Architektur in Deutschland im 20. Jahrhundert: Geschichte, Gesellschaft, Funktionen 9783406807114

Mit diesem Buch legt Winfried Nerdinger, renommierter und vielfach ausgezeichneter Architekturhistoriker, einen umfassen

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German Pages 817 Year 2023

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Table of contents :
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Titel
Impressum
Inhalt
Einführung
1. Kaiserreich 1890–1918
1.1 Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand
1.2 Monarchische und nationale Repräsentation – Legitimation aus der Geschichte
1.3 Bürgerliches Bauen – Daseinsvorsorge und urbane Kultur
1.4 Die Suche nach einem neuen Stil
1.5 Heimatschutz, Denkmalpflege und Erfindung von Tradition
1.6 Von der hygienischen Stadt zur Wohnreform
1.7 Architektur für Krieg und Frieden
2. Weimarer Republik 1918–1933
2.1 Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand
2.2 Nationale vs. internationale Architektur
2.3 Neues Bauen für den Neuen Menschen in der Neuen Zeit
2.4 Rationalisierung und Neue Wohnformen
2.5 Stadtumbau und Landesplanung
3. Nationalsozialismus 1933–1945
3.1 Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand
3.2 Gleichschaltung zur «deutschen Baukunst»
3.3 Bauen für den Krieg
3.4 Architektur und Städtebau für die «Volksgemeinschaft»
3.5 Raumordnung und «Lebensraum»
4. Nachkrieg 1945–1949
4.1 Verdrängung, Visionen, Realität
5. Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949–1990
5.1 Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand in Ost und West
5.2 Internationalisierung vs. Nationale Bautradition
5.3 Ökonomisierung und Industrialisierung des Bauens
5.4 Reflexive Moderne und Planwirtschaft
5.5 Städtebau in Ost und West
5.6 Traditionen und Brüche
5.7 Repräsentation, Bildung, Kultur – Ost und West
Wiedervereinigung und Ausblick
Abkürzungen
Bibliographie
Anmerkungen
Bildnachweis
Personenregister
Ortsregister
Zum Buch
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Architektur in Deutschland im 20. Jahrhundert: Geschichte, Gesellschaft, Funktionen
 9783406807114

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Historische Bibliothek der GERDA HENKEL STIFTUNG

Die Historische Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung wurde gemeinsam mit dem Verlag C.H.Beck gegründet. Ihr Ziel ist es, ausgewiesenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit zu geben, grundlegende Erkenntnisse aus dem Bereich der Historischen Geisteswissenschaften einer interessierten Öffentlichkeit näherzubringen. Die Stiftung unterstreicht damit ihr Anliegen, herausragende geisteswissenschaftliche Forschungsleistungen zu fördern – in diesem Fall in Form eines Buches, das höchsten Ansprüchen genügt und eine große Leserschaft findet.

Zuletzt erschienen: Frank Rexroth: Fröhliche Scholastik Die Wissenschaftsrevolution des Mittelalters Hartmut Leppin: Die frühen Christen Von den Anfängen bis Konstantin Dieter Langewiesche: Der gewaltsame Lehrer Europas Kriege in der Moderne Mischa Meier: Geschichte der Völkerwanderung Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert n. Chr. Jill Lepore: Diese Wahrheiten Eine Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika Klaus Mühlhahn: Geschichte des modernen China Von der Qing-Dynastie bis zur Gegenwart Gudrun Krämer: Der Architekt des Islamismus Hasan al-Banna und die Muslimbrüder Thomas O. Höllmann: China und die Seidenstraße Kultur und Geschichte

Winfried Nerdinger

Architektur in Deutschland im 20. Jahrhundert Geschichte, Gesellschaft, Funktionen

C.H.Beck

Mit 251 Abbildungen

1. Auflage. 2023 © Verlag C.H.Beck oHG, München 2023 Alle urheberrechtlichen Nutzungsrechte bleiben vorbehalten. Der Verlag behält sich auch das Recht vor, Vervielfältigungen dieses Werks zum Zwecke des Text and Data Mining vorzunehmen. Umschlaggestaltung: Kunst oder Reklame, München Umschlagabbildung: Zeltdach im Olympiapark, München, © Foto: Norbert Krausen Satz Fotosatz Amann, Memmingen ISBN Buch 978-3-406-80710-7 ISBN epub 978-3-406-80711-4 ISBN ePDF 978-3-406-80712-1

Die gedruckte Ausgabe dieses Titels erhalten Sie im Buchhandel sowie versandkostenfrei auf unserer Website www.chbeck.de. Dort finden Sie auch unser gesamtes Programm und viele weitere Informationen.

Inhalt Einführung  7

1. Kaiserreich 1890–1918  13 1.1 Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand - - - - - - 15 1.2 Monarchische und nationale Repräsentation – Legitimation aus der Geschichte - - - - - - - - 31 1.3 Bürgerliches Bauen – Daseinsvorsorge und urbane Kultur - - - - - - - - - - - - - 49 1.4 Die Suche nach einem neuen Stil - - - - - - - - 67 1.5 Heimatschutz, Denkmalpflege und Erfindung von Tradition - - - - - - - - - - - - - 93 1.6 Von der hygienischen Stadt zur Wohnreform - - - - 112 1.7 Architektur für Krieg und Frieden - - - - - - - 140

2. Weimarer Republik 1918–1933  161 2.1 Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand - - - - - - 163 2.2 Nationale vs. internationale Architektur - - - - - - 176 2.3 Neues Bauen für den Neuen Menschen in der Neuen Zeit - - - - - - - - - - - - 204 2.4 Rationalisierung und Neue Wohnformen - - - - - 226 2.5 Stadtumbau und Landesplanung - - - - - - - - 253

3. Nationalsozialismus 1933–1945  277 3.1 Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand - - - - - - 279 3.2 Gleichschaltung zur «deutschen Baukunst» - - - - - 297 3.3 Bauen für den Krieg - - - - - - - - - - - 322 3.4 Architektur und Städtebau für die «Volksgemeinschaft» - 350 3.5 Raumordnung und «Lebensraum» - - - - - - - 379

4. Nachkrieg 1945–1949  405 4.1 Verdrängung, Visionen, Realität - - - - - - - - 407

5. Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949–1990  437 5.1 Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand in Ost und West - 439 5.2 Internationalisierung vs. Nationale Bautradition - - - 461 5.3 Ökonomisierung und Industrialisierung des Bauens - - 486 5.4 Reflexive Moderne und Planwirtschaft - - - - - - 515 5.5 Städtebau in Ost und West - - - - - - - - - 535 5.6 Traditionen und Brüche - - - - - - - - - - 570 5.7 Repräsentation, Bildung, Kultur – Ost und West - - - 596

Wiedervereinigung und Ausblick  625

Abkürzungen 637 Bibliographie 641 Anmerkungen 730 Bildnachweis 801 Personenregister 804 Ortsregister 813

Einführung Dass kein einziger Zustand der Menschen und Dinge Aufmerksamkeit verdient an sich, sondern nur im Zusammenhange mit dem vorhergehenden und folgenden Dasein; dass die Resultate an sich nichts sind, alles nur die Kräfte, die sie hervorbringen, und die aus ihnen entspringen. Wilhelm von Humboldt1

Industrialisierung, Verstädterung und Urbanisierung basieren –

wie kapitalistische Wirtschaft, bürokratische Ordnung und technisch-wissenschaftliche Rationalisierung – auf der von Max Weber aufgezeigten Entfaltung des okzidentalen Rationalismus. Die Prozesse lösten traditionelle Bindungen auf und bewirkten Verunsicherungen, auf die künstlerische, gesellschaftliche und wissenschaftliche Antworten erfolgten. Eine Zusammenfassung der Reaktionen geschah zuerst im Bereich der Kunst gegen Ende des 19. Jahrhunderts in dem substantivierten Begriff «die Moderne». Da der Begriff «durch das Selbstverständnis der avantgardistischen Kunst geprägt ist»2, behielt er eine «ästhetische Kernbedeutung». Für die meisten Künstler und Architekten ist «modern» beziehungsweise «die Moderne» bis heute positiv besetzt, die Begriffe transportieren für sie die darin eingelassenen Interessen und Leitideen wie zeitgemäß, Abwendung von historischen Formen, fortschrittlich, innovativ sowie implizit auch eine moralische Wertung. Als der Herausgeber der Zeitschrift «Baukunst und Werkform», Alfons Leitl, 1948 erklärte, ein «guter Architekt» sei «immer ein moderner Architekt»3, fällte er nicht nur ein pauschales Qualitäts­ urteil, sondern er bediente sich auch einer seit über einem halben Jahrhundert mit «modern» verknüpften moralischen Konnotation, die er zur Exkulpation derjenigen verwendete, die während des Nationalsozialismus Einführung | 7

«modern» gebaut hatten, während umgekehrt «unmodern» zur Kennzeichnung der NS-Zeit diente – beides verfälschte historische Fakten. Eine Geschichte der Architektur in Deutschland im 20. Jahrhundert ist auch eine Geschichte der Moderne – Begriffe, Selbstverständnis, Werke und Werte müssen deshalb hinterfragt und in den gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Zusammenhängen dargestellt werden, um die mit der «Moderne» transportierten Vorstellungen einzuordnen.4 Schon Max Weber verwies auf die Antinomien beziehungsweise Para­ doxien der Rationalisierung, die strukturell zur Moderne gehören. Wie die Antworten so liegen auch die Probleme in den Entwicklungspotenzialen der Moderne selbst, im Industriekapitalismus, in der Bürokratisierung, in sozialtechnischen Integrationsstrategien, im Hegemonialanspruch von Technik und Wissenschaft sowie in der angeblichen Sachgesetzlichkeit der Rationalisierung.5 Die kapitalistische Wirtschaft ist verbunden mit Leistungssteigerung wie auch den Zwängen eines Social Engineering, der Zuwachs an Ordnung und Rationalität erzeugt auch eine Kolonialisierung der Lebenswelt und Ausbrüche in die Barbarei.6 Der «modernen Architektur» sind die Antinomien der Moderne konstitutiv eingeschrieben. Auf die Massengesellschaft, die Verdichtung der Städte und deren hygienische und soziale Zustände sowie auf die Trennung von der Natur antwortete die ­architektonische Moderne mit urbanistischen und sozialen Konzepten wie der Garten-, Trabanten- oder Bandstadt, mit Auflockerung, Durchgrünung und Trennung der urbanen Funktionen, mit Zeilenbau und neuen Wohnformen. Die Kehrseite waren Auflösung von Urbanität, Verlust von identitätsstiftender Tradition, soziale Segregation sowie Behausung des Menschen entsprechend den ökonomisch begründeten Prinzipien maschineller Produktion. Von ihren Protagonisten wurde die moderne A ­ rchitektur als Befreiung des Menschen vom Ballast der Historie, als Rettung aus kranken Städten und ungesunden Mietskasernen sowie als Weg zu egali­ tären Räumen in einer neuen Gesellschaft gepriesen. Die Entwicklungs­ geschichte der Moderne war jedoch «keine Einbahnstraße zur Freiheit»7. Die Modernisierungsprozesse sind an gesellschaftliche Strukturen gebunden, sie finden in Demokratien wie auch in Diktaturen statt und können deshalb auf ganz unterschiedliche gesellschaftliche und politische Ziele ausgerichtet sein. Rationalisierung und «moderne» Architektur sind für nahezu jeden Zweck und jede Gesellschaftsform verwendbar. Die «dunkle» Seite der Moderne beziehungsweise das «Doppelgesicht»8 8 | Einführung

der modernen Architektur blieb lange von den positiven Konnotationen überlagert. Um immanente Ambivalenzen und Paradoxien der Moderne nach den Erfahrungen der 1930 er- und 1940 er-Jahre besser zum Ausdruck zu bringen, ersetzten Sozial- und Geschichtswissenschaften den Epochenbegriff durch eine von der Rationalisierung entkoppelte «Modernisierung»9. Das Ende des Fortschrittsglaubens und die Erkenntnis von Grenzen des Wachstums in den 1970 er-Jahren führten zum begrifflichen Modell ­einer «reflexiven Moderniserung»10, in der die bisherigen Vorstellungen von der Moderne selbst zum Thema wurden. In der Folge wurde «die Moderne» zunehmend pluralisiert, und in den Untersuchungen über «Multiple Modernities»11 erfolgte eine Differenzierung hinsichtlich der global unterschiedlichen Entwicklungen sowie eine Historisierung der verschiedenen Moderne-Diskurse. Im Bereich der Architektur wandte sich eine als «Postmoderne» bezeichnete Bewegung seit den 1960 er-Jahren gegen die von den Rationalisierungsidealen geprägte moderne Architektur, die als «klassische» oder «erste» Moderne in die Geschichte verabschiedet werden sollte. Die postmoderne Architektur charakterisierte sich durch Bezüge auf die Historie, wandte sich gegen internationale Gleichform und anonyme Räume, verknüpfte sich mit dem konkreten Ort und spielte mit Bildern, Widersprüchen und Zitaten. Die Entwicklung der postmodernen Architektur führte jedoch nicht zu einer Revision der Grundlagen der modernen Architektur, sondern mit der Aufgabe der Totalisierung bildeten sich plurale Architekturbereiche aus.12 Die neuen postmodernen Architekturformen passten sich in die ökonomischen Prozesse ein, zudem wurde die «klassische Moderne» rückblickend in verschiedene Kategorien wie «andere», «heroische», «konservative», «konsequente», «moderate» oder «sanfte» Moderne aufgeteilt, um mittels einer größeren Bandbreite verschiedene Entwicklungsstränge in die Gegenwart leiten zu können. Dies konterkarierte allerdings die Reformanliegen der sozial engagierten Vertreter moderner Architektur, die sich um eine Umsetzung eines von aufklärerischen Idealen getragenen «Projekt Moderne»13 bemühten. Die in den Begriff «moderne Architektur» ein- und festgeschriebenen positiven Konnotationen können nicht mehr aufgehoben werden, die Darstellung der Geschichte der Architektur des 20. Jahrhunderts berücksichtigt die Ambivalenzen der Moderne, indem die Planungen und Bauten in politische, ökonomische und soziale Zusammenhänge eingebettet und Einführung | 9

die Begriffe soweit möglich reflexiv verwendet werden.14 Wird der Blick auf «die Moderne» fokussiert, werden Entwicklungslinien und Bedeutungen konstruiert, die das Baugeschehen nicht adäquat abbilden und historische Zusammenhänge ausblenden. Es geht also darum, die Entwicklung der Architektur sowohl in ihrer Vielfalt als auch in historischen Prozessen zu verfolgen. Nicht Betrachtungen von einzelnen Bauten und Planungen, sondern die vielfältigen Bedingungen der Bau- und Planungstätigkeit und deren architektonische Ausformung im Wechselspiel der Kräfte stehen deshalb im Vordergrund, um die Wege von 100 Jahren Architektur in Deutschland zu erhellen. Die Untersuchung setzt um 1890 ein,15 da in der folgenden Dekade mehrere ineinandergreifende, auch für die Architektur konstitutive Ereignisse wirksam werden: Die Entlassung Otto von Bismarcks im März 1890 und die folgende Herrschaft Wilhelms II. markieren einen politischen Epochenwechsel, der zum Ersten Weltkrieg führt16 sowie wilhelminischen Pomp und monumentale Repräsentation verstärkt. Das Ende der Sozialistengesetze 1890 kennzeichnet den Beginn einschneidender gesellschaft­ licher und sozialer Entwicklungen über verstärkte Arbeiterorganisationen sowie genossenschaftliche Baubetriebe, die sich aufgrund neuer Hypothekengesetze entfalten können. In wirtschaftlicher Hinsicht setzt nach einer Depression in der zweiten Hälfte der 1880 er-Jahre ein Aufschwung ein, der mit kleinen Abschwächungen bis 1914 anhält. Für das Bauwesen beginnt mit dem Mitte der 1880 er-Jahre patentierten Moniersystem für Eisen- beziehungsweise Stahlbeton und dem 1892 eingeführten monolithen Plattenbalken nach dem System Hennebique eine Epoche völlig neuer konstruktiver und räumlicher Gestaltungsmöglichkeiten. Das zug- und druckfeste, nahezu beliebig formbare Verbundmaterial wird zur Grundlage einer neuen Architektur. Durch Camillo Sittes 1889 erschienenes Werk Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen wird die bislang übliche städtebauliche Planung nach geometrischen Grundmustern revolutioniert. Während Sitte Städtebau als horizontale Blickführung durch Straßen und Plätze erläutert und Raum als erleb- und modellierbare geistige Form präsentiert,17 wird im gleichen Jahr der Eiffelturm in Paris errichtet, das Jahrhundert-Manifest der Technik, das den Blick in die Höhe zieht und den Glauben an den Fortschritt buchstäblich in den Himmel hebt. 1890 liefert Julius Langbehns Bestseller Rembrandt als Erzieher Leitbegriffe sowohl für die Heimatschutzbewegung als auch für die Suche nach einem 10 | Einführung

Nationalstil. In Folge einer seit längerem artikulierten Kritik am Historismus entsteht um 1890 die vielfach facettierte Lebensreformbewegung und damit eine Abwendung von der Historie als Leitmotiv der Lebensgestaltung. Der Belgier Henry van de Velde propagiert seit 1890 mit seinen ­Arbeiten und Schriften eine neue Lebensform, die als «Jugendstil» alle Lebens- und Gestaltungsweisen durchdringt und das Design in Deutschland radikal verändert. Gleichzeitig wird der Ausdruck «die Moderne» im deutschsprachigen Raum gängig und avanciert «zu einem wichtigen Begriff der kollektiven Selbstverständigung»18, den Hugo von Hofmannsthal «das Merkwort der Epoche» nennt. Infolge von August Schmarsows Untersuchung über Das Wesen der architektonischen Schöpfung von 1894 wird «Raum» in kurzer Zeit zum neuen Leitbegriff und -prinzip für architektonisches Gestalten. Mit Otto Wagners Programmschrift Moderne Architektur von 1896 erhält eine anti-historische, konstruktive und strikt gegenwartsbezogene Architekturform ein erstes Manifest. Mit Ebenezer Howards 1898 erstmals vorgelegter Vision für Gartenstädte – To-Morrow, A Peaceful Path to Real Reform – finden Architektur, Städtebau, Ökologie und soziale Programmatik ein übergreifendes Leitbild, und ein Leitmotiv des 20. Jahrhunderts – die Verknüpfung von Stadt und Land – wird angeschlagen. Im gleichen Jahr gründet Adolf Damaschke den Bund Deutscher Bodenreformer, über den Grundbesitz als soziale Verpflichtung und die «Überwindung der sozialen Not» durch genossenschaftliches Wohneigentum breitenwirksam und mit poltitischen Folgen thematisiert werden. In der Gemengelage dieser Umbruchsdekade werden nahezu alle Grundlagen, Prinzipien und Leitbegriffe einer Architektur geschaffen beziehungsweise formuliert, die dann als «modern» bezeichnet wird und deren bauliche Ausformung in den nächsten Jahrzehnten erfolgt. Der Umbruch bezeichnet somit ein von vielen Kräften bewirktes «Take off», das nicht an einem einzelnen Faktor, einer Person, einem Werk oder einem Zeitpunkt festgemacht werden kann und an dem Kräfte mitwirkten, die später aufgrund unterschiedlicher Zielsetzungen stark divergierten.19 Die sozialen, wirtschaftlichen und technischen Entwicklungen sind verknüpft mit den kulturellen «Ideen», die jene «Weltbilder» schaffen, die als Weichensteller die Bahnen bestimmen, in denen nach Max Weber «die Dynamik der Interessen das Handeln fortbewegte»20. Es geht bei der vorliegenden Darstellung der Architektur in Deutschland im 20. Jahrhundert somit um eine integrale Untersuchung und Darstellung der wichtigsten Einführung | 11

Ideen, Kräfte und Prozesse des Baugeschehens, aus deren Zusammenwirken die architektonischen und städtebaulichen Planungen entstehen, wobei sich die soziale Raumproduktion wieder mit der räumlichen Prägung sozialer Praxis verschränkt.21 Einzelne Bauten, Positionen und Personen wurden als herausgehobene Beispiele für Maßgaben und Bauprozesse ausgewählt, manches ließe sich auch durch andere Exempla belegen, manche Linien und Nebenlinien des Geschehens bleiben im Dickicht der Bauwelt. Leitlinie der Untersuchung war, die Gründe für bauliche Entwicklungen und Gestaltungen aufzuzeigen und die wechselnden individuellen oder kollektiven Formen der Gestaltung in den Rahmen wirtschaftlicher, technischer, gesellschaftlicher und politischer Bedingungen und Kräfte einzuordnen. Architektur folgt Vorschriften und Gesetzen, sie basiert auf Bauleitplanungen, Raumprogrammen, Finanzplänen und DIN-Vorgaben, aber sie ist auch eingebunden in Traditionen, Diskurse und Moden, die wiederum Wahrnehmungs-, Deutungs- und Gestaltungsmuster produzieren.22 Dass es sich bei den jeweils aktuellen architektonischen Leitmotiven häufig auch um Instrumente von wirtschaftlichen, politischen und medialen Interessen handelt, und dass auch formale «Innovationen» Produkte des Marktes sind, wird im gesellschaftlichen Diskurs zumeist nicht hinterfragt.23 Eine Einordnung der Architektur des 20. Jahrhunderts in Deutschland in das Geflecht historischer Bedingungen und Möglichkeiten könnte somit mithelfen, einen kritischen Reflexionsprozess auch zum Bauen der Gegenwart anzuregen. Die Untersuchung ist nach politischen Epochen gegliedert, denn mit den Umbrüchen 1918/19, 1933 und 1945 beziehungsweise 1949 veränderten sich auch jeweils die gesetzlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen des Bauens gravierend. Da die Kapitel jeweils zen­ trale Themen einer Epoche umkreisen, ergeben sich zwangsläufig auch Überschneidungen, die jedoch Zusammenhänge von verschiedenen Seiten beleuchten. Nach 1945 spaltete sich das Bauwesen in den Besatzungszonen auf, nach der Gründung von BRD und DDR 1949 werden die Entwicklungen in Ost und West im Zusammenhang von Konkurrenz und Konvergenz der Systeme verfolgt. Mit der politischen Einigung 1990 verbinden sich auch die verschiedenen Architekturstränge wieder, auf die folgende Zeit wird nur noch ein Ausblick gegeben.

12 | Einführung

1. Kaiserreich 1890 – 1918

1 | Peter Behrens, AEG Turbinenhalle in Berlin, 1908–1909

Kaiserreich 1890 – 1918 | 13

1. 1 Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand Wirtschaftliche Entwicklung des Bauwesens Die industrielle Revolution setzte in Deutschland in den 1840 erJahren ein und kam nach der politischen Revolution von 1848/49 in die von Wirtschaftshistorikern als «Take-off-Phase»1 bezeichnete Entwicklung, die bis zum großen Gründerzeitbankrott im Herbst 1873 andauerte. Während die Industrieproduktion anschließend für einige Jahre auf der ­erreichten Höhe stagnierte, um ab Mitte der 1880 er-Jahre bis zum Weltkrieg immer steiler anzusteigen,2 verlief die Kurve der Bauproduktion in zyklischen Bewegungen, aber insgesamt dem Industrieindex angepasst. Der Baumarkt überhitzte sich relativ schnell durch Überproduktion, die zu einem jähen Absturz führte, um dann wieder anzusteigen. So erreichte die Bauproduktion um 1870, 1890, 1900 und 1910 jeweils einen Höhepunkt, dazwischen lagen Konjunkturabschwünge.3 Eine extreme Hochphase wurde in der Gründerzeit zwischen 1868 und 1873 erreicht, als die Bauproduktion parallel zur Urbanisierungswelle enorm anstieg.4 Das Städte­ wachstum war nach wirtschaftshistorischen Untersuchungen zu etwa 80 Prozent eine Folge der Binnenwanderung,5 die Push-Faktoren (agra­rische Überschussbevölkerung) und Pull-Faktoren (Industriearbeitsplätze und soziale Aufstiegsschleusen) bewirkten.6 In diesem Zusammenhang entwickelten sich besonders der städtische Wohnungsbau und seit den 1890 er-Jahren der Kommunalbau zu neuen bedeutsamen Investitionsbereichen im Bausektor. So steigerten sich die jährlichen Investitionen für öffentliche Gebäude von 150 Millionen 1890 auf einen Vorkriegshöhepunkt von 410 Millionen Mark im Jahr 1909.7 Dementsprechend stiegen die Beschäftigungszahlen im Baugewerbe kontinuierlich bis 1914. Während das Baugewerbe 1875 mit circa 530 000 Beschäftigten noch an fünfter Stelle der Wirtschaftsgruppen im Deutschen Reich stand, erreichte es bis 1913 mit 1,6 Millilonen Beschäftigten und Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand | 15

15,6 Prozent am Gesamtanteil die dritte Stelle.8 Das Baugewerbe wurde damit nach der Metallverarbeitung und fast gleichauf mit dem Handels­ gewerbe zu einem wichtigen Leitsektor des Wirtschaftswachstums – «der achte Teil der Bevölkerung lebt vom Bauen»9, stellte der Wirtschaftspoli­ tiker Friedrich Naumann in einer Untersuchung über Neudeutsche Wirtschaftspolitik fest. Allerdings waren noch 1907 bei etwa zwei Drittel der Baubetriebe nicht mehr als fünf Personen beschäftigt.10 Im Gegensatz zu den meisten anderen Wirtschaftszweigen verblieb das Baugewerbe insgesamt noch Jahrzehnte in weitgehend handwerklicher Produktionsweise. Die Berechnung des PS-Aufkommens pro Arbeitskraft, der Indikator für den Stand der Technisierung, erweist das Baugewerbe als Schlusslicht der Entwicklung vom Handwerk zur industrialisierten Produktion.11 Baumaterial waren überwiegend Ziegelsteine, die per Hand versetzt wurden. Allein im Jahr 1905 lieferten beispielsweise 227 Ziegeleien rund um Berlin 1775 Millionen Ziegel in die Hauptstadt. Für den Bau einer mittleren Mietskaserne benötigte man etwa 1,5 Millionen Ziegel, für den Anhalter Bahnhof wurden 16 Millionen versetzt.12 Die Ziegelträger gehörten bis in die 1930 erJahre zum Baualltag. Die Arbeit der «Mörtelweiber», die Baumaterialien schleppten und knapp 10 Prozent der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe ausmachten, wurde 1912 mit einer Novelle der Gewerbeordnung untersagt. Der Anteil von Frauen im Baugewerbe betrug anschließend weniger als ein Prozent.13 Dieses Beschäftigungsverbot für Frauen wurde in den beiden Weltkriegen aufgehoben, aber in der Bundesrepublik 1955 erneuert und galt dort bis 1994. In der DDR gab es kein derartiges Beschäftigungsverbot, dort sollten entsprechende Vorschriften für den Gesundheitsschutz von Frauen sorgen.14

Rechtliche Rahmenbedingungen, Grundstücksmarkt Entscheidende Determinanten der Bautätigkeit sind das Bauund Bodenrecht. Das Allgemeine Landrecht für die preußischen Staaten (ALR) von 1794 betonte das nahezu unbegrenzte Recht am Eigentum und die damit verbundene Baufreiheit: «In der Regel ist jeder Eigentümer, seinen Grund und Boden mit Gebäuden zu besetzen oder sein Gebäude zu verändern, wohl befugt» (ALR, I/8, § 65).15 Einschränkungen galten nur im Hinblick auf öffentliche Sicherheit bezüglich einer tragfähigen Kon­ struktion und Feuerschutz sowie auf eine eher vage formulierte «Verunstal16 | Kaiserreich 1890 – 1918

tung der Städte und öffentlichen Plätze». Die Ablösung der jahrhundertealten ständischen Besitzordnung durch die Agrar-, Land- und Gesellschaftsreformen der napoleonischen Zeit, die einsetzende Industrialisierung sowie neue Formen der Geldanlage führten zu einer Umstrukturierung der Besitzverhältnisse sowie des Bauwesens. Die von Napoleon bereits 1801 eingeleiteten Landvermessungen und Eintragungen in Katasterpläne wurden in den folgenden Jahrzehnten schrittweise in allen Bundesländern verbindlich, regelten und sicherten den Grundbesitz und ermöglichten eine Besteuerung. Mit dem Wegfall hoheitlicher Bindungen und dem Aufkommen eines vom Kapital gesteuerten Bau- und Bodenmarkts wurden Boden und Bauten als Waren den Bedingungen von Kapital und Spekulation unterworfen.16 Die Ablösungsgelder aus den Agrarreformen für den Adel sowie die in den 1840 er-Jahren anlaufende Industrialisierung führten zu einer enormen Mobilisierung des Kapitals, das über Banken, Sparkassen und Aktiengesellschaften – letztere eine der Schlüsselinnovationen des 19. Jahrhunderts – besonders zu Investitionen in Grundstücken und Bauwerken genutzt wurde. Die neuen Eisenbahnlinien bahnten dabei buchstäblich den Boden. Nachdem der Motor der Industrialisierung angeworfen worden war, benötigte er als Treibstoff zirkulierendes Kapital, das die Aktien- und Börsengeschäfte ­sowie die Bauspekulationen des Adels, der neureichen Industriebarone, der privaten Bankiers und Hoffaktoren sowie der zu Besitz aufgestiegenen Bürger lieferten.17 Schon in den 1840 er-Jahren setzte eine spekulative Vermarktung des Grund- und Immobilienbesitzes ein. Die Entwicklung zeigte sich zuerst in den Großstädten: In Hamburg wurde nach dem großen Brand 1842 die Stadt durch Kontor- und Bankhäuser mit Etagenwohnungen verdichtet.18 In München begann Freiherr von Eichthal, Gründer der Bayerischen Hypo­theken- und Wechselbank, große Flächen am damaligen Stadtrand aufzukaufen und zu bebauen.19 In Berlin übernahmen Terraingesellschaften den Baumarkt fast vollständig. Die schon 1847 von Victor Aimé Huber und Carl Wilhelm Hoffmann ausdrücklich gegen Bauspekulantentum gegründete Berliner gemeinnützige Baugesellschaft konnte nichts dagegen bewirken.20 Die endgültige Abschaffung des Zunftwesens und die Einführung der Gewerbefreiheit durch die neue Gewerbeordnung für den Norddeutschen Bund von 1869 beziehungsweise das Gewerbegesetz für Bayern vom 30. Januar 1868 öffneten der Vermarktung von Grund und Boden vollends Tür und Tor und führten in der Gründerzeit zu einer endgültigen Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand | 17

Umstrukturierung und Kommerzialisierung des Bauwesens nach Kapitalund Marktgesetzen.21 Durch die Gewerbefreiheit konnte jeder nach erfolgter Anmeldung ein Baugewerbe betreiben und Häuser errichten,22 Bauen diente zunehmend nicht mehr der Repräsentation oder der Bedarfsdeckung, sondern als Mittel spekulativer Investition: das Haus wurde wie jeder Gegenstand im Kapitalismus zur Ware. Die privaten Auftrag­ geber übernahmen den Wohnungsmarkt und ließen Gebäude in billiger Bauweise in Serie und auf Vorrat errichten. Um 1900 entstanden 90 Prozent aller privaten Gebäude nach Vorlagen von Absolventen der Bau­ gewerkschulen, also von nicht akademisch ausgebildeten Personen.23 Eine wichtige Grundlage für die Dominanz der privaten Bauträger bildete die allmähliche Übernahme der Planungshoheit durch die Kommunen, in ­denen die Grund- und Eigentumsbesitzer durch das Wahlrecht eine privilegierte Position besaßen und ihre Privatinteressen dementsprechend baurechtlich verfestigen konnten. Zwar hatte die Stein-Hardenberg’sche Städteordnung den preußischen Gemeinden in einigen Bereichen die Selbstverwaltung gegeben, aber erst das preußische Gesetz über die Polizeiverwaltung 1850 und der anschließende Ministerialerlass von 1855 ermöglichten die «Aufstellung und Ausführung städtischer Bau- und Retablissements-Pläne» durch die Kommunen.24 Diese durften nun in Eigeninitiative das «Alignement» festlegen, also Straßen- und Fluchtlinienpläne aufstellen. Die Kontrolle blieb jedoch noch beim Staat. Als einige preußische Kommunen wünschten, die Bebauungspläne nicht offenzulegen, um Spekulationen zu vermeiden, wurde dies vom Ministerium abgelehnt, da die «überwiegende Rücksichtnahme auf das Eigentum der Beteiligten»25 dies erfordere. 1858 beauftragte das preußische Innenministerium das Berliner Polizeipräsidium mit der Erarbeitung einer Konzeption für die Straßenführung sowie die Erweiterung von Berlin. Die 1862 verabschiedete Planung des Regierungsbaumeisters James Hobrecht war ein reiner Fluchtlinienplan, der zusammen mit der bereits 1853 erlassenen Polizeiverordnung das Wachstum Berlins in den folgenden Jahrzehnten regelte und eine starke Verdichtung mit Mietskasernen ermöglichte.26 Diese Planungskompetenz ging nach und nach auf die Gemeinden über, zuerst mit dem Ortsstraßengesetz in Baden von 1868, es folgten 1872 die württembergische Allgemeine Bauordnung und am 2. Juli 1875 das preußische «Gesetz zur Feststellung von Bebauungsplänen», das den Gemeinden erlaubte, in Abstimmung mit 18 | Kaiserreich 1890 – 1918

der Baupolizei Straßen- und Bebauungspläne aufzustellen, die für jedermann offengelegt werden mussten. Die Übertragung der Planungsrechte auf die Gemeinden bestärkte zum einen die kommunale Selbstverwaltung, beförderte aber zum anderen eine «exzessive Ausweitung und Verdichtung der Baugebiete»27, denn nun legten die Besitzenden und Grundeigentümer, die entsprechend dem an Grundbesitz, Gewerbebetrieb oder Steuerleistung gebundenen Bürgerrecht in den Gemeindevertretungen die Mehrheit besaßen – in Preußen als «Hausbesitzerprivileg»28 bezeichnet –, ihre eigenen Gewinnmöglichkeiten fest. Die von den Städten selbst aufgestellten Bebauungspläne dienten direkt der Geldvermehrung, denn die Grundbesitzer nutzten die großflächigen Alignements zur fast uneingeschränkten maximalen Überbauung ihrer Grundstücke.29 Es entwickelte sich jener verhängnisvolle Kreislauf, der mutatis mutandis bis heute das Baugeschehen bestimmt: Banken, Terraingesellschaften und Vermögende kaufen das städtische Umland systematisch auf, die expandierenden Städte sind durch einen «Gürtel der Spekulation»30 eingeschnürt, die Bodenbesitzer bestimmen die Preise, und dies wiederholt sich beim nächsten Wachstumsschub. Eine Änderung wäre nur durch eine Einschränkung der Eigentumsrechte, durch Abschöpfung der Bodengewinne beziehungsweise durch eine Bodenreform möglich gewesen. In der Nachfolge von Henry George, der 1879 in seiner Schrift Progress and Poverty dafür plädierte, den Wertzuwachs beim Boden über eine Grundrente komplett für soziale Aufgaben einzusetzen, entstanden verschiedene Bodenreformbewegungen, darunter der 1898 von Adolf Damaschke gegründete Bund Deutscher Bodenreformer. Deren Bemühungen führten aber erst 1919 mit dem Artikel 155 der Weimarer Verfassung – «Die Verteilung und Nutzung des Bodens wird von Staats wegen in einer Weise überwacht, die Mißbrauch verhütet und dem Ziele zustrebt, jedem Deutschen eine gesunde Wohnung […] zu sichern» – sowie dem Reichsheimstättengesetz zu kleinen Erfolgen. Mit der Baufreiheit und dem liberalistischen Baumarkt griff der «Bau­ schwindel», die Betrügerei im Bauwesen, um sich. Eine amtliche Erhebung stellte 1912 fest, dass von den 1307 Bauunternehmungen im Großraum ­Berlin 907 unzuverlässig waren.31 Auf einer Liste des Berliner Polizeipräsi­ diums waren 1913 über 1000 Betriebe zur Überwachung aufgeführt, 58 Betriebe wurden geschlossen, gegen 34 Klage erhoben. Bei Bankrott der ­Baufirmen erhielten die Handwerker kein Geld, dagegen wurde 1913 in der Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand | 19

preußischen Abgeordnetenkammer eine Klage eingebracht, aber kein Bundesland entschloss sich, ein «Bausicherungsgesetz» zur Hilfe der Bauarbeiter in Kraft zu setzen.32 Die mangelnde fachliche Qualifikation der Bau­ unternehmer und weithin fehlende baupolizeiliche Vorschriften führten darüber hinaus zu zahllosen Bauunfällen und Baueinstürzen. Erst in den 1890 er-Jahren entwickelte sich eine Arbeiterschutzgesetzgebung, erst 1904 wurde in Bayern ein Gesetz zum Bauarbeiterschutz und zur Unfallverhütung verabschiedet.33 Eine einheitliche Baugesetzgebung fehlte im Deutschen Kaiserreich. Für die Bautätigkeit des Reiches waren anfangs die preußische Bauverwaltung und die Akademie des Bauwesens zuständig, erst allmählich entstanden eigene Bauverwaltungen für Reichspost, Reichsbank und Reichsbahn.34 Das Reichsstrafgesetz von 1871 und das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) von 1900 gaben zwar einige Rahmenbedingungen vor, aber im ­Wesentlichen wurde das Bauen durch Landesgesetze und Bauordnungen der Kommunen geregelt. So galten vor 1914 in Hamburg das Baupolizei­ gesetz von 1882 (novelliert 1893), in Sachsen das Allgemeine Baugesetz vom 1. Juli 1900, in Bayern – mit Ausnahme von München – die Bauordnung vom 17. Februar 1901 und in Württemberg die Landbauordnung vom 28. Juni 1910.35 In Preußen fehlte eine übergreifende Bauordnung, es galt das ALR von 1794, das erst 1900 durch das BGB abgelöst wurde. Geregelt wurde das Bauen durch über 300 verschiedene provinziale und örtliche Bauordnungen.36 Zwar schlug Reinhard Baumeister, der erste bedeutende Städtebautheoretiker in Deutschland, schon 1880 eine einheitliche «Normale Bauordnung» vor, und 1899 überreichte der Deutsche Verein für öffentliche Gesundheitspflege dem Reichskanzleramt einen «Entwurf ­ reichsgesetzlicher Vorschriften zum Schutze des gesunden Wohnens», aber erst die Einheitsbauordnung von 1919, die allerdings nur als Musterbauordnung diente und noch keine Gesetzeskraft hatte, führte in den 1920 erJahren allmählich zu einer gewissen Vereinheitlichung der Bauvorschriften in Deutschland.37 Die kontinuierlichen Ergänzungen und Änderungen der Bauverordnungen oder Baupolizeigesetze bis 1914 sind ein Spiegel für das zumeist mit erheblicher Verzögerung erfolgte Reagieren auf bauliche und hygienische Missstände oder auf Konstruktionsfehler und Feuerkatastrophen. Mit den Bauordnungen konnte das Bauen in Bezirken und einzelnen Orten durch die Baupolizei enger kontrolliert werden. Organisation und institu20 | Kaiserreich 1890 – 1918

tionelle Zuordnung der Baupolizei waren in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich. Während beispielsweise in Berlin der Oberbürgermeister Träger der Baupolizei war, die unter seiner Anleitung den Vorsitz in den Bezirksämtern ausübte, waren in anderen Städten die Instanzen vielfach über- und nebeneinander geordnet, so dass die Dauer der Genehmigungsverfahren mitunter als «bauhemmend»38 bezeichnet wurde. Mit der Liberalisierung des Baumarkts verschwanden auch die Verordnungen gegen Verunstaltung, erst im Zuge der Verbreitung des Heimatschutzgedankens setzten sich nach 1900 allmählich gestalterische Bestimmungen durch.39 Im BGB von 1900 war das Eigentumsrecht noch ähnlich rigoros formuliert wie im ALR: «Der Eigentümer einer Sache kann, soweit nicht das Gesetz oder Rechte Dritter entgegenstehen, mit der Sache nach Belieben verfahren und andere von jeder Einwirkung ausschließen» (§ 903). Eine Möglichkeit der Enteignung brachte erstmals das Allgemeine Baurecht von Sachsen vom 1. Juli 1900, das zur zwangsweisen Durchführung von Umlegungen und Grenzberichtigungen sowie zur Baulandenteignung zum Zweck von Verkehrserschließung oder zur Schließung von Baulücken ermächtigte.40 Eine generelle Einschränkung des Eigentums ­erfolgte erst in der Verfassung des Deutschen Reiches vom 11. August 1919 (Weimarer Reichsverfassung) mit Art. 153 Abs. 2,3: «Enteignung kann nur zum Wohle der Allgemeinheit und auf gesetzlicher Grundlage vorgenommen werden. […] Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich Dienst sein für das Gemeine Beste.» Diese wohlklingende, aber letztlich ziemlich unverbindliche Formulierung ging in modifizierter Form auch in das Grundgesetz der Bundesrepublik (GG Art. 14.2) sowie in die Verfassung der DDR (Artikel 22–24) ein, in letzterer war die Sozialbindung ­etwas deutlicher formuliert.

Bautechnik, Stahl und Stahlbeton Motor der Industrialisierung waren Eisenproduktion und -verarbeitung. In Deutschland stieg die Roheisenerzeugung zwischen 1800 und 1914 von 100 000 auf 20 Millionen Tonnen. Dies war am Vorabend des Ersten Weltkriegs fast ein Viertel der Weltproduktion und doppelt so viel, wie in Großbritannien, dem Ursprungsland der Industrialisierung, hergestellt wurde.41 Mit der Eisenproduktion direkt verknüpft war der Ausbau der Eisenbahnen, der Zugpferde der Industrialisierung. Über die Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand | 21

Bahn konnte Eisen schnell überall eingesetzt werden, und Eisenbahn­ ingenieure wirkten häufig an neuen Baukonstruktionen mit.42 Obwohl schon seit den 1840 er-Jahren über einen kommenden «Eisenstil»43 spekuliert wurde, lehnten viele Architekten den Eisenbau ab, da die von Bau­ ingenieuren berechneten dünnen Metallstäbe zu einer «Entmaterialisierung» führten. Den Londoner Crystal Palace nannte Gottfried Semper deshalb ein «glasbedecktes Vacuum»44, und Richard Lucae sprach von «in eine Form gegossene Luft»45. Für Semper tendierte die Eisenkonstruktion zu immer dünneren Stäben, sie entzog sich dem Auge und damit der Wirkung auf den Menschen. Die Baukunst dürfe deshalb «mit diesem gleichsam unsichtbaren Stoffe sich nicht einlassen», Metall sei «bloß in Blechform für die schöne Baukunst anwendbar»46. Diese Auffassung Sempers von der «Körperlosigkeit» der Eisenkonstruktion beherrschte – vermittelt über einflussreiche Architekturlehrer wie Carl Schäfer, Theodor Fischer und Peter Behrens – bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts große Teile der deutschen Architektenschaft.47 Wenn Eisen verwendet wurde, sollte es im Sinne Sempers durch Bleche, Kombination mit massiven Bauteilen oder Zusammenfassung des Stabwerks zu Gitterkonstruktionen «Masse» erhalten.48 Entsprechend den aus dem Massivbau entwickelten ästhetischen Vorstellungen gab demnach der Architekt den technischen Konstruktionen «Körperlichkeit». Große Ingenieurleistungen wie die Firth of Forth Bridge oder der Eiffelturm galten dagegen vielfach als «häßlich»49. Wettbewerbe, Preisschriften und Publikationen kreisten bis zum Ersten Weltkrieg um die Frage, wie aus der «dürren unverarbeiteten Nützlichkeitsform»50 durch künstlerische Gestaltung eine «geistige Schönheitsform» geschaffen werden könnte. Aus der Sicht der Ingenieure wurde Architektur dadurch zu dem, was man eigentlich weglassen konnte. Sie plädierten deshalb für eine Veränderung der «Statik des Gefühls»51, für neue Bewertungskriterien und eine «Erziehung zur ­Eisenarchitektur»52. Diese Bemühungen um eine Valorisierung der berechneten Ingenieurskonstruktion standen in Parallele zu den Versuchen, eine Maschinenästhetik zu entwickeln. Die maschinell und massenhaft hergestellten Produkte der Maschine sollten durch eine «geistige» Form­ gebung veredelt werden und einen kulturellen Wert erhalten, eine Haltung, die dann das Programm des 1907 gegründeten Deutschen Werkbunds bestimmte (s. Kapitel 1.4). Da Eisenkonstruktionen aufgrund der sich allmählich verschärfenden 22 | Kaiserreich 1890 – 1918

Brandschutzvorschriften verkleidet werden mussten, gewann das Bauen mit Beton und Stahlbeton zunehmend an Bedeutung. Das neue Material Eisenbeton, seit einer Übereinkunft 1924 in Deutschland als Stahlbeton bezeichnet,53 verdrängte nicht nur seit der Jahrhundertwende immer mehr sichtbare Eisenkonstruktionen im Hochbau, sondern eröffnete auch, wie Fritz Schumacher später resümierte, mit seinen konstruk­tiven und raumschaffenden Möglichkeiten eine «neue Epoche in der A ­ rchitektur»54. Basis für den Stahlbetonbau war der von dem englischen Erfinder Joseph ­Aspdin 1824 patentierte «Portlandzement»55, ein hydrau­lisches Bindemittel aus e­ iner gesinterten und anschließend zermahlenen Mischung aus Ton (Aluminiumsilikat) und Kalk, das mit Wasser steinartig erhärtete. In Deutschland entstand erst 1855 durch Hermann Bleibtreu in Züllchow bei Stettin die erste Portland-Zementfabrik,56 aber schon um die Jahrhundertwende übernahmen die inzwischen 29 deutschen Zement­fabriken mit ­einer Jahresproduktion von fast 5 Millionen Tonnen die führende Weltmarktposition. Entscheidend für diese Entwicklung waren der frühzeitige Zusammenschluss der deutschen Zementproduzenten, die Entwicklung des Drehofens zum Sintern bei der Herstellung, die kontinuierliche Prüfung und Normierung des Materials sowie die ständig steigende Nachfrage nach Beton. Die Entwicklung des Stahlbetons setzte 1867 mit dem Patent für bewehrte Betonkübel des französischen Gärtners Joseph Monier ein. Das 1878 auf armierte Platten erweiterte Monierpatent erwarben 1880 Freytag & Heydenschuch für Süddeutschland und 1885 Gustav Wayss für Norddeutschland. Schon ein Jahr später legte Wayss mit Das System Monier eine für den Stahlbetonbau grundlegende Schrift zur Berechnung und statischen Wirkung vor, in der er auch die Anwendungsmöglichkeiten des Stahlbetons «in gleicher Weise für den Schönbau wie den Ingenieurbau»57 betonte. Der Verein deutscher Zement-Fabrikanten stellte 1878 Normen für die einheitliche Prüfung der Zug- und seit 1886 der Druckfestigkeit ­eines 28 Tage alten Betonprobewürfels auf.58 Diese Normen und Prüf­ methoden, die bald auch andere Länder übernahmen, wurden in der Regel durch staatliche Materialprüfämter entwickelt und von diesen kontrolliert.59 Indem die Prüfämter systematisch alle Belastungsfälle sämtlicher Konstruktionsarten experimentell erprobten und soweit möglich auch berechneten, ermöglichten sie die baupolizeiliche Anerkennung des Verbundmaterials und damit die Verbreitung der Konstruktion und den «SieBauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand | 23

geslauf des Eisenbetonbaus»60. Von besonderer Bedeutung waren dann die 1888 vom Direktor der bayerischen Materialprüfungsanstalt, Johann Bauschinger, vorgelegten Prüfergebnisse über das sich ergänzende Material­ verhalten von Zement und Eisen sowie über die Feuersicherheit des Verbundmaterials. Ein letzter Schritt war schließlich 1892 die Patentierung des von François Hennebique entwickelten Plattenbalkens sowie die von ihm vorgelegte Theorie über den monolithischen Charakter des Verbundmaterials Stahlbeton. Das «System Hennebique»61, für das Eduard Züblin 1898 die Patentrechte für Süddeutschland erwarb, blieb in den folgenden Jahrzehnten für den sich mit enormer Geschwindigkeit in der ganzen Welt verbreitenden Stahlbetonbau bestimmend. Entscheidend für diesen Erfolg waren die fast unbegrenzte Formbarkeit des zug- und druckfesten Verbundmaterials sowie die große Feuersicherheit.62 In den wenigen Jahren bis zum Weltkrieg setzte sich der Stahlbeton für Decken-, Treppen- und Tragkonstruktionen, insbesondere bei öffent­ lichen Räumen, fast generell durch. Bei Fabrik- und einfachen Wohnbauten wurde der Beton auch offen gezeigt, Architekten verwendeten ihn hingegen zumeist in Kombination mit einer traditionellen Formensprache, so dass das Material nicht direkt in Erscheinung trat. Die neuen Möglichkeiten des Stahlbetons zur Raumbildung wurden häufig bei Markthallen – Breslau (Heinrich Küster/Richard Plüddemann, 1906–09),63 München (Richard Schachner, 1910–12)64, Stuttgart (Martin Elsaesser, 1911–14)65 – erprobt. Nach anfänglichem Widerstand setzte sich Stahlbeton auch bei ­repräsentativen Bauaufgaben durch, so zeigten Max Littmann beim Anatomiegebäude in München und Theodor Fischer bei der Ulmer Garnisonkirche offen die Betonkonstruktion. Die bedeutendste Stahlbetonkonstruktion vor dem Ersten Weltkrieg entstand 1912/13 mit der Jahrhunderthalle in Breslau nach dem Entwurf des dortigen Stadtbaurats Max Berg.

Baubetrieb und Ausbildung Den Zuständen im Baubetrieb entsprach die ökonomische Si­ tuation der Bauarbeiter. Vor 1870 betrug die Arbeitszeit für Maurer zwölf Stunden und mehr am Tag, bei sechs Arbeitstagen in der Woche. Eine ­Arbeitszeit von 6 Uhr morgens bis 7 oder 8 Uhr abends – eingeschlossen ein bis zwei unbezahlte Stunden für Essen – war bis in die 1870 er-Jahre ­allgemein üblich. In den Großstädten war die Situation etwas besser, so 24 | Kaiserreich 1890 – 1918

wurde in Berlin 1871 der 11-Stundentag und 1885 der 10-Stundentag erreicht. Während in der Hauptstadt und vier weiteren Städten der Arbeitstag bis 1900 auf 9 Stunden sank, blieb in den meisten übrigen Orten die Arbeitszeit bis zum Ersten Weltkrieg bei 10 bis 11 Stunden, also durchschnittlich bei 60 Wochenstunden,66 obwohl die Gewerkschaften den 8-Stundentag forderten. Bei über 300 Arbeitstagen im Jahr existierte kein Urlaub, und die Kündigungsfrist betrug bestenfalls 14 Tage. Erst in der Weimarer Republik wurde die 48-Stundenwoche – zumindest teilweise – erreicht.67 Diese kontinuierliche Arbeitszeitverkürzung vom Kaiserreich bis zum Ende der Weimarer Republik bei gleichzeitiger Lohnerhöhung als Ausgleich war das Ergebnis eines jahrzehntelangen, teilweise erbitterten Arbeitskampfes, bei dem in den 1890 er-Jahren jährlich über 150 000 Arbeiter durch die wilhelminische Justiz verurteilt wurden.68 Seit den 1880 er-Jahren organisierten sich die Bauarbeiter in Berufsverbänden, nach dem Ende der Sozialistengesetze dann in zentralen Verbänden und Gewerkschaften.69 Allein zwischen 1891 und 1900 führte der Maurerverband 2500 Streiks durch.70 Die Bauarbeiter bildeten auch die zweitstärkste Mitgliedergruppe in den Freien Gewerkschaften,71 und dementsprechend spielte das Bau­ gewerbe, das auf Grund der Saisonarbeit die höchste Arbeitslosenzahl aufwies, mit über einem Drittel sämtlicher durchgeführter Streiks eine Vorreiterrolle im Arbeitskampf. Als Gegenmaßnahme gründeten die Arbeitgeber 1899 einen Deutschen Arbeitgeberbund für das Baugewerbe, über den sie 1910 eine reichsweite Massenaussperrung bei Streiks organisierten, worauf sich 1913 ein Deutscher Bauarbeiterverband konstituierte, der dann allerdings mit dem Krieg bereits 1914 lahmgelegt war.72 Die soziale Hierarchie auf der Baustelle entwickelte sich vom Burschen über Arbeiter und Geselle zum Polier, der etwa doppelt so viel verdiente wie der ungelernte Bursche.73 Darüber stand der Bauführer oder Bau­ gewerksmeister, der seine theoretische Ausbildung während der Wintermonate an einer Bau- oder Baugewerkschule erhielt, von denen 1913 in Deutschland 67 (davon in Preußen 25 und in Bayern 8) mit bis zu 1000 Studenten im Jahresdurchschnitt existierten.74 Da mit der Reichsgewerbe­ ordnung 1870 die Bauhandwerksmeister ihr Privileg zur Bauausführung ver­loren hatten, wurden Bauunternehmer nur noch über die Baupolizei kontrolliert, was Bauschäden und Bauschwindel zusätzlich vermehrte.75 Die Ausbildung der Architekten erfuhr in den 1860 er- und 1870 er-JahBauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand | 25

ren unter dem Druck der Industrialisierung eine einschneidende Verän­ derung. Industrie und Wirtschaft forderten und förderten massiv den Bau und die Einrichtung neuer Polytechnischer Schulen beziehungsweise Technischer Hochschulen zur Ausbildung wissenschaftlich qualifizierter Ingenieure.76 Nach dem baulichen und organisatorischen Vorbild der von Gottfried Semper in Zürich errichteten Polytechnischen Schule (heute ETH), die wie ein mächtiger Tempel der Wissenschaft in Schlossbauformen77 über der Stadt thronte und die neue Bedeutung der Technik architektonisch symbolisierte, entstanden in kurzer Folge die neuen Polytechniken beziehungsweise Technischen Hochschulen in Stuttgart (1862), München (1868), Aachen (1874), Dresden (1875), Hannover (1875, im umgebauten Welfenschloss), Braunschweig (1877) und Charlottenburg (1879). Gleich­ zeitig wurden die älteren technischen Bildungsanstalten in Karlsruhe und Darmstadt erweitert und umstrukturiert. Zu diesen neun Technischen Hochschulen kamen um die Jahrhundertwende, als «Bollwerke deutschen Geistes» gegen den Osten, die Hochschulen in Danzig und Breslau hinzu. Die wachsende Bedeutung der Technischen Hochschulen zeigte sich auch daran, dass sie 1899 von Wilhelm II., gegen den Widerstand der alten Universitäten, das Promotionsrecht zum Dr.-Ing. erhielten. Bei einer Rede in der Berliner TH erklärte Wilhelm II. deshalb 1913: «Ich hätte die Erfolge in meinem Leben nicht erreichen können ohne die Technischen Hochschulen, die der technischen Forschung Schwung verliehen und mir das Menschenmaterial ausgebildet und zur Verfügung gestellt haben, das mir zur Erreichung meiner Ziele notwendig war.»78 Zu den Gründungsfakultäten der Technischen Hochschulen gehörte immer auch die Architektur. Die Architektenausbildung wechselte in den 1860 er- und 1870 er-Jahren weitgehend von den Akademien, wo sie erst Ende des 18. Jahrhunderts etabliert worden war, zu den Ingenieuren.79 Obwohl nun zu den künstlerischen Fächern in den Lehrplänen eine Reihe von naturwissenschaftlichen Pflichtfächern trat, konnte die bereits voll­ zogene Trennung zwischen Architekten und Bauingenieuren nicht mehr revidiert werden, da sich das technisch-mathematische Wissen kontinuierlich enorm erweiterte. Im Gegenteil, der Architekt geriet zunehmend in einen Bereich, in dem er weder als Künstler noch als Ingenieur qualifiziert war.80 Der Architekt und preußische Baubeamte Hermann Muthesius forderte deshalb die «Rückgabe der Architektur an die Kunst»81 und erklärte 1907, an den Hochschulen werde man «Architekt ohne Künstler zu wer26 | Kaiserreich 1890 – 1918

den» und trete als «genau derselbe künstlerische Barbar» wieder ins Leben hinaus, als der man an die Hochschule gekommen sei.82 Für den Kunst­ kritiker Karl Scheffler rottete «die Hochschule den Baukünstler aus, um an seine Stelle den Gelehrten, den Bureaukraten zu setzen»83. In der Abkehr vom Baukünstler sah er die größten Probleme der Zeit begründet, der ­Architekt wurde für ihn zum Erfüllungsgehilfen des Bauherrn, der dem «Spekulanten die Schundarchitektur stilistisch auffrisieren muß». Bereits vor dem Ersten Weltkrieg finden sich Klagen, dass im Zuge einer «Indus­ trialisierung der Architektur»84 der Architekt zur «Hypothekenbeschaffung» degradiert und zum «Dinergänger» wurde, um Aufträge zu erhalten. Die Zahl der Architekturstudenten wuchs an den Technischen Hochschulen sprunghaft an. Studierten 1890 im ganzen Deutschen Reich 506 Personen Architektur (ausschließlich Männer), so stieg diese Zahl bis 1910 auf 2050.85 Zumeist führte die TH Charlottenburg diese Statistik an, so studierten im Wintersemester 1889/90 in Berlin 210, in München 76, in Stuttgart 58, in Karlsruhe 48, in Dresden 33, in Hannover 29 und in Darmstadt 26 Studenten Architektur. Nach der Jahrhundertwende überholte München Berlin bei den Studierendenzahlen. Im Wintersemester 1910/11 waren in München 482, in Berlin 376, in Darmstadt 272, in Stuttgart 194, in Dresden 190, in Hannover 176 und in Karlsruhe 164 Architekturstudenten immatrikuliert, Aachen und Braunschweig verzeichneten die kleinsten Zahlen.86 Frauen erhielten in Bayern 1905, in Preußen erst 1908 eine Zulassung zum Architekturstudium, aber im Sommersemester 1913 gab es insgesamt erst 16 Architekturstudentinnen in Deutschland.87 Die Ausbildung konzentrierte sich in den ersten Semestern auf naturwissenschaftliche Grundlagenfächer sowie auf das Erlernen der darstellerischen Fähigkeiten.88 Die zweite Studienhälfte war bestimmt vom Entwerfen, zumeist geteilt in «Civilbau», der das bürgerliche Bauen vom Wohnungsbau bis zu landwirtschaftlichen Anlagen sowie Baukonstruktion umfasste, und in «Höhere Baukunst», die sich auf alle größeren, sogenannten monumentalen Bauaufgaben bezog. Häufig vertraten die höhere Baukunst zwei Professoren, die jeweils eine bestimmte Stilrichtung lehrten beziehungsweise eine eigene Schule mit einer ergebenen Schülerschar schufen, die dann die Stilrichtung des Lehrers fortführte.89 Die bekannteste Architekturschule bildeten die Schüler Schinkels, die nach dessen Tod das Bauen in Preußen mit einer Rundbogen-Backsteinarchitektur in Nachfolge der Bauakademie bis ins letzte Drittel des 19. Jahrhunderts dominierten.90 Die SchinkelBauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand | 27

schule verlor jedoch an Einfluss, als an der TH Charlottenburg mit Hermann Ende (1878–1907), Julius C. Raschdorff (1878–1914) und Fritz Wolff (1886–1921) Architekturlehrer ohne eine streng festgelegte stilistische Ausrichtung wirkten. Das Pendant zur Technischen Hochschule bildete die Preußische Akademie der Künste, dort lehrte Johannes Otzen von 1885 bis 1911 mittelalterliche Baukunst. Noch in einem Nachruf hieß es, er habe eine «frisierte und parfümierte Gotik» vertreten und die Arbeiten seiner Schüler seien von einer «gewissen Gleichförmigkeit»91 gekennzeichnet gewesen. In Hannover vertrat Conrad Wilhelm Hase über mehrere Jahrzehnte bis 1902 dogmatisch eine Neogotik, die er selbst mit mehreren hundert Bauwerken in diesem Stil verbreitete, dem wiederum zahllose Schüler folgten. Sein Gegenstück bildete Hubert Stier, der von 1883 bis 1907 den Rundbogenstil bei Entwürfen einforderte. In München lehrte Friedrich von Thiersch bis 1921 italienische Renaissancearchitektur und p ­ arallel dazu Heinrich von Schmidt bis 1928 Entwerfen in mittelalter­lichen Bauformen. In Karlsruhe unterrichtete Carl Schäfer bis 1908 eine dezidiert neogotische Architektur, sein Pendant Josef Durm vertrat bis 1919 ausschließlich Neorenaissance. Die Aufteilung der Lehre nach Stilrichtungen spaltete die Studenten, so berichtete Karl Gruber: «Bei Durm zu entwerfen, galt bei den Schäferschülern als charakterlos.»92 Auch Schäfers Nachfolger in Karlsruhe, Friedrich Ostendorf, wirkte mit seiner Theorie, aus historischen Vorbildern einfachste Formen zu finden, schulbildend.93 An der TH Aachen unterrichtete von 1875 bis 1921 Karl Henrici, der ein Entwerfen in den Formen der deutschen Renaissance vertrat und im Laufe der Jahrzehnte eine große Schülerschar auf diese Stilrichtung festlegte. Nach der Jahrhundertwende kamen neben diesen Stilschulen auch Richtungen auf, die ein Entwerfen nach regionalen Bauformen bevorzugten, wie etwa die Stuttgarter Schule in der Nachfolge von Theodor Fischer, der dort 1901 bis 1908 lehrte, oder die von Carl Hocheder bevorzugte «heimische Bauweise» beziehungsweise der bayerische Neobarock an der Münchner TH.94 Durch die häufig jahrzehntelange Lehrtätigkeit dominanter Professoren verfestigte sich die Ausrichtung auf bestimmte Stilrichtungen und deren Verbreitung an einzelnen Hochschulen. Der Historismus, die Orientierung an den Stilformen historischer Epochen, beherrschte bis zum Ersten Weltkrieg die Architektenausbildung. Das Schwergewicht der Lehre lag beim Darstellen und Entwerfen, ein direkter Praxisbezug bestand während der Ausbildung vom Lehrplan her nicht, die Studenten 28 | Kaiserreich 1890 – 1918

lernten die Baupraxis zumeist erst über die Mitarbeit im Büro ihrer Professoren kennen. Erst 1918 führte die TH Stuttgart ein von Theodor Fischer schon länger gefordertes Baupraktikum verpflichtend ein. Diejenigen, die in den Staatsdienst treten wollten, mussten nach dem Diplom eine dreijährige Ausbildung in der Praxis mit Bauleitung, Kostenanschlägen und Abrechnungen sowie anschließender Prüfung zum königlichen Regierungs­ baumeister absolvieren.95

Berufliche Organisation Seit Anfang der 1850 er-Jahre organisierten sich Architekten und Ingenieure in gemeinsamen Vereinen. 1868 verabschiedete die 15. Versammlung der «Deutschen Architekten und Ingenieure» in Hamburg die ersten «Grundsätze für das Verfahren bei öffentlichen Konkurrenzen»96 und versuchte damit Maßstäbe zu setzen, wie die bislang völlig willkürlich vom Auslober organisierten Wettbewerbe in Zukunft kontrolliert und die Urteile veröffentlicht werden sollten, nicht zuletzt, um die beteiligten Architekten, die Geld und Zeit investierten, vor Missbrauch ihrer Arbeit zu schützen. Die Grundsätze wurden in der Folge mehrmals modifiziert, ihre Einhaltung angemahnt und den Mitgliedern der Verbände die Ehrenpflicht auferlegt, sich an die Vorgaben zu halten – Erfolge stellten sich ­allerdings nur langsam ein, die Bauzeitschriften berichteten über viele Klagen. Über die Gesamtzahl der im Deutschen Reich tätigen Architekten liegen keine umfassenden Statistiken vor, die weitaus größte Gruppe waren die beamteten Architekten im Staats- und Kommunaldienst. Der 1871 gegründete Verein deutscher Architekten und Ingenieure, der alle älteren Architektenvereine zusammenfasste und 1890 etwa 6000 Mitglieder zählte, vertrat hauptsächlich die beamteten Architekten (und Ingenieure), die vielfach auch Privataufträge ausführten.97 Um sich gegen die mächtigen Baubeamten zu wehren, organisierten sich 1879 die Berliner Privatarchitekten in der Vereinigung Berliner Architekten. Nach und nach folgten auch in anderen Städten entsprechende Interessenvertretungen. Aus diesen Bemühungen entwickelte sich seit den 1890 er-Jahren allmählich der Berufsstand des freien Architekten, der sich gegenüber den Baugewerksmeistern durch künstlerische Qualifikation abgrenzen wollte.98 Diese Distanzierung betonte der 1903 gegründete Bund Deutscher Architekten (BDA), der «jede Art Unternehmertum»99 ausschloss, nur «ihren Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand | 29

Beruf als Künstler ausübende deutsche Architekten»100 aufnahm und dabei eine Qualitätskontrolle durchführte. Versuche des BDA, das Wettbewerbswesen zu reformieren – «90 Prozent unserer Kunst bleibt im Papier stecken»101 – blieben erfolglos. 1905 waren 3698 Baubeamte im Staatsdienst und 1586 im kommunalen Bereich tätig, ihnen standen 2674 frei­ berufliche Architekten gegenüber, von denen nur etwa 250 Mitglieder des BDA waren.102 Diese Zahl erhöhte sich bis 1914 auf 1000. Insgesamt dürften somit vor dem Ersten Weltkrieg circa 10 000 Architekten im Deutschen Reich tätig gewesen sein.103 Ein Hauptanliegen der freien Architekten, die Berufsbezeichnung gegenüber Baugewerksmeistern zu schützen und ein Planvorlagerecht über Architektenkammern zu kontrollieren, gelang allerdings weder vor dem Ersten Weltkrieg noch in der Weimarer Republik. Erst 1933 wurden die Architekten innerhalb der Reichskulturkammer zusammen mit den Künstlern in der Reichskammer der bildenden Künste organisiert, und erst 1950 entstand in Rheinland-Pfalz die erste ­Architektenkammer in der Bundesrepublik. In der DDR sollte eine systematische Verdrängung des freien Architekten zugunsten einer staatlich kontrollierten und organisierten Architektenschaft erfolgen.

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1. 2 Monarchische und nationale Repräsen­ tation – Legitimation aus der Geschichte Nach Max Weber war die Reichsgründung von 1871 ein «Jugendstreich, den die Nation auf ihre alten Tage beging und […] besser unterlassen hätte, wenn sie der Abschluß und nicht der Ausgangspunkt einer deutschen Weltmachtpolitik sein sollte»104. Das Konstrukt des Deutschen Reiches bestand zu zwei Dritteln aus Preußen sowie drei weiteren Königreichen (Bayern, Sachsen, Württemberg), 18 Herzog- und Fürstentümern, dem Reichsland Elsass-Lothringen und drei Stadtstaaten. Es verfügte über große wirtschaftliche und militärische Macht, besaß aber gleichzeitig ein deutliches Defizit an innerem Zusammenhalt und Rechtsstaatsverständnis – es fehlte nach Weber «die politische Erziehungsarbeit eines Jahr­ hunderts»105 sowie eine identitätsstiftende symbolische Kultur.106 Die 1871 eingeführte schwarz-weiß-rote Fahne war ein Kunstprodukt, eine Nationalhymne gab es ebensowenig wie einen Nationalfeiertag,107 und die neue Kaiserkrone war eine Erfindung des Hofheraldikers.108 Auch wenn sich im 19. Jahrhundert in fast allen europäischen Ländern Versuche finden, den Nationalstaat durch nationale Traditionen, Feiern oder Monumente «mit Legitimität auszustaffieren»109, so war doch in Deutschland, dem «autoritär verformten Nationalstaat»110, die Suche nach Verankerung der Macht in der Geschichte sowie in einer Staats- und Machtsymbolik, die als ­«Fiktion des Faktischen»111 verbindend und gleichzeitig verklärend wirken sollte, besonders stark ausgeprägt. Die politisch intendierte Konstruktion einer identitätsstiftenden Kultur vollzog sich im Bereich der Architektur und Skulptur im zweiten Deutschen Kaiserreich in zwei Phasen. In die erste unter Wilhelm I. und Bismarck fiel zunächst noch die Vollendung einiger Monumente und Denkmäler, die aus der Nationalbewegung der Freiheitskriege erwachsen waren,112 wie beispielsweise 1875 das Hermannsdenkmal bei Detmold von Ernst von Bandel und 1880 der Kölner Dom. Gleichzeitig entwickelte sich aus der Sieges- und Siegerverherrlichung auch schon eine neue Form militärisch nationaler Symbolik. Für die alljährlichen Sedanfeiern am 2. September zum Sieg Monarchische und nationale Repräsen­tation | 31

über Frankreich wurde 1873 in Berlin die Siegessäule errichtet, in deren Kanneluren erbeutete und vergoldete Geschützrohre eingestellt waren,113 ab 1877 begann der Umbau des Berliner Zeughauses in eine Ruhmeshalle für Preußen und die Hohenzollern114 und 1883 weihte Wilhelm I. das Niederwalddenkmal ein. Diese erste ebenso monumentale wie plumpe Germania als Symbolfigur des neuen Reiches verspottete Aby Warburg später als «kostümierte Köchin»115. Die zweite Phase setzte 1888 mit Wilhelm II. ein und war gekennzeichnet durch eine ausufernde «Denkmalmanie»116 sowie durch ein neudeutsches nationales Pathos,117 das seit den 1890 erJahren immer stärker hervortrat und in der Errichtung des gewaltigen Leipziger Völkerschlachtdenkmals kulminierte.

Kaiserpfalzen in Straßburg und Goslar Die beiden wichtigsten Unternehmungen in der Zeit Wilhelms I. und Bismarcks zur architektonischen und künstlerischen Legitimierung der neuen Machtstellung waren der Bau einer «Kaiserpfalz» beziehungsweise eines Kaiserforums in Straßburg (Abb. 2) sowie die Wiederherstel-

2 | Blick vom Kaiserpalast in Straßburg zum Gebäude der Universität (Mitte) von Otto Warth, um 1910

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3 | Hermann Eggert, Kaiserpalast in Straßburg, 1883–1889

lung und Ausmalung der mittelalterlichen Kaiserpfalz in Goslar, deren ­beider Vollendung in die Regierungszeit Wilhelms II. fiel. Mit dem Bauten­ ensemble der im Zuge der Entfestigung neu geschaffenen Kaiserpfalz in Straßburg sollte der protestantische Kaiser im katholischen, 1871 einverleibten Reichsland Elsass-Lothringen, am west­lichen Rand des Reiches, zentrum erhalten, «als eine Residenz und ein architektonisches Macht­ Symbol und Ausdruck einerseits des den Süden und Norden […] gleichmäßig umfassenden nationalen Gedankens, andererseits des unbeugsamen Willens an den Besitzstand des Reichslandes nicht rühren zu lassen»118. Das Rückgrat der architektonischen Machtdemons­tration monumentaler Bauten bildete eine 500 Meter lange Achse, an ­deren einem Ende sich der Kaiserpalast und am anderen die Universität befand. Der von Hermann Eggert, einem Architekten aus der Berliner Schinkelschule, 1883 bis 1889 errichtete Kaiserpalast (Abb. 3) sollte «den erheblichsten und nachhaltigsten Eindruck auf die Stimmung der Bevölkerung ausüben und von derselben als das untrügliche Wahrzeichen, daß die Deutschen nicht wieder fortgehen, empfunden werden»119. Der aufwendig ausgestattete Bau mit ­einer Kuppel über dem Audienzsaal zum Kaiserplatz, in dem einmal jährMonarchische und nationale Repräsen­tation | 33

lich Wilhelm II. ­residierte, vermittelte durch eine über die gesamte Fassade geführte Rustizierung in der Art des Palazzo Pitti einen wehrhaft massiven Eindruck. Dem Kaiserpalast genau gegenüber befand sich das von dem Karlsruher Architekturprofessor Otto Warth bis 1884 errichtete gewaltige Kollegiengebäude der neuen Deutschen «Kaiser-Wilhelm-Universität»120, mit der als Ersatz für die fehlende politische Kontinuität eine geistige im Elsass ­demonstriert und nach dem Motto «Wer die Schule hat, hat das Land»121 deutsche Sprache und Kultur im ­Elsass gefestigt werden sollten. Bei der Eröffnung fasste der Rektor die ­politisch-militärische Rolle der Universität zusammen: «Bringe hervor an deutscher Grenzmark […] ein deutsch gesinntes, ein männlich kräftiges Geschlecht.»122 Um diese beiden Pole entstand am Kaiserplatz mit dem Gebäude für den Landesausschuss, der Universitäts- und Landesbibliothek sowie zwei Ministerialgebäuden die «erste Kaiserpfalz im neuen Reich», eines der größten neuen baulichen Ensembles der Kaiserzeit zur architektonischen Repräsentation des deutschen Kaisers und des Deutschtums im neuen Reichsland. Stilistisch handelte es sich bei den Bauten am Kaiserforum um ein Gemisch aus Formen der deutschen, französischen und italienischen Renaissance sowie barocker Schlossarchitektur. Zwar gab es noch von einigen Parlamentariern die Forderung, zu «zeigen, was deutscher Baustyl sei»123, aber das Straßburger Münster – spätestens seit Goethes Hymnus 1773 das Exempel für «deutsche» Architektur schlechthin – wirkte ohnehin über Sichtachsen auf die Kaiserpfalz und inzwischen hatten sich nach den jahrzehntelangen Diskussionen um den «richtigen Stil»124 die dogmatischen Positionen etwas aufgelöst. Bevorzugt wurde seit 1871 die «deutsche Renaissance», und am Kollegiengebäude wurde italienische Renaissance als Audruck für eine Universität akzeptiert. Den direkten Bezug zur deutschen Geschichte lieferte an allen Bauten der üppige heraldische und genealogische Bauschmuck.125 1919 kehrte das Elsass zu Frankreich zurück, nach abermaliger Besetzung 1940 kam es bis 1944 zu einer kurzfristigen Reaktivierung der ehemaligen Kaiserpfalz durch die Nationalsozialisten als «Reichsuniversität Straßburg»126. Das zweite Großprojekt nationaler Selbstdarstellung der Bismarck-Wilhelm-I.-Zeit bildete der Ausbau der Goslarer Kaiserpfalz.127 In Parallele zur Wiederherstellung des Reiches wurde mit finanzieller Unterstützung von Wilhelm I. das Kaiserhaus der Salierkaiser des 11. Jahrhunderts rekonstruiert und anschließend bis 1897 durch Hermann Wislicenus, Professor 34 | Kaiserreich 1890 – 1918

für Historienmalerei an der Düsseldorfer Akademie, aufwendig ausgestattet. Ein 53-teiliger Gemäldezyklus zum Barbarossa-Mythos128 verherrlichte den Reichsgründer Wilhelm I. als Reinkarnation Barbarossas und kon­ struierte Zusammenhänge zwischen Hohenstaufern und Hohenzollern.129 Die Nachfolge der mittelalterlichen Kaiser durch die Hohenzollern wurde auch buchstäblich konkretisiert, indem man zur Eröffnung des ersten Reichstags den Goslarer Kaiserstuhl nach Berlin brachte, damit Wilhelm I. auch auf dem Thron Barbarossas präsidierte.130 In Übertragung einer genealogisch dynastischen Denkweise legitimierte sich das zweite Reich durch vielfache, zumeist inszenierte inhaltliche Verflechtungen mit dem alten Reich. Die in Goslar schon einsetzende Glorifizierung Wilhelms I. und des Hauses Hohenzollern trat ab 1888 mit Wilhelm II. in eine neue Phase. Hatte sich Wilhelm I. zu seinen Lebzeiten noch Denkmäler verbeten, so setzte nun, gefördert von seinem Enkel, ein wahrer Personenkult ein. Es entstanden Kaiser-Wilhelm-Ruhmeshallen, -Türme, -Gedächtniskirchen und -Stiftungen, eine Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und der Kaiser-Wilhelm-Kanal sowie etwa 400 Kaiser-Wilhelm-Denkmäler.131 Mit der Mythisierung seines Großvaters wandte sich Wilhelm II. auch gegen den in den 1890 er-Jahren einsetzenden Bismarckkult,132 der über 700 BismarckDenkmäler produzierte und dem er eine Inszenierung des Hauses Hohenzollern entgegensetzte. Letztlich zielten Wilhelms Bemühungen auf eine Verankerung des Reiches und seiner Herrschaft in einer monarchisch-­ dynastischen Sinngebung.133

Berliner Dom und Siegesallee An den meisten von Wilhelm II. selbst initiierten Projekten lassen sich sowohl seine Vorliebe für dekorierte, monumental inszenierte Geschichte, sein antimodern-konservativer Geschmack als auch sein Streben nach einer dynastischen Legitimierung belegen. Schon 1888 griff er den seit Andreas Schlüter immer wieder diskutierten Plan zu einem Domneubau auf und beauftragte den Professor für Baukunst an der TH Charlottenburg, Julius C. Raschdorff, mit der Ausführung (Abb. 4). Am Berliner Lustgarten entstand bis 1905 ein reines Hohenzollern-Denkmal, ein «protestantischer St. Peter in des Reiches Hauptstadt», die «dekorative Fest­ kirche des Kaiserhauses»134. Über der Hohenzollern-Gruft erhebt sich ein Monarchische und nationale Repräsen­tation | 35

4 | Julius C. Raschdorff, Berliner Dom am Lustgarten, 1894–1905

überkuppelter Zentralbau, und ein eigenes kaiserliches Stiegenhaus führt wie in einem Hoftheater zur Kaiserloge. Die enormen Kosten von 11,5 Millionen Mark – der Dom war nach dem Reichstag der teuerste Hochbau im Kaiserreich – mussten weitgehend vom Preußischen Landtag aufgebracht werden.135 Für Max Weber war der «elende Dom […] ein solches Monument banalen Pseudomonumentalismus, daß man mit Schaudern an das Geschmacksurteil der Nachwelt über dies Menschenalter deutscher Geschichte und mit Scham an eine Künstlergeneration denkt, die sich dafür hergegeben hat und an ein Publikum, welches dem nicht entgegentrat»136. Der Dom drückte für viele Kritiker exemplarisch aus, was dann als «wilhelminische Architektur»137 in die Architekturgeschichte einging: ein auftrumpfendes, pompöses und mit Dekor überladenes Erscheinungsbild. «Die dekorative Neigung des Kaisers greift immer gerade nach den lautesten Künstlern»138, schrieb Karl Scheffler 1908. Erst aus dem städtebau­ lichen Kontext erschließt sich jedoch die besondere Bedeutung des Doms. Mit der monumentalen Kuppel knüpften Wilhelm II. und Raschdorff ­sowohl architektonisch als auch inhaltlich an die Kuppel am benachbarten Berliner Schloss an, die Friedrich Wilhelm IV. nach der Niederschlagung der Revolution von 1848 durch Friedrich A. Stüler als architektonische ­Demonstration seines Gottesgnadentums hatte errichten lassen.139 Diesen Zusammenhang erfassten auch kritische Zeitgenossen, Karl Scheffler be36 | Kaiserreich 1890 – 1918

5 | Ernst von Ihne, Kaiser-Friedrich-Museum (Bodemuseum) in Berlin, 1898–1904

zeichnete den Dom deshalb als «eine riesenhafte Staatsreklame für einen Gedanken der Staatsdisziplin und dynastischen Machtentfaltung»140. Das Pendant zum Dom im Bereich der Skulptur war die von 1895 bis 1901 mit einer Kette von Denkmälern und Denkmalbänken ausgestattete, von Wilhelm II. angeordnete Siegesallee, die eine Adelsabfolge, einen dreidimensionalen Hohenzollern-Gotha, vorführte. Die 500 Meter lange Siegesalle führte direkt auf die Siegessäule am Königsplatz vor dem Reichstagsgebäude und war damit eine «Manifestation dynastischen Denkens, […] ein monarchisches Veto gegen die im Reichstag sich verkörpernde Volksund Parteienherrschaft»141. Gegen die von ihm verachtete «Schwatzbude» mit ihren – aus seiner Sicht – nur gewählten Volksvertretern setzte Wilhelm sein dynastisches Legitimationsprinzip, die Ableitung der Herrschaft aus der Abfolge der Adelsgeschlechter. Bei der Eröffnung 1901 hielt er eine später berühmt-berüchtigte Rede gegen die naturalistische Kunst, die für ihn nicht erhebend wirkte, sondern «in den Rinnstein niedersteigt»142. Dom und Siegesallee präsentierten neobarocken Prunk, den Wilhelm durch seinen Lieblingsarchitekten Ernst von Ihne bei weiteren neobarocken Berliner Prachtbauten wie dem Kaiser-Friedrich-Museum (Abb. 5) (heute Bodemuseum), dem weißen Saal im Schloss, dem Neuen Marstall (heute Hochschule für Musik Hanns Eisler) und der königlichen Bibliothek entfalten ließ.143 Neobarock ordnete Wilhelm zwar öfters an, aber er Monarchische und nationale Repräsen­tation | 37

bestimmte den Baustil auch wechselnd je nach Ambiente und Aufgabe, etwa bei der klassizistischen Preußischen Gesandtschaft (mit Schack-Galerie) von Max Littmann in München oder bei der bunten Architektur­ mischung von Motiven aus ganz Deutschland, die auf seine Anordnung – gegen den Wettbewerbsentscheid – Johannes Radke beim Deutschen Haus auf der Weltausstellung 1900 in Paris ausführte.144

Neoromanik als Kaiserstil Wilhelms Vorliebe galt allerdings der staufischen Romanik, der «Glanzzeit» des alten deutschen Reiches, die er intensiv studierte und als «germanisch» bezeichnet wissen wollte.145 Auf seinen Wunsch wurde 1890 ein Wettbewerb für eine Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche ausgeschrieben, die romanisch gestaltet und mit weiteren neoromanischen Bauten zu einem «romanischen Forum»146 (Abb. 6) verbunden werden sollte. Franz Schwechten gewann den Wettbewerb mit einem Entwurf, der Elemente des Bonner Münsters sowie den Chor der Marienkirche in der alten Kai-

6 | Romanisches Forum in Berlin mit der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche von Franz Schwechten und den beiden romanischen Häusern

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serpfalz Gelnhausen, dem Lieblingsaufenthaltsort Barbarossas, adaptierte und kombinierte. Mit der am 1. September 1895, am Vorabend des Sedantags eingeweihten Kirche, dem höchsten Gebäude der Stadt, entstand ein Geschichtszeichen am Auguste-Viktoria-Platz (heute Breitscheidplatz), das durch die Ausstattung extensiv auf die Hohenzollern-Dynastie Bezug nahm. Anton von Werner, der erfolgreichste Maler der Kaiserzeit, schuf in der Vorhalle ein Mosaikbild, das in direkter Anlehnung an die justinianischen Mosaiken von San Vitale in Ravenna den preußischen Adel, angeführt von Kaiser und Kaiserin, auf Goldgrund präsentierte. Inneres und Äußeres dieser Gedächtniskirche für den ersten Kaiser des neuen Reiches lieferten somit ähnlich wie bereits das Goslarer Kaiserhaus legitimierende Verknüpfungen zwischen Mittelalter und Gegenwart.147 Bis 1901 schuf Schwechten am Auguste-Victoria-Platz zwei weitere neoromanische Bauten, darunter das als Treffpunkt der Literaten berühmt gewordene «Romanische Café»,148 so dass sich das von Wilhelm II. intendierte romanische Geschichtsforum in Berlin abzeichnete. Die von Wilhelm angeordneten Bauten im Stil der staufischen Romanik waren durchweg gezielt platzierte imperiale Geschichtszeichen. So ließ er beispielsweise von Franz Schwechten mit den Pfeilern der Hohenzollernbrücke einen romanischen Gegenakzent zum gotischen Dom in Köln setzen.149 Auch bei mehreren Reichspostgebäuden und beim Regierungsgebäude in Koblenz, dem Sitz des Oberpräsidenten für das Rheinland, forderte Wilhelm II., der korrigierend in die Entwürfe eingriff, eine romanische Formenmischung mit Zitaten vom Wormser Dom und dem Goslarer Kaiserhaus.150 Wilhelm strebte jedoch keine Einheitlichkeit an, denn andere repräsentative Regierungszentralen in den preußischen Provinzen wie die Regierungsgebäude in Minden, Münster, Potsdam oder Stettin wurden zur gleichen Zeit in dem für die Region typischen Stil der deutschen Renaissance errichtet.151 Bei den von ihm initiierten oder finanzierten Bauten im Ausland und an den Reichsgrenzen forderte Wilhelm jedoch konsequent romanischgermanische Formen.152 Im Zuge der Bemühungen um eine protestantisch-preußische Präsenz im Heiligen Land entstand in Jerusalem unter ­direkter Einflussnahme Wilhelms eine Reihe neoromanischer Bauten: die Erlöserkirche von Friedrich Adler, die Kirche Mariä-Heimgang von Heinrich Renard sowie die Gebäude der Kaiserin-Auguste-Victoria-Stiftung von Robert Leibnitz.153 Zur Einweihung der Erlöserkirche reiste Wilhelm Monarchische und nationale Repräsen­tation | 39

«in einer Art modernem Kreuzzug»154, kostümiert als Kreuzritter, selbst nach Jerusalem. Ähnlich wie sich der Kaiser für seine verschiedenen Rollen immer wieder neu verkleidete und sein neoabsolutistisches Herrschertum in der Pose Ludwigs XIV.155 oder seine Polenpolitik im Kleid der Deutschordensritter auf der Marienburg vorführte, so diente ihm auch die Architektur als Rollenträger, als Staffage für die Inszenierung eines aus der Geschichte konstruierten Kaiser-Bewusstseins sowie als Instrument seiner «halb cäsaristisch halb patriarchalisch[en]»156 Politik, die der Historiker Ludwig Quidde in einer als Camouflage dienenden Studie über Caligula 1894 als «Caesarenwahnsinn»157 karikierte. Wilhelms Bauten waren aber nicht «Kostümfest», sondern Ausdruck einer Machtpolitik, die sich im ­Eisenbahn- und Schlachtschiff-Zeitalter noch immer aus Geschichte und Gottesgnadentum legitimieren wollte. Dem rasanten Tempo der Industria­ lisierung und den sozialen Veränderungen wurde als beharrende Gegenkraft die Berufung auf versteinerte Geschichte entgegengestellt.158 Die ­politische Instrumentalisierung der Bindekraft der Geschichte war im Zeitalter des Historismus allgemein geläufig – bereits 1826 hieß es in einem bayerischen Erlass, die Historie sei «ein spezifisches Gegengewicht wider revolutionäre Neuerung und wider ungeduldiges Experimentieren – wer seinen Sinn ernst und würdig auf die Vergangenheit richte, sei nicht zu

7 | Jürgen Kröger, «Kaiser»-Bahnhof in Metz, 1906–1908

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8 | Bodo Ebhardt, Rekonstruktion der Hohkönigsburg bei Schlettstadt/Elsass, 1901–1908

fürchten in der Gegenwart – und es gebe kein kräftigeres Bindemittel zwischen Volk und Dynastie als eine recht nationale Geschichte»159. Die politische Verwendung von Geschichte und Legitimierung durch Historie lassen sich besonders deutlich an den Bauten an der Peripherie des Reiches ablesen. Der 1906 bis 1908 von Jürgen Kröger aus militärstrategischen Gründen errichtete 300 Meter lange neoromanische «Kaiser»Bahnhof in Metz (Abb. 7) mit einem entsprechenden eigenen Kaiser-Pavillon,160 die von Bodo Ebhardt 1901 bis 1908 im Auftrag Wilhelms komplett rekonstruierte romanische Hohkönigsburg bei Schlettstadt im Elsass,161 die Renovierung der Marienburg in Westpreußen und das 1905 bis 1910 von Franz Schwechten erbaute neoromanische Residenzschloss in Posen162 demonstrierten an den westlichen und östlichen Rändern des Reiches ­gegenüber Franzosen und Polen nachdrücklich die imperialen, sich historisch legitimierenden Ansprüche des Deutschen Reiches. Bei der Einweihung der 250 Meter langen Hohkönigsburg (Abb. 8), die auf einem Bergrücken den Zugang zu den Vogesen beherrschte, erklärte Wilhelm II. 1908: «Möge die Hohkönigsburg hier im Westen des Reiches, wie die Marienburg im Osten, als ein Wahrzeichen deutscher Kultur und Macht bis in die fernsten Zeiten erhalten bleiben und allen Tausenden und Abertausenden, Monarchische und nationale Repräsen­tation | 41

die nach uns zu diesem Kaisersitz hinaufpilgern, in pietätvollem Rückblick auf die Vergangenheit zur Freude und Belehrung dienen.»163 Die Bauten an den Reichsgrenzen manifestierten für jeden ablesbar eine Überblendung von Macht und Geschichte in Architektur – und diese I­ntention wirkte bis in die Materialität selbst, denn die von Wilhelm initiierten neoromanischen Neubauten waren durchweg steinsichtig erbaut, sollten also mit der unverhüllten Oberfläche der Natursteine eine werk­gerechte Ver­ arbeitung und damit «Wahrheit» demonstrieren. «Materialgerechtigkeit» wurde seit der Entfernung des Verputzes am Limburger Dom 1869–1877 diskutiert und als «Betonung des ‹Wahren›, ‹Echten›, ‹Anständigen› oder ‹Vaterländischen›»164 von Architekten und Denkmalpflegern herausgestellt. Dass die Forschung allmählich herausfand, dass romanische Bauten keineswegs immer steinsichtig errichtet worden waren, fand wenig Beachtung.

Residenzschloss und Kolonialisierung in Posen Mit dem preußischen Ansiedlungsgesetz von 1886 sollten gezielt deutsche Neusiedler in die von einer polnischen Bevölkerungsmehrheit (61,5 Prozent) geprägte Ostprovinz Posen geholt werden, um einen «lebendigen Wall gegen die slawische Flut»165 zu bilden. Diese Aktion betrieb im Auftrag des preußischen Landtags die königlich-preußische Ansiedlungskommission, die mit dem ungeheueren Aufwand von insgesamt fast einer Milliarde Goldmark bis 1914 die deutsche Ostkolonisation, die «Germa­ nisierung des Bodens»166 mit «deutschen Ansiedelungen» finanzierte.167 Die architektonische Entsprechung zu diesem Programm war die Planung von Josef Stübben 1904 für ein Kaiserforum in Posen – ein Pendant zum Kaiserforum in Straßburg – mit einem Residenzschloss, um das für die deutsche Minderheit noch in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg ein neues Stadtzentrum mit einer Folge von Repräsentationsbauten entstand. Direkt gegenüber dem Schloss, das Franz Schwechten als gewaltige Anlage in den Formen von Hohenstaufenbauten in Deutschland und Süditalien errichtete (Abb. 9), wurde der mächtige Baublock der Ansiedlungskommission in deutscher Renaissance platziert.168 Im näheren Umkreis befanden sich das klassizistische Opernhaus von Max Littmann,169 ein Landesgebäude, eine Bank, die neoromanische Oberpostdirektion, eine «deutsche Kirche» sowie die «auf allerhöchste Weisung»170 in deutscher Renaissance 42 | Kaiserreich 1890 – 1918

von Eduard Fürstenau errichtete Königliche Akademie, die deutsche Kultur pflegen und gegen slawische Einflüsse verteidigen sollte.171 Eine als «Bastion gegen den Panslawismus»172 und «geistiger Mittelpunkt für deutsches Wesen und Wissen» geplante Universität kam aufgrund jahrelanger heftiger Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Polen nicht mehr zur Ausführung. Diese aufwendige und prunkvolle architektonische Demonstration deutscher Macht in der Hauptstadt der 1793 dem preußischen Königreich einverleibten Provinz Posen führt wie in einem steinernen Stilatlas Epochen der deutschen Baugeschichte vor. Der mehrheitlich von Polen bewohnten Stadt wurde eine Abfolge deutscher Architekturgeschichte eingepflanzt. Der Architekturhistorismus des Posener Ensembles ist damit auch Spiegel der brutalen Polenpolitik Preußens, die mit dem Sprachengesetz von 1873 (deutsch als alleinige Volksschulsprache), dem Ansiedlungsgesetz und dem Enteignungsgesetz von 1908 auf eine «ethnische Säuberung» zielte.173 Die Ostmarkenpolitik Preußens nahm zumindest teilweise die mörderische Lebensraumideologie der NS-Zeit vorweg, und dem germanisierenden Historismus der Kaiserzeit entsprach nach 1940 das Programm zur architektonischen «Eindeutschung» des Warthegaus.174

9 | Franz Schwechten, Residenzschloss in Posen, 1905–1913

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An dem für 5,3 Millionen Goldmark errichteten und von Berliner Künstlern mit einem aufwendigen reichsikonographischen Programm ausgestatteten Residenzschloss lassen sich auch die Phasenverschiebungen zwischen historisierender Repräsentation und technischen Entwicklungen ablesen. Einerseits war der aus schlesischem Sandstein und Granitfind­lingen errich­ tete Bau bis hin zu den Möbeln, Lampen und Beschlägen nach rheinischen, sächsischen und apulischen Vorbildern romanisierend gestaltet, man bewegte sich in einem Phantasieambiente à la Friedrich II. Andererseits war das Schloss mit neuester Technik von Warmluftheizung und Lüftungs­ anlagen bis zu Fahrstühlen und Spülklosetts ausgestattet. Der Ökonom und Politiker Friedrich Naumann kritisierte aus dem Blickwinkel der sich formierenden Avantgarde, mit dem Schloss werde ein «bewohnbares Altertumsmuseum geschaffen, in das dann Wilhelm II. feierlich einzieht, um die Gewinnung des Ostens für die deutsche Kultur zu proklamieren. […] Ebensogut kann man eine Alhambra oder eine Marmormoschee nach ­Posen setzen.»175

Kaisermaskerade und Imperator-Technik: Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen Das Pendant zur Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen176 am Stauferpalast in Posen war die «Imperator», das damals größte Passagierschiff der Welt, das Wilhelm II. am 23. Mai 1912 in Hamburg beim Stapellauf taufte. Der technisch modernste Luxusdampfer der Zeit besaß einen Fest- und Ballsaal im «englischen Stil», ein «römisches Marmorschwimmbad» sowie Rokoko-Suiten. Ein ähnliches Musterbeispiel für eine derartige Form des Zusammenspiels von Technik und Historie war das von Wilhelm  II. besonders geschätzte und geförderte Kurhaus in Wiesbaden, das Friedrich von Thiersch 1905 bis 1907 errichtete. Auch in diesem vielleicht aufwendigsten Prunkbau der Kaiserzeit wechselte zum einen je nach Funktion der Stil der Ausstattung von Raum zu Raum, und zum anderen war der Prachtbau mit neuesten Konstruktionen und modernster Haustechnik ausgestattet.177 Derartige Kombinationen waren nicht spefizisch für Bauten von Wilhelm II., sondern allgemein üblich; auch der monumentalste Repräsentationsbau der Zeit, das germanische Urzeit evozierende Völkerschlachtdenkmal (Abb. 10) von Bruno Schmitz, war eine 91 Meter hohe reine Beton­ 44 | Kaiserreich 1890 – 1918

10 | B  runo Schmitz, Völker­ schlachtdenkmal in Leipzig, 1898–1913

konstruktion – verkleidet mit Granitporphyrquadern.178 Diese Verbindungen von neuer Bautechnik und Historie wurden keineswegs verheimlicht, sondern ausführlich dokumentiert. Das Neben- und Inei­nander von technisch modern und formal retrospektiv war Zeichen einer durch die Industrialisierung seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in fast allen Lebensbereichen bewirkten Inkongruenz zwischen technischer Entwicklung und historischer Verhaftung, die sich in allen Industrieländern findet. Während durch Eisenbahn, Verkehrsnetze und Telegraphie die Räume zusammenwuchsen, blieben Abstände im Zeitbewusstsein und den Lebensverhältnissen der Menschen. Diese Inkongruenz besitzt jedoch noch keine Aussagekraft für den politisch-sozialen Entwicklungsstand der Gesellschaft, denn die Prozesse der Industrialisierung und der Demokratisierung müssen nicht an die gleichen Tendenzen gekoppelt sein, so dass «erfolgreiche industrielle Modernisierung mit autoritären politischen Strukturen durchMonarchische und nationale Repräsen­tation | 45

aus vereinbar ist»179 – ebenso aber auch mit demokratischen. Erklärungen zur Divergenz zwischen neuesten technischen Entwicklungen und einem an der Historie orientierten künstlerischen oder architektonischen Ausdruck können also immer nur aus dem Gesamtkomplex politischer Machtstrategien erfolgen. Die Auffassung, historistisches Bauen sei nur ein Kostümfest – «die ­modernste europäische Industriemacht drapierte sich mit mittelalterlicher Kaisermaskerade»180 –, entstammt der Vorstellungswelt von Künstlern und Architekten seit der Jahrhundertwende, die sich mit dem Anspruch auf Kongruenz zwischen technischer Form und künstlerischer Gestaltung vom Historismus abgrenzen und als Kennzeichen für ihre fortschrittliche Gesinnung eine Übereinstimmung ihrer Werke mit der gesellschaftlich-­ politischen Modernisierung ihrer Zeit demonstrieren wollten. Adolf Loos konstruierte 1908 aus dem Gegensatz von zeitgenössischer und historischer Bekleidung eine Ablehnung des Ornaments und sah es als Unglück für ­einen Staat, wenn «das tempo der kulturellen entwicklung […] unter den nachzüglern»181 leide. Derartige Verweise auf Bekleidung – man trage auch nicht mehr Perücke und Krinoline – dienen bis heute vielen Architekten als Argument für eine Ablehnung historischer Formen an neuen Bauten. Mit Denkfiguren wie Kostümfest oder Maskerade wird aber das politische Element wilhelminischer Architektur nicht erfasst. Historisierende Architektur und technische Modernität sind komplementärer Ausdruck des intendierten funktionalen Zusammenhangs von Industriekaisertum und historischer Legitimierung des Gottesgnadentums, zwischen Schlachtschiffbau und Staufer-Historismus. Die Phänomene ergänzen sich in ihrer Zielsetzung. Die von Wilhelm II. in Auftrag gegebenen Bauten sollten als öffentlich ablesbare Geschichtszeichen der historischen Verankerung eines absolutistischen Herrschaftsanspruchs mitten im Industrialisierungsprozess sowie einer monarchischen Prägung der Vorstellung von der Nation dienen. Dass sich diese Geschichtszeichen eines Historismus bedienten, den die Bauindustrie allenthalben auch für ihre Zwecke verwendete, machte den Anspruch Wilhelms allerdings hohl, wie bereits Karl Scheffler feststellte: «Denn dieser Kaiser hat den großstädtisch entarteten Eklektizismus sanktioniert und hoffähig gemacht. Er hat die Formen der modernen Bauindustrie für die Zwecke staatlicher Repräsentation benutzt. Dadurch ist dieser Stil gewissermaßen zum Reichssymbol geworden.»182 Wilhelm 46 | Kaiserreich 1890 – 1918

wollte «aus den Bruchstücken einer ideologisch überhöhten Vergangenheit»183 den preußischen Militärstaat seines Großvaters rekonstruieren und stabilisieren, damit betrieb er aber letztlich nur eine «ästhetische Politik», die Illusionen schuf. Schon Theodor Fontane kritisierte am Kaiser: «Er glaubt das Neue mit ganz Altem besorgen zu können, er will Modernes aufrichten mit Rumpelkammerwaffen.»184

Denkmäler und Nationalisiserung der Massen Wie schon die antikischen Nationaldenkmäler Ludwigs I. so bewirkten auch die Hohenzollern-Denkmäler keine «Nationalisierung der Massen». Die mobilisierende Kraft der nationalen Idee wirkte insbesondere über Bürgervereine wie den 1859 gegründeten Deutschen Nationalverein oder den 1862 gebildeten Deutschen Reformverein. Die Nationalisierung breiter Massen konkretisierte sich bezeichnenderweise erstmals beim 1836 bis 1875 errichteten Hermannsdenkmal, das dem «zentralen Gründungsmythos des Reiches»185 – Germanentum als Sieger über das Romanische – gewidmet war. Dieses urdeutsch-germanische Siegessymbol wurde von bürgerlichen Schichten und insbesondere den militarisierten chauvinistischen Bürgervereinen finanziert und getragen.186 Das von Bruno Schmitz im thüringischen Kyffhäusergebirge errichtete Kyffhäuser-Denkmal,187 das die Parallelisierung von Barbarossa und Wilhelm  I. in einer Mischung aus Skulptur und urwüchsig gestalteter Architektur monumental zum Ausdruck brachte, entstand auf Betreiben des Deutschen Kriegerbundes, der 1900 eine Million Mitglieder zählte. Aus den Kriegerverbänden ging 1899 der gesamtnationale Kyffhäuserbund hervor, der 1913 etwa 32 000 Vereine mit 2,8 Millionen Mitgliedern ­umfasste und damit die größte Massenorganisation in Deutschland bildete – noch vor den freien Gewerkschaften mit etwa 2,5 Millionen Mitgliedern.188 Das von Bruno Schmitz geplante Leipziger Völkerschlacht­ denkmal, das größte architektonische Monument der Kaiserzeit, wurde weitgehend vom nationalistischen Deutschen Patriotenbund finanziert. Wilhelm  II. und andere Monarchen weigerten sich bezeichnenderweise, an der Grundsteinlegung des Völkerschlachtdenkmals teilzunehmen, denn dort wurden die Freiheitskriege beziehungsweise die Befreiungskriege gegen Napoleon im Sinne einer völkisch-bürgerlichen Nationalidee verherrlicht.189 Monarchische und nationale Repräsen­tation | 47

Die Antriebskraft zur Finanzierung dieser Nationaldenkmäler bildete der «Militarismus der kleinen Leute»190, der auf einem völkischen Nationalismus basierte, welcher den kleindeutschen Nationalstaat weit überschritt. Architektonisch zeigte sich in den Nationaldenkmälern eine Tendenz zu ­einer ins mythisch Urzeitliche überhöhten «germanischen Monumentalität»191. Sie waren Spiegel des Geschichtsbilds eines rassistisch grundierten politischen Germanismus,192 der insbesondere in den militärfrommen bürgerlichen Vereinen wurzelte, in denen sich der Fest- und Symbolhaushalt der Nation, die auf den Krieg zusteuerte, allmählich entwickelte.193 Mit dem Weltkrieg konvergierten dann der bürgerliche Nationalismus und Wilhelms historische Legitimierung seines Herrschaftsanspruchs. Als am 1. August 1914 Wilhelms Kriegserklärung bekannt gegeben wurde, stimmte die im Lustgarten versammelte Menge den zur vaterländischen Hymne avancierten Choral an: «Nun danket alle Gott.»

48 | Kaiserreich 1890 – 1918

1. 3 Bürgerliches Bauen – Daseinsvorsorge und urbane Kultur Parallel zur Industrialisierung und Verstädterung vollzogen sich der Aufbau einer neuen Infrastruktur sowie die Etablierung von Verwaltungseinrichtungen in den rapide wachsenden Städten. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts setzte eine gewaltige, sich bis 1914 steigernde Bauwelle ein, mit Tausenden von Neubauten für Bildung, Versorgung, Administration, Justiz, Stadttechnik und Stadthygiene. Die technische Daseinsvorsorge umfasste Wasserwerke, Pumpstationen, Wassertürme und Kanalisation, Gaswerke mit Gasometern, Elektrowerke sowie Verkehrs- und Kommunikationsmittel. Zur sozialen Daseinsvorsorge zählten Krankenhäuser, Badeanstalten, Brausebäder und Ledigenheime, dazu kamen Schlacht- und Viehhöfe, Feuerwachen, Polizeistationen u. v. a.194 Die Umwandlung der Städte erfolgte im Wesentlichen über die öffentlichen Verwaltungen, die im Zuge eines gezielten Munizipalsozialismus durch sozialreformerische Leistungen den in den Städten anwachsenden Klassenkampf befrieden und zu einer «friedlichen allmählichen Zähmung des Kapitalismus»195 beitragen sollten. Der Verwaltungsstaat schuf als Pendant die Regierungssitze, Justizgebäude, Polizeidirektionen und Gefängnisse. Die Bauten zur Daseinsvorsorge, allgemeinen Wohlfahrt, Bildung, Kultur, Rechtspflege und Repräsentation des Bürgertums stellten die größte bauliche Aktivität im Kaiserreich dar, die auch zur Formung von neuen Bautypen und von ­etlichen der charakteristischen deutschen Städtebilder führte, die dann zumeist im Zweiten Weltkrieg untergingen.196 Für einige Bauaufgaben wie Rathäuser, Museen und Justizbauten wurde im Kaiserreich so umfassend gebaut, dass der Bestand mit wenigen Ausnahmen bis 1945 ausreichte. Die Bautätigkeit war getragen von der «Kultur und Ideologie einer schmalen Sozialformation, des besitzenden und gebildeten Bürgertums»197, das die deutschen Städte zu den von dem Staatsrechtler Hugo Preuß gerühmten Inseln einer «urbanen Kultur»198 machte, von denen eine «Urbanisierung» der gesamten Gesellschaft ausgehen sollte. Finanziert wurde diese Bau­ tätigkeit auf Grundlage der geteilten Finanzhohheit durch die Bundes­ Bürgerliches Bauen – Daseinsvorsorge und urbane Kultur | 49

staaten sowie insbesondere durch die Kommunen, die deshalb als «Vorreiter der Modernisierung»199 in Deutschland bezeichnet werden konnten. Das Reich selbst trug zu dieser baulichen Entwicklung nur wenig bei.

Bautätigkeit des Reiches: Reichstagsgebäude Der Reichshaushalt finanzierte sich im reichseinheitlichen Zollgebiet im Wesentlichen über Zölle, Verbrauchssteuern, Verkehrssteuern sowie aus den Einnahmen der Reichspost – nur Bayern und Württemberg behielten nach 1871 ihre eigenen Postverwaltungen. Durch Anhebung der Agrarzölle und eine ständige Erhöhung des Anteils des Reiches an den Gesamteinnahmen stieg der Reichsetat von 1044 Millionen Reichsmark im Jahr 1890 kontinuierlich auf 3418 Millionen 1913. Gegenüber den wenigen zivilen Aufgaben, die dem Reich zufielen, beanspruchte der Militäretat den weitaus größten Prozentsatz – zwischen 1890 und 1913 regelmäßig 75 bis 90 Prozent der Gesamtausgaben. Die Bundesstaaten mussten indirekt die Militärausgaben mitfinanzieren, denn sie waren, proportional zu ihrer Bevölkerungszahl, zur Abgabe von Matrikularbeiträgen zur Deckung der Reichsausgaben verpflichtet. Zwischen 5 und 10 Prozent des Militäretats wurden für Hoch- und Tiefbauten, insbesondere für Festungen und Kasernen sowie Garnisonkirchen, Lazarette und Versorgungseinrichtungen wie auch den Kaiser-WilhelmKanal ausgegeben. Die Militärbauten waren zwar quantitativ umfangreich, aber architektonisch vielfach bedeutungslos. Für die Durchführung der Militärbaumaßnahmen waren die Bauabteilungen des Heeres beziehungsweise des Kriegsministeriums zuständig, die zivilen Bauaufgaben des Reiches übernahm 1871 die preußische Bauverwaltung, ab 1880 war die preußische Akademie des Bauwesens oberste beratende Instanz. Eine ­eigene Reichsbehörde für das Reichsbauwesen wurde nicht geschaffen, da Bismarck erklärte, «die Bautätigkeit des Reiches sei zu geringfügig für eine eigene Instanz»200. Mit Zunahme der Bauaufgaben des Reiches kam es zur Einrichtung von eigenen Bauverwaltungen bei den verschiedenen Reichsämtern sowie zur Ausgliederung einzelner Bereiche aus der preußischen Bauverwaltung, so erhielten Reichspost, Reichsbank, Reichsbahn sowie Marine und Schatzamt allmählich eigene Bauabteilungen. Erst 1920 entstand eine eigene Reichsbauverwaltung mit einer Reichsbaudirektion. Die bedeutendste zivile Bautätigkeit des Reiches war das Berliner Reichstags­ 50 | Kaiserreich 1890 – 1918

gebäude, dessen Finanzierung weitgehend aus französischen Kriegsreparationen erfolgte. Das Parlament war seit 1871 in der umgebauten königlichen PorzellanManufaktur an der Leipziger Straße untergebracht, hier fanden in den folgenden Jahren die politischen Auseinandersetzungen um Bauplatz, Bedeutung, Ausdruck und Stil eines Neubaus unter den politischen Parteien statt. Der Kaiser, Bismarck und konservative Kräfte positionierten sich anfangs gegen einen Neubau und versuchten dann gezielt, zum einen dem Bau einen nicht allzu repräsentativen Platz zuzuweisen und zum anderen die Planung in der Hand zu behalten. Die liberalen Kräfte drängten dagegen auf eine hervorgehobene Platzierung und auf eine «monumentale»201 Bauform mit einer «geschlossenen und großartigen Wirkung nach außen», die als Gegenstück zum Schloss ein Symbol des geeinten Deutschland darstellen sollte. 1872 wurde ein Wettbewerb für einen Bauplatz an der Ostseite des Königsplatzes ausgeschrieben, den Ludwig Bohnstedt gewann. Da der Besitzer des Geländes, Graf Raczynski, den Grund mit seinem ­Palais nicht freigab, begann eine fast zehn Jahre dauernde Diskussion über die Umsetzung des Projekts. Im Verlauf dieses politischen Kräftemessens zog Bismarck die Planung an das Reichskanzleramt, das Parlament erhielt kaum Mitwirkungsrechte an seinem eigenen Bau. Nachdem der preußische Staat den Grund von Raczynskis Sohn erworben hatte, konnte 1881 ein neuer Wettbewerb ausgeschrieben werden. Für den Bau zeichnete der Reichskanzler verantwortlich, die Ausschreibung erfolgte über das Reichsamt des Inneren, die Beurteilung über die Akademie des Bauwesens. Der Oppenheimer Paul Wallot gewann 1882 den für «alle Architekten deutscher Zunge» ausgeschriebenen Wettbewerb knapp vor einem Entwurf des Münchner Architekturprofessors Friedrich von Thiersch. Bis zur Eröffnung vergingen zwölf Jahre mit heftigen Auseinandersetzungen um die Gestaltung des Baus, den Wallot in den Formen der italienischen Hochrenaissance mit barocken Schlosselementen und einer Kuppel über dem Plenarsaal entworfen hatte (Abb. 11). Die Machtverhältnisse im Parlament schlugen sich im Grundriss nieder. Im Sitzungssaal saßen die Regierung und die Vertreter des Bundesrats den Abgeordneten der Parteien, die an der Berufung des Reichskanzlers nicht beteiligt und gegenüber der Reichsregierung nachgeordnet waren, erhöht gegenüber. Sie thronten gleichsam über den Parteien und lieferten damit «ein einprägsames Bild für die realen Machtverhältnisse im Hause»202. Bürgerliches Bauen – Daseinsvorsorge und urbane Kultur | 51

11 | Paul Wallot, Gebäude des Reichstags in Berlin, 1884–1894

Zwar wurde der Reichstag als ein «gewaltiger Markstein in der Entwicklung neuer deutscher Kunst»203, als «deutsche Baukunst der Zukunft» oder «deutscher Bau trotz der antiken Säulen»204 bezeichnet, aber er weckte kaum nationale Assoziationen. Selbst Wallot erklärte später, wenn er den Reichstag nochmals errichten müsse, würde er romanische – also «deutsche» – Formen wählen.205 Der Anspruch, den die mächtige Architektur mit großen Wandelhallen und dem Hoheitszeichen der Glas-Eisen-Kuppel demonstriert, missfiel bereits Wilhelm I., sein Enkel Wilhelm II. versuchte, auf die Höhe und Gestaltung der Kuppel sowie die Ausstattung einzuwirken,206 und brüskierte den Architekten bei einem Atelierbesuch, indem er ihm direkte Anweisungen gab.207 Als 1899 Arbeiten der von Wallot beauftragten Künstler Franz von Stuck und Adolf von Hildebrand ab­ gelehnt wurden, verließ er die Baukommission und zog sich verärgert ­zurück. Wilhelm  II. bezeichnete den Reichstag öffentlich als «Gipfel der Geschmacklosigkeit»208, was zu einer Solidaritätskundgebung vieler Architekten mit Wallot führte. Dass Wilhelm II. den Reichstag überhaupt nur zweimal betrat und immer wieder neue Ausdrücke für sein Missfallen 52 | Kaiserreich 1890 – 1918

fand – «Reichsaffenhaus», «Schwatzbude», «Saubude»209 –, lag nicht an der Architektur, sondern am Parlament, das nicht zu seinen absolutistischen Herrschaftsvorstellungen passte. Umgekehrt nannte ein Abgeordneter bei der Eröffnung den Bau ein Wahrzeichen der Einheit und forderte unter minutenlangem Beifall, über dem Haupteingang – wie bereits von Wallot vorgeschlagen – die Inschrift «Dem deutschen Volke» anzubringen. Wilhelm hintertrieb diesen Wunsch, erst 1916, als der Reichstag die Kriegsanleihen zeichnete und «seinen» Krieg bedingungslos unterstützte, genehmigte er die Anbringung der Widmung. Peter Behrens gestaltete zusammen mit der in England bei Edward Johnston ausgebildeten Schriftkünstlerin Anna Simons einen Schriftzug, der eine römische Antiqua mit einer «deutschen» Frakturschrift verknüpfte.210 Wallots historisierender Bau missfiel den Avantgarde-Architekten der 1920 er-Jahre, den Nationalsozialisten diente ein Brand im Februar 1933 zu einer Notverordnung, mit der sie alle demokratischen Rechte außer Kraft setzten. Nach 1945 stand der Reichstag 20 Jahre als zerschossene und ausgebrannte schwarze Ruine an der Grenze zur DDR, dann wurde er äußerlich komplett – allerdings ohne Kuppel – rekonstruiert und als Symbol des freien Westens instrumentalisiert. Mit dem Beschluss zur Verlegung der Hauptstadt von Bonn nach Berlin 1991 avancierte der Reichstag zum politischen Zentrum des wiedervereinigten Deutschlands und erhielt wieder eine Kuppel als Hoheitszeichen: Seine Geschichte ist auch ein Spiegel der deutschen Geschichte.

Bautätigkeit der Bundesstaaten: Regierungs- und Justizgebäude als Zeugnisse der Verwaltungsmacht, Kultur­bauten für das Bildungsbürgertum Die einzelnen Bundesstaaten bezogen zwischen 40 und 60 Prozent ihrer Einnahmen aus den Überschüssen ihrer Staatsbetriebe wie Eisenbahn, Bergbau und – nur in Bayern und Württemberg – Post, der Rest kam über direkte Steuern (Einkommen-, Ertrag- und Erbschaftssteuer). Die Miquel’sche Finanzreform – benannt nach dem Preußischen Finanzminister und vormaligen Oberbürgermeister von Osnabrück und Frankfurt am Main, Johannes Miquel –, die schrittweise seit 1891 in Preußen eingeführt wurde, sollte die hohen preußischen Staatsschulden durch eine ­allgemeine progressive Einkommensteuer abbauen. Diese staatliche Einkommensteuer betrug maximal 4 Prozent, galt für natürliche und juristiBürgerliches Bauen – Daseinsvorsorge und urbane Kultur | 53

sche Personen gleichermaßen und basierte auf einer Selbsteinschätzung der Steuerpflichtigen.211 Die Steuern wurden somit gleichmäßig auf alle verteilt und die Besitzenden nur sehr mäßig belastet. In Württemberg kam es erst 1905 und in Bayern erst 1910 zu einer allgemeinen Einkommensteuer, bis dahin blieben dort Ertragsteuern Grundlage des Steuersystems. 1913 erbrachte die Einkommensteuer aller Einzelstaaten insgesamt 61 Prozent aller Staatssteuern. Die damit finanzierte Bautätigkeit der Bundesstaaten bezog sich vorrangig auf Justizeinrichtungen, Gebäude für staatliche Verwaltungen, Eisenbahn- und Postdirektionen sowie Kirchen, höhere Schulen und Universitäten. Diese Bauten errichteten fast durchweg die staatlichen Hochbauabteilungen, die nur in Ausnahmefällen bekannte ­Architekten beschäftigten und die alljährlich stolz vermeldeten, dass die veranschlagten Baukosten um 5 bis 10 Prozent unterschritten worden seien.212 Aus dem Bauen der Bundesstaaten heben sich besonders die Regierungs-, Gerichts- und Kulturbauten hervor, denn bei diesen repräsentativen Bauaufgaben entwickelten sich auch bedeutsame Raumgestaltungen. Unter den preußischen Regierungsgebäuden, die in den meisten der 26 Provinzen und Regierungsbezirke entstanden, ragt besonders der Düsseldorfer Bau (heute das Regierungsgebäude) heraus, der in der Hauptstadt der Rheinprovinz 1907 bis 1911 von Traugott von Saltzwedel mit einem

12 | Traugott von Saltzwedel, Regierungsgebäude in Düsseldorf, 1907–1911

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pompösen Treppenhaus und reich ausgestatteten Repräsenta­tionsräumen als «Neues Schloss am Rhein»213, als Statthalterpalast des preußischen Königs und deutschen Kaisers errichtet wurde (Abb. 12). Stilistisch orientiert sich das Regierungsgebäude an Düsseldorfer Barock­bauten, nahm also eine Bautradition der Stadt auf und wirkt somit trotz der Größe nicht wie ein Fremdkörper. Ähnlich wurde das westpreußische Landeshaus in Danzig in den Formen der Danziger Renaissance, das Potsdamer Regierungsgebäude im Stil des friderizianischen Barock und das Mindener Regierungsgebäude in Anlehnung an westfälische Renaissancebauten errichtet. Aber diese Zuordnungen sind keineswegs durchgängig vorhanden: Das ­Regierungsgebäude in Koblenz zeigt romanische Formen und das Gebäude in Frankfurt an der Oder sowie das mächtige Oldenburger Landeshaus von Paul Bonatz orientierten sich am Klassizismus. Architektonisch noch bedeutsamer als die Regierungsgebäude waren die Justizbauten.214 Maßgebend für die umfangreiche Bautätigkeit in diesem Bereich waren die seit dem 1. Oktober 1879 gültigen neuen Reichsjustizgesetze, die Gerichtsverfassung und Verfahrensrecht reichseinheitlich ­regelten und zur Einrichtung eines Reichsgerichts in Leipzig sowie der Oberlandesgerichte in den Bundesländern führten. Um alle Instanzen aufeinander zu beziehen, sollten Amts-, Land- und Oberlandesgerichte, sofern möglich, in einem gemeinsamen Gebäude oder einer Gebäudegruppe untergebracht werden. Dieser Ansatz sowie die in den Reichsjustizgesetzen festgelegte Öffentlichkeit des Verfahrens und Laienbeteiligung waren letztlich ausschlaggebend für die große Zahl von Neubauten und die neue Form von Justizpalästen.215 Vorbild für alle europäischen Justizbauten war der von Joseph Poelaert von 1866 bis 1883 erbaute Justizpalast in Brüssel, mit 25 000 Quadrat­ metern Grundfläche – der Deutsche Reichstag umfasste 11 200 Quadratmeter – und 122 m Höhe hinsichtlich des Volumens der größte Bau des 19. Jahrhunderts. Er lieferte nicht nur ein unerreichtes Maß an Monumentalität, sondern führte bereits mit Kuppel und aufgesetzter belgischer Krone exemplarisch die Idee einer «Kathedrale des bürgerlichen Verfassungsstaates»216 vor. Diese Auffassung vom Justizgebäude als monumentalem architektonischen Sinnbild des bürgerlichen Rechtsstaats und als architektonischer Ausdruck des «respect des lois» bestimmte auch die deutschen Planungen. In den Dimensionen abgestuft entstanden seit den 1880 er-Jahren im ganzen Reich Amts-, Land- und Oberlandesgerichte sowie in einiBürgerliches Bauen – Daseinsvorsorge und urbane Kultur | 55

gen größeren Städten zusammengelegte Gerichte wie die mächtigen Baukomplexe u. a. in Aachen, Berlin, Dresden, Essen, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Karlsruhe, Köln, Krefeld, Magdeburg, München, Nürnberg, Straßburg und Stuttgart.217 Im äußeren Aufbau und Formenapparat zeigen die Justizbauten fast durchweg Varianten von Baublöcken in Neorenaissanceformen oder barocken Schlossanlagen. Die im Gesetz festgelegte Öffentlichkeit und Laienbeteiligung erforderten große Sitzungssäle, Wartehallen sowie ein zentrales Treppenhaus, das in der Folge von ­etlichen Architekten als Kennzeichen «einer gegenüber dem Publikumsverkehr prinzipiell offenen Justiz»218 gestaltet wurde. Einige der großen Justizkomplexe, die dann auch entsprechend als Justizpaläste bezeichnet wurden, entfalteten auf diesem Wege im Inneren einen überwältigenden räum­ lichen Reichtum, und der Schlosscharakter verleiht ihnen den repäsenta­ tiven Ausdruck der «Unabhängigkeit der im 19. Jahrhundert erreichten rechtsstaatlichen Gerichtsbarkeit»219. Während im 1895 eröffneten Leipziger Reichsgericht von Ludwig Hoffmann das Treppenhaus noch außerhalb der zentralen Halle lag und die Kupppel nicht mit dem Innenraum verbunden war, gestaltete Friedrich von Thiersch bei dem bis 1897 errichteten, äußerlich sich am Vorbild baro-

13 | F riedrich von Thiersch, Zentralhalle im Justizpalast in München, 1891–1897

56 | Kaiserreich 1890 – 1918

cker Kloster- und Schlossanlagen orientierenden Münchner Justizpalast aus dem Zusammenspiel von Freitreppen, Treppenhäusern und lichtdurchfluteter überkuppelter Zentralhalle eine völlig neuartige Raumschöpfung (Abb. 13). Zwei seitlich an den Zentralraum angefügte Treppenanlagen erschlossen gleichmäßig alle drei Obergeschosse,220 wobei eine ­kolossale Säulenordnung zwei Geschosse zusammenfasste.221 Der mächtige Bau in den Dimensionen des Berliner Reichstags sollte die Eigenständigkeit der Justiz des Königreichs Bayern architektonisch demonstrieren. Durch die Gestaltung der Haupthalle mit aufwendiger Dekoration, schmückender Bauplastik und gläserner Lichtkuppel gelang es Thiersch, die Macht des Gesetzes nicht oppressiv erscheinen zu lassen, wie in dem kafkaesk laby­ rinthischen Justizpalast in Brüssel, sondern die Justizgewalt in einem ge­ radezu künstlerisch farbigen Rahmen eines Gesamtkunstwerks zu präsentieren. Thierschs Raumerfindung fand eine Nachfolge bei einer Reihe von ­Justizkomplexen, am eindrucksvollsten in den Gerichtsgebäuden Berlin-­ Moabit (1902–1906) von Rudolf Mönnich und Carl Vohl sowie BerlinMitte (1896–1904) von Paul Thoemer, Otto Schmalz und Mönnich, ein Baukomplex, der in den Dimensionen fast dem Berliner Schloss entspricht

14 | P aul Thoemer, Rudolf Mönnich und Otto Schmalz, Treppenhaus im Land- und Amtsgericht Berlin Mitte, 1896–1904

Bürgerliches Bauen – Daseinsvorsorge und urbane Kultur | 57

(Abb. 14).222 Die dreiläufigen und gegenläufigen Treppenanlagen sind hier in dreifacher Anordnung übereinander in die Zentralhalle herausgedreht, so dass eine fast artistische – nur mit Eiseneinlagen und Stahlbetonkon­ struktionen mögliche – Raumschöpfung entstand. Im Gegensatz zum Münchner Justizpalast sind in Berlin die Geschosse völlig gleichmäßig ausgebildet. Während barocke Anlagen das Hinaufsteigen zum Herrscher ­inszenieren und die Haupttreppe nur bis zum Piano Nobile mit den Herrschaftsräumen oder dem Festsaal führt, öffnen sich bei den Berliner Justizpalästen alle Geschosse gleichmäßig zum Zentrum. Dieser architektonische Ausdruck des für alle gleichermaßen gültigen Gesetzes erhält in den beiden Berliner Zentralhallen durch die Ausmalung der Decke als Sternenhimmel sogar noch eine weitere symbolische Steigerung im Sinne von Kants Imperativ: «Der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gestz in mir»223. Die Zentralhallen der Justizgebäude führen somit die Grundlagen des konstitutionellen bürgerlichen Staates – Öffentlichkeit, Gesetzesmacht und Gleichheit vor dem Gesetz – architektonisch vor. Zu Recht wurden sie von Julius Posener als die «vielleicht genialsten Raumschöpfungen der Neuzeit»224 bezeichnet. Die generelle Ablehnung historistischer Architektur durch die Vertreter des Neuen Bauens als «unschöpferisch» verkannte völlig die großartigen Raumschöpfungen in München und Berlin und verdrängte sie aus dem Kanon der bedeutendsten Bauwerke des Jahrhunderts in Deutschland.225 Neben den Regierungs- und Justizgebäuden, den steinernen Zeugnissen «der Verwaltungsmacht des Staates»226, entfaltete sich der Anspruch des Bildungsbürgertums im öffentlichen Raum in zahlreichen repräsentativen staatlichen Kulturbauten der einzelnen Bundesländer – vom Pergamonmuseum Alfred Messels in Berlin über das Vorgeschichtsmuseum von Wilhelm Kreis in Halle (Abb. 15) bis zum Landesmuseum in Kassel von Theodor Fischer und vom Kurhaus in Wiesbaden Friedrich von Thierschs bis zu den zahlreichen Hochschulneubauten (von Danzig und Kiel über Marburg und Freiburg bis Jena und Breslau).227 Vergleichbar beeindruckende Raumschöpfungen wie bei den Justizpalästen finden sich auch bei dem der British Library in London und der Library of ­Congress in Washinton nachempfundenen neobarocken Lesesaal der Preußischen Staatsbibliothek sowie bei der Eingangshalle des Kaiser-Friedrich-Museums (heute Bodemuseum) von Ernst von Ihne. Die imposanten Hallenräume der Bibliothek und des Museums sind mit einer nicht sichtbaren eisernen «Schwedler-Kuppel»228 58 | Kaiserreich 1890 – 1918

15 | Wilhelm Kreis, Museum für deutsche Vorgeschichte in Halle, 1912–1918

eingewölbt, eine herausragende bautechnische Innovation, die jedoch zumeist nur über den großen Gasbehältern – mit Spannweiten über 50 Meter – offen gezeigt wurde.229 Im Gegensatz zu den ebenen, zweidimensionalen Rippenkonstruktionen in der Art der Reichstagskuppel230 bestand die nach dem Bauingenieur ­Johann W. Schwedler benannte Kuppel aus einem dreidimensional gekrümmten Tragwerk mit räumlicher Lastabtragung, für das er bereits 1866 eine Berechnung lieferte und damit die Grundlagen für die Konstruktion von Raumtragwerken und Schalen im 20. Jahrhundert schuf.231

Bautätigkeit der Kommunen für Stadthygiene, ­Stadttechnik und Daseinsvorsorge Die Städte hatten im Bereich ihrer Selbstverwaltung eine relative Steuerautonomie, sie durften die Bürger im Rahmen staatlicher Gesetz­ gebung und Genehmigungsvorbehalte mit Gemeindesteuern belegen. ­Neben dem Einkommen aus Gebühren und Gemeindevermögen erhoben alle Städte auf Staatssteuern Kommunalzuschläge, die von Stadt zu Stadt sehr stark variierten. Diese Zuschläge zur Staatseinkommensteuer machBürgerliches Bauen – Daseinsvorsorge und urbane Kultur | 59

ten vor der Miquel’schen Finanzreform bei Städten mit über 10 000 Einwohnern in Preußen etwa dreiviertel der Steuereinnahmen aus. Durch das unter Miquel ausgearbeitete und am 1. April 1895 in Kraft getretene Kommunalabgabengesetz sollten die Einnahmen primär aus dem Gemeindevermögen, in zweiter Linie aus indirekten Steuern und erst danach aus ­direkten Steuern gewonnen werden. Den Gemeinden wurden deshalb die Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuern zugesprochen.232 Bezeichnenderweise machten jedoch die Gemeinden von dieser Einnahmequelle nur sehr begrenzt Gebrauch, denn damit wären die Interessen der Grund- und Hausbesitzer berührt worden, die aufgrund des Dreiklassenwahlrechts, des Hausbesitzerprivilegs und anderer Instrumente bürgerlicher Herrschaft die Gemeinde- und Stadtverordnetenversammlungen dominierten.233 Die Reichshauptstadt Berlin führte deshalb erst gar keine Grundsteuer ein. Dort, wo sie angewendet wurde, lag der Erhebungssatz bei wenigen Prozenten, viele Städte (in Sachsen alle) verzichteten sogar auf die Gewerbesteuer; insgesamt blieb sie eine marginale Größe.234 Die Einkünfte der Kommunen verschoben sich deshalb nur geringfügig im Sinne der von ­Miquel gewünschten Reform. Eine weitere wichtige Einnahmequelle der Städte entwickelte sich seit den 1880 er-Jahren durch die systematische Kommunalisierung der Ver­ sorgungsbetriebe. Nach dem Prinzip des Munizipalsozialismus,235 der kommunalen Betreuung von Infrastruktureinrichtungen, kauften die Gemeinden zuerst Wasserwerke und Schlachthäuser, später Gas- und Elek­ trizitätswerke sowie Nahverkehrseinrichtungen auf. Waren 1870 noch fast zwei Drittel aller Gaswerke in Privatbesitz, so hatten die Kommunen 1912 etwa 70 Prozent dieser gewinnbringenden Betriebe übernommen.236 Auch den Bau der seit den 1880 er-Jahren errichteten Elektrizitätswerke finanzierten großenteils direkt die Kommunen und sie erhielten anschließend die Einnahmen. Der gesamte Bereich der «Schienen, Röhren und Leitungen»237 im öffentlichen Raum ging allmählich in kommunalen Besitz über. Die Städte sicherten sich dadurch eine regelmäßige Versorgung, gleichzeitig erwuchsen daraus aber auch große Bauaufgaben und Kosten. Obwohl die Kommunen ihren Steueranteil im Vergleich mit Staat und Reich überproportional erhöhten, mussten sie kontinuierlich mehr Geld aufnehmen, um die steigenden Ausgaben für Stadttechnik, Stadthygiene und ähnliche Aufgaben finanzieren zu können. Während die Ausgaben der Bundesstaaten jährlich um 1,7 und die des Reichs um 3,2 Prozent stiegen, erhöhten 60 | Kaiserreich 1890 – 1918

sich die Gemeindeausgaben von 1870 bis 1913 jährlich um 5,6 Prozent. Die Ausgaben für Infrastruktur stiegen seit 1872 in Berlin um das 5fache, in Frankfurt um das 7fache und in Hamburg um das 20fache238 – ein Spiegel sowohl des Wachstums der Städte als auch des städtischen Ausbaus der Leistungsverwaltung, der wiederum Hand in Hand ging mit enormer Bautätigkeit. Die kommunale Bautätigkeit übertraf die Staatsbauten zwar nicht immer an Bedeutung, aber doch weit an Umfang. Der Bedarf der rapide ­anwachsenden Städte an neuen baulichen Einrichtungen für Versorgung, Gesundheit, Bildung und Verwaltung führte in allen Städten im Reich vor 1914 zu einer gewaltigen Zahl von Neubauten. Mit der Verstaatlichung oder Kommunalisierung der Versorgungseinrichtungen begann der systematische Aus- und Aufbau von Bauten zur Stadttechnik, Stadthygiene und Daseinsvorsorge. Viele Bauaufgaben wurden den Städten per Gesetz übertragen.239 So war für die Armenhilfe (Waisenhäuser, Alten-, Ledigenund Asylheime) seit 1870 nicht mehr der Geburtsort, sondern der Wohnort verantwortlich; das neue Recht der Städte, eine zentrale, obligatorische Fleischbeschau durchzuführen und die Lebensmittelqualität zu überprüfen, führte zum Bau von zentralen Schlacht- und Viehhöfen sowie kommunalen Großmarkthallen; die Gesetze zur kommunalen Gesundheits­ fürsorge (u. a. Reichskrankenversicherungsgesetz 1883) beförderten den Bau kommunaler Krankenhäuser, und durch die Kommunalisierung der Volksschulen mussten die Städte Bau- und Unterhaltskosten der Schulen übernehmen. Die Aufwendungen für Schulen und Tiefbau beanspruchten den Etat der kleineren Industriestädte teilweise bis zu 50 Prozent.240 Die Zahl der Krankenhäuser erhöhte sich zwischen 1870 und 1910 von 2300 auf 4800, die der Theater stieg von 200 auf 600; die Zahl der Volksschulklassen wuchs in Preußen von 60 000 auf 128 000, die der höheren Schulen von 414 auf 824.241 Viele Stadtverwaltungen und Bürgermeister suchten, ihren schnell wachsenden Städten ein kommunales Profil zu geben sowie ihr eigenes Repräsentationsbedürfnis architektonisch zu befriedigen. Außerdem führte der kontinuierliche Ausbau des Verwaltungspersonals zu einem wachsenden Raumbedarf. Zu den wichtigsten Bauaufgaben für die Städte zählten deshalb Rathäuser, von denen bis zum Weltkrieg über 120 neu gebaut wurden.242 Eine erste Bauwelle mit neuen Rathäusern verlief etwa parallel mit dem gründerzeitlichen Aufschwung der deutschen Wirtschaft. Einige PlaBürgerliches Bauen – Daseinsvorsorge und urbane Kultur | 61

16 | M  ax Meckel, Entwurf für das Rathaus in Frankfurt am Main mit einem lobenden Vermerk von Wilhelm II., 1890

nungen zogen sich über Jahrzehnte hin und kamen erst um die Jahrhundertwende zum Abschluss (Hamburg, Hannover),243 andere Rathäuser waren schon bald wieder zu klein und wurden durch ein «Neues Rathaus»244 erweitert (München, Leipzig, Dresden, Erfurt)245 oder ergänzt (Stadthaus Berlin). Diese neuen Rathäuser waren zumeist wesentlich aufwendiger gestaltet als ihre Vorgängerbauten, so dass die inzwischen gewachsene wirtschaftliche und politische Bedeutung der Stadt direkt öffentlich ablesbar war. Zum Teil wurden auch mittelalterliche Rathäuser erweitert (Köln, Bremen)246 oder überformt (Aachen, Frankfurt, Abb. 16).247 In der Stilwahl bezogen sich die Rathäuser oft auf den Vorgänger- oder Altbau, ­häufig wurden allerdings auch pauschal Neogotik (Braunschweig, Essen, Gelsenkirchen) oder deutsche Renaissance (Dessau, Münsterberg) gewählt, also Stile, mit denen auch ohne spezifischen Ortsbezug «deutsches Mittelalter» oder allgemein «Deutschtum» assoziiert werden konnten.248 Diesen nationalen Bezug der Stadt verfestigten in fast allen Rathäusern die aufwendigen Bild- und Ausstattungsprogramme.

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Die Macht der Stadtbauräte Für öffentliche Bauten gab es keine Ausschreibungspflicht, aber für den Bau der Rathäuser fanden zumeist Wettbewerbe statt, damit die städtischen Ratsherren – Ratsfrauen gab es erst ab 1919 in der Weimarer Republik – aus verschiedenen Vorschlägen von Architekten den ihren Vorstellungen entsprechenden Repräsentationsbau auswählen konnten. Bei den übrigen kommunalen Bauaufgaben übernahmen fast durchweg die städtischen Bauverwaltungen – unter der Leitung des jeweiligen Stadtbaurats – die Planung und Durchführung. Die selbst entwerfenden Stadt­ bauräte betreuten ein enormes Bauvolumen und waren die ungekrönten Könige der Architektur im Kaiserreich. Häufig benahmen sie sich auch selbstherrlich wie Könige, zogen auch nach Wettbewerben die Aufträge an sich und ließen keine Konkurrenz in ihrer Herrschaftssphäre zu. Manchmal bewegten sie sich wohl auch auf «der Bahn der Charakterlosigkeit»249, wie der Leipziger Stadtbaurat Hugo Licht an Fritz Schumacher bei dessen Amtsbeginn in Hamburg schrieb, «denn anders wäre auf einem Posten wie dem unseren, nicht durchzukommen». Einige Stadtbaumeister, wie Ludwig Hoffmann in Berlin, Fritz Schumacher in Hamburg, Hans Grässel in München, Hugo Licht und Wilhelm Scharenberg in Leipzig,250 Hans Erlwein in Dresden, Richard Plüddemann251 in Breslau, aber auch diejenigen in kleineren Städten wie Otto Holzer in Fürth drückten ihrer Stadt durch die Masse an repräsentativen Neubauten einen eigenen, teilweise bis heute nachwirkenden Ausdruck auf. Aufgrund der Stadtgröße und der dadurch zur Verfügung stehenden ­Finanzmittel betrieb der von 1896 bis 1924 als Berliner Stadtbaurat tätige Ludwig Hoffmann mit über 300 Bauten die wohl umfangreichste Bau­ tätigkeit im Kaiserreich.252 Aus dem riesigen Œuvre Hoffmanns, das er selbst bis 1912 schon in elf Folianten publizierte, ragen einige Bauten besonders heraus, darunter das im Pavillon-System errichtete Rudolf-Virchow-Krankenhaus mit 2000 Betten (Abb. 17), die weitläufige Heilanstalt in Berlin-Buch in der Form eines flämischen Dorfes, das Märkische Museum (Abb. 34) oder das Neue Stadthaus, dessen Turm die Gontard-Türme des Französischen und Deutschen Doms am Gendarmenmarkt zitiert – ein Motiv, das Hermann Henselmann am Eingang zur Stalinallee in den 1950 er-Jahren wieder aufnahm (Abb. 176).253 Hoffmann war somit der vielleicht produktivste kommunale Architekt der Kaiserzeit, entsprechend der Stadtgröße folgten ihm Fritz Schumacher, Bürgerliches Bauen – Daseinsvorsorge und urbane Kultur | 63

17 | Ludwig Hoffmann, Rudolf-Virchow-Krankenhaus in Berlin-Wedding, 1899–1906

Oberbaudirektor von 1909 bis 1933 in Hamburg, sowie Hans Grässel, Stadtbaurat und Stadtbaudirektor in München von 1900 bis 1928. Alle drei waren somit noch in der Weimarer Republik tätig und konnten über Jahrzehnte ihren Städten einen architektonischen Stempel aufdrücken, alle drei gerieten in den 1920 er-Jahren in die Kritik der nächsten Generation, die sich dem Neuen Bauen zuwandte. Hoffmann und Grässel blieben ­immer den geschichtlichen Vorbildern verhaftet und versuchten, mit historischem Formenapparat die neuen Bauaufgaben zu lösen. So erklärte beispielsweise Wilhelm II. beim Besuch des Virchow-Krankenhauses zufrieden zu Hoffmann: «Sie haben mir das alte Berlin neu geschaffen»254, und Grässel gestaltete noch 1928 – zwei Jahre nach dem Bauhausgebäude in Dessau – ein Altenheim in München in der Anmutung einer barocken Klosteranlage mit Zwiebeltürmen. Die vier großen neuen Münchner Friedhöfe entwarf er wie eine Abfolge der Stilgeschichte von frühchristlich über romanisch bis barock und klassizistisch. Die stärkste architektonische Kraft war sicher Fritz Schumacher, der sich nach eigener Einschätzung immer «Ehrfurcht […] vor den alten Dingen»255 bewahrte, aber bei seinen Bauten doch den geschichtsfrommen Historismus des 19. Jahrhunderts zu überwinden suchte. Als Medium für 64 | Kaiserreich 1890 – 1918

18 | Fritz Schumacher, Gelehrtenschule des Johanneums in Hamburg-Winterhude, 1912–1914

diesen Prozess diente Schumacher der Backstein: «Nur eine frei aus den ­Eigentümlichkeiten des Materials entwickelte Sprache konnte wirklich ­lebendig werden; die gefühlsmäßigen Zusammenhänge mit der Tradition kommen ganz von selber durch die Bindungen, die der Backstein dem Schaffenden auferlegt, zutage.»256 In einer Reihe von Bauten, die er noch vor dem Ersten Weltkrieg errichtete, gelang es Schumacher, einen «neuzeitlichen Backsteinbau»257 zu erschaffen, der die hanseatische Bautradition fortsetzt, sich in Konfiguration und Dimension harmonisch in die städtische Textur einfügt, einen reduzierten historischen Formenapparat verwendet und sich doch in einer neuen «lebendigen Backsteinsprache»258 ausdrückt. Das Johanneum (Abb. 18), das Pathologische Institut, die Handwerkskammer oder das Museum für Hamburgische Geschichte sind Beispiele einer evolutionären Entwicklung der architektonischen Formensprache zu einer in der Historie verwurzelten Moderne, ein Weg, den Theodor Fischer ähnlich im Süden Deutschlands ging. Beide verfolgten diese Synthese auch in den 1920 er-Jahren, die aber im Neuen Bauen der Avantgarde keine Fortsetzung fand. Die Bauten der Daseinsvorsorge und der Verwaltungen wurden als ­«wilhelminisches Lächeln»259 interpretiert, als Ausdruck «wohlwollender Bürgerliches Bauen – Daseinsvorsorge und urbane Kultur | 65

­ utorität», die sich historisch kleidet und aus der Geschichte legitimiert. A Dieser Euphemismus verdeckt allerdings zum einen die enorme emanzipatorische Leistung der Bürger in den Kommunen sowie andererseits die mit dem Munizipalsozialismus eben auch verbundene Absicht, durch staat­ liche Daseinsfürsorge und Ordnungszeichen für politische Unmündigkeit zu entschädigen und gesellschaftliche Gegensätze befriedend zu über­ decken.260

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1. 4 Die Suche nach einem neuen Stil Seit Heinrich Hübschs Publikation In welchem Style sollen wir bauen? 1828 war die Frage nach dem «richtigen» Stil für die Gegenwart ein Dauerthema. Spöttisch bemerkte Hermann Muthesius an der Jahrhundertwende: «Das Publikum fordert einen neuen Stil noch heute beständig und rechtet mit jedem Architekten persönlich über die Unterlassungssünde, ihn nicht erfunden zu haben.»261 Die endlosen Stildiskussionen und die Stilsuche waren nicht zuletzt Spiegel der Zerrissenheit zwischen rückwärtsgewandter Sinngebung aus der Geschichte und dem von der ­Industrialisierung beflügelten Fortschrittsglauben.262 Im Zuge der Entfaltung des historischen Bewusstseins hatte die Geschichtswissenschaft den Architekten immer mehr Kenntnisse über alle Epochen vermittelt, histo­ rische Stile standen mit allen Details beliebig zur Auswahl, gleichzeitig führte die massenhafte industrielle Fertigung dazu, dass die Produkte, wie Georg Simmel diagnostizierte, ihre geistige «Bestimmtheit»263 verloren. Der Prozess der kapitalistischen Arbeitsteilung trennte den geistigen vom mechanischen Prozess der Produktion, er trennte die «subjektiven und die objektiven Bedingungen der Arbeit»264, und als Folge dieses Differenzierungs- oder Verfremdungsprozesses wurden die Produkte zur Ware ohne «selbständige Bestimmtheit». Formgebung wurde zunehmend Teil des ­kapitalistischen Marktes und der Spekulation, es entstanden nur Moden, die immer schneller wechselten. Die Geldwirtschaft nivellierte «alle Mannigfaltigkeiten der Dinge», qualitative Unterschiede wurden nur noch «durch Unterschiede des Wieviel ausgedrückt». Das Geld mit seiner Farblosigkeit und Indifferenz wurde zum «Generalnenner aller Werte» und zum fürchterlichsten Nivellierer, denn «es höhlt den Kern der Dinge, ihre Eigenart, ihren spezifischen Wert, ihre Unvergleichbarkeit rettungslos aus»265.

Die Suche nach einem neuen Stil | 67

Abwendung von der Geschichte: Lebensreform und Jugendstil Als Lösung propagierten die englischen Reformer John Ruskin und William Morris seit der Mitte des 19. Jahrhunderts eine radikale Abwendung von der maschinellen – kapitalistischen – Produktion, die für sie nur historische Surrogate und tote Gegenstände lieferte. Sie forderten eine Rückkehr zu vorindustriellen handwerklichen Produktionsweisen, die wieder Freude an der Arbeit und damit eine soziale Befriedung der Gesellschaft herbeiführen sollten. In Deutschland lieferte Friedrich Nietzsche mit den Unzeitgemäßen Betrachtungen 1873 eine Kampfschrift gegen die «antiquarische»266 tote Historie sowie gegen das «chaotische Durcheinander aller Stile»267 und forderte eine «kritische» Sicht auf die Geschichte «im Dienste des Lebens»268. Der Mensch «muß die Kraft haben und von Zeit zu Zeit anwenden, eine Vergangenheit zu zerbrechen und aufzulösen, um leben zu können […] jede Vergangenheit aber ist wert, verurteilt zu werden.» Anstelle des «chaotischen Durcheinander aller Stile», jener «Jahrmarkts-Buntheit» die als «das Moderne an sich» betrachtet würde, sollte eine neue einheitliche Kultur geschaffen werden, denn «Kultur ist vor ­allem Einheit des künstlerischen Stils in allen Lebensäußerungen eines Volkes.»269 Die historischen Masken der Stile sollten zerschlagen und aus dem Leben und den Kräften der Gegenwart ein neuer Stil geformt werden, der zu einer Kulturblüte der Nation führen würde. Damit war ein Denkmuster formuliert, das von vielen Künstlern aufgenommen und das auch grundlegend für die sich allmählich entwickelnde neue Architektur wurde. Die Verwendung historischer Formen war diskreditiert, nur aus den lebendigen Kräften der Gegenwart beziehungsweise aus dem Lebensquell der Natur durften neue Formen für die erstrebte kulturelle Einheit gewonnen werden, wobei die Architekten und Künstler als Erzieher der «Laien» voran­schreiten sollten. Die Bemühungen zur Überwindung des Historismus bündelten sich in Deutschland in der vom Bildungsbürgertum getragenen Lebensreform­ bewegung,270 für die der Dichter Ferdinand Avenarius mit der von ihm seit 1887 herausgegebenen Zeitschrift «Der Kunstwart» und dem 1902 gegründeten Dürerbund ein wichtiges Sprachrohr und ein Identifikations­organ lieferte.271 Obwohl die Bewegung ein breites Spektrum von Meinungen und Aktivitäten umfasste, war ihr gemeinsamer Nenner, dass die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse nicht verworfen oder umgestürzt, son68 | Kaiserreich 1890 – 1918

dern ästhetisch überformt werden sollten, eine Gesellschafts­reform sollte durch Reform der Kultur erfolgen. Im Zentrum der Lebensreformbewegung standen körper- und naturbezogene Haltungen wie Freikörperkultur, Reformkleidung, Naturheilkunde, Vegetarismus und Ausdruckstanz sowie Reformkolonien oder Wandervereine.272 An die Stelle der Geschichte als Vorbild und legitimierende Instanz traten Natur und Natürlichkeit, die in zahllosen Darstellungen von Nacktheit und Bewegung, Pflanzen und Wasser, Frühling und Jugend evoziert und variiert wurden. Die von Georg Hirth und Fritz von Ostini seit 1896 herausgegebene Münchner Zeitschrift «Jugend» gab den Namen für die Bewegung in Deutschland, die ähnlich in Spanien «arte joven», in England und Frankreich nach Siegfried Bings ­Pariser Laden «Art Nouveau» und in Italien «Stile floreale» oder nach einer Londoner Firma «Stile Liberty» hieß. Jugend, Natur und Leben wurden in einer Art «biologischer Romantik»273 fast zu Synonymen und biomorphe Formen zum Kennzeichen einer neuen künstlerischen Haltung. Die Zeitschrift der Wiener Secessionisten, die sich 1897 von den Historienmalern abspalteten, hieß «Ver Sacrum», heiliger Frühling, aus der Mitte des Gebäudes der Secession wuchs deshalb auch ein vergoldeter (Bronze-) Baum, ­ irekte und Erich Haeckels Lehrbuch über Kunstformen der Natur274 lieferte d Vorlagen für Architektur und Kunst. In diesem Umbruch wurde «organisch» zu einem Leitbegriff auch für Architekten.275

Impulse von Otto Wagner und Henry van de Velde Von besonderer Bedeutung für das Programm einer Erneuerung von Kunst und Architektur wurden der belgische Künstler Henry van de Velde und der österreichische Architekt Otto Wagner. Bei van de Velde brach sich die Sicht, nicht bei der Geschichte, sondern «bei der Natur in die Lehre [zu] gehen»276, in den 1890 er-Jahren Bahn. In seinen Kunst­ gewerbliche Laienpredigten erklärte er, der «Schmutz» der historischen Stile müsse in einem «läuternden Scheiterhaufen» verbrannt werden, dann könnte der Künstler die Völker in eine neue jungfräuliche, strahlende Zeit führen. Für die Architektur setzte Otto Wagner 1894 mit seiner Antrittsrede als Professor an der Akademie der bildenden Künste in Wien und seiner 1896 folgenden Schrift Moderne Architektur das Signal zur radikalen Ablehnung der Geschichte: «Unsere Lebensverhältnisse, unsere Konstruktionen müssen voll und ganz zum Ausdruck gebracht werden, soll die Die Suche nach einem neuen Stil | 69

­ rchitektur nicht zur Karikatur herabsinken. Der Realismus unserer Zeit A muß das werdende Kunstwerk durchdringen.»277 Im 1898 eröffneten Gebäude der Wiener Secession seines Schülers Joseph Maria Olbrich stand dieses Glaubensbekenntnis – formuliert von Ludwig Hevesi – als Motto über dem Eingang: «Der Zeit ihre Kunst – der Kunst ihre Freiheit». Die Ablehnung historischer Formen beziehungsweise der «schäbigen Stil­ frage»278 wurde zum Programm «moderner» Architektur, die nur aus den gegenwärtigen Lebensverhältnissen und der Logik technischer Konstruk­ tionen wie ein Phönix «aus der Asche der Tradition»279 neu entstehen sollte. Wie seinen Nachfolgern war Wagner nicht bewusst, dass Karl Friedrich Schinkel schon Jahrzehnte früher diese technizistische Idee verfolgt, aber dann deren Problem erkannt hatte: «Sehr bald gerieth ich in den Fehler der rein radikalen Abstraction, wo ich die ganze Conception für ein ­bestimmtes Werk der Baukunst aus seinem nächsten trivialen Zweck allein und aus der Construction entwickelte, in diesem Falle entstand etwas Trockenes, Starres das der Freiheit ermangelte und zwei wesentliche Elemente, das Historische und das Poetische, ganz ausschloß.»280 Für Karl Scheffler, den Chronisten der modernen Bewegung, spielte van de Velde in Deutschland die gleiche Rolle wie William Morris in England.281 Im Frühjahr 1897 stellte der Belgier zum ersten Mal in Dresden aus und bewegte sofort die gesamte deutsche Kunstszene. 1900 zog er nach Berlin, traf den Kunstmäzen Karl-Ernst Osthaus, für den er in Hagen die Innenräume des Folkwang-Museums gestaltete, und 1902 zog er auf Empfehlung von Harry Graf Kessler nach Weimar, wo er das Nietzsche-Archiv mit programmatischen Bezügen zu Nietzsches Philosophie als Gesamtkunstwerk ausstattete282 und mit der Großherzoglichen Sächsischen Kunsthochschule und der Kunstgewerbeschule zwei wegweisende Schulbauten errichtete (Abb. 19).283 In seinen Arbeiten führte van de Velde, wie in einer Illustration von Nietzsches Lebensphilosophie und Henri Bergsons Élan vital, die künstlerische Umsetzung von Lebenskraft und Lebensenergie vor. Ähnlich wie etwa gleichzeitig in der Psychologie von Sigmund Freud, Theodor Lipps und Wilhelm Wundt die psychischen Kräfte untersucht wurden, so ging es van de Velde um die organischen Kräfte des ­Lebens, die er als lineare fließende Bewegung aufzeigen wollte. In seinen Schriften über Der neue Stil definierte er: «Eine Linie ist eine Kraft, […] sie entlehnt ihre Kraft der Energie dessen, der sie gezogen hat.»284 Der Künstler wirkte als Organ der alles durchströmenden Lebensenergie, mit der er 70 | Kaiserreich 1890 – 1918

19 | H  enry van de Velde, Großherzoglich-Sächsische Kunsthochschule in Weimar, 1904–1911

das Material «belebt». Wenn sich diese «Belebung des Stoffes» nach der «Notwendigkeit der Konstruktion» vollzog, dann war sie auch das «Prinzip der Schönheit». In den nackten Eisenkonstruktionen sah van de Velde, unter Berufung auf Semper, dieses Prinzip bereits zu Tage treten, denn dort zeigte sich direkt die Logik und der Sinn der Konstruktion. Eine historische Form konnte demnach nur «Maskerade» sein, Aufgabe des Künstlers war es, die «Reinigung»285 der Dinge zu ihrer «wahren Form» zu vollziehen und die Laien zu erziehen, die Schönheit dieses neuen Stils zu erkennen. Van de Veldes Kraftlinien waren ornamental, funktional und konstruktiv in einem, so stiegen in dem von ihm 1899 gestalteten Tabakgeschäft der Berliner Havanna-Compagnie die Regalstreben zu einem stilisierten Zigar­ renrauch in die Decke auf, und bei den Schulbauten in Weimar zog sich eine durchgehende Bewegung vom Sockel über die Fassaden in die Dachform und löste damit die üblichen architektonischen Gliederungen in eine übergreifende fließende Form auf. Ein einziges Kraft- und Lebensprinzip umfasste und formte Funktion, Konstruktion und Dekoration, durchpulste Linien, Flächen und Räume und belebte die Materialien.286 Um die Die Suche nach einem neuen Stil | 71

Natürlichkeit der Konstruktion aufzuzeigen, präsentierte van de Velde deshalb auch bei den Weimarer Schulbauten die Fensterstürze als sichtbare Eisenträger. Bei den deutschen Nachfolgern van de Veldes wurden die Kraftlinien hingegen zumeist nur als Dekoration aufgefasst, so applizierte August Endell 1898 eine abstrahierte Wellen- oder Drachenform auf der Fassade des Münchner Fotoatelier Elvira,287 und auch in Richard Riemerschmids Münchner Schauspielhaus von 1901, dem bedeutendsten öffent­ lichen Jugendstilraum in Deutschland, sind pflanzliche Formen und ­Bewegung nicht aus der Konstruktion entwickelt, sondern als farbige Putz­dekorationen appliziert. Die als Jugendstil bezeichnete antihistoristische Kunst verbreitete sich über Zeitschriften, Ausstellungen und Warenhäuser in ganz Europa, dabei bildeten sich einige Zentren heraus, in Deutschland etwa in München, Darmstadt, Hagen und Weimar. 1897 konnte eine Gruppe von jungen Künstlern und Architekten – Richard Riemerschmid, Bernhard Pankok, Hermann Obrist, August Endell u. a. – im Münchner Glaspalast im Rahmen der VII. Internationalen Kunstausstellung zwei kleine Räume gestalten, die später als «Kinderstube der Moderne»288 bezeichnet wurden. Aus dieser Zusammenarbeit entstanden die im folgenden Jahr gegründeten Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk, in denen nach dem Vorbild der Werkstätten von William Morris und den Handwerksgilden der englischen Arts and Crafts-Bewegung Produkte vom Entwurf bis zum Verkauf und Vertrieb von den Künstlern betreut wurden.289 Während die englischen Künstlerbetriebe jedoch zumeist teure, individuelle Luxuskunst produzierten, zielten die Münchner Werkstätten im Sinne der bürger­ lichen deutschen Reformbewegung auf eine allgemeine Hebung der Wohnkultur.

Mathildenhöhe Darmstadt: neue deutsche Kunst Im Gegensatz zu den Vereinigten Werkstätten entstand in Darmstadt, einem weiteren Zentrum des Jugendstils in Deutschland, eine elitäre Künstlervereinigung. Die vom Großherzog Ernst Ludwig initiierte und ­finanzierte Künstlerkolonie war als künstlerischer Garten Eden, als Gegenentwurf zur industrialisierten Welt konzipiert.290 Auf der Mathildenhöhe sollte eine Akropolis der Künstler – nach dem Kunsthistoriker Julius Meier-Graefe ein neues Athen – entstehen, von deren Höhe herab die 72 | Kaiserreich 1890 – 1918

20 | Joseph Maria Olbrich, Ernst-Ludwig-Haus auf der Mathildenhöhe in Darmstadt, 1900–1901, Eröffnung der Ausstellung 1901

Handwerker Anregungen erhielten, die wiederum das Großherzogtum wirtschaftlich beleben sollten. Diese Ausrichtung auf den Künstler führte zu einem Künstlerkult, der im Sinne von Nietzsches Zarathustra, dem ­Prediger des Übermenschen, der zu den Menschen hinabsteigt, zelebriert wurde.291 Den architektonischen Rahmen dieser Künstlerwelt lieferte der österreichische Architekt und Designer Joseph Maria Olbrich, der Nietzsches Idee von der Kultur als der Einheit des Stils in allen Lebensäuße­ rungen 1898 als Programm verkündete: «Eine Stadt müssen wir bauen, eine ganze Stadt […]. Alles von demselben Geist beherrscht, die Straßen die Gärten und die Paläste und Hütten und die Tische und Sessel und die Leuchter und Löffel Ausdrücke derselben Empfindung.»292 1899 berief der Großherzog Olbrich aus Wien, und über ihn kamen der Wiener Seces­ sionsstil sowie englische Arts-and-Crafts-Ideen nach Darmstadt. Nach ­Olbrichs Entwurf entstand auf der Mathildenhöhe das Ernst-LudwigHaus (Abb. 20) mit Künstlerateliers und einem Portal mit der Inschrift «Seine Welt zeige der Künstler, die niemals war, noch jemals sein wird.» Von diesem Tempel für den künstlerischen Gottesdienst stiegen die Künstler abends zu den von Olbrich entworfenen Wohnhäusern herab, um dort «den Künstler mit dem Menschen einzutauschen»293 und in den Stilräumen eine neue Lebensform vorzuführen Die Suche nach einem neuen Stil | 73

21 | Peter Behrens, Haus Behrens auf der Mathildenhöhe in Darmstadt, 1901

Zu Olbrich stieß 1900 der Maler Peter Behrens, der sein eigenes Haus entwarf, das bereits an der Eingangstüre einen stilisierten Adler, das Zeichen Zarathustras zeigt (Abb. 21). Im Zentrum des Hauses befand sich ein Künstlerzimmer mit einem profan-erotischen Kunstaltar294 – schon Fritz Schumacher fühlte sich bei einem Besuch an «Zarathustras Gesänge»295 ­erinnert. Dieser nietzscheanische Künstler- und Lebenskult kam bei der Eröffnungszeremonie der Ausstellung 1901 zur theatralischen Aufführung. Aus dem Ernst-Ludwig-Haus, dem Tempel, in dem «das Geheimnis der Schönheit»296 verwahrt wurde, trat ein Verkünder à la Zarathustra mit ­einem Kristall und erklärte: So wie der «Kohlenstaub […| sich in den leuchtenden reinen klargeformten Krystall» des Diamanten verwandle, «so wird das rohe ungestaltete Leben zur Schönheit, wenn wir es läutern durch die uns eingeborene Macht künstlerischen rhythmischen Formens»297. Nur der Künstler konnte das Material veredeln, er bahnte der neuen Kultur den Weg und erzog das Volk zur Schönheit. In diese Vorstellung von einer Veredelung oder «Durchgeistigung» des Materials durch den von Nietzsche als Kulturbringer ausgewiesenen Künstler waren auch die in den 1890 er-Jahren verbreiteten Ideen Alois Riegls vom «Kunstwollen» und August Schmarsows vom architek­tonischen 74 | Kaiserreich 1890 – 1918

Raum eingegangen. Nach Riegl verstand es der Künstler, dem anonymen «Kunstwollen» seiner Zeit Form zu geben, indem er Körper und Räume schuf. Die wirkenden Kräfte einer Epoche wurden demnach durch eine geistige Leistung des Künstlers zu einem Kunstwerk geformt. Diese Theorie basierte wiederum auf der Untersuchung von August Schmarsow über den Raum als «Das Wesen architektonischer Schöpfung».298 Ausgehend von der Wahrnehmung der eigenen Körperlichkeit und dem daraus resultierenden Raumgefühl definierte Schmarsow 1894 den Raum als ein geis­ tiges, von der Materie unabhängiges Element, das der Architekt in einem schöpferischen Akt formt. «Raum» wurde erst durch dieses Gründungsmanifest der modernen Architektur zur zentralen Kategorie für Archi­ tekten. Verstand man bis dahin mit Raum im Wesentlichen den Abstand zwischen zwei Körpern, so wurde Raum nun zum Ausdrucksmittel der künstlerischen Fähigkeit des Architekten, der nicht Materie anordnete, sondern Körper in einem geistigen Raum gestaltete. Der Entwurfsprozess mutierte zu einer geistigen «Raumschöpfung» und die Architektur zur «Raumkunst»299. «Durchgeistigung der Materie», «Raumkunst» und «Körperlichkeit» wurden zu Leitbegriffen der neuen Bewegung, ihre Anwendung auf die Maschinenproduktion, auf alle industriell hergestellten Produkte bildete den Ausgangspunkt für den dann 1907 gegründeten Deutschen Werkbund. Der Titel der 1901 eröffneten Darmstädter Ausstellung «Ein Dokument Deutscher Kunst»300 verwies auf ein weiteres Ziel der Lebensreform. Auch wenn sich die pflanzlich organischen Jugendstil-­Motive nur bedingt mit Deutschtum verbinden ließen,301 so war in Darmstadt doch schon eine nationale Komponente der Reformbewegung artikuliert. Auf der Ersten Internationalen Ausstellung für dekorative Kunst in Turin im folgenden Jahr 1902 manifestierte sich dieser Zusammenhang. Die deutsche Abteilung stellten Georg Fuchs und Alexander Koch als «Deutsche ZukunftsArchitektur in Turin»302 vor, und die von Peter ­Behrens gestaltete monumentale «Vorhalle zum Hause der Macht und der Schönheit», die direkt auf eine Büste Wilhelms II. im Kaiser-Wilhelm-Saal ausgerichtet war, vermittelte demnach die Vorstellung, «[…] das ist die Macht des Kaisertums Wilhelm  II., gereift, gerüstet und entschlossen, gleich berechtigt, gleich besitzend, gleich gebietend neben den Welt-Mächten ihren Platz zu behaupten bei der neuen Teilung des Erd-Balles»303. Peter Behrens wurde «als ein Erster und Zuversichtlichster unter diesen Führern eines neuen GeDie Suche nach einem neuen Stil | 75

schlechts und Adels deutschen Blutes»304 präsentiert und seine Arbeit mit einer Sentenz von Nietzsches Zarathustra parallelisiert: «Wenn die Macht gnädig wird und herabkommt in’s Sichtbare: Schönheit heiße ich solches Herabkommen.»305 Der von nun an gefeierte «Zarathustra-Stil» von Behrens galt somit als «ein Sichtbarwerden des neuen Machtgedankens». Trotz dieser nationalistischen Jubelhymnen auf den neuen deutschen Stil fehlte auf der nächsten großen Demonstration deutscher Kunst im Rahmen der Weltausstellung in St. Louis 1904 auf Anordnung Wilhelms II. die von ihm verabscheute Secessionskunst und das deutsche Haus bestand aus ­einer Kopie des Charlottenburger Schlosses. Dieser Eingriff des Kaisers in die Freiheit der Kunst führte zu einer heftigen Debatte im Reichstag.306 Für Hermann Muthesius zeigten die für das Kunst­gewerbe ausgewählten Jugendstilkünstler Richard Riemerschmid, Otto Pankok und Bruno Paul aber trotzdem das «junge deutsche Kunstgewerbe […], ein Stück Kunst aus deutschem Geiste geboren, […] eine echte, deutsche, moderne Kulturleistung»307. Zum Spektrum der Lebensreformbewegung gehörte die Idee einer na­ tionalen Erneuerung durch einen neuen Nationalstil, der aus einer Mischung von Tradition und Fortschritt erwachsen sollte. Zu den geistigen Vätern einer derartigen Reform zählte Julius Langbehn, dessen 1890 anonym erschienenes und seitdem immer wieder aufgelegtes Kultbuch Rem­ brandt als Erzieher. Von einem Deutschen viele Künstler der Jahrhundertwende tief beeindruckte.308 Als Gegenstück zum historisierenden Pomp Hans Makarts und zum «undeutschen» Naturalismus eines Émile Zola forderte er eine «deutsche Kunst der Zukunft». Aus der «gesunden» Tradition des Volkes sollte eine «wahrhaft nationale Architektur» entstehen, ­deren Kennzeichen für Langbehn «Sparsamkeit in der Verwendung schmückender Formen» und «echte Monumentalität» waren.309 Der Ökonom und Politiker Friedrich Naumann wies schon 1902 in der Beschreibung ­einer Gasanstalt, von der nur noch der Umriss wirkte, den Weg zu der­ artigen schmucklosen Großformen: «Dieses ungefüge moderne Riesentier läßt mich nicht los. […] es hat einige Linien, die mir wertvoller sind als alle Wiederholungen alter Renaissancemotive und als alle schön entworfene Neugotik. Das, was ich sehe, ist noch kein Stil, aber es sind Linien, die keiner der bisherigen Stile hat.»310 In diesem Zusammenhang von ­Reduktion auf Großformen311 und Suche nach einem nationalen Stil entwickelte sich eine neue monumentale Architektur,312 die Naumann als 76 | Kaiserreich 1890 – 1918

«neudeutschen Stil»313 und der völkisch konservative Kulturhistoriker Moeller van den Bruck als «Nationalkunst für Deutschland»314 bezeichnete, mit der eine «Erziehung zur Nation» verknüpft werden sollte.

Maschinenästhetik mit nationalem Anspruch: der Deutsche Werkbund Der Durchbruch zu einer Monumentalkunst mit reduziertem Dekor kam mit der von Fritz Schumacher organisierten III. Deutschen Kunstgewerbe-Ausstellung in Dresden 1906, die der Chefredakteur der «Deutschen Bauzeitung», Albert Hofmann, feierte, da sie den «internationalen Sezessionismus und überhitzten Individualismus niedergerungen und der ursprünglichen Kraft deutscher nationaler Empfindung zu einem ­vollen Siege verholfen»315 habe. Nach Meinung einiger Berichterstatter vermittelte die Dresdner Schau das Gefühl, «wir sind durch», eine neue «deutsche Baukunst»316 sei geboren. Die Ausstellung galt deshalb auch als «Wendepunkt»317 in der Stilsuche des 19. Jahrhunderts, Fritz Schumacher sah im Rückblick dort «die billige Parole des ‹neuen Stils› überwunden, eine neue Kultur ist das Ziel»318. Die Dresdner Ausstellung zeigte keine kunstgewerblichen Einzelobjekte, sondern Innenräume und Ausstattungen im Sinne der neuen «Raumkunst», darunter die zum Versand komplett zerlegbaren Maschinenmöbel Richard Riemerschmids. In Dresden formierte sich 1906 mit Peter Behrens, Fritz Schumacher, William Lossow, Albin Müller und Wilhelm Kreis eine Art nationaler Moderne, die zu ­einem gemeinsamen Ausdruck gefunden hatte, der als «tektonisch», «monu­ mental» und «Raumkunst» bezeichnet wurde. Im Rückgriff auf die Unterscheidung des Schinkelschülers Karl Bötticher zwischen «Kernform» und «Kunstform» er­läuterte Hans Poelzig bereits im Dresdener Katalog das Wesen der neuen Architektur als die Suche nach dem tektonischen «absoluten Kern», demgegenüber der dekorative Schmuck, der als Kunstform die Verbindung zur Vergangenheit herstellte, sich wandeln könne.319 Ähnlich wie Poelzig definierte Behrens monumentale Kunst als einfache Geometrisierung, dekorativen Purismus, Reihung gleicher Elemente sowie Geschlossenheit und Silhouetten-Wirkung des Baukörpers.320 Hinter den Diskussionen um eine Erneuerung der Kultur durch Abwendung von der Historie und Zuwendung zu den Kräften des Lebens und der Gegenwart stand immer auch die Auseinandersetzung mit der Die Suche nach einem neuen Stil | 77

maschinellen Produktion, mit der massenhaften Herstellung industriell gefertigter Produkte. Während van de Velde und in seinem Gefolge die Künstler des Jugendstils die Möglichkeiten der Maschinenproduktion durch individuelle Gestaltung nutzen wollten, entwickelte sich seit den 1890 er-Jahren zunehmend eine Diskussion über eine neue Maschinen­ ästhetik beziehungsweise darüber, wie die Nützlichkeits- und Zweckformen veredelt, «durchgeistigt» und damit zu Teilen der Kultur transformiert werden könnten. Die von Seiten vieler Ingenieure vorgetragene Forderung, ihre berechneten Konstruktionen als «schön» anzuerkennen, nahm insbesondere der Architekt Hermann Muthesius auf, der nach einem Aufenthalt in England seit 1903 als Geheimrat am preußischen Handelsministerium das Werkstattprinzip in den preußischen Kunstgewerbeschulen einführte und sich als einer der führenden Köpfe der Reformbewegung profilierte.321 Bereits 1902 stellte Muthesius in einem Beitrag über «Stilarchitektur und Baukunst», in Anknüpfung an Otto Wagner, fest, dass für die Gegenwart eine «zweckmäßige» Gestaltung bestimmend sein müsste. Auf jede Form von Ornament beziehungsweise stilistischem Dekor müsste verzichtet werden, das sei nur «ein Anheften von aristokratischen Flicken der Vergangenheit»322. Die Maschine dürfe nicht nur als Werkzeug verwendet werden, dann werfe sie nur «billigen Massenschund» ab. Die Gestaltung müsste von den Fesseln historischer Stile befreit werden, dann könnte eine Schönheit der Maschinenproduktion durch einfache und sachliche Qualitätsprodukte geschaffen werden, für deren Akzeptanz es aber einer «gründlichen Volkserziehung» bedürfe. Abwendung von der Historie, geistige Formung der Maschinenproduktion durch Qualitäts­ arbeit zur Hebung der nationalen Industrie sowie Geschmackserziehung: Damit waren die Leitbegriffe für den 1907 konstituierten Deutschen Werkbund formuliert. Die Verknüpfung von Gestaltung und Erziehung, und damit von Ästhetik und Ethik, bildete eine Grundlage nicht nur für den Werkbund, sondern in seiner Nachfolge für das Bauhaus und die Hochschule für Gestaltung in Ulm. Design wurde mit moralischen Wertbegriffen – «gut», «ehrlich», «wahr» – verschmolzen und damit nicht nur ästhetisch, sondern auch moralisch gewertet.323 Während van de Velde immer den künstlerischen Individualismus betonte und einen «neuen Stil», aber keine nationalen Ziele verfolgte, ging es vielen der lebensreformerisch motivierten deutschen Künstler darum, einen gestalterischen Ausdruck zu finden, der deutsche Produkte, die auf dem 78 | Kaiserreich 1890 – 1918

britischen Markt mit der Bezeichnung «Made in Germany» als minderwertig eingestuft wurden, erkennbar «veredelte», um damit dem politischen und wirtschaftlichen Anspruch des Landes, das in den 1890 er-Jahren Großbritannien als führende Industrienation abgelöst hatte, national und international Geltung zu verschaffen. Anstoß zu einem Zusammenschluss von Gestaltern und Industriellen gab der Streit um eine Rede von Muthesius in der Berliner Handelshochschule, in der er sich 1906 gegen eine «Talmi-Aristokratenkunst»324, gegen die Ausstattung der bürgerlichen Welt mit Surrogatprodukten wandte und erklärte, «deutsch und geschmacklos» seien fast identische Begriffe, dadurch würde die Entwicklung einer «überlegenen nationalen Kultur» verhindert. Im Zuge der Auseinandersetzungen konstituierten im Oktober 1907 in München zwölf Künstler und zwölf Vertreter von Firmen den Deutschen Werkbund zu dem Zweck einer «Veredelung der gewerblichen Arbeit im Zusammenwirken von ­ Kunst, Industrie und Handwerk durch Erziehung, Propaganda und geschlossene Stellungnahme zu allen einschlägigen Fragen»325. In der Eröffnungsrede fasste Fritz Schumacher diese Ziele mit der Formel «Wieder­ gewinnung einer harmonischen Kultur»326 zusammen. Die maschinelle Produktion sollte mittels einer «Durchgeistigung der deutschen Arbeit»327 zu Qualitätsarbeit veredelt werden. Der einheitliche Ausdruck der Qualitätsprodukte, die wieder jene von Georg Simmel diagnostizierte geistige «Bestimmtheit» zeigten, sollte erzieherisch auf die Konsumenten wirken, um wieder eine ausdrucksstarke einheitliche deutsche Kultur zu erreichen, die sich international als Zeichen des deutschen Geistes behaupten konnte.328 Ästhetische, wirtschaftliche und nationale Überlegungen wirkten zusammen, um den maschinellen Produkten der kapitalistischen Wirtschaft eine kulturelle wie auch national charakterisierte Grundlage zu geben. Die gesamte Werkbundkonzeption stand somit «unter eindeutigen nationalen Vorzeichen»329. Hinter diesen Ideen befand sich nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein politisches Programm. Friedrich Naumann, Reichstagsabgeordneter der liberalen Freisinnigen Vereinigung und Mitverfasser der Werkbund-Satzung, erläuterte in einer Schrift über Deutsche Gewerbekunst330 1908 ­ungeschminkt die Ziele: Eine neue Sprache sei im Entstehen und der Werkbund sollte für sie ein «deutscher Sprachverein» sein. Die Erkennungszeichen dieser neuen Sprache seien Echtheit des Materials, Orientierung an Zweck und Funktion sowie Suche nach Einheit. Diese Elemente Die Suche nach einem neuen Stil | 79

sollten das «neudeutsche Gewerbe»331 bestimmen, das Naumann als Teil einer «neudeutschen Wirtschaftspolitik» sah. Der Arbeiter sollte zum «Kunstarbeiter» erhoben und in eine Kulturgemeinschaft integriert werden und mit dem Stolz auf den Erfolg des Unternehmens eine Art «Betriebspatriotismus» entwickeln. Auf diesem Weg würde der Werkbund als «Volkserzieher» wirken und die soziale Frage würde somit evolutionär und nicht revolutionär gelöst werden. Der Werkbund war für Naumann und einige der beteiligten Unternehmer ein «nationales Unternehmen» und damit Teil deutscher Weltmachtund Wirtschaftspolitik mit dem klar benannten Ziel: «Wir wollen den Weltmarkt erobern.»332 Naumann erklärte deshalb: «Ich stelle den Werkbund in dieser Hinsicht in Vergleich mit den Bestrebungen, den Gedanken der deutschen Flotte volkstümlich zu machen. […] Der Flotten­ gedanke ist der Ausdruck für die Wendung des deutschen Geistes zur Weltwirtschaft und Weltpolitik.» Dem Weltmachtanspruch sollte mit dem Werkbund ein Gestaltungsinstrument, eine Agentur zur Schaffung eines einheitlichen deutschen Kunst- und Kulturausdrucks an die Seite gestellt werden. Eine «Infanterie von Kunstmenschen» sollte der deutschen Wirtschaft helfen, denn «zur kunstgewerblichen Machteroberung gehört […] der deutsche Stil, der sich in der übrigen Welt durchsetzt». Adolf Loos durchschaute diese Zusammenhänge, als er den Deutschen Werkbund als einen Verein «zur schaffung einer deutschen mode» bezeichnete, ein «produzentenjunkertum», das der Welt seinen «formwillen» aufzwingen möchte, denn «am deutschen wesen soll die welt genesen.»333 1912 schrieb Naumann in seiner Publikation Der deutsche Stil: «Deutschland will Weltvolk werden!»334 Mit dem Ausbruch des Weltkriegs wurde der nationalistische Hintergrund des angestrebten neuen Stils offensichtlich, der Deutsche Werkbund gab Politische Flugschriften heraus, Muthesius schwadronierte in den Kriegsschriften des Werkbunds über «Die Zukunft der deutschen Form»335, und Naumann propagierte ein weitausgreifendes «Mitteleuropa»336 unter deutscher und österreichischer Führung.

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Von der AEG-Turbinenhalle zur Jahrhunderthalle: Technikform wird monumentale Kunstform Als Vorreiter der Zusammenarbeit zwischen Kunst und Wirtschaft profilierte sich die Allgemeine Eletricitäts-Gesellschaft (AEG), ­deren Leiter, Emil Rathenau, Peter Behrens 1907 damit beauftragte, dem Konzern ein neues Erscheinungsbild zu geben. Vom Firmenschriftzug über die Elektrogeräte bis hin zur Architektur der Fabriken vermittelte bald der «Stil Behrens»337 exemplarisch die Vorstellung einer neuen einheitlichen deutschen Kultur, die sich auch erkennbar auf dem Weltmarkt durchsetzte.338 Damit sollte ein Schritt vom deutschen zum internationalen Markt vollzogen werden, wie Walther Rathenau, der 1912 die Leitung der AEG übernahm, klar erkannt hatte, denn die «Mechanisierung der Welt» führte zu einer Vereinheitlichung und damit «Entgermanisierung»339. Ähnlich sprach Karl Scheffler von einer weltumspannenden «Unternehmerästhetik», einer «Weltnutzarchitektur»340 des organisierten Kapitalismus, vom «Stil der Weltwirtschaft» geprägt durch monumentalen Zwecksinn. Das Weltmachtstreben konvergierte für ihn in einem von Deutschland getragenen einheitlichen «Weltbaustil»341. Die Umgestaltung von technischen Produkten und Bauten in eine künstlerische Form mit monumentalem Ausdruck führte Peter Behrens bei der 1909 fertiggestellten AEG-Turbinenhalle in Berlin vor (Abb. 1). Er verkleidete die Dreigelenk-Gitterträger an der Seitenfassade zu Vollwandträgern, setzte darüber einen horizontal durchlaufenden Kastenträger und täuschte somit eine Pfeilerreihe mit Gebälk vor. Der Giebel an der Stirnseite ist vorgeblendet, das Tympanon wird mit Winkeleisen zusammengehalten und die sich scheinbar emporstemmenden geneigten Betonpylone mit eingelegten Stahlbändern sind nur dünne Wände, die selbst von einem Gittergerüst im Inneren gestützt werden.342 Ohne historische Formen zu übernehmen, wirkte der Industriebau wie ein in die Gegenwart transformierter griechischer Tempel mit ägyptischen Pylonen. Während der planende AEG-Ingenieur Karl Bernhard kritisierte, dass Behrens seinen Stahlbau durch «Verkleidung» in einen Betonbau verwandelt habe,343 handelte es sich für Behrens um eine Gestaltung, bei der «das statische Moment ä­ sthetischen Ausdruck»344 gefunden habe. Die berechnete Technikform erhielt durch Licht- und Schattenflächen der verkleideten Träger eine «Körperlichkeit», die dem Auge «Stabilität» vermittelte. In Vorträgen über «Kunst und Technik» betonte Behrens immer wieder die von Gottfried Die Suche nach einem neuen Stil | 81

22 | F riedrich von Thiersch, Innenraum der Fest- und Ausstellungshalle in Frankfurt am Main, 1906–1909

Semper vorgegebene Idee, Aufgabe des Architekten sei es, aus den «wesenlosen» Materialien Glas und Eisen einen raumumschließenden Baukörper zu gestalten, es ginge nicht darum, die Konstruktion «zu enthüllen», sondern den Raum «zu umkleiden»345. Durch die künstlerische Kraft des ­Architekten zur Raum- und Körpergestaltung sollte aus der «seelenlosen» berechneten Form ein Gegenstand der Kultur geformt werden. Mit der Turbinenhalle wurde somit nach Scheffler ein Fabrikgebäude zu einer ­«Kathedrale der Arbeit»346 erhoben und damit nicht nur die Industrieproduktion aufgewertet, sondern auch eine bislang als niedrig erachtete Bauaufgabe nobilitiert. Erst nach dem Krieg kritisierte 1920 der sozialis­tische Architekturkritiker Adolf Behne, dass «die große Gebärde dieser Schau­ seiten» doch «nicht das geringste an der Lohnsklaverei der Arbeiter»347 änderte. Die Innovation von Behrens’ AEG-Bau zeigt sich im Vergleich mit der fast gleichzeitig von Friedrich von Thiersch errichteten Frankfurter Festhalle (Abb. 22), der größten Eisenkonstruktion im Hochbau des Kaiserreichs.348 Nach dem Entwurf des Architekten berechneten die beteiligten MAN-Ingenieure eine Viergelenk-Bogenkonstruktion mit Druckring, die einen 56 Meter tiefen elliptischen Raum für 13 000 Personen überspannt. 82 | Kaiserreich 1890 – 1918

23 | Peter Behrens, Kleinmotorenfabrik der AEG an der Voltastraße in Berlin, 1910–1911

Um eine unruhige Wirkung durch Fachwerkstäbe zu vermeiden, gab Thiersch der Konstruktion im Sinne Sempers Masse, indem er zwischen die Ober- und Untergurte Bleche einsetzen ließ, aus denen achteckige versteifte Öffnungen ausgespart blieben. Vor den technisch geformten Innenraum stellte Thiersch jedoch eine historisierende Fassade, die nichts von der Konstruktion ahnen lässt. Repräsentation im öffentlichen Raum musste sich hier noch historisch legitimieren, während Behrens den Anspruch der Industrie mit historisierenden Bezügen in der Konstruktion demonstrierte. Die Konvergenz des Ausdrucks von Industriemacht und politischer Macht steigerte Behrens bei der langgestreckten Fassade der Kleinmotorenfabrik der AEG in der Voltastraße (Abb. 23), die er mit einer Reihung von Kolossalsäulen versah und damit direkt die Kolossalordnung der deutschen Botschaft in St. Petersburg, die Karl Scheffler als Kulmination des neuen deutschen Stils bezeichnet hatte,349 auf einen Industriebau übertrug. Die Umformung einer Glas-Eisen-Konstruktion zu einer Kunstform führte Walter Gropius, der im Büro von Behrens gelernt hatte, am Faguswerk (Abb. 24) in Alfeld an der Leine 1911–1912 weiter. Auch für ihn brachte die «verstandesmäßige arithmetische Rechnung der Stabilität eines Materials» nur das «nackte eiserne Konstruktionsgerippe des Ingenieurs»350 Die Suche nach einem neuen Stil | 83

24 | W  alter Gropius, Schuhleis­ tenfabrik der Fagus GmbH in Alfeld a. d. Leine, 1911–1912

hervor, weshalb der Architekt «aus dem wesenlosen, lichtdurchfluteten ­Eisengerippe» Körper und Räume gestalten müsse. Aber im Gegensatz zu ­Behrens, der den Industriebau durch historische Bezüge «durchgeistigte», bildete Gropius den schmucklosen Baukörper mit verglasten Gebäudeecken ohne Stützen aus und demonstrierte, wie nur durch das Zusammenwirken von leicht geneigten Pfeilern und senkrechten Glasflächen eine «Körperlichkeit» des Baus erreicht werden konnte. Gropius sah beim Faguswerk einen neuen «monumentalen Stil»351 im Entstehen, den er mit den anonymen Kornsilos verglich, deren Form ohne jeden historischen Bezug nur aus der Umsetzung der Funktionserfüllung in eine Betonkon­ struktion entstand.352 Die Kräfte von Industrie, Handel, Technik und Verkehr der Gegenwart wirkten für Gropius «stilbildend»353, wenn sie vom Architekten künstlerisch geformt wurden. Mit dem monumentalen Stil sollten nach Gropius’ Vorstellung «Paläste errichtet werden, die dem Fa­ brikarbeiter, dem Sklaven der modernen Industriearbeit, […] noch etwas spüren lassen von der Würde der gemeinsamen großen Idee, die das Ganze treibt.»354 Wenn dieses Bewusstsein für das «Mitschaffen großer gemein­ samer Werte» im Arbeiter geweckt würde, könnte nicht nur die drohende 84 | Kaiserreich 1890 – 1918

«soziale Katastrophe» vermieden, sondern auch noch die Leistungsfähigkeit erhöht werden.355 Der Architekt interpretierte seine Mitwirkung an der Gewinnmaximierung als Sozialreform mittels Baukultur. Julius Posener verwies auf diese Selbsttäuschung von Architekten gegenüber dem Kapitalismus: «Die Mächte der kapitalistischen Industrie mochten sich eine Zeitlang die Reform gefallen lassen; mehr: einige Unternehmer haben damals mit der Reform zusammengearbeitet. Diese Interessengemeinschaft ist die Kon­stellation der Jahre vor dem Krieg. Im Großen und Ganzen aber gilt der Satz, damals, vorher und später, daß die große Maschine des Kapitalismus mit stets wachsender Gewalt über Stadt und Land zerstörend hinweg­ gerollt ist.»356 Beim Fagus-Werk entwickelte Gropius eine stützenfrei um die Gebäude­ ecke gezogene Glas-Eisen-Fassade, die aber nicht als «Curtain Wall» vor die tragende Konstruktion gehängt ist. Den ersten Curtain Wall, eine von der Konstruktion unabhängige Fassadengestaltung, entwarf Bernhard Sehring bereits 1899 für die Schauseite des Berliner Warenhauses Tietz.357 Eine wirkliche Innovation bildete die 1903 errichtete Steiff-Fabrik in Giengen an der Brenz (Abb. 25), bei der alle Fassaden als zweischaliger nichttragender Glas-Eisen-Curtain-Wall ausgebildet sind, der eine innenliegende Stahlkonstruktion umhüllt. Die Konstruktion entwickelte ein unbekannter Ingenieur ohne einen Architekten. Da hier keine «Kunstform» ablesbar war, fand der Bau jahrzehntelang keine Beachtung.358 Die Mehrzahl der Architekten lehnte die vom Ingenieur berechnete

25 | Steiff-Fabrikhallen in Giengen a. d. Brenz, 1902–1903

Die Suche nach einem neuen Stil | 85

Form und Dimension von Stahl- oder Betonkonstruktionen ab und versuchte bei repräsentativen Bauaufgaben, mit den neuen Materialien einen monumentalen Ausdruck mit historischen Bezügen zu formen. Beispiele dieser Art von Beton-Architektur sind überall in Deutschland in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg zu finden, vom «Hochzeitsturm» in Darmstadt von Joseph Maria Olbrich über das Landeshaus in Oldenburg, die Stadthalle in Hannover359 und den Bahnhof in Stuttgart von Paul Bonatz bis zur Anatomie von Max Littmann in München, einem komplett aus Stahlbeton errichteten Tempel der Wissenschaft.360 In Karlsruhe bildete sich um Hermann Billing, Albin Müller, Wilhelm Vittali, Max Laeuger, Robert Curjel und Karl Moser eine «neue badische Architektur»361. Den bedeutendsten Bau dieser Gruppe errichtete Hermann Billing 1907 mit der plastisch modellierten Kunsthalle in Mannheim (Abb. 26), bei der historisierende Elemente zu einer neuen Großform verschmolzen. In diesen Zusammenhang gehören auch die Volksbühne, das Hebbel-Theater und das Nollendorfplatz-Kino von Oskar Kaufmann in Berlin. Einen besonderen Einfluss übte Billing mit einem «römisch-kolossalen» Entwurf für einen neuen Bahnhof in Karlsruhe 1904 aus, auf den sich sowohl Eliel Saarinen

26 | Hermann Billing, Kunsthalle in Mannheim, 1905–1907

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27 | Theodor Fischer, Innenraum der Garnisonkirche Ulm, 1908–1910

in Helsinki als auch Paul Bonatz in Stuttgart bei ihren Bahnhofsbauten be­ zogen.362 Auch Theodor Fischer, der seit 1908 in München lebte und unterrichtete, verwendete immer wieder Stahlbeton und demonstrierte, wie mit dem neuen Material in Kombination mit traditionellen Formen neue räumliche Lösungen gefunden werden konnten.363 So setzte er beim Stuttgarter Kunstgebäude eine mächtige Stahlbetonlaterne auf eine dünne Säulenhalle und machte damit den Verbundcharakter der Betonkonstruktion ablesbar. Für Jacob Burckhardt war es «die schönste Bogenhalle nördlich der Alpen»364. An der 1908 bis 1910 errichteten Garnisonkirche in Ulm, mit zwei Türmen in der Form von Granaten, verwendete Fischer sichtbare Stahlbetonbinder, die einen Raum 26 Meter frei überspannen (Abb. 27). Die Binder sind nicht nach einer vom Ingenieur berechneten Druck- oder Momentenlinie geformt, sondern folgen einer von Fischer nach optischen Kriterien vorgegebenen, anschwellenden und sich wieder verjüngenden Kurvenform.365 Die Verwendung von Sichtbeton bei einem Sakralbau stieß generell noch auf Ablehnung.366 Aber der junge Charles-Édouard Jeanneret, der sich später Le Corbusier nannte, war bei seiner Deutschlandreise 1910 von dem Ulmer Bau so begeistert, dass er sich um eine AnDie Suche nach einem neuen Stil | 87

stellung bei Fischer bemühte und noch zwei Jahrzehnte später dessen Leistung rühmte.367 Weitere Beispiele monumentalisierender Baukunst finden sich im Raum zwischen Halle, Leipzig und Dresden. Wilhelm Kreis schuf mit dem Museum für deutsche Vorgeschichte (1912–1918) in Halle (Saale) eine Adaption der römischen Porta Nigra in Trier (Abb. 15) und das Krematorium von Fritz Schumacher in Dresden-Tolkewitz (1908–1911) war dem Theoderich-Grab in Ravenna, dem Urtypus aller monumental «germanischen» Bauten, nachemp­funden. Diese Demonstrationen eines Ausdrucks architektonischer Kraft kulminierten im 1913 eröffneten Leipziger Völkerschlachtdenkmal von Bruno Schmitz (Abb. 10). Die 91 Meter hohe Betonkonstruktion mit Granitverkleidung ließ ge­ radezu die Forderung des «Rembrandtdeutschen» Julius Langbehn nach einer deutschen Kultur aus Granit Wirklichkeit werden.368 Cornelius Gurlitt sah hier «die stilistischen Beengungen» völlig überwunden, der ein­fache Umriss schaffe einen «starken einheitlichen Ausdruck» und eine «entschiedene Betonung der Größe»369. Kritische Geister wie Alfred Lichtwark und Walther Rathenau charakterisierten dieses neudeutsche Theoderich-Grab mit titanischen Figuren von Franz Metzner j­edoch als «Pseudo-Teutonenstil […], eine Bauart von kraftloser Brutalität, behaftet mit dem Größenwahn der Dimensionen und der Sterilität des Empfindens»370. Die Tendenz zu einem monumentalen Ausdruck ergriff nahezu die gesamte deutsche Architektenschaft. Beim größten Künstler- und Architektenwettbewerb der Zeit für das geplante Bismarck-Denkmal in Bingen 1911 entwarfen nicht nur die Traditionalisten und Historisten germanische Kraft- und Urgebilde, sondern auch Walter Gropius und Ludwig Mies van der Rohe, die späteren Repräsentanten einer Avantgarde-Architektur, präsentierten in ihren Entwürfen Monumentalarchitekturen.371 In Bezug auf die Überformung der Ingenieurkonstruktion durch Masse stellte sich nur Hans Poelzig auf die Seite der Ingenieure. Ausdrücklich akzeptierte er die «körperlose Grazie» von Brückenbauten und wandte sich in einem programmatischen Beitrag über Fabrikbau dagegen, dass der Architekt nur aufgrund vorgefasster ästhetischer Grundsätze dem Ingenieur «Massen abringt»372. Für Nutzbauten forderte er eine Architektur, die Energie und Ökonomie der Wirtschaft ohne Zutaten nur durch die Wucht und Knappheit der Form ausdrücken solle. Diese Auffassung führte er bei seinen ­Fabrikbauten in Luban und beim «Oberschlesischen Turm»373, dem Mo88 | Kaiserreich 1890 – 1918

28 | Max Berg, Innenraum der Jahrhunderthalle in Breslau, 1911–1913

nument für die Eisenindustrie auf der Ostdeutschen Ausstellung in Posen 1911, vor.374 Obwohl einige Publizisten bereits eine «Maschinen»- beziehungsweise «Ingenieur-Ästhetik»375 propagierten, drang die reine, berechnete Form nur begrenzt in die Architektur ein. Die bedeutendste Betonkonstruktion vor dem Ersten Weltkrieg, mit ­einer geradezu überwältigenden Raumwirkung, schuf Max Berg in Breslau mit der Jahrhunderthalle zur Erinnerung an die Völkerschlacht bei Leipzig 1813 (Abb. 28). Der Breslauer Stadtbaurat entschied sich für eine gestampfte Stahlbetonkonstruktion aus Granitschotterbeton über einem KleeblattGrundriss, um einen «Massivbau, nicht vorgetäuschte Massivität»376 zu präsentieren. Der ausgeführte Bau demonstriert ein kongeniales Zusammenwirken des Architekten mit den Ingenieuren Willy Gehler und Günther Trauer.377 Auf einem 19 Meter hohen und 65 Meter tiefen beziehungsDie Suche nach einem neuen Stil | 89

weise in der Längsrichtung 95 Meter breiten Unterbau erhebt sich die 23 Meter hohe Kuppel mit 32 halben Bindern, die sich gegen einen oberen Druckring stützen. Aufgrund der Trennung der Kuppelbinder durch ein Stelzenlager vom unteren Zugring entsteht kein radialer Horizontalschub, Dehnungen oder Windkräfte werden tangential in den Unterbau über­ tragen. Die Jahrhunderthalle, eine Meisterleistung der Kombination von Architektur- und Ingenieurbaukunst, übertraf erstmals bei einem Massivbau die freie Spannweite der Kuppel des Pantheons, die fast 2000 Jahre als unerreichtes Maß gegolten hatte. Die Halle wurde 1913 mit Gerhard Hauptmanns «Festspiel in deutschen Reimen»378 eingeweiht, das noch im gleichen Jahr auf Druck des Kronprinzen, des Protektors der Jahrhundert­ ausstellung, wieder vom Programm abgesetzt werden musste, da es in einer Apotheose des Friedens endete. Die Entwicklung zu monumentaler Gestaltung mit nationalem Gepräge zeigte sich auch beim Städtebau-Wettbewerb für ein «Groß-Berlin» 1910 und schließlich auf der ersten großen Leistungsschau des Deutschen Werkbundes, der Ausstellung in Köln 1914, die als Beleg für die «Festigung des deutschen Stils»379 gefeiert wurde. Peter Behrens schuf in Köln eine mächtige Festhalle mit einer Monumentalskulptur, der Bau von Muthesius und das Verwaltungsgebäude von Carl Moritz standen dem wenig nach und auch die Eingangsfront des Bürogebäudes von Walter Gropius erinnerte an eine altägyptische Tempelfront in Karnak. Die Rückseite löste Gropius allerdings in Glas auf, um auch mit diesem Material die «Körperlichkeit» der gesamten Anlage zu demonstrieren. Im Gegensatz zu diesen monumentalen Gesten schuf Bruno Taut für die Glasindustrie ein intro-

29 | B  runo Taut, Glashaus auf der Ausstellung des Deutschen Werkbunds in Köln, 1914

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30 | Henry van de Velde, Theater auf der Ausstellung des Deutschen Werkbunds in Köln, 1914

vertiertes farbiges «Glashaus»380 (Abb. 29), für das der mit ihm befreundete Dichter Paul Scheerbart einige Sinnsprüche erfand, die sich auf einem Band um den Bau zogen und das Glas als Material feierten: «Das bunte Glas zerstört den Haß», «Ohne einen Glaspalast ist das Leben eine Last.» Der vielleicht bedeutendste Beitrag zur Ausstellung war das Theater van de Veldes (Abb. 30), das im Gegensatz zu den Monumentalbauten der Umgebung wie eine Skulptur konzipiert war, bei der ein einziger fließender Kraftstrom die übliche Trennung von Sockel, Fassaden und Dachform auflöste und einen einheitlichen Baukörper formte.381 Im Inneren schuf Ludwig von Hofmann in einer Hommage an Nietzsche eine Bildfolge zum ­dionysischen und apollinischen Leben. Dieser großartige Bau – ein Gesamtkunstwerk aus dem Geist nietzscheanischer Lebensreform – konnte keine Wirkung mehr entfalten, am 1. August brach der «entfesselte» Weltkrieg aus. Die Ausstellung wurde geschlossen, das Theater abgerissen und das Gelände als Lazarett verwendet. Damit wurde auch für etliche Jahre eine Debatte innerhalb der Mitglieder des Werkbunds verdrängt, die noch im Juli fast zum Zerbrechen der Gemeinschaft geführt hatte. Bei der Jahreshauptversammlung hielt Hermann Muthesius eine Grundsatzrede, die er in 10 Leitsätzen zusammenfasste, in denen er eine radikale Typisierung aller Erzeugnisse forderte. Bereits im ersten Jahrbuch des Werkbunds hatte Muthesius 1912 geschrieben, das äußere Merkmal des Die Suche nach einem neuen Stil | 91

g­ esuchten einheitlichen Ausdrucks sei eine «gute Form», «höher als Zweck, Material und Technik steht die Form», und diese werde erreicht durch die «Entwicklung des Typischen»382. Nun erklärte er: «Die Architektur und mit ihr das ganze Werkbundschaffensgebiet drängt nach Typisierung»383, nur mit ihr könne wieder eine harmonische Kultur erreicht werden. Um für Deutschland eine führende Wirtschaftsstellung zu erreichen, müssten deshalb Erzeugnisse typisiert und die Produktion entsprechend gestaltet werden – Formgebung und rationalisierte Typisierung waren damit untrennbar verbunden. Für Muthesius lag die «Werkbundarbeit der Zukunft»384 in einer «Überführung aus dem Individualistischen ins Typische», dies würde auch «eine Einheitlichkeit des allgemeinen Geschmacks», also die gesuchte neue Kultur herbeiführen. Der neue Industriebau spiegelte demnach bereits diesen «allgemeinen Zeitcharakter der Gegenwart», der sich radikal von der Vergangenheit unterschied, da die Technik die Grenzen von Zeit und Raum, die Bezüge zur Geschichte und zum Ort überwunden habe. Da die Gesellschaft in einem internationalen Austausch stand, so folgerte Muthesius, wird «mit der Internationalität unseres Lebens […] sich auch eine gewisse Gleichmäßigkeit der architektonischen Formen über den ganzen Erdball einfinden». Muthesius antizipierte damit die Diskussionen der 1920 er-Jahre, in ­denen es um «Form ohne Ornament», «Typisierung», «Einheit von Kunst und Technik» sowie «internationale Architektur» ging. 1914 löste er noch einen Sturm der Entrüstung aus. Dem Plädoyer für Typisierung widersprach zuerst van de Velde, der die Individualität des Künstlers zum Maßstab für Gestaltung erklärte. Anschließend ging es zwischen den Gegnern und den Befürwortern der Typisierung hoch her, die einen hielten die Fahne der Kunst hoch, die anderen betonten den Weg zu einer typisierten internationalen Weltwirtschaft. An die Stelle einer Weltwirtschaft trat jedoch am 1. August der Weltkrieg, die Nationen bekämpften sich nicht mit Waren, sondern mit Waffen. Der nationale Machtrausch, der sich auch in der Architektur angekündigt hatte, ließ Deutschland in einen Krieg marschieren, aus dem es vier Jahre später besiegt und verändert wieder herauskam. Typisierung und Rationalisierung erhielten allerdings im Krieg einen enormen Entwicklungsschub, der sich im Neuen Bauen der Weimarer ­Republik niederschlagen sollte.

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1. 5 Heimatschutz, Denkmalpflege und Erfindung von Tradition Industrialisierung und Verstädterung zerstörten zum einen Natur, Umwelt und ländliche wie städtische Lebensverhältnisse, zum anderen lösten sie alte Ordnungen auf und bewirkten einen Verlust von Traditionen sowie der Bindung an historische Werte. Beide Entwicklungen wurden von Beginn an kritisiert und es entstanden zahllose Vorschläge für ­Reformen beziehungsweise für Kompensationen der Verluste. In Großbritannien, dem Ursprungsland der industriellen Revolution, verfluchte William Blake bereits 1808 die «dark satanic mills» und 1836 veröffentlichte Augustus  W. N. Pugin mit Contrasts385 eine drastische Kritik an der häss­ lichen Stadt mit Fabriken und Schloten, der er die schöne mittelalterliche Stadt der Kirchen gegenüberstellte – eine bildliche Argumentationsform, die später auch deutsche Kulturkritiker wie Paul Schultze-Naumburg aufnahmen und fortführten. Von Carlyle, Coleridge und Dickens bis zu Ruskin und Morris wuchs die Maschinen- und Großstadtkritik unter den britischen Künstlern und Literaten, die eine Um- oder Rückkehr zu einer technikfreien Welt forderten.386 In Deutschland wandten sich seit den 1840 er- und 50 er-Jahren insbesondere die Geschichts- und Altertumsvereine sowie konservative Kulturkritiker und Volkstumspropheten wie der einflussreiche Münchner Kulturgeschichtler Wilhelm Heinrich Riehl gegen die Auflösung historisch gewachsener Ordnungen, gegen die Zerstörung von Natur und den Wandel von Werten.

Bodenreform- und Heimatschutzbewegung Nach der Revolution von 1848/49 und der folgenden Restau­ ration erhielt die Wendung zu deutscher Tradition und Geschichte eine stark nationale Note, durch die Förderung von Brauchtum und Heimatbewusstsein sollte eine «Hebung des Nationalgefühls»387 im Volk erreicht werden. So wurden längst verloren­gegangene Traditionen wiederbelebt, andere neu «erfunden»388, das «Konstrukt Volkskultur»389 sowie eine konHeimatschutz, Denkmalpflege und Erfindung von Tradition | 93

struierte Form von «Heimat» als «antimodernes Gegenbild» den technischen Entwicklungen gegenübergestellt und die historischen Monumente zur Förderung eines Nationalbewusstseins instrumentalisiert. Die Inventarisierung der nationalen Denkmäler begann bereits in den 1840 er-Jahren, 1852 erfolgte die Gründung des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg als «Nationalanstalt für alle Deutschen»390, und 1859 eröffnete Maximilian  II. in München ein Bayerisches Nationalmuseum mit dem Motto «Meinem Volk zu Ehr und Vorbild»391. Nach der Reichsgründung erhielt die «deutsche Renaissance»392 als Bau-, Dekorations- und Ausstattungsform eine nationale Bedeutung, Motive aus dieser Epoche dekorierten die Bauten und prägten den Bauboom der Gründerzeit. Die Reichsverfassung legte 1871 den Schutz von Denkmälern als Länderaufgabe fest, ein Reichsgesetz zum Denkmalschutz scheiterte an den Partikularinteressen der Länder, allerdings stellte das Reichsstrafgesetzbuch eine Beschädigung von Kunst und öffentlichen Denkmälern generell unter Strafe.393 1878 forderte der Verband der deutschen Architekten- und Ingenieurvereine in einer Eingabe an den Reichstag eine reichsweite Inventarisation, denn die Baudenkmäler seien als «Stützen des Patriotismus […] die stärksten Fesseln des Heimatgefühles, die Felsen, an welche der Lokalpatriotismus, ohne den eine Liebe zum Gesamtvaterland nicht möglich ist, sich in den wechselvollen Stürmen des Lebens anklammert»394. Die historisch bedeutsamen Baudenkmäler erhielten nun besondere Beachtung, und es entstand allmählich ein öffentlicher Diskurs über die sozialen wie ästhetischen Folgen von Industrialisierung und Verstädterung. Das Bewusstsein für Umwelt und Ökologie schärfte sich, aber Macht und Einfluss der Industrie wurden davon kaum berührt, wie auch die Kritik an der Verstädterung keine Verlangsamung der Urbanisierung bewirkte. 1880 kritisierte der Musiker Ernst Rudorff, der zu einem der geistigen Väter der Heimatschutzbewegung werden sollte, die Verwüstungen der Landschaft durch das «moderne Leben»395. Literarisch setzte sich erstmals Wilhelm Raabe 1884 mit den ökologischen Folgen der Industriali­ sierung kritisch auseinander und verarbeitete in seinem Roman Pfisters Mühle396 1884 einen authentischen Prozess gegen Wasserverschmutzung. In Meister Autor, Alte Nester oder Die Akten des Vogelsangs zeichnete er die Zerstörungen der «verwüsteten Kindheitsidylle»397 nach. Die Klagen gegen die Verunreinigung der Gewässer, die Verschmutzung der Luft, die Verwüstung der Landschaft, die Versteinerung der Städte und die Zerstö94 | Kaiserreich 1890 – 1918

rung der alten Bausubstanz verstärkten sich, aber Gegenmaßnahmen waren von unterschiedlicher Gewichtung. Während hygienische Probleme wie ungenügende städtische Kanalisation und Wasserversorgung erkannt und bekämpft wurden, nicht zuletzt da sie auch die Besitzenden bedrohten, konnte gegen die Umweltzerstörung aufgrund fehlender Gesetze bis zum Ersten Weltkrieg kaum eingewirkt werden, juristische Klagen hatten nahezu durchwegs keinen Erfolg.398 Die enorme Zerstörung von historischer Bausubstanz im Zuge der gründerzeitlichen «Bauwut»399 sowie die damit verbundene «Verunstaltung» der Städte und Landschaften durch massenhafte Spekulationsbauten führten allmählich zu einer Besinnung auf Bauqualität und Bautraditionen sowie zu einer neuen Form von Denkmalpflege. Zwar wurden Industrie, Spekulantentum oder Protzsucht als Verursacher benannt, aber Eingriffe in das kapitalistische Marktsystem forderte neben den Sozialisten und Kommunisten nur die von dem amerikanischen Ökonomen Henry George angestoßene Bodenreformbewegung. Die bürgerlichen Reformer propagierten eine Erneuerung durch Rückkehr zu Tradition und Volk, Verluste sollten durch verstärkte Hinwendung zu den tradierten Kulturgütern ausgeglichen werden, die deshalb nicht nur aktiviert, sondern bei Bedarf auch «erfunden»400 wurden. Die Annäherung an Heimat und Region wirkte somit als «kompensatorischer Versuch zur Sicherung von kultureller Besonderheit und Identität»401. Heimat entwickelte sich zum Gegenstück zur ­Industrialisierung, das Verlorene wurde nach Innen verlagert und nicht nur beschworen, sondern es entstand geradezu eine «Gleichsetzung von Vergangenheit und Heimat»402, wie Thomas Mann mit Blick auf Theodor Storms Werk feststellte. Die Kritik der Geschichts- und Altertumsvereine an den Folgen der ­Industrialisierung verstärkte sich in den 1890 er-Jahren durch eine wachsende Zahl an Heimatvereinen sowie die bildungsbürgerlichen Publikationen, die sich um die Erhaltung von Region und Heimat einsetzten.403 Die wichtigsten Ideengeber waren Paul de Lagarde, der Verfasser der Deutschen Schriften und «Gründer der völkischen Bewegung»404 sowie der «Prophet» dieser Bewegung, Julius Langbehn, dessen Rembrandt als Erzieher zu einem Handbuch national gesinnter Reformer wie auch der Lebensreformbewegung avancierte.405 Auf den Ideen Lagardes und Langbehns basierten einflussreiche Schriften und Verbindungen wie «Der Kunstwart», Dürerbund oder der Bund für Heimatschutz, die eine Lösung der Probleme auf ästheHeimatschutz, Denkmalpflege und Erfindung von Tradition | 95

tisch-kultureller Ebene suchten. Durch eine Rückwendung zur «Schönheit» der vorindustriellen Zeit, eine Orientierung an der Volkskunst, an regional gewachsenen Bauformen oder am bäuerlichen Leben sollte eine ästhetische wie moralische Erziehung des Volkes erfolgen. Aus handwerklicher Qualität und der entsprechenden Gestaltung des heimischen Materials sollte geradezu eine «sittliche Haltung»406 erwachsen, die Verknüpfung von Gestaltung und Erziehung war Ziel der zivilisationskritischen Reformbewegungen. Über Lagarde erhielt der Bezug auf das deutsche Volk allerdings auch eine antisemitische Komponente, die im National­ sozialismus kulminieren sollte.407 Ähnlich wie den bürgerlichen Sozial­ reformern, die mit der Parole «Weder Kommunismus noch Kapitalismus»408 einen dritten Weg suchten, ging es auch den Kulturreformern um eine Überformung der industrialisierten Welt zu einer neuen «harmonischen Kultur». Im schönen Schein von deutscher Heimat und Geschichte sollte eine Befriedung und Verankerung der «Besitz- und Vaterlandslosen», eine Harmonisierung der Klassengesellschaft ohne Veränderung der Besitzstrukturen erfolgen. In diesem Befriedungsprozess spielten historische Bauten und Denkmäler sowie Bezüge zu Heimat und «Altstadt»409, ein Begriff der sich erst im Zuge des Umbaus der Städte herausbildete, eine herausragende Rolle.

Denkmalschutz zur Hebung des Nationalsinns Zwar gab es schon seit dem Ende des 18. Jahrhunderts in Hessen und der Markgrafschaft Bayreuth Verordnungen zum Schutz von Baudenkmälern, und Schinkels Memorandum zur Denkmalpflege forderte bereits 1815 die Beachtung dessen, was Alois Riegl 1903 als «Alterswert»410 bezeichnete, aber letztlich dienten Baudenkmäler vorrangig als wichtiges Mittel zur Erweckung nationaler Gefühle, zur Identifikation mit deutscher Größe und Befriedung durch Geschichte. Im Rahmen einer staatlich geförderten «Hebung des Nationalsinnes»411 waren deshalb diejenigen Baudenkmäler von besonderem Interesse, die mit großen Epochen deutscher Geschichte beziehungsweise dynastischen Bezügen verknüpft werden konnten. So ließ der Herzog von Braunschweig die Burg Dankwarderode seines Vorgängers Heinrich des Löwen komplett rekonstruieren (1885–1906),412 und der hessische Großherzog finanzierte anlässlich des 200. Jahrestages der Zerstörung der Katharinenkirche in Oppenheim durch 96 | Kaiserreich 1890 – 1918

die Franzosen deren Rekonstruktion als «nationales Symbol» neuer deutscher Größe.413 Zu dieser nationalen Aneignung der Denkmäler gehörte auch der Abbruch des «französischen» Portals von Jacques-François Blondel am Dom in Metz, das der Dombaumeister Paul Tornow 1897 bis 1903 durch einen neogotischen Anbau ersetzte, um die «Rückführung» Lothringens auch architektonisch zu dokumentieren.414 Ob bei der Wartburg, dem Kaiserhaus in Goslar, der Burg in Gelnhausen oder dem Kaiserdom in Worms, stets war mit der Restaurierung beziehungsweise Rekonstruktion auch ein nationaler Anspruch verbunden. Da Baudenkmäler geschichtliche Größe vermitteln und zu vaterländischem Bewusstsein erziehen sollten, ging es insbesondere um deren Wirkung. Das Geschichtsmonument sollte eine möglichst klare Vorstellung der jeweiligen Entstehungszeit geben, charakteristische Elemente wurden deshalb übersteigert und Spuren späterer Epochen beseitigt. Diese Praxis der «Stilreinigung» findet sich bereits seit den 1830 er-Jahren, aus der langen Reihe der Beispiele sei nur das Rathaus in Alsfeld (Abb. 31, 32) ge-

31 | R  athaus in Alsfeld, Zustand 1883

32 | Rathaus in Alsfeld, Zustand 1911

Heimatschutz, Denkmalpflege und Erfindung von Tradition | 97

nannt, das im Laufe der Jahrzehnte immer mehr dem Idealbild eines Fachwerkhauses angenähert wurde, bis am Ende ein Gebilde aus Rekonstruktion und Erfindung entstanden war.415 Das Pendant zu derartigen historischen Phantasien waren die «Fertigstellungen» von Bauten. Ähnlich wie Eugène Viollet-le-Duc in Frankreich glaubten auch in Deutschland archäologisch gebildete Architekten, durch Weiterbildung des architektonischen Organismus Bauten «in einen Zustand der Vollständigkeit»416 versetzen zu können. Derartige Fertigstellungen zogen sich durch das ganze 19. Jahrhundert, berühmt wurden die Vollendungen der Kirchtürme in Köln, Ulm oder Regensburg.417 Von den vielen Beispielen aus den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg seien nur der Ausbau der Quedlinburger Schlosskirche und der Kaiserpfalz in Tangermünde sowie die Vollendung der Türme des Bremer und Meißener Doms genannt.418

Konservieren nicht Restaurieren: Das Denkmal wird Geschichtsdokument Bis zur Jahrhundertwende gingen noch Ergänzen, Rekonstruieren und Restaurieren ineinander, erst im Zuge der Auseinandersetzung um die Wiederherstellung des Heidelberger Ottheinrich-Baus kam es allmählich zu einer Trennung dieser Bereiche und damit auch zu einer theoretischen Grundlegung denkmalpflegerischer Positionen. In Heidelberg sollte

33 | Carl Schäfer, Plan zur Rekonstruktion des Ottheinrich­Baus des Heidelberger Schlosses, 1900

98 | Kaiserreich 1890 – 1918

nach einem Plan des Architekturprofessors und dezidierten Vertreters ­einer Neugotik, Carl Schäfer, die «Schmach» der Zerstörung durch Franzosen mit einer Wiederherstellung beseitigt werden (Abb. 33). In der seit 1899 herausgegebenen Fachzeitschrift «Die Denkmalpflege» und auf dem seit 1900 jährlich stattfindenden «Tag für Denkmalpflege» stießen die ­gegensätzlichen Positionen aufeinander.419 Cornelius Gurlitt wandte sich gegen die Vorstellung, dass ein historischer Bau von einem zeitgenössischen Architekten oder Restaurator entsprechend dem ursprünglichen Konzept fortgeführt beziehungsweise ergänzt werden könne. Es entstehe auf jeden Fall eine Geschichtsfälschung, da die Grenzen zwischen dem ­Alten und dem Neuen verschleiert und damit die Erkenntnis historischer Wahrheit verhindert werde. Man könne an die historischen Vorbilder anknüpfen, dürfe aber nicht nachahmend, sondern nur kreativ aus dem Geist der Gegenwart gestalten. Das Alte solle nur konserviert, das Neue ablesbar als Ergänzung gestaltet werden.420 «Konservieren nicht Restaurieren»421 wurde zum Motto gegen Rekonstruktion. In einer Programmschrift erklärte der Kunsthistoriker Georg Dehio 1905: «Gott bewahre die Denk­ mäler vor genialen Restauratoren!», die «Denkmalärzte» sind «gefährlicher geworden als die Krankheit selbst, sie haben […] weit schlimmer als die Pest getobt»422. Mit diesem Kampf gegen den «vandalisme ­restaurateur»423 entstand eine neue Auffassung von Denkmalpflege, nach der die Baudenkmäler als Geschichtsdokumente zu betrachten waren, die konserviert und wissenschaftlich dokumentiert werden sollten. Dabei schwang auch für Dehio ein nationales Moment mit: «Wir konservieren ein Denkmal nicht, weil wir es für schön halten, sondern weil es ein Stück unseres nationalen Daseins ist.»424 Die Bewahrung des Bestands wurde zur zentralen Aufgabe der Denkmalpflege, allerdings begleitet von einer Warnung vor «Über­ eifer», denn mit dem Erhalt von jedem alten Bau würden die «Städte und Dörfer Deutschlands mumifiziert»425. Das Heidelberger Schloss blieb Ruine, aber selbst Dehio vertrat nicht konsequent die Position des Konservierens. Als 1906 die Hamburger Michaeliskirche abbrannte, setzte er sich gegen Gurlitt, Behrens und Schumacher zusammen mit einer Bürgerini­ tiative für eine Rekonstruktion ein, um das Wahrzeichen Hamburgs zu ­erhalten, und forderte seine Kollegen auf: «Seid von Zeit zu Zeit einmal auch tolerant!»426

Heimatschutz, Denkmalpflege und Erfindung von Tradition | 99

Heimatmuseen und Heimatschutz als Erzieher Hinter dem Zielwandel in der Denkmalpflege vom Kunstwerk zum Geschichtsdokument stand auch ein neues Verständnis für regionales Bauen, Volkskunst und Heimat. Dem Begriff Heimat, der bislang nur den engeren Lebensraum eines Wohnorts beziehungsweise einen Rechtsort für Wohnsitz und Armenpflege bezeichnete, wuchs gleichsam von zwei Seiten ein besonderer Gefühlswert zu.427 Zum einen entwickelte sich infolge der gravierenden Veränderungen durch Industrialisierung und Verstädterung ein Bewusstsein für den Verlust von tradierter Umwelt und historischer Substanz, zum anderen richtete sich das Interesse nach der nationalen ­Einheit zum Deutschen Kaiserreich 1871 zunehmend auf die Region, die Volksgruppe, «den Stamm» und die nähere Umgebung. Nach dem Motto «Alle Vaterlandsliebe aber wurzelt in Heimatliebe»428 entstanden zahllose Heimatvereine und Heimatbünde, deren Heimat- und Stammesbewusstsein sowohl auf die nähere Umgebung wie auch auf eine Vertiefung des Nationalbewusstseins gerichtet war. Die Liebe zur Scholle galt geradezu als Voraussetzung für die «staatserhaltende Anhänglichkeit zu Heimat und Vaterland»429. Mit dem «Kunstwart», dem Sprachrohr des Bildungsbürgertums, sollte deshalb auch versucht werden, «einem bodenständigen Ausdruck der Kultur den Weg zu ebnen»430. Die Kehrseite dieser Heimatliebe waren Ablehnung anderer Kulturen sowie die Verbindung der Heimat mit Volk und Rasse, mit germanischer Kultur, die sich abgrenzen sollte von romanischen und jüdischen Einflüssen. Die Wendung zur Heimat, der der Musiker Ernst Rudorff mit dem Buchtitel Heimatschutz 1897 den zentralen Begriff lieferte, fand überall in Deutschland literarische Unterstützung. Autoren wie Alfred Lichtwark, Oskar Schwindrazheim oder Paul Schultze-Naumburg vertieften mit zahllosen Publikationen Kenntnisse und Bewusstsein für regionales, traditionsgebundenes Bauen.431 Heimatliebe ließ sich aber nicht nur als Bollwerk für deutsches Volk und ­Vaterland, sondern auch als Wirtschaftsfaktor instrumentalisieren. Für den Innenminister von Sachsen war mit der «Hebung des Heimatgefühls» und der künstlerischen Erziehung des Volkes eine «Steigerung der wirtschaftlichen Kraft unseres Volkes auf dem Weltmarkt»432 verbunden. Privatinitiativen und Heimatvereine forderten und förderten seit den 1880 er-Jahren den Bau einer Vielzahl neuer Heimat-, Stadt- und Regionalmuseen, die auch einen architektonischen Ausdruck der jeweiligen Ortsoder Landesgeschichte vermitteln sollten.433 So führt das 1901 eröffnete 100 | Kaiserreich 1890 – 1918

neue Bayerische Nationalmuseum von Gabriel von Seidl eine Mischung bayerischer Architekturformen vor,434 das Vaterländische Museum in Celle (1923 in Bomann-Museum umbenannt) ist aus «hervorragenden Motiven alter Celler Bauwerke»435 zusammengesetzt, das Museum für sächsische Volkskunst in Dresden zeigt sächsischen Barock, am Landesmuseum in Kassel436 sind hessische und thüringische Bauformen adaptiert und das Märkische Museum (Abb. 34) in Berlin von Ludwig Hoffmann sollte durch die Kombination von Elementen märkischer Architektur – der ­Katharinenkirche in Brandenburg und der Bischofsburg in Wittstock – eine «märkische Sprache» sprechen. Fritz Schumacher adaptierte und ­kopierte nicht, sondern verwendete beim Neubau des Museums für Hamburgische Geschichte (1914–1922) historische Portale und Dekor von ab­ gebrochenen Bauten, die er als Spolien in seinen Neubau einfügte, so dass sie «wieder zu organischer Form belebt»437 waren und sich Geschichte harmonisch in die Gegenwart fortsetzte. Die zunehmend bemühte Metapher von der Sprache der Architektur verwies auf die Wendung zu Volk und Stamm, den Trägern der Sprachgemeinschaft, an der auch die Architektur teilhaben sollte. Alfred Lichtwark, der als Praeceptor Germaniae gefeierte

34 | Ludwig Hoffmann, Märkisches Museum in Berlin, 1896–1908

Heimatschutz, Denkmalpflege und Erfindung von Tradition | 101

Hamburger Erzieher, verdammte den «Schutt der fremden Importe» und erklärte 1899: «Statt plattdeutsch, fränkisch, schwäbisch oder thüringisch zu reden», stammle das deutsche Landhaus «ein wüstes Gemisch aus Ita­ lienisch oder Griechisch»438. Wurde im Historismus der ersten beiden Drittel des 19. Jahrhunderts versucht, die Stilsprache vergangener Zeiten zu zitieren und wiederzubeleben, so sollte die Architektur nun lebendige nationale und regionale Traditionen aufgreifen. Es ging nicht mehr um eine stilistische, sondern um eine «organische» Einheit, die der Architekt durch das Eindringen «in das Wesen der Volksseele»439, durch die Einfühlung in den «geschlossenen künstlerischen Organismus»440 einer Stadt oder einer Region erreichen wollte. Der Architekt sollte sich nicht individuell zu entfalten suchen, sondern einsehen, «daß er ein Stück eines größeren Wesens, seines Volkes»441 sei. Zum Sammelbecken aller Heimat-Aktivitäten entwickelte sich der im März 1904 in Dresden gegründete Bund für Heimatschutz442, in dessen Satzung eine «Förderung des Heimatstils in der Architektur» festgelegt war und der sich zum Ziel setzte, «die deutsche Heimat in ihrer natürlich und geschichtlich gewordenen Eigenart zu schützen». Zu den Gründungsmitgliedern zählten die Architekten Theodor Fischer, Hermann Muthesius und Gabriel von Seidl, erster Vorsitzender wurde Paul Schultze-Naumburg, der als Propagandist der Bewegung diese Position bis 1914 behielt.443 In seinen Vorträgen und in den seit 1901 publizierten Bänden Kulturarbeiten argumentierte Paul Schultze-Naumburg – der seinem Namen den Bezug zum geschichtsträchtigen Geburtsort einfach angehängt hatte – wie vordem Pugin mit Beispiel und Gegenbeispiel, mit Gegensatzpaaren aus einer idealen vorindustriellen Biedermeier- und einer hässlichen Industriezeit.444 Während jedoch die englischen Reformer mit dem ästhetischen Gegenbild auch eine politische, moralische und ökonomische Kritik verbanden, verblieben die deutschen Heimatschützer fast durchweg im Bildhaften und argumentierten mit den «Schönheitswerten»445 historischer Bauten und Städtebilder. So wie die Lebensreformer eine Harmonisierung durch Kultur bewirken wollten, so zielten die Bemühungen der Heimatschützer auf eine Milderung der Folgen von Industrialisierung und Verstädterung durch eine ästhetische Überformung der Industriewelt. Im Sinne eines «Neubiedermeier»446 wurde die industrielle Umwelt im Kleid vorindustrieller Geschichte verpackt, die Bürger sollten eine neue Heimat im Industriekapitalismus erhalten. Da sich der Bund für Heimatschutz 102 | Kaiserreich 1890 – 1918

aber von Anfang an als «Verein zur Abwehr der die deutsche Heimat schädigenden Einflüsse»447 definierte, gehörten neben nationalen auch rassis­ tische Ideen zum geistigen Umfeld. Bereits in seiner Rede zur Gründung bezeichnete Schultze-Naumburg Heimat als das «Gefäß unserer Volksseele»448, die er von romanischen und jüdischen Elementen freihalten wollte. Der Dichter Hermann Löns formulierte auf einer Tagung des Bundes 1906 ein Programm «Vom Heimatschutz zum Rasseschutz»449, das die Heimatschutzbewegung bis in die 1930 er-Jahre begleitete. Werner Lindner, Geschaftsführer des Bundes 1914 bis 1933, brachte schließlich den Verein samt Heimatschutz in den Nationalsozialismus ein und entwickelte dann 1940 die gestalterischen Richtlinien für die «Eindeutschung» der Dörfer und Städte im besetzten Polen: das heißt, er war Teil des Mord­ programms zur Vertreibung und Vernichtung der einheimischen Bevöl­ kerung.450 Getragen und befördert wurde die Heimat- und Volkstumbewegung von einer nahezu unüberschaubaren Zahl von Vereinen des Bildungsbürgertums, in denen städtische Honoratioren und Politiker mit Architekten und Künstlern zusammenarbeiteten.451 Der Bremer Verein für Brauchtum, der Verein für niedersächsisches Volkstum, der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz, der westfälische Heimatbund, der Verein für sächsische Volkskunde, der Verein für Volkskunst und Volkskunde in Bayern452 u. v. a., sie alle legten Vorbildersammlungen an, veröffentlichten eine Vereinszeitschrift, veranstalteten Vorträge und Kurse über Bau­ tradition und heimische Bauweise und bemühten sich um die Rettung ­historischer Bauten, die zum Teil innerhalb der Stadt oder in die neuen Heimatmuseen transloziert wurden.453 Um den Heimatschutzgedanken zu vertiefen, wurde ab 1901 an den bayerischen Baugewerksschulen und anschließend an der Münchner Technischen Hochschule Entwerfen in «heimischer Bauweise» unterrichtet.454 Berühmt wurde die sogenannte Stuttgarter Schule, deren geistiger Vater Theodor Fischer seine Studenten im schwäbischen Umland Bauaufnahmen machen und Bautraditionen studieren ließ. Fischer führte zudem mit seinen eigenen Arbeiten vor, wie beispielsweise das neue Postgebäude in Hall in Südtirol, das Museum in Kassel, das Kunstgebäude in Stuttgart oder das Stadthaus in Worms durch die Aufnahme von Motiven aus Region und Geschichte, Fortführung ­lokaler Bautraditionen, Anpassung an das Material der Umgebung und Einpassung in den baulichen Kontext die jeweilige «Sprache» der Region Heimatschutz, Denkmalpflege und Erfindung von Tradition | 103

35 | T heodor Fischer, Hauptgebäude der Universität in Jena, 1903–1908

«sprechen» konnte.455 Ein Musterbeispiel für die Einfügung eines Neubaus in die Textur und Geschichte einer Stadt war Fischers neue Universität in der Stadtmitte von Jena (Abb. 35), an deren Bau Bruno Taut als Mitarbeiter mitwirkte. Von den beiden Vorgängerbauten übernahm Fischer eine Vielzahl von baulichen Elementen vom Grundriss über Dachformen bis zu Treppen und Baudetails und verwob somit den Neubau mit den in das kulturelle Gedächtnis der Stadt eingeschriebenen Erinnerungen. Der Neubau führte Geschichte und städtische Textur fort, Erinnerungen wurden wieder lebendig, ohne dass Fischer direkt kopierte oder rekonstruierte.456 ­Fischers Verweben der Geschichte und Bautradition eines Ortes mit neuen Bauideen betrieb auch Fritz Schumacher bei zahlreichen Bauten in Hamburg, und ähnlich errichtete Karl Hengerer im Rahmen der Stuttgarter ­Altstadtsanierung vor dem Ersten Weltkrieg eine Reihe von Neubauten im Stadtzentrum, die sich nahezu bruchlos in die historische Umgebung einfügten.457

104 | Kaiserreich 1890 – 1918

Die Erfindung von Heimat Aus der Zusammenarbeit der Heimatschützer mit den Architekten- und Ingenieurvereinen entstanden außerdem in langjähriger Arbeit die vielbändigen Werke über Das deutsche Bauernhaus und Das deutsche Bürgerhaus. Diese Hausforschung zielte auf eine wissenschaftliche Dokumentation, aber davon ausgehend entwickelten sich auch regionale «Baufibeln», die dann in den 1930 er-Jahren eine Basis des Blut-und-BodenBauens bildeten. Der erzieherische Impuls der Bewegung wirkte zudem direkt auf die Architektur der Städte und Dörfer ein. Zu den Vorreitern dieser Entwicklung zählte Hildesheim, wo sich nach einem Brand am Knochenhaueramtshaus 1887 ein Verein zur Erhaltung der Kunstdenk­ mäler gründete, der 1899 eine «Verordnung zur Verhütung einer Verunstaltung der älteren Stadtteile Hildesheims» durchsetzte und damit den ersten Ensembleschutz in Deutschland einführte.458 Um die Verordnung durch

36 | Die ersten Preise des Wettbewerbs Neue Fassaden für Bremens Altstadt, 1901

Heimatschutz, Denkmalpflege und Erfindung von Tradition | 105

37 | R  udolf Jacobs, Ratscafé in Bremen, 1909–1911

Anschauungsmaterial zu stützen, schrieben Verein und Stadt 1900 einen Fassadenwettbewerb aus, dessen Ergebnis sie als Mappenwerk mit 200 Tafeln publizierten, das Bauunternehmern und Handwerkern eine Sammlung ortsangepasster Musterfassaden für die Arbeit nach den neuen bau­ polizeilichen Bestimmungen an die Hand gab.459 Nach dem Vorbild von Hildesheim veranstaltete Bremen schon 1901 einen ähnlichen Fassadenwettbewerb (Abb. 36), Frankfurt am Main, Minden, Trier und andere Städte folgten. Auch diese Städte veröffentlichten die Ergebnisse als Mustersammlungen, den Bremer Wettbewerb beispielsweise unter dem bezeichnenden Titel Deutsche Architektur, neu entworfen im Sinne der­ Alten. Die Musterfassaden offenbarten den auf das Bildhafte bezogenen Charakter dieser Art von Heimatschutz: Ein aus vielen Motiven und Assoziationen zusammengesetztes, teilweise erfundenes Bild von Heimat und Tradition wurde über die wachsende Stadt gestülpt und die industrialisierte Großstadt gleichsam in heimische Tracht verpackt.460 Dabei gingen Heimatschutz und historisierendes Bauen ineinander über, denn bereits seit den 1870 er-Jahren wurde die städtische Bebauung überall in Deutschland in historischen Formen aufgestockt, verdichtet oder ergänzt.461 Zahllose, vielfach noch heute ortstypisch erscheinende Straßenzüge und Plätze vom 106 | Kaiserreich 1890 – 1918

38 | Hofbräuhaus in München, Zustand um 1890

39 | H  ofbräuhaus in München nach dem Umbau durch Max Littmann, 1897

Frankfurter Römer bis zum Freiburger Münsterplatz, vom Bremer Markt bis zum Münchner Marienplatz, von Kölns Hoher Straße bis zur Nürnberger Königstraße entstanden zum großen Teil aus historisierenden Überformungen alter Bausubstanz sowie aus Heimatstil-Neubauten der Kaiserzeit. Heimat wurde in den Industriestädten künstlich und künstlerisch geschafHeimatschutz, Denkmalpflege und Erfindung von Tradition | 107

40 | M  arienstift in Bad Tölz, Zustand um 1890

fen. Es ging nicht um exakte historische Architekturdetails, sondern um ein mit Gefühlswerten und Erinnerungsstücken besetztes Bild, das entspre­ chende Assoziationen und Erinnerungen zur jeweiligen Stadtgeschichte lieferte und damit den Neubau sowohl in die städtische Textur wie ins Gedächtnis der Bewohner integrierte.462 Bei Nutzbauten bediente der Heimatschutz häufig auch die Interessen von Industrie und Wirtschaft, so wenn ganze Straßenzüge durch heimisch wirkende, aber höhere und vergrößerte Neubauten ersetzt wurden, die eine bessere ökonomische Ausnutzung ermöglichten.463 Ein Musterbeispiel für dieses Ineinander von Denkmalpflege, Heimatschutz und Neubauten bietet das Zentrum von Bremen: Dom und Schütting erhielten eine vermeintlich stilistisch reine mittelalterliche Form, wurden aber historisierend teilweise neu geschaffen. Der bayerische Spezialist für heimische Stimmungsarchitektur, Gabriel von Seidl, fügte ein neues «bremisches» Rathaus ein; Ratsapotheke und Bürgerstuben entstanden neu als typisch bremische Bauten zwischen überformten alten Bürgerhäusern. Das von 1907 bis 1911 von Rudolf Jacobs errichtete neue Ratscafé (Abb. 37) setzt sich aus drei Bauten zusammen, so dass der Eindruck einer gewachsenen kleinteiligen Struktur entsteht.464 Heimat und Tradition wurden in einem Pasticcio von Alt und Neu konstruiert. Von friesischen Bauernhöfen über sächsische Mustergehöfte bis zu den Münchner Bierkellern – das be108 | Kaiserreich 1890 – 1918

41 | Marienstift in Bad Tölz, Zustand nach dem Umbau durch Gabriel von Seidl, 1905

rühmte Hofbräuhaus (Abb. 38, 39), Paradebeispiel für angeblich typisch Münchner Architektur, ist eine komplette Erfindung Max Littmanns von 1897 – überall entstanden in Deutschland neue heimattümelnde Geschichtshüllen. In Abwandlung des Begriffs Nationalromantik, der sich auf die ­Erfindung von Tradition in Ländern ohne politische Eigenständigkeit bezieht, könnte von Regionalromantik gesprochen werden.465 Ein Musterbeispiel für eine derartige Stadtbildpflege bietet Bad Tölz, wo Gabriel von Seidl zusammen mit dem Isartaler Heimatverein ­einerseits zahlreiche Bauten vor dem Abriss rettete, andererseits durch e­ inen systematischen Rückbeziehungsweise Umbau die Stadt in einen ­erfundenen oberbayerischen Zustand ohne Spuren der Industrialisierung versetzte. So formte er beispielsweise bei der zentralen Marktstraße alle traufständigen Häuser giebelständig um und ließ beim Marienstift (Abb. 40, 41) die gesamte neogotische Fassade entfernen und durch kleinteilige «heimische» Bauformen ­ersetzen.466 Bei diesen Erfindungen eines historischen Stadtbilds spielte auch der Blick auf den Tourismus und die damit verbundenen Finanzquellen eine große Rolle.467 Was bei Bad Tölz im Kleinen geschah, wurde beispielsweise in Wien mit der kontinuier­lichen Erfindung eines «Alt-Wien», einer «Stadt, die niemals war»468, über Jahrzehnte systematisch und kontinuierlich verfolgt.

Heimatschutz, Denkmalpflege und Erfindung von Tradition | 109

Schutz von Ensembles und Gesetze gegen Verunstaltung Heimatschutz und Denkmalpflege waren bereits um die Jahrhundertwende so stark ins allgemeine Bewusstsein gedrungen, dass zunehmend auch Laien öffentlich über den Erhalt von Baudenkmalen diskutierten. Als 1906 die Hamburger Michaeliskirche abbrannte, führte der Druck aus der Bevölkerung dazu, dass sie – ähnlich wie der 1902 zusammen­ gestürzte Campanile auf dem Markusplatz in Venedig – gegen den Willen der meisten Architekten sofort wieder rekonstruiert wurde.469 Auch die Gesetzgebung änderte sich allmählich. So beförderte das neue sächsische Baugesetz von 1900 erstmals die «gesunde heimatliche Bauweise». In Bayern wurde im selben Jahr eine ortspolizeiliche Vorschrift zum «Schutz von Ortsbildern» erlassen, 1904 folgte eine Entschließung über heimische Bauweisen, die den Baubehörden zur Pflicht machte, «daß der schlichten einfachen Bauweise wieder Rechnung getragen und Neubauten passend in die Umgebung eingegliedert werden sollen»470. Wegweisend war die Verabschiedung der preußischen Gesetze «Gegen die Verunstaltung von Ortschaften und landschaftlich hervorragenden Gegenden» vom 2. Juni 1902 und vom 15. Juli 1907, denen bald ähnliche Gesetze in Baden (1907), Sachsen (1909) und Oldenburg (1910) sowie das Hamburger Baupflegegesetz von 1912 folgten.471 Das «vertraute Heimatbild» sollte gegen «Zersiedelung, Großbauten, Verkehrswegebau oder ausufernde Reklame»472 geschützt werden. Ein reichseinheitliches Denkmalschutzgesetz wurde vielfach diskutiert, kam aber nie zur Vorlage. Von den Ländern erließ nur Hessen am 16. Juli 1902 ein «Gesetz, den Denkmalschutz betreffend»473, es folgten ­Oldenburg (1911) und Lübeck (1915), in Württemberg kam es zu e­ inem vorläufigen Gesetz, die großen Länder beließen es bei Verordnungen.474 Als 1878 der Polizeipräsident von Berlin eine Verbauung der Sicht zum Kreuzberg-Denkmal per Gerichtsentscheid verhindern wollte, erklärte das Gericht, es handle sich nur um eine «Störung der architektonischen Harmonie»475, nicht aber um grobe Verunstaltung und wies den Antrag ab. Als 25 Jahre später direkt am Brandenburger Tor 1903 eine Mietskaserne errichtet werden sollte, entschied das Oberste Gericht erstmals für die Ästhetik und gegen wirtschaftliche Interessen. Das Verunstaltungsgesetz gab der Baupolizei die Möglichkeit zum Schutz von Bauten, Ensembles und sogar von Landschaften. Die Durchführung musste allerdings durch Ortsstatuten von jeder Gemeinde oder Stadt selbst geregelt werden. Trotz partiellen Widerstands setzte sich der Heimatschutz immer mehr durch, so waren 110 | Kaiserreich 1890 – 1918

a­ llein in Preußen bis 1911 bereits über zweihundert städtische Ortsstatute gegen Verunstaltung erlassen worden. Als ein wichtiges Instrument zu ­deren Umsetzung sowie der Heimatschutzideen bildeten sich Bauberatungsstellen – in Hamburg die Baugestaltungs-Kommission –, die eingereichte Entwürfe im Sinne einer heimischen Bauweise korrigieren konnten.476 Die immer wieder geforderte erzieherische Funktion des Heimatschutzes fand hier ihre direkte Umsetzung.477 Besonderes Gewicht lag dabei auf den Materialien, deren regionale Abstimmung die vom Bund für Heimatschutz ­herausgegebene Schrift Ästhetik der Baustoffe478 forderte. Da die Heimatschützer Materialien wie Zementdachpfannen oder Verblendsteine verpönten und Industriebauten als Feinde der Heimat bezeichneten, setzten sich die Betroffenen bald zur Wehr. Die Baustoffindustrie schickte eine Eingabe an den zuständigen Minister und selbst der völkisch-nationalistische Werdandi-Bund verwies auf einen möglichen Zusammenklang von modernen Materialien und traditionellen Bauformen.479 Auch zahlreiche Architekten wandten sich gegen die von Denkmal- und Heimatschützern geforderte «ästhetische Baupolizei»480. Bereits in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg entstanden Kontroversen über bodenständiges, deutsches Bauen und eine internationale, angeblich wurzellose Moderne. Positionen und Argumente der Architekturdebatten der 1920 er-Jahre wurden hier bereits präformiert.481

Heimatschutz, Denkmalpflege und Erfindung von Tradition | 111

1. 6 Von der hygienischen Stadt zur Wohnreform Industrialisierung und Urbanisierung führten zu einem enormen Städtewachstum – Berlin vergrößerte sich zwischen 1850 und 1910 von 142 000 auf 2,1 Millionen Einwohner, Hamburg von 175 000 auf 931 000, Leipzig von 63 000 auf 679 000, München von 107 000 auf 596 000, ­Düsseldorf von 27 000 auf 359 000 und Essen von 9000 auf 295 000.482 Die damit verbundenen Veränderungen und gravierenden Wandlungen des Erscheinungsbilds der Städte verliefen in den Bahnen von Baugesetzen und Bebauungsvorschriften, die weitgehend nur für die Interessen von Grundbesitzern erlassen wurden. Bis zum Ersten Weltkrieg erfolgte der Wohnungsbau zum überwiegenden Teil über private Bauunternehmer und Investoren. Diese freie oder «ungesteuerte Wohnungswirtschaft»483 diente nicht mehr der Bedarfsdeckung, sondern führte dazu, dass Bauund Bodenspekulation blühten. Wohnungen wurden auf Vorrat für einen Markt produziert, den die Grund- und Bodenbesitzer selbst kontrollierten.484

Bauordnungen und Bebauungspläne als Machtinstrumente Bis zur Jahrhundertmitte bestimmten im Wesentlichen noch landesfürstliche Reglements die öffentliche Bautätigkeit, die auf ein einheitliches Gesamtbild ausgerichtet waren.485 Das preußische Allgemeine Landrecht (ALR) von 1794 verbot, ein Gebäude zu verändern, wenn dadurch ein Stadtbild «verunstaltet» würde, und 1809 bestimmte ein neues Frankfurter Baugesetz, alle Gebäude seien nach den Gesetzen der Symmetrie und des guten Geschmacks zu errichten.486 Mit dem Aufkommen von Bürgermacht und Individualinteressen sowie der Herrschaft des Kapitals wurden derartige Geschmacksvorschriften zunehmend abgeschafft. In den zwölf Grundsätzen des Verbandes der deutschen Architekten- und Inge­ nieurvereine (AuIV) von 1874 hieß es bezüglich Stadterweiterungen ausdrücklich, «alle ästhetischen Vorschriften [sind] verwerflich»487. Die «städ112 | Kaiserreich 1890 – 1918

tebildende Kraft des Kapitals»488 und in seinem Gefolge Spekulation und Wucher, die Wurzelkrankheiten des Städtebaus, formten sich die Stadt nach ihren Gesetzen.489 Während sich in den Wohngebieten der Reichen die Villen üppig ausbreiteten, führten Kosteneinsparung und Profitmaximierung zur Vereinheitlichung der Stadtquartiere und Wohnungen der Massen. Der Nationalökonom Rudolf Eberstadt bezeichnete deshalb die Schablone als das Kennzeichen der Zeit: «Im Bebauungsplan herrscht die Schablone der Baublockfigur; in der Geländeerschließung die Schablone des undifferenzierten Straßennetzes; in den Haustypen die Schablone der Mietskaserne und der Stockwerkshäufung; in der Bauordnung die Schablone des Großhauses.»490 Musterbeispiel eines profitorientierten schablonierten Städtebaus waren die Berliner Stadtteile mit Mietskasernen, die nach dem am Polizeipräsidium ausgearbeiteten und 1862 verabschiedeten Hobrecht-Plan (Abb. 42) entstanden, mit dem eine Grundstücksauswertung bis zu 75 Meter Grundstückstiefe möglich war.491 Der Stadtplaner und Publizist Wer-

42 | Bebauungsplan der Umgebungen Berlins, Hobrecht-Plan, 1862

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ner Hegemann, Autor von Das steinerne Berlin, schrieb dazu: «Die Polizei verordnet Mietskasernen für vier Millionen Berliner.»492 Je mehr die Kompetenz zur Aufstellung von Flucht- und Baulinienplänen im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts auf die Gemeinden überging, um so mehr wurden die enorm wachsenden Städte zum Objekt und Instrument rigoroser Aus­ beutung durch die Besitzenden, die die Bebauungsmöglichkeiten und -vorschriften in den kommunalen Organen selbst festlegen konnten. Nach dem Dreiklassenwahlrecht in Preußen (Gewichtung der Stimmen nach Steuerleistung) und dem Kommunalwahlrecht in den süddeutschen Ländern (Bürger- und Stimmrecht nach Besitz) hatten die Besitzenden in den städtischen Kollegien grundsätzlich die Mehrheit, während die zahlen­ mäßige Bevölkerungsmehrheit marginalisiert blieb.493 Das Hypothekenrecht von 1872 förderte diese Entwicklung, indem es eine völlige Überschuldung des Bodens erlaubte.494 Mit den Bebauungsplänen wurden sowohl die größtmögliche Bodenausnutzung festgelegt als auch die Straßenbreiten nach der höchstmöglichen beidseitigen Bebauung bemessen, man sprach deshalb auch von «Bauprofitstraßen»495. So ließen sich beispielsweise mittels der neuen Berliner Bauordnung von 1897 einfach alle Vororte sowie die Stadt Charlottenburg zum Hochbauland erklären, womit eine generelle Bebauung bis zu 22 Meter Höhe erlaubt war.496 Rudolf Eberstadt wies bereits seit den 1890 er-Jahren darauf hin, dass nicht hohe Bodenpreise eine dichte Bebauung erzwangen, sondern umgekehrt erst die Möglichkeit zur intensiven Überbauung des Bodens – also zum Bau einer Mietskaserne – den Bodenpreis hinauftrieb.497 In Berliner Gebieten mit Mietskasernenbebauung lagen deshalb die Bodenpreise doppelt so hoch wie in den übrigen Bezirken. Bereits mit der Prognose auf eine Wertsteigerung des Bodens konnte eine Hypothekenspekulation betrieben werden, und da sich die Höhe der Hypothek wiederum nach dem Bodenwert bemaß, trieben sich die Spekulationen gegenseitig in die Höhe. Die wichtigste Verordnung zur profitorientierten Steuerung des Städtewachstums war das bereits erwähnte preußische «Gesetz zur Feststellung von Bebauungsplänen».498 Mit diesem sogenannten Fluchtliniengesetz von 1875 konnten die Gemeinden und Städte schematisch Bauland ausweisen und die maximale Ausnutzung selbst festlegen. In den Ausführungsbestimmungen zum preußischen Fluchtliniengesetz ging es im ­Wesentlichen nur um Straßenbreiten, Hofflächen und Minimalbelichtung. In anderen Bundesländern oder Städten waren die Verordnungen 114 | Kaiserreich 1890 – 1918

zum Teil noch kapitalfreundlicher, so bestimmte beispielsweise die Hamburger Bauordnung bis 1882 noch nicht einmal eine Mindestbelichtung, und der notwendige Abstand zum Nachbarfenster war auf einen Meter festgelegt. Da Terraingesellschaften das gesamte Umland der Industriestädte systematisch aufkauften – «zwei Meilen im Umkreis von Berlin war das Land in der Hand von Spekulanten»499 –, wurde mit den Bauordnungen und den schematischen, zumeist nur von einem Geometer erstellten Fluchtlinienplänen der Spekulation direkt zugearbeitet.500 Einige Stadtund Land­gemeinden führten nach der Jahrhundertwende eine Besteuerung des Wertzuwachses des Bodens ein, die sich aber nur auf maximal 5 Prozent des Gewinns belief.501 1911 gab es Wertzuwachssteuern bis zu 30 Prozent auf Gewinne in ganz Deutschland, die Bestimmungen ermöglichten aber viele Ausnahmen und die Steuer war letztlich kontraproduktiv, denn sie konnte auf den Bodenpreis aufgeschlagen werden, somit bezahlte letztlich der Käufer auch noch die Besteuerung des Gewinns.502

Stadthygiene Während Bauordnungen und Fluchtlinienpläne auf soziale und ästhetische Probleme keine Rücksicht nahmen, setzten sich seit den 1850 erJahren einige hygienische Erkenntnisse in der Stadtplanung durch, denn bei der Wasserversorgung und Kanalisation zeigten sich zuerst die Folgen der Verstädterung. Die rapide wachsenden Städte saßen bald buchstäblich auf einem Fäkaliensee, der wiederum das Brunnenwasser vergiftete. In seiner Kampfschrift Zur Wohnungsfrage stellte Friedrich Engels 1872 deshalb fest, die epidemischen Seuchen würden als «Folgen der Kapitalistenherrschaft» auf sie selbst zurückfallen, denn «der Würgengel wütet unter den Kapitalisten ebenso rücksichtslos wie unter den Arbeitern»503. Den Zusammenhang zwischen Verunreinigung und epidemischen Erkrankungen deckte die neue Wissenschaft von der Hygiene auf, seit den 1850 er-Jahren führten deshalb die meisten Großstädte eine zentrale Wasserversorgung und seit den 1870 er-Jahren die Schwemmkanalisation ein. Die Aktivitäten des 1873 gegründeten Deutschen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege, der 1889 Leitsätze für gesundes Wohnen aufstellte, sowie die zahlreichen Veröffentlichungen von Hygienikern zur Bau- und Wohnungs­hygiene ­resultierten schließlich in einer Verschärfung der gesetzlichen Bestimmungen.504 Seit den 1880 er-Jahren griffen erste Bauordnungen aus hygieniVon der hygienischen Stadt zur Wohnreform | 115

schen Gründen sogar in die privaten Besitzverhältnisse ein und verlangten eine offene Bauweise, das «Pavillon-Bausystem», um durch eine geringere Überbauung eine bessere Durchlüftung und Besonnung zu erreichen.505 Der enge Zusammenhang zwischen Bauordnung und Hygiene wurde dramatisch sichtbar, als in Hamburg 1892 die Cholera ausbrach.506 Fehlende Kanalisation und Trinkwasseraufbereitung sowie die auf Grund der Hamburger Bauordnung mögliche innerstädtische Slumbildung führten zu einer Katastrophe, die besonders das eng bebaute Gängeviertel (Abb. 43) traf. Im benachbarten Altona, das zu Preußen gehörte und dessen Bevölkerung mit gefiltertem Wasser versorgt wurde, wirkte die Seuche fast nicht, deshalb richtete sich die Empörung in Hamburg besonders gegen den unbeweglichen Magistrat und die rückständigen baupolizeilichen Verordnungen. Schon 1894 wurde das Gängeviertel abgerissen und noch im selben Jahr eine provisorische neue Bauordnung erlassen, mit der die Belichtung und Belüftung verbessert werden sollten.507 Bis 1914 erfolgte eine Kahlschlagsanierung über 32 Hektar mit dem Bau von 12 000 neuen Wohnungen.508 In ähnlicher Weise kam es in Berlin seit 1894 im dicht­ bebauten Scheunenviertel zu einer radikalen Sanierung, die wie in Hamburg nicht nur der Hygiene, sondern auch einer sozialen Umschichtung

43 | Lageplan des Gängeviertels in Hamburg, Zustand vor und nach der Sanierung 1894–1914

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diente.509 Die Hygienekenntnisse verbreiteten sich besonders über die seit 1903 jährlich abgehaltenen Hygiene-Ausstellungen in Dresden – Hygiene, Licht, Luft und Sonne wurden bereits vor dem Ersten Weltkrieg zu Leitbegriffen des Städtebaus und dominierten dann die Diskussionen um «Neues Bauen» und Wohnen in der Weimarer Repu­blik.510 Die Kritik an den sozialen Missständen blieb dagegen lange Zeit wirkungslos.511 Die sozialpolitischen Reformen seit Ende der 1880 er-Jahre, die eine Sozialver­ sicherung, den Arbeiterschutz und ein neues Hypothekengesetz für gemeinnützigen Wohnungsbau brachten, zielten auf eine Verbesserung der Zustände beziehungsweise auf eine Entschärfung der sozialen Probleme – eine gesellschaftspolitische Veränderung war damit jedoch nicht intendiert.

Wohnungsbau als Spekulation Seit den 1840 er-Jahren verstärkte sich in Deutschland die Kritik an den sozialen Missständen, die sich besonders an der Wohnsituation der Unterschichten ablesen ließen und die sich im Zuge der rapide steigernden Industrialisierung und Verstädterung immer weiter verschlechterten.512 Im Gründerzeitboom drängten Millionen aufgrund des Arbeits­ angebots sowie der neuen Gewerbe- und Niederlassungsfreiheit in die schnell wachsenden Industriestädte, in denen bald eine bittere Wohnungsnot mit miserablen Wohn- und Lebensumständen entstand, die jedoch zum Teil immer noch etwas besser waren als die verheerende Situation in ländlichen Bereichen.513 In Parallele zu den Ausbeutern auf dem Lande wurden deshalb die städtischen Vermieter nicht nur als «Zinsgeier», sondern auch als «Hausagrarier» bezeichnet.514 In der nach maximalem Profit ausgerichteten Architektur hatten die Mieter, und das waren in den Industriestädten über 90 Prozent der Bevölkerung,515 kaum Mietrechte. Nach Belieben konnte monatlich gekündigt werden, bei Nichtbezahlen der Miete erfolgte eine «Kahlpfändung», Familien der Unterschicht wurden zum «Trockenwohnen» in Neubauten einquartiert und anschließend vertrieben, Quartalsumzüge gehörten zum Straßenbild.516 Eine Wohnungsstatistik erfasste bereits 1861 die Zustände in Berlin, einem Zentrum der Wohnmisere, aber es erfolgten keine politischen Konsequenzen.517 In der Reichsverfassung von 1871 kam das Wohnwesen nicht vor. Das Reich delegierte die Verantwortung an die Länder, Von der hygienischen Stadt zur Wohnreform | 117

die jedoch nur in ganz geringem Umfang und nur für Staatsbedienstete Wohnungen abgestuft nach Besoldungsklassen errichteten. Aus der Ländergesetzgebung zur Wohnungserfassung sowie für Wohnungsordnungen und Wohnungspflege entwickelten sich nur langsam die Vorbedingungen für eine Wohnungsreform. Aufgrund der verschiedenen Zuständigkeiten und der örtlichen, historisch gewachsenen Bedingungen war die Wohnungsnot in den Großstädten unterschiedlich ausgeprägt, aber die Situation war in den Berliner Mietskasernen, im Hamburger Gängeviertel oder in den Münchner Herbergen ähnlich katastrophal. Zeitgenössische Statistiken erfassten die Belegung der heizbaren und nichtheizbaren Räume, da aber eine Überbelegung von Räumen von den verschiedenen Behörden nach unterschiedlichen Maßstäben bewertet wurde, kann die Wohnsituation nicht generell beurteilt werden.518 Einen deutlichen Indikator für Wohnungsmangel und Wohnzustände bietet jedoch der Anteil der Zimmermieter sowie der sogenannten Schlafgänger, die bei Familien übernach­ teten. Dieser lag bis zum Ersten Weltkrieg in den Großstädten bei circa 20 Prozent der gesamten Bevölkerung, das heißt, ein Fünftel besaß keine eigene Wohnung.519 Auch hier muss allerdings differenziert werden: Zum einen verbesserten sich in einigen Städten die Wohnzustände langsam seit den 1890 er-Jahren und zum anderen unterlag die Wohnungsnot den zyklischen Schwankungen der Bauproduktion, die auch zu Phasen mit größeren Wohnungs­ leerständen führten – was dem Prekariat allerdings wenig half. Insgesamt war die Wohnsituation für die unteren Bevölkerungsschichten bis über den Ersten Weltkrieg hinaus menschenunwürdig.520 Noch 1910 besaßen 50 Prozent der Berliner Wohnungen nur ein oder gar kein beheizbares Zimmer, 50 Prozent befanden sich in Hinterhäusern, 10 Prozent waren Kellerwohnungen.521 Die hygienischen Zustände waren erbärmlich, aufgrund fehlender Toiletten glichen viele Massenquartiere stinkenden Kloaken, die Räume waren voller Ungeziefer, und die Armenkrankheit Tuberkulose grassierte, noch 1910 starb ein Fünftel aller Säuglinge im ersten ­Lebensjahr.522 1901 veröffentlichte Arnulf Lieber die Studie Gänge durch Jammer und Not523 über die grauenhaften Zustände in 18 Mittel- und Großstädten. Nach einer Analyse der Wohnsituation schrieb Friedrich Naumann 1906: «Man mag vom Glanz unserer Zeit reden, was man will, das Wohnungswesen ist Nacht und Grauen»524. Im Gedicht «Proleten» fasste Klabund 1916 die Situation für die Unterschicht zusammen: «Sieben 118 | Kaiserreich 1890 – 1918

44 | Meyers Hof, Ackerstraße 132 in Berlin-Wedding, Zustand um 1900

Kinder in der Stube / Und dazu ein Aftermieter / Hausen wir in feuchter Grube / Und der blaue Tag – o sieht er / Uns, verbirgt er sein Gesicht. / Gebt uns Licht, gebt uns Licht. […] Und so kriechen unsre Tage / Ekle Würmer durch den Keller, / Und wir hungern, und wir klagen / Nie: schon pfeift die Lunge greller; / Schmeißt die Schwindsucht uns in Scherben … / Lasst uns sterben, lasst uns sterben!»525 (Abb. 44) Nach dem Zusammenbruch der gründerzeitlichen Bauwirtschaft 1873 änderte sich nichts im Wohnungswesen, die gesellschaftlichen Spannungen verstärkten sich weiter und die Arbeiterbewegung erhielt immer größeren Zulauf. Für Friedrich Engels, der die «Lage der arbeitenden Klassen» schon früh in Großbritannien, dem Mutterland der Industrialisierung und des Manchesterkapitalismus studiert hatte, war eine Lösung der Wohnungsfrage deshalb nur durch eine radikale gesellschaftliche Veränderung möglich: «Und solange die kapitalistische Produktionsweise besteht, solange ist es Torheit, die Wohnungsfrage oder irgendeine andere, das Geschick der Arbeiter betreffende gesellschaftliche Frage einzeln lösen zu wollen. Die Lösung liegt aber in der Abschaffung der kapitalistischen Produktionsweise, in der Aneignung aller Lebens- und Arbeitsmittel durch die Arbeiterklasse selbst.»526 Die sozialistischen Arbeiterbewegungen, die Von der hygienischen Stadt zur Wohnreform | 119

sich 1875 in Gotha zur «Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands» (SAP, seit 1890 SPD) zusammenschlossen, vertraten gemäßigtere Forderungen,527 aber die revolutionäre Gefahr, die von den schlecht behausten Massen in sozialer wie in hygienischer Hinsicht ausging, erkannten auch bürgerliche Kreise und der Ruf nach Reformen wurde immer lauter.

Hygiene und Genossenschaften als Hebel zur Wohnungsreform Mit den seit 1872 verordneten Wohnungsstatistiken der Städte konnten die Reformer allmählich präziser und mit Fakten auf Missstände hinweisen und Minimalstandards für Wohnflächen und Kubikmeter Luftraum erarbeiten.528 1873 wurde in Frankfurt der Verein für öffentliche ­Gesundheitspflege gegründet, dem Max Pettenkofer, der renommierteste Hygieniker Deutschlands und erster Inhaber eines Lehrstuhls für Hygiene, angehörte, und der bis zum Ersten Weltkrieg mit immer neuen Eingaben eine gesundheitliche und hygienische Überwachung von Wohnungen in der Gesetzgebung erreichen wollte.529 Licht und Luft wurden zu Zentralbegriffen der Reformbewegung – bereits 1876 erklärte Reinhard Baumeister, der Begründer eines wissenschaftlichen Städtebaus: «Zum Gedeihen des Menschen sind Sonnenlicht und reine Luft notwendig.»530 Da die Länder und Kommunen jedoch kaum reagierten, verschärften sich soziale wie politische Spannungen, auf die Bismarck mit den restrik­ tiven Sozialistengesetzen 1878 reagierte. Dass damit keine «Heilung der ­sozialen Schäden»531 erreicht werden konnte, erfasste sogar Wilhelm I., der in einer kaiserlichen Botschaft 1881 erklären ließ, dass eine Abhilfe nicht durch Unterdrückung der «sozialdemokratischen Ausschreitungen», sondern durch «positive Förderung des Wohles der Arbeiter» zu suchen sei. Nach dieser kaiserlichen Erklärung kam es am 15. Juni 1883 zur Verabschiedung eines Gesetzes im Reichstag für eine erste Krankenversicherung für Arbeiter in ganz Deutschland, aber dieser wichtige Schritt veränderte nichts an der politischen Unterdrückung der Mehrheit und an der Wohnsituation. Die Stimmen der Reformer wurden deshalb immer lauter, so schrieb der Sozialwissenschaftler Gustav Schmoller, Wortführer des 1872 gegründeten Vereins für Socialpolitik, 1887 in einem «Mahnruf in der Wohnungsfrage»: «Die besitzenden Klassen müssen aus ihrem Schlummer aufgerüttelt werden; sie müssen endlich einsehen, daß selbst wenn sie 120 | Kaiserreich 1890 – 1918

große Opfer bringen, dies nur […] eine mäßige bescheidene Versicherungssumme ist, mit der sie sich schützen gegen die Epidemien und gegen die sozialen Revolutionen, die kommen müssen, wenn wir nicht aufhören, die unteren Klassen in unseren Großstädten durch ihre Wohnungsverhältnisse zu Barbaren, zu thierischem Dasein herabzudrücken.»532 Einen Fortschritt brachte die Novelle zum preußischen Hypotheken­ gesetz 1889, mit der die Haftung gemeinnütziger Organisationen als Hypothekennehmer limitiert und eine günstige Kreditaufnahme über die Landesversicherungsanstalten ermöglicht wurde, wenn gemeinnützige Zwecke nachgewiesen werden konnten. Bis dahin waren Mitglieder einer Genossenschaft gesamtschuldnerisch haftend, weshalb Arbeiter verständ­ licherweise kaum Geld einbezahlten.533 Die Zahl gemeinnütziger und genossenschaftlicher Bauvereine wuchs daraufhin von 23 im Jahre 1889 auf 420 zur Jahrhundertwende und auf 1402 vor dem Ersten Weltkrieg. Die verschiedenen Baugenossenschaften errichteten zwar bis 1914 insgesamt nur 105 000 Wohneinheiten und damit nur 1,27 Prozent aller vorhandenen Wohnungen in Deutschland, aber sie setzten wichtige Zeichen, und nach der Revolution und politischen Wende entstanden über sie in der Weimarer Republik über 50 Prozent aller neuen Wohnungen.534 Außerdem arbeiteten die Genossenschaften nicht nur mit Baugewerkmeistern, sondern auch mit Architekten zusammen, die nach neuen Wohnformen suchten. Massenwohnungsbau wurde erstmals zu einer genuinen Aufgabe für Architekten. 1892 gewann der Berliner Spar- und Bauverein Alfred Messel als Architekten für neue innerstädtische Arbeiter- und Angestelltenwohnungen.535 Messel errichtete mehrere Wohnblöcke, deren Fassaden er zusammenfasste und damit nicht mehr, wie bei Mietskasernen üblich, durch historisierende Stuckaturen Hierarchien abbildete, sondern auf die ähnliche Wohnungsstruktur und die Gemeinschaft der Benutzer hinwies. Bei den Wohnhöfen an der Proskauer und der Weisbachstraße in Berlin bildete er zudem noch vor der Jahrhundertwende erstmals eine ganze Wohnanlage als reine Blockrandbebauung ohne Hinterhöfe aus. In den durchgrünten Innenhöfen befanden sich Gemeinschaftseinrichtungen wie Wasch- und Badehäuser, die mitwirkten an der Gemeinschaftsbildung der Bewohner.536 Nach Messels Vorbildern gestalteten Paul Mebes für den Berliner Beamten-Wohnungsverein und Peter Behrens für die AEG ähnliche Blockrand­ bebauungen mit großen Höfen, eine Bauform, die dann auch in GroßVon der hygienischen Stadt zur Wohnreform | 121

45 | Paul Mebes, Reformwohnblock für den Berliner Beamten-Wohnungsverein, Fritschweg/Steglitz, 1908

städten wie Leipzig, Köln, Hamburg und München aufgenommen wurde. In einem nächsten Schritt wurde der Blockrand von Albert Geßner und Mebes (Abb. 45) bei mehreren Berliner Wohnanlagen zur Straße geöffnet, so dass eine hygienische Durchlüftung der Anlage erfolgen konnte.537 Diese Bauform führten die Architekten Paul Mebes und Paul Emmerich weiter, die ab 1912 für den Berliner Beamten-Wohnungsverein die Gartenstadt Zehlendorf mit zeilenförmigen Einfamilienhausgruppen planten. Eine Musteranlage genossenschaftlichen Wohnens schuf Bruno Taut noch kurz vor dem Weltkrieg mit der bunten Gartenstadt Falkenberg für die Gemeinnützige Baugenossenschaft Groß-Berlin und legte damit den Grund für seine umfang- und erfolgreiche Wohnbautätigkeit in der Weimarer Republik. Auch über eine Reform der Werkwohnungen und Werksiedlungen kam eine Verbesserung der Wohnsituation in Gang.538 In den 1860 er- und 1870 er-Jahren wurden Werksiedlungen noch meist mit «Kreuzgrundriss» – mit viergeteilten Häuschen für vier winzige Wohnungen mit kleinen ­Gärten zur Selbstversorgung – nach dem Vorbild der Arbeitersiedlung in Mülhausen (1854) errichtet.539 Erst in den 1880 er- und 1890 er-Jahren entstanden etwas größere neue Typen und allmählich auch eine aufgelockerte Bebauung. Die von dem Aachener Architekturprofessor Karl Henrici ­immer wieder geforderte Umgestaltung der industriellen Stadt in eine ­optisch schöne «Heimat für alle»540 galt nun auch bei der Planung von 122 | Kaiserreich 1890 – 1918

Werk- und Arbeitersiedlungen, um das «Zuchthausgesicht der Arbeiter­ kolonien»541 zu entfernen. Mit individuell gestalteten, jedoch zumeist weiterhin für mehrere Familien unterteilten Kleinhäusern wurden Anklänge an ländlich regionale oder kleinstädtisch mittelalterliche Architektur gesucht, und diese «Quasidörfer»542 sollten zur Verfestigung sozialer Bindungen beitragen und somit «Bollwerke gegen die Sozialdemokratie» bilden. So plante Robert Schmohl 1891 bis 1893 die Krupp-Siedlung Altenhof für «würdige» Pensionäre in Essen als malerisch durchgrünte Anlage mit traditionellen Architekturelementen.543 Ähnlich zeigen die Arbeitersiedlung «Gmindersdorf» bei Reutlingen von Theodor Fischer württember­ gische, die Siedlung «Gustavsburg» der MAN von Karl Hofmann und die «Kolonie Merck» von Friedrich Pützer bei Darmstadt hessische oder die Bergarbeitersiedlung in Hagen von Richard Riemerschmid westfälische Architekturmotive.544 Die neuen Werksiedlungen suggerierten eine anheimelnde, kleinstädtische, in handwerklicher Bautradition stehende Wohnwelt. Die geplante Kompensation der Entfremdung in der Arbeitswelt durch eine Verwurzelung in einer künstlich geschaffenen Heimat war Teil einer seit Jahrzehnten gepflegten paternalistischen Befriedungsstrategie, die George Cadbury, der Gründer der Arbeitersiedlung Bournville bei Birmingham ganz offen ausdrückte: «[…] nichts macht sich für einen Unternehmer besser bezahlt, als die Arbeiter in gesunde ländliche Distrikte mit guter Wohnung, gutem Lohne und mit Gelegenheit zur Gartenarbeit zu versetzen.»545 1898 gründete der Sekretär des Instituts für Gemeinwohl, Karl von Mangoldt, in Frankfurt den Verein Reichswohnungsgesetz, der sich zum Ziel setzte, eine Wohnungsreform über eine Reichsgesetzgebung zu erreichen. Nachdem ein Ministerialerlass vom 19. März 1901 offiziös auf die Missstände im Wohnungswesen hinwies, legte das Ministerium 1903 den ersten Entwurf eines Wohnungsgesetzes vor, der aber auf so massiven Widerstand stieß, dass er nicht weiter behandelt wurde.546 1904 und 1911 fanden Wohnungskongresse, 1906 und 1912 Wohnungskonferenzen statt, die zur Einsetzung einer Wohnungskommission im Reichstag führten, der aber eine Resolution ablehnte und 1913 die Wohnungsfrage in den alleinigen Zuständigkeitsbereich der einzelnen Länder verwies.547 Die Wohnungspolitik blieb eine kommunale Angelegenheit, erst im Weltkrieg und unter dem Druck möglicher Unruhen an der «Heimatfront» wandelte sich die Einstellung. Staatlich geförderte «Reichsheimstätten» wurden nun zu Von der hygienischen Stadt zur Wohnreform | 123

einem zentralen Thema, eine gesetzliche Grundlage wurde noch im März 1918 mit dem preußischen Wohnungsgesetz geschaffen, das die Basis für das in der Verfassung der Weimarer Republik formulierte Recht auf Wohnen bildete.548 Die Bemühungen der Reformer führten somit zu kleinen Verbesserungen der Wohnsituation. Nach der Jahrhundertwende setzten sich einige hygienische Vorschriften langsam durch, die abgeschlossene Etagenwohnung wurde zum Standard bei Neubauten und die Wohndichte reduzierte sich etwas, aber insgesamt blieb die Versorgung der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung weiterhin miserabel. In einer Schrift über «Mißstände der gegenwärtigen Großstadtanlagen» schrieb der österreichische Schriftsteller und Kritiker Joseph August Lux noch 1906: «Was von den wirtschaftlichen Machthabern zur Abwehr des Elendes vorgeschlagen wird, sind Bettelsuppen, unzulängliche Wohltätigkeitsakte […], die mehr oder weniger ein Betrug an der sozialen oder menschlichen Gerechtigkeit sind. […] In einer wirtschaftlichen Verfassung, in der die Spekulation und der Wucher die zentrale Kraft bilden, wird notgedrungen auch der Staat

46 | P lakat mit einer Zeichnung von Käthe Kollwitz zur Veranstaltung «Für Groß Berlin», 1912

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und die Gemeinde zum Spekulanten in Bodenwerten.»549 Lux benannte das zentrale Problem: die den Staat und die Gemeinden dominierenden Besitzenden bedienten sich der Politik, um ihren Besitzstand zu erweitern und Reformen abzuwehren. So bekämpfte der Preußische Landesverband der Haus- und Grundbesitzervereine die von der Berliner Krankenkasse (ab 1914 AOK) seit 1902 jährlich zusammengestellte Wohnungsenquête, in der statistisch die Wohn- und Hygienesituation erfasst wurde, und erreichte, dass der Minister für Handel und Gewerbe 1908 die Finanzierung der Enquête untersagte. In einem abschließenden Urteil wurde der Ortskrankenkasse 1910 zwar eine Prüfung der Wohnverhältnisse ihrer Patienten zugestanden, aber die gesellschaftlichen Ursachen durften nicht behandelt werden und sozialpolitische Forderungen waren untersagt.550 Ein Plakat mit einer Zeichnung von Käthe Kollwitz (Abb. 46), das zwei abgemagerte Kinder vor einer Mietskaserne zeigte, wurde nach einer Anzeige des Hausund Grundbesitzervereins vom Berliner Polizeipräsidenten wegen «Aufreizung zum Klassenhaß»551 verboten. Bei Werner Hegemann, der mit Kollwitz’ Bild 1912 für den Zweckverband Groß-Berlin, der eine Loslösung von Preußen betrieb, werben wollte, fand eine Hausdurchsuchung statt. Die Kämpfe um menschwürdige Wohnungen erzielten im Kaiserreich im Hinblick auf die Gesamtsituation nur kleinere punktuelle Erfolge, der Beitrag von Architekten blieb dabei marginal, diese hielten sich wie üblich in der Geschichte an ihre finanzkräftigen Auftraggeber, eigene Konzepte sind kaum zu finden. Erst nach dem Weltkrieg, als die Forderungen der engagierten Sozialreformer nach Licht, Luft und Grün in der neuen politischen Situation eine gesetzliche und finanzielle Basis erhielten, engagierten sich auch Architekten und Städtebauer für die Ideen und Leitmotive, die in den Jahren vor dem Krieg entwickelt worden waren. Die aus der Wohnungsnot der Kaiserzeit erwachsene Diskussion um einen Wohnraum für das Existenzminimum, um Mindestflächen, Mindestluftraum und Mindestbelichtung bestimmte auch die Debatten um die Formen des Wohnens in den finanzschwachen 1920 er-Jahren. Der Wohnungsbau der Weimarer Republik konnte auf den Vorarbeiten der Sozialreformer vor dem Weltkrieg aufbauen.

Von der hygienischen Stadt zur Wohnreform | 125

Von der Großstadtkritik zum künstlerischen Städtebau Auf den massenhaften Zuzug in die Städte folgten «wachsende Zivilisationskritik, Großstadtfeindschaft und Stadtfluchtbewegung»552. Für Nietzsches Zarathustra, einer Leitfigur der deutschen Lebensreformbewegung, waren Städte nur von Narren bewohnt, die selbst erklärten: «[…] speie auf die große Stadt, welche der große Abraum ist, wo aller ­Abschaum zusammenschäumt»553. Die Großstadtkritik wie auch die seit den 1880 er-Jahren wachsende Begeisterung für Natur und Heimat verstärkten die Propaganda für eine Abkehr von der Stadt, für ein Leben auf dem Lande und eine Reagrarisierung. Auf diesen Weg verwies am Ende der gründerzeitlichen Stadtverwüstung auch das Kultbuch des konser­ vativen, national gesinnten Bürgertums, Julius Langbehns Rembrandt als ­Erzieher. Gegen Verstädterung und Kapitalherrschaft stellte er eine bäuerliche deutsche Volkskultur, ein verklärtes vorindustrielles bäuerliches Landleben diente – durchsetzt mit deutsch-nationalen, antimodernen und rassistischen Motiven – als Gegenbild zur Stadt.554 Die folgende rückwärtsgewandte Agrarromantik vieler Künstler, Intellektueller und Bildungsbürger bezog sich vielfach auf Langbehn. «Zurück, o Mensch, zur Mutter Erde»555 schrieb der Dichter Karl Bartes in einem Festgedicht für die Obstbaukolonie Eden – auf dem Land sollten in neuen Gemeinschaften ein neuer Mensch und neues Leben entstehen. Dieser Eskapismus in einzelne lebensreformerische Siedlungen führte weder zu gesellschaftlichen Veränderungen noch zu irgendwelchen städtebaulichen Konsequenzen. Aus der Kritik an der gründerzeitlichen Stadt erwuchsen jedoch auch neue städtebauliche Konzepte, das bedeutsamste und folgenreichste ver­ öffentlichte 1889 Camillo Sitte, der Direktor der Wiener Staats-Gewerbeschule. In seiner Schrift Der Städte-Bau nach seinen künstlerischen Grundsätzen verknüpfte er eine Kritik an den hässlichen Steinwüsten mit dem neuen Interesse an Heimat, Volkstum und traditionellem Bauen.556 Mit der Rückbesinnung auf die Schönheit der alten Städte vermittelte Sitte ein scheinbar rein ästhetisch künstlerisches Konzept für die Verschönerung der modernen Städte und ihrer Plätze, das jedoch auch darauf abzielte, bei den entwurzelten Proletariern, den «vaterlandslosen Gesellen» wieder ein Heimatgefühl zu entwickeln und sie damit dem Internationalismus der Arbeiterbewegung zu entreißen. Gegen das öde «Nomadentum» der modernen Großstadt stellte Sitte die Schönheit alter Städte, deren Aufbau und Wirkung er genau studiert hatte (Abb. 47). Im Gegensatz zum bis da126 | Kaiserreich 1890 – 1918

47 | Camillo Sitte, Der StädteBau nach seinen künstle­ rischen Grundsätzen, Beispiele unregelmäßiger alter Plätze, 1889

hin vorherrschenden «zweidimensionalen» Städtebau, der sich nur um Straßen und Baulinien kümmerte, entwickelte er eine dreidimensionale Betrachtungsweise, bei der die Blickführung durch geschwungene Straßen und die Bildwirkung von Plätzen im Zentrum standen.557 Nach den Prinzipien eines «malerischen» Städtebaus ließen sich stimmungsvolle Heimatbilder erfinden, die dem Stadtbewohner wieder Identifikationsmöglich­ keiten bieten und harmoniestiftende Heimatgefühle liefern sollten. Um die Ursachen der Verelendung – Spekulantentum, Bodenbesitz und Mietskasernen – kümmerte sich Sitte nicht. Für ihn brauchte der Künstler «nur wenige Hauptstraßen und Plätze, alles übrige mag er gerne dem Verkehr und und den täglichen materiellen Bedürfnissen preisgeben»558. Für die breite Masse der Wohnstätten «mag die Stadt im Werktagskleide erscheinen, die wenigen Hauptplätze und Hauptstraßen sollten aber im Sonntagskleide erscheinen können, zum Stolz und zur Freude der Bewohner, zur Erweckung des Heimatgefühls, zur steten Heranbildung großer edler Empfindungen bei der heranwachsenden Jugend.» Sittes «künstlerischer Städtebau» wurde von Architekten und Politikern begeistert aufgegriffen, denn damit konnten soziale Probleme ästhetisch Von der hygienischen Stadt zur Wohnreform | 127

überformt beziehungsweise verdeckt werden. Hatte der AuIV 1876 noch jede ästhetische Vorschrift abgelehnt, so wurde 1906 auf dessen Tagung in Mannheim fast nur noch über künstlerische Gestaltungsvorschriften diskutiert und gefordert, überall sei auf «die Entstehung wohltuender Raumeindrücke und wirkungsvoller Städtebilder»559 zu achten. Ein endlos diskutiertes Leitmotiv der neuen Bewegung war die gekrümmte Straße, die sich der Topographie anpasste, Räume schuf und optische Vielfalt bewirkte.560 Ludwig Förster hatte bei der Wiener Stadterweiterung 1859 erklärt, der gerade Weg sei der beste,561 und die bayerische Bauordnung bestimmte noch 1901, Straßen seien möglichst gerade zu führen. Doch die veränderte Fassung von 1905 verlangte, die «öden Ortsbilder» durch gekrümmte Baulinienführung abzuschaffen.562 Camillo Sitte verwies darauf,

48 | L ageplan Hannover mit alten Flurgrundstücken und Parzellen: geometrische Überplanung und Gegen­ vorschlag von Camillo Sitte, 1904

128 | Kaiserreich 1890 – 1918

dass bei einem «naturgemäßen Lageplan»563, also bei Beibehaltung der ­alten Parzellenstruktur, keine Enteignungen oder Umlegungen notwendig seien, die Erhaltung des städtischen Privatbesitzes sei nur «eine Lageplanfrage». (Abb. 48) Dass mit der geschwungenen Straße viel besser auf alte Grundstücksgrenzen reagiert und damit Geld und Planungszeit gespart werden konnten, wurde von Stadtplanern bald ganz pragmatisch angewendet.564 Seit den Stadterweiterungswettbewerben von Dessau 1890 und München 1892 gehörten geschwungene Straßen zum – häufig auch schematisch benutzten – Repertoire der Architekten. Sittes Städtebau war somit eine geschickte und wirksame Mischung von städtebaulicher Pragmatik und Verschleierung der aus Industrialisierung und Verstädterung entstandenen Probleme.565 Die enorme Breitenwirkung seiner in vielen Auflagen verbreiteten Lehre basierte auf einer Verknüpfung dieser Elemente mit dem Instrument der Zonierung und «Baustaffeln». Die ursprünglich aus hygienischen Gründen entwickelte und zuerst in Wien und Budapest erprobte Abstufung der Bebauung durch Bauzonen oder Baustaffeln ermöglichte zum einen eine differenzierte Reduzierung der Wohndichte entsprechend der sozialen und wirtschaftlichen Stellung der Bewohner und zum anderen erlaubte sie eine Verdichtung in allen wirtschaftlich ergiebigen Bereichen. Der Oberbürgermeister von Frankfurt am Main, Franz Adickes, führte in seiner Stadt 1891 erstmals eine derartige Zonenbauordnung ein. Theodor Fischer, 1893 bis 1901 Vorstand des neu eingerichteten Münchner Stadterweiterungs­ büros, zeigte mit einem neuen «Staffelbauplan» für München, wie sich mit geschwungenen Straßen und asymmetrischen Plätzen architektonische Bilder und Heimatgefühl erzeugen ließen und durch Baustaffeln entlang der Hauptstraßen die Bebauung gewinnträchtig verdichtet und dahinter hygienisch aufgelockert werden konnte.566 Nach Fischers Vorbild verabschiedeten immer mehr Großstädte Staffelbauordnungen, 1917 gab es in Deutschland bereits sechzig solcher Bauordnungen, die in manchen Städten jahrzehntelang, in München bis 1979, gültig waren.567 Als Lehrer in Stuttgart und München vermittelte Fischer 1901 bis 1928 eine pragmatische Anwendung der Lehren Sittes an Generationen von Architekten.568

Von der hygienischen Stadt zur Wohnreform | 129

Gartenstädte als Heilmittel Im Gegensatz zum «künstlerischen» Städtebau zielte die um die Jahrhundertwende entstehende Gartenstadtbewegung auch auf gesellschaftliche Veränderungen. Eine erste Konzeption lieferte der Publizist und Politiker Theodor Fritsch 1896 mit der Publikation Die Stadt der Zukunft569. Den Großstädten, den «Schweineställen der Kultur», stellte der Antisemit Fritsch eine nach Funktion und Klassen ringförmig gegliederte und durchgrünte Kleinstadt gegenüber, in der durch körperliche und moralische Erneuerung eine «Neue Gemeinde» mit «deutscher Kultur» geschaffen werden sollte. Die Ideen Fritschs fanden jedoch nur geringe Verbreitung, denn sie wurden durch die zwei Jahre später erschienene, ungemein erfolgreiche Publikation des britischen Verwaltungsangestellten Ebenezer Howard überholt, der das Grundkonzept von Fritsch übernahm beziehungsweise verwendete, aber inhaltlich wesentlich erweiterte. Howards Gartenstadtmodell, 1898 als ­To-Morrow – A Peaceful Path to Real Reform, 1902 in zweiter Auflage als Garden Cities of To-Morrow und 1907 auf deutsch als Gartenstädte in Sicht veröffentlicht, fasste mehrere bereits diskutierte Reformideen zusammen: Auf der Grundlage einer Dezentralisierung der Industrie sollten die ausufernden Städte von kleinen, überschaubaren Einheiten abgelöst werden, deren Einwohnerzahl auf 32 000 und deren Fläche auf 2400 Hektar – davon nur 600 bebaut – begrenzt war (Abb. 49). Die ungesunden, anonymen Großstädte würden somit nach dem Vorbild der Natur in organische kleinere Zellen aufgeteilt, in denen sich wieder «gesunde» Gemeinschaften bilden konnten.570 Die Gartenstadt sollte alle städtischen Einrichtungen umfassen und mit der Natur und dem zur Versorgung dienenden agrarischen Umland verbunden sein, so dass sich der Stadt-Land-Gegensatz in einer «Land-Stadt» aufhob. Die entscheidende Grundlage des Konzepts war, dass Boden und Bauten dauerhaft in genossenschaftlichem Eigentum bleiben sollten. Der gesamte Betrieb sollte nach dem Genossenschaftsmodell erfolgen, nach dem alle Gewinne und Wertsteigerungen an die Genossenschaft zurückflossen und die Bewohner nicht von einem Vermieter abhängig waren. Ziel war es, mit Gartenstädten allmählich die Großstädte aufzulösen, den gesamten Grund­besitz in Kooperativen überzuführen und die Masse der Bevölkerung von den Zwängen der Miete und von privaten Besitzern zu befreien. Für Howard war deshalb die Gartenstadt ein «experiment towards a better state of so­ ciety»571. Die englische Gartenstadtkonzeption wurde 1904 mit einer ers130 | Kaiserreich 1890 – 1918

49 | Ebenezer Howard, Diagramm zur Gartenstadt, 1898

ten genossenschaftlich organisierten Muster-Gartenstadt in Letchworth anschaulich. Diese Modellstadt von Raymond Unwin und Barry Parker beherbergte nach sechs Jahren 9000 Einwohner und 30 Fabriken und wurde zur Pilgerstätte der Mitglieder der vielen europäischen Bewegungen in der Nachfolge von Howards Gartenstadt.572 In Deutschland wurde die Gartenstadtidee unterschiedlich in Dienst genommen.573 Die 1902 auf Betreiben der Brüder Bernhard und Paul Kampffmeyer zusammen mit Mitgliedern des lebensreformerischen FriedVon der hygienischen Stadt zur Wohnreform | 131

richshagener Dichterkreises gegründete Deutsche Gartenstadt-Gesellschaft (DGG), deren Vorsitz der Dichter Heinrich Hart übernahm, hoffte anfangs, dass die Gartenstadt den Damm zum Schutz des Besitzes «anbohre»574, damit eine «Flut» das Grundübel der Zeit, die überkommene Verteilung des Eigentums am Boden, hinwegreißen könne. Konservative und bildungsbürgerliche Kreise wollten hingegen in einer «deutschen Gartenstadt» die Arbeiter mit dem Boden verwurzeln und damit den vaterlandslosen Proletarier zum «Hüter des Vaterlandes»575 machen. Da die britischen genossenschaftlichen Ideen aus boden- und hypothekenrechtlichen Gründen in Deutschland nicht umzusetzen waren, verschwanden die radikalen bodenreformerischen Ideen und bereits die Satzung der DGG von 1907 forderte nur noch ein «Obereigentum» an Stelle von Gemeineigentum. Bezeichnenderweise fehlte deshalb in der deutschen Ausgabe von Gartenstädte in Sicht das Diagramm mit der Visualisierung des ursprünglichen und wichtigsten Ziels, nämlich wie mit genossenschaftlich organisierten Gartenstädten der private Grundbesitz und die Abhängigkeit von privaten Vermietern abgeschafft werden sollten (Abb. 50).576 Außerdem stellte die Satzung Wohnsiedlungen, Gartenvorstädte oder Industriekolonien den Gartenstädten gleich, damit waren Leitlinie und Ziel der Gartenstadtkonzeption aufgegeben und deren Pervertierung Vorschub geleistet. Noch bevor die erste Gartenstadt in Deutschland entstand, hatten schon Terraingesellschaften und Großkapital die Idee auf­gegriffen und verkauften ihre Spekulationsobjekte unter diesem Namen. Kritiker konnten schnell feststellen: «Jede bescheidene Kleinhaussiedlung wird jetzt Gartenstadt genannt.»577 Die als Gartenstädte deklarierten Villenkolonien, die überall in Deutschland entstanden – von Schlachtensee, Frohnau, Nikolassee und Lichtenberg bei Berlin über Neuhof bei Hamburg bis zu August Exters Anlagen in Pasing – waren letztlich alle Ergebnis von Terrainspekulationen in Vororten von Großstädten. Während des Ersten Weltkriegs mündete dann die Verkehrung der Gartenstadtidee in die von der Rüstungsindustrie angelegten «Gartenstädte», mit denen den ­Arbeitern, die tagsüber mit modernster Technik Waffen produzierten, ein beschaulichidyllisches Heimatdorf für den Feierabend geschaffen werden sollte. So errichtete Paul Schmitthenner in Staaken bei Berlin 1914 bis 1917 im Auftrag des Reichsamts des Inneren für Mitarbeiter der Rüstungsbetriebe in Spandau eine «Gartenstadt» mit kleinem Marktplatz, Giebelhäusern nach dem Vorbild der holländischen Häuser in Potsdam sowie Biedermeierhäuschen mit 132 | Kaiserreich 1890 – 1918

50 | E benezer Howard, Diagramm zum ­Verschwinden der Miete in der Gartenstadt, 1898

Garten.578 Und auch die 1916 bis 1918 errichtete «Gartenstadt» der Mitteldeutschen Stickstoff-Werke von Otto R. Salvisberg in Piesteritz bei Wittenberg diente erklärtermaßen dazu, «für die ­Angestellten gesunde und behagliche Wohnungen zu schaffen und sie dadurch an ihre Arbeitsstätte zu fesseln»579. Die ersten von der DGG initiierten Gartenvorstädte entstanden als vorstädtische Wohnanlagen ohne Arbeitsstätten ab 1907 bei Mannheim, Nürnberg und in Rüppurr bei Karlsruhe sowie in Magdeburg die Arbeiterkolonie «Reform».580 Die ursprüngliche Gartenstadtidee Howards fand Von der hygienischen Stadt zur Wohnreform | 133

51 | R  ichard Riemerschmid, Lageplan der Gartenstadt Hellerau, 1907

nur in Hellerau bei Dresden eine Umsetzung, und auch dort nur in modifizierter Form.581 Der Besitzer der Deutschen Werkstätten, Karl Schmidt, nutzte den Neubau einer Fabrik außerhalb von Dresden, um über eine ­Finanzierungsgesellschaft eine Gartenstadt errichten zu lassen, für die sein Schwager, der Münchner Maler und Kunstgewerbler Richard Riemerschmid, den Gesamtplan nach den Prinzipien Sittes entwarf (Abb. 51). Die Bebauung, über deren einheitlichen Charakter eine Kunstkommission wachte, erfolgte dann in einzelnen Abschnitten, für die auch Hermann Muthesius, Heinrich Tessenow und Theodor Fischer Entwürfe erstellten. Der gesamte Grund blieb zwar im Besitz der «Gartenstadt Hellerau GmbH», und den Mietern konnte nicht gekündigt werden, aber da die 134 | Kaiserreich 1890 – 1918

52 | Heinrich Tessenow, Festspielhaus, Bildungs­ anstalt für Musik und Rhythmus in Hellerau, 1911–1912

­ inanzierungsbasis nicht ausreichte, wurde die ursprünglich einheitlich F geplante Anlage nur etwa zur Hälfte mit Reihenhäusern für Arbeiter, zur anderen Hälfte aber mit Villen bebaut, durch deren Vermietung das notwendige Kapital für die Gemeinschaftseinrichtungen gewonnen werden konnte. Dieses Manko gegenüber der ursprünglichen Gartenstadtidee – eine Segregation der Bewohner nach Einkommen – sollte in Hellerau durch ein Kulturprogramm kompensiert werden. Auf Betreiben des Werkbundsekretärs Wolf Dohrn errichtete Heinrich Tessenow eine symmetrisch klassizistische Bildungsanstalt (Abb. 52), ein tempelartiges Gebäude mit einem weißen, indirekt ausgeleuchteten Kastenraum für Veranstaltungen.582 Die Bildungsanstalt, in der alle Hellerauer kostenlos am Musik- und Tanzunterricht des Schweizer Musikpädagogen Émile Jacques-Dalcroze teilnehmen konnten, sollte als zentrale Einrichtung dienen, um mittels der harmonisierenden Kraft der Musik aus den Bewohnern der Gartenstadt eine neue Gemeinschaft, einen «höheren sozialen Organismus»583 zu formen. Mit den Hellerauer Festspielen, einer Art Weiterführung von Peter Behrens’ Darmstädter «Feste des Lebens und der Kunst», sollte demons­ triert werden, dass hier eine «gleichmäßig und eigenartig durchgebildete, von höherem Gemeinschaftsgefühl belebte Bevölkerung» entstanden sei. Der französische Dichter Paul Claudel bezeichnete die Gartenstadt nach einem ­Besuch von Hellerau, wo sich auch Künstler und ein Verlag ansiedelten und er sein Stück «Verkündigung» aufführte, deshalb als «laboratoire d’une humanité nouvelle»584.

Von der hygienischen Stadt zur Wohnreform | 135

Das Lob der Großstadt Die Gartenstadtidee beförderte Konzepte eines städtischen Lebens in Verbindung mit der Natur. Zusammen mit dem wachsenden Bewusstsein für die Bedeutung der Hygiene führte dieses Verständnis ab der Jahrhundertwende zu einer allmählichen Reduzierung der Bebauungsdichte, zur Öffnung der Baublöcke und damit zu einer aufgelockerten, durchgrünten Bebauung in den Städten.585 Damit einher ging eine grundsätzliche Neubewertung der industriell geprägten Stadt, die nicht mehr verteufelt und radikal abgelehnt wurde, sondern eine dezidiert urbane ­Gestalt erhalten sollte, die ihrem wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Potential entsprach. Das sächsische Baugesetz von 1900, das erstmals Baulinien und Bebauungsart zusammenfasste, die «Deutsche Städte-Ausstellung» in Dresden 1903 sowie der dort gegründete Deutsche Städtetag waren Wendepunkte zu einer positiven Einschätzung der Großstadt. Mit neuen Lehrstühlen für Städtebau, Handbüchern sowie der ab 1904 erscheinenden Zeitschrift «Städtebau» etablierte sich Stadtplanung auch als wissenschaftliche Disziplin.586 In einem Referat auf dem Städtetag in Dresden 1903 würdigte Georg Simmel die Großstädte als Zentren des modernen Geisteslebens, denn während die Menschen in Kleinstädten auch ein kleinstädtisches Gemüt entwickelten, würden sie auf die Hektik der Großstädte mit Verstand und einer «Steigerung des Nervenlebens»587 reagieren. Karl Bücher sprach in Dresden von den Städten als den «Bahnbrechern […] einer wahrhaft so­ zialen Kulturentwicklung»588 und Fritz Schumacher propagierte in seinem Beitrag zum Katalog der Dresdener Ausstellung eine ganzheitliche Gestaltung der Großstadt, die als kulturelle Macht die Entwicklung der zukünftigen Menschheit bestimmen werde.589 August Endell verfasste 1908 eine Hymne auf Die Schönheit der großen Stadt590, in der er die tote Überlieferung mit der bunten, impressionistisch abwechslungsreichen Lebendigkeit der modernen Großstadt konfrontierte und forderte, deren verborgene «Arbeitsschönheit», ihre Geräusche, Farben, Bewegungen und Reflexe mit neuen Augen zu sehen. Auf dem ersten deutschen Soziologentag in Frankfurt 1910 erklärte schließlich Max Weber, dass zahlreiche «Werte in unserer modernen künstlerischen Kultur […] nur durch die Existenz der modernen Großstadt geboren werden konnten»591. Erst die «bewegten Massen, die nächtlichen Lichter und Reflexe der modernen Großstadt mit ihren Verkehrsmitteln» hätten es ermöglicht, neue «formale Werte der moder136 | Kaiserreich 1890 – 1918

nen Malerei» zu erringen. Die Dynamik der Großstadt beförderte demnach neue Formen der Wahrnehmung und künstlerischen Gestaltung. Zunehmend erfolgten auch Würdigungen der Großstadt als Ort der Ausbildung des modernen Freiheitsgedankens und parlamentarischer In­ stitutionen.592 In den Niederlanden vertrat Hendrik Petrus Berlage bereits in den 1890 er-Jahren die Auffassung, dass es Aufgabe der Architekten sei, dem kollektiven und demokratischen Charakter der modernen Gesellschaft durch vereinheitlichte standardisierte Hausreihen Ausdruck zu verleihen.593 In Deutschland war die Neubewertung der Großstadt mehr bezogen auf die wachsende wirtschaftliche Macht, die nicht nur in einzelnen monumentalen Bauwerken, sondern auch in der Gleichform der Städte ­einen adäquaten Ausdruck erhalten sollte. Der neuen Zeit sollte durch Einheitlichkeit und Uniformität in einer «demokratischen Monumentalität»594 Gestalt gegeben werden. Diese Einheitlichkeit, die Otto Wagner 1911 in ­einem Idealentwurf für eine Studie über Die Großstadt595 vorführte und die von Karl Scheffler und Walther Rathenau bis Peter Behrens und Werner Hegemann gefordert wurde, zielte allerdings nicht wie bei Berlage auf eine architektonisch ausgedrückte demokratische Egalität, sondern auf die ­nationale und kulturelle Einheit, in der das Individuum aufgehen sollte. Hinter dem einheitlichen Charakter von Stadt und Architektur sollte die Größe der Nation sichtbar werden. Die Diskussionen konzentrierten sich dabei auf Berlin, denn die Hauptstadt des Reiches sollte die Größe der Weltmacht spiegeln. Die Miets­ kasernenstadt erschien deshalb als «Fleck auf der Ehre der Nation»596 und diese «nationale Ehre» sollte durch einen Stadtumbau der Metropole, zu dem 1908 der Wettbewerb «Groß-Berlin»597 ausgeschrieben wurde, wieder­ hergestellt werden. Die Beiträge der Preisträger präsentierten eine monumentale Vereinheitlichung der Stadt durch einheitliche Blockrandbebauung entlang mächtiger Achsen. Für die weitere Entwicklung des Städtebaus bedeutsam wurde ein Stadtschema der Preisträger Eberstadt, Möhring und Petersen, die anstelle der bislang üblichen konzentrischen Stadterweiterung, bei der sich immer neue Gürtel um die Stadt legten, eine Erweiterung vorschlugen, die es ermöglichte, Frei- und Grünflächen keilförmig in die Stadtmitte hineinzuführen, um die Stadt hygienisch zu «durchlüften» und mit der Natur zu verbinden (Abb. 53).598 Die prämierten Beiträge wurden auf der «Allgemeinen Städtebauausstellung 1910 in Berlin» gezeigt, die im gleichen Jahr noch als «Internationale Städtebau-Ausstellung» nach Von der hygienischen Stadt zur Wohnreform | 137

53 | R  adiale Stadtform mit «Grünkeilen» nach dem Entwurf von Eberstadt, Möhring und Petersen, 1910 (Schema aus Martin Wagner, Städtische Freiflächenpolitik)

Düsseldorf und dann in Teilen nach London wanderte. Der Sekretär der Ausstellung, Werner Hegemann, veröffentlichte dazu zwei umfangreiche Bände, in denen der monumentale Städtebau Berlins mit internationalen Vergleichen als konvergierende Erscheinung der großen Industrienationen dargestellt wurde.599 Auf der «Städte-Ausstellung Düsseldorf» 1912 hieß es dann, dass Camillo Sitte und die künstlerische Überformung der Folgen von Industrialisierung keine Rolle mehr im Städtebau spielten.600 Karl Scheffler sah nun eine «Weltnutzarchitektur»601, einen «Weltbaustil» im Entstehen, der sich «unter der Führung der germanischen Völker» ausbilden sollte. In einer Schrift über Die Architektur der Großstadt entwickelte er 1913, kurz vor dem Weltkrieg, eine Vision des kommenden Städtebaus: die alte Stadt mit ihren «nackten Notdurftgebilden»602, die ohne «Kulturwillen» entstanden seien, müsste beseitigt werden, Aufgabe der Baugesellschaften würde es sein, «die Großstadt von heute einfach nie­ derzureißen, die abscheuliche, unsolide Gründerarchitektur quadratkilo­ meterweise glatt zu rasieren»603. Die Funktionen der Stadt sollten sich trennen, mit einer Zentralisierung des Geschäftslebens in der Mitte, mit historischen und modernen Stadtteilen und einer Verlagerung der Schulen und des Wohnens in einen Gürtel um die City. Die Großstadt bildete für ihn «die Stätte, wo der Kampf um die neue Baukunst ausgetragen werden muß»604. Durch große einheitliche Blöcke von Miets-, Geschäfts- und Warenhäusern sollten die Straßenwände zu einer einzigen Fassade wer138 | Kaiserreich 1890 – 1918

den, so dass sich ganze Stadtteile «einheitlich zu architektonischer Ruhe» erheben. Aus dieser «edlen Uniformität» würde «ein repräsentativer Monumentalstil» hervorgehen, «der die Bezeichnung modern wirklich verdient»605. Hier kulminierte nicht nur die Idee einer neudeutschen Monumentalarchitektur, sondern Scheffler legte den Grund für zentrale Denkmuster des Neuen Bauens nach dem Krieg: die radikale Ablehnung der hässlichen und unhygienischen Gründerzeitstadt, die Vorstellung von ­einer internationalen Weltarchitektur, die Trennung der städtischen Funktionen und die Entstehung eines neuen Stils auf der Grundlage einer einheitlichen Gestaltung.

Von der hygienischen Stadt zur Wohnreform | 139

1. 7 Architektur für Krieg und Frieden Die 62 Stufen des königlich preußischen Hof-Rang-Reglements, ein Erlass, der die Rangordnung am Königs- beziehungsweise Kaiserhof festlegte, waren Abbild der Wertehierarchie der wilhelminischen Gesellschaft: Adel und Militär dominierten, Universitätsrektoren kamen erst auf dem 47. und Parlamentsmitglieder auf dem 58. Rang.606 Dieses «Primat des Militärischen»607 bildete zusammen mit der autoritären Grundstruktur des von oben geschaffenen Nationalstaats das starre Stabilisierungs­ element in einer sich dynamisierenden Welt. Macht und Bedeutung des Militärs sind auch am Reichsetat ablesbar, der weitgehend für Militärausgaben diente, die sich von 1870 bis 1913 um 360 Prozent erhöhten.608 Der Finanzhaushalt – nach dem Wirtschaftssoziologen Rudolf Goldscheid das von «täuschenden Ideologien entkleidete Gerippe»609 des Staats – offenbart am deutlichsten die jeweiligen Interessen und Machtpositionen. Bezogen auf sämtliche öffentlichen Ausgaben im Kaiserreich betrugen die

54 | Franz Schwechten, Kriegsschule auf dem Brauhausberg in Potsdam, 1899–1902

140 | Kaiserreich 1890 – 1918

­ irekten und indirekten Militärausgaben zwischen 1873 und 1913 durchd schnittlich 25 Prozent.610 Ein Teil dieser Geldmittel wurde auch für mili­ tärische Baumaßnahmen eingesetzt, die zwischen 1894 und 1913 von 54 auf 272 Millionen stiegen und damit fast dem gesamten staatlichen Bauvolumen in Preußen gleichkamen. An das Heer, das 1890 eine halbe Million Mann umfasste, ging der Großteil des Reichsetats.611 Nach dem Heeres­ gesetz von 1912 und der Erhöhung des Rüstungsetats mittels eines zusätz­ lichen Wehrbeitrags um etwa eine Milliarde Goldmark erhöhte sich auch die Friedenspräsenz kurz vor dem Weltkrieg auf 750 000 Mann.612 Der Rüstungsbedarf bestimmte den Finanzbedarf des Reiches. Für die Truppen entstanden in den Garnisonsstädten neue Kasernen und Versorgungseinrichtungen, die Generäle erhielten Villen, und für die Offiziersausbildung errichtete Franz Schwechten in Potsdam auf dem Brauhausberg bis 1902 eine mächtige Kriegsschule (Abb. 54), auf Anordnung von Wilhelm II. im Stil der deutschen Renaissance.

Panzerfortifikationen und Marinebauten Die Masse der Bautätigkeit konzentrierte sich auf den Festungsbau in den von Preußen seit 1815 einverleibten polnischen Gebieten im ­Osten und in dem seit 1871 okkupierten Reichsland Elsass-Lothringen. Rund um die strategisch wichtigen Städte entstand im Abstand von circa acht Kilometern vom Stadtrand ein Festungsgürtel, der einen Angriff mit Artillerie, deren Reichweite bei fünf bis sechs Kilometer lag, abwehren sollte. Eine derartige Gürtelfestung mit bis zu 20 einzelnen Bastionen erhielten in den 1870 er- und 1880 er-Jahren im Osten Posen und Thorn, im Westen Straßburg, Thionville und Metz. Die von Ingenieuroffizieren und Militärarchitekten konzipierten Anlagen waren weitgehend typisiert, gestalterische Elemente dienten nur als Dekor hauptsächlich für Eingänge. In den 1880 er-Jahren führten die Entwicklung von Brisanz- oder Sprenggranaten mit Explosivstoffen sowie die Konstruktion von neuen gezogenen Stahlrohren der Artillerie mit gößerer Reichweite zu einer kompletten Veränderung der Verteidigungskonzeption und des Festungsbaus. Nach einem Prototyp bei Thorn entstanden nun in einem Abstand von etwa 20 Kilometern zu den strategisch wichtigen Städten sogenannte Panzerfortifikationen oder -festungen mit gepanzerten Stahlbeton-Artillerietürmen und enormer Ausdehnung in der Fläche sowie verstärkter Stahlbeton­ Architektur für Krieg und Frieden | 141

armierung der Wände. Die größte Anlage wurde vor dem Gürtel um Straßburg ab 1893 als «Feste Kaiser Wilhelm II.» auf einer Fläche von 250 Hektar mit einem Umfang von sechs Kilometern errichtet, ähnliche Panzerfestungen folgten bei Thionville sowie vor Metz, das mit einem zweiten Festungsgürtel zur größten damals existierenden Festungsanlage ausgebaut wurde.613 Außerdem entstand entlang der Mosel die «Mosellinie», eine Abfolge von Panzerfestungen zur Abwehr eines eventuellen französischen Angriffs.614 Der Bau der Festungsanlagen, die größte Baumaßnahme im Kaiserreich, war wieder begleitet von Kasernenanlagen sowie zusätzlichen Baugruppen mit Lazaretten, Garnisonkirchen, Offizierswohnungen, Kasinos und Versorgungsfabriken, für die auch zahlreiche Architekten Aufträge erhielten. Seit der Flottenbauvorlage von 1898 übernahm die Marine zunehmend die Führungsposition und erhielt vor dem Weltkrieg 60 Prozent der Etatmittel. Der Ausbau der kaiserlichen Hafen- und Werftanlagen in Wilhelmshaven, Kiel und Danzig verschlang über 200 Millionen, der Ausbau des Kaiser-Wilhelm-Kanals für die neuen großen Schlachtschiffe zum ­Rochieren zwischen Nord- und Ostsee kostete allein 221 Millionen Goldmark.615 Der Wirtschaftspolitiker und Reichstagsabgeordnete Friedrich

55 | A  dalbert Keim, Marineschule in Flensburg-Mürwik, 1907–1910

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Naumann, der diese Ausgaben befürwortete, da für ihn die Flotte dem Schutz der Wirtschaft diente, wies jedoch darauf hin: «Jede militärische Ausgabe bedeutet heute eine Verschiebung von Kapitalbesitz aus den Händen der Unterschicht in die der Oberschicht. Die Kosten der Schiffe werden durch Zölle auf Massenartikel aufgebracht, also auf eine sehr demokratische Weise insofern, als die Armen mitzahlen müssen; die Ausgaben für Schiffe verwandeln sich aber in Einnahmen sehr aristokratischer Unternehmungen, bei denen der Privatkapitalist den ersten Vorteil hat.»616 In gestalterischer Hinsicht erbrachten die enormen Investitionen für die ­Militärarchitektur relativ wenig, zu den bedeutsamen Ausnahmen zählen, neben der Garnisonkirche von Theodor Fischer in Ulm (Abb. 27) und der von Karl Moser in Kiel, die Kriegsschule in Potsdam und die Marineakademie in Flensburg-Mürwik (Abb. 55), welche von Adalbert Keim bis 1910 auf Wunsch Wilhelms II. in Anlehnung an die Marienburg als rotes Backsteinschloss errichtet wurde – der Symbolort für die Eroberung des Ostens ­lieferte eine architektonische Assoziation zur Beherrschung des Meeres.617 Zwar nicht in gestalterischer, aber in bautechnischer Hinsicht hatten die Maßnahmen zur Rationalisierung und Typisierung beim Militärbau indessen großen Einfluss auf Entwicklungen im Bauwesen in der Nachkriegszeit.

56 | Bruno Möhring, Rudolf Eberstadt und Richard Petersen, Forum des Reiches, ­Wettbewerb Groß-Berlin, 1910

Architektur für Krieg und Frieden | 143

Auch einige der Planungen zur Überformung des Berliner Königsplatzes zu einem «vaterländischen Forum»618 illustrieren den engen Zusammenhang zwischen Architektur und Militärmacht. So entwarfen Bruno Möhring, Rudolf Eberstadt und Richard Petersen im Rahmen ihres mit dem dritten Preis prämierten Beitrags für den Wettbewerb Groß-Berlin 1910 ein «Forum des Reiches»619 (Abb. 56) mit einem Kriegsministerium gegenüber dem Reichstag und einem Palast für das Reichsmarineamt und anschließendem Reichskolonialamt im Norden des Spreebogens. Mit dem Entwurf sollte ein «gewaltiges Baudenkmal für die Wehrhaftigkeit des Reiches» geschaffen und dem «Heer und Volk», den Trägern «deutscher Größe und Macht, vereint in den Denkmälern der Baukunst» Ausdruck gegeben werden. Dies würde «jeden Deutschen ansprechen […] jedem Fremden die Grundlagen des Reiches vor Augen führen» und somit einer drohenden «Entfremdung der Volksmassen vom Staatsverband» entgegenwirken. Die Planung bildete geradezu eine architektonische Entsprechung zur Forderung des Generalstabs: «Wir müssen wieder das Volk in Waffen werden, zu dem wir einst in großer Zeit durch große Männer geschaffen wurden.»620

Miltarismus von Architektur und Architektenschaft Eine Diskussion um den militaristischen Ausdruck von Monumentalarchitektur fand nur über Peter Behrens’ Gebäude der Kaiserlichen Deutschen Botschaft in St. Petersburg statt. Der 1912 bezogene Bau, dessen Fassade aus einer Kolossalordnung mit Dreiviertelsäulen aus rötlichem Granit bestand, bildete eine architektonische Machtgeste des Kaiserreichs am zentralen Isaaksplatz in der russischen Hauptstadt. Die deutsche Presse würdigte die Botschaft anfangs positiv, in Russland sprach man dagegen vom hässlichen «Pfahlzaun der Säulen»621 und in Frankreich von einer ­teutonischen Fassade. Als daraufhin auch Berliner Zeitungen den archi­ tektonischen Ausdruck als schädlich für die Beziehungen zum Ausland werteten, distanzierte sich zunächst das Auswärtige Amt und dann auch der Kaiser von Behrens’ Botschaftsgebäude. Beim Wettbewerb für die Botschaft in Washington wurde daraufhin 1913 der zurückhaltende Entwurf von Bruno Möhring preisgekrönt.622 Nun kam es zu Protesten in Zeitungen und Bauzeitschriften und zur Forderung nach einem Ausdruck deutscher Größe. Der Kaiser beauftragte daraufhin direkt seinen Hofarchi144 | Kaiserreich 1890 – 1918

tekten Ernst von Ihne, zu einer Ausführung kam es aber aufgrund des Weltkriegs nicht mehr.623 Zu den wenigen Kritikern, die sich überhaupt gegen einen architektonischen Machtausdruck in der Architektur äußerten, zählte der Dichter Paul Scheerbart, der in einigen Artikeln das «Uniformwesen» der Hausfassaden und die schnurgeraden Achsen als «Militarismus in der ­Architektur»624 angriff. Die Frage nach einem «demokratischen» Bauen wurde vor dem Weltkrieg nur beim Bau einiger Volkshäuser625 und bei der Gestaltung der für die Arbeiterschaft konzipierten Freien Volksbühne in Berlin diskutiert, für die der Architekt Oskar Kaufmann ­jedoch ein konventionelles Rangtheater mit einem zweigeschossigen Logenkranz entwarf und keinen egalitär amphitheatralischen Ausdruck gestal­ tete.626 Als der Weltkrieg ausbrach, schwärmten Techniker von den Schlachtschiffen, jenen «wunderbaren Feingebilden der Zerstörungskunst»627, und auch die Architektenschaft stimmte in die allgemeine «Nationalbesoffenheit»628 ein, die Kurt Tucholsky 1914 als «niedrigste Stufe der Leidenschaft» bezeichnete. Für den späteren Berliner Stadtbaurat Martin Wagner reinigte Mars nun auch das Feld der Baukunst; der Dresdner Architekturprofessor Emil Högg erklärte, ein neuer deutscher Geist werde jetzt «im Donner der Völkerschlachten» geboren und die neuen Germanen dürften nun nicht mehr in der Mietskaserne, jener «Brutstätte von Pessimismus, Klassenhaß und Umsturzgeist»629 hausen; Hermann Muthesius forderte als «nationales Selbsterhaltungsgebot»630 eine Verbesserung der Wohnverhältnisse, um den «Volkskörper» durch eine Verbindung von Stadt und Land «gesund» zu halten, damit Deutschland auch in Zukunft «den überlegenen Feinden trotzen» könne; Josef Stübben sah im Krieg einen Förderer der ­Architektur, der von den Stilmoden befreien und eine gesunde Entwicklung zu einer neuen nationalen, «von Ausländern befreiten»631 Baukunst einleiten könne. Für Stübben waren zudem die Kriegszerstörungen – ähnlich wie für viele Architekten nach 1945 – eine Chance, die genutzt werden sollte, um die Städte zu «verbessern»632. Die seit Jahren betriebene Nationalisierung der Kultur führte im Weltkrieg zur Forderung nach einer Herrschaft auch der deutschen Kultur. Heimatschützer und Deutscher Werkbund wirkten dabei als «Hand­langer des deutschen Kulturimperialismus»633 mit. Friedrich Naumann hatte schon 1908 den Werkbund in seiner Bedeutung mit der deutschen Flotte verglichen.634 Nun gab der Werkbundsekretär Ernst Jäckh eine Folge von poliArchitektur für Krieg und Frieden | 145

tischen Flugschriften – «Der Deutsche Krieg» – als publizistische Kampfmittel heraus. 1915 erklärte hier Hermann Muthesius, nach dem Krieg werde der Welt der deutsche Stil aufgeprägt werden: «Diese deutsche Form wird mehr sein als die im patriotischen Hochgefühle geprägte Bezeichnung besagt, sie wird die Weltform werden. […] Es gilt mehr als die Welt zu beherrschen, mehr als sie zu finanzieren, sie zu unterrichten, sie mit Waren und Gütern zu überschwemmen. Es gilt ihr das Gesicht zu geben. Erst das Volk, das diese Tat vollbringt, steht wahrhaft an der Spitze der Welt; und Deutschland muß dieses Volk werden.»635 Über solche markigen Bekenntnisse hinaus konnten die Architekten ­allerdings wenig vorzeigen, denn mit Kriegsbeginn wurden die meisten eingezogen, und außerdem galt ein weitgehendes Bauverbot. Der Wohnungsbau stand vier Jahre lang still, Zement und Eisen wurden zuerst zwangsbewirtschaftet und dann beschlagnahmt, nur noch ein paar zivile Großbauten wie der Bahnhof und die Deutsche Bücherei in Leipzig konnten im Krieg fertiggestellt beziehungsweise errichtet werden.636 In einer Ausstellung über das «Bauwesen im Krieg»637 gab es nur wenige Zivilbauten zu sehen, während die Bauzeitschriften in jeder Nummer eine immer länger werdende Liste von Architekten, die «auf dem Feld der Ehre» gefallen waren, veröffentlichten.

Bauen und Planen für den Krieg Im militärischen Bereich wurde jedoch enorm viel geplant und gebaut, mit dem «Hindenburg-Programm»638 von 1916 verdoppelte sich die Produktion von Munition in einem halben Jahr und die Herstellung von Geschützen verdreifachte sich. Einige Architekten dachten sogar schon über unterirdische Munitionsfabriken gegen verbesserte Luftkampfmittel der Zukunft nach,639 nur wenig davon gelangte jedoch in die ­Öffentlichkeit. Die gewaltigen neuen Werkhallen von Krupp zur Fertigung von Geschützrohren und Panzerplatten oder die Werkserweiterung der Rheinischen Metallwaren- und Maschinenfabrik (Abb. 57) zum Waffenbau von Wilhelm Kreis wurden ohne Orts- oder genauere Funktionsangabe veröffentlicht.640 Die Ludwig-Loewe-Maschinenfabrik in Berlin-Moabit erweiterte Alfred Grenander ab 1915 zur größten Werkzeugmaschinenfabrik Europas. Philipp Jakob Manz641 – genannt «der Blitzarchitekt» aufgrund der Geschwindigkeit bei der Herstellung seiner Bauten – errichtete 1915 bis 146 | Kaiserreich 1890 – 1918

57 | W  ilhelm Kreis, Montagehalle der Rheinmetallwerke in Düsseldorf, 1917

1918 in Karlsruhe für die «Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken», nach Krupp einer der größten Waffenproduzenten in Deutschland, einen 312 Meter langen Baukomplex mit zehn Innenhöfen und einer StahlbetonSkelettkonstruktion, eines der größten Bauwerke der Kaiserzeit (Abb. 58).642 Manz baute auch während des Krieges die gewaltige Waffenfabrik in Oberndorf am Neckar zur Produktion der Karabiner und Gewehrpatronen von Mauser, mit denen die Armee ausgestattet war, sowie die Mechanische Kanonenzünderfabrik in Schramberg im Schwarzwald, eine terrassierte Anlage für den Uhrenhersteller Junghans. Bereits 1913/14 hatte Manz eine Waffenfabrik in Steyr/Österreich mit 100 000 Quadratmetern Fläche in nur einem dreiviertel Jahr hochgezogen, indem er die neuesten Methoden der Baurationalisierung und eine Art mobiler Betonfabrik einsetzte, im Krieg erfolgten kontinuierlich Erweiterungen der Produktionsstätten.643 Der Krieg wirkte als Motor für die Rationalisierung von Baumaßnahmen, hier entwickelten sich neue rein funktionale Industriebauformen sowie entscheidende Fertigkeiten für die späteren Versuche der Bauindustrie in der Weimarer Republik, das Bauen zu verbilligen. Am «Walzwerk des Krieges»644 – so Ernst Jünger – waren zahlreiche Architektur für Krieg und Frieden | 147

58 | Philipp Jakob Manz, Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken in Karlsruhe, 1915–1918

­ rchitekten maßgeblich beteiligt und wirkten dementsprechend am indus­ A trialisierten Massenmorden im Ersten Weltkrieg mit. Auch wenn über die Bauten wenig bekannt wurde, so sind doch Berichte über die Arbeits­ bedingungen in Munitionsfabriken überliefert: «Die Mädels mit den grünen Haaren waren damals eine alltägliche Erscheinung im Straßenbild der Arbeiterquartiere: junge Munitionsarbeiterinnen, deren Blondhaar sich im Gifthauch der Fabriken grün gefärbt hatte. Andere liefen mit braunen Händen herum, eine Folge der Vergiftung, die sie sich schon nach kurzer Beschäftigung beim Granatenfüllen zugezogen hatten.»645 Während im Zweiten Weltkrieg bis ins letzte Kriegsjahr auf den Zeichentischen der Architekten Planungen für den Ausbau des Großdeutschen Reiches entstanden, gab es im Ersten Weltkrieg zwar schon vor dem Krieg und dann bis 1918 politische und wirtschatftliche Pläne für Gebiets­ annexionen,646 aber keine vergleichbaren Bauprojekte. Als der Vorsitzende des Alldeutschen Verbandes, Heinrich Claß, im September 1914 eine Denkschrift mit einer «Zukunftskarte Europas» vorlegte, auf der sich das deutsche Kaiserreich von Belgien bis zum Dnjepr erstreckte und Frankreich als «Die neuen deutschen Reichslande» sowie England als «deutsches Schutzgebiet» gekennzeichnet waren, ließ der Reichskanzler Bethmann Hollweg die Schrift sowie eine öffentliche Debatte über die Kriegsziele 148 | Kaiserreich 1890 – 1918

verbieten, da dies propagandistisch gegen Deutschland verwendet werden könnte. Da der deutsche Vormarsch im Westen schon nach wenigen Wochen steckenblieb, entstanden im Stellungskrieg nur Proklamationen zur Eindeutschung. In den 1915 besetzten Gebieten im Osten, im «Land Ober Ost», gingen die Spekulationen über eine endgültige Besitznahme jedoch weiter. Basierend auf den Ideen der Geographen Friedrich Ratzel und Karl Haushofer vom «Lebensraum» und einer «Geopolitik» planten Erich ­Ludendorff und seine Strategen bis 1918 ein riesiges deutsches Ostimperium.647 Die Vertreter einer inneren Kolonisation sowie nationale Vereinigungen und Teile der Industrie beteiligten sich an diesen Phantasien zur Vertreibung der Bewohner, zur Ansiedlung von Deutschen und zur Ausbeutung des Landes.648 Die in zahllosen Schriften verbreiteten Gebiets­ ansprüche und Argumentationen gegen das «Slawentum» prägten die ­Vorstellungen und lieferten ideologische Denkschablonen, die bis zum «Generalplan Ost», dem mörderischen Instrument einer Germanisierung besetzter Gebiete im Zweiten Weltkrieg, reichen sollten. Aber auch hier kam es zu keinen größeren Planungen von Architekten, da dazu noch keine Aufträge erteilt wurden.649 Die meisten Entwürfe gab es für Ehrenhaine, Gräber und Heldendenkmäler,650 mit denen der Mythos vom Sterben für das Vaterland überall in Deutschland Gestalt fand.651 Felix Wolff präsentierte 1915 den Plan zur Umgestaltung des Berliner Königsplatzes in ein «Deutsches Forum»652 mit einem gewaltigen Kuppelbau als Pantheon für die gefallenen Helden; die Preußische Akademie des Bauwesens und die Akademie der Künste forderten 1916 die Architektenschaft auf, eine Ehrenhalle oder einen Friedensdom zu entwerfen; Wilhelm Kreis entwarf die Sieger- und Heldenhalle auf dem Hartmannsweiler Kopf, und Paul Bonatz konzipierte ein Ehrenmal, das die Dimensionen der von Wilhelm Kreis Anfang der 1940 er-Jahre ­geplanten NS-Totenburgen vorwegnahm.653 Zu den wenigen konkreten zivilen Architekturprojekten während des Ersten Weltkriegs gehörte der vom Deutschen Werkbund initiierte Wettbewerb für ein «Haus der Freundschaft» in Istanbul, das nicht nur ein architektonisches Symbol der deutsch-türkischen Waffenbrüderschaft, sondern auch ein erstes Zeichen für das von Friedrich Naumann 1915 propagierte «Größere Mittel­ europa»654 – ein von Deutschland und Österreich geführter Staatenbund – werden sollte. Elf Werkbund-Mitglieder reichten Pläne ein, jurierten sich selbst, und aus diesem kuriosen Verfahren ging German Bestelmeyer als Architektur für Krieg und Frieden | 149

Sieger hervor. Die Ausführung begann 1917, Wilhelm II. besichtigte noch im gleichen Jahr die Baustelle, aber mit der deutschen Niederlage blieb der Bau liegen.655

Zerstörung im Westen und Rekonstruktion in Ostpreußen Mehr als große Zukunftsplanungen beschäftigten die deutschen Architekten zwei andere Themen: die Zerstörung von Baudenkmälern durch deutsche Truppen in Belgien und Frankreich und die Verwüstung von Teilen Ostpreußens durch die russische Armee. Die rücksichtslose Beschießung von Städten beim deutschen Vormarsch hatte in Belgien und Nordfrankreich zu unersetzlichen Verlusten geführt,656 Ypern, Arras oder Löwen lagen in Schutt und Asche. Selbst das französische Nationalheiligtum, die Krönungskathedrale der französischen Könige in Reims, war im September 1914 Ziel der deutschen Artillerie und erhielt schwerste Schäden.657 In dem folgenden Propagandakrieg wurde der unselige Verweis auf die «Hunnen», mit dem Wilhelm II. im Juli 1900 deutsche Truppen zum Morden nach China geschickt hatte, zum geflügelten Wort für deutsche Barbarei.658 Auf deutscher Seite bemühten sich nicht nur Kunsthistoriker und Architekten um Rechtfertigung, auch Literaten, Künstler, Philosophen und Wissenschaftler griffen in den Streit ein. Im Oktober 1914 veröffentlichten 93 Prominente einen üblen chauvinistischen Aufruf «An die Kulturwelt», und einige Geistesheroen forderten gar eine radikale Zerstörung der französischen «Unkultur»659. Das propagandistische Gegenstück zu den angeblich von den Franzosen selbst verschuldeten Zerstörungen im Westen war der Verweis auf die «Barbarei» der Russen im Osten. Nach der Rückgewinnung der ostpreu­ ßischen Gebiete setzte Ende 1914 um den Wiederaufbau von 24 Städten und 600 Dörfern mit insgesamt 34 000 zerstörten Häusern eine lang­ anhaltende Diskussion ein, die teilweise Standpunkte der Wiederaufbaudiskussion aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg vorwegnahm. Die Konzepte reichten von einem typisierten Neubau über eine komplette Wiederherstellung des verlorenen Zustands bis zu einer Verhübschung im Sinne einer Art «Marienburg-Romantik» im Kleinen.660 Weitgehend durchsetzen konnte sich schließlich der Deutsche Bund für Heimatschutz, dessen Vertreter die Chance sahen, ihre Ideale in Ostpreußen als Modell für ganz Deutschland zu verwirklichen. Nach den Vorschlägen des Bundes 150 | Kaiserreich 1890 – 1918

59 | K  urt Frick, Markt in Stallupönen, Wiederaufbau in Ostpreußen, 1917–1919

wurden aus über 800 Bewerbern 15 Bezirksarchitekten ausgewählt, die dann den Wiederaufbau in Ostpreußen steuerten. Die Baudurchführung übernahmen sogenannte Bauanwälte, zu denen auch später renommierte Architekten wie Hans Scharoun, Hugo Häring und Bruno Taut zählten.661 Zumeist wurden aus einer idealisierten ostpreußischen Bautradition typologische Vorbilder konstruiert, die dann mit ortstypischen Elementen der jeweiligen lokalen Bautradition kombiniert und den neuen Bedürfnissen angepasst wurden (Abb. 59). Fritz Schopohl, einer der beteiligten Architekten, fasste das Leitbild zusammen: Die Gebäude «knüpfen an die Bau­ tradition der guten alten Beispiele an und führen diese in moderner zeitgemäßer Weise weiter.»662 Trotz Typisierung und «Einheitsformen»663, die zu einem ökonomischen Wiederaufbau beitrugen, entstanden auf diese Weise neue Städte und Dörfer, die stark an die alten Ortsbilder erinnerten. In der Weimarer Republik verbreitete der Deutsche Werkbund die erst 1927 abgeschlossene Wiederaufbauarbeit publizistisch als eine Alternative zur radikalen Modernität des Neuen Bauens.664 Wichtige Mitarbeiter an dieser Demonstration der Heimatschutz-Bauideen in Ostpreußen, wie Architektur für Krieg und Frieden | 151

Werner Lindner und Georg Steinmetz, propagierten noch in der NS-Zeit diese Form des Wiederaufbaus als Vorbild für eine «zeitgenössische» Architektur.665

Der Krieg als Förderer von Normierung, Typisierung und Kriegerheimstätten Die wichtigsten Diskussionen während des Krieges für die weitere Architekturentwicklung bezogen sich auf Rationalisierung, Normierung und Wohnungsbau. Unter der Leitung von Walther Rathenau entwickelte sich die Kriegsrohstoffabteilung des Kriegsministeriums zu einem «zentralen Lenkungsorgan der industriellen Kriegsproduktion»666. Die Kriegsrohstoffabteilung initiierte Methoden für Rationalisierung, Mate­ rialverwertung und Ersatzstoffe, mit denen die seit August 1914 auf Kriegsproduktion umgestellte Wirtschaft Erfolge erzielte, die nach dem Krieg auch der zivilen Bauwirtschaft als Modell dienen konnten.667 Im Kriegsministerium wurden auch erste reichsweite Normungen von Einzelbau­ teilen vorbereitet und entsprechende technische Vorschriften formuliert. Die Bautenprüfstelle im Kriegsamt richtete 1917 einen Deutschen Normenausschuss für das Bauwesen ein, zu dem Hermann Muthesius, Peter Behrens und Walter C. Behrendt gehörten. Hier entstanden die ersten Normblatt-Entwürfe für Holzdecken, Türen und Fenster, die in den neu eingerichteten Baunormenstellen der Bundesländer mit den örtlichen Bedingungen abgestimmt wurden. Durch den Zusammenschluss dieser Landesstellen entstand noch 1918 eine Zentralstelle für Reichshochbaunormung, die dann in den 1920 er-Jahren die ersten DIN-Vorschriften für das Bauwesen erarbeitete, die eine wichtige Grundlage für die Rationalisierungsbestrebungen in der Weimarer Republik bildeten. Die kriegsbedingte Verknappung der Baustoffe und die schon in den Kriegsjahren vorausberechnete Verteuerung des Bauens in der Nachkriegszeit führten zu zahlreichen Projekten, mit denen das Bauwesen rationalisiert und verbilligt werden sollte. Holz wurde zum Baustoff der Zukunft erklärt und der Schlackenbetonstein entwickelt, ein Material, das Walter Gropius dann 1926 beim Bau der Mustersiedlung in Törten verwendete. Martin Wagner propagierte eine Neue Bauwirtschaft668 zur Verbilligung der Baukosten im Wohnungsbau auf der Grundlage der Rationalisierungstheorien von Frederick W. Taylor und Frank B. Gilbreth, und Architekten 152 | Kaiserreich 1890 – 1918

60 | Theodor Fischer, Siedlung Alte Heide in München, 1918–1930

legten Entwürfe für sparsames Bauen, Schnellbauweisen, Minimierung des Wohnbedarfs in Kleinwohnungen sowie Typisierung der Bauweisen vor.669 Die Entwürfe von Heinrich Tessenow für eine Notstandswohnung und ein sparsames Wohnmodell von Peter Behrens wurden diskutiert und die Zeilenbauweise als gesündeste und gleichzeitig kostengünstigste Wohnbauform vorgestellt.670 Noch vor Kriegsende plante Theodor Fischer die erste Zeilenbau-Siedlung «Alte Heide» (Abb. 60) in München.671 Die im Krieg forcierte Typisierung, die bei Heereskasernen672 sowie den großen Fertigteil-Barackenlagern für Flüchtlinge und Kriegsgefangene erprobt werden konnte, sowie die Rationalisierung des Bauprozesses durch zentrale Betonmischanlagen und fahrbare Kräne regten Planungen für den Wohnungsbau nach dem Krieg an. So konzipierten Josef Frank, Hugo Fuchs und Franz Zetting, unter ausdrücklicher Berufung auf die durch den Krieg bewirkten Innovationen, eine Arbeiterstadt mit Wohnhäusern aus Gussbeton, die in Zeilenbauweise mit wandernder Schalung und einer Betonzufuhr über Rollbahnen erstellt werden sollte.673 Zwangswirtschaft und Rationalisierungsmaßnahmen während des Krieges legten entscheidende Grundlagen für die Bautätigkeit in der Weimarer Republik: Zeilenbau, Wohnung für das Existenzminimum, Baurationalisierung, NormieArchitektur für Krieg und Frieden | 153

rung, Entwicklung billiger neuer Baustoffe – nahezu alle wichtigen Themen des Neuen Bauens können auf kriegsbedingte Vorarbeiten und Ideen zurückgeführt werden. Schon nach einem Kriegsjahr zeichnte sich ab, dass sich durch den Baustopp das Wohnungselend noch vermehren würde, dass aber die Kriegs­ situation auch Möglichkeiten zur Durchsetzung neuer Gesetze und zur Vorbereitung neuer Wohnbauweisen eröffnete. Immer wieder wurde an die «Wohnungskrawalle» von 1871 in Berlin erinnert, als die rückkehrenden Soldaten keine Wohnungen fanden, und dieses politische Druckmittel ließ sich durch den Hinweis auf den Wohnungsanspruch von Soldaten, die «die Heimaterde mit ihrem Leben verteidigten»674, verstärken. Hindenburg versprach deshalb 1918 Häuser und Gärten, auf die allerdings noch ein paar Jahre gewartet werden müsse.675 Auch der zukünftige Bedarf an kräftigen Soldaten, die in gesunden Kleinwohnungen aufwachsen müssten, bildete ein gewichtiges Argument: «Wehrkraft ist jetzt die Losung. Dazu gebraucht es Millionen gesunder Kinder des Volkes. […] Eine Wohnungsreform allergrößten Stils ist das nächste, was zu Deutschlands Wehrhaftigkeit verlangt werden muß.»676 Der Druck des Krieges bewirkte eine Reihe administrativer und legislativer Veränderungen. Schon 1914 war erstmals ein staatlicher Mieterschutz für Soldatenfamilien angeordnet worden, der auch gegen die Proteste der Hausbesitzer aufrechterhalten wurde. Im März 1915 gründete sich ein «Hauptausschuß für Kriegerheimstätten» mit dem Ziel, «jedem deutschen Kriegsteilnehmer oder seiner Witwe»677 auf vaterländischem Boden ein Familienheim zu ermöglichen. Binnen eines Jahres traten 1619 Organisa­ tionen diesem Hauptausschuss bei und bewirkten damit eine enorme Resonanz für die Reichsheimstätten-Bewegung, die nun nach einem Reichsgesetz für ihre Anliegen verlangte. Noch im letzten Kriegsjahr konnte durchgesetzt werden, dass erstmals staatliche Mittel für die allgemeine Wohnungsfürsorge bereitstanden. Der Krieg brachte eine Wende zu einer interventionistischen Wohnungspolitik. Im gleichen Jahr wurde im Reichstag noch das Heimstättengesetz vorgelegt, das allerdings erst die neue ­demokratische Regierung im Mai 1920 verabschiedete. Die Grundlage für den staatlich subventionierten Wohnungsbau der Weimarer Republik war somit noch im Krieg gelegt worden.678

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Architektur für den Frieden und die Friedensstadt Bei all der Kriegsvorbereitung und -begeisterung blieben Überlegungen und Bemühungen von Architekten um den Frieden die Ausnahme. Solche Pläne für eine «Architektur für den Frieden» finden sich aber schon in den Jahren vor dem Krieg in den Niederlanden, wo 1899 und 1907 in Den Haag Friedenskonferenzen stattfanden, um Wege zur Begrenzung des Wettrüstens zu finden. In diesem Zusammenhang schrieb die Carnegie Stiftung 1906 einen Wettbewerb für einen Friedenspalast in Den Haag aus, an dem auch Hendrik P. Berlage und Otto Wagner teilnahmen. Den Auftrag erhielt Louis Cordonnier, der bis 1913 einen eher belanglosen Neorenaissance-Backsteinbau errichtete.679 Der norwegische Bildhauer Hendrik Christian Andersen setzte seine Hoffnung auf das Zusammenwachsen der Völker über den Handel und ließ den französischen Architekten Ernest Hébrard 1912 für seine Vision eine Welthauptstadt, die zur Entwicklung einer Harmonie der Völker dienen sollte, als phantastisches ­internationales Zentrum der Kommunikation entwerfen.680 Während des Krieges stellte Hendrik Berlage 1915 einen Plan für ein «Pantheon der Menschheit»681 vor, eine gewaltige Anlage mit 300 Meter Durchmesser, die er «in der Mitte Europas» konzipierte. Von Türmen der Liebe, Besonnenheit, Freiheit und des Friedens sollte man über Galerien des Gedächtnisses für die Gefallenen aller Staaten zur großen «Kuppel der Völker­ gemeinschaft», dem «Denkmal der Menschen-Einheit» gelangen. Berlage hatte sich schon 1904 bei Vorträgen in Deutschland gegen die Herrschaft des Kapitals gewandt, in deren Gefolge nur Scheinkunst und Lüge entstehe. Seine Hoffnung setzte er auf die sozialdemokratische Bewegung, die «den vernichtenden Einfluss des kapitalistischen Geistes»682 lahmlegen und eine Wende zu neuen Werten, zu einer «Einheit in der Vielfalt» herbeiführen sollte. Nun präsentierte er mitten im Krieg die architektonische Vision für eine internationale Gemeinschaft, ein Ziel, das auch einige deutsche Architekten bewegte. Weitgehend unbekannt blieb ein Entwurf des in Hagen tätigen niederländischen Architekten Johannes L. M. Lauweriks, der parallel zu Berlage 1915 ein Weltkriegsdenkmal in Blumenform entwarf, das das m ­ onumentale Völkerschlachtdenkmal in Leipzig ersetzen sollte.683 1916 schrieb Bruno Taut an die Teilnehmer einer Werkbund-Konferenz in Bamberg einen offenen Brief, in dem er sich gegen den Krieg wandte und die Vision entwickelte, gemeinsam einen «Zukunftsbau»684 zu erArchitektur für Krieg und Frieden | 155

61 | B  runo Taut, Abbildung aus: «Die Stadtkrone», 1919

richten. Walter Gropius, der Tauts Brief vortrug, sollte drei Jahre später in Anlehnung an Tauts Idee im Bauhaus-Manifest den Bau einer «Zukunftskathedrale» beschwören, die nicht nur zu einer Einheit der Künste, sondern auch zu einer neuen Gemeinschaft führen sollte. 1917 legte der Vorsitzende der deutschen Gartenstadtgesellschaft, Hans Kampffmeyer, die Schrift Friedensstadt685 für eine Gartenstadt der Zukunft vor.

Bruno Tauts Friedensmanifeste gegen den Krieg Etwa gleichzeitig verfasste Bruno Taut die Publikation Die Stadtkrone686, die er «Dem Friedfertigen» widmete. Im Begleittext stellte er der alten Stadt die von ihm konzipierte neue Stadt gegenüber, die er nach den Idealen der Gartenstadtbewegung plante und die nach dem Krieg überall zur Behebung der Wohnungsnot errichtet werden sollte. Der kreisförmige Stadtgrundriss mit sieben Kilometern im Durchmesser sollte ein Wohn­ areal in gartenstadtartiger, lockerer Bebauung für 300 000 bis 500 000 Einwohner umfassen. Im Zentrum befand sich die «Stadtkrone», ein Areal von 500 x 800 Meter, das in einer Bautengruppe mit vier Volkshäusern – Opernhaus, Schauspielhaus, Volkshaus und Saalbau – kulminierte, über der sich das ganz aus Glas errichtete «Kristallhaus» erhob (Abb. 61). So wie sich in der alten Stadt der höchste Gedanke der Zeit in der Kirche ausdrückte, so sollte in der neuen Zeit der «soziale Gedanke», der über die 156 | Kaiserreich 1890 – 1918

Stände und Nationen hinwegschreitet und «den Menschen mit den Menschen»687 verbindet, in einer krönenden Architektur manifest werden. Dies war eine direkte Referenz und Reminiszenz an die Städte­baulehre Theodor Fischers, bei dem Taut vor dem Krieg gearbeitet hatte.688 Die vier Volkshäuser drückten für Taut den «vollen harmonischen Ton der Menschengemeinschaft»689 aus, hier sollten Geist und Seele erhoben werden, um dann in das farbig schimmernde, transparente Kristallhaus ­hinaufzusteigen, das «nichts als einen wunderschönen Raum» enthielt, in dem «große Empfindungen» wach werden. Architektur, Plastik und Malerei würden sich hier zu einem Ganzen verbinden, Musik sollte erklingen und das von Licht durchströmte Kristallhaus würde als Zeichen «des reinsten Seelenfriedens in der Sonne»690 funkeln. Im begleitenden Text erläuterte der sozialistisch engagierte Jurist und Journalist Erich Baron: «Mord wütete unter uns, Leichengeruch durchdringt die ­Atmosphäre der Welt. […] Die Erde hat Blut in Strömen getrunken, […] aber die Sehnsucht trägt uns darüber empor. […] Wir richten uns zu neuem Glauben auf.»691 Die ursprüngliche soziale Idee der Gartenstadt sollte erneuert und mit dem Kristallhaus ein architektonisches Zeichen für die Erhebung in eine

62 | Bruno Taut, Lasst sie zusammenfallen die ­gebauten Gemeinheiten – Abbildung aus: «Die Auflösung der Städte», 1920

Architektur für Krieg und Frieden | 157

bessere Zeit erhalten. Mitten im Krieg träumten Taut und Erich Baron von einer Stadt der Friedfertigen, deren Geist «aus der Verwesung des Krieges, aus der Schädelstätte des Verbrechens» zu Menschlichkeit und «zur Befreiung der Welt» emporsteigen würde. Der Friedenskämpfer Erich Baron wurde im April 1933 von Nationalsozialisten ermordet. Stadtkrone, Volkshäuser und Kristallhaus waren Gegenbilder zu Materialismus und Egoismus, die zu versteinerten Städten geführt hatten und von denen für Taut der Krieg ausging. Zur Überwindung der psychischen und physischen Versteinerung verfasste Taut ein zweites Manifest Die Auflösung der Städte oder die Erde eine gute Wohnung692, das unter dem Motto stand: «Steinhäuser machen Steinherzen. Lasst sie zusammenfallen die gebauten Gemeinheiten – Nun blüht unsere Erde auf» (Abb. 62). Nach dem Vorbild von Howards Gartenstädten sollten in Tauts Vision neue Städte wie Blumen in der Natur erblühen. Auch der dritte Gegenwelt-Entwurf Tauts, die 1917 konzipierte und 1919 veröffentlichte Alpine Architektur693, war ein Antikriegs- und Friedensmanifest, mit dem er einer aus den Fugen geratenen Welt eine neue kosmische Weltenharmonie entgegenstellte.

63 | B  runo Taut, Schnee, Gletscher, Glas – Abbildung aus: «Alpine Architektur», 1919

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An seinen Bruder Max schrieb er 1918: «Der Kern der Alpinen Architektur ist eine pazifistische Idee. Ich will damit den Krieg bekämpfen.»694 In 30 Zeichnungen führte Taut den Leser und Betrachter aus der Kriegs- und Steinwelt hinauf in eine reine Bergwelt mit Glasstädten und Kristallhäusern, die als gemeinsame Anstrengung aller von der sozialen Idee getra­ genen Menschen errichtet werden sollten (Abb. 63). In Nachfolge der Ideen Paul Scheerbarts wurde Glas zum Symbol der Überwindung von Materialismus und Nationalismus, zum Zeichen offener und freier Gemeinschaften. Die phantastische Vision mündete in einer neuen Welt, die den gesamten Erdball umfasste und die Erde wieder in Harmonie mit dem Kosmos brachte – eine Vision, die Taut in dem Drama Der Weltbaumeister695 1918/19 weiterführte. Nach der Novemberrevolution 1918 versuchte Taut im Berliner ­Arbeitsrat für Kunst seine Ideen mit Gleichgesinnten zu teilen und in Entwürfen zu konkretisieren. Die Träume von Volkshäusern und einer Stadt der Friedfertigen scheiterten jedoch sehr schnell an der politischen und wirtschaftlichen Realität der Nachkriegszeit.

Architektur für Krieg und Frieden | 159

2. Weimarer Republik 1919 – 1933

64 | Hannes Meyer, Die neue Welt, «Coop-Interieur» mit internationaler Standardeinrichtung, 1926 (Montage mit Figur aus: Adolf Behne, «Eine Stunde Architektur»)

Weimarer Republik 1919 – 1933 | 161

2. 1 Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand Wirtschaftliche Entwicklung, Erzberger’sche Finanzreform und die Reichsschuldenverwaltung Die Revolution im November 1918 führte zu den größten poli­ tischen und gesellschaftlichen Veränderungen in der bisherigen deutschen Geschichte, und in diesem Zusammenhang wurden auch Baupolitik und Baufinanzierung grundlegend umgewandelt. Mit der Abschaffung des Dreiklassenwahlrechts und der Einführung des allgemeinen Wahlrechts für Frauen und Männer verschwand die «Ära der Hausbesitzerparlamente»1, und Staat, Länder sowie Kommunen machten sich den Wohnungsbau und die Stadtentwicklung, die bislang vorrangig von Terraingesellschaften betrieben worden waren, selbst zur Aufgabe. Die Produktion von Industrie und Wirtschaft brach mit dem verlorenen Krieg und dem Gebietsverlust auf etwa die Hälfte des Vorkriegsstands ein, die Industrieproduktion von 1913 wurde erst 1927, das Bruttosozialprodukt erst 1929 wieder erreicht, um dann im Zuge der Weltwirtschaftskrise schon wieder stark abzusinken.2 Bei Kriegsende war das Reich, dessen Haushaltsvolumen in den Vorkriegsjahren 4 Milliarden Mark betragen hatte, mit 150 Milliarden verschuldet.3 Um die von den Siegermächten auferlegten Reparationen, die weiteren Folgen und Schulden des Krieges sowie den in der Weimarer Verfassung festgelegten Aufbau eines sozialen Rechtsstaats zu finanzieren, wurde durch den im Juni 1919 ernannten Finanzminister Matthias Erzberger mit der sogenannten Erzberger’schen Finanzreform bis 1920 ein vollständig neues Steuer- und Finanzsystem geschaffen.4 Während im Kaiserreich das Steuerrecht zerstückelt war und die Finanzhoheit weitgehend bei den ­Ländern lag, die den Reichsetat durch Matrikularbeiträge finanzierten, wurden nun über 80 Prozent aller Einnahmen durch eine neue Reichs­ abgabenordnung zentral dem Reichsetat zugeführt, der sich gegenüber der Vorkriegszeit um 900 Prozent steigerte. Eine zentrale, sich zunehmend Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand | 163

65 | G  erman Bestelmeyer, Reichsschuldenverwaltung, Berlin-Kreuzberg, 1919–1924

personell aufblähende Finanzverwaltung kontrollierte die Mittel und wies sie den Ländern zu. Das Reich, der ehemalige «Kostgänger der Länder», konnte nun diese selbst «am goldenen Zügel»5 führen und damit u. a. auch das Bauwesen direkt beeinflussen. Wichtigste Einnahmequelle war eine erstmals eingeführte progressive Einkommenssteuer von 10 bis 60 Prozent, wodurch sich die durchschnittliche Steuerlastquote von 9 Prozent im Jahr 1913 auf 17 Prozent 1925 erhöhte. Für das Finanzministerium entstand in Berlin mit der von German Bestelmeyer errichteten «Reichsschuldenverwaltung» einer der größten Bauten der Weimarer Republik (Abb. 65) – ein monumentaler Klinkerbau, der die Bedeutung dieser Reform auch architektonisch repräsentierte.6 Die Erzberger’sche Finanzreform, die zu den bedeutendsten Reformwerken der deutschen Geschichte gezählt wird, bildete die Grundlage für die Umsetzung des in der Weimarer Reichsverfassung formulierten Grundrechtekatalogs und Sozialprogramms, auf dem nahezu alle baukulturellen Leistungen der Weimarer Republik von Schulbauten und pädagogischen Akademien über soziale Einrichtungen bis zum Wohnungsbau basieren. In der Umbruchsphase zwischen Revolution und Verabschiedung der Verfassung am 14. August 1919 wurden bereits Kompromisse wie das StinnesLegien-Abkommen zwischen Unternehmern und Gewerkschaften über 164 | Weimarer Republik 1919 – 1933

kollektive Tarife und Betriebsräte oder die Regelung zwischen weltlichen und konfessionellen Schulen ausgehandelt. Versuche einer radikalen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbildung scheiterten zwar, aber der Grundrechtekatalog der Verfassung zeigte doch das «Profil des angestrebten Sozialstaats»7. Artikel 151 definierte: «Die Ordnung des Wirtschaftslebens muß den Grundsätzen der Gerechtigkeit mit dem Ziele der Gewährleistung eines menschenwürdigen Daseins für alle entsprechen.»8 In den folgenden Artikeln wurde als Absicht formuliert, «jedem Deutschen eine gesunde Wohnung [zu] sichern», und dazu könnte Grundbesitz auch enteignet werden. Die Ausnutzung des Bodens sei Pflicht, und «Wertsteigerung, die ohne Arbeit und Kapitalaufwand entsteht, ist für die Gemeinschaft nutzbar zu machen»9. Die Siedlungs- und Heimstättenbewegung sowie das Genossenschaftswesen sollten gefördert werden. Die Lösung der Wohnungsfrage gehörte somit zu den entscheidenden sozialen Aufgaben, eine von der Reichsregierung einberufene Sozialisierungskommission plädierte deshalb 1919 sogar für eine komplette Enteignung und die Übertragung des Immobilienbesitzes auf den Staat und die Mieter.10 Die Sozialisierungsbestrebungen linker Gruppierungen führten jedoch nicht weit, die Gerichte schützten die Besitzenden bei Enteignungsversuchen, die ­Bodenreform löste sich letztlich in der «Idylle der Heimstättenbewegung»11 auf, und mit der Weltwirtschaftskrise brach der «überforderte Wohlstandsstaat»12 zusammen.

Hauszinssteuer als Motor des Wohnungsbaus Zur Umsetzung der Verfassungsziele griff der Staat mit Verordnungen und Gesetzen stark in das Wirtschafts- und Sozialleben ein und führte damit den bereits im Krieg begonnenen Staatsinterventionismus fort.13 Der Mieterschutz war während der Kriegszeit kontinuierlich verstärkt worden, seit 1915 bestand dauerhafter Kündigungsschutz für Kriegsteilnehmer und ihre Familien, mit der Wohnungsnotverordnung vom 23. September 1918 konnten Mieten herabgesetzt und Wohnungen für Zwangseinquartierungen beschlagnahmt werden. Mit der «Verordnung zur Behebung der dringendsten Wohnungsnot» vom Januar 1919 (Neufassung vom Dezember 1919) wurde eine Wohnungszwangswirtschaft ein­ geführt, die den Gemeinden das Mietpreisrecht mit der Festsetzung von Höchstmieten übertrug. Bezirkswohnungskommissare mit Befugnissen zur Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand | 165

Beschlagnahmung kontrollierten die Zwangswirtschaft, die mit Abwandlungen und zunehmenden Abschwächungen – die gesetzliche Miete wurde von 1923 bis 1927 von 20 auf 120 Prozent der Friedensmiete ange­hoben14 – bis zum Ende der Republik bestand.15 Mit dem Gesetz zur Förderung des Wohnungsbaus vom 3. Februar 1921 stellte der Staat 1,5 Milliarden Mark als Zuschuss für den Wohnungsbau im gesamten Staatsgebiet zur Verfügung,16 und mit dem «Reichsgesetz über die Erhebung einer ­Abgabe zur Förderung des Wohnungsbaues» vom 26. Juni 1921 wurde erstmals über Steuern eine Wohnungsbauabgabe eingeführt.17 Wirtschaft und Bau­ gewerbe erholten sich bis 1922 etwas, aber im Zuge von Hyperinflation und Ruhrkrise brachen diese Finanzierungsmodelle 1923 zusammen. Mit der «Waffe Inflation»18 entschuldete sich der Staat zum Teil selbst, denn die fast 100 Milliarden Mark, die 39 Millionen Bürger als Kriegsanleihen zur Finanzierung des Krieges bezahlt hatten und die nach dem Sieg gut verzinst zurückerstattet werden sollten, waren mit der Niederlage verschwunden. Die Bürger bezahlten für den Krieg, während Kriegstreiber wie Adel, Industrielle und Junkertum ihre Besitzungen behielten.19 Da die Inflation die Sachwertbesitzer nicht betraf und diese zudem von ihren ­Hypothekenschulden befreite, sie aber weiterhin Miete einnahmen, wurde mit der 3. Steuernotverordnung vom 14. Februar 1924 eine «Gebäudeentschuldungssteuer» eingeführt. Die Mieten sollten bis Ende 1924 auf 50 Prozent der Friedensmiete von 1914 steigen, aber davon mussten 16 Prozent abgeführt werden, die Städte und Landkreise zugewiesen erhielten. Die Hälfte dieser Steuer sollte für die Förderung des Wohnungsbaus in Form von zweiten Hypotheken verwendet werden, mit denen Bauten und Grundstücke bis zu 90 Prozent des Wertes beliehen werden konnten.20 Die Länder und Gemeinden verwendeten die Steuer allerdings – prozentual höchst unterschiedlich – auch zur Finanzierung anderer Aufgaben.21 Diese sogenannte Hauszinssteuer bildete «das Rückgrat der Wohnungsbaufinanzierung»22 in der Weimarer Republik, etwa 800 Millionen RM wurden jährlich in den Wohnungsbau gelenkt und damit 1,89 Millionen Neubauten bis 1931 ermöglicht. Insgesamt erhielt der Wohnungsbau zwischen 1925 und 1930 62 Prozent der öffent­lichen Investitionen, dies war der entscheidende sozialpolitische «Durchbruch zum staatlich massiv geförderten Wohnungsbau zugunsten der sozial Schwächeren»23. Allerdings bauten die deutschen Kommunen mit der Hauszinssteuer nicht in dem Umfang Wohnbestände im Eigenbesitz auf, wie das die so­zialdemokratisch regierte Stadt 166 | Weimarer Republik 1919 – 1933

Wien mit einer Wohnbausteuer und Gemeindebauten machte. Mit der Steuer, die progressiv nach Besitz erhoben wurde, ließ die Stadt Wien zwischen 1919 und 1933 etwa 65 000 Gemeindewohnungen errichten und konnte deshalb als größter kommunaler Wohnungsbesitzer den Wohnungsmarkt viel stärker als deutsche Gemeinden nach sozialen, aber auch politischen Interessen steuern.24 Mit der am 15. November 1923 verordneten Währungsreform, dem «Wunder der Rentenmark»25 (1924 weitgehend abgelöst von der bis 1948 gül­ tigen Reichsmark), und dem im August 1924 akzeptierten Dawes-Plan zur Finanzierung der Reparationszahlungen nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Reiches erfolgte eine wirtschaftspolitische Zäsur in der Weimarer Republik, die auch als «Auferstehungsgeläute für das Bau­ gewerbe»26 gefeiert wurde. Die Zahl der Beschäftigten im Baugewerbe betrug von 1925 bis 1930 wieder wie in den Jahren vor dem Krieg etwa 15 Prozent aller Arbeitnehmer.27 Die Last der Reparationen wurde neu geregelt und gemildert, und amerikanische Kredite in Höhe von 20,5 Milliarden RM flossen von 1925 bis 1929 als «Treibstoff der Wirtschaftsdynamik»28 in die Haushalte von Ländern und Gemeinden. Auf der Basis einer «Konjunktur auf Pump»29 begannen die kurzen «goldenen Jahre» der Republik, die allerdings mit einem Schwenk der Wählermehrheit zu den konserva­ tiven Parteien verbunden waren. Die Arbeitslosigkeit und die im Laufe der Inflation stark erhöhten wöchentlichen Arbeitszeiten gingen zurück, die Löhne stiegen, und die Wohlfahrtsprogramme konnten in Gang gesetzt werden. Die Staatsausgaben erhöhten sich bis 1925 auf das 25fache der Ausgaben von 1913 und stiegen bis 1930 auf das 33fache.30 Im preußischen Staatshaushalt nahm die Wohlfahrtsverwaltung bis 1930 zwei Drittel des gesamten Etats ein, davon wurde etwa die Hälfte für Wohnungsbau und die andere Hälfte für die Erwerbslosenfürsorge eingesetzt.31 Die Kommunen, die sich 1924 bis 1929 mit 7,5 Milliarden RM verschuldeten, von ­denen über ein Viertel in das Wohnungswesen floss,32 begannen vielfach einen Wettbewerb untereinander, um sich mit Bauten für die Bürger zu profilieren. Um die Kredite zurückzubezahlen und der konstanten Geldknappheit zu begegnen, wurde zunehmend die in den USA entwickelte Rationalisierungsbewegung, der Taylorismus und Fordismus, als Hilfsund Rettungsmittel propagiert. Rationalisierung und «Amerikanisierung» der Lebenswelt entwickelten sich zu Kennzeichen der kurzen Weimarer Kulturblüte.33 Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand | 167

Baurecht und Bauverwaltung Bezüglich des Baurechts erbrachten die Jahre der Republik kaum eine Verbesserung. Schon im November 1918 hatten Architekten eine Vereinheitlichung der Baugesetze gefordert und die «örtliche Zersplitterung» als «Krebsschaden»34 des Baugewerbes bezeichnet. Eine 1919 vorgelegte preußische Einheitsbauordnung35 diente nur als Muster und erhielt keine Gesetzeskraft, eine einheitliche Bauordnung kam in der Weimarer Repu­ blik nicht zustande. Besonders intensiv wurde ein Reichsstädtebaugesetz36 diskutiert, mit dem die Aufstellung von Wirtschafts- und Bebauungs­ plänen nach dem Bedarf des Gemeinwohls ermöglicht werden sollte, um die in der Verfassung geforderte Sozialbindung des Bodens zu vollziehen. Dieses von Eigentümern bekämpfte «Baulandgesetz» wurde als Referentenentwurf in den Reichstag eingebracht, wo es 1928 und 1930 scheiterte.37 Das entsprechend der Verfassung eingeforderte Hoheitsrecht des Staates über den Grund konnte sich gegen Paragraph 903 BGB, der den Boden in das Belieben der Eigentümer stellte, nicht durchsetzen.38 Die Planungshoheit über die Bautätigkeit teilte sich wie im Kaiserreich nach Reich, Ländern und Kommunen. Das Reich hatte 1877 eine Reichsbauverwaltung erhalten, die aber erst 1902 von der preußischen Hochbauverwaltung unabhängig wurde. Die 1919 in der Weimarer Verfassung festgelegte größere Kompetenz des Reiches gegenüber den Bundesstaaten führte zum Plan für ein eigenständiges Reichsbauministerium, in dem wie in der preußischen Hochbauverwaltung alle mit Architektur und Stadtplanung befassten Stellen zusammengefasst werden sollten. Diese Zentralisierung setzte sich jedoch nicht durch, einzelne Ministerien – Verkehr und Post – erhielten eigene Bauabteilungen. Die am 1. Oktober 1919 gegründete Reichsbauverwaltung wurde dem Reichsschatzministerium angegliedert und sollte «sämtliche Hoch- und Tiefbauangelegenheiten der Heeresund Marineverwaltung, der Reichsministerien und des Reichstags, sowie des Zoll- und Steuerwesens»39 planen, ausführen und überwachen. Mit Auflösung des Reichsschatzministeriums 1923 kam die Reichsbauverwaltung als eigenständiges Ressort zum Reichsfinanzministerium, ab Juni 1930 firmierte sie als Reichsbaudirektion. Für die wirtschaftliche Nutzung des staatlichen Altbaubestands war ein 1919 neugegründetes Reichsverwertungsamt zuständig, das zunächst vorschlug, sämtliche bislang militärisch genutzten Gelände im Reichsbesitz in Wohnungs- und Siedlungsgebiete umzuwidmen.40 Aufgrund der Finanzschwäche des Reiches flossen die 168 | Weimarer Republik 1919 – 1933

vorhandenen Mittel jedoch als Zuschüsse zur Unterstützung des Wohnungsbaus in die Bundesländer und Kommunen. Die Bautätigkeit der Reichsbauverwaltung blieb stark eingeschränkt, ihr wichtigster Bauauftrag war die Erweiterung der Reichskanzlei an der Wilhelmstraße, die Wolf Jobst Siedler bis 1930 durchführte.41

Weltwirtschaftskrise und der Baumarkt Mit dem Börsenkrach im Zuge des «schwarzen Freitags» am 24. Oktober 1929 zerbrach das Wirtschafts- und Sozialsystem der Weimarer Republik. Die amerikanischen Banken forderten die kurzfristig vergebenen, aber langfristig angelegten Kredite in Höhe von circa 16 Milliarden RM zurück, es begann die «Höllenfahrt in den Abgrund einer beispiel­ losen Depression»42. Zwischen 1930 und 1932 sanken das Volkseinkommen und die Industrieproduktion um 40 bis 50 Prozent. Die 1927 per Gesetz eingeführte Arbeitslosenversicherung konnte aufgrund der Kürzungen ­ihres Etats ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen, die Arbeitslosigkeit stieg bis 1932 auf 29,9 Prozent der Erwerbstätigen, damit waren fast 8 Millionen ­arbeitslos.43 Besonders betroffen waren die Schwerindustrie und am stärksten das Baugewerbe. Von den Mitgliedern im Baugewerkschaftsbund ­waren 1930 im Jahresdurchschnitt schon fast die Hälfte arbeitslos, 1931 waren es mehr als zwei Drittel und 1932 über 80 Prozent.44 Insgesamt verloren bis Ende 1932 zwei Drittel der im Baugewerbe Beschäftigten ihre Anstellung, die Handwerkskammern registrierten Tausende von Konkursen und Offenbarungseide.45 Mit der Krise begann der Sozialabbau, der sich durch Notverordnungen verschärfte und damit den Wohnungsbau, das Rückgrat des Baubetriebs, um über die Hälfte reduzierte. Der Wohnungsbau ging von einem Höchststand mit 320 000 neuen Wohnungen 1929 auf 140 000 im Jahr 1932 zurück.46 Der Staat griff mit Notverordnungen in die Mietvertragsverhältnisse ein,47 die Hauszinssteuer wurde immer mehr für andere Zwecke, insbesondere zur Senkung der Realsteuern verwendet.48 Bei einem reichsweiten Architektenwettbewerb wie der Ausschreibung für «Das wachsende Haus» 1932 auf der Ausstellung «Sonne, Luft und Haus für Alle» nahmen 1079 weitgehend arbeitslose Architekten teil.49 Mit der Wirtschaftskrise verstärkte sich eine schwelende Verfassungskrise, und es vollzog sich eine autoritäre Wende.50 Die Wähler wandten sich den extremen Parteien zu, die liberal-soziale Mitte zerbrach, und die NationalsoziaBauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand | 169

listen gelangten im Januar 1933 mit Hilfe ihrer rechten Verbündeten und einer Kamarilla um den Reichspräsidenten Hindenburg an die Macht.

Reform des Architekturunterrichts und Baupraxis In Parallele zu den Arbeiter- und Soldatenräten bildeten sich nach der Revolution im November 1918 überall in Deutschland Künstlerräte, die den revolutionären Umsturz auch im Bereich der Kunst und Kultur fortsetzen wollten. In einem «Aufruf zum Sozialismus» hieß es: «Was wir seit November erleben, ist höchstens Klischee einer Revolution.»51 Die gesamte bisherige Ordnung müsse durcheinandergeschüttelt und aus dem Chaos eine neue sozialistische Welt aufgebaut werden. In Berlin entstand unter der Leitung des Architekten Bruno Taut der «Arbeitsrat für Kunst», in dem sich eine Gruppe progressiver Künstler engagierte, «in der Überzeugung, daß die politische Umwälzung benutzt werden muß zur Befreiung der Kunst von jahrzehntelanger Bevormundung»52. Nach dem politischen Umsturz sollte «die Kunst nicht mehr der Genuß Weniger, sondern Glück und Leben der Masse sein». Kunst und Volk müssten eine Einheit bilden, die sich in Bauten verwirklichen sollte. In einem «Architektur-­ Programm» erklärte Taut im Dezember 1918, die geistigen Kräfte der neuen Zeit müssten sich im Bauen bündeln. «Erst die vollständige Revolution im Geistigen»53 könne den Bau der Zukunft schaffen, in dem sich alle wieder «zur Einheit zusammenfinden». Diesen Bau müssten Architekten, die Baumeister der neuen Welt, vorbereiten – eine Idee, die Walter Gropius, Tauts Nachfolger im Arbeitsrat, an dem von ihm gegründeten Bauhaus in Weimar ab April 1919 umzusetzen versuchte. Um die Aufgabe erfüllen zu können, forderte Taut Experimentiergelände zur Erprobung von Neubauten, über die ein Rat, bestehend zur Hälfte aus «schöpferischen Architekten» und zur anderen Hälfte aus «radikal gesinnten Laien», bestimmen sollte. Baubeamte dürften nur noch zu Bauleitungen und technischen Funktionen herangezogen werden, entscheidend sei das Schöpferische. Dementsprechend sollte die gesamte Architektenausbildung völlig um­ gestaltet werden, praktische Arbeit müsse im Zentrum stehen, alle Fachschulen sollten in «Technische Einheitsschulen»54 umgewandelt werden und die künstlerische Erziehung nur noch in den Büros der bauenden ­Architekten erfolgen. Damit waren Leitthemen des Berufsstands benannt, die sich durch die ganze Weimarer Republik zogen: Die schöpferischen 170 | Weimarer Republik 1919 – 1933

Baukünstler sollten vom Einfluss der Baubeamten befreit und die akademische Ausbildung komplett verändert werden. Die Hoffnung Tauts und vieler Künstlerräte, in einer sozialistischen Republik mit Rätesystem direkt am politischen Geschehen mitwirken zu können, zerschlug sich allerdings schon am 19. Dezember 1918, als in Berlin der «Erste Allgemeine Kongreß der Arbeiter und Soldatenräte» mit einer Mehrheit der Sozialdemokraten beschloss, Wahlen zu einer Nationalversammlung und damit zu einer ­indirekten Demokratie durchzuführen.55 Erreicht wurde auf Betreiben des Deutschen Werkbunds und des BDA nur die Einrichtung eines Reichskunstwarts beim Reichsministerium des Inneren, dem 1920 ein Werkrat zugeordnet wurde, durch den die «Forderungen der Architektenwelt […] in die Regierung hineingeleitet werden»56 sollten. Da der Reichskunstwart – von 1920 bis 1933 der Kunsthistoriker Edwin Redslob – kaum Kompetenzen erhielt, blieb er für die kulturelle Entwicklung weitgehend bedeutungslos. Seine erfolglosen Bemühungen «zur Stiftung eines nationalen Konsenses auf republikanischer Grundlage» und zu einer «Erziehung zur Nation»57 sind Spiegel der Zerrissenheit der Weimarer Kultur und Gesellschaft. Wie die Architektenausbildung angesichts der neuen politischen und gesellschaftlichen Ordnung umzugestalten sei, wurde zu einem Dauer­ thema bei Tagungen und in Fachzeitschriften, zahllose Architekten sowie Vertreter der verschiedenen Schulen gaben dazu ihre Meinung ab.58 Bereits im August 1919 schrieb Bruno Taut über «Zuviel Gerede vom ­Architektur-Unterricht»59 und erklärte, dass nach seiner Auffassung keine neuen Ideen in die alten Institutionen gepresst werden sollten, das frische Wasser würde den «verzopften Hochschulbetrieb» nur kurz auffrischen, aber letztlich bliebe es das alte stehende Wasser und «stehend Wasser wird stinkend». Die Ausbildung müsste grundlegend verändert werden, Bau­ gewerkschulen sollten als Einheitsschulen das Grundwissen bereitstellen, aber das künstlerische Gestalten sollte im «Büro des Meisters» vermittelt werden. Die Diskussion flaute bis 1921 etwas ab, um dann nach der Währungsreform 1924 wieder kräftig Wellen zu schlagen.60 Dass die praktische Ausbildung intensiviert und das Entwerfen nach Stilen zurückgedrängt werden müsste, wie dies Theodor Fischer bereits 1917 in einer vielbeachteten Flugschrift «Für die deutsche Baukunst»61 gefordert hatte, darin waren sich fast alle einig. Der Deutsche Ausschuß für Technisches Schulwesen (DATSCH) stellte 1919 fest, «daß die heutige AusBauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand | 171

bildung, die die angehenden Architekten an den Technischen Hochschulen genießen, unzureichend ist und daß die Reform dieser Ausbildung eine der brennendsten Erziehungsfragen des deutschen Hochschulwesens geworden ist»62. Architekturprofessoren der TH Berlin forderten in einer Denkschrift, «das historische Lehrwesen bedarf der Einschränkung»63, damit die Studierenden in Zukunft mehr in den konstruktiven, wirtschaft­ lichen Bereichen ausgebildet werden könnten. Bei einem Treffen der Architekturprofessoren aller deutschen Hochschulen in Bamberg 1921 wurden unter dem Vorsitz von Theodor Fischer die notwendigen Veränderungen besprochen. Die Stuttgarter Hochschule, wo Fischer bis 1908 unterrichtet hatte und wo mit Paul Bonatz ein Schüler sowie mit Paul Schmitthenner ein Bewunderer Fischers lehrten, schaffte schon ab dem Wintersemester 1918/19 Physik, Mathematik und Chemie ab und führte ein verpflichtendes mehrmonatiges Baupraktikum vor dem Studium und nach dem Vordiplom ein. Andere Hochschulen folgten im Laufe der 1920 er-Jahre diesem Modell mit unterschiedlichen Praxiszeiten. Stuttgart wurde zum Zentrum eines auf Baupraxis bezogenen handwerklich-traditionellen Bauens, und «Stuttgarter Schule» etablierte sich als B ­ egriff in Deutschland.64 Da die verbeamteten Professoren an den Hochschulen nicht einfach ausgetauscht werden konnten, zog sich zum einen der Erneuerungsprozess über viele Jahre hin, zum anderen dominierten an den einzelnen Hochschulen weiterhin die Persönlichkeiten, die sich eine Machtposition aufgebaut hatten. An die Münchner Hochschule wurde als Nachfolger Friedrich von Thierschs 1922 der konservative German Bestelmeyer berufen, der Theodor Fischer zurückdrängte und als gleichzeitiger Präsident der Akademie der bildenden Künste den Kunst- und Kultur­betrieb Bayerns massiv beeinflusste. Als dritter Entwurfsprofessor unterrichtete an der Münchner TH von 1888 bis 1928 Heinrich von Schmidt mittelalterliche Baukunst.65 Erst mit dem Ausscheiden von Fischer und Schmidt wurden mit Adolf Abel und Robert Vorhoelzer 1930 zwei progressivere Architekten ernannt, die allerdings schon 1933 kaltgestellt beziehungsweise entlassen wurden. In Karlsruhe setzte sich die schematische Lehre der «einfachsten Erscheinungsform» des 1915 gefallenen Friedrich Ostendorf fort, die dieser in seiner Publikation Sechs Bücher zum Bauen kodifiziert hatte,66 erst 1930 kam mit Otto Ernst Schweizer ein moderner Architekturlehrer, der ebenfalls ab 1933 in die Defensive geriet. In Darmstadt wirkten konservative lokale Größen wie Karl Roth und Paul Meißner, der sich als Dekan der Architekturabteilung 172 | Weimarer Republik 1919 – 1933

im März 1933 weigerte, die Hakenkreuzfahne hissen zu lassen, und daraufhin so unter Druck geriet, dass er sich emeritieren ließ. In Braunschweig veränderte Carl Mühlenpfordt, Professor für Gebäudekunde und 1919 bis 1925 Dekan der Architekturfakultät, die Ausbildung. 1923 forderte er die Abschaffung der Stilkunde und erklärte, im Gegensatz zu den Kunstschulen und Akademien sollten die Technischen Hochschulen «das Studium der Architektur in technischer Hinsicht vertiefen, das Gebiet der Baukonstruktion mit all seinen Zweigen, die Baustoffkunde, technische Mechanik und Statik stärker pflegen als bisher»67. Unter Mühlenpfordt, der 1934 entlassen wurde, entwickelte sich die Braunschweiger Architekturfakultät zu einem Ort konservativer, auf die Baupraxis bezogener Ausbildung. In Berlin entstand mit der Berufung von Hans Poelzig 1923, eines Vertreters ­expressiver Architektur, und des konservativen Heinrich Tessenow 1926 ein Spannungsfeld, das die Studierenden, die nur bei einem der beiden Entwerfen lernen durften, polarisierte und neue Entwicklungen wenig förderte.68 Bruno Taut erhielt 1930 nur eine Honorarprofessur für Siedlungsund Wohnungswesen, er führte erstmals Gruppenentwürfe ein, verließ aber die Berliner Hochschule bereits 1932.69 Die wichtigen Entwicklungen im Bauen der Weimarer Republik vollzogen sich nicht an den Hochschulen, sondern in den Bauämtern von Frankfurt am Main, Berlin, Hamburg, ­Altona, Magdeburg und Leipzig, in der Bayerischen Postbauverwaltung sowie in einigen privaten Architekturbüros. An den zehn deutschen Technischen Hochschulen mit Architektenausbildung – die TH Breslau erhielt erst Ende der 1920 er-Jahre eine Architekturfakultät – studierten im Wintersemester 1919/20 insgesamt 1970 Männer und 46 Frauen Architektur. Diese Zahlen veränderten sich in der Folge nur geringfügig, so waren im Wintersemester 1920/21 1937 Männer und 41 Frauen für Architektur eingeschrieben. Im Wintersemester 1923/24 studierten 1550, im Winter 1926/27 1721 und im Sommer 1928 1781 Personen Architektur.70 München verzeichnete bis 1926 die meisten Immatrikula­ tionen, dann übernahm Berlin die Spitzenposition, Stuttgart, Darmstadt und Dresden folgten. Die Zahl der weiblichen Studierenden ist nicht an allen Hochschulen in den Überblicksstatistiken erfasst, im Sommer 1928 waren es 55 beziehungsweise 3,1 Prozent der Architekturstudierenden.71 Insgesamt studierten in den Jahren der Weimarer Republik etwa 7000 Männer und 300 Frauen Architektur.72 Abgesehen von den Kriegsjahren, in denen der prozentuale Anteil weiblicher Studierender etwas stärBauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand | 173

ker anstieg, erhöhte sich somit der Anteil der Frauen von einem Prozent 1914 auf drei bis vier Prozent. Der Beitrag von Frauen zur Architektur der 1920 er-Jahre blieb lange unbeachtet und wurde erst in jüngster Zeit gewürdigt.73 Insgesamt waren am Ende der Weimarer Republik etwa 6000 freiberufliche Architekten tätig, von denen 2700 Mitglieder des BDA ­waren. 1933 betrug die Gesamtzahl aller im Bauwesen tätigen Architekten, Bautechniker und Bauingenieure 22 816 Personen.74

Freie gegen beamtete Architekten Mit dem revolutionären Umschwung hofften die freien Architekten, auch eine neue Position gegenüber den bereits seit Jahrzehnten ­befehdeten Baubeamten, dem «Staatsarchitektentum»75, durchsetzen zu können. Der BDA, der sich nach dem «Ersten Deutschen Architektentag»76 im Juni 1919 und einer Fusion mit anderen Gruppen als «Einheitsverband»77 von 2300 freischaffenden Architekten etablieren konnte, griff die Baubeamten in seinen Zeitschriften «Die Baugilde» und «Neudeutsche Bauzeitung» massiv an und hatte mit den BDA-Präsidenten Cornelius Gurlitt (1920–1926) und Wilhelm Kreis (1927–1933) sowie dem Vorstandsmitglied German Bestelmeyer und dem Schriftleiter Eduard Jobst Siedler prominente und wortmächtige Vertreter seiner Anliegen. Die Beamtenschaft replizierte ebenso heftig im «Zentralblatt der Bauverwaltung» und bald wurden die gegenseitigen Angriffe, die sich ungemindert durch die gesamte Zeit der Republik hinzogen, zu einem stereotypen Schlagabtausch, bei dem die freien Architekten zwar immer den Baukünstler hervorhoben, aber letztlich um Aufträge, Beteiligung an Wettbewerben, Chancengleichheit sowie um Anerkennung als definierter und geschützter Berufsstand kämpften.78 Auf den Jahrestagungen des BDA hielten ihre Vertreter programmatische Reden gegen die Baubeamten, so erklärte German Bestelmeyer 1924: «Das Wesen der Bauverwaltung liegt nicht in der Kunst, sondern in der Unterhaltung von Bauten.»79 1931 hielt Hans Poelzig eine Rede, die auch noch in der Bundesrepublik mehrfach nachgedruckt wurde, da sie zum ­einen exemplarisch das Selbstverständnis freier Architekten als Baukünstler ausdrückte und zum anderen die Gegnerschaft zu den Baubehörden besonders drastisch formulierte. So forderte Poelzig «die Abschaffung der Bauverwaltungen – als bauender Verwaltungen»80, denn es seien zwar «Be174 | Weimarer Republik 1919 – 1933

gabungen in die warme und dumpfe Höhle des Baubeamtentums» gegangen, «aber keine wieder heraus». Entschieden wandte sich Poelzig gegen die Behauptung, Bauverwaltungen könnten billiger bauen als der freie ­Architekt, das Gegenteil sei der Fall. Außerdem erwürge die von «Instanzenweg» und «Leerlauf» gekennzeichnete Baubürokratie buchstäblich den Architekten, und selbst die besten Stadtbauräte seien spätestens in der zweiten Amtsperiode so «zerrieben von der Tretmühle der Organisation», dass sie nur noch Schaden anrichteten. Der freie Architekt dagegen stoße sich nur «die Kniee wund an den Futterkrippen der Parteifunktionäre und Berufspolitiker». Mit der Diskreditierung der Baubeamten waren die Ansprüche verbunden, den Berufsstand durch künstlerische Qualität gegenüber anderen Bauschaffenden abzugrenzen, wie auch den Titel «Architekt» zu schützen und in einer eigenen Kammer eine gesetzliche Absicherung zu erhalten. Während die Architekten mit ihren Bemühungen um Titelschutz und Kammer keinen Erfolg erzielten,81 erreichten die Bauingenieure über ihre Verbände, dass am 1. April 1931 eine Baumeisterverordnung verabschiedet wurde, die festlegte, dass nach dem Abschluss eines Hochbau- oder Tiefbaustudiums an einer Baugewerkschule oder einer Technischen Hochschule sowie anschließender zweijähriger praktischer Tätigkeit der geschützte Titel «Baumeister» verwendet werden durfte.82 Die Architektenschaft versuchte darauf, ein Architektengesetz durchzubringen, da dieses aber nicht nur den Titel «Architekt», sondern auch einen «Bauanwalt» schützen sollte, kam es nur zu heftigen Diskussionen, aber keiner Verabschiedung.83 Ein Kammergesetz mit Titelschutz erfolgte erst im Nationalsozialismus am 28. September 1934, allerdings wurden die Architekten in der Reichskammer der bildenden Künste mit den Künstlern zusammen­ gefasst und der Schutz bald wieder aufgehoben.84

Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand | 175

2. 2 Nationale vs. internationale Architektur Reformphantasien im Zeichen der Gotik Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, der «Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts», die 20 Millionen Menschen das Leben kostete und alte Ordnungen und Werte zerbrach, feierten auch Architekten und Künstler den politischen Umbruch 1918/19 als «Menschheitsdämmerung» und Zeitenwende. Nur Wenige setzten den Späthistorismus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg einfach fort, selbst ein konservativer Architekt wie German Bestelmeyer schlug vor, den pompösen wilhelminischen Berliner Dom für die neue Zeit zu purifizieren.85 Das Programm des Berliner «Arbeitsrats für Kunst» forderte im November 1918, «der Künstler allein» müsse «als Gestalter des Volkswillens» verantwortlich sein «für das sichtbare Gewand des neuen Staates. Er muß die Formgebung bestimmen vom Stadtbild bis ­hinunter zur Münze und Briefmarke.»86 Diesen Aufruf unterschrieben weltanschaulich und künstlerisch so divergierende Architekten wie die Avantgardisten Otto Bartning, Walter Gropius und Bruno Taut und Traditionalisten wie Paul Mebes, Paul Schmitthenner und Heinrich Tessenow, die jedoch bald gegeneinander argumentierten, wie die Zukunft zu gestalten sei, und die sich im Laufe der Weimarer Republik zum Teil erbittert bekämpfen sollten. Im Gegensatz zu Auseinandersetzungen in der Vorkriegszeit waren die Kontroversen häufig politisch konnotiert und motiviert, da es um das Verhältnis zur Vergangenheit und um die Vorstellungen vom Aufbau der neuen Gesellschaft ging. Während die radikalen Reformer mit dem Umsturz auch jeden Bezug zur Vergangenheit, zu jenen «Wüsten der Häßlichkeit»87 und dem beschämenden «Zeugnis für den geistigen Höllensturz unseres Geschlechts» abschneiden und eine neue Welt aufbauen wollten, suchten die traditionalistisch Gesinnten nach der Niederlage eine nationale Erneuerung. Die Trennlinien waren anfangs ­jedoch unscharf, da beide Gruppierungen den Begriff «modern» für sich beanspruchten und sich vielfach auf die Gotik bezogen, die von den einen als Ausdruck eines «Kollektivwillens»88, als Gemeinsamkeit von Volk und Künstlern verstanden wurde, die durch eine expressive, «durchgeistigte» 176 | Weimarer Republik 1919 – 1933

Gestaltung wieder erreicht werden sollte, während die anderen mit ebenfalls expressiven Bezügen zur Gotik historische, deutsche Größe beschworen, an die sie wieder anknüpfen wollten. Die Auseinandersetzung um ­national oder international zog sich durch die ganze Weimarer Republik – die Nationalisierung der Gesellschaft nahm nicht ab, sondern zu und führte 1933 in die Katastrophe.89 Als der Berliner Arbeitsrat für Kunst im April 1919 eine «Ausstellung für unbekannte Architekten» veranstaltete, propagierten Bruno Taut, Walter Gropius und Adolf Behne im begleitenden Flugblatt die «Zukunftskathedrale»90, die aus einer neuen «gotischen Weltanschauung»91 erschaffen und deren Zeichen der reine strahlende «Kristall» sein sollte. Eine kristalline Kathedrale nach dem Entwurf von Lyonel Feininger schmückte das gleichzeitig verschickte Manifest und Programm des von Gropius in Weimar gegründeten Bauhauses (Abb. 66), und kristalline wie auch gotisierende For-

66 | Lyonel Feininger, Holz­ schnitt für den Titel des Bauhaus-Manifests, 1919

Nationale vs. internationale Architektur | 177

men bestimmten die Entwürfe einer Gruppe junger Architekten, darunter Hans Scharoun sowie Hans und Wassili Luckhardt, die sich 1919/20 um Bruno Taut versammelten, um als verschworene Gemeinschaft ihre Ideale wenigstens zu Papier zu bringen.92 Mit den Projekten sollten Räume, Bauten und Städte für die zukünftige «neue Gemeinschaft» antizipiert werden. Im Zentrum standen die Volkshäuser, die als strahlende Kristalle den «sozialen Gedanken» ausdrücken und – in Fortführung von Theodor Fischers Städtebaulehre93 – als «Stadtkrone» die neue Mitte der Städte bilden sollten. Angesichts der ökonomischen Lage wie auch der sich bereits im Laufe des Jahres 1919 abzeichnenden Stabilisierung der politischen Situation hatten die Entwürfe auch eskapistische Züge. Der Berliner Kunstkritiker Paul Westheim persiflierte die Papierphantasien als «einen Eimer Wasser ohne ­Eimer […], Architekturphantasie ohne Architektur»94. Als die Utopisten konkrete Bauaufträge erhielten, zeigte sich, dass die hochfliegenden Träume zu sozial wenig bedeutsamen Bauten oder zu bunten Fassaden verkümmerten. Gropius propagierte Holz als Baustoff der Zukunft und errichtete 1920 für den Bauunternehmer Adolf Sommerfeld ein Blockhaus in Berlin, Tauts größter Erfolg als Stadtbaurat in Magdeburg von Mitte 1921 bis Anfang 1924 war die Bemalung von Hausfassaden.95 Erst durch die Begegnung mit der neuen holländischen Architektur und der wirtschaftlichen Konsolidierung entwickelte sich bei den Reformern die Architektursprache des Neuen Bauens. Während die Avantgardisten weitgehend unbeachtet ihren Phantasien nachgingen – nur Gropius verstand es, lautstark für das Bauhaus Reklame zu machen –, versammelten sich die national gesinnten Architekten bereits im Juni 1919 auf dem ersten deutschen Architektentag in Berlin. Das von Peter Behrens, German Bestelmeyer, Bodo Ebhardt, Bruno Möhring, Bruno Paul u. a. unterzeichnete Manifest «Deutsche Architekten!»96 beschwor die Bedrohung des individuellen Baukünstlers nach dem verlorenen Krieg durch die aufziehende Gefahr des Kapitalismus und der Ver­ gesellschaftung und rief dazu auf, «den geistigen Kampf aufzunehmen zur Verteidigung unserer hohen Kultur und der leuchtenden Ideale unserer Kunst als machtvoller Faktoren unseres nationalen Besitzstandes». Die Gotik wurde als Blütezeit deutscher Kunst und Kultur beschworen, allerdings nicht als spiritueller, sondern nationaler Bezugspunkt. So schuf Peter Behrens bis 1924 für die Firma Hoechst in Frankfurt am Main einen Verwaltungsbau, in dessen Zentrum sich eine Halle befindet, die mit farbig 178 | Weimarer Republik 1919 – 1933

67 | P eter Behrens, Ehrenhalle im Verwaltungsgebäude der Farbwerke Hoechst in Frankfurt am Main, 1920–1924

abgestuften Ziegelsteinen wie ein Sakralraum einen «Aufstieg zum Licht» – ähnlich den kristallinen Volkshäusern aus dem Kreis um Bruno Taut – präsentiert (Abb. 67). Anstatt des Volkshauses für alle mit sozialer Funktion handelt es sich aber um einen Gedächtnisraum für die Gefallenen im Weltkrieg auf einem separierten Firmengelände.97 1922 errichtete Behrens auf der Deutschen Gewerbeschau in München, die sich als «Lebensäußerung eines besiegten Volkes»98 präsentierte, eine aus Ziegeln gemauerte «gotische» Dombauhütte. Zur Eröffnung erklärte er, das handwerkliche Schaffen solle die Deutschen «wieder stolz machen»99. Was wie eine Umsetzung der Gotikphantasie des Bauhaus-Manifests erschien, war wie die gesamte Veranstaltung national motiviert.

Nationale vs. internationale Architektur | 179

Der «Schrei nach dem Turmhaus» Die auf dem Architektentag 1919 formulierten Vorstellungen konkretisierten sich schon im folgenden Jahr im Zusammenhang der Diskussionen um Hochhäuser zur Behebung der Wohnungsnot.100 Die Hochhäuser – als Begriff 1921 für Gebäude mit mehr als sechs Vollgeschossen definiert101 – sollten entweder direkt für Wohnzwecke oder für Büros dienen, um zweckentfremdete Wohnungen freigeben zu können. Es entstand geradezu eine Hochhauseuphorie, Architekten entwickelten für mehrere Städte Planungen, die zum Teil sogar einen Ring von Hochhäusern um die Altstadt vorsahen.102 Adolf Behne schrieb von einer «Turmhaus-Epidemie»103, andere von einem «Schrei nach dem Turmhaus»104. Dieser Schrei war begleitet von einer Diskussion um einen «deutschen Hochhauscharakter»105, denn mit den neuen Stadtzeichen sollte, in Abgrenzung von der Form amerikanischer Wolkenkratzer, ein Zeichen für die Lebenskraft des deutschen Volkes und der deutschen Industrie nach dem verlorenen Krieg gesetzt werden. 1920 legte Otto Kohtz einen Entwurf für ein 200 Meter hohes «Reichshaus» am Königsplatz in Berlin vor, das sein Projekt einer «stolzen Siegeshalle»106 an diesem Ort von 1917 fortführte. 1921 entstanden für eine Reihe deutscher Städte konkrete Planungen für Hochhäuser, die dann zum Teil 1922 begonnen und trotz der wirtschaftlichen Probleme in den folgenden Jahren fertiggestellt wurden. Die Hochhäuser dienten aber alle nicht zum Wohnen, dafür war die Konstruktion zu teuer, sondern als ­­Markenzeichen für Firmen und Konzerne. Zumeist handelte es sich um eine mit Ziegeln verkleidete Stahlbetonkonstruktion, bei der durch vor­ gestellte, vertikal aufsteigende Pfeiler oder gotisierendes Dekor eine «Germanisierung des Wolkenkratzers»107 zum Ausdruck kommen sollte. Dieser Charakter war deutlich ablesbar am Wilhelm-Marx-Haus in Düsseldorf von Wilhelm Kreis, am Borsig-Turm in Berlin von Eugen Schmohl, am Stummhaus in Düsseldorf von Paul Bonatz oder am Chilehaus in Hamburg von Fritz Höger (Abb. 68). Den von ihm intendierten nationalen Anspruch des Chilehauses formulierte Höger selbst bei der Eröffnung 1924: «Es ist das, was unser Volk sein sollte. Es ist deutsch und eine starke Einheit. […] Möge unser Volk daran lernen.»108 Diese nationale Konnotation von Ziegelbauten mit gotisierendem Dekor zog sich mehr oder weniger deutlich artikuliert bei zahlreichen repräsentativen Bauten durch die Jahre der Weimarer Republik – vom Anzeiger-Hochhaus in Hannover und dem 180 | Weimarer Republik 1919 – 1933

68 | Fritz Höger, Chilehaus in Hamburg, 1922–1924

Rathaus in Wilhelmshaven von Fritz Höger über das Grassi Museum in Leipzig von Hubert Ritter bis zu den Kölner Messe- und Museumsbauten (Abb. 108) von Adolf Abel. Einen Höhepunkt der Auseinandersetzung mit dem Hochhaus bildete der im November 1921 ausgeschriebene, von einigen Großindustriellen ­organisierte Ideenwettbewerb für ein Hochhaus am Bahnhof Friedrichstraße in Berlin. Die Mehrzahl der 144 Einsendungen zeigte gotisierende Elemente, so auch der von einer konservativen Jury prämierte Entwurf der Architektengemeinschaft Baecker/Brahm/Kasteleiner. Einige Architekten, darunter Erich Mendelsohn, Karl Schneider und Hugo Häring, präsentierten nüchterne, puristisch anmutende Gebäude, und Hans Scharoun verwandelte eine Kristallphantasie in ein Hochhaus.109 Der Spekulationswettbewerb, der zu keinem Ergebnis führte, wäre nicht weiter bedeutsam, wenn nicht der von Ludwig Mies van der Rohe eingesandte Beitrag buchstäblich Architekturgeschichte geschrieben hätte (Abb. 69). Mies van der Nationale vs. internationale Architektur | 181

69 | L udwig Mies van der Rohe, Beitrag zum Wettbewerb für ein Hochhaus an der Friedrichstraße in Berlin, 1921–1922

Rohe präsentierte einen Bau ohne Fassade, eine nackte Stahlbeton-Skelettkonstruktion mit der Wirkung eines Rohbaus, den nur Glasflächen nach außen abschlossen.110 Dieses Hochhaus, dessen Gestalt allein aus dem Skelett der Konstruktion und den Glasflächen über einem wabenförmigen Grundriss entstand, war eines der kühnsten und radikalsten jemals erdachten Architekturprojekte. Durch die Entfernung der umhüllenden Fassade, die seit Jahrtausenden einen Bau kennzeichnete, schützte, schmückte und mit der Geschichte sowie dem Ort verband, entstand eine völlig neue Form von Architektur. Der «konstruktive Gedanke»111 bildete die Grundlage für die «künstlerische Gestaltung», die Konstruktion wurde zum künstlerischen Prinzip. Mies van der Rohe legte damit eine entscheidende Grundlage für eine Architektur, bei der sich die Gestaltung nur noch aus der Konstruktion legitimierte und jeder Bezug zur Geschichte abgelehnt wurde. Im Unterschied zu seinen unzähligen späteren Nachfolgern, die Formgebung einfach durch das Zeigen von Konstruktion und Funktion ersetzten, ging es Mies van der Rohe jedoch darum, mit dem Sichtbar­ machen einer inneren «Ordnung» dem Bau auch eine «geistige» Qualität zu verleihen. Architektur war für ihn «der räumliche Vollzug geistiger Ent182 | Weimarer Republik 1919 – 1933

scheidungen»112, und das Geistige drückte sich in den Proportionen und Maßverhältnissen aus, die das Materielle und Technische eines Bauwerks ästhetisch transzendierten. Diesen Gedanken einer geistigen Fundierung der Architektur formulierte Mies van der Rohe später immer wieder in Anlehnung an eine Sentenz von Augustinus, die Schönheit sei der «Glanz des Wahren»113.

Expressiver Aufbruch: Hans Poelzig und Erich Mendelsohn Um einen Ausdruck der Aufbruchsstimmung ging es in den Anfangsjahren der Republik auch bei einigen repräsentativen Gebäuden. So verstärkte Hans Poelzig 1919 beim Umbau einer Berliner Zirkushalle in ein Theater für 3000 Besucher die Expressivität seiner schon vor dem Krieg entwickelten Architektursprache, indem er den Innenraum mit rot gefärbten stalaktitenartigen Zapfen in eine Art riesiger Tropfsteinhöhle verwandelte. Die emotionale Wirkung einer blutroten Höhle für Phantasien und Illusionen inszenierte er rein dekorativ ohne einen Bezug zur Konstruktion, Adolf Behne nannte ihn deshalb einen «blendenden Dekorateur»114. Bezogen auf Arbeiten Bruno Tauts hatte Behne 1913 von einer «expressionistischen Architektur»115 geschrieben, mit diesem Begriff wurden später auch Poelzigs kraftvolle Expressivität, Hugo Härings organische Gestaltungen, Hans Scharouns anthroposophisch-antigeometrischen Räume oder Erich Mendelsohns futuristische Dynamik etikettiert.116 Die Bezeichnung verschiedenster Formen einer nicht geometrisch orthogonalen Architektur mit einem einzigen Stilbegriff vermengte völlig unterschiedliche Architekturauffassungen. So konzipierte Mendelsohn das 1920 bis 1922 auf dem ­Telegrafenberg in Potsdam errichtete Observatorium (Abb. 70) im Sinne des italienischen Futurismus als Sichtbarmachung von Bewegung. Nach den Manifesten von Umberto Boccioni und Antonio Sant’Elia sollten Skulptur und Architektur wie Rennautos und Flugzeuge als dynamische Form gestaltet sowie die Oberflächen geöffnet werden, damit die ­Objekte «simultan» mit der Umgebung zusammenwirken könnten. «Reißen wir die Figur auf und schließen wir die Umwelt in sie hinein»117, heißt es im ­Manifest der futuristischen Bildhauerkunst 1912. Entsprechend diesem künstlerischen Programm wollte Mendelsohn das Observatorium, in dem u. a. Messungen zur experimentellen Prüfung von Albert Einsteins AllgeNationale vs. internationale Architektur | 183

70 | E rich Mendelsohn, Einsteinturm, Observato­ rium auf dem Telegraphen­ berg in Potsdam, ­1920–1922

meiner Relativitätstheorie durchgeführt werden sollten, als skulptura­len, dynamisch mit der Umgebung kommunizierenden Betonbau errichten. Da eine Schalung für die von ihm nur locker skizzierten geschwungenen Formen viel zu aufwendig gewesen wäre, wurden große Teile des Bauwerks aus Ziegelsteinen gemauert und anschließend mit einem Zementputz so überformt, dass der Bau wie eine einzige fließende Bewegung erscheint und damit ähnlich wie eine futuristische Skulptur – etwa Boccionis «forme uniche della continuità nello spazio» – ein dynamisches Ausgreifen in den Raum evoziert.118 Während die meisten der zukünftigen deutschen Avantgardearchitekten noch unter dem Eindruck des politischen Umbruchs und der wirtschaft­ lichen Probleme entweder handwerkliche Holz- und Ziegelkonstruktionen propagierten oder sich in Phantasiewelten flüchteten, vertrat Mendelsohn bereits 1920 eine Gestaltung in Entsprechung zur Konstruktion mit Eisen und Beton. Damit knüpfte er an Henry van de Veldes Programm für einen neuen Stil an, der sich aus dem Wesen des Materials und der Logik der Funktion ergeben sollte. In einem Vortrag im Arbeitsrat für Kunst über «Das Problem einer neuen Baukunst» erläuterte Mendelsohn 1919, dass das seit der Antike gültige Prinzip von Stütze und Last durch die 184 | Weimarer Republik 1919 – 1933

«­dynamische Spannung der Eisen-Betonkonstruktion»119 überwunden worden sei. Als Beispiel verwies er auf van de Veldes Theater auf der Werkbundausstellung 1914, das bereits eine «Spannungsbewegtheit» der Baumasse vermittelt habe. Bei anderen Vorkriegsbauten wie Behrens’ AEGTurbinenfabrik, Gropius’ Werkbundgebäude oder Tauts Monument des Eisens habe hingegen der «statische Gehalt» der neuen Materialien keinen Ausdruck gefunden. Mit der «Eisen-Betonspannung», die Mendelsohn mit der «metallenen Schwingung» eines Flugzeugs parallelisierte, lag für ihn ein neues «konstruktives Prinzip» vor, mit dem völlig neue Räume ­geschaffen werden konnten. In einem späteren Vortrag erläuterte er, dass es darum gehe, den Zug- und Druckkräften in einer Eisen-Betonkonstruk­ tion einen architektonischen Ausdruck zu geben. Eine «dynamische» Gestaltung war deshalb für Mendelsohn nicht die Übertragung eines Bewegungsvorgangs auf Architektur, sondern der «logische Bewegungsausdruck der den Baustoffen innewohnenden Kräfte»120. Ähnlich wie Mies van der Rohe suchte Mendelsohn aus dem «konstruktiven Prinzip» der Materialien Eisen und Beton, das eine neue Statik der Zug- und Druckkräfte ermöglichte, eine Architekturform zu finden, die sich dementsprechend völlig von historischen Formen absetzen sollte. Als sich «die Apostel gläserner Welten»121 – so der Spott Mendelsohns – erst allmählich von ihren Phantasien lösten, errichtete er bereits mit dem Gebäude für das Berliner Tageblatt und der Hutfabrik in Luckenwalde die ersten konstruktiv konzipierten Bauten der Nachkriegszeit in Deutschland. Hier wurde nicht mehr wie in der Vorkriegszeit eine «Körperlichkeit» mit Eisen und Beton erzeugt, sondern deren konstruktives Prinzip, die «Eisen-Betonspannung» gestalterisch in eine «funktionelle Dynamik»122 umgesetzt. Diesen Frühwerken einer konstruktiv konzipierten funktionalen Architektur entsprach nur das von Max Taut und Franz Hoffmann 1922 bis 1923 errichtete Verwaltungsgebäude des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) an der Wallstraße in Berlin, dessen Fassade eine strikte Betonrahmenkonstruktion zeigt.123 Als erster deutscher Architekt fand Mendelsohn nach dem Krieg auch im Ausland Anerkennung, seinen Zeichnungen mit rhythmisch strukturierten Architekturphantasien widmete die holländische Zeitschrift «Wendingen» im Oktober 1920 ein ganzes Heft. Anschließend erhielt Mendelsohn von Hendrik Wijdeveld, dem Vertreter der expressiven Amsterdamer Schule, eine Einladung nach Holland. Er hielt dort Vorträge und lernte Nationale vs. internationale Architektur | 185

den Rotterdamer Gemeindebaumeister Jacobus Johannes Pieter Oud kennen, der gerade mit den Siedlungen Spangen und Tusschendijken in seiner Stadt eine neue Form des sozialen Wohnungsbaus schuf.124 Über Mendelsohn und Adolf Behne, der im Spätsommer 1920 ebenfalls Holland ­besuchte und anschließend begeistert über die dortigen neuen Entwicklungen publizierte, wurde in Deutschland die Architektur und Kunst bekannt, die in den neutralen Niederlanden während des Weltkriegs entstanden war.125 Behne, der mit Gropius das Bauhaus-Manifest konzipiert und mit Bruno Taut utopische Phantasien entwickelt hatte, warf nach dem Besuch in Holland und der Besichtigung einiger Bauten von Oud, Jan Wils und Willem Marinus Dudok die gesamte «gotische» Weltanschauung über Bord. Auf seine Einladung kam Theo van Doesburg, Mitbegründer der holländischen Künstlergruppe De Stijl, im Dezember 1920 nach Berlin, wo er Gropius, Taut und Adolf Meyer traf, anschließend am Bauhaus in Weimar einen Vortrag hielt, dann im März 1921 selbst nach Weimar zog und dort mit einem eigenen De Stijl-Kurs das ganze Bauhaus auf den Kopf stellte.

De Stijl, das Bauhaus und eine Internationale Architektur ohne Ornament Die 1917, mitten im Ersten Weltkrieg, gegründete Künstlergruppe De Stijl – mit den Malern Theo van Doesburg und Piet Mondrian, dem Architekten J. J. P. Oud, dem Bildhauer Georges Vantongerloo u. a. – proklamierte eine «elementare», «universale» und «internationale» Kunst. Durch Reduktion der Gestaltung auf Grundformen und Grundfarben in einen orthogonal strukturierten Gleichgewichtszustand sollte eine universal gültige Harmonie geschaffen und damit Kunst und Leben in Einklang gebracht werden.126 Diese künstlerische Sozialutopie reduzierte sich bei der Rezeption in Deutschland auf eine geometrische Formgebung, die als Ausdruck einer strikt gegen historische Formen gerichteten, rein gegenwartsbezogenen Gestaltung die Arbeit am Bauhaus sowie von zahlreichen Architekten enorm beeinflusste. Unter dem Eindruck von De Stijl gab Walter Gropius im Laufe des Jahres 1922 die bei der Gründung des Bauhauses proklamierten Vorstellungen vom handwerklichen Bau einer Zukunftskathedrale auf und erklärte als neues Programm eine «Einheit von Kunst und Technik». Dieses neue Bauhaus sollte sich in einer großen Aus186 | Weimarer Republik 1919 – 1933

71 | A  usstellung «Internationale Architektur» am Bauhaus in Weimar, 1923

stellung im Sommer 1923 präsentieren. Da an der Schule entgegen dem Namen und dem Programm keine Architektur unterrichtet wurde, organisierte Gropius unter dem programmatischen Titel «Internationale Architektur» (Abb. 71) eine begleitende Ausstellung, mit der er letztlich das Programm von De Stijl fortführte. An Adolf Behne, der ihn bei der Auswahl der Exponate unterstützte, schrieb Gropius, die Ausstellung sollte das «in unserem Sinne Modernste an Architektur bringen, also eine profil- und ornamentlose dynamische Architektur»127. Nach dieser Definition wählte er Beispiele von 39 Architekten aus sechs Ländern aus, die er zusammen mit 21 eigenen Projekten präsentierte. In der Publikation zur Ausstellung, die als erster Band in der Reihe der Bauhausbücher erschien, präzisierte Gropius das Auswahlprinzip dahingehend, dass es um Bauten gehe, die dem «Willen zur Entwicklung eines einheitlichen Weltbildes, der unsere Zeit kennzeichnet»128, folgen und deshalb aus ihrem Wesen heraus gestaltet seien. Dieses Wesen sei, Nationale vs. internationale Architektur | 187

die jeweilige Funktion zu erfüllen. Da «Weltverkehr und Welttechnik» über die nationalen Grenzen hinaus zu einer «Einheitlichkeit des modernen Baugepräges» führten, entstand für Gropius eine «Internationale Architektur», deren «Gesichtsbildung» durch «exakt geprägte Form, Einfachheit im Vielfachen, Gliederung aller Baueinheiten nach den Funktionen der Baukörper» gekennzeichnet war. Auch wenn Gropius die Erfüllung der Funktion hervorhob, definierte er die sich angeblich international ausprägende moderne Architektur mit formalen Kennzeichen, mit denen ihr «Gesicht» erkennbar sein sollte. Bei der zweiten Auflage der einflussreichen Publikation betonte er nochmals das Gemeinsame der ausgewählten Beispiele – das Fehlen jeglicher historischer Formen und eine exakt geprägte, kubisch geometrische Form – und behauptete, diese Gemeinsamkeit sei inzwischen «festumrissene Wirklichkeit: Das Gesicht der modernen Bauten […] ist in den Hauptzügen übereinstimmend.»129 Letztlich reduzierte Gropius damit «moderne» Architektur auf äußer­ liche «Erkennungszeichen»130 oder «formale Symbole». Organische Architekturformen, die dieser «Gesichtsbildung» nicht entsprachen, nahm er bewusst nicht in die Präsentation auf. Schon Adolf Behne kritisierte an der Ausstellung, Gropius versuche, einen «Stil unserer Zeit»131 nach dem Prinzip unbedingter Sachlichkeit zu konstruieren, und warnte davor, «aus der Geraden und dem rechten Winkel, aus der Geometrisierung ein formales Prinzip und also ein Mittel äußerlicher Stilisierung zu machen». Genau dies sollte aber in der Folge geschehen. Die ornamentlose, gegen die Geschichte gerichtete kubisch geometrische Architektur wurde zum neuen «Baustil», und der Streit um die Moderne ging um formale Elemente wie das flache Dach oder das internationale, nicht aus Tradition und Nation erwachsene «Gesicht» des neuen Bauens. Erich Mendelsohn wandte sich schon 1923 dagegen, eine «vermeintliche [formale] Übereinstimmung schlechtweg ‹international› zu benennen»132, dies sei «mehr eine begriff­ liche Bequemlichkeit als ein Gesinnungsdokument». Er plädierte dafür, die rationale Architektur, die sich «in einen kühlen Tod»133 konstruiere – also die von Gropius versammelten Beispiele –, mit der organisch expressiven Architektur, die für sich allein in einen «Verbrennungszauber» führe, zu der von ihm vertretenen «funktionellen Dynamik» zu verbinden. Die von Mendelsohn propagierte Formgebung aus dem konstruktiven Prinzip der neuen Materialien sollte sich jedoch auf dem kapitalistischen Baumarkt zu formalen Erkennungszeichen entwickeln. Bei seinen Kaufhäu188 | Weimarer Republik 1919 – 1933

72 | Erich Mendelsohn, Kaufhaus Schocken in Stuttgart, 1924–1926

sern in Berlin, Breslau, Chemnitz, Nürnberg und Stuttgart (Abb. 72), mit denen er in der zweiten Hälfte der 1920 er-Jahre zum erfolgreichsten Avantgarde-Architekten der Weimarer Republik avancierte, diente die dynamisch geschwungene Fassade nicht zuletzt auch als Zeichen der Handschrift des Entwerfers. Im Sog einer formalen Festlegung der neuen Architektur nivellierten sich andere Ansätze, die zum Teil ausdrücklich gegen äußerliche Erkennungszeichen gerichtet waren. So schrieb Mies van der Rohe in der von ihm mitherausgegebenen Zeitschrift «G – Material zur elementaren Gestaltung» im September 1923: «Wir kennen keine Form-, sondern nur Bauprobleme. Die Form ist nicht das Ziel, sondern das Resultat unserer A ­ rbeit. 134 […] Form als Ziel ist Formalismus.» Die von Gropius 1923 betriebene Verengung auf eine rein kubische Formgebung – für den Kulturkritiker der Frankfurter Zeitung, Siegfried Kracauer, waren die am Bauhaus gestalteten Produkte «von kubischem Fanatismus besessen»135 – setzte sich im folgenden Jahr fort, als der Deutsche Werkbund eine große Ausstellung in Stuttgart unter den programmatischen Titel «Die Form ohne Ornament»136 stellte. Die Wanderausstellung popularisierte die von Adolf Loos schon 1908 in dem Essay Ornament und Verbrechen137 formulierte Auf­ fassung, dass «moderne» Gestaltung durch das Entfernen von «Verzierung» und das Präsentieren der «Zweckform» erreicht werde. Mit der KonNationale vs. internationale Architektur | 189

solidierung der Wirtschaft nach der Hyperinflation kam der Deutsche Werkbund auf dieses bereits vor dem Krieg von Hermann Muthesius propagierte Thema zurück. Mit der Konzentration auf eine am Zweck orientierte Form ohne Ornament fand wieder eine Auseinandersetzung mit der maschinellen Produktion und der damit verbundenen Typisierung und ­Internationalisierung statt. Im Katalog zur Stuttgarter Ausstellung hieß es, mit der Bejahung der «technischen Form», der die «stereometrische Form» am meisten entspreche, könnte die «Einheitlichkeit der künstlerischen ­Erscheinung» und damit ein «Stil»138 der Gegenwart gefunden werden. Eine glatte geometrische Form wurde somit gewählt, weil diese den Eindruck von Technik oder Rationalisierung hervorrief und zudem einfacher maschinell zu produzieren war. Es ging nicht um Funktionalität, sondern um eine Ästhetisierung der ökonomischen Zweckform. Ab 1925 erschien die Zeitschrift des Deutschen Werkbunds unter dem Titel «Die Form», und obwohl auch hier immer wieder darauf hingewiesen wurde, dass damit nicht nur die äußerliche Gestalt, sondern der formale Ausdruck von Funktion, Zweck oder gesellschaftlichen Bedürfnissen gemeint sei, positionierte sich die «moderne Bewegung» zunehmend unter dem 1925 geprägten Schlagwort «Form ohne Ornament». Siegfried Kracauer verwies auf die immanente Problematik: «Man zieht einfach die sogenannten Ornamente ab und erklärt den kärglichen Rest zur Form schlechthin.»139 Seine Hoffnung setzte er darauf, dass dieser Ausdruck einer kargen Zeit purifizierend wirke und aus der Negation eine neue Fülle erwachsen würde. Es blieb jedoch weitgehend bei der Negation, allein die Abwesenheit von ­Dekoration und Geschichtsbezügen wurde bereits zu einem ästhetischen Wert erhoben.

Parallelitäten: Siedlung Am Weißenhof, Ausstellung GeSoLei Düsseldorf, Tannenberg-Nationaldenkmal Die Betonung von «Erkennungszeichen» polarisierte innerhalb der Architektenschaft und die politische Konnotation des Begriffs «international», der als Gegenpol zu «national» auch implizit auf das sozialistisch-kommunistische Programm einer «Internationale» zur Überwindung von Völkergrenzen verwies, führte zur politischen und teilweise rassis­ tischen Verschärfung der Diskussionen. Als der Deutsche Werkbund im März 1925 plante, in Stuttgart eine Mustersiedlung zur Erprobung neuer 190 | Weimarer Republik 1919 – 1933

Wohnformen zu errichten, legte er fest, dass auch städtebaulich ein neuer Raumeindruck in der Art einer «bewegten Linie»140 zu schaffen sei, die zu einer «nach allen Seiten gleichartigen Form des einzelnen Hauskörpers, also zur Form des Würfels» führe. Schräge Dachflächen würden den angestrebten Eindruck stören: «Das Fehlen jedes Daches sei das Charakteris­ tische an dieser Bauweise, die mit jeder Überlieferung breche und durch ihre abstrakte Form als internationale Kunst bezeichnet werden müsse.» Mies van der Rohe, der mit der Gesamtplanung beauftragt worden war und bewusst «alle auf dem linken Flügel stehenden Architekten»141 heranziehen wollte, präsentierte nach diesen formalen Vorgaben ein Massen­ modell, das zu heftiger Kritik von Paul Bonatz und Paul Schmitthenner führte. Beide fühlten sich brüskiert, dass in ihrer Stadt und damit im Herzen ihrer «Stuttgarter Schule» eine Mustersiedlung der Moderne errichtet werden sollte. Bonatz bezeichnete Mies van der Rohes Vorentwurf als «unsachlich, kunstgewerblich und dilettantisch» und erklärte, die Anlage sei «eher an eine Vorstadt Jerusalems erinnernd als an Wohnungen für Stuttgart»142. Damit gab er eine Leitlinie der Diskreditierung moderner Architektur mit nationalistischer Argumentation und antisemitischen Unter­ tönen vor, die auch andere Architekten aufnahmen und die dazu führte, dass im Nationalsozialismus die Weißenhofsiedlung als «Araberdorf» verhöhnt wurde. Obwohl sich etliche Vertreter funktionaler Gestaltung darum bemühten, das flache Dach mit Kostenersparnis und Rationalisierung zu be­ gründen, entwickelte sich dieses formale Erkennungszeichen zum Prüfstein für «deutsche Gesinnung» oder «internationale Vaterlandslosigkeit».143 Hatte Gropius von der «Gesichtsbildung» einer neuen internationalen ­Architektur gesprochen, so wurde die Metapher vom «Gesicht des Hauses» zu einem Hauptargument konservativer und reaktionärer Architekten gegen moderne Bauten. Paul Schultze-Naumburg, der schon vor dem Ersten Weltkrieg in seinen «Kulturarbeiten» immer wieder betont hatte, «jedes Haus hat eine Physiognomie wie ein beseeltes Wesen»144, und der ein Gebäude nach seinem «Gesicht» nicht nur als schön oder hässlich, sondern auch als moralisch gut oder böse bewertete, verfasste Streitschriften gegen das flache Dach und versammelte dazu Parteigänger um sich, darunter den Dresdner Architekturprofessor Emil Högg, der das Flachdach als ­«orientalisch» und «für unser Gefühl unerträglich»145 bezeichnete. Der von ökonomischen Interessen geleitete Verband der deutschen Dachdecker Nationale vs. internationale Architektur | 191

publizierte ein Pamphlet «Flache Dächer, flache Köpfe»146. Die physiognomische Lavaterei147 Schultze-Naumburgs kulminierte 1928 in dessen rassistischer Programmschrift Kunst und Rasse, in der er moderne Kunst mit dem Gesicht von «Geisteskranken» parallelisierte.148 Im folgenden Jahr veröffentlichte er die Publikation Das Gesicht des deutschen Hauses, die zum Vorbild für zahlreiche ähnliche Schriften in der NS-Zeit wurde. Während noch um die Planung der Siedlung Am Weißenhof in Stuttgart gestritten wurde, fand 1926 in Düsseldorf die «GeSoLei», die Ausstellung für «Gesundheitspflege, Soziale Fürsorge und Leibesübungen» statt, die größte und am besten besuchte Schau der Weimarer Republik. Für die Ausstellung entstand das größte Ensemble e­ iner expressiven Architektur mit nationalem Anspruch in Deutschland. Nach dem Abzug der französischen Besatzung 1924 aus den rechtsrheinischen Territorien sowie 1925 aus dem Ruhrgebiet sollte die Schau einen «Wiedergesundungsprozess des deutschen Menschen»149 demonstrieren. Am Rheinufer errichtete Wilhelm Kreis einen langgestreckten axialsymmetrischen Ehrenhof, an dem sich ein Kunstmuseum, ein Planetarium (heute Tonhalle), das Reichsmuseum für Gesellschafts- und Wirtschaftskunde und das Großrestaurant Rheinterrasse als mächtige Bauten reihen.150 (Abb. 73) Die zumeist kubischen Baublöcke mit geböschtem Sockel und ornamentalem Ziegelmauerwerk über Betonkonstruktionen vermitteln historische Anklänge und einen monumentalen Eindruck, der auch wiedergewonnene nationale Stärke evozieren sollte. Der Architekturkri­tiker Werner Hegemann fragte jedoch spitzzüngig, ob das Planetarium wirklich etwas anderes sei «als eine architektonische Attrappe, die alter­tümelnd an Grabmäler sagenumwobener Gotenkönige oder, vom Ehrenhof aus, an palisadenbewehrte Schutz- und Trutzburgen grauer Vorzeit erinnert?»151 Für Hegemann wollte Kreis nur die «längst verklungene Sagenwelt der Nibelungen»152 evozieren, andere Kritiker fühlten sich an «assyrische» Ziegelkonstruktionen erinnert. Kreis wehrte sich in einer Erklärung, die er dann auch verwendete, als er nach seiner Wahl zum neuen Präsidenten des BDA 1926 einen Vortrag über «Der neue Stil»153 hielt. Für Kreis sollte der neue Stil zwar «aus der Technik hervor­ gehen», aber er war noch «nicht in dieser enthalten». Die Entwicklung einer neuen Formensprache verlief nach seiner Auffassung nicht über Konstruktion und Funktion zu e­ iner internationalen Architektur, sondern erfolgte über den Ausdruck einer «persönlichen Künstlerschaft». Die Arbeit als Künstler rechtfertigte für ihn auch die Verblendung der Düsseldorfer Beton­ 192 | Weimarer Republik 1919 – 1933

73 | Wilhelm Kreis, Planetarium und Museumsbauten zur Ausstellung «GeSoLei» in Düsseldorf, 1926

konstruktionen, da er neue Raumformen gestalten wollte. Die monumentalen Bauten der GeSoLei führten jedoch nicht zu einem neuen nationalen Ausdruck und schon das folgende Jahr stand im Zeichen der Diskussion um die Siedlung Am Weißenhof. Die Stuttgarter Siedlung wurde zur bedeutendsten Manifestation der von Gropius erstmals propagierten internationalen Architektur in der Weimarer Republik. Walter C. Behrendt schrieb – etwas voreilig – gleich das Buch Der Sieg des neuen Baustils154, das auf dem Titel die Siedlung mit wehenden Fahnen zeigt (Abb. 74). Dieser angebliche Sieg war jedoch zwiespältig, denn die Gegnerschaft konservativer und nationalistischer Architekten konzentrierte sich nun auf die Bauten Am Weißenhof, die auch viele bautechnische und funktionale Probleme aufwiesen, die in den folgenden Jahren immer wieder als Argumente gegen das Neue Bauen angeführt werden konnten. Noch am Tag der Eröffnung der Weißenhof-Ausstellung «Die Wohnung» kündigte Schmitthenner eine Gegensiedlung mit dem bezeichnenden Titel «Deutsches Holz» an, die er dann nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 als Auftakt des «Bauens im Neuen Reich» in Nachbarschaft der Weißenhofsiedlung verwirk­ lichen konnte.155 Insbesondere die beiden Häuser von Le Corbusier am Nationale vs. internationale Architektur | 193

74 | Walter C. Behrendt, «Der Sieg des neuen Baustils», Publikation zur Siedlung Am Weißenhof in Stuttgart, 1927

Eingang zur Siedlung, in denen er völlig neue Wohnformen wie betonierte Möbel, schmale Gänge wie in einem Zugwaggon oder ein halboffenes ­Badezimmer präsentierte, führten zu endlosen gehässigen Kritiken. Bei den Vertretern der internationalen Moderne stieg Le Corbusier jedoch zum Protagonisten einer neuen Architektur auf. Als er fast parallel zur Weißenhofsiedlung für seinen Entwurf für den Völkerbundpalast in Genf einen ersten Preis erhielt, versuchte der Schweizer Architekturhistoriker Sigfried Giedion den Wettbewerb zu einem «Wettkampf zwischen der Stilarchi­ tektur und der neuen funktionellen Architektur»156 zu stilisieren. Dieser Wettkampf wurde vorder- oder hintergründig immer auch als politische Auseinandersetzung geführt – in Genf kam trotz der Unterstützung Le Corbusiers durch viele Avantgarde-Architekten ein konservativ traditioneller Entwurf zur Ausführung. Die für die Weimarer Republik typische Parallelität von Manifestationen nationaler oder internationaler Gesinnung zeigte sich im September 1927, also noch während der Laufzeit der Stuttgarter Ausstellung, als in Hohenstein/Ostpreußen das «Tannenberg-Nationaldenkmal» (Abb. 75), 194 | Weimarer Republik 1919 – 1933

das größte deutsche Kriegerdenkmal, eingeweiht wurde.157 Nach dem Entwurf von Walter und Johannes Krüger entstand ein ins Riesenhafte vergrößertes Castel del Monte mit acht Türmen und 100 Meter Durchmesser auf einem neu geschaffenen sieben Meter hohen und 300 Meter breiten Denkmalhügel. Die Anlage nach dem Vorbild einer angeblich urgermanischen Architektur war mit nationalistischer Symbolik überzogen und wurde von Reichspräsident Hindenburg persönlich eröffnet. Das Denkmal bildete geradezu einen Gegenentwurf zur internationalen Moderne und entwickelte sich zu einem Treffpunkt der Nationalisten.158 Bei den nationalen Gedenk- und Totenfeiern diente es auch zur Erinnerung an die verlorene «blutende Ostmark»159, an die 1919 an Polen abgegebenen Gebiete. Das Tannenberg-Denkmal war somit Symbol für eine Revision des Versailler Vertrags sowie für den «Drang nach Osten», den Hindenburg und Hitler bei einem gemeinsamen Besuch im August 1933 beschworen. Die Architektur dieses «Reichsehrenmals» sollte in der NS-Zeit zu den Vorbildern für «germanische Tektonik» zählen, im Januar 1945 wurde es vor der an­ rückenden roten Armee gesprengt.

75 | W  alter und Johannes Krüger, Tannenberg-Nationaldenkmal in Hohenstein/ Ostpreußen, 1924–1927

Nationale vs. internationale Architektur | 195

Polarisierung der Architekten: «Block» gegen «Ring» Im Zusammenhang der Kontroversen um die Weißenhofsiedlung formierten sich die Vertreter des Neuen Bauens wie auch die konservativen Architekten. Nach den Angriffen auf Mies van der Rohe hatten sich in dessen Büro bereits im Mai 1925 prominente Vertreter einer «Form ohne Ornament» zu der Gruppe «Der Ring» vereinigt, um ihr Anliegen «geschlossen» zu vertreten. Nach dem zumindest publizistischen Erfolg der Weißenhofsiedlung schlossen sich im Gegenzug im Juni 1928 einige konservative und reaktionäre Architekten – Bestelmeyer, Bonatz, SchultzeNaumburg, Schmitthenner u. a. – zur Gruppe «Der Block» zusammen, die Fronten verhärteten sich. In einer Erklärung forderten die Block-Architekten, «daß bei den Bauaufgaben unserer Zeit wohl ein eigener Ausdruck gefunden werden muß, daß aber dabei die Lebensanschauungen des eigenen Volkes und die Gegebenheiten der Natur des Landes zu berücksichtigen sind»160. Es gehört zu den symmetrischen Polaritäten in den 1920 er-Jahren, dass sich ebenfalls im Juni 1928 in La Sarraz, im Schweizer Kanton Waadt, 28 Vertreter progressiver Architektur aus 12 Ländern trafen – aus Deutschland Hugo Häring, Ernst May und Hannes Meyer – und zu der Vereinigung CIAM (Congrès internationaux d’architecture moderne) zusammenschlossen. Erklärtes Ziel der Internationalisten war es, radikal mit der ­Geschichte und den Akademien zu brechen und gemeinsam für die Verbreitung moderner Architektur einzutreten. In einer ersten gemeinsamen Erklärung hieß es, Architekten müssten «sich in Übereinstimmung bringen mit der Zeit, der sie angehören» und es deshalb ablehnen, «gestalterische Prinzipien früherer Epochen und vergangener Gesellschaftsstrukturen auf ihre Werke zu übertragen»161. Im gleichen Jahr 1928 kam es beim Bau der Gagfah-Siedlung am Fischtalgrund in Berlin-Zehlendorf mit konventionellen Satteldächern zu einer direkten optischen Konfrontation mit den Flachdächern der anschließenden Siedlung «Onkel Toms Hütte» von Bruno Taut. Nach der Vorgabe der Gagfah, der Baugesellschaft der Angestellten, die unter der Kontrolle des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbands stand, mussten in ihrer Siedlung die Dächer sämtlicher Häuser von den 16 beteiligten und von Heinrich Tessenow koordinierten Architekten mit einem Neigungswinkel von 45 Grad geplant werden. Dadurch entstand die von der Presse als «Zehlendorfer Dächerkrieg»162 bezeichnete Konstellation. Gropius, der 196 | Weimarer Republik 1919 – 1933

inzwischen erkannt hatte, dass die Verengung der Moderne auf formale Erkennungszeichen kontraproduktiv war, erklärte zur Dachform, «es ist falsch, wie es heute im Kampf um die moderne Architektur geschieht, Glaubenssymbole daraus zu machen»163, es gehe allein um Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit. Tessenow karikierte den ganzen Streit um Flachdächer mit der Bemerkung: «Wenn heute ein Architekt ein hohes, spitzes, breit bergendes Dach baut, so gilt es als ein Wahrzeichen deutschnationaler Gesinnung. Wenn er das Dach abflacht, so entsteht etwas wie ein demokratisches Haus; macht er das Dach aber ganz platt, so bekundet er damit radikal kommunistische Gesinnung. Das Dach wird zum Ausdruck politischer Gesinnung.»164 Bruno Taut, der sich ebenfalls gegen ­architektonische Formalismen wandte, gratulierte Tessenow zu seiner Planung, aber wie in der Politik ließen sich auch in der Architektur die Fronten nicht beseitigen. Die Dachform war zum Erkennungszeichen für eine politische Haltung geworden. Die schlagwortartige Verkürzung des Neuen Bauens auf «international», «Flachdach», «kubisch» oder «Form ohne Ornament» erleichterte die Diskreditierung moderner Architektur und in den medialen Auseinandersetzungen wurden häufig nur noch diese Kampfbegriffe und Feindbilder mit den entsprechenden negativen Konnotationen verwendet. In Kombination mit rassistischem und antisemitischem Gedankengut verkürzte sich die Polemik auf «deutsch» oder «undeutsch» und bei den Nationalsozia­ listen auf «jüdisch» und «bolschewistisch». Schon im Januar 1928 hatte ­Alfred Rosenberg, diplomierter Architekt und führender Ideologe der ­NSDAP, eine Nationalsozialistische Gesellschaft für deutsche Kultur165 gegründet, die im Dezember in Kampfbund für deutsche Kultur umbenannt wurde. Zu dessen wichtigsten Rednern zählte Schultze-Naumburg, der seine Argumentation zum «Wiederaufbau einer wahrhaft deutschen Kultur»166 aus den rassistischen und nationalistischen Kampfbegriffen bezog. Als mit Wilhelm Frick im Januar 1930 in Thüringen zum ersten Mal ein NSDAP-Mitglied eine Ministerposition erhielt, wurde SchultzeNaumburg zum Direktor der Weimarer Bau- und Kunsthochschule ernannt und es begann eine «Säuberungsaktion» gegen moderne Kunst und Kultur, die den NS-Terror nach 1933 vorwegnahm.167 Angesichts der an formalen Elementen aufgehängten Polemik versuchten sich etliche Vertreter des Neue Bauens von formalen Definitionen der modernen Architektur völlig zu lösen. Hannes Meyer, der im April 1928 Nationale vs. internationale Architektur | 197

Gropius als Direktor am Bauhaus ablöste, wandte sich gegen die bereits als «Bauhausstil» verbreiteten Formalismen und stellte den gesamten Unterricht radikal um. Formfindung sollte wissenschaftlich erarbeitet und nach funktionalen und konstruktiven Vorgaben im Hinblick auf eine soziale und kollektive Brauchbarkeit erfolgen. In einem Manifest bauen erklärte er 1928, die Modernität neuer Siedlungen «besteht nicht aus flachdach und vertikal-horizontaler fassadenaufteilung, sondern in ihrer direkten beziehung zum menschlichen dasein.»168 Diese «funktionell-biologische auffassung des bauens» würde zu einer reinen Konstruktion führen und «diese konstruktive formenwelt kennt kein vaterland. sie ist ausdruck internationaler baugesinnung.» Adolf Behne betonte, es gehe nur darum, den Zweck zu gestalten, denn «der Zweck hilft den Menschen zur Freiheit»169. Der ­österreichische Architekt Josef Frank, der einen undogmatischen Beitrag zur Siedlung Am Weißenhof geliefert hatte, kritisierte den dortigen Formalismus und erklärte, es würden nur Symbole des «deutschen neuen Bauens»170 zelebriert, und Bruno Taut betonte, es gehe nicht um «Fassaden», sondern «Aufgabe der Architektur ist die Schaffung des schönen ­Gebrauchs.»171 Ausdrücklich wandte sich Taut in einer Publikation 1929 gegen einen falsch verstandenen Begriff von Internationalität: «Es sollen keineswegs die formalen Ähnlichkeiten sich wie ein verdünnter Aufguß über die ganze Welt ergießen»172, der «öde Schematismus des internatio­ nalen Schundes» müsse überwunden werden, das Bauen müsse zu seiner ursprünglichen Zweckbestimmung zurückkehren, dann würde Internationalität «die in Bauten umgesetzte Autonomie der Völker» sein und die Erde würde reicher werden. Dieser Appell, das «moderne» Bauen auch aus der Geschichte und Tradition eines Landes erwachsen zu lassen, verhallte ohne Resonanz. Als Zeichen der Weltoffenheit des Neuen Bauens entstand 1929 bis 1931 mit dem Flughafenrestaurant des Schweizer Architekten Hans Wittwer in Halle noch ein bedeut­sames Beispiel (Abb. 76). Die gegabelten Träger der Dachkonstruktion wirkten wie eine Flügelform, der Bau wurde in der Art einer «architecture parlante» zum Pendant der Flugzeuge, auf die man aus dem rundum verglasten Gebäude blickte. Transparenz und Konstruktion gingen eine Verbindung ein, die das neue Lebensgefühl architektonisch ausdrücken sollte, vergleichbar dem gläsernen Werkstattflügel des Bau­ hausgebäudes in Dessau. Sigfried Giedion präsentierte die Anlage für CIAM als Musterbeispiel der Ideale des neuen Bauens. Da der Bau im 198 | Weimarer Republik 1919 – 1933

76 | Hans Wittwer, Flughafenrestaurant am Flughafen Halle-Leipzig, 1929–1931

Krieg zerstört wurde, ging er bedauerlicherweise nicht ins Gedächtnis und in die Architekturgeschichte ein.173

Nivellierte Moderne – formale Konvergenzen Die Verteidigung der neuen Architektur stand Ende der 1920 erJahre vor einem weiteren Problem, denn im Zuge einer florierenden Bauwirtschaft übernahmen immer mehr Architekten, darunter auch ehe­ malige Gegner der Moderne, den formalen Ausdruck beziehungsweise einzelne Elemente des Neuen Bauens. Schon 1928 veröffentlichte die von dem Schweizer Architekten Hans Schmidt und dem Holländer Mart Stam herausgegebene Zeitschrift «ABC» eine Fabrik von Emil Fahrenkamp, die mit einem dicken Balken durchstrichen und mit der Erklärung versehen war: «Wir warnen vor dem Konjunkturkitsch unserer unermüdlichen ­Innen- und Außendekorateure, die ihre Boudoirkunst heute auf ‹Industriebaukunst› umstellen.»174 (Abb. 77) Ähnlich wie Fahrenkamp errichtete auch Paul Bonatz, der sich über die Weißenhofsiedlung echauffiert hatte,175 mit dem Zeppelinbau in Stuttgart 1931 einen Zwitter aus nüchterner ornamentloser Fassade und monumentaler Massivität. In diese «nivellierte Moderne» können etliche weitere Großbauten wie das I. G. Farbengebäude von Hans Poelzig in Frankfurt, das Hygienemuseum in Dresden von Wilhelm Kreis und das Shellhaus von Fahrenkamp in Berlin eingereiht werden. Nationale vs. internationale Architektur | 199

77 | « Wir warnen vor dem Konjunkturkitsch», aus: ABC, Beiträge zum Bauen 1927/28

Die Nivellierung konstatierten sowohl konservative Architekten wie Theodor Fischer, der von «leblosen Kombinationen»176 sprach, als auch Vorkämpfer des Neuen Bauens. Josef Gantner, der Schriftleiter des «Neuen Frankfurt», erklärte in einer Besprechung der Deutschen Bauausstellung in Berlin 1931, die ästhetische Revolution hätte 1927 Am Weißenhof ihren Höhepunkt erlebt, nun klinge sie ab und die «Nivellierung der neuen ­ästhetischen Anschauungen»177, die sich besonders deutlich an «der kubischen Form der einzelnen Bauten» ablesen lasse, sei beinahe schon selbstverständlich geworden. Noch deutlicher äußerte sich Adolf Behne, der schon länger vor der «Mode» neuer Formen gewarnt hatte: «Die Form ist nicht das Erste, sondern das Letzte im gesunden architektonischen Schaffensprozess.»178 Bei der Besprechung der Abteilung «Wohnung unserer Zeit» auf der Bauausstellung sah Adolf Behne in den Wohnungen eine «stilistische Erstarrung, die modische Auswalzung von Stuttgart 1927»179, und die «zur Mode gewordene Kunstfeindlichkeit» in den kahlen Wohnungen war für ihn nur die «ängstliche Besorgtheit eines Kunstgewerbes, das seinen dekorativen Stil bedroht sieht». Die formale Konvergenz von konservativen und avantgardistisch modernen Bauten, von national geprägter und international ausgerichteter Architektur, zeigte sich auch in der Buchreihe Neue Werkkunst180, die in 122 biographischen Bänden von 1925 bis 1932 das Spektrum der «gemäßigt» modernen Architekten vorführte, sowie in der populären Reihe Die Baukunst der neuesten Zeit, in der die wichtigsten Bauten der Weimarer Republik zusammengestellt waren. Der Herausgeber Walter Müller-Wulckow sah bei den Beispielen einen «synthetischen Zug»181 zu einem «Ausgleich der Gegensätze». Für den Architekturkritiker Karl Scheffler, der mit dem Neuen Bauen kein Dogma verband, entwickelte sich um 1930 ein einheit200 | Weimarer Republik 1919 – 1933

licher Stil: «Die Erbauer treten als Persönlichkeiten zurück, der Sinn der Architektur dominiert, alle Architekten bauen ähnlich, weil das weiter ­gefasste Bedürfnis die Form diktiert. […] Diese Bauweise, die in ganz ­Europa verwandte Züge trägt, […] ist eine Großtat des nach dem Weltkrieg doch furchtbar erschöpften Europas.»182 Die «schönen Ergebnisse» der internationalen Architektur waren für Scheffler allerdings noch eine vorläufige «Probearchitektur», eine «Architektur der Nützlichkeit und Funktionserfüllung», der die künstlerische Qualität, das «Musikalische», noch fehlte. In diesem Sinne erklärte auch Hans Poelzig 1931, die neue, aus Funktion, Konstruktion und Material entwickelte Architektur ohne his­ torische Bezüge sei noch «atonal»183, die «Musikalität» – nach klassischer ­Architekturlehre der durch Maß und Proportion erzeugte Wohlklang – müsse sich erst noch entwickeln.

Deutscher Pavillon in Barcelona vs. Das deutsche Haus Diesen Wohlklang suchte Mies van der Rohe, der immer wieder betonte, dass er mit seinen Bauten eine geistige Ordnung hinter der materiellen Erscheinung sichtbar machen wollte. Beim deutschen Pavillon auf der Weltausstellung in Barcelona 1929 (Abb. 78) gelang ihm eine eigenständige und singuläre Verbindung von internationaler und nationaler ­Architektur. Die fließenden Räume waren ohne Hoheitszeichen und ohne Pathos nur über die Materialien – schwarzer Teppich, roter Vorhang, goldgelbe Onyxwand – mit einem nationalen Ausdruck verbunden. Die Bedeutung des temporären Bauwerks, das nach wenigen Monaten wieder ­abgetragen wurde, erkannten schon einige Zeitgenossen. Hans Soeder, Mitglied im Ring und 1933 mit Berufsverbot belegt, schrieb weitsichtig: «Der Reichspavillon auf der Weltausstellung in Barcelona von Mies van der Rohe, der als einziger unter den Pavillons so vieler Staaten der ganzen Erde den Willen zur Freiheit und zum Fortschritt eindeutig dokumentierte, ist ein Beweis dafür, daß wir an dieser Stelle noch am Anfang stehen. Den Grundriß dieses Gebäudes könnte man, musikalisch gesprochen, die Fuge über ein noch unbekanntes Thema nennen, der Raum, in dem man sich in verschiedener Weise geführt bewegt, hat an keiner Stelle einen Ziel oder Ruhepunkt, als Gleichnis dafür, daß viele Inhalte im Staat noch unentwickelt sind und daß Forderungen nach einer geistig weitergehenden Prägung von Bauideen erst dann erfüllt werden können, wenn das in Nationale vs. internationale Architektur | 201

78 | Ludwig Mies van der Rohe, Pavillon des Deutschen Reichs auf der Weltausstellung in Barcelona, 1929 (Aufnahme des rekonstruierten Baus)

der ­Zukunft verhüllte Gesicht des neuen Staates deutlicher erkennbar wird.»184 Der neue Staat hatte nicht mehr Zeit, das offene, internationale Gesicht zu zeigen, das Mies van der Rohe – bewusst oder unbewusst – bereits in seinem Pavillon antizipiert hatte. Die von den einen verdammte und von den anderen gesuchte Synthese und Nivellierung, die sich um 1930 im Bauen abzeichnete, zerbrach mit dem Anwachsen nationalistischer Kräfte in der Folge der Weltwirtschaftskrise. Die im Kampfbund für deutsche Kultur versammelten Rassisten und Nationalisten forderten immer lauter die Beseitigung aller Formen moderner Kultur und erhielten dabei Unterstützung von Paul Schmitthenner, der 1932 eine Publikation über Das deutsche Haus vorlegte, in der er Hans Scharouns Haus auf der Weißenhofsiedlung diffamierte.185 Im folgenden Jahr schrieb Schmitthenner in den Blättern des Kampfbundes für deutsche Kultur ein Bekenntnis zu Adolf Hitler, der sich die Aufgabe gestellt habe, «alle Lebensgebiete von dem Geist von 1918 zu reinigen»186. Zu diesem Geist, von dem Deutschland gereinigt werden müsste, zählte er die neue 202 | Weimarer Republik 1919 – 1933

Sachlichkeit, die Wohnmaschine und die Werkbundsiedlungen in Stuttgart, Karlsruhe und Breslau. 1933 war die Auseinandersetzung um nationale und internationale Architektur politisch entschieden, die Architekten der Moderne mussten entweder emigrieren oder sich in das NS-System einpassen, in dem sie dann «moderne» Bauformen nach den Interessen der Nationalsozialisten in deren Dienst stellten.

Nationale vs. internationale Architektur | 203

2. 3 Neues Bauen für den Neuen Menschen in der Neuen Zeit Am 18. Dezember 1918 hielt der Schriftsteller Gustav Landauer auf Einladung von Kurt Eisner, dem ersten Ministerpräsidenten des Freistaats Bayern, in München eine Rede vor dem Provisorischen Nationalrat und erklärte: «[…] das erste auf unserer Fahne ist die neue Welt, der neue Geist, das neue Volk, der neue Zustand. […] die neue Demokratie ist vor uns.»187 In dem Adjektiv «neu» bündelten sich nach der Revolution die Hoffnungen auf eine komplette Verwandlung der Welt, zu der auch die Oktoberrevolution in Russland im Vorjahr Antrieb gab, die als kosmisches Ereignis, als Geburt eines neuen roten Planeten und von «Neuen Menschen», gefeiert wurde.188 Einige Künstler erträumten in ihren Arbeiten sogar eine Zeitenwende wie einstmals mit der Ankunft des Erlösers.189 Durch die Jahre der Weimarer Republik zogen sich Veröffentlichungen und Verlautbarungen, bei denen «neu» immer auch eine Abwendung vom «Moderduft»190 der Vergangenheit – so Bruno Taut – und eine Zukunftsverheißung implizierte. Einige Städte präsentierten sich in Zeitschriften als «Das Neue Frankfurt», «Das Neue Berlin», «Das Neue Hamburg», «Das Neue Mannheim» – «Das Neue München» erschien allerdings nur als Faschingsnummer; und Neue Frau, Neuer Film, Neue Schule, Neues Theater oder Neues Bauen wurden zu Leitbegriffen für eine programmatische Wende. Im Zentrum dieser postrevolutionären Euphorie und «Zeitenwenderhetorik»191 stand der «Neue Mensch»192, der die Zukunft neu gestalten sollte. Diese ursprünglich christliche, zeitlos im Jenseits verortete Verheißung193 war im Zuge der Aufklärung verweltlicht und verzeitlicht worden.194 Mit Nietzsches Lehre vom «Übermenschen», der nach dem Tod Gottes wie ­Zarathustra «glühend und stark wie eine Morgensonne»195 auftreten sollte, wurde der Neue Mensch zum Programm einer radikalen Erneuerung im Diesseits.

204 | Weimarer Republik 1919 – 1933

Der Neue Mensch, Blick nach vorn ohne Geschichte Im Zuge der Lebensreformbewegung um 1900 wurde dieser Neue Mensch, der sich von der Geschichte befreite, der Natur zuwandte und die Schönheit des Körpers sowie die Lust an der Welt entdeckte, ­zumeist noch in Landkommunen, in der Freikörperkultur oder einem ­Jugend-Kult erträumt.196 Mit dem politischen und gesellschaftlichen Umbruch 1918/19 schien die aktive Verwandlung der Welt möglich, dazu sollte das Alte radikal abgestoßen und ein Neuer Mensch erzogen werden. Ein «Exorzismus von Geschichte»197 (Walter Benjamin) und die Vorstellung, den Menschen gestalten zu können, bestimmten als Denkfiguren die ­Moderne der Weimarer Republik.198 Seit der Parole Arthur Rimbauds «il faut être absolument moderne»199 war Geschichte für die Avantgarde zu der von Le Corbusier verdammten «Leichenkammer»200 geworden und eine «Befreiung» vom Ballast der Historie zog sich kontinuierlich durch die Vorstellungswelt und Aktionen moderner Architekten.201 Aufgabe des Architekten war es demnach, den «Zeitwillen», der sich angeblich in den Eisen-Betonkonstruktionen und Ingenieurbauten bereits ausdrückte, zu vollstrecken. Je mehr sich Architekten im Besitz der Erkenntnis dieses «Zeitwillens» fühlten, um so radikaler war die Ablehnung der Historie. So erklärte Mies van der Rohe 1924: «Der ewige Blick in die Vergangenheit ist unser Verhängnis. Er hindert uns, das Notwendige zu tun […]. Das Leben stellt täglich neue Aufgaben; sie sind wichtiger als der ganze historische Plunder.»202 Die Historie sollte nicht einmal mehr gesehen werden, ihre Beseitigung entsprach für Bruno Taut einer «Gehirnhygiene»203. Walter Gropius purifizierte deshalb die Fassaden des Theaters in Jena beim Umbau zu glatten Putzflächen, die Brüder Luckhardt ließen das historistische Berliner Telschow-Haus hinter einer geschwungenen Fassade und Fensterbändern verschwinden, Adolf Rading verwandelte die gründerzeitliche Mohrenapotheke in Breslau in eine weiße Kiste mit Fensterbändern, Bruno Taut und Adolf Behne propagierten in ihren Lehrbüchern zur ­Moderne das Entfernen von historischen Formen an Häusern und Einrichtungen und Martin Wagner empfahl beim Wettbewerb für eine Reichstagserweiterung, den Wallotbau doch ganz abzureißen – die Beispiele sind nahezu beliebig erweiterbar.204 Zur Rechtfertigung der Geschichtsfeindlichkeit lieferte Behne noch einen klassenkämpferischen Verweis auf die im historischen Dekor materialisierte Unterdrückung: «Je reicher die Form, um so schwieriger und mühseliger die Arbeit […]. Der FormenNeues Bauen für den Neuen Menschen in der Neuen Zeit | 205

reichtum der Ahnen muß deshalb zusammen gesehen werden mit dem Schweiß und der Hetze ihrer Diener.»205 Die kontinuierliche Verdrängung der Geschichte diagnostizierte Siegfried Kracauer 1932 bei einem Gang über den Kurfürstendamm, den er als «Straße ohne Erinnerung»206 beschrieb: «Man hat vielen Häusern die Ornamente abgeschlagen, die eine Art Brücke zum Gestern bildeten. Jetzt stehen die beraubten Fassaden ohne Halt in der Zeit und sind das Sinnbild des geschichtslosen Wandels, der sich hinter ihnen vollzieht.» Der Umgang mit den Fassaden wurde zum Dokument der ahistorischen Haltung der Bewohner hinter ihnen.207 Da der Neue Mensch, der die Welt verwandeln sollte, nicht mit der Revolution von selbst entstand, wurde zum einen ein neues Menschenbild antizipiert und propagiert und zum anderen erhielt die Erziehung der Jugend eine zentrale Bedeutung. Den kommenden Menschentypus fasste George Grosz 1921 in dem Aquarell «Der neue Mensch» (Abb. 79) zusammen, das in einem kahlen Raum eine geometrisch abstrahierte Figur vor einer technischen Zeichnung und im Hintergrund einen Punchingball

79 | George Grosz, Der neue Mensch, 1921

206 | Weimarer Republik 1919 – 1933

zeigt – der Ingenieur ist gepaart mit dem Sportler und entwirft die neue Welt.208 László Moholy-Nagy, der am Bauhaus in Weimar eine Wende zur Technik und modernen Lebenswelt einleitete, trug deshalb, wie schon sein russisches Vorbild Alexander Rodtschenko, demonstrativ einen Monteur­ anzug, und der Regisseur Erwin Piscator richtete seine von Marcel Breuer entworfene kahle Wohnung mit Sportgeräten und Punchingball ein. Die Vorstellungen vom Neuen Menschen divergierten allerdings und veränder­ ten sich im Laufe der Jahre. Am Glashaus auf der Werkbundausstellung in Köln 1914 hatte Bruno Taut einen Spruch vom Paul Scheerbart anbringen lassen: «Das Glas bringt uns die neue Zeit, Backsteinkultur tut uns nur leid.»209 Die Vorstellung ­einer Erneuerung von Welt und Menschen durch das trans­parente Material beflügelte die Phantasie und im Anschluss an die Glaswelten Tauts in der Alpinen Architektur schrieb Adolf Behne 1919: «Die Glasarchitektur bringt die europäische Geistesrevolution, sie macht aus ­einem beschränkten, eitlen Gewohnheitstier einen wachen, hellen, feinen und zarten Menschen.»210 Das Leben in gläsernen Häusern und Städten sollte den Be­ wohner erziehen: «[…] das Glas wird ihn umwandeln.» Die Vorstellung, Menschen durch Kunst, Architektur oder Design erziehen und verändern zu können, hat eine lange Tradition von der Antike bis zur Aufklärung. Von Gottfried Sempers Vorschlag 1852, Mustersammlungen für einen «allgemeinen Volksunterricht des Geschmacks»211 einzurichten, führt dann der Weg direkt zum Erziehungsprogramm des Deutschen Werkbunds und von da zu programmatischen Planungen von einigen ­Architekten in der Weimarer Republik. Dass neue Bau- und Wohnformen bereits verändernd auf den Menschen wirken beziehungsweise dass Architekten gesellschaft­ liche Entwicklungen antizipieren und Räume für den neuen Menschen schaffen könnten, basierte auf dem mit dem «social ­engineering»212 weit verbreiteten Glauben an eine soziale Erziehung auch mittels Raumgestaltung. Die Skepsis von Bert Brechts Herrn Keuner – «Alles kann besser werden, außer dem Menschen»213 – fehlte fast durchweg. Konzepte für den Neuen Menschen lieferten Pädagogen, Politiker und Schriftsteller. So bezeichnete beispielsweise Georg Kaiser in dem erfolg­ reichen Theaterstück Die Bürger von Calais von 1914 einen sich für die ­Gemeinschaft opfernden Bürger als den «neuen Menschen». Harry Graf Kessler forderte 1922 für einen neuen «ästhetischen Staat»214 einen «neuen Menschen», der «zur strengsten Selbstverantwortung und kritischem DenNeues Bauen für den Neuen Menschen in der Neuen Zeit | 207

ken erzogen, fähig ist, aktiv und mit Weisheit am öffentlichen Leben und Schaffen seines Volkes und der Menschheit teilzunehmen». Ein ähnliches Ideal vertrat auch der Bildungspolitiker Carl Heinrich Becker, der den «neuen deutschen Menschen»215 1928 als «Gemeinschaftsmenschen» mit sozialer Gesinnung definierte. Eine verstärkte politische Ausrichtung bekam die Idee in sozialistischen Erziehungsprogrammen beispielsweise 1924 in der Schrift des Austromarxisten Max Adler Neue Menschen. Gedanken über sozialistische Erziehung216. Im «Roten Wien», der von einer sozial­ demokratischen Regierung 1919 bis 1934 geleiteten Stadt, sollte diese Erziehung zum sozialistischen Kollektiv, das den bürgerlichen Individualismus überwindet, in den Gemeindebauten mit großen Höfen und Gemeinschaftseinrichtungen erfolgen.217 Das architektonische Vorzeigeprojekt, der Karl-Marx-Hof mit einem Kilometer Länge, wurde deshalb als «ein Stück Marxismus»218 bezeichnet. Im Gegensatz zum Neuen Bauen in Deutschland, das sich besonders durch formale «Modernität» definierte, waren die Wiener Gemeindebauten formal konservativ, das Gewicht lag auf den Höfen, die «dem Geiste der Gemeinschaft angepaßt»219 waren und in denen die neue sozialistische Gemeinschaft heranwachsen sollte. Noch weiter ging die Erziehung des Neuen Menschen in der Sowjetunion, wo das bürgerliche familiäre Zusammenleben durch Kommunehäuser mit Kleinstwohnungen und großen Gemeinschaftseinrichtungen abgeschafft und das kommunistische Kollektiv durch die Wohnform erzwungen werden sollte.220 Als Bruno Taut 1930 die Kommunehäuser in Moskau besichtigte, wurde ihm klar, dass man mit dieser Wohnform «den neuen Bewohner konstruieren»221 wollte. Der vom wissenschaftlichen Fortschrittsoptimismus getragene Glaube, einen Neuen Menschen produzieren oder gar züchten zu können, ist in den 1920 er-Jahren omnipräsent, er findet sich nicht nur im Kommunismus, sondern genauso im Kapitalismus. So erklärte Henry Ford, der die Fließbandproduktion perfektionierte, «wir produzieren nicht nur Automobile, sondern in erster Linie Menschen»222, und Tomáš Bat’a passte in seiner Schuhstadt Zlín, die Le Corbusier als ­«einen der leuchtendsten Orte der neuen Welt»223 bezeichnete, nahezu sämtliche Lebensabläufe der Produktion von Schuhen an. Die von Eugenikern international propagierte Auslese und biologische Züchtung des Neuen Menschen perhorreszierte Aldous Huxley bereits 1932 in seinem dystopischen Roman Brave New World, der im Jahr 632 A. F. – After Ford – spielt. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland 208 | Weimarer Republik 1919 – 1933

im folgenden Jahr 1933 pervertierte die Suche nach einem neuen Menschen zum Konstrukt einer «rassereinen» Volksgemeinschaft, aus der ideologisch unerwünschte Menschen ausgeschlossen und ermordet wurden.224

Erziehung durch genossenschaftliches Bauen: ­­ Die Hufeisensiedlung Die Weimarer Republik durchzog der alte Traum vom Neuen Menschen,225 der in neuen Schulen mittels einer Reformpädagogik erzogen werden sollte und für den Architekten in der Vorstellung, die neue Gesellschaft werde nachfolgen, bereits neue Wohnformen und Städte planten. Eine Triebfeder für das Streben nach der Erziehung eines Neuen Menschen und entsprechend für das Neue Bauen bildete der sich in den 1920 er-Jahren ausprägende Glaube an die Kraft der Rationalisierung zur Veränderung der Gesellschaft und des Menschen (s. Kapitel 2.4). Einen konkreten Ansatz zur Reform kapitalistischer Strukturen verfolgten die Genossenschaften226, von denen im Überschwang der Revolution etwa 5000 bereits 1919 gegründet wurden, sowie der Verband sozialer Baubetriebe, der 1920 aus der im November 1918 gegründeten, gewerkschaftlichen «Deutschen Bauhütte» hervorging.227 Dem maßgeblich von Martin Wagner, dem späte­ ren Stadtbaurat von Berlin, initiierten Verband ging es um eine komplette ­Veränderung der Finanzbasis des Bauwesens. Die Verbandszeitschrift «Soziale Bauwirtschaft» propagierte eine Befreiung der Bauwirtschaft «aus dem Sklavenjoch des Privatkapitals»228 und forderte eine «wirtschaftliche Demo­kratie». Finanziert über gewerkschaftliche Mittel und Einzahlungen zukünftiger Bewohner sollte eine von privatwirtschaftlichen Interessen ­unabhängige «sozialistische Bauwirtschaft» entstehen. Wagner erklärte, erst mit dem «Aufbau einer neuen Wirtschaft mit dem Menschen in der Mitte»229 könne eine Veränderung der Gesellschaft erreicht werden. Dazu müsse auch der Mensch veredelt und verbessert werden, um Solidarität, das Fundament eines kommenden Sozialismus, zu entwickeln. Die erste große genossenschaftliche Bauleistung, bei der mit Architektur eine gesellschaftspolitische Aussage gemacht wurde, war die Hufeisensiedlung in Berlin-Britz.230 Die Stadt Berlin beauftragte die Gemeinnützige Heimstätten AG (GEHAG) und die Deutsche Gesellschaft zur Förderung des Wohnungsbaus (DeGeWo) mit dem Bau von je 1000 Wohnungen auf einem 60 Hektar großen Gelände. Bruno Taut und Martin Wagner, die ab Neues Bauen für den Neuen Menschen in der Neuen Zeit | 209

80 | B  runo Taut und Martin Wagner, Hufeisensiedlung in Berlin Britz, 1925–1931

1925 die GEHAG-Siedlung errichteten, nahmen die Konkurrenzsituation zu der in traditionellen Formen geplanten DeGeWo-Anlage auf und grenzten ihre Siedlung durch eine festungsartige Hauswand ab, die in der zeit-

81 | B  runo Taut und Martin Wagner, Lageplan der Hufeisensiedlung in Berlin-Britz, 1925

210 | Weimarer Republik 1919 – 1933

genössischen Literatur als «chinesische Mauer», im Berliner Volksmund wegen des roten Anstrichs mit politischem Akzent «Rote Front»231 genannt wurde. Nur an einer Stelle öffnete sich diese Häuserfront und gab den Blick «in die helle Welt der Genossenschaft»232 frei (Abb. 80). Die ­Architekten inszenierten diesen Blick, indem sie um einen kleinen Teich eine dreigeschossige, 350 Meter lange Bebauung in Hufeisenform legten, die in leuchtendem Weiß aus der Öffnung der roten Front nach außen strahlte, oder umgekehrt einen Einblick in die Welt des Kollektivs ermöglichte. In den Eckpunkten des Hufeisens waren Genossenschaftseinrichtungen wie Coop-Läden und Restaurants untergebracht. Nach Westen schloss sich abgewinkelt ein rautenförmiger Wohnhof an, den Taut nach dem von Fritz Reuter übernommenen niederdeutschen Begriff für Wohnrecht und Zuhause als «Hüsung»233 bezeichnete und der die Anlage mit der regionalen Bautradition verknüpfte. Am Endpunkt dieser Abfolge von Roter Front, Hufeisen und Hüsung planten Taut und Wagner eine Schule, die sich mit zwei Armen zur Siedlung öffnen sollte (Abb. 81). Die Erziehung des Neuen Menschen bildete somit Ziel und Höhepunkt der Siedlung. Die weitere Bebauung bestand aus Nord-Süd-orientierten, rhythmisch gegliederten Hauszeilen. Sämtliche Wohnungen basieren auf nur vier Grundrisstypen, diese Reduktion war für Taut ein wichtiges Element, um durch Wiederholung ­gleicher Teile einen kollektiven Geist zum Ausdruck zu bringen. Die ­Architektur sollte zum Rhythmus des Kollektivs werden, und als «Erzeugnis kollektiver Gesinnung»234 sollten auch die Häuser untereinander wie mit «Kameraden» leben und damit die Bauform zur Erzieherin des neuen Menschen werden. Die von Taut proklamierte «Kollektivität als architektonische Form» ist direkt ablesbar am Hufeisen, das sich aus 24 Einheiten – untergliedert durch die Sechsergruppen der Loggien – zusammensetzt. In jeder dieser Einheiten sind sechs Wohnungen, die sich jeweils mit einer Loggia und einem Fenster asymmetrisch nach außen abzeichnen, zu einer Loggien-Gruppe verknüpft. 144 Wohnungen werden miteinander zur Einheit des Hufeisens verzahnt, der Einzelne wird zum Teil des Kollektivs. Dieser Gestaltung des Kollektivgedankens entspricht auch die Gliederung des Hofraums durch den beteiligten Gartenarchitekten Leberecht Migge. Zu jeder Wohnung gehört ein privates, nicht abgegrenztes Gartenstück, das über eine Gemeinschaftswiese zum Bestandteil eines großen ­öffentlichen Naturraums mit dem Teich in der Mitte wird. Das Hufeisen Neues Bauen für den Neuen Menschen in der Neuen Zeit | 211

demonstriert somit augenfällig die Auflösung des Privaten in der Gemeinschaft und den Übergang zur Öffentlichkeit. Martin Wagner sah in der baulichen Formung der Gemeinschaft neuer Menschen die eigentliche Aufgabe der modernen Architektur: «Es gibt keinen Raum mehr für das Herausstellen des Reichtums oder der Armut des einzelnen. Wir kehren uns ab von dem Schönheitsideal des Bürgertums mit seiner Betonung des Persönlichen, des Launenhaften und der individuellen Charakterisierung. Unser Schönheitsideal ist nicht mehr das betonte einzelne Haus, sondern die Summe der Häuser, der Straßenraum, der Platz- und Stadtraum.»235 Taut und Wagner ging es nicht nur um das Hufeisen, sondern auch um den Ausdruck der gesamten Siedlung, die sich in ihrer fließenden Form aus allen Teilen wie ein «atmendes» Wesen zusammenfügt, «das nicht starr einem Machtwort folgt, sondern das in jedem einzelnen Gliede das kollektive Bewusstsein trägt»236. Diese Bewegungen wurden am Hufeisen auf­ genommen und zum ablesbaren Bild der Gemeinschaft verdichtet. Der Rhythmus der Wohnanlage sollte nach Tauts Vorstellung immer weiter fortgeführt werden, überall sollten kleine durchgrünte genossenschaftlich organisierte «Gartenstädte» erblühen und die Großstädte dafür allmählich aufgegeben werden. Eine derartige Genossenschaftsstadt konnte Taut zwar nicht verwirklichen, aber für die GEHAG errichtete er bis 1932 in Berlin über 10 000 Wohnungen, die er – von der Waldsiedlung Onkel Toms Hütte in Zehlendorf bis zur Wohnstadt Carl Legien in Pankow – in immer neuen räumlichen Konfigurationen für Gemeinschaften gestaltete. Die Hufeisensiedlung ist der intensivste und bedeutendste Versuch in den Jahren der Weimarer Republik, Architekturformen für eine neue Gesellschaftsform zu schaffen. Diese Bemühung, mit Architektur ein soziales Kollektiv zu schaffen, sah auch Alfred Döblin, als er in einer Einleitung zu einem Fotobildband über die Hufeisensiedlung schrieb: «Die Menschen wohnen zwar auch hier einzeln für sich, aber die großartigen Bauwerke, wissender als sie selbst, sprechen aus, was hier geschieht. Es wirkt langsam erzieherisch wie eine stumme Predigt.»237 Die Bemühungen der Archi­ tekten, die Bewohner mit Architektur zu genossenschaftlichem Leben zu führen oder gar zu erziehen, beruhten jedoch letztlich – wie fast alle Vorstellungen von der «Architektur als Erzieher» – auf einem Fehlschluss. Ausgangspunkt war der Glaubenssatz, «die Häuser bauen die Menschen»238, und im Umkehrschluss suchte Taut herauszufinden, «wie sich Gemeinschaftsgeist in einem Bau verkörpern kann»239. Dazu entwickelte er eine 212 | Weimarer Republik 1919 – 1933

82 | W  ahlplakat der SPD, 1929

differenzierte Mischung aus individuellen Wohnräumen und kollektiver Siedlungsstruktur. Architektur kann nun zwar bestimmte Funktionen und Verhaltensweisen erleichtern oder erschweren, sie kann zu einer bestimmten Form des Wohnens und Arbeitens «erziehen»240, aber sie selbst «schafft keine soziale Struktur»241, sie wirkt nicht gesellschaftsverändernd.242 Auch die zweifellos gekonnt konstruierte Genossenschaftsarchitektur von Taut und Wagner erzeugte allein noch kein Kollektiv, ebenso wenig wie die Kommunehäuser einen kommunistischen Menschen produzierten, die Blut-und-Boden-Siedlungen der NS-Zeit den Volksgenossen hervorbrachten oder die Einfamilienhaussiedlungen der Adenauerzeit als «Bollwerke gegen den Kommunismus»243 funktionierten. Der Glaube an die Machund Planbarkeit der sozialen Welt, die Vorstellung «über die Gestaltung der physischen Struktur der Stadt auch soziale Strukturen und […] eine bessere Gesellschaft herbeiplanen» zu können, ist ein «Grundirrtum aller Architekten und Stadtplaner»244. (Abb. 82) Architektur bildet ein mate­ rielles Dispositiv, aber entscheidend für eine gesellschaftliche Bewusstseinsbildung sind Sozialisierung und Habitualisierung sowie die politischen, Neues Bauen für den Neuen Menschen in der Neuen Zeit | 213

verfassungsrechtlichen und medialen Rahmenbedingungen.245 Ohne diese Prozesse gilt Bert Brechts nüchterne Feststellung: «In Wirklichkeit ist der neue Mensch der alte Mensch in neuen Situationen.»246 Aufgrund der staatlichen Fördermöglichkeiten konnten etwa 30 Prozent der Wohnungen während der Weimarer Republik durch gemeinnützige Baugenossenschaften, deren Zahl von circa 1500 im Jahr 1914 bis 1931 auf 4300 stieg, errichtet werden, aber es ging im Wesentlichen um eine Reduktion der Mietkosten und einen besseren Mieterschutz. Es bildeten sich gemeinsame soziale Milieus, aber nur in seltenen Fällen entstanden neue Formen der Gemeinschaft. Reformversuche wie das seit Ende des 19. Jahrhunderts zur Entlastung der Frauen propagierte «Einküchenhaus» scheiterten nicht zuletzt an Widerständen auch innerhalb der Arbeiter­bewegung.247 Genossenschaftlich organisierte Siedlungen schufen bestenfalls kleine Inseln innerhalb der kapitalistischen Gesellschaft, eine größere Wirkung konnten sie nicht entfalten. Das größte architektonische Projekt war die 1929 von Walter Gropius geplante Sparversion einer «Genossenschaftsstadt» mit 5400 Wohnungen bei Berlin, aber die Berechnungen zur Realisierung dieser «Insel Utopia mit genossenschaftlicher Verfassung»248 waren höchst spekulativ und das Projekt löste sich mit dem Börsenkrach von selbst auf.

Ernst May und Das Neue Frankfurt Einen größeren gesellschaftspolitischen Rahmen zur architek­ tonischen Planung von Zukunftsvisionen bildeten die Bauprogramme von Kommunen. Unter diesen ragt die Stadt Frankfurt am Main besonders hervor, denn dort wurde mit einer kontinuierlich bis 1933 in der Stadtverordnetenversammlung regierenden SPD-Mehrheit und unter Leitung des Oberbürgermeisters Ludwig Landmann von der Deutschen Demokra­ tischen Partei (DDP) das am einheitlichsten auf moderne Architektur ­ausgerichtete kommunale Wohnungsbauprogramm in der Weimarer Republik entwickelt und zumindest teilweise verwirklicht. Von 1925 bis 1932 entstanden 26 Siedlungen mit circa 15 000 neuen Wohnungen, die Finanzierung erfolgte weitgehend über die Hauszinssteuer, die in Frankfurt mehr als in den meisten anderen Städten in Neubauten investiert wurde. Den Grund und Boden organisierte die Stadt durch eine gezielte Bodenpolitik, zu der auch umfangreiche Enteignungen für städtebauliche Zwecke nach der «Behebungsverordnung» vom 9. Februar 1919 gehörten.249 214 | Weimarer Republik 1919 – 1933

Nach der Amtsübernahme 1924 holte Landmann im folgenden Jahr Ernst May als Leiter des Dezernats für das gesamte Hochbauwesen. May unterstanden damit das Hochbau- und das Siedlungsamt sowie die Baupolizei, und er konnte aus dieser Machtposition zusammen mit einem Team, zu dem Ferdinand Kramer und Margarete Lihotzky sowie der neue Leiter des Hochbauamts Martin Elsaesser gehörten, eine umfassende Planung zur baulichen Entwicklung Frankfurts entfalten. Dabei ging es May um eine «soziale Wirtschaftlichkeit»250, die «über alle Zahlen das Wohl des Menschen» stellte. Auf der Titelseite der ersten Nummer der seit Ende 1926 publizierten Zeitschrift «Das Neue Frankfurt»251, die als «Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung»252 maßstabsetzend für Neugestaltungsprogramme in allen Lebensbereichen der Weimarer Republik wirkte, ist das Bauprogramm in einer Montage visualisiert: Die alte, dicht bebaute Stadt wird für eine neue, aufgelockerte Bebauung buchstäblich beiseite geschoben (Abb. 83). Derartige Montagen wurden bei Wettbewerben in den folgenden Jahren häufig eingesetzt, um zu demonstrieren, wie die Geschichte beziehungsweise die Stadt des 19. Jahrhunderts durch die neue Zeit ersetzt werden sollte.

83 | Titelblatt der Zeitschrift «Das neue Frankfurt», Nr. 1, 1926–1927

Neues Bauen für den Neuen Menschen in der Neuen Zeit | 215

Als Student bei Theodor Fischer hatte May gelernt, auf die spezifische Situation eines Ortes einzugehen, und als Mitarbeiter von Raymond Unwin wirkte er in England an der Planung von Gartenstädten mit. Nach dem Weltkrieg arbeitete May bei der Schlesischen Landgesellschaft in Breslau und wurde bekannt durch seinen Beitrag beim Wettbewerb 1922 für die Erweiterung Breslaus, bei dem er «Trabanten» vorschlug, die sich, eingebettet in Grüngürtel, um die Großstadt legen sollten. Dieses Konzept führte May in Frankfurt fort und plante Siedlungen mit Infrastruktur, die aber nicht wie die Howard’schen Gartenstädte selbständig, sondern verkehrstechnisch und administrativ auf das Zentrum bezogen waren. Mit der auf enteignetem Grund errichteten Siedlung Römerstadt (Abb. 84), deren Hauszeilen sich in großen Schwüngen dem Hang der Nidda anpassen, schuf May mit seinem Team eine bereits von den Zeit­genossen bewunderte Wohnanlage für den auch von ihm erträumten Neuen Menschen. Als Aristide Maillol am 4. Juni 1930 Frankfurt besuchte, zeigte ihm Harry Graf Kessler zuerst das Stadion und das Schwimmbad mit jungen Menschen und erklärte ihm, das sei «nur ein Teil des neuen Lebens­ gefühls»253, das sich in Deutschland als Massenbewegung nach dem Krieg verbreitet habe, «man wolle wirklich leben, Licht, Sonne, Glück, s­einen eigenen Körper genießen». Eine andere Äußerung dieses neuen Lebens­ gefühls sei die neue Architektur, «die neue Wohnkultur», die Kessler dem Gast in der Römerstadt vorführte. In seinem Tagebuch notierte er: «Maillol war fast sprachlos vor Erstaunen. Jamais je n’ai vu cela. C’est la pre­

84 | E rnst May, Siedlung Römerstadt in Frankfurt am Main, 1927–1928

216 | Weimarer Republik 1919 – 1933

mière fois que je vois de l’architecture moderne qui est parfaite.» (So ­etwas habe ich nie zuvor gesehen. Das ist das erste Mal, dass ich eine ­moderne Architektur sehe, die perfekt ist.) Bei der Wanderung durch die Siedlung steigerte sich die Begeisterung Maillols für die moderne Architektur, die hier überhaupt nicht kalt auf ihn wirkte wie sonst überall. Kessler erklärte ihm dazu, die Architektur beziehe ihre Wärme aus einer «neuen Weltanschauung» und nur wenn man sie in diesem Zusammenhang sehe, «könne man sie verstehen»254. Dies erkannte auch der amerikanische Architekturhistoriker Lewis Mumford, der die Römerstadt als wegweisend hervorhob: «These new forms are prophetic of a new civilisation.»255 Die implizite Ausrichtung auf eine Umgestaltung der Gesellschaft stieß bezeichnenderweise bei konservativen Politikern auf Ablehnung, so erklärte der Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer, er sei «froh, daß wir diese Siedlungen nicht in Köln haben. Sie passen nicht hier hin, sie sind wirklich zu uniform. Wenn ich mir vorstelle, es würde jetzt alles in diesem Stil und in dieser Uniformität gebaut, so fände ich das entsetzlich, auch für diejenigen, die darin wohnen.»256 Ernst May und sein Team betrieben zwar eine systematische Typisierung und entwickelten eine Plattenbaufabrik, um Kosten zu reduzieren, sie verfolgten jedoch keine Uniformität, im Gegenteil, die ersten Siedlungen sind je nach Lage stadträumlich ganz unterschiedlich ausgebildet. Erst im Zuge des Kostendrucks und um die Produktionszahlen zu steigern, gingen May und sein Mitarbeiter zu einem rigiden Zeilenbau über (s. Kapitel 2.4).257

Das Neue Bauen als Erzieher: Bauhaus Dessau, ADGB-Bundesschule Bernau, Haus der Jugend Altona Zur Demonstration, dass die Erziehung des Neuen Menschen im Zentrum stand, errichtete Martin Elsaesser am Gelenkpunkt der von einer Mitte ausschwingenden Wohnzeilen der Römerstadt eine Schule. Fritz Wichert, Direktor der mit May sympathisierenden Frankfurter Kunstschule, an der auch Max Beckmann und Willi Baumeister unterrichteten, erklärte dazu in einem Beitrag über «Die neue Baukunst als Erzieher», die Architektur strahle «bildende Kraft aus und gestaltet so wiederum von sich aus das Wesen des Menschen. Geformtes formt. […] der neue Mensch fordert neues Gehäuse, aber neues Gehäuse fordert auch neue Menschen.»258 Die Erziehung des neuen Menschen gehörte zum ProNeues Bauen für den Neuen Menschen in der Neuen Zeit | 217

gramm der Reformpädagogik, die sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts immer stärker in Arbeitsschulen, Landerziehungsheimen oder Einheitsschulen niederschlug.259 Anstelle der Erziehung in Schulkasernen sollte ein Unterricht «vom Kind aus» möglichst in der Natur und an frischer Luft erfolgen. In den neuen Frankfurter Siedlungen wurden die ersten Schulen in Deutschland nach diesen Vorstellungen errichtet. So plante Ernst May mit der Reformschule in der Siedlung am Bornheimer Hang eine ­eingeschossige «Freiflächenschule» mit einer Wand «fast ausschließlich aus Glas», die im «Sommer geöffnet werden kann, so daß der Unterricht gewissermaßen im Freien stattfinden kann.»260 Reformpädagogik, Befreiung des Menschen und Erziehung durch Architektur gingen Hand in Hand – nach den Vorstellungen von Reformern wie Fritz Wichert konnte sich die neue Erziehung «eigentlich erst im Schulhaus der neuen Baukunst voll entfalten»261. In einigen Schulbauten, die zu den wichtigsten Zeugnissen der Zeit zählen, konzentrierte sich deshalb auch architektonisch die Vorstellung vom Neuen Bauen für den Neuen Menschen in der neuen Republik. Einen programmatischen Anfang machte Walter Gropius mit dem Bauhausgebäude (Abb. 85), das er nach dem Umzug aus Weimar bis Ende 1926 in Dessau errichtete. Die Funktionen sind in Bauteilen zusammengefasst, die windmühlenartig so angeordnet sind, dass man rund um den Bau herumgehen muss, um ihn als Ganzes zu erfassen. Die statische, «repräsentative erscheinungsform der symmetriefassade»262 wurde aufgebrochen und dynamische Bewegung als Charakteristikum der Moderne im Bau verkörpert. Im Zentrum der Ausbildung am Bauhaus standen die Werkstätten, in denen für alle Bereiche des Lebens neue Gestaltungen entwickelt werden sollten. Deren Bedeutung stellte Gropius mit einem dreigeschossigen gläsernen Trakt besonders heraus. Das polierte Kristallspiegelglas erklärte er zum «wahrzeichen der neuen baukunst»263, denn im Gegensatz zur «schweren erdgebundenheit in festen burgartigen baukörpern» sei die Glasarchitektur im Sinne Paul Scheerbarts «ein sinnbild für die wachsende erhellung und erweiterung unseres menschlichen blickfeldes.» Den Zusammenhang zwischen der Architektur des Schulgebäudes und der Erziehung Neuer Menschen sowie der Gestaltung einer neuen Welt betonte auch Gropius’ Freund Adolf Behne: «Hier in dem neuen Bau des Dessauer Bauhauses kommt einmal stark und rein zum Ausdruck, was hinter allen anderen Bauten unserer modernen Architektur ebenso gut steht […]: dass ein neuer 218 | Weimarer Republik 1919 – 1933

85 | Walter Gropius, Bauhausgebäude in Dessau, 1925–1926

Typ Mensch und ein neues Verhältnis dieses Menschen zur Welt Ausgangspunkt und zugleich Zielpunkt dieser neuen Baubewegung ist.»264 Die von der Geschichte gereinigte Architektur des Bauhauses entsprach demnach dem Neuen Menschen im technischen Zeitalter. In diesem Sinne schuf der Bauhausmeister Oskar Schlemmer auch nicht mehr individuelle Porträts, sondern die von ihm entwickelten, auf elementare Formen reduzierten Ideal­figuren waren universale Menschentypen, deren körperlich-geistige Funktionen und Bewegungen im Raum er künstlerisch analysierte.265 Unter Hannes Meyer, Gropius’ Nachfolger als Bauhausdirektor, der schon 1926 ein Manifest über die kommende kooperative «neue Welt» publiziert hatte, konnte Schlemmer 1928 erstmals einen eigenen Kurs über seine Vorstellung eines universalen Menschen geben, und Lou Scheper entwarf am Bauhaus 1930 männliche und weibliche «Normen-Menschen» zur Kennzeichnung der Internationalisierung der Bauhausarbeit.266 Architekturunterricht gab es am Bauhaus erst seit 1927 mit Hannes Meyer, bis dahin fand das Bauen im Privatbüro von Gropius statt. Meyer versuchte, den kooperativen Geist der von ihm propagierten neuen Welt sowohl beim Unterricht am Bauhaus wie bei den gemeinsam mit den Studenten ausgeführten Projekten umzusetzen. Insofern war es ein besonderer Glücksfall, dass er 1928 zusammen mit seinem Partner Hans Wittwer den Neues Bauen für den Neuen Menschen in der Neuen Zeit | 219

Wettbewerb für den Bau der Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunds (ADGB) in Bernau gewann (Abb. 86). Die auslobende Gewerkschaft wünschte sich ein «Musterbeispiel moderner Baukultur»267, in dem 120 Arbeiter jeweils für vier Wochen zur Weiterbildung und Er­ holung zusammenkommen und ein Gemeinschaftsgefühl in modernem Ambiente erleben sollten. Der bis 1930 errichtete Bau, an dem die Werkstätten des Bauhauses bei der Ausstattung mitwirkten, war eine in Architektur umgesetzte Inszenierung eines pädagogischen Programms: Die Eingangsfront zeigte als sprechendes Architekturzeichen drei Kamine (Abb. 87) und signalisierte damit den Charakter einer den Arbeitern vertrauten Schul«Fabrik»268. Die Unterbringung erfolgte entsprechend Pestalozzis Bildungsprinzip der «kleinen Kreise» in Gruppen, die sich von der «Kameradschaft» des Doppelzimmers über die «Zellen» der Arbeitsgruppen eines Stockwerks zum «Kollektiv» aller Kursteilnehmer aufbauten. Die Architektur sollte durch eine «psychologische Organisation der Umwelt»269 Gemeinschaft ­erzeugen, so führte auch das Wegesystem die Teilnehmer im Tagesablauf immer wieder zusammen und das Lernen im Obergeschoss sollte den Arbeitern «geopsychisch» das Gefühl einer Erhebung durch Bildung vermitteln. Die ADGB-Bundesschule ist ein herausragendes Beispiel für die Umsetzung eines Leitmotivs von engagierten Avantgardearchitekten in der Weimarer Republik, über modernes Bauen Neue Menschen für die Neue Zeit zu erziehen. Diese Vision wurde in sozialdemokratisch regierten Kommu-

86 | H  annes Meyer, Bundesschule des ADGB in Bernau bei Berlin, 1928–1930

220 | Weimarer Republik 1919 – 1933

87 | Hannes Meyer, Eingang der Bundesschule des ADGB in Bernau bei Berlin, 1928–1930

nen besonders gefördert,270 denn die SPD verfolgte seit Wilhelm Liebknechts berühmtem Appell «Wissen ist Macht – Macht ist Wissen» als zentrale gesellschaftspolitische Aufgabe, die im Erziehungswesen fixierten Klassenschranken aufzubrechen und der Arbeiterschaft beziehungsweise deren Kindern Bildung zu vermitteln und damit sozialen Aufstieg zu ermöglichen. So errichtete Gustav Oelsner, 1924 bis 1933 Bausenator im ­«roten Altona», unter dem SPD-Oberbürgermeister Max Brauer 1928 bis 1930 ein Berufsschulzentrum für Jugendliche und Arbeitslose, das er als modernen sechsgeschossigen Stahlbeton-Rasterbau mit Kupferverkleidungen programmatisch dem wilhelminischen Rathaus im Stadtzentrum direkt gegenüberstellte (Abb. 88).271 Die große Aula dieses «Haus der Jugend» nutzte auch die Bevölkerung für Veranstaltungen – Schule und (Arbeiter-) Leben sollten sich zueinander öffnen und zusammenwirken. Nicht nur die Architektur, sondern auch die gezielte Ausrichtung auf Gemeinschafts­ bildung unterschieden das «Haus der Jugend» von den vielen konventionellen Schulbauten der Weimarer Republik, zu denen auch die zahlreichen Schulen Fritz Schumachers im benachbarten Hamburg zählten. Wie im Schulwesen der militärische Drill, so lebte bei konservativen Architekten auch der architektonische Charakter der Schulkasernen fort, beispielsweise Neues Bauen für den Neuen Menschen in der Neuen Zeit | 221

88 | Gustav Oelsner, Berufs- und Fachschulzentrum «Haus der Jugend» in Altona, 1928–1930

bei Paul Schmitthenners Hohensteinschule in Stuttgart-Zuffenhausen, dem größten Schulneubau in Württemberg, in dem sich nur Klassenzimmer nebeneinander aufreihten.

Gebaute Reformpädagogik von Fritz Karsen und Bruno Taut Unter den vielen Schulversuchen272 zur Reform der Jugendausbildung in der Weimarer Republik verfolgte der Pädagoge Fritz Karsen den radikalsten Ansatz zur Erziehung des sozialen und «gemeinschaftsbildenden» Neuen Menschen.273 Karsen ging es nicht nur um eine Reform der Pädagogik, sondern um eine Veränderung des gesamten Schulsystems, um über die Erziehung letztlich zu einer Veränderung des kapitalistischen Wirtschaftssystems und zu einer sozialistischen Gesellschaft zu gelangen, denn: «Die Jugendbewegung […] ist eine Gewähr der neuen Zeit.»274 Bereits 1921 beschrieb er in der Programmschrift Die Schule für die werdende Gemeinschaft eine Einrichtung, in der es keine Schulklassen mehr gab, sondern je nach Entwicklung und ­Interesse in Arbeitsgruppen kooperativ, 222 | Weimarer Republik 1919 – 1933

chancengleich und solidarisch für das Leben und die Gesellschaft gelernt werden sollte. Unterstützt von dem SPD-Reichstagsabgeordneten und Stadtrat für Volksbildungswesen im ­Arbeiterviertel Berlin-Neukölln, Kurt Löwenstein, konnte er das von ihm geleitete Kaiser-Friedrich-Gymnasium (seit 1930 Karl-Marx-Schule) bereits 1923 in die erste integrierte Gesamtschule Deutschlands umwandeln, in der von der Grundschule bis zum ­Abitur durchlässig und durchgehend unterrichtet wurde. Im gleichen Jahr führte er die ersten Arbeiter-Abitu­rientenkurse ein, über die bereits berufstätige Arbeiter mit Volksschulabschluss in drei Jahren zum Abitur kommen konnten.275 Da das im Gebäude einer ehemaligen preußischen Kadettenanstalt untergebrachte Gymnasium räumlich nicht die Möglichkeiten zur weiteren Entfaltung von Karsens Ideen bot, konzipierte er zusammen mit Bruno Taut, dessen Ziehtochter in seine Schule ging, eine architektonische Hülle, die «das gut sitzende Kleid des neuen schulischen Programms»276 bilden sollte. Entscheidend für die Architektur der am Dammweg in Berlin-Neukölln geplanten Reformschule war die Entwicklung eines neuen Klassenraumes, um die räumlich fixierte Erziehung zu Ordnung und Gehorsam beim Sitzen in Reih und Glied und Aufblicken zu einem erhöht platzier-

89 | Bruno Taut, Musterklasse im Probepavillon der Schule am Dammweg, 1928

Neues Bauen für den Neuen Menschen in der Neuen Zeit | 223

ten Lehrer in den alten Klassenräumen zu überwinden. Um Arbeitsgruppen bilden und um sich – nach Taut – «parlamentarisch»277 gruppieren zu können, musste an jedem Platz in beliebiger Sitzrichtung weitgehend schattenfreies Tageslicht gewährleistet sein. Taut experimentierte intensiv an einem 1928 am Dammweg errichtetem Probeklassen-Pavillon, der durch Oberlichter an drei Raumseiten direkt belichtet und dessen vierte Seite über den Flur aufgehellt werden konnte (Abb. 89). Diese räumliche Lösung ermöglichte eine genügende Belichtung auch beim Sitzen mit dem Rücken zum Fenster. Eine Fensterwand konnte zudem als Schiebetüre geöffnet werden, um im Sommer den Klassenraum mit der vorgelagerten Terrasse in eine offene, gedeckte Gartenhalle zu verwandeln.278 Der Belichtungsform korrespondierte die Planung einer flachen Bebauung in Form eines von Süden nach Norden gerichteten etwa 500 Meter langen Bogens (Abb. 90). Ausgehend vom Dammweg entwickelte Taut eine zweibündige geschwungene Anlage mit 65 Pavillons, in der Unter-, Mittel- und Oberstufe aufeinanderfolgten, so dass sich der einheitliche

90 | B  runo Taut, Schule am Dammweg in Berlin-­Neukölln, 1928–1932

224 | Weimarer Republik 1919 – 1933

Schulweg für 2500 bis 3000 Kinder und Jugendliche vom Kindergarten bis ­zum Abitur geradezu sprechend architektonisch ausdrückte. Die Sondereinrichtungen und Werkklassen waren jeweils seitlich an den Bogen angehängt, so dass sie über den durchgehenden Erschließungsgang störungsfrei genutzt werden konnten, denn das Schulprogramm sah eine allmähliche Auflösung der Klassen in spezifische Arbeitsräume vor, die von Gruppen nacheinander besucht werden sollten. Die räumliche Abtrennung der Sondereinrichtungen – Kindergarten, Schwimmbad, Werkhof, Turnhallen und Aula – ermöglichte zudem deren Nutzung durch Bewohner aus der Umgebung. Die Schule war somit als offener sozialer Lebensraum in die Gesellschaft, in die die Schüler hineinwachsen sollten, eingebunden: «Die Jugenderziehung muß unter dem größtmöglichen Einfluß der Öffentlichkeit stehen, […] das Leben der Umwelt soll hier einströmen.»279 Von der geplanten «Lebensgemeinschaftsschule» konnte nur die Probeklasse am Dammweg realisiert werden, die «vergessen» und erst in den 1990 er-Jahren wieder «entdeckt» wurde.280 Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 brach auch die gesamte pädagogische Reform­ bewegung zusammen, wie so viele andere mussten auch Karsen, Löwenstein und Taut aus Deutschland fliehen. 1936 strandete Karsen in Bogotá/ Kolumbien, wo er zusammen mit dem Architekten Leopold Rother das Konzept der Dammwegschule beim Bau des Campus der Universidad ­Nacional de Colombia zumindest teilweise verwirklichen konnte.281 Ab 1933 wurden die Ideen zu einem Neuen Menschen und zur Neuen Zeit im NS-Deutschland in ideologisch pervertierter Form weitergeführt. Eine für 1932 vom Deutschen Werkbund geplante große Ausstellung über «Die Neue Zeit»282, in der ein Resümee moderner Entwicklungen gezogen werden sollte, konnte aufgrund der Weltwirtschaftskrise nicht mehr stattfinden, stattdessen feierten die Nationalsozialisten ihr Regime als Beginn einer neuen Zeit. Ein Neuer Mensch sollte auch in der NS-Zeit erzogen werden, aber nun als Personifikation nationalistischer und rassistischer Vorstellungen. Die Ausstellung «Entartete Kunst» diskriminierte 1937 gezielt das in der Kunst der Moderne gespiegelte Menschenbild, das Titelbild des Katalogs verhöhnte Otto Freundlichs Plastik «Der neue Mensch», er selbst wurde 1943 im Vernichtungslager Sobibor ermordet.283

Neues Bauen für den Neuen Menschen in der Neuen Zeit | 225

2. 4 Rationalisierung und neue Wohnformen Industrialisierung und Verstädterung erzeugten einen gesellschaftlichen Problemdruck, der durch «rationale Durchgestaltung, Formierung und Reformierung aller Bereiche des sozialen Lebens»284 abgefangen werden sollte. Der von Max Weber analysierte vielschichtige Prozess der okzidentalen, wissenschaftsbasierten Rationalisierung konzentrierte sich deshalb in den Jahrzehnten vor der Jahrhundertwende auf verschiedene diesbezügliche Handlungsfelder, in deren Zentrum auch die effi­ ziente wissenschaftlich-technische Organisation der industriellen Produktion stand. Bahnbrechend für eine systematische Rationalisierung von Produktionsprozessen auf wissenschaftlicher Basis waren die in den USA von Frederick W. Taylor entwickelten Methoden des Scientific Management285, der Planung und Zerlegung von Arbeitsabläufen zur Steigerung der Produktion, sowie die Studien von Frank B. Gilbreth zur Optimierung der menschlichen Bewegung bei Arbeitsvorgängen – darunter das Verlegen von Ziegelsteinen –, die auch in Deutschland noch vor 1914 rezipiert wurden. Durch den Krieg erhielt die auf Effizienz und Massenproduktion be­ zogene Rationalisierung einen entscheidenden Schub, denn die komplexe Organisation und die Versorgung eines Millionenheeres konnten durch Vereinheitlichung und Normierung der Kriegswirtschaft verbessert werden. Am 22. Dezember 1917 wurde der «Normenausschuss der Deutschen Industrie» mit einem Unterausschuss für das Bauwesen gegründet. Durch den Zusammenschluss der Landesnormstellen entstand noch 1918 eine Zentralstelle für Reichshochbaunormung, aus der dann in den 1920 er-Jahren DIN-Vorschriften für das Bauwesen hervorgingen.286 Als Pendant zur Effizienzsteigerung kam jedoch auch eine Sozialdisziplinierung zum Tragen, denn die fast militärisch strukturierte Wirtschaft und Gesellschaft führte zu veränderten Mentalitäten und zur Bereitschaft, Rationalisierungs­ prozesse, die Lebens- und Arbeitsabläufe reglementierten, anzunehmen. Rückblickend resümierte Fritz Schumacher: «Der Krieg hatte die Massen in eine menschliche Maschine umgewandelt und den Zug zur Mechanisie226 | Weimarer Republik 1919 – 1933

rung und Rationalisierung beschleunigt.»287 Die A ­ kzeptanz der Rationalisierung war mit einer Wertschätzung der typisierten Massenprodukte und in der Folge mit einer Veränderung ästhetischer Wertungen verbunden.

Amerikanismus und Fordismus Rationalisierung entwickelte sich in der Weimarer Republik in unendlicher Wiederholung zu einem geradezu magischen Begriff, der mit dem Anschein wissenschaftlicher Absicherung die Lösung von vielen Problemen versprach, denn er zielte auf Beschäftigung und Massenproduktion und verhieß damit Massenkonsum sowie eine neue Form von Massenkultur. Überformt wurde die Rationalisierung sowohl durch den nach der Inflation vordringenden Fordismus, der die Massenproduktion mit der Vision einer gesellschaftlichen Transformation verband, als auch durch den Amerikanismus, der als «Chiffre einer vorbehaltlosen und bindungs­ losen Modernität»288 den Weg zu einer neuen, besseren Welt zu zeigen schien. Im Begriff Rationalisierung spiegelt sich somit nicht nur das Lebens­ gefühl der «Moderne», sondern direkt damit verbunden ist ein Ordnungsund Disziplinierungspotenzial, das im Laufe der Weimarer Republik ­immer stärker alle Bereiche der Gesellschaft und damit auch das Leben vom Wohnen bis zum Städtebau erfasste und sich unterwarf. Zur effizienten Organisation von Produktionsabläufen gehörten Fließband- und Akkordarbeit sowie Zeitpläne und Datenkontrolle mit Hollerithmaschinen, die disziplinierend in das Leben eingriffen. Die Prinzipien der Rationalisierung tendierten somit auch zu einer «Menschenökonomie»289, individuelles Verhalten wurde einer Verbesserung der Produktion untergeordnet und der Weg zur Leistungsgesellschaft forciert. Auch die Ordnung von Räumen war ein Mittel sozialer Disziplinierung.290 Mit instrumenteller, zweckratio­ naler Vernunft verkleinerten Architekten Räume zur Kosteneinsparung und legten die Arbeits- und Lebensabläufe sowie die Gestaltung von Siedlungen unter dem Gesichtspunkt einer Organisation zur E ­ ffizienzsteigerung fest. Rationalisierung führte zu einem rigiden architektonischen Funktionalismus, der das Leben nach ökonomischen Gesichtspunkten organisierte. Die «effiziente wissenschaftlich-technische Organisation von Produktionsabläufen» wurde auf die «gemeinwohlorientierte Versachlichung von gesellschaftlichen Beziehungen»291 projiziert. Architekten betätigten sich als Rationalisierung und neue Wohnformen | 227

Erzieher und Sozialingenieure, und um eine Akzeptanz ihrer Maßnahmen zu erreichen, ästhetisierten sie eine von historischen Elementen purifizierte Gestaltung und valorisierten den ökonomisch taylorisierten Raum zum Leben als Ausdruck einer neuen Zeit. Die von Max Weber diagnostizierte «Entzauberung der Welt»292 fand ihr Pendant in der Nacktheit des Neuen Bauens. Die Trias von Rationalisierung, Fordismus und Amerikanismus beherrschte große Teile von Kultur, Politik und Wirtschaft der Weimarer Republik, zog sich in je unterschiedlichen Anteilen und Gewichtungen durch den Nationalsozialismus und blieb bis in die Nachkriegszeit dominant. Bis heute konditionieren Dogmen und Folgen der Rationalisierung die Normen und Wertbegriffe vieler Architekten, etwa die Ablehnung historischer Formen, die Forderung nach «Zeitgemäßheit» sowie die Ästhetisierung ökonomischer Formgebung. Während die deutsche Großindustrie bereits vor dem Weltkrieg begann, die Methoden der wissenschaftlichen Betriebsführung, mit denen die Industrie in den USA ihre Produktion massiv steigern konnte, zu übernehmen, plädierte erstmals 1918 der Stadtbaurat von Schöneberg, Martin Wagner, mit seiner Schrift Neue Bauwirtschaft: Ein Beitrag zur Verbilligung der Baukosten im Wohnungsbau293 dafür, das Bauwesen nach den Prinzipien von Taylor und Gilbreth zu reformieren. In den von ihm 1920 mit­ gegründeten gewerkschaftlichen Sozialen Baubetrieben, deren Ziel eine Sozialisierung des gesamten Baubetriebs war, versuchte er, anfangs noch erfolglos, das Bauen durch Rationalisierung zu verbilligen. Auch das im Juni 1921 auf Initiative des Wirtschaftsministeriums gegründete Reichs­ kuratorium für Wirtschaftlichkeit in Industrie und Handwerk sollte ­Rationalisierungsmaßnahmen bekannt machen und bündeln, um an die Entwicklungen in den USA anzuknüpfen und die deutsche Industrie nach dem Krieg wieder wettbewerbsfähig zu machen.294 Die teilweise bereits im Krieg von Architekten und Baufirmen entwickelten Vorschläge für spar­ sames Bauen, «gegossene Häuser»295, die Verwendung von Ersatzstoffen sowie kostengünstige Konstruktionen waren jedoch häufig unausgereift und fanden in der geschwächten deutschen Bauindustrie anfangs noch ­wenig Resonanz.296 Angesichts des wirtschaftlichen Zusammenbruchs wurde von politischer Seite eine «innere Kolonisation» und damit eine Abwanderung aus den Großstädten und der Weg zu einer Reagrarisierung gefördert.297 Auch ein Avantgardist des Glas-Eisen-Fabrikbaus der Vorkriegszeit wie Walter Gropius glaubte 1919, die Zukunft liege im Bauen mit 228 | Weimarer Republik 1919 – 1933

Holz, das in ausreichender Menge vorhanden sei und «in seiner Art so recht dem primitiven Anfangszustand unseres neu sich aufbauenden Lebens»298 entspräche. In den ersten Jahren nach Kriegsende standen weniger eine wirtschaftliche Rationalisierung nach Taylor und Gilbreth als vielmehr der Blick auf Amerika oder die UdSSR als Vorbilder für gesellschaftlichen und kultu­ rellen Wandel im Fokus. Während die kommunistische Umwälzung im Osten nur für linke Gruppen und Milieus attraktiv war, lieferte Amerika für große Bevölkerungskreise einen Blick in eine rosige Zukunft, die USA wurden zur Projektionsfläche für Hoffnungen, die dort bereits Gegenwart zu sein schienen.299 Der «American Way of Life» mit Massenkonsum, Massenmobilität und Massenkultur, mit Film, Jazz, Kampfsport, Hochhäusern und einem neuen Frauenbild drang schnell in das städtische Leben Deutschlands ein. Umgekehrt machte die Abwertung der Hochkultur durch Unterhaltung für die breite Masse sowie die Umwertung von Geschlechterrollen und Familienstrukturen «Amerikanisierung» für konservative Kreise zum Inbegriff eines Verfalls deutscher «Kultur» gegenüber fremder «Zivilisation»300. Die von der Ruhrkrise befeuerte Hyperinflation im Jahr 1923 ließ den Träumen und Visionen von einer Prosperität durch Rationalisierung zunächst keinen Raum mehr. Erst mit der Einführung der Rentenmark am 15. November 1923 und dann mit der im August 1924 im Rahmen des ­Dawes-Plans ausgegebenen Reichsmark kam es zu einer Konsolidierung und wieder zu einem verstärkten Interesse an Rationalisierung. Genau in diesen Zeitraum fiel die Veröffentlichung von Henry Fords Programmschrift Mein Leben und Werk, von der sich innerhalb kürzester Zeit 200 000 Exemplare verkauften und die dann in zahllosen weiteren Auf­ lagen zur Bibel nicht nur für Wirtschaft und Industrie, sondern auch für Gewerkschaften und Sozialdemokraten wurde.301 Mit der Einführung der Fließbandproduktion in Fords Automobilfabrik in Highland Park/Michigan 1913 konnten die Produktionszahlen des Model T auf mehrere Tausend pro Tag gesteigert, gleichzeitig der Preis um über die Hälfte gesenkt und die Löhne der Arbeiter verdoppelt werden. Diese Kombination von Steigerung der Produktion durch Rationalisierung, Reduktion der Kosten des Produkts und Erhöhung der Löhne wurde als «Fordismus» zum Inbegriff der Lösung von Problemen in der «kranken Wirtschaft Weimars»302, in der aufgrund der Kriegslasten immer gravierende Finanzprobleme bestanden. Rationalisierung und neue Wohnformen | 229

Gleichzeitig avancierte damit das Automobil zum Leitbild für Moder­ nisierung und Amerikanisierung, und die nun bald bei Entwürfen und Fotos geläufige Platzierung eines Autos vor einem Neubau sollte die Paral­ lelität von rationeller Produktion und Modernität demonstrieren. Das von Ford vorgestellte Modell bezog sich jedoch nicht nur auf eine erhöhte Produktion mit höheren Löhnen, sondern auch auf eine Art Sozialpartnerschaft zwischen Kapital und Arbeit, die durch Organisation und Ratio­ nalisierung erreicht werden sollte. Das «Modell Ford» suggerierte eine Erhöhung des Lebensstandards und eine befriedete Arbeiterschaft auf dem Weg in eine Konsumgesellschaft. Nachdem die Bemühungen um eine umfassende ­Sozialisierung nach dem gesellschaftlichen Umbruch 1918/19 gescheitert waren, sahen insbesondere Sozialdemokraten und Gewerkschaf­ ten im Fordismus eine neutrale Organisationstechnik, die es ermöglichen sollte, über die Sozialpartnerschaft in einem sich evolutionär entwickelnden «weißen Sozialismus»303 langfristig zu einer «Wirtschaftsdemokratie» zu gelangen. Industrie und Wirtschaft versprachen sich hingegen durch Steigerung der Produktion erhöhte Einnahmen. Nur Kommunisten und linke Intellektuelle kritisierten die fixierte Arbeit am Fließband und die Arbeiterhetze304 – beispielsweise im «Lied von der Rationalisierung» des linken Schriftstellers Erich Weinert von 1930: «Die Arbeit für zwei, doch für einen der Lohn / Und bleibst du hinter der Kalkulation, / Dann bist eben du an der Reihe. / Aber der Betrieb geht wie geschmiert: / So wird automatisiert.» Mit der Währungsreform begann die Intensivierung der Bemühungen um Rationalisierung, die zusammen mit den Krediten aus dem DawesPlan zu einer «Rationalisierungskonjunktur» und zu einer kurzen Blütezeit der Weimarer R ­ epublik führte, die in der Weltwirtschaftskrise schon ab Ende 1929 wieder zerbrach. Arbeitspsychologie und Psychotechnik wurden zu universitären Forschungsgebieten und das 1925 gegründete Deutsche Institut für technische Arbeitsführung (DINTA) organisierte die Schulung von Arbeitern und Führungskräften mit dem Ziel, die Rationalisierungsmaßnahmen über Betriebsgemeinschaften in eine friedliche Sozialpartnerschaft umzuformen. Ein Besuch der neuen Ford-Fabriken River Rouge in Dearborn/Michigan gehörte zum Pflichtprogramm von Architekten bei Reisen in die USA.305 Walter Gropius propagierte nach dem Besuch einer Ford-Fabrik eine rationalisierte Bauproduktion à la Ford und sah sich bereits als «Ford des Massenwohnungsbaus»306. Für das Bauwesen 230 | Weimarer Republik 1919 – 1933

und die weitere Entwicklung der modernen Architektur hatte die zunehmende Ausrichtung auf das Leitbild «Fordismus» gravierende Auswirkungen.

Die Neue Bauwirtschaft in Dessau-Törten und Frankfurt am Main Als Vorkämpfer für Rationalisierung der Bauproduktion im Rahmen einer genossenschaftlichen Bauwirtschaft wirkte Martin Wagner, der am 24. März 1924 die Deutsche Wohnungsfürsorge AG (DEWOG) mitbegründete, mit der die freien Gewerkschaften und die Sozialen Baubetriebe gemeinsam das Bauwesen verändern wollten. Die DEWOG, an der auch Walter Gropius und Ernst May beratend mitwirkten, organisierte über Tochtergesellschaften, darunter die von Wagner bis 1926 geleitete Berliner GEHAG, im gesamten Reichsgebiet die Errichtung von genossenschaftlichen Wohnanlagen sowie deren Versorgung über Konsum­ genossenschaften. Beim Bau des ersten großen Projekts der GEHAG, der ab 1925 errichteten Hufeisensiedlung in Berlin-Britz (Abb. 80, 81), kamen noch wenige Rationalisierungsmaßnahmen zum Tragen, auch weil die Gewerkschaften ­befürchteten, durch Rationalisierung könnten ihre handwerklich ausgebildeten Mitglieder als Fachleute dequalifiziert und eventuell teilweise überflüssig werden. Im April 1925 lehnte deshalb die DEWOG die Finanzierung eines Versuchshauses für Typenbauten ab, daraufhin gingen Wagner, Gropius und May eigene Wege.307 Als Wagner 1926 zum Stadtbaurat von Berlin ernannt wurde, konnte er in Planungen über die Vergabe von Fördermitteln eingreifen. Nun verordnete er eine Ausführung der Siedlung in Berlin-Lichtenberg in einer Plattenbauweise nach dem holländischen Bron-System, bei dem an der Baustelle gefertigte, geschosshohe und 7.50 Meter breite Betonplatten mit einem Kran versetzt wurden. Es entstand die erste Siedlung in Deutschland in Plattenbauweise (heute Splanemann-Siedlung). Da nur 27 Häuser errichtet wurden, erbrachte die Rationalisierung keine Kosteneinsparung und es zeigte sich, dass die Vorfertigung zu einem monotonen Eindruck führte und spätere Veränderungen kaum möglich machte. Bereits eine zeitgenössische Besprechung der Siedlung bemängelte, die Bauten wirkten «so nüchtern, daß man glaubt, zwischen den Häusern von Fabriken zu gehen»308. Im gleichen Jahr 1926 begannen auch Walter Gropius in Dessau und Rationalisierung und neue Wohnformen | 231

Ernst May in Frankfurt am Main mit Versuchen, das Bauen durch Rationalisierung zu verbilligen. Gropius hatte sich schon 1910 Gedanken über «Häuser-Serienfabrikation» gemacht und dieses Konzept am Bauhaus als «Baukasten im Großen», mit dem «Wohnmaschinen»309 zusammengesetzt werden sollten, 1923 vorgestellt. Nach dem Umzug des Bauhauses nach Dessau erhielt er von der Kommune die Möglichkeit, eine experimentelle Siedlung in Dessau-Törten zu errichten, mit der er eine Baurationalisierung – ursprünglich in Zusammenarbeit mit der Flugzeugfabrik Junkers – demonstrieren wollte. Die baugleichen Häuser entstanden – jeweils gespiegelt – entlang einer Kranbahn nach einem genau organisierten Zeit- und Arbeitsplan, der nach dem Modell von Eisenbahnbetriebsplänen ent­ wickelt worden war (Abb. 91). Die fließbandartig organisierte Baustelle, auf der Schlacken­betonsteine und Betonbalken für die Decken hergestellt wurden, ermöglichte eine enorme Schnelligkeit bei der Fertigung, der

91 | Walter Gropius, Siedlung Dessau-Törten, Bauen entlang der Kranbahn, 1926

232 | Weimarer Republik 1919 – 1933

erste Bauabschnitt mit 60 Reihenhäusern konnte in nur vier Monaten erstellt werden. Durch eine jeweils vor- und zurückgesetzte Brandwand wurden die Hausreihen entsprechend der Fließbandproduktion gleichsam ­optisch getaktet, so dass sich der Eindruck eines seriellen, rationalisierten Hausbaus vermittelte. Die Rationalisierung wurde zum ästhetischen Programm, eine Kostenersparnis – der eigentliche Zweck – konnte allerdings aufgrund der begrenzten Stückzahl nur geringfügig erreicht werden.310 Mit der Struktur der Siedlung Törten und deren Nachfolge vollzog sich einer der gravierendsten Einschnitte in der Architekturgeschichte: Maßgabe für die Gestalt der Bebauung und des Wohnraums der Menschen lieferten die Kranbahn und der Takt maschineller Produktion, die beide nach ökonomischen Gesichtspunkten organisiert waren. Die Architekturform richtete sich nicht mehr nach den Maßen des Menschen, nach Proportion, Eurhythmie und Harmonie, sie vermittelte keinerlei Bezüge zur ­Geschichte und zum spezifischen Ort, sondern war ausschließlich aus dem maschinellen, ökonomisch orientierten Produktionsprozess entwickelt. Diese Unterordnung des Menschen unter Vorgaben der Ökonomie sowie eine ahistorische Gestaltgebung nach den Prinzipien der Maschine bildeten die Grundlagen eines neuen Verständnisses von Architektur, deren ­minimierte Form Architekten als Ausdruck einer neuen Zeit ästhetisierten und rechtfertigten. Der Charakter rationalisierter industrieller Produktion wurde auf die Gestaltung der Alltags- und Lebenswelt übertragen und damit den geschichtslosen Funktionsräumen von Städten der Weg bereitet. Walter Benjamin interpretierte diese Wendung zur ahistorischen Funk­ tionsform als Armut und Barbarentum, die für ihn Kennzeichen des radikalen Neuanfangs der Moderne waren: «[…] wohin bringt die Armut an Erfahrung den Barbaren? Sie bringt ihn dahin, von vorn zu beginnen; von Neuem anzufangen; mit Wenigem auszukommen; aus Wenigem heraus zu konstruieren und dabei weder rechts noch links zu blicken. […] erst einmal reinen Tisch»311 machen. Da Rationalisierung über Typisierung und Normierung nahezu zwangsläufig zur Vereinheitlichung und Reduktion eines individuellen Ausdrucks führte, wurde sie durch ein entsprechendes Menschenbild – den Neuen Menschen – gerechtfertigt beziehungsweise ideologisch verbrämt. Für Gropius entsprach die Vereinheitlichung der Lebenswelt einer Entwicklung zu einem internationalen «Einheitsmenschen»312, die sich angeblich schon in der standardisierten Kleidung abzeichnete. Gropius’ späterer Nachfolger als Direktor am Bauhaus, Hannes Rationalisierung und neue Wohnformen | 233

Meyer, veröffentlichte im gleichen Jahr 1926 die Programmschrift «Die neue Welt»313, die er mit e­ inem Blick in einen radikal reduzierten Wohnund Lebensraum mit wenigen standardisierten Möbeln und Gegenständen illustrierte (s. Abb. 64) – ein bildliches Manifest der von Walter Benjamin analysierten «neuen ­Armut und des positiven Barbarentums»314 als Grundlage für einen Neuanfang. Reduktion und Rationalisierung zielten hier auf den zukünftigen internationalen Großstadt-«Nomaden», der keinen individuellen Wohnraum benötigt und in neutralen Räumen lebt, in denen er keine «Spur»315 mehr hinterlässt, der nationale Beschränkung und Heimatgefühl hinter sich lässt und in einer internationalen Weltgemeinschaft lebt: «Radio, Marconigramm und Telephoto erlösen uns aus völkischer Abgeschiedenheit zur Weltgemeinschaft. […] Unsere Wohnung wird mobiler denn je: Massenmietshaus, Sleeping-car, Wohnjacht und Trans­ atlantique untergraben den Lokalbegriff der Heimat. Das Vaterland verfällt. Wir lernen Esperanto. Wir werden Weltbürger.»316 Rationalisierung und Standardisierung wiesen für Meyer den Weg zur Internationalisierung und zu «wahrer Gemeinschaft», deren sicherstes Kennzeichen für ihn «die Befriedigung gleicher Bedürfnisse mit gleichen Mitteln» war. Das Neue Bauen war aus der Armut geboren, die Zukunftsvision sollte es veredeln, aus der Armut sollte die von Siegfried Kracauer und Walter Benjamin erhoffte Fülle erwachsen. Auch Ernst May, der 1926 die Leitung des Hochbauamts in Frankfurt am Main übernahm, sah in der Rationalisierung, die zu Einheitsformen führte, ein «selbstverständliches Gesetz»317, mit dem einem «mißverstandenen Individualismus» begegnet werden konnte. Die Stadt Frankfurt hatte 1925 ein großes Wohnungsbauprogramm zur Beseitigung der Wohnungsnot in zehn Jahren aufgestellt, diesen Auftrag zum Bau von «Volkswohnungen» wollte May durch Rationalisierung des Bauens erfüllen. Wohnungen sollten wie «Massenbedarfsartikel» erstellt werden und das «kollektive Moment im Leben der heutigen Menschen» sich in den «Wohnzellen der Menschen ­widerspiegeln». Die Bewohner sollten deshalb zu einer neuen Lebensform erzogen werden: «[…] das neue Haus braucht den neuen Hausrat, und der Mensch unserer Zeit ist erst ganz Mensch seiner Zeit, wenn auch seine Wohnung, sein Hausgerät und seine Lebensart im Einklang stehen mit seinem sonstigen Tun.»318 Die Wohnung und speziell die rationalisierte Küche wurden zum Werkzeug sozialer wie auch ökonomischer Erziehung, May schrieb deshalb von «Menschenökonomie»319 und verglich die Wohn234 | Weimarer Republik 1919 – 1933

siedlungen – die «Summe gleicher Wohnungselemente» – mit dem Bau von «Bienenwaben»320. Parallel zu den städtebaulichen Planungen für neue Siedlungen ließ May im Wohnungsamt eine Abteilung für Typisierung einrichten, die 18 Wohnungsgrundrisse entwarf und Teile der Ausstattung, von Türgriffen bis zu Betten, normierte, die dann über ein «Frankfurter Register» Verbreitung fanden. Die Frankfurter Hausrat GmbH produzierte Möbel für die Typenwohnungen, Ferdinand Kramer entwarf den ökonomischen «Kramer-Ofen»321 und Mays Mitarbeiterin Margarete Lihotzky, die erste Archi­ tektin am Hochbauamt, entwickelte nach dem Vorbild einer räumlich mini­ mierten Speisewagenküche eine funktional optimierte Küche (Abb. 92), in der sich die Hausfrau kaum mehr zu bewegen brauchte und die im ­Gegensatz zu den üblichen Wohnküchen in Arbeiterwohnungen als eigener Raum abgetrennt war. Das separierte Wohnen erhielt damit eine Nobilitierung im Sinne bürgerlicher Wohnformen.322 Die «Frankfurter Küche» wurde in mehreren Varianten in Serie produziert und als Herzstück der Typisierung in die meisten der neuen Gemeindewohnungen eingebaut.

92 | M  argarete Lihotzky, Frankfurter Küche, 1927

Rationalisierung und neue Wohnformen | 235

Lihotzkys Intention war es, die Frau zeitlich von der Hausarbeit zu entlasten, damit sie eine neue Rolle als «Mitkämpferin […] am Aufbau einer neuen Zeit»323 erfüllen konnte. Die Küche sollte befreien, aber gleichzeitig legte sie die Bewegungen fest und fixierte die Frau räumlich. Die bis in alle Details ­rationalisierte und normierte Wohnung diente als Werkzeug zur sozialen Erziehung der Bewohner zu einer neuen Lebensform, die reduzierten Räume verlangten ein anderes Verhalten – ein Musterbeispiel für social ­engineering.324 Als rationelle Alternative zum traditionellen Verlegen von Ziegeln begannen noch 1926 in einer Halle auf dem Frankfurter Messegelände Versuche mit der witterungsunabhängigen Produktion von Bimsbetonbauplatten. Es handelte sich aber um keine serielle fabrikmäßige Herstellung, denn die Fertigung der Platten erfolgte noch weitgehend in Handarbeit. Erste Platten konnten versuchsweise in der Siedlung Praunheim versetzt werden, die Errichtung eines Rohbaus mit einem Kran gelang in 48 Stunden, aber es kam nie zu einer Produktion in größerem Umfang (Abb. 93). Erst als sich 1928 zeigte, dass die geplanten Herstellungszahlen nicht ein­ gehalten werden konnten, wurde die Rationalisierung forciert. Die neue Bauplattenfabrik am Osthafen produzierte ab 15. Oktober 1928 täglich

93 | Ernst May, Plattenbau der Siedlung Praunheim in Frankfurt am Main, 1928

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50 m3 Platten, aber insgesamt entstanden im Rahmen der circa 15 000 in Frankfurt bis 1932 erstellten Wohnungen nur 832 Häuser in Plattenbauweise.325 Ein größerer Erfolg war bei der Elektrifizierung der Wohnungen mit Elektroherd, Warmwasser und Rundfunk zu verzeichnen, weshalb die Presse «Die elektrische Römerstadt» als «Amerika direkt vor den Toren»326 Frankfurts feiern konnte.

Versuchssiedlungen der Reichsforschungsgesellschaft Die Rationalisierung des Bauwesens wurde zunehmend auch von staatlicher Seite gefördert, um eine Verbilligung des Wohnungsbaus zu erreichen. Am 25. März 1926 genehmigte der Reichstag dem Reichs­ arbeitsministerium einen Kredit in Höhe von 200 Millionen RM zur Förderung des Baus von Kleinwohnungen, und am 16. Juni 1926 setzte der Reichsrat, die Länderkammer der Weimarer Republik, einen Reichstypenausschuss ein, der auf Veranlassung der DDP-Abgeordneten Marie-Elisabeth Lüders 10 Millionen von der Kreditsumme zum Bau von 1000 Versuchsbauten erhielt.327 Die Verteilung der Mittel erfolgte über einen ­Ausschuss, in den auch May und Gropius berufen wurden, die auf diesem Weg für ihre Siedlungsprojekte in Frankfurt und Dessau Fördermittel einwerben konnten. Gropius’ Frau Ise vermerkte in ihrem Tagebuch: «nun sitzt er wenigstens an der quelle.»328 Anfang Juni 1927 trat ein Gesetz zur Verbilligung und Verbesserung des Wohnungsbaus in Kraft, zu dessen ­organisatorischer Umsetzung am 29. Juni 1927 die Reichsforschungsgesellschaft für Wirtschaftlichkeit im Bau- und Wohnungswesen329 (Rfg) gegründet wurde. 24 Ausschüsse der Rfg, in denen sich wieder Gropius und May befanden, verteilten hohe Zuschüsse und Fördergelder und unterstützten den Bau von Versuchssiedlungen, mit denen Rationalisierungsmaßnahmen erprobt und von der Rfg evaluiert werden sollten. Aufgrund der Macht- und Mittelkonzentration entwickelte sich die Rfg zur Zen­ tralstelle aller Bemühungen um Rationalisierung im Bauwesen, zu einer ­Tagung mit 40 Fachverbänden kamen im April 1929 über 1500 Teilnehmer.330 Konservative Architekten wie Schultze-Naumburg, Emil Högg oder Cornelius Gurlitt bekämpften die Rfg bereits bei der Gründung.331 Zu den von der Rfg unterstützten und später evaluierten Versuchssiedlungen gehörte auch die 1927 eröffnete Siedlung Am Weißenhof in Stuttgart, deren Bau der Deutsche Werkbund bereits 1925 beschlossen hatte und Rationalisierung und neue Wohnformen | 237

94 | Siedlung Am Weißenhof in Stuttgart, 1927

deren künstlerische Leitung der zweite Vorsitzende des Vereins, Ludwig Mies van der Rohe, übernahm (Abb. 94). Ziel war es, «Neuzeitliches Wohnen» in einer dauerhaften Bauausstellung zu präsentieren, deren Gebäude später vermietet werden sollten. Die Ausstellung diente somit als Instrument für die vom Werkbund propagierten Vorstellungen von einer Erziehung zu neuen Bau- und Wohnformen.332 Nach heftigen Auseinander­setzungen um die Auswahl – Adolf Loos sowie der erfolgreiche Erich Mendelsohn und Hugo Häring, Exponent einer organischen Architektur, nahmen schließlich nicht teil – lud Mies van der Rohe 17 Architekten aus fünf Ländern ein, um in Stuttgart, dem Zentrum handwerklichen traditionellen Bauens, die Internationalität des Neuen Bauens zu demonstrieren und Neuland zu «erobern»333. Den Eingeladenen gab er nur vor, Gebäude mit Flachdach zu errichten und «zu dem Wohnproblem Stellung zu nehmen»334, ansonsten waren sie frei, ihre Vorstellungen vom modernen Wohnen zu entfalten. In der offiziellen Publikation zur Siedlung distanzierte sich Mies van der Rohe nachdrücklich von der maschinellen Rationalisierung und betonte den baukünstlerischen Aspekt: «Es ist nicht ganz zwecklos, heute ausdrücklich hervorzuheben, daß das Problem der neuen Wohnung ein baukünstlerisches ist, trotz seiner technischen und wirtschaft­ lichen Seite. Es ist […] nur durch schöpferische Kräfte, nicht aber mit 238 | Weimarer Republik 1919 – 1933

rechnerischen oder organisatorischen Mitteln zu lösen. Aus diesem Glauben heraus habe ich trotz aller heute gültigen Schlagworte wie ‹Rationalisierung› und ‹Typisierung› es für notwendig gehalten, die in Stuttgart gestellten Aufgaben aus der Atmosphäre des Einseitigen und Doktrinären herauszuheben.» Mitten in der Begeisterung für Rationalisierung versuchte Mies van der Rohe, Architektur als Baukunst zu bewahren. Er wies deshalb Le Corbusier, der erklärtermaßen die Architektur zu einer Form von Poesie erheben wollte, die beiden prominentesten Plätze am Eingang zur Siedlung zu.335 Das aufgeständerte Einzelhaus entsprach dem von Corbusier entwickelten Typus eines «Maison Citrohan», unter dem ein Auto parken konnte, und das Doppelhaus wurde über einen Flur mit der Breite des Gangs in einem Eisenbahnwaggon erschlossen. Die beiden «Wohnmaschinen» waren mit teilweise betonierter Möblierung und einem halboffenen Sanitärraum radikal auf eine neue Lebensform ausgerichtet und zogen die meiste Kritik auf sich, aber durch die Gestaltung der Räume und Fassaden nach einem Proportionssystem entfalteten die Häuser auch die stärkste baukünstlerische Wirkung.336 Mies van der Rohe selbst errichtete als Dominante der Siedlung ein Mehrfamilienhaus, bei dem die Flexibilität der Wohnfunktionen auf einer Stahlskelettkonstruktion basierte, die wiederum eine elegante Proportionierung ermöglichte. Der Rotterdamer Baumeister J. J. P. Oud demonstrierte mit fünf Reihenhäusern aus Gussbeton zum einen eine neue Bautechnik und zum anderen, dass auch bei extremer Minimierung der Räume durch entsprechende Organisation der Funktionsabläufe und reduzierte Möblierung eine hohe Wohnqualität zu erreichen war. Zu den Werken mit besonderen baukünstlerischen Ansprüchen zählte auch das Wohnhaus von Hans Scharoun, das fließende Raumfolgen und wechselnde Raumhöhen zu einem kleinen Raumkunstwerk vereinte. Die meisten der 33 Häuser der Siedlung präsentierten neue Wohnformen als «Darstellung neuer Lebensformen»337, wie Mies bei der Eröffnung betonte. Siegfried Kracauer fasste diese intendierte Entsprechung von Lebensform und Bauform in einem Text zur Ausstellung zusammen: «Hygiene; kein Drum und Dran. Ein Gerippe, mager und behend wie der Mensch im Sporthemd und Hose. […] Wenn Frauen und Männer abends aus Fabriken und Büros nach Hause kommen, werden sie nicht mehr in das vorige Jahrhundert zurückversetzt.»338 Die neuen Wohnformen sollten über eine neue Bauweise entstehen, deshalb wurde auch immer wieder herausgeRationalisierung und neue Wohnformen | 239

stellt, dass es in der Nachfolge von Gilbreth und Taylor um neue Bau­ methoden und Konstruktionen ging, die Grundlage für das neuzeitliche Wohnen bilden sollten: «Dem Aufbau der Siedlung liegt die Absicht zugrunde, darzutun, daß die neuen Produktionsmethoden sich auch zwanglos auf den Hausbau anwenden lassen. So ist diese Siedlung eine Versuchskolonie zur Festlegung der Grundlagen für den modernen Serienbau.»339 Während die Mehrzahl der beteiligten Architekten mit ihren Beiträgen in Stuttgart neben dem «Neuen Wohnen» auch den baukünstlerischen ­Aspekt beachtete – weshalb die Siedlung Am Weißenhof bald auch internationale Bedeutung gewann –, präsentierte Walter Gropius direkt hinter den Bauten von Le Corbusier zwei Häuser, mit denen er eine Halbtrockenbauweise und eine Trockenmontage demonstrieren wollte. Hier trat der gestalterische Ausdruck hinter dem technischen Anspruch zurück, so dass die Bauhausstudenten beklagten, die Häuser ihres Direktors könnten nicht mit den Corbusier-Bauten konkurrieren. Gropius sah aber in der von ihm vorgeschlagenen Rationalisierung den Weg in die Zukunft, den

95 | Signet der Siedlung Dammerstock in Karlsruhe von Walter Gropius und Otto Haesler, 1928–1929

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er radikal weiterverfolgte und auch über die Rfg forcierte. Bei dem im Juni 1928 ausgeschriebenen Wettbewerb für die Siedlung Dammerstock bei Karlsruhe konnte die Rfg aufgrund ihrer Förderung die Vorgabe machen, dass die 750 Wohnungen mit nur drei Wohnungstypen und in einer «zeilenartigen» Bebauung «tunlichst in Nord-Süd-Richtung» geplant werden sollten. Gropius gewann diesen Musterwettbewerb mit einer sturen Addition paralleler Wohnzeilen, die dann unter seiner Oberleitung ausgeführt wurden (Abb. 95). Die Gleichförmigkeit rechtfertigte er mit dem Verweis auf die angeblich optimale Belichtung und Belüftung aller Wohnungen, die zwar in der Wohnfläche reduziert, aber so wohlorganisiert wie ein «Reisekoffer»340 seien. In Dammerstock wurde der Zeilenbau zwar noch hygienisch begründet, aber es ging ganz offensichtlich um die für die Reichsforschungsgesellschaft maßgebliche Rationalisierung. Im Zeilenbau materialisierte sich eine ökonomisch determinierte Raumstruktur, die mit den Verweisen auf Hygiene oder soziale Egalität nur eine nachgeschobene Rechtfertigung ­erhielt. Adolf Behne, der 1927 noch in der Industrialisierung des Bauens, das historische Formen verdrängte, eine «kopernikanische Wendung»341 sah, übte heftige Kritik an dieser Entwicklung, denn für ihn sollte das Neue Bauen nicht nur hygienisch funktionieren, sondern «ein Maximum an Menschenwürde»342 schaffen. In der Werkbundzeitschrift «Die Form» kritisierte er deshalb die Zerstörung des städtebaulichen Raums durch die sture Addition von Zeilen: «[…] das ist kein Miteinander, sondern ein Auseinander […]. Das heißt Menschen am laufenden Band verpacken, nicht aber Städtebau»343. Außerdem verwies er auf die zugrundeliegende Ideologie, die er als «diktatorische Methode» bezeichnete. Dem Menschen werde die Wohnform bis ins Einzelne vorgeschrieben, der Zeilenbau sei deshalb ein «unter der Maske der Wissenschaft sich ausbreitender Formalismus […], eine ästhetische Diktatur.»344 In der Siedlung Dammerstock wurde der Städtebau zu einem «graphisch sauberen Schwarz-Weiß-Bild»345 und der Mensch zu einer nach ökonomischen Kriterien berechneten ­«Figur», die als Wohnung einen «Reisekoffer» erhielt, aus dem jede Form von Individualität und Geschichte ausgesperrt war. Schon zeitgenössische Kritiker wie Ernst Bloch und Siegfried Kracauer verwiesen darauf, dass «das gleichmäßige hygienische Wohnen noch keineswegs auf eine klassenlose Gesellschaft»346, sondern auf den sich modern fühlenden Mittelstand ausgerichtet war und dass Rationalisierung und Standardisierung «mehr Rationalisierung und neue Wohnformen | 241

ein Spiegel des Wirtschaftssystems als eine Freisetzung des Menschlichen»347 waren. Für Kracauer gab das Neue Bauen «nur dem anonymen Sein des der kapitalistischen Wirtschaft verpflichteten Massenmenschen Ausdruck […]. Nicht das Menschliche wird in den neuen Wohnungen unmittelbar freigesetzt, sondern eher der Mensch des heute geltenden Wirtschaftssystems, der asketisch sein muß, wenn er ehrlich sein will.»348 Die Architektur führe zu keinen sozialen oder gar gesellschaftlichen Veränderungen. In einer höhnischen Satire über den Erziehungsanspruch der ­modernen «Bauhaus-Wohnung» schrieb Bert Brecht, «diese vorsätzliche Harmonie und diese reformatorische Zweckdienlichkeit» seien «nicht mehr auszuhalten»349. Trotz der vielfachen Kritik am «Prinzip Dammerstock» setzte sich die Rationalisierung in der Architektur aufgrund der wirtschaftlichen Lage nicht nur fort, sondern verstärkte sich zunehmend, während gleichzeitig einige Architekten den «baukünstlerischen» Anspruch der neuen Bauformen bei exklusiven Bauten vorführten. Noch während des Konjunkturaufschwungs teilte sich das Neue Bauen in einen minimalisierten Massenwohnungsbau und in Luxusanlagen. Da es Ernst May trotz der Bemühungen um Rationalisierung und Typisierung weder gelungen war, die Zahl von 18 000 Wohnungssuchenden in Frankfurt kräftig zu reduzieren, noch

96 | Ernst May, Siedlung Westhausen in Frankfurt am Main, 1929–1932

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billige Wohnungen für untere Einkommensschichten zu schaffen, beschloss die Stadtverordnetenversammlung Ende August 1928, das Wohnungsbauprogramm drastisch quantitativ und qualitativ zu verändern. Es sollten nun 4000 Wohnungen pro Jahr – mindestens die Hälfte davon für «minderbemittelte Schichten»350 erschwinglich – geschaffen werden. Da die ­Finanzierung über Hauszinssteuer und Kredite nicht wesentlich geändert werden konnte und die Baukosten ohnehin ständig stiegen, musste May das bisherige Konzept radikal verändern. Nun plante er keine räumlich differenzierten und topographisch angepassten Siedlungen mehr, sondern konzipierte Kleinstwohnungen und unterwarf den Städtebau der Rationalisierung entlang einer Kranbahn. Mit Westhausen (Abb. 96) und Goldstein sollten große reine Zeilenbau-Siedlungen entstehen, bei denen die Wohnungsgrößen um etwa ein Drittel reduziert sowie die Ausstattungen vereinfacht wurden. Hatte am Römerberg eine Dreizimmerwohnung noch 66 Quadratmeter, so betrug die entsprechende Wohnfläche in Westhausen nur noch 41 Quadratmeter. May erklärte dazu lapidar: «Lieber eine kleine Wohnung als keine Wohnung.»351 Den weiteren Weg zu Großsiedlungen im Zeilenbau mit Klein- und Kleinstwohnungen zeichnete die Rfg vor, die im Herbst 1929 einen Wettbewerb für eine Siedlung mit 4000 Wohnungen in Berlin-Haselhorst ­organisierte und dafür den Zeilenbau zur Vorgabe machte, da dieser «bei bester Durchlüftung eine gleich günstige Sonnenlage für alle Wohnungen sichert»352, eine Blockrandbebauung war ausdrücklich ausgeschlossen. Die eingereichten Entwürfe zeigten dementsprechend durchwegs, analog zu einem Fließband, eine rigide Abfolge von Zeilen mit einer Länge bis zu 500 Meter. Walter Gropius, der den Wettbewerb gewann, legte vier Entwurfsalternativen mit unterschiedlichen Bauhöhen vor, die von einem Ingenieur hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit berechnet worden waren. Diese «wissenschaftliche Gründlichkeit»353 beeindruckte die Jury, die allerdings feststellte, dass die geforderte Verbindung von größter Wirtschaftlichkeit mit städtebaulichen, architektonischen und ingenieurmäßigen Anforderungen eigentlich einen neuen Typ von «Ingenieur-Architekten» erfordere. Da zum einen eine Forschungssiedlung zur Erprobung unterschiedlicher Typen entstehen sollte, zum anderen aber die größte Wirtschaftlichkeit nur durch eine möglichst einheitliche Ausführung von einer einzigen Baufirma zu erreichen war, kam es zu Kontroversen. Gropius zog sich zurück, die Planung verzögerte sich und geriet damit in die WeltwirtRationalisierung und neue Wohnformen | 243

schaftskrise, so dass letztlich nur ein Teil der ursprünglichen Planung durch andere Architekten zur Ausführung kam. Die Planungen von Dammerstock und Haselhorst zeigen, wohin das Diktat der ökonomischen Rationalisierung führte. Nicht alle modernen Architekten folgten deshalb diesem Weg, den Bruno Taut als «doktrinären Zeilenbau»354 bezeichnete. So demonstrierten beispielsweise Gustav Oelsner in Altona, Hans Richter in Dresden-Trachau oder Thomas Wechs in Augsburg, wie auch eine moderne kubische Architektur mit offenen Wohnhöfen räumlich differenziert einer städtebaulichen Struktur eingepasst werden konnte.355 Konservativen Kritikern diente der sture Zeilenbau als Beleg für eine Kollektivierung mit Verlust an Gefühlswerten und Traditionsbindung.356 Von den Vertretern einer radikalen Rationalisierung wurden die Einschränkungen jedoch auf vielfache Weise gerechtfertigt und ideologisch verbrämt. Die Zeilenbauweise richtete sich demnach gegen die lichtlosen Hinterhöfe der Mietskasernen und ermöglichte ein hygienisch gesundes Wohnen mit Luft, Licht und Blick auf Grünflächen, das

97 | Sigfried Giedion, «Befreites Wohnen», Titel der Veröffentlichung 1929

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«Steinmeer» der Städte sollte sich zum Wohnen wie in einer Gartenstadt verwandeln.357 So wie Hygiene und Ökonomie die rationalisierte Fließbandproduktion von Wohnungen begründen sollten, so wurde die Reduktion der Wohn­flächen mit einem Gewinn an Luft und Licht und einer Befreiung der Frau von unnötiger Hausarbeit beschönigt. Die Dominanz der Hygiene und die Angleichung des Raums zum Leben der Menschen an die taylorisierte Arbeitswelt der Fabrik erhielten zudem durch Sigfried Giedion, den Generalsekretär von CIAM und damit Sprachrohr für moderne Architektur, eine ästhetische Überhöhung. In der im Frühjahr 1929 publizierten, griffig formulierten Publikation Befreites Wohnen (Abb. 97) erklärte er, ein Haus sei «schön», wenn es «unserem Lebensgefühl entspricht. Dieses verlangt: Licht, Luft, Bewegung, Öffnung»358. Damit wurden ein allgemeines gemeinsames L ­ ebensgefühl hypostasiert, dafür ein angeblicher Anspruch dekretiert und schließlich Hygienenormen in ästhetische Werte umgewandelt.

Befreites Wohnen und die Wohnung für das Existenzminimum In seiner Schrift bezeichnete Giedion zudem die Rationalisierung als Lösung der wichtigsten sozialen Aufgabe des Bauens, den Bau von Wohnungen «für die Leute mit dem kleinsten Einkommen». Dieses Thema war besonders aktuell, denn trotz der Rationalisierungskonjunktur war das Bauen in der Weimarer Republik im Vergleich zu den Einkommen generell zu teuer. Der 2. CIAM-Kongress, den Ernst May Ende Oktober 1929 in Frankfurt am Main organisierte und der damit direkt nach dem Börsenkrach stattfand, stand deshalb unter dem Motto «Die Wohnung für das Existenzminimum» (Abb. 98). Auf dem Kongress wurde wieder Rationa­ lisierung als Heilmittel angepriesen und Giedion erklärte: «Fast als letztes großes Produktionsgebiet vollzieht die Architektur den Schritt von der handwerklichen zur industriellen Herstellung.»359 Le Corbusier präsentierte dazu als Beleg ein Diagramm, das die Halbierung der Produk­ tionskosten eines Ford-Autos gegenüber der Verdopplung der Baukosten zeigte,360 und Gropius vertrat die Auffassung, «daß der Mensch, beste Belüftungs- und Besonnungsmöglichkeiten vo­rausgesetzt, vom biologischen Standpunkt aus nur eine geringe Menge an Wohnraum benötigt, zumal wenn diese betriebstechnisch richtig organisiert wird.» Es gelte deshalb Rationalisierung und neue Wohnformen | 245

98 | «Die Wohnung für das Existenzminimum», Titelblatt der Veröffent­ lichung der Beiträge des CIAM-Kongresses in Frankfurt am Main 1929

«das Gebot: vergrößert die Fenster, verkleinert die Räume.»361 In einer begleitenden Ausstellung wurden dementsprechend ausschließlich Grundrisse von Kleinstwohnungen aus verschiedenen Ländern gezeigt, für die nur die Wohnfläche, der umbaute Raum und die jeweilige Fensterfläche ange­ geben waren, die äußere Erscheinung spielte keine Rolle mehr. Mehrere Architekten rechneten jedoch vor, dass auch durch Rationalisierung des Bauens und Verkleinerung der Wohnflächen keine Wohnräume für minderbemittelte Schichten geschaffen werden konnten und dass deswegen «das heutige Existenzminimum (2000 bis 2500 Mark im Jahr) nicht als wirtschaftlicher Maßstab für die Mindestration ‹Wohnung› angenommen werden dürfe»362. Die Mehrheit der CIAM-Architekten gab jedoch den Anspruch auf Rationalisierung und Raumreduktion nicht auf, sondern bezeichnete die Zuteilung der notwendigen «Ration Wohnung» einfach als Aufgabe der Wirtschaft beziehungsweise der Politik. Giedion erklärte simpel: «Die Wirtschaft muß den Weg dazu finden», Gropius formulierte eine Liste mit Forderungen «an die Staaten»363 und Ernst May erläuterte, nur eine Zinsverbilligung könnte die Kosten senken, dies müsste aber von der öffentlichen Hand übernommen werden, nur diese könnte 246 | Weimarer Republik 1919 – 1933

demnach «die Organisation des Wohnungsbaus für das Existenzminimum durchführen»364. Die Mehrzahl der in Frankfurt versammelten Architekten blendete die ökonomischen und politischen Bedingungen bewusst aus und konzen­ trierte sich darauf, wissenschaftlich abgesicherte Vorgaben für das Existenzminimum zu finden. Gropius argumentierte mit Verweisen auf eine Publikation des Soziologen Franz Müller-Lyer über Die Entwicklungs­stufen der Gesellschaft und erklärte, die Industriegesellschaft entwickle sich ohnehin zur mobilen Kleinfamilie, die verkleinerten Wohnungen müssten deshalb nur richtig organisiert und durch Gemeinschaftseinrichtungen ergänzt werden.365 Am häufigsten waren die Bezüge der Referenten auf die Biologie. Ausgehend von Berechnungen über den zum Leben notwendigen Sauerstoffverbrauch, zur «Wärmequelle Mensch» oder zur «Wasserdampfabgabe» des Körpers wurde das «zahlenmäßig erfassbare Minimum» statistisch festgestellt und danach die Kleinstwohnung bemessen.366 Kombiniert mit den Messungen und Diagrammen zur Minimierung von Funktionsabläufen wurde Architektur damit zu einer Art biologistischer «Körperökonomie»367, die wiederum den Anspruch erhob, für alle Menschen gültig zu sein. Einige Architekten verwiesen jedoch auch kritisch auf die Hintergründe und Folgen der Rationalisierung. So erklärte Adolf Behne, es drohe die Gefahr, «daß man bei der Konstruktion eines Wohnminimums mehr an einen Automaten denkt als an den lebendigen Menschen, der schließlich von seiner Wohnung verlangen kann, daß sie noch etwas anderes sei als eine Schalttafel.»368 Bruno Taut verwies auf die Grenzen der Wohnungsverkleinerung, die er von seinen Studenten untersuchen ließ,369 plädierte für Wohnungen, die eine Mehrfachnutzung der Räume möglich machten, und illustrierte die Kleinstwohnung karikierend als Gefängniszelle.370 Hannes Meyer und Martin Wagner stellten die Rationalisierung wieder in die ökonomischen und politischen Zusammenhänge. Für Meyer wurden Wohnungen nur verkleinert, «weil die Miete verringert werden muss»371, somit würden durch die kleinen Wohnungen letztlich auch noch die niedrigen Löhne gerechtfertigt. Wagner erklärte, es ginge nicht darum, die Fenster, sondern die Kaufkraft der Familie zu vergrößern. Die Einsparungen durch Rationalisierung seien im Vergleich zu den Zinsbelastungen marginal, «[…] die billigere Miete» hänge «weit mehr von einer Senkung des Zinssatzes als von einer Senkung der Baukosten ab», eine Steigerung des Rationalisierung und neue Wohnformen | 247

Hypothekenzinses um nur ein Prozent würde eine Reduktion der Baukosten von zehn Prozent wieder aufheben. Da derartige Analysen keine Beachtung fanden, spottete Wagner: «[…] allerdings kann man die Verbil­ ligung des Bauens nicht von Philosophen und Künstlern erwarten»372. Kommunistische Kritiker und Architekten wie Karel Teige und Iří Kroha betonten, dass die Probleme im politischen und wirtschaftlichen System lägen und nur durch eine politische Veränderung gelöst werden könnten.373

Weltwirtschaftskrise: Behelfsbauten und Luxuswohnungen Es gehört zu den Kennzeichen der Ideologien des Neuen Bauens in der Weimarer Republik, dass parallel zu den Diskussionen um die Wohnung für das Existenzminimum das Wohnen und Leben des erträumten neuen Weltbürgers als architektonisches Programm entwickelt und dabei die Minimierung des Wohnraums in einer Zukunftsvision beschönigt wurde. Der antizipierte nomadisierende Weltbürger brauchte demnach keine große Wohnung, er lebte wie in einem Hotel beziehungsweise nach amerikanischem Vorbild in einem Boarding-House, seine Lebensbedürfnisse stillten Restaurants, Schwimmbäder, Sportplätze und Zentralwäschereien, die Frau war berufstätig und von der Hausarbeit befreit und die ­Kinder gingen in Ganztagsschulen.374 Während die Wirtschaft zusammenbrach, präsentierte Walter Gropius zusammen mit einigen ehemaligen Bauhaus-Kollegen 1930 in Paris auf einer Ausstellung des Deutschen Werkbunds einen schicken Gesellschaftsraum und elegante Räume eines Wohnhotels. Diese Vision des zukünftigen Wohnens setzten mehrere Architekten auf der «Deutschen Bauausstellung» in Berlin 1931 fort. In der von Mies van der Rohe organisierten Abteilung «Wohnung unserer Zeit» fanden sich neben einem luxuriösen Hofhaus Vorschläge für das Wohnen im Boarding-House. Die Minimierung auf das räumliche Existenzminimum wurde in eine Steigerung von Lebensqualität verdreht, Architekten träumten sich mitten in der Weltwirtschaftskrise in eine andere Welt. In der Realität erledigten der schrittweise Zusammenbruch der Wirtschaft und der rasante Anstieg der Arbeitslosen sowohl die Architektur­ phantasien wie auch die kritischen Einwände gegen Rationalisierung. Die Reduktion der Wohnstandards wurde nun auf der Grundlage der Über­ 248 | Weimarer Republik 1919 – 1933

99 | L aubenkolonie, Dauerkleingärten Rehberge in Berlin, 1929

legungen zur Wohnung für das Existenzminimum ohne bautechnische Hilfsmittel fortgesetzt. Die am 10. Januar 1931 verabschiedeten «Reichsgrundsätze für den Kleinwohnungsbau» beschränkten die geförderte Wohnfläche auf 32 bis 45 Quadratmeter, zudem wurden die Hygiene­ normen herabgesetzt und beim Bau von Gartenstellen und Wohnlauben die Vorschriften reduziert. An den Stadträndern entstanden zahlreiche «wilde» Not- und Erwerbslosensiedlungen mit Eigenversorgung (Abb. 99), darunter auch die Arbeiterzeltsiedlung am Großen Müggelsee bei Berlin, die als Schauplatz für den Film «Kuhle Wampe oder: Wem gehört die Welt?» diente, für den Bert Brecht Texte und Hanns Eisler die Musik schrieb. Der Film, in dem ein Arbeitsloser durch die Notverordnungen in den Tod getrieben wird, endet mit der Forderung der Besitzlosen nach ­einer Veränderung der Welt und wurde nach der Uraufführung im März 1932 sofort verboten, da er nach Meinung des Zensors in «seiner Gesamtwirkung bei der notwendigen besonderen Berücksichtigung der gegenwärtigen Zeitumstände geeignet ist, die öffentliche Sicherheit und Ordnung und lebenswichtige Interessen des Staates zu gefährden»375. Brecht bestätigte anschließend ironisch diese Einschätzung: «Der Inhalt und die AbRationalisierung und neue Wohnformen | 249

sicht des Films geht am besten aus der Aufführung der Gründe hervor, aus denen die Zensur ihn verboten hat.»376 Im Rahmen der 3. Notverordnung der Regierung Brüning vom 6. Oktober 1931 sollten die vorstädtischen Kleinsiedlungen organisiert und die Eigenarbeit bei der Erstellung von Notwohnungen als Arbeitsbeschaffungsprogramm finanziell unterstützt werden.377 Die Hoffnung, mit Hunderttausenden von Klein- und Primitivhäusern der Not begegnen zu können, zerschlug sich allerdings schnell. Die Geldknappheit pulverisierte auch die Träume von einer Kostenreduktion durch Rationalisierung, die Mittel für die Rfg wurden gestrichen, die Einrichtung löste sich im Juni 1931 auf. Die Finanznot beförderte noch die Ideologie vom Existenzminimum, denn in der Krise reduzierten sich die Ansprüche von selbst und die Einschränkung auf das Lebensminimum wurde immer selbstverständ­ licher. In dem Band Die Deutsche Wohnung der Gegenwart in der beliebten Reihe der Blauen Bücher erklärte der Herausgeber Walter Müller-Wulckow bereits 1930, die wirtschaftlichen und soziologischen Veränderungen hätten eine «Revision der Lebensbedürfnisse von Grund aus erzwungen. In allen Schichten der Bevölkerung besinnt man sich auf das innerhalb des Lebenskreises Notwendige und Unentbehrliche. Das Existenzminimum ist zur wirtschaftlichen und ethischen Norm geworden. […] Während ­früher die Wohnansprüche der Oberschicht das Vorbild abgaben, […] ist jetzt umgekehrt die Wohnung für das Existenzminimum zur Richtschnur, ja zum Ausgangspunkt für den Gestaltungswillen geworden.»378 Das Frontispiz zeigte dafür exemplarisch einen von Ferdinand Kramer für Ernst May eingerichteten kargen Arbeitsraum. Der allgemeinen Not und der Reduktion des Raums zum Leben standen in den letzten Jahren der Weimarer Republik einige luxuriöse Bauten gegenüber, in denen sich ein ganz anderer Gestaltungswille artikulierte und mit dem das Neue Bauen einen höchst ästhetischen und repräsentativen Ausdruck gewann. Die Ausdeutung der Möglichkeiten von Skelettkonstruktionen für freie Grundrisse und fließende Formen konnte sich beim Bau von Villen besonders entfalten. Die Brüder Luckhardt schufen mit zwei Villen Am Rupenhorn in Berlin eine scheinbar am Hang schwebende ­Architektur, Martin Elsaesser errichtete bis 1932 für den Zigarettenfabrikanten Philipp F. Reemtsma eine moderne Luxusanlage in Altona, den aufwendigsten Privatbau der Weimarer Republik mit 1700 Quadrat­ metern Wohnfläche (Abb. 100),379 und Hans Scharoun entfaltete das ganze 250 | Weimarer Republik 1919 – 1933

100 | Martin Elsaesser, Villa für Philipp F. Reemtsma in Hamburg-Othmarschen, ­1930–1932

ästhetische Potenzial ineinanderfließender Innen- und Außenräume bei der 1933 fertiggestellten Villa Schminke in Löbau.380 Mies van der Rohe, der sich ausdrücklich gegen Rationalisierung gewandt und eine Architektur als Baukunst eingefordert hatte, erbaute 1929 bis 1930 für das Unternehmerehepaar Fritz und Grete Tugendhat in Brünn eine Villa mit 1250 Quadratmetern Nutzfläche. Die Stahlskelettkonstruktion ermöglichte eine freistehende Onyx-Wand und die Öffnung nach außen durch große, versenkbare Fenster sowie ineinanderfließende Räume, die Mies durch eine raffinierte ­Wegeführung erlebbar machte.381 Für einen Vertreter sozialen Bauens wie den tschechischen Kritiker und Publizisten Karel Teige war die Villa ­Tugendhat deshalb ein «Höhepunkt des modernen Snobismus, ein Angeberstück für den Lebensstil eines Millionärs […], das bei aller formalen Qualität nichts anderes ist als die Neuausgabe eines protzigen Barock­ palais.»382 Die Inszenierung einer fließenden Bewegung mit ständig wechselnden Raumeindrücken in perfekt proportionierten Räumen und im Zusammenspiel mit der Konstruktion zelebrierte Mies van der Rohe fast gleichzeitig am Deutschen Pavillon auf der Weltausstellung in Barcelona 1929. Die ingeniöse Ausdeutung moderner Architekturprinzipien in einem nationalen Repräsentationsbau machten den Barcelona-Pavillon, der nach der Ausstellung abgerissen und nur begrenzt rezipiert worden war, im Rationalisierung und neue Wohnformen | 251

Rückblick späterer Generationen zum Paradebeispiel für einen a­ ngeblichen Triumph der Moderne in der Weimarer Republik.383 Die aufwendigen Bau- und Raumkunstwerke zeigen nur eine Seite der modernen Architektur, auf deren «Doppelgesicht»384 bereits in der Weimarer Republik ein kritischer Beobachter wie Alexander Schwab (unter dem Pseudonym Albert Sigrist) hinwies. Der Entfaltung und Öffnung von Räumen, die als Pendant zu Emanzipation und individuellen demokratischen Freiräumen interpretiert werden konnten, stand der Versuch gegenüber, die Massen durch Architektur zu erziehen, Räume nach hygienischen, funktionalen und ökonomischen Prinzipien zu ordnen und den Menschen als Objekt zu erfassen. Dem berechneten Grundriss und der ­rationalisierten Siedlungsform entsprach der berechnete Mensch, der sich in diese Ordnung einpassen sollte beziehungsweise musste. Die nach den Prinzipien der modernen Architektur geordnete Lebenswelt besaß emanzipatorisches Potenzial, das sich in vielen Siedlungen entfaltete; aber die mit Architektur verbundene soziale Normierung und Disziplinierung hatte auch eine «repressive Seite»385, die als eine Folge des Modernisierungs­ prozesses in einer säkularisierten Welt Ordnungsimperative und Sozial­ disziplinierung auslöste.386 Nach Detlev Peukert waren «die Angebote zur Erweiterung der Lebenschancen und die Tendenzen zur Enthumanisierung unlösbar miteinander verknäult; denn auch das Janusgesicht der Moderne hat nur einen Kopf.»387 Modernisierungsprozesse sind an gesellschaft­ liche Strukturen gebunden, sie können in Demokratien wie Diktaturen stattfinden und auf deren jeweilige Ziele ausgerichtet werden. Kombiniert mit rassebiologischen Gesellschaftsentwürfen ging die Rationalisierung in die Ideologie des Nationalsozialismus ein. Einer der Wege von der ökonomisch determinierten Struktur von Dammerstock führte deshalb zur archi­ tektonischen Ordnung von Konzentrationslagern, von den hygienisch konzipierten gesunden Wohnungen führte ein Weg zu den Wohnungen für ­gesunde, «rassereine» Bewohner, und von dem vermessenen und berechneten Menschen zog sich eine Linie zur Bauentwurfs- und der Bauordnungslehre, die Ernst Neufert im Auftrag von Albert Speer anfertigte, um das Leben komplett zu normieren. Erst im Dienst der Gesellschaftsform zeigt sich das jeweilige Gesicht der janusköpfigen «Moderne».388

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2. 5 Stadtumbau und Landesplanung Kritik an der Stadt Bereits in den Anfängen der Industrialisierung in Deutschland verdammte Wilhelm Heinrich Riehl 1855 in dem einflussreichen Werk über Die Naturgeschichte des Volkes als Grundlage einer deutschen Social-­ Politik die «Widernatur» und «Monstrosität» der Großstädte und zeichnete das dörfliche Leben als Gegenbild.389 Mit dem rapiden Wachstum der Städte, in denen ein immer größerer Prozentteil der Bevölkerung lebte, weitete sich die Kritik an Großstädten aus, die nun besonders unter bio­ logischen und soziologischen Gesichtspunkten als ungesunde Brutstätten von Krankheiten, Verelendung und Proletarisierung, als Orte der Heimatlosigkeit, Entwurzelung und Seelenlosigkeit geschmäht wurden.390 In der großstädtischen Menge lösten sich alte Ordnungen und Bindungen auf, die traditionelle überschaubare «Gemeinschaft» verwandelte sich zur ab­ strakten «Gesellschaft»391, «die Masse» wurde zu einem «der bildungsbürgerlichen Abscheubegriffe der Epoche»392. Das «steinerne Meer» der Großstädte diente auch zur literarischen Reflexion über die Gegenwart, so schrieb Rainer Maria Rilke 1905 im Stundenbuch: «Die Städte aber wollen nur das ihre / und reißen alles mit in ihrem Lauf […]. Und ihre Menschen […] funkeln wie die Huren / und lärmen lauter mit Metall und Glas.»393 Eine Zukunftsvision, in der die Industrialisierung nicht abgelehnt, aber die Städte auf etwa 30 000 Einwohner begrenzt und mit Grün durchzogen werden sollten, präsentierte Ebenezer Howard 1898 mit dem Konzept einer Gartenstadt.394 Der euphemistische Begriff verdeckte, dass Howards Gartenstädte auch als Industrieorte konzipiert waren: «Stadt und Land müssen sich vermählen», schrieb er, und aus dieser Vereinigung sollten «neues Leben und eine neue Kultur entstehen»395. Die Idee, die Vorzüge städtischen und ländlichen Lebens in einer «Land-Stadt» zu vereinen beziehungsweise die steinerne Stadt mit Natur aufzulockern und in eine «Stadtlandschaft» umzugestalten, zog sich unter vielen Begriffen und in Varianten als ein Leitmotiv durch die städtebaulichen Konzepte im 20. Jahrhundert. Stadtumbau und Landesplanung | 253

Howards Gartenstadt war noch als eine «Dezentralisationsbewegung»396 von den Großstädten hin zu Kleinstädten auf Neuland konzipiert worden und basierte nicht zuletzt auch auf der Mobilität durch neue Verkehrs­ mittel. Die Abwanderung sollte die Großstädte mehr oder weniger von selbst allmählich auflockern und zum Verschwinden bringen. Im Gegensatz zu dieser etwas naiven Vorstellung etablierte sich der Städtebau mit dem Handbuch von Josef Stübben Der Städtebau (1890), einer eigenen Zeitschrift (1904) und der Errichtung von eigenen Lehrstühlen zu einer wissenschaftlichen Fachdisziplin.397 In der Folge rückten auch die Planung von Städten und die Sanierung des Bestands immer stärker in die Dis­ kussion. Im Glauben an die Machbarkeit der Zukunft sollten soziale Probleme durch Planung überwunden und eine verlorene Ordnung durch «social engineering», durch sozial-technisches «Ordnungsdenken» wieder neu konstruiert werden.398 Nach den Leitbegriffen Hygiene und Verkehr wurden noch vor dem Weltkrieg dichtbebaute Altstadtquartiere einer gezielten und umfassenden «Hygienesanierung» unterworfen, bei der alte Bausubstanz breiten Straßenzügen weichen musste.399 Der Architekt Otto March erklärte drastisch, zur Sanierung Berlins müssten eine «Blut- und Eisenpolitik» eingesetzt und mit der Spitzhacke «heilsame Durchbrüche für die vordringlichen Verkehrswogen»400 geschaffen werden.

Beginn der Raumplanung Den Anstoß für eine die Stadt übergreifende Stadt- und Raumplanung lieferte der Bauingenieur Robert Schmidt 1912 mit einer Denkschrift zur Schaffung eines Generalsiedlungsplanes für das Ruhrgebiet, mit dem ein «geordnetes Zusammenleben der Menschenmassen»401 durch getrennte Flächen für Wohnen, Arbeiten, Verkehr und Erholung erreicht werden sollte. Um einen «einwandfreien, den modernen Lebensbedingungen angepaßten Großstadtorganismus zu schaffen», sollten die Städte mit Straßen und Grünzügen durchzogen werden, sich dadurch auflockern und sich allmählich nach Funktionen in eine «City» für Administration und Handel sowie Wohn- und Erholungsbereiche in den Außenbezirken trennen. Schmidts Überlegungen, mit denen er die Planung aus der «Froschperspektive» in die «dem Zeitalter der Luftschiffahrt» entsprechende ­«Vogelperspektive»402 erheben wollte, aus der größere wirtschaftliche und verkehrstechnische Zusammenhänge zu einem Organismus geordnet wer254 | Weimarer Republik 1919 – 1933

den konnten, stießen die Landes- und Raumplanung403 der nächsten Jahrzehnte an. Es entstand ein «Ordnungsdenken»404, das sich auf Statistiken stützte, aber auf biologistischen Vorstellungen von Natur und Organismus basierte. Vermeintlich aufgefundene «normative Wirklichkeiten dienten zur Orientierung bei der Gestaltung von Lebensverhältnissen», Experten interpretierten angeblich «vorgefundene ‹natürliche› soziale Wirklichkeiten als Leitlinie», indem sie die von ihnen «‹entdeckten› Ordnungen als Gestaltungspläne deuteten»405. Damit entstanden Denkfiguren und Verhaltensweisen, die dann in den 1930 er-Jahren im Dienst einer nationalistischen und rassistischen Ideologie zur mörderischen NS-Raumordnung führten und die noch weit über die NS-Zeit hinaus wirksam waren. Mit der Niederlage und dem wirtschaftlichen Zusammenbruch am Ende des Ersten Weltkriegs erhielt die Kritik an der Großstadt weiteren Auftrieb, und gleichzeitig schien sich die Möglichkeit zu eröffnen, durch Abwanderung aufs Land, durch «innere Kolonisation» mittels Reagrarisierung und Selbstversorgung sowohl einen Umbau der Städte als auch eine Umstrukturierung der Gesellschaft zu erreichen. Eine kräftige Stimme erhielt diese Bewegung durch Oswald Spenglers 1918 und 1922 erschienenen zweibändigen Bestseller und baldigem Kultbuch Der Untergang des Abendlandes, in dem er behauptete: «Der Steinkoloß ‹Weltstadt› steht am Ende des Lebenslaufes einer jeden Kultur.»406 Nach Spengler siegte mit der Stadt die Zivilisation über die aus dem Land geborene Kultur, und in den Riesenstädten würde sich dieser Geist der Zivilisation letztlich selbst durch «Rasseselbstmord» vernichten. Nur durch einen Sieg der «erzeugenden Wirtschaft», einen «Sieg des Blutes» über die Geldherrschaft in den Weltstädten, könnte der Untergang abgewendet werden – das war Wasser auf die Mühlen von Rassisten.

Auflockerung der Stadt und Trennung der Funktionen Parallel zum politischen Umbruch 1918 proklamierte der Gartenarchitekt Leberecht Migge in einem «Grünen Manifest», das er als «Spartakus in Grün» unterzeichnete, eine Verbindung der Großstädte mit Selbstversorgung und dem Leben in der Natur: «Die alte deutsche Stadt der alten deutschen Bürgermacht ist tot, tot, tot! […] Schafft Stadtland.»407 Der verwertbare städtische Boden sollte für Selbstversorgergärten genutzt und somit in den Städten eine neue Lebensgrundlage für das deutStadtumbau und Landesplanung | 255

sche Volk geschaffen werden. Dieses Konzept führte Migge zuerst zum Siedlungsprojekt Sonnenhof in Worpswede, dann zur Binnenkolonisation und nach 1933 zur Blut-und-Boden-Ideologie der Nationalsozialisten. Zwei Jahre nach Migges grünem Manifest publizierte Bruno Taut das gezeichnete antiurbane Programm Die Auflösung der Städte oder: Die Erde eine gute Wohnung, in dem er zusammenstürzenden Häusern gartenstadtartige Gebilde gegenüberstellte und erklärte: «Nun blüht unsere Erde auf» (Abb. 62).408 Wesentlich konkretere Vorschläge für einen auf Natur und Landschaft bezogenen Umbau der Großstadt legte der Stadtbaurat von Hannover, Paul Wolf, 1919 vor. Für ihn sollte nach dem verlorenen Krieg die «Trümmerstätte des Alten» zur «Wiege werden für eine neue schöpferische Gestaltung»409. In direkter Anknüpfung an den Entwurf von Eberstadt, Möhring und Petersen für den Wettbewerb Groß-Berlin 1910410 entwarf er ein «Diagramm für die Formbildung einer Großstadt»411, das nicht mehr eine konzentrische, sondern eine radiale Entwicklung von ­einem Stadtzentrum zu den in der Höhe abgestuften Vororten zeigte (Abb. 101). Entlang der Ausfallstraßen zogen sich «Grünkeile», die einen Wald- und Wiesengürtel an der Peripherie keilförmig bis ins Zentrum führten und die untereinander so verknüpft waren, dass ein Netz von Grünflächen «planmäßig den Stadtkörper» durchdrang. Wolf wies den einzelnen Funktionen wie Industrie, Gewerbe oder Wohnen bereits getrennte «Zonen» zu, verknüpfte

101 | Paul Wolf, Diagramm für die Formbildung einer Großstadt, 1919

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die Bereiche mit Straßen und Bahnlinien und legte einen in Grün eingebetteten Gürtel mit Vororten um die Stadt. Die Grundelemente der meisten folgenden städtebaulichen Planungen – Auflockerung der Großstadt, Trennung der urbanen Funktionen, Durchdringung von Stadt und Landschaft und abgetrennte, verkehrlich angeschlossene Vorstädte – waren hier bereits vorgezeichnet. Beim Städtebauwettbewerb für Breslau führten Ernst May und Herbert Boehm 1920 – unter Einbeziehung der Ideen von Mays Lehrer Raymond Unwin412 – diese Konzeption weiter und legten einen Entwurf mit vorstädtischen «Trabanten» vor, die sie als gänzlich abgetrennte «Erweiterungskörper vom Zentralorganismus»413 definierten. Dieses Modell bildete die Leitlinie für Mays Tätigkeit seit 1925 bei der Stadtplanung von Frankfurt am Main, zu der er erklärte: «Das konzentrische, homogene Wachstum der Großstädte hat die gesundheitlichen Bedingungen der Stadtbewohner auf das schwerste gefährdet. Die Stadt muß aufgelockert, die einzelnen Stadtkomplexe in sich abgeschlossen in Freiland eingebettet werden.»414 Bis Anfang der 1970 er-Jahre sollten «Trabantenstädte» als durchgrünte Wohn-Siedlungen am Rand von Großstädten ein zentrales städtebauliches Planungsinstrument bleiben.

Fritz Schumacher: Planungen für Hamburg und Köln In der konkreten Situation der wirtschaftlich mageren Nachkriegsjahre unterstützte die Politik den Bau von Kriegerheimstätten, mit denen Selbstversorgung und eine Abwanderung aus den Städten verbunden waren. Den Umbruch nach dem Weltkrieg nutzten aber auch einige Politiker und Städtebauer, um großangelegte Planungen für den Umbau ihrer Städte anzuregen. Fritz Schumacher, Leiter des Hochbauwesens und Baudirektor in Hamburg, verfasste 1919 eine Denkschrift, mit der er aufzeigen wollte, dass durch eine – bislang nicht durchführbare – Gebiets­ reform über die kommunalen Grenzen hinaus eine «natürliche Entwicklung des Organismus Hamburg»415 eingeleitet werden könnte. In zwei Schaubildern zeigte er zum einen die durch die Gebietsgrenzen eingeschränkte sowie zum anderen eine «natürliche» Entwicklung, die er in Form eines sich entfaltenden «Straußenfächers» visualisierte. Ausgehend vom Hafen, dem «Kraftzen­trum» der Stadt, sollte sich durch einen «Blick auf das Ganze» der Organismus gleichmäßig in alle Richtungen entwickeln Stadtumbau und Landesplanung | 257

und damit das «innere Verhältnis von ästhetischen und sozialen Fragen […] zur höheren Form eines organischen Städtebaus gebracht werden». Der Entwurf für ein Groß-Hamburg wurde 1921 im Senat diskutiert, aber «das große organische Ziel»416 einer Gebietszusammenlegung ließ sich zu Schumachers Amtszeit nicht verwirklichen. Erst mit dem «GroßHamburg-Gesetz» 1937 und den folgenden Eingemeindungen wurden in der NS-Zeit einige dieser Gedanken wieder aufgegriffen. Auf Einladung des seit 1917 amtierenden Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer erstellte Schumacher 1919 ein städtebauliches Gutachten für eine Stadterweiterung.417 Köln war nach dem Krieg von englischen Truppen besetzt worden und damit relativ unabhängig von Preußen, und Adenauer hoffte, seine Stadt zur künftigen Handelsmetropole Westdeutschlands, eventuell sogar zur Hauptstadt eines separaten Rheinstaats ausbauen zu können. Der Festungscharakter Kölns hatte bisher eine Erweiterung behindert, nun sollte eine «Bebauung des inneren Rayons»418, eines riesigen Brachlands zwischen der Neustadt und den Vorstadtsiedlungen, geplant werden. Adenauer erreichte, dass 50 Prozent der Gesamtfläche zugunsten öffentlicher Freiflächen und Straßen enteignet werden konnten, die Grundbesitzer sollten allerdings durch entsprechende Bebauung kompensiert werden. Schumacher entwickelte einen Plan, nach dem der ­Rayon mit freistehenden öffentlichen Gebäuden und drei- bis viergeschossigen Wohnblöcken bebaut und über Freiflächen und Straßen mit der bestehen-

102 | Fritz Schumacher, Plan für die Gestaltung des Inneren Rayons in Köln, 1921–1923

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den Stadtstruktur verknüpft werden sollte (Abb. 102). An den Rändern der Stadt sollte keine «versteinerte Kollision» mit der Landschaft stattfinden, sondern Bebauung und Natur sollten «verschränkend ineinander greifen»419. Auf Drängen von Adenauer ließ sich Schumacher in Hamburg beurlauben und bearbeitete als Beigeordneter der Stadt Köln bis 1923 diese mit 320 Hektar größte stadträumliche Planung der Weimarer Republik. Schumachers Konzeption zielte auf ein Wachstum Kölns auf zwei Millionen Einwohner, bei dem Stadt und Natur zu einem künstlerisch geformten Organismus zusammenwachsen sollten. Zwar konnte er selbst kein Projekt ausführen, aber er legte die Grundlage für die weitere Stadtentwicklung und die großen Bauprojekte, die dann Adolf Abel als Stadtbaudirektor seit 1925 im Auftrag Adenauers ausführen konnte und mit denen sich Köln als katholisches Zentrum Westdeutschlands etablierte.420

Siedlungsverbände Die politischen Umbrüche nach dem Krieg begünstigten die seit vielen Jahren betriebenen Bemühungen zur Neustrukturierung der großen Kommunen. So erreichte der seit 1912 aktive Zweckverband Groß-Berlin, dass 1920 ein Gesetz die um Berlin liegenden 66 Stadt- und Landgemeinden sowie 27 Gutsbezirke zu «Groß-Berlin» vereinigte. Damit verdoppelte sich die bisherige Einwohnerzahl auf 3,8 Millionen, und Berlin wuchs – nach London und Paris – zur drittgrößten Metropole Europas. Größere Planungen wurden allerdings erst in Angriff genommen, als Martin Wagner 1926 den seit 1896 tätigen Stadtbaurat Ludwig Hoffmann ablöste. Im Rheinland gelang es dem Essener Beigeordneten Robert Schmidt, seine Planungen von 1912 für einen Generalsiedlungsplan zwischen Emscher und Ruhr mit dem im Mai 1920 gegründeten Siedlungsverband Ruhr­ kohlenbezirk421 (SVR), in dem 346 Gemeinden mit etwa 3,8 Millionen Menschen auf 3817 Quadratkilometern verwaltungstechnisch zusammengefasst wurden, teilweise zu verwirklichen.422 Um die Reparationsforderungen der Alliierten zu erfüllen, sollten 150 000 Bergarbeiter sowie weitere 600 000 Personen zur Steigerung der Kohleförderung im Ruhrgebiet angesiedelt werden. Durch übergreifende Planung sollte der Verband die Organisation dieser Aufgabe übernehmen und nach dem Vorbild von Groß-Berlin den Raum zwischen Dortmund und Duisburg neu ordnen. Da es auch Überlegungen gab, die preußische Rheinprovinz aufzulösen Stadtumbau und Landesplanung | 259

und eine neue Industrieprovinz zu schaffen, versuchte der Oberbürgermeister von Essen, Hans Luther, für seine Stadt in dem Verband eine Zentralfunktion zu erhalten, mit der Essen als «Ruhrhauptstadt» gegenüber dem Provinziallandtag in Düsseldorf und der Metropole Köln eine neue Rolle erhalten sollte.423 Schmidt leitete den SVR bis 1932 und bemühte sich, das Gebiet durch überörtliche Bebauungspläne, Verkehrsplanung ­sowie durch Sicherung von Frei- und Grünflächen im Hinblick auf wirtschaftliche Effektivität «von oben» zu strukturieren. Der SVR arbeitete ­somit als erste deutsche Behörde im Sinne einer Landes- oder Raumplanung. Da die beiden übergeordneten Provinzen, die Rheinprovinz und die Provinz Westfalen, dem SVR keine größeren Befugnisse zugestanden, konnten nur partielle Erfolge erzielt werden, aber dem Vorbild des SVR folgten über 30 weitere Planungsverbände in Deutschland und die Landesplanung, seit 1927 auch als «Raumordnung» bezeichnet,424 etablierte sich als Fachdisziplin. Der Blick von oben weitete sich in der Folge zu einer überregionalen Raumplanung, die wiederum die Geographie einbezog und sich für die von Friedrich Ratzel und Karl Haushofer propagierte Geopolitik sowie die «Volk-ohne-Raum»-Ideen eines Hans Grimm öffnete.425 Mit der Raumordnung entstand ein Instrument, das dann im Dienst der NSIdeologie den Weg für rassistische Segregation und Massenmord bereitete (s. Kapitel 3.5).

Städtebau als Wissenschaft und Vision Mit dem Niedergang der Industrieproduktion und dem Verlust von Gebieten und Bodenschätzen nach dem Ersten Weltkrieg wuchs auch das Bewusstsein für die Wichtigkeit städtebaulicher und überregionaler Planung. Der Städtebau erhielt neue Bedeutung und wissenschaftliche Fundierung durch Fachpublikationen wie das Handbuch des Städtebaus von Cornelius Gurlitt 1920 und Deutscher Städtebau. Ein Handbuch für ­Architekten, Ingenieure, Volkswirte und Verwaltungsbeamte von Roman Heiligenthal 1921. Die Veröffentlichung Innere Stadt-Erweiterung von Otto Schilling verwies im gleichen Jahr 1921 auf die wirtschaftliche Nutzung von Altstadtbereichen durch Abriss, Hygienesanierung und Verdichtung. Am 18. Oktober 1921 konstituierte sich eine Deutsche Gesellschaft für Städtebau und Landesplanung mit German Bestelmeyer und Hermann Muthesius im Vorstand sowie Hermann Jansen und Hans Poelzig im lei260 | Weimarer Republik 1919 – 1933

tenden Ausschuss. In den Zielsetzungen hieß es, der Städtebau müsse sich «von einer veralteten rein dekorativen Auffassung»426 wie dem Ausbau von Straßen abwenden, das kleiner gewordene Deutschland bedürfe «der restlosen und vollkommenen Verwertung jedes Bodenstreifens», durch zusammenfassende Planung müsse die wirtschaftliche Entwicklung gefördert werden. Gleichzeitig regte Bruno Möhring die Gründung einer Akademie für Städtebau nach dem Vorbild des Londoner Town Planning Institute an, um «von hoher Warte aus»427 Entwicklungen zu beobachten und zu unterstützen. Der Initiative schloss sich die Elite der deutschen Städtebauer und Architekten an, und am 30. Mai 1922 wurde in Berlin die «Freie Deutsche Akademie des Städtebaus» gegründet und Cornelius Gurlitt zum Vorsitzenden gewählt. Die Satzung betonte, dass nach der Kriegs­ niederlage «planvolles Forschen nach den Bedingungen unseres künftigen Lebens» angesagt sei, ein «planloses» Verhalten sei «Verrat an der Zukunft. […] Unser Land ist landwirtschaftlich und gewerblich neu aufzubauen, Wohnstätten und Verkehrsmittel sind diesem Ausbau anzupassen, auf geistiges und seelisches Leben ist Rücksicht zu nehmen […]. Hemmnisse irgend welcher Art dürfen dem Gedeihen des Volkes nicht mehr ­entgegenstehen.»428 Städtebau und Raumplanung zielten somit auch auf eine Form von «Volksordnung»429 – bezeichnenderweise versammelte sich unter dieser Zielsetzung ein breites politisches Spektrum der Architektenschaft vom Bodenreformer Hans Bernoulli bis zum völkisch nationalkonservativen Paul Schmitthenner. Mit immer wieder modifizierten Leitlinien zog sich das Wirken der Akademie durch die verschiedenen politischen Systeme bis in die Nachkriegszeit. In Folge der wachsenden wirtschaftlichen und politischen Probleme blieben städtebauliche Planungen in den ersten Nachkriegsjahren stark eingeschränkt, traten aber mit dem Ende der Hyperinflation und der Ruhrkrise wieder verstärkt hervor, und es entstanden auch einige Idealstadtplanungen. In Entsprechung zu den Leitbildern Fordismus und Ratio­nalisierung spiegelten alle in der Weimarer Republik entwickelten Stadtvisionen Vorstellungen eines rationell und ökonomisch geordneten Lebens. In Nachfolge des von Le Corbusiers 1922 publizierten und 1923 am Bauhaus in Weimar gezeigten radikalen Stadtentwurfs für eine «Ville contemporaine de trois millions habitants»430 zeigten die Entwürfe schematische geometrische Strukturen, die vorrangig dem Fluss des Verkehrs dienten und in die Menschen nur noch nach Funktionen ein­gefügt waren. Stadtumbau und Landesplanung | 261

Bereits 1924 zeichnete Ludwig Hilberseimer, der sich durch engagierte Beiträge in Zeitschriften wie den «Sozialistischen Monats­heften» profiliert hatte, ein «Schema einer Hochhausstadt» (Abb. 103), in dem er die Trennung städtischer Funktionen radikal zuspitzte: «Unten die G ­ eschäftsstadt mit Autoverkehr. Darüber die Wohnstadt mit ihrem Fuß­gängerverkehr. Unter der Erde der Fern- und Stadtbahnverkehr.»431 Hilberseimer wollte «dem Chaos der heutigen Großstadt»432 einen rein «­theoretischen Demonstrationsversuch» gegenüberstellen, mit dem er nach abstrakten Prinzipien – logisch, einfach, mathematisch im Sinne des «großen Stils» des von ihm verehrten Nietzsche – eine Stadt «aus den aktuellen Bedürfnissen heraus» entwickelte. Da sich die Wohnstadt mit Gemeinschaftshäusern für jeweils 9000 Personen direkt über der Geschäftsstadt befand, wohnte jeder über seiner Arbeitsstätte, so dass sich alle Verkehrsprobleme selbst lösen würden. Das Stadtschema konzipierte Hilberseimer für eine komplett umgeformte Gesellschaft, die zu einer «großen Menschheitsgemeinschaft»433 zusammenwachsen sollte – wie derartige Transformationen geschehen sollten, erläuterte er allerdings nicht. Die extrem ­reduzierte Darstellung führte zu heftiger Kritik auch von Kollegen. Hugo Häring schrieb, «[…] die Plansetzung läßt keinen Raum für das Lebendige, ist nur Ordnungssetzung für Sachbegriffe, entwürdigt den Mensch zur Sache»434. Hilberseimers Vorschlag avancierte als «Nekropolis, die Stadt der lebenden Leichname»435 zum idealen Feindbild der Gegner einer rational konstruierten modernen

103 | L udwig Hilberseimer, Schema einer Hochhausstadt, 1924

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Architektur, 1963 bedauerte er selbst, diese «Nekropolis»436 vorgelegt zu haben. 1926 präsentierte Hilberseimer auf der Ausstellung der freien Wohlfahrtspflege in Düsseldorf und 1927 in Stuttgart ein stark abstrahiertes ­Modell einer kreisförmigen «Wohlfahrtsstadt»437 für 500 000 Menschen, das wieder große Ähnlichkeit mit den von Le Corbusier 1925 publizierten urbanistischen Konzepten aufwies.438 1928 veröffentlichte er einen «Vorschlag zur City-Bebauung», bei dem er – entsprechend der Devise Le Corbusiers: «Nettoyons d’abord le terrain»439 – in ein Luftbild der leergeräumten Berliner Friedrichstadt eine Folge von 900 Meter langen Baublöcken einmontierte. Kahlschlag bildete die Grundlage hygienischer, auf Effizienz ausgerichteter Stadterneuerung. Im gleichen Jahr 1928 trafen sich die Vertreter avantgardistisch-moderner Architektur in La Sarraz und schlossen sich zu CIAM, den Internationalen Kongressen für moderne Architektur zusammen. Im Protokoll legten sie auch ihre Vorstellungen von der Stadtund Landesplanung fest: «1. Der Städtebau ist die Organisation sämtlicher Funktionen des kollektiven Lebens in der Stadt und auf dem Lande. 2. An erster Stelle steht das Ordnen der Funktionen: das Wohnen, die Arbeit, die Erholung»440. Ausdrücklich erklärte der CIAM-Generalsekretär Giedion: «Das Ziel [ist| nicht die Auflösung, sondern die Auflockerung der Stadt.»441 Damit war ein für die nächsten Jahrzehnte dominantes und folgenreiches Leitbild einer aufgelockerten und nach urbanen Funktionen gegliederten Stadt formuliert, das entsprechend dem Titel der späteren Veröffentlichung als Charta von Athen zum Schlagwort wurde.442 Der Stadtsoziologie Walter Siebel resümierte den fordistischen Ansatz: «Die Charta von Athen hatte die Stadt in einzelne Funktionen zerlegt und wieder neu zusammengesetzt als Maschine zur effizienten Versorgung der Bewohner.»443 Auf der Dresdner Hygiene-Ausstellung 1930 zeigte der Dresdner Stadtbaurat Paul Wolf ein kreisförmiges «Modellschema einer gesunden Großstadt»444, eine Weiterentwicklung seines Stadtdiagramms von 1919. ­Hygiene, Verkehr und Effizienz bestimmten die Stadtform (Abb. 104). Die radikalste Stadtvision entwickelten die Brüder Heinz und Bodo Rasch 1927/28 in Form einer geometrisch angeordneten Addition von Rundtürmen, deren Geschosse an einem zeltartig verspannten Mast abgehängt werden sollten.445 Diese konstruktivistische Vorwegnahme späterer Raumstadtideen drang allerdings nicht in die öffentliche Diskussion. Eher eine Kuriosität bildete die «Kugelhausstadt»446 des Münchner Architekten Stadtumbau und Landesplanung | 263

104 | Paul Wolf, Modellschema einer gesunden Großstadt, 1930

­ eter Birkenholz, der Kugelhäuser als wirtschaftliche Bauform anpries, da P sie – rein mathematisch betrachtet – eine maximale Grundfläche im Verhältnis zur Oberfläche boten. Auf der Dresdner Ausstellung «Die technische Stadt» konnte er 1928 einen Prototyp verwirklichen, den die Nationalsozialisten dann 1938 als «undeutsch» abbrechen ließen.447 Die abstrakten geometrischen Utopien entsprangen bezeichnenderweise der Projektion von fordistischen Prinzipien in Architektur. Fritz Schu­ macher kritisierte derartige Kopfgeburten als das «Plastischmachen eines geistigen Prinzips», bei dem nur an die Stelle einer «schlecht konstruierten großen Maschine eine besser konstruierte große Maschine»448 gesetzt werde. Bei den praxisnahen Stadt- und Landesplanungen in der Weimarer Republik sollte hingegen eine Rationalisierung der Planungen entsprechend dem übergreifenden Blick «von oben» erfolgen. Die Weisungen der Vogelschau449 – so der Titel einer vielbeachteten Publikation 1928 – machten demnach den Städtebau zu einer «Universalwissenschaft, die das Gesamtgebiet des Bauwesens lückenlos mit neuem Geist» erfüllte. Der Praktiker Fritz Schumacher verband den Blick von oben mit der konkreten Arbeit des Städtebauers im Bild des Mosaikkünstlers, der das Ganze bereits in ­einem Karton zeichnet, aber nur einzelne Mosaiksteine «ins unbestimmte Schwarze einsetzen [kann]. Der Karton für das Mosaikbild einer großen 264 | Weimarer Republik 1919 – 1933

Menschengemeinschaft ist die Landesplanung.»450 Stadterweiterungen, Funktionstrennung, Grünflächen und Verkehr sollten aus übergeordneter Warte so geplant werden, dass ein «Organismus» entsteht – aus dieser «Vogelschau» entstanden sogar bereits 1927 Überlegungen zur «Dezentralisierung der Städte»451 gegen Gas- und Luftangriffe. Die Leitbilder fasste ein 1930 produzierter Lehrfilm «Die Stadt von Morgen»452 zusammen, der die Landesplanung einer «systemlosen» Entwicklung nach dem «freien Spiel der Kräfte» gegenüberstellte, die zur «Zusammenpferchung der Massen» in den «formlosen Klumpenbildungen» der Großstädte und in Mietskasernen geführt habe. Mittels Trennung der Funktionen und Ordnung des Verkehrs sollte durch «bewußtes Gestalten […] ein organisches Stadtgebilde» entstehen, das im Film ähnlich dem Frankfurter Trabantenstadtkonzept zeichnerisch visualisiert war. Dazu wurden Beispiele konservativer wie moderner Architektur gezeigt und ein gesundes Wohnen mit Grünflächen und Erholungsräumen betont. Es ging nicht um einen formalen Ausdruck von Modernität, sondern um die Umsetzung der Leitlinien für eine aufgelockerte, hygienische Stadt, die Paul Wolf unter dem Aspekt der «Wohnungs- und Städtebauhygiene»453 bereits für die Ausstellung «Wohnung und Siedlung» 1925 in Dresden präsentiert hatte. Einen wichtigen Impuls für die deutschen Diskussionen lieferte die Auseinandersetzung mit den Entwicklungen in den USA. Werner Hegemann, der nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Amerika 1921 nach Deutschland zurückkehrt war und als Herausgeber der Zeitschrift «Städtebau» sowie von «Wasmuths Monatsheften für Baukunst» großen Einfluss ausübte, publizierte 1925 den Band Amerikanische Architektur und Stadtbaukunst454. Im gleichen Jahr erschien die Studie Vom Blockhaus zum Wolkenkratzer455 von Lewis Mumford, der angesichts der Entwicklung in den USA eindringlich vor einer Maschinen-Architektur warnte, die Menschen zu «Maschinenwärtern» mache, und der auf die Bedeutung einer aus ­demokratischen Bedingungen erwachsenen und an die örtlichen Verhältnisse angepassten Architektur verwies. 1926 folgte eine vom Preußischen Ministerium für Kunst, Wissenschaft und Volksbildung sowie vom Auswärtigen Amt organisierte Ausstellung «Neue amerikanische Baukunst», die in Berlin und Hamburg gezeigt und ebenso wie Erich Mendelsohns im gleichen Jahr erschienener Bericht Amerika. Bilderbuch eines Architekten456 ausführlich diskutiert wurde. Die amerikanische Architektur war von nun an über zahllose Reiseberichte als Vorbild wie auch als abschreckendes Stadtumbau und Landesplanung | 265

Szenario in den deutschen Diskussionen präsent und grundierte auch die Diskussionen über das Für und Wider einer Amerikanisierung der deutschen Städte.

Die Stadtbauräte und die Stadtplanungen Die Planungen zum Umbau der Städte für die «Neue Zeit» in den Jahren zwischen 1924 bis 1932 differierten je nach den politischen Konstellationen in der Bürgerschaft und den Mehrheiten in den städtischen Organen sowie nach dem Einfluss der Stadtbauräte und deren Position. Im Überblick ergibt sich ein ungemein vielfältiges Bild der baulichen ­Aktivitäten in den deutschen Städten, die von den verschiedenen Leitbildern und den finanziellen Möglichkeiten geprägt waren und bei denen das Neue Bauen nur eine von vielen architektonischen Ausdrucksformen bildete. Einen Einblick liefert die 1928 bis 1932 erschienene Buchreihe Neue Stadtbaukunst, mit der 22 Städte zumeist von den jeweiligen Stadtbauräten vorgestellt wurden. Die gestalterische Spannweite reicht von der expressiv skulpturalen Backsteinarchitektur der Böttcherstraße in Bremen für den Kaffeehändler Ludwig Roselius, die städtische Bautraditionen ­fortführte, bis zum ersten Sichtbetonhochhaus Deutschlands, dem Tagblatt-Turm in Stuttgart, den Ernst Otto Oßwald 1928 als neues markantes Stadtzeichen für einen Zeitungsverlag errichtete und damit nach der Weißenhofsiedlung ein weiteres – höchst umstrittenes – Signal der Moderne in die Stadt der konservativen Stuttgarter Architekturschule pflanzte.457 Ähnlich zeigte auch der Wohnungsbau458 ein breit über ganz Deutschland verteiltes Spektrum von Architekturauffassungen, von der historisierenden Bürgersiedlung Borstei Oswald Biebers in München über die HeimatstilSiedlungen des Theodor-Fischer-Schülers Gustav Wolf in Münster und die ­seriellen Zollinger-Häuser in Merseburg bis zu den rigiden Zeilenbauten von Otto Haesler in Celle.459 Von besonderer Bedeutung sowohl für die Leitlinien beim Stadtumbau als auch für den architektonischen Ausdruck war das Zusammenspiel von Oberbürgermeister und Stadtbaurat und deren jeweiligen Vorstellungen. Schon die Wahl des Stadtbaurats signalisierte, zu welchem baulichen Ausdruck die Stadtspitze tendierte. So präsentierten sich die beiden von der SPD regierten «roten Städte» Altona und Magdeburg mit gemäßigt moderner, aber keineswegs avantgardistischer Architektur, es ging vorrangig 266 | Weimarer Republik 1919 – 1933

um soziale Bauaufgaben. In Altona wirkte von 1924 bis 1933 der SPD-Politiker Max Brauer zusammen mit dem Stadtbaurat Gustav Oelsner, ihr Schwerpunkt lag auf dem Bau von Arbeitersiedlungen und einer Berufsschule im Stadtzentrum. In Magdeburg, das sich als Die rote Stadt im roten Land460 selbst präsentierte, arbeitete der SPD-Oberbürgermeister Hermann Beims (1919–1931) zuerst mit Bruno Taut und ab 1927 mit Johannes Göderitz zusammen, auch hier standen Siedlungen, aber keine Zeilenbauexperimente im Zentrum der Bautätigkeit. Architektonisch bedeutsam war der Neubau einer Stadthalle für Magdeburg – ein mit Klinkern verkleideter Stahlskelettbau mit großem Mehrzwecksaal. Vielfach wirkten ­liberale DDP-Politiker als Oberbürgermeister – in Berlin Gustav Böß (1921–1929), in Hamburg Carl Wilhelm Petersen (1924–1931), in Dessau Fritz Hesse (1918–1933) und in Frankfurt am Main Ludwig Landmann (1924–1933) – mit SPD-Mehrheiten im Stadtrat zusammen und legten mit den Stadtbauräten (in Dessau auch mit dem Bauhaus) die Stadtentwicklung fest. In Berlin versuchte Stadtbaurat Martin Wagner seit 1926 mit Wett­bewerben und Großplanungen die Viermillionen-Metropole baulich in Richtung auf «Das Neue Berlin» zu steuern; in Hamburg konnte Fritz Schumacher – bereits seit 1909 Oberbaudirektor – bis 1933 seine gemäßigt

105 | M  artin Elsaesser, Großmarkthalle in Frankfurt am Main, 1927–1928

Stadtumbau und Landesplanung | 267

modernen, der städtischen Bautradition eingepassten Bauten fortführen, und in Frankfurt am Main entwickelte der Siedlungsdezernent und Stadtbaurat Ernst May zusammen mit dem Leiter des Hochbauamts Martin ­Elsaesser sowie dem Architekten Ferdinand Kramer «Das Neue Frankfurt» zur Experimentierstätte neuer Architektur und Lebensformen. Das Zen­ trum Frankfurts sollte sich allmählich in eine City für Verwaltung und Handel verwandeln und das Wohnen in durchgrünten Trabantensiedlungen stattfinden. Im Zusammenhang dieser geplanten Umstrukturierung errichtete Elsaesser zusammen mit den Ingenieuren Franz Dischinger und Ulrich Finsterwalder den größten Neubau der Stadt, eine 220 Meter lange Großmarkthalle (Abb. 105), deren 50 Meter breiten durchlichteten Innenraum zylindrische Beton-Schalen mit nur 7 cm Stärke stützenfrei überspannen – eine der herausragenden bautechnischen Leistungen in der Weimarer Republik.461 Die von SPD und DDP regierten Städte tendierten stärker zu moderner Architektur, aber bezüglich der Planungen für einen Stadtumbau und ­Erweiterungen standen einige der von konservativen Politikern geleiteten Großstädte den «Avantgarde-Städten» nicht nach. Die Weimarer Republik durchzog eine Städtekonkurrenz, bei der sich einige Städte auch durch ­unterschiedlichen architektonischen Ausdruck oder durch Großbauten – beispielsweise die Dortmunder Westfalenhalle, die größte Holzkonstruk-

106 | H  ubert Ritter, Siedlung Rundling in Leipzig-Lößnig, 1929–1930

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107 | H  ubert Ritter und Franz Dischinger, Großmarkthalle in Leipzig, 1927–1929

tion in Europa für 15 000 Besucher – profilieren wollten. In Dresden konzipierte Stadtbaurat Paul Wolf (1922–1945) unter dem Oberbürgermeister Bernhard Blüher (1915–1931) von der nationalliberalen Deutschen Volkspartei (DVP) einen Stadtentwicklungsplan, mit dem das Stadtgefüge von «Groß-Dresden» durch Grünzonen aufgelockert und Trabantensiedlungen geschaffen werden sollten.462 Mit dem Neubau des weißen kubischen ­Hygienemuseums durch Wilhelm Kreis wurde der Ruf der Stadt als Zen­ trum der Hygienebewegung befestigt.463 In Leipzig berief der DVP Oberbürgermeister Karl Rothe (1918–1930) Hubert Ritter als Stadtbaurat (1924– 1930), der einen Generalbebauungsplan «Groß-Leipzig» konzipierte, nach dem die Altstadt mit einem Ring von mächtigen Baublöcken und einzelnen Hochhäusern umgeben werden sollte.464 Davon wurde zwar fast nichts ausgeführt, aber Ritter initiierte den Bau von Kliniken und Siedlungen – darunter den zeichenhaften «Rundling» (Abb. 106) mit drei Wohnblöcken in konzentrischen Kreisformen – und errichtete mit dem Grassi Museum einen dekorativ-expressiven Neubau, der gegenüber der neusachlichen Moderne einen eigenen Akzent setzte. Ritters bedeutendste Leistung war der Bau einer Großmarkthalle (Abb. 107) mit zwei Kuppeln, die Stadtumbau und Landesplanung | 269

jeweils 75 Meter mit Stahlbetonrippen und einer Betonschale von nur 9 cm Stärke überspannten. Diesen zur Zeit der Entstehung größten Massivkuppelbau der Welt berechnete der Ingenieur Franz Dischinger, der die 1925 beim Planetarium in Jena erprobte Schalenbauweise zur Zeiss-­ Dywidag-Kuppel weiterentwickelt hatte, bei der Schalensegmente mit ­Betonrippen kombiniert wurden. Die leichte, monolithische Schalenkonstruktion ermöglichte eine abgeflachte Kuppelform mit einem völlig neuartigen, faszinierenden Raumeindruck.465

Konrad Adenauer und Adolf Abel: Umbau von Köln In Köln wirkte von 1917 bis 1933 der Zentrumspolitiker Konrad Adenauer als Oberbürgermeister, der seine Stadt sowohl wirtschaftlich wie auch baulich als Kapitale Westdeutschlands präsentieren wollte. 1925 wurde der Theodor-Fischer-Schüler Adolf Abel466 Stadtbaudirektor, der in der Folge eine Serie von großen Bauprojekten realisierte – zusammen mit einem Stab von Schülern aus der Stuttgarter Schule, seinen «zwölf Paladinen»467, die später fast alle in der NS-Zeit Karriere machten und bis weit in die Nachkriegszeit hinein tätig waren. Im Grüngürtel entstanden das neue Stadion und Sportanlagen, mit dem Neubau der Messe in Köln-Deutz festigte sich Köln als internationaler Handelsort, ein neuer «Flugbahnhof» und die Mühlheimer Brücke, die damals längste Hängebrücke Europas, verbesserten die verkehrlichen Anbindungen, und ein Universitätsneubau setzte ein Zeichen für den geistig-kulturellen Anspruch der katholisch geprägten Metropole. Die Architektur der Neubauten zeigt eine durchaus ­eigenständige Position zwischen kubisch gläserner Modernität und tradi­ tionellem Ausdruck. Die mit Ziegeln verkleideten Messebauten vermitteln durch die hohen Fensterformate einen gotisierenden Eindruck, dem aber monumentale Arkaden und eine großflächige Verglasung der Rückseite entgegenwirken (Abb. 108). Abel begründete den architekto­nischen Ausdruck ganz im Sinne seines Lehrers Theodor Fischer: «Einen herausgestellten Begriff ‹modern› gibt es eigentlich nicht. Alles Selbstverständliche, den Zweck ganz Erfüllende und gut Gestaltete, muß modern im guten Sinne sein. Es ist nicht nötig, alles Vergangene über Bord zu werfen, um zu modernem Ausdruck zu gelangen.»468 In der von der Vertikale des Doms ­dominierten Stadt setzte Abel im rechtsrheinischen Deutz den gotischen Baucharakter fort und versuchte, Moderne mit der Bautradition der Stadt 270 | Weimarer Republik 1919 – 1933

108 | A  dolf Abel, Messehalle in Köln, 1924–1928

zu verbinden. Diese vermittelnde Position wurde von Werner Hegemann publizistisch unterstützt. Wortstark wandte er sich gegen den Heroenkult um einige Protagonisten der Moderne und kritisierte deren «zeichenhafte» Projekte «zum Zweck der Anhängerrekrutierung und des Amtserwerbs»469. Als Ort der «Pressa», einer internationalen Presse-Ausstellung, die mit über fünf Millionen Besuchern zu den großen kulturellen Ereignissen der Weimarer Republik zählte, diente die Kölner Messe 1928 der Präsentation einiger architektonisch herausragender Gebäude wie der Stahlkirche von Otto Bartning und des Mosse-Pavillons von Erich Mendel­sohn.470 Während Köln sich in der Weimarer Republik auch architektonisch profilierte, blieb München, sein Konkurrent um den Platz der drittgrößten Stadt Deutschlands, rückwärtsgewandt. Unter dem konservativen BVPOberbürgermeister Karl Scharnagl (1925–1933) und dem bis 1928 tätigen Stadtbaudirektor Hans Grässel entstanden beispielsweise ein Altersheim in Form einer barocken Klosteranlage und ein Hochhaus, das sich an der ­gotischen Frauenkirche orientierte. Der Freistaat Bayern ließ durch German Bestelmeyer Erweiterungsbauten der Technischen Hochschule in der Art italienischer Renaissance-Paläste errichten. Nur bei einigen Bauten für die Deutsche Reichspost, deren Genehmigung nicht den Münchner Behörden unterlag, konnten unter der Leitung von Robert Vorhoelzer die Formen der weißen kubischen Moderne verwendet werden.471 Stadtumbau und Landesplanung | 271

Planungen für Groß-Berlin Obwohl in den verschiedenen Städten wichtige bauliche Aktivitäten stattfanden, fokussierte sich der Blick vielfach auf die Kapitale Berlin, wo im Oktober 1926 das SPD-Mitglied Martin Wagner die Position des Stadtbaurats erhielt. In der Zeitschrift «Das Neue Berlin», die Wagner 1929 zusammen mit Adolf Behne herausgab, erklärte er programmatisch, er wolle Berlin nicht nur zu einer «Weltstadt», sondern auch zu einer «Stätte glücklicher Arbeit und glücklicher Muße»472 machen. Dafür initiierte er ein umfangreiches Wohnungsbauprogramm, finanziert über die Hauszinssteuer, und unter seiner Obhut entstanden zahlreiche Großsiedlungen – darunter die Ringsiedlung, die weiße Stadt und die Wohnstadt Carl Legien –, für die er Architekten des Neuen Bauens beauftragen konnte. Zur glücklichen Muße zählten auch Wagners neue Strandbäder Wannsee und Müggelsee. Zusammen mit Hans Poelzig entstanden die Pläne für das Messegelände, und 1929 organisierte Wagner den Wett­ bewerb zum Umbau des Alexanderplatzes, den er als «Weltstadtplatz»473 konzipieren ließ. Für den Umbau Berlins zur «Weltstadt» hatte Martin Mächler bereits 1917 einen Plan vorgelegt, nach dem eine große Nord-Süd-Achse am Spreebogen in einem Zentrum mit allen Reichsbehörden kulminieren sollte.474 Diese Konzeption zog sich mit Abwandlungen durch etliche städtebau­ liche Entwürfe der nächsten Jahrzehnte. Mit Gründung der Republik wurde immer wieder ein symbolträchtiger Mittelpunkt in der Hauptstadt gefordert, und als am 4. Februar 1926 der Königsplatz vor dem Reichstag in «Platz der Republik» umbenannt wurde, kam es zu einer Folge von Planungen für diesen Ort. Da schon 1925 beim Wettbewerb für den Ausbau von Berlins Prachtstraße «Unter den Linden» der geschichtliche Hintergrund und die symbolische Bedeutung von architektonischen Achsen nicht reflektiert worden war,475 mahnte Hugo Häring bereits im Februar 1926, dass in der neuen Demokratie «die große Sieges- und Paradestraße des enttrohnten Absolutismus» nicht einfach weiter aufgewertet werden dürfe: «Ein politisch bewusster Baumeister […] hätte wenigstens diese Tat revidiert und von der Alsenbrücke bis zum Kemperplatz die große Straße der Republik gezogen, um zunächst einen deutlichen und klaren Strich durch diese Achse der Herrscher zu machen. […] Er hätte gewiß den Platz der Republik zu einer großen Manifestation des neuen politischen Willens ausgebaut: Hie Volk, dort Schloß.»476 272 | Weimarer Republik 1919 – 1933

Als Sekretär der Architektenvereinigung Der Ring organisierte Häring eine im Februar 1927 eröffnete Städtebauausstellung in Berlin, die weitere Vorschläge zum Ausbau des Platzes der Republik präsentierte, darunter seinen eigenen Entwurf, der eine Achse vom Reichstag über ein Wasser­ becken zum Palais des Reichspräsidenten zeigte.477 In einem Vortrag erläuterte er im Juni 1927, dass «der Kern des neuen politischen Stadtraumes»478 das Reichstagsgebäude sei, von dem aus der öffentliche Stadtraum geschaffen werden müsste. Nach seiner Auffassung sollte die politische Ordnung der Gesellschaft «strukturbildend auch auf die Stadtgestalt»479 wirken: «Den Ort, den der Bürger in der Verfassung einnimmt», sollte er auch im Stadtraum einnehmen. Der Stadtplan war für Häring deshalb «eine graphische Darstellung der Geltung des Individuums in der Verfassung». Die Ausstellung und die Diskussionen führten zu einem Wettbewerb des Deutschen Reiches für die Erweiterung des Reichstagsgebäudes, zu dem 278 Entwürfe bis Ende des Jahres 1927 eingingen. Da die Ergebnisse nach Meinung der Jury nicht der Aufgabe genügten – für Wagner war deshalb die neue Demokratie zu einem «bewußt gestaltenden Willen noch nicht erwacht»480 –, kam es 1929 zu einem zweiten Wettbewerb, den Emil Fahrenkamp und Heinrich de Fries mit belanglosen Baublöcken gewannen. Besondere Anerkennung fand der Beitrag Hans Poelzigs, der die Bau­ blöcke radial im Spreebogen anordnete und damit einen symbolkräftigen Ausdruck erreichte. Bruno Taut, der nicht am Wettbewerb teilnahm, schlug vor, den Reichstag in Analogie zur Kremlmauer mit einer Wand zu umgeben, um den historistischen Bau dahinter zugunsten einer einheit­ lichen Platzbebauung verschwinden zu lassen.481 Häring, der die Auffassung vertrat, «daß das Wettbewerbswesen das Grab der Baukunst»482 sei, da sich künstlerische Gedanken dort nicht entfalten könnten, und der deshalb sein Konzept hors concours weiterentwickelte, erklärte, die Aufgabe müsse «vom heu­tigen Bauherrn aus, dem nunmehr souveränen Volk»483 gestaltet werden. Er schlug deshalb vor, gegenüber dem Reichstag eine große Tribüne zu errichten, auf der das Volk Platz nehmen und sich direkt äußern könnte (Abb. 109). Die Idee war zwar wenig praktikabel und wurde nicht weiter diskutiert, aber es war der einzige Versuch, «die Bauaufgabe von ihrem gesellschaftlichen Inhalt her zu erfassen»484. Der Wettbewerb führte zu keiner Realisierung, die geplante Neugestaltung ging zusammen mit der Republik 1933 unter, der Platz wurde wieder in Königsplatz umbenannt und bildete das Zentrum der NS-Planungen Stadtumbau und Landesplanung | 273

109 | Hugo Häring, Entwurf zur Umgestaltung des Platzes der Republik vor dem Berliner Reichstag in ein republikanisches Forum, 1929

für die Hauptstadt des Großdeutschen Reichs. Repräsentativ für Berlin und die Weimarer Republik wurden andere Projekte und Medien wie der 1927 aufgeführte Film Walther Ruttmanns «Berlin. Die Symphonie der Großstadt», der die Hektik der Stadt und den Leerlauf der Warenwelt wie eine «rotierende Spirale»485 darstellte, oder Alfred Döblins 1928 erschienener Roman Berlin Alexanderplatz486, in dem die Architektur als Spiegel der Gesellschaft auch das Dasein regierte.487 Zur Metapher der Stadt avancierte der Titel von Werner Hegemanns 1930 veröffentlichter Publikation Das steinerne Berlin. Geschichte der größten Mietskasernenstadt der Welt488. Für Walter Benjamin fehlte allerdings dem Blick Hegemanns auf Berlin die «historische Physiognomie». In einer Rezension kritisierte er: «Das ist ihm fremd, daß die Mietskaserne, so fürchterlich sie ist, Straßen geschaffen 274 | Weimarer Republik 1919 – 1933

hat, in d ­ eren Fenstern nicht nur Leid und Verbrechen, sondern auch Morgen- und Abendsonne sich in einer traurigen Größe gespiegelt haben, wie ­nirgend sonst, und daß aus Treppenhaus und Asphalt die Kindheit des Städters seit jeher so unverlierbare Substanzen gezogen hat wie der Bauernjunge aus Stall und Acker.»489 Benjamin meinte, der «kühle Wind des Gewesenen» der Mietskasernen könne «lindernd durch die überhitzte Aktualität streichen, […] Denn der Zeitlauf selbst ist ein moralischer Vollzug, nicht im Vorrücken des Heute zum Morgen, aber dem Umschlag des Heute ins Gestern.» Er ahnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass ein ganz anderer Umschlag in eine moralische Steinzeit schon in Kürze erfolgen sollte.

Stadtumbau und Landesplanung | 275

3. Nationalsozialismus 1933 – 1945

110 | Titel der Zeitschrift «Der Vierjahresplan», Januar 1941

Nationalsozialismus 1933 – 1945 | 277

3. 1 Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand Vier Tage nach seiner Ernennung zum Reichskanzler hielt Adolf Hitler am 3. Februar 1933 vor den Spitzen der Reichswehr eine Rede, in der er – ähnlich wie bereits bei einem Vortrag vor Industriellen im Januar 1932 – seine Pläne zur Umgestaltung und Zukunft Deutschlands ungeschminkt offenlegte.1 Zuerst müssten mit allen Mitteln die Macht in Deutschland ­erobert und «eine völlige Umkehr der gegenwärtigen innenpolitischen Zustände» erreicht werden. Es gehe um eine «Beseitigung des Krebsschadens der Demokratie» und die «Ausrottung des Marxismus mit Stumpf und Stiel». Die «straffste autoritäre Staatsführung» sollte das deutsche Volk zu einer nationalsozialistischen Volksgemeinschaft zusammenschließen und eine «Stärkung des Wehrwillens mit allen Mitteln» herbeiführen. Parallel dazu müsste die Reichswehr massiv aufgerüstet werden, um die «Wieder­ erringung der politischen Macht» zu sichern und eine «­ aktive Außenpolitik» betreiben zu können. Dieser «starke und gesunde» deutsche Staat könne sich jedoch nur entwickeln und in Europa herrschen, wenn für ihn «Lebens­ raum»2 im Osten erobert werde. Da nur der Boden «germanisiert» werden könne, müssten deshalb die dortigen Bewohner entfernt und durch rassereine Deutsche ersetzt werden. Die Vision einer gewaltsamen Eroberung im Osten und einer «Germanisierung des Bodens» durch neue Besiedlung zog sich seit den 1920 er-Jahren als ein konstantes Leitmotiv durch Hitlers Denken und Handeln. Am 2. Februar 1939, ein halbes Jahr vor Kriegsbeginn, erklärte er vor Truppenkommandeuren: «Ich habe mir vorgenommen, die deutsche Frage zu lösen, d. h. das deutsche Raumproblem zu lösen. Nehmen Sie zur Kenntnis, daß, solange ich lebe, daß [sic!] dieser Gedanke mein ganzes Dasein beherrschen wird.»3 Hitler hatte in nur sechs Jahren «alle Lebensfunktionen im Dritten Reich» unmittelbar auf sich zugeschnitten und der Krieg bewies dann die Grundtatsache des NS-Regimes: «Im Schnittpunkt aller Triebkräfte stand Hitler allein.»4 Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand | 279

Kriegswirtschaft im Frieden Dem von Hitler vorgezeichneten Ziel einer «Wehrhaftmachung der Nation» und einer kriegsbereiten «Volksgemeinschaft» wurde in der Folge mit Terror und einer Serie brachial umgesetzter Verordnungen und Gesetze der Weg gebahnt. In diesen Prozess einer totalen Umgestaltung Deutschlands waren Bauwirtschaft und Bauwesen vollständig eingebunden und spielten eine zentrale Rolle im Rahmen einer auf Rüstung, Krieg und Germanisierung ausgerichteten «Kriegswirtschaft im Frieden»5, für die der Begriff «Wehrwirtschaft» erfunden wurde. Architektur und Städtebau waren aber nicht nur untrennbar mit dem Aufbau der Wehrmacht und den späteren Kriegshandlungen verknüpft, sondern sie dienten auch in besonderer Weise dazu, als «Identifikationsobjekte»6 die rassistische «Volksgemeinschaft» und deren Nationalstolz zu stimulieren und somit das NS-System zu stabilisieren. Diese Zielsetzungen und die dafür letztlich gewissenlos arbeitenden Architekten müssen deshalb im Fokus jeder Betrach­ tung der im Nationalsozialismus betriebenen Planungen und der realisierten Bauten stehen. Zwar zeigten die Notprogramme der Weimarer Republik seit Sommer 1932 erste kleine Erfolge, aber im Januar 1933 waren noch fast sechs Mil­ lionen arbeitslos, etwa ein Drittel der Bevölkerung lebte von minimalen Unterstützungen, seit 1929 war das Prokopfeinkommen um ein Viertel, das Bruttosozialprodukt um ein Drittel und die Industrieproduktion um die Hälfte gesunken. Die Nationalsozialisten hatten bereits 1932 ein großspuriges Soforthilfeprogramm proklamiert, das mithalf, bei den letzten ­demokratisch durchgeführten Reichstagswahlen vom Juli und November 1932 die meisten Sitze im Parlament zu erhalten. Nach der Machtübernahme erreichten sie, wie von Hitler angekündigt, in wenigen Monaten mit barbarischer Brutalität die Ausschaltung ihrer politischen Gegner ­sowie einen völligen Systemwechsel. Gleichzeitig versuchten sie, die ­Arbeitslosigkeit abzubauen, wobei bereits die ersten Arbeitsbeschaffungsprogramme zum größten Teil der Aufrüstung dienten. Das riesige Rüstungsprogramm, das gegen den Versailler Vertrag verstieß, lief über die Reichswehr und wurde «geräuschlos» über Wechsel einer fingierten «Metallurgischen Forschungsanstalt» (Mefo-Wechsel) finanziert, für die der Staat, dem Finanzmittel dafür fehlten, über die Reichsbank die Haftung übernahm, ohne selbst als Schuldner aufzutreten.7 Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht stellte bereits im Juni 1933 35 Milliarden RM über acht 280 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

Jahre als Kredite für Rüstung zur Verfügung. Das tatsächliche Volumen der Militärausgaben und der Staatsverschuldung wurde somit verschleiert und gleichzeitig die Konjunktur angekurbelt. Die Ausgaben für Rüstung stiegen von 700 Millionen RM in Jahr 1933 bereits auf 9 Milliarden RM 1936 und die Zahl der Arbeitslosen halbierte sich innerhalb eines Jahres. Die kapitalis­tische Wirtschaft wurde dirigistisch in die Aufrüstung eingebunden und die Reichswehr entwickelte sich neben der Partei zur «zweiten Säule» des NS-Staats, für deren Position die SA, die eigene Parteiarmee, im Juni/Juli 1934 entmachtet wurde.8 Mit dem «Gesetz zur Verminderung der Arbeitslosigkeit»9 (ReinhardtPlan) wurden unabhängig von den verdeckten Rüstungsausgaben ab Herbst 1933 den Ländern und Gemeinden über Schatzanweisungen Darlehen in Höhe von etwa einer Milliarde RM zur Verfügung gestellt, die schwerpunktmäßig auf den besonders notleidenden Bausektor bezogen waren, der die größte Zahl an Arbeitslosen aufwies.10 Ein großer Teil dieser Gelder sollte für Straßen, Kleinsiedlungen und Wohnungsinstandsetzungen eingesetzt und dafür mindestens 80 Prozent Erwerbslose eingestellt werden.11 Das «Gesetz über die Aufschließung von Wohnsiedlungsgebieten» vom 22. September 1933, das erste Baugesetz des Regimes, begünstigte zusätzlich die Ausweisung von Siedlungsflächen und den Erwerb einer «eigenen Scholle». Der ab Herbst 1933 unter großem propagandistischem Aufwand vom «Generalinspekteur für das deutsche Straßenwesen», Fritz Todt, betriebene Ausbau der bereits in der Weimarer Republik begonnenen ­Autobahnen war als Arbeitsbeschaffung hingegen weitgehend bedeutungslos, da nur etwa ein bis maximal zwei Prozent der Arbeitslosen dort zum Einsatz kamen.12 Die Autobahnen hatten allerdings eine enorme psychologische Wirkung als Zeichen des Aufbaus sowie militärische Bedeutung, da sie als Landebahnen für die zahlreichen direkt daneben liegenden Fliegerhorste eingeplant waren. Ab 1934 verstärkten sich kontinuierlich die Bauprogramme der Wehrmacht, im Gegenzug stagnierte das ReinhardtProgramm und die Bauwirtschaft verlagerte sich immer stärker in den Bereich der «Wehrwirtschaft». Bis Anfang 1933 war die Bautätigkeit auf nur noch etwa ein Drittel ihrer Produktion von 1929 eingebrochen und 900 000 im Baugewerbe Beschäftigte waren arbeitslos, nun wirkten sich jedoch die Aufträge für das Militär schnell auf eine Reduktion der Arbeitslosenzahl aus und bereits 1935 war eine weitgehende Vollbeschäftigung in diesem Wirtschaftsbereich erreicht. Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand | 281

Zur Behebung des gravierenden Wohnungsmangels erfolgte eine Förderung des privat finanzierten Wohnungsbaus über Bürgschaften für Kapitalmarktkredite sowie durch eine drastische Kürzung der Kreditzinsen um über 50 Prozent.13 Da die Finanzmittel des Staates entsprechend der zwingenden Vorgabe Hitlers – «Alles für die Wehrmacht»14 – der Aufrüstung zufließen sollten, wurde der Wohnungsbau, ähnlich wie die Konsumversorgung, weitestgehend der Privatwirtschaft übertragen. Während in der Weimarer Republik von 1924 bis 1930 etwa 50 Prozent der Wohnungsneubauten direkte staatliche Finanzierung erhielten, wurden in den Friedens­ jahren der NS-Zeit nur etwa 12 Prozent der Wohnungsbauten gefördert.15 Die von der Deutschen Arbeitsfront (DAF) übernommenen Baugenossenschaften verloren ihren sozialen Charakter.16 Nachdem die komplizierten Vergabesysteme für Bürgschaften vereinfacht worden waren, entstanden durch Anreize und Lenkung der privaten Wirtschaft 1936 und 1937 jeweils über 330 000 Wohnungen. Da sich aber bereits ab 1937 aufgrund der weiter verstärkten Bautätigkeit im Rüstungssektor ein Bauarbeitermangel und Materialengpässe abzeichneten, ging der Wohnungsbau wieder zurück und der Wohnungsmarkt verzeichnete einen stetig wachsenden Fehl­ bedarf. Bereits 1935 erreichte die mit «deficit spending», also auf Pump angekurbelte Wirtschaftsproduktion wieder den Stand von 1928. Der NS-Staat griff nicht direkt in die privatwirtschaftlichen Besitzverhältnisse ein, sondern lenkte die Produktion durch dirigistische Maßnahmen und Verordnungen zu immer größerer Leistungssteigerung für die Aufrüstung. Die Gewerkschaften wurden bereits am 2. Mai 1933 ausgeschaltet und ihr Besitz von der am 10. Mai gegründeten DAF übernommen. Für das Wohlwollen der Wirtschaftsführer sorgte, dass mit dem Gesetz über die «Treuhänder der Arbeit» bereits am 19. Mai 1933 die Tarifautonomie und mit dem «Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit» vom 24. Januar 1934 die Tariflöhne sowie betriebliche Mitbestimmung und das Streikrecht abgeschafft wurden.17 Die Niedriglöhne aus dem Krisenjahr 1932 wurden weitgehend eingefroren, im Bauwesen sogar noch herabgesetzt und eine Er­ höhung verboten, es gab nur noch Leistungszuschläge, mit denen die ­Arbeitsleistung stimuliert und die Arbeiter diszipliniert werden sollten. Der von 1929 bis 1932 von 146,6 auf 85,4 Pfennig gesunkene durchschnittliche Stundenlohn eines Maurers reduzierte sich bis 1937 auf 83,6 und stieg erst 1944 auf 92,9 Pfennig.18 Einen gewissen Lohnausgleich brachten nur 282 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

die Erhöhung der wöchentlichen Arbeitsstunden sowie erzwungene Überstunden. Als geradezu zynischen Ersatz für die Zerschlagung der seit Jahrzehnten von der Arbeiterschaft erkämpften sozialen Errungenschaften machte das NS-Regime den 1. Mai als «Tag der nationalen Arbeit» erstmals zu einem pompös inszenierten Feiertag. Mit dem «Gesetz zum organischen Aufbau der Wirtschaft» vom 27. Februar 1934 konnte das Reichswirtschaftsministerium Wirtschaftsverbände einrichten oder auflösen und deren «Führer» ­direkt bestimmen sowie Firmen als Rüstungsbetriebe den Rüstungsprogrammen der Reichswehr zuordnen. Bereits Mitte 1934 waren auf diese Weise 2800 Firmen mit 750 000 Arbeitern, darunter zahlreiche Baufirmen, als Rüstungsbetriebe tätig, die 15 Prozent der gesamten Industrieleistung erbrachten – im Fahrzeugbau und in der Stahlindustrie lag dieser Anteil bei über 50 Prozent.19 Der NS-Staat lenkte somit die gesamte Industrie und Wirtschaft nach dem Primat der Aufrüstung, schuf aber keine Planwirtschaft, sondern ließ das privatwirtschaftliche Gewinnstreben sich in diesem Rahmen entfalten. Das Großunternehmertum verweigerte sich deshalb nicht dem Staat wie nach der Revolution 1918/19, sondern bot sich dem Regime als «willfähriger Partner»20 an.

Bauen für die Rüstungsprogramme Ab Mitte 1934 lief die Realisierung der gewaltigen Rüstungs­ programme der drei Wehrmachtsteile an. Das Heer sollte entgegen der im Versailler Vertrag festgelegten Stärke von 100 000 Mann schrittweise bis 1937 auf eine Friedensstärke von 300 000 vergrößert werden, 1935 wurde die allgemeine Wehrpflicht eingeführt und bei Kriegsbeginn besaß das Feldheer eine Mannstärke von 4,5 Millionen.21 Die Marine plante den Bau einer Kriegs- und U-Boot-Flotte und die Luftwaffe, die vertraglich komplett verboten war, wurde unter der Leitung des bereits am 30. Januar 1933 zum Reichskommissar für den Luftverkehr ernannten Hermann Göring im «größten deutschen Rüstungsprogramm aller Zeiten»22 völlig neu aufgebaut. Während 1932 36 Flugzeuge entstanden, produzierte die Flug­ zeugindustrie 1939 8300 und 1944 39 800 Kampfflugzeuge. Die über ganz Deutschland verteilten und bis 1939 realisierten Standorte und Truppenübungsplätze besaßen teilweise Dimensionen von Kleinstädten und Gemeinden und besetzten eine Fläche von der Größe des Saarlandes.23 Dazu kamen die zahllosen Fabriken zur Herstellung von Panzern, Geschützen, Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand | 283

Flugzeugen, Munition und Sprengstoff sowie deren Zuliefereinrichtungen wie Kraftwerke, Walzwerke oder Chemieanlagen. Weiterhin entstanden die Versuchsanstalten der einzelnen Heeresteile zur Entwicklung und Erprobung von Waffen sowie die Schulungszentren zur Ausbildung von Zehntausenden von Offizieren. Nicht zuletzt begann der Bau von Anlagen zur Gewinnung von Ersatzstoffen für Mineralöl, Kautschuk und Fette, um Deutschland autark gegenüber Handelssanktionen zu machen. Die Bauwirt­ schaft florierte und mit ihr erlebten Architekten und ­Ingenieure einen nie dagewesenen Auftrags- und Beschäftigungsboom (zu den Bauten s. Kapitel 3.3). Trotz Drosselung des Konsums und Konzentration auf Rüstung kam die Wehrwirtschaft aufgrund der begrenzten Ressourcen bereits 1935 in Probleme. Der Reichsbankpräsident und zwischenzeitliche Reichswirtschaftsminister Hjalmar Schacht wollte den Engpässen durch eine Kon­ trolle der Außenwirtschaft und eine Verlagerung der Importe begegnen, aber mit der Steigerung der Einfuhr rüstungswichtiger Rohstoffe erhöhte sich die Auslandsverschuldung.24 Für einen Ausgleich hätten Devisen aus der Rüstung abgezogen oder mehr exportiert werden müssen, dies lehnte Hitler kategorisch ab. Da zudem trotz der erhöhten Importe die Materialvorräte und Ressourcen infolge der Hochrüstung kontinuierlich schrumpften, kam es im Frühjahr 1936 zu einem wirtschaftspolitischen Wandel. Um das von Hitler diktierte «politische Muß des gleichen Tempos der Aufrüstung»25 beizubehalten, wurden ein Autarkieprogramm sowie ein staat­ licher Wirtschaftsdirigismus verordnet, deren Durchführung Hitler im Rahmen eines auf dem Parteitag im Herbst 1936 verkündeten Vierjahresplans (s. Abb. 110) an Hermann Göring übertrug.26 In einer Denkschrift legte Hitler im August fest, es sei «eine 100 %ige Selbstversorgung» auf ­allen Gebieten, in denen dies möglich sei, zu erreichen. Ausdrücklich benannter Zielpunkt war wieder die Ausweitung des «Lebensraums» und der «Rohstoff- und Ernährungsbasis» Deutschlands durch einen Eroberungskrieg. Dazu erteilte Hitler die Aufgabe: «I. Die deutsche Armee muß in vier Jahren einsatzfähig sein. II. Die deutsche Wirtschaft muß in vier Jahren kriegsfähig sein.»27 Zur Abmilderung der damit verbundenen weiteren Einschränkung des Konsum­bereichs wurde am 17. Oktober 1936 ein Mietpreisstopp verordnet und dieser 1937 noch verschärft.

284 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

Autarkieprogramm und Vierjahresplan Um die Rüstung auf dem hohen Stand beizubehalten und um im Krieg wenigstens kurzfristig autark zu sein, lag ein Schwerpunkt des Vierjahresplans auf der Gewinnung von Mineralöl (Leuna-Benzin aus Kohleverflüssigung), auf der Herstellung von synthetischem Kautschuk (Buna, Synthese aus BUtadien und NAtrium), der Erzeugung von indus­ triellen Fetten und Ölen durch Kohleverarbeitung (Paraffinoxidation), der Produktion von Zellwolle und Kunstfasern sowie der Steigerung der ­Eisenerzförderung. Der Auf- und Ausbau dieser Produktion war wieder mit der Errichtung zahlloser Bauanlagen verbunden. Mit dem Autarkieprogramm erhielt die chemische Industrie einen enormen Wachstumsschub – die I. G. Farbenindustrie AG wuchs zum weltweit größten Chemieunternehmen –, und Göring baute als «Bevollmächtigter des Vierjahresplans» mit diktatorischen Mitteln die Macht des NS-Staats im Wirtschaftsbereich insbesondere durch Zuteilung und Umverteilung von Arbeitern und Roh­ stoffen aus.28 Im Juli 1937 wurden die «Reichswerke AG für Waffen und ­Maschinenbau ‹Hermann Göring›» gegründet, die im Raum von Salzgitter mit dem Abbau und der Verhüttung von Eisenerz begann und im Zuge der Annexionen ab 1938 auch Werke in Österreich errichtete sowie im Frühjahr 1939 tschechische Betriebe übernahm. Neben der «Vereinigten Stahlwerke AG» (Vestag), der Rüstungsschmiede mit Krupp und Thyssen im Rheinland und den I. G. Farben entstand mit den «Reichswerken Hermann Göring» einer der größten europäischen Konzerne, für den das Baubüro Herbert Rimpl, der von 1937 bis 1945 als Chefarchitekt für die Reichswerke arbeitete, eine «Stadt der Hermann-Göring-Werke» plante.29 Auch wenn das Autarkieprogramm, das durch «Erzeugungsschlachten» in der Landwirtschaft begleitet wurde, nur in wenigen Bereichen komplett erfolgreich war, so lief doch die Aufrüstung bis zum – vorverlegten – Kriegsbeginn im Sommer 1939 auf immer höheren Touren. Am 17. Dezember 1936 erklärte Göring vor den führenden Wirtschaftsvertretern: «Wir stehen bereits in der Mobilmachung, es wird nur noch nicht geschossen.»30 Der Anteil der Ausgaben für die Wehrmacht an den öffentlichen Haushalten erhöhte sich von 4 Prozent im Jahr 1933 auf über 50 Prozent 1938, insgesamt flossen in das Programm einer «Vorbereitung des Kriegs im Frieden» bis 1939 etwa 100 Mil­ liarden RM.31 Der Wirtschaftshistoriker Adam Tooze resümierte: «Kein ­kapitalistischer Staat hatte je in so kurzer Friedenszeit eine Umschichtung des gesamten Sozialprodukts in solchem Ausmaß vorgenommen.»32 Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand | 285

Architekten und Ingenieure waren mit der Bauwirtschaft auch in den Vierjahresplan, der zusätzlich zu den Wehrmachtsinvestitionen verlief, eingebunden. Der wie alle anderen Wirtschaftszweige «gelenkte» Baumarkt boomte, bereits im Herbst 1937 gab es praktisch keine arbeitslosen Maurer mehr,33 und das Baubüro von Herbert Rimpl wuchs mit bis zu 1000 Mitarbeitern zum größten Architekturbüro in Europa.34 Den zahl­ losen Rüstungsbauten waren häufig Arbeitersiedlungen im Kleinhausbau zugeordnet, aber ab 1935 verlagerte sich die Wohnraumplanung auf kleine Miet- oder «Volkswohnungen»35 mit geringem Komfort. Nach der Besetzung der entmilitarisierten Zone des Rheinlands am 7. März 1936 begannen die Planungen zum Bau einer Festungsanlage gegen Frankreich, die als «Westwall» bis Ende 1938 unter der Leitung des Bauingenieurs Fritz Todt ausgeführt wurde. Aus den Arbeitskräften entstand die «Organisation Todt», die in der Folge insbesondere zum Straßen- und Bunkerbau zum Einsatz kam. An dieser größten Baustelle Europas, die sich über 630 Kilometer erstreckte, waren bis zu 430 000 Arbeiter beschäftigt, die zumeist in Behelfsbauten in der Größe von Kleinstädten untergebracht waren. Der normierte Barackenbau nahm immer größeren Umfang an, es entstanden tausende von Bunkeranlagen sowie eine rückwärtige «Luftschutzzone» mit Luftabwehrstellungen, deren Ausführung so große Mengen an Zement und Stahl verbrauchte, dass der Wohnungsbau eingeschränkt und der Autobahnbau nahezu eingestellt werden musste. Aufgrund seiner Effizienz beim Bau des Westwalls ernannte Göring im Dezember 1938 Todt zum «Generalbevollmächtigten für die Regelung der Bauwirtschaft»36 und beauftragte ihn mit der Kontrolle und Durchführung u. a. der «rüstungswichtigen Produktionsstätten», des Baus von Wohnsiedlungen für die Vierjahresplan­ betriebe, von Verkehrswegen sowie der «Führerbauten» in Berlin, Nürnberg und München.37 Als propagandistisches Gegenstück zum Bau von Westwall und Rüstungsanlagen, von denen die Öffentlichkeit nur eingeschränkt erfuhr, dienten die ausführlich publizierten Planungen zur «Neugestaltung deutscher Städte», die mit Gesetz vom 4. Oktober 1937 angeordnet und weitgehend in die Hand des Generalbauinspektors Albert Speer gelegt wurden. Zur Finanzierung des Vierjahresplans plante Hitler bereits eine «Judensondersteuer», die jedoch angesichts der politischen Situation 1936, als nach der Rheinlandbesetzung mit den Olympischen Spielen ein friedfer­ tiges Deutschland präsentiert werden sollte, noch zurückgestellt wurde. 286 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

Mit dem reichsweiten Pogrom in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 eskalierte das NS-Regime dann die seit 1933 betriebene systematische ­Ausplünderung der Juden. Sie verloren nahezu ihren gesamten Besitz, der entweder direkt an den Staat oder an wirtschaftliche Konkurrenten übereignet wurde. Der Raub brachte dem NS-Staat eine Milliardeneinnahme, eine zudem willkürlich verordnete «Judenvermögensabgabe» – deklariert als «Sühneleistung für die feindliche Haltung des Judentums gegenüber dem deutschen Volk» – setzte Göring auf eine Milliarde RM fest.38 Die rassistische Ausgrenzungspolitik war immer auch mit wirtschaftlichen ­Interessen verknüpft, bereits die Vorbereitung des «Lebensraum»-Kriegs wurde durch Raub mitfinanziert.39 Über ihre Rüstungsaufträge waren auch die Bauwirtschaft und ihre Architekten in diesen größten Raubzug der Geschichte zu Friedenszeiten eingebunden.

Steuerung der Rüstungsproduktion Mit Kriegsbeginn explodierten die Militär- und Rüstungsaus­ gaben und die nunmehrige «Kriegswirtschaft» erhielt einen neuen Schub. Zur «geräuschlosen» Finanzierung wurden zum einen einfach Spareinlagen40 der Bürger verwendet und zum anderen bedenkenlos Schulden ­gemacht, die durch Ausplünderung der besetzten Länder ausgeglichen werden sollten. Im Hinblick auf den bereits geplanten Krieg gegen Russland und einen weiter steigenden Rüstungsbedarf ernannte Hitler am 17. März 1940 Todt zum «Reichsminister für Bewaffnung und Munition», der damit den gesamten Rüstungs- und Baubetrieb befehligte. Todt intensivierte das Prinzip der dirigistischen Wirtschaftssteuerung, indem er u. a. eigene ­Ausschüsse «zur Überprüfung der Auftragslenkung»41 sowie «Spar­ ingenieure»42 zur Einhaltung der Rohstoffkontingente einsetzte, und er erreichte somit bis 1941 eine Verdoppelung des Anteils der Rüstungsproduktion an der industriellen Nettoproduktion. Das zivile Bauwesen kam zwar durch einen verordneten Baustopp nahezu vollständig zum Erliegen, aber der «behelfsmäßige Ausbau der Rüstungsindustrie»43, für den nun Kriegs­ gefangene und Zwangsarbeiter in immer größerer Zahl eingesetzt wurden, florierte dafür umso mehr, und Architekten und Ingenieure profitierten vom Rüstungsbau – nicht zuletzt durch eine Freistellung vom Militär- und Kriegsdienst als «unabkömmlich». Da kaum noch Wohnungen entstanden, sollte einem gewissen Missmut in der Bevölkerung propagandistisch Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand | 287

durch den Verweis auf ein großes Bauprogramm nach dem «Endsieg» – 300 000, später 600 000 neue Wohnungen jährlich – entgegengewirkt werden. Am 15. November 1940 erging ein «Erlaß zur Vorbereitung des deutschen Wohnungsbaus nach dem Kriege», zu dessen Durchführung Hitler den Leiter der DAF, Robert Ley, zum «Reichskommissar für den sozialen Wohnungsbau» ernannte. Um die hohen Stückzahlen zu erreichen, basierten die Planungen auf rigoroser Rationalisierung und Standardisierung, aber das Programm kam über Probebauten nicht hinaus.44 Am 2. Dezember 1940 wurde die «Verordnung über Neuordnungsmaßnahmen zur Beseitigung der Kriegsfolgen erlassen», in der es beschwichtigend hieß: «Die Kosten der Neuordnung trägt das Reich»45. Nach dem Flugzeugabsturz von Todt am 8. Februar 1942 übertrug ­Hitler dessen Positionen auf Albert Speer und ermächtigte ihn zudem mit weiteren Befugnissen zur kompletten Steuerung der Kriegswirtschaft. Durch zentrale Planung sowie rücksichtslosen Einsatz von Millionen von Zwangsarbeitern gelang Speer eine massive Erhöhung der Rüstungsgüter, die ­jedoch von den Alliierten um ein Vielfaches übertroffen wurde. Um die durch die Bombenangriffe auf deutsche Städte verschärfte Wohnungsnot zu beseitigen, verkündete der Reichswohnungskommissar Robert Ley im Oktober 1942, bis zum Sommer 1943 fünf Millionen Wohnungen für Bombengeschädigte zu schaffen.46 Da davon nur etwa 300 000 entstanden, verordnete Hitler am 9. September 1943 ein «Deutsches Wohnungshilfswerk», das eine Million Behelfsbauten pro Jahr für Ausgebombte errichten sollte.47 Aufgrund der immer stärkeren Zerstörung von Industrieanlagen kam es jedoch bereits am 22. August 1943 zur Anordnung einer unterirdischen Verlagerung der Rüstungsproduktion, für deren Durchführung alle verfügbaren Arbeitskräfte zusammengezogen sowie insbesondere Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge eingesetzt wurden. Behelfsbauten für Ausgebombte entstanden deshalb kaum mehr, bis Juni 1944 waren nur 35 000 fertiggestellt. Am 8. Mai 1945 trat die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht in Kraft und damit auch das Ende des NS-Staats. Der Krieg, an dem Architekten, Ingenieure und die Bauwirtschaft kräftig mitgewirkt und mit­ verdient hatten, hinterließ nicht nur Millionen Tote und ein zerstörtes ­Europa, sondern auch eine Staatsschuld in Höhe von etwa 450 Milliarden RM.48 Mit der Währungsreform wurde in den Westzonen das Geldver­ mögen um über 90 Prozent abgewertet und damit ein Teil der Schulden 288 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

auf Kosten der breiten Bevölkerungsmehrheit beseitigt. Immobilien und Grundbesitz blieben jedoch weitgehend unangetastet, Haus- und Grundbesitzer sowie Wirtschaftsunternehmen und Kaufleute wurden begünstigt, denn sie sollten die Wirtschaft wieder in Gang bringen. Damit saßen viele von denen, die am Krieg verdient hatten, bald wieder an Schalthebeln der Gesellschaft.

Gleichschaltung der Hochschulen und Selbstmobilisierung der Professoren Die «Gleichschaltung» der Hochschulen, und damit auch der Architektenausbildung, erfolgte nicht durch massive Gewalt, aber sie verlief genauso umfassend und gründlich wie die Erfassung aller anderen ­Lebensbereiche. Bereits in den 1920 er-Jahren gehörte die «Eroberung» der Jugend zu den zentralen Interessenfeldern der Nationalsozialisten, und an den Hochschulen waren sie damit auch besonders erfolgreich. Der Stimmenanteil des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbunds (NSDStB) lag bei Hochschulwahlen seit 1928 deutlich über dem der ­NSDAP bei Reichstagswahlen. Bereits um 1930 dominierte der NSDStB die Studentenvertretungen der meisten Hochschulen, und Hitler erklärte: «Nichts gibt mir mehr Glauben an die Richtigkeit unserer Idee als die Siege des Nationalsozialismus auf der Hochschule.»49 Schon vor der Machtübernahme terrorisierten die völkisch-nationalistischen Studenten lautstark ihnen unliebsame Professoren und Dozenten und gewannen Einfluss auf hochschulinterne Entscheidungen. Ein neues Studentenrecht, das am 10. Mai 1933 mit Bücherverbrennungen in den Universitätsstädten gefeiert wurde, ermöglichte eine Mitsprache im Senat sowie die massive Einschränkung von jüdischen Studenten auf 0,5 Prozent der Neuimmatrikulierten. Die organisierten NS-Studenten überwachten das Geschehen an den Hochschulen und denunzierten Dozenten sowie Kommilitonen bei den Kreisleitungen. Durch einen Vorlesungsboykott brachten sie beispielsweise den Stuttgarter Architekturprofessor Walter Körte dazu, bereits im Wintersemester 1933/34 selbst zu kündigen, den Münchner Bauingenieur Heinrich Spangenberg trieb eine Denunziation in den Selbstmord.50 Eine sofortige Veränderung der verbeamteten, weitgehend ohnehin konservativen Professorenschaft war nur bedingt möglich, die Gleichschaltung und ideologische Neuausrichtung erfolgte deshalb durch GeBauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand | 289

setze und Verordnungen sowie eine schrittweise Umstrukturierung im Zuge von Neuberufungen. Mit dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 konnten jüdische Hochschullehrer entlassen sowie Personen, deren Mitarbeit beim «Aufbau des neuen Staates» in Frage gestellt wurde, in den Ruhestand versetzt werden. In der Folge wurden etwa 1000 Hochschullehrer entfernt, auf deren Position schnell Konkurrenten drängten. Durch die fast ohne Proteste akzeptierte Entlassung von Kollegen, die ins Exil und zum Teil auch in den Tod getrieben wurden, machte sich die Professorenschaft selbst «zum Komplizen des Regimes»51. Jüdische Architekturlehrer gab es an keiner der zehn Technischen Hochschulen, und eine «moderne» Architekturauffassung vertraten ohnehin nur drei der knapp 90 Architekturprofessoren in Deutschland. Bruno Taut und Robert Vorhoelzer wurden an ihren Hochschulen in Berlin und München noch im Sommersemester 1933 beurlaubt und verloren dann ihre Position.52 Otto Ernst Schweizer, der Architekt des Arbeiter­ stadions im Roten Wien, behielt hingegen seine Stelle in Karlsruhe und konnte erstaunlicherweise seine Studenten relativ undogmatisch weiter unterrichten.53 Wohl zum Ausgleich zog er sich jedoch aus dem Bau­ geschehen zurück und schrieb eine Hymne auf die NS-Zeit für die Festschrift zu Hitlers 50. Geburtstag. Bis zu seiner Emeritierung 1960 lehrte er ohne Unterbrechung.54 Die Befugnisse der Länder an den Hochschulen gingen am 1. Mai 1934 auf das neue Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung über, dessen Minister Bernhard Rust am 18. Januar 1935 eine «Reichsstudienordnung» erließ, mit der Lehrpläne und Lehrinhalte im ganzen Reich einheitlich ideologisch ausgerichtet wurden. Die Entwurfs­ aufgaben an den Architekturfakultäten veränderten sich damit fast wie von selbst in Richtung Blut-und-Boden-Architektur und traditioneller Bauweisen. Am 3. April 1935 folgten die «Richtlinien zur Vereinheitlichung der Hochschulverwaltung», mit denen das «Führerprinzip» an allen Hochschulen eingeführt wurde. Der Rektor und die Dekane wurden nicht mehr gewählt, sondern vom Minister eingesetzt, die Ernennung von Professoren erfolgte direkt in Absprache mit dem Ministerium oder auf dessen Weisung. Damit konnte in die Fakultäten eingegriffen werden, die allerdings je nach Konstellation der Professorenschaft auch ohne weiteren Druck eine Selbstgleichschaltung und «Selbstmobilisierung»55 für den NS-Staat betrieben. Bereits am 11. November 1933 unterschrieben zwölf Architektur290 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

professoren, davon die Hälfte von der TH Hannover, zusammen mit etwa 900 Hochschullehrern ein «Bekenntnis zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat». An der TH Aachen erhielt Otto Gruber – 1928 bis 1950 Professor für Baukonstruktionslehre – 1934 das Rektorat und erklärte bei seiner Antrittsrede, das Fach Siedlungswesen müsse als «Lebensform eines neuen Deutschland aufgebaut»56 werden und die Denkmalpflege sei nun eine «nationale Arbeit». Gruber betrieb als Rektor massiv die Nazifizierung der Hochschule, vertrieb jüdische Professoren und stärkte die NS-Studentenschaft.57 1935 berief er das Parteimitglied Hans Mehrtens auf den Lehrstuhl für Hoch- und Industriebauten, den dieser – obwohl bis Kriegsende im Rüstungsbau gut beschäftigt – bis 1961 leitete. An der TH Berlin erfolgte der Umbau der Fakultät schrittweise im Zuge von Neuberufungen: Bereits 1935 erhielt das Partei- und SA-Mitglied Ernst Sagebiel, einer der Groß­ architekten der NS-Zeit, eine Honorarprofessur, 1939 folgte der Pg. Gerhard Jobst als Nachfolger von Hermann Jansen auf den Lehrstuhl für ­Städtebau (nach der Entlassung 1945 wieder von 1949 bis 1953 tätig), 1941 kam der Pg. Hans Freese aus Dresden auf den Lehrstuhl für Entwerfen von Hochbauten (bis 1953 tätig), 1942 ernannte Hitler persönlich den Pg. Friedrich Tamms – 1944 in die «Gottbegnadetenliste» aufgenommen – zum Professor, im gleichen Jahr folgte Kurt Dübbers, Schwiegersohn von Paul Bonatz und Mitarbeiter an NS-Großprojekten (bis 1971 tätig), und 1943 erhielt der Pg. Hanns Dustmann, «Reichsarchitekt der Hitlerjugend» und Baureferent für die Neugestaltung Wiens, einen Lehrstuhl für Entwerfen.58 Um den 1934 direkt von Jena auf den Lehrstuhl für Ackerbau und Landbaupolitik der Landwirtschaftlichen Fakultät berufenen Pg. und ­SS-Oberführer Konrad Meyer bildete sich an der TH Berlin das Zentrum zur Planung des «Generalplan Ost», mit dem besetzte Gebiete «germanisiert» und die Bevölkerung vertrieben werden sollten.59 An der TH Braunschweig griff Dietrich Klagges, NS-Ministerpräsident des Freistaats und Beschaffer der deutschen Staatsbürgerschaft für Hitler, 1934 direkt in die Hochschule ein und entließ den als Rektor amtierenden Architektur­ professor Carl Mühlenpfordt, der sich gegen NS-Radau geäußert hatte. 1935 ernannte Klagges den Pg. Emil Herzig zum Professor für Baukon­ struktion und 1936 zum Rektor, der in der Folge seine Pläne zum Ausbau Braunschweigs zu einer «Reichsbildungsstätte» vorantrieb.60 An der TH Darmstadt war der Protektionismus für Parteigenossen besonders deutBauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand | 291

lich. Erich Mindner trat im Mai 1933 in die NSDAP ein und erhielt fünf Monate später ohne Qualifikation direkt eine ordentliche Professur für Baukunst. Karl Lieser unterrichtete als Privatdozent für Städtebau, 1933 trat er in die Partei ein und versuchte, mit Hilfe einer an die Gauleitung gesandten, die Fakultät diffamierenden Denkschrift die Berufung von Karl Gruber zu verhindern. Die Hochschulleitung entzog ihm darauf die Lehrbefugnis und beantragte seine Entlassung, aber der NS-Studentenbund besetzte die TH, und der Gauleiter ernannte Lieser 1934 zum Professor und Führer der NS-Dozentenschaft, 1935 erfolgte die Ernennung zum Prorektor und 1937 zum Rektor. Diese Position behielt Lieser bis 1944 und ­dominierte damit sowohl die Architekturfakultät wie auch die Hochschule.61 An der TH Dresden wirkte seit 1928 Wilhelm Hermann Jost als Professor für Gebäudelehre, 1932 trat er in die Partei und 1933 in die SA ein, 1937 wurde er zum Rektor und 1943 zusätzlich zum Gründungsrektor der TH Linz ernannt, diese Stellungen behielt er bis 1945.62 Der schon 1921 berufene Städtebauprofessor Adolf Muesmann unterschrieb 1933 das Treubekenntnis zu Adolf Hitler. An der Architekturfakultät der TH Hannover, die sich schon in den 1920 er-Jahren nach Stuttgarter Vorbild traditionell ausgerichtet hatte, traten alle sieben Professoren der Fakultät auf Initiative von Walther Wickop zum 1. Mai 1933 in die Partei ein.63 1940 erhielt der ehemalige Bonatz-Assistent Gerhard Graubner, Parteimitglied und seit 1938 als Gaukulturrat Beauftragter des Gauleiters für den Ausbau Düsseldorfs zur Gauhauptstadt, die Professur für Entwerfen und Gebäudelehre, die er – mit kurzer Unterbrechung zur Entnazifizierung – bis 1967 innehatte.64 Ihre Zustimmung zum NS-System brachten die Professoren nicht nur im Unterricht, sondern auch in entsprechenden Verlautbarungen zum Ausdruck.65 An der TH Karlsruhe gelang es auf I­ nitiative von Otto Ernst Schweizer, dass als Nachfolger von Hermann Billing und Max Laeuger mit Heinrich Müller und Otto Haupt 1936 und 1937 zwei Architekten berufen wurden, die nicht Parteimitglieder waren, ohne dass damit allerdings die NS-Ideologie aus der Architekturlehre völlig ferngehalten werden konnte.66 An der Architekturfakultät der TH München übernahm der bereits 1922 berufene German Bestelmeyer, der sich seit Ende der 1920 er-Jahre für die NSDAP engagierte und 1933 in die Partei eintrat, die Führungsrolle. Er wirkte mit an der Entlassung Robert Vorhoelzers und des Bildhauers Karl Knappe, er half bei der direkten Berufung des «Baubolschewismus»-Dema­ gogen Alexander von Senger 1934 auf eine neue Professur für Bauforschung 292 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

sowie bei der Berufung 1936 von ­Roderich Fick, der dann durch Aufträge am Obersalzberg und in der «Führerstadt» Linz zu einem der prominentesten Architekten des NS-Regimes aufstieg. Nach dem Tod Bestelmeyers wurde der Leiter der Bau­abteilung der DAF, Julius Schulte-Frohlinde, 1943 als Nachfolger berufen – 1944 kam auch er auf die «Gottbegnadetenliste» –, die Fakultät war damit weitgehend von Parteigenossen besetzt.67 Das Zentrum der Ausbildung von Architekten, die dann im Nationalsozialismus Karriere machten, bildete die TH Stuttgart. Mit Theodor ­Fischer und seinem Schüler und Nachfolger Paul Bonatz begann sich schon vor dem Ersten Weltkrieg eine «Stuttgarter Schule» zu bilden, deren Kennzeichen eine auf Tradition und werkgerechte Konstruktion bezogene ­Architektur bildete.68 Mit der Berufung von Paul Schmitthenner 1918 auf den Lehrstuhl für Baukonstruktion und Entwerfen sowie von Heinz Wetzel 1925 für Städtebau und Siedlungswesen festigte sich der Ruf Stuttgarts als Ort praxisbezogener, gegen die internationale Moderne gerichteter ­Architektenausbildung. Nicht zuletzt aufgrund der – vergeblich – bekämpften Weißenhof-Siedlung in «ihrer» Stadt näherten sich Bonatz, Schmitthenner und Wetzel, die ab 1934 von dem Bonatzschüler Hans Volkart (Lehrstuhl für Entwerfen bis 1962) unterstützt wurden, immer stärker dem «völkisch-»nationalistischen Gedankengut an. Die als Basis der Ausbildung dienende «Werklehre» Schmitthenners ließ sich fast nahtlos mit der rassistischen Blut-und-Boden-Ideologie verbinden.69 Mit der Publikation Das deutsche Wohnhaus 1932 sowie Vorträgen beim Kampfbund für deutsche Kultur profilierte sich Schmitthenner – seit 1933 Parteimitglied – zum NS-Vorzeigearchitekten. 1934 versuchte er, mit der Schrift Das Bauen im Neuen Reich den Weg zu einer spezifischen NS-Architektur in seinem Sinne vorzuzeichnen und sich selbst als «Führer» dafür anzubiedern. Die in Stuttgart gelehrte traditionell-heimattümelnde «Blut-undBoden-­Architektur» eignete sich zwar nicht für monumentale Repräsen­ tationsbauten, aber sehr wohl für die breite Masse der Bautätigkeiten im NS-Regime, «schmitthennern» wurde zu einem Begriff für systemkonformes Bauen. An allen Architekturfakultäten der Technischen Hochschulen gab es ab 1933 eine (Selbst-) Anpassung an die anfangs noch vagen Vorstellungen von einer «deutschen Baukunst», die Ausbildung der Architekten stand sofort im Dienst der Ziele des NS-Regimes, und nach einigen Jahren waren überall Parteigenossen platziert. An den zehn Technischen Hochschulen studierten im Wintersemester Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand | 293

1932/33 insgesamt 2581 Personen Architektur, davon waren 139 Frauen. Berlin führte die Zahl der Immatrikulierten mit 665 an, es folgten Stuttgart mit 479 und München mit 344, Breslau lag mit 20 am Ende der Liste. Bis zum Wintersemester 1933/34 sank die Zahl der Architekturstudenten auf 2075, davon waren 102 Frauen. Mit dem «Erlaß zur Schülerauslese an den höheren Schulen vom 27. März 1935» wurde der Anteil der weiblichen Studierenden auf zehn Prozent der Neuimmatrikulationen begrenzt, offiziell, um die NS-Familienpolitik zu stärken, aber faktisch, um Frauen auch vermehrt in der Industrie zu beschäftigen.70 Erst mit Kriegsbeginn wurde diese Beschränkung aufgehoben, die Plätze der zur Wehrmacht eingezo­ genen Männer durften Frauen einnehmen, die dann im Winter 1943/44 fast 50 Prozent aller Studierenden stellten.71 Ab 1935 wurden in den statistischen Jahrbüchern nur noch die Gesamtzahlen der Studenten im Bereich Bauwesen (Architektur, Bauingenieur, Geodäsie) ausgewiesen, dafür aber die Zahl der Mitglieder der Deutschen Studentenschaft gesondert genannt. Mit Kriegsbeginn erfolgte eine Teilung in Trimester, in denen die Studierenden des Bauwesens auf unter 1000 sanken. Die Gesamtzahl der im Nationalsozialismus tätigen Architekten entsprach in etwa der nach Einführung der Kammerpflicht 1934 aufgenommenen circa 10 000 Mitglieder, von denen 2700 Mitglieder des BDA waren.72

Regulierung und Organisation des Berufsstands Nach der Machtübernahme begann geradezu eine Art Rennen der verschiedenen Verbände, um sich im NS-System vorteilhaft zu plat­ zieren. Der BDA, dem mit dem Kampfbund Deutscher Architekten und Ingenieure (KDAI)73 ein gefährlicher, regimegesteuerter Rivale unter der Leitung des Parteiideologen Alfred Rosenberg erwachsen war, setzte schon im April 1933 den Nationalsozialisten Eugen Hönig als Präsidenten ein und versuchte sich durch eine Treuerklärung «zur Mitarbeit an der Durchführung des nationalen Aufbauprogramms»74 nicht nur einen Vorteil zu verschaffen, sondern auch seine alten Forderungen nach einer Kontrolle des gesamten Bauwesens durchzusetzen. Der BDA beantragte, alle Bau­ aufgaben, auch die der öffentlichen Hand, «ausschließlich den freischaffenden Architekten anzuvertrauen», Baubeamten sollte jede außerdienst­ liche Betätigung, die «das Arbeitsgebiet der freischaffenden Architekten schmälert», verboten werden. Die Berufsbezeichnung «Architekt» sollte 294 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

durch ein Gesetz und eine Architektenkammer, die nur Personen mit entsprechender Vorbildung und Praxis aufnahm, geschützt werden. Gewerbsmäßig im Bauwesen Tätige sollten keinen Zugang zur Kammer und nur Mitglieder ein Planvorlagerecht erhalten. Der KDAI vereinigte sich darauf mit dem Deutschen Techniker Verband (DTV), um seine Position zu stärken, und alle drei Organisationen sandten Ergebenheitsadressen an die neue Regierung. Bei der Bundestagung im September, die kurz vor der Verabschiedung des Kulturkammergesetzes durch Goebbels am 22. September 1933 stattfand, führte der BDA noch einen Arierparagraphen zum Ausschluss jüdischer Mitglieder in seine Satzung ein und es gelang ihm, als alleiniger Fachverband für Baukunst in der dann am 1. November 1933 verordneten «Reichskammer der bildenden Künste», einer der sieben Unterabteilungen der «Reichskulturkammer»75, eingesetzt zu werden. Mit der Eröffnung der Reichskulturkammer am 15. November 1933 wurde der BDA allerdings als Verband ­aufgelöst, es blieb nur der Name, beim Versuch, eine tragende Rolle im NS-Staat zu spielen und sein Klientel zu fördern, hatte er sich selbst liquidiert.76 Als Kompensation und Dank erhielt Eugen Hönig die Präsidentschaft der Reichskammer der bildenden Künste. Alle nach der «Selbstreinigung» noch vorhandenen BDA-Mitglieder, also auch diejenigen, die als Baubolschewisten diffamiert worden waren wie Gropius oder Mies van der Rohe, wurden über ihre BDA-Mitgliedschaft automatisch in die Kammer übernommen. Die Architekten waren nun erstmals in einer Berufskammer, aber zusammen mit den bildenden Künstlern, die dort in der Mehrzahl waren, und sie waren innerhalb der Reichskulturkammer, die etwa 140 000 Kulturschaffende umfasste, eingebunden in das ideologische Programm und Kontrollsystem des Regimes. Eugen Hönig konnte anfangs noch einen Alleinvertretungsanspruch der freischaffenden Architekten durchsetzen und erließ am 28. September 1934 eine Architektenanordnung, die eine Aufnahme in die Kammer von einer «eigenschöpferischen» Leistung abhängig machte, alle Mitglieder auf «deutsche Kultur und Baugesinnung» verpflichtete und die Einreichung von Bauplänen nur für Architekten sicherte.77 Damit hatte er jedoch den Bogen überspannt, die Vertreter des ausgeschlossenen Baugewerbes und der benachteiligte KDAI protestierten, das Reichswirtschaftsministerium setzte die Anordnung außer Kraft. Nun kam es zu heftigen Auseinandersetzungen über «Stellung und Aufgabe des Architekten»78, die Kammer beharrte auf ihren Rechten, aber selbst Theodor Fischer protestierte da­ Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand | 295

gegen, dass «der Ingenieur nicht Baukünstler sein könne»79. Schließlich kippte Goebbels, der vom Reichsarbeitsministerium unter Druck geriet, den Befähigungsnachweis am 15. November 1935 durch eine neue Anordnung. Das auf den BDA zugeschnittene Aufnahmeverfahren war damit abgeschafft, Hönig trat zurück und wurde Ende 1936 durch den Maler Adolf Ziegler als Präsident ersetzt. Eine neue Architektenanordnung vom 28. Juli 1936 hob den Berufsschutz und den Schutz der Berufsausübung weitgehend wieder auf, das Planvorlagerecht sowie eine «eigenschöpferische Leistung» fielen weg, Qualitätskriterien waren «politische Zuverlässigkeit und Eignung», und anstelle der «Richtlinien deutscher Kunst und Baugesinnung» hieß es nun vage: «Der Architekt trägt im Rahmen seiner Berufstätigkeit gegenüber dem deutschen Volke die Verantwortung für die Erhaltung der baulichen Schönheit und Sauberkeit des Stadt- und Landschaftsbildes.»80 Das Reichsarbeitsministerium und dessen Interesse an ­einer Stützung der Bauunternehmer hatten sich gegen die Reichskulturkammer durchgesetzt. Am 10. November 1936 wurde eine vom Ministerium erarbeitete Baugestaltungsverordnung verabschiedet, mit der die alten Gesetze gegen Verunstaltung eine neue Definition erhielten. Paragraph 1 verordnete: «Bauliche Anlagen und Veränderungen sind so auszuführen, dass sie Ausdruck anständiger Baugesinnung und werkgerechter Durchführung sind und sich der Umgebung einwandfrei einfügen.»81 In der Folge fanden Diskussionen statt, was denn «anständige Baugesinnung»82 sei, letztlich gab es keine Definition, aber es gab Baufibeln, Baupolizei und mediale Appelle, und jeder Baubeamte wusste nach den jahrelangen Diskussionen, dass das Flachdach «undeutsch» und somit nicht «anständig» war. Die organisierte Architektenschaft hatte kräftig mitgeholfen, sich selbst geistig und architektonisch «gleichzuschalten».

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3. 2 Gleichschaltung zur «deutschen Baukunst» Mit Etablierung des deutschen Nationalstaats 1871 schärften sich die Diskussionen um eine «deutsche Kultur», denn die siegreiche Nation sollte sich nur noch an ihrer eigenen Kultur orientieren und sich aus dieser definieren.83 Angeheizt durch den enormen publizistischen Erfolg von Julius Langbehns Rembrandt als Erzieher fand seit den 1890 er-Jahren ge­ radezu ein Kreuzzug für deutsche Kultur statt, den der Kaiser und seine Kamarilla beförderten. So organisierte beispielsweise der Kunsthistoriker Henry Thode einen veritablen Kunstkampf für die aus dem deutschen «Volkscharakter» erwachsenen Werke Arnold Böcklins und Hans Thomas und gegen die von seinem Kollegen Julius Meier-Graefe vertretene neue «Weltsprache»84 der französischen Impressionisten. Der Direktor der Berliner Nationalgalerie, Hugo von Tschudi, wurde 1908 beurlaubt, nachdem es zum Streit um Ankäufe französischer Künstler in seinem «Der deutschen Kunst» gewidmeten Museum kam. Dass Bilder «wandern» und Kultur auch auf einem ständigen wechselseitigen Austausch zwischen Nationen basiert – Aby Warburg sprach 1905 von den «mobilen Bilderfahrzeugen»85 –, fand wenig Gehör. Mit der Niederlage 1918 wurde «undeutsch» zum zentralen Kampfbegriff aller Nationalisten, «Fremdes» sollte aus­ geschlossen und ein solcherart gestärktes «reines» deutsches Volk sich wieder zu neuer Größe erheben. Der Bezug auf Volk und deutsche Tradition diente als Prüfstein für nationale Haltung und Kultur, «völkisch» ent­ wickelte sich zum Synonym für «deutsch», «heimatverbunden», «gesund» und «rasserein». Der Kampf gegen eine Internationalisierung der Kultur in Deutschland zog sich durch die gesamte Weimarer Republik und kann exemplarisch am Bauhaus abgelesen werden. Die Reformschule galt von Anfang an als «undeutsch», wurde von Nationalisten und Völkischen bekämpft und eine Schließung stand bereits 1923 im Wahlprogramm des rechten thüringischen Ordnungsbunds. Nach dessen Wahlsieg 1924 wurde das Bauhaus von Politikern der DVP und DNVP finanziell abgewürgt, so dass es seine Selbstauflösung beschloss und 1925 nach Dessau umzog. Auch dort wurde Gleichschaltung zur «deutschen Baukunst» | 297

die Schule als Exponent eines «jüdischen Kulturbolschewismus»86 bekämpft, die NSDAP forderte bei Wahlen den Abriss des Bauhausgebäudes, und nach einem rechten Wahlsieg kam es 1932 zur zweiten Schließung. Der letzte Bauhausdirektor, Mies van der Rohe, zog mit der Schule nach Berlin, dort erfolgte im April 1933 eine dritte und endgültige Schließung.87 In der Geschichte des Bauhauses spiegelt sich auch die Zerstörung der Republik durch Nationalismus und Rassismus.

Kampf gegen internationale Architektur und «Baubolschewismus» Die Angriffe gegen eine internationale Architektur verschärften sich mit dem Bau der im Juli 1927 eröffneten Siedlung des Deutschen Werkbunds Am Weißenhof in Stuttgart. Die Vertreter konservativer Architektur entfachten einen medialen Sturm der Entrüstung, die Exponenten der Stuttgarter Schule, Paul Bonatz und Paul Schmitthenner, traten aus dem Werkbund aus und belegten die Siedlung mit dem Begriffsarsenal des «Undeutschen». Im Zusammenhang des Parteitags der NSDAP in Nürnberg formierte sich im Herbst 1927 unter der Führung des NS-Ideologen Alfred Rosenberg – einem diplomierten Architekten – eine «völkische Kulturoffensive»88, die im Januar 1928 zur Gründung der National­ sozialistischen Gesellschaft für deutsche Kultur führte, die sich Ende des Jahres in Kampfbund für deutsche Kultur umbenannte. Der Bund baute in kurzer Zeit ein Netz von Organisationen über ganz Deutschland auf, in dem sich Nationalisten und Antisemiten zusammenfanden und agitierten. Als einer der aggressivsten Wortführer wirkte der Maler Paul SchultzeNaumburg, der als Mitbegründer des Bundes Heimatschutz und des Deutschen Werkbunds aus der Ideenwelt der Reformbewegungen vor dem Ersten Weltkrieg kam und in den neun Bänden seiner Kulturarbeiten mit der paarweisen Klassifizierung von Beispielen traditionellen und zeit­ genössischen Bauens als gut und schlecht schon seit 1901 das Schema der Feindbilder und der Ausgrenzung vorgeprägt hatte. Nach dem Weltkrieg radikalisierte sich sein Nationalismus und Rassismus, und er führte einen veritablen Kampf gegen das Neue Bauen.89 In seinem Wohnsitz im thüringischen Saaleck versammelten sich seit Anfang der 1920 er-Jahre Vordenker nationaler Kultur und Politik, auch NS-Größen von Hitler bis Himmler und Goebbels waren zu Gast.90 Dort wurde im Juni 1928 die Architekten298 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

vereinigung «Der Block» gegründet, welche die wichtigsten Vertreter einer deutsch-nationalen Architektur zusammenführte und den Nachrichtendienst «Die Baukultur» initiierte, der regelmäßig das Neue Bauen attackierte.91 Im gleichen Jahr publizierte Schultze-Naumburg Kunst und Rasse, eine Hetzschrift zur Verunglimpfung der gesamten modernen Kunst als Krankheits- und Verfallssymptom. Das Pendant bildete der ebenfalls 1928 erschienene Band Krisis der Architektur des Schweizer Architekten Alexander von Senger, der das moderne Bauen als Ausdruck eines auf ­Zerstörung der Kultur ausgerichteten jüdischen «Baubolschewismus»92 diffamierte und dafür vom Altpräsidenten des BDA, Cornelius Gurlitt, beglückwünscht wurde.93 In einer 1931 folgenden Publikation bezeichnete Senger Le Corbusier als «Lenin der Architektur», der die «Brandfackel Moskaus» nach Europa trage, denn die funktionalistische Architektur ziele in einer «bolschewistischen Verschwörung» auf eine klassenlose Gesellschaft.94 Als Wilhelm Frick nach dem Wahlsieg einer Koalition rechter Parteien in Thüringen als erster Nationalsozialist Anfang 1930 die Position eines ­Ministers für Inneres und Volksbildung erhielt, verhalf er sofort dem von Hitler verehrten NS-Rassentheoretiker Hans F. K. Günther zu einem Lehrstuhl an der Universität Jena, er berief Schultze-Naumburg zum Direktor der Weimarer Bau- und Kunsthochschule – umbenannt in Staatliche Hochschule für Baukunst, bildende Kunst und Handwerk95 –, und gemeinsam organisierten sie eine «Säuberung» der Kultur nach NS-Vorstellungen. Über neue Schulordnungen, Entlassung von linken Lehrkräften und Einführung des «Führerprinzips» versuchte Frick im Sinne seines im April 1930 verfügten Erlasses «Wider die Negerkultur für deutsches Volkstum»96 Thüringen zu einem «kulturpolitischen Bollwerk» des Na­tional­sozialismus neu aus­ zurichten. In diesem Zusammenhang ließ Schultze-Naumburg die Werke moderner Künstler aus dem Weimarer Schlossmuseum entfernen und die Malerei von Oskar Schlemmer im Treppenhaus der ehemaligen BauhausWerkstätten zerstören. Über den Bildersturm und Vandalismus wurde in ganz Deutschland ausführlich berichtet, was im Bereich der Kultur unter nationalsozialistischer Herrschaft passierte, konnte nun jeder wissen, aber die «Werbekraft eines nationalistischen Irrationalismus»97 wirkte in der Krisenzeit vielfach stärker als Vernunft.

Gleichschaltung zur «deutschen Baukunst» | 299

Paul Schmitthenner als Vorbild und Vorkämpfer Als sich im Zuge der Wirtschaftskrise der Nationalsozialismus zu einer «Partei der radikalisierten Mitte»98 wandelte und bei den Reichstagswahlen 1932 zur stärksten politischen Macht aufstieg, verschärften sich nicht nur die Angriffe der Kampfbundredner und der reaktionären Zeitschrift «Deutsche Bauhütte» gegen das Neue Bauen,99 sondern die Protagonisten eines «deutschen» Bauens brachten sich in Stellung, um nach der erhofften Machtübernahme Aufträge und Positionen zu erhalten, und es wurde bereits versucht, vorzugeben, wie die Architektur im kommenden NS-Staat aussehen sollte. 1932 publizierte der Herausgeber der «Baukultur», Karl Willy Straub, die Schrift Die Architektur im Dritten Reich, die auf dem Titel ein historistisches Wohnhaus und Le Corbusiers Doppelhaus Am Weißenhof als «weder so noch so» präsentierte. Im Geleitwort ­erklärte Schultze-Naumburg, die modernen Bauten seien Vertreter einer Weltanschauung, «die aus einem neuen Deutschland verschwinden muß»100, eine große Wende sei im Anbruch, die den Glauben «an Blut und Boden lebensgesetzlich zur obersten Pflicht macht», und als Beispiele des kommenden «nationalen Baustils» wurden insbesondere Bauten von Paul Schmitthenner präsentiert. Schmitthenner selbst hielt seit 1930 Propagandareden im Kampfbund, sprach vor dem NS-Studentenbund über «Kampf dem Kulturbolschewismus» und präsentierte termingerecht 1932 den Band Das deutsche Wohnhaus, der mit der Erklärung begann: «Die Merkmale deutscher Baukunst sind entscheidend im deutschen Volkstum begründet, dessen Wesen wiederum bedingt ist durch das Stück Erde mit dem es schicksalshaft verbunden […].»101 Damit lieferte Schmitthenner die für die gesamte NS-Zeit gültige Bestimmung einer aus Blut und ­Boden, aus «blutwarmem Leben» erwachsenen «deutschen Baukunst», der er als Feindbild die kalte «Wohnmaschine» gegenüberstellte. Auf einer Doppelseite konfrontierte er das solcherart denunzierte Wohnhaus von Hans Scharoun Am Weißenhof mit Goethes Gartenhaus und erklärte: «Von Goethes Haus zur Wohnmaschine klafft ein Abgrund der unüberbrückbar.» Die Deutschen müssten bei dieser «Menschheitsfrage» an eine «Sendung des deutschen Volkes» glauben, die «beim deutschen Menschen in seinem Kampfe um deutsche Kultur» beginnt. Diesen Kampf als «deutscher Mensch» führte er nun selbst an vorderster Stelle. Im Juli 1932 unterzeichnete Schmitthenner gemeinsam mit 51 Professoren vor den Reichstagswahlen den Wahlaufruf «Deutsche Geisteswelt für 300 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

den Nationalsozialismus» – das «geistige» Pendant zu den Aktionen der SA –, und Anfang 1933 erfolgte sein Eintritt in die Partei, deren 1920 formuliertes rassistisches und antidemokratisches Programm er somit nicht nur öffentlich vertrat, sondern ausdrücklich in führender Position architektonisch umsetzen wollte. Bereits im Juni 1932 hatte er seinem Freund Bonatz mitgeteilt: «Wenn ich aber Baudictator werde, werde ich unter den Architekturabteilungen Deutschlands schrecklich aufräumen.»102 Zusammen mit dem Statiker Wilhelm Storz stellte er als Dekan der Stuttgarter Architekturfakultät den Antrag auf eine Ehrendoktorwürde für Adolf ­Hitler, die diesem am 1. Mai 1933 dafür verliehen werden sollte, dass er «durch seinen siegreichen Kampf für deutsche Art den Boden bereitet hat, auf dem allein deutsche Baukunst wachsen kann.»103 Dieser Boden war bereitet worden durch die Zerstörung der Demokratie, die Vertreibung und Ermordung von Juden und politischen Gegnern sowie mittels der seit März eingerichteten Lager, in denen zu diesem Zeitpunkt Tausende geschunden wurden. Die Vorgänge waren bekannt, zudem fand am 1. April in ganz Deutschland ein von Goebbels und Julius Streicher inszenierter ­öffentlicher «Judenboykott» statt.104 Jeder wusste, was mit politischen ­Opponenten geschah und jeder konnte sehen, wie mit jüdischen Nachbarn umgegangen wurde – Walter Gropius schrieb am 17. Mai 1933 an seine Tochter, er schäme sich dafür, was in Deutschland geschehe.105 Gegen die Vertreibung jüdischer Architekten und Bauunternehmer gab es ­nahezu keinen Protest, sondern wie in allen anderen Bereichen wurden ­deren Aufträge, Positionen und Betriebe sofort von «Ariern» übernommen.106 Die Parteieintritte und die landesweiten Huldigungen an Hitler und das NS-Regime waren nicht nur «Konjunkturrittertum»107, sondern auch Einverständnis und Komplizenschaft mit Verbrechern und Mördern. Am 10. Mai 1933 verbrannten NS-Studenten in der «Aktion wider den undeutschen Geist» Bücher in Universitätsstädten – darunter Werke des Architekturkritikers Werner Hegemann, der als «Geschichtsverfälscher» gebrandmarkt wurde.108 Der Deutsche Werkbund schaltete sich am 10. Juni selbst gleich und akzeptierte damit eine neue Satzung, in der Juden als Mitglieder ausgeschlossen waren. Nur Martin Wagner, der sich vehement gegen den «Arierparagraphen»109 aussprach, verließ darauf mit Gropius und Wilhelm Wagenfeld den Verein. Obwohl die Ziele und Funk­ tionen einer Kunst im «Dritten Reich» seit Jahren lautstark verkündet worden waren, glaubten Vertreter verschiedenster Kunstrichtungen in Gleichschaltung zur «deutschen Baukunst» | 301

den ersten Monaten der NS-Herrschaft, sie könnten zumindest einen Platz im Regime finden. Fritz Höger, der bereits 1932 in die Partei eingetreten war und seinen jüdischen Partner Ossip Klarwein schon zum 1. Januar 1933 entließ, verdammte die «Gesinnungspest» der Moderne mit ihren «marokkanischen Baugebilden»110 und sah die Stunde für die von ihm propagierte «nordische» Backsteinarchitektur gekommen. Die Brüder Hans und Wassili Luckhardt traten zum 1. Mai 1933 in die Partei ein und trennten sich anschließend von ihrem jüdischen Partner Alfons Anker.111 Wie Walter Gropius, Hugo Häring, Martin Elsaesser, Mies van der Rohe und etliche andere Vertreter moderner Architektur hofften auch sie, eine «na­ tionale Moderne» etablieren zu können. Nach einer Anregung des Schweizer Architekturhistorikers Peter Meyer wurde dabei immer wieder auf das faschistische Italien verwiesen, wo moderne Architektur nicht nur akzeptiert, sondern sogar als «stile tedesco»112 bezeichnet wurde. Das Argument fand jedoch offiziell keinerlei Beachtung und konnte durch den Hinweis auf die vorher propagierte «Internationalität» des Neuen Bauens leicht entkräftet werden. Zur gleichen Zeit, als sich einige Protagonisten des Neuen Bauens um einen Platz im NS-System bemühten, mussten jüdische und politisch ­engagierte Architekten ihre Heimat fluchtartig verlassen beziehungsweise konnten nicht nach Deutschland zurückkehren. Wer dablieb, wurde geächtet, später deportiert und ermordet. Wie alle anderen Bereiche verlor auch die Architektenschaft eine Vielzahl herausragender Persönlichkeiten. Die dem Verbrecherstaat entkamen, verstreuten sich über die Welt, die meisten kehrten nicht mehr zurück. So gingen Erich Mendelsohn nach London, Jerusalem und dann in die USA, Bruno Taut nach Japan und in die Türkei, Fred Forbat und Josef Frank nach Schweden, Hannes Meyer nach Mexiko, Ernst May nach Kenia, Arthur Korn nach London, Ernst Gerson nach Neuseeland, sein Bruder Oskar nach Kalifornien, Oskar Kaufmann und viele andere nach Palästina. Von den Schicksalswegen der jüdischen Architekten konnten etwa 500 später rekonstruiert werden.113

Was ist «Deutsche Baukunst»? Während sich der NS-Terror auch gegen Architekten entfaltete, verstärkte insbesondere Schmitthenner seine Aktivitäten, um die von ihm und der Stuttgarter Schule vertretene Form einer werkgerechten Blut-und302 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

111 | P aul Schmitthenner (Leitung), Siedlung am Kochenhof in Stuttgart, 1933

Boden-Architektur zur neuen Staatsarchitektur werden zu lassen. Nachdem Richard Döcker 1932 mit der Planung einer zweiten Werkbundsiedlung am Kochenhof in Stuttgart beauftragt worden war, ließ sich Schmitthenner im Januar 1933 von der SA die Pläne aus dem Rathaus holen, schrieb ein vernichtendes Gutachten und erreichte über den neu installierten NS-Staatskommissar Karl Strölin, dass er selbst mit der Planung beauftragt wurde.114 Zusammen mit 27 Kollegen entstand bis zum Sommer die «Bau-Ausstellung Deutsches Holz für Hausbau und Wohnung Stuttgart 1933» (Abb. 111), deren 25 Häuser rein bautechnisch betrachtet teilweise ­anspruchsvoll, aber in der Erscheinung traditionell belanglos waren. In der Rede zur Eröffnung bezeichnete Schmitthenner die Weißenhofsiedlung als «Vergewaltigung deutscher Baukunst» und stellte ihr die Kochenhofsiedlung gegenüber, die ein «glückverheißender Anfang» sei «für den Willen der neuen Zeit zu deutschem Bauen»115. Unter Bezugnahme auf die von Hitler und seinen Genossen tausendfach verwendete Leitformel «Gemeinnutz vor Eigennutz»116 aus dem NSDAP-Programm erklärte er, die Siedlung sei «ein formgewordenes Beispiel […] des höchsten Gebots des neuen Deutschland.» Die Mustersiedlung verkörperte demnach für ihn den Natio­ Gleichschaltung zur «deutschen Baukunst» | 303

nalsozialismus und sollte exemplarisch das deutsche Bauen im neuen Reich präsentieren. Das Pendant zu dieser angeblich spezifischen NS-Architektur waren die Hakenkreuze, die Schmitthenner in Ziegelmuster und Balkonbrüstungen beim Wiederaufbau des Alten Stuttgarter Schlosses einbauen ließ.117 Schmitthenner war der prominenteste unter den Architekten, die in die Partei eintraten, und er engagierte sich öffentlich rückhaltlos für den Na­ tionalsozialismus, dementsprechend wurde er als NS-Vorzeigearchitekt hofiert und erhielt im Frühsommer 1933 das Angebot, mehrere Spitzen­ positionen in Berlin zu übernehmen.118 Da er keine Zusicherung zu ­uneingeschränkter Wirksamkeit als «Baudiktator» erhielt und er auch in Württemberg Offerten bekam, lehnte er schließlich ab, versuchte aber weiterhin, mit Vorträgen und Texten die Richtlinien für das «deutsche Bauen» vorzugeben. In seiner Anfang 1934 erschienenen Schrift Baukunst im neuen Reich119 hetzte er gegen den «bolschewistischen Geist» der neuen Sachlichkeit und forderte, das neue Leben «im Sinne des großen Werks des Volkskanzlers Adolf Hitler» auf den «Fundamenten unserer großen Tradition und unseres Volkstums» aufzubauen. Bauten der «neuen Sachlichkeit in ihrer blutlosen und scheinbaren Maschinenreinlichkeit» dürften nicht mehr entstehen, aber auch die «Masse der Mittelmäßigkeit und Untüchtigkeit» müsse verschwinden und entsprechend den Worten des Kanzlers an «zuverlässige Männer» übergeben werden: «Die Führung auf dem Gebiete des Bauens gehört darum in die Hände jener Baumeister, die aufrecht den Kampf gegen das Internationale, Undeutsche und Untüchtige geführt» haben. Damit bestärkte Schmitthenner in rassistischer NS-Sprache nicht nur seine eigenen Ansprüche sowie die Stuttgarter Schule, sondern auch die Linie des gleichgeschalteten BDA, der im September die jüdischen Mitglieder ausschloss und in der von Goebbels im November 1933 etablierten Reichskammer der bildenden Künste dafür sorgen wollte, dass nur Architekten mit entsprechender Ausbildung und «deutscher Gesinnung» tätig werden durften. Wie nun konkret die «deutsche Baukunst» im neuen Reich aussehen sollte, darüber spekulierten bis zum Sommer 1934 viele ­Architekten und Ideologen in zahllosen Stellungnahmen,120 die letztlich – abgesehen vom nationalen Pathos und der Beschwörung von «Volkstum und Rasse»121 – alle vage blieben. Theodor Fischer, der von der Stuttgarter Hochschule 1932 als «der deutsche Baumeister» mit dem Ehrendoktor ge304 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

würdigt worden war und sich «durchglüht» vom «Erwachen Deutschlands»122 fühlte, warnte sogar in einer Rede vor dem Kampfbund am 8. Oktober 1933 davor, deutsche Kunst bewusst zu betreiben und damit «etwas was im tiefsten Grunde selbstverständlich sein muß, zum Programm zu machen». Da die NS-Größen zuerst einmal versuchten, sich selbst Machtpositionen und Einfluss zu sichern, und Goebbels, Rosenberg und Ley um den Bereich Kultur kämpften, erfolgte keine offizielle Fest­legung, wie «deutsche» Kunst und Architektur aussehen sollten.123 Allerdings hatten sich im Zuge der jahrelangen Polemik um moderne Architektur einige formale Kennzeichen wie Flachdach, Fensterbänder und kubische Gebäudeform als «undeutsch» so festgesetzt, dass diese Feindbilder durch Selbstzensur mehr oder weniger von selbst verschwanden beziehungsweise von den zuständigen Bauämtern generell abgelehnt wurden, während umgekehrt das Steildach zum Hitlergruß eines «deutschen Entwurfs» avancierte.124 Die Unsicherheit, was «deutsche Baukunst» sei, zeigte sich bei den ersten offiziellen Wettbewerben.125 Bei dem von der Reichsleitung im Oktober 1933 ausgeschriebenen Wettbewerb für eine «Reichsführerschule der NSDAP» in Grünwald bei München durften nur BDA-Architekten teilnehmen und ein «heroischer Charakter» war vorgeschrieben, aber die 683 Einsendungen enttäuschten die Parteivertreter, und der Leiter des BDA Bayern, Karl Fischer, teilte mit, es sei keinem gelungen, «den neuen

112 | Walter Kratz, prämierter Wettbewerbsbeitrag für ein Haus der Arbeit, 1934

Gleichschaltung zur «deutschen Baukunst» | 305

Geist in der Gestaltung der Baukörper zum Ausdruck zu bringen»126. Im Januar 1934 schrieb das Kulturamt der DAF, die NS-Organisation «Kraft durch Freude» mit der Abteilung «Schönheit der Arbeit», für alle «deutschblütigen» Architekten den reichsweiten Wettbewerb «Haus der Arbeit» aus. Nach dem Vorbild des faschistischen «Opera Nazionale Dopolavoro» in Italien sollten auch in Deutschland zur Organisation der Freizeit überall Bauten errichtet werden, die eine «eindringliche Verkörperung» der neuen Gemeinschaftsidee und eine «Formung nationalsozialistischer Weltanschauung»127 darstellen. Aus den 692 Einsendungen wählte eine Jury mit Bonatz, Speer und Tessenow den Entwurf von Walter Kratz aus (Abb. 112), der noch bis 1932 mit der Brigade May in der Sowjetunion gearbeitet und dann schnell die Seiten gewechselt hatte. Der prämierte scheunenartige Entwurf wirkte jedoch so belanglos, dass Hitler persönlich eingriff und der ganze Wettbewerb stillschweigend von der Bildfläche verschwand.128

Versuche zur Nationalisierung des Neuen Bauens Bezeichnend ist, dass ein großer Teil der als Baubolschewisten diffamierten Avantgarde-Architekten am Wettbewerb «Haus der Arbeit» teilnahm und dass von Bartning, Gropius, Luckhardt, Schweizer und Schwippert moderne Entwürfe für eine spezifische NS-Funktion als neue «deutsche Baukunst» eingereicht wurden. Sogar Bruno Taut, der aus Deutschland geflüchtet war, sandte aus dem Exil in Japan einen mit Hakenkreuzfahnen geschmückten Entwurf. Sie alle hofften offensichtlich, doch noch einen Platz im neuen Regime zu finden.129 Auch bildende Künstler verhielten sich nicht anders, so beteiligte sich beispielsweise Oskar Schlemmer beim Wettbewerb für die Ausgestaltung der Kongresshalle des Deutschen Museums 1934 mit einem Entwurf, der eine mit Hitlergruß marschierende «Volksgemeinschaft»130 zeigte. Zwischen der von Goebbels dirigierten Reichskulturkammer und dem von Hitler zur Verteilung der Macht im Januar 1934 genehmigten «Amt Rosenberg»131, in dem sich die Ideologie des in diesem Jahr aufgelösten Kampfbunds für deutsche Kultur mit dem Chefideologen der NSDAP fortsetzte, agierte die von Robert Ley geleitete DAF. Diese größte NS-­ Organisation gab sich als Vertretung der Arbeiterschaft einen progressiven Anstrich und bezog bei ihren Aktionen im Kulturbereich über die Unterabteilung «Kraft durch Freude» auch moderne Elemente propagandistisch 306 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

113 | Sergius Ruegenberg und Ernst Walther, Ehrenhalle der Ausstellung «Deutsches Volk – Deutsche Arbeit» mit Glasbild von César Klein, Berlin 1934

ein. Mit der von Goebbels angeordneten Ausstellung «Deutsches Volk – Deutsche Arbeit», die von Ende April bis Anfang Juni 1934 auf dem Berliner Messegelände stattfand, präsentierte sich die DAF – auch im Hinblick auf ihre Wahrnehmung im Ausland – mit einer Gestaltung, für deren Umsetzung viele Vertreter der diskreditierten Moderne bereits im Herbst 1933 eingeladen worden waren.132 Der ehemalige Bauhausmeister Herbert Bayer gestaltete Katalog und Plakat, Walter Gropius sowie Mies van der Rohe und Lilly Reich entwarfen zusammen mit ehemaligen Bauhäuslern zwei große Abteilungen, von César Klein stammte eine abstrakt gestaltete Glaswand in der Ehrenhalle (Abb. 113), und die von Benno von Arent konzipierte Fassade des Hauses der DAF mit Hammer und Hakenkreuz war eine direkte Adaption des von Adalberto Libera entworfenen Eingangs mit Fasces zur «Mostra della rivoluzione fascista», die im Vorjahr in Rom gezeigt worden war. Moderne Gestaltung existierte in der NS-Zeit weiter, ­allerdings nur in den Bereichen, in denen sie dem System nützlich schien, wie Ausstellungsgestaltung, Design, Fotographie und Industriebau, und auch dort nur in einer genau kontrollierten und auf den jeweiligen Zweck abgestimmten Form. Gleichschaltung zur «deutschen Baukunst» | 307

Dass sich so viele Vertreter der offiziell als «entartet» und «bolschewistisch» diffamierten Architektur und Kunst um eine Mitarbeit an offiziellen Aufträgen des NS-Systems bemühten, dessen verbrecherische Natur immer deutlicher sichtbar wurde, ist aus einer – individuell unterschiedlich gewichteten – Mischung von Wegschauen, Anbiederung, Auftragssuche und bewusstem Mitmachenwollen zu erklären. So gestaltete Mies van der Rohe nicht nur die Abteilung Bergbau auf der Ausstellung «Deutsches Volk – Deutsche Arbeit», sondern er plante – nach einer offiziellen Ein­ladung der Reichskammer im Juni 1934 – im Wettbewerb mit vier weiteren Architekten den deutschen Pavillon auf der Weltausstellung in Brüssel 1935.133 Sein Vorschlag wurde nicht ausgewählt, Hitler prämierte persönlich den Architekten der Nürnberger Kongresshalle Ludwig Ruff, aber der von Mies van der Rohe mit Hakenkreuzen und Reichsadler geschmückte Entwurf,134 in dem die Stellung der Wände im Grundriss ein Hakenkreuz andeuten, passte die fließenden Räume des Barcelona-Pavillons der NS-Aufgabe an und sollte nach ­ rbeit»135 repräsenMeinung des Entwurfsverfassers das «Wesen deutscher A tieren. Wie andere Vertreter des Neuen Bauens stellte auch Mies van der Rohe den Ausdruck moderner Architektur offensichtlich ohne die geringsten Skrupel in den Dienst einer NS-Funktion, zudem unterzeichnete er während der Planung zusammen mit Schultze-Naumburg und Eugen ­Hönig im August 1934 den von Goebbels formulierten «Aufruf der Kulturschaffenden» zur Unterstützung Hitlers bei der Wahl zum Reichspräsidenten und damit zum Alleinherrscher in Deutschland. Ob es sich um ein ­Sacrificium intellectus, politische Naivität oder moralische Korruption handelte, sei dahingestellt, der Entwurf für Brüssel war jedenfalls eine Bankrotterklärung gegenüber allen Idealen des Neuen Bauens. Die Anbiederung half nichts, im folgenden Jahr wurde sein Denkmal für Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg im Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde abgerissen136 und er erhielt – abgesehen von einem zusammen mit Lilly Reich ausgeführten Beitrag zur «Reichsausstellung der deutschen Textil- und Bekleidungswirtschaft»137 1937 – nicht die offensichtlich erhofften Staatsaufträge.

Vorgaben von Hitler und Troost Die scheinbaren Freiräume waren jedoch nur eine Chimäre in einer kurzen Phase der Positionierungskämpfe von Goebbels und Rosenberg. Hitler hatte seine eigenen Vorstellungen und erklärte schon Anfang 308 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

September 1933 auf dem Parteitag in Nürnberg, dass «unter keinen Umständen die Repräsentanten des Verfalls, der hinter uns liegt, plötzlich die Fahnenträger der Zukunft sein dürfen»138. Es gehe darum, den stärksten «Rassenkern» im Volk zum Ausdruck zu bringen und eine «heroische» Kunst der «erhabensten Schönheit» zu schaffen. Für Hitler sollte sich die NS-Gegenwart an der heroischen Vergangenheit der Griechen und Römer orientieren, die den Germanen so nahe wären, weil sie ihre Wurzeln in ­einer gemeinsamen «Grundrasse»139 hätten. Die «unsterblichen Leistungen der alten Völker» würden «auf die ihnen rassisch verwandten Nachkommen» erzieherisch wirken und der «nordische Geist», der gerade seine «bewußte Wiederauferstehung» erlebe, würde «die kulturellen Aufgaben der heutigen Zeit» mit der gleichen Klarheit und Schönheit lösen wie seine rassischen Vorfahren. Damit erteilte Hitler nicht nur allen modernen Richtungen eine Absage, sondern er verwies auch auf die Vorbildfunktion der griechischen und römischen Kunst und Architektur, deren Größe und Wirkung in die NS-Gegenwart übertragen werden sollten: «Nur aus Vergangenem und Gegenwärtigem zugleich baut sich die Zukunft auf.»140 Hitlers architektonische Vorlieben waren in seiner Jugend durch die Prachtbauten an der Wiener Ringstraße geprägt worden,141 sie zielten auf eine monumentale Wirkung von repräsentativen Bauten und standen somit auch im Gegensatz zum traditionellen Bauen in der Art der Stuttgarter Schule. Seine Vorstellungen konkretisierten sich im Austausch mit dem Münchner Architekten Paul Ludwig Troost, dessen Möbel er bewunderte. Nach dem Kauf des klassizistischen Palais Barlow am Münchner Königsplatz durch die NSDAP suchte Hitler im September 1930 die Bekanntschaft von Troost, der als Ausstatter der pompösen Salons der Dampfer des «Norddeutschen Lloyd» bekannt geworden war, und beauftragte ihn mit dem Umbau zur neuen Parteizentrale. Im Zuge der nun folgenden Zusammenarbeit mit Hitler entwickelte sich Troosts «Dampferstil»142 zu einem reduzierten Neoklassizismus. Nach dem Umbau plante Troost im Winter und Frühjahr 1932 Parteibauten an der Arcisstraße, und im Zusammenwirken mit Hitler, der den «Herrn Professor» verehrte und manchmal ­wöchentlich im nahegelegenen Atelier besuchte, entstand im Planungsprozess allmählich die Architektursprache der ersten NS-Repräsentationsbauten.143 Als Hitler im März 1933 Troost mit dem Neubau eines Ausstellungs­ Gleichschaltung zur «deutschen Baukunst» | 309

gebäudes am Englischen Garten als Ersatz für den am 6. Juni 1931 abgebrannten Münchner Glaspalast beauftragte, verfestigten und konkretisierten sich die Vorstellungen zur offiziellen Architektur im Nationalsozialismus.144 Bei der Grundsteinlegung am 15. Oktober 1933 erklärte Hitler das «Haus der Deutschen Kunst» werde der «erste schöne Bau des neuen Reiches»145, der einem «deutschen Baumeister» in der Tradition Ludwigs I., der einst München zur «Heimstätte der deutschen Kunst» erhoben hätte, zu verdanken sei. In diese monarchisch-feudale Tradition stellte sich Hitler selbst und bestimmte München zur «Hauptstadt der deutschen Kunst». Der Neubau (Abb. 114, 115) sowie die sich anschließende Planung eines «Forum der Bewegung» am Königsplatz zeigten bereits die Charakteristika der folgenden Repräsentationsbauten des Regimes: Die Stahl- und Stahlbetonkonstruktionen wurden mit Naturstein146 verkleidet, um Dauer und Härte wie ein Massivbau auszudrücken, die Haustechnik blieb unsichtbar und der strengen Symmetrie des Grundrisses war die Funktion völlig untergeordnet. Die äußere Erscheinung war auf Säulen, kahle Flächen sowie den kantigen Ausdruck von Fenstern, Lisenen und Pfeilern reduziert, die entlang von Achsen beliebig addiert werden konnten, so dass gleichsam

114 | Paul Ludwig Troost, «Haus der Deutschen Kunst» in München, 1933–1937

310 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

115 | P aul Ludwig Troost, «Haus der Deutschen Kunst», im Bau

militärisch geordnete Formationen entstanden. Stilistisch handelt es sich um eine Mischung von vereinfachten Elementen aus der Architektur von Klenze, Schinkel, Friedrich Gilly und der römischen Antike, die Hitler im Hinblick auf die Bauten Troosts als «germanische Tektonik»147 bezeichnete. Derartige Reduktionsformen klassischer und klassizistischer Architektur finden sich in den 1930 er-Jahren auch bei Repräsentationsbauten in anderen Ländern, aber dort verblieben sie weitgehend im Ordnungssystem und dem festgelegten Formenkanon der klassischen vitruvianischen Architekturlehre, die bei den NS-Repräsentationsbauten aufgegeben wurden.148 So ist die Säulenreihe vor dem «Haus der Deutschen Kunst» nicht wie bei Museumsbauten üblich in der ionischen oder korinthischen, sondern in einer reduzierten Form der toskanischen Säulenordnung gestaltet, die traditionell nur für die niedrigste Stufe der Bauaufgaben wie Gefängnisse oder Zollhäuser zur Verwendung kam. Eine nur international vergleichende oder rein stilistische Betrachtung der Architektur im Nationalsozialismus ist jedoch grundsätzlich abwegig, denn sie verharmlost das Wesen dieser Bauten, das in deren Funktion und Zielsetzung liegt.149 Das Haus der Deutschen Kunst diente zur Präsentation rassistischer Kunst und damit zur Stärkung der NS-Rassenideologie Gleichschaltung zur «deutschen Baukunst» | 311

im öffentlichen Raum, es war somit ein zentrales Propagandainstrument rassistischer Ideologie. Die bauliche Funktion, für die NS-Repräsenta­ tionsgebäude errichtet wurden, ist untrennbar verbunden mit dem Ziel der NS-Ideologie, mit Genozid und Holocaust «Lebensraum» für eine ­rassistische «Volksgemeinschaft» zu erobern.150 Hitler hatte über die dreijährige Zusammenarbeit mit Troost relativ klare Vorstellungen von «deutscher Baukunst» entwickelt, deren Umsetzung er aber erst nach dem für ihn viel vordringlicheren Umbau der gesamten politischen und gesellschaftlichen Strukturen, dem Aufbau der Kriegswirtschaft und der Ende Juni 1934 erfolgten Ausschaltung der ­SA-Armee als Rivalin der Reichswehr einforderte. Auf der Kulturtagung des Reichsparteitags in Nürnberg griff er am 5. September 1934 in die parteiinternen und öffentlichen Diskussionen über die Kunst und Architektur ein und erteilte klare Weisungen über den zukünftigen Weg: Das «ganze Kunst- und Kulturgestotter von Kubisten, Futuristen, Dadaisten usw. [sei] weder rassisch begründet noch volklich erträglich», es müsse «eindeutig und klar ausgesprochen werden», dass die «kulturelle Linie der Entwicklung des Dritten Reichs» von denen bestimmt werde, die es geschaffen haben. Damit war jede weitere Diskussion um eine «nationale Moderne» erledigt. Außerdem müsse sich der NS-Staat verwahren gegen das «Auftauchen all jener Rückwärtse, die meinen […] aus der krausen Welt ihrer eigenen romantischen Vorstellungen» eine «‹theutsche Kunst› […] der nationalsozialistischen Revolution als verpflichtendes Erbteil für die Zukunft mitgeben zu müssen»151. Mit drastischen Worten verabschiedete Hitler deshalb auch alle Heimatschutzbewegungen, die nur in einer «germanischen Traumwelt» gelebt hätten. Der Nationalsozialismus beruhe nicht «auf altertümlichen Überlieferungen», auch auf dem Gebiet der Kunst dürfe die Neuzeit nicht zugunsten des Mittelalters vergewaltigt werden, gotische Verinnerlichung passe nicht «in das Zeitalter von Stahl und Eisen, Glas, Beton». Mit den «kulturellen Bolschewisten» verstieß Hitler somit auch die «kulturellen Museumswächter» und erklärte, die Schönheit des neuen Zeitalters sollte durch eine Brücke von den Leistungen der «blutsmäßig verwandten» großen Völker des Altertums «zu den neuen Aufgaben, den neuen Stoffen, den hygienischen Erforderungen» geschaffen werden. Fritz Schumacher, neben Theodor Fischer die geistige Instanz der deutschen Architektenschaft, feierte Hitler 1935 für dieses «Bekenntnis zu den Ewigkeitswerten, die aus ebenso weiter Ferne kommen, wie sie in 312 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

neue weite Fernen weisen»152, obwohl er selbst zwei Jahre zuvor schmählich aus seinem Hamburger Amt gedrängt worden war, Mit der verordneten Orientierung an Antike und Gegenwart war die traditionelle Architektur eines Schultze-Naumburg wie auch der Stutt­ garter Schule von den repräsentativen Bauaufgaben verabschiedet, denn die Bauten der Gemeinschaft müssten sich «symbolisch erheben über den Durchschnitt der Behausungen des Individuums»153. Die Unterscheidung des architektonischen Ausdrucks verschiedener Bauaufgaben sollte zu ­einer zentralen Kategorie des Bauens in der NS-Zeit werden. In seiner Rede auf dem folgenden Parteitag 1935 in Nürnberg erklärte Hitler, das Wichtigste sei «die Scheidung des öffentlichen Monumentalbaus von einem privaten Bau»154, denn es sei «unmöglich, einem Volk einen starken inneren Halt zu geben», wenn sich «die großen Bauten der Allgemeinheit» nicht wesentlich über die Werke einzelner Individuen erheben. Hitler war beherrscht von der herkömmlichen akademischen Vorstellung einer Hierarchie der Bauaufgaben, die einen ihrer Funktion jeweils angemessenen Charakter zeigen müssten, um die entsprechende Wirkung auf den Betrachter zu erzielen. Bei der Eröffnung des Hauses der Deutschen Kunst am 18. Juli 1937 erklärte er, den ursprünglich vorgesehenen Entwurf von Adolf Abel für einen Neubau habe er verhindert, denn sonst wäre kein «Tempel der Kunst», sondern ein Gebäude entstanden, «das ebensogut eine sächsische Zwirnfabrik wie eine Markthalle einer mittleren Stadt oder unter Umständen auch ein Bahnhof, ebensogut allerdings auch ein Schwimmbad hätte sein können.»155 Auf der Grundlage dieser Hierarchie der Funktionen bildete sich in der Folge eine Art Modus-Lehre der Bauaufgaben heraus, deren stilistische Differenzierung auf bestimmte Wirkungen zielte: Die Repräsentationsarchitektur für Partei, Staat und «Volksgemeinschaft» sollte in den überzeitlichen Formen der Antike Dauer, Größe und Stärke vermitteln und somit im öffentlichen Raum die «Volksgemeinschaft» psychologisch «aufrüsten»; die Bauten für Erziehung und ­Jugend orientierten sich an der jeweiligen regionalen Bautradition und sollten die Verwurzelung mit Blut und Boden stärken. Für Industriebauten und technische Anlagen galt das Gebot der rationalen Konstruktion und «kristallklar erfüllten Zweckmäßigkeit»156 zum Ausdruck von Effizienz sowie zur Steigerung der Produktion und im Wohnungsbau dominierte das handwerkliche Ideal der Stuttgarter Schule als Zeichen einer mit Tradition und Landschaft verwurzelten «deutschen Volksgemeinschaft». Gleichschaltung zur «deutschen Baukunst» | 313

Den verschiedenen Bauaufgaben, die bei Veröffentlichungen über das «Bauen im neuen Reich» immer wieder in ihrer Gesamtheit präsentiert wurden, war damit der Rahmen für ihre Gestaltung wie auch die gewünschte Wirkung zugewiesen.157

Von Troost zu Albert Speer Mit dem Eingreifen Hitlers waren die Richtung zu einer repräsentativ monumentalen Form «deutscher Baukunst» festgelegt und die ­Positionen geklärt. Als Theodor Fischer und Paul Bonatz gegen die Planung Troosts am Königsplatz Gegenvorschläge im Sinne der Stuttgarter Schule machten, wurden sie sofort von Hitler persönlich, der keine Alternativen zur offiziellen Monumentalarchitektur mehr duldete, in ihre Schranken gewiesen.158 An die Stelle des bereits im Januar 1934 gestor­ benen Troost, den Hitler als «den größten Baumeister, den Deutschland seit Schinkel besaß»159, bezeichnete, rückte der erst 29-jährige TessenowSchüler Albert Speer, der schon 1931 in die NSDAP eingetreten war, der sich durch die architektonische Choreographie von Massen bei der Feier zum 1. Mai 1933 in Berlin, beim Reichserntedankfest auf dem Bückeberg und beim Reichsparteitag in Nürnberg profiliert hatte und der sich genau an den Vorgaben von Troost orientierte und Hitlers Wünschen völlig unterordnete. Mit der wachsenden Zahl von monumentalen Repräsentations­ bauten für das System kamen immer mehr Architekten zum Zug, die sich entweder schon durch monumentale Großbauten qualifiziert hatten oder über Wettbewerbe wie beispielsweise für die Berliner Hochschulstadt ausgewählt wurden. Im Rahmen der Troost’schen Vorgaben wuchsen zum ­einen die Dimensionen und zum anderen entstand eine relativ schmale Bandbreite des architektonischen Ausdrucks von den mehr seriell anmutenden Arbeiten des ehemaligen Mendelsohn-Mitarbeiters Ernst Sagebiel bis zu den stärker traditionellen Werken von Roderich Fick. Aber auch diese Nuancen beim Monumentalbau wurden von Hitler kontrolliert, der bis in die Kriegsjahre hinein Planungen besichtigte und Wettbewerbe persönlich entschied, sich die Modelle liefern ließ sowie die Büros der wichtigsten Architekten aufsuchte und mit Skizzen oder Korrekturen Direktiven erteilte.160 Stellvertretend für die Autorität Hitlers erhielt Speer immer mehr Kontrollfunktionen, um bei Auftragsvergaben und Wettbewerben eine Art Generallinie zu gewährleisten. Aber die monumentalen Repräsen314 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

tationsbauten waren nur die Spitze hierarchisch gestufter, auf «deutsche Baukunst» ausgerichteter Bauaufgaben. Die Architektenanordnung vom 28. September 1934 verpflichtete auf die «Richtlinien deutscher Kultur und Baugesinnung»161, diese vage Formulierung genügte, denn der wichtigste Antrieb zu einer «deutschen Baukunst» war die Selbstgleichschaltung der Architektenschaft entsprechend einer 1934 von Werner Willikens formulierten Maxime, es sei die Pflicht jedes Volksgenossen ohne Anweisungen «im Sinne des Führers ihm ent­ gegenzuarbeiten»162. Die gleichgeschaltete Presse schrieb nur pauschal von «deutscher Baugesinnung», aber die publizierten Beispiele wiesen den Weg, und schon beim Wettbewerb für ein neues Theater in Dessau 1935 stellte Egon Eiermann fest, dass von 251 Einsendungen 240 einheitlich «heroisch» wirkten.163

Propagandaausstellungen zur Vermittlung «deutscher Baukunst» Die ausführliche Publikation der von Hitler persönlich abgesegneten Planungen und Bauten – vom Haus der Deutschen Kunst über das Reichsparteitagsgelände bis zum Gauforum in Weimar – lieferte die Richtschnur für die monumentale Repräsentationsarchitektur des NS-Regimes, und durch die Klassifizierung des Ausdrucks der verschiedenen Bauaufgaben ergab sich ein relativ klar ablesbares Spektrum der architektonischen Gestaltungen, die als «deutsche Baukunst» offizielle Verbreitung fanden. So präsentierte die 1937 auf dem Berliner Messegelände gezeigte Ausstellung «Gebt mit vier Jahre Zeit»164 im Wesentlichen die technischen und industriellen Errungenschaften des NS-Regimes seit der Machtübernahme und stellte dabei den «modernen» Aspekt auch der Industriebauten heraus. Nach einem beschränkten Wettbewerb erhielt Egon Eiermann den Auftrag zur Gestaltung einer Halle der «Leistungsschau». Nach dem Vorbild faschistischer Ausstellungen in Italien arrangierte er 17 Meter hohe Großfotos der Produktion von Maschinen und Waffen, die auch als Originale in die Präsentation einbezogen waren, und kombinierte die Präsentation mit einem raumhohen Hitlerporträt sowie einer raffinierten Licht- und Tonregie165 (Abb. 116). Den Rechenschaftsbericht eröffnete Hitler persönlich, und die gestalterische Nobilitierung der technischen Produkte fand größte Anerkennung in der von Goebbels gesteuerten Presse, die sogar Gleichschaltung zur «deutschen Baukunst» | 315

116 | Egon Eiermann, Halle II der Ausstellung «Gebt mir vier Jahre Zeit» in Berlin, 1937

prophezeite: «Der Stil dieser Ausstellung wird Epoche machen, er ist natio­ nalsozialistisch.»166 Fast zeitgleich fand in Düsseldorf die «Große Reichsausstellung Schaffendes Volk» statt, die größte und mit fast sieben Millionen Besuchern ­erfolgreichste Ausstellung der NS-Zeit. Im Hinblick auf das Autarkie­ programm im Vierjahresplan präsentierte die Schau alle Lebensbereiche vom Wohnen über Arbeiten bis zur Freizeit einer bereits antizipierten ­NS-Volksgemeinschaft. Ausgehend vom «Schlageter-Hain», dem von Clemens Holzmeister gestalteten «Nationaldenkmal» für den «Märtyrer der Bewegung», den 1923 hingerichteten NS-Terroristen Albert Leo Schlageter, entstand mit der «Schlageterstadt» eine NS-Mustersiedlung mit Ein­ familienhäusern sowie ein von Emil Fahrenkamp entworfenes neues Ausstellungsgelände am Rheinufer mit einer weißen kubischen Architektur (Abb. 117).167 In diesem geradezu «modern» anmutenden Bautenensemble wurde NS-Alltag wie bei einem Volksfest präsentiert, und über die «Schlageterstadt» erhielten auch die Wohnbauten in der Art der Stuttgarter Schule ihren Platz in der «deutschen Baukunst». Parallel zur Düsseldorfer Ausstellung wurde in München am 18. Juli 1937 im neuen Haus der Deutschen Kunst die «Große Deutsche Kunstausstellung» eröffnet, hier wurden die männlichen und weiblichen Rollenbilder für eine rassistische Volks­ gemeinschaft mit monumentalen Skulpturen präsentiert. Einen Tag später 316 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

117 | Emil Fahrenkamp, Reichsausstellung «Schaffendes Volk» in Düsseldorf, 1937

f­and wenige hundert Meter entfernt die Eröffnung der Ausstellung «Entartete Kunst» statt, mit der die Moderne öffentlich aus der «Volksgemeinschaft» ausgeschlossen wurde. Beide Ausstellungen waren räumlich, zeitlich und inhaltlich aufeinander bezogen und demonstrierten die Strategie des NS-Regimes einer Inklusion und Exklusion: aus dem im Haus der Deutschen Kunst präsentierten «gesunden» Volkskörper der «rassereinen Volksgemeinschaft» sollten alle Elemente einer als «krank» diffamierten Kunst entfernt werden.168 Die vierte große NS-Ausstellung dieses Jahres präsentierte sich mit dem von Albert Speer entworfenen «Deutschen Haus» (Abb. 118) auf der Weltausstellung in Paris 1937. Der 55 Meter hohe Turmbau mit einer Natursteinverkleidung und kannelierten Pilastern in der Art der Troost’schen Ehrentempel, bekrönt vom Adler mit Hakenkreuz, wurde zum internationalen Kennzeichen der offiziellen NS-Monumentalarchitektur. Das Bild des statisch vertikalen Deutschen Hauses, dem der dynamisch, diagonal ansteigende Pavillon der UdSSR von Boris M. Jofan direkt gegenüberGleichschaltung zur «deutschen Baukunst» | 317

118 | Albert Speer, Deutsches Haus auf der Weltaus­ stellung in Paris, 1937

stand, avancierte zum Sinnbild der Konfrontation der beiden Mächte am Vorabend des Zweiten Weltkriegs. In der angefügten 140 Meter langen, fensterlosen Ehrenhalle stand ein stromlinienförmiger Mercedes-Renn­ wagen, das modernste Hightech-Produkt der Zeit, das in Kombination mit traditionellen NS-Produkten präsentiert wurde (Abb. 119), darunter ein Modell des Nürnberger Reichsparteitagsgeländes, für das Speer die höchste Auszeichnung, den Grand Prix der Ausstellungsjury erhielt. Ab 1937 erschien dann die von Alfred Rosenberg herausgegebene Zeitschrift «Die Kunst im Dritten Reich» (ab 1939 «Die Kunst im Deutschen Reich»), die bis 1944 die offizielle Staatskunst präsentierte. Die seit Oktober 1938 publizierte Ausgabe «Die Baukunst» innerhalb dieser Zeitschrift gab ­Rosenberg zusammen mit Speer heraus, dessen Mitarbeiter Rudolf Wolters als Schriftleiter wirkte.169 Die von Speer in Paris kanonisierte Form des NS-Monumentalbaus setzte sich im Januar 1938 im Haus der Deutschen Kunst mit der «Ersten Deutschen Architektur- und Kunsthandwerk-Ausstellung» fort, die an zentraler Stelle ein Modell 1:10 des Deutschen Hauses zusammen mit Modellen und Großfotos der Großprojekte im Reich zeigte170 (Abb. 120). Die Ausstellung lieferte den Anstoß zu einer Wanderausstellung, die Goebbels Hitler mit der Bemerkung empfahl, die «gewaltigen Bauwerke des neuen Deutschland» seien am ehesten geeignet, «dem Ausland ein Bild von der 318 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

119 | Mercedes Rennwagen im Deutschen Haus auf der Weltausstellung in Paris, 1937

kulturellen Arbeitsleistung und dem künstlerischen Stil des Dritten Reiches zu vermitteln»171. Im März 1940 wurde Wolters zum Ausstellungskommissar ernannt, der nun die Präsentation «Neue Deutsche Baukunst» organisierte, die in unterschiedlicher Bestückung von Oktober 1940 bis August 1943 in Belgrad, Sofia, Budapest, Lissabon, Kopenhagen, Madrid, Barcelona, Ankara, Istanbul und Izmir zu sehen war.172 Ein Drittel der Ausstellung mit großen Modellen und Fotographien zeigte Werke von Speer, der damit die «Staatsarchitektur» dominierte, aber neben weiteren Repräsentationsbauten war wie üblich auch die Palette einer «deutschen Baukunst» in verschiedenen Funktionsbauten, vom Flughafen Tempelhof von Sagebiel und den Heinkel-Werken von Rimpl bis zu Kasernen und Autobahnbrücken, zu sehen. Die neue «deutsche Baukunst» wurde in den befreundeten Ländern als Vorbild für das zukünftige Europa angepriesen, ähnlich wie Goebbels seit 1940 in der Wochenzeitung «Das Reich» deutsche Kultur als universal gültig propagieren ließ.173 «Deutsche Baukunst» war nicht klar definiert, sondern verblieb im Nebel weltanschaulicher ­Zuordnungen von Volk, Rasse und einer primitiven «Blutromantik», aber das immer wieder beschworene «Gesicht» dieser Architektur, die eine ­militante rassistische «Volksgemeinschaft» formieren und alle Lebensbereiche erfassen sollte, ließ sich an den ausgewählten Beispielen unschwer erkennen. Als Rudolf Wolters seinem und Speers Lehrer Heinrich Tessenow Gleichschaltung zur «deutschen Baukunst» | 319

120 | S aal mit Modellen (Deutsches Stadion und Reichsparteitagsgelände Nürnberg, Deutsches Haus in Paris) auf der «Ersten Deutschen Architekturund Kunsthandwerk-­ Ausstellung», München 1938

einen Band der Neuen Deutschen Baukunst schickte, schrieb ihm dieser: «Ich liebe gewiß nicht die Eiseskälte, die hier dominiert, nicht diese stirnrunzlige Kraft, die keine Kraft ist, nicht diese zeichenbrettlichen fassad­ lichen Massen, die nicht ‹groß› sind, und nicht diesen unmenschlichen Ernst, ohne jedes Lächeln.» Damit hatte er die Bauform treffend charakterisiert, von der er sich als Architekt distanzierte, da er an eine «andere Welt» glaube. Dann aber drehte er seine Argumentation um und erklärte, für diese andere Welt müssten die Voraussetzungen geschaffen werden und dies könne «gewiß nicht mutiger und lebendiger angepackt werden, als sie durch unsere ‹neue deutsche Kunst› angepackt ist». Das Buch spiegle deshalb «ein Stück deutscher Baugeschichte wirklich großer Art, das ich zwar weitgehend ablehne, aber doch auch weitgehend unbedingt bejahe.»174 320 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

Mit dem, was er ablehnte, sollte die Voraussetzung für das, was er wollte, geschaffen werden. Mit diesem Paradox ließ sich nicht nur für Tessenow auch ein Verbrecherstaat rechtfertigen. Am 5. März 1943 hielt Paul Bonatz in Stuttgart einen Vortrag zum Thema «Der Weg der deutschen Baukunst». Die 6. Armee hatte einen ­Monat vorher in Stalingrad kapituliert, zivile Bautätigkeit war längst eingestellt, aber Bonatz verkündete, die Voraussetzungen für eine «deutsche Baukunst» seien «nie besser» gewesen, denn «die geballte Kraft der Nation und ein Führer, der sein Zeitalter durch Bauen dokumentieren will»175, würden zum Ausdruck kommen. Die «deutsche Baukunst» müsse «Ausdruck unserer Zeit, unseres Volkes, unseres Schicksals» sein, dies könne von den Soldaten gelernt werden, «die Härte der Zeit, des Kampfes muss spürbar sein». Ein halbes Jahr später ging Bonatz in die Türkei und «überwinterte» dort. Nach dem Krieg war er schnell wieder in der westdeutschen ­Architekturszene präsent. Ein Wendehals und Opportunist wie viele – nicht nur ­Architekten.

Gleichschaltung zur «deutschen Baukunst» | 321

3. 3 Bauen für den Krieg Bauen im Nationalsozialismus bestand nur zu einem winzigen Bruchteil aus Repräsentationsarchitektur in der Art des Münchner Hauses der Deutschen Kunst, der Nürnberger Kongresshalle oder der Ministerien an der Berliner Wilhelmstraße. Die große Masse der Bautätigkeit bezog sich auf Anlagen für Militär und Rüstung, von denen letztere im Krieg von zahllosen Behelfsbauten und Lagern für Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge umsäumt waren. Vom ersten Tag an ging es dem ­NS-Regime um die Vorbereitung eines Krieges zur Eroberung von «Lebensraum» für eine «rassenreine Volksgemeinschaft» und dazu wurde in nur sechseinhalb Jahren durch eine beispiellose Konzentration auf Kriegswirtschaft das gesamte Land in eine riesige Kriegsmaschinerie umgewandelt. Über die bauliche Infrastruktur für Militär und Rüstung war die Mehrzahl der tätigen Architekten und Ingenieure in die Vorbereitung sowie Durchführung des Krieges eingebunden. Kein Flugzeug, kein Panzer und kein Geschütz, kein Gewehr, keine Granate und keine Patrone konnte ohne einen baulichen Rahmen produziert und kein Soldat ohne Kasernen und kein Offizier ohne Militärschulen ausgebildet werden, Architektur war zentraler Bestandteil der Kriegsmaschine. Als Fritz Todt im Dezember 1938 die Kontrolle über den Bausektor erhielt, konnte er im Frühjahr 1939 berichten, dass 50 Prozent des gesamten Bauvolumens von über 12 Milliarden RM in die Wehrmacht und weitere 20 Prozent in die Industrie flossen, 10 Prozent bezogen sich auf öffentliche Bauten und die restlichen 20 Prozent auf Wohnungsbau zumeist für Rüstungsarbeiter.176 Eine auf Repräsentationsbauten fokussierte Betrachtung erfasst deshalb weder das Wesen des Bauens noch die Rolle von Architekten im Nationalsozialismus.

Mitarbeit am Rüstungsprogramm Schon 1933 begann nach einem Rüstungsprogramm der drei Wehrmachtsteile – Heer, Luftwaffe und Marine – der Bau von Kasernen, Fliegerhorsten und Werften sowie von gewaltigen Produktionsstätten für 322 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

alle Rüstungsbereiche. Die Wehrmachtsteile hatten detaillierte Planungsvorgaben erarbeitet, so sollten für das Heer 532 Kasernenstandorte mit Tausenden von zugeordneten Bauten von Offiziersheimen bis zu Lazaretten und von Munitionslagern und Übungsplätzen bis zu Großbäckereien errichtet werden. Die Luftwaffe plante circa 200 Fliegerhorste mit Flugplätzen und zahllosen Versorgungsbauten, die Marine wollte umfassend ihre Werften erweitern und U-Boot-Stützpunkte errichten. Die Arbeits­ losigkeit wurde durch die Rüstungsprogramme in Kürze beseitigt, aber bereits 1935 zeigte sich, dass mit der ­Verringerung der Arbeitslosigkeit der Konsum anstieg und dass Devisen und Rohstoffe mit dem Rüstungsprogramm an ihre Grenzen kamen. Mit dem 1936 verkündeten Vierjahresplan sollten über Ersatzstoffe für v. a. ­Mineralöl, Kautschuk und Fette und eine Konzentration auf heimische Ressourcen eine weitgehende Autarkie gegenüber Handelssanktionen erreicht und alle Kräfte in ein noch weiter verstärktes Rüstungsprogramm gelenkt werden, um 1940 kriegsbereit zu sein.177 Der «Anschluss» Österreichs und die Besetzung Tschechiens führten der Aufrüstung weitere Kräfte und Mittel zu, aber da nun die Kriegsvorbereitungen offensichtlich waren und sich deswegen die Nachbarstaaten zur Verteidigung rüsteten, wurde Polen bereits am 1. September 1939 überfallen. Die nun folgenden Jahre bis zur Kapitulation am 8. Mai 1945 sind gekennzeichnet von einer bis 1944, trotz Bombardierung der Produktionsstätten und der Infrastruktur, immer weiter gesteigerten Rüstungsproduktion, in die Architekten und Bauingenieure bis zuletzt eingebunden waren.178 Auf den 1919 festgelegten sieben Wehrkreisen bauten sich ab 1933 die Wehrkreiskommandos von Königsberg bis München auf, denen jeweils ein Armeekorps unterstand. Mit dem Anwachsen des Heeres aufgrund der im März 1935 eingeführten allgemeinen Wehrpflicht wurden die Wehrkreise 1937 auf dreizehn erhöht, nach der Besetzung anderer Länder kamen kontinuierlich weitere hinzu. Für die ab 1933 neu aufgebaute Luftwaffe entstanden ähnlich gegliederte Luftgaukommandos, für die Marine galten entsprechende Oberkommandos. Jede dieser Einheiten betreute ein funktional strukturiertes Netz aus Kasernen beziehungsweise Fliegerhorsten oder den beiden Reichskriegshäfen in Wilhelmshaven und Kiel. Alle Anlagen waren an ein mit Nachschubdepots bestücktes Eisenbahn- und Straßennetz angeschlossen, für die Mobilität sorgten Kriegslokomotiven, Waggons und mehrere Hunderttausend Lastkraftwagen, für die neue Fabriken Bauen für den Krieg | 323

und Wartungswerke entstanden. Zu den Militäranlagen kam das eng­ maschige Netz der Stätten für Entwicklung, Erprobung und Produktion von Rüstungsgütern, das wiederum mit den Forschungsanstalten und Rüstungsinstituten der Hochschulen verbunden war. Und ein weiteres Netz an Bauten diente der Ausbildung in Offiziers- und Waffenschulen s­owie der Erziehung der künftigen Militärelite in SS-Junkerschulen und Ordensburgen. Alle drei Bereiche waren eng miteinander verknüpft und umfassten Zehntausende von Neubauten mit zum Teil enormem Umfang. Bezeichnenderweise erhielt Herbert Rimpl, der für Bauten der Luftwaffe und die Hermann-Göring-Werke das größte Architekturbüro Europas mit bis zu tausend Mitarbeitern betreute, eine nach Kubikmetern der erstellten Gebäude berechnete Prämie.179 Im Militärbereich bestand jede einzelne Kasernen- oder Luftwaffen­ anlage aus Dutzenden von Gebäuden, die von Kommandanturen, Offizierskasinos und Mannschaftshäusern bis zu Wartungshallen, Panzergaragen und Munitionslagern in ihrer architektonischen Erscheinung entsprechend ihrer Funktion und Lage gestaltet waren. Die Wehrkreis-, Luftgauund Marinekommandos in den Städten zeigten einen repräsentativen ­monumentalen Charakter, die Mannschaftshäuser der Kasernen übernahmen hingegen Motive und Material der Region – alpenländische Heimat-

121 | K  jellberg-Elektrodenwerk in Finsterwalde, 1936

324 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

architektur für Gebirgsjäger und norddeutsche Backsteintradition für die Marine.180 Flugzeughallen waren rein technisch funktionale Konstruk­ tionen, es gab jedoch keine «Luftwaffenmoderne»181, sondern es ging um eine auf Effizienz ausgerichtete funktionale Gestaltung, die genauso bei den Panzerfabriken des Heeres oder Munitionswerken zur Anwendung kam. Militärische Funktionsbauten unterschieden sich dabei hinsichtlich ihrer rein aus der Konstruktion entwickelten formalen Gestaltung nicht von ­«zivilen» Fabriken wie beispielsweise den Verseidag-Werken von Mies van der Rohe in Krefeld, dem Opel-Lastwagenwerk von Heinrich Bärsch in Brandenburg oder dem Kjellberg-Elektrodenwerk in Finsterwalde (Abb. 121).182 Die aus der Rationalisierungsbewegung und Effizienzsteigerung hervorgegangene technische «Moderne» konnte mit ­einer emanzipatorisch humanen Zielsetzung verbunden werden,183 sie konnte aber auch als «Erbe einer dehumanisierten Variante der Rationalisierungsbewegung»184 wie andere «antiliberale Varianten des Modernisierungsprozesses» im Dienst des NS-Regimes eingesetzt werden. Bereits 1930 hatte Adolf Behne hellsichtig darauf verwiesen, dass das Neue Bauen keinen Wert per se darstellte: «Es kann doch niemand bezweifeln, daß die neue Baumethode als solche gar nicht nach dem Menschen oder einem menschlichen Ziel fragt. […] wenn etwa große neue Kasernen für neues Militär einmal notwendig sein sollten – oder vielleicht sogar neue Riesenfabriken für Gaskriegsbomben, so werden sie wahrscheinlich genauso modern gebaut.»185 Es gehört zu den gravierenden Verfälschungen der deutschen Architekturgeschichte, dass der Bau von funktional ­gestalteten Rüstungsbetrieben nach 1945 als eine «Zuflucht im Industriebau»186 verharmlost wurde, wo moderne Architekten untertauchen konnten, da dort Hitler angeblich «ein Ventil gelassen hatte». Die im NS-Industriebau tätigen Architekten absolvierten sich mit Verweis auf einen formalen Ausdruck selbst, «modern» bauen wurde zu einem geradezu moralischen und verpflichtenden Kriterium für den Wiederaufbau, während doch «moderne» Rüstungsanlagen die Basis der Kriegsführung gebildet und nicht zuletzt auch aufgrund ihrer Funktionalität zur Kriegsverlängerung beigetragen hatten. Mit der Frage nach dem formalen oder stilistischen Ausdruck wird das Wesen des Bauens im Nationalsozialismus nicht erfasst, es geht um die Funktionen und Ziele, für die Gebäude errichtet wurden.187

Bauen für den Krieg | 325

Neuaufbau der Luftwaffe, Produktionsstätten für Munition und Panzer Von dem milliardenschweren Rüstungsetat flossen bis Kriegsende etwa 40 Prozent jährlich in die komplett neuaufgebaute Luftwaffe, für die 1932 circa 3000, bei Kriegsbeginn 250 000 und 1944 400 000 Personen tätig waren.188 Bereits Ende 1934 erhielt Ernst Sagebiel – bis 1932 Mitarbeiter im Büro von Erich Mendelsohn und seit 1933 Parteimitglied – den Auftrag zum Bau des Reichsluftfahrtministeriums an der Wilhelmstraße in Berlin (Abb. 122), das in drei Schichten mit je 1000 Arbeitern innerhalb von eineinhalb Jahren fertiggestellt wurde. Die kahle Stahlbetonkonstruktion mit endlosen Fensterreihen für 2000 Arbeitsräume und einem pompösen Festsaal für den Hausherrn bezeichnete der prunksüchtige Hermann Göring – der «joviale Mordwanst»189 nach Thomas Mann – bei der Eröffnung als ein «Stück preußisch-deutscher ­Tradition» und Ausdruck der «Disziplin der Volksgemeinschaft»190. Hinter der kahlen Fassade arbeiteten mit preußischer Disziplin die Organisatoren des Luftkriegs. Unter der Leitung des für Bauangelegenheiten zuständigen Architekten Karl Gallwitz entstand in wenigen Jahren ein Luftwaffen­imperium, das über die Luftgaukommandos bis zu den Fliegerhorsten und Flughäfen sowie

122 | E rnst Sagebiel, Reichsluftfahrtministerium an der Wilhelmstraße in Berlin, 1934–1935

326 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

123 | E rnst Sagebiel, Luftkriegsakademie in Berlin-Gatow, 1933–1935

60 Flak-Kasernen das ganze Reich umspannte.191 Den Kommandos zu­ geordnet waren vier – nach Kriegsbeginn 13 – Luftkriegsschulen sowie ­Erprobungsplätze mit enormen Dimensionen.192 Die Luftkriegsschule in Berlin-Gatow mit einer Flugakademie (Abb. 123) zur ­Ausbildung der Generalstabsoffiziere umfasste 155 Hektar und etwa 50 Gebäude,193 zur Luftnachrichtenschule in Halle gehörten etwa 100 Gebäude und die «Erprobungsstelle Rechlin»194 an der Müritz belegte 1400 Hektar und war mit Hunderten von Gebäuden und mehreren Siedlungen für die Mitarbeiter bebaut. Die in kürzester Zeit aufgebaute Flugzeugproduktion konzentrierte sich auf sieben Firmen: Junkers in Dessau und Halle, Arado in Warnemünde und Brandenburg, Heinkel in Rostock und Oranienburg, Focke-Wulf in Bremen, Dornier in Friedrichshafen, Wismar und Lübeck, Weserflug in Bremen sowie Messerschmitt in den Erla-Werken bei Leipzig, den neuen Werken in Augsburg (Abb. 124) und Regensburg und ab 1938 in Wiener Neustadt.195 Für die Firmen entstanden kontinuierlich Erweiterungen ­sowie Zweigbetriebe in anderen Städten, und im Krieg kamen zahlreiche weitere Großwerke hinzu, darunter das 1941/42 in acht Monaten auf ­einer Fläche von 250 Hektar von den Architekten Josef Bečvář und Victor ­Ruczka geplante «Flugmotorenwerk Ostmark» (Abb. 125) in Wiener NeuBauen für den Krieg | 327

124 | W  ilhelm Wichtendahl, Messerschmitt-Werke in Augsburg, 1934–1937

dorf.196 Den Werken waren die Betriebe zur Materiallieferung zuge­ordnet, von den Flugzeugmotoren, die die Bayerischen Motoren Werke (BMW) in München-Allach und Eisenach sowie Daimler-Benz in Genshagen/Ludwigsfelde in riesigen Fabrikhallen herstellten, über Einspritzpumpen und Elektrik von Bosch aus Stuttgart bis zum Aluminiumblech und den AluDrähten, für deren Herstellung die Vereinigten Aluminiumwerke in Hannover Reihen von Wasser- und Kohlekraftwerken, Aluminiumhütten und Walzwerken zwischen Weser, Leine und Töging am Inn errichten ließen. Die Produktion der Flugzeuge basierte auf einer langen Kette von Zulieferern, deren Werke ebenfalls rein funktional von Architekten und Ingenieuren geplant wurden. Beim Bau der Flugzeugwerke wurden zur Sicherung Flak- und Heereskasernen sowie Siedlungen für die Werksarbeiter zugeordnet, so dass beispielsweise im Zusammenhang der neuen Messer­schmittWerke in Regensburg, die etwa 100 Hektar umfassten, insgesamt Flächen in der Größenordnung der gesamten Altstadt in deren Umfeld belegt wurden.197 Neben dem Aufbau der Luftwaffe lag der zweite Schwerpunkt bei der Produktion von Geschützen, Handfeuerwaffen und Munition, für die kontinuierlich circa 20 Prozent des Rüstungsetats investiert wurden. Die Kanonen produzierten zum großen Teil die Geschützfabriken und Gießereien 328 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

125 | J osef Bečvář und Victor Ruczka, Flugmotorenwerk Ostmark in Wiener Neudorf, 1941–1942

von Krupp in Essen, Rheinmetall-Borsig in Düsseldorf und Berlin sowie Henschel in Kassel, die Karabiner kamen millionenfach von Mauser in Oberndorf, die Panzerfaust von der Hugo Schneider AG (HASAG) in Leipzig. Den Wehrkreisen waren etwa 200 Heeresmunitionsanstalten und den Luftgaukommandos etwa 60 Luftwaffenmunitionsanstalten zugeordnet, die Munitionshülsen herstellten, die Marine verfügte über neun Anstalten für Artilleriemunition und Sperrwaffen. Allein die Heeresmuni­ tionsanstalt Lübbecke im Kreis Minden (heute Espelkamp) umfasste auf 250 Hektar Fläche 133 massive Gebäude, 20 km Straßen und ein eigenes Wasserwerk. Zum größten Munitionshersteller Europas entwickelten sich die Polte-Werke in Magdeburg mit mehreren Werken und Zweigstellen. Schießpulver, Sprengstoff und Kampfstoffe zum Füllen produzierten 1939 circa 90 Sprengstoff-Fabriken, die häufig mit jeweils Hunderten von Gebäuden weitläufig in getarnten Waldgebieten untergebracht waren.198 Die größten Pulverfabriken betreuten die Deutsche Sprengchemie GmbH (Ableger der Dynamit AG in Troisdorf ), die WASAG in Reimsdorf-Wittenberg sowie Wolff & Co. mit der Tochtergesellschaft Eibia-GmbH in Bomlitz. Die Pulverfabrik des Kaiserreichs, das Dynamitwerk in Krümmel bei Geesthacht wuchs auf über 500 Hektar Fläche mit etwa 700 Gebäuden, wo 10 000 Arbeiter in drei Schichten TNT produzierten. Das größte SprengBauen für den Krieg | 329

stoffwerk entstand in Christianstadt in Schlesien auf einer Fläche von 650 Hektar mit über 800 Gebäuden.199 Die Fabriken waren von Mecklenburg-Vorpommern (Ueckermünde, Torgelow) und Brandenburg (Dreetz, Forst-Scheuno) über Niedersachsen (Liebenau) und Hessen (Allendorf, Herrenwald) bis nach Bayern (Bobingen, Geretsried, Kraiburg) getarnt platziert, mit Flächen von jeweils über 400 Hektar und mehreren Hundert Gebäuden, Wasserwerken sowie Barackensiedlungen für Arbeiter und Zwangsarbeiter. Gelagert wurde die M ­ unition in eigenen Depots, beispielsweise in Aurich auf 400 Hektar Fläche sowie in Bunkern für Marineartillerie. Das Einatmen der Gifte in den Sprengstoff-Fabriken führte dazu, dass sich die Haare verfärbten und die Arbeiter – während des Krieges Zehntausende Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge – epileptische Anfälle bekamen. Der dritte Rüstungsschwerpunkt lag auf der Produktion von Panzern, die in den Krupp-Werken in Essen und Magdeburg-Buckau (Grusonwerke), den Alkett-Werken von Rheinmetall-Borsig in Berlin, den Henschel-Werken in Kassel sowie von Krauss-Maffei in München hergestellt wurden. Panzermotoren lieferten die Maybach-Werke in Friedrichshafen, Panzertürme Wegmann in Kassel und Panzerplatten die Edelstahlwerke AG in Krefeld. Das größte Panzerwerk entstand bei Kriegsbeginn mit dem «Nibelungenwerk» in St. Valentin im Rahmen der bereits im Mai 1938 bei Linz aufgebauten «Reichswerke AG für Erzbergbau und Eisenhütten ‹Hermann Göring›». Auf einer Fläche von 250 Hektar wurden dort in neun ­jeweils 120 Meter langen, rein funktional gestalteten Fabrikhallen Panzer am Fließband gefertigt. Die Erprobung der Panzer und Waffensysteme ­erfolgte in den Heeresversuchsanstalten Hillersleben, Kummersdorf und Munster sowie auf dem Schießplatz Meppen, der eine Länge von 50 km bot. Die seit dem Kaiserreich bestehende Versuchsanstalt Kummersdorf war auch Sitz des Heereswaffenamts mit 5000 Angestellten und umfasste in der NS-Zeit 3500 Hektar mit etwa 1000 baulichen Anlagen.200 Ein weiteres zentrales Übungsgelände bildete die Heeres- und Nachrichtenzen­ trale in Wünsdorf mit einer Fläche von fast 600 Hektar, auf der sich etwa 700 Gebäude befanden.201 Dazu kamen mehrere Dutzend Bombenabwurfplätze mit Beobachtungstürmen, Messstationen und Feuerleitstellen, beispielsweise in Fassberg, Göben und Kemnat-Ried, die ebenfalls eine Ausdehnung von mehreren Hundert Hektar besaßen.202 Die Rüstungsgüter, zu denen zahllose weitere Bereiche von Elektrotechnik bis zum Zünderbau gehörten,203 wurden weitgehend von privaten Unternehmen im Auftrag 330 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

der Waffenämter der Reichswehr produziert. Die Bauwirtschaft, und mit ihr Architekten und Bauingenieure, war integraler Teil der deutschlandweiten Militärmaschine.

Funktionale Industriearchitektur Der Typus der funktionalen Industriearchitektur war bereits in den 1920 er-Jahren von Fritz Schupp und Martin Kremmer bei Zechen­ anlagen im Rheinland, von Hans Hertlein für die Siemens-Werke und Hans Vaeth für die Mannesmann-Röhrenwerke entwickelt worden.204 Zumeist handelte es sich um Stahl- oder Stahlbetonskelettkonstruktionen mit einer Klinkerausfachung und fassadenbündiger Verglasung, wobei die Bereiche für die Verwaltung mit Werksteinfassungen von Türen und Fenstern hervorgehoben werden konnten.205 In ähnlich funktional rationalisierter Bauweise errichtete Albert Kahn 1929 bis 1932 in der Sowjetunion über 500 Fabrikanlagen, die auch den deutschen Militärstellen bekannt waren.206 Die Planung neuer Militär- und Rüstungsanlagen erfolgte zumeist über die Baubüros der Heeres- Marine- und Luftwaffenbauämter, in einigen Fällen erhielten auch freie Architekten – beispiels­ iermann und Sep Ruf207 – einen Auftrag, Wettbewerbe weise Egon E ­fanden nur selten statt. Den Raum- und Flächenbedarf legte eine «Wehrmachtsraumgebühr» ungefähr fest, die Anordnung der Bauten und die Ausführung von Bauteilen erfolgten in allen Wehrmachtsteilen nach ­Typenplänen und Normvorschriften.208 Angesichts der mit Hochdruck betriebenen Aufrüstung hatten Terminpläne höchste Priorität. Die Genehmigung der Baupläne erfolgte in wenigen Wochen über die «Reichsstelle für Raumordnung», die massiv auch in private Besitzverhältnisse eingriff und bei Bedarf einzelne Bauten, Bauernhöfe oder ganze Dörfer auf dem geplanten Militärgelände zwangsweise umsiedeln ließ. Die riesigen Anlagen stellten häufig jeweils mehrere Tausend Arbeiter in Schichtarbeit innerhalb eines Jahres fertig. Auch wenn vieles standardisiert ­geplant werden konnte und deshalb für manche Bereiche nur noch Bauleiter und keine Entwurfsarchitekten benötigt wurden, so waren Architekten doch fast immer einbezogen. Beim Bau des Fliegerhorsts Upjever bei Wilhelmshaven waren beispielsweise ­neben 4000 Arbeitern etwa 60 Architekten und Ingenieure beschäftigt,209 für die Errichtung des Heinkel-Werks in Oranienburg (Abb. 126), das als Musterbau ausführBauen für den Krieg | 331

126 | Herbert Rimpl, Einfliegehalle des Flugzeugwerks der Heinkel-Werke in ­Oranienburg, 1936–1938

lich publiziert wurde, setzte das Baubüro von Herbert Rimpl 54 Architekten und Mitarbeiter ein.210 Mit dem Bau neuer Produktionsstätten profilierten sich einige jüngere Architekten, darunter Herbert Rimpl und Wilhelm Wichtendahl,211 beide Jahrgang 1902, die in München bei German Bestelmeyer und Theodor ­Fischer studiert hatten, 1933 in die NSDAP eintraten und dann zu den Chefarchitekten der Heinkel- beziehungsweise Messerschmitt-Werke aufstiegen. Das Büro von Rimpl bearbeitete die ganze Bandbreite der Rüstungsaufgaben von repräsentativen Verwaltungsbauten über funktionale Produktionsstätten bis zu den Siedlungen für Werksarbeiter, dadurch entwickelte es sich zur Sammelstelle von Architekten, die versiert jede Bau­ aufgabe entsprechend den geläufigen Vorstellungen vom dafür notwendigen Ausdruck umsetzen konnten. In den vielen Zweigstellen des Büros fanden auch insgesamt 13 Bauhäusler Arbeit, die wie alle anderen Mitarbeiter Bauten der Rüstung planten und betreuten, daraus entstand in der Nachkriegszeit die bei Entnazifizierungsverfahren nützliche Mär von einer «Zuflucht der Moderne» in «Rimpls Laden»212. Als aufgrund der Devisen- und Rohstoffprobleme im Herbst 1936 das Rüstungs- und Autarkieprogramm des Vierjahresplans verkündet wurde, 332 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

um die Rüstung auf dem hohen Stand beizubehalten und im Krieg ­wenigstens kurzfristig autark zu sein, übernahm die chemische Industrie, angeführt von der I. G. Farben, den Bereich einer intensivierten Produktion von Ersatzstoffen – 40 bis 50 Prozent aller Investitionen des Plans flossen allein in die Mineralölproduktion.213 Ausgehend von den weitläufig aus­gebauten Hydrierwerken der Leuna-Werke bei Merseburg wurden bis zum Kriegsbeginn in sieben Werken durch Kohleverflüssigung mehrere Millionen Tonnen synthetisches Benzin hergestellt, in Schkopau entstanden die Buna-Werke zur Produktion von Synthesekautschuk, außerdem produzierten mehrere Stickstoffwerke in großen Mengen Ammoniak und Salpetersäure, die nach dem Haber-Bosch-Verfahren zu Kunstdünger beziehungsweise Sprengstoff verarbeitet werden konnten. In den streng geheimen Spezialfabriken in Ammendorf bei Halle und Dyhernfurth bei Breslau wurden Giftgas-Kampfstoffe hergestellt und in sieben speziellen Munitionsfabriken verfüllt.214 Die Planung und Bauleitung der Werks­ anlagen übernahmen die Architekten und Bauingenieure der Firmenbauabteilungen, eine besondere architektonische Form entstand bei diesen technischen Produktionsstätten nicht. Da Stahl immer knapper wurde und bereits im Februar 1937 kontingentiert werden musste, die Stahlindustrie jedoch nicht in die weniger gewinnbringende Verarbeitung des minderwertigen deutschen Eisenerzes einsteigen wollte, übernahmen die im Juni 1937 gegründeten «Reichswerke AG für Erzbergbau und Eisenhütten ‹Hermann Göring›» den Aufbau einer weitgehend vom NS-Staat finanzierten Erz- und Stahlproduktion, die sich auf den Raum Salzgitter konzentrierte.215 Herbert Rimpl ­erhielt einen Vertrag als «Architekt der Reichswerke» für «Entwurf und Bauleitung sämtlicher anfallender Bauarbeiten»216, darunter die Hüttenwerke und Siedlungen sowie die Konzeption einer eigenen «Stadt der Hermann-Göring-Werke» (heute Salzgitter), die 1939 – nach Genehmigung der Planung durch Hitler – in den Bauzeitschriften sowie in dem Propagandaorgan «Die Kunst im Dritten Reich» aufwendig publiziert wurde (Abb. 127).217 Werner Hebebrand, der 1930 mit Ernst May in die Sowjetunion gegangen war und seit 1938 Rimpls Städtebauabteilung leitete, erarbeitete einen schematischen, von Grünstreifen durchzogenen Stadtplan mit einem monumentalen Hauptplatz für Verwaltung, Parteibauten und «Volkshalle», von dem bis 1941 etwa 12 000 Wohnungen für Werksarbeiter fertiggestellt wurden.218 Die Bau­tätigkeit in Salzgitter konzentrierte sich Bauen für den Krieg | 333

127 | Herbert Rimpl, Perspektive der «Stadt der Hermann-Göring-Werke», 1939

auf die Hochöfen für die Erzverhüttung, aber nach dem «Anschluss» Österreichs und der Inbesitznahme qualitativ besserer Erzvorkommen verlagerte sich das Schwergewicht der Reichswerke auf den Aufbau neuer Werke über ­einer Fläche von zehn Quadratkilometer bei Linz.219 Mit der Besetzung Tschechiens übernahmen Görings Reichswerke die ŠkodaWerke, mit Kriegsbeginn expandierte der Konzern immer weiter, und damit wuchs auch die Arbeit des Baubüros von Rimpl, der 1942 allein für die Bauten der Reichswerke etwa 600 Mitarbeiter beschäftigte.

Bauten für Forschung und Erziehung Über die Forschungs- und Erprobungsstellen von Luftfahrt, Heer und Marine war die Wehrmacht direkt mit den Forschungsanstalten und Rüstungsinstituten der Technischen Hochschulen sowie mit den Insti­tuten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft verbunden, deren Professoren sich weitgehend in einer «Selbstmobilisierung» dem NS-System zur Verfügung stellten. Die NS-Kriegsmaschine benötigte zur Durchsetzung ihrer 334 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

Ziele in gleichem Maße militärische, industrielle und wissenschaftliche Ressourcen – Militär, Industrie und Wissenschaft bedingten sich gegen­ seitig und waren in einem «effizienten System personaler, institutioneller und ökonomischer Netzwerke miteinander verbunden»220. Im Zuge des Vierjahresplans erhielten die rüstungsrelevanten Hochschulinstitute – ab 1941 direkt als «Rüstungsbetriebe»221 anerkannt und bezeichnet – über das Reichsamt für Wirtschaftsausbau, das Reichsluftfahrtministerium, den Reichsforschungsrat sowie über die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) enorme Geldmengen zur Verfügung gestellt. An den Hochschulen – beziehungsweise ausdrücklich in deren Nähe – entstanden Groß­ forschungszentren für die einzelnen Wehrmachtsbereiche, so an der TH Stuttgart ein Luftfahrtlehrzentrum oder an der TH Braunschweig ein Zentrum für Hochspannungsforschung, die wiederum mit den Forschungs­ anstalten von Luftwaffe, Heer und Marine direkt verknüpft waren.222 Die zentrale Rolle wissenschaftlicher Forschung beim Aufbau der Wehrmacht und bei der Durchführung des Krieges wurde in der Nachkriegszeit von den beteiligten Wissenschaftlern, die zum größten Teil weiter an den Hochschulen lehrten, mit der Mär einer angeblichen Wissenschaftsfeindlichkeit der NS-Ideologie beziehungsweise einer ideologiefreien Forschung verschleiert. Erst neuere Untersuchungen zeigten die Verflechtungen und Aktivitäten detailliert auf.223 Architekten und Bauingenieure waren aufs Engste auch mit den Wissenschaftsprogrammen verknüpft, sie errichteten die Bauten, Versuchseinrichtungen und Wohnanlagen für die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt in Berlin-Adlershof (Abb. 128) (Hermann Brenner und Werner Deutschmann), die Deutsche Forschungsanstalt für Luftfahrt in Braunschweig-Völkenrode, die Aerodynamische Versuchsanstalt in Göttingen, das Flugfunk-Forschungsinstitut in Oberpfaffenhofen und die Luftfahrtforschungsanstalt München (Wilhelm Wichtendahl) in Otto­brunn.224 Während zudem für einzelne Hochschulinstitute neue Gebäude entstanden, wurde in München und Berlin unter wehrtechnischen Gesichtspunkten jeweils eine neue Hochschulstadt nach dem Vorbild der 1935 in Rom eröffneten «Città Universitaria – La Sapienza» von Marcello Piacentini geplant. In München konzipierten German Bestelmeyer, Roderich Fick und Fritz Gablonsky ab 1936 eine Verlegung der Technischen Hochschule nach Nymphenburg, wo sich eine neue Hochschulstadt auf 460 Hektar um den Schlosspark legen sollte. Bis zur Einstellung der Planungen 1942 kam allerBauen für den Krieg | 335

128 | Hermann Brenner und Werner Deutschmann, Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt in Berlin-Adlershof, 1934–1936

dings nur ein Gebäude zur Ausführung.225 In Berlin erhielt Hans Malwitz bereits im Februar 1937 den Auftrag zum Bau einer festungsartig konzipierten «Wehrtechnischen Fakultät» (Abb. 129), die auf einer Fläche von etwa 20 Hektar als erster Teil einer neuen Hochschulstadt an der Heerstraße beim Olympiastadion entstehen sollte. Während Speers Generalbauinspektion für die Hochschule noch einen aufwendigen Wettbewerb durchführte,226 fand für die Wehrtechnik schon Ende 1937 die Grundsteinlegung statt, bei der Hitler erklärte, nun beginne die bauliche Neugestaltung Berlins «zur ewigen Hauptstadt des ersten deutschen Volksreiches»227. Forschung für Kriegstechnik stand am Anfang der Umgestaltung Berlins. Die Anlage wurde mit Hochdruck vorangetrieben, bei der kriegsbedingten Baueinstellung Anfang 1942 stand bereits der komplette Rohbau, der dann nach 1945 mit dem Trümmerschutt des zerstörten Berlins verfüllt und mit einem Schuttberg überdeckt wurde, auf dem die ­US-Army eine Abhörstation errichtete. Ein geradezu symbolischer Ort für Kriegsvorbereitung, Kriegsfolgen sowie Kriegsverdrängung und Kalten Krieg. Zum Umbau Deutschlands in eine auf einen Eroberungskrieg ausgerichtete Kriegsmaschine gehörten nicht nur die Forschungseinrichtungen 336 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

129 | H  ans Malwitz, Modell für den Neubau der Wehrtechnischen Fakultät in Berlin, 1937

für Wehrtechnik, sondern auch die Schulen, an denen die Offiziere und zukünftigen «Herrenmenschen» ausgebildet wurden. 1933 befanden sich im Heer etwa 9000 Offiziere, 1936 waren es 21 000, bei Kriegsbeginn 90 000 und bei Kriegsende 375 000.228 Für die Ausbildung entstanden neue Offiziers- und Waffenschulen sowie Militärakademien für alle Waffengattungen. Um den enormen Bedarf an Führungspersonal zu decken, wurden Einrichtungen zur vormilitärischen Erziehung geschaffen, aus ­denen die zukünftigen Militär- und Parteiführer hervorgehen sollten. Während die 30 staatlichen «Nationalpolitischen Erziehungsanstalten» (Napola) des Reichserziehungsministers Rust, deren Leitung 1936 das Hauptschulungsamt der SS übernahm, zumeist in den vorhandenen Kadettenanstalten untergebracht wurden, ließ der Reichsschulungsleiter der NSDAP, Robert Ley, bis 1939 durch seine Bauabteilung unter der Leitung von Julius Schulte-Frohlinde 130 Gau- und Kreisschulungsburgen für die NS-Funktionäre einrichten.229 Die Elite der Partei sollte in «Ordensburgen» geschult werden, die in Krössinsee/Pommern und Vogelsang/Eiffel (Abb. 130) von Clemens Klotz sowie in Sonthofen/Allgäu von Hermann Giesler seit 1934 errichtet und im April 1936 von Hitler eingeweiht wurBauen für den Krieg | 337

130 | Clemens Klotz, Modell der geplanten Gesamtanlage der Ordensburg Vogelsang in der Eifel, 1937

den.230 Bei diesem Anlass erinnerte Ley daran, dass Hitler 1933 bei einer Tagung in der zur «Reichsführerschule» umfunktionierten Gewerkschaftsschule in Bernau mit Blick auf das Gebäude von Hannes Meyer (Abb. 86, 87) gefordert hatte, es müsse «ein Bauwerk unserer Art» errichtet werden, «um die Gegensätze der beiden Welten», der «marxistischen» und der ­nationalsozialistischen Weltanschauung, «dem Volke auf alle Ewigkeit zu zeigen»231. Diese Forderung gab Ley an die Architekten weiter, die im ­Gegensatz zu Meyers harmonisch in die Landschaft eingefügter Gemeinschaftsschule dominante Anlagen aus Stahlbeton mit Natursteinverkleidung und mächtigen Holzkonstruktionen für die «Ordensjunker» schufen.232 Die ausgedehnten burgartigen Anlagen sollten Herrschaft über Landschaft wie Menschen ausdrücken und den Junkern das entsprechende Elite-Gefühl vermitteln. Die groben Architekturformen und Materialien bildeten das Pendant zu jener Härte, in die nach dem Motto «Spartas Geist lebt»233 die zukünftigen Parteiführer ideologisch und körperlich eingeübt wurden. Zwei weitere Ordensburgen waren bei der Ma­rienburg in Ostpreußen,234 dem Stammsitz der Deutschordensritter, sowie in Kasimir,235 338 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

dem ehemals jüdischen Zentrum Krakaus, geplant – die programmatische Ortswahl verwies auf das Ziel der Ausbildung, die gewaltsame Eroberung von «Lebensraum» im Osten. Für die SS entstanden eigene «Junkerschulen» in Bad Tölz (Neubau von Alois Degano 1935 bis 1936) und im Braunschweiger Schloss. 1936 erreichten Ley und der Reichsjugendführer Baldur von Schirach, dass Hitler den Bau von «Adolf-Hitler-Schulen» genehmigte, in denen die Elite der Hitlerjugend auf die Ausbildung in den Ordensburgen vorbereitet werden sollte. Mit der Planung der Internatsoberschulen wurden 1937 mehrere Architekten beauftragt, die zumeist großräumige kasernenartige Anlagen um einen Appellplatz konzipierten. Im Januar 1938 fand eine gleichzeitige Grundsteinlegung für zehn Schulen statt, die Bauten wurden ausführlich publiziert, die weiteren Arbeiten jedoch mit Kriegsbeginn ­eingestellt.236 Die Ausbildung sollte nach dem Schirach-Motto «Jugend ­erzieht Jugend» über die Hitlerjugend erfolgen, deren Lehrer ihre Ausbildung in der von Erich zu Putlitz in Braunschweig 1936 bis 1938 errichteten «Reichsakademie für Jugendführung» erhielten.237 Den Adolf-HitlerSchulen, der Reichsakademie, den Ordensburgen sowie der SS-Junkerschule in Bad Tölz lag durchweg ein orthogonales, axialsymmetrisches Schema zugrunde, das gleichförmige Bauteile und Plätze zu militärisch anmutenden Formationen zusammenfasste, die dem paramilitärischen ­ Schulbetrieb in Uniform korrespondierten. Besonderer Wert wurde auf eine martialische Wirkung durch grob bossierte Natursteine gelegt, eine Übernahme regionaler Bautraditionen fand nur sehr begrenzt, etwa bei der Dachdeckung, statt. Im Gegensatz zu diesen Schulungsstätten zur Vorbereitung einer homogenen «Wehrgemeinschaft» ging es bei den in ganz Deutschland errichteten Heimen der Hitlerjugend um ein «landschaftsverbundenes» Bauen im Sinne einer Anpassung an die Bautradition der jeweiligen Region. An diesen Orten, die der paramilitärischen Erfassung der Freizeit und der ideo­ logischen Indoktrination der 10- bis 18-jährigen dienten, sollte die Ver­ bindung mit «Blut und Boden» hervorgehoben werden. Allerdings stand hinter diesem Ortsbezug auch eine pragmatische Komponente, denn die Heime mussten per Erlass vom Januar 1937 über die Gemeinden finanziert werden. Deshalb entstanden sie zumeist mit Materialien der Umgebung durch örtliche Handwerker beziehungsweise im Eigenbau der Jugend­ lichen. Die Reichsjugendführung lieferte genaue Vorgaben, gab Werkhefte Bauen für den Krieg | 339

131 | Werkhefte für den Heimbau der Hitlerjugend, HJ-Heime in den Bauformen der deutschen Regionen, 1937

zum Bau heraus (Abb. 131), und der Reichsarchitekt für den HJ-Heimbau, Hanns Dustmann, bis 1932 Mitarbeiter im Büro von Walter Gropius, kontrollierte die Durchführung, für die von der HJ-Kreisleitung Architekten bestellt wurden.238 Von den geplanten und mit großem Aufwand propagierten 50 000 Heimen, die sich gleichmäßig über das ganze Reich verteilen sollten, wurden allerdings bis 1941 lediglich 650 fertiggestellt und etwa 450 waren noch im Bau.239 Von den HJ-Heimen über die Ordensburgen bis zu den Offiziersakademien spannte sich somit ein Netz mit Bauten, die entsprechend ihrer Funktion unterschiedlich gestaltet waren, aber alle zur Formierung der «Wehrgemeinschaft» und zur Einübung in den Krieg beziehungsweise in ein entsprechendes Rollenverhalten dienten.

Bauen im Krieg: Typisierung, Baracken und Lager Obwohl die Rüstungsproduktion bereits mit dem Vierjahresplan drastisch gesteigert worden war, so dass Arbeitskapazitäten, Rohstoffe und Devisen an ihre Grenzen kamen, forderte Göring auf einer Sitzung des Reichsverteidigungsrats am 18. November 1938 nochmals eine Verdreifachung des Gesamtvolumens der Rüstung.240 Diese Zielvorgabe konnte 340 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

nicht eingehalten werden, die Wehrmacht begann deshalb am 1. September 1939 einen «Blitzkrieg» mit geringen Treibstoff- und Munitionsreserven und einer nur zu einem Drittel modernisierten Panzertruppe.241 Nach dem insbesondere aufgrund der Mobilität der Truppen erfolgten Sieg gegen Polen begann zur Vorbereitung des Krieges gegen Frankreich eine weitere Intensivierung der Rüstung, für die seit März 1940 Fritz Todt, Chef des neuen «Reichsministerium für Bewaffnung und Munition», zuständig war. Durch eine Neuverteilung der Rohstoffzuweisung – nahezu die gesamte Stahlproduktion ging ans Militär –, Zentralisierung der Beschaffungsorganisation und nochmals verstärkter Rationalisierung gelang es, die Rüstungsproduktion innerhalb von sieben Monaten zu verdoppeln.242 Nach dem Sieg über Frankreich begannen die Vorbereitungen zum Überfall auf die Sowjetunion u. a. mit einer massiven Ausweitung des Panzerbauprogramms243 und der Chemieindustrie: So errichtete beispielsweise Henschel eine Panzerfabrik mit 10 Hektar Grundfläche in Kassel, das ­Nibelungenwerk verdoppelte seine Produktionsflächen und I. G. Farben baute in Oberschlesien einen neuen Chemiekomplex für synthetischen Treibstoff und Kautschuk auf.244 Das Werk Buna Monowitz wurde nach Absprache mit Himmler ab April 1941 östlich des im Sommer 1940 eingerichteten KZ Auschwitz nach den Plänen der Bauabteilung und des Konstruktionsbüros der I. G. Farben in Ludwigshafen unter der Leitung von Camill Santo245 und Max Faust errichtet. Die I. G. Farben finanzierte mit etwa einer halben Mil­liarde RM den Bau der riesigen Fabrikanlagen sowie die Arbeit der von der SS «ausgeliehenen» Häftlinge und ließ das KZ-Lager Buna-Monowitz (Auschwitz III) in der Nähe der Fabrik auf ihre Kosten errichten. Auschwitz III entstand somit in direktem Zusammenhang mit dem Bau der größten chemischen Fabrikanlage Europas. Vier von fünf der halbverhungerten Häftlinge waren auf der Baustelle eingesetzt, das «Zementkommando» – das Schleppen der schweren Zementsäcke – galt als «ausgesprochenes Todeskommando»246. Die «Vernichtung durch Arbeit» geschah ­direkt vor den planenden Architekten und Ingenieuren und die SS lieferte durch Massenverlegungen aus dem Stammlager kontinuierlich neue Arbeitskräfte. Die Architekten und Ingenieure verlagerten im Krieg ihre Tätigkeit in Feldbauämter und planten Fabriken und Unterkünfte geradezu in Serie. Speer sicherte sich bereits am 3. September über Göring die «Neu- und Umbauten der Luftwaffenrüstungsindustrie»247, Ende des Jahres betreute Bauen für den Krieg | 341

er etwa 200 Rüstungsbaustellen, im Oktober 1941 berichtete er von 1352 Rüstungsbauten, davon 38 Neubauten und 1269 Werkserweiterungen. Da das Kriegsbauwesen genauso wie alle Rüstungsgüter dem Zwang einer von der Ökonomie und Ressourcenknappheit diktierten Rationalisierung unterworfen war, erhielt die Architektenschaft über die Arbeiten von Ernst Neufert zur Minimierung und Typisierung entscheidende Anstöße für den Bau von normierten Industrieanlagen und Behelfsunterkünften, die Göring in einem Erlass im Juni 1941 einforderte.248 Neufert hatte sich nach dem Verlust seiner Professur an der Staatlichen Bauhochschule in Weimar 1930 auf eine Untersuchung der Minimalmaße für Räume entsprechend den jeweiligen menschlichen Tätigkeiten konzentriert, die er 1936 als ­Bauentwurfslehre vorlegte. Die Publikation erlebte bis 1938 bereits sechs Auflagen und wurde zum immer wieder neu aufgelegten Handbuch für Architekten. Der «Neufert» diente dazu, ökonomische Vorgaben mit Mini­ malmaßen räumlich umzusetzen und somit ökonomische wie militärische Interessen mit angeblich menschlichen Standards zu verschleiern.249 Speer holte Neufert bereits 1938 als Mitarbeiter und berief ihn ab Januar 1942 zum Beauftragten für die Rationalisierung des Wohnungsbaus. Mit einem «Erlaß zur Vereinfachung und Leistungssteigerung der Rüstungs­ produktion» hatte Hitler am 3. Dezember 1941 die Entwicklung von Typen zur Fließbandproduktion eingefordert, dieser Aufgabe kam Neufert für das Bauwesen nach.250 Aus seiner Arbeit bei Speer sowie einem Auftrag, Typenpläne für die Luftfahrt zu entwickeln, schuf Neufert eine «Bau­ normung als Ganzheit»251, der er ein «Industriebaumaß» (IBA) mit einem Achsabstand von 2,50 Meter zugrunde legte, das im Oktober 1942 als DIN 4171 – «Einheitliche Achsenabstände für alle Wohnbauten, Industrie- und Unterkunftsbauten» – verbindlich wurde. Als er 1943 eine umfassende, von Speer herausgegebene und mit einem Vorwort versehene Bauordnungslehre vorlegte, konnte er lapidar erklären: «Das IBA = 2.50 m ist das Grundmaß für Industriebauten.»252 Das Pendant zur Typisierung der Industriebauten waren die normierten Behelfs- oder Unterkunftsbauten, die sich als Wohn- und Arbeitslager um die Rüstungsbetriebe legten. Schon für die Einsätze des Reichs­ arbeitsdienstes,253 zum Bau der Autobahnen, des Westwalls und der ersten Konzentrationslager, waren einfache Behelfsbauten – normierte, teilweise ­vorgefertigte Holzbaracken – zu Tausenden aufgestellt worden. Mit Kriegs­ beginn wuchs die Zahl der Baracken und Lager in Deutschland und den 342 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

besetzten Gebieten «ins schier Unermessliche»254, Behelfsbauten wurden zur weitaus häufigsten Bauform im Nationalsozialismus. Hatte der Reichs­ erziehungsminister Rust im Hinblick auf die RAD- und HJ-Lager noch 1934 erklärt, durch «Lager und Kolonne»255 werde man zum National­ sozialisten, so wurden Lager zunehmend zum Signum der Terrorherrschaft des Nationalsozialismus. Hannah Arendt charakterisierte damit das ­NS-System: «Die Orte des Terrors sind die Lager, in denen Menschen in Dinge verwandelt wurden, die sich immer gleich zu verhalten haben. Die Lager sind die Orte der Erniedrigung, der Auslöschung der Individualität.»256 Für den Religionsphilosophen Klaus Heinrich war sogar die gesamte NS-Architektur eine Lagerarchitektur, aus der immer nur aus- und einmarschiert werden sollte.257 Die Zahl der Lager, in denen Menschen inhaftiert, zur Arbeit gezwungen und ermordet wurden, berechnete Geoffrey Megargee auf etwa 42 500.258 Da viele Vorgänge in den besetzten Gebieten nur teilweise erfassbar sind, lag die Zahl wohl noch höher. Nimmt man eine durchschnittliche Bestückung der Lager mit nur 10 Bauten an, errechnet sich bereits etwa eine halbe Million Behelfsbauten oder Baracken, wahrscheinlich waren es jedoch sehr viel mehr, denn Lager entstanden auch für viele militärische Aufgaben sowie für die temporäre Unterbringung im Rahmen der Aktion «Heim ins Reich», bei der etwa eine Million «Volksdeutsche» von 1939 bis 1941 umgesiedelt wurden. Ende 1944 unterstanden dem Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt der SS 20 Konzentrationslager mit 1200 Außenstellen.259 Die Zahl der Inhaftierten hatte Himmler seit Sommer 1942 von etwa 100 000 auf 700 000 erhöhen lassen, um immer mehr Häftlinge an Rüstungsfirmen «vermieten» zu können.260 Die Planung der Konzentrationslager erfolgte über die Bauabteilung der SS, die Ausführung betreute ein SS Baubüro im jeweiligen Lager.261 Zwar wollte der SS-Architekt Bernhard Kuiper262 angeblich 1936 noch dem KZ Sachsenhausen einen besonderen Ausdruck verleihen, und im SS Hauptamt gab es eine Abteilung «künstlerische Fachgebiete», wo auch die Erscheinung der Lager geprüft wurde,263 aber letztlich ging es immer um eine rein schematische Reihung mit Ausrichtung auf einen Appellplatz.264 Die Oberaufsicht über den Bau aller Konzentrationslager führte ab 1941 der promovierte Architekt Hans Kammler, Leiter des SS Hauptamts für Haushalt und Bauten (ab 1942 SS Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt Amtsgruppe C Bauwesen), das präzise Normvorgaben für ein Muster-KZ «im Geiste Ernst Neuferts»265 lieferte. Für die PlanunBauen für den Krieg | 343

132 | Baracken im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz, 1944

gen in Auschwitz (Abb. 132) war seit Sommer 1940 eine SS-Bauabteilung mit etwa 20 Personen sowie Häftlingen als Hilfskräften zuständig, die seit Oktober 1941 unter der Leitung des Bauingenieurs Karl Bischoff stand.266 Hier ­arbeiteten auch der für Raumplanung zuständige promovierte Architekt Hans Stosberg,267 der einen Generalbebauungsplan über eine Fläche von 4000 Hektar erstellte und bereits eine neue schlesische Musterstadt Auschwitz gegenüber dem KZ plante und teilweise errichten ließ (Abb. 156), sowie der 1928 bis 1931 am Bauhaus unter Hannes Meyer und Mies van der Rohe ausgebildete Architekt Fritz Ertl. Mit dem Abteilungsleiter Walter Dejaco entwarf Ertl für das Lager Auschwitz-Birkenau Fertigteil-Baracken für jeweils 550 Personen, die Bischoff ohne Umplanung einfach auf 774 erhöhte.268 Ertl und Dejaco konzipierten auch den Bau der Gaskammern und Krematorien rein funktional unter dem Gesichtspunkt der Optimierung des Mordablaufs.269 Das Wesen der Lager kann nicht aus einer Betrachtung der Architektur mit der schematischen Reihung von Baracken, der Zuordnung auf einen Appellplatz und einer Umzäunung mit Tor erfasst werden, sondern es liegt in der Funktion und den äußerlich nicht ablesbaren Abläufen von der Er344 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

niedrigung und Kontrolle bis zur Ermordung der Inhaftierten. Jean Cayrol hat in den Texten zu Alain Resnais’ Film «Nacht und Nebel», dem bis heute ergreifendsten Versuch der medialen Erfassung eines KZ, die Teilnahmslosigkeit der Architekten an den Funktionen und Zielsetzungen ­ihrer Planungen sowie deren Nichtablesbarkeit thematisiert: «Ein Konzentrationslager, das wird gebaut wie ein Stadion oder ein Hotel; dazu gehören Unternehmer, Kostenanschläge, Konkurrenz, sicher auch Bestechungsgelder. […] Architekten erfinden in aller Ruhe diese Tore, durch die man nur einmal hindurchkommt. […] Die Wirklichkeit der ­Lager, die sie geschaffen haben, ignorieren sie, und die sie erleiden, können sie nicht fassen. Und wir, die wir nun zu sehen versuchen, was übrigblieb. […] Diese Holzblocks, diese dreigeschossigen Bettgestelle, diese Schlupflöcher, wo man den Bissen herunterwürgte, wo selbst schlafen sich in Gefahr begeben hieß: kein Bild, keine Beschreibung gibt ihnen ihre wahre Dimension wieder: die ununterbrochene Angst.»270 Neben den Konzentrationslagern entstanden etwa tausend Lager im Reichsgebiet für Kriegsgefangene (Stalag), von denen 1944 in Deutschland 2,4 Millionen inhaftiert waren – mehr als drei Millionen hatte man bis 1942 gezielt verhungern lassen.271 Für die Ghettoisierung in den besetzten Ländern existierten Lager in ähnlicher Zahl. Die mit Abstand größte Menge der Lager wurde für Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen überall in Deutschland, aber hauptsächlich neben Rüstungsbetrieben eingerichtet. Insgesamt befanden sich im Laufe des Krieges über 13 Millionen Zwangsarbeiter, davon ein Drittel Frauen, in etwa 30 000 Lagern im Reichsgebiet, die Zahl derjenigen, die in den besetzten Gebieten Zwangsarbeit leisten mussten, ist nicht bekannt, sie wird auf mehrere Millionen geschätzt.272 In München befanden sich etwa 400 Lager und Unterkünfte, in Berlin mindestens 3000. Der französische Zwangsarbeiter François ­Cavanna schrieb in seinen Erinnerungen: «Zu jener Zeit war Berlin mit Holzbaracken nur so überzogen […]. In jeder noch so kleinen Lücke der Riesenstadt hatten sich Fluchten teerpappengedeckter Fichtenholzquader eingenistet. Groß-Berlin, das heißt Berlin mit seinen Außenbezirken, bildet ein einziges Lager, ein meilenweites Lager […].»273 Größere Anlagen entstanden zumeist nach Entwürfen von Architekten, so zum Beispiel das noch erhaltene Bauten-Ensemble für 2000 Zwangsarbeiter in Berlin-Schöneweide, das Hans Freese, Professor an der Berliner TH, plante.274

Bauen für den Krieg | 345

Häftlinge, Zwangsarbeit und Rüstungsbauten Zu nahezu jedem Rüstungsbetrieb gehörten seit 1939 Zwangs­ arbeiter und als Speer im Februar 1942 nach dem Tod von Fritz Todt dessen Ministerium für Bewaffnung und Munition – seit September 1943 Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion – übernahm, erweiterte er zusammen mit der Steigerung und Zentralisierung der Rüstungsproduktion auch systematisch das über Europa ausgespannte Netz der «Sklavenarbeit».275 Ihm unterstanden nicht nur etwa acht Millionen Zwangsarbeiter, sondern in Absprache mit dem «lieben Parteigenossen Himmler»276 wurden seit Sommer 1942 «KZ-Sklaven» sowohl bei der Rüstungsproduktion als auch beim Aufbau neuer Rüstungsbetriebe bereits eingeplant. Das SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt unter Oswald Pohl, dem Speer das Material zuteilte, baute die Lager ständig weiter aus und ­lieferte bis Ende 1944 mindestens eine halbe Million Arbeitssklaven. Der Ausbau von Auschwitz erfolgte im Rahmen eines von Speers Dienststelle entworfenen «Sonderprogramm Prof. Speer»277 (Abb. 133). Auschwitz wurde

133 | G  rundriss mit «Sonderprogramm Prof. Speer» zur Erweiterung des Konzentrationsund Vernichtungslagers Auschwitz vom 6.10.1942

346 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

zu einem «kombinierten Arbeits- und Vernichtungslager», wo die SS der Industrie Arbeitsfähige zutrieb und die Arbeitsunfähigen ermordete. Mitarbeiter in Speers Generalbauinspektion waren Handlanger zum Massenmord. Die Zahl der Arbeitskräfte blieb konstant, indem immer wieder neue Häftlinge ausgewählt und «vermietet» wurden: «Der ständige Prozess aus Selektion und Austausch war die Essenz des gesamten KZ-Arbeitssystems.»278 Die riesigen Buna-Fabrikanlagen produzierten zwar noch keinen synthetischen Kautschuk, aber Ende 1944 bereits 15 Prozent des gesamten Methanol-Verbrauchs für Flugbenzin und Sprengstoffe. Eine ähnliche Kooperation zwischen SS und Speer erfolgte bei den fünf SS-Baubrigaden. In diesen seit Herbst 1942 gebildeten mobilen KZ-Kommandos beseitigten KZ-Häftlinge Bombenschäden und Blindgänger in den Städten, die Einsatzzahl blieb konstant, die vielen Todesfälle wurden einfach «ersetzt».279 Mit dem Fortgang des Kriegs entwickelte sich der Machtbereich Speers immer weiter, für seine Erfolgspropaganda ließ er auch ab Anfang 1943 den Bau von Raketen auf dem seit 1936 eingerichteten Versuchsgelände Peenemünde intensivieren, es entstand das größte Rüstungsprojekt des NS-Regimes, in das etwa zwei Milliarden RM investiert wurden.280 Für die bauliche Umsetzung war der zum Generalmajor der SS beförderte Architekt Hans Kammler zuständig. Als Peenemünde und andere Rüstungsbetriebe durch Bombenangriffe bis zum Sommer 1943 stark zerstört wurden, begann das Programm zur Verlagerung der Rüstungs­ produktion in unterirdische Anlagen, das Speer zusammen mit der SS durchführen ließ, die an den Baustellen rücksichtslos Zehntausende KZHäftlinge zu Tode hetzte.281 Die Untertageverlagerung der Rüstungs­ industrie organisierten Kammler und sein Stellvertreter, der Architekt und Professor für Archäologie, Hans Schleif, der auch seit Februar 1944 die Oberaufsicht über alle KZ-Lager führte.282 Für den Bau von Raketen entstand u. a. ein riesiges Tunnel- und Stollensystem bei den KZ-Lagern Mittelbau und Dora nahe Nordhausen/Thüringen, das Kammler und Schleif innerhalb von wenigen Monaten bis Dezember 1943 in die Berge treiben ließen.283 Speer besuchte die buchstäblich über Leichen errichtete Fabrik und gratulierte Kammler – gleichsam von Architekt zu Architekt – persönlich zu dieser «Leistung», «[…] die ihresgleichen in Europa kein annäherndes Beispiel hat.»284 Die Anlage wurde kontinuierlich erweitert, 1945 betrug die Gesamtlänge der bis zu 30 Meter hohen Stollen 20 Kilometer auf einer Fläche von etwa 25 000 Quadratmetern. Im schlesischen EulengeBauen für den Krieg | 347

134 | Bau der Bunkerfabrik im Mühldorfer Hart, 1944

birge wurde der Bau einer unterirdischen Großanlage – das Projekt «Riese» – auf einer Fläche von etwa 200 000 Quadratmetern für ein Fa­ briksystem sowie für ein Hauptquartier der Wehrmacht und für Hitler mit Häftlingen des KZ Groß-Rosen unter der Leitung des Architekten Siegfried Schmelcher betrieben. Für die Produktion von Strahlflugzeugen Me 262 begann unter Oberleitung des Bauingenieurs Franz Xaver Dorsch, Speers Stellvertreter für die Organisation Todt, Anfang 1944 der Bau von mehreren unterirdischen Bunker- und Fabrikanlagen durch KZ-Häftlinge.285 In St. Georgen entstand unter buchstäblich mörderischen Bedingungen bis Ende des Jahres durch Häftlinge des KZ Gusen II nach der Planung des Bauingenieurs Karl Fiebinger und unter der Leitung von Hans Schleif eine Stollenanlage mit 21 000 Quadratmetern Fertigungsfläche, auf der bereits Flugzeuge montiert wurden – bis Kriegsende wurde die Fläche noch verdoppelt.286 In Kaufering bei Landsberg und in Mühldorf am Inn begann ab April 1944 der Bau von drei halbunterirdischen Bunkeranlagen (Abb. 134) nach dem Entwurf des Bauingenieurs Franz Dischinger, Professor für Massivbau an der TH Berlin, unter der Leitung des Einsatzgrup348 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

penleiters der Organisation Todt, Hermann Giesler.287 In etwa 360 Meter langen, schalungsfrei über Kieshügel betonierten bombensicheren An­ lagen mit 85 Metern freier Spannweite sollten, nach Entfernung des Kies entlang einer innenliegenden Bahn, über mehrere Geschosse die Flugzeuge produziert und montiert werden – und dann fertig aus den Röhren starten.288 Eine bautechnische Innovation, die mit mörderischen Folgen für Tausende von KZ-Arbeitern, die in primitivsten Erdhütten rund um die Baustelle untergebracht waren, teilweise realisiert wurde. Insgesamt schufteten sich in der Rüstungsmaschinerie Speers etwa 1,1 Millionen Menschen zu Tode.289 Von 1933 bis 1945 waren zahllose Architekten und Ingenieure untrennbar mit Rüstung, Krieg und Zwangsarbeit verknüpft, während eine kleine Minderheit Städte für die Herrenmenschen und die Siedlungen in den Ostgebieten plante, deren Bewohner bereits «umgesiedelt» und ermordet wurden. Die beiden Aktivitäten bilden die Vorderund Rückseite des NS-Systems und gehören direkt und untrennbar zusammen.

Bauen für den Krieg | 349

3. 4 Architektur und Städtebau für die «Volksgemeinschaft» Großbauten zur psychologischen Stärkung Die Repräsentationsbauten und Großplanungen des NS-Re­ gimes wurden nach 1945 häufig als «Gigantomanie», «megaloman» und «größenwahnsinnig» bezeichnet.290 Die Begriffe sind ebenso falsch wie ­irreführend, denn damit werden in einer Art Abwehr- und Abgrenzungsreaktion Wesen und Funktion dieser Projekte verkannt.291 Wenn die ­Architektur eines Regimes, das in wenigen Jahren mit Hochtechnologie eine waffentechnisch überlegene Militärmaschine aufbauen und damit in zwei Jahren große Teile Europas besetzen konnte, als irrational oder Produkt von Psychopathen bezeichnet wird, dann verstellt das die Sicht auf konkrete historische und fachliche Zusammenhänge.292 Nach Hitlers Vorstellungen sollte die Größe der nationalsozialistischen «Volksgemeinschaft» in Bauten ablesbar werden, die dafür ähnlich den Pyramiden über Jahrtausende Zeugnis ablegen würden – dieses Ziel teilt er mit vielen Herrschern in der Geschichte. Die Planungen waren dementsprechend am Maßstab einer imaginierten «Ewigkeit dieses Reiches»293 dimensioniert, aber in keinem einzigen Fall «größenwahnsinnig» à la Deinokrates überzogen. Alle Projekte waren technisch machbar, vielfach auch schon berechnet und baulich detailliert vorbereitet, manche bereits begonnen.294 Unter dem Blickwinkel einer soliden Baufinanzierung mögen die Pläne heute als «aberwitzig»295 erscheinen, Kostenfragen relativierten sich aber in der NS-Zeit im Hinblick auf die geplanten Eroberungen und die Ausbeutung von Ressourcen und Arbeitssklaven. Betrachtet man sie zudem im Vergleich mit den Militärausgaben oder mit der Bautätigkeit für Rüstungs­ anlagen im Krieg, so hätte zumindest ein Großteil der Projekte – ähnlich wie andere historische Großbauten – auch realisiert werden können. Die Entwicklung von Strahltriebwerken und Raketen war wesentlich aufwendiger und komplexer als die Realisierung von Hochbauten. Auf dem Reichsparteitag 1937 erklärte Hitler, einst werde man «in höchster Klarheit begreifen, wie groß der Segen ist, der aus den gewaltigen Bauwerken dieser 350 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

geschichtemachenden Zeit in die Jahrhunderte hinausstrahlt. […] diese gewaltigen gigantischen Zeugen unserer Gemeinschaft […] werden psychologisch die Bürger unseres Volkes mit einem unendlichen Selbstbewusstsein erfüllen, nämlich dem: Deutsche zu sein!»296 Es ging also gerade nicht um eine «Einschüchterungs-» oder «Unterdrückungsarchitektur»297, wie ebenfalls häufig nach 1945 behauptet wurde, sondern ganz im Gegenteil, so wie sich der Einzelne in seiner Gruppe in einem riesigen Stadion nicht klein, sondern stark fühlt,298 so sollten die Bauten durch ihre Größe das Bewusstsein von der Leistung der Gemeinschaft und der rassischen Überlegenheit stärken und damit «auch die erhabenste Rechtfertigung darstellen für die p ­ olitische Stärke der deutschen Nation.» Die Groß­ planungen zielten auf Ausdruck und Gestaltung einer rassistischen Ideologie, sie sollten als Identifikationsobjekte dienen und die Bedeutung sowie Überlegenheit der «Volksgemeinschaft» sowohl für deren Mitglieder wie auch für Nachbarstaaten und Nachwelt architektonisch dokumentieren. Insofern ist Architektur ein Leitmedium der NS-Rassepolitik vergleichbar der Biologie und der Medizin – die Sprache der Architekten war bezeichnenderweise biolo­gistisch durchsetzt, und die führenden Architekten zählten zur «Welt­anschauungselite», die sich skrupellos dem Staat in Dienst stellte.299 «Deutsche Volksgemeinschaft» war eine der «wirkmächtigsten Formeln»300 der NS-Zeit, einer jener verhängnisvollen Kollektivbegriffe, die nach M. Rainer Lepsius treffender Analyse zur «kognitiven Selbstverschleimung»301 führten. Architektur und Architekten sollten dieser imaginierten rassistischen Gemeinschaft Form geben. Als aus Militärkreisen Verärgerung über die Verwendung von umfangreichen Mitteln für Repräsentationsbauten gemeldet wurde, während der Kasernenbau teilweise zurückblieb, erklärte Hitler am 10. Februar 1939 in einer Rede vor Truppenkommandeuren, die er auf die Eroberung von «deutschem Lebensraum» im Osten einschwor, dass die enorme Aufrüstung zum größten Teil geheim und somit unsichtbar vollzogen werden musste und das Volk deshalb kein Bewusstsein für seine Größe und Stärke entwickeln konnte. Dieses Bewusstsein sollten die Großbauten vermitteln, die er deshalb «nicht aus Großmannssucht» bauen lasse, sondern «aus der kältesten Überlegung, […] daß man nur durch solche gewaltigen Werke einem Volk das Selbstbewußtsein geben kann»302. Militärische Aufrüstung zur Eroberung von «Lebensraum» und architektonische Großplanungen gehörten untrennbar zusammen, Architektur war Instrument des Krieges, Architektur und Städtebau für die «Volksgemeinschaft» | 351

und erst in diesem Zusammenhang erschließen sich Bedeutung und Funktion der Repräsentationsbauten, die einer rassistisch und militärisch formierten «Volksgemeinschaft» die eigene Größe spiegeln sollten. Diese Größe war nie egalitär, sondern militärisch strukturiert, die Architektur spiegelt deshalb mit Achsen und Größenverhältnissen die immanente Kontrolle und Hierarchie einer «Militärgemeinschaft». Treibende Kraft für den Eroberungskrieg wie auch für die großen Architekturprojekte war Hitler, der sich in einem byzantinischen Personenkult auch als «Baumeister des Reiches» feiern ließ und das Bauwesen nach seinen Vorstellungen formte.303 Nach dem Tod von Troost im Januar 1934, mit dem er seit 1930 noch «auf Augenhöhe» über Architektur gesprochen und gemeinsam Vorstellungen von repräsentativer NS-Architektur ent­ wickelt hatte, gab Hitler nur noch Anweisungen, kein Architekt hatte ­irgendeinen Spielraum. Auch Albert Speer, der seit 1937 nur Hitler unterstellt war und in dessen Auftrag zunehmend die großen Bauaufträge des Staates kontrollieren konnte, erhielt letztlich nur Weisungen, an die er sich sklavisch hielt beziehungsweise diese wiederum anderen Architekten diktierte. Für etliche Projekte – u. a. die Hamburger Elbbrücke, den Flug­ hafen Tempelhof in Berlin und einige Zentren der Neugestaltungsstädte304 – lieferte Hitler im Voraus mit einer Skizze die Richtschnur, beim Wettbewerb für «Das neue Straßburg»305 lag die Fotographie einer Hitlerskizze bei den Unterlagen für die Teilnehmer. Bei Besprechungen konnten die beteiligten Architekten nur noch feststellen: «Gegenvorschläge völlig erfolglos […] Führer nicht zu beeinflussen, völlig diktatorisch»306. Hitler verhielt sich am Zeichentisch mit Architekten nicht anders als am Kartentisch mit Generälen. Bei Besuchen in den Büros der von ihm beauftragten Architekten beziehungsweise bei ihm vorgelegten Entwürfen griff er in Planungen ein und gab genaue Anordnungen, die als «Führeranweisung» anschließend intern protokolliert wurden. Bei Bedarf zeichnete er ent­ weder direkt in die Pläne oder fertigte Skizzen, die dann im Büro oder von den Architekten wie Ikonen aufbewahrt wurden.307 Im Gegensatz zu den dürftigen Heimat- und Landschaftsbildchen, mit denen Hitler vor dem Ersten Weltkrieg Geld verdienen wollte, sind seine Architekturskizzen eine zeichnerisch durchaus passable Umsetzung architektonischer Ideen. Er besaß zwar keinerlei Fachkenntnisse zu Entwurf und Konstruktion, aber er war offensichtlich in der Lage, mit relativ sicherer Hand einigermaßen maßstabsgerecht sowie annähernd perspektivisch korrekt zu skizzieren, und er 352 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

hatte sich seit seinen Tagen in Wien und der Bewunderung der Prachtbauten an der Ringstraße eine visuelle Erinnerung an Bauten und Baudetails angeeignet, so dass er beispielsweise einen 30 Jahre zurückliegenden Wettbewerbsentwurf von Wilhelm Kreis bei einem Treffen mit dem Architekten detailliert beschreiben konnte.308 Nahezu alle wichtigen Bauplanungen entschied Hitler selbst, auch bei Wettbewerben behielt er sich die Entscheidung vor. Um dafür nicht im ganzen Land herumfahren zu müssen, ließ er sich Modelle in den Räumen von Speers Generalbauinspektion am Pariser Platz, im Reichstag und ­später in einem eigenen Modellraum in der Reichskanzlei aufstellen. Aus ­Protokollen von Hitlers Besuchen ergibt sich, dass ein Kopfnicken oder eine Handbewegung bereits genügte, damit für Speer ein Entwurf entsprechend beurteilt war.309 Zur Visualisierung entstanden nicht nur zahllose Modelle, sondern auch 1:1 Simulationen. Vom 100 Meter hoch geplanten «Deutschen Stadion» wurden 1937/38 fünf Ränge mit unterschiedlichem Neigungswinkel im Maßstab 1:1 an einem Hang im Hirschbachtal in der Oberpfalz probeweise gebaut und von Hitler besichtigt (Abb. 135). 1938 ließ Speer nach den Abmessungen der Berliner Nord-Süd-Achse eine acht Kilometer lange und 120 Meter breite Schneise in einen Wald bei Nieder-

135 | A  lbert Speer, Probetribüne für das geplante Deutsche Stadion in Nürnberg, Oberklausen Hirschbachtal, 1937–1938

Architektur und Städtebau für die «Volksgemeinschaft» | 353

lehme schlagen, um die Raumwirkung und Platzabfolge zu überprüfen, und zur Präzisierung folgte im Frühjahr 1939 in Tegel eine 300 Meter lange Trasse mit Straßenbelag und seitlichen Lattengerüsten einiger Gebäude.310 Die riesigen Modelle sowie etliche 1:1 Probefassaden wurden zum einen zu Propagandazwecken häufig auch veröffentlicht und ausgestellt,311 zum anderen verweisen sie auf die kontinuierliche Kontrolle von Gestaltung und Wirkung der Großplanungen durch Hitler, für den sich mit der Architektur die Erfüllung ­seiner Raum- und Rassephantasien verknüpfte und der offensichtlich in den Modellen sein imaginiertes großdeutsches Reich bereits antizipiert sah.312 In den letzten Monaten des Krieges flüchtete sich Hitler geradezu in die Traumwelt der Modelle. Die Planung für Linz, wohin er sich angeblich am Lebensende zurückziehen wollte, ließ er noch Anfang 1945 in die Reichskanzlei bringen und versenkte sich darin, als die russischen Armeen bereits auf Berlin vordrangen. Der letzte Plan für ein Kulturzentrum in Linz ist auf März 1945 datiert.313 Mit den NS-Repräsentations- und Stadtplanungen verband sich die Besetzung des öffentlichen Raumes mit Bauten und Plätzen, die durch eine weitgehend einheitliche, militärisch formierte Struktur und Erscheinung im ganzen Reich wiedererkennbar waren und somit der «Volksgemeinschaft» überall einheitliche Maßstäbe für ihre eigene Größe und Macht ­sowie ihre Aufgaben vermitteln sollten. Das Ziel der NS-Ideologie war in die Funktion dieser Anlagen eingeschrieben: Die Architektur sollte die Größe einer militarisierten homogenen «Volksgemeinschaft», in welcher der Einzelne aufging, spiegeln. Das ideologische Konstrukt der «Volksgemeinschaft» als «natürliche Blutsgemeinschaft» war bestimmt vom Prinzip der Inklusion und Exklusion, die Zugehörigkeit war irreversibel rassisch fest­ gelegt, und die Ausgrenzung erfolgte mit Gewalt. Rassismus und Anti­ semitismus konstituierten diese Gemeinschaft und befeuerten «deren ­Radikalität und Destruktionspotential. […] Nicht Egalität, sondern rassistische Mobilisierung kennzeichnete die Volksgemeinschaft, nicht natio­ naler Sozialismus, vielmehr Leistungssteigerung zur Optimierung des deutschen ‹Volkskörpers›.»314 Zur Ideologie der NS-Gemeinschaft gehörte die Verschleierung der Besitzverhältnisse und sozialen Unterschiede durch den schönen Schein ­gemeinsamer Arbeit und Freizeit, die von der NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude (KdF) und deren Amt Schönheit der Arbeit organisiert, kontrolliert und auch architektonisch gerahmt wurden.315 In Gefolgschaftshäu354 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

136 | C  lemens Klotz, Modell des KdF-Bads in Prora auf Rügen, 1938

sern sollte der Feierabend gemeinsam verbracht werden, der U ­ rlaub sollte durch KdF-Reisen zu einem Gemeinschaftserlebnis werden, und beim «Wandern» über die Autobahnen mit dem KdF-Wagen sollten die deutschen Gaue erlebt und die großdeutsche NS-Gemeinschaft geschmiedet Architektur und Städtebau für die «Volksgemeinschaft» | 355

werden. Die Inszenierung und Kontrolle der Freizeit der Volksgenossen fand den deutlichsten architektonischen Ausdruck im KdF-Bad Prora auf der Insel Rügen, wo 20 000 Personen in 10 000 gleichen Zimmern, die sich in acht gleichen Wohnblöcken über 4,5 Kilometer hin­zogen, wohnen und sich in einer einzigen zentralen Halle versammeln­­sollten (Abb. 136). Den Wettbewerb entschied Hitler im Frühjahr 1936 für den Entwurf von Clemens Klotz, die Festhalle für 20 000 sollte Erich zu Putlitz planen. Bei Kriegsbeginn wurde der Bau der halb fertigen Anlage eingestellt, nach 1949 diente sie als größte Kasernenanlage der DDR, seit 2015 erfolgte ein Umbau in eine Luxuswohnanlage mit Balkonen zur Ostsee.316 Die wechselnden Nutzungen spiegeln auch die Systeme. Während der höchst erfolgreiche KdF-Tourismus sowie die KdF-Bauten auf Zusammenführung der Volksgemeinschaft ausgerichtet waren, zielte der von Ferdinand Porsche konstruierte Kdf-Wagen als preisgünstiger Volkswagen zum einen propagandistisch geschickt auf die Erfüllung einer «geheimen Sehnsucht von Millionen»317, zum anderen sollte mit der Mobilität auch prestigeträchtig der volkswirtschaftliche Stand Deutschlands, der seit den 1920 er-Jahren zumeist an der Zahl der Autos pro Einwohner gemessen wurde, demonstriert werden. Im Mai 1938 fand die Grundsteinlegung des von den Industriearchitekten Mewes, Schupp, ­Kremmer und Kohlbecker konzipierten Volkswagenwerks bei Fallersleben statt, kurz darauf folgte für die Werksarbeiter der Bau der neuen «Stadt des KdF-Wagens» (heute Wolfsburg) nach dem Entwurf von Peter Koller.318 Von der für 90 000 Einwohner geplanten «ersten nationalsozialistischen Musterstadt»319 wurden einige Tausend Wohnungen erstellt, die schema­ tischen Repräsentationsbauten blieben mit wenigen Ausnahmen auf dem Papier. Vorherrschend waren Baracken: «Die Rumpfstadt» belegte, dass das NS-Regime nicht immer in der Lage war, «die selbst gestellten Ansprüche einzulösen.»320 Die Produktion der Autos begann 1939, aber es liefen keine Volks-, sondern Kübelwagen für das Militär vom Band. Der schöne Schein eines privaten Volkswagens verschwand, und es zeigte sich das nackte Instrument einer militarisierten Volksgemeinschaft, die darauf konditioniert worden war, für das «Vaterland» zu kämpfen und zu sterben.

356 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

Inszenierung von Opfer- und Totenkult Auf den «Opfertod» zielten der Leitspruch für die HJ – «Wir sind zum Sterben für Deutschland geboren»321 – oder die «Gesetze des deutschen Studenten» – «Es ist nicht nötig, daß Du lebst, wohl aber daß Du Deine Pflicht gegenüber Deinem Volk erfüllst»322 – sowie insbesondere die mit einigen Großplanungen verbundenen Funktionen und Rituale. Bereits die erste städtebauliche NS-Planung war auf die Rahmung und Intensivierung eines Opfer- beziehungsweise Todes- und Märtyrerkults ausgerichtet. Die am 9. November 1923 beim Putschversuch des «Marsch auf die Feldherrnhalle» erschossenen 16 «Gefolgsleute»323 Hitlers wurden seit 1935 als «Blutzeugen der Bewegung» in den von Troost entworfenen ­offenen «Ehrentempeln» am Münchner Königsplatz in Sarkophagen aufgebahrt (Abb. 137). Bei der alljährlichen rituellen Wiederholung des Marsches wurden ihre Namen einzeln aufgerufen und jedes Mal antwor­teten die auf dem Königsplatz aufmarschierten Kolonnen wie bei einem Appell mit «Hier». Mit diesem vom faschistischen Italien übernommenen Ritual sollten der Opfertod und die «Auferstehung» in der «Volksgemeinschaft»

137 | Paul L. Troost und Leonhard Gall, Königsplatz in München mit den beiden ­«Ehrentempeln» und Parteibauten, Totenfeier am 9. November 1936

Architektur und Städtebau für die «Volksgemeinschaft» | 357

138 | W  ilhelm Kreis, Totenburg in Kutno, 1942

verinnerlicht werden.324 Die antikisierenden Bauten Troosts mit Bezügen zur römischen Architektur bildeten dazu einen Rahmen, der mit Hitlers Verehrung von Rom als der größten Militärmacht der Antike korrespondierte.325 Der am 9. November von den «alten Kämpfern» wiederholte Weg vom Bürgerbräukeller zum Königsplatz war begleitet von Pylonen mit Flammen- beziehungsweise Opferschalen, die als Kennzeichen des NSOpfer- und Todeskults auf zahllosen NS-Bauten platziert oder in Modelle und Zeichnungen eingefügt waren.326 Zu diesen NS-Kultzeichen gehörten auch die «Blutfahne» mit dem Blut der «Märtyrer» des 9. November sowie «Langemarck», der Ort des angeblichen Opfertods der Jugend für Deutschland im Ersten Weltkrieg. Die pseudosakrale «Weihe» sämt­licher NS-Standarten erfolgte durch Berührung mit der «Blutfahne» am «Altar» des umgebauten Kriegerdenkmals der Nürnberger Luitpoldarena und bildete ­einen Höhepunkt der Reichsparteitage.327 Riesige Opferschalen mit sechs Meter Durchmesser sollten die Tribünen des «Deutschen Stadions» auf dem Parteitagsgelände umziehen, sie sollten über der «Langemarckhalle», dem Eingangstor zur Ost-West-Achse und Zentrum der neuen Berliner 358 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

139 | W  erner March, Olympiastadion in Berlin mit Blick über das Maifeld auf den Glockenturm über der Langemarckhalle, 1936

Hochschulstadt, rauchen und sie sollten die von Wilhelm Kreis geplanten Totenburgen bekrönen, die nach dem «Endsieg» die ­Grenzen des auf den Kriegstoten und Ermordeten errichteten Reiches säumten (Abb. 138).328 In der Berliner Olympiaanlage war der Opferkult in den Grundriss eingeschrieben: Durch eine Öffnung des Ovals des Stadions richtete sich der Blick der Besucher auf den Glockenturm über der «Langemarckhalle» – Massenversammlung, körperliche Ertüchtigung, Heldenverehrung und Totenkult waren architektonisch miteinander verknüpft (Abb. 139). Der Opfer-Totenkult zieht sich auch durch den geplanten Umbau Berlins zur Kapitale des Großdeutschen Reichs, für die Hitler nur einmal beiläufig den Begriff «Germania»329 verwendete. Die neue Nord-Südachse (Abb. 140) sollte vom Südbahnhof zuerst zu einem über 100 Meter hohen ­Triumphbogen führen, in den nach dem Motto «Ihr habt doch gesiegt!»330 zur Auslöschung der «Schmach von Versailles» die Namen aller deutschen gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs eingemeißelt sein sollten. Dann wäre es zum Zentrum der Achse gegangen, dem 250 Meter langen und 75 Meter hohen schwarzen Granitblock der «Soldatenhalle» von Wilhelm Kreis mit einer rie­sigen Heldengruft, und der Weg sollte in der 300 Meter hohen Halle des Volkes kulminieren, dem von Hitler bereits in Mein Architektur und Städtebau für die «Volksgemeinschaft» | 359

140 | A  lbert Speer, Modell der Nord-Süd-Achse in Berlin, Blick vom Südbahnhof über den Triumphbogen zur Großen Halle, 1938

Kampf geforderten «überragenden Wahrzeichen der Volksgemeinschaft»331, die dort ein «Wahrzeichen ihrer selbst» finden und ihre eigene Größe feiern sollte. Militarisierung, Opfer- und Totenkult sowie Formierung der «Volksgemeinschaft» als Ausdruck und Instrument der NS-Ideologie bildeten die Grundlage der Großplanungen, die ab 1938 mit der Ausbeutung 360 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

von Häftlingen und der Vertreibung beziehungsweise Deportation der ­jüdischen Bevölkerung verknüpft waren und somit Spiegel der Rassen- und Vernichtungsideologie sind.332

Reichsparteitagsgelände in Nürnberg Da mit Beginn der Machtübernahme der Aufbau der Militärmaschine oberste Priorität hatte und die finanziellen Mittel begrenzt ­waren, entwickelten sich die Planungen für Repräsentationsbauten zuerst nur schrittweise und unter dem Aspekt, dass diese möglichst über Spenden oder die Kommunen finanziert werden sollten. Den Bau des von Hitler gewünschten Haus der Deutschen Kunst ermöglichten deshalb weit­ gehend Großspenden von Industrie und Handel, die damit bereits im ­April 1933 dem neuen Machthaber einen Gunstbeweis lieferten. Im Oktober 1933 ordnete Hitler den Bau eines neuen Stadions für die – Deutschland bereits 1931 zugesprochenen – Olympischen Spiele 1936 in Berlin an. Im Hinblick auf die Wirkung im In- und Ausland musste der beauftragte ­Architekt, Werner March, auf Anordnung Hitlers das ursprünglich im ­Boden abgesenkt geplante Oval des Stadions stärker hervorheben und die vorgesehene Betonkonstruktion mit Naturstein verkleiden.333 1934 wandte sich Hitler der Ausgestaltung des Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg zu und in diesen Planungsprozess schaltete er Albert Speer, den neuen Günstling nach dem Tod von Troost im Januar des Jahres, schrittweise ein. Die finanzielle und organisatorische Abwicklung übernahm ein im März 1935 gegründeter Zweckverband Reichsparteitag Nürnberg, bei dem der Nürnberger Stadtbaurat Walter Brugmann die Bau­ fragen betreute. Während die Planungen am innerstädtischen Münchner Königsplatz räumlich eingeschränkt waren, konnte und sollte sich auf dem von der Stadt zur Verfügung gestellten Nürnberger Gelände mit etwa elf Quadratkilometern Fläche ein neuer Maßstab für Repräsentation entfalten. Bereits im Frühjahr 1934 erhielt der Nürnberger Architekt Ludwig Ruff den ersten Auftrag zum Bau einer Kongresshalle für 60 000 Personen, nach dessen Tod im August des Jahres übernahm sein Sohn Franz die Oberleitung der Ausführung.334 Die Anlage war vom ­äußeren Aufbau ­direkt dem Kolosseum in Rom nachgebildet, allerdings als U-förmiges Theater entsprechend der Funktion und Ausrichtung auf den «Führer» sowie in einer nach dem Vorbild der Münchner Bauten auf Grundformen Architektur und Städtebau für die «Volksgemeinschaft» | 361

141 | Albert Speer, Modell des Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg, 1936

und kahle Flächen reduzierten Detaillierung. Bei der Grundsteinlegung im Rahmen der Eröffnung des Parteitags, auf dem a­ nschließend die Nürnberger Rassengesetze verkündet wurden, erklärte Hitler am 11. September 1935, es handle sich «um den ersten Riesen unter den Bauten des Dritten Reiches»335, der auch noch nach Jahrtausenden von der NS-Bewegung «reden» und zu «ehrfürchtigem Staunen» führen sollte. Die Dimensionen der Kongresshalle und die geplante Erscheinung als ein komplett mit Granit verkleideter Bau sowie die Reduktion des ­historischen Formenapparats auf einige gleichförmig repetierte kantige Elemente entsprachen offensichtlich Hitlers Vorstellungen vom NS-Repräsentationsbau, und diesem Vorbild folgten auch mehr oder weniger alle weiteren Großbauten. Die Kongresshalle ist – bezüglich des Volumens – nach dem KdF-Bad in Prora die größte einzelne architektonische Hinterlassenschaft der NS-Zeit. Die Anlage war bei Kriegsbeginn zu drei Viertel fertiggestellt, die stützenfreie Überdachung war berechnet und vorbereitet, die Halle war groß, aber nicht «größenwahnsinnig». Heute übertreffen zahlreiche Sport- und Versammlungsbauten weltweit diese Dimension bei weitem. Die Kongresshalle vermittelt jedoch eine Vorstellung davon, in welch gleichförmig 362 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

­ ilitärischen Ausdruck von Macht und Dauer die deutschen Städte insgem samt umgebaut werden sollten. Von April 1934 bis November 1935 entwickelte Speer unter der Aufsicht Hitlers den Gesamtplan für das Reichsparteitagsgelände, im Dezember ­erhielt er einen Vertrag für die Durchführung, mit dem sein exorbitanter Verdienst begann, der sich bis Kriegsende kontinuierlich steigerte.336 Die Anlage sollte sich von der Luitpoldarena und der Kongresshalle über die Aufmarschachse der «Großen Straße», vorbei am «Deutschen Stadion» für 400 000 Personen zum 58 Hektar großen festungsartig mit Türmen umschlossenen «Märzfeld» für Militärmanöver vor 150 000 Zuschauern entfalten (Abb. 141).337 Eine Überhöhung des Ensembles in die Historie erfolgte durch die Ausrichtung der Aufmarschstraße vom Märzfeld auf die Nürnberger Kaiserburg, so dass Hitler und das «Dritte Reich» optisch in einen direkten Bezug zum ersten Kaiserreich gesetzt werden konnten. Dieser von deutschen Professoren seit 1933 verkündete Zusammenhang wurde mit Zeichnungen inszeniert, die Hitler schwebend über der Kaiserburg zeigten.338 Die Reichskleinodien ließ Hitler deshalb nach dem «Anschluss» Österreichs 1938 von Wien nach Nürnberg zurückbringen, die «Insignien-

142 | Parade vor der Zeppelintribüne von Albert Speer auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg, 1938

Architektur und Städtebau für die «Volksgemeinschaft» | 363

heimkehr»339 wurde im Zusammenhang des Parteitags aufwendig gefeiert, und die endgültige Präsentation war in der Kongresshalle geplant. Aufgrund der Orientierung der Aufmarschachse war sogar das östlich angefügte Zeppelinfeld mit der Zeppelintribüne, in deren Mitte sich die Rednerkanzel Hitlers befand, nicht axial eingebunden. Die 360 Meter lange Tribüne (Abb. 142) sollte nach dem Entwurf von Speer bis 1936 ausgeführt werden, aufgrund der zwischenzeitlichen jährlichen Parteitagsveranstaltun­ gen konnte sie erst 1938 mit einer Pfeilerkolonnade und zentralem Hakenkreuz fertiggestellt werden.340 Die gesamte Anlage hatte ebenso wie die Reichsparteitage letztlich das Ziel, den Stand der militärischen Macht zu präsentieren und die Verschmelzung einer rassistisch und militärisch formierten «Volksgemeinschaft» mit dem NS-Staat zu inszenieren und medial zu verbreiten. Für den 2. September 1939 war ein «Reichsparteitag des Friedens» angekündigt, am Tag davor erfolgte der Überfall auf Polen.

Planungen für «Führer- und Gauhauptstädte» Nach der Einführung der Wehrpflicht im März 1935 und der Besetzung des Rheinlandes am 7. März 1936, mit der sich das NS-Regime ohne Einspruch der Alliierten endgültig aus den Bedingungen des Ver­ sailler Vertrags löste und nun gefestigt auftreten konnte, intensivierten sich nochmals die Rüstung und die Planungen von Repräsentationsbauten. In der ersten Jahreshälfte arbeitete Speer den bereits Ende 1934 begonnenen Entwurf für die neue Reichskanzlei aus, das Areal wurde freigeräumt, im September ein 1:1 Fassadenmodell an der Voßstraße aufgestellt, und 1937 begannen die Bauarbeiten (Abb. 149).341 Im Juni 1936 entschied Hitler ohne Beteiligung einer Jury den Wettbewerb für ein Gauforum in Weimar. Die be­teiligten Architekten hatten vor der Planung den Münchner Königs­ platz studieren müssen, und Hermann Giesler – wie Speer bereits seit 1931 Parteimitglied – wurde direkt mit diesem «Modellprojekt nationalsozialistischen Städtebaus»342 in der Nachfolge Troosts beauftragt (Abb. 145, 146). Parallel begann Speer mit der Planung des «Deutschen Stadions»343, damit waren die Nürnberger Großbauten auf dem Weg zur Realisierung, und auf dem Parteitag kündigte Hitler im September den «Neuaufbau von Berlin als Hauptstadt des Deutschen Reiches» an. Da sich die Berliner Bauverwaltung wenig effektiv zeigte, beauftragte er Speer mit den Planungen, die dieser in seinem privaten Architekturbüro begann. Bereits im November 364 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

präsentierte er Grundzüge der Berlin-Planung, die Hitler – einem Tagebuch-Eintrag von Goebbels zufolge – begeisterte.344 Um den «Neuaufbau» über alle Baugesetze und Instanzen hinweg möglichst schnell umzusetzen, wurde Speer per «Führererlass» am 30. Januar 1937 – exakt vier Jahre nach der Machtübernahme – zum Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt Berlin (GBI) ernannt und eine gleichnamige Sonderbaubehörde ­geschaffen, die sich über alle Baubehörden und baurechtliche Verordnungen hinwegsetzen, die Bebauung eines von ihr selbst festgelegten Interessengebiets bestimmen und in alle Berliner Planungen eingreifen konnte, um eine einheitliche Gestaltung zu erreichen.345 Speer war ausschließlich Hitler unterstellt und nutzte den direkten Zugang zum Diktator zur Erweiterung seiner privilegierten Machtposition. Als der NS-Oberbürgermeister von Berlin, Julius Lippert, nicht mehr nur Weisungen entgegennehmen wollte und 1940 um eine Abstimmung ersuchte, trug Speer dies Hitler vor, der anordnete, Lippert sei «sofort abzusetzen»346. Die Dienststelle des GBI erhielt umgehend die Räume der Akademie der Künste im Palais Arnim am Pariser Platz zugewiesen, und Speer baute drei Abteilungen auf: In die Leitung der Planungsstelle holte er seine Studienfreunde Rudolf Wolters und Willi Schelkes sowie Hans Stephan, für Verwaltung und Wirtschaft engagierte er im April 1940 den SS-Hauptsturmführer und Stadtkämmerer von Berlin Karl Maria Hettlage,347 und die Generalbauleitung übernahm Walter Brugmann, mit dem er bereits in Nürnberg zusammenarbeitete. Per Verordnung weiteten sich die Aufgaben und Vollmachten immer weiter aus, und parallel dazu wuchs der Personalbestand von 25 Beschäftigten 1937 auf etwa 1400 Personen 1942.348 Da die Planungen von zwei Achsen quer durch Berlin – eine Ost-Westachse von Unter den Linden zum Olympiastadion und eine Nord-Südachse vom Spreebogen nach Tempelhof – massiv in den Bereich anderer Ministerien sowie in private Besitzverhältnisse eingriffen, wurden Speer mit dem Gesetz über «Die Neugestaltung der deutschen Städte»349 vom 4. Oktober 1937 – sowie prospektiv auch den bereits geplanten neuen Sonderbaubehörden – weitere Befugnisse erteilt und außerdem ein rigoroses Enteignungsrecht festgelegt. Für die Neugestaltung waren anfangs neben Berlin nur die «Führerstädte» Hamburg und München vorgesehen, für die nach Berliner Vorbild ebenfalls Sonderbaubehörden verordnet wurden. Für München ernannte Hitler im September 1937 den Karlsruher Professor Hermann Alker zum Leiter einer am 22. Januar 1938 eingerichteten Architektur und Städtebau für die «Volksgemeinschaft» | 365

143 | H  ermann Giesler, Modell der Ost-West-Achse in München, Blick vom «Denkmal der Bewegung» zum neuen Hauptbahnhof, 1939

«Sonderbaubehörde Ausbau Hauptstadt der Bewegung». Schon am 27. Juni 1938 setzte er Alker wegen einer Indiskretion gegenüber der Presse wieder ab, und die Position erhielt Hermann Giesler, der sich mit dem Bau der ­Ordensburg Sonthofen profiliert hatte. Giesler erweiterte den Entwurf Alkers und plante drei große Achsen jeweils vom Ende der Autobahnen mitten in die Stadt zu Kultorten des Putschversuchs vom 9. November 1923 (Abb. 143).350 Die «Hauptstadt der Bewegung» sollte architektonisch den Märtyrermythos der NSDAP spiegeln. Für den Umbau Hamburgs, das sich Anfang 1937 über Eingemeindungen flächenmäßig fast verdoppelte, fand im August 1937 ein Wettbewerb statt, den Hitler wieder persönlich entschied. Nach Hitlers Vorstellungen sollte die «Stadt des Außenhandels» mit einem Wolkenkratzer und dem «gewaltigsten Brückenwerk der ganzen Welt»351 – einer Elbbrücke in der Art der Golden Gate Bridge – mit den amerikanischen Städten konkurrieren (Abb. 144). Konstanty Gutschow, der schon 1934 erklärt hatte, jeder versetzte Stein müsse das Bauen «zum wirksamen Instrument des Willen des Führers»352 machen, wurde im März 1938 mit der Planung beauftragt und erhielt als freier Architekt mit seinem Privatbüro den Status und die Privilegien einer Sonderbau­ 366 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

144 | K  onstanty Gutschow, Modell des Gauforums mit Hochhaus in Hamburg, 1939

behörde. Den Wolkenkratzer plante er im eingemeindeten Altona an der Stelle von Gustav Oelsners «Haus der Jugend», um das architektonische Herzstück des Neuen Bauens im Zentrum der Arbeiterstadt auszulöschen. Weder in München noch in Hamburg kam es zu nennenswerten Realisierungen, dafür entstanden umso mehr Modelle, die auf Festzügen sowie in Ausstellungen und Publikationen präsentiert wurden. Als der Architekt Mussolinis, Marcello Piacentini, die Projekte kennenlernte, verfasste er 1939 eine Kritik, die gegenüber dem Achsenpartner natürlich freundlich erscheinen musste, aber doch die serielle Uniformität der NS-Architektur ironisch karikierte: «In Deutschland setzt sich der M ­ eter heute aus Tausend Zentimetern zusammen. […] Die Architektur ist gewollt offiziell. […] In diesen kannelierten Pilastern, nicht grob aber stark und männlich, sieht man ein militärisches Temperament und es scheint, als ob man eine Parade abschreiten müsste, alle so in Reihe und Glied wie in Uniform.»353 Auch Piacentini hatte erfasst, dass die NS-­Architektur Rahmen und Spiegel einer militarisierten und uniformierten «Volksgemeinschaft» bilden sollte. Das Programm zur Neugestaltung blieb nicht bei den «Führerstädten», Architektur und Städtebau für die «Volksgemeinschaft» | 367

145 | H  ermann Giesler, Lageplan für die «Neugestaltung der Gauhauptstadt Weimar», 1938

sondern weitete sich schnell aus, denn Gauleiter, Bürgermeister und ­NS-Würdenträger wünschten sich einen repräsentativen Umbau ihrer Städte und verbanden mit dem Gesetz eine Option auf eine dem Behörden- und Genehmigungsgang entzogene Planung sowie die Hoffnung auf staatliche Mittel. Um den Andrang zu begrenzen, wurde der Status der Neugestaltungsstädte neben den «Führerstädten»354 im März 1938 auf die Gauhauptstädte begrenzt, aber eine Zeitlang bemühten sich noch andere Städte weiter um diesen Prestigestatus.355 Maßgabe für die folgenden Wettbewerbe und Planungen in den Gauhauptstädten lieferte das Gauforum in Weimar, 368 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

146 | H  ermann Giesler, Modell des Gauforums in Weimar, 1938

bei dem Hitler den Entwurf von Giesler um eine Gauhalle und einen Glockenturm erweitert hatte und für das am 1. Mai 1937 der erste Spatenstich erfolgte (Abb. 145, 146).356 Um eine neue Achse vom Bahnhof zum Forum zu führen, wurde die Senke des Asbachtals am Stadtrand aufgeschüttet und dort ein rechteckiger Aufmarschplatz für 60 000 Personen planiert, um den sich die Gauhalle für 10 000 Personen sowie Bauten der DAF und der NS-Verwaltung gruppierten.357 Dieses Schema nahmen alle weiteren Forumsplanungen auf, wobei Platz- und Hallengröße der jeweiligen Stadtgröße so angepasst waren, dass sich die entsprechende Zahl der Einwohner dort versammeln konnte. Alle Gauforen im Reich sollten formal einheitlich ausgeführt und am Rand der Altstadt geplant werden, so dass die neue Dimension und die «alles übergreifende Herrschaft der Partei»358 für jeden sofort erkennbar würde. Die alte Stadtsilhouette sollte somit überlagert und die gesamte bisherige Geschichte in einer neuen Größenordnung überboten werden. Im Herbst 1940 stellte Speer eine Liste mit 27 Gauhauptstädten zusammen, für die bereits Planungen vorlagen,359 aber nur in Weimar waren die Arbeiten so weit fortgeschritten, dass bei der kriegsbedingten Baueinstellung ein Gauforum – mit Ausnahme der Gauhalle und des Glockenturms – nahezu komplett ausgeführt worden war. Als Ersatz für die zum Bau des Forums abgerissenen 150 Häuser entstand nach dem Entwurf von Willem Bäumer, Professor an der Weimarer Bauhochschule, eine angrenzende neue Wohnbebauung, die sich historisierend in die Baustruktur der Altstadt einpasste und die Großbauten in ihrer Wirkung noch Architektur und Städtebau für die «Volksgemeinschaft» | 369

steigern sollte.360 Der stilistische Ausdruck richtete sich bei Gauforum und Wohnzeile wie üblich bei NS-Bauten nach der jeweiligen Funktion. Zu den ersten Arbeiten des Generalbauinspektors gehörte – neben den Achsenplanungen – die Vorbereitung eines Wettbewerbs für eine neue Hochschulstadt, um geeignete Architekten für die Durchführung von Einzelbauten im Rahmen der Großplanungen zu finden. Bis November 1937 erfolgten 745 Einsendungen, aber nach Prüfung durch Speer und in Abstimmung mit Hitler kamen nur 20 freie Architekten sowie einige Baubeamte in eine engere Auswahl,361 von denen dann auch einige mit Großbauten an der neuen Nord-Süd-Achse beauftragt wurden (Abb. 140). Für dieses größte Hochbauvorhaben des Regimes erhielten in der Folge 40 Architekten oder Bürogemeinschaften Projekte zugewiesen, darunter die «Altmeister» monumentalen Bauens Peter Behrens, German Bestelmeyer, Paul Bonatz und Wilhelm Kreis, einige bereits im NS-Bauen Etablierte wie Hermann Giesler, Hanns Dustmann, Herbert Rimpl und Friedrich Tamms sowie ­einige Protegés aus dem Umfeld von Speer, der sich selbst mit dem größten Bauvolumen bedachte.362 Ohne dass die GBI-Planer besonders eingreifen mussten, entstanden durchweg ähnliche Entwürfe, da Hitlers beziehungsweise Speers Vorstellungen bekannt waren. Privat äußerte sich Bonatz spöttisch über den «Bombast» und die «ausgeleierte Convention», bei der man «das große Gähnen bekommt. Addierte Banalitäten ergeben keine Größe.»363 Aber bei seinen eigenen Entwürfen für das Marine­ ministerium und das Polizeipräsidium unterschied er sich in nichts von den anderen Projekten. Um im Geschäft zu bleiben, war diesem Proto­ typen eines opportunistischen Architekten offensichtlich alles recht.

Zusammenarbeit von SS und Speer Im Zuge der Präzisierung der Planungen für den Umbau von Berlin konnten Speer und sein Baustab ausrechnen, welche Zahl an Bauarbeitern und welche enormen Mengen an Baumaterial für die Realisierung erforderlich waren, und sie konnten festlegen, welche Flächen frei­ geräumt und dafür bestehende Bauten beseitigt werden mussten. Da Eisen und Stahl im Zuge der weiter verschärften Aufrüstung stark kontingentiert waren, erklärte Speer in der Zeitschrift «Vierjahresplan» schon Anfang 1937 in einem programmatischen Beitrag «Stein statt Eisen»364, das nationalsozialistische Bauen müsste mit «Rohmaterial deutscher Herkunft» wie 370 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

Ziegel und Naturstein, die in genügender Menge vorhanden seien, solide und «handwerklich gesund» geschaffen werden, ohne Not sollte kein Eisen verwendet werden. Wer Eisen sparte, half somit der Rüstung, wer mit Ziegel und Stein baute, baute mit «Nationalvernunft», die Planungen sahen deshalb, soweit konstruktiv möglich, massive Ziegelbauten mit Natursteinverkleidung vor. Der enorme Materialbedarf führte Speer mit Himmler zusammen, der zur Stärkung der «Volksgemeinschaft» wie auch zur Festigung seines ­SS-Imperiums in einer Art «rassischer Generalprävention»365 Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle und politische Gegner aus dem «Volkskörper» aussondern und dafür sein Lagersystem ausbauen wollte. Der Einsatz von KZ-Häftlingen zur Materialbeschaffung für Repräsentationsbauten konnte somit auch zur Rechtfertigung für die Ausweitung der Lager dienen. Beim Standort des im Sommer 1937 eröffneten KZ Buchenwald hatte die benachbarte Tongrube in Berlstadt noch eine untergeordnete Rolle gespielt, die Zusammenarbeit mit Speer veränderte die Planungen für Konzentra­ tionslager. Anfang 1938 kam es zu einer Absprache,366 dass Konzentrationslager Ziegel liefern sollten sowie Lager bei Granitvorkommen errichtet und von KZ-Häftlingen die Baumaterialien für Speers Projekte aufbereitet

147 | Häftlinge im Steinbruch des Konzentrationslagers in Flossenbürg, 1943

Architektur und Städtebau für die «Volksgemeinschaft» | 371

werden sollten. In der Folge entstand das KZ Neuengamme zusammen mit dem Kauf einer Ziegelei,367 und für die Errichtung der Konzentra­ tionslager Flossenbürg (Mai 1938) und Mauthausen (August 1938) waren die benachbarten Granitsteinbrüche ausschlaggebend (Abb. 147). Die Konzentrationslager Groß-Rosen und Natzweiler wurden ausschließlich eingerichtet, um den gewünschten roten Granit für Speer zu liefern.368 Speer erteilte die Aufträge und bezahlte, und Himmler konnte die Lager kontinuierlich vergrößern, seine Macht ausbauen und dabei noch verdienen. Zur Abwicklung der Geschäfte gründete die SS die Deutschen Erd- und Steinwerke (DEST), die im April 1938 mit dem GBI Verträge über die Lieferung von Ziegeln und Granit schlossen.369 Bezeichnenderweise begann Ende April mit der Aktion «Arbeitsscheu Reich» die Verhaftung von 12 000 sogenannter «Asozialer», und von da an stieg die Zahl der Inhaftierten kontinuierlich.370 Ende 1937 befanden sich 7746 Personen in Konzentra­ tionslagern, Mitte November 1938 waren es schon etwa 50 000, die neuen Lager wurden ausdrücklich so konzipiert, dass sie «jederzeit erweiterungs­ fähig»371 waren. Am 1. Juli 1938 gab Speer einen zinslosen Kredit über 9,5 Millionen RM an die DEST zum Bau des größten «in der Welt­ geschichte existierenden Ziegelwerks»372 im KZ Oranienburg, das für zehn Jahre 120 Millionen Ziegel jährlich liefern sollte.373 Für die Organisation von Millionen Kubik­meter Natursteinen, deren Bedarf und Transport über eine spezielle Transportflotte exakt berechnet und vorbereitet wurden, waren eigene Abteilungen im GBI zuständig.374 Die NS-Repräsentationsbauten wie auch die Planer im GBI waren untrennbar mit der «Vernichtung durch Arbeit», insbesondere in den mörderischen Steinbrüchen der Konzentrationslager verbunden – Mauthausen war als KZ der Kategorie III eine direkte «Liquidierungsstätte».375 Speer und seine Planer waren aber nicht nur Auftraggeber der SS und Handlanger beim KZ-Betrieb, sondern sie waren auch beteiligt am Holocaust. Um Platz für Neubauten zu erhalten, sollten bereits in Kürze 17 000 Wohnungen abgerissen werden, obwohl mit 90 000 fehlenden Wohnungen ein gravierender Wohnungsmangel in Berlin herrschte. Für den Abbruch bestand die schon gesetzlich vorbereitete Möglichkeit der Enteignung, aber im Gegensatz zu den jüdischen mussten in diesem Fall die «deutschen» Mieter neue Wohnungen erhalten. Speer schlug deshalb am 14. September 1938 vor, «die erforderlichen Großraumwohnungen durch zwangsweise Ausmietung von Juden freizumachen»376. Nach dem 372 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

148 | Ansiedlungsgebiet am Kurfürstendamm in zwangsweise freigeräumten ­Wohnungen für «deutsche Mieter», deren Wohnräume im Bereich der Nord-Süd-Achse das Amt von Albert Speer zum Abriss vorsah, 1941

Novemberpogrom ließ sich Speer schon am 26. November 1938 von Göring den Zugriff auf den Wohnraum von Berliner Juden geneh­migen, und während diese flohen, in «Judenhäuser» ausquartiert oder in Konzentrations­ lager kamen, entwickelte eine «Abteilung Umsiedlung» am GBI ein «lückenloses bürokratisches System»377 zur Erfassung aller von ­Juden in Berlin gemieteten oder vermieteten Räume, um dann nach der «Entmietung» die «Abrissmieter» umzusetzen, und am Ende wurden die «judenreinen Gebiete» entsprechend kartiert (Abb. 148). Die Aktion stoppte bei Kriegsbeginn, wurde dann im September 1940 wieder aufgenommen und ab März 1941 führte die nach den Listen des GBI durchgeführte Räumung ­direkt zur Deportation. Nach einer Meldung an Speer waren am 2. April 1941 53 624 Wohnungen zum Abriss vorgesehen, etwa 35 000 Berliner ­Juden wurden der Gestapo zur «Umsiedelung» ausgeliefert, die zwischen Oktober 1941 und Oktober 1942 mit «Osttransporten» deportiert und zumeist ermordet wurden.378 Die Architekten und Planer am GBI leisteten direkte Beihilfe zum Massenmord, um NS-Repräsentationsbauten zu errichten.

Architektur und Städtebau für die «Volksgemeinschaft» | 373

«Entschandelung» der Städte und neue Reichskanzlei Am 14. Juni 1938 wurde mit einem Festakt die Grundsteinlegung für das «Haus des Deutschen Fremdenverkehrs» und damit der Baubeginn der Nord-Süd-Achse gefeiert.379 Als eine Art Ergänzung zu den Großplanungen fand am 29. Juli in Stralsund die Eröffnung der Wanderausstellung «Die schöne Stadt – ihre Entschandelung und Gestaltung» statt. Hier waren die seit 1933 in vielen Städten vom Deutschen Bund Heimatschutz nach dem Motto «Entschandelung» der «Entarteten Baukunst»380 betriebenen Umbauten von Gebäuden aus den 1920 er-Jahren zu sehen sowie Altstadtsanierungen, bei denen in etwa 40 Städten – Braunschweig, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Kassel etc. – im Zuge der NS-«Gesun­dungs­ politik»381 innerstädtische Bereiche entkernt und umgebaut wurden, vielfach in einen historisierenden Zustand, der auch als Kontrast zu den ­geplanten neuen NS-Monumentalbauten dienen sollte. Bei diesem «Generalangriff auf die Elendsviertel»382 gingen hygienische, politische und rassistische Interessen Hand in Hand. Hygienesanierung und «Stadtgesundung» zielten auch darauf, Hochburgen der Arbeiterbewegung wie das «rote Wedding» in Berlin zu zerschlagen und kontrollierte Stadträume für «gesunde Deutsche»383 zu schaffen. Den bislang größten NS-Repräsentationsbau in Berlin, die neue Reichs-

149 | A  lbert Speer, Reichskanzlei, Ansicht an der Voßstraße in Berlin, 1939

374 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

kanzlei (Abb. 149), präsentierte Hitler dem diplomatischen Korps beim Neujahrsempfang am 9. Januar 1939. In seiner Rede parallelisierte er den in wenigen Wochen erfolgten «Anschluss» Österreichs mit dem Bau seines neuen Amtssitzes in angeblich einem Jahr. Diese Propagandalüge – die Planungen liefen seit Ende 1934384 – sollte nicht nur den Bau zum Spiegel militärischer Stärke machen, sondern auch Hitlers Tatkraft belegen und den bis 1950 angekündigten Stadtumbau realistisch erscheinen lassen. Die Reichskanzlei erstreckte sich 460 Meter entlang der Voßstraße, die mächtigen Eingänge in der Fassadenfront führten aber nur in einen Nebenflur, denn der Zugang erfolgte über die Schmalseite an der Wilhelmstraße. Mit dem langgestreckten Grundriss konnte Speer eine schier endlose Folge von Sälen und Gängen hintereinander aufreihen, um die Besucher durch lange Wege zu beeindrucken. Diese Inszenierung ging auf Kosten der Funktionalität, so fehlte ein Bereich für Anlieferungen, die deshalb mitten auf der Voßstraße bei Nacht hydraulisch in den Keller abgesenkt werden mussten, das Obergeschoss war nur eingeschränkt verwendbar, und der «Mosaiksaal», der am aufwendigsten mit rotem Marmor gestaltete Raum, diente nur als Durchgang.385

Planen und Bauen im Krieg Zum 50. Geburtstag Hitlers verkündete Speer im April 1939 die Fertigstellung der Ost-West-Achse, für die er die Siegessäule versetzt und erhöht hatte, und er präsentierte als Geburtstagsgeschenk ein Großmodell des Triumphbogens an der Nord-Süd-Achse. Die Abbrüche, Umsiedelungen und Bauvorbereitungen liefen auf Hochtouren, aber mit dem Überfall auf Polen am 1. September kam es zur weitgehenden Baueinstellung und am 15. November zum Verbot aller nichtmilitärischen Baumaßnahmen. Speer erhielt bereits am 3. September von Göring die Betreuung der Rüstungsbaustellen der Luftwaffe zugewiesen, zum 1. April 1940 übernahm er zudem die Bauarbeiten am Raketenprojekt in Peenemünde.386 Er trat damit neben Fritz Todt, der als «Generalbevollmächtigter für die Bauwirtschaft» mit seiner Organisation den gesamten Baubereich kontrollierte. Die von ihm eingerichteten «Speer-Regimenter» und die «Transportstandarte» mit Zehntausenden von Arbeitern und bald auch Kriegsgefangenen waren von Kriegsbeginn bis Kriegsende «als elementarer Teil der Eroberungstruppen»387 hinter den Fronten mit Baumaßnahen für Rüstung, Architektur und Städtebau für die «Volksgemeinschaft» | 375

I­ nfrastruktur, Munition, Treibstoff und Transportwege tätig. Die architektonischen Großplanungen sowie die Materiallieferungen gingen auch ohne Bautätigkeit weiter. Nach dem Sieg über Frankreich war der Glaube an den «Endsieg» so groß, dass Hitler den Baustopp für die fünf «Führerstädte» aufhob. Nach einem Besuch von Paris am 23. Juni 1940 zusammen mit Speer und Giesler verstärkte sich offensichtlich der Wunsch, mit dem Umbau von Berlin die französische Kapitale zu deklassieren, und am 25. Juni unterzeichnete Hitler eine Erklärung, die den Zusammenhang von Eroberungskrieg und Architektur in ungeschminkter Deutlichkeit belegt: «Berlin muß in kürzester Zeit durch seine bauliche Neugestaltung den ihm durch die Größe unseres Sieges zukommenden Ausdruck erhalten. In der Verwirklichung dieser nunmehr wichtigsten Bauaufgabe des Reiches sehe ich den bedeutendsten Beitrag zur endgültigen Sicherstellung unseres Sieges. Ihre Vollendung erwarte ich für 1950.»388 Diese Anordnung galt auch für München, Linz, Hamburg sowie die Parteitagsbauten in Nürnberg, und sämtliche Dienststellen wurden angewiesen, dem Generalbauinspektor «bei der Durchführung seiner Aufgaben jede Unterstützung zu gewähren». Die Architektur sollte den Sieg sicherstellen, deutlicher kann ihre Funktion als psychologisches Instrument zur Stärkung – nicht zur Einschüchterung – der «Volksgemeinschaft» nicht ausgedrückt werden. Speer glaubte, aus diesem Erlass eine Ermächtigung zum «Baumeister des Reiches», zur Kontrolle aller Bauten sowie zur Ausschaltung von Konkurrenten ableiten zu können. Als zu seinem Ärger Hermann Giesler – mit Hilfe des Leiters der Reichskanzlei, Martin Bormann – im Herbst 1940 von Hitler die Planung von Linz übertragen bekam,389 versuchte Speer, seine Macht auszubauen, indem er erklärte, die Planungen für die Führerstädte und Gauhauptstädte müssten künstlerisch einheitlich und deshalb von ihm alleinverantwortlich betreut werden. Sein Vorstoß, als «Beauftragter des Führers für Baukunst und Städtebau der NSDAP»390 ernannt zu werden, scheiterte jedoch an Bormann und dem inzwischen in Hitlers Gunst gestiegenen Giesler. Am 15. März 1941 besichtigte Hitler sämtliche Modelle für die Neu­ gestaltung, die so viel Platz beanspruchten, dass Speer eine temporäre Ausstellungshalle vor dem Reichstag errichten ließ.391 Laut GBI-Protokoll war Hitler begeistert und Speer wurde zur Fortführung der Planungen beauftragt. Anschließend versuchte Speer wieder seine Position gegenüber Gies­ ler zu stärken, er scheiterte erneut, aber erhielt nun zum einen aus Görings 376 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

Luftwaffenprogramm die Planung mehrerer großer Fabrikanlagen im Südosten des Reiches übertragen, zum anderen erteilte ihm Hitler am 1. Mai 1941 den Auftrag zum Entwurf einer neuen «deutschen Stadt» in Norwegen. In Trondheim sollte der größte Marinehafen des Nordens sowie eine Stadt für 300 000 deutsche Einwohner errichtet werden, nach Hitlers Vorstellung «das nördlichste kulturelle Zentrum des Großdeutschen Reichs»392. Ab Herbst 1941 begannen Planungen für ein «Neu-Trondheim», das dann mit der alten Stadt zu einem «Groß-Trondheim»393 verwachsen sollte. Mitarbeiter des GBI besuchten Norwegen und bereiteten Entwürfe vor, zur Ausführung kamen jedoch nur große Dockanlagen für die Marine, der Bau der Stadt wurde auf die Zeit nach dem «Endsieg» verlegt. Die Bautätigkeit selbst war zwar zurückgestellt, aber Planungen, Materialbeschaffung, Abrisse, Entmietung und «Umsiedlung» gingen in Berlin weiter. Die GBI-Dienststelle intensivierte nach Hitlers Placet nochmals sowohl die «Umsiedlung» wie auch die Materialbeschaffung. Noch im März 1941 bestellte der Generalbauinspektor allein in Norwegen und Schweden nur für Berlin 21 Millionen Kubikmeter Granit, die anbezahlt und zum Teil geliefert wurden. Für Nürnberg wurde am 15. Oktober 1941 ein Bedarf von fünf Millionen Kubikmeter Naturstein für die nächsten zehn Jahre berechnet. Die Verträge und Bestellungen bei der DEST, aber auch bei etlichen europäischen Steinbrüchen, wurden je nach Planungsfortgang bis 1943 fortgesetzt. Ein Schwerpunkt lag auf rotem Granit für das «Deutsche Stadion» und schwarzem Granit für die «Soldatenhalle», auf deren Baubeginn Hitler noch im November 1941 drängte.394 Nach dem Ende des «Blitzkriegs» vor Moskau und dem Kriegseintritt der USA ordnete Hitler am 13. Januar 1942 die sofortige Einstellung «aller Vorbereitungen und Planungen für die künftige Friedenszeit»395 an. Als Speer nach dem Absturz von Todt am 8. Februar 1942 von Hitler als dessen Nachfolger zum Rüstungsminister ernannt wurde und damit auch nahezu das gesamte Bauwesen übernahm, befahl er, alle nicht kriegswichtigen Bauvorhaben einzustellen, seine Mitarbeiter am GBI übernahmen zunehmend militärische Aufgaben, aber Natursteinlieferungen kamen noch bis 1943 – auch aus den Konzentrationslagern –, und die Natursteinbüros des GBI in Oslo, Helsinki und Göteborg arbeiteten sogar bis 1944 weiter.396 Speer kurbelte mit allen Mitteln die Rüstungsproduktion an, die bislang von ihm betriebene Erfolgspropaganda für Architektur trieb er nun als «Rüstungspropaganda»397 weiter. Auch hier arbeitete er eng mit Himmler zuArchitektur und Städtebau für die «Volksgemeinschaft» | 377

sammen, «die SS errichtete ein Riesennetz neuer Lager, meist in der Nähe von Fabriken; im Sommer 1943 gab es bereits etwa 150 Außenlager»398, in denen für Speers Kriegsindustrie geschuftet wurde. Als das Flächenbombardement der deutschen Städte im Laufe des Jahres 1943 zu gravierenden Zerstörungen nicht nur der Industrie, sondern auch von Wohnraum führte und sich entsprechend auf die Stimmung der Bevölkerung auswirkte, sollten kurzfristig eine Million Behelfswohnungen pro Jahr geschaffen werden, aber nur ein Bruchteil kam davon zustande. Am 11. November 1943 konnte Speer nach Absprache mit Hitler als weiteren Programmpunkt seiner Propaganda einen «Erlaß des Führers über die Vorbereitung des Wiederaufbaus bombengeschädigter Städte» ankündigen. Am 30. November gab er einen von ihm eingesetzten «Wiederaufbaustab» mit einem guten Dutzend Architekten aus der Generalbau­ inspektion und deren Umfeld bekannt und erklärte, es sollte jeweils nur ein «städtebaulicher Grundplan» erarbeitet und dabei der «Verkehrsnot» der Städte «entgegengetreten werden»399. Die Architekten trafen sich ein paar Mal 1944 unter der Leitung von Wolters, die Ergebnisse waren ebenso belanglos wie historisch bedeutungslos.400 Der Architekt Speer hatte entscheidend mitgeholfen, dass der Krieg verlängert und die Gaskammern und Krematorien fast bis Kriegsende arbeiten konnten. Der Wiederaufbau erfolgte unter Mitwirkung von sehr vielen alten Parteigenossen und Mitläufern, darunter auch einigen, die an der Planung von NS-Repräsenta­ tionsbauten beteiligt waren, aber er erfolgte nach den Vorgaben neuer Baugesetze und im Rahmen des Grundgesetzes beziehungsweise der DDRVerfassung im Hinblick auf deren Zielvorstellungen, die wiederum eingebettet waren in neue politische und internationale Zusammenhänge.

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3. 5 Raumordnung und «Lebensraum» Ziel Hitlers und des NS-Regimes war es, ein «Germanisches Großreich»401 zu schaffen, das zur «Heimat des nordischen Blutes» werden sollte. Dieses «Erste germanische Volksreich» sollte sich im «Rassenkampf» seinen «Lebensraum» erobern, die «Fremdvölkischen» vertreiben und den Boden durch «Eindeutschung der Landschaft» sowie «deutsche» Bebauung «germanisieren». Das darwinistische und rassistische Ideengemenge, das hinter der «Germanisierung des Bodens» stand, hatte sich seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts aus völkischen Bewegungen sowie Heimatund Rassenschutzideologien entwickelt,402 es diffundierte in den 1920 erJahren in die NS-Ideologie und brach dann nach der Machtübernahme mit Gewaltaktionen aus. An der Realisierung des Ziels, Deutschland in ­einen homogenen Rassenstaat umzugestalten und die eroberten Gebiete zu «germanisieren», wirkten zahlreiche Raumplaner, Architekten und Landschaftsgestalter seit 1933 aktiv mit.

Entwicklung einer rassistischen «Raumpolitik» In den 1880 er-Jahren begann im Zuge eines wachsenden wilhelminischen «Nationalradikalismus»403 zum einen der «Erwerb» von Kolonien, zum anderen die Verdrängung der polnischen Bevölkerung durch deutsche Siedler über «Ansiedlungsgesetze» in den annektierten polnischen Gebieten. Diese «Raumpolitik» basierte u. a. auf der «politischen Geographie» des Zoologen und Geographen Friedrich Ratzel, nach der sich Völker im Laufe der Geschichte darwinistisch einen wachsenden «Lebensraum»404 – ein von ihm popularisierter Begriff – erkämpften. Der «Kampf ums Dasein» war für Ratzel ein «Kampf um Raum». Damit bereitete er den Weg zu einer biologistisch begründeten «Geopolitik», nach der sich Staaten geradezu naturgesetzlich im Raum entfalten müssten.405 Der Vorsitzende des elitären, antisemitischen «Alldeutschen Verbands», Ernst Hasse, schwadronierte 1895 von einem «Großdeutschland» mit germanisierten Gebieten bis zum Schwarzen Meer, und sein Nachfolger, Heinrich Raumordnung und «Lebensraum» | 379

Claß, verlangte Annexionen sowie eine Vertreibung der Polen. Mit Kriegsbeginn propagierte der nationalliberale Politiker Friedrich Naumann eine Herrschaft Deutschlands und Österreichs in einem großräumigen «Mitteleuropa», und der Historiker Friedrich Meinecke schlug vor, die Letten aus Kurland zu vertreiben, um «bäuerliches Kolonisationsland»406 zu erhalten. Eine Kriegszieldenkschrift des Verbands forderte 1917 eine «nationale Flurbereinigung» in den okkupierten Gebieten, eine Aussiedlung der Bevölkerung sowie die Ansiedlung deutscher Bauern.407 Diese Linie verfolgte die Militärverwaltung unter Hindenburgs Generalstab im Besatzungsgebiet «Ober Ost», in dem bis 1918 von Kurland über Litauen bis Bialystok eine «Germanisierung» gepaart mit Umsiedlung und wirtschaftlicher Ausbeutung erfolgte.408 Die Planungen im «Land Ober Ost» hatten über die Weimarer Republik hinweg in nationalistischen und rassistischen Gehirnen Bestand und sollten nach der Besetzung Polens in Hitlers Erlass vom 7. Oktober 1939 zur «Festigung des deutschen Volkstums» wieder aufgenommen, von Raumplanern und Architekten ausgearbeitet und schließlich mit dem «Generalplan Ost» zum Genozid gesteigert werden.409 Dazwischen lag die Kriegsniederlage, die zum Verlust von Territorien und im Gegenzug zu nationalistischem Revanchismus und der völkischen Ideologie einer Wiedergewinnung deutschen «Kultur- und Volksbodens»410 führte. Der «aus tausend Wunden blutende Körper»411 und die «unverheilten Brandwunden in der Außenhaut des Volkskörpers» sollten mit Gewalt «geheilt» werden. Der Geograph Karl Haushofer, Lehrer von Rudolf Heß und einer der Ideengeber des Nationalsozialismus, entwickelte aus dem Konstrukt vom «Lebensraum» eine «Geopolitik», die politische Orientierung liefern sollte. 1926 popularisierte Hermann Grimm mit dem Bestseller Volk ohne Raum die Expansionsgelüste und im gleichen Jahr veröffentlichte der Leipziger Volkskundler Wilhelm Volz eine Schrift zum Volks­ boden, den er als den Boden definierte, «den ein Volk einnimmt, der ihm eignet, und zukommt. Es ist der Boden, den es der Natur abgerungen hat und dem es den Stempel seiner Kultur in zäher Arbeit aufgeprägt hat.»412 Dieser Volks- und Kulturboden war angeblich unabhängig von einer politischen Zugehörigkeit, «solange das Volk, die Volkseinheit lebendig ist». Das «Volk» wurde zur Rassengemeinschaft, die sich von e­iner politisch ­organisierten «Nation» absetzte und sich aus «Blut und ­Boden» legitimierte.413 Zahlreiche Institutionen, Verbände und Wissenschaftler betrieben mit Untersuchungen und Karten zu Sprach- Siedlungs- und Kultur380 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

räumen414 eine rassistische Indienstnahme der Geographie. Der Historiker Karl Schlögel diagnostizierte treffend: «Die Ethnisierung der Geographie, […] das ist die große intellektuelle Vergiftungsarbeit, die deutsche Wissenschaft zwischen 1918 und 1939 geleistet hat. Alles war bereit, als der nationalsozialistische Vorstoß einsetzte.»415 Kulturspezifische Techniken lieferten «die sprachliche Vor-Selektion»416 für die «Deutsche Volksliste» und die «Volkstumskartei», nach denen dann ab 1939 in den besetzten Gebieten über Leben und Tod entschieden wurde. Die ethno- und geozentrische Wendung zu «Blut und Boden» bestimmte die nationalsozialistische Rassenpolitik, mit der die Gesellschaft umgebaut werden sollte.417 Wichtige Impulse und Begriffe lieferte der ­Agrarpolitiker Walter Darré mit seinen Schriften über Das Bauerntum als Lebensquell der nordischen Rasse (1929) sowie Neuadel aus Blut und Boden (1930). Eine Erneuerung beziehungsweise «Aufnordung» des Volkes sollte aus dem Bauerntum, dem «Blutquell der Rasse», erfolgen und mit einer Abkehr von Industrie und Verstädterung sowie einer Umstrukturierung der «jüdisch-kapitalistischen» Wirtschaft verbunden sein. Über den rassistischen Heimatschutzprediger Schultze-Naumburg kam Darré am 6. März 1930 in Kontakt mit Hitler, der ihn mit der Ausarbeitung eines Agrarprogramms für die NSDAP beauftragte und 1931 zum Leiter des neuen «Rasseund Siedlungshauptamts» der SS ernannte. 1933 stieg Darré zum «Reichsbauernführer» sowie Reichsminister für Ernährung und Agrarwirtschaft auf und organisierte den «Reichsnährstand», in dem alle landwirtschaft­ lichen Betriebe und Einrichtungen «gleichgeschaltet» und zusammengefasst wurden. Am 1. Oktober 1933 fand das Erntedankfest auf dem Bückeberg bei Hameln statt, wo sich als Pendant zu den Arbeiterfeiern des 1. Mai auf «urdeutschem Boden» in Niedersachsen die deutsche Bauernschaft versammelte.418 Albert Speer gestaltete die von einem Fahnenmeer um­ gebene ovale Anlage mit zwei Tribünen aus unbearbeitetem Holz als eine Art Naturbühne, bei der die Eingriffe in die Landschaft und eine riesige betonierte Tragplatte unter der Grasnarbe unkenntlich blieben. Bereits 1933 versammelten sich hier nach der Choreographie von Darré, Goebbels und Speer bei der größten Massenveranstaltung der NSDAP 500 000 Personen, die Zahl steigerte sich im Laufe der folgenden Jahre auf über eine Million. Die «Blut und Boden»-Ideologie verfestigte sich im «Reichserbhofgesetz», mit dem schon im September 1933 eine Erbteilung von Bauernhöfen verboten und die Vererbung nach Rasse- und Gesundheitskriterien Raumordnung und «Lebensraum» | 381

reglementiert wurde. Zusammen mit dem Gesetz zur «Wiederherstellung des Berufsbeamtentums» vom April und dem Gesetz zur «Verhütung erbkranken Nachwuchses» vom Juli 1933 war somit in wenigen Monaten nach der Machtübernahme die auf Ausgrenzung und «Aufzüchtung» eines «gesunden Volkskörpers» gerichtete NS-Rassenpolitik gesetzlich fixiert.419 Zu diesem Gesetzesrahmen gehört als ein architektonisches Pendant die ­«Führerschule der deutschen Ärzteschaft»420, für die der Architekt Hans Haeden­kamp das Dorf Alt-Rehse in Mecklenburg bis auf Kirche und Schule abreißen ließ und ab Mitte 1934 auf 30 Hektar ein Schulungslager mit 22 Gebäuden sowie ein Musterdorf mit 22 Bauten in niedersäch­ sischen und mecklenburgischen Bauformen errichtete. Dort erfolgte bis zum Krieg eine Schulung der «Ärzteführer» aus ganz Deutschland im Sinne des «Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre» vom 15. September 1935 sowie zur Vorbereitung von Euthanasie und «Rassenhygiene» durch Sterilisation. Die industrie- und großstadtfeindliche Orientierung auf das Bauerntum sowie die antikapitalistische Haltung gegenüber der Wirtschaft, die zum Arsenal der NS-Ideologie gehörten, gerieten schnell in Konflikt mit dem seit 1933 konsequent verfolgten Primat der Hochrüstung und Expansionspolitik, ohne dass sich allerdings irgendetwas an der antisemitischrassistischen Grundhaltung änderte. Der Architekt Carl Christoph Lörcher, der den BDA gleichgeschaltet hatte, war nur kurze Zeit Leiter der «Stelle für Siedlungsplanung» beim Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Ende 1933 wechselte er an die Staatliche Kunstschule zu Berlin, die Auflösung der Stelle erfolgte 1935.421 Der Bauingenieur Gottfried Feder, ein früher Kampfgenosse Hitlers, dem er 1919 das Schlagwort von der «Brechung der Zinsknechtschaft» lieferte und der 1933 seine Reden als «Kampf gegen die Hochfinanz» publizierte, verlor schon im Dezember 1934 seine Position als «Reichskommissar für das Siedlungswesen» und wurde an die TH Danzig abgeschoben. Die wirtschaftlichen Reform- und Dezentralisierungsprogramme standen einer Mobilisierung aller Ressourcen für die Aufrüstung im Weg.422 Auf lokaler Ebene wurde die «Entschandelung»423 und «Eindeutschung» von Landschaften und Städten weiter betrieben, aber seit 1935 erfolgte eine konsequente Zusammenfassung aller Raumplanungen im Hinblick auf die Autarkiebestrebung und Rüstungssteigerung des Vierjahresplans sowie auf die Vorbereitungen zur Eroberung und Inbesitznahme von Territorien. 382 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

Reichsstelle für Raumordnung: Instrument rassistischer Ordnung Die in der Weimarer Republik entwickelte Landesplanung zur wirtschaftlich und soziologisch effizienten Organisation von Räumen umfasste 1933 in 32 regionalen Planungsverbänden 25 Prozent der Fläche sowie 48 Prozent der Einwohner Deutschlands.424 Ziel war eine «Auflockerung» der Großstädte und Siedlungen sowie eine «Harmonie von Landschaft, Wirtschaft und Siedlung»425 – dafür entwickelten die Landesplaner auch Konzepte zur Umsiedlung sowie zur Umgestaltung räumlicher Strukturen.426 Diese Ideen ließen sich relativ leicht auf eine Zielsetzung zur Ordnung des Raums für Volkstum und Rasse verschieben. Mit Erlass vom 26. Juni 1935 entstand eine Hitler direkt unterstellte Reichsstelle für Raumordnung (RfR) mit der Aufgabe, die «übergeordnete Planung und Ordnung des deutschen Raumes für das gesamte Reichsgebiet»427 zu betreiben. Alle staatlichen und kommunalen Planungseinrichtungen wurden zusammengefasst und der Reichsstelle unterstellt, die 23 regionale Landesplanungsgemeinschaften einrichtete, denen wieder 52 Bezirksstellen zu­ geordnet waren.428 Die kommunale Raumplanung entfiel, die Ordnung des Raumes erfolgte zentral im Sinne einer «volksgemäßen Ordnung des Raumes»429, bei der die «Fehler und Schäden der überkommenen Raumordnung» schrittweise beseitigt werden sollten. Hans Weigmann, Inhaber des 1934 in Rostock eingerichteten ersten Lehrstuhls für «wirtschaftliche Raumforschung», erklärte lapidar: «Raumordnung zielt auf Volksordnung»430. Raum wurde unter rassebiologischem Primat zur zentralen Kate­ gorie von Ordnungsvorstellungen.431 Im Dezember 1935 erfolgte eine Zusammenfassung der gesamten Forschung im Reichsgebiet zur Raumplanung in der Reichsarbeitsgemeinschaft für Raumforschung (RAG), die damit alle Raumplanungen zen­ tral steuern und der Reichsstelle zuarbeiten konnte.432 Die Leitung der ­Arbeitsgemeinschaft, die bereits 1936 auch 40 interdisziplinäre Hochschularbeitsgruppen umfasste, erhielt der Agrarwissenschaftler und SS-Oberführer Konrad Meyer, der damit zu einem der mächtigsten und einflussreichsten NS-Wissenschaftsfunktionäre aufstieg und als Vizepräsident der DFG auch umfangreiche Forschungsmittel steuern konnte. Meyer hatte sich für landwirtschaftlichen Pflanzenbau habilitiert und erhielt 1934 in Berlin direkt einen Lehrstuhl für Ackerbau und Landbaupolitik, er war ­somit ähnlich wie der diplomierte Landwirt Himmler,433 für den er ab Raumordnung und «Lebensraum» | 383

1939 die Planungen in den besetzten Gebieten ausarbeitete, auf «Züchtung» konditioniert. Raumordnung war für ihn «allein aus der Idee des Nationalsozialismus geboren», als Auftrag galt ihm, «die Forschung zu den Quellen unseres nationalen Lebens hinzulenken, zu Volk und Lebensraum, zu Blut und Boden»434. Die Besiedlung des Ostens sah er deshalb auch als «Pflanzstätte germanischen Blutes»435, als «Kulturdünger» mit dem die «Blutbasis» erweitert werden sollte. Dass dieser «Vordenker der Vernichtung»436, der Verfasser des buchstäblich auf Massenmord basie­ renden «Generalplans Ost», in einem der Nürnberger Kriegsverbrecher­ prozesse mit «Persilscheinen» von Kollegen einen Freispruch437 erreichen und von 1956 bis 1968 als ordentlicher Professor für Landesplanung und Raumordnung an der Technischen Hochschule Hannover (seit 1968 Technische Universität) lehren konnte, gehört zu den dunkelsten Kapiteln der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte.438 Großräumige Umsiedlungen waren ein zentraler Bestandteil der NSRaumplanungen, Millionen Menschen wurden zuerst auf dem Reißbrett und dann realiter hin- und hergeschoben. Eine erste große Umsiedlungsaktion erfolgte ab 1938 im Zusammenhang mit dem Westwallbau noch ­innerhalb des Reiches nach Wittenberg, Sachsen und in die Saarpfalz.439 Bereits 1937 begannen Planungen für eine Besiedlung von «Neuräumen»440 außerhalb der Reichsgrenzen, die kombiniert waren mit der Vorbereitung wirtschaftlicher Ausbeutung, antisemitischer Aktionen und neuer Verwaltungsstrukturen. Die Planungen für die «Ostmark» wurden direkt nach dem «Anschluss» Österreichs im März 1938 umgesetzt, die Siedlungs- und Besatzungsplanung für die «Rest-Tschechei» war im Oktober 1938, bereits kurz nach dem Münchner Abkommen abgeschlossen, u.  a. sollten 170 000 Bauernfamilien in den tschechischen «Neuraum» umgesiedelt und die Industrie dem Rüstungsprogramm eingegliedert werden. Mit der Besetzung der Tschechoslowakei im März 1939 begann das von Raum­ planern zusammen mit den Spezialisten für Raumwirtschaft vorbereitete Programm der «Eindeutschung», das dann in immer rabiaterer Form in den okkupierten Ländern durchgeführt wurde. Die deutschen Behörden in Prag, der Hauptstadt des Protektorats Böhmen und Mähren, verfolgten schrittweise einen Weg, aus der tschechischen eine deutsche Stadt zu machen. Die Altstadt sollte in germanisierter Form – alle Ortsbezeichnungen waren bereits 1940 deutsch – erhalten bleiben, aber deutsche Bevölkerung in neuen Stadtteilen angesiedelt und massive Bebauung nach Art der Pläne 384 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

für Berlin oder Linz implantiert werden. Planungsbüros unter deutscher Leitung bereiteten nicht nur für Prag, sondern auch für die neuen Gauhauptstädte Rechenberg (Liberec) und Pressburg (Bratislava) sowie für Karlsbad, das zur «Weltkurstadt» werden sollte, detaillierte und umfassende Entwürfe vor, die alle auf einer systematischen Verdrängung der tschechischen und slowakischen Bevölkerung basierten, allerdings nur zu einem Bruchteil zur Ausführung kamen.441 Hunderte von Architekten tobten bei den zahlreichen Wettbewerben ihre Phantasien zur architektonischen «Eindeutschung» der tschechischen sowie anschließend der polnischen und russischen Städte aus. Nach dem Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion und der internen Aufteilung Polens im August 1939 wurde in den für Deutschland vorgesehenen Gebieten die «Umsiedlung» der polnischen Bevölkerung und die «Besiedlung» mit «Volksdeutschen», die vom Baltikum bis Südtirol «Heim ins Reich» geholt werden sollten, detailliert vorbereitet. In kürzester Zeit konnten deshalb riesige Territorien nicht nur in Besitz genommen, sondern auch komplett umstrukturiert werden. Das Ziel hatte Hitler bereits am 22. August vor der Generalität formuliert: «Vernichtung Polens im Vordergrund. Ziel ist Beseitigung der lebendigen Kräfte. […] 80 Mill. Menschen müssen ihr Recht bekommen. Ihre Existenz muss gesichert werden. Der Stärkere hat Recht. Größte Härte.»442 Noch während des Krieges begannen die von Himmler und Heydrich, dem Chef des Sicherheitsdiensts der SS (SD), vorbereiteten Mordaktionen an Polen und Juden.

Umsiedlung und «Eindeutschung» von Landschaft und Städten in Polen Zwei Tage nach der Siegesfeier am 5. Oktober 1939 in Warschau ernannte Hitler den Reichsführer SS, Heinrich Himmler, zum «Reichskommissar für die Festigung des deutschen Volkstums» (RKF) mit der Aufgabe, die Rückführung «Heim ins Reich», die «Ausschaltung des schädigenden Einflusses von volksfremden Bevölkerungsteilen» und die «Gestaltung neuer deutscher Siedlungsgebiete durch Umsiedlung»443 durchzuführen. Am 8. Oktober erfolgte der Erlass zur Eingliederung der besetzten Gebiete ins Reich, in wenigen Wochen entstanden der Reichsgau DanzigWestpreußen mit den Regierungsbezirken Danzig, Bromberg und Marien­ werder sowie der Reichsgau Wartheland mit den Bezirken Posen, HohenRaumordnung und «Lebensraum» | 385

salza und Litzmannstadt. Weitere polnische Gebiete wurden an die Gaue Ostpreußen und Schlesien angefügt und der verbleibende Rest sollte als Generalgouvernement zur «Abschiebung» und «Umsiedlung» von Polen und Juden sowie zur Ausbeutung dienen.444 Am 19. Oktober setzte Göring eine «Haupttreuhandstelle Ost» ein, die mit mehreren regionalen Unterabteilungen beschlagnahmten Grund und geraubtes Vermögen bürokratisch entschuldete und enteignete, für das Generalgouvernement folgte am 15. November eine entsprechende Einrichtung.445 Mit den Truppen kamen nicht nur SS- und SD-Einsatzgruppen, die nach vorbereiteten Plänen Zehntausende Polen und Juden ermordeten und bis Januar 1940 bereits 200 000 Personen ins Generalgouvernement «abschoben», sondern es kam auch das Verwaltungspersonal für alle Städte und Gemeinden mit detaillierten Verordnungen: die Finanzbeamten, Juristen und Polizisten mit ­entsprechenden Vollmachten und Gesetzen, die Industriellen und Wirtschaftsfachleute mit den Programmen zur systematischen Ausbeutung der Ressourcen sowie die in Planungseuphorie geratenen Raumplaner, Landschaftsgestalter und Architekten, die sich alle wie die Geier auf die neuen Territorien stürzten.446 Noch im Winter erfolgte der Aufbau der örtlichen Bauverwaltungen, Architekten bewarben sich zuhauf, so dass ein eigenes Zulassungsverfahren eingerichtet werden musste. In Kürze waren allein im Warthegau 70 Architekturbüros angesiedelt, für die eigene Lehrgänge zum «deutschen Siedlungsbau» abgehalten wurden.447 Abschiebungen, Enteignungen, Mordaktionen und «Volkstumsplanungen» gingen in einer «strategischen Arbeitsteilung»448 Hand in Hand. Der Wirtschaftsgeograph Trevor Barnes hat die Rolle der «Experten» treffend beschrieben: «Was die Nazis in diesen besetzten Gebieten anstellten, […] war widerwärtig und verabscheuungswürdig. Waren aber einmal die Ziele benannt, fiel eine ­Armee von akademisch gebildeten Experten ein, die nationalsozialistische Zielsetzungen in einer außergewöhnlich rationalen und zügigen Weise umsetzten.»449 Anfangs konkurrierten noch einzelne NS-Stellen miteinander, aber Himmler gelang es in relativ kurzer Zeit, die Reichsstelle für Raumordnung an sich zu ziehen und das Reichsernährungsministerium sowie Ley und die DAF, die seit 1940 für Wohnungsbau auch in den Ostgebieten zuständig waren, zu verdrängen.450 Mit dem Reichskommissariat – seit Juni 1941 Stabshauptamt der SS – baute er einen gewaltigen Personalapparat auf, der in sechs Abteilungen von den «Planungsfragen» über die «Lenkung 386 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

des Menscheinsatzes» bis zum «Siedlungsamt» die gesamte «Eingliederung» unter Kontrolle nahm. Für die «Hauptabteilung Planen und Boden» holte er Konrad Meyer von der Reichsstelle und beauftragte ihn im November 1939 mit der Ausarbeitung einer Generalplanung zur «Eindeutschung» der okkupierten Gebiete.451 Die Vorgaben hatte Himmler schon im Oktober in «vorläufigen Planungsrichtlinien»452 formuliert: Es sollten Dörfer als «Vorposten gegen das Slawentum» mit einer wehrfähigen Bauernschaft ­geschaffen und jeweils zur Hälfte mit Deutschen aus einem Gau des ­Altreichs und Volksdeutschen besiedelt werden. Polen sollten nur noch als Arbeitssklaven dienen. Bereits am 24. Januar 1940 legte Meyer seine Planungen vor, die er auf der stillschweigenden Voraussetzung entwickelt

150 | «Stand der Umsiedelung am 1. Januar 1941», aus: Konrad Meyer u. a., Landvolk im Werden 1942

Raumordnung und «Lebensraum» | 387

hatte, dass die gesamte jüdische Bevölkerung – über eine halbe Million Menschen – bereits aus seinem Planungsgebiet «abgeschoben» war. 3,4 Millionen Polen sollten vertrieben und dafür die gleiche Zahl an Deutschen angesiedelt werden, so dass sich die deutsche Bevölkerung von ­ursprünglich etwa 10 Prozent in diesen Gebieten auf 50 Prozent erhöhte (Abb. 150). Die deutschen Bauernhöfe sollten einen «Siedlungs-» beziehungsweise «Blutswall» bilden und sich über «Volkstumsbrücken» mit den angrenzenden Gauen Schlesien, Ostpreußen und Pommern so verbinden, dass nur noch «polnische Inseln» dazwischen lagen, die dann allmählich verschwinden würden.453 Beim Siedlungskonzept ging es den Ostplanern um Meyer als «unbedingte Notwendigkeit» darum, «den Raum bis ins Kleinste restlos einzudeutschen»454. Die vorgelegte «völlige Neuordnung der Siedlungsstruktur im städtischen und ländlichen Raum im Sinne der nationalsozialistischen Bodenordnung» zeigte einen Aufbau nach dem von Walter Christaller, Mitarbeiter im Stabshauptamt für die Festigung des deutschen Bodens, entwickelten Prinzip der «zentralen Orte»455. Dabei verteilten sich Zentren in einem hierarchisch nach dem Maß der wirtschaftlichen «Tragfähigkeit»456 abgestuften System gleichmäßig über das Land.457 Die netzartige Anordnung zentraler Orte wurde bei Raumplanungen in der Nachkriegszeit vielfach wieder verwendet und als rein wissenschaftlich begründetes Planungsprinzip bezeichnet. Das war es jedoch mitnichten, denn zum einen basierte die Wissenschaftlichkeit auf einem organizistisch konzipierten Ordnungsmodell angeblich natürlicher, sich «gesund» entwickelnder Gemeinschaften,458 zum anderen setzte es die ­rassen- und volkspolitischen Germanisierungsideen des Rasse- und Siedlungshauptamts der SS voraus und gestaltete diese auf der Tabula rasa ­einer entvölkerten Landschaft.459 Ein idealtypisch konstruierter homogener Raum diente als Basis für die Implementierung einer rassisch homo­ genen Gesellschaft. Die architektonische Erscheinung der geplanten Dörfer war auf einige Bauernhaustypen im Altreich reduziert, so sollten nach Himmlers Vorstellung «germanische Siedlungen» entstehen, mit Häusern «wie in früheren Zeiten mit zwei oder drei Steinen und mit guten Fundamenten»460. Für die «artgemäße» Bebauung fanden Wettbewerbe statt, für die Eindeutschung zuständig war Walther Wickop, Vertrauensarchitekt des Reichskommissars Himmler für die Neuplanungsgebiete im Warthegau und ­Professor für Baukonstruktion an der TH Hannover.461 Die Pläne und 388 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

151 | Siedlungsmodell in der Ausstellung «Planung und Aufbau im Osten», Berlin 1941

Modelle zur Besiedlung des «alten deutschen Volks- und Kulturbodens» wurden im März 1941 in der Ausstellung «Planung und Aufbau im Osten»462 (Abb. 151) in Berlin sowie im Oktober 1941 in Posen der Öffentlichkeit ­präsentiert, u. a. mit einem «Niedersachsendorf im Wartheland» und ­einem «Schwarzwaldhof» im gebirgigen Gelände.463 Für die «Eindeutschung» der Landschaft sorgten Landschaftsplaner, die in Fortführung der Ideen Ratzels und der Heimatschutzbewegung ein sozialdarwinistisch rassistisch begründetes Zugriffsrecht auf den Boden postulierten. Landschaften wurden zu «Konstrukten»464 einer rassistischen Phantasie, demnach bestand ein Wechselverhältnis von Landschaft und Rasse, die Umwelt wurde «rassenspezifisch» geformt und war somit «ein Ausdruck und eine Kennzeichnung des in ihr lebenden Volkes.»465 Nach dem NS-LandschaftsideoRaumordnung und «Lebensraum» | 389

152 | D  er neue Osten, aus: Konrad Meyer u. a., Landvolk im Werden, 1942

logen Heinrich Wiepking-Jürgensmann waren die «Morde und Grausamkeiten der ostischen Völker […] messerscharf eingefurcht in die Fratzen ihrer Herkunftslandschaften»466. Polnische Gebiete galten deshalb nur als «Kultursteppen», während die Deutschen grüne «Kultur-Landschaften» gestalteten. Die «Eindeutschung» der Landschaft mit «deutschen Pflanzen» und schnurgeradem Ackerbau wurde mit dem angeblich ungeordneten Pflanzenbau und unschöpferischen polnischen Umgang mit der Natur konfrontiert und daraus geradezu ein Recht zur Übernahme des Landes abgeleitet.467 Hanns Johst, Präsident der Reichsschrifttumskammer und offizieller NS-Literat, bereiste mit Himmler im Winter 1939/40 die ein­ gegliederten Gebiete und fabrizierte anschließend in seinem Bericht über Eine Ostfahrt468 eine literarische Popularisierung und Rechtfertigung der «Eindeutschung». Ein Volk, das keinen Sinn für Landschaft und Siedlung zeige, habe keinen Anspruch auf Raum, es handle sich deshalb um «Kolonialland», das Himmler zu «deutscher Erde» verwandle und den Deutschen eine «natürliche Blutheimat» schaffe.469 (Abb. 152) 390 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

Bei den eingegliederten Gebieten stand zwar die bäuerliche Nutzung im Vordergrund, aber insgesamt sollte eine agrarisch-industrielle Mischung entstehen, und wie die Landschaft so sollten auch alle Städte ein «deutsches Antlitz» erhalten. Die Verwaltung der Gemeinden und Kommunen wurde mit deutschen Bürgermeistern besetzt, die häufig Architekten aus ihrem ehemaligen Wirkungskreis zur Umgestaltung holten. Den Reichsgau Wartheland wollte der aus Danzig berufene Gauleiter und Reichsstatthalter Arthur Greiser zu einem «Mustergau des Großdeutschen Reichs»470 umgestalten. Als Stadtbaurat der neuen Gauhauptstadt Posen ernannte er Gerd Luers aus Jena, und noch im November 1939 erhielt Walther Bangert in Berlin den Auftrag, einen Gesamtbebauungsplan auszuarbeiten, den er Anfang Mai 1940 vorlegte.471 Um das wilhelminische Schloss, das unter künstlerischer Beratung von Speer von dem Architekten Franz Böhmer zu einem Amtssitz Greisers mit einer Repräsentationswohnung und «Führerbalkon» für Hitler umgestaltet wurde,472 sollten ein Regierungsviertel und eine neue Reichsuniversität «als politischer und geistiger Mittelpunkt des deutschen Ostens» entstehen. Die Altstadt sollte «entschandelt» und zum «Bild einer deutschen Stadt» umgeformt sowie mit einer neuen West- und Südstadt Platz für Wohnen und Repräsentationsbauten geschaffen werden. Die Planungen wurden bis 1942 zur Baureife gebracht und dann eingestellt, Fassaden wurden «entpolonisiert», aber zur baulichen Ausführung kam nur wenig.

Planungen im «Reichsgau» Wartheland und im Generalgouvernement Werner Ventzki, der neue deutsche Oberbürgermeister der Bezirkshauptstadt Łódź, seit April 1940 Litzmannstadt, holte im Dezember 1939 den Architekten Wilhelm Hallbauer aus Wilhelmshaven als Stadtoberbaudirektor und beauftragte ihn, aus der rein polnischen, nunmehr sechstgrößten Stadt im NS-Reich mit fast 700 000 Einwohnern, «eine deutsche Stadt»473 zu machen. Während Hallbauer mit einem Architektenteam plante, wurde ein Stadtteil zu einem riesigen Ghetto ausgegrenzt, um dort die 220 000 in der Stadt lebenden Juden einzupferchen und Stadtraum zur «Eindeutschung» zu erhalten. Dieses Ghetto «avancierte zum Besucher­ magneten»474 für die neuangesiedelten Reichsdeutschen, die am Anblick des Elends der dort Eingesperrten ihren Antisemitismus noch anstachelRaumordnung und «Lebensraum» | 391

153 | Walther Bangert, Entwurf zur Neugestaltung von Lodz/Litzmannstadt, 1941

ten. Für Hallbauer war eine «Neuordnung von Grund auf, bei den Menschen wie bei den Sachen», erforderlich, deshalb sollte rigoros in den Bestand eingegriffen, die Kernstadt völlig umgestaltet und neue Stadtteile für deutsche Ansiedler errichtet werden. Zusammen mit dem zugezogenen Walther Bangert entstanden von Sommer 1940 bis Ende 1941 mehrere großräumige Planungen (Abb. 153), bei denen sie allmählich die Stadtgröße reduzierten, da sich abzeichnete, dass gar nicht genügend deutsche Bevölkerung angesiedelt werden konnte, um ein Gegengewicht zur polnischen Einwohnerschaft zu erreichen.475 Das Stadtbild wurde durch Umbauten, Abbrüche und «deutsche» Satteldächer umgeformt, es entstanden eine neue Bauzeile im Zentrum, die der Propagandafilm «Aus Lodz wird Litzmannstadt»476 präsentierte, sowie einige Siedlungen, aber mit dem Kriegsverlauf verschoben sich wie überall die Bauaufgaben auf Rüstung 392 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

und ­Industrie. Welches Planungsvolumen die Architekten und Raumplaner gestalteten, belegt ein im September 1940 eingerichteter «Arbeitskreis Baugestaltung und Baupflege im Reichsgau Wartheland», der die Entwürfe im ganzen Gau begutachtete und im Sommer 1941 feststellte, dass für 85 Städte in den drei Regierungsbezirken die Siedlungs- und Bebauungspläne fertiggestellt waren.477 Für Welun im Süden des Warthelands konzipierte beispielsweise der Berliner Professor für Städtebau, Hermann Jansen, einen vollständigen Umbau der Stadt. Für Zichenau, das zum Gau Ostpreußen kam, planten Arthur Reck und Jan W. Trendel, für Thorn und Bromberg, die dem Gau Danzig-Westpeußen zugeschlagen wurden, entwarfen Hans Döllgast beziehungsweise Josef Umlauf radikale Eingriffe in die polnischen Städte zur «Eindeutschung».478 Das von Hans Frank geleitete Generalgouvernement, das er zu einem «Nebenland»479 des Großdeutschen Reiches umgestalten wollte, umfasste die Distrikte Krakau, Radom und Warschau und damit auch die Hauptstadt sowie das historische Herz des zerschlagenen Polens. Am 4. November 1939 ordnete Hitler an, das Warschauer Königsschloss abzureißen und die stark zerstörte Stadt nicht wieder aufzubauen, sondern zu verkleinern.480 Der neue Stadtpräsident Oskar Dengel, vor dem Krieg Stadtkämmerer in Würzburg, holte von dort einen Stab ehemaliger Mitarbeiter für die Verwaltung, darunter Hubert Groß, der wie in Würzburg, wo er das Gau­ forum geplant hatte, die Hochbauabteilung übernahm. Unter der Ziel­ setzung «Abbau der Polen-Stadt» erarbeitete Groß zwischen Dezember 1939 und Januar 1940 mit einer Serie detaillierter Stadtpläne und einem Modell eine komplette Planung für «Warschau – Die neue Deutsche Stadt» (Abb. 154). Die polnische Stadt mit 1,3 Millionen Einwohnern sollte buchstäblich «ausradiert» werden und dafür eine Kleinstadt mit 40 000 deutschen Einwohnern und einem Gauforum an der Stelle von Schloss und Altstadt entstehen, für die jüdische Bevölkerung war ein Gebiet zur «Aussiedlung» markiert.481 Da sich Dengel mit seinen Plänen gegenüber Frank nicht durchsetzen konnte, verließ er Warschau schon im Februar, die Würzburger Mitarbeiter folgten ihm. Der Plan wurde nicht weiterverfolgt, aber schon im Herbst 1940 richtete die deutsche Verwaltung in der Stadt das größte Ghetto für Juden ein und pferchte in dem mit Mauern umschlossenen Bezirk etwa eine halbe Millionen Menschen zusammen. Das Ghetto diente als Zwischenlager für Juden aus ganz Europa, bevor sie in die Vernichtungslager gebracht wurden. Nach dem Aufstand im April und Raumordnung und «Lebensraum» | 393

154 | H  ubert Groß, Plan für «Warschau – Die neue Deutsche Stadt», 1940

Mai 1943 wurde der Stadtteil komplett zerstört. Als im August 1944 die polnische Heimatarmee in Warschau gegen die Besatzer aufstand, ordnete Himmler die Ermordung sämtlicher Einwohner und die Zerstörung der gesamten Stadt an, damit sollte vollzogen werden, was im Plan von Groß schon angelegt war. Zum «Kainsmal»482 der Bundesrepublik gehört, dass der Kommandeur der Zerstörung und des größten Massenmords an Zivilisten im Zweiten Weltkrieg, SS-Gruppenführer Heinz Reinefahrt, von 1951 bis 1964 als Bürgermeister von Westerland auf Sylt und von 1958 bis 1967 als Abgeordneter im Schleswig-Holsteinischen Landtag wirken konnte. Der Generalgouverneur Hans Frank, der «Schlächter von Polen»483, legte seinen Dienstsitz in das Schloss der polnischen Könige auf dem ­Wawel in Krakau und beauftragte im Juli 1940 den Architekten Hubert Ritter, bis 1930 Stadtbaurat von Leipzig, mit der Erstellung eines General394 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

bebauungsplans für die Stadt, die er zu einem «Nürnberg des Ostens»484 umbauen lassen wollte. Wie alle Planer im Osten entwickelte Ritter ein Konzept zur «Eindeutschung» mit radikalen Eingriffen in die Stadtstruktur, Aussiedlung der Juden, Segregation von deutschen und polnischen Wohngebieten und einem neuen Regierungsviertel (Abb. 155).485 Ritter überwarf sich mit dem Stadthauptmann und ging im Frühjahr 1941 nach Luxemburg, wo er als Stadtbaurat einen Generalbebauungsplan zum «Aufbau der deutschen Stadt Luxemburg»486 als «Kulturbollwerk des Deutschtums im Westen» mit Partei- und Kulturforum konzipierte.487 Seine Planungen in Krakau führten Herbert Pohl, Richard Rattinger, Georg Stahl u. a. weiter, bis 1944 kamen etliche Bauten und Umbauten zur Ausführung, an denen auch Oswald Haerdtl, ehemals Mitarbeiter von Josef Hoffmann, mitwirkte.488 Der östliche Teil Schlesiens, der 1920 zu Polen gekommen war und Ende 1939 dem Gau Schlesien zugeschlagen wurde, erhielt ab Februar 1941 den Status eines neuen Reichsgau Oberschlesien mit der Gauhauptstadt Kattowitz. Die Gauleitung bezog das bis 1930 errichtete monumentale Gebäude des Parlaments der schlesischen Woiwodschaft,489 die Raumord-

155 | Hubert Ritter, Modell des geplanten neuen Regierungsviertels in Krakau, im Vordergrund der Wawel, 1940

Raumordnung und «Lebensraum» | 395

nungsplanung übernahm der in Stuttgart ausgebildete Architekt Gerhard Ziegler.490 Das Industrie- und Kohlenrevier Oberschlesien sollte zu einem zweiten Ruhrgebiet ausgebaut werden, deshalb war das Interesse an räumlicher Neuordnung besonders groß.491 Zum einen wurden Planungen für eine neue Gauhauptstadt begonnen, da Kattowitz nicht genügend «deutsche Ordnung»492 repräsentierte, zum anderen sollten für die Arbeiter der Industrien, die mit enormen Investitionen nach Oberschlesien drängten, Wohnbereiche geschaffen werden. Raumplaner und verschiedene Bürgermeister beauftragten die Projektierung neuer Städte für 100 000 bis 200 000 «deutsche Menschen»493, und in diesem Rahmen vermittelte Ziegler seinem Lehrer Paul Schmitthenner den Auftrag zu einer «Wohn- und Waldstadt» mit 30 000 Einwohnern für ein neues Stickstoff- und Treibstoffwerk der I. G. Farben bei Heydebreck. Während auch dieser rein schematische Entwurf auf dem Papier blieb, konnte der an der TH Hannover ausgebildete Architekt Hans Stosberg, ebenfalls im Auftrag von Ziegler, für das neue Buna-Werk der I. G. Farben bei Auschwitz seit 1941 Raumordnungsund Siedlungspläne inklusive der Konzentrationslager sowie einen «Bebauungsvorschlag für die Neugestaltung des alten Marktplatzes mit Rathaus für die Stadt Auschwitz» erstellen, der teilweise realisiert wurde

156 | H  ans Stosberg, Entwurf zur Neugestaltung von Marktplatz und Rathaus in Auschwitz, 1941

396 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

(Abb. 156). Das «polnische» Rathaus wurde von KZ-Häftlingen abgerissen und nach Stosbergs Planung 1942 ein «deutsches» Rathaus in schlesischen Formen errichtet sowie der Marktplatz umgestaltet.494 Zu den schier zahllosen Beispielen für personelle Kontinuitäten von der NS-Zeit zur Bundesrepublik zählt, dass der Stadtbaurat von Hannover, Rudolf Hillebrecht, selbst Mitarbeiter im Büro von Konstanty Gutschow bei den NS-Planungen für Hamburg, Stosberg 1948 an sein Stadtplanungsamt holte, das dieser dann bis 1968 leitete.

Planungen in der «Westmark» Nach dem Westfeldzug im Mai/Juni 1940 wurden besetzte Gebiete nicht wie in Polen als neue Gaue dem Reich eingegliedert, sondern den jeweils benachbarten Gauen angeschlossen – Luxemburg mit KoblenzTrier zum Gau «Moselland», das Elsass mit Baden zum Gau «Oberrhein» und Lothringen mit der Saarpfalz zum Gau «Westmark»495. Im Gegensatz zu Polen, wo die einheimische Bevölkerung als «fremdvölkisch» komplett vertrieben werden sollte, konnte im Westen nicht ganz so einfach aus Rassegründen enteignet und abgeschoben werden, denn Luxemburger und die meisten Elsässer galten als Reichsdeutsche, und bei den Lothringern handelte es sich nach dem NS-Rassenverständnis um eine Mischung aus Volksdeutschen und Franzosen. Es ging deshalb anfangs um eine «Neuordnung», um durch Umsiedlungen und große Erbhöfe das Land «für das deutsche Volkstum wiederzugewinnen»496, Ziel war allerdings auch hier eine vollständige «Eindeutschung» der Territorien in zehn Jahren, um ein «Bollwerk im Westen», einen «völkischen Schutzwall gegen Frankreich»497 zu schaffen. Bis Ende 1940 ließ Gauleiter Bürckel deshalb etwa 100 000 «französisch gesinnte» Lothringer und Gauleiter Wagner 80 000 «unzuverlässige» Elsässer, davon 20 000 Juden, ins unbesetzte Frankreich ausweisen und deren Besitz konfiszieren.498 Das Elsass wurde weitgehend als gleichberechtigter Bestandteil des neuen Gaues Oberrhein angesehen, und durch einen einheitlichen «alemannischen Haustyp»499 sollte bei der Neustrukturierung und bei Wiederaufbauten «eine Grundlage für eine politische und kulturelle Gemeinsamkeit gelegt werden»500. In dem durch die Kriegshandlungen stark zerstörten Grenzbereich zwischen dem Saarland und Lothringen nutzte der Gauleiter Bürckel den Wiederaufbau, um fast 400 Dörfer zu evakuieren und etwa 40 000 Häuser Raumordnung und «Lebensraum» | 397

abreißen zu lassen, damit die Gemeinden im Zuge einer Strukturreform neu gestaltet werden und eine neue «deutsche» Identität erhalten konnten.501 Den Bewohnern wurde eine Rückkehr untersagt. Bürckel ging es darum, in seinem Gau auch die Wirtschaft durch eine gemischt industriellagrarische Struktur zu fördern, und er trat deshalb den Bemühungen Himmlers entgegen, nach rein rassischen Gesichtspunkten Volksdeutsche anzusiedeln beziehungsweise Aussiedler für die polnischen Gebiete zu liefern. Für die Planungen der künftigen Wirtschafts- und Siedlungsstruktur war ab 1941 ein Wiederaufbauamt in der Gauhauptstadt Saarbrücken unter der Leitung von Clemens Weber zuständig.502 Den Bezirk Lothringen betreute als Planungsamtsleiter der Architekt Walter Hoss, den Bezirk Saarpfalz Richard Döcker, der 1927 am Bau der Siedlung Am Weißenhof beteiligt gewesen war. Beide entwickelten und kontrollierten Planungen für die etwa 250 Neuordnungsgemeinden mit einer Fläche von insgesamt 280 000 Hektar. Der Gauleiter gab Richtlinien für einen Wiederaufbau nach «nationalsozialistischen Gesichtspunkten»503 vor. Während einige Architekten in den Bezirksämtern sich bei Wiederaufbauvorschlägen an regionalen Hausformen und Baustrukturen orientierten,504 experimentierte Döcker mit standardisierten Elementen für eine «Westmark-Norm». Es ging jedoch weniger um eine Modernisierung, vielmehr sollte mit ­einem «westmärkischen» Typ eine einheitliche Ortsgestaltung geschaffen werden.505 An der von Rudolf Schwarz geleiteten städtebaulichen Planungsstelle in Diedenhofen erarbeitete Emil Steffan eine «Baufibel für Lothringen»506, mit der in Anlehnung an Baufibeln für bayerische Gebiete regionale Charakteristika einen Entwurf leiten sollten.507 Rudolf Schwarz, der sich Ende der 1920 er-Jahre mit der Fronleichnamskirche und der Frauen­fachschule in Aachen im Neuen Bauen profiliert hatte, sah die Westmark als ein «grenzenloses Versuchsfeld»508 und experimentierte im Rahmen der NS-Vorstellungen zu einer Umstrukturierung der Region mit Entwürfen für Bandstädte und Stadtlandschaften. Auch ihn leiteten rassistische Vorstellungen, so wollte er seine für «deutschstämmige» Arbeiter konzipierten Siedlungen – wie die «Stadtlandschaft Diedenhofen» (Abb. 157) – vom «völkischen Schutt»509 der Industriegebiete, wo «fremdstämmige» und Zwangsarbeiter eingesetzt waren, reinhalten. Aufgrund des Kriegsverlaufs kam von den vielen Planungen nur relativ wenig zur Ausführung, die externen Abteilungen wurden schon im Juni 1942 zusammengelegt und das Wiederaufbauamt im März 1943 aufgelöst, im Juni 1943 398 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

157 | Rudolf Schwarz, Planung für den Raum Diedenhofen, Modell um 1943

übernahm Schwarz die Planungsstelle Metz. Als er ab 1946 den Wiederaufbau von Köln leitete, verschwanden die NS-Konnotationen aus seinen Planungen wie aus seinem Vokabular und er adaptierte einige dieser Konzepte mit neuen Interpretationen für den Wiederaufbau.

Das Reichskommissariat Himmlers und der «Generalplan Ost» Während 1940 im Osten wie im Westen des NS-Reiches Hunderttausende «umgesiedelt» sowie Volksdeutsche vom Baltikum bis Süd­ tirol «Heim ins Reich» geholt wurden und Architekten sowie Raumplaner mit ihren Entwürfen eifrig auf ihre Weise an den Verbrechen mitwirkten, ließ Hitler seit dem Sommer des Jahres den Krieg gegen die Sowjetunion vorbereiten. Ziel war, die «Lebenskraft Russlands»510 zu vernichten, es ging um einen Vernichtungskrieg und um wirtschaftliche Ausbeutung. Im Raumordnung und «Lebensraum» | 399

Laufe der weiteren Planungen und der anfänglichen Kriegserfolge traten, angetrieben von Himmler, der seine Position als «Reichskommissar für die Festigung des deutschen Volkstums» ausbaute, die Besetzung neuer Räume und die rassistische Besiedlungs- und Vertreibungspolitik immer stärker in den Vordergrund.511 Bereits zwei Tage nach Kriegsbeginn beauftragte Himmler am 24. Juni 1941 Konrad Meyer mit einer Planung für die Besiedlung der russischen Gebiete, schon am 15. Juli legte Meyer sein Konzept, den ersten «Generalplan Ost»512, vor. Die vollständige «Germanisierung» der angeschlossenen polnischen Gebiete war hier bereits vorausgesetzt, nun sollten das Generalgouvernement sowie das bereits am 25. Juli 1941 gebildete «Reichskommissariat Ostland» (Baltikum mit Teilen Weißrusslands) und das am 1. September geschaffene «Reichskommissariat Ukraine» dem NS-Reich eingegliedert, «Fremdvölkische» ausgesiedelt und nach Meyers Berechnungen 4,5 Millionen Deutsche angesiedelt werden. Mit den weiteren militärischen Gebietsgewinnen verschoben sich auch die Annexionspläne, für die Heydrich im Reichssicherheitshauptamt ab Herbst 1941 neue Pläne ausarbeiten ließ.513 Danach sollten die Grenzen des «deutschen Blutes» in den nächsten Jahrzehnten in einem abgestuften Besiedlungsprogramm schrittweise hinausgeschoben werden. Dieser zweite «Generalplan Ost» beziehungsweise «Gesamtplan Ost» umfasste nun ein Gebiet von ­Leningrad bis zur Krim, aus dem 31 Millionen der dort lebenden 45 Mil­ lionen Bewohner als «rassisch unerwünscht» hinter den Ural abgeschoben werden sollten. Die verbliebenen 14 Millionen «Fremdvölkische» waren als Arbeitssklaven für die zukünftigen «rassereinen» Bewohner gedacht. Schon am 2. Oktober 1941 sprach Heydrich von einer «Eindeichung neuen Landes an der Küste» durch «Wehrwälle», die immer weiter nach Osten wandern und damit die deutsche Besiedlung vorantragen sollten.514 Hitler entwickelte am 17. Oktober 1941 in seinen Monologen im Führerhauptquartier seine Vision vom Osten, der den «Charakter der asiatischen Steppe verlieren» müsse: «Dazu bauen wir jetzt die großen Verkehrsstränge an der Südspitze der Krim, zum Kaukasus, an diese Verkehrsstränge reihen sich, wie an eine Perlenschnur, die deutschen Städte, und um sie herum liegt die deutsche Siedlung.»515 Mit den Kriegserfolgen gerieten die Militärs, Rasseideologen und Ostplaner in eine Euphorie, bei der das «Projekteschmieden der wissenschaftlichen Fachleute» in einer «wechselseitigen Dynamisierung» den «Endlösungsphantasien» der NS-Politiker zuarbeitete.516 Da nicht Himmler sondern dem Amt Rosenberg die Besiedlung der 400 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

beiden neuen Reichskommissariate unterstand, entwickelte sich kurzzeitig ein Überbietungsprogramm zwischen dem Reichsministerium für Ernährung, Himmlers Reichskommissariat und der DAF, wie schnell welche Gebiete mit welchen Bevölkerungsgruppen besiedelt werden sollten.517 Auch hier setzte sich wieder Himmler durch, und am 28. Mai 1942 legte Meyer einen dritten Generalplan Ost vor (Abb. 158), der drei «Siedlungsmarken» – das Gebiet um Leningrad (Ingermanland), das Memel-Narew-Gebiet (Baltikum mit Ruthenien) und das Krimgebiet (Gotengau) – vorsah, die in 25 bis 30 Jahren mit etwa fünf Millionen Deutschen besiedelt werden sollten.518 Die einzelnen Räume sollten durch 36 Siedlungsstützpunkte, die als inselhafte «Deutschtumspfeiler»519 jeweils 2000 Quadratkilometer umfassten, im Abstand von 100 Kilometern entlang von Eisenbahnlinien und Autobahnen gesichert und mit dem deutschen Kerngebiet verbunden werden.520 Meyer berechnete, woher die «Volksdeutschen» geholt und wie sie «ausgelesen» werden sollten, obwohl allgemein ein Siedlungsunwille bei Reichs- wie Volksdeutschen festgestellt wurde und es sich abzeichnete, dass schon die annektierten polnischen Gebiete gar nicht entsprechend

158 | R  ekonstruktion (Karl Heinz Roth und Claus Carstens) der Karte zu Konrad Meyers «Generalplan Ost», Stand Mai 1942

Raumordnung und «Lebensraum» | 401

den Prognosen mit deutschen Siedlern aufgefüllt werden konnten.521 Die Vertreibung beziehungsweise Ermordung von 30 bis 40 Millionen Menschen setzte Meyer als «totale Planungsfreiheit»522 stillschweigend voraus, die Dreimillionenstadt Leningrad, die bei der Belagerung gezielt dem Hungertod geweiht wurde, zählte für ihn nur noch 200 000 Einwohner. Die Generalpläne Ost waren Pendant beziehungsweise direkter kartographischer Spiegel der seit Beginn des Russlandfeldzugs betriebenen Mordund Vernichtungspolitik, die «leeren Räume»523 für Besiedlungsstrategien basierten auf der planmäßigen Ausrottung der Bewohner. Auf dem Höhepunkt der militärischen Erfolge in Russland erklärte Himmler im Sommer 1942, es gehe darum, «dafür zu sorgen, dass im Osten nur Menschen wirklich deutschen, germanischen Blutes wohnen»524. In einer Rede vor SS- und Polizeiführern am 16. September 1942 präzisierte er seine Vorstellungen: «Dieser germanische Osten bis zum Ural muss Pflanzstätte des germanischen Blutes sein, damit dann in 4–500 Jahren […] statt 120 Millionen 5–600 Millionen Germanen vorhanden sind» (Abb. 159). Schon vor Beginn des Russlandfeldzugs kalkulierten die Spezialisten des Ernährungsministeriums das Verhungern von Millionen ein, am Ende fie-

159 | «Das Großdeutschland in der Zukunft», private Illustration zum General­ plan Ost, April 1943

402 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

len etwa sieben Millionen sowjetische Zivilisten dem «Hungerkrieg»525 zum Opfer; seit Herbst 1941 mordeten die Einsatzgruppen hinter der Front und schufen «judenfreie» Gebiete; seit dem Winter 1941 verhungerten planmäßig drei Millionen russische Kriegsgefangene; am 20. Januar 1942 wurden in der Wannsee-Konferenz die Mordaktionen in ein Programm zum systematischen Judenmord gefasst; im Herbst 1942 begann die «Aktion Reinhardt» mit der Ermordung von etwa eineinhalb Millionen Juden und Sinti und Roma aus dem Generalgouvernement in den neu errichteten Vernichtungslagern Belzec, Sobibor und Treblinka, die Reihe des Grauens ließe sich noch lange fortsetzen.526 Immer ging es auch darum, durch Mord Raum zu schaffen für Neuansiedlungen, die von Himmler sowie den Rasse- und Raumordnungsplanern ebenso systematisch wie manisch betrieben wurden. Ein Pendant zu Meyers Planungen war die «Raumordnungsskizze für das Ostland», die der Raumplaner des Generalkommissariats Ostland, Gottfried Müller, im November 1942 in Riga erarbeitete und die auf den inzwischen durch die Massenmorde der Einsatzgruppen «judenfreien» Räumen basierte.527 Ende 1942 legte Meyer noch einen «Gesamtsiedlungsplan» mit weiteren Berechnungen vor, aber nach Stalingrad erledigten sich die Planungen allmählich von selbst, auch wenn Himmler noch bis September 1944 daran festhielt und «Umvolkungen» von Hunderttausenden durchführen ließ. Die Arbeiten der Planer und ­Architekten sind Bestandteil des deutschen Vernichtungskrieges, bei dem insgesamt 27 Millionen Menschen in der UdSSR umkamen und 1700 Städte und 70 000 Dörfer in Schutt und Asche gelegt wurden.528 Während in den polnischen Gebieten seit 1940 eifrig Stadtplanungen betrieben wurden, kam es in Russland seit Sommer 1941 und im Laufe des Jahres 1942 zu einigen Entwürfen für Wehrsiedlungen und zu Raumordnungsplanungen, aber im Zentrum der Arbeit von Architekten und Bauingenieuren, die nun hauptsächlich bei der Organisation Todt arbeiteten, stand zunehmend der Bau und die Reparatur von militärischen Anlagen. In Russland waren sieben Einsatzgruppen der OT mit einer Personalstärke von insgesamt bis zu 800 000 Personen tätig, der größte Teil Zwangsarbeiter, die insbesondere mit Kraftwerk-, Wege- und Brückenbauten sowie dem Bau von Stützpunkten entlang der Versorgungslinien von Straßen und Eisenbahnen beschäftigt waren.529 Ein Lieblingsprojekt Hitlers, die Breitspurbahn,530 wurde planerisch besonders intensiv verfolgt. Auf neuen Bahntrassen mit drei Meter Spurbreite sollten Hochgeschwindigkeitszüge Raumordnung und «Lebensraum» | 403

mit luxuriösen Salonwagen von Berlin nach Paris, Istanbul und in den ­Osten bis Kiew und Moskau fahren. Für die Strecke bis zum Ural plante der Architekt Werner Gabriel bei der Organisation Todt bis 1942 Straßenmeistereien und «Hauptstützpunkte»531, die wie Festungen konzipiert waren. Mit Stalingrad wendete sich das Blatt im Januar 1943, die Flächenbombardements der deutschen Städte durch die Alliierten intensivierten sich, eine Stadt nach der anderen fiel in Schutt und Asche. Einige der NS-­ Architekten, die gerade noch Gauhauptstädte, Panzerfabriken und Wehrsiedlungen geplant hatten, entwarfen nun stupid sture Wiederaufbaupläne und erklärten unisono mit den NS-Ideologen, die Zerstörungen böten die Chance, die deutschen Städte vom historischen Ballast zu reinigen und schöner wiederaufzubauen.532 Während die Alliierten nach Deutschland vordrangen und die Städte in Schutt und Asche legten, verkündete Speers Adlatus ­Rudolf Wolters 1944: «[…] der deutsche Baumeister sieht allem zum Trotz mit Gleichmut manches edle alte Bauwerk unter den kulturzerstörenden Schlägen niederer Völker in Trümmer sinken, denn er glaubt an seine ­eigene Schöpferkraft und den ewigen Lebensstrom seines Volkes, das nicht am Ende, sondern am Anfang einer neuen und blühenden Epoche seiner Kultur steht.»533 Gemeinsam war den meisten NS-Konzepten zum Wiederaufbau eine Entkernung der Baublöcke, Verbreiterung der Straßen für größere Mobilität, Auflockerung durch Einbeziehung der Landschaft sowie eine Gliederung der Baugruppen.534 Diese seit der Jahrhundertwende international verfolgten Planungskonzepte finden sich auch bei den Wiederaufbauplanungen in anderen Ländern, der entscheidende Unterschied sind die Ziele. Wenn beispielsweise Le Corbusier in den 1920 er-Jahren Stadtteile abbrechen und nach hygienischen und Mobilitätsgesichtspunkten eine durchgrünte Stadt schaffen wollte, dann sollten die Bewohner nicht verdrängt werden, sondern eine verbesserte Lebenswelt erhalten. Die NS-Planungen bedienten sich ähnlicher städtebaulicher Konzepte, aber sie zielten immer auf eine rassistische Segregation und hierarchische Strukturierung. Wird nur auf planerische oder personelle Kontinuitäten verwiesen, so «wird implizit einem verharmlosenden Modernisierungsautomatismus», einer «Modernisierung als eine Art Selbstläufer»535 das Wort geredet, und damit werden die rassistisch totalitären NS-Planungen durch die konstruierten Bezüge zur Bundesrepublik beschönigt.536

404 | Nationalsozialismus 1933 – 1945

4. Nachkrieg 1945 – 1949

160 | T rümmerbahn vor der Alten Pinakothek in München, 1946

Nachkrieg 1945 – 1949 | 405

4. 1 Verdrängung, Visionen, Realität Am 12. September 1944 überschritten US-Truppen die deutsche Grenze im Westen und am 16. Oktober begann eine russische Offensive an der Grenze Ostpreußens. Am 21. Oktober kapitulierte mit Aachen die erste, schwer zerstörte deutsche Großstadt und im Winter 1944/45 erfolgte von Westen und Osten der Vormarsch Richtung Berlin, bei dem Grenzstädte wie Wesel, Kleve und Emmerich oder Glogau und Neiße fast vollkommen zerstört wurden. Noch in dieser Phase des totalen Zusammenbruchs, als täglich Tausende starben, Städte zerbombt wurden und die ­gesamte Infrastruktur allmählich zerbrach, traf sich am 11./12. November eine Handvoll Architekten des von Speer eingesetzten Wiederaufbaustabs, und die willigen Ausstatter und Dekorateure des NS-Staats spintisierten zwei Tage über ihre Schadens- und Wiederaufbaupläne.1 Konstanty ­Gutschow, der zum Wohlgefallen Hitlers den Umbau seiner inzwischen im Feuer- und Bombensturm ausgebrannten Vaterstadt Hamburg zur «Führerstadt» geplant hatte, übernahm die Koordination dieser grotesken Phantastereien und mahnte sogar noch im März 1945 die Einsendung weiterer Pläne an, «da der Feind in die Tore des Reiches drängt»2. Im Gegensatz zu diesen bornierten NS-Geistern hatte Fritz Schumacher schon 1943 beim Anblick der Ruinen keine «Phantasien vom neuen Bauen» mehr, «denn träumen kann man nicht in dem zerstörten Hamburg, man kann nur mit zusammengepreßten Lippen in die Wirklichkeit schauen.»3 Am 8. Mai kapitulierte das zertrümmerte Land, an dessen physischer und psychischer Zerstörung Architekten und Planer kräftig mitgewirkt hatten.

Verdrängung, Visionen, Realität | 407

Entnazifizierung und Persilscheine Die bedingungslose Kapitulation bildete den größten Einschnitt in der deutschen Geschichte seit Napoleon,4 ob auch der deutsche Staat unterging, war bis zur Wiedervereinigung 1990 und der erst dann wieder erreichten vollen völkerrechtlichen Souveränität eine juristische Streitfrage.5 Die Konzentrations-, Gefangenen- und Zwangsarbeiterlager wurden von den Alliierten befreit, NS-Amtsträger verhaftet und Deutschland besetzt, in vier Zonen aufgeteilt und vier Militärgouverneuren unterstellt. Die Regierungsgewalt – «Supreme authority» – übte seit Juli 1945 der Alliierte Kontrollrat aus, der im Gebäude des Kammergerichts in Berlin tagte und über den die Militärgouverneure Kontrollratsgesetze und Direktiven erließen, die bei Einstimmigkeit für ganz Deutschland galten. Über die Umsetzung bestimmte der jeweilige Militärgouverneur für seine Zone, in der er auch eigene Weisungen erlassen konnte. Zu den Kriegszielen der ­Alliierten, die nun realisiert werden sollten, zählten «Demilitarisation, Denazification, Decentralization, Democratization»6. Die Demilitarisierung verlief schnell und reibungslos, die Umstrukturierung von Wirtschaft und Industrie zielte ebenso wie die Umerziehung zur Demokratie in den einzelnen Zonen bereits in unterschiedliche Richtungen, und die Entnazifizierung wurde anfangs vergleichsweise radikal, mit dem Einsetzen des Kalten Krieges im Westen seit 1947 jedoch nur noch halbherzig durchgeführt. Wegen der Bautätigkeit wurde kein Architekt angeklagt. Albert Speer stand in Nürnberg als Rüstungsminister vor Gericht, Hermann Giesler wurde wegen der Ermordung von Häftlingen im Zusammenhang seiner Arbeit bei der Organisation Todt zu lebenslanger Haft verurteilt, kam aber schon 1952 wieder frei. Walter Lucas, einer der einflussreichsten NS-Architekten in Sachsen, war von 1945 bis 1950 in einem Speziallager in Bautzen interniert, dann konnte er sogar noch zum Chefarchitekten von Leipzig aufsteigen. Soweit sie Parteimitglieder waren, erhielten Architekten ein Berufs- und Wettbewerbsverbot, das aber im Zuge der Weißwäsche bei den westlichen Spruchkammerverfahren zumeist bis 1949 wieder aufge­ hoben wurde.7 Architekten, die für das NS-Regime gearbeitet hatten, aber aus irgendeinem Grund nicht in die Partei eingetreten waren, wurden überhaupt nicht angeklagt und konnten ihren Kollegen «Persilscheine» ausstellen.8 So entlastete ausgerechnet Rudolf Wolters, Speers engster Mitarbeiter und einer der übelsten Propagandisten von NS-Ideologie, ehe­ malige Kollegen und Gesinnungskumpane in Serie.9 408 | Nachkrieg 1945 – 1949

Bei über acht Millionen NS-Parteimitgliedern und über 20 Millionen in NS-Organisationen Registrierten waren biographische Kontinuitäten in allen Berufen geradezu zwangsläufig. Da Fachleute überall gebraucht wurden, füllten sich allmählich alle Institutionen und Organisationen mit ehemaligen NS-Amtsträgern. Mitte der 1950 er-Jahre hatten 66 Prozent der höheren Beamten der Bundesrepublik wieder die gleiche Position wie in der NS-Zeit, in Bonn befanden sich in einigen Ministerien mehr Partei­ genossen als in Berlin 1939, die Mordeinheiten der NS-Ordnungspolizei waren fast vollständig wieder in den Polizeidienst eingerückt, bei Besetzungen ging die gegenseitige Unterstützung quer durch alle Einrichtungen.10 Diese personelle Basis des Wiederaufbaus sollte erst die nächste Generation anklagen, 1996 schrieb Jan Philipp Reemtsma: «Dass das ­ Nachkriegsdeutschland auf einem Schindanger errichtet worden ist, und dass die Mehrheit der Schinder auf ihm in Pension gegangen ist, ist eine Tatsache, die emotionell niemals ganz begriffen werden kann.»11 Zwar waren konservative wie moderne Architekten gleichermaßen im NS-System involviert gewesen, eine weiße Weste hatte kaum einer, aber es kam doch zu einigen Auseinandersetzungen untereinander, denn es ging um die Richtung des Wiederaufbaus und damit um Aufträge sowie um die Orientierung der Ausbildung an den zumeist 1946 wieder eröffneten Architekturfakultäten. So erreichten Georg Werner und Richard Döcker, dass die prominenten Repräsentanten von NS-Architektur, Roderich Fick und Paul Schmitthenner, ihre Lehrstühle in München beziehungsweise Stuttgart nicht zurückerhielten, andere kamen jedoch diskussionslos wieder an die Hochschule. Bei einem programmatischen Treffen der Modernen unter dem Vorsitz von Hugo Häring im September 1946 in Aulendorf wurde noch gefordert, «unter den Architekten alle Anhänger der HitlerIdeologie von wichtigen Aufgaben zu entbinden»12, aber schon 1949 lehnte die Zeitschrift «Baukunst und Werkform» die Veröffentlichung einer Liste der prominenten NS-Architekten mit der Begründung ab: «[…] wir zeigen nicht mit den Fingern auf ehrenwerte Männer, die sich geirrt haben und denen wir das Recht, irren zu dürfen, absprechen wollen.»13 Wie in allen anderen Berufszweigen herrschte auch in der Architektur eine starke personelle Kontinuität, fachliche Kompetenz war bei der Konsolidierung der Zusammenbruchgesellschaft zunehmend gefragt und konnte in die von den Alliierten geschaffenen neuen gesetzlichen und administrativen Strukturen eingebracht werden. Die meisten wechselten ohne jede Reue Verdrängung, Visionen, Realität | 409

ihre Architekturauffassung wie ihre Gesinnung, erhielten nach der Währungsreform im boomenden Baumarkt schnell wieder wohl dotierte Aufträge und fanden einen Platz im Wiederaufbau, in dem selbst NS-Vorzeigearchitekten wie Dustmann, Gutschow, Koller, Kreis, Pinnau, Rimpl, Schmitthenner, Schulte-Frohlinde oder Tamms, die sich den NS-Ver­ brechern rückhaltlos angedient und deren rassistisches Mordprogramm unterstützt hatten, reüssierten. Ingeborg Bachmann schrieb von der «jämmerliche[n] Einträchtigkeit»14 zwischen Tätern und Mitläufern beziehungsweise «Mördern und Irren» und resümierte schon 1952: «Sieben Jahre später, / in einem Totenhaus, / trinken die Henker von gestern / den goldenen Becher aus.»15

Ruinen und Enttrümmerung Der NS-Staat hinterließ in Deutschland über sieben Millionen tote Soldaten und Zivilisten, eine Staatsschuld von 450 Milliarden RM, ein Viertel der Fläche mit einem Siebtel der Bevölkerung des Reiches vor Kriegsbeginn ging verloren, mit wenigen Ausnahmen – wie Bamberg, Görlitz, Heidelberg oder Regensburg – waren die historischen Zen­tren der Groß- und Mittelstädte vernichtet und die Infrastruktur zerstört. Als der Schweizer Architekt und Schriftsteller Max Frisch im A ­ pril 1946 München besuchte, war die Frauenkirche «ein offener Raum mit schwirrenden Vögeln drin» und einem «einzelnen Pfeiler in der Mitte […]. Oft blickt man von einer Straße in die andere hinüber, wenn auch durch ein Netz von rotem Rost». Überall bot sich das gleiche Bild, «eine Stadt, aber geräumig und schütter wie ein Herbstwald»16. Als Frisch im Mai in der Frankfurter Innenstadt stand, schrieb er: «München kann man sich vorstellen, Frankfurt nicht mehr.» Ein Fünftel des gesamten Wohnraums, etwa 2,5 Millionen Wohnungen, war total zerstört, ein weiteres Fünftel beschädigt.17 Da Dächer ausgebrannt waren und Baumaterial fehlte, verfielen schadhafte Gebäude weiter und der Fehlbestand vergrößerte sich. Außerdem belegten die alliierten Truppen nicht nur Kasernen, die Bewohner ganzer Stadtteile mussten ihre Wohnungen und Häuser inklusive Ausstattung freigeben, in vielen Städten entstanden große ausgegrenzte Bezirke, die teilweise erst Mitte der 1950 er-Jahre nach dem Bau neuer Siedlungen für die Besatzer wieder zurückge­geben wurden. Wohnraum wurde mit sechs bis neun Quadratmetern pro Person 410 | Nachkrieg 1945 – 1949

kalkuliert, auf zwei Wohnungen kamen drei Familien, die durchschnittliche Wohnungsbelegung erhöhte sich von 3,6 Personen im Jahr 1936 auf sechs Personen 1946.18 Mit dem unkontrollierten Zuzug von circa acht Millionen Vertriebenen aus den Ostgebieten und 1,5 Millionen Flüchtlingen aus der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) bis 1950 nach Westen verschärfte sich die Wohnungsnot weiter. 1945 lebten außerdem etwa acht Millionen ehemalige Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge als Dis­placed Persons (DP) in Lagern, ihre Repatriierung zog sich bis 1948 hin.19 Da sich 1945 elf Millionen Soldaten in Kriegsgefangenschaft befanden, die erst allmählich in den folgenden Jahren zurück­kamen, mussten die Frauen die Hauptlast der Ernährung der Familien und der Beseitigung der Trümmer tragen. Die Städte waren durchzogen von Trümmerbahnen (Abb. 160) und etwa zwei Millionen Kriegsversehrte gehörten zum Straßenbild. Da überall «wild» gebaut, geflickt und notdürftig gesiedelt wurde, versuchte der Alliierte Kontrollrat mit dem Wohnungsgesetz vom 8. März 1946 das Bauen zu kontrollieren und die Wohnungsnot einzudämmen. In allen Zonen wurden Baukontroll- und Wohnungsämter mit weitreichenden Befugnissen eingerichtet.20 Auch gegen den Willen des Eigentümers konnten Wohnungen zwangsbelegt werden, für den Zuzug von Flüchtlingen galt eine Quote je nach Zerstörungsgrad der Stadt, der 1936 erlassene Mietpreisstopp wurde beibehalten und den Kommunen die Trümmer­ räumung zur Pflicht gemacht. Als sich Konrad Adenauer, der im Juni 1945 wieder ins Amt gesetzte Oberbürgermeister Kölns, angeblich zu wenig um die Trümmerbeseitigung kümmerte, entließen ihn die britischen Behörden im Oktober einfach wieder.21 Insgesamt wurden circa 500 bis 600 Millionen Kubikmeter Trümmerschutt aus den Städten entfernt und dabei vielfach auch historisch wertvolle, aber baufällige Fassaden eingerissen. Metall und Trümmerziegel konnten teilweise wieder verwendet werden, auch Trümmersplit ließ sich verarbeiten, aber die Masse des Bauschutts wurde über Lorenbahnen aus den Städten gefahren und außerhalb zu Schuttbergen aufgetürmt, die sich zumeist von selbst begrünten und später als Mülldeponien oder Naherholungsbereiche dienten. In Berlin wurde mit den Trümmern u. a. der Rohbau der Wehrtechnischen Fakultät verfüllt, in Köln, Frankfurt, Stuttgart und vielen anderen Städten entstanden neue Stadthügel, die Mulden einiger Schutthalden dienten später für den Einbau von Sportanlagen wie das Niedersachsenstadion in Hannover, das Rosenaustadion in Augsburg und das Olympiastadion in München. Verdrängung, Visionen, Realität | 411

Wiederaufbau als «Chance» Die Industrieanlagen waren durch den massiven Ausbau während der Kriegsjahre trotz der Bombardierungen noch zu 80 Prozent leistungsfähig, aufgrund fehlender Rohstoffe und Aufträge sowie mangelnder Versorgung mit Energie betrug die Industrieleistung 1945/46 jedoch nur noch etwa 30 Prozent der Vorkriegsproduktion.22 Demontagen sowie die Abgabe von etwa einem Sechstel des Bruttosozialprodukts für Besatzungskosten verringerten die Produktion weiter.23 Baumaterial fehlte allenthalben und konnte auch kaum besorgt werden, da Verkehrswege und Brücken demoliert sowie Transportmittel drastisch eingeschränkt beziehungsweise konfisziert waren. Architekten entwickelten Vorschläge zum Bauen mit Lehm und Stroh, Provisorien entstanden überall, und einzelne Fabriken versuchten ihre Produktion von Kriegsgerät auf Haushaltswaren oder Bauteile umzustellen, aber all dies blieb marginales Stückwerk.24 Angesichts der ungeheuren Zerstörungen füllten sich die Zeitungen und Zeitschriften mit zahllosen, zumeist völlig weltfremden Empfehlungen zum Umgang mit den Ruinenstädten. So finden sich 1945/46 Vorschläge zur Verlegung und zum Neuaufbau von Hannover oder München an einem anderen Ort, die gesamte Ruinenlandschaft von Nürnberg sollte als unbewohntes Mahnmal an die einstige Stadt der Reichsparteitage erinnern, manche plädierten für einen kompletten Abbruch und Neubau, andere forderten eine vollständige Rekonstruktion.25 Im Hinblick auf die wirtschaftliche Situation und eine hungernde Bevölkerung – die tägliche Kalorienversorgung wurde teilweise auf unter 1000 gesenkt – waren dies alles irreale Hirngespinste. Während sich die Mehrzahl der Bürger ihre verlorene Stadt als rekonstruierte Heimat zurückwünschte und sich dafür in München, Frankfurt oder Münster in Vereinen organisierte, plädierte die Mehrheit der Architekten dafür, die Zerstörung als «Chance» zu nutzen, um angebliche städtebauliche «Fehler» sowie unhygienische Zustände zu beseitigen, die Bebauungsdichte der Städte zu reduzieren, sie mit Grün aufzulockern und für den zukünftigen Verkehr zu öffnen.26 All das, was seit der Jahrhundertwende national und international zur «Heilung» der Städte in unzähligen Publikationen, Ausstellungen und Kongressen von Architekten und Planern diskutiert, aber immer nur in kleinen Modell­ versuchen wie Quartiersanierungen und Mustersiedlungen verwirklicht worden war, schien nun angesichts der verwüsteten Städte in greifbare Nähe gerückt. Der renommierte US-amerikanische Architekturhistoriker 412 | Nachkrieg 1945 – 1949

Lewis Mumford meinte 1946 sogar, der Krieg sei «nicht weit genug gegangen», man müsse «überlegt und rationell das zufällige Werk der Bomben fortsetzen», um genügend Raum für «eine radikal veränderte Lebensweise»27 schaffen zu können, und Max Frisch erklärte: «Tabula rasa, damit ist die erste Voraussetzung für wirklichen Städtebau erfüllt, […] zum ersten Mal hat der m ­ oderne Städtebau eine wirkliche Chance, nachdem er seit Jahrzehnten überall gelehrt wird. Entstanden angesichts der steinernen Verheerungen des neunzehnten Jahrhunderts, […] ist die Lehre vom modernen Städtebau wohl überall als Lehre anerkannt.»28 Damit wurde der Bruch mit der Geschichte zur Basis eines «modernen» Städtebaus deklariert, mit dem Menschen in hygienisch präparierter geschichtsloser Umwelt behaust werden sollten. Diese Leitlinie bestimmte, gepaart mit politischen und wirtschaftlichen Interessen, vielfach die nun folgende gerasterte Banalität des Wiederaufbaus. Architekten produzierten in den drei Jahren bis zur Währungsreform für fast jede Stadt Planungen, in die sie ihre Wünsche und Leitbilder ­projizierten, von der Gartenstadt über die aufgelockerte, organische und verkehrsgerechte Stadt, die Bandstadt und die Trabantensiedlungen des Neuen Bauens bis zu Neighborhood Units und von den Wohnhochhausscheiben von Le Corbusier, Gropius und Hilberseimer bis zur funktionalen, nach Aufgaben gegliederten Stadt der Erklärung von La Sarraz 1928 und der Charta von Athen, die auf dem 4. CIAM-Kongress 1933 am Beispiel von 34 Städten erarbeitet und 1943 publiziert worden war.29 Auch wenn viel von einer «Stunde Null» die Rede war und Konzepte wie auf ­einer Tabula rasa präsentiert erschienen, so basierten diese Planungen doch auf dem Erfahrungsschatz und den internationalen Diskursen eines halben Jahrhunderts, die nun vor dem Hintergrund der Katastrophe neu überdacht und je nach Einschätzung der Spielräume der gegenwärtigen ­Situation angepasst wurden.30 Die Bandbreite reichte von kompletten Stadtneuplanungen wie Hans Scharouns «Kollektivplan» von 1946, mit dem er die Viermillionenstadt Berlin bis auf einige Traditionsbauten abräumen und entlang des «Urstromtals» der Spree eine neue «Stadtlandschaft»31 gestalten wollte, oder den Entwürfen von Hanns Hopp für ein «Neues Dresden» (Abb. 161), mit denen er die Hochhausstädte von Le Corbusier aus den 1920 er-Jahren auf eine Tabula rasa der Trümmerstadt projizierte, bis zu den Vorschlägen von Max Taut oder Heinrich Tessenow, aus dem Trümmermaterial bescheidene, aber neu geordnete Provisorien Verdrängung, Visionen, Realität | 413

161 | Hanns Hopp, Entwurf «Neues Dresden», gezeigt auf der Ausstellung «Das Neue Dresden», 1946

zu schaffen und die Freiräume für Begrünung zu nutzen.32 Meist weniger beachtet, aber ebenfalls ausgiebig vorhanden waren Entwürfe für eine rekonstruierende Wiederherstellung sowie Vorschläge für einen «konventionellen»33 Wiederaufbau, der sich an den alten Stadtstrukturen, an Blockbebauung, Platzräumen und urbanen Qualitäten orientierte.34 Aufgrund des seit Jahrzehnten verfolgten gemeinsamen Ziels, die un­ hygienische Stadt des Industriezeitalters zu überwinden und zu modernisieren, sowie der generellen Ablehnung von historischen Bauformen durch moderne Architekten bewegte sich die Mehrzahl der Planungen zum Wiederaufbau oder Neubau in den westlichen Nachbarländern vielfach in ­einem ähnlichen gestalterischen Rahmen wie in Deutschland, allerdings vor völlig anderen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedingungen. So entwickelte beispielsweise Patrick Abercrombie mit John Forshaw 1944 den Plan für ein «Greater London», mit dem die größte Industriestadt in durchgrünte Nachbarschaften aufgelöst sowie verkehrstechnisch und funktional neu geordnet werden sollte. Dieser Stadtumbau Londons zu einer «Proud City»35 wurde als Ausdruck von Bürgerwünschen präsentiert, um der Planung einen demokratischen Charakter zu verleihen. Die Akzeptanz des geplanten und nur teilweise realisierten Stadtumbaus war in der Londoner Bürgerschaft jedoch sehr geteilt. Beim Wiederaufbau des zerstörten Le Havre verordnete der Stadtrat die Planung von Auguste Perret gegen den Wunsch der Bürger. Über einem strikt orthogonalen Raster entstand seit 1946 eine völlig neue Stadt aus normierten Betonelementen, die bei 414 | Nachkrieg 1945 – 1949

Architekten, aber erst zwei Generationen später auch bei der Mehrheit der Bürger Gefallen fand.36 Die von Le Corbusier 1945 für das zerstörte SaintDié-des-Vosges vorgelegte Planung mit Hochhausscheiben im Grünen und Trennung der Funktionen lehnte die Bürgerschaft mit der Begründung ab, dass damit noch mehr als durch den Krieg zerstört würde, der Wiederaufbau erfolgte in einem konventionellen Rahmen.37 In Rotterdam begann 1945 eine Neustrukturierung und Neugestaltung der Innenstadt nach einem «Basisplan» von Cornelis van Traa auf der Grundlage einer gesetzlich geregelten und mit den Bürgern abgestimmten Grundstücksumlegung.38 Der Eingriff in das Grundeigentum begeisterte viele Planer auch in Deutschland, da damit historisch gewachsene Parzellierungen aufgehoben waren und die Reißbrett-Entwürfe direkt realisiert werden konnten – nicht zuletzt deshalb wurde Rotterdam zu einem beliebten Referenzort und Reiseziel von Architekten.

Wiederaufbau und Moral: Goethehaus und Paulskirche Diese Bauaktivitäten, die unmittelbar nach dem Krieg in den Nachbarstaaten begannen, flossen auch in die Diskussionen um den Wiederaufbau in Deutschland ein, wo allerdings die Debatten anders als in den übrigen Ländern mit moralischen Fragen verknüpft waren. Die Zerstörungen in Deutschland waren Folge des NS-Angriffskriegs wie auch Vergeltung für die Verwüstungen Hunderter europäischer Städte von Rotterdam bis Warschau und von Coventry und Belgrad bis Murmansk. Diese Tatsache fand aber bei der grassierenden allgemeinen Selbstviktimisierung kaum Beachtung. Die überwiegende Mehrheit der Deutschen verstand sich angesichts von Trümmern, Not und Niederlage selbst als «Opfer» und trotz anfänglich massiver Versuche der Alliierten, die Verbrechen der ­NS-Zeit mit Fotographien und Filmen aus Konzentrationslagern ins allgemeine Bewusstsein zu heben, verschwand die Mittäterschaft hinter der Deckerinnerung an eigenes Leid.39 Die Frage nach der Schuld oder gar ­einer Mitschuld an den Zerstörungen interessierte kaum einen Architekten, stattdessen wurde eine Zäsur mittels Architektur gefordert. Die geistige und moralische Wende sollte durch einen modernen Neubau als Aufbruch in eine neue Zeit dokumentiert werden, während Rekonstruktionen nach diesem Denkschema die Zäsur verschleierten. Der Bruch mit der Geschichte sollte sich somit aus der Geschichte legitimieren. Hans SchwipVerdrängung, Visionen, Realität | 415

pert schrieb 1947 vom Aufräumen «in allen drei Ruinenfeldern: in den Trümmern der Stadt, den Trümmern der Seele und den Trümmern des Geistes»40, die zusammen mit den realen Trümmern beseitigt werden müssten. Otto Bartning meinte, Rekonstruktionen seien «seelisch unmöglich»41 und Rudolf Schwarz erklärte gar: «Gott will es nicht von uns.»42 Konventionelle Planungen zur Wiederherstellung der historischen Stadt beziehungsweise für Rekonstruktionen wurden damit direkt unter ein ­moralisches Verdikt gestellt. In einem Manifest forderten 1947 Repräsentanten moderner Architektur und Kunst von Egon Eiermann bis Robert Vorhoelzer sogar schlichtweg ein Verbot von Rekonstruktionen.43 Die Diskussionen fokussierten und polarisierten sich 1947 im Zusammenhang mit der geplanten Rekonstruktion des völlig zerstörten Goethehauses am Großen Hirschgraben in Frankfurt am Main.44 Während auf der einen Seite Persönlichkeiten wie Karl Jaspers, Max Planck, Hermann Hesse, Albert Schweitzer oder André Gide eine Rekonstruktion als Hommage an Goethe und eine andere deutsche Tradition befürworteten, forderte der Publizist Walter Dirks im Namen der Gegner und der meisten Architekten einen «Mut zum Abschied» und erklärte, «es hat seine Richtigkeit mit diesem Untergang»45. Allerdings nicht, weil NS-Deutschland ­einen Vernichtungskrieg geführt und millionenfachen Massenmord in ganz Europa verübt hatte, sondern weil die Deutschen «vom Geiste Goethes abgefallen» seien, und deshalb sei es «angemessen […] den Spruch der Geschichte anzunehmen». Dass mit einem «Abschied» allein keine mahnende Erinnerung oder gar ein Schuldbekenntnis geschaffen wurde, und mit einem Neubau die Ursachen und Spuren der Zerstörung letztlich genauso verdrängt wurden wie durch eine Rekonstruktion, übersah Dirks genauso wie die anderen vehementen Befürworter eines modernen Ersatzbaus. Der emigrierte Literaturwissenschaftler Richard Alewyn brachte im Zusammenhang der Goethefeiern 1949 die Problematik eines Abschneidens von der Tradition wie auch einer bruchlosen Anknüpfung an die ­Geschichte auf die treffende Formel: «Zwischen uns und Weimar liegt Buchenwald. […] Es gibt nur Goethe und Hitler, die Humanität und die Bestialität».46 Für diesen Weg fanden nur wenige Architekten eine Lösung. Die Vertreter der Denkmalpflege waren beim Goethehaus wie bei der ganzen Wiederaufbaudebatte gespalten, aber die Architektenschaft wandte sich fast einhellig gegen die Rekonstruktion. Walter Gropius, der 1947 Deutschland besuchte, um für den amerikanischen Militärgouverneur 416 | Nachkrieg 1945 – 1949

­ ucius D. Clay als «Adviser for Planning in Germany» zu wirken, bezeichL nete ein rekonstruiertes Goethehaus als «glatte Fälschung» und erklärte: «Man sollte lieber die Ruinen als einen geweihten Trümmerhaufen auf­ bewahren und daneben ein neues Goethemuseum errichten.»47 Die bereits in den 1920 er-Jahren verfestigte Geschichtsfeindlichkeit, gepaart mit einer moralisch begründeten Ablehnung von Rekonstruktion und der Berufung auf eine angebliche Pflicht zum Ausdruck der Gegenwart, wurde zu einer jahrzehntelang nicht mehr hinterfragten Grundhaltung der Vertreter moderner Architektur. Das rekonstruierte und zum 200. Geburtstag des Dichters am 28. August 1949 eröffnete Goethehaus spaltete die Geister, denn es ging letztlich exemplarisch um die Richtung des Wiederaufbaus (Abb. 162). Im Gegensatz zu Polen, wo mit Rekonstruktionen ausdrücklich die Wiedergewinnung der nationalen Identität gesucht wurde, konnten in Deutschland ­exakte Wiederherstellungen schnell unter das moralische Verdikt einer Verdrängung der NS-Zeit, als Versuch, Geschichte zurückzudrehen, denunziert werden.48 Komplette Rekonstruktionen blieben deshalb, aber vielfach auch einfach aus wirtschaftlichen Gründen, weitgehend auf einzelne

162 | Rekonstruiertes Goethe­ haus am Hirschgraben in Frankfurt am Main, 1949

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Baudenkmäler sowie insbesondere auf Sakralbauten beschränkt, über deren Wiederherstellung kaum Dissens bestand. Dem religiösen Bereich wurde eine historische Kontinuität zugebilligt beziehungsweise sie wurde dorthin verlagert. Kirchen und Monumente blieben als «Traditionsinseln» aus den Neuaufbaugebieten ausgespart, eine Haltung, die bereits Le Corbusier bei seinen radikalen Stadterneuerungsvorschlägen in den 1920 er-Jahren demonstriert hatte.49 Bei der fast gleichzeitigen Wiederherstellung der nur zweihundert Meter vom Goethehaus entfernten Paulskirche, die anlässlich der Hundertjahrfeier der ersten Nationalversammlung, der «Wiege der Demokratie», mit Hilfe von Spenden aus ganz Deutschland schon im Mai 1948 eröffnet werden konnte, fand die Rekonstruktion weitgehende Anerkennung, da sie mit einem programmatisch puristischen Ausbau verbunden war. Nach dem Entwurf einer Arbeitsgemeinschaft unter Leitung von Rudolf Schwarz entstand eine etwas vereinfachte äußere Erscheinung ohne Kuppel mit ­einem neuen kahlen Innenraum (Abb. 163), dessen «reine und arme Ge-

163 | R  udolf Schwarz und Planungsgemeinschaft Paulskirche, Innenraum der wiederaufgebauten Paulskirche in Frankfurt am Main, 1946–1948

418 | Nachkrieg 1945 – 1949

stalt» nach der Vorstellung des Architekten an «den Willen unseres Volkes» erinnern sollte, «eine bessere Ordnung aus dem Zusammenbruch aufzubauen»50. Mit dem Verzicht auf eine Rekonstruktion des historischen Zustands im Inneren und der Inszenierung eines Aufstiegs vom engen Untergeschoss «in die Weite des der Demokratie gewidmeten, strahlend hellen Vortragssaals»51 wurde gleichsam die architektonische Geste eines moralisch gewandelten Deutschlands präsentiert. Denn der karge Raum war nach Schwarz «von einer solchen nüchternen Strenge, daß darin kein unwahres Wort möglich sein sollte»52. Diese Form einer weitgehenden äußerlichen Wiederherstellung des Zustands vor der Zerstörung und einer ­Anpassung beziehungsweise Neugestaltung der Innenräume mit neuer technischer Ausstattung für eine veränderte Nutzung findet sich – allerdings ohne die von Schwarz eindrucksvoll gestaltete «Geste» eines neuen Geistes – in der Folge vielfach in Deutschland, vom Schloss in Mannheim bis zum Erbdrostenhof in Münster und vom Deutschhaus in Mainz bis zur Stadtwaage in Bremen.

Legendenbildung: «Zuflucht im Industriebau» Während die Vertreter der modernen Architektur Rekonstruk­ tionen als Leugnung oder Fälschung der Geschichte diskreditierten, wurde modernes Bauen geradezu als Widerstandsakt in der NS-Zeit und heroisches Zeugnis für die neue Zeit stilisiert. Bereits im ersten Heft von «Baukunst und Werkform», der wichtigsten neuen Architekturzeitschrift, schrieb der Herausgeber Alfons Leitl Anfang 1947 zur Einführung: «Daß eine kleine Zahl grundsatztreuer Architekten den Weg in die Industrie als Ausweg und Zuflucht gefunden hat, macht es dem deutschen Bauen möglich, dem Bauen der übrigen Welt mit nicht ganz leeren Händen wieder zu begegnen.»53 Im folgenden Artikel unter dem bezeichnenden Titel «Zuflucht im Industriebau»54 entwickelte Rudolf Lodders dann das Szenario, «die Pioniere des modernen Bauens» seien dort untergetaucht, «wo Hitler ein Ventil gelassen hatte: im Industriebau». Unter der «Tarnkappe» eines anonymen Baubüros sei im Industriebau «abseits vom Lärm der ‹Kunst im Dritten Reich› der eigentliche Ausdruck unserer Zeit» gefunden worden. Zur Illustration diente die ganzseitige Abbildung einer Stahlwerkshalle des Bauhäuslers Heinrich Bormann aus dem Büro Rimpl. Ausgerechnet die Bauten der Kriegsindustrie, die der NS-Mordmaschinerie den entspreVerdrängung, Visionen, Realität | 419

chenden effizient funktionalen architektonischen Rahmen gaben und die vielfach als «NS-Musterbetriebe» gefeiert worden waren, wurden nun als Zeichen einer «Geisteshaltung» präsentiert, die «in allen anderen Gebieten des Wiederaufbaus, von der Stadtplanung bis zum kleinsten Teil eines Hauses» Gestalt annehmen sollte. Lodders selbst hatte als Chefarchitekt der Hansa-Lloyd/Goliath-Werke, einem der wichtigsten Rüstungsproduzenten in Bremen, in der NS-Zeit große moderne Industrieanlagen für Schützenpanzer, Torpedos und Bombenabwurfsysteme errichtet, in denen auch KZ-Häftlinge eingesetzt waren.55 Da eine nach dem Maßstab der ­Effizienz und Funktionalität errichtete moderne Architektur keine histo­ rischen Bezüge aufwies, somit in einem scheinbaren Gegensatz zur NS-Repräsentationsarchitektur stand und zudem «international» präsent war, konnte sie in der Folge zum adäquaten Ausdruck der neuen Zeit erklärt werden. Mit der Propaganda für moderne Architektur verdrängten Architekten wie Egon Eiermann, Helmut Hentrich, Bernhard Hermkes, Rudolf Lodders, Ernst Neufert, Gerhard Weber, Wilhelm Wichtendahl u. v. a., die keineswegs unter einer «Tarnkappe» gearbeitet hatten, in einer paradoxen Volte die eigene Tätigkeit in der Kriegsmaschinerie der NS-Zeit. Nach dieser Entlastungslogik wurde 1948 selbst Herbert Rimpl, Leiter des NS-­ Industriebauimperiums und somit der Produktionszentren für den Vernichtungskrieg und Massenmord, von der Spruchkammer Regensburg 1948 als «nicht Betroffener» eingestuft. Die Geschichtsfeindlichkeit moderner Gestaltung und das Fortschrittspathos der Moderne bildeten den nicht mehr hinterfragten Ausgangspunkt, um einen Bruch mit der NS-Zeit zu deklarieren, um alles abzuwerfen, «was uns belastet»56, wie Eiermann bereits 1947 erklärte. Für den kritischen Literaten Hans Wollschläger war im Rückblick der «moderne» Wiederaufbau deshalb eine «Vergangenheitslöschung» und «gigantische Schuldretusche»57. Von den emigrierten deutschen Architekten kamen nur wenige wieder in ihre Heimat, darunter 1952 Ferdinand Kramer, der auf Empfehlung von Fritz Horkheimer die Leitung des Frankfurter Universitätsbauamts erhielt, und 1954 Ernst May, der als Chef der gewerkschaftseigenen Wohnungsbaugesellschaft «Neue Heimat» zum renommiertesten Städtebauer der Bundesrepublik avancierte und wie schon in der Weimarer Republik wieder führend im Städtebau mitwirkte. Walter Gropius, Mies van der Rohe und Ludwig Hilberseimer, die berühmten Vertreter des Neuen Bauens, wurden amerikanische Staatsbürger, Bruno Taut starb bereits 1938 in der 420 | Nachkrieg 1945 – 1949

Türkei. Von den vielen hundert verfolgten jüdischen Architekten kehrten nur ganz wenige nach Deutschland zurück – Erich Mendelsohn und ­Oskar Gerson blieben in den USA, Josef Frank und Fred Forbat in Schweden, Arthur Korn und Fritz Landauer in England, Leopold Rother in Kolumbien, Ossip Klarwein und Heinz Rau in Israel.58 Die meisten Vertriebenen zeigten kein Interesse an einer Rückkehr, der Wiederaufbau blieb in Händen der Mitläufer und Mittäter. Die Absage Albert Einsteins auf eine Einladung, auswärtiges Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft zu werden, spricht sicher für viele: «Die Haltung der deutschen Intellektuellen – als Klasse betrachtet – war nicht besser als die des Pöbels. Nicht einmal Reue und ein ehrlicher Wille zeigt sich, das Wenige wieder gut zu machen, was nach dem riesenhaften Morden noch gut zu machen wäre. Unter diesen Umständen fühle ich eine unwiderstehliche Aversion dagegen, an irgend einer Sache beteiligt zu sein, die ein Stück öffentlichen Lebens verkörpert, einfach aus Reinheitsbedürfnis.»59 Die geflohenen kommunistischen ­Architekten gingen allerdings, soweit sie Krieg und stalinistischen Terror überlebt hatten, zumeist in die DDR, einige wie Gerhard Kosel, Kurt Liebknecht und Richard Paulick stiegen dort in führende Positionen auf.

Baupolitik in der französischen Zone Während Architekten nach Kriegsende über alle möglichen Formen eines Wieder- oder Neuaufbaus diskutierten, vollzogen sich die entscheidenden Weichenstellungen in den Kommunen im Rahmen der Baupolitik der vier Besatzungszonen. Bis 1946 bestand noch weitgehende ­Einigkeit unter den vier Alliierten, Deutschland gemeinsam zu regieren und wirtschaftlich einheitlich zu organisieren.60 In Bezug auf die Form des politischen wie architektonischen Wiederaufbaus und die damit verbundene Bodenpolitik gingen die Vier jedoch von Anfang an unterschiedliche Wege. Die französische Besatzungszone war zunächst in sechs «Provinzen» mit Militärgouverneuren aufgeteilt, denen die deutschen Behörden unterstellt waren. 1946 entstanden unter französischer Kontrolle die Länder ­Baden, Württemberg-Hohenzollern und Rheinland-Pfalz, während das Saarland mit seinem Industriepotenzial als «Saarprotektorat» Frankreich weitgehend eingegliedert wurde. Da die links- und rechtsrheinischen Gebiete langfristig unter französischen Einfluss gestellt werden sollten, um die «germanische» Militanz des Nachbarn auf alle Zeiten zu verhindern, Verdrängung, Visionen, Realität | 421

164 | Georges-Henri Pingusson, Aufbauplanung für Saarbrücken, 1947

wurde bereits die Aufbauplanung entsprechend gesteuert. Der Militär­ gouverneur des Saarlands Gilbert Grandval erklärte, im Saarland sollten «die Spuren des preußischen Geistes» verwischt und von den Städtebauern «auf immer die Bande» gewebt werden, die das «Saarland und Frankreich ­einen»61. Im November 1945 berief Grandval den Architekten Marcel Roux, «um den Wiederaufbau im Saargebiet nach neuen Ideen zu verwirklichen»62. Damit bezog er sich auf die von Le Corbusier seit 1942 in der Gruppe Ascoral – «Assemblée de Constructeurs pour une Rénovation ­Architecturale» – entwickelten Planungen für den Wiederaufbau zerstörter französischer Städte nach einem radikalen städtebaulichen Konzept, das auf einer strikt rationalen Gliederung nach den Funktionen Wohnen, ­Arbeiten, Erholung und Verkehr basierte und eine «cité jardin verticale», eine durchgrünte Hochhausstadt, zum Ziel hatte. Die Charta von Athen mit den von Le Corbusier für die internationale moderne Architektenschaft CIAM bereits 1933 geschaffenen Leitlinien wurde deshalb 1947 in Auszügen auf deutsch herausgegeben.63 Roux leitete eine Gruppe franzö­ sischer Architekten, die mit dem Wiederaufbau der Städte des Saarlands «une œuvre française»64 schaffen sollten. Ihre Planung sollte dazu beitragen, das Saarland «in eine gigantische Fabrik im Dienst des französischen 422 | Nachkrieg 1945 – 1949

Wiederaufbaus zu verwandeln». Für die Hauptstadt Saarbrücken legte Georges-Henri Pingusson Ende 1946 einen Plan zu einer vollständigen Neuordnung mit Hochhausscheiben und kreuzungsfreien Schnellstraßen mitten durch die Stadt vor (Abb. 164). Die Planung stieß auf heftigen ­Widerstand bei der Bevölkerung und wurde 1948, als sich ein politischer Wandel auch in der französischen Besatzungspolitik abzeichnete, eingestellt.65 Zur Ausführung kam 1952 bis 1955 nur eine der geplanten Hochhausscheiben als französische Botschaft, die noch heute eine Ahnung von der Radikalität des geplanten Stadtumbaus vermittelt. Eine «französische» Musterplanung entstand für Mainz, das der Oberbefehlshaber und Militärgouverneur Pierre Koenig zur Hauptstadt des neuen Bundeslandes Rheinland-Pfalz erklärte und mit der Gesamtplanung schon Anfang 1946 Marcel Lods, einen ehemaligen Mitarbeiter und Verehrer Le Corbusiers, beauftragte. Lods entwickelte in einer neuen Dienstelle, der «Section du Plan de Mayence», eine ähnlich radikale Neuplanung für die neue Metropole Mainz wie Pingusson für Saarbrücken. Teile des historischen Mainz sollten unter Grünflächen verschwinden, aus denen sich Solitärbauten und Hochhausscheiben erhoben, wie sie Le Corbusier gerade als «Unité d’habitation» in Marseille errichtete (Abb. 165). Lods verstand seine Planung ausdrücklich als Wegweisung für einen von Mainz ausstrahlenden Wiederaufbau und Stadtumbau in Deutschland «à la française» nach dem Schema der von Le Corbusier entwickelten «Ville radieuse»66. Von deutscher Seite stieß die französische Planung bei Politik und Bürgerschaft auf entschiedene Ablehnung, und deshalb wünschte der Oberbürgermeister Emil Kraus schon im September 1946 einen Gegen­ entwurf, mit dem er ausgerechnet Paul Schmitthenner, den NS-Vorzeigearchitekten und Propagandisten einer Verbrecherideologie, beauftragte. Dieser legte in Kürze eine historisierende Planung vor, mit der Mainz in eine Mischung aus Pseudohistorie und Heimatstil verwandelt worden wäre.67 Die französischen und deutschen Dienststellen sowie die rivalisierenden Architekten bekämpften sich in den folgenden Jahren erbittert und bezogen dabei auch Politik und Bürgerschaft ein. Am Ende verließen Lods wie Schmitthenner 1948/49 ohne Auftrag das Feld, und die Stadt orientierte sich neu, die bereits ausgehobene Baugrube für eine erste Unité wurde wieder zugeschüttet. Während die architektonische Neuorientierung scheiterte, hatten die Bemühungen der französischen Besatzung, ­einen «neuen Geist» zu erziehen, bei der Ausbildung besseren Erfolg. BeVerdrängung, Visionen, Realität | 423

165 | M  arcel Lods, Plan für ein neues Mainz, 1947

reits im Mai 1946 konnte die in Mainz wieder neu gegründete Johannes Gutenberg-Universität in den Räumen einer 1936 errichteten ehemaligen NS-Flakkaserne ihre Lehrtätigkeit beginnen.68 Die Reedukation war nicht von der Architektur abhängig.

Die Grindelhochhäuser in der britischen Zone Was in der französischen Zone nicht gelang – nämlich ein radikales architektonisches Zeichen für einen Neuanfang zu setzen –, das wurde in der britischen Zone in Hamburg zumindest in Gang gesetzt. Das Hauptquartier der britischen Militärregierung befand sich in Bad Oeynhausen, das Besatzungsgebiet umfasste die im Laufe des Jahres 1946 neu organisierten Bundesländer Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Im Gegensatz zu den Franzosen verfolgten die Briten keine eigene Wiederaufbaupolitik, aber bereits im September 1945 entstand der Plan, das britische Hauptquartier mit etwa 30 000 Personen 424 | Nachkrieg 1945 – 1949

nach Hamburg zu verlegen und im Zuge dieses «Hamburg project» für das Verwaltungspersonal der «Control Commission for Germany» Wohnanlagen zu errichten. Für die Neubauten wurde das Gebiet Am Grindelberg in Hamburg-Harvestehude ausgewählt, das geräumt und zu einer rein britischen Enklave umgestaltet werden sollte.69 Als der Plan bekannt wurde, protestierten die betroffenen Bürger und gleichzeitig begann in der Hamburger Architektenschaft ein Streit um den Großauftrag. Der wiedergegründete BDA konnte bei den Briten erreichen, acht angeblich nicht ­belastete moderne Architekten vorzuschlagen, darunter Rudolf Lodders, Bernhard Hermkes und Fritz Trautwein, die vom NS-Industriebau kamen, sowie Ferdinand Streb, der 1933 bis 1935 bei Le Corbusier gearbeitet hatte. Am 26. März 1946 erhielten die Architekten den Auftrag zur Planung von etwa 1000 Offizierswohnungen mit der Vorgabe, dass jede Wohnung ganzjährig mindestens eine Stunde Besonnung am Tag erhalten müsse. Damit bezogen sich die britischen Auftraggeber auf die seit den 1920 er-Jahren ­international geführten Diskussionen um einen hygienischen Wohnungsbau nach den Leitbegriffen «Licht, Luft und Sonne». Die Architekten mussten in drei Wochen ihre Planung vorlegen und kamen dabei im Hinblick auf die zur Verfügung stehende Fläche schnell auf den Vorschlag, scheibenförmige Wohnhochhäuser zu errichten, denn diese Wohnform war von Walter Gropius seit Ende der 1920 er-Jahre immer wieder mit dem Argument propagiert und mit Beispielen publiziert worden, dass mit dem Hochhaus die beste Besonnung bei geringstem Flächenbedarf erreicht werden könnte.70 Die Berechnung der Höhen, Abstände und des Lichteinfallswinkels je nach Standort war bereits am Bauhaus unter Ludwig Hilberseimer und dann an vielen anderen Architekturschulen zum Standard geworden, den deutschen Architekten waren die Beispiele spätestens seit der CIAM-Tagung in Frankfurt 1929 geläufig. Der Entwurf mit insgesamt zwölf Nord-Süd orientierten Hochhausscheiben mit acht und vierzehn Geschossen wurde im Mai 1946 genehmigt, und schon im Juli begannen die Fundamentierungsarbeiten für zwei Häuser (Abb. 166). Die britischen Militärbehörden setzten sich dabei ohne Enteignungsverfahren einfach über die Besitzverhältnisse hinweg. Dies führte später zu jahrelangen Prozessen, aber nur durch diese «Siegerentscheidung» war der Bau der Grindelhochhäuser überhaupt möglich geworden. Die Kosten musste die Stadt Hamburg übernehmen, aufgrund mangelnder Facharbeiter und des fehlenden Materials für die Stahlkon­ Verdrängung, Visionen, Realität | 425

struktion verzögerte sich die Arbeit, und als Ende 1946 Amerikaner und Briten beschlossen, ihre beiden Zonen zu einer Bizone zusammenzulegen, wurde kein neues Hauptquartier mehr benötigt und das einzige große Neubauvorhaben Hamburgs blieb liegen. Nach der Währungsreform kam es 1948 zu öffentlichen politischen Debatten über Weiterbau und ­Finanzierung, da die Anlage die Kosten des sozialen Wohnungsbaus überstieg und Hochhäuser als Fremdkörper in Hamburg kritisiert wurden. Der BDA setzte sich für «die erste wirkliche Tat auf dem Gebiet baulichen Geschehens in ganz Deutschland»71 ein, und als sich auch der SPD-Bürgermeister Max Brauer für das Projekt stark machte, wurde weitergebaut und die Anlage mit etwa 2000 Wohneinheiten bis 1956 fertiggestellt. Die Grindelhochhäuser wurden zu einem Wahrzeichen für modernen Wiederaufbau, Lodders bezeichnete sie im Hinblick auf die jahrzehntelangen Bemühungen um Stadthygiene treffend als «Impfstriche zur Gesundungs­ therapie für den gesamten städtebaulichen Organismus»72. Wohnhochhäuser blieben allerdings generell umstritten, sie passten nicht in die ­Eigenheimpolitik der 1950 er-Jahre und fanden zunächst nur wenige Nachfolger. Die amerikanische Besatzungszone wurde 1945/46 in die Länder Bayern,

166 | Arbeitsgemeinschaft Bernhard Hermkes u. a., Grindelhochhäuser in Hamburg-­ Harvestehude, 1946–1956

426 | Nachkrieg 1945 – 1949

Württemberg-Baden, Groß-Hessen und Bremen gegliedert, Sitz der Militärverwaltung und Hauptquartier der US-Truppen war das I. G.-FarbenHaus in Frankfurt am Main. Ähnlich wie die Briten verfolgten auch die Amerikaner keine architektonisch spezifische Baupolitik, Enttrümmerung und Wiederaufbauplanung wurden den unter deutscher Verwaltung stehenden neu gegründeten Ländern und den Kommunen zugewiesen. Im Vordergrund standen die Entnazifizierung und der Aufbau demokratischer Strukturen sowie – nach der Zerschlagung einiger Kartelle der Chemie- und Montanindustrie – die Stabilisierung der Wirtschaft.73

Bodenreform und Baukontrolle in der sowjetischen Besatzungszone Im Bereich der Sowjetischen Besatzungszone wurden auf Anordnung der in Berlin-Karlshorst tätigen Sowjetischen Militäradministration (SMAD) schon im Juli 1945 elf länderübergreifende, im Auftrag der SMAD tätige «Deutsche Zentralverwaltungen» mit deutschem Personal eingesetzt, damit kam es schon frühzeitig zu einer politischen Steuerung aller Einrichtungen.74 Weiterhin erfolgten in der SBZ weit massivere Eingriffe als in der britischen und amerikanischen Zone in die Wirtschaftsund Besitzverhältnisse als Reparationsleistung. Sofort nach Kriegsende ­begannen umfangreiche Demontagen, zwei Drittel der gesamten Schwerindustrie in der SBZ sowie fast 80 Prozent der Kfz- und Flugzeugproduktion wurden in die Sowjetunion verbracht und etwa 12 000 km Schienen abgebaut. Etwa 200 weitere Fabriken wurden in Sowjetische Aktiengesellschaften (SAG) umgewandelt. Schlüsselindustrien waren damit kontrolliert und produzierten unter sowjetischer Regie. Bis 1953 gingen jährlich durchschnittlich über 20 Prozent des erwirtschafteten Bruttosozialprodukts in die UdSSR.75 Die umfassende Deindustrialisierung, die enormen Reparationsleistungen sowie die in der SBZ fehlende finanzielle Aufbauunterstützung, wie sie in den Westzonen ab 1947 über den Marshallplan erfolgte, waren entscheidend dafür, dass die wirtschaftliche Regeneration und damit auch der architektonische Wiederaufbau in der SBZ sowie anschließend in der DDR gravierend hinter dem westlichen Teil Deutschlands zurückblieb.76 Die Westzonen leisteten nur einen Bruchteil der im Osten aufgebrachten Reparationen, und mit dem Londoner Schulden­ abkommen von 1953 wurde die Bundesrepublik mit Unterstützung der Verdrängung, Visionen, Realität | 427

USA bis zum Abschluss eines fiktiven «Friedensabkommens» von Reparationszahlungen freigestellt. Das Abkommen bildete die entscheidende Grundlage für Wirtschaftswunder und Bauboom im Westen. Neben der Verwaltungsreform sollte als zweite einschneidende Maßnahme die bereits im Juni 1945 von der Sowjetischen Militäradministration angeordnete und in Etappen durchgeführte Bodenreform den Wieder­ aufbau in Richtung auf sozialistische Planwirtschaft lenken. Die SMAD verfügte für ihre Zone die entschädigungslose Enteignung von Grund­ besitz mit mehr als 100 Hektar sowie des gesamten Besitzes von Kriegs­ verbrechern und ehemaligen aktiven Mitgliedern der NSDAP. In einer Aktion «Junkerland in Bauernhand» wurden insgesamt 3,1 Millionen Hektar an landlose Bauern und Vertriebene verteilt und damit etwa 200 000 neue Bauernstellen geschaffen. Da die Neubauern aber häufig kein eigenes Haus hatten, verfügte die SMAD am 9. September 1947, dass 37 000 Bauernhäuser errichtet und zum Bau das Material aus den «Baulichkeiten ehemaliger Gutsbesitzerhöfe», die als «abzutragende Zeugnisse feudaler Unterdrückung»77 bezeichnet wurden, verwendet werden sollte. Dies führte zu ­einem landesweiten Vandalismus, allein in Thüringen wurden in der Folge etwa 80 und in Sachsen 240 Schlösser und Herrenhäuser zerstört.78 Wie in den westlichen Zonen arbeiteten auch im Osten Architekten in den ersten Jahren nach Kriegsende an Konzepten für den Wiederaufbau, so entwarfen beispielsweise Otto Haesler Pläne für Rathenow, Heinrich Tessenow für Rostock, Hubert Hoffmann für Dessau und Magdeburg ­sowie Max Guther für Wismar. Im Gegensatz zum Westen, wo aus einigen Planungen der frühen Nachkriegszeit im Zusammenspiel mit den Kommunen und der Bürgerschaft auch Maßgaben für den zukünftigen Wiederaufbau entstanden, resultierte aus diesen Entwürfen nichts, denn die politische Entwicklung führte mit der von der sowjetischen Militärregierung forcierten Vereinigung von KPD und SPD am 21. April 1946 zur ­Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), die eine zunehmende Kontrolle und ideologische Ausrichtung des Bauwesens durchsetzte. Eine entscheidende Kraft in diesem Prozess, an dessen Ende ein Bauministerium der SED und eine aus Moskau diktierte Architekturrichtung standen, war Kurt Liebknecht, der als Altersgenosse von Speer an der TH Berlin Architektur studiert und bei Hans Poelzig im Büro sowie mit Ernst May 1931/32 in der Sowjetunion gearbeitet hatte. Als linientreuer KPDMann blieb er nach 1933 in der Sowjetunion, wurde an der Moskauer 428 | Nachkrieg 1945 – 1949

­ rchitekturakademie 1945 promoviert und kam im Winter 1946/47 in die A SBZ, um an der Gründung einer Bauakademie in Berlin mitzuwirken, an der die Grundlagen zum Wiederaufbau für ganz Deutschland erarbeitet werden sollten.79 Schon mit Gründung der Bizone zum 1. Januar 1947, zu der ein Wirtschaftsrat unter der Leitung von Ludwig Erhard im I. G. Farbenhaus gehörte, begann die schrittweise strukturelle Trennung der drei westlichen Zonen von der SBZ. Auf die Rede des US-Präsidenten Truman am 12. März 1947 zum «Containment» des Kommunismus folgte am 5. Juni die Verkündung der umfassenden Finanzhilfe eines «European Recovery Program» (ERP) für die «freien» Länder durch den US-Außenminister George C. Marshall. Die SMAD antwortete am 11. Juni mit der Einrichtung einer Deutschen Wirtschaftskommission (DWK), die sämtliche Zentralverwaltungen in der SBZ zum «Aufbau einer Friedenswirtschaft»80 übernahm, unter der Kontrolle der SED dirigistisch koordinierte und den Ländern und Kommunen Weisungen erteilte. Mit dem Zusammenschluss der drei westlichen Alliierten zur Trizone im März 1948 und der Währungsreform am 21. Juni, auf die am 24. Juli die Einführung der Mark in der SBZ folgte, war die Trennung besiegelt. Während mit der Währungsreform im Westen der nach Kommunen und Ländern differenzierte und marktwirtschaftlich organisierte Wiederaufbau einsetzte, verengte sich in der SBZ der Aufbau zur Planwirtschaft in einer hierarchisch auf die SED ausgerichteten Struktur. Im Frühjahr 1949 wurde an der DWK eine Hauptabteilung Bauwesen unter Willi Stoph, dem Leiter der Abteilung Wirtschaftspolitik beim SEDParteivorstand, eingerichtet, der die «gesamte öffentliche Baulenkung einschließlich Planung»81 übertragen wurde. Mit Gründung der DDR im Oktober 1949 wanderte die Abteilung mitsamt Personal in das neu gegründete und von dem Juristen Lothar Bolz geleitete Ministerium für Aufbau, das nun dirigistisch das gesamte Bauen im neuen Staat bestimmte.82

Vielfalt der Wiederaufbaukonzepte in den Städten der Trizone Da in den drei westlichen Zonen die Einrichtung der Länder mit demokratisch gewählten Parlamenten der Gründung der Bundesrepublik vorausging, blieb die Hoheit über das Planen und Bauen dort auch bei Ländern und Kommunen.83 Für die Bauten des Bundes wurde 1950 ein Verdrängung, Visionen, Realität | 429

Bundesbauministerium als eigene Behörde eingerichtet, die dann den Umbau von Kasernen im Raum Bonn für Ministerien organisierte und als ersten großen Neubau das Auswärtige Amt betreute.84 Die Baugesetze und Bauordnungen erfolgten über die Länder, ein Bundesbaugesetz für die Bundesrepublik, das die Landesbauordnungen umfasste, wurde erst am 23. Juni 1960 verabschiedet. Die Städte und Kommunen konnten den Wiederaufbau somit weitgehend selbst nach ihrem jeweiligen Verständnis von der Zukunft ihrer Stadt steuern.85 Dieses Verständnis bestimmte sich aus einer Vielzahl unterschiedlicher Faktoren wie dem Grad der Zer­ störung, der Verankerung städtischer Identität in der Bürgerschaft, den ­gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zielvorstellungen, dem Einfluss von Politikern, Stadtbauräten und Architekten, der Wirkung von Bürgerinitiativen sowie den generellen Leitbildern von einer hygienisch aufge­ lockerten und für den Verkehr geöffneten Stadt. Je nach Gewichtung und Zusammenwirken dieser Faktoren wurden in den politisch divergierenden Bürgervertretungen zwischen 1945 und 1949 zum Wiederaufbau – so der allgemein übliche, beschwichtigende Begriff für Neubau86 – Entscheidungen getroffen, welche die Erscheinung der Städte letztlich bis heute bestimmen. Die Entscheidungsprozesse verliefen somit von Stadt zu Stadt höchst unterschiedlich, allerdings war der Wunsch nach Auflockerung für Hygiene und Verkehr nahezu überall vorhanden und je stärker diesem von modernen Architekten vertretenen Konzept nachgegeben wurde, umso gravierender veränderten sich die Städte im Wiederaufbau. In einigen Städten erfolgte zumeist auf Drängen der Bürgerschaft oder auf Grund einer entsprechenden Gewichtung der Tradition bei den politisch Verantwortlichen schon frühzeitig eine Festlegung darauf, möglichst viel vom Charakter der verlorenen Stadt wiederzugewinnen. So beschloss der Münchner Stadtrat bereits im August 1945 einstimmig einen Wiederaufbauplan des Stadtbaurats Karl Meitinger, nach dem in der Innenstadt «das Bild»87 des alten Münchens wiederhergestellt werden sollte. Diese Leitlinie sowie die nahezu komplette Rekonstruktion der Ludwig- und Maximilianstraße, der beiden repräsentativen Stadtachsen, setzten die nachfolgenden Stadtbauräte trotz wechselnder Stadtratsmehrheiten jahrzehntelang fort.88 Ähnlich wie in München legte der städtische Oberbaudirektor von Freiburg, Joseph Schlippe, bereits im Dezember 1945 einen Wiederaufbauplan vor, den der Gemeinderat genehmigte und nach dem die Innenstadt auf der Grundlage der historischen Parzellenstruktur viel430 | Nachkrieg 1945 – 1949

167 | Westseite des vereinfacht wiederaufgebauten Prinzipalmarkts in Münster, um 1960

fach rekonstruierend wiederhergestellt wurde.89 In Münster setzten die Bürger durch, dass das Herz ihrer Stadt, der Prinzipalmarkt (Abb. 167), in vereinfachten historischen Formen neu geschaffen wurde und bewahrten sich damit eine städtische Identität über die Zerstörung hinweg.90 In ­Rothenburg wurde in Absprache mit der Denkmalpflege ab 1947 die zu etwa 40 Prozent zerstörte Stadt «im Geiste des Vernichteten»91 diskussionslos und im Sinne der Bürgerschaft rekonstruiert. Und in dem zu 90 Prozent zerstörten Freudenstadt wurde durch den Leiter des Stadtbauamts, Ludwig Schweizer, der charakteristische Stadtgrundriss mit den historischen Parzellen beibehalten und ab 1949 ein bezüglich der Dachformen verändertes, aber historisierendes Stadtbild neu geschaffen.92 In Nürnberg beschloss der Stadtrat auf der Grundlage eines «Wettbewerb – Altstadt Nürnberg 1947» eine Planung, nach der die weitgehend verlorene Innenstadt teilweise rekonstruiert werden und durch eine einheitliche Dachlandschaft sowie die durchgängige Verwendung des stadtbildprägenden Buntsandsteins eine historisierende Anmutung erhalten sollte.93 In Donau­ wörth, Minden und Siegen entstanden zentrale Straßenzüge wieder neu in vereinfachten historischen Formen, in Ulm oder Trier erfolgte die kleinteilige Bebauung von Münsterplatz und Hauptmarkt über den alten Parzellen mit der Kubatur der historischen Gebäude. Den traditionellen WieVerdrängung, Visionen, Realität | 431

deraufbau legten nicht die Architekten fest, sondern die Bürgervertreter, die aus einem zumeist vielfältigen architektonischen Angebot entsprechend der Gewichtung von Argumenten und Interessen entschieden. Neben diesen traditionellen Planungen zur Wiedergewinnung von Stadt- und Straßenbildern, bei denen fast durchweg die Baulichkeiten hinter den Fassaden für neue oder veränderte Nutzungen umgestaltet wurden, finden sich besonders im Ruhrgebiet viele konventionelle Formen des Wiederaufbaus, bei denen nicht historisiert, aber die ursprüngliche Blockrandbebauung und die Dimensionen von Plätzen bei Neubauten beibehalten beziehungsweise fortgeführt wurden, um den urbanen Charakter der Stadt wiederzugewinnen.94 Diese urbanistische Haltung be­ förderten insbesondere der 1945 wieder in sein Amt als Verbandsdirektor des SVR eingesetzte Philipp Rappaport, der mit seiner Schrift Der Wiederaufbau der deutschen Städte95 Maßgaben und Maßstäbe für einen auf dem Bestehenden aufbauenden Städtebau lieferte, sowie der Düsseldorfer Stadtbaurat Albert Deneke mit seiner Publikation Renaissance im Städte­ bau96.

Umlegungen und Neustrukturierungen Im Gegensatz zu diesen meist wenig beachteten traditionellen und konventionellen Formen des Wiederaufbaus propagierten die Vertreter der Moderne seit 1945 lautstark einen radikalen Neu- beziehungsweise Umbau der Städte nach den Leitbegriffen der Auflockerung, Stadthygiene und Funktionsgliederung für Wohnen, Arbeiten, Erholung und Verkehr im Sinne der CIAM-Erklärung von La Sarraz und der Charta von Athen. Die Planungen von Le Corbusier und Gropius wurden als richtungsweisende Visionen beschworen, als konkrete Vorbilder dienten besonders die späten Frankfurter Siedlungen von Ernst May, deren Struktur nun mitten in die Städte platziert wurde.97 Die in den 1920 er-Jahren propagierte «Großstadt im Grünen» sollte das «steinerne Meer» der Industriestädte ersetzen. So schlugen rigide Modernisten bei den ersten städtebaulichen Wettbewerben vielfach eine Auflösung von Stadtquartieren in Zeilenbauten vor, mit denen sowohl die Baublöcke der historischen Stadt als auch die Durch­ mischung der Funktionen aufgehoben und der Verkehr «autogerecht» geführt werden konnte. Bei einem Entwurf für Nürnberg des Bauhäuslers Gustav Hassenpflug blieb 1948 von der Stadt nur noch ein historischer 432 | Nachkrieg 1945 – 1949

168 | G  ustav Hassenpflug, Aufbauplan Nürnberg, 1948

Straßenzug ­inmitten von durchgrünten Bauzeilen (Abb. 168), und über das historische Frankfurt legte ein Architektenteam mit Werner Hebebrand 1949 einen schematischen Zeilenbau.98 Da jede Form von Zeilenbau über den alten Grundstücksparzellen nur durch radikale Eingriffe in die Besitzstrukturen möglich war, folgte ge­ radezu zwangsläufig die Forderung nach Instrumenten zur Umlegung der Flächen beziehungsweise nach Möglichkeiten zur Enteignung. Die Vorschläge des Schweizer Bodenreformers Hans Bernoulli, der Grundbesitz und Grundverwertung durch Einführung eines Erbbaurechts trennen und damit übergreifende Planungen für den Neuaufbau der Städte ermög­ lichen wollte, wurden viel diskutiert, aber nirgends umgesetzt.99 Da Enteignungen bei den US-amerikanischen Behörden nicht gewünscht waren, konzentrierten sich die Bemühungen auf Aufbaugesetze, über die Um­ legungen, Flächen- und Wertausgleich mit Bauleitplanungen gesteuert werden sollten. Die britischen Behörden setzten für Nordrhein-Westfalen Verdrängung, Visionen, Realität | 433

169 | R  udolf Hillebrecht, Dokumentation des autogerechten Wieder­ aufbaus von Hannover, 1959

noch im Mai 1949 ein Bodenreformgesetz durch, das aber aufgrund des Eigentumsschutzes von Artikel 14 des kurze Zeit später verabschiedeten Grundgesetzes nicht mehr angewendet werden konnte.100 Da mit der Währungsreform der Baumarkt bereits 1948 in Bewegung kam, ging es den Stadtplanern, sofern sie größere Umgestaltungen anstrebten, darum, in Verhandlungen mit den Besitzern Umlegungen für größere Neuplanungen zu erreichen. Am erfolgreichsten wirkte diesbezüglich Rudolf Hille­brecht, der als Stadtbaurat von Hannover ab 1948 mit zahlreichen Um­legungen eine radikale Auflockerung der Innenstadt durch Zusammenfassung von Baublöcken und eine «verkehrsgerechte» Aufweitung und Veränderung des Straßennetzes mit autobahnartigen «Tangenten» erreichte (Abb. 169). Die Durchbrüche für den Autoverkehr feierte Hillebrecht, da «die Straße besonders erlebnisreich entlang dem Rand der Altstadt»101 geführt würde. Das Ergebnis bejubelten moderne Architekten als Vorbild. Dass die urbane und historische Qualität der Stadt Hannover im Zuge der Auflockerung sowie der Auflösung der alten Stadtstruktur vollständig verloren ging, kam erst nach einer Generation ins Bewusstsein. Umlegungsverfahren zur Verbreiterung der Straßen waren dann leichter 434 | Nachkrieg 1945 – 1949

umzusetzen, wenn das Zurücksetzen der Baulinien und der Grundstücksverlust durch eine erhöhte Geschossflächenzahl ausgeglichen werden konnte und wenn nicht großflächig die gesamte Stadtstruktur verändert und damit zahllose Interessen befriedigt werden mussten. Der Wiederaufbau der überwiegenden Mehrzahl der westdeutschen Städte erfolgte deshalb in einer «Mischung aus Rekonstruktion und Neustrukturierung»102. Je nachdem, wie viele zusammenhängende Flächen in den Besitz der Stadt gebracht oder von Eigentümern freiwillig zu einer Umlegung und Neuordnung organisiert werden konnten, waren größere oder nur kleinere Eingriffe in die Stadtstruktur möglich. Im vollständig zerstörten Düren gelang eine komplette Auflockerung des Stadtkerns, in Heilbronn klappte dies nur partiell, und in Köln scheiterten Zusammenlegungen am Widerstand der Grundbesitzer, so dass das alte Straßennetz vielfach bestehen blieb.103 Von Aachen über Dortmund bis Braunschweig und von Augsburg und Würzburg bis Paderborn, Bremen und Kiel entstanden Wiederaufbaupläne, bei denen sich die seit der Jahrhun­dertwende bekannten und praktizierten Prinzipien und Formen der Stadt­sanierung mit den jeweils spezifischen Bedingungen mischten.104 Unbeachtet blieb dabei zumeist, dass sich mit der Veränderung des Straßenquerschnitts und der Stockwerkshöhen auch der historische Raum völlig veränderte, dass Plätze eine neue Dimension erhielten und dass somit auch bei relativ ähnlich gebliebener Parzellenstruktur doch die historische Stadt vielfach verschwand.105 Die Erinnerung an die verlorene beziehungsweise durch eigene Schuld zerstörte Stadtgeschichte wurde in der Geschäftigkeit des Wiederaufbaus verdrängt. Als Hannah Arendt 1949/50 Deutschland besuchte, schrieb sie: «Doch nirgends wird dieser Alptraum von Zerstörung und Schrecken ­weniger verspürt und nirgendwo wird weniger darüber gesprochen als in Deutschland. […] Beobachtet man die Deutschen wie sie geschäftig durch die Ruinen ihrer tausendjährigen Geschichte stolpern und für die zerstörten Wahrzeichen ein Achselzucken übrig haben, […] dann begreift man, dass die Geschäftigkeit zu ihrer Hauptwaffe bei der Abwehr der Wirklichkeit geworden ist. Und man möchte aufschreien: Aber das ist doch alles nicht wirklich – wirklich sind die Ruinen; wirklich ist das vergangene Grauen, wirklich sind die Toten, die ihr vergessen habt.»106 Die Kriegs­ generation richtete sich in den geschichtslosen anonymen Neubauten ein, die den Weg in eine bessere Zukunft zu weisen schienen, erst die nächsten Generationen verwiesen auch auf den Verlust. Hans ­Magnus Enzensberger Verdrängung, Visionen, Realität | 435

fasste 1960 in drei Gedichtzeilen das Wirtschaftswunderdeutschland über den Trümmern der NS-Vergangenheit zusammen: «wie ein Grab / blühend gegen den blutigen Schutt / der Zeiten, die uns geblieben sind»107. Eine derartige Sensibilität blieb die große Ausnahme und die Erinnerung verblasste im Laufe der Jahrzehnte. 2005 schrieb Wolfgang Büscher in seinem Bericht Deutschland, eine Reise: «Es dauerte eine Weile, bis ich es bemerkte. Mit Emmerich stimmt etwas nicht. […] Ich schlenderte hin und her durch alte Tore mit alten Namen, bis ich begriff: Die sind ja gar nicht alt. So gut wie nichts hier ist alt. […] Auch die Giebel nicht in den krummen Gassen. Die sind alle neu. Nicht älter als du. […] Etwas war, bevor ich da war. Etwas war verloren.»108

436 | Nachkrieg 1945 – 1949

5. Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

170 | E gon Eiermann, Merkur Kaufhaus in Stuttgart, 1961–1963

Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990 | 437

5. 1 Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand in Ost und West Die definitive wirtschaftliche Teilung Deutschlands und die komplette Eingliederung in das westliche beziehungsweise östliche Wirtschaftssystem erfolgten durch die Währungsreform in West und Ost im Juni 1948, mit der auch die monetären Kriegsschulden des untergegangenen Staates gegenüber den eigenen Bürgern «durch massenhafte Enteignung»1 weitgehend liquidiert wurden. Die wirtschaftliche Teilung zielte bereits auf eine entsprechende politische, soziale und kulturelle Neuordnung, die nun schrittweise vollzogen wurde, so dass im Zuge des Kalten Krieges aus dem geschlagenen und geteilten Kriegsgegner zwei Partner der verfeindeten Blöcke entstanden. Die vereinigten Westzonen wie auch die SBZ bauten eigene Zentralverwaltungen auf, Verfassungen wurden für zwei Gesellschaftssysteme mit konträrer politischer Kultur ausgearbeitet und im September 1949 konstituierte sich die BRD, im Oktober die DDR. Damit war Deutschland gut vier Jahre nach Kriegsende in zwei Frontstaaten geteilt, deren Wirtschafts-, Sozial- und Politiksysteme sich konfrontativ gegenüberstanden.2

Systemkonkurrenz Frontstellung und Systemkonkurrenz kamen in den folgenden Jahren auch im Bereich der Kultur und insbesondere in der Architektur zu einer öffentlich deutlich sichtbaren Ausprägung.3 Das Baugeschehen war zumindest teilweise kontrafaktisch aufeinander bezogen und das jeweils andere Bauen bildete den negativen Bezugspunkt auch in der politischen Propaganda. Eine Deutung der Architektur kann somit nicht nur aus den Teilen, sondern muss auch im Hinblick auf das Ganze erfolgen.4 In Westdeutschland mit wirtschaftlich günstigerer Ausgangsposition, mit West­ Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand in Ost und West | 439

integration in einen prosperierenden Exportmarkt sowie dreifach größerer Bevölkerungszahl war der Blick auf das Geschehen im Osten sehr viel verhaltener als umgekehrt, aber die Systemkonkurrenz war genauso ausgeprägt und bestimmte – offen oder verdeckt – in den ersten beiden Nachkriegsjahrzehnten auch die Diskussionen um Architektur.5 Mit der Förderung von Eigenheimen sollte im Westen dem inszenierten Schreckgespenst der «Vermassung»6 entgegengewirkt und ein «Bollwerk gegen den Kommunismus»7 geschaffen werden, so wie umgekehrt im ­Osten kollektive Wohnformen und öffentliche Inszenierungsräume für eine sozialistische Lebenswelt konzipiert waren. Die im Osten propagierte «schöne deutsche Stadt»8 (Abb. 171) stand konträr zum internationalen Stil und zu der von den Leitbegriffen der Charta von Athen dominierten westlichen Architektur, die Walter Ulbricht als volksfeindlichen «Kosmopolitismus»9 und der DDR-Bauminister Lothar Bolz als «amerikanische Überfremdung»10 denunzierten. Auf die historisierenden Blöcke entlang der Achse der Stalinallee, nach Ulbricht die «1. Straße des Sozialismus» und «Grundstein zum Aufbau des Sozialismus in der Hauptstadt Deutsch­

171 | P lakat zum Aufbau von Berlin nach dem Natio­ nalen Aufbauprogramm mit dem Haus an der Weberwiese, 1952

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172 | Hugh Stubbins, Kongresshalle in Berlin, 1956–1957

lands»11, antwortete die Westberliner Interbau – bereits der Name war Programm – mit asymmetrisch «frei» im Grünen platzierten Solitärbauten (Abb. 187). Das im Rahmen der Bauausstellung neu bebaute Hansaviertel sollte ausdrücklich «ein klares Bekenntnis der Architektur zur westlichen Welt» liefern «im Gegensatz zum falschen Prunk der Stalin­ allee»12. Asymmetrie und Vermeidung von Achsen avancierten geradezu zu einem programmatischen Leitprinzip angeblich «demokratischen» Bauens und Gestal­tens in der Bundesrepublik.13 Die geschwungene Kongresshalle (Abb. 172), ein Geschenk der USA an Berlin im Rahmen der Interbau, war nach A ­ uffassung ihres Architekten Hugh Stubbins «ein Leuchtfeuer der Freiheit, das seine Strahlen nach Osten sendet»14. Im Zuge der seit 1955 propagierten neuen Wirtschafts- und Baupolitik wollte dann die DDR, nach einem Wort Ulbrichts, den Westen «überholen ohne einzuholen»15. Als dieser verquere Anspruch an der mangelnden Wirtschaftskraft scheiterte und zudem die Bonner sozialliberale Koalition Ende der 1960 er-Jahre eine neue Ostpolitik einleitete, kam es nach dem Sturz Ulbrichts 1971 zu einem erneuten Kurswechsel. Erich Honecker ­verkündete die «Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik» und suchte über ein umfassendes Wohnungsbauprogramm, mit dem alle Wohnungsprobleme gelöst und eine egalitäre sozialistische Lebensform geschaffen werden sollte, eine sozialpolitische Positionierung der DDR gegenüber der Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand in Ost und West | 441

Konsumgesellschaft der BRD.16 Mit dem wachsenden Konsum- und Freiheitsvorsprung im Westen und dem Schwinden der sozialistischen Utopie hinter Grenzmauern im Osten erschöpfte sich die Systemkonkurrenz – abgesehen vom Leistungssport – in den 1970 er- und 1980 er-Jahren immer mehr, die Bundesrepublik wurde bei der Bevölkerung der DDR zunehmend zum alleinigen Maßstab beim Systemvergleich.17 Bauen und Bauwirtschaft waren integraler Bestandteil der beiden politischen Systeme und spiegeln somit deren Grundlagen und Ziele, deren Gesetze und Organisationsstruktur. Dem Aufbau der demokratischen, ­föderalen und sozialen Gesellschaftsform im Rahmen des Grundgesetzes der Bundesrepublik stand das Programm eines «Arbeiter- und Bauern­ staates» gegenüber, in dem Wirtschaft, Kultur und Politik von der SED im Namen der Arbeiterschaft bestimmt wurden. Im Westen entfaltete sich das privatwirtschaftliche Bauwesen im Rahmen der sozialen Marktwirtschaft und des Programms «Wohlstand für alle», das auch eine ökonomische «Magnetwirkung»18 auf den Osten ausüben sollte. Im Osten verwandelte die sozialistische Planwirtschaft als «Treibriemen» eines Zukunftsversprechens systematisch das Produktivvermögen in «Volkseigentum» beziehungsweise «volkseigene Betriebe» (VEB) und Kombinate und das Bauen wurde zentralistisch nach Vorgaben der SED gesteuert. Während in der DDR alle Baufragen und Kompetenzen in einem Ministerium für Aufbau gebündelt waren, entstand in der Bundesrepublik 1949 nur ein Ministerium für Wohnungsbau, dem Innenminister unterstand die Raumordnung, Verkehrsbauten gehörten zum Verkehrsministerium, Bauten der Verteidigung zum Verteidigungsminister, und das Finanzministerium kontrollierte Teile des Hochbaus. Der Bund konzentrierte sich auf den Wohnungsbau, der als Teil der Sozialpolitik wirksam werden sollte.19

Wohnungsbau als Instrument der Sozialpolitik in der BRD Um den Wohnungsneubau voranzutreiben, bereitete das Bonner Ministerium für Wohnungsbau ein Bundesgesetz zur Enteignung von Grundstücken zugunsten von Neubauten vor, dazu sollte sogar das Grundgesetz geändert werden. Dies war ganz im Sinne vieler Städteplaner – auf der Bauausstellung «Constructa» in Hannover ließ der Stadtbaurat Rudolf Hillebrecht 1951 ein variiertes Zitat nach Karl Marx anbringen: «Parlamen442 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

tarier aller deutschen Länder vereinigt euch, schafft ein neues Bau- und Bodenrecht.»20 Das Bundesverfassungsgericht musste die Zuständigkeit und Rechte des Bundes prüfen, rechtliche Bedenken konnten 1954 ausgeräumt werden, aber eine Gesetzgebung blieb im Gestrüpp der Auseinandersetzungen mit Ländern und Kommunen hängen. Jahrelang kämpften Architekten und Städtebauer weiter um ein neues Bau- und Bodenrecht mit Eingriffsmöglichkeiten in die Eigentumsrechte an Grund und Boden. Ernst May, 1954 nach Deutschland zurückgekehrt und Chefplaner der Neuen Heimat, erklärte sogar, die «Grundgesetze mit ihren Eigentums­ paragraphen» seien «das Grab eines fortschrittlichen deutschen Städtebaues»21. Erst am 29. Juni 1960 kam es zum Inkrafttreten des Bundes­ baugesetzes (BBauG), in dem die umstrittenen Eingriffsrechte jedoch marginalisiert blieben beziehungsweise durch entsprechende Erklärungen und Gesetze zum Eigentumsrecht neutralisiert waren. Der Bund hatte demnach das Gesetzgebungsrecht für das Bodenrecht, das Bauordnungsrecht verblieb bei den Ländern, die Bauleitplanung lag bei den Kommunen, die somit die Planungshoheit behielten und mit Flächennutzungsund Bebauungsplänen die bauliche Nutzung in Gemeinden und Städten bestimmten. Wertzuwachsabschöpfung und Enteignungen waren nicht konsensfähig. Städtebauliche Fragen waren im Gesetz kaum behandelt, es ­dauerte elf Jahre, bis nach endlosen Diskussionen und Kompromissen im Vermittlungsausschuss das Städtebauförderungsgesetz (StBauFG) am 1. August 1971 in Kraft trat. Das Gesetz regelte die Vorbereitung und Durchführung städtebaulicher Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen. Nach Festlegung von Sanierungsgebieten und der Aufstellung von entsprechenden Planungen konnten den Kommunen Bundesmittel überwiesen und Steuererleichterungen ausgesprochen werden. Mögliche Eingriffe in Besitz und Boden waren zwar thematisiert, kamen aber aufgrund der Eigentumssicherung und der notwendigen Entschädigungszahlungen kaum zum Einsatz, nur verdeckte Wertabschöpfungen über Erschließungsbeiträge ließen sich durchsetzen.22 Zum Zeitpunkt der Verabschiedung des Gesetzes zielten Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen weitgehend auf Abriss und Neubau. Erst im Zuge der Energiekrise, der Verstärkung des Denkmalschutzes und wachsender Bürgerproteste entwickelte sich das Konzept einer behutsamen Stadterneuerung. 1976 erhielt der Bestandsschutz in einer Novellierung des Städtebauförderungsgesetzes Rechts­ charakter, die Erhaltung von Altbauten galt damit auch als zu fördernde Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand in Ost und West | 443

Sanierungsmaßnahme. Um die verschiedenen Sondergesetze zu vereinheitlichen wurden 1987 Bundesbaugesetz und Städtebauförderungsgesetz zum Baugesetzbuch (BauGB) zusammengefasst, das seitdem einheitlich im deutschen Rechtsraum das Bau- und Planungsrecht regelt.23 Zu Beginn der Bundesrepublik steuerten Steuererleichterungen, Hypothekengesetze und Baulandbereitstellung das Bauwesen und insbesondere den Wohnungsbau im Sinne der sozialen Marktwirtschaft.24 Das 1. Wohnungsbaugesetz vom 24. April 1950 förderte mit öffentlichen Mitteln, begleitet von steuerlichen Vergünstigungen, als «vordringlichste Aufgabe» den sozialen Wohnungsbau für niedrigere Einkommen und regelte die Wohnungsgrößen und Miethöhen. Das Steuersystem mit umfassender Abschreibungsmöglichkeit von in den Wohnungsbau investierten Gewinnen – Einkommensteuergesetz Paragraph 7 – war von zentraler Bedeutung für den «wirtschaftslenkenden» Effekt beim Wiederaufbau, denn die steuerliche Entlastung war geradezu mit einem «Zwang zu Neuinvestitionen»25 gekoppelt. Die Bauwirtschaft wurde konjunkturpolitisch als eine Schlüsselindustrie für den Wiederaufbau und zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit eingesetzt und dafür eine «Herauslösung des Wohnungssektors aus dem Markt»26 geschaffen. Durch Verlängerung des Mietpreisstopps für Altbauten entzog der Staat zudem diesen Bestand zumindest teilweise dem Markt und konzentrierte die Bautätigkeit auf Wohnungsneubauten. Ziel war, in sechs Jahren 1,8 Millionen neue Sozialwohnungen zu errichten, dies wurde 1956 mit zwei Millionen sogar übertroffen. Mietwohnungen und Eigenheime erhielten anfangs gleichermaßen Förderung, aber schon mit dem Gesetz über Wohnungseigentum und Dauerwohnrecht vom 15. März 1951, das erstmals in Deutschland Wohnungseigentum in Mehr­ familienhäusern ermöglichte, zeichnete sich ab, dass die Wohnungsbau­ politik auf Vermögensbildung zielte.27 Kirchliche und konservative Kreise verlangten zunehmend, Eigenheime müssten «als sozial wertvollster und am meisten förderungswürdiger Zweck»28 behandelt werden. Der wohnungspolitische Sprecher der CDU/CSU und spätere Wohnungsbau­ minister, Paul Lücke, führte im Namen eines familiengerechten Lebens mit Kindern und Garten einen Kampf für Eigenheime und erreichte, dass diese allmählich Vorrang bei der Förderung erhielten. Darauf folgte das 2. Wohnungsbaugesetz vom 27. Juni 1956 mit dem programmatischen Untertitel «Wohnungsbau und Familienheimgesetz», das nicht nur durch einkommensorientierte Förderung des sozialen Woh444 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

nungsbaus den Wohnungsmangel beheben sollte, sondern die Eigenheimprivilegierung gesetzlich verankerte, um «weite Kreise des Volkes durch Bildung von Einzeleigentum, besonders in der Form von Familienheimen, mit Grund und Boden zu verbinden»29. Wohnungsbaupolitik war Teil der Sozialpolitik, von den fünf Millionen neuen Wohnungen bis 1960 wurden 2,95 Millionen als sozialer Wohnungsbau durch Staatsintervention in den Baumarkt gefördert.30 Nach dieser ersten Sättigung erfolgte 1960 mit ­einem Gesetz über den Abbau der Wohnungszwangswirtschaft und der Einführung eines neuen Mietrechts – dem «Lücke-Plan» – eine stufenweise Deregulierung und Liberalisierung des Wohnungsmarktes, um Mietsteigerungen zu ermöglichen und private Investitionen lukrativer zu machen. Der staatlich geförderte Anteil im Wohnungsbau sank auf unter 10 Prozent, aber die Zahl der Wohnungsneubauten stieg kontinuierlich von insgesamt 220 000 im Jahr 1949 bis zu einem Höhepunkt von 714 000 im Jahr 1973 immer weiter an.31 Damit waren zu diesem Zeitpunkt etwa 55 Prozent aller Wohnungen in der BRD Neubauten aus der Nachkriegszeit. Gleichzeitig erhöhte sich die durchschnittliche Wohnungsfläche von 48 auf 85,3 Quadratmeter, der enorme quantitative Zuwachs wurde somit durch den steigenden Flächenkonsum stark nivelliert.32 Mit den steigenden Mieten und dem Anwachsen der Eigentumswohnungen kehrten sich die Verteilungswirkungen des sozialen Wohnungsbaus in den 1960 er-Jahren um, und eine Studie des Bundesbauministeriums stellte 1980 fest: «Mit dem zunehmenden Anteil an Eigentumswohnungen profitierten […] immer mehr die jeweils höheren Einkommen»33, die überproportional ­begünstigt würden. Die Förderpolitik scheiterte an dem Widerspruch, ­sozialpolitische Wirkungen erreichen zu wollen, aber gleichzeitig die «privatwirtschaftlichen Verwertungsprozesse der Wohnungsproduktion und des Kapitalmarkts» nicht anzutasten. Die Fehlentwicklung wurde vollends offensichtlich, als die Misswirtschaft des größten Wohnungsbaukonzerns Neue Heimat in den 1980 er-Jahren bekannt wurde und der Konzern mit ungeheuren Verlusten abgewickelt werden musste.

Dirigismus und Zentralismus in der DDR Die Gesetzgebung zu Bau- und Bodenrecht verlief in der DDR entsprechend den politischen Zielen konträr zur Bundesrepublik. Das mit der Staatsgründung eingerichtete Ministerium für Aufbau dirigierte Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand in Ost und West | 445

schrittweise das gesamte Bauwesen zentralistisch. Schon im April/Mai 1950 holte sich das Ministerium aus Moskau die Direktiven für Architektur und Städtebau, die als «16 Grundsätze des Städtebaus» am 27. Juli 1950 für das gesamte Bauwesen verpflichtend wurden, und am 6. September 1950 erfolgte die Verabschiedung des «Aufbaugesetzes». Bereits die Präambel ­thematisierte die Systemkonkurrenz mit der Behauptung, die DDR hätte die Beseitigung der schlimmsten Kriegsfolgen aus eigener Kraft der Werktätigen überwunden, während sich «der Westen Deutschlands unter der Herrschaft anglo-amerikanischer Imperialisten stark verschuldete»34. Der planmäßige Aufbau der Städte der DDR und der «Hauptstadt Deutschlands, Berlin» wurde als Regierungsauftrag an das Ministerium für Aufbau und den Magistrat von Berlin erteilt, die diesen Aufbau «zu planen und zu lenken» hatten. Die Aufbaupläne unterlagen der Kontrolle des Ministe­ riums, in den «Aufbaugebieten» konnte über «bebaute und unbebaute Grundstücke» nach Bedarf unter «Entziehung des Eigentums» verfügt werden.35 Diese Möglichkeit der Enteignung erschien einigen Planern in der Bundesrepublik, die eine Umsetzung ihrer großflächigen Entwürfe behindert sahen und deshalb kontinuierlich über das angebliche Scheitern des Wiederaufbaus räsonierten, als vorbildlich. So erklärte Ernst May noch 1959: «Ich bin zu dem erschütternden Ergebnis gekommen, daß die Kommunisten einen Städtebau durchführen, den wir seit 30 Jahren kennen und lehren, der aber in [West-] Deutschland nicht zustande kommt, weil uns die Gesetze fehlen, die uns in die Lage versetzen, diese Dinge auch zu verwirklichen.»36 Das Aufbaugesetz ermöglichte, großräumig zu enteignen und Bodenpreise einzufrieren, um Entschädigungen zu minimieren. Der seit 1936 gültige Mietenstopp wurde verlängert und der Mietpreis auf 0,80 bis 1,20 Mark pro Quadratmeter festgelegt, eine Maßnahme, die mit kleinen Abweichungen bis 1989 galt. Es entstand ein Mietparadies, insbesondere für diejenigen, denen eine neue Wohnung zugewiesen wurde, das aber auf Abhängigkeiten, hohen Subventionskosten des Staats und gleichzeitiger Vernachlässigung der Altbausubstanz basierte. Die Zentralisierung der Planung erfolgte über die am 1. Januar 1951 gegründete Deutsche Bauakademie (DBA, ab 1974 Bauakademie der DDR), die dem Aufbauministerium unterstand und im Rang eines Planungs­ ministeriums unter der Leitung von Kurt Liebknecht das bisherige Institut für Städtebau und Hochbau sowie das Institut für Bauwesen – bis 1950 geleitet von Hans Scharoun – vereinigte. Die DBA bildete das Entwurfs­ 446 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

organ des Ministeriums und war neben fachwissenschaftlicher Forschung «faktisch für den gesamten Hochbau der DDR verantwortlich»37, außerdem gab sie ab 1952 zusammen mit dem Bund deutscher Architekten die Zeitschrift «Deutsche Architektur» (ab 1974 «Architektur der DDR»), das einzige überregionale Fachorgan des Landes, heraus. Mit der Zentralisierung verbunden waren die Aufhebung der Finanzhoheit der Kommunen Ende 1950, die Abschaffung der Stadtplanungsämter, die bis 1952 durch zentrale Planungsbüros ersetzt wurden, die schrittweise Verstaatlichung der Bauwirtschaft – von 41,3 Prozent 1950 auf 93,4 Prozent im Jahr 198038 – sowie ein bereits seit 1949 betriebener vollständiger Umbau der Architektentätigkeit und des gesamten Berufsstands. Parallel zu den volkseigenen Betrieben, die 1950 bereits 70 Prozent der Industrieproduktion kontrollierten, entstanden volkseigene Projektierungsbüros, die ein Monopol auf die Entwurfstätigkeit erhielten und in denen nahezu alle Architekten des Landes als Staatsangestellte arbeiteten.39

Konjunkturen und Krisen der Bauwirtschaft in der BRD Die Bautätigkeit in der BRD von 1949 bis zum Wirtschaftscrash 1973/74 im Zuge der Öl- und Energiekrise kann als Teil eines 25-jährigen «Superbooms»40 bezeichnet werden mit jährlichen Wachstumsraten des Bruttosozialprodukts in den 1950 er-Jahren von bis zu acht und in den 1960 ern von etwa fünf Prozent, allerdings mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen sowie vielfachen Kurskorrekturen.41 In diesem Zeitraum stand der Wohnungsbau im Zentrum des Bauens und war Teil einer Konsum- und Wohlstandsexplosion. Die erste Phase war noch geprägt von «qualifizierter Handarbeit»42, wobei das Bauen von der zusätzlichen Arbeitskraft der Vertriebenen und Flüchtlinge profitierte. Mitte der 1950 erJahre herrschte im Baugewerbe Vollbeschäftigung. Um bei etwa gleichbleibender Beschäftigungszahl und sinkenden wöchentlichen Arbeitsstunden den weiter steigenden Bedarf zu erfüllen, begann eine Umstrukturierung des gesamten Baubetriebs auf Mechanisierung der Transporte, Einsatz von Turmdrehkränen, Wechsel von der baustellengebundenen Betonherstellung zu Transportbeton sowie Vorfertigung der Bauteile in Spezialfabriken mit Montage auf der Baustelle.43 Das fordistische Produktionsmodell, das auf Massenfertigung, Vollbeschäftigung und Nachfragestimulanz beruhte, kam auch im Bauwesen zum Tragen.44 Erst jetzt näherte sich das Bauen Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand in Ost und West | 447

allmählich dem Industrialisierungsgrad anderer Industriezweige. Das Erscheinungsbild der Architektur veränderte sich damit vielfach zu deutlich industriell geprägten Gebilden. Da mit der umfassenden Rationalisierung und Mechanisierung auch der Arbeitsaufwand für die Erstellung eines Quadratmeters Wohnfläche – trotz Steigerung des technischen und sanitären Komforts – erheblich sank, konnte das Bauvolumen von 1955 bis 1975 etwa verdreifacht werden.45 Um 1960 war der Wohnungsmarkt in etwa ausgeglichen, die Nachfrage stieg jedoch mit den steigenden Einkommen und dem wachsenden Bedürfnis nach Wohnkomfort und größeren Wohnflächen. Mit der nun folgenden Liberalisierung des Wohnungsmarkts wurden Wohnbauten zum «Betongold» für Spekulation. Waren 1950 noch 80 Prozent der neuen Wohnungen für Eigenbedarf genutzt worden, so sank dieser Anteil bis 1972 auf 32 Prozent, die Mietpreise verdoppelten sich zwischen 1960 und 1970, und der Baupreisindex stieg in diesem Zeitraum um 50 Prozent,46 Wohnungen wurden zum Geschäft. Das Baugewerbe zählte 3,7 Millionen Beschäftigte und erwirtschaftete mit 200 Milliarden DM etwa zehn Prozent der gesamten Industrieproduktion der Bundesrepublik. Die Öl- und Energiekrise vom Oktober 1973 beendete den «Superboom», das nahezu kontinuierliche Wachstum von Industrie und Wirtschaft seit Gründung der Bundesrepublik. Mit der Vervierfachung des Ölpreises von Oktober bis Dezember 1973 im Zuge des Nahostkriegs sank das Wirtschaftswachstum von 5 Prozent 1973 auf Null im folgenden Jahr und erreichte 1975 mit Minus 1 Prozent einen Tiefpunkt in der Geschichte der Bundesrepublik. Die Zahl der Arbeitslosen stieg zwischen 1970 und 1975 von 150 000 auf über eine Million, trotz des industriellen Abschwungs blieb die hohe Inflationsrate, es herrschte «Stagflation». Da die Anfang der 1970 er-Jahre ohnehin hypertroph boomende Bauwirtschaft nicht wie andere Industriezweige im Krisenfall auf Vorrat arbeiten konnte und Gewinne kaum für Investitionen oder Rücklagen verwendet wurden, verzeichnete das Bauwesen weitaus stärkere Einbrüche als die übrige Wirtschaft. Die Aufträge gingen in zwei Jahren um 50 Prozent zurück, Großprojekte wurden eingestellt, 25 Prozent der Stellen im Bauhauptgewerbe beziehungsweise 350 000 Arbeitsplätze gingen bis 1975 verloren, die Zahl der Bau­betriebe schrumpfte um etwa 4000,47 zahlreiche Baugesellschaften, darunter Deutschlands größter privater Bauunternehmer Heinz Mosch, meldeten Konkurs an.48 Der Wohnungsbau, der 1973 mit 714 226 fertiggestellten 448 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

Wohneinheiten den Höchststand in der Geschichte der Bundesrepublik erreicht hatte, brach ein, 1976 entstanden nur noch 392 380 Einheiten und die Zahlen verringerten sich weiter bis zu einem Tiefstwert von 208 621 im Jahr 1988.49 Die Auswirkungen auf die Architektenschaft waren entsprechend: Zwischen 1974 und 1976 meldeten sich von den etwa 50 000 registrierten Architekten 15 000 arbeitslos, 30 Prozent der Mitarbeiter in Architekturbüros wurden entlassen und die Honorarsummen schrumpften um 25 Prozent. Die Zeitschrift «Arbeit und Sozialpolitik» titelte: «Architekten an der Klagemauer»50, der BDA schrieb von der «größten Existenzgefährdung seit den 30 er Jahren»51. Angesichts der vorherigen «preistreibenden Überbeschäftigung» hielten manche den Prozess allerdings auch für eine «Bereinigung»52. Auf die Krise antworteten viele Wirtschaftszweige mit Automatisierung, Diversifizierung und Globalisierung der Produktion.53 Diese Wege waren für das Bauwesen nur sehr begrenzt anwendbar, es erholte sich nur langsam, wurde deshalb von der zweiten Ölkrise im Zusammenhang der Golfkriege 1979/80 wieder besonders hart getroffen und erlebte eine erneute starke Rezession. Zwischen 1979 und 1981 war ein Auftragsrückgang von 25 Prozent zu verzeichnen, etwa 1500 Baubetriebe mussten Konkurs anmelden, und das Bauhauptgewerbe verlor bis 1985 nochmals 24 Prozent der Beschäftigten beziehungsweise 300 000 Arbeitsplätze.54 Das jährliche Wachstum des Bauvolumens, das in den 1950 er-Jahren bei 8 Prozent und in den 1960 ern noch bei 4 Prozent gelegen hatte, schrumpfte in den 1970 ern auf 2 und in den 1980 ern auf 1 Prozent. Dieser Einbruch, der ­allerdings auch als eine Normalisierung von hypertrophen Entwicklungen beziehungsweise als «krisenhafter Transformationsprozess»55 verstanden werden kann, förderte die nun einsetzende Abkehr von bisher gültigen Wertvorstellungen. Aus der Krise erwuchsen in den 1970 er- und 1980 erJahren das postmoderne Bauen mit Bezügen zu Ort und Historie sowie ein «behutsamer» Umgang mit dem Bestand, Stadtreparaturen und eine neue Bedeutung der Denkmalpflege.

Bauwirtschaft in der DDR von Ulbricht zu Honecker In der DDR sah der bereits im März 1949 beschlossene erste Zweijahrplan 20 Prozent der Gesamtinvestitionen für Wohnungsbau und 19 Prozent für Kultur- und Sozialbauten vor.56 Mit dem von Moskau verBauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand in Ost und West | 449

ordneten Bauen in «nationaler Tradition» erhielt die Architektur 1950 eine neue Richtung, aber gleichzeitig wurde in einem neuen Fünfjahrplan nun der Ausbau der Schwerindustrie, deren Produktion verdoppelt werden sollte, in den Mittelpunkt gestellt. In der DDR fehlten Eisenerz und Steinkohle, die Energiegewinnung und Stahlerzeugung mussten vorrangig neu aufgebaut werden.57 Den «symbolischen Auftakt» bildete die Grundsteinlegung für den Hochofen des «Eisenhüttenkombinats Ost» (EKO), um das die «Wohnstadt HKO» (Hüttenkombinat Ost, 1953 Stalinstadt, 1961 Eisenhüttenstadt) für die Arbeiter entstehen sollte.58 Der Plan versprach auch eine «Konsumwende», die aber unter diesen Prämissen nicht ein­ treten konnte. Deshalb wurde 1955 ein zweiter Fünfjahrplan verkündet, der zum einen eine Steigerung der Konsumgüterproduktion um 33 Prozent vorsah, zum anderen die neue Devise «Industrialisierung und Typisierung» im Bauwesen forcierte. Nahezu parallel zur Industrialisierung des Bauens in der BRD wurde auch in der DDR begonnen, das Bauwesen vom handwerklichen Charakter auf Vorfertigung und Typenprojektierung umzustellen. Da Vollbeschäftigung und Wachstumsraten bis zu 12 Prozent ver­ zeichnet werden konnten, beschloss die SED auf ihrem Parteitag 1959 ­einen Siebenjahrplan, mit dem die Bundesrepublik im Pro-Kopf-Verbrauch bei Industrie- und Konsumgütern bereits bis Ende 1961 eingeholt und überholt werden sollte, um «die Überlegenheit der sozialistischen Gesellschaftsordnung über die kapitalistische zu beweisen»59. Nach dem kostspieligen Mauerbau und der Abriegelung gegen die BRD 1961 musste der Siebenjahrplan abgebrochen werden, stattdessen wurde 1963 ein «Neues ökonomisches System der Planung und Leitung» (NÖSPL) verordnet, um die Planwirtschaft effektiver zu gestalten. In einer neuen sozialistischen Verfassung schrieb die SED 1968 sogar das «Recht auf Wohnraum»60 für jeden DDR-Bürger fest, aber die wiederum einseitige Konzentration auf Industrie sowie die wachsenden Kosten für den Militär- und Sicherheitsapparat führten zu einem Rückgang der Wohnungsneubauten von 85 580 Einheiten 1960 auf 65 786 im Jahr 1970. Stattdessen sollten Prestigebauten wie der 1969 am Alexanderplatz eröffnete Fernsehturm, das höchste Bauwerk Mitteleuropas, das als Höhendominante direkt nach Westberlin wirkte, auf die Leistungsfähigkeit der DDR verweisen.61 Nach dem Scheitern dieser von Ulbricht betriebenen Wirtschaftspolitik kam es 1971 zu dessen Sturz, und sein Nachfolger Erich Honecker versuchte, mit dem Programm einer «Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik», deren Kern450 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

stück der Wohnungsbau war, eine sozialistisch egalitäre Lebenswelt in der DDR aufzubauen. Mit Hilfe eines universalen Wohnungsbausystems, der zentral gesteuerten Plattenbauproduktion der «Wohnungsbauserie 70» (WBS 70)62 entstanden weiträumige Neustädte am Rand der alten Städte, deren Baubestand zunehmend verfiel. Zwar konnten – unter Einbeziehung aller Umbauten und Sanierungen – etwa drei Millionen Wohnungen bis 1989 «fertiggestellt» werden, aber damit wurde weder eine sozialistische Egalität noch eine sozialpolitische Befriedung erreicht. Bautätigkeit allein und niedrige Mieten schufen keine sozialistische Gesellschaft, sondern verstärkten die Fürsorgediktatur, in der sich die Bürger individuelle Nischen suchten. Nach einer Fülle von Architekturutopien in den Anfangsjahren und Träumen von einem Aufbruch in den 1960 er-Jahren mit technischen Phantasien wie der «Autoimme», einer fliegenden Häuserbaufabrik, entstanden seit dem Programm WBS  70 keine baulichen Zukunftsentwürfe mehr in der DDR.63

Der Architekt in der DDR Bauplanungen sollten entsprechend der Staatsdoktrin nicht dem privaten Interesse einzelner, sondern dem «Aufbau einer Friedenswirtschaft» dienen und vom «Geist der antifaschistischen Ordnung» durchdrungen sein.64 Letztlich sei folglich das Volk zugleich Urheber der Pläne und Bauherr. Der Entwurf sollte somit vergesellschaftet, individuelle Architektenleistung mit Urheberrecht aufgehoben und nur noch anonyme Arbeit im Kollektiv für das Kollektiv geleistet werden. Je mehr der «freie» Architekt «Einsicht in die Notwendigkeit» der neuen gesellschaft­ lichen Entwicklungen zeige, desto mehr sei er ein gestaltender Faktor «im Kampf der Menschheit um Freiheit»65. Es erfolgte eine kontinuierliche Einschränkung der privaten Bautätigkeit, indem Wettbewerbe begrenzt, Aufträge entzogen und keine Baustoffe zugeteilt wurden. Der Berufsstand der freischaffenden Architekten, diffamiert als «Entwurfsspekulanten»66, wurde systematisch abgewürgt. 1950 führten circa 3200 Personen in der DDR die ungeschützte Berufsbezeichnung «Architekt», davon waren dreiviertel freischaffend.67 Neuzulassungen als freier Architekt waren nicht mehr möglich, neue Büros durften nicht gegründet werden. 1952 entstand der neu geschaffene Bund deutscher Architekten (BdA)68, in dem die ­Architekten wie in einer Kammer registriert waren und dem 1989 von Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand in Ost und West | 451

5200 Mitgliedern nur noch 85 Freischaffende angehörten – von den insgesamt 7000 bis 8000 tätigen Architekten in der DDR somit etwa ein Prozent. Etwa ein Viertel der Architektenschaft der DDR waren Frauen, die allerdinges zumeist «in der zweiten Reihe» arbeiten mussten. Nur in drei Städten stiegen sie in den Rang einer «Stadtarchitektin» auf, von den insgesamt 120 Mitgliedern im Plenum der Bauakademie waren nur zwei Frauen.69 Da sich individuelle Entwurfsleistung nicht völlig unterdrücken ließ, und wohl auch um eine gewisse künstlerische Qualität zu erhalten, kam es bereits Ende 1951 zur Konstruktion der «Meisterwerkstätten» in der DBA unter der Leitung von «Meisterarchitekten», die einige Privilegien erhielten, jeweils für die Planungen einer Stadt oder eines VE (volkseigenen) Projektierungsbüros firmieren durften und herausgehobene Bauaufgaben zugeteilt bekamen. Hermann Henselmann, verantwortlich für Berlin, Hanns Hopp, Richard Paulick und einige wenige andere, konnten – kontrolliert und im Rahmen staatlicher Vorgaben – personalisierte Entwürfe liefern.70 Mit der über die erste Baukonferenz im April 1955 eingeleiteten Schwerpunktsetzung auf typisiertes industrielles Bauen, um die Zahl der jähr­ lichen Wohnungsneubauten zu erhöhen, trat auch die individuelle Handschrift immer stärker zurück, selbst die Privilegien der Meisterarchitekten wurden beschnitten. Während in Parteitagsreden und offiziellen Erklärungen der schöpferische Architekt und Stadtplaner beschworen wurde, ging genau das in der Praxis verloren, «denn die Akteure konnten ihre ‹fachspezifische Kreativität› nicht ausleben.»71 Ab 1963 entstanden 15 Wohnungsbaukombinate (WBK), die im Auftrag und unter der Aufsicht der Deutschen Bauakademie mit jeweils 5000 bis 10 000 Beschäftigten die gesamte Wohnungsbauproduktion in den DDR-Bezirken mit normierten Bauteilen übernahmen.72 1968 wurden die volkseigenen Büros für Entwurf und Hochbauprojektierung den WBK eingegliedert. Im Zuge des Politik- und Wirtschaftskurswechsels 1971 sollten in 20 Jahren drei Millionen Wohnungen fertiggestellt und die Wohnungsfrage in der DDR damit endgültig ­gelöst werden. Mit der Errichtung von Plattenfabriken zur Produktion der «Wohnungsbauserie 70», die bis 1990 bei etwa 650 000 Wohneinheiten zum Einsatz kam, reduzierte sich der individuelle architektonische Ausdruck immer weiter und das B ­ erufsbild verschob sich zum «Komplex­ architekten», der die Umsetzung von weitgehend anonymen, ­typisierten Planungen steuerte und kontrollierte; der Begriff Architekt sollte letztlich 452 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

verschwinden.73 Prestige und Bezahlung der Architekten waren – mit Ausnahme einiger Meisterarchitekten – dementsprechend mäßig in der DDR.74

Der Architekt in der Bundesrepublik In der Bundesrepublik verlief die berufsständische Entwicklung in vielen Bereichen gegenläufig zur DDR. In dem unter französischer Verwaltung stehenden Saarland entstand schon am 19. August 1948 eine Landesarchitektenkammer, mit der die Architektentätigkeit, berufsständische Interessen und der Schutz der Berufsbezeichnung geregelt wurden. Im November 1948 gründete sich der BDA in Frankfurt am Main neu und verabschiedete im Namen von 4235 Architekten aus zwölf berufsstän­ dischen Organisationen der westlichen Besatzungszonen eine Bundessatzung. Die Mitgliedschaft war freiwillig und sollte wieder der Förderung einer nicht weiter definierten Baukultur dienen. Als sich 1952 der BdA in der DDR konstituierte, gab es nicht nur heftigen Streit um den gleichen Namen, sondern es wurde vor dem Hintergrund des Alleinvertretungs­ anspruchs jahrelang gekämpft, wer Deutschland in der internationalen ­Architektenvereinigung (Union Internationale des Architectes, UIA) vertreten dürfe. Nach anfänglichen Kontakten kam es 1959 zu separaten Sektionen in der UIA, die sich dann bis Ende der 1980 er-Jahre offiziell aus dem Weg gingen.75 Die erste Architektenkammer im Gebiet der BRD wurde 1950 in Rheinland-Pfalz gegründet, 1955 folgte Baden-Württemberg, nach jahrelangen Diskussionen zogen alle weiteren Bundesländer nach – 1964 Schleswig-Holstein, 1965 Hamburg, 1969 Hessen, 1970 Niedersachsen, 1971 Bayern, 1972 Bremen und 1985 Berlin. Als Körperschaften des ­öffentlichen Rechts der jeweiligen Länder kontrollierten die Kammern die geschützte Berufsbezeichnung und das Planvorlagerecht über eine von Ausbildungsqualität und Berufserfahrung abhängige Pflichtmitgliedschaft. Die Kontrolle erfolgte somit erst, nachdem der Wiederaufbau weitgehend abgeschlossen war, in der Boomphase konnte und sollte das private Bauwesen möglichst wenig eingeschränkt werden. Der Mangel fachlicher und ästhetischer Qualitätskontrolle wurde bei der enormen Quantität des Bauens der ersten Nachkriegsjahre dementsprechend häufig sichtbar. 1955 gehörten dem BDA 4100 Personen an, davon 31 Frauen. Nach Einführung der Kammern reduzierte sich der Prozentsatz an Mitgliedern in Bezug zur Gesamtzahl. 1988 zählte der BDA 3995 Mitglieder, davon 68 Frauen.76 Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand in Ost und West | 453

Mit Gründung der Architektenkammern erfolgte zwar eine bürokratisch geregelte Kontrolle der Architektenarbeit, aber keineswegs eine Einschränkung der Zahl tätiger Architekten, da die freie Berufswahl an den Hochschulen und die Berufschancen im Wirtschaftswunder zu ständigem Zuwachs führten. Waren 1950 etwa 15 000 Personen als Architekten in der Bundesrepublik tätig, so meldeten die Kammern 1975 52 389 registrierte Architekten (inkl. Innen- und Landschaftsarchitekten). Mit Einführung der Fachhochschulen ab 1969, deren Absolventen nach fünf Jahren Berufserfahrung Mitglieder der Architektenkammer werden konnten, erhöhten sich die Zahlen rapide, 1990 waren 72 732 gemeldet (bis 2020 stieg die Zahl auf 135 842, mit einem Frauenanteil von 34 Prozent; nach Italien die höchste Dichte an Architekten pro Einwohner in Europa).77 Um sich im kapitalgesteuerten Baumarkt mit enormer Konkurrenz zu behaupten, wurden konsumspezifische Gestaltungsmoden sowie individuelle Erkennungszeichen immer bedeutsamer. Während somit in der DDR seit den 1970 er-Jahren der Architekt als individueller Gestalter allmählich hinter anonymen typisierten Bauten verschwand, versuchten sich umgekehrt in der BRD, wie im gesamten westlichen Bauen, Architekten durch eine ­charakteristische, möglichst individuell identifizierbare Handschrift marktund mediengerecht zu profilieren. Die gesellschaftspolitischen Bedingungen des Baumarkts formten sowohl die Architektur als auch den Architektentyp.

Ausbildung in Berlin-Weißensee, Weimar und Dresden Diplomausbildungsgänge für Architektur gab es in der DDR an der Technischen Hochschule Dresden mit einem technisch-kon­struktiven Schwerpunkt, an der Hochschule für Angewandte Kunst in Berlin-Weißensee mit Betonung des Künstlerischen und an der Nachfolgeinstitution des Bauhauses in Weimar, die auf eine Verbindung von Kunst und Technik zielte.78 In Weimar wurde am 24. August 1946 die «Staatliche Hochschule für Baukunst und Bildende Künste» (HAB Weimar) gegründet. Der kommissarische Leiter Hermann Henselmann versuchte, inhaltlich an das Bauhaus anzuknüpfen, und versammelte Gleichgesinnte, darunter den ehemaligen Bauhäusler Gustav Hassenpflug, der eine Professur für Städtebau übernahm.79 Auch die 1947 eröffnete Hochschule in Weißensee orientierte sich anfangs am Bauhaus, die Bauhäusler Marianne Brandt, Herbert Hirche 454 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

und Selman Selmanagić erhielten Professuren und der als Rektor berufene Mart Stam versuchte, eine Bauschule unter dem Primat der Architektur nach dem Vorbild der Bauhauskonzeption seines Freundes und ehema­ ligen Kollegen Hannes Meyer einzurichten.80 Mit Gründung der DDR wurden die Hochschulen den Ländern entzogen und dem Berliner Ministerium für Aufbau unterstellt. Eine «Verordnung über die Neuorganisation des Hochschulwesens» vom 22. Fe­bruar 1951 regelte die inhaltliche und organisatorische Struktur, neben der fachlichen Kontrolle durch das Ministerium wirkte ein Staatssekretär für Hochschulwesen als hochschulpolitische Leitungsinstanz und sorgte für eine Ausrichtung aller kulturellen Bereiche im Sinne der Systemkonfrontation des Kalten Krieges.81 Seit 1950 wurden abstrakte Kunst und moderne Architektur als «Formalismus», der sich vom Volk entfernt habe, diskreditiert, und in diesem Zusammenhang gehörte auch das Bauhaus zu den Feindbildern.82 Die SED würgte die Bemühungen in Weimar und Weißensee um eine Anknüpfung an die Moderne der 1920 er-Jahre ab, Henselmann ging nach Berlin, Stam erhielt 1951 Hausverbot und mehrere Bauhäusler zogen in den Westen. Im gleichen Jahr stiftete der US-Hochkommissar John Jay McCloy eine Million DM zum Aufbau der Hochschule für Gestaltung (HfG) in Ulm, die 1953 als direkte Nachfolgeinstitution des Weimarer Bauhauses ­eröffnet werden konnte, ehemalige Bauhäusler als Lehrer aufnahm und äußerst erfolgreich in der Bundesrepublik eine Anknüpfung an die Kunsttradition der Weimarer Republik demonstrierte. Die Ulmer Schule, die 1955 einen Neubau nach dem Entwurf des Schweizer Bauhäuslers Max Bill erhielt (Abb. 173), bildete das westliche Gegenstück zur «Kunstschule des

173 | Max Bill, Hochschule für Gestaltung in Ulm, 1953–1955

Bauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand in Ost und West | 455

174 | Selman Selmanagić, Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee, 1954–1956

Norden» in Weißensee, die 1956 in einem von Selmanagić entworfenen Neubau eröffnet wurde (Abb. 174). Bauhausideen konnten dort allerdings höchstens camoufliert vermittelt werden und an der Architekturabteilung waren nur einige Dutzend Studenten pro Jahrgang immatrikuliert. Die Weimarer Hochschule trennte sich 1951 von den bildenden Künsten, und die Architektenausbildung erfolgte an der umbenannten «Hochschule für Architektur und Bauwesen». An der TH Dresden wurde im ersten Nachkriegsjahrzehnt eine konventionelle Architekturlehre erteilt, nicht zuletzt da drei Professoren – Heinrich Rettig, Karl Wilhelm Ochs und Bernhard Klemm – ihre Ausbildung in Stuttgart erhalten hatten.83 Der Unterricht passte deshalb auch zu dem Programm einer «nationalen Bautradition», und die ­Fakultät erneuerte sogar 1955 die Ehrenpromotion von Paul Schmitthenner, der als einer der ehemals führenden NS-Architekten der offiziellen Antifaschismusdoktrin eigentlich diametral entgegenstand.84 Nach dem architektonisch-ideologischen Kurswechsel Mitte der 1950 erJahre erfolgte eine Überprüfung der Professoren und der Lehre durch das Staatssekretariat für Hoch- und Fachhochschulwesen, das eigens eingerichtete Brigaden an die drei Architekturfakultäten schickte, die Lage­ berichte über die Parteidisziplin der Professoren verfassten.85 Im Zuge der 456 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

immer stärker betriebenen Rationalisierung und Typisierung des Bau­ wesens verschob sich die Ausbildung auf wissenschaftlich strukturierte ­sowie normativ vorgegebene Entwurfstätigkeit, und gleichzeitig wurde die ohnehin geringe Zahl zugelassener Architekturstudenten weiter reduziert. So sank die Zahl aller Architekturstudenten an den drei Hochschulen von 745 im Jahr 1960 auf 477 im Jahr 1967, bei einem fünfjährigen Studium ­kamen somit jährlich weniger als 100 neue Architekten in den Baubetrieb der DDR. Erst mit dem erneuten Kurswechsel stiegen die Zahlen seit den 1970 er-Jahren wieder, die Gesamtzahl lag pro Jahr bis 1989 bei etwa 1000 Studenten, von denen 1980 192 und 1989 175 das Studium abschlossen. Der Anteil der Frauen erhöhte sich in diesem Zeitraum von etwa 50 auf 70 Prozent. 1969 wurde an der HAB Weimar noch eine Sektion «Gebietsplanung und Städtebau» eingerichtet, in der – ähnlich wie bei einigen neuen Stu­diengängen im Westen86 – Raumplaner und Städtebauer aus­ gebildet werden sollten. Bis 1989 absolvierten etwa 1000 Studenten den Studiengang, den insgesamt 548 in 20 Jahren abschlossen.87 Vom Flächennutzungsplan bis zur Zahl der tätigen Architekten und Planer stand somit das gesamte Bauwesen unter der Kontrolle der SED. Vereinzelt entstanden durchaus auch bedeutsame Bauten, aber eine eigenständige Architektur konnte sich nicht entwickeln.

Ausbildung an den Technischen Hochschulen der BRD Wie im Osten mussten sich auch im Westen die Studenten durch Mithilfe bei der Trümmerbeseitigung die Genehmigung zur Immatrikulation erarbeiten. Die Architektenausbildung begann 1946 wieder an den acht Technischen Hochschulen in Aachen, Berlin, Braunschweig, Darmstadt, Hannover, Karlsruhe, München und Stuttgart. Der Versuch des französischen Militärgouverneurs in Freiburg, eine Architekturschule nach dem Modell der Pariser École des Beaux-Arts einzurichten, scheiterte.88 Im Wintersemester 1949/50 waren im Bereich der Bundesrepublik insgesamt 3354 Männer und 201 Frauen für Architektur eingeschrieben. Diese Zahl blieb in den 1950 er-Jahren aufgrund eines Numerus clausus etwa konstant, der geringe Frauenanteil erhöhte sich nur langsam. Im Bauboom der 1960 er-Jahre erfolgte ein Anstieg, so studierten im Wintersemester 1969/70 4308 Männer und 700 Frauen. Mit der Eröffnung mehrerer neuer Hochschulen mit Architekturfakultäten seit den späten 1960 er-JahBauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand in Ost und West | 457

ren (1968 Dortmund, 1970 Kaiserslautern, 1975 Hamburg), der Einrichtung zahlreicher Fachhochschulen sowie der Veränderung der Zulassung von Eignungsprüfungen zum Abiturnotendurchschnitt – womit Frauen erstmals gleiche Chancen hatten89 – stiegen die Studentenzahlen bis zum Wintersemester 1979/80 auf 17 168 Männer und 7423 Frauen, und im Wintersemester 1988/89 studierten 27 273 Männer und 17 671 Frauen Architektur.90 Die Zahl der Studierenden hatte sich somit in 40 Jahren etwa verzehnfacht, der Frauenanteil stieg von 6 auf knapp 40 Prozent. Im Gegensatz zu den Hochschulen in der SBZ und dann der DDR, an denen die Entnazifizierung relativ rigoros betrieben wurde, kam es nach einer ersten Entlassungswelle von Parteimitgliedern an den Hochschulen der Westzonen und der BRD im Zuge des Kalten Krieges zu einer weitreichenden Kontinuität bei der Professorenschaft. Die Netzwerke zwischen den Facheliten und den Verwaltungen funktionierten, belastete Personen mutierten im zweiten oder dritten Spruchkammerverfahren zu Mitläufern oder Entlasteten, die wiederum spätestens mit Gründung der Bundesrepublik über Artikel 131 Grundgesetz einen Rechtsanspruch auf ihre frühere Position erhielten. Professoren ohne NS-Mitgliedschaft hatten, ganz gleich welche Tätigkeit sie in der NS-Zeit ausgeübt hatten, nahezu überhaupt keine Probleme.91 Die Tätigkeit in technischen Bereichen wurde als ideologiefreie Berufsausübung, die Arbeit im NS-Industriebau gar als «Nische» und Versteck für moderne Gesinnung umgedeutet. So erhielt Ernst Neufert, Albert Speers Normierungsspezialist, schon im September 1945 – als erste Neuberufung der Nachkriegszeit überhaupt – eine Professur für Bauentwurfslehre an der noch geschlossenen TH Darmstadt, die sich mit diesem Schritt einen renommierten Industriebauarchitekten sichern wollte.92 Mit Unterstützung von Neufert folgte bereits 1948 die Berufung des ehemaligen ­Architekten der Luftwaffe, Theo Pabst, der als Mitläufer eingestuft worden war.93 Über die «Darmstädter Gespräche», die begleitenden Ausstellungen sowie die «Meisterbauten», bei denen Neufert mitwirkte, wurden Stadt und Hochschule in den frühen 1950 er-Jahren zu einem Zentrum moderner Architektur. Die Tätigkeit im NS-Industriebau, dessen Formen von der Funktion in der NS-Zeit abgelöst und als modern präsentiert wurden, lieferte geradezu einen «Persilschein» und ermöglichte es einer Reihe von ­Architekten, ihre Lehrstühle zu behalten beziehungsweise ähnlich wie Neufert und Pabst in der Aufbauphase der Architekturfakultäten Professuren zu bekommen. So 458 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

wurde Friedrich Wilhelm Kraemer, obwohl ehemals Pg. und Vertrauens­ architekt der DAF, schon 1946 auf eine Professur an die TH Braunschweig berufen und konnte mit Dieter Oesterlen und Walter Henn zwei weitere Spezialisten aus dem Industriebau der NS-Zeit an die Fakultät holen – das Triumvirat bildete den Kern der selbsternannten «Braunschweiger Schule»94, die sich über funktional-konstruktive Architektur definierte. Gegen die Wiedereinstellung des ehemaligen Pg. und Gaukulturrats Gerhard Graubner an der TH Hannover wandten sich 1946 fünfzehn Professorenkollegen, da er «auf seinem Fachgebiet extrem-mili­tärische und nationalistische Ziele vertreten»95 habe. Nachdem ihn ein Entnazifizierungsausschuss 1948 als «unbelastet» eingestuft hatte, wurde er wieder berufen und lehrte bis 1967 Entwerfen und Gebäudekunde. Bereits 1947 erhielt Ernst Zinsser, Planer der Gauhauptstadt Koblenz und Indus­triebauarchitekt für NS-Rüstungswerke, einen Lehrstuhl für Entwerfen und Gebäudekunde. Im gleichen Jahr wurde Egon Eiermann, ebenfalls profiliert als Industriearchitekt im NS-Regime, an die TH Karlsruhe berufen, wo er dank seiner Kreativität und Qualität als Lehrer bald ein enormes Renommee entwickelte und die Fakultät für zwei Jahrzehnte zu einer der führenden Ausbildungsstätten in der Bundesrepublik machte. An der Münchner TH erhielt Franz Hart, der bis 1942 im Ingenieurbüro Haber­äcker die NS-Planungen von Roderich Fick bautechnisch betreut hatte, 1946 den Lehrstuhl für Baukonstruktion und wurde bis 1978 zur grauen Eminenz der F ­ akultät. 1950 erhielt Georg Werner, Chefarchitekt der NS-Reichspost, eine Professur, 1955 folgten Gerhard Weber aus dem Büro von Rimpl und Josef Wiedemann, enger Mitarbeiter von Roderich Fick am Obersalzberg und in Linz – materialgerechte Baukonstruktion ohne theoretische Reflexion wurde zum Kennzeichen der Ausbildung in München.96 In Berlin behielten Kurt Dübbers und Hans Freese, beide während der NS-Zeit auf Industriebau spezialisiert, ihre Professuren. Hans Scharoun, der 1947 berufen wurde, konnte nicht verhindern, dass zudem der 1945 entlassene Gerhard Jobst 1949 wieder seinen alten Lehrstuhl für Städtebau erhielt.97 1960 bekam auch noch der Architekt der «Stadt des KdF-Wagens», Peter Koller, einen Lehrstuhl für Städtebau. Die NS-Zeit wurde als «schnell ablaufende Episode»98 bagatellisiert. Die Kontinuität zeigte sich drastisch auch in Aachen, wo Otto Gruber, der als Rektor die Hochschule in den 1930 er-Jahren rigoros nazifiziert hatte, seinen Lehrstuhl für Baukonstruktion bis zur Emeritierung 1950 ­behielt und zum Abschied hoch geehrt als Vorbild für die akadeBauwirtschaft, Baupolitik, Berufsstand in Ost und West | 459

mische ­Jugend gefeiert wurde.99 In Stuttgart sollte sogar auf Wunsch des Ministeriums der NS-Vorzeigearchitekt Schmitthenner wieder eingestellt werden, dies konnte nur durch einen Einspruch des Militärgouverneurs Lucius D. Clay verhindert werden.100 Das Stuttgarter Professorenkollegium setzte sich auch nach 1945 fast ausnahmslos aus ehemaligen Schülern der Stuttgarter Schule zusammen, die mit Hilfe von Paul Bonatz, der aus der Türkei assistierte, am Ruhm der Schule polierten, die nach Bonatz «nicht durch, sondern trotz des Nazismus»101 Bestand hatte. Ein allmäh­ licher Wandel setzte erst mit den Berufungen von Rolf Gutbrod (1961), Frei Otto (1964) und Peter Sulzer (1969) ein. Die Ausbildung an den westdeutschen Architekturfakultäten konzen­ trierte sich entsprechend dem «Industriebau»-Profil der meisten Entwurfs­ professoren auf Konstruktion und Funktionalität, konkrete historische Zusammenhänge spielten nahezu keine Rolle, architekturtheoretische Reflexion über das eigene Entwerfen fand kaum statt, es wurden ahistorische Bauspezialisten erzogen.102 Dies zeigte sich nicht zuletzt auch an den Bauten, die von einigen Architekturprofessoren für ihre eigenen Technischen Hochschulen im Zuge des Wiederaufbaus errichtet wurden. In Braunschweig (Oesterlen), Hannover (Graubner), Stuttgart (Gutbier, Wilhelm, Siegel) und Berlin (Dübbers) entstanden gerasterte Institutshochhäuser, die ohne jeden Bezug zum baulichen und historischen Kontext nüchterne Funktionalität demonstrierten und damit die dem Gehäuse entsprechende Ausbildung exemplarisch vorführten. Erst im Laufe der 1960 er-Jahre erfolgte mit einem Generationswechsel auch eine Veränderung der Lehre. Mit der Berufung von Frei Otto 1964 an das neu geschaffene Institut für leichte Flächentragwerke entwickelte sich die TH Stuttgart zu einem Zentrum neuer bautechnischer Forschungen und über Günter Behnisch, der 1967 an die TH Darmstadt kam, entstand dort eine Hochburg für eine neue gestalterische Freiheit beim Entwerfen. Ende der 1960 er-Jahre wurde die Forderung nach einer gesellschaftlichen und historischen Reflexion der Entwurfstätigkeit immer lauter, und im Laufe der 1970 er- und 1980 erJahre gewann die Auseinandersetzung mit dem baulichen Kontext und der Geschichte auch an den Hochschulen immer mehr an Bedeutung und fand Eingang in die Ausbildung beziehungsweise spielte eine Rolle bei ­Berufungen.103

460 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

5. 2 Internationalisierung vs. Nationale Bautradition Cold War Confrontation und Zwei-Kulturen-Lehre Die Wege der BRD und der DDR verliefen politisch, wirtschaftlich und kulturell in entgegengesetzte Richtungen, und dabei verstärkten wechselweise konstruierte Feind- und Zerrbilder die gegenseitige Abstoßung der Systeme. Der Historiker Christoph Kleßmann nannte die Entwicklung der beiden Staaten eine «asymmetrisch verflochtene Parallel­ geschichte»104. Die Frontlinie des Kalten Krieges zog sich mitten durch das Land und in der geteilten ehemaligen Hauptstadt Berlin prallte der propagandistisch inszenierte Machtkampf zwischen Ost- und Westblock direkt vor den Bewohnern aufeinander.105 Die «Cold War Confrontation», die der US-Präsident Harry S. Truman im März 1947 thematisierte und die Stalins Chefideologe Andrei A. Schdanow im September mit der Einteilung der Welt in «Zwei Lager» aus sowjetischer Sicht fortsetzte, fand ihren sichtbarsten Ausdruck in einer «Culture of the Cold War», die von beiden Seiten mit enormen finanziellen Mitteln Unterstützung fand.106 Im Westen wie im Osten wurden Publikationen, Medien, Kongresse und Aus­ stellungen mit staatlicher Förderung zu Trägern politischer Agitation, die Initiativen «banden Zehntausende Künstler, Wissenschaftler und Intellektuelle in ein weitmaschiges Propagandanetzwerk ein»107, beide Seiten «förderten den Aufbau neuer Infrastrukturen im Kultur- und Bildungsbereich», und insbesondere Architektur und Städtebau dienten vielfach als öffentlich wirksamer baulicher Ausdruck der Positionierung im Kalten Krieg.108 In diesen Zusammenhang gehören auch die 13 Milliarden Dollar des Marshall-Plans (European Recovery Program, ERP), die dem Wiederaufbau der kriegsgeschädigten westeuropäischen Länder als «modern capitalist societies with good economic ties to the United States»109 dienen sollten und von denen 1,4 Milliarden nach Westdeutschland flossen.110 Für die Sowjetunion war der Marshall-Plan ein Mittel zur Versklavung der Staaten unter einem amerikanischen Imperialismus, sie antwortete mit dem Molo­ tow-Plan zur wirtschaftlichen Unterstützung – und verstärkten AbhängigInternationalisierung vs. Nationale Bautradition | 461

keit – der in ihrem Einflussbereich stehenden Länder sowie mit der Gründung des «Rats für gegenseitige Wirtschaftshilfe» und der Organisation Kominform.111 Mit der Aufspaltung in konträre Wirtschaftsblöcke setzte auch die offizielle Trennung des architektonischen Ausdrucks in Ost und West ein. 1948 erschien die deutsche Ausgabe der Publikation zu einer Ausstellung des Museum of Modern Art In USA erbaut 1932–1944, die in Westdeutschland eine systematisch intensivierte Orientierung am «International Style» amerikanischer Prägung einleitete.112 Die USA avancierten auch in der ­Architektur zum Zentrum der «freien Welt»113, dorthin wurden Studienreisen organisiert sowie Stipendien zum Architekturstudium eingerichtet. Im Osten begann im gleichen Jahr die Verdammung moderner Kunst durch Schdanow als «Formalismus», als individuelles Ästhetentum, das sich vom Volk entfernt habe. Als sich im Juli 1949 die Vertreter der modernen Architektur beim 7. CIAM-Kongress in Bergamo trafen, erklärte die Delegierte Polens, Helena Syrkus, die mit ihrem Mann Szymon bislang einen modernen Wiederaufbau befürwortet hatte, sie müsse selbstkritisch feststellen, dass der «Formalismus» der Charta von Athen die Architektur vom Leben und von den Menschen entfernt habe. Grund dafür sei der Kapitalismus, der Kunst und Realität voneinander trenne, dies sei in der UdSSR erkannt worden. Der in der Charta kodifizierte Funktionalismus produziere nur Konstruktionen und Skelettbauten, während sich der sozialistische Realismus in den östlichen Ländern wieder um Schönheit für die Menschen sowie um deren Geschichte kümmere. Syrkus forderte einen größeren Respekt vor der Vergangenheit und erklärte: «We of CIAM must revise our attitude. The Bauhaus is as far behind as Scamozzi. It is time to pass from the Athens Charter to reality.»114 Mit dieser unter politischem Druck formulierten Gegenposition zur internationalen Architektur trug Syrkus, die beim vorangegangenen CIAM-Treffen 1947 in Bridgwater neben Le Corbusier und Gropius zur Vizepräsidentin gewählt worden war, die architektonische Spaltung mitten in die moderne Bewegung und formulierte mit der Charta von Athen, dem Bauhaus und dem «volksfernen Formalismus» bereits die Feindbilder, die in den folgenden Jahren die Debatten bestimmen sollten.

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Nationale Bautradition als politisches Instrument In der DDR beschloss die SED bereits am 16. März 1950 eine «Verordnung zur Entwicklung einer fortschrittlichen demokratischen Kultur des deutschen Volkes und zur weiteren Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Intelligenz». In der Präambel hieß es programmatisch, die DDR betrachte es als ihre nationale Aufgabe, «im Gegensatz zum Kulturzerfall im Westen die deutsche Kultur zur reichen Entfaltung zu bringen»115. Damit war als Leitlinie vorgegeben, eine «deutsche Kultur» zu schaffen, die auf dem «nationalen Kulturerbe des deutschen Volkes» aufbaut und deren Werke «dem Volke verständlich sein» müssten. Die Betonung einer nationalen Kultur folgte zum einen ideologisch der von Lenin entwickelten und von Stalin festgelegten «Zwei Kulturen-Lehre», nach der auch in der herrschenden Kultur eines Landes die demokratische Kultur des Volkes, des eigentlichen Schöpfers der Werke, zum Ausdruck komme. Zum anderen manifestierte das Programm einer «deutschen Kultur» eine direkte Gegenposition zu Westdeutschland, denn dort war der Bezug auf die na­tionale Tradition weitgehend verpönt. Im Zuge der von Konrad Adenauer betriebenen strikten Westbindung und der Entfaltung der Konsumwelt des Wirtschaftswunders öffnete sich die Bundesrepublik der westlichen Kultur. Dieser Weg verlief entlang der Leitlinien «Abendland und Amerika», zwischen einer gleichsam übernationalen «Rückbesinnung auf christlich abendländische Traditionen» und einer Aneignung der «kulturellen und zivilisatorischen Moderne, für die ‹Amerika› als assoziationsreiches Symbol stand»116. Mit dem Appell zur Rückkehr in eine abendländische Kulturgemeinschaft konnte die NS-Zeit als Abfall von christlichen Werten, als «Verlust der Mitte» interpretiert werden, und zugleich half diese «Basisideologie des kalten Krieges»117, den Kampf gegen den Bolschewismus in einen «Kampf für Europa» umzudeuten. Demgegenüber diente die in den folgenden Jahren in der DDR proklamierte «nationale Bautradition»118 nicht nur zur Abgrenzung von der «kosmopolitischen» Architektur in der BRD, sondern damit sollte auch der Anspruch dokumentiert werden, den Weg zu nationaler Einheit über einen aus der deutschen Kultur legitimierten Wiederaufbau zu verfolgen. Während in der Bundesrepublik nach östlicher Interpretation «Zwingburgen amerikanischer Fremdherrschaft»119 entstanden, propagierte die DDR die Losung: «Eine Nation, eine Kultur»120. Die Grundsätze für den Wiederaufbau in der DDR mussten entspreInternationalisierung vs. Nationale Bautradition | 463

chend den Machtverhältnissen mit den Ideologen in Moskau abgestimmt werden. 1949/50 fuhren Delegationen aus den Satrapenstaaten nach Moskau, um dort die Direktiven für Wirtschaft und Kultur zu klären. Für die Architektur der DDR reisten sechs linientreue Personen, darunter Kurt Liebknecht und der Aufbauminister Lothar Bolz am 12. April 1950 in die Sowjetunion, um in Moskau und Leningrad Bauten und Bauwesen zu studieren und um die offiziellen Vorgaben entgegenzunehmen, nach denen «Grundsätze» formuliert und dann verordnet werden sollten.121 Nach der Rückkehr fanden im Juni heftige und zum Teil höchst kontroverse Diskussionen im Ministerium statt, denn die aus der Tradition des Neuen Bauens und des Bauhauses erwachsenen Architekten Henselmann, Hopp, Paulick und Scharoun wehrten sich dagegen, dass die moderne Architektur der 1920 er-Jahre und Architekten wie Gropius, May oder Meyer nicht als fortschrittlich anerkannt und «nationale» Architekturformen nach dem Vorbild von Bauten in der Sowjetunion verwendet werden sollten. Richard Paulick wandte sich gegen die historisierend dekorierten Hochhäuser in Moskau, denen man eine «feudalistische Narrenkappe»122 aufgesetzt habe, und erklärte, wenn Architektur nach der nationalen Frage ausgelegt werde, so lande man dort, «wo Schultze-Naumburg vor 50 Jahren gestanden hat». Bolz und Liebknecht wiesen die Einwände vehement zurück, betonten, dass von Moskau nichts oktroyiert werde, und erklärten, dass es darum gehe, als Beitrag zur Einheit eine deutsche Kunst zu schaffen, auf die alle Deutschen stolz sein könnten, so dass «in Köln, Hannover und Gelsen­ kirchen Leute sind, die sagen, wir haben eine deutsche Architektur, drüben in der DDR»123. Unter politischem Druck wurden die 16 «Grundsätze des Städtebaus» im Bolz-Ministerium ausgearbeitet, Ende Juli 1950 von der Regierung bestätigt und im August im Rahmen des III. Parteitags der SED in Zeitungen sowie einem Sonderdruck der Bauzeitung mit ausführlichem Kommentar vorgestellt.124 Die offizielle Verabschiedung am 15. September machte die Grundsätze verpflichtend für Architektur und Städtebau auf dem Gebiet der DDR. Als Leitlinie bezeichnete der erste Grundsatz die Stadt als «Ausdruck des politischen Lebens und des nationalen Bewußtseins des Volkes», und der Kommentar erläuterte, die Stadt sei «als etwas historisch Gewordenes zu begreifen und vor willkürlicher Veränderung oder gar Auflösung zu schützen». Schon dieser erste Grundsatz, aus dem alle weiteren Forderungen abgeleitet wurden, wandte sich klar gegen die 464 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

Charta von Athen, dem Manifest eines international ausgerichteten Städte­ baus, das eine weltweit gültige hygienische Auflockerung der Stadtstruktur und Trennung der Funktionen proklamierte, den Verkehr betonte und dem historischen Bestand sowie der nationalen Herkunft keinerlei Bedeutung beimaß.125 Im Gegensatz dazu sollte die sozialistische Stadt einen ­politischen Mittelpunkt «für das Leben seiner Bevölkerung bilden», ein «historisch gewordenes» Zentrum mit monumentalen Bauten sollte die Stadt zusammenhalten und keine «öde Gleichmacherei, […] inhaltslose Formspielerei» oder «technisch-organisatorische Konstruktionen» zulassen. Die weiteren Grundsätze wandten sich gegen den Versuch, «die Stadt in einen Garten zu verwandeln», wiesen dem Verkehr eine dienende Rolle zu, sprachen sich für eine vielgeschossige Bauweise aus und betonten die Bedeutung einer künstlerischen Gestaltung und eines charakteristischen «Antlitz der Stadt».

Kehrtwende vom Bauhaus zur Schinkeltradition: die Stalinallee Mit der Verordnung der Grundsätze waren jedoch noch einige Probleme verbunden, denn zum einen war letztlich unklar, was «deutsche Architektur» sei, und zum anderen wollten einige «Meisterarchitekten», die bereits an Projekten arbeiteten, nicht einfach eine Kehrtwende vollziehen. Immer wieder erschienen in den folgenden Monaten offiziöse Artikel mit Definitionsversuchen, die aber zumeist nur auf Ausgrenzung eines unerwünschten Bauhaus- oder Heimatstils hinausliefen. Als im Januar 1951 zwei neue Laubenganghäuser der ursprünglich von Hans Scharoun konzipierten «Wohnzelle Friedrichshain» im Bereich der geplanten, Stalin gewidmeten Prachtstraße bezogen werden konnten, diffamierte Liebknecht die Bauten öffentlich als «typisches Beispiel für den ‹Baukastenstil›, wie er für unsere Werktätigen nicht mehr in Frage kommen darf»126. Die diversen Debatten über die zukünftige Architekturform kulminierten in einem Eklat, als am 25./26. Juli 1951 eine Kommission unter der Leitung von ­Ulbricht die von den drei Meisterarchitekten Henselmann, Hopp und Paulick vorgelegten Entwürfe für die Gebäude an der Stalinallee begutachtete, als rückschrittlichen «Bauhausstil» kritisierte und die Architekten ­ultimativ aufforderte, ihre Entwürfe zu überarbeiten. Rudolf Herrnstadt, Chefredakteur des Zentralorgans der SED «Neues Deutschland», verfasste Internationalisierung vs. Nationale Bautradition | 465

einen ganzseitigen Bericht «Über den Baustil, den politischen Stil und den Genossen Henselmann»127, in dem er Henselmann abkanzelte und das «aus kalter Asche und Spucke»128 errichtete Laubenganghaus, «das ebensogut am Karibischen Meer oder in Honolulu stehen könnte», mit dem Entwurf Mies van der Rohes für Wohnhäuser in Chicago parallelisierte, die als «Eierkisten, Akkumulatorenzellen oder Brutapparate» bezeichnet werden könnten. Als Gegenbeispiele dienten die Abbildungen eines Wohnhauses in Leningrad in der Art der von Stalin geforderten «Wohnpaläste für ­Arbeiter»129 und eines Waisenhauses in Oranienburg aus der Publikation von Paul Mebes Um 1800, das angeblich «nationalen Charakter» trug. Die gemaßregelten Architekten lieferten in Kürze vollständig revidierte Entwürfe und Henselmanns Vorschlag für ein neungeschossiges Hochhaus mit Eckrisaliten und Plattenverkleidung fand noch Anfang August die Anerkennung der politischen Entscheidungsträger (Abb. 175). Henselmann stellte selbst seinen Bau in die Schinkel-Tradition und verwies als Vorbild auf das Feilner-Haus, das Schinkel für einen bürgerlichen Keramikfabrikanten entworfen hatte, sich somit in die marxistische Ideologie

175 | H  ermann Henselmann, Hochhaus an der Weberwiese in Berlin, Umschlag der Veröffent­ lichung der Deutschen Bauakademie, 1952

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einfügen ließ und mit der Keramikverkleidung zudem noch sowjetischen Beispielen entsprach.130 Damit war eine architektonische Leitlinie gefunden, die nun konsequent als Maßgabe für die «nationale Bautradition» weiter verfolgt werden konnte.131 Am 5. September 1951 wurden fünf Preise für den im April ausgeschriebenen Wettbewerb zur Stalinallee vergeben, den ersten Preis erhielt der bis dahin gänzlich unbekannte, in Weimar ­tätige Egon Hartmann, aber gleichzeitig forderte die Jury eine Überarbeitung unter Hinzuziehung von Henselmann. Während das «Hochhaus an der Weberwiese» ab September als Prestigebau im Schichtbetrieb in wenigen Monaten hochgezogen wurde, erarbeiteten die Preisträger zusammen mit Henselmann den Bebauungsplan für die 1850 Meter lange Stalinallee zwischen Strausberger Platz und Proskauer Straße und teilten sich dabei die großen Wohnblöcke untereinander auf (Abb. 176, 177). Nach Revisionen durch die Parteileitung der SED – unter Einbeziehung von Alexander Wlassow, dem Chefarchitekten von Moskau – wurde die Planung Anfang Dezember veröffentlicht und bereits am 2. Januar 1952 mit dem Bau der «ersten sozialistischen Straße der DDR»132 begonnen. Parallel zu den Planungen wurde die Deutsche Bauakademie (DBA) als «ideologische und wissenschaftliche Leitinstitution für das Bauwesen»133 unter der Direktion von Liebknecht in Berlin eingerichtet und am 8. Dezember 1951 mit einer Rede Ulbrichts über «Das nationale Aufbauwerk und die Aufgaben der deutschen Architektur»134 eröffnet. Das Referat war eine Kampfansage an die Wiederaufbauarchitektur in Westdeutschland, für die Ulbricht zahlreiche Beispiele vom Rathaus in Stuttgart und dem Stadthaus in Darmstadt über den Marktplatz in Hildesheim bis zur FU in Berlin anführte, die er als «sprechendsten Ausdruck der Interventionspolitik des amerikanischen Kapitalismus», als Verkörperung «amerikanischer Fremdherrschaft» bezeichnete. In immer neuen Varianten benannte Ulbricht den westdeutschen Wiederaufbau als Spiegel der «volksfremden Tendenzen des amerikanischen Formalismus» und konfrontierte ihn mit dem nationalen Aufbauprogramm der DDR, das die «nationale Kultur des deutschen Volkes» fortsetze, dies zeige beispielhaft das Hochhaus auf der Weberwiese.135 Dieser Verweis auf die deutsche Kultur war begleitet von der obligaten Referenz auf die «wegweisende Rolle» der Sowjetarchitektur, die «ihrem Inhalt nach sozialistisch, ihrer Form nach national»136 sei und von der die Architekten lernen könnten. Auf dem anschließenden Architektenkongress grenzte Kurt Liebknecht die «nationale Tradition» von den Internationalisierung vs. Nationale Bautradition | 467

176 | Hermann Henselmann, Turmbauten am Frankfurter Tor, Eingang zur Stalinallee, 1952–1958

«Wohnkästen» und «Büromaschinen»137 der «Bauhausarchitektur» ab, die überall in der westlichen Welt entstünden, und verwies als Vorbild auf den Klassizismus, die letzte große Bauepoche, die «aus den humanistischen Ideen der französischen Revolution» erwachsen sei. Schinkel avancierte zu einer Leitfigur, um aber Verwechslungen mit dem NS-Klassizismus auszu-

177 | R  ichard Paulick (Gesamtleitung), Grundriss des ersten Abschnitts der Stalinallee in Berlin-Friedrichshain, 1952–1958

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schließen, definierte Liebknecht «faschistische Architektur» als «Schändung des klassischen Erbes» durch maßstabslose Repräsentationsbauten sowie als typisierten Massenwohnungsbau im «Kasernenstil». Am Institut für Geschichte und Theorie der Baukunst der Deutschen Bauakademie sollte eine «Zusammenstellung der nationalen Bautraditionen Deutschlands»138 erarbeitet werden, allerdings bereitete die Abgrenzung der nationalen Traditionen von der jeweiligen feudalen oder absolutistischen Gesellschaftsform einige ideologische Mühen. Bei der Rekonstruktion der barocken Knobelsdorff-Oper in Berlin wie auch bei der Backsteingotik der Magistrale in Rostock mussten deshalb – mit einigen Verrenkungen – die angeblich «fortschrittlichen» oder humanistischen Elemente herausgehoben werden.139 Im Januar 1952 erschien das erste Heft der programmatisch «Deutsche Architektur» betitelten Zeitschrift, in der nun kontinuierlich zum einen mit historischen Beispielen aus West- und Ostdeutschland die Einheit der deutschen Kultur beschworen und zum anderen deren Fortführung in der DDR demonstriert wurde – untermauert durch Gegenbeispiele eines «brutalen, verlogenen Weltstil amerikanischer Prägung»140 in der Bundesrepublik. Mit Architektur sollte der grundsätzliche Unterschied zwischen der «fortschrittlichen Politik» in der DDR und der reaktionären Politik in der BRD aufgezeigt und bewiesen werden. Auf das Ulmer Münster als erste Abbildung folgten das Augsburger Rathaus, die Frauenkirche in Dresden und Schinkels Altes Museum, an das sich die Stalinallee als schöpferische «Weiterentwicklung»141 auf der Grundlage des «Studiums der ­nationalen Bautradition» anschloss. Die nationale Architektur der DDR sollte eine «aktive Rolle»142 bei der Herstellung der deutschen Einheit spielen, und im Gegensatz dazu wurde kontinuierlich auf die «Tragödie der westdeutschen Architektur»143, auf die «wertlosen Kastenbauten im amerikanischen Weltstil», die «amerikanische Kolonialarchitektur» und den Wiederaufbau von Darmstadt, Frankfurt, Köln oder Nürnberg als «amerikanische Stadt»144 verwiesen. Die in der Folge publizierten Planungen zum Aufbau einiger Städte der DDR in nationaler Bautradition dienten somit propagandistisch als Dokumente «Zur Verteidigung der Einheit der deutschen Architektur»145 und des Willens zur Wiedervereinigung. In einer Programmerklärung der DBA und des BdA wurden zuerst auf Doppelseiten jeweils ein historischer Bau aus West- und aus Ostdeutschland vorgestellt, um die kulturelle Einheit zu demonstrieren, und dann in BildInternationalisierung vs. Nationale Bautradition | 469

paaren Hildesheim und Stuttgart – «vor der Zerstörung durch anglo-amerikanische Terrorbomber» – mit dem aktuellen Zustand – «aufgebaut in der Zeit amerikanischer Fremdherrschaft» – konfrontiert. Diese Propaganda fand jedoch wenig Verbreitung im Westen, und ­obwohl Kurt Schumacher und die SPD einen nationalen Kurs gegen ­Adenauers Westbindung steuerten, entfaltete die mit der SED-Politik verknüpfte nationale Bautradition ihre stärkste Wirkung im eigenen Land. Die Berichterstattung in der Bundesrepublik beschränkte sich zumeist auf abschätzige Bemerkungen zur historisierenden Architektur der Stalinallee. Allerdings wurde sehr wohl die Signalwirkung dieser Bauleistung erkannt, auf die gezielt eine Architektur der «freien Welt» als «Cold War tool»146, als Werkzeug im Kalten Krieg antworten sollte. 1953 beschloss der Westber­ liner Senat die Internationale Bauausstellung Interbau, um im Westen der Stadt ausdrücklich der Stalinallee entgegenzutreten, und als in HamburgAltona 1954 ein neuer Stadtteil geplant wurde, kommentierte die zuständige Finanzbehörde: «Nur mit einer solchen Bebauung sei richtungs­ weisend darzutun, wie auch das freie Westdeutschland in der Lage sei, großzügig seine Städte wiederaufzubauen. Nur mit einem solchen Aufbau werde man gegenüber den Aufbaumaßnahmen Ostdeutschlands (Stalin­ allee in Ostberlin) die Kraft des freien Westens dartun können.»147 Die Frontstellung des Kalten Kriegs bestimmte und leitete offen oder subkutan das Denken und Planen auf beiden Seiten.

Vorbild USA, amerikanische Einflüsse Der massiven DDR-Propaganda gegen den «amerikanischen Imperialismus», dem moderne Kunst und Architektur pauschal als Formalismus zugewiesen wurden, stand eine antikommunistische Propaganda gegenüber, die nicht ganz so offensichtlich, aber doch genauso dezidiert auftrat. «Beide Seiten, Ost und West, griffen sich gegenseitig mit den Wert­ ordnungsformeln ‹Frieden› und ‹Freiheit› an»148, der ‹freie Westen› und die ‹Verteidigung des Friedens› wurden in der Systemrivalität zu «ideologischen Kampfbegriffen», die sich nicht nur über Institutionen verbreiteten, sondern sich auch in der Architektur niederschlugen. Im Juni 1950 fand der erste, von der CIA finanzierte «Kongreß für kulturelle Freiheit» in Berlin statt, bei dem sich berühmte Intellektuelle und Künstler zur «freien Welt» und Kultur des Westens bekannten.149 Eine Art architektonisches Pendant 470 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

178 | Bruno Grimmek, George-C.-Marshall-Haus auf dem Messegelände in Berlin-Westend, 1950

bildete das von Bruno Grimmek mit Werner Düttmann im Auftrag des amerikanischen Hochkommissars errichtete George-C.-Marshall-Haus, das mit einem ERP-Pavillon im Rahmen der ersten deutschen Industrieausstellung entstand, für die innerhalb weniger Monate fünf Glas-Eisenhallen auf dem Berliner Messegelände gebaut wurden.150 Das Marshall-Haus bildete nicht nur ein Zeugnis der Verbundenheit der USA mit Westberlin, sondern sollte auch exemplarisch – wie der folgende Henry-Ford-Bau der Freien Universität und die Amerika-Gedenkbibliothek151 – die Architektur des «freien Westens» demonstrieren (Abb. 178). Der geschwungene weiße Baukörper war auf Stützen in der Art von Le Corbusiers Pilotis vom Boden abgehoben und setzte damit auch ein direkt ablesbares Zeichen gegen die Blut-und-Boden-Schwere der NS-Architektur. Durchgehende Fensterbänder mit filigranen Stahlstreben und Verglasung vom Boden bis zur Decke vermittelten schwebende Leichtigkeit und Transparenz, die in der Folge vielfach als Ausdruck von Freiheit und Demokratie stilisiert wurden.152 Zur Eröffnung am 1. Oktober 1950 kam der «Europazug» des «Trav­ elling Marshall Plan Caravan», eine Wanderausstellung zur Präsentation der Vorzüge der «freien Völker», ins Marshall-Haus, eine gezielte Antwort auf das vorangegangene «Deutschlandtreffen der Jugend» in Ostberlin.153 1951 fand hier die Ausstellung «Industrie und Handwerk schaffen neues Hausgerät in den USA» statt, die den American Way of Life mit 500 Beispielen amerikanischen Designs präsentierte. 1952 folgte im Marshall Haus die anschließend auch in Hannover und Stuttgart gezeigte Ausstellung «We’re building a better life» (Abb. 179), in der ein komplettes US-Haus so in den Raum gestellt wurde, dass die Besucher von einer Empore in die Räume blicken konnten, wo Schauspieler amerikanisches Familienleben Internationalisierung vs. Nationale Bautradition | 471

179 | Blick in die Ausstellung «We’re building a better life» in Berlin 1952

mit amerikanischen Produkten vorführten.154 Die Siegermacht USA wurde zum Vorbild für die sich anbahnende Konsumwelt und für die gesellschaftliche Transformation in Arbeitgeber und konsumierende Arbeitnehmer.155 Die Wiederaufbaupolitik der Bundesrepublik folgte der Linie des Marshallplans, «daß Klassenkonflikte nicht durch Umverteilung zu überwinden und dauerhaft zu beheben seien, sondern durch Wirtschaftswachstum.»156 In den folgenden Jahren organisierte die United States Information Agency (USIA) fast 350 weitere derartige Propaganda-Ausstellungen auf der ganzen Welt. Der amerikanische Einfluss auf das Bauen in der Bundesrepublik intensivierte sich, als aus den Mitteln des Marshallplans 450 Millionen DM für Siedlungen bereitgestellt und von der Economic Cooperation Administration (ECA) verteilt wurden. Im Sommer 1951 fand ein Wettbewerb für 472 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

180 | E ntwürfe für ­ECA-Siedlungen in der Bundesrepublik, 1951

15 ECA-Siedlungen statt, die anschließend – mit einer Ausnahme – als aufgelockerte Zeilenbauten an den Rändern von Städten quer durch die BRD errichtet wurden (Abb. 180)157. Es ging ausdrücklich nicht um Wieder­ aufbau, sondern um die Demonstration einer zukünftigen Siedlungs- und Wohnform. Insgesamt konnten über die ECA etwa 100 000 Wohnungen gebaut und entsprechend propagandistisch vermarktet werden.158 Ebenfalls im Sommer 1951 organisierte die Stadt Hannover, unter der Federführung des Stadtbaurats Rudolf Hillebrecht, die große Ausstellung «Con­ structa»159 auf dem neuen Messegelände, mit dem sich die Stadt gegenüber Leipzig als Messezentrum des Westens etablieren wollte. Im Rahmen der Constructa, die einen ersten Überblick zum Wiederaufbau beziehungsweise Neubau vermitteln und dabei die Leistungen in Hannover herausInternationalisierung vs. Nationale Bautradition | 473

stellen sollte, zeigte das American Institute of Architects die Ausstellung «Architektur der USA seit 1947», und zudem ließ der US-Informationsdienst die Ausstellung «Das neue Gesicht der amerikanischen Stadt» durch die Amerikahäuser in der BRD wandern.160 1952 stellte das MoMA die Ausstellung «Built in the USA: Post-War Architecture» zusammen, die durch 40 Länder tourte und die Philip Johnson mit dem Satz einführte: «The battle on modern architecture has long been won»161. Damit bezog er sich auf den 1932 in New York verkündeten «International Style», mit dem die soziale Programmatik des Neuen Bauens ausgedünnt und in eine ­Stilform umgedeutet worden war, die nun von den siegreichen USA über die Welt verbreitet werden konnte.

Kontinuitäten und Brüche in der westdeutschen Architektenschaft Die amerikanischen Initiativen dienten zur Stärkung einer Archi­ tektur des «freien Westens» im Sinne eines «International Style», der in den Anfangsjahren der Bundesrepublik noch keineswegs gefestigt war. Im Gegensatz zur DDR, wo bereits im Jahr nach der Staatsgründung Gesetze und Verordnungen das gesamte Bauwesen zentralistisch regelten, war die architektonische Situation in der BRD durch eine konservative Bundes­ politik, unterschiedliche Regelungen in den Bundesländern und eine große Bandbreite der Planungen bei den Kommunen gekennzeichnet. Die meisten Architekten, die ab 1948 am Wiederaufbau mitwirkten, hatten bereits in der NS-Zeit gebaut, sie alle versuchten, sich einen Platz zu sichern beziehungsweise in amtlicher Funktion die Planung einzelner Städte zu steuern. Die Architekten, die im NS-Industriebau tätig gewesen waren, deklarierten ihre Auffassung von einem funktionalen dekorlosen Bauen zur Grundlage für einen «modernen» Wiederaufbau, während die konservativen Architekten – sofern sie Parteimitglieder gewesen waren, von den Spruchkammern durchwegs «entnazifiziert» – zum Teil ihre architekto­ nische Haltung wechselten und selbst zu Vorreitern einer funktionalen, ­internationalen Architektur wurden, zum Teil beharrten sie auf ihren Vorstellungen und versuchten, diese in Ämtern, bei Bauten und über Wett­ bewerbe weiterzutragen. Da es bei diesen Aktivitäten nicht nur um alte NS-Seilschaften, sondern auch um lukrative Aufträge und eine programmatische Haltung ging, entstanden in den Anfangsjahren der Bundesrepu474 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

blik einige, zumeist jedoch harmlose Kontroversen unter der Architektenschaft, denn jedem war klar, was Alfons Leitl 1949 konstatierte: «[…] wir saßen alle auf dem gleichen braungestrichenen Schiff.»162 Protest erhoben zumeist nur einige Vertreter der jüngeren Generation, deren Stimme allerdings wenig Gehör fand, zumal viele der ehemaligen NS-Architekten über ihre Verbindungen in hohe Positionen aufstiegen. Ausgerechnet Bonatz und Schmitthenner erhielten sogar bereits 1952 mit der Aufnahme in den «Pour le Mérite» eine der höchsten Würden in der Bundesrepublik.163 Im April 1948 wurde Friedrich Tamms, Mitarbeiter von Speer und eine zentrale Figur des Bauwesens in der NS-Zeit, zum Leiter des Stadtplanungsamts in Düsseldorf berufen. Tamms beauftragte den Hamburger NS-Planer Konstanty Gutschow mit einem Gutachten, nach dem bis ­Oktober 1949 ein Neuordnungsplan erarbeitet wurde, der eine für die ­NS-Zeit übliche axiale Planung fortsetzte. Eine Gruppe von zehn jungen Architekten um Bernhard Pfau und Josef Lehmbrock schloss sich daraufhin zum «Architektenring Düsseldorf»164 zusammen und legte eine Gegenplanung mit Ringstraßen nach dem Vorbild der Charta von Athen vor, die sie als «Dienst am Menschen»165 bezeichneten. Die Neuordnungsplanung wurde jedoch ohne Gegenstimme im April 1950 von der Stadtverord-

181 | J ulius Schulte-Frohlinde, Rathaus in Düsseldorf, 1952–1956

Internationalisierung vs. Nationale Bautradition | 475

182 | P aul Schneider-Esleben, Haniel-Garage in Düsseldorf, 1951–1952

netenversammlung beschlossen, die alten Netzwerke funktionierten weiter. Gleichzeitig organisierte Tamms Aufträge für ehemals prominente ­NS-Architekten wie Hanns Dustmann, Helmut Hentrich, Hans Heuser oder Rudolf Wolters, und im Sommer 1950 erhielt der ehemalige Leiter des ­Architekturbüros der DAF und Geehrter auf Hitlers «GottbegnadetenListe», Julius Schulte-Frohlinde, ohne Wettbewerb die Erweiterung des Düsseldorfer Rathauses zu­geteilt.166 Als dieser einen historisierenden Entwurf vorlegte (Abb. 181), ­eskalierte der Streit, aber trotz internationalen Protests erhielt Schulte-Frohlinde Anfang 1952 sogar noch die Leitung des Düsseldorfer Hochbauamts. In einer auch von Hans Scharoun unter­ rchitektenrings gegen die Berufung hieß es, schriebenen «Erklärung» des A die Düsseldorfer kommunale Baupolitik habe seit 1949 die «Baugesinnung des Dritten Reichs mit derart offener Eindeutigkeit vertreten und gefördert, daß dies in Deutschland bereits sprichwörtlich geworden ist»167. Diese in der Bundesrepublik einmalige personelle Konzentration von NS-Prominenz führte allerdings zu keiner größeren Kontinuität von NSArchitektur, im Gegenteil, geradezu in Oppo­sition zur Baupolitik von Tamms entstanden in Düsseldorf mehrere Bauten von programmatischer Modernität. Mitten im Düsseldorfer Architekturstreit errichtete Bernhard Pfau 1951 das «Haus der Glasindustrie» mit transparenter, filigraner Glasfassade, und Paul Schneider-Esleben schuf gleichzeitig mit der rasant über 476 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

eine Außenrampe erschlossenen, rundum verglasten Haniel-Hochgarage (Abb. 182) ein architektonisch herausragendes Zeichen für ästhetische Überhöhung von Funktionalität und Mobilität. Das 1951 bis 1956 folgende Mannesmann-Hochhaus von Schneider-Esleben war das erste Stahlskeletthochhaus mit Vorhangfassade in Deutschland und machte Düsseldorf zum vielfach bewunderten Schauplatz moderner Architektur, die nun als Zeichen für Kapital und florierenden Konsum diente.168 Zwar schufen einige Architekten der «Nazi-Prominenz» ein paar historisierende Bauten, aber innerhalb weniger Jahre schwenkten die meisten im Zuge des Wirtschaftswunders auf den «International Style» amerikanischer Prägung um und vollzogen die für alle Lebensbereiche in der Bundesrepublik charakteristische «Modernisierung unter konservativen Auspizien»169. Die beiden NS-Industriearchitekten Ernst Zinsser und Werner Dierschke – letzterer seit 1951 Leiter des Hochbauamts von Hannover – ­errichteten mit dem Hochhaus für die Continental AG bereits 1953 in Hannover einen anonymen Skelettbau nach amerikanischem Vorbild – mit 65 Meter das damals höchste Gebäude der Bundesrepublik. Helmut Hentrich, Mitarbeiter an Albert Speers Berliner Nord-Süd-Achse, schuf von 1957 bis 1960 mit dem Dreischeibenhaus des Thyssen-Konzerns das ­architektonische Wahrzeichen für das Wirtschaftswunder (Abb. 198). Der Stahl­skelettbau mit perfekt präfabrizierter Vorhangfassade wurde als Zeichen des wirtschaft­lichen Wiederaufstiegs gefeiert. Ein Pendant zum Thyssenhaus erbaute Cäsar Pinnau, der Ausstatter der Reichskanzlei, mit dem Hochhaus Hamburg-Süd (1959–1964) für den Oetker-Konzern. Die Wahl der ­Architekten durch Konzerne, die ehemals dem NS-Regime nahestanden, ist bezeichnend. Wie in vielen anderen Bereichen wurden auch in der ­Architektur zahlreiche Vertreter der ehemaligen NS-Elite zu Bannerträgern der Wirtschaftswundergesellschaft. Die Kultur im Westen Deutschlands veränderte sich im Zuge der Westbindung, ein Bekenntnis zu abstrakter Kunst und internationaler Architektur diente bereits als Bekenntnis zu Freiheit und Demokratie und ließ die NS-Aktivitäten ihrer Akteure in der allgemeinen Verdrängung der Vergangenheit vergessen. Die Ämter- und Auftragshäufung ehemaliger NS-Architekten in Düsseldorf fand in keiner anderen Stadt der Bundesrepublik eine Parallele, die Versuche, sich mit traditioneller Architektur zu etablieren, blieben begrenzt. Als Paul Schmitthenner 1949 den Auftrag zum Wiederaufbau des Königin-Olga-Baus als Bankgebäude am Stuttgarter Königsplatz erhielt, Internationalisierung vs. Nationale Bautradition | 477

wollte er mit einem monumentalen historisierenden Natursteingebäude seine Blut-und-Boden-Architektur im Herzen der Stadt als Maßgabe für die weitere Bebauung platzieren. Der Protagonist moderner Architektur in Stuttgart, Richard Döcker, engagierte sich gegen die Planung, er konnte den Bau zwar nicht verhindern, aber die von Schmitthenner ebenso hemmungslos wie gezielt fortgeführte NS-Architektur fand keine weitere Nachfolge.170 Die jüngeren Architekten wandten sich von dieser Form ­traditionellen Bauens ab, und ein Absolvent der Stuttgarter Schule, Rolf Gutbrod, errichtete gleichzeitig mit dem «LOBA»-Haus der Holzberufs­ genossenschaft mit Stahlbetonskelett und Fensterbändern einen direkten Gegenbau zu Schmitthenner und setzte einen Maßstab für die weitere Bebauung im Sinne einer funktionalen, dekorlosen Architektur. In Münster erhielt der Architekt der Wehrwissenschaftlichen Fakultät in Berlin, Hans Malwitz, 1946 die Leitung des Staatsneubauamts für Universitätsbauten und konnte in dieser Funktion nicht nur das weitgehend zerstörte Schloss rekonstruieren, sondern auch in den folgenden zehn Jahren eine Reihe von Universitätsbauten errichten, die noch starke Anklänge an monumentale NS-Architektur zeigten. In München erbaute Rudolf Esterer, der in den 1930 er-Jahren Burganlagen als NS-Weihestätten umgestaltet hatte, in direk-

183 | Sep Ruf, Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg, 1952–1954

478 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

ter Fortsetzung des NS-Klassizismus 1949 bis 1952 einen neuen Konzertsaal in der zerstörten Wittelsbacher-Residenz. Aber auch im konservativen München, das als einzige Großstadt einen restaurativen Wiederaufbau des Stadtzentrums verfolgte, blieb eine derartige Kontinuität die Ausnahme. Auch hier entstanden gleichzeitig Gegenbauten als Richtungsweiser für ­einen «modernen» Wiederaufbau.171 So errichtete der junge Architekt Werner Wirsing 1949 mit amerikanischer Finanzhilfe eine Wohnanlage für Jugendliche, für die er sich bei Walter Gropius in den USA Anregungen holte,172 und Sep Ruf schuf 1950/51 ein scheibenförmiges Wohnhochhaus mit verglaster Südfassade, das Maßstäbe für eine neue innerstädtische, ­soziale Wohnform setzen sollte.173 Gleichzeitig konzipierte Ruf mit den großflächig verglasten, frei in einem Waldstück platzierten Pavillons der Akademie der bildenden Künste in Nürnberg (Abb. 183) einen heraus­ ragenden und architektonisch wegweisenden Schulbau.174

Das Darmstädter Gespräch und der Streit um eine andere Moderne Die ersten Jahre der Bundesrepublik waren von einem Gemenge aus traditioneller und funktional-konstruktiver Architektur, aus Kontinuitäten und Brüchen gekennzeichnet. Welchen Weg der Wiederaufbau gehen sollte, war ein endlos diskutiertes Thema in den Bauzeitschriften. In dieser Phase versuchte die Stadt Darmstadt anlässlich des 50. Jubiläums der Ausstellung auf der Mathildenhöhe, mit der 1901 wichtige Impulse für eine Erneuerung der Architektur gegeben worden waren, wieder Maßstäbe zu setzen. Bekannte Architekten sollten exemplarische Entwürfe für kommunale Projekte liefern, und im Rahmen eines Gesprächs sollten die geistigen Grundlagen einer Architektur des Wiederaufbaus erörtert werden. Elf ­Architekten erhielten Planungsaufträge, ihre Entwürfe wurden im Sommer 1951 als «Meisterbauten»175 in einer Ausstellung auf der Mathildenhöhe gezeigt, und im August fand das Darmstädter Gespräch «Mensch und Raum»176 statt. Die Spannweite der Eingeladenen reichte von den ehemaligen NS-Architekten Paul Bonatz, Peter Grund und Ernst Neufert über die Vertreter der verschiedenen Richtungen des Neuen Bauens – Otto Bartning, Sep Ruf, Hans Scharoun, Rudolf Schwarz, Otto E. Schweizer, Hans Schwippert und Max Taut – bis zum niederländischen Altmeister Willem M. Dudok. Bewusst sollte ein Spektrum verschiedener ArchitekturInternationalisierung vs. Nationale Bautradition | 479

auffassungen geboten werden. Die präsentierten Entwürfe zeigten jedoch, dass sich die Konzeptionen der meisten Teilnehmer auf gerasterte, mehr oder weniger frei zusammengestellte Baublöcke angenähert hatten. Nur Bonatz’ Tonhalle setzte eine monumental historisierende Architektur fort, einen neuen Ansatz zeigte allein Scharouns Volksschule mit einem aus der Pädagogik entwickelten Raumkonzept. Beide Architekten gerieten beim Gespräch aneinander, da Bonatz den Scharounschen Entwurf als ein «Zerdenken»177 kritisierte, das einen «Homunkulus» produziere, worauf Scharoun die Tonhalle als «Tintenfaß mit einem Deckel» bezeichnete. Ausgeführt wurden nur fünf Bauten, die bezeichnenderweise keine Wirkung entfalteten, da sie in der schier unendlichen Masse belangloser gerasterter Neubauten der 1950 er-Jahre untergingen. Zum Gespräch über «Mensch und Raum», das Martin Heidegger und Ortega y Gasset mit philosophischem Geraune zum Wohnen garnierten, waren neben den Architekten der Meisterbauten weitere Repräsentanten verschiedenster Richtungen eingeladen, vom ehemaligen NS-Generalbaurat Wilhelm Kreis bis zu Egon Eiermann, der gerade mit dem Fabrikbau der Taschentuchweberei in Blumfeld Aufsehen erregte. Während in der DDR zur gleichen Zeit die nationale Bautradition mit dem Haus auf der Weberwiese verbindlich vorgestellt wurde, sollte in Darmstadt die Richtung des Bauens in der Bundesrepublik unter einem ebenso umfassenden wie neutralen Titel auf breiter Basis diskutiert werden. Eine Auseinandersetzung mit dem Bauen in der NS-Zeit oder der DDR fand nicht statt, ­architekturtheoretische Überlegungen blieben rudimentär, nur indirekt wurden aus der gegenwärtigen Situation Umrisse einer zukünftigen Architektur abgeleitet. So verwies Otto Ernst Schweizer auf die Tendenz der Technik zur Entmaterialisierung, und Hans Schwippert sah eine Neigung, nicht «Fluchtburgen», sondern «Zelte» zu bauen, denn es herrsche eine «Sehnsucht nach dem leichten Gehäuse, nach der Helle, nach der Offenheit, nach einem Dach zwar, nicht aber […] nach dem Bunker»178. Beide benannten damit charakteristische Elemente, mit denen Architekten in den 1950 er-Jahren versuchten, ihre Bauten vom Erscheinungsbild der ­NS-Zeit abzugrenzen. Am deutlichsten wandte sich Egon Eiermann gegen jede Form von historischen Bezügen und forderte eine strikt vorwärts gewandte Architektur. Historische Städte seien für ihn «geradezu grauenhaft», dort könne man nicht mehr leben und aus ihnen könne man nichts lernen, denn inzwischen sei «etwas Grandioses geschehen». Auf der ganzen 480 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

Welt fänden «Annäherungen» statt, die Grenzen öffneten sich, und aufgrund dieser «Weitzügigkeit und Weltoffenheit» schreite der Architekt, ohne rückwärts zu blicken, mit seinen Planungen in die Zukunft. Für diese Haltung nehme er gern den Begriff «Heimatlosigkeit» in Kauf, «denn die Heimat von früher mit Volksliedgesang existiert dann nicht mehr: Ich habe eine neue Heimat, die dann die Welt sein wird.»179 Wie die Avantgarde der 1920 er-Jahre plädierte Eiermann für eine internationale Architektur und für eine mobile Lebensform ohne historische oder nationale Bindungen. Ausdrücklich erklärte er: «Gut, ich gestalte die Heimatlosigkeit. Deswegen können wir trotzdem außerordentlich glückliche Menschen werden.» Die Menschen müssten sich dazu nur in ihren Ansprüchen bescheiden, auch in einem «primitiven» Reihenhaus könne sich dann «Heimat bilden und zwar in uns und sie wird von ganz allein entstehen». Eiermann benannte damit unter dem Beifall der Anwesenden die «heimatlose» internationale Architektur nicht nur zu einem Mittel zur Verdrängung der Geschichte, sondern auch zu einem Instrument der Erziehung, um ohne Geschichte «heimisch» zu werden.180 Bei ihrem Deutschlandbesuch 1949/50 stellte Hannah Arendt fest: «Überall fällt einem auf, daß es keine Reaktion auf das Geschehene gibt, aber es ist schwer zu sagen, ob es sich dabei um eine absichtliche Weigerung zu trauern oder um den Ausdruck einer echten Gefühlsunfähigkeit handelt.»181 Eine Reaktion auf das Geschehene war jedoch durchaus vorhanden, sie bestand in einer Verdrängung der NS-Zeit durch eine neue ­architektonische Umwelt ohne historische Bezüge.182 Im Rückblick kon­ statierte Mathias Schreiber im «Spiegel», dass «die weiße Simplizität der kahlen Flachdachkiste» zur «Fata Morgana einer raumästhetischen Selbstreinigung»183 geworden sei. Der einzige, der in Darmstadt in einem größeren historischen Rahmen argumentierte, war der Generalplaner von Köln, Rudolf Schwarz, der Konstruktivismus und Technizismus als «Irrlehren» sowie den Begriff «moderne Kunst» als Unsinn bezeichnete und eine Architektur als Kunst forderte, die sich wieder um eine «große tragende Idee», um eine göttliche Ordnung kümmere.184 Diese in Darmstadt noch etwas nebulös vorgetragene Suche nach einer tragfähigen Tradition für den Wiederaufbau präzisierte Schwarz im Januar 1953 in einem Beitrag für die Bauzeitschrift «Baukunst und Werkform», in dem er eine große geistige Überlieferung von der Gotik über den Barock bis zu van de Velde, Poelzig und Mies van der Rohe skizInternationalisierung vs. Nationale Bautradition | 481

zierte. Dieses «abendländische Gespräch»185 sei durch den Materialismus beziehungsweise den «ungeistigen» Anspruch des Bauhauses, den die ­Nationalsozialisten fortgesetzt hätten, unterbrochen worden. Schwarz versuchte, den Neuaufbau der Bundesrepublik auf eine von ihm konstruierte architektonische Tradition des «christlichen Abendlandes» zu gründen, die er in direkten Gegensatz zum traditionslosen internationalen Bauen stellte. Damit reihte er Architektur in die Abendlandrhetorik ein, die verschiedene konservative Kreise seit 1945 als Appell zur Rückkehr in die Gemeinschaft des «christlichen Abendlandes»186 verwendeten, um die NS-Zeit als kurzfristigen Verlust christlicher Werte zu bagatellisierten und um Schuldgefühle und Ängste «auf das Ressentiment gegen Moderne und Auf­ klärung umzuleiten»187. Während diese antikommunistisch grundierte «Abendländerei» in einigen Bereichen durchaus erfolgreich wirkte, schlug Schwarz’ Versuch, den architektonischen Wiederaufbau in eine christliche Tradition einzubinden, völlig fehl, denn mit seinen Angriffen gegen das Bauhaus, das in der DDR zum Feindbild erklärt worden war und das er sogar noch in einen Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus brachte, stellte er sich gegen das Leitbild einer Architektur des freien Westens. Mit seinen Sottisen gegen den geometrischen Technikkult des Bauhauses, dessen «Heilsbotschaften» – wie beispielsweise das Flachdach – die Zugehörigkeit zur Moderne festlegten, entzündete Schwarz einen monatelangen heftigen Architekturstreit, der mit einem triumphalen Sieg des Bauhauses endete, das damit erst in der Bundesrepublik zum Inbegriff internationaler Gestaltung und Synonym für moderne Architektur avancierte. Der Bezug auf das Bauhaus lieferte eine ideale Kombination von Internationalität und nationalen Bezügen, denn die Ideen der Reformschule waren von Deutschland aus in die Welt gewandert, zwei der drei Direktoren – Gropius und Mies van der Rohe – waren in den USA zu gefeierten Heroen aufgestiegen, und nun kamen die weltweit erfolgreichen Ideen mit der Siegermacht USA wieder nach Deutschland zurück.188 Dass dabei die ursprüngliche soziale und visionäre Programmatik weitgehend verloren gegangen und das «internationale» Bauen zu einer formalen, ökonomisch begründeten Angelegenheit geworden war, beförderte einen pauschal als «modern» apostrophierten Wiederaufbau der Bundesrepublik. Zudem wirkte die Berufung auf das in der DDR verteufelte Bauhaus wie ein Bekenntnis zur Demokratie.189 Mit dieser allmählich immer stärker vollzo­ genen Wendung zu einer technisch funktional begründeten Architektur, 482 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

für die als Begriff ein verklärtes, inhaltlich jedoch völlig entleertes inter­ nationales «Bauhaus» stand, gerieten Versuche, den Wiederaufbau auf eine Tradition zu gründen, immer mehr ins Abseits. Historisch fundierte theoretische Reflexion fand nicht statt, und die Masse des Bauens in der Bundesrepublik reduzierte sich auf Neubauten, deren ökonomische Prämissen in banalen Rasterformen zum Ausdruck kamen. Den «neusach­ lichen» Wohnungsbau auf der Tabula rasa des zerstörten Landes bezeichnete Theodor W. Adorno in den Minima ­Moralia bereits 1951 als «Asyl für Obdachlose», als «von Sachverständigen für Banausen angefertigte Etuis, oder Fabrikstätten, die sich in die Konsumsphäre verirrt haben, ohne alle Beziehung zum Bewohner»190.

Kritik am Wiederaufbau Vermittelt über Ernst Neuferts «Bauentwurfslehre», die als Lehrbuch und Handbuch aller Architekten zum Bestseller avancierte, wurden Entwürfe nach ökonomischen Maßgaben rationalisiert, Flächen minimiert sowie Grund- und Aufrisse aller Bautypen bis hin zum Städtebau über einem Raster entwickelt. Der Raster wurde zum Universalinstrument für die Bewältigung der Quantitäten des Wiederaufbaus auch von mäßig begabten Architekten. Hinter den gerasterten Fassaden schienen alle gleich zu werden, der Charakter der Städte nivellierte sich und historische Bezüge verschwanden wie von selbst. Die Kritik am Wiederaufbau machte sich deshalb schon früh am Raster fest, 1953 schrieb Alfons Leitl: «Allmählich rasterts sich die Straßen aller Städte auf und ab»191, und Otto Bartning erklärte auf dem Bundestag des BDA 1954, die «Rasteritis»192 sei inzwischen so abgedroschen, dass sie nur noch ein Gähnen hervorrufe. Mitte der 1950 er-Jahre intensivierte sich die Kritik an der «Tristesse»193 und Ödnis der Städte, in denen «kilometerlang […] gerastert» worden sei, und ein Vertreter der nächsten Generation, Peter C. von Seidlein, der bei Mies van der Rohe in Chicago studiert hatte, schrieb, es gebe «kaum einen erbärmlicheren Anblick als den unseres Städtebaus»194. Aus der bundesdeutschen gerasterten Monotonie des Wiederaufbaus der 1950 er-Jahre ragen nur wenige Gebäude heraus, bei denen Architekten programmatisch versuchten, einen baulichen Ausdruck für einen Neuanfang mit den Mitteln der ­modernen Architektur zu finden. Hierzu zählen insbesondere öffentliche Kultur- und Bildungsbauten wie die Theater in Gelsenkirchen (Abb. 243), Internationalisierung vs. Nationale Bautradition | 483

184 | L ange Straße in Rostock, 1953–1957

Mannheim und Münster (Abb. 224), Museums- und Ausstellungshäuser in Darmstadt und Köln sowie das exemplarische Schulexperiment von Hans Scharoun in Lünen (Abb. 241). Der Entwicklung in der Bundesrepublik zu einer Bauform, die Bruno Taut schon 1929 als «öden Schematismus des internationalen Schundes» bezeichnet hatte, der sich «wie ein verdünnter Aufguß über die ganze Welt»195 ergießt, stand das «nationale» Bauen in der DDR gegenüber. Der angekündigte Wiederaufbau von ausgewählten Städten in Fortsetzung der deutschen Bautradition entpuppte sich jedoch schnell als von ideologischen Vorgaben gesteuert. Vorrangig war die Schaffung von «sozialistischen» Magistralen und Plätzen für Aufmärsche und Standdemonstrationen sowie die überall übliche Auflockerung der Stadtstruktur. Der historische Charakter der jeweiligen Städte spielte dabei nur eine untergeordnete Rolle, historische Bezüge wurden nach sowjetischem Vorbild nur als «stilgeschichtliche Versatzstücke» zu einer «plakativen Indienstnahme von Geschichte»196 eingesetzt. Bauten in der Hansestadt Rostock erhielten deshalb gotische (Abb. 184), in Dresden barocke und in Berlin klassizistische Details appliziert. Der architektonische Ausdruck des Wiederaufbaus in BRD und DDR entwickelte sich somit in den ersten Jahren nach Gründung der bei484 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

den Staaten entsprechend den politischen Vorgaben konträr auseinander. Die «nationale Bautradition» konnte sich aber nur punktuell und kurzfristig entfalten, denn nach Stalins Tod 1953 kam es zuerst in der Sowjetunion und dann auch in den Satellitenstaaten zu einer kompletten Wende in der Baupolitik. Mit der nun proklamierten Industrialisierung des Bauens entstanden trotz der politischen Konfrontation auch Konvergenzen des architektonischen Ausdrucks in Ost und West.

Internationalisierung vs. Nationale Bautradition | 485

5. 3 Ökonomisierung und Industrialisierung des Bauens Nach dem Tod Stalins am 5. März 1953 vollzog sich ein radikaler politischer Wandel und im Zuge der Entstalinisierung wurden auch die bisherigen Leitlinien im Bauwesen verworfen. Dies führte nicht nur in der UdSSR, sondern auch in den Satrapenstaaten wie der DDR zu gravierenden Veränderungen in Architektur und Städtebau.

Kurswechsel von der «nationalen» Architektur zum industriellen Bauen Auf der «Allunionskonferenz der Bauschaffenden» in Moskau rechnete Nikita Chruschtschow am 7. Dezember 1954 radikal mit der «Verschwendungssucht» Stalins ab und verdammte eine künstlerische Ausgestaltung von Bauten als «Verschandelung von Architektur, durch die ­lediglich Material vergeudet und unnötig Gelder ausgegeben werden»197. Die handwerklich geprägte Bauweise zur Erstellung von Gebäuden in den Formen und mit dem Dekor der von Stalin geforderten nationalen Bau­ tradition war kostenaufwendig und deshalb konnten die erstrebten Produktionszahlen beziehungsweise eine Überlegenheit gegenüber dem Westen beim Wiederaufbau nicht erreicht werden. Als Maßgabe bestimmte Chruschtschow, «besser, billiger und wirtschaftlicher»198 zu bauen, und verlangte, große Baubetriebe zur Mechanisierung der Bauarbeiten, Erhöhung der Produktivität, Verkürzung der Bauzeiten und Senkung der Baukosten zu schaffen sowie individuelles Entwerfen durch «Typenentwürfe» für serielle Massenproduktion zu ersetzen. Damit wurde eine nahezu komplette Umkehr des bisherigen Architekturprogramms sowie dessen ideologischer Basis eingefordert. Die gesamte Baupolitik einer nationalen Bautradition als Ausdruck eines sozialistischen Inhalts war auf den Kopf gestellt, die neuen Leitlinien mussten deshalb in ein wirtschaftspolitisches Programm verpackt und personell sowie strukturell eine umfassende Wende im Bauen eingeleitet werden. Im April 1955 schrieb Liebknecht 486 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

über die Bedeutung der Moskauer Konferenz für die DDR.199 Es müsste sparsamer gebaut und die Wirtschaftlichkeit mehr beachtet werden, denn die Baukosten würden überschritten und damit die Volkswirtschaft gefährdet. Zur Durchsetzung der neuen Leitbilder wurden mit Gerhard Kosel und Benny Heumann zwei linientreue Kommunisten, die seit Anfang der 1930 er-Jahre in der Sowjetunion gearbeitet und sich im Industriebau spezialisiert hatten, aus Moskau nach Berlin geschickt.200 Bereits am 20. Dezember 1954 hielt Gerhard Kosel im Ministerium für Aufbau einen programmatischen Vortrag zur Typenprojektierung. Während Heumann die Abteilung Bauwesen im ZK der SED übernahm und damit die Wende im Parteiapparat absicherte, stieg Kosel umgehend zum Staatssekretär und Stellvertreter des Ministers auf und hielt am 3. April 1955 nach Walter ­Ulbricht, dem Ersten Sekretär des ZK der SED, das Hauptreferat auf der «1. Baukonferenz» der DDR. In der Deutschen Sporthalle, dem 1951 von Richard Paulick errichteten Repräsentationsbau an der Stalinallee, erklärte er vor etwa 1800 Zuhörern aus Baugewerbe und Bauwesen die Vorteile ­einer Mechanisierung des Bauens über ein Takt- und Fließbandverfahren mit serieller Herstellung von typisierten Bauteilen, die auf der Baustelle nur noch montiert werden. Das industrielle Bauen feierte Kosel als Verbindung von Technik und Wissenschaft und als Wegbereitung zu einer «neuen Zivilisation der Arbeit»201. Die geforderte Industrialisierung des Bauens bildete somit eine Art sozialistisches Pendant zu den fordistischen Pro­ duktionsweisen im Westen, die Massenfertigung sollte nicht nur die ­Wirtschaft ankurbeln, sondern auch die Gesellschaft formieren.202 Kosel ­bemühte sich allerdings, den Bruch mit dem Leitbild einer nationalen Bau­tradition abzumildern, denn die Gestaltung eines Typenbaus sollte von «der architektonischen Tradition der Gegend ausgehen, für die er bestimmt ist»203. Der radikale Kurswechsel stellte die SED-Politiker vor erhebliche Pro­ bleme, denn die Wende zur nationalen Bautradition war erst vor fünf ­Jahren gegen den Widerstand der Vertreter moderner Architektur brachial durchgesetzt worden, die neu geschaffene Deutsche Bauakademie hatte das theoretische Rüstzeug zur entsprechenden Steuerung des Bauwesens erarbeitet, Architekten und Bevölkerung waren ausführlich medial in­ doktriniert worden, und die Errichtung von exemplarischen «nationalen» Bauten an der Stalinallee sowie in den Musterstädten von Dresden über Ökonomisierung und Industrialisierung des Bauens | 487

Magdeburg bis Rostock war in vollem Gange. Da mit der nationalen Bau­ tradition der Anspruch auf Alleinvertretung einer kulturellen nationalen Einheit gegenüber dem diffamierten Kosmopolitismus und Internationalismus in der Bundesrepublik verbunden war, musste nicht nur eine ge­ stalterische und technologische Wende, sondern auch ein Wechsel der ideologischen Fundierung des Bauens gerechtfertigt werden. Diese Neubegründung wurde zudem erforderlich, da zur gleichen Zeit die politische Entwicklung die Ideologie der nationalen Baugestaltung als Ausdruck ­einer angestrebten nationalen Einheit überholte. Die Bundesrepublik festigte am 5. Mai 1955 ihren Weg in die Westbindung mit der Unterzeichnung der Pariser Verträge, mit denen das Besatzungsstatut in der BRD aufgehoben, weitgehende Souveränität erreicht und der Beitritt zur NATO sowie zur Westeuropäischen Union (WEU) fixiert wurden. Die Sowjetunion reagierte darauf schon am 14. Mai mit der Gründung des Warschauer Pakts und der Erklärung einer Zwei-Staaten-Doktrin, nach der DDR und BRD als zwei souveräne Staaten zu betrachten seien. Die beiden Frontstaaten waren damit nicht nur politisch, sondern auch als militärische Partner in die jeweiligen Systeme eingebunden. Mit der Anwesenheit der Außenminister beider deutscher Staaten bei der Genfer Gipfelkonferenz im Juli 1955 und dem Genfer Außenministertreffen 1959 wurden ­Alleinvertretungsansprüche im Grunde obsolet, die Bundesrepublik hielt diese Ambition mittels der Hallstein-Doktrin allerdings noch bis 1973 ­politisch aufrecht.204 Die DDR gewann allmählich Anerkennung als souveräner Staat, aber damit waren nicht nur das jahrelang mit der nationalen Bautradition propagierte Bekenntnis zur deutschen Einheit, sondern auch die seit Anfang der 1950 er-Jahre betriebenen Planungen für Berlin zur «Neugestaltung der deutschen Hauptstadt»205 überholt.

Folgen der «Wende im Bauwesen» Ulbricht und die SED-Spitze versuchten, eine personelle Entstalinisierung einzudämmen, aber gleichzeitig die von Moskau verordnete Wende im Bauen pflichtgemäß zu vollziehen. Zum Bau der zweiten sozialistischen Stadt Hoyerswerda entstand seit August 1955 in Groß-Zeisig das erste Großplattenwerk der DDR, die Zeitschrift «Deutsche Architektur» vermeldete Anfang 1956 «Die große Wende im Bauwesen»206 und einige Architekten übten nach kommunistischem Brauch Selbstkritik. Mit dem 488 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

Kurswechsel zu einem nach ökonomischen Prinzipien ausgerichteten industrialisierten Bauen geriet die gesamte Baupolitik der DDR ins Schlingern, da weder formal noch inhaltlich eine klare Abgrenzung zum Bauen im Kapitalismus mehr möglich war. In dieser Phase der Verunsicherung bahnte sich eine gewisse Liberalisierung an, in Zeitungen und der Zeitschrift «Deutsche Architektur» konnten monatelang gegensätzliche Meinungen ausgetauscht werden, in der Bauakademie, beim Architektenverband und in den Hochschulen kam es zu heftigen Auseinandersetzungen, und die Gräben zwischen den verschiedenen Auffassungen der Architekten brachen wieder auf.207 Zur Stärkung der Position von Kosel kam Ende 1955 der Schweizer Kommunist Hans Schmidt, ein radikaler Verfechter der Industrialisierung des Bauens, der bis 1937 in der Sowjetunion Industriestädte geplant hatte, in die DDR und wurde «Hauptarchitekt» des 1956 neu gegründeten «Institut für Typung beim Ministerium für Aufbau»208. Schmidt vertrat vehement die Typung, die Vereinheitlichung des Endprodukts als Methode für ein sozialistisches Bauen209 und entwickelte eine Theorie des industriellen Bauens als Grundlage für eine sozialistische ­Architekturtheorie. Für ihn war Typisierung nicht nur Industrialisierung, sondern es ging darum, die Prinzipien des industriellen Bauens wie Vor­ fertigung und Montage in den Entwurf einzuplanen, um eine Einheit von Bau und Funktion zu erreichen.210 Gegen aufkommende Kritik an der ­seriellen Bauweise schrieb er einfach: «Keine Furcht vor Monotonie»211. In der von Moskau forcierten «Tauwetter»-Phase gelang es dem wendigen Hermann Henselmann im Februar 1956, die Billigung von Ulbricht für eine dem Kurswechsel angepasste Planung des zweiten Abschnitts der Stalinallee zu erreichen. Noch während an den historisierenden Wohn­ blöcken des ersten Abschnitts vom Frankfurter Tor bis zum Strausberger Platz gebaut wurde, plante er mit Punkthochhäusern und Wohnscheiben in aufge­lockerten Grünanlagen nicht mehr ein Gegenstück, sondern ein östliches Pendant zu dem in Bau befindlichen Hansaviertel in Westberlin.212 In den öffentlichen Verlautbarungen reduzierte sich die Propagandarhetorik der Systemkonkurrenz beträchtlich, im Frühjahr 1956 durften Liebknecht, Paulick und Henselmann zu einem Architektentreffen nach Hamburg ­fahren, und letzterer konnte anschließend einen ersten gesamtdeutschen Wettbewerb initiieren. Mit dem im Herbst von der Ostberliner Stadt­verwaltung ausgeschriebenen Ideenwettbewerb für eine Siedlung mit 20 000 Einwohnern in Berlin-Lichtenberg an dem kleinen See Fennpfuhl Ökonomisierung und Industrialisierung des Bauens | 489

185 | Ernst May, prämierter Beitrag zum Wettbewerb Fennpfuhl, 1957

sollte die Überlegenheit des Ostens auch mit dem neuen Kurs bewiesen werden. Als Fachpreisrichter wirkten paritätisch Edmund Collein und Henselmann sowie der Hamburger Oberbaudirektor Werner Hebebrand und der Stadtbaurat von Hannover Rudolf Hillebrecht, begleitet von drei Sachpreisrichtern aus dem Bezirksrat von Lichtenberg. Im März 1957 erteilte jedoch die Jury unter dem Vorsitz von Henselmann den ersten Preis an Ernst May, dessen Entwurf einer aufgelockerten Siedlung nach dem Muster der Charta von Athen sie als eine «überlegene Lösung»213 bewertete (Abb. 185). Der Fennpfuhl-Wettbewerb wirkte somit als Schlappe für die SED-Führung, die seit Herbst 1956 im Zuge der politischen Entwicklung die Zügel wieder anzuziehen versuchte. Der Ungarn-Aufstand im Oktober/November 1956 hatte die Gefährdung der Machtposition im nachstalinistischen Tauwetter gezeigt und die Parteispitze ließ mit einer Antirevisionismus-Kampagne Liberalisierungsbefürworter verhaften. Die Probleme im Bauwesen waren damit aber nicht beseitigt, zumal die Bundesrepublik auf die Verunsicherung in der DDR mit einem am 30. März 1957 ausgeschriebenen Wettbewerb «Hauptstadt Berlin»214 antwortete. Dieser internationale Wettbewerb war ein gezielter Affront, denn das Planungsgebiet umfasste die Ost-Berliner Innenstadt, die als gesamtdeutsches 490 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

Zentrum gestaltet werden sollte, und Architekten aus der DDR waren nicht zum Preisgericht zugelassen. Die DDR untersagte deshalb ihren ­Architekten eine Teilnahme und erreichte, dass auch die übrigen Ostblockstaaten den Wettbewerb boykottierten. Eine weitere Zusammenarbeit sowie Treffen der Architektenverbände wurden verboten.215 Den Wettbewerb, an dem international prominente Architekten wie Le Corbusier, Jacob Bakema und Jørn Utzon teilnahmen, gewann Anfang 1958 Friedrich Spengelin mit Fritz Eggeling und Gerd Pempelfort, aber die ­politische Propaganda-Luftnummer verschwand nach anfänglich großem medialen Getöse schnell in der Versenkung.216

Interbau Berlin: architektonische Demonstration des «freien Westens» Die seit Jahren als Antwort auf die Stalinallee geplante «Inter­ nationale Bauausstellung Berlin» (Interbau) wurde am 6. Juli 1957 mit großem medialen Getöse im Westberliner Hansaviertel eröffnet und konnte ihre geplante Funktion als Propagandaarchitektur für den «freien Westen» erfüllen – zu einem Zeitpunkt, als in der DDR die nationale Form als ­Unterscheidungskriterium aufgegeben war und sich die Dogmatik der 16 Grundsätze des Städtebaus im Zuge der Industrialisierung des Bau­ wesens aufzulösen begann.217 Die Planung für eine Gegen-Siedlung zur Stalinallee lief seit 1953, einen Ideenwettbewerb gewannen Gerhard Jobst und Willy Kreuer, den endgültigen Bebauungsplan entwickelte anschließend der Vorsitzende des Deutschen Werkbunds, Otto Bartning. Schon 1955 erklärte der Regierende Bürgermeister West-Berlins, Otto Suhr, die Siedlung solle «gegenüber der Fassadenkultur des Ostsektors echte zukunftsvolle Bau­gesinnung und neuen Lebensstil zum Ausdruck»218 bringen, und diese Rhetorik des Kalten Kriegs begleitete nicht nur die westliche Berichterstattung, sondern die Konzeption der Siedlung wurde mehr oder weniger zwanghaft von Architekten wie Presse als architektonischer Ausdruck des freiheitlichen, international agierenden und wirtschaftlich florierenden Westens interpretiert.219 Um frei im Raum platzierte Gebäude als ein imaginiertes architektonisches Sinnbild der Gemeinschaft freier Menschen in der Demokratie verwirklichen zu können, waren die Grundstücke im ehemals dicht bebauten Hansaviertel zum größten Teil von der Hansa AG aufgekauft worden, einer Aktiengesellschaft, die enorme Mengen an öffentÖkonomisierung und Industrialisierung des Bauens | 491

186 | G  rundriss der gründer­ zeitlichen Bebauung des Hansaviertels in Berlin vor der Zerstörung

lichen Fördermitteln erhielt mit der Begründung, es sei eine öffentliche Aufgabe, frühere «städtebauliche Fehlentwicklungen»220 zu korrigieren (Abb. 186). Das innerstädtische Demonstrationsprojekt war teuer erkauft, der ehemalige Berliner Stadtbaurat Martin Wagner kritisierte die Planung als «Potemkin in West-Berlin»221 ohne sozialen Wert für die Bevölkerung, Beachtung fand er nicht. Hermann Henselmann polemisierte im «Neuen Deutschland», die kapitalistischen Eigentumsformen am Grund und Boden würden modernen Städtebau unmöglich machen: «Die Stadt von morgen wird nicht in der Gesellschaft von gestern entstehen.»222 Im weitgehend leergeräumten Hansaviertel entstanden auf weiträumigen Grünflächen asymmetrisch platzierte Solitärbauten von 53 Architekten aus 13 Ländern (Abb. 187). Die für Individualverkehr und Vegetation aufgelockerte Wohnlage zelebrierte geradezu die Entfaltung von individuellem Leben als Ausdruck einer demokratischen Gesellschaft und eine begleitende Ausstellung über «die stadt von morgen»223 projizierte die mobile Lebensform als Zukunftsbild in eine durchgrünte Stadtlandschaft mit ­einer Grünfläche als «Mitte der Stadt» (Abb. 208). Die Bauten boten ein Spektrum an Wohnformen vom Atriumhaus über Wohnscheiben bis zu Punkthoch­häusern. Da aber die Berliner Bauverwaltung Zuschnitt und Wohngrößen strikt nach ihren Verordnungen reglementierte, entstanden nur wenige neue Lösungen wie beispielsweise das Eternithaus von Paul Baumgarten mit aufgeständerten Maisonette-Wohnungen. Selbst die außer­ halb des Hansaviertels am Olympiagelände platzierte Unité d’habitation 492 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

187 | Bebauungsplan des Hansaviertels mit Solitärbauten im Rahmen der Interbau 1957

von Le Corbusier konnte nicht nach dessen Vorstellungen mit MaisonetteWohnungen und einer inneren Ladenstraße errichtet werden, da dies nicht den Berliner baupolizeilichen Vorschriften entsprach. Alvar Aalto gelang es ­ allerdings, mit geschickten Fünfspänner-Grundrissen differenzierte Wohnräume mit subtiler Raumschichtung und Lichtführung zu gestalten. ­Architektonisch bedeutsam, aber wenig beachtet war der Berlin-Pavillon von Hermann Fehling und Daniel Gogel, dessen asymmetrische Räume einen «organischen» Kontrast zu den ansonsten orthogonal strukturierten Bauten bildeten.

Weiträumige Ensembles und ein sozialistisches Zentrum für Berlin Für die Schaufenster-Politik der konkurrierenden Systeme war die ­Interbau ein westlicher Besucher- und Medienerfolg – ein Drittel der Besucher kam eigens aus Ostberlin – und führte dazu, dass das SED-Politbüro den Entwurf von Henselmann für die Verlängerung der Stalinallee als «Hansaviertel im Osten»224 ablehnte. Da sich aber die Bauformen im Zuge der Typisierung und industriellen Fertigung in Ost und West immer weiter annäherten und die serielle Bauweise mit einer Auflockerung der Baugruppen verknüpft war, mussten Interpretationen entwickelt werden, um eine ideologische Differenz der ähnlichen Erscheinungen zu begründen. So erklärte Hans Schmidt, ein «sozialistischer Wohnkomplex» sei Ökonomisierung und Industrialisierung des Bauens | 493

e­ twas ganz anderes als eine genauso aussehende kapitalistische Wohnanlage, da er «als eine Einheit, ein Ganzes erdacht, gebaut und bewohnt werden soll»225. Nicht mehr die Form, sondern die gesellschaftliche Basis sollte die Differenz bilden, diese Linie verfolgte auch die Politik. Walter Ulbricht forderte am 30. September 1959 vor der Volkskammer, «weiträumige Ensembles zu schaffen, in denen das durch den Sozialismus geschaffene Neue im Leben der Gesellschaft seinen Ausdruck findet»226. Die ­Architekten würden durch das industrielle Bauen die Möglichkeit ­erhalten, großzügige architektonische Ensembles zu gestalten, «die sich grundsätzlich von dem Chaos unterscheiden, das sich in den Zentren ­kapitalistischer Städte breitmacht». Damit war das Konzept der Charta von Athen einer aufgelockerten und nach Funktionen gegliederten Stadt ziemlich simpel auf die sozialistische Gesellschaft übertragen, und die Idee der «neighbourhood unit» mutierte zum sozialistischen Wohnkomplex.227 Ein weiteres Beispiel für das Wandern von architektonischen Konzeptionen durch verschiedene Gesellschaftssysteme, bei dem Architekten als ­adaptierende Erfüllungsgehilfen wirkten. Als Antwort auf den westlichen Hauptstadt-Wettbewerb organisierte

188 | Edmund Collein und Werner Dutschke (Gesamtleitung), Karl-Marx-Allee vom Strausberger Platz zum Alexanderplatz, im Vordergrund das «Haus des Lehrers», 1959–1969

494 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

ein Beirat für Bauwesen am Ministerrat der DDR einen am 10. Oktober 1958 ausgeschriebenen «Ideenwettbewerb zur sozialistischen Ausgestaltung des Zentrums der Hauptstadt der DDR»228. Es sollte endlich eine Lösung gefunden werden für das Zentrum Ostberlins, das schon 1950 nach der Sprengung des Preußen-Schlosses in einen leeren Marx-Engels-Platz umgewandelt worden war, an dem sich aber trotz mehrerer Planungen noch immer kein Denkmal befand. Der Wettbewerb führte zum Kräftemessen zwischen Henselmann und Kosel, die beide Entwürfe außerhalb der Konkurrenz einreichten. Henselmann schlug ein «Forum der Nation» mit einem «Turm der Signale» vor, mit einer silbrig leuchtenden Kugel in 200 Meter Höhe, die sinnbildlich auf den technischen Erfolg des am 4. Oktober 1957 ins All geschossenen ersten Satelliten «Sputnik» verweisen und als Zeichen der Überlegenheit des Ostens weithin ausstrahlen sollte (Abb. 189).229 Sein Entwurf fand noch kein Verständnis, er gewann erst nach dem Mauerbau an Bedeutung und wurde dann 1965 bis 1969 als «Bildzeichen»230 realisiert. Kosel, der inzwischen zum Mitglied im ZK der SED aufgestiegen war, schlug ein «Marx-Engels-Forum» mit einem Turmhaus als «Zentrum der deutschen und internationalen Arbeiterklasse» vor (Abb. 190), das als Sitz der Regierung das höchste Gebäude der Stadt bilden sollte. Noch vor der letzten Sitzung der Jury erklärte Ulbricht im September 1959 den Entwurf Kosels als «gute Grundlage»231 für die weitere Gestaltung und machte damit den Wettbewerb zur Farce. Kosel plante das Hochhaus, forcierte Typisierung und industrielle Fertigung und löste 1961 Liebknecht als Präsident der Deutschen Bauakademie ab, aber zum Bau des Hochhauses kam es nicht (s. Kapitel 5.7). Als nach einem internen Wettbewerb der Beschluss fiel, den zweiten Abschnitt der Stalinallee, die nun Karl-Marx-Allee hieß, vom Strausberger Platz zum Alexanderplatz von Architektenkollektiven als eine Folge von industriell produzierten Baublöcken mit Solitärbauten zu gestalten – Baubeginn war am 7. Oktober 1959, dem 10. Jahrestag der DDR-Gründung –, hatte sich der Kurswechsel endgültig vollzogen. Die freistehenden acht- bis zehngeschossigen Hochhausblöcke in weiträumigen Grünflächen (Abb. 188) unterschieden sich nur wenig von Wohnhochhäusern im Westen, die dort allerdings nicht mitten in der Stadt errichtet wurden. Nur das «Haus des Lehrers» von Henselmann am Alexanderplatz hebt sich durch ein umlaufendes, sieben Meter hohes Propaganda-Mosaikbild «Unser Leben» von Walter Womacka gestalterisch hervor. Bis zum Ende der DDR bestimmte Ökonomisierung und Industrialisierung des Bauens | 495

189 | Hermann Henselmann, «Forum der Nation» mit Kundgebungshalle, Parlament und «Turm der Signale», Berlin, 1959

die typisierte und serielle Produktion mit einigen Varianten weitgehend das Bauwesen. Was Walter Gropius, Ernst May, Otto Haesler und andere in den 1920 er-Jahren erträumt hatten, vollzog sich nun, aber die Moderne wurde nicht als offener Gestaltungs- und Experimentierraum «nachgeholt»232, sondern dirigistisch auf Plattenbau verengt. Parallel zur kontrollierten spezifischen «DDR-Konsumkultur»233 entstand architektonisch landesweite Monotonie, aus der sich nur einige Bauten, darunter insbesondere die Schalenkonstruktionen von Ulrich Müther in MecklenburgVorpommern, abheben.234

Ökonomisierung und Wohlstandsarchitektur Während die DDR zugunsten von industrieller Fertigung und Erhöhung der Produktionszahlen eine nationale Charakterisierung der ­Architektur aufgab und mit normierten «sozialistischen Wohnkomplexen» allmählich das Land überzog, geriet die gesamte Konzeption eines aufgelockerten nach Funktionen getrennten Bauens nicht nur in der Bundesrepu496 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

190 | G  erhard Kosel, Marx-Engels-Forum, Berlin, 1959

blik, sondern allgemein in den westlichen Industrieländern zunehmend in die Kritik. Bereits 1951 stellte der CIAM-Präsident Josep Lluís Sert das Treffen im britischen Hoddesdon unter das Motto «The Core of the City» und erklärte, die Ideen zur funktionalen Stadt seien inzwischen Allgemeingut geworden, aber indem man sich hauptsächlich um Wohnungsbau gekümmert habe, sei das Herz der Stadt vergessen worden, das entweder zerstört worden sei oder sich in einer Zersiedlung, einem «urban sprawl» auflöse: «[…] city planning in the last few years has been escaping to the suburbs, urbanism has really become suburbanism»235. Es gehe darum, wieder ein Zentrum der Stadt, «a core of the city», zu gestalten, in dem das urbane Leben stattfinden könne. Diese Erkenntnis blieb in der Bundesrepublik noch einige Jahre wenig beachtet, aber seit Mitte der 1950 er-Jahre zeigte sich zunehmend, dass das seit einem halben Jahrhundert verfolgte Leitbild einer Auflockerung der Stadt und der weiträumige Siedlungsbau an den Stadträndern sowohl die Stadt wie das Land in ebenso unwirtschaftlicher wie banaler Zersiedlung auflösten und letztlich den Charakter von beiden zerstörten. Das Berliner Hansaviertel und Siedlungen wie die Neue Vahr bei Bremen bildeten 1957 einen Höhepunkt in dieser Entwicklung, die im gleichen Jahr in der Publikation Die gegliederte Ökonomisierung und Industrialisierung des Bauens | 497

und aufgelockerte Stadt236 von Johannes Göderitz, Roland Rainer und ­Hubert Hoffmann begrifflich zusammengefasst und mit Strukturmodellen für eine entsprechende Stadtplanung lehrbuchartig vorgestellt wurde. Die Veröffentlichung basierte auf Vorarbeiten noch in der NS-Zeit zur Adaption der Leitbegriffe der Charta von Athen für eine NS-Volksgemeinschaft, nun legten die Verfasser eine erneute Adaption für die Nachkriegszeit vor. Wie das Hansaviertel bezeichnete auch die Publikation keinen Aufbruch, sondern «eher das Ende der Gültigkeit solcher Grundsätze»237, nach denen sich Stadträume in Stadtlandschaften auflösen sollten und dabei jede Form von urbanem Leben verloren ging. Noch während sich aufgelockerte durchgrünte Siedlungen wie die Nordweststadt bei Frankfurt von Walter Schwagenscheidt und Tassilo Sittmann oder Nürnberg-Langwasser von Franz Reichel im Bau befanden, vertraten Stadtplaner zunehmend das Konzept von verdichteten Großsiedlungen mit eigener Infrastruktur. Kennzeichen der Entwicklung der frühen Bundesrepublik war, wie Ralf Dahrendorf diagnostizierte, eine «Ökonomisierung der verhaltensleitenden Wertvorstellungen»238, die sich durch alle Gesellschaftsbereiche ausbreitete und auch Architektur wie Städtebau nachhaltig beeinflusste. Mitte der 1950 er-Jahre war die schlimmste Wohnungsnot in einer enormen Bauleistung beseitigt worden und die Bauindustrie lief auf Hochtouren. Die Verdopplung des Bruttosozialprodukts zwischen 1950 und 1958, der soziale Aufstieg von Facharbeitern und Angestellten sowie die einschneidende Rentenreform239 von 1957 mit einer Ankopplung der Renten an die Entwicklung der Löhne beförderten die Umschichtung zur intendierten nivellierten Mittelstandsgesellschaft und ermöglichten – nach dem Motto «Wohlstand für alle» des Bundeswirtschaftsministers Ludwig Erhard – geradezu eine «Wohlstands­explosion»240 mit stetig wachsendem Konsum, der sich auch in größeren Wohnflächen und steigendem Wohnkomfort niederschlug. Um das enorme Wachstum von Industrie und Wirtschaft in ansteigender Produktionskurve fortzusetzen, entwickelte sich – wie von dem französischen Wirtschaftswissenschaftler Jean Fourastié in seiner vielbeachteten Studie Die große Hoffnung des 20. Jahrhunderts241 1954 prognosti­ ziert – der Konsum- und Dienst­leistungssektor immer stärker. Die Güterproduktion verlagerte sich ins Umland, die Arbeitskräfte pendelten zu den Arbeitsstätten, dafür musste das Verkehrsnetz ausgebaut und Wohnraum in neuen suburbanen Zentren geschaffen werden.242 Das keynesianische 498 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

Modell einer Ankurbelung des Massenkonsums durch gesamtwirtschaft­ liche Organisation der Güternachfrage funktionierte nahezu reibungs­los, der Weg zur Wohlstandsgesellschaft führte zu neuen Bauaufgaben und zu einer Veränderung der städtebau­lichen Leitlinien, um die Ökonomisierung kontinuierlich weiter voranzutreiben.243 Zu einem der Motoren des Konsums entwickelte sich der Versandhandel, den der entnazifizierte ehemalige Arisierungsgewinnler Gustav Schickedanz im Quelle-Versand konzentrierte und für den Ernst Neufert 1954 bis 1957 in Nürnberg ein riesiges Versandhaus auf über 250 000 Quadratmetern Fläche errichtete. Die fast 200 Meter lange Fassade an der Fürther Straße ist aus durchgehenden horizontalen Fensterbändern gebildet, hinter denen Förderbänder mit den Waren liefen (Abb. 191). Die Architektur korrespondierte mit dem Verkehr und führte in der Art einer «architecture parlante» werbewirksam den Versand über die ganze Bundesrepublik vor. Ähnlich schuf Egon Eiermann 1957 bis 1960 für einen anderen Arisierungsgewinnler, Josef Neckermann, die Neckermann-Zentrale in Frankfurt am Main als ein 257 Meter langes siebengeschossiges Band, an dem zwei außenliegende Treppenhäuser wie Diagramme eines aufsteigenden Börsenkurses Dynamik und Wachstum signalisierten. Parallel zu den Versandhäusern bauten zwei weitere Arisierungsgewinnler, Georg Karg und Helmut Horten, in Westdeutschland ein Imperium mit etwa 100 Hertieund Bilka- sowie 80 Merkur-Kaufhäusern auf. Die massiven Bauformen der Großkaufhäuser sprengten überall die Dimensionen der innerstädtischen Bebauung, und deren häufig mit seriellen Elementen geschlossene

191 | E rnst Neufert, Versandhaus Quelle in Nürnberg, 1954–1967

Ökonomisierung und Industrialisierung des Bauens | 499

Fassaden – sogenannten «Hortenkacheln» beziehungsweise «EierkartonFassaden» – grenzten sich gegen die historische Umgebung ab. Die Konsumtempel verwiesen nur auf sich selbst, es entstanden landesweit wiederholte Markenzeichen der Kommerzialisierung, die die ökonomische Macht zur Besetzung der Innenstädte demonstrierten. Den Abbruch eines barocken Palais für ein Hertie-Kaufhaus in Konstanz rechtfertigte sogar der bayerische Generalkonservator Heinrich Kreisel, auch eine Altstadt müsse «den heutigen Bedürfnissen gerecht werden, sonst stirbt sie funk­ tionell»244. Baudenkmäler dürften keine Schaustücke und die Stadt kein Museum ohne inneres Leben werden. Architekten arbeiteten bei der Stadtzerstörung mit den Unternehmern Hand in Hand. Der Münchner Professor für Entwerfen und Denkmalpflege, Josef Wiedemann, plante für Horten eine Kaufhauserweiterung in Augsburg, bei der von einem der bedeutendsten deutschen Baudenkmäler der Renaissance, dem völlig unzerstört erhaltenen Zeughaus von Elias Holl, nicht viel mehr als die Fassade übriggeblieben wäre. Um eine «lebendige Nutzung» zu erhalten, befürworteten Stadtrat und Denkmalpflege den Vandalismus, der nur durch ­internationale Proteste und einen Gerichtsbeschluss verhindert werden konnte.245 Egon Eiermann akzeptierte 1959 den Abbruch des Kaufhauses Schocken von Erich Mendelsohn in Stuttgart,246 einem 1926 geschaffenen J­uwel expressiver Architektur (Abb. 72), um dann selbst einen überdimensionierten ­belanglosen Neubau zu errichten, hinter dessen fensterloser Eierkarton-­ Fassade der Kommerz optimiert werden konnte (Abb. 170). Ein architektonischer Ausdruck für Gewinnmaximierung, an der Architekten überall kräftig mitwirkten und mitverdienten. Der vielfach geschichtsblind profit­ orientierte Berufsstand entwickelte sich zu einem der großen Gewinner im Wiederaufbau. Im Zuge des Wirtschaftswunder-Aufschwungs entstanden jedoch auch einige architektonisch bedeutsame Bildzeichen für neue Wirtschafts- und Kulturbereiche. Für den 1952 aufgenommenen Fernsehbetrieb plante der Bauingenieur Fritz Leonhardt in Stuttgart erstmals einen Sendeturm nicht mehr als Gittermast-Konstruktion aus Holz oder Stahl, sondern als Stahlbetonröhre, die er als vertikalen im Boden eingespannten Kragarm mit ­konisch sich verjüngendem Schaft und einem korbförmigen Restaurant in 150 Meter Höhe konzipierte.247 Der 1956 eröffnete Stuttgarter Fernsehturm (Abb. 192), bei dem Konstruktion und Funktion zur Fernsehnadel, zum ikonischen Zeichen des neuen Mediums verschmolzen, wurde in der 500 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

192 | Fritz Leonhardt, Fernsehturm in Stuttgart, 1954–1956

Folge in vielen Varianten hundertfach überall auf der Welt nachgebaut – der wohl erfolgreichste deutsche Architekturexport der Nachkriegszeit. Ein weiteres Bildzeichen entstand 1957 mit dem ersten Forschungs- und Versuchsreaktor in Garching bei München, den Gerhard Weber als parabelförmige Betonschale gestaltete. Das mit einer glänzenden Aluminiumhaut überzogene «Atom-Ei» (Abb. 193), die erste kerntechnische Anlage in der Bundesrepublik, wurde zum architektonischen Symbol für den euphorisch gefeierten Eintritt Deutschlands in das Atomzeitalter, für eine neue Energiepolitik und für den Anschluss der deutschen Wissenschaft an die internationale Forschung.248

Städtebau zur Mobilisierung: die autogerechte Stadt Im Zentrum von Mobilität und Wachstum stand das Auto­ mobil – Leitfossil und buchstäblicher Motor des Wirtschaftswunders. Die Autoproduktion wurde zum «Führungssektor der Industrie»249 und die fordistische Massenproduktion lieferte für die Ankurbelung des Konsums ein Muster, das sich auch auf das Baugewerbe übertrug. Die Zahl der Ökonomisierung und Industrialisierung des Bauens | 501

193 | Gerhard Weber, ­Forschungsreaktor München, «Atom-Ei» in Garching, 1956–1957

­ utomobile pro tausend Einwohner bildete seit den 1920 er-Jahren den A Maßstab für den Stand des Fortschritts, den die USA anführte, auf die kontinuierlich als Vorbild verwiesen wurde.250 In der Bundesrepublik stieg die Anzahl der Personenkraftwagen zwischen 1950 und 1960 von 0,6 auf 4,5 Millionen, erreichte im Jahr 1970 13,9 und betrug 1990 30,7 Millionen. Parallel dazu stieg die Zahl der jährlichen Verkehrstoten zwischen 1950 und 1970 von 6428 auf 19 193, erst dann wurden gegen dieses «Opfer» für den «Fortschritt der Zivilisation»251, so der mächtige Autolobbyist ADAC, Maßnahmen wie eine Geschwindigkeitsbegrenzung in Ortschaften ergriffen. Da die stetig wachsenden Einnahmen aus der Mineralölsteuer seit 1960 per Parlamentsbeschluss direkt und ausschließlich für den Straßenbau verwendet werden konnten, übertrug sich «die Dynamik der Motorisierung auto­matisch auf den Straßenbau»252. Nach dem Motto «das Auto bringt Geld»253 proklamierten Städteplaner und Architekten lautstark eine «autogerechte» Planung als einzig möglichen Weg zu weiterem Wachstum. Städte­ bau reduzierte sich weitgehend auf Verkehrsplanung, die ohne Rücksicht auf Landschaft und historische Substanz dem Auto den Weg bahnte. Das Straßennetz vergrößerte sich kontinuierlich, und die Siedlungs­ gebiete zogen sich immer weiter auseinander, Städtebauer wirkten als Handlanger für die «Dynamik des fordistischen Produktionsmusters»254. Bereits die Planung für die «Hauptstadt Berlin» 1958 zeigte nur noch ein Autobahnsystem, das unabhängig von der Bebauung über die ganze Stadt 502 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

gelegt wurde.255 Je mehr und je schneller sich die Planer durchsetzen konnten, umso radikaler vollzogen sich die Eingriffe in die Stadtstrukturen, umso rücksichtsloser verschwand historische Substanz.256 Von Hamburg (Ost-West-Straße) über Hannover (Lavesallee), Bielefeld (Ostwestfalendamm), Bochum (Bochumer Ring), Köln (Nord-Süd-Fahrt) und Saar­ brücken (Stadtautobahn A 620) bis Frankfurt, Karlsruhe, Stuttgart und Ulm wurde der Verkehr nicht der Stadt, sondern die Stadt dem Verkehr angepasst.257 Mit entsprechenden Folgen: Der Ruhrschnellweg schlug eine 95 km lange Autobahnschneise von Duisburg nach Dortmund quer durchs Ruhrgebiet und durchtrennte Essen (Abb. 194); in Idar-Oberstein wurde der innerstädtische Flusslauf der Nahe mit einer Autobahn überbaut, und in Osnabrück schnitt eine vierspurige Autobahn, die nur über einen Tun-

194 | R  uhrschnellweg durch Essen, 1954–1962

Ökonomisierung und Industrialisierung des Bauens | 503

nel unterquert werden konnte, die Altstadt von der Neustadt ab.258 Architekten und Stadtplaner arbeiteten mit stierem Blick aufs Auto für die ­Optimierung von Wirtschaftsleistung und Konsum: Die Räder mussten rollen für den Sieg der Wirtschaft. Heinrich Böll beklagte die Zerstörung seines geliebten Köln in dem Gedicht «Köln III» dementsprechend mit militärischer Metaphorik: «die Stadt / in freudloser Sonne / verödet / wieder mal aufgewühlt / im dreißigjährigen Krieg / der Bauplaner / maschinen / firmen / ausschüsse / bagger / krane / unzählige Abschüsse / nach dreißigjährigem Einsatz der Presslufthammerflak […] im Aufriß und Abbau / unaufhaltsamer Vormarsch […]»259. 1959 erschien mit Hans Bernhard Reichows Publikation Die autogerechte Stadt – ein Weg aus dem Verkehrs-Chaos260 das Handbuch zur Stadtplanung nach Maßgabe eines fließenden Verkehrs, das zusammen mit den Statistiken und Diagrammen des 1963 folgenden Reports Traffic in Towns261 von Colin Buchanan eine gewichtige und vielzitierte Ergänzung erhielt. Nach den Vorstellungen von Reichow und des britischen Planers Buchanan konstituierten Straßen wie selbstverständlich die Stadtstrukturen. Die allgemeine Akzeptanz der autogerechten Planung ist ablesbar am Beitrag «Das Wunder von Hannover»262 1959 im Magazin «Der Spiegel» (Abb. 169). Der Wiederaufbau der Stadt wurde hymnisch gefeiert und auf dem Titelbild der Wunderheiler, der verantwortliche Stadtbaurat Rudolf Hillebrecht, präsentiert. Dieser hatte auf der Grundlage einer von Konstanty Gutschow, seinem ehemaligen Chef und Architekten der Gauhauptstadt Hamburg, bearbeiteten Aufbauplanung rigoros Straßen durch Hannover schlagen und historische Bauten beseitigen lassen. Das Pendant zur Begeisterung für fordistische Massenmobilität bildete der Aufruf zu einem Wendepunkt im Bauen263, den Konrad Wachsmann im gleichen Jahr 1959 veröffentlichte, ein Manifest für industrielles Bauen mit präfabrizierten Bauteilen, mit dem das Bauwesen aus dem Zeitalter der Handarbeit auf den Stand der seriellen Automobilproduktion gehoben werden sollte. Eine maschinell perfekte industrielle und serielle Vorfertigung von Bauteilen beziehungsweise Bausystemen in der Fabrik mit anschließender Montage auf der Baustelle versprachen sowohl Massen­ produktion von Gebäuden wie auch Reduktion der Kosten analog zur Autoherstellung. Wachsmanns Vision vom Wendepunkt begeisterte viele Architekten und wurde zum Schlagwort, aber eine Umsetzung erfolgte nicht in der Bundesrepublik, sondern in den Plattenbaufabriken der DDR. 504 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

Die Bewunderung der Wiederaufbauleistungen und der Glaube an grenzenloses Wachstum waren allenthalben enorm, aber im selben Jahr 1959 waren auch bereits erste Warnungen zu hören. Auf dem Werkbundtag «Die große Landzerstörung»264 in Marl kritisierte der Landschaftsarchitekt Walter Rossow die Zersiedlung und Zerstörung der Landschaften, und der Werkbundvorsitzende Hans Schwippert verwies auf die ökologischen Folgen eines rein profitorientierten Wachstums: Man habe es in fünfzig Jahren zwar zu guten Trinkgläsern gebracht, aber was nutze das, wenn das Wasser inzwischen eine «denaturierte Brühe»265 sei. Die gefeierten Maßnahmen zur Förderung von Mobilität und Massenkonsum sowie die Versuche zur Etablierung industrieller Bauweisen waren von einer allmählich anwachsenden Kritik am Wiederaufbau und an den Folgen der Ökonomisierung begleitet. Bis zum Zusammenbruch der Bauwirtschaft in der Energie- und Ölkrise verhallten die Warnungen jedoch weitgehend ungehört im Wohlstandstaumel.

Urbanität durch Dichte, Zentren und Verflechtung Einen enormen Impuls für eine weitere Steigerung von Massenkonsum und Bauwirtschaft lieferte eine programmatische Kehrtwendung von Architekten und Städtebauern von der bisher verfolgten Stadtauf­ lösung hin zu einer stadträumlichen Verdichtung. Den Auftakt markierte der Deutsche Städtetag in Augsburg im Juni 1960, der unter dem Motto «Erneuerung unserer Städte» stand. In einem Vortrag über Urbanität forderte der Basler Soziologie Edgar Salin gegen die zunehmende «Aushöhlung» und «Entballung» eine Verdichtung der Städte, um diese «wieder zu einem lebendigen Organismus, zu einer Gemeinschaft von Stadtbürgern zu verwandeln»266. Urbanität und Dichte wurden zu eifrig bemühten Schlagwörtern der Architektenschaft und in Bauzeitschriften; der BDA und das Institut für Städtebau nahmen die Thematik auf und stellten ihre Tagung in Darmstadt 1963 unter das Motto «Gesellschaft durch Dichte»267. Der soziologische Appell, die öffentlichen Räume für urbanes Leben der Gemeinschaft zu verdichten, also gesellschaftlichen Austausch räumlich zu fördern, führte bei Architekten und Stadtplanern allerdings zumeist nur zu einer Verdichtung der Baumassen und Zentrierung von Funktionen. Dies fand wiederum Unterstützung von Politik, Wirtschaft und Industrie, denn damit konnte die Ökonomisierung nahezu aller Lebensbereiche und BauÖkonomisierung und Industrialisierung des Bauens | 505

formen vorangetrieben und auch noch als Weg zu einer Verbesserung gesellschaftlichen Zusammenlebens verbrämt werden. Giancarlo de Carlo nannte deshalb den Appell zu einer Urbanität durch Dichte 1968 treffend ein «kulturelles Alibi für ungezügelte wirtschaftliche Spekulation»268. Das Bundesbaugesetz vom 29. Juni 1960 unterstützte die Entwicklung, indem der Wohnungsmarkt, der bisher durch staatliche Eingriffe zumindest teilweise aus dem Baumarkt herausgelöst war, durch Abschaffung der Zwangsbewirtschaftung schrittweise liberalisiert wurde und damit Spekulationen Vorschub leistete.269 Das Bundesraumordnungesetz vom 8. April 1965 legte eine großräumige einheitliche Planung per Bundesgesetz sowie die Möglichkeiten der Enteignung und Entschädigung fest.270 Ab 1. Januar 1969 galt eine neue Baunutzungsverordnung, nach der es möglich war, «die allgemein zulässigen Werte der Geschossflächenzahlen um etwa 20 Prozent»271 zu erhöhen, d. h. ein Fünftel mehr an Gewinn aus einem Grundstück zu erwirtschaften. Gesteuert von ökonomischen Interessen führte das Leitbild «Urbanität» im Wesentlichen nur zur Vergrößerung der Dimensionen und zur Zusammenfassung von Funktionen zu Zen­ tren. Überall in der Bundesrepublik entstanden Einkaufs-, Verwaltungs-, Gemeinde-, Schul-, Sport-, Bildungs-, Forschungs-, Kirchen-, Krankenhaus-, Kultur- und Kongresszentren sowie seit Mitte der 1960 er-Jahre die verdichteten Großsiedlungen.272 In Zentren konnten Funktionen optimiert werden, dies war wirtschaftlich, schuf jedoch noch keine Urbanität. Die neuen Zentren für Konsum, Sport oder Gesundheit lagerten sich ohnehin zumeist am Rand der Städte mit großen Parkplätzen an und zogen Nutzer aus der Innenstadt ab, während innerstädtische Verwaltungszentren wie die turmhohen Rathäuser in Bonn, Flensburg, Essen, Göttingen, Kaiserslautern und Offenbach sowie das ausgedehnte Technische Rathaus am Römer in Frankfurt die Städte nicht belebten, sondern das Stadtbild massiv beeinträchtigten und abends Öde verbreiteten.273 Ein innerstädtisches Verdichtungsmonster wie der 12-geschossige Betonriegel des «Zentrum Kreuzberg» in Berlin, finanziert von Investoren und steuerlich begünstigt durch das Berlinförderungsgesetz, beförderte keine Urbanität, sondern schuf gravierende soziale Konflikte und bewirkte die Zerstörung und Verslumung eines Stadtquartiers. In Verbindung mit dem Leitbild der hygienischen autogerechten Stadt förderte die Propaganda für Dichte und ­Urbanität innerstädtischen Kahlschlag und Neubau, die als «Sanierung» bezeichnet wurden. Dies traf gründerzeitliche Mietskasernen in Berlin, Alt506 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

stadtviertel wie das Dörfle bei Karlsruhe oder unzerstört erhaltene historische Innenstädte wie in Bad Godesberg oder Hameln (Abb. 214, 215).274 Die Zentrierung kulminierte in einigen kompakten Großbauten, die mit gewissem Recht als «Maschinen» bezeichnet wurden – sie funktionierten, bewirkten aber keine Urbanität. Exemplarisch zu nennen wären die Wissenschaftsmaschine der neuen Ruhr-Universität (Abb. 195) für 16 000 Studenten in Bochum (1962–1974) von Hentrich, Petschnigg und Partner (HPP), die Gesundheitsmaschine des 1600-Betten-Universitätsklinikums in Aachen (1966–1985) von Weber, Brandt und Partner oder die Kongressmaschine ICC (Abb. 238) mit 80 Versammlungsräumen und 200 000 Quadratmetern Geschossfläche in Berlin von Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte (Wettbewerb 1968, Ausführung 1975–1979). Julius Posener nannte das ICC treffend «ein aus sich selbst rollendes Rad des Wirtschaftswachstums»275. Für die Zentrierung wurden entsprechende Theorien der Nutzung entwickelt, denen dann wieder spezielle Bautypologien folgten. So entstand zum Beispiel ein neues pädagogisches Konzept für Gesamt- und Ganztagsschulen, mit dem Klassen und Schüler besser zusammengeführt werden sollten, das aber auch darauf zielte, die bislang üblichen Korridorschulen räumlich und ökonomisch zu komprimieren. Jan C. Bassenge, Kay Puhan-Schulz und Hasso F. Schreck schufen 1968 für Osterburken in Baden-Württemberg den Prototyp einer kompakten Schulmaschine

195 | Helmut Hentrich und Hubert Petschnigg, HPP, Ruhruniversität in Bochum, 1962–1974

Ökonomisierung und Industrialisierung des Bauens | 507

196 | J an C. Bassenge, Kay Puhan-Schulz und Hasso F. Schreck, Tagesheimgymnasium in Osterburken, 1965–1968

(Abb. 196), in der durch versetzbare Trennwände flexible Räume für wechselnde Nutzungen geschaffen werden konnten.276 Die gefeierte Anlage beeinflusste den Schulbau für einige Jahre, die angebliche Flexibilität erwies sich jedoch sowohl technisch wie auch für den Unterricht als wenig praktikabel, und mit dem nächsten Wechsel pädagogischer Leitvorstellungen in den 1970 er-Jahren veränderten sich auch wieder die Schulbauformen.277

Präfabrikation und Bausysteme Die Verdichtung zu Zentren führte, neben einer Systematisierung der Funktionsabläufe, auch zur Zusammenfassung von Raumeinheiten unter einer übergreifenden Bedachung, beides beförderte – im Zusammenspiel mit dem generellen Bemühen um Verbesserung der Wirtschaftlichkeit – ein Bauen mit präfabrizierten Bauteilen beziehungsweise mit Bausystemen.278 Besonders erfolgreich erwies sich das MERO Stahlrohr-Baukastensystem, das Max Mengeringhausen bereits 1940 entwickelt hatte. Konisch zugespitzte Stahlrohre konnten mit einem Stahlknoten zu Raumfachwerken ver508 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

197 | Karl Otto, Günter Günschel und Frei Otto, Ausstellung «die stadt von morgen» auf der Interbau in Berlin mit MERO-Dachkonstruktion, 1957

schraubt werden, die sich Grundrissen anpassen und große Flächen freitragend überspannen.279 Insbesondere die Breitenwirkung der von Karl Otto mit Günter Günschel und Frei Otto konzipierten MERO-Dachkonstruktion auf der Interbau 1957 für die Ausstellung «die stadt von morgen» intensivierte die Verwendung der MERO-Konstruktion, die sich in vielen Varianten weltweit im Bauwesen verbreitete (Abb. 197). Raumfachwerke und ­industrielle Vorfertigung von Bauteilen fanden zunehmend Anwendung für die verschiedensten Bauaufgaben – vom Kirchenzentrum über Großraumbüros bis zu Fabrikhallen. Die industrielle Fertigung von kompletten Bausystemen, die hohe Investitionen für Entwicklung und Produk­tionsstätten voraussetzt und sich erst bei großen Stückzahlen rentiert, kam dagegen im diversifizierten Baumarkt der Bundesrepublik nur langsam ­voran. Am erfolgreichsten war das bereits in England erprobte Brockhouse-Baukastensystem,280 das bei etwa 50 Schulbauten zur Anwendung kam. Eine Besonderheit bildete der Hochschulbau, für den Helmut Spieker in Nachfolge der Ideen Konrad Wachsmanns ein Betonfertigteilsystem als variable Skelettkonstruktion entwickelte, das für Neubauten in Marburg in den 1960 erÖkonomisierung und Industrialisierung des Bauens | 509

Jahren über einem Raster versetzt werden konnte. Dieses modulare flexible «Marburger System», das Spieker als modernes Pendant zu den charakteristischen Fachwerkbauten der Stadt propagierte, konnte bei Universitätsneubauten in Darmstadt, Dortmund und Hamburg weitergeführt werden.281 Im Gegensatz zur DDR, wo der typisierte Großplattenbau verordnet war und bereits Mitte der 1960 er-Jahre 65 Prozent der Wohnbauproduktion umfasste, erreichte in der Marktkonkurrenz der Bundesrepublik der Anteil an Bausystemen und Fertigteilbau bis zur Wirtschaftskrise 1974 nur maximal 20 Prozent der gesamten Gebäudeproduktion.282 Insbesondere modulare Planungen und die Präfabrikation von Bauteilen wurden vorangetrieben, modulare Skelettkonstruktionen mit vorgehängten Fassaden avancierten zum Ausdruck anonymer wirtschaftlicher Macht und indus­ triellen Fortschritts. Als Vorbilder für technisch perfekte Vorhangfassaden aus vorgefertigten Glas-Metall-Elementen wirkten das Lever Building von Skidmore, Owings and Merrill (SOM) sowie das gefeierte Seagram Building von Mies van der Rohe in New York.283 Deren Fassadenstruktur ­importierten Hentrich, Petschnigg & Partner mit dem Thyssen-Hochhaus

198 | H  elmut Hentrich und Hubert Petschnigg, HPP, Hochhaus für die Phoenix-Rheinrohr AG, Thyssen-Hochhaus, in Düsseldorf, 1957–1960

510 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

(Abb. 198) in Düsseldorf 1957 bis 1960 nach Deutschland.284 Im Gegensatz zu den in der Folge bald üblichen stereotypen Büro- und Verwaltungs­ gebäuden mit allseitigen Raster-Vorhangfassaden wirkten die drei gegen­ einander versetzten Scheiben des Thyssen-Gebäudes wie ein Marken­ zeichen für die Stahlprodukte des Konzerns, eine Charakteristik, die auch Egon Eiermann mit der Olivetti-Zentrale über einem kelchförmigen Beton­ sockel in Frankfurt am Main und Karl Schwanzer mit dem VierzylinderHochhaus für BMW in München erreichten. Vorgefertigte Raster-Fassaden- und Brüstungselemente prägten zunehmend die Städte in der Bundesrepublik. Parallel zu der Konzentration wirtschaftlicher Macht führten die Verdichtungs- und Zentrierungsprozesse zu einer Anonymisierung sowie zur Maßstabssteigerung von Gebäuden, eine individuelle architektonische Handschrift verschwand immer mehr. Die Gleichförmigkeit und ­Dominanz dieser anonymen, nach ökonomischen Vorgaben präfabrizierten Architekturformen bezeichnete Ludwig Hilberseimer bereits 1963 als Ausdruck eines «industriellen Faschismus», als «Diktatur einer von ihren eigenen Mitteln unterjochten Industrie»285.

Ästhetisierung des Sichtbetons: Brutalismus Im Gegensatz zur zumeist negativen öffentlichen Rezeption interpretierten und ästhetisierten Architekten die karge industrielle Erscheinung von Bauten vielfach als authentischen Ausdruck einer von Maschine und Wirtschaft geprägten Gegenwart. Einen wichtigen Ausgangs- und ­Bezugspunkt für eine Gestaltung mit präfabrizierten Industrieelementen, deren Charakter und Material ungeschminkt gezeigt wurden, bildete die 1949 bis 1954 nach einem Entwurf der britischen Architekten Alison und Peter Smithson errichtete Schule in Hunstanton/Norwich. Die Zusammenstellung von präfabrizierten Fertigteilen zu einer Art «Ready-madeArchitektur» mit einer «Warenhaus-Ästhetik»286 bezeichnete der britische Architekturhistoriker Reyner Banham als «The New Brutalism»287 und lieferte damit, in Anlehnung an den von Le Corbusier bevorzugten und propagierten «béton brut»288, den Stilbegriff «Brutalismus». Sichtbetonbauten wurden als Brutalismus gefeiert und ihnen ein geradezu ethischer und ­sozialer Wert als Ausdruck der Reinheit von Konstruktion und Material sowie als Zeichen einer strikt zukunftsorientierten Haltung zugesprochen.289 Banham definierte Brutalismus dahingehend, dass seine Vertreter Ökonomisierung und Industrialisierung des Bauens | 511

nicht mehr mit Mansard, Palladio und Alberti, sondern nur noch untereinander sprachen und damit «a major contribution to the architecture of today»290 lieferten. Die angebliche Befreiung von Ästhetik und Geschichte diente jedoch vielfach nur als Freibrief für eine belanglose, ausschließlich nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten gefertigte Betonarchitektur, nur in wenigen Fällen gelangen mit dem Sichtbetonbrutalismus architektonisch bedeutsame Gestaltungen. Bei einigen Sichtbeton-Sakralbauten wie der Wallfahrtskirche in Neviges von Gottfried Böhm (Abb. 199), der Friedenskirche in MonheimBaumberg von Walter Maria Förderer oder der Versöhnungskirche in ­Dachau von Helmut Striffler erhielt das Material eine Nobilitierung durch die skulpturale künstlerische Gestaltung. Zudem konnte mit derartigen Sakralbauten den traditionellen Amtskirchen, die aufgrund einer Kopplung der Kirchen- mit der Einkommens- und Lohnsteuer ihrer Mitglieder finanziell florierten, ein Anstrich von Modernität verliehen werden. Pro­ fanen Sichtbetonbauten fehlte zumeist die künstlerische Qualität, zu den wenigen Ausnahmen zählen das Stadttheater in Ingolstadt von Hardt-Waltherr Hämer, die Umgestaltung des Schlosses in Bensberg zu einem Rathaus durch Gottfried Böhm und das singuläre Atelierhaus des Bildhauers

199 | G  ottfried Böhm, Wallfahrtskirche «Maria Königin des Friedens» in Velbert-Neviges, 1963–1968

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Hermann Rosa in München.291 Mit der Erhebung der «Brutalität» des Sichtbetons zum künstlerischen Ausdruck präsentierte sich der Architekt als Künstler, Konstruktion und Nutzung hatten sich unterzuordnen, ein Vorspiel auf die sich in den 1980 er-Jahren entwickelnde «signature architecture».292 Im Bauboom der 1960 er-Jahre blieben die skulpturalen Solitäre isolierte Vorzeigeprojekte, die aber bald große bautechnische ­ Schwächen aufwiesen, da aufgrund fehlender bauphysikalischer Erprobung zumeist weder Abdichtung noch Isolation funktionierten.

Architektonische Zeichen des Fortschrittsglaubens Das fast zwanzigjährige nahezu geradlinige Wachstum sollte 1967 mit dem «Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft» staatlich abgestützt und gesichert werden. Dieses Stabilitäts­ gesetz, gerühmt als «Magna Charta des Keynesianismus»293, war Ausdruck einer inzwischen etablierten «technokratischen Utopie, die meinte, den Fortschritt normieren und dauerhaft gestalten zu können»294. Um 1970 stand der Glaube an eine kontinuierliche Weiterentwicklung in eine ­immer bessere Zukunft – trotz bereits deutlich hörbarer Gegenstimmen –

200 | O  tto Steidle mit Doris und Ralph Thut, Wohnanlage in der Genterstraße in München, 1970–1972

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auf einem Höhepunkt,295 Futurologie und Zukunftsforschung im Sinne einer Wegweisung für weitere Erfolge wurden geradezu populär, und ­Architekten entwickelten Visionen von Megastrukturen und Städten im Luftraum, in der Arktis oder im Ozean.296 Im Kielwasser dieser Begeisterung fanden einige architektonische Experimente statt, die auf eine Erneuerung überkommener Architekturformen zielten. Besonders erwähnenswert ist eine 1970 von Otto Steidle mit Doris und Ralph Thut konzipierte Münchner Wohnanlage mit einer Betonfertigteilstruktur, in die Wohn­ einheiten variabel eingesetzt und je nach Wohn- und Flächenbedarf mit­ einander verknüpft werden können (Abb. 200). Industrielles Bauen verband sich mit einer neuen flexiblen Form des Wohnens zu einem Zeichen des Aufbruchs in alternative Formen des Lebens und Zusammenlebens.297 Einen Höhepunkt experimentellen Bauens bildeten die Zeltkonstruktionen für die Olympischen Spiele 1972 in München von Günter Behnisch und Partner, bei denen die von Frei Otto entwickelte Form des Leichtbaus nach natürlichen Formgesetzen übernommen und erstmals im großen Maßstab erprobt wurde (Abb. 250). Bereits im folgenden Jahr brachen derartige ­Experimente und die Bemühungen um alternative Bauformen im Zuge der Öl- und Energiekrise weitgehend in sich zusammen.

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5. 4 Reflexive Moderne und Planwirtschaft Die Kritik an den Gründervätern der modernen Architektur sowie an den in der Charta von Athen fixierten Dogmen setzte im Kreis der Avantgarde-Architekten schon auf dem 9. CIAM-Kongress in Aix-en-Provence 1953 durch eine Gruppe junger Rebellen ein. 1954 schlossen sich u. a. Jacob Bakema, Georges Candilis, Giancarlo de Carlo, Aldo van Eyck sowie Alison und Peter Smithson zu Team X zusammen und entwickelten in der Folge Konzepte zur Ablösung der Charta von Athen, um wieder Identitäten mit dem urbanen Kontext zu gewinnen.298 Auf dem von Team X organisierten 11. CIAM-Kongress in Otterlo 1959 kam es dann zum Eklat und Ende von CIAM. Die Smithsons wandten sich gegen die Einheitlichkeit des Internatio­nal Style und forderten, Vorgefundenes – «as found» – in die ­Architektur aufzunehmen und «Cluster» zu bilden, Aldo van Eyck vertrat ein Entwerfen mit strukturellen Elementen nach den Maßgaben der An­ thropologie und Ernesto N. Rogers präsentierte die von ihm zusammen mit den Mitgliedern der Gruppe BBPR299 1957 fertiggestellte Torre Velasca in Mailand als Beispiel für die in Italien bereits seit Jahren propagierte «continuità», für ein Bauen, das die historische Dimension eines Ortes einbezieht. Dem Turm in Sichtweite des Mailänder Doms wollte er «the intimate value of our culture – the esence of history» geben, er sollte «breathe the atmosphere of the place and even intensify it»300. Modern bedeutete für ihn, die Gegenwart im Bezug zur ganzen Geschichte zu sehen. Damit waren Theorien und Konzepte zur Diskussion gestellt, die allerdings auf heftige Gegenwehr stießen. Peter Smithson bezeichnete die Torre als unmoralisch und reine Dekoration, Reyner Banham diskreditierte den «Italian Retreat from Modern Architecture» als infantile Regression zu einem neuen Jugendstil,301 worauf ihn Rogers einen «custodian of frigidaires»302 nannte. Nikolaus Pevsner, der Doyen und Geschichtsschreiber einer ortho­ doxen Moderne, attackierte in Vorträgen sowie einem vielbeachteten Aufsatz die Wendung zur Geschichte als «Wiederkehr des Historismus»303, und Sigfried Giedion verdammte jedes Abweichen vom International Style als modische «Playboy-Architektur». Auch Le Corbusiers Kapelle NotreReflexive Moderne und Planwirtschaft | 515

Dame-du-Haut in Ronchamp, die bereits 1955 eine Abwendung von der ­seriellen Moderne demonstrierte und in der Folge zu einem Schlüsselerlebnis für viele Architekten wurde, lehnte Pevsner als Neoexpressionismus ab.

Komplexität gegen Internationalismus: Kritik an der Moderne Eine direkte Antwort auf Pevsner und Giedion und gleichzeitig kräftigen Zündstoff lieferte der US-Architekt Robert Venturi 1966 mit der Publikation Complexity and Contradiction in Architecture304. Im Vorwort feierte der prominente Architekturhistoriker Vincent Scully, ein Antipode zu Pevsner, der die amerikanischen Wurzeln der modernen Architektur hervorhob,305 die Schrift als bedeutendsten Beitrag zur Architektur seit Le Corbusiers Vers une architecture. Die Reduktion von Bauten auf eine rein funktionale, geometrisch geformte Gestaltung bezeichnete Venturi als «dünnblütige puritanische Ästhetik», die er mit der Vielfalt, Farbigkeit und Widersprüchlichkeit barocker Architektur kontrastierte. Mit seiner Kritik, er ziehe eine vermurkste Lebendigkeit einer langweiligen Einheitlichkeit vor,306 wandte er sich insbesondere gegen Mies van der Rohe, der in den USA seit über zwei Jahrzehnten als einflussreicher Exponent moderner Architektur wirkte und weltweite Nachfolge gefunden hatte. Dessen Bauten waren für Venturi keine Architektur, sondern nur stumme «gebaute Konstruktionen» und er persiflierte deshalb Mies van der Rohes Motto «less is more» als «less is a bore»307. Mit dieser Provokation, die zu einem Schlagwort der Kritik an der Moderne wurde, zielte Venturi darauf, wieder eine Architektur zu schaffen, die Bedeutungen vermittelt und mit dem Benutzer und Betrachter kommuniziert. Architektur als Bedeutungsträger beziehungsweise das «Sprechen» der Architektur erhob Venturi zusammen mit Denise Scott Brown und Steven Izenour in der 1972 folgenden Publikation Learning from Las Vegas308, die zur Bibel der Postmoderne und der Moderne­kritiker avancierte, zum Kriterium für eine Beurteilung von Bauten. Die Autoren unterschieden nur noch zwischen «decorated shed» und «duck»: zwischen Bauten, deren Bedeutung durch Dekoration und Zeichen ablesbar ist, wie – nach ihrer Auffassung – in nahezu der gesamten bisherigen Architekturgeschichte, und Gebäuden, die ihre Funktion nur noch durch ihre Form ausdrücken, wie in der modernen Architektur. Im Gegensatz zu diesen «Enten» der Moderne konnte demnach 516 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

durch Zeichen, Verweise oder Symbole – wie bei den «decorated sheds» in Las Vegas – eine lebendige, sprechende, «post­moderne» Architektur geschaffen werden. Die Ästhetik der Massenkultur, triviale Bilder, Pop und neue Medien drangen mit Learning from Las Vegas in die Architektur ein.309 Dieser Ansatz bot zudem die Möglichkeit, nicht nur Funktionen zu illustrieren, sondern auch durch «Zitate» Bezüge zu Ort und Geschichte herzustellen. In der Bundesrepublik fanden die neuen Ideen anfangs noch wenig Resonanz, der International Style blieb sowohl in der Lehre an den Hochschulen wie auch in den Bauzeitschriften als Ausdruck der Internationalität des «freien Westens» fest etabliert – Walter Gropius und Mies van der Rohe wurden als Vorbilder verehrt und mit Ehrungen überschüttet, eine der vielen selbstgefälligen Formen von «Wiedergutmachung». Bezüge zur Geschichte waren angesichts der jüngsten Vergangenheit ohnehin verpönt. Die Anstöße zum Umdenken drangen nur langsam in den westdeutschen Architekturdiskurs – etwa über die Rezeption des 1962 bis 1966 in Landschaft und Bau­tradition eingepassten Studentendorfs von Giancarlo de Carlo in Urbino. Auch das Bauen von festen Strukturen mit flexiblen Funktionen, das Aldo van Eyck in den Niederlanden propagierte, fand kaum Nachfolger. Der im Sinne eines derartigen Strukturalismus konzipierte Erweiterungsbau der FU Berlin von Georges Candilis, Alexis Josic und Shadrach Woods blieb eine singuläre Erscheinung in der bundesdeutschen Architektur der 1960 er- und 1970 er-Jahre.310 In der zweiten Hälfte der 1960 er-Jahre häufte sich – verstärkt durch konstant steigende Miet- und Baukosten – die Kritik an den ­monotonen Großsiedlungen, am profitorientierten innerstädtischen Stadtumbau mit Kahlschlag-Sanierungen sowie am Abbruch von historisch ­bedeutsamen Altbauten.311 Empörung über Architektur und Städtebau des Wiederaufbaus gehörte zum Arsenal der rebellierenden 68 er-Jugend,312 aber auch ein engagierter Schriftsteller wie Heinrich Böll sprach 1969 vom «grauenhaften Wiederaufbau» und nannte die überall gleichen Neubauten «Grüfte über Scherben»313. Die Kritik erhielt eine entscheidende Stärkung durch die wirtschaftliche Entwicklung. 1971 geriet das gesamte westliche Finanzsystem ins Wanken, als die USA, deren Auslandsschulden inzwischen ein Vielfaches ihrer Goldreserven betrugen, das seit 1944 bestehende BrettonWoods-Abkommen kündigten, das stabile Wechselkurse und eine Golddeckung der Währungen gesichert hatte. In der Folge erhöhte sich die Reflexive Moderne und Planwirtschaft | 517

I­ nflation in der Bundesrepublik von durchschnittlich etwa drei Prozent in den 1960 er-Jahren auf sieben Prozent, und obwohl die Bauzinsen stiegen und sich die Bodenpreise zwischen 1970 und 1973 um 30 Prozent erhöhten, trieben rein renditeorientierte Planungsträger und Geschäftemacher den Bauboom mit den Verlockungen des Betongolds in immer neue Höhen.314 Die «Mietenfrage» wurde um 1970 zum zentralen gesellschaftspolitischen Thema quer durch Parteien und Medien, die linke Zeitschrift «Konkret» schrieb «Stoppt die Miet-Vampire», die Bild-Zeitung «Schluß mit dem Miet­wucher»315.

Grenzen des Wachstums und Reflexion der Grundlagen der Moderne Die Kritik am Raubbau an der Natur verdichtete sich 1972 in der Publikation des Club of Rome über The Limits to Growth, einer warnenden Studie über die Entwicklung der Weltwirtschaft im Zeichen der Ausbeutung der Ressourcen und der Zerstörung der Lebensräume, die weltweit Aufsehen erregte. Ein breiteres Bewusstsein für die Umweltschäden, aber auch für die Verluste an historischer Bausubstanz durch Profitgier und Spekulantentum, zeichnete sich schon vor der Energiekrise im folgenden Jahr ab.316 Zunehmend formierten sich Proteste von Bürgern, die wiederum Auftrieb erhielten durch die seit 1969 regierende sozialliberale Koalition. Willy Brandt, der erste SPD-Kanzler der Bundesrepublik, initiierte eine Reformpolitik zur Verbesserung von Bildung und Sozialstrukturen, stellte «Lebensqualität» auf die politische Agenda, und über den 1972 geschlossenen Grundlagenvertrag mit der DDR sollten sich «normale gutnachbar­ liche Beziehungen zueinander»317 auf der Basis einer Gleichberechtigung beider Staaten entwickeln. Bei den Olympischen Spielen in München im gleichen Jahr waren dann erstmals zwei deutsche Staaten vertreten. Kultur, Partizipation und historische Erinnerung erhielten einen neuen Stellenwert, während sich die Kalte-Kriegs-Konfrontation etwas abschwächte, Verweise auf die DDR verloren an Bedeutung, auch in der Architektur. Die Öl- und Energiekrise vom Oktober 1973 beendete das nahezu kontinuierliche Wachstum von Industrie und Wirtschaft seit Gründung der Bundesrepublik. In der Folge zeichneten sich strukturelle Brüche sowie ein sozialer Wandel ab, bislang gültige Orientierungsmuster wurden in Frage gestellt beziehungsweise deren Ablösung durch eine «Postmoderne», eine 518 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

201 | F rei Otto und Hermann Kendel, Öko-Haus, Berlin-Tiergarten, 1983–1992

neue Epoche nach der Moderne propagiert.318 Der Verlust des Glaubens an unbegrenztes Wachstum, dem Motor der modernen Architektur, bestärkte eine Besinnung auf Traditionen und förderte die nun einsetzende Abkehr von bisher gültigen beziehungsweise nicht hinterfragten Wertvorstellungen. Mit der «Krise des Wohlfahrtsstaats» ging eine «Erschöpfung utopischer Energien»319 einher, die Fortschrittsperspektive, das tragende Element der Modernisierung, verlor an Bedeutung, die Moderne wurde auf die ihr immanenten Probleme verwiesen und aus dieser «reflexiven Moderne»320 erwuchsen die Diskussionen und Ziele der folgenden Jahre. Angesichts des zusammengebrochenen Baumarkts und der damit begrabenen Vorstellungen von einem kontinuierlichen Fortschritt gerieten die Heilsversprechen moderner Architektur, eine bessere Lebenswelt zu schaffen, ins Zwielicht. Bislang verdrängte Bereiche erhielten neue Bedeutung beziehungsweise gerieten in den Fokus. Die Einsicht, dass eine allein im Namen der ökonomischen Rationalität und des wissenschaftlich-technischen Fortschritts agierende instrumentelle Vernunft «nicht nur zivilisatorische Segnungen, sondern auch ökologische Verwüstungen»321 hervorbrachte, hielt sich im Bauwesen und bei der Architektenschaft allerdings noch etliche Jahre in Grenzen. Dass Bauen und Wohnen gravierend am Reflexive Moderne und Planwirtschaft | 519

Verbrauch von Ressourcen und zu etwa 40 Prozent an ökologischen Schäden ursächlich beteiligt sind, drang erst seit den 1990 er-Jahren in die Diskurse von Architekten. Nachhaltiges Bauen und Ressourcenschonung galten lange Zeit als exotische Randgebiete, die nur einige Außenseiter wie Frei Otto, Margrit Kennedy, Per Krusche oder Gernot Minke verfolgten.322 Wenn überhaupt, dann ging es in den 1970 er- und 1980 er-Jahren um Fragen der Baubiologie, um «gesundes Bauen» mit natürlichen Materialien, um Wärmedämmung und Einsparung von Energie.323. Auch das Bauen mit Holz blieb noch jahrelang eine periphere, relativ wenig beachtete Angelegenheit, da es zum einen nicht den geläufigen Vorstellungen von einem Bauen mit «modernen Baustoffen» entsprach und zum anderen durch strenge feuerpolizeiliche Vorschriften sowohl innerstädtisch als auch beim Geschossbau stark eingeschränkt blieb.324 Pionierarbeit leistete Frei Otto, der sich seit Ende der 1950 er-Jahre mit anpassungsfähigem Bauen befasste, mit einer Architektur, die wachsen und schrumpfen kann und die nach den Prinzipien und Kräften der Natur geformt wird. 1977 griff er die gesamte deutsche Architektenschaft in einem Vortrag an: «Hört endlich auf weiter so zu bauen, wie ihr baut! Es ist widernatürlich.»325 Im Rahmen der «Internationalen Bauausstellung» (IBA) konnten seine Ideen für ein natürliches Bauen mit drei Öko-Häusern als experimentelle Musterbauten in Berlin 1983 bis 1992 realisiert werden (Abb. 201). Frei Otto entwarf eine Stahlbetonstruktur mit integriertem Versorgungssystem, in die ökologisch konzipierte, mit den zukünftigen Bewohnern in ­einem partizipativen Planungsprozess entwickelte Wohnungen nur noch eingeschoben wurden. Die «Handschrift» des Architekten, das Erkennungszeichen im kapitalistischen Markt, spielte keine Rolle. Mit seinen Forschungen und visionären Ideen nimmt Frei Otto einen singulären Platz in der deutschen Architektenschaft ein.

Denkmalschutz und Stadtreparatur Vor dem Hintergrund eines Rückgangs der Bautätigkeit und ­einer Verminderung des ökonomischen Drucks auf die Innenstädte entfalteten die immer deutlicher sichtbaren Verluste an historischen Bauten und die Zerstörung urbaner Qualitäten eine viel stärkere Wirkung als ökolo­ gische Fragen, und der seit Jahren von vielen Bürgerinitiativen geforderte Schutz historischer Substanz gewann an Schlagkraft und politischer Be520 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

202 | Titel der Publikation zum Denkmalschutzjahr «Eine Zukunft für unsere Vergangenheit», 1975

deutung. Im Laufe der 1970 er-Jahre erließen nach und nach die einzelnen Bundesländer Gesetze zum Denkmalschutz und die Landesämter für Denkmalpflege erhielten ein mehr oder weniger ausgeprägtes Mitspracherecht bei Wettbewerben und Planungen, die sich auf Baudenkmäler oder historische Ensembles bezogen. Die Denkmalämter hatten jedoch immer nur eine beratende Funktion, waren verwaltungstechnisch untergeordnet und blieben am Gängelband von Politik und häufig auch von wirtschaft­ lichen Interessen. Das Europäische Denkmalschutzjahr 1975 (Abb. 202) markierte eine Wende im Umgang mit historischer Bausubstanz und im 1976 novellierten Städtebauförderungsgesetz erhielt der Bestandsschutz von Altbauten erstmals Rechtscharakter.326 Wie Investoren und private Bauherren sahen auch große Teile der Architektenschaft diese Stärkung des historischen Bestands jedoch mit einer gewissen Skepsis, vielen erschien Denkmalschutz als Behinderung beim Bauen. Das Bewusstsein für die ­Bedeutung historischer Substanz und den Wert von Altstadtquartieren entwickelte sich weitgehend gegen die Auffassungen von Architekten. Dass Kahlschlagsanierungen aufgegeben und ein Wandel im Städtebau eintrat, bewirkten im Wesentlichen Bürgerbewegungen mit Bürgerentschei­ den und Aktionen wie Hausbesetzungen.327 Im Laufe der 1970 er-Jahre zeichnete sich eine Differenzierung ab zwischen den Vertretern einer «Moderne», die zwar Fehlentwicklungen einsahen, aber deren ursprünglichen Ideale wie Internationalität und Funktionalität strikt weiterverfolgen wollten, und Architekten, die begannen, sich Reflexive Moderne und Planwirtschaft | 521

203 | Josef Paul Kleihues, Wohnblock Vinetaplatz in Berlin-Wedding, 1971–1977

mit dem konkreten Ort, mit Bautraditionen und historischen Bezügen auseinanderzusetzen. Gegen die universale Nivellierung im Zuge der indus­ triellen Rationalisierung entwickelte sich allmählich ein Bewusstsein für die Bedeutung von Ort und Tradition und damit für eine «Singularisierung»328 im Bauen. Ein frühes Beispiel lieferte Josef Paul Kleihues, der am Vinetaplatz in Berlin 1971 bis 1977 erstmals die historische Blockrandbebauung wieder aufgriff und im Sinne einer «Stadtreparatur» den Neubau als maßstäblich gegliederten Block in die historisch gewachsene Stadtstruktur einpasste (Abb. 203). Dieses Modell sollte zur Grundlage der in Berlin 1979 bis 1987 durchgeführten «Internationalen Bauausstellung» werden.329 Parallel zu Kleihues folgten Joachim und Margret Schürmann nach dem Wiederaufbau von Groß St. Martin in Köln bei der umgebenden Neubebauung 1971 bis 1976 dem Grundriss des ehemaligen Kreuzgangs der Martinsabtei und nahmen mit schmalen Giebelhäusern und Schieferdeckung die alte Stadtstruktur und Materialität wieder auf. Die Wiederentdeckung der Passage als bedeutsames städtebauliches Element des 19. Jahrhunderts durch die 1969 veröffentlichte und dann mehrfach wieder aufgelegte Dissertation von Johann F. Geist führte dazu, dass dieser Bautyp, bei dem sich eine historische Struktur, wirtschaftliche Interessen und stadträumliche Verdichtung direkt miteinander verknüpfen ließen, zu e­ inem beliebten Entwurfs­ element aufstieg. Das früheste, viel beachtete und viel kopierte Beispiel ­einer Wiederaufnahme dieses Bautyps schufen Hans Kammerer und Walter Belz 1975 bis 1978 mit der Calwer Passage in Stuttgart.330 522 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

Kontroversen um die Postmoderne Vor dem Hintergrund des zusammengebrochenen Baumarkts, des verlorenen Fortschrittsoptimismus und des wachsenden Bewusstseins für die Bedeutung historischer Baudenkmäler fand die Kritik an der Nachkriegsarchitektur verstärkte Resonanz und alternative Architekturkonzepte, für die sich nach dem Titel einer Publikation des amerikanischen Architekturhistorikers Charles Jencks pauschal der Begriff «Postmoderne»331 einbürgerte, erhielten größere Aufmerksamkeit. Der Kunsthistoriker Heinrich Klotz, der 1969/70 in Yale unterrichtete und dort die neuen Tendenzen in der US-Architektur kennenlernte, machte Robert Venturi und einige weitere amerikanische Vertreter der Postmoderne 1974 mit ­einer viel beachteten Sammlung von Interviews im deutschsprachigen Raum bekannt und erhob die Devise «not function but fiction» zum Schlagwort für einen Wandel in der Architektur.332 Die Abwendung von der anonymen Banalarchitektur des International Style fand mediale Unterstützung. Der einflussreiche Architekturkritiker Eberhard Schulz bezeichnete die Neubauten der Nachkriegsstädte als eine «in breiigem Beton erstarrte Gesinnungslosigkeit» und resümierte bereits «Das kurze Leben der modernen Architektur»333. Unter dem Titel «Architekten: Kisten­ macher im Büßerhemd»334 erschien im «Spiegel» anlässlich des Deutschen Architektentags 1977 in Hamburg ein fulminanter Verriss des gesamten Berufsstands, in dem sich der Autor darüber mokierte, wie berühmte ­Architekten – darunter Günter Behnisch, Frei Otto oder O. M. Ungers – den Wiederaufbau als völliges Versagen kritisierten, die Schuld dafür aber auf Baubehörden und Bauunternehmer schieben wollten. Dass sich die Menschen von den Neubauten abwandten und «Orientierungshilfen in der Vergangenheit» suchten, sei «das vernichtende Urteil über das Lebenswerk einer Architektengeneration». Im gleichen Jahr eskalierte die Diskussion, als der Brite James Stirling den Wettbewerb für die Neue Staatsgalerie in Stuttgart gewann (Abb. 204). Günter Behnisch, der zusammen mit Hans Kammerer und Walter Belz einen vorangegangenen Wettbewerb für das Museum gewonnen hatte und nun nur einen dritten Rang erreichte, griff öffentlich den Entwurf von Stirling, der historische Zitate von Bauten Weinbrenners, Schinkels und Le Corbusiers sowie Symmetrien und Massivität zeigte, heftig an, da er leere Formen aus der Baugeschichte verwende und eine neue Repräsentationsarchitektur liefere.335 Andere Kritiker gingen weiter, parallelisierten die Planung Stirlings mit Entwürfen der NSReflexive Moderne und Planwirtschaft | 523

204 | James Stirling, Neue Staatsgalerie in Stuttgart, 1979–1984

Zeit und diffamierten den Briten in Anspielung auf Schultze-Naumburg als «Schultze-Stirling»336. Mit der Neuen Staatsgalerie wurde erstmals an ­einem repräsentativen Bau mit einigen der seit 1945 in der Bundesrepublik gültigen Tabus gebrochen und damit nach Meinung eines Kritikers «ein halbes Jahrhundert moderner Baukunst annulliert»337. Entsprechend groß waren Empörung und Verunsicherung, die «Bauwelt» schrieb: «Die Fachwelt ist verwirrt und zwar restlos.» Diese Verwirrung produzierten allerdings auch die Preisrichter, die den Entwurf von Stirling einstimmig prämierten und damit zum einen ihre Stuttgarter Kollegen wohl bewusst brüskierten und zum anderen offensichtlich eine Tendenzwende im Bauen unterstützen wollten. Die Manipulationen von Preisrichtern und die intransparenten Abläufe in Jurys von Wettbewerben sind eines der kaum ausgeleuchteten beziehungsweise ausleuchtbaren Kapitel der neueren Architekturgeschichte. Die vom Aus­ lober – also dem Auftrag- und Finanzgeber – zumindest beeinflusste, wenn nicht gesteuerte Zusammensetzung der Jurys und die Mauscheleien von Jurymitgliedern, die kaum öffentlich in Erscheinung treten, aber letztlich für die dann realisierten Bauten entscheidend mitverantwortlich sind, werden in einem von Architektenkammern und Berufsvertretern fabrizierten Arkanum mit Schweigepflicht geschützt. Kritische Architekten wie Frei 524 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

Otto wurden in den Nachkriegsjahrzehnten nie in eine Jury einbezogen, andere wie Max Bächer, Fred Angerer, Harald Deilmann oder Klaus Humpert ­dirigierten Hunderte von Wettbewerbsentscheidungen und beförderten ­architektonische «Trends» beziehungsweise unterstützten die ökonomischen Interessen der Auslober.338 Zumeist liefern Wettbewerbe deshalb nur alternative Baukörper für ein Raumprogramm, das vorab nach wirtschaftlichen und politischen Interessen festgelegt worden war. Die Bedeutung des Wettbewerbswesens für das Erscheinungsbild der Architektur zeigt sich nicht zuletzt daran, dass zwischen 1960 und 1990 jährlich zwischen 350 und 500 Architektenwettbewerbe durchgeführt wurden, die sich durchweg auf zumindest regio­nal wichtige Bauvorhaben bezogen.339 Für ­jeden ausgeführten Bau hätte es auch Alternativen gegeben. Was sich nach außen als fachlich begründeter Optimierungsprozess gibt, basiert auf intransparenten Entscheidungen der Vertreter eines Berufsstands, der über keine ­begrifflich fundierte Theorie, keine präzise definierten Begriffe und keine objektivierbaren Maßstäbe verfügt.340 Die Abwendung von den Idealen des International Style und die Wendung zu einem postmodernen Bauen entfachte zwar heftige Diskussionen, fand aber schnell auch einige wichtige Unterstützer. 1978 beschloss das Berliner Abgeordnetenhaus die Durchführung einer «Internationalen Bauausstellung» (IBA), und Josef Paul Kleihues, Programmdirektor für Neubauten, konnte mit den üppig fließenden staatlichen Geldern einige Stadtquartiere zu einer Spielwiese postmoderner Architekten werden lassen. Fast gleichzeitig begann in Frankfurt die Realisierung eines von dem Kulturdezernenten Hilmar Hoffmann zusammen mit Heinrich Klotz entwickelten Programms für etwa ein Dutzend Museen am Mainufer, deren Bau direkt oder über Wettbewerbe fast durchweg an Vertreter der Postmoderne vergeben wurde – ein Zeichen für die Manipulierbarkeit von Wettbewerben beziehungsweise für den Einfluss des Auslobers. Mit dem von Klotz geleiteten Deutschen Architekturmuseum entstand nach dem Entwurf von Oswald Mathias Ungers eine mit erheblichen finanziellen Mitteln ausgestattete Propagandazentrale für die Postmoderne in der Bundesrepublik, die erste Ausstellung lautete programmatisch «Revision der Moderne – postmoderne Architektur 1960–1980»341. Eine umfassende Manifestation der vielen Spielarten der Postmoderne fand auf der 1980 von Paolo Portoghesi organisierten ersten internationalen Architekturbiennale in Venedig statt. Unter dem Motto «La presenza Reflexive Moderne und Planwirtschaft | 525

del passato» zeigten 20 Architekten – darunter aus dem deutschsprachigen Raum Hans Hollein, Josef Paul Kleihues und Oswald Mathias Ungers – ihre Arbeiten entlang einer «Strada novissima», die eine bunte Abfolge von montierten Zitaten aus der gesamten Architekturgeschichte, inklusive der in die Geschichte verabschiedeten Moderne, bot. Die Straße in die Zukunft präsentierte sich als Sammlung nahezu beliebiger architektonischer Elemente aus dem Warenhaus der Geschichte, gemeinsame und zentrale Aussage war die Abwendung von einer einheitlichen internationalen Formensprache, jeder Entwurf erzählte seine eigene Geschichte. Damit visualisierten die Architekten mitten in der zweiten Ölkrise nicht nur «la fine del proibitionismo»342, das Ende des Geschichtsverbots, sondern auch das von Lyotard, Foucault u. a. beschworene «Ende der großen Erzählungen»343, das heißt einer Moderne, die sich über Aufklärung, Rationalität und zielgerichteten Fortschritt definierte. In der Architektur, der öffentlichsten aller kulturellen Manifestationen, verkörperte sich somit «eine der zentralen Achsen der Postmoderne-Diskussion»344. Dem einheitlichen, ahistorischen International Style wurden Pluralität, Individualität und ­Offenheit sowie Bezüge zur Vergangenheit entgegengesetzt, die jedoch als bewusste Fabrikationen, als «ironisch» verfremdete Zitatmontagen kenntlich sein sollten. Die Öffnung zur Geschichte erfolgte im Rahmen einer «reflexiven Moderne», die Bauten sollten sprechen, aber gleichzeitig sollte ironisch reflektierte Distanz gehalten werden. Das Erzählen mittels bruchstückhafter Zitate öffnete allerdings auch Tür und Tor für nahezu jede Form von individuell motivierten Geschichtsmontagen. Der angeb­liche Dialog zwischen Betrachter und Bauwerk vollzog sich selten direkt, sondern zumeist nur medial vermittelt beziehungsweise er entstand gar nicht, die bunten Bauten blieben stumm.

Postmoderne vs. «Projekt Moderne» Die Absage an die Rationalität und den Fortschrittsglauben der Moderne verknüpfte sich auch mit Formen von Irrrationalität, die gegen den aufklärerischen Impetus der modernen Bewegung gerichtet waren. Dezidiert gegen diese Abwendung von Rationalität als Basis der Moderne wandte sich Jürgen Habermas 1980 in seiner Rede zur Verleihung des ­Adorno-Preises und entwickelte unter direkter Bezugnahme auf die Architekturbiennale das Konzept einer Moderne als «unvollendetes Projekt»345. 526 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

Gegen Die neue Unübersichtlichkeit, in der sich aus seiner Sicht «die Postmodernen mit den Prämodernen» zu einem neuen Konservatismus verbündeten, stellte er die Forderung, aus den Fehlern der Moderne zu ­lernen und das Programm einer gesellschaftlichen Modernisierung in nichtka­ pitalistische Bahnen zu lenken, um die «unersetzliche Tradition» der Aufklärung fortzuführen. Im folgenden Jahr setzte er sich anlässlich der Eröffnung der Ausstellung «Die andere Tradition» in München direkt mit postmoderner Architektur auseinander, die für ihn nur eine Flucht vor den Aufgaben der Gegenwart darstellte. Obwohl er die «seelenlose Behälter­ architektur», die «Menschenfeindlichkeit der Satellitenstädte», die «Spekulationsgebirge» und die brutale «Bunkerarchitektur» sehr wohl auch sah, waren diese Erscheinungen für ihn nur eine Verfälschung des wahren Geists der Moderne.346 Habermas’ Plädoyer für eine Fortsetzung des noch unvollendeten Projekts einer aufklärerisch emanzipatorisch wirkenden Moderne fand große Beachtung, aber der zentrale Punkt seiner Argumentation, der Hinweis auf eine ursprüngliche Intention moderner Architektur, gesellschaftliche Bedingungen zu verbessern, blieb ohne Resonanz, denn diese Dimension war in der Nachkriegsarchitektur weitgehend verloren gegangen beziehungsweise in einen banalen Funktionalismus – von Heinrich Klotz treffend als «Bauwirtschaftsfunktionalismus»347 charakterisiert – umgedeutet worden. Genau aus diesem Grund konnte auch die zu einem internationalen Stil mit formalen Kennzeichen geschrumpfte «klassische Moderne» in einer Umbruchszeit relativ leicht in die Geschichte verabschiedet oder einfach in die bunte Beliebigkeit der Post­moderne integriert werden.348 In der von ökonomischer Unsicherheit und einer gewissen kulturellen Beliebigkeit geprägten Situation der 1970 er- und frühen 1980 er-Jahre entwickelten sich über die neue Mode neue «Erzählungen», die wieder über neue Medien und Technologien ihre eigene «Modernität» schufen. Die Postmoderne verband sich mit der Wirtschaft, deren Verwertungszwänge ihre Wirkung entfalteten. Ökonomie und Technik produzierten massenweise «Besonderheiten» – auf die scheinbare Wiedergewinnung von Pluralität folgte so eine neue Vereinheitlichung auf dem Fuße, und am Ende des Jahrzehnts zeichneten sich bereits die «manipulativen Züge einer kommerziell uniformierten Massenkultur»349 ab. Zwar beherrschte der banale Bauwirtschaftsfunktionalismus weiter die Masse der Architektur, aber die 1980 er-Jahre waren gekennzeichnet von vielen und heftigen Auseinandersetzungen um die Postmoderne,350 von Reflexive Moderne und Planwirtschaft | 527

205 | Hans Hollein, Städtisches Museum Abteiberg in Mönchengladbach, 1972–1982

der sich verschiedene Elemente allmählich behaupten konnten. Für die weitere Entwicklung war die von dem österreichischen Architekten Hans Hollein beim 1982 eröffneten M ­ useum Abteiberg in Mönchengladbach ­geradezu zelebrierte Auffassung vom Bau als Kunstwerk von besonderer Bedeutung (Abb. 205). Hollein schuf mit einem zentralen, kristallin wirkenden Turm und Sheddächern Assoziationen zu Architektur und Geschichte der Stadt, collagierte Bezüge zum musealen Inhalt und gestaltete einen skulpturalen Solitär, den er als Zeichen der eigenen künstlerischen Kreativität auf einem Marmorblock am Eingang buchstäblich signierte.351 Der Architekt entwarf ein Kunstwerk, das Aufmerksamkeit erregte, sich individuell abgrenzte und als Bildzeichen der medialen Vermarktung – auch seiner eigenen Person – diente. In diese Kategorie gehören viele der nun folgenden Museumsbauten von James Stirlings Neuer Staatsgalerie in Stuttgart (Abb. 204) über Richard Meiers Kunstgewerbemuseum in Frankfurt und Gustav Peichls Bundeskunsthalle in Bonn bis zum Vitra Design Museum von Frank O. Gehry in Weil am Rhein. Tendierte der Internatio­ nal Style zu einer Anonymisierung, so stand nun der individuelle Ausdruck, die Singularisierung im Vordergrund, die als Bild- und Marken­ zeichen jedoch genauso global transferierbar war und gleichzeitig dem Marktinteresse und der Vermarktung entgegenkam – auf den Zusammen528 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

hang von postmodernen Museumsbauten und der Ausbreitung einer «wendigen Zerstreuungskultur»352 verwies der Kunsthistoriker Willibald Sauerländer schon 1988. Diese Form des globalen Transfers zeigte auch das größte architektonische Ereignis der 1980 er-Jahre in der Bundesrepublik, die «Internationale Bauausstellung in Berlin» (IBA), die über weite Teile nur die internationale Modenschau der Strada novissima fortführte und der Stadt die gewünschte, entsprechend finanzierte und dann wiederum verzinste «Aufmerksamkeit»353 einbrachte. Der Beschluss zu einer IBA ’84 – verlängert als IBA ’87 – umfasste zwei Bereiche. Zum einen sollte im Sinne einer «kritischen Rekon­struktion» die historische Struktur der Stadt Berlin «zur Grundlage der Stadtentwicklung werden», zum anderen sollten durch eine «behutsame Stadtreparatur» beim Aufbau der Stadt «die historischen Spuren aufgenommen und die vorhandenen Gebäude erhalten werden»354. Als Planungsdirektoren steuerten Josef Paul Kleihues und Hardt-Waltherr Hämer die beiden Bereiche, die als IBA-Neu und IBA-Alt bekannt wurden. Die behutsame Stadterneuerung spielte eine eher subkutane Rolle, sie stärkte aber überall in der Bundesrepublik Bürgerproteste gegen geplante Abrisse und diente als Verweis für die Möglichkeit der Bewahrung von Altbauten (Abb. 217). Die nationale und inter­nationale Wahrnehmung konzentrierte sich auf die von den Protagonisten der Postmoderne entworfenen Neubauten, die bald zum Standardprogramm des Architekturtourismus gehörten. Bleibendes Verdienst der IBA war die Rückkehr zu einer urbanen Block­randbebauung, aber vieles der aufwendig vermarkteten Ergebnisse dieser bunten Modenschau war auch architektonisch fragwürdig.355 Auf der Grundlage der enormen Berlin-Subventionen356 aus Bonn konnte die IBA – obwohl begleitet von zahllosen Skandalen und Rücktritten – ein «Resonanzboden»357 für alles Neue werden und somit der Postmoderne dazu verhelfen, in Wettbewerbe, Entwurfsseminare und Planungsbüros einzudringen und sich auszubreiten (s. Kapitel 5.5). Die endlosen Diskussionen um neue architektonische Formen beförderten den Weg der Architektur im Zeichen der Postmoderne in die von Jürgen Habermas diagnostizierte «Neue Unübersichtlichkeit».358 Die 1980 er-Jahre sind gekennzeichnet durch eine große formale Bandbreite der architektonischen Aktivitäten, von der Collage historischer Grundrisstypologien beim Wissenschafts­zentrum in Berlin von James Stirling über die partizipativ geplanten «Öko-Häuser» von Frei Otto bis zum HightechReflexive Moderne und Planwirtschaft | 529

Turm der HVB-Bank von Walther und Bea Betz in München und der Auflösung konventio­neller Statik im Dekonstruktivismus des Hysolar-Instituts in Stuttgart von Behnisch & Partner. Bunte Vielfalt überdeckte eine individuelle ­Beliebigkeit, die jedoch als «innovativ» und «zeitgerecht» ökonomisch ­vermarktet werden konnte. Postmoderne Architektur kennzeichnet eine Wende vom Interesse am Ganzen zur marktgerechten Singularisierung, sie spiegelt die wirtschaftspolitische Wende vom Keynesianismus zum Monetarismus, vom Staat zum Markt.359

«Einheit von Wirtschaft und Sozialpolitik»: Plattenbau als Motor zu sozialistischer Egalität Mitte der 1970 er-Jahre schrieb der Dichter Rainer Malkowski in dem Gedicht «Was für ein Morgen» die Zeilen: «Erleichtert, / mit triumphierend geschlossenen Augen / nehmen wir Abschied von allen Plänen.» Diese Evokation eines (blinden) Aufbruchs vom rationalistischen Universalismus in eine «neue Subjektivität» sowie einer Abkehr von der großen Erzählung «Moderne» kennzeichnete auch den Weg der Architektur zur Postmoderne in der Bundesrepublik der späten 1970 er- und der 1980 erJahre. In der DDR verlief hingegen die Entwicklung der Architektur, die in den 1960 er-Jahren im Bereich der Typisierung und Vorfertigung noch eine gewisse Konvergenz zum Bauen im Westen zeigte,360 immer strikter nach einem umfassenden, von der Partei gesteuerten Plan. Während sich die Architektur im Westen zu einer bunten, weitgehend kommerzorientierten Modenschau veränderte, erstarrte sie im Osten in der Tristesse eines nivellierenden Plattenbaus. Nach der Ausbootung Ulbrichts durch Honecker erfolgte mit der im Juni 1971 von der SED verkündeten «Einheit von Wirtschaft und Sozialpolitik» eine Kurskorrektur. Kernstück der Sozialpolitik war eine Verbesserung der Lebensverhältnisse, die durch Lohnerhöhungen und eine massive Intensivierung des präfabrizierten, industrialisierten Wohnungsbaus erreicht werden sollte.361 1973 beschloss das ZK der SED in Abwandlung ­einer Sentenz von Friedrich Engels «Die Lösung der Wohnungsfrage als soziales Problem bis 1990»362. Bis 1975 waren 580 000 neue Wohnungen geplant und von 1976 bis 1990 sollten insgesamt 2,8 bis 3 Millionen Wohnungen neu errichtet oder modernisiert werden.363 Durch eine landesweite sozialistische Wohnstruktur sollte eine «Homogenisierung der 530 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

Gesellschaft»364, in der es keinen Platz für Individualismus gab, erreicht werden. Das Programm wurde am 3. Oktober 1973 verkündet, wenige Tage vor Ausbruch der Ölkrise. Die Probleme im Westen kommentierte die SEDPresse hämisch und verwies auf die eigene Versorgung durch Erdöl aus der UdSSR: «Während sich die Energiewirtschaft der sozialistischen Länder kontinuierlich und stabil entwickelt, wird die kapitalistische Wirtschaft durch die Energiekrise erschüttert.»365 Die Energieversorgung der DDR basierte seit den 1950 er-Jahren auf der im eigenen Land abgebauten Braunkohle. In den 1960 er-Jahren begann der Aufbau einer Erdölindustrie in der Grenzstadt Schwedt, wo die Druschba-Pipeline aus dem Ural endete. Da die UdSSR Geschäfte mit dem Westen machte, passte sie ihre Ölpreise nach der Energiekrise jedoch allmählich an die Weltmarktpreise an.366 1975 florierte die Wirtschaft im Osten noch, und die DDR konnte als ­Erfolg melden, dass mehr neue Wohnungen pro Einwohner als in der BRD geschaffen worden seien. Die Eröffnung des pompös ausgestatteten «Palasts der Republik»367 (Abb. 237) von Heinz Graffunder 1976 im Zen­trum der Hauptstadt der DDR diente als Zeichen der wirtschaftlichen und politischen Stärke des Staates unter dem neuen Staatschef Erich ­Honecker, aber Ende der 1970 er-Jahre geriet auch die DDR im Zuge der zweiten Ölkrise durch die rapide steigenden Ölpreise in Finanz- und Energieprobleme.368 Da das politisch vorgegebene Tempo des Wohnungsbauprogramms sowie die Erhöhung der Löhne unbedingt beibehalten werden sollten, verschuldete sich der Staat immer stärker, die Braunkohleförderung musste wieder intensiviert und die ursprünglich geplante innerstädtische Modernisierung und Erneuerung zurückgestellt werden, mit der Folge, dass die ohnehin völlig vernachlässigten und maroden Altstädte immer mehr verfielen. Die Plattenbaufabriken produzierten weiter die Platten der WBS 70, aber die Wohnungsgrößen wurden reduziert und sechsgeschossige Wohnanlagen ohne Aufzug erstellt.369 Planwirtschaft und industrielle Fertigung standen als unantastbare Dogmen über allen architektonischen Überlegungen, das ohnehin kaum ausgeprägte eigenständige Architektenhandeln erstarrte vollends unter den politischen und ökonomischen Zwängen.370 Alle Mittel flossen in den Wohnungsbau, der 1981 mit 127 000 Fertigstellungen ­einen Höchststand erreichte.371 Die größten Neubausiedlungen der DDR entstanden in 1970 er- und 1980 er-Jahren in den Bezirken Marzahn (Abb. 206) und Hellersdorf bei Berlin mit jeweils über 100 000 Einwohnern. Reflexive Moderne und Planwirtschaft | 531

206 | Großsiedlung Marzahn, 1977–1989

Im Zuge einer Neubewertung des historischen Erbes in der zweiten Hälfte der 1970 er-Jahre begann in der DDR eine Auseinandersetzung mit den historischen Innenstädten sowie generell mit historischer Bausubstanz. 1976 forderte das Programm der SED, den Wohnungsneubau «mit der ­Rekonstruktion und Erneuerung von Wohngebieten» zu verbinden, damit die «historisch entstandenen kulturellen Werte und progressiven Züge in der Struktur und im Antlitz der Städte»372 bewahrt würden. Um die Planziele beizubehalten, legte die SED 1982 fest, «die Industrialisierung des Bauens mit ihren neuen Technologien und der Anwendung moderner Baustoffe» gelte auch beim innerstädtischen Wohnungsbau, deshalb sei ­alles zu vereinheitlichen, «was bei der Massenfertigung von Elementen ­Effektivität bringt. Variabel sollte die Gestaltung der Gebäude sein.»373 Entsprechend diesen Vorgaben entwickelte die Bauakademie für verschiedene historische Umgebungen Beispielplanungen, die zuerst ausgerechnet in Bernau und Greifswald zum Einsatz kamen, wo die dort noch erhal­ tenen historischen Stadtkerne flächendeckend abgerissen wurden. In Berlin entstand 1980 bis 1987 um die rekonstruierte Nikolaikirche über vielfach 532 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

207 | Günter Stahn, Rekonstruktion Nikolaiviertel in Berlin-Mitte, teilweise mit angepassten Plattenbauten, 1980–1987

veränderten historischen Parzellen das Nikolaiviertel (Abb. 207) in einer Mischung aus rekonstruierten Baudenkmälern und adaptierten Plattenbauten neu.374 Nach einem Wettbewerb für «Variable Gebäudelösungen in Großplattenbauweise für das innerstädtische Bauen»375 erhielten auch Leipzig, Potsdam, Prenzlau, Wismar und Zwickau «Ersatzbauten» mit historisierenden «Altstadtplatten», die Giebel und Erker nachbildeten und deren Ober­flächen entsprechend dem Material der Umgebung verblendet waren. Die «Altstadtplatte» war ein perverser Zwitter aus Industrialisierung und Denkmalpflege, der architektonische Totschlag von städtischer Kultur und Geschichte. Das Land begann sich architektonisch immer stärker zu nivellieren. Die Planzahlen wurden zwar bei weitem nicht erreicht, aber 1989 lebte die Hälfte der Bürger in Plattenneubauten. Über einige repräsentative Bauten, die singuläre Gegenstücke zur Gleichförmigkeit der Plattenbausiedlungen bildeten, fand die Postmoderne in den 1980 er-Jahren Eingang in die DDR. Das Prunkstück bildete der 1984 eröffnete neue Berliner Friedrichstadt-­ Palast von Manfred Prasser, das größte Varietétheater Europas – Glamour Reflexive Moderne und Planwirtschaft | 533

in einem grauen Meer von Tristesse.376 Der Zusammenbruch des Staates verhinderte die geplanten Abrisse der historischen Innenstädte und die «platten» Ersatzbauten. Die Chance, historische Stadtkerne zu bewahren, wurde aber nach der Wende 1990 nur begrenzt genutzt. Der ökonomische Druck aus dem kapitalistischen Westen vollendete vielfach auf seine Weise die bereits zu Zeiten der DDR betriebenen Stadtzerstörungen.

534 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

5. 5 Städtebau in Ost und West Am Wiederaufbau der Bundesrepublik waren nahezu alle während der NS-Zeit tätigen Raumplaner, Städtebauer und Architekten beteiligt. Auch in der DDR bestanden personelle Kontinuitäten, aber der Anteil ehemaliger NS-Mitglieder in leitenden Positionen war dort aufgrund der schärferen Entnazifizierung und der dirigistischen Ausrichtung auf eine kommunistische Einheitspartei wesentlich geringer.377 Personelle Kontinuitäten waren zwangsläufig und nahezu selbstverständlich, aber die Personen handelten, ob überzeugt oder gezwungenermaßen, im Rahmen einer neuen politischen Ordnung mit neuen gesetzlichen Regeln und neuen gesellschaftspolitisch fixierten Zielen. In der DDR verlief die Transformation zu einem kommunistischen System unter Druck und in kürzester Zeit, in der Bundesrepublik vollzog sich die Wandlung aller Lebens­ bereiche zu einer Demokratie im Laufe von etwa zwei Jahrzehnten. Auch wenn der Nazi-Mief das Adenauer-Deutschland noch durchdrang und, wie Irmgard Keun schrieb, «der ganze Boden nach Mord und Leichen»378 stank, so sind die frühen Jahre der Bundesrepublik doch gekennzeichnet von einem Transformationsprozess, in dem die Institutionen rechtsstaatlich neu strukturiert wurden und sich damit sowohl die Akteure wie auch deren Leitbilder und Handlungen veränderten und der neuen politischen Situation angepasst werden mussten.379 In diesen Lernprozess einer Liberalisierung und Modernisierung,380 den einige Historiker als «Demokratiewunder»381, andere nüchtern als «die heilsame Kraft des Opportunismus»382 bezeichneten, waren Städtebau und Raumplanung der Bundesrepublik mit spezifischen Kontinuitäten und Brüchen einbezogen.383

Adaption der Instrumente und Begriffe der Raumplanung Bei den Raumplanern war selbst die Berufsbezeichnung durch den Missbrauch der «Raumordnung» in der NS-Zeit so diskreditiert, dass sie für manche nicht mehr tragbar schien. Der Begriff «Raum» erhielt ­sogar einen eigenen Eintrag in dem von drei Literaten herausgegebenen Städtebau in Ost und West | 535

Wörterbuch des Unmenschen384. Die Ordnung von Kräften in Räumen und die Optimierung beziehungsweise der Ausgleich der Gruppierungen von Bevölkerung und Wirtschaft, die Grundelemente räumlicher Planung, ­waren jedoch auch nach 1945 gesellschaftspolitisch notwendige Instrumente. Sie dienten nun allerdings nicht mehr dazu, «Volksgemeinschaften» zu formen und rassistisch definierte «Lebensräume» zur «Eindeutschung» vorzubereiten, sondern dazu, auf dem reduzierten und demographisch durch Vertriebene und Flüchtlinge veränderten Gebiet der Bundesrepublik die «Tragfähigkeit» einzelner Regionen zur Gewährleistung eines «gleichwertigen» Lebensunterhalts zu untersuchen. Die quantitativen Analysen zur Verteilung von Wirtschaft und Menschen im Raum wurden von den rassistischen Zielen abgelöst und die Ordnungs- und Optimierungsprinzipien auf die neue Situation übertragen. Neben dem Aufbau der Wirtschaft war die Bewältigung der «Flüchtlingsfrage»385, die mit dem Bau von Wohnungen gekoppelt war, die wichtigste politische Aufgabe. Die Vertriebenen, vielfach organisiert im einflussreichen «Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten» (BHE), sowie die Geflüchteten stellten mit fast 20 Prozent der Bevölkerung der Bundesrepublik auch ein enormes politisches Gewicht dar, ihre Integration war zwingend erforderlich für eine demokratische Neuordnung. Da der städtische Wohnungsbestand um etwa 20 Prozent reduziert war, erhielten Vertriebene und Flüchtlinge Wohnungen durch Zwangseinweisungen und wurden vielfach in ländlichen Räumen beziehungsweise in Barackenlagern untergebracht, die als Erbe der NS-Zeit überall vorhanden waren.386 ­Zudem sollte ein von allen Immobilienbesitzern eingezogener und über 30 Jahre verteilter «Lastenausgleich» bei der Versorgung und beim Bau neuer Wohnungen helfen. Das erste Wohnungsbaugesetz vom 26. April 1950 nannte an erster Stelle die Schaffung von sozialem Wohnraum «für die Heimatvertriebenen»387. Die ersten neuen Siedlungen und Kleinstädte entstanden für Vertriebene von Schleswig-Holstein bis Bayern zumeist durch den Umbau von NS-Rüstungswerken und Zwangsarbeiterlagern – Espelkamp, Geretsried, Neutraubling, Trappenkamp, Traunreut, Wahlstedt, Waldkraiburg u. v. a. – beziehungsweise als Neugründungen wie Neu-­ Gablonz oder Bubenreuth.388 Um die Vertriebenen zu integrieren, wurden in der Architektur keine Erinnerungen an die Bautradition ihrer Heimatorte verwendet, Bezüge beschränkten sich zumeist auf Straßennamen.389 Der Prozess der Eingliederung zog sich bis in die 1960 er-Jahre, dann erst 536 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

konnten beispielsweise die Barackenstädte um Wolfsburg aufgegeben und die neuen Stadtteile Detmerode und Westhagen bezogen werden. Insbesondere zur räumlichen und wirtschaftlichen Lösung des «Flüchtlingsproblems» und zur Beratung der Bonner Politik wurden als Nachfolgeinstitutionen der Reichsstelle für Raumordnung und der Reichs­arbeits­ gemeinschaft für Raumforschung 1949 das Institut für Raumforschung (IfR) in Bad Godesberg und die Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL) in Hannover gegründet.390 Hier versammelten sich in Kürze nahezu durchweg die ehemaligen Fachleute für NS-Raumordnung, die ihre Fachsprache semantisch von NS-Begriffen reinigten, ihre Vorarbeiten für die mörderischen NS-Umsiedlungsaktionen, soweit sie überhaupt bekannt wurden, als reine Zahlenspiele bagatellisierten und sich als ideologiefreie Experten gaben. Die rassistischen und völkischen Gemeinschafts­ ideale verschwanden, aber die seit Jahrzehnten aus der Großstadtfeindschaft des 19. Jahrhunderts erwachsenen Konzepte zur Lösung der großstädtischen «Ballung» sowie der «Disparitäten» zwischen Verdichtungen und ländlichen Räumen durch «Dezentralisierung» und «Ausgleich» ließen sich auf die neuen räumlichen Konstellationen in der Bundesrepublik übertragen. «Wesentliche Theoreme des tradierten Raumordnungsverständnisses» konnten also durch entsprechende Neujustierung der Begriffe und Ziele «mit den neuen verfassungsmäßigen, gesellschaftlichen und wirtschaft­ lichen»391 Entwicklungen in Einklang gebracht werden. Als im Zuge des wirtschaftlichen Wachstums zu Beginn der 1960 er-Jahre eine Verlagerung von Betrieben und Bevölkerung in suburbane Umlandzentren e­rfolgte, entsprach auch die Form der «dezentralen Konzentration»392 den bisherigen Konzepten der Raumplaner. Die adaptierten raumordnungspolitischen Vorstellungen boten somit mögliche Lösungen für die Probleme der räumlichen Entwicklung in der Bundesrepublik, die Kontinuitäten und Netzwerke waren in die neue staatliche und gesellschaftspolitische Kon­ stellation eingebunden beziehungsweise entsprechend verändert.393

Zerstörung als «Chance» für den Bau «gesunder» Städte Für die Städtebauer in West und Ost bildete 1945 zumeist nur insofern einen Bruch, als sie in der Zerstörung die Chance sahen, seit Jahrzehnten diskutierte Konzepte auf einer Tabula rasa zu verwirklichen. Leitlinien für den Wiederaufbau bildeten die seit der Jahrhundertwende entStädtebau in Ost und West | 537

wickelten Vorschläge zum Umgang mit den Problemen der zumeist in biologistischer Analogie als «Organismus» verstandenen Großstadt. Städte konnten demnach erkranken beziehungsweise krank machen, Stadtplaner hatten somit die Aufgabe, wie heilende Ärzte oder Chirurgen zu wirken.394 Für die Gesundung galten die vielen seit Ebenezer Howard entwickelten Konzepte zu einer Dezentralisierung, Auflockerung und Verbindung mit der Natur, um Gemeinschaften oder «Nachbarschaften»395 zu bilden. Seit der Erklärung der CIAM-Architekten von La Sarraz 1928 und der anschließend verbreiteten Charta von Athen ging es international um die Trennung der städtischen Funktionen nach Wohnen, Arbeiten, Erholung und Verkehr.396 Nahezu alle Konzepte ließen sich für verschiedene Gesellschaftsformen adaptieren, ohne dass sich die Idee einer Gesundung der Städte durch hygienische Auflockerung, Naturbezug, Funktionstrennung und räumlich begrenzte Gemeinschaften grundlegend veränderte. Le Corbusier konnte deshalb sein Modell einer «Ville radieuse», das die Leitlinien der Charta von Athen entpolitisiert exemplifizierte, in den 1930 er-Jahren unbekümmert faschistischen, kommunistischen oder demokratischen «Autoritäten»397 anbieten. Für ihn galt einfach: «Wo Ordnung herrscht, wächst das Wohlbefinden.»398 In diesem Sinne entfernten auch Städtebauer und Raumplaner in Ost und West die in der NS-Zeit den Stadtmodellen übergestülpten beziehungsweise eingeformten hierarchischen und autoritären Ordnungselemente399 und verwendeten die städtebaulichen Strukturen der Ordnungsmodelle als Mittel zur Planung gesunder Städte für eine angebliche individuelle Entfaltung. Der Stadtsoziologe Walter Siebel resümierte den abstrakten technischen Ansatz: «Dieser sogenannte funktionalistische Städte­bau war eine Inge­nieursutopie, die darauf baute, dass die Prinzipien der Natur (Licht, Luft, Sonne) und der Rationalisierung der Industrie­arbeit ausreichten, um eine gute Stadt zu errichten.»400 Den Wiederaufbau der Städte in der Bundesrepublik steuerten ins­ besondere die «starken Stadtbauräte»401 beziehungsweise die Leiter der Planungsämter, die zum Teil in der Weimarer Republik und zumeist schon in der NS-Zeit planerisch tätig gewesen waren. Wie in fast allen westlichen Ländern dienten auch den westdeutschen Stadtplanern, Stadtbauräten und Baudirektoren – von Herbert Jensen in Kiel, Wilhelm Wortmann in Bremen und Werner Hebebrand in Hamburg über Rudolf Hillebrecht in Hannover, Friedrich Tamms in Düsseldorf, Rudolf Schwarz und Eduard Pecks in Köln und Herbert Boehm in Frankfurt bis zu Wolfgang Bangert 538 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

in Kassel, Karl Gonser in Stuttgart und Hermann Leitenstorfer und Hans Högg in München – die gesunde Gartenstadt und die nach Funktionen segregierte Stadt der Charta als richtungsweisende Leitbilder. Durch Verweise auf die Entwicklung in England, Schweden, Frankreich oder den USA wurden die Planungen internationalisiert und Konzepte aus der NSZeit umgedeutet beziehungsweise semantisch gesäubert. Ein Musterbeispiel für das In­einander von Verdrängung und Umdeutung lieferte Hille­ brecht, der 1951 einfach erklärte, in dem von ihm geleiteten Wiederaufbau Hannovers habe «die deutsche Planung» nach einer Art Umweg wieder zu sich selbst gefunden, «das schöne Wort ‹Nachbarschaft›» sei «von Deutschen geprägt und über die englische Fachliteratur zu uns zurückgekehrt»402. Die zwischenzeitliche Pervertierung der Nachbarschaft zur «Siedlungszelle» der NS-Volksgemeinschaft wurde von den Städteplanern ausgeblendet,403 es ging nur noch um gesunde Städte, gesunde Siedlungen und ­gesunde Landschaften, die zur Gesundung des Volkes beitragen sollten. Gesundung nach der «Erkrankung» in der NS-Zeit bot auch eine allgemein akzeptable Metapher für die Verdrängung der Vergangenheit. Der rassistische, selektierende Gesundheitswahn verschwand hinter dem Ideal eines gesunden Organismus, dem ein entsprechender Stadtorganismus korrespondieren sollte. Damit konnte man sich auch in einen internationalen Gleichklang der städtebaulichen Interessen einreihen. Die zentralen ­Themen der zahllosen Publikationen und Verlautbarungen zum Wiederaufbau und zur Stadt von Morgen waren «Stadt und Gesundheit» sowie die Schaffung «ungehemmter Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeit»404 für alle. Aufgabe des Städtebauers war demnach «die Sanierung von ungesunden Stadtgebieten» und dafür zu sorgen, «daß künftig keine krankhaften Stadtkörper mehr entstehen»405. Zur Interbau in Berlin 1957 gehörte eine Ausstellung über die hygie­ nische «stadt von morgen»406 (Abb. 208) – die Fiktion einer aseptischen Stadt ohne Geschichte, ohne Ortsbezug und ohne Identität mit einer grünen Wiese als Zentrum: «Die Grünfläche, als Teil der Landschaft, ist die Mitte der Stadt und bildet das Gerüst ihrer Gliederung.» Gleichzeitig erschien ein voluminöses zweibändiges Handbuch für gesundheitlichen Städte­bau407, das 82 der prominentesten Mediziner und Städtebauer als Mit­arbeiter versammelte, die im Wechsel die medizinische Bedeutung gesunder Städte und deren Realisierung präsentierten. Die Autoren stellten Städtebau in Ost und West | 539

208 | O  swald Meichsner, Illustration aus der Broschüre «die stadt von morgen» zur Ausstellung auf der Interbau in Berlin, 1957

der «sinn-widrigen Großstadt» und den «großstädtischen Zivilisationsschäden» die städtebaulichen Maßnahmen zur Gesundung gegenüber und das Werk kulminierte in Beiträgen zur «Sinngebung der Großstadt», die durch Hygiene, Auflockerung und ein neues Bodenrecht erreicht werden sollte. Das Vokabular und Instrumentarium der Städtebauer kreiste um medizinische und biologische Analogien von den städtischen Zellen über die Verkehrsadern bis zum Stadtorganismus, der von Geschwüren und Wucherungen befreit werden musste.408 Die Unterscheidung zwischen gesund und pathologisch formatierte nicht nur als normative Leitdifferenz das Problembewusstsein vieler Städtebauer, sondern diente auch zur Rechtfertigung der Planungen als natürlich und menschengerecht. In diesem Leitbild des gesunden Organismus – für den Philosophen Hans ­Blumenberg ein «Programmwort der Weltdeutung»409 – waren Auflockerung zur Bauhygiene und Verbreiterung der Straßen zur Durchlüftung wie auch zur Verbesserung des Verkehrsflusses untrennbar miteinander verknüpft. Gesundheit der Bewohner, fließender Verkehr und damit Förderung der Wirtschaft bildeten eine Einheit, die als gleichsam international gültiges Leitbild den Wiederaufbau in der Bundesrepublik in weiten Teilen bestimmte.410 Die historische Dimension des Menschen, der erst durch Erinnerung seine Identität erlangt, war im Menschenbild der meisten Planer und Ökonomen verdrängt beziehungsweise nicht existent.

540 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

Bilanz des Wiederaufbaus: geschichtsfern aber verkehrsgerecht Einen Überblick zum Wiederaufbau der westdeutschen Städte bot die von der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL) gemeinsam mit dem Bundesminister für Wohnungsbau veranstaltete Ausstellung «Deutscher Städtebau 1945 bis 1957» im Rahmen der Berliner Interbau. Die umfangreiche Publikation zur Ausstellung erschien 1961 als Deutscher Städtebau nach 1945411 und stellte detailliert die Planungen in 55 westdeutschen Städten verschiedener Größenklassen vor, von den Millionenstädten Berlin und Hamburg bis zu den Kleinstädten Neckarsulm und Breisach. Zur Einführung benannte der Bundesminister für Wohnungsbau, Paul Lücke, das leitende politische Prinzip beim Wiederaufbau: Städtebau und Dorfplanung müssten auf der Grundlage von Menschenwürde, Familie und Privatbesitz «einen schöpferischen Beitrag zu ­einer gesunden Gesellschaftsordnung leisten». Anschließend erläuterte der Präsident der DASL, Josef Walther Hollatz, die dazugehörigen städtebaulichen Leitlinien: «Unsere Städte sind für eine frühere Zeit und die damals gültigen Lebensbedingungen gebaut. Mit der fortschreitenden Entwicklung unserer technischen Welt stimmen sie nicht mehr überein.»412 Um «Fehlentwicklungen» einzudämmen und um «zu einer neuen den Menschen wie der Wirtschaft dienenden Ordnung zu kommen», sei eine «umfassende Erneuerung» als Weg zur «Gesundung und Steigerung der Leistungsfähigkeit» notwendig. Diesen Weg legten «Ordnungsprinzipien» wie

209 | G  rundriss der Innenstadt von Kassel, Zustand 1939

210 | Neuplanung der Innenstadt von Kassel, 1957

Städtebau in Ost und West | 541

211 | W  erner Bockelmann, Rudolf Hillebrecht und Albert M. Lehr, «Die Stadt zwischen gestern und morgen», 1961

die «Regeneration der Kernstadt», funktionelle Neuordnung durch «Entmischung der Nutzungsarten» sowie «die Neuordnung des gesamten Verkehrs» fest. Die Einheit von Stadthygiene durch Auflockerung und neuem «Verkehrsgerüst» bestimmte auch die Präsentation des Wiederaufbaus in den 55 Städten. Dem Grundriss oder Blick auf die Stadt vor dem Krieg folgten ein Bild der Zerstörung und ein Schadensplan, die anschließend mit dem Wiederaufbauplan konfrontiert wurden, der das neue Straßen­gerüst herausstellte, das durchweg eine Verbreiterung der Straßenquerschnitte und massive Eingriffe in die historische Parzellenstruktur zeigte (Abb. 209, 210). Vielfach wurde auch eine Überlagerung des historischen Stadtgrundrisses mit den geplanten neuen Straßen, die mitten durch die Städte geführt oder geschlagen werden sollten, auf Schautafeln präsentiert – ein beliebtes Motiv zur drastischen Visualisierung der Stadt zwischen gestern und morgen413 (Abb. 211). Die historische Stadt hatte sich «den Grund­sätzen der Stadthygiene und den Forderungen des Verkehrs» unterzuordnen beziehungsweise den Weg in die Zukunft freizugeben.414 Mit wenigen Ausnah542 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

men wie Münster oder die unzerstörten Städte Heidelberg und R ­ egensburg zeigte diese als Erfolgsbilanz präsentierte umfassende Zusammenstellung des westdeutschen Wiederaufbaus den radikalen Stadt­umbau, zu dem Julius Posener vier Jahre später erklärte, «die Stadt stirbt an der Stadtplanung»415, und der 14 Jahre später als «zweite Zerstörung» kritisiert wurde. Der Blick auf die wiederaufgebauten Städte belegt nicht nur eine nahe­zu durchgehende Auflösung beziehungsweise Zerstörung der historischen Parzellenstrukturen für Hygiene und Verkehr, sondern offenbart auch die Banalität der zumeist gleichförmig gerasterten Baublöcke, mit denen in ­einem Jahrzehnt die Städte wieder gefüllt und erweitert wurden. Besonders stark zerstörte Städte wie Bochum, Dortmund, Düren, Duisburg, ­Essen, Gießen, Hannover, Kassel, Pforzheim oder Wesel verloren nahezu jegliche Identität und die Neubausiedlungen an den Stadträndern glichen sich von Kiel bis München. Zu den wenigen Ansätzen, Architektur und Städtebau mit neuen Formen des Zusammenlebens zu verbinden, zählten die beiden Wohnhochhäuser «Romeo und Julia»416 von Hans Scharoun in Stuttgart-Zuffenhausen, deren Wohnräume nicht nach einer starren Geometrie, sondern am Lauf der Sonne orientiert waren, sowie dessen Siedlung Charlottenburg-Nord. Letztere entstand 1954 bis 1961 in direkter Auseinandersetzung mit einer ursprünglich axialsymmetrisch totalitär strukturierten Planung aus der NS-Zeit, die Scharoun in ihr Gegenteil verwandelte, ­indem er in eine Grünzone asymmetrische «Wohngehöfte» setzte, die als «überschaubare Zellen großstädtischen Zusammenlebens»417 neue Gemein­ schaftsformen ermöglichten. Die Wiederaufbauplanungen waren seit Anfang der 1950 er-Jahre von Kritik begleitet, «verpasste Chance» wurde zu einem gängigen Schlagwort, allerdings verstanden Architekten und Stadtplaner darunter, dass ihre Vorstellungen nicht radikal genug verwirklicht worden seien. So erklärte Ernst May bereits 1956: «Wir haben die einmalige Chance, die uns das Schicksal bot, nicht ausgenützt. Wir haben in der großen Mehrzahl aller Fälle Flickwerk geschaffen, wo eine weitsichtige Konzeption am Platz gewesen wäre.»418 Architekten beklagten nahezu unisono, dass sie bei ihren Planungen durch das geltende Bodenrecht behindert worden seien. Sie hätten Modelle einer neuen Stadt entwickelt, Schuld an der Öde des Wieder­ aufbaus seien die Politiker, die diese «staatspolitische Aufgabe»419 in ihrer säkularen Bedeutung verkannt hätten. Das Sprachrohr der deutschen ­ Städtebauer, Rudolf Hillebrecht, verkündete 1957: «Der historische AugenStädtebau in Ost und West | 543

blick einer Wiedergeburt […] mußte verpaßt werden, weil die geistige Bereitschaft dazu nicht ausreichte.» Die Schuld liege bei der Demokratie, die «der Realisierung städtebaulicher Pläne kaum günstig»420 sei, beziehungsweise bei den Bürgern, die aufgrund der schlechten Erfahrung mit Planung in der NS-Zeit421 umfassende Entwürfe der Planer ablehnten. Deshalb habe «nicht der Städtebau, sondern die Demokratie eine Chance verpaßt»422. Derartige Äußerungen offenbaren nicht nur eine Blindheit der Planer für ihre bürgerfernen Reißbrett-Entwürfe, sondern verweisen auch auf ein latentes Weiterleben von autoritären Vorstellungen. Es sollte über zwei Jahrzehnte dauern, bis sich nach heftigen gesellschaftlichen Protesten ein Paradigmenwechsel bei den Leitbildern der Planer wenigstens ansatzweise durchsetzte. Dass Auflockerung und Segregation der Funktionen das urbane Leben in den Innenstädten zerstörten, wurde erst allmählich erkannt, aber da die 1960 auf dem Städtetag in Augsburg verkündete Wendung zu «Urbanität durch Dichte» mit dem Leitbild der Stadthygiene verknüpft blieb, verstärkte sich nur die Abwanderung der Bewohner in Siedlungen am Stadtrand, um dafür die freiwerdenden Räume der Innenstadt durch Kommerz und Verwaltung zu verdichten.423 Die Kommerzialisierung der Stadt ging Hand in Hand mit einer Intensivierung des Konsums an Wohnflächen. Um 1960 war der Wiederaufbau weitgehend abgeschlossen, die Bevölkerung war mit Wohnungen versorgt, aber im Zuge des Wirtschaftswunders richtete sich nun der Konsum auf größere Wohnflächen, die von 1960 bis 1973 um fast 50 Prozent von 19 auf 28 qm pro Einwohner stiegen. Es ging nicht um die «Versorgung von mehr Menschen, sondern um gut versorgten Menschen mehr Flächen anzubieten»424. Dafür entstanden die neuen Siedlungen am Stadtrand, die wiederum zur Erhöhung des Verkehrsaufkommens durch Pendler führten, was zur Intensivierung des Straßenausbaus führte, um die Bürger in die Innenstädte und zu ihren Wohnstätten zu bringen. Die Entwicklung der automobilen Gesellschaft mit Wohnflächenkonsum, permanent wachsender Peripherie und Kommerzialisierung der Innenstädte beförderte der Staat seit 1955 mittels der «Pendlerpauschale», einer großzügigen Steuerbegünstigung der Kfz-Nutzung, sowie der direkten Koppelung von Mineralölsteuer und Straßenbau. Das 1965 verabschiedete Raumordnungsgesetz ebnete zudem den Weg für eine vereinfachte großflächige Planung, Städtebau verkümmerte zunehmend zur Verkehrsplanung und Steuerung individueller Konsum- und Kommerz544 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

wünsche. Der Architekturkritiker der «Bauwelt», Ulrich Conrads, kommentierte: «Ein Volk von Persönlichkeiten, die ihr Land in freier Entfaltung gemeinsam verwüsten.»425

Kommerzialisierung, «Entdichtung» und Großsiedlungen Die «langen 60 er-Jahre» bis zur Energiekrise sind gekennzeichnet von der Planung und Realisierung immer größerer Siedlungen, die letztlich nur aus einem verdichteten Zentrum sowie klötzchen-, scheibenoder bandförmig im Grünen verteilten Wohnblöcken bestanden, die von einem Straßensystem zusammengehalten wurden.426 Die Stadtplanung hatte die Bildung von Räumen und Plätzen zum Aufenthalt und zur Begegnung von Menschen, das wichtigste Element urbaner Qualität, gegen eine hygienisch-autogerechte Monotonie und Sterilität eingetauscht. Bereits 1961 kritisierte Paulhans Peters, Chefredakteur der Zeitschrift «Baumeister», die Beiträge für den Wettbewerb Hamburg-Steilshoop, es handle sich nicht um sinnvollen Städtebau, sondern um eine «stupide Stereotypie», mit der «systematische Unordnung», «Zeilenbau-Exerzier­ reglement» oder «neckische Spiele» einer «‹freien› oder auch ‹organischen› Ordnung» betrieben werde.427 Die gewerkschaftseigene Neue Heimat428 stieg in diesem Bauboom zur größten Baugesellschaft Europas auf, die von ihr mit wechselnden Planern und Architekten errichteten Großsiedlungen von Mannheim-Vogelstang und Darmstadt-Kranichstein über Heidelberg-Emmertsgrund und die Nordweststadt in Frankfurt bis HamburgMümmelmannsberg und München-Neuperlach sind Dokumente eines an Rendite orientierten Städtebaus nach den Leitbegriffen gesundes Wohnen im Grünen mit Konsumversorgung im Zentrum sowie funktionierendem Auto- und Fußgängerverkehr. Während der Wohnflächenverbrauch pro Einwohner kontinuierlich wuchs und die Innenstädte für «Sanierung» und Kommerz freigegeben wurden, breitete sich die Banalität von Großund Kleinsiedlungen als «urban sprawl» gleichförmig über die Bundes­ republik aus. 40 Prozent der 6,5 Millionen Neubauwohnungen zwischen 1962 und 1972 entstanden durch den Einsatz der freigewordenen Bausparmittel, Eigentumswohnungen wurden zum Sparbuch aus Beton.429 Der Weg zu einer steuerlich geförderten «nivellierten Mittelstandsgesellschaft»430 führte in eine architektonische Monotonie und zum «Gartenzwergkapitalismus»431 im Eigenheim. Städtebau in Ost und West | 545

Die suburbanen Großsiedlungen sollten im Bereich des Stadtgebiets verbleiben, um Steuern sowie Kauf- und Arbeitskraft der Bewohner für die Kommunen zu erhalten.432 Mit den kompakten Großsiedlungen konnte Wohnraum mit erhöhtem Wohnkomfort für die wachsenden Städte sowie für Einwohner geschaffen werden, die durch die Verdichtung der Innenstädte für Kommerz und Verwaltung aus den städtischen Zentren vertrieben wurden. Den Wohnungsbaugesellschaften boten die Siedlungen in der Größe von Klein- und Mittelstädten die Möglichkeit, im großen Stil normierte Wohnanlagen mit enormen Gewinnspannen zu errichten. Die Neue Heimat verkündete großspurig: «Die Stadt der Zukunft muß heute schon gebaut werden.»433 Im festen Glauben an steten wirtschaftlichen Fortschritt und ungebremstes Wachstum sowohl der Wirtschaft wie der Wohnflächen wuchsen die Dimensionen der landauf landab geplanten Wohnquartiere und erreichten mit dem Märkischen Viertel in Berlin für 50 000 und Neu-Perlach in München für 80 000 Bewohner einen Höhepunkt (Abb. 212). Mit den in wenigen Jahren hochgezogenen gleich­ förmigen Siedlungen mit erhöhten Geschossflächenzahlen, aber ohne Durchmischung von Funktionen und sozialen Schichten, entstanden – trotz Beteiligung renommierter Architekten wie Ernst Gisel, Oswald

212 | L ageplan der Großsiedlung Neuperlach in München, Planungsstand um 1972

546 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

213 | Hans Konwiarz und Neue Heimat, Projekt Alsterzentrum in Hamburg-Nord, 1966

­Mathias Ungers oder Werner Düttmann – keine urbanen Räume, sondern von den Nutzern massiv kritisierte Paradebeispiele einer monotonen ­Architektur.434 Die Planung der Neuen Heimat für das größte Einkaufszentrum Europas, einen Betonkomplex mit 650 Meter Länge in Hamburg (Abb. 213), beendete erst die Energiekrise.435 Während die großen Stadtteilsiedlungen auf unbebautem Grund entstanden, begannen parallel dazu die Planungen und Aktionen zur «Sanierung» der Städte. Nach dem Verständnis der Stadtplaner und entsprechend dem Interesse von Investoren und Baugesellschaften bedeutete ­Sanierung durchweg Abriss und Neubau. In einem Ideen-Wettbewerb 1968 für «Stadterneuerung» im Berliner Wedding schlugen alle zehn eingeladenen Städtebaulehrstühle der Technischen Hochschulen der Bundes­ republik einen Totalabriss vor – entsprechend war die Ausbildung der angehenden Architekten an diesen Lehrstühlen.436 Einzelne Städte betätigten sich als Vorreiter von Kahlschlagsanierungen, so wurde beispielsweise in Karlsruhe das «Dörfle», eine Siedlung am Rande der Altstadt mit 12 Hektar Fläche, die weitgehend von der Stadt aufgekauft worden waren, nahezu komplett abgerissen. Der Oberbürgermeister feierte die anschließende «Totalsanierung der Altstadt» 1971 als «Jahrhunderttat»437. Ähnlich wurde die praktisch unzerstörte Altstadt von Bad Godesberg im Zuge einer 1964 einstimmig vom Stadtrat beschlossenen «Altstadtsanierung»438 für StraStädtebau in Ost und West | 547

214 | Altstadt von Hameln, Zustand 1967

215 | A  ltstadt von Hameln, Zustand nach der «Sanierung», 1981

ßenerweiterungen und eine neue Infrastruktur weitgehend zerstört. In Hameln wurde etwa ein Viertel der noch komplett erhaltenen Altstadt zur «Entdichtung» abgerissen (Abb. 214, 215), um Platz für ein Großkaufhaus zu schaffen, das dann aber nicht kam.439 Die größten Maßnahmen in den 1960 er-Jahren erfolgten in Berlin mit subventionierten Stadterneuerungsprogrammen für sechs innenstadtnahe Sanierungsgebiete mit 450 Hektar Fläche und 140 000 Bewohnern, die zum größten flächendeckenden ­Abriss in der Bundesrepublik führten.440 Dass diese «Sanierung» – wie ihr Vorbild der «slum clearance» in den USA – auch darauf zielte, Sozialstrukturen in Arbeitervierteln zu verändern, und dass sich hinter den Hygiene-, Verkehrs- und Funktionsargumenten der Planer die «kapitalistischen Profitinteressen»441 befanden, wurde allmählich erkannt und von Bürgerinitiativen angefochten.

Kritik an der Stadtzerstörung von Jane Jacobs bis «Profitopolis» Bereits in den 1950 er-Jahren erhob sich sowohl gegen die Zerstörung der Städte als auch gegen die Banalität der Neubauten Kritik, die ­jedoch im Sog des Wirtschaftswunders kaum Resonanz fand. Im Gegenteil, jeder auch noch so belanglose Neubau wurde von der Mehrheit der Bevölkerung als Zeichen für einen Wiederaufstieg aus den Trümmern empfunden, jede Ruine, die verschwand, half mit, die Vergangenheit zu 548 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

vergessen. Als 1963 die deutsche Ausgabe von Jane Jacobs Fundamental­ kritik Tod und Leben großer amerikanischer Städte, die in den USA bereits Furore machte, in Deutschland erschien, wurde sie anfangs eher verhalten aufgenommen.442 Bereits in der Einleitung des Buches formulierte Jacobs einen Frontalangriff auf die Stadtplaner: «Von Anfang bis zum Ende, von Howard und Burnham bis zum letzten Zusatzartikel zum Städtebauerneuerungs-Gesetz, ist das ganze Gebräu gänzlich ohne jede Rücksicht auf das Leben der Großstädte selbst gebraut worden. Die Großstädte sind weder untersucht noch respektiert worden, sie durften nur Weiheopfer sein.»443 Jacobs Kritik an der Trennung der Funktionen in den Städten, die urbanes Leben zerstörte, an der hygienischen Stadtplanung und den Folgen der Kahlschlagsanierungen sowie an der Automobilisierung basierte auf einer soziologischen Betrachtungsweise, auf der Wahrnehmung von Problemen aus der Sicht und der Wünsche der Bewohner. Die Bürger, die sich selbst ein Bild von ihrer Stadt machen konnten, wie das der US-amerikanische Stadtplaner Kevin Lynch in einer bahnbrechenden Studie über Das Bild der Stadt – die «mental map» – von Stadtbewohnern 1960 vorgeführt hatte,444 sollten einbezogen und Planungen nicht mehr nach fixierten Vorstellungen, sondern als partizipative Prozesse durchgeführt werden. Jacobs leitete damit einen – später sogar mit Luthers Thesenanschlag verglichenen – Paradigmenwechsel445 der städtebaulichen Leitbilder ein, der sich allerdings über zwei Jahrzehnte hinzog und heftig umkämpft war, da die dominanten Planer anfangs auf ihrer Position beharrten und den «massiven Angriff» sowie die «unfreundlichen Argumente einer Dame» als «publikumswirksame Masche»446 beiseiteschieben wollten. Die wachsende und immer breitere Kritik am Wiederaufbau unterstützte jedoch die Wirkung von Jacobs Streitschrift. 1963 publizierte der Fluxus-Aktivist Bazon Brock das Manifest Bitte um glückliche Bomben auf die deutsche Pissoirlandschaft – Unsere Städte müssen wieder in Schutt und Trümmer gelegt werden, in dem er sarkastisch erklärte: «Die deutsche architektonische Leistung besteht in der Errichtung von mehr als 8 Millionen Neubaupissoirs […]. Schlagt eure Städtebauer, wo ihr sie trefft.»447 Der Aufruf blieb wenig beachtet, ebenso wie die im gleichen Jahr von Max Bächer und einigen jungen Stuttgarter Architekten ­organisierte Ausstellung «Heimat deine Häuser»448, in der die Zersiedelung durch die Eigenheimpolitik angeprangert wurde. Stärkere Wirkung entfaltete Wolf Jobst Siedlers 1964 erschienene Fotopublikation Die gemorStädtebau in Ost und West | 549

dete Stadt449, die den Verlust der historischen Dimension beklagte. Architekten taten das Buch als nostalgisch ab,450 aber es fand große Verbreitung, und der Titel wurde zum Schlagwort gegen den Wiederaufbau. Im folgenden Jahr publizierte der Psychoanalytiker Alexander Mitscherlich die Streitschrift Die Unwirtlichkeit unserer Städte, die ein weiteres Schlagwort lieferte, obwohl Mitscherlich im Grunde die Position der Städtebauer vertrat, dass ein fehlendes Eingriffsrecht in die Besitz- und Bodenverhältnisse einen auch von ihm präferierten radikal modernen Städtebau à la Le Corbusier verhindert habe. Für Mitscherlich wirkten sowohl im Wirtschaftswunderkonsum als auch in der radikalen Modernisierung Kräfte, die aus einer Verdrängung der NS-Vergangenheit gespeist wurden. Nachdem man sich zuerst mit dem «Führer» zur NS-Gemeinschaft verschworen hatte, habe man dieser Begeisterung abgeschworen und jede Anstrengung zu ­einer verbindlichen Gesinnung aufgegeben: «Am nacktesten zeigt sich diese rohe Interessenlosigkeit im sozialen Wohnungsbau. […] der patzigen Kleinbürgerei Hitlerscher Herkunft folgte ein schäbiger zusammengestoppelter Wiederaufbau […], auf die Schrecklähmung 1945 folgte ein Schreck­ egoismus der Überlebenden.»451 Für Mitscherlich war deshalb der gesamte Wiederaufbau «eine peinliche Nachphase der kollektiven Psychose ‹Nationalsozialismus›»452. Der Untertitel von Mitscherlichs Schrift «Anstiftung zum Unfrieden», erfüllte sich, denn nun war die Kritik nicht mehr aufzuhalten.453 In einem «Appell an Architekturstudenten» schrieb die Architekturkritikerin Sibyl Moholy-Nagy 1965: «Macht Schluß, verlaßt die Büros, verteidigt die Zukunft eures Berufsstands.»454 Während der Oberbaudirektor von Hamburg, Werner Hebebrand, 1965 versuchte, Kritik an den Leitbildern des Wiederaufbaus als «Blume der Romantik»455 wegzuwischen, setzte sich der berühmteste der deutschen Stadtplaner, Rudolf Hillebrecht, im gleichen Jahr immerhin mit den Einwänden auseinander und fragte in der neuen Fachzeitschrift «Stadtbauwelt»: «Von Ebenezer Howard zu Jane Jacobs – oder: War alles falsch?»456. Hillebrecht kam jedoch nur zu dem Ergebnis, dass die Städtebauer im Hinblick auf soziologische Fragen «noch einiges hinzulernen müssen», den Wiederaufbau, den er selbst im autogerecht zugerichteten Hannover ­exemplarisch geformt hatte, stellte er nicht in Frage. Architekten und Stadtplaner in Deutschland nahmen die Kritik am stupiden, autogerechten Wiederaufbau nicht in ihre Welt auf, es finden sich in den 1960 er-Jahren keine Gegenentwürfe zum wirtschaftsorientierten 550 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

Funktionalismus wie die phantasievollen Comic-Architekturen der englischen Gruppe archigram, die Manifeste zu einer anti-funktionalen «absoluten Architektur»457 von Walter Pichler und Hans Hollein in Österreich oder die phantastischen Projekte neuer Welten der italienischen Architekten der Gruppe Superstudio. Die beeindruckendste künstlerische Kritik an den für Verkehr und Konsum wiederaufgebauten und durch monotone Architektur ruinierten Städten wurde in einigen Filmen formuliert.458 Jean-Luc Godards dystopisches, von zweckrationalistischer Logik beherrschtes «Alphaville» (1965) spielt beispielsweise im Dunkel der modernen Pariser Vorstadtarchitektur und in seinem Film «Weekend» (1967) bildet die autogerechte Stadt den Hintergrund für eine endlose Folge tödlicher Massen­ verkehrsunfälle.459 Jacques Tati dekuvriert in «Playtime» (1967) die sterile internationale Gleichförmigkeit der «modernen» Stadt in einer nach dem Vorbild des Pariser Esso-Tower konstruierten Filmstadt «Tativille», in der sich das von Architekten genormte moderne Leben in Glasvitrinen abspielt und schließlich in einem sinnlos endlosen Kreisverkehr endet.460 In Marshall McLuhans «The Burning Would»461 (1970) und in Tatis «Trafic» (1971) beherrscht dann das Auto, das jede Form von Gemeinschaft zerstört, das ganze Leben, und Stanley Kubrick zeigte schließlich in «Clockwork Orange» (1971) öde Neubausiedlungen als Brutstätten von Gewalt und Unmenschlichkeit. Der französische Schriftsteller Alain Robbe-Grillet nannte die Struktur der neuen Städte eine «géométrie morbide»462. Im Zuge der gesellschaftlichen Umbrüche seit Mitte der 1960 er-Jahre, der Entwicklung zu einer liberalen «Konfliktgesellschaft»463, der sozial-­ liberalen Koalition und der ’68 er-Bewegung nahm Kritik am Wiederaufbau auch in den Medien zu (Abb. 216). 1971 bezeichnete «Der Spiegel» den deutschen Städtebau als «Länge mal Breite mal Geld»464, die Ausstellung des Deutschen Werkbunds «Profitopolis oder: der Mensch braucht eine andere Stadt»465 beleuchtete den desaströsen vierfachen «Interessenblock»466 von Stadtplanung, Politik, Spekulanten und Bauwirtschaft, und der Deutsche Städtetag stand im gleichen Jahr unter dem Motto «Rettet unsere Städte jetzt!»467. Die Kritik konnte allerdings die großen bereits im Bau befindlichen Siedlungs- und Kommerzprojekte sowie die Zersiedlung der Landschaft nicht mehr aufhalten. Zudem verabschiedete die sozial­liberale Koalition im Jahr von Profitopolis und dem Rettungsappell des Städtetags das Städtebauförderungsgesetz (StBauFG), das darauf zielte, eine «gesunde» soziale Mischung in Stadtquartieren durch Sanierungen und ModernisieStädtebau in Ost und West | 551

216 | Plakat der Ausstellung «Diagnose zum Bauen in West-Berlin» in der TU Berlin, anlässlich der Berliner Bauwochen 1968

rungen sowie Stadtumbau zu ermöglichen.468 Das Gesetz formulierte ein Abbruch-, Modernisierungs- und Baugebot, sofern «städtebauliche Mißstände» vorlagen und die vorhandene Bebauung «den allgemeinen Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse […] nicht entspricht».469 Da sich die Leitbilder zur Stadthygiene in entsprechenden Vorschriften zu Abstandsflächen und Geschossflächenzahlen konkretisiert hatten, zielte das Gesetz auf Abriss und Kahlschlagsanierung, und dementsprechend konnten bereits vorbereitete Flächensanierungen und Straßendurchbrüche ausgeführt werden. 1971 ging es noch um den Weg zu einer ­ eder behindern «architectural Americanisation»470, den Kritik scheinbar w noch verändern konnte. Der Einbruch der Wirtschaftskrise, die wachsende Kritik der Bürgerschaft und ein Bewusstsein für historische architektonische Werte führten aber noch in den 1970 er-Jahren zu e­ inem Wandel. Die Literaturwissenschaftlerin Marianne Kesting schrieb 1973 einen flammenden Protest gegen den «organisierten Städteabriß» und kam zu 552 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

dem Schluss: «Die durch Gesetzeskraft legalisierte Vernichtung von Wohngebieten übertrifft bereits die Zerstörungen des Krieges.»471 Im gleichen Jahr erschien die Polemik von Gerhard Zwerenz gegen die Zerstörung von Frankfurt am Main mit dem sprechenden Titel Die Erde ist unbewohnbar wie der Mond. Allerorten formierten sich nun gegen «die zweite Zerstörung» der Städte Bürgerproteste, die vor dem Hintergrund des zusammengebrochenen Baumarkts und der Energiekrise ein Umdenken intensivierten und einen derartigen politischen Druck entfalteten, dass in den einzelnen Bundesländern nach und nach Denkmalschutzgesetze erlassen wurden. Die Reaktion einiger der bekanntesten deutschen Architekten bestand allerdings nicht in einem «mea culpa», sondern einem Manifest «für Architektur»472, in dem sie 1974 angesichts des auch von ihnen eingestandenen kata­ strophalen Wiederaufbaus – «Täglich wird unsere Umwelt häßlicher, trostloser, deprimierender, täglich wächst das Unbehagen an monotonen Baukomplexen […], an gesichtslosen Städten» – eine undefinierte bessere ­«architektonische Qualität» einforderten und ausgerechnet «die Öffentlichkeit» beschuldigten, sie sei «gleichgültig» gegenüber der «Unmenschlichkeit unserer Umwelt». Von den Kämpfen der Bürger im Bremer Ostertorviertel, im Frankfurter Westend, in Hamburg-St. Georg, in München-Bogenhausen oder in Berlin-Kreuzberg gegen den Abriss von Altbauten und die geplanten Verkehrsschneisen und Spekulationsmonster hatten die Verfasser anscheinend nichts mitbekommen. Julius Posener karikierte den Appell mit Bezug auf die Mitwirkung einiger Unterzeichner beim Bau des Märkischen Viertels: «Alles Gestaltete / Ist nur Vergängnis. / Das bald Veraltete, / Hier wird’s Gefängnis. / Das ­Architektische, / Hier tritt es ab. / Das EwigHektische / Zieht uns herab.»473

Denkmalschutz und neue Konzepte für die Stadt Die Bemühungen zu einem Umdenken erhielten sowohl durch die Abkehr vom Glauben an unbegrenztes Wachstum als auch durch das vom Europarat ausgerufene Europäische Jahr des Denkmalschutzes mit dem Motto «Erhalten, Erneuern, Erinnern» 1975 eine wichtige Stärkung. Der Erhalt historischer Substanz wurde zu einer europäischen Aufgabe, und die begleitende Wanderausstellung «Eine Zukunft für unsere Vergangenheit» (Abb. 202) verstärkte nicht nur eine Wertschätzung der historischen Stadt, sondern auch Wohn- und Industriegebäude galten nun als Städtebau in Ost und West | 553

denkmal­würdig. Bei der Novellierung des Städtebauförderungsgesetzes 1976 erhielt erstmals die erhaltende, nun steuerlich absetzbare Moderni­ sierung von Altbauten einen eigenen Stellenwert gegenüber dem bisher üblichen Abriss.474 Für größere «Stadtreparaturen» war es zwar vielfach zu spät, aber es gab keine großflächigen Abriss-Sanierungen mehr, historische Stadtkerne erhielten zumindest Ensembleschutz, Bauten von geschicht­ licher Bedeutung kamen auf Denkmalschutzlisten, alte Parzellenstrukturen lieferten Maßgaben für Kleinteiligkeit und Dimensionierung, verlorene Identität wurde in einigen Städten punktuell durch Rekonstruktionen – beispielsweise die Ostzeile am Römer in Frankfurt und das Knochenhauer­ amtshaus in Hildesheim – substituiert, Straßenplanungen hatten nicht mehr Vorrang, Verkehrsberuhigung reduzierte Fahrflächen und Fußgängerzonen lösten innerstädtischen Verkehr ab.475 Mit dieser Wende im Städtebau war allerdings auch eine Umkehr des Wohnverhaltens verbunden. Das Wohnen in den sanierten und urban belebten Innenstädten wurde wieder attraktiv, die Abwanderung in suburbane Bereiche kehrte sich damit zwar noch nicht um, aber Immobilien im städtischen Bereich wurden zu Spekulationsobjekten und führten zu einer Veränderung der Bewohnerstrukturen. Diese Entwicklung wurde durch eine demographische Umschichtung verstärkt, die Familien wurden kleiner, die Zahl der Einpersonenhaushalte wuchs zwischen 1970 und 1990 von circa acht auf zwölf Millionen, und damit entstand ein enormer zusätzlicher Wohnungsbedarf, den die ohnehin schrumpfende Zahl an Neubauten nicht decken konnte.

IBA Berlin und Neue Heimat Ein Experimentierfeld für neue städtebauliche Konzeptionen bot die Berliner IBA, bei der die von Hardt-Waltherr Hämer und Josef Paul Kleihues entwickelten Vorstellungen für eine Stadtreparatur in größerem Rahmen erprobt werden konnten. Bei der «behutsamen Stadterneuerung»476 in Berlin-Kreuzberg von Hämer ging es darum, in partizipativer Zusammenarbeit mit den Bewohnern historische Substanz von Wohnquartieren sowie Block- und Parzellenteilungen zu bewahren (Abb. 217). Dieses Konzept, das in Bologna bereits seit den 1960 er-Jahren erfolgreich praktiziert wurde,477 fand große Anerkennung, aber der Versuch, damit die alte Benutzerstruktur zu erhalten, schlug auch vielfach fehl, denn die 554 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

217 | « kaputte Stadt retten», Plakat zur behutsamen Stadterneuerung in Berlin-­Kreuzberg im Rahmen der IBA, 1983

sanierten Bereiche wurden für eine Vermarktung attraktiv, gerieten in die Mechanismen des ­Immobilienmarkts und beförderten eine Gentrifizierung. Nach dem Konzept einer «kritischen Rekonstruktion» von Kleihues sollten Baulücken oder Brachflächen in «rationaler Auseinandersetzung mit den konstituierenden Elementen der Stadt»478 sowie in Anlehnung an das frühere Erscheinungsbild neu bebaut werden. Kleihues ging von den Theo­ rien des italienischen Architekten Aldo Rossi aus, der 1966 in einer bahnbrechenden Publikation L’architettura della città479 auf die Bedeutung von Bautypen und Baustrukturen für die Charakteristik und Identität einer Stadt hingewiesen hatte. Funktionen konnten sich im Laufe der Zeit ändern, aber durch die Permanenz von Typen, Strukturen und Formen blieb «die Geschichte und damit Essenz einer Stadt» wie in einem kollektiven Gedächtnis erhalten. Im Zuge einer kritisch rationalen Auseinandersetzung mit diesem «Gedächtnis der Stadt» sollten Bauformen für Neubauten und neue Nutzungen gefunden werden, mit denen der Charakter der Stadt Städtebau in Ost und West | 555

bewahrt und gleichzeitig die Stadtentwicklung fortgeführt werden konnte. Kleihues verknüpfte dazu die Theorien von Rossi mit den Untersuchungen von Colin Rowe und Fred Koetter über eine Collage City480, nach denen Städte wie eine Collage oder Bricolage aus fragmentierten historischen Strukturen bestehen, die eine charakteristische «Textur» bilden. Diesem «städtischen Gewebe» konnten nach Rowe und Koetter immer wieder neue Fragmente hinzugefügt werden. Das Konstrukt aus Typologie und Stadttextur wurde jedoch weniger «kritisch» als marktkonform gehandhabt. Kleihues ermöglichte damit international tätigen Architekten – von Mario Botta und Peter Eisenman über Zaha Hadid und John Hejduk bis Arata ­Isozaki und Charles Moore – buchstäbliche Schau-Stücke ihrer persön­lichen Architekturvorstellungen in Berlin zu errichten, die wenig mit der Textur der Stadt zu tun hatten, aber viel zur medialen Attraktivität der Bauausstellung beitrugen. Die IBA eröffnete den Weg zur Vermarktung von ­architektonischen «Handschriften», sie wurde zur Bühne und zum Vorspiel einer sich seit den 1980 er-Jahren immer stärker entwickelnden Markenzeichenarchitektur, die sich nicht in den städtischen Kontext einfügt.481 Die von Jane Jacobs in Gang gesetzte und in Berlin ansatzweise versuchte behutsame Stadterneuerung wirkte als Vorbild für viele andere Städte, und es gelang vielfach und vielerorts, die «Dampfwalze der Stadtsanierung zu stoppen»482. Ebenso beeinflusste die Rückbesinnung auf die historischen Parzellen die städtebaulichen Diskussionen und Planungen in ganz Deutschland. Eine bewohnerorientierte Bestandserhaltung sowie Gestaltungssatzungen für Neubauten entsprechend der charakteristischen Struktur einer Stadt wurden üblich, wenn auch mit höchst unterschied­ licher Gewichtung und Handhabung. Der Paradigmenwechsel vollzog sich langsam und zeigte auch nur begrenzte Wirkung, denn in den 1980 erJahren flachte die Bautätigkeit kontinuierlich ab. Die zweite Energiekrise 1979/80 hatte bereits die Bauwirtschaft gebremst, da wurde 1982 bekannt, dass ­korrupte Manager den größten Baukonzern Europas, die Neue Heimat, in tiefe Schulden gestürzt hatten. 1986 kam es zum Bankrott und zur Liquidation des größten Kreditnehmers der Bundesrepublik, die großen Immobilienbestände wurden für eine Mark an einen Bäcker verkauft.483 Die ­Abwicklung durch die regionalen Gesellschaften an die Landesregierungen und an Wohnungsbaugesellschaften zog sich von 1987 bis 1990 hin, die ­riesige Schuldenlast wurde letztlich auf die Steuerzahler abgeladen. Das 556 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

Vertrauen in das Genossenschaftsmodell war damit ruiniert, dies beförderte eine weitere Liberalisierung des Wohnungsmarkts. Mit dem Steuerreformgesetz vom 1. Januar 1990 erfolgte «der Todesstoß für die Wohnungsgemeinnützigkeit»484, die steuerbegünstigte Gemeinnützigkeit von Genossenschaften wurde weitgehend aufgehoben und damit der Baumarkt radikal in eine privatwirtschaftliche Renditeorientierung geführt. Länder und Kommunen veräußerten beziehungsweise verschleuderten sogar noch in den folgenden Jahren in großem Umfang ihre Sozialwohnungen. Die Folgen dieser Fehlentscheidungen wurden durch die Wiedervereinigung gebremst, sie sollten sich erst nach der Jahrtausendwende zeigen, als die Miet-, Bau- und Bodenpreise explodierten und der Immobilienmarkt nicht mehr sozial abgesichert werden konnte. 1990 entstanden auf dem maroden Baumarkt nur noch 280 000 Wohnungen – da eröffnete sich mit der Wiedervereinigung ein Dorado für Bauspekulation, die westdeutsche Bauwirtschaft stürzte sich mit politischer Unterstützung und ­finanzieller Kapitalmacht auf den Immobilienbestand und -markt im ­Osten, die Geschäfte florierten wieder.

Neue sozialistische Städte für die Energieversorgung der DDR Der Städtebau in der DDR verlief unter völlig anderen Rahmenbedingungen und Zielsetzungen als in der Bundesrepublik. Die entscheidenden städtebaulichen Maßgaben kamen während des gesamten ­Bestehens der DDR von der SED und basierten durchweg auf deren politischen und wirtschaftlichen Festlegungen. Die von Moskau im Frühjahr 1950 diktierten «16 Grundsätze des Städtebaus» gaben das Leitbild für den «sozialistischen Städtebau» vor, der als Rahmen und Geburtshelfer einer «sozialistischen Gesellschaft» wirken sollte. Im direkten Gegensatz zu den im Westen gepflegten Vorstellungen von einer hygienisch aufgelockerten und nach Funktionen segregierten Stadt als Basis individuellen Lebens in einer Demokratie definierte bereits der erste Grundsatz die Stadt als «die wirtschaftlichste und kulturreichste Siedlungsform für das Gemeinschaftsleben der Menschen», die «in Struktur und architektonischer Gestaltung Ausdruck des politischen Lebens und des nationalen Bewußtseins des Volkes»485 sein sollte. Während sich nach den Leitlinien der Charta von Athen die Stadt in Wohn- und Arbeitsbereiche im Grünen auflösen sollte, sollte Städtebau in Ost und West | 557

in der sozialistischen Stadt das Zentrum den «bestimmenden Kern der Stadt» und den «politische[n] Mittelpunkt für das Leben seiner Bevölkerung» bilden. Hier sollten die «wichtigsten und monumentalsten Gebäude» errichtet werden, die dann auch die «architektonische Silhouette» formten. Die Großbauten sowie die Plätze und Hauptstraßen sollten «das Antlitz der Stadt» bestimmen. Nach den 16 Grundsätzen begann der Wiederaufbau und die Umstrukturierung der im Aufbaugesetz vom 6. September 1950 festgelegten DDR-Städte, eine exemplarische Ausformung sollte in der «ersten sozialistischen Stadt», der Wohnstadt zum Eisen­ hüttenkombinat Ost (EKO) erfolgen, deren Planung sich genauso wie die weiteren Neustädte Hoyerswerda, Schwedt und Halle-Neustadt aus der wirtschaftlichen Situation der DDR ergab. Die größten wirtschaftlichen Probleme bei Gründung der DDR bestanden darin, dass Energie fast nur über Braunkohle gewonnen werden konnte, da andere Rohstoffe weitgehend fehlten,486 und dass sich nach den massiven Demontagen von Industriewerken durch die Sowjetunion nur noch vier veraltete Hochöfen im Land befanden und es keine Stahlund Walzwerke mehr gab. Im Gegensatz zur Bundesrepublik, die schon 1949 im Ruhrgebiet über 121 zumeist moderne Hochöfen verfügte und wo über die deutsch-französische Montanunion sehr schnell der Maschinenbau und insbesondere die Autoindustrie aufgebaut werden konnten, die sich zu Zugpferden des wirtschaftlichen Aufschwungs entwickelten,487 mussten in der DDR die Energiewirtschaft und die Schwerindustrie weitgehend neu geschaffen werden. Entscheidend für die Existenz und den wirtschaftlichen Aufbau des Landes war die Produktion von Stahl, für die am 24. Juli 1950 beim III. Parteitag der SED der Bau eines neuen großen Hüttenkombinats mit einer Wohnstadt beschlossen wurde. Eisenerz sollte aus der Sowjetunion und Steinkohle aus Polen herangeschafft und dann direkt an der Ostgrenze in der Nähe von Fürstenberg an der Oder verarbeitet werden. Bereits im Herbst 1950 begannen die Arbeiten für das Stahlwerk, und im November wurde der Standort für eine «Wohnstadt des Hüttenkombinats Ost» festgelegt. Das Modell für ein derartiges Industriekombinat mit Wohnstadt lieferte das russische Magnitogorsk, nach dem auch die Musterstädte Sztálinváros in Ungarn, Dimitrowgrad in Bulgarien und Nowa Huta in Polen entstanden.488 Die Planungen für eine Modellstadt mit etwa 30 000 Einwohnern übernahm nach internen Wettbewerben Kurt W. Leucht, der in der NS-Zeit 558 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

218 | Kurt W. Leucht, Perspektive der Wohnstadt vor dem Eingangstor des Eisenhüttenkombinats Ost, EKO, 1952

bei Ernst Sagebiel im Luftwaffenbau tätig gewesen war, 1945 in die KPD eintrat und als Teilnehmer der Reise nach Moskau die «16 Grundsätze des Städtebaus» direkt übermittelt bekam.489 Schnell wurde klar, dass eine neue Industriestadt auch als «erste sozialistische Stadt» die DDR repräsentieren sollte.490 Dementsprechend entwickelte Leucht über diverse Planungsstufen, in die sich auch Ulbricht einschaltete, einen Idealplan nach den Vorgaben der 16 Grundsätze, den er im März 1952 mit einer großformatigen Perspektive (Abb. 218) in der DDR-Zeitschrift «Deutsche Architektur» vorstellte.491 Eine Achse führte vom zentralen Platz mit den Repräsentationsbauten zu einem U-förmigen schlossartigen Eingangsbau des Werks, hinter dem die Hochöfen aufragten. Die Stadt war auf die Arbeitsstätte, den Motor der Produktivkräfte, ausgerichtet, die Wohnbereiche gruppierten sich in Blockform um begrünte Höfe. In einem für den ­Minister für Aufbau verfassten Redemanuskript erläuterte Leucht im Mai 1952: «Hier in Fürstenberg wird sowjetisches Erz mit polnischer Kohle zu deutschem Friedensstahl geschmolzen. Hier in Fürstenberg entsteht eine neue Stadt, deren Bewohner […] in Verbindung mit sozialen und kultuStädtebau in Ost und West | 559

rellen Einrichtungen die Möglichkeit haben werden, beispielhaft für die politische und kulturelle Gestaltung unseres künftigen gesellschaftlichen Lebens in ganz Deutschland zu sein.»492 Am 7. Mai 1953 erfolgte die Benennung in «Stalinstadt», und das Werk, das bereits 50 Prozent der gesamten Roheisenproduktion der DDR lieferte, erhielt den Namen «Eisenhüttenkombinat J. W. Stalin»493. Die Arbeiter und ihre Familien, die anfangs in Barackenlagern untergebracht waren, zogen in die allmählich wachsende Stadt, deren Bauten nach dem Grundsatz der «nationalen Form» mit historisierenden Elementen versehen waren. Mit Ausnahme eines ­Theaters wurden die öffentlichen Gebäude allerdings hintangestellt und kamen erst im Laufe der Jahre zur Ausführung. Trotz dieses torsohaften Zustands stellten Propagandaschriften entsprechend dem ideologischen Ziel der nationalen Bautradition die Bedeutung des Aufbaus von Stalinstadt «im Kampf um die Wiedervereinigung unseres Vaterlands»494 heraus und erklärten: «Unseren Landsleuten in Westdeutschland wird ein Beispiel für den Aufbau aus eigener Kraft gegeben.» Der weitere Ausbau der Stadt wurde zum Spiegel der Umbrüche in der Bauideologie der DDR.495 Nachdem Chruschtschow nach Stalins Tod 1954 eine komplette Wende im Bauwesen zu Industrialisierung und Typisierung eingeleitet hatte, erfolgte im April 1955 auch in der DDR ein Ministerrats­ beschluss zur Typenprojektierung und die nächsten Wohnkomplexe in Stalinstadt wurden zunächst vereinfacht und dann ab 1957 als getypte Ziegelbauten ohne historisierende Elemente und ohne Bezüge zur älteren Blockrandbebauung in der Form freistehender Scheiben errichtet. Die geschlossenen Straßenwände und die repräsentative Achse lösten sich im Zuge der Umplanungen auf und in der Folge mischten sich in Stalinstadt, 1961 umbenannt in Eisenhüttenstadt, die neuen Entwicklungen im industriellen Bauen immer stärker mit dem ursprünglichen Konzept des nationalen Aufbauprogramms für eine stalinistische Stadt.496 Erst in der «zweiten sozialistischen Stadt», Hoyerswerda, konnte dann die komplette Industrialisierung des Bauwesens als «Sieg der sozialistischen Produktionsverhältnisse», der letztlich ein Sieg über die stalinistische Stadt war, vor­geführt werden. Bereits in den ersten Jahren nach dem Krieg war an der Bergakademie Freiberg ein Verhüttungsverfahren zur Verkokung von Braunkohle, die in der Lausitz genügend zur Verfügung stand, zu Braunkohlen-Hochtemperaturkoks entwickelt worden. Damit konnten aus Braunkohle Briketts, Elektroenergie, Gas, Koks und chemische Produkte produziert werden. 560 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

Nach erfolgreicher Erprobung in Lauchhammer beschloss der IV. Parteitag der SED im April 1954 den Aufbau eines riesigen Energiekombinats «Schwarze Pumpe», um die Brennstoff- und Energiebasis der DDR umfassend auszuweiten.497 Bereits im Juni erhielt das Staatliche Entwurfsbüro Halle den Auftrag, den Standort für die Wohnstadt festzulegen und einen Bebauungsplan zu erarbeiten. Als sich Anfang 1955 die «große Wende im Bauwesen» zur Industrialisierung vollzog, wurde die gesamte Planung auf serielle Vorfertigung und Plattenbauweise ausgerichtet. Nach dem Beschluss des Ministerrats am 23. Juni 1955 begann im August der Bau des Kombinats «Schwarze Pumpe» und gleichzeitig des ersten Großplattenwerks der DDR in Groß-Zeisig bei Hoyerswerda, 1957 lief dort die Produktion mit einer Jahreskapazität von 700 Wohneinheiten an.498 Der von Richard Paulick, dem Chef des Planungsstabs, betreute Bebauungsplan für eine Stadt von circa 50 000 Einwohnern entwickelte sich unter dem Druck

219 | Ferdinand Rupp, Horst Stupka, Richard Paulick u. a., Hoyerswerda-Neustadt, 1957–1975

Städtebau in Ost und West | 561

zu ökonomischer Rationalisierung immer mehr zu einer reinen Ansammlung von Wohnzeilen mit eingestreuten Sozialeinrichtungen und einem flächig ausgebreiteten Zentrum (Abb. 219). Ab 1957 entstand eine ganze Stadt ohne räumliche Zusammenhänge in Großblockbauweise mit Bauzeilen nach dem Schienenlauf des Portalkrans.499 Die Großplatten verließen das Werk bereits verputzt mit Fenstern, Türen und Installation und wurden nur noch vom Kran versetzt. Das Tragsystem bestand aus der ­Addition und Stapelung von Platten, die Stoß- und Lagerfugen bildeten die einzige Gliederung, so dass sich ein durchgehender Gleichtakt beziehungsweise völlige architektonische Monotonie einstellte. Die Großblockbauweise führte das Konzept der Kranbahn-Siedlungen, das Walter Gropius in Dessau-Törten und Dammerstock, Ernst May in Westhausen ­sowie Fred Forbat u. a. in Haselhorst begonnen hatten, in großem Maßstab fort. Die Weiterentwicklung industrieller Vorfertigung zu einem variablen und räumlich differenzierten Systembau, die Konrad Wachsmann 1959 als Wendepunkt im Bauen500 propagierte und an der auch Hans Schmidt am Institut für Typung der Bauakademie arbeitete, fand letztlich keine Auswirkung – mit Platten konnten nur großflächig einförmige Gebilde errichtet werden. Das Zentrum blieb ein Jahrzehnt lang leer, dann erst entstanden allmählich öffentliche Einrichtungen, aber die Stadt wuchs trotzdem bis 1980 auf über 70 000 Einwohner. Die aus dem kargen Boden der Lausitz gestampfte «schwarze Pumpe» wurde zum Mythos der DDR stilisiert, «hier sollte eine neue Welt mit neuen Menschen geschaffen werden. ‹Sozialistisch arbeiten, sozialistisch leben, sozialistisch lernen› lautete die Losung.»501 Ganz anders beschrieb Brigitte Reimann 1974 in dem vielbeachteten, aber stark zensierten Roman Franziska Linkerhand das Leben in der zweiten sozialistischen Stadt: «[…] eine Siedlung von Fernsehhöhlen, eine vertane Chance, ein städtebauliches Debakel»502 mit den höchsten Suizidziffern. Als Hermann Henselmann die industriell präfabrizierte Architektur als eine «Diktatur der Unbegabten»503 kritisierte, wurde er ­gemaßregelt, aber in der Architektenschaft war durchaus das Gefühl verbreitet, nur «Handlanger in einer Häuserfabrik» zu sein, und die Abteilung Typung der Planungsbüros wurde als «Flaschenabteilung»504 bezeichnet. Der in Hoyerswerda eingeschlagene Weg erfuhr zwar noch einige Modifikationen, aber die Großblockbauweise beherrschte Architektur und Städtebau bis zum Ende der DDR. Die dritte sozialistische Stadt basierte auf einem Beschluss des V. Partei562 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

tags der SED 1958. Zur Erweiterung der Energiebasis sollte in Schwedt an der Oder, dem Endpunkt der sowjetischen Erdölleitung «Freundschaft», ein neuer Chemiegroßbetrieb zur Erdölverarbeitung mit einer Wohnstadt für 20 000 Einwohner errichtet werden. Die neue Stadt (Abb. 220) wurde ab 1960 an das alte Schwedt ohne jeden Zusammenhang als Sammlung von Wohnzeilen im Grünen angefügt, ein Zentrum und ein Kulturhaus entstanden erst ab 1968.505 Die Probleme aufgrund eines fehlenden Zen­ trums mit Infrastruktur waren bekannt, die Deutsche Bauakademie veröffentlichte deshalb bereits 1960 «Grundsätze der Planung und Gestaltung sozialistischer Stadtzentren»506, mit denen die Bedeutung des Zentrums hervorgehoben und definiert wurde. Während in der Bundesrepublik im gleichen Jahr eine Wendung zu «Urbanität durch Dichte» eingeleitet wurde, erklärte die Bauakademie: «Im Gegensatz zur Engräumigkeit der meisten mittelalterlichen Anlagen und der City kapitalistischer Städte ist Großzügigkeit und Weiträumigkeit ein Wesenszug sozialistischer Städte.» In Antithese zu den individualistischen Tendenzen im westlichen Städte-

220 | R  ichard Paulick u. a., Neustadt Schwedt/Oder, 1960–1975

Städtebau in Ost und West | 563

bau werde in der sozialistischen Architektur «die Schönheit der sozialis­ tischen Industrie», die auf den sozialistischen Produktionsverhältnissen ­sowie auf der Zweckmäßigkeit und «Klarheit der industriell gefertigten Produkte» basiere, zum Ausdruck gebracht: «Eine großzügige und weiträumige Bebauung entspricht den räumlichen Vorstellungen und ästhetischen Anschauungen der Menschen im Sozialismus.» Die Bauakademie erklärte einfach die Gleichförmigkeit des Plattenbaus und eine offene Bebauung im Grünen zum Wesen sozialistischer Architektur und zum Schönheitsempfinden eines sozialistischen Menschen, die intendierte architektonische und soziale Normung wurde als Entsprechung von Sozialismus und Ästhetik dargestellt. Dieses Konstrukt hatte Aldous Huxley schon 1932 in Schöne neue Welt entlarvt: «Die Schönheit säuberlicher Ordnung wird zur Rechtfertigung für Despotismus.»507 Am 4. Mai 1961 beschloss der Ministerrat diese Grundsätze und machte sie für den Wiederaufbau von elf Aufbaustädten verbindlich. Damit wurden denkmalpflegerische Sanierungskonzepte hinfällig, und in Leipzig, Potsdam, Dresden und Karl-MarxStadt begannen Planungen zur Ausweitung der innerstädtischen Flächen und damit zur endgültigen Zerstörung der alten Stadtstruktur.508 Bereits 1958 wurde im Rahmen des V. Parteitags der SED auf der Konferenz «Chemieprogramm der DDR» des ZK die Bedeutung der chemischen Industrie für die Gesamtwirtschaft herausgestellt – «Chemie gibt Brot, Wohlstand und Schönheit»509. Im Hinblick auf eine geplante Übernahme von sowjetischem Erdöl beschloss der Parteitag den Ausbau der Leuna-Werke, des größten Chemiewerks der DDR, der Buna-Werke in Schkopau sowie den Bau einer «Stadt der Chemiearbeiter» bei Halle.510 Nach der Inbetriebnahme der Erdölleitung aus der Sowjetunion forcierte die SED auf dem VI. Parteitag 1963 den Ausbau der Petrochemie, es entstanden neue Anlagen für die Leuna-Werke bei Merseburg sowie das Chemiefaserkombinat Guben und mit Halle-Neustadt sollte eine neue Wohnstadt für 70 000 Einwohner zur Unterbringung der Chemiearbeiter geschaffen werden. Beim folgenden Wettbewerb erhielten das Zentrum und die räumliche Gestaltung der Wohnkomplexe gegenüber den bisherigen Neustädten ein besonderes Gewicht. Den Bebauungsplan leitete wieder Richard Paulick als Chefarchitekt, bereits 1964 erfolgte die Grundstein­ legung für das größte Bauvorhaben der DDR. Die Wohnkomplexe kamen komplett in Plattenbauweise zur Ausführung (Abb. 221), die langgestreckten Wohnhochhausscheiben erhielten Längen bis zu 380 Meter und eine 564 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

221 | R  ichard Paulick u. a., Plattenbau in Halle-Neustadt, um 1975

Höhe bis zu elf Geschossen, schrittweise entstand ein kompaktes Zentrum mit einem großen Angebot an gesellschaftlichen Einrichtungen entlang ­einer Magistrale. Ein 100 Meter hohes «Haus der Chemie» kam nicht zur Ausführung, aber die Idee, die sozialistische Stadt mit einer Höhendominante in Form eines «Bildzeichens»511 zu akzentuieren, wirkte weiter. Halle-Neustadt – im Volksmund «Ha-Neu» – wuchs bis 1980 auf fast 100 000 Einwohner, je nach Blickwinkel ein Muster oder Alptraum sozialistischer Gleichform, die durch die Berliner Entlastungsstädte Marzahn und Hellersdorf in den 1980 er-Jahren an Größe und architektonischer Monotonie nochmals überboten wurde. Gleichzeitig mit den Wohnhochhäusern in Halle-Neustadt entstanden bei Stuttgart mit der Wohnstadt Asemwald für 3000 Personen drei baugleiche 23-geschossige Wohnhausscheiben, die gestalterisch nicht viel anspruchsvoller, aber frei in der Landschaft platziert sowie mit direkt zugeordneter Infrastruktur versehen waren und von den Bewohnern bis heute geschätzt werden. Die Akzeptanz von Architektur ist eben weniger eine Frage der Ästhetik als der individuellen wie gesellschaftlichen Verfasstheit.

Städtebau in Ost und West | 565

Bildzeichenarchitektur Beim VII. Parteitag der SED 1967 sollte in Vorbereitung des 20. Jahrestags der DDR «eine neue Etappe auf dem Gebiet des Städtebaus und der Architektur eingeleitet»512 werden. Zum einen sollte der Auf- und Umbau der Stadtzentren beschleunigt werden, zum anderen wurde die Devise ausgegeben: «Es gilt das industrielle Bauen künstlerisch zu meistern und eine abwechslungsreiche Architektur zu entwickeln, die jeder Stadt ihr eigenes Gepräge gibt.» Unter der Überschrift «Unser sozialistisches ­Vaterland schöner und anziehender gestalten» forderte Ulbricht in einem offenen Brief die Architektenschaft im Januar 1968 auf, «geschlossene städtebauliche Ensembles zu schaffen, die eine hohe architektonische Wirksamkeit entfalten und die Vorzüge unserer sozialistischen Ordnung überzeugend widerspiegeln»513. In der Folge entstanden für eine Reihe von Stadtzentren Sanierungspläne, die ähnlich wie die gleichzeitigen Sanierungsplanungen in der Bundesrepublik einen weitgehenden Kahlschlag

222 | Hermann Henselmann, «Fernrohr»-Hochhaus in Jena, Bildzeichenarchitektur, 1960–1962

566 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

der alten Bausubstanz vorsahen, um auf einer Tabula rasa Neubauten zu errichten.514 Für mehrere Städte wurden architektonische Bildzeichen – ein Schiffsbug für Rostock, eine Schiffsschraube für Magdeburg, eine Netzkuppel à la «Plauener Spitzen» für Plauen – projektiert, die als Bedeutungsträger zwar ein Bild, nicht aber die intendierte sozialistische Ordnung transportieren konnten. Letztlich ging es nur darum, die Stadtsilhouette neu zu prägen.515 Zur Ausführung kamen nur zwei Universitätshochhäuser nach dem Entwurf von Hermann Henselmann in Leipzig und Jena in Form eines halb aufgeschlagenen «Buches» – im Volksmund genannt «Weisheitszahn» – beziehungsweise eines «Fernrohrs» (Abb. 222) mit bullaugenförmigen Fenstern als «Linsen».516 Die beiden über 140 Meter hohen Häuser waren die höchsten Bauten nicht nur in ihren Städten, sondern in der ganzen DDR. Sowohl die Stadtsanierungen als auch die Planung von Bildzeichen gerieten schnell ins Stocken, denn es zeichnete sich ab, dass damit enorme Kosten verbunden waren, die angesichts der schlechten Versorgung der Bevölkerung mit Konsumgütern nicht vertretbar erschienen. Anfang 1971 setzte sich Erich Honecker gegen den Wirtschaftskurs von ­Ulbricht durch, dieser musste abdanken, auf dem VIII. Parteitag der SED im Juni war die Bildzeichenarchitektur schon verschwunden, und mit dem Programm einer «Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik» erfolgte die Forcierung des industriellen Wohnungsbaus zur endgültigen Lösung der Wohnungsfrage bis 1990.

Großsiedlungen mit der Wohnungsbauserie 70 und die Adaption der Platte Die 1969 an der Deutschen Bauakademie entwickelte Wohnungsbauserie 70 (WBS 70), die ab 1972 in einer neuen Plattenbaufabrik in ­Neubrandenburg in Produktion ging, wurde zum industriellen Einheits-Bausystem, das in der Folge mit leichten regionalen Varianten für Wohnhäuser, Gemeinschaftseinrichtungen, Gaststätten und Kaufhäuser überall in der DDR zur Anwendung kam.517 Die voll installierten Platten des Bausystems mit dreischichtiger Außenwand – 14 cm Betontragschicht, 6 cm Dämmschicht, 6 cm Betonwetterschicht – konnten bis zur Höhe von elf Geschossen gestapelt werden und ermöglichten ein hohes Tempo bei der Montage (Abb. 223).518 Bis 1990 wurden Hunderte von Siedlungen sowie eine ganze Serie von neuen Städten buchstäblich aus dem Boden geStädtebau in Ost und West | 567

223 | V  ersetzen von Platten der Wohnungsbauserie 70, WBS 70, um 1975

stampft, von den Wohngebieten «Fritz Heckert» in Karl-Marx-Stadt, Leipzig-Grünau und Rostock-Nordwest mit jeweils etwa 80 000 Einwohnern bis zu Berlin-Marzahn und Berlin Hellersdorf – den größten Wohnbauvorhaben der DDR – mit je über 100 000 Einwohnern.519 Da die Planzahlen erfüllt werden sollten, entstanden die neuen Anlagen am Rand der alten Städte oder auf freiem Feld, wo Kranbahnen und Transporte effektiv funktionierten. Die Planungen der Wohnbaukombinate (WBK) wurden intern auch karikiert, dass wohl am besten eine «langgestreckte Zeile von Rostock bis Suhl»520 errichtet werden sollte. Gegenüber diesem Bauboom, der einen großen Teil der Wirtschaftskraft der DDR verschlang, verfielen die Innenstädte weiter, sie wurden wie im Westen durch Kahlschlag «saniert» und die Bewohner wanderten aus den Innenstädten in die Neubaugebiete. Das Bewusstsein für die Bedeutung der historischen Bausubstanz wuchs jedoch auch in der DDR, und 1975, im europäischen Denkmalschutzjahr, erließ die SED das «Gesetz zur Erhaltung der Denkmale in der DDR», das historische Zeugnisse, die «im Interesse der sozialistischen Gesellschaft» standen, unter Schutz stellte. Dieses Interesse konnte nach Bedarf entsprechend interpretiert werden und bezog auch das «bürgerliche Erbe» sowie 568 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

Wohnquartiere der Kaiserzeit ein.521 Zwar vollzog sich kein Wandel zu ­einer «behutsamen Stadterneuerung» wie im Westen, aber Honecker gab 1979 die Devise «nicht abreißen»522 aus, und 1982 beschlossen das ZK der SED und der Ministerrat neue «Grundsätze für die sozialistische Entwicklung von Städtebau und Architektur in der DDR»523, die eine «intensive Entwicklung der Städte, verbunden mit der effektivsten Nutzung und Erhaltung der vorhandenen Bausubstanz» forderten. Soweit alte Bausubstanz noch erhalten werden konnte, kam es nun zu Restaurierungen, aber da das Bauwesen nahezu komplett auf Industrialisierung ausgerichtet worden war, fehlten qualifizierte Handwerker, die Abrisse gingen trotz Protesten von Bürgern vielfach weiter.524 Für die verlorene Bausubstanz sollten Ersatzbauten mit speziell angefertigten «angepassten» Platten in die Stadtstruktur eingefügt werden – die Plattenbaufabriken mussten schließlich weiterarbeiten. Die Erprobung von «variablen Gebäudelösungen in Großplattenbauweise für das innerstädtische Bauen»525 erfolgte in den Stadtkernen von Bernau und Greifswald,526 für die 750-Jahrfeier von Berlin wurde das Nikolai­viertel bis 1987 mit angepassten Platten «rekonstruiert», dazu mussten aber der Straßenverlauf und die Platzräume verändert werden, es entstand ein neues Erscheinungsbild (Abb. 207). Die geplante innerstädtische «Rekonstruktion» mit industriell produzierten Platten kam 1990 zu einem Ende, sie hätte nach der Verwüstung der Landschaften auch noch die historischen Stadtkerne zerstört. Bruno Flierl, der langjährige Leiter der Gruppe Theorie des Städtebaus an der Bauakademie, stellte rückblickend fest: Es gab in der DDR «Reformdiskurse, aber keine Reformpolitik»527. Erst 1989 entstand an der Bauakademie eine «Städtebauprognose»528, die für einen grundlegenden Wandel der Städtebaupolitik plädierte, denn nun war erkannt worden, dass die Stadt zwischen Arbeitsplatz, Wohnung und Datsche zu verschwinden drohte. Da war es für einen Wandel jedoch zu spät. 1974 hatte Brigitte ­Reimann in Franziska Linkerhand die Hoffnung geäußert: «[…] es muß sie geben, die kluge Synthese zwischen Heute und Morgen, zwischen tristem Blockbau und heiter lebendiger Straße, zwischen dem Notwendigen und dem Schönen»529. Diese Hoffnung sollte sich nicht erfüllen.

Städtebau in Ost und West | 569

5. 6 Traditionen und Brüche Auf der Tagung des Deutschen Werkbunds im Oktober 1965 sprach Theodor W. Adorno über «Funktionalismus heute» und erklärte: «Das Unzureichende der reinen Zweckformen ist zutage gekommen, ein Eintöniges, Dürftiges, borniert Praktisches. […] Nichts Trostloseres als die gemäßigte Moderne des deutschen Wiederaufbaustils.»530 Im folgenden Jahr führte er in einem Beitrag «Über Tradition» diese Überlegungen weiter aus: «Was sich geschichtslos, reiner Anfang dünkt, ist erst recht Beute der Geschichte, bewußtlos und darum verhängnisvoll; […] Wie die in sich verbissene Tradition ist das absolut Traditionslose naiv: […] Inhuman aber ist das Vergessen, weil das akkumulierte Leiden vergessen wird; denn die geschichtliche Spur an den Dingen, Worten, Farben und Tönen ist immer die vergangenen Leidens. Darum stellt Tradition heute vor einen unauflöslichen Widerspruch. Keine ist gegenwärtig und zu beschwören: ist aber eine jegliche ausgelöscht, so beginnt der Einmarsch in die Unmenschlichkeit.»531 Tradition beim Wiederaufbau zu bewahren, ohne an die NS-Zeit anzuknüpfen, dies brachte die Architektur nach den Zerstörungen des Krieges «in eine Lage, aus der sie sich nicht herauszuarbeiten vermochte».

Formen der Wiederherstellungen im Sakral- und Profanbau der BRD Mit dem Aufzeigen dieser Aporie analysierte Adorno präzise ein Grundproblem der Nachkriegsarchitektur. Die Mehrzahl der Bürger war in Tradition «verbissen» und wünschte sich das Bild ihrer alten Stadt zurück, teilweise sicher auch, weil damit die jüngste Geschichte verdrängt und vergessen werden konnte.532 Die Mehrzahl der Architekten und Politiker plädierte hingegen für einen «geschichtslos» neuen Anfang – nicht immer nur im Interesse der Bürger, sondern auch der (Bau-) Wirtschaft – und verdrängte damit genauso «bewußtlos» und «naiv» historische Zu­ sammenhänge, beförderte die Entstehung einer inhumanen Umwelt ohne Erinnerung und den «Einmarsch in die Unmenschlichkeit». Beide Seiten 570 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

stritten erbittert für ihre Auffassungen und diffamierten sich gegenseitig, ohne sich einzugestehen, dass den Verlust von Tradition weder eine komplette Rekonstruktion kompensieren noch eine völlige Neugestaltung verdecken konnte.533 Nur eine kleine Minderheit unter den Architekten wollte Traditionen über die NS-Zeit hinwegtragen, ohne diese zu verleugnen, diese Versuche blieben im Wiederaufbauboom vergleichsweise mar­ ginal. Auch wenn eine komplette Rekonstruktion des Zerstörten schon aufgrund der fehlenden Mittel in keiner Stadt durchgesetzt werden konnte, so kam es doch, zumeist über die Initiativen von Bürgern, zu einer Vielzahl von rekonstruierenden Wiederholungen beziehungsweise Wiederherstellungen,534 bei denen fast immer Anpassungen an veränderte Nutzungen, an neue Bauvorschriften sowie Vereinfachungen der Formen vorgenommen wurden. Der stärkste Bezug zur Tradition herrschte naturgemäß beim Umgang mit Sakralbauten, die auf Bewahrung von Kontinuität angelegt waren und die zu Hunderten und überall in der Bundesrepublik, insbesondere wenn es sich um Stadtzeichen handelte, repariert und rekonstruiert wurden. Von der Münchner Frauenkirche und St. Peter über den Frankfurter Kaiserdom und die romanischen Kölner Stadtkirchen bis zur Hamburger Michaeliskirche und zum Bremer und Lübecker Dom entstanden – finanziert von den Gläubigen und aus Steuermitteln – Gewölbe, Wände und Ausstattungen der Kirchen weitgehend in alter Form neu. Ähnlich wurden auch Profanbauten, die das Stadtbild prägten oder besonders mit der Stadtgeschichte verbunden waren, rekonstruiert und teilweise für neue Nutzungen adaptiert. Es gab zwar einige Diskussionen um die Wiederherstellung der fürstlichen Residenzen angesichts der Wohnungsnot,535 aber während in der DDR ein Vandalismus über die Feudalarchitektur hereinbrach, wurde in der Bundesrepublik aufwendig rekonstruiert, von der nahezu komplett zerstörten Residenz, dem Nationaltheater und den Bauten an der Ludwigstraße in München über die zerstörten Schlösser in Bruchsal, Darmstadt, Karlsruhe, Mannheim, Münster, Stuttgart und Charlottenburg in Berlin bis zum Goethehaus in Frankfurt, dem Leibnizhaus in Hannover, dem Buddenbrookhaus in Lübeck und dem Erbdrostenhof in Münster. Die Rekonstruktion bezog sich dabei nicht ­immer auf den Zustand direkt vor der Zerstörung, sondern diente in einigen Fällen auch dazu, um einen purifizierten oder auch nur imaginierten Zustand herzustellen. Der zerstörte Dom in Hildesheim wurde in einen Traditionen und Brüche | 571

vorromanischen Zustand ohne die barocken Elemente versetzt, und beim Wiederaufbau von St. Michael in Hildesheim und des Dreikonchenchors von St. Maria im Kapitol in Köln erfolgte eine Rückrekonstruktion in ­einen seit Jahrhunderten verlorenen hypothetischen «Urzustand».536 In der Münchner Residenz entstand der bereits 1799 entfernte Kaisersaal ­wieder neu nach Beschreibungen und einer kleinen Zeichnung,537 und Rudolf Schwarz erfand beim Wiederaufbau der Schlosskirche Johannisberg in einem Akt «interpretierender Denkmalpflege»538 einen romanisch monumentalisierten Neubau. All diese Rekonstruktionen waren nicht nur eine enorme Bauleistung in anfangs armen Zeiten, sondern auch punk­ tuelle Anker für Erinnerung und Identität in einem Meer von Zerstörung, denn die rekonstruierte Form konnte zwar nicht die originale Substanz, wohl aber den symbolischen Gehalt und das historische Bild ersetzen.539 Aus diesem Grund wurde auch die völlig zerstörte Synagoge in Worms, die älteste in Europa, deren Gemeinde vertrieben und ermordet worden war, 1957 bis 1961 als Erinnerungszeichen an die jüdische Kultur in Deutschland komplett rekonstruiert.540 Beim Umgang mit den zerstörten Sakralbauten entwickelte sich eine

224 | Harald Deilmann, Max von Hausen, Ortwin Rave und Werner Ruhnau, Theater in Münster mit integrierten Ruinenresten des Romberger Hofs, 1954–1956

572 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

ganze Palette verschiedener Ausdrucksformen.541 Einige Ruinen wurden gesichert und als Mahnmale erhalten wie St. Christoph in Mainz, St. Alban in Köln, die Ägidienkirche in Hannover und die Nikolaikirche in Hamburg, andere wurden in ihrer ruinösen Restform bewahrt und mit modernen Neubauten konfrontiert wie St. Rochus in Düsseldorf von Paul Schneider-Esleben, die Christuskirche in Bochum von Dieter Oesterlen, die niederländische und wallonische Kirche in Hanau von Lamatsch und Lossow sowie die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin von Egon Eiermann. Eine derartige Konfrontation findet sich auch bei Profanbauten, so ließen Deilmann, Hausen, Rave und Ruhnau im Hof des Theaterneubaus in Münster ein Ruinenstück des ehemaligen Romberger Hofs als Erinnerungszeichen stehen (Abb. 224). Sep Ruf fand eine besondere Form der Verknüpfung von Geschichte und Gegenwart, indem er aus den Proportionen des von der Münchner Maxburg erhaltenen Turms die Fassadenstruktur der Neubauten entwickelte.542 Besonders häufig war eine Wiederherstellung von Sakralbauten unter Einbeziehung von Zeugnissen der Zerstörung, sei es durch sichtbar belassene Kriegsspuren am Außenbau oder durch Verwendung von Trümmersteinen wie bei der Barfüßerkirche

225 | H  ans Döllgast, Wiederauf­ bau der Alten Pinakothek mit ablesbaren Spuren der Zerstörung, 1952–1957

Traditionen und Brüche | 573

226 | R  udolf Schwarz, Pfarrund Wallfahrtskirche St. Anna in Düren, 1951–1956

in Augsburg, St. Bonifaz in München, St. Paulus in Düsseldorf oder St. Foillan in Aachen. In der sublimen Verbindung wie auch rigiden Kontrastierung von Alt und Neu entstanden einige beeindruckende Zeugnisse einer Bewahrung und Ablesbarkeit der Geschichte wie St. Johannis in Würzburg, St. Peter in Zülpich, die Christuskirche in Wuppertal und St. Magni in Braunschweig. Die Eingriffe in die historische Substanz ­gingen manchmal allerdings so weit, dass die historische Anlage als Baudenkmal zerstört wurde. Beispielweise beim Dom in Würzburg,543 dort half auch eine Petition der Bürger an den Papst, gegen den «Bildersturm»544 einzugreifen, nicht mehr. Der Kunsthistoriker Detlef Heikamp nannte das eine «mit Kirchensteuern und öffentlichen Mitteln finanzierte Demontage natio­nalen Kulturbesitzes»545. Im Bereich des Profanbaus kombinierte ­Rudolf Schwarz Teile des alten Kölner Gürzenich mit dem Neubau, Sep Ruf kontrastierte Reste des zerstörten Kartäuserklosters mit Neubauten des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg, und Hans Döllgast ­gestaltete mit Trümmersteinen die fast völlig zerstörte Alte Pinakothek in München zu einem grandiosen «schöpferischen Flickwerk»546, an dem der 574 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

227 | O  laf Andreas Gulbransson, Friedenskirche in Manching, 1957–1958

Bombentrichter im Kontrast der Materialien ablesbar blieb. Eine Leistung, die erst Jahrzehnte später Anerkennung fand (Abb. 225). Die Wiederverwendung von Material aus zerstörten Bauten konnte mit religiösen oder profanen Bezügen auf Reliquien beziehungsweise auf ­Spolien als Anknüpfung an eine geistige Tradition interpretiert werden. Der gläubige Katholik Rudolf Schwarz, der eine besondere Virtuosität bei der Verbindung von Alt und Neu entwickelte, sprach vom «geheiligten Stein», in dem «das Gebet und die Gottesbezogenheit unserer Vorfahren atmet»547. Beim Neubau der völlig zerstörten Kirche St. Anna in Düren (Abb. 226) 1951 bis 1956 verwendete Schwarz die Natursteinblöcke des Vorgängerbaus und schichtete sie zu einer mächtigen neuen Kirchenwand, in deren Materialität die umgeformte alte Kirche gleichsam spirituell weiterlebte.548 Diese Symbolik unterstrich ein ornamental aus den alten Steinen gefügter «Lebensbaum» in der Altarwand. Ähnlich schuf Emil Steffan aus den Trümmersteinen der zerstörten Kölner Franziskanerkirche einen neuen Sakralbau, um «Heilloses wieder heil […] zu machen»549, und berief sich bei dieser sparsamen Wiederverwendung auch auf das Armuts­ ideal des Hl. Franziskus. Der katholische Kirchenbauer Gottfried Böhm gestaltete aus den Trümmersteinen von St. Kolumba in Köln die neue KaTraditionen und Brüche | 575

pelle «Madonna in den Trümmern», die er in die Ruinenreste platzierte, und bei St. Anna in Köln-Ehrenfeld ließ er in den Beton der Seitenwände gemahlenes Ziegelmaterial des Vorgängerbaus einarbeiten. Das geheiligte alte Material lebte im Sinne einer christlichen Transsubstantiation im Neuen fort. Die Sakralisierung des Materials diente auch umgekehrt dazu, um in einer Art von Exorzismus Baustoffe von NS-Bauten gleichsam zu dekontaminieren. So entstand St. Laurentius in Würzburg-Heidingsfeld aus Material von NS-Repräsentations- und Militärbauten, bei St. Michael in Neutraubling wurde die Eingangshalle des ehemaligen Kommandanturgebäudes in die Fassade einbezogen und bei St. Sakrament in Düsseldorf-Heerdt ein Hochbunker zum Sakralraum umgestaltet. Nicht um Löschung, sondern um Weitergabe der Erinnerung handelte es sich beim Einbau von Material aus einem Internierungslager und Gefängnis in die Friedenskirche von Manching (Abb. 227), die Olaf Andreas Gulbransson 1957 bis 1958 als architektonisches Gegenzeichen zum NS-Ort konzipierte.

Pro und Contra Geschichte In der Auseinandersetzung mit Ruinen ließen sich Geschichte und Gegenwart auf vielfältige Weise verknüpfen. Otto Bartning verfasste im April 1946 «Ketzerische Gedanken am Rande der Trümmerhaufen»550 und erklärte, auf den bestehenden Grundmauern und aus den Trümmerresten sollten «schlichte, helle Räume» errichtet werden, «in denen ein schlichtes, für jedermann gleiches und durchsichtiges Recht verhandelt» werde. Aus und auf den Trümmern der NS-Zeit sollte eine gereinigte Gesellschaft entstehen. Um die Bewahrung beziehungsweise Weitergabe der Tradition bemühte sich speziell Rudolf Schwarz, der mit dem purifizierten Wiederaufbau und Umbau der Frankfurter Paulskirche schon in den ersten Nachkriegsjahren ein Zeichen für diesen Weg setzte (Abb. 163). In der Reduktion auf ursprüngliche, symbolische «Urformen» sah er die Möglichkeit, eine «große geistige Überlieferung» von der Gotik bis zu seinem Lehrer Hans Poelzig fortzusetzen, die nach seiner Meinung sowohl durch die techni­zistische Bauhaus-Moderne als auch durch «die befohlene Unkunst der Hitler-Despotie»551 unterdrückt worden sei. In einem leidenschaft­ lichen Text wehrte er sich dagegen, dass «die Meister des tausendjährigen Reichs […] zu den Hütern der Tradition geworden» seien, wie beispielsweise Friedrich Tamms mit dem Rathaus in Düsseldorf: «Wir wollen ihnen 576 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

ihre Buckelquadern und Architrave nicht zu leicht machen: Die Tradition haben wir!»552 Die Fortführung dieser «abendländischen» Tradition präsen­ tierte er mit dem 1955 bis 1958 errichteten Neubau des Wallraf-RichartzMuseums in Köln, den er «mit voller Absicht quer zu der traditionalistischen und modernistischen Front»553 konzipierte (Abb. 228). Der Ziegelbau mit Giebeldächern, einer Fassadengliederung mit Anklängen an Strebepfeiler und einer Integration von Resten des ehemaligen Minoritenklosters war ein fast singulärer Versuch in Deutschland, eine eigenständige Form architektonischer Auseinandersetzung mit der Geschichte zu schaffen. Das unterschied Schwarz fundamental von Paul Schmitthenner, der 1958 «Tradition und Fortschritt»554 im Sinne von Hans Sedlmayr als einen «Verlust der Mitte» voneinander trennte und mit seinen Nachkriegsbauten nahezu bruchlos seine NS-Bautätigkeit fortsetzte. Ähnlich wie die fast gleichzeitig errichtete Torre Velasca in Mailand, die im Sinne einer «continuità»555 lombardische Türme als Bautypus in die Gegenwart transponierte und deshalb auf dem CIAM-Kongress in Otterlo 1959 bei den Vertretern der Moderne auf heftige Ablehnung stieß, fand auch das Museum von Schwarz wenig Anerkennung. Anklänge an historische Formen und Typen, Bezüge

228 | R  udolf Schwarz und Josef Bernard, Wallraf-Richartz-Museum in Köln mit eingebautem Kreuzgang des zerstörten Minoritenklosters, 1955–1958

Traditionen und Brüche | 577

zum Ort sowie dekorative Details blieben bei der überwiegenden Mehrzahl der Architekten verpönt und erhielten erst nach einem Paradigmenwechsel 20 Jahre später allmählich Zustimmung. Die von Otto Wagner 1896 verkündete radikale Ausrichtung auf die Gegenwart, die von den CIAM-Architekten und der Avantgarde der 1920 erJahre zu einem Leitbegriff erhoben worden war, etablierte sich, wie auf­ gezeigt, nach 1945 zu einem Dogma für moderne Architekten, die damit moralisierend eine Abgrenzung zur NS-Zeit verbinden konnten, ohne zu reflektieren, dass sie mit Neubauten ohne kontextuelle Bezüge Geschichte genauso verdrängten wie diejenigen, die eine bruchlose Rekonstruktion des Vorkriegszustands wünschten. In einem Vortrag an der gerade wieder eröffneten TH Darmstadt erklärte Ernst Neufert im März 1946: «Daß hier die Frage ‹alt› oder ‹neu› überhaupt gestellt wird, zeigt, daß wir alle Epi­ gonen sind.» Bis vor 150 Jahren sei niemand auf die Idee gekommen, «Altes nachzuahmen oder auch nur nachzusinnen, den ursprünglichen Zustand wieder aufzuführen»556. Diese historisch unbedarfte, aber unter vielen ­Architekten geläufige Vorstellung verfestigte sich zu einem Dogma, das als «Ein Aufruf» bereits 1947 im ersten Heft der neuen Zeitschrift «Baukunst und Werkform» erschien und von den bekanntesten Vertretern ­moderner Architektur – von Bartning und Eiermann über Hebebrand und Hillebrecht bis Schwippert und Vorhoelzer – unterschrieben war: «Das zerstörte Erbe darf nicht historisch rekonstruiert werden, es kann nur für neue Aufgaben in neuer Form entstehen.»557 Mit dieser Abwendung von der Historie, der Proklamation einer strikten Orientierung an der Gegenwart und Ausrichtung auf die Zukunft verband sich die Selbstabsolution von der jüngsten Vergangenheit: «Auch Troja fiel und wurde sieben Mal wieder aufgebaut». Egon Eiermann erklärte 1953 ganz unverblümt, der ­Architekt müsse, ohne rückwärts zu blicken, planen, wenn er damit Heimatlosigkeit erzeuge, so sei ihm das ganz recht.558 Nach Adorno war genau dies der Weg in die Unmenschlichkeit, denn der Mensch wurde von seiner Herkunft, Tradition und Erinnerung getrennt. Die moralisierende Stilisierung funktionaler «nackter» Zweckarchitektur zu einer Architektur der «Wahrhaftigkeit», zu einem «ehrlichen», «materialgerechten» Bauen, lieferte die Rechtfertigung zum Abschlagen von Dekor, zur Entfernung beschädigter Baudenkmäler559 beziehungsweise zum Abbruch der angeblich lügenhaften Werke des Historismus, die für Rudolf Hillebrecht nur «mit dem Narrengewand pseudohistorischer Archi578 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

tekturen»560 überzogen waren. Insbesondere aus der Ablehnung beziehungsweise Verkennung des Historismus resultierten zahlreiche Verluste von bedeutenden Baudenkmälern wie das Braunschweiger Schloss,561 der Anhalter und Görlitzer Bahnhof in Berlin,562 das Verkehrsministerium in München, der Ludwigsbau in Augsburg oder das neogotische Rathaus in Essen, die den Krieg zwar beschädigt, aber doch überstanden hatten.563 Den Gestus der Nacktheit oder Schlichtheit von Funktionsarchitektur ­erklärte Hillebrecht damit, dass «die Bauformen der hochkapitalistischen Gründerjahre» für neue Formen überwunden werden sollten, «in denen die neue Gesellschaftsordnung der sozialen Gleichberechtigung sich auswirken und einem neuen Begriff von Menschenwürde Geltung und Ausdruck verschaffen konnte»564. Die weitgehend banale Raster- und Eigenheimarchitektur des Wiederaufbaus, die bestenfalls eine ärmlich nivellierende Form von «Gleichberechtigung» vermittelte, war jedoch nicht Ergebnis mora­ lischer oder ästhetischer Überlegungen, sondern ergab sich aus ökono­ mischen Interessen und Berechnungen, von denen zumindest Teile der ­Architektenschaft kräftig profitierten. Die Masse der Neubauten wurde überall in der Bundesrepublik ohne Rücksicht auf Ort, Maßstab und ­Material neben historische Gebäude platziert. Kontrast oder Bruch mit der Tradition galten bereits als ästhetischer Wert. Es entstand das bis heute geläufige euphemistische, aber absurde Konstrukt, Alt und Neu stünden in einem «Dialog» miteinander. Nur selten findet sich eine maßstäbliche und kontextbezogene Einfügung von Neubauten, beispielhaft zu nennen

229 | Dieter Oesterlen, Wiederaufbau und Umbau des Leine-Schlosses in Hannover für den Niedersächsischen Landtag, 1957–1962

Traditionen und Brüche | 579

230 | F erdinand Kramer, Neuer Eingang in die Johann Wolfgang Goethe-­ Universität in Frankfurt am Main, 1953

wäre der Wiederaufbau und Umbau von 1957 bis 1962 des zerstörten Leine-Schlosses in Hannover zum niedersächsischen Landtag (Abb. 229) von Dieter Oesterlen, mit einem neuen Flügelbau, dessen Kubatur sich an der ursprüng­lichen Planung von Laves orientierte.565 Einen klug abgewogenen Eingriff in die historische Substanz gestaltete Ferdinand Kramer mit dem Einbau eines neuen Eingangs in das Hauptgebäude der Goethe-Universität in Frankfurt, indem er das neobarocke Portal durch einen verglasten Stahlrahmen ersetzte und damit die Öffnung zur Gegenwart gestalterisch artikulierte (Abb. 230). Während sich die Wiederherstellung von Sakralbauten und einzelnen Stadtzeichen zumeist relativ reibungslos vollzog, entstanden die heftigsten Auseinandersetzungen um die Wiedergewinnung des traditionellen Bildes der Innenstädte beziehungsweise von zentralen Plätzen, die sich als Herz und Identifikationsort der jeweiligen Stadt über Generationen in das Gedächtnis und die Erinnerung der Bürger eingegraben hatten.566 An die seit der Antike bekannte mnemotechnische Bedeutung des historischen Ortes hatte Georg Simmel schon 1903 in einer Studie über die Soziologie des Raumes erinnert: «Für die Erinnerung entfaltet der Ort, weil er das sinn580 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

lich Anschaulichere ist, gewöhnlich eine stärkere assoziative Kraft als die Zeit»567. Ort und Erinnerung werden in einer «einmaligen und gefühlsstarken Wechselbeziehung» unlöslich verbunden, der Ort bleibt «Drehpunkt», um den herum sich das Erinnern der Individuen «einspinnt». Die Entscheidungen in der frühen Nachkriegszeit über den Umgang mit den historisch gewachsenen Platzräumen, dem wichtigsten «symbolräumlichen Bezugssystem der Bürger»568, bestimmten maßgeblich den Charakter der wiederaufgebauten Städte. Viele Eingriffe entstanden gegen den Willen der Bürgerschaft, die in einigen Fällen noch Jahrzehnte später einen Rückund Umbau der Zentren ihrer Städte herbeiführte.569 Rudolf Schwarz mahnte 1955: «[…] es war noch der Grundriß des Straßennetzes, das Gewebe der Gassen und Plätze da, und an all dem hing das, was man die ‹Seele› einer Stadt nennen mag, die über die Zerstörung gerettet und in den neuen Plan eingebracht werden musste.»570 Die Befolgung dieser Mahnung hätte vielen Städten einen Verlust ihrer Identität und jahrelange spätere Bemühungen erspart, die Wunden des Stadtumbaus der Nachkriegszeit wieder zu heilen.571 Nur in wenigen Städten wie Freiburg, Münster oder Rothenburg blieb die Bewahrung der historischen Parzellenstruktur im innerstädtischen Bereich maßgeblich. Als Erich Maria Remarque nach dem Krieg wieder Deutschland besuchte, fand er keine Erinnerungen mehr in seiner «modern» wiederaufgebauten Heimatstadt Osnabrück. Er fuhr «weiter durch das zerschlagene und zerstörte Land» und kam nach Rothenburg. Die fast zur Hälfte nach der alten Erscheinung rekonstruierte Stadt wirkte für ihn wie eine «zweite Heimat»572, denn hier konnten sich Erinnerungen emotional verankern. Wiederaufbau in den ahistorischen Formen der Moderne löschte derartige Bindungen und historische Bezüge aus.

Reparaturen städtischer Identität in der BRD Stadtplaner und Politiker drängten nicht nur in den stark zerstörten, sondern in nahezu allen Städten darauf, die Katastrophe auch als Chance zu nutzen, um eine angeblich ungesunde Enge zu beseitigen, mit neuen breiteren Straßen Verkehr und Wirtschaft anzukurbeln, die Stadt für eine imaginierte bessere Zukunft zu öffnen und dabei gleichzeitig angebliche «Fehler»573 früherer Planungen zu korrigieren. Damit produzierten sie jedoch selbst nur neue «Fehler», die dann wieder «korrigiert» wurTraditionen und Brüche | 581

den, da die Planung die Historizität, die historische Gewordenheit und Zeitbezogenheit der eigenen Leitbegriffe nicht reflektierte. Sofern nach der Enttrümmerung umfassend in die historische Parzellenstruktur eingegriffen wurde, entstanden weitgehend neue Städte mit neuen Plätzen wie in Bochum, Dortmund, Essen, Hannover oder Kassel, übrig blieben dort nur einige isolierte historische Relikte.574 Hillebrecht verglich diese «Schmuckstücke in der Wüste der Geschichtslosigkeit»575 mit einer «Brosche oder Spange an einem Kleid» und degradierte damit selbstentlarvend die Historie zur unnützen Dekoration. Vielfach wurden zentrale historische Plätze erweitert oder blieben in einem nach den Zerstörungen veränderten räumlichen Zustand wie in Augsburg (Rathausplatz), Duisburg (Burgplatz), Frankfurt am Main (Paulsplatz), Hildesheim (Marktplatz), Köln (Rathausplatz), München (Marienplatz und Marienhof ) oder Osnabrück (Marktplatz). In Hamburg einigten sich Bürger und Senat hingegen, den Rathausplatz wieder mit einer Platzwand zur Alster zu schließen, um einen «hamburgtypischen»576 Zustand zurückzugewinnen. Um den Verkehr besser ins Zentrum zu leiten, wurden neue Straßen durch Plätze geführt und dafür historische Bauten abgerissen wie beim Schlossplatz in Stuttgart (Abbruch Kronprinzenpalais) oder in Ulm (Marktplatz und Münsterplatz).577 Lücken zerstörter Bauten in Platzwänden wurden durch kontrastierende Neubauten gefüllt wie in Aachen (Katschhof ), Mannheim (Paradeplatz) oder Mainz (Markt) und es entstanden neue Platzwände wie in Lübeck (Marktplatz), Nürnberg (Hauptmarkt) oder Saarbrücken (Ludwigsplatz).578 In Bremen wurde anstelle der zerstörten Börse das Haus der Bürgerschaft (Abb. 231) von Wassili Luckhardt gegen eine Bürgerinitiative durchgesetzt.579 Am häufigsten war ein Neuaufbau des Stadtkerns in angeblich zeitgemäßen Konstruktionen und Formen «mit Ausnahme von ­einigen Traditionsinseln»580. Die inselhafte Isolierung von Geschichtsrelik­ ten hatte schon Le Corbusier 1925 in seinem radikalen «plan voisin» für die Pariser Innenstadt vorgeführt, nun entstanden durch Ergänzungen oder Translozierungen von Bauten «aus der historischen Substanz neu komponierte Schöpfungen des Wiederaufbaus»581 wie der Altstadtmarkt von Braunschweig, der Hauptmarkt in Trier oder die Sammlung von trans­ lozierten Fachwerkhäusern in der Kramer- und Burgstraße von Hannover. Am weitesten auf diesem Weg zu einer Stadt, die gewissermaßen zum «Museum ihrer selbst» wurde, ging das zu etwa 70 Prozent zerstörte 582 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

231 | W  assili Luckhardt, Haus der Bürgerschaft am Markt in Bremen, 1963–1966

­ achen, wo sich Stadtsanierung und Stadtbildpflege mit Translozierung A und Rekonstruktion wie nirgendwo sonst in Deutschland verbanden.582 Das Versetzen von Baudenkmälern an einen anderen Ort ist in Einzel­ fällen seit der Antike bekannt, um 1900 findet sich dieses Verfahren vermehrt, zum einen zur Einrichtung von Freilichtmuseen und zum andern in einigen Städten als Mittel zur Stadtverschönerung und Heimatpflege. Nach den Kriegszerstörungen waren Translozierungen selten, nur in Aachen wurden bereits im Zuge der Enttrümmerung Fassaden und Bauteile in größerem Umfang in Bauhöfen deponiert. Bei den Umbaumaßnahmen der 1950 er- und 1960 er-Jahre erfolgte dann beim Abbruch von Häusern systematisch eine Sicherung von historischen Fassaden für einen späteren Wiederaufbau an anderen Orten. Der Stadtkonservator Leo Hugot entwickelte mit Unterstützung der Bürgerschaft das Konzept, ganzen Straßenzügen (Judengasse und Kockerellstraße) und Plätzen (Hühnermarkt und Hof ) mittels translozierter historischer Fassaden sowie durch Rekonstruktionen einen «Altaachener Charakter»583 zu verleihen (Abb. 232). Diese auch im benachbarten Lüttich und Maastricht geläufige Mischbauweise aus Alt und Neu war bei Denkmalpflegern umstritten, da sie nicht dem in der Charta von Venedig – von ihnen selbst – festgelegten Dogma entsprach, dass zu einem Baudenkmal die Position in situ gehören müsse. Die Traditionen und Brüche | 583

232 | R  ekonstruierte und translozierte Häuser am Hühnermarkt in Aachen, um 1965

intensive Stadtbildpflege mit etwa 50 translozierten Bauten sowie Rekon­ struktionen und der Beachtung der Materialität und Maßstäblichkeit der Fassaden machte Aachen neben Münster und Freiburg – jenseits eines begrenzten denkmalpflegerischen Blickwinkels – zu einer der wenigen Städte, die im Wiederaufbau trotz großer Zerstörung zumindest in der Innenstadt ihren Charakter bewahren beziehungsweise wiederherstellen konnten. Die wenigen Bemühungen zu einer Bewahrung von Tradition standen im krassen Gegensatz zu einer wachsenden Geschichtsvergessenheit im Bauboom der 1960 er-Jahre, mit dem zahlreiche Baudenkmäler, die den Krieg überstanden hatten, dem autogerechten Stadtumbau und der Gewinnmaximierung von Grundstücken zum Opfer fielen. Der Stadtsoziologe Walter Siebel resümierte, nach den alliierten Bombern hätten «die westdeutschen Investoren […] unterstützt durch eine modernisierungswütige Planerzunft […] nicht viel übrig gelassen von der historischen Substanz der europäischen Stadt»584. Gegen diese in allen Industrieländern ähnliche Entwicklung, die Ada Louise Huxtable, die Architekturkritikerin der New York Times, auf die sarkastische Formel «Goodbye History, Hello Hamburger»585 brachte, erwuchs allmählich Widerstand, der sich auch aus 584 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

dem Verlust des Glaubens an die Heilsbotschaften der Moderne verstärkte. Aus der Erkenntnis, dass Tradition und Stadtbild nicht über einzelne Bauten bewahrt werden können, entstand der Schutz von größeren historischen Ensembles, der in Italien schon mit der «Legge urbanistica» 1942, der «Carta di Gubbio» 1960 sowie der «Legge ponte» 1967 für die «centri storici»586 und in Frankreich 1962 mit der Loi Malraux für «secteurs sauvegardés»587 gesetzlich festgelegt worden war. Mit der Charta von Venedig definierten 1964 Denkmalpfleger für ihr Fach international übernommene Grundsätze, die in Deutschland allerdings erst durch die Denkmalschutzgesetze der einzelnen Bundesländer in den 1970 er-Jahren sowie durch das Europäische Denkmalschutzjahr 1975 stärkeres Gewicht erhielten. Die Landesdenkmalämter erhielten jedoch nur eine beratende Funktion, die Entscheidung sowohl über Einträge in die Denkmalschutzlisten wie auch über den Erhalt von Bauten lag letztlich bei den kommunalen und staat­ lichen Behörden. Im Zuge einer wissenschaftlich begründeten Neu­ bewertung der Kultur des 19. Jahrhunderts erhielten nun auch die bislang verachteten Werke des Historismus und der Gründerzeit eine neue Wertschätzung. Sogar die Redaktion der «Stadtbauwelt», der wichtigsten Zeitschrift der deutschen Architektenschaft, bekannte, sie sei «von partieller Blindheit geschlagen» gewesen, dass sie «Qualitäten ersten Ranges nicht gesehen»588 habe. Für die Bauten der Industrie formulierte der Nürnberger Kulturreferent Hermann Glaser den Begriff «Industriekultur»589, mit dem sich auch eine positive Sicht auf technische Baudenkmäler allmählich durchsetzte. Große Wohnquartiere der wilhelminischen Zeit, die in Industriestädten von Berlin bis zum Ruhrgebiet und von Bremerhaven bis Fürth ganze Stadtteile prägten, konnten durch Ensembleschutz vor den vielfach bereits geplanten Flächensanierungen bewahrt werden und entwickelten sich im Zusammenhang von Stadtreparaturen zu beliebten Wohnorten. Der Schutz historischer Ensembles verhinderte zumindest begrenzt, dass Neubauten völlig bezugslos neben Baudenkmälern entstanden. Beim Umgang mit der historischen Substanz verfeinerten einige Architekten das bislang übliche, zumeist plumpe Kontrastieren dahingehend, dass sie die Nahtstellen zwischen Alt und Neu gestalterisch hervorhoben und versuchten, formale Bezüge zwischen Baudenkmal und Neubau herzustellen. Diese Kunst der Fuge und der Schichtung, die Carlo Scarpa bereits in den 1950 er-Jahren virtuos bei Bauten wie dem Palazzo Abatellis in Palermo oder dem Museo di Castelvecchio in Verona handhabte – der britischTraditionen und Brüche | 585

amerikanische Architekturhistoriker Kenneth Frampton sprach von einer «Verherrlichung des Gelenks»590 –, fand eine räumlich konzentrierte Ausprägung in den Arbeiten von Karljosef Schattner. Als Leiter des Diözesanund Universitätsbauamtes von Eichstätt machte er die vom Barock geformte Stadt mit etwa zwei Dutzend zum Teil subtil, zum Teil dominant eingefügten Neu- und Umbauten zu einem beliebten Besuchs- und Vorzeigeort von modernen Architekten. Der angebliche Dialog zwischen Alt und Neu blieb jedoch auch hier eine einsilbig-einseitige Angelegenheit, die Historie diente lediglich als Folie zur Selbstdarstellung des Architekten, dem eine Ein- oder Unterordnung fremd war.591 Die strenge Unterscheidung zwischen Alt und Neu, die in der Charta von Venedig zur Wahrung historischer Authentizität kodifiziert worden war, verstärkte «im Namen der Historie eine Ästhetik der Diversität»592, nach deren Maßstab umgekehrt historisierend angepasste Neubauten strikt abgelehnt und Rekon­ struktionen moralisierend als Geschichtsfälschung bezichtigt wurden. Wenn aber Neubauten partout neu aussehen und sich vom historischen Kontext kontrastieren müssen, «dann verliert das Ensemble genau die ­ästhetischen Qualitäten, wegen denen es geschützt werden sollte.» Da das «neue Bauen in alter Umgebung»593 zu keinen von der Mehrheit der Bürger akzeptierten Ensembles führte und das Empfinden des Verlusts der «steingewordenen Erinnerung»594 eher verstärkte, kam es im Zuge der seit den 1970  er-Jahren wachsenden Moderne-Skepsis, der Abwertung ­moderner Architektur und einer intensivierten Hinwendung zu Geschichte beziehungsweise Geschichtsinszenierungen in Ausstellungen und Medien zu immer lauteren Forderungen nach Stadtreparaturen. Stadtentwicklungspläne wurden modifiziert, Verkehrsplanungen aufgegeben, Straßen rückgebaut, historische Parzellenteilung und Blockrandbebauung vorgeschrieben, und auch die Bürgerwünsche nach Rekonstruktionen erhielten neues Gewicht. In Frankfurt am Main erfolgte von 1981 bis 1984 die Wiederherstellung der Ostzeile des Römerbergs,595 in Hildesheim erreichte ein Bürgervotum, dass die Nachkriegsbebauung am Marktplatz wieder entfernt und das Stadtzeichen, das Knochenhaueramtshaus, sowie weitere historische Bauten rekonstruiert wurden.596 In Mainz wurde die Nachkriegsbebauung am Markt bis 1983 rekonstruierend mit dem Bild der historischen Fassaden überformt, München und Nürnberg erhielten 1977 beziehungsweise 1985 ihren alten Rathaussaal und Augsburg bis 1989 den Goldenen Saal im Rathaus zurück. Die nackten Nachkriegssäle mit den Erinnerungsspuren 586 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

an die Zerstörung verschwanden. Die Wiedergewinnung oder Wiederholung verlorener städtischer Identität beziehungsweise von «Identitätsangebo­ ten durch Stadtrepräsentation»597 erfolgte weitgehend über Bürgerinitiativen, die jedoch zunehmend auch marktkonform waren, da die historischen Stadtbilder zusammen mit den in vielen Innenstädten eingeführten Fußgängerzonen ebenso tourismus- wie konsumfördernd wirkten. Nachdem die Nachkriegsarchitektur fast nirgends in der Bundesrepublik einen adä­ quaten beziehungsweise akzeptierten Ersatz für die verlorene Tradition und die Identität der Städte geliefert hatte, kehrte die aus dem Stadtraum verdrängte Erinnerung durch wiederholende Rekonstruktionen zurück.

Selektion der Tradition in der DDR Zwar wurde auch in der Bundesrepublik die Anknüpfung an bestimmte historische Kräfte und Zeiten politisch gesteuert, beispielsweise durch die Finanzierung oder Förderung der Wiederherstellung von Sakralbauten, Residenzen oder Stadtzeichen,598 aber in der sowjetischen Besatzungszone und der DDR verlief die Verbindung mit Tradition und Geschichte durchweg als ein strikt ideologisch vorgegebener und politisch kontrollierter Prozess. Die Jahre vom Kriegsende bis zur Gründung der DDR sind geprägt vom Programm einer «antifaschistisch demokratischen Umwälzung»599 der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD). Bereits im Juni 1945 initiierte die SMAD die Gründung des Kulturbunds zur demokratischen Erneuerung Deutschlands, der in der Folge die ideologisch erwünschten Traditionen für einen geistigen Neu­ beginn vorgab und dann in der DDR die Bevölkerung für die SED-Kulturpolitik mobilisierte. Zur «Umwälzung» gehörte auch, Denkmäler und Zeichen des Faschismus und Militarismus durch Entfernung oder Zerstörung aus dem Bewusstsein zu tilgen und umgekehrt die Wiederherstellung von Baudenkmälern zu fördern, wenn sie dem antifaschistischen Umerziehungsprogramm der SMAD entsprachen.600 Da Literatur und Bühne bei der geplanten Erneuerung eine große Rolle beigemessen wurde, befahl die SMAD bevorzugt die Wiedereröffnung und den Wiederaufbau von Theatern.601 So konnte das bis auf einige Fassadenreste zerstörte Weimarer ­Nationaltheater komplett rekonstruiert und 1948 wieder eröffnet werden. Das Deutsche Theater spielte bereits am 7. September 1945 Lessings Nathan der Weise, in der wiederhergestellten Singakademie fand im November 1945 Traditionen und Brüche | 587

das erste Nachkriegskonzert statt und 1946 beauftragte die SMAD den Wiederaufbau der zerstörten Berliner Volksbühne, die nach einem Wettbewerb von Hermann Fehling, Franz-Heinrich Sobotka und Gustav Müller bis 1953 wiederhergestellt wurde. Da die Weimarer Klassik für die sowjetischen Kulturoffiziere humanistische Ideale verkörperte, die sich für eine anti­faschistische Erziehung instrumentalisieren ließen, erfolgte bis 1946 eine Wiederherstellung des Schillerhauses und bis zum Goethejahr 1949 eine Rekonstruktion des zerstörten Westtrakts des Goethe-Hauses am Frauenplan. Hubert Ermisch, der Leiter der Zwingerbauhütte, durfte den Dresdner Zwinger rekonstruieren, dies konnte propagandistisch als Wieder­ herstellung nach der Zerstörung durch «anglo-amerikanische Bomben»602 im Zeichen deutsch-sowjetischer Freundschaft verwertet werden. Den Wiederherstellungen ideologisch erwünschter Kulturbauten stand der im Zuge der Bodenreform verordnete Abbruch von Schlössern und Herrenhäusern gegenüber, deren Material für den Bau von Bauernhöfen verwendet werden sollte. Hunderte von Gebäuden fielen diesem Vandalismus, den Inventarlisten zur «Schloßbergung»603 dokumentieren, zum Opfer. Ebenso verschwanden ganze Kunstsammlungen als Beutekunst, Museen, Archive und Bibliotheken wurden geleert, einiges davon kam bis 1958 wieder zurück, anderes blieb in der Sowjetunion.604 Mit Gründung der DDR setzte die SED die klassenkämpferische Kulturpolitik fort, die sie nun eng mit der nationalen Frage verknüpfte, da die Partei gegenüber «der zersetzenden amerikanischen Kulturbarbarei»605 in der Bundesrepublik eine Wiedervereinigung auf der Basis einer von ihr vertretenen kulturellen Einheit Deutschlands propagierte. Um die Nachfolge der deutschen Kultur anzutreten und gleichzeitig eine antifaschis­ tische sozialistische Kultur fordern zu können, musste die deutsche Geschichte in einen Irrweg, der zum Faschismus und zum traditionslosen Kosmopolitismus der Bundesrepublik führte, und in ein fortschrittliches Kulturerbe, in eine Tradition des Ringens «um eine freie deutsche Nation»606 aufgeteilt werden. Mit diesem Konstrukt konnten die Zerstörung unerwünschter Kulturdenkmäler wie das Schloss der Hohenzollern in ­Berlin sowie die Stadtschlösser in Dessau, Neustrelitz, Potsdam, Schwedt oder Zerbst gerechtfertigt und ausgewählte nationale Kulturstätten wie die Domkirchen in Magdeburg, Naumburg und Quedlinburg oder die Wartburg und Weimar zur Pflege der «fortschrittlichen Traditionen der deutschen Kunst»607 in den sozialistischen Umerziehungsprozess einbezogen 588 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

werden. Besonders betroffen von dieser Wertung waren Sakralbauten, ­deren Ruinen im Zuge einer intendierten Ausrottung der Religion als «Kirchenopfer»608 in vielen Städten beiseite geräumt wurden. Diesem Vandalismus, der bei Bedarf auch mit Neuplanungen oder historischen Ressentiments begründet wurde, fielen nicht nur mindestens 200 Kirchenruinen zum Opfer, sondern auch noch 1968 die vollständig erhaltene gotische Paulinerkirche in Leipzig und die Garnisonkirche in Potsdam.609 Bruno Flierl, lieferte dazu den mutigen Kommentar, dies erscheine ihm so, «als käme es drauf an, den politisch schon längst gewonnenen Klassenkampf nun im Nachhinein noch einmal architektonisch zu gewinnen – nur diesmal gegen den falschen Gegner und mit wenig überzeugenden Waffen»610. Die Trümmer der Dresdner Frauenkirche und die Ruine des Grauen Klosters in Berlin blieben wenigstens als Mahnmale erhalten. Den nach ideologischen Prämissen gesteuerten Umgang mit der Geschichte legte die «Verordnung zur Erhaltung und Pflege der nationalen Kulturdenkmale»611 1952 fest. Demnach waren Denkmäler nicht mehr nach ihrer regionalen, sondern nach einer vom Staat bestimmten nationalen Bedeutung für den Aufbau der sozialistischen Gesellschaft zu definieren. Dazu wurden auch die bislang weitgehend eigenständigen Landesdenk­ malämter ­einer ministeriellen «Staatlichen Kommission für Kunstangelegenheiten» sowie einem 1953 nach der Gliederung in Bezirke geschaffenen Institut für Denkmalpflege in Berlin unterstellt. Die Bestimmungen der Verordnung wurden jedoch überlagert von den bereits 1950 verbindlich festgelegten 16 Grundsätzen zum Städtebau, die eine Anknüpfung an natio­ nale Bau­traditionen sowie den Bau von Magistralen und zentralen Plätzen forderten. Dies führte zu einer spezifischen Form von Neohisto­rismus, indem Neubauten in Dresden formale Anleihen vom sächsischen Barock, in Rostock von der hanseatischen Backsteingotik und in Berlin vom Schinkel-Klassizismus erhielten, während gleichzeitig historische Bauten, die den städtebaulichen Planungen im Wege standen, einfach weggeräumt wurden. Dabei verschwanden ganze Straßenzüge wie die Rampische und die Große Meißner Gasse in Dresden für die Aufmarschachse zum Altmarkt oder die Gebäude an der Langen Straße und die Schmiede­straße beim Bau der ­Magistrale in Rostock.612 Als Mitte der 1950 er-Jahre an die Stelle der Verpflichtung auf eine nationale Tradition die forcierte I­ ndustrialisierung des Bauens trat, musste sich die Denkmalpflege auch diesen Forderungen unterordnen. Das 1954 anstelle der Staatlichen Kommission für KunstangeleTraditionen und Brüche | 589

genheiten geschaffene Ministerium für Kultur konnte sich in der Machtkonstellation des ZK der SED gegenüber dem Ministerium für Aufbau nicht behaupten. Städtebauliche Planungen dienten weiter zur Begründung der Beseitigung von teilweise sogar bereits wieder restaurierten Baudenkmälern wie der Schinkelschen Bauakademie613 in Berlin 1962 für das Marx-Engels-Forum oder des Neuen Gewandhauses in Leipzig 1968 für Universitätserweiterungen. Die DDR stand der Bundesrepublik bezüglich Vandalismus in nichts nach. Die ideologisch selektierende Haltung zur Tradition zeigte sich besonders beim Umgang mit den Ruinen entlang der Repräsentationsachse Unter den Linden in der Hauptstadt der DDR, Berlin, für deren repräsentativen Wiederaufbau fast die Hälfte der bis 1955 für die Wiederherstellung der Städte eingeplanten 4,1 Milliarden Mark vorgesehen war.614 Wie das Schloss verschwanden die Denkmäler berühmter Preußen sowie die Preußische Akademie der Künste am Pariser Platz. Die äußere Erscheinung des nahezu komplett zerstörten Zeughauses, Symbol des preußischen Militaris­ mus, wurde hingegen bereits ab 1951 rekonstruiert und mit neuem Innenleben zum «Museum für Deutsche Geschichte» sowie Ort marxistischer Geschichtsinterpretation umfunktioniert. Der auch von der Denkmalpflege für wertlos erklärte preußische Dom blieb nur erhalten, da der Staat nicht zu offensichtlich als Kirchenstürmer erscheinen sollte.615 Die HumboldtUniversität wurde hingegen sofort für die Ausbildung einer zukünftigen DDR-Elite instandgesetzt und Schinkels Altes Museum in der äußeren Erscheinung wiederhergestellt. Die völlig zerstörte Knobelsdorffsche Staatsoper – eingestuft als einer der «Höhepunkte einer fortschrittlichen, gesellschaftlichen, geistigen und künstlerischen Entwicklung»616 – rekonstruierte Richard Paulick 1952 bis 1955 entsprechend den ideologischen Vorgaben. Dazu studierte er zuerst die Architektur von Schloss Sanssouci, um die «posi­tiven» Elemente von Knobelsdorffs Gestaltung auszuwählen und die Einflüsse Friedrichs II. «auszuscheiden». In «Weiterentwicklung dieser in seiner Zeit fortschrittlichen Ideen im Sinne des sozialistischen Realismus»617 schuf er dann in einer Mischung aus historischen, reduzierten und eigenen Details einen Neubau als «Kulisse für hochrangige Veranstaltungen»618 (Abb. 233). Ähnlich rekonstruierte Paulick das 1961 abgetragene Kron­prin­ zenpalais von 1968 bis 1970 aus den «fortschrittlichen» Elementen des Vorgängerbaus. Eine Besonderheit bildete die Wiederherstellung der St. Hedwigs-Kathedrale, die dem Erzbistum Berlin unterstand, deshalb konnte 590 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

233 | Richard Paulick, Neuschöpfung des Apollo-Saals in der Staatsoper Unter den Linden in Berlin, 1952–1955

der Architekt des Bonner Bundeshauses, Hans Schwippert, beauftragt werden, der von 1952 bis 1963 die Ruine mit einer mächtigen Stahl­betonkuppel sowie einer an die Zerstörung erinnernden offenen Unter­kirche zu einem neuen Baudenkmal umgestaltete.619

Mahn- und Gedenkstätten in BRD und DDR: Indienstnahme der Geschichte Zur Politisierung von Denkmalpflege und Historie zählte nicht nur die Erfassung der Denkmäler entsprechend dem Kriterium einer «fortschrittlichen Tradition», sondern auch die staatliche Pflege der Orte des Widerstands und des Antifaschismus. Mit der Staatsgründung war Antifaschismus als eine Art Staatsdoktrin etabliert worden – die DDR nahm die Nachfolge des kommunistischen Widerstands für sich in Anspruch, ent­ ledigte sich damit pauschal vom Nachleben des Nationalsozialismus auf ihrem Gebiet, entzog sich einer Verantwortung gegenüber den Opfern und instrumentalisierte die Erinnerung, indem sie die Bundesrepublik als SamTraditionen und Brüche | 591

melpunkt ehemaliger NS-Verbrecher und Ort des Fortlebens von faschistischem Gedankengut denunzierte und sich selbst als antifaschistischen Staat legitimierte.620 Zur Fundierung dieses Traditionskonstrukts gehörte die Umwandlung der drei großen Konzentrationslager auf dem Gebiet der DDR – Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen – in nationale Mahn- und Gedenkstätten. Zwar gab es seit 1945 Vorschläge zum Gedenken in den ehemaligen Konzentrationslagern, aber bis 1950 dienten Buchen­ wald und Sachsenhausen noch als russische «Speziallager», in denen ­Tausende umkamen. Erst 1953 wurde eine Gruppe von Architekten und Künstlern als «Buchenwald-Kollektiv» für die Umgestaltung der drei Konzentrationslager bestimmt, 1958 konnte Buchenwald, 1959 Ravensbrück und 1961 Sachsenhausen als Mahn- und Gedenkstätte eingeweiht werden.621 Die größte Anlage entstand in Buchenwald,622 die den Anspruch des SED-Regimes spiegelte, den Antifaschismus zu verkörpern, und deshalb auch als Ort staatlicher Repräsentation fungierte (Abb. 234). Die Reste des weitgehend entfernten Lagers spielten nur eine untergeordnete Rolle, es ging um die monumentale heilsgeschichtliche Inszenierung des Aufstiegs von den Leidensstätten und Gräbern der Opfer über die internationale Gemeinschaft der Kommunisten zur heroischen Skulpturengruppe von Fritz Cremer vor einem Glockenturm als Symbol der DDR: «Buchen-

234 | N  ationale Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald, 1958

592 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

235 | Martin Bauer und Hans Wachter, Gedächt­ nisstätte Friedland, 1967

wald als Golgatha und Ostern der KPD und damit des deutschen Volkes und Deutschlands schlechthin.»623 Die Gestaltung der Mahn- und Gedenkstätten ist Spiegel der Instrumentalisierung der Geschichte, aber ihre besondere Bedeutung wird erst deutlich im Vergleich mit dem gleichzeitigen Gedenken in der Bundes­ republik. Auch dort ließen Überlebende nach 1945 Zeichen der Erinnerung in den Lagern und auf Friedhöfen errichten, aber die erste offizielle Gedenkstätte entstand erst 1965 in Dachau auf ­Initiative ehemaliger Häftlinge mit minimaler staatlicher Unterstützung. Die Orte des Nationalsozia­ lismus wurden tabuisiert, es dauerte Jahrzehnte, bis sich die Erinnerung allmählich an weiteren Opfer- und Täterorten sichtbar konkretisierte. Hingegen entstanden in der Bundesrepublik über 1000 Denkmäler und Gedenkzeichen für die Heimatvertriebenen und Kriegsgefangenen, das größte 1967 in Friedland am Zonengrenzübergang als 28 Meter hohe Gedenkstätte aus vier Betonblöcken (Abb. 235). Der Vergleich der Anlagen in Buchenwald und Friedland und ihrer Funktionen macht die Indienstnahme ideologisch segmentierter Geschichte für politische Interessen im Kalten Krieg sichtbar.624

Traditionen und Brüche | 593

Denkmalpflege in der DDR Im Jahr des Mauerbaus 1961, in dem die Verbindungen zum Westen einfroren und ein «Einrichten in der geschlossenen Gesellschaft»625 erfolgte, führte die «Verordnung über die Pflege und den Schutz der Denkmale»626 zu einer stärkeren Orientierung auf regionale Denkmäler. Nun wurden auch «Stadtanlagen, Orts-, Straßen- und Stadtbilder» geschützt und Regionalkulturen sowie eine «sozialistische Heimat»627 propagiert. Aus der neuen Verordnung folgte 1962 eine Klassifizierung von Denk­ mälern, mit der ein nationaler Wert, wie bei den Mahn- und Gedenkstätten und der Weimarer Klassik, hervorgehoben und Baugattungen hierarchisiert werden konnten, so dass sich politische Eingriffe noch leichter ­gestalteten. In der Folge konzentrierten sich Denkmalpfleger und Kunsthistoriker über neu eingerichtete wissenschaftliche Arbeitsstellen auf ­Inventarisation und ab 1965 erschienen die ersten Bände des «Dehio», die nüchternen Handbücher der deutschen Kunstdenkmäler für das Gebiet der DDR. Mit dem Wechsel von Ulbricht zu Honecker 1971, dem 1972 geschlossenen Grundlagenvertrag und der folgenden Anerkennung der DDR als Staat veränderte sich auch die Haltung zu Nation und Erbe. Der Anspruch, als «sozialistischer Staat deutscher Nation» alleinig das deutsche Kulturerbe zu vertreten, entfiel, in der Verfassung von 1974 bezeichnete sich die DDR nur noch als «sozialistischer Staat der Arbeiter und Bauern», die Zeitschrift «Deutsche Architektur» wurde umbenannt in «Architektur der DDR» und bei der «Deutschen Bauakademie» die Nationalbezeichnung gestrichen. Im Europäischen Denkmalschutzjahr 1975 erschien das «Gesetz zur Erhaltung der Denkmale in der DDR», das die Klassifizierung zwar beibehielt, aber auch ein neues Verständnis für das historische Erbe signalisierte. Im Parteiprogramm der SED hieß es nun: «Die sozialistische Kultur der DDR ist dem reichen Erbe verpflichtet, das in der gemeinsamen Geschichte des deutschen Volkes geschaffen wurde.»628 Die ideologisch ­selektierte sozialistische Tradition blieb zwar bestehen, aber das so­zialisti­ sche Erbe konnte nun eine «Geschichte ohne Lücken»629 umfassen und damit das bislang verfemte Erbe von Preußen über den Historismus bis zum Bauhaus wieder in die Denkmalpflege wie auch in den öffent­lichen Raum integriert werden. Ab der zweiten Hälfte der 1970 er-Jahre wurden Baudenkmäler, die seit über drei Jahrzehnten vernachlässigt worden waren – wie die Semper-Oper in Dresden, das Bauhaus in Dessau, die Friedrichswerdersche Kirche und die Bauten am Gendarmenmarkt in Berlin – auf594 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

wendig wiederhergestellt. Das 1950 abgebaute Reiterstandbild Friedrichs II. kehrte 1980 auf seinen ursprünglichen Standort Unter den Linden zurück und im Zuge des Lutherjubiläums 1983 wurden die Lutherstädte Eisleben, Eisenach und Wittenberg sowie die Wartburg und das Augustinerkloster in Erfurt als Aufenthaltsstätten des einst als Fürstenknecht und «Totengräber der deutschen Freiheit»630 geschmähten Reformators herausgeputzt. Für die 750-Jahrfeier der Gründung Berlins entstand in den 1980 er-Jahren mit Rekonstruktionen und adaptierten «Altstadt-Platten» rund um die Berliner Nikolaikirche der älteste Stadtteil in neuer Form (Abb. 207). Diese zum Teil mit ideologischen Windungen und Wendungen ver­ kündeten Aufnahmen in das sozialistische Erbe waren jedoch nur partielle Zugeständnisse sowie gezielte Indienstnahmen von Geschichte. Die kulturellen Zeugnisse blieben weiterhin dem von Honecker verkündeten Programm einer Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik und den Ziel­ setzungen des Wohnungsbaus untergeordnet. Die Altstädte verfielen und wurden großflächig abgeräumt, wie in Frankfurt an der Oder, Gotha, Greifswald, Halberstadt, Potsdam oder Zwickau,631 die Christuskirche in Rostock wurde 1971 für eine Magistrale gesprengt, und anstatt zu sanieren, wurden historische Bauten durch «angepasste» Plattengebilde ersetzt. Diesem Fiasko einer systematischen Zerstörung historischer Substanz bereitete die Wiedervereinigung ein Ende. Ruinöse, aber erhaltene Quartiere wie die Altstadt von Halle konnten noch saniert werden, aber im Zuge der Ökonomisierung und der Dominanz privatwirtschaftlicher Interessen ging auch nach der Wende Kulturerbe in großem Umfang verloren.

Traditionen und Brüche | 595

5. 7 Repräsentation, Bildung, Kultur – Ost und West Punkt sechs der «16 Grundsätze des Städtebaus» legte für die DDR fest, dass das Zentrum der Stadt der politische Mittelpunkt für das ­Leben seiner Bevölkerung ist.632 In der Stadtmitte sollten sich die wichtigsten politischen, administrativen und kulturellen Bauten befinden, die auch die architektonische Komposition sowie die Silhouette der Stadt bestimmten, und die zentralen Plätze sollten für politische Manifestationen und Feiern dienen. In Entsprechung zum Umbau Moskaus633 in den 1930 erund 1940 er-Jahren war das Zentrum als Aufmarschfläche für «stehende Kundgebungen» vorgesehen, zu denen große, breite Magistralen die Teilnehmer als «fließende Demonstrationszüge» heranführten.634 Die Konzeption zielte auf eine Inbesitznahme der Stadt zur politischen Instrumentalisierung der Bürger und richtete sich ausdrücklich gegen die in den CIAM-Richtlinien geforderte begrünte, aufgelockerte Stadtmitte, die nach Meinung der sowjetischen Planer «den Arbeiter vom politischen Leben [isolierte] und ihn zum Kleinbürger»635 machte.

Stadtumbau für politische Repräsentation in der DDR Obwohl ein enormer Wohnraummangel herrschte, begannen auf Druck von Ulbricht, der die Erfüllung des Programms auf dem III. Parteitag der SED im August 1950 einforderte, Planungen für die zentralen Plätze in den Großstädten der DDR. Für die Realisierung des Stadtumbaus zu politischen Repräsentationszwecken war zum Teil sogar mehr Geld vorgesehen als für den Wohnungsbau.636 Nicht nur in Chemnitz, Dresden, Magdeburg und Potsdam wurden die Zentren nach und nach leergeräumt und in Rostock eine Magistrale entlang der Langen Straße durch die Stadt geschlagen, auch Mittelstädte wie Cottbus, Dessau, Frankfurt/Oder, Neubrandenburg und Plauen verloren zumindest Teile ihrer historischen Mitte. Da die wirtschaftliche Kapazität jedoch nicht ausreichte, blieben die Brachen im Zentrum zum Teil jahrelang und die an596 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

schließenden Planungen führten zu großflächigen innerstädtischen Räumen, mit denen der urbane, historisch geprägte Charakter der Orte verlustig ging.637 In Berlin wurde schon im September 1950 das HohenzollernSchloss gesprengt, um am Lustgarten mit einem «Marx-Engels-Platz» ein Marsfeld der sozialistischen Revolution, einen «Roten Platz» mit zentralem Regierungsgebäude schaffen zu können. Da die Hauptstadt der DDR an der Sektorengrenze hinter dem Brandenburger Tor endete, sollte die alte Herrschaftsachse Unter den Linden über eine Folge von Plätzen und Achsen in Richtung Osten bis zur neuen Stalinallee verlängert werden. Diese monumentale Stadtanlage inszenierte «in der Tradition einer Via triumphalis […] den Siegeszug der Roten Armee durch die östlichen Stadtgebiete bis zum Reichstag»638. Nach Moskauer Vorbild sollte die Hauptstadt der DDR einen zentralen Platz, eine zentrale Achse und ein zentrales Gebäude erhalten, die Planer berechneten dafür bereits die benötigten Flächen entsprechend der Einwohnerzahl. Mehrere Wettbewerbe, Vorschläge der «Genossen Architekten» und diverse Planungen führten jedoch zu keinem Ergebnis für den Marx-­Engels-Platz, und mit dem Wechsel von einer stalinistischen Stadtplanung zum industrialisierten Bauen Mitte der 1950 erJahre war das Konzept ­obsolet (s. Kapitel 5.3).639 Als der Westberliner Senat und die BRD 1957 den Wettbewerb «Hauptstadt Berlin» organisierten, der mit gezielter Provokation großflächig DDR-Gebiet einbezog, antwortete Gerhard Kosel 1959 noch einmal mit dem Vorschlag für ein Marx-Engels-Denkmal vor einem 150 Meter hohen Turmbau (Abb. 190), den er vor die Marienkirche und das Rote Rathaus platzierte, um «in Architektur und Maßstab den Sieg der sozialistischen Gesellschafts­ordnung»640 zum Ausdruck zu bringen. Das Zentrum sollte alle Werktätigen mit Mut und Begeisterung erfüllen, die Wankelmütigen aufrichten «und den Feinden des Fortschritts ein Dorn im Auge sein». Das Turmhaus war als Sitz der Regierung geplant, ein Sitzungssaal für die Volkskammer im Erdgeschoss machte auch architektonisch deutlich, dass die Exekutive der Legislative buchstäblich übergeordnet war. Aber die städtebaulichen Vorstellungen hatten sich gewandelt, und der anfangs noch abgelehnte Vorschlag von Hermann Henselmann für einen Fernsehturm wurde nach weiteren jahrelangen Diskussionen als technisches Monument bis 1969 am Alexanderplatz realisiert (Abb. 189).641 Ein politisches Signal ging vom Fernsehturm jedoch nur noch im Sinne einer Geste technischer Überlegenheit aus. Am Rand des Marx-Engels-Platzes entstand Repräsentation, Bildung, Kultur – Ost und West | 597

1951 in Analogie zum Roten Platz nur eine Ehrentribüne für die Parteiprominenz zur Abnahme von ­Paraden und Feiern, der Platz selbst blieb über mehr als zwei Jahrzehnte ohne bauliche Fassung, er bildete somit symbolisch gesehen ein «Loch im gesellschaftlichen System der DDR»642. Das ZK der SED residierte ab 1959 in der ehemaligen Reichsbank und quartierte sich damit in direkter Nähe zum Marx-Engels-Platz am Werderschen Markt in einem NS-Bau ein. Die politische Macht trat nur abgeschirmt im Hintergrund in Erscheinung. Nach dem Scheitern der Großplanungen entstand 1962 bis 1964 mit dem Staatsratsgebäude (Abb. 236) nach dem Entwurf von Roland Korn und Hans Erich Bogatzky an der Südseite des Marx-Engels-Platzes der erste Regierungsneubau der DDR im Zentrum der Hauptstadt. Zwar keinen repräsentativen, aber doch symbolischen Charakter erhielt der verkleidete Stahlskelettbau durch den asymmetrischen Einbau des ausgelagerten Portals  IV des gesprengten Hohenzollern-Schlosses, von dessen Balkon ­angeblich Karl Liebknecht am 9. November 1918 die «freie sozialistische Republik Deutschland» ausgerufen hatte.643 Der architektonische Bezug war jedoch historisch falsch konstruiert, da Liebknecht an diesem Tag zuerst vor und dann im Schloss gesprochen hatte. Außerdem mussten etwa drei Viertel des Portals rekonstruiert werden, auch die Architektur lieferte somit keine authentische Legitimation für die SED-Herrschaft.644 An der Westseite des Marx-Engels-Platzes entstand 1964 bis 1967 an der Stelle der 1960 abgerissenen Schinkelschen Bauakademie das 10-geschossige, 145 Me-

236 | Roland Korn und Hans Erich Bogatzky, Gebäude des Staatsrats der DDR, 1962–1964

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237 | H  einz Graffunder u. a., Palast der Republik am Marx-Engels-Platz in Berlin, 1973–1976

ter lange Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten mit einer Fassade aus seriell gereihten weißen Kunststoffelementen.645 Der anonyme Beamtensilo, für den einer der bedeutendsten Bauten der deutschen Architekturgeschichte geopfert wurde, hatte keinerlei Bezug zum städtebaulichen Umfeld und wirkte genauso banal und deplatziert wie sein Bonner Pendant, das von dem ehemaligen NS-Architekten Hans Freese zusammen mit der Bundesbaudirektion entworfene, ebenfalls 10-geschossige Auswärtige Amt am Rhein – mit fast 1000 Büroräumen der größte Verwaltungsbau der Bundesrepublik. Bereits Rudolf Schwarz kritisierte, dass damit von der Bundesbaudirektion «vollwertiger Ersatz»646 für die Reichskanzlei geliefert würde. Nach dem Wechsel von Ulbricht zu Honecker und der schrittweisen Anerkennung der DDR als souveräner Staat auch im Westen entstand ­Anfang der 1970 er-Jahre das Konzept für einen Palast der Republik, der als Kombination von Tagungsraum der Volkskammer, Kongresszentrum und Volkshaus eine Mischung aus relativ zurückhaltender politischer Repräsentation und öffentlichem Treffpunkt bilden sollte. Mit dem im April 1976 eröffneten Bau (Abb. 237) nach dem Entwurf von Heinz Graffunder und einem Planungsteam erhielt der Marx-Engels-Platz eine östliche Fassung, der Platz selbst diente nun nicht mehr für Aufmärsche, sondern als Repräsentation, Bildung, Kultur – Ost und West | 599

Parkplatz, und erst 1986 wurde ein bieder beschauliches Marx-Engels-Denkmal hinter dem Palast in einem kleinen Park, dem Marx-Engels-Forum, aufgestellt.647 Die beiden gefeierten Vordenker, für deren Verherrlichung jahrzehntelang ein Platz mit Monument in der Stadtmitte geplant worden war, verschwanden buchstäblich hinter einem Großbau, den der Berliner Volksmund treffend «Erichs Lampenladen» beziehungsweise «Ballast der Republik» taufte. Die goldgelb verspiegelte, bei Nacht leuch­tende Fassade bildete kein Zeichen für Transparenz und Offenheit, sondern wirkte eher wie ein etwas spießiger Versuch, Goldglanz und Postmoderne in das Zentrum der DDR zu holen. Der Anspruch, eine sozialistische Antwort auf das Hohenzollern-Schloss zu geben, war damit endgültig gescheitert. Die vielen Planungen zu einer himmelstürmenden Repräsentation des SEDStaates endeten in einem architektonisch belanglosen Unterhaltungszen­ trum mit Parkplatz, die ohnehin einflusslose Volkskammer erhielt kein ­eigenes Haus.648 Diesem teuersten Hochbau der DDR korrespondierte das drei Jahre später eröffnete Internationale Kongresszentrum (ICC), der teuerste Bau Westberlins, Symbol einer auf die Wirkung von Protz, Geld und Internationalität setzenden West-Berlin-Politik (Abb. 238). Die alu­ miniumverkleidete Hightech-Maschine, «eine gebaute Pathosformel der

238 | Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte, Internationales Congress Centrum Berlin, ICC, 1975–1979

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technisch berechenbaren, simulierten Sinnlichkeit»649, bezeichnete Julius Posener als den «besten Ort für Jacques Tatis technische Angstträume»650. Das eigentliche Gegenstück zum Palast der Republik bildete das zwei ­Monate später, im Juni 1976 eröffnete Bundeskanzleramt in Bonn. Den Bau führte eine Planungsgruppe nach den Vorgaben einer Unternehmensberatung ausdrücklich ohne jeden repräsentativen Anspruch aus, es entstand ein «symbolisches Nullum»651, das auf Bundeskanzler Helmut Schmidt den Eindruck einer «rheinischen Sparkassenzentrale»652 machte. In beiden Gebäuden war krebserregender Spritzasbest verwendet worden, beim Palast der Republik diente das als Argument zum letztlich politisch motivierten Abbruch nach der Wende, während der Bonner Bau – trotz des Umzugs nach Berlin – aufwendig saniert wurde.

Kulturhäuser für sozialistische Erziehung und Kollektivierung Im Palast der Republik verschmolzen der politische Repräsentationsbau und das Kulturhaus, zwei Bauaufgaben, die in der DDR eng miteinander verknüpft, aber lange Zeit architektonisch unabhängig voneinander behandelt worden waren. Die Einrichtung von Kulturhäusern basierte auf einer langen Tradition. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden nahezu überall in Europa Volks-, Gewerkschafts- und Gemeinschaftshäuser als Orte der kulturellen Bildung sowie der privaten beziehungsweise politisch gesteuerten Freizeitgestaltung insbesondere von Arbeitern.653 Für die über 300 Volkshäuser, die bis 1933 in Deutschland eingerichtet wurden, entwickelte sich kein spezifischer Bautyp, die Bandbreite schwankte je nach Finanzkraft und Träger von angemieteten Wirtshäusern und Arbeitervereinslokalen bis zu prunkvollen Neubauten in historisierenden wie auch avantgardistischen Formen. In Deutschland entstand der größte Volkshausbau 1906 als historisierendes Gewerkschaftshaus in Leipzig, architektonisch herausragend waren hingegen die 1899 eröffnete Maison du Peuple von Victor Horta in Brüssel mit einer kühnen geschwungenen Glas-Eisenkonstruktion sowie die in der Frühphase der Sowjetunion entstandenen konstruktivistischen Arbeiterklubs von Golossow, Melnikow, Rodtschenko und Wesnin. El Lissitzky feierte diese «sozialen Kraftwerke»654 als Orte der Formung des neuen sozialistischen Menschen, dem die avantgardistische Architektur korrespondierte. Mit Stalin setzte sich in Repräsentation, Bildung, Kultur – Ost und West | 601

den 1930 er-Jahren die Auffassung durch, dass dem Arbeiter Paläste errichtet werden sollten. Die Arbeiterklasse sollte das Erbe des Adels und des Bürgertums antreten und deshalb in Wohnpalästen leben, sich in palast­ artigen Metrostationen bewegen, die Kinder in Pionierpaläste schicken und in Kulturpalästen gebildet werden. Nach Gründung der DDR bestimmten diese Leitlinien eine Bau- und Kulturpolitik, die in einer Art «nationalkultureller Strategie»655 auf die Errichtung von Kulturhäusern ausgerichtet war, in denen die Arbeiter und Jugendlichen in ihrer Freizeit in sozialistischem Sinn das deutsche Kulturerbe aufnehmen sollten. Für Parteiideologen waren Kulturhäuser in Fortführung der Arbeiterkulturbewegung der Weimarer Republik die Instrumente zur Erziehung des neuen sozialistischen Menschen im Arbeiter- und Bauernstaat. In der Zeitschrift «Deutsche Architektur» war dementsprechend zu lesen: «Eine der wichtigsten Aufgaben zur Weiterentwicklung der nationalen Kultur im Geiste des sozialistischen Humanismus […] ist die Erhöhung des kulturellen Niveaus der werktätigen Massen der Deutschen Demokratischen Republik. […] Neben den großartigen neuen Wohnkomplexen […] charakterisiert sich das Neue in unserem Leben vor allem auch durch den Bau von Kultur­ häusern.»656 Nach Gründung der DDR erfolgte in Bezirken und Städten die Etablierung von insgesamt über 2000 Kultur- und Klubhäusern, die offiziöse Zahl bezog sich allerdings auf verschiedene Arten von kulturellen Einrichtungen sowie Umnutzungen von vorhandenen Gebäuden. Die Mehrzahl der Kulturhäuser entstand in der ersten Hälfte der 1950 er-Jahre, 1951 existierten bereits 565 derartige Einrichtungen, ein Jahr später über 1000, ­davon über 400 Neubauten.657 Die Deutsche Bauakademie entwickelte Typenprojekte, abgestuft nach verschiedenen Saalgrößen und für flexible Nutzungen. Größe und Ausstattung der Häuser konnten somit nach der Bedeutung der Betriebe, Institutionen und Kommunen, denen sie zu­ geordnet waren, differenziert werden. Ein Schwerpunkt lag auf der Kulturarbeit auf dem Land, wo parallel zur Zwangskollektivierung eine für alle gleiche soziale und kulturelle Infrastruktur entwickelt werden sollte. An den etwa 500 Maschinenausleihstationen (MAS), die an zentralen Orten im ländlichen Raum eingerichtet wurden, entstanden bis 1952 schon 94 MAS-Kulturhäuser, 1953 waren 343 im Bau.658 Kollektivierung, sozialistische Kulturerziehung und Erfassung der Freizeit gingen Hand in Hand. Generell umfassten die Kulturhäuser neben einem zentralen Versamm602 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

239 | Hanns Hopp und Josef Kaiser, Kulturhaus der Maxhütte mit Betriebsakademie, Pionierhaus und Freizeitpark in Unterwellenborn, 1952–1955

lungsraum verschiedene Klubräume sowie Bibliotheks-, Gastronomie-, Kino-, Lese- und Radioräume. Die Finanzierung erfolgte über den Staat beziehungsweise die Betriebe, denen die Kulturhäuser zugehörig waren und deren Arbeiter beim Bau durch «freiwillige» Überstunden mitwirkten. Größere Anlagen – wie in Bitterfeld, Chemnitz, Lauchhammer, Leuna, Murchin, Rathenow, Rüdersdorf, Schkopau, Suhl oder Unterwellenborn (Abb. 239) – erhielten repräsentative Gebäude, häufig buchstäbliche Tempel mit einem Portikus, der sich an der Lindenoper in Berlin, beziehungsweise mit einer Front, die sich an Heinrich Tessenows Festspielhaus in Hellerau orientierte. Den Arbeitern sollte das Gefühl vermittelt werden, dass sie ihren eigenen, vom sozialistischen Kulturstaat für sie geschaffenen Palast betreten. Das Kulturhaus sollte als prächtigstes Bauwerk am Ort wirken – versehen mit Würdeformen wie Portikus, Säulen oder Pilaster, großräumig mit Foyers und Treppenanlagen gestaltet, exklusiv ausgestattet und mit Wandbildern, Mosaiken, Tapisserien und Kleinplastik als eine Art Gesamtkunstwerk geformt. Der Außenbau zeigte keine regionalen Bezüge, vorherrschend war ein reduzierter Klassizismus, um eine überzeit­ liche Erscheinung zu vermitteln. Im Kulturhaus sollten die DDR-Bürger dem Alltag enthoben und in eine sozialistische Kulturgemeinschaft erhoben werden. Repräsentation, Bildung, Kultur – Ost und West | 603

Mit der Abwendung von der «nationalen Bautradition» entstanden auch keine Paläste mehr. Einen neuen Weg zeigte der Entwurf von Leopold Wiel 1959 für einen dreigeschossigen, 100 Meter langen, schmuck­ losen Funktionsbau in Dresden, mit dem die Nordseite des Altmarkts geschlossen werden sollte. Dieser Vorschlag führte zu einem allmählichen Umdenken, und bis 1969 konnte der Bau, der einen neuen Akzent am historisierend wiederaufgebauten Altmarkt setzte, durch Wolfgang Hänsch realisiert werden. Begleitet war der massenhafte Bau von Kulturhäusern von der Errichtung konventioneller Kultur- und Freizeitbauten wie dem Stadion der Weltjugend in Berlin und dem größten Sportstadion Europas in Leipzig, dem Bau von Kinos und einigen wenigen Theater- und Opernhäusern. Schinkels Schauspielhaus am Gendarmenmarkt und Sempers Dresdner Oper passten allerdings nicht in das nationale sozialistische Kulturprogramm der frühen DDR, sie blieben drei Jahrzehnte als Ruinen ­mitten in der Stadt und wurden erst von 1976 bis 1984 beziehungsweise 1977 bis 1985 im Zuge eines revidierten Verständnisses vom kulturellen Erbe aufwendig rekonstruiert und wiederhergestellt (s. Kapitel 5.6).659

Kultur- und Bildungsbauten in der BRD Die Kulturhäuser waren ein originärer und repräsentativer Bautyp, mit dem sich die DDR architektonisch und ideologisch profilieren wollte und für den kein Pendant in der Bundesrepublik existierte. Städ­ tische Bibliotheken, Bauten für die Jugend660 oder die Bürgerhäuser in den Stadtbezirken von Bremen entstanden in der Bundesrepublik nicht nach übergeordneten architektonischen Konzepten, und das baulich bedeutendste Kulturzentrum errichtete der finnische Architekt Alvar Aalto in Wolfsburg (Abb. 240) nach einem Direktauftrag von 1958 bis 1961 als singuläres Meisterwerk in der ihm eigenen Architektursprache.661 Während die DDR an die kommunistischen Vereine, an das marxistische Arbeiterbildungsprogramm und die Jugendorganisationen der Weimarer Republik anknüpfte,662 brach in der Bundesrepublik die Arbeiterkulturbewegung und damit auch die Organisation beziehungsweise der Bau von entsprechenden kulturellen Einrichtungen weitgehend ab. Sowohl die SPD wie auch die Gewerkschaften vollzogen in Abgrenzung zur Erfassung von Arbeitern und Jugendlichen mittels einer sozialistischen Kulturpflege in der DDR wie auch im Hinblick auf den Missbrauch der Arbeiterkultur in 604 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

240 | A  lvar Aalto, Kulturzentrum in Wolfsburg, 1958–1961

der ­NS-Zeit eine radikale Abwendung von ihren ehemaligen Kulturprogrammen. Die Arbeiterkultur erschien diskreditiert, wie der linke Liedermacher Franz Josef Degenhardt 1960 resigniert vermerkte: «Tot sind unsre Lieder, / unsre alten Lieder, / Lehrer haben sie zerbissen, / Kurzbehoste sie verklampft, / braune Horden totgeschrien, / Stiefel in den Dreck gestampft.»663 Die SPD bemühte sich angesichts der «kommunistischen Bedrohung» und mit Blick auf die Wähler in einigen sozialdemokratisch ­geführten Bundesländern, eine «Partei des ganzen Volkes»664 zu werden. Bereits auf dem Parteitag 1950 in Hamburg wurde erklärt, die SPD sei «keine Weltanschauungspartei mehr», sondern offen für alle, die auf demokratischem Wege «den materiellen, moralischen und geistigen Lebensstandard des Volkes»665 heben wollten. Im Zuge des Wirtschaftswunders «verdrängte das Ziel der sozialen Ausgestaltung des Kapitalismus das seiner Überwindung»666, dieser Weg führte zum Godesberger Programm von 1959, mit dem die SPD den Wandel von einer sozialistischen Arbeiterpartei zu einer Volkspartei festlegte. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) gab die kulturpolitischen Programme, mit denen sich die Gewerkschaften des ADGB in der Weimarer Republik profiliert hatten, weitgehend auf. Während in den 1920 er-Jahren die Häuser der Gewerkschaft in Frankfurt, Berlin oder Bernau Demonstrationen architektonischer Avantgarde waren, entstand in der Bundesrepublik kein einziger Gewerkschaftsbau von Bedeutung. Der DGB entfaltete – mit wenigen Ausnahmen wie dem Engage­ Repräsentation, Bildung, Kultur – Ost und West | 605

ment bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen oder der Unterstützung der Dortmunder «Gruppe 61»667 für Arbeiterliteratur – kaum Initiativen für Kulturarbeit und wirkte letztlich «nur noch als Tarifpartner im Wirtschaftsleben»668. Dementsprechend entwickelte sich auch die gewerkschaftseigene Neue Heimat im Zuge des Wiederaufbaus zu einem immer stärker profitorientierten Wohnungsbaukonzern, der im Rahmen seiner zahllosen Siedlungen und Wohnbauten keine Kulturförderung verfolgte. Dieser Rückzug aus einem eigenständigen politischen und gewerkschaft­ lichen Engagement für Kultur war einer der Faktoren, die eine «konsumistische Umdefinition des persönlichen Lebensbereichs» förderten und – nach Jürgen Habermas – zu einer «Verödung der kommunikativen Kapazitäten der Lebenswelt»669 in der Bundesrepublik führten. Nur in Hessen, wo Georg August Zinn als SPD-Ministerpräsident von 1950 bis 1963 wirkte, entstand ein Programm zu einer umfassenden Sozialreform, die auch mit kulturellen Einrichtungen verknüpft war. Der von Zinn 1951 initiierte «Große Hessenplan» sah den von Land und Kommunen finanzierten Bau von «Dorfgemeinschaftshäusern»670 sowie «Bürgerhäusern» in Kleinstädten als Zentren des öffentlichen Lebens vor. Dieser Versuch einer sozialen und kulturellen Neuformierung insbesondere der ländlichen Gemeinschaften richtete sich auch gegen die Dominanz kirchlicher Gemeindezentren und wurde nicht zuletzt deshalb heftig bekämpft und durch Vergleiche mit den DDR-Kulturhäusern diskreditiert.671 1958 konnte das 100. Dorfgemeinschaftshaus in Hessen eingeweiht werden, aber die Bauaufgabe etablierte sich nicht, und es entstand kein architektonisches Profil, die relativ belanglosen Gebäude changierten vom heimat­ tümelnden Fachwerk bis zu Glas-Eisen-Konstruktionen.

«Meisterbauten» in Darmstadt und die gebaute Pädagogik von Scharoun Abgesehen von den politischen Konstellationen war es in der Bundesrepublik schon allein aufgrund der Kulturhoheit der einzelnen Bundesländer nicht möglich, eine einheitliche Kulturpolitik zu verfolgen, Bauten der Kultur und Bildung blieben Experimente beziehungsweise ­Demonstrationen der Länder und Kommunen. Neben Tausenden von Schul- und Sakralbauten entstanden in den 1950 er- und 1960 er-Jahren insbesondere neue Gebäude für Theater und Musik, die Mehrzahl der Muse606 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

241 | Hans Scharoun, Geschwister-Scholl-Gymnasium in Lünen/Westfalen (im Bau), 1956–1962

242 | Hans Scharoun, Geschwister-Scholl-Gymnasium in Lünen/Westfalen, Grundriss Erdgeschoss, 1956–1962

Repräsentation, Bildung, Kultur – Ost und West | 607

umsneubauten folgte in den 1970 er- und 1980 er-Jahren. In Hessen versuchte der Magistrat von Darmstadt Maßstäbe zu setzen, indem er bereits 1950 prominente Architekten zu Entwürfen für verschiedene Bauaufgaben einlud, die dann als «Meisterbauten» im Rahmen des 2. Darmstädter ­Gesprächs 1951 ausgestellt waren und anschließend als beispielgebende Muster gebaut werden sollten. Von den elf eingereichten Projekten waren bezeichnenderweise sieben Bildungsbauten, denn es sollte der architek­ tonische Rahmen einer Erziehung in der Demokratie aufgezeigt werden. Die Stadt konnte nur fünf Projekte realisieren, der bedeutendste Entwurf, eine Volksschule von Hans Scharoun, blieb unausgeführt. Scharoun konzipierte für Darmstadt drei Arten von «Klassenwohnungen»672, die hinsichtlich Orientierung, Dimensionierung, Lichtführung, Farbgebung und Details auf die jeweilige Altersstufe der 6- bis 15-jährigen Kinder ausgerichtet waren – von «Höhlen» mit Nestwärme über sachliche Arbeitszimmer zu Gruppenräumen für Gemeinschaften. Diese Form einer «gebauten Pädagogik» in Korrespondenz zur Entwicklung der Kinder konnte er 1956 bis 1962 im westfälischen Lünen mit dem GeschwisterScholl-Gymnasium verwirklichen (Abb. 241, 242). Entlang einer gemeinsamen Schulstraße reihen sich in Lünen die 18 Klassen des Gymnasiums, die in Entsprechung zum Alter räumlich differenziert als «Schul-Wohnung» gestaltet sind, in der sich eine «zweite Familie» bilden soll, «um so das Wesen der ‹sozialen› Familie, neben der biologischen Familie des Elternhauses zu erfahren»673. Bei der Eröffnung erklärte Scharoun den Schülerinnen seine aus den Erfahrungen der NS-Zeit geprägte Vorstellung, dass die Schulwohnung ihnen Intimität geben sollte, «auf die wir uns in vielen Gebieten heute wieder besinnen müssen nach so viel Monumentalität und Repräsentation»674. Mit dem Schulbau in Lünen schuf Scharoun ein Werk, das aus den zahllosen orthogonalen Kisten der Bildungsbauten in der Bundesrepublik singulär herausragt. Seine Konzeption einer Schule als komplexe Raumkonfiguration für eine organische Entwicklung und demokratische Erziehung von sozialen Individuen setzte er bei seinem Schulbau in Marl 1960 bis 1971 fort, ansonsten findet sich keine Nachfolge in der Bundesrepublik. Bezüglich der räumlichen Komplexität sind nur drei Bauten der ­Architekten Hermann Fehling und Daniel Gogel für Forschungseinrichtungen der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin und München vergleichbar, deren Gestaltung sich allerdings auf ein architektonisches Erlebnis der ­Erschließungsräume konzentrierte.675 608 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

Kulturbauten als Repräsentationsersatz in der BRD und in Westberlin Beim Bau von Theatern, Opernhäusern und Konzertsälen, der von den Bürgern in der frühen Nachkriegszeit besonders gefordert und durch Geldspenden sowie Tombolas unterstützt wurde, bot sich Ländern und Kommunen Gelegenheit zu politisch unverdächtiger Repräsentation.676 Einige der stark zerstörten Theaterbauten – wie das Nationaltheater in München – wurden nahezu komplett rekonstruiert, andere erhielten neue Innenräume, auf die sich Werner Kallmorgen677 bei den Theatern in Hannover, Kiel, Hamburg und Altona spezialisierte. Einige Neubauten zeichneten sich durch formale Experimente aus, wie die geschwungene Liederhalle mit einer Emporenrampe in Stuttgart von Adolf Abel und Rolf Gutbrod oder das Halbrund mit Mosaikverkleidungen des Theaters in Münster von Deilmann, Hausen, Rave und Ruhnau (Abb. 224). Ein beliebtes Motiv war es, durch großflächig verglaste Foyers eine Öffnung der Kulturbauten zur Stadt und zu den Bürgern zu signalisieren, beispielsweise bei Oper und Schauspielhaus in Frankfurt von Apel+Beckert, beim Schauspielhaus in Stuttgart von Hans Volkart, beim Nationaltheater in Mannheim von ­Gerhard Weber, bei der Oper in Köln von Wilhelm Riphahn,

243 | W  erner Ruhnau, Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen, 1954–1959

Repräsentation, Bildung, Kultur – Ost und West | 609

beim Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen von Werner Ruhnau (Abb. 243) und beim Konzertsaal der Universität der Künste in Berlin von Paul Baum­garten. Die Transparenz diente zum einen als einladende Geste in ein für jedermann offenes Haus, und zum anderen erstrahlten die Bauten am Abend wie Leuchttürme der Kultur in den Städten.678 Ein völlig neues Raumerlebnis plante Hans Scharoun mit seinem Entwurf für das Staatstheater in Kassel, mit dem er 1952 den Wettbewerb gewann. Scharoun konzipierte einen differenzierten Baukörper, dessen Umrisse er aus der Topographie entwickelte und nach den Bewegungsabläufen im Inneren formte. Die Anlage gipfelte im Bühnenturm einer Dachlandschaft, die mit der Umgebung korrespondierte, während die Räume so miteinander verbunden waren, dass sie für den Besucher ein kontinuier­ liches Raumerlebnis bilden sollten. Große Teile der Bürgerschaft, der ­Medien sowie einige Politiker hatten sich jedoch für eine Rekonstruktion des zerstörten Vorgängerbaus engagiert, ihnen gelang es mit vorgeschobenen technischen und finanziellen Argumenten, das bereits im Bau befindliche Theater Scharouns wieder entfernen und einen konventionellen Neubau durch Paul Bode errichten zu lassen. Der Vorgang führte zu einem der größten Architekturskandale in der Geschichte der Bundesrepublik, und Bode wurde aus dem BDA ausgeschlossen.679 Nach dem Fiasko in Kassel gewann Scharoun 1956 den Wettbewerb für ein Konzerthaus in Berlin und erhielt 1959 den Auftrag zum Bau der Philharmonie am südlichen Rand des Tiergartens in direkter Nachbarschaft zur Ödnis des nahezu leeren Potsdamer Platzes, einem Niemandsland ­zwischen Ost und West. Er führte die Planung von Kassel weiter und konzipierte einen polygonen Konzertsaal, in dessen Zentrum er Dirigent und Musik platzierte (Abb. 244). Für Scharoun bildete der Saal ein Tal, «auf dessen Sohle sich das Orchester befindet, umringt von den ansteigenden Weinbergen. Die Decke entgegnet dieser Landschaft wie eine ‹Himmelschaft› [und] wirkt wie ein Zelt.»680 Der Konzentration auf die Musik im Saal korrespondierte – wie Ein- und Ausatmen – die freie Bewegung der Besucher in den umschließenden Foyers und Treppenhäusern. Die komplexe Raumkonfiguration war nur möglich mit einer aufwendigen Stahlbetonkonstruktion, deren Träger und Pfosten Scharoun gestaltgebend für eine unendliche Vielfalt räumlicher Eindrücke einsetzte. Bei der Eröffnung der Philharmonie im Oktober 1963 feierte der Berliner Senator für Wissenschaft und Kunst, Adolf Arndt, den Bau in Analogie zum Musik610 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

244 | H  ans Scharoun, Innenraum der Philharmonie, Berlin-Tiergarten, 1956–1963

programm mit der Leonoren-Ouvertüre als «Signal der Freiheit»681, denn seit August 1961 befand sich in wenigen Hundert Meter Entfernung die Grenzmauer durch Berlin. Mit dem Mauerbau waren sowohl Straßenverbindungen wie auch das historische Zentrum Berlins im Osten der Stadt von West-Berlin abgeschnitten, nun sollten neue autobahnähnliche Entlastungsstraßen als «Tangenten» durch westliche Stadtteile den Verkehrsfluss ermöglichen, Kahlschlagsanierungen und Großsiedlungen sollten durchgeführt und die «City-West» am Zoologischen Garten ausgebaut werden. Da reichlich Bundesmittel flossen, hat die Planung «der Stadt langfristig mehr zugesetzt als alle anderen großen Pläne seit 1945.»682 Da sich die meisten Museen im Ostteil der Stadt befanden, sollte in Fortsetzung der Philharmonie ein neues repräsentatives Zentrum als kulturelles Schaufenster des Westens in direkter Nähe zur Mauer errichtet werden (Abb. 245). Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz schrieb 1963 einen Wettbewerb für den Neubau der Staatsbibliothek am Kemperplatz aus, den Hans Scharoun mit einem Projekt gewann, bei dem er ein Kulturforum vorschlug zwischen seiner Philharmonie, dem Bibliotheksbau und der Neuen National­galerie, für Repräsentation, Bildung, Kultur – Ost und West | 611

245 | K  ulturforum Berlin, links Neue Nationalgalerie von Mies van der Rohe, rechts Staatsbibliothek und oben Philharmonie von Hans Scharoun, um 1985

die Mies van der Rohe allerdings bereits 1962 direkt beauftragt worden war. Da eine geplante neue Westtangente die von der DDR-Mauer unterbrochene Potsdamer Straße kreuzte, platzierte Scharoun die Bibliothek mit dem Rücken zur Tangente mitten auf die alte Reichsstraße A 1, durchschnitt damit zum einen geradezu symbolisch die alte Achse Preußens von Aachen nach Königsberg und verlieh zum anderen dem Forum eine demonstrative Orientierung nach Westen.683 Julius Posener nannte das Kulturforum deshalb «die bauliche Verwirklichung des Alleinvertretungsanspruches»684 und Renzo Piano erklärte rückblickend, Scharoun habe auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges die Spaltung Europas und Berlins in Architektur um­gewandelt.685 Dies bezog sich auf die Orientierung, aber die fließenden Räume der nach Scharouns Tod 1972 durch seinen Mitarbeiter Edgar Wisniewski bis 1978 fertiggestellten Staatsbibliothek sind eine einzigartige Übertragung des freien und offenen Austausches von Wissen in Architektur.686 Durch Wim Wenders Film «Himmel über Berlin» gingen die «flüsternden Räume» der Staatsbibliothek auch in die Filmgeschichte ein. Der von Mies van der Rohe entworfene quadratische Kunsttempel auf einem Podest fügte sich allerdings nicht in Scharouns Konzeption ein, die 612 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

auch nie verwirklicht wurde. Die 1968 eröffnete Neue Nationalgalerie, der einzige Bau des 1938 in die USA emigrierten Architekten nach dem Krieg in Deutschland, war ein Solitär ohne jeden Bezug zum Ort. Bezeichnenderweise hatte Mies van der Rohe den nahezu gleichen Entwurf bereits 1957 für die Konzernzentrale von Bacardi in Kuba und anschließend für ein Museum in Schweinfurt vorgelegt. Der Architekt zelebrierte ohne Rücksicht auf Funktion und Kontext eine Architektur, die sich auf das ­optisch perfekte Zusammenwirken von Konstruktion und Proportionen reduzierte und einen stützenfreien Raum präsentierte, der sich unter e­ inem mächtigen, 1200 Tonnen schweren Stahlkassettendach nach allen Seiten «universal» und funktionsenthoben öffnete. Die ebenso umstrittene wie hoch gelobte «absolute Architektur»687 der Nationalgalerie bildete einen Endpunkt der Reduktion eines von Mies van der Rohe seit Jahrzehnten verfolgten puristischen Klassizismus in der Nachfolge Schinkels, sie wies aber auch einen Weg zu vielen bald folgenden Kulturbauten, die als eigenständige Kunstwerke beziehungsweise Markenzeichen des jeweiligen Architekten entworfen und gebaut wurden. In der zweiten Hälfte der 1970 erJahre begann mit Hans Holleins Museum in Mönchengladbach (Abb. 205) die Folge aufwendiger und repräsentativer Museumsbauten, mit denen sich Länder und Kommunen schmückten und die vielfach von internationalen Stararchitekten als «signature architecture», als modische, nur auf sich selbst und den Architekten bezogene Marken­zeichen platziert wurden.

Regierungsbauten in Bonn und Westberlin Als sich abzeichnete, dass aus dem geteilten Land zwei Staaten hervorgehen würden, begannen erste Überlegungen für die Regierungssitze und Bauten der Regierungsorgane. Während im Osten Berlin als Hauptstadt nie in Frage stand, konnte im Westen zwar der Anspruch auf Berlin erhoben werden, aber die Durchführung von Regierungsgeschäften war in der von der sowjetischen Zone umgebenen Stadt nicht möglich, dies demonstrierte nicht zuletzt die Blockade Berlins nach der Währungsreform durch sowjetische Truppen ab dem 24. Juni 1948. Im Westen begann nun ein Wettlauf zwischen Frankfurt am Main und Bonn um den Sitz der Regierung und die künftige Hauptstadtfunktion. Im Frühjahr 1948 war in Frankfurt die Paulskirche, Sitz der ersten deutschen Nationalversammlung 1848, in purifizierter Form eröffnet worden (Abb. 163), die Repräsentation, Bildung, Kultur – Ost und West | 613

Stadt bot sich deshalb an, dort die demokratische Tradition des Ortes fortzuführen. Ohne eine Vorentscheidung ließ der Magistrat neben dem Gebäude der Pädagogischen Akademie aus den 1920 er-Jahren einen Plenarsaal für den künftigen Bundestag errichten. Den Auftrag erhielt Gerhard Weber, ein Bauhäusler und ehemaliger Mitarbeiter von Herbert Rimpl im NS-Industriebau, der bereits die Messehallen der Stadt wiedererrichtet hatte. Weber plante eine «moderne Paraphrase der Paulskirche»688, einen Rundbau mit großen Glasflächen und Treppenhausrisaliten mit Rotsandstein-Verkleidung. Da gegen das «rote Frankfurt»689 wie auch gegen eine Platzierung des Parlaments gleichsam im Schatten der US-Militärverwaltung im Frank­ furter I. G. Farben-Gebäude von Seiten politischer Kreise um Konrad Adenauer erhebliche Einwände bestanden, ging das Land NordrheinWestfalen in Vorleistung und stellte die im Krieg nicht zerstörte Pädagogische Akademie von Martin Witte in Bonn für die ab September 1948 stattfindenden Sitzungen des parlamentarischen Rats, der verfassunggebenden Versammlung der westlichen Bundesländer, zur Verfügung. Der Rat tagte somit bereits in der Aula der Akademie in Bonn, als Hans Schwippert im November von der Landesregierung den von ihr auch finanzierten Auftrag zum Umbau erhielt. Beide Städte versuchten präjudizierende Tatsachen zu schaffen. Bei der entscheidenden Sitzung des parlamentarischen Rats am 10. Mai 1949 gewann Bonn den Wettstreit mit 33 gegen 29 Stimmen, den Frankfurter Rundbau übernahm der Hessische Rundfunk, und die damals etwa 100 000 Einwohner zählende Stadt Bonn blieb für die nächsten 42 Jahre Regierungssitz der Bundesrepublik. Schwippert plante die Pädagogische Akademie für die neue Nutzung im Inneren um und fügte einen quadratischen Plenarsaal mit 32 Meter Seitenlänge an, den er an zwei Seiten über die gesamte Höhe von sechs Metern mit Fensterwänden verglaste (Abb. 246). Der Raum sollte nach Schwipperts Auffassung ein Ort des Dialogs und der Transparenz sein: «Ich habe gewünscht, daß das deutsche Land der parlamentarischen Arbeit zuschaut. […] Ich wollte ein Haus der Offenheit, eine Architektur der Begegnung und des Gesprächs.»690 Und ausdrücklich erklärte er: «Die Politik ist eine dunkle Sache, schauen wir zu, daß wir etwas Licht hineinbringen.»691 Mit dieser Transparenz- und Lichtmetaphorik wandte er sich zum einen direkt gegen die lichtscheuen, «dunklen» Seiten der NS-Politik, zum anderen stellte er sich in die Tradition der seit der Jahrhundertwende durch den 614 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

246 | H  ans Schwippert, Plenarsaal im Bundeshaus in Bonn, 1949–1952

Dichter Paul Scheerbart initiierten Glasbegeisterung. Bruno Taut und sein Freundeskreis hatten nach dem Ersten Weltkrieg mit gläsernen Phantasie­ gebilden einen Aufbruch in eine neue Zeit propagiert,692 für Walter Gropius bildete die großflächige Verglasung am Bauhausgebäude ein «wahrzeichen der neuen baukunst»693 und Sinnbild für die «erhellung» (Abb. 85), und Mies van der Rohe zelebrierte 1929 Transparenz als freie Sicht und fließende Bewegung durch Räume am Barcelona-Pavillon (Abb. 78). An diesen Repräsentationsbau der Weimarer Republik wurde seit der frühen Nachkriegszeit in der Bundesrepublik immer wieder erinnert, denn er konnte als Verweis für eine «demokratische» Repräsentation dienen. Mit dem 1952 eröffneten Plenarsaal des Bundeshauses, vor dessen Glaswand anfangs noch Besucher stehen durften, begann die von Architekten, Politikern und Medien endlos artikulierte Verbindung von der Öffentlichkeit der Politik mit einer buchstäblichen Offenheit und Einsicht in die ­Arbeit der Politiker.694 Der SPD-Politiker Adolf Arndt, der 1960 eine programmatische, viel zitierte Rede über «Demokratie als Bauherr»695 hielt, erhärtete den Fehlschluss von öffentlich zu offen beziehungsweise transparent: «Parlament und Demokratie sind wesensgemäß durch Öffentlichkeit Repräsentation, Bildung, Kultur – Ost und West | 615

ausgezeichnet. […] Öffentlichkeit erfordert eine […] Durchsichtigkeit des parlamentarischen Geschehens. [Diese] korrespondiert notwendig mit […] einer Transparenz der gesamten Baulichkeit.»696 Dass transparente, gläserne Architektur zwar einen Blick nach Innen, keineswegs jedoch eine Einsicht in Inhalte ermöglicht sowie eine Barriere zwischen Innen und ­Außen errichtet, so dass ein Aquarium-Effekt entsteht, kritisierte Siegfried Kracauer schon in den 1920 er-Jahren.697 Auf den semantischen Fehlschluss verwies Wolfgang Koeppen im Titel seines 1953 erschienenen Romans Das Treibhaus, in dem er die Bonner Politik im gläsernen Bundeshaus als eine in einem Treibhausklima inszenierte Demokratie beschrieb, die nicht die in der Bundesrepublik grassierende Restauration bekämpfte.698 Konrad Adenauer kritisierte nicht nur Schwipperts «Glaskasten»699 als ungemütlich und unerträglich, sondern er lehnte auch dessen Konzeption einer kreisförmigen Sitzordnung ab, die nicht mehr zwischen Exekutive und Legislative unterschied. Nach seiner Meinung sollte man «für den Anfang der parlamentarischen Arbeit […] nicht gleich zu so radikalen Neuerungen greifen», die Anordnung der Sitze der Parlamentarier erfolgte deshalb wie bei einer Schulklasse mit Blick auf die erhöhten Plätze von Bundesregierung und Bundesrat.700 Gelobt wurde allgemein der sachliche und bescheidene Ausdruck des Gebäudes, bei dem Schwippert auf jede Form von Repräsentation bewusst verzichtete. Die Zurückhaltung schien nicht nur der poli­tischen und ökonomischen Situation angemessen, sondern entsprach auch dem bewussten Charakter eines Provisoriums, das auf eine zukünftige Veränderung durch die als Staatsziel formulierte Wiederver­ einigung ver­weisen sollte. Der Jurist Ulrich Battis bezeichnete die Bonner Regierungsbauten deshalb treffend als «das bauliche Mimikry der bundesdeutschen Staatlichkeit»701. Zur Durchführung der weiteren Bauten des Bundes für Regierungs­ geschäfte entstand 1950 die Bundesbaudirektion als neue Bundesbehörde, die dem Finanzministerium unterstand und in wörtlicher Umsetzung des Auftrags, bescheiden zu bauen, ohne ein Gesamtkonzept eine Ansammlung von Belanglosigkeiten produzierte, von der sich der SPD-Politiker Carlo Schmid mit der Bemerkung distanzierte, «zwischen Bescheidenheit und Schäbigkeit»702 sei wohl ein Unterschied. Bezeichnenderweise war die Errichtung eines geheimen Regierungsbunkers südlich von Bonn die größte Bauaufgabe der Bundesbaudirektion. Der 19 Kilometer lange, aufwendig ausgestattete Tunnelbau, der das Überleben von 3000 Personen für 616 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

gerade mal 30 Tage im Falle eines Atomkriegs sichern sollte, war mit Kosten von mehreren Milliarden das teuerste Bauwerk der Bundesrepublik.703 Ein architektonisches Dokument politischer Absurdität im Kalten Krieg. Da die ständig wachsende Zahl der Bundesbauten im «Bundesdorf»704 Bonn den Charakter eines Provisoriums beeinträchtigte, wurde 1956 ein Baustopp erlassen, der Bund mietete in der Folge nur noch Räume an. Nun sollten Neubauten in Berlin sowie neue Botschaftsgebäude entstehen, um mit baulicher und politischer Präsenz den Alleinvertretungs­ anspruch der Bundesrepublik zu demonstrieren. Die Bundesbaudirektion rekonstruierte das stark zerstörte Schloss Bellevue, das 1957 zum zweiten Amts- und Wohnsitz des Bundespräsidenten erklärte wurde, und stellte schrittweise die ausgebrannte, zerschossene und verkohlte Ruine des Reichstags «für parlamentarische Zwecke» des Bundestags wieder her. Mit der Sprengung der Kuppelreste war 1954 das repräsentative Hoheitszeichen entfernt worden, aber obwohl der Deutsche Werkbund und der BDA den Abriss des Reichstags und einen Neubau forderten, rekonstruierte die Bundesbaudirektion nach einer Entscheidung des Bundestags ab 1958 weitgehend den historischen Zustand der äußeren Erscheinung.705 Nach einem gewonnenen Wettbewerb erhielt Paul Baumgarten 1961 den Auftrag zum Umbau des Inneren und verwandelte den ehemaligen Reichstag bis 1973 in eine helle neue Raumfolge, indem er die Wände und Decken mit Platten verkleidete, die Wandelhalle entfernte und den Plenarsaal zum ­Tageslicht öffnete.706 Während am Außenbau die historische Form zurückkehrte, verschwand die Geschichte im Inneren.707 Da Plenarsitzungen des Bundestags nach dem Viermächtestatus in Berlin verboten waren, fand erst am 4. Oktober 1990 die erste Sitzung des nunmehr gesamtdeutschen Parlaments im Reichstagsgebäude statt.

Architektonische Repräsentation der BRD auf internationalen Ausstellungen und im Kanzlerbungalow Da in Bonn wie in Berlin Repräsentation verpönt und demonstrative Bescheidenheit und Zurückhaltung angesagt waren, bot die Expo in Brüssel 1958, die erste Weltausstellung, an der Deutschland seit 1937 wieder teilnahm, Gelegenheit, sich auch architektonisch als gewandeltes, demo­ kratisch erneuertes Land international zu präsentieren. Die Konzeption der Ausstellung entwickelte der Vorsitzende des Deutschen Werkbunds, Repräsentation, Bildung, Kultur – Ost und West | 617

Hans Schwippert, den Bauauftrag erhielten Sep Ruf und Egon Eiermann, die nach dem Vorbild von Rufs Nürnberger Akademie (Abb. 183) acht quadratische Pavillons asymmetrisch in einen großen Park platzierten.708 Die Bodenplatte der rundum verglasten Stahlskelettkonstruktionen kragte 3,30 Meter über die tragenden Stützen aus, so dass die Pavillons über dem Boden zu schweben schienen. Die Besucher gingen über Rampen und Stege zu den eleganten gläsernen Bauten, deren fließende offene Räume mit den Ausblicken in die Landschaft verschmolzen. Mit dem Ziel, die Anlage gleichsam zu entmaterialisieren, ihr jede Bodenschwere zu nehmen, entstand bis ins kleinste Detail ein Gegenbau zu dem fensterlosen, mit Natursteinen verkleideten monumentalen Block des Speer’schen Pavillons 1937 in Paris (Abb. 118). Dass Eiermann bei der NS-Propaganda-Ausstellung «Gebt mir vier Jahre Zeit» 1936 mitgewirkt hatte (Abb. 116), wurde auch kritisch vermerkt, aber insgesamt erhielt der deutsche Beitrag freundliche Würdigungen, die ­intendierte Botschaft, dass eine weltoffene internationale Moderne zur neuen Heimat der gewandelten Deutschen geworden sei, kam im Ausland an.709 Schwippert konnte vermerken, es sei gelungen, «die beschämende Repräsentation des Debakels, in Paris 1937, wettzu­ machen, ja auszulöschen. Nichts Geringeres als dies war hier zu leisten!»710 Da die DDR nicht zu­gelassen war, nutzte die Bundesrepublik die Präsentation nicht nur zur ­architektonischen Demonstration ihres geistigen und

247 | Sep Ruf und Egon Eiermann, Deutscher Pavillon auf der Weltausstellung in Brüssel 1958

618 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

248 | S ep Ruf, Kanzlerbungalow, Wohn- und Empfangsgebäude des deutschen ­Bundeskanzlers im Park des Palais Schaumburg in Bonn, 1963–1964

gesellschaftlichen Wandels, sondern auch zur Darstellung des Alleinvertretungsanspruchs. Der Eingangspavillon war demonstrativ mit «Deutschland» bezeichnet (Abb. 247), darin befand sich eine raumgroße Reliefkarte des Landes in den Grenzen von 1937 – wie noch bis in die 1970 er-Jahre vielfach üblich – mit dem Schriftzug entlang der innerdeutschen Grenze: «Der Herzschlag eines Volkes geht durch geteiltes Land». Beide Architekten beriefen sich auf ihr Vorbild Mies van der Rohe und verwiesen auf den Barcelona-Pavillon von 1929. Eine direkte Fortsetzung fand die Brüsseler Paraphrase der Mies’schen Architektur mit dem Dienstund Wohngebäude für den Bundeskanzler, das Sep Ruf im Auftrag von Ludwig Erhard 1963 bis 1964 im Park des Palais Schaumburg, dem Sitz des Kanzleramts, errichtete (Abb. 248). Der Kanzlerbungalow besteht aus zwei ineinandergeschobenen quadratischen Baukörpern mit 20 und 24 Meter Kantenlänge für die Wohn- und Repräsentationsräume, deren Erscheinung Ruf durch Proportion, Materialwahl und Ausstattung zu einer noblen Eleganz veredelte. Der großflächig verglaste Pavillon des Bundeskanzlers in einem Park sollte für die internationalen Gäste als architektonische Repräsentation einer Republik wirken, die sich – befreit von belastender Geschichte – als moderner, aber zurückhaltender Staat präsentierte. Diese subtile Form von staatlicher Repräsentation führte zu heftigen DiskussioRepräsentation, Bildung, Kultur – Ost und West | 619

nen, nach Erhards Rücktritt diffamierten Adenauer und Kurt Georg Kiesinger den Bungalow von Ruf – «der brennt nicht mal, da kann kein Mensch drin wohnen. [der Architekt] verdient zehn Jahre».711 Die Räume wurden in der Folge durch Umbauten verunstaltet, und erst Helmut Schmidt lobte wieder die Qualitäten des Baus.712

«Swinging Germany»: Montreal ’67, München ’72 und ein neuer gläserner Bundestag Bei der folgenden Teilnahme der Bundesrepublik an der Weltausstellung in Montreal 1967 gewann Frei Otto zusammen mit Rolf ­Gutbrod den Wettbewerb für den deutschen Pavillon mit einer Zeltkon­ struktion, die für ihn eine politisch konnotierte Konzeption von Architektur transportierte.713 Frei Otto, Jahrgang 1925, war zutiefst geprägt von ­einer Ablehnung der NS-Zeit, deren Blut-und-Boden-Ideologie sich für ihn mit schweren, bodenverhafteten Bauten, mit einer «Architektur des Tötens»714 verband. Die «Befreiung vom Joch der dreißiger Jahre»715 sah er in leichten flexiblen Bauten, in Konstruktionen im Einklang mit der Natur, mit denen sich nach seiner Hoffnung «auch eine neue offene Gesellschaft einfinden möge»716. Bei den Bemühungen um Entmaterialisierung, die Mies van der Rohe auf die Formel «Less is more» gebracht und die zu den gläsern transparenten Pavillons in Brüssel geführt hatte, handelte es sich letztlich doch immer um schwere Baukörper mit massiven Konstruktionen. Frei Otto ging einen anderen Weg und erprobte seit den 1950 er-Jahren neue Formen des Zeltbaus mit Membran- und Seilnetzkonstruktionen, die er in seiner Berliner «Entwicklungsstätte für den Leichtbau» wissenschaftlich ­experimentell untersuchte. Sein Ziel waren leichte, demontable Konstruk­ tionen, deren Form nicht nach vorgefassten oder tradierten ästhetischen Vorstellungen, sondern entsprechend dem natür­lichen Verlauf der Kräfte im Tragwerk entstand, und die deshalb auch keinerlei repräsentativen Ausdruck vermittelten und sich von der Geschichte befreiten.717 1964 erhielt Frei Otto den Ruf an das eigens für ihn eingerichtete Institut für leichte Flächentragwerke an der Stuttgarter Technischen Hochschule (seit 1967 Universität), dort entstand das Konzept sowie ein Versuchsbau für den Pavillon in Montreal, bei dem er ein sattelförmig gekrümmtes Seilnetz mit Minimalflächen als stabile Tragkonstruktion mit Hoch- und Tiefpunkten von Masten mit augenförmigen Seilschlaufen über einer Fläche von fast 620 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

249 | F rei Otto und Rolf Gutbrod, Deutscher Pavillon auf der Weltaus­ stellung in Montreal 1967

10 000 Quadratmetern abspannte.718 Mit der Zeltkonstruktion von Montreal (Abb. 249) gelang es Frei Otto, die Bundesrepublik mit einer bautech­ nischen Innovation zu repräsentieren, die von der kanadischen Presse als «Swinging Germany» bezeichnet wurde und international die gewünschte Anerkennung als Zeichen eines gewandelten Deutschlands fand. Zudem lieferte der Pavillon neue Anstöße zum Leichtbau, die in vielen Ländern der Welt aufgenommen und weitergeführt wurden.719 Das Stuttgarter Institut entwickelte sich zur bedeutendsten Forschungsstelle für Architektur und Bautechnik in der Bundesrepublik, es war Kommunika­tionszentrum zum Austausch mit Ingenieuren und Biologen, und Frei Otto erhielt als einziger deutscher Architekt der Nachkriegszeit herausragende internationale Anerkennung – in Deutschland blieb er allerdings immer ein Außenseiter.720 Während der Expo in Montreal fand der Wettbewerb für die Bauten der Olympischen Spiele 1972 in München statt, den Günter Behnisch & Partner mit einem Entwurf gewannen, der dem Zeltdach von Frei Otto direkt nachgebildet war (Abb. 250). Die Umsetzung der Dachkonstruktion für eine Fläche von etwa 80 000 Quadratmetern war nur mit Frei Ottos Hilfe möglich, allerdings erforderte die Abspannung der vorgespannten Seilnetze der Zeltdächer über 16 Masten aufgrund der Dimensionen große Widerlager, der scheinbar schwebende Eindruck war durch enorme Mengen unterirdisch gelagerter Betonmassen erkauft.721 Letztlich ging es darum, mit dem schwebenden Dach über den in Mulden abgesenkten Sportstätten der Welt «heitere Spiele im Grünen» in einem weltoffenen Repräsentation, Bildung, Kultur – Ost und West | 621

demokratischen Land vorzuführen und damit die Erinnerung an die NSPropagandaspiele 1936 in Berlin genauso auszulöschen, wie dies mit den Bauten in Brüssel bereits hinsichtlich des Speer’schen Pavillons von 1937 in Paris vorgeführt worden war. Der schwedische Schriftsteller Per Olov Enquist, der für eine Stockholmer Zeitung aus München berichtete, ­ schrieb: «Diese olympischen Spiele sollten ja von Heiterkeit geprägt sein, nicht von deutscher Disziplin und militärischer Bewachung. Sie sollten das Deutsche von der Geschichte abwaschen. Die zwölf Jahre unter Hitler sollten weggewaschen werden. […] Man hatte den Traum, das Spielerische und die Offenheit würden die […] Geschichte auslöschen.»722 Aber gerade die Offenheit ermöglichte das Attentat auf die israelischen Sportler und machte den Traum zunichte. Ein Nebeneffekt des bis dahin teuersten

250 | Günter Behnisch & Partner mit Frei Otto, Anlagen für die Olympischen Spiele in München 1972

622 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

Hochbaus der Bundesrepublik war die intensivierte Entwicklung computergesteuerter Berechnungen, die in der Folge immer stärker in Entwurfund Bauplanung Eingang fanden. Mit dem Erfolg der Olympischen Spiele, der neuen Ostpolitik und dem allmählichen Verblassen des Alleinvertretungsanspruchs veränderte sich auch die Haltung zu Regierungsneubauten in Bonn. Im Januar 1973 gab Willy Brandt in seiner Regierungserklärung ein Bekenntnis zu Bonn ab, das nun doch eine legitime Hauptstadt werden sollte.723 Nachdem schon 1966 bis 1969 ein neues Abgeordnetenhochhaus von Egon Eiermann errichtet worden war, lobte nun die Bundesbaudirektion einen Wettbewerb «Bundestag und Bundesrat» für einen neuen Plenarsaal und Sitzungssäle aus. Von den vier Preisträgern fand der Entwurf von Behnisch & Partner, bei dem sich runde Säle um einen kreisförmigen Plenarsaal mit kreisför­ miger Sitzordnung gruppierten, die größte Aufmerksamkeit. Die Presse feierte ihn als Gegenpol zur «pompösen» Staatsarchitektur in Ost-Berlin, als heitere Architektur des Geistes, die «das harte Spiel der Politik»724 auflöse – selbst die früher aggressive Kalte-Kriegs-Metaphorik hatte sich verändert. Über die Frage nach der richtigen Anordnung der Sitzplätze erfolgte eine jahrelange Diskussion mit Verweisen auf die «runden Tische» in der Historie und auf die Grundrisse in verschiedenen Parlamenten bis hin zum Einfluss der Architektur auf die Debattenkultur. Als die Abgeordneten nach Jahren des Diskutierens 1984 einem Erhalt des alten Plenarsaals zuneigten, stellten die Bundesbaudirektion und das inzwischen favorisierte Büro Behnisch passenderweise fest, dass auf Grund von Baumängeln und Brandschutzmaßnahmen der alte Saal abgerissen werden müsste. Obwohl in der Folge das Bundeshaus 1986 als «architektonisch anschaulicher Mittelpunkt unserer Demokratie»725 unter Denkmalschutz gestellt wurde, beschloss der Bundestag am 5. Juni 1987 mit 178 gegen 174 Stimmen den Abbruch und einen Neubau durch das Büro Behnisch. Der zentrale historische Ort der bundesrepublikanischen Nachkriegsgeschichte verschwand, Behnisch & Partner errichteten ab 1988 einen neuen, rundum verglasten Neubau mit kreisrunder Sitzanordnung ohne Trennung von Legislative und Exekutive (Abb. 251). Dieses gefeierte Zeichen angeblich demokratischen Bauens, für das die historischen Bezüge zerstört wurden, überholte jedoch buchstäblich die Geschichte. Als das neue Parlament nach 16-jähriger Planungs- und 4-jähriger Bauzeit am 30. Oktober 1992 eröffnet wurde, stand der Umzug in das Berliner Reichstagsgebäude Repräsentation, Bildung, Kultur – Ost und West | 623

251 | Günter Behnisch & Partner, Plenarsaal im neuen Bundeshaus in Bonn, 1976–1992

bereits fest. Das Parlament zog in das historische Gebäude, umgab sich mit dem Mantel der deutschen Geschichte, und 2002 beschloss der Bundestag, das Hohenzollern-Schloss wiederaufzubauen und dafür das Symbol der DDR, den Palast der Republik abzureißen. Der Umgang mit Architektur wurde zum getreuen Spiegel der ost- und westdeutschen politischen Ambitionen in der Nachkriegsgeschichte.

624 | Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

Wiedervereinigung und Ausblick Mit der Wiedervereinigung erhielten die westdeutsche Bauwirtschaft und der Immobilienmarkt einen geradezu riesenhaften Auftrieb. Die am 1. Juli 1990 beschlossene Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion schaltete mit einem festgelegten Wechselkurs von 1:1 die DDR-Wirtschaft, die damit nicht mehr konkurrenzfähig war, weitgehend aus.1 Mit dem Einigungsvertrag vom 3. Oktober 1990 wurden der gesamte staatliche ­ Grundbesitz, etwa die Hälfte des DDR-Territoriums, sowie die staatlichen Einrichtungen, die 98 Prozent des Produktivvermögens der DDR umfassten, einer Treuhandanstalt übereignet, die dem Bonner Finanzministerium unterstand und im ehemaligen Göring-Luftfahrtministerium beziehungsweise Haus der Ministerien der DDR residierte. Nach dem Prinzip «Rückgabe vor Entschädigung» erhielten zu DDR-Zeiten enteignete Grund­ besitzer ihren Besitz wieder zurück, für alles Übrige galt Paragraph 1 des Treuhandgesetzes: «Das volkseigene Vermögen ist zu privatisieren.»2 Die Verteilungsprobleme wurden «hastig überspielt und nicht solidarisch in Angriff genommen»3, dies bildete bleibendes Gift in einer nicht aus gleichberechtigter Selbstverständigung erwachsenen neuen Einheit. In einer ­beispiellosen Aktion verkaufte die Treuhand in wenigen Jahren enorme Grundflächen sowie Zehntausende Gebäude und Betriebe, zu 85 Prozent an westdeutsche Investoren, 10 Prozent gingen an ausländisches Kapital, nur 5 Prozent verblieben im Besitz von Ostdeutschen.4 Mit dem Einigungsvertrag war auch das DDR-Ministerium für Bauwesen, Städtebau und Wohnungswirtschaft und damit die Bauakademie mit allen zentralen Einrichtungen und Forschungsinstitutionen aufgelöst, die Treuhand übernahm die 311 staatlichen VEB-Wohnungsbaugesellschaften, die über 90 Prozent der Wohnungen in der DDR verwalteten, sowie sämtliche Wohnungsbaukombinate. In der Folge gingen ganze Siedlungen, Stadtteile und Straßenzüge in westlichen Besitz über. Wie in Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Industrie übernahmen auch im Bauwesen Westdeutsche das Sagen. Architekten, Baufirmen und Baustoffhändler im Westen wurWiedervereinigung und Ausblick | 625

den mit Aufträgen überschwemmt, die Bauwirtschaft erlebte mittels einer buchstäblichen Kolonialisierung der ehemaligen DDR einen Boom wie in den besten Jahren des Wirtschaftswunders. In wenigen Jahren erfolgte in einem komprimierten Transformationsprozess eine von Westdeutschen betriebene brachiale Umstrukturierung von Wirtschaft und Gesellschaft der aufgelösten DDR.5 Von 12 000 Industriebetrieben wurden etwa ein Drittel liquidiert, von vier Millionen ­Industriearbeitern ein Drittel entlassen, Plattenbauproduktion und Baukombinate stillgelegt und Entwurfskollektive aufgelöst. Der Strukturwandel bedeutete für ehemalige DDR-Bürger nicht nur eine schmerzliche Entwertung der eigenen Biographien, sondern führte auch zu einem Verlust des lebensweltlichen Gefüges, denn mit den Arbeitsplätzen brach auch das soziale und kulturelle Umfeld weg, die zumeist kostenlosen staatlichen beziehungsweise betrieblichen Kindertagesstätten, Krippenplätze, Kulturhäuser, Ferienheime und ambulanten Polikliniken wurden geschlossen, die Einrichtungen verkauft. Die Vergabe von größeren architektonischen Aufträgen erfolgte nach bewährtem West-System über intransparente Wettbewerbe, die den Anschein eines demokratischen Prozesses vermit­ telten, bei dem Ost-Architekten jedoch keine Chance hatten.6 Das Baugeschehen bestimmten Investoren und West-Architekten, die sich den Baumarkt eines ganzen Landes aufteilten. Das im September 1993 verabschiedete Sondergebietsgesetz ermöglichte zudem großzügige Subventionen und steuerliche Sonderabschreibungen von bis zu 50 Prozent des Investi­ tionsaufwands, um den «Aufbau-Ost» anzukurbeln. Davon profitierten wieder die westlichen Investoren, insbesondere diejenigen, die sich sogenannte Filetstücke gesichert hatten und dort neue Einkaufszentren, Hotels sowie Wohnanlagen errichten ließen. Entstanden 1991 nur noch 17 000 Wohnungsneubauten auf dem Gebiet der ehemaligen DDR, so stieg die Zahl kontinuierlich auf 178 000 im Jahr 1999. Nun zeigte sich jedoch, dass aufgrund der De-Ökonomisierung eine Abwanderung zu Arbeitsplätzen im Westen erfolgte, die wiederum zu einem enormen Leerstand an Wohnungen und zur Schrumpfung der Städte in den neuen Bundesländern führte. Daraufhin erfolgte eine Umkehrung des «Aufbau-Ost» in ein mit Steuergeldern hoch subventioniertes Programm «Stadtumbau-Ost», mit dem in den folgenden Jahren etwa 350 000 Wohnungen durch Abriss – euphemistisch als «Rückbau» bezeichnet – zur «Herstellung des Marktgleich­ gewichts» vom Markt genommen wurden.7 Auch am Rückbau verdienten 626 | Wiedervereinigung und Ausblick

Bauwirtschaft und Investoren glänzend, die Betroffenen waren wie üblich nicht an den Planungen der Maßnahmen beteiligt.8 Im Gegensatz zur Begeisterung von Investoren und Bauwirtschaft über «Ein Schnäppchen namens DDR»9 – so die pointiert polemische Formulierung von Günter Grass – gab es in den Anfangsjahren der Wiedervereinigung auch dahingehend Stimmen, dass die Fehler beim NachkriegsWiederaufbau der westdeutschen Städte – Ausrichtung auf Mobilität, ­Zerstörung von Landschaften und gewachsenen Strukturen sowie Verlust von historischer Bausubstanz – vermieden werden sollten. Im Bericht der vom Bundestag eingesetzten Enquête-Kommission zur Aufarbeitung der DDR-Diktatur erklärte Manfred Ackermann, angesichts der Nachkriegsmodernisierungen im Westen Deutschlands bestehe in den neuen Ländern «eine unwiederholbare letzte Chance, […] durch geschichtsbewußte Rekonstruktion der städtischen Altbausubstanz identitätsstiftende Strukturen für alle Deutschen zu schaffen»10. In der Tat befanden sich Städte wie Görlitz, Quedlinburg oder Wittenberg noch in einem weitgehend unzerstörten Vorkriegszustand, und der Stopp der «sozialistischen Rekon­ struktion» von Altstädten mittels angepasster Platten bewahrte die Innenstädte in Bernau oder Merseburg vor weiterer Zerstörung. Über ein 1991 beschlossenes Modellstadtprogramm, die Städtebauförderung sowie durch kommunale Initiativen konnten einige seit Jahrzehnten dem Verfall preisgegebene Stadtteile in Erfurt, Güstrow, Halle, Meißen oder Wismar und die zumindest noch teilweise intakten Altstadtbereiche in Altenberg, Naumburg, Pirna, Stralsund oder Wernigerode saniert werden. Parallel zu den Sanierungen erreichten westdeutsche Investoren jedoch vielfach, dass sie ihren neuen Besitz nach ihren Vorstellungen gewinnbringend bebauen beziehungsweise nutzen konnten, da sich die Kommunen Steuereinnahmen erhofften und die Folgen nicht überblickten. Da zu DDR-Zeiten der Dienstleistungssektor weitgehend ausgedörrt worden war, entstanden nun zahllose neue Banken, Hotels, Restaurants und Läden, die innerstädtische Räume in Besitz nahmen. Insbesondere große zentrale Brachflächen ließen sich schnell mit Kommerzarchitektur besetzen. Mit den bezugslos ins ­Zentrum gesetzten banalen Neubauten verloren in der Folge Städte wie Dessau oder Cottbus die Chance einer umfassenden innerstädtischen Reurbanisierung. Zudem platzierten prominente West-Architekten ihre modischen Markenzeichen ebenso demonstrativ wie bezugslos in die Städte. So entstanden in Dresden in den 1990 er-Jahren mit dem schräg geWiedervereinigung und Ausblick | 627

stellten Kinocenter von Coop Himmelb(l)au, einem dekonstruktivistisch zersplitterten Gymnasium von Behnisch & Partner sowie dem gläsernen Sächsischen Landtag von Peter Kulka isolierte Werbezeichen der Archi­ tekten. Die westdeutsche Architektenschaft belohnte und belobigte die Implantierung der kontextlosen Markenzeichen mit Architekturpreisen – Ästhetik und Wertung von Architektur sollten sich neu orientieren, eine «baukulturelle Selbstentdeckung und Selbstentfaltung»11 wurde durch die Importe verhindert. Auch in der Architektur traten Westdeutsche nach ­einem Wort des Bürgerrechtlers Friedrich Schorlemmer «sowohl als die Schatzmeister wie auch als die Richtmeister»12 auf. Der architektonische Umgang mit historischem Kontext, baulicher Substanz und öffentlichen Räumen im ersten Jahrzehnt der Wiedervereinigung ist ähnlich wie in ­anderen Bereichen ein Spiegel der neuen Machtverhältnisse, des mangelnden Verständnisses für die Bürger sowie des Fehlens vorausschauender Planung. Ausnahmen wie die in Kontext und Bautypologie eingepasste neue Synagoge von Wandel, Hoefer, Lorch + Hirsch in Dresden bestätigen wie immer die Regel. Im direkten Gegensatz zum Gebaren westlicher Investoren und Architekten stand die Rückbesinnung vieler Bürger auf die Geschichte ihrer Stadt vor den Zerstörungen durch Weltkrieg und DDR-Planwirtschaft. Das kulturelle Stadtgedächtnis fand Ausdruck im Wunsch nach Rekon­ struktion von verlorenen Stadt- und Erinnerungszeichen, zuerst und am stärksten im baulich verwüsteten Dresden, wo bereits im Februar 1990 eine Bürgerinitiative die Wiederherstellung der Frauenkirche forderte, ­deren Trümmer im Stadtzentrum als Mahnmal an den Bombenkrieg dienten. Die jahrelang geführten heftigen Diskussionen spiegeln zum einen die Bedeutung einer Wiedergewinnung des Stadtzeichens für die Bürger, die ihrer Lebenswelt eine architektonisch manifestierte historische Dimension zurückgeben wollten, zum anderen die massive Abwehr der Rekonstruktion insbesondere von westdeutschen Denkmalpflegern, die rigoros und moralisierend ihre vor fast 100 Jahren formulierten Dogmen ohne jede Reflexion über deren Historizität und die Interessen der Bürger vertraten. Dass es sich bei der Wiederholung von Architektur im öffentlichen Raum immer um Neubauten handelt, die überhaupt nicht in den Zuständigkeitsbereich der Denkmalpflege, wohl aber der Bürgerschaft fallen, blieb weitgehend unberücksichtigt.13 Die Frauenkirche, die große steinerne Glocke über der Silhouette Dresdens, konnte mit Hilfe einer internationa628 | Wiedervereinigung und Ausblick

len Spendenaktion von 1994 bis 2005 bautechnisch und formal perfekt wiederholt werden, sie wurde wieder zu einem Identifikationszeichen der Stadt, bewahrte die Erinnerung an die Zerstörung in der Anmutung der Oberflächen, demonstrierte die Kraft und den Willen der Bürger zu einem Neuanfang und wirkte als Katalysator für eine Wiederherstellung des umgebenden Dresdner Neumarkts. Die architektonischen Auseinandersetzungen mit den Folgen der Wiedervereinigung kulminierten in den Planungen für Berlin, das die Parlamentarier in einer knappen Abstimmung am 20. Juni 1991 zum zukünf­ tigen Regierungssitz wählten. Noch im gleichen Monat erfolgte die ­Ausschreibung eines städtebaulichen Wettbewerbs zur Gestaltung von Leipziger und Potsdamer Platz, der großen Brache zwischen dem Osten und Westen Berlins. Den Wettbewerb gewann das Münchner Büro Hilmer & Sattler mit einem Vorschlag zur Wiederherstellung einer städtischen Blockbaustruktur, ein Konzept, für das sich in Nachfolge der IBA-Planungen der Begriff «kritische Rekonstruktion» eingebürgert hatte. In der Folge zeigte sich, dass der Umbau Berlins zur neuen Kapitale der Bundesrepu­ blik entsprechend den wirtschaftlichen wie auch politischen Inte­ressen in anderen Dimensionen und nach internationalem Kommerzmaßstab er­ folgen sollte. Die Grundstücksbesitzer und Investoren lehnten die von Hilmer & Sattler vorgesehene Blockhöhe von 35 Metern ab, forderten eine höhere Bebauung zur Multiplikation der Geschossflächen und erreichten über weitere Wettbewerbe, dass Entwürfe entsprechend ihren Vorstellungen umgesetzt wurden. Es entstand ein dreiteiliges Ensemble mit drei Hochhäusern, das sich jeweils durch die Fassadenverkleidung charakterisierte: rundum verglast nach dem Entwurf von Helmut Jahn für Sony und die Deutsche Bahn, mit Klinkern verkleidet von Hans Kollhoff für das Immobilien- und Bankenkonsortium SEB Assett Management und mit gelben Terracotta-Platten belegt von Renzo Piano für Daimler-Benz. Aus der als größte Baustelle Europas gefeierten Anlage entstand nach den Zugeständnissen des Senats und mit der Willfährigkeit von Juroren unter dem Diktat von Kapital und Gewinnmaximierung eine reine Kommerz- und Inves­ torenarchitektur – ein Musterbeispiel sowohl für die globale Austauschbarkeit von Architekturformen als auch für die Dominanz wirtschaftlicher Interessen über ein urbanes Gemeinwohl. Die Bürgerschaft wurde bei Planung und Umsetzung ihres neuen Stadtzentrums nicht einbezogen, öffentliche Stadträume verwandelten sich in kontrollierten Privatraum.14 Wiedervereinigung und Ausblick | 629

Im März 1992 erfolgte die Ausschreibung eines internationalen städtebaulichen Ideenwettbewerbs für die Bebauung des Spreebogens als Parlaments- und Regierungsviertel. Paradoxerweise fand im Oktober des Jahres die Eröffnung des neuen Bundestags von Behnisch & Partner in Bonn statt, ein transparentes Gehäuse mit kreisförmigem Plenarsaal und bewusst ohne Formen der Repräsentation, das nun nur noch als räumliche Zwischenlösung bis zum Umzug 1999 fungierte. Im Februar 1993 prämierte eine Jury aus 835 Einsendungen den Entwurf von Axel Schultes und Charlotte Frank, die ein architektonisches «Band des Bundes» als verbindendes Element vom neuen Kanzleramt und den anschließenden Regierungs­ gebäuden über die Spree hinweg in den ehemaligen Osten Berlins vorschlugen. Aus der eingängigen Symbolik des Bandes entwickelte sich eine monumentale Anlage, das Kanzleramt präsentierte sich schließlich bei der Eröffnung 2001 als mächtige betonierte Festung, die je nach Blickwinkel als adäquater Ausdruck eines politischen Zentrums des wiedervereinigten Deutschland gefeiert, aber auch als neuer teutonischer Machtanspruch ­interpretiert werden konnte.15 Für den Umbau des Reichstags zum Tagungsort des Parlaments fand 1992/93 ein weiterer Wettbewerb statt, den der britische Architekt Norman Foster nach Überarbeitungen für sich entschied. Auf Wunsch der Parlamentarier kam es zum Bau einer Kuppel, das klassische Machtzeichen führte der Architekt dann als transparente, vom Wallotbau deutlich abgesetzte eiförmige Glaskonstruktion mit zwei gegenläufig begehbaren Rampen aus. Foster entfernte die Einbauten von Paul Baumgarten aus den 1960 er-Jahren und zeigte einige Spuren der Geschichte im Inneren, aber bei der Fertigstellung 1999 präsentierte sich der Reichstag als Kombination von klinisch gestruktion. reinigter wilhelminischer Hülle und moderner Hightech-Kon­ Während Milliarden in den Bau von Ministerien und den Ausbau der In­ frastruktur flossen, von einem neuen Hauptbahnhof über eine eigene U-Bahn bis zu unterirdischen Autobahnen, blieben die Räume für die Bürger – vom Spreebogen bis zum Platz der Republik vor dem Reichstag – städtebauliche Brachen ohne Aufenthaltsqualität. Zen­ trale öffentliche Räume spiegeln Macht, Geist und Kultur der politischen Systeme: Der wilhelminische Königsplatz war auf die den Sieg über Frankreich feiernde Siegessäule ausgerichtet, in der Weimarer Republik plante Hugo Häring eine Bürgertribüne vor dem Reichstag, in der NS-Zeit sollte hier die Halle des Volkes als monströses Machtzeichen einer rassistischen Volksgemein630 | Wiedervereinigung und Ausblick

schaft errichtet werden, nach dem Weltkrieg entstand ein ­unwirtliches Grenzland zwischen den verfeindeten Bruderstaaten, in der Berliner Republik ging es nur noch um politische Repräsentations- und kommerzielle Funktionsbauten. Der Umzug nach Berlin führte vielfach zu einer neuen Haltung beim Umgang mit den baulichen Relikten der NS-Zeit wie auch zu einer Abgrenzung gegenüber den Bauten der DDR-Zeit beziehungsweise zu deren Abriss. Eine Reihe von Ministerien zog in aufwendig umgebaute oder ­erweiterte ehemalige Berliner NS-Bauten, deren Erinnerungsfunktion als «unbequeme Denkmale»16 ein paar obligate, zumeist versteckte Hinweise einlösen sollten. Die Präsenz von Arbeits-, Außen-, Finanz- und Verteidigungsminister in den Bauten führender NS-Größen signalisierte jedoch nolens volens auch eine Marginalisierung des Einschnitts durch die NSZeit, die geteilte Nation war wieder geeint und im Rahmen der gesamten nationalen Geschichte nivellierten sich die zwölf Jahre Nationalsozialismus.17 Dem entsprach das vom Berliner Senat in Auftrag gegebene und 1996 vorgestellte «Planwerk für die Berliner Innenstadt», nach dem in der historischen Mitte Berlins die «Stadtbautradition, die durch den Krieg und die Teilung der Stadt abgerissen war»18, wieder aufgenommen werden sollte. Implizit bedeutete das, dass zum einen das «steinerne Berlin»19 fortgeführt und zum anderen die Bauten der DDR-Zeit den neuen politischen und architektonischen Vorstellungen unterworfen und entsprechend verändert oder abgebrochen werden sollten. Die Umstrukturierung konzen­ trierte sich auf die Bauten an der Berliner Repräsentationsachse Unter den Linden und auf den ehemaligen Marx-Engels-Platz, den Ort des 1950 abgeräumten Hohenzollern-Schlosses. Der Palast der Republik war bereits 1990 wegen Asbestbelastung geschlossen, 1995 erfolgte der Abbruch des DDR-Außenministeriums, jahrelang stand der Platz im Fokus von Diskussionen und Vorschlägen, deren Spektrum von Grünflächen über modische Markenzeichen bis zur Schlossrekonstruktion reichte.20 Dass kein Bebauungsvorschlag die Zustimmung einer breiten Öffentlichkeit ge­ wann, muss letztlich als Scheitern der Architektenschaft beziehungsweise als Zeichen fehlender Akzeptanz von moderner Architektur bezeichnet werden. 2002 übernahm die Politik die Initiative, der Bundestag beschloss, der Palast der Republik sollte abgebrochen, das architektonische Herzstück der DDR-Geschichte im Zentrum Berlins entfernt und dafür das Schloss rekonstruiert werden. Die nach einem Wettbewerb von Frank Wiedervereinigung und Ausblick | 631

Stella ausgeführte Schloss-Wiederholung als Humboldt-Forum besiegelte die Auslöschung der DDR, aber demonstrierte gleichzeitig auch die Un­ fähigkeit, der Berliner Republik, über pompöse Repräsentations- und triviale Kommerzarchitektur hinaus einen neuen architektonischen Ausdruck zu geben. Gegenüber dem medialen und architektonischen Interesse an den Aktivitäten in Berlin blieb die wohl bedeutendste Leistung im deutschen Bauwesen der 1990 er-Jahre, die IBA Emscher Park, eher im Schatten der bundesdeutschen Aufmerksamkeit.21 Mit dem Strukturwandel im Ruhrgebiet seit den 1970 er-Jahren, mit der Stilllegung der Zechen, Hütten- und Stahlwerke war von der ehemals größten Montanregion Europas, der Rüstungsschmiede Deutschlands und dem Kraftwerk des Wiederaufbaus ein landschaftlich verwüstetes Gebiet mit vergiftetem Wasser, Industriemüll und Arbeitslosigkeit zurückgeblieben. Finanzielle Mittel zu einer Neustrukturierung waren vorhanden, Investoren und Eigentümer räumten bereits ­sogenannte Altlasten ab, um eine für sie rentable komplette Umstrukturierung vorzunehmen, da sicherte sich das Land Nordrhein-Westfalen still­ gelegte Industrieareale und verabschiedete 1989 ein Zukunftsprogramm zu einem zehnjährigen ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Umbau der am stärksten betroffenen Region entlang der Emscher zwischen Duisburg und Dortmund.22 Der zum geschäftsführenden Direktor berufene Geograph und Stadtplaner Karl Ganser konzipierte für einen nachhaltigen Umbau eines Gebiets mit 784 Quadratkilometern Fläche und etwa zwei Millionen Einwohnern in 17 Städten die IBA Emscher Park – bereits der Name verwies auf das Ziel, die zum Abwasserkanal heruntergekommene Flusslandschaft der Emscher in einen Park mit internationaler Bedeutung zu verwandeln.23 Gansers große Leistung bestand in der Realisierung des wegweisenden Programms «Wandel ohne Wachstum», mit dem er direkt auf die Warnung des Club of Rome 1972 über die Grenzen des Wachstums antwortete. Anstelle von Abbruch, Neubau und Ankurbelung der Spirale von Wachstum und Gewinnmaximierung sollten bauliche Zeugnisse der Industrialisierung erhalten, die Region nachhaltig saniert und durch Umbau und Umnutzung Raum für neues Leben geschaffen werden. Im Zusammenspiel mit Gemeinden, Unternehmern und Initiativen der Bürger gelang es Ganser in zehn Jahren, 300 Quadratkilometer Landschaft mit Flussläufen naturnah wiederherzustellen und zu schützen, 200 Projekte zu realisieren, Gewerbe und Kultur anzusiedeln, dezentrale Entwicklungs­ 632 | Wiedervereinigung und Ausblick

projekte anzukurbeln, Arbeitsplätze zu schaffen und Baudenkmäler zu erhalten. Die Kokerei Hansa in Dortmund, der Gaskessel in Oberhausen oder die Zeche Zollverein in Essen, alle bereits zum Abbruch vorgesehen, wandelten sich in ein Industriedenkmal, eine Ausstellungshalle und in ein Kulturzentrum, letzteres seit 2001 UNESCO-Welterbe.24 Das vorausschauende Konzept der ganzheitlichen zukunftsfähigen Entwicklung einer Region ging auf, der neue Emscher Landschaftspark wurde zum Experimentierfeld für nachhaltiges und ressourcenschonendes Bauen, erhielt den Bewohnern Tradition und Identität und gewann Attraktivität auch für Touristen. Die IBA Emscher Park wies mit dem Motto «Wandel ohne Wachstum» bereits in den 1990 er-Jahren den Weg zu einer Schonung der Ressourcen sowie zu Erhaltung und nachhaltiger Nutzung des Bestands. Ein Weg, der im 21. Jahrhundert angesichts der längst überfälligen Erkenntnis, dass das Bauen zu etwa 40 Prozent der jährlichen CO2-Emissionen und damit entscheidend zum Klimawandel beiträgt, immer größere Bedeutung gewinnen sollte. Der Stadtumbau Berlins und die IBA Emscher Park verliefen zeitlich etwa parallel zu einer gravierenden Veränderung beim Entwerfen von Gebäuden. Seit den 1970 er-Jahren waren Computer zu unentbehrlichen Hilfsmitteln bei komplizierten bautechnischen Berechnungen geworden, seit den 1980 er-Jahren kamen Rechner mit Computer Aided Design (CAD), speziell für Architektur entwickelten Zeichenprogrammen, allmählich in die Büros von Architekten. Die anfänglich noch sehr teuren Geräte verbilligten und verbreiteten sich allmählich, der Zeitaufwand für das digitale Zeichnen von Plänen verkürzte sich kontinuierlich durch neue Programme und entsprechende Ausbildung. In den 1990 er-Jahren vollzog sich in den meisten Büros ein Wechsel vom Zeichnen am Reißbrett zum Entwerfen am Computer.25 Die Zeichenbretter verschwanden, spezielle Programme ­assistierten direkt beim Entwerfen und Modellieren von vir­ tuellen 3D-Räumen, außerdem verfeinerte sich die bildliche Darstellung, das Rendering, zu fotographisch realistischer Qualität. Digitale Planung und computer­gesteuerte maschinelle Produktion von Bauteilen befähigten einerseits zur Ausführung von komplexen räumlichen Gestaltungen, sie förderten aber andererseits auch architektonische Uniformität durch monotone, nach ökonomischen Interessen minimierte Bauformen. Das Planen und Bauen mittels Computer verstärkte somit zwei scheinbar gegenläufige Ausdrucksformen: zum einen die internationale Vereinheitlichung der Wiedervereinigung und Ausblick | 633

Architektur, das Ideal der «klassischen» Architektur-Avantgarde, deren wirkmächtigster Protagonist, Mies van der Rohe, 1960 erklärt hatte: «In fact I am completely opposed to the idea that a specific building should have an individual character – rather, an universal character which has been determined by the total problem which architecture must strive to solve.»26 Zum anderen intensivierten digitale Planung und Fertigung die seit den 1970 er-Jahren im Zuge der reflexiven Modernisierung erfolgte Abwendung von der se­riellen Monotonie und den austauschbaren Räumen des International Style. Der Computer ermöglichte die Gestaltung und Berechnung nahezu jeder beliebigen Form, die sich dann mit individuell ­zugeschnittenen, maschinell produzierten Elementen konstruieren ließ. Solitärbauten, die wiedererkennbar einen Ort charakterisieren, präsentierten neue räumliche Gestaltungen, aber auch Architektur als individuell geformte Kunstwerke.27 So eröffnete die bis 2006 realisierte Betonkonstruktion in Form einer dreidimen­sional gekrümmten Doppelhelix des von UN Studio van Berkel & Bos entworfenen und von Werner Sobek ­berechneten Mercedes-Benz-Museums in Stuttgart völlig neue, in der Architektur­ geschichte bislang unbekannte räumliche Gestaltungen.28 Gleichzeitig entstand in Wolfsburg das Science Center Phaeno der iranisch-britischen ­Architektin Zaha Hadid, die Form dezidiert als subjektiv künstlerisches Ausdrucksmittel verstand. Singuläre Solitärarchitektur sollte den Reiz ­eines Kunstwerks vermitteln, zugunsten von Bildwirkungen verlor dabei allerdings die Funktionalität, die Brauchbarkeit für den Nutzer, an Bedeutung.29 Mit Hilfe des Computers können für den ökonomisch basierten Attraktivitätsmarkt zur Gewinnung von Aufmerksamkeit immer neue solitäre Gestaltungen geschaffen werden, die dann doch in all ihrer Vielfalt nur ­einen Maskenball von Singularitäten ergeben. Die Addition von Bauten, die sich als individuelle Kunstwerke oder Bauskulpturen präsentieren, zerstört den gewachsenen urbanen Kontext und ergibt noch keine neue Form von Baukultur, wie der britisch-amerikanische Architekturhistoriker Kenneth Frampton treffend bemerkte: «Das letzte was eine Bau­kultur braucht, sind individualistische Ausprägungen. […] Architektur ist nicht Kunst.»30 Baukultur bedeutet Pflege des Bauens, und Pflege wiederum bezieht sich auf den Bestand, der bewusst und mit Wertvorstellungen auf ein Ziel hin weiterentwickelt wird. Dieses Ziel müsste und sollte für Architekten nicht die Arbeit für «Profitopolis» und die Dekoration des Konsumkapitalismus, 634 | Wiedervereinigung und Ausblick

sondern eine für alle Menschen auch in Zukunft bewohnbare Umwelt und würdige Lebenswelt sein: Die Erde als «gute Wohnung» für alle Menschen wie Bruno Taut nach dem Ersten Weltkrieg schrieb; der Architekt als Sachwalter und Bewahrer einer «terre des hommes»31, von der Frei Otto nach dem Zweiten Weltkrieg träumte.

Wiedervereinigung und Ausblick | 635

Abkürzungen AdD

ADGB

AfK AfS

ALR

APuZ AR ArDpfl AuIV AJ BArch BauGB BAw BBauG

BDA

BdA BDpfl Bg BHA

Bm BuE BuWf

BVP

Bw

CEH CIAM

DA

DAB DAF

DArch

DASL DASt

db

DBA

DBh DBz DdB

DDP

Architektur der DDR Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund Archiv für Kommunalwissenschaften Archiv für Sozialgeschichte Allgemeines Landrecht für die preußischen Staaten Aus Politik und Zeitgeschichte Architectural Review Arbeitshefte der rheinischen Denkmalpflege Architekten- und Ingenieurverein Art Journal Bundesarchiv Baugesetzbuch Berliner Architekturwelt Bundesbaugesetz Bund Deutscher Architekten Bund deutscher Architekten (DDR) Brandenburgische Denkmalpflege Die Baugilde Bauhaus Archiv Berlin Baumeister; bis 1945 Der Baumeister Beton und Eisen Baukunst und Werkform, 1962 vereint mit db Deutsche Bauzeitung Bayerische Volkspartei Bauwelt Central European History Congrès internationaux d’architecture moderne – Internationale Kongresse moderner Architektur Deutsche Architektur (1952–1974, dann: Architektur der DDR) Deutsches Architektenblatt Deutsche Arbeitsfront Der Architekt Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung Die Alte Stadt deutsche bauzeitung Deutsche Bauakademie, ab 1974 Bauakademie der DDR Deutsche Bauhütte. Zeitschrift der deutschen Architektenschaft Deutsche Bauzeitung Der deutsche Baumeister Deutsche Demokratische Partei

Abkürzungen | 637

DeGeWo

DEST DEWOG DFG DGG

Diss. DKuD DKuDpfl

DNB DNF

Dpfl

DVP DWK ECA ERP FAZ HAB

HZ

GBI GEHAG

GG

GHI GRM

IB IfR

IMS IRS

Jb JbDWB JbSt JbWA

JCH JSAH

KB

KDAI

KiDR KuK MB

MGM

MfBSt MoMA NH NM NSDStB PB RAG

Rfg

RfR

RIBA SAAI

SBw

Deutsche Gesellschaft zur Förderung des Wohnungsbaus Deutsche Erd- und Steinwerke Deutsche Wohnungsfürsorge AG Deutsche Forschungsgemeinschaft Deutsche Gartenstadt-Gesellschaft Dissertation Deutsche Kunst und Dekoration Deutsche Kunst und Denkmalpflege Das Neue Berlin Das Neue Frankfurt Die Denkmalpflege Deutsche Volkspartei Deutsche Wirtschaftskommission Economic Cooperation Administration European Recovery Program Frankfurter Allgemeine Zeitung Hochschule für Architektur und Bauwesen, Weimar Historische Zeitschrift Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt Berlin Gemeinnützige Heimstätten A. G. Geschichte und Gesellschaft German Historical Institute Germanisch Romanische Monatsschrift Der Industriebau Institut für Raumforschung Informationen zur modernen Stadtgeschichte Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung Jahrbuch Jahrbuch des Deutschen Werkbunds Jahrbuch Stadterneuerung Jahrbuch des Werkbund Archivs Journal of Contemporary History Journal of the Society of Architectural Historians Kritische Berichte Kampfbund deutscher Architekten und Ingenieure Die Kunst im Dritten Reich Kunst und Künstler Moderne Bauformen Militärgeschichtliche Mitteilungen Monatshefte für Baukunst und Städtebau Museum of Modern Art Neue Heimat Nationalsozialistische Monatshefte Nationalsozialistischer Deutscher Studentenbund Der Profanbau Reichsarbeitsgemeinschaft für Raumforschung Reichsforschungsgesellschaft für Wirtschaftlichkeit im Bau- und Wohnungswesen Reichsstelle für Raumordnung Royal Institute of British Architects Südwestdeutsches Archiv für Architektur und Ingenieurbau Soziale Bauwirtschaft

638 | Abkürzungen

SMAD

SMh Stb StBauFG Stbk Stbw

SVR

VjZ

WBK WBS 70

WD

WLB

WMfB Ww

WZHAB

ZdB ZF ZfB ZfW ZK

Sowjetische Militäradministration Sozialistische Monatshefte Der Städtebau Städtebauförderungsgesetz Stadtbaukunst in alter und neuer Zeit Stadtbauwelt Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte Wohnungsbaukombinat Wohnungsbauserie 70 Wirtschaftsdienst, Zeitschrift für Wirtschaftspolitik Wasmuths Lexikon der Baukunst Wasmuths Monatshefte für Baukunst, ab 1930 Wasmuths Monatshefte für Baukunst und Städtebau, ab 1932 Monatshefte für Baukunst und Städtebau (MfBSt) Wohnungswirtschaft Wissenschaftliche Zeitschrift der Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar Zentralblatt der Bauverwaltung, bis 1902 Centralblatt der Bauverwaltung Zeithistorische Forschungen Zeitschrift für Bauwesen Zeitschrift für Wohnungswesen Zentralkomitee

Abkürzungen | 639

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Anmerkungen Einführung

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1. Kaiserreich 1890 – 1918

1 Rostow 1967, 18 ff.; Kiesewetter 1964, 64; Lüdtke 1990, 120 ff.; zum Umschlag von Quantität in eine neue Qualität vgl. Schumpeter 1983, 64: «Man kann beliebig viele Postkutschen aneinanderreihen – und trotzdem wird daraus niemals eine Eisenbahn.» 2 Hohorst/Kocka/Ritter 1978, 78 f.; Henning 1973; Steitz 1985; vgl. das Diagramm der jährlichen Wohnungsbauinvestitionen bei Tilly/Wellenreuther 1985, 277 3 Tilly 1990, 233 f.

730 | Anmerkungen zu S. 7 bis S. 15

4 Tilly 1990, 80; zur Unterscheidung bzw. Differenzierung von Urbanisierung und Verstädterung vgl. Krabbe 1989, 69; Lenger 2013, 51–83 5 Tilly 1990, 133 6 Tilly 1990, 134; Tilly/Wellenreuther 1985, 273–276, 285–295; zu den sozialen Aufstiegsmöglichkeiten vgl. Wehler 1987, 185: «gehört ins Reich der sozialromantischen Legenden». 7 Hoffmann 1963, 236, 246, 257; Bolenz 1975 8 Born 1985, 46; Bernhardt 1998, 114 9 Naumann (1906) 1964, 145 10 Tilly/Wellenreuther 1985, 295; Bernhardt 1998, 115 f. 11 Bolenz 1991, 35, Tabelle 407; Wischermann 1997, 378 12 Lange 1994, 67; Landeshauptstadt München (Hg.), ThemenGeschichtsPfad: Ziegeleien im Münchner Osten. Anleitung zur Spurensuche, München 2015 13 Swett 2021, 542 14 Klinkhammer 1982, 155–159 15 Hattenhauer 1973, 100; Breuer 1982, 230 16 Vgl. Schreiber 1974, 389–391 17 Ausführliche Darstellung dieser Zusammenhänge bei Wehler 1987, 95–153 18 Vgl. Hipp 1988, 19–21 19 Selig 1978, 43–61 20 Kanther und Petzina 2000; Adam 2020, 121–160 21 Dolgner 2012, 146 22 Habersbrunner 1903, 52 23 Bolenz 1991, 252 24 Croon 1983, 55–80; Blotevogel 1990 25 Bolenz 1991, 85; vgl. Fehl/Rodriguez-Lores 1983, 375 26 Detaillierte und umfassende Darstellung bei Beutlin 2019 27 Breuer 1982, 232 28 Reulecke 1985a, 221; Böhm 1983, 217; Kantzow 1980; Steitz/Krabbe 1985, 422–425 29 Umfassende Darstellung bei Geist/Kürvers 1980, 481–505, sowie Geist/Kürvers 1984, 142–169; vgl. Thienel 1973; Reulecke 1985a, 52 f. 30 Mangoldt 1905, 669–673, nach Schroeter 2022, 16; Eberstadt 1905, 1489 ff.; Eberstadt 1907; Fisch 1989, 34–61; zum Begriff Spekulation vgl. Führer 2016, 4 f.: Wirtschaftliche Entscheidungen auf dem Immobilien- und Wohnungsmarkt sind ein «komplexes soziales Handeln in einem dichten Gefüge divergierender Interessen unter konkreten historisch gewachsenen Rahmenbedingungen». 31 Bernhardt 1998, 135–145: Die «Bauschwindel-Debatte» 32 Bernhardt 1998, 141 33 Löhner 1907, 83 34 Kübler 2007, 61–69 35 Vgl. Jahn 1928 36 Buff 1970, 31 37 Vgl. Sass 1909; Entwurf einer Einheits-Bauordnung für den preußischen Staat, in: DBz 1918, 483–486; vgl. Baltz/Fischer 1926 38 WLB 1929, Bd. 1, 410 39 Kloeppel 1914, 213–220, 233–238; Möllmer 2017, 91–110; Paragraphen gegen Verunstaltung wurden in die Bau- und Gemeindeordnungen aufgenommen: Preußen (1907), Sachsen (1909), Oldenburg (1910), Baden (1912), vgl. Kneer 1915 40 Breuer 1982, 237 41 Born 1985, 42; zur Entwicklung der Syndikate und der Kartellierung vgl. Jaeger 1988, 113; Kartellierung von Zement 48 Prozent, Eisenindustrie um 1900 fast 100 Prozent 42 An der Berechnung der Kuppel des Berliner Reichstagsgebäudes wirkte beispielsweise der Eisenbahn-Ingenieur Bury mit, vgl. Lodemann 1897, 511–516, Sp. 516

Anmerkungen zu S. 15 bis S. 22 | 731

43 Zu den Theorien über einen Eisenstil von Karl Bötticher vgl. Meyer 1907, 11, 104; Gurlitt 1968, 111 f. 44 Semper 1852, 71; vgl. Nerdinger/Oechslin 2003, 266 f. 45 Lucae 1869, 294–306, nach Posener 1980, 42; zur Auflösung des Raums vgl. Asendorf 1984, 19–24 46 Semper 1884, 485, 487; Semper vertrat beim Eisenbau eine Wirkungsästhetik, eine nackt gezeigte Konstruktion war für ihn nur eine «illustrierte und illuminirte Statik und ­Mechanik, reine Stoffkundgebung», Semper 1860, Band 1, 7; vgl. Heuser 1890, 627; ­Nerdinger 2012c, 55–67 47 Gurlitt, 1908, 400 «Der große leitende Kopf war Semper. Sein ‹Stil› war in den Händen aller Hochschullehrer.» Vgl. Baumeister 1866; Widmer 1905, 78–81; Widmer b­ ezeichnete den «Eisenstil» als «Stil der Zukunft» für die öffentliche Baukunst. Er müsse sich aber «auf ein spezielles Gebiet, auf dem auch die nüchternste Betonung der technisch-abstrakten Zweckmäßigkeit ihre besondere Möglichkeit künstlerischer Wirkung in sich schließt», beschränken; da reine Eisenkonstruktionen wie ein «Skelett ohne Fleisch» wirkten, dürften sie keinesfalls überall angewendet werden (79 f.). 48 Semper 1884, 485, 487 49 Angesichts des Eiffelturms erklärte Guy de Maupassant: «Wenn Du einen Ingenieur siehst, so nimm ein Gewehr und töte ihn!», nach Hofmann 1893, 286; vgl. den Protest der Künstler gegen den Eiffelturm: Harriss 1976, 20ff.; Schild 1983, 201 f.; Asendorf 1989, 97 f.; Peter Behrens’ Kritik am unschönen «nackten Gerüst» des Eiffelturms, Behrens (1910) 2015, 352–367; Baxandall 1990, 58–60; zur verbreiteten Ablehnung des Eisenbaus im 19. und frühen 20. Jahrhundert vgl. Mecenseffy, 1911, 5–8; positiv zum Eisenbau Reuleaux 1890; Beutinger 1914/15, 258–262, 268–270, 291 f.; Beutinger betonte allerdings, dass «das Gefühl für konstruktive und technische Schönheiten noch neu» sei und sich die ästhetischen Begriffe gegenüber den Werken der industriellen Kunst noch wandeln müssten (260); ähnlich Auguste Choisy, der die Architektur der Zukunft als eine Metallarchitektur sah und forderte, es müsse sich ein Proportionssystem durchsetzen, in dem die Gesetze der Harmonie den Gesetzen der Stabilität entsprächen, vgl. Posener 1979, 3 50 Reuleaux 1890, 433–438; Hofmann 1893, 287; Hauser/Röllin 1986, 397 51 Hofmann 1893, 291 52 Pudor 1903, 24–26; Pudor 1902, 1–3; vgl. Lang 1891, 563 f.: «Denn Bauten, die nach statisch richtigen Grundsätzen entworfen sind, können auch ein gesundes Schönheitsgefühl nicht beleidigen». 53 Roheisen (Gusseisen) hat einen Kohlenstoffgehalt von ca. 4,7 Prozent und ist brüchig. Durch Aufblasen mit Sauerstoff, sog. Frischen, wird der Kohlenstoff verbrannt und ­reduziert. Bei einem Kohlenstoffgehalt unter 1,7 Prozent spricht man von Stahl, der nun ohne weitere Nachbehandlung schmiedbar ist. 54 Schumacher 1935 (1982), 128 55 Foerster 1912, 1 56 Das 50jährige Jubiläum der deutschen Zement-Industrie, in: BuE 1905, 209 f. 57 Frangenheim 1887, 439 f. 58 Dyckerhoff 1908, 95 f. 59 Rehm 2019, 161–165 60 Foerster 1919, 3 61 Foerster 1913, 5 f.; Schmidt 2008, 769–781, 855–864; Rehm 2019, 45–57 62 Zur feuersichern Umkleidung freiliegender Eisenkonstruktionen, in: ZdB 1902, 266 f.; Hüser 1910, 53–56, 53 63 Heim 1908a, 25–28, 130–132, 169–171; Heim 1908b, 49–52; Küster 1909, 34–36; Markthalle am Ritterplatz zu Breslau, in: IB 1911, 281–285 64 Rehm 2019, 402 f. 65 Rimmele 1914, 210–213, 218 f.; Hilberseimer 1928, 11

732 | Anmerkungen zu S. 22 bis S. 24

66 Nach Habersbrunner 1903, passim 67 Grebing 1985, 88 ff. 68 Born 1985, 105; zum Verbot des Koalitionszwangs Born 1985, 90 69 Rütters/Zimmermann 2005, 25–29 70 Habersbrunner 1903, 54; für Berlin vgl. Bernhardt 1998, 126–128 71 Born 1985, 103 72 Rütters/Zimmermann 2005, 37 73 Deutscher Baukalender, Berlin 1883, 35 74 Schmalor 1989, 953–955; Dolgner 2012, 146 f. 75 Wischermann 1997, 381 76 Tilly 1990, 85 77 Richter/Zänker 1988, 75, 136 78 Die Ernennung des Kaisers Wilhelm II. zum Doktor-Ingenieur der deutschen technischen Hochschulen, in: DBz 1913, 455 79 Bühlmann 1904, 63–75 80 Vgl. Pfammatter 2012, 566; Pfammatter 1997 81 Muthesius 1900, 125 ff. 82 Muthesius 1907, 23 83 Scheffler 1913, 123, dort auch folgendes Zitat 84 Der Architekt im modernen Wirtschaftsgefüge, in: BAw XIV 1912, 1–3, 44 f., Zitat 2 85 Der Besuch der technischen Hochschulen Deutschlands während des Winterhalbjahres 1889/90, in: DBz 1890, Nr. 23, 137 86 Der Besuch der deutschen technischen Hochschulen im Winterhalbjahr 1910/1911, in: DBz 1911, Nr. 14, 114 87 Maasberg/Prinz 2005, 31–34; die erste Bauingenieurin in einem Amsterdamer Büro wurde 1911 mit Bild vorgestellt: «Unsere erste Kollegin», in: BuE 1911, H. 6, 117 88 Nerdinger 1993c, 14–16; Nerdinger 2019a, 23 f.; Müller-Breslau 1919 89 Philipp/Renz 2017, die dort geäußerte Auffassung, dass Architekturschulen ein «überholter Ordnungsbegriff» (29) seien, ist abwegig angesichts der zahllosen Schülerbekenntnisse von Architekten sowie der evidenten Kontinuitäten bei Bauten. 90 Vgl. Klinkott 1988 91 Johannes Otzen, in: ZdB 1911, 321 92 Gruber 1967, 55 93 Oechslin 1999, 78–115 94 Nerdinger 1993c, 180 f. 95 Konter 1982, 297 f. 96 Becker 1992, 223 97 Feldhusen 1982, 39 f.; Wiesand 1984, 120; Dolgner 2012, 148 98 Bolenz 1991, 210 99 Dolgner 2012, 148 100 Bolenz 1991, 227 101 Forderungen zum Wettbewerbswesen, in: DBz 1910, 861 ff. 102 Bolenz 1991, 408 f., 414; Gaber 1966, 35 ff.; Reuter 2013, 4–9 103 Wiesand 1984, 87 104 Weber (1895) 1988a, 23; zu Webers Zeitdiagnostik und zu seinem «liberalen Imperialismus» vgl. Mommsen 1959, 76–96, 92 105 Weber (1895) 1988a, 22 106 Gilcher-Holtey 1996, 111–120; Wappenschmidt 1990, 335–345; Schellack 1991, 101–130; Reichel 2012 107 Hardtwig 1990, 269–295; Hardtwig 1990, 224–263; Bauer 1992; Ullmann, 1995, 29–31; Fehrenbach 1971, 296–357; Hattenhauer, 1990; Reichel 2012 108 Hoffmann 1978, 128–133; Bringmann 1979, 581–620

Anmerkungen zu S. 25 bis S. 31 | 733

109 Burke 1991, 289–304, 298; vgl. zur Vorgeschichte Sellin 1988, 241–264 110 Mommsen 1992, 8 111 Hayden White, nach Wappenschmidt 1990, 335; vgl. Fehrenbach 1971, 296–357 112 Literatur bei Kocka 1989, 82–100; vgl. Joachimsen 1956, 72–103; Hobsbawm 1991, 97–119 113 Springer 1990, 347–368 114 Arndt 1981, 165–190, 179; Arndt 1985 115 Vgl. Tittel 1979; Heise 2005, 27 116 Scheffler 1907, 128 117 Mommsen 1992, 257: «Surrogat für die versagte politische Selbstbestimmung» 118 Nohlen 1982, 47; Cornelißen 1997; Wilcken 2000; Serrier 2006, 78–89; Schröteler/ Schmitt 2016, 67 119 Nohlen 1982, 47 120 Vgl. Warth 1885; Hausmann 1897; Hammer-Schenk 1981, 133–143 121 Debatte im Reichstag 1871 nach Hammer-Schenk 1981, 125; Nohlen 1982, 61; zu den Sprachverordnungen vgl. Wehler 1977, 115 122 Hammer-Schenk 1981, 140 123 Hammer-Schenk 1981, 138 124 Zusammenstellung der Diskussionen bei Nerdinger 2012c, 13–27 125 Nohlen 1981, 114–116 126 Vgl. Wroblewska 2000; Crawford/Olff-Nathan 2005 127 Behr 1900, 161–180; vgl. Arndt 1976, 76 128 Borst 1979, 17–60; Minder 1992, 10–26 129 Arndt 1976, 63 130 Bringmann 1979, 592 131 Die Oberlausitzer Gedenkhalle mit Kaiser Friedrich-Museum in Görlitz, in: DBz 1903, 393–395, 402–404; zur Kaiser-Wilhelm-Ruhmeshalle in Barmen vgl. Koch 1980, 203– 233, 216 f.; zu Franz Schwechtens Kaiserturm auf dem Karlsberg im Grunewald in Berlin vgl. Fendler 1901, 293 132 Hedinger 1981, 277–314; Hardtwig 2005, 61–90 133 Hanisch 1988, 71–91 134 Ende 1896, 69–79, 72; vgl. Der neue Dom zu Berlin, in: DBz 1905, 85–89, 97–99, 100 f., 109 f., 112 f., 145–147, 174 f., bes. 110; Galland 1910, 356; Schümann 1980, 245 ff.; Klingenburg 1984, 382–396, hier 384; umfassend zur Baugeschichte Schümann 1980 135 Mebes 1905, 105–107, 117–120 136 Weber (1917) 1988a, 271 137 Posener 1979, 81; zur Problematik der zusammenfassenden Bezeichnung einer an sich heterogenen Epoche als «wilhelminisch» vgl. Wehler 1977, 71 f.: «Der Wilhelminismus, der ebenso oft wie unzutreffend für die Signatur dieser Ära gehalten wird, stellte im Grunde nur eine wirksame Verschleierung für das Zusammenspiel von Verbänden und quasiautonomen Institutionen, Bürokratien und formell unverantwortlichen Politikern dar.» 138 Scheffler (1908) 1993, 43 f., nach Welzbacher 2006, 35; vgl. auch die dort zitierte Kritik von Behne 1913 139 Peschken 1982, 100–111; die Unterwerfungsforderung ist ausdrücklich auch ablesbar am Schriftband der Kuppel, das bei der Rekonstruktion 2020 wieder angebracht wurde. 140 Scheffler (1908), 1993, 35; Welzbacher 2006, 35; vgl. auch die Kritik von Bruno Taut, in: Schümann 1980, 255 «der berühmte neue Dom, den ich mir nicht so schlimm vorgestellt habe.» 141 Arndt 1981, 182; der politische Aspekt wurde bereits von den Zeitgenossen hervorge­ hoben; pro-kaiserlich bei Galland 1910, 269 «Diese Doppelreihe von Standbildern, die uns […] zur begnadeten Höhe vaterländischer Entwicklung emporträgt»; dezidiert antikaiserlich bei Ernst Graf zu Reventlow, der in einem anonym publizierten Werk den ­Byzantinismus Wilhelms kritisierte: Reventlow 1906, bes. 166 f.

734 | Anmerkungen zu S. 31 bis S. 37

142 Grotthuss 1909, 85 f.; Behne 1913, 576–587; Schmähling 1980; Paret 1983, 39 ff.; Schutte/ Sprengel 1987, 571–574 143 Auf Wunsch des Kaisers wurde die Kaiser-Wilhelm-Akademie im «friderizianischen Barockstil» ausgeführt, um sie der umgebenden Bebauung anzupassen, vgl. Zeyss 1910, 324; vgl. ferner Adams 1914, 183–186, 193–197, 225–228; Sander 1998, 95–136 144 Die Architektur auf der Pariser Weltausstellung des Jahres 1900, in: DBz 1900, 401 f., 409 f.; Radke hatte in ähnlicher Weise bereits das Deutsche Haus auf der Weltausstellung in Chicago 1893 als «Ausdruck norddeutscher und süddeutscher Art» errichtet, vgl. Körber 1893, 169–172, Zitat 170; den Wettbewerb hatte Friedrich von Thiersch gewonnen. 145 Bringmann 1968, 51; vgl. die Hinweise auf den Oberhofmeister Ernst Freiherr von Mirbach, eine der treibenden Kräfte, die der von Wilhelm II. geförderten Neuromanik ein dezidiert nationales Gepräge geben wollten; vgl. ferner Seidel 1907, 78 ff. 146 Frowein-Ziroff 1982, 174 147 Schoch 1975, 191–196; Frowein-Ziroff 1982, 244 ff.; Zietz 1987, 155 ff.; Zietz, 1999 148 Silbereisen 1985, 325–335 149 Das neue Romanische Haus, in: BAw 1902, 193–208; zur Hohenzollernbrücke vgl. Vom Bau der beiden neuen Rheinbrücken in Köln, in: DBz 1912, 385–387, 397–401, 409–414 150 Das neue Regierungsgebäude und Hauptsteueramt in Koblenz, in: ZfB 1906, 529–540; Bringmann 1968, 181–195 151 In Potsdam entstand das Gebäude der Bezirksregierung im Stil der «friderizianischen­Renaissance», in Minden lehnte sich der Architekt Paul Kischke stilistisch «an westfälische Bauten der deutschen Renaissance» an, ähnlich beim Gebäude des Oberpräsidiums der Provinz Westfalen in Münster, das Regierungsgebäude in Stettin wurde bis 1912 in den Formen einer «niederdeutschen Renaissance» errichtet, vgl. Neue Regierungsgebäude in Potsdam, Minden und Koblenz, in: ZdB 1903, 213–216, 216; vgl. ferner Kanold 1910, 5–26; Der Neubau des Regierungsgebäudes in Stettin, in: ZfB 1914, 1–26, 225–238 152 Ein Ausdruck des germanischen Sendungsbewußtseins war die Siegfried-Statue, die auf Anordnung von Wilhelm II. den Eingang des Deutschen Hauses auf der Weltausstellung in Paris 1900 bekrönte. Zum Zusammenhang von Wilhelms «Mission des Deutschtums» und den von Richard Wagner propagierten Erlösungsmythen vgl. Zelinsky 1990, 59, 83, 110, Anm. 188 153 Die neuen deutschen Bauten in Jerusalem, in: DBz 1911, Nr. 1, 1–6, Nr. 2, 13–15, Nr. 3, 25 f., Nr. 4, 33–36, Nr. 5, 37–42, Nr. 6, 45 f., Nr. 9, 69–71; Krüger 1995, 91–108 154 Bringmann 1979, 598; Richter 1997; Frank Wedekind persiflierte die Palästinareise im Simplicissimus (3.10.1898) und wurde dafür mit Festungshaft bestraft, vgl. Krockow 1990, 367 155 In den Thronsälen der Deutschen Botschaften repräsentierte den abwesenden Kaiser ein Porträt Wilhelms II., das Max Koner nach dem Vorbild von Hyacinthe Rigauds Porträt Ludwigs XIV. gemalt hatte; vgl. die Abbildung bei Stever, 1903, Sp. 227 156 Weber (1898), 1988a, 31; vgl. Mommsen 1959, 92 157 Quidde 1894; vgl. Röhl 1988, 20 ff. 158 Bernau 1993, 53–80 159 Aus dem Briefwechsel zwischen Ludwig I. und Eduard von Schenk, nach Götz 1987, 45; zum Programm einer bayerischen Nationalbildung vgl. Hanisch 1997, 16–27 160 Joest 1978, 45–49 161 Krollmann 1901; Ebhardt 1902; Fischer 2004, 52 ff. 162 Schwechten 1910, 453–458, 453: «Als Wahrzeichen für die Kraft des Deutschtums soll der Bau hier wirken […], deshalb wurden seine Bauformen romanisch gewählt»; vgl. Königliches Residenzschloß in Posen, in: BAw 1912, 181–189; Voss 1913 163 Speitkamp 2010, 122; Crettaz-Stürzel 2017, 62–90 164 Verhoeven 2011, 298

Anmerkungen zu S. 37 bis S. 42 | 735

165 Wehler 1995, 964 166 Wehler 1970, 184–202, Zitat 190; Wehler 1977, 116; Wehler, 1995, 963; Nipperdey 1995, 274 ff. 167 Zum Aufkauf von Boden im polnischen Besitz vgl. Wehler 1995, 964: Die Kommission fungierte letztlich als «Sanierungsunternehmen für zahlreiche, oft hochverschuldete ­Junker» 168 Riepert 1919, 513–530 169 Das neue Stadttheater in Posen, in: DBz 1911, 57–62, 65 170 Die königliche Akademie in Posen, in: ZdB 1911, 521 171 Der Neubau der Königlichen Akademie in Posen, in: ZfB 1911, 521–538 172 Burchardt 1981, 153, folgendes Zitat 155 173 Wehler 1970, 181–199; vgl. Wehler 1977, 115–118; Wehler 1995, 963–965; die Aktionen der Preußischen Ansiedlungskommission wurden im Nationalsozialismus als direkte Vorstufe von Himmlers Ostplanung gefeiert, vgl. Höhn und Seydel 1941, 61–174 174 Vgl. Schwendemann/Dietsche 2003; bezeichnenderweise wurde die wilhelminische Germanendemonstration während der Besetzung Polens im Zweiten Weltkrieg direkt wieder aufgegriffen. Auf Anordnung des Gauleiters Arthur Greiser baute der Architekt Franz Böhmer nach Vorgaben von Albert Speer das Stauferschloss ab 1940 mit einem «Führerbalkon» und einer Ausstattung im Stil der Reichskanzlei in eine Residenz für Adolf Hitler und den Amtssitz des Gauleiters um. Die in Anlehnung an die Capella ­Palatina gestaltete Privatkapelle Wilhelm II. verwandelte der Historienmaler August ­Oetken in das mit Marmor ausgekleidete Arbeitszimmer Hitlers. Da sich das Schloss 1943 im Umbau befand, hielt Heinrich Himmler die berüchtigte «Posener Rede» zur Rechtfertigung des Holocaust im Oktober des Jahres im Posener Rathaus. 175 Naumann (1906) 1964, 77 176 Zum Erkenntniswert des Topos «Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen» vgl. Geyer 2007, 165–187 177 Nerdinger 1884c, 73–87 178 Das Völkerschlacht-Denkmal bei Leipzig, in: DBz 1913, 769–774, 805–807, 941–946 179 Wehler 1987, 878; Wehler 1977, 17 f.; Gegenposition zu Wehler bei Evans 1987; Blackbourn/Eley 1980; Eley 1991 180 Hüter 1988, 16; vgl. Senf 1986, 28–31; Hamann/Hermand 1973, 7 f. 181 Loos 1982, 82; vgl. Schäfer 1994, 132–145; Geyer 2007, 168 f. 182 Scheffler 1910, 192; nach Sonne 2005, 83 183 Ullmann 1995, 70 184 Theodor Fontane an Georg Friedlaender, 5. April 1897, in: Reuter 1970, 406 185 Dörner 1995, 213 186 Mommsen 1992, 360; Biefang 1994; Eley 1991 187 Die deutschen Nationalfeste und der Kyffhäuser als Feststätte, in: ZdB 1897, 156–158, am Kyffhäuser sollten deutsche Nationalfestspiele stattfinden, die «dem deutschen Volke etwa das werden sollen, was Olympia den Griechen war» (156); vgl. Arndt 1981 188 Saul 1969, 95–159, 95; Wehler 1977, 164; Rohkrämer 1990 189 Koselleck/Jeismann 1994, 258 190 Rohkrämer 1990; zum «völkisch entgrenzten Nationalismus» vgl. Bauer 1992, 34 191 Hutter 1990, 132 192 Gollwitzer 1971, 282–356; vgl. Hardtwig 1990, 244 193 Nipperdey 1995, 232, 234 194 Hofmann 1982, 167 f. 195 Raphael 2000, 159 196 Reulecke 1985a, 56–67, 125 ff.; zur «Daseinsvorsorge» (nach dem Begriff von Ernst Forsthoff, Die Verwaltung als Leistungsträger, Stuttgart und Berlin 1938) vgl. Gröttrup, 1973, 58–79

736 | Anmerkungen zu S. 42 bis S. 49

197 Jürgen Kocka, in: Die Zeit vom 16.8. 1991; Schlör 2005, 181; Gaethgens/Schieder 1998, 30; Kocka 2008, 4 198 Zitat nach Reulecke 1996, 32 199 Tilly 1990, 149 200 Kübler 2007, 64 201 Haltern 1981, 88, folgendes Zitat 89 202 Wefing 1995, 159 203 Streiter 1894, 500 204 Pfeifer 1899, 50–53, 57 f., Zitate 57; German Bestelmeyer würdigte Wallot, ihm sei es gelungen, «klassische Monumentalität mit deutschem Wesen zu durchdringen», Bestelmeyer 1912, 910 205 Hofmann 1914, 471; zur Auseinandersetzung mit Reichensperger über einen Reichstag im gotischen Stil vgl. Buddensieg 1999, 91 f. 206 Haltern 1981, 87 207 Buddensieg 1999, 87 208 Ausführliche Planungs- und Baugeschichte bei Cullen 1983 209 Haltern 1981, 95; Röhl 1988, 13 210 Dem deutschen Volke, in: DBz 1915, 397; zur Inschrift vgl. Roeck 2001, 149 211 Wehler 1977, 143 212 Hinckeldeyn 1905, 373–380 213 Knopp 1975, 54–72; Brües 1980, 7–16; Knopp 2008 214 Hinckeldeyn 1905, 376–378; vgl. Brües 1980, 17–31; Klemmer 1993 215 Landau 1982, 197–223; Schmitt 1900, 239–339; Mielke 1966, 295–302 216 Landau 1997, 218; Hardtwig 1990, 59–154,125 217 Einige davon erwähnt bei Landau 1982, 204 218 Landau 1982, 205 219 Battis 1994, 255–266, https://edoc.hu-berlin.de/bitstream/handle/18452/2187/Battis. pdf?sequence=1; nach Tilman Buddensieg in: FAZ vom 2.10.1992 220 Thiersch 1896; vgl. Marschall 1977, 85–93 221 Falsch beschrieben bei Mielke 1966, 299 222 Schmalz 1905, 202–226, 467–500, 1906, 267–286, 397–420; vgl. Kodré 1983, 95–104 223 Zum Gedächtnis von Otto Schmalz, in: DBz 1907, 561–563, 573–578, bes. Abb. 574 224 Schliepmann 1919, 121 225 Als einer der wenigen hat Julius Posener die Bedeutung der Justizgebäude erkannt und gewürdigt, vgl. Posener 1979, 82–89 226 Raphael 2000, 186 227 Nägelke 2000, Katalog der Hochschulbauten 227–480 228 Müller-Breslau 1902, 49–61 229 Der gemauerte Gasometer mit Schwedler-Kuppel von 1884 an der Fichtestraße in Berlin hat einen Durchmesser von 56 Metern, heute unter Denkmalschutz; zur Schwedler Kuppel vgl. Kurrer 2008, 485 f. 230 Die Reichstagskuppel, eine Vorform eines Raumtragwerks, entwickelte und berechnete der Bauingenieur Hermann Zimmermann als statisch bestimmtes System, vgl. Kurrer 2008, 476; Zimmermann 1901 231 Kurrer 2008, 475–477; vgl. Föppl 1892 232 Unruh 1982, 23–25 233 Die wahlrechtlichen «Instrumente bürgerlicher Vorherrschaft» gelistet bei Reulecke 1985a, 131 f. 234 Saldern 1978, 344–362, 351 ff. 235 Born 1985, 68; Krabbe 1989, 121–126; Lenger 2013, 199 236 Hofmann 1982, 172; die Zahlen differieren vgl. Born 1985, 68 237 Hofmann 1982, 168

Anmerkungen zu S. 49 bis S. 60 | 737

238 Steitz/Krabbe 1985, 434; Krabbe 1983, 373–391 239 Krabbe 1989, 100–108; Reulecke 1985a, 65 f.; Matzerath 1985, 335–346 240 Reulecke 1985a, 115 ff. 241 Hohorst/Kocka/Ritter 1978, 151, 157, 159 242 Kranz-Michaelis 1976; Brües 1980, 33–47; Mai 1982; Damus 1988 243 Hipp 1982, 179–230; Kranz-Michaelis 1982, 395–414 244 Paul 1982, 29–90 245 Nerdinger/Stenger 1982, 166–168 246 Kier 1982, 359–394; Brönner 1982, 453–481 247 Stubenvoll 1982, 415–452 248 Hofmann 1974, 51 ff. 249 Schumacher 1935, 289 250 Bischof 1916, 29 251 Nachruf Richard Plüddemann, in: ZdB 1910, Nr. 12, 77 f. 252 Posener 1980, 8–15; Hoffmann-Axthelm 1986, 66–79; Rapsilber 1900, 430; Schäche 1983, 144 253 Brüstlein 1907, 625–631, 645–649, 653 f., 658–661; Das neue Stadthaus in Berlin, in: ZdB 1911, 558–560; vgl. auch Hoffmann 1902–1912 254 Schäche 1983, 177 255 Schumacher 1935, 304 256 Schumacher 1935, 305 257 Vgl. Schumacher 1920 258 Schumacher 1935, 305 259 Posener 1983, 13; vgl. Posener 1979, 81–106 260 Wehler 1977, 178; vgl. die Rezension der Publikation von Eley 1980 durch Gunther Mai, in: MGM 1981, H. 1, 186–188; Bajohr 1991, 7–16, betont die Leistung der Bürger. 261 Muthesius 1900, 128; vgl. Frey 1919, 85–94 «Wie eine Jeremiasklage war der sehnsüchtige Ruf nach einem neuen Zeitstil mächtig anschwellend durch die letzten Jahrzehnte des vorigen Jahrhunderts erschollen. […] nun Waffen gestreckt, wer blieb Sieger […] noch weiter davon entfernt als früher.» 262 Oexle 1996, 14–40; Doering-Manteuffel 2003, 100 f.; Nerdinger 2012c, 13–27 263 Simmel (1901) nach Schwarz 2007, 14 264 Simmel (1901), 1989, 631 f., auch folgendes Zitat 265 Simmel (1903) 1995, 121 f., vgl. Lenger 2013, 237 266 Nietzsche (1973) 1966, 228 267 Nietzsche (1973) 1966, 140 268 Nietzsche (1973) 1966, 229, dort auch folgendes Zitat 269 Nietzsche (1973) 1966, 140; vgl. Schubert 1981/82, 278–327; Krause 1984 270 Umfassende Darstellung bei Buchholz 2001 271 Kratzsch 1969, 159–180 «Kunstwartgeist und Dürerbundgesinnung» 272 Umfassende Darstellung bei Krebs/Reulecke 1998 und Buchholz 2001 273 Schmutzler 1977, 183–189 274 Krauße 2001, 283–290; Thiekötter/Siepmann 1987, 264 ff. 275 Eyck 1994; Sohn 2008, 126–131 276 Velde 1902, 32, folgendes Zitat 38 277 Nach Moravánszky 1988, 68; Wagner 1896; zur Diskussion um Wagners Schrift vgl. Mallgrave 1993, 281–321, besonders die Kritik von Richard Streiter an den Theorien von Wagner, 292–299; Moravánszky 1993, 199–239 278 Wagner 1912, 3 279 Wagner 1902 (Vorwort zur zweiten Auflage), 10 280 Schinkel 2001, 150; vgl. Arburg 2008, 65 281 Scheffler 1946, 28; Schumacher 1906, 15: «Was Bing 1897 in Dresden als belgisch-franzö-

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sische Moderne vorführte, erschien uns zunächst als Symptom einer großen ausländischen Kunstbewegung, und erst später merkten wir, daß man nur einen einzigen Mann von Brüssel nach Berlin überzusiedeln brauchte, um diese ganze Welle ins eigene Land zu lenken.», vgl. Campbell 1989, 30; Krahmer 1992, 148–165 282 Fischer 2013, 526–538 283 Scheffler 1903, 474 284 Velde 1902, 188 f.; Velde 1902, 3; Schmutzler 1977, 190; Müller 1974, 67 285 Velde 1907, 101 286 Velde 1903, 453–463 287 Endell 1902, 377–395; Herz 1985 288 Ahlers-Hestermann 1971, 92; Nerdinger 1982, 14–16 289 Hiesinger 1988, 11–16 290 Wolbert 1983, 74, 78; Mathildenhöhe Darmstadt (Hg.), Joseph M. Olbrich 1867–1908, Darmstadt 1983, 37 291 Nietzsche 1966, 287; Meier 2017, 82–86 292 Olbrich nach Bahr 1900, 45 f. 293 Olbrich 1900, 369, nach Sperlich 1976, 167 294 Buddensieg 1980b, 37–47; Fischer 2017, 176–189; Kritik an der Betonung von Nietzsche bei Buddensieg u. a. bei Peters 2014, 7, 98, 116, 372–424; Stabenow 2018, 154–157 295 Schumacher 1901, 428; Nerdinger 2019a, 35 296 Wolbert 1983, 72 297 Koch 1901, 60, nach: Prange 1991, 47; als reine Erfindung von Behrens und Georg Fuchs interpretiert bei Prütting 1993, 81 298 Schmarsow 1894; vgl. Moravánszky 2003, 126–128, 153–158 299 Kemp 2009, 115–119, 142–145 300 Henrici 1901, 289 ff., zweifelte, ob es gelungen sei, «den treffenden Ausdruck für echt deutsches Wesen zu finden». 301 Muthesius 1900, 125–128; sowie die Konfrontation des Darmstädter Jugendstils mit «hessischer» Architektur durch Henrici 1901, 289 ff. 302 Fuchs 1902, 82–88; vgl. Sigel 2017, 69–80 303 Fuchs 1902, 110 304 Koch 1902, 109, folgende Zitate 113; vgl. Fischer 2017, 178–189 305 Nietzsche 1966b, 374, dort auch folgendes Zitat 306 Paret 1978, 173 ff.; Bollenbeck 1999, 99–110 307 Muthesius 1907, 148 f. 308 Vgl. Muthesius 1912, 14–16 309 Langbehn 1890, 35 ff., 107 ff.; zu Langbehn vgl. umfassend Stern (1963) 1986, 127–220; zum geistesgeschichtlichen Zusammenhang mit Nietzsche und dem Werkbund vgl. Oechslin 1996, 151–190 310 Naumann 1909, 199; vgl. Durth 1986, 30 311 Scheffler 1913, 149 f., bezeichnete die Architektur von Messel als «Reduktion»; Posener 1979, 111 ff. übernahm diese Charakterisierung und nannte als Grundzug der Architekturentwicklung nach 1900 eine «Vereinfachung»; vgl. Nerdinger 1980, 41–64, dort wurde der Begriff «Reduktionsstil» für die Architektur vor dem Ersten Weltkrieg vorgeschlagen. 312 Zum Nationalismus als Produkt eines Modernisierungsschubes, in dem sich die tradi­ tionelle Lebenswelt auflöste, vgl. Nipperdey 1986, 110–125; Sembach 1992, 15: «Die Prüffälle der Moderne waren Fabriken»; Posener 1979, 26 f. 313 Naumann 1907; Naumann 1908; Selle 1978, 58–116, «Der neudeutsche Stil» 84–95 314 Moeller van den Bruck 1909; Moeller van den Bruck 1911; vgl. Stern (1963) 1986, 223–317; Weiß 2012, 122–132 315 Hofmann 1906, 483; Eisen 2007, 25–26 316 Kalkschmidt 1914, 401; Stahl 1914/15, 14 ff.

Anmerkungen zu S. 70 bis S. 77 | 739

317 Die zukünftigen Aufgaben der technischen Hochschulen in Fragen der staatsbürgerlichen, ethischen und künstlerischen Erziehung, in: DBz 1912, 134–139, Zitat 138 318 Schumacher, 1935, 114 319 Poelzig 1906, 18 f.; zum größeren architekturgeschichtlichen Zusammenhang vgl. Oechslin 1994 320 Behrens 1908, 46 ff.; Behrens 1917, 7; vgl. Müller 1974, 52 ff. 321 Maciuika 2006, 120–131; Roth 2001 322 Muthesius 1902, nach Posener 1964, 165 323 Vgl. zum historischen Zusammenhang Speitkamp 1996, 50; Schumacher 1938, 322: «der Kampf um architektonische Wahrhaftigkeit als Symptom ‹moralischen› Reinlichkeitsbedürfnisses» 324 Muthesius (1907) 1964, 180, folgendes Zitat 185; Der Fall Muthesius, ein Vortrag mit ­Akten und Briefen, in: Hohe Warte 1907, H. 5, Leipzig 1907; vgl. Waentig 1909, 286 ff.; Thiekötter/Siepmann 1987, 345 ff.; Schwartz 1996 325 Nerdinger 2007a, 7 326 Nach Fischer 1975, 33; Campbell 1989, 15; zum Kulturbegriff vgl. Schwartz 1999, 31–38; Hardtwig 1994, 510–512; umfassend zum Werkbund Nerdinger 2007a 327 Deutscher Werkbund (Hg.), Die Durchgeistigung der deutschen Arbeit. Wege und Ziele in Zusammenhang von Industrie, Handwerk und Kunst. JbDWB 1912, Jena 1912 328 Die Erziehung der Bürger und Konsumenten war auch ein Thema auf dem VII. inter­ nationalen Architekten-Kongress in London 1906, vgl. DBz 1906, Nr. 103/104, 725: «Die Erziehung des Publikums für Architektur»; Wick 2007, 51–56 329 Hardtwig 1994, 537 330 Naumann 1908, 6 331 Naumann 1908, 21, 32 332 Naumann 1908, 46 f., dort auch folgende Zitate; vgl. auch Naumann 1912 333 Loos 1982, 176; vgl. Loos 192, 71–73 334 Oechslin 2021, 154 335 Muthesius 1915 336 Herbert 2014, 60; Sieg 2007, 309 337 DKuD 1909, 353; Buddensieg/Rogge 1979, 181 338 Naumann 1908b, 5 ff.: «es handelt sich um eine ganz in sich einheitliche Kultur, die sich den anderen Völkern einprägt». 339 Rathenau 1977, 17–104, 70 ff. «Der Mensch im Zeitalter der Mechanisierung und Entgermanisierung»; zum ideengeschichtlichen Umfeld des Gegensatzpaares Mechanisierung vs. Seele, vgl. Hellige 1990, 50 340 Scheffler 1913, 80 f. 341 Scheffler 1911, 1402; Scheffler 1913, 81 342 Posener 1981, 50 f. 343 Buddensieg/Rogge 1979, 55 und D311; auch für Ausstellungshallen wie z. B. die Maschinenhalle der Firma Breest, die 1913 auf der Internationalen Baufachausstellung in Leipzig und 1914 auf der Werkbundausstellung in Köln gezeigt wurde, bildete man «aus formalen Gründen» die Gitterträger in Blechträger um, vgl. Schmuckler 1913, 269 344 Behrens (1910) 2015, 337; Buddensieg/Rogge 1979, D 278 345 Behrens (1911) 2015, 383; Buddensieg/Rogge 1979, 58; zur Verwandlung der Technikform in eine Kunstform vgl. Behrens 2015, 300–305, 352–367, 382–389; Nerdinger 2019a, 43– 46, 62–67 346 Gropius (1911) 1987, 48 347 Behne 1920, 275, nach Lange 2000, 91, vgl. Nerdinger 2019a, 69 f. 348 Frankfurter Architekten- und Ingenieur-Verein, in: DBz 1908, 439; Die Ausstellungsund Festhalle zu Frankfurt am Main, in: DBz 1909, 275–279, 283–286, 305–307, 357– 362; Kanold 1909, 354–357, 365–367

740 | Anmerkungen zu S. 77 bis S. 82

349 Buddensieg 1984, 380 350 Gropius 1911 zitiert nach Nerdinger 2019a, 67 351 Gropius (1911) 1987, 28–51 352 Detaillierte Darstellung bei Nerdinger 2019a, 65–72 353 Gropius 1914, 29–32 354 Gropius (1911) 1987, 31 355 Gropius argumentierte hier wie der Werkbundsekretär Wolf Dohrn, Betriebe müssten so organisiert sein, dass sie disziplinierend wirken und «aus der Menschenanhäufung» einen Organismus machen, «der alle seine Glieder zur höchsten Arbeitsleistung anspannt», Dohrn 1910, 1 356 Posener 1983, 38 357 Schliepmann 1901, 423–425; 1902, 52–59; Posener 1981, 57 358 Vgl. Niethammer/Fissabre 2017 359 Kanow 1981, 50–53; zum Fertigteilbau: Hess 1908, 329–331; 1909, 67–69; Betonhalle auf der Internationalen Baufach-Ausstellung zu Leipzig 1913, in: DBz Mitteilungen 1912, 169 f.; Die Bauten der Internationalen Baufach-Ausstellung Leipzig 1913, in: DBz 1912/13, 135–144, hier 140–142; Beutinger 1913, 261–268; vgl. Nerdinger 1994a, 17 360 Siegfried 1908, 116–119, 146–148; Rehm 2019, 336–339 361 Widmer 1904, 1–6; Jung-Karlsruher-Architekturschule, in: MB 1904, H. 2, 10; Nerdinger 1997a, 49–57 362 Kabierske 1996, 89 f. 363 Schumacher 1935, 125–129 364 Nerdinger 1988, 72 365 Spangenberg 1910, 161 f., 219–224, 226–228, 242–245, 250–255; das Empfangsgebäude des Hauptbahnhofs in Karlsruhe zeigt ebenfalls eine Sichtbetonkonstruktion, vgl. 242– 245, 250–254 366 Münchener (oberbayerischer) Architekten- u. Ingenieur-Verein, in: DBz 1916, 335, Karl Hocheder: ein «abschreckendes Beispiel»; vgl. Forty 2012, 169–178 367 Nerdinger 1987b, 80–86, 97; Nerdinger 2012c, 102–113 368 Weiß 2012, 148, 412; Fuhrmeister 2001, 241 ff. 369 Gurlitt 1968, 129 370 Lichtwark/Rathenau 1912, 25; Georg Fuchs nannte die Börse von Berlage, Theodor Fischers Jenaer Universität, Ragnar Östbergs Rathaus in Stockholm und den Bahnhof von Bonatz in Stuttgart die bedeutsamsten germanischen Monumentalgebäude des 20. Jahrhunderts, in: PB 1918, 89–97; Busch 2010, 67 371 Wilhelm 1987, 32–47; Mai/Springer 2013; Posener 1979, 26: «bezeichnend, daß alle Vorkriegs-Avantgarde-Architekten zum Monumentalismus neigen». 372 Poelzig 1911, 103 373 Hohenberg 1911, 409 374 Bolz 2008 375 Senarclens 2014, 133–147 376 Berg 1914, 330 377 Berg 1913, 385–389, 462–466; Der Eisenbetonbau der großen Festhalle zu Breslau, in: BuE 1913, 60 f.; Trauer 1913; Hilberseimer 1931, 41, 44–46; detaillierte Darstellung bei ­Ilkosz 2006, 121–141 378 Sprengel 1990, 271 f.; Sauer/Werth 1971, 124 379 Breuer, 1915, 359 ff. 380 Thiekötter 1993, 167 381 Schulze 1992, 341–357 382 Muthesius 1912, 11–26, 24 383 Muthesius (1914) 1964, 205; Schwartz 2007, 48–51 384 Muthesius (1914) 1964, 202 f., dort auch folgende Zitate

Anmerkungen zu S. 83 bis S. 92 | 741

385 386 387 388 389 390

Pugin 1836; vgl. Sonne, 2013a, 3 f. Ludwig 1989, 421–445 Hanisch 1997, 16–27 Vgl. Hobsbawm/Ranger 1983, 263–307 Bausinger 1986, 3 Satzung des Germanischen Nationalmuseums Paragraph 1, in: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, 1. Band, Nr. 1–36, Nürnberg 1886, 9; vgl. Burian 1978, 172–262 391 Nerdinger 1997b, 294–296; Murr 2006, 13–30 392 Lübke 1872, VII «Die deutsche Nation, die neuerdings so hohe Ehren errungen und sich die so lange schmerzlich entbehrte Einheit und geschlossene Macht nach außen endlich erkämpft hat, möge dieses künstlerische Spiegelbild aus einer Zeit, die ebenfalls durch große Kämpfe um Erneuerung des gesamten Lebens bewegt war, freundlich hinnehmen.» Vgl. Nerdinger 1978, 156 f. 393 Speitkamp 1996, 154–156 394 Speitkamp 1996, 89, 154 395 Rudorff 1880, 261–276; Huse 1984, 161–163 396 Popp 1959, 21–25; Detering 1992, 1–27; zur «Entdeckung der Ökologie in der Literatur» umfassend Detering 2020; Ermisch 2010 397 Raabe 2010, 187; vgl. Sprengel 1998, 331–338 398 Brüggemeier 1990, 275–284 399 «Unter dem versengenden Hauche der Bauwuth schwindet jedes Fleckchen Grün», Hugo Lindemann, Die deutsche Städteverwaltung, 1906, 429, nach Breuer 1982, 226 400 Vgl. Bausinger 1986, 123–134 401 Speitkamp 1996, 14; Hartung 1991, 112–156; Hartung/Hartung 1991, 157–170; Bausinger 1986, 85–93 «Heimat als Kraftfeld und Kulisse» 402 Thomas Mann, Storm-Essay, zitiert nach Detering 2016, 222; vgl. Jens 1984, 89–106 403 Speitkamp 1996, 114–126 404 Paul 1999, 45–93, Zitat 49; Behrendt 1999, 94–113; Sieg 2007 405 Dohnke 1998, 484 406 Schultze- Naumburg 1902, 58 407 Sieg 2007, 326–353 «Ein Vordenker des Nationalsozialismus» 408 Bruch 1985, 62 409 Böhme 1999, 169–192; Bodenschatz 2019, 113–133; Vinken 2010 410 Riegl 1929, 144–193; vgl. Speitkamp 1996, 88 411 Bayerisches Nationalmuseum, in: DBz 1900, 489 412 Königfeld 1978, 69–86 413 Schmidt 1889; Speitkamp 1996, 157 414 Tornow 1891, 85 ff.; Wohlleben 1989, 40–46 415 Das Rathaus in Alsfeld und seine Wiederherstellung in den Jahren 1910 und 1911, in: Dpfl 1915, 17–20; Nerdinger 2012c, 71 416 Viollet-le-Duc (1865) nach Huse 1984, 88 417 Vgl. Dvorák 1918; Borger-Keweloh 1986 418 Gurlitt 1902, 225–227, «eine Schädigung des Domes»; vgl. Schuchard 1979, 25; zur Kaiserpfalz in Tangermünde vgl. Moebius 1904, 45–47 419 Huse 1984, 93 f., 108–113 420 Hellbrügge 1991; Hellbrügge 2001, 2 f.; Paul 2003, 104–110; Scheurmann 2005 421 Vgl. Wohlleben 1989, 73–82 422 Riegl (1905) 1988, 101; vgl. Speitkamp 1996, 101–113 423 Huse 1984, 158 424 Dehio (1905) 1988, 88–103, 92 425 Gustav von Bezold, der Direktor des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg 1909, vgl. Speitkamp 1996, 101

742 | Anmerkungen zu S. 93 bis S. 99

426 Magirius 2012, 148 427 Hartung/Hartung 1991, 157–170; Rohkrämer 2007, 49–68 428 Schmidt 1911, 146 429 Schmidt 1911, 146 430 Klueting 1991, 216 431 Alfred Lichtwark gründete 1896 die «Hamburger Lehrervereinigung zur Pflege der künstlerischen Bildung in den Schulen», vgl. Gebhardt 1947; Henrici 1904, 513–525; vgl Huse 1984, 150–160 432 Der Heimatschutz im sächsischen Landtag, in: DBz 1915, 126–131, 141–144, 147–151, 185– 188, Zitat 141 433 Roth 1990, 38: «Als Folge von patriotischen, historischen Festveranstaltungen wurden häufig Museums- und Vaterländische Vereine gegründet, und häufig wurden die in e­ inem solchen Zusammenhang gezeigten Ausstellungen als Grundstock für ein Museum verwendet.» 434 Schickel 2000, 37–72 435 Vaterländisches Museum in Celle, in: DBz 1908, 217 f., Zitat 217; vgl. Roth 1990, 38–42 436 Nerdinger 1988, 244–246 437 Schumacher 1949, 248 438 Lichtwark 1899, 12 439 Das Schinkelfest des Architekten-Vereins zu Berlin, in: DBz 1906, 160 440 Die Erhaltung des Hildesheimer Stadtbildes, in: DBz 1906, 288 f., Zitat S. 288 441 Volkskunst, in: DBz 1905, 103 f., 114 f., 127 f., 614–616, 633–636, 638, Zitat 615 442 Seit 1914: Deutscher Bund Heimatschutz, 1937: Deutscher Heimatbund; Gründungs­ geschichte bei Knaut 1991, 40 ff.; Klueting 1998, 47–57; Otto 1983, 148–157 443 Hofer 1998, 59–71, 62 444 Vgl. Posener 1983, 35–39 445 Schultze-Naumburg 1906, 27, vgl. Sonne 2013a, 4 446 Heyden 1994; vgl. auch Mebes 1908 447 So der Name im Gründungsaufruf 1903, vgl. Fischer 2004, 31 448 Schmitz/Söhnigen 2018, 74 449 Hartung 1991, 114 450 Banck 2008, 219–265 451 Roth 2002, 9–108, 11; Speitkamp 1996, 119–126 452 So der ursprüngliche Name, später Bayerischer Landesverein für Heimatpflege e. V., vgl. Roth 2003, 9–108 453 Speitkamp 1996, 121 ff.; Knaut 1991, 44; umfassende Darstellung bei Richarz 2020 454 Alfred Lichtwark gründete 1896 die «Hamburger Lehrervereinigung zur Pflege der künstlerischen Bildung in den Schulen», vgl. Gebhardt, 1947; Henrici 1904, 513–525 455 Vgl. Nerdinger 1988, 68–85 456 Nerdinger 1988, 78–83, 207–211; Grisebach/Wahl 2011, 215–233 457 Sonne 2013a, 7 458 Vgl. Schultze 1901, 121–124; Brauweiler 1903, 113 f.; zum Ensembleschutz vgl. Peters 1901, 51 f., 61 f.; Die Bedeutung neuer Straßenfluchtlinien in alten Städten vom Standpunkte der Denkmalpflege, in: ZdB 1903, 598 f.; Mohrmann, 1904, 398–400 459 Brix 1985, 70–72 460 Scheurmann 2008, 140–149 461 Vgl. Brix 1981, 130–141, 246–277 462 Vgl. Sonne 2013b, 158–179 463 Brix 1981, 131 464 Das Ratscafé in Bremen, in: DBz 1912, Nr. 33, 312–329 465 Vgl. Hobsbawm/Ranger 1983; Überblick zu den europäischen Entwicklungen bei Moravánszky 1998; vgl. Nerdinger 2012b, 69–80; aus der umfangreichen Literatur zum Thema: Anderson 1988; Berding 1994; Flacke 1998

Anmerkungen zu S. 99 bis S. 109 | 743

466 Gerstner 1914, 527 f.; Hofer 2002; Nerdinger 2012c, 78 f. 467 Groebner 2018, bes. 68–72 468 Umfassende Darstellung bei Kos/Rapp 2004 469 Zum Wiederaufbau der Großen St. Michaeliskirche in Hamburg, in: DBz 1907, 102 470 Zell 1906, 1–17, 2; vgl. Walter 2013, 24–26 471 Detaillierte Darstellung bei Speitkamp 1996, 288 ff.; vgl. Rauschnabel 1984 472 Sächsisches Gesetz gegen Verunstaltung von Stadt und Land vom 15. April 1909 473 Kneer 1915, 205 474 Hammer 1995, 93–96, 151–158 475 Hohenberg 1905, 235–237; Breuer 1982, 233 476 Fallbeispiele sind geschildert in: Niedersächsische Bauformen, in: ZdB 1907, 194; Aus der Praxis einiger Bauberatungsstellen, in: ZfW 1911, 213–221; Rauschnabel, Stadtgestalt, 27; 1914/16 wurde im Technischen Museum in Wien eine Austellung über Heimatschutz und Bauberatung eingerichtet, die nahezu unverändert bis 1992 bestand, vgl. Johler/­ Nikitsch/Tschofen 1995, 16; Bommersbach 2003, 109–158 477 Klopfer 1916, 57 f.; vgl. ferner Spickendorff 1915, 133–136 478 Vgl. Schmidt 1911, 145–148 479 Zusammenstellung der Diskussion bei Speitkamp 1996, 309 f.; zum Werdandi-Bund vgl. Behr 1913, 99; Parr 1999, 316–327 480 Berger 1913/14, 105 481 Vgl. Nikitsch 1995, 25 482 Reulecke 1985a, 203 f. 483 Teuteberg/Wischermann 1985, 50; Wischermann 1997, 377 484 Reulecke 1985a, 131–135 485 Heiligenthal 1921, 65–71; Reulecke 1985a, 50 486 Speitkamp 1996, 288 487 Verband deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine. Verhandlungen der Abteilung für Architektur, in: DBz 1874, Nr. 85, 338; formuliert nach einem Vorschlag von Reinhard Baumeister, vgl. Baumeister 1874, 265 488 Sombart 1913, 40, die Städte sind «Konsumentenbildner»; vgl. Teuteberg 1983, 16–18 489 Heiligenthal 1921, 103: «Grundlage der Stadtgestaltung ist die Wirtschaft»; zur Rolle der Industrie als primärer Städtebildner Krabbe 1989, bes. 72; vgl. Teuteberg 1983, 2–34 490 Eberstadt 1917, 366 f. 491 Umfassende Darstellung bei Geist/Kürvers 1984, 142–169 492 Hegemann 1930, 295–312, 295; Geist/Kürvers 1980, 496–505 493 Hofmann 1981, 71–85, Zitat 83; Steitz/Krabbe 1985, 422–425; Krabbe 1989, 51–64; in Preußen mussten in jeder Abteilung der Stadtverordnetenversammlung mindestens zur Hälfte Hausbesitzer vertreten sein; zu den Wahlklassen Reulecke 1985a, 131 f.; Lenger 2013, 154–157 494 Die preußische Hypothekenordnung von 1872, die für das gesamte Deutsche Reich vorbildlich wurde, ermöglichte eine totale Überschuldung des Bodens, vgl. Eberstadt 1917, 378–391 495 Schmidkunz 1901, 74 496 Krabbe 1989, 85 497 Vgl. die Literaturangaben bei Matzerath 1985, 289, Anm. 40, dort auch Hinweise auf Schriften von Eberstadts fachlichem Kontrahenten Andreas Voigt; Böhm 1983, 214–240; Diskussion verschiedener Standpunkte bei Wischermann 1997, 370–373; sowie ausführlich bei Schroeter 2022, 135–168 498 Krabbe 1989, 79 f.; Matzerath 1985, 291; Croon 1983, 55–79, bes. 72–74 499 Hegemann 1911, 35; zur Kontrolle des Bodens durch Terraingesellschaften im Münchner Raum vgl. Renauld 1904, dort angehängt eine Karte von München mit Umland, die den Grundbesitz der Terraingesellschaften zeigt.

744 | Anmerkungen zu S. 109 bis S. 115

500 Krabbe 199, 83 501 Saldern 1978, 351 f.; Niethammer 1979, 373, 376 502 Weissenborn 1910, 125, nach Führer 2016, 20 503 Engels 1962, 233; vgl. Teuteberg 1986, 18–21 504 Vgl. Weyl 1896; Rath 1912; Prausnitz 1909 505 Fehl/Rodriguez-Lores 1982, 45–52; zum Zusammenhang von Gesundheitspolitik und Stadtplanung vgl. die ausführliche Untersuchung von Rodenstein 1988, 164, passim 506 Vgl. Evans 1990, 367–503 507 Rodenstein 1988, 132 508 Schröteler/Schmitt 2016, 69 f. 509 Bodenschatz 1987, 32–34; Schröteler/Schmitt 2016, 70 f. 510 Rodenstein 1988, 145–156; Berndt 1987, 140–163; Rodriguez-Lores 1985, 19–58 511 Rodenstein 1988, 108–110; Sofsky 1986, 9–11 512 Wehler 1995, 140–166, bes. 148 ff. 513 Teuteberg/Wischermann 1985, 5–30; Saldern 1997, 284–294; Zimmermann 1997, 506 514 Reulecke 1997, 131 f.; Lenger 2013, 147 515 Teuteberg/Wischermann 1985, 92 516 Wischermann 1997, Statistik 517 Reulecke 1985b, 21–60 518 Wischermann 1983, 309–338, 311 f.; umfangreich aber disparat bei Wischermann 1997, 398–404, dort wird aufgrund von Wohnungsleerständen ein Überangebot konstatiert; das Problem lag aber nicht an der vorhandenen Zahl der Wohnungen, sondern an der Kapitalschwäche der Masse der Mieter, die sich in den miserablen Wohnungen für diese Bevölkerungsgruppe niederschlug. 519 Teuteberg/Wischermann 1985, 317–320; Saldern 1979, 344–362 520 Teuteberg/Wischermann 1985, 93–95 521 Teuteberg/Wischermann 1985, 133, 183, 317 522 Teuteberg/Wischermann 1985, 241 523 Sievers 1985, 340 524 Naumann (1906) 1964, 149 525 Klabund (d. i. Alfred Henschke), Proleten 526 Engels (1872/73) 1962, 263; Zitat auch bei Teuteberg/Wischermann 1985, 369; Engels 1962, 243: «nicht die Lösung der Wohnungsfrage löst zugleich die soziale Frage, sondern erst durch die Lösung der sozialen Frage, d. h. durch die Abschaffung der kapitalistischen Produktionsweise, wird zugleich die Lösung der Wohnungsfrage möglich gemacht. Die Wohnungsfrage lösen wollen und die modernen großen Städte forterhalten wollen, ist ein Widersinn.» 527 Zimmermann 1991, 151–155 528 Wischermann 1997, 425, nach: Die Erhebung der Wohnverhältnisse in der Stadt München 1904–1907, VI. Teil, München 1910, 25 529 Teuteberg/Wischermann 1985, 368 530 Albers 1975, 108 531 Die kaiserliche Botschaft Wilhelms I. zur Sozialpolitik am 17. November 1881 532 Schmoller 1886, 425; Wischermann 1985, 169; Lenger 2009, 227 533 Zimmermann 1997, 605–613; Kuhn 1995, 322–325 534 Zimmermann 1991, 160–166 535 Neumeyer 1984, 224–231 536 Riedel 1933, 1003; Zimmermann 1997, 611 f. 537 Kähler 1996, 313–315; Durth/Sigel 2009, 108–111 538 Neumeyer 1978, 239–264; Zimmermann 1991, 155–160; zur Geschichte: Führ/Stemmrich 1985 539 Zimmermann 1997, 575 f.

Anmerkungen zu S. 115 bis S. 122 | 745

540 Henrici 1904; vgl. Sonne 2005, 67–69 541 Schultze-Naumburg 1906, 29, nach Neumeyer 1978, 247 542 Zimmermann 1997, 584 543 Schlandt 1970, 95–111; Henle 1990, 219–290, bes. 233 ff.; Zimmermann 1997, 581f, 584 544 Nerdinger 1982, 397–399 545 Kampffmeyer 1909, 21; vgl. Führ/Stemmrich 1985 546 Kornemann 1996, 605; nach Rudolf Eberstadt 1917 547 Teuteberg/Wischermann 1985, 368 f. 548 Niethammer 1979, 363–384; Zimmermann 1991, 217–224 549 Lux 1906, 4 f.; Lux 1908, 8, folgendes Zitat 10 550 Bollerey/Hartmann 1978, 196; Asmus 1984, 260–267 551 Rez. von Adolf Heilborn, Käthe Kollwitz. Heinrich Zille – Die Zeichner des Volks, Berlin 1925, in: Stb 1926, 15 f.; Bodenschatz 2017, 12 552 Zusammenstellung bei Reulecke 1985a, 139; Schubert 1986, 22–41; Ullmann 1995, 200– 202 553 Nietzsche 1966b, 426; vgl. Krämer 2013, 1–36 554 Langbehn bezog sich auf Bismarck: «Der Bauernstand ist der Felsen, an dem das Gespensterschiff der Sozialdemokratie zerschellen wird.» Nach: Bergmann 1970, 79; zum Antisemitismus vgl. Behrendt 1999, 102 555 Linse 1983, 6; Linse 1999, 397–410 556 Vgl. Collins/Collins 1965; Fehl 1980, 172–221; Wieczorek 1981; zur Rezeption von Sittes Städtebautheorie im Nationalsozialismus vgl. Fehl/Harlander 1986, 56 f.; dagegen und sehr differenziert: Sonne 2005, 63–90, 85 f.; umfassend Semsroth/Mönninger/Collins 2008–2014; Mönninger 2008, 27–46 557 Schon vor Sitte hatte der Belgier Beyaert in den 1870 er-Jahren «auf den malerischen Reiz krummer Straßen» hingewiesen, vgl. Stübben 1914, 612 558 Sitte (1889), zitiert nach der 5. Auflage Wien 1922, 102 559 Hocheder 1906, 580 560 Vgl. z. B.: Münchener Architekten- und Ingenieur-Verein, in: DBz 1890, 612 f.; Stübben 1890, 122–128, 150; Henrici 1893, 271–274; Stübben 1893, 349 f., 373 f., 415–418; Zur künstlerischen Erscheinung des Straßenbildes, in: DBz 1896, 386 f.; Stadtbaukunst, ein Gemeingut der Bürgerschaft, in: ZdB 1905, 165 f.; ausführliche Zusammenstellung der Diskussion bei Karnau 1996, 124 ff., 225–232; vgl. ferner Rodriguez-Lores 1983, 101–134 561 Gurlitt 1968, 132; Gurlitt differenzierte die Straßenführung nach Bebauung und schrieb, man könne «für den Städtebau mit ebensoviel Recht den Satz aufstellen: ‹Der gerade Weg ist der dümmste.›» 562 Die Aufstellung von Baulinienplänen in Bayern, in: ZdB 1905, 439 f. 563 Mönninger 1998, 216 564 Als der junge Jeanneret (Le Corbusier) 1910 nach Deutschland kam, um den neuen Städtebau zu stu­dieren, skizzierte er nach dem Vorbild von Sitte gekrümmte Straßenführungen und den optischen Aufbau alter Städte und notierte sich als Leitsatz, geschwungene Straßen seien der Weg des Menschen, gerade Straßen der Weg des Esels. Als «Le Corbusier» drehte er 15 Jahre später in seiner Schrift «Urbanisme» diesen Satz um, vgl. Nerdinger 1987b, 82; Rodriguez-Lores 1983, 101–134 565 Sittes Konzept war keineswegs ein «Dokument der Verzweiflung» (Julius Posener) oder «konservativer Hoffnung» (Gerhard Fehl), vgl. Mönninger 2012, 52–59 566 Nerdinger 1988, 22–46, 133–175 567 Matzerath 1985, 296 568 Nerdinger 1988, 86–95 569 Schubert 1982, 463–468, bes. 464 570 Etzemüller 2012, 131, 148 571 Howard 1902, 112

746 | Anmerkungen zu S. 122 bis S. 130

572 Vgl. Hartmann 1976 573 Meyer-Renschhausen/Berger 1998, 265–276 574 Oppenheimer 1907, VI 575 Simons, 1912, 15; dort zur «Gartenstadt» Frohnau, 43–51 576 Abb. in: Nerdinger 2012a, 118; Bollerey 2012, 90–129 577 Altenrath 1910, 217 578 Die Gartenstadt Staaken, in: ZfW 1915, 199–203; Die Gartenstadt Staaken bei Spandau, in: ZdB 1915, 570–572; Stahl 1918/19, 137–143; vgl. Kiem 1997 579 Gartenstadt-Siedlung der Mitteldeutschen Reichswerke erbaut im Kriegsjahr 1917, Berlin 1917 580 Vgl. Schollmeier 1988 581 Nerdinger 1982, 400–406 (mit weiterer Literatur) 582 Das tempelartige Gebäude umschließt einen kastenförmigen Raum, dessen Wände und Decke zweischalig mit gewachstem Leinen bespannt waren. Im Zwischenraum erzeugten mehrere tausend Glühbirnen, deren Helligkeit mit einer Lichtorgel regelbar war, ein «immaterielles», diffuses Licht. In dem einheitlichen Kastenraum entstand dadurch ein fast schwebender Eindruck, der mit der Wirkung von Tanz- und Musikveranstaltungen korrespondierte, vgl. Michelis 1991, 13–39 583 Dohrn 1911, 20; vgl. Jacobs 2008, 89–113; Mirjana Grdanjski, Das M ­ odell Hellerau, in: Nerdinger 2007a, 56 f. 584 Der Satz wird auch Wolf Dohrn zugeschrieben, vgl. Schmitz 2009; Jacobs 2008, 89–213 585 Zimmermann 1997, 611 586 Stübben 1907; vgl. Albers 1975, 34–40; Lampugnani 2017, 11–20 587 Simmel (1903) 1995, 116–131, 116; vgl. Lenger 2013, 237 588 Bücher 1903, 31 589 Schumacher 1904, 46–66, wiederabgedruckt in: Schumacher 1907, 134–166; vgl. Frank 1994, 133–155, bes. 133 f. 590 Endell (1908), 1984, folgendes Zitat 23 591 Weber (1924), 1988, 449–456, Zitate 453 f.; vgl. Reulecke 1985a, 143 f.; Riha 1983, 20 ff. 592 Petermann 1903, vgl. die dort versammelten Beiträge 593 Searing 1974, 133–179; Pommer 1988, 27 594 Sonne 2003, 125 595 Wagner 1911; Sonne 2003, 128 596 Hegemann 1911, 80, nach Sonne 2003, 106 597 Bodenschatz 1987, 35–37; Sonne 2000, 67–77; Sonne 2003, 101–148; Bernhard/Bodenschatz, 2010, 5–13; Sonne 2010, 14–27; Bodenschatz 2010; umfassende Darstellung bei Tubbesing 2018 598 Wettbewerb Groß-Berlin 1910, Berlin 1911, Teil III, 4; Sonne 2000, 71; Tubbesing 2018, 156, 161 599 Hegemann 1911 und 1913; umfassende Biographie zu Hegemann: Flick 2005 600 Deneke 1912, 433–435 601 Scheffler 1913, 80, folgendes Zitat 81 und Scheffler 1911, 1404; vgl. Nerdinger 2019a, 164 602 Scheffler 1913, 11 603 Scheffler 1913, 130 604 Scheffler 1913, 3 605 Scheffler 1913, 130 606 Wienfort 2018, 91–102, Hofrangordnung für den königlich preußischen Hof 1903 607 Herbert 2014, 49 f. 608 Wehler 1977, 151; Hobsbawm 1989, 385; nach einer Statistik bei Naumann 1964, 462 erhöhten sich die Militärausgaben von 1872 bis 1910 von 347 auf 1250 Millionen Mark 609 Wehler 1977, 141 610 Henning 1973, 26; Jaeger 1988, 100 ff.; Nipperdey 1995,171 ff.; die Zahlen differieren bei

Anmerkungen zu S. 131 bis S. 141 | 747

den verschiedenen Autoren leicht, je nachdem, in welcher Weise verdeckte Militärausgaben und indirekte Kosten (z. B. Invalidenfonds, strategische Bahnlinien) in anderen Etats mitberücksichtigt werden; so errechnete Witt 1970, 380 für Militärausgaben 90 bis 95 % des Reichsetats 611 Kaiser 1994, 63–71, Zitate 63 f. 612 Wehler 1995, 1112 f. 613 Fisch 2003, 123–146; Decker 2005, 97–110; Roth 2007 614 Vgl. Rolf 1991; umfassende Darstellung und Dokumentation der deutschen und französischen Festungsanlagen bei Reichert 2005 615 Moeller/Behrendt 1912, 51–70 616 Naumann (1911) 1964, 467 617 Die neue Marineschule in Mürwik-Flensburg, in: ZfB 1912, 173–188; Wenzel/Gram 2015, 136 618 Schäche 1986, 238–251; Sonne 2003, 101–140, 116; Welzbacher 2006, 120–127 619 Goecke 1911, 19; Wettbewerb Groß-Berlin 1910, Berlin 1911, 60; Sonne 2000, 73 f.; Tubbesing 2018, 150–152, 161 620 Nach Ullmann 1995, 90 621 Hoeber 1918, 1103–1108; ausführlich bei Niederwöhrmeier 1977, 192–195; Buddensieg 1984, 380 ff. stellt die positiven Urteile heraus 622 Der Wettbewerb für das Botschaftsgebäude in Washington, in: BAw 1914, 305 ff., 325, Abb. des Entwurfs von Luckhardt; Niederwöhrmeier 1977, 87–95 623 Hardtwig 1994, 539, Verweise zur kontroversen Diskussion um die Planung in Washington 624 Nach Rausch 1996, 19–21 625 Hoffsten 2017, 158, Beschreibung eines Vokshauses der Zukunft von Heinrich Peus; 159– 162: Volkshaus und Architekturvorstellung von Sozialdemokraten 626 Meiszies 1995, 93 f.; vgl. Dietrich Worbs zur Baugeschichte in: FAZ vom 29.6.2006 627 Müller 1915, 167 628 Meyer/Bonitz 1990, 631; vgl. Vondung 1976, 153–171; Vondung 1980; Vondung 1988, 189–207, 204 «Geistesmacht ist auch unser Heer und unsere Flotte» 629 Wagner 1915, 498; Högg 1916, 190 630 Muthesius 1916, 193 631 Versammlungen und Berichte. Architekten-Verein zu Berlin, in: DBz 1915, 158 632 Speitkamp 1996, 138–140; vgl. Eksteins 1990 633 Campbell 1989, 127 634 Naumann (1908), 1964, Bd. 6., 285 635 Muthesius 1915, 35 f.; Dürerbund-Werkbund Genossenschaft (Hg.), Deutsches Warenbuch, Leipzig 1915; vergleichbare Ziele verfolgte auch das im Januar 1917 in Stuttgart eröffnete Deutsche Auslandsmuseum und -institut, das dazu beitragen sollte, die «frühere Stellung Deutschlands auf dem Weltmarkt wieder zu erobern» und die «Volksgenossen im Ausland» zu unterstützen, Bernath 1918, 39, nach Roth 1990, 157 636 Reimann 1917, 1–34; den Lesesaal zierte der Spruch: «Waffenplatz sei und Walhalla den Geistern der neuen Germanen,/ Spende auch Frieden und Trost, Kind einer eisernen Zeit.» 637 Deutsches Bauwesen im Kriege, in: ZdB 1917, 80 638 Kruse 1998, 85–95 639 Berthold 1917, 96 f. 640 WMfB 1920/21, 129, 165 ff.; Reichert 1918; Nerdinger/Mai 1994, 17, 243 641 Renz 2003 642 Schmidt 1990, 1–6; Renz 2003, 53–57; heute nutzt das Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) das Gebäude, vgl. Kabierske 2001, 678–688 643 Renz 2003, 28–30

748 | Anmerkungen zu S. 141 bis S. 147

644 Nach Flemming 1998, 55; vgl. Leonhard 2014, 434–470 645 Korn (1923) 1982, 369 f. 646 Fischer 1964, 120 f., vgl. Jaeger 1988, 134; Barth 1986, 86–99; Ullmann 1995, 256; Lange 1967, 586 (Abb. «Europa’s Zukunftskarte»), 642–647 647 Hildebrand 1995, 363–372; Leonhard 2014, 744 f. 648 Der Ruf nach Siedlungsland. Eine Blätter- und Schriftenschau, in: Archiv für innere ­Kolonisation 1915, H. 7, 165–185; vgl. Jaeger 1988, 122, Jureit 2012, 162–179 649 Albrecht 1914/15, 245–251, 261–266, bes. 246; Rohkrämer 2007, 50 f.; Wehler 1977, 210 650 Mosse 1980, 241–261, hier 250 651 Krockow 1997, 19–28, 56–68 652 Wolff 1915; Welzbacher 2006, 126 f. 653 Heldenehrung und Kriegsdenkmäler. Kundgebung der Königl. Akademie der Künste und der Königl. Akademie des Bauwesens in Berlin, in: ZdB 1916, 181 f.; Mai 1994, 43; zum Thema allgemein vgl. Mosse 1993; Koselleck/Jeismann 1994 654 Campbell 1989, 120 ff.; Jaeger 1988, 122, 134 655 Deutscher Werkbund und Deutsch-Türkische Vereinigung (Hg.), Das Haus der Freundschaft in Konstantinopel. Ein Wettbewerb deutscher Architekten, München 1918 656 Schivelbusch 1988, zur zweimaligen Zerstörung und zum Wiederaufbau der Bibliothek in Löwen 657 Gaethgens 2018, 38–48 658 Zur Entstehung der deutsch-französischen Feindbilder vgl. Siebe 1993, 201–225 659 Vgl. Mommsen 1996; Ungern-Sternberg 1996; Vondung 1980; zur «Kriegsdenkmalpflege» und der Kriegstagung der Denkmalpflege im besetzten Brüssel unter der Obhut des deutschen Generalgouverneurs für Belgien, vgl. Speitkamp 1991, 193–197; Born/ Störtkuhl 2017 660 Wiederaufbau und Heimatschutz in Ostpreußen, in: ZfW 1915, 55; Dethlefsen 1915, 341– 343, 346–349; Berliner Brief, in: PB 1916, 58–60; Steinmetz 1917 661 Beispiele bei Banck 2008, 95 662 Fritz Schopohl, in: Riezler 1925, nach Blanck 2008, 94 663 Wolf 1915, 81–88 664 Vgl. Riezler 1925 665 Lindner 1939, 3–6; Frank 1992, 105–131 666 Kruse 1994, 152; Schulin 1990, 55–69; Leonhard 2014, 217–221 667 Jaeger 1988, 135 ff.; Ullmann 1988, 124–136; Ullmann 1995, 237 f.; Wehler, 2003, 49 668 Vgl. Wagner 1918 669 Überlegungen zur Typisierung von Häusern bei Ehmig 1916, vgl. die Rezension von Schaumann, in: ZdB 1917, 259 f.; zur Errichtung von Häusern in Schnellbauweise vgl. Gut 1918, 447; Die Ausstellung «Sparsame Baustoffe» in der Ausstellungshalle am Zoologischen Garten, in: ZdB 1918, 506 f., 513 f. 670 Vgl. Behrens/Fries 1918; zeitgenössische Kritik bei Albrecht 1918, 260–262; vgl. ferner Schumacher 1917; Booth 1918; Matzdorff 1918, 178–181, 194–196; zeitgenössische Literatur zum Kleinwohnhaus- und Siedlungsbau ist zusammengestellt in: WMfB 1918/19, 351 f. 671 Nerdinger 1988, 286–288; vgl. ferner Häuselmann 1916, 257–260 (Vorschlag für Kleinsiedlungen in Zeilenbauweise); Labes 1917, 261; Förderung des Kleinwohnungsbaues. Fiskalisches Siedlungsland für Groß-Berlin, in: ZfW 1918, 157–159 672 Kaiser 1994, 72 673 Frank 1919, 33–37 674 Wohnungsnot nach dem Kriege, in: ZfW 1915, 54; Lechler 1915, 255; Högg 1916, 292; Muthesius 1916, 189–193, 309–315 675 Ein neuer Aufruf Hindenburgs, in: ZfW 1918, 345 676 Vormbrock 1916, 102

Anmerkungen zu S. 147 bis S. 154 | 749

677 Mangoldt 1915, 17–22 678 Gut 1928, 19; vgl. Zimmermann 1997, 632 f. 679 Der internationale Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für einen Friedenspalast im Haag, in: DBz 1916, 309 f., 344 f., 360–362, 396–398; Merz, 2014, 213–238 680 Bergeijk 2012, 144 681 Kriegs-, Ehren- und Gedächtnishallen, in: DBz 1916, 153–156, 169 f.; Polano 1988, 220 f.; Bergeijk 2012, 144 f. 682 Berlage 1905, 44 683 Freundliche Auskunft von Herman van Bergeijk am 25.7.2022 684 Whyte 1984, 42 f.; Nerdinger 2019a, 97 685 Vgl. Kampffmeyer 1918 686 Taut 1919a 687 Taut 1919a, 59 f. 688 Nerdinger 2001, 11 689 Taut 1919a, 67, dort auch folgendes Zitat 690 Taut 1919a, 69 691 Baron 1919, 103, folgendes Zitat 109 692 Taut 1920a 693 Taut 1919b 694 Nerdinger 2012a, 168 695 Bruno Taut 1920b

1 2 3 4

2. Weimarer Republik 1919 – 1933

Kampffmeyer 1907, 193; Schröteler-von Brandt 2014, 184 f. Wehler 2003, 240–243; Peukert 1987, 125 Jaeger 1988, 138 Monatsberichte des Bundesministeriums der Finanzen, September 1919, Die Erzbergersche Finanzreform 1919/1920 5 Boldt 1987, 56 6 Welzbacher 2006, 47–80 7 Peukert 1987, 134 8 Wirsching 2008, 25 9 Kornemann 1996, 607 10 Wagner 1919, 5 f.; Paulsen 1919, 10 f.; Behrens 1919, 9–11; Kornemann 1996, 606 11 Hofmann 1969, 15; Schreiber 1974, 400 12 Saldern 1996, 19 13 Winkler 1994, 269 14 Kornemann 1996, 635 15 Vermischtes, in: ZdB 1919, Nr. 11, 60; Kornemann 1996, 616–619, 633 f. 16 Welzbacher 2006, 23 17 Kornemann 1996, 622 18 Wehler 2003, 245 19 Winkler 1994, 244 20 Althoff 1924, 113–115, 218 f.; Winkler 1994, 249; Kornemann 1996, 622, 634 21 Brachvogel 1928, 149 22 Wildermuth 1928, 125; Witt 1979, 385–407; zur Vergabe der Hauszinssteuer in den verschiedenen Städten vgl. Kuhn 1995, 332–338 23 Holtfrerich 1992, 135 24 Eisen 2012, 267–271; Nierhaus 2019, 192–197 25 Winkler 1994, 237 26 R. W., Das Auferstehungsgeläute für das Baugewerbe, in: Bw 1924, H. 38

750 | Anmerkungen zu S. 154 bis S. 167

27 28 29 30 31

Petzina/Abelshauser/Faust 1978, 63 Wehler 2003, 254 Winkler 1994, 325 Peukert 1987, 142 Das Bauwesen im preußischen Staatshaushaltsentwurf für 1927, in: DBz 1927, Nr. 4/5, Beilage, 19; Der Haushaltsplan des preußischen Staates für das Rechnungsjahr 1929, in: DBz 23.1.1929, 5; Aus dem Haushaltsplan des preußischen Staates für das Rechnungsjahr 1930, in: DBz, Nr. 11, Beilage, 5; Haushaltspläne, Ministerium für Volkswohlfahrt, in: DBz 1930, Nr. 6, Beilage, 35 32 Brachvogel, 1931, Beilage 6–8 33 Vgl. Wirsching 1996, 37–64 34 Wolf 1918, 3; Kornemann 1996, 619 35 Entwurf zu einer Bauordnung, in: ZdB 1919, Nr. 42, 225–236; Bolenz 1991, 91 f. 36 Schmidt 1923, 477 f.; Gessner 1925, 190 f.; Das Städtebaugesetz vor dem preußischen Landtag, in: DBz 1926, Nr. 25, 189–191 37 Heiligenthal 1929, 47; Runge 1929, 193 f.; Wagner 1930, 117–123; Lehweß 1930, 97–100; Rappaport 1931, 619 f., 1931, 647 f.; Kornemann 1996, 621 38 Ascher 1933, 488, zum Betcke-Urteil vom 28.2.1930 gegen Enteignung 39 Welzbacher 2006, 21 f., dort Erläuterung der behördlichen Zusammenhänge 40 Welzbacher 2006, 22 41 Welzbacher 2006, 81–118; die Erweiterung der Reichsbank fiel dann bereits in die ­NS-Zeit. 1950 wurde die Behörde umbenannt in Bundesbaudirektion, die den Umbau der pädagogischen Akademie in Bonn zum ersten Parlament der Bundesrepublik betreute. 42 Wehler 2003, 257– 261, Zitat 259 43 Peukert 1987, 245–253; Möller 2018, 230–236 44 Rütters/Zimmermann 2005, 45 45 Wehler 2003, 272 46 Jacobs 1933, 139; Statistisches Bundesamt (Hg.), Bevölkerung und Wirtschaft 1872–1972, Stuttgart und Mainz 1972, 185; Petzina/Abelshauser/Faust 1978, 125 47 Kornemann 1996, 635 48 Wohnungswirtschaft, in: DBz 1930 Nr. 46, Beilage, 239; Die Neuordnung der Bauwirtschaft im Plan der Reichsregierung, in: DBz 1930, Nr. 44, Beilage 231 f.; Schmidt 1931, 525 f. 49 Nerdinger 1996b, 172 50 Möller 2018, 342; Wirsching 1996, 31–45; Winkler 1994, 517–594 51 (o. V.), Aufruf zum Sozialismus, in: An alle Künstler, Berlin 1919 52 Ein neues künstlerisches Programm, in: Bw 1918, H. 52, 5 f.; Programm des Arbeitsrats für Kunst, in: Conrads 1964, 41 f. 53 Taut (1918) 1964, 38 54 Taut (1918) 1964, 40 55 Winkler 1994, 51, wohl auch für Taut das «Todesurteil» über die Revolution 56 Bolenz 1991, 263 57 Speitkamp 1994, 543; Welzbacher 2009 58 Vgl. Hofmann 1920, 365–368, 369–372; Gurlitt 1919, 69–71; Die Reform des HochschulStudiums für Architekten, in: DBz 1920, Nr. 45, 250–252 59 Taut 1919c, 9 f., dort auch folgende Zitate 60 Seeck 1925, 244–246; Muthesius 1925, 277–280, 298–300; auch in: Bg 1925, 443 f.; Bensel 1925, 635–638; Diskussionsbeiträge von Cornelius Gurlitt und Fritz Schumacher, in: Bg 1925, 639; von Bruno Paul, Hermann Jansen, Ludwig Hoffmann und Oskar Strnad, in: Bg 1925, 1114 f.; Dülfer 1925, 716–719; Giedion 1929, und die Replik: Neue Bauten und ein Brief von Wilhelm Kreis, Präsident des B. D. A., in: WMfB 1929, 242–250

Anmerkungen zu S. 167 bis S. 171 | 751

61 62 63 64 65 66

Fischer 1917; Jänecke 1919, 9 f., 1920, 89 f.; vgl. Nerdinger 1988, 94 f. Nach Pump-Uhlmann 1995, 245 Pfarr 1983, 118; vgl. allgemein zur Ausbildung Neumann 2002, 370–380 Philipp 2012, 39–51 Nerdinger 1993c, 179 Ostendorfs Theorie des architektonischen Entwerfens, in: ZdB 1918, 462 f.; Oechslin 1999, 78–115 67 Paulus 2019, 154 68 Posener 1979, 403–423 69 Taut 1932, 261–264 70 Die deutschen Technischen Hochschulen im Winterhalbjahr 1926/27, in: DBz 1927, Nr. 36, 312 71 Petzina/Abelshauser/Faust 1978, 171 72 Maasberg/Prinz 2005, 33 73 Bauer 2003; Maasberg/Prinz 2005; Pepchinski 2017 74 Bolenz 1991, 414 75 Schliepmann 1919, 121 76 Erster Deutscher Architektentag am 27. Juni 1919, in: DBz 1919, Nr. 46, 253–255, Nr. 50, 277–280 77 Welzbacher 2006, 32; Bolenz 1991, 238 f. 78 Gurlitt, in: Bg 1921, Nr. 23/24 vom 29. Juni; Entgegnung von Richard Bergius und ­Konrad Nonn, in: ZdB 1921, Nr. 87, 533 f.; Gurlitt, in: Bg 1924, Nr. 1 (auch in: DBz 1924, Nr. 9/10, 47 f.; vgl. Denk 2013, 4–9 79 Der Bundestag des BDA in Marburg, in: Bw 1924, H. 25, 573 80 Poelzig 1931, 313, dort auch folgende Zitate; vgl. Nerdinger 2013, 10–13 81 Geschäftsbericht über die Tätigkeit des Bundes Deutscher Architekten, in: Bg 1928, 893– 910; Ein Reichsgesetz zur Errichtung von Kammern, in: Bg Juli 1927, H. 12 und 1928, 394 82 Bolenz 1991, 264–267 83 Referentenentwurf des Architektengesetzes, in: DBz 1931, Nr. 37, Beilage, 210; Schutz dem Architekten! Kritik am Referentenentwurf zu einem Architektengesetz, in: DBz 1931, Nr. 75/76, 445 f. 84 Zum Kammergesetz der Architekten, in: DBz 1934, Nr. 43, 839 f.; Blümm 2013, 97–117 85 Welzbacher 2006, 36–39, Abb. 10b; der Schriftsteller Josef Ponten forderte 1925, die Republik sollte den Berliner Dom als «Übungsgegenstand für ein militärisches Sprengkommando benutzen», da er den Kunstgeschmack der Deutschen schände, vgl. Welzbacher 2006, 38 86 Ein neues künstlerisches Programm, in: Bw 1918, H. 52, 5 87 Gropius, Taut, Behne, Der neue Baugedanke, in: Conrads 1964, 43 88 Scheffler 1917, 33, 90; vgl. Bushart 1990, 28–34; Nerdinger 2019a, 101–105 89 Vgl. Raphael 2018, 150 90 Gropius, Taut, Behne, Der neue Baugedanke, in: Conrads 1964, 43 91 Nerdinger 2019a, 123–127 92 Whyte/Schneider 1996; Schädler 2002/2003, 263–267 93 Nerdinger 1988, 92 f.; Taut 1919 94 Paul Westheim, nach Wythe 1984, 110 95 Nerdinger 2019a, 125 f.; Landeshauptstadt Magdeburg (Hg.), Bruno Taut. Eine Dokumentation – Projekte, Texte Mitarbeiter, Magdeburg 1995 96 Deutsche Architekten!, in: Bw 1919, H. 23, 5 f., dort auch folgendes Zitat 97 Vgl. Buderath 1990; Andersen 2000, 226–231 98 Die Lebensäußerung eines besiegten Volkes, in: Kunst und Handwerk 1922, 25–32; ­Nerdinger 1979, 480 99 Behrens 1922/23, 226

752 | Anmerkungen zu S. 172 bis S. 179

100 Berg 1920, 73–75 und Stbk 1920, 99–101, 113–118; Ilkosz/Störtkuhl 2000; Diskussion dargestellt bei Zimmermann 1988; Stommer 1990; Neumann 1995 101 Zimmermann 1988, 227 102 Ilkosz 1992, 201–219; Hermann Soergel plante einen Hochhausring um die Münchner Altstadt, vgl. Baukunst 1925, 59 103 Neumann 1995, 21 104 Poellnitz 1921, 689–690 105 Zimmermann 1988, 12 106 Zimmermann 1988, 257; Hammer-Schenk 1996, 239–252; Welzbacher 2006, 128–131 107 Stommer 1982, 36–53 108 Welzbacher 2006, 72; Schmidt 2001, 378; Fischer 1999 109 Zimmermann 1988, 127 110 Zimmermann 1988, 106–111 111 Mies van der Rohe, in: Frühlicht 1922, H. 4, 122–124 112 Mies, Die Voraussetzungen baukünstlerischen Schaffens, in: Neumeyer 1986, 362 113 Mertins 2014, 154 f. 114 Behne 1921, zitiert nach Bushart 2000, 52 115 Behne nannte Taut einen «expressionistischen Architekten», Behne 1912/13, 538–540; Behne 1914/15, 182 f. 116 Wolfgang Pehnt popularisierte den Begriff und fasste unter diesem Schlagwort völlig unterschiedliche architektonische Bestrebungen zusammen, vgl. zuletzt Pehnt 1998 117 Umberto Boccioni, Die futuristische Bildhauerkunst, 11. April 1912, nach Baumgarth 1966, 194–200, Zitat 196; vgl. Schmidt-Bergmann 2009 118 Hoh-Slodczyk 2000, 28–51 119 Mendelsohn 1930, 11 f. 120 Mendelsohn 1930, 26 f. 121 Mendelsohn 1930, 21 122 Mendelsohn 1961, 57, Brief vom 19.8.1923 123 Bernhard 1924, 17–19, 49–54; vgl. Posener 1980, 71 124 Engelberg-Dočkal 2006; Engelberg-Dočkal 2011 125 Gruhn-Zimmermann 2000, 117–146 126 Warncke 1990, 180–193; Warncke 2012, 170 127 Gropius an Behne 12.5.23, nach Bergeijk 2013, 3; vgl. Nerdinger 2019a, 165 128 Gropius 1925, 7, dort auch folgende Zitate 129 Gropius 1927, 9 130 Frank 1930, 399–406; Frank 1931 131 Behne 1923, 533, dort auch folgendes Zitat; vgl. Nerdinger 2019a, 166 ff. 132 Mendelsohn 1930, 22 133 Mendelsohn 1961, 57, Brief vom 19.8.1923, Mendelsohn bezog sich dabei auf Oud und die Amsterdamer Schule 134 Mies van der Rohe 1923 135 Kracauer (1925) 1990, 266 136 Vgl. Riezler 1925 137 Loos 1931, 79: «Ich habe folgende erkenntnis gefunden und der welt geschenkt: evolution der kultur ist gleichbedeutend mit dem entfernen des ornaments aus dem gebrauchsgegenstande.» Vgl. Haiko/Reissberger 1985, 110–119 138 Riezler 1925a, 12 139 Kracauer (1925), 1990, 266 140 Auszug aus der Niederschrift der Bauabteilung des Gemeinderats vom 16. Oktober 1925, in: Kirsch 1997, 31–34, 32, dort auch folgendes Zitat 141 Kirsch 1997, 24 142 Paul Bonatz in: Schwäbischer Merkur vom 5.5.26, nach Kirsch 1987, 48

Anmerkungen zu S. 180 bis S. 191 | 753

143 Doering-Manteuffel 1995, 1–35, Internationalisierung kreist um die eigene deutsche Kultur 144 Schultze-Naumburg 1911, 2 145 Högg 1926, 659, gegen den «Ring» 664: «Internationale Kunst hat Weltverköterung zur Voraussetzung – wir aber wollen eine deutsche Kunst auf der Grundlage eines deutschen Volkstums.» 146 Miller Lane 1986, 132 147 Sauerländer 2000, 32–50 148 Schultze-Naumburg 1928; vgl. dagegen: Behne 1930, 154 149 Fehlemann/Woelk 2002, 16–192; Wiener 2001, 8 f. 150 Zielke 2000, 65–94 151 Hegemann 1926, 483; Kreis wehrte sich in einem Schreiben an Hegemann, vgl. Hegemann 1928, 392–395 152 Hegemann 1926, 483 153 Kreis 1927, XV 154 Vgl. Behrendt 1927 155 Schmidt 2007, 207–208 156 Schwarz 2016, 124 157 Wohler 1925, 41–44; Das Tannenberg-Nationaldenkmal, in: DBz 1927, 729–734; Wippermann 1987, 58–69 158 Wolfrum 2002, 35 159 Roggenhausen 1938 160 Die Baukunst, 1928, H. 5, 128 f.; Der Block, in: Bg 1928, 722 161 Conrads 1964, 103; Steinmann 1979; Mumford 2000 162 Schwab 1930, 24; Michelis 1991, 293–297 163 Zechlin 1928, 549 164 Scheffler 1928, 78 165 Gimmel 2001, 30–75 166 Brenner 1963, 21 167 Brenner 1963, 22–29; Kemp 2016, 54–62 168 Meyer (1928), 1980, 47–49, Zitate 49, 47; vgl. Oswalt 2021 169 Behne 1928, 61; Kritik an den Fassaden hinter denen sich das Elend verbirgt: Behne 1925, 352–354 170 Frank 1930, 399–406; Frank 1931 171 Taut 1929, 7 172 Taut 1929, 67, 54; vgl. Taut 1928, 223–227, nach Hartmann 1994, 151–156, 155 gegen die «Staffeleiarchitektur» 173 Noell 2015, 68–71, 155–158; Giedion 1931, H. 33, 21–26 174 ABC 1927/28 Nr. 4, 1; auch WMfB 1928, 428 175 Noch 1941 drückte Bonatz seine Verachtung der Weißenhofsiedlung in einem Brief an Schmidt-Hellerau aus: «Taut/May, alles was sich um Weißenhof/Stuttgart bewegt […] so abgestanden […]. Braucht keinen Todesstoß mehr.» Abgedruckt bei Nerdinger 1988, 340 176 Theodor Fischer BDA Vortrag, nach Behne 1931, 734 177 Gantner 1931, 725 178 Behne 1927, 15 179 Behne 1931, 733 f. 180 Vgl. Jäger 1998 181 Müller-Wulckow 1929, 5 182 Scheffler 1932, 42 183 Poelzig 1931 (2009), 9, 11 184 Soeder 1931, 294; ähnlich verwies Theodor Heuss 1951 in einer Rede vor dem Deutschen Werkbund wieder auf diese Funktion des Pavillons: «Die Aufgabe hatte einen großen, stellvertretenden Rang: die deutsche Leistung als solche in einer misstrauischen und

754 | Anmerkungen zu S. 191 bis S. 202

a­ blehnenden Welt in fester oder auch heiterer Würde wieder sichtbar zu machen.» Nach Durth/Sigel 2009, 512; den Titel von Vincent Scully, Moderne Architektur: Die Architektur der Demokratie, Ravensburg 1964 ziert dementsprechend der Grundriss des ­Barcelona-Pavillons. 185 Schmitthenner 1932, 8 186 Schmitthenner 1933, 11 f., nach Hartmann 1994, 287–289 187 Gustav Landauer, in: Erkenntnis und Befreiung, 1. Jg, H. 6/7, 1919, nach Frühwald 1976, 36 f., 129; Abdruck auch in: Link-Salinger 1976, 88–94, Zitat 94 188 Haring 2018, 27–38; Haring 2008; Groys 2005 189 Karl Schmidt-Rottluff, «1918 – ist euch nicht Kristus erschienen», Holzschnitt, in: Genius. Zeitschrift für werdende und alte Kunst, München 1919, Bd. 1; vgl. Friedel 1994 190 Taut 1929, 2, der «Moderduft» der alten Zeiten 191 Graf 2008, 170–204, «Neue Welten» und «Neue Menschen» – die Verbreitung der Zeitenwenderhetorik 192 Lepp 1999; Wedemeyer 2000, 15–28; vgl. Poppelreuter 2007, Überblick zum Thema Neuer Mensch Neues Bauen 193 Eph 4, 24; Kol 3,9+10; Küenzlen 1997, 121–138 194 Koselleck 1982, 1–14 195 Küenzlen 1997, 133 196 Frecot 1972; Linse 1983; Buchholz 2001; Wedemeyer-Kolwe 2004 197 Benjamin 1972, 289, nach Müller/ Schmieder 2016, 621 198 Diehl 2018, 39–54 199 Umfassende Darstellung der Entstehung des Begriffs Moderne bei Kiesel 2004, 13–33 200 Corbusier 1930, 33, deutsch: Corbusier 1964, 42; vgl. Gebhard/Sauerländer 2007 201 Frisby 2004, 3–22; Whyte 2004, 42–55 202 Mies van der Rohe 1924, zitiert nach der Manuskriptfassung bei Neumeyer 1986, 303– 306, 305 203 Taut 1928, 60 204 Taut 1928, 56 f.; Behne 1928, 35–39; zu Rading: Necker 2012, 143 205 Behne 1931, 362–365 «Sie [die neue Sachlichkeit] kann zur Vollendung erst in e­ iner klassenlosen Gesellschaft kommen, die zugleich eine Gesellschaft ohne ‹Stil› sein wird.» 206 Kracauer (1932), 1990, 173; Zohlen 1987, 159–168; Hansen 1996, 192; Öhlschläger 2017, 17–33 207 Jarosinski 2002, 70 ff. 208 Neumeyer 1994, 15–32 209 Scheerbart 1963, 20; Thiekötter 1993, 167; Riha 1996, 200 210 Behne 1919, 66, folgendes Zitat 67 211 Semper 1852, 62 212 Kuchenbuch 2010; Etzemüller 2012, 150 213 Brecht 1995, 31 214 Harry Graf Kessler, Weltpolitik und Erziehung, 1922, nach: Reinthal 2007, 13 215 Nach Dikovich/Wierzock 2018, 20 216 Adler 1924; vgl. Weidenholzer 1981 217 Böck 1993, 142–152 218 Bauer/Bauer 2019, 198–203 219 Otto Neurath, Städtebau und Proletariat, nach Eisen 2012a, 271; zur Diskussion um die von Manfredo Tafuri thematisierte Diskrepanz zwischen konservativer Form und utopischer Zielsetzung vgl. Hartle 2019, 204–207 220 Cohen 2012, 200–219 221 Taut 1930, 58; nach Kreis 1980, 104–119 222 Schwarz 1999, 228 223 Schwarz 1999, 230; vgl. Cohen 2009a, 112–147; Nerdinger 2009a, 16–39

Anmerkungen zu S. 202 bis S. 208 | 755

224 Umfassende Darstellung der Eugenik in Deutschland bei Weingart/Kroll/Bayertz 1992 225 Dülmen 1999; Vetter 2000, 285–306 226 Novy/Prinz 1985 227 Eisen 2012a, 253 228 Ellinger 1927, 263, nach Eisen 2012a, 253 229 Wagner 1920, Nr. 2, nach Eisen 2012a, 253 230 Jaeggi 1984, 111–136 231 Jakstat 2022, 37–39 232 Buddensieg 1980, 48–53 233 Nach dem Roman des niederdeutschen Dichters Fritz Reuter, Kein Hüsung, Wismar 1900 234 Taut 1929, 54: «Kollektivismus als stilbildender Faktor» 235 Martin Wagner nach Scarpa 1986, 39; vgl. Leidinger 2010, 304 236 Taut nach Buddensieg 1980, 51 237 Alfred Döblin, Geleitwort zum Fotobildband von Mario von Bucovich, Berlin, Berlin 1928, X, nach Leidinger 2010, 173 f. 238 Bruno Taut zitiert nach Oud 1925, 25; vgl. Eisen 2012a, 253 239 Taut 1924, 105–107, nach Eisen 2012a, 253 240 Saldern 1991, 180, «Erziehung durch Raum»; vgl. Kuhn 1998, 199 241 Voelckers 1932, 30 242 Vgl. zur Struktur der Bewohner Strubelt 1987, 53–56, nach Kuchenbuch, 2010, 97 243 Temple 2005, 54 244 Siebel 2009, 28, nach Großbölting/Schmitt 2015, XXVI 245 Moravánszky 2012, 615; vgl. Foucault 1978, 119–123 246 Brecht 1994, 448, Journal Finnland vom 12.12.1940 247 Uhlig 1981; Novy/Prinz 1985; Novy 1986; Schmid 2019, 81–101 248 Schwab 1929, 362; vgl. Nerdinger 2019a, 222 f. 249 Umfassende Darstellung bei Kuhn 1998 250 May 1928, 80; vgl. Eisen 2012a, 261; Kuhn 1998, 364–366 251 Hirdina 1984, 63; Mohr/Müller 1984; Prigge/Schwarz 1988 252 Der Untertitel wechselte, vgl. Eisen 2012a, 267 253 Kessler 2010, 357, dort auch folgende Zitate 254 Kessler 2010, 358; zu dem Topos «kalte Moderne» vgl. Lethen 1994, 64–68 255 Lewis Mumford, The Culture of Cities, New York u. a. 1938, 453 256 Nach Novy 1986, 113 f. 257 Kuhn 1998, 185–194 258 Wichert 1928, 233 259 Keim/Schwerdt 2013 260 May 1928, 228 f.; vgl. Vetter 2000, 237–283 261 Wichert 1928, 235 262 Gropius 1930, 19 263 Walter Gropius, spiegelglas – wahrzeichen der neuen baukunst, Manuskript im BHA, vgl. Nerdinger 2019a, 185 f. 264 Adolf Behne, Das Bauhaus in Dessau, o. J., BHA, Gropius Nachlass 23/9/140, zitiert nach Blume 2009, 263 265 Conzen 2014, 134–156 266 Lepp 1999, 199–201 und 233 267 Nach Droste 1990, 193 268 Die Kamine wurden in den 1950 er-Jahren im Zuge eines Erweiterungsbaus abgerissen. Bei der umfassenden Rekonstruktion 2003–2007 wurden zahlreiche Ein- und Umbauten aus der DDR-Zeit wieder entfernt, andere Bereiche umfassend rekonstruiert, nicht aber die Kamine. Damit fehlt die wichtigste architektonische Aussage am Außenbau.

756 | Anmerkungen zu S. 209 bis S. 220

269 Meyer 1980, 63–66, Zitat 65; vgl. Nerdinger 1989, 12–29 270 Miller 1981, 109–124 271 Timm 1984, 51–56, 133–136 272 Vgl. Hilker 1924; Karsen 1924; Scheibe 1969, 273–322; Gruhn-Zimmermann 1993; Gruhn-Zimmermann 1995, 528–531; Maasberg/Prinz 2001, 374 f. 273 Radde 1973, 52–60: «Schule der werdenden Gesellschaft», 59 «gemeinschaftsbildende Menschen» 274 Karsen 1921, 21 275 Radde 1993 276 Karsen/Taut 1928, 27 277 Taut 1928, 1096 278 Jochinke 2001, 255 ff.; Kemnitz 2003, 262; Kolbe 2014 279 Karsen 1928, 1090–1092 280 Gruhn-Zimmermann 1995, 528–531; Sack 2000 281 Vendries Bray 2014, 187–199 282 Jaeggi 2007, 150–154 283 Kracht 2009, 3–28 284 Peukert 1989, 87 285 Vgl. Taylor 1911; Gilbreth 1909; Mayer 1915; Hachtmann 1996, 211–258; Saldern 2012, 155–158; Weckherlin 2017, 137–153 286 Vgl. Brady 1933 287 Nach Hachtmann/Saldern 2009, 188; vgl. auch Bernhardt/Vornau 2009, 234 ff.; Radkau 2008, 254 288 Peukert 1987, 179; Fordismus und Amerikanismus können als «Komplementärentwürfe mit gleichläufigen Zielsetzungen» verstanden werden, Saldern 2012, 158 289 Leendertz 2008, 60; Bröckling 2003, 1–22 290 Weber (1922) 1985, 570 Disziplin ist «Grundlage aller Ordnung», vgl. Kuhn 1998, 18 f.; Kuchenbuch 2010, 84–87; Etzemüller 2012, 134 291 Peukert 1989, 74 292 Weber (1917) 2002, 488; vgl. Frank 2012, 346–358 293 Vgl. Wagner 1918 294 Saldern 2012, 165 295 Gewerkschaft Mannebach (Hg.), Das Ende der Baunot – Gegossene Häuser, Berlin (1918); ein Probehaus aus Beton, gegossen in eine Eisenschalung, wurde 1919 in Dortmund errichtet, vgl. Nordstadt-Geschichte(n): Neues Bauen sollte 1919 die Wohnungsnot lindern, www.nordstadtblogger.de 296 Emperger 1921, 81–87; Wohnhäuser in Gußbeton, in: DBz 1920, Nr. 18, 139 f., Siedlung Eichkamp bei Berlin ausgeführt durch die Gußbaugesellschaft Lösch; Berting 1922, 90 f. 297 Hoffacker 1989, 52: Regierungserklärung des Reichskanzlers Gustav Bauer am 21.6.1919, und 140: Erklärung des Oberbürgermeisters von Essen Hans Luther 1920: die innere ­Kolonisation ist wichtigste Aufgabe Deutschlands; gegen eine Reagrarisierung wandte sich Walther Rathenau, Die neue Gesellschaft, 1919, vgl. Hoffacker 1989, 193; Leendertz 2008, 36 f. 298 Gropius 1920, 5; vgl. Nerdinger 2019a, 125 299 Nolan 1994, 25 f.; Gleye 1995, 92–105; Doering-Manteuffel 2019, 314–319 300 Vgl, Stern 1963; Doering-Manteuffel 1999; Bollenbeck 1999; Hardtwig 2007 301 Klautke 2003, 191; Saldern 2012, 155–158 302 Peukert 1987, 122 303 Lethen 1970, 19–64; Walcher 1925; Saldern 2012, 160 304 Hachtmann 1996, 211–258; Klautke 2003, 207 f.; Hachtmann/Saldern 2009, 188 ff.; literarisch verarbeitet bei Brunngraber (1933) 1988 305 Nolan 1994, 27 f.

Anmerkungen zu S. 220 bis S. 230 | 757

306 So bezeichnet von Martin Wagner, vgl. Nerdinger 2019a, 300 307 Andernacht 1995, 194 308 Stotz 1926, nach Bodenschatz 1995, 42 f. 309 Nerdinger 2019a, 161–163 310 Schwarting 2009; Nerdinger 2019a, 191–196 311 Benjamin 1977, 215 312 Nerdinger 2019a, 196 313 Meyer (1926) 1980, 27–32 314 Bruyn 2001, 17 315 Zum «spurlosen Wohnen» Benjamin 1977, 217; vgl. Nerdinger/Barja 2011, 23–27; Kranz 2012, 106–129 316 Meyer (1926) 1980, 27 f., folgendes Zitat 30 317 May 1927, 96, dort auch die beiden folgenden Zitate 318 Schuster 1927, 124 319 Saldern 2007, 160–162 320 Mohr/Müller 1984, 41; Andernacht 1995, 197 321 Tropeano 1991, 26–31, 164 f. 322 Lihotzky 1927, 120–123; Teige (1932) 2002, 219 f.; Flagmeier 2012; Pepchinski 2017 323 Schuster 1927, 124, dort auch folgendes Zitat 324 Zur Problematik dieser Sozialerziehung vgl. Etzemüller 2012, 154; zur Gestaltung sowie zu den Diskussionen um die Frankfurter Küche vgl. Kutting 2010, 72–87 325 Andernacht 1995, 195 f.; Kutting 2010, 20 326 Die elektrische Römerstadt, in: Frankfurter Generalanzeiger vom 18.8.1928, nach Lauer 1988, 26 327 Die Reichsbauforschung vor der Öffentlichkeit, in: Bw 1928, 408 ff. 328 Nerdinger 2019a, 203 329 Umfassende Darstellung bei Fleckner 1993 330 Bernhardt/Vornau 2009, 249 331 Angriffe auf die Reichsbauforschung, in: Bw 1927, 855; Gurlitt 1927, 268 f. 332 Deutscher Werkbund (Hg.), Bau und Wohnen, Stuttgart 1927; Kirsch 1987 333 Mies van der Rohe an Richard Döcker 27.5.26, nach Kirsch 1987, 50 334 Mies van der Rohe 1927, 7, dort auch folgendes Zitat 335 Reichlin 1995, 116–118 336 Vgl. Haus 1981, 90–106 337 Kracauer (1927), 1990, 73 338 Kracauer (1927), 1990, 69 339 Rasch 1927, 9 340 Gropius 1929, 7; vgl. Nerdinger 2019a, 216–218 341 Behne 1927, 10, folgendes Zitat 101 342 Behne 1927, 101 343 Behne 1930, 163–166 344 Behne 1930, 494; vgl. die Zusammenstellung der Diskussionen bei Uhlig 1977, 50–71 345 Völter 1929, 176; nach Kuchenbuch 2010, 98 346 Bloch (1935) 1962, 219 347 Später 2016, 197 348 Kracauer 1990, 73 f. 349 Brecht 1997, 273; Lethen 1994, 166 f. 350 Kuhn 1998, 137–140, 138 351 Kuhn 1998, 140; May ging 1930 nach Russland, die Siedlung Goldstein wurde erst später als Erwerbslosensiedlung gebaut; in Westhausen erfolgte erstmals eine Trennung der Wohnzeilenerschließung von der Fahrbahn, ein Bruch mit der traditionellen Zuordnung Haus und Straße, vgl. Düwel/Gutschow 2005, 82

758 | Anmerkungen zu S. 230 bis S. 243

352 Nerdinger 2019a, 220; vgl. Fleckner 1993, 55–62 353 Fleckner 1995, 224 dort auch folgendes Zitat 354 Taut (1936) 1975, 764 nach Eisen 2012a, 261 355 Wolf 2005, 48–69; Krauskopf 2008, 131–142, 134 f.; Michelis 2008, 114–149; Timm 1984 356 Vgl. Hartmann 1994, 46 357 Rodenstein 1988, 173–177; Rodenstein/Böhm-Ott 1996, 453–555 358 Giedion 1929; Nerdinger 2019a, 223 f. 359 Giedion 1930, 5 360 Le Corbusier 1930, 23 361 Gropius (1930) 1987, 134; vgl. Dornhardt 2012, 108 f.; Nerdinger 2019a, 225 362 Giedion 1930, 8, dort auch folgendes Zitat 363 Gropius 1930, 19 364 May 1930, 14 365 Gropius (1930) 1987, 131–137; Eisen 2012b, 178–185 366 Kuchenbuch 2010, 78 367 Kuchenbuch 2010, 84 368 Behne 1929, 153, nach Bushart 2000, 86 369 Taut 1932, 261–264 370 Taut 1930, 310–324; vgl. Kuchenbuch 2010, 97 371 Hannes Meyer nach Steinmann 1979, 56 372 Wagner 1930, 250; vgl. Steinmann 1979, 71; Nerdinger 2019a, 226 373 Umfassende Kritik bei Teige (1932) 2002, 295–301; Nerdinger 2019a, 235 374 Nerdinger 2007a, 144 f.; umfassend Eisen 2012b; Schmid 2019, 56–80 375 Gersch/Hecht 1969, 110 376 Brecht 1992, 547 377 Harlander/Hater/Meiers 1988; Rodenstein/Böhm-Ott 1996, 530 f.; Hoffacker 1989, 309– 336 378 Müller-Wulckow 1930, 7 379 Hipp 2005, 27–48 380 Tegethoff 2002, 14–39 381 Hammer-Tugendhat/Hammer/Tegethoff 2020 382 Teige (1932) 2002, 7; Dluhosch 1999, 141–215; Nerdinger 2004a, 43–58 383 Neumann 2020 384 Sigrist 1930, 65–75 385 Peukert 1982, 296, nach Bajohr 1991, 9 386 Bauman 1992, 17; vgl. Kuchenbuch 2010, 16 387 Peukert 1986, 309, nach Bajohr 1991, 11 388 Etzemüller 2012, 133: Disziplinierung muss nicht zwingend zu Vernichtung wie im NSStaat führen. Das social engineering war total, «aber nicht notwendig totalitär». 389 Riehl, nach Höhne 2015, 39–46; vgl. Bergmann 1970 390 Vgl. Bahrdt 1969, 35–57 «Kritik der Großstadtkritik»; Pfeil 1971, 10–56; Reulecke 1985a, 139–146 391 Tönnies (1887) 2010 392 Hardtwig 2003, 19, nach Kuchenbuch 2010, 19 393 Rilke, Die Städte aber wollen nur das ihre, in: Das Stundenbuch 1903, vgl. Meckseper 1983, 76 ff.; Hübner 1910; Riha 1990 394 Howard 1898; vgl. Bollerey 2012a, 90–129 395 Howard 1907, 13; dies richtete sich auch gegen die von Marx und Engels im kommunistischen Manifest beklagte «Idiotie des Landlebens», vgl. Höhne 2015, 41 396 Kampffmeyer 1907, 193 397 Albers 1997, 34–40, 261–263; Hoffacker 1989, 27; Düwel/Gutschow 2001, 54–61; Kegler 2017, 126–135; Lampugnani 2017; Düwel/Gutschow 2019, 41–47; vgl. Josef Brix, Städte-

Anmerkungen zu S. 243 bis S. 254 | 759

bau-Unterricht in Deutschland, in: IFHTP (International Federation for Housing and Town Planning) Bulletin, 1931, Nr. 27, 17–22 398 Kuchenbuch 2010, 20, 22; Raphael 2018, 26–29 399 Schröteler-von-Brandt 2014, 168–173 400 Hegemann 1911, 8; vgl. Düwel/Gutschow 2005, 58 401 Nach Leendertz 2008, 29, 40 dort folgendes Zitat 402 Leendertz 2008, 42 403 Blotevogel/Schelhaas 2011, 75–201; Düwel/Gutschow 2019, 187–207 404 Raphael 2018, 51–94; Kuchenbuch 2010, 22–29 405 Kuchenbuch 2010, 24 406 Spengler 1923, 117–127, Zitat 117 407 Hoffacker 1989, 183–209, 183, 190 408 Taut 1920a 409 Wolf 1919, 1 410 Vgl. zu diesem Bezug auch Pommer 1988, 24 411 Wolf 1919, 85, 87; Tubbesing 2028, 161 412 Kähler 1996, 329; Albrecht 2017, 132–155 413 May 1922, 51 414 May 1927, 94; vgl. Schürmeyer 1928, 1–10 415 Düwel/Gutschow 2005, 78, dort folgende Zitate 416 Harth 1994, 178; Schumacher 1927 417 Zur Planungsgeschichte und zur alternativen Planung von Paul Bonatz: Burkhardt 2014, 38–51 418 Schumacher 1923; Frank 1994, 133–155 419 Düwel/Gutschow 2005, 76 420 Düwell 1976, 167–206; Müller 2000, 48–70 421 Rappaport 1922, 113–120; umfassende Darstellung bei Hoffacker 1989, 67–88 422 Leendertz 2008, 46 423 Hoffacker 1989, 75 424 Leendertz 2008, 98 425 Kemp 2016, 148–152, 227–229 426 Düwel/Gutschow 2019, 69; zur Vorgeschichte 187–200 427 Düwel/Gutschow 2019, 70 428 Düwel/Gutschow 2019, 88 f. 429 Weigmann 1935, nach Hoffacker 1989, 14 430 Le Corbusiers Stadtschema mit einem Flugplatz und darunterliegender Autobahnkreuzung als Zentrum erregte 1923 auf der Bauhausausstellung in Weimar Aufsehen, aber es war letztlich nur ein provozierendes, für einen medialen Effekt konzipiertes Gedankenexperiment ohne praktische Bedeutung. 431 Hilberseimer 1927, 17 432 Hilberseimer 1927, 13; Kilian 2002, 54–76 433 Hilberseimer 1927, 20; Kilian 2002, 73; Knauer 2008, 8 434 Häring 1926, 172–175; vgl. Schirren 2001, 325 435 Edgar Wedepohl, Rezension von Hilberseimer, Großstadtarchitektur, in: Stb 1928, 161; vgl. die Antwort von Hilberseimer, in: Stb 1928, 256 436 Hilberseimer 1963, 22; vgl. Pommer 1988, 17 437 Werner 1926, 123 f., nach Pommer 1988, 52 438 Le Corbusier 1925, 158–168 439 Le Corbusier 1930, 167 440 Hilpert 1984 100; in der veröffentlichten Erklärung von La Sarraz heißt es dann: «Die drei grundlegenden Faktoren, über deren Erfüllung der Städtebau zu wachen hat, sind: 1. wohnen 2. arbeiten 3. sich erholen», Hilpert 1984, 96

760 | Anmerkungen zu S. 254 bis S. 263

441 Giedion 1931, 7; vgl. Hilpert 1978, 165 442 Hilpert 1978; Hilpert 1984 443 Siebel 2021, 82 444 Wolf 1928, 129–134; Lehweß 1930, 49 f.; Quiring/Lippert 2019, 88 445 Klotz 1986, 224–229; Ludwig 2009 446 Birkenholz 1928, 1124 447 Vgl. Nerdinger 2003, 276 448 Schumacher 1932b, 25 449 Brunner 1928, 28, dort auch folgendes Zitat 450 Schumacher 1932a, 45 451 Häring 1927, 55–55; Schirren 2001, 331; Rudolf Krohne, Der Luftschutz unserer Städte und seine Auswirkung auf den Städtebau, 1928, vgl. Engeli 1986, 81; der Verein «Deutscher Luftschutz e. V.» wurde 1929 gegründet, 1932 erschien die Zeitschrift LuftschutzRundschau hrsg. vom Deutschen Luftschutzverband e. V. 452 Hegemann, 1930, 237–239, folgende Zitate aus dem Film 453 Wolf 1926, 81 454 Oechslin 1994, 220–251 455 Mumford 1925, folgendes Zitat 220, sowie 243 456 Mendelsohn 1926 457 Hammer-Schenk 1979, 47–54 458 Umfassender Überblick mit Hunderten von Beispielen in: Gut 1928, 187–568 459 Vgl. Neitzke 1993; Oelker 2002 460 Parteitagskomitee Magdeburg (Hg.), Die rote Stadt im roten Land, Magdeburg 1929; Antz 2000 461 Günschel 1966, 170–184; Dicleli 2013, 662–673 462 Paul Wolf 1926, 274: Quiring/Lippert 2019 463 Hygienebewegung in Dresden. Karriere einer Idee, Dresdner Hefte, Nr. 108, 2011 464 Ritter 1927b, 236–245; Ritter 1927a; Sächsisches Staatsministerium des Inneren (Hg.), Hubert Ritter und die Baukunst der zwanziger Jahre in Leipzig, Leipzig 1993 465 Vischer/Hilberseimer 1928, 48–50; Joedicke 1962; Nerdinger 2002, 54 f.; Kurrer 2008, 487–489, 547–555; May 2012, 700–710; Lorenz/May/Stritzke 2013 466 Nerdinger 1984b, 148–180 467 Mitteilung von Kurt Maenicke an Vf. 1984; zu den Mitarbeitern zählten: Kurt Maenicke, Hans Mehrtens, Julius Schulte-Frohlinde, Theodor Teichen und Wilhelm Tiedje 468 Abel 1928, 581 f.; vgl. Klapheck 1928, 142–147 469 Flick 2005, 705 470 Internationale Pressa-Ausstellung Köln 1928 (Hg.), Pressa. Kulturschau am Rhein, Berlin 1928 471 Nerdinger 1979, 445–465; Aicher/Drepper 1990 472 Wagner 1929, H. 2, 33–38 473 Stb 1929, 57; Westheim 1929, 312–316 474 Martin Mächler, 1920; vgl. Welzbacher 2006, 142–196 475 Beim gleichzeitigen Streit um eine Achsenplanung zum Ulmer Münster gab es heftige Diskussionen, vgl. Meyer 1925, 1177–1183; Achsenkrieg, in: Bg 1925, 1313–1315; Hegemann 1925, 39–63; Nerdinger 2004a, 35–37 476 Häring 1926b, 87 477 Welzbacher 2006, 148–152; Schirren 2001, 170–172 478 Häring (1927) 2001, 333 479 Häring (1927) 2001, 330, dort auch folgende Zitate 480 Wagner 1929, 69; vgl. Welzbacher 2006, 181 481 Taut 1930, 109–116, vgl. Welzbacher 2006, 193 f., Abb. 194 482 Häring 1929, 313

Anmerkungen zu S. 263 bis S. 273 | 761

483 Häring 1929, 70 484 Hüter 1987, 304; vgl. Welzbacher 2006, 158 485 Kracauer 1979, 196; nach Leidinger 2010, 152 486 Leidinger 2010, 151–155 487 Benjamin 1972, 234 488 Hegemann 1930 489 Benjamin 1972, 265, folgendes Zitat 264

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

3. Nationalsozialismus 1933 – 1945

Wirsching 2001, 517–550 Lange 1965, 426–437, dort folgende Zitate Wirsching 2001, 537 Wehler 2003, 847 Volkmann 1977, 516 f.; Führer 1997, 245 Bajohr 2009, 79 Jaeger 1988, 190; Geyer 1984, 140 f.; Tooze 2008, 79 f. Volkmann 1989, 268; Deist 1989, 614 f. Volkmann 1989, 281 f. Tooze 2008, 68 Jaeger 1988, 184; vgl. Jacobs 1933, 577–579; die halbjährlichen Berichte von Jacobs über den Baumarkt in den folgenden Jahren im ZdB sowie die «Wirtschaftsumschau» oder die «Lage der Bauwirtschaft» in der DBz zeichneten ein beschönigendes Bild der Bau­ tätigkeit. 12 Volkmann 1989, 283; Tooze 2008, 69 f. 13 Führer 1997, 241 14 Volkmann 1977, 516 15 Führer 1997, 225–256, 242 16 Hachtmann 1999, 116 17 Vgl. Morsch 1988, 649–689; Prollius 2003, 199–208 18 Hachtmann 1989, 90, 106 f. 19 Volkmann 1989, 286; Volkmann 1977, 524 20 Tooze 2008, 166 21 Zur schrittweisen Erhöhung der Zahlen vgl. Tooze 2008, 252–254 22 Geyer 1984, 150; Deist 1989, 479–594; Trischler 1992, 174–182; Tooze 2008, 158–162 23 Vgl. Kaiser 1994 24 Zu den Finanzmanövern von Schacht vgl. Tooze 2008, 118–122 25 Volkmann 1989, 329 26 Volkmann 1977, 513–538 27 Treue 1955, 210; Jaeger 1988, 187; Volkmann 1989, 335; Tooze 2008, 261–265 28 Volkmann 1989, 336–353 29 Meyer 1986; Benz 1992 30 Tooze 2008, 276 31 Die Zahlen können nur geschätzt werden, vgl. Volkmann 1989, 293–296 32 Tooze 2008, 91, 302, 755; Herbert 2014, 345 33 Volkmann 199, 346 34 Vgl. Sollich 2013, 357 35 Kornemann 1996, 660 f.; Tooze 2008, 195 36 Steffens 1942, H. 10, 5–7 37 Dittrich 1998, 422 38 Aly 2005, 56–63; Tooze 2008, 325–328 39 Kornemann 1996, 684–693

762 | Anmerkungen zu S. 273 bis S. 287

40 41 42 43 44

Tooze 2008, 412, 12,8 Milliarden RM von den Sparkassen «abgeschöpft» Geyer 1984, 160 Sollich 2013, 123, 135 Erlass von Göring vom 20.6.41, vgl. Sollich 2013, 135 Todt 1939, 9–15; Simon 1941, 2–15; Harlander/Fehl 1986, 35–44; Harlander 1995; Tooze 2008, 196 f. 45 Beyme 1987, 132 46 Hachtmann 1999, 92 47 Spiegel 1944, 1–17; Harlander/Fehl 1986, 68–80 48 Herbert 2014, 596 f. 49 Die Bewegung, Nr. 16 vom 19.8.1930, 4; nach Heither 1997, 100 50 Herrmann/Nerdinger 2018, 190–193; Schmidt 2010, 186 51 Herbert 2014, 366 52 Nerdinger 1993c, 94–96; Schmitt-Imkamp 2018, 202–207 53 Schweizer 1935, mit Studienarbeiten 54 Schweizer 1939, 1; vgl. Boyken 1996, 19 55 Dinçkal 2010 56 Kalkmann 2003, 362 57 Krebs/Tschacher 2010, 261 f. 58 Speer empfahl bereits 1939 die Besetzung offener Lehrstühle mit Freese, Tamms und Dustmann, vgl. Düwel/Gutschow 2015, 276; deren Berufung war dann eine auch von Hitler gewünschte «Übernahme der Hochschule», vgl. dazu das Schreiben des Ministers Rust an Prof. Caesar vom 7.6.41 im Archiv des SAAI, frdl. Hinweis Gerhard Kabierske 59 Ebert 1979, 455–498 60 Weßelhöft 2012, 90–139; Mittmann 1993; Mittmann 2003 61 Hanel 2014, 42 f., 84–91, 94, 184, 352; Durth 2010, 233–254 62 Vgl. Fraunholz 2012 63 Auffahrt 2009, 684 64 Präsidium der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover (Hg.), Nationalsozialistische Unrechtsmaßnahmen an der Technischen Universität Hannover, Beeinträchtigungen und Begünstigungen 1933 bis 1945, Petersberg 2016, 100 65 Vgl. Jung 2013 66 Frdl. Auskunft Gerhard Kabierske 5.11.2020 67 Schmitt-Imkamp 2018, 202–207 68 Philipp 2017, 39–51; Schmidt 2010, 169–191 69 Schmidt 2010, 174 f. 70 Fricke-Finkelburg 1989, 93 ff. 71 Herbert 2016, 47 f. 72 Blümm 2013, 127; Bolenz 1991, 414 73 Im Sommer 1931 als eine Abteilung des Kampfbunds für deutsche Kultur gegründet 74 Der Bund Deutscher Architekten BDA zum nationalen Aufbauprogramm, in: Teut 1967, 81–83 75 Brenner 1963, 53–62, 243–248; Dahm 1986, 53–84; Kubowitsch 2015, 49–58 76 Blümm 2013, 89 77 Teut 1967, 99 f.; Blümm 2013, 97 ff. 78 Stellung und Aufgabe des Architekten, in: DBz 1934, Nr. 49, 955–959, DBz 1934, Nr. 50, 975–979, DBz 1935, Nr. 4, 60–63 mit Stellungnahmen u. a. von J. J. P. Oud, Martin Wagner, Wassili Luckhardt, Otto Bartning, Richard Döcker, Theodor Fischer; vgl. Blümm 2013, 111 79 Fischer 1934, 956; Blümm 2013, 111 80 Schrieber 1936, Bd. 4, 145; vgl. Blümm 2013, 119 81 Blümm 2013, 163; umfassend Magin 2006, 70–134

Anmerkungen zu S. 287 bis S. 296 | 763

82 Blümm 2013, 158–181 83 Vgl. Giesen/Junge 1991, 255–303; Giesen/Junge/Kritschgau 1994, 345–367; Hofmann 1999; Borchmeyer 2017, 34–40 84 Belting 1992, 38; Hardtwig 1994, 522 f., 527 f. 85 Warnke 1980, 75–83; Beyer 2018, 9 86 Renner 1932; Schmitz-Berning 2000, 360–365, umfassend zum Begriff; Laser 2010 87 Vgl. Nerdinger 2018d, 106–112 88 Brenner 1963, 18 89 Zum impliziten Rassismus in den «Kulturarbeiten» vgl. Noell 2018, 33–46; zum Nationalismus und Rassismus Schultze-Naumburgs vgl. Schmitz/Söhnigen 2018, 71–81 90 Schultze-Naumburg arrangierte im Mai 1930 den Kontakt zwischen dem Blut-und-­ Boden Propagandisten Darré und Hitler in seinem Haus, Mai 2002, 43 91 Blümm 2013, 27; Durth/Sigel 2009, 247 f. 92 Vgl. Senger 1928 93 Meyer 1930, 37–41 94 Senger 1931; Senger 1934, 498–507; Brenner, 1963, 13; Münk 1993, 112 f. 95 Korrek 2018, 125–140 96 Brenner 1963, 23 97 Lepsius 1966, 9 98 Lepsius 1966, 8 99 Vgl. z. B. Vom geistigen Kurpfuschertum, in: DBh 1932, H. 1, 1; Wachsende und Entartete Häuser in Berlin, in: DBh 1932, H. 3, 31; Nur keine falsche Schonung!, in: DBh 1932, H. 7, 85; Neues vom Werkbund-Häuserbau in Stuttgart. Eine zeitgemäße Aufdeckung, in: DBh 1932, H. 9., 109–111, 122 f.; Reparatur-Napoleon in Moskau, in: DBh 1932, H. 14, 169 (gegen Ernst May); Werkbund-Reklame und Baukatastrophe, in: DBh 1932, H. 17, 210–212 (gegen Karl Schneider); Paul Schmitthenner präsentierte auf Vorträgen die in der Deutschen Bauhütte publizierten «Bausünden» in der Art einer «Abschussliste» (vgl. die Abb. bei Voigt 2003, 75), die Unterlagen befinden sich in seinem Nachlass im Architekturmuseum der TUM. 100 Schultze-Naumburg 1932, 3 f. 101 Schmitthenner 1932, 3, folgendes Zitat 8 102 Voigt 2003, 77; die Publikation relativiert und verharmlost Schmitthenners NS-Rolle; vgl. Hartung 2004, 32; Trüby 2022; eine ungeschönte Sicht auf Schmitthenner liefert Schmidt 2010, 189–191 103 Schmidt 2010, 174; Hitler lehnte den Ehrendoktor ab. 104 Longerich 2007, 55–74 105 Nerdinger 2019a, 242 106 Für den Bereich Literatur kommentierte Tucholsky am 17.5.33 in einem Brief an Walter Hasenclever: «Da kommen sie nun aus allen Löchern gekrochen, die kleinen Provinznutten der Literatur, nun endlich, endlich ist die jüdische Konkurrenz weg», Tucholsky 1996, 39 107 Wagner (1933) 1985, 115–122, 117, Martin Wagner bezeichnete Schmitthenner als «Konjunkturritter». 108 Hegemann hatte sich besonders für die Stuttgarter Schule engagiert, aber nach Schmitthenners Bekenntnis zum Nationalsozialismus von diesem distanziert, vgl. Hegemann 1932, 1–8 109 Wagner (1933) 1985, 117 110 Höger 1933, 55 111 Akademie der Künste (Hg.), Brüder Luckhardt und Alfons Anker. Berliner Architekten der Moderne, Berlin 1990, 66 f. 112 Meyer 1934, 31 f.; Nerdinger 2019a, 249 113 Wahrhaftig 2005; Nerdinger 1993d

764 | Anmerkungen zu S. 296 bis S. 302

114 Schmidt 2007, 208 f., und Schmidt 2010, 175 115 Paul Schmitthenner, Kochenhof – Weißenhof / Rückblick und Ausblick, in: NS-­ Kurier – Nationalsozialistische Tageszeitung für Württemberg und Hohenzollern, 23.9.1933, Abendausgabe, 2, in: Vetter 2006, 116 f.; Vetter vermutet wohl zu Recht, dass es sich beim Abdruck um die Eröffnungsrede handelt. 116 In der Publikation falsch als «Gemeinnutz ist Eigennutz», 117 117 Vgl. die Abbildung der «Maßwerkbrüstung» des Alten Schlosses, in: MB 1939, 404 118 Schmitthenner 1933, 11 f., Rede am 14. Juni 1933 über «Tradition und neues Bauen» auf der Kundgebung des Berliner Kampfbundes, vgl. Hartmann 1994, 287–289 119 Schmitthenner 1934, Zitate 18, 23, 24, 25, 38 120 Vgl. die Zusammenstellung «Sehnsucht nach einer neuen Baukunst, Wortmeldungen von 1913–1939, in: Düwel/Gutschow 2015, 36–69 121 Schumacher 1933, 323 f. «Die Gesinnung, die man seinem Tun und Wirken gegenüber hat, muß so sein, daß in ihr das Wesen des Volkstums zum Ausdruck kommt.»; Poeverlein 1933, 325 f., 335; Bestelmeyer 1934, 222; Rosenberg 1935, 228 f. 122 Theodor Fischer, Gedanken zur neuen künstlerischen Form, in: Nerdinger 1988, 338– 340, 338, folgendes Zitat 339 123 Vgl. Brenner 1963, 7–86; Blümm 2013, 35–81 124 Auffahrt 2009, 688 125 Nerdinger 1985, 65–87; auch in Nerdinger 2004a, 91–105 126 Karl Fischer, in: Die Bg 1934, H. 9 127 Wettbewerbs-Nachrichten, in: Bw 1934, 46 128 Paulsen 1934, 1–12; Nerdinger 2004a, 91–106; Hoffsten 2017, 194–198 129 Nerdinger 2004a, 104 f. 130 Droste 1993, 131; Droste 2015, 185; Gillen 2015, 203–229 131 Rosenberg erhielt im Januar 1934 die Bezeichnung «Der Beauftragte des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP», die Einrichtung wird üblicherweise als «Amt Rosenberg» bezeichnet, vgl. Brenner 1962, 28; Bollmus 1970 132 Mächler 1934, 325–328; Riedrich 1934, 324–351; vgl. Weißler 1993, 54 ff.; Nerdinger 1993a, 156 133 Beschönigend: Tegethoff 2020, 337–350 134 Von Sibyl Moholy-Nagy später als «deadly fascist design» bezeichnet: Moholy-Nagy 1965, 24–26 135 Nerdinger 1993a, 162 136 Baacke/Nungesser 1977, 284–298; Fuhrmeister 2001, 121–189, 186 137 McQuaid/Droste 1996, 35–39; Lange 2019, 79 f.; Mies van der Rohe wurde auf Anordnung von Göring durch Sagebiel als Leiter der Ausstellung ersetzt. 138 Adolf Hitler, Die deutsche Kunst als stolzeste Verteidigung des deutschen Volkes. Rede am 1.9.1933, in: Eikmeyer 2004, 52 139 Eikmeyer 2004, 49 140 Eikmeyer 2004, 50 141 Hamann 1998, 125–159 142 Nüsslein 2012, 63–65 143 Nüsslein 2012, 89–109 144 Nüsslein 2012, 124 145 Adolf Hitler, Kein Wiederaufstieg ohne Wiedererweckung deutscher Kultur und Kunst, Rede am 15.19.1933, in: Eikemeyer 2004, 57–62, 59 146 Fuhrmeister 2001, 259–275 147 Adolf Hitler, Kein Volk lebt länger als die Dokumente seiner Kultur, Rede am 11.9.1935, in: Eikemeyer 2004, 81–98, 89 148 Nerdinger 1996a, 322–326; auch in Nerdinger 2004a, 119–131

Anmerkungen zu S. 303 bis S. 311 | 765

149 Sonne 2005, 86 150 Nerdinger 2018a, 208 151 Adolf Hitler, Kunst verpflichtet zur Wahrhaftigkeit, Rede am 5.9.1934, Eikemeyer 2004, 63–80, 75 f., dort folgende Zitate 152 Schumacher 1935, 178 f.; im Vorwort zur Neuauflage Köln 1955 schrieb der Herausgeber Wilhelm Wortmann: «Der Text der ersten Auflage ist unverändert und ungekürzt geblieben». Dies ist eine Unwahrheit, denn der komplette Textabschnitt zu Hitler sowie eine weitere Passage zu «Blut und Boden» (153) wurden gestrichen. Auf diese Zusammenhänge wurde auch nicht im Katalog zur Schumacher-Ausstellung 1994 hingewiesen. Schumacher diskreditierte in diesem Zusammenhang die Siedlung Am Weißenhof als «modische Welle» und «künstliche[s] Erzeugnis», 152. Für sein «Lesebuch für Baumeister» erbat Schumacher 1941 von Rudolf Wolters einen Text, in dem sich auch ein HitlerZitat befand, bei der Neuauflage 1947 strich er den Beitrag, vgl. Düwel/Gutschow 2015, 159 153 Eikemeyer 2004, 77 154 Eikemeyer 2004, 93, folgendes Zitat 94 155 Adolf Hitler, Rede zur Eröffnung der Großen Deutschen Kunstausstellung in München am 18.7.1937, in: Eikemeyer 2004, 123–144 133 156 Eikemeyer 2004, 48 157 Nerdinger 2015b, 279–300 158 Nüsslein 2012, 78 159 Eikemeyer 2004, 89 160 Vgl. Anm. 18, Kapitel 3.4 161 Blümm 2013, 100 162 Kershaw 1998, 663 ff. «Dem Führer entgegenarbeiten», für Kershaw eine zentrale Kategorie zum Verständnis des NS-Systems. 163 Eiermann 1935, 225–232, Abdruck bei Teut 1967, 242–245 164 Wildt 2017, 27–36 165 Kivelitz 1999, 93 166 Hildebrand 1999, 148 167 Umfassende Darstellung bei Schäfers 2001 168 Nerdinger 2015a, 191–199 169 Düwel/Gutschow 2015, 96 f. 170 Vgl. die umfassende Dokumentation bei Müller-Kindler 2020 171 Zech 2005, 9 172 Ausführliche Dokumentation der Ausstellungen sowie der Rezeption bei Düwel/Gutschow 2015, 194–251, 280–401 173 Düwel/Gutschow 2015, 21 174 Düwel/Gutschow 2015, 113 175 Paul Bonatz, Der Weg der deutschen Baukunst, Typoskript, datiert 5.3.1943, Privatbesitz 176 Tooze 2008, 342 177 Prollius 2003, 209–217; zur Abhängigkeit von der Einfuhr von Chrom, Molybdän und Wolfram für die Produktion von Stahl vgl. Boelcke 1969, 218–244 178 Dazu grundlegend die Arbeit von Tooze 2008 179 Sollich 2013, 68 180 Sommer 1993, 157; vgl. Hildebrand 1996, 79–82 181 Dittrich 2015, 63–68; der Begriff ist ein Konstrukt, genauso wie «Postbauschule», die angeblich moderne Architektur in der NS-Zeit fortsetzte. Der Begriff «Schule» legt eine gemeinsame Ausbildung nahe, es handelt sich aber um Architekten, die in der Bauabteilung der Bayerischen Postbauverwaltung tätig waren. 182 Sudergath 1936, 41–46; Miesel 1936, 134–136; «Kjellberg-Hochbau», erster vollständig geschweißter Stahlskelettbau 183 Im Sinne des «Projekt Moderne» von Jürgen Habermas. Für Habermas liegt die «Würde

766 | Anmerkungen zu S. 311 bis S. 325

der Moderne» in einer «unverkürzten Rationalität»; wenn die Modernisierung auf das kapitalistische Wachstum und den technischen Fortschritt begrenzt und gleichzeitig der kulturelle Wandel angehalten sowie der Traditionsbestand eingefroren werden, erfolgt eine «eingeschränkte Modernisierung», die zu «Regressionen» wie dem Nationalsozialismus führt, vgl. Habermas 1981, 428 184 Peukert 1989, 82; vgl. Saldern 1991, 170, 186 185 Behne 1930d, 406–408 186 Lodders 1947, 37–44, 39; ähnlich Leitl 1947, 3–15; vgl. Nerdinger 1993b, 173–175 187 Nerdinger 2018a, 206–208 188 Tooze 2008, 156, 395, 404 f. 189 Mann 2009, 110 190 Dittrich 2005, 151 191 Dittrich 2005, 59 192 Dittrich 2015, 82–90, 116, 121–128; vgl. Buchinger 2013, 72–83; Ries 1988 193 Schäche 1991, 379–382 194 Beauvais 1998 195 Umfassend: Budraß 1998; Krafczyk 2011, 48–80; Reisner 2013, 52: in Wiener Neustadt erfolgte 1941 ein Drittel der Flugzeugproduktion. 196 Walter Stastny und Peter Krause, Flugmotorenwerke Ostmark, ÖFH-Sonderheft Nr. 19, o. J. (Österreichische Flugzeug Historiker) 197 Nerdinger 2015b, 298 f. 198 König/Schneider 1987; vgl. die Bände der Schriftenreihe: Nationalsozialismus in Nordhessen, Kassel 1984 ff. 199 Löbner 2002, 58 ff.; vgl. Müller 2020, 85–92 200 Nagel 2015, 59–65; Baxmann 2016, 5–19 201 Fehlauer 1997, 24–30; Buchinger 2000, 91 202 Buchinger 2016, 21–27 203 Architektonisch bedeutsam beispielsweise die Huth-Apparatefabrik in Hannover der ­Lorenz AG und Telefunken zur Herstellung von funktechnischen Geräten für die Wehrmacht, erbaut 1940/41 von Ernst Ziensser, von 1947 bis 1971 Professor für Entwerfen an der TH Hannover 204 Busch/Scheer 2002 205 Maier-Leibnitz 1936, 78–82 206 Bürklin/Reichardt 2019 207 Hildebrand 1999, 148–152; Meissner 2018, 83–87; Cohen 2011, 102 208 Dittrich 2000, 114: Erlass vom 24.1.34 «Richtlinien als Anhalt für den Neubau von Mannschaftshäusern, Stabshäusern und Wirtschaftsgebäuden»; Kaiser 1994, 214, zu Neufert: 251; Schmidt 2000, 44 209 Kaiser 1994, 228 210 Sollich 2013, 62; Rimpl/Mäckler 1940 211 Nerdinger 2011a; Sollich 2013 212 Sollich 2013, 280–286 213 Herbst 1996, 171 214 Schmaltz 2005, 453; Preuß/Eitelberg 2003 215 Meyer 1999 216 Sollich 2013, 68 217 Rimpl 1939, 140–156; Sollich 2013, 82 f. 218 Vgl. Schneider 1978; Schneider 1992, 166–212 219 Sollich 2013, 104, die dreifache Fläche der Krupp-Werke in Essen 220 Schieder 2010, 50 221 Herrmann/Nerdinger 2018, 270 222 Hachtmann 2018, 14; Maier 2017, 189–222

Anmerkungen zu S. 325 bis S. 335 | 767

223 Rürup/Schieder 2000–2007; Band 3: Maier 2002; Band 16: Maier 2007; Flachowsky 2008; Aly/Heim 2013 224 Trischler 1992, 198–235; Ahlers/Sauerbeck 2003; Flachowsky 2016; Herrmann/Nerdinger 2018, 230 225 Meissner 2018, 220–223 226 Jacob 2007, 362–373 227 Berliner Morgenpost vom 28.11.1937: «Eine tausendjährige Stadt für ein tausendjähriges Volk»; die Verschmelzung von Militär und Wissenschaft verkörperte der Dekan der ­Fakultät, Karl Becker, der General der Artillerie, Leiter des Heereswaffenamts und Präsident des Reichsforschungsrats war. 228 Richhardt 2002, 45 229 Flagmeyer 2009, 267–301, 343–350 230 Flagmeyer 2009, 663–676, 772–782, 785–804; Torbus 2021, 349–374 231 Nach Flagmeyer 2009, 337 232 Ring/Wunsch 2016, 56–59, 70–76 233 Roche 2013, 179–250 234 Bernhardt 2022, 309–312 235 Flagmeyer 2009, 706 f., 717–719 236 Liste bei Flagmeyer 2009, 419 f. 237 Blütemann 1986; Bojahr 1997 238 Reichsjugendführung (Hg.), Werkhefte für den Heimbau der Hitler Jugend, Leipzig o. J.; Reichsjugendführung (Hg.), Das Klein-Heim der Hitler-Jugend, Berlin 1939; Kraus 2013 239 Prinz 1993, 146–157, 156 240 Tooze 2008, 341 241 Neitzel 2020, 125 f.; Crefeld 2007, 19 242 Tooze 2008, 403 243 Michaels 2020, 70–138 244 Tooze 2008, 509–514; Sikora 2014 245 Biographie in: Gutschow 2001, 199–202; Camill Santo war auch nach dem Krieg bei BASF weiter beschäftigt, 1951 Ehrendoktor der TH Karlsruhe 246 Pelt/Dwork 1998, 217–398; Gutschow 2001, 83–102; Schulte 2002, 41–69 und Schulte 2004, 569–572; Jeffreys 2011; Wachsmann 2015, 395–402, zum Bau der I. G. Farbenfabrik; Willems 2017, und Pelt 2019 247 Tesch 2016, 151 f.; Brechtken 2017, 116 248 «Richtlinien für Behelfsbauten für die Rüstung», Erlass vom 20.6.1941, hrsg. von Hermann Göring, vgl. Bw vom 8.8.1941 249 Weckherlin 2015, 244–261 250 Hachtmann 1989, 71–81, 78 251 Neufert 1941a, 1377–1386; Neufert 1941b, 12–16; Neufert 1942, 9; Merkel 2017, 157 252 Neufert 1943, 119; vgl. Weckherlin 2017 253 Normierte RAD Holzbaracken entstanden seit 1934, vgl. Hölz 1993b, 179–191 254 Herbert 2013, Besprechung der von Geoffrey P. Megargee herausgegebenen Publikation 255 Scholtz 1985, 119 256 Arendt 1958, 645; vgl. Sofsky 1997; Bauman 1998, 81–99 257 Heinrich 2015, 186 ff. 258 Megargee 2009, 2012, 2018, 2022 259 Benz/Distel 2005–2009 260 Wachsmann 2015, 727 261 Jaskot 2000, 127, SS Hauptamt Haushalt und Bauten Hauptabteilung II C 262 Welzbacher 2006, 69–81 263 Jaskot, 127, das Amt C IV «künstlerische Fachgebiete», Leitung SS Obersturmbannfüh-

768 | Anmerkungen zu S. 335 bis S. 343

rer Architekt Fritz Baluscheck, prüfte ab Juni 1940 die «Ästhetik» der Lager, beispielsweise die Wachtürme von Flossenbürg und Mauthausen. 264 Führ 1996, 48–50; Mittig 1998, 104 f.; Endlich 2005, 210–229; umfassend Klei 2011 265 Stimpel 2011 266 Detaillierte Darstellung der gesamten Planungs- und Bautätigkeit bei Pelt/Dwork 1998, 179–389; Gutschow 2001, 77–143; Pelt 2014, 19–63; Willems 2015 267 Gutschow 2001, 85–88, 102–127, Biographie 196–199; Gutschow 2014, 137–143; Pelt 2014, 33–58 268 Pelt 2014, 47; zu Ertl vgl. Tragbar, 2018, 80–101; Zeniti 2019, 212–215 269 Pelt 2014, 40–46; zur Raumstruktur der drei Vernichtungslager Belzec, Sobibor, Treblinka vgl. Wienert 2015, 123–187 270 Cayrol 1983, 79, 81, 83; Lindeperg/Barmann 2010 271 Keller 2011, 258–323 «Massensterben» 272 Spoerer 2001, 221 ff.; Glauning/Nachama 2016, 35; Glauning 2018, 12–27 273 Cavanna 1981, 267, nach Glauning 2018, 15 274 Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit Berlin, Batterien für die Wehrmacht. Zwangsarbeit bei Pertrix 1939–1945, Berlin 2015; Hans Freese lehrte von 1941 bis 1953 ohne Unterbrechung an der TH Berlin, dort Rektor 1949/50; Architekt des Auswärtigen Amts in Bonn 1953, des damals größten Bürobaus der Bundesrepublik 275 Umfassend Pohl/Sebta 2013; Wachsmann 2016, 474–393; Brechtken 2017 276 Tooze 2008, 612; Brechtken 2017, 155–185 277 Susanne Willems, Das «Sonderprogramm Prof. Speer» in Auschwitz-Birkenau, https/ www.­susanne willems.de/archiv; nach dem Krieg behauptete Speer, den Namen Auschwitz nur mal gehört zu haben. 278 Tooze 2008, 613 279 Fings 2005, 34–47 280 Neufeld 1997; Tooze 2008, 709 281 Vgl. die Karte «Gesamtübersicht über die wichtigsten Fertigungs- und Verlagerungsstätten der Rüstungsindustrie» vom 6.2.45, in: Krafczyk 2011, 62 f. 282 Klein 2016, umfassende Darstellung der NS-Tätigkeit von Hans Schleif 283 Schulte 2001; Wagner 2007; Benz/Distel Bd. 7, 2008 284 Tooze 2008, 714 285 Am 29.4.44 wurde Dorsch Chef der OT und damit Verantwortlicher für den Einsatz hunderttausender Zwangsarbeiter. Als Student der TH München marschierte er mit zur Feldherrnhalle am 9.11.23, vgl. Herrmann/Nerdinger 2018, 196–201; nach 1945 arbeitete er zuerst mit den Amerikanern zusammen, dann gründete er 1951 die Dorsch Consult ­Ingenieurgesellschaft, die führend bei Großprojekten im Wiederaufbau der Bundesrepublik mitwirkte; Bau von Autobahnen, international tätig u. a. für die Nato, eine der größten Planungsgruppen der Bundesrepublik; Dorsch wurde nie belangt, starb 1986. 286 Perz 2009, 55–76; Bouchal 2013 287 Früchtel 2008, 246–250, zum Prozess 352–335 288 Raim 1992; Bankel 2009, 107–118; Bankel 2012, 52–55; der Bunker in Mühldorf war bei Kriegsende zu etwa Dreivierteln fertiggestellt, wurde von der US-Armee gesprengt, ein Bogen blieb erhalten. In Kaufering übernahm die US-Armee den weitgehend fertig­ gestellten Bunker, der heute Teil der Welfenkaserne ist, eine begonnene Anlage wurde gesprengt. 289 Tooze 2008, 602; dazu Brechtken 2017, 166. Wie viele Umgekommene und Ermordete Speer zu verantworten hat, ist «bislang nicht erforscht». 290 Derartige Begriffe sollten bereits kurz nach dem Krieg sowohl das NS-System wie auch NS-Planungen nach dem Motto «das war eh’ alles verrückt» pathologisieren. Paul Bonatz versuchte in seinen Erinnerungen (die ein ähnliches Lügengebilde sind wie Speers ­Memoiren) die eigenen NS-Planungen nachträglich zu karikieren und behauptete, der

Anmerkungen zu S. 343 bis S. 350 | 769

Grund für sein Auswandern sei «die Flucht vor diesem Wahnsinn» gewesen, Bonatz 1950, 180; «Architektur des Größenwahns» zieht sich ohne weitere Reflexion durch die Literatur zum Nationalsozialismus. 291 Chapoutot 2016, 13 292 Vgl. Diner 1991, 309 «[…] die weit verbreitete Ansicht, das Verhalten der Nationalsozialisten ließe sich nur als irrational erfassen, [blockiert] jede weitergehende und sich weiterhin an Rationalitätsvorgaben orientierende Verstehensabsicht.» 293 Adolf Hitler, Rede auf der Kulturtagung des Parteitags der NSDAP in Nürnberg am 7. September 1937, in: Eikmeyer 2004, 145–169, 168 294 Vgl. z. B. die Berechnung und Modelluntersuchung der geplanten Kuppel für den neuen Münchner Hauptbahnhof mit einem Durchmesser von 250 Meter: Weber 2011, 114–133; zum Schwerbelastungskörper Eckold/Klee 2014, 190 f. 295 Doosry, 2002, 383; Brechtken 2017, 113 bemerkt richtig, dass es nicht um eine rationale Kosten-Nutzung-Rechnung geht, die Bauten «rechneten sich ebenso wenig wie Panzer», es geht um Funktion und Zielsetzung. 296 Hitler, Rede 7. September 1937, in: Eikmeyer 2004, 168, dort folgende Zitate 297 Vgl. zum Missbrauch des Begriffs: Beyme 1998, 239–251 298 Goethe nannte diese bauliche Wirkung bei der Betrachtung des Amphitheaters in Verona: «[…] gemacht, dem Volk mit sich selbst zu imponieren […], in eine Masse verbunden und befestigt, als Eine Gestalt, von Einem Geiste belebt», vgl. Johann Wolfgang von Goethe, Italienische Reise, Münchner Ausgabe Bd. 15, München 1992, 42 299 Raphael 2001, 9 300 Hans-Ulrich Thamer nach Bajohr/Wildt 2009, 8; Wildt 2019 301 M. Rainer Lepsius im Gespräch mit Adalbert Hepp und Martina Löw, vgl. Hepp/Löw 2008, 35; Léon Poliakov nannte das «die kollektive Zurichtung der Deutschen», die dann soweit voranschritt, dass der Holocaust «inmitten einer weitestgehenden Gleichgültigkeit» vollzogen werden konnte, Poliakov 2021, 439–492 302 Adolf Hitler, Rede am 10. Februar 1939 in Berlin an die Truppenkommandeure des Heeres, in: Dülffer 1978, 289–313 303 Zum Führer-Mythos vgl. Reichel 1991, 138–156 304 Dittrich 2005, 168; Steudtner 2022, 170 ff. 305 Voigt/Frank 2003, 167; Harlander und Pyta 2010, 217 306 Dorn 2017, 83; vgl. Wolters, zitiert bei Tesch 2016, 183 «Kritik […] war ausgeschlossen» 307 Vgl. die Hitler-Skizzen mit Anmerkungen im Nachlass von Roderich Fick und Hermann Giesler im Architekturmuseum der TUM; Schmidt-Imkamp 2014, 146 f., 165– 172., 277, 288; Früchtel 2008, 288, 303–320; Tesch 2016, 179–184; zum Thema «Hitler als Architekt – Diktator und Dilettant» wird von Ingrid Holzschuh, Winfried Nerdinger, Timo Nüsslein und Raphael Rosenberg eine Publikation vorbereitet. 308 Deschan 2016, 120 309 Deschan 2016, 118; auch Düwel/Gutschow 2015, 115–122; Brechtken 2017, 137 310 Tesch 2016, 198 f. 311 Kropp 2014, 76–85 312 Tesch 2016, 197–200, Modelle als visuelle Entscheidungshilfe für Hitler 313 Früchtel 2008, 287 f. 314 Wildt 2019, 12 f. 315 Reichel 1991, 235–254 316 Rostock 1992, 68–101 317 Reichel 1991, 284 318 Koller 1939, 157–164; Schneider 1978, 29–54; Schneider 1992 319 Beier 1997 320 Glaser/Grieger 2017, 149 321 Nerdinger 1993b, 150

770 | Anmerkungen zu S. 350 bis S. 357

322 Nerdinger 1993c, 94 323 16 Personen wurden erschossen und als Helden gefeiert, darunter war ein zufällig getroffener Kellner. 324 Behrenbeck 1996, 71–76, 299–313; zur Pseudosakralität vgl. Hockerts 2003, 45–71; Gentile 2009 325 Scobie 1990, 13–16, 39–41; Chapoutot 2012, 340–344, 372–374; Meyer 2014, 133 326 Livings 2003, 85–103 327 Schmidt 2017, 17–29; zum Totenkult Reichel 1991, 219–221 328 Mai 1994, 157–167; Nerdinger 1994a, 26 329 Der von Reichhardt/Schäche in der Publikation «Von Berlin nach Germania» verbreitete Begriff ist in Dokumenten nicht weiter belegt, vgl. Tesch 2016, 108; Bodenschatz 2020, 65 330 Motto der Feiern zur Ehrung der beim Novemberputsch Erschossenen «alten Kämpfer» 331 Hitler, Mein Kampf, München 1941, 290 f., nach Reichhardt/Schäche 1998, 63; der ­Oculus der Halle wäre mit einem Durchmesser von etwa 40 Metern fast so groß wie die gesamte Pantheon-Kuppel gewesen. 332 Necker 2013, 143–156 333 Rother 2006, 88–100 334 Dietzfelbinger 2014, 25–47 335 Schmidt 2017, 36 336 Brechtken 2017, 69–72, 84, 86 337 Detaillierte Darstellung bei Doosry 2002, 206–350 338 So beispielsweise von Hermann Heimpel, nach 1945 Doyen der Mediävistik in der frühen Bundesrepublik, vgl. Schulze 1999, 11–48; Oexle 2005, 63–101. Zur Inszenierung vgl. ­exemplarisch den Beginn von Leni Riefenstahls Film «Triumph des Willens» mit Hitler im Flugzeug über Nürnberg. 339 Amberger 2011, 292 340 Erst in seinen «Erinnerungen» behauptete Speer 1969, er hätte die Zeppelintribüne nach dem Vorbild des Pergamonaltars geformt. Wäre dies historisch korrekt, hätte er sich mit ziemlicher Sicherheit zeitgenössisch dazu geäußert. Als Vorbilder könnten der antike ­Typus einer Ehrenhalle oder einer Stoa genannt werden, der in Nürnberg einfach überdimensioniert wurde. Dank der umfassenden Arbeit von Magnus Brechtken 2017 können die von Speer produzierten Lügen in den «Erinnerungen» nahezu Seite für Seite ­aufgedeckt werden. Jedes nicht anderweitig nachgewiesene Zitat aus diesem Machwerk diskreditiert eine seriöse historische Forschung. 341 Schönberger 1981, dort erstmals die korrekte Chronologie aufgezeigt. 342 Bodenschatz 2016, 23 343 Grundsteinlegung beim Parteitag 1937, Vorbereitung der Fundamente bis Kriegsbeginn, nach der Baueinstellung wurde die Baugrube noch jahrelang leergepumpt, dann lief sie voll und bildet heute den sogenannten Silbersee, vgl. Schmidt 2017, 65–72 344 Goebbels, Tagebücher, 16.11.1936, 253; nach Brechtken 2017, 80 345 Detaillierte Darstellung bei Tesch 2016, 104–117 346 Tesch 2016, 115; Brechtken 2017, 125; Abdruck Dokument bei Reichhardt/Schäche 2008, 60 347 Schrafstetter 2008, 431–466, Darstellung der Karriere eines «schrecklichen» Juristen, der nach dem Krieg nicht nur bereits 1951 eine Professur in Mainz erhielt und 1956 Dekan wurde, sondern auch noch zum Staatssekretär aufstieg und mit dem großen Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband ausgezeichnet wurde. 348 Tesch 2016, 112–115 349 Dülffer 1989, 69–89 350 Nerdinger 2004a, 163 f. 351 Adolf Hitler, Rede zur Eröffnung der 1. Deutschen Architektur- und Kunsthandwerkausstellung in München am 22.1.1938, in: Eikmeyer 2004, 173 352 Konstanty Gutschow, Bevölkerungspolitische Pflichten des Architekten, Vortrag vor dem

Anmerkungen zu S. 357 bis S. 366 | 771

BDA, Ortsgruppe Groß-Hamburg, 6.9.1934; SH, 621-2 Bauarchiv Konstanty Gutschow, C16, nach Hackhausen 2005; Necker 2012, 167 353 Piacentini 1939, 40, nach Bodenschatz 2016, 28 354 Im März 1939 kam noch Linz, die «Patenstadt des Führers» hinzu, vgl. Früchtel 2008, 284–306; Schmitt-Imkamp 2014, 121–189 355 Vgl. Sommer 1993, 179–183 356 Vgl. Früchtel 2008, 73–101; Korrek 2011; Bodenschatz 2016, 24 357 Wolf 1999, 66–119 358 Dülffer 1978, 65 f. 359 Liste bei Dülffer 1978, 64–79; Zusammenstellung und Kartierung der Planungen vgl. Nerdinger 1993a, 20–27; zum Zusammenhang Brechtken 2017, 126–129, Speer versuchte, alle Planungen an sich zu ziehen, scheiterte aber am Einspruch von Giesler und Bormann. 360 Hoefer 1941, 513–538 361 Jacob 2007, 362 f. 362 Düwel/Gutschow 2015, 95–106 363 Brief von Bonatz an Tamms Herbst 1941, nach Düwel/Gutschow 2015, 114 364 Speer 1937, 135–137; Jaskot 2000, 87, Brechtken 2017, 99 365 Ulrich Herbert, nach Brechtken 2017, 100 366 Schulte 2001, 112; Brechtken 2017, 101 367 Zuerst Außenlager des KZ Sachsenhausen, anstelle der Ziegelei entstand ein großes Klinkerwerk, das Material für den Umbau von Hamburg liefern sollte. 368 Jaskot 2000, 12, 21, 25, 48; detaillierte Darstellung bei Fuhrmeister 2001, 260–275; Meyer, Rom, in: Thorau/Schaulinski 2014, 140 369 Umfassende und detaillierte Darstellung: Schulte 2001; vgl. Longerich 2008, 495–501; Wachsmann 2015, 466–469 370 Schulte 2001, 113–115; Jaskot 2000, 20 371 Wachsmann 2015, 121, 727 372 Jaskot 2000, 27 f., 104 f.; Trouvé 2014, 152–159 373 Die Anlage funktionierte nicht und musste im folgenden Jahr komplett ausgetauscht werden. 374 Jaskot 2000, 65, 94; Brechtken 2017, 117 375 Maršálek 1980, 22, nach Fuhrmeister 2001, 273. In Berlin sollte auf den Knochen von Leichen gefeiert werden. Ähnliches hatten Karl Marx zum Bau von St. Petersburg und Dostojewski (vgl. Böttcher 2014, 395) für London geschrieben. 376 Verdienstvolle erstmalige Darstellung bei Geist/Kürvers 1995, 55–118; umfassend bei Willems 2002, mit Abdruck aller Dokumente; vgl. auch Düwel/Gutschow 2015, 206 f.; Brechtken 2017, 619 377 Willems 2014, 106 378 Willems 2002, Willems 2014, 109–111; Reichhardt/Schäche 2000, 159–179, 173 Abdruck des Dokuments 379 Düwel/Gutschow 2015, 108–111 380 Blümm 2013, 329–337 381 Brehme 1941, 581–589, 590–597, 598–604; Petz 1987; Lücken-Isberner 1997, 133–146; ­Cunitz 1996; Schmitt/Schröteler-von Brandt 2016, 76–82 382 Noack 1934, 800, nach: Lücken-Isberner 1989, 292–308 383 Schubert 1986, 62–83; Bodenschatz 1987, 124–129; Rodenstein/Böhm-Ott 1996, 511–515; Kähler 1996, 412–415 «Sanieren heißt gesunden». 384 Zur Baugeschichte Schönberger 1981; Tesch 2016, 256–258 385 Nerdinger 2004a, 65–80; der Mosaiksaal erfüllte nur 1942 eine Funktion als Ort zur Aufbahrung von Todt und Heydrich im Rahmen eines Staatsakts. 386 Tesch 2016, 149–156 387 Brechtken 2017, 117

772 | Anmerkungen zu S. 367 bis S. 375

388 Dülffer 1978, 36; Brechtken 2017, 124 389 Früchtel 2008, 286; Schmitt-Imkamp 2014, 133–142; Brechtken 2017, 127–129 390 Brechtken 2017, 127 391 Düwel/Gutschow 2015, 114–122; Brechtken 2017, 137; vgl. Tesch 2016, 107 392 Stratigakos 2020, 209 393 Stratigakis 2020, 214 394 Jascot 2000, 97; Fuhrmeister 2001, 264 395 Heiber 1958, 292 396 Fuhrmeister 2001, 265 397 Tooze 2008, 635 ff.; Brechtken 2017, 178–185 398 Wachsmann 2015, 470 399 Durth/Sigel 2009, 376 400 Mit der Publikation Deutsche Architekten von Werner Durth 1986 entstand der Mythos vom Wiederaufbaustab. Seitdem zieht sich die Mär durch die Literatur, dass eine Handvoll NS-Architekten mit ihren NS-Planungen von 1944 den Wiederaufbau der Bundesrepublik vorgegeben beziehungsweise realisiert hätten. Vgl. z. B. Roland Günther, in: werk und zeit 3/1989, 29: «In Westdeutschland regierte (!) und realisierte Speers Arbeitsstab den Wiederaufbau bombenzerstörter Städte»; Gert Kähler, in: Die Zeit vom 24.3.1989 «Unverjüngt stieg Phönix aus den Trümmern. Auch in der Architektur gab es keine Stunde Null – dieselben Leute bauten auf dieselbe Weise weiter»; Christoph ­Hackelsberger, in: SZ 1989, Nr. 168 «Im Felde geschlagen, im Geschmack unbeirrt. Der Wiederaufbau nach den alten Richtlinien»; Manfred Sack, in: Die Zeit 11.11.1999: «Es ging die Architektur und Städtebau betreffend einfach weiter. […] Alle (!) Architekten waren schon eingeteilt und also machten sie nach dem Krieg allesamt so weiter wie geplant.» Schäche 2015, 317 «[…] dass der Aufbau der Demokratie baulich im Wesent­ lichen von den gleichen Architekten vollzogen wurde, die wenige Jahre zuvor die ‹tausendjährigen Kulissen› der Hitler-Diktatur geplant hatten»; Korrekturen dazu bei Kil 1998, 62; Nerdinger 2005a, 9, 22; Kirchner 2016, 15 f. 401 Mai 2002, 289–299, 292; Lange 1965, 426–437; Longerich 2008, 272 f., in den 1940 erJahren: «großgermanisch», d. h. auch «verwandtes Blut» soll aufgenommen werden. 402 Puschner 2001, 148; Piechocki 2013, 325–336; in der NS-Zeit schwächte die Durchsetzung einer rassistischen Gemeinschaft den völkischen Traditionalismus, vgl. Oberkrone 2007, 84–89 403 Thomas Nipperdey nach Karl Schlögel, Rezension von Heinemann, Wissenschaft, Planung, Vertreibung, in: HZ 2009, 495–500 404 Ratzel 1901; Ratzel 1923, 265–267: «Der Krieg als Schule des Raums», «Raumbewältigung als Volkseigenschaft»; vgl. Jureit 2012, 148 405 Jureit 2012, 134–157 406 Conrad 2010, 150 f. 407 Class 1917; vgl. Hering 2003, 133–137 408 Der deutschen Besatzungspolitik entsprach die gewaltsame Umsiedlung von Hunderttausenden auf russischer Seite, wo 1914/15 eine «ethnische Säuberung in den Westprovinzen des Zarenreichs» stattfand, Schwartz 2016, 107; zur «militärischen Utopie» vgl. ­Liulevicius 2002, 72–115 409 Liulevicius 2002, 13–16 410 Zur «Kulturbodenforschung» vgl. Fahlbusch 1994, 219–223 411 Conze 2007, 21–48, 21 412 Wilhelm Volz, Volksboden, nach Klessmann 1984, 35; zur Arbeit der «Volksdeutschen Forschungsgemeinschaften» vgl. Fahlbusch 1999; zu «Volksboden – Kulturboden» vgl. Kemp 2016, 162–173 413 Wissenschaftler im Dienst zur Revision von «Versailles», vgl. Schöttler 1997; Haar 2000 414 Jureit 2012, 185–219

Anmerkungen zu S. 376 bis S. 381 | 773

415 Schlögel 2003, 56; Jureit 2012, 219–286 «Deutscher Raum: Territoriale Konzepte jenseits des Nationalstaates»; vgl. die Analyse «Konstruktionen eines Raumes: Deutsche Raumsensiblität, deutsche Raumhysterie, deutsche Raumplanung» bei Kemp 2016, 139–152 416 Fahlbusch 1999, 798; vgl. Trommler 214, 528 f. 417 Mai 2002, 14 418 Gelderblom 2018; Tesch 2016, 237 f. 419 Mai 2002, 45–65; Jureit 2012, 291 420 Maibaum 2007, 11–30; Stommer 2008, 12–42 421 Mai 2002, 73 f.; Gutschow/Düwel 2019, 262 f. 422 Kegler 2015, 140 f. 423 Blümm 2013, 308–326; Gutschow 2001, 150, der Kunsthistoriker Wilhelm Pinder propagierte beim Tag für Denkmalpflege und Heimatschutz im Oktober 1930 eine Eindeutschung der Kernstadt mit deutschen Dächern, um einen Volkstumsausdruck zu schaffen, sollte man die Bauten «rasieren» und die Werkstoffe angleichen. 424 Hofmann 2009, 46 425 Leendertz 2009, 210–225, Zitat 213 426 Leendertz 2008, 83–91; Pfannschmidt 1932 427 Leendertz 2008, 111; Rössler 1987, 178 428 Leendertz 2008, 111 429 Konrad Meyer, Raumforschung, in: Raumordnung und Raumforschung 1937, H. 1, 2–4, Zitat 3 430 Weigmann 1935, 8; vgl. Leendertz 2009, 213; Kegler 2009, 188–209 431 Jureit 2012, 313; zum Ordnungsdenken im NS-Regime Raphael 2018, 51–94 432 Rössler 1987, 179 f.; Matzerath 1997, 55–72 433 Longerich 2008, 117 f., zur Hühnerzucht 434 Rössler 1987, 181 f.; zur «Festigung einer heimatgebundenen Bau- und Werkgesinnung» erschienen drei umfangreiche Bände über «Die landschaftlichen Grundlagen des deutschen Bauschaffens» – Das Dorf, 1938, Die Stadt, 1939, Der Osten, 1939 – herausgegeben vom Architekturbüro der DAF (Julius Schulte-Frohlinde, Walter Kratz) und vom Deutschen Heimatbund (Werner Lindner); die Bände dienten einer Vorbereitung der «Ostplanung» im Geist des Deutschen Heimatbunds; vgl. Schulte-Frohlinde 1939 435 Mai 2002, 311 436 Vgl. Aly/Heim 1993, 156–159; auf dem Titelbild im Zentrum Konrad Meyer 437 Freispruch von den Arbeiten für den «Generalplan Ost», den er als rein abstrakte Planung für die Zeit nach dem Krieg deklarieren konnte, die Verurteilung für die Mitgliedschaft in der SS war durch die Internierungshaft seit 1945 abgegolten. 438 Mai 2002, 337; vgl. Meyer 1964, 151: Der Planer ist einem «Forstmann» vergleichbar, der einen «Mischwaldbestand durch richtige Bestandspflege zur gewünschten Zusammensetzung und höchsten Gesamtleistung zu bringen sucht». 439 Mai 2002, 93 440 Mai 2002, 79–82, 112; Longerich 2008, 427–437 441 Vgl. die umfassende Darstellung bei Nemec 2020; zu Prag unter deutscher Besatzung vgl. Padevét 2020 442 Longerich 2008, 442–448, 442 443 Heinemann 2003, 190 444 Zur Ausbeutung Polens vgl. Chapoutot 2016, 307–311, 321–327 445 Bräu 2022; die Finanzverwaltung wirkte als Speerspitze der NS-Ökonomie und als elementare Ordnungsmacht. 446 Böckler 1942, 2–8; Pohl 2008, 28 «Ober Ost», 68 Wirtschaftsstab Ost; Becker 2014, ­19–40, zur Justiz: 41–70 447 Teut 1967, 343; Gröning/Wolschke-Bulmahn 1987, 94–97; Leendertz 2008, 153; Gutschow 2001, 28, 64; Düwel/Gutschow 2019, 303

774 | Anmerkungen zu S. 381 bis S. 386

448 Heinemann 2003, 214; Longerich 2008, 458; Leendertz 2008, 178 449 Barnes 2016, 211, zitiert nach Düwel/Gutschow 2019, 233 450 Gutschow 1993, 253 451 Mai 2002, 293 452 Müller 1991, 118 ff.; Longerich 2008, 458 f.; die Anordnung der «Richtlinien für die Planung und Gestaltung der Städte in den eingegliederten deutschen Ostgebieten» erfolgte zum 30.1.1942, Abdruck in: Teut 1967, 347–357 453 Mai 2002, 293 454 Meyer nach Kegler 2015, 158, folgendes Zitat 159 455 Kegler 2015, 155–159; Kemp 2016, 141–144; Kegler 2017, 123–128 456 Leendertz 2008, 163 ff.; vgl. die Fortsetzung: Gerhard Isenberg, Tragfähigkeit und Wirtschaftsstruktur, Bremen 1953 457 Das deutsche Siedlungsbild im Osten, 5. Planungsheft der Zeitschrift des Reichsheimstättenamts der DAF Siedlungsgestaltung aus Volk, Raum und Landschaft, 1941, 17 und Faltblatt nach 42 458 Vgl. zu diesem «blinden Fleck der Sozialingenieure, der nicht einmal 1945 aufgehellt wurde» Etzemüller 2012, 131 f. 459 Kegler 2015, 157; Jureit 2012, 305, «das Führertum kommt zum Ausdruck» 460 Longerich 2008, 459 461 Im Entnazifizierungsverfahren als gering belastet eingestuft, bis 1957 an der TH Hannover tätig, Ehrendoktor der TH Dresden 1954, vgl. Jung 2010, 178 f. 462 Text am Eingang der Ausstellung, vgl. Gröning/Wolschke-Bulmahn 1987, 86; Jureit 2012, 27; Gutschow 2001, 27 463 Wickop 1940, 365–369; Gröning/Wolschke-Bulmahn 1987, 94, 166; zur Reduktion der Hauslandschaften im Osten von 70 auf vier Typen «nieder-, mittel- und ostdeutsch sowie alpenländisch» vgl. Gröning/Wolschke-Bulmahn 1987, 179 464 Vgl. Schama 1996, 74–86, 74 «Landschaften sind […] Konstrukte der Phantasie, die auf Wald und Wasser und Fels projiziert werden». Schama analysiert diese Projektionen von Tacitus bis Göring und Himmler. 465 Wiepking-Jürgensmann 1942, 13, dort auch folgendes Zitat, nach Gröning/WolschkeBulmahn 1987, 130 466 Wiepking-Jürgensmann 1942, Abdruck in: Gröning/Wolschke-Bulmahn 1987, 229–236; Lorenz/Meyer 2004, 45; Kegler 2009, 195 f. 467 Gröning/Wolschke-Bulmahn 1987, 179; Gutschow 2014, 122 f. 468 Johst 1940; Rybakow 2008, 79–84, 79, Johst beschreibt die Vertreibung wie eine «Schädlingsbekämpfung» 469 Hanns Johst, nach Rybakow 2004, 79; vgl. auch Gutschow 2001, 34 470 Gutschow 2001, 162, folgendes Zitat 164; Paradowska 2021, 203–224 471 Gutschow/Klain 1994, Abbn. 44 f.; Grzeszczuk-Brendel 2021, 228–234 472 Schwendemann/Dietsche 2003, 107–153; vgl. Kapitel 1.2, Anm. 174 473 Gutschow 2001, 144, folgendes Zitat 146; detailliert zu den Planungen: Gutschow 2014, 93–150 474 Kundrus 2018, 104 475 Gutschow 2001, 143–161; Gutschow 2014, 132–137; umfassend Horwitz 2008, 113–142 476 Horwitz 2008, 122 477 Hartenstein 1998; Gutschow 2001, 64; einen gut dokumentierten und illustrierten Überblick zu den NS-Planungen und -Bauten in Polen bietet die Publikation von Purchla/­ Komar 2021 478 Vgl. Gutschow/Klain 1994, 44–46; Gutschow 2001, 30–41; Düwel/Gutschow 2019, 287– 295; zu Zichenau: Henschel 2021, 555–582 479 Purchla 2021, 101 480 Gutschow/Klain 1994, 24

Anmerkungen zu S. 386 bis S. 393 | 775

481 Gutschow/Klain 1994, 28–41 482 Herbert 2014, 667; Museum des Warschauer Aufstands und NS-Dokumentationszen­ trum München (Hg.), Der Warschauer Aufstand – Warsaw Rising 1944, München 2015 483 Schenk 2006, 236; Schenk 2010, 65, 108 484 Umfassende Darstellung bei Purchla 2021, 95–125 485 Ritter 1941, 89–92; Gutschow 2001, 51–57; Nemec 2020, 390–409; gegen die Beschönigung Ritters von Nemec vgl. Purchla 2021, 115 f.; Gutschow 2021, 65–94 486 Laurent 2010, 92 f.; Thewes 2002, 25–29 487 Heinz 2021, 79–104 488 Umfassende Darstellung der Planungen und Bauten in Krakau bei Purchla/Komar/­ Rüdiger 2002; zu den Architekten aus der Stuttgarter Schule vgl. Komar 2021, 127–142 489 Gauhauptstadt Kattowitz Oberschlesien. Der politische, wirtschaftliche und kulturelle Mittelpunkt des neuen Gaues Oberschlesien, Kattowitz 1941; das Parlament war bei der Fertigstellung 1930 das flächenmäßig größte Gebäude Polens. 490 Gutschow 2001, 210–212 491 Jara 2021, 257–272 492 Gutschow 2001, 33, Planungen für drei Standorte: Gleiwitz, Ratibor und Tichau 493 Gutschow 2001, 69 494 Gutschow/Klain 1994, 87–93 495 Müller 2009, 18–34 496 Mai 2002, 189–265, 189; 343–355 497 Mai 2002, 232; Frank 2013, 327 498 Longerich 2008, 514 f.; Mai 2002, 200 499 Mai 2002, 198 500 Mai 2002, 221 501 Mai 1993, 63–66; Laufer 1995, 247–258; Mai 2002, 240 502 Zur Arbeit des Wiederaufbauamts umfassend Mai 2002, 239–284; vgl. Schaefer 1997, 31–33; Krebs 2009, 10 f.; in der Nachkriegszeit war Weber Leiter der Bauabteilung der Obersten Baubehörde in München und Professor an der TH München; vgl. Diefendorf 1993, 168 503 Mai 2002, 275 504 Krebs 2009, 1–13, zu Rudolf Schwarz 3 f., zu Richard Döcker 6 f.; vgl. Laufer 1995, 247– 258 505 Schaefer 1997, 33; Mai 1993, 83–122 506 Hülsmann 1982, 27 f.; Auffahrt 1982, 29–33; Voigt 2013, 40–49; Sundermann 2021, 74 f. 507 Lindner 1941, 12–17; Eggerstedt 1941, 18–21 508 Frank 2013, 327 509 Krebs 2009, 4 510 Mai 2002, 301 511 Jureit 2012, 373 f. 512 In der Literatur unterschiedliche Zählungen der verschiedenen Planungen, hier Darstellung nach Müller 2022, 30–38; manchmal wird bereits ein Plan vom Januar 1940 als erster Generalplan Ost bezeichnet; Rössler/Schleiermacher 1993; Aly/Heim 1993, 368–412; Wasser 1993; Madajczyk 1994, V–XXI; Pyta 2001, 3–93; Mai 2002, 304; Eichholtz 2004; Heinemann 2006; Leendertz 2008, 178 513 Manchmal auch als zweiter Generalplan Ost bezeichnet 514 Jureit 2012, 376 515 Madajczyk 1994, 24; vgl. Werber 2012, 104 516 Peukert 1989, 71–81, 79; vgl. Raphael 2003, 329 f. 517 Mai 2002, 306–311 518 Jureit 2012, 380 f., dort ausführliche Literaturangaben; Müller 2022, 98–117 519 Istel 1997, 299

776 | Anmerkungen zu S. 393 bis S. 401

520 521 522 523

Kegler 2015, 159–162 Mai 2002, 306 Meyer, Planungsfreiheit, nach Gröning/Wolschke-Bulmahn 1987, 52 Zum Zusammenhang der Imagination «leerer Räume» mit Räumen der Gewalt vgl. Jureit 2016, 9–25 524 Longerich 2008, 599, dort auch folgendes Zitat 525 Zum Hungerkrieg, organisiert von Herbert Backes, vgl. Tooze 2008, 552; Hartmann 2011, 76; Epkenhans/Zimmermann 2019, 68 f. 526 Wienert 2015, dort keine Architekten tätig, nur Baracken aufgestellt und Mordanlagen installiert. 527 Seckendorf 1993, 175–197; zu Gottfried Müller vgl. Istel 1985; Leendertz 2008, 344–349; Müller war nach dem Krieg einer der einflussreichsten Raumplaner in der Bundesrepublik und lehrte von 1967 bis 1976 als Professor für Raumforschung, Raumordnung und Landesplanung an der TH München. 528 Saal 2015, 338 529 Früchtel 2008, 230–250, Abb. Stützpunkte 236 530 Joachimsthaler 1999 531 Gabriel 1997, 8; Gutschow 2014, 97–99 532 Gutschow 2013, 142–193 533 Wolters 1944, 70 534 Zum Wiederaufbaustab vgl. Düwel/Gutschow 2019, 309 f., benannt 27 Architekten, daneben 37 Planer durch Gauleiter benannt, Protokolle im Nachlass von Gutschow, insgesamt fünf Treffen 535 Saldern 1991, 184 536 Vgl. beispielsweise die Behauptung, wenn von den Planungsrichtlinien eines Josef Umlauf 1942 die NS-Diktion weggenommen würde, könnte das «die Präambel für das Bundesbaugesetz sein», Gutschow 1993, 256

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10 11 12 13 14

4. Nachkrieg 1945 – 1949

Düwel/Gutschow 2019, 310 Durth/Gutschow 1993, 250 Schumacher 1949a, 275 Ritter 1998, 16 Gornig 2007 Friedrich 1948, 120 Vollhals 1991; vgl. die Statistik der Ermittlungsverfahren wegen NS-Verbrechen 1945– 1997 in der BRD und der DDR, die einen ähnlichen Verlauf zeigt, in: Müller 2022, 54 Klotz 2011, 31–47 Im Nachlass von Wolters finden sich zwei Aktenordner mit «Persilscheinschreiben», ­Deschan 2016, 180; für Karl Maria Hettlage schrieb Wolters ein dekuvrierendes Gedicht zum 65. Geburtstag: «Und Deines Lebenslaufes Löcher / Versanken mild in Nebelschwaden / Denn Wiesenthal mit vollem Köcher / Hält seine Pfeile giftgeladen.» BA Koblenz, Nachlass Speer, N 1340/27, Karl Maria Hettlage zum 27.11.1967, nach Schrafstetter 2008, 466; Deschan 2016, 181 Frei 1996, 79–88; Ruck 1998, 117–142; Leendertz 2009, 231; Herbert 2014, 853; Herbert 2021, 241–261; vgl. Jaspers 1966, 183: «Dies Fortwirken der alten Nationalsozialisten ist ein Grundgebrechen der ­inneren Verfassung der Bundesrepublik.» Reemtsma 1998, 204 Cohen/Mengin 2019, 32 Meunier 1949, 4; Beyme 1987, 54 Bachmann 1978, 173; vgl. Stoll 2013, 88

Anmerkungen zu S. 401 bis S. 410 | 777

15 Ingeborg Bachmann, Früher Mittag; Doering-Manteuffel 2015, 537–547; vgl. allgemein Reichel 2009 16 Frisch 1976, 368, folgendes Zitat 374 17 Bode 1995, 9–20 18 Schildt 2005, 46 19 Benz/Scholz 2009, 95 f. 20 Petsch 1985, 72 f. 21 Matzerath 1997, 1–20 22 Wehler 2003, 968 23 Abelshauser 1983, 31 24 Durth 1990, 13 25 Beyme 1997, 166 26 Nerdinger 2007, 165–195; Düwel/Gutschow 2013 27 Mumford 1946, 95; nach Düwel/Mönninger 2011, 9 28 Frisch 1976, Eintrag vom 3.9.1948, 615 29 van Es 2014, 104–435 30 Einige Architekten (Gutschow, Reichow, Schwarz u. a.) präsentierten nach 1945 ihre ­NS-Planungen in «bereinigter» Form. Daraus entstand das Konstrukt, das Gliederungsprinzip der «Ortsgruppe als Siedlungszelle» sei «entnazifiziert» und durch die «Nachbarschaft» ersetzt worden (Durth/Gutschow 1993, 242, 247, 264). 31 Wolf Jobst Siedler kritisierte den Plan: «Wer das eiszeitliche Urstromtal zum Leitbild des Wiederaufbaus einer zerstörten Stadt macht, erhebt den Neandertaler zum General­ baumeister», nach Beyme 1998, 196 32 Durth/Gutschow 1993, 148–155 33 Vgl. Sonne 2018, 10–31 34 Sonne 2011, 135–145; Cepl 2011, 121–133 35 Patrick Abercrombie, The Greater London Plan, https://nightingaledvs.com/patrickabercrombies-the-greater-london-plan/. (Abruf: 10. Aug. 2022); The Proud City, A Plan for London, Ralph Keene 1946, https://www.youtube.com/watch?v=lZyUJ2CCQF8&t= 15s (Abruf: 10. Aug. 2022) 36 Collins (1959) 2004, 272–278 37 Moos 2015, 144–160 38 Bosma/Wagenaar 1995, 310–316 39 Koebner 1987, 301–329; Schöttker 2011, 217–230; Nerdinger 2018a, 242–265 40 Schwippert 1947, 18; Wiederabdruck Schwippert 1982, 16–20, Zitat 18 41 Bartning 1946, 64; vgl. Deschermeier 2014, 267–287 42 Schwarz 1948, 1531; vgl. Kier/Krings 1986, 28 43 Ein Aufruf: Grundsätzliche Forderungen, in: BuWf 1947, H. 1, 29 44 Falser 2008, 82–87 45 Dirks 1947, 819–828; vgl. Conrads 2003, 156–158; Prümm 1987, 330–343 46 Alewyn 1948/49, 686; Alewyn 1984, 335; Niethammer 1986, 66–83; Kaiser 1999, 43–64; Nerdinger 2021, 98 47 Nerdinger 2019a, 314 48 Alewyn 1984, 335; Niethammer 1986, 66–83; Kaiser 1999, 43–64 49 Le Corbusier 1925, 237–272 50 Nerdinger 2007b, 187 51 Bartetzko 1992, 120; vgl. Reichel 2005, 11–124 52 Schwarz 1960, 64; Schwarz 1948, 101–194; vgl. Oswalt, 2021, 66; Münkler 2021, 77–84 und eine Replik von Oswalt 2021, 77–84 53 Leitl 1947, 14 54 Lodders 1947, 37–44 55 Bartels 1989, 27–32

778 | Anmerkungen zu S. 410 bis S. 420

56 Eiermann 1947, 48, Abdruck in: Conrads 2003, 76–81, 81 57 Wollschläger 2001, 17; vgl. Nerdinger 2021a, 96 58 Wahrhaftig 2005 59 Trommler 2014, 604 f., Brief an Otto Hahn 28.1.1948 60 Abelshauser 1983, 18; Herbert 2014, 589 61 Nach Durth/Gutschow 1993, 134 62 Höhns 1992, 289 63 Cohen/Mengin 2019, 37 64 Roux 1947, 102, dort auch folgendes Zitat (übersetzt) 65 Höhns 1992, 283–298; Sowa 2011, 147–157 66 Cohen 2019, 119 67 Frank 2019, 123–148 68 Cohen 2019, 83 69 Umfassende Darstellung bei Schildt 1988b 70 Gropius 1929, 74–80; vgl. Nerdinger 2019a, 221 71 Schildt 1988a, 395 72 Schildt 1988a, 397 73 Benz/Scholz 2009, 140 f. 74 Düwel 1995, 43–47; Feist 1996, 54 75 Benz/Scholz 2009, 303–305 76 Herbert 2014, 575 f.; Benz/Scholz 2009, 93 f., 152–154 77 BArchiv, Z 47 F, 7317/8/12, Bl. 198–202; Rundverfügung Nr. 7 des Ministeriums für Land- und Forstwirtschaft in der Landesregierung Sachsen vom 29. Dezember 1947, Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, Kreisverwaltung Oschatz, Band 684, 152 78 Magirius 1993, 32–45; Bienert 2019, 41–107; zum Vandalismus-Kontext vgl. Nerdinger 2017, 29–42 79 Schätzke 1999, 132–140; Zervosen 2016, 66–72 80 Düwel 1995 45 ff.; Benz/Scholz 2009, 154 81 Düwel 1995, 49 82 Durth/Düwel/Gutschow 1998, 126–136 83 Benz/Scholz 2009, 74–77 84 Flagge 1992, 229–231; Kübler 2007, 116–140 85 Beyme 1987, 158 86 Beyme 1987, 133 87 Meitinger 1946 88 Nerdinger 1984a 89 Ecker 1994; Stadelbauer 1994, 149–160; Schmidt 1995, 189–198 90 Gutschow/Stiemer 1982; Rabeler 1990, 55–58 91 Nerdinger 2005, 259–261; Berger/Lauterbach 2009; Berger/Lauterbach 2016, 550–558 92 Burkhardt 1988, bes. 32–55 93 Stadt Nürnberg, Baureferat/Stadtplanungsamt (Hg.), Heinz Schmeißner zum 100. Geburtstag. Nürnberg: Stadtentwicklung – Zerstörung – Wiederaufbau, Nürnberg 2005; vgl. Nerdinger 2005a, 119–122 94 Sonne 2018, 10–31 95 Rappaport 1946 96 Deneke 1946 97 Durth/Gutschow 1993, 231 98 Beyme 1992, 197–216; Nerdinger 2007b, 165–195 99 Claus 2018, 8–27 100 Hügen 1991, 108–131, 194–207 101 Dorn 2017, 209; vgl. Zalewski 1981, 91 102 Schröteler-von Brandt/Schmitt 2016, 83

Anmerkungen zu S. 420 bis S. 435 | 779

103 Schröteler-von Brandt/Schmitt 2016, 84 104 Überblick der Stadtgrundrisse vor und nach der Kriegszerstörung bei Hillebrecht 1957, 443–522; Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung (Hg.), Deutscher Städte­ bau nach 1945, Essen 1961 105 Nerdinger 2007b, 165–195 106 Arendt 1999, 44, 51 107 Enzensberger, Landnahme, vgl. Nerdinger 2021, 107 108 Büscher 2005, 13 f.; vgl. Michael Lentz, Schattenfroh. Ein Requiem, Frankfurt am Main 2018, Beschreibung von Düren als «Stadt der Toten» und «wiederaufgebaute Steinwüste»

1 2 3 4 5

5. Systemkonkurrenz: BRD und DDR 1949 – 1990

Wehler 2003, 971 Lepsius 1993, 202 f.; Kleßmann 1997; Herbert 2002, 32 f. Held 1981, 191; Shaw 2001, 59–76; Crowley/Pavitt 2008 Jarausch 2004, 10–30; Tiedtke-Braschos 2015 Beyme 1987, 338; Kleßmann 1997, 447: Abgrenzung und Fixierung (auf die BRD) als konstituierende Elemente der DDR 6 Schildt, 328, zu Ortega y Gasset, Aufstand der Massen 7 Lücke 1962, 379; vgl. Tiedtke-Braschos 2015, 188; Düwel/Mönninger 2011, 41; Schubert 2014, 237 8 Düwel/Gutschow 2001, 175–181 9 Walter Ulbricht, Kunst und Wissenschaft im Plan, Rede vor der Volkskammer 31.10.51, in: Aufbau 1951, 1071–1976, nach Schätzke 1991, 143–145 10 Düwel 1995, 78 11 Tiedtke-Braschos 2015, 255; Flierl 1998, 12–33, 13 12 Flierl 1998, 28; Dolff-Bonekämper 1997, 164–166 13 Nerdinger 2004a, 40 f. 14 Selbmann 1960, 144 f.; Zajonz 2007 15 Steiner 2018, 38; Benz/Scholz 2009, 367–371 16 Herbert 2014, 1049; Pollhammer 2016, 79; nach Rainer Lepsius ist Kommunismus ein «Programm zur Aufhebung der sozialen Differenzierung der Gesellschaft», das zur «Deinstitutionalisierung von ökonomischen Rationalitätskriterien» führte, Lepsius 1995, 359; Betker 2005, 49 f. 17 Herbert 2014, 829, 1049; Benz/Scholz 2009, 426, 513; Sywottek 2001, 151–163, zitiert bei Benz/Scholz 2009, 426; Hockerts 2011, 278 f.; zum «Utopieverlust der Ideologie» vgl. Betker 2005, 48; Brunner 2013 18 Abelshauser 1983, 402, «Magnet» Westdeutschland 19 Beyme 1999, 102; bei Beyme umfassende Darstellung der Gesetzgebung 20 Städtebau für Laien. Ein Lehrbeispiel auf der Constructa, in: BuWf, 1951, H. 8, 41–44; Dorn 2017, 176 21 Düwel/Gutschow 2019, 159; vgl. Deutscher Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumplanung e. V. (Hg.), Verbaute Chancen? Bilder und Gedanken zur Tauglichkeit und Gestaltung der baulichen Umwelt, Bonn 1969 22 Beyme 1999, 114 23 Krautzberger 2021, 54 f. 24 Beyme 1999, 87 25 Frerich/Frey 1996, 23, s. a. 128–130 26 Krummacher 1988, 444; Mönninger 2018, 45 27 Beyme 1999, 110 28 Schulz 1988, 417, 421: «Das Eigenheimkonzept war alles andere als unpolitisch; es war im

780 | Anmerkungen zu S. 435 bis S. 444

Hinblick auf die Konkurrenz der politischen Systeme, auf die Integration der Zuwanderer und auf die Verbürgerlichung der Gesellschaft ein hochpolitisches Instrument.» 29 Krummacher 1988, 452; Beyme 1999, 107–113 30 Herbert 2014, 622; Hockerts 2011 31 Beckermann 1976, 39; Pfarr 1983, 122 32 Pfarr 1983, 122 f.; Roncador 2007; Rahlf 2022, 272 33 Krummacher 1988, 458, dort auch folgendes Zitat 34 Gesetz über den Aufbau der Städte in der Deutschen Demokratischen Republik und der Hauptstadt Deutschlands, Berlin (Aufbaugesetz) vom 6. September 1950, BArch DA 1/20767 35 Benz/Scholz 2009, 314 36 Düwel/Gutschow 2001, 171 37 Topfstedt 2000, 10 38 Die Fischer Chronik Deutschland 1949–1999. Ereignisse, Personen, Daten, hrsg. von der Weltalmanach-Redaktion, Frankfurt am Main 1999, 1219 39 Der Prozess der «Entdifferenzierung» der Architektenschaft und die Zentralisierung der Planung unter umfassender staatlicher Kontrolle ist in allen Details dargestellt bei Betker 2005, 152–180; vgl. auch Ricken 1977, 162; Düwel 1995, 52; Zervosen 2016, 47–50 40 Wehler, 2003, 967 41 Zervosen 2016, 37 42 Bodenschatz 1988, 138 43 Pfarr 1983, 127–130 44 Doering-Manteuffel/Raphael 2012, 39 45 Pfarr 193, 127; Beckermann 1976, 21, 131, 140 46 Beckermann 1976, 9, 39; Beyme 1987, 135 47 Schneider/Thoenes 1982, 241–247; Herion 1985, 271–273 48 Pleitenjahr 1975: «Wie schön ein Konkurs ist», in: Der Spiegel 1975, Nr. 43, 57–70 49 Statistisches Bundesamt (Hg), Bauen und Wohnen: Baugenehmigungen, Baufertigstellungen. Lange Reihen ab 1949, 2022 50 Architekten an der Klagemauer, in: Arbeit und Sozialpolitik 1976, H. 9, 315–317 51 Zitat nach Welt am Sonntag vom 7.11.1976, Nr. 45, 29 52 Architekten an der Klagemauer, in: Arbeit und Sozialpolitik 1976, H. 9, 315 53 Abelshauser 2011, 367; Herbert 2014, 887 54 Herion 1985, 271–273 55 Herbert 2019, 887, 911; Cornelißen 2020, 450, 462 56 Düwel 1995, 51 57 Hain 2004, 33: «In gewisser Weise waren die Großkokerei Lauchhammer und das Kombinat Schwarze Pumpe die Herz- und Lungenmaschine eines permanent auf der Intensivstation liegenden Wirtschaftskörpers.» 58 Benz/Scholz 2009, 305 f.; Herbert 2014, 707 59 Roesler 1996, 345–363, 345; Benz/Scholz 2009, 370 60 Artikel 37: «Der Staat ist verpflichtet dieses Recht durch die Förderung des Wohnungsbaus […] zu verwirklichen.» Topfstedt 1999, 428 61 Brandt/Scholz 2009, 428 62 Stallknecht/Felz 1974, 4–9 63 Jarausch 1998, 43–46; Pollhammer 2016, 6 f.; zur Utopie vgl. Wolle 2011; Weilemann 2015, 83–89 64 Scholz 1949, 307; vgl. Düwel 1995, 53 65 Henselmann 1952, 69, nach: Betker 2005, 166–168 66 Scholz 1949, H. 9, 129 f.; Topfstedt 2000, 13; Betker 2005, 165 67 Topfstedt 2000, 13 68 Bräuer 2013, 25–29

Anmerkungen zu S. 445 bis S. 451 | 781

69 Topfstedt 2000, 19; Zervosen 2016, 64; zu den Architektinnen in der DDR: Engler 2017, 7–19; Scheffler 2017, 11–13 70 Zervosen 2016,78–85 71 Betker 1999, 25 f.; umfassend: Betker 2005; vgl. Hain 2004, 33, Karikatur: turmbauende Meisterarchitekten, Wasserträger der Typenprojektierung und exportorientierte Industriebauprojekte 72 Betker 2005, 116, 177 73 Ricken 1989, 125, nach Topfstedt 2000, 21. Zur Abwertung individueller Leistung der ­Architekten in der DDR vgl. das Heft: Architektur ohne Architekten, arch+ Nr. 103, 1990; ähnlich noch bei Düwel 1995. Dagegen findet sich eine Betonung der Individualität in der Arbeit von Durth/Düwel/Gutschow 1998, dort werden nach Interviews mit Beteiligten deren subjektive Rückblicke unkritisch überbewertet. Zu dieser Verzeichnung der Berufssituation in der DDR vgl. Betker 2005, 22–35; Zervosen 2016 versuchte, wieder individuelle Leistungen herauszustellen, ähnlich bei Bernhardt 2012, 7 ff. 74 Betker 2005, 360–368, 362 «Die Bauarbeiter waren angesehener als die Architekten in der DDR.» 75 Seidel 2013, 4–8; Nicolas 2013, 9–15 76 Die Mitglieder des Bundes Deutscher Architekten BDA, hrsg. von der Hauptverwaltung des Bundes Deutscher Architekten BDA, Frankfurt am Main, Stand 31. Oktober 1955; BDA Handbuch 1988/89, Hamburg und Bonn 1988; die Verzeichnisse wurden freund­ licherweise zur Auswertung von der Geschäftsstelle des BDA zur Verfügung gestellt. 77 Moser 1990, 77 78 Lausch 2019, 334 79 Hassenpflug 1947, 20–23; Schätzke 1991, 31–35; Butter 2006, 276–297; detaillierte Darstellung bei Korrek 2012, 19–41 80 Thomas 1996, 16–41; Ebert 1996, 160–190, bes. 164–175 81 Lausch 2019, 335 82 Kurz 2017, 63–78 83 Escherich 2012, 67–79, 70; Zaschke 2012, 81–94 84 Zaschke 2009, 247–278 85 Zervosen 2016, 138 f., 225 86 Welch Guerra 2015, 309 f. 87 Betker 2005, 202; zu den kleinen Freiräumen beim Entwurf an der Hochschule und dem folgenden «Praxisschock» beim Übergang in die Berufstätigkeit, vgl. Betker 2015, 351 f. 88 Cohen/Mengin 2019, 41 89 Die «Eignungsprüfungen» wurden von den fast ausschließlich männlichen Hochschul­ angehörigen durchgeführt, die zumeist der Meinung waren, dass Architektur kein Beruf für Frauen sei, dementsprechend niedrig war die Zulassung von weiblichen Bewerbern. 90 Zahlen nach: Statistische Jahrbücher der BRD 91 Derart «Unbelastete» stellten vielfach «Persilscheine» aus oder erklärten, wie beispielsweise der Geodät Richard Finsterwalder, die TH Hannover sei «innerlich gesund» aus der «Finsternis des Dritten Reichs» hervorgegangen, da sie keinerlei «Zugeständnisse an den Nationalsozialismus» gemacht hätte, vgl. Jung 2020, 13, 150 f. 92 Schmidt 2015, 330–334 93 Schmidt 2015, 355 94 Gisbertz 2012, 159–171 95 Jung 2020, 100; ähnlich wurde Richard Guldan, Professor für Baukonstruktion, nach der Einstufung als «entlastet» 1948 wiedereingestellt, vgl. Jung, 95 f.; den Lehrstuhl für Städtebau erhielt nach mehreren Anläufen und mit Unterstützung von Rudolf Hillebrecht 1953 Wilhelm Wortmann, der aufgrund seiner tiefen Verstrickung im NS-System 1945 entlassen worden war, vgl. Jung, 84–89 96 Nerdinger 1993c, 11–116; zu Wiedemann vgl. Backmeister 2006

782 | Anmerkungen zu S. 452 bis S. 459

97 vgl. zum Briefwechsel von Scharoun mit Gropius zu Jobst: Nerdinger 2019a, 317; Butter 2001, 43 98 Yurdakul 2022, 169–188 99 Krebs/Tschacher 2010, 255–286 100 Vgl. Nerdinger 2019a, 317; bei der Entlassung spielte ein Brief von Fritz Wertheimer an Schmitthenner eine wichtige Rolle, in dem dieser dem ehemaligen Freund 1939 seine Parteinahme für den Nationalsozialismus vorhält. Der Vorgang wird bei Voigt 2003, 97 verfälscht dargestellt. 101 Bonatz 1950, 145; Philipp 2017, 49; Becker 2004, 35–48 102 Brake 1973, 138, 155–163, 165–179; Nerdinger 1993c, 111–116 103 Zusammenstellung der Aktivitäten (Flugblätter, Programm etc.): Gribat 2017 104 Kleßmann 1999, vgl. Hochmuth 2013, 195; zur Diskussion: Faulenbach/Jelich 2005; Wentker 2005, 10–17; Brunner 2013; Großbölting 2015, 30 f. 105 Umfassende Darstellung bei Warnke 2009; für die Situation in Österreich vgl. Platzer 2019 106 Detaillierte Darstellungen: Whitfield 1996; Caute 2005; Masey/Morgan 2008; Romijn 2012; Franke 2021; zur älteren Literatur vgl. die Überblicksrezension von Shaw 2001, 59–76 107 Cornelißen 2020, 388 108 Crowley/Pavitt 2008 109 Masey/Morgan 2008, 28 110 Herbert 2014, 593 f. 111 Roberts 1994, 1371–1386, nach Crowley/Pavitt 2008, 44, 272 112 Mönninger 2011, 74 f.; Bacuzzi 2019, 98–115 113 Schildt 1995, 336; Schildt 1999, 161 114 Syrkus 1993, 121 f. 115 Düwel 1995, 105 116 Schildt 1999b, 20 117 Herbert 2002, 20; vgl. Sauerländer 1999, 277–292 118 Einführung des Begriffs bei Liebknecht 1951, 3 f.; vgl. Kirchner 2016, 24 f., Abdruck bei Durth/Düwel/Gutschow 1998, Bd. 2, 141 119 Ein wichtiges Ereignis für die Entwicklung der deutschen Architektur, in: DA 1952, H. 2, 50–52, Zitat 51 120 Grotewohl 1952, 49 121 Hain 1995; gegen die Überbetonung der Moskaureise als «Gründungsmythos» vgl. Barth 2000, 268; Müller 2004, 19 122 Hain 1995, 159, dort auch folgendes Zitat 123 Hain 1995, 163 124 Zerstörte Städte werden neu erstehen, in: Berliner Zeitung Nr. 194 vom 22.8.1950; Düwel 1995, 85–92 125 Gegen die Charta wandte sich auch Edmund Collein detailliert in seinem Grundsatz­ referat «Fragen des deutschen Städtebaus» auf dem 1. Deutschen Architektenkongress im Dezember 1951, in: Deutsche Bauakademie (Hg.), Fragen der deutschen Architektur und des Städtebaus, Berlin 1952, 51–87, 57 f. 126 Liebknecht 1951; vgl. Düwel 1995, 142 127 Herrnstadt 1951, 3 128 Die Bezeichnung nahm ein Artikel im Spiegel auf, in dem gegen das Bauen in der DDR polemisiert und Bauten in Moskau direkt mit NS-Bauten parallelisiert wurden: SowjetStil. Kalte Asche und Spucke, in: Der Spiegel vom 22.8.1951, 13–19 129 Zubovich 2021, 22–27, 71–102 130 Zusammenstellung der Argumentationen um das Feilner-Haus bei Kirchner 2010, 129– 133; vgl. die Proportionsstudie in: DA 1952, 161

Anmerkungen zu S. 459 bis S. 467 | 783

131 Düwel 1995, 135–151; Deutsche Bauakademie (Hg.), Fragen der deutschen Architektur und des Städtebaus, Berlin 1952, ganzseitige Abb. 40 132 Vgl. die Propagandaschrift: Die Stalinallee – die erste sozialistische Straße der Hauptstadt Deutschlands Berlin, Leipzig (1952), 6 f., hier wird die Stalinallee ausdrücklich als «Sache aller Deutschen» präsentiert, damit «unsere Brüder im Westdeutschland» den «Aufbau ­einer neuen sozialistischen Gesellschaftsordnung zum Wohle des ganzen Volkes» sehen und mit der Architektur im Westen vergleichen könnten. Zur Stalinallee vgl. Müller 1996, 369–388; Hain 1996, 75–101; Nicolaus/Obeth 1997; Flierl 1998, 12–33; Durth/Düwel/ Gutschow 1998, Bd. 1, 270–300; Kirchner 2010, 10–15, 123–144; Salomon 2016, 99–138 133 Düwel 1995, 112–117 134 Amt für Information der Regierung der DDR (Hg.), Walter Ulbricht, Das nationale Aufbauwerk und die Aufgaben der deutschen Architektur, Berlin 1951, folgende Zitate 6, 12 135 Die Invektiven Ulbrichts gegen die «amerikanische» Architektur in der Bundesrepublik sind zusammengestellt in einer Montage aus seinen Reden: Ulbricht 1952, 146–155 136 Aufbauwerk 1951, 26 137 Liebknecht 1952b, 8 f.; vgl. Düwel 1995, 115 f. 138 Liebknecht 1952b, 58, vgl. Kirchner 2010, 184 139 Diskussionen und Probleme detailliert dargestellt bei Kirchner 2010 140 Liebknecht 1952a, 6, dort auch folgendes Zitat 141 Liebknecht 1952a, 10 142 Collein 1952, 19 143 Magritz 1952, 57 144 Collein 1952, 150–155; Liebknecht 1954, 69; vgl. Hoscislawski 1991, 112–122, 113 f. 145 Deutsche Bauakademie (Hg.), Programmerklärung der deutschen Bauakademie und des Bundes deutscher Architekten: Zur Verteidigung der Einheit der deutschen Architektur, Berlin o. J. (1954) 146 Crowley/Pavitt 2008, 59; detailliert bei Warnke 2009, 94–118 147 Stellungnahme der Finanzbehörde zur Denkschrift der Neuen Heimat vom 15.9.1954, ­zitiert nach Timm 1988, 471; vgl. Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (Hg.), SBZ von A bis Z, Stichwort Architektur, Bonn (1953) 3. Auflage 1956, 27: «ein Baustil, der in der Nachfolge Hitlers pseudo-klassizistische Elemente aufwies […] antiquarischer ­Gigantismus», nach Kirchner 2010, 10 148 Doering-Manteuffel 2004, 30, 34 149 Berghahn 2001 150 Heischkel 2009, 262–276 151 Warnke 2009, 75–83 152 Ascher Barnstone 2005, 1–26 «Transparency Ideology» 153 Masey/Morgan 2008, 31, «In 1950, a million kids came to the Communist World Youth Festival in East Berlin. We wanted those kids to come to West Berlin to see what western democracy was all about so used the Europa Zug for Marshall Plan exhibits.» (Philip George, Director of Traveling Caravans) 154 Castillo 2005, 275; Castillo 2008, 66–71; Mönninger 2011, 75 f.; Schreiter 2012, 43 155 Doering-Manteuffel 1993, 20 156 Doering-Manteuffel 1995, 11; die Westbindung wird zum tragenden gesellschaftlichen Element, auch die Konservativen werden damit in eine progressive Entwicklung inte­ griert. 157 Düwel/Gutschow 2001, 166–170; Mönninger 2011, 77–81 158 Durth/Sigel 2009, 448 «Jede fünfte Wohnung wird mit Marshallplangeldern gebaut» 159 Dorn 2017, 173–181; die Ausstellungsorganisation übertrug Hillebrecht weitgehend seinem ehem. Chef Konstanty Gutschow und sorgte damit maßgeblich für die Integration eines der führenden NS-Architekten in den Wiederaufbau, 174

784 | Anmerkungen zu S. 467 bis S. 473

160 Mönninger 2011, 75 161 Johnson 1952, 8; Minosh/Palmer Wright 2019, 164–183 162 Leitl 1949, 3; vgl. die Einladung von Architekten aller Richtungen – «gleichgültig woher sie stammen mögen oder in welche ‹Gruppe› man sie einrangiert» – durch Hillebrecht zu einem gemeinsamen Gespräch 1951 nach Hannover, Dorn 2017, 182 163 In der Schmitthenner-Biographie von Voigt/Frank wird dieses Beispiel für die Weißwäsche von architektonischen Repräsentanten eines Verbrecherregimes bzgl. Schmitthenner als «noble Kompensation» für den Entzug der Professur bezeichnet, vgl. Voigt 2003, 97; dazu Nerdinger 2019b, 24–29 164 Anna 2009, 69 165 Josef Lehmbrock, Stadtplanung – so oder so? Vom Dienst am Menschen beim Neubau unserer Städte, in: Michael. Katholische Wochenschrift vom 8.1.1950 nach: Anna 2009, 65 166 Englert 2009, 43–54 167 Anna 2009, 113 168 Klotz 1996; Giese 2015, 72–75 169 Christoph Kleßmann nach Schildt 2016, 20 170 Hirschfell 1994, 42 f., 51–55 171 Nerdinger 1984a, 145–153 172 Werner Wirsing in: Nerdinger 2005a, 79 f., 148 f. 173 Meissner 2018, 144–150 174 Meissner 2018, 116–127, Planung 1950, Fertigstellung erster Bauabschnitt 1954 175 Herbig 1998, 10–22 176 Bartning 1952 177 Krimmel 1998, 28–33; Durth 1998, 144–149; Bruyn 2001, 95–98 178 Schwippert [Redebeitrag], in: Bartning 1952, 86 179 Eiermann [Redebeitrag], in: Bartning 1952, 136–138 180 Vgl. Gebhard/Sauerländer 2007 181 Arendt 1999, 44 182 Eine derartige «Kahlschlag»-Tendenz herrschte gleichzeitig auch in der Literatur der Avantgarde. Wenige Jahre später versuchte Heinrich Böll, die deutsche Sprache wieder «bewohnbar» zu machen und als «Heimat» zurückzugewinnen, Böll (1964) 2002, 139–201 183 Schreiber 2006, 153 «Einfachheit letztlich auch Symbol dieses Einheitstraums. Dass er in eine beispiellose Simplifizierung und Uniformierung der Architektursprache münden würde, war in den frühen fünfziger Jahren noch nicht abzusehen.» 184 Schwarz [Redebeitrag], in: Bartning 1952, 60–71, Zitate, 66,70 185 Schwarz 1953, 9–17; vgl. Nerdinger 1994b, 7–19; Nerdinger 2019a, 332–335 186 Schildt 1999b, 21–38; Schildt 2020, 256–278 187 Sauerländer 1999, 279 188 Nerdinger 2021b, 45–71 189 Thöner 2005, 115–137 190 Adorno (1951) 1978, 40 191 Leitl 1953, 5 192 Conrads 1954, 583; Hackelsberger 1985, 64: «Die gesamte Rasterarchitektur gehört […] zu den elendsten Machwerken der Architektur aller Zeiten.» 193 Leitl 1956, 119 194 Seidlein 1957, 11 195 Taut 1929, 67, 54; Taut 1928, 223–227, nach Hartmann 1994, 151–156 196 Düwel 1995, 187 197 Durth/Sigel 2009, 500; Salomon 2016, 61–75 198 Zervosen 2016, 103 199 Liebknecht 1955, 50–64

Anmerkungen zu S. 474 bis S. 487 | 785

200 Hannemann 2000, 60–84 201 Hain 2004, 35 202 Abelshauser 2011, 411 203 Kosel 1955, 199; vgl. Zervosen 2016, 110 204 Vgl. Booz 1995; Metzler 2018, 104–108 «Die DDR als blinder Fleck» 205 Müller 2005, 89 f.; Salomon 2016, 242–268 206 Die große Wende im Bauwesen, in: DA 1956, H. 1, 1–3 207 Detaillierte Darstellung der diversen Diskussionen bei Müller 2005, 87–149; Zervosen 2016, 112–136; vgl. die Stellungnahme des Präsidiums der DBA, Chronik. Fragen der deutschen Architektur, in: DA 1955, H. 4, 378 f. 208 Düwel 2012, 161 209 Siebert 2019, 42–54 210 Schmidt 1956b, 16–19 211 Schmidt 1956a, 389; Salomon 2016, 282–286 212 Müller 2005, 99 213 Salomon 2016, 322–357; Durth/Sigel 2009, 508 214 Berlinische Galerie (Hg.), Hauptstadt Berlin. Internationaler städtebaulicher Ideenwettbewerb 1957/58, Berlin 1990; Schäche 2000, 251–257 215 Müller 2005, 93 216 Krohn 2010, 143–166 217 Bodenschatz 1996, 153–164 218 Zitat nach Tiedtke-Braschos 2015, 312 219 Ausführliche Zusammenstellung bei Tiedkte-Braschos 2015, 311–360; vgl. Dolff-Bonekämper/Schmidt 1999 220 Bodenschatz 1987, 168 221 Wagner 1957; Tiedtke-Braschos 2015, 326; Nerdinger 2019a, 345 222 Henselmann 1957 223 Otto 1959, folgendes Zitat 49 224 Müller 2005, 99, dort Nachweise, Abdruck der Niederschrift der Sitzung des Polit-Büros am 9.9.1958 bei Durth/Düwel/Gutschow 1998, Bd. 2, 252; Hain 1996, 75–101 225 Schmidt 1958, 324, nach Müller 2005, 101 226 Walter Ulbricht, Städtebau und Architektur, in: DA 1959, H. 12, 648, nach Topfstedt 1999, 501 227 Müller 2005, 100 228 Müller 2005, 160–185; Flierl 1996, 333–340 229 Müller 2005, 192; Flierl 1996, 341–348 230 Müller 2005, 303 231 Müller 2005, 184 232 Topfstedt 2000, 19; zur Problematik des Begriffs vgl. Zervosen 2016, 34, 111 233 Neue Gesellschaft für Bildende Kunst (Hg.), Wunderwirtschaft – DDR-Konsumkultur in den 60 er-Jahren, Köln u. a. 1996 234 Seeböck 2016; Hartung 2012, 48 fordert aufgrund einiger weniger Beispiele, das Bauen der DDR sollte «ein bzw viele Gesicht(er) bekommen», dies erscheint angesichts der Quantität baulicher Banalitäten übertrieben. Vgl. auch Wüstenrot Stiftung (Hg.), Moderne Architektur der DDR, Ludwigsburg 2020 235 Sert (1951) 2015, 2; Mumford 2000, 206; Domhardt 2012, 330–349, zur Diskussion um die Begriffe «core» und «heart» 236 Göderitz/Rainer/Hoffmann 1957, vgl. Platzer 2021, 62–78 237 Albers 1997, 210; zu den Großsiedlungen vgl. Rabeler 1990, 145–185 238 Dahrendorf 1971, 454; vgl. Schildt 1995, 447 239 Hockerts 2011, 83–85; Abelshauser 2011, 193–199; Herbert 2014, 655–657; Wirsching 2018, 103

786 | Anmerkungen zu S. 487 bis S. 498

240 Schwarz 1984, 289, nach Herbert 2002, 32 241 Fourastié 1954 242 Mackensen 1974, 160–165 243 Harlander 1999, 260 ff., 287 244 Heinrich Kreisel, in: Bw 1963, Motz 1961, 132–138 245 Backmeister 2006, 59–61 246 Ralle 2002, 89–96, 95 Eiermann: «wozu wäre dann das Leben da, wenn nicht, um es auszubeuten»; Langenberg 2006; Ulrich Conrads vermerkte in der Bauwelt 1962, 245, dass nur «52 deutsche Architekten von 25 000» gegen den Abbruch protestierten. 247 Weber 2011, 61 248 Nerdinger 2005a, 201 249 Abelshauser 2011, 366 250 Lotz 1970, 83 f. 251 Der Spiegel Oktober 1956, Titelgeschichte, «Der Fortschritt der Zivilisation kostet auch Opfer», Hans Bretz, Vizepräsident des ADAC, nach: Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur: Runter vom Gas, Schicksalsjahre 1969 und 1970, vom 30.4.2020; 1955 schrieb der Theologe Otto Dibelius, jährlich gebe es in der BRD eine Kleinstadt mit 11 000 Verkehrstoten und eine Großstadt im Lazarett, Dibelius 1955, 536 252 Herbert 2014, 812, diese Zweckgebundenheit gab es für keinen anderen Bereich. 253 Buchanan Report, in: StBW 1964, 41 254 Abelshauser 2011, 366 255 Bodenschatz 2010, 15; AIV zu Berlin (Hg.), Berlin und seine Bauten, Berlin 2009, 225 256 Vgl. Jaspert 1957; Jaspert 1961; Beyme 1992 257 Rabeler 1990, 84–104; Schröteler-von Brandt/Schmitt 2016, 88–100; Buchanan 1983, 94: «Since the motor ­vehicle is in reality demanding new urban forms, much of our success in providing for it will depend on our ability to secure the comprehensive redevelopment of sizeable areas.» Vgl die Zusammenstellung «innerstädtische Großstraßen» in: Jaspert 1961, 353–375 258 Bw 1971, 1414; Reinborn 1996, 288 f. 259 Heinrich Böll, Gedichte, Berlin 1972, 21; vgl. Nerdinger 2021a, 104 f. 260 Reichow 1959 261 Buchanan 1963; Proudlove 1964, 253–268; Kühne 1964, 1017–1028 262 Das Wunder von Hannover, in: Der Spiegel vom 2. Juni 1959, 61–63 263 Wachsmann 1959; Nerdinger 2010b; Schulitz 2021, 133–143, 161–163 264 Durth/Sigel 2009, 562; basiert auf Vorarbeiten von Hans Schmidt-Rost, vgl. Durth/Sigel 2009, 491 265 Hans Schwippert, Einführung zur Tagung «Die große Landzerstörung», nach Fischer 1975, 447; Nerdinger 2007a, 291 266 Salin 1960, 31; vgl. Düwel/Gutschow 2005, 197 267 Boeddinghaus 1995 268 Zucchi 1992, 207 269 Mönninger 2018, 45 270 Dyong 1974, 362 f. 271 Baunutzungsverordnung, in: Bw 1969, 66 272 Nerdinger 2009b, 184–193; Tessin 1988, 504 273 Planungen in den 1960 er, teilweise Ausführung erst in den 1970 er-Jahren; vgl. Beyme 1990, 42–53 274 Schröteler-von-Brandt/Schmitt 2016, 94–101 275 Posener 1981, 376; vgl. Hnilica/Sonne 2015, 21–38; Mönninger 2019, 12 ff. 276 Modellfall Tagesheimgymnasium Osterburken, in: BuW 1967, H. 19, 377 ff.; Modellwettbewerb Osterburken, in: Bw 1967, 585 f.; Modell einer Ganztagsschule. Programmierung und Auswertung des Wettbewerbs für das Gymnasium Osterburken, in der Schrif-

Anmerkungen zu S. 498 bis S. 508 | 787

tenreihe: Bildung in neuer Sicht. Schriftenreihe des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst zur Bildungsforschung, Bildungsplanung und Bildungspolitik, Villingen 1968; Bassenge 1969 277 Das Beispiel Multischule Weinheim, in: Bw 1974, H. 3, 103 278 Krippner 2010, 18–27; Musso 2016, 16–61 279 Schulitz 2021, 148 f. 280 Moewes 1968, 116–121 281 Langenberg 2006; Langenberg 2009, 164–170; Langenberg 2013; Schulitz 2021, 166 f. 282 Musso 2016, 12 f. 283 Jordy 1976, 251–277 284 Sedlmaier 2005, 87–100 285 Conrads 1963, 757 286 Alison Smithson «The warehouse aesthetic», nach Banham 1955, 356 287 Banham 1955, 355 288 Gargiani/Rosellini 2014 289 Elser 2017, 15; zum Begriff Banham 1966, 10 290 Banham 1955, 361 291 Nerdinger 2009c, 141–156 292 Gegen diese Wendung der Architektur auf sich selbst hatte Adolf Loos bereits um 1900 erklärt: «Das kunstwerk ist niemandem verantwortlich, das haus einem jedem.» Loos 1982, 101 293 Heise 2006, 17 294 Doering-Manteuffel/Raphael 2012, 42 295 Kahn 1967; Flechtheim 1971; Steinbuch 1971 296 Alison 2013 297 Kossak 1994, 57–63; Nerdinger 2002, 110–113 298 Mumford 2000, 225–258 299 Gian Luigi Banfi, Lodovico Barbiano di Belgiojoso, Enrico Peressutti und Ernesto Nathan Rogers 300 Rogers 1961, 93; Newman 1961, 92–98; Sabini 2021, 131–141 301 Banham 1959, 232–235; vgl. Vidler 2012, 96–101; Sabini 2021, 141–145 302 Rogers 1959, 2–4; englisch in: Ockman 1993, 301–307; vgl. Vidler 2012, 98; Sabini 2021, 143 f. 303 Pevsner 1961, 230–260; Giedion 1964, 22 304 Venturi 1966 (2. Aufl. 1977), deutsche Ausgabe: 1978; vgl. Levine 2004, 365–379 305 Scully 1977, 9 306 Venturi 1977, 16: «I am for messy vitality over obvious unity» 307 Venturi 1977, 17 308 Venturi/Scott Brown/Izenour 1972 309 Stierli 2010; Moos/Stierli 2010 310 Joedicke 1968, 208–212 311 Berliner Politrock-Band Ton, Steine Scherben 1971: «Ihr kriegt uns hier nicht raus, das ist unser Haus» (Rauch-Haus-Song) 312 Berndt 1968; Helms/Janssen 1970 313 Heinrich Böll, Ansichten eines Autors (Portrait 1969), Fernsehfilm von Joachim Burghardt 314 Herbert 2014, 888 315 Führer 2016, 286 f. 316 Umfassend zum Spekulantentum: Führer 2016, mit Differenzierung des Begriffs, 3–6 317 Bracher u. a. 1986 318 Doering-Manteuffel/Raphael 2012, 28 f.; Herbert 2014, 1003 f., 1010–1013 319 Habermas 1985a, 141–163

788 | Anmerkungen zu S. 508 bis S. 519

320 321 322 323

Beck 1986; Doering-Manteuffel/Raphael 2012, 88–90 Wirsching 2006, 426 Minke 1980; Meissner/Möller 2015, 20, 104–111 Bundesumweltamt, Per Krusche u. a. (Hg.), Ökologisches Bauen, Wiesbaden und Berlin 1982; Kennedy 1984 324 Kaufmann 2017 325 Burkhardt 1984, 140–149; Meissner/Möller 2015, 20; Nerdinger 2005b, 320–323 326 Beyme 1990, Tafel 40; Beyme 1999, 115 327 Bodenschatz 2010, 14 328 Vgl. Reckwitz 2019, 8 f. 329 Bodenschatz 1987, 189; Mesecke/Scheer 1996; zum Ortsbezug bei Scharoun s. de Bruyn 2001, 15 f.; 100 330 Geist 1969; Kief-Niederwöhrmeier 1986 331 Jencks 1978; Patteeuw/Szacka 2018; Fabricius 2018, 231–245 332 Klotz 1974; Bransome/Szacka 2014, 18–27 333 Schulz 1977 334 Architekten: Kistenmacher im Büßerhemd, in: Der Spiegel 1977, Nr. 39, 206–223 335 Zusammenstellung der Diskussionen bei Spieker 2006, 191 f. 336 Spieker 2006, 191 337 Baukunst: «Ein halbes Jahrhundert annulliert», in: Der Spiegel 1980, Nr. 28, 168–170; dort auch folgendes Zitat 338 Vgl. Lausch 2019b, 23–54, Juror bei über 400 Wettbewerben 339 Ideen, Orte, Entwürfe. Architektur in der Bundesrepublik Deutschland, hg. vom Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau u. a., Berlin 1990, Statistik 306 340 Vgl. Nerdinger 1998, 385 f. 341 Bransome/Szacka 2014, 18–27 342 Savorra 2017, 92–96 343 Lyotard 1986 (französisch 1979), nach Wirsching 2006, 427; Doering-Manteuffel/Raphael 2012, 93 344 Wirsching 2006, 427 345 Habermas 2003, 7–26, 24, 26; zum konservativen Hintergrund der 1970 er-Jahre vgl. Schildt 2004, 449–478 346 Habermas 1985a, 11–29, 14; vgl. Hertweck 2010, 102–110 347 Heinrich Klotz, 1984 348 Boyd Whyte 2003, 6 349 Wirsching 2006, 428; zur Singularisierung umfassend Reckwitz 2019 350 Vgl. die Jahrestagung des Deutschen Werkbunds NRW 1980, unter dem Thema: Neuer Eklektizismus – Ausweg oder Verfestigung der Ratlosigkeit, mit Referaten gegen die Postmoderne von Manfred Sack und Josef Lehmbrock, Dokumentation der Tagung Düsseldorf 1981, 1–19; Blomeyer/Tietze 1980; Flierl 1983, 369–372; Drüeke 1981, 78–83; Eisenman 1984, 154–173; Foster 1984, 67–78 351 Pehnt 1987; die Architekturkritikerin Ada Louise Huxtable erklärte zugespitzt: «Scratch a postmodernist and you will find an apostle of architecture for art’s sake.» Ada Louise Huxtable, After Modern Architecture, in: The New York Review of Books 1983, Nr. 19, 29–35, 34 352 Sauerländer 1988, 69 353 Franck 1998 354 Nach Herbert 2014, 1003 355 Zusammenstellung bei Kromrei 2018 356 Bodenschatz/Polinna 2010, 14: Berlin gehört «zu den am höchsten subventionierten Wirtschaftsregionen weltweit». 357 Klotz 1991, 39

Anmerkungen zu S. 519 bis S. 529 | 789

358 Habermas 1985a; Nolte 2013, 394 359 Manteuffel/Raphael 2012, 44–47 360 Von DDR-Seite natürlich abgelehnt, vgl. Hoscislawski 1991, 301 f. 361 Hannemann 2000, 96–105; Burdumy 2013, 179–250 362 Beschluss des ZK der SED 1973 «Lösung der Wohnungsfrage als soziales Problem bis 1990», nach Betker 2015, 9 363 Nach Topfstedt 1999, 555 wurden 1,7 Millionen Wohnungen neu gebaut und modernisiert. 364 Anselm Doering-Manteuffel 2004, 42 365 Nach Friedrich-Ebert-Stiftung (Hg.), Die Energiepolitik der DDR. Mängelverwaltung zwischen Kernkraft und Braunkohle, Bonn 1988, 5 366 Benz/Scholz 2009, 477–479 367 Umfassend Kuhrmann 2006, vgl. besonders 31–56, 166–180 368 Hoscislawski 1991, 287 369 Schröteler-von Brandt 2014, 241; Städtebau-Debatten in der DDR 370 Zervosen 2016, 37, 305–359 «Erstarrung und Entfremdung» 371 Hoscislawski 1991, 145; Topfstedt 1999, 552 «auf Planwirtschaft fixiert» 372 Programm der SED 1976, 31 nach Topfstedt 1999, 546, folgendes Zitat 546 f. 373 Nach Topfstedt 1999, 547 374 Kegler 2012, 107–124 375 Wettbewerb Variable Gebäudelösungen in Großplattenbauweise für das innerstädtische Bauen, in: AdD 1983, H. 8, 456–505, nach Topfstedt 1999, 548 376 Urban 2007, 180–183 377 Vgl. Trommler 2014, 664 378 Irmgard Keun in einem Brief 1947, vgl. Nerdinger 2021a, 94; Winkler 2019 379 Strubelt/Briesen 2015, 17 380 Herbert 2002, 7–49 381 Bauernkämper 2005; Metzler 2018, 9 382 Ulrich Herbert nach Schildt 1999c, 1241 383 Vgl. dazu die exemplarische Analyse von «Kontinuitäten und Brüchen» bei Nolte 2000, 208–235 384 Sternberger 1957, 99–103; Briesen/Strubelt 2015, 16 385 Vgl. Nolte 2000, 226 386 Leendertz 2008, 9–101 ff. 387 Erstes Wohnungsbaugesetz vom 24.4.1950 Teil 1 § 1, Bundesgesetzblatt vom 26.4.1950 388 Abelshauser 2011, 322 f.; Riederer 2013 389 Pfeil 1954, 75–81; Karasek-Langer 1956, 24–102; Bausinger 1959; Pfeil 1959, 500–520; Würnstl 2010, 301–332; Würnstl 2018; Nolte 2000, 225–229 390 Leendertz 2008, 121; Kegler 2015b, 69–91; Gutberger 2015, 93–126 391 Mießner 2015, 204; Blotevogel/Schellhaas 2011, 136 392 Mießner 2015, 218 393 Differenzierte Darstellung der Kontinuitäten, Adaptionen und Brüche bei Kegler 2020, 82–97 394 Krämer 2013, 1–36; Rodenstein 1988, 35–38; Bruyn 1996, 34–132 395 Hamm 1973, 13–18, 396 Hilpert 1984, 96, 100 397 Widmung auf dem Titelblatt von Le Corbusier, La ville radieuse, Paris 1933: «cette ­ouvrage est dédié à l’autorité»; zu den «dunklen» Seiten von Le Corbusier vgl. Perelman 2015; Jarcy 2015 398 Le Corbusier 1926, 39; vgl. de Bruyn 1996, 234 399 Göderitz/ Rainer/Hoffmann 1957; erste Drucklegung 1944; zur Entstehungsgeschichte der Publikation «Die gegliederte und aufgelockerte Stadt» Düwel/Gutschow 2019, 306–

790 | Anmerkungen zu S. 529 bis S. 538

309; zu den Vorstellungen von Gutschow und Reichow, 1944 räumlich eine «Gemeinschaftsgebundenheit» zu schaffen, vgl. Kuchenbuch 2010, 220; zu Hintergründen und Manipulationen um die Schrift vgl. Platzer 2021, 66–71 400 Siebel 2004, 19 401 Harlander 1999, 242; vgl. Spiegel 2015, 59 402 Rudolf Hillebrecht, 1951, Die städtebaulichen Leitgedanken für den neuen Stadtbezirk «am Mittelfelde» in Hannover, nach Kuchenbuch 2010, 160 f.; vgl. auch Hans Bernhard Reichow, der «unverfroren» seine NS-Planungen ohne Ortsangabe und Datum in späteren Veröffentlichungen mit internationalen Beispielen mischte, Kuchenbuch 2010, 155; zur Methode, durch Verweise auf angebliche internationale Parallelitäten sich selbst zu entnazifizieren, vgl. Kuchenbuch 2010, 160, 181 403 Vgl. Kuchenbuch 2010, 146 f., 156, 180 f.; zu der Legendenbildung einer angeblich «verschwiegenen Geschichte» bei Durth 1987, 39, vgl. Kuchenbuch 2010, 151–153 404 Otto 1959, 72–84, 83 405 Göderitz 1957, 649 406 Interbau GmbH (Hg.), Die Stadt von Morgen, Berlin 1957, unpag., dort auch folgendes Zitat 407 Vogler/Kühn 1957 408 Kuchenbuch 2010, 249 ff. 409 Blumenberg 1998, 91; vgl. Kuchenbuch 2010, 214 410 Zur Verzeichnung des Wiederaufbaus der Bundesrepublik als Folge einer Mythisierung der Arbeit des Wiederaufbaustabs durch Werner Durth, Deutsche Architekten, vgl. Kap. 3.4, Anm. 400 411 Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung (Hg.), bearbeitet von Edgar Wede­pohl, Deutscher Städtebau nach 1945, Essen 1961; eine ähnlich strukturierte Präsentation bereits von Hillebrecht 1957, 443–522 412 Hollatz 1961, unpaginiert, dort folgende Zitate 413 Bockelmann/Hillebrecht/Lehr 1961; vgl. auch Stadt Oldenburg (Hg.), Oldenburg gestern heute morgen, Oldenburg 1959; Salzgitter gestern heute morgen; Stadtverkehr gestern heute morgen, 1965, vgl. die Überlagerung der historischen Innenstadt von Hamburg mit der Planung der Geschäftsstadt-Nord: Fahrenholtz 1964, 275; Abb. in: Düwel/ Gutschow 2019, 458 414 Ein Beispiel von vielen: Das Flensburger Tagblatt erklärte am 7.1.1969, das Nordertor, ein Wahrzeichen der Stadt, stehe «einer vernünftigen Verkehrsplanung im Weg», vgl. Bw 1969, 140 415 Posener 1965, 454 416 Huse 1992, 98–101; exemplarische Analyse bei Bruyn 2001, 88–106 417 Pfankuch 1993, 244–249, 246 418 May 1956, 31–42 419 Hillebrecht 1957, 450, dort auch folgendes Zitat 420 Lehmbrock 1967, o. p. 421 Hillebrecht 1957, 450, 454; Düwel/Gutschow 2019, 351, 467 422 Hollatz, Einleitung, Städtebau, o. p.; Hillebrecht 1966, 485: «weder für den Wiederaufbau noch für den Ausbau unserer Städte durch neue Stadtteile und Wohnviertel gilt das Wort von der ‹verpaßten Chance› mit dem Recht der Verallgemeinerung»; vgl. Düwel/ Gutschow 2019, 485 423 Harald Bodenschatz zu Urbanität durch Dichte: «Ziel war […] ein hochverdichtetes, in den Himmel strebendes Geschäftszentrum mit Kaufhäusern und Büropalästen, umgeben von einem Schnellstraßenring.» Bodenschatz 2012, 69 424 Bodenschatz 2012, 82 425 Conrads 1963, 221 426 Vgl. die Folge der Grundrisse in: Reinborn 1996, 240–276

Anmerkungen zu S. 538 bis S. 545 | 791

427 Peters 1961, H. 9, 877; vgl. Düwel/Gutschow 2019, 461, dort auch Zusammenstellung der Wettbewerbsentwürfe 428 Kramper 2008; Kramper 2012, 111–138; Schwarz 2019 429 Vgl. Führer 2016, 61 f. 430 Zu Entstehung, Bedeutung und Wandel dieses Begriffs von Helmut Schelsky vgl. Nolte 2000, 318–351 sowie Doering-Manteuffel 2004, 42 431 Herbert 2014, 792 432 Tessin 1988, 494–512; Mönninger 2018, 45; Jessen 2001, 316–329 433 Bw 1968, 212 f. 434 Vgl. Posener 1974, 259: die Bauten «dienen schon jemandem, nur nicht den Benutzern»; Bodenschatz 1987, 244–249; zum Wandel der Wertschätzung der Siedlung Perlach, vgl. Hild/Müsseler 2018 435 Bw 1970, 892 436 Bodenschatz 1987, 174–176; Düwel 2011, 45–47; Abbildung der 10 Vorschläge: Stbw 1968, H. 14, 1343 437 Wettbewerb Altstadtsanierung Karlsruhe, in: Bw 1971, 301; vgl. Burckhardt 1974, 485 438 Rometsch 2010; Bodenschatz 2019, 126 f. 439 Reinborn 1996, 289 f.; Düwel/Gutschow 2001, 222–224; Schröteler-von-Brandt/Schmitt 2016, 95–101, 122 440 Autzen 1984, 18; vgl. Schröteler-von-Brandt/Schmitt 2016, 96; Bodenschatz 1987, 171– 186; Düwel/Gutschow 2001, 215–227; Düwel 2011, 45–53 441 Helms/Janssen 1970 442 Schubert 2014a, 236–260 443 Jacobs 1963, 26 444 Lynch 1960, deutsch: 1965 445 Campanella 2011, 142; vgl. Schubert 2014, 10; der Paradigmenwechsel ausführlich dargestellt bei Schubert 2014, 15–26 446 Detaillierte Darstellung der Rezeption bei Schubert 2014, 244– 255 447 Brock 1977, 821–823 448 Besprechung der Ausstellung «Heimat deine Häuser»: Rettet den Rest, in: Der Spiegel 1963, Nr. 28; Bächer 1964 449 Siedler 1964 450 Lehmbrock 1965 451 Mitscherlich 1965, 62 f. 452 Mitscherlich 1965, 66 453 Hillebrecht 1966, gegen Mitscherlich: «unbillige und billige Vorwürfe», nach Düwel/ Gutschow 2019, 483 454 Moholy-Nagy 1965, 359 455 Düwel/Gutschow 2019, 459 456 Hillebrecht 1965, 638–640, 656–658; Hillebrecht 1966, 33–55, Abdruck bei Düwel/Gutschow 2019, 472–489, folgendes Zitat 488 457 Pichler/Hollein 1964, 174 f. 458 Webb 2015 459 Vince 2016, 1–12 460 Ockman 1995, 20–27; 27: «a civilisation that needs to encase itself in glass (‹se mettre en vitrine›)»; Ockman 2000, 171–195; Nerdinger 2004b 461 Vgl. Schubert 2014, 210, dort Titel falsch. Nach James Joyce Finnegans Wake: «A burning would is come to dance inane», ein verbales Echo von Joyce nach Macbeth; Mitarbeit von Jane Jacobs am Film. 462 Ross 1995, 76; Ockman 2000, 195 463 Vgl. Dahrendorf 1971, 136–149 464 Der Spiegel 1971, Nr. 24

792 | Anmerkungen zu S. 545 bis S. 551

465 Fischer/Lehmbrock 1971 466 Bodenschatz 1987, 244; Frank 2014, 22 467 Vogel 1971, 55–84; vgl. Mönninger 2018, 216–219 468 Beyme 1987, 114 ff.; Schröteler-von-Brandt/Schmitt 2016, 120–123; Bodenschatz 2012, 74 469 Städtebauförderungsgesetz § 3, 2; vgl. Düwel/Gutschow 2001, 224–226 470 Swenarton 2015; Düwel 2011, 31–55 471 Kesting 1972; Kesting 1973, nach Reinborn 1996, 288 472 Ackermann 1974, 14 f. 473 Posener 1981, 261 474 Beyme, 1999, 115; Schröteler-von-Brandt 2014, 122 475 Zusammenstellung von Beispielen in: Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat (Hg.), 50 Jahre Städtebauförderung in Deutschland, Berlin 2021, dort wird allerdings die Entwicklung auf das Städtebauförderungsgesetz zurückgeführt, der gesellschaftliche Umbruch und die Bürgerinitiativen kommen zu kurz, korrigierend dort ­Bodenschatz. 476 Hämer 1995; Düwel/Gutschow 2001, 254–256 477 Bodenschatz 2017, 211–228 478 Kleihues 1987, 6; vgl. Durth/Sigel 2009, 606–609 479 Rossi 1966; deutsch: 1973 480 Rowe/Koetter 1978 481 Hertweck 2010, 102–136 482 Fischer 2012, 217 483 Kramper 2019, 24–53; Mönninger 2018 484 Eichstädt-Bohlig 2020, 114 485 Sechzehn Grundsätze des Städtebaus, Abdruck bei Düwel/Gutschow 2001, 178 f. 486 Abelshauser 2011, 419–423 487 Abelshauser 2011, 415–419 488 Freeman 2018, 249–265; Cornelißen 2010, 374; Merk 2005, 425–480; Lenger 2013, 444 f. 489 Schütrumpf 1997, 81–86 490 May 1999, 165, detaillierte Darstellung des Planungsprozesses 141–209 491 Leucht 1952, 100–105 492 Durth 1997, 44 493 Roesler 1997, 149; Durth/Düwel/Gutschow 1998, Bd. 2, 486–525 494 Rat der Stadt Stalinstadt (Hg.), Plan des nationalen Aufbauwerks 1954, Frankfurt/Oder 1954, 12, 8 495 Topfstedt 1988, 10–13, 26–31 496 Topfstedt 1997, 89–97 497 Wolle 2020, 8–14 498 Topfstedt 1988, 31–36 499 Durth/Düwel/Gutschow 1998, Bd. 2, 526–554 500 Wachsmann 1959; Nerdinger 2010b 501 Wolle 2020, 13 502 Reimann 1998, 358, 588 503 Flierl 1996, 404, dort Erklärung der Herkunft der Sottise; Reimann 1997, 354; vgl. Henselmann 1982, 53 504 Deutsche Bauakademie, Ideologische Fragen des Städtebaus und der Architektur, 7. Plenartagung 12. Juli 1963, 40, nach Topfstedt 1988, 159 505 Springer 2001, 61–81 506 Grundsätze der Planung und Gestaltung sozialistischer Stadtzentren, in: DA 1960, Sonderbeilage 8, 1–7; folgende Zitate 4, 5; vgl. Topfstedt 1988, 49–52 507 Aldous Huxley nach Schubert 2014, 37

Anmerkungen zu S. 551 bis S. 564 | 793

508 509 510 511 512

Topfstedt 1988, 50 f. Mittmann 1998, 311 Abelshauser 2011, 430–433 Topfstedt 1988, 61–68 Protokoll  VII. Parteitag der SED 1967, Bd. 1, 183, dort auch folgendes Zitat; nach Topfstedt 1988, 13 513 Walter Ulbricht, Unser sozialistisches Vaterland schöner und anziehender gestalten, Sonderbeilage zur DA 1968, H. 1, nach Topfstedt 1988, 63 514 Topfstedt 1988, 57, Anm. 79–84, Hinweis auf zahlreiche Sanierungsplanungen 515 Flierl 1979, 137; Topfstedt 1988, 61–68; Schmitt 2015, 59 f. 516 Zur Bildzeichenarchitektur von Hermann Henselmann: Flierl 1996, 393–397 517 Übersicht über die Großsiedlungen bei Topfstedt 1999, 534–544 518 Hannemann 1996 519 Topfstedt 1999, 536; Hubacher 2000, 349–357 520 Betker 2005, 312–320 521 Ackermann 1995, Bd. 3, 768–795; vgl. Ritter 1998, 140 f. 522 Betker 2005, 320 523 Betker 2015, 13 524 Dubrau 2012, 200–216 525 Wettbewerb: Variable Gebäudelösungen in Großplattenbauweise für das innerstädtische Bauen, in: AdD 1983, H. 8, 456–505 526 Topfstedt 1999, 548 527 Flierl 2012, 145–148 528 Hunger 2012, 247 f. 529 Reimann 1998, 603 530 Adorno 1977b, 383 f. 531 Adorno 1977c, 315, folgendes Zitat 384 532 Schöffel 2003, 92 f. 533 Vgl. Leitl 1948, 18 «Tradition […] ist leider vielfach ein Vorwand für Trägheit, für Abwehr, für Gefühlsseligkeit» 534 Zu den begrifflichen Differenzierungen vgl. Nerdinger 2010a, 478 f.; Nerdinger 2018c, 20–31 535 Detaillierte und archivalisch umfassende Untersuchung des Umgangs mit zehn Residenzen bei Rößler 2004 536 Krings 1980, 25–40; Alphei 1993 537 Erichsen 2010, 168–177 538 Pehnt/Strohl 1997, 132 539 Karl Jaspers zum rekonstruierten Goethehaus: «Gerade in der Sintflut kann unsere Arche Noah eine solche Kostbarkeit wie das Abbild des Goethehauses sich leisten und mittragen», nach Heym 1970, 93 540 Roemer 2015, 293–307 541 Umfassende Darstellung bei Kappel 2008 542 Meissner 2018, 174 543 Umfassende Darstellung bei Stippler 2012 544 Stippler 2012, 106 545 Heikamp 1973, 1307 ff.; Heikamp 1971 Nr. 49 546 Altenhöfer 1995, 61–105; Sternberg 2022, 1–36 547 Pehnt/Strohl 1997, 242 f. 548 Steegers 2000, 156–165; fast gleichzeitig errichtete Le Corbusier, dessen Architektur Schwarz radikal ablehnte, die Wallfahrtskirche Notre Dame du Haut in Ronchamp aus den Bruchsteinen der Vorgängerkirche, die er allerdings hinter einer Spritzbetonschicht verschwinden ließ.

794 | Anmerkungen zu S. 564 bis S. 575

549 Kappel 2008, 231 550 Bartning 1946, 63 ff. 551 Schwarz (1953) 1994, 175 552 Schwarz, (1953) 1994, 46 553 Pehnt/Strohl 1997, 171 554 Schmitthenner 1959, 43–60; Rede bei der Aufnahme in den Orden 555 Sabini 2021, 131–141 556 Neufert 1946, 107 557 Ein Aufruf: Grundsätzliche Forderungen, in: BuWf 1947, H. 1, 29; vgl. Nerdinger 2007b, 165–195 558 Eiermann [Redebeitrag], in: Bartning 1952, 136–138 559 Vgl. den Abbruch der noch erhaltenen schönsten profanen Rokokofassade Deutschlands, des «Hotel Drei Mohren» in Augsburg, Nagler, 2016, 184 f.; vgl. Richarz 2020, 184 f.: Abriss des «Haus zum blinden Esel» in Aachen für eine Hochgarage 560 Hillebrecht 1959, 1130 f., nach Düwel/Gutschow 2019, 500; mit diesem Argumentationsmuster verteidigte Walter Gropius 1967 den Abbruch der Penn Station in New York; dieses bedeutendste Bauwerks der Beaux-Arts-Schule war für ihn ein «Fall von Pseudotradition», ein Bauwerk, das sich in eine «römische Toga» hülle, vgl. Nerdinger 2019a, 359; selbst der rheinische Landeskonservator erklärte, die Kriegszerstörung der «goldstrotzenden Mosaiken» von St. Aposteln sei «wenigstens eine versöhnliche Frucht der Kriegs­ furie», nach Beseler/Gutschow 1988, Bd. 1, XXVI 561 Zum Abbruch vgl. Bw 1960, 613–615, der Ratsherr Ließ erklärte «wir tragen gern die Verantwortung»; Wedemeyer 1993; in den Umrissen 2006 rekonstruiert für ein überdimensionales Einkaufszentrum. 562 Peschken 1963, 18 f. «der letzte von sechs großen Kopfbahnhöfen, das Ende eines ganzen Kapitels der Architekturgeschichte». 563 Bundespräsident Theodor Heuss erklärte, «daß Kirchen aus der Zeit 1860–1920 restauriert werden, ist mir persönlich schmerzlich», Heuss 1955, 464 564 Hillebrecht 1957, Zitat nach Düwel/Gutschow 2019, 499 565 Oesterlen, in: Bw 1964, 249; Schmedding 2011, 166–169; beim Umbau 2014 wurde der denkmalgeschützte Oesterlenbau völlig entkernt, nur die Fassaden blieben erhalten. 566 Vgl. die ausgezeichnete Untersuchung von MacNeille 2004 567 Simmel 1995, 150 568 Schöffel 2003, 81 569 Exemplarisch analysiert an Hand von 68 Städten von MacNeille 2004 570 Schwarz (1955) 1997, 219; vgl. Vinken 2010, 191–195 571 Detailliert dargestellt bei MacNeille 2004 und Schöffel 2003 572 Remarque in: Merian 1963, 18, nach Hagen 2016, 576 573 MacNeille 2004, 61; MacNeille, 191: Börse in Bremen als «Bausünde» entfernt; Hillebrecht zum Lübecker Marktplatz: «Das Raumgefüge ist erhalten geblieben und maßstäblich gegenüber 1939 verbessert worden», Hillebrecht 1957, 477 574 Vgl. Beyme 1992, dort Analysen des Wiederaufbaus von 18 Städten 575 Schmedding 2011, 159–171, folgendes Zitat 163 576 Schöffel 2003, 14 577 MacNeille 2004, 105 «einmalige Gelegenheit, das Herz der Stadt mit Außengebieten zu verbinden» (Ulm), 119 (Stuttgart) 578 MacNeille 2004, 129–140 579 Jaeger 1992, 88 ff.; 52: 2064 Bremer Bürger stimmten für eine Rekonstruktion der Giebelhäuser vor der Börse und damit gegen die Planung von Luckhardt, nur 889 stimmten gegen eine Rekonstruktion. 580 Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung (Hg.), bearbeitet von Edgar Wede­pohl, Deutscher Städtebau nach 1945, Essen 1961, 88; MacNeille 2004, 51–54

Anmerkungen zu S. 575 bis S. 582 | 795

581 582 583 584 585 586

MacNeille 2004, 58, folgendes Zitat 28; vgl. Hillebrecht 1957, 479 Umfassende Untersuchung bei Richarz 2020 Richarz 2020, 267 Siebel 2004, 18 Huxtable 1986 Salzano 1998 (frdl. Hinweise Gabriella Cianciolo und Witfrieda Mitterer); Zucconi 2017, 193–210 587 Foramitti/Leisching 1965; vgl. Sonne 2013a, 12 588 Die Redaktion im Fokus, in: Stbw 1974, H. 44, 237; Schult 2012, 72 589 Vgl. Glaser 1980; Boberg 1986; Dülmen 1989; Günter 2001 590 Frampton 1993, 341–374 591 Es wäre zu fragen, inwieweit eine Architektur ohne historische Formen und ohne historische Bezüge überhaupt mit historischer Architektur «kommunizieren» kann. 592 Sonne 2013a, 2, dort auch folgendes Zitat 593 Gaenssler 1978 594 Siebel 2004, 20 595 MacNeille 2004, 276–282 «Idealtypen eingepasst in Umrisse der ehemaligen Häuser»; Rodenstein 2009, 45–58 596 Vgl. Paul 1979, 129–148; MacNeille 2004, 60 ff. 597 Saldern 2003, 43, dort Differenzierung des Begriffs Identität 598 Die mit enormem Aufwand bis heute betriebene Wiederherstellung der völlig zerstörten Münchner Residenz sollte ausdrücklich die Verbindung der bayerischen Bevölkerung mit dem Haus Wittelsbach und deren Geschichte bewirken. Zum Umgang mit den zerstörten Schlössern in der BRD vgl. Rößler 2004; Erichsen 2010a, 168–177 599 Foitzik 2005, 31–57 600 Vgl. Trommler 2014, 614–621, 616: «[…] dass diese Form konzilianter Kulturpolitik nur Teil einer insgesamt auf totale Kontrolle ausgerichteten Besatzungspolitik darstellte». 601 Schumacher-Lange 2006, 16; man sprach von «Befehlsbauten», vgl. Hain 1998, 212 602 Inschrifttafel im Kronentor des Zwingers bis 1990; Hertel 2011, 203–226; zur Rekon­ struktion vgl. Aust 1991, 67–78 603 Magirius 1993, 32–45; Rudert/Lupfer 2008, 57–64 604 Schade 2004, 199–258 605 Schumacher-Lange 2006, 19 606 Abusch 1946, 254, nach Schumacher-Lange 2006, 22 607 Arbeitsplan der staatlichen Kommission für Kunstangelegenheiten 1952, nach Schumacher-Lange 2006, 38 608 Hütter/Magirius 1990, 398 609 Landeshauptstadt Dresden (Hg.), Verlorene Kirchen – Dresdens zerstörte Gotteshäuser. Eine Dokumentation seit 1938, Dresden 2018; Helmstedt/Stötzner 2015; in den Abriss der Paulinerkirche waren auch bereits vorliegende Planungen von Henselmann für den Karl-Marx-Platz einbezogen; die Potsdamer Garnisonkirche wurde als Ort der Annäherung zwischen Hitler und Hindenburg, dem «Tag von Potsdam», diskreditiert und 1968– 1971 abgeräumt; seit 2017 rekonstruierender Wiederaufbau des Turmes. 610 Bruno Flierl 1979, nach Topfstedt 1988, 58 611 Zur Geschichte der Denkmalpflege in der DDR besonders Brandt 2003; Campbell 2005; Wüllner 2015; Ackermann 1995, 768–795; Klemstein 2021, 73–75 612 Detaillierte Darstellung bei Durth/Düwel/Gutschow 1998, Bd. 1, 432–459 613 Schumacher-Lange 2006, 222–225 614 Schumacher-Lange 2006, 163 615 Schumacher-Lange 2006, 177 ff. 616 Paulick 1952, 30–37; Schumacher-Lange 2006, 192 617 Schwartz 2006, 107–124; Kirchner 2010, 159–182

796 | Anmerkungen zu S. 582 bis S. 590

618 Schumacher-Lange 2006, 196 619 Breuer 2010, 396–403; die Unterkirche wurde inzwischen trotz vieler Proteste durch einen Umbau zerstört. 620 Ranke 1996, 94–112; Schütrumpf 1996, 142–161; umfassend Trommler 2014, 614–621, 672–679 621 Knigge 1997; Reichel 1999, 129–148; Reuschenbach 2015; Deiters/Matthes 2015, 67–81 622 Umfassend Klei 2011, 119–358 623 Knigge 2009, 124 624 Umfassende Darstellung bei Reichel 1999, 34–47; Hoffmann 1999, 267–284; Wolfrum 2001, 104–122; Kirschbaum 2020 625 Mittenzwei 2001, 184, nach Saldern 2003, 10 626 Wüllner 2015, 40 f.; Schumacher-Lange 2006, 52; Hütter/Magirius 1990, 403 f. 627 Sonnet 1982, 121–135, nach Saldern 2003, 28 628 Schumacher-Lange 2006, 57 629 Hütter/Magirius 1990, 403 630 Maser 2013, 43 f., zur Rekonstruktion der Lutherstätten 126–138 631 Hütter/Magirius 1990, 401 632 Die 16 Grundsätze des Städtebaus, Ministerialblatt der Deutschen Demokratischen Republik, Nr. 25 vom 16. September 1950, S. 153 f.: https://www.bpb.de/themen/nachkriegszeit/wiederaufbau-der-staedte/64346/die-16-grundsaetze-des-staedtebaus/, Abruf: 25. Sept. 2022 633 Bodenschatz/Post 2003, 212–253; Cohen 2010, 415–446; Zubovich 2021 634 Düwel 1998, 163– 187 635 Wiktor N. Baburow, Leiter der Hauptverwaltung Städtebau des Ministeriums für Städte­bau bei der Tagung mit der deutschen Delegation in Moskau am 20.4.1950, nach: Hain 1995, 91; vgl. Düwel 1998, 170; Düwel/Gutschow 2001, 175 636 Düwel 1998, 180 637 Düwel 1995, 200 f., 216 f., 227 f., 252 638 Hain 1998, 196 639 Zu den Planungen Flierl 1998, 121–161; Müller 2005, 106–155 640 Kosel 1958, 178, folgendes Zitat 168 641 Müller 2005, 289–303 642 Flierl 1992, 168–185 643 Sabrow 2018, 123–125 644 Mit der Rekonstruktion des Schlosses entstand auch das Portal IV wieder neu, so dass sich heute zwei gleiche Portale in Sichtweite hintereinander befinden. Vgl. Meier 2016, 400 f. 645 1995/96 abgerissen 646 Schwarz 1953 (1994), 39 647 Flierl 1996, 351–356; Müller 2005, 316 648 Flierl 1992, 173; Flierl 1996, 348–350; Müller 2005, 310–314 649 Mönninger 2019, 13 650 Posener 1981, 379 f. 651 Wefing 2006, 199 652 Kübler 2007, 168 653 Überblick bei Hoffsten 2017 654 Lissitzky 1930, 21 655 Hain/Stroux 1996, 123 656 Über den Bau von Kulturhäusern in der Deutschen Demokratischen Republik, in: DA 1954, H. 3, 100 f.; Hain/Stroux 1996, 132; Hartung 1997, 46 657 Groschopp 1994, 174; Hain/Stroux 1996, 54 «zwischen 600 und 2700», 146; Hartung 1997, 121–209, Katalog mit 160 Neubauten

Anmerkungen zu S. 590 bis S. 602 | 797

658 Hain/Stroux 1996, 121; Hartung 1997, 56 659 Gißke 1984; Magirius 2004 660 Vgl. Splett/Wirsing 1953 661 Nerdinger 1999, 22 f. 662 Vgl. Will/Burns 1982; Dapp 2010, 503–544 663 Köpping 1988, 445 664 Rovan 1980, 172 665 Schmid 1972, 208 f. 666 Urban 2013, 42 667 Ludwig 1976, 67–90; das Interesse an Arbeiterliteratur entstand auch als Reaktion auf den von der SED 1958 initiierten und dann 1959 fixierten «Bitterfelder Weg», mit dem Schriftsteller und Produktion zusammengeführt werden sollten, vgl. Trommler 1976, 714–723, 730–738 668 Niess 1984, 256 669 Habermas 1979, 27 670 Fischer 1954 671 Kramer/Wulf 1980, 11, nach Niess 1984, 314 672 Huse 1992, 80 ff. 673 Hans Scharoun in einem Vortrag 1960, zitiert nach Pfankuch 1993, 252 674 Nach Huse 1992, 83 675 Gruss 2009 676 Huse 1992, 95 677 Cornehl 2003, 77–90 678 Schmitz 2022 679 Stöbe 2002; Pehnt 2010 680 Pfankuch 1993, 292 681 Arndt 1964, 3 682 Bodenschatz 2020, 307, Flächennutzungsplan Berlin 1965. 683 Seibt 1997, 628 684 Posener 1981, 371 685 Piano 2004, 63 686 Conrads 1979, 12–37; Nerdinger 2008, 15–29 687 Posener 1981, 244–259 688 Bartetzko 1992, 124 689 Beyme 2012, 209; Durth/Sigel 2010, 419–423 690 Schwippert 1949, 297–301; Schwippert 1951, 65–72; vgl. Wefing 1995, 114; Breuer 2009, 45; Breuer 2010, 107–119, 642 691 Wefing 1995, 115 692 Taut 1963, 69: «Gläsern und hell leuchtet im Frühlicht eine neue Welt auf»; Wefing 1995, 124; vgl. Mussack 2021, 203–224; Überblick zur Geschichte der Glasphantasien bei Tragbar 2021, 225–254 693 Nerdinger 2019a, 185 f.; Flachglas war erst seit 1914 industriell herstellbar. 694 Vgl. die Zusammenstellung bei Barnstone 2005, bes. 106–137 «A metaphor for the new Germany» 695 Arndt 1961, Wiederabdruck in: Flagge/Stock 1992, 52–65; Brendgens 2008, 136–160 696 Arndt 1965, 253 697 Schmitt-Maaß 2021, 181 698 Schmitt-Maaß 2021, 185–194; umfassende Darstellung aller Zusammenhänge und Interpretationen bei Wintgens 2019; vgl. Nerdinger, 2021a, 99 f. 699 Breuer 2009, 67, folgendes Zitat 68 700 Wefing 1995, 163–168 701 Battis 1994, 255

798 | Anmerkungen zu S. 602 bis S. 616

702 Kübler 2007, 165; vgl. Flagge 1992, 224–245 703 Kübler 2007, 132 704 Geppert 2015, 141–154 705 Kübler 2007, 144 706 Tönnesmann 1996, 193–212; Lux 1988 707 Winston Churchill ließ das 1941 völlig zerstörte House of Commons, den Tagungsort des Unterhauses im Palace of Westminster, bis 1950 komplett rekonstruieren. Das Organ der britischen Demokratie sollte sich weiter im historischen Rahmen präsentieren, dies war in Deutschland angesichts der NS-Vergangenheit nicht möglich. 708 Meissner 2018, 238–255 709 Österreich 2000, 127–153; Castillo 2012, 97–119; Meissner 2018, 238–255 710 Schwippert, in: Deutschlands Beitrag zur Weltausstellung Brüssel 1958. Ein Bericht., Düsseldorf 1958, 152, nach Österreich 2000, 152 711 Meissner 2018, 280 712 Meissner 2018, 283 713 Kleinmanns 2019, 145–152 714 Otto 1984, 123 715 Otto 1984, 156 716 Rauterberg 2003; vgl. Nerdinger 2005b, 8–15 717 Barthel 2005b, 16–31; Möller 2005b, 32–43; Meissner 2005b, 56–63 718 Möller 2005b, 227–236 719 Meissner/Möller 2015, 16–31 720 Dass er kein einziges Mal in eine Jury eingeladen wurde, vermerkte Frei Otto mit einer gewissen Bitterkeit gegenüber dem Vf. bei einem Gespräch in Warmbronn am 1. Septem­ ber 2005. 721 Möller 2005b, 260–269 722 Enquist 2011, 302, 307 723 Flagge 1992, 242 f. 724 Schulz 1974; vgl. Behnisch 1987, 70 725 Wefing 1995, 180

1 2 3 4 5 6 7

8 9 10 11 12

Wiedervereinigung und Ausblick

Herbert 2014, 1117–1132 Rügemer 2005, 1315 Habermas 1995, 171 Holm 1998, 3 Hoffmann 2020; Hoffmann 2022 Bruno Flierl berichtet in seinen Erinnerungen, wie er bei einer Teilnahme an einem Wettbewerb die Manipulationen in diesem angeblich demokratischen Verfahren erlebte, vgl. Flierl 2017, 89 Sievers 2019; vgl. den Statusbericht des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung zum Stadtumbau Ost, Berlin 2006; sowie Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (Hg.), Zehn Jahre Stadtumbau Ost – Berichte aus der Praxis, Berlin 2012 Dascher 2005, 482–498 Grass 1990, vgl. dazu Herbert 2014, 1146–1152 Ackermann 1995, 795 Architektur in Ost und West. Gespräch mit Dieter Bartetzko und Wolfgang Kil, in: Bayerische Akademie der Schönen Künste (Hg.), Kunst in Ost und West. Rückblicke und Ausblicke, Göttingen 2010, 105–150, Zitat 116 Nach Habermas 1995, 43

Anmerkungen zu S. 616 bis S. 628 | 799

13 Vgl. Nerdinger 2018, 20–31 14 Kil 2000, 58–62, zur Einschränkung der Wahrnehmung von Bürgerinteressen durch Privatisierung des öffentlichen Raums 15 Kil 2000, 99–108; Wefing 2006, 190–205 16 Huse 1997 17 Vgl. Habermas 1995, 172 18 Hans Stimmann in: Der Spiegel, Nr. 42, 1994, 48, nach Kil 2000, 59 19 Hertweck 2010 20 Zusammenstellung bei Durth/Sigel 2009, 668–677 21 Umfassende Darstellung und Analyse aller Zusammenhänge in der Dissertation von Burggräf 2013 22 Burggräf 2013, 51 23 Günter 2010 24 Petzet/Hassler 1996 25 Junge/Göttig 2002, 38–41; Schubert 2010, 56–62; Fankhänel 2020 26 Lambert 2001, 391; zum «Stilverzicht» durch Planung mit CAD vgl. Kühn 1998 27 Vgl. Reckwitz 2019, dort wird der Prozess der Singularisierung umfassend in seinen wirtschaftlichen, kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Ausprägungen analysiert. 28 Kaufmann 2010, 64–71 29 Nerdinger 2012c, 191–202 30 Kenneth Frampton, Architektur ist nicht Kunst, in: NZZ vom 9.3.2013, Nr. 57, 28; die Ziele und Werte einer 2007 gegründeten «Bundesstiftung Baukultur» bleiben völlig unklar. 31 Nerdinger 2005b, 9; vgl. die präzisen Analysen bei Sobek 2022

800 | Anmerkungen zu S. 628 bis S. 635

Bildnachweis 1, 6, 17 (arkivi), 21 (Schütze/Rodemann), 44, 72 (Peter Weiss), 75, 106 (Peter Weiss), 119 (arkivi), 174 (Alfred Englert), 192 (picture-alliance/dpa), 204 (euroluftbild.de), 232 (Bildarchiv Monheim), 234 (euroluftbild.de/Thomas Meder): akg-images | 2: © Look and Learn/Bridgeman Images | 3: E. Mai/S. Waetzoldt (Hg.), Kunstverwaltung, Bau- und Denkmal-Politik im Kaiserreich, Berlin 1981 | 4: C.-W. Schümann, Der Berliner Dom im 19. Jahrhundert, Berlin 1980 | 5: Staatliche Bildstelle Berlin | 7 (adoc-photos), 10 (adoc-photos), 52 (Süddeutsche Zeitung Photo/Scherl), 54, 55 (euroluftbild.de/Martin Elsen), 70 (Straub), 79 (© VG Bild-Kunst, Bonn 2023), 94 (© VG Bild-Kunst, Bonn 2023), 99, 113, 139, 162 (imageBROKER/Thomas Robbin), 198 (Keystone), 231 (CARO/Andreas Bastian): ullstein bild | 8: © Universitätsbibliothek Freiburg | 9: H. Schwendemann/W. Dietsche, Hitlers Schloß. Die «Führerresidenz» in Posen, Berlin 2003 | 11, 109 (© VG Bild-Kunst, Bonn 2023): R. Schneider/W. Wang (Hg.), Moderne Architektur in Deutschland 1900 bis 2000, Ostfildern-Ruit 1998 | 12: LVR-Amt für Denkmalpfleg im Rheinland, Repro aus «Festschrift zur Einweihung des neuen RegierungsGebäudes», 1911 | 13, 22, 26, 27 (Foto: Klaus Kinold), 28, 35, 51 (© VG Bild-Kunst, Bonn 2023), 60, 65, 78 (© VG Bild-Kunst, Bonn 2023/Foto: Klaus Kinold), 100, 105, 107, 111, 114, 140, 143, 149, 155, 182, 183, 193, 197, 200 (Foto: Klaus Kinold), 221, 225 (Foto: Klaus ­Kinold), 227, 246, 247, 248: Architekturmuseum der TUM | 14, 23, 29, 34: J. Posener, Berlin auf dem Wege zu einer neuen Architektur. Das Zeitalter Wilhelms II., München 1979 | 15, 30 (© VG Bild-Kunst, Bonn 2023), 59, 73, 102, 108: Fritz Schumacher, Strömungen in deutscher Baukunst seit 1800, Leipzig 1935 | 16: Wikimedia Commons (https://commons.wikimedia.org/w/ index.php?curid=1810197) | 18, 67, 68, 170 (Landesamt für Denkmalpflege Esslingen): © Bildarchiv Foto Marburg | 19: © VG Bild-Kunst, Bonn 2023 | 20: Mathildenhöhe Darmstadt (Hg.), Joseph M. Olbrich 1867–1908, Darmstadt 1983 | 24: © VG Bild-Kunst, Bonn 2023/ Busch-Reisinger Museum Harvard University Gropius Archive | 25: B. Niethammer/A. Fissabre, Die Steiff Spielwarenfabrik in Giengen/Brenz. Ein unbekanntes Meisterwerk der frühen Moderne, Aachen 2014 | 31, 32: Winfried Nerdinger. Geschichte Macht Architektur, hg. v. W. Oechslin, München 2012 | 33: Architekturmuseum der TU Berlin, Inv. Nr. 15348,1 | 36: C. Meckseper/H. Siebenmorgen (Hg.), Die alte Stadt: Denkmal oder Lebensraum? Die Sicht der mittelalterlichen Stadtarchitektur im 19. und 20. Jahrhundert, Göttingen 1985 | 37: © Landesamt für Denkmalpflege, Freie Hansestadt Bremen | 38, 39: R. Bauer, Zu Gast im ­alten München. Erinnerungen an Hotels, Wirtschaften und Cafes, München 1998 (Mona­ censia-Archiv) | 40, 41: Stadtarchiv Bad Tölz (11110-15, 1211-125) | 42: J. F. Geist/K. Kürvers, Das Berliner Mietshaus 1740–1862, München 1980, Bd. 2, 1989 | 43, 214, 215: H. Schröteler-von Brandt/G. Schmitt, Stadterneuerung. Eine Einführung, Wiesbaden 2016 | 45, 180: J. Düwel/­ N. Gutschow, Städtebau in Deutschland im 20. Jahrhundert: Ideen – Projekte – Akteure, ­Berlin/Stuttgart 2005 | 46: H. Bodenschatz u. a. (Hg.), Unvollendete Metropole, Bd. 1, 100 Jahre Städtebau für Groß-Berlin, Berlin 2020 | 47, 48: C. Sitte, Der Städte-Bau nach ­seinen künstlerischen Grundsätzen, Wien 51922 | 49, 50, 80, 82: W. Nerdinger, L’Architecture engagée. M ­ anifeste zur Veränderung der Gesellschaft, München 2012 | 53, 101: P. Wolf, Städtebau. Das Formproblem der Stadt in Vergangenheit und Zukunft, Leipzig 1919 |

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802 | Bildnachweis

Gauforen. Zentren der Macht. Zur nationalsozialistischen Architektur und Stadtplanung, Berlin 1999 | 148: S. Willems, Der entsiedelte Jude. Albert Speers Wohnungsmarktpolitik für den Berliner Hauptstadtbau, Berlin 2002 | 150, 152: K. Meyer, Landvolk im Werden, Material zum ländlichen Aufbau in den neuen Ostgebieten und zur Gestaltung des dörflichen Lebens, Berlin 1942 | 151: Bildstelle Bundesarchiv/R 49 Bild-0024/Foto: Max Krajewsky | 157, 163, 228: W. Pehnt/H. Strohl, Rudolf Schwarz 1897–1961 – Architekt einer anderen Moderne, Ost­ fildern-Ruit 1997 | 158: Wikimedia Commons, Urheber: John Nennbach (https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:PlanGPnn.jpg | 160: Münchner Stadtmuseum, Sammlung Graphik/Gemälde/mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber | 161: Stadtarchiv Dresden, 6.4.40.2 Stadtplanungsamt Bildstelle, XIII3937/Fotograf unbekannt | 164: Die Saar, Städtebau im Saarland, Saarbrücken 1947 | 165, 167, 168: W. Durth/N. Gutschow, Träume in Trümmern. Stadtplanung 1940–1950, München 1993 | 166, 184, 188, 206, 207, 219: I. Flagge (Hg.), Geschichte des Wohnens, Bd. 5: Von 1945 bis heute. Aufbau, Neubau, Umbau, Stuttgart 1999 | 169: Der Spiegel vom 2. Juni 1959 | 171: J. Düwel u. a. (Hg.), 1945. Krieg – Zerstörung – Aufbau. Architektur und Stadtplanung 1940–1960, Berlin 1995 | 172, 176, 177, 195, 199, 216, 226, 236, 237, 239, 244, 245 (© VG Bild-Kunst, Bonn 2023): Institut für Auslandsbeziehungen e. V. Stuttgart (Hg.), Zwei deutsche Architekturen 1949–1989, Ostfildern Ruit 2004 | 173: © VG Bild-Kunst, Bonn 2023/© Foto: Sigrid von Schweinitz, 1955/HfG-Archiv/Museum Ulm/Inv. Nr. Schw 008.006 | 178: Wikimedia Commons, Fridolin Freudenfett – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0 (https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=60424602) | 179: D. Crowley/J. Pavitt (Hg.), Cold War Modern: Design 1945–1970, London 2008 (© National Archives) | 181: K. Honnef/H. M. Schmidt (Hg.), Aus den Trümmern. Neubeginn und Kontinuität. Kunst und Kultur im Rheinland und Westfalen 1945–1952, Köln 1985 | 185 (Repro: Anja Elisabeth Witte), 238: Berlinische Galerie | 186, 187: K. Otto, die stadt von morgen. gegenwartsprobleme für alle, Berlin 1959 | 189, 190: P. Müller, Symbolsuche: Die Ost-Berliner Zentrumsplanung zwischen Repräsentation und Agitation, Berlin 2005 | 191: Bauhaus-Universität, Weimar, Archiv der Moderne/Foto: Carl Rübartsch (PSD/1/002/438) | 194: © Peter Happel/Fotoarchiv Ruhr Museum | 196: Foto: Andreas Hanel | 201: Foto: Hermann Kendel, Berlin | 203: H. Klotz, Moderne und Postmoderne. Architektur der Gegenwart 1960–1980, Braunschweig/Wiesbaden 31987 | 209, 210: R. Jaspert (Hg.), Handbuch moderner Architektur. Eine Kunstgeschichte der Architektur unserer Zeit vom Einfamilienhaus bis zum Städtebau, Berlin 1957 | 212: D. Reinborn, Städtebau im 19. und 20. Jahrhundert, Stuttgart 1996 | 217: W. Durth/P. Sigel, Baukultur. Spiegel gesellschaftlichen Wandels, Berlin 2009 | 220, 222 (© ABN-ZB/Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst): T. Topfstedt, Städtebau in der DDR 1955–1971, Leipzig 1988 | 223: picture alliance/ZB|Karlheinz Schindler | 224: © LWL Medienzentrum für West­falen | 229: © Euromediahouse Hannover/Foto: M. Zimmermann | 230: Foto: Winfried Nerdinger | 233: Staatsoper Unter den Linden/Foto: Marcus Ebener | 235: B. Schwelling, Gedenken im Nachkrieg. Die «Friedland-Gedächtnisstätte», Zeithistorische Forschungen 2008/H. 2 (Foto: Sammlung Birgit Schwelling) | 240: © Foto: Harald Raebiger/­ Alvar Aalto Museum | 243: © Archiv Ruhnau, Essen | 249, 250: ILEK Archiv, Universität Stuttgart | 251: SAAI, Karlsruhe/Foto: Christian Kandzia Leider war es nicht in allen Fällen möglich, die Rechteinhaber zu ermitteln. Wir bitten ge­ gebenenfalls um Mitteilung. Der Verlag ist bereit, berechtigte Ansprüche abzugelten.

Bildnachweis | 803

Personenregister Aalto, Alvar  493, 604 f. Abel, Adolf  172, 181, 259, 270 f., 313, 609 Abercrombie, Patrick  414 Ackermann, Manfred  627 Adenauer, Konrad  213, 217, 258 f., 270, 411, 463, 470, 535, 614, 616, 620 Adickes, Franz  129 Adler, Friedrich  39 Adler, Max  208 Adorno, Theodor W.  483, 526, 570, 578 Alberti, Leon Battista  512 Albrecht Prinz von Preußen, Regent des Herzogtums Braunschweig 96 Alewyn, Richard  416 Alker, Hermann  365 f. Andersen, Hendrik Christian 155 Angerer, Fred  525 Anker, Alfons  302 Apel, Otto  610 Arendt, Hannah  343, 435, 481 Arent, Benno von  307 Arndt, Adolf  610, 615 Aspdin, Joseph  23 Augustinus 183 Avenarius, Ferdinand  68 Bächer, Max  525, 549 Bachmann, Ingeborg  410 Baecker, Alfons  181 Bakema, Jacob  491, 515 Bandel, Ernst von  31 Bangert, Walther  391 f. Bangert, Wolfgang  538 Banham, Reyner  511, 515 Barnes, Trevor  386

804 | Personenregister

Baron, Erich  157 f. Bärsch, Heinrich  325 Bartes, Karl  126 Bartning, Otto  176, 271, 306, 416, 479, 483, 491, 576, 578 Bassenge, Jan C.  507 f. Bat’a, Tomáš  208 Battis, Ulrich  616 Bauer, Martin  593 Baumeister, Reinhard  20, 120 Baumeister, Willi  217 Bäumer, Willem  369 Baumgarten, Paul  492, 610, 617, 630 Bauschinger, Johann  24 Bayer, Herbert  307 Becker, Carl Heinrich  208 Beckert, Hannsgeorg  609 Beckmann, Max  217 Bečvář, Josef  327, 329 Behne, Adolf  82, 161, 177, 180, 183, 186–188, 198, 200, 205, 207, 218, 241, 247, 272, 325 Behnisch, Günter  460, 514, 523, 530, 621–624, 628, 630 Behrendt, Walter C.  152, 193 f. Behrens, Peter  13, 22, 53, 74–77, 81–84, 90, 99, 121, 135, 137, 144, 152 f., 178 f., 185, 370 Beims, Hermann  267 Belz, Walter  522 f. Benjamin, Walter  205, 233 f., 274 f. Berg, Max  24, 89

Bergson, Henri  70 Berlage, Hendrik Petrus  137, 155 Bernard, Josef  577 Bernhard, Karl  81 Bernoulli, Hans  261, 433 Bestelmeyer, German  149, 164, 172, 174, 176, 178, 196, 260, 271, 292 f., 332, 335, 370 Bethmann Hollweg, Theobald von  148 Betz, Bea  530 Betz, Walther  530 Bieber, Oswald  266 Bill, Max  455 Billing, Hermann  86, 292 Bing, Siegfried  69 Birkenholz, Peter  264 Bischoff, Karl  344 Bismarck, Otto von  10, 31 f., 34 f., 50 f., 88, 120 Blake, William  93 Bleibtreu, Hermann  23 Bloch, Ernst  241 Blondel, Jacques-François  97 Blüher, Bernhard  269 Blumenberg, Hans  540 Boccioni, Umberto  183 f. Bockelmann, Werner  542 Böcklin, Arnold  297 Bode, Paul  610 Bode, Wilhelm von  37, 58 Boehm, Herbert  257, 538 Bogatzky, Hans Erich  598 Böhm, Gottfried  512, 575 Böhmer, Franz  391 Bohnstedt, Ludwig  51 Böll, Heinrich  504, 517 Bolz, Lothar  429, 440, 464

Bomann, Wilhelm  101 Bonatz, Paul  55, 86 f., 149, 172, 180, 191, 196, 199, 291–293, 298, 301, 306, 314, 321, 370, 460, 475, 479 f. Bormann, Heinrich  419 Bormann, Martin  376 Bosch, Carl  333 Böß, Gustav  267 Botta, Mario  556 Bötticher, Karl  77 Brahm, Julius  181 Brandt, Marianne  454 Brandt, Peter  507 Brandt, Willy  518, 623 Brauer, Max  221, 267, 426 Brecht, Bert  207, 214, 242, 249 Brenner, Hermann  335 f. Breuer, Marcel  207 Brock, Bazon  549 Brown, Denise Scott  516 Brugmann, Walter  361, 365 Brüning, Heinrich  250 Buchanan, Colin  504 Bücher, Karl  136 Bürckel, Josef  397 f. Burckhardt, Jacob  87 Burnham, Daniel  549 Büscher, Wolfgang  436 Cadbury, George  123 Caligula, römischer Kaiser 40 Candilis, Georges  515, 517 Carlo, Giancarlo de  506, 515, 517 Carlyle, Thomas  93 Carnegie, Andrew  155 Carstens, Claus  401 Cavanna, François  345 Cayrol, Jean  345 Christaller, Walter  388 Chruschtschow, Nikita  486, 560 Claß, Heinrich  148, 379 f. Claudel, Paul  135 Clay, Lucius D.  417, 460 Coleridge, Samuel Taylor  93 Collein, Edmund  490, 494 Conrads, Ulrich  545 Cordonnier, Louis  155

Cremer, Fritz  592 Curjel, Robert  86 Dahrendorf, Ralf  498 Damaschke, Adolf  11, 19 Darré, Walter  381 Darwin, Charles  379 Dawes, Charles  167, 229 f. Degenhardt, Franz Josef  605 Dehio, Georg  99, 594 Deilmann, Harald  525, 572 f., 609 Deinokrates 350 Dejaco, Walter  344 Deneke, Albert  432 Dengel, Oskar  393 Deutschmann, Werner  335 f. Dickens, Charles  93 Dierschke, Werner  477 Dirks, Walter  416 Dischinger, Franz  268–270, 348 Döblin, Alfred  212, 274 Döcker, Richard  303, 398, 409, 478 Doesburg, Theo van  186 Dohrn, Wolf  135 Döllgast, Hans  393, 573 f. Dorsch, Franz Xaver  348 Dübbers, Kurt  291, 459 f. Dudok, Willem Marinus  186, 479 Durm, Josef  28 Dustmann, Hanns  291, 340, 370, 410, 476 Dutschke, Werner  494 Düttmann, Werner  471, 547 Eberstadt, Rudolf  113 f., 137 f., 143 f., 256 Ebhardt, Bodo  41, 178 Eggeling, Fritz  491 Eggert, Hermann  33 Eichthal, Simon Freiherr von 17 Eiermann, Egon  315 f., 331, 416, 420, 437, 459, 480 f., 499 f., 511, 573, 578, 618, 623 Eiffel, Gustave  10, 22 Einstein, Albert  183 f., 421 Eisenman, Peter  556 Eisler, Hanns  37, 249 Eisner, Kurz  204

El Lissitzky  601 Elsaesser, Martin  24, 215, 217, 250 f., 267 f., 302 Emmerich, Paul  122 Ende, Hermann  28 Endell, August  72, 136 Engels, Friedrich  115, 119, 530 Enquist, Per Olov  622 Enzensberger, Hans Magnus 435 Erhard, Ludwig  429, 498, 619 f. Erlwein, Hans  63 Ermisch, Hubert  588 Ernst Ludwig, Großherzog von Hessen-Darmstadt 72 Ertl, Fritz  344 Erzberger, Matthias  163 f. Esterer, Rudolf  478 Exter, August  132 Eyck, Aldo van  515, 517 Fahrenkamp, Emil  199, 273, 316 f. Faust, Max  341 Feder, Gottfried  382 Fehling, Hermann  493, 588, 608 Feilner, Tobias  466 Feininger, Lyonel  177 Fick, Roderich  293, 314, 335, 409, 459 Fiebinger, Karl  348 Finsterwalder, Ulrich  268 Fischer, Karl  305 Fischer, Theodor  22, 24, 28 f., 58, 65, 87 f., 102–104, 123, 129, 134, 143, 153, 157, 171 f., 178, 200, 216, 266, 270, 293, 295, 304, 312, 314, 332 Flierl, Bruno  569, 589 Fontane, Theodor  47 Forbat, Fred  302, 421, 562 Ford, Henry  167, 208, 227–231, 245, 261, 471 Förderer, Walter Maria  512 Forshaw, John  414 Förster, Ludwig  128 Foster, Norman  630 Foucault, Michel  526

Personenregister | 805

Fourastié, Jean  498 Frampton, Kenneth  586, 634 Frank, Charlotte  630 Frank, Hans  393 f. Frank, Josef  153, 198, 302, 421 Freese, Hans  291, 345, 459, 599 Freud, Sigmund  70 Freundlich, Otto  225 Frick, Kurt  151 Frick, Wilhelm  197, 299 Friedrich I. Barbarossa, Kaiser des römisch-deutschen Reiches  35, 39, 47 Friedrich II., Kaiser des römisch-deutschen Reiches 44 Friedrich II., der Große, König von Preußen  590, 595 Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen  36 Fries, Heinrich de  273 Frisch, Max  410, 413 Fritsch, Theodor  130 Fuchs, Georg  75 Fuchs, Hugo  153 Fürstenau, Eduard  43 Gablonsky, Fritz  335 Gabriel, Werner  404 Gall, Leonhard  357 Gallwitz, Karl  326 Ganser, Karl  632 Gantner, Josef (Joseph)  200 Gehler, Willy  89 Gehry, Frank O.  528 Geist, Johann F.  522 George, Henry  19, 95 Gerson, Ernst  302 Gerson, Oskar  421 Geßner, Albert  122 Gide, André  416 Giedion, Sigfried  194, 198, 244–246, 263, 515 f. Giesler, Hermann  337, 349, 364, 366, 368–370, 376, 408 Gilbreth, Frank B.  152, 226, 228 f., 240 Gilly, Friedrich  311 Gisel, Ernst  546

806 | Personenregister

Glaser, Hermann  585 Godard, Jean-Luc  551 Göderitz, Johannes  267, 498 Goebbels, Joseph  295 f., 298, 301, 304–308, 315, 318 f., 365, 381 Goethe, Johann Wolfgang von  34, 300, 415–418, 571, 588 Gogel, Daniel  493, 608 Goldscheid, Rudolf  140 Golossow, Ilja  601 Gonser, Karl  539 Göring, Hermann  283–287, 324, 326, 330, 333 f., 340–342, 373, 375 f., 386, 625 Graffunder, Heinz  531, 599 Grandval, Gilbert  422 Grass, Günter  627 Grässel, Hans  63 f., 271 Grassi, Franz Dominic  181, 269 Graubner, Gerhard  292, 459 f. Greiser, Arthur  391 Grenander, Alfred  146 Grimm, Hans  260 Grimm, Hermann  380 Grimmek, Bruno  471 Gropius, Ise  237 Gropius, Walter  83–85, 88, 90, 152, 156, 170, 176–178, 185–189, 191, 193, 196, 198, 205, 214, 218 f., 228, 230–233, 237, 240 f., 243, 245–248, 295, 301 f., 306 f., 340, 413, 416, 420, 425, 432, 462, 464, 479, 482, 496, 517, 562, 615 Groß, Hubert  393 f. Grosz, George  206 Gruber, Karl  28, 292 Gruber, Otto  291, 459 Grund, Peter  479 Gulbransson, Olaf Andreas  575 f. Günschel, Günter  509 Günther, Hans F. K.  299 Gurlitt, Cornelius  88, 99, 174, 237, 260 f., 299 Gutbier, Rolf  460

Gutbrod, Rolf  460, 478, 609, 620 f. Gutenberg, Johannes  424 Guther, Max  428 Gutschow, Konstanty  366 f., 397, 407, 410, 475, 504 Haber, Fritz  333 Haberäcker, Leonhard  459 Habermas, Jürgen  526 f., 529, 606 Hadid, Zaha  556, 634 Haeckel, Erich  69 Haedenkamp, Hans  382 Haerdtl, Oswald  395 Haesler, Otto  240, 266, 428, 496 Hallbauer, Wilhelm  391 f. Hallstein, Walter  488 Hämer, Hardt-Waltherr  512, 529, 554 Haniel, Franz  476 f. Hänsch, Wolfgang  604 Hardenberg, Karl August von 18 Häring, Hugo  151, 181, 183, 196, 238, 262, 272–274, 302, 409, 630 Hart, Franz  459 Hart, Heinrich  132 Hartmann, Egon  467 Hase, Conrad Wilhelm  28 Hasse, Ernst  379 Hassenpflug, Gustav  432 f., 454 Haupt, Otto  292 Hauptmann, Gerhard  90 Hausen, Max von  572 f., 609 Haushofer, Karl  149, 260, 380 Hebebrand, Werner  333, 433, 490, 538, 550, 578 Hébrard, Ernest  155 Hegemann, Werner  113 f., 125, 137 f., 192, 265, 271, 274, 301 Heidegger, Martin  480 Heikamp, Detlef  574 Heiligenthal, Roman  260 Heinkel, Ernst  319, 327, 331 f. Heinrich der Löwe  96

Heinrich, Klaus  343 Hejduk, John  556 Hengerer, Karl  104 Henn, Walter  459 Hennebique, François  10, 24 Henrici, Karl  28, 122 Henselmann, Hermann  63, 452, 454 f., 464–468, 489 f., 492 f., 495 f., 562, 566 f., 597 Hentrich, Helmut  420, 476 f., 507, 510 Hermkes, Bernhard  420, 425 f. Herrnstadt, Rudolf  465 Hertlein, Hans  331 Herzig, Emil  291 Heß, Rudolf  380 Hesse, Fritz  267 Hesse, Hermann  416 Hettlage, Karl Maria  365 Heumann, Benny  487 Heuser, Hans  476 Hevesi, Ludwig  70 Heydrich, Reinhard  385, 400 Hilberseimer, Ludwig  262 f., 413, 420, 425, 511 Hildebrand, Adolf von  52 Hillebrecht, Rudolf  397, 434, 442, 473, 490, 504, 538 f., 542 f., 550, 578 f., 582 Hilmer, Heinz  629 Himmler, Heinrich  298, 341, 343, 346, 371 f., 377, 383, 385–388, 390, 394, 398–403 Hindenburg, Paul von  146, 154, 170, 195, 380 Hirche, Herbert  454 Hirsch, Nikolaus  628 Hirth, Georg  69 Hitler, Adolf  195, 202, 279 f., 282, 284, 286–292, 298 f., 301, 303–306, 308–315, 318, 325, 333, 336–340, 342, 348, 350–354, 356–359, 361–366, 369 f., 375–383, 385, 391, 393, 399 f., 403, 407, 409, 416, 419, 476, 550, 576, 622 Hobrecht, James  18, 113

Hocheder, Carl  28 Hoefer, Andreas  628 Hoffmann, Carl Wilhelm  17 Hoffmann, Franz  185 Hoffmann, Hilmar  525 Hoffmann, Hubert  428, 498 Hoffmann, Josef  395 Hoffmann, Ludwig  56, 63 f., 101, 259 Hofmann, Albert  77 Hofmann, Karl  123 Hofmann, Ludwig von  91 Hofmannsthal, Hugo von  11 Höger, Fritz  180 f., 302 Högg, Emil  145, 191, 237 Högg, Hans  539 Holl, Elias  500 Hollatz, Josef Walther  541 Hollein, Hans  526, 528, 551, 613 Hollerith, Herman  227 Holzer, Otto  227 Holzmeister, Clemens  316 Honecker, Erich  441, 449 f., 530 f., 567, 569, 594 f., 599 Hönig, Eugen  294–296, 308 Hopp, Hanns  413 f., 452, 464 f., 603 Horkheimer, Fritz  420 Horta, Victor  601 Horten, Helmut  499 f. Hoss, Walther  398 Howard, Ebenezer  11, 130 f., 133, 158, 216, 253 f., 538, 549 f. Huber, Victor Aimé  17 Hübsch, Heinrich  67 Hugot, Leo  583 Humboldt, Wilhelm von  7 Humpert, Klaus  525 Huxley, Aldous  208, 564 Huxtable, Ada Louise  584 Ihne, Ernst von  37, 58, 145 Isozaki, Arata  556 Izenour, Steven  516 Jäckh, Ernst  145 Jacobs, Jane  548–550, 556 Jacobs, Rudolf  106, 108 Jacques-Dalcroze, Émile  135 Jahn, Helmut  629 Jansen, Hermann  260, 291, 393

Jaspers, Karl  416 Jencks, Charles  523 Jensen, Herbert  538 Jobst, Gerhard  291, 459, 491 Jofan, Boris M.  317 Johnson, Philip  474 Johnston, Edward  53 Johst, Hanns  390 Josic, Alexis  517 Jost, Wilhelm Hermann  292 Jünger, Ernst  147 Justinian, byzantinischer Kaiser 39 Kahn, Albert  331 Kaiser, Georg  207 Kaiser, Josef  603 Kallmorgen, Werner  609 Kammerer, Hans  522 f. Kammler, Hans  343, 347 Kampffmeyer, Bernhard  131 Kampffmeyer, Hans  156 Kampffmeyer, Paul  131 Kant, Immanuel  58 Karg, Georg  499 Karsen, Fritz  222 f., 225 Kasteleiner, Rudolf  181 Kaufmann, Oskar  86, 145, 302 Keim, Adalbert  142 f. Kennedy, Margrit  520 Kessler, Harry Graf  70, 207, 216 f. Kesting, Marianne  552 Keun, Irmgard  535 Keynes, John Maynard  498, 513, 530 Kjellberg, Oscar  324 f. Klabund (Alfred Henschke) 118 Klagges, Dietrich  291 Klarwein, Ossip  302, 421 Kleihues, Josef Paul  522, 525 f., 529, 554–556 Klein, César  307 Klemm, Bernhard  456 Klenze, Leo von  311 Kleßmann, Christoph  461 Klotz, Clemens  337 f., 355 f. Klotz, Heinrich  523, 525, 527 Knappe, Karl  292 Knobelsdorff, Georg Wenzeslaus von  469, 590

Personenregister | 807

Koch, Alexander  75 Koenig, Pierre  423 Koeppen, Wolfgang  616 Koetter, Fred  556 Kohlbecker, Christoph  356 Kohtz, Otto  180 Koller, Peter  356, 410, 459 Kollhoff, Hans  629 Kollwitz, Käthe  124 f. Konwiarz, Hans  547 Korn, Arthur  302, 421 Korn, Roland  598 Körte, Walter  289 Kosel, Gerhard  421, 487, 489, 495, 497, 597 Kracauer, Siegfried  189 f., 206, 234, 239, 241 f., 616 Kraemer, Friedrich Wilhelm 459 Kramer, Ferdinand  215, 235, 250, 268, 420, 580 Kratz, Walter  305 f. Kraus, Emil  423 Kreis, Wilhelm  58 f., 77, 88, 146 f., 149, 174, 180, 192 f., 199, 269, 353, 358 f., 370, 410, 480 Kreisel, Heinrich  500 Kremmer, Martin  331, 356 Kreuer, Willy  491 Kröger, Jürgen  40 f. Kroha, Iři  248 Krüger, Johannes  195 Krüger, Walter  195 Krusche, Per  520 Kubrick, Stanley  551 Kuiper, Bernhard  343 Kulka, Peter  628 Küster, Heinrich  24 Laeuger, Max  86, 292 Lagarde, Paul de  95 f. Lamatsch, Josef von  573 Landauer, Fritz  421 Landauer, Gustav  204 Landmann, Ludwig  214 f., 267 Langbehn, Julius  10, 76, 88, 95, 126, 297 Lauweriks, Johannes L. M.  155 Le Corbusier (Charles-Édou-

808 | Personenregister

ard Jeanneret)  87, 193 f., 205, 208, 239 f., 245, 261, 263, 299 f., 404, 413, 415, 418, 422 f., 425, 432, 462, 471, 491, 493, 511, 515 f., 523, 538, 550, 582 Legien, Carl  164 Lehmbrock, Josef  475 Lehr, Albert M.  542 Leibnitz, Robert  39 Leitenstorfer, Hermann  539 Leitl, Alfons  7, 419, 475, 483 Lenin, Wladimir I.  299, 463 Leonhardt, Fritz  500 f. Lepsius, M. Rainer  351 Lessing, Gotthold Ephraim 587 Leucht, Kurt W.  558 f. Ley, Robert  288, 305 f., 337–339, 386 Libera, Adalberto  307 Licht, Hugo  63 Lichtwark, Alfred  88, 100 f. Lieber, Arnulf  118 Liebknecht, Karl  308, 598 Liebknecht, Kurt  421, 428, 446, 464 f., 467, 469, 486, 489, 495 Liebknecht, Wilhelm  221 Lieser, Karl  292 Lihotzky, Margarete  215, 235 f. Lindner, Werner  103, 152 Lippert, Julius  365 Lipps, Theodor  70 Littmann, Max  24, 38, 42, 86, 107, 109 Lodders, Rudolf  419 f., 425 f. Lods, Marcel  423 f. Loewe, Ludwig  146 Löns, Hermann  103 Loos, Adolf  46, 80, 189, 238 Lorch, Wolfgang  628 Lörcher, Carl Christoph  382 Lossow, William  77, 573 Löwenstein, Kurt  223, 225 Lucae, Richard  22 Lucas, Walter  408 Lücke, Paul  444 f., 541 Luckhardt, Hans  178, 205, 250, 302, 306 Luckhardt, Wassili  178, 205,

250, 302, 306, 582 f. Ludendorff, Erich  149 Lüders, Marie-Elisabeth  237 Ludwig I., König von Bayern  47, 310 Ludwig XIV., König von Frankreich 40 Luers, Gerd  391 Luther, Hans  260 Luther, Martin  549, 595 Lux, Joseph August  124 f. Luxemburg, Rosa  308 Lynch, Kevin  549 Lyotard, Jean-François  526 Mächler, Martin  272 Maillol, Aristide  216 f. Makart, Hans  76 Malkowski, Rainer  530 Malraux, André  585 Malwitz, Hans  336 f., 478 Mangoldt, Karl von  123 Mann, Thomas  95, 326 Mansard, François  512 Manz, Philipp Jakob  146– 148 March, Otto  254 March, Werner  359, 361 Marconi, Guglielmo  234 Marshall, George C.  427, 429, 461, 471 f. Marx, Karl  442 Marx, Wilhelm  180 Maximilian II., König von Bayern 94 May, Ernst  196, 214–218, 231 f., 234–237, 242 f., 245 f., 250, 257, 268, 302, 306, 333, 420, 428, 432, 443, 446, 464, 490, 543, 562 McCloy, John Jay  455 McLuhan, Marshall  551 Mebes, Paul  121 f., 176, 466 Meckel, Max  62 Megargee, Geoffrey  343 Mehrtens, Hans  291 Meichsner, Oswald  540 Meier, Richard  528 Meier-Graefe, Julius  72, 297 Meinecke, Friedrich  380 Meißner, Paul  172 Meitinger, Karl  430

Melnikow, Konstantin S.  601 Mendelsohn, Erich  181, 183–186, 188 f., 238, 265, 302, 314, 326, 421, 500 Mengeringhausen, Max  508 Merrill, John O.  510 Messel, Alfred  58, 121 Metzner, Franz  88 Mewes, Emil Rudolf  356 Meyer, Adolf  186 Meyer, Hannes  161, 196 f., 219–221, 233 f., 247, 302, 338, 344, 455, 464 Meyer, Konrad  291, 383, 387 f., 390, 400–403 Meyer, Peter  302 Mies van der Rohe, Ludwig  88, 181–183, 185, 189, 191, 196, 201 f., 205, 238 f., 248, 251, 295, 298, 302, 307 f., 325, 344, 420, 466, 481–483, 510, 516 f., 612 f., 615, 619 f., 634 Migge, Leberecht  211, 255 f. Mindner, Erich  292 Minke, Gernot  520 Miquel, Johannes von  53, 60 Mitscherlich, Alexander  550 Moeller van den Bruck, Arthur 77 Moholy-Nagy, László  207 Moholy-Nagy, Sibyl  550 Möhring, Bruno  137 f., 143 f., 178, 256, 261 Molotow, Wjatscheslaw M.  461 Mondrian, Piet  186 Monier, Joseph  10, 23 Mönnich, Rudolf  57 Moore, Charles  556 Moritz, Carl  90 Morris, William  68, 70, 72, 93 Mosch, Heinz  448 Moser, Karl  86, 143 Mosse, Rudolf  271 Muesmann, Adolf  292 Mühlenpfordt, Carl  173, 291 Müller, Albin  77, 86 Müller, Gottfried  403 Müller, Gustav  588

Müller, Heinrich  292 Müller-Lyer, Franz  247 Müller-Wulckow, Walter  200, 250 Mumford, Lewis  217, 265, 413 Mussolini, Benito  367 Müther, Ulrich  496 Muthesius, Hermann  26, 67, 76, 78–80, 90–92, 102, 134, 145 f., 152, 190, 260 Napoleon Bonaparte  17, 47, 408 Naumann, Friedrich  16, 44, 76, 79 f., 118, 142 f., 145, 149, 380 Neckermann, Josef  499 Neufert, Ernst  252, 342 f., 420, 458, 479, 483, 499, 578 Nietzsche, Friedrich  68, 70, 73 f., 76, 91, 126, 204, 262 Obrist, Hermann  72 Ochs, Karl Wilhelm  456 Oelsner, Gustav  221 f., 244, 267, 367 Oesterlen, Dieter  459 f., 573, 579 f. Olbrich, Joseph Maria  70, 73 f., 86 Ortega y Gasset, José  480 Oßwald, Ernst Otto  266 Ostendorf, Friedrich  28, 172 Osthaus, Karl-Ernst  70 Ostini, Fritz von  69 Ottheinrich von der Pfalz  98 Otto, Frei  460, 509, 514, 519 f., 523–525, 529, 620–622, 635 Otto, Karl  509 Otzen, Johannes  28 Oud, Jacobus Johannes Pieter  186, 239 Owings, Nathaniel  510 Pabst, Theo  458 Palladio, Andrea  512 Pankok, Bernhard  72 Pankok, Otto  76 Parker, Barry  131 Paul, Bruno  76, 178 Paulick, Richard  421, 452,

464 f., 468, 487, 489, 561, 563–565, 590 f. Pecks, Eduard  538 Peichl, Gustav  528 Pempelfort, Gerd  491 Perret, Auguste  414 Peters, Paulhans  545 Petersen, Carl Wilhelm  267 Petersen, Richard  137 f., 143 f. Petschnigg, Hubert  507, 510 Pettenkofer, Max  120 Pevsner, Nikolaus  515 f. Pfau, Bernhard  475 f. Piacentini, Marcello  335, 367 Piano, Renzo  612, 629 Pichler, Walter  551 Pingusson, GeorgesHenri  422 f. Pinnau, Cäsar  410, 477 Piscator, Erwin  207 Planck, Max  416 Plüddemann, Richard  24, 63 Poelaert, Joseph  55 Poelzig, Hans  77, 88, 173–175, 183, 199, 201, 260, 272 f., 428, 481, 576 Pohl, Herbert  395 Pohl, Oswald  346 Porsche, Ferdinand  356 Portoghesi, Paolo  525 Posener, Julius  43, 58, 85, 507, 543, 553, 601, 612 Potemkin, Grigori A.  492 Prasser, Manfred  533 Preuß, Hugo  49 Pugin, Augustus W. N.  93, 102 Puhan-Schulz, Kay  507 f. Putlitz, Erich zu  339, 356 Pützer, Friedrich  123 Quidde, Ludwig  40 Raabe, Wilhelm  94 Raczynski, Athanasius Graf 51 Rading, Adolf  205 Radke, Johannes  38 Rainer, Roland  498 Rappaport, Philipp  432 Rasch, Bodo  263 Rasch, Heinz  263

Personenregister | 809

Raschdorff, Julius C.  28, 35 f. Rathenau, Emil  81 Rathenau, Walther  81, 88, 137, 152 Rattinger, Richard  395 Ratzel, Friedrich  149, 260, 379, 389 Rau, Heinz  421 Rave, Ortwin  572 f., 609 Reck, Arthur  393 Redslob, Edwin  171 Reemtsma, Jan Philipp  409 Reemtsma, Philipp F.  250 f. Reich, Lilly  307 f. Reichel, Franz  498 Reichow, Hans Bernhard 504 Reimann, Brigitte  562, 569 Reinefahrt, Heinz  394 Reinhardt, Fritz  281 Remarque, Erich Maria  581 Rembrandt Harmenszoon van Rijn  10, 76, 95, 126, 297 Renard, Heinrich  39 Resnais, Alain  345 Rettig, Heinrich  456 Reuter, Fritz  211 Richter, Hans  244 Riegl, Alois  74 f., 96 Riehl, Wilhelm Heinrich  93, 253 Riemerschmid, Richard  72, 76 f., 123, 134 Rilke, Rainer Maria  253 Rimbaud, Arthur  205 Rimpl, Herbert  285 f., 319, 324, 332–334, 370, 410, 419 f., 459, 614 Riphahn, Wilhelm  609 Ritter, Hubert  181, 268 f., 394 f. Rodtschenko, Alexander  207, 601 Rogers, Ernesto N.  515 Rosa, Hermann  513 Roselius, Ludwig  266 Rosenberg, Alfred  197, 294, 298, 305 f., 308, 318, 400 Rossi, Aldo  555 f. Rossow, Walter  505 Roth, Karl  172

810 | Personenregister

Roth, Karl Heinz  401 Rothe, Karl  269 Rother, Leopold  225, 421 Roux, Marcel  422 Rowe, Colin  556 Ruczka, Victor  327, 329 Rudorff, Ernst  94, 100 Ruegenberg, Sergius  307 Ruf, Sep  331, 478 f., 573 f., 618–620 Ruff, Franz  361 Ruff, Ludwig  308, 361 Ruhnau, Werner  572 f., 609 f. Rupp, Ferdinand  561 Ruskin, John  68, 93 Rust, Bernhard  290, 337, 343 Ruttmann, Walther  274 Saarinen, Eliel  86 Sagebiel, Ernst  291, 314, 319, 326 f., 559 Salin, Edgar  505 Saltzwedel, Traugott von  54 Salvisberg, Otto R.  133 Sant’Elia, Antonio  183 Santo, Camill  341 Sattler, Christoph  629 Sauerländer, Willibald  529 Scamozzi, Vincenzo  462 Schachner, Richard  24 Schacht, Hjalmar  280, 284 Schäfer, Carl  22, 28, 98 Scharenberg, Wilhelm  63 Scharnagl, Karl  271 Scharoun, Hans  151, 178, 181, 183, 202, 239, 250, 300, 413, 446, 459, 464 f., 476, 479 f., 484, 543, 606–608, 610–612 Schattner, Karljosef  586 Schdanow, Andrei A.  461 f. Scheerbart, Paul  91, 145, 159, 207, 218, 615 Scheffler, Karl  27, 36, 46, 70, 81–83, 137–139, 200 f. Schelkes, Willi  365 Scheper, Lou  219 Schickedanz, Gustav  499 Schiller, Friedrich von  588 Schilling, Otto  260

Schinkel, Karl Friedrich  27, 33, 70, 77, 96, 311, 314, 465 f., 468 f., 523, 589 f., 598, 604, 613 Schirach, Baldur von  339 Schlageter, Albert Leo  316 Schleif, Hans  347 f. Schlemmer, Oskar  219, 299, 306 Schlippe, Joseph  430 Schlögel, Karl  381 Schlüter, Andreas  35 Schmalz, Otto  57 Schmarsow, August  11, 74 f. Schmelcher, Siegfried  348 Schmid, Carlo  254 Schmidt, Hans  199, 489, 493, 562 Schmidt, Heinrich von  28, 172 Schmidt, Helmut  601, 620 Schmidt, Karl  134 Schmidt, Robert  254, 259 f. Schmitthenner, Paul  132, 172, 176, 191, 193, 196, 202, 222, 261, 293, 298, 300, 302–304, 396, 409 f., 423, 456, 460, 475, 477 f., 577 Schmitz, Bruno  44 f., 47, 88 Schmohl, Eugen  180 Schmohl, Robert  123 Schmoller, Gustav  120 Schneider, Karl  181 Schneider-Esleben, Paul  476 f., 573 Scholl, Hans und Sophie  607 f. Schopohl, Fritz  151 Schorlemmer, Friedrich  628 Schreck, Hasso F.  507 f. Schreiber, Mathias  481 Schüler, Ralf  507, 600 Schüler-Witte, Ursulina  507, 600 Schulte-Frohlinde, Julius  293, 337, 410, 475 f. Schultes, Axel  630 Schultze-Naumburg, Paul  93, 100, 102 f., 191 f., 196 f., 237, 298–300, 308, 313, 381, 464, 524

Schulz, Eberhard  523 Schumacher, Fritz  23, 63–65, 74, 77, 79, 88, 99, 101, 104, 136, 221, 226, 257–259, 264, 267, 312, 407 Schumacher, Kurt  470 Schupp, Fritz  331, 356 Schürmann, Joachim  522 Schürmann, Margret  522 Schwab, Alexander (Albert Sigrist) 252 Schwagenscheidt, Walter  498 Schwanzer, Karl  511 Schwarz, Rudolf  398 f., 416, 418 f., 479, 481 f., 538, 572, 574–577, 581, 599 Schwechten, Franz  38 f., 41–43, 140 f. Schwedler, Johann W.  58 f. Schweitzer, Albert  416 Schweizer, Ludwig  431 Schweizer, Otto Ernst  172, 290, 292, 306, 479 f. Schwindrazheim, Oskar  100 Schwippert, Hans  306, 479 f., 505, 578, 591, 614–616, 618 Scully, Vincent  516 Sedlmayr, Hans  577 Sehring, Bernhard  85 Seidl, Gabriel von  101 f., 108 f. Seidlein, Peter C. von  483 Selmanagić, Selman  455 f. Semper, Gottfried  22, 26, 71, 82 f., 207, 594, 604 Senger, Alexander von  292, 299 Sert, Josep Lluís  497 Siebel, Walter  263, 538, 584 Siedler, Eduard Jobst  174 Siedler, Wolf Jobst  169, 549 Siegel, Curt  460 Simmel, Georg  67, 79, 136, 580 Simons, Anna  53 Sitte, Camillo  10, 126–129, 134, 138 Sittmann, Tassilo  498 Skidmore, Louis  510

Smithson, Alison  511, 515 Smithson, Peter  511, 515 Sobek, Werner  634 Sobotka, Franz-Heinrich  588 Soeder, Hans  201 Sommerfeld, Adolf  178 Spangenberg, Heinrich  289 Speer, Albert  252, 286, 288, 306, 314, 317–319, 336, 341 f., 346–349, 352 f., 360–365, 369–378, 381, 391, 404, 407 f., 428, 458, 475, 477, 618, 622 Spengelin, Friedrich  491 Spengler, Oswald  255 Spieker, Helmut  509 f. Splanemann, Herbert  231 Stahl, Georg  395 Stahn, Günter  533 Stalin, Josef W.  461, 463, 465 f., 485 f., 560, 601 Stam, Mart  199, 455 Steffan, Emil  398, 575 Steidle, Otto  513 f. Steiff, Margarete  85 Stein, Karl Freiherr vom und zum 18 Steinmetz, Georg  152 Stella, Frank  632 Stephan, Hans  365 Stier, Hubert  28 Stinnes, Hugo  164 Stirling, James  523 f., 528 f. Stoph, Willi  429 Storm, Theodor  95 Storz, Wilhelm  301 Stosberg, Hans  344, 396 f. Straub, Karl Willy  300 Streb, Ferdinand  425 Streicher, Julius  301 Striffler, Helmut  512 Strölin, Karl  303 Stübben, Josef  42, 145, 254 Stubbins, Hugh  441 Stuck, Franz von  52 Stüler, Friedrich A.  36 Stupka, Horst  561 Suhr, Otto  491 Sulzer, Peter  460 Syrkus, Helena  462 Syrkus, Szymon  462

Tamms, Friedrich  291, 370, 410, 475 f., 538, 576 Tati, Jacques  551, 601 Taut, Bruno  90, 104, 122, 151, 155–159, 170 f., 173, 176–179, 183, 185 f., 196–198, 204 f., 207–213, 222–225, 244, 247, 256, 267, 273, 290, 302, 306, 420, 484, 615, 635 Taut, Max  185, 413, 479 Taylor, Frederick W.  152, 167, 226, 228 f., 240 Teige, Karel  248, 251 Tessenow, Heinrich  134 f., 153, 173, 176, 196 f., 306, 314, 319, 321, 413, 428, 603 Theoderich, König der Ostgoten 88 Thiersch, Friedrich von  28, 44, 51, 56–58, 82 f., 172 Thode, Henry  297 Thoemer, Paul  57 Thoma, Hans  297 Thut, Doris  513 f. Thut, Ralph  513 f. Todt, Fritz  281, 286–288, 322, 341, 346, 348 f., 375, 377, 403 f., 408 Tooze, Adam  285 Tornow, Paul  97 Traa, Cornelis van  415 Trauer, Günther  89 Trautwein, Fritz  425 Trendel, Jan W.  393 Troost, Paul Ludwig  308– 312, 314, 317, 352, 357 f., 361, 364 Truman, Harry S.  429, 461 Tschudi, Hugo von  297 Tucholsky, Kurz  145 Tugendhat, Fritz  251 Tugendhat, Grete  251 Ulbricht, Walter  440 f., 449 f., 465, 467, 487–489, 494 f., 530, 559, 566 f., 594, 596, 599 Umlauf, Josef  393 Ungers, Oswald Mathias  523, 525 f., 547

Personenregister | 811

Unwin, Raymond  131, 216, 257 Utzon, Jørn  491 Vaeth, Hans  331 Vantongerloo, Georges  186 Velde, Henry van de  11, 69–72, 78, 91 f., 184 f., 481 Venturi, Robert  516, 523 Viollet-le-Duc, Eugène  98 Virchow, Rudolf  63 f. Vittali, Wilhelm  86 Vitruv 311 Vohl, Carl  311 Volkart, Hans  293, 609 Volz, Wilhelm  380 Vorhoelzer, Robert  172, 271, 290, 292, 416, 578 Wachsmann, Konrad  504, 509, 562 Wachter, Hans  593 Wagenfeld, Wilhelm  301 Wagner, Martin  138, 145, 152, 205, 209–213, 228, 231, 247 f., 259, 267, 272 f., 301, 492 Wagner, Otto  11, 69 f., 78, 137, 155, 578 Wagner, Roland  397 Wallot, Paul  51–53, 205, 630 Walther, Ernst  307 Warburg, Aby  32, 297

812 | Personenregister

Warth, Otto  32, 34 Wayss, Gustav  23 Weber, Clemens  398 Weber, Gerhard  420, 459, 501 f., 507, 609, 614 Weber, Max  7 f., 11, 31, 36, 136, 226, 228 Wechs, Thomas  244 Weigmann, Hans  383 Weinbrenner, Friedrich  523 Weinert, Erich  230 Wenders, Wim  612 Werner, Anton von  39 Werner, Georg  409, 459 Wesnin, Alexander A.  601 Westheim, Paul  178 Wetzel, Heinz  293 Wichert, Fritz  217 f. Wichtendahl, Wilhelm  328, 332, 335, 420 Wickop, Walther  292, 388 Wiedemann, Josef  459, 500 Wiel, Leopold  604 Wiepking- Jürgensmann, Heinrich 390 Wijdeveld, Hendrik  185 Wilhelm I., Deutscher Kaiser  31 f., 34 f., 47, 50, 52, 120, 142, 573 Wilhelm II., Deutscher Kaiser  10, 26, 32 f.,

35–42, 44, 46–48, 52 f., 62, 64, 75 f., 141–143, 150 Willikens, Werner  315 Wils, Jan  186 Wirsing, Werner  479 Wislicenus, Hermann  34 Wisniewski, Edgar  612 Witte, Martin  614 Wittwer, Hans  198 f., 219 Wlassow, Alexander  467 Wolf, Gustav  266 Wolf, Paul  256, 263–265, 269 Wolff, Felix  149 Wolff, Fritz  28 Wollschläger, Hans  420 Wolters, Rudolf  318 f., 365, 378, 404, 408, 476 Womacka, Walter  495 Woods, Shadrach  517 Wortmann, Wilhelm  538 Wundt, Wilhelm  70 Zetting, Franz  153 Ziegler, Adolf  296 Ziegler, Gerhard  396 Zinn, Georg August  606 Zinsser, Ernst  459, 477 Zola, Émile  76 Zollinger, Friedrich  266 Züblin, Eduard  24 Zwerenz, Gerhard  553

Ortsregister Aachen  26–28, 56, 62, 122, 291, 398, 407, 435, 457, 459, 507, 574, 582–584, 612 Alfeld an der Leine  83 f. Allendorf 330 Alsfeld 97 Altenberg 627 Altona  116, 173, 217, 221 f., 244, 250, 266 f., 367, 470, 609 Alt-Rehse 382 Ankara 319 Arras 150 Athen  72, 263, 413, 422, 432, 440, 462, 465, 475, 490, 494, 498, 515, 538, 557 Augsburg  244, 327 f., 411, 435, 469, 500, 505, 544, 574, 579, 582, 586 Aulendorf 409 Auschwitz  341, 344, 346, 396 Bad Godesberg  507, 537, 547, 605 Bad Oeynhausen  424 Bad Tölz  108 f., 339 Bamberg  155, 172, 410 Barcelona  201 f., 251, 308, 319, 615, 619 Basel 505 Bautzen 408 Bayreuth 96 Belgrad  319, 415 Belzec 403 Bensberg 512 Bergamo 462 Berlin  13, 16–19, 21, 25–27, 29, 32 f., 35–39, 44, 50, 52 f., 56–58, 60–64, 70 f., 79, 81, 83, 85 f., 90, 101, 110, 112–119, 121 f., 124 f., 132, 137 f., 143–146, 149, 154,

159, 164, 170–173, 176–178, 180–183, 185 f., 189, 196, 199 f., 205, 209–212, 214, 220 f., 223 f., 231, 243, 248– 250, 254, 256, 259, 261, 263, 265, 267, 272–274, 286, 290 f., 294, 297 f., 304, 307 f., 314–316, 322, 326 f., 329 f., 335–337, 345, 348, 352–354, 358–361, 364 f., 370, 372–374, 376 f., 382 f., 385, 389, 391, 393, 404, 407–409, 411, 413, 427 f., 440 f., 446, 452–457, 459–461, 466–472, 477 f., 484, 487–493, 496 f., 502, 506 f., 509, 517, 519 f., 522, 525, 529, 531–533, 539–541, 546–548, 552–556, 565, 568 f., 571, 573, 579, 585, 588–591, 594 f., 597, 599–601, 603–605, 608, 610–613, 617, 620, 622 f., 629–633 Berlstadt 371 Bernau  217, 220 f., 338, 532, 569, 605, 627 Bialystok 380 Bielefeld 503 Bingen 88 Birmingham 123 Bitterfeld 603 Blumfeld 480 Bobingen 330 Bochum  503, 507, 543, 573, 582 Bogotá 225 Bomlitz 329 Bonn  38, 53, 409, 430, 441 f., 506, 528 f., 537, 591, 599,

601, 613–617, 619, 623–625, 630 Bournville 123 Brandenburg  101, 324 f., 327 Bratislava/Pressburg 385 Braunschweig  26 f., 62, 96, 173, 291, 335, 339, 374, 435, 457, 459 f., 574, 579, 582 Bremen  62, 98, 103, 105–108, 266, 327, 419 f., 427, 435, 453, 497, 538, 553, 571, 582 f., 604 Bremerhaven 585 Breslau  24, 26, 58, 63, 89, 173, 189, 203, 205, 216, 257, 294, 333 Bretton Woods  517 Bromberg  385, 393 Bruchsal 571 Brünn 251 Brüssel  55, 57, 308, 601, 617–620, 622 Bubenreuth 536 Buchenwald  371, 416, 592 f. Bückeberg  314, 381 Budapest  129, 319 Calais 207 Calw 522 Castel del Monte  195 Celle  101, 266 Charlottenburg  26–28, 35, 76, 114, 543, 571 Chemnitz/Karl-MarxStadt  189, 564, 568, 596, 603 Chicago  466, 483 Christianstadt 330 Cottbus  596, 627 Coventry 415 Dachau  512, 593

Ortsregister | 813

Dankwarderode 96 Danzig  26, 55, 58, 142, 382, 385, 391, 393 Darmstadt  26 f., 72–75, 86, 123, 135, 172 f., 291, 457 f., 460, 467, 469, 479–481, 484, 505, 510, 545, 571, 578, 606, 608 Dearborn 230 Den Haag  155 Dessau  62, 64, 129, 198, 217–219, 231 f., 237, 267, 297, 315, 327, 428, 562, 588, 594, 596, 627 Detmold 31 Diedenhofen  398 f. Dimitrowgrad 558 Donauwörth 431 Dortmund  259, 268, 435, 458, 503, 510, 543, 582, 606, 632 f. Dreetz 330 Dresden  26 f., 56, 62 f., 70, 77, 88, 101 f., 117, 134, 136, 173, 199, 244, 265, 269, 291 f., 413 f., 454, 456, 469, 484, 487, 564, 589, 596, 604, 627 f. Duisburg  259, 503, 543, 582, 632 Düren  435, 543, 574 f. Düsseldorf  35, 54–56, 112, 138, 147, 180, 190, 192 f., 260, 263, 292, 316 f., 329, 432, 475–477, 510 f., 538, 573 f., 576 Dyhernfurth 333 Eichstätt 586 Eisenach  328, 595 Eisenhüttenstadt/Stalinstadt  450, 560 Eisleben 595 Emmerich  407, 436 Erfurt  62, 410, 595, 627 Espelkamp  329, 536 Essen  24, 56, 62, 112, 123, 259 f., 329 f., 503, 506, 543, 579, 582, 633 Fallersleben 356 Fassberg 330 Fennpfuhl  489 f. Finsterwalde 325

814 | Ortsregister

Flensburg  142 f., 506 Flossenbürg  371 f. Forst-Scheuno 330 Frankfurt am Main  53, 56, 61 f., 82, 106 f., 112, 120, 123, 129, 136, 173, 178 f., 189, 199, 214–218, 231 f., 234–237, 242, 245–247, 257, 265, 267 f., 374, 410–412, 416–418, 420, 425, 427, 432 f., 453, 468 f., 489, 498 f., 503, 506, 511, 525, 528, 538, 545, 553 f., 571, 576, 580, 582, 586, 605, 609, 613 f. Frankfurt an der Oder  55, 595 f. Freiberg 560 Freiburg  58, 107, 430, 457, 581, 584 Freudenstadt 431 Friedland 593 Friedrichshafen  327, 330, 465, 468 Fürstenberg an der Oder  558 f. Fürth  63, 585 Garching  501 f. Geesthacht 329 Gelnhausen  39, 97 Gelsenkirchen  62, 464, 483, 609 f. Genf  194, 488 Genshagen 328 Geretsried  330, 536 Giengen an der Brenz  85 Gießen 543 Glogau 407 Göben 330 Görlitz  410, 627 Goslar  32–35, 39, 97 Göteborg 377 Gotha  120, 595 Göttingen  335, 506 Greifswald  532, 569, 595 Groß-Rosen  348, 372 Groß-Zeisig  488, 561 Grünwald 305 Guben 564 Gusen 348 Güstrow 627 Hagen  70, 72, 123, 155

Halberstadt 595 Hall (Südtirol)  103 Halle (Saale)  58 f., 88, 90, 198 f.,327, 333, 558, 561, 564 f., 595, 627 Hamburg  17, 20, 29, 44, 56, 61–65, 99, 101 f., 104, 110–112, 115 f., 118, 122, 132, 173, 180 f., 221, 251, 257–259, 265, 267, 313, 352, 365–367, 374, 376, 397, 407, 424–426, 453, 458, 470, 475, 477, 489 f., 503 f., 510, 523, 538, 541, 545, 547, 550, 553, 571, 573, 582, 584, 605, 609 Hameln  381, 507, 548 Hanau 573 Hannover  26–28, 62, 86, 128, 180, 256, 291 f., 328, 374, 384, 388, 396 f., 411 f., 434, 442, 457, 459 f., 464, 471, 473, 477, 490, 503 f., 537–539, 543, 550, 571, 573, 579 f., 582, 609 Haselhorst  243 f., 562 Heidelberg  98 f., 410, 543, 545 Hellerau  134 f., 603 Hellersdorf  531, 565, 568 Helsinki  87, 377 Herrenwald 330 Heydebreck 396 Highland Park  229 Hildesheim  105 f., 467, 470, 554, 571 f., 582, 586 Hillersleben 330 Hirschbachtal 353 Hoddesdon 497 Hohensalza  385 f. Hohenstein  194 f. Honolulu 466 Hoyerswerda  488, 558, 560–562 Hunstanton 511 Idar-Oberstein 503 Ingolstadt 512 Istanbul  149, 319, 404 Izmir 319 Jena  58, 104, 205, 270, 299, 391, 566 f. Jerusalem  39 f., 191, 302 Johannisberg 572

Kaiserslautern  458, 506 Karlsbad 385 Karlsruhe  26–28, 34, 56, 86, 133, 147 f., 172, 203, 240 f., 290, 292, 365, 457, 459, 503, 507, 547, 571 Karnak 90 Kassel  58, 101, 103, 329 f., 341, 374, 539, 541, 543, 582, 610 Kattowitz  395 f. Kaufering 348 Kemnat-Ried 330 Kiel  58, 142 f., 323, 435, 538, 543, 609 Kiew 404 Kleve 407 Koblenz  39, 55, 397, 459 Köln  31, 39, 56, 62, 90 f., 98, 107, 122, 181, 207, 217, 257–260, 270 f., 399, 411, 435, 464, 469, 481, 484, 503 f., 522, 538, 571–577, 582, 609 Königsberg  323, 612 Kopenhagen 319 Kraiburg 330 Krakau  339, 393–395 Krefeld  56, 325, 330 Krössinsee 337 Krümmel 329 Kummersdorf 330 Kutno 358 La Sarraz  196, 263, 413, 432, 538 Landsberg 348 Langemarck 358 Las Vegas  516 f. Lauchhammer  561, 603 Le Havre  414 Leipzig  32, 45, 47, 55 f., 62 f., 88 f., 112, 122, 146, 155, 173, 181, 199, 268 f., 327, 329, 380, 394, 408, 473, 533, 564, 567 f., 589 f., 601, 604 Letchworth 131 Leuna  285, 333, 564, 603 Liberec/Rechenberg 385 Lichtenberg  132, 231, 489 f. Liebenau 330 Limburg 42

Linz  292 f., 330, 334, 354, 376, 385, 459 Lissabon 319 Löbau 251 Łodź (Litzmannstadt)  386, 391 f. London  22, 58, 69, 138, 259, 261, 302, 414, 427 Löwen 150 Lübbecke 329 Lübeck  110, 327, 571, 582 Luckenwalde 185 Ludwigsfelde 328 Ludwigshafen 341 Lünen  484, 607 f. Lüttich 583 Luxemburg  395, 397 Maastricht 583 Madrid 319 Magdeburg  56, 133, 173, 178, 266 f., 329 f., 428, 488, 567, 588, 596 Magnitogorsk 558 Mailand  515, 577 Mainz  419, 423 f., 573, 582, 586 Manching  575 f. Mannheim  86, 128, 133, 419, 484, 545, 571, 582, 609 Marburg  58, 509 f. Marienburg  40 f., 143, 150 Marienwerder 385 Marl  505, 608 Marseille 423 Mauthausen 372 Meißen  98, 627 Meppen 330 Merseburg  266, 333, 564, 627 Metz  40 f., 97, 141 f., 399 Minden  39, 55, 106, 329, 431 Mönchengladbach  528, 613 Monheim 512 Montreal  620 f. Moskau  208, 299, 377, 404, 428, 446, 449, 464, 467, 486–489, 557, 559, 596 f. Mühldorf am Inn  348 Mülhausen 122 München  17, 20, 24, 26–28, 38, 56, 58, 62–64, 72, 79, 86 f., 94, 107, 112, 122, 129, 153, 173, 179, 204, 266, 271,

286, 290, 292, 294, 305, 310, 316, 320, 323, 328, 330, 332, 335, 345, 357, 365–367, 376, 405, 409–412, 430, 457, 459, 478 f., 501 f., 511, 513 f., 518, 527, 530, 539, 543, 545 f., 571, 574, 579, 582, 586, 608 f., 620–622 Munster 330 Münster  39, 266, 412, 419, 431, 478, 484, 543, 571–573, 581, 584, 609 Münsterberg 62 Murchin 603 Murmansk 415 Natzweiler 372 Naumburg  588, 627 Neiße 407 Neubrandenburg  567, 596 Neuengamme 372 Neu-Gablonz 536 Neustrelitz 588 Neutraubling  536, 576 New York  474, 510 Niederlehme  353 f. Nordhausen 347 Nowa Huta  558 Nürnberg  56, 94, 107, 133, 189, 286, 208, 308 f., 312–314, 318, 320, 322, 353, 358, 361–365, 376 f., 384, 395, 408, 412, 431–433, 469, 478 f., 498 f., 574, 582, 585 f., 618 Oberhausen 633 Oberklausen 353 Oberndorf am Neckar  147, 329 Oberpfaffenhofen 335 Obersalzberg  293, 459 Offenbach 506 Oldenburg  55, 86, 110 Oppenheim  51, 96 Oranienburg  327, 331 f., 372, 466 Oslo 377 Osnabrück  53, 503, 581 f. Osterburken  507 f. Otterlo  515, 577 Ottobrunn 335 Paderborn 435 Palermo 585

Ortsregister | 815

Paris  10, 38, 69, 248, 259, 317–320, 353, 365, 376, 404, 457, 488, 551, 582, 590, 618, 622 Pasing 132 Peenemünde  347, 375 Pforzheim 543 Piesteritz 133 Pirna 627 Plauen  567, 596 Posen  41–44, 89, 141, 385, 389, 391 Potsdam  39, 55, 132, 140 f., 143, 183 f., 533, 564, 588 f., 595 f. Prenzlau 533 Prora  355 f., 362 Quedlinburg  98, 588, 627 Radom 393 Rathenow  428, 603 Ravenna  39, 88 Ravensbrück 592 Rechlin 327 Recklinghausen 606 Regensburg  98, 327 f., 410, 420, 543 Reims 150 Reutlingen 123 Riga 403 River Rouge  230 Rom  307, 335, 358, 361, 518 Ronchamp 516 Rostock  327, 383, 428, 469, 484, 488, 567 f., 589, 595 f. Rothenburg  431, 581 Rotterdam  186, 239, 415 Rüdersdorf 603 Rüppurr 133 Saarbrücken  398, 422 f., 503, 582 Sachsenhausen  343, 592 Saint-Dié-des-Vosges 415 Salzgitter  285, 333 Schkopau  333, 564, 603 Schlettstadt im Elsass  41 Schöneberg 228 Schramberg im Schwarzwald 147 Schwedt  531, 558, 563, 588 Schweinfurt 613 Sedan  31, 39

816 | Ortsregister

Siegen 431 Sobibor  225, 403 Sofia 319 Sonthofen  337, 366 Spandau 132 Spangen 186 Sparta 338 St. Georgen  348 St. Louis  76 St. Petersburg/Leningrad  83, 144, 400–402, 464, 466 St. Valentin  330 Staaken 132 Stalingrad  321, 403 f. Stallupönen 151 Stettin  23, 39 Steyr 147 Stockholm 622 Stralsund  374, 627 Straßburg  32–34, 42, 56, 141 f., 352 Stuttgart  24, 26–29, 56, 86 f., 103 f., 129, 172 f., 189–194, 199 f., 203, 222, 237–240, 263, 266, 270, 289, 292–294, 298, 301–304, 309, 313 f., 316, 321, 328, 335, 396, 409, 411, 437, 456 f., 460, 467, 470 f., 477 f., 500 f., 503, 522–524, 528, 530, 539, 543, 549, 565, 571, 582, 609, 620 f., 634 Suhl  568, 603 Sylt 394 Sztálinváros 558 Tannenberg  190, 194 f. Thionville  141 f. Thorn  141, 393 Töging am Inn  328 Torgelow 330 Trappenkamp 536 Traunreut 536 Treblinka 403 Trier  88, 106, 397, 431, 582 Troisdorf 329 Trondheim 377 Turin 75 Ueckermünde 330 Ulm  24, 78, 87, 98, 143, 431, 455, 469, 503, 582 Unterwellenborn 603

Upjever 331 Urbino 517 Velbert 512 Venedig  110, 525, 583, 585 f. Verona 585 Versailles  195, 280, 283, 359, 364 Vogelsang  94, 337 f. Wahlstedt 536 Waldkraiburg 536 Warnemünde 327 Warschau  385, 393 f., 415, 488 Wartburg  97, 588, 595 Washington 144 Weil am Rhein  528 Weimar  19, 21, 70–72, 163 f., 167 f., 170 f., 177, 186 f., 197, 207, 218, 229, 261, 299, 315, 342, 364, 368 f., 416, 454–457, 467, 587 f., 594 Welun 393 Wernigerode 627 Wesel  407, 543 Westerland 394 Westhausen  242 f., 562 Wien  69 f., 73, 109, 126, 128 f., 167, 208, 290 f., 309, 353, 363 Wiener Neudorf  327–329 Wiener Neustadt  327 Wiesbaden  44, 58 Wilhelmshaven  142, 181, 323, 331, 391 Wismar  327, 428, 533, 627 Wittenberg  133, 329, 384, 595, 627 Wittstock 101 Wolfsburg  356, 537, 604 f., 634 Worms  39, 97, 103, 572 Worpswede 256 Wünsdorf 330 Wuppertal 574 Würzburg  393, 435, 574, 576 Zerbst 588 Zichenau 393 Zlín 208 Züllchow 23 Zülpich 574 Zürich 26 Zwickau  533, 595

Zum Buch Mit diesem Buch legt Winfried Nerdinger, renommierter und vielfach ausgezeichneter Architekturhistoriker, einen umfassenden Überblick zur Architektur in Deutschland im 20. Jahrhundert vor. Es sind 100 prägende Jahre, von Peter Behrens bis Günter Behnisch, vom Völkerschlachtdenkmal und Faguswerk bis zur Stalinallee und dem neuen Bundestag – 100 Jahre, in denen sich Deutschlands städtebauliches Bild prägend herausbildet. Der Schwerpunkt dieser Geschichte der Architektur in Deutschland liegt auf dem Zeitraum 1890 bis 1990 – vom Kaiserreich bis zur Wiedervereinigung. Die Umbrüche 1918/19, 1933 und 1945 verändern jeweils die äußeren Rahmenbedingungen, ab 1945 spaltet sich das Bauwesen in die Besatzungszonen auf und nach der Gründung von BRD und DDR. 1949 werden die Entwicklungen in Ost und West von Konkurrenz und Konvergenz bestimmt. Mit der politischen Einigung verbinden sich die verschiedenen Architekturstränge wieder, das Jahr 1990 bildet daher eine wichtige Zäsur. Ein Ausblick auf die Zeit nach 1990 beschließt diese facettenreiche Sozial-, Wirtschafts-, Institutionen- und Technikgeschichte der Architektur. Aus lizenzrechtlichen Gründen darf die Abb. 151 in diesem eBook nicht wiedergegeben werden.

Über den Autor Winfried Nerdinger war Professor für Architekturgeschichte und Direktor des Architekturmuseums der TU München sowie Gründungsdirektor des NS-Dokumentationszentrums München. Seit 2019 ist er Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Zuletzt sind von ihm bei C.H.Beck erschienen: Das Bauhaus. Werkstatt der Moderne (42023) und Walter Gropius. Architekt der Moderne (2019).