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German Pages 1130 [870] Year 2023
Anekdota Byzantina
Byzantinisches Archiv
Begründet von Karl Krumbacher Als Ergänzung zur Byzantinischen Zeitschrift herausgegeben von Albrecht Berger
Band 41
Anekdota Byzantina Studien zur byzantinischen Geschichte und Kultur Festschrift für Albrecht Berger anlässlich seines 65. Geburtstags Herausgegeben von Isabel Grimm-Stadelmann, Alexander Riehle, Raimondo Tocci und Martin Marko Vučetić
ISBN 978-3-11-106832-9 e-ISBN (PDF) 978-3-11-107031-5 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-107053-7 ISSN 1864-9785 Library of Congress Control Number: 2023932729 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2023 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck www.degruyter.com
Vorwort καὶ τότε Νικήτας τις εὐνοῦχος, τὰ πρῶτα φέρων παρὰ τῷ Κοπρωνύμῳ, μηδὲν ἄλλο εἰδὼς ἢ ἐσθίειν καὶ πίνειν, χειροτονεῖται πατριάρχης. οὗτός ποτε τὸ εὐαγγέλιον ἀναγινώσκων ἐν τῷ κελλίῳ αὐτοῦ, ἀντὶ τοῦ εἰπεῖν ἐκ τοῦ κατὰ Ματθαῖον «ἐκ τοῦ κατὰ Ματθάϊον» ἐξεφώνησεν ἐφ’ ᾧ καί τις τῶν παρισταμένων εἶπε «μὴ διαίρει τὴν αι δίφθογγον». πρὸς ὃν ἐκεῖνος ἔφη μετὰ θυμοῦ «φλυαρεῖς· τὰ γὰρ δίφθογγα καὶ τρίφθογγα πολλὰ μισεῖ ἡ ψυχή μου». Michael Glykas, Chronik (527.13–528.1 Bekker)
Der vorliegende Band ist die Festschrift zu Ehren von Albrecht Berger, Professor für Byzantinistik am Institut für Byzantinistik, Byzantinische Kunstgeschichte und Neogräzistik der Ludwig-Maximilians-Universität München, dem ersten Lehrstuhl des gegen Ende des 19. Jahrhunderts von Karl Krumbacher begründeten Faches. Und man darf ganz sicher sein, dass diese hier zitierte, den bilderfeindlichen Patriarchen Niketas diffamierende Anekdote gleichsam wie andere ähnliche, welche byzantinische Chronisten und Hagiographen in Vielzahl überliefern, den Geschmack des Geehrten treffen und ihm bei der Lektüre ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern dürfte. Dieses Schmunzeln wäre weniger der ganz offensichtlichen Anspielung auf Isaias (1.14.2) geschuldet, die der Geehrte sogleich erkennen wird (das Zitat ist beinahe ein Gemeinplatz und im Quellenapparat seiner Edition des [Ps.-]Gregentios von Taphar natürlich als solches ausgewiesen [siehe Dialexis 3.11]), sondern vielmehr seiner Leidenschaft für byzantinische (und postbyzantinische) Anekdoten, die ursächlich auf seine intensive und langjährige Beschäftigung mit den sogenannten Patria Konstantinupoleos, einem alternativen Stadtführer aus dem 10. Jahrhundert, der sich als Sammlung von Kurznachrichten und Anekdoten zu Bauten und Statuen der neuen Hauptstadt nebst historischer Einführung in ebendiese versteht, zurückzuführen ist. Der Titel des Bandes, Anekdota Byzantina, ist hernach selbsterklärend. Es wäre natürlich unzureichend und unzutreffend, die Persönlichkeit des Geehrten auf diese Neigung, diesen Charakterzug, zu beschränken. Möchte man ein vollständigeres Charakterbild von dem Menschen Albrecht Berger zeichnen, so bedarf es eines Somatopsychogramms: ἦν δὲ ὁ διδάσκαλος τὴν ἰδέαν μακρός, ἀνακαθήμενος, κοντόθριξ, ἀπλόθριξ, λευκός, εὐόφθαλμος, σμαραγδοχλόους ἔχων τοὺς ὀφθαλμούς, ξάνθοφρυς, σπανογένειος, θεοφιλής, μεγαλόψυχος, ἠθικός, ἐλλόγιμος.
Albrecht Berger wurde 1957 in München geboren, wo er zwischen 1976 und 1981 als Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes Byzantinistik, Frühchristliche und Byzantinische Kunstgeschichte sowie Lateinische Philologie des Mittelalters studierte. Seine erweiterte Magisterarbeit Das Bad in der byzantinischen Zeit erschien 1982 als 27. Band der Reihe Miscellanea Byzantina Monacensia. Der Studienstiftung blieb er auch später als federführender Vertrauensdozent für München treu (2007– https://doi.org/10.1515/9783111070315-202
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Vorwort
2019). Promoviert wurde er 1987 mit einer Dissertation zu den erwähnten Patria Konstantinupoleos, als er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Byzantinisch-Neugriechischen Seminar der FU Berlin war. Die Habilitation erfolgte 1993 mit der kritischen Ausgabe nebst Übersetzung und Kommentar des Leontios Presbyteros von Rom, Das Leben des heiligen Gregorios von Agrigent (erschienen 1995) während seiner Zeit als Referent für Byzantinistik am Deutschen Archäologischen Institut in Istanbul (1992– 1997). Seit 2002 hat er den Lehrstuhl für Byzantinistik an der Universität München inne. Im Jahr 2004 übernahm er die Herausgeberschaft der Byzantinischen Zeitschrift sowie der Schriftenreihe Byzantinisches Archiv. Der Untertitel Studien zur byzantinischen Geschichte und Kultur verweist auf den Beitrag, den der Geehrte auf so unterschiedlichen Forschungsfeldern wie Topographie, Hagiographie, Editionsphilologie und Kunst- sowie Kulturgeschichte geleistet hat. Den erwähnten Arbeiten zum Byzantinischen Bad (1982) und zu den Patria Konstantinupoleos (mit deutscher Teilübersetzung 1988 und kommentierter englischer Übersetzung 2013) und Studien, etwa über The Statues of Constantinople (2021), sowie zahlreichen Einzeluntersuchungen, wie über Die akustische Dimension des Kaiserzeremoniells (2006), stehen die kritischen Editionen des Leontios Presbyteros von Rom, des (Ps.-)Gregentios von Taphar, des Nikephoros Xanthopulos sowie der Bosporomachia des Caspar Ludwig Momartz gegenüber, die Albrecht Bergers vielfältiges Wirken, das sich darüber hinaus auch in der großen Bandbreite der von ihm in seiner Lehrtätigkeit behandelten Themen widerspiegelt, eindrucksvoll untermauern. Der herzliche Dank der Herausgeber geht an Imola Dóra Traub für die Anfertigung der Druckvorlage, an John Kee für die Lektorierung der englischsprachigen Beiträge und Mithilfe bei der Erstellung der Publikationsliste, an den Verlag De Gruyter und im Besonderen an Mirko Vonderstein für die unkomplizierte Aufnahme des Bandes in die Reihe Byzantinisches Archiv. Die thematische Vielfalt der von Kollegen und Freunden dargebrachten Beiträge versucht in etwa widerzuspiegeln, welchen Dienst Albrecht Berger in seiner Eigenschaft als Byzantinist und langjähriger Herausgeber der Byzantinischen Zeitschrift dem Fach erwiesen hat. Im Februar 2023 Isabel Grimm-Stadelmann München
Alexander Riehle Cambridge, ΜΑ
Raimondo Tocci Komotini
Martin Marko Vučetić München
Vorwort
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Tabula Gratulatoria
Tabula Gratulatoria Aslıhan Akışık, Istanbul Ioan G. Alexandru, Cambridge / Bukarest Michael Altripp, Greifswald Benjamin Anderson, Ithaca, NY Dimiter Angelov, Cambridge, MA Franz Alto Bauer, München Axel Bayer, Köln Alexander Beihammer, Notre Dame, IN Armin Bergmeier, Leipzig Marie-Hélène Blanchet, Paris Michaela Böhringer, Venedig Antje Bosselmann-Ruickbie, Gießen Sławomir Bralewski, Łódź Zofia Brzozowska, Łódź Alessandra Bucossi, Venedig Matthieu Cassin, Paris Zachary Chitwood, Mainz Tinatin Chronz, Mainz Albrecht Cordes, Frankfurt a. M. Carolina Cupane, Wien Joshua Damoiseaux, München Martin Dennert, Mainz Ivan Drpić, Philadelphia, PA John M. Duffy, Dublin Koray Durak, Istanbul Jolanta Dybała, Łódź Richard Engl, München Michael Featherstone, Oxford / Paris Paweł Filipczak, Łódź Martina Filosa, Köln Galina Fingarova, Wien Klaus-Dietrich Fischer, Mainz Niels Gaul, Edinburgh Markos Giannoulis, München / Mainz Kerstin Hajdú, München John Haldon, Princeton, NJ Eva Haustein-Bartsch, Dortmund Martin Hinterberger, Nikosia Cornelia Horn, Halle / Berlin Erika Juhász, Budapest
Tabula Gratulatoria
Catherine Keane, München Ewald Kislinger, Wien Maciej Kokoszko, Łódź Taxiarchis Kolias, Athen Derek Krueger, Greensboro, NC Markus Krumm, München Krystina Kubina, Wien Frederick Lauritzen, Venedig Michael Lentner-Money, München Mirosław J. Leszka, Łódź Marita Liebermann, Venedig Martin Löx, München Claudia Ludwig, Berlin Claudia Märtl, München Kirił Marinow, Łódź Michael Matheus, Mainz Karin Metzler, Berlin Georgi Minczew, Łódź Marilisa Mitsou, Paris / Athen Marina Molin-Pradel, München Anuscha Monchizadeh, Mainz Margaret Mullett, Belfast Robert S. Nelson, New Haven, CT Robert Ousterhout, Philadelphia, PA Johannes Pahlitzsch, Mainz Katharina Palmberger, Jerusalem Stratis Papaioannou, Rethymno / Athen Bojana Pavlović, Belgrad Daphne Penna, Groningen Yvonne Petrina, Fulda Ivan N. Petrov, Łódź Srđan Pirivatrić, Belgrad Brigitte Pitarakis, Istanbul / Paris Thomas Pratsch, Berlin / Mainz Nils Purwins, Berlin Reinhard Putz, München Claudia Rapp, Wien Zofia Rzeźnicka, Łódź Miriam Salzmann, Mainz Petra Schäfer, Venedig Gudrun Schmalzbauer, Trier Sonja Schönauer, Köln
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Tabula Gratulatoria
Anastasiia Sirotenko, Berlin Małgorzata Skowronek, Łódź Eric-Augustus Steilmann, Berlin Dietrich Stein, Windbergen Christine Stephan-Kaissis, Heidelberg Wolf-Rüdiger Teegen, München / Trier Franz Tinnefeld, München Marie-Theres Tinnefeld, München Paraskevi Toma, Münster Manolis Ulbricht, Göttingen Ioannis Vassis, Thessaloniki Elena Velkova Velkovska, Siena Anna Vlachopoulou, München Teresa Wolińska, Łódź Jan Wolski, Łódź Niccolò Zorzi, Padua
Inhalt Vorwort V Tabula Gratulatoria VIII Panagiotis A. Agapitos The Periodization of Byzantine Literature: From a Historical to a Literary Model 1 Alberto Bardi Michael Psellos on the Sizes of the Sun, the Moon, and the Earth: A Note on De omnifaria doctrina 127 (Westerink) 21 Wolfram Brandes Die Schlacht bei Sebastopolis (692): Quellen und historische Bedeutung 29 Christian Brockmann and José Maksimczuk The Codex Reg. gr. 107: Some Codicological and Textual Remarks on a Multilayered Manuscript of Aristotle’s Organon 47 Beatrice Daskas An Unedited Account of a Constantinopolitan “Nymphaeum” 71 Marina Detoraki Anonymous Paraphrase of the Holy Week Canons in MS Sin. gr. 754 93 Vera von Falkenhausen Basilius Rex oder Rex Authari? Überlegungen zu einem passus in der Ὅρασις τοῦ Δανιὴλ περὶ τοῦ ἐσχάτου καιροῦ καὶ περὶ τῆς συντελείας τοῦ αἰῶνος 109 Sabine Feist Längs- und Zentralbau in justinianischer Zeit: Die Doppelkirchenanlage der Heiligen Petrus und Paulus und Sergius und Bacchus in Istanbul 117 Bernard Flusin Croire l’incroyable : À propos de la Passion ancienne de saint Georges 127 Christian Gastgeber Xanthopuliana: Das Arbeitsexemplar Codex Oxford BL, Barocci 142 – Der Computist Xanthopulos 137
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Inhalt
Knut Görich Eine geplante Zwei-Kaiser-Begegnung während des Dritten Kreuzzugs? Friedrich I. Barbarossa und Isaak II. Angelos 159 Alfred Grimm Antonio Calergi als Stifter: Auftraggeber und Provenienz des Georgios Laskaris zugeschriebenen postbyzantinischen Sockelkreuzes im Bayerischen Nationalmuseum 169 Michael Grünbart Die Macht der Gaben und der Nachklang von Byzanz: Ideologischer und materieller Austausch zwischen ökumenischem Patriarchat und russischem Zarentum 193 Lilli Hölzlhammer and Ingela Nilsson From Metaphrasis to Fanfiction: The Diachronic Translatability of Characters 213 Sergey A. Ivanov Black Africans in Middle Byzantium? 229 Christos Kafasis The Golden City: Athens as a Symbol in Late Byzantine Literature 237 Olga Karagiorgou Sigillographische Spuren der Hexapolis von Hellespontos 245 Johannes Koder Turkoi in Verbindung mit anderen Ethnonymen in griechischen Quellen vor dem 11. Jh. 277 Sebastian Kolditz Patriarchen von Konstantinopel in Italien: Gregor III., Isidor (von Kiev) und einige Briefe 295 Andrzej Kompa and Adrian Szopa Could the Author(s) of Parastaseis syntomoi chronikai Have Known Theodore Anagnostes? 313 Sofia Kotzabassi The Narrative Techniques of Doukas’ History: Anachrony and Synchronicity 335
Inhalt
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Ergün Laflı and Maurizio Buora Two Marble Plates from a Tetrarchic Honorary Arch in Izmir 345 Ergün Laflı and Werner Seibt A Group of Early Byzantine Lead Seals from Pisidia (South-Western Turkey) 365 Erich Lamberz Die Narratio des Johannes Synkellos zu den Anfängen des Ikonoklasmus in den griechischen und lateinischen Fassungen der Akten des Nicaenum II 377 Stavros Lazaris Some Thoughts on the Development of Medieval Hippiatric Science in the Mediterranean Region 391 Marina Loukaki Une rue centrale de Constantinople, piège funeste pour les marchands voyageurs et leurs animaux : les doléances d’un Constantinopolitain à Jean II Comnène 413 Paul Magdalino The Theatre of Byzantion-Constantinople 427 Przemysław Marciniak Animals of Constantinople: Some Initial Remarks 435 Vasileios Marinis A Kanon on the Holy Martyr Euphemia 443 Ulrich Moennig August Heisenberg als (Gründungs-)Vorsitzender der Deutsch-Griechischen Gesellschaft 457 Dimitrios Moschos Byzantium as a Post-apocalyptic Utopia: Reexamining the Council in Trullo (691/692) 469 Christoph K. Neumann Toklu Dede: A Byzantine Building in Ottoman Istanbul 489 Grigorios Papagiannis Επεμβάσεις «μικροχειρουργικής» στο κείμενο της Αλεξιάδας (Reinsch – Kambylis) 503
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Inhalt
Günter Prinzing Die Briefe des Studenten Georg Ostrogorsky aus Paris an seinen Mentor Edgar Salin, verfasst im Wintersemester November 1924–März 1925 517 Chryssa Ranoutsaki Wächter im Garten Gottes: Bildnisse des Euphrosynos in kretischen Freskenkirchen 541 Andreas Rhoby Hilferuf aus dem Gefängnis: Zwei Kanones an die Muttergottes aus der Feder des Andreas Arnes (Ende 15. Jh.) 557 Alexander Riehle Zur Entstehungsgeschichte und den Schreibern des Codex Ambr. C 71 sup. (Nikephoros Chumnos) 577 Antonio Rigo The Triclinium of Alexios Komnenos (Alexiakos) in the Palace of the Blachernai, the Synod of 1351 and the Fresco of the Ecumenical Councils 607 Max Ritter und Claudia Sode Echte und falsche Demensiegel, mit einem Parergon zum Numeron der Ambianenses 617 Horst Schneider Mischwesen im Physiologus: Der Ameisenlöwe 641 Peter Schreiner Das erste Zeugnis der Kette am Eingang des Goldenen Horns 657 Teresa Shawcross The Archive of Speaking Statues: Language, Record-Keeping and Memory in the Middle Byzantine Empire 661 Juan Signes Codoñer Die zwei Ehen des Konstantinos Lekapenos und die Lücke in der Chronik des Logotheten für die Jahre 935–941 683 Christos Stavrakos and Stavroula Manolakou Group Donations and Collective Patronage in Byzantine Mani: An Image of the Society in a Remote Mediaeval Province Based on Published Epigraphic Material from Churches 693
Inhalt
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Raimondo Tocci Lesen und Schreiben im Freirand: Die Patriarchen(angaben) im Kodex Vindobonensis historicus graecus 99 717 Alain Touwaide Materia Medica from the East in Byzantium: The Case of κάψικον from Lexicology to Landscape and Environment Studies 737 Maria Tziatzi Παρατηρήσεις σε ποιήματα του Γεωργίου Πισίδη 747 Danilo Valentino Curar cucinando piante: i decotti vegetali dell’anthologium iatrosophicum del Cod. Panorm. XIII C 3 765 Ilias Valiakos Logadios aus Memphis, ein Arzt und Sophist 779 Robert Volk Ivan Franko (1856–1916) und der Barlaam-Roman 797 Staffan Wahlgren Die Geschichte geht weiter: Die Zusätze zu Symeon Logothetes/Theophanes continuatus und ihre sprachliche Form 815 Alexandra-Kyriaki Wassiliou-Seibt Basileios Parakoimomenos: Ein dem Philaretos Brachamios nachgeordneter Kommandant und seine Siegel (ca. 1078–1085/1086) 829 Publikationen von Albrecht Berger 841
Panagiotis A. Agapitos
The Periodization of Byzantine Literature: From a Historical to a Literary Model The present essay develops some thoughts on medieval Greek textual production as a premodern literary system in its broadest temporal expansion from AD 300 to 1500 while presenting a new periodization plan and content structure for the writing of a narrative history of Byzantine literature. It is appropriate that such an essay should be presented to my old fellow student and friend Albrecht Berger who has himself been working with many different texts from various eras of Byzantine culture and who has since 2002 directed the Byzantinische Zeitschrift, a scholarly journal that since the times of Karl Krumbacher has contributed in a decisive manner to the study of Byzantine literature. The essay is part of a series of papers that I have published over the past ten years which have dealt with periodization,1 with literary and linguistic matters pertaining to the content of such a literary history using the twelfth century as a case study,2 and with the history of Byzantine Philology in Germany and Greece.3 They should all be seen as “work in progress.” I welcome, therefore, any suggestions that would improve or criticize my proposals because I view the history of Byzantine literature as a field where many differing interests may meet, and different scholars may wish to exchange their thoughts and formulate specific research needs.4 I am certain that
1 P. A. Agapitos, Late Antique or Early Byzantine? The Shifting Beginnings of Byzantine Literature. Istituto Lombardo – Accademia di Scienze e Lettere. Rendiconti: Classe di Lettere e Scienze Morali e Storiche 146 (2012 [2015]), 3–38; id., Contesting Conceptual Boundaries: Byzantine Literature and Its History. Interfaces – Medieval European Literatures 1 (2015), 62–91; id., The Insignificance of 1204 and 1453 for the History of Byzantine Literature. Medioevo Greco 20 (2020), 1–56; id., Greek, in M. Chinka / C. Young (eds.), Literary Beginnings in the European Middle Ages. Cambridge 2022, 255–275. 2 P. A. Agapitos, Anna Komnene and the Politics of Schedographic Training and Colloquial Discourse. Nea Rhome 10 (2013 [2014]), 89–107; id., Grammar, Genre and Patronage in the Twelfth Century: A Scientific Paradigm and Its Implications. JÖB 64 (2014), 1–22; id., Learning to Read and Write a schedos: The Dictionary of Par. gr. 400, in P. Odorico / S. Efthymiadis / I. D. Polemis (eds.), Vers un poètique à Byzance: Mélanges offerts à Vassilis Katsaros. Dossiers Byzantins, 16. Paris 2015, 11–24; id., New Genres in the Twelfth Century: The schedourgia of Theodore Prodromos. Medioevo Greco 15 (2015), 1–41; id., Literary haute cuisine and Its Dangers: Eustathios of Thessalonike on Schedography and Everyday Language. DOP 69 (2015), 225–241; id., John Tzetzes and the Blemish Examiners: A Byzantine Teacher on Schedography, Everyday Language and Writerly Disposition. Medioevo Greco 17 (2017), 1–57. 3 P. A. Agapitos, Karl Krumbacher and the History of Byzantine Literature. BZ 108 (2015), 1–52; id., Dangerous Literary Liaisons: Byzantium and Modern Hellenism. Βυζαντινά 35 (2017), 33–126; id., Franz Dölger and the Hieratic Model of Byzantine Literature. BZ 112 (2019), 707–780. 4 For a first discussion of these matters see the papers collected in P. Odorico / P. A. Agapitos (eds.), Pour une «nouvelle» histoire de la littérature byzantine: problèmes, méthodes, approches, proposihttps://doi.org/10.1515/9783111070315-001
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Panagiotis A. Agapitos
through such a forum of communication Byzantine Studies will be able to reach a historically and aesthetically appropriate understanding of Byzantine culture. It cannot be denied that we live in an era of great political, economic, and social changes; the history of literature has not remained immune to the chaos of postmodernity and globalization. It seems as if we are standing confused in the middle of an undefined interior space where incomprehensible objects are found next to each other in a disordered, disconnected, almost two-dimensional way with no sense of time, and we are not able to make sense of this spatiotemporal locus and its dramatic (or comic) contents. In a similar vein, several scholars have become uneasy about the history of medieval literatures in this postmodern environment because a variety of time-honored practices and beliefs have been criticized and deconstructed.5 We also feel uncomfortable about how to explain the many layers of cultural production over a great time span while not appearing to be essentialist, teleological or simply conservative.6 To study these many layers, we need various levels of methodological order and many links of fluid conceptual connections. What levels of order and links of connection would allow us in our postmodern condition to avoid falling into the traps of conventional education with its positivist and empiricist practices and its aestheticist approaches about what is “true, beautiful and good”?7 To answer such a question, periodization is a useful intellectual exercise. Obviously, there exists no “natural” periodization because it is an edifice that we construct again and again. The point is not to find a “truthful” periodization, but to create a schema that is appropriate for Byzantine texts and interested researchers at this critical stage of our scholarly endeavors. One important element in the conventional periodization of history is establishing clear boundaries. The central function of such a boundary is to mark a specific event of short duration as a moment of absolute change. These concepts of the historical model are very powerful. However, they are always created in utter disregard to the texts that function as sources of historical information.8 Thus, texts have not
tions. Actes du colloque international philologique (Nicosie, mai 2000). Dossiers Byzantins, 1. Paris 2002. 5 For a creative discussion of these problems see volume 1 (2015) of Interfaces: A Journal of Medieval European Literatures (https://riviste.unimi.it/interfaces/issue/view/1, accessed June 17, 2022). See also the cluster Medieval Studies in the Twenty-First Century: Theories and Methodologies published in Proceedings of the Modern Language Association 124.2 (March 2009) 576–646, in particular the papers by K. Mallette (Beyond Mimesis: Aristotle’s Poetics in the Medieval Mediterranean, at 583–591) and S. Kinoshita (Medieval Mediterranean Literature, at 600–608). 6 See W. Treadgold, The Early Byzantine Historians. Basingstoke 2007 and id., The Middle Byzantine Historians. Basingstoke 2013 as an example of how wrong such old approaches can go today. 7 Paraphrasing Goethe’s famous dictum from his poetic epilogue to Schiller’s poem The Bell (1799); see G. Kurz, Das Wahre, Schöne, Gute: Aufstieg, Fall und Fortbestehen einer Trias. Paderborn 2015. 8 For a critique of this historical model in the case of Byzantium see now Y. Stouraitis, Is Byzantinism an Orientalism? Reflections on Byzantium’s Constructed Identities and Debated Ideologies, in
The Periodization of Byzantine Literature
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been used to offer evidence for a periodization appropriate to literary production; on the contrary, they are placed into a historical frame and are accordingly coerced to fit this model. This is what happened to Byzantine literature when in 1887 Karl Krumbacher (1856–1909), then a young philologist from Allgäu in Bavaria, was invited by his professor in Munich, Wilhelm von Christ (1831–1906), to write an overview of Medieval Greek literature as an appendix to the latter’s history of Ancient Greek literature. When the 500-page Geschichte der byzantinischen Litteratur (= GBL) was published in 1891, it became a sensation because it was the first time that Byzantine literature was presented in a single book as an autonomous textual production.9 Six years later, Krumbacher published a second edition of the GBL that included a wholly new part on ecclesiastical/theological texts along with an overview of Byzantine history written by Albert Erhard (1862–1940) and Heinrich Gelzer (1847–1906) respectively.10 This version became the standard history of Byzantine literature, a parallel to an overview of Medieval Latin literature (6th–12th century) that was to be written by Ludwig Traube (1861–1907) but ultimately completed much later by Max Manitius (1858–1933) as an immense three-volume work. In the GBL, Krumbacher had to face several issues, and he dealt with them in a specific manner with the innovative aim of presenting Byzantine literature as an autonomous production that was not just an appendix to Ancient Greek literature. He formulated several concepts that I have summarily called the “Krumbacher paradigm,” and to a substantial extent this paradigm has defined Byzantine Philology since the late nineteenth century. Periodization was, of course, a key issue. In the second edition of the GBL, Krumbacher emphatically argued that Byzantine literature started in 324 when emperor Constantine I became sole ruler of the Roman empire, and ended in 1453, when Constantinople fell to the Ottomans. This frame is the expression of a historical model where two important dates signal the “immediate” beginning and end of a literary production. Krumbacher, however, went a few steps further. Partly because of the restrictions posed by the Handbuch der Klassischen Altertumswissenschaft, in which his GBL had been published, partly because of his specific aims, Krumbacher created four oppositional pairs that themselves established a series of conceptual boundaries that are still present today in the way we look at Byzantine literature. These boundaries were:
id. (ed.), Ideologies and Identities in the Medieval East Roman World. Edinburgh Byzantine Studies, 3. Edinburgh 2022, 19–47. 9 K. Krumbacher, Geschichte der byzantinischen Litteratur von Justinian bis zum Ende des Oströmischen Reiches, 527–1453. Handbuch der Klassischen Altertumswissenschaft, IX.1. Munich 1891. 10 K. Krumbacher, Geschichte der byzantinischen Litteratur von Justinian bis zum Ende des Oströmischen Reiches (527–1453). Zweite Auflage, bearbeitet unter Mitwirkung von A. Erhard und H. Gelzer. Handbuch der Klassischen Altertumswissenschaft, IX.1. Munich 1897.
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Panagiotis A. Agapitos
1. Poetry and prose are two completely distinct areas. This is a formal boundary because it is related to the form in which the texts appear. 2. Religious and secular texts are divided by a thematic boundary that groups Byzantine literature into (a) texts that treated Christian topics and/or were connected to liturgical practices, and (b) texts whose topics do not appear related to religion and could be viewed as “secular.” 3. Literary and scientific works were similarly distinct, so that a medicinal treatise and an oration addressed to an emperor would belong to two separate and completely different textual areas. This is an aesthetic boundary, because it defined how scholars should perceive what effect a text was supposed to have. 4. Learned and vernacular language were equally distinct. This is a linguistic boundary that was partly taken over from Western Medieval Studies as a reflection of the distinction between Medieval Latin and the linguae vulgares, a distinction strongly advocated in Krumbacher’s time but substantially revised in recent decades. This distinction certainly does not function for Byzantine literature, at least not until the middle of the fourteenth century. These four boundaries defined to a substantial extent the structure and contents of the GBL. At the same time, Krumbacher pointed to two important issues. First, Byzantine literature should be studied within its historical context and without aestheticist evaluations, because its “ugliness” (as he characterized it in the preface of the GBL) needed to be viewed with scientific objectivity. Second, Byzantine texts should be edited with a method appropriate to them and not based on the standardized practices of Classical Philology.11 Reading Krumbacher carefully, we realize that these propositions react to what was being done with Byzantine texts from the early nineteenth century onwards. Moreover, we should recall that before the 1950s texts which did not belong to what was defined as the “Classical Age” were looked down upon. Even major authors of Hellenistic and Roman times, like Callimachus and Apollonius of Rhodes, Polybius and Aelius Aristides were considered by default to be of lesser literary quality than Homer, Pindar, Sophocles, Thucydides, and Demosthenes. It is this problem that Krumbacher addressed with the concept of “ugliness”. The word captures here the Otherness of Byzantine literature, a notion that could not be clearly defined or understood by the aestheticist concepts of the late 19th century. Krumbacher’s modernist perspective is revealed by his use of the “ugly” (i.e., realist) painting of his own time as an example of how Otherness can be “beautiful” in its own terms while conventional beauty can be quite tasteless. Krumbacher never wrote that Byzantine texts should not be examined from a literary perspective but that they should be read without an aestheticizing bias. That was an innovative approach because it expressly subscribed to the values of modernism. However, his approach
11 Agapitos, Karl Krumbacher (as footnote 3 above), 10–12 and 34 n. 107.
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was misunderstood because scholars thought that he had more generally a negative attitude towards Byzantine literature, which he certainly did not.12 Krumbacher’s historical model was instrumental for defining what scholars and students learned about Byzantine literature and its periodization. I have published elsewhere a discussion of his periodization schema, comparing it with several other such schemata up to very recent publications.13 Suffice it to say that the model includes five periods: Early Byzantine (324–641), The Dark Ages (641–850), The Age of Encyclopedism (850–1000), Literary Renaissance (1000–1204), the Age of Humanism (1204–1453). One can easily recognize the historical dates signaling the boundaries of the periods. With few exceptions most periodization schemata follow Krumbacher’s overall schema very closely despite small restructurings within the five periods. We all grew up with this schema in which 1204 was the most obvious boundary to conclude what we called the “Middle Byzantine Period,” while 1453 was the most obvious boundary to conclude the “Late Byzantine Period,” both dates being military disasters concerning Constantinople and the cultural weight this metropolis carried then and now. However, some major changes in the periodization of European history have taken place during the twentieth century, especially after the Second World War. On the one hand, two new periods have appeared inside the conventional tripartite periodization model “Antiquity – Middle Ages – Modernity.” The first is Late Antiquity, generally placed between 300–600, although it has tended to grow, with some scholars arguing that it could start around 200 and reach 900 or even 1000.14 The second new period is Early Modernity, generally placed between 1450–1800, but also tending to grow, so that some scholars propose that it should move backwards in time; as a result, there are currently historical models that place the beginning of Early Modernity around 1300. Within these tendencies towards a new periodization of European history, Byzantine history seems to shrink to a “medieval” core (700-1300), despite some criticism expressed by Byzantinists.15 Another reaction to this shifting of boundaries is to completely ignore them. For example, Bernhard Jussen, a well-known German historian has proposed the creation of a huge period that starts around 400 and goes down to 1700, engulfing Late Antiquity, Middle Ages and Early Modernity.16 Lars Mortensen, an established Danish
12 Agapitos, Karl Krumbacher (as footnote 3 above), 13–16. 13 Agapitos, The Insignificance of 1204 and 1453 (as footnote 1 above), 2–6 and figs. 1–3. 14 Agapitos, Late Antique or Early Byzantine? (as footnote 1 above), 4–12. 15 Agapitos, Dangerous Literary Liaisons (as footnote 3 above), 108–114. 16 B. Jussen, Richtig denken im falschen Rahmen? „Warum das Mittelalter“ nicht in den Lehrplan gehört. Wissenschaft und Unterricht 67 (2016), 558–576; id., „Abendland“ – „Lateineuropa“ – „Provincializing Europe“: Bemerkungen zum poströmischen Europa zwischen alten und neuen Deutungsmustern, in D. Ansorge (ed.), Pluralistische Identität: Beobachtungen zu Herkunft und Zukunft Europas. Darmstadt 2016, 24–34; id., Wer falsch spricht, denkt falsch: Warum Antike, Mittelalter und Neuzeit in die Wissenschaftsgeschichte gehören, in M. Steinmetz (ed.), Spekulative Theorien, Kon-
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Medievalist, has also suggested very recently that we should abolish the Middle Ages to escape from the negative associations which this historical period still carries with it, and to avoid the growing reification of the Middle Ages as if they were something “real.”17 Similarly, the terms “Byzantium” and “Byzantine” also carry a cultural and historical negativity,18 while the phenomenon of Byzantium has been also reified as if it were a static reality with distinct and unchanging characteristics. These proposals are very important because they show that periodization is not only an intellectual exercise useful for teaching various courses or for introducing different audiences to unfamiliar literary material, but also, in fact, an act of political empowerment. It is not a self-evident matter to introduce a new periodization schema insofar as this intervention concerns not only the academic world but also involves a broader understanding of literature, namely, what is and what is not politically important, culturally valuable, and economically viable. If people within Europe are asked why the Middle Ages or the Renaissance are important for them, or if they are important at all, they will answer in very different ways. Outside of Europe, these two periods have no meaning for people in Africa or Eastern Asia,19 except for those intellectuals of a postcolonial condition who have proposed “provincializing Europe”20 or that Africa did have its own Middle Ages.21 Consequently, it is important to understand where we would like Byzantium to stand in these academic, political, and cultural debates and for what reason we would like it to stand there.22
troversen, Paradigmenwechsel. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Debatte, 17. Berlin 2017, 38–45. 17 L. B. Mortensen, Litteraturhistorisk tid – kan middelalderen afskaffes? TEMP: Tidsskrift for Historien 22 (2021), 147–165. 18 See the discussions conducted from different perspectives in the recent collective volumes I. Nilsson / P. Stephenson (eds.), Wanted: Byzantium. The Desire for a Lost Empire. Acta Universitatis Upsaliensis. Studia Byzantina Upsaliensia, 15. Uppsala 2014; P. Marciniak / D. C. Smythe (eds.), The Reception of Byzantium in European Culture since 1500. London 2016; N. Aschenbrenner / J. Ransohoff (eds.), The Invention of Byzantium in Early Modern Europe. Extravagantes, 2. Cambridge, MA 2021. For literature see P. A. Agapitos, Byzantine Literature and Greek Philologists in the Nineteenth Century. Classica et Medievalia 43 (1992), 231–260, at 231–239. 19 T. Reuter, Medieval: Another Tyrannous Construct?, in J. Nelson (ed.), Medieval Polities and Modern Mentalities. Cambridge 2006, 19–37. 20 D. Chakrabarty, Provincializing Europe: Postcolonial Thought and Historical Difference. Reissue with a New Preface by the Author. Princeton 2008 (originally published in 2000, based on a paper of 1992). 21 F.-X. Fauvelle, The Golden Rhinoceros: Histories of the African Middle Ages. Princeton 2018 (originally in French, Paris 2013); C. Holmes / N. Standen, Introduction: Towards a Global Middle Ages. Past & Present 238, Issue Supplement 13 (2018), 1–44. 22 For two quite different approaches to this topic see Av. Cameron, Byzantine Matters. Princeton 2014 and A. Kaldellis, Byzantium Unbound. Leeds 2019, though, in my opinion, both are not quite satisfactory.
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Therefore, an innovative history of Byzantine literature should propose a radical reconceptualization of this whole matter and introduce a paradigm shift in Byzantine Studies that will abandon the old historical model for a new literary one.23 The latter, I believe, is more appropriate to the texts, while it will allow textual production to contribute to a broader historical and cultural understanding of “Byzantium” rather than simply to function as a vast “archive” of disparate information sources.24 Furthermore, it is necessary to abandon Krumbacher’s arrangement of the contents according to entries on authors and texts, Herbert Hunger’s structuring of Byzantine learned “secular” literature according to genres,25 or Alexander Kazhdan’s disconnected organization, where several essays on authors are presented in paratactical sequence, followed by some kind of concluding overview.26 In my opinion, we need to opt for a structure that unfolds a story because telling stories is very attractive; by putting the texts in a story, we turn them into dynamic entities of a “plot.” It is not just a production by known, lesser known, or unknown people; it is a production where the texts play the protagonist role given that a very high percentage of medieval literature is anonymous or pseudo-eponymous. In this sense, the impulse to understand the personae of authors27 reflects a need to lend modern validity to a textual production that runs counter to such an authority.28 Within such a different approach, the role of manuscript books, separately bound quires of texts, and documents kept in
23 The historical model is still fully present in the section on literature in E. Jeffreys / J. Haldon / R. Cormack (eds.), The Oxford Handbook of Byzantine Studies. Oxford 2008, 827–914. In the freshly published Oxford Handbook of Byzantine Literature these problems are addressed by the editor (S. Papaioannou, What Is Byzantine Literature? An Introduction, in id. [ed.], The Oxford Handbook of Byzantine Literature. Oxford 2021, 1–17) but the volume, due to its format, remains a paratactic collection of essays. 24 L. B. Mortensen, The Canons of Medieval Literature from the Middle Ages to the Twenty-First Century. Analecta Romana Instituti Danici 2017 (42), 47–63. 25 H. Hunger, Die hochsprachliche profane Literatur der Byzantiner. 2 vols. Handbuch der Altertumswissenschaft, XII.5.1–2. Munich 1978. This structure was imposed in the late 1930s by Franz Dölger as he planned the volumes that would substitute Krumbacher’s GBL in the Handbuch der Klassischen Altertumswissenschaft; see Agapitos, Franz Dölger (as footnote 3 above), 775–776. 26 A. P. Kazhdan, A History of Byzantine Literature, 650–850. In collaboration with L. F. Sherry and C. Angelidi. National Hellenic Research Foundation. Institute for Byzantine Research: Research Series, 2. Athens 1999; id., A History of Byzantine Literature, 850–1000. Edited by C. Angelidi. National Hellenic Research Foundation. Institute for Byzantine Research: Research Series, 6. Athens 2006. 27 S. Papaioannou, Michael Psellos: Rhetoric and Authorship in Byzantium. Cambridge 2013 (substantially revised and updated Greek version: Μιχαὴλ Ψελλός. Ἡ ῥητορικὴ καὶ ὁ λογοτέχνης στὸ Βυζάντιο. Herakleion 2021); id., Authors (with an Excursus on Symeon Metaphrastes), in id., Oxford Handbook of Byzantine Literature (as footnote 23 above), 483–524; A. Pizzone (ed.), The Author in Middle Byzantine Literature: Modes, Functions and Identities. Byzantinisches Archiv, 28. Munich 2014. 28 On anonymity and the difficulty in finding the ‘author’ see Agapitos, Contesting Conceptual Boundaries (as footnote 1 above), 79–84.
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monastic libraries must be taken into serious consideration, because it is this material aspect of texts that shapes much of medieval textuality, as has been pointed out very recently by Lars Mortensen.29 The Byzantines perceived what we conventionally call literary production as a very broad textual category that was defined by its practitioners and recipients as logoi (“discourses”), not just logos (“word, speech, reason”). The word logoi suggests that texts reflect some form of performative textuality, and that they are composed through a recognizable discursive technique that must be comprehensible to practitioners and recipients alike.30 Therefore, school education is very important for understanding literary production in the Middle Ages. What happened in the schools quite often defined what happened in textual production for a certain period.31 In understanding this, we will recognize that a mathematical, astronomical, philosophical, or medical treatise and a historiographical work belong to this broad category of logoi just as much as a collection of poems and letters does. Once this broad perspective is adopted, there is no need to follow the taxonomies of the Krumbacher paradigm. Medievalists studying Old French, Norse, Middle High German and, of course, Medieval Latin have begun to liberate themselves from such taxonomies and are seeing very interesting connections not only between the North and the South, and the East and the West, but also between the “secular” and the “religious,” and the vernaculars and Latin.32 Byzantinists need to take up a similar approach. We would then be able to compare Western types of writing to Byzantine types, a comparison in which we should also include Hebrew and Arabic since they were written all over the Medieval Mediterranean. Comparisons between the various textual spaces of the Eurasian world will be conducted far more easily and creatively if the old paradigm is abandoned and a new periodization schema created. On the one hand, this process should begin by sidestepping the teleology of the significant event, that is, the notion that things move from something significant that begins purposefully until they reach something significant that ends: for example, from the “beginning” of Constantinople on 11 May 330 at its inauguration until the “end” of that city on 29 May 1453 at its fall, thus framing in a supposedly meaningful manner the life of the Byzantine empire. On the other hand, we should avoid the essentialist periodization labels that create a sense of growth and decline, for example, Founda-
29 L. B. Mortensen, European Literature and Book History in the Middle Ages, c. 600–c. 1450, in Oxford Research Encyclopedias: Literature. Oxford 2018 (to be accessed through the author’s academia.edu site). 30 Agapitos, The Insignificance of 1204 and 1453 (as footnote 1 above), 29–31. 31 Agapitos, New Genres (as footnote 2 above), 5–23. 32 P. A. Agapitos / L. B. Mortensen (eds.), Medieval Narratives Between History and Fiction: From the Center to the Periphery of Europe (c. 1100–1400). Copenhagen 2012; D. Wallace (ed.), Europe: A Literary History, 1348–1418. 2 vols. Oxford 2016; Chinka / Young (eds.), Literary Beginnings (as footnote 1 above).
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tional Phase, Dark Ages, Renaissance, Pinnacle, Exile, Cultural Reorientation. What does “cultural reorientation” or “pinnacle” mean and for whom? Has Byzantium indeed experienced three “Renaissances,” one Macedonian, one Komnenian and one Palaiologan or was it a culture in a state of “eternal Antiquity”?33 In the choice of such labels I see the need of Byzantinists to hide a certain insecurity towards their own “ugly” object of study. This is a further attitude that needs to be changed by addressing this Byzantinist academic trauma, finding its roots, and stepping out of it.34 Here, then, is a new model for the periodization of Byzantine literature: I. Layered Changes (c. 300–450): From Eusebios of Caesarea to Nonnos of Panopolis II. Multivocality and Univocality (c. 450–750): From Proklos to John of Damascus III. At the Imperial City (c. 750–1050): From the Horos of Hieria to Christopher Mitylenaios IV. Regional Worlds (c. 1050–1350): From Michael Psellos to the Achilleid V. Shifting Layers (c. 1350–1500): From John Kantakouzenos to the Apokopos of Bergadis The schema reflects a hypothetical book that has five parts and not a chronological sequence of strictly defined periods. These parts are marked by abstract dates coinciding with the beginning or the middle of a century rather than by any concrete historical events. I try to avoid the term “period” because it has a strong historicist and often aestheticist character that has profoundly influenced the study of literature, art, and music by creating essentialist labels like Gothic, Mannerism, Baroque, Classicism, or Romanticism. The headings do not evaluate from an aesthetic point of view what is included in each part; they instead choose one characteristic that I view as important
33 P. Schreiner, Ewige Antike oder immerwährende Renaissance? Formen von Verständnis und Akzeptanz der Antike in Byzanz, in L. Grenzmann / K. Grubmüller / F. Rädle / M. Staehelin (eds.), Die Präsenz der Antike im Übergang vom Mittelalter zur frühen Neuzeit. Göttingen 2004, 389–412. 34 For some pertinent thoughts on these matters over a fruitful period of 30 years in Byzantine literary studies see M. E. Mullett, Dancing with Deconstructionists in the Gardens of the Muses: New Literary History vs.? BMGS 14 (1990), 258–275; ead., New Literary History and the History of Byzantine Literature: A Worthwhile Endeavour?, in Odorico / Agapitos (eds.), Pour une «nouvelle» histoire (as footnote 4 above), 37–60; ead., Thoughts on the Recent Past and the Future of Byzantine Literary Studies, in Papaioannou (ed.), Oxford Handbook of Byzantine Literature (as footnote 23 above), 725–742.
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for each. The headings have subtitles that indicate authors or texts as “moments in time” to show that literary production is shaped by texts on a macrostructural level. Despite much postmodern and postcolonial critique heaped upon the cultural activities of the nineteenth century, it is to the artists of this era that we owe the complex concept of three-dimensional narrative organization with its polyfocal, polyvocal, and multilayered components, the very artists whose creations inspired liberal and modernist intellectuals like Karl Krumbacher to formulate their vision of a “brave new world” in their area of specialization. Along the same lines, I see the proposed schema as a large-scale architectural structure reminiscent of 19th-century novels like Dumas’ The Count of Monte-Cristo (1844), Stendhal’s The Charterhouse of Parma (1839), and Tolstoy’s War and Peace (1867), or of late 19th-century symphonies such as Tchaikovsky’s Sixth (1893), Bruckner’s Seventh (1883), and Mahler’s Fifth (1902). These literary and musical works are organized in large parts wherein several different actions are taking place; these parts are related to each other in ways that are not immediately apparent, nor do they necessarily establish direct lines of teleological development. In other words, this periodization schema of the history of Byzantine literature does not promote a solid and linear diachronicity, but rather a fluid and spiral synchronicity in temporal motion. The external frame is set by the years AD 300 and 1500. On the one hand, 300 is an indicative starting point that marks the generation of those intellectuals who began writing within the context of the Great Persecution under emperors Diocletian and Galerius, ending with the acceptance of Christianity as a religion by the so-called Edict of Milan in 313. In a previous paper, I singled out two authors whose works are crucial for this boundary, namely, Eusebios of Caesarea and Firmianus Lactantius, the one writing in Greek, the other in Latin.35 On the other hand, 1500 is an indicative ending point as it marks the time when printed books started gradually taking over from manuscripts in the market. Printing substantially changed the way in which texts were understood and how they were fixed. In the case of Greek, printing also promoted vernacular literature as a marketable pool of texts, and this affected to a certain extent what kind of texts would still be copied in manuscripts, at least for the native speakers of Greek. Between these two “signposts” entry into and exit from the space of Byzantine literature, I have chosen four dates that arguably reflect phases of change in the sense that not only various texts were performing in different ways but that they often expressed this difference, sometimes in the form of critique to what had come before. We see this happening in the years around 450 in prose and poetry—a distancing from what came before and the espousal of something different that makes a decisive appearance. The next fluid boundary can be placed around 750, a time when a new type of writing and a new type of book production appeared during Iconoclasm.
35 Agapitos, Late Antique or Early Byzantine? (as footnote 1 above), 12–24.
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These innovations were initially introduced by the Iconoclasts and not the Iconophiles, as our current model of intellectual history maintains, where the Iconoclasts hated literature and education, the empire was in a ruinous state, and everything was restored by Orthodoxy after 843. It was at that moment, in sudden reaction to the Abbasid “cultural Renaissance,”36 that the Iconophiles supposedly rediscovered Ancient Greek literature37 and Byzantium moved happily into its own “Macedonian Renaissance” in the second half of the ninth century.38 A further phase of change occurs in the years around 1050. By the middle of the eleventh century major changes in the education system gradually bring into perspective Michael Psellos and his contribution to the way educated people perceived writing. Despite our sense that Psellos staged himself continuously in many of his works, it was, in my opinion, his pupils, some of whom were important scholars and writers, who constructed their teacher’s public image, because they gathered many of Psellos’ works into various collections and taught these works in school for rhetorical, poetical, philosophical, and scientific purposes. Finally, we may place a last fluid boundary around the middle of the fourteenth century. It is a time when we find many different approaches to writing, but also a time when the Byzantine system of education begins to collapse. What do I mean by “system” and “collapse”? We should not imagine that there was a functioning school and university system that broke down because no such thing existed in Byzantium. However, we do observe that the network of teachers and of book production began to loosen visibly as the state became increasingly poorer. Other players, such as the Church and the monastic (specifically Hesychast) movement, begin to fill the vacuum
36 This hypothesis was proposed by Paul Speck 40 years ago; for a convenient summary see P. Speck, Byzantium: Cultural Suicide?, in L. Brubaker (ed.), Byzantium in the Ninth Century: Dead or Alive? Papers from the Thirtieth Spring Symposium of Byzantine Studies (Birmingham, March 1996). Society for the Promotion of Byzantine Studies. Publications, 5. Aldershot 1998, 73–84. 37 The standard treatment of the Abbasid Greek translation movement by D. Gutas (Greek Thought, Arabic Culture: The Graeco-Arabic Translation Movement in Baghdad and Early ‘Abbāsid Society [2nd–4th/8th–10th c.]. London 1998) has been now criticized by M. Mavroudi (Translations from Greek into Latin and Arabic during the Middle Ages: Searching for the Classical Tradition. Speculum 90 [2015], 28–59; ead., The Modern Historiography of Byzantine and Islamic Philosophy: A Comparison. Al-Masāq: Journal of the Medieval Mediterranean 33 [2021], 282–299), while a similarly critical study by F. Acerbi / M. Trizio (Uprooting Byzantium: Ninth-Century Byzantine Books and the GraecoArabic Translation Movement) is in preparation. I would like to thank Michele Trizio for allowing me to read a first version of this study. 38 For some critical reevaluations of the “Macedonian Renaissance” as a concept see P. Odorico, Prolégomènes à la littérature byzantine du IXe et du Xe siècle, in D. Sakel (ed.), Byzantine Culture. Ankara 2014, 93–108; P. Magdalino, From “Encyclopedism” to “Humanism”: The Turning Point of Basil II and the Millennium, in M. D. Lauxtermann / M. Whittow (eds.), Byzantium in the Eleventh Century: Being in Between. London – New York 2017, 2–18; id., Humanisme et mécénat impérial aux IXe–Xe siècles. TM 21/2 (2017), 3–21; J.-M. Spieser, La « renaissance macédonienne »: De son invention à sa mise en cause. TM 21/2 (2017), 43–52.
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of political, financial, and cultural power by creating new structures, while lands standing directly under the state’s control are conquered by other powers. As a result, by the second half of the fourteenth century we find small, “peripheral” centers where cultural activities were taking place, but these centers were not necessarily connected to each other anymore. Let me then present the deeper structure of this periodization schema: I. Layered Changes (c. 300–450): From Eusebios of Caesarea to Nonnos of Panopolis 1. The formation of a literary system (c. 300–340) 2. Different languages and philosophies, different literatures? (c. 340–410) 3. The diverse shapes of poetry and prose (c. 410–450) II. Multivocality and Univocality (c. 450–750): From Proklos to John of Damascus 1. A vociferous multivocality (c. 450–550) 2. Experiments in stabilization (c. 550–630) 3. A new univocality (c. 630–750) III. At the Imperial City (c. 750–1050): From the Horos of Hieria to Christopher Mitylenaios 1. Book production and its political consequences (c. 750–820) 2. The past as present? (c. 820–890) 3. Discourses for State and Church (c. 890–970) 4. Urban culture and its delights (c. 970–1050) IV. Regional Worlds (c. 1050–1350): From Michael Psellos to the Achilleid 1. Literary modernism (c. 1050–1160) 2. Ideological restrictions and artistic expansions (c. 1160–1240) 3. The excessive style (c. 1240–1350) V. Shifting Layers (c. 1350–1500): From John Kantakouzenos to the Apokopos of Bergadis 1. An uneasy polyphony (c. 1350–1440) 2. In search of new education systems (c. 1440–1500) Each part varies in length including two to four chapters. The number of chapters is related to the way the texts included are organized, and not to the quantity of the surviving material. Within each chapter there should be smaller sections to allow for the narrative to unfold in its synchronicity both thematically and comparatively. Each chapter will present a broad selection from all types of textual production, cancel-
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ling the four boundaries of the Krumbacher paradigm. For example, chapter I.2 will include discussions of Gregory of Nazianzus, emperor Julian, Ammianus Marcellinus, Himerios, Eunapios, Athanasios of Alexandria, Libanios, John Chrysostom, Ephraem the Syrian, and Palladios, while chapter V.1 will present among others Manuel II Palaiologos, Demetrios Kydones, The Tale of Belisar, Symeon of Thessalonike, John Chortasmenos, Stephanos Sachlikes, Makarios Makres, Theodoros Potamios, Mazaris and the Book of Birds. This is not the place to expound in detail on the contents of this periodization, but I would like to touch upon a few points that show the difference of this model to the older paradigm and previous schemata. For example, the first chapter expounds the formation of a literary system, arguing how Byzantine literature “began.” It will discuss the way Eusebios and Lactantius developed a relatively coherent model about how to view the terrestrial and the celestial world through texts. This textual view of the world is very important because it is manifestly related to the visual arts, for example, architecture, mosaic, and manuscript illumination and layout. This “Byzantine literary system” takes shape over the next 150 years to the point when we are confronted with texts that no longer look like what was taught, mutatis mutandis, in a conventional school curriculum between the second and the sixth century. A prime example of this change is Nonnos of Panopolis. As a creator of epic poems, Nonnos was once viewed as the final and decadent stage of the epic genre in Greek.39 However, if one steps out of this aestheticist point of view, one may discern a poet who displays an immense power of artistic excess, presenting, in my opinion, something completely new.40 It is not a coincidence that his two strange, difficult, and long works (the Hymn to Dionysus in 48 books combining the length of the Iliad and the Odyssey, and the Paraphrasis of the John Gospel in 21 books) did, in fact, survive. Nonnos was one of the chief models for understanding the function of a written, “accentuating” hexameter in Byzantine times, rather than Homer and his oral, “quantitative” heroic verse. Homer, of course, was always admired and much quoted, but to learn how to write hexameters the Byzantines turned to Gregory of Nazianzus and Nonnos. This example helps me to clarify what I mean when proposing the use of a literary instead of a historical model. Events in political history or major historical figures are not the appropriate markers to set fluid boundaries. The important issue is to understand which were the texts that created breaks within extended moments in the passage of time. If we look at the historical context of the fifth century, we discover that in
39 For the change in Nonnian studies over the past 40 years see D. Accorinti (ed.), Brill’s Companion to Nonnus of Panopolis. Leiden – Boston 2016. 40 Scholars have thought that the Dionysiaca are unfinished because of various inconsistencies found therein as had been argued almost hundred years ago. It would be worthwhile to reexamine these “inconsistencies” as they might prove to be part of a particular aesthetic proposal rather than the result of an absence of editorial revision.
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451 the Fourth Ecumenical Council (or Council of Chalcedon) took place, bringing to a forced conclusion a theological clash that had lasted for twenty years since the Third Ecumenical Council at Ephesus in 431. Chalcedon defined Orthodoxy in a very particular way and created a strict alterity to all other Eastern Christian communities, who formally became Nestorian, Miaphysite, and many other things within this intense theological but also political controversy. The voluminous acts of Chalcedon are a complex and fascinating textual collection41 that remains to be studied as a literary product because it has been classified as an ecclesiastical document. Even a brief comparison between the acts of Chalcedon and Ephesus42 shows a great difference in the approach to writing and organizing the material from the latter to the former collection. Now, the Christian Nonnos composed his two epics in Egypt during the twenty years of this immense theological clash, and his poetry is radically different from anything surviving from the first half of the fifth century, for example, the Homeric centos attributed to Empress Eudokia.43 Reading, then, the “grand” acts of Chalcedon alongside Nonnos’ equally “grand” poems offers us a clear impression of what the Byzantine literary system in the fifth century was, and why there is a break taking place in the years between roughly 440 and 460. The second part of the periodization schema cancels the so-called Dark Ages (650–850) as it covers three centuries from 450 to 750. I am not suggesting by this choice that the empire and its society did not undergo a major crisis during the seventh and first half of the eighth century. However, I want to emphasize that this crisis did not stop textual production. It is necessary to step out of the construct of Iconoclasts, Muslims, and Jews creating havoc in the Roman Empire, forcing scholars to end Antiquity around 650. On the contrary, the new literary model allows us to include much of what was happening in the Middle East by reading Hebrew, Syriac, Coptic, and Arabic literature in connection with and comparison to Greek textual production, a strategy far more interesting and useful than the by-now conventional division between (Late) Antiquity and Byzantium. After all, the father of John of Damascus was an official of the Umayyad Caliphate in Damascus. John spoke Arabic and is insultingly characterized as “Saracen-minded” in the one and only original piece of Iconoclast literature that survives, namely the horos or “definition of faith” of
41 E. Schwartz (ed.), Concilium universale Chalcedonense. ACO, II.I.1–3. Berlin – Leipzig 1933–35; trans. R. Price / M. Gaddis, The Acts of the Council of Chalcedon. Translated with Introduction and Notes. Translated Texts for Historians, 45. Liverpool 2005. 42 E. Schwartz (ed.), Concilium universale Ephesenum. ACO, I.I.4–8. Berlin – Leipzig 1928–30; trans. R. Price / T. Graumann, The Council of Ephesus of 431: Documents and Proceedings. Translated with Introduction and Notes. Translated Texts for Historians, 72. Liverpool 2020. 43 R. Schembra (ed.), Homerocentones. CCSG, 62. Turnhout 2007 and Idem, La prima redazione dei centoni omerici: Traduzione e commento. Hellenica: Testi e strumenti di letteratura greca antica, medievale e umanistica, 21. Alessandria 2006.
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the Council of Hieria in 754.44 As pointed out already, 750 (approximately when John died and Hieria took place) is a good date to place a break and move to the next part of Byzantine literature. The empire has shrunk but begins to expand again, though during this process it remained a state governed by a central city where most activities took place. There are obviously other places where things happen, but as far as literature is concerned Constantinople is the center of almost all textual production. The third part (c. 750–1050) in its turn cancels the Macedonian Renaissance because it is the Iconoclasts at Hieria who bring to the fore the need to go back to the old books and redefine Orthodoxy. By doing this they created the need to copy these books not only within the empire but also among the Christians living under Muslim rule. In this sense, the Iconoclasts intensified a process of change in book production, namely, the introduction of the minuscule script in the second half of the 8th century. In fact, it was education during the Iconoclast reform of the empire that allowed the government and its magistrates to stage the Seventh Ecumenical Council at Nicaea in 787. Nicaea II could not have taken place without the education cultivated under Constantine V and Leo IV, because most of the secretaries and officials in 787 were people educated under iconoclast governments. We tend to forget that there was a fully operating bureaucratic system, where families of officials served the state irrespective of Iconoclasm or Iconolatry as the religious policy of the ruling elite.45 This is very important because we have placed too much emphasis on Iconoclasm as a crisis instead of looking at how the state was functioning. Thankfully, several scholars have over the past twenty years given us the material to do so, and we can look at Iconoclasm in a very different way.46 During this broad span of 300 years the state
44 E. Lamberz (ed.), Concilium universale Nicaenum secundum. ACO series II, III.1–3. Berlin – Boston 2008–16, 3:782.27; trans. R. Price, The Acts of the Second Council of Nicaea (787). Translated with an Introduction and Notes. Translated Texts for Historians, 68. Liverpool 2018 2:539–540. 45 W. Brandes, Clanstrukturen im Nahen Osten, 7.–11. Jahrhundert, in R. Pfeilschifter (ed.), SelfGovernance in Antiquity: Local Groups, the City and the State. Millennium Studies. Berlin – Boston, forthcoming. 46 For the historical, financial and administrative aspects see L. Brubaker / J. Haldon, Byzantium in the Iconoclast Era (ca. 680–850). The Sources: An Annotated Survey. Birmingham Byzantine and Ottoman Monographs, 7. Aldershot 2001; W. Brandes, Finanzverwaltung in Krisenzeiten: Untersuchungen zur byzantinischen Administration im 6.–9. Jahrhundert. Frankfurt a.M. 2002; L. Brubaker / J. Haldon, Byzantium in the Iconoclast Era (ca. 680–850): A History, Cambridge 2011; J. Haldon, The Empire That Would Not Die: The Paradox of Eastern Roman Survival, 640–740, Cambridge, MA 2016; for books and libraries see E. Lamberz, Handschriften und Bibliotheken im Spiegel der Akten des VII. Ökumenischen Konzils (787), in G. Prato (ed.), I manoscritti greci tra riflessione e dibattito. Atti del V colloquio internazionale di paleografia greca (Cremona, 4–10 ottobre 1998). Papyrologica Florentina, 31. Florence 2000, 1:47–63; for literature see briefly D. R. Reinsch, Literarische Bildung in Konstantinopel im 7. und 8. Jahrhundert: Das Zeugnis der Homiletik, ibid., 1:29–46 and E. Chrysos, Illuminating darkness by candlelight: Literature in the Dark Ages, in P. Odorico / P. A. Agapitos (eds.), Pour une «nouvelle» histoire (as footnote 4 above), 13–24. The recent study by Ó. Prieto Domínguez, Literary Circles in Byzantine Iconoclasm: Patrons, Politics and Saints. Cambridge 2021 focuses on
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developed from an intense military machine into a civic system growing stronger and larger in its bureaucratic administrative apparatus; wealth accumulated, while public patronage and “state sponsored” education were established. From the late tenth to the middle of the eleventh century we may, thus, observe the formation of what has recently been called the urban culture of Byzantium.47 This is a part of Byzantine literature that should be viewed as a single unit rather than being firmly divided into the later part of the Dark Ages and the Macedonian Renaissance. It is also a unit in whose third section (970–1050) we find aspects of change in literary writing (for example, Symeon Metaphrastes, John Sikeliotes, Symeon the New Theologian, and Christopher Mitylenaios) that will become fully visible in the second half of the eleventh century. Then come the last two parts of the periodization schema; they encompass the 450 years until the very end of the fifteenth century, more than four centuries of extensive interaction of Byzantine literature with other major literatures of the Eurasian environment.48 More specifically, the fourth part covers the years 1050–1350. The state has stabilized itself by the middle of the eleventh century after a substantial expansion; however, many things begin to happen in the second half of this century on a political, military, and economic level, and we will notice the gradual formation of various regional environments. Smaller spatial units are shaped at a distance from the all-engulfing capital, for example, Thessaloniki, Mount Athos, the Monastery of St John on Patmos, various islands in the Aegean, various semi-independent situations on the western coast of Asia Minor, and in the Peloponnese. New centers of literary production make their appearance, often resisting the centralizing state, its administrative functions, and economic burdens (Cyprus and Crete are such examples). All this begins to give to the lands of the former ecumenical empire a different and diverse character. This uneasy distinction between regional, transregional, and imperial leads to what I believe are the literary achievements of these 300 years. The readers will have noticed that the fall of Constantinople to the Latins in 1204 has been cancelled as a boundary of literary history. I view 1050–1350 as a large unit where for the first time in Byzantine literature an explicitly pronounced and openly practiced experimentation with texts and language created a “movement” that was mostly formed by professional writers and not only by state and church officials who also wrote texts. It is the same age that Mortensen in his periodization schema of Western Medieval literature called the eras of “Experiment, 1050–1300” and of “Cri-
post-800 texts and their milieus of production. 47 F. Bernard, Writing and Reading Byzantine Secular Poetry, 1025–1081. Oxford 2014, 175–192. 48 The Mediterranean as “a sea of languages” has attracted substantial attention (see, for example, S. Kinoshita, Beyond Philology: Cross-Cultural Engagement in Literary History and Beyond, in S. Akbari / K. Mallette [eds.], A Sea of Languages: Rethinking the Arabic Role in Medieval Literary History. Toronto 2013, 25–42 and K. Mallette, Boustrophedon: Towards a Literary Theory of the Mediterranean, ibid., 253–266), yet Greek also connected to the Slavic, Persian, and Turkic worlds, which have not been viewed as part of the Medieval Mediterranean.
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tique, 1300–1450.”49 In Byzantium, beginning with Psellos and reaching up to the middle of the fourteenth century, we find authors producing texts of an immense thematic variety but also of an extreme linguistic difficulty and stylistic density. It is an important era of intellectual debate and negotiation, because when one writes professionally and experiments with novelty,50 one also begins to evaluate and criticize predecessors and peers.51 These authors delved into astronomy, mathematics, medicine, philosophy, theology, politics, and even their own lives in their various works. We could describe this movement of experimentalism as a sort of “modernism;” it is an implicitly or explicitly subversive approach to revered models, authoritative texts, and established practices,52 an approach also reflected in the visual arts of these 300 years.53
49 Mortensen, European Literature and Book History (as footnote 29 above). 50 See, for example, Psellos’ “coiled-snake” narrative (P. A. Agapitos, Narrative, Rhetoric and “Drama” Rediscovered: Scholars and Poets in Byzantium Interpret Heliodorus, in R. Hunter [ed.], Studies in Heliodorus. Cambridge Philological Society. Supplementary Volumes, 21. Cambridge 1998, 125– 156, at 133–135), Prodromos “muse-inspired creation” (Agapitos, New Genres [as footnote 2 above], 7–8), Eustathios’ “novel mixture” (P. A. Agapitos, Mischung der Gattungen und Überschreitung der Gesetze: Die Grabrede des Eustathios von Thessalonike auf Nikolaos Hagiotheodorites. JÖB 48 [1998] 119–146, at 127–130) or the poetics of the “awe-inspiring mystery” in the Tale of Livistros and Rodamne (P. A. Agapitos, Genre, Structure and Poetics in the Byzantine Vernacular Romances of Love. Symbolae Osloenses 79 [2004] 7–54, at 38–42). 51 For example, Psellos criticizing the style of emperor Leo’s speeches and of John Geometres’ poetry (Agapitos, The Insignificance of 1204 and 1453 [as footnote 1 above], 25 and n. 117; S. Papaioannou, Ioannes Sikeliotes (and Ioannes Geometres) Re-visited with an Appendix: Edition of Sikeliotes’ Scholia on Aelius Aristides. TM 23/1 [2019] 659–692, at 677–681 on Geometres and Sikeliotes), Prodromos criticizing Gregory Pardos for his all too basic commentary on the hymns of John of Damascus and Kosmas of Jerusalem (A. Giannouli, Die beiden byzantinischen Kommentare zum Großen Kanon des Andreas von Kreta: Eine quellenkritische und literarhistorische Studie. WBS, 26, Vienna 2007, 17–19), Eustathios discreetly criticizing John Tzetzes (D. Holwerda, De Tzetza in Eustathii reprehensiones incurrenti. Mnemosyne 13 [1960] 323–326), Constantine Akropolites virulently attacking the Timarion (R. Romano [ed.], Constantino Acropolita: Epistole. Saggio introdutivo, testo critico, indici. Naples 1991, 180–183; trans. B. Baldwin, Timarion. Translated with an Introduction and Commentary. Detroit 1984, 24–26). 52 See P. A. Agapitos, The Politics and Practices of Commentary in Komnenian Byzantium, in B. van den Berg / D. Manolova / P. Marciniak (eds.), Preserving, Commenting, Adapting: Commentaries on Ancient Texts in Byzantium. Cambridge, forthcoming and id., “The Force of Discourses”: Literary Production in the Komnenian Era, in B. van den Berg / N. Zagklas (eds.), Byzantine Poetry in the Long Twelfth Century. Cambridge, forthcoming (on the long 12th century) in combination with id., Literature and Education in Nicaea: An Interpretive Introduction. Medioevo Greco 21 (2021), 1–37 (on literature in the 13th century). 53 This topic has not been studied in any kind of systematic manner, especially not in a theoretically informed comparative manner between literature and the visual arts. For some thoughts see N. Zarras, The Passion Cycle in Staro Nagoričino. JÖB 60 (2010), 181–213, at 200-205 and id., A Gem of Artistic ekphrasis: Nicholas Mesarites’ Description of the Mosaics in the Church of the Holy Apostles at Constantinople, in A. Simpson (ed.), Byzantium, 1180–1204: “The Sad Quarter of a Century”? National
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This “modernist” trend begins to retreat around the middle of the fourteenth century. I therefore place a structural break at 1350, because the state is no longer capable of upholding what it used to, namely, being the chief patron of the arts. When I say the “state,” I am not suggesting the presence of a dictatorial regime aiming to control all of society in one specific way. I mean it in the sense that those who were involved in the operations of the state (the imperial family and the aristocracy framing the imperial court) had the opportunity and the means to uphold patronage for their own purposes rather than for the support of the state as a system. This broader patronage network collapses. And it is not a coincidence that in the second half of the fourteenth century the holders of wealth were either individual aristocrats who developed into “merchants”54 (and they were the ones that partially supported the production of vernacular literature outside Constantinople), or the grand monasteries pursuing multiple financial activities,55 whose abbots and monks actively engaged in philosophy, theology, and even politics. In this sense, we begin to see clear distinctions between different types of textual production, with the result that one group will no longer read the texts of another group in the same way as in the twelfth and thirteenth century. By the middle of the fifteenth century the Greek-speaking world is in search of a different education system, while people started thinking seriously about what the colloquial language was. They began looking for grammars to learn this language, abandoning the use of archaizing texts, especially outside the ecclesiastical and monastic context. Modern Greek literature, which had established its presence in the second half of the fourteenth century in clear distinction from its medieval context,56 profited immensely from the Venetian printing activity in the first half of the sixteenth century, since a very different reading public than 200 hundred years
Hellenic Research Foundation. Institute of Historical research: Section of Byzantine Research, International Symposium, 22. Athens 2015, 261–282. 54 See the pioneering studies by A. Laiou, The Byzantine Aristocracy in the Palaeologan Period: A Story of Arrested Development. Viator 4 (1973), 131–151; ead., The Byzantine Economy in the Mediterranean Trade System: Thirteenth–Fifteenth Centuries. DOP 34–35 (1980–1981), 177–222; ead., The Greek Merchant of the Palaeologan Period: A Collective Portrait. The Proceedings of the Academy of Athens (1982), 96–132 (conveniently reprinted in ead., Gender, Society and Economic Life in Byzantium: Collected Studies. London 1992, nos. VI, VII, VIII); but also T. Kiousopoulou, Emperor or Manager? Power and Political Ideology in Byzantium Before 1453. Translated with a Preface by P. Magdalino. Geneva 2011 (originally published in Greek, Athens 2007) on the emperor and state finances; and K. Smyrlis, Byzantium, in H. Kitsikopoulos (ed.), Agrarian Change and Crisis in Europe, 1200–1500. Routledge Research in Medieval Studies, 1. Oxford – New York 2012, 128–166 on monastic entrepreneurship. 55 K. Smyrlis, La fortune des grands monastères byzantins (fin du Xe – milieu du XIVe siècle). Centre de Recherche d’Histoire et Civilisation de Byzance, 21. Paris 2006. 56 One can point to Stephanos Sachlikes and his “rogue” poetry, Florios and Platziaflora, and the Oxford redaction of the Achilleid.
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previously now acquired books for entertainment and edification.57 It is around 1500, then, that Byzantine textual production fully stepped into the shadows of a remote past, and that a history of Byzantine literature could bring its narrative to a convincing closure. Obviously, the periodization schema presented here gives the impression of a very ordered structure, contrary to reality where disorder and coincidence partially govern our lives, our world, and the history of humanity. The proposed schema does not wish to solve all issues, smoothen out discrepancies, or eradicate contradictions to create a grand “master narrative” that will represent a supposedly complete picture of Byzantine literature and explain it coherently. In other words, we cannot ignore our postmodern condition, but we can dispose of the oppositional pairs and the notional boundaries of the Krumbacher paradigm, instead opting for more open spatiotemporal structures that will allow the narrative to unfold while absorbing many stories about the largest possible variety of texts. At the same time, we should avoid viewing Byzantine literature as a sequel to Antiquity or a prequel to Modern Hellenism.58 We should also avoid any notion of nationalizing “Medieval Greek” literature, forcing it to become the textual production of a “Greek” or “Eastern Roman” nation in medieval times.59 Instead, we could promote an integration of this literary production into a broader Medieval Eurasian literary system and approach it as a dynamic, three-dimensional historical phenomenon and not as a two-dimensional static entity that either aligns itself with or deviates from the models of ancient and/or medieval textual productions. Within the bluish darkness of the night with a crescent moon shining not far above, many anthropomorphic figures would be found together, standing in strong interaction with and interconnectedness to each other, often friendly
57 See, for example, the Apokopos of Bergadis (1509), Glykos’ Mourning on Death (1524), Teseid (1529), the rhymed version of Imperios and Margarona (1543). 58 Agapitos, Greek (as footnote 1 above) and id., Dangerous Literary Liaisons (as footnote 3 above). 59 The former succinctly proposed by Krumbacher, Geschichte der byzantinischen Litteratur (as footnote 9), 13 (= id., Geschichte der byzantinischen Litteratur, Zweite Auflage [as footnote 10], 20). The latter has been most fervently promoted by A. Kaldellis, Hellenism in Byzantium: The Transformations of Greek Identity and the Reception of the Classical Tradition. Cambridge 2007 and id., Romanland: Ethnicity and Empire in Byzantium. Cambridge, MA 2019; for some documented critique see Y. Stouraitis, Roman Identity in Byzantium: A Critical Approach. BZ 107 (2014), 175–220, id., Reinventing Roman Ethnicity in High and Late Medieval Byzantium. Medieval Worlds 5 (2017), 70–94 and id., Is Byzantinism an Orientalism? (as footnote 8 above), along with the unconvincing response by A. Kaldellis, The Social Scope of Roman Identity in Byzantium: An Evidence-Based Approach. Byzantina Symmeikta 27 (2017), 173–210. Both scholars, however, propose to substitute the term “Byzantine” with “East Roman,” a term that was never used by the Byzantines. For a discussion of this substitution, wherein “Byzantium” is to be dropped, see G. Demacopoulos (organizer), Is it Time to Decolonize the Terms “Byzantine” and “Byzantium”? Webinar held on 4 October 2021 at The Orthodox Christian Studies Center of Fordham University, https://www.youtube.com/watch?v=oMIwE3DoU3U, accessed June 17, 2022.
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though strangely surprising in their appearance. And I would like to imagine that Byzantine literature in its Otherness is not so unfamiliar or indifferent that it can be put aside without some consequence for the history and culture of the era we conventionally call the Middle Ages.60
60 The essay was originally presented as a talk at the Seeger Center of Hellenic Studies (Princeton University) and the Centre of Medieval Literature (University of Southern Denmark) in December 2019 and April 2021 respectively. I am grateful to my hosts Emmanuel Bourbouhakis and Aglae Pizzone, as well as to the members of both audiences for their incisive comments, especially Claire Apostoli, Panagiotis Theodoropoulos, Andras Kraft, and Dimitri Goutas in Princeton; Divna Manolova, and Lars Boje Mortensen in Odense. My thanks also extend to Polymnia Katsoni, Wolfram Brandes and Nektarios Zarras for bibliographic help and friendly discussions. The visual metaphors used at the beginning and the end of the essay are inspired by Juan Miró’s Carnaval d’Arlequin (1924/25) and Constellation Phila (1941).
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Michael Psellos on the Sizes of the Sun, the Moon, and the Earth: A Note on De omnifaria doctrina 127 (Westerink) 1 Introduction Recent work on the primary sources authored by or ascribed to Michael Psellos (1018– 81) has given us the chance to have access to his writings through editions and translations, as well as allowing for interpretations of his theological, philosophical, and rhetorical production.1 The polymathy of Psellos has attracted a good deal of scholarly attention, but an overall assessment of his intellectual relevance is still lacking. On the one hand, his practice of cultura della silloge and his innovative reading of non-Christian sources have often been recognized as an attempted improvement and perfection of Christian faith. On the other hand, Psellos’s interests in the sciences remain less explored.2 Among his several scholarly outputs, Michael Psellos’s De omnifaria doctrina (henceforth OD) is a doxographical work devoted to the Byzantine emperor Michael VII Doukas (1071–78). The philologist Leendert Westerink edited OD and recognized four recensions. Accordingly, he provided a critical text divided into sections according to the following groups of topics: theology (1–20), psychology (21–65), ethics (66–82), physics (82–107), physiology (108–119), astronomy (120–138), meteorology– cosmography (139–178), excerpts from Pseudo-Plutarch’s Placita Philosophorum and Quaestiones conviviales (179–193), and the soul (194–200).3 It is a collection of chapters on theology, philosophy, natural philosophy, and astronomy, written in plain Greek from previous doxographical collections of Plutarch, Olympiodorus, or Maximos the Confessor, or based on arguments drawn from many other sources.
1 Psellos’s bibliography is too vast to be summarized here. Among others, see C. Barber / D. Jenkins (eds.), Reading Michael Psellos. Leiden 2006; F. Lauritzen, L’ortodossia neoplatonica di Psello. RSBN 47 (2010), 285–291; A. Kaldellis / I. Polemis, Psellos and the Patriarchs, Letters and Funeral Orations for Keroullarios, Leichoudes, and Xiphilinos. Indiana 2015. For further bibliography, see: P. Moore, Iter Psellianum: A Detailed Listing of Manuscript Sources for All Works Attributed to Michael Psellos, Including a Comprehensive Bibliography. Toronto 2005; M. Jeffreys / M. D. Lauxtermann (eds.), The Letters of Psellos. Cultural Networks and Historical Realities. Oxford 2017; F. Lauritzen, Bibliography – Michael Psellos, 2000–2020, Theologia Orthodoxa 66/1 (2021), 249–268. 2 On Psellos’s scientific production and interests, see Moore, Iter (as footnote 1 above), 252–265. 3 L. G. Westerink (ed.), Michael Psellus, De omnifaria doctrina. Nijmegen 1948. https://doi.org/10.1515/9783111070315-002
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This paper focuses on OD, ch. 127 and is arranged as follows. Section 2 provides the Greek text of OD 127 along with translations and a brief commentary. Sections 3 and 4 elaborate on the questions raised by the analysis of OD 127.
2 OD 127. Text, Translation, and Commentary Περὶ μεγέθους ἡλίου καὶ σελήνης καὶ γῆς.4 Ὁ ἥλιος πρὸς τὴν γῆν κατὰ τὸν ἀστρονομικώτατον Ἀρίσταρχον μείζονα λόγον ἔχει ἢ ὃν τὰ ͵ςωνθʹ πρὸς κζʹ. ἡ δὲ διάμετρος αὐτοῦ πρὸς τὴν τῆς γῆς διάμετρον μείζονα λόγον ἔχει ἢ ὃν τὰ ιθʹ πρὸς γʹ, ἐλάσσονα δὲ ἢ ὃν τὰ μγʹ πρὸς τὰ ςʹ. καὶ αὖθις ἡ τοῦ ἡλίου διάμετρος τῆς διαμέτρου τῆς σελήνης μείζων ἐστὶν ἢ ὀκτωκαιδεκαπλασίων, ἔλαττον δὲ ἣ εἰκοσαπλασίων. καὶ τὸ ἀπόστημα, ὃ ἀπέχει ὁ ἥλιος ἀπὸ τῆς γῆς, τοῦ ἀποστήματος, οὗ ἀπέχει ἡ σελήνη ἀπὸ τῆς γῆς, μεῖζον ἐστὶν ἣ ὀκτωκαιδεκαπλάσιον, ἔλασσον δὲ ἢ εἰκοσαπλάσιον. καὶ πάλιν ὁ ἥλιος πρὸς τὴν σελήνην μείζονα λόγον ἔχει ἢ ὃν τὰ ͵εωλβʹ πρὸς ἓν, ἐλάσσονα δὲ ἣ ὃν τὰ ͵η πρὸς αʹ.5 ταῦτα δὲ οὐχ᾿ ἁπλῶς οὕτως καὶ ἀναποδείκτως παρὰ τοῖς ἀστρολόγοις προτείνεται, ἀλλὰ μετὰ γεωμετρικῶν καὶ ἀναντιρρήτων ἀποδείξεων. περὶ ὧν οὐ καιρὸς νῦν λέγειν, ἀλλὰ σύ, θειότατε βασιλεῦ, τὰ προβλήματα ἀναποδείκτως τέως δεξάμενος τὰς ἀποδείξεις ὕστερον ἐπιζήτει μοι.
The Size of the Sun, the Moon, and the Earth According to the excellent astronomer Aristarchus, the Sun in relation to the Earth has a greater proportion than 6,859 to 27. Its diameter, compared to that of the Earth, has a greater proportion than 19 to 3 and less than 43 to 6. And, again, the diameter of the Sun, compared to that of the Moon, is more than 18 times and less than 20 times. The distance that separates the Sun from the Earth is more than 18 times and less than 20 times the distance that separates the Moon from the Earth. The Sun, compared to the Moon, has a proportion greater than 5,832 to l and less than 8,000 to 1. These calculations are not proposed by the astronomers in such a simple way, without a proof, but they are the result of indisputable geometric proofs. Now is not the time to discuss it, but you, divine emperor, after having learned these problems without the proofs, should ask me about them later.
Ch. 127 consists of sentences stemming from Aristarchus of Samos’s On the Sizes of the Earth and the Sun,6 a work which constitutes one of the oldest witnesses to a heliocentric theory of the universe. Although most ancient works provide a geocentric system, heliocentric theories were not unknown to the ancients. The beginnings of heliocentrism trace back to the Pythagoreans, a philosophical school that thrived in southern Italy in the fifth century BCE and whose legacy has been kept alive till recently.7 In
4 Westerink, De omnifaria (as footnote 3 above), 67–68. 5 αʹ] ηʹ Westerink. I emended on the base of Aristarchus, On the Size and Distances, proposition 10: ὁ ἥλιος πρὸς τὴν σελήνην μείζονα μὲν λόγον ἔχει ἢ ὃν τὰ ͵εωλβ πρὸς α, ἐλάσσονα δὲ ἢ ὃν τὰ ͵η πρὸς α. See T. L. Heath, Aristarchus of Samos: The Ancient Copernicus. Oxford 1913, 384. 6 Heath, Aristarchus (as footnote 5 above), 408. 7 Among others, L. Zhmud, Pythagoras as a Mathematician. Historia Mathematica 16 (1989), 249– 268; L. Zhmud, Wissenschaft, Philosophie und Religion im frühen Pythagoreismus. Berlin 1997.
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relation to astronomy, Pythagoras (ca. 520 BCE) is credited as having first identified the Morning Star and the Evening Star as the same body. Philolaus (ca. 440 BCE) is remembered for having conceived of a central fire around which the earth, moon, sun, and planets move along circular orbits. Heraclides Ponticus (fourth century BCE) is credited with hypothesizing that Venus and Mercury rotate around the Sun, with the latter rotating around the Earth (a proto geo-heliocentric system).8 The first proper heliocentric theory, as noted, was expounded by Aristarchus of Samos (ca. 310–230 BCE) in his On the Sizes and Distances of the Sun and the Moon.9 For Aristarchus, the fixed stars and the sun are stationary; the earth moves in a circular orbit around the sun, which lies in the middle of its orbit; and the sphere of the fixed stars, having the same center as the sun, is so extensive that the circle on which he supposes the earth to be carried has such a proportion to the distance of the fixed stars as the center of the sphere bears to its surface. For his theory, Aristarchus was criticized by Archimedes in his The Sand-Reckoner (ca. 216 BCE) for having set up mathematically impossible proportions, but he was the first astronomer to demonstrate that a sound astronomical theory could be established out of a few observational data combined with purely mathematical arguments, thus emphasizing the mathematical structure rather than empirical numerical data.10 In other words, Aristarchus provided rigorous and logical geometrical proofs in a similar fashion to the work of Euclid and Archimedes. On the Sizes and Distances also marks the first attempt to determine astronomical distances and dimensions by mathematical deductions based upon a set of assumptions. Psellos’s OD 127 refers to such a long-standing Greek scientific tradition. More precisely, his point of reference is Aristarchus, On the Size and Distances, Proposition 16 (ed. and trans. T. L. Heath; translation slightly revised).11 Ὁ ἥλιος πρὸς τὴν γῆν μείζονα λόγον ἔχει ἢ ὃν ͵ϛωνθ πρὸς κζ, ἐλάσσονα δὲ ἢ ὃν Μ(ζ) ͵θφζ πρὸς σιϛ. Ἔστω γὰρ ἡλίου μὲν διάμετρος ἡ Α, γῆς δὲ ἡ Β. ἀποδείκνυται δὲ ὅτι ἐστίν, ὡς ἡ τοῦ ἡλίου σφαῖρα πρὸς τὴν τῆς γῆς σφαῖραν, οὕτως ὁ ἀπὸ τῆς διαμέτρου τοῦ ἡλίου κύβος πρὸς τὸν ἀπὸ τῆς διαμέτρου τῆς γῆς κύβον, ὥσπερ καὶ ἐπὶ τῆς σελήνης, ὥστε ἐπεί ἐστιν, ὡς ὁ ἀπὸ τῆς Α κύβος πρὸς τὸν ἀπὸ τῆς Β κύβον, οὕτως ὁ ἥλιος πρὸς τὴν γῆν, ὁ δὲ ἀπὸ τῆς Α κύβος πρὸς τὸν ἀπὸ τῆς Β μείζονα λόγον ἔχει ἢ ὃν τὰ ͵ϛωνθ πρὸς κζ, ἐλάσσονα δὲ ἢ ὃν Μ(ζ) ͵θφζ πρὸς σιϛ· καὶ γὰρ ἡ Α πρὸς τὴν Β μείζονα λόγον ἔχει ἢ ὃν ιθ πρὸς γ, ἐλάσσονα δὲ ἢ ὃν μγ πρὸς ϛ· ὥστε ὁ ἥλιος πρὸς τὴν γῆν μείζονα λόγον ἔχει ἢ ὃν ͵ϛωνθ πρὸς κζ, ἐλάσσονα δὲ ἢ ὃν Μ(ζ) ͵θφζ πρὸς σιϛ.
8 O. Neugebauer, On the Allegedly Heliocentric Theory of Venus by Heraclides Ponticus. American Journal of Philology 93 (1972), 600–601. 9 Heath, Aristarchus (as footnote 5 above), J. L. Berggren / N. Sidoli, Aristarchus’s on the Sizes and Distances of the Sun and the Moon: Greek and Arabic Texts. Archive for History of Exact Sciences 61 (2007), 213–254. 10 O. Neugebauer, A History of Ancient Mathematical Astronomy. Vol. 2. New York 1975, 634–642. 11 Heath, Aristarchus (as footnote 5 above), 408. Proposition 16 subtends other propositions Aristarchus had previously proved in the course of his exposition. See Westerink, De Omnifaria (as footnote 3 above), 67.
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The sun has to the earth a ratio greater than that which 6,859 has to 27, but less than that which 79,507 has to 216. In fact, let A be the diameter of the sun, B that of the earth. Now it is proved that, as the sphere of the sun is to the sphere of the earth, so is the cube on the diameter of the sun to the cube on the diameter of the earth, just as in the case of the moon. Thus, since, as the cube on A is to the cube on B, so is the sun to the earth, while the cube on A has to the cube on B a ratio greater than that which 6,859 has to 27, but less than that which 79,507 has to 216: for A has to B a ratio greater than that which 19 has to 3, but less than that which 43 has to 6: it follows that the sun has to the earth a ratio greater than that which 6,859 has to 27, but less than that which 79,507 has to 216.
I want to focus on an apparently minor detail: the concluding sentence of OD 127 invites the reader (the emperor Michael VII) to ask the author about the geometrical proof at a later stage. Psellos’s decision to omit the proofs in OD might prompt a superficial reader to recall the cliché that science was not cultivated in Byzantium, that science declined in the Middle Ages and was reborn in Renaissance Italy.12 On the contrary, a closer inspection suggests another interpretation. First, ch. 127 is treating some fairly technical content in a doxographical work, with “technical” denoting certain topics that would have to be expounded in a proper style of Greek, not in the plain Greek which shapes OD. The Greek mathematical tradition, as shown by experts, exhibits a specific style when treating proper mathematical text. The geometrical proofs belonged to a canonized stylistic code, which Fabio Acerbi calls the “language of the demonstrations.”13 The insertion of sentences with the Greek of geometrical proofs would have undoubtedly generated a shift of genre or forced the author to indulge in mathematical details: something that would exceed his aims. The need for OD to maintain its brevity is confirmed by internal evidence. In OD, other sections refer to geometrical proofs, e.g. ch. 143, which deals with the halo that appears under the moon. Significantly, ch. 143 concludes with the following sentence: ἔστι δὲ ἡ ἀπόδειξις καὶ τοῦ τῆς ἅλω κύκλου καὶ τοῦ τῆς ἴριδος σχήματος γεωμετρική, καὶ διατοῦτο δυσπόριστος βασιλικῇ ἀκοῇ.14 The proof of the halo-circle and of the figure of the iris is geometrical and, therefore, will be difficult for the emperor’s ears.
While such a sentence might seem to reinforce the superficial reader’s thesis that Byzantium was anti-scientific, the point is that Psellos’s omission is, in his own words, due to phonic reasons, for his text must be pleasing to the emperor’s ears.
12 S. Lazaris, A Companion to Byzantine Science. Companions to the Byzantine World, 6. Leiden 2020. The whole volume destroys that old commonplace. 13 F. Acerbi, I codici stilistici della matematica greca: dimostrazioni, procedure, algoritmi. Quaderni Urbinati di Cultura Classica 101/2 (2012), 167–216. 14 Westerink, De Omnifaria (as footnote 3 above), 74.
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Someone might have read it to the emperor in order to stimulate his curiosity, with the proper mathematics being reserved for a later phase of his educational program. This scenario resembles what we encounter today in several so-called “brief introductions” for beginners to hard sciences, in which the difficulties are omitted in favor of texts that stimulate curiosity and encourage readers to study with serious handbooks at a later stage.
3 Psellos and the Geometrical Proofs Psellos is of course aware of the importance of geometrical proofs, and he deems the mastery of proofs to be a compulsory step toward becoming a true philosopher, in line with the Platonist tradition. It is in this context that we must interpret Psellos’s decision to remind the emperor to ask him about the proofs later (OD 127) and his statement that it would not be appropriate to hear the proofs at this particular time (OD 143). In Byzantine scholarly culture, as well as in the Greek classical tradition, geometrical proofs were used for at least two reasons: first, as a guarantee of mathematical certainty; and second, as samples of correct and rigorous reasoning. In late antiquity, for instance in Ptolemy’s Tetrabiblos,15 the author describes mathematical astronomy as a branch of the science of the stars which has a higher degree of certainty granted by geometrical proofs, and states that the physical branch of astronomy, that is astrology, hinges upon that; all the geometrical proofs an astrologer needs to know are in Ptolemy’s Almagest.16 The very goal of the Almagest was to educate people to reach a state of contemplation of the laws governing the heavens and thus become godlike, in a Platonic sense, which considers mathematics as the highest form of philosophy.17 The true philosopher knows how to do the proofs, but the geometrical proofs one was supposed to learn to become a true philosopher were perceived as difficult – and not just in the context of eleventh-century Constantinople in which Psellos was living. The Alexandrian commentators on Ptolemy’s work, Pappus and Theon of Alexandria, provide evidence of the difficulty of the subject and the problems encountered by students in Alexandria, and their commentaries were meant to help students learn the demonstrations or learn the topic without them.18 It therefore comes as no surprise that proofs are omitted in OD, which was a sylloge meant to educate the reader in a
15 F. Robbins, Ptolemy: Tetrabiblos. Cambridge MA 1940. 16 J. L. Heiberg, Claudii Ptolemaei opera quae exstant omnia. 2 vol. in 3 tomes. Leipzig 1898–1907. 17 L. Taub, Ptolemy’s Universe: The Natural Philosophical and Ethical Foundations of Ptolemy’s Astronomy. Chicago 1993; J. Feke, Ptolemy’s Philosophy: Mathematics as a Way of Life. Princeton 2018. 18 For instance, A. Rome, Commentaires de Pappus et de Théon d’Alexandrie sur l’Almageste. 3 vol. Città del Vaticano 1931–43. Vol. II, 318.
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broad range of topics concerning knowledge. In such a framework, the results provided by Psellos in OD 127 and 143 serve as a gateway to the practice of mathematics.
4 The Place of Mathematics in Psellos’s Philosophical and Teaching Agenda Thanks to Paul Tannery, it is fair to say that Psellos had knowledge of the theory of the great year and adopted a rather Platonic conception of numbers as a link between the realm of ideas and the world.19 In his Chronographia, Psellos gives an account of his study of mathematics and Proclus’s Commentary on Euclid’s Elements, and he considers mathematics to be a necessary step toward metaphysics and science.20 However, Psellos believes in a kind of wisdom that is beyond proofs. In this respect, he is likely influenced by Neoplatonic theories on the existence of truths which can be grasped by the nous (intellect) if a philosopher ascends beyond the level of discursive knowledge and scientific reasoning. In addition to his non-discursive level of knowledge, Psellos praises Christian doctrine and the works of the Church Fathers as a new philosophy, which is superior to the Greek philosophical tradition. At the time of writing his Chronographia, he was the tenured chair of philosophy at the imperial court in Constantinople. Psellos’s teaching ideals are mirrored in his De omnifaria doctrina. Of particular relevance in this regard is a short chapter on the difference between kinds of knowledge: OD 94. In this chapter, Psellos, inspired by a Proclean source (Ten Problems Concerning Providence), elaborates on the different forms of knowledge and provides his own idea of science: 21 The first and highest of all [kinds of] knowledge (gnosis) is that of fore-knowledge (pronoia), which is the activity of God. For God, being above all beings and having a power above intellect itself and being one, in the proper sense, by means of unity alone, is said to fore-know all
19 P. Tannery, Psellus sur la grande année. REG 5 (1892), 206–211; P. Tannery, Psellus sur les nombres. REG 5 (1892), 343–347. 20 D. R. Reinsch (ed.), Michaelis Pselli Chronographia. Berlin 2014, 6, 38–42. 21 OD 94 in Westerink, De Omnifaria (as footnote 3 above), 54; Πρώτη ἐστὶ καὶ ὑψηλοτέρα τῶν γνώσεων ἁπασῶν ἡ τῆς προνοίας, ἥτις ἐστὶν ἐνέργεια τοῦ θεοῦ. ὁ τοίνυν θεὸς ὑπὲρ πάντα τὰ ὄντα ὢν καὶ ὑπὲρ αὐτὸν τὸν νοῦν ἔχων τὴν δύναμιν καὶ κυρίως ἓν ὑπάρχων, αὐτῷ δὴ τῷ ἑνὶ μόνῳ προνοεῖν λέγεται πάντων. δευτέρα δὲ ἐστὶ γνῶσις ἡ νοερὰ αὐτοῦ τοῦ παντελοῦς νοῦ ὁλικῶς τὰ πάντα νοοῦντος. τρίτη μετ᾿ αὐτὴν γνῶσις ἡ τῆς λογικῆς ἡμῶν ψυχῆς, ἥτις διαιρεῖται εἰς δόξαν καὶ ἐπιστήμην· ἀλλ᾿ ἡ μὲν δόξα τῶν κινουμένων ἐστὶ γνῶσις ἤτοι τῶν μεταβαλλομένων, ἡ δὲ ἐπιστήμη τῶν ἀκινήτων, οἶον ψυχῆς, νοῦ, καὶ τῶν τοιούτων. τετάρτη γνῶσις καὶ τελευταία ἡ τῆς ἀλόγου ψυχῆς ἡμῶν αἴσθησις ἢ φοτντασία, μερικῶν πραγμάτων ἀντιλαμβανόμεναι; trans. D. O’Meara, Conceptions of Science in Byzantium, in A. Kaldellis / N. Siniossoglou, The Cambridge Intellectual History of Byzantium. Cambridge 2017, 169–182, at 173–174.
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things. The second kind of knowledge is the intellectual knowledge belonging to the universal intellect (nous) which thinks all things wholly. The third [kind of] knowledge coming after this is that belonging to our rational soul, which is divided into opinion (doxa) and science (episteme): opinion is knowledge of things which move or change, science is of the immutable, such as soul, intellect and the like.
This corresponds to Psellos’s own view of knowledge as expressed in the Chronographia. Although Psellos indulges in reference to Neoplatonic classifications of knowledge, he refers to the Christian doctrine as a supreme yardstick, a standard measurement for other kinds of knowledge. Nevertheless, Psellos’s interest in Greek philosophy, especially the works of Proclus, puts him in a shaky position, for he has so internalized Greek philosophy that he apparently deems Platonic philosophy superior to Christian revelation. Notably, the Patriarch John Xiphilinos will accuse him of being a Platonist who refutes Christian doctrine, and therefore of being unorthodox, and Psellos in turn will defend his position by referring to mathematical knowledge mentioned in Christian sources (Maximos the Confessor) and by repeating once again the superiority of Christian revelation as stated in Chronographia and OD.22 On this account, it is expedient to conceive of Psellos’s philosophical and teaching activities as walking a tightrope between Greek philosophy and Christian doctrine. The gap between the two worlds forces Psellos to choose one and deny the legitimacy of the other. This is also the case for the place of mathematics in his philosophical and teaching agenda, which is evident, for example, in how he conceives of proofs: on that topic, OD 161 expresses Psellos’s interest in Greek science and philosophy, which is confronted with the doctrine of Christian revelation. The chapter is entitled How could the end of the world be known through the proofs of the Greeks. According to Tannery, Psellos is referring to the theory of the “great year” and the cycles of years; the numbers are correct, and the sources likely stem from Ptolemy.23 In that chapter, scriptures and proofs are placed in a comparative framework, and the latter are considered ineffective in respect of certain knowledge about the end of the world. Πόθεν ἄν τις γνοίη Ἑλληνικαῖς ἀποδείξεσι τὴν τοῦ κόσμου συντέλειαν.24 Περὶ τῆς τελευταίας ἡμέρας καὶ ὥρας οὐδεὶς οἶδε, κατὰ τὴν τοῦ Εὐαγγελίου φωνήν, εἰ μὴ ὁ πατὴρ καὶ ὁ συναΐδιος ἐκείνῳ υἱὸς καὶ τὸ πνεῦμα τὸ ἐκ τοῦ πατρὸς ἐκπορευόμενον. ῞Ελληνες δὲ βιάζονται καὶ ταύτην εἰδέναι διὰ καινῶν ἀποδείξεων. ὁ Κρόνος ποιεῖται τὴν μεγίστην ἀποκατάστασιν δι᾿ ἐτῶν σξεʹ· Ζεὺς δὲ διὰ υκζʹ· Ἄρης δὲ διὰ σπδʹ· ἥλιος δὲ διὰ ͵αυξαʹ· ᾿Αφροδίτη δὲ διὰ ͵αρναʹ· ῾Έρμῆς διὰ υπʹ· ἡ σελήνη δι᾿ ἐτῶν κεʹ. ἡ δὲ κοσμικὴ ἀποκατάστασις γίνεται δι᾿ ἐτῶν μυριάδων ροεʹ πρὸς ͵γ καὶ σʹ· καὶ τότε γίνεται σύνοδος πάντων τῶν ἀστέρων κατὰ τὴν λʹ μοῖραν τοῦ καρκίνου ἢ τὴν πρώτην μοῖραν τοῦ λέοντος· καὶ τηνικαῦτα γίνεται ὁ παντελὴς τοῦ κόσμου κατακλυσμός. κατὰ δὲ
22 Psellos’s response to Xiphilinos is edited by U. Criscuolo (ed.), Michele Psello: Epistola a Giovanni Xifilino. Napoli 1990; a critical summary of Psellos’s response is offered in Jeffreys / Lauxtermann (eds.), The Letters of Psellos (as footnote 1 above), 151–152. 23 Tannery, Grande année (as footnote 19 above). 24 Westerink, De Omnifaria (as footnote 3 above), 82.
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τὴν ἀποκατάστασιν τῶν ἐλαχίστων ἐτῶν τῶν ἀστέρων oἱ μερικοὶ κατακλυσμοὶ γίνονται. ἑκάστῳ γὰρ ἀστέρι πλανήτῃ μέγιστα καὶ μέσα καὶ ἐλάττονα ἔτη παράκειται.
How could the end of the world be known through the proofs of the Greeks No one knows the last day and the last hour, except, according to the expression of the Gospel, the Father, His coeternal Son and the Spirit who proceeds from the Father. However, the Greeks strive to know this too with strange proofs. Saturn makes its greatest revolution (apokatastasis) every 265 years, Jupiter every 427, Mars every 284, the Sun every 1,461, Venus every 1,151, Mercury every 480, the Moon every 25. The cosmic revolution occurs every 1,753,200 years. Then the conjunction of all the stars takes place in the 30th degree of Cancer or in the 10th degree of Leo and the total cataclysm of the universe occurs. The particular cataclysms occur according to the revolution of the minor years of the stars, since for each planet there are major, medium, and minor years.
5 Final Remarks This note has provided a brief analysis of ch. 127 of Michael Psellos’s De omnifaria doctrina. It has revealed the tradition of Greek astronomy which Psellos is addressing, as well as the reasons behind his stylistic decision to insert scientific results from Aristarchus into his doxographical work. The question arose as to why Psellos omitted a geometrical proof in OD 127. This question provided a starting point to briefly explore how Psellos dealt with mathematics in his philosophical and teaching agenda. The topic of proofs proved to be a locus in which knowledge arising out of the Greek mathematical tradition was compared by Psellos to knowledge stemming from Christian doctrine: Psellos argues for the superiority of the latter over the former.
Wolfram Brandes
Die Schlacht bei Sebastopolis (692): Quellen und historische Bedeutung Dieser kleine Artikel ist meinem alten Freund Albrecht Berger gewidmet. Mit den langen Fußnoten muss er sich abfinden.
Im Jahre 692 erlitt Kaiser Justinian II. bzw. erlitten seine Truppen eine „schwere Niederlage“1 gegen ein arabisches Heer unter der Führung des Muḥammad b. Marwān, eines Bruders des Kalifen ʿAbd al-Malik,2 in der Region zwischen Sebastopolis (Sulusaray) und Sebasteia in Nordkappadokien.3 Letztlich plädierte Vivien Prigent (mit guten Gründen) für Sebastopolis in Abgasien.4 Die weitere Forschung wird dies vermutlich verifizieren oder verwerfen. Hier spielt diese Frage keine entscheidende Rolle.
1 So die Formulierung von G. Ostrogorsky, Geschichte des byzantinischen Staates. Byzantinisches Handbuch im Rahmen des Handbuchs der Altertumswissenschaft, 12,1,2. München 31963, 110. Natürlich fand diese Schlacht in den gängigen Überblickswerken Erwähnung. Vgl. z. B. D. A. Zakynthinos, Byzantinische Geschichte 324–1071. Wien / Köln / Graz 1979, 72; W. T. Treadgold, A history of the Byzantine state and society. Stanford, Calif. 1997, 335; H. Ditten, in F. Winkelmann u. a., Byzanz im 7. Jahrhundert. BBA, 48. Berlin 1978, 152 (mit der älteren Literatur); R.-J. Lilie, Die byzantinische Reaktion auf die Ausbreitung der Araber: Studien zur Strukturwandlung des byzantinischen Staates im 7. und 8. Jhd. Miscellanea Byzantina Monacensia, 22. München 1976, 110 („schwere Niederlage“); H. Ditten, Ethnische Verschiebungen zwischen der Balkanhalbinsel und Kleinasien vom Ende des 6. bis zur zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts. BBA, 59. Berlin 1993, 228–230; W. Brandes, Die Städte Kleinasiens im 7. und 8. Jahrhundert. BBA, 56. Berlin 1989, 61 („schwere Niederlage“); C. Head, Justinian II of Byzantium. Madison 1972, 50 („disaster for the Byzantines“). Werner Seibt hingegen sah diese Niederlage als „nicht verheerend“ an: siehe W. Seibt, Neue Aspekte der Slawenpolitik Justinians II. Zur Person des Nebulos und der Problematik der Andrapoda-Siegel. VV 55 (1998), 126–132, hier 130. 2 Zu ihm siehe PmbZ Nr. 5189: „Byzantiner schwer geschlagen“; H. A. R. Gibb, in Encyclopaedia of Islam2 1 (1960), 408; Ch. F. Robinson, ʿAbd al-Malik. Oxford 2005 erwähnt die hier traktierten Ereignisse (überraschenderweise) gar nicht. 3 F. Hild / M. Restle, Kappadokien (Kappadokia, Charsianon, Sebasteia und Lykandos). TIB, 2. Wien 1981, 72, 274 („vernichtende Niederlage“); die älteren Aufsätze zur Lokalisierung sind damit überholt. Vgl. E. W. Brooks, The locality of the battle of Sebastopolis. BZ 18 (1909), 154–156; A. Maricq, Notes sur les Slaves dans le Péloponnèse et en Bithynie et sur l’emploi de „Slave“ comme appellative. Byz 22 (1952), 350–353. 4 V. Prigent, Retour sur l’origine et la nature des thèmes byzantins. TM 24,2 (2020), 105–135, hier 124 Anm. 108. https://doi.org/10.1515/9783111070315-003
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Verschiedentlich taucht in der Literatur (noch) die zweifellos falsche Datierung ins Jahr 693 auf.5 Dies ist inzwischen widerlegt.6 Die Schlacht ereignete sich im Sommer / Herbst des Jahres 692 A. D. Die Vorgeschichte, die zu diesem Ereignis führte, muss hier nicht in extenso geschildert werden.7 Als der 16 Jahre alte Justinian (II.),8 Sohn Konstantins IV. (668– 685),9 im Juli oder September 685 zum Kaiser gekrönt wurde,10 konnte er ein Reich übernehmen, das nach mehr als einem halben Jahrhundert größter Katastrophen und Niederlagen vorläufig zur Ruhe gekommen war.11 Sein Vater, Konstantin IV., hatte die letzte große christologische Debatte (Monenergismus und Monotheletismus) mit dem VI. Ökumenischen Konzil (7.11.680–16.9.681)12 glücklich beendet und damit auch das Schisma mit Rom überwunden. Nachdem die Blockade und Belagerung Konstantinopels 667–668 (und nicht, wie man früher annahm, 674–678) abgewehrt werden
5 Leider mehrfach in der PmbZ (etwa Nr. 5189), wohl Lilie (wie oben Fußnote 1) folgend. Ebenso A. Proudfoot, The sources of Theophanes for the Heracleian dynasty. Byz 44 (1974), 367–439, hier 423. Letztlich geht dies auf Stratos zurück – dazu werde ich mir hier nicht äußern. Zur Datierungsproblematik siehe schon W. Brandes, Finanzverwaltung in Krisenzeiten: Untersuchungen zur byzantinischen Administration im 6.–9. Jahrhundert. Forschungen zur byzantinischen Rechtsgeschichte, 25. Frankfurt am Main 2002, 354 f. 6 Siehe ebd. 353–357; W. Brandes, Georgios ἀπὸ ὑπάτων und die Kommerkiariersiegel, in Cl. Ludwig (ed.), Siegel und Siegler: Akten des 8. Internationalen Symposiums für Byzantinische Sigillographie. Berliner Byzantinistische Studien, 7. Frankfurt am Main u. a. 2005, 31–47, bes. 41 mit Anm. 48. 7 Zur Lage des byzantinischen Reiches in der hier traktierten Zeit siehe W. Brandes / J. Haldon, Byzanz ca. 600 bis 1000, in F. Daim (ed.), Byzanz. Historisch-kulturwissenschaftliches Handbuch. Der Neue Pauly, Supplement, 11. Stuttgart 2016, 68–70 (mit weiterführender Literatur). 8 Zu seiner Biographie siehe PmbZ Nr. 3556; Nikephoros Patriarch of Constantinople, Short History: text, translation, and commentary by C. Mango. CFHB, 13. Washington D. C. 1990, 38,1 f. (92) (im Folgenden zit. als Nikephoros, Historia): Καταλιμπάνει δὲ εἰς τὴν βασιλείαν τὸν υἰὸν Ἰουστινιανὸν ἐκκαιδέκατον ἔτος τῆς ἡλικίας ἄγοντα, (...). 9 Zu ihm siehe PmbZ Nr. 3702. 10 Zum (nicht wirklich klaren) Datum seiner Krönung siehe The Chronicle of Theophanes Confessor: Byzantine and Near Eastern history AD 284–813. Translated with introduction and commentary by C. Mango and R. Scott with the assistance of G. Greatrex. Oxford 1997, 505, Anm. 1 (mit der älteren Literatur); Regesten der Kaiserurkunden des Oströmischen Reiches von 565–1453, bearbeitet von F. Dölger, 1. Teil, 1. Halbband: Regesten 565–867, zweite Auflage, unter Mitarbeit von J. Preiser-Kapeller und A. Riehle besorgt von A. E. Müller. München 2009, Nr. 253a–260c; seine zweite Regierungszeit (705–711) spielt in diesem Aufsatz keine Rolle, siehe aber ebd. Nr. 264–269. 11 Allgemein zum 7. Jh. siehe J. Haldon, Byzantium in the seventh century: the transformation of a culture. Cambridge 21997; idem, The Empire that would not die: the paradox of Eastern Roman survival, 640–740. Cambridge, Mass. / London 2016; Winkelmann u. a., Byzanz im 7. Jahrhundert (wie oben Fußnote 1). Zur Verwaltungsgeschichte siehe W. Brandes, Finanzverwaltung in Krisenzeiten (wie oben Fußnote 5) sowie der in Fußnote 7 genannte Text. 12 Siehe Concilium universale Constantinopolitanum tertium, ed. R. Riedinger. ACO, 2,2,1–2. Berlin 1990/1992; F. Winkelmann, Der monenergetisch-monotheletische Streit. Berliner Byzantinistische Studien, 6. Frankfurt am Main u. a. 2001, Nr. 161 (161 f.) und passim; H. Ohme, Kirche in der Krise. Arbeiten zur Kirchengeschichte, 146. Berlin / Boston 2022.
Die Schlacht bei Sebastopolis (692)
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konnte,13 kam es zwar weiterhin zu militärischen Auseinandersetzungen mit den Arabern, die aber nach dem Friedensvertrag von 678 immer seltener wurden.14 Mit den Langobarden in Italien und den Awaren auf dem Balkan konnten in der Folge ebenfalls Friedensverträge geschlossen werden.15 Und noch kurz vor seinem Tod kam ein für Byzanz sehr günstiger Vertrag mit dem eben an die Macht gekommenen Kalifen ʿAbd al-Malik zustande (7.7.685).16 Den Hintergrund für die günstige Lage des byzantinischen Reiches gegenüber dem arabischen Kalifat stellte die sog. zweite fitna,17 der innermuslimische Bürgerkrieg, dar, der von ca. 680 bis 692 andauerte und der das arabische Kalifat auch nach außen hin ganz erheblich schwächte.18 Entsprechend günstig für Byzanz war der ca. 686/87 erneuerte Vertrag mit dem arabischen Kalifat, der wohl für zehn Jahre abgeschlossen wurde.19 Vermutlich dachte Justinian II. (bzw. dachten seine Berater), dass nunmehr die Lage für Byzanz günstig war und man die innerarabischen Probleme für einen militärischen Erfolg ausnutzen könnte. Dass dies eine Milchmädchenrechnung war, zeigt mit aller Deutlichkeit der Ausgang der Schlacht von Sebastopolis. Informiert über die Schlacht von Sebastopolis und die Ereignisse, die zu ihr führten, werden wir durch die Chronographia des Theophanes und die Historia syntomos des Nikephoros. Theophanes berichtete zum Weltjahr 6184 (der alexandrinischen Ära20; also 691–692 A. D.; Jahresbeginn am 1. September gemäß der Inditktionsdatie-
13 M. Jankowiak, The first Arab siege of Constantinople. TM 17 (2013), 237–320. 14 Siehe den chronologischen Überblick ebd. 318 f.; Brandes, Städte Kleinasiens (wie oben Fußnote 1) 60 f. Zum Friedensvertrag von 678 (vor dem 12. August) siehe Dölger / Müller, Regesten (wie oben Fußnote 10) Nr. 239; A. Beihammer, Nachrichten zum byzantinischen Urkundenwesen in arabischen Quellen (565–811). Poikila Byzantina, 17. Bonn 2000, Nr. 284 (330–332); Datierung: 677–678 vor dem 12. August. 15 Theophanis Chronographia, rec. C. de Boor, Bd. 1. Leipzig 1883 (Nachdruck Hildesheim / New York 1980), 356,2–7 (im Folgenden zit. als Theophanes, Chronographia); Nikephoros, Historia (wie oben Fußnote 8) 24,31–37 (84); Dölger / Müller, Regesten (wie oben Fußnote 10) Nr. 240 f. Siehe auch J. Koder, Die frommen Byzantiner und ihre bösen Nachbarn: Das 7. Jahrhundert (582–717) in der Chronographia des Theophanes Homologetes. Wien 2022, 226 mit Anm. 724. 16 Theophanes, Chronographia (wie oben Fußnote 15) 361,9–13; Nikephoros, Historia (wie oben Fußnote 8) 38,14 f. (92); Dölger / Müller, Regesten (wie oben Fußnote 10) Nr. 253; Beihammer, Nachrichten (wie oben Fußnote 14) Nr. 293 (343); Koder, Die frommen Byzantiner (wie oben Fußnote 15) 234. 17 Siehe D. B. Cook, The Encyclopaedia of Islam 3. Leiden / Boston 2012, 107 f. (zum Begriff). 18 Immer noch einschlägig: G. Rotter, Die Umayyaden und der zweite Bürgerkrieg (680–692). Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes, 45,3. Wiesbaden 1982. 19 Theophanes, Chronographia (wie oben Fußnote 15) 363,6–14; weitere Quellen bei Dölger/Müller, Regesten (wie oben Fußnote 10) Nr. 253a verzeichnet; Beihammer, Nachrichten (wie oben Fußnote 14) Nr. 295 (346–351); Koder, Die frommen Byzantiner (wie oben Fußnote 15) 237 mit Anm. 751. 20 Zur Chronologie des Theophanes und zur alexandrinischen Ära siehe I. Rochow, Byzanz im 8. Jahrhundert in der Sicht des Theophanes: Quellenkritisch-historischer Kommentar zu den Jahren 715–813. BBA, 47. Berlin 1991, 52–54; Mango / Scott, Chronicle (wie oben Fußnote 10) LXIII-LXVII
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rung), der Kaiser habe aus den von ihm (im Jahre 689 ins Thema Opsikion) umgesiedelten Slawen21 eine Armee von 30 000 Mann ausgehoben, die er περιούσιος λαός nannte.22 Er setzte einen gewissen Nebulos als deren Anführer ein;23 danach kündigte er den Vertrag mit den Arabern24 auf und zog mit dem περιούσιος λαός genannten Heer der Slawen unter Nebulos und den (πάντα τὰ) καβαλλαρικὰ θέματα25 nach Sebastopolis. Die Araber protestierten und trugen den Text des gebrochenen Vertrags26 an einem Speer ihrem Heer voran,27 und es kam zur Schlacht. Das arabische Heer unter Führung des Muḥammad (b. Marwān),28 geriet zunächst in Bedrängnis. Dann aber konnte Muḥammad den Anführer der Slawen (also Nebulos) bestechen, so dass er mit 20 000 seiner Krieger die Seite wechselte. Daraufhin floh das römische Heer. Justinian ließ deshalb angeblich die verbliebenen Slawen mit Frauen und Kindern an einem Ort namens Leukate am Golf von Nikomedeia töten.29
(Einleitung) – jeweils mit der älteren (umfangreichen) Literatur; grundlegend V. Grumel, La chronologie. Paris 1958, 95–97 und jetzt Koder, Die frommen Byzantiner (wie oben Fußnote 15) 41–46. 21 Nach Theophanes, Chronographia (wie oben Fußnote 15) 364,11–18 (siehe auch Nikephoros, Historia [wie oben Fußnote 8] 38,1–7 [92]) hatte 689 Justinian II. zahlreiche Slawen, die während seines Feldzugs nach Thessaloniki entweder in einem föderatenartigen vertraglichen Verhältnis oder aber als Kriegsgefangene unter byzantinische Kontrolle gerieten, ins Thema Opsikion umgesiedelt; siehe dazu Brandes, Georgios ἀπὸ ὑπάτων (wie oben Fußnote 6) bes. 41 f.; Ditten, Ethnische Verschiebungen (wie oben Fußnote 1) 224 mit Anm. 736; Seibt, Neue Aspekte (wie oben Fußnote 1), jeweils mit der älteren Literatur; Koder, Die frommen Byzantiner (wie oben Fußnote 15) 242 f. 22 Zu diesem (im gegebenen Kontext absurden) Begriff siehe unten bei den Fußnoten 76–92. 23 Der Name ist sicher slawisch. Siehe PmbZ Nr. 5233 (hier die ältere Literatur und andere, insb. sigillographische Quellen); siehe auch die seitdem edierten Siegel: U. Demirer / N. Elam, Lead seals of the Kibyra excavations. Adalya 21 (2018), 145–276, hier Nr. 11 (266); J.-Cl. Cheynet / T. Gökyıldrım / V. Bulgurlu, Les sceaux byzantins du Musée archèologique d’Istanbul. Istanbul 2012, Nr. 6.81 (ein Bischof). 24 Siehe oben Fußnote 19. 25 Zu diesen siehe zuletzt Prigent, Retour sur l’origine (wie oben Fußnote 4) 125. 26 Allerdings scheint Justinian den Vertrag bereits zuvor aufgekündigt zu haben, wie Theophanes, Chronographia (wie oben Fußnote 15) 366,3 mitteilt. Siehe dazu Dölger / Müller, Regesten (wie oben Fußnote 10) Nr. 258e mit der relevanten Literatur; sowie Koder, Die frommen Byzantiner (wie oben Fußnote 15) 242. 27 Was an die Schlacht von Ṣiffīn (657 A. D.) erinnerte, als die Truppen des Muʿāwiya ebenso mit dem Koran verfuhren. Siehe etwa C. Cahen, Der Islam, Bd. 1: Vom Ursprung bis zu den Anfängen des Osmanenreiches. Fischer Weltgeschichte, 14. Frankfurt am Main 1968, 30. 28 Der Bruder des Kalifen ʿAbd al Malik und Gouverneur von Mesopotamien – PmbZ 5189 (mit falscher Datierung der Schlacht von Sebastopolis). 29 Theophanes, Chronographia (wie oben Fußnote 15) 365,30–366,23: Τούτῳ τῷ ἔτει Ἰουστινιανὸς ἐπελέξατο ἐκ τῶν μετοικισθέντων ὑπʼ αὐτοῦ Σκλάβων καὶ ἐστράτευσε χιλιάδας λʹ καὶ ὁπλίσας αὐτοὺς ἐπωνόμασεν αὐτοὺς λαὸν περιούσιον, ἄρχοντά τε αὐτῶν Νέβουλον τοὔνομα. θαρρήσας δὲ εἰς αὐτοὺς γεγράφηκε τοῖς Ἄραψι μὴ ἐμμένειν αὐτὸν τῇ ἐγγράφως συμφωνηθείσῃ εἰρήνῃ. καὶ παραλαβὼν τὸν περιούσιον λαὸν καὶ πάντα τὰ καβαλλαρικὰ θέματα ἐπορεύθη ἐν Σεβαστοπόλει τῇ παρὰ θάλασσαν. τῶν δὲ Ἀράβων ὑποκρινομένων καὶ μὴ αἱρουμένων λῦσαι τήν εἰρήνην, ἀλλὰ τῇ βασιλικῇ αἰτίᾳ καὶ προπετείᾳ τοῦτο πρᾶξαι ἀναγκαζομένων, ὁπλισθέντες καὶ αὐτοὶ παρεγένετο ἐν Σεβαστοπόλει, προμαρτυρούμενοι
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Der Text in der Historia syntomos des Nikephoros entspricht dem des Theophanes, ist allerdings kürzer.30 So berichtet er nichts über die Ermordung der Slawen und deren Familien in Leukate. Er enthält aber auch einige zusätzliche Informationen, z. B. über die Mardaïten.31 Auch wird hier die „Vorgeschichte“ (Feldzug nach Thessaloniki und die Unterwerfung bzw. „Indienstnahme“ slawischer Stämme) erzählt. Wichtig ist seine Mitteilung, dass diese Slawen z. T. (militärisch) unterworfen wurden, andere aber mittels eines Vertrages in byzantinische Dienste traten (τὰ μὲν πολέμῳ τὰ δὲ ὁμολογίᾳ παραλαβών). Dieser Vertrag erinnert (m. E.) an einen foedus der spätantiken Föderaten.32 Beiden Geschichtswerken liegt eine einzige Quelle zugrunde, die zwar heute verloren ist, jedoch in verschiedenen Hinsichten beschrieben werden kann. Es handelte sich um eine Chronik, die bis ca. 720 reichte. Und entsprechend in den frühen Jahren
τῷ βασιλεῖ τὰ μεθ᾿ ὅρκων ἀναμεταξὺ αὐτῶν συμφωνηθέντα μὴ διαστραφῆναι‧ ἐπεί τοί γε ἔκδικος καὶ κριτὴς ὁ θεὸς τῶν αἰτίων γενήσεται. τοῦ δὲ βασιλέως μηδὲ δι᾿ ἀκοῆς τὰ τοιαῦτα ἀνασχομένου, ἀλλὰ πρὸς μάχην μᾶλλον κατεπείγοντος, τὸν τῆς εἰρήνης ἔγγραφον λόγον λύσαντες καὶ ἐπὶ ὑψηλῆς ἄστας ἀντὶ φλαμούλου προάγειν κρεμάσαντες κατὰ τῶν Ῥωμαίων ὥρμησαν, Μουάμεδ στρατηγὸν ἔχοντες, καὶ συνέβαλον πόλεμον, καὶ τὸ μὲν πρῶτον ἡττήθησαν Ἄραβες. ὑποβαλὼν δὲ Μουάμεδ τῷ συμμαχοῦντι Ῥωμαίοις στρατηγῷ τῶν Σκλάβων, πέμπει αὐτῷ κούκουρον γέμον νομισμάτων, καὶ πολλαῖς ὑποσχέσεσι τοῦτον ἀπατήσας πείθει προσφυγεῖν πρὸς αὐτοὺς μετὰ καὶ κ´ χιλιάδων Σκλάβων, καὶ οὕτω Ῥωμαίοις τὴν φυγὴν περιεποιήσατο. τότε Ἰουστινιανὸς ἀνεῖλε τὸ τούτων ἐγκατάλειμμα σὺν γυναιξὶ καὶ τέκνοις παρὰ τῷ λεγομένῳ Λευκάτῃ, τόπῳ κρημνώδει καὶ παραθαλασσίσῳ κατὰ τὸν Νικομηδειάσιον κόλπον κειμένῳ. Englische Übersetzung: Mango / Scott, Chronicle (wie oben Fußnote 10) 511 f.; dt. Übersetzung: Koder, Die frommen Byzantiner (wie oben Fußnote 15) 242. Danach berichten die späteren Weltgeschichten, wie z. B. Kedrenos oder Zonaras (Georgii Cedreni historiarum compendium. Edizione critica a cura di L. Tartaglia. Bolletino dei classica. Suppl., 30. Rom 2016, c. 460,7 [732,29–45]; Ioannis Zonarae epitomae historiarum libri XIII–XVIII, ed. Th. Büttner-Wobst. Bonn 1897, 14,22 [229,13–231,4]). 30 Nikephoros, Historia (wie oben Fußnote 8) 38 (92/94): ἐξ ὧν στρατεύει ἄχρι καὶ εἰς τριάκοντα χιλιάδας λαόν, οὕς ἐξοπλίσας λαόν ἐκάλεσε περιούσιον, ἄρχοντα αὐτοῖς ἐκ τῶν εὐγενεστέρων ἐπιστήσας Νέβουλον τοὔνομα. εἰς οὕς θαρρήσας λύει τὴν πρὸς τοὺς Σαρακηνοὺς παρὰ τοῦ πατρὸς γενομένην εἰρήνην, μεθίστησι δὲ καὶ τοὺς ἐν τῷ ὄρει τοῦ Λιβάνου λοχοῦντας ἐκ παλαιοῦ χρόνου ὁπλίτας. ἐκστρατεύει δὲ κατʼ αὐτῶν, καὶ κατὰ τὴν Σεβαστόπολιν γίνεται. καὶ αὐτοὶ δὲ ἐπιστρατεύσαντες πρὸς αὐτοὺς παραγίνονταιˑ καὶ τὰ μὲν τῆς εἰρήνης φυλάττεσθαι βέβαια παρʼ αὐτῶν ἔφασκον, εἰ δὲ βούλοιντο διαστρέφειν Ῥωμαῖοι, θεὸν κριτὴν τῶν αἰτίων γίνεσθαι. Ἰουστινιανοῦ δὲ μᾶλλον τῆς μάχης αἱρουμένου, οὗτοι τὸν τῆς εἰρήνης ἔγγραφον λόγον ἐφʼ ὑψηλοῦ ἀναρτήσαντες σημείου προάγειν ἐκέλευον, καὶ δὴ κατὰ Ῥωμαίων ἐχώρουν. οἱ δὲ εἰς φυγὴν ἐτράποντο. καὶ ὁ κληθεὶς περιούσιος τῶν Σκλάβων λαὸς τοῖς Σαρακηνοῖς προστίθεται, καὶ σὺν αὐτοῖς Ῥωμαίους ἀνῄρουν. ἐξ οὗ πλεῖν προσκτησάμενοι θάρσος πλειόνως τὴν Ῥωμαίων ἀρχὴν ἐλυμαίνοντο. καὶ τὰ μὲν πρὸς τὸ ἔθνος οὕτω πως ἔσχεν. Die englische Übersetzung von Mango ebd. 93/95. 31 Etwa den Abzug der Mardaïten aus der Region des Libanon (Nikephoros, Historia [wie oben Fußnote 8] 38,15 f. [92]); vgl. u. a. H. Bartikian, Ἡ λύση τοῦ αἰνίγματος τῶν Μαρδαϊτῶν, in Βυζάντιον. Αφιέρωμα στον Ανδρέα Ν. Στρατό, Bd. 1: Ιστορία, τέχνη και αρχαιολογία. Athen 1986, 17–39; Koder, Die frommen Byzantiner (wie oben Fußnote 15) 225 mit Anm. 722 und 234 mit Anm. 744; Ditten, Ethnische Verschiebungen (wie oben Fußnote 1) 138–158. 32 Siehe dazu Brandes, Georgios ἀπὸ ὑπάτων (wie oben Fußnote 6).
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Kaiser Leons III. verfasst worden ist. Es war Cyril Mango, der auf diesen Umstand mit Nachdruck aufmerksam machte.33 Allerdings war er nicht der erste, der dies bemerkte.34 Man hat einen gewissen Traianos Patrikios, der in der Suda erwähnt wird und als Autor z. Z. Justinians II. ein Geschichtswerk verfasst haben soll, als Verfasser dieser verlorenen Quelle angenommen. Lediglich zwei gedruckte Zeilen informieren über ihn: Τραϊανός, πατρίκιος. ἤκμαζε δὲ ἐπὶ Ἰουστινιανοῦ τοῦ Ῥινοτμήτου. οὗτος ἔγραψε χρονικὸν σύντομον, πάνυ θαυμάσιον. ἧν δὲ χριστιανικώτατος καὶ ὀρθοδοξότατος.35 Ob diese spärliche Informationen36 ausreichen, um Traianos zum Verfasser der Chronik, die Theophanes wie Nikephoros benutzt haben, zu erklären ist aus methodischen Gründen zu bezweifeln. Möglich ist dies zwar, aber letztlich nicht beweisbar.37 Stephanie Forrest etwa, die sich zuletzt dazu äußerte, nannte ihn einen „likely candidate“ (oder „a possible candidate“).38 Ähnlich äußerte sich – um noch ein Beispiel zu nennen – James Howard-Johnston.39 Es war das Verdienst von Dmitry Afinogenov, gezeigt zu haben, dass auch Georgios Monachos, der in der Mitte des 9. Jahrhunderts sein Chronikon historias schrieb,40
33 Siehe bes. Mango/Scott, Chronicle (wie oben Fußnote 10) LXXXVII (Einleitung) sowie Nikephoros, Historia (wie oben Fußnote 8) 15 f. (Einleitung); siehe zudem schon C. Mango, The Breviarium of the Patriarch Nicephorus, in Βυζάντιον. Αφιέρωμα στον Ανδρέα Ν. Στρατό, Bd. 2: Θεολογία και φιλολογία. Athen 1986, 529–552, hier 545; siehe jetzt St. Forrest, Theophanesʼ Byzantine source for the late seventh and early eighth centuries, c. AD 668–716. TM 19 (2015), 417–444, hier bes. 418, Anm. 4 mit weiteren Literaturangaben. 34 Siehe schon Proudfoot, The sources of Theophanes (wie oben Fußnote 5) 426 f.; V. Beševliev, Κύριος Βουλγαρίας bei Theophanes. BZ 41–42 (1941), 289–298, hier 290 f. 35 Suidae lexicon, ed. A. Adler, Bd. 4. Leipzig 1935, T 901 (582,17–19). 36 Zu dem bei Theophanes, Chronographia (wie oben Fußnote 15) 66,2 f. erwähnten Traianos Patrikios siehe A. H. M. Jones / J. R. Martindale / J. Morris, Prosopography of the Later Roman Empire, Bd. 1: A. D. 260–395. Cambridge u. a. 1971, 921 f. (Traianus 2) (wobei auffällt, dass die zeitgenössischen Belege nie den Titel patrikios nennen); siehe auch (zu dem Traianos aus dem 4. Jahrhundert) C. de Boor, Der Historiker Traianus. Hermes 17 (1882), 489–492; de Boors Ansichten (mit guten Gründen) zurückgewiesen von W. T. Treadgold, Trajan the Patrician, Nicephorus, and Theophanes, in D. Bumazhnov u. a. (eds.), Bibel, Byzanz und christlicher Orient: Festschrift für Stephen Gerö zum 65. Geburtstag. Orientalia Lovanensia Analecta, 187. Leuven / Paris 2011, 589–621, hier 591; Forrest, Theophanesʼ Byzantine source (wie oben Fußnote 33) 443 f. mit Anm. 256. 37 Treadgold geht von einer sicheren Tatsache aus. 38 Forrest, Theophanesʼ Byzantine source (wie oben Fußnote 33) 443 f.; vgl. jetzt auch Prigent, Retour sur l’origine (wie oben Fußnote 4) 126. 39 J. Howard-Johnston, Witnesses to a world crisis: historians and histories of the Middle East in the seventh century. Oxford 2010, 307: „The Patrician Trajan may be identified provisionally (!) as the author of the History to 720.“ 40 Georgii Monachi Chronicon, ed. C. de Boor. 2 Bde. Leipzig 1904 (im Folgenden zit. als Georgios Monachos, Chronicon). Nach D. Afinogenov, The date of Georgius Monachus reconsidered. BZ 92 (1999), 437–447 in den Jahren 844–846 entstanden und 872 revidiert.
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direkter Benutzer dieser bis ca. 720 reichenden Chronik war (Afinogenov bezeichnete sie als Scriptor a. 717).41 Dieser bis ca. 720 reichenden (verlorenen) Chronik42 wurde in der einschlägigen Literatur kein Interesse an kirchengeschichtlichen Informationen zugeschrieben, was man insbesondere aus dem Umstand schloss,43 dass sie das sog. Quinisextum / Trullanum, das wohl 692 abgehalten wurde,44 nicht erwähnte. Angesichts der ausgesprochenen großen kirchenpolitischen Bedeutung dieser Synode, deren Kanones bis heute das orthodoxe Kirchenrecht prägen, ist dieser Umstand in der Tat sehr verwunderlich. Vielleicht aber verzichtete der anonyme Verfasser dieser bis ca. 720 reichenden Chronik auf die Beachtung bestimmter wichtiger kirchengeschichtlicher Ereignisse, weil etwa zeitgleich45 ein anderer Historiker, Konstantin von Kaisareia, eine Historia mit einem größeren kirchengeschichtlichen Interesse verfasste. Dies bezeugte immerhin kein Geringerer als der große Kanonist Theodoros Balsamon am
41 D. Afinogenov, A lost 8th century pamphlet against Leo III and Constantine V? Eranos 100 (2002), 1–17 (1: Entstehungszeit 846–847); idem, The History of Justinian and Leo, in C. Zuckerman (ed.), La Crimée entre Byzance et le Khaganat Khazar. Paris 2006, 181–200, bes. 199 f.; idem, The sources of Theophanesʼ Chronography and Nikephorusʼ Breviarium for the Years 685–717. Christianskij Vostok 4 (2002 [erschienen 2006]), 11–21; siehe auch Forrest, Theophanesʼ Byzantine source (wie oben Fußnote 33) 419. Siehe aber bereits Proudfoot, The sources of Theophanes (wie oben Fußnote 5) 426. Zuletzt (zustimmend) Prigent, Retour sur l’origine (wie oben Fußnote 4) 125 f. 42 Das Ende dieser verlorenen Quelle wird verschieden datiert. Forrest, Theophanesʼ Byzantine source (wie oben Fußnote 33) 424 datierte das Ende zwischen 716 und 719; siehe auch Prigent, Retour sur l’origine (wie oben Fußnote 4) 126 mit den Anm. 124 f. Er bevorzugte die Bezeichnung Chronicle of Justinian II (127). Ich nutze in diesem Artikel die Bezeichnung von Mango (Chronik bis ca. 720). M. E. reichte diese Chronik bis mindestens 716 (Eroberung von Pergamon – Theophanes, Chronographia [wie oben Fußnote 15] 390,26–391,2 und Nikephoros, Historia [wie oben Fußnote 8] 53,1–12 [120/122]). Zu diesem Ereignis siehe zuletzt W. Brandes, Gog, Magog und die Hunnen: Anmerkungen zur eschatologischen „Ethnographie“ der Völkerwanderungszeit, in W. Pohl / C. Gantner / R. Payne (eds.), Visions of community in the post-Roman world: the West, Byzantium and the Islamic world. Farnham 2012, 477–498, bes. 495 f. Es ist bemerkenswert, dass die verlorene Chronik einen eindeutig aus dem Syrischen ins Griechische übersetzten Text enthält. Dass dieser Umstand in der jüngeren Literatur ignoriert wurde, stimmt pessimistisch. Siehe bereits W. Brandes, Apokalyptisches in Pergamon. Byzantinoslavica 48 (1987), 1–11; idem, Rez. zu: Mango / Scott, Chronicle (wie oben Fußnote 10). BZ 91 (1998), 549–561, hier bes. 554–558, und jetzt Koder, Die frommen Byzantiner (wie oben Fußnote 15) 275 f. mit Anm. 869. 43 Siehe z. B. Afinogenov, The History of Justinian and Leo (wie oben Fußnote 41) 199 f. 44 Zur Datierung siehe demnächst W. Brandes, The marvelous year 692: a hub of historical processes, erscheint in der Festschrift für John Haldon (im Druck). 45 So meine heutige Vermutung (wohlgemerkt Vermutung [!] und keineswegs eine bewiesene Tatsache); etwas anders (vorsichtiger) noch W. Brandes, Konstantinos von Kaisareia: ein unbekannter Historiker? in A. Beihammer / B. Krönung / Cl. Ludwig (eds.), Prosopon Rhomaikon: Ergänzende Studien zur Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit. Millennium-Studien, 68. Boston / Berlin 2017, 175–179.
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Ende des 12. Jahrhunderts in seinem Kommentar zu den Kanones.46 Am Ende seiner historischen Einleitung zur Kommentierung der Kanones des Quinisextum bemerkte er lapidar: Εἰ θέλεις οὖν μαθεῖν τὰ περὶ τούτου πλατύτερον, ἀνάγνωθι τὸ πρῶτον τῆς παρὰ τοῦ Καισαρέως Κωνσταντίνου συγγραφείσης ἱστορίας.47 Ob der anonyme Autor (vielleicht doch Traianos Patrikios?) dieser bis ca. 720 reichenden Chronik diese Historia des Konstantin von Kaisareia kannte, die ja ausführlich die (nicht uninteressante48) Geschichte des Quinisextums behandelt haben muss, wissen wir nicht. Die Möglichkeit ist nicht auszuschließen, kann jedoch nicht bewiesen werden.49 Unser Anonymus (Traianos?) war aber dennoch nicht gänzlich uninteressiert an wichtigen kirchlichen Vorkommnissen. Den Monotheletismus z. B. erwähnte und verdammte er.50 Entsprechend positiv würdigte er das VI. Ökumenische Konzil (680/81).51 Die jeweiligen Quellen sind nicht bekannt. Es sind einige zusätzliche Informationen verfügbar, die Georgios Monachos bietet, dessen Text sich ansonsten an Nikephoros und Theophanes anschließt. So nennt er etwa die Zahl von 10 000 getöteten Slawen (mit Familien), die Justinian II. bei Leukate habe töten lassen.52 Auch die Nachricht, dass der Demarch der Blauen Leontios53 zum Kaiser proklamierte,54 stammt aller Wahrscheinlichkeit nach aus dieser Quelle. Bevor näher auf sie eingegangen werden soll, ist zunächst Blick auf die anderen relevanten Quellen, die über die Schlacht bei Sebastopolis berichten, zu lenken. In den arabischen historiographischen Werken ist vor allem auf aṭ-Ṭabarī zu verweisen.55 Zum Hedschrajahr 73 (= 23.5.692–12.5.693 A.D.) berichtet er lapidar: „In
46 Zu ihm siehe Sp. Troianos, Die Quellen des byzantinischen Rechts. Berlin / Boston 2017, bes. 293–297. 47 PG 137, 509 C = G. A. Rhallis / M. Potles (eds.), Σύνταγμα τῶν θείων καὶ ἱερῶν κανόνων τῶν τε ἁγίων καὶ πανευφήμων ἀποστόλων, καὶ τῶν ἱερῶν οἰκουμενικῶν καὶ τοπικῶν συνόδων, καὶ τῶν κατὰ μέρος ἁγίων πατέρων, Bd. 2. Athen 1852 (Nachdruck 1966), 300,23–25; vgl. Brandes, Konstantinos von Kaisareia (wie oben Fußnote 45) 177. 48 Siehe die bei Brandes, Konstantinos von Kaisareia (wie oben Fußnote 45) genannte Literatur. 49 Zumal die Datierung dieses Konstantin nicht gesichert ist. Falls er ins 8. oder 9. Jahrhundert (oder noch später) datiert werden muss / kann, erhebt sich die Frage nach seiner Quelle. 50 Theophanes, Chronographia (wie oben Fußnote 15) 359,25–360,7 und 382,10–21 sowie Nikephoros, Historia (wie oben Fußnote 8) 37,1–10 (90/92) und 46.1–7 (112). Vgl. Treadgold, Trajan the Patrician (wie oben Fußnote 36) 592 und Koder, Die frommen Byzantiner (wie oben Fußnote 15) 232, 264. 51 Theophanes, Chronographia (wie oben Fußnote 15) 360,10–13; vgl. Forrest, Theophanesʼ Byzantine source (wie oben Fußnote 33) 441; Koder, Die frommen Byzantiner (wie oben Fußnote 15) 232. 52 Georgios Monachos, Chronicon (wie oben Fußnote 40) 730,21 f.; vgl. Forrest, Theophanesʼ Byzantine source (wie oben Fußnote 33) 419. 53 Zu ihm siehe die PmbZ Nr. 4547. 54 Georgios Monachos, Chronicon (wie oben Fußnote 40) 731,18. Das Chronicon Bruxellense (zu diesem siehe A. Külzer, Studien zum Chronicon Bruxellense. Byz 61 [1991], 413–447), ed. F. Cumont, in idem, Anecdota Bruxellensia, Bd. 1: Chroniques byzantines de manuscrit 11376. Gent 1894, 30,13 nennt den Senat als denjenigen, der Leontios als Kaiser proklamiert habe. 55 Zu ihm siehe C. E. Bosworth, in Encyclopaedia of Islam2 10 (2000), 11–15. Verwiesen sei auf B.
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this year, Muḥammad b. Marwān campaigned during the summer56 and defeated the Byzantines. ʿUthmān b. al-Walīd’s57 attack on the Byzantines in the region of Armenia is said to have taken place in this year. He had four thousand men, the Byzantines sixty thousand, but he defeated them and killed many of them.“58 Der Historiker al-Balāḏurī (gest. 892 A. D.)59 ist weniger gut informiert. Er berichtet, dass im Hedschrajahr 74 (= 13.5.693–21.6.694 A. D.) Muḥammad b. Marwān die Byzantiner angegriffen und somit den vorher geschlossenen Friedensvertrag verletzt habe.60 Al-Aḫṭal („one of the greatest Umayyad panegyrists“61) verfasste im Jahr 72 (A. H.), also 691/92 (wohl 692 A. D.) ein langes Lobgedicht auf den Kalifen ʿAbd al-Malik (Kaffa al-Qaṭīnu) nach dessen siegreicher Beendigung der zweiten fitna.62 Natürlich steht der Sieg über den Gegenkalifen ʿAbd Allāh ibn al-Zubayr63 im Vordergrund, doch wird auch Byzanz erwähnt (v. 24).64 Wahrscheinlich wird auf den Sieg über das byzantinische Heer Justinians II. bei Sebastopolis angespielt. Aber natürlich stand dieses Ereignis (wie etwa auch bei aṭ-Ṭabarī oder al-Balāḏurī) ganz im Schatten des Sieges über al-Zubayr, der die Herrschaft ʿAbd al-Maliks und seiner Dynastie sicherte. Insgesamt gesehen, war das Echo der für Byzanz so bedeutenden Schlacht in den arabischen Quellen recht gering. Hier stand natürlich das Ende der zweiten fitna und die höchst erfolgreiche Politik des Kalifen ʿAbd al-Malik im Vordergrund.
Shoshan, Poetics of Islamic historiography: deconstructing Ṭabarī’s History. Leiden 2004 und auf H. Kennedy (ed.), Al-Ṭabarī: a medieval Muslim historian and his work. Princeton 2008; allgemein zu den arabischen Quellen zu den Ereignissen von 692 A. D. siehe L. Caetani, Chronographia islamica. Paris 1912, 861 f. (zu 73 A. H., Nr. 10). 56 Also eindeutig im Jahr 692 A. D. 57 In der PmbZ Nr. 18560 wurde die Ṭabarī-Stelle übersehen. 58 The History of al-Ṭabarī (Ta’rikh al-rusul wa’l-mulūk), Bd. 21: The victory of the Marwānids. Translated and annotated by M. Fishbein. Albany 1990, 233 f. 59 Zu ihm siehe F. Rosenthal, in Encyclopaedia of Islam2 1 (1960), 1001 f. 60 Ph. K. Hitti, The origins of the Islamic state being a translation from the Arabic accompanied with annotations, geographic and historic notes on the Kitâb Futûh al-Buldân of al-Imâm abu-l ʿAbbâs Ahmad ibn Jabîr al-Balâdhuri. New York 1916 (Nachdruck Beirut 1966), 194. 61 S. Pickney Stetkevych, Umayyad panegyric and the poetics of Islamic hegemony: al-„Khaffa al-Qaṭīnu“ („Those that dwelt with you have left in haste“). Journal of Arabic Literature 28 (1997), 88–122, hier 92. 62 Zu al-Aḫṭal siehe F. Sezgin, Geschichte des arabischen Schrifttums, Bd. 2. Leiden 1975, 318–321. 63 Zu ʿAbd Allāh b. al-Zubayr siehe H. A. R. Gibb, in Encyclopaedia of Islam2 1 (1960), 54 f. bzw. (jetzt) S. Campbell, in Encyclopaedia of Islam3. Leiden / Boston 2009, 22–26. 64 Pickney Stetkevych , Umayyad Panegyric (wie oben Fußnote 61) 103 (Vers 24): „Racing in a vast and mighty torrent | from the mountains of Byzance. | Whose foothills shield them from it | and divert its course.“ Leider übergeht Pikney Stetkevych in ihren kommentierenden Ausführungen (vgl. ebd. 107 f.) diesen Vers.
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Die Berichte in den (christlichen) orientalischen Quellen gehen wohl auf Theophilos von Edessa zurück.65 Sie erwähnen die Schlacht ebenfalls (meist ohne nähere Ortsangabe), jedoch eher beiläufig und im größeren Kontext der byzantinisch-arabischen Beziehungen. Insbesondere der Bruch des Vertrages durch Justinian II. wird betont. Zu erwähnen ist etwa das Chronicon ad a. 1234,66 Michael der Syrer67oder Agapius von Manbij (Hierapolis). In der älteren Edition und Übersetzung ist die Passage der Hs. Laur. Or. 323 (wo die Schlacht erwähnt wurde), die Vasiliev nicht für seine Edition und Übersetzung des Geschichtswerkes des Agapius verwendete bzw. verwenden konnte, nicht zu finden. Erst Robert Hoyland edierte und übersetzte den relevanten Text.68
65 Siehe zuletzt (zusammenfassend) Theophilus of Edessaʼs chronicle and the circulation of historical knowledge in Late Antiquity and Early Islam. Translated with an introduction and notes by R. R. Hoyland. Translated Texts for Historians, 57. Liverpool 2011. Trotz diverser Zweifel, die in den letzten Jahren an der „Autorschaft“ der sog. östlichen Quelle des Theophanes vorgebracht wurden, benutze ich – zugegeben, aus Bequemlichkeit – seinen Namen. Siehe etwa M. Conterno, La „Descrizione dei tempi“ all’alba dell’espansione islamica: Un’indagine sulla storiografia greca, siriaca e araba fra VII e VIII secolo. Millennium-Studien, 47. Berlin / Boston 2014; eadem, Theophilos, „The More Likely Candidate“? Towards a reappraisal of the question of Theophanesʼ „Oriental source(s) “. TM 19 (2015), 383–400, oder A. Papaconstantinu, Rez. zu Hoyland, Theophilus (op. cit.). Le Muséon 126 (2013), 459–463. 66 Chronicon anonymum ad annum Christi 1234 pertinens, Bd. 1, interpretatus est I.-B. Chabot. Corpus scriptorum Christianorum Orientalium, 109, Scriptores Syri, 19. Louvain 1937, 230 (zum Jahr 1002 der Selkeukidenära): Cum autem Abdalmalichus audivisset ab imperatore pacem ruptam esse ante expletum terminum, iussit Mohammedum, fratrem suum, praefectum Mesopotamiae invadere Beth Romayē. Et ingressus, populatus est regionem et rediit cum captivitate et praeda immensa. Siehe auch die englische Übersetzung in The seventh century in the West-Syrian chronicles. Introduced, translated and annotated by A. Palmer, including two seventh-century Syriac apocalyptic texts, introduced, translated annotated by S. Brock, with added annotation and an historical introduction by R. Hoyland. Translated Texts for Historians, 15. Liverpool 1993, 205; siehe auch A. Hilkens, The anonymous chronicle up to the year 1234 and its sources. Bibliothèque de Byzantion, 18. Leuven 2018. 67 Le Chronique de Michel le Syrien, éd. et trad. par. J.-B. Chabot, Bd. 2. Paris 1902, 470: „C’est pourquoi, Moḥammed, émir de Djézireh, envahit le Beit Roumayê. Les Romains lui livrèrent bataille à côté de Cesarée de Cappadoce. Les Esclavons prirent le parti des Ṭaiyayê et s’en allèrent avec eux en Syrie, au nombre d’environ 7 mille.“ Englische Übersetzung bei Hoyland, Theophilus (wie oben Fußnote 65) 187. Zu Michael Syrus siehe etwa D. Weltecke, Die „Beschreibung der Zeiten“ von Mōr Michael dem Grossen (1126–1199). Eine Studie zu ihrem historischen und historiographiegeschichtlichen Kontext. Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium, 594, Subsidia, 110. Leuven 2003 und A. Baumstark, Geschichte der syrischen Literatur. Bonn 1922, 298–300. 68 Siehe Kitab al-ʿUnvan. Histoire universelle, écrite par Agapius (Mahboub) de Menbidj, éd. et trad. en français par A. Vasiliev, seconde partie. PO, 8,3. Paris 1912, 497 mit Anm. 3 (mit dem Hinweis auf 4 unlesbare Folien in dem von ihm verwendeten Codex); siehe Hoyland, Theophilus (wie oben Fußnote 65) 319–323 (Edition einer bisher unbekannten arabischen Textpassage). Entsprechend auch nicht in der italienischen Übersetzung Agapio di Gerapoli, Storia uiversale. Introduzione, traduzione dall’arabo e noti di B. Pirone. Mailand 2013. Hoyland, Theophilus (wie oben Fußnote 65) 186: Justinian raided the Slavs and enslaved thousands of them in number and them into his realm. Muhammad ibn ʿAbd al-Malik (falscher Name!) raided the Romans, took prisoners and returned.
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Zu verweisen ist weiterhin auf Elias von Nisibis († nach 1049 A. D.), der kurz die Schlacht erwähnte.69 Dass die bis ca. 720 reichende Chronik in starkem Maße feindlich gegen Justinian II. eingestellt ist, ist längst Allgemeingut der Forschung.70 Vermutlich reflektiert sie die kaiserliche Propaganda der ersten Jahre Leons III. Justinians II. Politik, besonders dann während seiner zweiten Regierungszeit (705–711), hatte zweifellos terroristische Züge. Und auch andere Quellen, vor allem der Liber pontificalis ecclesiae Ravennatis des Agnellus, der sicher nichts mit Theophanes und Nikephoros bzw. mit deren gemeinsamer Quelle zu tun hatte, bezeugt dies eindrücklich.71 Mag er bereits als junger Mann während seiner ersten Regierungsperiode (685– 705) eine überspannte und z. T. vielleicht sogar irrationale Politik betrieben haben,72 so ist m. E. auf einen Umstand hinzuweisen. Während der ersten Regierungszeit wurden verschiedene innovative Reformen durchgesetzt, die das meist sehr negative Bild Justinians II. diversifizieren (wie bereits in Fußnote 72 sehr kurz notiert). Justinian II., so berichten die eben ausführlich zitierte Chronographia des Theophanes sowie die Historia syntomos des Nikephoros, habe, wie bereits angemerkt, aus den nach Bithynien (ins Thema Opsikion) transferierten Slawen ein Heer ausgehoben und Nebulos73 zu dessen Befehlshaber gemacht.74 Die beiden Geschichtswerke basie-
69 Zum Jahr 73 A. H.; siehe F. Baethgen, Fragmente syrischer und arabischer Historiker. Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes, 8,3. Leipzig 1884, 118: „In ihm zog Muḥammad ibn Merwân gegen die griechische Stadt Sebaste und siegte und kehrte erfreut zurück.“ = L.-J. Delaporte, La chronographie d’Élie Bar-Šinaya, métropolitain de Nisibe. Bibliothèque de l’École des Hautes Études. Sciences historiques et philologiques, 181. Paris 1910, 94 = Eliae metropolitanae Nisibeni opus chronologicum, Bd. 1, interpretatus est E. W. Brooks. Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium, 63*; Scriptores Syri, 23. Louvain 1910, 73. Zu Elias vgl. Baumstark, Geschichte der syrischen Literatur (wie oben Fußnote 67) 287 f.; siehe bereits Brandes, Finanzverwaltung in Krisenzeiten (wie oben Fußnote 5) 354 f. mit Anm. 677 (weitere Literatur). 70 Siehe schon Head, Justinian II (wie oben Fußnote 1) bes. 14–27. 71 Siehe Agnellus von Ravenna, Liber pontificalis – Bischofsbuch, Bd. 2. Übersetzt und eingeleitet von Cl. Nauerth. Fontes Christiani, 21,2. Freiburg u. a. 1996, 137–142 (490–511). Zum hier berichteten Schicksal des Johannicius, eines Vorfahren des Agnellus, siehe L. M. Hartmann, Johannicius von Ravenna, in Festschrift Theodor Gomperz. Wien 1902, 319–323; J.-O. Tjäder, Die Bestrafung des Notars Johannicius im „Liber pontifcalis“ des Agnellus. Italia medioevale e umanistica 2 (1959), 431–439; T. S. Brown, Justinian II and Ravenna. Byzantionslavica 56 (1995), 29–36. 72 Auf der anderen Seite führte er aber auch zukunftsweisende Reformen durch, die seine späteren Kritiker natürlich verschwiegen bzw. irreführend darstellten. Siehe dazu Brandes, Finanzverwaltung in Krisenzeiten (wie oben Fußnote 5) 502 f., 509 und passim. 73 Zu diesem siehe schon oben Fußnote 23. 74 Theophanes, Chronographia (wie oben Fußnote 15) 365,30–366,3: Τούτῳ τῷ ἔτει (A. M. 6184) Ἰουστινιανὸς ἐπελέξατο ἐκ τῶν μετοικισθέντων ὑπʼ αὐτοῦ Σκλάβων καὶ ἐστράτεθσε χιλιάδας λʹ καὶ ὁπλίσας αὐτοὺς ἐπωνόμασεν αὐτοὺς λαὸν περιούσιον, ἄρχοντά τε αὐτῶν Νέβουλον τοὔνομα. Übers. bei Mango/Scott, Chronicle (wie oben Fußnote 10) 511: „In this year Justinian made a levy among the Slavs he had transplanted and raised an army of 30,000, whom he armed and named ‚the Cho-
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ren auch hier, dies sei nochmals betont, offensichtlich auf einer einzigen Quelle, eben der bis 720 reichenden verlorenen Chronik.75 Die Forschung hat sich seit langen Jahrzehnten mit dem hier aufscheinenden Begriff des περιούσιος λαός beschäftigt. Schon 1993 hatte Hans Ditten die bis dahin vorgeschlagenen Deutungen zusammengestellt.76 Das Spektrum reicht von einem „überzähligen Korps“, einem „überkompletten Heer“, einem „überzähligen Heer“, einer „Art Spezialtruppe“, einer „speziellen Landwehr“ usw. bis hin zu einem „dem Kaiser persönlich gehörendem Volk“. Man interpretierte den Begriff als „persönliches Eigentum“ des Kaisers (dem neugriechischen Sprachgebrauch von περιουσία entsprechen).77 Im Kontext unserer Kenntnisse über die byzantinische Heeresstruktur um 700 machen alle diese Deutungen wenig oder keinen Sinn. Der Begriff selbst ist alttestamentarischen Ursprungs und bezeichnet die Juden als „auserwähltes (scil. Gottes) Volk“.78 Spätestens nachdem man Konstantinopel als „Neues Jerusalem“ betrachtete79 und die Byzantiner sich als das „Neue Israel“ ansahen,80 war die Vorstellung vom περιούσιος λαός festgelegt. Paul Magdalino, der sich mit dieser Problematik befasste, präsentierte einige Belege, die zeigen, dass z.B. Konstantin VII. Porphyrogennetos das byzantinische Heer als περιούσιος λαός
sen People‘. He appointed Neboulos to be their leader.“ Nikephoros, Historia (wie oben Fußnote 8) 38,11–13 (92): ἐξ ὧν στρατεύει ἄχρι καὶ εἰς τριάκοντα χιλιάδας λαόν, οὗς ἐξοπλίσας λαὸν ἐκάλεσε περιούσιον, ἄρχοντα αὐτοῖς ἐκ τῶν εὐγενεστέρων ἐπιστήσας Νέβουλον τοὔνομα. Mangos Übersetzung (93): „Among them he raised an army of thirty thousand, whom he equipped and named ‚the Peculiar People‘, and placed under the command of one of their noblemen called Neboulos.“; Koder, Die frommen Byzantiner (wie oben Fußnote 15) 240 f. 75 Siehe schon oben bei Fußnote 41. 76 Ditten, Ethnische Verschiebungen (wie oben Fußnote 1) 221 f. 77 So etwa Seibt, Neue Aspekte (wie oben Fußnote 1) 128; siehe schon Brandes, Georgios ἀπὸ ὑπάτων (wie oben Fußnote 6) 41 mit Anm. 46. 78 Ex. 19,5 und 23,22 (Gott bezeichnet Israel als laos periusios; [...] ἔσεσθέ μοι λαὸς περιούσιος [...]); Dtn. 7,6 ([...] καὶ σὲ προείλατο κύριος ὁ θεός σου εἶναί σε αὐτῷ λαὸν περιούσιον παρὰ πάντα τὰ ἔθνη, [...]), 14,2 ([...] καὶ σὲ ἐξελέξατο κύριος ὁ θεός σου γενέσθαι σε αὐτῷ λαὸν περιούσιον ἀπὸ πάντων τῶν ἐθνῶν [...]), 26,18 (καὶ κύριος εἴλατό σε σήμερον γενέσθαι σε αὐτῷ λαὸν περιούσιον, [...]) danach Tit. 2,14 und 1 Kl. 64. Vgl. ausführlich R. Meyer / H. Strathmann, in G. Kittel (ed.), Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament. Bd. 4: Λ-Ν. Stuttgart 1942, 29–57 (bes. 32–37 λαός in der Septuaginta [34–37: λαός = Ἰσραήλ]; 49–56: λαός im Neuen Testament) und H. Preisker, in G. Friedrich (ed.), Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, Bd. 6: Πε-Ρ. Stuttgart 1942, 57–58 (περιούσιος). 79 Meines Wissens bietet die Vita des Daniel Stylites (um 500) den ersten Beleg dafür. Siehe H. Delehaye, Les Saints Stylites. Subsidia Hagiographica, 14. Brüssel 1923, 12,13 f.; dazu W. Brandes, Anastasios ὁ δίκoρoς. Endzeiterwartung und Kaiserkritik in Byzanz um 500 n. Chr. BZ 90 (1997), 24–63, hier 38 f. mit Anm. 96 f. 80 Es ist hier nicht der Ort, um diese Vorstellungen zu verfolgen. Siehe insbesondere P. Magdalino / R. Nelson, Introduction, in P. Magdalino / R. Nelson (eds.), The Old Testament in Byzantium. Washington D. C. 2010, 1–38 (bes. 25 zu periusios laos); die Monographie von Sh. Eshel, The concept of the elect nation in Byzantium. The Medieval Mediterranean, 113. Leiden / Boston 2017 ist wenig hilfreich; siehe dazu auch Koder, Die frommen Byzantiner (wie oben Fußnote 15) 242 mit Anm. 768.
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bezeichnete.81 In einer Homilie des Gregorios Referendarios über die Überführung des berühmten Christusbildes von Edessa im Jahre 911 nach Konstantinopel taucht der Begriff ebenfalls auf (περιούσιος στράτος).82 Auch in einer Akoluthie auf gefallene oder von islamischen Truppen gefangene Soldaten (Ende 9./Anfang 10. Jh.) wurde er verwendet;83 und in der Vita Basilii des Theophanes Continuatus verwendete der berühmte Feldherr Andreas „der Skythe“ (Domestikos der Scholen, Patrikios84) in einer (fiktiven) Rede an die Gottesmutter Maria85 den Begriff περιούσιος λαός eindeutig bezogen auf das christliche (also byzantinische) Volk: „ἴδε, ὦ μῆτερ τοῦ Λόγου τε καὶ θεοῦ, καὶ σὺ ὁ προαιώνιος ἐκ πατρὸς καὶ ὑπὸ χρόνον ἐκ τῆς μητρός, οἷα ὠνείδισε καὶ ἐφρυάξατο κατὰ σοῦ καὶ τοῦ σοῦ περιουσίου λαοῦ ὁ βάρβαρος οὗτος καὶ ἀλαζών, ὁ νέος Σεναχειρίμ, (...).“86 Danach siegte Andreas in der Schlacht bei Podandos87 im südlichen Kappadokien gegen das Heer des arabischen Feldherrn ʿAbd Allāh b. Rašīd b. Kāwus.88 Dass die Byzantiner sich selbst als „neues Israel“ und damit als neues περιούσιος λαός sahen, macht z. B. eine Novelle des Kaisers Michael VIII. auf eindeutige Weise deutlich: (...) καθʼ ἡμᾶς νέον Ἰσραήλ, τὸν περιούσιον λαὸν τοῦ χριστωνύμου πληρώματος, (...).89
81 H. Ahrweiler, Un discours inédit de Constantin VII Porphyrogénéte. TM 2 (1967), 393–404 (Text: 397–399), hier 398,19; englische Übersetzung bei E. McGeer, Two military operations of Constantine VII, in J. W. Nesbitt (ed.), Byzantine authors: literary activities and preoccupations. Texts and translations dedicated to the memory of Nicolas Oikonomides. The Medieval Mediterranean, 49. Leiden / Boston 2003, 111–135, hier 118. 82 A.-M. Dubarie, L’homélie de Grégoire le Référendaire pour la réception de l’image d’Édesse. RÉB 55 (1997), 5–51, hier 29 ([...], τὸν περιούσιον [...] στράτον [...]); vgl. Magdalino/Nelson, Introduction (wie oben Fußnote 80) 25 mit Anm. 101. 83 Th. Détorakis / J. Mossay, Un office byzantine inédit pour ceux qui sont morts à la guerre, dans le Cod. Sin. gr. 734–735. Le Muséon 101 (1988), 183–211, hier 192 (Z. 105); siehe schon A. Pertusi, Una acolouthia militare inedita del X secolo. Aevum 22 (1948), 145–168, hier 161 (Z. 148–152); vgl. Magdalino/Nelson, Introduction (wie oben Fußnote 80) 25 mit Anm. 102; siehe auch F. Trombley, War, society and popular religion in Byzantine Anatolia (6th–13th centuries), in St. Lampakes (ed.), Byzantine Asia Minor (6th–13th cent.). Athen 1998, 97–139, hier 98. 84 Zu ihm siehe PmbZ Nr. 20351. 85 Als Reaktion auf einen „blasphemischen“ Brief des Emirs von Tarsos. 86 Chronographiae quae Theophanis Continuati nomine fertur liber quo Vita Basilii imperatoris amplectitur, rec. I. Ševčenko. CFHB, 42. Berlin / Boston 2011, 50 (180,20–23). 87 Zu Podandos und der Schlacht siehe Hild/Restle, Kappadokien (wie oben Fußnote 3) 261 f.; A. A. Vasiliev, Byzance et les Arabes, Bd. 2: La dynastie macédonnienne (867–959). Brüssel 1950, 82–84. 88 Zu ihm siehe PmbZ Nr. 20014. 89 L. Burgmann / P. Magdalino, Michael VIII on maladministration: an unpublished novel of the early Palaiologan period. Fontes Minores 6 (1984), 377–390, hier 378 (auch in L. Burgmann, Ausgewählte Aufsätze zur byzantinischen Rechtsgeschichte. Forschungen zur byzantinischen Rechtsgeschichte, 33. Frankfurt 2015, 153–166, hier 154).
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Vor einigen Jahren glaubte Elias Anagnostakes das Problem gelöst zu haben.90 Shay Eshel folgte ihm (kritiklos).91 Anagnostakes meinte in seinem letztlich doch in die Irre gehenden Artikel die in den Miracula Demetrii auftauchenden Sermesianer mit dem (angeblichen) περιούσιος λαός Justinians II. identifizieren zu können.92 Diese Nachfahren einst von Awaren verschleppter und in der Gegend von Sirmium (daher der Name) angesiedelter Byzantiner wurden vom anonymen Autor der ersten Mirakelsammlung des heiligen Demetrios tatsächlich als λαός bezeichnet, das seine römische Traditionen (einschließlich dem christlichen Glauben) bewahrt habe.93 Unter der Führung des bekannten und oft behandelten Kuber94 seien sie schließlich entkommen und hätten sich in der Gegend von Thessaloniki angesiedelt.95 Diese habe dann Justinian II. anlässlich seines Feldzugs in diese Gegend 96 rekrutiert und ihnen den Namen περιούσιος λαός verliehen.97 Ich halte diese Interpretation für nicht schlüssig. Wirft man hingegen einen Blick in annähernd zeitgleiche Quellen, wo die Vorstellung vom περιούσιος λαός aufscheint, erhält man einen anderen Eindruck. Im prosphonetikos logos des Quinisextum (CPG 9443) etwa wird das gesamte christliche byzantinische Volk (in Anlehnung an Tit. 2,14) so bezeichnet. Es wird die Typologie Hirt – Herde zitiert (der Kaiser als Hirt und die von ihm gehütete Herde, eben das „auserwählte Volk“).98 Interessant für die Kaiserideologie bzw. die Kaiserpropaganda Justinians II. ist diese Angleichung an Christus, den guten Hirten, der seine Herde (den περιούσιος λαός) hütet und beschirmt. Sollte eben dieser Kaiser eine slawische Föderatentruppe so bezeichnen? Das ist mehr als unwahrscheinlich. Aber noch ein weiterer Text, der ungefähr zeitgleich ist, benutzte den Begriff περιούσιος λαός. Es handelt sich um einen antijüdischen Dialog, meist die „Trophäen
90 E. Anagnostakes, Περιούσιος λαός, in E. Kountoura-Galake (ed.), The dark centuries of Byzantium (7th–9th c.). Athen 2001, 325–345. 91 Eshel, The concept of the elect nation (wie oben Fußnote 80) 59–65. Zu Eshel und Anagnostakes siehe auch Koder, Die frommen Byzantiner (wie oben Fußnote 15) 242, Anm. 768. 92 Siehe P. Lemerle, Les plus anciens recueils des miracles de Saint Démétrius et la pénétration des Slaves dans les Balkans, 2 Bde. Paris 1979/1980; siehe den Text im 1. Bd., 227–234 und den Kommentar im 2. Bd., 137–162. 93 Ebd. Bd. 1, 228,6–13. 94 PmbZ Nr. 4165 (mit der älteren Literatur). 95 Miracula Demetrii (wie oben Fußnote 92) Bd. 1, 228 f. 96 Siehe oben Fußnote 21. 97 Anagnostakis, Περιούσιος λαός (wie oben Fußnote 90) 330–343. 98 Concilium Constantinopolitanum a. 681/2 in Trullo habitum (Concilium Quinisextum), ed. H. Ohme. ACO, 2,2,4. Berlin / Boston 2013, 19,25 f.: (...), ὡς περιούσιον λαόν, (...); siehe auch Concilium Quinisextum – Das Konzil Quinisextum, übersetzt und eingeleitet von H. Ohme. Fontes Christiani, 82. Turnhout 2006, 166 f.: „Dieses Volk als ein auserwähltes (Tit. 2,14) wolltest Du (scil. der Kaiser) unbedingt versammeln in Nachahmung des Hirten Christus, der das verlorene Schaf in dem Gebirge sucht (vgl. Mt 18,12; Joh 10,11–18) (...).“
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von Damaskus“ (Τρόπαια κατὰ Ἰουδαίων ἐν Δαμασκῷ) genannt, den man auf ca. 680 datiert.99 Hier betont der (wohl fiktive jüdische Diskutant), dass die Juden eben ein heiliges, ein auserwähltes Volk seien, ganz im alttestamentarischen Sinn (siehe die oben in Fußnote 78 aufgelisteten Stellen des Alten Testaments).100 Auch dieser Gebrauch des Begriffs passt in keiner Weise zur Bezeichnung einer militärischen Einheit. Es wäre mithin völlig absurd, Justinian II. Derartiges zu unterstellen. Nur in dieser Chronik bis ca. 720 wird der περιούσιος λαός – bezogen auf eine militärische Einheit – erwähnt. Und diese hat eine sofort ins Auge springende Tendenz. Sie ist, wie die Forschung oft genug festgestellt hat, ausgesprochen justinianfeindlich. Soll man sich also tatsächlich vorstellen, Justinian II. habe ein aus slawischen Föderaten oder ehemaligen Kriegsgefangenen bestehendes Heer mit diesem inhaltschweren Titel versehen? War er wirklich so weltfremd bzw. dumm? Dass diese Truppe keinen großen Wert hatte, beweist schon ihre Desertion in der Schlacht von Sebastopolis. Es handelt sich in meinen Augen um ausgesprochen bösartige Ironie, die allein aus der gegen Justinian II. gerichteten Tendenz erklärt werden kann. Demzufolge hätte der Kaiser entweder eine militärische Einheit mit der (nicht nur alttestamentarischen) Bezeichnung für Juden versehen (in den Augen der Zeitgenossen eine mehr als lächerliche Angelegenheit), oder er hätte dieser Slawentruppe die Bezeichnung für das gesamte christliche byzantinische Volk verliehen, was ebenfalls mehr als unsinnig, ja blasphemisch erscheinen musste.101 Kurz: Die Bezeichnung περιούσιος λαός in der Chronik bis ca. 720, wie sie sich bei Theophanes und Nikephoros (und den von diesen abhängigen späteren Chronographen) findet, ist absurd und kann allein als heftige Kritik an Justinian II. erklärt werden. Es gilt aber noch, einen weiteren Aspekt der Schlacht von Sebastopolis (wo auch immer sie lokalisiert werden kann102) zu berücksichtigen. Gemeint ist die Rolle der genikoi kommerkiarioi, der von ihnen verwalteten apothekai und ihrer Siegel.103 John
99 Les Trophées de Damas. Controverse judéo-chrétienne du VIIe siècle, éd. et trad. G. Bardy. PO, 15,2. Paris 1920 (Nachdruck Turnhout 1973); siehe auch H. G. Thümmel, Die Frühgeschichte der ostkirchlichen Bilderlehre. TU, 139. Berlin 1992, 362 f.; und bereits ebd. 142 f.; vgl. zu diesem Text Av. Cameron, The „Trophies of Damascus“: the Church, the Temple and sacred space, in Ph. Borgeaud (ed.), Le temple, lieu de conflit. Actes du colloque de Cartigny, 1991. Les cahiers du CEPOA, 7. Leuven 1994, 203–212; M. Waegemann, Les traités Adversus Judaeos: aspects et relations judéo-chrétiennes dans le monde grec. Byz 56 (1985), 295–313; R. Hoyland, Seeing Islam as others saw it. Studies in Late Antiquity and Early Islam, 13. Princeton 1997, 79–87, 469 f. 100 Trophées de Damas (wie oben Fußnote 99) 67: Ἡμεῖς ἔθνος ἅγιον, λαὸς περιούσιος, (...). 101 Über die Religionszugehörigkeit der Truppen des Nebulos wissen wir nichts. Nebulos selbst mag sich zum Christentum bekannt haben, was die Voraussetzung für eine Karriere im byzantinischen Heer war. 102 Siehe oben Fußnote 4. 103 Ausführlicher wird dies in dem in Fußnote 44 angekündigtem Artikel behandelt.
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Haldon,104 ich selbst105 und zuvor bereits Michael Hendy106 hatten einen Zusammenhang zwischen den genikoi kommerkiarioi und der Heeresversorgung angenommen. Dem wurde von Federico Montinaro107 widersprochen. Hervorzuheben ist, dass Montinaro einen ausgezeichneten Katalog der relevanten Siegel zusammenstellte, der die nach wie vor kontroverse Forschung erheblich unterstützte. Ein Ergebnis meiner Untersuchung vor gut 20 Jahren war der Umstand, dass die genikoi kommerkiarioi, die in der Regel sehr hochrangige Titel führten,108 eben nicht in den verschiedenen Regionen, die auf ihren Siegeln genannt wurden, residierten, sondern in Konstantinopel.109 Sie waren mithin permanent und in kürzester Zeit Empfänger kaiserlicher Befehle. Deshalb wäre es falsch, allein auf die apothekai zu rekurrieren, die sich in geographischer Nähe zum Ort der Schlacht von Sebastopolis befanden. Angesichts der oben erwähnten110 neuen Lokalisierung durch Prigent wäre ein solches Verfahren sowieso irreführend. Den genikoi kommerkiarioi (mit ihren Zuständigkeiten für die verschiedenen apothekai, oft mehr als 1000 km von der Hauptstadt entfernt) wurde vom Kaiser befohlen, die für einen großen Feldzug nötigen Verpflegungen, Waffen usw. bereitzustellen. Ein „großer“ Feldzug muss es gewesen sein. Der Hinweis auf die Beteiligung von πάντα τὰ καβαλλαρικὰ θέματα111 und eben auch der slawischen Truppen des Nebulos legt diesen Schluss nahe. Wie Montinaro selbst in seinem sehr nützlichen Überblick zeigte,112 erhöhte sich die Anzahl der erhaltenen Kommerkiariersiegel Jahr 692 in außerordentlicher Weise, was die gesteigerten Aktivitäten der genikoi kommerkiarioi in Vorbereitung der Schlacht von Sebastopolis widerspiegelt. Man darf nicht vergessen, dass die Überlieferungsbedingungen dieser Siegel vor und nach 692 die gleichen waren. Wenn also
104 J. Haldon, Byzantium in the seventh century (wie oben Fußnote 11) 234 mit Anm. 83; idem, The Empire that would not die (wie oben Fußnote 2) 285; J. Haldon / L. Brubaker, Byzantium in the iconoclast era c. 680–850: a history. Cambridge 2011, 682–695. 105 Brandes, Finanzverwaltung in Krisenzeiten (wie oben Fußnote 5) 302 f., 387, 394, 400; idem, Georgios ἀπὸ ὑπάτων (wie oben Fußnote 6). 106 M. Hendy, Studies in the Byzantine monetary economy, c. 300–1450. Cambridge 1985, bes. 626– 634 (vgl. aber die Korrekturen seiner Chronologie bei Brandes, Finanzverwaltung in Krisenzeiten [wie oben Fußnote 5] 354 f.). 107 F. Montinaro, Les premiers commerciaires byzantins. TM 17 (2013), 351–538; siehe auch idem, Killing „Empire“: Goldilocks and the three byzantine kommerkiarioi. Journal of European Economic History 46 (2017), 165–173 (eine Polemik gegen Haldon, The Empire that would not die [wie oben Fußnote 2] und gegen Brandes, Finanzverwaltung in Krisenzeiten [wie oben Fußnote 5]). 108 Siehe die prosopographische Übersicht bei Brandes, Finanzverwaltung in Krisenzeiten (wie oben Fußnote 5) 329–350 und zusammenfassend 566–582 (Appendix II). 109 Brandes, Finanzverwaltung in Krisenzeiten (wie oben Fußnote 5) 282, bes. 329 f. 110 Siehe oben Fußnote 4. 111 Siehe Prigent, Retour sur l’origine (wie oben Fußnote 4) 124 mit Anm. 8. 112 Montinaro, Les premiers commerciaires (wie oben Fußnote 107). Besonders das hier (419) gedruckte Diagramm (La fréquence et la distribution géographique des plombs des ἀποθῆκαι) zeigt dies auf eindeutige Weise.
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für das genannte Jahr eine derart enorme Steigerung zu verzeichnen ist, dann kann dies nicht als ein überlieferungsbedingter Zufall abgetan werden. Wichtiger und von viele größerer Relevanz ist die Gesamtzahl der Kommerkiariersiegel mit einem Bezug zum Jahr 692. Sie ist mit Blick auf den Zeitraum von 665 bis 740 mit Abstand am höchsten, wie unschwer den von Montinaro selbst präsentierten Daten entnommen werden kann. Es ist auffällig, dass sich im Zeitraum von ca. 690 bis 693 Siegel mit Mehrfachindiktionen häufen.113 Da normalerweise genikoi kommerkiarioi (wie die Datierungen ihrer Siegel zeigen) nur in einem Indiktionsjahr für eine bestimmte apotheke zuständig waren, könnte dies auf den Umfang der eingeleiteten Maßnahmen für die Vorbereitung des Feldzugs deuten.114 Zu beachten ist außerdem, dass die Anzahl der um 692 amtierenden genikoi kommerkiarioi sehr überschaubar war (drei oder vier). Insbesondere der auch in den Jahren nach 692 häufig bezeugte Georgios ἀπὸ ὑπάτων115 kann in diesem Zusammenhang genannt werden. Vielleicht war er derjenige, dem die umfassende Logistik der Vorbereitung des Feldzugs oblag. Es ist also festzustellen, dass die Schlacht von Sebastopolis im Jahre 692 eines der wichtigsten Ereignisse des ausgehenden 7. Jahrhunderts war. Überschattet werden ihre Bedeutung und die Ereignisse in ihrem historischen Umfeld durch die gegen Justinian II. gerichtete polemische Einstellung / Tendenz der gemeinsamen Quelle der Geschichtswerke des Nikephoros und Theophanes, der von Mango als Chronik bis ca. 720 bezeichneten verlorene Schrift (ob nun von Traianos Patrikios verfasst – oder auch nicht). Diese gravierende Niederlage ebnete den Weg für die Belagerung Konstantinopels 717/18, die fast zur Auslöschung des byzantinischen Reiches führte.116 Schon allein dieser Umstand bedingte die große historische Bedeutung des byzantinischen Desasters bei Sebastopolis im Jahre 692.
113 Brandes, Finanzverwaltung in Krisenzeiten (wie oben Fußnote 5) 592. 114 Allerdings sollte man dieses Argument nicht zu sehr betonen. Die Edition bisher unbekannter Kommerkiariersiegel kann dieses Bild rasch ändern. 115 Zu diesem siehe ausführlich Brandes, Georgios ἀπὸ ὑπάτων (wie oben Fußnote 6). 116 Quellen und Literatur bei W. Brandes, Die Belagerung Konstantinopels 717/718 als apokalyptisches Ereignis: Zu einer Interpolation im griechischen Text der Pseudo-Methodios-Apokalypse, in K. Belke u. a. (eds.), Byzantina Mediterranea. Festschrift für Johannes Koder zum 65. Geburtstag. Wien 2007, 65–91.
Christian Brockmann and José Maksimczuk
The Codex Reg. gr. 107: Some Codicological and Textual Remarks on a Multilayered Manuscript of Aristotle’s Organon The manuscript Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, Reg. gr. 107 is a voluminous codex containing Aristotle’s Organon, the collection of six treatises on logic often preceded by Porphyry’s Isagoge, as is the case here. This Reginensis has called for scholarly attention chiefly for being a witness to Leo Magentinus’ commentaries (twelfth century). As several scholars have convincingly demonstrated, the text of Magentinus’ commentaries in Reg. 107 depends on Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, Vat. gr. 244 (12th c.), via a now lost intermediary.1 Other important aspects of the codex remain unexplored, however. The aim of this paper is to offer for the first time an analysis of Reg. 107’s codicological features and to examine key aspects of the work of a group of revisers who transformed the manuscript in an intensive and lasting way some three decades after its creation. In doing so, we also examine issues of transmission and textual history, focussing on the Prior and Posterior Analytics.
1 S. Ebbesen, Commentators and Commentaries on Aristotle’s Sophistici Elenchi. A Study of PostAristotelian Ancient and Medieval Writings on Fallacies, I–III. Corpus Latinum Commentariorum in Aristotelem Graecorum, VII, 1–3. Leiden 1981, III 70–81; S. Kotzabassi (ed.), Byzantinische Kommentatoren der aristotelischen Topik. Johannes Italos und Leon Magentinos. Etaireia Byzantinon Ereunon, 17. Thessaloniki 1999, 53–55; Ch. Brockmann, Helpful Interaction between Commentary and Text: Aristotle’s Posterior Analytics and Important Manuscripts of this Treatise, in S. Boodts / P. De Leemans / S. Schorn (eds.), Sicut Dicit. Reflections on Editing Commentaries on Authoritative Texts. Lectio: Studies in the Transmission of Texts & Ideas, 8. Turnhout 2020, 209–242, at 223; N. Agiotis (ed.), Leon Magentenos, Commentary on Aristotle, 'Prior Analytics' (Book II). Critical Edition with Introduction and Translation. Commentaria in Aristotelem Graeca et Byzantina – Series Academica, 5. Berlin 2021, lxvii–lxviii. https://doi.org/10.1515/9783111070315-004
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1 Codicological remarks Reg. 1072 is a paper manuscript (301/307 × 205/215 mm), counting I + 488 folios (f. 96 is missing and f. 456bis is unnumbered).3 Several folios are currently detached from the spine of the codex. From the codicological analysis of J. Maksimczuk, it has become evident that Reg. 107 is not, as has been assumed until now, a homogeneous manuscript made by a team of scribes who were part of the same production project,4 but rather a composite of two codicological units produced in different contexts and times. The first unit, which is chronologically the youngest one, comprises ff. 1–96. Its contents are as follows: 1r–v, excerpts from Ammonius’ Commentary on Isagoge; 2r: Introduction to Commentary on Isagoge (title: Σύντομος ἐξήγησις τῶν πέντε φωνῶν); 2v–16r: Porphyry’s Isagoge, with scholia of Magentinus and further commentators; 17r–v: Introduction to Leo Magentinus’ Commentary on Categories (title: Τοῦ Μιτυλήνης εἰς τὰς τοῦ Ἀριστοτέλους Κατηγορίας); 17r–56v: Aristotle’s Categories, with scholia of Magentinus and possibly further commentators; 57r–v: Introduction to Commentary on De interpretatione (no title); 58r–92r: De interpretatione, with scholia of Magentinus and possibly further commentators; 92v– 94r: an untitled commentary on syllogism (incipit: Τῆς συνόψεως τῶν συλλογισμῶν στοχαζόμενοι);5 94r: a commentary on hypothetical syllogisms (title: Περὶ ὑποθετικῶν συλλογισμῶν; incipit: Οἱ ὑποθετικοὶ καλούμενοι συλλογισμοί);6 95r: Introduction to Commentary on Prior Analytics (no title).
2 See the short catalogue description in H. Stevenson, Codices manuscripti Graeci Reginae Suecorum et Pii PP. II Bibliothecae Vaticanae. Romae 1888, 77. Further descriptions of Reg. 107 are available in a number of more recent contributions. See now, inter alia, Agiotis (ed.), Magentenos (as footnote 1 above), lvii. J. Maksimczuk studied the manuscript de visu in May 2022. 3 Stevenson, Codices (as footnote 2 above), 77 mistakenly counted 408 folios. 4 Ebbesen, Commentators (as footnote 1 above), III 77; Agiotis (ed.), Magentenos (as footnote 1 above), lxvii. 5 This commentary was printed under the title Ἀνωνύμου σύνοψις περὶ συλλογισμῶν in the editio princeps of John Philoponus’ Commentary on the Prior Analytics (V. Trincavellus (ed.), Ioan. Gram. Philoponi Comentaria (sic) in Priora analytica Aristotelis. Magentini Comentaria (sic) in eadem. Libellus De syllogismis. Venice 1536, pars altera, xxxxiir–xxxiiiv). For other manuscripts transmitting this text, see P. Moore, Iter Psellianum. A Detailed List of Manuscript Sources for All Works Attributed to Michael Psellos, Including a Comprehensive Bibliography. Subsidia Mediaevalia, 26. Toronto 2005, 248–249. Recently, F. Acerbi and D. Bianconi discovered a new witness to the synopsis, namely, Roma, Biblioteca Nazionale Centrale di Roma, gr. 24 (F. Acerbi / D. Bianconi, L’Organon a fisarmonica di Giovanni Cortasmeno. Segno e Testo 18 (2020), 223–282, at 235). On our part, we can add some further manuscripts to the list of witnesses to the synopsis: Napoli, Biblioteca Nazionale Vittorio Emanuele III, III D 37; Milano, Biblioteca Ambrosiana, Q 87 sup.; Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, Vat. gr. 1498. 6 This commentary was printed under the title Περὶ τῶν ὑποθετικῶν καλουμένων συλλογισμῶν in the editio princeps of Philoponus’ Commentary on the Prior Analytics (Trincavellus (ed.), Commen-
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The second unit, the oldest in the manuscript, comprises ff. 97–488.7 It contains: 97r–211v: Prior Analytics, with scholia of Magentinus and further commentators; 211v–281r: Posterior Analytics, with scholia of Magentinus and further commentators; 281r–439r: Topics, with scholia of Magentinus and further commentators; 440r–488v: Sophistical Refutations, with scholia of Magentinus and further commentators. The second unit is older than the first. Based on watermarks and palaeographical considerations, it was copied by an anonymous scribe circa 1335–50.8 His script, round and elegant, features scarce ligatures and abbreviations and presents an alternation of small and bigger characters similar to that of the Fettaugenmode. Opening with the Prior Analytics (An. pr.), the oldest unit appears to be a second part of a larger manuscript, which has been split up. On the lower margin of f. 97r, i.e. the first folio in the unit, one finds the quire number ηον, indicating that this was originally the first folio in the eighth quire of the unit. Accordingly, it is likely that seven quires that originally belonged to the unit are lost.9 In addition to this material loss, the unit had originally been an unfinished piece. Its scribe left blank spaces for rubricated titles and initial letters, which he, or a co-worker, never wrote. Suggestively, he also left large marginal and interlinear spaces around the lines of the core text. It is likely that he aimed to add paracontent but never did so. These features unmistakably point to an unfinished production process. As a further consequence, it is likely that the unit was never bound together into a codex, which must have facilitated its later division into smaller, incomplete pieces. Be that as it may, the unit was split up a few decades after its production. Restoring its largest part was the work of a group of anonymous
taria (as footnote 5 above) pars altera, xxxiiiv–xxxivv). 7 A few folios were inserted into the second unit by the scribes who made the first one (e.g. ff. 98, 101, 104). 8 Several folios at the end of the unit (e.g. 425, 426, 435) contain a watermark depicting an axe identical to Briquet 7492 (= 1335–45) and Mošin / Traljić 4658 (= 1337 and 1335–50) (C. M. Briquet, Les Filigranes. Dictionnaire historique des marques du papier dès leur apparition vers 1282 jusqu’en 1600, I–IV. Paris etc. 1907; V. Mošin / S. Traljić, Filigranes des XIIIe et XIVe ss., I–II. Zagreb 1957). Other folios have a different watermark, which depicts circles and is similar to Likhačev 321 (= 1345) (N. P. Lichačev, Paleografičeskoe značenie bumažnych vodjanych znakov, I–III. Saint Petersburg 1899). 9 The first seven quires must have contained the first part of the Organon. In Bekker’s edition, the Categories and De interpretatione cover twenty-four pages (I. Bekker (ed.), Aristoteles graece, I. Berlin 1831, 1–24). In the second unit of Reg. 107, the text of the An. pr. corresponding to the first twenty-four pages in Bekker’s edition (24–48) is distributed over fifty-six folios (ff. 97r–v, 99r–100v, 102r–103v, 105r–106v, 108r–157v). This means that on the first seven quires, if they were quaternions, the scribe had exactly the space needed to write the Categories and De interpretatione. A question arises: Did the scribe include the Isagoge at the beginning of the Organon? This, indeed, is expectable. The Isagagoge has roughly the same extension as De interpretatione, namely eight pages in Bekker’s edition, which are equivalent to the text of circa fifteen folios in the second unit of Reg. 107. Accordingly, if the second unit in Reg. 107 contained, in its pristine form, the Isagagoge, the first seven quires of the unit must have been quinions or there must have been a mistake in the numbering of quires 1–8 (e.g., the same number was assigned to two consecutive quires or one quire was left unnumbered).
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scribes in the last quarter of the fourteenth century. They made the unit which is currently first in codex Reg. 107, containing the treatises of the Organon missing from the part of the current second unit, which was available to them in the last decades of the fourteenth century.10 Accordingly, Reg. 107’s first unit is a dependent unit and the second its defective kernel.11 The core text in the first unit appears to be made by a single scribe, who took pleasure in featuring changes of script style. This late-fourteenth-century scribe, together with at least three co-workers, copied a dense apparatus of exegetical notes, especially between the lines and in the margins of the core text in both units. As previous scholarship has demonstrated, that corpus of notes can be traced back to Vat. 244, which combines Magentinus’ treatises on Aristotle’s Organon with material from other commentators.12 The anonymous scribes who made the first unit also rewrote and reformatted parts of the core text in the second. After having erased portions of the original core text, they rewrote these passages. Why they chose this procedure and which manuscript they used as a model when revising and reformatting will be discussed below. In the late fifteenth or even in the sixteenth century, two further individuals (Hand A and Hand B in the following) added changes to Reg. 107. It is difficult to fathom the relative chronology between them. However, it is certain that they postdate the work of the scribes and revisers who made the first unit. Hand A added content missing in the Organon text throughout the manuscript. On several occasions, he restored text that was lost after material accident. The f. 110 is a case in point. On that folio, material damage caused the loss of portions of An. pr. I 6, 28 b 7–10 and parts of Magentinus’ Commentary on An. pr. I.13 Hand A repaired this (and other broken parts of Reg. 107) by adding scraps of paper with the missing content. Using an unidentified model, he could copy the pertinent text of the Organon but could not restore that of the margi-
10 Throughout the first unit, one finds various types of watermarks – most frequently representing fruits and circles. Not all the watermarks have close parallels documented in the catalogues. Those for which we found convincing parallels indicate that the paper used in the unit dates to 1380–95: f. 33, swords similar to Likhačev 222 (= 1380) and Briquet 5155 (= 1381); f. 41, arc similar to Mošin / Traljić 478–480 (= 1380–1395); f. 50, arc similar to Likhačev 2332 (= 1380–95) and 2340 (= 1380–95); f. 64, circles similar to Mošin / Traljić 2085 (= 1388) (cf. the bibliographical references in footnote 8 above). 11 For the concepts of “kernel” and “dependent unit,” see J. P. Gumbert, Codicological Units. Towards a Terminology for the Stratigraphy of the Non-Homogeneous Codex. Segno e testo 2 (2004), 17–42, at 41. 12 Ebbesen, Commentators (as footnote 1 above), I 314–315 and III 76–77; Kotzabassi (ed.), Kommentatoren (as footnote 1 above), 50. 13 Namely, scholia πγ´ and πδ´, according to the version of the Commentary in Vat. 244 (f. 161v–162r in the latter manuscript). This article was already typeset when the authors became aware of the paper L. Orlandi, Sulle tracce del Galeno di Teodoro Gaza. AION (filol.) Annali dell’Università degli Studi di Napoli “L’Orientale”, 43.1 (2021) 180–203, where the scribe we call Hand A is identified with Demetrios Chalkondyles (p. 184 n. 19).
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nal commentary (see Fig. 1). In addition to remedying lacunae produced by material losses, Hand A restored content that the scribes omitted when they copied the text of the Organon (e.g., ff. 7r, 8r, 102r). This indicates that Hand A could painstakingly collate the Organon text in Reg. 107. Hand B copied several scholia in the margins of ff. 119v–169v (= An. pr. I). All these scholia derive from the same source text, namely, Alexander of Aphrodisias, Commentary on An. pr. I. The formatting of some of the scholia added by Hand B unveils that they were copied only after Magentinus’ Commentary notes had been inserted in the margins of Reg. 107. A scholion found in the outer margin of f. 134r, quoting Alexander, Commentary on An. pr. I, 239, 27 – 240, 4,14 is telling in this regard. It starts at the upper margin and continues down the outer margin of the folio. Three notes containing Magentinus’ Commentary15 had earlier been copied in the upper part of the outer margin of f. 134r and obliged Hand B to split the Alexander scholion into two blocks containing p. 329, 27–34 and p. 329, 34 – 240, 4, respectively. Hand B indicated that both blocks are part of the same exegetical note by adding red symbols at the end of the first and, again, at the beginning of the second block (see Fig. 2). Lastly, in the first half of the sixteenth century, another hand copied a few marginal notes that quote from Ammonius, Commentary on Isagoge, 125–128 (f. 15r–16r) and Simplicius, Commentary on Categories, 102, 11–25 (f. 27v).16 The later history of Reg. 107 can be delineated as follows. A note of possession on f. 1r testifies that the manuscript belonged to Pierre Bourdelot (1610–85), physician to Queen Christina of Sweden between 1651 and 1653,17 who inherited this and many other manuscripts from his uncle, Jean Bourdelot. Around 1653, Pierre donated 370 books to Queen Christina, among which is the current Reg. 107.18 In 1655, Queen Chris-
14 M. Wallies (ed.), Alexandri in Aristotelis analyticorum priorum librum i commentarium. Commentaria in Aristotelem Graeca, II, 1. Berlin 1883. 15 Namely, scholia Ϟη´–ρ´ in Vat. 244 (f. 193v in the latter manuscript). 16 Interestingly, our preliminary analysis suggests that the notes of Ammonius were most likely copied from the editio princeps of his Commentary on the Isagagoge, which was prepared by Nicolaus Vlastos and (probably) Zacharias Callierges and printed in Venice, 1499. For this edition, see E. Legrand, Bibliographie hellénique ou description raisonnée des ouvrages publiés en grec par des grecs aux XVe et XVIe siècles, I. Paris 1885, 75. 17 Reg. 107 is the Greek manuscript no. 8 in the catalogue of Bourdelot’s manuscripts acquired by Queen Christina and today found in Leiden, Bibliotheek der Rijksuniversiteit, Voss. lat. O 11 (see transcriptions of the catalogue in H. Omont, Catalogue des manuscrits de Jean et Pierre Bourdelot, médecins parisiens. Revue des Bibliothèques 1 (1891), 81–103; E. Pellegrin, Catalogue des manuscrits de Jean et Pierre Bourdelot: Concordance. Script 40/2 (1986), 202–232). 18 The year 1563 is proposed in K. A. De Meyïer, Bibliotheca Universitatis Leidensis. Codices manuscripti. VI. Codices Vossiani graeci et Miscellanei. Lugduni Batavaroum 1955, x. However, no official document confirms this or another date (cf. J. Bignami Odier, Le Fonds de la Reine à la Bibliothèque Vaticane, in Collectanea Vaticana in honorem Anselmi M. Card. Albareda a Bibliotheca Apostolica edita, I. Studi e testi, 19. Vatican City 1962, 167).
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tina settled in Rome where she brought with her a large collection of books, including Reg. 107. After Christina’s death on 19 April 1689, her library was bought by Pope Alexander VIII (i.e. Pietro Ottoboni) in 1690. He donated most of those manuscripts to the Vatican Library.19
2 Core content and para-content: Considerations on their textual affiliations and their formatting Previous research has demonstrated that for some treatises of the Organon Reg. 107 is closely related to a group of manuscripts of which Vat. 244 should be regarded as the model and primary representative.20 Among the descendants of this leading manuscript, Reg. 107 forms a subgroup with Paris, Bibliothèque nationale de France, grec 1972 and Coisl. 157 (both from the first half of the fourteenth century and both produced in the circle of Theodore Metochites), since all three go back to Vat. 244, via an intermediary that is no longer preserved.21 The exact stemmatic relationship is as follows: Reg. 107 and Par. 1972 are independently derived from this intermediary, whereas Coisl. 157 is a direct descendant of Par. 1972. In his studies on the Sophistical Refutations, S. Ebbesen already recognized that in the case of Reg. 107, this result applied only to the marginal commentaries and that the origin of the core text was to be sought elsewhere: “[Par.] 1972 and [Coisl.] 157 appear to have essentially the same recension of Aristotle’s text as 244, whereas that of 107 is different.”22 Our investigations of the parts containing the Analytics in the manuscripts have led to the same result.23 Whereas the Parisini go back to Vat. 244 in their entirety, i.e. in the core texts as well as in the commentaries, this is true for the paracontent of Reg. 107 only. Given our new codicological findings, this is no wonder. For, as shown above, the second unit in Reg. 107 (ff. 97–488) is the result of two independent pro-
19 For the complex formation of the Reginensis collection, see Bignami Odier, Le Fonds de la Reine (as footnote 18 above) and F. D’Aiuto / P. Vian, Guida ai fondi manoscritti, numismatici, a stampa della Biblioteca Vaticana, I. Studi e testi, 466. Vatican City 2011, 502–509. 20 See the literature quoted in footnote 1 above. 21 This lost manuscript received the siglum p in Ebbesen, Commentators and Kotzabassi, Kommentatoren (as footnote 1 above). Agiotis, Magentenos (as footnote 1 above) called it α. 22 Ebbesen, Commentators (as footnote 1 above) III 76. 23 See preliminary conclusions already put forward in Ch. Brockmann, A Multilayered Greek Manuscript of Learning. Some Glimpses into the Scribal Practices Evident in the Aristotelean Codex Vaticanus graecus 244, in J. B. Quenzer (ed.), Exploring Written Artefacts. Objects, Methods, and Concepts, II. Studies in Manuscript Cultures, 25. Berlin / Boston 2021, 603–622, at 611 n. 23; J. Maksimczuk, Layers of Corrections, Scribal Practices, and the Transmission of Prior Analytics I 1–7 in the MSS Neap. III D 37, Ambr. Q 87, and Vat. 244. Medioevo greco 22 (2022), 221–245, at 235.
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duction processes: the core text was made circa 1330–50 whereas most of the exegetical commentaries were added around 1380–95. The textual findings now make it clear that the scribe of the oldest, original unit did not use the reconstructed descendant of Vat. 244 at all but rather took the text of the Aristotelean treatises from one or more other manuscripts. In doing so, he created a large and generous study manuscript, leaving plenty of space in the margins for extensive commentary and choosing wide line spacing to allow for numerous interlinear entries. We may never discover why he was unable to complete his manuscript and add the planned commentaries and notes himself. We can only conclude that it took several decades and was left to another generation of scribes and revisers to provide the difficult core content with the necessary explanatory paracontent. The revisers’ formatting of the core and paracontent reveals a striking characteristic: they realized that, despite the generous space left blank, there would not be enough room in the margins for the extensive commentary by Leo Magentinus that they wanted to incorporate from their model, a lost descendant of Vat. 244. Therefore, they embarked on an unusual design idea. They repeatedly removed single or several lines of the main text and then rewrote them in a smaller script style.24 Since they could thus accommodate about twice as much text per line in relation to the amount of text found, they saved space with each of these interventions, which they allocated to the commentary sections. On some pages containing the Posterior Analytics (An. post.), they used this method to enlarge the upper or lower margin; on others, they intervened in the middle of the core text, creating space there and filling it with commentary sections as well. This gives the viewer the impression that only two small windows have been reserved for the main text on these pages (see Fig. 3).25 Thanks to this formatting method, the revisers could transform the older manuscript they were working on into a new, comprehensive study manuscript, which offered users a closely linked integration of core content and huge explanatory paratexts. In fact, their formatting procedure was so successful that they were able to keep the wide line spacing of the original when rewriting the lines of the core text. This was necessary because they also had to insert interlinear annotations in these rewritten sections.
2.1 The text of the Analytics in Reg. 107 and Vat. 244 The Analytics text in Vat. 244, Par. 1972, and Coisl. 157 will be now analysed together with their extended family: Paris, Bibliothèque nationale de France, Coisl. 330
24 Cf. Ebbesen, Commentators (as footnote 1 above) III 77. 25 See also f. 215v. This peculiar way in which the revisers gained space to allocate the exegetical paracontent is not found in the folios of An. pr. For that portion of the Organon, they chose a different method: the addition of new folios with the pertinent exegetical notes (see footnote 7 above).
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(11th c.) and Venezia, Biblioteca Nazionale Marciana, gr. IV.53 (late 13th c.).26 It was proven that Coisl. 330 is the direct model for the core text in Vat. 244 (but not for the paracontent).27 The position of Ven. IV.53 is still unclear: some scholars considered it a brother of Coisl. 330, whereas others argued that it is a copy of the latter.28 The collation of some portions of the An. pr.29 in around 105 manuscripts has allowed us to corroborate the independence of Reg. 107’s core text from Vat. 244. This list contains innovations found solely in the group headed by Coisl. 330:30 25 a 13: ζῴῳ] οὐκ ἀνάγκη add. 28 b 30: οὐκ ἦν συλλογισμὸς] om.31 29 a 20: τρίτῳ] συλλογισμοὶ add. 29 b 22: σχήματι] ἀνάγονται εἰς τοὺς καθόλου add. 30 a 24: τὸ2] om. 35 b 11: τὸ] om. 35 b 39: Γ] ὑπάρχειν add. 53 b 20: καὶ] αἱ32 53 b 25: ἀληθῶν] ἀληθείας33 53 b 26: ἀληθὲς] ἀλήθειαν34 53 b 40: ᾧ μὲν] trsp.35
26 To this group one must add Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 34, which, according to our collation of some sections of the Analytics, yields all the characteristic readings of Coisl. 330 for (at least) An. pr. II 1, 52 b 38 – 2, 54 a 2 (see footnotes 32–35 below). 27 See Brockmann, Helpful Interaction (as footnote 1 above) 220–221; N. Agiotis, Inventarisierung von Scholien, Glossen und Diagrammen der handschriftlichen Überlieferung zu Aristoteles’ De interpretatione (c. 1–4). Sonderforschungsbereich 980: Episteme in Bewegung – Working Paper no. 5. Berlin 2015, 4–5. 28 Coisl. 330 and Ven. IV.53 as brothers: E. Mioni, Aristotelis codices Graeci qui in bibliothecis Venetis adservantur. Padua 1958, 28; R. Bodéüs (ed.), Aristote, Catégories. Paris 2002, cxvii n. 1. Coisl. 330 as the model of Ven. IV.53: J. Brunschwig (ed.), Aristote, Topiques (livres I–IV). Paris 1967, cxxvii n. 1. 29 An. pr. I 1, 24 a 10 – 2, 25 a 13; I 4, 26 b 21 – 5, 27 b 8; I 6, 28 b 15 – 9, 30 b 5; I 15, 35 a 3 – 16, 36 b 2; II 1, 52 b 38 – 2, 54 a 2. 30 In the table that follows, a reading before a square bracket indicates the variant in most of the manuscripts, Reg. 107, and the printed text in W. D. Ross (ed.), Aristotelis Analytica priora et posteriora. Oxford 1964. In turn, a reading after a square bracket offers the text only transmitted by Coisl. 330, Vat. 244, and the other manuscripts of this family. 31 A later hand added the missing text in Ven. IV.53. 32 This is also the reading in Palat. 34. 33 This is also the reading in Palat. 34. 34 This is also the reading in Palat. 34. 35 This is also the reading in Palat. 34.
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Reg. 107 does not yield any of the characteristic readings of the subgroup headed by Vat. 244 either:36 24 a 22: ἡ] om. 24 b 25: διὰ] δὲ add. 29 b 15: σχῆμα] om. 30 a 33: ἡ γὰρ αὐτὴ ἀπόδειξις] om. 30 b 1: ὑπῆρχεν] ὑπῆρξεν 36 a 4: ὅτι] ὅ Vat. 244, ὁ Par. 1972 Coisl. 157 53 a 22: Α1] Γ 53 b 20: οὖν] γοῦν The variants common to Coisl. 330 and its descendants, on the one hand, and Reg. 107, on the other, are very few. Most importantly, they are trivial and/or attested in groups of manuscripts to which Reg. 107 is doubtlessly connected. For the sake of brevity, we limit our examples to the portions we studied from An. pr. I 1–7:37 24 b 21: τὸ … τὸ] τῷ … τῷ (*) 26 b 21: Οὐδὲ] γε add. (*) 27 a 3: ὄντων2] τῶν ὅρων add. (*) 27 a 4: μηδενὶ] οὐδενὶ (*) 27 a 15: ἄγοντας] ἀπάγοντας (*) 27 a 35: ὑπάρξει] ὑπάρχει (*) 27 b 7: τοῦ] δὲ add. (*) 29 a 6: Σ] ὑπάρξει add. (*) 29 a 13: ἂν] ἐὰν 29 a 17: συλλογίσασθαι τὸ καθόλου] τὸ καθόλου συλλογίσασθαι (*) 29 a 30: καὶ ὅτι] trsp. 29 b 27: εἴρηται] εἴρηνται The textual investigation of An. post. I 1–7 (71 a 1 – 75 b 20) in this family of manuscripts yields results in line with those obtained for An. pr. In the original, unaltered version of the first scribe, which was produced circa 1330–50, Reg. 107 does not offer the characteristic readings and mistakes, which have their origin either in Coisl. 330 or in
36 A reading before a square bracket represents the text in all the manuscripts (including Reg. 107, Coisl. 330, and Ven. IV.53) and Ross’s edition (see footnote 30 above). A reading after a square bracket reproduces a variant only found in Vat. 244, Par. 1972, and Coisl. 157. 37 The list that follows is complete for An. pr. I 1–7. We only left out coincidences in orthographical variants and texts originated by interventions of second hands in the manuscripts. An asterisk between brackets next to a variant indicates that the text in question is also found in manuscripts to which Reg. 107 is closely related (see this discussion below, in section 2.2).
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Vat. 244, but usually shares the readings of the leading independent manuscripts that made their way into the editions at these points. This is shown by the following evidence. The readings of Reg. 107, which in these cases are largely identical with the text edited by Ross, are cited before the brackets. The characteristic version of Coisl. 330 and/or Vat. 244 then follows: 71 a 11: ὅπερ] ὅ 71 a 17: πρότερον] πρότερα 71 a 32: τινα δυάδα] δυάδά τινα Vat. 244 (τινα δυάδα habet Coisl. 330) 71 b 13: τι] om. 71 b 24: γὰρ ἔσται] γάρ ἐστι 72 a 6–7: ταὐτὸ γὰρ λέγω πρῶτον καὶ ἀρχὴν] ταυτὸν δέ ἐστι πρῶτον καὶ ἀρχή 72 a 12: ἔστι μεταξὺ] ἔστι τί μεταξὺ 72 a 13: μόριον] μόρια 72 a 16: τὸν μαθησόμενον τί] τὸν ὅτιοῦν μαθησόμενον Coisl. 330, τὸν ὅτιοῦν μαθησόμενόν τι Vat. 24438 72 a 18: ὄνομα] om. 72 a 21: μὲν] om. 72 b 5: τὰ πρῶτα ἐπίστασθαι] ἐπίστασθαι τὰ πρῶτα 72 b 10: ἔστι] ἔσται 73 a 4–5: λέγειν] post ἕτερον (a 5) trsp.39 73 a 38: ἐνυπάρχουσι] ὑπάρχουσι 74 a 8: ἢ τὰ καθ’ ἕκαστα] om.40 74 b 34: οὐδὲ] ἄρα add. 74 b 37: εἴη] καὶ add. 75 a 22: ἄν τις] om. In the places where the revisers of Reg. 107 first erased the text and then rewrote it in a space-saving manner, the collations reveal a different picture. Here, the textual evidence shows, or at least make it plausible, that the model for these newly written passages goes back to the family of Coisl. 330 and Vat. 244. In view of the fact that a manuscript of this family – namely, the reconstructed intermediary between Vat. 244 and its descendants – was used by the revisers as a model for the extensive marginal
38 While revising his manuscript later, the scribe expunged τι (see f. 306r, in the penultimate line of the core text). 39 In Coisl. 330, λέγειν is added after ἕτερον supra lineam, if not by the scribe himself, probably by a co-worker (see f. 153v, line 10). 40 The phrase that does not appear in Coisl. 330 and Vat. 244 is seen by Ross as “a mistaken gloss,” a view that warrants discussion. He considers the fact that the words are not transmitted by Coisl. 330 as a support for his argument (W. D. Ross (ed.), Aristotle’s Prior and Posterior Analytics. A Revised Text with Introduction and Commentary. Oxford 1949, 525).
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commentaries, this is hardly surprising. Rather, it was to be expected that they also consulted this manuscript when intervening in the main text. Only in chapters two to seven of the first book of the An. post., and then again in the twelfth, did the revisers see the need to change the formatting of the main text with the aim of creating further space for the commentary. In the second book, the rewriting of text lines occurs in only one place (f. 274r = An. post. II 13, 97 a 32–35) and here it does not serve the purpose of obtaining new free space in the margin or in the core content area. On the contrary, the number of lines and the line spacing remain exactly the same even after the intervention. But, in relation to the number of words that had probably been written here before by the first scribe, the amount of text that now fills the two or so lines in question is roughly doubled by the smaller script style. One must therefore conclude that the original scribe omitted a word sequence here and that this error was resolved by the erasure and rewriting (see Fig. 4). Since the revisers only rewrote shorter passages,41 there are just a few evidential readings showing the affinities between Reg. 107 and the family of the manuscripts Coisl. 330 and Vat. 244. In analysing the textual evidence, we also paid attention to the readings in Par. 1972, since a correspondence of Reg. 107 with Par. 1972 in errors or peculiar readings would point to the intermediary between Vat. 244 and Par. 1972 as the cause. However, no such evidence can be found in the newly written text sections. Despite this, the following readings provide decisive evidence to classify Reg. 107 in these revised parts as, indeed, related to the family of Coisl. 330 and Vat. 244. In the list, the words after the brackets give the common readings of Coisl. 330, Vat. 244, Par. 1972, and Reg. 107. There are only insignificant differences in the accentuation or in the use or absence of the iota subscript: 72 b 11: ἵσταται] ἵστανται42 72 b 22: ποτε τὰ ἄμεσα] τὰ ἄμεσά ποτε (vel τὰ ἄμεσα ποτέ) 72 b 34–35: πάντα ῥᾴδιον] ῥάδιον πάντα 74 a 37: ἀφαιρουμένων] ἀφαιρουμένῳ (vel ἀφαιρουμένω)
41 The following passages of An. post. were exchanged in the course of the revision of Reg. 107 by erasing and rewriting them: I 2, 72 a 36 – 72 b 1 (f. 214v–215r); 3, 72 b 11 – 72 b 17 (f. 215r); 3, 72 b 18 – 72 b 28 (f. 215v); 3, 72 b 33 – 73 a 2 (f. 216r); 3, 73 a 18 – 4, 73 a 28 (f. 216v); 4, 73 b 6 – 73 b 9 (f. 217v); 4, 73 b 11 – 73 b 16 (f. 217v); 4, 73 b 20 – 73 b 26 (f. 217v–218r); 4, 73 b 36 – 5, 74 a 5 (f. 218r–218v); 5, 74 a 28 – 74 b 2 (f. 219r–219v); 6, 74 b 20 – 74 b 30 (f. 219v–220r); 6, 75 a 9 – 75 a 17 (f. 220v–221r); 6, 75 a 26 – 7, 75 b 2 (f. 221r–221v); 12, 77 b 33 – 77 b 36 (f. 227v); 12, 78 a 6 – 78 a 11 (f. 228r); II 13, 97 a 32 – 97 a 35 (f. 274r). 42 The first letter of the word ἵστανται in Reg. 107 remains the one written by the first scribe. This iota ends a line, which the revisers left unchanged. Only in the next line does the section rewritten by them begin with the continuation of the word, i.e. with the syllables -στανται. Thus, the revisers have introduced a characteristic reading of Coisl. 330 and Vat. 244 in the first word of this passage.
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In the following two instances, the Reginensis offers readings in the rewritten sections that were created by corrective interventions in Vat. 244. While Par. 1972 follows the modified version of Vat. 244 in both cases, Coisl. 330 remains unaffected by the changes: 74 b 21: ἄλλως] ἔχειν add.43 75 a 40: τὸ συμπέρασμα] συμπέρασμα44 Outside of the passages replaced by rewriting, the textual evidence at An. post. I 2, 71 b 20 is worth mentioning in this argument, as the leading scholar of the revisers also introduced a characteristic reading of the Coislin branch into the Reginensis at this point. In its original version, produced by the first scribe, Reg. 107 provides the verbal form ἔθεμεν with the majority of the independent codices, but the reviser has changed this form into ἐθέμεθα, which is the reading of the family members Coisl. 330, Vat. 244 and Par. 1972.45 In the parts of the text that have remained untouched by the revisers and thus still offer the original text form, the version in Reg. 107 differs considerably from that in Coisl. 330 and Vat. 244. Within the compared text sections, however, matches are found in three passages of An. post.: i) 71 b 21: καὶ πρώτων καὶ ἀμέσων καὶ γνωριμωτέρων] καὶ πρώτων ἀμέσων καὶ γνωριμωτέρων, om. καὶ2 Reg. 107, Coisl. 330 In the Reginensis, the main scholar of the revisers has added the missing καὶ above the line.46 Since his corrective copy derives from the family of Coisl. 330 and may have been the intermediary between Vat. 244 and Par. 1972, it is necessary to consider the readings in these two manuscripts as well. Unfortunately, the evidence in Vat. 244 is uncertain. It is not entirely clear whether the conjunction καί has already been inserted here. In Par. 1972, however, it is clearly present (f. 325v, line 4). It is thus not too bold to assume that it was already integrated into the text in the intermediary and that the reviser of Reg. 107 could have obtained the reading from this source.
43 In Vat. 244, the infinitive ἔχειν was probably inserted by the main scribe himself in a revision process, see f. 317r, line 8 of the main text. 44 In Vat. 244, the article was probably deleted by a later user, see f. 321v, line 1. 45 For the correction in Reg. 107, see f. 213r (in the sixth line from the bottom of the main text). Ross cites n2 as also introducing this correction. A look at the digital reproduction of Milano, Biblioteca Ambrosiana, L 93 sup. (= n), f. 191v, shows that this information is correct. A later hand has changed the original verb form ἔθεμεν in the same way here. However, the correction is probably much younger than the original production unit. It could also have been brought in from the Coislin branch here. 46 See f. 213r, fourth line from the bottom of the core text.
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ii) 72 a 20: τὸ εἶναί τι ἢ τὸ μὴ εἶναί τι] τὸ εἶναι τί ἢ μὴ εἶναι τί, om. τὸ2 Reg. 107 // τὸ εἶναί τι ἢ μὴ εἶναί τι, om. τὸ2 Coisl. 330, Vat. 244, Par. 1972 iii) 73 a 17 ὀλίγα τοιαῦτα] τοιαῦτα ὀλίγα Reg. 107, Coisl. 330, Vat. 244., Par. 1972 In view of the overall findings, and of the fact that a much larger amount of text from the original version of Reg. 107 was available for comparison and collation, the three cases mentioned above have, in all probability, arisen independently of each other and must therefore be classified as coincidences.
2.2 Reg. 107’s An. pr. text and some related manuscripts Our collation of a portion of the An. pr. reveals that, for I 1–7, Reg. 107 is close to the following group of manuscripts: – El Escorial, Real Biblioteca, Σ III 9 (late 13th c.) – Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 74 (second half of 15th c.) – London, British Library, Harley 5599 (second half of 15th c.) – Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Theol. gr. 230 (16th c.) – Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, Reg. gr. 190 (16th c.) The following lists offer the variants that Reg. 107 shares with these witnesses. Not all the reported cases have decisive stemmatic value, and most of them are shared by one or another manuscript within the tradition; however, the cluster of readings that follows is only found in the group of interest. Readings before a square bracket represent the text printed in Ross’s edition, whereas the variants after the square bracket offer the text in this group:47 24 a 10: ἐστὶν ἡ σκέψις] ἡ σκέψις ἐστὶν (sed ἐστὶν ἡ σκέψις Esc. Σ ΙΙΙ 9) 24 a 25: ἀντιφάσεως] τῆς praem. 24 b 21: τὸ2] τῷ (*) 24 b 28: θατέρου θάτερον] trsp. (θάτερον θατέρῳ Reg. 107) 24 b 28: λέγομεν] λέγω (deficit Harl. 5599)48 25 a 12: ἄνθρωπος] ὁ praem. (deficiunt Harl. 5599, Reg. 190)49 25 a 13: ζῷον] τὸ praem. (deficiunt Harl. 5599, Reg. 190)
47 An asterisk after a reading indicates that the variant in question is also found in Coisl. 330 and/ or Vat. 244. In the lists that follow, bold readings indicate variants that are solely found in the group of interest. 48 Harl. 5599 has a long lacuna that covers 24 b 28 – 25 b 28. 49 Reg. 190 contains a recension of the An. pr. infested with more or less long omissions.
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26 b 21: Οὐδὲ] γε add. (*) 26 b 22-23: κατηγορικῶς2… στερητικῶς] κατηγορικὸν ... στερητικὸν50 26 b 23: λέγηται] post στερητικῶς (26 b 22) trsp.51 26 b 28: εἴπομεν] καὶ ἐὰν οὕτως ἔχωσιν οἱ ὅροι ἀνάγκη γενέσθαι συλλογισμὸν add. 26 b 32: καὶ γὰρ] καὶ add. 26 b 33: καλῶ] καὶ praem. 27 a 3: ὄντων2] τῶν ὅρων add. (*) 27 a 4: μηδενὶ] οὐδενὶ 27 a 4 (*) 27 a 4: ἂν] κἂν 27 a 11: M2] ὑπάρξει add. (deficit Reg. 190) 27 a 15: ἄγοντας] ἀπάγοντας (*) 27 a 25: τὸ] om. 27 a 28: δὲ τὸν ἐλάττω] τὸν ἐλάττονα δὲ 27 a 28: μέρος] τε add. 27 a 35: ὑπάρξει] ὑπάρχει (deficit Reg. 190) (*) 27 a 37: τῷ μὲν Ν παντὶ τὸ Μ] τὸ μὲν Μ παντὶ τῷ Ν (deficit Reg. 190) 27 a 37: ὑπάρχει] ὑπάρξει (illeg. Esc. Σ ΙΙΙ 9, deficit Reg. 190) 27 b 1: ὑπάρχειν1] ὑπάρξειν (illeg. Esc. Σ ΙΙΙ 9, deficit Reg. 190) 27 b 4: κατηγορῆται] τὸ Μ add. (deficit Reg. 190) 27 b 5: ὅροι] τοῦ ὑπάρχειν add. (deficit Reg. 190) 27 b 5: κόραξ] τοῦ μὴ ὑπάρχειν add. (deficit Reg. 190) 27 b 7: τοῦ] δὲ add. (deficit Reg. 190) 28 b 32: ὅρων] ὁ δ᾿ ἐν μέρει κατηγορικὸς52 add. 28 b 38: ἐν] δὲ (deficit Reg. 190) 29 a 6: Σ] ὑπάρξει add. (deficit Reg. 190) 29 a 17: συλλογίσασθαι τὸ καθόλου] τὸ καθόλου συλλογίσασθαι 29 a 20: ἀμφοτέρων] καὶ ἐπὶ μέρους53 add. 29 a 32: πάντες] ἅπαντες 29 b 4: ἀντιστραφέντος] ἀντιστρέφοντος 29 b 19: καθόλου] om. Two innovations are only transmitted in Reg. 107, Esc. Σ ΙΙΙ 9, Palat. 74 (and Harl. 5599), whereas Vind. 230 and Reg. 190 provide the text in the rest of the manuscripts and in Ross’s edition:
50 Most of the manuscripts read κατηγορικῶς τὸ δὲ στερητικῶς. The manuscripts of our group (together with few others) have, instead, κατηγορικὸν τὸ δὲ σερητικόν. Reg. 107 reads only κατηγορικὸν and omits τὸ δὲ στερητικόν. 51 As λέγεται in Reg. 107. 52 Instead of ὁ δ᾿, Harl. 5599 reads οὐδέ. 53 Instead of μέρους, Harl. 5599 reads μέρει; Reg. 190 has μέρη.
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25 a 2: ἐνδέχεσθαι] ἐνδεχομένου (deficit Harl. 5599) 26 b 28: γίνεται] γένηται. In turn, Vind. 230 and Reg. 190 share several innovations at points in the An. pr. for which Reg. 107, Esc. Σ III 9, Palat. 74, and Harl. 5599 offer the text of the oldest manuscripts and the printed edition. See the following selection of examples: 24 b 13: τί] τίνι 24 b 27: ἑτέρῳ] ἑτέρου 24 b 29: λαβεῖν] post ὑποκειμένου trsp. 26 b 28: γὰρ] δὲ 27 a 2: ὅρων] ἄκρων 27 a 3: οὖν] om. 27 a 28: μέρος] τε add. Importantly, most of the variants that Vind. 230 and Reg. 190 share against the other witnesses to the group are found in manuscripts belonging to the family headed by Napoli, Biblioteca Nazionale Vittorio Emanuele III, III D 37 (ca. 1360–75).54 The change of ὅρων into ἄκρων at An. pr. 27 a 2 is very telling in this regard, for the variant ἄκρων is only found in Neap. III D 37 and its descendants. An explanation for the text of An. pr. I 1–7, transmitted in Vind. 230 and Reg. 190, could be that their common ancestor was a manuscript related to Reg. 107, Esc. Σ ΙΙΙ 9, Palat. 74, and Harl. 5599, whose An. pr. text was collated against a witness to the family of Neap. III D 37.55 Contrary to what was the case for chapters 1–7 in the first book of the treatise, the text of An. pr. I 8 ff. in Reg. 107 is not easy to relate to the witnesses we collated. The manuscripts to which the Reginensis relates for the first chapters of An. pr. I do not exhibit any apparent textual link to it from chapter eight onwards. Moreover, the analysis is complicated because there are barriers to data collection: first, Vind. 230’s An. pr. text ends at I 7, 29 b 28; second, Esc. Σ ΙΙΙ 9 certainly featured a change of model after An. pr. I 7, 29 b 28;56 third, as was the case for the first seven chapters, Reg. 190 offers a version of An. pr. I 8 ff. infested with omissions.
54 For an overview on this family of manuscripts, see J. Maksimczuk, ByzRev 04.2022.13: A. Gioffreda, Tra i libri di Isacco Argiro. The Byzantine Review 4 (2022) 76–87, here 82–83. 55 One finds the same combination of models in the editio princeps of the An. pr. (1495). Accordingly, it is possible that Vind. 230 and Reg. 190 are in reality copies of the princeps. See J. Maksimczuk, The Anonymous Harvardianus, Alessandro Bondino (Alias ̓Αλέξανδρος ̓Αγαθήμερος), and the Role of the Manuscript Napoli III D 37 in Some Editiones Principes of Aristotelian Works. Parekbolai 13 (2023) (forthcoming). 56 From An. pr. I 7, 29 b 29 up to I 46, 52 b 34, Esc. Σ ΙΙΙ 9 has a text close to Milano, Biblioteca Ambrosiana, M 71 sup. (ca. 1260–1270). See the discussion in J. Maksimczuk, Demetrius Angelus’ Two Volumes of Aristotle’s Organon: A Multi-layered Set. JÖB 72 (2022) 317–355, at 345 n. 117.
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From our collation, it transpires that for the part of the treatise after An. pr. I 7, Reg. 107 is in some way close to Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Gud. gr. 24 (12th c.) and München, Bayerische Staatsbibliothek, gr. 222 (late 13th c.).57 This is most conspicuous for section I 15, 35 a 3 – 16, 36 b 2, for which the three manuscripts (especially Reg. 107 and Gud. 24) share numerous deviations from the text in the majority of the manuscripts and the printed edition. In two cases, Reg. 107, Gud. 24, and Monac. 222 produce a variant solely transmitted by them: 35 a 20: ὁ αὐτὸς ἔσται συλλογισμός] ὁ αὐτὸς συλλογισμὸς ἔσται 35 b 15: ἢ] om. Are these innovations indicative of a link between these three witnesses? Hopefully, further research will provide evidence to resolve this complex issue.
2.3 Some further characteristics of Reg. 107’s text of An. pr. For all his calligraphic skills, the scribe of the oldest unit in Reg. 107 made a text of the An. pr. of rather poor quality. It features a number of characteristic mistakes and poor variants, which proves that none of the manuscripts we collated can descend directly from Reg. 107. See the following selection of innovations that characterize Reg. 107’s text: 24 a 28: ἔσται] om. 26 b 22–23: τὸ δὲ στερητικῶς λέγηται ἢ] om. 27 a 10: οὐδενὶ] μηδενὶ 27 a 16: ἀλλ᾿ οὐ] οὐ γὰρ 27 a 24: ὡς ἐν ἀρχῇ] ἐν ἀρχῇ ὡς 27 a 27: καθόλου] τὸ τοῦ praem. 28 b 21: τι] om. 28 b 23: τῷ Σ] om. 29 a 4: τῷ Σ] om. (fenestra relicta) 29 a 4: ὑπάρχει2] ὑπάρχ´ τὸ Σ 30 a 25: γὰρ] μὲν praem.
57 In a recent publication, H. Weidemann argued that the manuscript Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Phil. gr. 139 (14th c.) combines readings from Gud. 24 and Monac. 222, but this textual feature of Vind. 139 concerns only the text of De interpretatione. According to Weidemann, Vind. 139 would be a copy of Gud. 24 with corrections imported from an ancestor of Monac. 222, which Weidemann identified as the fragmentary vetustissimus Sinai, Monē tēs Hagias Aikaterinēs, ΝΕ gr. Μ 138 (ca. a. 900): H. Weidemann, Zwei Organon-Handschriften aus Wolfenbüttel und vom Sinai als Vorlagen einer philosophischen Sammelhandschrift aus Wien. Codices, Manuscripti & Impressi 43 (2022), 35–55.
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35 a 3: δὲ] om. 35 a 11: δὲ] δὴ 35 a 12: ἀμφοτέρων τῶν διαστημάτων] τῶν διαστημάτων ἀμφοτέρων 35 a 14: οὐδαμῶς γίνεται τὸ ἀναγκαῖον] οὐ γίνεται τὸ ἀναγκαῖον οὐδαμῶς 35 a 28: αὐτῶν] αὐτῆς 36 a 7: ἀρχῆς] ἀνάγκης 53 b 31: μηδὲ] ὥστε οὐδὲ In the previous paragraph, we have linked Reg. 107’s text of An. pr. I 1–7 to some manuscripts, but textual and chronological considerations prove that none of these could be its ancestor. Although the manuscript that served as the model for the text of the An. pr. in the oldest unit of Reg. 107 could be lost forever, some insights into its formatting and transmission can be gained from the analysis of textual peculiarities in its offspring. Most of the Organon manuscripts that have been passed down to us exhibit marginal and interlinear corrections to the core text, mainly introduced by later users, making plain that the text of the treatises were collated against (an)other manuscript(s) of the collection.58 Accordingly, it seems safe to assume that a large number of the preserved Organon manuscripts were copied from collated models, giving way to the phenomenon that M. D. Reeve called (indirect) conflation.59 That the ancestor of Reg. 107 must have contained marginal or interlinear corrections transpires from the latter’s occasionally preserving variantes adiaphorae integrated into its visually clean core text. Let us illustrate this phenomenon with one telling example. In An. pr. I 15, 33 b 25 – 35 b 22, Aristotle discusses syllogisms for which one of the premisses asserts belonging and the other possibly belonging. At 35 a 10, an explanation begins concerning syllogisms that have two privative premisses with the minor extreme signifying possibly belonging. Aristotle concludes that there would be no syllogism from such an arrangement. Following the text in most of the oldest manuscripts, the editors of the treatise printed δι᾿ αὐτῶν μὲν γὰρ τῶν εἰλημμένων οὐδαμῶς γίνεται τὸ ἀναγκαῖον (= 35 a 14).60 Instead of οὐδαμῶς, some manuscripts yield οὐ.61 Tellingly, Reg. 107
58 Brockmann, Helpful Interaction (as footnote 1 above), 212 and the bibliography referenced in n. 12. 59 M. D. Reeve, A Man on a Horse, in id., Manuscripts and Methods. Essays on Editing and Transmission. Storia e letteratura. Raccolti di studi e testi, 270. Rome 2011, 211–219, at 214. 60 This is the text in the editions of An. pr. prepared by Bekker and Ross (see footnotes 9 and 30 above). The same text is printed in Th. Waitz (ed.), Aristotelis Organon grece. Novis codicum auxiliis adiutus recognovit, scholiis ineditis et commentario instruxit, I. Leipzig 1844. 61 Among the witnesses that have οὐ, one counts Gud. 24 and Monac. 222. Other relevant manuscripts that read οὐ instead of οὐδαμῶς are Milano, Biblioteca Ambrosiana, L 93 sup. (9th c.); Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, Barb. gr. 87 (10th c.); Firenze, Biblioteca Medicea Laurenziana, Conv. Soppr. 192 (12th c.); Paris, Bibliothèque nationale de France, grec 1843 (ca. a. 1200).
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reads δι᾿ αὐτῶν μὲν γὰρ τῶν εἰλημμένων οὐ γίνεται τὸ ἀναγκαῖον οὐδαμῶς,62 which is a compromise between the two readings offered in the tradition, namely οὐδαμῶς and οὐ.63 The most logical explanation for Reg. 107’s striking text is that its ancestor originally read οὐ and a later hand annotated the variant οὐδαμῶς, doubtlessly following the text of a manuscript from another branch. Such annotation must have been done in a manner in which both οὐ and οὐδαμῶς were simultaneously legible. When the text of that unidentified manuscript was copied in a new manuscript, the conflation of readings occurred, most likely because a scribe failed to interpret them as alternative variants.
3 Conclusions That Reg. 107 is a complex, multilayered written artefact has been clearly shown in several steps and arguments. While previous research has assumed an essentially uniform creation process for the manuscript and the involvement of only one group of scribes and producers who worked closely together, thorough codicological investigation has demonstrated that the biography of this manuscript is much more intricate. The oldest production unit represents the larger, second part of what was probably originally a complete Organon manuscript. Obviously, it was divided shortly after its creation. Both parts then probably circulated independently and began a life of their own. Although the original unit was conceived from the outset as a generous study manuscript that provided the necessary space for extensive interaction of main texts, paratexts, and interlinear annotations, at least in the surviving second part these excellent conditions were not exploited in any way by its producer, for all the wideopen spaces in the margins and between the lines were left blank. It was not until about three or four decades later that a new generation of scholars and scribes took up the second, larger part of the split-up unit and worked on it in a way that exploited all the possibilities that had already been laid out. Only then were the margins and the spaces between the lines filled with comprehensive commentaries and annotations. Moreover, the missing contents (Isagagoge, Categories, and De interpretatione) were newly produced and equipped with paratexts in the same way. By joining the two codicological units, which are not entirely identical in their origin, a new complete Organon manuscript was created, which, at first glance, appears to be uniform.
See also Ross’s edition (see footnote 30 above), apparatus criticus ad. loc. 62 The emphasis is ours. 63 This phenomenon was called doppie lezioni by Pasquali, namely, when alternative variants “stanno pacificamente le une di seguito all’altre, come se costituissero un testo unico”: G. Pasquali, Storia della tradizione e critica del teso. Firenze 1952 [repr. 2019], 141–142.
The Codex Reg. gr. 107
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In a further step, investigations of the core content have shown that Reg. 107 is to be regarded as multiform and polygenetic, also on the textual level of the Analytics. While it was only possible to give some hints and preliminary thoughts on the models of Reg. 107 and the textual influences it received, we could at least rule out that a manuscript depending on the family of Coisl. 330 and Vat. 244 was involved in the original production process of the first scribe. Through the work of the revisers, however, who took a descendant of this family as a master copy for incorporating its extensive commentaries into the Reginensis, the main text also received further layers. Since they wanted to create even more space for the enormous commentaries, they erased passages of the main text of the An. post. and subsequently rewrote and reformatted them. In doing so, they most likely used a descendant of Vat. 244 as the model as well. This procedure allowed the texts of the An. post. (and probably also of other treatises) to receive modifications, which would make their exact stemmatic classification impossible, unless one pays close attention to the genesis and biography of this complex written artefact. Reg. 107 and the manuscripts linked to it represent rewarding objects of study, and we hope to gain further insights into their biography and their role in the textual history of Aristotle’s Analytics in the future.64
64 The research for this paper was funded by the Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG, German Research Foundation) under Germany’s Excellence Strategy – EXC 2176 “Understanding Written Artefacts: Material, Interaction and Transmission in Manuscript Cultures,” project no. 390893796. The research was conducted within the scope of the Centre for the Study of Manuscript Cultures (CSMC) at the Universität Hamburg. The authors thank Lutz Koch for his intelligent remarks. The images of Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, Reg. gr. 107 are reproduced by the permission of the Biblioteca Apostolica Vaticana, with all rights reserved.
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Figures
Fig. 1: Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, Reg. gr. 107, f. 110r © Biblioteca Apostolica Vaticana
The Codex Reg. gr. 107
Fig. 2: Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, Reg. gr. 107, f. 134r © Biblioteca Apostolica Vaticana
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Fig. 3: Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, Reg. gr. 107, f. 217v © Biblioteca Apostolica Vaticana
The Codex Reg. gr. 107
Fig. 4: Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, Reg. gr. 107, f. 274r (detail) © Biblioteca Apostolica Vaticana
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An Unedited Account of a Constantinopolitan “Nymphaeum” On the occasion of a recent visit to the Archivio di Stato del Cantone Ticino in Bellinzona, Switzerland, I found, among the papers of Gaspare and Giuseppe Fossati, a hitherto unpublished note that offers information about an otherwise undocumented “nymphaeum”, likely found in Constantinople. The edition of the note with a preliminary commentary is presented as a tribute to the dedicatee’s wide range of interests in many areas of Byzantine Studies, and most notably to his penchant for the monumental history and topography of the Queen of Cities.
1 The document The note edited below, no. 1291 (figs. 1–2),1 is kept with an assortment of roughly drafted documents (mainly French but also some Italian), all archived under the same inventory number in a folder currently placed in box no. 22 of the Fondo Fossati. The documents in question, mostly undated, belong to the brothers’ stay in Constantinople, and more specifically, the majority of them have to do with the Hagia Sophia and the restoration works they carried out between 1847 and 1849. The note, in French, is written in pencil on a now slightly worn and soiled leaf of paper, though the occasional stains fortunately do not affect the text. Both sides of the unruled paper are inscribed with one column of text (recto: 24 ll.; verso: 2 ll.) with relatively wide interlinear spacing. The written area spans the whole of the leaf, leaving a minimal margin on the left side. The quite inaccurate script is markedly slanted downwards towards the right. The lower right side of the leaf’s verso is occupied by a sketch of a twostoried architectural structure—a columnar façade forming decorative niches in the back wall. Some roughly-outlined decorative elements are placed within the niche in the lower level and on the outside of the upper level, beside the two-storey framing columns on each corner. The higher unfinished storey is represented as comprising the two columns and a horizontal stroke in between, placed towards their upper ends. At the base of both the higher and lower stories are drawn what seem to be flights of steps; the way they are sketched out at the bottom, in semicircular formation, suggests an exedra rather than a rectilinear structure. This sketch partly overlaps with
1 According to the indications received from Dr Carlo Agliati, the system adopted for referencing the documents in this paper is: ACB, FF (= Fondo Fossati), inv. no. (printed on document). https://doi.org/10.1515/9783111070315-005
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a series of numbers laid out in column, which look like some sort of reckoning of unspecified nature. As the only one of the Fossati brothers with demonstrated knowledge of French, this note (and the related sketch?) can safely be attributed to Gaspare. Script similar to that of the note, though often at times more accurate, is found in Italian in his notebooks, recording his stay in Rome as a fresh graduate of the Regia Accademia di Belle Arti in Milan (c. 1827–1833) and his occasional study tours in Southern Italy.2 It can also be found in the captions, this time in French, that accompany his Russian projects, when he was employed as an architect at the Court Offices of the Ministry of the Imperial Court and Appanages in the tzarist capital.3 This undated note by Gaspare (ASB FF no. 1291 = N)4 records an otherwise undocumented discovery of a “nymphaeum”: Nymphée Vaste édifice du 2ème siècle. 2| Thermes de Constantin. Salles de bains et le Viridarium 3 | / Viridarium est le bocage antique. Les ruines découvertes 4| à ce jour contiennent deux vasques d’une constitution 5| élégante, ayant un revêtement en marbre et ornés 6| de niches carrées et rectangulaires, ainsi qu’un 7| Ambulacrum / averne bordée d’arbres / avec 8| un crypte portique dont les parois étaient disposées 9| en Nymphée. Les bases de ces parois sont recouvertes 10| de plaques de marbre, la partie supérieure peinte en 11| dessins et compartiments variés, en rouge et jaune, 12| cette partie supérieure est divisée en plusieurs compar13|timents séparés par des candélabres, ou petit pilastres 14| en ⟦polychrome⟧ mosaïque polychrome et des cascades avec des 15| degrés. Des festons de feuilles de vigne ou des rouleaux 16| descendant des chapitaux ; dans le centre se trouvent 17| incrustés des petits carrés, également en mosaïque, représentant 18| des chars conduits par des victoires ail{l}ées ou des petits génies 19| et trainés par des hippocampes. La partie inférieure 20| représente des rues ou jardins ornés de fleurs de diverses 21| manières. C’était des œuvres d’art remarquables. 22| Les diverses fontaines et les bassins de cet élégant édifice étaient 23| reliés ensemble à l’aide de canaux rectangulaires, revêtus de 24| marbre blanc ||(verso) Les parties planes qui recevaient la chute 2| d’eau étaient doublées de plaques de plombe. 4 constitution dub. leg. 7 Ambulacrum : Ambularium N 9 bases dub. leg. | recouvertes : récouvertes N 13 séparés : separés N 14 mosaïque corr. s.l. | avec des p.c. : avecdes N 15 rouleaux : ruleaus N 22 ensemble : ensamble N
2 The two notebooks ACB, FF no. 911 and ACB, FF no. 912 are both presently stored in box no. 12. No. 911 is entirely reproduced in L. Pedrini Stanga, Attraverso l’Italia con carta e matita. Il taccuino di viaggio dell’architetto Gaspare Fossati. Locarno 2003. 3 See e.g. ASB, FF nos. 860, 695, 815 published in: L. Pedrini Stanga, 1809–1883 Gaspare Fossati: Architetto pittore, pittore architetto. Exhibition catalogue (Pinacoteca Züst, 12 giugno–30 novembre 1992). Milano 1992, 86 (fig. 1), 88 (figs. 6–7). For a detailed bibliography on the Fossati brothers see B. Daskas, Aya Sofia Kibir Giamy Scheriffy. The Fossati Brothers, the Ottoman Capital and the “Superb Imperial Mosque of Hagia Sophia”, in B. Pitarakis (ed.), From Istanbul to Byzantium: Paths to Rediscovery, 1800–1955 / İstanbul’dan Bizans’a: yeniden keşfin yolları 1800–1955. Exhibition catalogue (Pera Museum, 23 November 2021–6 March 2022). Istanbul 2021, 20–39. 4 Critical app.: ⟦ ⟧ = litterae in nota suppressae | < > = litterae per coniecturam additae | { } = litterae per coniecturam deletae.
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Nymphaeum. Vast building of the 2nd century. Baths of Constantine. Bathrooms and the Viridarium / Viridarium is the ancient grove. The ruins discovered thus far include two basins of elegant craftsmanship, with marble lining and decorated with square and rectangular niches, as well as an ambulacrum / avernus, lined with trees / with a cryptoporticus, the walls of which were laid out as (?) nymphaeum. The bases of these walls are covered with marble slabs, the upper part painted with designs and variegated panels, in red and yellow, this upper part is divided into several sections separated by candelabra or half-pilasters in polychrome mosaic, and waterfalls with steps. Festoons of vine leaves or scrolls hanging from the capitals; in the center are embedded some small panels, also in mosaic, representing chariots led by winged victories or small geniuses and drawn by hippocamps. The lower part represents some walkways or gardens decorated with flowers in various guises. These were remarkable works of art. The various fountains and basins of this elegant building were connected together by means of rectangular channels, coated with white marble. The flat parts that received the waterfall were sheathed with leaden plaques.
2 The archaeological discovery: a “nymphaeum” Gaspare interprets the archaeological finds as the remains of a “nymphée” (Gr. νυμϕαῖον, Lat. nympheum, nymphaeum, nimphium), a term which, by the middle of the 19th century, had come to designate, in architectural jargon, a “place where there is water, and which is decorated with statues, vases, basins and fountains”.5 The term was (and still is, though loosely) applied to monumental fountains and other related installations with sophisticated water displays. These may often be included within aedicular façades and be of linear or semi-circular shape, with or without protruding lateral wings. They may also have finely decorated niches, housing hydraulic apparatus, including spouts, pipes, canals and basins to supply showers, cascades and streams of waters.6 However, the great diversity to be found among these structures
5 Dictionnaire de l’Académie Française, 6ème édition. Paris, Imprimerie et Librairie de Firmin Didot Frères, Imprimeurs de l’Institut de France, 1835. II 282, s.v. nymphée; cf. also Vocabolario degli Accademici della Crusca. Quinta impressione. In Firenze, nella Tipografia Galileiana di M. Cellini e C., 1863. XI 148, s.v. Ninfeo: The vox became the standard term to identify monumental fountains with ornament, as opposed to plainer water installations (s.v. ‘fons’), in early encyclopedias and handbooks of Greco-Roman art and archaeology, but only by the second half of the 19th c.: see e.g. DAGR IV.1 129–132, s.v. Nymphaeum [P. Monceaux]. 6 On nymphaea in general, see: RE XVII 1517–1527, s. v. Nymphaeum (νυμφαῖον) [E. Polaschek]; EArtAnt V 510, s.v. Ninfei e fontane. For the architectural evolution and typologies of Roman nymphaea in Asia Minor see: C. Dorl-Klingeschmid, Prunkbrunnen in kleinasiatischen Städten. Funktion im Kontext. Studien zur antiken Stadt, 7. München 2001; J. Richard, Water for the City, Fountains for the People. Monumental Fountains in the Roman East: an Archaeological Study of Water Management. Studies in Eastern Mediterranean Archaeology, IX. Turnhout 2012, esp. 1–47; for Constantinople: P. Stephenson / R. Hedlund, Monumental waterworks in late antique Constantinople, in B. Shilling / P. Stephenson (eds.), Fountains and water culture in Byzantium. Cambridge (UK) / New York 2016, 36–54.
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suggests that there was no single, standardized scheme. Nor is there agreement in scholarship about how much they should be treated as mere ornate waterworks and how much as functional end points of the water delivery system of a city.7 Be this as it may, Gaspare’s education, as well as his direct experience with the antiquities of Rome and southern Italy (Pompei, Herculaneum, Capua and Paestum) in a period that saw the gradual transformation of archaeology into a modern science,8 certainly helped to train his critical view of the material heritage of antiquity. It also gave him significant historical background knowledge that surely played a role in his response to the ancient ruins then being discovered in the Ottoman capital. While there is no apparent reason to doubt that the document refers to some now lost (or reburied) Constantinopolitan structure,9 at the same time very little can be said of it beyond Gaspare’s account, given the present dearth of archaeological evidence concerning monumental fountains and bathing establishments in the city more generally.10 In such conditions, this hitherto unpublished record, and the sketch that goes along with it, represents a valuable source of information on a now missing piece of the old city’s landscape. The ruins Gaspare describes are generally consistent with the structure and décor of monumental waterworks across the Roman world:11 1. Two carved marble-lined fountain basins with square and rectangular “niches” (l. 6), most likely overflow channels, with rectangular or square cross-sections;
7 See J. Richard, Where do we go now? The archaeology of monumental fountains in the Roman and early Byzantine East, in Shilling-Stephenson, Fountains and water culture (as footnote 6 above), esp. 24–25. 8 On his Roman sojourn see Pedrini Stanga, Gaspare Fossati (as footnote 3 above), 29–46. More specifically, the imposing remains of two most conspicuous Roman examples of “nymphaea”, the Severan Septizodium, demolished in the 16th century but known through the work of engravers and the so-called Trofei di Mario also known as the Nymphaeum of Alexander Severus in Rome, must have been familiar to Gaspare. See: Letzner, Römische Brunnen und Nymphaea in der westlichen Reichshälfte. Münster 1990, resp. 99–113 and 459–461.. 9 I see no reason for Gaspare to have used French if this record dated from his early years in Italy when he had his first-hand experiences with archaeological sites in Rome and southern Italy. Unless an indisputable archaeological parallel is found in any other place than the Ottoman capital and its surroundings, this is, I believe, the best guess one can make to locate the ruins. 10 See e.g. Richard, Where do we go now? (as footnote 7 above), 15; Stephenson-Hedlund, Monumental waterworks (as footnote 6 above), 39. 11 In addition to the works cited below, cf. also Richard, Water for the City (as footnote 6 above), 259–280.
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2. A walkway (“ambulacrum”, l. 7) and a hollow or cistern (?) (“averne”, l. 7)12 lined with trees and a covered enclosed portico (“crypte portique”, l. 8), the walls of which delimit the “nymphaeum” (“disposées en Nymphée”, ll. 8–9);13 3. Walls covered with decoration consisting, on the lower level, of marble slabs and, on the upper level, of painted14 red and yellow designs and variegated panels (“dessins et compartiments variés” l. 11); 4. An upper level divided into several sections, separated from one another by a framework of inlaid (?) half-pilasters15 with candelabra-like patterns (“candélabres, ou petit pilastres en mosaïque polychrome”, ll. 12–14);16 5. Cascades with steps (ll. 14–15); 6. Capitals with festoons or scrolls of vine leaves (“Des festons de feuilles de vigne ou des rouleaux descendant des chapitaux” ll. 15–16);17 7. Between the supports (see no. 4. of this list), mosaic panels with chariots led by winged victories or geniuses, and drawn by hippocamps (ll. 16–19); 8. In the lower part flowery walkways or gardens (ll. 19–21); 9. Rectangular channels, coated with white marble, connecting the fountain’s basins (ll. 22–24); 10. Lead-sheathed platforms (?) (verso, ll. 1–2) .
12 The passage is unclear. The Lacus Averni was placed at the gateway to the underworld (cf. Str., V, 244; D.S., IV, 22), which commonly had the likeness of a cave/grotto (cf. e.g. Verg., Aen., VI, 236-237. If it implies a reference to the Lacus Averni it could be a metonymy for “lake”, so perhaps a “water reservoir”. 13 On the meaning of the term “cryptoporticus”, not necessarily an “underground” structure, see: E. M. Luschin, Cryptoporticus. Zur Entwicklungsgeschichte eines multifunktionalen Baukörpers. Ergänzungshefte zu den Jahresheften des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien, 5. Vienna 2002, 15–23; on the use of this structure in Roman architecture see R. A. Staccioli, Sulla destinazione e l’uso dei criptoportici, in R. Étienne (éd.), Les cryptoportiques dans l’architecture romaine. Actes du Colloque, École francaise de Rome, 19–23 avril 1972. Collection de l’École Française de Rome 14. Rome 1973, 57–66. 14 For examples of painted decoration in late antique bathhouses see A. Berger, Das Bad in der byzantinischen Zeit. MiscByzMonac, 27. München 1982, 109–110. 15 For Inlaid columns decorated with geometrical patterns see: R. M. Harrison / N. Firatli, Excavations at Saraçhane in Istanbul: First Preliminary Report. DOP 19 (1965), 230–236, esp. 234 and figs. 12–13; R. M. Harrison / N. Firatli, Excavations at Saraçhane in Istanbul: Second and Third Preliminary Reports. DOP 20 (1966), 222–238, esp. 227; and R. Naumann / H. Belting, Die Euphemia-Kirche am Hippodrom zu Istanbul und ihre Fresken. Berlin 1966, 54–55, 62–67, 95–98, with pls. 6, 7. 16 The passage is unclear, and it could also alternatively imply: the presence of candelabra alongside inlaid half-pilasters; or else, but less likely, inlaid candelabra-like supports, instead of proper square “pilasters”. For candelabra as ornamental patterns on half-pilasters cf. the ones framing the figural reliefs in the Arch of Titus. 17 For examples of vine leaf decoration on capitals, mostly attributed to the 6th c., see: K. Krumeich, Spätantike Kämpferkapitelle mit Weinblatt- und Pinienzapfen-Dekor. Istanbuler Mitteilungen 47 (1997), 277–314.
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The meaning of the note’s initial lines is unclear: it would seem that this sumptuous structure was attached to a bathhouse, though the label “Thermes de Constantin” (l. 2) and the chronological indication preceding it – 2nd c. AD (l. 1) – are incongruous. The configuration of the elevation sketched out at the bottom of the text could well fit the representation of a monumental waterwork or ‘façade-nymphaeum’. This is speculation, based on the proximity of text and drawing, as no caption accompanies the latter, but it would fit with several observed features, in particular, a seemingly semi-circular structure with a stepped podium of shallow profile that supports a twostoried columnar display featuring, in the lower storey, niche-like receding sections with decorative plates alternating with secondary ornaments on the top moulding. A good deal less is known about the archaeology of ornate monumental fountains and bath establishments in Constantinople than is known for other cities of the Roman world, for which there is significant material evidence. Nevertheless, several sources confirm that these were a prominent feature of the urban landscape of the Eastern Roman capital, supported by the conspicuous provision of water infrastructure, especially after the construction of the Valens Line of the aqueduct.18 A few scattered—and hitherto unexploited—allusions found in Themistius’ orations 11 and 13 give the impression that, by the time of the emperor Valens (r. 364–378), a monumental ornate waterwork marked the endpoint of the city’s new line of the aqueduct:19 Καὶ δὴ ἐγὼ Νίκας μὲν καὶ Ἔρωτας ἐπτερωμένους εἴτε ἐν χαλκῷ εἴτε ἐν λίθῳ εἴτε ἐν χρώμασιν [οὔτε ter codd., εἴτε coni. Harduin, Cobet Mnem. XI 404] εἶδον, μόναις δὲ ἀρεταῖς βασιλέως καὶ πτερὰ ἐνέφυσεν ὁ θεός. ὠκύτερον γοῦν καὶ νοήματος ἡμῖν ἀφικνοῦνται, καὶ οὔτε πέτραι αὐτὰς ἀνείργουσιν οὔτε συνάγκη οὔτε ὀρῶν κορυφαὶ ἠλιβάτων οὔτε κρημνοὶ ἀπορρῶγες οὔτε φάραγγες ἀφεγγεῖς, ἀλλὰ τὰ μὲν ὑποδραμοῦσαι, τὰ δὲ περιδραμοῦσαι, τὰ δὲ καὶ μετέωροι διαπτᾶσαι συνεφοίτησάν τε εἰς ἕνα χῶρον καὶ ἠσπάσαντο ἀλλήλας, καὶ ἔθεντο ὁμολογίαν συμπορεύεσθαι εἰς τὸν νεὼν τὸν τῷ ὀνόματι μὲν Κωνσταντίνου, τῷ δὲ ἔργῳ Οὐάλεντος ἤδη· τὴν γὰρ αἰτίαν ἑκάστου ἐνδίκως οὐχ ὁ ἀπαρξάμενος ἀναφέρεται, ἀλλ’ ὁ τελειώσας. And I see winged Victories and Erotes either in bronze, or in stone, or in colors, and yet on emperor’s virtues alone God let wings grow. Indeed, faster even than thought, they come to us and neither rocks hold them back, nor the meeting of glens nor the tops of high mountains, nor craggy cliffs nor lightless ravines, but having partly run underneath, partly around, and having soared high in the sky, they keep on coming together in one single place, and they greet each other and make a pact to proceed jointly to the temple that has its name from Constantine but is already Valens’ as far as the undertaking is concerned. For it is right that the merit of an initiative does not belong to the one who initiates it, but to the one who brings it to completion.
18 See: J. Crow / J. Bardill / R. Bayliss, The water supply of Byzantine Constantinople. Journal of Roman studies monograph, 11. London 2008, 9–25; K. Ward / J. Crow / M. Crapper, Water-supply infrastructure of Byzantine Constantinople. JRA 30 (2017), 175–195. 19 Themist., Or. XI, 151d–152a (227.27–228.10 Schenkl-Downey). Cf. Nic. Xanth., HE, VIII, 4 (PG 146.20a).
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And:20 Ὁ δὲ σὸς πάτρων […] καὶ δωρεῖται οὐκ εἰς μακρὰν παρὰ τοῦ Διὸς λαβὼν ἐκ τοῦ οὐρανοῦ τὰς νεφέλας τῇ πόλει οἷον θεραπαίνας, ἁλίσας εἰς ἕνα χῶρον ἔνθεν καὶ ἔνθεν πόρρω τε καὶ ἀλλήλων ἀπῳκισμένας καὶ ἐν μυχοῖς κατασκηνούσας ἀηδέσι τε καὶ ἀχρείοις. αἱ δὲ ὠκύτερον πτεροῦ καὶ νοήματος, αἱ μὲν τὸν αἰθέρα ὑψοῦ διαπτᾶσαι, αἱ δὲ ὑποδραμοῦσαι ἠλιβάτους πρῶνας ἔγγειοι καὶ ἐναέριοι σταφύλῃ τὰ νῶτα ἀπεικασμέναι, πλεῖν ἢ σταδίους χιλίους ἄναντα καὶ κάταντα, οὔτε ἄντην οὔτε κατάντην διαδραμοῦσαι καὶ οὔτε ὑποσχεθεῖσαι οὔτε ἐνσχεθεῖσαι συνεφοίτησαν ὑπωρόφιοι, καὶ ἥκουσιν ἤδη πρὸ τῶν πυλῶν καὶ θυραυλοῦσι περιμένουσαι τὸν ἀρχηγέτην, ὅπως ἂν ἐκείνου ξενίζοντος εἰς τὸν νεὼν σφῶν κατασκη-νώσειαν, ἐν ᾧπερ αὐτῷ καὶ Ἥφαιστος συγχορεύει καὶ ὁ σωτὴρ καὶ ἡ Πανάκεια. But your [i.e. Gratian’s] patron [i.e. Valens] […], after having taken the Clouds [Nephelai] from Zeus, he will soon afterwards give to the city as handmaids, gathering them therefrom in one single place, even if they were far off each other there and squatted in unpleasant and useless haunts. And faster than wings and thought, either flying high up through the sky or running underneath steep jutting hills and showing in the earth and in the air “their backs as even as a levelling line could make” [cf. Hom., Il., II, 765], uphill and downhill for more than a thousand stadia, neither running upwards nor downwards, and neither being held down nor being held in, they come together in covered , and by the time they arrive before the gates, they wait at the door for their chief leader, in order to be received by him and take abode in the temple that belongs to them, where also Hephaestus joins in the chorus, and the Sōtēr [i.e. Asclepius] and Panacea.
However rhetorically crafted and beset with figurative language that bedevils all attempt at interpretation, these passages offer valuable information on an otherwise elusive ornamental water installation. It was to be found at a most conspicuous landmark of the city within the Constantinian enclosure,21 apparently built to commemorate the completion, by the emperor Valens, of the aqueduct line behind it.22 This water installation – a “temple” as it is termed, following a usual terminology for nymphaea23 – was likely of opulent figural decoration, with a concentration on gods, demigods and other mythological figures associated with healing and waterrelated activities. It was thus coherent with the established tradition of Roman décor for such works: winged Victories and Erotes in bronze, stone, or “in colors” (in mosaic and/or painted?); the Nephelae, personifications of clouds bringing rain, messengers of Zeus and inhabitants of the seas’ depths along with other nymphs;24 perhaps Oceanus, who, as father of the latter and the rivers,25 could well lie behind the epithet
20 Themist., Or. XIII, 168a–c (241.3–20 Schenkl-Downey). 21 Cf. passage 2, ll. 8–9: “by the time they arrive before the gates”. 22 Cf. passage 1, ll. 6–7: “the temple that has its name from Constantine but is already Valens’ as far as the undertaking is concerned”. 23 See IK Side I, nos. 38 and 105, tep. 4; Joh. Mal., Chron. XI, 14 (210.84–85 Thurn). 24 Vd. LIMC VI.1 (1992) 779–780, s.v. Nephelai [M. Pipili]. 25 Vd. Hes., Theog., 337–370.
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ἀρχηγέτης; Hephaestus, a god of hybrid chthonic-celestial and marine connotations, known for having dwelt with the marine deities Thetis and Eurynome after he was dropped from Olympus by his mother Hera;26 and finally Asclepius the “Savior god” and his daughter and attendant.27 The existence of nymphaea in late antique Constantinople is corroborated by other witnesses. The Notitia Urbis Constantinopolitanae (c. 425) lists four nymphaea, one each in regions IV, V, X and XIV (fig. 3). At least two of these must have been completed by the end of the 4th century. One was allegedly erected by Constantine in his eponymous forum, in front of the Senate House (regio V.).28 The other, referred to as the nympheum maius or ὑδρεῖον μέγιστον (vel δαψιλὲς ὕδωρ),29 was built to the northwest of an area subsequently occupied by the Forum Tauri30 on the initiative of the praefectus urbis Clearchus (372-373).31 It is possible that this nymphaeum, adjoining the border of regio VII., was related to the Thermae Carosianae, a bath complex of that same region named after Valens’ daughter Carosa, which was completed a few years
26 Vd. e.g. Hom., Il., XVIII, 394–405. For a representation of this episode, originally part of a series of scenes from a temple of Hephaestus in Ostia and later reused in the so-called “Terme Bizantine” see: LIMC VIII.1 (1997) 289, s.v. Vulcanus (no. 69; now Berlin, Staatliche Museen, inv. no. SK 912, second half of the 2nd c. A.D. or 3rd c. A.D.). 27 On the association of springs with the cult of Asclepius in the Graeco-Roman world F. Graf, Heiligtum und Ritual: Das Beispiel der griechisch-römischen Asklepieia, in O. Reverdin / B. Grange (éds.), Le sanctuaire grec. Entretiens Hardt 37. Vandoeuvres-Genf 1992, 159–199, esp. 178–181; V. Boudon, Le role de l’eau dans les prescriptions medicales d’Asclepios chez Galien et Aelius Aristide, in R. Ginouvès et al. (éds.), L’eau, la sante et la maladie dans le monde grec. Bulletin de correspondance hellenique suppl. 28. Athènes 1994, 157–168; R. Ginouves, L’eau dans les sanctuaires medicaux, in R. Ginouvès et al. (éds.), L’eau, la sante et la maladie dans le monde grec. Bulletin de correspondance hellenique suppl. 28. Athènes 1994, 237–246. For an example of a sanctuary of Asclepius attached to the Baths of Trajan in Rome, with adjoining nymphaeum see: G. H. Renberg, Public and Private Places of Worship in the Cult of Asclepius at Rome. Mem. Am. Acad. Rome 51/52 (2006/2007), 87–172, esp. 105–106. 28 See: Cedr., Comp. hist., 610.14–15 Bekker; Zon. Epit. Hist., XIV, 125.4–6 Büttner-Wobst; Notitia Urbis, 233 Seeck; cf. also, for a generic reference to fountains (κρῆναι) in public squares: Eus., VC, III, 49 (98.12–13 Heikel). See F. A. Bauer, Stadt, Platz und Denkmal in der Spätantike. Untersuchungen zur Ausstattung des öffentlichen Raums in den spätantiken Städten Rom, Konstantinopel und Ephesos. Mainz 1996, 171; S. Bassett , The Urban Image of Late Antique Constantinople. Cambridge / New York 2004, 29, 70; Crow / Bardill / Bayliss, The water supply (as footnote 18 above), 127, ft. 11, who support a dating in the last quarter of the 4th century AD. 29 See: Socr., HE, IV, 8 (235.23–26 Hansen); Cedr., Comp. hist., 543.12–17 Bekker; Zon., Epit. Hist., XIII, 16 (80.14–16 Büttner-Wobst); Xanth., HE, XI, 4 (PG 146.596b). 30 Notitia Urbis, regio X., 238 Seeck. 31 PLRE I, s.v. Clearchus 1, 211–212. For the date (372–373), Jer., Chron., a. p. Chr. 373, 247.3–5 Helm GCS 47; Cassiod., Chron., a. p. Chr. 373 (153 MGH AA XI Mommsen). See: R. Janin, Constantinople Byzantine: développement urbain et repertoire topographique. Deuxième edition. Archives de l’Orient Chrétien, 4A. Paris 1964, 200–201; C. Mango, The water supply of Constantinople, in C. Mango / G. Dagron / C. Greatrex (eds.), Constantinople and its hinterland. Aldershot 1995, 9–18, esp. 14–15.
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later, in 375.32 Of all the nymphaea recorded in the Notitia, the first one, located on the north slopes of the city’s second hill, along with the nymphaeum of regio IV., could have been supplied by the Hadrianic Line of the aqueduct, which encompassed the area occupied by the Great Palace and associated baths, including the major establishment of Zeuxippos.33 By contrast, the second one, lying on the Valens Line within the intramural area, is the likeliest candidate to be associated with the ornamental water installation or nymphaeum described by Themistius.34 In the centuries to come, the use of monumental waterworks remained integral to Byzantium,35 so much so that a few later poetic evocations suggest that nymphaea were still an imposing part of its urban and suburban landscape in Middle Byzantine times,36 even if the thick rhetorical coating of these evocations allows us only to speculate on whether they were restorations of ancient structures or new constructions in their own right, with reuse of ancient spolia. One of these structures might have been attached to a lavish bathhouse of the imperial palace celebrated in a 10thcentury anacreontic poem by Leo Choirosphaktes, about which Paul Magdalino has written extensively.37 However persuasive his visualization of the arrangement of the actual λοετρῶν δόμους (v. 11) might be, I believe that an alternative case can be made for interpreting the poem as being a description of an elaborate water display or nymphaeum incorporated into the bathing establishment, rather than an account of the bathhouse itself.38
32 Notitia Urbis, 235 Seeck; see Cons. Const. a. p. C. 375 (242 MGH AA IX Mommsen); cf. Soc., HE, 4, 9, 5 (baths named after Valens’ other daughter, Anastasia); cf. Soz., HE, 6, 9, 3 and Thph., Chron., a.m. 5860 (57.1–3 de Boor: baths named after the two daughters, Anastasia and Carosia).. 33 Ward / Crow / Crapper, Water-supply infrastructure (as footnote 18 above), 181, 182 and fig. 3. 34 Cf. N. Lenski, Failure of Empire. Valens and the Roman State in the Fourth Century A.D. Berkeley / Los Angeles / London 2002, 399 (Co6). 35 See P. Magdalino, The culture of water in the ‘Macedonian renaissance’, in B. Shilling / P. Stephenson (eds), Fountains and water culture in Byzantium. Cambridge 2016, 130–144. 36 See Magdalino, The culture of water (as footnote 35 above), 141 37 The title of the poem bears this dedication: “εἰς τὸ λοετρὸν τὸ ἐν τῇ βασιλείῳ αὐλῇ ὑπὸ Λέοντος τοῦ αὐτοκράτορος οἰκοδομηθέν”). According to Magdalino’s reconstruction, the bathhouse was established between the Oikonomeion of the Nea Ekklesia and the monastery ton Hodegon, within the satellite palace known as ta Marines, named after the nobilissima Marina, daughter of Theodosius I,. See: P. Magdalino, The Bath of Leo the Wise, in A. Moffatt (ed.), Maistor: Classical, Byzantine, and Renaissance Studies for Robert Browning. Byzantina Australiensia, 5. Canberra 1984, 225–240; P. Magdalino, The bath of Leo the Wise and the “Macedonian Renaissance” revisited: topography, iconography, ceremonial, ideology. DOP 42 (1988), 97–118; Magdalino, The culture of water (as footnote 35 above), 139–141; see also F. Ciccolella, Cinque poeti bizantini. Anacreontee dal Barberiniano greco 310. Hellenica, 5. Alessandria 2000, 91–107 (ed. and Italian transl. of the text, 94–107). 38 Cf. Magdalino, The bath of Leo the Wise and the “Macedonian Renaissance” (as footnote 37 above), 100: “Any conclusions drawn from this information [i.e. the poem’s] are bound to be extremely speculative”. Leo Choirosphaktes’ poem is quoted according to the text printed ibid., 116–117.
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The structure described by Choirosphaktes had at its front gates, “concealing it”, what looks like a colonnaded structure (πρόδομος; a façade?)39 of remarkable size, graced by a wondrous sculpted apparatus (Ἐπὶ τὰς πύλας δὲ βάντι / πρόδομος μακρός σε κρύψει, / ὅθι δὴ χάρις προλάμπει / γλυφικῆς τέχνης τὸ θαῦμα, vv. 19–22), consisting of statues (vv. 14–16), and reliefs of battle scenes (vv. 23–26).40 The subsequent reference to a “Θολοκογχόχρυσον ἔργον” (v. 27), does not necessitate postulating a separated domed chamber,41 as it could apply to a gilded (semi-)domed exedra on the same composite façade; similarly, “the lovers’ porticoed walkways” (v. 28),42 could well refer to a surrounding ambulatory instead of a colonnaded chamber. The following distich, “streams of heat-radiating water pour forth, pure and rich” (Ὑδάτων θερμοβόλων ῥεῖθρα προχεῖται / καθαρὰ προῖκα, vv. 31–32),43 suggests the possibility of visualizing the arrangement in term of a monumental water exhibit with cascade, provided with a catch basin of octaconch shape (ὑδάτων ἐν ὀκτακόγχῳ, v. 82) graced by zoomorphic waterspouts (vv. 87–90). Moreover, the fishing scenes with “delightful spreads”, as well as the representation of “the beauties of the flowing springs tak[ing] on many forms in their appearance, and wear[ing] a girlish grace” (vv. 55–58), namely the nymphs,44 can also be understood as external decorative features. Even if there is much that is conjectural in the argument presented above, it is possible to fit the salient elements of this structure, as they emerge from Choirosphaktes’ ekphrasis, into a firm architectural and decorative tradition, that of Roman “façade-nymphaea”, of which the Severan Septizodium was one of the most sumptuous examples.45 If we accept Magdalino’s reconstruction that the poem can be reconciled with the evidence of the Patria about the Bath of the Oikonomeion (τοῦ Οἰκονομείου),46 we would have
39 On πρόδομος as “colonnaded” structure at the front of the actual building: cf.: Hesych. π 3386 (πρόδομος· προστάς, προστῷον) 40 Cf. Magdalino, The bath of Leo the Wise and the “Macedonian Renaissance” (as footnote 37 above), 101: “the mention of this [i.e. the gilded stonework] in the second strophe [i.e. vv. 14-16], before the reader—or onlooker—is directed toward the entrance hall, strongly suggests that it was an external feature”. See also Id., The culture of water (as footnote 35 above), 139. 41 Cf. Magdalino (as footnote 37 above), passim. 42 Θολοκογχόχρυσον ἔργον / ἐν ἀποστόοις διαύλοις / ἐρατοῖς ἰδὼν καλύψεις / φαέων βολὰς σαόζων (vv. 27–30), “Looking at the gilded work of the domed exedra in the lovers’ porticoed walkways (or “the lovely porticoed walkways”), you will have to screen the rays of your eyes to safe-guard them”. Transl. Magdalino, The bath of Leo the Wise and the “Macedonian Renaissance” (as footnote 37 above), 117 (emended). 43 Transl. ibid., 117. See also vv. 50, 69–70. 44 The verses use a metonymy of flowing streams for “nymphs”, depicted as beautiful, young women, oftenpouring water from pitchers: for references, cf. above, ft. 23. See also Ciccolella, Cinque poeti (as footnote 37 above), 101 (comm. ad loc.). 45 See references above, ft. 6. 46 Patria, I, 60 (145.6–14 Preger). Magdalino, The bath of Leo the Wise and the “Macedonian Renaissance” (as footnote 37 above), 100–101; C. Mango, The palace of Marina, the poet Palladas and the bath of Leo VI, in E. Κυπραίου (επ.), Ευφρόσυνον: Αφιέρωμα στον Μανόλη Χατζηδάκη. Δημοσιεύματα
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a most telling element – its “seven recesses, in imitation of the seven planets” (ἑπτὰ ἐνθῆκαι εἰς μίμησιν τῶν ἑπτὰ πλανήτων)47 – that would allow a comparison with that renowned Roman prototype erected by L. Septimius Severus at the south-east corner of the Palatine hill.48 This opens up the intriguing possibility that the New Rome also had its own “imitation” of it, whatever this means in the case under discussion.49 Whether the nymphaeum described by Choirosphaktes – if this is actually what it was – was primarily a creation of the late antique or of the Middle Byzantine period is difficult to say, but whatever its date or precise nature, it was surely an instance of the survival of an aspect of water culture carried through the centuries, mutatis mutandis, from Hellenistic and Roman imperial times.50
του Αρχαιολογικού Δελτίου, 46. Αθήνα 1991, 321–330, esp. 324. Cf. Berger, Das Bad (as footnote 14 above), 153–154. For a chronology of the bathhouse see infra, ft. 68. 47 Cf. also the astral reference in Choirosphaktes’ poem, vv. 85–86:Magdalino, The bath of Leo the Wise and the “Macedonian Renaissance” [as footnote 37 above], 117 and 118). 48 For the reference, in the Roman Septizodium, to the seven planets see: E. Maass, Die Tagesgötter in Rom und den Provinzen. Berlin 1902, 106–117; and RE II.4 1578–1586 s.v. Septizonium. 49 For a convenient summary of the studies on the Septizodium see S. S. Lusnia, Urban Planning and Sculptural Display in Severan Rome: Reconstructing the Septizodium and Its Role in Dynastic Politics. AJA 108/4 (2004), 517–544. 50 If Choirosphaktes’ poem is to be read as a piece of ceremonial verse composed on a nuptial occasion instead of on the bath’s encaenia, it could also bear witness to the survival of an ancient practice attached to nymphaea. Indeed, since archaic times, they served as cultic places with specific ties to prenuptial ceremonies, most notably the bride’s ritual bath, one of the symbolic events of the female life cycle falling under the purview of the nymphs (see e.g. Porph., De antr. nymph., 11–12). A few Byzantine sources can be marshalled to witness the survival of this tradition, both at the level of popular and elite culture: on the one hand, Cedrenus, who witnesses the custom by the less affluent to celebrate their weddings at the nymphaeum in front of the Senate House in the Forum of Constantine (Comp. hist., 610.14–15 Bekker); on the other, the De Cerimoniis, which describes the ritual bathing of an augusta after the celebrations for her coronation and wedding, in a bathhouse between the Magnaura and the “stables” (I, 41: II 22 Vogt = 214–216 Reiske; see Berger, Das Bad [as footnote 14 above], 59). When looking for a ceremonial context for Choirosphaktes’ piece, this nuptial occasion deserves more consideration than it has been given so far, not only because of its association with other poems celebrating Leo’s imperial weddings (cf. Magdalino, The bath of Leo the Wise and the “Macedonian Renaissance” [as footnote 37 above], 112). On closer inspection, a few details suggest a closer association of the poem with such an occasion, especially if we consider the emperor and empress as actual “physical” sights instead of depictions (but cf. ibid., 110–111; Ciccolella, Cinque poeti [as footnote 37 above], 98–99). On the one hand, the verses for the empress are evocative of the imagery applied to the ancient goddess Aphrodite, traditionally presiding over wedding rites (Καλύκων χάριν προπέμπει / βασίλισσα κεῖθεν αὖθις / γλυκερωτάτοις προσώποις / ῥοδέην φυὴν φοροῦσα, , vv. 37–40; cf. Anacr. fr. 55, 20–23), while also recalling, with the sensuous appeal of the distribution of rosebuds, a motif associated to the nuptial chamber (De Cer. I, 81: II 180 Vogt = 379 Reiske; see also Leo Mag., 2, 80.43–46 Ciccolella; cf. M. Lauxtermann, Byzantine Poetry from Pisides to Geometres: Texts and Contexts. WBS, 24/2. Vienna 2019, II 107). On the other, the sword, attribute of the emperor (vv. 33–36: Ἰδίως θέαν γεούχου / ἐπὶ τὴν πρόκογχον ὄψῃ / ῥοδέην φύσιν φοροῦσαν, / ξίφος ἐν χεροῖν κρατοῦσαν., could be regarded, with some caution, as also evocative of a nuptial context: the practice of girding
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In tracing this continuity, the study of Constantinopolitan ornate nymphaea has hitherto relied on mentions and descriptions in Byzantine literature. Gaspare Fossati thus offers important material on the architectural and decorative apparatus of one of them, while allowing conjecture on its location based on the brothers’ known construction work in the Ottoman capital in the central decades of the 19th century.
3 Location of the archaeological discovery within Constantinople’s urban plan: two hypotheses There is no reason to doubt that the discovery recorded in the note refers to some lost Constantinopolitan structure, which most likely emerged when the Fossati brothers where actively engaged in one of their construction sites in the Ottoman capital. An unpublished list (= L) compiled by Gaspare, allows us to catch sight of the various implemented and unimplemented commissions in which they became involved across two decades, between c. 1840 and 1860 (cf. ll. 1 and 30):51 Projets faits entre 1840. et 53. non exécutés. 2| I(mpéria)l kiosk pour Thérapia, d’ordre de feu S. A. Fetti Paschà 3| I(mpérial) théâtre pour Dolma Batchthé [idem S. A. Fetti Paschà]. 4| Obélisque sur la place du Séraskierat comémoratif de la charte de Ghul Kanè. 5| Projet pour les quais du port de la Corne d’Or. 6| et pour la Sublime Porte, d’ordre du S. Conseil. 7| Jardin de Plantes pour le Sérail du Topkapoù. 8| Quarantaine à Fener Bakthi. 9| Bain t. à Chaitan Deressi près de Bactchekieui, et voie d’ajouter l’eau. 10| Banque Imp(éria)le à Cons(tantino)ple 11| Douane à Cons(tantino) ple. 12| Pont de Karakioi. Bains de mer pour l’armée a. 13| Projet de la chaussée pour Adrianople d’ordre du S(upérieu)r Conseil. 14| École Imp(éria)le de Médecine à Galata Saraï. [spat. vac. ± 2 ll.] | Projets et travaux exécutés. 16| Hôpital militaire du Ministère de la Guerre. 17| Corps de Garde à eminonu Iskellesi. 18| Université Dar elfenoum restée incomplète. 19| Restauration d’Aja Sofia et tribune imp(éria)le ainsi que les 20| appartements Impériaux de ladite mosquée. 21| Archives de la
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a sword to the bridegroom (Ps. 44, 4–5) is sometimes observed in euchologies (Sinai gr. 973, a. 1152/3; Vat. Ottob. gr. 344, a. 1177; Ambr. R 24 sup.), though it is doubtful whether this tradition can be connected to imperial ceremony in Constantinople (G. Radle, The Rite of Marriage in the Archimedes Euchology & Sinai gr. 973 [a. 1152/3]. Scripta & e-Scripta 12 [2013], 187–199, esp. 190–191). For a “visual” emphasis on the imperial sword on the occasion of an imperial wedding cf. Vat. gr. 1851, f. 1r). However disputable, such evidence for the ritual dimension of the gestures and objects in question, combined with the music staged in the poem (vv. 1–8, passim), would seem to evoke a “nuptial bath” context (cf. De Cer. I, 41: II 22 Vogt = 215.1–8 Reiske; Lauxtermann, Byzantine Poetry, II 102–104), suggestive, among other things, of some sort of survival of ancient Greek lore concerning nymphaea (on which see J. Larson, Greek nymphs: myth, cult, lore. Oxford 2001, esp. 111–112). 51 The list is reproduced (but not transcribed) in Pedrini Stanga, Gaspare Fossati (as footnote 3 above), 110 (doc. 7), with no indication of inventory number.
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Sublime Porte. 22| Bureau télégraphique à Cons(tantino)ple 23| Embell(issement) Grande Salle du Conseil Ars Ordassi de la S(ublime) P(orte) 24| Travaux d’urgence d’appropriation à Dar-el fenoum pour l’armée Fra(n)ç(aise). 25| Plusieurs projets pour les grands dignitaires de l’Empire 26| Assistance gratuite au Conseil de Travaux Publics pour les années et particulièrement du 3e frère, n(o) t(amment) l’Ing(énieu)r Virgile Fossati. 27| Assistance à plusieurs commissions au S(upérieur) Conseil 28| de Justice pour des règlements de la ville, et pour 29| prévenir les incendies. 30| Le tout dans l’espace de 20. années de service. [spat. vac. ± 2 ll.] | État de service de M(essieu)rs les frères Fossati 32| au service du S(ultan) Imp(éria)l.
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4 de Ghul Kanè sub l. 5 du port s.l. 9 l’eau sub l. 12 de mer s.l. 17 eminonu Iskellesi dub. leg. (= Eminönü İskelesi ?) 20 ladite : la dite L 22 télégraphique : thélégrafique L 24 d’urgence sub l. 26 gratuite s.l. 28 des s.l.
Among these, two candidate sites where the archaeological remains documented by Gaspare could possibly have been found are the area of the Ministry of War (Seraskerat), where the Fossati brothers built a military hospital (L, l. 16) and that of the University, known as the House of the Sciences (Dārülfünun; L, l. 18). The now-demolished hospital for the Ministry of War was on the site formerly covered by the Ottoman Eski Sarāy (fig. 4), to the north-east of the Byzantine Forum Tauri. Its construction started, according to surviving architectural drawings, as early as 1841.52 The House of the Sciences was placed to the south-southeast of Hagia Sophia (fig. 5),53 in an area of the Byzantine Great Palace corresponding to the Magnaura and neighboring structures which was occupied, by the time of the Fossati, by some sort of fortified structure (Cebe hanı, Fr. Geb Hane).54
3.1 Seraskerat The first hypothetical location is the area of the Ministry of War (Seraskerat), where the Fossati were engaged with their construction of the military hospital. The presence of a monumental public nymphaeum (nympheum maius or ὑδρεῖον μέγιστον) somewhere around this area, within the borders of the 5th-c. regio X., is documen-
52 An early version of the project dates from May 1841: ACB, FF, no. 685: Pedrini Stanga, Gaspare Fossati (as footnote 3 above), 98, 118 (no. 34). 53 Plan and prospect: ACB, FF, nos. 679 (view from the Bosphorus) and 880 (view from the AtMeydanı): Pedrini Stanga, Gaspare Fossati (as footnote 3 above), 99, figs. 37–38; contract: ACB, FF, no. 1454 (s.d.). 54 See e.g. Carte de la ville de Constantinople, par François Kauffer secretaire de S. Exc. M.r le comte de Choiseul Gouffier, 1786, Bibliothèque Nationale de France, Dépt. Cartes et Plans (GE SH 18 PF 98 BIS DIV 8 P 9), online at: https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b531006033.
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ted, as we have seen, as early as 372–373.55 If we are correct in our reconstruction above,56 this waterwork marked the endpoint of the new line of the city’s aqueduct. This would seem to confirm Berger’s emplacement of it at the approximate end point of the Valens Line, towards the eastern edge of the Eski Sarāy / Ministry of War area (figs. 3–4).57 It is tempting to suppose some relationship between this nymphaeum and the heavily debated semicircular structure labeled “coliseo de spiriti”, depicted by Vavassore in his well-known engraving of early-Ottoman Constantinople (fig. 6).58 This structure, which is not recognizably Ottoman in appearance but perhaps late antique, is located immediately to the east of the “Seraglio uechio” / Eski Sarāy, and consists of the remains of a large exedra, at least three stories in height, with stepped out cornices and rounded niches (?), positioned along the axis of a stone or brick construction with a series of bridge arcades, seemingly raising on a hill’s slope. A wall section pierced with two niches on top of it ensures its junction with the lower exedra. Assuming some natural distortion in scale and perspective in Vavassore’s bird’s-eye view, which “still depict(s) the historical phenomena of Constantinople rather than topographic reality”,59 the salient elements of this structure reveal intriguing affinities with the building conventions of Roman monumental waterworks at the endpoint of aqueducts,60 so much so that one is tempted to see it as an illustration of the city’s Great Nymphaeum at the termination of Valens’ waterway. The proposed interpretation would stand up relatively well too in the face of the “enigmatic” caption—“coliseo de spiriti”—associated with it, which should be interpreted through the prism of the
55 See above p. 78. 56 See above p. 77. 57 A. Berger, Regionen und Straßen im frühen Konstantinopel. Istanbuler Mitteilungen 47 (1997), 349–414, esp. 370. Based on the findings in the area of the old Simkeşḫāne, to the south-west of Beyazıt square and on the north side of Ordu Caddesi, where the remains of the springing of an apse (of c. 32m) and two parallel water conduits perpendicular to this street have been unearthed, R. Naumann hypothesizes the emplacement of the nymphaeum there: Neue Beobachtungen am Theodosiusbogen und Forum Tauri in Istanbul. IstMitt 26 (1976), 117–141, esp. 122–125 with figg. 4–5, 140–141 and pl. 27, 1–3; 37, 1–3; followed by Bauer, Stadt, Platz und Denkmal (as footnote 28 above), 194–195 with fig. 63; cf. also W. Müller-Wiener, Bildlexikon zur Topographie Istanbuls. Byzantion – Konstantinupolis – Istanbul bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts, u. Mitarbeit von R. u. W. Schiele mit einem Beitrag von N. Fıratlı. Tübingen 1977, 260–261 with fig. 294. 58 For discussion of this structure and its elusive legend, cf.: A. Berger, Zur sogenannten Stadtansicht des Vavassore. IstMitt 44 (1994), 329–355, at 350 (the Myrelaion Palace); R. H. W. Stichel, Das Coliseo de Spiriti in Konstantinopel: ein Phantom. Ein Beitrag zur Erklärung der Stadtansicht vom Vavassore-Typus. IstMitt 51 (2001), 445–459 (doubts its existence) and C. L. Striker, The “Coliseo de Spiriti” in Constantinople, in O. Feld / U. Peschlow (Hrsg.), Studien zur spätantiken und byzantinischen Kunst Friedrich Wilhelm Deichmann gewidmet. Bonn 1986, I 7–11, esp. 8–9 (Theodosian hippodrome in the vicinity of the Forum of Amastrianos). 59 I. R. Manners, Constructing the Image of a City: The Representation of Constantinople in Christopher Buondelmonti’s Liber Insularum Archipelagi. AAAG 87/1 (1997), 72–102, at 77. 60 See Richard, Water for the City (as footnote 6 above), passim.
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erudite culture of the later 15th and 16th century. On the one hand, the lemma “coliseo” embodies the idea of the theater as a place for seeing and being seen, and itself as a sight to be contemplated. It is an idea that precisely targets, in the iconographic as well as in the scholarly and literary production of that time, the Roman Colosseum as theater par excellence and chief object of “spectacle”.61 On the other, its epexegesis “de spiriti” could well be understood in the light of a shift towards a negative interpretation of the nymphs, largely complete by the middle Byzantine period, when these mythological sea creatures were syncretized with malignant demons, both ancient and Christian, so much so that observers through the 17th century continued to perceive them and their dwellings in such terms.62 It is possible that the label captured a particular monumental fountain structure that echoed a theatre façade. This was a type popular in the eastern part of the Roman Empire,63 with the similarities to theatre buildings widely acknowledged and alluded to by suitable expressions across the written sources.64 If this interpretation of Vavassore’s “coliseo de spiriti” is correct, this would suggest that remains of Constantinople’s Great Nymphaeum remained visible up to at least the time of this map’s archetype, dated to c. 1479/81–1490 or slightly later.65 From this perspective, the map would offer an important addition to
61 See P. Vescovo, Visorio. Il luogo scenico tra Italia e Europa, in G. Belloni / R. Drusi (a cura di), Il rinascimento italiano e l’Europa. II. Umanesimo ed educazione. Treviso 2007, 181–218, esp. 186–192; G. Torello-Hill, The exegesis of Vitruvius and the creation of theatrical spaces in Renaissance Ferrara. Renaissance Studies 29/2 (2015), 227–246, esp. 232–246. 62 For Psellos, see P. Gautier, Le De Daemonibus du Pseudo-Psellos. REB 38 (1980), 105–194, esp. 165–169, ll. 545–548; see also R. P. H. Greenfield, Traditions of belief in late Byzantine demonology. Amsterdam 1988, 182–195; J. Larson, Greek nymphs (as footnote 50 above), 62–64. 63 See P. Gros, L’Architecture romaine du début du IIIe siècle av. J.-C. à la fin du Haut-Empire. I. Les monuments publics. Manuels d’Art et d’Archéologie antiques. Paris 1996, 427–428; G. Aristodemou, Theatre Façades and Façade Nymphaea. The Link between. BCH 135/1 (2011), 163–197, esp. 172. 64 For Antioch see: Joh. Mal., Chron. XI, 14 (209.78 Thurn: Θέατρον τῶν πηγῶν); for Hierapolis: Cass. Dio, 68, 27, 3 (θέατρον). 65 See Berger, Zur sogenannten Stadtansicht des Vavassore (as footnote 58 above), 329–355, esp. 331–332; with attribution of the archetype to Gentile Bellini (c. 1429–1507), Manners, Constructing the image (as footnote 56 above), 93–94; with attribution to Francesco Rosselli (c. 1445–post 1513/ ante 1527): J. Schulz, Jacopo de’ Barbari’s view of Venice: map making, city views, and moralized geography before the year 1500. ABull 60.3 (1978), 425–474, at 430; Striker, The “Coliseo de Spiriti” (as footnote above 58), 8–9. According to the first-hand account of Pierres Gilles, by the mid of the 16th century there were no significant remains of the nymphaeum in the area of the third valley and the regio X.: see De topographia Constantinopoleos, et de illius antiquitatibus libri quatuor. Lvgdvni, ap. Gvlielmum Rovillivm svb scvto Veneto, mdlxi, III, 9, 173. The appearance of the legend “coliseo de spiriti” on sheet XI of Melchior Lorich’s panorama (d. 1559; Universitaire Bibliotheken Leiden, BPL 1758, online at: http://hdl.handle.net/1887.1/item:1276430) without visible structure associated with it, could well represent a (misplaced) record taken from an earlier representation: see N. Westbrook / K. R Dark / R. van Meeuwen, Constructing Melchior Lorichs’s Panorama of Constantinople. J. Soc. Archit. 69/1 (2010), 62–87, at 76.
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the understanding of its architecture, and perhaps the extent to which it had fallen into ruin by the time of its rendering in Vavassore’s cartographic archetype. However, in the absence of any clear corroborating archaeological evidence associated with the area in question,66 this remains a matter of conjecture, as does the association of Gaspare’s record with findings in this area.
3.2 Dārülfünun The second hypothesis locates the nymphaeum in the area of the University/House of the Sciences (Dārülfünun) to the south-east of the Hagia Sophia. The association of this area with a nymphaeum is also conjectural, based as it is on a series of assumptions. The foremost one is that Choirosphaktes’ anacreontic poem describes such a work, and not the actual bathhouse (λοετρῶν δόμους) attached to it. If such were the case, it would be possible to suppose the existence of a monumental nymphaeum somewhere close to the Magnaura-Chalke-Scholae cluster of the Great Palace attached to this bathhouse. One need not dismiss Magdalino’s persuasive twofold identification of the latter with the Bath of the Oikonomeion (τοῦ Οἰκονομείου) close to the Tzykanisterion,67 and with that at “Marina’s” (τὰ Μαρίνης) on the northeastern confines of the Great Palace,68 but only shift its hypothetical placement towards the southern edge of the Magnaura-Chalke-Scholae cluster,69 and suppose its extension southwards in the direction of the area occupied in middle-Byzantine times by the new imperial polo ground.70 From this perspective, it is also conceivable that this bath establishment reused building material, if not incorporated actual structures or substructures, formerly belonging to the Arcadianae baths, which dominated the coastal strip of this area in Late Antiquity.71 An additional consideration may allow us to take
66 Cf. the few architectural moldings recorded by Charles George Curtis in the “Enclosure of the Seraskierat” (drawing executed on Sept. 23, 1869): Broken bits of Byzantium. Part II: Within the City. The Land Walls, 37, nos. 37–38; (see G. Mendel, Catalogue des sculptures grecques, romaines et byzantines. Musées Impériaux Ottomans. Constantinople 1914, II 553–555 [no. 755] See C. Barsanti, La sculpture byzantine, in G. Paquot (éd.), Eclats d’antiques: sculptures et photographies, Gustave Mendel à Constantinople. Paris 2013, 79–92, esp. 82–84. If Gaspare’s note is reliable, and his findings were to be associated with this area and the nymphaeum of Clearchus, this may be evidence to move back the general chronology of certain typologies of plastic elements found in its structure, most notably the inlaid “pillars”, known from extant examples dating to the 6th c.; this, unless one is wont to consider them as later additions or restorations. 67 Patria, I, 60 (145.5–6 Preger). 68 Janin, Constantinople Byzantine (as footnote 31 above), 221, 385; see Magdalino, The bath of Leo the Wise and the “Macedonian Renaissance” (as footnote 37 above), 99–101. 69 Cf. Magdalino, The culture of water (as footnote 35 above), Map 2, 131. 70 Thph. Cont., V, 86 (280.10–21 Ševčenko). 71 Cf Chron. Pasch. 566.12–13 Dindorf; Marc. Com. Chron., a. p. Chr. 394, 4 (64 MGH AA XI Momm-
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the discussion a stage further. A passage in Constantine Porphyrogenitus’ De Cerimoniis provides corroborative evidence that a bathhouse stood between the two opposite sides of the Magnaura and the “stables”, perhaps those of the Tzykanisterion.72 This bathhouse was used for the ritual bath of an augusta, during the celebrations for her coronation and wedding, a ceremonial circumstance that surely deserves more consideration in evaluating also the context of Choirosphaktes’ poem.73 This said, in the absence of any significant archaeological record for the area,74 and of a clear indication of the extent to which it had fallen into ruin in the centuries to come,75 any further attempt to sort out more precisely the spot of the alleged nymphaeum attached to this imperial bathhouse can only result in greater speculation. It is also clear that the range of variant hypotheses on the location of the archaeological finds recorded by Gaspare is by no means exhausted by the two sites considered, as it could well be the case that the ruins were unearthed in some other part of the Ottoman capital. Thus, until a clearer picture of the nymphaea of the capital can emerge from the city’s archaeology, the fine mosaics, marble-covered and painted walls, as well as the plastic decoration of Gaspare’s record, must be approached through indirect evidence and left open to discussion as far as their relative chronology is concerned. From this perspective, and by way of conclusion, it may be worth considering another document that has so far gone unnoticed in research concerning Constantinople, which may possibly capture the visual impression of a composition suited
sen). In the regionary catalogue this establishment is listed immediately after the mansion of Arcadia’s younger sister Marina (Notitia Urbis, regio prima, 230 Seeck), the neighborhood of which is known as τὰ Μαρίνης (see Chron. Pasch. 566.13 Dindorf). It is conceivable that the two were situated close to each other to form an integrated complex. From this perspective, one cannot rule out the possibility that, by the time of Leo VI, when this bathhouse was “set up anew for functioning” (cf. Thph. Cont., VI, 42 [460.14–16 Bekker]), the epithet “at Marina’s” was in fact another way to designate at least a part of the old complex of the Arcadianae. The apparent 4th-century chronology of this structure, with later restorations, would be a better fit for Gaspare’s record, posing less chronological problems as concerns its plastic apparatus than the previous case (cf. ft. 63). On the Arcadianae see Janin, Constantinople Byzantine (as footnote 31 above), 311–312; see also Magdalino, The bath of Leo the Wise and the “Macedonian Renaissance” (as footnote 37 above), 101. 72 I, 41 (Vogt II 22 = 214-215 Reiske). But cf. A. Vogt, Constantin VII Porphyrogénète Le livre des cérémonies. Tome II. Commentaire Livre I.- chapitres 47 (38)–92 (83). Deuxième tirage. Paris 1967, 40: “écuries (…) qui, sans doute, servaient aux candidats”. 73 See above, pp. 80–81 and footnote 50. 74 For some scant findings during the works for the construction of the complex of the House of the Sciences see Barsanti, La sculpture byzantine (as footnote 66 above), 82. 75 If Magdalino’s identification of Choirosphaktes’ bathhouse with the Bath of the Oikonomeion were confirmed, this would imply a use of this structure until the reign of Nicephorus II (962–969), after which John I (969–976) had it demolished to use its materials for building his funerary chapel at the Chalke: Patria, I, 60 (145.10–13 Preger); Berger, Das Bad (as footnote 14 above), 153–154; Magdalino, The bath of Leo the Wise and the “Macedonian Renaissance” (as footnote 37 above), 99.
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to the figural decoration of a bathhouse or monumental waterwork. It is a drawing by the 15th-century antiquarian Cyriacus of Ancona, known from a copy by Giuliano da Sangallo – or by Giuliano’s son Francesco – found in the renowned Barberini Sketchbook kept at the Biblioteca Apostolica Vaticana (Barb. lat. 4424, f. 30r; fig. 7).76 Usually attributed to the fantasy of its author,77 this drawing, set beside the two renowned architectural views of the Hagia Sophia, shows the composite figure of a marine creature depicted as a mermaid with a serpentine fish’s tail, holding a ship in her left hand. The figure is accompanied by four dolphins – a typical iconographic attribute of sea-nymphs in ancient art: one rests upon her head, the other lurks under her right arm, while two more at her feet are rendered in a way that imitates their floating on the sea. An inscription on top of her head, in a mix of capital and minuscule letters, reads: ΚΥΜΟΔΟΚΗΙ | ΝΗΡΗΙΔΩΝ ΝΥΜΦΑΩΝ | ΥΠΕΡΤΑΤΗΙ | ΘΕÃI, Κυμοδόκῃ Νηρηΐδων νυμφάων ὑπερτάτῃ Θεᾷ. If, according to the epigraph, the figure is a representation of the nereid Kymodoke, one has to acknowledge its unusual “hybrid” iconography, as Kymodoke is never depicted as a such, but as part of a marine thiasos of female figured nereids riding on the backs of sea animals – hippocamps, ichthyocentaurs, sea-serpents, cuttlefish, but most commonly dolphins.78 According to representational conventions in extant ancient and late antique art, the attribute of the ship is also quite an unusual iconographic detail, as it is only witnessed in personifications of Thalassa mostly found in late monumental art and icon painting (13th–15th c.).79 Nonetheless, in the light of Cyriacus’ learned effort to provide a reliable record of antiquities as “sigilla historiarum”,80 it would not come as a surprise if this drawing bore the memory, however modified by the mind of its author, of a lost fragment of Constantinopolitan art, perhaps belonging to one of its bathhouses or monumental waterworks, still visible at the time of one of his frequent visits to the Byzantine capital in the first half of the 15th century. If this were the case, a more systematic iconographic and paleographic investigation of this document would be needed, in order to correctly assess its potential value for our understanding of Byzantine visual,
76 On Cyriacus see E. W. Bodnar, Cyriacus of Ancona and Athens. Collection Latomus, 43. Brussels 1960. On the drawings: Stefano Borsi, Giuliano da Sangallo. I disegni di architettura e dell’antico. Fonti e Documenti per la Storia dell’Architettura, 9. Roma 1985, 39–248, esp. 149–157. 77 See e.g. E. Reisch, Die Zeichnungen des Cyriacus im Codex Barberinus des Giuliano da Sangallo. Mitteilungen des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts Athenische Abteilung 14 (1889), 217–228, at 220. For the ‘elective affinity’ of Cyriacus with Kymodoke see: K. A. Neuhausen, Cyriacus und die Nereiden. Ein Auftritt des Chors der antiken Meernymphen in der Renaissance. Rheinisches Museum für Philologie 127 (1984), 174–192. 78 See LIMC VI.1, 163–164, s.v. Kymodoke [N. Icard-Gianolio]; and 785–824, s.v. Nereides [Ead., A.-V. Szabados]. 79 See ODB s.v. Thalassa [A. Cutler]. But cf. the representation found in the pavement of the Byzantine Church in Petra (c. mid 5th c.). 80 On Cyriacus’ definition of ancient monuments cf. G. P. Marchi, Due corrispondenti Veronesi di Ciriaco d’Ancona. Italia medioevale e umanistica 11 (1968), 317-329, at 322.
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if not graphic culture. It is impossible, though, in the current state of our knowledge to offer definitive solutions to many of the questions raised in this paper, as many of the documents hereby presented for discussion, and their potential reevaluations deserve further investigation that shall be postponed to another occasion.81
Figures
Fig. 1: Gaspare (?) Fossati, Handwritten note, Fondo Fossati no. 1291 (recto). Archivio di Stato del Cantone Ticino, Bellinzona. Photo: © Courtesy of the Archivio di Stato del Cantone Ticino. All rights reserved. The image may not be copied, scanned or duplicated in whole or in part.
81 This note is published by permission of the Archivio di Stato del Cantone Ticino in Bellinzona (= ASB). I should like to express my thanks to Dr Marco Poncioni, Director of the ASB, and to Dr Carlo Agliati, for facilitating my research at the archive, and for the authorization to reproduce and quote items in the Fossati collection. I owe a debt of gratitude to Peter Schreiner for providing access to valuable documents and to Rebecca Darley for her careful reading of a first draft of this paper.
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Fig. 2: Gaspare (?) Fossati, Handwritten note, Fondo Fossati no. 1291 (verso). Archivio di Stato del Cantone Ticino, Bellinzona. Photo: © Courtesy of the Archivio di Stato del Cantone Ticino. All rights reserved. The image may not be copied, scanned or duplicated in whole or in part.
Fig. 3: The regions of fifth-century Constantinople. After Berger, Regionen und Straßen (as footnote 57 above), 353.
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Fig. 4: C. Stolpe, Plan de la ville de Constantinople ainsi que ses confins. A Sa Majesté Impériale le Sultan Abdoul-Aziz-Chan dédié avec le plus profond respect, 1863, BNF, Département Cartes et Plans, GE C-10377. Detail. Photo: © Gallica.
Fig. 5: C. Stolpe, Plan de la ville de Constantinople ainsi que ses confins. A Sa Majesté Impériale le Sultan Abdoul-Aziz-Chan dédié avec le plus profond respect, 1863, BNF, Département Cartes et Plans, GE C-10377. Detail. Photo: © Gallica.
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Fig. 6: Andrea Vavassore, Byzantivm sive Costantineopolis, woodcut (c. 1535–1540), detail. After Westbrook / Dark / MeeuWen, Melchior Lorichs (as footnote 65 above), 65.
Fig. 7: Giuliano da Sangallo, Barberini Sketchbook. Barb. lat. 4424, f. 30r. Biblioteca Apostolica Vaticana, Città del Vaticano.Photo: © Biblioteca Apostolica Vaticana 2022.
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Anonymous Paraphrase of the Holy Week Canons in MS Sin. gr. 754 The Triodion and Pentecostarion from MS Sin. gr. 754 (written in the year 1177)1 contains inter alia an unknown paraphrase of the hymns and troparia for the first four days of Holy Week, namely the triodia for Holy Monday and Wednesday, the diodion for Holy Tuesday and the canon of Holy Thursday.2 These hymns, which have been in continuous liturgical use to this day, present an organic unity which is ensured by the ensuing acrostics: Τῇ Δευτέρᾳ Τρίτῃ τε Τετράδι ψαλῶ, Τῇ μακρᾷ Πέμπτῃ μακρὸν ὕμνον ἐξᾴδω, Προσάββατόν τε Σάββατον μέλπω μέγα. Both the liturgical and manuscript traditions ascribe all these canons to the hymnographical production of Kosmas the Melodist.3 Kosmas‘ canons and the hymnography of canons in general are not infrequently quite difficult to understand. This is mainly due to the syntactic disorder that is created by the enjambments and the extensive use of hyperbaton.4 These features had also given rise to other renowned hermeneutic paraphrases, such as the paraphrase of Psellos.5 Theodore Prodromos also wrote a complete interpretation of almost all the main liturgical canons of the primary melodists Kosmas the Melodist and John of Damascus.6 Gregory of Korinthos interpreted the full corpus of the principle asmatic canons, of which only his comments on the theological iambic canon of Pentecost have been published.7 In the same century, Eustathios of Thessaloniki
1 K. W. Clark, Checklist of Manuscripts in St. Catherine’s Monastery, Mount Sinai. Washington 1952, 9. M. Kamil, Catalogue of all manuscripts in the Monastery of St. Catherine on Mount Sinai. Wiesbaden 1970, No 1024 101. V. N. Beneševič, Catalogus codicum manuscriptorum graecorum qui in Monasterio Sanctae Catharinae in Monte Sina asservantur. Hildesheim 21965 (St. Petersburg 1911), No 215. 2 I express my warm thanks to Dr Dimitris Skrekas for the rich bibliographic information and material he provided me. 3 Th. Detorakes, Κοσμᾶς ὁ Μελῳδός. Βίος καὶ ἔργο. Ἀνάλεκτα Βλατάδων, 28. Thessaloniki 1979, 145–146, 152–153, 216–217. 4 Theodoros Prodromos is characteristic in his judgement: πολλὴν δὲ καὶ τῷ ποιητικῷ τῆς λέξεως ἐνυποκαθημένην ἔχει δεινότητα καὶ οὐκ ἄν τις δύναιτο ῥᾳδίως αὐτῷ παρακολουθεῖν, μὴ οὐχὶ πάνυ τρόφιμος ὢν ἁπάσης ἱερᾶς ἱστορίας τῆς πρεσβυτέρας ἅμα καὶ νεωτέρας. H. Stevenson, Theodori Prodromi, Commentarios in carmine sacra melodorum Cosmae Hierosolymitani et Ioannis Damasceni ad fidem cod. Mrs. Primum edidit et varietate lectionis instruxit. Romae 1888, [Proem.] 2. 5 See T. Maniati, Ἀνέκδοτο ἔργο τοῦ Μιχαὴλ Ψελλοῦ. Ἡ παράφραση τοῦ κανόνα στὴ Μ. Πέμπτη Κοσμᾶ τοῦ Μελῳδοῦ. Δίπτυχα (1979), 194–238 (for the critical edition, see 216–234). See also F. Lauritzen, Paraphrasis as interpretation. Psellos and a canon of Cosmas the Melodist (Poem 24 Westerink). Byzantina 33 (2014), 61–74. 6 See above, note 3. 7 F. Montana, Gregorio di Corinto, Exegesi al canone giambico per la Pentecoste attribuito a Giovanni Damasceno. Introduzione, edizione critica, traduzione. Biblioteca di studi antichi diretta a Grazano https://doi.org/10.1515/9783111070315-006
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composed a lengthy interpretation of the same canon (on Pentecost).8 Later, there is an anonymous paraphrase of the three iambic canons which is associated with the name of Mark Eugenikos.9 This named and anonymous paraphrase production in hymnography is part of the rich tradition of schede and school texts, paraphrases and epimerisms. It starts from the ninth century and reaches its peak mainly during the twelfth century. In all these cases of interpretations-commentaries and paraphrases, their clear purpose as teaching manuals is easily discernible.10 All these texts are delivered either independently, or in tables, or surrounding the original works in the margin (as comments or annotations). Their arrangement and layout allows counterpoint reading. On certain occasions the copyists leave open space for the addition of parallels, synonyms (e.g. of words), or lemmas.11 In fact, sometimes one finds the apostrophes of the teachers paraphrasing to their audience, namely their pupils: Τάχα δὲ διεμεμψιμοιρήσασθε τῷ μελῳδῷ οἱ νουνεχέστατοι τῶν ἀκροατῶν.12 But the special nature of the present paraphrase of Sin. gr. 754 lies in the fact that it is placed in the context of a purely liturgical book, and not in a collection of schede or epimerisms. Thus far we were not able to find any such case elsewhere, despite the fact that we possess testimonies of schedographers who paraphrased hymnographical texts.13 It is not an independent paraphrase, but accompanies the heirmoi and troparia of the canon according to their ordo, yet without any further marking to the reader. It is written in prose, faithfully follows the heirmoi and troparia of the original text, and is of the same length as them. In other words, it is a case of paraphrasing a living text,
Arrghetti, Emilio Gabba, Franco Montanari, 76. Pisa 1995. 8 P. Cesaretti / S. Ronchey, Eustathii Thessalonicensis Exegesis in Canonem iambicum pentecostalem. Supplementa Byzantina, 10. Berlin / New York 2014. 9 A. D. Panagiotu, Μάρκου Ευγενικού Ερμηνεία Κανόνων, in id., Ανάλεκτα Παλαιολόγειας Γραμματείας, 1. Thessaloniki 2004, 9–37, and D. Skrekas, Late Byzantine School Teaching through the Iambic Canons and their Paraphrase, in T. Shawcross / I. Toth (eds.), Reading in the byzantine empire and beyond. Cambridge 2018, 377–394: 386, note 35. 10 For the school paraphrases of the asmatic canons, see Ph. Demetracopoulos, The exegeses of the canons in the twelfth century as school texts. Δίπτυχα (1979), 143–157. Esp. for the iambic canons, see D. Skrekas, Late Byzantine School Teaching (as footnote 9 above) 377–394. 11 See e. g. Skrekas, Late Byzantine School Teaching (as footnote 9 above): “The Paraphrasis is transmitted with anonymous interlinear glosses and marginal scholia” (385) or “There are selective interlinear Latin glosses” (387). See also apostrophes to their readers, such as ἵνα μηδέν σε λανθάνῃ, φιλόλογε καὶ φιλόπονε, from Vat. gr. 2130 (11th–12th c.): A. Kominis, Gregorio Pardos metropolita di Corintho e la sua opera. Testi e studi bizantino-neoellenici, 2. Rom / Athen 1960, 102. 12 Skrekas, Late Byzantine School Teaching (as footnote 9 above) 384. 13 I. Nesseris, Η Παιδεία στην Κωνσταντινούπολη κατά τον 12ο αιώνα. Ioannina, University of PhD thesis 2014, 137–157. The case of the “enigmatic monk Ioannikios” is indicative. Monk Ioannikios paraphrases troparia of the Holy Week mainly in the famous Vat. Pal. gr . 92, f. 154r–155r. Id., 144, note 120. See also I. Vassis, Τῶν νέων φιλολόγων παλαίσματα. Ἡ συλλογὴ σχεδῶν τοῦ κώδικα Vaticanus Palatinus gr. 92. Ἑλληνικὰ 52 (2002), 37–68.
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which works immediately as the text is performed musically, since it accompanies the original liturgical sacred text. It resolves the difficulties, the frequent enjambments and the placement of prepositions from the original composition of Kosmas, thus making the content of the hymns meaningful and understandable. It does not expand hermeneutically,14 nor does it delve into theological analyses. In no case are these paraphrases penned by a scholar, and for this reason we could hardly conjecture who their author might be. In fact, we can discern three forms of paraphrasing techniques. The creator of the paraphrase: a. restores the syntactical order to a more accessible and comprehensible form. This is the particular translator’s method in all the heirmoi and troparia he paraphrases. b. in a few cases he interprets certain symbols or terms from the original text, by offering selective elementary theological insights. Examples: in the 1st troparion of the 8th Ode of the Canon for Holy Thursday, where Οἱ μακαριστοὶ δαιτυμόνες, οἱ ἀπόστολοι δηλονότι; in the 1st troparion of the 9th Ode of the Canon for Holy Thursday τὸ τῆς χάριτος, ἤγουν τοῦ εὐαγγελίου; in the Heirmos of the 9th Ode of the Canon for Holy Thursday: ἐν ὑπερώῳ, τοὐτέστιν ἐν ὑψηλῷ δι’ ἀρετῆς; in the second troparion of the 9th Ode of the Canon for Holy Thursday: ἔκτισε, τοὐτέστι σάρκα προσλαβέσθαι ἐποίησε. c. In some rare cases he will interpret words or expressions either with synonyms, or with a single word. Examples: in the 1st troparion of the the 9th Ode of the Holy Wednesday Triodion: λογοπραγεῖ, ὅ ἐστι πραγματεύεται καὶ λογαριάζει; in the 2nd troparion of the 3rd Ode of the Canon of Holy Thursday, he interprets what ταῦτα means based on the meaning of the context: ταῦτα, τοὐτέστι τὰ παρ’ ἐμοῦ τελούμενα; in the 1st troparion of the 3rd Ode in the Canon for Holy Thursday, the word ῥύσιον is translated into λυτήριον. In the troparion of the Ode to the Canon for Holy Wednesday, the word πηρωτικῆς is translated into τυφλωτικῆς, and in the next troparion of the same canon the word κυματοτρόφος is analyzed into κύματα τρέφων. The word ὀφειλέσιον is translated into χρέος, while in the canon for Holy Thursday the word θεοτερπής is analyzed into τέρπουσα θεῷ. And in the troparion of the 6th Ode of the Canon for Holy Thursday, the word ῥοπή is translated into ὁρμή.
14 The term used in the paraphrasis associated with the name of Markos Eugenikos is telling: Κανὼν …. ἐξηγηθεὶς παρὰ διαφόρων πλατύτερον: Panagiotu, Μάρκου Ευγενικού Ερμηνεία Κανόνων (as footnote 9 above) 15.
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Marina Detoraki
The purpose of this paraphrase within the liturgical context of the book of Triodion does not seem obvious. Although we may surmise that with the insertion of the paraphrase alongside the original text, the author seeks to make the text comprehensible, the intended recipients are more difficult to determine. The question leads us to this codex’s Sinaitic-Palestinian milieu of production,15 as well as to the fact that it belongs to the tradition of musically notated liturgical books16 and was thus intended for use by chanters or those learning to chant. This paraphrase perhaps was intended for usage by them, so that they had at hand a basic explanation of the canons’ meaning. The scribal notice in fol. 317v, providing the date (͵στχπε´ = 1177) and bearing also his name, Symeon, can leads us to a possible identification of the homonymous scribe of the Vat. gr. 471 of the late eleventh century,17 yet without allowing any hint about the anonymous paraphrase. The fragmentary nature of this paraphrase – at least in its preserved form – is also difficult to explain. The anonymous translator does not seem to have completed this paraphrasing effort. He omitted the interpretation of the last two tetraodia, of Holy Friday and Saturday. The paraphrase of the triodion of Holy Monday and the diodion of Holy Tuesday is complete. From the paraphrase for Holy Wednesday‘s triodion, the section for the 3rd ode and the 8th is missing, and only that of the 9th ode is present. Also complete, however, is the paraphrase of the impressive canon for Holy Thursday (that for the Last Supper and the Betrayal of Judas). We edit here the text of this paraphrase in facing columns with the corresponding heirmos and troparion. We also indicate with typographical marks the lexical similarities (bold), differences (italic) and underline textual additions.
15 L. Perria, Repertorio dei manoscritti di area orientale (Palestino-sinaitica). Messina 2000, 27. Τhe manuscripts bear some oriental notices, for example one on Syriac (f. 199, a piece of a New Testament cod. with some verses of Luke 10, 33–34) and a colophon in arab, on f. 317v. 16 See e. g. f. 12r–v, 13r. See D. Balagewrgos / Ph. Kretikou, Τὰ χειρόγραφα βυζαντινῆς Μουσικῆς. Σινᾶ. Tόμ. Α´. Ίδρυμα Βυζαντινής Μουσικολογίας. Αθήνα 2008, 5–7. 17 E. Gamillscheg (unter Mitarbeit von D. Harlfinger u. P. Eleuteri), Repertorium der griechischen Kopisten 800–1600. 3. Teil: Handschriften aus Bibliotheken Roms mit dem Vatikan. C: Tafeln. Wien 1997, 591. The Vatican manuscript (Vat. gr. 471) transmits essentially oratory texts of Gregory of Nazianzos.
Anonymous paraphrase of the Holy Week Canons in MS Sin. gr. 754
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Anonymous paraphrase of the Holy Week canons in MS Sin. gr. 754 Ex codice Sinaitico Graeco 754 (a. 1177), f. 172r–173r, 180r–180v, 197r–200r
f. 172r
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Τῇ ἁγίᾳ καὶ μεγάλῃ Δευτέρᾳ Τριώδιον, οὗ ἡ ἀκροστιχίς· Τῇ Δευτέρᾳ
Ὠιδὴ α´ Ἦχος β΄ Τῷ τὴν ἄβατον κυμαινομένην θάλασσαν θείῳ αὐτοῦ προστάγματι ἀναξηράναντι καὶ πεζεῦσαι δι’ αὐτῆς τὸν Ἰσραηλίτην λαὸν καθοδηγήσαντι Κυρίῳ ᾂσωμεν· ἐνδόξως γὰρ δεδόξασται.
Τῷ τὴν κυμαινομένην, ὅ ἐστι ταρασσομένην, καὶ ἄβατον θάλασσαν, θεϊκῷ αὐτοῦ ἀναξηράναντι προστάγματι καὶ τὸν Ἰσραηλίτην λαὸν ἐν αὐτῇ τῇ θαλάσσῃ ποσὶ διελθεῖν Κυρίῳ καταξιώσαντι ᾂσωμεν καὶ γὰρ ἐνδόξως .
Ἡ ἀπόρρητος τοῦ Θεοῦ κατάβασις, ὅπερ Χριστὸς αὐτός ἐστι θεὸς καὶ ἄνθρωπος, τὸ θεὸς οὐχ ἁρπαγμὸν εἶναι ἡγησάμενος ἐν τῷ μορφοῦσθαι δοῦλον δεικνύει τοῖς μαθηταῖς· ἐνδόξως γὰρ δεδόξασται.
Ἡ τοῦ θεοῦ ἀνερμήνευτος συγκατάβασις, ὅπερ αὐτός ἐστι Χριστός, ὁ Θεὸς καὶ ἄνθρωπος, τὸ θεὸς ἀξίωμα οὐ κατὰ ἁρπαγμὸν καὶ κλοπὴν αὐτῶ εἶναι ἡγησάμενος, ἐν τῷ τὸν δοῦλον μορφοῦσθαι, τοῖς μαθηταῖς δεικνύει καὶ γὰρ ἐνδόξως .
Διακονῆσαι αὐτὸς ἐλήλυθας, οὗ τὴν μορφὴν ὁ πλαστουργὸς ἑκὼν περίκειμαι, τῷ πτωχεύσαντι Ἀδὰμ ὁ πλουτῶν θεότητα (sic) θήσων ἐμὴν ἑαυτοῦ ψυχὴν ἀντίλυτρον ὁ ἀπαθὴς θεότητι.
Αὐτὸς ἐγὼ ὁ πλαστουργός, ὁ πλουτῶν θεότητα, τῷ πτωχεύσαντι Άδάμ, οὗ τὴν μορφὴν ἐνδέδυμαι, ὑπηρετῆσαι παραγέγονα τὴν ἐμαυτοῦ ψυχὴν λύτρον δοῦναι καὶ παθεῖν ὑπὲρ αὐτοῦ ὁ ἀπαθὴς τῇ θεότητι.
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Ὠιδὴ η΄ Ἔφριξε παίδων εὐαγῶν τὸ ὁμόστολον ψυχῆς ἄσπιλον σῶμα καὶ εἶξε τὸ τραφὲν ἐν ἀπείρῳ ὕλῃ ἀκάματον πῦρ· ἀειζώου δὲ ἐκμαρανθείσης φλογὸς διαιωνίζων ὕμνος ἀνεμέλπετο· || f. 172v Τὸν κύριον πάντα τὰ ἔργα ὑμνεῖτε καὶ ὑπερυψοῦτε εἰς πάντ
Τὸ ἐν πολλῇ ὕλῃ αὐξηθὲν πῦρ ἀκαταπόνητον, τὸ τῶν σεβασμίων18 παίδων σῶμα ἀμόλυντον, τὸ τῇ ψυχῇ ὁμοίως κεκαθαρμένον, ἔφριξε καὶ ὑπεχώρησε καὶ ὑπὸ τοῦ ἀεὶ ζῶντος θεοῦ τῆς φλογὸς ἀποσβεσθείσης ὕμνος διαιωνίζων ἀνεμέλπετο· Τὸν κύριον πάντ
Ὑμᾶς μου τότε μαθητὰς πάντες γνώσονται, εἰ τὰς ἐμὰς ἐντολὰς τηρήσετε, φησίν, ὁ σωτὴρ τοῖς φίλοις πρὸς πάθος μολῶν· εἰρηνεύετε ἐν ἑαυτοῖς καὶ πᾶσι, καὶ ταπεινοφρονοῦντες ἀνυψώθητε, καὶ Κύριον γινώσκοντές με ὑμνεῖτε
Ὁ σωτὴρ πρὸς τὸ πάθος πορευόμενος τοῖς φίλοις ἔλεγεν· Εἰ τὰς ἐμὰς ἐντολὰς φυλάξετε, τότε ὑμᾶς πάντες ἐμοῦ μαθητὰς γνωρίσουσιν. Εἰρηνεύετε γοῦν ἐν ἑαυτοῖς καὶ ἐν πᾶσι καὶ ταπεινὰ φρονοῦντες ἀνυψώθητε καὶ Κύριον γινώσκοντές με ὑμνεῖτε καὶ ὑπερυψοῦτε εἰς πάντας τοὺς αἰῶνας
Τάξεως ἔμπαλιν ὑμῖν ἐθνικῆς ἔστω τὸ κράτος ὁμογενῶν· οὐ κλῆρος γὰρ ἐμός, τυραννὶς δὲ γνώμη αὐθαίρετος· ὁ γὰρ πρόκριτος ἐν ὑμῖν εἶναι θέλων, τῶν ἄλλων ἔστω πάντων ἐσχατότερος, καὶ κύριον γινώσκοντές με ὑμνεῖτε καὶ ὑπερυψοῦτε εἰς πάντας τοὺς αἰῶνας.
Τὸ κατὰ τῶν ὁμογενῶν κράτος τῆς ἐθνικῆς τάξεως ἐν ὑμῖν ἔστω ἔμπαλιν· οὐ γὰρ ὁ ἐμὸς κλῆρος ὡς τοῖς ἔθνεσι τυραννίς19, ἀλλὰ γνώμη μᾶλλον αὐτοπροαίρετος. Ὁ οὖν ἐν ὑμῖν εἶναι θέλων πρῶτος, τῶν ἄλλων ἁπάντων ἔστω ἐσχατότερος καὶ κύριον γινώσκοντές με ὑμνεῖτε καὶ ὑπερυψοῦτε εἰς πάντας τοὺς αἰῶνας.
18 σεβασμόων cod. 19 τυραννοῖς cod.
Anonymous paraphrase of the Holy Week Canons in MS Sin. gr. 754
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Ὠιδὴ θ΄ Ἐμεγάλυνας, Χριστέ, τὴν τεκοῦσάν σε θεοτόκον, ἀφ’ ἧς ὁ πλάστης ἡμῖν ὁμοιοπαθὲς περιέθου σῶμα, τὸ τῶν ἡμετέρων λυτήριον ἀγνοημάτων. Ταύτην μακαρίζοντες πᾶσαι αἱ γενεαὶ Σὲ μεγαλύνομεν.
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Τὴν τεκοῦσάν σε, ἀφ’ ἧς ὁ πλάστης ἡμῶν ὁμοιοπαθὲς || f. 173 ἡμῖν σῶμα20 ἀνείληφας, ὅπερ ἔστι τῶν ἡμετέρων λύσις ἁμαρτημάτων, ἐμεγάλυνας. Ταύτην οὖν πᾶσαι γενεαὶ μακαρίζοντες Σὲ μεγαλύνομεν.
Ῥύπον πάντα ἐμπαθῆ ἀπωσάμενοι ἐπαξίαν (ἐπάξιαν) τῆς θείας βασιλείας γνώμην ἀναλάβετε ἔμφρονα, τοῖς σοῖς ἀποστόλοις προέφης ἡ ὄντως σοφία, ἐν ᾗ δοξασθήσεσθε λάμποντες ἡλίου τηλαυγέστερον.
Ἡ ἀληθῶς σοφία τοῖς σοῖς μαθηταῖς προέλεγες· Ἅπαντα ῥύπον ἐμπαθῆ ἀπωσάμενοι γνώμην ἔμφρονα καὶ τῆς τοῦ θεοῦ βασιλείας ἐπαξίαν ἀναλάβετε, ἐν ᾗπερ βασιλείᾳ τοῦ ἡλίου λάμποντες λαμπρότερον δοξασθήσεσθε.
Ἀφορῶντες εἰς ἐμέ, εἶπας, Κύριε, τοῖς μαθηταῖς, Μὴ φρονεῖτε ὑψηλὰ, ἀλλὰ συναπάχθητε τοῖς ταπεινοῖς, ἐμὸν ὅπερ πίνω πίετε ποτήριον ὅτι, ἐν τῆ βασιλείᾳ τοῦ πατρὸς ἐμοὶ συνδοξασθήσεσθε.
Τοῖς ἑαυτοῦ μαθηταῖς εἶπας, Κύριε· Ἀποβλέποντες εἰς ἐμέ, μὴ ὑψηλοφρονεῖτε, ἀλλὰ τοῖς ταπεινοῖς συγκατάβητε καὶ ὅπερ ἐγὼ πίνω πίετε καὶ ἡμεῖς ποτήριον, ὅτι ἐν τῆ τοῦ πατρὸς βασιλείᾳ ἐμοὶ δοξασθήσεσθε.
f. 180–180v
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Τῆ ἁγίᾳ καὶ μεγάλῃ Τρίτῃ Διώδιον, οὗ ἡ ἀκροστιχίς· Τρίτῃ τε
Ὠιδὴ η´, Ἦχος Γ Τῶ δόγματι τῶ τυραννικῷ Οἱ ὅσιοι τρεῖς παῖδες μὴ πεισθἐντες, Εν τῆ καμίνῳ βληθέντες θεὸν ὡμολόγουν ψάλλοντες εὐλογεῖτε τὰ ἔργα κυρίου τὸν κύριον.
20 παθὲς ἡμῖν σῶ strickenthrough cod.
Οἱ ὅσιοι τρεῖς παῖδες τῶ τυραννικῶ μὴ πεισθέντες δόγματι, ἐν τῆ καμίνῳ βληθέντες ὡμολόγουν τὸν Θεὸν ψάλλοντες καὶ λέγοντες· Εὐλογεῖτε τὰ ἔργα κυρίου τὸν κύριον.
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Marina Detoraki
Ῥᾳθυμίαν ἄποθεν ἡμῶν Βαλλώμεθα καὶ φαιδραῖς || f. 180v ταῖς λαμπάσι Τῶ ἀθανάτῳ νυμφίῳ Χριστῶ ὕμνοις συναντήσωμεν, εὐλογεῖτε, βοῶντες, τὰ ἔργα τὸν κύριον.
Μακρὰν ἡμῶν τὴν ῥᾳθυμίαν ποιησώμεθα Καὶ λαμπάσι φαιδραῖς καὶ ὕμνοις Χριστῶ τῶ ἀθανάτῳ νυμφίῳ συναντήσωμεν·
15
Ἱκανούσθω τὸ κοινωνικὸν Ψυχῆς ἡμῶν ἔλαιον ἐν ἀγγείοις, ὅπως ἐπάθλων μὴ θέντες καιρὸν ἐμπορίας ψάλλωμεν εὐλογεῖτε τὰ ἔργα κυρίου τὸν κύριον.
Τὸ μεταδοτικὸν ἡμῖν ἐν τοῖς τῆς ψυχῆς ἀγγείοις ἀρκετὸν γενέσθω ἔλαιον, ὅπως τὸν τῶν ἐπάθλων καιρὸν ἐμπορίας ποιήσαντες ψάλλωμεν· εὐλογεῖτε τὰ ἔργα κυρίου τὸν κύριον.
20
Τὸ τάλαντον, ὅσοι πρὸς θεοῦ ἐδέξασθε, ἰσοδύναμον χάριν, ἐπικουρίᾳ τοῦ δόντος Χριστοῦ αὐξήσατε ψάλλοντες εὐλογεῖτε τὰ ἔργα κυρίου τὸν κύριον.
Ὅσοι παρὰ τοῦ θεοῦ ἐλάβετε τὸ τάλαντον, ἤτοι τὴν ἰσοδύναμον χάριν τοῦ δόντος Χριστοῦ βοηθεία, αὐξήσωμεν ψάλλοντες· εὐλογεῖτε τὰ ἔργα κυρίου τὸν κύριον.
Ὠιδὴ θ΄ Ἡ τὸν ἀχώρητον θεὸν ἐν γαστρὶ χωρήσασα καὶ χαρὰν τῶ κόσμῳ κυήσασα σὲ ὑμνοῦμεν παναγία παρθένε.
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Εὐλογεῖτε, βοῶντες, τὰ ἔργα τὸν κύριον.
Ἡ ἐν γαστρὶ τὸν ἀχώρητον θεὸν κυήσασα Καὶ τῶ κόσμῳ κυήσασα χαρὰν Σὲ ὑμνοῦμεν .
10
Τοῖς μαθηταῖς ὁ ἀγαθὸς Γρηγορεῖτε, ἔφησας ἧ γὰρ ὥρᾳ ἥξω ὁ κύριος ἀγνοεῖτε, ἀποδοῦναι ἑκάστῳ.
«Γρηγορεῖτε», ὁ ἀγαθὸς τοῖς μαθηταῖς ἔλεξας· ἀγνοεῖτε γὰρ ὁποίᾳ ὥρᾳ ἑκάστῳ ἀποδοῦναι παραγενήσομαι ὁ κύριος.
15
Ἐν τῆ δευτέρᾳ καὶ φρικτῆ Παρουσίᾳ, δέσποτα, Δεξιοῖς προβάτοις με σύνταξον, Τῶν πταισμάτων Παριδών μου τὰ πλήθη.
Ὦ δέσποτα, ἐν τῆ δευτέρᾳ σου φρικτῆ παρουσίᾳ τῶν πταισμάτων ἡμῶν παριδὼν τὰ πλήθη τοῖς δεξιοῖς προβάτοις με σύνταξον.
Anonymous paraphrase of the Holy Week Canons in MS Sin. gr. 754
f. 189r–190r
Τῇ ἁγίᾳ καὶ μεγάλῃ Τετάρτῃ Τριώδιον, οὗ ἡ ἀκροστιχίς· Τετράδι ψαλῶ
Ὠιδὴ γ´ και Ὠιδὴ η´
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(no paraphrase transmitted for these Odes in the cod.)
Ὠιδὴ θ΄ Ψυχαῖς καθαραῖς Καὶ ἀρρυπώτοις χείλεσι Δεῦτε μεγαλύνωμεν τὴν ἀκηλίδωτον Καὶ ὑπέραγνον μητέρα τοῦ Ἐμμανουήλ, Δι’ αὐτῆς τῶ ἐξ αὐτῆς Προσφέροντες πρεσβείαν τεχθέντι Φεῖσαι τῶν ψυχῶν ἡμῶν, || f. 197v Χριστὲ ὁ θεός, καὶ σῶσον ἡμᾶς.
Τὴν καθαρὰν καὶ ὑπεραμόλυντον Θεοῦ μητέρα, ψυχαῖς καθαραῖς καὶ ἀρρυπώτοις χείλεσι, δεῦτε μεγαλύνωμεν, δι’ αὐτῆς τῷ ἐξ αὐτῆς τεχθέντι πρεσβείαν προσάγοντες. Χριστὲ ὁ Θεός, τῶν ψυχῶν ἡμῶν φεῖσαι καὶ σῶσαι ἡμᾶς.
Ἀγνώμων φανεὶς Καὶ πονηρὸς ζηλότυπος Δῶρον ἐξιόθεον λογοπραγεῖ, δι’ οὗ ὀφειλέσιον ἐλύθη ἁμαρτημάτων, καπηλεύων ὁ δεινὸς Ἰούδας τὴν φιλόθεον χάριν Φεῖσαι τῶν ψυχῶν ἡμῶν, Χριστὲ .
Πονηρός, ζηλότυπος φανεὶς καὶ ἀγνώμων τὸ τῷ Θεῷ δῶρον ἄξιον, δι’ οὗ χρέος ἁμαρτημάτων ἐλύθη, ὁ χαλεπὸς Ἰούδας τὴν φιλόθεον χάριν εἰς καπηλικὴν ὑποσύρων ἐμπορίαν λογοπραγεῖ, ὅ ἐστι πραγματεύεται καὶ λογαριάζει. Φεῖσαι τῶν ψυχῶν ἡμῶν, Χριστὲ ὁ θεός, καὶ σῶσον ἡμᾶς.
Λέγει πορευθεὶς τοῖς παρανόμοις ἄρχουσι, τί μοι δοῦναι, θέλετε κὰγὼ Χριστὸν ὑμῖν τὸν ζητούμενον τοῖς θέλουσι παραδώσω, οἰκειότητα Θεοῦ Ἰούδας ἀντωσάμενος χρυσοῦ Φεῖσαι τῶν ψυχῶν ἡμῶν, Χριστὲ ὁ θεός, καὶ σῶσον ἡμᾶς.
Τοῖς παρανόμοις ἄρχουσι Ἰούδας πορευθεὶς λέγει· «Τί θέλετέ μοι δοῦναι, καὶ ἐγὼ Χριστὸν τὸν παρ’ ὑμῖν ζητούμενον παραδώσω τοῖς θέλουσιν ἕνεκα τοῦ χρυσοῦ τὴν τοῦ Θεοῦ ἀπωσάμενος οἰκειότητα. Φεῖσαι τῶν ψυχῶν ἡμῶν, Χριστὲ ὁ θεός, καὶ σῶσον ἡμᾶς.
Ὤ, πηρωτικῆς Φιλαργυρίας, ἄσπονδε, Λήθης ὅθεν ἔτυχες, ὅτι ψυχῆς οὐ δ’ ὅς ἰσοστάσιος ὁ κόσμος ὦν ἐδιδάχθης ἀπογνώσει γὰρ σαυτὸν ἐβρόχισας ἀνάψας, προδότα. Φεῖ τῶν ψυχῶν ἡμῶν, Χριστὲ ὁ θεός, καὶ σῶσον ἡμᾶς.
Φεῦ, τῆς τυφλωτικῆς φιλαργυρίας, ἄφιλε, ὧν ἐδιδάχθης ἐπελάθου, ὅτι οὐδὲ αὐτὸς ὁ κόσμος ψυχῆς ὑπάρχει ἰσοστάσιος. Καὶ γὰρ τῇ ἀπογνώσει σε || f. 198 αὐτὸν ἀναρτήσας, προδότα, ἐβρόχισας. τῶν ψυχῶν ἡμῶν οὖν φεῖσαι, Χριστὲ ὁ θεός, καὶ σῶσον ἡμᾶς.
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Marina Detoraki
f. 196–200
Τῆ ἁγία καὶ μεγάλῃ Πέμπτῃ ὁ Κανών, οὗ ἡ ἀκροστιχίς· Τῆ μακρᾷ Πέμπτῃ μακρὸν ὕμνον ἐξᾴδω
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Ὠιδὴ α΄ Τμηθείσῃ τμᾶται Πόντος Ἐρυθρός, Κυματοτρόφος δὲ ξηραίνεται βυθός, ὁ αὐτὸς ὁμοῦ ἀόπλοις γεγονὼς βατὸς καὶ πανοπλίταις τάφος ᾠδὴ δὲ θεοτερπής ἀνεμέλπετο ἐνδόξως δεδόξασται Χριστὸς ὁ θεὸς ἡμῶν.
Τῇ τμηθείσῃ ῥάβδῳ ὁ Ἐρυθρὸς Πόντος τέμνεται καὶ ὁ τὰ κύματα τρέφων βυθὸς ξηραίνεται, ὁ αὐτὸς ὁμοῦ γεγονὼς ἀόπλοις βάσιμος καὶ τοῖς καθωπλισμένοις τάφος. Τέρπουσα δὲ Θεῷ ᾠδὴ ἀνεκρούετο ἐνδόξως δεδόξασται Χριστὸς ὁ θεὸς ἡμῶν.
Ἡ πανταιτία καὶ παρεκτικὴ ζωῆς ἡ ἄπειρος σοφία τοῦ θεοῦ ὠκοδόμησε τὸν οἶκον ἑαυτῆς ἁγνῆς ἐξ ἀπειράνδρου μητρός ναὸν γὰρ σωματικὸν περιθέμενος ἐνδόξως δεδόξασται Χριστὸς ὁ θεὸς ἡμῶν.
Ἡ τῶν ἁπάντων αἰτία καὶ τῆς ζωῆς παρεκτικὴ τοῦ Θεοῦ σοφία ἄπειρος τὸν ἑαυτῆς οἶκον ἐκ καθαρᾶς καὶ ἀπειράνδρου μητρὸς ᾠκοδόμησε.Καὶ γὰρ ναὸν σωματικὸν Χριστὸς ὁ Θεὸς ἐνδυσάμενος ἐνδόξως δεδόξασται Χριστὸς ὁ θεὸς ἡμῶν.
Μυσταγωγοῦσα φίλους ἑαυτῆς Τὴν ψυχοτρόφον ἑτοιμάζει τράπεζαν, ἀμβροσίας δὲ ἡ ὄντως σοφία θεοῦ κιρνᾶ κρατῆρα πιστοῖς, προσέλθωμεν εὐσεβῶς καὶ βοήσωμεν ἐνδόξως δεδόξασται Χριστὸς ὁ θεὸς ἡμῶν.
Ἡ ἀληθῶς τοῦ Θεοῦ σοφία τοὺς ἑαυτῆς φίλους τὰ μυστικὰ διδάσκουσα, ψυχοτρόφον τράπεζαν ἑτοιμάζει καὶ ἀμβροσίας κιρνᾷ τοῖς πιστοῖς κρατῆρα. Τούτοις οὖν εὐσεβῶς προσέλθωμεν καὶ βοήσωμεν Ἐνδόξως δεδόξασται Χριστὸς ὁ Θεὸς ἡμῶν. || f. 196v
Ἀκουτισθῶμεν πάντες οἱ πιστοὶ συγκαλουμένης ὑψηλῶ κηρύγματι τῆς ἀκτίστου καὶ ἐμφύτου σοφίας θεοῦ. Βοᾶ γάρ « Γεύσασθε καὶ γνόντες ὅτι Χριστὸς ἐγώ » κράξατε ἐνδόξως δεδόξασται Χριστὸς ὁ θεὸς ἡμῶν.
Τῆς ἀκτίστου καὶ ἐμφύτου σοφίας μεγάλῳ κηρύγματι συγκαλουμένης οἱ πιστοὶ πάντες ἀκούσωμεν. Καὶ γάρ βοᾶ· «Γεύσασθε, καὶ ὅτι χρηστὸς ἐγὼ ὑπάρχω » γνόντες, κράξατε ἐνδόξως δεδόξασται Χριστὸς ὁ θεὸς ἡμῶν.
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Ὠιδὴ γ΄ Κύριος ὤν πάντων καὶ κτίστης θεὸς τὸ κτιστὸν ὁ ἀπαθὴς πτωχεύσας σεαυτῶ ἥνωσας Καὶ τὸ πάσχα οἷς ἔμελλες θανεῖν Αὐτὸς ὤν σεαυτὸν προετίθης, Φάγετε, βοῶν, τὸ σῶμά μου Καὶ πίστει στερεωθήσεσθε.
Κτίστης ὤν τῶν ἁπάντων, ὁ ἀπαθὴς Θεὸς καὶ Κύριος, πτωχεύσας, τὸ κτιστὸν ἑαυτῶ ἥνωσε, καὶ τὸ πάσχα ὧν ἕνεκα θανεῖν ἔμελλεν, αὐτὸς ὤν πάσχα τούτοις ἑαυτὸν προετίθει, βοῶν· Φάγετε τὸ σῶμά μου Καὶ πίστει στερεωθήσεσθε.
Ρύσιον παντὸς τοῦ βροτείου γένους τὸ οἰκεῖον, ἀγαθέ, τοὺς σοὺς μαθητὰς ἐπότισας εὐφροσύνης ποτήριον πλήσας αὐτὸς γὰρ σεαυτὸν ἱερούργεις, Πίετε, βοῶν, τὸ αἷμά μου Καὶ πίστει στερεωθήσεσθε.
Εὐφροσύνης ποτήριον, ὦ ἀγαθέ, τὸ οἰκεῖον αἷμα τελέσας, τὸ τοῦ παντὸς βροτείου γένους λυτήριον, Καὶ γὰρ αὐτὸς σεαυτὸν ἔθυες, τοὺς σοὺς μαθητὰς ἐπότισας, βοῶν αὐτοῖς «Τοῦτο πίετε, Καὶ πίστει στερεωθήσεσθε».
Ἄφρων ἀνήρ, ὅς ἐν ἡμῖν προδότης, Τοῖς οἰκείοις μαθηταῖς Προέφης ὁ ἀνεξίκακος, Οὐ μὴ γνώσεται ταῦτα, καὶ οὗτος ἀσύνετος ὤν οὐ μὴ συνήσει ὅμως ἐν ἐμοὶ μείνατε καὶ πίστει στερεωθήσεσθε.
Τοῖς οἰκείοις μαθηταῖς ὁ ἀνεξίκακος προέλεγες· «Ὅσ || f. 197 τις ἐν ὑμῖν προδότης, ἄφρων ἀνὴρ ὑπάρχει· διὸ ταῦτα», τοὐτέστι τὰ παρ’ ἐμοῦ τελούμενα, «ἀσύνετος ὤν οὗτος, οὐ μὴ γνώσεται οὐδὲ μὴ συνήσει. Ὅμως ἐν ἐμοὶ μείνατε καὶ πίστει στερεωθήσεσθε».
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Ὠιδὴ δ΄ Προκατιδὼν ὁ προφήτης Τοῦ μυστηρίου σου τὸ ἀπόρρητον, Χριστέ, προανεφώνησεν· Ἔθου κραταιὰν ἀγάπησιν ἰσχύος, πάτερ οἰκτίρμων τὸν μονογενῆ υἱὸν γάρ, ἀγαθέ, ἱλασμὸν εἰς τὸν κόσμον ἀπέστειλας.
Τὸ τοῦ μυστηρίου σου ἀπόρρητον, Χριστέ, ὁ προφήτης προβλέπων προανεφώνει σοι· Ὦ πάτερ οἰκτίρμων, ἔθου κραταιὰν ἰσχύος ἀγάπησιν, καὶ γὰρ τὸν μονογενῆ υἱόν, ἀγαθέ, ἱλασμὸν εἰς τὸν κόσμον ἀπέστειλας.
Ἐπὶ τὸ πάθος τὸ πᾶσι τοῖς ἐξ Ἀδὰμ πηγάσαν ἀπάθειαν, Χριστέ, μολῶν τοῖς φίλοις σου εἶπας, Μεθ’ ὑμῶν Τοῦ πάσχα μετασχεῖν τούτου ἐπεθύμησα Τὸν μονογενῆ ἐπεί με ὁ πατὴρ ἱλασμὸν εἰς τὸν κόσμον ἀπέστειλε.
Ἐπὶ τὸ πάθος, ὦ Χριστέ, τὸ τοῖς ἐκ τοῦ Ἀδὰμ βλύσαν ἀπάθειαν, πορευόμενος τούτου τοῦ πάσχα μεταλαβεῖν μεθ’ ὑμῶν ἐπεθύμησα, ἔφης τοῖς φίλοις σου, ἐπεί με τὸν μονογενῆ ὁ Πατὴρ εἰς τὸν κόσμον ἀπέστειλεν.
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Μεταλαμβάνων κρατῆρος τοῖς μαθηταῖς ἐβόας, ἀθάνατε γεννήματος ἀμπέλου δὲ πίομαι λοιπὸν οὐκέτι μεθ’ ὑμῶν βιοτεύων Τὸν μονογενὴ ἐπεί με ἱλασμὸν ὁ πατὴρ εἰς τὸν κόσμον ἀπέστειλε.
Τοῦ κρατῆρος μεταλαμβάνων καὶ τοῦ γεννήματος ἀμπέλου πίομαι, τοῖς μαθηταῖς ἐβόας, ὦ ἀθάνατε, ἀπάρτι μεθ’ ὑμῶν οὐκέτι συζῶν, ἐπεί με τὸν μονογενῆ ὁ πατὴρ εἰς τὸν κόσμον ἀπέστειλεν.|| f. 197v
Πόμα καινὸν ὑπὲρ λόγον ἐγώ φημι ἐν τῆ βασιλείᾳ μου, Χριστέ, τοῖς φίλοις, πίομαι ὥστε γὰρ θεοῖς θεὸς ὑμῖν συνέσομαι, εἶπας Τὸν μονογενῆ ἐμὲ γάρ ὁ πατὴρ ἱλασμὸν εἰς τὸν κόσμον ἀπέστειλεν.
Ἐν τῆ βασιλείᾳ μου παράδοξον πόμα καὶ ὑπὲρ λόγον, ὦ Χριστέ, τοῖς φίλοις σου εἶπας, ἐγὼ πίομαι καὶ γὰρ Θεὸς ὤν ἐγώ, καθάπερ θεοῖς ὑμῖν συνέσομαι. ἐπεὶ τὸν μονογενῆ ὁ πατὴρ ἱλασμὸν εἰς τὸν κόσμον .
Ὠιδὴ ε´ Τῶ συνδέσμῳ τῆς ἀγάπης συνδεόμενοι οἱ ἀπόστολοι τῷ δεσπόζοντι τῶν ὅλων ἑαυτοὺς Χριστῶ ἀναθέμενοι ὡραίους πόδας ἐξαπενίζοντο εὐαγγελιζόμενοι πᾶσιν εἰρήνην.
Tῷ τῆς ἀγάπης συνδέσμῳ οἱ ἀπόστολοι συνδεσμούμενοι, τῷ τῶν ὅλων δεσπότῃ || Χριστῷ ἑαυτοὺς ἀναθέμενοι, τοὺς ὡραίους πόδας ἐξαπενίζοντο, εὐαγγελιζόμενοι πᾶσιν εἰρήνην.
Ἡ τὸ ἄσχετον κρατοῦσα καὶ ὑπερῶον αἰθέρι ὕδωρ, ἡ ἀβύσσους χαλινοῦσα καὶ θαλάσσας ἀναχαιτίζουσα θεοῦ σοφία ὕδωρ νιπτῆρι βάλλει, πόδας ἀποπλύνει δὲ δούλων δεσπότης.
Ἡ τοῦ Θεοῦ σοφία, ἡ τὸ αἰθέρι21 καὶ ὑπερῶον ὕδωρ ἄσχετον κρατοῦσα, ἡ χαλινοῦσα τὰς ἀβύσσους καὶ τὰς θαλάσσας κρατοῦσα, ἐν τῷ νιπτῆρι βάλλει ὕδωρ καὶ τοὺς τῶν δούλων πόδας ὁ δεσπότης ἀποπλύνει.
Μαθηταῖς ὑποδεικνύει ταπεινώσεως ὁ δεσπότης τύπον, ὁ νεφέλαις δὲ τὸν πόλον περιβάλλων ζώννυται λέντιον καὶ κάμπτει γόνυ δούλων ἐκπλῦναι πόδας, οὗ ἐν τῇ χειρὶ πνοὴ πάντων τῶν ὄντων.
Ὁ δεσπότης τοῖς μαθηταῖς τύπον ὑποδεικνύει ταπει || f. 198 νώσεως, καὶ ὁ τὸν οὐρανόν περιβάλλων ταῖς νεφέλαις διαζώννυται λέντιον, καὶ οὗτινος ἐν τῆ χειρὶ πάντων τῶν ὄντων ἡ πνοὴ κάμπτει τὸ γόνυ ἐκπλῦναι τοὺς πόδας τῶν δούλων.
21 αἰθέρι cod.
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Ώιδὴ ς΄ Ἄβυσσος ἐσχάτη ἁμαρτημάτων ἐκύκλωσέ με καὶ τὸν κλύδωνα μηκέτι φέρων, ὡς Ἰωνᾶς τῶ δεσπότῃ βοῶ σοι ἐκ φθορᾶς με ἀνάγαγε.
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Ὧν ἁμαρτημάτων ἐσχάτη με ἐκύκλωσεν ἄβυσσος καὶ μηκέτι φέρων τὸν κλύδωνα, σοὶ τῶ δεσπότῃ, καθάπερ Ἰωνᾶς βοῶ, ἐκ φθορὰς με ἀνάγαγε.
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Κύριον φωνεῖτε, ὦ μαθηταί, καὶ διδάσκαλόν με «καὶ γὰρ πέφυκα σωτήρ» ἐβόας διὸ μιμεῖσθε τὸν τύπον, ὅν τρόπον ἐν ἐμοὶ ἐθεάσασθε.
Μαθηταί, κύριον ἐμὲ καὶ διδάσκαλον λέγετε. «Καὶ γὰρ πέφυκα Χριστὲ» ἐβόας, διὰ τοῦτο καθ᾽ ὃν τρόπον ἐν ἐμοὶ τὸν τύπον ἐθεάσασθε μιμεῖσθε.22 Ὁ γὰρ παρ᾽ ἐμοῦ τελεσθεὶς καὶ ὑποδεχθεὶς τρόπος, προϋποτύπωσις ἡμῖν ἐξεγένετο.
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Ῥύπον τις μὴ ἔχων ἀποῥυφθῆναι οὐ δεῖται, πόδας καθαροί, ὦ μαθηταί, ὑμεῖς δέ, ἀλλ’ οὐχὶ πάντες, ῥοπὴ γὰρ ἀτάκτως ἐξ ὑμῶν ἑνὸς μαίνεται.
Μὴ ἔχων τις ῥύπον πόδας ἀποκαθαρθῆναι οὐ δέεται, καθαροὶ23 δέ, ὦ μαθηταί, ὑμεῖς, ἀλλ’ οὐχὶ πάντες, καὶ γὰρ ἐξ ὑμῶν ἑνὸς ὁρμὴ ἀτάκτως μαίνεται.
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Ὠιδὴ ζ΄ Οἱ παῖδες ἐν βαβυλῶνι καμίνου φλόγα οὐκ ἔπτηξαν, ἀλλ’ ἐν μέσῳ αὐτῆς ἐμβληθέντες ἔψαλλον δροσιζόμενοι Εὐλογητὸς εἶ, κύριε, .
Τῆς ἐν Βαβυλῶνι καμίνου οἱ παῖδες τὴν φλόγα οὐκ ἔ || f. 198v πτηξαν, ἀλλ’ ἐν μέσῳ αὐτῆς ἐμβληθέντες ἔψαλλον δροσιζόμενοι Εὐλογητὸς εἶ, κύριε, .
Νευστάζων κάραν Ἰούδας κακὰ προβλέπων ἐκίνησεν, εὐκαιρίαν ζητῶν παραδοῦναι τὸν κριτὴν εἰς κατάκρισιν, ὅς πάντων ἐστί κύριος καὶ θεὸς τῶν πατέρων ἡμῶν.
Κακὰ προβλέπων Ἰούδας, τὴν κεφαλὴν κατανεύων, ἐκίνησε ζητῶν εὐκαιρίαν τὸν κριτὴν παραδοῦναι εἰς κατάκρισιν, ὃστις τῶν ἁπάντων ἐστὶ Κύριος καὶ θεὸς τῶν πατέρων ἡμῶν.
Ὑμῶν, ὁ Χριστὸς τοῖς φίλοις ἐβόα, εἷς παραδώσει με. Εὐφροσύνης λαθόντες ἀγωνίᾳ καὶ φόβῳ συνείχοντο, «τίς οὗτος;» «φράσον» λέγοντες ὁ θεὸς τῶν πατέρων ἡμῶν.
Τοῖς φίλοις ὁ Χριστὸς ἐβόα ἐξ ὑμῶν εἷς παραδώσει με. Εὐφροσύνης οὖν οὗτοι ἐπιλαθόμενοι, φόβῳ καὶ ἀγωνίᾳ συνείχοντο «Τίς οὗτος;» λέγοντες «φράσον» ὁ θεὸς τῶν πατέρων ἡμῶν.
22 ὑπὸ strikenthrοugh before μιμεῖσθε cod. 23 ο (sic) καθαροὶ cod.
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Μεθ᾽ ὅστις ἐμοῦ τὴν χεῖρα τρυβλίῳ βάλλει θρασύτητι, Τούτῳ πλὴν καλὸν ἦν πύλας βίου Περάσαι μηδέποτε. Οὗτος ὃς ἦν ἐδήλου δὲ ὁ θεὸς τῶν .
Ὅς θρασύτητι βάλλει ἐν τῶ τρυβλίῳ, 24 τούτῳ συμφέρον ἦν Μή, δέσποτα, γεννηθῆναι. Τοῦτο δὲ εἰπών, ἐφανέρου ὁ Θεὸς τὸν προδότην.
Ὠιδὴ η΄ Νόμων πατρώων οἱ μακαριστοὶ ἐν Βαβυλῶνι παῖδες προκινδυνεύσαντες βασιλεύοντος κατέπτυσαν προσταγῆς ἀλογίστου καὶ συνημμένοι ὧ οὐκ ἐχωνεύθησαν πυρὶ τοῦ κρατοῦντος ἐπάξιον ἀνέμελπον τὸν ὕμνον τὸν Κύριον ὑμνεῖτε .
Τῶν πατρώων ἕνεκα νόμων οἱ μακαριστοὶ παῖδες ἐν Βαβυλῶνι προκινδυνεύοντες τῆς παραλόγου προστάξεως τὸν βασιλεύοντος κατέπτυσαν25 καὶ συνημμένοι τῷ πυρί, ὑφ’ οὗ οὐκ ἐχωνεύθησαν, τοῦ κρατοῦντος Θεοῦ ἐπάξιον ὕμνον ἀνέμελπον
ἱ δαιτυμόνες οἱ μακαριστοὶ ἐν τῆ Σιὼν τῶ Λόγῳ προσκερτερήσαντες οἱ ἀπόστολοι παρείποντο τῷ ποιμένι || f. 199 ὡς ἄρνες καὶ συνημμένοι ὦ οὐκ ἐχωρίσθησαν Χριστῷ θείῳ λόγῳ τρεφόμενοι εὐχαρίστως ἐβόων· τὸν Κύριον ὑμνεῖτε τὰ ἔργα καὶ ὑπερυψοῦτε ….
Οἱ μακαριστοὶ δαιτυμόνες, οἱ ἀπόστολοι δηλονότι, ἐν τῆ Σιὼν τῶ Λόγῳ, τοὐτέστι Χριστῶ, προσκαρτερήσαντες, καὶ καθάπερ ποιμένι ἄρνες τούτῳ παρηκολούθουν καὶ αὐτῷ συνημμένοι, οὗ οὐκ ἐχωρίσθη θεϊκῶ λόγῳ τρεφόμενοι ἐβόων εὐχαρίστως· τὸν Κύριον ὑμνεῖτε .
όμου φιλίας ὁ δυσώνυμος Ἰσκαριώτης γνώμῃ ἐπιλαθόμενος οὕς ἐνίψατο εὐτρέπιζε εἰς προδοσίαν πόδας καὶ σοῦ ἐσθίων ἄρτον, σῶμα θεῖον, ἐπῆρεν πτερνισμὸν ἐπὶ σέ, Χριστέ, καὶ βοᾶν οὐ συνῆκε· τὸν Κύριον ὑμνεῖτε
Ὁ κακώνυμος Ἰσκαριώτης, τοῦ νόμου τῆς φιλίας ἐπιλαθόμενος γνώμῃ, οὕς ἐνίψατο πόδας πρὸς προδοσίαν εὐτρέπιζε καὶ ἄρτον ἐσθίων σου σῶμα θεῖον ἐπὶ σέ, ὦ Χριστέ, πτερνισμὸν ἐπῆρε· ὅ ἐστι κακουργίαν ἐβουλεύσατο καὶ βοᾶν οὐ συνῆκε· .
24 τὴν χεῖρα omitted cod. 25 Κατέπυσαν cod.
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δεξιοῦτο τὸ λυτήριον τῆς ἁμαρτίας σῶμα ὁ ἀσυνείδητος. Καὶ τὸ αἷμα τὸ χεόμενον ὑπὲρ κόσμου τὸ θεῖον ἀλλ’ οὐκ ἠδεῖτο πίνων ὅ ἐπίπρασκε τιμῆς, οὐ κακίᾳ προσώχθισε καὶ βοᾶν οὐ συνῆκε· τὸν Κύριον ὑμνεῖτε . Ὠιδὴ θ΄ ενίας δεσποτικῆς Καὶ ἀθανάτου τραπέζης ἐν ὑπερώῳ τόπῳ ταῖς ὑψηλαῖς φρεσί, πιστοί, δεῦτε ἀπολαύσωμεν ἐπαναβεβηκότα Λόγον, ἐκ τοῦ Λόγου μαθόντες, ὅν μεγαλύνομεν.|| f. 199v
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ὸ τῆς ἁμαρτίας λυτήριον σῶμα ὁ ἀσυνείδητος ἐδέχετο καὶ τὸ θεῖον αἷμα τὸ ὑπὲρ κόσμου χεόμενον, ἀλλ’ οὐκ ἐνετρέπετο πίνων ὅπερ τιμῆς ἐπίπρασκεν οὐ προσώχθισε κακίᾳ, καὶ βοᾶν οὐ συνῆκε τὸν Κύριον ὑμνεῖτε .
πιστοί, ἐν ὑπερώῳ τὸν Λόγον ἐκ τοῦ Λόγου μαθόντες ἐπαναβεβηκότα, ὅν καὶ μεγαλύνομεν, τῆς δεσποτικῆς φιλοφροσύνης καὶ τῆς ἀθανάτου τραπέζης, φρεσὶν ὑψηλαῖς δεῦτε ἀπολαύσωμεν.
πιτε τοῖς μαθηταῖς ὁ Λόγος ἔφη, τὸ πάσχα ἐν ὑπερώῳ τόπῳ, ὧ νοῦς ἐνίδρυται, οἷς μυσταγωγῷ σκευάσατε ἀζύμῳ ἀληθείας Λόγῳ τὸ στερρὸν δὲ τῆς χάριτος μεγαλύνατε.
Λόγος τοῖς μαθηταῖς εἶπε· πορεύθητε καὶ τὸ Πάσχα ἐν ὑπερώῳ, τοὐτέστιν ἐν ὑψηλῷ δι’ ἀρετῆς, ἀνθρώπῳ, ἐφ’ ὧτινι νοῦς θεωρητικὸς ἐνίδρυται, οἷστισι διδασκάλῳ Λόγῳ τῆς ἀληθείας ἀζύμῳ ἑτοιμάσατε καὶ τὸ τῆς χάριτος, ἤγουν τοῦ εὐαγγελίου, στερρὸν μεγαλύνατε.
ημιουργὸν ὁ πατὴρ πρὸ τῶν αἰώνων σοφίαν γεννᾶ, ἀρχὴν ὁδῶν με εἰς ἔργα ἔκτισε τὰ νῦν μυστικῶς τελούμενα Λόγος γὰρ ὤν ἄκτιστος φύσει τὰς φωνὰς οἰκειοῦμαι οὗ νῦν προσείληφα.
μὲ τὴν δημιουργὸν σοφίαν ἀρχὴν ὁδῶν, ὅ ἐστι τῶν δημιουργημάτων, γεννᾶ ὁ πατὴρ πρὸ τῶν αἰώνων καὶ εἰς ἔργα τὰ νῦν μυστικῶς τελούμενα ἔκτισε, τοὐτέστι σάρκα προσλαβέσθαι ἐποίησε, καὶ γὰρ φύσει Λόγος ὑπάρχων ἄκτιστος, οὗ προσείληφεν ἀνθρώπου οἰκειουποιοῦ καὶ τὰς φωνάς.
ς ἄνθρωπος ὑπάρχω οὐσίᾳ, οὐ φαντασίᾳ, οὕτω Θεὸς (θεῷ cod) τῶ τρόπῳ τῆς ἀντιδόσεως ἡ φύσις ἡ ἑνωθεῖσά μοι Χριστὸν ἕνα διό με γνῶτε τὰ ἐξ ὧν, ἐν οἷς, ἅπερ πέφυκα σώζοντα.
σπερ ὑπάρχω ἄνθρωπος οὐσίᾳ καὶ οὐ φαντασίᾳ, οὕτω πάλιν, τῷ τῆς αὐτῆς δόσεως τρόπῳ ἡ φύσις ἡ ἐμὴ ἑνωθεῖσα μοι || f. 200 θεός. Διὰ τοῦτο τὸν Χριστὸν ἔνα γνῶτε, τὰ ἐξ ὧν πέφυκα καὶ ἐν οἷς εἰμί, καὶ ἅπερ εἰμὶ σώζοντα.
Vera von Falkenhausen
Basilius Rex oder Rex Authari? Überlegungen zu einem passus in der Ὅρασις τοῦ Δανιὴλ περὶ τοῦ ἐσχάτου καιροῦ καὶ περὶ τῆς συντελείας τοῦ αἰῶνος Unter den zahlreichen Arbeiten Albrecht Bergers zur Topographie Konstantinopels gibt es auch einen interessanten Aufsatz über das „apokalyptische Konstantinopel“, in dem es um Byzanz als ἑπτάλοφος πόλις geht.1 Die byzantinischen apokalyptischen Prophezeiungen betreffen aber nicht nur die Zukunft oder das Ende der Kaiserstadt; in den verschiedenen Fassungen der Visiones Danielis werden auch Szenen beschrieben, die sich im byzantinischen Italien abspielen sollen: Kämpfe gegen die ξάνθα γένη oder ξάνθα ἔθνη, Langobarden oder Franken, werden häufig zitiert,2 und Paul Julius Alexander hat z. B. seine Untersuchung über den Aufstand des Euphemios und die Anfänge der arabischen Eroberung Siziliens (827/8) im Wesentlichen auf der altslavischen Übersetzung einer „Vision des Propheten Daniel“ aufgebaut.3 Eine Vorhersage, die sich vermutlich auf Italien bezieht, soll in diesem Beitrag kurz diskutiert werden. In seinen Anecdota graeco-byzantina hat A. Vassiliev 1893 die Ὅρασις τοῦ Δανιὴλ περὶ τοῦ ἐσχάτου καιροῦ καὶ περὶ τῆς συντελείας τοῦ αἰῶνος ediert,4 einen Text, der anscheinend nur in einer kalabresischen Handschrift aus dem Jahre 1497, dem cod. Barb. Gr. 284 (fol. 141v–152v), überliefert ist5 und den Paul Julius Alexander unter dem Titel Daniel. Καὶ ἔσται ausführlich kommentiert hat.6 Er weist darauf hin, dass der Text aus einer „large variety of short fragments“ zusammengestellt sei, wie „a mosaic built
1 A. Berger, Das apokalyptische Konstantinopel. Topographisches in apokalyptischen Schriften der mittelbyzantinischen Zeit, in W. Brandes / F. Schmieder (eds.), Endzeiten. Eschatologie in den monotheistischen Weltreligionen. Millennium-Studien, 16. Berlin / New York 2008, 135–155. 2 A. Pertusi, Fine di Bisanzio e fine del mondo. Significato e ruolo storico delle profezie sulla caduta di Costantinopoli in Oriente e in Occidente, edizione postuma a cura di E. Morini. Istituto storico italiano per il Medio Evo, Nuovi Studi Storici, 3. Roma 1988, 40–111. 3 P. J. Alexander, Les débuts des conquêtes arabes en Sicile et la tradition apocalyptique byzantinoslave. Bollettino del centro di studi filolologici e linguistici siciliani 12 (1973), 5–35 (Nachdruck in ders., Religious and political history and thought in the Byzantine Empire. Variorum Collected Studies Series, 71. London 1978, Nr. 14); V. Prigent, La carrière du tourmarque Euphèmios, in A. Jacob / J.-M. Martin / G. Noyé (eds.), Histoire et culture dans l’Italie byzantine. Collection de l’École Française de Rome, 363. École Française de Rome 2006, 279–310. 4 A. Vassiliev, Anecdota graeco-byzantina. Pars prior. Mosquae 1893, 38–43. 5 Die kleine Handschrift (10,5 x 7, 5 cm) enthält noch ein paar andere apokalyptische Texte. 6 P. J. Alexander, The Byzantine Apocalyptic Tradition, ed. with an introduction by D. de F. Abrahamse. Berkley / Los Angeles / London 1985, 77–95. https://doi.org/10.1515/9783111070315-007
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from often minute pebbles“.7 Tatsächlich kann man keine chronologische Ordnung in der Reihenfolge der verschiedenen Vorhersagen feststellen. Das erste Fragment bezieht sich auf den arabischen Angriff auf Rom im Jahre 846, bei dem die Feinde ἐν λάρναξι ξυλίνοις bis zu den προπύλαια Πέτρου καὶ Παύλου vorgedrungen wären, sich der petrinischen Schlüssel bemächtigt und die μεγίστη Ῥώμη gedemütigt hätten.8 Im zweiten Fragment werden die Verwüstungen in Spanien und der Auvergne (Ἀρβενία) erwähnt, und damit wären wir etwa in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts.9 Dann folgt ein Paragraph, in dem es heißt: Λογγιβαρδία ταραχθήσεται καὶ σταθήσεται ῥὴξ ἐν πόλει σιδηρᾷ καὶ ἀναγνῶ γράμματα λατίνα ἐν τόπῳ Ῥηγίου καὶ ὁ συνομάστη (sic!)10 ὁ ἐν τῇ χειρὶ αὐτοῦ τοῦ τόπου. Καὶ λέγει ὁ λαὸς αὐτοῦ· ἰδοὺ ἡ παροικία ἡμῶν.
Alexander teilt diesen Paragraphen in zwei voneinander unabhängige Fragmente: Λογγιβαρδία11 ταραχθήσεται bezieht er auf die Streitigkeiten der langobardischen Fürstentümer in Süditalien untereinander in den vierziger und fünfziger Jahren des 9. Jahrhunderts;12 die Ereignisse, die im zweiten Teil des Satzes beschrieben werden, lokalisiert er dagegen in Konstantinopel:13 Der ῥήξ soll Basileios Ι. sein, der, als er im Jahre 866 von Michael III. zum Mitkaiser erhoben wurde, auf den Münzen als BASILIUS REX erscheint;14 die πόλις σιδηρά wird in eine πύλη σιδηρά emendiert und damit als eines der eisernen Tore in Konstantinopel interpretiert. Bleibt noch der τόπος Ῥηγίου. Etwa 18 km westlich der theodosianischen Mauern lag die Ortschaft Rhegion, heute Büyük Çekmece, in der Basileios I. eine Peterskirche gegründet haben soll15. Dort ist ein kaiserlicher Palast aus dem 5. oder 6. Jahrhundert ausgegraben worden, in dem lateinische Inschriften gewesen sein könnten, wenn auch bei den Grabungen
7 Alexander, The Byzantine Apocalyptic Tradition (wie oben Fußnote 6) 77 f. 8 Vassiliev, Anecdota (wie oben Fußnote 4) 38 f.; Alexander, The Byzantine Apocalyptic Tradition (wie oben Fußnote 6) 77 f. 9 Vassiliev, Anecdota (wie oben Fußnote 4) 39; Alexander, The Byzantine Apocalyptic Tradition (wie oben Fußnote 6) 78 f. 10 Alexander, The Byzantine Apocalyptic Tradition (wie oben Fußnote 6) 79 hat meiner Ansicht nach zu Recht συνομάστη in σιρομάστης oder σειρομάστης (Lanze mit Widerhaken) emendiert. 11 Λογγιβαρδία als Toponym erscheint in den byzantinischen Quellen zum ersten Mal im frühen 9. Jahrhundert: E. Chrysos, Zum Landesnamen Langobardia, in W. Pohl / P. Erhart (eds.), Die Langobarden. Herrschaft und Identität. Österr. A. W., phil.-hist. Kl., Denkschriften, 329. Forschungen zur Geschichte des Mittelalters, 9. Wien 2005, 429–435. 12 Alexander, The Byzantine Apocalyptic Tradition (wie oben Fußnote 6) 79. 13 Alexander, The Byzantine Apocalyptic Tradition (wie oben Fußnote 6) 79–83. 14 Ph. Grierson, Catalogue of the Byzantine coins in the Dumbarton Oaks Collection, 3: Leo III to Nicephorus III (717–1081). Part 1: Leo III to Michael III (717–867). Washington, D. C., 1973, plate XXIX, 8.3, 8.4. 15 I. Ševčenko (ed.), Chronographiae quae Theophanis continuati nomine fertur liber quo vita Basilii imperatoris amplectitur, CFHB, 42. Berlin / Boston 2011, 94 (306).
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kein epigraphisches Material gefunden wurde. Die Lanze in der Hand des Königs soll nach Alexander an den alttestamentarischen Phinehas, den Sohn des Eleazar, erinnern, der, als das Volk Israel während der Wüstenwanderung mit den Moabitern fraternisierte und an den Opfern für deren Götter teilnahm, einen mit einer Midianiterin liierten Israeliten mit einer Lanze (σειρομάστη) erstach und damit den Zorn Gottes vom Volk Israel abwendete (Num. 25.6–10). Auf diese Weise hätte auch Basileios I. mit der Ermordung des unwürdigen Michael III. zum Wohl seines Volkes beigetragen. „Basil the New Phinehas“ sei der Sinn des Satzes. Der letzte Satzteil: καὶ λέγει ὁ λαὸς αὐτοῦ· ἰδοὺ ἡ παροικία ἡμῶν, wird nicht kommentiert. Alexander datiert den Text auf das Ende der sechziger Jahre des 9. Jahrhunderts, und, da von γράμματα λατίνα die Rede ist, nimmt er an, dass er in Konstantinopel verfasst wurde.16 Dieser raffinierten und in sich stimmigen Interpretation möchte ich hier eine etwas einfachere gegenüberstellen. Λογγιβαρδία ταραχθήσεται: Die Langobardia ist in Aufruhr. Diese Nachricht kann man auf unzählige Ereignisse der langobardischen Geschichte in Nord-, Mittel- und Süditalien beziehen, z. B. auch auf die Zeit nach der Ermordung des Königs Cleph († 574), als die Langobarden ihre Eroberungen anscheinend zehn Jahre lang ohne König unter mehr als 30 duces durchführten. Paulus Diaconus beschreibt diese Zeit mit den Worten: His diebus multi nobilium Romanorum ob cupiditatem interfecti sunt. Reliqui vero per hospites divisi, ut terciam partem suarum frugum Langobardis persolverent, tributarii efficiuntur. Per hos Langobardorum duces, septimo anno ab adventu Alboin et totius gentis, spoliatis ecclesiis, sacerdotibus interfectis, civitatibus subrutis populisque, qui more segetum excreverant, extinctis, exceptis his regionibus quas Alboin ceperat, Italia ex maxima parte capta et a Langobardis subiugata est.17
Kαὶ σταθήσεται ῥὴξ ἐν πόλει σιδηρᾷ: At vero Langobardi cum per annos decem sub potestate ducum fuissent, tandem communi consilio Authari, Clephonis filium supra nominati principis, regem sibi statuerunt, heißt es bei Paulus Diaconus.18 Es wird nicht gesagt, wo Authari zum König ernannt wurde,19 aber möglicherweise war es
16 Alexander, The Byzantine Apocalyptic Tradition (wie oben Fußnote 6) 87. L. DiTommaso, The Book of Daniel and the Apocryphal Literature, Studia in Veteris Testamenti Pseudoepigrapha, 20. Leiden / Boston 2005, 158–162, bestätigt Alexanders Datierung. 17 L. Capo (ed.), Paolo Diacono, Storia dei Longobardi. Milano 1992, 2.32 (114–116). 18 Ebd. 3.16 (144–146). Auch in den byzantinischen Quellen werden die langobardischen Könige ῥῆγες genannt: C. De Boor / P. Wirth (ed.), Theophylaktos Simokattes, Historiae. Stuttgart 1972, 6.10 (241). 19 H. Fröhlich, Studien zur langobardischen Thronfolge von den Anfängen bis zur Eroberung des italienischen Reiches durch Karl den Grossen (774). Diss.-Tübingen 1980, 89–96. Authari ist in Pavia gestorben (ebd. 99), aber erst ab etwa der Mitte des 7. Jahrhunderts wurde Pavia die Hauptstadt des langobardischen Königreichs (ebd. 282–286).
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in Brescia, einer in dieser Zeit wichtigen Stadt der Langobarden.20 Vielleicht haben ihr die Metallvorkommen in der Umgebung, die anscheinend auch in langobardischer Zeit ausgebeutet wurden,21 den Beinamen πόλις σιδηρά gegeben. Man könnte aber auch an Sibrium (Castelseprio) denken, eine wichtige Festung, die im 4. oder 5. Jahrhundert von den Römern gegründet wurde,22 und die vielleicht durch einen Lese- oder Schreibfehler des griechischen Kopisten in eine πόλις σιδερά verwandelt wurde.23 Kαὶ ἀναγνῶ γράμματα λατίνα ἐν τόπῳ Ῥηγίου καὶ ὁ συνομάστη (oder besser σειρομάστης24) ὁ ἐν τῇ χειρὶ αὐτοῦ τοῦ τόπου. Καὶ λέγει ὁ λαὸς αὐτοῦ· ἰδοὺ ἡ παροικία ἡμῶν: Auch hier gibt es eine Parallele bei Paulus Diaconus: Circa haec tempora putatur esse factum, quod de Authari rege refertur. Fama est enim, tunc eundem regem per Spoletium Beneventum pervenisse eandemque regionem cepisse et usque etiam Regiam, extremam Italiae civitatem vicinam Siciliae, perambulasse; et quia ibidem intra maris undas columna quaedam esse posita dicitur, usque ad eam equo sedens accessisse eamque de hastae suae cuspide tetigisse, dicens: „Usque hic erunt Langobardorum fines.“ Quae columna usque hodie dicitur persistere et columna Authari appellari.25
Bei der Säule, die mit dem Speer berührt wird, handelt sich offensichtlich um die berühmte Columna Regia oder Στυλὶς Ῥηγίνων am Ende der via Popilia, die schon bei Plinius (Plinius, Nat. Hist., 3.73) und Strabo (Strabo, Geogr. 6.1.5, 6.2.1–3) erwähnt
20 Capo, Paolo Diacono (wie oben Fußnote 17) 2.32 (114), 5.36 (284), 5.38 (286), 6.40 (342); O. Bertolini, Autari. Dizionario biografico degli italiani, 4. Roma 1962, 600–607. 21 V. La Salvia, L’artigianato metallurgico dei Longobardi alla luce delle fonti archeologiche, con particolare riferimento alla lavorazione del ferro. Suggerimenti e problemi. Archeologia medievale 25 (1998), 20–22; C. Cucini Tizzoni / M. Tizzoni, Alle origini dell’altoforno: i siti della Val Gabbia e della Val Grigna a Bienno in Valcamonica, in P. P. Poggio / C. Simone (eds.), Musei del ferro in Europa e in Italia. La ricerca storica e le esperienze di conservazione e valorizzazione. Atti del convegno, Brescia –Tavernole sul Mella (24–25 settembre 2004). Brescia 2006, 23–27. 22 L. Cracco Ruggini, Economia e società nell’«Italia annonaria». Rapporti fra agricoltura e commercio dal IV al VI secolo d. C., Bari 1995, 529. In der Cosmographie des anonymen Ravennaten wird Sibrium zwischen Vercellis und Mediolanum aufgeführt: J. Schnetz (ed.), Itineraria Romana, II. Ravennatis anonymi cosmographia et Guidonis geographia. Lipsiae 1940, 67 (IV, 30). 23 In den verschiedenen Texten, die in der kleinen Handschrift überliefert sind, wimmelt es von orthographischen Fehlern. 24 Vgl. Anm. 10. 25 Capo, Paolo Diacono (wie oben Fußnote 17) 3.32 (168). Auf die Bedeutung der Lanze (hasta) als Rechtssymbol und Herrschaftszeichen König Autharis hat W. Haubrichs, Amalgamierung und Identität. Langobardische Personennamen in Mythos und Herrschaft, in Pohl/Erhart, Die Langobarden. Herrschaft und Identität (wie oben Fußnote 11) 77, Anm. 58, hingewiesen, aber die Lanze als Herrschaftssymbol ist schon in der Antike belegt: A. Alföldi, Zum Speersymbol der Souveränität im Altertum, in P. Classen / P. Scheibert (eds.), Festschrift Percy Ernst Schramm zu seinem siebzigsten Geburtstag von Schülern und Freunden zugeeignet. 2 Bde. Wiesbaden 1964, Bd. 1: 3–6.
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wird26 und auch im Mittelalter unter diesen Namen bekannt war.27 Der Hinweis auf die Lektüre von γράμματα λατίνα in Reggio fehlt bei Paulus Diaconus. Der König könnte in Reggio irgendeine lateinische Inschrift gelesen haben, wie man sie oft auf Meilensteinen und Säulen, die den Verlauf römischer Straßen bestimmten, finden kann. Man denke nur an die lapis Pollae an der Via Popilia.28 Aber ich halte es für wahrscheinlicher, dass nach Ansicht des griechischen Apokalyptikers der König in Reggio seine Vorstellungen von den Grenzen des langobardischen Reichs auf lateinisch verkündet oder vorgelesen hat: Usque hic erunt Langobardorum fines, woraufhin sein Volk zustimmend gerufen haben könnte: „Siehe, das ist unser Land“ (ἰδοὺ ἡ παροικία ἡμῶν). Auf den ersten Blick könnte es sonderbar erscheinen, dass im griechischen Text Reggio, die wichtigste Stadt Kalabriens und Residenz des δοὺξ Καλαβρίας, als τόπος und nicht als πόλις bezeichnet wird, aber auch im Kolophon des berühmten cod. Patm. 33 heißt es, dass die Handschrift am 24. Oktober 6450 (= 941) ἐν τόπῳ Ῥηγίῳ τῆς Καλαβρίας geschrieben wurde.29 Ohne Zweifel hat die langobardische Eroberung Mittel- und Süditaliens unter der Regierung König Autharis (584–590) große Fortschritte gemacht. Damals entstand der Dukat von Benevent, und Papst Gregor der Große (590–604) klagte in seinen Briefen wiederholt darüber, dass er sich inter gladiis Langobardorum befände.30 Dass aber Authari damals bis nach Reggio vorgedrungen sei, ist unwahrscheinlich, und Paulus Diaconus nennt diese Erzählung wohl mit Recht eine Legende (fama); jedoch ist die Quelle, aus der Paulus Diaconus diese fama über Authari geschöpft hat, unbekannt. Bei Johannes Biclarensis, einem Zeitzeugen, heißt es kurz: Autharic Longobardorum rex cum Romanis congressione facta superat et caesa multitudine militum Romanorum Italiae fines occupat.31
Der Hinweis auf die von den Langobarden gewünschten Reichsgrenzen ist auch hier eindeutig32, aber es fehlt der kühne Ritt des Königs durchs Meer bis zur Columna, die
26 G. P. Givigliano, Percorsi e strade, in S. Settis (ed.), Storia della Calabria antica. Età italica e romana. Roma 1994, 275–277. 27 D. Alvermann, La battaglia di Ottone II contro i Saraceni nel 982. Archivio storico per la Calabria e la Lucania 62 (1995), 120–126. 28 D. Tarditi, Polla: il miliarium e l’elogium. La memoria incisa sulla pietra di una fase fondamentale per la storia antica del sud d’Italia. Archivio storico per la Calabria e la Lucania 87 (2021), 89–116. 29 I. Hutter, Patmos 33 im Kontext. RSBN, N. S. 46 (2009), 101. 30 D. Norberg (ed.), S. Gregorii Magni Registrum Epistolarum. Corpus Christianorum, Series Latina, 140. Turnhout 1982, 5.36 (305), 5.39 (316), 6.61 (435), 12.16 (990), 13.39 (1042). 31 Th. Mommsen (ed.), Iohannis abbatis Biclarensis Chronica. MGH, Auctores Antiquissimi, 11. Berlin 1894, 207–220, 217. 32 P. Delogu, Il Regno longobardo, in G. Galasso (ed.), Storia d’Italia, 1. Torino 1980, 32 f.
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er dann mit der Lanze berührt, um seine Besitzansprüche symbolisch zu verdeutlichen. Benjamin Garstad hat darauf hingewiesen, dass es für diese und andere Episoden aus dem Leben Autharis, die in der Historia Langobardorum beschrieben werden, in den verschiedenen griechischen und lateinischen Fassungen des spätantiken Alexanderromans zahlreiche Parallelen zur Vita Alexanders des Großen gäbe, und vermutet, dass Paulus Diaconus diese Erzählungen aus einer seiner Hauptquellen, der Historiola des Secundus von Trient († 612), eines jüngeren Zeitgenossen König Autharis, bezogen habe.33 Das ist möglich, aber da die Historiola des Secundus nicht erhalten ist, bleibt es eine Hypothese. Die Darstellungen der Reggio-Episode in Daniel. Kαὶ ἔσται und der Historia Langobardorum sind sich jedoch in ihrer stilistischen Struktur so ähnlich, dass man fast automatisch an eine gemeinsame Quelle denkt. Ιn dem von Vassiliev edierten Text folgt auf den passus über das Auftreten des ῥήξ in Reggio eine kurze Beschreibung des Verfalls der Kirche,34 bis der verärgerte Gott ein schweres Erdbeben auslöst, das Paul J. Alexander mit dem sizilianischen Erdbeben von 852/853 identifizieren möchte.35 Dann geht es weiter mit einer etwas verworrenen Schilderung der fortschreitenden arabischen Eroberung Siziliens,36 und damit endet der „historische” Teil von Daniel. Kαὶ ἔσται. Der noch konfusere eschatologische Teil am Ende des Textes37 soll uns hier nicht weiter interessieren. Wie schon gesagt, soll nach Paul J. Alexander auf Grund der Erwähnung der γράμματα λατίνα in Rhegion der Text in Konstantinopel entstanden sein.38 Wenn man jedoch, wie nach meiner Interpretation, den Auftritt des anonymen Königs ἐν τόπῳ Ῥηγίου auf Authari und Reggio Calabria bezieht und bedenkt, dass sich auch die anderen im „historischen“ Teil zitierten Ereignisse in Italien abspielen39 – man denke an den arabischen Angriff auf Rom und die fortschreitende Eroberung Siziliens –,
33 B. Garstad, Authari in Paul the Deacon’s Historia Langobardorum, Secundus of Trent, and the Alexander Tradition in Early Lombard Italy. Journal of Late Antiquity 9 (2016), 229–233. 34 Diesen Paragraphen könnte man mit Gregor dem Großen auf die Regierungszeit Autharis beziehen. In einem Brief des Papstes vom Januar 591 heißt es: Quoniam nefandissimus Autharith in hac quae nuper exempta est paschali sollemnitate Langobardorum filios in fide catholica baptizari prohibuit – pro qua culpa eum divina maiestas extinxit (Norberg, S. Gregorii Magni Registrum Epistolarum [wie oben Fußnote 30] 1.17 [16]). Man könnte aber auch an den Dreikapitelstreit denken oder später an den Ikonoklasmus. 35 Vassiliev, Anecdota (wie oben Fußnote 4) 39; Alexander, The Byzantine Apocalyptic Tradition (wie oben Fußnote 6) 84 f. 36 Vassiliev, Anecdota (wie oben Fußnote 4) 39; Alexander, The Byzantine Apocalyptic Tradition (wie oben Fußnote 6) 85–87. 37 Vassiliev, Anecdota (wie oben Fußnote 4) 39–43; Alexander, The Byzantine Apocalyptic Tradition (wie oben Fußnote 6) 87–95. 38 Alexander, The Byzantine Apocalyptic Tradition (wie oben Fußnote 6) 87. 39 Im eschatologischen Teil wird ein βασιλεὺς τοῦ βορρᾶ in Rom einem βασιλεὺς τοῦ ἑπταλόφου gegenübergestellt: Vassiliev, Anecdota (wie oben Fußnote 4) 40, was an karolingische Zeiten erinnert.
Basilius Rex oder Rex Authari?
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dann könnte man sich vorstellen, dass Daniel. Kαὶ ἔσται in Italien verfasst wurde, entweder im byzantinischen Sizilien oder in der griechischen Gemeinde in Rom, die in der Mitte des 9. Jahrhundert kulturell noch recht lebendig war.40 In diesem Fall hätte der Autor auch auf lokale Erzählungen und lateinische Quellen zurückgreifen können, z. B. auf die Historiola von Secundus von Trient oder sogar auf Paulus Diaconus. Vielleicht ist es kein Zufall, dass die Ὅρασις τοῦ Δανιὴλ περὶ τοῦ ἐσχάτου καιροῦ καὶ περὶ τῆς συντελείας τοῦ αἰῶνος nur in einer süditalienischen Handschrift überliefert ist.
40 V. von Falkenhausen, La comunità greca di Roma nella prima metà del IX secolo, in S. Ammirati / A. Ballardini / G. Bordi (eds.), Grata più delle stelle. Pasquale I (817–824) e la Roma del suo tempo, Bd. 1. Roma 2020, 41–57.
Sabine Feist
Längs- und Zentralbau in justinianischer Zeit: Die Doppelkirchenanlage der Heiligen Petrus und Paulus und Sergius und Bacchus in Istanbul 1 Einleitung Dass die Sergius- und Bacchus-Kirche, heute Küçük Aya Sofya Camii, in Istanbul nicht immer allein auf weiter Flur und isoliert von anderen Bauten stand, ist seit jeher bekannt. Ursprünglich gehörte dieses Areal zum Hormisdas-Palast, der zunächst Residenz Justinians I. war, noch bevor dieser im Jahr 527 Kaiser wurde. Später wurde der Bereich in den kaiserlichen Palast integriert.1 In direkter Nachbarschaft zur Sergius- und Bacchus-Kirche gelegen, befand sich außerdem die wenige Jahre ältere Petrus- und Paulus-Basilika.2 Von dieser berichtet Prokop in seinen Bauten3, das Stifterepigramm ist in der Anthologia Palatina überliefert4, und auch verschiedene spätere Quellen verweisen auf den Bau5. Archäologisch konnte er bisher jedoch nicht
1 Zur Verortung im Hormisdas-Palast und späteren Kaiserpalast s. Procopius, De aedificii (J. Haury / P. Wirth [eds.], Procopii Caesariensis opera omnia. Bd 4: Περὶ κτισμάτων libri VI sive De aedificiis cum duobus indicibus praefatione excerptisque Photii adiectis. Leipzig 1964) 1.4.1 f. (22,17–23). 2 Die Petrus- und Paulus-Basilika muss 519 beinahe fertiggestellt gewesen sein; siehe z. B. A. Vignoli, Note sull’architettura della Chiesa dei SS. Sergio e Bacco di Costantinopoli: ipotesi per la ricostruzione delle strutture scomparso. Studi Classici e Orientali 28 (1978), 69–86, hier 80 f.; J. Bardill, The date, dedication, and design of Sts. Sergius and Bacchus in Constantinople. Journal of Late Antiquity 10 (2017), 62–130, hier 100–102, Anm. 137; anders noch A. van Millingen, Byzantine churches in Constantinople. Their history and architecture. London 1912, 64, der den Bau in das späte 5. Jh. datiert. Damit ergibt sich eine äußerst kurze Bauzeit, wurde Justin I. doch erst am 9. Juli 518 zum Kaiser erhoben. Zuvor scheint eine Beteiligung Justinians unwahrscheinlich. Justinians Brief an den Papst (s. u. S. 119–120) ist nur ein knappes Jahr später, auf den 29. Juni 519, datiert: siehe C. Mango, The church of Saints Sergius and Bacchus at Constantinople and the alleged tradition of octagonal palatine churches. JÖB 21 (1972), 189–193, hier 189. Während der Amtszeit von Justin I. war Justinian noch an weiteren Kirchenbauprojekten beteiligt. Eine Auflistung der entsprechenden Bauten findet sich bei B. Croke, Justinian, Theodora, and the church of Saints Sergius and Bacchus. DOP 60 (2006), 25–63, hier 29 f. 3 Procopius, De aedificii (wie oben Fußnote 1) 1.4.1–8 (22,16–23,16). 4 Anthologia Palatina 1.8 (Universitätsbibl. Heidelberg, Cod. Pal. graec. 23) (H. Beckby [ed.], Anthologia Graeca Bd. 1: Buch I–VI. München 1965, 124 f.; für eine neure Übersetzung vgl. D. U. Hansen [ed.], Anthologia Graeca Bd. 1: Bücher 1 bis 5. Bibliothek der griechischen Literatur, 72. Stuttgart 2011, 5). 5 So etwa die letzte bekannte Erwähnung der Kirche im vermutlich aus dem 10. Jh. stammenden Synaxarium Ecclesiae Constantinopolitanae (H. Delehaye [ed.], Propylaeum ad Acta Sanctorum https://doi.org/10.1515/9783111070315-008
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nachgewiesen werden.6 Die zahlreichen Versuche, der älteren Kirche auf die Spuren zu kommen, haben den Blick der Forschung hinsichtlich dieser bemerkenswerten Doppelkirchenanlage der justinianischen Zeit auf eine rein grabungs- und bauarchäologische Perspektive verengt.7 Gleichermaßen wird das Gesamtensemble beider Kirchen wohl auch durch die umfangreichen Arbeiten zu der noch erhaltenen Sergiusund Bacchus-Kirche bzw. Küçük Aya Sofya Camii in den Hintergrund gedrängt.8 Im Zentrum derjenigen Untersuchungen, die die Petrus- und Paulus-Kirche in den Blick nehmen, steht zumeist die Frage nach der exakten Position der Basilika, ist bislang doch noch nicht einmal klar, ob sich diese nördlich oder südlich des Kuppelbaus befunden hat. Um den ersten christlichen Sakralbau in diesem Bereich lokalisieren zu können, werden daher nach wie vor Grabungen durchgeführt9; man versucht aber auch zum Beispiel anhand des Mauerwerks der Sergius- und Bacchus-Kirche mal deren Nord-, mal deren Südseite für den einstigen Standort der benachbarten Basilika plausibel zu machen.10 Die Informationen, die Prokop in seinen Bauten liefert,
novembris. Synaxarium Ecclesia Constantinopolitanae [adiectis Synaxariis selectis]. Brüssel 1902, 179/180,45 f.); vgl. dazu auch Vignoli, Chiesa (wie oben Fußnote 2) 85, Anm. 42]). 6 Wie lange die Petrus- und Paulus-Basilika bestand, kann nicht eindeutig bestimmt werden, sondern lässt sich aus den Nicht-Erwähnungen lediglich eingrenzen: Petrus Gyllius suchte im 16. Jh. vergeblich nach der Basilika (P. Gilles, De Topographia Constantinopoleos. Lyon 1561, 95–97), die Pilgerberichte des 12.–14. Jh. nennen den Bau nicht (R. Janin, La géographie ecclésiastique de l’empire byzantine: Constantinople, Les églises et les monastères. Paris 1969, 451–463), und auch die Passage über die Heiligen Petrus und Paulus in den Patria Konstantinupoleos (Th. Preger [ed.], Scriptores originum Constantinopolitanarum. Fasciculus alter Ps.-Codini origines continens. Leipzig 1907, 3.39 [231 f.], vgl. dazu A. Berger, Untersuchungen zu den Patria Konstantinupoleos. Poikila Byzantina, 8. Bonn 1988, 566–568) legt die Vermutung nahe, dass die Kirche zu diesem Zeitpunkt nicht mehr existierte. Zur wohl letztmaligen Erwähnung im Synaxarium Ecclesiae Constantinopolitanae (vermutlich 10. Jh.) s. o. Fußnote 5. 7 van Millingen, Churches (wie oben Fußnote 2) 63–65 war der erste, der sich ausführlich mit der Petrus- und Paulus-Basilika beschäftigte. In der Folge sind v. a. T. F. Mathews, The early churches of Constantinople. Architecture and liturgy. University Park, PA 1971, 43–47 und Vignoli, Chiesa (wie oben Fußnote 2) 69–86 zu nennen. 8 Ein Überblick der bisherigen Studien zur Sergius- und Bacchus-Kirche findet sich bei F. Stroth, Monogrammkapitelle. Die justinianische Bauskulptur Konstantinopels als Textträger. Spätantike – Frühes Christentum – Byzanz. Reihe B: Studien und Perspektive, 50. Wiesbaden 2021, 65, Anm. 295. 9 Siehe z. B. E. Bolognesi Recchi Franceschi, The western boundaries of the Great Palace area: some observations about Küçük Aya Sofya Camii and Çardaklı Hamam. Araștirma Sonuçları Toplantısı 21 (2003), 225–234; M. M. Gökcay / R. Asal, Kücük Ayasofya Cami Kazisi = Kücük Ayasofya. Little Hagia Sophia Mosque (Sergius and Bacchus) Excavations, in Uluslararasi Istanbul Tarihi Yarimada Sempozyumu 2013 = International Istanbul Historical Peninsula Symposium 2013. Istanbul 2014, 423–439. Bisweilen treten bei diesen Arbeiten auch Fragmente der Ausstattung zu Tage (z. B. Schrankenplatten, Türstürze), die wahlweise der Petrus- und Paulus-Kirche oder der Sergius- und BacchusKirche zugeschrieben werden (ebd. 425). 10 J. Ebersolt / A. Thiers, Les églises de Constantinople. Paris 1913, 36–38, Mathews, Early Churches (wie oben Fußnote 7) 44 f., W. Müller-Wiener, Bildlexikon zur Topographie Istanbuls. Byzan-
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werden in diesen Studien in aller Regel lediglich resümiert; Ziel scheint einzig und allein des Rätsels Lösung zu sein, auf welcher Seite der Sergius- und Bacchus-Kirche sich die Petrus- und Paulus-Basilika einst befunden haben mag. Mit dieser starken Fokussierung auf den Nachweis des ursprünglichen Standortes geraten die bekannten Informationen zur Basilika und ihrer direkten Nachbarschaft zum Kuppelbau in den Hintergrund. Das ist umso verwunderlicher, handelt es sich bei der Doppelkirchenanlage der Heiligen Petrus und Paulus und Sergius und Bacchus in Istanbul doch um die Umsetzung von Raumkonzepten, die sich nicht nur nahtlos einfügen in das breite Spektrum architektonischer Vielfalt in justinianischer Zeit, sondern die dieses Spektrum zudem erweitern.
2 Apostel für Konstantinopel Greifbar wird die Baugeschichte der Petrus- und Paulus-Basilika erstmals mit dem vielfach zitierten Briefwechsel zwischen Justinian und dem damaligen Papst. Im Jahr 519 bittet Justinian, damals noch nicht Kaiser, jedoch Angehöriger des aktuellen Amtsinhabers Justin I., außerdem hoher Würdenträger und wahrscheinlicher Thronfolger, Papst Hormisdas, dieser möge ihm für die Kirche, die er in seinem Palast zu Ehren der Apostel errichtet hatte, Reliquien von Petrus und Paulus (und auch
tion, Konstantinopulis, Istanbul bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts. Tübingen 1977, 177, Vignoli, Chiesa (wie oben Fußnote 2) 83, P. Grossmann, Beobachtungen zum ursprünglichen Grundriss der Sergios- und Bakchoskirche in Konstantinopel. Istanbuler Mitteilungen 39 (1989), 153–159, hier 157, Bolognesi Recchi Franceschi, Küçük Aya Sofya (wie oben Fußnote 9) 227, Gökcay/Asal, Little Hagia Sophia (wie oben Fußnote 9) 423 und 425, M. J. Johnson, San Vitale in Ravenna and octogonal churches in late aniquity. Spätantike – Frühes Christentum – Byzanz. Reihe B: Studien und Perspektive, 44. Wiesbaden 2018, 111 und R. G. Ousterhout, Eastern medieval architecture. The building traditions of Byzantium and neighboring lands. New York 2019, 185 favorisieren die Südseite der Sergius- und Bacchus-Kirche als Standort der Petrus- und Paulus-Basilika. Ebersolt/Thiers, Églises (wie oben Fußnote 10) 36–38 und Mathews, Early Churches (wie oben Fußnote 7) 44–47 (mit Rekonstruktionsvorschlag) sind der Meinung, dass die Südwand des Kuppelbaus eigentlich Teil der Petrus- und Paulus-Basilika war. Dem widersprach zuletzt J. Kostenec, South façade of Sts. Sergius and Bacchus (Kücük Ayasofya Camii) in Istanbul. Boreas 28/29 (2005/06), 105–114, der ein deutlich späteres Entstehungsdatum des entsprechenden Mauerzuges postuliert. Bardill, Date (wie oben Fußnote 2) 120, Anm. 187 spricht sich ebenfalls für die Südseite aus und zieht dafür sowohl die südlichen Oktogonpfeiler der Sergius- und Bacchus-Kirche als auch südlich des Kuppelbaus gefundene Kapitellfragmente heran, die er der Petrus- und Paulus-Basilika zuschreiben möchte. van Millingen, Churches (wie oben Fußnote 2) 65, P. Sanpaolesi, La chiesa die SS. Sergio e Bacco a Costantinopoli. Rivista dell’Istituto Nazionale d’Archeologia e Storia dell’Arte 10 (1961), 116–180, hier 150, Berger, Patria (wie oben Fußnote 6) 567 und Stroth, Monogrammkapitelle (wie oben Fußnote 8) 71 (wegen der nicht à jour gearbeiteten Bauplastik des südlichen Tribelons im Erdgeschoss der Sergius- und Bacchus-Kirche) halten hingegen die Nordseite für wahrscheinlicher. C. Gurlitt, Die Baukunst Konstantinopels. Berlin 1912, 19 fällt keine Entscheidung zugunsten einer Seite.
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Laurentius) zusenden.11 Aus einem Begleitschreiben der päpstlichen Legaten, das zusammen mit Justinians Anfrage an Hormisdas gesandt wurde, erfährt man außerdem, dass es sich bei den erbetenen Reliquien um Körperreliquien (secundum morem Graecorum) handeln sollte.12 Man habe Justinian jedoch erklärt, dass dies römischem Brauch widerspreche.13 Über den Grund, weshalb Justinian ausgerechnet Reliquien von Petrus und Paulus (und auch Laurentius) erfragte, wird immer wieder spekuliert. Als entscheidender Faktor wird bisweilen der Taufname Justinians – Flavius Petrus Sabbatius – ins Feld geführt;14 ebenso wird die Doppelkirchenanlage als architektonische Konfliktlösung im Kontext des Konzils von Chalkedon und des Miaphysitismus interpretiert.15 Unabhängig von der Beurteilung dieser Motivationsgründe, wird wohl auch die in der ersten Hälfte des 6. Jahrhundert immer noch zunehmende Bedeutung von Reliquienimporten für Konstantinopel, einer Stadt, deren Lokalheilige erst durch spätere Legenden konstruiert wurden, eine Rolle gespielt haben.16 So ist festzuhalten, dass die justinianische Petrus- und Paulus-Basilika im Hormisdas-Palast die erste bekannte Kirche dieses Patroziniums in „Byzanz“ war.17
11 Collectio Avellana (O. Guenther [ed.], Epistulae imperatorum pontificum aliorum inde ab a. CCCLXVII usque ad a. DLIII datae Avellana quae dicitur collectio, pars II: ep. 105–244. CSEL, 35,2. Prag / Wien / Leipzig 1898) 187 (645,6–13). 12 Ebd. 218 (679,20–680,19). 13 Vgl. zur unterschiedlichen Handhabe von Reliquien bzw. den verschiedenen „Bräuchen“ in Ost und West zuletzt zusammenfassend G. Toussaint, Reliquienverehrung in Rom. Von ruhenden und reisenden Leibern, in C. Stiegemann (ed.), Wunder Roms im Blick des Nordens. Von der Antike bis zur Gegenwart. Ausstellungskatalog Paderborn. Paderborn 2017, 154–161, hier 157. 14 Mathews, Early Churches (wie oben Fußnote 7) 43; Mango, Palatine churches (wie oben Fußnote 2) 189; Bolognesi Recchi Franceschi, Küçük Aya Sofya (wie oben Fußnote 9) 227. 15 So zunächst Mango, Palatine churches (wie oben Fußnote 2) 191; ders., The church of Sts. Sergius and Bacchus once again. BZ 68 (1975), 385–392, hier 392. Ihm folgend Vignoli, Chiesa (wie oben Fußnote 2) 82; J. Bardill, The church of Sts. Sergius and Bacchus in Constantinople and the monophysite refugees. DOP 54 (2000), 1–11, hier 5; Bardill, Date (wie oben Fußnote 2) 84–87. Vgl. für eine Zusammenfassung der entsprechenden Forschungsdiskussion T. F. Mathews, The palace church of Sts. Sergius and Bacchus in Constantinople, in J. J. Emerick / D. Mauskopf (eds.), Archaeology in architecture. Studies in honor of Cecil L. Striker. Mainz 2005, 137–142, hier 137; Croke, Church (wie oben Fußnote 2) 25 f. 16 Zur Bedeutung von Reliquien für Städte vgl. M. Kaplan, Le saint, le village et la cité, in C. JolivetLévy / M. Kaplan / J.-P. Sodini (eds.), Les saints et leur sanctuaire à Byzance. Textes, images et monuments. Paris 1993, 81–94; D. Trout, Saints, identity, and the city, in V. Burrus (ed.), Late ancient Christianity. Minneapolis 2005, 165–187. Speziell für Konstantinopel vgl. F. A. Bauer, Urban space and ritual. Constantinople in late antiquity. Acta ad archaeologiam et artium historiam pertinentia 15 (2001), 27–61; ders., Stadtverkehr in Konstantinopel. Die Zeremonialisierung des Alltags, in D. Mertens (ed.), Stadtverkehr in der antiken Welt. Wiesbaden 2008, 193–211. 17 Procopius, De aedificiis (wie oben Fußnote 1) 1.4.1 f. (22,17–19).
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3 Eine Basilika für römische Reliquien Mit der Nicht-Gewährung von Körperreliquien gehört Justinian in die Gruppe illustrer Interessent*innen, denen der Papst diese wertvolle Ressource nicht zugestehen wollte und die sich daher mit Kontaktreliquien zufriedengeben mussten.18 Dass auch diese Reliquien aber in einer Kirchenstiftung Justinians – und zwar in seiner Residenz – ihren Platz fanden, ergibt sich aus der Zusammenführung des Schreibens an den Papst, in dem Reliquien der beiden römischen Apostel angefragt werden, und der Passage in Prokops Bauten, in der die entsprechende basilikale Kirchenstiftung beschrieben wird. Reizvoll wäre die Überlegung, dass die Basilika-Architektur in Konstantinopel ganz bewusst für die Petrus- und Paulus-Kirche gewählt wurde – in Anlehnung an die römischen Bauten, die sich über den vermeintlichen Gräbern bzw. den Verehrungsorten der beiden Apostel erhoben. Eine solche Überlegung muss aber nicht nur wegen der in diesem Punkt nicht aussagekräftigen Quellenlage hypothetisch bleiben, sondern auch, weil der Longitudinalbau in justinianischer Zeit nach wie vor präsent war und daher nicht mit einem bestimmten (westlich/ römischem) Patrozinium in Verbindung gebracht werden kann.19 Gleichermaßen unbeantwortet muss die Frage nach der Deponierung der römischen Reliquien in der Basilika bleiben. Die bekannten Reliquienkammern der Konstantinopler Kirchen dieser Zeit, etwa die der Kirche Johannes des Täufers des Studios-Klosters und die der Kirche der Muttergottes Chalkoprateia, lassen an eine kleine Krypta unterhalb des Altarbereiches denken, die nicht für die Aufnahme von Pilgern geeignet gewesen wäre.20 Eine solche Nicht-Zurschaustellung widerspricht allerdings dem römischen Usus, die Reliquien auch größeren Pilgermassen zugänglich bzw. zumindest sichtbar oder erfahrbar zu machen.21
18 Als weitere Beispiele wären noch zu nennen: Constantina, Frau des Kaisers Maurikios, und Theodolinde, Königin der Langobarden, die bei Papst Gregor I. (590–604) um Körperreliquien baten. Zusammenfassend dazu u. a. F. A. Bauer, Das Bild der Stadt Rom im Frühmittelalter. Papststiftungen im Spiegel des Liber Pontificalis von Gregor dem Dritten bis zu Leo dem Dritten. Palilia, 14. Wiesbaden 2004, 121; Toussaint, Reliquienverehrung (wie oben Fußnote 13) 157; M. Hartl, Leichen, Asche und Gebeine. Der frühchristliche Umgang mit dem toten Körper und die Anfänge des Reliquienkultes. Regensburg 2018, 119–121 und 168 f. 19 Zur Basilika-Architektur in justinianischer Zeit zusammenfassend M. Restle, Konstantinopel. RbK 4 (1990), 366–737, hier 455–459. Belegt ist seit dem mittleren 6. Jh. zumindest eine enge Bindung des römischen Klerus an die Petrus- und Paulus-Basilika: van Millingen, Churches (wie oben Fußnote 2) 67, A. A. Vasiliev, Justin the first. An introduction to the epoch of Justinian the Great. Dumbarton Oakes Studies, 1. Cambridge, MA 1950, 378, Mango, Sergius and Bacchus (wie oben Fußnote 15) 386 f. und Croke, Church (wie oben Fußnote 2) 46. 20 Zu den Konstantinopler Reliquienkammern s. u. S. 122–123. 21 Dazu weiterhin grundlegend B. Brenk, Der Kultort, seine Zugänglichkeit und seine Besucher, in E. Dassmann / J. Engemann (eds.), Akten des 12. Internationalen Kongresses für Christliche Archäologie. Münster 1995, 69–122.
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4 Längs- und Zentralbau Seit an Seit Architekturtypologisch interessant für den justinianischen Sakralbau wird das kaiserliche Residenz- bzw. Palastareal dann vor allem mit Errichtung der Sergius- und Bacchus-Kirche. Unmittelbar angrenzend an die ältere Petrus- und Paulus-Kirche entstand dieser Kuppelbau wenige Jahre nach der Basilika.22 Im Gegensatz zur basilikalen Grundrissdisposition der Petrus- und Paulus-Kirche handelt es sich bei diesem jüngeren und heute noch erhaltenen Sakralbau allerdings um ein überkuppeltes Nischen oktogon, das in ein unregelmäßiges Viereck eingeschrieben ist. Das von einem entsprechend unregelmäßigen Umgang umgebene oktogonale Zentrum wird von acht winkelförmigen Pfeilern geformt, zwischen denen je zwei Säulen eingestellt sind; im Osten befindet sich eine freistehende polygonale Apsis. Die eingestellten Säulen bilden abwechselnd flache Rechtecknischen und halbrunde Exedren. Im Erdgeschoss tragen Säulen und Pfeiler einen Architrav, im Emporengeschoss leiten Arkaturen zur Kuppel über.23 Bei jüngeren Untersuchungen wurde im Apsisbereich außerdem eine kleine asymmetrisch-kreuzförmige und marmorausgekleidete Reliquienkammer entdeckt.24 Mit ihren geringen Ausmaßen, die trotz eines Treppenzugangs darauf schließen lassen, dass die Kammer nicht regelmäßig frequentiert wurde, fügt sich die Krypta der Sergios- und Bacchus-Kirche nahtlos ein in das Bild der spätantiken Konstantinopler Kirchen und ihrer Reliquienkammern.25 So sind mittlerweile mindestens vier Beispiele bekannt (Kirche Johannes des Täufers des Studios-Klosters, Kirche der Muttergottes Chalkoprateia, Hagios Agathonikos und Sergius- und Bacchus-Kirche), bei denen zwar eine Krypta vorhanden war, diese wegen ihrer geringen Ausmaße aber kaum dauerhaft zugänglich gewesen sein kann.26 Lediglich für zwei Beispiele ist eine
22 Die Datierung der Sergius- und Bacchus-Kirche ist nach wie vor umstritten; ausführlich dazu zuletzt Bardill, Date (wie oben Fußnote 2). Als terminus post quem gilt das Jahr der Kaiserkrönung Justinians 527, als terminus ante quem die Erwähnung in den Akten der Synode von Konstantinopel 536. Für einen Überblick der bisherigen Studien zur Sergius- und Bacchus-Kirche s. o. Fußnote 8. Bisweilen immer noch diskutiert wird im Zusammenhang mit der Sergius- und Bacchus-Kirche der Architekturtypus einer Palastkapelle (grundlegend dazu Mango, Palatine churches (wie oben Fußnote 2) und ders., Sergius and Bacchus (wie oben Fußnote 15). Die Forschungsdiskussion ist zusammengefasst bei Mathews, Palace church (wie oben Fußnote 15) 137. 23 Zur Datierungsfrage der Kuppel s. zusammenfassend Stroth, Monogrammkapitelle (wie oben Fußnote 8) 70. 24 B. Bayülgen, Hagioi Sergios ve Bakkhos Kilisesi: Yeni Mimari Bulgular ve Tipoloji (Diss. Istanbul Teknik Üniversitesi 2012), 16 f., Abb. A 45; Gökcay/Asal, Little Hagia Sophia (wie oben Fußnote 9) 426 f., Abb. 15 f. 25 Maße nach Gökcay/Asal, Little Hagia Sophia (wie oben Fußnote 9) 426 f.: Länge der Kreuzarme: ca. 4,2 m bzw. 1,4 m; Breite der Kreuzarme: ca. 1,1 m; Höhe der Kreuzarme: ca. 1,7 m. Über den originalen Fußboden in diesem Bereich, der die Reliquienkammer dauerhaft verschlossen haben könnte, ist nichts bekannt. 26 U. Peschlow, Altar und Reliquie. Form und Nutzung des frühbyzantinischen Reliquienaltars in
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begehbare Krypta gesichert;27 für neun Bauten lassen sich weder Krypta noch Reliquienkammer nachweisen.28 Doch wieder zurück zu Längs- und Zentralbau Seit an Seit: Ganz unabhängig davon, ob sich der den Heiligen Sergius und Bacchus geweihte Zentralbau südlich oder nördlich des älteren, den Heiligen Petrus und Paulus geweihten, Longitudinalbaus befunden haben mag, ist durch Prokops Beschreibung eindeutig belegt, dass sich das Satteldach der Basilika und die Kuppel des Zentralbaus unmittelbar nebeneinander erhoben haben müssen:29 Beide Heiligtümer stehen nicht Vorderseite gegen Vorderseite, sondern seitlich zueinander; im übrigen zusammengebaut und gleichsam im Wettstreit miteinander (...).30
Der Kontrast beider Kirchen wird bereits von Prokop betont, wenn dieser schreibt: Nur in einem besteht Unterschied: Die eine ist gerade in die Länge gebaut, bei der anderen stehen die Säulen größtenteils im Halbkreis.31
Ungeachtet dieser Kontrastierung der beiden Sakralräume wird gleichzeitig deren Einheit betont, so etwa bei der Pracht der Ausstattung: (...) keines erweist sich dem anderen gegenüber an Schönheit, Größe oder sonstwie über- oder unterlegen. Denn die zwei Kirchen überstrahlen gleichermaßen durch ihrer Steine Glanz das Sonnenlicht, sind gleichermaßen allenthalben überreich an Gold und können mit ihren Weihegaben prunken.32
Verbunden sind beide Sakralräume aber nicht nur in „Schönheit“ und „Größe“, sondern außerdem und vor allem durch den gemeinsamen Eingangsbereich:
Konstantinopel, in M. Altripp / C. Nauerth (eds.), Architektur und Liturgie. Akten des Kolloquiums vom 25. bis 27. Juli 2003 in Greifswald. Spätantike – Frühes Christentum – Byzanz. Reihe B: Studien und Perspektive, 21. Wiesbaden 2006, 175–202, hier 189–191 (dort sind nur drei Beispiele genannt, da der Befund in der Sergius- und Bacchus-Kirche noch nicht bekannt war). 27 Peschlow, Altar und Reliquie (wie oben in Fußnote 26) 189–191 (Polyeuktos-Kirche und Kirche Johannes des Täufers im Stadtteil Oxeia). 28 Ebd. 189–191 (dort sind noch zehn Beispiele gelistet, doch muss die Sergius- und Bacchus-Kirche mittlerweile gestrichen werden). 29 Alle folgenden Übersetzungen Prokops nach O. Veh (ed.), Prokopios von Caesarea, de aedificiis (Bauten). München 1977, 43. 30 Procopius, De aedificii (wie oben Fußnote 1) 1.4.4 (22,25–23,1). 31 Ebd. 1.4.5 f. (23,7–10). 32 Ebd. 1.4.4 f. (23,2–7).
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(...) besitzen sie die nämlichen Zugänge, teilen sich in alles übrige und so auch in die Fundamente (...).33 Die Vorhalle ist beiden Gotteshäusern gemeinsam (...). Gemeinsam sind ferner alle Vorbauten, der Hof, die Hoftore (...).34
Vor allem die Beschreibung des gemeinsamen Eingangsbereiches unterstreicht die – auch architektonisch umgesetzte – Zusammengehörigkeit beider Kirchen.35 Diese Einheit ist zusätzlich an der gemeinsamen Verwaltung der Doppelkirchenanlage durch nur einen Abt ablesbar.36 Es ergibt sich für die Kirchen der Heiligen Petrus und Paulus und Sergius und Bacchus somit der bemerkenswerte Befund, dass bei dieser als zusammengehörige Einheit gestalteten Doppelkirchenanlage ganz unterschiedliche Raumkonzepte – Längs- und Zentralbau – über Raumgrenzen hinweg miteinander kombiniert wurden. Auf der einen Seite die Basilika für die römischen Apostel, auf der anderen Seite der Kuppelbau für die beiden vor allem im Osten verehrten Heiligen Sergius und Bacchus – ob und inwiefern die verschiedenen Patrozinien eine Rolle bei der Wahl der Raumkonzepte gespielt haben, kann dabei jedoch nicht entschieden werden. Trotz der direkten Nachbarschaft der beiden Kirchen muss allerdings immer im Hinterkopf behalten werden, dass die fundamental andersartige Gestaltung der beiden Sakralräume nicht unbedingt in unmittelbarer Umgebung der Kirchen wahrnehmbar gewesen sein muss. So war die Kuppel der Sergius- und Bacchus-Kirche von außen nämlich wohl nur aus der Ferne zu sehen, in direkter Nähe dahingegen nicht. Erst mit Eintritt in den Kircheninnenraum konnte sie vollständig wahrgenommen werden.37
33 Ebd 1.4.4 (23,1 f.). 34 Ebd 1.4.7 (23,10–13). 35 Der gemeinsame Eingangsbereich beider Kirchen führt immer wieder zu der Annahme, dass beide Kirchen von Beginn an zusammen geplant worden sein müssen: Croke, Church (wie oben Fußnote 2) 50; Johnson, San Vitale (wie oben Fußnote 10) 111. 36 Diese ist durch die Konzilsakten des Jahres 536 belegt (ACO 3,46,3 f.). Vgl. außerdem Ebersolt/ Thiers, Églises (wie oben Fußnote 10) 22 f.; Mango, Sergius and Bacchus (wie oben Fußnote 15) 386 und Croke, Church (wie oben Fußnote 2) 41 f. 37 Ousterhout, Architecture (wie oben Fußnote 10) 189. Das Spiel mit der Nicht-Sichtbarkeit von Kuppeln wird in der Folgezeit charakteristisch für den christlichen Sakralbau der sog. Dunklen Jahrhunderte: S. Feist, Die byzantinische Sakralarchitektur der Dunklen Jahrhunderte. Spätantike – Frühes Christentum – Byzanz. Reihe B: Studien und Perspektive, 46. Wiesbaden 2019, 151–153.
Längs- und Zentralbau in justinianischer Zeit
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5 Die justinianischen Doppelkirchenanlagen Konstantinopels als Komponente architektonischer Formenvielfalt des Sakralbaus dieser Zeit Mit der Nachbarschaft von Längs- und Zentralbau und der sowohl architektonisch gefassten als auch verwaltungstechnischen Zusammengehörigkeit wurde bei der Doppelkirchenanlage der Heiligen Petrus und Paulus und Sergius und Bacchus ein ähnliches Konzept wie bei der Konstantinopler Hagia Eirene und Hagia Sophia gewählt. Auch dort wurden beide Kirchen vom selben Klerus bedient und gemeinsam als μεγάλη ἐκκλησία bezeichnet – für beide Kirchen wurden sogar Ziegel mit dem entsprechenden Stempel verwendet.38 Und ebenso wie bei der Doppelkirchenanlage der Heiligen Petrus und Paulus und Sergius und Bacchus manifestierte sich die Zusammengehörigkeit auch bei der Hagia Sophia und der Hagia Eirene architektonisch, waren beide Bauten doch von einer gemeinsamen Umfassungsmauer umgeben und durch einen Gang miteinander verbunden.39 Zwar nicht direkt nebeneinander errichtet, doch gerade einmal etwa 100 m entfernt, ergibt sich auch für diese justinianische Doppelkirchenanlage somit eine Kombination von Längs- und Zentralbau, die verschiedene Raumkonzepte über Raumgrenzen hinweg miteinander verbindet. Mit diesem Befund der beiden justinianischen Doppelkirchenanlagen Konstantinopels gibt sich eine weitere Facette des ohnehin breiten Spektrums architektonischer Formenvielfalt im christlichen Sakralbau dieser Zeit zu erkennen, deren Bedeutung in der bisherigen Forschung nur ansatzweise zum Ausdruck gekommen ist. So schrieb van Millingen schon 1912, in der Folge allerdings nicht weiter rezipiert, zu den Kirchen der Heiligen Petrus und Paulus und Sergius und Bacchus: Styles of ecclesiastical architecture destined soon to blend together in the grandeur and beauty of S. Sophia were here seen converging towards the point of their union, like two streams about to mingle their waters in a common tide.40
Ähnlich äußerten sich auch Cutler und Nesbitt gut 70 Jahre später: (...) una basilica dedicata ai Santi Pietro e Paolo; accanto a questa, come per marcare la differenze, la chiesa dei Santi Sergio e Bacco, una delle tante che hanno per pianta un ottagono iscritto in un quadrato, con esedre (...).41
38 Ebd. 26 (mit weiteren Quellen- und Literaturangaben). 39 Ebd. 26 f. (mit weiteren Quellen- und Literaturangaben). 40 van Millingen, Churches (wie oben Fußnote 2) 63. 41 A. Cutler / J. Nesbitt, L’arte bizantina e il suo pubblico. Turin 1986, 27.
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Sabine Feist
Beide Arbeiten konstatieren somit zwar die Kombination von Längs- und Zentralbau, führen die architekturtypologische Bedeutung für den justinianischen Sakralraum aber nicht weiter aus. Dabei rücken die beiden Doppelkirchenanlagen die eigentlich hinlänglich bekannte und diskutierte Kombination von Längs- und Zentralbau dieser Zeit in ein neues Licht.42 Denn bei den übrigen Beispielen werden Längs- und Zentralbau stets raumimmanent miteinander kombiniert43 – als Höhepunkt und sicher prominentestes Beispiel für dieses Spiel mit Raumkonzepten ist die Hagia Sophia zu nennen.44 Die justinanischen Doppelkirchen hingegen verbinden Längs- und Zentralbau raumübergreifend miteinander und setzen diese, trotz ihrer architektonisch gefassten Zusammengehörigkeit, dadurch zugleich in Kontrast zueinander – auf besonders eindrückliche Weise sicher bei der Seit an Seit und mit nur einem gemeinsamen Eingangsbereich errichteten Basilika für die Heiligen Petrus und Paulus und der den Heiligen Sergius und Bacchus geweihten Kuppelkirche. Längs- und Zentralbau als „Grundthemen der frühchristlichen Architektur“45 müssen für die justinianische Zeit folglich nicht mehr nur raumimmanent, sondern über Raumgrenzen hinweg gedacht werden.46
42 Weiterhin grundlegend zu Längs- und Zentralbau ist G. Stanzl, Längsbau und Zentralbau als Grundthemen der frühchristlichen Architektur. Überlegungen zur Entstehung der Kuppelbasilika. Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse. Denkschriften, 139. Wien 1979. 43 Ebd. 98–114. 44 Dazu nach wie vor grundlegend R. J. Mainstone, Hagia Sophia. Architecture, structure and liturgy of Justinian’s Great Church. New York 1988. 45 Nach Stanzl, Längsbau und Zentralbau (wie oben Fußnote 42). 46 Dem Jubilar mit herzlichstem Dank und besten Erinnerungen an seine stets offene Tür!
Bernard Flusin
Croire l’incroyable : À propos de la Passion ancienne de saint Georges Les passions épiques ont mauvaise réputation et Delehaye se désole et voit dans leur production l’un des « signes les plus certains de la décadence intellectuelle ... d’une société qui décline »1. Parmi ces passions épiques, il classe la Passion de saint Georges – surtout la forme ancienne que Krumbacher appelle le Volksbuch2 – et la range « à côté des contes fantastiques des Mille et une Nuits »3. Ce texte, malgré les condamnations qu’il subit, accompagne la diffusion du culte de Georges depuis son apparition vers 4004 jusqu’au XVIe s., époque des principaux manuscrits grecs qui la transmettent.5 Et si, très vite, elle est masquée par d’autres textes qui cherchent à la normaliser, plusieurs témoignages montrent qu’elle continuait à circuler, à être lue et sans doute à être crue par une partie des fidèles,6 contribuant à la popularité de l’un des saints les plus célèbres de la chrétienté. Il y a là une occasion d’examiner la question de l’attrait qu’exercent certains textes hagiographiques et de la crédibilité qu’ils ont pu acquérir.
1 H. Delehaye, Les passions des martyrs et les genres littéraires. Subsidia hagiographica, 13b. Bruxelles 21966, 171. 2 Le texte du «Volksbuch» est instable: voir en particulier F. Halkin, Bibliotheca hagiographica graeca. Troisième édition mise à jour et considérablement augmentée. Tom. I–III. Subsidia hagiographica, 8a. Bruxelles 1957, 670, 670a, 670b. Pour ses diverses formes, voir K. Krumbacher, Der heilige Georg in der griechischen Überlieferung. Abhandlungen der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 25/3. Munich 1911, 1–40, 106, 160, et tableau 281–290. Nous renverrons au Volksbuch d’Athènes (BHG 670a) : éd. Krumbacher, (cité infra) 3–16 : désormais, Passio, éd. Krumbacher, Georg. Une nouvelle édition paraîtra en mai prochain dans les collections de Dumbarton Oaks. Je remercie son auteur, le Professeur S. Papaioannou, de nous l’avoir communiquée. 3 H. Delehaye, Les légendes grecques des saints militaires. Paris 1909, 69. 4 Le plus ancien témoin grec de la Passion ancienne de S. Georges est un palimpseste de Vienne dont l’écriture inférieure est datable des Ve–VIe s. (voir Krumbacher, Georg [cité note 2] 1); A. Ehrhard, Überlieferung und Bestand der hagiographischen und homiletischen Literatur der griechischen Kirche von den Anfängen bis zum Ende des 16. Jahrhunderts. Bd. 1. TU, 51. Leipzig 1937, 72. Des traductions latines et orientales circulent dès le Ve s. (cf. Krumbacher, Georg [cité note 2] 288–289). L’un des rois porte le nom de Magnence, ce qui semble faire référence à l’usurpateur de ce nom, qui meurt en 353. Une date à la fin du IVe s. ou au début du Ve s. est probable. 5 Athènes, Bibl. nat., 422 : a. 1546 (cf. Krumbacher, Georg [cité note 2] 124) ; Venise, Marc. gr. II, 160, s. XVI (Ibid., 134–135) ; Beroia 7, a. 1464–65 (Ibid., 136). Le Paris. gr. 770, plus ancien (a. 1315 : Ibid., 142–145) contient une version contaminée de la Passion ancienne. 6 Elle est connue de Nicétas David Paphlagôn (BHG 675z ; voir Krumbacher, Georg [cité note 2] 181–182), et de Daphnopatès (Ibid., 177). https://doi.org/10.1515/9783111070315-009
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Y a-t-il, dans la Passion de Georges, quelque chose qui donne envie de croire ? Pas plus que le conte, une Passion épique ne se soucie de la réalité et c’est à un autre niveau qu’il faut chercher ce qui explique qu’elle intéresse et qu’on l’admette malgré ses extravagances, ou peut-être à cause d’elles. Nous explorerons deux directions : premièrement, le texte joue sur de grandes peurs, qu’elle évoque et qu’elle apaise ; deuxièmement, il propose l’image d’un protecteur puissant, dont le secours est vital. Les grandes frayeurs, dans ce texte comme dans d’autres Passions, sont causées par l’évocation des tortures et de la mort. D’une façon hyperbolique, l’hagiographe accumule les supplices infligés à Georges. Ce sont eux qui – avant la partie finale culminant avec la destruction de la statue d’Apollon et la décapitation du saint – structurent un texte racontant un martyre qui a duré sept ans, au cours desquels le saint meurt trois fois après de longues séances de tortures.7 Leur description peut éveiller un intérêt malsain, mais elles visent surtout à susciter l’horreur et l’effroi. Cependant, les craintes du lecteur sont apaisées aussitôt qu’éveillées. Georges, lors de la première séance, est effrayé devant la roue munie de poignards et d’épées qui doit le démembrer et le déchirer,8 mais il se ressaisit bien vite et en est récompensé. Le Christ lui apparaît dans toute sa gloire9 et cette présence sensible du tout-puissant protecteur qui, depuis le ciel, veille sur le martyr écarte toute crainte. L’hagiographe veut montrer que la foi permet de dominer la souffrance, même sous ses formes extrêmes, et que le secours du Christ permet toujours d’en triompher.10 Cette assurance se transmet au lecteur, qui admire la résistance du martyr mais, sachant bien que, chaque fois, il ressuscitera au terme de son supplice, n’a guère l’occasion de s’inquiéter pour lui. Quant à la vraie mort de Georges, elle se produit pour finir de la façon la plus simple – le saint est décapité d’un coup d’épée – et paraît d’autant moins redoutable que le martyr a reçu là encore l’assurance que le Christ viendrait recueillir son âme.11 Ces thèmes sont communs à bien des Passions épiques, mais celle de Georges se distingue moins peut-être par ses hyperboles que par certains traits particuliers. L’un d’eux concerne le persécuteur et le caractère paradoxalement paternel que lui prête, non sans ironie, l’hagiographe. La souffrance et la mort qu’affronte Georges sont infligées par les autorités et donc – directement dans le cas de Georges – par le basileus. Pour éviter ce qui peut ressembler à une critique du pouvoir impérial, le
7 Voir la promesse que le Christ fait à Georges après sa première mort (Passio, éd. Krumbacher, Georg [cité note 2] 7, 11–14); pour les trois résurrections, Ibid., 6, 22 ; 8, 6–8 ; 10, 34–37. 8 Passio, éd. Krumbacher, Georg (cité note 2) 5, 17–24. 9 « Michel, le chef des armées, sonna de la trompette de corne et le Seigneur vint sur le char des Chérubins, se tint à l’embouchure de la fosse et rassembla les os de saint Georges » (Passio, éd. Krumbacher, Georg [cité note 2] 6, 13–15). 10 Le Christ rappelle à Georges qu’il est « le Seigneur de sa vie » (Passio, éd. Krumbacher, Georg [cité note 2] 6, 16–17). 11 Passio, éd. Krumbacher, Georg (cité note 2) 7, 11–12 ; 8, 9–11 ; 16, 10–12.
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rédacteur a soin de distinguer le souverain persécuteur dont il parle de l’empereur légitime sous lequel vit son public. Le basileus qu’il invente, Dadianos, n’est pas romain, mais perse.12 Il est assisté de soixante-dix ou soixante-douze rois13 dont trois portent des noms de fantaisie,14 un seul un nom historique, celui d’un usurpateur connu pour avoir favorisé le paganisme : Magnence15. L’hagiographe a donc éloigné le basileus persécuteur de l’Empire romain et l’a distingué des empereurs légitimes, mais en même temps, une ligne plus secrète parcourt le texte et fait que Dadianos se rapproche. Dès le début du texte, il prend en effet la figure du père et revendique d’avoir pour ses sujets les dispositions d’un père, mais d’un père redoutable auquel l’hagiographe fait dire ceci : « Si je trouve un séditieux qui ne veut pas sacrifier aux dieux, je changerai les dispositions paternelles que j’ai pour lui et je teindrai (dans son sang) les instruments divers qui sont préparés. Je n’épargnerai pas mon enfant le plus cher. »16 Ce thème du basileus disposant sur ses sujets de l’autorité paternelle se retrouve pour les rapports entre le souverain et Georges, quand Dadianos dit au saint : « Par le Soleil souverain…, je te considère comme mon propre enfant. Écoutemoi comme un père qui te donne un bon conseil. »17 Ou encore : « Georges, loin de moi l’idée de te livrer au châtiment ! Quant aux coups que je t’ai infligés, pardonneles-moi, comme à un père. »18 C’est en suivant ce thème qu’on comprend mieux pourquoi Dadianos, dans la dernière partie du texte, plus romanesque, envoie Georges se reposer la nuit au palais près de sa femme Alexandra : Georges, qui, à ce que croit Dadianos, rejette le christianisme et va sacrifier à Apollon, devient l’enfant du couple impérial et peut, sans qu’on pense à mal, passer la nuit près de l’impératrice.19 Dadianos, ce « dragon de l’abysse »20, est donc un père. Son autorité n’est pas lointaine, mais toute proche, et d’autant plus redoutable, rendant ainsi le triomphe de Georges plus complet. La présence discrète de ce thème montre bien que, malgré certaines maladresses, la Passion de Georges peut toucher chez son public des ressorts inattendus et profonds.
12 Cette précision ne figure pas dans le Volksbuch athénien (qui ne dit rien du pays sur lequel Dadia nos exerce son pouvoir), mais on la trouve dans le palimpseste de Vienne (cf. Krumbacher, Georg [cité note 2] 1, I. Fragment) et elle a de bonnes chances d’appartenir à la forme initiale de la Passion. 13 Soixante-dix dans le palimpseste de Vienne : Krumbacher, Georg (cité note 2) 2, II. Fragment ; soixante-douze dans les textes d’Athènes, Venise, Paris, et l’ancienne traduction latine : cf. Krumbacher, Georg (cité note 2) 106. 14 Tarkylinos : Passio, éd. Krumbacher, Georg (cité note 2) 8, 26 ; Théognios et Strankylinos : Ibid., 14, 4–5. 15 Passio, éd. Krumbacher, Georg (cité note 2) 6, 27 ; 7, 17, 20 et 27 ; 14, 4 et 27. 16 Passio, éd. Krumbacher, Georg (cité note 2) 3, 10–12. 17 Passio, éd. Krumbacher, Georg (cité note 2) 11, 7–10. 18 Passio, éd. Krumbacher, Georg (cité note 2) 11, 20–21. 19 Dadianos l’invite à aller au palais se coucher dans un lit près d’Alexandra : ἀναπαύου πρὸς αὐτὴν ἐν τῷ κλιναρίῳ (Passio, éd. Krumbacher, Georg [cité note 2] 11, 22). 20 Ὁ βύθιος δράκων : Passio, éd. Krumbacher, Georg (cité note 2) 3, 10 ; 4, 3 ; 6, 8 et 27 ; 10, 29.
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Un autre thème, plus central, concerne le traitement de la mort et plus généralement le corps de Georges. Plus que sur les souffrances du martyr et la mort ellemême, l’accent porte sur leurs suites : le long cortège de supplices vise à la destruction du corps, évoquée avec insistance. On le voit dès la première séance, au terme de laquelle Georges meurt une première fois sur une roue qui le brise en dix morceaux. Dadianos ordonne alors que les os du saint soient jetés dans une fosse sèche « pour empêcher qu’un chrétien ne recueille (une partie) de ses membres, ne lui élève un martyrium, et ne fasse retomber son sang sur nos têtes »21. Le même thème apparaît plus nettement encore avec la deuxième séance : « Et l’empereur Dadianos ordonna qu’on apporte une grande scie et qu’on coupe le saint en deux avec elle. Et c’est ainsi qu’il rendit son âme. Et il ordonna qu’on apporte un grand chaudron et qu’on y jette les chairs du saint… Et les serviteurs de l’iniquité… déclarèrent à l’empereur : ‹ Le trois fois bienheureux a été brûlé de vive force. Et donc, ordonne qu’on le verse sur le sol avec le (contenu du) chaudron, pour empêcher qu’un chrétien ne prenne ses os et ne lui érige un martyrium ›. »22 Ainsi, le corps de Georges n’est pas seulement martyrisé, mais dissous après sa mort. Ce trait se retrouve très tôt dans certaines Passions,23 où les persécuteurs veulent éviter que les chrétiens honorent le corps du martyr. Mais nous voyons mieux ici quelle est sa signification. Dans une civilisation qui accorde une grande attention au corps mort et pratique l’ensevelissement dans l’attente de la résurrection, la préservation du corps est importante et suscite angoisse et doutes. Anastase le Sinaïte, au VIIe siècle, lui consacre une question : « Beaucoup de fidèles, dans leur cœur, sont pris secrètement de scandale et de doute à propos de la résurrection de nos corps parce qu’ils pensent : ‹ Comment le corps, dévoré par mille bêtes et mille oiseaux, ou englouti dans la mer et détruit par des poissons innombrables qui le rejettent dans l’abîme où il se dissout, comment donc peut-il se rassembler pour ressusciter ? › » Et, après avoir expliqué que si l’on ne croit pas fermement dans les Écritures, on tombe dans des pensées scandaleuses sur Dieu lui-même, il répond de façon plus précise : « Si nous croyons que Dieu est tout puissant, assurément, celui qui a amené l’homme du non-être à l’être aura bien moins de mal à reformer et à restaurer la créature qu’il a lui-même formée et que la mort a détruite »24. Pour apaiser les craintes des nombreux fidèles dont il parle, Anastase fait donc appel au pouvoir créateur de Dieu. La Passion de Georges, rapportant les premières morts du saint, évoque la même question et donne la même réponse quand elle
21 Passio, éd. Krumbacher, Georg (cité note 2) 6, 9–11. 22 Passio, éd. Krumbacher, Georg (cité note 2) 7, 31–38. 23 Déjà dans le Martyre de Polycarpe, cap. 17 (éd. O. Zwierlein, Die Urfassungen der Martyria Polycarpi et Pionii und das Corpus Polycarpianum. Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte, 116. Berlin / New York 2014). 24 Anastase le Sinaïte, Érôtapokriseis (CPG 7746), qu. 22, 1–35, éd. M. Richard (†) / J. Munitiz, Anastasii Sinaitae Quaestiones et Responsiones. CCSG, 59. Turnhout / Leuven 2006, 42–43.
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montre Georges ressusciter trois fois et prête au Christ ces paroles : « ‹ Georges, voici la main qui t’a formé au commencement et qui donne le souffle de la vie. Maintenant, elle te forme à nouveau pour confondre les rois impies. › Et le Seigneur souffla sur lui. Il lui donna le souffle de la vie, et il reprit vie »25. Un kontakion mis sous le nom de Romain le Mélode, où l’auteur polémique contre des adversaires sceptiques devant les résurrections rapportées dans la Passion de Georges, montre que la résurrection des corps est un enjeu majeur du Volksbuch.26 Le poète, après avoir rappelé que la Saint-Georges est voisine de Pâques, oppose à ceux qui ne croient pas aux résurrections du saint l’exemple d’Élie et du fils de la veuve de Tabitha,27 et celui d’Élisée et du fils de la Sunamite,28 ce qui provoque une première objection de ses adversaires : une chose est de ressusciter un mort récemment décédé, autre chose de rassembler les membres de quelqu’un qui est mort plusieurs fois après d’insupportables tortures, et dont « les chairs, les os, les moelles ont été broyés »29. Le poète les renvoie alors à la vision d’Ezéchiel,30 puis énumère les résurrections rapportées dans le Nouveau Testament. On lui oppose alors une deuxième objection : « Mais peut-être d’autres diront-ils : ‹ Ceux-là sont morts d’une mort commune, et pas comme le martyr, dont la roue a dispersé les os et les membres réduits en poudre, et qu’on voyait maintenant vivant ›. »31 Et le poète ne peut répondre que d’une façon générale en invoquant la toute-puissance de Dieu : « Pour moi, je dirai que rien, jamais, n’est impossible au Christ.... Et donc, cet auguste (martyr)... comment n’aurait-il pas pu montrer une endurance surnaturelle en se comportant avec vaillance et avec une foi glorieuse en son créateur ? Et comment, à moins d’être impie, oserait-on imputer à celui qui l’a formé de ne pas faire ce qu’il veut ? »32 Le même thème de la résurrection d’un corps réduit en poussière fait l’objet, dans la Passion ancienne, d’un récit particulier.33 L’un des rois, Tarkylinos, met Georges au défi de ressusciter des morts anciens ensevelis dans un vieux tombeau. Le saint demande qu’on lui apporte les ossements qu’on trouvera mais, quand on ouvre le tombeau, il ne contient plus que poussière : « Alors, ils grattèrent la poussière qu’il y avait là, l’apprêtèrent et la lui apportèrent. » Le saint fait une longue prière et, après un tremblement de terre et des éclairs, « de la poussière, sortirent cinq hommes, neuf
25 Passio, éd. Krumbacher, Georg (cité note 2) 6, 17–19. 26 Voir Krumbacher, Georg (cité note 2) 90–95 ; il s’agit de l’hymne 67 dans l’édition des Cantica dubia de Romanos : P. Maas / C. A. Trypanis, Sancti Romani Melodi cantica dubia. Berlin 1970, 52–58. Le texte de ce kontakion est souvent incertain. 27 III Regn. 17, 17–24. 28 IV Regn. 4, 18–37. 29 Rom. Melod., Cantica dubia, hymn. 67, str. 4, éd. Maas / Trypanis (cité note 26) 54. 30 Ez. 37, 1–14. 31 Rom. Melod., Cantica dubia, hymn. 67, str. 6, v. 6–10, éd. Maas / Trypanis (cité note 26) 55. 32 Rom. Melod., Cantica dubia, hymn. 67, str. 6, v. 10–17, v. 6, éd. Maas / Trypanis (cité note 26) 55. 33 Passio, éd. Krumbacher, Georg (cité note 2) 8, 26–9, 24.
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femmes et trois enfants ». Il s’agit de défunts morts il y a plus de quatre cents ans, avant la venue du Christ, et l’un d’entre eux révèle que, depuis, ils sont dans le feu de la géhenne. Georges les baptise, et ils disparaissent. Ici encore, Anastase le Sinaïte est le témoin du même problème que posent certains fidèles : « Lorsque tu as un doute sur la résurrection parce que tu vois dans le tombeau la poussière inanimée et que tu te demandes : Comment cette misérable poussière toute morte peut-elle devenir un homme animé et complet ? regarde-toi toimême aussitôt et tu verras en toi le modèle de la résurrection des corps déjà accompli »34. La réponse qu’apporte Anastase lui est propre, mais la question qu’il pose accompagne l’histoire du christianisme et l’on peut rappeler, pour l’époque à laquelle est composé le Volksbuch, les réticences savantes de Synesius de Cyrène,35 ou, plus tard dans le Ve siècle, la légende des Sept dormants d’Éphèse.36 Le corps de Georges, menacé de disparaître, sera finalement conservé après sa vraie mort. Il pourra faire l’objet d’un culte, discrètement évoqué.37 Mais déjà du vivant du saint, il avait été présenté d’une façon particulière. Selon la Passion ancienne, pendant son martyre, saint Georges était nu. Dès le début de sa confession, il distribue aux pauvres son argent, mais aussi ses vêtements, y compris ceux qu’il porte : « Il donna aux pauvres l’argent qu’il avait, et ensuite ses propres vêtements. Il disait en effet en lui-même : ‹ Eux, Satan a aveuglé leurs yeux pour qu’ils ne me voient pas nu. › En effet, il se tint nu au milieu d’eux »38. Les remaniements postérieurs conservent souvent ce trait, mais ils le banalisent en parlant de nudité athlétique.39 Dans sa nudité cachée, Georges est un très beau jeune homme. C’est ainsi que le voit Dadia nos, qui « ordonne de l’emmener en prison… le temps qu’il réfléchisse au châtiment par lequel il allait détruire sa jeunesse. Car il était très beau. »40 Le thème de la beauté du martyr est connu lui aussi41 mais dans la Passion de Georges, nous comprenons mieux quelle est sa fonction. Une pauvre veuve, chez qui on l’enferme, quand elle le voit, est émerveillée : « Lorsque cette femme vit son visage, elle le vit comme celui
34 Anast. Sin., Érôtapokriseis (CPG 7746), qu. 22, 9, éd. Richard / Munitiz (cité note 24) 47. 35 Synesius Cyr., ep. 105, PG 66, 1485B6–9. 36 BHG (cité note 2) 1593–99. 37 Dans son ultime prière, Georges demande à Dieu de donner « à son corps et à son nom » la grâce que les fidèles qui se rappelleront son nom et le jour de son martyre voient leurs prières exaucées : Passio, éd. Krumbacher, Georg (cité note 2) 15, 34–16, 8. Mais rien n’est dit de ses reliques, ni du sanctuaire où elles sont déposées. 38 Passio, éd. Krumbacher, Georg (cité note 2) 3, 23–4, 1. 39 Par ex., dans le Normaltext, éd. Krumbacher, Georg (cité note 2) 43, 26–27 : τά τε χρήματα καὶ τὴν περιουσίαν αὐτοῦ διανείμας πένησιν, ἀθλητικῶς ἀπεδύσατο. 40 Passio, éd. Krumbacher, Georg (cité note 2) 7, 8–9. 41 Voir M. Detoraki, Portraits des saints dans l’hagiographie byzantine. Du portrait théologique à l’exaltation de la beauté physique. TM 21/1 (2017), 123–138.
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d’un ange et lui dit : ‹ Voici que je vois un homme qui ressemble aux anges que voient les Galiléens. › »42 Georges est donc beau comme un ange. Son corps, nu, beau, insensible à la douleur, indestructible, n’est plus celui d’un homme vivant sur terre. Il a déjà les propriétés du corps ressuscité. Cette anticipation fait de Georges un saint bien sûr admirable, mais aussi aimable et son image restera celle qu’il donnait de son vivant déjà, celle d’un jeune et bel officier, même si, dans la Passion ancienne, l’aspect militaire n’est guère souligné. Les propriétés de son corps vivant peuvent expliquer aussi l’importance qu’auront les reliques. Mais dans la Passion ancienne, qui ne montre nulle attache avec le sanctuaire de Georges à Lydda, ces reliques ne sont presque pas évoquées.43 Un autre thème important qui reçoit un traitement spécial dans le Volksbuch est celui de la fécondité. L’épisode le plus intéressant met en scène la veuve misérable avec laquelle Dadianos fait enfermer Georges, qu’il veut humilier :44 « ‹ Trouvez-moi une veuve telle qu’il n’y en ait pas de plus pauvre dans la ville. › Ils lui trouvèrent une veuve très pauvre, et ils l’enfermèrent là pour faire honte aux Galiléens. » Georges demande du pain, et la veuve, qui n’en a pas, va en demander à ses voisins et, quand elle revient, elle voit que Georges en a déjà en abondance, parce que des anges en ont apporté.45 Il a aussi transformé le pilier de la maison en un grand arbre dont la cime dépasse le toit. Encouragée par ces prodiges, la veuve révèle à Georges qu’elle a un fils sourd et muet, aveugle et paralysé. Georges le guérit de sa cécité et annonce qu’il complètera ce premier miracle. Ici encore, la référence scripturaire au Livre des règnes est évidente46 et autorise l’hagiographe à raconter l’histoire qu’il invente. Mais l’intérêt se déplace vers la curieuse famille que forment la veuve, Georges, et l’enfant auquel il donne progressivement la vie. Comme le montre bien le miracle des pains apportés par les anges, il s’agit ici de manifestations de la fécondité et de l’abondance qui entourent le saint. Un autre miracle commence par un défi que lance à Georges le roi Magnence : il a chez lui quatorze sièges faits de planches, et si Georges fait renaître des arbres à partir de ces planches, Magnence croira en son Dieu. C’est bien ce qui se passe : « Saint Georges s’agenouilla et, pendant deux heures, fit demandes et requêtes, puis, à la fin de sa prière, il dit l’Amen. L’esprit de Dieu vint sur les sièges, et les quatorze sièges se défirent. Leurs planches prirent racine. Celles qui étaient fruitières se transformèrent et portèrent des fruits mûrs, celles qui n’étaient pas fruitières donnèrent (des arbres)
42 Passio, éd. Krumbacher, Georg (cité note 2) 9, 33–35. 43 Voir plus haut, n. 37. 44 Passio, éd. Krumbacher, Georg (cité note 2) 9, 25–10, 19. 45 Le modèle biblique est l’histoire d’Élie et de la veuve de Sarepta : III Regn. 17, 8–16. 46 L’hagiographe se réfère aux cycles d’Élie et d’Élisée ; ici, plus spécialement à l’histoire d’Élisée et de la riche femme de Sunami, dont il fait cesser la stérilité, puis ressuscite l’enfant : IV Regn. 8–37.
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sans fruits. »47 Le pouvoir de Georges ne se limite pas au monde végétal : une femme étant venue lui annoncer que son bœuf est mort et qu’elle n’a plus de quoi faire vivre sa famille, Georges fait revivre la bête.48 Ces miracles, qui lient Georges aux bêtes domestiques, aux plantes, à l’agriculture, ont retenu l’attention de longue date. Ils désignent bien une compétence spéciale de ce saint dont la fête a lieu au printemps. Saint triomphant du « dragon de l’abysse » qu’est le persécuteur, doté d’un corps glorieux, ressuscitant les morts, donnant vie aux enfants et favorisant l’abondance agricole dont dépend la vie quotidienne, Georges – même s’il n’a pas encore développé son aspect militaire – est un saint complexe et puissant auquel on peut vouloir croire puisqu’il protège contre les procès dangereux, la grêle, les infirmités et les maladies.49 Et le Volksbuch, malgré sa rusticité, a su dresser son portrait avec vigueur et cohérence. Mais entre vouloir croire et croire, il y a une distance et les obstacles que créent les épisodes extravagants qui jalonnent la Passion ancienne ont dû décourager plus d’un fidèle. Peut-on discerner, chez l’hagiographe, une volonté d’être cru et des procédés pour y parvenir ? Il est difficile de déterminer le but que s’était assigné l’auteur anonyme mais il faut relire les premières phrases de la Passion : « En ce temps-là, alors que dominait le culte le plus impie et abominable, Dadianos l’Apostat était empereur. Il promulgua un décret dans chaque cité et chaque pays… » Avec le nom du basileus régnant, la mention de la persécution, le prétendu décret qui l’instaure, nous trouvons un début dont la fonction paraît être de situer le récit dans un temps précis et de l’ancrer dans une réalité historique. Mais ici, tout s’oppose à ce que cette fonction soit remplie correctement. Le basileus est inventé. Nous apprendrons qu’il a à côté de lui soixante-dix souverains, dont Magnence, et qu’il règne sur la Perse, même si ce trait a été effacé dans la Passion d’Athènes.50 L’auteur lui-même sait que tout cela est fiction. Il peut supposer chez son public une ignorance historique complète, mais il ajoute encore aux difficultés que suscitent ses inventions en montrant en Georges un Cappadocien, et donc un officier romain. La contradiction, dans un texte par ailleurs cohérent, est forte et l’on peut douter qu’un auteur, si ignorant fût-il, ou si convaincu de l’ignorance de son public, ait pu s’en rendre coupable. Il faut plutôt envisager que la réalité historique lui est indifférente et que son récit a avec la vérité une relation particulière. Les tout premiers mots, « Κατ᾽ἐκεῖνον τὸν καιρόν, En ce temps-là » sont à interpréter dans cette perspective. Ιl s’agit des premiers mots des lectures évangéliques
47 Passio, éd. Krumbacher, Georg (cité note 2) 7, 16–30. 48 Passio, éd. Krumbacher, Georg (cité note 2) 8, 18–25. 49 Voir les demandes finales que Georges adresse au Christ : Passio, éd. Krumbacher, Georg (cité note 2) 15, 34–16, 8. 50 Voir plus haut, note 12.
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à l’Église. Leur fonction est de renvoyer au temps historique de la vie de Jésus, mais aussi de créer un état d’esprit : l’auditeur doit croire ce qui va être dit, et, transporté dans un autre temps, déconnecter son esprit des règles ordinaires. Les premières phrases du Volksbuch, qui se retrouvent en tête de bien des Passions, précisent le genre très respectable dans lequel il s’inscrit et créent un horizon d’attente que l’hagiographe va remplir. L’auditeur est confronté à des exigences complexes : l’esprit critique pourrait le conduire prendre ses distances, et peut-être l’hagiographe a-t-il voulu l’y inciter. En même temps, il doit croire ce qui va être dit selon la modalité particulière qui convient aux textes religieux. Comme le note l’auteur du kontakion, ne pas croire que Georges ait pu ressusciter, c’est être impie.51 Indépendamment des faits, il faut croire à la sainteté de Georges. La Passion ancienne de Georges a suscité des condamnations52 mais en Orient, la réaction de l’Église à son égard n’est pas de la condamner, mais de la retoucher pour réagir contre les doutes qu’elle suscite chez les fidèles, comme l’atteste le kontakion cité plus haut. À la fin du IXe siècle ou au début du Xe, Nicétas David Paphlagôn explique que le commanditaire du nouveau texte qu’il va rédiger en l’honneur de Georges s’affligeait de voir que la Passion qu’il lisait était « contestée par certains, tandis que quelques-uns croyaient qu’elle était véridique, mais que les faits n’étaient pas rapportés exactement dans les Actes »53. Nicétas s’indigne des monstruosités qu’il lit dans le Volksbuch – souverains inventés, supplices étranges, triple résurrection du saint –, mais, à l’incrédulité de certains, il oppose sa propre attitude qui consiste à croire et à corriger : « Mais nous..., nous avons appris de nous en remettre pour tout à la foi (πάντα τῇ πίστει ἐπιτρέπειν) et c’est pourquoi nous proclamons bien plutôt que ces actes sont véridiques (ταῦτα ἀληθεύειν), même si nous recherchons avec un peu plus de minutie la vérité, qui nous sauve tous. »54 Bien avant l’époque de Nicétas David, les difficultés du texte avaient provoqué la même réaction : croire et retoucher. Le travail de réécriture commence à une époque que Krumbacher situe vers 500 et donne naissance, au plus tard au VIIe siècle, au « Normaltext », dans lequel le même savant voit « un texte... officiellement
51 Πῶς δὲ καὶ τῷ πλάστῃ, ἄν τις θαρρήσῃ ἢ ὅλως ἐπιγράψῃ τὸ μὴ ὃ θέλει ποιεῖ, εἰ μή που ἀσεβής ἐστι ; Rom. Melod., Cantica dubia, hymn. 67, str. 7, v. 5–6, éd. Krumbacher, Georg (cité note 2) 92; cf. éd. Maas / Trypanis (cité note 26), 55. 52 Le décret du Ps.-Gélase, du début du VIe s., n’a pas d’influence en Orient. Le canon attribué au patriarche Nicéphore (J. B. Pitra, Juris ecclesiastici Graecorum historia et monumenta II. Rome 1868, 332) montre l’opposition qu’a rencontrée le Volksbuch ; cf. Krumbacher, Georg (cité note 2) 184, note 2, 185. Son authenticité, toutefois, n’est pas certaine. 53 Nicétas David Paphlagon, Martyre de S. Georges (BHG 675z), prologue, éd. Krumbacher, Georg (cité note 2) 181, 19–21. 54 éd. Krumbacher, Georg (cité note 2) 5–8.
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reconnu »55. L’analyse de Krumbacher montre bien comment les remanieurs ont cherché à rendre le contenu du récit acceptable. Les épisodes les plus choquants de la Passion ancienne ont disparu,56 en particulier l’histoire de la veuve et de son enfant, ou la nuit que Georges passe au palais avec la basilissa Alexandra. Le Christ n’apparaît plus, et c’est un ange qui délivre Georges de la roue qui a dépecé son corps. Cependant, le travail sur le merveilleux n’est pas univoque. Le Normaltext n’hésite guère à reprendre des épisodes marquants du Volksbuch : Georges est découpé en morceaux par la roue armée de lames, une voix venue du ciel se fait entendre et un ange vient délivrer le saint, qui se relève ou ressuscite (ἀνέστη) ;57 il est jeté dans une fosse pleine de chaux vive, mais, trois jours plus tard, les soldats le retrouvent vivant et intact, un ange à ses côtés58 ; l’épisode de la résurrection des païens morts depuis plusieurs siècles est adouci, mais conservé : c’est un seul païen que Georges relève de son tombeau ;59 il ressuscite toujours un bœuf, devenu celui d’un laboureur.60 Dans les textes postérieurs, cette attitude ambiguë vis-à-vis du merveilleux se confirme : même Nicétas David, qui s’indigne des trois résurrections du saint, s’inspire du Normaltext. Au total, le contenu du Volksbuch ne disparaît pas. Il est certes épuré, mais conservé au travers de ses remaniements, et parfois réapparaît.61 Ces hésitations montrent la difficulté à laquelle les réviseurs se heurtent quand il s’agit de normaliser un texte hagiographique et de trier parmi les épisodes merveilleux ou miraculeux. Il en va différemment du cadre historique, où la critique est plus aisée. Dadianos et les soixante-douze rois disparaissent très tôt. Ils sont remplacés par Dioclétien et Magnence ou même, chez Daphnopatès, par Dioclétien et Maximien.62 La crédibilité des Passions ainsi réécrites en est renforcée mais, comme la trame de la Passion ancienne est, pour l’essentiel, conservée, et que le texte continue de circuler, on peut se demander si un effet secondaire de ces remaniements n’est pas de lui donner plus de crédit, au moins aux yeux d’un certain public. L’image héroïque qu’elle a créée a pris, aux yeux des fidèles, une réalité historique. La crédibilité de la légende de Georges, et, avec elle, du Volksbuch toujours transmis, est accrue, mais faussée.
55 „Ein offenbar offiziell anerkannter Text“ (Krumbacher, Georg [cité note 2] 162). Le Normaltext (BHG 672) cesse d’être anonyme: il serait dû à un témoin des événements, Pasikratès. 56 Voir l’analyse de Krumbacher, Georg (cité note 2) 164. 57 Passio S. Georgii a. Pasicrate (BHG 672), éd. Krumbacher, Georg (cité note 2) 45, 1–12. 58 éd. Krumbacher, Georg (cité note 2) 46, 10–17. 59 éd. Krumbacher, Georg (cité note 2) 47, 17–48, 5. 60 éd. Krumbacher, Georg (cité note 2) 48, 17–25. 61 Théodore Daphnopatès, pour le nouveau texte qu’il compose (BHG 673/674), utilise comme sources le Normaltexte et le Volksbuch : cf. Krumbacher, Georg (cité note 2) 177–178. 62 Dioclétien, qui vient retrouver à Nicomédie son gendre Maxence, en guerre contre le roi de Perses Narsès, est accompagné de ses neveux Magnence et Dadianos : voir Krumbacher, Georg (cité note 2) 174.
Christian Gastgeber
Xanthopuliana: Das Arbeitsexemplar Codex Oxford BL, Barocci 142 – Der Computist Xanthopulos 1 Das Arbeitsexemplar Codex Barocci 142 Die Beschäftigung mit der Historia ecclesiastica (im Folgenden HE) des Nikephoros Xanthopulos führt automatisch zu der Materialsammlung in Oxford, Bodleian Library, MS Barocci 142 (Diktyon 47429), deren erste inhaltliche und paläographische Erschließung Nigel Wilson zu verdanken ist.1 Der Baroccianus ist ein Konvolut von fünf “Heften” (davon eine ehemalige Einheit nun getrennt und durchmischt in die Hefte B und C) das von zehn (Wilson: acht) verschiedenen Kopisten geschrieben wurde, deren einer als Xanthopulos selbst angesehen wird (siehe unten 1.4). Die sechs Hefte stehen neben dem thematischen Bezug zu Xanthopulos’ Kirchengeschichte2 auch insofern mit Letzterem in Bezug, als immer wieder sein Name als Exzerptor genannt wird. Auf jeden Fall ist der Baroccianus keine in continuo gewachsene Handschrift, sondern es sind (heute) sechs Hefte verschiedenen Umfang und teils auch verschiedener Größe (im Fall von Heft F auch eines anderen Materials, nämlich von Papier mit Wasserzeichen vs. dem sonst verwendeten orientalischen Papier). Dennoch zeigen die Kopisten auch Interaktion zwischen den Heften. Aufbauend auf der Grundanalyse von Wilson seien – mit einigen Modifikationen – im Folgenden diese Einheit und besondere Charakteristika der Hände vorgestellt:
1.1 Die einzelnen Arbeitshefte Heft A (ff. 1–153)
Kopist: Hand B | Textergänzungen durch die Hände A1 (Pinax) und A2; kleinere Ergänzungen von Hand B1 und Hand H; Titelergänzungen von Hand C1 zu Hand A1 Inhalt: Sozomenos, HE3
1 N. Wilson, The Autograph of Nicephorus Callistus Xanthopoulos. The Journal of Theological Studies 25 (1974), 437–442. 2 Für die Bücher 1–6 der Kirchengeschichte des Xanthopulos wird auf die neue Edition von A. Berger verwiesen: Nicephori Callisti Xanthopuli Historia ecclesiastica, vol. I libros 1–6 complectens. CFHB, 57/1. Wien 2022. 3 Siehe dazu erste Überlegungen in C. de Boor, Zur Kenntnis der Handschriften der griechischen Kirchenhistoriker. Codex Baroccianus 142. ZKG 6 (1884) 478–494, hier 478–482. https://doi.org/10.1515/9783111070315-010
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Anmerkung: Zeitliche Abfolge der Hände: Hand B hatte den Nucleus geschrieben, der zur Zeit der Vorbereitung der Historia ecclesiastica bereits defekt war. Hand A2 ergänzte zunächst zwei fehlende Lagen am Beginn des Textes (ff. 9–24, mit f. 9r Beginn der Kustodenzählung: α´; das Zusatzblatt f. 25rv wohl gegen Wilson nicht Hand A1, sondern Hand A2 in komprimierterem Duktus), dann das Ende eines offensichtlich beschädigten Quaternios (ff. 40–41) und eine in den zwei äußeren Bifolia zerstörte Lage am Ende (ff. 146–147 und 152–153). Hand A1 setzte den Pinax (ff. 1–8) als eigene Lage voran. Wilson sieht die Hände A1 und A2 als Varianten, es ist der Duktus aber so unterschiedlich und einzig die besondere καί-Abbreviatur identisch, dass viel eher zwei getrennte Schreiber anzunehmen sind. A1 schrieb auf einem Zusatzquaternio (ff. 1–8) πίναξ τῶν ἐννέα λόγων τῆς ἐκκλησιαστικῆς ἱστο ρίας Ἑρμείου Σωζομενοῦ τοῦ Σαλαμινίου, συντεθεὶς παρὰ Νικηφόρου Καλλίστ τοῦ Ξανθοπούλ (f. 1r; die Rottitel [sowie Initialen und Marginalnummern in Rottinte] dieses Abschnittes wechseln im Duktus: 1. Hand 1r–2r = wohl Hand A1; eine andere Hand, wohl Hand C1, ab 2v mit Änderung in der Titelangabe, am Ende von f. 8v in roter Tinte: τέλος τῶν ὅλων κεφαλαίων τῶν ἐννέα τόμων τῆς ἐκκλησιαστικῆς ἱστορίας Ἑρμείου Σωζομενοῦ τοῦ Σαλαμινίου [ι1 in corr., ex η?], ἅπερ εἰσὶ τὰ ὅλα διακόσια τεσσαρακονταεπτά (man vgl. diese τέλος-Zeile mit f. 261r von Hand C1). Hand A2 schrieb den Beginn der Kirchengeschichte auf zwei Quaternionen (nun f. 9r: Ἑρμείου Σωζομενοῦ Σαλαμηνίου!); die beiden Titel auf f. 9r und 9v in roter Tinte ebenso von der Schreiberhand A2; im oberen Marginalraum von 9r von Hand A2 Χριστὲ βοήθει μοι; auf f. 10v am Ende der Einleitung als nachträglich Ergänzung in das Zeilenspatium von anderer Hand (sehr nahe Hand C1?)4 eingefügt: κύριε βοήθει τῷ σῷ δούλῳ Νικηφόρῳ Καλλίστῳ. Auf einem Zusatzblatt (f. 25; nach Wilson Hand A1, aber im Duktus eindeutig Hand A2) wurde dann von Hand A2 in gedrängterem Duktus die fehlende Seite zum Text der Hand B geschrieben; auf f. 26 ist vom alten Kern oben ein Eck herausgeschnitten, das mit neuem Papier restauriert wurde; der fehlende Text ist darauf vermutlich von Hand A2 (Wilson Hand A1) ergänzt. Von Hand A2 dürften auch die Rottintenmarginalien stammen (ff. 9r, 16v, 17v, 19v, 21r, 22r; eindeutig mit Textparallele bei 17v), wohl ebenso diejenigen auf ff. 146v–147v (eventuell auch Hand A1; vgl. mit den entsprechenden Titeln in ihrem Pinax). f. 119r, Z. 16–20 ergänzt eine zeitgleiche neue Hand B1 im Beta-Gamma-Stil eine von Hand B freigelassene Lücke (?). f. 153v: nach Ende des Textes wohl Hand H in der kalligraphischeren Form:5 τέλος τῆς ἐκκλησιαστικῆς ἱστορίας Ἑρμείου Σωζομενοῦ Σαλαμινίου + | + καὶ ὅλης αὐτοῦ πραγματείας ἐν τόμοις θ´: + (markant hier die Gestaltung von η) | (andere Rotfarbe) καὶ κεφαλαίοις τοῖς ὅλοις σ μζ´ : +. Weiters Marginalien von Hand H auf f. 43r, 113v? und 153r (mit markanter -ῆς-Abbreviatur).
Heft B (ff. 154–202 [I], 243–261 [II]; ursprünglich mit Heft C eine Einheit; Lage ist zerstückelt)
Kopist: Hand C | Ergänzungen: f. 261r (Zusatzblatt): Hand C1; Autorschaftsergänzung: ff. 154v, 212r, 236v: Hand D | Marginalie f. 193r und τέλος-Zeile 154v (?): Hand H
4 Wenn es sich eventuell um Hand H handeln sollte, dann um die kalligraphische Variante. Es bleibt hypothetisch, da charakteristische Buchstaben fehlen. Parallelen, die man auch in H findet, gehören zum zeitgleichen Repertoire und machen es schwierig, eine definitive Zuweisung vorzunehmen. Die Hand wurde von Golitsis (siehe unten, Kap. 1.4) der Hand H zugewiesen und damit eine Identifizierung mit Nikephoros (Xanthopulos) vorgenommen. 5 Für Hand H könnte auch sprechen, dass diese Hand das Trema gelegentlich auch einpunktig bzw. in einer sehr engen Nebeneinanderplatzierung der beiden Punkte gestaltet, wie auch in der τέλοςAngabe.
Xanthopuliana
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Lagengliederung Heft B und C: ff. 154–201: f. 154r leer, f. 154v nachträglich mit Pinax ergänzt; 6 Quaternionen (Kustoden links oben: 154r: α; 162r: β; 170r; γ: 178r: δ; 186r: ε?: 194r: ς) | ff. 202 + 242(=243)–260(+261) + 236–241: 3 Quaternionen (falls das leere Doppelblatt ff. 203–204 zur Originallage gehören sollte, dann noch Unio am Anfang); f. 261 angefügtes Blatt innerhalb(!) des dritten Quaternio, f. 241 am Ende unsicher (Zusatzblatt?) (Kustoden: 202: ζ; 250r: η; 258r: θ) | ff. 212–223 + 205–211: vermutlich eine am Anfang verstümmelte Lage (Quaternio) und 2 Quaternionen; f. 211 möglicherweise nicht Originalblatt des Quaternios, sondern ausgetauschtes und angefügtes Blatt, Manipulationsspuren auf f. 211v weisen das (neue?) Blatt als selbständiges Einheitsende aus (Kustoden: 215r: ι?; f. 223r: ια || ff. 224?–235: f. 224 wurde als Dublettenblatt an f. 223 eingefügt, nachdem ff. 205ff abgetrennt wurden; eventuell ein Senio, keine Kustoden vorhanden || ff. 203r–204v leer Inhalt: Euagrios, Historia ecclesiastica (I) | Philostorgios, Historia ecclesiastica, exzerpiert von Photios (II) | f. 257v (Ende einer Lage): Buch X, Fragm. 12 (B. Bleckmann / M. Stein, Philostorgios, Kirchengeschichte, Bd. 1. Kleine und fragmentarische Historiker der Spätantike, E 7. Paderborn 2015, 406–408) endet im Text mit 2/3-Seite leer | f. 258r beginnt mitten in Buch XI?, Fragm. 1 (410); auf f. 260r (XII Fragm. 3,8–6 [426–430]) offenbar wegen beschädigter Vorlage etliche Lücken im Text. Anmerkung: Offensichtlich wurde von Hand C zuerst ab f. 155r (vermutlich die Texteinheit bis f. 202v) geschrieben; erst in einem nächsten Einsatz schrieb C mit minimal variiertem Duktus und deutlich dunklerer Tinte den Pinax auf f. 154v (Rottitel von Hand C: κεφάλαια τοῦ πρώτου τόμου τῆς ἐκκλησιαστικῆς ἱστορίας Εὐαγρίου σχολαστικοῦ καὶ ἀπὸ ὑπάρχων τοῦ Ἐπιφανέως + + +), eine andere Hand (= marginaler ἀπὸ φωνῆς-Vermerk auf ff. 212r, 236v und Titel auf 225r [luftiger] = Hand D) ergänzte zwischen Kreuz 1 und 2: Νικηφόρου Καλλίστ +τοῦ (das Kreuz wird zu τ umgestaltet)6 Ξανθοπλ ὁ πίναξ +.7 Sonst Rottitel von Schreiberhand C. f. 161v: zwei Marginalien in Rottinte in einem kalligraphischeren Duktus, aber wohl doch von der Texthand C περὶ βίου μοναχῶν, ση(μείωσαι) ωραιον (sic) ὅλον το (sic) χωριον τουτο (sic) καὶ τὸ μετατ (vgl. von Hand C auch die Marginalien auf ff. 165r, 168v, 170v, 174r, 176v, 251v).8 f. 193r, unterer Marginalrand: Hand H (hellbraune Tinte, mit Verweiszeichen im Text und zum Scholion)· ἐν δὲ τῷ προοιμίῳ τῆς ϛ´ συνόδου οὕτω γράφει κατὰ ῥῆμα παρ’ Ἰουστινιανοῦ· „ἐπεὶ δὴ αἱ ἅγιαι καὶ οἰκουμενικαὶ δύο σύνοδοι … τῆς σῆς ἡμερότητος (= Nikephoros, HE 17, 31 [PG
6 Siehe dazu de Boor, Kenntnis (wie oben Fußnote 3) 483–484. Ferner ausführlich zum SozomenosTeil und zu Abschriften aus dem Baroccianus J. Bidez – G. Ch. Hansen, Sozomenus, Kirchengeschichte. GCS N.F., 4. Berlin 21995, IX–XIV. 7 Hier dürfte Hand D in der Verehrung für Xanthopulos über das Ziel geschossen haben; diese Pinakes waren in der Überlieferung schon vor Xanthopulos erhalten. Zu Buch 1 überliefert zwar erst der spätere Codex, Florenz, Biblioteca Laurentiana, Plut. 70, 23 (s. 12ex; Diktyon 16588) einen Pinax (f. 1r), der deutlich verkürzt ist (womit der Baroccianus den Eindruck erweckt, als ob Xanthopulos den Pinax ergänzt hätte), doch beim Vergleich des Pinax zu Buch 2 in Plut. 70, 23 (f. 23rv) mit dem älteren Codex Florenz, Biblioteca Laurentiana, Plut. 69, 5 (s. 11; Diktyon 16532) (f. 20rv) sieht man, dass Plut. 70, 23 selbst kürzend in die Vorlage eingriff; der Pinax von Buch 2 in Plut. 69, 5 ist hingegen identisch im Baroccianus 142, f. 162rv zu finden. Eventuell ist daher auch der Xanthopulos zugeschriebene Pinax gar nicht sein Werk. 8 Beide Scholien finden sich ebenso im Codex Laurentianus Plut. 69, 5, f. 203v und 204r; ὡραῖον ebenso ohne Akzente! Im Laurentianus Plut. 70, 23 hingegen nur teilweise und verkürzt (f. 21v). Zu den Hss. siehe Fußnote 7.
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147, 301A]) | σκεπτέον τοίνυν, πῶς ἡ τῆς συνόδου προσφώνησις τῆς θείας θεώσεως (?) τοῦτον καταξιοῖ … μεγαλοπρεπῶς αὐτίκ᾿ ἐμνημόνευεν.9 f. 261r (f. 261v leer; Lageneinheit wegen Verstümmelung zum Falz nicht klar) ist eine spätere10 Dublette (zu f. 236r) von einer neuen Hand C1; Hand C hatte den Text dieser Seite schon geschrieben (Heft C) und daran weitere Texte aus der Kirchengeschichte des Theodoros Ana gnostes angeschlossen (ff. 236–240v). Die Parallelseite von Hand C wurde auf f. 236r von Hand C1? durchgestrichen.
Heft C (ff. 203–241; ursprüngliche mit Heft B eine Einheit, Lage ist durcheinandergeraten)
Kopist: Text von den Händen C und D | Ergänzungen: Hände D, A1, A2, H Lagengliederung: siehe bei Heft B Inhalt: Exzerpte aus Kirchengeschichten (Josephus, Eusebios, Theodoros Anagnostes; Notizen aus Photios, Bibliotheke zu Kirchengeschichten Anmerkung: Die Haupthände dieses (ursprünglich eine Einheit mit Heft B bildenden) Heftes sind C und D. Hand C schloss zunächst mit ff. 236v–240v an f. 260v von Heft B (Philostorgios-Exzerpte) an; f. 236r enthält das Ende des Philostorgios-Teiles, das von Heft B gelöst und dort von Hand C1 auf dem Zusatzblatt f. 261r ergänzt wurde. Auf f. 236r wurde diese von Hand C geschriebene Seite in roter Tinte (von Hand C1?) durchgestrichen. Auf f. 236v wurde zum Titel in Rottinte der Hand C (ἐκλογαὶ ἀπὸ τῆς ἐκκλησιαστικῆς ἱστορίας Θεοδώρου ἀναγνώστου βιβλίον πρῶτον) marginal von Hand D (wie bei ff. 154v und 212r) die Autorschaft hinzugefügt: ἀπὸ φωνῆς (φ ex ν? corr.) Νικηφόρου Καλλίστου τοῦ Ξανθοπλ.11 An Hand C schließt noch auf f. 240v in der unteren freien Hälfte wohl Hand A1 in einem etwas kursiveren Duktus als in dem Pinax auf ff. 1r–8r an, es folgen bis f. 241v Exzerpte aus Photios, Bibliotheke, Cod. 41–42 (Kirchengeschichte des Ioannes aus der Ägäis und des Basileios aus Kilikien) und eine Beschreibung einer anonymen Kirchengeschichte. Titel in Rottinte waren nach dem Freiraum offensichtlich vorgesehen, fehlen aber. Eine weitere Texteinheit setzt auf f. 212r (bis 224r) von Hand C ein: Eine Sammlung verschiedener (Kirchen)geschichten, beginnend mit Eusebios und fortgesetzt mit Theodoros Anagnostes: συναγωγὴ ἱστοριῶν διαφόρων ἀπὸ τῆς κατὰ σάρκα γεννήσεως κυρίου καὶ ἑξῆς τὴν ἀρχὴν ἔχουσα ἀπὸ τοῦ πρώτου λόγου τῆς ἐκκλησιαστικῆς ἱστορίας Εὐσεβίου τοῦ Παμφίλου (Titel in Rottinte von Hand C); dazu ergänzte wieder Hand D marginal in roter Tinte: ἀπὸ φωνῆς Νικηφόρου Καλλίστου τοῦ Ξανθοπλ. In diesem Abschnitt arbeitete Hand C mit Hand A2 (ff. 219r Z. 2–Ende, 221r Ζ. 1–23) zusammen. Die letzte Seite (f. 224r, Verso leer) ist von Hand D geschrieben, es handelt sich wie bei f. 261 um eine hinzugefügte Ersatzseite (Kopie von f. 205r mit den Korrekturen von Hand H). Die Rottintentitel und Marginalien in diesem Teil der Hand C wohl alle von der
9 In der freieren Formulierung des Nikephoros Xanthopulos, HE 17, 31 (147A): Ἀλλὰ καὶ τὰ πρακτικὰ τῆς αὐτῆς συνόδου, ἡνίκα μνείαν ἐκείνου δέοι ποιῆσαι, ἀεὶ τὸν ἐν ἁγίοις Ἰουστινιανὸν λέγουσιν· ἐν οἷς καὶ σχόλιον εὗρον, ὅτιπερ καὶ Ἰωάννης ὁ τοῦ Χαλκηδόνος ἐπικληθεὶς τὸν τῆς βασιλίδος θρόνον διέπων, ἐπὶ τῶν ἡμερῶν Ἀλεξίου τοῦ Κομνηνοῦ, ἐν αὐτῷ τῷ τεμένει τῆς τοῦ Θεοῦ Λόγου Σοφίας, κατέτος μεγαλοπρεπῆ ἐποίει τούτῳ μνημόσυνα (πανδήμου τελουμένης τούτῳ τῆς πανηγύρεως). 10 Darauf deutet auch eine Auslassung hin, die sich umgekehrt (Ergänzung) nicht erklärt; vgl. auch de Boor, Kenntnis (wie oben Fußnote 3) 492. 11 Zur Autorschaft kritisch de Boor, Kenntnis (wie oben Fußnote 3) 490, der auf eine vorangehende epitomierte Exzerptsammlung hinweist (auch bei Theophanes verwendet).
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Schreiberhand, mit Ausnahme der Marginalien auf ff. 216r und 220r von Hand H (darunter auf f. 216r der Hinweis auf das Werk des Philippos von Side12). Daran muss sich einst f. 205r angeschlossen haben, denn diese Seite enthält von Hand C genau dieselbe Endseite, die man nach f. 223v erwarten würde. Auf diesem f. 205r brachte Hand H in ihrer typischen Form und Tinte Korrekturen an, die bei der Abschrift von Hand C1 (Hand F? nach Wilson) auf f. 261r schon berücksichtigt sind. Auf f. 205v beginnt eine Josephus-Einheit,13 wo Hand C wieder (sehr wahrscheinlich) mit Hand A2 (ff. 207v–208r, im Duktus wie auf ff. 40–41) zusammenarbeitet. Hand C gab am Ende von f. 205r auch noch den Titel der folgenden Texteinheit in roter Tinte an: Χριστὲ προηγοῦ | ἐκλογαὶ ὅσαι ἔδοξαν ἀναγκαῖαι εἶναι ἀπὸ τῆς ἀρχαιολογίας Ἰωσήπου, βιβλίον πρῶτον, ab f. 205v wurden diese Exzerpte dann – mit kleinen Unterbrechungen – bis f. 210v von C geschrieben (Rottintentitel von Hand C). Auf f. 205v ergänzte dazu Hand C14 (vgl. den Duktus der Marginale auf f. 170v) marginal in Rottinte und engerem Duktus erneut den Titel (nachdem das gesamte f. 205r mit den Ergänzungen der Hand H durchgestrichen worden war): ἐκλογαὶ ἀπὸ τῆς ἀρχαιολογίας Ἰωσήπου, αἱ χρήσιμοι ἐκλεγεῖσαι παρὰ Νικηφόρου Καλλίστου τοῦ Ζανθοπλ (sic). Wichtig war der Hand also die zusätzliche Ergänzung der Autorschaft des Xanthopulos. Auf f. 211r ergänzte Hand D das Ende des Josephus-Exzerptes und darunter fügt Hand H einen erklärenden Stammbaum zum Thema ein (passend zu Xanthopulos, HE I 6 [95–98 Berger]) und II 4 [173—174]). Hand D (ff. 225r–235r) arbeitete für eine Exzerptsammlung aus Theodoretos von Kyrrhos alleine ohne Mitwirkung eines anderen Kopisten (einzig auf f. 225r finden sich kleinere Korrekturen von der Rottinte), auch der Rottitel auf f. 225r stammt von Hand D: ἐπιτομὴ τῶν εἰρημένων Θεοδωρίτῳ ἐν τῇ παρ’ αὐτοῦ συγγραφείσῃ βίβλῳ τῆς ἐκκλησιαστικῆς ἱστορίας ἐν πέντε τόμοις,
12 Siehe dazu (mit weiterer Literatur) K. Heyden, Die Christliche Geschichte des Philippos von Side. Mit einem kommentierten Katalog der Fragmente, in M. Wallraff (Hrsg.), Julius Africanus und die christliche Weltchronistik. TU, 157. Berlin 2006, 209–243, hier 214–215 mit Abb. 2a. 13 Siehe dazu A. Berger, Nikephoros Kallistu Xanthopulos und die jüdische Geschichte, in A. Berger / S. Mariev / G. Prinzing / A. Riehle (Hrsg.), Koinotaton Doron. Das späte Byzanz zwischen Machtlosigkeit und kultureller Blüte (1204–1461). Berlin / Boston 2016, 1–15. 14 de Boor, Kenntnis (wie oben Fußnote 3) 486, sieht als Schreiber des marginalen roten Titels die Hand der Dublette von f. 224r (alsο Hand D) an. Derselbe gedrängtere Duktus findet sich aber bei Hand C auch marginal etwa auf ff. 170v, 174r, 176v, 177r (Zwischentitel), 179v, 182v, 183r sowie bei dem Scholion auf f. 237r, freilich dort mit einer Besonderheit: Das Scholion am rechten Rand (οὗτος οὐδέν[α?] ἐχειροτόν τὸν τῆ [?] ψαλτην [?, korr. zu ψαλτρ´(την)] μὴ γινώσκοντα) wurde korrigiert noch einmal in roter Tinte offensichtlich von einer anderen Hand (H?) am unteren Rand notiert (mit demselben Verweiszeichen): οὗτος οὐδένα ἐχειροτόνει τὸ ψαλτήρ μὴ γινώσκοντα. Bei Theodoros Anagnostes lautet die Stelle in II 381 (G. C. Hansen, Theodoros Anagnostes. Kirchengeschichte. GCS NF, 3. Berlin 1995 [Nachdr. 2009], 107, 19–20): πολλὰ ἦσαν τὰ Γενναδίου κατορθώματα, καὶ οὐδένα ἐχειροτόνει ποτὲ ἐπὶ χρήμασιν οὐδὲ τὸ ψαλτήριον μὴ γινώσκοντα. Xanthopulos übernahm die Stelle folgendermaßen in HE XV 23 (PG 147, 68B): Ὁ αὐτὸς δὲ οὐδένα ἐχειροτόνει Γεννάδιος, μὴ τὸ ψαλτήριον πρότερον διὰ στόματος φέροντα. P. Golitsis, Nicéphore Calliste Xanthopulos, élève de Georges Pachymère. TM 24/1 (2020: M. Cronier / B. Mondrain [ed.], Le livre manuscrit grec : écritures, matériaux, histoire. Actes du IXe Colloque international de Paléographie grecque Paris, 10–15 septembre 2018), 305–315, hier 311–312, sieht die Marginalhand von 205v als Hand H = Xanthopulos an (korrekt steht hier aber Ζανθόπολος!).
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ἀπὸ φωνῆς Νικηφόρου Καλλίστου τοῦ Ξανθοπλ15 (Hand D ist aber auch für die entsprechenden Ergänzungen in Rottinte zu den Titeln auf ff. 154v, 212r und 236v verantwortlich).
Heft D (ff. 262–269)
Kopist: Hand F Inhalt: Der Quaternio enthält Texte, die dem Thema Rehabilitierung des Ioannes Chrysostomos sowie generell dem Exil (dazu auch Johannes auf Patmos) gewidmet sind, die teils in der HE des Nikephoros direkt übernommen sind. Bemerkenswert ist die Sammlung zeitgenössischer Patriarchenentscheidungen (ff. 265v–266r: Manuel II., 10. Juli 1250 [Laurent, Reg. 131616]; ff. 266r–268v: Germanos III., Mai 1265, fehlt bei Laurent, Reg.) gefolgt von einer Liste versetzter Bischöfe aus Sokrates HE VII 36–37 (ff. 268v– 269v). Anmerkung: Diese Hand F für ein Dossier, für das offenkundig auch Kanzleibestand ausgehoben wurde (Patriarchendokumente), dürfte einem Kanzleiumfeld entstammen. Dafür spricht nicht nur ein mit zeitgleichen Dokumenten der Patriarchatskanzlei vergleichbarer Duktus, sondern auch Eigentümlichkeiten wie die für die Kanzleien typische Verbindung von λογ (z. B. auf f. 262r, Z. 6 λογισμοῖς oder letzte Zeile letztes Wort λόγον). Von den hier zusammengetragenen Texteinheiten hat Xanthopulos den Briefwechsel des Patriarchen Attikos von Konstantinopel und Kyrillos’ von Alexandria (ff. 262rv, 262v–263r, 263r–264r) in HE XIV 26–27 (26: 262rv + 262v–263r = PG 146, 1137D–1141B, 1141C–D; 27: 263r–264r = PG 146, 1144A–1149C) wörtlich übernommen und Beispiele aus Sokrates, HE VII 36, 1–37, 19 (384, 17–387, 25 Hansen17) mit drei weiteren Exzerpten (darunter ein Scholion zu Kanon 1 von Sardika: ff. 268v– 269v, Z. 19 παραδείγματα ἐκ τῆς ἐκκλησιαστικῆς ἱστορίας τοῦ Σωκράτους, δι᾿ ὧν κατασκευάζει ἀκώλυτον τὴν ἀπὸ θρόνου εἰς θρόνον μετάθεσιν εἶναι, καὶ μάλιστα τὸν σχολάζοντα; f. 269v, ab Z. 19) in XIV 39 (περὶ μεταθέσεων ἀπὸ θρόνου εἰς θρόνον, ὅτι ἔθος τοῦτο ἄνωθεν ἐκκλησιαστικὸν καὶ οὐδὲν τῇ ἐκκλησιαστικῇ εὐταξίᾳ λυμαίνεται τοῦτο, μόνον καλῶς καὶ ὡς χρὴ γινόμενον) verarbeitet (PG 146, 1189A–1200B). Unter den Varia minima findet sich auch eine Passage zur Verbannung des Evangelisten Johannes auf f. 264v (σημείωσαι, ὅτι καὶ προεφήτευσεν ὁ μέγας Διονύσιος … καὶ Κλήμης ἐν τῷ „τίς σωζόμενος πλούσιος“, vgl. Xanthopulos, HE III 11 [276, Z. 30–36 Berger]).
Heft E (ff. 270–277)
Kopist: Hand G; Textkorrekturen ff 272r–276r, 277r von anderer Hand Inhalt: kirchenrechtlicher Schwerpunkt, hier zum Thema ungerechtfertigte Absetzung von Patriarchen; dazu Liste der abgesetzten Patriarchen und Kanones zur Klerikerabsetzung.
15 de Boor, Kenntnis (wie oben Fußnote 3) 484–485, der hier ebenso die Hand des Schreibers annimmt, sieht diese Passage, die dem Titel der Exzerptsammlung des Philostorgios auf f. 243r, ἐκ τῶν ἐκκλησιαστικῶν ἱστοριῶν Φιλοστοργίου ἐπιτομὴ ἀπὸ φωνῆς Φωτίου πατριάρχου. nachgebildet ist, als Ursache für „verfälschende“ Autorenzuweisungen an Xanthopulos durch einen Nikephoromanen. 16 V. Laurent, Les regestes des actes du patriarcat de Constantinople. Vol. 1: Les actes des patriarches, fasc. IV: Les regestes de 1208 à 1309. Paris 1971, 123–125. 17 G. Ch. Hansen, Sokrates, Kirchengeschichte. GCS NF, 1. Berlin 1995. Dann folgt am Ende auf f. 269v noch ein σχόλιον εἰς τὸν πρῶτον κανόνα τῆς ἐν Σαρδικῇ συνόδου· σημείωσαι, ὅτι οὐ μετατίθεσθαι φησὶν ὁ κανών, ἀλλὰ μεθίστασθαι …
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Anmerkung: Der Text unterlief einen Korrekturdurchgang mit Verbesserungen und marginalen Zusätzen; diese stammen von anderer Hand, die wenigen Buchstaben erlauben aber keine Identifizierung (es scheint nicht Hand H zu sein).
Heft F (ff. 278–292)
Kopist: Hand H | Ergänzung Hand C (f. 281v, Z. 1 bis Seitenende) Inhalt: Sammlung von Texten mit Schwerpunkt auf der Biographie Christi (Hippolytos; Chronotaxis; Eusebios) und den Aposteln sowie Schülern ([Ps.-]Epiphanios, Ps.-Dorotheos) bzw. den nachfolgenden Bischöfen / Patriarchen von Konstantinopel (Dorotheos, Xanthopulos). Anmerkung: Diese „Gebrauchsschrift“ legt keinen Wert auf ästhetischen Eindruck; auch die Rottintentitel und Marginalien stammen von der Texthand H. Der Text setzt verstümmelt ein, auf f. 278v beginnt zunächst (mitten im Text) ein Exzerpt aus Georgios Synkellos über Artaxares = Georgios Synkellos 440, 17 – 441, 418: λέγουσι δὲ τὴν τοῦ Ἀρταξέρξου μητέρα … Ἀλεξάνδρου τοῦ τῆς Μαμμίας ἀρξάμενος. Hand H tritt auch in Heft B+C ergänzend oder korrigierend zu Hand C auf; ebenso scheint hier auf f. 281v Hand C von Hand H den Text übernommen (Z. 1). Hegesippos-Exzerpte aus der Chronik des Eusebios (HE II 23, 3–18 [166–170]19) werden auf f. 279v übertitelt: ἀπὸ τῆς χρονικῆς ἱστορίας Εὐσεβίου τοῦ Παμφίλου ὡς ἀπὸ φωνῆς Ἡγησίππου ἀρχαίου συγγραφέως ἐπὶ τῶν ἁγίων ἀποστόλων ἀκμάζοντος, ἐν οἷς ἐπιφέρει περὶ τοῦ μαρτυρίου τοῦ α´ ἀποστόλου Ἰακώβου τοῦ δικαίου καὶ ἀδελφοθέου. Das auf f. 282r angereihte anonyme Exzerpt zum physischen Erscheinungsbild übernahm Xanthopulos fast wörtlich in HE I 40 (161 Berger). Die Liste der Patriarchen von Konstantinopel, die Xanthopulos erstellt hat, trägt (wohl von anderer Hand!20) den Titel in Rottinte (f. 288r): Νικηφόρου Καλλίστου τοῦ Ξανθοπούλου εἴδησις ἀκριβεστάτη περι (sic) πάντων τῶν ἐν τῇ Κωνσταντινουπόλει ἐπισκόπων καὶ πατριαρχῶν.21
18 A. A. Mosshammer, Georgii Syncelli Ecloga Chronographica, Leipzig 1984. 19 E. Schwartz / Th. Mommsen / F. Winkelmann, Eusebius, Werke II 1: Die Kirchengeschichte. GCS NF, 6,1. Berlin 21999. 20 Selbst der kalligraphische Rottitelduktus von H passt nicht zu dieser Schriftform (vgl. auch Codex Vindobonensis phil. gr. 150, f. 1r). Denkbar und vergleichbar wäre auch hier der kalligraphische Duktus von Hand D wie bei den anderen Autorschaftsnotizen 21 Dieser Text findet sich von derselben Hand H ebenso im Codex Paris, BnF, ms. gr. 1630, ff. Cr–Iv (siehe dazu A. Berger, Apokryphen zum Neuen Testament bei Nikephoros Kallistou Xanthopoulos, in Th. Antonopoulou / S. Kotzabassi / M. Loukaki [ed.], Myriobiblos. Essays on Byzantine Literature and Culture. Byzantinisches Archiv, 29. Boston / Berlin / München 2015, 55–69, hier 56 Anm. 4) – wiederum ein Heftchen, das hier seinen Weg als Schutzlage zum Parisinus gefunden hat, in dem überwiegend Chariton (vom Hodegon-Kloster?) tätig war (s. dazu I. Pérez-Martín, Les Kephalaia de Chariton des Hodèges [Paris, BnF, gr. 1630], in P. van Deun / C. Macé [ed.], Encyclopedic Trends in Byzantium. Proceedings of the International Conference held in Leuven, 6–8 May 2009. Orientalia Lovanensia Analecta, 212. Leuven / Paris 2011, 361–385; allerdings überliefert der Parisinus die Pa triarchenliste in einer Kurzform, fast nur auf die Regierungsdauer beschränkt; siehe auch Golitsis, Nicéphore [wie oben Fußnote 14] 311). Im Parisinus schreibt H diese Passage im „scholarly“ Duktus. Die Zusätze im Baroccianus (Orthodox, Kakodox) überliefert der Parisinus nicht. Hingegen ist Xanthopulos’ Liste der Kaiser in Zwölfsilbern (ff. 45v–46r) nicht von dieser Hand geschrieben (siehe dazu S. Kotzabassi, Die Kaiser- und Patriarchenliste des Nikephoros Xanthopoulos, in: Ch. Gastgeber / S. Panteghini, Ecclesiastical History and Nikephoros Kallistou Xanthopoulos. Proceedings of the International Symposium, Vienna, 15th–16th December 2011. Veröffentlichungen zur Byzanzforschung,
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Ab Arsakios (f. 289r) wird von Hand H (?) mit einem spitzeren Schreibgerät marginal notiert, ob es sich um ὀρθόδοξοι oder κακόδοξοι handelt, dazu wurde ff. 289v–290r direkt über dem Namen hinzugefügt, ob der betreffende Patriarch ὀρθόδοξος, θεοπασχίτης, μονοθελέτης war. Gelegentlich hier von Hand H Korrekturen im Text, etwa zu den Namen: f. 290v: Ἀντώνιον … ὁ Kασσυματᾶς, γρ(άφε) καὶ Κασσιτα(η?)ρᾶς; Ἀντώνιος ὁ Καυλέας (supra lineam: Kαλε[ας]).
1.2 Analyse der Hände B (ff. 26r–39v, 42r–145v, 148r–151v)22 schrieb noch typisch in der Tradition des Beta-GammaStils, sehr unruhig; die Größenverhältnisse schwanken über die Zeilen hin mit betonten Ausbrüchen nach unten und oben in die Zeilenzwischenräume; dazu passen auch die immer wieder auftretenden Gitterelemente von Buchstaben mit betonter Vertikalhaste (Ι, Γ, Κ, Τ). Der Zeilenzwischenraum wird auch mit suprapositionierten Buchstaben und der ων-Abbreviatur bzw. dem Zirkumflex demonstrativ gefüllt. Insgesamt sehr unruhig. Durch die Fettaugen blubbert der Text dahin (z. T. auch Marginalien von derselben Hand in kleinerer Schrift). Im Duktus recht ähnlich dem Codex Vaticanus gr. 150 (Diktyon 66781) mit Eusebios’ Kirchengeschichte, den Xanthopulos benutzt haben dürfte,23 bzw. – dem Trend der Zeit folgend – dem Fragment einer Kopie der Kirchengeschichte des Sokrates aus Codex Laurentianus Plut. gr. 70, 7 (s. 10; Diktyon 16572) im Codex Barberinianus gr. 591 ab f. 23r (s. 13; Diktyon 65131). B1 (f. 119r Z. 16–20), als Ergänzungshand, ist zeitgleich zu Hand B anzusetzen und durch eine breite Spatiierung mit den Gitterelementen noch auffälliger, dazu betontes bauchiges Beta, das aber mit jenem dezenteren von B übereinstimmt. A1 (ff. 1r–8v, 240v–241v) übertrifft A2 und zeigt eine weitere Entwicklung, indem sich die Schrift ruhig auf der Zeile spatiiert. Die kleinen Fettaugenelemente wirken keinesfalls beunruhigend, gute Lesbarkeit ist erzielt, wiewohl immer noch mehrmals zu Abbreviaturen gegriffen wird. Ober- und Unterlängen sind reduziert, das Schriftband gleitet relativ ruhig dahin. A1 variiert auch gerne etwa bei ν: spitz unten zulaufend oder gerundet mit Abstrich links; καί-Abbreviatur (und ebenso ης-Abbreviatur). Zu seinen Charakteristika gehört ein geschlossenes Omega in herzähnlicher Form im Unterschied zum Duktus von Hand A2. Dieser Schreiber dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit derselbe sein, der in der Kanzlei des Patriarchen Niphon im April 131124 eine Bestätigung eines Chrysobullos Logos des Kaisers Andronikos II. Palaiologos von August 131025 für das Athos-Kloster Iviron geschrieben hat.26 Das Datum würde auch in den Zeitrahmen von Heft F (ca. 1307–1310, aufgrund des Wasserzeichens) passen.
37. Wien 2015, 125–140, hier 131–134). 22 Die Bezeichnung der Hände ist in der alphabetischen Reihenfolge von Wilson übernommen; Hand A1 und A2 werden getrennt; Hand C1 ist neu; Hand E fällt weg (= Hand D). 23 Vgl. Berger, Nicephori Historia ecclesiastica (wie oben Fußnote 2) 25–26. 24 J. Darrouzès, Les regestes des actes du patriarcat de Constantinople, vol. I: Les actes des patriarches, fasc. V: Les regestes de 1310 à 1376. Paris 1977, 11–12 (Regest 2012). 25 F. Dölger, Regesten der Kaiserurkunden des Oströmischen Reiches von 565–1453, 4. Teil: Regesten von 1282–1341. München / Berlin 1960, 110–120 (Regest 2626). 26 Siehe zum Text mit Abbildung F. Dölger, Aus den Schatzkammern des Heiligen Berges. 115 Ur-
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A2 (ff. 9r–24v; [Wilson Hand A1:] 25rv, 26rv [?auf restauriertem Papier Textnachtrag], 40r– 41v; 146r–147v, 152r–153v; 219r Z. 2–Ende, 221r Z. 1–23, 207v–208r) zeigt die Adaptierung der Fettaugenmode in eine neue kalligraphische Schriftform, in der die Fettaugenelemente gemäßigt und in ein ästhetisches Gesamterscheinungsbild eingefügt werden, wie dies etwa meisterhaft in Konstantinopel Michael Klostomalles (1311–1342 für Urkunden der Kaiserkanzlei bezeugt27) umgesetzt hat. Eine Ebenmäßigkeit der Buchstaben wird erzielt, ein Ausbrechen in Ober- und Unterzeile vermieden, dennoch wird durchgehend in einem harmonischen Wechsel mit Fettaugen vs. Kleinrundkörper gespielt. Abbreviaturen werden fast gänzlich vermieden ebenso wie die ausfahrenden Zirkumflexe (oder ων-Kürzungen). Insgesamt aber noch etwas gedrängt, die Ruhe eines Klostomalles ist noch nicht erreicht, die Schrift ähnelt eher dem Duktus des Georgios Bullotes (1298–1328 für Urkunden der Kaiserkanzlei bezeugt28). Charakteristisch sind generell die leichte Rechtsneigung, weiters die καί- und ης-Abbreviatur, die mit einer betonten Rundung über den Nucleus (c) zum Akzent oder nächsten Buchstaben geführt wird; Beta hat eine prägnante Majuskelform mit einem hervorstehenden unterem Bauch, dessen abschließender Strich nach oben zum Vertikalstamm geführt wird; Delta setzt die erste Vertikalhaste rechts am oder zur Mitte des unteren Rundkörper(s) an; sie verläuft entweder gerade nach oben oder leicht nach rechts geneigt, wird aber an Höhe nie besonders betont, von der oberen Spitze geht die Haste nach Krümmung wieder im Winkel von ca. 45° zum nächsten Buchstaben über; Eta erscheint in der Minimalform eines gepressten Majuskelbuchstabens, die rechte Vertikalhaste kann länger unter die Grundzeile geführt sein; spitz nach unten zulaufendes Minuskel-Ny (entweder spitzwinkelig oder mit einem Abstrich nach unten); alleinstehend setzt ξ mit einer Rundung oben an, die folgenden beiden waagrechten Teile sind betont, daran schließt ein etwas kürzer Abschwung nach rechts an; in Buchstabenkombination (εξ) werden die drei Rundelemente geradezu symmetrisch aufgebaut: oben und unten größer, in der Mitte kleine verbindende Rundung; Tau wird mit der Schlingenform zwischen Horizontal- und Vertikalhaste verwendet. Fettaugen sind andeutungsweise bei den Rundelementen im Schriftband (α, ο, σ, φ, etwas herausragend β) vorhanden. Hand A2 arbeitet in Heft C mit Hand C zusammen, indem es innerhalb zweier Texte zu Handwechsel kommt: C: 205r–207r, A2: 207v–208r, C: 208v–210v (Iosephus-Exzerpte) | C: 216v–219r Z. 2, A2: 219r Z. 2–Ende, C: 219v–220v, A2: 221r Z. 1–23, C: 221r Z. 23–224r (Theodors AnagnostesExzerpte). A2 bewahrt zwar generell seinen Duktus, zeigt hier aber auch Abweichungen von seinen Charakteristika in Heft A (in Heft C allerdings auch deutlich schneller und damit „unkontrollierter“ tätig): z. B. endet bei καί der linke Abstrich nach oben etwa an der Höhe von c, β erscheint in der Form mit kleinen Lappen oben und unten. C (ff. 154v–202v, 243r–260v, 236r–240v, 212r–219r Z. 2, 219v–220v, 221r Z. 23–224r, 205r– 207r, 208v–210v, 281v Z. 1–Seitenende) zeigt noch die Unruhe früherer Zeiten in seiner Schrift. Aus dem Schriftband vor allem nach oben ausbrechende Buchstaben verstärken diesen Eindruck (dazu passen auch Alpha mit ausfahrender Querhaste von links oben nach rechts unten und δ mit
kunden und 50 Urkundensiegel aus 10 Jahrhunderten. München 1948, 105–110 (Nr. 37, nach der Kopie des Patriarchen); J. Lefort / N. Oikonomidès / D. Papachryssanthou / V. Kravari / H. Métrévéli, Actes d’Iviron III de 1204 à 1328, édition diplomatique. Archives de l’Athos, 18. Paris 1994, 180–187 mit Tafeln XXXVIb–XXXVII. 27 E. Lamberz, Georgios Bullotes, Michael Klostomalles und die byzantinische Kaiserkanzlei unter Andronikos II. und Andronikos III. in den Jahren 1298–1329, in B. Mondrain (ed.), Lire et écrire à Byzance. Paris 2006, 33–48, hier 44–46. 28 Ebd., 34–44.
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betonter Rundung nach links oben). Die Gitterelemente Γ, Ι, Τ, Κ stützen die unruhige Schrift. Die Fettaugen sind bereits auf ein ästhetisiertes Maß reduziert, treten vor allem bei σ auf. Der Schreiber hat Mühe, den Zeilenverlauf gerade zu halten und wandert gelegentlich etwas schräg zum Blattrand hin. Suprapositionen und Abbreviaturen sind sehr stark in Anwendung. Auf f. 154v ist das Verhältnis von Buchstaben im Schriftband zu oberzeiligen Buchstaben fast 1:3, im sonstigen Text variabel zwischen 1:2 bis 1:3. Charakteristisch: Majuskel-Gamma mit minimalem Abstrich nach oben am Ende der Horizontalhaste; K mit leicht gerundeten Querhasten, wobei die obere Haste etwas breiter ausschwingt, die untere in einem spitzeren Winkel; Τ mit Ansatz der Vertikalhaste in der Mitte der Horizontalhaste (neben Varianten von Tau); καί-Abbreviatur gewöhnlich in der Form eines c mit einer von unten zur Grenze der Oberlänge gezogenen Rundung, die nicht über den Scheitel von c gezogen wird, sondern links kurz vor der Mitte von c endet; Zirkumflex in kleiner Tilde-Form und in der Regel über dem nachfolgenden Konsonanten (sofern vorhanden). C arbeitet auch mit Hand H auf f. 281v zusammen: vermutlich in Zeile 1 übernimmt C und schreibt den Text bis zum Seitenende. C1 (f. 261r, Ergänzungshand [Wilson Hand F?]; Rottintenergänzungen im Text und marginal in Heft A zu Hand A1 ff. 2v–8v) mit charakteristischer καί-Abbreviatur (mit betonter Krümmung, gelegentlich in Kombination mit dem Gravis, daher oben spitzhackiger Abschluss) und ebenso charakteristischer ῆς-Abbreviatur in Kombination mit dem Zirkumflex. Die Hand ergänzt auf f. 261r das Ende der Philostorgios-Exzerpte, das vom Schreiber des Philostorgios-Komplexes, Hand C, selbst schon geschrieben war, und zwar als erstes Blatt eines weiteren Arbeitseinsatzes des Kopisten C (f. 236r, reicht bis 240v und übergibt dann an Kopisten A1). Auf f. 236r ist derselbe Text mit roter Tinte durchgestrichen; es könnte sich um dieselbe (eine Nuance hellere) rote Tinte handeln, mit der C1 seinen Text auf. 261r abschließt. D (ff. 224r [Wilson Hand C], 225r–235r [Wilson Hand E]; [Ergänzung:] 211r; [Autorschaftsergänzungen im Titel:] ff. 154v, 212r, 236v, 288r?29) hält sich eher bescheiden und ruhig im Schriftband, sprengt es aber durchgehend mit Oberlängen und Unterlängen, auf Klarheit und einigermaßen gute Spatiierung ausgerichtet, der Duktus ist nicht so gepresst und unruhig wie bei Hand C. Liebt gelegentliche Fettaugen bei ο, σ und φ, sonst aber diesbezüglich zurückhaltend. Charakteristisch: εξ recht gepresst; ι wird nach Konsonanten gerne als gerundeter Abschwung nach unten direkt an den vorangehenden Konsonanten angehängt (C bevorzugt das Gitter-Iota); bei Majuskel-K wird die obere Querhaste betont breit nach oben gezogen (wie bei C); bei π wird die Vertikalhaste über den beiden Rundungen von rechts nach links gerne besonders betont nach links geführt und im spitzen Winkel wieder zurückgeführt.
29 All diese Hinweise zur Autorschaft des Xanthopulos sind m.E. Ergänzungen zu von Hand C (287v: von Hand H nach dem auffälligen kalligraphischen Duktus) geschriebenen Titeln; theoretisch könnte in den ersten drei Fällen für diese Ergänzungen auch Hand C selbst in Frage kommen: Eine Nähe zu seinem Duktus bieten kalligraphische Marginalien in roter Tinte zu ihren Texten (vgl. etwa f. 175r). Die hier vorgetragene Präferenz für D ergibt sich aus dem ἀπὸ φωνῆς-Vermerk im Titel der Hand C auf f. 225r. Hinzu kommt, dass für die Zusätze offensichtlich ein spitzeres Schreibgerät als für die Resttitel verwendet wurde. Wenn man bei ff. 212r und 236v die Randplatzierung mit geringem Platz beim Rottitel und notwendigem Ausweichen an den Rand erklären möchte (wo dann der ἀπὸ φωνῆς-Vermerk in einem anderen Duktus eingefügt wurde), so gilt dies nicht für f. 154v: Der Titel war mit Kreuzen als Zeilenfüller abgeschlossen eingetragen, für den ἀπὸ φωνῆς-Hinweis wurde ein Abschlusskreuz für den Buchstaben τ(οῦ) zweckentfremdet.
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Hinzuweisen ist auch auf eine gewisse Nähe zwischen C und D. Wiewohl das gesamte Erscheinungsbild prima vista unterschiedlich ausfällt, sieht man im Detail, dass C die gedrängtere Version von D ist. Ich nehme daher – wie Wilson – zwei getrennte Schreiber an, die aber offensichtlich in einem Nahverhältnis stehen. Den ästhetischeren Eindruck erzielt D durch die Spatiierung. Auf ff. 225r–235r schreibt Hand D vermutlich mit spitzerem Schreibgerät und liebt eine stärkere Linksbewegung (bei α und δ) als Gegenstrom zum Duktus; stimmt in den Charakteristika mit C überein, ist aber bei weitem ruhiger, trotz der gelegentlichen Ausbrüche aus dem Schriftband. Vor allem wird auf gute Spatiierung und klare Lesbarkeit der Buchstaben Wert gelegt, was aber nicht davon abhält, ebenso den Zeilenzwischenraum mit suprapositionierten Buchstaben und Abbreviaturen zu füllen. Ebenso wie C wird die Zeile nicht waagrecht gehalten, sondern die Hand gleitet nach rechts hin ab. F (ff. 262r–269v [Wilson: eventuell identisch mit Hand von ff. 225r–235r (Wilson Hand E) und f. 261r (Wilson Hand F?)]) dürfte in Kanzleitradition stehen. Man vergleiche damit etwa die zeitgleiche Hand K130 unter dem Patriarchen Ioannes XIII. Glykys (1315–19). Die Fettaugenmode ist definitiv überwunden, gerade noch bei Majuskel-Beta und einem ganz selten aufblubbernden o oder σ sieht man noch leichte Nachwirkung. Insgesamt auf Klarheit und relativ gute Spatiierung bedacht. Dem offensichtlich schnellerem Duktus (im Kanzleigebrauch typisch) sind gewisse Unregelmäßigkeiten geschuldet und eine Vernachlässigung eines ästhetischen Gesamteindruckes. Der Schreiber nützt den Zeilenzwischenraum zwar für Suprapositionen, ist aber sehr zurückhaltend bei Abbreviaturen. Eine gewisse Unruhe ist allenthalben beobachtbar, so variieren die Buchstaben auch konsequent in ihrer Größe. Charakteristisch für Hand F ist die καί-Abbreviatur mit steil nach oben gezogenem Abstrich von c auf der Grundzeile, weiters β in der Majuskelform mit fast gleich großen, betonten Bauchungen und ἐπὶ mit waagrechtem Überstrich, der links spitz zuläuft von der im spitzen Winkel herabgezogenen Ansatzhaste oder mit einer kleinen Rundung links beginnt und dann nach rechts über dem Nucleus zum folgenden Iota geführt wird. Die Schrift wird getragen von Gitterelementen, vorrangig Majuskel-Gamma, -Kappa und -Tau, aber auch Iota stützt aus dem Schriftband herauswachsend. G (ff. 270r–277v) zeigt den neuen Schreibstil, wie er durch Michael Klostomalles kultiviert wurde, in perfekter Beherrschung, wobei bei Hand G im Gegensatz zu Klostomalles das Fettaugenelement noch stärker betont wird, aber die Schrift ist klar lesbar mit ausreichender Spatiierung, fast schon übertrieben breit. Immer wieder blubbert ein Fettauge aus der Zeile, sonst sehr diszipliniertes Schriftband mit ästhetischem Gesamteindruck. Abbreviaturen stark reduziert, auch der Zeilenzwischenraum nur sporadisch mit Suprapositionen befüllt. Aus der früheren Mode übernimmt der Schreiber die gelegentliche Inklusion von Buchstaben in Fettaugenteilen und auch die weit ausfahrenden ων-Abkürzungen. Bemerkenswert ist die Hervorhebung durch eine gelbliche Grundierung bei Quellangaben. Sehr langer Gravis (bedeutend länger als Akut) und α mit langer Querhaste bringen in den grosso modo aufrechten Duktus der Hand eine gewisse Gegenbewegung ein. Bemerkenswerterweise verwendet G für die Initialen keine Rottinte, diese sind vermutlich in der Schriftfarbe des Textes mit einem spitzeren Schreibgerät geschrieben. Auch der Titel auf f. 270r ist in Tintenfarbe und Duktus des Textes geschrieben.
30 H. Hunger / O. Kresten, Das Register des Patriarchats von Konstantinopel, 1. Teil: Edition und Übersetzung der Urkunden aus den Jahren 1315–1331. CFHB, 19/1. Wien 1981, 66–67 mit Abb. 1–4.
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H (278r–292v [f. 281v Zusammenarbeit mit Hand C]; [Marginalien:] ff. 43r, 113v? [zu Z. 15–16], 153r, 193r, 216r, 220r, 222r? [nur roter σημείωσαι-Vermerk], 237r? [unterer Rand]; [Ergänzungen:] 10v? [Anrufung], 153v [Endtitel in roter Tinte zum Abschluss des Sozomenos-Teiles], 154v? [τέλος-Zeile], 205r, 211r), eventuell Nikephoros Xanthopulos (vgl. unten Kapitel 1.4) tritt in zwei recht unterschiedlichen Duktusvarianten auf: (I) als „scholarly hand“ (ff. 205r und 211r [Ergänzungen], 278r–281r: ab f. 280r werden die Zeilen langsam luftiger, damit können im schnellen Duktus einige Buchstabenformen noch weiter ausfahren [f. 281v übernimmt Hand C]; 282r–286v [auf 282v bemerkenswertes Abgleiten der Zeilen; auf f. 283r wieder bedeutend breitere Schrift und luftiger geschrieben; untere zwei Drittel von f. 283v leer; auf f. 284r neuer Einsatz]; 290v [untere Hälfte langsamer Übergang zum kursiveren Duktus, teils auch schon f. 291r ab Z. 11 von unten]–292v): enge, gedrängte Schrift, trotzdem gut lesbar, da Abbreviaturen mit Maß eingesetzt werden. Sehr große Unruhe auf der Zeile, das Schriftband bewegt sich auf und ab, in Spielereien wie Fettaugen wird gar keine Zeit investiert, die Rundelemente verkümmern eher; nur Beta hat eine recht charakteristische Form: die beiden Rundungen rechts sind nur durch eine minimale Verbindung vereint und erscheinen wie ein eine einheitliche Rundung mit einem kleinen nach innen gerichteten Strich beim Kontakt; Tau passt sich dem schnellen Duktus und der Haltung des Schreibgerätes an und beginnt in der Regel mit einem steil nach oben ansetzenden Anstrich, an dem rechts die Vertikalhaste ansetzt. ῆς ist im schnellen Duktus ebenso mit dem Ausschwung nach rechts gerichtet. (II) Ruhigerer, „bemüht kalligraphischerer“ Duktus (287r–288r Mitte, etwas belebter dann 288r Mitte–290v [ab f. 290r schleichender Übergang zum „scholarly“ Duktus] und bei Zusätzen auf f. 10v? und 153v): Die große Unruhe tritt hier deutlich zurück (dazu mag vielleicht auch ein breiteres Schreibgerät beigetragen haben), allerdings zeigt die Schrift immer wieder eine Tendenz hin zur kursiveren Variante, so dass eine klare Trennung oft nicht möglich ist; Fettaugen sind nicht präsent; das typische Beta wird generell in die Zeile gepresst und variiert mit einem Majuskelbeta mit wohlgeformter unterer Bauchrundung. Die allgemeine Rechtsneigung der Schrift des kursiveren Stils ist aufgegeben. Majuskel-Tau erhebt sich kaum aus dem Schriftband, und wenn, dann in der ruhigeren Form mit Ansatz der Vertikalhaste in der Mitte der Horizontalhaste; an den kursiveren Stil erinnert noch das Gitter-Gamma und die typische ῆς-Abbreviatur. Der Titel (f. 288r, Z. 17–18) zur Liste der Bischöfe und Patriarchen von Konstantinopel mit Erwähnung des Autors Xanthopulos (vgl. oben in der Tabelle) in einer besonderen kalligraphischen Form scheint nicht von Hand H geschrieben zu sein; vielmehr ist dieser Titel in den Zeilenzwischenraum hineingepresst und, wie das Ausweichen vor ausfahrenden Buchstaben aus Zeile 19 deutlich macht, dass dieser Titel erst nachträglich eingefügt worden. Wo Hand G selbst den roten Titel schreibt, harmoniert dieser mit der Textschrift (vgl. etwas ff. 278r–282r).
1.3 Das Dossier und die Arbeitsgruppen Aus der Analyse der Schreibereinsätze lässt sich nun folgende Arbeitsweise in der Arbeitsgruppe Xanthopulos rekonstruieren: 1. Xanthopulos las wichtige Werke, die er für sein eigenes Werk benötigte und fertigte davon in eigenen Worten (ἀπὸ φωνῆς) Exzerpte an bzw. indizierte sie. 2. Die Ergänzung der Autorschaft des Xanthopulos hat nicht immer ihre Berechtigung, sondern dürfte auch der Verehrung eines Bewunderers entsprungen sein; einige Exzerpte lassen sich nämlich in früherer Überlieferung bereits nachwei-
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sen – damit dürften diese Autorangaben eher nicht von Xanthopulos selbst stammen. Xanthopulos konnte bei seinem Projekt auf mehrere Schreiber zurückgreifen. Zwei zeigen sehr engen Bezug zur Patriarchatskanzlei (Hand A1 und F). Man darf daher mit aller Kautel annehmen, dass das Projekt HE zumindest von den Patriarchen Niphon (1310–14) und Ioannes XIII. Glykys gefördert wurde. Es gab bei der Arbeit in Hefteinheiten, die bei der Abschrift auch schon CodexUmfang erreichen konnten, eine gewisse Zusammenarbeit oder spätere Interaktion einiger Kopisten; dies ist bei den Heften A, B+C und F recht deutlich. Xanthopulos konnte auch auf Textlagen zurückgreifen, die offenbar nicht von seinem engeren Mitarbeiterkreis angefertigt wurden, sondern ihm irgendwie zukamen. Das betrifft im Baroccianus die umfangreiche Texteinheit der Historia ecclesiastica des Sozomenos (Heft A, eigentlich schon ein eigener Codex in 18 Lagen; als vorangestellte, nicht gezählte neue Lage 1 wurde ein eigener[?] Index ergänzt). Allerdings war der Text schon verstümmelt, weswegen er um die fehlenden Blätter ergänzt werden musste. Xanthopulos griff hierbei jedoch auf einen sehr rezenten Codex zurück, der selbst wohl erst nach der Rückeroberung Konstantinopels entstand und dessen Schreiber noch unter starkem Einfluss des Beta-Gamma-Stils stand. Möglicherweise ist auch Heft D als externes Dossier zu bewerten, das jemand aus dem Umfeld der Patriarchatskanzlei zu Fragen der Verbannung und Versetzung von Bischöfen auf Anfrage des Xanthopulos (?) mit Archivmaterial erstellt hat. Aus der Arbeit in kleinen Hefteinheiten hat sich auch noch eine Vorsatzlage im Codex Parisinus gr. 1630 erhalten. Man darf der Hoffnung Ausdruck verleihen, dass eventuell noch weitere solche Hefte in Sammelcodices oder zumindest in Zweitverwendung als Schutzlage zu finden sind. Bemerkenswert ist die Auflösung der Hefteinheit B+C in kleinere thematische Dossiers, indem zweimal sogar eine ganze Seite von einer zweiten Hand neu geschrieben wurde (weil die erste Hand jeweils die Endseite einer Texteinheit bereits auf einem neuen Recto schrieb und auf dessen Verso mit einem weiteren Text fortsetzte): f. 224r (Hand D) Dublette zu f. 205r (Hand D mit Ergänzungen von Hand H) und f. 261r (Hand C1) Dublette zu f. 236r (Hand C).
1.4 Die Hand des Nikephoros Xanthopulos Der Frage der Identifizierung der verschiedenen Hände im Baroccianus mit der möglichen Hand des Xanthopulos ging zunächst Wilson nach: In der Anrufung zur Hilfe des Gottesdieners Nikephoros Kallistos (f. 10v) und in den Hinweisen zur Autorschaft auf ff. 154v und 212r (ἀπὸ φωνῆς) sah er den Autor Xanthopulos am Werk – allerdings äußerte sich Wilson nicht zur Identität dieser „notes“ mit der jeweiligen Haupt-
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hand (Texthand = Hand C).31 Albrecht Berger zog hingegen die kursive Hand H in Betracht – vor allem auch durch die Entdeckung derselben Hand im Vorsatz des Parisinus gr. 1630.32 Zuletzt hat sich Pantelis Golitsis dazu geäußert, wobei er die weitere Identifizierung von Hand H mit dem Hauptschreiber des Codex Wien, Österreichische Nationalbibliothek, phil. gr. 150 (Diktyon 71264) mit dem Kommentar des Georgios Pachymeres zum Organon des Aristoteles in die Diskussion einbringen konnte.33 Diese Hand H ergänzte auch in Titeln zum Werk und Namen des Pachymeres καὶ διδασκάλου μου (f. 1r, 39r). Sofia Kotzabassi wies bereits auf eine Anrufung an Chrysostomos von dieser Schreiberhand auf f. 124v hin: Χρυσοστόμε μου βοήθει μοι διὰ τοῦ ἐλέους σου τῷ Νικηφόρῳ.34 Diese Hand H findet sich in noch weiterer Zusammenarbeit mit Pachymeres in der Platon-Handschrift, Codex Napoli, Biblioteca Nazionale III.E.17 (Diktyon 46360). In einer folgenden Studie hat Golitsis Hand H auch im Codex Milano, Biblioteca Ambrosiana, H 44 sup. (Diktyon 42862) mit Pachymeres’ Kommentar zur Physik des Aristoteles nachgewiesen (die dortige Hand A).35 Dabei bezog er auch den Baroccianus 142, und zwar die Anrufung auf f. 10v, in seine Analyse mit ein und verband den im Vindobonensis angeführten Namen Nikephoros mit dem der Anrufung des Baroccianus (Νικηφόρῳ Καλλίστῳ), wobei er in der Anrufung die Worte κ(ύρι)ε βοήθει der Schreiberhand (also A2) zuordnete, die Ergänzung τῷ σῷ δούλῳ Νικηφόρῳ Καλλίστῳ sowie das Kolophon auf f. 153v und die Autorangabe auf f. 205v dem nunmehr identifzierten Nikephoros Xanthopulos und die Titelergänzungen auf ff. 154v und 212r, die Wilson noch als Xanthopulos’ Autograph ansah, einer anderen Hand zuschrieb. Xanthopulos wurde nun wie bei Berger mit Hand H identifiziert. Im Text des Ambrosianus wurde der ausradierte Widmungsträger auf f. 1r mit Κάλλιστε Νικηφόρε von Golitsis ergänzt (eine Lesung, die jedoch die Buchstabenspuren auf der beigegebenem Fig. 1 auf S. 306 nicht erkennen lassen). Kopist H wurde weiters auch auf ff. 235r und 255rv des Aristoteles-Codex Vaticanus gr. 241 (Diktyon
31 Wilson, Autograph (wie oben Fußnote 1) 437–438. 32 Berger, Apokryphen (wie oben Fußnote 21) 56 Anm. 4. 33 P. Golitsis, Copistes, élèves et érudits : La production de manuscrits philosophiques autour de Georges Pachymère, in A. Bravo Garcia / I. Pérez Martín (eds.), The Legacy of Bernard de Montfaucon: Three Hundred Years of Studies on Greek Handwriting. Proceedings of the Seventh International Colloquium of Greek Palaeography (Madrid / Salamanca, 15–20 September 2008). Bibliologia, 31. Turnhout 2010, 157–170, bes. 162–163, 170 und 757–768, bes. 766 (hier ist jedoch eine Korrektur anzubringen an der möglichen Identifizierung einer Mitarbeiter-Hand des Parisinus gr. 1930 [Diktyon 51557, vgl. S. 759, Pl. 1a] mit dem Schreiber K2 [unter Patriarch Ioannes XIII. Glykys] des Patriarchatsregisters [siehe dazu Hunger / Kresten, Register 1 (wie oben Fußnote 30), 78–68 mit Abb. 5–7]. Die beiden Hände sind nicht identisch; ebenso ist auch die Identifizierung einer Hand im Codex Vaticanus gr. 321 [Diktyon 66952] mit Hand K 7 des Patriarchatsregisters [ebd., 70–71] nicht überzeugend). 34 S. Kotzabassi, Byzantinische Kommentatoren der aristotelischen Topik. Johannes Italos & Leon Magentinos. Etaireia Byzantinon Ereunon, 17. Thessaloniki 1999, 10 Anm. 38 (sie erwog eine mögliche Identifizierung mit Nikephoros Chumnos). 35 Golitsis, Nicéphore (wie oben Fußnote 14).
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66872) identifiziert. Zusammenfassend wird damit ein neues Bild von Xanthopulos entworfen: der Kirchenhistoriker auf der Seite des Gegners des Patriarchen Athanasios I.36 und als eifriger Unterstützer der Verbreitung von Werken und Kommentaren zu Aristoteles (und Platon) – ein Aspekt, den das Werk des Xanthopulos sonst gar nicht widerspiegelt. Unbestreitbar ist die Identifizierung der Hand H des Baroccianus in den von Golitsis angeführten Handschriften im Umkreis des Pachymeres. Es besteht allerdings immer noch ein kleiner Restzweifel. Wenn man sich die Anrufung auf f. 10v des Baroccianus ansieht, kann man die Trennung in zwei Hände schon wegen derselben Rottinte nicht nachvollziehen. Vor allem schreibt Hand A2 ja auf f. 9r genau so eine (anonyme) Anrufung Χ(ριστ)ὲ βοήθει μοι, und man erkennt den Duktusunterschied zu f. 10v.37 Es muss sich also bei dem Eintrag auf f. 10v um eine einzige Hand handeln (A1 hat „seine“ Anrufung ja schon angebracht). Wenn diese Hand nun wirklich Nikephoros Xanthopulos ist, dann wundert man sich, dass der Schreiber nicht wusste, wie er heißt: Denn außerhalb des Genetivs muss der Name – in Parallele zu Eusebios und Sozomenos – folgendermaßen gelautet haben: Νικηφόρος Καλλίστου ὁ Ξανθόπουλος. Kallistu ist das Patronymikon.38 Hier im Dativ Νικηφόρῳ Καλλίστῳ (Abb. 1) hätte der Annotator – und zwar mit dem betont geschrieben Schluss-Omega – plötzlich seinen Namen nicht mehr richtig zu schreiben gewusst? Aufgrund des falschen Namens kann auch der Autorschaftshinweis auf f. 205v kaum von Xanthopulos selbst stammen. Im Vindobonensis phil. gr. 150, f. 124v, vermochte Hand H seinen Namen (mit dem Artikel) nicht richtig mit dem Dativ μοι abzustimmen (Abb. 2). Man sieht noch sehr gut, wie mit einer anderen Rottinte später in den Dativ korrigiert wurde. Es ist kaum mehr möglich, die ursprünglichen Silben zu lesen, aber bei τῷ dürfte Hand H τ und Abbreviationsstrich für ον geschrieben haben (freilich sehr breit heruntergeführt). Phonetisch würde dies einen gewissen Sinn ergeben: τῷ Ν- mag schon zu τὸν Ν- verleitet haben, wenn man beim Schreiben nicht mitdenkt. Wir hätten also einen Xanthopulos, der die Anrufung so schnell geschrieben hat, dass er nicht bemerkt hat, dass er den falschen Kasus gewählt hat. Die Korrektur erfolgte erst später (von ihm?). Ein klein wenig anders erscheint der Duktus in dem Lesevermerk des Nikephoros Kallistu Xanthopulos in dem Praxapostolus mit Katene, Paris, BnF, ms. gr. 21639 (s. 10; Diktyon 49787) auf f. 333v. Allerdings finden sich Buchstabenformen, die Hand H, vor
36 Siehe auch A. Failler, L’anticipation comme procédé littéraire et comme indice rédactionel dans l’histoire de Georges Pachymérès. REB 68 (2010), 165–178, hier 167–169. 37 Vgl. bereits de Boor, Kenntnis (wie oben Fußnote 3) 481–482. 38 Siehe Berger, Nicephori Historia ecclesiastica (wie oben Fußnote 2) 12. 39 Zur Handschrift siehe A. A. Aletta, Su Stefano, copista di Areta. RSBN N.S. 41 (2004), 73–93, hier 75–80.
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allem im kalligraphischeren Teil, ebenso verwendet (man vgl. auch die Schreibweise von Νικη im Namen im Vindobonensis hist. gr. 150, f. 124v). Einzig die falsche Namensform im Baroccianus hinterlässt noch einen minimalen Restzweifel an der Identifizierung zumindest der Hand auf f. 10v mit Xanthopulos. Ich zweifle daher auch an Hand H (selbst im kalligraphischen Duktus) als Schreiber von f. 10v, sondern vermute eher einen der anderen Mitarbeiter, am naheliegendsten von der Sache her den Nikephoromanen Hand D.
Abb. 1: Oxford, Bodleian Library, Barocci Ms. 142 (Diktyon 47429), f. 10v: Anrufung Gottes durch einen Nikephoros Kallistos (Abb. nach Golitsis, Nicéphore [wie oben Fußnote 14] fig. 4)
Abb. 2: Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. phil. gr. 150 (Diktyon 71264), f. 124v: Anrufung an Chrysostomos durch einen Nikephoros (Abb. nach Golitsis, Nicéphore [wie oben Fußnote 14] fig. 3)
Abb. 3: Paris, BnF, ms. gr. 216 (Diktyon 49787), f. 333v (Lesevermerk des Nikephoros Kallistu Xanthopulos) (© Gallica, https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b6000546d)
2 Der Computist Xanthopulos Ein für das Werkverzeichnis des Nikephoros Xanthopulos bislang übersehener Text scheint in London, Wellcome Library for the History of Medicine, MS.MSL 60 (Diktyon
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39924), f. 61r überliefert zu sein.40 Als Kopist dieser medizinischen Miscellanea41 wurde von Georgi Parpulov42 Ioannes RGK I 20443 identifiziert, allerdings hege ich gewisse Zweifel, dass dieser Kopist auch für den Computus-Teil (60r–62r) verantwortlich ist; sein Duktus zeigt doch augenscheinliche Unterschiede zum einzig subskribierten Codex; eventuell handelt es sich also um einen zeitgleichen „Mitarbeiter“, wenn Ioannes in diesem Abschnitt nicht ganz bewusst seinen Duktus modifiziert hat.44 Am Ende einer Sammlung von Computus-Texten ist vor dem Übergang zu Tabellen ein Trochos zur Osterfestberechnung gezeichnet. Dieser Trochos erhält die Überschrift Τοῦ Ξανθοπούλ(ου). A priori würden mehrere Xanthopuloi45 bis zum terminus ante quem durch die Handschrift selbst ca. in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Frage kommen, selbst der Patriarch Kallistos II. (1397). Doch würde eine von den führenden Gelehrten der Zeit immer wieder geforderte Osterfestberechnung, ja eventuell auch einfache Einführung, sehr gut zum Œuvre des Xanthopulos passen.46 Besonders aber die Datierung des Trochos spricht sehr dafür, diese Osterfestberechnungen Nikephoros Xanthopulos zuzuschreiben, denn sie lassen sich auf die Jahre 1335–65 datieren. Das würde freilich die bisher angenommene Lebenszeit des Xanthopulos relativieren müssen, dessen Tod man gegen Ende der 20er Jahre angenommen hat.47 Eine Ostertabelle wird in der Regel prospektiv ab dem laufenden oder folgenden Jahr erstellt, das früheste Datum in der Tabelle ist 1335, also darf man eine Verfassung nach Ostern 1334 oder vor Ostern (vermutlich sogar noch vor Apokreos) 1335 annehmen, was unserem Xanthopulos noch ein paar Lebensjahre mehr als bisher vermutet verschafft.
40 Abbildung zuletzt in P. Bouras-Vallianatos (Hrsg.), Exploring Greek Manuscripts in the Library at Wellcome Collection in London, London / New York 2020, Frontispiz. Siehe auch unten im Nachtrag zu Codex BL Add. 34060. 41 Ausführlich beschrieben in P. Bouras-Vallianatos, Greek Manuscripts at the Wellcome Library in London: A Descriptive Catalogue. Medical History 59 (2015), 275–326, hier 292–302 (doi: 10.1017/ mdh.2015.6). Weiters auf der Homepage der Wellcome Collection: https://wellcomecollection.org/ works/fx5a4wg2. Siehe ferner P. Bouras-Vallianatos, The Wellcome Greek Collection, in id., Exploring Greek Manuscripts (wie oben Fußnote 40) 1–11, hier 8. 42 Hinweis dazu bei Diktyon 39924. 43 Seine Subskription findet sich auf f. 308v des Codex London, BL, Harl. 6295 (Diktyon 6295), ebenso medizinisch-astronomischen Inhalts. 44 Bemerkenswerterweise erhält der Codex Harl. 6295 ebenso einen astronomisch-computistischen Teil (St. Weinstock, in: Codd. astrol., IX 2, S. 22–24 Nr. 47 [ff. 140r–156v]), der aber den typischen Ioannes-Duktus beibehält. 45 PLP 8, 20802–20827. Nikephoros Xanthopulos wird der Trochos im Codex BL Add. 34060 zugewiesen, siehe unten im Nachtrag. 46 Vgl. Berger, Nicephori Historia ecclesiastica (wie oben Fußnote 2) 13–16. 47 Vgl. ebd., 20.
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Der Trochos selbst hat in der Überlieferung offensichtlich (auch) durch die Unachtsamkeit des/der Kopisten sehr gelitten. Besonders bemerkenswert ist aber die Verschiebung des Schaltjahres um ein Jahr, so dass einige Datumsangaben allein aufgrund des Unterschiedes des einen Tages als Grundlage variieren. Diesen Fehler wird man allerdings wohl eher dem Autor der Ostertafel selbst zuschreiben müssen, und zwar auch deshalb, weil die Berechnungen von Apokreos und Apostelfasten mit den Ostersonntagdaten völlig übereinstimmen, wiewohl die im Zeitraum von maximal 7 Tagen vorangehende XIV. luna in den ersten fünf Jahren völlig falsch nach dem Ostersonntagsdatum oder über eine Woche entfernt liegt. Der Trochos selbst gibt kein allgemeines Berechnungsmodell für den Lunarzyklus von 19 Jahren, sondern listet für 31 Jahre die folgenden Tagesdaten (in vier Kreissegmenten von außen zum Mittelpunkt hin) auf: Sonntag Apokreos als Beginn der Fastenzeit (56 Tage = 8 Wochen vor dem Ostersonntag, im Januar oder Februar48), XIV. luna des Frühlingsmonats (als Zeitpunkt des jüdischen Pessach) im März oder April, darauffolgender Ostersonntag im März oder April, Dauer des Apostelfastens49 bis zum 3. Mai. Da sowohl XIV. luna des Frühlingsmonats als auch Ostersonntag mit dem jährlichen Monatstag angegeben sind, können die Jahre (christlicher Ära) genau bestimmt werden, da sich diese Daten sonst nur in einem 532 Jahre-Rhythmus wiederholen. Es bleibt fraglich, ob Xanthopulos selbst seinem Trochos auch die auf ff. 60r–61r überlieferten Erklärungen zum Computus50 beigefügt hat oder ob diese spätere Ergänzung eines Computus-Dossiers waren. Ich beschränke mich hier auf den Trochos und dessen Erklärung, da nur zu ihm die Autorschaft des Xanthopulos angegeben ist (Akzent- und orthographische Fehler werden kommentarlos verbessert): (f. 61r) Ἰστέον, ὅτι ὁ μὲν πρῶτος κύκλος δηλοῖ, ἐν ποίᾳ ἡμέρᾳ ἔσται ἡ ἀπόκρεως.
48 Die einfachere Rechenmethode war: Summe aus Monatstag des Ostersonntags + 3 Tage (bzw. + 4 Tage im Schaltjahr). Fällt Ostersonntag in den April, ist Apokreos im Februar; bei März ist Apokreos im Januar (vgl. etwa Codex Sinai, Katharinenkloster, gr. 1817 [Diktyon 60192], f. 241r; online: Greek Manuscripts. Patristica. Abgefragt von Library of Congress, https://www.loc.gov/item/00279383072-ms/). 49 Die νηστεία τῶν ἀποστόλων wird auch in der vorangehenden Einleitung auf f. 60rv erklärt. Gezählt wird exklusive der λαμπρὴ κυριακή, dem Ostersonntag (60v, Z. 2–3: ἐάσας τὴν λαμπρὴν κυριακὴν κράτησον τὰς ἐπιλοίπους ἡμέρας, ἕως ἂν ἔλθῃς εἰς τὴν τρίτην τοῦ μαίου μηνός, καὶ ὁπόσαι γίνονται αὐταί, τόσαι ἡμέραι εἰσὶν ἡ νηστεία τῶν ἁγίων ἀποστόλων). 50 Es handelt sich um bekannte Erklärungen (f. 60r) zum so genannten Themelios (Basistag, von dem aus die Mondtage gezählt werden) des Mondes, zum Mondmonat, zur Berechnung der XIV. luna (νομικὸν φάσκα – Pessachfest), zu den Grenzen der Ostertermins (πάσχα und φάσκα), zum Apostelfasten, (f. 60v), zur Bestimmung des Wochentages, noch einmal zum Themelios des Mondes, zum (19jährigen) Mondzyklus, zum Beginn des Mond- (Januar), Sonnen- (Oktober) und Indiktionszyklus (September), zum 19järhigen Mondzyklus mit den jeweiligen Themelios-Tagen, zu den ThemeliosTagen der (Sonnenjahr)monate, zum Sonnenzyklus, (f. 61r) zum Mondzyklus, zu den Grenzen von Ostern und Apokreos. Der Zusatz findet sich nicht im Codex BL Add. 34060, siehe unten im Nachtrag.
Xanthopuliana
155
Ὁ δὲ β´ κύκλος δηλοῖ, ἐν ποίᾳ ἡμέρᾳ ἔσται τὸ νομικὸν51 φάσκα. Ὁ δὲ γ´ κύκλος δηλοῖ, ἐν ποίᾳ ἡμέρᾳ τοῦ μηνὸς ἐστὶν τὸ τῶν χριστιανῶν ἅγιον πάσχα. Ὁ δὲ δος κύκλος τὴν τῶν ἁγίων ἀποστόλων νηστείαν ἀποδείκνυσιν. (Titulus zum Trochos) Τοῦ Ξανθοπούλου. (im Mittelkreis des Trochos) Εἰ θέλεις εὑρεῖν τὸ μέλλον πάσχα, κράτησον τὸ ἐνεστὸς καὶ ἀρίθμησον ἀπ᾿ αὐτοῦ ΙΕ´ καὶ αὐτὸ ἐστὶν τὸ μέλλον πάσχα. Ὀφείλεις μετρεῖν ἀπὸ κάτωθεν52 Bemerkenswert ist die Leserichtung: Es beginnt ἀπὸ κάτωθεν, also mit den Angaben zu dem Jahr, das im Trochos unten in der Mitte eingetragen ist (1335, Apokreos-Termin am 12. Februar). Um zu den Daten des nächsten Jahres zu kommen, muss man im Kreis gegen den Uhrzeigersinn jeweils 15 Einheiten (inklusiv des Ausgangsdatums) zurückgehen, dann erhält man die entsprechenden Daten des nächsten Jahres. Die Abfolge im Kreis ist somit folgendermaßen: 1335 | 1355 | 1344 | 1364 | 1353 | 1342 | 1362 | 1351 | 1340 | 1360 | 1349 | 1338 | 1358 | 1347 || 1336 | 1356 | 1345 | 1365 | 1354 | 1343 | 1363 | 1352 | 1341 | 1361 | 1350 | 1339 | 1359 | 1348 || 1337 | 1357 | 1346 In der (diachronen) Abfolge der behandelten Jahreszahlen ergibt dies folgende Daten (zu den falschen Daten werden in Klammer die korrekten bzw. die Basisdaten für die jeweilige Berechnung angegeben; Schaltjahre sind durch graue Hinterlegung hervorgehoben):
[Jahr] /Segment Apokreos
XIV. luna
Ostersonntag
Apostelfasten
1335 / 1
12. Febr. (8.4.)
10. April
8. (16.) April
25 (8.4.)
1336 / 15
21. Febr. (18.4.: 22.2.) 30. März
18. April (31. März) 15 (18.4.)
1337 / 29
14. Febr. (10.4.: 13.2.) 18. April
10. (20.) April
23 (10.4.)
1338 / 12
4. Febr. (1.4.)
7. April
1. (12.) April
32 (1.4.)
1339 / 26
19. Febr. (16.4.)
27. März
16. April (28. März) 17 (16.4.)
1340 / 9
20. Febr. (17.4.: 21.2)
15. April
17. (16.) April
16 (17.4.)
1341 / 23
11. Febr.53
4. April
8. April
25
1342 / 6
4. Febr. (3.2.)
24. März
31. März
33
51 νομικρ(ὸν) cod. 52 ἀποκάτωθεν cod. 53 lege: 12. Febr. In dieser Tabelle ist das Schaltjahr immer um ein Jahr nach hinten verschoben (außer 1352; ab 1360 überhaupt ausgelassen), daher muss nach diesem System 1341 Apokreos auf den 12. Februar fallen. Es erklärt sich der Fehler sehr leicht aus der sehr ähnlichen Form des MinuskelAlpha und des Wannen-Beta.
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Christian Gastgeber
[Jahr] /Segment Apokreos
XIV. luna
Ostersonntag
Apostelfasten
1343 / 20
16. Febr.
12. April
13. April
20
1344 / 3
8. Febr. (4.4.)
1. April
5. (4.) April
28 (5.4.)
1345 / 17
31. Jan. (27.4.: 30.1.)
21. März
27. März
37
1346 /31
19. Febr.
9. April
16. April
17
1347 / 14
4. Febr.
29. März
1. April
32
1348 / 28
21. Febr.54 (18.4.: 22.2.) 17. April
18. (20.) April
15 (18.4.)
1349 / 11
16. Febr. (12.4.: 15.2.) 5. April
12. April
21
1350 / 25
31. Jan.
25. März
28. März
36
1351 / 8
20. Febr.
13. April
17. April
16
1352 / 22
13. Febr.
2. April
9. (8.) April
24
1353 / 5
28. Jan. (24.3.: 27.1.)
22. März
24. März
40
1354 / 19
16. Febr.
10. April
13. April
20
1355 / 2
8. Febr.
30. März
5. April
28
1356 / 16
28. Febr. (24.4.)
18. April
20. (24.) April
13 (20.4.)
1357 /30
13. Febr. (9.4.: 12.2.)
7. April
9. April
24
1358 / 13
4. Febr.
27. März
1. April
32
1359 / 27
24. Febr.
15. April
21. April
12
1360 / 10
9. Febr. (5.4.)
4. April
6. (5.) April
27 (6.4.)
1361 / 24
31. Jan.
24. März
28. März
36
1362 / 7
20. Febr.
12. April
17. April
16
1363 / 21
5. Febr.
1. April
2. April
31
1364 / 4
28. Jan. (24.3.)
21. März
25. (24.) März
39 (25.3.)
1365 /18
16. Febr.
22. März (9. April) 13. April
20
Der Grund für diese sonderbare Gestaltungsform bleibt rätselhaft. Denn im Trochos hätte man genauso gut diachron pro Kreissegmenteinheit fortschreiten können. Es gibt auch keinen Grund eines bestimmten Ordnungssystems (außer des selbst angeführten Intervalls von 15).
54 κα´ (21), ιη´ (18), ιε´ (15) corr. alia manus; cod. BL Add. 34060 (v. appendicem): φεβ κδ´, ἀπριλλ ιζ´, ἀπριλλ κα´, ιβ´
Xanthopuliana
157
Abb. 4: London, Wellcome Library for the History of Medicine, MS.MSL 60 (Diktyon 39924), f. 61r (© Wellcome Collection, PDM 1.0)
Nachtrag Der Trochos des Xanthopoulos konnte noch in einer weiteren Handschrift gefunden werden: London, British Library, Add. 34060 (Diktyon 39106), f. 163r (f. 163 ist eine Ergänzung aus dem 14./15. Jh. im Abschnitt Περὶ τοῦ ἁγίου πάσχα des Syntagma des Matthaios Blastares; Wasserzeichenanalyse ist noch ausstehend; online: https:// www.bl.uk/manuscripts/Viewer.aspx?ref=add_ms_34060_f012r). Hier wird der Trochos im Titel Nikephoros Xanthopulos zugeschrieben: ποίημα κυροῦ Νικηφόρου τοῦ Ξανθοπούλου. Im Mittelkreis befindet sich dieselbe Erklärung wie oben, S. 155. Unter dem Trochos werden die Einträge der vier Kreise und die Bewegungsrichtung (siehe oben S. 154–155) beschrieben. Dieser Trochos gibt die Daten für 32 Jahre (wobei das Jahr 1366 eine Dublette hat) und umfasst den Zeitraum 1339–1369 (teils wieder mit Fehlern).
Knut Görich
Eine geplante Zwei-Kaiser-Begegnung während des Dritten Kreuzzugs? Friedrich I. Barbarossa und Isaak II. Angelos Begegnungen zwischen dem imperator Romanorum und dem byzantinischen Kaiser, die sich beide als einzig legitime Nachfolger der römischen Imperatoren betrachteten, kann man an einer Hand abzählen. Für das Hochmittelalter genügt sozusagen sogar ein einziger Finger, und dieser Fall ist nicht einmal lupenrein: Denn als der Staufer Konrad III. während des Zweiten Kreuzzugs 1147 Manuel I. Komnenos treffen wollte, nahm er für sich zwar schon den Kaisertitel in Anspruch, um jegliche Asymmetrie des Treffens zu vermeiden, war in Rom aber noch gar nicht gekrönt worden.1 Das Scheitern der persönlichen Begegnung an unterschiedlichen Vorstellungen über das Zeremoniell2 macht darauf aufmerksam, dass der Kreuzzug eines römisch-deutschen Königs vom „Zweikaiserproblem“ nicht zu trennen war.3 Als das Treffen nach Erkrankung des Staufers unter dann ganz anderen Umständen doch noch zustande kam,4 ließ Konrad III. darüber brieflich berichten, der imperator Grecorum sei ihm entgegengereist und habe ihn geradezu mit Gewalt nach Konstantinopel in seinen Palast zurückgebracht.5 Das war zwar frei erfunden, aber doch einem bestimmten Zweck geschuldet, denn nach dem Untergang eines Großteils seines Heeres bei Dorylaion wollte der Staufer in der weit entfernten Heimat wenigstens den Eindruck erwecken, ihm sei trotz des notorischen Rangstreits mit Byzanz besondere Ehre erwiesen
1 Vgl. R. Hiestand, „Kaiser“ Konrad III., der zweite Kreuzzug und ein verlorenes Diplom für den Berg Thabor. DA 35 (1979), 82–126. 2 Vgl. A. Ş. Anca, Herrschaftliche Repräsentation und kaiserliches Selbstverständnis. Berührung der westlichen mit der byzantinischen Welt in der Zeit der ersten Kreuzzüge. Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme, 31. Münster 2010, 82–94; M. M. Vučetić, Zusammenkünfte byzantinischer Kaiser mit fremden Herrschern (395–1204). Vorbereitung, Gestaltung, Funktionen, 2 Teilbände. Byzantinistische Studien und Texte, 8. Berlin 2021, hier Bd. 2, Nr. XIII (122 f.). 3 R. Hiestand, „precipua tocius christianismi columpna“. Barbarossa und der Kreuzzug, in A. Haverkamp (ed.), Friedrich Barbarossa. Handlungsspielräume und Wirkungsweisen. Vorträge und Forschungen, 40. Sigmaringen 1992, 51–108, hier 95. Zur Diskussion des Forschungsbegriffs „Zweikaiserproblem“ vgl. jetzt E.-D. Hehl, Zwei Kaiser – (k)ein Problem? Byzanz, das westliche Kaisertum und ein missverständlicher Forschungsbegriff, in L. Körntgen u. a. (eds.), Byzanz und seine europäischen Nachbarn. Politische Interdependenzen und kulturelle Missverständnisse. Byzanz zwischen Orient und Okzident, 17. Mainz 2020, 41–78. 4 Anca, Herrschaftliche Repräsentation (wie oben Fußnote 2) 114–124; Vučetić, Zusammenkünfte (wie oben Fußnote 2) Bd. 2, Nr. 99 (125–127). 5 Vgl. F. Hausmann (ed.), Die Urkunden Konrads III. und seines Sohnes Heinrich. MGH Diplomata regum et imperatorum Germaniae, 9. Hannover 1969 (künftig als DK III. abgekürzt), Nr. 195 (355,11–16). https://doi.org/10.1515/9783111070315-011
160
Knut Görich
und sein Rang als künftiger Kaiser demonstrativ anerkannt worden6 – denn nichts anderes hätte es bedeutet, wenn Manuel I. Komnenos tatsächlich seinem Schwager entgegengezogen wäre. Dass dieser ihm in Konstantinopel dann so viel an Ehre erwiesen habe, „wie niemals zuvor einem unserer Vorgänger“ gezeigt worden sei,7 war aber sicher nicht gelogen, denn tatsächlich war zuvor kein römisch-deutscher König jemals einem byzantinischen Kaiser persönlich begegnet. Vor diesem Hintergrund verdient die Nachricht über eine geplante Begegnung zwischen Friedrich I. Barbarossa und Isaak II. Angelos während des Dritten Kreuzzugs besondere Aufmerksamkeit. Sie findet sich einzig und allein im dritten der insgesamt drei, gleichzeitig mit dem Geschehen abgefassten Teilberichte eines österreichischen Klerikers und Kreuzzugsteilnehmers, der aus der unmittelbaren Umgebung des Kaisers stammte und vielleicht ein Angehöriger der Kanzlei war. Er hatte offenbar die Aufgabe, „die Heimat über das große Ereignis des Kreuzzugs zu unterrichten“, natürlich unter Rücksicht auf Rang und Selbstverständnis des staufischen Kaisers.8 Ob er tatsächlich Ansbert hieß, ist ungewiss, denn dieser Name ist nur von einer Hand des späteren 13. Jahrhunderts am Rand von Blatt 94 recto erwähnt, auf dem in einer aus dem Kloster Strahov bei Prag stammenden Handschrift die Ystoria de expeditione Friderici imperatoris beginnt. Unter diesem Titel wurden die drei Teilberichte nachträglich, wahrscheinlich noch von ihrem Verfasser, zu einer zusammenhängenden Erzählung verbunden. Gegenüber den Gegnern Barbarossas lässt sie „jede Billigkeit vermissen“, was bei der Darstellung des Verhältnisses zwischen Barbarossa und dem byzantinischen Kaiser „am deutlichsten“ wird – und sich, wie nun erläutert werden soll, auch in der hier interessierenden Nachricht niederschlägt. Einen knappen Monat nach der Überquerung der Dardanellen von Gallipoli aus, so berichtet der sog. Ansbert, habe Barbarossa Mitte April 1190 bei Ayos (Mermere oder Dereköi bei Sardes) am Marmara-See eine letzte Gesandtschaft Isaak II. Angelos empfangen: „Der griechische Kaiser übersandte dem Herrn Kaiser ein Zelt und einen goldenen Becher hierher; eigentlich hatte er versprochen, er würde den Herrn Kaiser persönlich treffen, was er jedoch wieder einmal nicht hielt (minime tamen exhibuit).“9
6 Vgl. K. Görich, Schmach und Ehre. Konrad III. auf dem Zweiten Kreuzzug, in K.-H. Rueß (ed.), Stauferzeit – Zeit der Kreuzzüge. Schriften zur staufischen Geschichte und Kunst, 29. Göppingen 2011, 42–57, hier 50–52. 7 DK III. (wie oben Fußnote 5) Nr. 195 (355,14–16): (...) quasi vi Constantinopolim in palatium suum reduxit, tantum illic nobis honoris exhibens, quantum nulli umquam predecessori nostro exhibitum esse audivimus. 8 Die Informationen zu Überlieferung, Text und Autor bei A. Chroust, Einleitung, in ders. (ed.), Quellen zur Geschichte des Kreuzzuges Kaiser Friedrichs I. MGH SS rer. Germ. NS, 5. Berlin 1928, VII– CIV, bes. XLIII–LIII, dieses und das folgende Zitat XLIX. 9 Historia de expeditione Friderici imperatoris, in Chroust, Quellen (wie oben Fußnote 8) 1–115, hier 73,9–12: Ibi denique imperator Grecie transmisit tentorium domno imperatori et scyphum aureum; suimet vero occursum domno imperatori quoque promiserat, minime tamen exhibuit. Irriges Textver-
Eine geplante Zwei-Kaiser-Begegnung während des Dritten Kreuzzugs?
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Die Nachricht ist nicht nur deshalb von Interesse, weil sie einer zumindest geplanten, weiteren Begegnung eines staufischen Herrschers mit dem byzantinischen Kaiser gilt, sondern auch, weil sie diese Zusammenkunft in die Zeit nach dem Friedensschluss zwischen den beiden Herrschern legt, der die vorausgegangene Konfrontation beendete, und damit die Frage nach ihrem vertrauensbildenden Charakter nahelegt. Indem Arnold Bühler in seiner deutschen Übersetzung der Historia de expeditione die Worte minime tamen exhibuit mit „wieder einmal nicht hielt“ übertrug, ging er von Verhandlungen zwischen beiden Seiten aus, mit denen ein so prekäres Treffen vorbereitet worden sein muss. In diesem Sinne verstand er die Nachricht über Barbarossas Empfang einer byzantinischen Gesandtschaft in Sofia am 13. August 1189 als ersten Hinweis auf solche Verhandlungen: „Den unter Eid versprochenen Markt und Geldwechsel enthielt uns der eidbrüchige Kaiser unter Androhung von Strafe vor, und die Begegnung mit ihm, die der Kanzler Johannes und auch der Verwandte des griechischen Kaisers, der Sebastos Alexios, dem Herrn Kaiser seit langem (dudum) zugesagt hatten, kam überhaupt nicht zustande.“10 Das Wörtchen dudum lenkt den Blick freilich noch weiter zurück: Wann könnte über eine solche Begegnung erstmals gesprochen worden sein? Vielleicht schon bei der diplomatischen Vorbereitung des Kreuzzugs durch den Staufer, die, soweit erkennbar, im Dezember 1188 auf dem Hoftag von Nürnberg ihren Anfang nahm, wo eine byzantinische Gesandtschaft unter Leitung des Logotheten des Dromos, Johannes Dukas, eintraf.11 Aus den Quellen erfahren wir aber nur, dass Barbarossa seine friedlichen Absichten durch Bischof Gottfried von Würzburg, seinen Sohn Friedrich, den Herzog von Schwaben, und seinen Vetter Leopold V., den Herzog von Österreich, vor Johannes Dukas beschwören ließ. Im Gegenzug beeidete dieser Freundschaft und sicheres Geleit seines Kaisers, außerdem einen kontinuierlichen Markt und den Transport des Kreuzfahrerheeres über die Meerenge nach Kleinasien. Im Namen des Staufers schworen dann drei Fürsten einen zweiten Eid, mit dem sie als Gegenleistung für byzantinische Vertragstreue den friedlichen Durchzug des Heeres versprachen. Außerdem gab Barbarossa dem Kanzler noch eine fünfköpfige Gesandtschaft auf den Weg zurück nach Byzanz mit. Ihr ranghöchstes Mitglied war der in diplomatischen Aufträgen bereits bewährte Bischof Hermann II. von Münster. Den Quellen nach zu schließen sollten sie den Zusagen des Johannes Dukas gemäß Vorsorge für
ständnis in der englischen Übersetzung in G. A. Loud (ed.), The crusade of Frederick Barbarossa: the history of the expedition of the Emperor Frederick and related texts. Farnham 2010, 97: „It was here, too, that the Emperor of Greece finally sent a tent and a golden goblet to the lord emperor, as he had indeed promised to him at their meeting.” Die oben zitierte deutsche Übersetzung bei A. Bühler, Der Kreuzzug Friedrich Barbarossas 1187–1190. Bericht eines Augenzeugen. Stuttgart 2002, 128. 10 Bühler, Der Kreuzzug (wie oben Fußnote 9) 93. 11 J. F. Böhmer / F. Oppl (eds.), Regesta Imperii IV.2: Die Regesten des Kaiserreiches unter Friedrich I. 1152 (1122)–1190, 4. Lieferung (1181–1190). Wien 2011, Nr. 3214.
162
Knut Görich
den Weg des Kreuzfahrerheeres treffen.12 Dass auch die Vorbereitung eines Herrschertreffens zu ihren Aufträgen gehörte, kann man lediglich auf Grund des erwähnten Wortes dudum annehmen, mit dem in der Historia de expeditione ein zeitlicher Vorlauf der Anbahnung jener Begegnung angesprochen wird, die dann in Sofia doch nicht zustande gekommen war. Als Erfahrung aus der Teilnahme am Kreuzzug seines Onkels Konrad III. 1147/4813 dürfte Barbarossa eine ziemlich genaue Vorstellung von den Schwierigkeiten verblieben sein, denen die Organisation des Heerzuges unter den Bedingungen eines von Ressentiments, Gerüchten, gegenseitigen Verdächtigungen und Vorwürfen wegen Verrat und Verschwörung überschatteten Verhältnisses ausgesetzt war. Versteht man Vertrauen als ein durch gelingende Kommunikation produzierbares Gut,14 kann man die Absprachen vor Barbarossas Aufbruch zum Kreuzzug durchaus als vertrauensbildende Maßnahmen beschreiben. Der für ein Vertrauensverhältnis typische Erfahrungstatbestand läge dann in den beiderseits eingegangenen und durch Eidleistung als bindend erklärten Verpflichtungen, die eine Erwartung begründeten, in der Zukunft zu beiderseitigem Nutzen zu handeln. Beiden Seiten könnte angesichts der langen Geschichte gegenseitigen Misstrauens durchaus daran gelegen gewesen sein, Vertrauen aufzubauen, um den Durchzug des Heeres nicht zu einer Wiederholung der Konfrontationen während des Zweiten Kreuzzugs werden zu lassen. Das könnte übrigens auch die Absicht hinter dem von Sultan Kiliç Arslan vorgeschlagenen, aber nicht zustande gekommenen Herrschertreffen mit Friedrich Barbarossa gewesen sein.15 Vor diesen Hintergrund gestellt, erscheint die Vermutung, Barbarossa könnte eine Begegnung mit Isaak II. Angelos angestrebt haben, nicht von vornherein abwegig. Wie schon gesagt, dürfte der Staufer von den protokollarischen Hürden eines solchen Zwei-Kaiser-Treffens eine recht konkrete Vorstellung gehabt haben. Zwar ist über seine Beteiligung an den Verhandlungen über die Begegnung Konrads III.
12 Böhmer/Opll (wie oben Fußnote 11) Nr. 3216. 13 Vgl. K. Görich, Friedrich Barbarossa. Eine Biographie. München 2011, 73–87; außerdem die Gesamtdarstellung von J. T. Roche, The crusade of King Conrad III of Germany: warfare and diplomacy in Byzantium, Anatolia and Outremer, 1146–1149. Outremer, 13. Turnhout 2021. 14 U. Frevert, Vertrauen: Historische Annäherungen an eine Gefühlshaltung, in C. Benthien / A. Fleig / I. Kasten (eds.), Emotionalität. Zur Geschichte der Gefühle. Literatur – Kultur – Geschlecht. Kleine Reihe, 16. Köln 2000, 178–197. 15 Historia Peregrinorum, in Chroust, Quellen (wie oben Fußnote 8) 116–172, hier 128,11–17: Preter hec iam dudum contigerat et alios legatos ad imperatorem accedere, omne bonum amicicie de soldano mendose pronuntiantes non solum pro mercato et vie securitate verum etiam de antiqui amoris perseverantia ac tocius honoris exhibitione, quem ut aiebant ei presencialiter inpendere preoptabat. Und 151,19–25: Maxime et excellentissime Romanorum imperator. Ille tuus tibi speciali amoris federe colligatus magnus scilicet soldanus et Melich filius eius tuum cum maximo desiderio prestolantur adventum, cupientes de tua voluntate prenoscere, qua terras ipsorum ingressurus es, ut cum copiosa fori preparatione tibi magnifice et iocunde veniant in occursum. In den einschlägigen Regesten Böhmer/ Opll (wie oben Fußnote 11) Nr. 3214 und 3432 ist das Vorhaben des Herrschertreffens nicht erwähnt.
Eine geplante Zwei-Kaiser-Begegnung während des Dritten Kreuzzugs?
163
mit Manuel I. Komnenos nichts bekannt. Aber ihm, den Wilhelm von Tyrus einen „unzertrennlichen Begleiter“ seines Onkels nennt,16 waren die Schwierigkeiten eines solchen Vorhabens damals kaum verborgen geblieben. Eine davon war die drohende Funktionalisierung des Begegnungsortes zu Gunsten des eigenen Superioritätsanspruchs.17 Dass beide Seiten 1147 um diese symbolische Bedeutung genau gewusst hatten, spiegelt die Bemerkung Odos von Deuil über die Frage des Treffpunktes: Der eine der beiden Herrscher habe Konstantinopel zu betreten, der andere die Stadt zu verlassen gefürchtet oder einfach nicht gewollt, und keiner von beiden habe um des anderen willen seine Denkart und den Hochmut der Gewohnheiten gemäßigt.18 Ebenso wichtig war die direkte Kommunikation und Interaktion zwischen den Herrschern, mit denen sie in der Begegnungssituation ihren Ranganspruch den Anwesenden vor Augen stellen wollten. Weil dafür gerade die ersten Augenblicke ihres Aufeinandertreffens entscheidend waren, ist auch das Begrüßungszeremoniell strittig geworden. Der unhistorische, aber die Rivalität um den Rang problematisierende Bericht Arnolds von Lübeck weiß nicht nur von dem für Konrad III. inakzeptablen byzantinischen Brauch der Proskynese, sondern auch von dem als Zumutung empfundenen Usus, vor dem thronenden Kaiser stehen zu müssen, und von der Bedeutungsnuance zwischen dem einseitig gegebenen oder beidseitig ausgetauschten Kuss.19 Fraglos hätte es also intensiver Verhandlungen bedurft, um das Konfliktpotential auszuräumen, das mit einer Begegnung zwischen Barbarossa und Isaak II. Angelos verbunden gewesen wäre. Das gilt umso mehr, als Barbarossa die konkreten Schwierigkeiten aus seiner Teilnahme an Konrads Kreuzzug immerhin gekannt haben muss. Der zurückblickende Historiker weiß um die Konfrontation, in die beide Seiten durch Forderungen nach Geiselstellung, verweigerten Markt, Gefangennahme von Barbarossas Gesandten, großräumige Verheerungen seitens der Kreuzfahrer und sehr undiplomatisch ausgetragene Streitigkeiten um den von beiden Herrschern beanspruchten römischen Kaisertitel seit Sommer 1189 hineinsteuerten. Wie die in Nürnberg
16 R. B. C. Huygens (ed.), Willelmi Tyrensis Archiepiscopi Chronicon. Corpus Christianorum, Continuatio Mediaevalis, 63 u. 63A. 2 Bde. Turnhout 1986, 17.8 (769 f.). 17 Vgl. Vučetić, Zusammenkünfte (wie oben Fußnote 2) Bd. 1, 76–78. 18 H. Waquet (ed.), Eudes de Deuil, La croisade de Louis VII roi de France. Documents relatifs à l’histoire des croisades, 3. Paris 1949, 39. Dazu Görich, Schmach und Ehre (wie oben Fußnote 6) 49 f. 19 Vgl. G. H. Pertz (ed.), Arnold von Lübeck, Chronica Slavorum. MGH SS rer. Germ., 14. Hannover 1868, 1.10 (25 f.). Dazu Vučetić, Zusammenkünfte (wie oben Fußnote 2) Bd. 2, Nr. XIII (122 f.). Zu den oben angesprochenen Elementen der Begegnung im diachronen Vergleich ebd., Bd. 1, 146–152 (Proskynese), 153–156 (Kuss) und 156–161 (sitzen und stehen). Gegen die bisherige Forschung hält Roche, crusade (wie oben Fußnote 13), 141 f. Arnolds Bericht für historisch und vermutet ein heimliches Treffen zwischen Konrad III. und Manuel Komnenos. Jedoch ist seine Quellendiskussion unzureichend, vgl. meine Rezension des Buches im Bulletin des German Historical Institute London 45.2 (2023) (im Druck).
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Knut Görich
getroffenen Absprachen erkennen lassen, war den Zeitgenossen die Möglichkeit einer drohenden Konfrontation natürlich bewusst. Könnte ein Herrschertreffen als vertrauensbildende Maßnahme nicht Bestandteil der vorausschauenden Planung gewesen sein? Die Enttäuschung über die in Sofia ausgebliebene Begegnung mit Isaak II. Angelos, die Johannes Dukas und Alexios Sebastos „seit langem zugesagt“ hatten, könnte der Reflex eines solchen ursprünglichen Vorhabens gewesen sein.20 Indessen zeigt eine Überprüfung des einschlägigen Quellentextes,21 dass dort nicht von einer „Begegnung mit ihm [dem Kaiser]“ die Rede ist,22 sondern von einer Begegnung, die Johannes und Alexios dem Staufer zwar versprochen hatten (dudum promiserant), ihm aber auf keine Weise gewährten (nullatenus exhiberunt).23 Es geht in dieser Nachricht also nicht um einen occursus des Kaisers selbst, sondern um einen occursus, den die beiden hochrangigen Repräsentanten des byzantinischen Hofes hätten leisten sollen. Die Empörung im „völlig verlassenen Sofia“, wo „alles Menschennotwendige fehlte“24, galt also dem nun schon wiederholt unterbliebenen ehrenvollen Empfang seitens hoher Würdenträger, auf dessen Ausbleiben Barbarossa erstmals auf dem Weg von Braničevo nach Niš mit Unmut reagiert hatte. Ein Bote des ungarischen Königs hatte ihm damals die Nachricht überbracht, Isaak II. Angelos halte sich gar nicht in Konstantinopel auf, sondern belagere Philadelphia jenseits der Meerenge, weshalb sich der Staufer nicht darüber wundern müsse, dass er „noch von keiner Gesandtschaft begrüßt und ehrenvoll empfangen worden sei.“ In einem Brief des byzantinischen Kanzlers Johannes war wenig später namens des Kaisers sogar der Vorwurf erhoben worden, Barbarossa habe die Ankunft seines Heeres noch nicht durch verlässliche Boten angekündigt, weshalb Isaak II. Angelos ihn und das Heer
20 So noch meine Annahme in Görich, Friedrich Barbarossa (wie oben Fußnote 13) 561, auf der Grundlage von Bühler, Der Kreuzzug (wie oben Fußnote 9) 93. Siehe unten Fußnote 22. 21 Historia de expeditione Friderici (wie oben Fußnote 9) 37,14–19: Promissum denique forum sub iuramento atque concambium sub interminatione pene periurus imperator subtrahi iussit et insuper eum occursum, quem tam cancellarius eius Iohannes quam consanguineus item Greci imperatoris sebaston Alexius domno imperatori Romanorum dudum promiserant, nullatenus exhibuerunt. 22 So das Textverständnis von Bühler, Der Kreuzzug (wie oben Fußnote 9) 93: „Den unter Eid versprochenen Markt und Geldwechsel enthielt uns der eidbrüchige Kaiser unter Androhung von Strafe vor, und die Begegnung mit ihm, die der Kanzler Johannes und auch der Verwandte des griechischen Kaisers, Alexios Sebastos, dem Herrn Kaiser seit langem zugesagt hatten, kam überhaupt nicht zustande.” Ich bin diesem Textverständnis gefolgt und habe im oben beschriebenen Sinne eine längerfristige Vorbereitung des Herrschertreffens vermutet, vgl. Görich, Friedrich Barbarossa (wie oben Fußnote 13) 541 (mit Anmerkung 108), 561 und 575. 23 Dieses Textverständnis auch bei Loud, The crusade (wie oben Fußnote 9) 67: „(...) and furthermore, there was absolutely no sign of the meeting that his chancellor John and the sebastos Alexios, a relation of the same Greek emperor, had previously promised to the lord emperor of the Romans”; Böhmer/Opll (wie oben Fußnote 11) Nr. 3388. 24 Vgl. Historia de expeditione (wie oben Fußnote 9) 37,11–13; deutsche Übersetzung bei Bühler, Der Kreuzzug (wie oben Fußnote 9) 93.
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auch nicht sorgfältiger mit prächtigem Geleit und Bereitstellung eines guten Marktes habe empfangen lassen können; aber nun habe er eine Gesandtschaft auf den Weg geschickt, die in Sofia den Empfang Barbarossas und des Heers vorbereiten solle.25 In Niš wurde der Staufer vom Sebastos Alexios begrüßt, einem Vetter Isaaks II. Angelos.26 Zwar ist nicht ausgeschlossen, dass dort auch über ein Herrschertreffen gesprochen wurde, jedoch gibt es in den Quellen keinerlei expliziten Hinweis darauf. Den ersten und einzigen Hinweis auf ein geplantes Herrschertreffen liefert die erwähnte Nachricht zu Mitte April 1190. Nur knappe zwei Monate zuvor, im Februar 1190, hatte Isaak II. Angelos, um weitere Verheerungen und Plünderungen in seinem Reich zu unterbinden, mit einer conventio in zahlreiche Zugeständnisse an Barbarossa einwilligen müssen: Er hatte nicht nur Angehörige der kaiserlichen Familie als Geiseln stellen, den Transport des Kreuzfahrerheeres über die Meerenge sowie Markt und Geldwechsel zusagen müssen, sondern auch Genugtuung für die Ehrverletzung, die Barbarossa durch Gefangennahme und schmachvolle Behandlung seiner Gesandten erlitten hatte. Selbst wenn manche Einzelheiten, die Barbarossa über den Friedensschluss mitteilen ließ, die Wirklichkeit seinen Repräsentationsbedürfnissen ein wenig angepasst haben dürften27 – ganz ähnlich, wie das im schon erwähnten Brief Konrads III. der Fall gewesen war –, dann war der Friede doch unverkennbar ein Prestigeverlust für Isaak II. Angelos. War die Herrscherbegegnung vielleicht eine Facette der Wiedergutmachung, die Barbarossa für die Demütigung verlangte, die er durch die Behandlung seiner Gesandten28 erlitten hatte? Dass ein solcher symbolischer Akt in der conventio nicht erwähnt wird,29 ließe sich vielleicht mit den Gepflogenheiten des 12. Jahrhunderts erklären, als es noch nicht üblich geworden war, symbolische Handlungen als Bestandteil eines Friedensschlusses im Vertragstext zu erwähnen.30 Aus byzantinischer Perspektive wäre die Ortswahl für die Begegnung jedenfalls sicher nicht dazu geeignet gewesen, die sonst stets beanspruchte Superiorität des Basileus zu visualisieren: Nicht der fremde Herrscher hätte Isaak II. Angelos aufgesucht, sondern dieser hätte
25 Vgl. Historia de expeditione (wie oben Fußnote 9) 28,22–29,14; deutsche Übersetzung bei Bühler, Der Kreuzzug (wie oben Fußnote 9) 84 f., das Zitat 85. 26 Vgl. Historia de expeditione (wie oben Fußnote 9) 33,15–20; deutsche Übersetzung bei Bühler, Der Kreuzzug (wie oben Fußnote 9) 89. 27 Vgl. Görich, Friedrich Barbarossa (wie oben Fußnote 13) 572. 28 Dazu Görich, Friedrich Barbarossa (wie oben Fußnote 13) 562–565; N. Drocourt, Diplomatie sur le Bosphore. Les ambassadeurs étrangers dans l’Empire byzantin des années 640 à 1204. 2 Bde. Louvain 2015, Bd. 2, 660–664. 29 Vgl. Historia de expeditione (wie oben Fußnote 9) 64,15–66,22; deutsche Übersetzung bei Bühler, Der Kreuzzug (wie oben Fußnote 9) 119–121; dazu Böhmer-Opll (wie oben Fußnote 11) Nr. 3431. 30 Dazu C. Garnier, Zeichen und Schrift. Symbolische Handlungen und literale Fixierung am Beispiel von Friedensschlüssen des 13. Jahrhunderts. Frühmittelalterliche Studien 32 (1998), 263–287.
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seine Hauptstadt verlassen und wäre Friedrich Barbarossa förmlich hinterhergezogen, um ihn an der äußersten Peripherie seines eigenen Reiches noch anzutreffen. Es hätte demnach auch keine irgendwie geartete „Mitte“ gegeben, in der sich beide Herrscher auf Augenhöhe hätten begegnen können, und nicht einmal das byzantinische Heerlager hätte Begegnungsort sein können – wie es noch der Fall gewesen war, als Manuel I. Komnenos auf seinen Balkanfeldzügen auswärtige Potentaten empfangen hatte.31 Außerdem hätte die Anwesenheit des Kreuzfahrerheeres ein beträchtliches Sicherheitsrisiko für den byzantinischen Kaiser dargestellt.32 Ein solches Treffen wäre ein zu Lasten Isaaks II. Angelos hochgradig asymmetrisches Ereignis gewesen. Das spricht entschieden gegen eine Glaubwürdigkeit der Nachricht vom versprochenen, dann aber unterlassenen Herrschertreffen. Aber wieso fand sie dann Eingang in den Bericht des sog. Ansbert? Diese Frage lenkt den Blick auf seine damit verbundene Zusatzinformation, dass nämlich Isaak II. Angelos Barbarossa einen goldenen Becher und ein Zelt als Geschenke habe überbringen lassen.33 Ein solches Ereignis fügt sich gut in das bekannte Muster der asymmetrischen Geschenkvergabe durch die byzantinischen Kaiser: Während bei Treffen der westeuropäischen Herrscher üblicherweise von einem Geschenkaustausch die Rede ist, trat der byzantinische Kaiser bei Begegnungen mit fremden Herrschern stets als Schenkender auf, während den Beschenkten keine Möglichkeit eingeräumt wurde, seine Gaben zu erwidern. Auf diese Weise behielt der Basileus stets die Kontrolle über den Gabentausch, der – trotz aller Ehrung des Beschenkten – dessen Unterordnung visualisierte.34 Wahrscheinlich wollte Isaak II. Angelos mit seinen Geschenken an den Staufer im April 1190 den Prestigeverlust, den er knappe zwei Monate zuvor durch seinen Friedensschluss mit dem Staufer erlitten hatte, mit traditionellen Mitteln byzantinischer Diplomatie wieder einigermaßen wettmachen: Die Logik der Gabenökonomie sollte Barbarossa als den Beschenkten dem Schenker symbolisch untergeordnet erscheinen lassen. Sollte Barbarossa durch die Annahme der Geschenke im April 1190 etwa seine Inferiorität gegenüber Isaak II. Angelos akzeptiert haben? Das wäre sozusagen der byzantinische Blick auf die erwünschte Bedeutung der Geschenkvergabe. Ihn ausgerechnet in der Historia de expeditione zu finden, würde aber deshalb überraschen, weil ihr Autor ein regelmäßig überaus nachteiliges Bild von Isaak II. Angelos ent-
31 Vgl. D. Heher, Mobiles Kaisertum: Das Zelt als Ort der Herrschaft und Repräsentation in Byzanz (10.–12. Jahrhundert). Byzantinistische Studien und Texte, 13. Berlin 2020, 93–99; Vučetić, Zusammenkünfte (wie oben Fußnote 2) Bd. 1, 100–102. 32 Vgl. Vučetić, Zusammenkünfte (wie oben Fußnote 2) Bd. 1, 62–74. 33 Der Quellentext schon oben in Fußnote 9. 34 Vgl. A. Ş. Anca, Ehrerweisung durch Geschenke in der Komnenenzeit: Gewohnheiten und Regeln des herrscherlichen Schenkens. Mitteilungen zur spätantiken Archäologie und byzantinischen Kunstgeschichte 4 (2005), 185–194; ders., Herrschaftliche Repräsentation (wie oben Fußnote 2) 94–114; Vučetić, Zusammenkünfte (wie oben Fußnote 2) Bd. 1, 233–253.
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wirft und den Staufer dessen Überordnungsversuche konsequent zurückweisen lässt, was insbesondere bei den Streitigkeiten um den Kaisertitel oder bei der geforderten Genugtuung für die Gefangensetzung der Gesandten breit berichtet wird.35 Der sog. Ansbert kann nicht bezweckt haben, Barbarossa dem byzantinischen Kaiser untergeordnet erscheinen zu lassen. An der Tatsache des Geschenks selbst zu zweifeln, ist allerdings nicht geboten,36 denn aus welchem Grunde sollte der Autor einen Sachverhalt erfinden, der mit seiner sonst durchgehaltenen Tendenz nicht zu vereinbaren war? Anzunehmen ist deshalb eher, dass sein erzählerischer Umgang mit dem einseitigen Geschenk die damit ursprünglich verbundene Absicht der byzantinischen Seite konterkarieren sollte. Von Geschenken an Barbarossa ist mehrfach die Rede. Die Gemahlin des Königs von Ungarn schenkte dem Staufer bei ihrer Begegnung in Gran ein riesiges Prachtzelt, der König Verpflegung für das Heer und außerdem zum Abschied weitere großzügige Geschenke.37 Vom serbischen Großžupan Stefan Nemanja erhielt Barbarossa bei ihrem Zusammentreffen in Niš neben Verpflegung für das Heer seltene Tiere geschenkt.38 Indem der sog. Ansbert von den Geschenken des Basileus wie von jenen erzählt, die Barbarossa schon zuvor vom ungarischen König und dem serbischen Großžupan erhalten hatte – ebenfalls, ohne sie zu erwidern –, „bewältigt“ er die dem byzantinischen Geschenk immanente Herausforderung durch seinen Bericht,39 der
35 Vgl. Görich, Friedrich Barbarossa (wie oben Fußnote 13) 562 f., 565–567 und 570; O. Kresten, Zur Rekonstruktion der Protokolle kaiserlich-byzantinischer Auslandsschreiben des 12. Jahrhunderts aus lateinischen Quellen, in C. Scholz / G. Makris (eds.), ΠΟΛΥΠΛΕΥΡΟΣ ΝΟΥΣ. Miscellanea für Peter Schreiner zu seinem 60. Geburtstag. Byzantinisches Archiv, 19. München 2000, 125–163. 36 Soweit die Forschung die Nachricht überhaupt zur Kenntnis nimmt, wird sie ohne weiteres akzeptiert, vgl. beispielsweise E. Eickhoff, Friedrich Barbarossa im Orient. Kreuzzug und Tod Friedrichs I. Tübingen 1977, 93; Böhmer/Opll (wie oben Fußnote 11) Nr. 3451; R.-J. Lilie, Byzanz und die Kreuzzüge. Stuttgart 2004, 141 f.; Heher, Mobiles Kaisertum (wie oben Fußnote 31) 106. 37 Böhmer/Opll (wie oben Fußnote 11) Nr. 3368 und Nr. 3381; Historia de expeditione (wie oben Fußnote 9) 25,20–27 und 27,19–20; Bühler, Der Kreuzzug (wie oben Fußnote 9) 82 f. 38 Böhmer/Opll (wie oben Fußnote 11) Nr. 3385; Historia de expeditione (wie oben Fußnote 9) 29,7–11; Bühler, Der Kreuzzug (wie oben Fußnote 9) 86. – Über die vom Sultan Kiliç Arslan an den Staufer gesandten Geschenke erfährt man, sie seien seinen Gesandten auf Befehl Isaaks II. Angelos entwendet worden, vgl. Böhmer/Opll (wie oben Fußnote 11) Nr. 3432; Historia de expeditione (wie oben Fußnote 9) 67,13–17; Bühler, Der Kreuzzug (wie oben Fußnote 9) 122. 39 Mit dem Begriff „bewältigen“ ist hier die historiographische Verarbeitung eines für das Selbstbild herausfordernden Sachverhalts gemeint, vgl. beispielsweise H. Beumann, Die Hagiographie „bewältigt“: Unterwerfung und Christianisierung der Sachsen durch Karl den Großen, (erstmals 1982) wiedergedruckt in H. Beumann / J. Petersohn / R. Schmidt (eds.), Ausgewählte Aufsätze aus den Jahren 1966–1986. Festgabe zu seinem 75. Geburtstag. Sigmaringen 1987, 289–323; G. Althoff, Die Historiographie bewältigt: Der Sturz Heinrichs des Löwen in der Darstellung Arnolds von Lübeck, (erstmals 1995) wiedergedruckt in ders., Inszenierte Herrschaft. Geschichtsschreibung und politisches Handeln im Mittelalter. Darmstadt 2003, 190–210; S. Pongratz, Gottes Werk und Bosos Beitrag. Die Bewältigung des Alexandrinischen Schismas (1159–1177) in den Papstviten des Kardinals Boso. Papst-
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Isaaks Intention natürlich ignoriert und das Geschenk in eine Art Abschiedsgeschenk umdeutet.40 Wie die Nachricht über das Geschenk gehört auch die damit verbundene Mitteilung über das unterbliebene Herrschertreffen zur historiographischen Konstruktion des sog. Ansbert, mit der er byzantinische Überordnungsansprüche abwehrt. Denn wie jedem Leser der Historia de expeditione bewusst war, bildete ein Herrschertreffen üblicherweise den Stand der aktuellen gegenseitigen Beziehungen ab.41 Weil der vorausgehende Text in aller Breite schildert, in welchem Ausmaß Isaak II. Angelos zurückstecken musste, konnte das Publikum die Nachricht vom Herrschertreffen nur so verstehen, dass der Basileus auch Barbarossas Forderungen nach Augenhöhe hatte nachkommen wollen oder müssen – nicht nur hinsichtlich der Titelfrage im gegenseitigen Briefverkehr, sondern auch in der Gestaltung des Begegnungszeremoniells. Die Nachricht transportiert implizit, dass Isaak II. Angelos seinen früheren Anspruch auf Überordnung abgelegt und sich Barbarossas Erwartungen in der Rangund Titelfrage gefügt habe. Dass diese Information der Zuverlässigkeit entbehrt, macht sie nur unter dem Gesichtspunkt der Ereignisgeschichte wertlos. Aber die Fiktion hatte ihren Zweck und Platz in der historiographischen Inszenierung von Barbarossas Ranggleichheit mit dem byzantinischen Kaiser. Der erwähnte Brief Konrads III. von 1148 ist ein Beispiel dafür, dass man das tatsächliche Geschehen zuweilen ein wenig bearbeitete, um in der fernen Heimat den gewünschten Eindruck von Ranggleichheit zu vermitteln. In genau diesem Sinne funktionierte die Fiktion vom versprochenen, dann aber nicht zustande gekommenen Treffen Isaaks II. Angelos mit Barbarossa. Der sog. Ansbert spielte hier mit allgemeinem Wissen um die symbolische Bedeutung von Herrschertreffen und bediente gleichzeitig in aller Kürze und stark verdichtet zwei von ihm zuvor gut eingeführte Narrative: den Anspruch des staufischen imperator Romanorum auf Ranggleichheit mit seinem „Bruder“, dem „Kaiser von Konstantinopel“,42 und die notorische Unzuverlässigkeit der Griechen.43
tum im mittelalterlichen Europa, 11. Wien / Köln 2023. 40 Zum letztmaligen Gabentransfer beim Abschied vgl. Vučetić, Zusammenkünfte (wie oben Fußnote 2) Bd. 1, 248 f. 41 Vgl. Vučetić, Zusammenkünfte (wie oben Fußnote 2) Bd. 1, 5. 42 Historia de expeditione (wie oben Fußnote 9) 50,12: frater meus domnus vester Constantinopolitanus imperator. 43 Vgl. A. Kolia-Dermitzaki, Byzantium and the crusades in the Komnenian era. Perception and reality, in N. G. Chrissis / A. Kolia-Dermitzaki / A. Papageorgiou (eds.), Byzantium and the West. Perception and reality (11th–15th c.). London 2019, 59–83; J. Phillips, Crusader perceptions of Byzantium, c. 1095 to c. 1150, in ebd. 102–118.
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Antonio Calergi als Stifter: Auftraggeber und Provenienz des Georgios Laskaris zugeschriebenen postbyzantinischen Sockelkreuzes im Bayerischen Nationalmuseum Nach Napoleons Sieg in der Dreikaiserschlacht von Austerlitz am 2. Dezember 1805 und dem daraufhin am 26. Dezember 1805 zwischen Frankreich und Österreich geschlossenen Frieden von Pressburg fiel die Grafschaft Tirol an das neugeschaffene Königreich Bayern.1 König Maximilian I. Joseph von Bayern erteilte am 6. Juli 1808 Johann Georg von Dillis (1759–1841), der 1790 von Kurfürst Karl II. Theodor von Bayern zum kurfürstlichen „Gallerie-Inspector“ der neuen Galerie im Hofgarten ernannt worden war,2 den Auftrag, auf seiner Italienreise nicht nur die im Zuge der Säkularisation aufgehobenen, nun zum Königreich Bayern gehörenden Klöster in Tirol, darunter auch Kloster Neustift bei Brixen,3
1 A. Primisser, Die k[aiserlich-]k[önigliche] Ambraser-Sammlung. Wien 1819, 24; A. Lhotsky, Die Geschichte der Sammlungen, II: Von Maria Theresia bis zum Ende der Monarchie. Festschrift des Kunsthistorischen Museums zur Feier des fünfzigjährigen Bestandes, II. Wien 1941–45, 511–512; F. Colleselli, Der erste Plan zur Errichtung einer Innsbrucker Gemäldegalerie und die Entfernung mehrerer Kunstgegenstände aus Tiroler Klöstern sowie aus Schloß Ambras. Veröffentlichungen des Museums Ferdinandeum in Innsbruck 34 (1954), 30–56, bes. 30. 2 [B.] S[pe]th, Erinnerungen an Johann Georg von Dillis, königl[ich] bayer[ischer] Central-GemäldeGallerie-Direktor. München 1844, 9. 3 Von dort stammen die beiden, ursprünglich Vorder- und Rückseite eines einzigen Kreuzes bildenden Kruzifixe Inv.-Nr. R 2121 und R 2122 im Bayerischen Nationalmuseum (Hinweis von Rudolf Göbel und Axel Treptau, dem die Zurverfügungstellung von Informationen auf Grundlage der Recherchen von Benjamin Sommer verdankt wird): J. G. v. Dillis, Verzeichniß derjenigen plastischen Kunstwerke in dem ehemaligen Kloster Neustift bey Brixen (etc.) = J. G. v. Dillis,Verzeichniß Über[sic] einige Kunstwerke aus Elfenbein (etc.) vom 17. Juni 1811 („Neustift den 17ten Juny 1811“). Akt der königl[ichen] Central-Gemaelde-Gallerie. Gemaelde-Erwerb. Die in den Kirchen und Kloestern zu Tyrol befindlichen Kunstschaetze. 1807–1813 [BayHStA, Staatsgemäldesammlungen, vorl. Nr. Archiv Fach IX K4], Nr. 12 Inv.-Nr. 216: „Zwey Creutz aus Holz geschnitten, mit Basreliefs an den Ecken. auf[sic] dem einen Christus und auf dem andern die Mutter Jesu geheftet.“; Catalog der vereinigten Sammlungen. 5: Sammlung von Schnitzwerken und Kunstarbeiten in Elfenbein, Holz, Stein und Metall. Aufgestellt im VI. Saale des ehemaligen Gallerie-Gebäudes im königlichen Hofgarten. Zum größten Theile Staatsgut; – die dem Privateigenthume Seiner Majestät des Königs angehörenden Gegenstände sind mit * bezeichnet. München 1846, 25 („XVII. Schrank.“) Nr. 173: „Ein in Holz geschnittenes Kreuz, auf welchem die heilige Jungfrau von zwei Engeln gekrönt wird. In den vier Ecken des Kreuzes vier Kirchenväter en medaillon. Am Fuße des Kreuzes die büßende heilige Magdalena mit der Inschrift: ‚Ein heller Spiegel der Buaß. 1638 den 13. Februarii.‛ Im Sockel: die Geburt der heiligen Jungfrau Maria.“, Nr. 174: https://doi.org/10.1515/9783111070315-012
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sondern auch Schloss Ambras zu besuchen,4 um sich vor Ort einen Überblick über die dort noch verbliebenen und für München wünschenswerten Kunstwerke zu verschaffen:5 Offene Ordre Jm Namen Seiner Majestät des Königs Werden die Königlichen Kreisämter Pusterthal in Brixen, Botzen, Trient und Roveredo, dann das Königliche Landgericht Riva, und die Stiftsadministrationen zu Neustift, Grieß, St. Michael, Mariaberg, Stams und Fiecht hiemit beauftragt, dem Königlichen Director des Kupferstich Cabinets, Inspector der Gemälde Gallerie zu München, und Mitglied der Academie der bildenden Künste Georg DILLIS, welcher zur Untersuchung mehrerer in Tyrol befindlichen Kunstschätze von S[eine]r. Koeniglichen Majestaet abgeordnet ist, nicht nur die unter ihrer eignen amtlichen Aufsicht befindlichen Kunstgegenstände aller Art auf Begehren vorzuzeigen, sondern denselben auf andere in ihrem Amtsbezirke befindliche Kunstsachen aufmerksam zu machen, und ihm zu deren Besichtigung die möglichste Erleichterung zu verschaffen.6
Bereits 1806 war der bedeutendste Teil der Ambraser Kunst- und Wunderkammer nach Wien in Sicherheit gebracht worden;7 die unter Erzherzog Ferdinand II. ent-
„Ein Kruzifix, dem Vorigen ähnlich. In den Ecken die vier Evangelisten; am Fuße des Kreuzes der heilige Johannes mit der Inschrift: ‚Ein Stimm des Rueffens in der Wüsten.‛ Im Sockel: die Geburt Christi.“; G. Bumüller, Catalog der vereinigten Sammlungen. Saal Nro VI. Elfenbein-Sammlung. München 1862, 21 („Schrank XVII. Plastische Kunstwerke in Holz.“), Nr. 182: „Ein Kruzifix; in den vier Ecken die vier Evangelisten en medaillon; am Fuße des Kreuzes der heilige Johannes mit der Inschrift: ‚Ein Stimm des Rueffens in der Wüsten‛; im Sockel die Geburt Christi.“, Nr. 183: „Ein Kreuz, dem vorigen ähnlich, auf welchem die heilige Jungfrau von zwei Engeln gekrönt wird. In den vier Ecken die vier Kirchenväter, am Fuße des Kreuzes die büßende heilige Magdalena, mit der Inschrift: ‚Ein heller Spiegel der Buaß 1638 den 13. Februarii.‛ Im Sockel die Geburt der heil[igen] Jungfrau Maria.“ 4 Im Akt der königl[ichen] Central-Gemaelde-Gallerie (wie oben Fußnote 3) fehlt das „Verzeichniß Ambras“ („Lit. E.“); dieses ist enthalten im „Verzeichniß derjenigen Kunstwerke, welche (in Tÿrol gesammelt) von der königlichen Zentral Galerie Direction dem Galerie-Inspektor Dillis zur Ausstellung in dem königl[ichen] Kunst-Cabinet im Theatiner-Gebäude sind extradirt worden (1811): Verzeichnisse, welche zu der Koeniglichen Kunstkammer in dem Theatiner Gebäude sind ubernommen[sic] worden“ (1812) [Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Signatur Inv. MüA 812/1]. 5 L. Seelig, Kunstwerke aus den Wittelsbacher Sammlungen im Bayerischen Nationalmuseum, in R. Eikelmann / I. Bauer (†) (eds.), Das Bayerische Nationalmuseum 1855–2005. 150 Jahre Sammeln, Forschen, Ausstellen. München 2006, 31–49, bes. 42; Colleselli, Innsbrucker Gemäldegalerie (wie oben Fußnote 1) 31–32; cf. das bei S[pe]th, Erinnerungen (wie oben Fußnote 2) 32 abgedruckte Zitat aus Dillis’ Reisetagebuch: „Nachdem ich in Tyrol meine Aufträge erfüllt hatte […].“ – Akt der königl[ichen] Central-Gemaelde-Gallerie (wie oben Fußnote 3) o. Nr.: „Bey meiner Untersuchung in dem Schloß Ambras habe ich noauch[sic] auch einige Kunstsachen von Werth vorgemerkt […].“ (Die Bereitstellung dieser Archivalie wird Stefan Seidl verdankt). 6 Akt der königl[ichen] Central-Gemaelde-Gallerie (wie oben Fußnote 3): „Jnnsbruck am 27ten July 1808 / Koeniglich Baierisches General Landes Commissariat. / Jn Abwesenheit des Koeniglichen General Commissairs. / gez. Widder“. 7 Primisser, Ambraser-Sammlung (wie oben Fußnote 1) 24–25; J. Bergmann, Übersicht der kaiser-
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standenen Sammlungen, die den Nukleus der Ambraser Kunst-und Wunderkammer bilden, wurden nach dem Tod seiner ersten Ehefrau Philippine Welser (†24. April 1580)8 sukzessive aus dem Innsbrucker Schloss auf die Veste Ambras verlagert:9 „Im Jahre 1806 wurde die Sammlung als ein dem Durchlauchtigsten Erzhause Oesterreich gehöriges Eigen aus dem bairisch gewordenen Lande nach Wien überbracht, wo der grösste Theil der alten Collection (Vieles blieb infolge einer hastigen und wenig fachlichen Auswahl zurück und schmückt nun das königliche Nationalmuseum zu München) unter dem Titel: ‚K[aiserlich-]k[önigliche] Ambraser Sammlung‘ im unteren Belvedere aufgestellt wurde.“10 Nachdem Dillis am 26. Juli 1808 im Stift Wilten eingetroffen war, begab er sich am darauffolgenden Tag nach Schloss Ambras, um die dort verwahrten, im Eigentum des österreichischen Kaiserhauses stehenden Kunstwerke zu inspizieren.11 Unter den insgesamt 77 von Dillis am 27. Juli 1808 ausgewählten Ambraser Objekten12 für die im säkularisierten Münchner Theatinerkloster neu eingerichtete Galerie13 befand sich auch ein Sockelkreuz, das in dem vom Rentmeister August Anton Pfaundler von Sternfeld (1757–1822) im Jahr 1806 angelegten Gesamtverzeichnis der Ambraser Kunstgegenstände und Waffen14 die Nummer „1116 K10/120“ trägt: „Ein von Holz aus zwei Teilen äußerst fein und durchbrochen gearbei-
lich-königlichen Ambraser-Sammlung (im untern k[aiserlich-]k[öniglichen] Belvedere) nach ihrer dermaligen Aufstellung. Wien 31855, 5; F. Klauner, Vorwort, in Die Kunstkammer. Kunsthistorisches Museum, Sammlungen Schloss Ambras. Führer durch das Kunsthistorische Museum, 24. Innsbruck 1977, 7–8, bes. 7. – Verantwortlich für den Abtransport der Ambraser Objekte nach Wien war der Kaiserliche Rat Johann Baptist Primisser (1739–1815); am 19. September 1806 wurden die Kisten mit den Ambraser Objekten auf den Weg nach Wien gebracht, wo sie am 2. Oktober 1806 eintrafen: Lhotsky, Geschichte der Sammlungen II (wie oben Fußnote 1) 512. – Zu „Geschichte und Geschicke der k. k. Ambraser-Sammlung“ von 1772 bis 1806 cf. J. Bergmann, Die fünf gelehrten Primisser. Berichte und Mittheilungen des Alterthums-Vereines zu Wien V (1861), 177–244, bes. 210–211. 8 Und nicht am 13. April 1580, so A. Ilg / W. Boeheim, Das k[aiserlich-]k[önigliche] Schloss Ambras in Tirol. Beschreibung des Gebäudes und der Sammlungen. Wien 1882, VIII. 9 Primisser, Ambraser-Sammlung (wie oben Fußnote 1) 12; E. v. Sacken, Die k[aiserlich-]k[önigliche] Ambraser-Sammlung. Wien 1855, 22; Ilg / Boeheim, Schloss Ambras (wie oben Fußnote 8) VIII–IX; A. Lhotsky, Die Geschichte der Sammlungen, I: Von den Anfängen bis zum Tode Kaiser Karls VI. 1740. Festschrift des Kunsthistorischen Museums zur Feier des fünfzigjährigen Bestandes, II. Wien 1941–45, 183. 10 Ilg / Boeheim, Schloss Ambras (wie oben Fußnote 8) XIII; cf. Lhotsky, Geschichte der Sammlungen II (wie oben Fußnote 1) 512: „Sicher ist, daß die Ambraser Sammlung damals kraft jener Rechtstitel, welche sich auf Erzherzog Ferdinands letztwillige Anordnung und die späteren Verträge gründeten … als ein dem Hause Österreich eigentümlicher Schatz anerkannt wurde.“ 11 Colleselli, Innsbrucker Gemäldegalerie (wie oben Fußnote 1) 32. – Die einzelnen Vorgänge finden sich im Akt der königl[ichen] Central-Gemaelde-Gallerie (wie oben Fußnote 3). 12 Colleselli, Innsbrucker Gemäldegalerie (wie oben Fußnote 1) 51–54 (Nrn. 1058–1134). 13 Im Münchner Theatinerkloster befand sich in den Jahren 1803 bis 1804 als Sammel- und Verteilerstelle für Säkularisationsgut das „Conservatorium der aufgehobenen ständischen Klöster“ (Hinweis von Martin Schawe). 14 Colleselli, Innsbrucker Gemäldegalerie (wie oben Fußnote 1) 51 Anm. 80.
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tetes viereckiges Kreuz, zuoberst ein Pelikan, damit verbunden eine Darstellung aus der Leidensgeschichte Jesu mit gotischen Gebäuden. Unter dem Fuße des Kreuzes ist eine griechische Schrift und ein Wappen eingraviert“.15 Die in Pfaundler von Sternfelds Ambraser Verzeichnis stehende Nummer „120“ entspricht somit der auf der Unterseite des Kreuzsockels handschriftlich mit schwarzer Tinte aufgetragenen „No 120“. Ende Dezember 1808 sollten die von Dillis für München bestimmten Ambraser Kunstwerke auf seine Anordnung hin nach München geschickt werden,16 doch verzögerte sich der Transport bis zum Jahr 1811.17 In München gehörten sie dann zur Ausstattung des 1812 im säkularisierten Theatinerkloster eingerichteten „königlichen Kunst-Cabinets“.18 In dem am 30. Dezember 1811 verfassten „Verzeichniß derjenigen Kunstwerke, welche (in Tÿrol gesammelt) von der königlichen Zentral Galerie Direction[sic] dem Galerie-Inspektor Dillis zur Ausstellung in dem königl[ichen] Kunst-Cabinet im Theatiner-Gebäude sind extradirt worden“ trägt es ebenfalls die Nummer „120“;19 dort wird als Provenienz „Schl[oß] Ambras“ angegeben:20 „Ein aus Holz durchbrochen gearbeitetes Kruzifix mit vielen kleinen Figuren.“21 Anschließend – und als nach der 1814 erfolgten Wiedervereinigung Tirols mit Österreich die Rückführung der aus Tirol nach München verbrachten Kunstgegenstände mit Hinweis auf das Präsidialreskript vom 13. Januar 1815 abgetan worden war22 – gehörte das Ambraser Sockelkreuz zum Bestand der im „Gallerie-Gebäude“ im königlichen Hofgarten öffentlich präsentierten „Vereinigten Sammlungen“.23 Nach dem 1846 edierten „Catalog der vereinigten Sammlungen. 5: Sammlung von Schnitzwerken und Kunstarbeiten in Elfenbein, Holz, Stein und Metall. Aufgestellt im VI. Saale des ehemaligen Gallerie-Gebäudes im königlichen Hofgarten. Zum größten Theile Staatsgut; – die dem Privateigenthume Seiner Majestät des Königs angehörenden Gegenstände sind mit * bezeichnet“ war es als Staatsgut im „XIX. Schrank“
15 Colleselli, Innsbrucker Gemäldegalerie (wie oben Fußnote 1) 53 („1116 K10/120“). – Der Pelikan ist heute leider nicht mehr vorhanden bzw. nicht (mehr) auffindbar; zur Pelikan-Bekrönung (ohne Hinweis auf das Münchner Sockelkreuz) cf. V. H. Elbern, Die holzgeschnitzten postbyzantinischen Sockelkreuze des 16. Jahrhunderts. OrChrist 92 (2008), 187–240, bes. 189, 191, 204; V. H. Elbern, Ein Kreuz des Georgios Laskaris in den Berliner Museen. Jahrbuch der Berliner Museen 45 (2003), 65–76, bes. 66, 68, 73, 76. 16 Colleselli, Innsbrucker Gemäldegalerie (wie oben Fußnote 1) 55. 17 Seelig, Kunstwerke (wie oben Fußnote 5) 42. 18 Seelig, Kunstwerke (wie oben Fußnote 5) 42. 19 Verzeichniß (wie oben Fußnote 4) Nr. 120. 20 Verzeichniß (wie oben Fußnote 4) „Kiste Nro. 8.“ 21 Verzeichniß (wie oben Fußnote 4) Nr. 120. 22 Colleselli, Innsbrucker Gemäldegalerie (wie oben Fußnote 1) 37–38. 23 Cf. M. Kamp, Die Königlichen Vereinigten Sammlungen im ehemaligen Galeriegebäude am Hofgarten und die Gründung des Bayerischen Nationalmuseums, in Eikelmann / Bauer (†) (eds.), Das Bayerische Nationalmuseum (wie oben Fußnote 5) 50–58, bes. 51.
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ausgestellt: „Ein äußerst fein in Holz geschnittenes Kreuz mit der Leidensgeschichte des Erlösers.“24 Und in diesem Schrank, der „Holzsculpturen nebst Anderem von hohem Kunstwerthe aus dem 15. und 16. Jahrhundert“ enthielt, lässt es sich auch unter der Nummer 214 in dem 1862 von Georg Bumüller25 verfassten „Catalog der vereinigten Sammlungen. Saal Nro VI. Elfenbein-Sammlung“ nachweisen: „das ganze Leben und Leiden Christi, in einem hölzernen Kreuze, von äußerst zierlicher Arbeit […]“, allerdings versehen mit dem Zusatz „gleichfalls russischen Ursprungs.“26 Zu jener Zeit war dieses Sockelkreuz also noch nicht mit Byzanz bzw. der postbyzantinischen Epoche in unmittelbare Verbindung gebracht worden, und dies, obwohl nicht nur die Tituli zu den einzelnen Szenen des Alten und Neuen Testaments in griechischer Schrift und Sprache abgefasst sind (Abb. 1–2), sondern auch die Unterseite der Basis eine griechische (Stifter-)Inschrift trägt (Abb. 3–4),27 auf die bereits von Pfaundler von Sternfeld aufmerksam gemacht hatte: „Unter dem Fuße des Kreuzes ist eine griechische Schrift und ein Wappen eingraviert.“28 Außer der Nummer des Pfaundler von Sternfeld’schen Ambraser Verzeichnisses steht auf der Standfläche noch die handschriftlich mit weißer Farbe per Pinsel aufgetragene Inventarnummer des Bayerischen Nationalmuseums „333 M. A.“ sowie auf einer gezahnten, doppelt blau umrahmten Papiermarke die Nummer „244“, die der Saal-Nummer von 1890 entspricht, als dieses Sockelkreuz im Parterre rechts, Saal 1, des an der Maximilianstraße gelegenen, heute das Museum Fünf Kontinente beherbergenden, am 12. Oktober 1867 eröffneten Museumsgebäudes ausgestellt gewesen ist. In jenem Jahr ist dieses Sockelkreuz auch dem Bayerischen Nationalmuseum
24 Catalog der vereinigten Sammlungen. 5: Sammlung von Schnitzwerken und Kunstarbeiten in Elfenbein, Holz, Stein und Metall. Aufgestellt im VI. Saale des ehemaligen Gallerie-Gebäudes im königlichen Hofgarten. Zum größten Theile Staatsgut; – die dem Privateigenthume Seiner Majestät des Königs angehörenden Gegenstände sind mit * bezeichnet. München 1846, 26 („XIX. Schrank“) Nr. 192. 25 Zu Georg Bumüller (die Lebensdaten konnten bisher nicht ermittelt werden) cf. A. Grimm, Fata Morgana Aegyptiaca – Louis Beaulieus Lettre à Monsieur J*** und die wiederentdeckten Roseneggeria na. Aegyptiaca. Journal of the History of Reception of Ancient Egypt 5 (2020), 450–527, bes. 450 Anm. 31. 26 G. Bumüller, Catalog der vereinigten Sammlungen. Saal Nro VI. Elfenbein-Sammlung. München 1862, 23 („Schrank XIX. Holzsculpturen nebst Anderem von hohem Kunstwerthe aus dem 15. und 16. Jahrhundert.“). 27 Cf. Elbern, Georgios Laskaris (wie oben Fußnote 15) 76. – Zu byzantinischen Stifterinschriften des 13. Jh. cf. S. Kalopissi-Verti, Dedicatory Inscriptions and Donor Portraits in Thirteenth-Century Churches of Greece. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse, Denkschriften, 226. Tabula Imperii Byzantini, 5. Wien 1992; S. Kalopissi-Verti, Donors in the Pa laiologan Сhurches of the Mani in the Southern Peloponnese: Individualities, Collectivity and Social Identities, in Art of the Byzantine World. Individuality in Artistic Creativity. A Collection of Essays in Honour of Olga Popova. Moskau 2021, 160–189 (Andreas Rhoby wird der Hinweis auf diesen Beitrag sowie dessen Zurverfügungstellung verdankt). 28 Colleselli, Innsbrucker Gemäldegalerie (wie oben Fußnote 1) 53 („1116 K10/120“).
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überwiesen worden,29 wo es dann die bis heute gültige Inventarnummer „333 M. A.“ = MA 333 erhielt. Auf dem alten, wohl vom damaligen Konservator und späteren Direktor (1897– 1907) des Bayerischen Nationalmuseums Hugo Graf30 angelegten Inventarblatt zu MA 333 ist nicht nur der Standort von 1890 („Standort: Part[erre] r[echts] S[aal] I.“) verzeichnet, sondern es enthält auch eine ausführliche Beschreibung dieses Objekts, zusammen mit einer allerdings fehlerhaften Umzeichnung der auf der Standfläche um ein Wappen angebrachten griechischen Inschrift (Abb. 5–6); dort jedoch ohne Erwähnung von dessen Provenienz aus der Ambraser Kunst- und Wunderkammer, und auch in der Folgezeit findet sich keinerlei Hinweis darauf: Kreuz von Buchsbaumholz, allenthalben mit ornamentaler und figürlicher Schnitzerei – Leben Jesu mit begleitenden griechischen Inschriften – in Relief und durchbrochener Arbeit bedeckt; Hch: 0,145m; br: 0,088m; st: 0,022m. Den Kreuzesstamm bekrönt ein zierliches Säulchen, worauf der seine Jungen nährende Pelikan steht; ein glatter, cylindrischer, 0,11m langer Griff mit ges[c]hnitztem Kapitäle unter dem Kreuzesstamme dient zur Einfügung in einen 0,16m hohen achteckigen Untersatz von der Gestalt eines aus vier, sich verjüngenden Kielbogenarkade[n] nebst Sockel bestehenden Thurme[s], welcher ebenfalls an allen Seiten mit Schnitzereien der vorhin bezeichneten Art bedeckt ist. Totale Höhe 0,38m. Griechische Klosterarbeit unter italienischen (venezianischen) Einwirkungen. Erste Hälfte des 16. Jahrhunderts. Eine auf der Standfläche des Untersatzes eingeschnittene, schwarz eingeriebene Inschrift in griechischer Kapitalform meldet, daß dies Kreuz am 10. Januar 1538 zum Feldzuge des wohlgeborenen Führers Herrn Antonios nach langjähriger Arbeit vollendet wurde.
Der 1890 von Hugo Graf edierte Katalogband „Romanische Alterthümer des bayerischen Nationalmuseums“ enthält dieses Sockelkreuz unter „Spätbyzantinische, russische und neugriechische Werke“ unter der Nummer „333“ und der Saalnummer „244“ sowie der Standortangabe „Part[erre] r[echts] S[aal] I.“; der Katalogtext ist die grammatikalisch und orthographisch korrekte Version des Inventarblatteintrages von 1890.31 Dort, wie auch auf dem Inventarblatt von 1890, findet sich abschließend der Hinweis auf die Inschrift, die „meldet, daß dies Kreuz am 10. Januar 1538 zum Feldzuge des wohlgeborenen Führers Herrn Antonios nach langjähriger Arbeit vollendet wurde.“32
29 Cf. Kamp, Die Königlichen Vereinigten Sammlungen (wie oben Fußnote 23) 56. 30 B. Huber, Kunsterhalt durch „Kunstentzug“? – Die Personalunion zwischen Bayerischem Nationalmuseum und Generalkonservatorium 1868–1908 und ihre Problematik, in Eikelmann / Bauer (†) (eds.), Das Bayerische Nationalmuseum (wie oben Fußnote 5) 108–124, bes. 120–121. 31 H. Graf, Romanische Alterthümer. Kataloge des Bayerischen Nationalmuseums, 5: Allgemeine kulturgeschichtliche Sammlungen. Das Mittelalter, I. München 1890, 54–55 (Nr. 333). 32 Graf, Romanische Alterthümer (wie oben Fußnote 31) 54–55 (Nr. 333).
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Das Münchner Sockelkreuz33 aus Buchsbaum (Buxus sempervirens L.)34 gehört zu einer morphologisch, stilistisch und ikonographisch homogenen Gruppe postbyzantinischer Kreuze,35 die entweder inschriftlich einen Künstler namens Georgios Laskaris nennen oder sich diesem zuweisen lassen.36 Unter den bisher bekannt gewordenen, aus der Werkstatt des Georgios Laskaris stammenden Sockelkreuzen ist das Münchner das bisher älteste, allerdings unsignierte Exemplar.37 Die im Zuge der Provenienzrecherche zu diesem Objekt erfolgte autoptische Überprüfung dieser Stifterinschrift38 ergab eine von Hugo Grafs Abschrift abweichende Version; auch die hier nun vorgelegte Übersetzung39 weicht wesentlich von der Graf’schen Erstübersetzung ab:40
33 Elbern, Sockelkreuze (wie oben Fußnote 15) 200, 211, 213, 216–218, 234 Abb. 20; Elbern, Georgios Laskaris (wie oben Fußnote 15) 69, 70 mit Abb. 7, 76. – Keine Erwähnung findet das Münchner Sockelkreuz dagegen bei J. Różycki, Ein unbekanntes Werk des Georgios Laskaris: Das geschnitzte Kreuz im Museum der Fürsten Czartoryski Krakau. Byzantina et Slavica Cracoviensia 2 (1994), 83–96, bes. 92 (für die Zurverfügungstellung einer Kopie dieses Aufsatzes möchte ich Günter Prinzing, Mainz, ganz herzlich danken). 34 Holzuntersuchung durch Isabel Raudies (freundliche Mitteilung von Rudolf Göbel). 35 Elbern, Sockelkreuze (wie oben Fußnote 15) 217–219; Elbern, Georgios Laskaris (wie oben Fußnote 15) 70. 36 Elbern, Sockelkreuze (wie oben Fußnote 15) 187–240; Elbern, Georgios Laskaris (wie oben Fußnote 15) 65–76. 37 Elbern, Sockelkreuze (wie oben Fußnote 15) 200, 213, 216–218; Elbern, Georgios Laskaris (wie oben Fußnote 15) 69, 75–76. 38 Und keine Widmungsinschrift, so Elbern, Sockelkreuze (wie oben Fußnote 15) 200: „[…] die – nachträglich in die Basisplatte eingefügte – Widmung […].“; dort (S. 200) jedoch: „Hier wird als Stifter genannt […].“ 39 Abschrift, Transkription, philologische Edition und Übersetzung werden Isabel Grimm-Stadelmann, Andreas Rhoby und Peter Schreiner verdankt. 40 Cf. Elbern, Sockelkreuze (wie oben Fußnote 15) 200.
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Alfred Grimm
||ΙCα41
ΕΤΕΛΙ
||Ο||
WAPPEN
[Φ]42 ΛΗΜ
||
WAPPEN
||ΗΝ
ΝΑΡΙΟΥ
||
WAPPEN
||Ι·ΔΙΕΞΟ
ΔΟΥ ΤΟΥ ΕΥΓΝΙ ||
WAPPEN
||ΑΡΧΟΜ(ΤΟC)43
ΤΟΥ ΚΙΡ
||
WAPPEN
||ΟΥ ΑΝΤ
ΤΟΥ||||ΚΑΛΙΕΡ
||
WAPPEN
||ΓΙ ΠΟ
||
WAPPEN
||
ΛΑ ΤΑ ΕΤΙ
||ΘΙ
Ι
ΓΕ
||||ΟΝΟΥ
Transkription (Andreas Rhoby): ἐτελιόθι ἰς α[φ]λη μὴν γεναρίου ι44· δι᾿ ἐξόδου τοῦ εὐγνῖ ἄρχομ(τος) τοῦ κιροῦ Ἀντονου τοῦ Καλιέργι πολὰ τὰ ἔτι. Philologische Edition (Andreas Rhoby): Ἐτελειώθη εἰς ,α[φ]λη´ μὴν Γεναρίου ι´· δι᾿ ἐξόδου τοῦ εὐγνῆ ἄρχον(τος) τοῦ κυροῦ Ἀντωνου τοῦ Καλιέργη· πολὰ τὰ ἔτη.
41 Der Buchstabe sieht weniger wie ein Alpha, sondern vielmehr wie ein Stigma (Ϛ) aus; geht man allerdings davon aus, dass hier eine Datierung nach dem byzantinischen Weltjahr vorliegt (das wäre 6538), dann ergibt sich das historisch unmögliche Jahr 1029/30 (Andreas Rhoby); cf. dazu die Inschrift auf dem Krakauer Sockelkreuz: Różycki, Georgios Laskaris (wie oben Fußnote 33) 84: „Die Inschrift auf der Unterseite ist in einer leicht kursiven Majuskel mit Ligatur ausgeführt. Sie bezeichnet die Fertigstellung der geschnitzten Dekoration des Alten Testaments am 20. November 1570 […]. Dieses Datum folgt aus der richtigen Deutung des Zeichens ͵α, weil dessen Identifizierung als „Stigma“, häufig auch als α geschrieben, die wenig glaubwürdige Jahreszahl 6570 der byzantinischen Zeitrechnung ergäbe, d.h. 1062 n. Chr.“ 42 So deutlich lesbar auf der historischen Schwarz-Weiß-Photographie (Abb. 5). 43 Wohl irrtümlicherweise wurde ein ›My‹ anstatt eines ›Ny‹ geschrieben (Andreas Rhoby). 44 Eventuell auch γ (Andreas Rhoby).
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Übersetzung: „Fertiggestellt im Jahr 1538, 10. Januar45, auf Kosten des ehrenwerten Archon46, des Herrn Antonios Kallierges47, lange möge er leben48.“ Wenn das Kreuz in Venedig bzw. im venezianischen Herrschaftsbereich hergestellt wurde, dann entspricht der 10. Januar 1538 dem 10. Januar 1539 m[ore] v[eneto] (!),49 da das venezianische Jahr bis zum Untergang der Republik Venedig im Jahr 1797 im März beginnt.50 Das im Zentrum des separat, also nicht nachträglich51 in den Sockelboden eingesetzten Holztäfelchens mit der griechischen Inschrift stehende Stifterwappen52 (Abb. 3–6) lässt sich identifizieren als dasjenige des byzantinisch-kretischen Adelsgeschlechts Kall(i)ergis/Kallierges,53 das seine Abstammung auf den byzantinischen Kaiser Nikephoros II. Phokas zurückführt.54 Unter den zahlreichen möglichen Varianten des Kall(i)ergis/Kallierges-Wappens55 befindet sich eine, die mittig über dem
45 Und nicht 7. Januar, so Elbern, Sockelkreuze (wie oben Fußnote 15) 200, 211, 213; Elbern, Georgios Laskaris (wie oben Fußnote 15) 76. 46 Und nicht Archimandrit, so Elbern, Sockelkreuze (wie oben Fußnote 15) 200. – Die Familie Kall(i)ergis/Kallierges gehörte zu den kretischen Archonten (archontes): H. Kretschmayr, Geschichte von Venedig, II. Gotha 1920, 682; E. Stamoulou, Candia and the Venetian Oltremare: Identity and Visual Culture in the Early Modern Eastern Mediterranean. Diss. The Univ. of Manchester 2001, 97: „In 1299 a treaty was signed which established the privileges of the noble Cretans, the archontes, as a socially cohesive group within the Venetian establishment. Calergi’s leading role in the events secured his position of prominence among the archontes.“, 99, 100: „Antonio Calergi found many occasions in his narrative to repeat the myth of his archon family’s care and selfless love for the Cretan population; a myth that Buondelmonti with the aid of Matteo Calergi had helped to establish over a century before.“ – Zu den Archonten cf. N. Iorga, Byzance après Byzance. Paris 1992, 116–129. 47 Und nicht Konstantin Kaliergi(os?), so Elbern, Sockelkreuze (wie oben Fußnote 15) 200; und auch nicht Konstantinos Kalier, so Elbern, Georgios Laskaris (wie oben Fußnote 15) 76. 48 Cf. Elbern, Sockelkreuze (wie oben Fußnote 15) 200: „‚viele gute Jahre‛ (Lesung P[aul] Speck)“. 49 Jedoch stimmen in beiden Fällen Monats- und Wochentag nicht überein (1539: 10. Januar = Freitag; 1538: 10. Januar = Donnerstag) (Hinweis von Peter Schreiner). 50 Cf. H. Lietzmann, Zeitrechnung der römischen Kaiserzeit, des Mittelalters und der Neuzeit für die Jahre 1–2000 nach Christus. Sammlung Göschen, 1085. Berlin 1946, 125. 51 So Elbern, Sockelkreuze (wie oben Fußnote 15) 200. 52 Cf. Elbern, Sockelkreuze (wie oben Fußnote 15) 200: „Stifterwappen (?)“. 53 Zum Kall(i)ergis/Kallierges-Wappen s. G. Gerola, Monumenti Veneti nell’Isola di Creta, 4. Venedig 1932, 285–286, 613 (zu S. 285). 54 Stamoulou, Candia (wie oben Fußnote 46) 97; N. M. Panagiotakes, Λέων ὁ Διάκονος. Ἐπετερὶς Ἑταιρείας Βυζαντινῶν Σπουδῶν 54 (1965), 60; https://de.wikipedia.org/wiki/Kallergis (Zugriff: 05.08.2021); cf. M. Georgopoulou, Venice’s Mediterranean Colonies. Architecture and Urbanism. Cambridge 2001, 102–103: „A legend originally meant to provide a legal justification for the possessions of twelve powerful Byzantine families in Crete, it was by the seventeenth century explicitly modified to link these families not with the Byzantine emperor in Constantinople but with the doge in Venice.“ 55 Gerola, Monumenti (wie oben Fußnote 53) 244 (287) mit Abb. 285: in Castellania di Retimo
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durch zwei oder drei schräg gestellte Balken charakterisierten Wappenschild ein bekrönendes Kreuz zeigt.56 Zum Kall(i)ergis/Kallierges-Wappen bemerkt Giuseppe Gerola (1877–1938) in seinem mehrbändigen Standardwerk „Monumenti Veneti nell’Isola di Creta“ (1932) zusammenfassend: „Numerosissime sono le varianti dello stemma Calergi. Il bandato di quattro pezzi d’azzurro e d’argento pare sia una delle più antiche. Ma dopo di allora muta più volte il numero delle bande (convertite talore in sbarre), e cambia la tinta di esse, in quanto che all’argento si sostituisce l’oro, e quindi anche persino il rosso all’azzurro.“57 Antonios Kallierges wiederum lässt sich identifizieren mit dem kretischen Gelehrten und Dichter Ἀντώνιος Καλλιέργης; der Eintrag zu Antonios Kallierges – „a descendant of one of the most important of these families“58 – in Konstantinos Sathas’ „Νεοελληνικὴ Φιλολογία: Βιογραφία τῶν ἐν τοῖς γράμμασι διαλαμψάντων Ἑλλήνων,
(„Arghjirùpolis“): „[…] dei Calergi (?).“, 248 (312–314) mit Abb.: in Castellania di Milopotamo („Kastrì – Chiesa di S. Maria“): „[…] con stemma Calergi (?).“, 249 (317) mit Abb.: in Castellania di Milopotamo („Venì – Chiesa di S. Nicola“): „Stemma quattrocentesco dei Calergi (?).“, 249 (318) mit Abb.: in Castellania di Milopotamo („Venì – Chiesa di S. Nicola“): „Stemma simile, ma di forma triangolare.“, 249 (325) mit Abb., 285: in Castellania di Milopotamo („Kamarjòtis – Chiesa di S. Giorgio“): „Stemma Calergi (?).“ [= C. Terribile, Tre dipinti di Paolo Veronese per Matteo Calergi e una nuova traccia per El Greco a Venezia. Ricche Minere 9 (2018), 37–54, bes. 45 Fig. 11], 251 (332–333) mit Abb. auf S. 252: in Amari („Thronos – Chiesa di S. Maria“): „[…] con stemma Calergi (?).“ [= S. A. Curuni / L. Donati, Creta Veneziana. L’Istituto Veneto e la Missione Cretese di Giuseppe Gerola. Collezione fotografica 1900–1902. Venedig 1988, 157 (N. 1299) mit Abb. auf S. 335], 255 (348) mit Abb. auf S. 256: in Castellania di Malvesin („Roghdhià – Chiesa di S. Maria“): „[…] con stemma Calergi (?).“ [= Curuni / Donati, Creta Veneziana (wie oben Fußnote 55) 143 (N. 639) mit Abb. auf S. 349], 261 (374) mit Abb., 285: in Castellania di Pediada („Kato Astrákji – Chiesa di S. Maria“): „[…] entro alla quale aquila dei Calergi (?) […].“, 265–266 (396) mit Abb. auf S. 266: in Castellania di Mirabello („Kato Furnì – Chiesa di S. Barbara“): „Lapide sepolcrale con stemma Calergi (?) […]“ [= Curuni / Donati, Creta Veneziana (wie oben Fußnote 55) 145 (N. 741) mit Abb. auf S. 359], 274 (440) mit Abb.: in Castellania di Gerapetra („Anatolì – Chiesa di S. Maria“): „Stemma non ben rilevabile, che pare dei Calergi (?).“; cf. https:// de.wikipedia.org/wiki/Kallergis (Zugriff: 05.08.2021): Türsturz der Kirche Naos Panagias in Thronos; cf. Terribile, Tre dipinti (wie oben Fußnote 55) 45 mit Fig. 9–11. 56 Gerola, Monumenti (wie oben Fußnote 53) 251 (334) mit Abb. auf S. 253: – in Amari („Thronos – Chiesa di S. Maria“): „Stemma Calergi (?), sormontato da crocetta“ [https://de.wikipedia.org/wiki/ Kallergis (Zugriff: 05.08.2021)]; cf. É. Legrand, Bibliographie hellénique ou description raisonnée des ouvrages publiés par les Grecs au dix-septième siècle, I. Paris 1894, 145. – Zu einem Wappen in Bonifacio (Kapetanjanà) mit drei horizontalen Balken sowie bekrönendem Kreuz cf. Curuni / Donati, Creta Veneziana (wie oben Fußnote 55) 161 (N. 1455) mit Abb. auf S. 395. 57 Gerola, Monumenti (wie oben Fußnote 53) 285, 613 (zu S. 285); cf. M.-D. Sturdza, Dictionnaire Historique et Généalogique des Grandes Familles de Grèce d’Albanie et de Constantinople. Paris 1983, Abb. auf S. 242 s.v. „Calerghi, Callerghi, ΚΑΛΛΕΡΓΗΣ“; zum venezianischen Calergi-Wappen cf. Stamoulou, Candia (wie oben Fußnote 46) 97 mit Anm. 167, 253–254 Fig. 9–10; R. Bancroft-Marcus, The pastoral mode, in D. Holton (ed.), Literature and society in Renaissance Crete. Cambridge 1991, 79–102, bes. 97. 58 Georgopoulou, Venice’s Mediterranean Colonies (wie oben Fußnote 54) 103.
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ἀπὸ τῆς καταλύσεως τῆς Βυζαντινῆς Αὐτοκρατορίας μέχρι τῆς Ἑλληνικῆς ἐθνεγερσίας (1453–1821)“59 ist eine unterschiedliche Quellen aus dem 16. und 17. Jahrhundert kompilierende Eloge auf den von seinen Zeitgenossen gerühmten Antonios Kallierges,60 darunter der griechische Humanist Nikolaos Sophianos (um 1500–nach 1551),61 der ihn als „überaus berühmt“ sowie als ein „Gefäß der Tugenden“ charakterisierte.62 Antonios Kallierges hat eine mehrbändige Geschichte Kretas bis 1303 verfasst,63 die
59 K. Sathas, Νεοελληνικὴ Φιλολογία: Βιογραφία τῶν ἐν τοῖς γράμμασι διαλαμψάντων Ἑλλήνων, ἀπὸ τῆς καταλύσεως τῆς Βυζαντινῆς Αὐτοκρατορίας μέχρι τῆς Ἑλληνικῆς ἐθνεγερσίας (1453–1821). Athen 1868, 175–176 s.v. „Ἀντώνιος Καλλιέργης.“ 60 L. Politis, Venezia come centro della stampa e della diffusione della prima letteratura neoellenica, in H.-G. Beck / M. Manoussacas / A. Pertusi (eds.), Venezia. Centro di mediazione tra Oriente e Occidente (Secoli VI–XVI). Aspetti et problemi, II. Florenz 1977, 443–482, bes. 452, 452: „Il secondo [sc. Antonio Kalliergis] viene mentovato spesso e molto lodevolmente da vari suoi contemporanei, greci e stranieri […].“ 61 Zu Nikolaos Sophianos cf. Sathas, Νεοελληνικὴ Φιλολογία (wie oben Fußnote 59) 141–143 s.v. „Νικόλαος Σοφιανός.“ 62 Politis, Venezia come centro della stampa (wie oben Fußnote 60) 452–453: „[…] Nikolaos Sofianòs lo menziona come uno die membri del suo circulo e lo chiama ‚ἐνδοξότατον καὶ δοχεῖον τῶν ἀρετῶν‛ (glorioso e vaso di ogni virtù).“; Panagiotakes, Λέων ὁ Διάκονος (wie oben Fußnote 54) 62. – Völlig konträr dazu Cesare Augusto Levi (1856–1927), der anhand von ihm Ende des 19. Jahrhunderts in Venedig entdeckter Dokumente den heute weitestgehend vergessenen Versuch unternahm, Antonio Calergi mit William Shakespeares Bösewicht Iago zu identifizieren; cf. dazu Anonymus, Othello’s Real Name Querini. Venetian Scholars Dig Out Two Accounts of Man Shakespeare Immortalized. San Francisco Call, Vol. 98, Nr. 83, vom 22. August 1905, 2: „[…] Antonio Calergi – according to Signor Levi, the original of Iago […].“; W. Dibelius, Zeitschriftenschau. V. Einzelne Dramen Shakespeares: […] Zur Urgeschichte des historischen Othello und der Desdemona. Jahrbuch der Deutschen ShakespeareGesellschaft 38 (1902), 302–314, bes. 310: „Levi hat in Venedig die Briefe eines 1542 in Kandia lebenden Venetianers, Antonio Calergi, entdeckt, die ‚mit wohlerwogener Tücke und ätzender Schärfe‛ – der Verfasser hält ihn für das Urbild des Iago – von Familienhändeln des einflussreichen Nicolò Querini berichten.“ 63 Zum Geschichtswerk des Antonio Calergi sowie zu dessen Quellen und seiner Kompilationstechnik: Panagiotakes, Λέων ὁ Διάκονος (wie oben Fußnote 54) 59–60, 63 mit Lit. in Anm. 2, 73–74; cf. J. Dalègre, Venise en Crète. Civitas venetiarum apud Levantem. Paris 2019, 211; A. Vincent, Language and ideology in two Cretan historians, in G. K. Varxeliote / K. G. Tsiknakis (eds.), Γαληνοτάτη. Τιμή στη Χρύσα Μαλτέζου. Athen 2013, 809–820; Georgopoulou, Venice’s Mediterranean Colonies (wie oben Fußnote 54) 15, 103; J. S. Langdon, John III Ducas Vatatzes and the Venetians: The Episode of his Anti-Venetian Cretan Campaigns, 1230 and 1234, in C. Sode / S. A. Takács (eds.), Novum Millenium. Studies on Byzantine History and Culture Dedicated to Paul Speck 19. December 1999. Aldershot 2001, 233–249, bes. 239; E. Lydake, Ἰωάννης Βεργίτσης: Κρητικὸς λόγιος τοῦ 16ου αἰῶνα. Βιογραφικὰ καὶ ἐργογραφικά. Thesaurismata 29 (1999), 225–272, bes. 259 Anm. 170; R. Borgis, Creta nel Duecento. Dai Commentari[sic] di Antonio Calergi cronista veneziano del secolo XVI. Quaderni medievali 28 (1989), 63–95; J. B. Faure, La Crète vénetienne au treizième siècle d’après la chronique d’Antonio Callergi. Diss. Toulouse 1987); M. Foscarini, Della letteratura veneziana libri otto, I. Padua 1752, 288: „Passando ad altro, abbiamo l’Istoria di Candia scritta intorno agli anni medesimi da Antonio Calergi, ma fermandosi quasi tutta nel tempo antico […].“, 288 Anm. 187: „NEL TEMPO ANTICO. L’opera del Calergi s’occupa per la maggior parte nelle cose favolose; e benchè si stenda in quattordici libri, non arriva
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auch von venezianischen Historiographen rezipiert und zitiert wurde,64 und von der zwei Exemplare in der Biblioteca Nazionale Marciana erhalten sind:65 „Commentarii delle cosse fatte dentro e fuori del regno e isola di Candia d’Antonio Calergi Gentilhuomo venetiano“.66 „Gentilhuomo venetiano“ –: die archontes Calergi67 gehörten zu den „nobili Veneti“,68 und Antonios Kallierges wird von Joëlle Dalègre treffend charakterisiert als „un intellectuel brillant appartenant à la branche de la famille qui obtint la noblesse vénitienne.“69
che all’anno 1303. Un Codice che ne ha il Zeno [sc. Apostolo Zeno], (Mss. n. XVI) porta il titolo d’Istoria dell’Isola di Candia, o sia libro primo dei Commentarii delle cose fatte dentro e fuori dell’Isola e Regno di Candia. Comincia, car. I. La famosa Isola di Creta, la quale boggi dì è nominata Candia: termina a car. 899. tra il numero de’Nobili Venetiani, come al suo luogo dichiarirassi. Dalle quali parole si vede, che qui non finisce il disegno dello Scrittore. In fatti da un Codice della Biblioteca Soranzo si ha, che i libri dovessero essere almeno sedici.“; M. Foscarini, Della letteratura veneziana. Venedig 1854, 307 Anm. 2 (identischer Wortlaut); cf. E. Bertin, La versione ficiniana della Monarchia a Venezia. La Bibliofilía 113 (2011), 293–302, bes. 295; Georgopoulou, Venice’s Mediterranean Colonies (wie oben Fußnote 54) 103: „Antonio Calergi, a descendant of one of the most important of these families, in his cronicle written in the sixteenth century stresses the continuity between the precolonial past of the island and the advent of the Venitian colonists in the thirteenth century: ten of the fourteen books present Venetian rule as a continuation of the Byzantine history of Crete.“; Ν. Μ. Panagiotakis, Ἔρευναι ἐν Βενετίᾳ. Thesaurismata 5 (1968), 45–118, bes. 49. 64 Sathas, Νεοελληνικὴ Φιλολογία (wie oben Fußnote 59) 175–176; cf. A. L. Vincent, The Calergi Case. Crime and Politics in Western Crete under Venetian Rule. Thesaurismata 31 (2001), 211–292, bes. 215 Anm. 9. 65 Venedig, Biblioteca Nazionale Marciana, It. VI 3 [5999] und It. VI 155 [5801]: cf. Terribile, Tre dipinti (wie oben Fußnote 55) 42; Stamoulou, Candia (wie oben Fußnote 46) 97 Anm. 165; Bertin, La versione ficiniana (wie oben Fußnote 63) 295. – Zum Exemplar in der British Library cf. List of Additions made to the Collections in the British Museum in the Year MDCCCXXXI. London 1833, 17 [8636]: „Commentarii delle Cose di Candia“. 66 Stamoulou, Candia (wie oben Fußnote 46) 85, 96, 100, 103–104; cf. Georgopoulou, Venice’s Mediterranean Colonies (wie oben Fußnote 54) 273 Anm. 1. 67 Cf. infra Anm. 46. 68 Cf. Vincent, Language and ideology (wie oben Fußnote 63) 810; Bertin, La versione ficiniana (wie oben Fußnote 63) 295: „[…] esponente dell’illustre famiglia arcontale cretese […].“; M. O’Connell, Men of Empire. Power and Negotiation in Venice’s Maritime State. Baltimore 2009, 102: „Among the Greek-Cretan nobility, the Calergi clan was perhaps the most closely connected to the Venetian state and the Venetian patriciate and accordingly received a number of grazie in the fourteenth and fifteenth centuries a clear benefit of its continued loyalty to Venice.“; Stamoulou, Candia (wie oben Fußnote 46) 42–43; M. Zorzi, La circolazione del libro a Venezia nel Cinquecento: biblioteche private e pubbliche. Ateneo Veneto N.S. 28 (1990), 117–189, bes. 133: „[…] grande famiglia arcontale cretese ammessa al patriziato veneto […].“; Panagiotakes, Λέων ὁ Διάκονος (wie oben Fußnote 54) 60 (dort auch zu der orthodoxen veneto-kretischen Oberschicht). – An die Familie Calergi erinnert in Venedig die “Calle del Calergi o Caleri”: P. Giordani, Venezia. Trenta itinerari alla scoperta della città. Venedig 2001, 341. 69 Dalègre, Venise en Crète (wie oben Fußnote 63) 211.
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Nach dem Ferrareser Mythographen und Dichter Lilius Gregorius Gyraldus/Giglio Gregorio Giraldi (1479–1552) – und dieser wörtlich nach dem griechisch-italienischen Humanisten und Gelehrten Franciscus Portus/Francesco Porto (1511–1581)70 – ist „die Familie Kallierges unter den heutigen Kretern die hochwohlgeborenste, zu deren Blüte auch andere äußerst fähige Männer zählen, und eben jetzt (heutzutage) der illustre Antonios, der jegliche Tugend aufgrund seiner adligen Abstammung besitzt und die lobenswertesten Eigenschaften der Ausgeglichenheit der Venezianerherrschaft aufs höchste in sich vereint.“; mit Verweis auf Giraldi sowie den italienischen Humanisten Lorenzo Crasso, Barone de Pianura (1623–1691) handelte es sich bei Antonius Kallierges um „einen Mann von vielfältiger Bildung, einen anmutigen Schriftsteller, einen wohlgesetzten Nachahmer der antiken Lyriker und jemanden, der auf bewundernswerte Weise mit der Süßigkeit der Wortschöpfung einen angenehmen (süßen) Charakter verbindet, zusammen mit Geistesbildung“: Ἀντώνιος Καλλιέργης. Ἐπαινεῖ τὸν Κρῆτα τοῦτον ὁ Σοφιανὸς εἰς τὴν πρὸς Διονύσιον προσφωνητικὴν τοῦ περὶ Παίδων ἀγωγῆς τοῦ Πλουτάρχου, ὀνομάζων ἐνδοξότατον καὶ δοχεῖον τῶν ἀρετῶν. Καὶ ὁ Γυράλδος, ὡς ἐκ στόματος Φραγκίσκου Πόρτου, ἐπιφέρει ‚ὑπάρχει ἐν τοῖς ἡμετέροις Κρησὶν ὁ εὐγενέστατος τῶν Καλλιεργῶν οἶκος, ὧν καὶ ἄλλοι ἤκμασαν κράτιστοι ἄνδρες καὶ νῦν ὁ περιφανὴς Ἀντώνιος πᾶσαν ἀρετὴν τῇ εὐγενείᾳ συνάπτων καὶ ὑπὸ τῆς γαληνοτάτης τὼν Ἐνετῶν πολιτείας τὰ μάλιστα εὐνοούμενος‛. Τὸ χωρίον τοὺ Γυράλδου παραθέτων καὶ Λαυρέντιος ὁ Κράσσος ἐπαινεῖ πρῶτον τὸν Ἀντώνιον, ὡς ἄνδρα ποικίλης μαθήσεως, ποιητὴν ἀνθηρὸν τὴν λέξιν, εὔστοχον τῶν ἀρχαίων λυρικῶν μιμητήν, καὶ θαυμασίως συζεύξαντα μετὰ μὲν τῆς γλυκύτητος τῆς ποιήσεως τὴν γλυκύτητα τοῦ ἤθους, μετὰ δὲ τῆς παιδείας τὴν φρόνησιν. Ἔγραψεν ὁ Ἀντώνιος ἱστορίαν τῆς Κρήτης μέχρι τοῦ 1303, τὴν ὁποίαν ὡς περιέχουσαν εἰδήσεις καὶ ὑπομνήματα πολλοῦ λόγου, ἀναφέρουσιν οἱ Ἐνετοὶ ἱστοριογράφοι, καὶ μάλιστα Βίκτωρ ὁ Σάνδος ἐν τῇ πολιτικῇ αὐτοῦ ἱστορίᾳ.71
Die von Konstantinos Sathas exzerpierten, jedoch von ihm nicht näher spezifizierten Quellen zu Antonios Kallierges sind (in chronologischer Reihenfolge): 1. Nikolaos Sophianos, Πλουτάρχου Φιλοσόφου Παιδαγωγός (1544): Τῷ θεοφιλεστάτῳ καὶ σεβασμιωτάτῳ ἐπισκόπῳ Μυλοποτάμου καὶ Χερρονήσου[sic = Χερσονήσου?] κυρίῳ Διονυσίῳ Νικόλαος ὁ Σοφιανὸς χαίρειν.
70 Sathas, Νεοελληνικὴ Φιλολογία (wie oben Fußnote 59) 175; cf. W. Mulertt, Studien zu den letzten Büchern des Amadisromans. Romanistische Arbeiten, XI. Halle 1923, 73; Panagiotakes, Λέων ὁ Διάκονος (wie oben Fußnote 54) 62; A. Firmin-Didot, Alde Manuce et l’Hellénisme à Venise. Paris 1875, 574. 71 Sathas, Νεοελληνικὴ Φιλολογία (wie oben Fußnote 59) 175–176.
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[…] λέγω τὸν ἐνδοξότατον καὶ δοχεῖον τῶν ἀρετῶν Ἀντώνιον τὸν Καλλιέργην, ὅπου εἰς μόνον ἀποκρατεῖ τὸ ἀξίωμα τῶν ἡμιθέων ἐκείνων ἡρώων καὶ ἡ λαμπρότης τῆς ἑλληνικῆς εὐγενείας.72
2. Lilius Gregorius Gyraldus, Dialogi duo de Poëtis nostrorum temporum […] (1551): Est & apud nostros Creten[sis] Nobiliß[imus] Calloergorum familia, ex qua & alij floruere uiri præcellentes, & nunc maxime illustris Antonius qui cum omni nobilitatis uirtute floret, ideoque imprimis gratus S.R.Q.P.Venetæ.73
3. Lorenzo Crasso, Istoria De’ Poeti Greci E Di Qve’ Che’n Greca Lingua han poetato (1678): Fù Antonio Calloergo Nobile, die Patria Cretese, e Huomo di varia Erudizione. Poetò con fiorito stile, imitando gli antichi Lirici. Alla dolcezza della Poesia accompagnò la dolcezza de’ costumi, e alla dottrina una somma prudenza, per le quali cose visse in istimazione appresso la Republica Viniziana, secondo narra il Giraldi ne’ Poeti: Est, & apud nostros Creten[ses] Nobiliß[imos] Calloergorum Familia, ex qua, & alij floruere Viri præcellentes, & nunc maximè illustris Antonius, qui cum omni Nobilitatis, Virtute floret, ideoque in primis gratus S. R. Q. P. Venete.74
Von einem Anonymus (in der Abschrift von Nikolaos Malaxos)75 existiert ein im jambischen Versmaß verfasstes Akrostichon auf Antonios Kallierges, wobei die ersten Buchstaben der insgesamt 10 Zeilen dessen Familiennamen ergeben:
72 N. Sophianos, Πλουτάρχου Φιλοσόφου Παιδαγωγός. Venedig 1544: „Traduction en grec vulgaire du traité de Plutarque Sur l’éducation des enfants par Nicolas Sophianos“, in É. Legrand (ed.), Nicolas Sophianos, Grammaire du grec vulgaire et traduction en grec vulgaire du traité de Plutarque Sur l’éducation des enfants. Paris 1874, 87–123, bes. 91; cf. Borgis, Creta nel Duecento (wie oben Fußnote 63) 76; Panagiotakes, Λέων ὁ Διάκονος (wie oben Fußnote 54) 62; Firmin-Didot, Alde Manuce (wie oben Fußnote 70) 574. 73 L. G. Gyraldus, Dialogi duo de Poëtis nostrorum temporum […]. Florenz 1551, 64–65; L. G. Gyraldus, Opera Omnia, II. Leiden 1696, Sp. 553–554: „Est & apud nostros Cretenses nobilißimos Calloergorum familia, ex qua & alii floruere viri præcellentes, & nunc maxime illustris Antonius, qui cum omni nobilitatis virtute floret, ideoque imprimis gratus S. R. Q. P. Venetæ.“; cf. Borgis, Creta nel Duecento (wie oben Fußnote 63) 76; Panagiotakes, Λέων ὁ Διάκονος (wie oben Fußnote 54) 62 (dort: „Cretenses nobilissima“); Mulertt, Studien (wie oben Fußnote 70) 73; Foscarini, Della letteratura veneziana (wie oben Fußnote 63) 307 Anm. 2 (identischer Wortlaut); Foscarini, Della letteratura veneziana libri otto (wie oben Fußnote 63) 288 Anm. 187: „Il Calergi fiorì nel secolo sestodecimo, e di lui fra’ Poeti de’ suoi tempi fa menzione il Giraldi con queste parole: Est & apud nostros Cretensis nobilissima Calloergorum familia, ex qua & alii floruerunt viri praecellentes, & nunc maxime illustris Antonius floret, ideoque in primis gratus S. R. Q. P. Venetae.“ 74 L. Crasso, Istoria De’ Poeti Greci E Di Qve’ Che’n Greca Lingua han poetato. Neapel 1678, 47 s.v. „ANTONIO CALLOERGO“; cf. Mulertt, Studien (wie oben Fußnote 70) 77 Anm. 1; Firmin-Didot, Alde Manuce (wie oben Fußnote 70) 574. 75 Cf. Borgis, Creta nel Duecento (wie oben Fußnote 63) 76; Mulertt, Studien (wie oben Fußnote 70) 73–74; Panagiotakes, Λέων ὁ Διάκονος (wie oben Fußnote 54) 72.
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Στίχοι ἰαμβικοὶ εἰς τὸν μεγαλοπρεπέστατον καὶ καθαρώτατον αὐθέντην κύριον Ἀντώνιον Καλλιέργην, ὧν ἡ ἀκρόστιχις ‚Καλλιέργης‛ Κάλλιστα ἔργα τῷ Καλλιέργῃ πρέπει Ἄριστα καὶ γὰρ ἠρετὴν καλεργέει. Λαχὼν μὲν ὄρπηξ διογεινέος γένους, Λαμπραυγοφεγγόφωτον ἐνδόξως κλέος, Ἱέντος εἰν κόσμοιο τέρμασιν ῥ’ ὅλοις, Ἑκηβόλος σεὶρ(;)ἠΰτ’ ἄλλος ἀκτῖνας Ῥυθμιζέμεν δὲ συντόνοις σπουδῆς πόνοις, Γένει κε κατάλληλον αὖ θέλων τρόπον, Ηὔγασεν ὥσπερ θειοείκελον φάος Σμάραγδος Ἀντώνιος ἦ Καλεργίδης.76
Dieser „sixteenth-century chronicler“77 Antonios Kallierges ist identisch mit Antonio Calergi (1520/21?–1555),78 erstgeborener Sohn des Vettor Calergi und der Venezianerin Pelegrina Corner.79 Er wurde auf Kreta zusammen mit seinem jüngeren Bruder
76 Panagiotakes, Λέων ὁ Διάκονος (wie oben Fußnote 54) 72; cf. Mulertt, Studien (wie oben Fußnote 70) 73–74. 77 A. Langdale, At the edge of empire: Venetian architecture in Famagusta, Cypris. Viator 41 (2010), 155–198, bes. 157; Georgopoulou, Venice’s Mediterranean Colonies (wie oben Fußnote 54) 15. 78 Zu Antonio Calergi: Panagiotakes, Λέων ὁ Διάκονος (wie oben Fußnote 54) 59–74; cf. Borgis, Creta nel Duecento (wie oben Fußnote 63) 72–79 („Per una biografia intelletuale di Antonio Calergi“); S. E. Kaklamanes, Τὸ ἐπιστολάριο τοῦ κρητικοῦ λογίου Ἀντωνίου Καλλέργη (1542 Μαρτ. 25 – 1543 Ἰαν. 10). Πεπραγμένα τοῦ ε΄ διέθνους κρητολογικοῦ συνεδρίου (Ἀγίος Νικόλαος, 25 σεπτ. – 1 ὀκτ. 1981). Herakleion/Kreta 1985, 150. – 1520–1555: Nach Panagiotakes, Λέων ὁ Διάκονος (wie oben Fußnote 54) 61, wurde Antonio Calergi mit größter Wahrscheinlichkeit um 1520 auf Kreta geboren: „[…] ἐγεννήθη δὲ πιθανώτατα περὶ τὸ 1520 ἐν Χάνδακι (Candia).“; in Pinakes ist Antonios Kallierges/Antonio Calergi mit den Daten „1520–1555“ angesetzt: https://pinakes.irht.ncrs.fr/notices/copiste-posseur-aure/4002/ (Pinakes | Πίνακες – Notice: Ἀντώνιος Καλλιέργης (cnrs.fr)) (Zugriff: 06.08.2021), und so auch: https:// portail.biblissima.fr/fr/ark:/43093/coldatab3dc739fe6bbbb7edf138d2d823802db327e3bf2 [Antonios Calliergis (1520–1555) | Biblissima] (Zugriff: 06.08.2021). – 1521–1555: C. Terribile, Non Contarini ma Calergi: i ritratti di Paolo Veronese di Filadelfia e Dresda. Ricche Minere 11 (2019), 17–29, bes. 22; Terribile, Tre dipinti (wie oben Fußnote 55) 41 Fig. 5 (Stammbaum der Familie Calergi = Venedig, Biblioteca del Museo Correr, Ms. P.D. c. 678/II), 42; Vincent, Language and ideology (wie oben Fußnote 63) 810, 820; Bertin, La versione ficiniana (wie oben Fußnote 63) 295; N. M. Panagiotakes, El Greco – The Cretan Years. Farnham / Burlington 2009, 87; Langdon, John III Ducas Vatatzes (wie oben Fußnote 63) 234; Stamoulou, Candia (wie oben Fußnote 46) 96; Lydake, Ἰωάννης Βεργίτσης (wie oben Fußnote 63) 259; Zorzi, La circolazione del libro (wie oben Fußnote 68) 133; N. M. Panagiotakis, Ἡ παιδεία κατὰ τὴν Βενετοκρατία. Κρήτη: Ἱστορία καὶ Πολιτισμός, II. Kreta 1988, 163–195, bes. 176, 191; Kaklamanes, Τὸ ἐπιστολάριο τοῦ κρητικοῦ λογίου Ἀντωνίου Καλλέργη (wie oben Fußnote 78) 150; Sturdza, Dictionnaire Historique (wie oben Fußnote 57) 241 (Stammbaum der Familie Calergi) s.v. „Calerghi, Callerghi, ΚΑΛΛΕΡΓΗΣ“; Panagiotakis, Ἔρευναι ἐν Βενετίᾳ (wie oben Fußnote 63) 47. 79 Panagiotakes, Λέων ὁ Διάκονος (wie oben Fußnote 54) 61; nach Sturdza, Dictionnaire Historique (wie oben Fußnote 57) 240–241 ist der Name von Antonio Calergis Mutter unbekannt. – Zur Genealogie des Antonio Calergi: Sturdza, Dictionnaire Historique (wie oben Fußnote 57) 241; Panagiotakes, Λέων ὁ Διάκονος (wie oben Fußnote 54) 61 mit Anm. 1.
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Matteo Calergi (1523–1572)80 vom Paduaner Dominikanerpater Desiderio da Legname unterrichtet,81 doch gehörten beide zeitlebens der orthodoxen Glaubensrichtung an.82 1538 nahm Antonio Calergi noch als ganz junger Mann83 zusammen mit seinem Bruder Matteo an der Offensive der auf Initiative der Republik Venedig von der zu diesem Zweck von Papst Paul III. gebildeten Heiligen Liga gegen die osmanische Flotte unter dem Oberbefehl des Admirals (Kaptan-ı Derya) Khair ad-Din Barbarossa teil,84 die mit der vernichtenden Niederlage der Heiligen Liga in der Seeschlacht von Preveza am 28. September 1638 endete.85 In der zwischen 1590 und 1592 entstandenen „Chronographia“ des Georgios Klontzas (ca. 1540–1608) ist der triumphale Einzug des ein hochaufragendes Kreuz vor sich tragenden Matteo Calergi – „Magnifico messer Mattio“86 – inmitten seiner Kavallerie87 in Candia (Heraklion) durch das Pantokra-
80 Zu Matteo Calergi cf. Terribile, Non Contarini ma Calergi (wie oben Fußnote 78) 17–29; Terribile, Tre dipinti (wie oben Fußnote 55) 37–54; Bancroft-Marcus, The pastoral mode (wie oben Fußnote 57) 83–84; Sturdza, Dictionnaire Historique (wie oben Fußnote 57) 241; R. E. Bancroft-Marcus, Literary Cryptograms and the Cretan Academies. Byzantine and Modern Greek Studies 8 (1982), 47–76, bes. 53 mit Anm. 26; Panagiotakis, Ἔρευναι ἐν Βενετίᾳ (wie oben Fußnote 63) 47, 51. 81 Terribile, Non Contarini ma Calergi (wie oben Fußnote 78) 22; Terribile, Tre dipinti (wie oben Fußnote 55) 43; Panagiotakes, El Greco (wie oben Fußnote 78) 87; Panagiotakes, Λέων ὁ Διάκονος (wie oben Fußnote 54) 61 mit Anm. 2 zu Desiderio dal Legname: „Ant(onius) et Mathaeus, iuvenes praestantissimi et nobilissini fueri olim mei discipuli Candidae.“; G. Gerola, Le iscrizioni cretesi de Desiderio dal Legname, publicate per le nozze Vivaldelli-Viglierchio. Verona 1907, 7–8. – Zu Desiderio dal Legname cf. P. Voltolina, La storia di Venezia attraverso le medaglie, I. Venedig 1998, 673 (N. 652); L. Cicognara, Storia della scultura dal suo risorgimento in Italia sino al secolo XIX. per servire di continuazione alle opere di Winkelmann e di d’Agincourt, II. Venedig 1816, 141. – Zu Medaillen mit dem Porträt des Desiderius dal Legname und der Inschrift „F DESIDERIVS. LIGNAMINEVS. PAT. ORD. PRAE.“ / „VIRTVTI FORTVNA COMES“: Ph. Attwood, Italian Medals c. 1530–1600 in British Public Collections, I/II: Text/Plates. London 2003, 473 (1212), Pl. 249 (1212a); Voltolina, La storia di Venezia attraverso le medaglie (wie oben Fußnote 81) 672–673 (N. 652). 82 Vincent, Language and ideology (wie oben Fußnote 63) 820; Panagiotakes, Λέων ὁ Διάκονος (wie oben Fußnote 54) 60. 83 Zu den byzantinischen Lebensaltersstufen cf. I. Grimm-Stadelmann, Das Kind als Patient: Quellensituation und Forschungsfragen zur Kinderheilkunde im byzantinischen Zeitalter, in L’infanzia nell’alto medioevo. Settimane di studio della Fondazione Centro italiano di studi sull’alto medioevo 68 (2021), 199–256, bes. 219. 84 Panagiotakes, Λέων ὁ Διάκονος (wie oben Fußnote 54) 61–62: „eumque tu proximis annis, cum adhuc esses adolescentulus, cum Mattheo fratre tuo imitatus, eandem insulam, magno Cretensium exercitu vestris impensi atque auctoritate comparato, tutam ab omni Turcarum impetu praestitistis, cuius facti memoriam historiae nostrorum temporum perpetuo tuebuntur; optimumque ac singulare patriae defendae exemplum non modo tua fratrisque tui, verum etiam universae familiae vestrae cum gloria vigebit.“; cf. Borgis, Creta nel Duecento (wie oben Fußnote 63) 74. 85 S. Romanin, Storia di Venezia, VI. Venedig 1856, 30–40. 86 Terribile, Non Contarini ma Calergi (wie oben Fußnote 78) 24: „Scompare Antonio, dunque; il ‚cavaliere‛ diventa un uomo in arme e il ‚Magnifico messer Mattio‛ un senatore.“ 87 Cf. infra Anm. 84.
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tor-Tor (Panigra-Tor) zu sehen,88 und im selben Codex wird Matteo Calergi auch auf dem Totenbett liegend dargestellt.89 Von 1543/45 bis 1546/4890 lebte Antonio Calergi – „eminente senatore“91 – in Venedig („cognitione di essa vera sua patria“); dort wurde ihm am 1. April 1546 für seine Verdienste im Kampf gegen die Osmanen vom Dogen Francesco Donà (1468–1553, 79. Doge von Venedig von 1545–1553) der Titel „Cavalier di San Marco“ („Cavaliere della stola d’oro“)92 verliehen („Clarissimo messer Antonio Calergi el Cavalier“);93 in diesem Jahr verfasste er auch sein Testament.94 Seine großen Vorbilder waren Francesco Petrarca (1304–1374) und Benvenuto Cellini (1500–1571);95 er stand in Kontakt mit dem Leiter der Päpstlichen Buchdruckerei im Vatikan, Paulus Manutius (1512–1574), 96 dem Sohn des bedeutenden und hochberühmten venezianischen Buchdruckers und Verlegers Aldus Manutius (1449–1515). Antonio Calergis Unterschrift findet sich sowohl auf der auf den 30. Oktober 1546 datierten Vereinbarung zwischen dem Dogen Francesco Donà und Antonios Bruder Matteo zur Regelung der Mitgift anlässlich dessen bevorstehender Heirat am 19. Januar 1547 mit Camilla Donà
88 Venedig, Biblioteca Nazionale Marciana, Ms. Graec. VII, 22 (1466), f. 135v: A. D. Paliouras, The Painter George Klontzas (ca. 1540–1608) and the Miniatures of his Codex. Athen 1977, 135 (φ. 135r), Pl. 284; cf. Terribile, Non Contarini ma Calergi (wie oben Fußnote 78) 22 Fig. 11, 23; Terribile, Tre dipinti (wie oben Fußnote 55) 43 mit Fig. 7; Stamoulou, Candia (wie oben Fußnote 46) 97 mit S. 253 Fig. 9. 89 Venedig, Biblioteca Nazionale Marciana, Ms. Graec. VII, 22 (1466), f. 135r: Paliouras, The Painter George Klontzas (wie oben Fußnote 88) 136 (φ. 135v), Pl. 285; cf. Stamoulou, Candia (wie oben Fußnote 46) 97 mit S. 255 Fig. 11; cf. Vincent, The Calergi Case (wie oben Fußnote 64) 215; Borgis, Creta nel Duecento (wie oben Fußnote 63) 76. 90 Zum Zeitraum 1543–1546: Terribile, Non Contarini ma Calergi (wie oben Fußnote 78) 22–23; Terribile, Tre dipinti (wie oben Fußnote 55) 42; cf. Borgis, Creta nel Duecento (wie oben Fußnote 63) 74: „[…] 1542, anno che deve essere, con ogni verosimiglianza, considerato il terminus post quem del suo trasferimento a Venezia.“ – Zum Zeitraum 1545–1548: Vincent, Language and ideology (wie oben Fußnote 63) 810; Borgis, Creta nel Duecento (wie oben Fußnote 63) 74; M. Zorzi, La Libreria di San Marco. Libri, lettere, società nella Venezia dei Dogi. Collana di Studi 1. Mailand 1987, 118. 91 Bertin, La versione ficiniana (wie oben Fußnote 63) 295: „[…] a sua volta influente senatore della Serenissima e autore di una storia di Candia in volgare fino ai primi anni del Trecento […].“; Zorzi, La circolazione del libro (wie oben Fußnote 68) 133. 92 Borgis, Creta nel Duecento (wie oben Fußnote 63) 74. 93 Terribile, Non Contarini ma Calergi (wie oben Fußnote 78) 24: „Scompare Antonio, dunque; il ‚cavaliere‛ diventa un uomo in arme e il ‚Magnifico messer Mattio‛ un senatore.“; Terribile, Tre dipinti (wie oben Fußnote 55) 42 mit S. 51 Anm. 9; Stamoulou, Candia (wie oben Fußnote 46) 97; Panagiotakes, Λέων ὁ Διάκονος (wie oben Fußnote 54) 61; cf. E. A. Cicogna, Delle inscrizione veneziane, VI. Venedig 1853, 791. 94 Zum Testament des Antonio Calergi cf. Panagiotakes, Λέων ὁ Διάκονος (wie oben Fußnote 54) 61 Anm. 1, 71. 95 Panagiotakes, Λέων ὁ Διάκονος (wie oben Fußnote 54) 62. 96 Panagiotakes, Λέων ὁ Διάκονος (wie oben Fußnote 54) 61–62; cf. Terribile, Tre dipinti (wie oben Fußnote 55) 42.
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dalle Rose,97 der Enkelin des Dogen,98 wie auch auf dem am selben Tag geschlossenen Heiratsvertrag.99 Antonio Calergi besaß eine umfangreiche, ca. 800 Exemplare umfassende Sammlung griechischer und lateinischer Handschriften,100 darunter auch libri prohibiti;101 so war er nachweislich Eigentümer zweier lateinischer (Sammel-)Handschriften aus dem 11. und 12./13. Jhd., die sich heute in der Bibliothèque nationale de France befinden: Paris. gr. 201 (11. Jhd.) und Paris. gr. 1181 (12./13. Jhd.);102 auch eine in der British Library befindliche Handschrift (Addit. 8636) war Bestandteil seiner Bibliothek.103 Die beiden Pariser Handschriften sind nach dem Tod von
97 Terribile, Tre dipinti (wie oben Fußnote 55) 42, 44 mit S. 51 Anm. 8.; cf. dagegen Borgis, Creta nel Duecento (wie oben Fußnote 63) 75 (dort Camilla Donato) und Sturdza, Dictionnaire Historique (wie oben Fußnote 57) 241 (dort Caterina Alvise Donato). 98 Pierpont Morgan Library: Record ID: 194982, Accession number: MA 4477 (12), Geschenk von John F. Fleming (1985); https://www.themorgan.org/literary-historical/194982 (Zugriff: 09.08.2021). 99 Venedig, Archivio di Stato, Avogaria di Comun, b. 148/282-284: Terribile, Tre dipinti (wie oben Fußnote 55) 42 mit S. 51 Anm. 8; cf. Terribile, Non Contarini ma Calergi (wie oben Fußnote 78) 23. 100 Terribile, Non Contarini ma Calergi (wie oben Fußnote 78) 23; Terribile, Tre dipinti (wie oben Fußnote 55) 42; C. Carpinato, Crete in Venice: The Presence of the Great Island in Venetian Architecture, Visual Arts, Music, and Literature, in L. Giannakopoulou / E. K. Skordyles (eds.), Culture and Society in Crete. From Kornaros to Kazantzakis. Cambridge 2017, 217–240, bes. 220; Vincent, Language and ideology (wie oben Fußnote 63) 810; Zorzi, La circolazione del libro (wie oben Fußnote 68) 130 (unter „Le biblioteche private maggiore: l’›élite‹ patrizia, i grandi letterati, i mecenati“): „Circa cinquecento volumi ha nel primo Seicento Vincenzo Grimani, cui si aggiungono circa altrettanti di provenienza Calergi“, 133–134; Panagiotakis, Ἔρευναι ἐν Βενετίᾳ (wie oben Fußnote 63) 48; Panagiotakes, Λέων ὁ Διάκονος (wie oben Fußnote 54) 64, 74–75. – Ein von Firmin-Didot, Alde Manuce (wie oben Fußnote 70) 517, edierter, auf Griechisch abgefasster Brief von Zacharias Kallierges an Marcus Musurus (ca. 1470–1517) vom 21. Juli 1499 enthält eine später unter die Datumsangabe hinzugefügte Subscriptio in lateinischer Sprache: „Egregio et erudito viro domino Zacharie Calergi impressori librorum græcorum diligentissimo.“; dieser lautet in der kreativ-phantasievollen sowie kommentarlosen Übersetzung von Firmin-Didot: „Au docte et célèbre Zacharias, imprimeur très-zélé de livres grecs. Venise, en la boutique de Antoine [Calliergi], libraire.“; der von Firmin-Didot (re)konstruierte venezianische Buchhändler „Antoine [Calliergi]“ ist nach Firmin-Didot identisch mit Antonio Calergi (S. 548 mit Verweis auf S. 517): „Il (sc. Zacharias Kallierges] fut aussi secondé par son frère, le docte Antoine Calliergi, qu’i s’établit libraire à Venise […].“, doch war Antonio Calergi zum einen zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Briefes (1499) noch nicht geboren und zum anderen nicht Zacharias’ Bruder. 101 Cicogna, Delle inscrizione veneziane (wie oben Fußnote 93) 791: „Poi viene un Atto autentico della Inquisizione di Creta di un iucendio di certi libri proibiti nella casa di un cavaliere Antonio Calergi.“ 102 Panagiotakes, Λέων ὁ Διάκονος (wie oben Fußnote 54) 65 (17) = Paris, BNF, Paris. gr. 1181, 70 (45) = Paris, BNF, Paris. gr. 201, 71–72; cf. Pinakes, Diktyon 49771 (gr. 0201) und 50784 (gr. 1181) – Provenienz: Raphaël Trichet du Fresne (1611–1661), aus der Bibliothek von Vincenzo Grimani, aus der Bib liothek von Matteo Calergi, aus der Bibliothek von Antonio Calergi; cf. Bertin, La versione ficiniana (wie oben Fußnote 63) 297–298; Zorzi, La circolazione del libro (wie oben Fußnote 68) 178 Anm. 128; Panagiotakes, Λέων ὁ Διάκονος (wie oben Fußnote 54) 64, 71. 103 Panagiotakes, Λέων ὁ Διάκονος (wie oben Fußnote 54) 59 (mit Anm. 2)–60.
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Antonio Calergi (†1555)104 zusammen mit seiner umfangreichen Bibliothek an seinen älteren Bruder Matteo – „esponente dell’illustre famiglia arcontale cretese“105 – übergegangen,106 der nicht nur über umfangreichen Grundbesitz verfügte,107 sondern auch eine große Kunstsammlung besaß sowie in Venedig zudem als Patron von Paolo Veronese fungierte,108 der auch um 1565(?) Matteo Calergi – und nicht, wie bisher angenommen, einen Contarini – eindrucksvoll porträtiert hat.109 Dessen Bibliothek wiederum – „una considerevole biblioteca“110 – ging in direkter Erbfolge an Vincenzo
104 Und nicht „1580?“, so Langdon, John III Ducas Vatatzes (wie oben Fußnote 63) 234 Anm. 17; cf. E. Gerland, Histoire de la noblesse crétoise au moyen âge. Revue de l’Orient latin 10 (1903/04), 172–247, bes. 227 (11): „Antoine Kalliergis écrivit, en 1580, une Histoire de Crète.“ Da Matteo Calergi der Erbe von Antonio Calergi war, so muss dieser vor der Ermordung seines Bruders im Jahr 1572 verstorben sein; zum Testament des Antonio Calergi cf. Panagiotakes, Λέων ὁ Διάκονος (wie oben Fußnote 54) 61 Anm. 1, 71. 105 Bertin, La versione ficiniana (wie oben Fußnote 63) 295. 106 Terribile, Tre dipinti (wie oben Fußnote 55) 43; Zorzi, La circolazione del libro (wie oben Fußnote 68) 133: „Minor preoccupazione per i fulmini della censura sembra nutrire un altro possessore di una considerevole biblioteca, Matteo Calergi, della grande famiglia arcontale cretese ammessa al patriziato veneto, che alla sua morte, nel 1572, conservava una raccolta di 800 volumi. Era fratello Antonio, eminente senatore, autore di una ben nota storia di Candia, lodato da Paolo Manuzio e da altri letterati del tempo, spentosi ne 1555. È probabile che buona parte della biblioteca provenga da lui.“; P. Canart, Jean Nathanaël et le commerce des manuscrits grecs à Venise au XVIe siècle, in Beck / Manoussacas / Pertusi (eds.), Venezia (wie oben Fußnote 60) 417–438, bes. 421 Anm. 15: „[…] qui proviennent en partie de l’érudit et historien crétois Antoine Callergès […].“ – Cf. P. / G. Zorzanello (eds.), Inventari dei manoscritti delle biblioteche d’Italia, XCI: Venezia Biblioteca Marciana Mss. Italiani – Classe VII (nn. 2101–2604). Florenz 1979, 114–115 [It. VII. 2552 (12264) – „Processo Calergi“, vom „XXViiij Aprilis 1522“, „con alberi genealogici dei Calergi“]: „Processo Calergi, ossia Raccolta di atti e documenti (in copia) nella causa ereditaria intentata da Antonio e Matteo Calergi di Vittore contro Fiordelise Calergi di Giovanni vedova di Francesco Dandolo, in Candia“. 107 J. W. Zinkeisen, Geschichte des osmanischen Reiches in Europa, IV: Zunehmender Verfall und neuer Aufschwung des Reiches bis zu dem Frieden von Vasvar und dem Falle von Candia in den Jahren 1664 und 1669. Gotha 1856, 669: „Unter Anderm wurden noch im August 1577 die Erben eines der reichsten Grundbesitzer aus der alten einheimischen Familie Kalergis, Matheo Kalergis, welcher, außer seinen Freilehen, noch eine Menge venetianischer Lehengüter unter anderen Namen besessen hatte, durch förmliche Verordnung zu dem auf ihnen haftenden Lehendienste gezwungen.“, mit S. 670 Anm. 3: „Mandato in proposito della cavalleria all’agente della heredità del gr. magnefic. M. Mattio Calergi.“; Gerland, Histoire de la noblesse crétoise (wie oben Fußnote 104) 227 (10): „Mathieu Kalliergis était […] un des propriétaires fonciers les plus considérables de l’île de Crète. Foscarini obligea ses héritiers au service féodal.“; cf. Vincent, The Calergi Case (wie oben Fußnote 64) 215; Georgopoulou, Venice’s Mediterranean Colonies (wie oben Fußnote 54) 258. 108 Terribile, Tre dipinti (wie oben Fußnote 55) 37–54. 109 Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Gemäldegalerie, Inv.-Nr. 236: Terribile, Non Contarini ma Calergi (wie oben Fußnote 78) 17 mit S. 18 Fig. 2. 110 Zorzi, La circolazione del libro (wie oben Fußnote 68) 133; Canart, Jean Nathanaël (wie oben Fußnote 106) 421 Anm. 15.
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Grimani Calergi (1588–1647);111 dieser hatte 1608 Marina Calergi,112 die Erbtochter bzw. Alleinerbin des Vettore Calergi113 – des Sohnes von Antonios Bruder Matteo (†1572 ermordet) und seiner zweiten Ehefrau (Heirat: 1567) Marina Emo di Zuanne114 – geheiratet,115 der 1589 – anlässlich seiner dann 1590 stattfindenden Hochzeit mit Isabella Gritti116 – den Palazzo Vendramin Calergi erworben hatte,117 wo am 13. Februar 1883 in dem von ihm und seiner Familie bewohnten Seitenflügel Richard Wagner (1813–1883) verstarb.118 Unter Berücksichtigung der historischen Situation und der Biographie von Antonio Calergi hat dieser das Münchner Sockelkreuz nicht im Jahr 1538,119 sondern vermutlich am 10. Januar 1539 m.v. gestiftet,120 also nach seiner Teilnahme als junger
111 Zorzi, La circolazione del libro (wie oben Fußnote 68) 130 (unter „Le biblioteche private maggiore: l’‚élite‛ patrizia, i grandi letterati, i mecenati“): „Circa cinquecento volumi ha nel primo Seicento Vincenzo Grimani, cui si aggiungono circa altrettanti di provenienza Calergi.“, 134; Panagiotakes, Λέων ὁ Διάκονος (wie oben Fußnote 54) 64, 71. – Zu Vincenzo Grimani Calergi cf. Terribile, Tre dipinti (wie oben Fußnote 55) 41 Fig. 4 (Genealogie der Familie Grimani Calergi); Sturdza, Dictionnaire Historique (wie oben Fußnote 57) 239; Panagiotakes, Λέων ὁ Διάκονος (wie oben Fußnote 54) 64, 71. 112 Terribile, Tre dipinti (wie oben Fußnote 55) 37, 40; Sturdza, Dictionnaire Historique (wie oben Fußnote 57) 241; cf. dagegen Zorzi, La circolazione del libro (wie oben Fußnote 68) 177 Anm. 115 (dort Maria Calergi). – Zu Marina Calergi cf. Sturdza, Dictionnaire Historique (wie oben Fußnote 57) 239. 113 Sturdza, Dictionnaire Historique (wie oben Fußnote 57) 241. 114 Zu Marina Emo di Zuanne cf. Terribile, Non Contarini ma Calergi (wie oben Fußnote 78) 23, 51 Anm. 3, 52 Anm. 21; Terribile, Tre dipinti (wie oben Fußnote 55) 44 (dort: Marina Emo di Giovanni); cf. dagegen Sturdza, Dictionnaire Historique (wie oben Fußnote 57) 241 (dort: Maria Leonardo Emo); Panagiotakis, Ἔρευναι ἐν Βενετίᾳ (wie oben Fußnote 63) 47. 115 Terribile, Tre dipinti (wie oben Fußnote 55) 39–40, 44–45; M. Gemin / F. Pedrocco, Ca’ Vendramin Calergi. Mailand 1990, 67; Zorzi, La circolazione del libro (wie oben Fußnote 68) 134, 177 Anm. 115; Sturdza, Dictionnaire Historique (wie oben Fußnote 57) 239: „[…] le palais passa en 1608 dans la dot de Marina Calerghi lors de son mariage avec Vincenzo Grimani. […] Celui-ci passa en héritage à leur sœur Marina, qui avait épousé en 1638 Nicolo Vendramin.“, 241; Panagiotakes, Λέων ὁ Διάκονος (wie oben Fußnote 54) 64. 116 Sturdza, Dictionnaire Historique (wie oben Fußnote 57) 239 s.v. „Calerghi, Callerghi, ΚΑΛΛΕΡΓΗΣ“. 117 Gemin / Pedrocco, Ca’ Vendramin Calergi (wie oben Fußnote 115) 64; Zorzi, La circolazione del libro (wie oben Fußnote 68) 134; Sturdza, Dictionnaire Historique (wie oben Fußnote 57) 239. – Zum Palazzo Vendramin-Calergi cf. J. Ruskin, The Stones of Venice. II: The Sea-Stories. London 1853, 119 (§ II). 118 Cf. Carpinato, Crete in Venice (wie oben Fußnote 100) 220. – Zur literarischen Verarbeitung von Wagners Aufenthalt und Tod in Venedig cf. G. d’Annunzio, Das Feuer, tr. M. Gagliardi und G. Selvani/ ed. V. Orlando. Berlin 1999. 119 So Elbern, Sockelkreuze (wie oben Fußnote 15) 200, 211, 213; Elbern, Georgios Laskaris (wie oben Fußnote 15) 76. 120 Dies würde gleichzeitig implizieren, dass aufgrund der dieser Datierung dann zugrunde liegenden venezianischen Zeitrechnung die Sockelkreuze des leider bisher nicht näher identifizierbaren Georgios Laskaris (und seiner Werkstatt) in Venedig bzw. im venezianischen Herrschaftsgereich, und nicht, wie ursprünglich vermutet, auf dem Athos hergestellt worden sind; cf. M. P. Kruk, On some Ob-
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Patriot121 an der venezianischen Offensive gegen die Osmanen, eventuell als Dank dafür, dass er bei den Kampfhandlungen nicht ums Leben gekommen ist.122
jects in the National Museum in Krakow and Question of their Origin: Athos or other Monasteries, in P. Ł. Grotowski / S. Skrzyniarz (eds.), Towards Rewriting? New Approaches to Byzantine Archaeology and Art. Proceedings of the Symposium on Byzantine Art and Archaeology, Cracow, September 8–10, 2008. Series Byzantina. Warschau 2010, 231–250, bes. 244: „Still, the presumptions concerning the place of his workshop’s activity indicate a dramatic lack of any source information on the subject.“; Elbern, Sockelkreuze (wie oben Fußnote 15) 187, 221–222; Elbern, Georgios Laskaris (wie oben Fußnote 15) 66–67, 71–72 Anm. 25, 75; Różycki, Georgios Laskaris (wie oben Fußnote 33) 96: „An dieser Stelle unbeantwortet muß die Frage nach der Provenienz des Künstlers bleiben. Die in der Literatur vorgeschlagenen Orte, Venedig oder Zypern, erscheinen unwahrscheinlich. Der einzige Ort, an dem die byzantinischen Traditionen bewahrt wurden, war der Berg Athos. Dort sollte man die Werkstatt des Mönchs Georgios Laskaris suchen.“ 121 Panagiotakes, Λέων ὁ Διάκονος (wie oben Fußnote 54) 61; cf. Vincent, The Calergi Case (wie oben Fußnote 64) 215. 122 Die Anregung zu diesem Beitrag wird dem Vortrag Text-Image Relations between East and West: The Crosses of Georgios Lascaris von Daria Coşcodan verdankt, die ihr Promotionsprojekt Das visuelle Erbe der byzantinischen parabiblischen Literatur zum Alten Testament: die Italo-Griechischen Holzkreuze des Georgios Laskaris am 23. November 2020 in Rahmen des von Isabel Grimm-Stadelmann (Bayerische Akademie der Wissenschaften/Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin der Ludwig-Maximilians-Universität München) und Sergei Mariev (Institut für Byzantinistik, Byzantinische Kunstgeschichte und Neogräzistik der Ludwig-Maximilians-Universität München/Arbeitsbereich Byzantinistik der Johannes Gutenberg Universität Mainz) organisierten „Byzantinistisch-medizinhistorischen DoktorandInnen- und Forschungskolloquiums“ vorgestellt hatte. Folgenden Personen sei für ihre stete Unterstützung bei der Provenienzrecherche zu diesem Objekt ganz herzlich gedankt: am Bayerischen Nationalmuseum meinem Nachfolger als Leiter der Provenienzforschung Matthias Weniger (Referent für Skulptur und Malerei vor 1550), Beate Jahn (Leitung der Dokumentationsabteilung), den beiden Restauratoren (Restaurierungsabteilung für Skulpturen und Gemälde) Rudolf Göbel und Axel Treptau, sowie Karin Schnell (Photoabteilung); an den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen Martin Schawe (Stellvertretender Generaldirektor, Referent für altdeutsche und altniederländische Malerei), Herbert W. Rott (Referent für Malerei und Plastik der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts), Andrea Bambi (Leitung Provenienzforschung), Yvonne Hildwein und Nicole Wilhelm (Photoabteilung); in der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns Michael Unger (Stellvertretender Generaldirektor der Staatlichen Archive Bayerns), Julian Holzapfl (Staatsarchiv München) und Stefan Seidl (Bayerisches Hauptstaatsarchiv); Andreas Rhoby (Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Mittelalterforschung); Chryssa Ranoutsaki (Spätantike und Byzantinische Kunstgeschichte, Institut für Byzantinistik, Byzantinische Kunstgeschichte und Neogräzistik der Ludwig-Maximilians-Universität München); Jana Jelissejewa Schreiner und Peter Schreiner (München) für die stets gewährte Gastfreundschaft einschließlich uneingeschränkter Bibliotheksbenutzung in ihrem Unterhachinger Domizil, sowie last but not least meiner Frau Isabel Grimm-Stadelmann.
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Abbildungen
Abb. 1–2: Sockelkreuz, Bayerisches Nationalmuseum, Inv.-Nr. MA 333 (© Bayerisches Nationalmuseum: B. Krack)
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Abb. 3–4: Sockelkreuz (Unterseite), Bayerisches Nationalmuseum, Inv.-Nr. MA 333 (© Bayerisches Nationalmuseum: B. Krack)
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Abb. 5–6: Sockelkreuz (Unterseite: historische Aufnahme und Umzeichnung), Bayerisches Nationalmuseum, Inv.-Nr. MA 333 (© Bayerisches Nationalmuseum)
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Die Macht der Gaben und der Nachklang von Byzanz: Ideologischer und materieller Austausch zwischen ökumenischem Patriarchat und russischem Zarentum Bevor auf den Gabenverkehr zwischen dem ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel und dem russischen Zarentum im 16. und 17. Jahrhundert eingegangen wird,1 soll ein knapper chronologischer Rahmen gegeben werden, um die (mögliche) byzantinische Dimension dieses Phänomens fassen zu können.2 Die ersten Begegnungen der Rus mit dem oströmischen Kaiserreich waren kriegerischer Natur. 860 standen Rus bzw. Waräger vor den Mauern Konstantinopels, wenige Jahre darauf verkündete der Patriarch Photios mehr als optimistisch, dass die Rus zum Christentum konvertiert wären.3 Die Kontakte zu diesen Rus, die noch nichts mit den Rus von Kiev zu tun hatten, intensivierten sich in der Folgezeit,4 sodass 911 ein Handelsvertrag geschlossen wurde. In diesem Dokument war allerdings nicht von einem Partner christlichen Glaubens die Rede.5 Es zeigt sich hier die wirtschaftliche
1 Frühere Fassungen dieses Textes wurden in Moskau (19.–20. Oktober 2011) und Paris (1. Dezember 2016; École Pratique des Hautes Études – Sorbonne) präsentiert, vgl. M. Grünbart, Сила даров. Идеологический и материальный обмен между константинопольскими патриархами и русскими царями в XVII в., in M. Boicov / G. Althoff (eds.), На языке даров. Правила символической коммуникации в Европе 1000–1700 гг. Moskau 2016, 155–170. 2 Zur Geschichte des Patriarchats S. Runciman, The great church in captivity. A study of the patriarchate of Constantinople from the eve of the Turkish conquest to the Greek War of Independence. Cambridge 1968. 3 B. Laourdas / L. G. Westerink, Photii patriarchae Constantinopolitani epistulae et Amphilochia. Vol. I, Epistularum pars prima. Leipzig 1983, ep. 2, 298–300: ἀλλ’ ὅμως νῦν καὶ οὗτοι τὴν τῶν Χριστιανῶν καθαρὰν καὶ ἀκίβδηλον θρησκείαν τῆς Ἑλληνικῆς καὶ ἀθέου δόξης ἐν ᾗ κατείχοντο πρότερον ἀντηλλάξαντο; I. Ševčenko, The christianization of Kievan Rus’, in ders., Ukraine between East and West. Essays on cultural history to the early eighteenth century. The Peter Jacyk Centre for Ukrainian Historical Research monograph series, 1. Edmonton 1996, 46–55. Zu den Warägern S. Blöndal, The Varangians of Byzantium. Cambridge 1978; K. Heller, Die Normannen in Osteuropa. Osteuropastudien des Landes Hessen, Reihe I, Gießener Abhandlungen zur Agrar- und Wirtschaftsforschung des europäischen Ostens, 195. Berlin 1993; F. Androshchuk, Vikings in the East. Essays on contacts along the road to Byzantium (800–1100). Acta Universitatis Upsaliensis, Studia Byzantina Upsaliensia, 14. Uppsala 2013; F. Androshchuk / J. Shepard / M. White, Byzantium and the Viking World. Acta Universitatis Upsaliensis, Studia Byzantina Upsaliensia, 16. Uppsala 2016; S. Jakobsson, The Varangians. In God’s holy fire. New Approaches to Byzantine History and Culture. Cham 2020. 4 Allgemein siehe S. Franklin / J. Shepard, The emergence of Rus 750–1200. Cambridge 1996. 5 F. Dölger, Regesten der Kaiserurkunden des oströmischen Reiches von 565–1453. 1. Teil, 2. Halbband, Regesten von 867–1025. 2. Aufl. neu bearbeitet von A. E. Müller. München 2003, Nr. 556; Frankhttps://doi.org/10.1515/9783111070315-013
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Neuorientierung und der ökonomische Bedarf des wieder expandierenden byzantinischen Kaiserreichs.6 Die Fürstin Olga († 969), Witwe von Igor und Vormund ihres Sohnes Svjatoslav, forcierte die Beziehungen zum byzantinischen Reich im 10. Jahrhundert; sie reiste nach Konstantinopel, wo sie von Kaiser Konstantin VII. empfangen wurde (946 oder 957) und reich beschenkt in ihre Heimat zurückkehrte.7 Wie stark die Verbindung war, ist umstritten, da Olga auch mit westlichen Herrschaften Kontakt hatte (959 schickte sie eine Gesandtschaft an Otto I.). Im ausgehenden 10. Jahrhundert kam es zu einer Verdichtung des Austausches zwischen den beiden Mächten; die Rus waren mittlerweile zu einem überregional agierenden Faktor geworden. Kaiser Basileios II. sah sich während der ersten Dekade seiner Herrschaft (bis 989) mit einer massiven Opposition konfrontiert, die seine Regierungsarbeit blockierte.8 Zwei Usurpatoren machten ihm das Leben schwer, Bardas Phokas und Bardas Skleros, die das Reich untereinander aufteilen wollten. Im Jahr 988 näherte sich eine große Armee bedrohlich der Hauptstadt, nachdem bereits Kleinasien unter der Macht des Magnaten Phokas gekommen war. Basileios II. fühlte sich nicht imstande, eine Verteidigung Konstantinopels mit eigenen Truppen zu gewährleisten, und so bemühte er sich, Hilfe von auswärts zu bekommen. Das war der Vorteil, den ein Kaiser hatte: Er konnte ungehindert in die Staatskasse greifen, um sich einen Rettungsschirm zu verpassen. Erfolgreich erwies sich eine Mission an Vladimir, den Fürsten von Kiev, der tatsächlich eine 8000-Mann starke Truppe an das Goldene Horn sandte. Dies war ausschlaggebend für die Wiederherstellung kaiserlicher Autorität. Nachdem die Rus den byzantinischen Kaiser 988 tatkräftig unterstützt hatten, war es an der Zeit, Vladimir seine Belohnung zukommen zu lassen. Man hatte ihm
lin / Shepard, The emergence of Rus (wie oben Fußnote 4) 103–105. 6 J. Malingoudi, Die russisch-byzantinischen Verträge des 10. Jhds. aus diplomatischer Sicht. Bibliotheke slabikon meleton, 5. Thessalonike 1994. Gerade archäologische Forschungen in der Ukraine zeigen die intensiven Handelbeziehungen zwischen dem Reichszentrum und dem nördlichen Schwarzmeerraum in dieser Zeit. A. Bortoli / M. Kazanski, Kherson and its region, in A. E. Laiou (ed.), The economic history of Byzantium: From the seventh through the fifteenth century. Dumbarton Oaks Studies, 39. Washington, D. C. 2002, 659–665. 7 Siehe A. Poppe, Once again concerning the baptism of Olga, archontissa of Rus’. DOP 46 (1992), 271–277; F. Tinnefeld, Zum Stand der Olga-Diskussion, in L. Hoffmann / A. Monchizadeh (eds.), Zwischen Polis, Provinz und Peripherie. Beiträge zur byzantinischen Geschichte und Kultur. Mainzer Veröffentlichungen zur Byzantinistik, 7. Wiesbaden 2005, 531–569 (das Datum der Ankunft Olgas in Konstantinopel und der damit verbundenen Implikationen ist umstritten); P. Nitsche, „Nicht an die Griechen glaube ich, sondern an Christus“. Russen und Griechen im Selbstverständnis des Moskauer Staates an der Schwelle zur Neuzeit. Studia humaniora. Düsseldorfer Studien zu Mittelalter und Renaissance. Series minor, 4. Düsseldorf 1991, 47–65. 8 C. Holmes, Basil II and the governance of empire (976–1025). Oxford 2005, 510–515; M. Grünbart, Basileios II. und Bardas Skleros versöhnen sich. Millennium 5 (2008), 213–224.
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die Ehe mit Anna, der Schwester des Kaisers, versprochen. Unerhört war, dass zum ersten Mal eine purpurgeborene Prinzessin an einen ausländischen Herrscher verheiratet werden sollte.9 Kurz zuvor waren Bemühungen Kaiser Ottos I., eine byzantinische Prinzessin heimführen zu können, nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Liutprand von Cremona musste 968 unverrichteter Dinge, aber voll von Eindrücken vom Hofe Nikephoros’ II. Phokas in den Westen zurückkehren.10 Die Voraussetzung für eine Heirat war allerdings die Taufe des Fürsten und seiner Untertanen. Doch wollte Kaiser Basileios nach der Überwindung der Bedrohung durch die beiden Usurpatoren dieses Versprechen nicht erfüllen, und Vladimir sah sich dazu veranlasst, byzantinische Besitzungen in Übersee, auf Cherson, zu besetzen. Er drohte auch mit einer Expedition gegen Konstantinopel. Basileios musste nachgeben, Anna zu Vladimir schicken und Hochzeit feiern lassen; Cherson wurde wieder an das byzantinische Kaiserreich – gleichsam als Mitgift – zurückgegeben. Die Christianisierung des Kiever Fürstentums schritt rasch voran, und es begann ein intensiver kultureller Austausch, der mit einer Erweiterung des Einflussbereiches der Byzantiner gekoppelt war.11 Byzanz war bis weit in das zwölfte Jahrhundert ein Impulsgeber für die Regionen am Dnepr und wurde in allen möglichen Belangen imitiert. Umgekehrt setzte ein Pilgertourismus nach Konstantinopel ein. Konstantinopel, welches voll von heiligen Schreinen und Reliquien war, entfaltete eine Vorbildwirkung, und man holte sich byzantinische Architekten, Handwerker und Maler nach Kiev, um dort Gebäude zu gestalten (z. B. die Sophienkirche oder das Goldene Tor).12 Nach der Komnenenzeit (12. Jh.)13 und der Plünderung Konstantinopels im Jahre 1204 durch die Kreuzfahrer erlosch die Strahlkraft abrupt – Byzanz konnte sich nie wieder erholen und schrumpfte zu einem Zwergstaat, der mit mehr Glück als Geschick bis 1453 Bestand haben sollte. Allerdings war gerade in dieser Zeit die Stadt am Goldenen Horn ein beliebtes Reiseziel und ein geschätzter Pilgerstützpunkt.14 Auch in
9 Holmes, Basil II (wie oben Fußnote 8) 514. 10 J. Koder / Th. Weber, Liutprand von Cremona in Konstantinopel. Untersuchungen zum griechischen Sprachschatz und zu realienkundlichen Aussagen in seinen Werken. BV, 13. Wien 1980. Zuletzt T. Hoffmann, Diplomatie in der Krise. Liutprand von Cremona am Hofe Nikephoros II. Phokas. Frühmittelalterliche Studien 43 (2009), 113–178. 11 Siehe den Sammelband A. Aibabin (ed.), Kiev – Cherson – Constantinople. Ukrainian papers at the XXth International Congress of Byzantine Studies (Paris, 19–26 August 2001). Occasional Papers, 1. Kiev 2007. In der Kiever Hagia Sophia wird etwa Konstantinos VII. Porphyrogennetos zusammen mit Olga im Konstantinopolitaner Hippodrom dargestellt; Abbildung siehe Nitsche, „Nicht an die Griechen glaube ich, sondern an Christus“ (wie oben Fußnote 7) 54. 12 A. Poppe, The building of the church of St. Sophia in Kiev. Journal of Medieval History 7 (1981), 15–66. 13 Z. Horodyskyj, Byzantium and Rus’ relations during the reign of the Comneni dynasty. Ann Arbor., Mich. 1984. 14 G. P. Majeska, Russian travelers to Constantinople in the fourteenth and fifteenth centuries. Dumbarton Oaks Studies, 19. Washington D. C. 1984.
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Moskau und Kiev war im 13. Jahrhundert eine Stagnation der Prosperität festzustellen: Aus dem Osten drangen mongolische Stämme vor und unterwarfen die russischen Fürstentümer. Eine Folge dieser Besetzung war, dass die Kontakte nach Südostund Westeuropa unterbrochen wurden. 1453 verabschiedete sich das byzantinische Kaiserreich – oder besser: was davon übrig geblieben war – von der weltpolitischen Bühne. Trotz der Aufgabe der Eigenständigkeit der Orthodoxie und der Unterordnung unter das Papsttum langte kaum Militärhilfe ein; die Verteidigung der Stadt war nur solange möglich, als die starken, aus der Spätantike stammenden Mauern hielten; logistisch war man nicht mehr in der Lage, in Innovationen wie Feuergeschütze mit größerer Durchschlagskraft zu investieren.15 In der post-byzantinistischen Forschung wurde bis in die jüngste Vergangenheit der Hochzeit zwischen Zoe (1450/51–1503), der Nichte Konstantins XI., des letzten Kaisers von Byzanz, große Bedeutung für die translatio imperii beigemessen, also die Weitergabe der byzantinischen Kaiseridee an das Moskauer Großfürstentum.16 Zoe sei gleichsam Stifterin eines universalen, orthodoxen Weltkaisertums gewesen17. Zoe, Tochter Thomas’, des letzten Herrschers von Mistras, wo sich der Rest des byzantini-
15 D. M. Nicol, The last centuries of Byzantium: 1261–1453. Cambridge 1994; ders., The immortal emperor. The life and legend of Constantine Palaiologos, last emperor of the Romans. Cambridge 1992. N. Asutay-Effenberger, Mehmets Kanonenmeister Urban und sein Riesengeschütz vor der Landmauer von Konstantinopel (1453), in N. Asutay-Effenberger / U. Rehm (eds.), Sultan Mehmet II. Eroberer Konstantinopels – Patron der Künste. Köln / Wien 2009, 211–225. 16 L. Sloutsky, Moving women and their moving objects: Zoe (Sophia) Palaiologina and Anna Palaiologina Notaras as cultural translators, in T. Chapman Hamilton / M. Proctor-Tiffany (eds.), Moving women. Moving objects (400–1500). Maps, spaces, cultures, 2. Leiden / Boston 2019, 272–292 (rezipiert nicht die neuere Forschung zur translatio imperii in deutscher Sprache und überhöht die Bedeutung Zoes). F. Kämpfer, Die Lehre vom Dritten Rom – pivotal moment, historiographische Folklore? Jahrbücher für Geschichte Osteuropas N. F. 49 (2001), 430–443, hier 435–439, setzt dem Terminus translatio imperii pointiert ecclesia fugans entgegen (siehe unten Fußnote 30). In die Richtung Kämpfers geht auch K. Vössing, Konstantinopel – das Neue Rom, die heilige Stadt Konstantins? in D. Ordubadi / D. Dahlmann (eds.), Die „Alleinherrschaft“ der russischen Zaren in der „Zeit der Wirren“ in transkultureller Perspektive. Macht und Herrschaft, 10. Bonn 2021, 159–164 (geht auf die translatio ein, betont aber den apokalyptischen Charakter der Vorstellung, verbunden mit dem Jahr 1492, dem Ende des 7. Weltjahrtausends). 17 P. Nitsche, Translatio imperii? Beobachtungen zum historischen Selbstverständnis im Moskauer Zartum um die Mitte des 16. Jahrhunderts. Jahrbücher für die Geschichte Osteuropas 35 (1987), 321–338. Siehe auch P. Nitsche, Sophia Palaiologa. LMA, 7, 2052; G. Schuhmann, Zum Aufenthalt der Paläologenprinzessin Zoe in Nürnberg 1472 auf ihrer Reise von Rom nach Moskau, in E. Konstantinou (ed.), Nürnberg und das Griechentum: Geschichte und Gegenwart. Philhellenische Studien, 9. Frankfurt am Main 2003, 107–141 (= Nachdruck des Artikels: Die „Kaiserin von Konstantinopel“ in Nürnberg. Zum Aufenthalt der Paläologenprinzessin Zoe in Nürnberg 1472 auf ihrer Reise von Rom nach Moskau im Jahre 1472, in H. Heldmann [ed.], Archive und Geschichtsforschung. Studien zur fränkischen und bayerischen Geschichte. Fridolin Solleder zum 80. Geburtstag dargebracht. Neustadt an der Aisch 1966, 148–174).
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schen Reiches noch sieben Jahre halten konnte,18 flüchtete 1460 nach dem venezianisch dominierten Kerkyra. Sie wurde 1472 in Rom mit Ivan III. in Gegenwart von Papst Sixtus IV. (1471–1484) verlobt; der Papst erhoffte sich durch Zoe – wohlgemerkt! – eine Stärkung des katholischen Einflusses in Russland und eine Allianz gegen das osmanische Reich. Aber Zoe ließ sich oder besser musste sich durch ihre Heirat zum orthodoxen Christentum bekehren und wurde auf den Namen Sophia getauft. Katholizismus, der für eine streng orthodoxe Einstellung spätestens seit dem Unionskonzil von Ferrara-Florenz 1438/39 einen schalen Beigeschmack aufwies, hätte die russische Seite nicht geduldet.19 Mit Zoe kam nicht Byzanz nach Moskau, sondern italienische Kultur.20 In ihrem Tross befanden sich Doktoren, Architekten, Ingenieure, Schmiede, aber keine Gelehrten.21 Jüngst versuchte Lana Sloutsky den „byzantinischen“ Einfluss Zoes wieder stärker zu zeichnen; sie ordnet ihr drei Ikonen zu, die sich möglicherweise in ihrem Gepäck befunden haben.22 Zur vermeintlichen translatio imperii trägt das aber nichts bei. Kirchenorganisatorisch war Russland seit dem Metropoliten Jonas (1446–1448) eine autokephale Kirche, also von Konstantinopel unabhängig. Der zweite Schritt
18 Zur Stadtgeschichte s. S. Runciman, Mistra. Byzantine capital of the Peloponnese. London 1980; A. Avramea, The city of Mistras. Athen 2001. 19 J. Gill, The council of Florence. Cambridge 1959; D. J. Geanakoplos, Byzantine East and Latin West: Two worlds of Christendom in Middle Ages and the Renaissance. Studies in ecclesiastical and cultural history. Oxford 1966; G. Alberigo (ed.), Christian unity. The council of Ferrara-Florence 1438/39–1989. Bibliotheca Ephemeridum Theologicarum Lovanensium, 97. Leuven 1991; S. Kolditz, Johannes VIII. Palaiologos und das Konzil von Ferrara-Florenz (1438/39). Das byzantinische Kaisertum im Dialog mit dem Westen. Monographien zur Geschichte des Mittelalters, 60. 2 Bde. Stuttgart 2013–2014; Die Anti-Unionseinstellung verstärkte sich zunehmend. Von orthodoxer Seite versuchte als erster der Patriarch Kyrillos Lukaris (1572–1638), gegen die katholischen Missionsbemühungen im östlichen Mittelmeerraum einzuwirken, und trachtete danach, die Außenpolitik Moskaus, des osmanischen Sultanats und der protestantischen Mächte Europas gegen die katholischen Reiche Europas zu aktivieren (Lukaris selbst war Anhänger Calvins!), siehe dazu G. Hering, Ökumenisches Patriarchat und europäische Politik 1620–1638. Veröffentlichungen des Instituts für europäische Geschichte Mainz, 45. Wiesbaden 1968. 20 A. W. Graschtschenkow, Die Italiener im Kreml, in Der Kreml. Gottesruhm und Zarenpracht. München 2004, 60–67. 21 F. J. Thomson, The distorted mediaeval Russian perception of classical antiquity: The causes and the consequences, in A. Welkenhuysen / H. Braet / W. Verbeke (eds.), Mediaeval antiquity. Mediaevalia Lovanensia ser. 1, studia, 24. Leuven 1995, 303–364, hier 307 (= F. J. Thomson, The reception of Byzantine culture in mediaeval Russia. Variorum Collected Studies Series, 590. Aldershot 1999, VII). Vgl. Sloutsky, Moving women (wie oben Fußnote 16) 286 (Pietro Solario, Marco Ruffo, Aristotele Fioravanti). Die Autorin mutmaßt ebenda „she likely brought valuables from both the Morea and Rome” – aber es gibt keine direkte schriftliche Evidenz dafür. 22 Sloutsky, Moving women (wie oben Fußnote 16) 286–291: eine Ikone Johannes’ des Täufers, eine Ikone mit dem Mandylion und zwei Bilder mit der Theotokos Hodegetria.
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erfolgte 1589, als ein russisches Patriarchat eingerichtet wurde. Dazwischen liegt die Krönung Ivans IV. im Jahre 1547 zum Zaren. Die Belege, die für eine direkte Beeinflussung des russischen Großfürstenhofes durch den verblichenen byzantinischen Kaiserhof zusammengetragen wurden bzw. auf den ersten Blick schlüssige Kontinuitäten vorspiegelten, konnten allesamt plausibel anders erklärt bzw. sogar widerlegt werden. Byzance après Byzance funktioniert so einfach nicht.23 Die Beziehungen Moskaus zum Westen nahmen zu,24 russische Gesandte erkannten, wie entwickelt und mondän europäische Herrscherhöfe waren. Russland wollte aufholen, und so orientierte man sich an den damals tonangebenden Mächten, zu denen seit geraumer Zeit das byzantinische Reich nicht mehr zählte. Dabei zeigte man sich eklektizistisch: Das Hofzeremoniell war etwa dem Wiener nachempfunden (z. B. 1489, als russische Gesandte der habsburgischen Gesandtschaft vorausreisten, um alles in Moskau angemessen vorbereiten zu können)25, der Doppeladler (1497 zum ersten Mal als Wappentier auf einem Siegel in Moskau) stammte nicht aus Byzanz,26 da es dort keine Wappen im spätmittelalterlichen europäischen Verständnis gegeben hatte, sondern aus westlichen Kanzleien (vgl. etwa das Kaisersiegel Friedrichs III. aus dem Jahre 1456).27 Der Adler stellte das höchstrangige Wappentier
23 N. Jorga, Byzance après Byzance. Contribution de l’histoire de la vie byzantine. Bukarest 1935 (englische Übersetzung beim Center for Romanian Studies: Byzantium after Byzantium. Iaşi 2000); A. J. Toynbee, Kultur am Scheidewege. Wien / Zürich 1949, 172–191 (Russlands byzantinisches Erbe); H. Hunger, Reich der neuen Mitte. Der christliche Geist der byzantinischen Kultur. Graz / Wien / Köln 1965, 377–380; ders., Byzanz, eine Gesellschaft mit zwei Gesichtern. Det Kongelige Danske Videnskabernes Selskab, Historisk – filosofiske meddelelser, 51,2. Kopenhagen 1984; bei den beiden letzten fällt – wohl durch die Zeitumstände geprägt – die Sicht von (vermeintlichen) Kontinuitäten von Byzantinismen im kommunistischen Russland auf. Aber sind Analogie und Spontanparallele schon Kontinuität? 24 T. D. Panova, Russian-Western relations in the second half of the 15th century and Zoya Paleolog, in E. Konstantinou (ed.), Nürnberg und das Griechentum: Geschichte und Gegenwart. Philhellenische Studien, 9. Frankfurt am Main 2003, 149–164. 25 Nitsche, „Nicht an die Griechen glaube ich, sondern an Christus“ (wie oben Fußnote 7) 89. 26 So noch Nicol, The immortal emperor (wie oben Fußnote 15) 115. Der Doppeladler diente nie als Wappentier der Palaiologen; siehe dazu die Arbeiten von G. Alef, The adoption of the Muscovite two-headed eagle: A discordant view. Speculum 41 (1966), 1–21; M. Hellmann, Moskau und Byzanz. Jahrbücher für Geschichte Osteuropas N. F. 17 (1969), 321–344; Nitsche, „Nicht an die Griechen glaube ich, sondern an Christus“ (wie oben Fußnote 7) 83 f. Zum Problem der Heraldik in der spätbyzantinischen Zeit jetzt K. Olbrich, Heraldry in the later Byzantine court and society. Jahrbuch für Numismatik und Geldgeschichte 59 (2009), 133–148 (diskutiert die Zunahme von heraldischen Symbolen auf der Münzprägung in der spätbyzantinischen Zeit, vornehmlich durch den Einfluss von Yolanta von Montferrat und Anna von Savoyen); D. Ordubadi, „Moskau als drittes Rom“ und Konstantinopel: Das Verhältnis zweier christlich-orthodoxer Zentren im 16. Jahrhundert, in J. Bemmann / D. Dahlmann / D. Taranczewski (eds.), Core, periphery, frontier – spatial patterns of power. Macht und Herrschaft, 14. Göttingen 2021, 123–138 (der Verfasser dankt der Autorin für die Übermittlung eines Sonderdruckes). 27 Siehe die Abbildung in Der Kreml (wie oben Fußnote 20) 103 (Abb. 3).
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dar, und es scheint, dass das Emblem internationalen Usancen folgend nun auch in der herrschaftlichen Kanzlei an der Moskwa Eingang fand.28 Auch der Kreml wurde von ausländischen Handwerkern und Architekten geschaffen, italienischer Einfluss ist unverkennbar. Der Glockenturm „Iwan der Große“ wurde von Bon Frjasin aus der Lombardei entworfen und von 1505 bis 1508 errichtet, der heute noch stehende Facettenpalast 1491 von Marco Ruffo (Frjasin) und Pietro Antonio Solari erbaut.29 Nirgends findet man im 15. Jahrhundert einen russischen Anspruch auf das Erbe des byzantinischen Kaisertums und nirgends lässt sich eine Kontinuität feststellen, da es dazu keine Grundlagen gab.30 „Byzantine culture died with Byzantium and was not continued in Muscovy“, formuliert Francis Thomson.31 1510 schrieb der Pskover Mönch Filofej in einem Brief an den großfürstlichen Verwalter von Pskov (Wassili Misjuŕ-Munechin) über ein drittes Rom, womit Moskau gemeint ist. Rom sei gefallen, Byzanz sei gefallen und nun habe Moskau die Rolle Roms übernommen und trage die Verantwortung für den Fortbestand der orthodoxen
28 S. D. Bleisteiner, Der Doppeladler von Kaiser und Reich im Mittelalter. Imagination und Realität. Mitteilungen des österreichischen Instituts für österreichische Geschichtsforschung 109 (2001), 4–52 (beginnend im 12. Jahrhundert; kein Bezug zu Byzanz wird hergestellt). Zur traditionellen Sicht (Byzanz – Moskau) siehe A. Fourlas, Adler und Doppeladler. Kunstgeschichtliche Zeugnisse zum palaiologischen Doppeladler, in D. Ahrens (ed.), ΘΙΑΣΟΣ ΤΩΝ ΜΟΥΣΩΝ. Studien zu Antike und Christentum. Festschrift für Josef Fink zum 70. Geburtstag. Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte, 20. Köln / Wien 1984, 179–190. Zur byzantinischen Tradition zuletzt N. Asutay-Effenberger / F. Daim (eds.), Der Doppeladler. Byzanz und die Seldschuken in Anatolien vom späten 11. bis zum 13. Jahrhundert. Byzanz zwischen Orient und Okzident, 1. Mainz 2015. 29 S. Graschtschenkow, Die Italiener im Kreml (wie oben Fußnote 20) 60 (Abb. 1), 65 (Abb. 5). 30 E. Hösch, Zur Rezeption der Rom-Idee im Rußland des 16. Jahrhunderts. Forschungen zur osteuropäischen Geschichte 25 (1978), 136–145; G. Podskalsky, Griechische Theologie in der Zeit der Türkenherrschaft (1453–1821). Die Orthodoxie im Spannungsfeld der nachreformatorischen Konfessionen des Westens. München 1989, 93, 258, 262 (mit weiterer Literatur und der Diskussion des Konzepts in Russland); Nitsche, „Nicht an die Griechen glaube ich, sondern an Christus“ (wie oben Fußnote 7); vgl. auch P. Nitsche, Moskau – das Dritte Rom? Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 42 (1991), 341–354; s. auch (kurzgefasst) ders., Moskau – das Dritte Rom? in M. Batisweiler / K.-C. Felmy / N. Kotowski (eds.), Der Ökumenische Patriarch Jeremias II. von Konstantinopel und die Anfänge des Moskauer Patriarchates. Referate und Beiträge auf dem Internationalen Wissenschaftlichen Symposion in Bad Alexandersbad 10.–15. Juni 1989). Oikonomia. Quellen und Studien zur orthodoxen Theologie, 27. Erlangen 1991, 323–329. Kämpfer, Die Lehre vom Dritten Rom (wie oben Fußnote 16) forciert den Gedanken, dass die These vom Dritten Rom in Nordwestrussland im Kontext der Unionspropaganda bis 1492 entstanden sei. Zum Nachwirken des siegreichen Kaisers s. weiters D. E. Solti, Das dritte Rom als Retter von Konstantinopel: Messianische Erwartungen und nüchterne Politik im Dienste der Rückeroberung Konstantinopels, in E. Juhász (ed.), Byzanz und das Abendland: Begegnungen zwischen Ost und West. Antiquitas, Byzantium, Renascentia, 5/ Bibliotheca Byzantina, 1. Budapest 2013, 243–251 (allerdings folgt sie älteren Meinungen der translatio imperii). 31 F. Thomson, The reception of Byzantine culture in mediaeval Russia. Variorum Collected Studies Series, 590. Aldershot 1999.
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Welt.32 Ein viertes Reich würde es nicht geben, da dann die Osmanen alle ehemals christlich dominierten Gebiete unter ihrer Botmäßigkeit hätten. Aus den Zeilen kann man jedoch keinerlei Triumph oder Überlegenheit gegenüber Konstantinopel und auch keinen das byzantinische Erbe reklamierenden Machtanspruch herauslesen. Spätestens um 1500 begann man massiv die Expansionsbewegungen des osmanischen Sultanats in Mitteleuropa zu spüren. Konstantinopel war ohne Hilfe von außen gefallen und nun erst realisierte man im Westen die drohende Gefahr (1521 fiel Belgrad, 1529 standen die Türken vor Wien).33 Zu den ersten, die mit den Osmanen in Kontakt kamen und sich der neuen Situation anpassen mussten, gehörten die Venezianer, die nach wie vor viele Handelsstützpunkte im östlichen Mediterraneum besaßen. Und hier, im venezianischen Senat, stößt man schon im November 1473 im Protokoll einer Sitzung auf die Aussage, dass auf Ivan III. das östliche (byzantinische) Kaiserreich übergegangen sei – d. h. er stünde in der Rechtsnachfolge, was für die Handelsverträge Venedigs von Belang wäre. Dies solle ihm durch einen Gesandten der serenissima unterbreitet werden.34 Was war in Konstantinopel oder Istanbul, wie es jetzt hieß, geschehen? Nach der Einnahme der Stadt kam es zunächst zu einem unbarmherzigen Vorgehen gegen die Christen, aber das Sultanat zeigte sich dann gegenüber den Anhängern der monotheistischen Glaubensbrüder moderat.35 Man durfte christlich bleiben, wenn man eine entsprechende Kopfsteuer zahlte. Das Patriarchat verblieb in Konstantinopel, bekam allerdings andere Lokalitäten zugewiesen – die mit dem geistlichen Sitz verbundene Hagia Sophia war ja in eine Moschee umgewandelt worden. Gennadios Scholarios wurde zum ersten Patriarchen von Sultans Gnaden ab Januar 1454 bestellt;36 Gennadios war ursprünglich Anhänger des Unionsgedankens
32 P. Nitsche, Moskau – das dritte Rom? in Der Kreml (wie oben Fußnote 20) 101–109, 106–107; jetzt D. Ordubadi, „Moskau als drittes Rom“ (wie oben Fußnote 20) 129, die anmerkt, dass die Vorstellung eines dritten Roms im 16. Jahrhundert nur innenpolitisch wirkte und sich erst später der Gedanke expansionistisch auch auf die äußere Politik entwickelte. 33 Siehe die Sammelbände F.-R. Erkens (ed.), Europa und die osmanische Expansion im ausgehenden Mittelalter. Zeitschrift für historische Forschung, Beiheft, 20. Berlin 1997; F. Fuchs (ed.), Osmanische Expansion und europäischer Humanismus. Akten des interdisziplinären Symposions vom 29. und 30. Mai im Stadtmuseum Wiener Neustadt. Pirckheimer Jahrbuch für Renaissance- und Humanismusforschung, 20. Wiesbaden 2005. 34 Nitsche, Moskau das Dritte Rom? (wie oben Fußnote 30) 329. 35 S. Runciman, The fall of Constantinople. Canto. Cambridge 1994, 145–159. D. R. Reinsch, Lieber den Turban als was? Bemerkungen zum Dictum des Lukas Notaras, in C. N. Constantinides / N. M. Panagiotakes / E. Jeffreys / A. D. Angelou (eds.), ΦΙΛΕΛΛΗΝ. Studies in honour of Robert Browning. Library of the Hellenic Institute of Byzantine and Post-Byzantine Research, 17. Venedig 1996, 377–389. 36 Georgios Sphrantzes beschreibt genau die Investitur des Patriarchen (ein rares Zeugnis eines solchen Aktes). Übersetzung: Die letzten Tage von Konstantinopel. Der auf den Fall Konstantinopels 1453 bezügliche Teil des dem Georgios Sphrantzes zugeschriebenen „Chronicon Maius“. Übersetzt, eingeleitet und erklärt von E. von Ivánka. Byzantinische Geschichtsschreiber, 1. Graz / Wien / Köln
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gewesen, wandte sich davon aber wieder ab. Er versuchte während seiner dreimaligen Funktionsperiode (1454–56, 1463, 1464–1465) einen Ausgleich mit dem neuen Herrscher zu finden. Nur kurze Zeit war der Klerus (inklusive Patriarchen) von steuerlichen Leistungen ausgenommen. Ab 1466 ist ein neues Phänomen festzustellen: Der Trapezuntiner Metropolit Symeon bot dem Sultan Geld für die Verleihung des Patriarchenamts an. Auch Symeon leitete mehrmals die Geschicke der orthodoxen Kirche (1466, 1471–1474, 1482–1486).37 Dies schien der Hohen Pforte so gut gefallen zu haben, dass ab sofort die Institution des Peşkeş, was soviel wie „Geschenk“ bedeutet, eingeführt wurde38. Die Folge dieser Regelung war verheerend: Es kam geradezu zu einer Ämter-Auktion, der vermögendste Kandidat wurde Patriarch, die Geldströme wurden noch intensiver, als mit jedem Sultanswechsel Geld zu entrichten war. Dadurch kann man auch erklären, warum es in dieser Phase sehr oft zu Patriarchenwechseln kam. Die pekuniären Transaktionen waren nicht nur auf den Patriarchen beschränkt. Allmählich war die gesamte Hierarchie eingebunden. Zu dem genannten Antrittsgeld benötigte man Kleingeld für das Bestechen (oder Anfüttern) osmanischer Würdenträger, für die Schutztruppe des Patriarchen, welche sich aus Janitscharen zusammensetzte (vergleichbar mit der Schweizer Garde im Vatikan), für den Freikauf von Gefangenen und – besonders perfid – für den Rückkauf beschlagnahmter liturgischer Geräte. Das Fazit Ekkehard Krafts in seiner Studie zu den griechisch-russischen Beziehungen: „Ständige Finanznot war somit ein Charakteristikum der orthodoxen Kirche im Osmanischen Reich.“39 Man war gezwungen, Kredite aufzunehmen und Kollektenreisen in noch orthodox dominierte Länder in Südosteuropa zu unternehmen. Lukrativ erwiesen sich kirchliche Besitzungen (Metochien) und ein Schatz, den man über Jahrhunderte, vor allem in Konstantinopel angehäuft hatte: Reliquien. Diese spielten schon während des Vierten Kreuzzuges eine große Rolle, eine Vielzahl von heiligen Gegenständen wurde nach 1204 über Westeuropa verteilt, aus Raubgut wurden exquisite Geschenke.40 Allerdings hatten der byzantinische Kaiser und die
²1961, 85–88; s. G. Hering, Das islamische Recht und die Investitur des Gennadios Scholarios (1454). Balkan Studies 2 (1961), 231–256; Podskalsky, Griechische Theologie (wie oben Fußnote 30) 81–83; M.-H. Blanchet, Georges-Gennadios Scholarios (vers 1400–vers 1472). Un intellectuel orthodoxe face à la disparation de l’Empire byzantine. Archives de l’Orient chrétien, 20. Paris 2008. 37 R. Potz, Patriarch und Synode in Konstantinopel. Das Verfassungsrecht des ökumenischen Patriarchates. Kirche und Recht, 10. Wien 1971, 63–69. 38 E. Kraft, Moskaus griechisches Jahrhundert. Russisch-griechische Beziehungen und metabyzantinischer Einfluss 1619–1694. Quellen und Studien zur Geschichte des östlichen Europa, 43. Stuttgart 1995, 26. 39 Ebd. 27. 40 Siehe zu Gaben im byzantinischen und mittelalterlichen Europa M. Grünbart, Geschenke erhalten die Freundschaft – Einleitung, in ders. (ed.), Geschenke erhalten die Freundschaft. Gabenpflege und Netzwerkpflege im europäischen Mittelalter. Akten des Internationalen Kolloquiums Münster, 19.–20. November 2009. Byzantinistische Studien und Texte, 1. Münster 2011, XIII–XXV.
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orthodoxe Hierarchie auch danach noch Zugriff auf dieses Kapital. Nach 1453 stand es nur mehr dem Patriarchat zur Verfügung, von dem es noch reichlich zehren konnte.41 Im Folgenden soll eine Handvoll von Gegenständen präsentiert werden, die an den Zarenhof kamen und eine besondere Affinität zur byzantinischen Kultur und Geschichte besitzen: eine Reliquie, eine Ikone, eine Handschrift und eine Waffe.
1 Der rechte Arm Konstantins Konstantin spielt nicht nur in der imperialen Ideologie der Byzantiner eine große Rolle, sondern er und seine Mutter Helena entfalteten auch in der slavischen Welt eine breite Wirkung.42 Die Auffindung des Kreuzes und die Verteilung der Kreuzespartikel stifteten in der gesamten Vormoderne Autorität.43 Konstantin war in der Apostelkirche bestattet. Bis ins 14./15. Jahrhundert sahen dort russische Reisende seinen Sarkophag. Der Arm oder das, was dafür gehalten wurde, gelangte irgendwie nach Serbien, die Umhüllung der Reliquie, der Schrein, stammt aus serbischen Werkstätten.44 Es ist bekannt, dass Süleyman der Prächtige das Stück nach Istanbul zurückbrachte und es dem Patriarchen Jeremias I. als Geschenk übergab. Jeremias übte zweimal das höchste orthodoxe Kirchenamt aus: 1522–1524 und 1525–1546. Ins Spiel kam diese Reliquie in der Zeit der Patriarchatsgründung Moskaus.45 Der Patriarch Joakeim von Antiocheia reiste nach Moskau
41 Vgl. M. Paize-Apostolopulu, Αφιερώματα και δωρεές τον 16ο αι. στη Μ. Εκκλησία. Kentro neoellenikon ereunon, 78. Athen 2002. 42 Zu konstantinischen Reliquien vgl. M.A. Bojcov, Der heilige Kranz und der heilige Pferdezaum des Kaisers Konstantin und des Bischofs Ambrosius. Frühmittelalterliche Studien 42 (2008), 1–69. Zum Nachwirken Konstantins in Byzanz A. Berger, Legitimation und Legenden. Konstantin der Große und sein Bild in Byzanz, in A. Goltz / H. Schlange-Schöningen (eds.), Konstantin der Große. Das Bild des Kaisers im Wandel der Zeiten. Archiv für Kulturgeschichte, Beihefte, 66. Köln 2008, 5–21; M. Grünbart, Alexander gegen Konstantin – oder: Konkurrierende Konzepte in byzantinischen Darstellungen von Macht? in M. Bubert (ed.), Aneignungen von Geschichte (in Druck). Der Rezeption Konstantins in der slavophonen Welt widmet sich F. Braschi / M. Di Salvo (eds.), La figura di Costantino imperatore e l’ideologia imperiale nella storia culturale, religiosa, civile dei Paesi slavi. Slavica Ambrosiana, 4. Mailand 2013. 43 K. Krause, Konstantins Kreuze. Legendenbildung und Artefakte im Mittelalter, in M. Borgolte / B. Schneidmüller (eds.), Hybride Kulturen im mittelalterlichen Europa. Vorträge und Workshops einer Frühlingsschule. Abhandlungen und Beiträge zur historischen Komparatistik, 16. Berlin 2009, 171–194. 44 I. Kalavrezou, Helping hands for the empire: Imperial ceremonies and the cult of relics at the Byzantine court, in H. Maguire (ed.), Byzantine court culture from 829 to 1204. Washington D. C. 1997, 53–79 erwähnt zwar die Armreliquie von Johannes dem Täufer, die sich heute im Topkapı Museum in Istanbul befindet (67–70), aber nicht die Reliquie des ersten byzantinischen Kaisers. 45 G. Podskalsky, Die Einstellung des Ökumenischen Patriarchates (Jeremias II.) zur Erhebung des Moskauer Patriarchates (1589), in M. Batisweiler / K.-C. Felmy / N. Kotowski (eds.), Der Ökumenische
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(1586) und suchte um materielle Unterstützung an. Er wurde bei dem Zaren Fjodor Ioannovič (1584–1598) und dem Regenten Boris Godunov empfangen. Der Zar bat, er und seine Amtskollegen mögen in einer Synode die Errichtung eines Patriarchats beschließen.46 Der ökumenische Patriarch Jeremias II. ergriff aber – diesen Vorstoß umgehend – persönlich die Initiative und reiste nach Moskau. Jeremias war verbannt gewesen, seine Kirche, die Pammakaristos-Kirche in Istanbul,47 durfte er nicht mehr betreten, sondern musste ein neues Patriarchatsgebäude einrichten. Der Umzug erfolgte später in die Georgskirche im Phanarviertel, wo sich das Zentrum der griechischen Orthodoxie bis heute befindet.48 Dafür war Geld notwendig, was der Patriarch nicht hatte. Was lag näher, als sich an den fernen Zaren zu wenden? Am 13. Juli 1588 traf der Patriarch nach peniblen Grenzkontrollen an der Moskwa ein. Am 21. Juli kam es zu einer formellen Audienz im Palast. Die Gespräche verliefen gut, und ein halbes Jahr später war das Patriarchat eingerichtet (Januar 1589). In diesem Jahr ist auch die Einführung des Zarentitels „Samoderžec“ zu verzeichnen, was dem byzantinischen „Autokrator“ entspricht. Was hatte Jeremias II. mitgebracht? Er schenkte den rechten Arm Konstantins am 21. Juli 1588 dem Zaren Fjodor Ioannovič, womit er ihm ein Stück orthodoxer Autorität aushändigte. Dass der Sarkophag Konstantins schon lange leer war und keine übrigen Teile des Archegeten des byzantinischen Kaisertums auftauchten, mag die Zeitgenossen nicht gewundert haben. Die Bedeutung dieser Reliquie erschließt sich jedoch leicht: Die rechte Hand des ersten christlichen Kaisers Konstantins segnete und machte das Kreuzzeichen, in der oströmischen imperialen Ikonographie ist der Kaiser mit dem Kreuz oder Kreuzglobus Standard. Spätestens ab 1680 war der Reliquienschrein in der Hofkirche des Zaren deponiert.49
Patriarch Jeremias II. von Konstantinopel und die Anfänge des Moskauer Patriarchates. Referate und Beiträge auf dem Internationalen Wissenschaftlichen Symposion in Bad Alexandersbad 10.–15. Juni 1989. Oikonomia. Quellen und Studien zur orthodoxen Theologie, 27. Erlangen 1991, 75–86. Zum Leben des Patriarchen im selben Band G. Richter, Wer ist Jeremias II., Ökumenischer Patriarch von Konstantinopel? 87–100; s. auch Ordubadi, „Moskau als drittes Rom“ (wie oben Fußnote 20) 134. 46 Podskalsky, Die Einstellung des Ökumenischen Patriarchates (wie oben Fußnote 45) 78–80. 47 W. Müller-Wiener, Bildlexikon zur Topographie Istanbuls. Byzantion – Konstantinupolis – Istanbul bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts. Tübingen 1977, 132–135. Das Kloster war seit Gennadios Scholarios Patriarchatssitz; 1588 wurde es nach dem Sieg Sultan Murads III. über Georgien und Aserbeidschan in eine Moschee umfunktioniert und hieß dann Fethiye Camii. 48 Müller-Wiener, Bildlexikon (wie oben Fußnote 47) 138–139. 49 Katalogeintrag von E. A. Morschakowa in Der Kreml (wie oben Fußnote 20) 70–71 (Nr. 23). Vgl. A. M. Lidov, Христианские реликвии в Московском Кремле. Moskau 2000, 126–128 (Nr. 33).
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Abb. 1: Armreliquiar Konstantins des Großen (nach Der Kreml. Gottesruhm Nr. 23)
Konstantin der Große wurde erst allmählich zu einem prägenden Vorbild russischer Zarenideologie. Unter dem Zaren Alexej Mihajlovič (1645–1678) kam die Ukraine (1654) an Russland, und damit rückte der Westen näher an Moskau. Dieser Zar galt als besonders griechenfreundlich, und während seiner Regierungszeit kam es zu einem Höhepunkt des kulturellen und ideengeschichtlichen Austausches mit der griechischen Orthodoxie. Der Zar und sein Patriarch Nikon (1652–1667) entwickelten eine Art „Byzantinismus“, wie es Frank Kämpfer formulierte. Dem westeuropäischen Vorbild in absolutistischen Repräsentationsformen sei wohl eine größere Rolle einzuräumen, während sich Byzanz zunehmend zum legitimierenden Hintergrund entwickelte – wohlgemerkt 200 Jahre nach dem Fall Konstantinopels.50 Es existierte die Meinung, dass die osmanische Herrschaft nur 200 Jahre dauern würde, im sogenannten Epitaphium Constantini wurde die Befreiung Konstantinopels für 1653 vorausgesagt. Ein Mehmet habe die Stadt erobert, ein Mehmet würde sie wieder verlieren; 1648 kam tatsächlich ein Mehmet, Mehmet IV., an die Macht (bis 1687), was dieser Prophezeiung Aufwind brachte.51 Die „Byzantinisierung“ äußerte sich mannigfaltig: Der russische Patriarch Nikon sammelte etwa byzantinische Goldmünzen, die für die monetäre Ikonographie des russischen Herrschers eine wesentliche Rolle spielten. Alexej ließ Münzen prägen, deren Vorbild in Ostrom lag.52 Der Herrscher wird auf der einen Seite, auf der anderen, der Hauptseite, Christus-Pantokrator abgebildet, was ein typisches Modell für die mittelbyzantinische Zeit darstellte.53 Auf Ikonen Konstantins und Helenas mit dem Heiligen Kreuz werden beide von dem Zaren und dem Patriarchen Nikon auf der einen Seite und auf der anderen von
50 F. Kämpfer, Das russische Herrscherbild von den Anfängen bis zu Peter dem Großen. Studien zu Entwicklung politischer Ikonographie im byzantinischen Kulturkreis. Beiträge zur Kunst des christlichen Ostens, 8. Recklinghausen 1978, 202. 51 Kraft, Moskaus griechisches Jahrhundert (wie oben Fußnote 38) 77. Vgl. H. Miklas, Der Nazarether Metropolit Gabriel und seine russische Übertragung der mit dem Namen des Patriarchen Gennadios II. verknüpften Orakeldeutung über das Schicksal Konstantinopels. Cyrillomethodianum 8–9 (1984/85), 121–148. 52 Kraft, Moskaus griechisches Jahrhundert (wie oben Fußnote 38) 80. 53 Kämpfer, Das russische Herrscherbild (wie oben Fußnote 50) 202, Abbildung 221 (Nr. 133).
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der Zarin Marija Ilinična flankiert.54 Alexej lässt sich reitend mit dem Kreuz in der rechten Hand darstellen, steht damit im Trend europäischer Herrscherdarstellungen55 und imitiert dabei aber auch die Ikonographie des ersten christlichen Kaisers Konstantin bzw. frühbyzantinischer Kaiser, die noch hoch zu Ross inszeniert wurden. Diese bewusste Rückbesinnung intensivierte den Austausch mit der griechischen Orthodoxie, und Moskau entwickelte sich zu einer Stadt mit Reliquienschätzen, die sich damit spirituelle Autorität im orthodoxen Commonwealth sicherte.
2 Die Ikone der Theotokos Blachernitissa Ikonen sind der Inbegriff orthodoxer Religiosität.56 Nach dem Ende des Ikonoklasmus 842/843 nahm die Produktion von bildlichen Darstellungen Heiliger wieder zu. Die Blachernenkirche in Konstantinopel war eine der Mutter Gottes geweihte Kirche, in der kostbare Reliquien Mariens aufbewahrt wurden, etwa ihr Schleier.57 Der Marienkult nahm in Konstantinopel ab dem 5. Jahrhundert zu, und ein Höhepunkt war das schützende Eingreifen der Theotokos 626 im Abwehrkampf gegen die Awaren und Perser.58 Dieser Schleier fungierte mehrmals als Schutzschild – Kaiser Romanos I. holte ihn 924 aus der Kirche, dieser sollte gleichsam als ein undurchdringlicher Brustpanzer dienen. Andrej Bogoljubskij, der 1157 in Rostov-Susdal als Fürst gewählt worden war, konzentrierte seine Kräfte auf den Ausbau von Vladimir, das Kiew in den Hintergrund treten ließ. Während seiner Herrschaft begann sich die Verehrung der Mutter Gottes als Vermittlerin zu verbreiten. In Vladimir und in Moskau wurden Kirchen zu Ehren ihres Entschlafens und ihres Schleiers gegründet.59 In Moskau
54 Kämpfer, Das russische Herrscherbild (wie oben Fußnote 50) 234 (Nr. 138). 55 Kämpfer, Das russische Herrscherbild (wie oben Fußnote 50) 223 (Abb. 130). 56 Zur Typologie T. Papamastorakis, Picturing the spiritual protector: From Blachernitissa to Hodegetria, in M. Vassilaki (ed.), Images of the Mother of God. Perceptions of the Theotokos in Byzantium. Aldershot 2004, 203–223. 57 Müller-Wiener, Bildlexikon (wie oben Fußnote 47) 223–224; A. Berger, Untersuchungen zu den Patria Konstantiupoleos. Poikila Byzantina, 8. Bonn 1988, 534–542; J. Wortley, The Marian Relics at Constantinople. GRBS 45 (2010), 171–187. Zu dort befindlichen Bildern s. A. Effenberger, Marienbilder im Blachernenheiligtum. Millennium-Jahrbuch 13 (2016), 275–325. Bekannt ist die Kirche für das regelmäßig stattfindende Wunder mit der Ikone der Theotokos, deren Vorhang sich regelmäßig von alleine hebt und entscheidungsunterstützend wirkt, s. M. Grünbart, Alternative Losentscheidungsverfahren oder imitationes sortium in Byzanz, in K. Herbers / H. Ch. Lehner (eds.), Dreams, nature, and practices as signs of the future. Prognostication in History, 10. Leiden / Boston 2022, 232–251, hier 240–244. 58 A. Cameron, The Theotokos in sixth-century Byzantium: A city finds its Symbol. The Journal of Theological Studies N. S. 29 (1978), 79–108. 59 O. E. Etinghof, Once more on the Blachernae tradition in Old Russia. Deltion tes Christianikes Archaiologikes Hetaireias 39 (2018), 139–152.
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werden heute zwei Ikonen des Hodegetria-Typs aufbewahrt: Die eine befindet sich in den Moskauer Kremlmuseen (Nr. CK 34), die andere in der Tretjakov-Gallerie (Inv. Nr. 28864). Das Stück aus dem Kreml scheint eine Nachbildung aus dem 15. Jahrhundert zu sein. Die Ikone kam als Geschenk an den Zaren Alexej Mihailovič im Oktober 1653 nach Moskau und wurde in der Entschlafenskathedrale deponiert.60 Eine zweite Ikone der Theotokos aus der Blachernenkirche in Konstantinopel war über Jahrhunderte im Besitz der Familie Stroganov.61 Das Bild hing in der Blachernenkirche auf dem Kuzminki-Anwesen in Moskau (man beachte die Namensgleichheit der Kirchen). 1869 entstand eine Chronik dieser Kirche, in der auch auf die Herkunft der Ikone eingegangen wurde. Dort wird erwähnt, dass sie im Oktober 1653 zusammen mit einer anderen Ikone aus Konstantinopel an den Zarenhof von Alexej Mihailovič durch den Kaufmann Demetrios Kostinari geschickt worden war. Ein Begleitbrief, beglaubigt durch den Patriarchen Paisios von Konstantinopel, war beigegeben, um die Echtheit des Stückes zu unterstreichen. Auch die Machart des Bildes „aus Wachsmastix auf Holz“ wird beschrieben. 1913 konnte diese Schenkung nicht nachgewiesen werden. Interessant ist, dass Paul von Aleppo in Istanbul die Ikone kurz vor ihrem Abtransport sah. Als der Zar das Objekt bekam, war er überrascht wegen des unüblichen Aussehens, und er ließ Erkundungen einholen. Als sie genuin bezeichnet wurde, verschenkte er eine Kopie davon an die Familie Stroganov. Dieses Stück stellt einen weiteren Höhepunkt des Gabentransfers im 17. Jahrhundert dar. Mittlerweile bewahrte man schon einen Teil des Wahren Kreuzes, den Schleier der Theotokos, eine Kopie der wunderwirkenden Ikone der Theotokos von Iviron und das Haupt des Gregorios Theologos in Moskau auf. Moskau entwickelte sich also zu einem (interimistisch angenommen) „neuen“ Konstantinopel.62
60 Umfassend beschäftigte sich V. G. Čencova, Иерусалимский протосинкелл Гавриил и его окружение: материалы к изучению греческих грамот об иконе Влахернской Богоматери. Palaeoslavica 15 (2007), 57–136 mit dieser Ikone und den damit verbundenen zeitgenössischen Schriftstücken. Ich danke Frau Dr. Vera Čencova für einen regen Gedankenaustausch in Moskau und die Übersendung ihres Artikels. Farbabbildung in Greek documents and manuscripts, icons and applied art objects from Moscow depositories Moscow 1995, 74 (Nr. 49, Sokolova I. M.). 61 Farbabbildung in Greek documents and manuscripts (wie oben Fußnote 60) 77 (Nr. 50, Sidorenko G. B.). 62 Kraft, Moskaus griechisches Jahrhundert (wie oben Fußnote 38) 98–101. Vgl. auch den Fall eines anderen Bildes R. Frötschner, Heilige Rus’ – Neues Israel – Drittes Rom. Die Verehrung der Gottesmutterikone von Tichivin als Element der politischen Mythologie des Moskauer Reiches unter Großfürst Vasilij III. und Zar Ivan IV. Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 52 (2004), 188–234 (Geschichte einer Ikone, die angeblich 1383 auftauchte; 1941 geraubt, wurde sie 2004 nach Moskau zurückgebracht).
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3 Der Psalter Alexios’ I. Nicht nur Ikonen, auch Handschriften kamen an den Zarenhof, was die byzantinistische Wissenschaft freut. Zar Alexej galt – wie erwähnt – als besonders griechenfreundlich, und so bemühten sich Griechen in Istanbul um erlesene Geschenke, manchmal auch mit unlauteren Mitteln, und erwarteten dafür Gegengaben in Geld. Gabriel, Metropolit von Chalkedon, wollte besonders beeindrucken: Er bestach (mit eigenem Geld) die Wärter der ehemals kaiserlichen/ byzantinischen Bibliothek. Die Büchersammlung wurde nach 1453 nicht zerstört, aber unter Verschluss gehalten – und konnte einen Psalter Kaiser Alexios’ I. Komnenos (1081–1118) organisieren. Penibel wurde der Eingang der Handschrift notiert.63 Allerdings wurde bislang kaum auf die Bedeutung dieser Gabe hingewiesen; es hätte ja jede andere Handschrift sein können. Wichtig war die griechische Handschrift per se durch ihren Inhalt. Dass ein dem byzantinischen Kaiser Alexios gewidmetes Werke auch eines Zaren würdig ist, wenn er noch dazu Alexej heißt, braucht nicht betont zu werden. Wichtig scheint mir, dass sich gerade Alexios Komnenos besonders um die Bewahrung des orthodoxen Glaubens eingesetzt hatte und auch Häretikerprozessen vorsaß;64 er war also um die Einheit des orthodoxen Glaubens bemüht und veranlasste auch die Zusammenstellung einer „Geistlichen Rüstkammer“ (Panoplia dogmatike des Euthymios Zigabenos),65 kann also als Vorbild eines Schutzherrn der orthodoxen Kirche gesehen werden. Alexios war zudem erfolgreicher Feldherr und Herrscher. Er begegnete geschickt dem Ersten Kreuzzug und begünstigte die Kirche. Jede Konnotation mit Verfall oder Lateinerfreundlichkeit ist bei ihm fehl am Platz und passt nicht zu dem eingangs erwähnten Verliererstatus, den Byzanz innehatte.
4 Das Schwert Konstantins XI. Eine weitere „Reliquie“ stellt das Schwert Konstantins XI. dar. Der letzte Kaiser kam im Abwehrkampf gegen die Osmanen um. Bekanntermaßen wurde der Leichnam des letzten Kaisers nach einigen Quellen nie gefunden. Möglicherweise wurde er seiner Insignien beraubt, um eine Identifikation unmöglich zu machen. Laut einer anderen Quelle warf er selbst alle kaiserlichen Zeichen von sich, um nicht erkannt zu werden –
63 B. L. Fonkič, Греческо-русские культурные связи в XV-XVII вв.: Греч. рукописи в России. Moskau 1977, 220. 64 D. C. Smythe, Alexios I and the heretics. The account of Anna Komnene’s Alexiad, in M. Mullett / D. Smythe (eds.), Alexios I Komnenos. Papers of the Second Belfast Byzantine International Colloquium, 14–16 April 1989. Belfast Byzantine Texts and Translations, 4,1. Belfast 1996, 232–251. 65 J. Wickert, Die Panoplia dogmatica des Euthymios Zigabenos. Untersuchung ihrer Anlage und Quellen, ihres Inhaltes und Bedeutung. Berlin 1910.
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nur ein Schwert behielt er, das ihm ein Engel überließ.66 Aus diesem Umstand entwickelten sich Legenden vom versteinerten Kaiser, der zur rechten Zeit wieder erscheinen und das Kaisertum wieder an den Bosporus bringen werde. Hier zeigt sich, wie wichtig die Präsentation/ Dokumentation des niedergerungenen Gegners ist. Bis in die Gegenwart lässt sich das verfolgen. Hat man keine definitive Evidenz, entstehen Zweifel und Geschichten. Das Schwert des letzten Kaisers materialisierte sich überraschend im 19. Jahrhundert. Tecco, ein italienischer Diplomat, hatte eine Waffensammlung in Istanbul angelegt, die er dann der Armeria Regia in Turin schenkte.67 Darunter befand sich auch ein Schwert, das angeblich dem letzten Kaiser gehört hatte. Dieses wurde seinerzeit einer wissenschaftlichen Bearbeitung unterzogen und aufgrund seiner griechischen Inschrift dem letzten Konstantin zugewiesen.68 Es stamme, so Victor Langlois, aus dem Grab Sultan Mehmets II., dem Eroberer Konstantinopels.69
Abb. 2: Das Schwert Konstantins XI. (nach Langlois 1857)
66 Zusammengestellt bei Nicol, The immortal emperor (wie oben Fußnote 15) 97–108. 67 https://museireali.beniculturali.it/armeria-reale/. – Nicol, The immortal emperor (wie oben Fußnote 15) 90–91. 68 Die Inschrift CY BACIΛEY AHTTHTE ΛOΓE ΘΥ ΠANTANAΞ (Σύ, βασιλεῦ ἀήττητε, λόγε Θεοῦ. Παντάναξ – „Du, unbesiegter Kaiser, Wort Gottes, Allherrscher“) ist nicht singulär, sondern auf weiteren 17 Säbeln zu finden, bei dreien mit dem Zusatz Konstantinos versehen, s. T. Kolias, Byzantinische Waffen. Ein Beitrag zur byzantinischen Waffenkunde von den Anfängen bis zur lateinischen Eroberung. BV, 17. Wien 1988, 147. 69 V. Langlois, Notice sur le sabre de Constantin XIV, dernier empereur de Constantinople, conserve à l’Armurerie de Turin. Revue Archéologique 14 (1857) 292–294, hier 293, Tafel 312; Nicol, The immortal emperor (wie oben Fußnote 15) 90–91: „Certainly, no other expert in the field seems to have shared the confidence of M. Langlois in his identification of the Turin sword as that of Constantine Palaiologos.”
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Doch mittlerweile scheint klar zu sein, dass es sich dabei um eine Waffe des Konstantin Brâncoveanu, des Prinzen der Walachei und Moldaviens (1688–1714) handelt.70 Dieser war von den Osmanen gefangen genommen und öffentlich exekutiert worden. Die Geschichte geht aber noch weiter: 1886 überbrachte die Istanbuler griechische Gemeinde dem volljährigen Prinzen Konstantin (König von 1913–1917, 1920–22 als Nachfolger seines Vaters Georg I., der mit Olga, der Großfürstin von Russland, verheiratet war) ein Zeremonialschwert nach Athen.71 Die Beschreibung dieses Schwertes, die Dekoration und die Inschrift weisen es als Kopie des Turiner Stückes aus, obgleich die Überbringer es als Original bezeichneten. Eine Athener Tageszeitung (Asty) berichtete am 7. Dezember 1886 knapp, dass es sich um ein Schwert im byzantinischen Stil handle, aber keinen Beweis einer Zuordnung an Konstantin XI. gäbe. Die Intention der Gesandtschaft ist klar: Man wollte wohl zeigen, dass das junge griechische Königtum Anspruch auf die Stadt am Goldenen Horn anmelden solle und in byzantinischer (und römischer) Tradition stünde (was aber ganz im Gegensatz zur philhellenischen Konstruktion des Staates stand). Warum wird dieses Stück hier erwähnt? Es zeigt wie ambig und unterschiedlich konnotiert eine Gabe interpretiert werden kann. Falsche Zuweisung, Fälschung oder Kopie spielen letztendlich keine große Rolle, wenn es um Vermittlung oder Stiften von Autorität geht. Zurück nach Moskau – die Schwertgeschichte ist noch nicht zu Ende: Eine wahre Fundgrube für politische und kulturgeschichtliche Nachrichten ist Hezekiah Niles’ Register. Niles wirkte als Zeitungsherausgeber in Baltimore und gab über Jahrzehnte eine Zusammenschau interessanter Meldungen heraus. Niles’ Register erschien von 1811–1849 wöchentlich. Am 22. Februar 1834 las man dort:72 „Russia and Turkey. A gorgeous recital is given in the late accounts from Europe, of the presents intended for the emperor Nicholas, with which Achmet pacha, the new envoy to Peterburg, has been charged by the sultan. The ambassador, who, by the bye, can neither read nor write in any language, not even his own, is loaded with costly jewels. The bridle, saddle and caparison for the steed of Nicholas, are alone estimated to exceed £50,000 in value. There are bracelets for the czarina of twelve rounds each, adorned with twenty magnificent diamonds. For the emperor there are twelve Arabian horses, and for the empress one hundred and fifty cashmere shawls. The most singular present is that of a sword, of which the handle and scabbard is covered with precious stones, and which is to be presented to Nicholas as the weapon of Constantine Paleologos, who died in the breach effected by the taking of Constanti-
70 C. Marinescu, Trei šabii ale lui Constantin Brâncoveanu. Boletinul comesiunii monumentelor Istorice 19 (1926), 93–99. 71 Nicol, The immortal emperor (wie oben Fußnote 15) 91. 72 Niles’ National Register. Containing political, historical, geographical, scientifical, statistical, economical and biographical documents, essays and facts. „Russia and Turkey“, vol. 45, issue 26, February 1834, 834. Das Register ist elektronisch/online verfügbar (s. nächste Fußnote).
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nople by Mahomet II, in 1453. These lavish presents are part of the policy of the sultan, which is plainly to put himself thoroughly under the protection of the czar.”73 Der neue Diplomat – schreib- und fremdsprachenunkundig – ließ also Geschenke sprechen. Das osmanische Reich hatte zu dieser Zeit längst die Rolle Russlands im Balkanraum anerkennen müssen. Die osmanische Außenpolitik hatte prinzipiell ihre Ausrichtung gegen Mitteleuropa hin, mit Russland hatte sie wenig direkte Kontakte, und das Reich grenzte auch nur indirekt an dessen Territorium. Die Russen hatten bis ins 17. Jahrhundert Schutzgeld an die Krimtataren zu entrichten.74 1774 schaffte Russland den Zugang zum Schwarzen Meer, 1783 wurde die Krim erobert. Die orientalische Frage, also die Frage, was mit dem sich auflösenden osmanischen Reich geschehen solle, beschäftigte dann das 19. Jahrhundert. Der osmanische Hof akzeptierte die Rolle Russlands, das die Nachfolge des Byzantinischen Reiches übernommen hatte. Versinnbildlicht wird dies durch die genannte Gabe vom Goldenen Horn, die im Kreml zu suchen spannend wäre, doch haben sich dort keine Spuren erhalten.75. Aus dem einstigen Sieger über das byzantinische Kaisertum war nun ein strauchelndes Reich geworden, das aus seiner erfolgreichen Vergangenheit mittels „politischer Reliquien“ Kapital zu schlagen versuchte.
5 Schluss Die oft propagierte direkte, nahtlose Verbindung von dem byzantinischen auf das russische Reich hat es nicht gegeben. Die translatio imperii war von den Herrschern an der Moskwa zunächst nicht angedacht worden und nicht attraktiv. Es scheint, dass das Ganze im Wesentlichen ein westliches Konstrukt war, aus dem man sich erhoffte, Kapital im Kampf gegen die Osmanen zu schlagen. Allerdings übernahm das russische Reich zunehmend die elitäre Rolle des einzig orthodox dominierten Staates in Europa, verbunden mit einem erwachenden Selbstbewusstsein. Zunächst sog man alles Westliche auf (Zeremoniell, Baukunst etc.), dann entwickelten sich das Zartum und das Patriarchat als eigenständige Größen. Das Moskauer Patriarchat verstand sich zudem als Bollwerk gegen die unionsfreundlichen orthodoxen Kirchen. 200 Jahre nach dem Fall Konstantinopels kam es zu einem Höhepunkt der Auffrischung byzantinischer Erinnerungen: Die Interessen trafen sich plötzlich, die ortho-
73 s. https://archive.org/details/nilesnationalreg55nile oder http://web.ebescohost.com/ehost. 74 A. W. Fisher, Between Russians, Ottomans and Turks – Crimea and Crimean Tatars. Analecta Isisiana, 33. Istanbul 1998. 75 Ich danke Herrn Dr. Vasily R. Novoselov (Staatliche Kreml-Museen, Oktober 2011) für Auskünfte dieses Stück betreffend, welches sich heute nicht mehr im Kreml befindet bzw. dort nicht auffindbar ist.
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doxen Griechen im osmanischen Reich träumten von einer Befreiung und Moskau zeigt besondere Affinitäten zu allem Byzantinischen. Man darf bei der Beschäftigung mit den Beziehungen zwischen russischem Zartum und ökumenischem Patriarchat nicht vergessen, dass sich die Verhältnisse am Goldenen Horn seit 1453 gravierend geändert hatten. Nicht bloß ein neuer Herrscher regierte, sondern der Stellenwert der Kirche hatte sich um 180° gedreht. Stifteten byzantinische Kaiser regelmäßig an die kirchlichen Institutionen, so mussten Patriarchen nun ihr Amt erkaufen. Der Euphemismus „Gabe“ (an den Sultan) spricht hier Bände. Die ständige Finanznot zwang die kirchlichen Machtträger zu neuen Strategien der Kapitalbeschaffung. Man schielte auf Moskau, das sich zum Zentrum der Orthodoxie mauserte. Gleichsam auf Kredit lagerte man dorthin, in ein „zweites Konstantinopel“ oder „drittes Jerusalem“,76 Reliquien aus und erhoffte sich dadurch die renovatio Byzantini imperii. Der Austausch von Geschenken bediente beide Seiten zur Zufriedenheit: Kirchliche Autorität wurde thesauriert und symbolisches Kapital in klingende Münze umgewandelt. Die erhoffte Gegenleistung, ein (neu)byzantinischer Kaiser am Goldenen Horn, blieb aber aus. Korrekturzusatz zu Fußnote 64: Mittlerweile sind die Gerichtsverhandlung gegen den Bogomilen Basileios und die Authentizität des Verfahrens stark in Zweifel gezogen worden: Vgl. E. Mincin, A tale of two pyres: Re-evaluating the Bogomil trial scene of Anna Komnene. Byzantion 89 (2019), 421–432; P. Buckley, The Alexiad of Anna Komnene. Artistic strategy in the making of a myth. Oxford 2014, 275. – Die Intention der Autorin Anna ist es, ihren Vater als engagiert in rebus theologicis zu zeigen.
76 Diese Vorstellung wirkt dann in Russland auch weiter, in der Romantik tritt dies in der Konkurrenz zwischen Moskau und St. Peterburg auf, s. R. Lachmann, Stadt als Phantasma. Gogols Petersburg- und Romentwürfe, in G. von Graevenitz (ed.), Die Stadt in der europäischen Romantik. Stiftung für Romantikforschung, 11. Würzburg 2000, 227–250, hier 228.
Lilli Hölzlhammer and Ingela Nilsson
From Metaphrasis to Fanfiction: The Diachronic Translatability of Characters Retellings of Homeric myths have virtually exploded over the past decade, not least in the form of novels. Perhaps the two most successful such novels are Madeleine Miller’s The Song of Achilles (2011) and Pat Barker’s The Silence of the Girls (2018). Both authors received favourable reviews, followed up their successes with similar novels, and probably also inspired even more rewritings of the Trojan war from new perspectives. A central idea animating many of the recent Trojan War novels is to present the untold stories of characters that are not given a voice in the ancient epics, where male heterosexual heroes were in the spotlight. Miller’s novel about Achilles is told by Patroclus, queering their relationship, and Barker’s first-person narrator is Briseis, the girl given to Achilles as a war prize. Most of these novels are written in a feminist revisionist vein, claiming to offer the unheard voice of women of antiquity, and they go well beyond the Homeric epics with, for example, Ursula K. le Guin’s Lavinia (2008) and Katharine Beutner’s Alcestis (2010). Most of them are written by and for women, at least in the Anglophone world of popular literature that we will focus on in this essay. The rewriting of Homeric myths is, of course, not a modern or recent undertaking – it has a more or less unbroken tradition from antiquity onwards, with a formative part played for modernist literature in the form of, for example, Constantine Cavafy’s “Ithaca” (1911) and James Joyce’s Ulysses (1922).1 More recent retellings in women’s voices and with a feminist agenda may have started with Christa Wolf’s influential Kassandra (1983), but the explicit aim to popularize ancient myth was first encouraged by the Canongate Myth Series, in which contemporary authors were asked to rewrite an ancient myth. Spearheaded by Karen Armstrong’s A Short History of Myth, Margaret Atwood’s Penelopiad and Jeanette Winterson’s Weight – all published in 2005 – the series had a flying start.2 Even if the Canongate rewritings were aimed at a different audience, they may be seen as part of a renewed interest in ancient myth expressed also in the film “Troy” (2004), starring Brad Pitt as a blond Achilles in a “realistic” retelling of Homer without gods. Though both the film and the myth series had mixed reviews, they certainly brought Homer back into pop culture, and Atwood’s Penelopiad was hugely successful in bringing ancient women to the attention of a larger audience.
1 On the influence of Homer on Western culture, see e.g. E. Hall, The Return of Ulysses: A Cultural History of Homer’s Odyssey. Baltimore 2008. 2 See https://canongate.co.uk/collections/the-myths/ (retrieved 2022-08-01). https://doi.org/10.1515/9783111070315-014
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In this essay, we wish to approach medieval rewriting as a kind of fanfiction, similar to the rewriting or pastiches of Homeric (and other ancient) myths in the examples mentioned above, but also to more explicit fanfiction such as Star Trek fandom in the 1960s and 1970s or Harry Potter fanfiction of the twenty-first century. While the novels mentioned above, ranging from highbrow to chick lit, are written by authors and formally published, fanfiction is written in an amateur capacity by fans. Fanfiction writers use characters and settings to create their own versions of narratives known from works such as novels, films or video games, and in this sense the creative process is similar to what happens in more professional receptions of ancient myths or stories. Without the guidelines and restrictions of an official publishing company, fanfiction can vary greatly in stylistic and narrative quality, end up unfinished, and experiment with content or style that would be impossible to publish (also due to laws and copyrights). This freedom to write more or less anything creates an important creative space that transcends borders, languages and time. The age and origin of the source material does not matter for fanfiction, since it will be appropriated and appreciated as a new creation that can gain a huge momentum of its own. The extent to which this might happen can be illustrated by the blocking of the international fanfiction website archiveofourown.org (AO3) in China. The ban was caused by a fanfiction inspired by The Grandmaster of Demonic Cultivation (魔道祖师 Mó Dào Zǔ Shī 2016), a novel by Mo Xiang Tong Xiu, and its real-life action series The Untamed (陈情令, Chén Qíng Lìng 2019).3 The fanfiction The Fall (下坠 Xià Zhuì), published on AO3, led to a controversy within the fandom due to its transgender content, which resulted in the speeding up of the block of AO3 for Chinese servers.4 Another, very different though better known example of fanfiction being both successful and controversial is the erotic Fifty Shades of Grey (2011) by E. L. James: originally posted as Twilight fanfiction at fanfiction.net – another online forum where fans can post their fan writings – and removed from the site because of their explicit sexual content, these novels eventually became international bestsellers, in turn generating their own fanfiction.5 This may seem far from the medieval reception of Homer, but the new discursive frame of fanfiction has some crucial similarities to earlier rewritings of known stories, the most important of which is the transportation of characters from one setting to another, or of settings from one narrative to another. Even the audience’s acceptance
3 This novel as well as Mo Xiang Tong Xiu’s other novels are by now banned for content violations (the depiction of homoerotic pornography), https://fanlore.org/wiki/Mo_Xiang_Tong_Xiu (retrieved 2022-08-01). 4 https://fanlore.org/wiki/Blocking_of_AO3_in_China#Would_AO3_Have_Been_Blocked_Anyway. 3F (retrieved 2022-08-01). 5 J. Boog, The Lost History of Fifty Shades of Grey, https://www.adweek.com/galleycat/fifty-shadesof-grey-wayback-machine/50128?red=as (retrieved 2022-08-01).
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of these rewritings and their ensuing popularity seem comparable if we look at how the Latin Dares–Dictys rewritings of the matter of Troy eclipsed Homer in the Western Middle Ages. And as we shall see, both narrative and sexual desire often play significant roles also in premodern retellings, just as in modern fanfiction and pop novels, where queering and “shipping”—the creation of new romantic relationships or exploration of canonical ones—are central devices.6 Our basic assumption here is that the popularity of a story always calls for this kind of transportation, for additional material or alternative endings. Moreover, the response to such a call is never the result of a lack of knowledge or respect, as is sometimes argued by philologists; on the contrary, in order to write convincing and compelling fanfictional translations—medieval or modern—one needs to know the plot and the characters deeply and, more importantly, care enough to achieve that change. To rewrite is an act of reverence. As already noted, this is nothing new, but rather part of an impulse that can be traced back to antiquity and the many versions of the epic cycles and the retelling of ancient myths in Greek tragedy. Retelling is an opportunity to explore and develop the storyworld in which the action takes place, experiment with character constellations, concepts (love, honour), narrative techniques, alternative endings… the possibilities of change are endless. Some stories seem to call for retelling more than others—they appear to be somehow more translatable. The Trojan War and its heroes certainly belong in this category, and with a point of departure in the considerations above, we will look at ways in which Homeric characters were translated and “fanfictionized” in the medieval period.
1 A Trojan hero in Byzantine translation: the Byzantine Achilles The Byzantine rewritings of Homeric stories—the War of Troy, the Tale of Achilles and the Tale of Troy—have received increasing attention in the last few years.7 So has the
6 M. Owens, The Sweet Science of Shipping, https://www.fandom.com/articles/shipping-characters-sweet-science (retrieved 2022-08-01). 7 See e.g. R. Lavagnini, Tales of the Trojan War: Achilles and Paris in Medieval Greek Literature, in C. Cupane / B. Krönung (eds.), Fictional Storytelling in the Medieval Eastern Mediterranean and Beyond. Leiden 2016, 234–259; U. Moennig, Intertextuality in the Late Byzantine Romance Tale of Troy, in T. Shawcross / I. Toth (eds.), Reading in the Byzantine Empire and Beyond. Cambridge 2018, 351–372; A. Goldwyn / I. Nilsson, Troy in Byzantine Romances: Homeric Reception in Digenis Akritis, the Tale of Achilles and the Tale of Troy, in A. Goldwyn / I. Nilsson (eds.), Reading the Late Byzantine Romance: A Handbook. Cambridge 2019, 188–210; E. Jeffreys, From Herakles to Erkoulios, or the Place of the War of Troy in the Late Byzantine Romance Movement, ibid., 166–187; S. Constantinou, Homosocial Desire in the War of Troy: Between (Wo)men, ibid., 254–271; S. Constantinou, Angry Warriors in
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Byzantine reception of Homeric matter in general, most notably in the form of the works by the twelfth-century authors Eustathios of Thessaloniki and John Tzetzes.8 Both kinds of reception may be seen in light of fandom, since intellectual and rhetorical traditions too are forms of retelling, adaptation and continuation. A case in point is Isaac Komnenos the Porphyrogennetos’ On what Homer left out, completing Homer’s account by adding episodes lacking in that version, such as the abduction of Helen and Achilles’ desire for Polyxena.9 Such narrative processes of fanfictional filling in always contain a crucial element of desire—a desire not only to conquer and adapt the storyworld(s), but also to dominate the characters. In the case of Byzantine adaptations of Homeric story stuff, two characters stand out in his respect: Achilles, who is depicted primarily as a sex object (in romance) and Odysseus, who is cast as an intellectual object of desire. It is noteworthy that both are protagonists in their respective original epics, indicating that the aim was not to develop minor characters but to offer new takes on great heroes. Adaptation is here seen as a kind of translation—on the one hand, as movement across languages or linguistic registers and, on the other, as rewriting of narratives, characters and storyworlds already known to the author and audience. Authors adapt the inherited material to foreground whatever shifts they wish to achieve. In the case of Homeric characters translated into medieval storyworlds, they are often described as having retained only their names—if even that.10 Medieval authors are understood as either ignorant of the “real characters” or somehow disrespectful to their origin. Achilles in the Tale of Achilles is a case in point. A very brief summary of the story runs as follows: Achilles, son of the king of Greece, has great intellectual and physical strength but despises love and its powers. Eros intervenes, makes him desire, abduct and marry a girl. After six years the girl falls ill and dies, leaving the grieving Achilles. In the Naples version, this is where the Trojan War comes in.11 Several scholars seem almost provoked by these non-Homeric tales. Roderick Beaton, in his influential study The Medieval Greek Romance, writes that the authors of the Tale of Achilles and the Tale of Troy “weave a romance around a legendary name, with limited respect for the background from which the characters were originally drawn.”12 More recently,
the Byzantine War of Troy, in D. Cairns / M. Hinterberger / A. Pizzone / M. Zaccarini (eds.), Emotions Through Time: From Antiquity to Byzantium. Heidelberg 2022, 339–358. 8 The bibliography would be substantial; see, e.g., the recent studies and translations by Eric Cullhed, Baukje van den Berg, Adam Goldwyn, Valeria Lovato and Aglae Pizzone. 9 Lavagnini, Tales (as footnote 7 above), 238. 10 See e.g. Jeffreys, Herakles (as footnote 7 above), esp. 166–167, and Lavagnini, Tales (as footnote 7 above), 239. 11 For fuller summaries, see Lavagnini, Tales (as footnote 7 above), 240–244, 247–248. 12 R. Beaton, The Medieval Greek Romance. 2nd ed., revised and expanded. London / New York 1996, 116. Cf. I. Nilsson, From Homer to Hermoniakos: Some Considerations of Troy Matter in Byzantine Literature. Troianalexandrina 4 (2004), 8–34, n. 55.
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Renata Lavagnini draws similar conclusions in her analysis of the Tale of Achilles: “Obviously, the anonymous author and his readers felt able to treat the figure of Achilles that freely because their scanty knowledge of the real Homeric characters did not create any obstacle in this regard.”13 Let us consider this approach from the perspective of translation and fanfiction. Achilles in the Tale of Achilles is clearly different from the Homeric character: he has a similar but different background (noble, but not divine), he lives in a different storyworld (medieval rather than ancient), but he retains a crucial characteristic: he has sex appeal. While this aspect, in the case of the Tale of Achilles, often is seen in relation to the “novelistic” feature of this text,14 it is not absent from ancient representations of Achilles, and certainly a primary feature in modern rewritings. For instance, it is remarkable how the film “Troy” foregrounds Achilles’ sensual body in a way that outshines even Helen, who is supposed to be the subject of the male gaze, and accordingly queers the male hero despite his explicit and presumably heterosexual masculinity.15 In Byzantine translations of Achilles, he is never openly queered, but they betray the same fascination as the Tale of Achilles with this angry but sexy man: in the War of Troy, Achilles’ anger—recently investigated by Stavroula Constantinou—is represented as entangled with his corporeal beauty and strength: Achilles, the magnificent, was shining above all, He had ineffable beauty, awe-inspiring bravery. He was tall, broach-chested, with a thin waist and with thick, fearful limbs, hands and feet; beautiful, bold, wild and angry eyes; curly, blond hair, shaped according to the laws of beauty; the most cheerful face to friends and acquaintances, but extremely angry against enemies, opponents.16
In this Greek translation of a French translation of Homeric tales that had travelled West through time and space and then back East, the attractive anger of Achilles is thus significantly retained, despite almost everything else being different. The question is whether the modern perspective of lacking knowledge or respect for the socalled origin is relevant to our understanding of such processes. Knowledge of “real
13 LAVAGNINI, Tales (as footnote 7 above), 245. 14 As in Beaton’s reading cited above; Beaton, Romance (as footnote 12 above), 8. Cf. the approach of genre bending in Goldwyn / Nilsson, Byzantine Romances (as footnote 7 above), 203–207. 15 The same queer delight in the sensuality of the male nude at war can be observed in the film “300” (2007). Cf. J. Fathallah, Fanfiction and the Author. Amsterdam 2017, 152, drawing on the concept of “white masculinity” in the case of Sherlock Holmes, very similar to what we could be noted in the Achilles of Brad Pitt: “A sense of separation and boundedness is important to the white male ego.” 16 War of Troy 2086–93; trans. Constantinou, Angry Warriors (as footnote 7 above), 342, slightly revised.
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Homeric characters” did not stop ancient and late antique writers from constantly transporting and translating them into new narratives, into continuations and variations of the same stories. Translation is fanfiction in a way that subverts the lack of respect into the opposite: to rewrite and recast is to express the deepest respect for the tradition. To liberate the characters from their master narratives is to resist authorial predecessors and to empower the characters themselves, even if those new roles may seem wrong to us as modern readers.17 From the perspective of modern fanfiction, the translation of Achilles into a different world is nothing uncommon, but something that a major fanfiction website like AO3 would tag “Alternate Universe or Alternate Universe – Canon Divergence.” A search on that website for “Achilles (Ancient Greek Religion & Lore)” provides 533 finished and unfinished fanfictions out of which 70 used the tag “Alternate Universe – Modern Setting,” 31 “Alternate Universe – Canon Divergence,” 28 “Alternate Universe – High School,” 13 “Alternate Universe – College/University,” and 24 simply “Alternate Universe.”18 There is something intriguing about imagining classical heroes and heroines in a new setting: How would they behave in our modern time? With whom would they end up if there had been no war? How would they survive high school and college education? In this way, ancient characters are no different from the protagonists of “Twilight” or “Harry Potter”—the readers’ urge to liberate and develop them is triggered by the translatability of the narrative components. Therefore, such questions—or similar ones—would not have been foreign to Byzantine writers either. Reading these Byzantine tales from the perspective of fanfiction may in this way help us correct Lavagnini’s and Beaton’s ideas that Byzantine and Medieval writers lacked respect, knowledge or understanding of what they were doing. They asked pretty much the same questions, just with a different type of “Alternative Universe – Modern Setting,” and composed their imaginary stories not so differently from today’s fanfiction writers.
17 See E. Spentzou, Readers and Writers in Ovid’s Heroides: Transgressions of Genre and Gender. Oxford 2003, inspiring C. Slater, Location, Location, Translation: Mapping Voice in Translated Storyworlds. Storyworlds: A Journal of Narrative Studies 3 (2011), 93–116. 18 Search conducted at https://archiveofourown.org/ on 2022-05-05.
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2 A Trojan hero in the medieval west: the Latinized Achilles Achilles became popular in the Medieval West when the matter of Troy was reintroduced between 1155 and 1160 by Benoît de Sainte-Maure in the Roman de Troie.19 The work itself could indeed be called a fanfiction par excellence: it can be tagged as Alternative Universe with a medieval or rather contemporary setting. Furthermore, it is a crossover with various other ancient storyworlds like those of Odysseus and Medea, and with other sources about the war of Troy—these worlds have been combined in order to create a consistent narrative. However, what places the narrative even closer to modern fanfiction is the increasing interest in romantic relationships, creating literary space for originally minor characters, such as Troilus, and their tragic love stories.20 A similar interest in romance rather than heroic deeds could indeed be seen also in the Byzantine Achilles that we already examined, indicating a general medieval concern in “shipping” as a central part of the translation of ancient epics. The success of Benoît’s fanfiction can be seen by the number of translations into various vernacular languages in the West, in addition to the Greek War of Troy discussed above. Accordingly, it comes as no surprise that the fascination with both Achilles’ anger and sex appeal is already inscribed in Benoît’s text. Here, the description of Achilles takes up more space than that of any other Greek character: Achilles was very handsome, with a big chest that was both massive and broad, and limbs that were large and muscular. His eyes radiated boldness and ferocity. His hair was curly and ash blond and he was not at all pensive or sullen. His countenance was happy and joyful, but it turned cruel when facing his foe. He was generous and spent freely, and he was dearly loved by knights. He was renowned in armed conflict; one would be hard put to find his equal. He was very bold, courageous, and eager to triumph over his opponents.21
Although the Achilles in this description remains an aggressive fighter, his anger is now directed only outwards and no longer targets his allies. Instead, his love for Polixena and not the conflict with Agamemnon becomes the reason why he refuses to fight. After he has fallen in love with Polixena, Hecuba promises him her daughter’s hand in marriage if Achilles will not fight any further and end the war. When Achilles breaks the promise and even kills Hecuba’s son Troilus in a battle frenzy, Hecuba
19 G. S. Burgess / D. Kelly (trans.), The Roman de Troie. By Benoît de Saint-Maure. Woodbridge, Rochester 2017. 20 A. Adler, Militia et Amor in the “Roman de Troie”. Romanische Forschung 72 (1960), 14–29, n. 14–15. 21 Roman de Troie 5157–70; trans. Burgess and Kelly, Benoît (as footnote 19 above), 104, slightly revised. The description of Achilles is based on that by Dares, an important source for most Western versions of the Trojan matters.
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devises a plan for Paris to kill him. Paris succeeds while telling Achilles: “Now I admit that you are paying for your loves” (22288–89). Additionally, this scene is commonly understood as referring not only to Polixena but also to Achilles’ other love interests Antilogus (22144) and Patroclus (8351–53, 10345–10356).22 With this, the text confirms that Achilles is no longer a hero destined to die in a war, but a hero fated to die for love.23 His apparently bisexual orientation would be another trait usually found in modern fanfiction that often queers the relationships of its characters, although it can be argued that Achilles is depicted as bisexual already in the Iliad, or rather that his sexuality remains undefined in the ancient text.24 This depiction of Achilles as hero of love is developed even further in Konrad von Würzburg’s Trojanerkrieg (before 1287). Although Benoît’s Roman de Troie provided Konrad with the basis for his text, his aim was to create a superior story that included many ancient sources—except for Homer!25 This makes his text another kind of crossover, yet working within the same storyworld—similar to how a modern fanfiction writer would add Homeric material to, for instance, The Song of Achilles. The setting is again a medieval alternate universe that, unlike Benoît’s text, contains elements of ancient Greek religion that are partly translated into their new setting. For example, Thetis appears unchanged as a powerful goddess of the sea (14012–19). In contrast to this, Jupiter’s position as the highest god is less important; instead, he hosts championships in jousting and rules over a medieval court (813–1610). In comparison to the Roman de Troie, Achilles’ character is more elaborated, beginning with his birth and Schyron’s teachings which both emphasize his superiority. The Achilles of Trojanerkrieg is the most beautiful boy ever born: “when he was born, his body shone so lovely that never before had a boy been born who was as wonderful and brilliantly beautiful as this royal fruit” (5784–89). Yet, Achilles’ enticing beauty is betrayed by the angry and forceful behavior he demonstrates. Even wild, dangerous animals and mythical monsters are afraid of him (13535–71) and he is ill-tempered even when interacting with his mother (14313–15). But Konrad turns even this ferocious Achilles into a hero of love when he falls for Deidameia in an episode
22 Adler, Militia (as footnote 20 above), 22–23; A. Krass, Achill und Patroclus. Freundschaft und Tod in den Trojaromanen Benoîts de Sainte-Maure, Herborts von Fritzlar und Konrads von Würzburg. LiLi 29 (1999), 66–98, n. 75, 82–84. 23 Adler, Militia (as footnote 20 above), 21. 24 This ambiguity is what inspired Miller’s novel, queering the relationship between Achilles and Patroclus. For a rather old, but still useful article on this topic, see W. M Clark, Achilles and Patroclus in Love. Hermes 106.3 (1978), 381–396; more recently, M. Fantuzzi, Achilles in Love: Intertextual Studies. Oxford 2012, 187–265. 25 Ovid’s Heroides, Amores, Metamorphoses; Statius’ Achilleis; the anonymus Exidium Troiae; Simon Aurea Capra’s Ilias; Vergil’s Aeneis; Italicus’ Ilias latina. E. Lienert, Geschichte und Erzählen. Studien zu Konrads von Würzburg „Trojanerkrieg“. Wissensliteratur im Mittelalter, 22. Wiesbaden 1996, 30–222.
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typical of the style of fanfiction. Benoît’s story only provides the bare minimum of Achilles’ and Deidameia’s relationship: “The noble king Licomedes, the father of Deidameia, the woman on whom Achilles begat Pirrus, had tearfully handed the young man over to Menelaus”26 (23781–83). Deidameia appears in Benoît’s text merely as a necessary device for Achilles to have a son—she does not even display any emotions over her son leaving for war. However, this utterly insignificant and objectified character is then explored in depth by Konrad von Würzburg. While the Byzantine Tale of Achilles introduced an Alternative Universe, the Deidameia story found in Konrad’s other sources manages to fill the gap in the source text that did not narrate her and Achilles’ story: Thetis hid her son dressed up as a woman in Scyros, where he fell in love with Deidameia and raped her. She forgave him and they had a son who joined the Trojan War after Achilles’ death. An interesting aspect of this episode in the Trojanerkrieg is how the masculine ferocity of Achilles is gender-bent into female characteristics, yet he still manages to court Deidameia. The eagerness by which the Trojanerkrieg narrates Achilles’ female disguise betrays the undying fascination of fanfiction for gender: by recasting male and female characters in their opposite gender, new scenarios can be created and character stereotypes can be confirmed or questioned.27 Since gender and status in medieval literature depend on performance,28 Achilles turns into Jocundille by wearing female clothing and following his mother’s teachings on female conduct; he is “reshaped from a young man into a girl” (15320–21).29 Only his broad shoulders, which derive from Benoît’s text, remain a curious detail for the other characters who “have never seen / a beautiful girl / who was at her upper body / so wide and also broad”(15324–29). This is an interesting example of how fanfiction writers use tropes found in the source material to create new plot elements. The masculine broad shoulders cannot be hidden by Achilles’ new female appearance, but they are also not enough to question the gender role he is performing. On the contrary, Jocundille is astonishingly beautiful and well suited for female dresses: “his female clothing / suited his body better / than any woman ever” (16466–68).30
26 Trans. Burgess / Kelly, Benoît (as footnote 19 above), 332. On Deidameia and her absence from Greek epic sources, see Fantuzzi, Achilles in Love (as footnote 24 above), 21–97. 27 Fathallah, Fanfiction (as footnote 15 above), 65–100. 28 S. Constantinou, Performing Gender in Lay Saints’ Lives. BMGS 38.1 (2014), 24–32, n. 24–26. 29 C. Krämer, Zeit- und Zukunftskonzepte in Konrads von Würzburg Trojanerkrieg. Mainz 2019, 101–102. All translations here are by Lilli Hölzlhammer. 30 A. Sieber, Daz frouwen cleit nie baz gestuont. Achills Crossdressing im „Trojanerkrieg“ Konrads von Würzburg und in der „Weltchronik“ des Jans Enikel, in I. Bennewitz / I. Kasten (eds.), Genderdiskurse und Körperbilder im Mittelalter. Eine Bilanzierung nach Butler und Laquer. Münster 2002, 49–76, n. 67. Krämer, Zukunftskonzepte (as in footnote 26 above), 102–103 describes the gender bending as purely comical but apparently overlooks the verses about Achilles’ superior female beauty.
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Jocundille is characterized as a female body with male desire (“If she was not a girl, / I would think, that her body / would desire me, like a woman / is desired by a man,” 15936–40) and happily accepted by Deidameia as her most trusted friend (15789–93). Their friendship, however, is highly erotic and contains—at least from Deidameia’s point of view (15930–52)—sexual interactions between two women (15770–843): Jocundille touches her breasts, hugs, and finally kisses her so much that Deidameia’s lips turn “as hot as embers” (15840). Like the broad shoulders, Jocundille’s male desire is confusing for Deidameia, yet not confusing enough to question the gender performance or refuse her friend’s advances. From the perspective of fanfiction writing, the Jocundille episode explores the question of what a female Achilles would be like: albeit less violent, Jocundille is still striving to fulfill her desires by any means; be it trickery or by evoking Deidameia’s pity and desire at the same time. Furthermore, as Jocundille, Achilles remains the most beautiful and superior, therefore excelling in female categories as much as in male. This creates, in the end, a depiction of an Achilles who is just as superior, erotic, and ferocious as all the other medieval texts would agree to. As these examples of the Western translations of Achilles show, the French and the German versions both use strategies that are comparable to those of modern fanfiction writing. The authors create an alternative universe with contemporary elements, they tend to focus more on love stories than on adventure per se, they transport and expand the characters, and they experiment narratologically by placing the characters into new love and gender trials.
3 St. Penelope: a recently discovered hagiographical fanfiction Perhaps it is the destiny of faithful loyal women to attract less narrative interest than their flamboyant and provocative sisters. Helen of Troy certainly received more attention than Penelope in the Greco-Roman tradition and Atwood’s Penelopiad was pioneering also for modern storytelling in focalizing Penelope rather than male heroes or Helen.31 To our knowledge, Penelope was never translated into a Byzantine desirable character of the kind that we just saw in the case of Achilles, although she was depicted as both “beautiful and crafty” by Eustathios who allegorizes her as philosophy.32
31 There are certainly exceptions, e.g. in the work of Yannis Ritsos; see G. Gotsi, Ritsos’ Penelope: Recognition and Despair, in E. Karamalengou / E. Makrygianni (eds.), Antifilesis: Studies on Classical, Byzantine and Modern Greek Literature and Culture. Stuttgart 2009, 585–594. 32 Cf. E. Cullhed, Eustathios of Thessalonike, Commentary on Homer’s Odyssey: Vol. 1 on Rhapsodies A–B. Uppsala 2016, 53.
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In preparing this essay, we came across an interesting piece of reception that seems to have escaped the notice of scholars so far, probably because it has been hidden in a private collection.33 It seems appropriate to bring it up here, since it offers a kind of Byzantine translation of the Homeric character in the form of Christian hagiography. In the absence of a critical edition, we cite it here in our own English translation. Vita of Saint Penelopi In the city of Alalkomene there lived a woman called Penelopi who had converted to the true faith. Penelopi earned a living by weaving bridal veils. There was a very unholy custom for brides to pray in the temple of a demon called Athena to bless the marriage, but in fact, the demon would curse the young women to die early. Penelopi was very distressed by it and cried out to our true Lord and Saviour. Then a messenger of our Lord appeared and told her to weave a symbol of the holy cross secretly into the veils. The brides with these veils were not able to enter the dwelling of the demon because when they tried, a glowing light would weave the symbol of the holy cross in front of the entrance, hindering them. And the brides became believers of the true faith. Their families became very upset and accused the saint of evil magic. But the saint rebuked them and said: “If this spirit dwelling in the temple is weaker than the weavings of a poor woman like me, how can it help in marriage?” However, she said this because it is written that everything is possible for one who believes (Mark 9:23). Then the townspeople forbid her to weave bridal veils. Again, Penelopi cried out to our true Lord and Saviour and said: “May the righteous god have regard to my chaste flame!” (Ovid, Heroides 1?). And the messenger told her to weave a robe with symbols of the holy cross. And as long as Penelope was weaving and praising our Lord, no one could enter the house of the evil spirit because of the woven cross. † By day she wove the web, and in the night by torchlight, she unwove it. (Odyssey 19.148–49) The townspeople became very upset and forbade Penelopi from weaving her robe. However, Penelopi received the spirit of our Lord and asked them to be allowed to finish her yarn. They agreed but placed guards in front of her door to prevent someone from giving her more yarn. But Penelopi became not distressed by this but praised our Lord and thanked him. And in the night, the messenger would help her son Telomaches to go out and bring his mother more yarn secretly. “Thank you for all you have brought me, my son,” she said. “I’m grateful for it. I will now go and sacrifice a basked of wheat, and pray for the return of the true bridegroom.” This lasted forty days and nights and the townspeople marvelled at the miracle the saint was weaving in the name of our Lord and they all became believers of the true faith. The demon was expelled, and its dwelling was turned into a nunnery for the brides who were saved by the miracle of the veils.
33 The collector calls the manuscript Codex Malleus Ligneus Graecus 2022.
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Lilli Hölzlhammer and Ingela Nilsson
This is a curious, but not entirely unexpected text. Hagiography is a rather plastic form of literature, building on long narrative traditions of biography and absorbing elements from both secular and biblical stories and forms. In its way of drawing on a few programmatic models, such as the Lives of Antony and Mary, hagiography could also be seen as a constant translation process, and it certainly has the fanfictional quality we noted above: a strong desire for its characters, which are to be emulated and imitated. Moreover, hagiographical continuations of pagan narratives are not unheard of: a case in point is the Life and Martyrdom of Sts Galaktion and Episteme, offering a continuation of the lives of the novelistic protagonists of Achilles Tatius, Leucippe and Clitophon.34 In light of its recent discovery, the text can be only briefly discussed here and we will focus on its literary form and possible context. First of all, the text seems to belong in a female context, perhaps a convent in Boeotia (cf. the mention of the village Alalkomene) or in the surroundings of Athens (cf. the epithet of Athena as alalkomene).35 The author, who might have been a woman, was at least basically trained in both biblical-patristic and classical literature, capable of intertextual puns (cf. the biblical reference noted above, along with the possible citation of Odyssey 19.148–49).36 What seems to be a citation from Ovid’s Heroides 1—the letter from Penelope to Odysseus— is curious, but not impossible; since the dating of the texts is more or less impossible to state, it might belong in a very early or rather late period.37 Most importantly, the hypotext of the short hagiographical tale is clearly the tale of Penelope as drawn from the Odyssey or any other narrative, written or oral, depicting the character of Penelope. What we have here is accordingly a fascinating translation of a female character, in which—as in the case of Achilles above—one crucial feature remains: her chaste loyalty (to husband/God). The tale of Saint Penelope can accordingly be read as fanfiction on two simultaneous levels: a rewriting of hagiography and a rewriting of ancient myth. The author has taken a character from the grand narrative of epic, disassembled it and recreated it in a new way; Penelope has been reinterpreted and encoded in a different form and language.38
34 See S. MacAlister, Dreams and Suicides: The Greek Novel from Antiquity to the Byzantine Empire. London / New York 1996, 110–111, and I. Nilsson, Desire and God Have Always Been Around, in Life and Romance Alike, in ead. (ed.), Plotting with Eros: Essays on the Poetics of Love and the Erotics of Reading. Copenhagen 2009, 235–260, n. 256. 35 K. Lehmann, A Bronze Pail of Athena Alalkomenia. Hesperia 28.2 (1959), 153–161, n. 159–161. 36 The apparent citation might be an interpolation, since added above the line in the ms. Perhaps a later reader recognized the tale of Penelope and wanted to make it more Homeric. 37 Again, the citation might be an interpolation, though there is no indication of this in the ms. 38 Cf. Slater, Location (as in footnote 14 above), 94 on the process of translating Ovid.
From Metaphrasis to Fanfiction
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4 The abyss of fanfiction has no bottom We have argued that medieval writers who appropriated, adapted, and rewrote ancient characters in a process that Byzantinists usually refer to as metaphrasis employed strategies that are comparable to modern fanfiction writing. Homeric material seems to have been particularly popular for such rewriting, probably due to both its huge popularity and its immense narrative potential. One could even say that there has been Homeric fanfiction as long as there has been Homer, or that the Homeric epics themselves are fanfictional in light of their codification as “final” versions of oral narratives that had been in circulation for centuries. Attic tragedy then “rebooted” the same stories in new versions, as did numerous other genres, and so on. Characters could be expanded and bent in endless ways, placed in alternate universes and charged with different connotations drawn from old or new texts and contexts. Achilles was moved to different setting, his gender was bent and his sex appeal became more prominent than his heroic battles; and still, he remained recognizable to a loving audience thanks to his temper and superior looks. He may be seen as a highly translatable character. Penelope may not have attracted as many rewritings in the medieval period, being a symbol rather of patience, fidelity and philosophy, but she too has gradually become subject to increasing fanfictional appreciation, not only by prominent writers such as Margaret Atwood, Yiannis Ritsos, or the Swedish poet Märta Tikkanen.39 As a matter of fact, and as you probably have already guessed, the Life of St. Penelopi cited above has not been found in a Greek manuscript, but on the platform fanfiction. net.40 In order to prove our case, we decided to analyse it as if it were a medieval text, without taking into account some of the modern transtextual links, resulting in the analysis presented to you above. We then asked the author to comment on their process of writing, and we had the following interesting reply: When setting about to write a St. Penelope fanfiction, my main concern was to find the right style that would sound like a close translation of a Saint’s life. For sure, I took the wording mainly from my memories of reading parts of Saint Thekla’s deeds after her martyrdom. For example, speaking as a collective “we” (“our Lord”) was a stylistic choice I adapted from there. However, since I wanted to portray a living Penelope, I decided against Thekla’s godlike superiority and focused more on the power of Penelope’s prayers and faith. There was no particular text I was referring to, but I remembered it as a common enough motif. Finally, I wanted to imitate the renaming found in War of Troy and create a wrong but recognisable name for Penelope and Telemachus.
39 M. Tikkanen, Arnaía kastad i havet. Helsingfors 1992. 40 https://www.fanfiction.net/s/14117314/1/Vita-of-Saint-Penelope (retrieved 2022-08-02).
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Lilli Hölzlhammer and Ingela Nilsson
Following these stylistic choices, I had to take the Homeric tale apart: I removed Odysseus, Penelope’s status as a queen and only kept the basic plot of “Penelope has to weave to prevent an undesirable outcome.” This bare skeleton of a story was then filled with content that should sound like the life was composed as a founding myth for a monastery. After I finished the first draft, I reworked the story by inserting and slightly changing learned quotes that would also mark the three-step structure of the life.41
The process described is likely to be similar for any kind of translation of a mythical character, with narratological choices made concerning style and plot, working partly from memory, partly with textual sources at hand. A closer reading reveals not only biblical and classical references, but also textual borrowings from Atwood’s Penelopiad and Nathalie Haynes’ A Thousand Ships, along with the modern English translations of both Ovid’s Heroides and Homer’s Odyssey. That too is likely to reflect common practices in the medieval period, with a combination of old and new sources being drawn on, cited or partly revised. At the centre of all this is the desire to give new life to a respected, desired or beloved character of the past. While modern writers often try to recreate an appropriate “ancient” or “archaic” storyworld—and often fail narratologically because of their urge to be historically correct—medieval writers mostly employed a clearly medieval setting, transferring the characters to alternate worlds. This was a process tacitly accepted by the audience, who were obviously very happy with a gender-bent Achilles placed in a setting that was contemporary, yet marked by magic and myth. The character is what matters in all this; as noted by Judith Fathallah, “the flexibility of the much-adapted figure is part of what makes it so crucial to discursive constructions.”42 Such discursive constructions tend to be discussed and analysed in very different scholarly settings—the medieval Achilles in Medieval or Byzantine Studies, fanfiction in Comparative Literature or Cultural Studies—but we believe there are advantages of studying them together, because even as scholars we are, to some degree, fanfiction writers. In Monteverdi’s opera Il Ritorno d’Ulisse in patria, first performed in 1640, the character of Penelope is represented in the traditional manner of chaste loyalty to Odysseus and steadfastness against the suitors, and therefore she refuses to sing. However, in the very last scene, when she really believes that Odysseus has returned, Penelope sings, and the effect of this release is immense—the silence is broken and Monteverdi’s Penelope now has a voice.43 Behind such a musical device lies a long tradition of characterization, from Homer to medieval romance, sixteenth-century translations and seventeenth-century adaptations. The same tradition, though, with its continuation all the way up to the early twenty-first century, is what makes up the
41 https://www.fanfiction.net/r/14117314/ (retrieved 2022-08-02). 42 Fathallah, Fanfiction (as footnote 15 above), 48. 43 E. Rosand, Monteverdi’s Last Operas: A Venetian Trilogy. Berkeley / London 2007.
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Life of St. Penelopi, which we—the authors of this essay and avid readers of Byzantine literature—composed for the benefit of this examination of medieval literature as fanfiction. We thus confess to being academics who are fans of fanfiction, using our “subcultural knowledge” to inform our academic work.44
44 H. Jenkins / E. Rand / K. Hellekson, Acafandom and Beyond: Week Two, Part One, in Confessions of an Aca-Fan (blog), June 20, 2011. http://henryjenkins.org/blog/2011/06/acafandom_and_beyond_week_two.html (retrieved 2022-08-01). The writing of this article has been undertaken within the frame of the research programme Retracing Connections (https://retracingconnections.org/), financed by Riksbankens Jubileumsfond (M190430:1). We would like to thank Adam Goldwyn for reading and offering useful criticism.
Sergey A. Ivanov
Black Africans in Middle Byzantium? For several years now, Professor Albrecht Berger has been preparing a critical edition of the Life of St. Nephon of Constantiane (BHG 1371z). I have helped him with this stupendous work. The Life of St. Nephon, an underestimated piece of Byzantine hagiography, was written in the second half of the tenth century.1 It belongs to a group of very long, extremely popular lives of semi-official saints including Basil the Younger, Gregentios and Andrew the Fool. Its protagonist is neither a monk nor a layman. He lives in Constantinople with a dubious status and gives precepts to those who question him on different issues. Among many other strange fragments of this unorthodox text, there is the following: When the righteous was sitting in his room and I was with him, I asked him about Black (αἰθιόπων) people, whether it is the blackness (μαυρότης) that ruins them, or whether they are also rejected by God, because it is uncertain if some of their kind (γενεᾶς) are found to have practiced ascesis or to have been saved. For nowhere have I heard such a thing about a Black person (αἰθίοπος), that one of them pleased God. And the saint responded to me: ‘Listen, my child, and I will tell you about this. The Black people (αἰθίοπες) trace their line of descent to Shem, whence I will give an account of their origins. There was a long time ago a certain person whose name was Skopion … he realized … that he did not find a Black person (ἄνθρωπος μαῦρος) in the whole world. He was internally in doubt about this matter, asking how come God was not able to create a black … person, since he created something black in all his works? As he was having these thoughts, God, … did the following to him. The aforementioned Skopion had a wife by the name of Arasia. That evening he was intimate with his wife and Arasia conceived and gave birth to two children, a boy and a girl, who were from head to toe completely blackened and dark (μεμελανωμένα πλήρεις καὶ ζεζοφωμένα). …When the children grew up and reached adulthood, the brother took his sister as wife. … From that time on they started to multiply greatly until this day. God chose for his kingdom many from their kin (ἐκ τῆς γενεᾶς αὐτῶν), who distinguished themselves through signs and wonders. I will report to you, my child, the conduct of two or three of those’.
Then Nephon gives three examples of Black saints and adds: I visited a cenobitic monastery. While some brothers were sitting there talking about the salvation of the soul, something was said among them about Black people (αἰθιόπων), that God had chosen many from them too. …. So, my child, these are the achievements of the Black people, or even more important ones that only God and their spirits know. For God does not despise, as you say, all the Black people, but like a grapevine has darkish bunches of grapes along with white, the same way God created humans, some black, some reddish, others in the color of wheat and, likewise, white (τοὺς μὲν αἰθίοπας, τοὺς δὲ πυροειδεῖς, ἄλλους τε σιτοχρόους ὁμοῦ τε καὶ
1 S. Ivanov, Новый источник о балканской кампании Руси в 970 г. [A new source on the Balkan campaign of Rus’ in 970], in id., Vizantiiskaia kul’tura i agiografiia. Moscow 2020, 436–443. https://doi.org/10.1515/9783111070315-015
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Sergey A. Ivanov
λευκοὺς), simply, in accordance with the differences of the ground, because it, too, is in that way variegated everywhere.2
In Antiquity, it was common to discuss whether it is possible for a white woman to conceive a Black baby while looking at a Black person, or just anything black.3 Reflections of these discussions can be found in the mid-Byzantine times.4 Yet, the origins of human races or the concept of race as such, does not come up in any such debates5 So the very problem posed by Nephon sounds revolutionary, his exotic solution notwithstanding. Moreover, all stories discussed in Antiquity were about women’s perceptions and thoughts, while in Nephon’s tale it is the husband’s deliberations which bring his phantasies into reality. Another specific feature of the legend above is that, in spite of a cursory mention of Shem, it actually ignores the whole biblical and Christian mythology. Finally, we do not hear of either Skopion or Arasia from any other source whatsoever. While the plot of Nephon’s aetiological tale is absolutely unique,6 the belief which he refutes in such an ornate manner was indeed widespread in Byzantium.7
2 A. V. Rystenko (ed.), Матеріали з історіі візантійсько-слов’янської літератури та мови [Materials from the history of Byzantine-Slavic literature and language]. Odessa 1928, 69–75. Translation by Vasileios Marinis. 3 W. Doniger / G. Spinner, Misconceptions: Female Imagination and Male Phantasies in Parental Imprinting. Daedalus 127/1 (1998), 97–129; W. Doniger, The Symbolism of Black and White in the Myth of Parental Impression. Social Research 70/1 (2003), 1–44. 4 A. Markopoulos (ed.), Anonymi professoris epistulae. CFHB, 37. Berlin / New York 2000, 37. See also A. Pizzone, Theodore and the Black Man: Imagining (through) the Icon in Byzantium, in A. Speer / D. Wirmer (eds.), Knotenpunkt Byzanz: Wissensformen und kulturelle Wechselbeziehungen. Berlin 2012, 47–70, at 53–54, 68. Michael Glykas adds a whole chapter on “genetics” to his Annals; in his collection of ancient excerpts, there is one from Dioscorides which did not survive otherwise: it tells of the “genetic” experiments of a certain Stratonikos, a tyrant of Sicily: I. Bekker (ed.), Michaelis Glycae Annales. Bonn 1836, 107, cf. V. Zharkaya, Специфика работы с источниками во «Всемирной Хронике» Михаила Глики: творчсество компилятора [The specifics of treating sources in Michael Glykas’ World Chronicle: The creativity of a compiler]. PhD thesis Moscow 2013, 156–157. 5 On the fluid concept of skin “color” in Byzantium see R. Betancourt, Byzantine Intersectionality: Sexuality, Gender, and Race in the Middle Ages. Princeton 2020, 161–204. 6 So much so that the Slavic translator of the 11th century accurately and seamlessly omitted the whole episode; see Rystenko, Матеріали (as footnote 2 above), 298. The same was done, independently, as it seems, by the Modern Greek translator: Ένας Ασκητής Επίσκοπος: Ο Άγιος Νήφων Κωνσταντιανής. Oropos 2018, 113. 7 D. Letsios, Diabolus in figura Aethiopi tetri. Ethiopians as Demons in Hagiographic Sources. Literary Stereotypes versus Social Realty and Historic Events, in J. P. Monferrer-Sala / V. Christides / Th. Papadopoullos (eds.), East and West. Essays on Byzantine and Arab Worlds in the Middle Ages, Piscataway 2009, 185–200; K. O’bweng-Okwess, L’Afrique au sud de l’Egypte et du Sahara dans l’Oikoumene Byzantin. Journal of Oriental and African Studies 20 (2011), 11–18; id., L’attitude contrastée des Byzantins à l’égard des étrangers: le cas des peuples subsahariens du VIe au Xe siècle, in
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Along with demonic connotations (which occur in the Life of Nephon as well), dark skin color was often perceived as funny and unattractive.8 The hagiographer therefore goes against the grain in this point: he insists that everything created by God is harmonious, be it of any color. Yet he goes much further than mere defense of dark skin: he puts even greater emphasis on the idea that real saints can originate from the Black race. The main question here is this: why at all could such topic become a burning issue for the hagiographer at the time of writing? Were there many Africans in Byzantium in the second half of the tenth century? Everything we know testifies that this was not the case: Middle Byzantium did not have any contacts with Sub-Saharan Africa. Between these two worlds stretched the Fatimid khalifate. From Harun ibn-Yahya, of the tenth century, we know of Black guards at the emperor’s palace,9 and Robert de Clari tells of a Nubian king10 who reached Constantinople in 1203. This is all! So the familiarity with Africans was quite cursory11. And still, for some reason, Sub-Saharan Africa stimulated the Byzantines’ imagination at that time: besides the Life of Nephon, we see African faces among depictions of the destruction of the Tower of Babel; the eunuch of the Ethiopian Queen Candace, converted by the Apostle Philip, is shown as a Black man, etc.12 St. Moses the Ethiopian began to be depicted as Black only in the middle Byzantine period, although his blackness is played out many times in his Life.13 Interestingly, although they were previously not regarded by the Byzantines as Ethiopians, the Blemmyes acquired African facial characters in the miniatures of the Menologion of Basil II.14 It was Andre Grabar who suggested that the upswing of the popularity of Pentecost iconography since the ninth century was caused by the rise of Byzantine mis-
W. Henderson / E. Zacharopoulou (eds.), Greece, Rome, Byzantium and Africa. Studies Presented to Benjamin Hendrickx on His Seventy-Fifth Birthday. Athens 2016, 425–444. The book K. O’bwengOkwess, L’Afrique noire et Byzance. Paris 2019 remained inaccessible to me. 8 A. Karpozelos, Iωάννου Νομικοπούλου έκφρασις Αιθίοπος και ίππου πάνυ ταλαιπωρημένου. Dodone 9 (1980), 285–289. 9 A. Vasiliev, Harun-ibn-Yahya and His Description of Constantinople. Seminarium Kondakovianum 5 (1929), 156. 10 Ph. Lauer (ed.), Robert de Clari: La conquête de Constantinople. Paris 1956, 55. 11 The fact that “Greeks” were not as blond as “Franks” (Betancourt, Byzantine Intersectionality [as footnote 5 above], 173–176) does not change the obvious: the Byzantines conceptualized Ethiopians as different from themselves. 12 D. Bindman / H. L. Gates, Jr. (eds.), The Image of the Black in Western Art, Volume II: From the Early Christian Era to the “Age of Discovery”, Part 1: From the Demonic Threat to the Incarnation of Sainthood. Cambridge, MA 2010, 89–93. See now also Betancourt, Byzantine Intersectionality (as footnote 5 above), 163–169. 13 T. Starodubcev, St. Moses the Ethiopian or the Black. Cult and Representation in the Middle Ages. Zograf 43 (2019), 1–22, esp. 11–13. 14 V. Christides, Pre-Islamic Arabs in Byzantine Illuminations. Museon 83 (1970), 167–181, at 177.
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sionary activity.15 Yet he did not attempt to look at how the depiction of the pagans enlightened by the apostles developed over the course of time. The analysis of this motif was carried out by Petra Sevrugian,16 but she did not pay any attention to the appearance of black-skinned persons in such scenes. Indeed, images of apostles converting pagans begin to appear in the ninth century, in illustrations to psalters. In some cases, for instance in the Vatican Psalter, the listening barbarians do not look any different from the apostles themselves (Vat. gr. 1927, f. 29v).17 As they feature in the miniature of the London manuscript Harley 1810, f. 230r, the converted barbarians look somewhat exotic but their “blackness” is barely expressed.18 In the British Museum codex Egerton 1139, f. 11v,19 the skin color of several semi-naked barbarian warriors is not easily discernible, but their loincloths hint that they are meant to be Africans.20 African features can only be guessed at in the depiction of the person on the left in the group of pagans in the miniature of the Bristol Psalter (London Add. Ms. 40731, f. 31r).21 The earliest instance in which pagans are depicted as looking unmistakably different from Byzantines is the Khludov psalter of the mid-ninth century. There the quote “The nations will bow” from Psalm 85 is illustrated by a miniature in which these “nations” are distinctly different: in strange hats, headbands and hoods.22 Yet their skin is not black. Also very exotic are the garments of the “nations” in the illustration to Psalm 46: “All nations will applaud, since he is coming to them.” Once again, strange hats, polka-dot trousers, welted kaftans etc.23 Yet, the converts’ skin color does not differ from that of the apostles. The first case where the baptized person is obviously Black is the lower righthand scene of f. 426v in the famous illustrated manuscript Paris. gr. 510, containing
15 A. Grabar, Иконографическая схема Пятидесятницы [The iconographic scheme of the Pentecost]. Seminarium Kondakovianum 2 (1928), 223–237. 16 P. Sevrugian, Bemerkungen zur Östlichen Pfingst-Ikonographie. Jahrbuch Preussischer Kultur besitz 29 (1992), 261–281. 17 https://spotlight.vatlib.it/selected-manuscripts-from-the-polonsky-foundation-digitization-project/catalog/Vat_gr_1927 (last retrieved on 28.07.2022). 18 https://www.bl.uk/catalogues/illuminatedmanuscripts/ILLUMINBig.ASP?size=big&IllID=19717 (last retrieved on 28.07.2022). 19 https://www.bl.uk/catalogues/illuminatedmanuscripts/ILLUMINBig.ASP?size=big&IllID=59618 (last retrieved on 28.07.2022). 20 In codex Par. suppl. gr. 27, f. 38r the color of the converts’ skin is also uncertain (https://portail. biblissima.fr/fr/ark:/43093/ifdata1f2c250a6cfd9d582b801b62fe99fee06029d74e) (last retrieved on 28.07.2022). 21 https://www.bl.uk/manuscripts/Viewer.aspx?ref=add_ms_40731_f240r (last retrieved on 28.07.2022). 22 M. Schchepkina, Миниатюры Хлудовской Псалтири [Miniatures of Khludov’s Psalter]. Moscow 1977, 85v. 23 Ibid., 46. Cf. 17.
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sermons of Gregory of Nazianzus, which was produced between 879 and 882. This folio depicts all of the apostles baptizing their converts in fonts.24 The miniatures of Vat. Barb. gr. 372 display a great variety of barbarians listening to Christ (f. 147v) and to the apostles (f. 32r–v). In the latter case, among other groups, Black Africans are shown as the interlocutors of St. James and St. Thomas.25 The Theodore Psalter contains labelled depictions of the apostles teaching and groups of pagans listening to them (f. 129r); their distinctive features are emphasized. Elsewhere, St. James and St. Thomas are shown with black-faced ones (f. 20r).26 The famous Byzantine altar piece the Pala d’Oro, now kept in San Marco, Venice, displays in the fourth panel from the right of its upper, “missionary” part an unmistakably African-looking semi-naked person, clad in a leopard skin.27 Africans also appear in the decoration scheme of Byzantine domed churches. Their depictions today survive in two of these. Under the dome of Nea Moni on Chios, near the apostles sitting in a circle there are four pendentives, one of which contains exotic people including one dark-skinned man.28 On the partition walls between the windows of the western dome of San Marco in Venice we also see mosaics showing representatives of the 16 nations mentioned in the Acts in pairs. Many of them look extremely exotic, but especially “Egyptians” who are depicted as Africans, seminaked, with pitch-black skin.29 The most popular Byzantine iconographic motif of the Pentecost is believed to be derived from this decoration system: it displays apostles sitting on a semicircular bench which looks like an arch; the space under this arch looks like a gate. Фυλαὶ καὶ γλῶσσαι, “nations and tongues” are located either on both sides of the whole composition or in the space inside the curve of the arch. As it was transferred from church pendentives into a two-dimensional space, this motif grew more and more popular, until it became ubiquitous in frescoes, icons, ivory plaques and bronze doors.30 In
24 https://portail.biblissima.fr/fr/ark:/43093/mdata3313eb955ab9795355c0061952a4a1aabcf70cdc (last retrieved on 28.07.2022). 25 https://portail.biblissima.fr/ark:/43093/mdatab2d29e1d4db7fd310a23d32ae9cfcb6548030301 (last retrieved on 28.07.2022). 26 https://www.bl.uk/manuscripts/Viewer.aspx?ref=add_ms_19352_f001r (last retrieved on 28.07.2022). 27 H. R. Hahnloser / R. Polacco (eds.), La Pala d’Oro. Venice 1994, 31, tav. XXXIII, pl. 62. 28 D. Mouriki, The Mosaics of Nea Moni on Chios, II. Plates. Athens 1985, pl. 114a. Many parts of this mosaic were restored later, including the caption “nations and tongues”, but the black-faced convert belongs to the eleventh century; see E. Stikas, Το οικοδομικόν χρονικόν της Μονής Οσίου Λουκά Φωκίδος. Athens 1970, 113. It is likely that there had been a comparable depiction in Hosios Loukas (Phokida) but its pendentives suffered severe losses. 29 O. Demus, The Mosaics of San Marco in Venice, I, 2. Washington, D.C. 1984, pl. 186. 30 The place occupied by this scene within the iconographic program of churches varied greatly. The presence of “nations and tongues” or their absence is caused by the amount of space that the painter had at his disposal; see L. Hadermann-Misquich, Kurbinovo. Les fresques de Saint-George et la pein-
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Sergey A. Ivanov
the decorations of the Nativity church of the Snetogorsky monastery in Pskov, where a team of Greek painters worked, the whole group of “nations” consists of Black people.31 In the church of Clement of Ochrid we see two semi-naked black warriors.32 The latest case where a Black person is depicted in a Pentecost scene on a church wall is the Cypriote Panagia Amasgou: there we see a semi-naked African who points upwards with his finger as if attracting attention to the apostles above.33 In the eleventh and twelfth centuries, images of the “nations and tongues” in the Pentecost miniatures often display highly exotic traits. In codex Paris. Coisl. 239, f. 28r34 we clearly see a Black person as the beneficiary of the Pentecost. A manuscript of the Ecumenical Patriarchate (Cod. 3, f. 5v) shows “nations and tongues” as seminaked, dark-skinned people.35 The Laurentian codex of Gregory of Nazianzos’ sermon on the Pentecost (Laur. Plut. 7.32.4, f. 18v) depicts a semi-naked Black as the only target of mission.36 In the Jerusalem manuscript Panagiou Taphou 14, f. 35,37 we also see only one representative of “nations”—and he is Black. In each of two Athos Pentecost miniatures: Dionysiou 587m, f. 36v and Panteleimon 6, f. 39v—the “nations” are represented by two persons, whose exotic, Sub-Saharan outlook is emphasized by their naked bodies, partly covered by leopard skin, and strange hairstyles.38 At the end of the twelfth century the iconography of the Pentecost began to change, and Africans disappeared from it.39 But why had they emerged and kept appearing for several centuries? In my opinion, the reason was the same as the reason for the legend about Skopion inserted in the Life of Nephon. Moreover, I think, the same reason urged the author of the Life of Gregentios, brought to wide scholarly attention by Professor Berger, to make this saint travel as far as the fairy-tale country
ture byzantine du XVe siècle. Brussels 1975, 179. 31 I. Golubeva / D. Sarab’ianov, Собор Рождества Богородицы Снетогорского монастыря [Nativity cathedral of Snetogorsk monastery]. Moscow 2002, 36. 32 G. Millet / A. Frolow, La peinture du Moyen Age en Yougoslavie (Serbie, Macédoine et Monténégro), fasc. 3. Paris 1962, pl. 11/1. 33 S. Boyd / R. Anderson / V. Jenssen / L. Majewski / A. Seltman, The Church of the Panagia Amasgou, Monagri, Cyprus, and Its Wallpaintings. DOP 28 (1974), 276–349, pl. 38. 34 https://portail.biblissima.fr/fr/ark:/43093/ifdata2e1a399c9eb952edb75befea3f37efb59a2662af (last retrieved on 28.07.2022). 35 G. Soteriou, Κειμέλια του Οικουμενικού Πατριαρχείου. Athens 1937, pl. 55. 36 http://mss.bmlonline.it/s.aspx?Id=AWODlbR6I1A4r7GxMBNP&c=IV.%20Eiusdem%20[sancti%20patris%20nostri%20Gregorii%20theologi]%20Oratio%20in%20Pentecostem,%20et%20 in%20Sanctum%20Spiritum#/oro/44 (last retrieved on 28.07.2022). 37 W. H. P. Hatch, Greek and Syrian Miniatures in Jerusalem. Cambridge, MA 1931, 63. 38 S. M. Pelekanides / P. C. Christou / C. Tsioumis / S. N. Kadas, The Treasures of Mt. Athos, Illuminated Manuscripts, vol. 1. Athens 1973, 174; vol 2. Athens 1975, 176. 39 Interestingly, in the Western iconography “nations and tongues” never look any different from the apostles themselves; see S. Seeliger, Pfingsten. Die Ausgießung des heiligen Geistes am fünfzigsten Tag nach Ostern. Düsseldorf 1958, 24.
Black Africans in Middle Byzantium?
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of Homerites. Indeed, given that the source for the Yemenite part of this text had moved to Constantinople at least 150 years before the actual Life was written down,40 a question remains: why would a hagiographer of the tenth century become inspired by an old legend which had nothing to do with the real concerns or the geographic scope of his time? I believe that in all the above cases, certain universalist aspirations were at play. The imagined Africans, as well as the long-forgotten Homerites, embodied something which, for many people of the Mid-Byzantine times, constituted a real religious vocation of the Empire: to bring the light of the true faith to the very fringes of the Oikoumene41. As Constantine-Cyril, the first herald of this world outlook, said, “Does not God’s rain fall upon all equally? And does not the sun shine also upon all? And do we not all breathe air in the same way?”42
40 A. Berger (ed.), Life and Works of Saint Gregentios, Archbishop of Taphar. Berlin / New York 2006, 81–82. 41 This “internationalist” impulse was diametrically different from what Roland Betancourt calls “Constantinopolitan cosmopolitanism” (Betancourt, Byzantine Intersectionality [as footnote 5 above], 169–173): the self-gratulatory narcissism of court intellectuals did not stimulate any outward activity. 42 M. Kantor (transl.), Medieval Slavic Lives of Saints and Princes. Chicago 1983, 71.
Christos Kafasis
The Golden City: Athens as a Symbol in Late Byzantine Literature Subjected to savage hordes, bent in their hand! What has become of you, poor, poor fatherland!1
These are the words of a Greek couple lamenting the fate of Athens, which has been under Ottoman occupation for many centuries. The scene belongs to August von Kotzebue’s theatrical play The ruins of Athens (Die Ruinen von Athen), first performed—accompanied by Ludwig van Beethoven’s musical compositions—at the opening of the city-theatre in Pest on February 9, 1812. Kotzebue’s text reflects the intellectual current at the beginning of the nineteenth century marked by the idealization of Greek classical art and the development of a cultural philhellenic movement in Europe.2 Athens, as the metropole of ancient Greek culture, was at the heart of this romantic quest for the Greek past and like many other European scholars of his time, Kotzebue was gripped by grief and sorrow for the subjugation of this symbol-city to the “barbarian” Ottomans. This lament reminds us of the grief expressed by a Byzantine scholar, who moved from Constantinople to Athens almost three centuries before the Ottoman conquest of the city. This scholar was Michael Choniates, who was appointed metropolitan of Athens in 1182.3 Inspired by the Hellenism of the Komnenian era,4 Choniates was excited about his appointment believing that he would live in the city he had been reading about in classical texts. His excitement was expressed in his Inaugural address, an encomium of Athens and his inhabitants, which was delivered inside the Parthenon.5 The reality was rather disappointing for the Byzantine intellectual: in
1 A. von Kotzebue, Theater. Vienna 1813, 271. 2 On European Philhellenism in the 19th century, see G. Hering, Ο αγώνας των Ελλήνων για την ανεξαρτησία και ο φιλελληνισμός, trans. A. Azeles. Herakleion 2021 and J. Irmscher, Der deutsche Philhellenismus als politisches Anliegen. Byz 36 (1966), 74–96. 3 On Michael Choniates’ life and work, see G. Stadtmüller, Michael Choniates. Metropolit von Athen (ca. 1138–ca. 1222). Rome 1934 and F. Kolobou, Μιχαήλ Χωνιάτης. Συμβολή στη μελέτη του βίου και του έργου του. Το Corpus των επιστολών. Πονήματα, 2. Athens 1999. 4 On Komnenian Hellenism, see Α. Kaldellis, Hellenism in Byzantium. The Transformation of Greek Identity and the Reception of the Classical Tradition, Cambridge / New York 2007, 225–334 and P. Magdalino, Hellenism and Nationalism in Byzantium, in id., Tradition and Transformation in Medieval Byzantium. Aldershot / Brookfield 2001, no. XIV, 11–16. 5 Michael Choniates, Εἰσβατήριος, ed. S. Lampros, Μιχαὴλ Ἀκομινάτου τοῦ Χωνιάτου τὰ σωζόμενα. https://doi.org/10.1515/9783111070315-016
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two of his letters he describes Athens as a poor and decadent city, while he is complaining about the loss of the pure Attic Greek dialect.6 His despair is also obvious in a poem composed for a picture of ancient Athens, which was ordered by Choniates to ease his pain.7 Despite his disappointment, Choniates stayed in Athens for more than 20 years until the surrender of the city to the Crusaders in 1205.8 The Frankish conquest marks the end of Byzantine sovereignty over Athens, but even when the city was lost for the Empire, the memory of the famous classical metropole continued existing as a dream among Byzantine intellectuals in the Palaiologan era.9 Living in the atmosphere of the Palaiologan Renaissance and the rediscovery of ancient Greek literature, Byzantine scholars nostalgically looked back at ancient Athens as a symbol-city.10 Since they considered the ancient metropole to be the birthplace of Greek literacy, they often used it as a benchmark in praises of Constantinople and other cities.11 The writers usually referred to the ancient city as “the golden Athens,” a literary motif introduced by Gregorios of Nazianzus and further used by authors of the Komnenian era, e.g. by Eustathios of Thessaloniki.12
2 vols. Athens 1879–80, 1:93–106. On this text see also S. Efthymiadis, Michael Choniates’ Inaugural Address at Athens: Enkomion of a City and a Two-fold Spiritual Ascent, in P. Odorico / C. Messis (eds.), Villes de toute beauté. L’ekphrasis des cités dans les littératures byzantine et byzantino-slave. Actes du colloque international, Prague, 25–26 novembre 2011. Dossiers byzantins, 12. Paris 2012, 63–80. 6 Michael Choniates, Epistulae, ed. F. Kolovou, Michaelis Choniatae Epistulae. CFHB, 41. Berlin / New York 2001, no. 8.1–16 and no. 28.2–18. 7 Michael Choniates, Στίχοι, ed. Lampros, Μιχαὴλ Ἀκομινάτου τὰ σωζόμενα (as footnote 6 above), 2:397–398. 8 On the history of Athens in the Middle Ages, see F. Gregorovius, Geschichte der Stadt Athen im Mittelalter. Von der Zeit Justinians bis zur türkischen Eroberung. 2 vols. Stuttgart 1889; L. Kantzinos, Αθήνα: 1204–1456. Τα άγνωστα χρόνια. Athens 2020; K. M. Setton, Athens in the Later Twelfth Century. Speculum 19 (1944), 179–208 and id., The Catalans and Florentines in Greece, 1311–1462, in id. / H. Hazard (eds.), A History of the Crusaders, vol. 3. Wisconsin 1975, 225–277. 9 H. Hunger, Athen in Byzanz: Traum und Realität. JÖB 40 (1990), 43–62, at 58. 10 On the Palaiologan Renaissance, see C. N. Constantinides, Higher Education in Byzantium in the Thirteenth and Early Fourteenth Centuries (1204–ca. 1310). Texts and Studies of the History of Cyprus, 11. Nicosia 1982; E. B. Fryde, The Early Palaeologan Renaissance (1261–c. 1360). Leiden 2000; J. D. Geanakoplos, Constantinople and the West: Essays on the Late Byzantine (Palaeologan) and Italian Renaissances and the Byzantine and Roman Churches. Madison 1989; and S. Runciman, The Last Byzantine Renaissance. Cambridge 1970. 11 E. Sarante, Η Έκφρασις της Τραπεζούντας από το Βησσαρίωνα. Η αρχαιότης και το ιστορικό μήνυμα. Βυζαντινός Δόμος 17–18 (2009–10), 33–56, at 45–46. 12 Gregorios of Nazianzus, Εἰς τὸν Μέγαν Βασίλειον, ed. F. Boulenger, Grégoire de Nazianze. Discours funèbres en l’honneur de son frère Césaire et de Basile de Césarée. Paris 1908, 14.1.5–7: ὑπὸ τοῦ Θεοῦ πέμπεται καὶ τῆς καλῆς περὶ τὴν παίδευσιν ἀπληστίας, Ἀθήνας τὰς χρυσᾶς ὄντως ἐμοὶ καὶ τῶν καλῶν προξένους. Cf. Eustathios of Thessaloniki, Λόγος Α΄, ed. P. Wirth, Eustathii Thessalonicensis opera minora (magnam partem inedita). CFHB, 32. Berlin / New York 1999, 11.8: Αἱ λιπαραὶ καὶ χρυσαῖ Ἀθῆναι.
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The current state of the city, however, was known to the Byzantines, as can be seen in Philotheos Kokkinos’ account on the Life of St. Sabas the Younger, who visited Athens, but left it immediately after realizing that the barbarian customs prevailed in the city and there was nothing left from its ancient glory.13 The same view is represented in two letters of Ioannes Chortasmenos addressed to Demetrios Pepagomenos, who lived in the Peloponnese. Chortasmenos describes Athens as being in an almost destroyed state14 and comments that without Ailios Aristeides’ Panathenaikos, the city would have been forgotten long ago.15 While Wisdom and Luck left Attica and emigrated to Italy, the legacy of Athens as well as the Greek learning are being preserved in Constantinople,16 which is characterized by the author as the “second Athens,”17 a rather rare nickname for the Byzantine capital indicating that Constantinople was appraised as the heir of Athens in terms of education.18 Another identification of Constantinople with Athens can be found in Nikephoros Gregoras’ dialogue Phlorentios or about Wisdom, where Athens constitutes the fictional setting for a dispute between the author and Barlaam of Calabria, which should have taken place in the Byzantine capital.19 In one of his less known works, his
13 Philotheos Kokkinos, Βίος Αγίου Σάβα τοῦ νέου, ed. D. G. Tsames, Φιλοθέου Κωνσταντινουπόλεως τοῦ Κοκκίνου ἁγιολογικὰ ἔργα, Αʹ. Θεσσαλονικεῖς ἅγιοι. Θεσσαλονικεῖς βυζαντινοὶ συγγραφεῖς, 4. Thessaloniki 1985, 53.14–18: μετά γε τῶν ὁμοίων ἱδρώτων Ἀθήνας ὁρᾷ τὰς πάλαι θαυμασθείσας ἐπὶ σοφίᾳ· κἀπειδὴ μὴ καὶ τὰ θρυλλούμενα περὶ τούτων αὐτῶν ὁρᾶν εἶχε, μᾶλλον μὲν οὖν καὶ τοὐναντίον ἅπαν ὁρᾶν εἶχε βάρβαρον καὶ λόγον καὶ τρόπον ἀντὶ τῆς παλαιᾶς εὐδοξίας ἐκείνης καὶ τοῦ χρυσοῦ τῶν σοφῶν γένους, τάχιστα καὶ πρὸς τὰς ἑξῆς μεταβαίνει. 14 Ioannes Chortasmenos, Epistulae, ed. H. Hunger, Johannes Chortasmenos (ca. 1370–ca. 1436/37). Briefe, Gedichte und kleine Schriften. Wiener Byzantinistische Studien, 7. Vienna 1969, 44.2–3: ὅτι τὰς ἱερὰς Ἀθήνας εὑρήσεις οὐδὲν ἀμείνους, ἢ ὅτε ταύτας ἐνεπύρισε Ξέρξης ἐν τῷ πολέμῳ λαβών. 15 Ibid., 44.7–9: καὶ εἰ μὴ δι’ Ἀριστείδην καὶ τὸν ἐπὶ τοῖς Παναθηναίοις ποιηθέντα λόγον ἐκείνῳ οὐδόλως ἂν ἦν ἐν μνήμῃ τῶν Ἀθηναίων ἡ πόλις. 16 Ibid., 44.13–17: ἡ γάρτοι Σοφία μετὰ τῆς Τύχης, ἣν οὐκ ἂν ἁμάρτοι τις τροφὸν ἀποκαλέσας τῆς πόλεως, ἐκ μακροῦ τὴν Ἀττικὴν ἀφεῖσα τοῦ χρόνου πρὸς Ἰταλίαν μετέβη καὶ ταῖς ἐκείνων πόλεσιν, ὡς ἀκούομεν, ἐμφιλοχωρεῖ. Μόνοις δὲ ἡμῖν ἐκ παντὸς τοῦ Ἑλληνικοῦ καθάπέρ τινα θεωρικοῦ διάδοσιν βραχέα τῶν πεπονημένων τοῖς πάλαι σοφοῖς διεπέμψατο, πειρωμένη διὰ τούτων συνέχειν παρ’ ἡμῖν καὶ μετρίως τὴν τοῦ γένους εὐγένειαν. Cf. 47.2–5: Τὸν εἰς Ἀθήνας δρόμον πάλαι τῶν νέων, παλαιόν τε ὄντα καὶ σχεδόν, ἐξ ὅσουπερ ἐμπορία λόγων, ἔστησε μὲν ἡ Κωνσταντίνου παρ’ ἑαυτῇ, καὶ τοῦτο χρόνον οὐκ ὀλίγον, ἅτε, οἶμαι, κληρωσαμένη μετὰ τῆς ἀγαθῆς Τύχης καὶ τὴν Σοφίαν. On Chortasmenos’ view on Athens in his correspondence with Pepagomenos, see also Hunger, Athen in Byzanz (as footnote 10 above), 59–60. 17 Ibid, 44.24: ἧκε διὰ τάχους εἰς τὰς δευτέρας Ἀθήνας. 18 Sarante, Η Έκφρασις (as footnote 12 above), 46 and A. Rhoby, Reminiszenzen an antike Stätten in der mittel- und spätbyzantinischen Literatur: eine Untersuchung zur Antikenrezeption in Byzanz. Göttingen 2003, 246–247. 19 Nikephoros Gregoras, Φλωρέντιος, ed. P. L. M. Leone, Fiorenzo o intorno alla sapienza. Byzantina et neo-hellenica neapolitana, 4. Napoli 1975, 1–4: Ἰστέον ὅτι ὁ προκείμενος οὗτος διάλογος ἐνηλλαγμένα ἔχει τῶν τε πόλεων καὶ τῶν ἐν αὐτῷ διαλεγομένων τὰ ὀνόματα· Ἀθήνας μὲν γὰρ ὀνομάζει τὸ Βυζάντιον, Νικαγόραν δὲ τὸν συγγραφέα καὶ πατέρα τοῦ διαλόγου, Ξενοφάνην δὲ Θρασυμάχου
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oration on the empress St. Theophano, Gregoras mentions some of the most important cities of the antiquity, distinguishing Athens as the birthplace of learning. He notes, however, that Constantinople has taken over the power and glory of all those ancient metropolises.20 The view, that since the decadence of Athens, the Greek intellectual heritage was only maintained in the Byzantine metropole, was also held by Theodoros Metochites in his Byzantios, an encomium of Constantinople. According to the author, the ancient splendor and the great name of Athens and Greece were lost due to the passing of time, while Alexandria was handed over to barbarians. Constantinople was the only city which seemed to remain untouched as the home of education and the vault of every form of wisdom.21 Another contemporary scholar, Theodoros Hyrtakenos, compared Athens with Constantinople, proclaiming the superiority of the Byzantine capital. In a letter addressed to an educated noble man from Akarnania, Hyrtakenos admitted that while Athens was once the golden city in learning, it couldn’t be compared to Constantinople, because Athens was already transformed from a Hellenic to a barbarian city.22 In another letter sent to his pupil, Konstantinos Loukites, Hyrtakenos proudly praised the Byzantine capital as the birthplace of excellent orators, philosophers and astronomers. For Hyrtakenos the proof of Constantinople’s superiority over the oncegolden city of Athens was its success in the distribution of science to all other cities, which is probably an allusion to Loukites’ employment at the court of the emperors of Trebizond.23 Besides Constantinople, Athens was also compared with Nicaea by the Emperor Theodoros II Laskares in his oration on the capital-city of his empire. After praising the development of learning in ancient Athens, Theodoros II concluded that
τὸν μοναχὸν Βαρλαάμ. On the rivalry between Gregoras and Barlaam, see D. I. Polemes, Ἡ πρὸς τὸν Βαρλαάμ διένεξις τοῦ Γρηγορᾶ. Ἡ Ἀντιλογία. Ἑλληνικά 18 (1964), 44–72. 20 Nikephoros Gregoras, Εἰς τὴν ἁγίαν Θεοφανώ, ed. E. Kurtz, Zwei griechische Texte über die hl. Theophano, die Gemahlin Kaisers Leo VI. Mémoires de l‘Académie Impériale de St. Petersbourg, 8. St. Petersburg, 1898, 27.10–19. 21 Theodoros Metochites, Βυζάντιος, ed. I. D. Polemes (ed.), Βυζάντιος ἢ περὶ τῆς βασιλίδος μεγαλοπόλεως. Κοσμολογία καὶ ρητορικὴ κατὰ τον ΙΔ΄ αἰώνα. Βυζαντινοὶ Συγγραφεῖς, 18. Thessaloniki 2013, 33.38–51. 22 Theodoros Hyrtakenos, Epistulae, ed. A. Karpozilos / G. Fatouros, The Letters of Theodoros Hyrtakenos. Athens 2017, no. 50.20–23: τί πρὸς ταύτην Ἀθῆναι, αἱ πρὶν μὲν χρυσαῖ ταῖς παιδεύσεσιν, νυνὶ δὲ κενὴ μακαρία, καὶ ἀνθ’ Ἑλληνίδος ἄκρας ἄκρα βάρβαρος ἀντιπεριστᾶσα; 23 Ibid., 73.10–16: εὐδαιμονεστάτην βασιλίδα τε καὶ μητρόπολιν, ῥήτορας ἄνδρας καὶ φιλοσόφους, οὐχ ἥκιστα δὲ καὶ ἄκρους ἀστρονόμους ὠδίνουσάν τε καὶ τρέφουσαν—ἐῶ γὰρ ἐρεῖν πᾶσαν ἄλλην φιλοσοφίαν, ὅση τε τῆς καθ’ ἡμᾶς εὐσεβείας καὶ εὐγενείας καὶ ὅση τῆς Ἑλληνίδος ἐπιστήμης—, καὶ ταῖς λοιπαῖς μεταδιδοῦσαν τῶν πόλεων ὑπὲρ τὰς σοφὰς καὶ χρυσὰς ἐκείνας Ἀθήνας πάλαι ποτέ. On Konstantinos Loukites’ life and works, see A. Asp-Talwar, Constantine Loukites, the Emperors’ RightHand Man in Fourteenth Century Trebizond. Acta Byzantina Fennica n. s. 4 (2015), 39–62 and R. Stefec, Die Grabrede des Konstantinos Lukites auf Kaiser Alexios II. Megas Komnenos. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte der byzantinischen Provinz. Νέα Ῥώμη 15 (2018), 193–249, at 200–206.
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Nicaea was superior to Athens, because in Nicaea there flourished not only the outer wisdom, but also the Christian faith.24 The relationship to Athens represents a main element in Bessarion’s encomium of his hometown, Trebizond, probably written in 1436/37.25 The ancient city is praised by the author as the nurse of all Greeks, the mother of literature and the teacher of the Greek language.26 Bessarion displays a special relation between the ancient metropolis and his hometown by tracing Trebizond’s foundation back to antiquity: Athenians founded Miletus in Asia Minor, which later founded Sinope, the inhabitants of which were the founders of Trebizond.27 Accordingly, Bessarion and his compatriots are true descendants of ancient Athenians, and this is confirmed by the fact that they preserved the cultural heritage of Athens by imitating the Athenian way of life.28 As true heirs of the ancient Athenians, the inhabitants of Trebizond inherited the properties of their noble ancestors and especially the Greek language, which indicated their affiliation to the Greek genos.29 Through this association with the Athenians, Bessarion attempts to create a particular local identity for his compatriots by developing a sense of historical continuity from antiquity to the fifteenth century and also by making them aware of their mission as pioneers of Hellenism in turbulent times. We could furthermore assume that he aims to create a noble origin for himself. Athens was not only the spiritual hometown of Bessarion, as it was for every other scholar. By promoting the special connection between Athens and Trebizond, Bessarion declares the ancient metropole as the city of his ancestors, while displaying himself as a true descendant of ancient Athenians, and so as a true Greek, who has thus inherited the capacities of his forefathers.
24 Theodoros II Laskaris, Ἐγκώμιον εἰς τὴν μεγαλόπολιν Νίκαιαν, ed. L. Tartaglia, Theodorus II Ducas Lascaris Opuscula Rhetorica. Munich / Leipzig 2000, 90–113. 25 Bessarion, Εἰς Τραπεζοῦντα, ed. O. Lampsides, Ὁ Εἰς Τραπεζοῦντα Λόγος τοῦ Βησσαρίωνος. Ἀρχεῖον Πόντου 39 (1984), 3–75. On the date of the composition, see E. Giarenes, Η Έκφρασις του Βησσαρίωνα για την Τραπεζούντα. Η χρονολόγηση του έργου και το εγκώμιο των Μεγαλοκομνηνών αυτοκρατόρων, in id. et al. (eds.), Βησσαρίων εκ Τραπεζούντος του Πόντου: Λόγιος του βυζαντινού και του δυτικού αναγεννησιακού 15ου αιώνα. Βυζαντινός Δόμος, 25. Thessaloniki 2017, 175–208, at 180–187; S. Kennedy, Two Works on Trebizond: Michael Panaretos. Bessarion. Dumbarton Oaks Medieval Library, 52. Cambridge, MA 2019, xvi–xvii; and O. Lampsides, Datierung des Ἐγκώμιον Τραπεζοῦντος von Kardinal Bessarion, BZ 48 (1955), 291–292. 26 Bessarion, Εἰς Τραπεζοῦντα (as footnote 26 above), 24.8–10: τὴν τροφὸν τῶν Ἑλλήνων, τὴν μητέρα τῶν λόγων, τῆς καλλίστης ταύτης φωνῆς τὴν διδάσκαλον. 27 Ibid., 24.7–11: Αὕτη πρώτην τοῦ γένους ἀρχὴν καὶ μητρόπολιν, εἰ δεῖ τὰ πρεσβύτερα πρότερα λέγειν, ἀττικὴν καὶ τὴν Ἀθηναίων αὐχεῖ πόλιν. Ἀπῴκισαν μὲν γὰρ αὐτὴν Σινωπεῖς, τοὺς δ’ αὖ, οἰκισθέντες ὑπ’ Ἀθηναίων, Μιλήσιοι, τὰ κράτιστα τῆς Ἀσίας, τὸ πρόσχημα τῶν Ἰώνων. 28 Ibid., 30.7–26. 29 Ibid., 42.9–10: Ἐντεῦθεν Ἕλληνες ἄνθρωποι καὶ τὴν Ἑλλήνων φωνήν τε καὶ γλῶτταν προϊέμενοι.
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The ancient Athenians were indeed admired for their wisdom by the Byzantines, as can be concluded from Georgios Pachymeres’ account.30 Perhaps that is the reason for Athens’ association with the Soumela Monastery in Pontos. According to the foundation history of the monastery, written by a certain Akakios Sabbaites in the first half of the thirteenth century, its founders were two men from Athens who lived in the fourth century. The author describes in a text full of anachronisms the travels and adventures of the two men, Basileios and Soterichos, who changed their names to Barnabas and Sophronios after their monastic ordination and transferred the miraculous icon of the Theotokos from Athens to Pontos. Akakios admits in the introduction to his text that he did not know even the names of the supposed founders of the monastery, whοse tombs were placed at the chancel of the katholikon. His story is thus fictional and was commissioned by his fellow monks, who wished to learn about the founders of their monastery.31 Corresponding to rhetorical norms, Akakios had to give information about the origin of Barnabas and Sophronios.32 He therefore chose Athens as their alleged hometown, maybe because he wanted to create a noble origin for them and accordingly give a greater prestige to the monastery. 33 Even if there was nothing left of the ancient city, it is evident that the metropole of antiquity always remained a symbol of Greek education and wisdom. It was a unique place for the Byzantines and perhaps for this reason Emperor Ioannes VIII Palaiologos was willing to give up some territories in Peloponnese in exchange for Athens. His attempt was, however, prevented by the Turks.34 Taking Athens would definitely be a trophy for any sovereign, as can be seen from a brief comparison between the ancient Persian king Xerxes and Sultan Mehmed the Conqueror in Doukas’ history. The Byzantine historian believed that Mehmed II was superior to Xerxes because the Persian king was defeated by the Athenians, whereas the Sultan managed to defeat the Romans and conquer golden Athens, the queen of cities.35 Athens was captured
30 Georgios Pachymeres, Historia brevis V 4, ed. A. Failler, Le version brève des Relations Historiques de Georges Pachymérès, I. Paris 2001, 138.23: ὡς Ἀθηναῖοι, σοφοὶ ὄντες σοφοῖς διδασκάλοις. 31 Akkakios Sabbaites, Βίος καὶ Πολιτεία, ed. P. S. Martines, Οἱ ἅγιοι Βαρνάβας και Σωφρόνιος: Οἱ κτίτορες της Ι. Μονῆς Σουμελᾶ. Ἀπὸ τὸν ὑπ’ ἀρ. 268 ἀνέκδοτο κώδικα τῆς Ι. Μονῆς Διονυσίου Ἁγίου Ὄρους. Patras 2012, 55–56; see also O. Lampsides, Η ιστορικότητα σε αγιολογικά κείμενα της ποντιακής περιοχής, in E. Kountoura-Galake (ed.), Οι ήρωες της Ορθόδοξης Εκκλησίας. Οι νέοι άγιοι, 8ος–16ος αιώνας. Ινστιτούτο Βυζαντινών Ερευνών – Διεθνή Συμπόσια, 15. Athens 2004, 65–89, at 67–71 and id., Η Διασκευή του βίου των ιδρυτών της Μονής Σουμελά κατά Παρθένιον Μεταξόπουλον και Νεόφυτον Καυσοκαλυβίτην. Ἀρχεῖον Πόντου 41 (1987), 3–50. 32 T. Pratsch, Der Hagiographische Topos. Griechische Heiligenviten in mittelbyzantinischer Zeit. Millennium Studies, 6. Berlin / New York 2012, 403. 33 A. Kaldelles, Ο Βυζαντινός Παρθενώνας. Η Ακρόπολη ως σημείο συνάντησης χριστιανισμού και ελληνισμού, trans. G. Tzemas. Athens 2013, 242–244. 34 Georgios Sphrantzes, Chronikon Minus XXI 1, ed. V. Grecu, Georgios Sphrantzes. Memorii 1401– 1477. Scriptores Byzantini, 5. Bucharest 1966, 52. 35 Doukas, Historia 38,8, ed. V. Grecu, Ducas. Istoria Turco-Bizantina (1341–1462). Scriptores
Athens as a symbol in late Byzantine literature
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by the Ottomans in May 1458 after a long siege of Acropolis. Mehmed visited the city after the end of his Morea campaign, and according to Michael Kritoboulos he showed generosity to the residents of Athens as well as a particular interest in its landscape and its monuments.36 Obviously, the legacy of ancient Athens went beyond the decadence into which the city had fallen in the recent centuries. It seems that Athens was still a place that could exert a certain charm on a well-educated man, even on the Ottoman sultan.37
Byzantini, 1. Bucharest 1958, 339.10–14: Ἀλλ’ ὑπὲρ τὸν Ξέρξην οὗτος· καὶ γὰρ ἐκεῖνος διαβὰς τὸν Ἑλλήσποντον, παρὰ τῶν Ἀθηναίων αἰσχύνην ἐνδυθεὶς ὑπέστρεψεν, οὗτος δὲ τὴν ξηρὰν ὡς ὑγρὰν διαβὰς τοὺς Ῥωμαίους ἠφάνισεν καὶ τὰς χρυσᾶς ὄντως Ἀθήνας τὰς κοσμούσας τὸν κόσμον, τὴν βασιλίδα τῶν πόλεων εἷλεν. 36 Michael Kritoboulos, Historiae III 9,4–7, ed. D. R. Reinsch, Critobuli Imbriotae historiae. CFHB, 22. Berlin / New York 1983, 128–129. 37 This paper is the outcome of my participation in the seminar “Athen im Mittelalter” held by Professor Dr. Albrecht Berger in the summer semester 2015 at the LMU Munich. I owe Professor Berger my gratitude for supervising my master’s as well as my PhD thesis; I am really indebted to his learned guidance and kindness.
Olga Karagiorgou
Sigillographische Spuren der Hexapolis von Hellespontos In der sigillographischen Sammlung von Dr. D. Theodoridis (München) befindet sich ein hochinteressantes Exemplar, das von der „Kaiserlichen Kommerkia der Kato (= Unteren) Hexapolis von Hellespontos“ herausgegeben wurde (Abb. 1).1
Abb. 1: München, Privatsammlung Dr. D. Theodoridis 789. Das Siegel der kaiserlichen Kommerkia der Kato Hexapolis von Hellespontos. Indiktion 15 (731/32)
Auf der Vorderseite befinden sich die Halbporträts zweier kaiserlicher Figuren: links dasjenige Leons III. (717–741) – bärtig, gekleidet in Divitision und einer mit Fibel über der rechten Schulter befestigten Chlamys, eine Krone mit Perpendoulia tragend, dekoriert mit einem Kreuz, das auf einem halbkreisförmigen Sockel steht – und rechts dasjenige seines Sohnes Konstantin V. (741–775), der seit 720 Mitkaiser war, ebenfalls in Divitision und Chlamys gekleidet, wobei letztere über der rechten Schulter durch eine große Fibel, geschmückt mit drei juwelenbesetzten Zöpfen, befestigt ist. Zudem trägt er eine Krone mit Perpendoulia, ähnlich derjenigen seines Vaters. Aufgrund des Erhaltungszustands des Siegels sind Konstantins Gesichtszüge nicht klar zu erkennen. Vater und Sohn halten mit ausladenden Armen einen langen Kreuzglobus zwischen sich. Der waagerechte Arm des Kreuzes (in Höhe des unteren Randes der Krone
1 Ich danke Herrn Dr. D. Theodoridis herzlich für die interessanten Gespräche und die Erlaubnis zur Veröffentlichung dieses Exemplars. https://doi.org/10.1515/9783111070315-017
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Leons III.) weist darauf hin, dass Konstantin etwas kleiner dargestellt ist als sein Vater. Seine Hand befindet sich über derjenigen Leons am Schaft des Kreuzes. Das Feld ist von einem gepunkteten Rahmen umfasst. Die Rückseite trägt eine 7-zeilige Inschrift: ΤνB Αςιλικνκ Ομμερκιν . ηςκΑτεξΑ Πολεοςελη Σποντου ιε
Τῶν βασιλικῶν κ ομμερκίων [τ]ῆς Kάτω Ἑξαπόλε(ω)ς Ἑλησπόντου Ἰνδ. ιε´
Τῶν βασιλικῶν κομμερκίων τῆς Κάτω Ἑξαπόλεως Ἑλλησπόντου. Ἰνδ. ιε´
Die metrischen Daten dieses Exemplars lauten wie folgt: 41 mm (Gesamtdurchmesser), 31 mm (Felddurchmesser), 3 mm (Dicke). Dieses Exemplar ist eines von ca. 300 Siegeln, die von einer ganz besonderen Gruppe byzantinischer Finanzbeamter verwendet wurden: den Kommerkiarioi.2 Ihre erste Erwähnung findet sich in fragmentarisch erhaltenen Inschriften eines von Anastasios I. (491–518) erlassenen Gesetzes. Die ältesten uns bekannten Siegel dieser Art stammen jedoch erst aus der Mitte des 6. Jahrhunderts. Die Kommerkiarioi, deren Amt wahrscheinlich auf dasjenige der
2 A. Kazhdan (ed.), The Oxford Dictionary of Byzantium. 3 Bde. New York 1991 (im Folgenden zit. als ODB), Bd. 2, 1141, s. v. kommerkiarios. Zur Rolle der Kommerkiarioi, ihrer bezeugten Anzahl, den verschiedenen Gruppen und ihren Siegeln siehe vor allem W. Brandes, Finanzverwaltung in Krisenzeiten. Untersuchungen zur byzantinischen Administration im 6.–9. Jahrhundert. Forschungen zur byzantinischen Rechtsgeschichte, 25. Frankfurt a. M. 2002, 239–426, insb. 418–426 mit Anhängen I–X auf 511–610, einschließlich aller Verweise auf die heftige wissenschaftliche Debatte über die genaue Rolle der Kommerkiarioi. Wichtige Beiträge zu diesem Thema nach der Veröffentlichung von Brandes sind etwa L. Brubaker / J. Haldon, Byzantium in the iconoclast era, c. 680–850: a history. Cambridge 2011, 665–772; J.-Cl. Cheynet, Quelques nouveaux sceaux de commerciaires, in P. Magdalino / N. Necipoğlu (eds.), Trade in Byzantium. Papers from the Third International Sevgi Gönül Byzantine Studies Symposium (Istanbul, 24–27 June 2013). Istanbul 2016, 25–54; S. Cosentino, Economia e fiscalità a Bisanzio nei „secoli oscuri“ in margine alla questione dei kommerkiarioi, in R. G. Messina (ed.), Bisanzio e le periferie dell’impero. Rom 2011, 59–72; F. Montinaro, Les premiers commerciaires byzantins: constructing the seventh century. TM 17 (2013), 351–538; V. Prigent, Le rôle des provinces d’Occident dans l’approvisionnement de Constantinople (618–717): témoignages numismatique et sigillographique. Mélanges de l’École française de Rome 118/2 (2006), 269–299; E. Ragia, The geography of the provincial administration of the Byzantine Empire (ca. 600–1200): I.1. The apothekai of Asia Minor (7th–8th c.). Byzantina Symmeikta 19 (2009), 195–243; ead., The geography of the provincial administration of the Byzantine Empire (ca. 600–1200): I.2. Apothekai of the Balkans and of the islands of the Aegean Sea (7th–8th c.). Byzantinoslavica 69 (2009), 86–113; ead., The geography of the provincial administration of the Byzantine Empire (ca. 600–1200): I.3. Apothekai of Africa and Sicily: final notes and conclusions. Eoa kai Esperia 8 (2008–2012), 113–144.
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Comites Commerciorum (Vorsteher der Marktstädte, Commercia, entlang der Grenze) aus dem 4. Jahrhundert zurückgeht, waren als Beamte für die Erhebung von Zoll und Umsatzsteuer auf alle importierten Waren sowie für die Verwaltung bestimmter kaiserlicher Domänen, Produktions- und Münzstätten in den Provinzen zuständig und etwa zwischen dem Ende des 6. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts, in einer für das Reich auch ökonomisch schwierigen Zeit, im gesamten Reich tätig. Offenbar lag der Aufgabenbereich der Kommerkiarioi in der Finanzverwaltung ganzer Provinzen, indem sie dort Naturalien in bestimmten, zentral gelegenen Lagern (Apothekai) sammelten und deren weitere Vermarktung oder auch Verteilung organisierten, um eine Vielzahl an Bedürfnissen des Reiches – einschließlich der Versorgung der in dem jeweiligen Gebiet stationierten Truppen – zu decken. Die wichtige Rolle der Kommerkiarioi wird durch das bis ca. 830 anhaltende Vorrecht unterstrichen, Siegel mit kaiserlichem Bildnis zu prägen. Zwischen 673/74 und 832/33 trugen jene zudem in Gestalt der Indiktionsangabe eine Datierung, und zwar jeweils für einen Zeitraum von ein oder zwei Jahren, in denen jedes Siegel gültig war. Außerdem wurden die Namen der Lagerhäuser (Apothekai) verzeichnet, die sich in den Gebieten unter ihrer Gerichtsbarkeit befanden. Siegel der Kommerkiarioi der Apothekai wurden zwischen 673/74 und 728/29 ausgestellt. Für einen kurzen Zeitraum in den Jahren von 695 bis 697 und dann dauerhaft von 730/31 bis 832/33 wurden Siegel, die einzelne konkrete Kommerkiarioi nannten, durch solche ersetzt, die die unpersönliche Legende „(Siegel) der kaiserlichen Kommerkia“ gefolgt von den Namen der jeweiligen Provinzen oder Städte trugen. Das hier untersuchte Exemplar gehört zu dieser Gruppe. Den notwendigen Kontext für die richtige Interpretation des Stückes der Theodoridis-Sammlung bietet der dem vorliegenden Beitrag beigefügte Anhang, der alle (uns bisher bekannten) Siegel der „unpersönlichen“ kaiserlichen Kommerkia in chronologischer Reihenfolge auflistet. Die frühesten Exemplare (Nr. 1–3) beziehen sich auf „(die) Apotheke der kaiserlichen Kommerkia von (...)“, aber ab 730/31 (Nr. 4–5) liest man auf den Siegeln ausnahmslos „(der) kaiserlichen Kommerkia von (...)“, gefolgt von einem oder mehreren geographischen Begriffen. Um Doppeleinträge zu vermeiden, wurde bei der Anordnung der Siegeleinträge der Schwerpunkt auf den derzeitigen Standort jedes Exemplars und nicht auf seine Erwähnungen in der Literatur gelegt. Ausgangspunkt dieses Anhangs war die von Zacos und Veglery veröffentlichte Liste der Siegel der kaiserlichen Kommerkia, die 61 Exemplare (in 48 Einträgen) enthält.3 Diese Liste wurde von W. Brandes (2002), F. Montinaro (2013) und J.-Cl.
3 G. Zacos / A. Veglery, Byzantine lead seals. Basel 1972, 192–197, Tab. 34 und Anm. 1–24. Die 48 Einträge in Tab. 34 beziehen sich jeweils auf ein einziges Exemplar, mit Ausnahme von ebd. Nr. 248 (2 Exemplare), Nr. 255 (2 Exemplare), Nr. 260 (2 Exemplare), Nr. 265 (4 Exemplare), Nr. 271 (3 Exemplare, da die zugehörige Anm. 21 auch die Eremitage M-7977 aufführt), Nr. 273 (3 Exemplare), Nr. 276 (2 Exemplare), Nr. 280 (2 Exemplare), Nr. 281 (3 Exemplare) und Anm. 18 (2 Exemplare: Eremitage M-7974
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Cheynet (2016) erweitert und teilweise korrigiert.4 Zusammen mit einigen relevanten Exemplaren, die nach 2016 publiziert wurden, beläuft sich derzeit die Gesamtzahl der von der kaiserlichen Kommerkia ausgegebenen Siegel auf 119 (siehe Anhang). Diese Siegel decken einen Zeitraum von fast einem Jahrhundert ab, nämlich von 730/31 bis 832/33. Die Nennung der Indiktionszahl auf den meisten Exemplaren, die eine genaue Datierung innerhalb von (in der Regel) einem oder (seltener) zwei Jahren ermöglicht, macht diese Siegel, insbesondere in Anbetracht einer ansonsten vergleichsweise überlieferungsarmen Zeit, zu einer äußerst wertvollen Quelle für die Untersuchung der staatlichen Finanzverwaltung. Die ersten Siegel der kaiserlichen Kommerkia tragen die Porträts Leons III. und seines Sohnes Konstantins V. Letzterer wurde auf Siegeln und Münzen abgebildet, seitdem er 720 offiziell zum Mitkaiser ernannt worden war. Ein Umstand, der (auch auf Münzen) manchmal für Verwirrung sorgt, war die Entscheidung Konstantins V., sich – zur Betonung der dynastischen Kontinuität – auch nach dem Tod seines Vaters im Jahr 741 weiterhin neben diesem abbilden zu lassen.5 Ab 751 wird die Situation jedoch klarer, da datierte Siegel Darstellungen von drei Kaisern tragen (siehe Anhang Nr. 77–78): Leon III., der verstorbene Dynastiegründer, wird auf der Rück-, sein Sohn (Konstantin V.) und sein Enkel (Leo IV.) auf der Vorderseite abgebildet. Konstantin V. wird zudem ab ca. 738/39 (ebenso wie seiner Vater) bärtig dargestellt (siehe z. B. Anhang Nr. 46–47).6 Leon III. und Konstantin V. halten auf datierten Siegeln in der Regel ein großes, bis 736/37 stets auf einem Globus stehendes, Kreuz. Zacos und Veglery wiesen darauf hin, dass dieses große Kreuz dann erstmals 738/39 nicht mehr auf einem Globus, sondern auf einem horizontalen Balken gestanden habe.7 Wie dem
und M-7975). 4 Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) 594–595 (Appendix VII); Montinaro, Commerciaires (wie oben Fußnote 2) 370, Anm. 45 und Cheynet, Commerciaires (wie oben Fußnote 2) Nr. 7, 10–19. 5 Ph. Grierson, Catalogue of the Byzantine coins in the Dumbarton Oaks Collection and in the Whittemore collection, Bd 3: Leo III to Nicephorus III (717–1081). Washington, D. C. 1973, 226. 6 Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) 333, Nr. 255. Was die Münzen betrifft, so scheint diese Faustregel eine zufriedenstellende Lösung für die Gold-, nicht jedoch die Kupfermünzen zu sein; siehe Grierson, Catalogue (wie oben Fußnote 5) 228. 7 Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) 333, Nr. 255a–b (= Anhang Nr. 46 und 47: Siegel der kaiserlichen Kommerkia von Thessalonike, 738/39). Erst im Rahmen der vorliegenden Studie (bei der Untersuchung der verschiedenen ikonografischen Details auf der Vorderseite der Siegel der kaiserlichen Kommerkia) wurde klar, dass dieses sekundäre ikonografische Element (Globus oder Balken als Basis des großen Kreuzes zwischen den Kaisern) ein Datierungshinweis sein könnte. So wurde zum Beispiel das Siegel der kaiserlichen Kommerkia der Dioikesis von Hellas (Anhang Nr. 52) bislang entweder auf 736/37 (Indiktionszahl 5) oder auf 741/42 (Indiktionszahl 10) datiert. Der horizontale Balken (statt eines Globus) an der Basis des großen Kreuzes scheint das letztere Datum zu stützen, da dasselbe Element (also Balken statt Globus) auf mehreren ähnlichen Siegeln vorkommt, siehe Anhang Nr. 50 (740/41), Nr. 53 und 54 (741/42), Nr. 57 und 59 (ca. 741–750), Nr. 68 (745/46), Nr. 69 (746/47) und Nr. 70, 71, 72 und 73 (747/48).
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auch sei: Der große Kreuzglobus zwischen den Kaisern verschwand jedenfalls nicht. Er erscheint (wenn auch seltener) auf späteren Siegeln (siehe Anhang Nr. 48 [739/40], Nr. 51 [ca. 741], Nr. 60 und 61 [ca. 741–750], Nr. 62 [742/43], Nr. 63 und 64 [744/45], Nr. 66 und 67 [745/46], Nr. 75 [747/48] und Nr. 76 [748/49]). Im Zeitraum zwischen 730/31, als datierte Siegel erstmals die Porträts Leons III. und Konstantins V. trugen, und 751, als erstmals die Büsten aller drei Kaiser (Leons III., Konstantins V. und Leons IV.) dargestellt wurden, kann die Indiktionszahl 15 auf dem Theodoridis-Exemplar entweder den Jahren 731/32 oder aber 746/47 zugeordnet werden. Wären die Gesichtszüge Konstantins V. deutlich erkennbar, könnte man sich leicht für eine Datierung vor oder nach ca. 738/39 entscheiden – je nachdem, ob Konstantin V. bartlos oder bärtig dargestellt wäre. Nichtsdestotrotz scheint die frühere Datierung (731/32) wahrscheinlicher zu sein, da Konstantin V., wie oben erwähnt, etwas kleiner als sein Vater dargestellt wird, was darauf hindeutet, dass er noch recht jung war. Auch die Platzierung des horizontalen Kreuzarms fast auf der Höhe der Stirn beider Kaiser, statt – wie es auf anderen Siegeln der Fall ist – auf der Höhe der Kreuze ihrer Kronen und der größere Abstand zwischen dem rechten Unterarm Leons III. und dem Rahmen auf der Vorderseite erinnern an die ikonografische Anordnung auf den Siegeln der kaiserlichen Kommerkia von Melos (Anhang Nr. 7) und Mesembria (Anhang Nr. 16), die auf 730/31 bzw. 731/32 datiert werden. Ein sehr interessantes Element auf dem Theodoridis-Exemplar ist die Erwähnung der „Kato Hexapolis von Hellespontos“. Die geographische Bezeichnung „Kato Hexapolis“ ist, obgleich ohne nähere Spezifizierung, durch zwei weitere Exemplare sigillographisch belegt. Das erste (Anhang Nr. 54, Abb. 2) wurde am 10. April 1908 in das Inventarbuch des „Cabinet des Médailles de la Bibliothèque Royale“ in Brüssel aufgenommen, und zwar als Ankauf von Demetrios Stylianopoulos aus Izmir.8 Es wurde erstmals 1934 von V. Tourneur publiziert. Tourneur identifizierte die beiden Kaiser auf der Vorderseite als Justinian II. und Tiberios IV., datierte das Siegel in das Jahr 711/12 und schlug vor, die Kato Hexapolis in der Armenia III, zwischen Melitene und dem Euphrat, zu verorten.9 Das zweite Stück (Anhang Nr. 55, Abb. 3), das sich einst in der sigillographischen Sammlung von George Zacos befand, wurde 1972 von Zacos
8 Ich danke Prof. Athena Tsigarida (Université Libre de Bruxelles) für die Unterstützung bei der Suche nach diesem Exemplar und insbesondere Prof. François de Callataÿ (Université Libre de Bruxelles), der mir freundlicherweise Fotos und Informationen über die Herkunft dieses Exemplars zur Verfügung gestellt hat. Zu den Aktivitäten von Demetrios Stylianopoulos in Izmir, siehe F. de Callataÿ / B. Weisser, The international network of Arthur Löbbecke (1850–1932), banker in Braunschweig and one of the foremost collectors of Greek coins, through his early correspondence with foreigners (1876–1889), Revue belge de numismatique et de sigillographie 167 (2021), 369–410, hier 387–390. 9 V. Tourneur, L’Hexapolis arménienne au VIIe siècle et au VIIIe, in Mélanges Bidez. Annuaire de l’Institut de Philologie et d‘Histoire orientales, 2. Brüssel 1934, 947–952. Tourneur stellt fest, dass der Gesamtdurchmesser dieses Exemplars 31 mm beträgt.
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und Veglery veröffentlicht.10 Die beiden erfahrenen Sigillographen besprachen auch das Brüsseler Exemplar, das die Indiktionszahl 10 trägt. Sie identifizierten die Kaiser auf der Vorderseite korrekt mit Leon III. und Konstantin V. und datierten das Siegel auf 741/42, da dies das einzige Jahr innerhalb des Zeitraums zwischen 741/42 (als Konstantin zur Kennzeichnung des Beginns seiner Alleinherrschaft bärtig zu erscheinen beginnt) und 751 (als die datierten Siegel anfangen, drei kaiserliche Büsten zu zeigen) ist, mit dem die Indiktionszahl 10 übereinstimmt. Für das ehemalige Zacos-Exemplar, das zwar keine sichtbare Indiktionszahl trägt, auf dem jedoch beide Kaiser bärtig dargestellt sind, schlugen Zacos und Veglery kein Datum vor, sondern stellten lediglich fest, dass es etwas später als das Brüsseler Exemplar ausgegeben worden sein könnte.
Abb. 2: Cabinet des Médailles de la Bibliothèque Royale, Brüssel. Das Siegel der kaiserlichen Kommerkia der Kato Hexapolis. Indiktionszahl 10. Datum: 741/42 (Zacos/Veglery, Seals [wie oben Fußnote 3] Nr. 260a)
10 Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) 338 (Nr. 260b) mit der Anmerkung, dass der Gesamtdurchmesser dieses Exemplars 33 mm betrage. Im Jahr 1998 wurde es zum Verkauf angeboten (siehe Byzantine Seals from the collection of G. Zacos, Part 1, Spink, Auction 127 [London, Wednesday 7 October 1998]. London 1998, Nr. 16), und sein derzeitiger Standort ist unbekannt.
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Abb. 3: Heutiger Aufbewahrungsort unbekannt (ehemalige Zacos-Sammlung). Das Siegel der kaiserlichen Kommerkia der Kato Hexapolis. Datum: ca. 741/42 oder etwas später (Zacos/Veglery, Seals [wie oben Fußnote 3] Nr. 260b)
Bemerkenswert ist, dass von den drei genannten Exemplaren nur das Exemplar aus der Sammlung Theodoridis einen zusätzlichen geographischen Hinweis enthält, der die Kato Hexapolis mit der Provinz Hellespontos in Verbindung bringt. Die Kaiser auf der Vorderseite aller drei Exemplare tragen die gleiche Kleidung: Divitision, Chlamys und Krone mit Perpendoulia, gekrönt von einem Kreuzchen auf einem kleinen Bogen (Abb. 4). Ein genauerer Blick auf die Porträts zeigt jedoch gewisse Unterschiede, die offensichtlich auf den zeitlichen Abstand dieser Siegel zurückzuführen sind. Die Körper beider Kaiser auf dem Brüsseler und dem ehemaligen Zacos-Exemplar sind im Vergleich zum Theodoridis-Siegel etwas kleiner (man beachte den größeren Abstand zwischen dem Unterarm Leons III. und dem gepunkteten Rahmen auf dem letztgenannten Exemplar). Außerdem befindet sich der horizontale Balken des Kreuzes zwischen den Kaisern auf dem Brüsseler und dem ehemaligen Zacos-Exemplar in einer Linie mit der gewölbten Basis der Kreuzchen, die ihre Kronen schmücken; auf dem Theodoridis-Exemplar ist der horizontale Balken des Kreuzes dagegen niedriger und befindet sich daher (mehr oder weniger) auf einer Linie mit den Stirnen der Kaiser. Außerdem steht das Kreuz zwischen den Kaisern des Theodoridis-Exemplars auf einem Globus, auf dem Brüsseler Exemplar jedoch auf einer horizontalen Basis – ein Element, das (wie oben dargelegt) erstmals auf den Siegeln der kaiserlichen kommerkia nach 738/39 auftaucht. Leider ist dieses Merkmal, das zur sicheren Datierung des ehemaligen Zacos-Exemplars beigetragen haben könnte, nicht sichtbar: Das Exemplar ist in diesem Bereich abgeflacht.
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Abb. 4: Die Vorderseite der drei Siegel der kaiserlichen kommerkia der Kato Hexapolis: (a) das Theodoridis-Exemplar, (b) das Brüsseler Exemplar und (c) das ehemalige Zacos-Sammlung Exemplar
Die Anordnung der Legenden auf der Rückseite dieser drei Exemplare ist ebenfalls unterschiedlich (Abb. 5–6). Bei der Legende des Theodoridis-Exemplars ist dies ohnehin zu erwarten, da es als einziges das zusätzliche geographische Attribut „von Hellespontos“ enthält. Sie erstreckt sich über 7 Zeilen, wobei in der letzten ausschließlich die Indiktionszahl vermerkt ist. Trotz ihres ähnlichen Inhalts weisen die Legenden der beiden anderen Exemplare eine unterschiedliche Ausrichtung auf, was eindeutig darauf hindeutet, dass sie mit verschiedenen Bulloterien geprägt wurden.11 Die Legende auf dem Brüsseler Exemplar erstreckt sich eindeutig über 6 Zeilen. Die Indiktionszahl ist am Ende der letzten Zeile eingeklemmt. Der Erhaltungszustand des ehemaligen Zacos-Exemplars erlaubt nicht, die ursprüngliche Zeilenzahl seiner Legende mit Sicherheit zu rekonstruieren: Sie könnte 6 (in diesem Fall müsste die Indiktionszahl am Ende der letzten Zeile eingeklemmt gewesen sein müsste) oder 7 (wobei die letzte Zeile, wie auf dem Theodoridis-Exemplar, nur die Indiktionszahl enthalten hätte) betragen haben. Aus Gründen der internen Symmetrie scheint letzteres plausibler (vgl. die rekonstruierte Legende zu Abb. 6c). Was die Rechtschreibung betrifft, so wird auf allen drei Exemplaren die letzte Silbe des Wortes Ἑξαπόλεως irrtümlich mit Omikron (Ἑξαπόλεoς) anstelle von Omega wiedergegeben, während auf dem Brüsseler Exemplar die umgangssprachliche Form κάτου Ἑξαπόλεως anstelle von κάτω Ἑξαπόλεως zu lesen ist.12 Außerdem wird das Wort Ἑλλησπόντου auf dem Theodoridis-Exemplar mit einem statt mit zwei Lambdas wiedergegeben.
11 Der Felddurchmesser ist das erste Merkmal, das berücksichtigt werden muss, wenn man feststellen will, ob zwei oder mehr ähnliche Stücke aus dem gleichen oder aus verschiedenen Boulloterien stammen. Leider ist diese Information im Moment für das ehemalige Zacos-Exemplar nicht verfügbar. 12 Tourneur, L’Hexapolis (wie oben Fußnote 9) 951, Anm. 1. Eine TLG-Suche nach dem Wort „κάτου“ ergab 95 Treffer, die meisten davon (22) im Alexanderroman: Rezension F (11 Treffer), E (2), V (2), K (6) und φ (1). Zu Rezension F siehe V. L. Konstantinopulos / A. C. Lolos, Ps.-Kallisthenes, Zwei mittelgriechische Prosa-Fassungen des Alexanderromans, 2 Bde. Beiträge zur klassischen Philologie, 141/150, Königstein i. Ts. 1983.
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Abb. 5: Die Rückseiten der drei Siegel der kaiserlichen Kommerkia der Kato Hexapolis: (a) das Theodoridis-Exemplar, (b) das Brüsseler Exemplar und (c) das ehemalige Zacos-Sammlung Exemplar
Τνβ Αςιλικνκ Ομμερκιν . ηςκΑτεξΑ Πολεοςελη Σποντου ιε
.ν. Αςιλικ NkΟμμερ Κινtηςκ Ατovεξπ ολεοςι
Τν bςιλικ NkΟμμ ερΚινtη [.]κτεξ [......]
Τῶν βασιλικῶν κομμερκίων [τ]ῆς Kάτω Ἑξαπόλε(ω)ς Ἑλησπόντου Ἰνδ. ιε´
[Τ]ῶν [β-] ασιλικῶ ν κομμερκίων τῆς Kάτου Ἑξαπόλε(ω)ς. Ἰνδ. ι´
Τῶν βασιλικῶν κομμμερκίων τῆ[ς] Kάτω Ἑξα[πόλε(ω)ς] [Ἰνδ. ... ]
Abb. 6: Die Legende auf der Rückseite der drei Siegel der kaiserlichen Kommerkia der Kato Hexapolis: (a) das Theodoridis-Exemplar, (b) das Brüsseler Exemplar und (c) das ehemalige Zacos-Exemplar
Das (bisher) einzigartige und wertvolle Zeugnis des Theodoridis-Exemplars, das sich auf die Kato Hexapolis von Hellespontos (Kάτω Ἑξαπόλεως Ἑλλησπόντου) bezieht, nicht auf die Kato Hexapolis und den Hellespontos, weist eindeutig darauf hin, dass es eine Hexapolis gab, die innerhalb oder in unmittelbarer Nähe der Provinz Hellespontos lag und dass zudem auch eine Ano (Ἄνω) Hexapolis existiert haben muss. Deutet die Verwendung eines zusätzlichen geographischen Attributs („von Hellespontos“) auf dem Theodoridis-Exemplar darauf hin, dass diese Kato Hexapolis (von Hellespontos) von einer anderen Kato Hexapolis unterschieden werden musste, die irgendwo anders lag (und wenn ja, wo genau)? Und was ist mit der Kato Hexapolis, die auf den Exemplaren aus Brüssel und der ehemaligen Zacos-Sammlung keine weiteren geographischen Attribute aufweist? Können wir sicher sein, dass diese Kato
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Hexapolis mit der auf dem Theodoridis-Siegel erwähnten Kato Hexapolis von Hellespontos identisch ist? Die Debatte über die genaue Lage von Hexapolis begann mit dem Versuch von W. M. Ramsay, die Stadt Hadrianoupolis zu identifizieren, wo (wie von Theophanes aufgezeichnet) Saborios, der General der Armeniakoi, der sich Ende 667 gegen Konstans II. aufgelehnt hatte, bei einem Reitunfall ums Leben kam.13 Ramsay war der Meinung, dass es sich dabei um das phrygische Hadrianoupolis gehandelt habe, und da Theophanes unmittelbar danach und im gleichen Zusammenhang die Hexapolis erwähnt, schloss Ramsay, dass die Hexapolis ebenfalls in Phrygien zu verorten sei.14 In seiner Veröffentlichung des Brüsseler Exemplars wies Tourneur Ramsays Ansicht zurück und schlug auf Grundlage eines Auszugs aus dem Kommentar des Eustathios von Thessaloniki zum Werk des Dionysios Periegetes vor, die Hexapolis mit dem Gebiet zu identifizieren, das sich zwischen Melitene und dem Euphrat, in der Armenia II (wie es in der Spätantike bekannt war), erstreckte. Unter Justinian I. (527– 565) wurde die Provinz in Armenia III und unter Maurikios (582–602) in Armenia I umbenannt.15 Diese Hexapolis umfasste die Städte Kukusos, Komana und Ariaratheia (welche die Ano Hexapolis bildeten) und Melitene, Arka und Arabissos (welche die Kato Hexapolis bildeten).16 Allein die Entfernung zwischen dieser Hexapolis und Hellespontos (Melitene, die Hauptstadt der Hexapolis in Armenien, das heutige Malatya, liegt ca. 1300 km von Hellespontos, dem heutigen Çannakale, entfernt) reicht aus, um ihre Identifizierung mit der auf dem Theodoridis-Siegel genannten Kato Hexapolis von Hellespontos auszuschließen.17 Ein weitaus wichtigeres Argument gegen eine Verortung der Kato Hexapolis unserer datierten Siegeln in die Armenia I ist jedoch die Unsicherheit, die in den östlichen Provinzen des byzantinischen Reiches vom 7. bis zum 9. Jahrhundert aufgrund der ständigen arabischen Überfälle herrschte. Melitene (die wichtigste Stadt der Kato Hexapolis in Armenia I) wurde 638 erobert und zu einem Ausgangspunkt arabischer Überfälle auf das Reich, bis die Stadt während der Feldzüge des Ioannes Kourkouas in den Jahren 927–934 für Byzanz zurückgewon-
13 C. de Boor (ed.), Theophanis Chronographia. 2 Bde. Leipzig 1883–1885 (Nachdruck Hildesheim 1963), 348,29–351,5, besonders 350,21 (ἦν δὲ Σαβώριος εἰς Ἀδριανούπολιν) und 350,27–28. (Φαδαλᾶς οὖν ἐλθὼν εἰς τὴν Ἑξάπολιν καὶ μαθὼν πάντα [...]). 14 Bei diesem Hadrianoupolis dürfte es sich um dasjenige in Paphlagonien gehandelt haben, das auch als Kaisareia und Proseilemmene (heute Çayırlı) bekannt ist, siehe http://imperium.ahlfeldt.se/ places/27490.html. Dieser Ort passt – nicht zuletzt in Anbetracht der Lage der Hexapolis in Bithynien (siehe im Folgenden) – besser zu dem Bericht des Theophanes über den Aufstand des Saborios. 15 Eustathius Thessalonicensis, Commentarium in Dionysii periegetae orbis descriptionem, in C. Müller (ed.), Geographi Graeci minores, Bd. 2, Paris 1861 (Nachdruck Hildesheim 1965) 694,25–29: Τρίτην δὲ Ἀρμενίαν κατέστησεν Ἑξάπολιν, τήν ποτε καλουμένην δευτέραν Ἀρμενίαν, ἧς ἡγεῖται ἡ Μελιτηνή. Περὶ ταύτην τὴν Ἀρμενίαν καὶ ἡ Κόμανα ἡ καὶ Χρυσῆ ὀνομαζομένη καὶ ἡ Κουκουσσός. 16 F. Hild / M. Restle, Kappadokien (Kappadokia, Charsianon, Sebasteia und Lykandos). TIB, 2. Wien 1981, 191 s. v. Hexapolis. 17 Heute dauert eine Autofahrt zwischen Çannakale und Malatya ca. 14 Stunden.
Sigillographische Spuren der Hexapolis von Hellespontos
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nen werden konnte.18 Im 10. Jahrhundert ist die Hexapolis mit Hexakomia zu identifizieren. Die Verwendung dieses Begriffs auf dem Siegel von Leon, dem kaiserlichen Strator und Dioiketes von Hexapolis (anstelle von Hexakomia), ist also offensichtlich ein Archaismus.19 In ihrer Veröffentlichung des ehemaligen Zacos-Exemplars gingen Zacos und Veglery nicht weiter auf Tourneurs Ansichten ein, verwiesen aber auf Ramsays These, die Hexapolis habe die Städte Julia-Ipsos, Philomelion, Hadrianoupolis, Tyriaion, Sinethandos und Laodikeia in der Region des südöstlichen Phrygiens und nordöstlichen Pisidiens umfasst.20 Doch bemerkte Tourneur zu Recht: „La réunion des six villes groupées en division administrative par Sir W. Ramsay ne semble être attestée nulle part.“21 Eine Hexapolis in der Nähe von Hellespontos gibt es allerdings sehr wohl. In seinem ausgezeichneten Werk über die Topographie von Bithynien und Hellespontos hat Klaus Belke einen Eintrag über diese relativ unbekannte Hexapolis aufgenommen, die in frühbyzantinischer Zeit nur durch zwei Fälle bezeugt ist: In den Akten des Vierten Ökumenischen Konzils von Chalkedon (451) wird ein Kallinikos von Apameia in der Hexapolis unter den Teilnehmern aufgeführt, während in der Vita des Hl. Timotheos, des Bischofs von Prousa, der unter Julian Apostata (361–363) das Martyrium erlitt, berichtet wird, dass der Heilige einen riesigen Drachen getötet habe, der τὴν Ἑξάπολιν πᾶσαν ἐλυμαίνετο, ἅπασαν ὁδὸν Βιθυνίας περιάγων καὶ τοῖς μὲν ἀνθρώποις τὸν ἰὸν ἐπαφιείς, φυσήματι δὲ τὰ κτήνη ξηραίνων.22 Abgesehen von den oben erwähnten Orten Prousa und Apameia gibt es keine Informationen über die anderen vier Städte dieser Hexapolis. Ausgehend von der logischen Annahme, dass sich die Hexapolis zwischen dem Golf von Gemlik (Kianos Kolpos) und der Mündung des Flusses Ryndakos (heute Koca Dere) erstreckte, der Bithynien vom Hellespontos trennte, schlägt Belke vor, dass die anderen Städte der Hexapolis Kios (Gemlik), Daskyleion (Eşkel Limanı), Apollonias (Gölyazi) und Kaisareia gewesen seien (Karte 1). Es ist also davon auszugehen, dass die Kato Hexapolis von Hellespontos, die auf dem Theodoridis-Exemplar bezeugt ist, die drei Hafenstädte Daskyleion, Apameia
18 Hild/Restle, Kappadokien (wie oben Fußnote 16) 233–237 s. v. Meletene. 19 E. McGeer / J. Nesbitt / N. Oikonomides, Catalogue of Byzantine Seals at Dumbarton Oaks and the Fogg Museum of Art. Bd. 4: The East. Washington, D. C. 2001 (im Folgenden zit. als DOSeals 4) Nr. 63.1. 20 Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) 338 mit Verweis auf W. M. Ramsay, The historical geography of Asia Minor. London 1890 (Nachdruck London 1962) 142, Nr. 160. 21 Tourneur, L’Hexapolis (wie oben Fußnote 9) 948. Auch die Redakteure der TIB, 7 (Kl. Belke / N. Mersich, Phrygien und Pisidien. Wien 1990) haben keinen Eintrag zu einer Hexapolis in diesem Gebiet aufgenommen. 22 K. Belke, Bithynien und Hellespont. TIB, 13. Wien 2020, 603 s. v. Hexapolis mit Verweisen auf ACO 1 5 (201), Nr. 94 und F. Halkin, Saints de Byzance et du Proche-Orient: seize textes grecs inédits, Genf 1986, 93–96 (IX), hier 94. Es ist erwähnenswert, dass Stephan von Byzanz (M. Billerbeck u. a. [eds.], Stephani Byzantii Ethnica. 5 Bde. CFHB, 43. Berlin / New York 2006–2017) eine Hexapolis nicht erwähnt.
256
Olga Karagiorgou
(Mudania) und Kios umfasste und damit Orte, die eine Schlüsselrolle im Import- und Exporthandel der Region gespielt haben müssen.
Karte 1: Die Hexapolis in Bithynien. Ausschnitt aus K. Belke, Bithynien und Hellespont (TIB, 13), Hauptkarte
Was aber ist mit der Kato Hexapolis gemeint, die auf dem Brüsseler und dem ehemaligen Zacos-Siegel bezeugt ist? Zweifellos bezog sich die auf diesen beiden Siegeln genannte Kato Hexapolis auf dieselbe Hexapolis in Bithynien, und es gibt ein historisches Argument, das diese These unterstützt: Wie W. Brandes zu Recht bemerkt, änderte sich um 730/31, als die Institution der βασιλικὰ κομμέρκια eingeführt wurde, „die geographische Verteilung der Apothekai zu Gunsten der europäischen Gebiete.“23 Die im Anhang gesammelten sigillographischen Nachweise bestätigen diese Beobachtung: Nur 24 der 119 hier aufgeführten Siegel der kaiserlichen Kommerkia (20.16%) werden mit Gebieten fern des westlichen Kleinasiens, der Schwarzmeerküste und Europas in Verbindung gebracht (Anhang Nr. 3–6, 13, 15, 17, 19–21, 23–24, 32, 39–41, 62–63, 75–76, 82, 84–85 und 88), während nach 773/74 die kaiserlichen Kommerkia von Thessalonike und Thrake dominieren. Würde man die Kato Hexapolis weiterhin in der Armenia I verorten, dann wirkten die beiden Siegel der kaiserlichen Kommerkia von Kato Hexapolis in der Brüsseler und der ehemaligen Zacos-Sammlung in der Tat deplatziert. Efi Ragia hat in ihrer Studie
23 Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) 305 (dennoch wird die Hexapolis immer noch in der Armenia I verortet, siehe ebd. 601, 753).
Sigillographische Spuren der Hexapolis von Hellespontos
257
über die Geographie der Provinzverwaltung des byzantinischen Reiches bereits die Einordnung der Kato Hexapolis in die Armenia I angezweifelt und vorgeschlagen, jene mit dem rhodischen Peraia zu identifizieren.24 Dieser Vorschlag würde zur dorischen Hexapolis (Δωρικὴ Ἑξάπολις oder Δωριέων Ἑξάπολις) im Südwesten Kleinasiens und den angrenzenden Inseln führen, zu der die Städte Halikarnassos (heute Bodrum) und Knidos in Karien, die Stadt Kos auf der gleichnamigen Insel sowie die Städte Lindos, Ialyssos und Kamiros auf der Insel Rhodos gehörten.25 Diese antike Hexapolis war ein bekannter geographischer Begriff, der noch im Byzanz des 6. Jahrhunderts in Gebrauch war, wie Ioannes Malalas bezeugt, wenn er berichtet: Ἐν δὲ τῇ αὐτῇ νυκτί, ὅτε ἔπαθεν ἡ αὐτὴ Ἀντιόχεια ἡ μεγάλη, ἔπαθεν τότε καὶ ἡ Ῥόδος πόλις, νῆσος οὖσα τῆς Ἑξαπόλεως, ὑπὸ θεομηνίας τὸ δεύτερον αὐτῆς πάθος.26 Es ist jedoch wenig überzeugend, dass mit der Hexapolis auf den Siegeln der kaiserlichen Kommerkia jene dorische Hexapolis in der rhodischen Peraia gemeint war. Abgesehen von der großen Entfernung zwischen diesem Gebiet und Hellespontos (ca. 750 km, wenn man den westkleinasiatischen Landweg nimmt), ist es auffällig, dass – zumindest auf den Siegeln der kaiserlichen Kommerkia – das Gebiet der rhodischen Peraia in ähnlichen geographischen Bezeichnungen enthalten ist, die auf den datierten Siegeln erwähnt sind, so etwa Kibyrraiotai (Anhang Nr. 48), Karia oder Lykia (Anhang Nr. 3–6, 39–41, 62). Mit dem einzigartigen Siegel aus der Sammlung von Dr. D. Theodoridis haben wir somit endlich das fehlende Bindeglied, durch das die auf den datierten Siegeln der kaiserlichen Kommerkia erwähnte Kato Hexapolis sicher in Bithynien verortet werden kann.
Anhang: Siegelkatalog der kaiserlichen Kommerkia Dieser Anhang wurde ausschließlich auf Basis von Literaturrecherche erstellt, die Exemplare selbst also nicht in Augenschein genommen. Die Exemplare mit dem Präfix „BZS“ in der Spalte „Aufbewahrungsort“ befinden sich in der sigillographischen Sammlung in Dumbarton Oaks, Washington, D. C. In der Spalte „Datum“ ist diejenigen Datierung angeführt, die ich für zutreffend halte. In der letzten Spalte ist der entsprechende Verweis (so es denn mehr als einen gibt) oder Kommentar, der das genannte Datum vorschlägt oder näher erläutert, fett gedruckt. Die Abkürzung „n/a“ steht für „not available“ / „nicht verfügbar“.
24 Ragia, Geography (wie oben Fußnote 2) 2012, 139, Anm. 96. 25 RE VIII, 1386–1387, s. v. Hexapolis. 26 H. Thurn (ed.), Ioannis Malalae Chronographia. CFHB, 35. Berlin / New York 2000, 9 (208).
n/a
Helenopontos
Asia, Karia und Lykia
Asia, Karia und Lykia
Asia, Karia und Lykia
Asia und Karia
Melos
Hellas
Konstantinoupolis
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
BZS.1958.106.545
n/a
14
14
9 und 10
9 und 10
9 und 10
9 und 10
9
Indiktion
ca.730–741
n/a
730/31–731/32 14 oder 15
730/31
730/31
Privatsammlung Yavuz Tatış 2563 (Izmir)
Privatsammlung (Melos)
695–697
695–697
695–697
695–697
695/96
Datum
Privatsammlung Savvas Kofo poulos 2518 (Lesbos) = (Auktion) Zeus 10 (12.07.2020), Nr. 1001
Berlin, Münzkabinett
Paris, BnF (Zacos) 730
n/a (ausgegraben in Pergamon)
Mesembria
Aufbewahrungsort
1.
Kaiserliche Kommerkia
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 257; E. McGeer / J. Nesbitt / N. Oikonomides, Catalogue of Byzantine seals at Dumbarton Oaks and the Fogg Museum of Art. Bd. 5: The East (continued), Constantinople and environs, unknown locations, addenda, uncertain readings. Washington, D. C. 2005, Nr. 23.15; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 206
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) 174 (Tab. 24, Anm. 4) und 194 (Tab. 34, Anm. 12); Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 210; O. Karagiorgou, Yet another TAKTIKON, in O. Karagiorgou / P. Charalampakis / Ch. Malatras (eds.), TAKTIKON: studies on the prosopography and administration of the Byzantine themata. Athen 2021, 63–108, 84–88, Abb. 5 (Hellas_190).
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 242; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 211
J.-Cl. Cheynet, Les sceaux byzantins de la collection Yavuz Tatış, Izmir 2019, Nr. 3.11
J.-Cl. Cheynet, Les sceaux byzantins de la collection Savvas Kofopoulos, Bd. 1, Paris 2022, Nr. 3.56
Montinaro, Commerciaires (wie oben Fußnote 2) Nr. 90
Cheynet, Commerciaires (wie oben Fußnote 2) Nr. 10
Montinaro, Commerciaires (wie oben Fußnote 2) Nr. 89
Montinaro, Commerciaires (wie oben Fußnote 2) Nr. 87
Referenzen
258 Olga Karagiorgou
Privatsammlung Dr. D. Theodoridis 731/32 789 (München)
731/32
732/33
n/a (ehemalige Zacos-Sammlung)
Privatsammlung
BZS.1951.31.5.1740
n/a (ehemalige Zacos-Sammlung)
13. Bithynia, (Phrygia) Saloutaria, (Phrygia) Pakatiane
14. Hexapolis (Kato) von Hellespontos
15. Lydia
16. Mesembria
17. Asia
731/32
731/32
730–741(?)
Paris, Thierry 174
12. Amastris bis zum (Kim merischen?) Bosporus
1
15
15
15
15
n/a
n/a
ca. 730–741
BZS.1955.1.4401
11. Thrake
n/a
Indiktion
ca. 730–741
Datum
Paris, BnF (Zacos) 734
Aufbewahrungsort
10. Konstantinoupolis
Kaiserliche Kommerkia
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 246; Spink, Zacos (wie oben Fußnote 10) Nr. 14; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 216
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 244; DOSeals 1 (wie oben bei Nr. 11) Nr. 77.5; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 214
Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 213B
Das im vorliegenden Beitrag publizierte Siegel
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 243; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 213
Cheynet, Commerciaires (wie oben Fußnote 2) Nr. 14
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 258; J. Nesbitt / N. Oikonomides, Catalogue of Byzantine seals at Dumbarton Oaks and the Fogg Museum of Art. Bd. 1: Italy, north of the Balkans, north of the Black Sea. Washington, D. C. 1991, Nr. 71.15; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 207
Cheynet, Commerciaires (wie oben Fußnote 2) Nr. 7 (Datierung auf S. 35)
Referenzen
Sigillographische Spuren der Hexapolis von Hellespontos 259
733/34
BZS.1951.31.5.1738 (ehemalige Zacos-Sammlung)
n/a (ehemalige Zacos-Sammlung)
Hannover, Museum August Kestner L7.2005 (= ehemalige Zarnitz Sammlung 1063)
Athen, Numism. Museum K36 (E.Σ.13173,22)
19. Bithynia, (Phrygia) Saloutaria, (Phrygia) Pakatiane und Lydia
20. Bithynia, (Phrygia) Saloutaria, (Phrygia) Pakatiane und Lydia
21. Bithynia, (Phrygia) Saloutaria, (Phrygia) Pakatiane und Lydia
22. Hellas
733/34
733/34
733/34
732/33
Datum
BZS.1955.1.4398
Aufbewahrungsort
18. Mesembria
Kaiserliche Kommerkia
2
2
2
2
1
Indiktion
K. M. Konstantopoulos, Βυζαντιακὰ μολυβδόβουλλα τοῦ ἐν Ἀθήναις Ἐθνικοῦ Νομισματικοῦ Μουσείου. Athen 1917, Nr. K36; Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 266; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 244; Karagiorgou, Yet another TAKTIKON (wie oben bei Nr. 8) 84–88, Abb. 6 (Hellas_136)
W. Seibt, Ein Blick in die byzantinische Gesellschaft: Die Bleisiegel im Museum August Kestner, Hannover 2011, Nr. 8
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 248b
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 248a; J. Nesbitt / N. Oikonomides, Catalogue of Byzantine Seals at Dumbarton Oaks and the Fogg Museum of Art. Bd. 3: West, Northwest and Central Asia Minor and the Orient. Washington, D. C. 1996, Nr. 24.4; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 218
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 247; DOSeals 1 (wie oben bei Nr. 11) Nr. 77.6; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 217
Referenzen
260 Olga Karagiorgou
Hermitage M-8024
n/a (Auktion) Sternberg Auktion (17 May 1986), Nr. 732
Privatsammlung Savvas Kofo 734/35 poulos 1228 (Lesbos) = (Auktion) Gerhard Hirsch 271 (Februar 2011) Nr. 2679
25. Krateia, Prousias und Herakleia
26. Thessalonike
27. Thessalonike
734/35 (?)
734/35
734/35
BnF (Zacos) 740
24. Anatolikoi (ἐπαρχιῶν)
734/35
Datum
BZS.1958.106.682
Aufbewahrungsort
23. Anatolikoi (ἐπαρχιῶν)
Kaiserliche Kommerkia
3
3
3
3
3
Indiktion
Cheynet, Sceaux Kofopoulos (wie oben bei Nr. 5) Nr. 3.211
SBS 3 (1993), 202; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 221
N. P. Lihačev, Датированные византийские печати. Izvestija Rossijskoj akademii material‘noj kul‘tury 3 (1924) 153–224, 198–199, Nr. 9, Taf. XII.6; ders., Моливдовулы греческого Востока. Составитель и автор комментариев V. S. Šandrovskaja. Naučnoe nasledie, 19. Moskau 1991, 240–241, Taf. LXXV.4; Zacos/ Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) 192 (Tab. 34, Anm. 3); Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 219
Cheynet, Commerciaires (wie oben Fußnote 2) Nr. 12; Malatras, Anatolikoi (wie oben bei Nr. 23), 372 und 388 (ANAT_241)
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 245 und Corrigenda et Addenda, 1955 (siehe Nr. 245, wo das Datum korrigiert wird); DOSeals 3 (wie oben bei Nr. 19) Nr. 86.37; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 215; C. Malatras, The thema of the Anatolikoi: prosopography and administrative structure, in Karagiorgou/Charalampakis/Malatras, TAKTIKON (wie oben bei Nr. 8) 277–401, 372 und 375 (ANAT_46)
Referenzen
Sigillographische Spuren der Hexapolis von Hellespontos 261
Athen, Numism. Museum K96 (A.E.3014)
BZS.1955.1.4397
Hermitage M-7969
Hermitage M-8013
Paris, BnF (Zacos) 741
29. Kerassous
30. Mesembria
31. Hellas
32. Lydia
Aufbewahrungsort
28. Aigaion Pelagos (νήσων)
Kaiserliche Kommerkia
736/37
736/37
735/36
735/36
734/35 (?)
Datum
5
5
4
4
3 (?)
Indiktion
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3), Corrigenda et Addenda, 1955 (siehe Nr. 251); Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 227; Cheynet, Commerciaires (wie oben Fußnote 2) Nr. 13
Lihačev, Датированные (wie oben bei Nr. 25) 197, Nr. 5, Taf. XI.3; ders., Моливдовулы (wie oben bei Nr. 25) 239–240, Taf. LXXV.2; Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) 174 (Tab. 24, Anm. 2) und 193 (Tab. 34, Anm. 6); Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 225; Karagiorgou, Yet another TAKTIKON (wie oben bei Nr. 8) 84–88, Abb. 7 (Hellas_172)
Lihačev, Датированные (wie oben bei Nr. 25) 200, Nr. 13, Taf. IX.2; ders., Моливдовулы (wie oben bei Nr. 25) 245–246, Taf. LXXV.11; Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) 183 (Tab. 30, Anm. 5); Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 222
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 250; DOSeals 4 (wie oben Fußnote 19) Nr. 34.2; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 223
Konstantopoulos, Μολυβδόβουλλα (wie oben bei Nr. 22), Nr. K96 (wahrscheinlich identisch mit: G. Schlumberger, Sigillographie de l’empire byzantin. Paris 1884 (Nachdruck Turin 1963) 195–196, Nr. 12, das zur Sammlung Tsivourakis auf Syros gehört); Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 249; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 220
Referenzen
262 Olga Karagiorgou
Hermitage M-7972
BZS.1958.106.690
Hermitage M-7970
Siracusa, Medagliere Soprintendenza Beni CC.AA. 87740
34. Mesembria
35. Mesembria und ... (Thrake?)
36. Mesembria
Aufbewahrungsort
33. Mesembria
Kaiserliche Kommerkia
736/37 oder 738/39
736/37
736/37
736/37
Datum
5 oder 7
5
5
5
Indiktion
G. Guzzetta, Note in margine ai dati di rinvenimento di sigilli plumbei a Reggio e a Siracusa, in Calabria bizantina. Testimonianze d’arte e strutture di territori. Reggio Calabria 1991, 63–67, 67, Abb. 2; SBS 3 (1993), 151–152; E. Kislinger / W. Seibt, Sigilli Bizantini di Sicilia. Addenda e Corrigenda a pubblicazioni recenti. Archivio Storico Messinese 75 (1998), 5–33, 13–14, Abb. 4; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 209
Lihačev, Датированные (wie oben bei Nr. 25) 196, Nr. 3, Taf. XII.3; ders., Моливдовулы (wie oben bei Nr. 25) 240, Taf. LXXV.3; Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) 183 (Tab. 30, Anm. 7) und 195 (Tab. 34, Anm. 13). Ich vertraue Lihačevs Lesung der Indiktionszahl als E (5), was auf ein Datum von 736/37 für unser Exemplar hindeutet (es sei denn, E ist tatsächlich ein Θ, d. h. 9, in diesem Fall wäre das Datum 740/41).
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 251; DOSeals 1 (wie oben bei Nr. 11) Nr. 77.7; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 233b
Lihačev, Датированные (wie oben bei Nr. 25) 195, Nr. 2, Taf. XII.5 ; ders., Моливдовулы (wie oben bei Nr. 25) 238–239, Taf. LXXV.1; Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) 183 (Tab. 30, Anm. 6); Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 224
Referenzen
Sigillographische Spuren der Hexapolis von Hellespontos 263
Athen, Numism. Museum K1 (A.E. 2331)
Wien, Münzkabinett 40
Privatsammlung Savvas Kofo poulos 1742 (Lesbos) = (Auktion) Gorny & Mosch 212 (05.03.2013), Nr. 3344
n/a (ehemalige Zacos-Sammlung)
Gaziantep 18.5.76
n/a (ehemalige Zacos-Sammlung, erworben aus der Sammlung Diamanti)
Athen, Numism. Museum K35 (Ε.Σ. 13173,129)
38. Thessalonike
39. Asia und Karia
40. Asia und Karia
41. Asia und Karia
42. Chalkedon und Thynia
43. Hellas (στρατηγία)
Aufbewahrungsort
37. Thessalonike
Kaiserliche Kommerkia
738/39
738/39
738/39
7
7
7
7
6
737/38
738/39
6
6
Indiktion
737/38
737/38
Datum
Konstantopoulos, Mολυβδόβουλλα (wie oben bei Nr. 22) Nr. K35; Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 254; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 232; Karagiorgou, Yet another TAKTIKON (wie oben bei Nr. 8) 84–88, Abb. 9 (Hellas_135)
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 253; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 231
J.-Cl. Cheynet / E. ErdoĞan /V. Prigent, Les sceaux byzantins du Musée de Gaziantep, RÉB 78 (2020), 5–69, 17
Spink, Zacos (wie oben Fußnote 10) Nr. 15; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 233a; (Auktion) Hirsch 237 (November 2004), Nr. 1017 = SBS 10 (2010), 169
Montinaro, Commerciaires (wie oben Fußnote 2) 371, Fußnote 45.10; Cheynet, Sceaux Kofopoulos (wie oben bei Nr. 5) Nr. 3.57
A.-K. Wassiliou / W. Seibt, Die byzantinischen Bleisiegel in Österreich. 2. Teil: Zentral- und Provinzialverwaltung, Wien 2004, Nr. 159
Konstantopoulos, Mολυβδόβουλλα (wie oben bei Nr. 22) Nr. K1; Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 252; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 228
Referenzen
264 Olga Karagiorgou
Hermitage M-7973
Paris, IFEB 886
BZS.1955.1.4399
BZS.1958.106.681
Paris, BnF (Zacos) 739
45. Melos, Thera, Anaphe, Ios und Amorgos
46. Thessalonike
47. Thessalonike
48. Kibyrraiotai (στρατηγία)
Aufbewahrungsort
44. Kerassous
Kaiserliche Kommerkia
739/40
738/39
738/39
738/39
738/39
Datum
8
7
7
7
7
Indiktion
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3), Corrigenda et Addenda, 1955 (siehe Nr. 261); J.-Cl. Cheynet, La mise en place des thèmes d’après les sceaux : les stratèges. SBS 10 (2010), 1–14, 9, Nr. 5; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 234a; P. Charalampakis, Towards a new prosopographic corpus of the Kibyrraiotai: sources, methods, benefits, in Karagiorgou/Charalampakis/Malatras, TAKTIKON (wie oben bei Nr. 8) 515–600, 591 (KIB_125)
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 255b; DOSeals 1 (wie oben bei Nr. 11) Nr. 18.29; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 234
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 255a; DOSeals 1 (wie oben bei Nr. 11) Nr. 18.28; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 233
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) 194 (Tab. 34, Anm. 11) und Nr. 242 (Erwähnung); Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 229; Cheynet, Commerciaires (wie oben Fußnote 2) Nr. 16
Lihačev, Датированные (wie oben bei Nr. 25) 199, Nr. 10, Taf. XII.7; ders., Моливдовулы (wie oben bei Nr. 25) 241–242, Taf. LXXV.5; Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) 194 (Tab. 34, Anm. 10) und Nr. 250 (Erwähnung); Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 230
Referenzen
Sigillographische Spuren der Hexapolis von Hellespontos 265
Paris, IFEB 283
BZS.1958.106.693
BnF (Zacos) 1342
Privatsammlung Savvas Kofo poulos 563 (Lesbos)
BZS.1951.31.5.1737
50. Thessalonike
51. Mesembria und Thrake (σὺν τῆς Θρᾴκης)
52. Hellas (διοίκησις)
53. Thrakesioi (στρατηγία)
Aufbewahrungsort
49. Andros (διοίκησις)
Kaiserliche Kommerkia
741/42
741/42 (weniger wahrscheinlich 736/37)
ca. 741
740/41
740/41
Datum
10
10 (weniger wahrscheinlich 5)
n/a
9
9
Indiktion
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 261; DOSeals 3 (wie oben bei Nr. 19) Nr. 2.31; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 237
C. Stavrakos, Die Byzantinischen Bleisiegel der Sammlung Savvas Kophopoulos. Eine Siegelsammlung auf der Insel Lesbos. Turnhout 2010, Nr. I.4 (736/37); Montinaro, Commerciaires (wie oben Fußnote 2) 370, Anm. 45.4 (741/42); Karagiorgou, Yet another TAKTIKON (wie oben bei Nr. 8) 84–88, Abb. 8 (Hellas_265) (736/37); Cheynet, Sceaux Kofopoulos (wie oben bei Nr. 5) 3.106 (741/42)
Cheynet, Commerciaires (wie oben Fußnote 2) Nr. 17
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 256; DOSeals 1 (wie oben bei Nr. 11) Nr. 18.30; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 235
Schlumberger, Sigillographie (wie oben bei Nr. 28) 505, Nr. 13 (mit Zeichnung), der die Legende als „kaiserliche Kommerkia des Westens“ rekonstruierte. Lihačev, Датированные (wie oben bei Nr. 25) 200–201, Nr. 14, der korrekterweise die Legende als „kaiserliche Kommerkia der Dioikesis von Andros“ rekonstruierte; Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) 193 (Tab. 34, Anm. 5); Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 226; Cheynet, Commerciaires (wie oben Fußnote 2) Nr. 15
Referenzen
266 Olga Karagiorgou
Brüssel, Cabinet des Médailles de la Bibliothèque Royale
n/a (ehemalige Zacos-Sammlung)
Athen Numism. Museum K1α (Makrides 260)
BZS.1955.1.4400
n/a (ehemalige Zacos-Sammlung)
n/a (ehemalige Zacos-Sammlung)
BZS.1947.2.109
55. Hexapolis (Kato)
56. Thessalonike
57. Mesembria und Thrake (σὺν τῆς Θρᾴκης)
58. Mesembria und Thrake (σὺν τῆς Θρᾴκης)
59. Mesembria und Thrake (σὺν τῆς Θρᾴκης)
60. Mesembria und Thrake (σὺν τῆς Θρᾴκης)
Aufbewahrungsort
54. Hexapolis (Kato)
Kaiserliche Kommerkia
ca.741–750
ca.741–750
ca.741–750
ca.741–750
741/42 oder 742/43
741/42 (?)
741/42
Datum
n/a
n/a
n/a
n/a
10 oder 11
n/a
10
Indiktion
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 259d; DOSeals 1 (wie oben bei Nr. 11) Nr. 71.17; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 208
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 259c; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 208; Siehe die Anmerkungen zum Datum in DOSeals 1 (wie oben bei Nr. 11) Nr. 71.17
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 259b; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 208; Siehe die Anmerkungen zum Datum in DOSeals 1 (wie oben bei Nr. 11) Nr. 71.17
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 259a; DOSeals 1 (wie oben bei Nr. 11) Nr. 71.18; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 208
Konstantopoulos, Μολυβδόβουλλα (wie oben bei Nr. 22) Nr. K1α; Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 262; N. Oikonomides, A collection of dated Byzantine lead seals. Washington, D. C. 1986, Nr. 34; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 238
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 260b; Spink, Zacos (wie oben Fußnote 10) Nr. 16; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 236
Tourneur, Hexapolis (wie oben Fußnote 9); Zacos/ Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 260a; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 236
Referenzen
Sigillographische Spuren der Hexapolis von Hellespontos 267
Aufbewahrungsort
Hermitage M-7971
Athen, Numism. Museum BE 656/1996 (gefunden auf der Insel Achradies oder Arkadien, Kykladen)
Hierapolis, Museum E 4203
Paris, BnF (Zacos) 735
BZS.1951.31.5.1741
Hermitage M-12456 (gefunden in Sougdaia/Sudak)
Kaiserliche Kommerkia
61. Mesembria und Thrake (σὺν τῆς Θρᾴκης)
62. Hellespontos, Asia und Karia
63. Anatolikoi (στρατηγία)
64. Thrakesioi (στρατηγία)
65. Opsikion (ἐπαρχιῶν)
66. Opsikion (ἐπαρχιῶν)
745/46
745/46
744/45
744/45
742/43
ca.741–750
Datum
14
14
13
13
11
n/a
Indiktion
V. Sandrovskaja, Die Funde der byzantinischen Bleisiegel in Sudak. SBS 3 (1993), 85–98, 89; Malatras, Opsikion (wie oben bei Nr. 65) 488 und 496 (OPS_91)
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 263; DOSeals 3 (wie oben bei Nr. 19) Nr. 39.41; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 239; C. Malatras, At the service of the imperial Opsikion: the corpus of the officials, in Karagiorgou/Charalampakis/ Malatras, TAKTIKON (wie oben bei Nr. 8) 401–512, 488 und 493 (OPS_51)
Cheynet, Stratèges (wie oben bei Nr. 48) 9, Nr. 4
N. Elam, Thematic molybdoboulla from the collections of eleven archaeological museums in Turkey, in Karagiorgou/Charalampakis/Malatras, TAKTIKON (wie oben bei Nr. 8) 716–744, 718, Nr. 1. Siehe auch Malatras, Anatolikoi (wie oben bei Nr. 23) 389 (ANAT_253)
I. Koltsida-Makre, New acquisitions of Byzantine lead seals in the Athens Numismatic Museum collections, SBS 9 (2006), 11–22, 15–16, Nr. 5; Montinaro, Commerciaires (wie oben Fußnote 2) 370, Fußnote 45.1 und 437, Fußnote 225
Lihačev, Датированные (wie oben bei Nr. 25) 196, Nr. 4, Taf. ΧΙ.7. ders., Моливдовулы (wie oben bei Nr. 25) 242, Taf. LXXV.6; Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 259 (Erwähnung); Siehe die Anmerkungen zum Datum in DOSeals 1 (wie oben bei Nr. 11) Nr. 71.17
Referenzen
268 Olga Karagiorgou
n/a
München, Staatl. Münzsammlung 499
n/a (ehemalige Zacos-Sammlung)
BZS.1947.2.107
BZS.1947.2.108
BZS.1947.2.193
BZS.1951.31.5.1793
BZS.1951.31.5.1742
68. Thrakesioi (στρατηγία)
69. Thessalonike
70. Mesembria
71. Mesembria
72. Mesembria
73. Mesembria
74. Thrake
Aufbewahrungsort
67. Opsikion (ἐπαρχιῶν)
Kaiserliche Kommerkia
747/48 (?)
747/48
747/48
747/48
747/48
746/47
745/46
745/46
Datum
1
1
1
1
1
15
14
14
Indiktion
DOSeals 1 (wie oben bei Nr. 11) Nr. 71.16; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 243
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 265a; DOSeals 1 (wie oben bei Nr. 11) Nr. 77.8a; Oikonomides, Dated Seals (wie oben bei Nr. 56) Nr. 36; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 242
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 265d; DOSeals 1 (wie oben bei Nr. 11) Nr. 77.8d; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 242
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 265c; DOSeals 1 (wie oben bei Nr. 11) Nr. 77.8c; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 242
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 265b; DOSeals 1 (wie oben bei Nr. 11) Nr. 77.8b; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 242
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 264; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 241
W. Seibt / M.-L. Zarnitz, Das byzantinische Bleisiegel als Kunstwerk. Wien 1997, 66–67, Nr. 1.3.8; Cheynet, Stratèges (wie oben bei Nr. 48) 8, Nr. 3 (hier wird versehentlich angemerkt, dass das Kreuz auf einem Globus, statt auf einem Querbalken, stünde); Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 240
Malatras, Opsikion (wie oben bei Nr. 65) 488 und 508 (OPS_238)
Referenzen
Sigillographische Spuren der Hexapolis von Hellespontos 269
Genf, Musée d’Art et d’Histoire CdN44665
BnF (Zacos) 744
Istanbul Archäol. Museum, Ist. 27
BZS.1951.31.5.1743
Istanbul Archäol. Museum, Ist. 1784/4
76. Anatolikoi
77. Mesembria
78. Thrake und Hexamilion
79. Thynia
Aufbewahrungsort
75. Anatolikoi
Kaiserliche Kommerkia
755/56
751–775
751–775
748/49
747/48
Datum
9
n/a
n/a
2
1
Indiktion
T. Gökyildirim / S. Öztopbaş / B. Özden Tan, Coins and Seals in Istanbul. 8000 Years Brought to Daylight, Marmaray, Metro, Sultanahmet excavations. Istanbul 2007, 307–327, 315, Nr. SK2, datiert auf 751–775. Aufgrund der deutlich sichtbaren Indiktionszahl (Θ = 9) schlage ich jedoch eine Datierung auf 755/56 vor.
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 270; DOSeals 1 (wie oben bei Nr. 11) Nr. 54.2; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 249
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) 196 (Tab. 34, Anm. 20); J.-Cl. Cheynet / T. Gokyildirim / V. Bulgurlu, Les sceaux byzantins du Musée archéologique d’Istanbul. Istanbul 2012, 75, Nr. 1.55; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 247
Cheynet, Commerciaires (wie oben Fußnote 2) Nr. 11; Malatras, Anatolikoi (wie oben bei Nr. 23) 372, Anm. 128 und 388 (ANAT_240)
M. Campagnolo-Pothitou / J.-Cl. Cheynet, Sceaux de la collection Zacos au musée d’art et d’histoire de Genève, Milan 2016, Nr. 103; Malatras, Anatolikoi (wie oben bei Nr. 23) 372 und 377 (ANAT_82)
Referenzen
270 Olga Karagiorgou
Hermitage, M-7975
Sofia, National Institute of Archaeology with Museum 12
81. Thessalonike
82. Asia
83. Nicaea, Christoupolis (?) Paris, BnF (Zacos) 729 und …
Hermitage, M-7974
Aufbewahrungsort
80. Thessalonike
Kaiserliche Kommerkia
756/57 oder 771/72
755/56 (?) oder 770/71 (?)
755/56
755/56
Datum
10
9 (?)
9
9
Indiktion
Cheynet, Commerciaires (wie oben Fußnote 2) Nr. 18
G. Schlumberger, Sceaux byzantins inédits, RÉG 13 (1900), 467–492, 469, Nr. 149; N. А. Mušmov, Византийски оловни печати от сбирката на Народныя музей. Izvestija na Bălgarskija arheologičeski Institut, 8 (1934–1935), 331–391, 335, Nr. 5, Abb. 190.8; Lihačev, Датированные (wie oben bei Nr. 25) 203; Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) 166 (Tab. 19, Anm. 8) und 196 (Tab. 34, Anm. 17); Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 252; I. Jordanov, Corpus of Byzantine seals from Bulgaria. Bd. 1: Byzantine seals with geographical names. Sofia 2003, Nr. 12.2
Lihačev, Датированные (wie oben bei Nr. 25) 202, Nr. 1, Taf. XI.5; ders., Моливдовулы (wie oben bei Nr. 25) 242–243, Taf. LXXV.8; Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) 186 (Tab. 31, Anm. 3) und 196 (Tab. 34, Anm. 18); Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 251; Siehe die Anmerkungen zum Datum in Oikonomides, Dated Seals (wie oben bei Nr. 56) Nr. 38
Lihačev, Датированные (wie oben bei Nr. 25) 202, Nr. 1, Taf. XI.2; ders., Моливдовулы (wie oben bei Nr. 25) 242–243, Taf. LXXV.7; Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) 186 (Tab. 31, Anm. 3) und 196 (Tab. 34, Anm. 18); Oikonomides, Dated Seals (wie oben bei Nr. 56) Nr. 38; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 251
Referenzen
Sigillographische Spuren der Hexapolis von Hellespontos 271
München, Staatl. Münzsammlung 23
n/a (Auktion) Gorny & Mosch 82 (29.04.1997), Nr. 423
Hermitage, M-7985
85. Anatolikoi
86. Thessalonike
Aufbewahrungsort
84. Anatolikoi
Kaiserliche Kommerkia
773/74
760/61
758/59
Datum
12
14
12
Indiktion
Lihačev, Датированные (wie oben bei Nr. 25) 202–203, Nr. 2, Taf. XI.1; ders., Моливдовулы (wie oben bei Nr. 25) 243–244, Taf. LXXV.9; Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) 186 (Tab. 31, Anm. 4) und 196 (Tab. 34, Anm. 19); Oikonomides, Dated Seals (wie oben bei Nr. 56)
Auktion Gorny, München 82 (29 April 1997), Nr. 423; Seibt, BZ Suppl., 3 (1998), Nr. 1375; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 255. Zu beachten ist, dass das Exemplar in Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) 553, Nr. 212, das sich auf die „Gießener Münzhandlung Dieter Gorny, München. Auktion 82 (29. April 1997), Nr. 423 (vgl. Seibt, BZ Suppl. III, 135, Nr. 1375): Ἰ(νδικτιὼν) ιδˊ (730/731)“ bezieht, identisch mit Brandes’ Nr. 255 ist. Siehe auch Karagiorgou, Yet another TAKTIKON (wie oben bei Nr. 8) 76 und Malatras, Anatolikoi (wie oben bei Nr. 23) 372 und 381 (ANAT_138)
Seibt/Zarnitz, Kunstwerk (wie oben bei Nr. 68) Nr. 1.3.9; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 254. Man beachte, dass das Exemplar in Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) 560, Nr. 257, das sich auf „Münzkatalog des Münzhauses Albrecht & Hoffmann (Sammlung Dr. Meyer-Colonianis IV) Köln 1988, Nr. 1766; SBS III (1993), 179f.: Ἰ(νδικτιὼν) ιβˊ (773/774)“ bezieht, mit unserem hier aufgelisteten Exemplar identisch ist. Siehe auch Karagiorgou, Yet another TAKTIKON (wie oben bei Nr. 8) 76 und Malatras, Anatolikoi (wie oben bei Nr. 23) 372 und 383 (ANAT_167)
Referenzen
272 Olga Karagiorgou
773/74
Paris, BnF (Zacos) 748
München, Staatl. Münzsammlung 618
Athen, Numism. Museum K2 (A.E.2982)
Hermitage, M-7977
BZS.1958.106.665
Sofia, National Institute of Archaeology with Museum 14
87. Thessalonike
88. Anatolikoi
89. Thessalonike
90. Thessalonike
91. Thessalonike
92. Euxeinos Pontos
783/84
778/79
778/79
778/79
776
Datum
Aufbewahrungsort
Kaiserliche Kommerkia
7
2
2
2
14
12
Indiktion
Mušmov, Печати (wie oben bei Nr. 82) 335, Nr. 7, Abb. 190.6; Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) 196 (Tab. 34, Anm. 23); Jordanov, Corpus (wie oben bei Nr. 82) Nr. 28.1; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 261
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 271b; DOSeals 1 (wie oben bei Nr. 11) Nr. 18.31; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 259
Lihačev, Датированные (wie oben bei Nr. 25) 204, Taf. XI.6; ders., Моливдовулы (wie oben bei Nr. 25) 244–245, Taf. LXXV.10; Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) 186 (Tab. 31, Anm. 5) und 196 (Tab. 34, Anm. 21); Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 259
Konstantopoulos, Μολυβδόβουλλα (wie oben bei Nr. 22) Nr. K2; Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 271a; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 259
Seibt/Zarnitz, Kunstwerk (wie oben bei Nr. 68) 1.3.10; Malatras, Anatolikoi (wie oben bei Nr. 23), 372 und 383 (ANAT_168)
Cheynet, Commerciaires (wie oben Fußnote 2) Nr. 19
Nr. 39; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 256
Referenzen
Sigillographische Spuren der Hexapolis von Hellespontos 273
n/a (ehemalige Zacos-Sammlung)
Athen, Numism. Museum K278 (E.Σ.13050)
n/a (ehemalige Zacos-Sammlung)
BZS.1958.106.674
BnF (Zacos) 5247
Privatsammlung Savvas Kofo poulos 2619 (Lesbos) = (Auktion) Leu e-17 (16.08.2021), Nr. 3285
n/a (Auktion) Leu e-15 (28.02.2020), Nr. 2681
n/a (ehemalige Zacos-Sammlung)
Nessebăr, Archäol. Museum 1275 (gefunden in der Nähe von Stit, Bezirk von Svilengrad/ Skoutarion)
94. Thessalonike
95. Thrake
96. Thrake
97. Thrake
98. Thrake
99. Thrake
100. Thrake
101. Thessalonike
Aufbewahrungsort
93. Thessalonike
Kaiserliche Kommerkia
801/02
800/01
787/88
787/88
787/88
787/88
785/86
783/84
783/84
Datum
n/a
9
11
n/a (wahrscheinlich 11)
11
11
9
7
7
Indiktion
Jordanov, Corpus (wie oben bei Nr. 82) Nr. 34.6
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 279; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 268
Cheynet, Sceaux Kofopoulos (wie oben bei Nr. 5) Nr. 3.213 (Erwähnung)
Cheynet, Sceaux Kofopoulos (wie oben bei Nr. 5) Nr. 3.213
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 276b; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 264.
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 276a; DOSeals 1 (wie oben bei Nr. 11) Nr. 71.19; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 264
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 274; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 262
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 273b; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 260
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 273a; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 260
Referenzen
274 Olga Karagiorgou
808/09 und 810/11 808/9 und 810/11
n/a
Privatsammlung Savvas Kofo poulos 1734 (Lesbos)
Privatsammlung Savvas Kofo poulos 1424 (Lesbos)
Privatsammlung Savvas Kofo poulos 2315 (Lesbos)
Debelt, Archäol. Stätte
Privatsammlung (Bulgarien)
Privatsammlung, St. Bilik (Sofia, Bulgarien)
104. Thrake
105. Thrake
106. Thrake
107. Thrake
108. Thrake
109. Thrake
110. Thrake
808/9 und 810/11
808/09
808/09
802/03
802/03
801/02
n/a (ehemalige Zacos-Sammlung)
103. Thrake
801/02
Datum
BZS.1951.31.5.2778
Aufbewahrungsort
102. Thrake
Kaiserliche Kommerkia
n/a
n/a
n/a
2
2
n/a
11
10
10
Indiktion
Jordanov, Corpus (wie oben bei Nr. 82) Nr. 35.13c
Jordanov, Corpus (wie oben bei Nr. 82) Nr. 35.13b
Jordanov, Corpus (wie oben bei Nr. 82) Nr. 35.13a
Cheynet, Sceaux Kofopoulos (wie oben bei Nr. 5) Nr. 3.215b
Cheynet, Sceaux Kofopoulos (wie oben bei Nr. 5) Nr. 3.215a
Cheynet, Sceaux Kofopoulos (wie oben bei Nr. 5) Nr. 3.214
A. Papadopoulos-Kerameus, Αρχαιότητες και επιγραφαί της Θράκης, Ὁ ἐν Κωνσταντινουπόλει Ἑλληνικὸς Φιλολογικὸς Σύλλογος 17, Suppl. 1887, 82, Nr. 12 (fälschlicherweise Nikephoros II. zugeschrieben und auf 967/68 datiert); Lihačev, Датированные (wie oben bei Nr. 25) 201; Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) 189 (Tab. 32, Anm. 2) und 196 (Tab. 34, Anm. 24); Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 271
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 280b; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 270
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 280a; DOSeals 1 (wie oben bei Nr. 11) Nr. 71.20; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 270
Referenzen
Sigillographische Spuren der Hexapolis von Hellespontos 275
n/a (ehemalige Zacos-Sammlung)
n/a (ehemalige Zacos-Sammlung)
n/a (ehemalige Zacos-Sammlung)
(Auktion) Gorny & Mosch 212 (05.03.2013), Nr. 3343
BZS.1958.106.691
Privatsammlung Savvas Kofo poulos 1151 (Lesbos) = (Auktion) Gorny & Mosch 191 (11.10.2010), Nr. 2683
n/a (ehemalige Zacos-Sammlung)
n/a (ehemalige Zacos-Sammlung)
Develt, Archäol. Stätte 205 (aus gegraben in Develt)
112. Thrake
113. Thrake
114. n/a
115. Thrake und Makedonia
116. Thrake
117. Debeltos
118. Debeltos
119. Debeltos
Aufbewahrungsort
111. Thrake
Kaiserliche Kommerkia
4 (?)
4 (?)
4 (?)
Indiktion
832/33
832/33
832/33
831/32
820/21
11
11
11
10 (?)
14
813 (10.9.813– n/a 25.12.813)
810/11
810/11
810/11
Datum
Jordanov, Corpus (wie oben bei Nr. 82) Nr. 22.1
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 285b; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 278
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 285a; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 278
Montinaro, Commerciaires (wie oben Fußnote 2) 370, Fußnote 45.5; Cheynet, Sceaux Kofopoulos (wie oben bei Nr. 5) Nr. 3.216
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 282; DOSeals 1 (wie oben bei Nr. 11) Nr. 43.17; Oikonomides, Dated Seals (wie oben bei Nr. 56) Nr. 44; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 274
Montinaro, Commerciaires (wie oben Fußnote 2) 371, Fußnote 45.11
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 281c; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 272
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 281b; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 272
Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 3) Nr. 281a; Brandes, Finanzverwaltung (wie oben Fußnote 2) Nr. 272
Referenzen
276 Olga Karagiorgou
Johannes Koder
Turkoi in Verbindung mit anderen Ethnonymen in griechischen Quellen vor dem 11. Jh. „Über die Turkoi zu sagen, welchem Volk sie wohl angehören und von wo sie ursprünglich aufbrachen, um in dem Land einzutreffen, das sie jetzt bewohnen, ist nicht ganz leicht, denn die vor uns über sie berichteten, stimmten in ihren Aussagen nicht überein“ – So beginnt die zutreffende Antwort des Theodoros Gazes (ca. 1410–75)1 auf eine Anfrage seines Zeitgenossen Francesco Filelfo (1398–1481),2 warum Gazes stets τύρκος und nicht τοῦρκος schreibe, was Gazes ausführlich begründet, wobei er dann auch die Variante Tyrkioi verwendet und auf die Kurden (Kyrtioi / Kurtoi) zu sprechen kommt. Gazes’ Brief enthält viele Informationen, jedoch mit weitgehend unzutreffenden Quellenangaben.3 In griechischen Quellen wird das Ethnonym Turkoi seit der Spätantike mit anderen Ethnonymen in Verbindung gebracht. In einigen Fällen erfolgt die Gleichsetzung mit anderen Völkern oder die Zuordnung zu einer Gruppe von Völkern; etwa die Hälfte dieser Ethnonyme war im griechischen Kulturraum bereits vor dem 6. Jh. n. Chr. bekannt. Die größere Zahl an erwähnten Ethnonymen betrifft darüber hinaus Völker, zu denen eine Beziehung der Turkoi bestand oder angenommen wurde. Hieraus ergibt sich der vorliegende Überblick, der bis in das frühe 11. Jh. reicht, also die vorseldschukische Zeit behandelt.4 Quellen ab dem 11. Jh. werden in Auswahl berücksichtigt. Die Literatur zum Thema ist reichhaltig, weshalb eine Auswahl getroffen wurde.5
1 Περὶ Τούρκων, τίνος ποτ’ ἂν εἶεν ἔθνους, καὶ ὅθεν τὴν ἀρχὴν ὁρμηθέντες κατέλαβον, ἣν νῦν χώραν οἰκοῦσιν, οὐ πάνυ τι ῥᾴδιον φάναι, διὰ τὸ τοὺς πρὸ ἡμῶν εἰπόντας περὶ αὐτῶν μὴ τὰ αὐτὰ λέγειν ἀλλήλοις, Ep. 25.2–5 (Leone). 2 Ep. 94.12–18 (Legrand). 3 Er beruft sich auf Aristobulos, Skylax, Plethon, Strabon und die Suda: Die Informationen über Aristobulos entnimmt er Strabon. Die Zitate aus Skylax stammen von Strabon und (infolge einer Verwechslung) von Johannes Skylitzes, diejenigen aus Plethon von Strabon und möglicherweise von Stephanos Byzantios. Strabon’s Geographie und die Suda dürfte Gazes tatsächlich verwendet haben. – Zu Details dieses Briefes ist eine Untersuchung an anderer Stelle vorgesehen. 4 Die Texterfassung der griechischen Quellen beruht in diesem Beitrag weitgehend auf dem TLG: M. C. Pantelia (Hg.), Thesaurus Linguae Graecae® Digital Library, http: / / www.tlg.uci.edu (Die Zeilenzählung folgt diesfalls dem Zeilenfall des TLG). 5 Basisbibliographie: A. Avenarius (U. Nováková, Übers.), Die Awaren in Europa. Amsterdam / Bratislava 1974; C. Cahen (J. Jones-Williams, Übers.), Pre-Ottoman Turkey. A general survey of the material and spiritual culture and history c. 1071–1530. London 1968; Cl. Cahen, The Formation of Turkey. The Seljukid Sultanate of Rum: 11th to 14th century. Harlow 2001; Fl. Curta, Southeastern Europe in the Middle Ages, 500–1250. Cambridge 2006; F. Daim / H. Meller / W. Pohl (Hgg.), Von den Hunnen zu den Türken – Reiterkrieger in Europa und Zentralasien / From the Huns to the Turks – Mounted Warriors in Europe and Central Asia. Tagungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle, 23. Halle 2021; P. B. Golden, Nomads and their Neighbours in the Russian Steppe: Turks, Khazars https://doi.org/10.1515/9783111070315-018
278
Johannes Koder
Ab dem 6. Jh. wird das Ethnonym in griechischen Quellen regelmäßig genannt, zunächst in erster Linie bei Menander Protektor6 (6. Jh.) und bei Theophylaktos Simokates7 (1. Hälfte des 7. Jh.), der Menander Protektors Werk fortsetzt und unter anderen auf Johannes von Epiphaneia (6. Jh.) beruht. Unter späteren Autoren sind hervorzuheben: Theophanes Homologetes, der Patriarch Photios und Kaiser Konstantinos VII. Porphyrogennetos (vor allem De legationibus8 und De administrando Imperio9), da sie Werke vorangehender Jahrhunderte übernehmen oder zitieren, die nur durch diese
and Quipchaqs. Aldershot 2003; H.-W. Haussig, Theophylakts Exkurs über die skythischen Völker. Byz 23 (1953) 275–462; G. Moravcsik, Byzantinoturcica, I. Die byzantinischen Quellen der Geschichte der Türkvölker, II. Sprachreste der Türkvölker in den byzantinischen Quellen. BBA, 10–11. 2. Aufl. Berlin 1958; V. Spinei, The Romanians and the Turkic Nomads North of the Danube Delta from the Tenth to the Mid-Thirteenth century. Leiden / Boston 2009; Y. Stouraitis, Migrating in the Medieval East Roman World, ca. 600–1204, in J. Preiser-Kapeller / L. Reinfandt / Y. Stouraitis (Hgg.), Migration History of the Afro-Eurasian Transition Zone, c. 300–1500: An Introduction. Aspects of mobility between Africa, Asia and Europe, 300–1500 C. E. Leiden 2020, 141–165; S. Szádeczky-Kardoss unter Mitarbeit von T. Olajos, Avarica. Opuscula Byzantina VIII. Avarica. Über die Awarengeschichte und ihre Quellen. Acta Universitatis de Attila József Nominatae / Acta Antiqua et Archaeologica, 24. Szeged 1986; M. M. Vučetić, Zusammenkünfte byzantinischer Kaiser mit fremden Herrschern (395–1204). Vorbereitung, Gestaltung, Funktionen. Byzantinistische Studien und Texte, 8/1–2. Münster 2022; D. Ziemann, Vom Wandervolk zur Großmacht. Die Entstehung Bulgariens im frühen Mittelalter (7.–9. Jahrhundert). Kölner historische Abhandlungen, 43. Köln 2007. – Bemerkenswert ist ein früher Reisebericht: E. (v.) Eichwald, Reise auf dem Caspischen Meere und in den Kaukasus, 2. Alte Geographie des Kaspischen Meeres, des Kaukasus und des südlichen Rußlands, nach griechischen, römischen und anderen Quellen. Berlin 1838. In breiterem Zusammenhang werden hier, sowohl in dem eigentlichen Reisebericht, als vor allem auch im Abschnitt über „Die Byzantinischen Schriftsteller“ (489–592) die hier behandelten Texte genannt. 6 Zu Menander Protektor siehe R. Blockley, The History of Menander the Guardsman. Liverpool 1985; D. Brodka, Zum Geschichtsverständnis des Menander Protektor. Electrum 13 (2007) 95–103; W. Treadgold, The early Byzantine Historians. Basingstoke 2007. 7 Zu Theophylaktos Simokates siehe Haussig, Theophylakt (wie oben Fußnote 5), P. Schreiner, Theophylaktos Simokates. Geschichte. Bibliothek der griechischen Literatur, 20, Abt. Byzantinistik. Stuttgart 1985 (zum Skythenexkurs 186–189 und 340–347), M. Whitby, The Emperor Maurice and his Historian: Theophylact Simocatta on Persian and Balkan Warfare. Oxford 1988, Treadgold, Historians (wie oben Fußnote 6) 329–340, und M. Wołoszyn, Slawen von der Ostsee beim byzantinischen Kaiser Maurikios um 595? Zur Glaubwürdigkeit der Überlieferung bei Theophylaktos Simokates, Historiae VI.2, in F. Biermann / Th. Kersting / A. Klammt (Hgg.), Die frühen Slawen – von der Expansion zu gentes und nationes, 1. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas, 81/1. Langenweissbach 2016, 61–73. 8 So enthält Konst. Porph., De leg. 203–208 (de Boor) den Gesandtschaftsbericht „aus dem achten logos des Menander“, Men. Prot. I 14.tit. (de Boor). 9 Hervorzuheben sind die Kapitel 8, 13, 37–40 und 42 in DAI (Moravcsik); zu DAI siehe jeweils die Erläuterungen in F. Dvornik / R. J. H. Jenkins / B. Lewis / Gy. Moravcsik / D. Obolensky / S. Runciman, Constantine Porphyrogenitus, De Administrando Imperio, II (DAI), Commentary. London 1962. – Die Kapitel 9, 26, 27, 31, 37, 40, 42 und 53 in DAI enthalten Entfernungsangaben, die an anderer Stelle behandelt werden sollen.
Turkoi in Verbindung mit anderen Ethnonymen in griechischen Quellen
279
späteren erhalten oder bekannt sind: Ktesias von Knidos (spätes 5. / frühes 4. Jh. v. Chr.),10 Theophanes Byzantios (spätes 6. Jh.),11 Johannes von Epiphaneia (spätes 6. / frühes 7. Jh.)12 und Theophylaktos Simokates. Der Turkoi entsprechende lateinische Terminus Turci begegnet in westlichen Quellen seit dem späten 9. Jh., die Variante Turchi wahrscheinlich seit dem 12. Jh. (in den Carmina Burana).13 Turci ist dank Anastasius Bibliothecarius bemerkenswert früh nachweisbar; er übersetzte in den Jahren 873 bis 875 die Chronik des Theophanes, nachdem er bei einem Aufenthalt in Konstantinopel 869/870 eine Handschrift der Chronik erwerben konnte.14 In den folgenden zwölf Teilen wird – soweit dies in sinnvoller Weise möglich ist – eine den Quellen entsprechende Abfolge eingehalten.
1 Persai Unsicher ist die zeitliche Einordnung der lapidaren Feststellung „Perses, der Turkos“ in den Ailios Herodianos (1. Hälfte des 3. Jh.) zugeschriebenen, allerdings in späterer Zeit ergänzten Partitiones (Ἐπιμερισμοί).15 Weitere Gleichsetzungen von Türken und Persern sind in vorseldschukischer Zeit nicht belegt.16
10 J. Wiesehöfer / R. Rollinger / G. B. Lanfranchi (Hgg.), Ktesias’ Welt – Ctesias’ World. Wiesbaden 2011. 11 Treadgold, Historians (wie oben Fußnote 6) 290–293. 12 Treadgold, Historians (wie oben Fußnote 6) 308–310, D. Brodka, Johannes von Epiphaneia – Klassizismus und literarische Tradition in der spätantiken Geschichtsschreibung. Classica Cracoviensia 16 (2013) 19–28. 13 Siehe B. Janssens, LLTO – Library of Latin Texts online, Brepols. http: / / clt.brepolis.net.uaccess. univie.ac.at / llta / pages / Search.aspx, jeweils s. v. 14 Die Handschrift ist verschollen, doch siehe den apparatus criticus bei C. de Boor (Ed.), Chronographia Tripertita, Theophanis chronographiam, Theophanis vitas, Anastasii Bibliothecarii historiam tripertitam, dissertationem de codicibus operis Theophanei, Indices continens. Leipzig 1885, Bd. 1, mit Ergänzungen dank der lediglich aus der Vorlage des Anastasius in lateinischer Sprache ermittelten Textpassagen (Bd. 2, 77–340 enthält die Übersetzung des Anastasius). 15 … Πέρσης, ὁ Τοῦρκος, hier zitiert nach J. F. Boissonade (Ed.), Herodiani partitiones. London 1819, 106.4f. Siehe E. Dickey, A Catalogue of works attributed to the grammarian Herodian. Classical Philology 109 (2014) 325–345, hier 329, no 7; weiters Moravcsik, Byzantinoturcica (wie oben Fußnote 5) I Reg. 3. 16 Die Belege für Kontakte zwischen Persern und Türken sind seit dem 6. Jh. zahlreich: bei Menander Protektor, in den Anon. Tact., bei Theophylaktos Simokattes, Theophanes, Georg. Mon. und in der Suda; siehe Moravcsik, Byzantinoturcica (wie oben Fußnote 5) I Reg. 1, jeweils s. v.
280
Johannes Koder
2 Sakai – Abdelai, Choliatai, Ephthalitai, Sogdaïtai Ab dem 6. Jh. datiert die erste Gleichsetzung des Türkennamens zur Zeit Justins II. (565–578). In des Kaisers viertem Regierungsjahr, so Menander Protektor, kam eine Gesandtschaft der „Sakai, die Turkoi genannt werden“, zu Friedensverhandlungen nach Konstantinopel, worauf der Kaiser im Gegenzug den strategos der Städte des Ostens Zemarchos in zahlreicher Begleitung zu ihnen in die „Gegenden der Sogdaïtai“ entsandte.17 Über die Sogdaïten berichtet Menander, sie seien früher Untertanen der Ephthaliten gewesen, jetzt aber der Türken;18 sie waren als Produzenten von Seide bekannt, die sie den Medern (gegen den Willen des Königs der Perser) verkauften.19 Theophylaktos Simokates setzt die Ephthalitai den Abdelai gleich.20 Die Türken, berichtet Menander weiter, die die Sprache der Skythen verwendeten,21 boten der Gesandtschaft zunächst „Eisen zum Verkauf“ an,22 um zu zeigen, dass es entgegen anderen Informationen bei ihnen „eisenhaltige Lagerstätten“ gebe. Anschließend begaben sie sich mit der Gesandtschaft an einen Ort namens „Ektag, wie wenn ein Grieche ‚Goldener Berg‘ sagte“, wo ihr chaganos namens Siz-
17 Men. Prot. I 7.1f. und I 8.1f. (de Boor [Konst. Porph., De leg. 192, de Boor]); siehe Haussig, Theophylakt (wie oben Fußnote 5), E. Yarshater / E. Daniel et al., Encyclopaedia Iranica, London / Boston 1982–, online New York 1996–, https://iranicaonline.org/articles/encyclopaedia-iranica s. v. IndoScythian Dynasty. 18 Men. Prot. I 7f. (de Boor [Konst. Porph., De leg. 192–194, und ebd. 79, de Boor]), und Photios, Bibl. (Henry), Codex 65 (Theophyl. Sim.). Siehe F. Dölger / A. E. Müller, Regesten der Kaiserurkunden des oströmischen Reiches von 565–1453, 1.1. Regesten 565–867, 2. Auflage unter Mitarbeit von J. Preiser-Kapeller und A. E. Riehle. München 2009, Nr. 13; M. Dobrovits, The Altaic world through Byzantine eyes: Some remarks on the historical circumstances of Zemarchus’ journey to the Turks (AD 569–570). Acta Orientalia 64 (2011) 373–409; W. Pohl, Awaren: ein Steppenvolk im Mitteleuropa, 567–822 n. Chr. München 2002, 28, 33f., 41–43; H. Cancik / H. Schneider (Hgg.), Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike, 1–16, Stuttgart 1996–2010, 11.671 s. v., V. P. J. Bearman / Th. Bianquis / C. E. Bosworth et al. (Hgg.), The Encyclopaedia of Islam. 2nd ed. Leiden 1960–2005. https: / / referenceworks-brillonline-com.uaccess.univie.ac.at / browse / encyclopaedia-of-islam-2, 9.806f. s. v. Ṣughd. 19 Men. Prot. II 7.4f. et passim (de Boor [Konst., De leg. 450–454, de Boor]) und Men. Prot. I 8.41f. (de Boor [Konst. Porph., De leg. 193f., de Boor]). 20 Theophyl. Sim. 7.7.8 (de Boor; Schreiner, Simokates [wie oben Fußnote 7] 186 und 341), gefolgt von Nikeph. Kall. Xanthop. PG 147.18.30. Zu den Ephthalitai (und Abdelai) siehe R. Grousset, L’empire des Steppes. Attila, Gengis-khan, Tamerlan. Paris 1939, 110–115, Haussig, Theophylakt (wie oben Fußnote 5) Reg. s. v. Hephthaliten, weiters Ziemann, Wandervolk (wie oben Fußnote 5), Pohl, Awaren (wie oben Fußnote 18) 27–30, H. Khorikyan, On the Location of the Hephthalites. Journal of Oriental Studies 14 (2018) 472–486. 21 Vielleicht als Zweitsprache, in der sie „flüsterten“ (… τῇ Σκυθικῇ ὑπεψιθύριζον …), um von den Gesandten nicht verstanden zu werden. 22 … ὤνιον σφίσι προΐσχοντο σίδηρον, οἶμαι τῷ ποιήσασθαι ἔνδειξίν τινα, ὡς μέταλλα αὐτοῖς ὑπάρχει σιδήρου, Men. Prot. I 8.3,7 (de Boor [Konst. Porph., De leg. 192, de Boor]); vgl. hierzu auch Suda, epsilon 3658 (Adler) und Ps.-Zon. 918 (Tittmann).
Turkoi in Verbindung mit anderen Ethnonymen in griechischen Quellen
281
abulos (Istāmi) residierte.23 Der empfing sie in seinem Zelt, auf einem zweirädrigen goldenen Thronwagen (ἐπὶ διτρόχου καθέδρας χρυσῆς) sitzend, nahm ihre Geschenke entgegen, verhandelte mit ihnen und bewirtete sie üppig. Bei dieser Gelegenheit beschreibt Menander zahlreiche aus Gold und Silber angefertigte Objekte: die Liege des Sizabulos, Geschirr und Einrichtungsgegenstände. Später brach der chaganos mit einem Teil der Gesandtschaft zum Kampf gegen die Perser auf (μαχησομένῳ Πέρσαις). Die Mehrzahl der Byzantiner trat den Rückweg an und machte im Gebiet der Choliatai24 halt, um dort diejenigen Mitglieder der Gesandtschaft zu erwarten, die den chaganos begleiteten. Die Teilnehmer des Unternehmens stießen an einem Ort namens Talas25 auf Gesandte der Perser, mit denen sie erbitterte Streitgespräche führten. Die byzantinische Gesandtschaft kehrte anschließend nach Byzanz zurück. Weitere Erwähnungen der Sakai in griechischen Quellen beginnen mit zahlreichen Belegen bereits bei Herodot und reichen bis in das 15. Jh.,26 enthalten jedoch keine für diesen Zusammenhang bedeutsamen Informationen, ausgenommen Stephanos Byzantios, Ethnika (6. Jh.), der (Sigma 15) mitteilt: „Sakai: ein Volk. So nennt man die Skythen, nach dem Schild (sc. der sakos genannte Schild), da sie ihn erfanden“.
3 Abareis – Alanoi, Kotzageroi, Lazoi, Mukri, Ogor, Tarniach, Taugast, Uar, Chunni, Zabender Die Kirchengeschichte des Euagrios enthält eine frühe Lokalisierung von Awaren, Skythen und Türken. Er teilt mit, „das Skythische Volk, die in Wagen lebenden Awaren“, ließen ursprünglich ihre Herden in den Ebenen jenseits des Kaukasos
23 … ἐν ὄρει τινὶ λεγομένῳ Ἐκτάγ, ὡς ἂν εἴποι χρυσοῦν ὄρος Ἕλλην ἀνήρ, Men. Prot. I 8.21f. (de Boor [Konst. Porph., De leg. 193, de Boor]). Ektag bedeutet eigentlich „Weisser Berg“, was eine Identifizierung mit dem Altai-Gebirge im Nordosten der Mongolei anbietet. Vgl. auch Theophyl. Sim. 7.8.11–13 (de Boor; Schreiner, Simokates [wie oben Fußnote 7] 188 und 345). 24 Men. Prot. I 8.64–69.97f. und II 8.8 (de Boor). – Die Choliatai sind nur bei Menander Protektor und bei Konst. Porph., De leg. 195 und 452 [de Boor], belegt. Sie sind vielleicht mit den Qalač zu identifizieren, siehe B. Danka, The Pre-Islamic Oġuz-nāmä, A philological and linguistic analysis. Szeged 2016, 327. 25 Men. Prot. I 8.68f. (de Boor); Τάλας herzuleiten von tala, „flaches Land, Ebene“? Siehe Danka, Pre-Islamic Oġuz-nāmä (wie oben Fußnote 24) 142 und 347. 26 Für den hier behandelten Zeitraum sind dies folgende weitere Autoren bzw. Quellen: Hesych, Lexicon, Stephanos Byzantios, Ethnika (passim), Chron. paschale 268 (Dindorf), Photios, Bibl. (Henry), Codex 72 (Ktesias von Knidos) 36a und 37a, vgl. Photios, Lexikon (Theodoridis, sigma 496.17: Σάκαι· ἔθνος Σκυθικόν), und Suda. Siehe Cancik / Schneider, DNP (wie Fußnote 18) 10.1235.
282
Johannes Koder
weiden; vor den benachbarten Turkoi seien sie aber von dort geflohen und hätten den Bosporos erreicht.27 Theophylaktos Simokates berichtet über die Völker der Awaren und der nur von ihm erwähnten Mukri, Ogor und Taugast:28 Die Mukri waren im Flussgebiet des Amur (Oxos) und dessen südlichen Nebenflusses Kunduz (Adrapsa?) beheimatet,29 die Ogor nahe dem Fluss Til, „den die Türken Melas nennen“,30 und die Taugast in ihrer gleichnamigen polis „1500 Meilen von den Turkoi … angrenzend an die Inder“.31 Die Namen ihrer ältesten Anführer, so Simokates, seien Uar und Chunni, und einige der Ogor hätten daher deren Namen als Stammesnamen übernommen. Wie auch andere, hätten sie sich Awaren genannt, da diese nach Meinung der Skythen als „überaus geistesgegenwärtiger Stamm (entrechestaton phylon)“ galten;32 doch würden diese „Pseudo-Awaren bis in unsere Zeiten nach altem Brauch“ weiterhin Uar genannt.33 Auch seien damals „die Tarniach und die Kotzageroi (auch diese den Uar und Chunni angehörig) den Türken entflohen und nach Europe gelangt“, wo sie sich dem chaga-
27 Ἔθνος δὲ Σκυθικὸν οἱ Ἄβαροι τῶν ἁμαξοβίων τῶν ὑπὲρ τὸν Καύκασον τὰ ἐπέκεινα πεδία νεμομένων· οἳ τοὺς γειτνιῶντας Τούρκους πασσυδὶ πεφευγότες, ἐπεὶ κακῶς πρὸς αὐτῶν ἐπεπόνθεσαν, ἐπὶ τὸν Βόσπορον ἀφίκοντο, Euagrios, Hist. Eccl. 196 (Bidez / Parmentier). 28 Theophyl. Sim. 7.7.6–7.8.17 (de Boor; Schreiner, Simokates [wie oben Fußnote 7]), vgl. Photios, Bibl. (Henry), Codex 65, 31a und Nikeph. Kall. Xanth. 18.30. Zu den Awaren siehe Vučetić, Zusammenkünfte (wie oben Fußnote 5) Katal. Nr. 13 Komm. (618/23), 13 II (5. Juni 623) 14 Komm. (Sommer 627), G. Th. Kardaras, Το Βυζάντιο και οι Άβαροι (Στ΄–Θ΄ αι.). Πολιτικές, διπλωματικές και πολιτισμικές σχέσεις. Ε. Ι. Ε., Μονογραφίες, 15. Athen 2010, Ziemann, Wandervolk (wie oben Fußnote 5) passim, Pohl, Awaren (wie oben Fußnote 18) mit weiterer Lit., Szádeczky-Kardoss / Olajos, Avarica (wie oben Fußnote 5), bes. Nr. I (Ein Versuch zur Sammlung und chronologischen Anordnung der griechischen Quellen der Awarengeschichte nebst einer Auswahl von anderssprachlichen Quellen) und II (Über etliche Quellen der awarischen Geschichte des 9. Jh.), und Avenarius, Die Awaren (wie oben Fußnote 5), bes. 291f., Exkurs II: Die Datierung der awarisch-byzantinischen Kämpfe an der unteren Donau Ende des 6. Jh., weiters Moravcsik, Byzantinoturcica (wie oben Fußnote 5) I Reg. 3, Haussig, Theophylakt (wie oben Fußnote 5) Reg. s. v. Abar, Awaren und pannonische Awaren, Cancik / Schneider, DNP (wie Fußnote 18) 2.565f., Berman et al., EI2 (wie oben Fußnote 18) 1.777f. s. v. Avares. 29 Vgl. Strabon, Geogr. 11.11.2.1–3: Πόλεις δ’ εἶχον τά τε Βάκτρα ἥνπερ καὶ Ζαριάσπαν καλοῦσιν, ἣν διαρρεῖ ὁμώνυμος ποταμὸς ἐκβάλλων εἰς τὸν Ὦξον, καὶ Ἄδραψα καὶ ἄλλας πλείους. Zur Lokalisierung siehe Ch. P. Atwood, The Rise of the Mongols, Five Chinese Sources. Indianapolis 2021, 48. 30 Der Fluss Tarim in der Taklamakan-Wüste im Westen Chinas (Xinjiang), siehe Grousset, L’empire (wie oben Fußnote 20) 87–93, Haussig, Theophylakt (wie oben Fußnote 5) Reg. s. v. Tarim und Tarimbecken, Berman et al., EI2 (wie oben Fußnote 18) 10.325f. s. v. Tarim. 31 Zu den Taugast siehe Grousset, L’empire (wie oben Fußnote 20) 103–110, und X. Zhang, On the origins of Taugast in Theophylact Simocatta and the later sources. Byz 80 (2010) 485–501. 32 Theophyl. Sim. 7.8.4 (de Boor), siehe Haussig, Theophylakt (wie oben Fußnote 5) Reg. s. v. Mukri. Zu Uarchonitai, Uar, Chunni , Hunnen (Un[n]oi) und Awaren siehe Moravcsik, Byzantinoturcica (wie oben Fußnote 5) I Reg. 3, Haussig, Theophylakt (wie oben Fußnote 5) Reg. s. v. Abar, Awaren, Qunni und War; zu den Ogor (Oguren) Ziemann, Wandervolk (wie oben Fußnote 5) 67–80. 33 Theophyl. Sim. 7.8.5 (de Boor). Siehe Haussig, Theophylakt (wie oben Fußnote 5) Reg. s. v. Pseudo-Awaren und Pohl, Awaren (wie oben Fußnote 18) 31–37.
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nos der Awaren anschlossen. Die dadurch vermehrte Kampfkraft der Awaren habe zehntausend Mann umfasst.34 Theophanes und nach ihm die Chronik von Monembasia berichten, dass Mitte des 6. Jh. eine awarische Gesandtschaft in Konstantinopel wegen ihrer langen, hinten mit Bändern verflochtenen Haare und ihrer Bekleidung, „die der der übrigen Hunnen glich“, großes Aufsehen erregt hätte.35 Menander Protektor,36 der bereits über die Gesandtschaft des Jahres 569/570 berichtet hatte, teilt zum Volk der Uarchonitai37 Folgendes mit: Im zweiten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberios I. Konstantinos (578–582) habe sich erneut eine Gesandtschaft zu den Türken begeben; sie wurde von Ualentinos, einem kaiserlichen spatharios geleitet. Auf dessen Begrüßungsrede, die auch auf die vorangehende Gesandtschaft Justins II. Bezug nahm, antwortet der türkische Anführer Turxanthos (Türk-šad) mit einer langen Invektive,38 in der er den Byzantinern (numerisch!) mehr als Doppelzüngigkeit vorwirft: „Seid Ihr nicht diejenigen Romäer, die zehn Zungen, aber eine Täuschung vorbringen?“39 Als konkretes Beispiel führt er die Uarchonitai an („... damit meinte er aber die Awaren“, so Menander), von denen Turxanthos behaup-
34 Theophyl. Sim. 7.8.16f. (de Boor); die den Uar und den Chunni zuzuordnenden Zabender, Tarniach und Kotzageroi sind nur an dieser Stelle belegt, siehe Haussig, Theophylakt (wie oben Fußnote 5) Reg. s. v. War, Moravcsik, Byzantinoturcica (wie oben Fußnote 5) I Reg. 3, Schreiner, Simokates (wie oben Fußnote 7) 188, 344, Pohl, Awaren (wie oben Fußnote 18) 80f., 222, und Ziemann, Wandervolk (wie oben Fußnote 5) 95–114 s. v. Kutriguren). Nikeph. Kall. Xanth. 43–58, 107–111 (18.30) paraphrasierte im 14. Jh. diesen Bericht des Simokates über die Uar und Chunni in verkürzter Form. 35 … καὶ πᾶσα ἡ πόλις συνέτρεχεν εἰς τὴν θέαν αὐτῶν, ὡς μηδέποτε ἑωρακότες τοιοῦτον ἔθνος. εἶχον γὰρ τὰς κόμας ὄπισθεν μακρὰς πάνυ, δεδεμένας πρανδίοις καὶ πεπλεγμένας, ἡ δὲ λοιπὴ φορεσία αὐτῶν ὁμοία τῶν λοιπῶν Οὔννων, Theophanes 232 (de Boor, AM 6050); Chronik von Monembasia, Iviron (Die spätere Version berichtet verkürzend und bezeichnet die Awaren als „hunnisches und bulgarisches Volk“). Zur Gleichsetzung von Hunnen, Chazaren und Kök-Türken siehe Vučetić, Zusammenkünfte (wie oben Fußnote 5) Katal. Nr. 5 und 6 (528), 13 (618/23), 14 (Sommer 627); zu Bulgaren und Hunnen P. Sophoulis, Bulgar paradox: A horse-powered (?) elite in the Balkans, in Daim / Meller / Pohl (Hgg.), Von den Hunnen zu den Türken, 239–245, Ziemann, Wandervolk (wie oben Fußnote 5) 31–39, 50–56, 142–160 et passim, Pohl, Awaren (wie oben Fußnote 18) 99f., Moravcsik, Byzantinoturcica (wie oben Fußnote 5) I Reg. 3, Cancik / Schneider, DNP (wie Fußnote 18) 5.759–761, Berman et al., EI2 (wie oben Fußnote 18) 3.312f. s. v. Hayâțila. 36 Men. Prot. I 14 (Πρεσβεία ἐκ τοῦ ὀγδόου λόγου Μενάνδρου [de Boor], bei Konst. Porph., De leg. 203–208 [de Boor]). Siehe Dölger / Müller, Regesten (wie oben Fußnote 18) Nr. 41: 575 Dez. 7/576 Dez. 7. 37 Die Uarchonitai sind den Uar und Chunni gleichzusetzen. Möglicherweise liegt ein Hörfehler Menanders vor, da Ualentinos die zitierte Rede des Turxanthos (in Übersetzung?) hörte und ausserdem vermutlich erst nachträglich aus dem Gedächtnis verschriftlichen konnte. Siehe Pohl, Awaren (wie oben Fußnote 18) 27–37, 80f., 221–223 et passim. 38 Men. Prot. I 14.48–85 (de Boor). 39 … δέκα μὲν γλώτταις, μιᾷ δὲ χρώμενοι ἀπάτῃ· καὶ ἅμα λέγων ἐπέβυσε τοῖς δέκα δακτύλοις τὸ στόμα τὸ ἑαυτοῦ. εἶτα ἔλεξεν αὖθις· ὥσπερ νῦν ἐπὶ τῷ κατ’ ἐμὲ στόματι δάκτυλοί εἰσι δέκα, ὡσαύτως δὲ καὶ ὑμεῖς οἱ Ῥωμαῖοι πλείοσι κέχρησθε γλώσσαις, Men. Prot. I 14.48–53 (de Boor).
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tet, sie seien Sklaven (andrapoda, duloi) bzw. Untertanen (katekooi) der Türken und diesen in das Gebiet der Romäer entflohen. Er schließt mit der bildhaften Übertreibung: „... mir ist die ganze Erde untertan, von den ersten Strahlen der Sonne bis zu ihrem Untergang im äussersten Westen“, gefolgt von der Warnung, dass „viel tapferere Völker als die Romäer, nämlich die Alanoi und die Onoguroi, an der Unbesiegbarkeit der Turkoi gescheitert“ seien.40 Die Onoguren (Uniguren) werden öfters im Zusammenhang mit den Awaren, Hunnen und Lazen genannt; ihr Namen ist wahrscheinlich von der in der Kolchis gelegenen Festungsstadt Onoguris herzuleiten, „die jetzt Hagios Stephanos heisst“.41
4 Skythai – Alanoi, Chazaroi, Kermichionai, Massagetai, Patzinakitai, Ros Unter den bereits genannten Skythen, einem Ethnonym, das oft als Sammelbegriff von Völkern oder Stämmen dient,42 zählt Theophylaktos Simokates die Turkoi zum „östlichen Skythentum“.43 Ähnlich spricht später Georgios von Pelagonia über „dieses Skythische Volk, die (sic) jetzt ‚Türken‘ genannt werden“, und die er „in den Taurischen und Kaukasischen Bergen“ lokalisiert.44
40 Men. Prot. I 14.79–85 (de Boor). 41 Ὀνόγουριν … νῦν δὲ οὐχ οὕτω παρὰ τοῖς πολλοῖς ὀνομάζεται, ἀλλ’ ἐπειδὴ Στεφάνου τοῦ θεσπεσίου ἱερὸν ἐνταῦθα ἵδρυται, Agathias 89 et passim, Priskos, Fragm. 30 (Bornmann [Konst. Porph., De leg. 586.7–16, de Boor]), Notitiae episc. 3.615 (Darrouzès, 8–9. Jh.). Siehe S. Szádeczky-Kardoss, Onoguroi, in G. Wissowa / W. Kroll / K. Mittelhaus (Hgg.), Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. 68 Halb-, 15 Supplementbände. Stuttgart 1893–1978, Suppl. 12, 902–906, Pohl, Awaren (wie oben Fußnote 18) 23–31 et passim; zu den Lazen Vučetić, Zusammenkünfte (wie oben Fußnote 5) Katal. Nr. 3 (522), zu Onoguren und Bulgaren Ziemann, Wandervolk (wie oben Fußnote 5) 67–77, und Vučetić, Zusammenkünfte (wie oben Fußnote 5) Katal. Nr. 13, Komm. (618/23). 42 Zu den Skythen und ihren Verbindungen mit anderen Völkern siehe Grousset, L’empire (wie oben Fußnote 20, 1. Histoire ancienne des steppes: Scythes et Huns, 30–124), Moravcsik, Byzantinoturcica (wie oben Fußnote 5) I Reg. 3, Pohl, Awaren (wie oben Fußnote 18) 21–23, 85, und H. Parzinger, Die Skythen, München 2004, speziell zum Skythenexkurs des Theophylaktos Simokates Haussig, Theophylakt (wie oben Fußnote 5) bes. s. v. Awaren, weiters Cancik / Schneider, DNP (wie Fußnote 18) 11.644–656. 43 … τῶν μὲν πρὸς τὸ Σκυθικὸν τὸ ἑῷον, οὓς Τούρκους λέγειν εἰώθαμεν, zur Unterscheidung von τῶν δ’ ἐν τοῖς Καυκασίοις ἢ Ἀτραπαϊκοῖς διασώζεσθαι ὄρεσιν, Theophyl. Sim. 4.10.1 (de Boor), siehe Haussig, Theophylakt (wie oben Fußnote 5) Reg. s. v. Awaren, Türken und Turk, (Schreiner, Simokates [wie oben Fußnote 7], 127 und 297–299. Atrapaïsche (Theophyl. Sim.: Atropäische) Berge: eher das Zagros-Gebirge als der w. anschließende Kleine Kaukasus. – Zur Unterscheidung der „Türken des Ostens“ von den „Türken des Westens“ siehe unten. 44 … τὸ γὰρ Σκυθικὸν ἔθνος τοῦτο, οἳ νῦν Τοῦρκοι καλοῦνται, τὸ κάκιστα ἀπολούμενον, ἐκ τῶν χηραμῶν ποθεν τῆς γῆς ἀνασχόν, τῶν Ταυρικῶν καὶ Καυκασίων ὀρῶν κακῶς ἐποίει τὴν Ἀσίαν ἐξέρπον,
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Die Zuordnung weiterer Völker oder Stämme zu den Skythen umfasst auch die Petschenegen (Patzinakitai)45 als „andere Skythen“. Zudem werden die Skythen als „Awaren und Türken und übrige, mit ihnen zusammen lebende hunnische Völker“ bezeichnet.46 Über Völker, die den Skythen zuzuordnen seien, nämlich „die Chazaroi, Turkoi, oder auch die Ros, oder ein anderes Volk der nördlichen oder skythischen Völker“, berichtet Konstantinos.47 Passend hierzu behauptet der Patriarch Nikolaos I. Mystikos im frühen 10. Jh. in einem Brief an den Zaren Symeon von Bulgarien, die Byzantiner hätten im Bündnis mit den Turkoi, Alanoi, Patzinakitai, Ros und den anderen Skythischen Stämmen die Bulgaren vernichten können, wenn dies ihre Absicht gewesen wäre.48 Die Alania lag, so Konstantinos, „oberhalb der Kasachischen Berge und des Kaukasos“.49 Einmal, im späten 6. Jh., setzt das Werk des nur durch den Patriarchen Photios bezeugten Theophanes Byzantios einen türkischen Stamm mit den Massagetai gleich:
Georg. Pelagonios 8.28–30 (Polemis), vgl. ebd. 43.1–4: τὸ Σκυθικὸν ἔθνος τοῦτο, τοὺς Τούρκους λέγω, … εἰς Ἰωνίαν ἐπέσκηψε καὶ περὶ τὰ Σώσανδρα ἦν. Zur Lokalisierung von Sosandra sw. von Magnesia am Sipylon siehe E. Mitsiou, Versorgungsmodelle im Nikäischen Kaiserreich, in E. Kislinger / J. Koder / A. Külzer (Hgg.), Handelsgüter und Verkehrswege. Aspekte der Warenversorgung im östlichen Mittelmeerraum. Veröffentlichungen des Instituts für Byzanzforschung, 18. Wien 2010, 235 mit Anm. 132. 45 Zu den Patzinakitai (Petschenegen) siehe unten. 46 … Σκύθαις τουτέστιν Ἀβάροις καὶ Τούρκοις καὶ λοιποῖς ὁμοδιαίτοις αὐτῶν Οὐννικοῖς ἔθνεσιν, Ps.Maurikios 11.2.1 (Mihaescu), ähnlich Leon, Tact. 14.38 (Dennis). Zu Ps.-Maurikios siehe SzádeczkyKardoss / Olajos, Avarica (wie oben Fußnote 5) VIII (Der awarisch-türkische Einfluss auf die byzantinische Kriegskunst um 600, mit Anmerkungen zum Strategikon des Maurikios). 47 … εἴτε Χάζαροι, εἴτε Τοῦρκοι, εἴτε καὶ Ῥῶς, ἢ ἕτερόν τι ἔθνος τῶν βορείων καὶ Σκυθικῶν, Konst. Porph., DAI 13.24–29 (Moravcsik), siehe Dvornik et al., Commentary (wie oben Fußnote 9) 64. Zur Heimat der Ros nahe dem Danapris siehe Konst. Porph., DAI 42.76–78 (Moravcsik) und Dvornik et al., Commentary (wie oben Fußnote 9) 155, Konst. Porph., De them. Europe 1.19–32 und 3.3 (Pertusi), vgl. J. Haldon, The De Thematibus (‘On the themes’) of Constantine VII Porphyrogenitus. Translated with introductory chapters and notes. Translated Texts for Byzantinists, 11. Liverpool 2021, 167 und 182f. Zu den Ros siehe Vučetić, Zusammenkünfte (wie oben Fußnote 5) Katal. Nr. 36 VI (Sommer 931), 42 (Juli 971), Curta, Southeastern Europe (wie oben Fußnote 5) 180–191 und 238–241, O. Pritsak, The Origin of Rus‘. Cambridge MA 1991, Berman et al., EI2 (wie oben Fußnote 18) 8.638–648 s. v. Rūs, M. Bibikov, Byzantino-Rossica and the Case of the Antes, in Kl. Belke / E. Kislinger / A. Külzer / M. A. Stassinopoulou (Hgg.), Byzantina Mediterranea, Festschrift für Johannes Koder zum 65. Geburtstag. Wien 2007, 57–65, und G. Schramm / M. Woloszyn, Rus und Russland, in Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 2. Auflage, 25, 2003, 609–619. 48 … οὔτε Τούρκους οὔτε Ἀλανοὺς οὔτε Πατζηνακίτας οὔτε Ῥῶς οὔτε τὰ ἄλλα Σκυθικὰ γένη, μέχρις ἂν τὸ τῶν Βουλγάρων εἰς τέλος ἐξαπολέσωσι γένος, Nikol. Myst., Ep. 23.66–70, vgl. ebd., 16–21 (Jenkins / Westerink). 49 … ἄνωθεν δὲ τῆς Κασαχίας ὄρη τὰ Καυκάσιά εἰσιν, καὶ τῶν ὀρέων ἄνωθέν ἐστιν ἡ χώρα τῆς Ἀλανίας, Konst. Porph., DAI 42.101f. (Moravcsik), Dvornik et al., Commentary (wie oben Fußnote 9) 136. – Ore ta Kaukasia: das Bergland der Kasachischen Schwelle. Zu den byzantinischen Quellen über die Alanen siehe A. Alemany, Sources on the Alans, a critical compilation. Leiden 2000, 170–243, und Cancik / Schneider, DNP (wie Fußnote 18) 1.431f.
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Er spricht von den „östlich des Tanais (Don) lebenden Turkoi, die einst Massagetai genannt wurden, die die Perser in ihrer Sprache Kermichionai nennen“.50
5 Unnoi – Gepaides Über eine Gruppe auf der Flucht befindlicher Gepiden (Gepaides) berichtet Theophylaktos Simokates, diese seien im Osten, nahe den Persern beheimatete Hunnen (Unnoi, v. l. Unoi), die vielen eher unter dem Namen Turkoi bekannt seien.51 Auch Theophanes setzt die Hunnen den Türken gleich,52 und ähnlich, jedoch unklar formuliert, Georgios Monachos.53 Später spricht die Chronik des Ephraim vom „hunnischen Volk der Türken, das einst aus dem Kaukasos kam“.54 Für Gepiden im Raum um Sirmium gibt es zahlreiche Belege bei Prokop, Agathias, Menander Protektor, Theophylaktos Simokates, Theophanes, Photios, Konstantinos, Symeon Logothetes und in der Suda. Theophanes und Konstantinos55 setzen sie (teilweise) mit den Langobarden und Awaren gleich.
50 … τὰ πρὸς Εὖρον ἄνεμον τοῦ Τανάϊδος Τοῦρκοι νέμονται, οἱ πάλαι Μασσαγέται καλούμενοι, οὓς Πέρσαι οἰκείᾳ γλώσσῃ Κερμιχίωνάς φασι, Photios, Bibl. (Henry), Codex 64 (Theophanes Byzantios, nicht erhalten) 26a. Siehe Moravcsik, Byzantinoturcica (wie oben Fußnote 5) I Reg. 3, Haussig, Theophylakt (wie oben Fußnote 5) Reg. s. v. Kermichion und Massageten. 51 Theophyl. Sim., Hist. 1.8.4–6 (de Boor). Zu den Gepiden siehe Vučetić, Zusammenkünfte (wie oben Fußnote 5) Katal. Nr. 1 (529), Haussig, Theophylakt (wie oben Fußnote 5) Reg. s. v. Gepiden, Hun und Hunnen (Chunoi), Moravcsik, Byzantinoturcica (wie oben Fußnote 5) I Reg. 3, Schreiner, Simokates (wie oben Fußnote 7) 52 und 250, weiters Pohl, Awaren (wie oben Fußnote 18) 229–232 et passim, Cancik / Schneider, DNP (wie Fußnote 18) 4.946f. 52 Theophanes 245 (de Boor, AM 6064, mit Bezug auf die Mitte des 6. Jh.). 53 … Παρευθὺ οὖν ἀνεφάνησαν Οὖννοι πλῆθος ἄπειρον· οἱ δὲ (scil. οἱ Μακεδόνες) ἰδόντες αὐτοὺς μετὰ δακρύων ἐβόων λέγοντες· „Ὁ Θεὸς τοῦ ἁγίου Ἀδριανοῦ, βοήθει ἡμῖν,“ καὶ παρετάσσοντο πρὸς συμβολὴν πολέμου. Οἱ δὲ Τοῦρκοι εἶπον πρὸς αὐτούς· „Δότε ἡμῖν τὴν ὕπαρξιν ὑμῶν πᾶσαν, καὶ ἀπέλθετε ὅπου καὶ βούλεσθε“, Georg. Mon. PG 110.1040f. (= Symeon Logothetes 131.11 [Wahlgren]). Die Anrufung Gottes und des hl. Adrianos, der am 26. August gemeinsam mit der hl. Natalia gefeiert wurde, siehe Dictionnaire d’Histoire et de Géographie Ecclésiastiques 1 (1912), 608–610 s. v. 7. Adrien. Diese Anrede ist auch in der Chronik des Georg. Mon. cont. 8.18 (Bekker) überliefert. 54 … Οὐνικὸν Τούρκων ἔθνος, ὁρμώμενον πρὶν ἐξ ὀρῶν Καυκασίων. Ephraim 3134f. (Lampsides), gleichlautend bei Gazes (Ep. 25.10f., Leone). 55 Theoph. 94 (AM 5931, mit Bezug auf die erste Hälfte des 5. Jh.), Konst. Porph., DAI 25.21f. (Moravcsik): … οἱ μὲν Γήπαιδες, ἐξ ὧν ὕστερον διῃρέθησαν Λογγίβαρδοι καὶ Ἄβαρεις); ab dem 11. Jh. auch in Lexika.
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6 Chazareis / Chazaroi – Kabaroi Die Chazaren (Chazareis oder Chazaroi) werden von Theophanes und später von Georgios Kedrenos als „Turkoi des Ostens … in Lazika“ bezeichnet.56 Konstantinos beschreibt sie als „eines der den Türken benachbarten Völker“.57 Der Herkunft nach Chazaren sind, so Konstantinos, die Kabaroi, die nach internen Auseinandersetzungen der Chazaren den chazarischen Stammesverband verließen und im Land der Petschenegen gemeinsam mit den Türken freundschaftlich siedelten. Die Kabaroi „lehrten“ die Türken die Sprache der Chazaren und „sie haben bis jetzt die gleiche dialektos; sie haben aber auch die andere Sprache (glossa), die der Türken“.58
56 … τοὺς ἐκ δύσεως Οὔννους, οὓς Ἀβάρους καλοῦσιν, … ἐπὶ Λαζικὴν ἐχώρει, Theophanes 315 (de Boor, AM 6117), Georg. Kedr. 1.727 (Bekker). – Zu den Chazaren und ihrer Herkunft siehe Vučetić, Zusammenkünfte (wie oben Fußnote 5) Katal. Nr. 14 (Sommer 627), 22 (695/704), 23 Komm. (704/5), K. A. Brook, The Jews of Khazaria. 2. Aufl. Lanham, Md. 2006, 1–6 und 14–16, W. E. Kaegi, Heraclius – Emperor of Byzantium. Cambridge 2003, 143 mit Anm. 115 (und weiterer Lit.), Golden, Nomads (wie oben Fußnote 5, mit weiterer Lit.), D. Ludwig, Struktur und Gesellschaft des Chazaren-Reiches im Licht der schriftlichen Quellen (Inaugural-Diss.). 2 Teile. Münster 1982. Kaegi und Vučetić ordnen sie den Kök-Türken zu; siehe auch Ziemann, Wandervolk (wie oben Fußnote 5) 142–159, Moravcsik, Byzantinoturcica (wie oben Fußnote 5) I Reg. 3, Haussig, Theophylakt (wie oben Fußnote 5) Reg. s. v. Chazaren, Cancik / Schneider, DNP (wie Fußnote 18) 2.112f., Berman et al., EI2 (wie oben Fußnote 18) 4.1205–14 s. v. Khazar, Lexikon des Mittelalters. 10 Bde. München / Zürich 1980–99, 2.1783–89. 57 Χάζαροι … πλησιαζόντων ἐθνῶν τοῖς Τούρκοις, Konst. Porph., DAI 13.23f. (Moravcsik), Dvornik et al., Commentary (wie oben Fußnote 9) 64; so auch später Dositheos II. Notaras (Patriarch von Jerusalem 1669–1707) VI 249 (Deledemos). 58 … οἱ λεγόμενοι Κάβαροι ἀπὸ τῆς τῶν Χαζάρων γενεᾶς ὑπῆρχον. Καὶ δὴ συμβάν τινα παρὰ αὐτῶν ἀποστασίαν γενέσθαι πρὸς τὴν ἀρχὴν αὐτῶν, καὶ πολέμου ἐμφυλίου καθιστάντος, ἡ πρώτη ἀρχὴ αὐτῶν ὑπερίσχυσεν, καὶ οἱ μὲν ἐξ αὐτῶν ἀπεσφάγησαν, οἱ δὲ ἐξέφυγον, καὶ ἦλθαν καὶ κατεσκήνωσαν μετὰ τῶν Τούρκων εἰς τὴν τῶν Πατζινακιτῶν γῆν, καὶ ἀλλήλοις συνεφιλιώθησαν, καὶ Κάβαροί τινες ὠνομάσθησαν. Ὅθεν καὶ τὴν τῶν Χαζάρων γλῶσσαν αὐτοῖς τοῖς Τούρκοις ἐδίδαξαν, καὶ μέχρι τοῦ νῦν τὴν αὐτὴν διάλεκτον ἔχουσιν· ἔχουσιν δὲ καὶ τὴν τῶν Τούρκων ἑτέραν γλῶσσαν, Konst. Porph., DAI 39.7–10 (Moravcsik), und Dvornik et al., Commentary (wie oben Fußnote 9) 150, vgl. DAI 40.3–7 (Moravcsik).
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7 Patzinakai – Bulgaroi, Dakes, Kangar, Rus, Sklaboi, Skythai, Talmatzioi, Tzur, Turkoi Die Petschenegen werden ab dem 9. Jh. Patzinakoi,59 ab dem 10. Jh. auch Patzinakai60 oder Patzinakitai61 genannt. Wie bereits erwähnt, werden sie, wie die Türken, Alanen und Ros, auch als „andere“ Skythen bezeichnet. Gleich den Bulgaren, Türken und Ros gelten sie als „benachbarte Völker“, gegen die vom domestikos und von in ihren Gebieten Rekrutierten Spionage getrieben werden soll.62 Die Patzinakia, der Siedlungsraum der Petschenegen, der zum Teil auf dem Gebiet der Bulgaria liegt, ist das Flussgebiet von Donau, Dnjepr und Dnjestr, weshalb die Petschenegen leicht zu Schiff erreichbar sind.63 Konstantinos teilt mit, die Patzinakitai hätten einst Kangar geheissen; sie seien im Krieg gegen die Chazaroi besiegt worden und daher gezwungen gewesen, sich im Land der Turkoi anzusiedeln. In dem daraus entstandenen Krieg zwischen Turkoi und Patzinakitai sei das Heer der Türken besiegt worden und letztere hätten auswandern müssen.64 In DAI 37 spezifiziert er, dass nicht alle Patzinakitai Kangar genannt werden, „sondern nur das Volk der drei ,Themen‘ (Satrapien) Iabdierti, Kuartzitzur
59 Georg. Mon., Basiliken, Georg. Mon. cont., Ps.-Symeon, Theoph. cont., Michael Psellos, Kekaumenos, Joh. Skyl., Georg. Kedr., Skylitzes cont., Michael Attal., Joh. Zon. und Anna Komnene. Zu den Petschenegen siehe Vučetić, Zusammenkünfte (wie oben Fußnote 5) Katal. Nr. 42 (Juli 971) 58 (Sommer ? 1046), 59 (Winter 1046/7) 69 Komm. (April 1091) 72 Komm. (Februar 1097), Moravcsik, Byzantinoturcica (wie oben Fußnote 5) I Reg. 3, O. Pritsak, The Pechenegs: A Case of Social and Economic Transformation. Archivum Eurasiae Medii Aevi. Bloomington, IN 1975, weiters Curta, Southeastern Europe (wie oben Fußnote 5) 178–191, Cancik / Schneider, DNP (wie Fußnote 18) 9.683, Berman et al., EI2 (wie oben Fußnote 18) 8.297–299 s. v. Pečenegs. 60 Georgios Mon. cont., Leon Diakonos, Theoph. cont., Kekaumenos, Joh. Skyl., Georg. Kedr., Joh. Zon. und Ephraim. 61 Konst. Porph., DAI und De cerim., Theoph. cont. und Suda delta 20 (Adler). – Am Beginn des 10. Jhs. beklagt Nikolaos Mystikos (Ep. 183.22–25), dass den Patzinakitai, Turkoi und anderen Geschenke gemacht und dafür die Kirchen geplündert werden. 62 … οὐ μόνον δὲ εἰς τοὺς Βουλγάρους ἔξεστι τῷ δομεστίκῳ καὶ τοῖς ἀκρίταις στρατηγοῖς κατασκόπους ἔχειν, ἀλλὰ καὶ εἰς τὰ λοιπὰ γειτονοῦντα ἔθνη, εἴτουν εἰς Πατζινακίαν καὶ εἰς Τουρκίαν καὶ Ῥωσίαν, ἵνα μηδὲν τῶν ἐκείνων βουλευμάτων ἄγνωστον ἡμῖν ᾖ, Anon. Tact. 18 (Περὶ δουκατώρων καὶ κατασκόπων) 24–28 (Dennis). 63 … εἰς τὸ μέρος τῆς Βουλγαρίας καθέζεται λαὸς τῶν Πατζινακιτῶν, ἐπὶ τὸ μέρος τοῦ Δάναπρι καὶ τοῦ Δάναστρι καὶ τῶν ἑτέρων τῶν ἐκεῖσε ὄντων ποταμῶν. Καὶ βασιλικοῦ ἀποστελλομένου ἐντεῦθεν μετὰ χελανδίων, δύναται καὶ χωρὶς τοῦ εἰς Χερσῶνα ἀπελθεῖν ἐνταῦθα συντόμως καὶ ταχέως εὑρίσκειν τοὺς αὐτοὺς Πατζινακίτας, οὓς καὶ εὑρὼν μηνύει διὰ ἀνθρώπου αὐτοῦ ὁ βασιλικός, ἐντὸς τῶν χελανδίων μένων καὶ μεθ’ ἑαυτοῦ τὰ βασιλικὰ ἐπιφερόμενος καὶ φυλάττων ἐν τοῖς χελανδίοις πράγματα, Konst. Porph., DAI 8.3–12 (Moravcsik), Dvornik et al., Commentary (wie oben Fußnote 9) 15; vgl. weiters Anon. Tact., Joh. Skyl. und Georg. Kedr. 64 Konst. Porph., DAI 38.19–26 (Moravcsik), Dvornik et al., Commentary (wie oben Fußnote 9) 146– 148.
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und Chabuxingyla (Gyla?) als tapferste und vornehmste gegenüber den anderen – Dies verdeutlicht ja schon die Anrede kangar“.65 Im 12. Jh. beschreibt Johannes Zonaras die „Skythai, die Patzinakai genannt werden“, als Verbündete der Bulgaren und der in Pannonien wohnenden Türken, im 13. Jh. setzt sie Ps.-Zonaras den Dakern gleich.66 Ausführlich berichtet Konstantinos in DAI 8 über die Petschenegen: Kaiserliche Gesandtschaften kämen mit ihren leichten Schiffen (chelandia) direkt über den Fluss (Dnjepr) zu ihnen, ohne in Cherson anzulegen. Auf den Schiffen fänden auch die Verhandlungen mit den Patzinakitai darüber statt, gegen wen sie kriegerisch aktiv werden sollten, sei es gegen Russen oder Bulgaren oder Türken.67 Denn sie seien militärisch sehr stark, wie die folgende Episode zeige: Anläßlich einer Gesandtschaft zu den Türken habe der Kaiser diese aufgefordert, die Patzinakitai aus ihren derzeitigen Siedlungsplätzen zu vertreiben, damit sie sich nicht so nahe den kaiserlichen Gebieten befänden. Sie aber hätten dies „einstimmig“ (μιᾷ φωνῇ) abgelehnt, denn: „... wir legen uns mit den Patzinakitai nicht an. Wir können gegen sie nicht Krieg führen, denn es ist ein großes Land, und sie sind zahlreich und böse Kinder (kaka paidia); daher richte künftig nicht diese Forderung an uns, denn sie sagt uns nicht zu!“68 Als Siedlungsraum der Chazaren und der Türken bezeichnet Theophanes die Gebiete jenseits der Kaspischen Pforten (Kaspiai Pylai), des Durchbruchs des Amardos (pers. Sefid Rud, „Weisser Fluss“) durch das Elburs-Gebirge zur Südküste des Kaspischen Meeres.69 Später nennt Konstantinos dann Groß-Mähren (die Megale Morabia),
65 Konst. Porph., DAI 37.68–71 (Moravcsik); zu Kangar siehe A. Paroń (Th. Anessi, Übers.), The Pechenegs Nomads in the Political and Cultural Landscape of Medieval Europe. East Central and Eastern Europe in the Middle Ages, 450–1450, 74. Leiden 2021, 85–126, 150–153 und 209f., weiters Moravcsik, Byzantinoturcica (wie oben Fußnote 5) I Reg. 3, und Dvornik et al., Commentary (wie oben Fußnote 9) 145. 66 Joh. Zon. 523f. (Dindorf); Ps.-Zon., Delta 464 (Tittmann). Zu den Bulgaren siehe Vučetić, Zusammenkünfte (wie oben Fußnote 5) Katal. Nr. 13 Komm. (618/23), 23 (704/5), 24 und 25 (763/5), 27 (774– 787/8), 28 (Juli 813), 31 IV (August 913), 34 (Oktober 927), 41 (April 971), 43 (August 971), Sophoulis, Bulgar paradox (wie oben Fußnote 35) und P. Sophoulis, Byzantium and Bulgaria, 775–831. Leiden 2011, Ziemann, Wandervolk (wie oben Fußnote 5), Curta, Southeastern Europe (wie oben Fußnote 5), Moravcsik, Byzantinoturcica (wie oben Fußnote 5) I Reg. 3, H. Schönebaum, Die Kenntnis der byzantinischen Geschichtsschreiber von der ältesten Geschichte der Ungarn vor der Landnahme. Berlin / Leipzig 1922, Cancik / Schneider, DNP (wie Fußnote 18) 2.539–541, Berman et al., EI2 (wie oben Fußnote 18) 1.1342–1444 s. v. Bulgarie, LMA (wie oben Fußnote 56) 2.914–928. 67 Konst. Porph., DAI 8.7–22 (Moravcsik), Dvornik et al., Commentary (wie oben Fußnote 9) 15. 68 „Ἡμεῖς μετὰ τοὺς Πατζινακίτας ἑαυτοὺς οὐ βάλλομεν· οὐ γὰρ δυνάμεθα πολεμεῖν πρὸς αὐτούς, ὅτι καὶ χώρα μεγάλη καὶ λαὸς πολὺς καὶ κακὰ παιδία εἰσί· καὶ τοῦ λοιποῦ τὸν λόγον τοῦτον πρὸς ἡμᾶς μὴ εἰπῇς· οὐ γὰρ ἀγαπῶμεν αὐτόν“, Konst. Porph., DAI 8.29–33 (Moravcsik), Dvornik et al., Commentary (wie oben Fußnote 9) 16. Zu den „bösen Kindern“ (kaka paidia) vgl. LXX Is. 7.16 (ed. Rahlfs) und patristische Belege. 69 Theoph. 315f. (AM 6117, mit Bezug auf den Beginn des 7. Jh.), ebd. 409 (AM 6223), ebd. 433 (AM 6255): ebd. 435 (AM 6256), siehe Ludwig, Struktur (wie oben Fußnote 56) 24–58.
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sowohl jenseits als auch diesseits der Donau, zwischen dieser und der Save, als (weiteres) Siedlungsgebiet der Türken, von wo sie die bisherigen Bewohner vertrieben hätten und „wo sie nun bis heute wohnen“.70 Laut ihm liegt die Patzinakia „im Gebiet Bulgariens … sowie des Danapris (Dnjepr), Danastris (Dnjestr) und der anderen dort befindlichen Flüsse“, sie reiche bis nach Sarkel (chazar. Šarkel), was er mit Leukon oikema („Weisse Behausung“) übersetzt. Sarkel sei eine Festung der Chazaren, die der Kaiser Theophilos auf Ersuchen des chaganos und der pech von Chazaria für sie erbaut habe.71 Nach dem Frühling zögen die Patzinakitai in das Gebiet jenseits des Danapris und verbrächten dort den Sommer.72 Über die Aufteilung des Siedlungsgebietes der Petschenegen berichtet Konstantinos, diese bestünden aus vier Stämmen, die über die acht „Themen“ Ertem, Tzur, Gyla, Kulpee, Charaboe, Talmat, Chopon und Tzopon verteilt wohnten.73 Für Gyla, Charaboe und Talmat gibt es in der darauf folgenden Liste der Stammesgruppen weitere Belege.74 Die Tzur werden auch bei Prokop erwähnt.75 Diese Themen waren in insgesamt vierzig Teilgebiete (mere) untergliedert: Vier Stammesgruppen (geneai), die Kuartzitzur (Tzur?), Syrukalpee, Borotalmat und Bulatzopon lebten jenseits des Danapris; sie blickten nach Osten und Norden hin, in Richtung Uzia, Chazaria, Alania, Cherson und der übrigen klimata. Die anderen vier Stammesgruppen wohnten diesseits des Danapris, in Richtung Westen und Norden: Giazichopon nahe der Bulgaria, Kato Gyla nahe der Turkia, Charaboe nahe der Rosia und Iabdiertim nahe den tributpflichtigen Gebieten der Rosia, also nahe den Ultinoi, Derbleninoi, Lenzeninoi und den übrigen Sklaboi.76 Von den hier genannten Namen der Stammesgruppen und tributpflichtigen Gebiete sind die Gyla77 und die Chara-
70 Οἱ οὖν Τοῦρκοι τραπέντες καὶ πρὸς κατοίκησιν γῆν ἐπιζητοῦντες, ἐλθόντες ἀπεδίωξαν οὗτοι τοὺς τὴν μεγάλην Μοραβίαν οἰκοῦντας, καὶ εἰς τὴν γῆν αὐτῶν κατεσκήνωσαν, εἰς ἣν νῦν οἱ Τοῦρκοι μέχρι τῆς σήμερον κατοικοῦσιν, Konst. Porph., DAI 38.57–60 (Moravcsik), Dvornik et al., Commentary (wie oben Fußnote 9) 149; siehe auch DAI 42.18–20 (Moravcsik), Dvornik et al., Commentary (wie oben Fußnote 9) 153. 71 Konst. Porph., DAI 8.5–7, 42.20–29 (Moravcsik), vgl. Theoph. cont. 122f. und 124 (Featherstone / Signes Codoñer). Siehe M. Erdal, The Khazar Language, in P. B. Golden (Hg.): The World of the Khazars. New Perspectives. Leiden / Boston 2007, 75–108, Ludwig, Struktur (wie oben Fußnote 56) 242–262, V. A. P. Kazhdan, The Oxford dictionary of Byzantium. 3 vol. New York 1991 s. v. Sarkel. – pech / πέχ: chazarische Würdenträger, siehe Moravcsik, Byzantinoturcica (wie oben Fußnote 5) II 250 s. v. πέκης. 72 … οἱ Πατζινακῖται ἐκεῖθεν τοῦ Δανάπρεως ποταμοῦ μετὰ τὸ ἔαρ διέρχονται, καὶ ἀεὶ ἐκεῖσε καλοκαιρίζουσιν, Konst. Porph., DAI 8.34f. (Moravcsik, m. W. der einzige Beleg für das Verbum). 73 Konst. Porph., DAI 37.15–24 (Moravcsik). 74 Konst. Porph., DAI 37.32–45 (Moravcsik), siehe unten. 75 … αἳ τὰ τῇδε ᾠκημένα Οὐννικὰ ἔθνη ἐς γῆν τήν τε Περσῶν καὶ Ῥωμαίων ἄγουσιν. ὧνπερ ἁτέρα μὲν Τζοὺρ ἐπικέκληται, Prokop, Bella 8.3.3f. 76 Konst. Porph., DAI 37.32–45 (Moravcsik), siehe Dvornik et al., Commentary (wie oben Fußnote 9) 144f. 77 Der gylas wird in DAI als „Rang“ (axioma) bezeichnet, der über dem des karchas stehe, Konst.
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boe78 auch in der vorangehenden Liste der Themen genannt. Talmat, Borotalmat und Talmatzioi79 sind möglicherweise verwandt.
8 Uzoi – Chazareis, Patzinakai, Skythai, Unnoi Die Uzen werden seit Skylitzes cont. meist den Skythen oder den Petschenegen gleichgesetzt.80 Hingegen identifizieren sie Johannes Skylitzes (gleichlautend Georgios Kedrenos)81 und indirekt Anna Komnene82 mit den Hunnen. Eine Unterscheidung bestätigt auch Konstantinos, indem er die Uzen als potentielle Verbündete gegen die Petschenegen und Chazaren in Betracht zieht.83 Er berichtet über die uzisch-chazarische Vertreibung der Petschenegen aus deren Siedlungsräumen im Flussgebiet von Atel (Wolga) und Geech (Emba?).84 Nach der Landnahme der Uzen sei ein Teil der Petschenegen freiwillig bei ihnen geblieben; an ihren unterschiedlichen Bekleidungen seien sie allerdings zu erkennen.85 Poetischer und kürzer (aber unklarer) spricht Johannes Tzetzes über die Wohngebiete der Skythen: … sie aber zum Skythischen Kaukasus hin, dem Gebirge, ganz nahe zu Hyrkania, der Herkunft der Hunnen, Uzen, wo auch der nordöstliche Wind her bläst, …86
Porph., DAI 40.51 und 68 (Moravcsik). 78 Charaboe ist auch in DAI 37.18 und 22 belegt. 79 Vgl. … οἱ περισσοὶ τῶν Ταλματζίων καὶ οἱ βαπτισμένοι Ῥῶς …, Konst. Porph., De cerim. 579,20f. 80 … τὸ τῶν Οὔζων ἔθνος, γένος δὲ καὶ οὗτοι σκυθικὸν καὶ τῶν Πατζινάκων εὐγενέστερον, Skyl. cont. 114, ähnlich ebd. 135 und 141 (Tsolakes), Joh. Zon. 678 (Dindorf), weiters Ephraim 3331 (Lampsides). Zu den Uzen siehe Moravcsik, Byzantinoturcica (wie oben Fußnote 5) I Reg. 3, P. B. Golden, An Introduction to the History of the Turkic peoples: ethnogenesis and state formation in medieval and early modern Eurasia and the Middle East. Wiesbaden 1992, 205–207, 212 et passim, weiters Stouraitis, Migrating (wie oben Fußnote 5) 157f., 162. 81 … ἐπιόντας κατὰ τῶν Πατζινάκων τοὺς Οὔζους (γένος δὲ Οὐννικὸν οἱ Οὖζοι), Joh. Skyl., Const. 9.16 (Thurn, gleichlautend Georg. Kedr. 2.582 [Bekker]). 82 … τούτους δὲ τοὺς Οὔννους Οὔζους ἡ ἰδιῶτις ἀπεκάλεσε γλῶττα, Anna Komnene, Alexias 7.5.2 (Reinsch / Kambylis). 83 Ὅτι οἱ Οὖζοι δύνανται τοῖς Πατζινακίταις πολεμεῖν, Konst. Porph., DAI 9.114, und ebd. 10.3f. (Moravcsik): Ὅτι οἱ Οὖζοι δύνανται πολεμεῖν τοὺς Χαζάρους, ὡς αὐτοῖς πλησιάζοντες, ὁμοίως καὶ ὁ ἐξουσιοκράτωρ Ἀλανία; Dvornik et al., Commentary (wie oben Fußnote 9) 61f. 84 Konst. Porph., DAI 37.2–8 (Moravcsik); zu dem Fluss Γεήχ siehe Paroń, Pechenegs (wie oben Fußnote 65) 96 und 121 mit Anm. 48 und 145f. 85 … θελήσει τινὲς ἐξ αὐτῶν καὶ οἰκείᾳ γνώμῃ ἐναπέμειναν ἐκεῖσε, καὶ τοῖς λεγομένοις Οὔζοις συνῴκησαν, καὶ μέχρι τοῦ νῦν εἰσιν ἐν αὐτοῖς, … τὰ γὰρ ἱμάτια αὐτῶν εἰσιν κόντουρα μέχρι γονάτων καὶ τὰ μανίκια ἀπὸ τῶν βραχιόνων ἀποκεκομμένα, ὡς δῆθεν ἐκ τούτου δεικνύντες, ὅτι ἀπὸ τῶν ἰδίων καὶ ὁμοφύλων ἀπεκόπησαν, Konst. Porph., DAI 37.50–55 (Moravcsik). 86 Οἱ δέ γε πρὸς τὸν Καύκασον τὸν Σκυθικὸν τὸ ὄρος, / τὸ Ὑρκανίας ἔγγιστα, οὗπερ οἱ Οὗννοι, Οὖζοι,
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9 Bardariotai Ein Sonderfall sind die Vardarioten,87 für die laut den Notitiae episcopatuum vom 10. bis zum 12. Jh. ein dem Metropoliten von Thessalonike unterstellter „Bischof der Bardariotai, nämlich der Turkoi“ zuständig war.88 Wahrscheinlich waren sie am Vardar angesiedelte, christianisierte Turkoi. Für das 12. Jh. wurde das Bistum als solches durch zwei Synodalbeschlüsse im Jänner und Februar 1170 bestätigt. Später wurde es in „von Poleainine und der Bardariotai“ umbenannt.89
10 Ungroi / Unkroi Eine ausdrückliche Identifizierung der Ungarn mit den (pannonischen) Türken ist seit dem 11. Jh. belegt.90 Auch Johannes Zonaras spricht von den „Turkoi nahe dem Istros, die Ungroi genannt werden“.91 Im 15. Jh. unterscheidet dann Theodoros Gazes die Turkoi von den jenseits des Istros lebenden Ungroi.92
/ ὅπου καὶ Μέσης ἄνεμος τὰς ἐκπνοὰς ποιεῖται, Joh. Tzetzes, Chil. 8.224.772–774 (Leone). 87 Siehe Moravcsik, Byzantinoturcica (wie oben Fußnote 5) I Reg. 3, weiters LMA (wie oben Fußnote 56) 8.1411f. s. v. Vardarioten, Kazhdan, ODB (wie oben Fußnote 71) s. v. Vardariotai. 88 Notitiae episc. 7.308 (Darrouzès, Anfang 10. Jh.), 10.228 (Anfang 11. Jh.) und 13.832 (12. Jh.): … ὁ Βαρδαριωτῶν ἤτοι Τούρκων. 89 Notitiae episc. 21.103 (Darrouzès, nach 1453): τοῦ Πολεαινίνης καὶ Βαρδαριωτῶν. Siehe S. N. Sakkos, Ἡ ἐν Κωνσταντινουπόλει Σύνοδος τοῦ 1170, in Θεολογικὸν Συμπόσιον. Χαριστήριον εἰς τὸν καθηγητὴν Παναγιώτην Κ. Χρήστου. Thessalonike 1967, 311–352, 333 (1.3) und 341f. (2.2). 90 Joh. Skyl., Leon VI.,12 (Thurn, gleichlautend Georg. Kedr. 2.255 [Bekker]): Τούρκους τοὺς Οὔγγρους καλουμένους. Zur vorangehenden Geschichte der Einwanderung nach Ungarn siehe Vučetić, Zusammenkünfte (wie oben Fußnote 5) Katal. Nr. 37 (ca. 948), 38 (ca. 952), A. Bollók / J. B. Szabó, Arpáds people (wie oben Fußnote 5) und Haussig, Theophylakt (wie oben Fußnote 5) Reg. s. v. As, Chionitai, Kuschi, Sabar, Ungarn; zu den Turkoi bzw. Ungroi im pannonisch-ungarischen Raum siehe Schönebaum, Kenntnis (wie oben Fußnote 66), Moravcsik, Byzantinoturcica (wie oben Fußnote 5) I Reg. 3, und Pohl, Awaren (wie oben Fußnote 18) 283–287, 324–328. 91 Joh. Zon. 442.17–443.16 et passim (Dindorf). Georg. Sphrantzes 36.2 (Grecu) und Joh. Kant. 1.173 und 458 (Schopen) verwenden die Namensvarianten Οὖγκροι bzw. Οὐγκρία. 92 Gazes (Ep. 25.156, Leone). – Bestenfalls unterhaltsam sind die Ausführungen von K. Bakay (Universität Miskolc), der die Ungarn zu direkten Nachkommen der Skythen und der Hunnen und Jesus Christus zum parthischen Fürsten erklärt, siehe https://hungarianspectrum.org/tag/kornel-bakay/.
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11 Sabartoi asphaloi Für die „zum Osten hin, zum Gebiet der Persis siedelnden“ Türken verwendet Konstantinos den Namen asphaloi („standfeste“ oder „vertrauenswürdige“) Sabartoi …, „wie sie nach einem althergebrachten Beinamen der Türken genannt werden“.93
12 Turkoi tes Anatoles / Turkoi tes Dyseos – Abareis, Chazareis, Ungroi, Unnoi In chronologisch unterschiedlichen territorialen Konstellationen werden „Türken des Westens“ und „Türken des Ostens“ genannt. Dies belegt indirekt zum ersten Mal Theophanes. Er (gleichlautend Georgios Kedrenos) berichtet, dass der Perserkönig Chosroes anlässlich seines Feldzugs im 16. Jahr des Kaisers Herakleios „Hunnen, die man auch Awaren nennt“ rekrutiert habe, die von den „Türken des Ostens, die man auch Chazaren nennt“ unterschieden werden94 (Der Text erwähnt auch die Bulgaren, Slawen und Gepiden). Später, zum Jahr 987, berichtet Johannes Skylitzes (gleichlautend Georgios Kedrenos), ein adeliger Perser namens Inargos, der den Perserkönig Chosroes „für einen schlechten Herrscher hält“, sei gegen die Sarazenen „unter Mitwirkung von etwa 20.000 Söldnern der östlichen Türken“ ins Feld gezogen.95 Von „Türken aus dem Westen“ spricht Nikolaos Mystikos in dem bereits erwähnten Brief (23.20–21) an den Zaren Symeon. Konstantinos weist in seinen Ausführungen über die Genealogie und Herkunft der Türken ebenfalls auf eine Unterscheidung zwischen östlichen und westlichen Türken hin96 und verwendet, wie andere Quellen
93 Konst. Porph., DAI 38.9f. (Οὐκ ἐλέγοντο δὲ τῷ τότε χρόνῳ Τοῦρκοι, ἀλλὰ Σάβαρτοι ἄσφαλοι [sic]) und 26–28 (Καὶ τὸ μὲν ἓν μέρος πρὸς ἀνατολὴν εἰς τὸ τῆς Περσίδος μέρος κατῴκησεν, οἳ καὶ μέχρι τοῦ νῦν κατὰ τὴν τῶν Τούρκων ἀρχαίαν ἐπωνυμίαν καλοῦνται Σάβαρτοι ἄσφαλοι [Moravcsik]), siehe Dvornik et al., Commentary (wie oben Fußnote 9) 147f., Moravcsik, Byzantinoturcica (wie oben Fußnote 5) I Reg. 3, Haussig, Theophylakt (wie oben Fußnote 6) Reg. s. v. As, Chionitai, Kuschi, Sabar und Ungarn; er weist auf deren vorangehende Wanderung nach Westturkestan hin. Siehe auch Paroń, Pechenegs (wie oben Fußnote 65) 112–124, und E. Trapp (Ed.), Lexikon zur byzantinischen Gräzität. Wien 2001–17, s. v. ἄσφαλος. 94 … τοὺς ἐκ δύσεως Οὔννους, οὓς Ἀβάρους καλοῦσιν, Βουλγάροις τε καὶ Σκλάβοις καὶ Γηπαίδαις συμφωνήσας … τοὺς Τούρκους ἐκ τῆς ἑῴας, οὓς Χάζαρεις ὀνομάζουσιν, Theophanes 315 (de Boor, AM 6117), vgl. Georg. Kedr. 1.727 [Bekker]. Siehe W. Seibt, Ὁ δὲ βασιλεὺς ἐπὶ τὴν τῶν Οὔννων χώραν … ἔλαυνον. Zog Herakleios 625 wirklich in das ‚Land der Hunnen‘?, in Kl. Belke / E. Kislinger / A. Külzer / M. A. Stassinopoulou (Hgg.), Byzantina Mediterranea, Festschrift für Johannes Koder zum 65. Geburtstag. Wien 2007, 589–596. Zu den Chazaren als Turkoi des Ostens siehe oben. 95 … κινεῖ κατὰ τῶν Σαρακηνῶν. προσλαβόμενος δὲ καὶ μισθοφορικὸν ἀπὸ τῶν ἑῴων Τούρκων ἀμφὶ τὰς εἴκοσι χιλιάδας, Joh. Skyl., Bas2+Const8.15 (Thurn, gleichlautend Georg. Kedr. 2.439 [Bekker]). 96 Konst. Porph., DAI 38.24–30 (Moravcsik), siehe Dvornik et al., Commentary (wie oben Fußnote
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vor und nach ihm, das Choronym Pannonia (v. l. Panonia) noch als Namen einer eparchia des Themas Dyrrachion.97 Spätere Erwähnungen von Türken des Westens bei Johannes Skylitzes und bei Georgios Kedrenos98 beziehen sich auf die Bewohner Pannoniens (im Sinne der pannonischen Tiefebene). Passend hierzu berichtet Theodoros Skutariotes, dass die Ungria auch „westliche Turkia“ genannt werde.99
Zusammenfassung Zu dem Ethnonym Turkoi sind in griechischen Quellen der vorseldschukischen Zeit zahlreiche Hinweise auf eine Vielfalt von Beziehungen zu anderen Völkern überliefert, darunter auch Gleichsetzungen von Völkern. Die Informationen betreffend die Awaren, Petschenegen und Skythen sind die ausführlichsten. Eine geringe Zahl an Erwähnungen bezieht sich auf die Gleichsetzung der Turkoi mit anderen Völkern oder auf Zuordnungen der Turkoi zu ethnisch als verwandt angesehenen Gruppen. Von diesen Gleichsetzungen oder Zuordnungen beziehen sich etwa die Hälfte auf Ethnonyme, die bereits vor dem 6. Jh. in griechischen Quellen bekannt waren (Gepaides, Massagetai, Unnoi, Persai, Sakai und Skythai), die übrigen (Abareis, Bardariotai, Chazareis, Kermichionai, Ungroi, Patzinakai und Sabartoi asphaloi) erst später.
9) 148. 97 Konst. Porph., De them. Europe 9.4–8 (Pertusi), vgl. Haldon, De Thematibus (wie oben Fußnote 47) 196f. und Anm. 520. 98 … πρὸς δύσιν ἐν Παννονίᾳ κατῳκημένους Τούρκους, Joh. Skylitzes, Joh.I 5.23f. (Thurn, fast gleichlautend Georg. Kedr. 2.384 [Bekker]). – Laut Konst. Porph., DAI 27.30f. (Moravcsik): … οἱ δὲ Λαγούβαρδοι τῷ τότε καιρῷ κατῴκουν εἰς Παννονίαν, ἔνθα ἀρτίως οἰκοῦσιν οἱ Τοῦρκοι. 99 … τοῦ ἄρχοντος Οὐγγρίας, ἣν καὶ ἑσπέριον Τουρκίαν καλοῦσι, Theod. Skutariotes, Chronik 2.341 (Tocci).
Sebastian Kolditz
Patriarchen von Konstantinopel in Italien: Gregor III., Isidor (von Kiev) und einige Briefe 1 Ein neues Schreiben Gregors III. Der letzte Patriarch von Konstantinopel aus byzantinischer Zeit, Gregor III., der in späteren, wenn auch zeitnahen Quellen auch unter dem ungewöhnlichen Beinamen ἡ Μαμμή bekannt ist,1 hatte bereits bei seinen Zeitgenossen keinen leichten Stand. Silbestros Syropulos porträtiert ihn als intriganten, hochmütigen Gegenspieler der unbeugsamen Orthodoxen während des Konzils von Ferrara-Florenz, der vor allem nach persönlichen Vorteilen gestrebt habe.2 Tatsächlich dürfte das Konzil die kirchliche Karriere Gregors beträchtlich gefördert haben: Abgesehen von seiner zu diesem Zeitpunkt bereits bestehenden Vertrauensstellung als πνευματικός des Kaisers agierte er als Topoteret des Patriarchen von Alexandreia und erlangte die Würde eines megas protosynkellos. Nach dem Tod des Patriarchen Metrophanes II. von Konstantinopel (1443) sollte es gleichwohl zwei Jahre dauern, bevor der gleichfalls überzeugte Unionist3 Gregor zu dessen Nachfolger bestellt wurde.4 Der genaue Zeitpunkt – wohl eher im August 1450 als 14515 – und die genauen Umstände, unter denen er schließlich nach wohl ebenfalls nicht unangefochtener
1 Siehe V. Laurent, Le vrai surnom du patriarche de Constantinople Grégoire III († 1459): Ἡ Μαμμὴ, non ὁ Μάμμας. RÉB 14 (1956), 201–205. Wir verwenden hier die Namensformen Gregor / Isidor statt Gregorios / Isidoros. 2 Zur Rolle Gregors auf dem Unionskonzil siehe S. L. Barnalides, Γρηγόριος ὁ Γ′, ὁ τελευταῖος πατριάρχης Κωνσταντινουπόλεως πρὶν ἀπὸ τὴν Ἅλωση (1453) καὶ ἡ φιλενωτικὴ πολιτική του. Byzantina keimena kai meletai, 30. Thessaloniki 2001, 25–48; vgl. auch S. Kolditz, Johannes VIII. Palaiologos und das Konzil von Ferrara-Florenz (1438/39). Monographien zur Geschichte des Mittelalters, 60,1. Stuttgart 2013, 410 f. 3 J. Harris, The Patriarch of Constantinople and the last days of Byzantium, in C. Gastgeber u. a. (eds.), The Patriarchate of Constantinople in Context and Comparison. Veröffentlichungen zur Byzanzforschung, 41. Wien 2017, 9–16, hier 15 f., hat auf Quellennachrichten verwiesen, die Gregor als Skeptiker im Hinblick auf unionistische Positionen zeigen; diese entstammen jedoch Syropulos’ Werk und könnten daher durchaus der Absicht geschuldet gewesen sein, Gregor als überzeugungslosen Opportunisten erscheinen zu lassen. 4 Zur Karriere Gregors nach 1440 siehe Barnalides, Γρηγόριος ὁ Γ′ (wie oben Fußnote 2) 51–61; Harris, Patriarch (wie oben Fußnote 3) 11 f. 5 Sphrantzes 31.12 (= Giorgio Sfranze, Cronaca, ed. R. Maisano. CFHB, 29. Rom 1990, 112) datiert diese Flucht auf den August unter den Nachrichten des Jahres 1451. Zu bedenken ist jedoch, dass er sich von Oktober 1449 bis September 1451 auf einer Mission außerhalb Konstantinopels befand, so dass hauptstädtisches Geschehen leicht chronologisch falsch eingeordnet sein kann. So ist ein Bezug auf August 1450 denkbar, was mit der Nachricht aus Venedig vom 12. Oktober 1450 (Datum nicht zu https://doi.org/10.1515/9783111070315-019
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Amtsführung6 die byzantinische Hauptstadt fluchtartig (ὡς φυγὰς) und dauerhaft verließ, sind zwar nicht bekannt, doch dürfte seine Position am Bosporus aufgrund des wachsenden Einflusses der Unionsgegner unhaltbar geworden sein. Papst Nikolaus V. mahnte den Basileus Konstantin XI. im Herbst 1451, den Patriarchen zurückzurufen und dafür zu sorgen, dass man ihm Ehrerbietung und Gehorsam entgegenbringe und er nicht wie ein abjectus sacerdos behandelt würde.7 War die Zukunft des Patriarchen um die Jahreswende 1451/52 mithin wohl noch offen,8 so dürfte er sich im Frühjahr 1452 endgültig auf den Weg nach Italien begeben haben: Ende Juni dieses Jahres, und somit erst nach dem Aufbruch Kardinal Isidors als apostolischer Legat nach Konstantinopel,9 traf Gregor III. in Rom ein, wurde auf Befehl des Papstes ehren-
bezweifeln) vereinbar wäre, wonach der Patriarch venit Coronum et mittit quendam Archiepiscopum ad Romanum pontificem; siehe N. Iorga, Notes et extraits pour servir à l’histoire des croisades au XVe siècle, Bd. 3. Paris 1902, 257, nach: Archivio di Stato di Venezia, Senato Mar, Registro 4, fol. 15r. Die Mission des Metropoliten Ioseph von Herakleia, der am 19. Dezember 1450 eine Zahlung von 200 Dukaten an der Kurie erhielt, unterstützte der Senat. Die venezianische Nachricht scheint Gregors Abwesenheit von Konstantinopel bereits im Herbst 1450 eindeutig zu belegen; so auch M.-H. Blanchet, Georges-Gennadios Scholarios (vers 1400–vers 1472): Un intellectuel orthodoxe face à la disparition de l’Empire byzantin. Archives de l’Orient Chrétien, 20. Paris 2008, 428 f. Doch der Beleg ist leider im Hinblick auf die Person Gregors nicht absolut eindeutig: Die Verbform venit kann ebenso präsentisch verstanden werden (wie mittit) und in diesem Fall nur auf die Erwartung der bevorstehenden Ankunft des Patriarchen verweisen. Gregor könnte 1450 mithin auch noch von Konstantinopel aus den Kontakt mit Rom aufgenommen haben, wahrscheinlicher ist jedoch zweifellos die von Blanchet vertretene Lösung. Für das Fluchtdatum 1450 auch Harris, Patriarch (wie oben Fußnote 3) 9; für 1451 plädierten hingegen J. Gill, The Council of Florence. Cambridge 1959, 376; PLP 4591; Barnalides, Γρηγόριος ὁ Γ′ (wie oben Fußnote 2) 88. 6 Dazu ausführlich Barnalides, Γρηγόριος ὁ Γ′ (wie oben Fußnote 2) 63–86. Die Zahl erhaltener Dokumente ist gering, vgl. J. Darrouzès (ed.), Les regestes des actes du Patriarcat de Constantinople, Bd. 7: Les regestes de 1410 à 1453. Paris 1991, Reg. 3397–3402, 3404. Blanchet, Scholarios (wie oben Fußnote 5) 427 geht davon aus, dass Gregor kaum noch über einen administrativen Apparat verfügte. 7 Siehe G. Hofmann (ed.), Epistolae pontificiae ad Concilium Florentinum spectantes, Bd. 3. Concilium Florentinum, 1/3. Rom 1946, ep. 304, 130–138, hier 134: volumus ut patriarcham Constantinopolitanum ad sedem suam revoces, faciasque sibi ab omnibus talem et tantam reverentiam et obedientiam exhiberi, que merito sue pontificali auctoritati debet impendi, ita ut non abiectus sacerdos, sed verus ecclesie Constantinopolitane patriarcha teneatur (...). Vgl. zum Schreiben L. v. Pastor, Geschichte der Päpste seit dem Ausgang des Mittelalters, Bd. 1. Freiburg 51925, 601–603. Die Datierung ist aufgrund widersprüchlicher Details in den gedruckten und handschriftlichen Textzeugen unsicher, wobei der 11. Oktober keineswegs unwahrscheinlicher ist als der in der Edition präferierte 27. September. 8 Harris, Patriarch (wie oben Fußnote 3) 12 f. plädiert für einen zeitweiligen Aufenthalt in Patras in der Umgebung des Despoten Thomas Palaiologos, für den Gregor später eine Vermittlerrolle für ein Heiratsprojekt mit Alfons V. von Aragon-Neapel wahrnahm. Doch kann dieser durch ein Schreiben des Königs an Gregor vom 8. September 1452 bezeugte Kontakt auch erst auf italienischem Boden hergestellt worden sein. 9 Isidor brach im Mai 1452 von Rom auf, erreichte Konstantinopel jedoch aufgrund widriger Umstände erst im Oktober, vgl. M. Philippides / W. K. Hanak, Cardinal Isidore, c. 1390–1462. A late byzantine scholar, warlord, and prelate. Abingdon / New York 2018, 126 f. Die Abreise im Mai 1452 wird auch
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voll in die Stadt geleitet und erhielt eine Residenz an der Kirche S. Biagio nahe dem Ponte Sant’Angelo.10 Auf seine Patriarchenwürde hat Gregor auch in Rom nicht verzichtet. Zugriff auf die Besitzungen und Rechte des lateinischen Patriarchats von Konstantinopel erlangte er jedoch nicht, obgleich der letzte Inhaber dieses Stuhles, Giovanni Contarini, kurz zuvor verstorben war und die auf dem Konzil in Florenz vereinbarten Regeln das Ende der Doppelhierarchie mit dem ersten Todesfall, sei es des lateinischen oder des griechischen Inhabers eines von beiden Seiten beanspruchten Bischofsstuhls, vorgesehen hatten.11 Vielmehr hatte Papst Nikolaus V. am 24. Januar 1452 Kardinal Isidor das Recht erteilt, alle Einkünfte (fructus, redditus et proventus) des lateinischen Patriarchats im venezianischen Herrschaftsbereich zu erheben, damit diese Besitzungen keinen Schaden nähmen.12 Eine Nachfolge Isidors auf dem Patriarchenstuhl war damit jedoch explizit nicht verbunden; diese zu regeln behielt sich der Papst vielmehr mit Rücksicht auf Gregor III. für einen späteren Zeitpunkt vor.13 In einer Littera
durch eine Notiz in Aufzeichnungen des clericus Jacobus Radulphi im Auftrag des Kardinalkollegiums bestätigt: K. Eubel, Hierarchia catholica Medii Aevi, Bd. 2: 1431–1503. Münster 21914, 26–56, hier 30 (zu 1452, 20. Mai). Zur Anlage dieser Notizen in der Handschrift Archivio Apostolico Vaticano (= AAV), Armadio 31,52 vgl. K. M. Setton, The Papacy and the Levant, Bd. 2: The Fifteenth Century. Philadelphia 1978, 56, Anm. 48. 10 Dies geht aus einer in der Forschung weithin übersehenen Notiz über den Empfang des Patriarchen hervor, die zusammen mit weiteren kurialen Zeremonialnotizen aus den Jahren 1452/53 im Cod. Vat. lat. 14585, fol. 96–106 abschriftlich aus dem Umfeld des Zeremonienmeisters Johannes Burckard überliefert ist. Die Notizen wurden parallel ediert von F. Wasner, Tor der Geschichte: Beiträge zum päpstlichen Zeremonienwesen im 15. Jahrhundert. Archivum Historiae Pontificiae 6 (1968), 113–162 und M. Dykmans. Le cérémonial de Nicolas V (II). Revue d’histoire ecclésiastique 63 (1968), 785–825. Zur Überlieferungsproblematik vgl. J. Bölling, Das Papstzeremoniell der Renaissance. Tradition – Reform – Innovation, 12. Frankfurt am Main 2006, 31 f. Die Notiz De adventu patriarche Constantinopolitani (Wasner 156; Dykmans 814 f.) thematisiert die Ankunft des Patriarchen per mare mit kleinem Gefolge (paucam secum habebat comitivam) und wird ohne Jahr in fine junii datiert. Dykmans ordnet das Geschehen korrekt 1452 ein, Wasners Datierung auf 1451 widerspricht hingegen der Position der Notiz nach Nachrichten zu den ersten Monaten von 1452 und vor Nachrichten zu 1453. Den Fehler hat S. Jaros, Das Lateinische Patriarchat von Konstantinopel im 14. Jahrhundert: Ein nebulöses Amt zwischen Anspruch und Wirklichkeit, in S. Roebert u. a. (eds.), Von der Ostsee zum Mittelmeer: Forschungen zur mittelalterlichen Geschichte für Wolfgang Huschner. Leipzig 2019, 337–355, hier 339, Anm. 42, erkannt; ich selbst bin Wasners irriger Datierung gefolgt (Kolditz, Johannes VIII. [wie oben Fußnote 2] 1, 298 f., Anm. 55). 11 Contarini dürfte am Jahresende 1451 gestorben sein, das genaue Datum scheint unbekannt, siehe G. Fedalto, Contarini, Giovanni, in Dizionario Biografico degli Italiani (= im Folgenden zit. als DBI), Bd. 28. Rom 1983, 200 f. Zur Florentiner Vereinbarung über die Doppelhierarchien vgl. Gill, Council (wie oben Fußnote 5) 297. 12 Text des Dokuments nach Reg. Vat. 398, fol. 56r–v, bei G. Hofmann, Papst Kalixt III. und die Frage der Kircheneinheit im Osten, in Miscellanea Giovanni Mercati, Bd. 3: Letteratura e storia bizantina. Studi e testi, 123. Vatikanstadt 1946, 209–237, hier 218, Anm. 19. 13 Ebd.: super provisione tituli patriarchatus supersedere decernimus ipsamque provisionem ad tem-
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Calixts III. vom 9. Juli 1455 erscheint Isidor dementsprechend als perpetuus commendatarius ecclesie constantinopolitane;14 und um die Sicherung der Einkünfte des lateinischen Patriarchats hat er sich aktiv bemüht.15 Gregor III. konnte also nicht von der Vakanz des lateinischen Patriarchats profitieren: Dass ihm der lateinische Patriarchentitel zugesprochen worden wäre,16 ist nirgends belegt. Im Hinblick auf den unionstreuen griechischen Klerus jedoch blieb er auch im römischen Exil die maßgebliche Instanz, wie sich etwa aus der von ihm vollzogenen Erhebung und Weihe des Metropoliten Neilos für Rhodos im August 1455 ergibt.17 Auch bei der Einsetzung von Isidors Schüler und Begleiter Gregor zum Metropoliten von Kiev im Jahre 1458 spielte der Exilpatriarch noch eine Rolle,18 bevor er im
pus suspendere. Vgl. dazu ebd. 219 und J. Gill, Personalities of the Council of Florence. Oxford 1964, 75. Rückblickend schrieb Pius II. in seiner Ernennungsurkunde für Isidor zum Patriarchen von Konstantinopel (20. April 1459) Nikolaus V. die Absicht zu, nach dem Tod Contarinis gemäß den Florentiner Bestimmungen Gregor als alleinigen Patriarchen von Konstantinopel gelten zu lassen. Daher habe dieser Gregor auch die Kirche von Negroponte per se tenendam, regendam et gubernandam in spiritualibus et temporalibus kommendiert; siehe C. Baronius / O. Raynaldus, Annales Ecclesiastici, Bd. 29. Bar-le-Duc 1876, 217 (1459, Nr. 84). Für einen solchen Schritt Nikolaus’ existiert aber kein Beleg. Gleichwohl erübrigt sich damit jegliche Diskussion, ob Isidor 1452 temporär zum „lateinischen Patriarchen von Konstantinopel“ oder „Nachfolger“ Contarinis bestellt worden sei, wie Philippides/ Hanak, Isidore (wie oben Fußnote 9) 72 f., Anm. 10, teils aufgrund von Missverständnissen der Aussagen Hofmanns, erwägen. Calixt III. hob 1455 lediglich ein Breve Nikolaus’ V. auf, mit dessen Hilfe ein von Isidor ernannter vicarius kirchliche Ernennungen auf Kreta vorgenommen hatte. Leicht unscharf aufgrund der Anlehnung an Hofmann auch S. Ju. Akišin, Mitropolit Isidor Kievskij (1385/1390–1463). Jekaterinburg 2018, 146. 14 Siehe Hofmann, Papst Kalixt III. (wie oben Fußnote 12) 220. 15 Zu Isidors prozessualem Vorgehen gegen den Besitzverwalter Bernardo Dandolo in Venedig vgl. Philippides/Hanak, Isidore (wie oben Fußnote 9) 295. Römische Beobachter vermuteten im Mai 1456 jedoch auch andere Belange hinter Isidors Venedigreise, so der Mailänder Gesandte Giacomo Calcaterra am 11. Mai, Archivio di Stato di Milano, Sforzesco Potenze Estere 44 (Roma), Nr. 199: et oghi ho domane Monsignore Ruteno el Grecho elquale va a Ferrara et da Ferrara a Venecia per soy facti perho che in luno e in altro possede beneficij. Credo bene che a Venecia habia exeguire certe cose a nome del papa neli facti del Turcho. 16 So PLP 4591; ähnlich die Annahme, Nikolaus V. habe die Florentiner Vereinbarungen für das Patriarchat Konstantinopel streng als „réunion des deux Patriarcats de Constantinople“ umgesetzt: D. I. Mureşan, Bessarion et l’Église de rite byzantin du royaume de Hongrie (1463–1472), in C. Gastgeber u. a. (eds.), Matthias Corvinus und seine Zeit. Europa am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit zwischen Wien und Konstantinopel. Veröffentlichungen zur Byzanzforschung, 27. Wien 2011, 77–92, hier 78 f.; Akišin, Mitropolit Isidor (wie oben Fußnote 13) 146. Es sei nochmals betont, dass über irgendeinen Bezug Gregors zur Institution des lateinischen Patriarchats von Konstantinopel bisher nichts bekannt ist. 17 Siehe G. Mercati, Scritti d’Isidoro, il cardinale ruteno, e codici a lui appartenuti che si conservano nella Biblioteca Apostolica Vaticana. Studi e testi, 46. Rom 1926, 132–138. 18 Dazu zuletzt Philippides/Hanak, Isidore (wie oben Fußnote 9) 300; Akišin, Mitropolit Isidor (wie oben Fußnote 13) 167 f.; N. Zatorskyy, Reception of the Florentine Union in the metropolitanate of Kyiv 1439–1501: backgrounds and interpretations, in A. Arjakovsky / B. Hallensleben (eds.), Le Con-
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Jahre 1459 in Rom verstarb. Eine genauere Angabe zu seinem Todeszeitpunkt findet sich in der Literatur zumeist nicht, obwohl bereits Giovanni Mercati auf einen terminus ante quem verwiesen hat, nämlich die von Papst Pius II. am 20. April 1459 mit der Bulle Cooperante Dei miseratione vorgenommene Erhebung Isidors zum Patriarchen von Konstantinopel nach dem „kürzlich“ (nuper) erfolgten Tod des Patriarchen Gregor.19 Durch ein weiteres, bisher der Forschung nicht bekanntes Dokument lässt sich dieser Zeitpunkt jedoch noch deutlicher eingrenzen. Es handelt sich um ein im Namen Gregors ergangenes lateinisches Empfehlungsschreiben für den byzantinischen Exulanten Andronikos Iagaris Palaiologos, das im Archivio di Stato di Bologna aufbewahrt wird (Anhang, Dokument 1). Der von Anfang bis Ende von einer Hand ohne Absätze geschriebene Text befindet sich auf einem separaten, im Hochformat einseitig zu etwa zwei Dritteln beschriebenen Blatt Papier. Am etwas breiteren linken Rand des Blattes ist in Höhe der zweiten bis fünften Schriftzeile der Betreff vermerkt: pro d(omi)n(o) Andronico paleologo constantinopolitano. Ein vertikal-wellenförmiger Strich trennt diesen Betreff von der Zahlangabe 25 etwa in Höhe der neunten Schriftzeile. Die Rückseite ist unbeschrieben.20 Das Dokument weist keinerlei Spuren einer Versendung oder der Anbringung des im Text angekündigten Siegels auf und verfügt weder über eine separate Adresse noch über eine Unterschrift. Aus der äußeren Anlage lässt sich der Schluss ziehen, dass es sich bei diesem Dokument um eine zeitgenössische, mit großer Wahrscheinlichkeit in Bologna selbst angefertigte Abschrift handelt. Dies ist nicht überraschend, dürfte der begünstigte Andronikos Iagaris doch das originale Schreiben auf seinem Weg durch verschiedene italienische Städte und Höfe stets gleichsam als Ausweis mit sich geführt haben. Über die Gestalt des Originals lässt sich nur spekulieren: So könnte das Fehlen der Unterschrift in der Kopie dem Umstand geschuldet sein, dass diese in griechischer Schrift ausgeführt und daher für den Kopisten unlesbar war. Der Inhaltstext des originalen Schreibens wird hingegen in lateinischer Sprache formuliert gewesen sein, denn hier tritt die Imitation des kurialen Stils klar hervor.
cile de Florence (1438/39) – une relecture œcuménique. Studia Oecumenica Friburgensia, 99. Münster 2021, 187–204, hier 192 f. 19 Siehe Mercati, Scritti (wie oben Fußnote 17) 134, Anm. 6, nach Reg. Vat. 470, fol. 463 f.; zuvor bereits P. Pierling, La Russie et le Saint-siège. Études diplomatiques, Bd. 1. Paris 1896, 89 f. (jedoch mit falscher Angabe zum Tod Gregors III.) und die lückenhafte Edition der Bulle Pius’ II. in Baronius/Raynaldus, Annales Ecclesiastici (wie oben Fußnote 13) Bd. 29, 217. Vgl. weitere Hinweise bei Mureşan, Bessarion (wie oben Fußnote 16) 79 f. mit Anm. 17. Zum Datum der Ausstellung befand sich Pius II. (nicht aber notwendigerweise auch Isidor) in Siena; vgl. zum Itinerar des Papstes Setton, Papacy (wie oben Fußnote 9) Bd. 2, 204, Anm. 16. 20 Nach eigenen Notizen während eines früheren Archivbesuchs in Bologna, bestätigt durch Angaben seitens des Archivs bei Bestellung der Fotoreproduktion. Ein Bild der Rückseite liegt mir nicht vor.
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Bei dem Verfasser scheint es sich um einen mit den römischen Gepflogenheiten gut vertrauten Autor zu handeln, der im Dienst des Patriarchen tätig war. Anlass für Zweifel an der diplomatischen Echtheit des Dokuments sehe ich nicht, auch die Datierung ist einheitlich.21 Dies beweist natürlich noch nicht, dass die in Bologna als Inhaber des Schreibens auftretende Person tatsächlich mit Andronikos Iagaris Palaiologos, einem Protagonisten der byzantinischen Diplomatie unter Ioannes VIII.,22 identisch war. Doch dürfte, wie im Text angedeutet wird,23 Gregor III. Iagaris gekannt haben, so dass die eventuellen Chancen eines Hochstaplers, an ein solches Empfehlungsschreiben zu gelangen, vermutlich gering gewesen wären. Zur Person des Begünstigten und zu den Umständen seines Weges in den Westen liefert das förmliche Schreiben kaum konkrete Aussagen. Dass Andronikos Iagaris zu den Überlebenden der Halosis zählte, wird durch eine Quelle französischer Provenienz bestätigt.24 Die Angaben im Schreiben Gregors III. entsprechen jedoch einem nach 1453 häufig anzutreffenden Erzählmuster, dessen sich byzantinische Emigranten in Italien bedienten, um ihre kritische Lage herauszustellen.25 Von hohem Erkenntniswert ist das Dokument allerdings im Hinblick auf seinen Aussteller: Einerseits zeigt es den selbst im Exil lebenden Patriarchen als eine Hilfsinstanz für byzantinische Exulanten,26 andererseits aber belegt es, dass Gregor am 1. März 1459 noch am Leben war. Damit ist ein terminus post quem für den Zeitpunkt seines Todes zusätzlich zum oben genannten terminus ante quem 20. April 1459 gewonnen.
21 Ausgehend von der Wahl Pius’ II. am 19. August 1458, fiel der 1. März 1459, wie angegeben, in dessen erstes Pontifikatsjahr. 22 Zu ihm Kolditz, Johannes VIII. (wie oben Fußnote 2) Bd. 1, 156–158, 200–203 und Bd. 2, 493, mit weiteren Literaturbelegen; T. Ganchou, Manuel Paléologue Iagaris, Supplique à Calixte III (Rome, le 20 juin 1457). Introduction, in V. Déroche / N. Vatin (eds.), Constantinople 1453. Des Byzantins aux Ottomans. Textes et documents. Toulouse 2016, 847–849. 23 Konkret heißt es im Hinblick auf die Verwandtschaft Iagaris’ mit dem Kaiserhaus: Hoc apud innumeros notum est, nec non et nostris litteris confirmari duximus. 24 Paris, Bibliothèque nationale de France, Ms. Français 32511, fol. 210r, entdeckt von Thierry Ganchou; vgl. nunmehr auch M. Couderc, Identités subies, identités intégrées: Les Grecs dans les sociétés européennes du nord-ouest (Angleterre, États bourguignons, France et leurs marges), début XVe – fin XVIe siècles. Thèse Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne 2018, 569, n° 180. 25 Vgl. weitere Beispiele in J. Harris, Greek emigres in the West 1400–1520. Camberley 1995, 21–37 und 62–84; S. Kolditz, Mailand und das Despotat Morea nach dem Fall von Konstantinopel, in S. Kolditz / R. C. Müller (eds.), Geschehenes und Geschriebenes. Studien zu Ehren von Günther S. Henrich und Klaus-Peter Matschke. Leipzig 2005, 367–407, hier 389–393. 26 Das ist auch von Harris, Patriarch (wie oben Fußnote 3) 14 mit Verweis auf die Verteilung päpstlicher Zuwendungen unter mittellosen griechischen Exulanten durch Gregor herausgearbeitet worden.
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2 Kardinal Isidor als Patriarch von Konstantinopel Als Gregor III. in Rom verstarb, dürfte sich sein Nachfolger Isidor ebenso wie Papst Pius II. bereits auf dem Weg nach Mantua befunden haben,27 wo der Pontifex am 1. Juni 1459 seinen berühmten Kongress zur Vorbereitung einer großen militärischen Expedition gegen die Osmanen eröffnete.28 Für den greisen cardinalis Rutenus war dieses Unternehmen ebenso wie für Pius und den deutlich jüngeren griechischen Kardinal Bessarion29 zweifellos eine Herzensangelegenheit. Bei dem Mantuaner Beobachter und Chronisten Schivenoglia rief seine Erscheinung – als ältester unter den anwesenden Kardinälen und begleitet von der geringsten Zahl „trauriger“ Pferde – aber wohl vor allem Mitleid hervor.30 Auch anderenorts wurde Isidor in diesem Jahr als „armer Kardinal“ wahrgenommen.31 Isidors Rolle in Mantua ist noch nicht genauer unter-
27 Im April 1459 wurde Isidor in Florenz empfangen, siehe unten Anm. 31; im Mai 1459 befand er sich zu Verhandlungszwecken in Venedig, vgl. G. B. Picotti, La dieta di Mantova e la politica de’ Veneziani. Miscellanea di Storia veneta, 3,4. Venedig 1912, 131 f. 28 Vgl. Pastor, Geschichte (wie oben Fußnote 7) Bd. 2. Freiburg 51923, 50. Zum Kongress vgl. neben Picottis aspektorientierter Gesamtdarstellung Setton, Papacy (wie oben Fußnote 9) Bd. 2, 196–216; V. Reinhardt, Pius II. Piccolomini. Der Papst, mit dem die Renaissance begann. München 2013, 236– 268 sowie den Tagungsband A. Calzona u. a. (eds.), Il sogno di Pio II e il viaggio da Roma a Mantova. Ingenium, 5. Florenz 2003. 29 Bessarions anschließende Legation nach Deutschland sollte der Mobilisierung für den Türkenkrieg dienen, vgl. zu dieser Mission C. Märtl, Kardinal Bessarion als Legat im Deutschen Reich (1460/1461), in C. Märtl / C. Kaiser / T. Ricklin (eds.), „Inter graecos latinissimus, inter latinos graecissimus“. Bessarion zwischen den Kulturen. Pluralisierung & Autorität, 39. Berlin / Boston 2013, 123–150. 30 Vgl. Cronaca di Mantova di Andrea Schivenoglia dal MCCCCXLV al MCCCCLXXXIV, ed. C. D’Arco. Mailand 1857, 20 sowie R. Signorini, Alloggi di sedici cardinali presenti alla Dieta, in Calzona (ed.), Il sogno di Pio II (wie oben Fußnote 28) 315–389, hier 331: Lo gardenallo grego, zoè el vechio, era de anny 70 et era pizollo, magro, com gran barba e de pocho aspeto (...) e quando el chavalchava a concistorio andava com 70 o 80 chavally magry e tristi, et avìa lomenanza de avire de gran miara de duchaty. Im Vergleich zur Vorstellung der übrigen anwesenden Kardinäle (ebd. 329–349) erscheint die Zahl von 70–80 Pferden gering, jedoch auch die etwa 100–120 Pferde Bessarions noch relativ bescheiden. Die Altersangaben sind zweifellos Schätzungen, doch liefert die Angabe im Fall Isidors einen Anhaltspunkt zur Bestimmung seines nicht explizit bekannten Geburtsdatums, vgl. P. Schreiner, Neues zu Leben und Werk des Isidor von Kiev. JÖB 69 (2019), 289–301, hier 292. 31 Der Florentiner Chronist Matteo Rinaldi bezeichnet den Kardinal, der am 7. April 1459 Florenz betrat und von der Signorie ehrenvoll empfangen wurde, als el cardinale greco, cioè povero und unterscheidet ihn so vom am 22. April 1459 einziehenden cardinale grecho riccho, vgl. Pagolo di Matteo Petriboni / Matteo di Borgo Rinaldi, Priorista (1407–1459), ed. J. A. Gutwirth / G. Battista. Rom 2001, 465 f. Die erste Notiz scheint sich auf Isidor zu beziehen, dessen Armut schon aus Anlass seines Besuchs im Februar 1454 – auf seiner Rückkehr aus der Romania – vom gleichen Chronisten als extrem angesehen wird: ebd. 402: et però era molto poverissimo. Die Identifizierung des „reichen griechischen Kardinals“ mit Bessarion wird bestätigt durch seine explizite Nennung in einem langen Gedicht auf die Festivitäten vom April 1459 im Ms Magliabechiano VII 1121 der Biblioteca Nazionale Centrale Firenze. Statt der mir unzugänglichen Edition verweise ich auf eine online zugängliche englische Übersetzung: The Florentine celebrations of 1459, transl. N. Newbigin, URL: https://www.academia.
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sucht.32 Einen ersten Lichtblick aus seiner Sicht dürfte ein Moment jenseits der offiziellen Verhandlungen dargestellt haben: die Zusage einer Söldnertruppe zur Unterstützung des Despoten Thomas Palaiologos auf der Peloponnes durch Bianca Maria Visconti, die Herzogin von Mailand.33 Isidors Dankesschreiben aus diesem Anlass ist in doppelter Ausführung im Mailänder Staatsarchiv erhalten (Anhang, Dokument 2).34 Ein Exemplar (Sforzesco 392, Nr. 122) richtet sich an den Herzog Francesco Sforza, das andere (Sforzesco 392, Nr. 119) an dessen Gattin Bianca Maria. Die Unterschrift bezeugt nicht zuletzt, dass der Kardinal nunmehr35 auch den Titel eines Patriarchen von Konstantinopel führte. Das Schreiben an Bianca Maria Visconti erweist sich bei Betrachtung der geringfügigen Abweichungen als leicht modifizierte Fassung des zuvor aufgesetzten Schreibens an Sforza: In letzterem ist der Abschnitt Ceterum – arripuerunt zwischen der Datierung und der titularen Unterschrift Isidors durch eine kleinere Schriftgröße klar als hinzugefügtes Postscriptum zu erkennen, während er in Nr. 122 die gleiche Schriftgröße wie der übrige Text aufweist. Die Hervorhebung der famosa opera et gesta zu Beginn des Briefes passt eher zum berühmten Condottiere Sforza. Textliche Abweichungen in Nr. 119 wie die Weglassung des in Nr. 122 bereits gestrichenen tale oder die Hinzufügung von strenuum virum, Dispotus und existunt lassen sich als Korrekturen verstehen, während das an einer Stelle in Nr. 119 fehlende, aber unverzichtbare D. V. zweifellos einen Fehler beim Abschreiben darstellt. Mithin hatte Isidor zunächst wohl nur Francesco Sforza danken wollen, dürfte dann aber vom persönlichen Engagement der Herzogin bei der Finanzierung der Söldner erfahren haben und ließ für sie daher ein weiteres, inhaltlich identisches Schreiben aufsetzen. Über Bekundungen seines Dankes hinaus nutzte der Kardinal den Brief für die Verbreitung ihm zugänglicher Nachrichten aus dem griechischen Raum, die ein militärisches Vorgehen gegen die Osmanen aussichtsreicher erschei-
edu/16195011/The_Florentine_Celebrations_of_1459._Translation_of_Magl._VII.1121_Terze_rime_in_ lode_di_Cosimo (31.07.2022), hier 66, Vers 2958–2961. 32 Picotti, La dieta (wie oben Fußnote 27); Pastor, Geschichte (wie oben Fußnote 28) und Setton, Papacy (wie oben Fußnote 9) gehen in ihren Darstellungen zum Kongress jeweils nicht auf Isidor ein. 33 Siehe D. Zakythinos, Le despotat grec de Morée, Bd. 1: Histoire politique, ed. Ch. Maltezou. London 1975, 264; Kolditz, Mailand (wie oben Fußnote 25) 375–389 mit weiterer Literatur. In Anlehnung an das ernüchterte Urteil Pius’ II. über diese Mission in seinen Commentarii herrscht auch in übergreifenden Darstellungen oft deren Einschätzung als unrealistische und marginale Maßnahme vor, siehe etwa Picotti, La dieta (wie oben Fußnote 27) 143 f.; Pastor, Geschichte (wie oben Fußnote 28) Bd. 2, 56 f. 34 Nur ein kurzer Verweis darauf in Kolditz, Mailand (wie oben Fußnote 25) 378, Anm. 54. 35 Ein Schreiben Isidors aus der Zeit vor dem Tod Gregors III. trägt lediglich die Unterschrift Isidorus cardinalis Episcopus Sabinensis, siehe Kolditz, Mailand (wie oben Fußnote 25) 396, Nr. II. Ein sicheres Urteil über Isidors Titelgebrauch ließe sich aber erst bei einer systematischen Sichtung seiner erhaltenen Briefe treffen.
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nen ließen.36 Ob sogar an eine Begleitung der Truppen durch Isidor gedacht war,37 lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Derartige Erwartungen existierten jedenfalls kurz nach dem Ende des Kongresses Anfang 1460, wie aus einem Schreiben des Mailänder Gesandten Marchese da Varese an Francesco Sforza vom 5. Februar 1460 hervorgeht.38 Isidor hatte damals gerade Mantua in östliche Richtung über Revere verlassen.39 Zu einer persönlichen Teilnahme des betagten Kardinals an einer Expedition gegen die Osmanen sollte es letztlich aber nicht mehr kommen.
36 Pastor, Geschichte (wie oben Fußnote 28) Bd. 2, 56 sieht im Auftritt von Thomas’ Gesandten in Mantua – und mithin in der hier von Isidor wiedergegebenen Siegesmeldung – die Ursache des späteren Misserfolgs: In „echt byzantinischer Prahlerei“ hätten diese suggeriert, dass bereits ein kleines Hilfskontingent aus Italien hinreichend zur Vertreibung der Türken wäre. Ein großer Feldzug Mehmeds II. hatte 1458 zur Unterwerfung fast der gesamten Peloponnes sowie der Despoten unter osmanische Hoheit geführt; vgl. Zakythinos, Le despotat (wie oben Fußnote 33) Bd. 1, 256–260. Danach ergriff Thomas zu Beginn des Jahres 1459 wieder die militärische Initiative mit bescheidenen Erfolgen, wie der Einnahme von Kalavryta. Diese Offensive wird von Sphrantzes 39.1 (= ed. Maisano [wie oben Fußnote 5] 152) jedoch vehement als zum Untergang der Morea führende Rebellion mit Eidbruch kritisiert: Schlechte Berater hätten Thomas verführt, ἵνα καὶ κατὰ τοῦ ἀμηρᾶ καὶ κατὰ τοῦ ἀδελφοῦ αὐτοῦ ἐπανάστασιν ποιήσῃ καὶ φάγῃ τοὺς ὅρκους ὡς λάχανα, οὓς πρὸ ὀλίγου μετ’ αὐτοὺς ἐποίησε. Eine andere Wertung bei J. Harris, The end of Byzantium, New Haven / London 2010, 238–240. 37 In diesem Sinne ist ein Satz in einem Schreiben des Seneser Gesandten Giovanni Mignanelli aus Mantua vom 16. Juli 1459 interpretiert worden: L. Fumi, Tre lettere inedite di Messer Giovanni Mignanelli oratore della Repubblica di Siena alla corte di Papa Pio II (Per nozze Mazzocchi-Onori). Pisa 1869; wieder in: ders., Nuptialia. Raccolta postuma di studi per nozze (1869–1907). Orvieto 2005, 9–29, hier 19: Et el cardinale Ruteno va legato a una parte nel paese. Dieser Satz schließt sich an Aussagen über die Mailänder Söldner contra il turcho an – doch wird paese nicht näher bestimmt. Daher scheint mir die Interpretation, es handele sich um eine Legation Isidors auf die Peloponnes, keineswegs gesichert. 38 Siehe Picotti, La dieta (wie oben Fußnote 27) 511–513, doc. LVII, hier 512: lo cardinale Eruteno è quello che va in Romania. Facendo compagnia al Miscieno [= Niceno, d. h. Bessarion], secondo lo debito gratificandoli vostra Signoria, me dise che da Mantoa gli scrisse quanto bisognava et che sopra le vostre facende ch’el ha affare, gli son a l’animo, ch’el ne farà ultra posse; assay parla amorevole verso di vostra Signoria; el me pare et è reputato homo molto degno. Mit diesem Vorhaben stehen sicher die von Isidor im Herbst 1459 in der Lombardei getätigten Waffenkäufe und seine Bemühungen um die Ausrüstung von Schiffen in Ancona im Frühjahr 1460 in Zusammenhang; vgl. dazu Pierling, La Russie (wie oben Fußnote 19) Bd. 1, 91; D. S. Chambers, Popes, Cardinals and War: the Military Church in Renaissance and Early Modern Europe. London / New York 2006, 70; siehe auch Philippides/Hanak, Isidore (wie oben Fußnote 9) 305. 39 Über diese Station auf Isidors Weg (am 29./30. Januar) informiert detailliert ein Brief Anselmo Folenghis an Ludovico Gonzaga, siehe Signorini, Alloggi (wie oben Fußnote 30) 362–364 (mit Edition); vgl. Akišin, Mitropolit Isidor (wie oben Fußnote 13) 174 f.
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3 Ein Brief „von toter Hand“? Eine Reihe dokumentarischer Quellen zu Isidors Wirken als Kardinal und Patriarch von Konstantinopel hat Georg Hofmann 1952 in einem materialreichen Aufsatz veröffentlicht.40 Dazu zählt auch ein in italienischer Sprache verfasstes Trostschreiben, welches Isidor nach dem Tod Cosimos de’ Medici an dessen Sohn Piero geschickt haben soll. Es datiert vom 12. September 1464 aus Rom, die Unterschrift I(sidorus) ep(iscopu)s sabinensis Cardinalis rutenus scheint die Identität des Absenders klar zu bezeugen.41 Freilich existiert ein manifestes Problem, das nicht nur Hofmann42 entgangen zu sein scheint: Isidor kann besagtes Schreiben schwerlich verfasst (oder auch in Auftrag gegeben) haben, war der cardinalis Rutenus doch selbst bereits über ein Jahr vor dem Florentiner pater patriae verstorben! Im Jahre 1461 hatte Isidor einen schweren Schlaganfall erlitten und sich von dessen Folgen nicht mehr erholt. Die feierliche Translation der 1460 vom Despoten Thomas Palaiologos aus Patras mitgeführten Haupt-Reliquie des Apostels Andreas im April 1462 von Narni nach Rom43 ließ er sich dennoch nicht entgehen: Sein ebenso vom körperlichen Verfall wie von tiefer Devotion gezeichneter spontaner Auftritt bei diesen Zeremonien wird in den Commentarii Pius’ II. nicht ohne Rührung berichtet.44 Wohl nach einem erneuten Schlaganfall in der Nacht vom 13. auf den 14. April 1463 wurde sein Palazzo bei der Kirche Sant’Agata dei Goti durch päpstliche Verfügung endgültig dem jungen Kardinal Francesco Gonzaga übertragen. Isidor erholte sich zwar nochmals kurz – sehr zur Sorge derer, die auf seine Benefizien spekulierten45 –, doch am 27. April 1463 endete schließlich sein langes und bewegtes Leben.46
40 G. Hofmann, Quellen zu Isidor von Kiew als Kardinal und Patriarch. OCP 18 (1952), 143–157. 41 Hofmann, Quellen (wie oben Fußnote 40) 148–150. Die Unterschrift wird hier nach der Schreibung in der Handschrift (MAP 163, fol. 16v, siehe unten, Anm. 49) wiedergegeben. 42 Vgl. etwa J. Hankins, Cosimo de’ Medici and the ‘Platonic Academy’. Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 53 (1990), 144–162, hier 145, Anm. 4 (zudem wird Hofmann mit Ziegler verwechselt). 43 Dazu umfassend A. T. Hack, Pius II. und der Empfang des heiligen Andreas 1462 in Rom (mit einem editorischen Anhang). Frühmittelalterliche Studien 48 (2014), 325–387. 44 Pii II Commentarii rerum memorabilium que temporibus suis contigerunt 8.2, ed. A. van Heck, Bd. 2. Studi e testi, 313. Vatikanstadt 1984, 483. Siehe auch Hack, Pius II. (wie oben Fußnote 43) 353 f. Der Bericht über den Reliquienempfang in den Commentarii gibt zwar als Insert die Andreis des Bischofs Alessio von Chiusi wieder (vgl. ebd. 331–334), doch scheint der Papst selbst eine wichtige Rolle bei der Formulierung des Textes gespielt zu haben. 45 Dieses Detail wie auch die Nachricht vom Schlaganfall in einem wenig beachteten Brief, den der Majordomus Gonzagas, Bartolomeo Marasca, am 14. April 1463 an Barbara von Brandenburg schrieb, siehe dazu D. S. Chambers, The housing problems of Cardinal Francesco Gonzaga. Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 39 (1976), 21–58, hier 51, Nr. 16: Lo Cardinale Ruteno questa note passata devenuto apopletico, et era posto (...) spaciato, già se ordenavano le exequie. Questa sera è fatto galiardo [et] ha voluto levarse. Dal che la brigata ride, excepti quelli expetavano li soi beneficii. 46 Vgl. Eubel, Hierarchia catholica (wie oben Fußnote 9) Bd. 2, 33, Notiz 227 (nach AAV, Armadio
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Wer kommt mithin als Absender des fraglichen Beileidsschreibens – es sei hier kurz „Isidor-Brief“ genannt – in Betracht? Luigi Silvano hat das Problem zuerst erkannt und vorgeschlagen, den Brief einem Sekretär des verstorbenen Kardinals zuzuweisen; dem hat sich Sergej Akišin angeschlossen.47 Eine solche Annahme ist jedoch sehr hypothetisch, zumal wir über den Haushalt bzw. die familia Kardinal Isidors faktisch nichts wissen.48 Hier sei daher ein neuer Versuch der Hypothesenbildung, ausgehend vom Überlieferungszusammenhang des „Isidor-Briefs“, unternommen. Das Schreiben ist nur abschriftlich, übertragen in den sogenannten libro paonazzo Pieros de’ Medici,49 auf uns gekommen. Dieses Buch legte Cosimos Sohn und Erbe im Januar 1465 an, um darin Nachrichten über seine Familie und sein Vermögen zusammenzustellen.50 Nach einigen Geburts- und Sterbedaten von Familienangehörigen findet sich zunächst eine lange Notiz über Cosimos Tod am 1. August 1464,51 sodann folgen Zusammenstellungen von Kosten und begünstigten Personen im Zuge der Begräbnisfeierlichkeiten. Mit fol. 14 des Faszikels setzt die Wiedergabe der bei Piero eingegangenen Kondolenzbriefe ein. Diese sind nicht chronologisch, sondern annähernd nach dem Rang der Schreibenden geordnet, so dass das Kondolenzschreiben des selbst fast schon im Sterben liegenden Papstes Pius II.52 (Ancona, 8. August
31,52, fol. 64r). Für Verwirrung im Hinblick auf Isidors Todesdatum hat Eubel selbst in seinem Kardinalsverzeichnis (ebd. 8) gesorgt, indem er Isidorus Kiowensis am 27. April 1462 sterben lässt. Dieses Datum hat u. a. Hofmann, Quellen (wie oben Fußnote 40) 157 übernommen, ohne den Widerspruch zum Datum des von ihm edierten Beileidsschreibens zu bemerken. Zum Todesdatum Isidors auch Philippides/Hanak, Isidore (wie oben Fußnote 9) 309; Akišin, Mitropolit Isidor (wie oben Fußnote 13) 180 f. Pius II. erwähnt Isidors Tod ohne Datum, aber in zeitlicher Beziehung zum Tod Kardinal Prospero Colonnas (24. März 1463) und Erzbischof Dietrichs von Köln (14. Februar 1463): Pii II Commentarii 11.17, ed. van Heck (wie oben Fußnote 44) Bd. 2, 690. 47 L. Silvano, Per l’epistolario di Isidoro di Kiev: la lettera a papa Niccolò V del 6 luglio 1453. Medioevo Greco 13 (2013), 223–240, hier 225; Akišin, Mitropolit Isidor (wie oben Fußnote 13) 216. 48 Dieses Thema ist für die Kardinäle des 15. Jahrhunderts bisher nur in Umrissen erforscht; vgl. J. Dendorfer / R. Lützelschwab (eds.), Geschichte des Kardinalats im Mittelalter. Päpste und Papsttum, 39. Stuttgart 2011, 386–388, 462. 49 Archivio di Stato di Firenze (= ASF), Mediceo avanti il Principato (= MAP), filza 163. Der gesamte Bestand ist online zugänglich: https://www.archiviodistato.firenze.it/map/riproduzione/?id=147797 (31.07.2022). 50 ASF, MAP 163, fol. 1r: Alnome sia dellonnipotente dio et della sua gloriosa madre madonna sancta maria sempre vergine (…). Questo libro e di Piero di Cosimo di Giovanni de medici chiamasi ellibro paonazzo segnato A insulquale scriuendo sifara mentione di piu cose apartenenti alla proprieta del sopradetto Piero. Cominciato questo di primo digennaio MCCCCLXIIII. Die Datumsangabe folgt dem stilus florentinus, ist mithin auf den 1. Januar 1465 zu beziehen. 51 ASF, MAP 163, fol. 2r–v. Zu Cosimos Tod und Begräbnis: D. Kent, Cosimo de’ Medici and the Florentine Renaissance: the patron’s oeuvre. New Haven / London 2000, 375 f. Zur politischen Nachfolge Pieros in Cosimos weithin informeller Stellung siehe N. Rubinstein, Piero de’ Medici Gonfaloniere di Giustizia, in A. Beyer / B. Boucher (eds.), Piero de’ Medici „il Gottoso“ (1416–1469): Kunst im Dienste der Mediceer. Berlin 1993, 1–8, hier 4 f. 52 Zu den spannungsreichen Peripetien im Verhältnis zwischen Pius und Cosimo vgl. G. Holmes,
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1464) an der Spitze steht,53 gefolgt von den Schreiben der Kardinäle (fol. 14v–20v), deren Daten sich vom 5. August (Guillaume d’Estouteville und Jacopo Ammannati Piccolomini)54 bis zum 30. September (Latino Orsini) erstrecken. Schließlich eröffnet der auf fol. 21r ohne Datum eingetragene Kondolenzbrief Ludwigs XI. von Frankreich die Reihe der Schreiben weltlicher Herrscher und Signori (fol. 21r–24v), einzelner Kommunen (fol. 25r–27v) und weiterer hochstehender Personen vor allem aus Florenz (fol. 27v–41v).55 An der Spitze der kardinalizischen Kondolenten56 steht mit Estouteville der Kardinalbischof von Ostia und Dekan des Kollegiums. Auf ihn folgen mit Lodovico Trevisan, dem durch zwei Schreiben vertretenen Kardinalkämmerer,57 und dem Vizekanzler Rodrigo Borja58 die Inhaber der wichtigsten kurialen Ämter, bevor Juan de
Cosimo and the popes, in F. Ames-Lewis (ed.), Cosimo ‚il Vecchio‘ de’ Medici 1389–1464. Essays in Commemoration of the 600th anniversary of Cosimo de’ Medici’s birth. Oxford 1992, 21–31; P. Viti, „Laudavit pontifex Florentinos“. Una „laudatio“ di Firenze durante il viaggio a Mantova, in Calzona (ed.), Il sogno di Pio II (wie oben Fußnote 28) 163–178, hier 165–169; C. Märtl, Papst Pius II. (1458– 1464) in der Kapelle des Palazzo Medici Riccardi zu Florenz: Ein Beitrag zu Ikonographie und Zeremoniell der Päpste in der Renaissance. Concilium medii aevi 3 (2000), 155–183; Reinhardt, Pius II. (wie oben Fußnote 28) 243–245 und 271–273. 53 Ediert aus einem Codex der Biblioteca Medicea Laurenziana durch Pastor, Geschichte (wie oben Fußnote 28) Bd. 2, 752 f., Nr. 63. Pastor erachtet diesen Brief für das letzte Schreiben des kurz danach verstorbenen Papstes. 54 ASF, MAP 163, fol. 14v–15r und fol. 19v. Neben diesen beiden sowie dem päpstlichen Brief stammen auch die Schreiben Bessarions (9. August, fol. 16r), Pietro Barbos (17. August, fol. 17r) und des Kardinals Louis d’Albret (8. August, fol. 19v–20r) aus Ancona. Torquemada schrieb am 17. August aus Ponticelli, Lodovico Trevisan aus Rocca di Papa. Die übrigen, aus Rom abgesandten Schreiben datieren fast alle erst vom September 1464, nur Kardinal Roverella schrieb von dort bereits am 29. August, d. h. während des Konklaves. 55 Verwiesen sei an dieser Stelle auf mehrere Blogbeiträge von Davide Alessandra, welche die Inhalte von Pieros Buch in detaillierter, gut orientierender Form vorstellen: siehe https://www.historiaregni.it/?s=davide+alessandra (zuletzt geprüft 31.07.2022); darunter der Beitrag „Le lettere di condoglianze dalla curia romana per la morte di Cosimo de Medici“ zu den Kardinalsbriefen, jedoch ohne Bezug auf den „Isidor-Brief“. 56 Eine Aufstellung zu den äußeren Daten der kardinalizischen Schreiben (Position im Manuskript, Titulatur des Absenders, Ort und Datum sowie Identifikation der Kardinäle) findet sich im ausführlichen, online zugänglichen Inventar des MAP-Archivbestands: F. Morandini / A. d’Addario, Archivio Mediceo avanti il Principato. Inventario, 4 Bde., Rom 1951–1963, hier Bd. 4, 435 f. 57 Zu ihm P. Paschini, Lodovico Cardinal Camerlengo († 1465). Rom 1939, hier 190–204 zur Stellung unter Pius II. Die beiden Schreiben des Kämmerers sind in ASF, MAP 163, fol. 15r, hintereinander angeführt: Das erste datiert vom 10. August 1464 und reagierte offenbar auf die dem Kardinal zu Ohren gekommene Nachricht vom Tod Cosimos, das zweite vom 18. August 1464 antwortete auf einen Brief Pieros und informierte diesen zugleich über den inzwischen eingetretenen Tod Pius’ II. Edition: P. Paschini, Villeggiature di un cardinale del Quattrocento. Roma. Rivista di studi e di vita romana 4 (1926), 560–563, hier 562 f. 58 Zu Borjas Position unter Pius II. siehe V. Reinhardt, Der unheimliche Papst. Alexander VI. Borgia 1431–1503. München 2005, 35–41.
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Carvajal (Porto) und Bessarion (Tusculum) die Reihe der Kardinalbischöfe fortsetzen.59 Unmittelbar vor dem „Isidor-Brief“, der sich noch in diese Reihe einzufügen scheint, ist jedoch das Schreiben Bernardo Erolis eingetragen, des Kardinalpriesters von Santa Sabina und engen Vertrauten Pius’ II.60 Auf den „Isidor-Brief“ folgen die Schreiben von elf weiteren Kardinalpriestern sowie, mitten unter ihnen, die Briefe Kardinal Torquemadas, Isidors Nachfolger als Bischof von Sabina, und des Kardinaldiakons Francesco Gonzaga.61 Außer dem „Isidor-Brief“ weist keines dieser Schreiben irgendwelche Zuordnungsprobleme auf. Vielmehr repräsentieren sie weitgehend die Zusammensetzung des Ende August 1464 in Rom stattfindenden Konklaves, aus dem der ebenfalls vertretene (fol. 17r) Kardinal von San Marco, Pietro Barbo, als Papst Paul II. hervorging.62 Lediglich zwei dort anwesende Kardinalpresbyter fehlen unter den Absendern: Angelo Capranica (Titelkirche Santa Croce) und Giacomo Tebaldi (Titelkirche Sant’Anastasia). Andererseits nahmen zwei Briefschreiber, Bernardo Eroli und Niccolò Forteguerri, nicht am Konklave teil. Ihre jeweiligen Briefe belegen ihre Präsenz in Rom aber auch erst für den frühen September 1464 (6. bzw. 7. September). Acht weitere Kardinäle waren in dieser Zeit abwesend und fehlen ebenso im Kondolentenkreis.63
59 Bessarions Schreiben ist ebenfalls ediert worden: G. Hofmann, Acht Briefe des Kardinals Bessarion. OCP 15 (1949), 277–290, hier 278 f. 60 Zu Eroli siehe A. Esposito, Eroli (Eruli), Berardo, in DBI (wie oben Fußnote 11) Bd. 43. Rom 1993, 228–232. 61 Gonzagas Brief aus Rom trägt als Datum den 13. September 1464. Der Kardinal hatte sich in der ersten Jahreshälfte engagiert auf eine aktive Teilnahme am Kreuzzug Pius’ II. vorbereitet und war Mitte August 1464 mit seiner Kriegsgaleere in Ancona eingetroffen – gerade beim Tod des Papstes; vgl. D. S. Chambers, Virtù militare del cardinale Francesco Gonzaga, in C. M. Belfanti (ed.), Guerre, stati e città. Mantova e l’Italia padana dal secolo XIII al XIX. Mantua 1988, 215–229 (wieder in: D. S. Chambers, Renaissance cardinals and their worldly problems. Variorum Collected Studies Series, 553. Aldershot 1997, Nr. V), hier 216–218. 62 Zum Konklave siehe Pastor, Geschichte (wie oben Fußnote 28) Bd. 2, 293–299; Paschini, Lodovico (wie oben Fußnote 57) 205 f. 63 Es handelt sich um den alten Kardinalbischof Pierre de Foix, der dauerhaft in Avignon residierte und noch 1464 sterben sollte, um Bischof Peter von Augsburg, Dionysius Széchy, den Erzbischof von Esztergom, Burkard Weißpriach, den Erzbischof von Salzburg, die beiden französischen Kardinäle Jean Rolin, Bischof von Autun, und Jean Jouffroy, Bischof von Albi (zu seinem Aufenthalt in Luxeuil in diesem Zeitraum vgl. C. Märtl, Kardinal Jean Jouffroy [† 1473]. Leben und Werk. Sigmaringen 1996, 172) sowie um die beiden aragonesischen Kardinäle Jaume Cardona, Bischof von Urgell, und Lluís Joan del Milà, Bischof von Lleida und Borja-Nepot. Nicht mit einem Schreiben vertreten ist auch Kardinal Nikolaus von Kues, der ebenfalls wenige Tage nach Cosimo de’ Medici verstarb. Zur Prosopographie der Kardinäle, ihren Titeln und inoffiziellen Namen sei verwiesen auf Dendorfer/Lützelschwab, Geschichte des Kardinalats (wie oben Fußnote 48) 496–501, sowie auf W. Schürmeyer, Das Kardinalskollegium unter Pius II. Berlin 1914, 127–137, allerdings mit großer Vorsicht zu gebrauchen, wenn es etwa zu Isidor heißt (130): „Gebürtig aus Kiew“.
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Angesichts dieser guten Übereinstimmung mit der situativen Struktur des Kollegs sticht der Anachronismus des „Isidor-Briefes“ deutlich hervor. Auffällig ist jedoch auch die Einordnung von zwei anderen Briefen: demjenigen des Kardinalpriesters Eroli unter den Kardinalbischöfen und demjenigen des Kardinalbischofs Torquemada inmitten der Kardinalpresbyter. Dieser Umstand könnte seine Erklärung in einer naheliegenden Verwechslung zwischen der Titelkirche Santa Sabina und dem Bistum Sabina finden, zu der es beim Sortieren der Briefe für die Abschrift gekommen sein mag. Erolis Brief wäre demnach in der Annahme in das Buch eingetragen worden, es handele sich um den Brief des Kardinalbischofs von Sabina; als der Irrtum spätestens bei der Übertragung der Unterschrift deutlich geworden sein muss, mag der Schreiber nach dem tatsächlichen Brief des Bischofs von Sabina gesucht haben. Isidor aber war zu Lebzeiten als Kardinalbischof von Sabina und cardinalis Rutenus bekannt. Somit könnte die Konfusion der Sabina-Briefe sich auch auf den „Isidor-Brief“ ausgewirkt haben. Die erste Erklärungsoption bestünde darin, dass es sich bei diesem um ein zweites Schreiben eines der beiden im Kreis der Absender vertretenen „Sabina-Kardinäle“ handelt, also Erolis oder Torquemadas. Für die Annahme eines Zweitbriefes Erolis würde die schon von Hofmann bemerkte große Nähe beider Schreiben in umfangreichen Textpassagen sprechen.64 Für ein zweites Schreiben Torquemadas hingegen könnte die weitgehende Gleichheit fast aller Titelelemente, I(o). episcopus sabinensis cardinalis (...), angeführt werden. Gleichwohl gibt es gegen diese beiden Optionen jeweils einen entscheidenden Einwand: Der Inhalt des „Isidor-Briefs“ als postuliertes Zweitschreiben passt weder im Fall Erolis noch im Fall Torquemadas zum jeweiligen ersten Kondolenzschreiben an Piero de’ Medici vom 6. September bzw. 17. August 1464; es ergeben sich vielmehr Widersprüche.65
64 Hofmann, Quellen (wie oben Fußnote 40) 149: „Da dieser Brief teilweise wortwörtlich mit dem unmittelbar vorausgehenden Schreiben des Kardinals Berardus Eruli zusammenstimmt (...).“ Vgl. etwa Eroli (ASF, MAP 163, fol. 16v): perche non e stato homo danondouere essere stato graue el suo partire da noi und „Isidor-Brief“ (nach Hofmann, Quellen): perchè non è stato homo da non dovere esser grave et molesta la sua partenza da noi; sowie Eroli: perche come e humana cosa eldolersi de hauer perduta cosa cara, cosi e anche opera desing(o)l(a)re prudentia saperse reposare et aquiescere allauolonta didio in ogni cosa et max(im)e inquelle che se(condo) elcorso dellana(tura) p(ro)cedono ordinariam(en)te und „Isidor-Brief“: perchè come hè humana cosa el dolersi havere perduto uno tanto capitale, così è anche opera de homo constante et prudente sapersi acordare et quiescere alla volontà di Dio a ogni cosa et maxime in quelle che secondo il corso naturale procedono ordinariamente. Diese starken Übereinstimmungen würden aber im Fall eines zweiten Schreibens Erolis nur mit explizitem Bezug auf den ersten, früheren Brief, etwa aus Sorge um dessen Verbleib, einen Sinn ergeben. Der Befund spricht also eher gegen Eroli als Verfasser des „Isidor-Briefes“. 65 Eroli erwähnt in seinem Brief vom 6. September, dass er einen Brief Pieros erhalten habe: ASF, MAP 163, fol. 16v: Nelpartire nostro dancona receuemo una uostra l(ette)ra alla quale ex tunc deliberamo serespondesse, ma p(er)le occupationi occorse nonse facto prima (...). Ebenso antwortete Torquemada bereits am 17. August auf einen Anzeigenbrief Pieros: ASF, MAP 163, fol. 18r: habbiamo rice-
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Daher scheint mir eine zweite Erklärungsoption plausibler, dass es sich nämlich beim „Isidor-Brief“ um ein vom Abschreiber – Piero di Cosimo selbst (?) – falsch als Brief Isidors identifiziertes Schreiben eines sonst unter den Kondolenten fehlenden Kardinals handelte. Dieser müsste jedoch Anfang September 1464 in Rom vor Ort gewesen sein, was vor allem auf die beiden Konklave-Teilnehmer Angelo Capranica66 und Giacomo Tebaldi67 zutreffen dürfte.68 Capranica führte als Bischof von Rieti den inoffiziellen Namen cardinalis Reatinus, Tebaldi als ehemaliger Bischof von Montefeltro die Bezeichnung cardinalis Feretranus. Für beide Namen ist die Verlesung Rutenus grundsätzlich möglich,69 deutlich wahrscheinlicher allerdings bei Reatinus, wobei zusätzlich die Sigle des Vornamens A zu I verkehrt worden sein müsste.70 Damit beruht unsere Erklärungshypothese auf drei durchaus kritischen Annahmen: erstens, dass der Kopist des Buches, d. h. wohl Piero selbst, von Isidors Tod nichts wusste – eine freilich für jedwede rationale Erklärung des „Isidor-Briefes“ notwendige Bedingung. Zweitens, dass der tatsächliche Verfasser des „Isidor-Briefes“ in verkürzter Form, ohne Nennung seiner Titelkirche, unterschrieb. Das ist durchaus denkbar, innerhalb des Konvoluts begegnet eine Kurzform aber sonst nur bei Kardinal Gonzaga und dem Kämmerer Lodovico Trevisan.71 Drittens müsste der Kopist stillschweigend die Worte episcopus Sabinensis hinzugefügt haben, eben weil er geglaubt haben mag, dass es sich um den Brief dieses Bischofs handelte. Doch warum wurde dies dann
vuta una u(ost)ra l(ette)ra perlaquale nefate auiso dellamorte dellabona memoria del sapie(n)tissimo u(ost)ro padre (...). Der „Isidor-Brief“ setzt hingegen mit Havemo intesa la morte del vostro magnifico padre ein (Hofmann, Quellen [wie oben Fußnote 40] 149), so dass sein Verfasser wohl keinen Brief Pieros empfangen haben dürfte. 66 Zu ihm siehe A. A. Strnad, Capranica, Angelo, in DBI (wie oben Fußnote 11) Bd. 19. Rom 1976, 143–146: Capranica begab sich im August 1464 zunächst nach Ancona, dann nach dem Tod des Papstes nach Rom. 67 Tebaldi tat sich als Kritiker des Piccolomini-Papstes hervor, siehe M. Pellegrini, Pio II, il collegio cardinalizio e la dieta di Mantova, in Calzona (ed.), Il sogno di Pio II (wie oben Fußnote 28) 15–76, hier 66. 68 Für weitere Erwägungen zur Person des Absenders wäre zu beachten, dass dieser im Schreiben nicht nur die Bedeutung des verstorbenen Cosimo für das Wohlergehen von nostra Italia herausstellt, sondern Cosimo auch als a noi afectionatissimo bezeichnet, siehe Hofmann, Quellen (wie oben Fußnote 40) 149. Hingegen bleibt die Anrede Pieros amice noster carissime eher förmlich, während etwa die Kardinäle Roverella und Gonzaga zu carissime noch tanquam frater hinzusetzten (ASF, MAP 163, fol. 18r–v). 69 Verwiesen sei hier auf die Verlesung R → F in der Wiedergabe der Unterschrift Kardinal Rodrigo Borjas, vgl. ASF, MAP 163, fol. 15v. Gleichwohl macht die größere Wortlänge von Ferertranus eine Verlesung als Rutenus sehr unwahrscheinlich. 70 Dass dies entgegen aller Intuition nicht ausgeschlossen ist, zeigt die sehr ungewöhnliche Ausführung der A-Sigle auf einem originalen Schreiben Capranicas in ASF, MAP 139, fol. 103v. 71 Siehe ASF, MAP 163, fol. 18v: F. Cardinalis de gonzaga; fol. 15r: L. cardinalis aquileiensis, jedoch mit dem Zusatz Domini pape camerarius.
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Sebastian Kolditz
nicht nachträglich im Zuge der Übertragung des Briefs Torquemadas als Bischof von Sabina korrigiert? Einwände gegen die hier erwogene Deutung stehen mithin im Raum. Gleichwohl erscheint mir die Annahme eines Irrtums bei der der Übertragung der Vorlagen in Pieros Faszikel plausibler als die Abfassung eines Briefes im Namen eines Toten durch eine dritte Person. Und dass Isidors Name unter den Kardinälen des Jahres 1464 einen Anachronismus bildete, zeigt die Briefsammlung Pieros mit aller Deutlichkeit: nicht nur war das Kardinalbistum Sabina bereits auf Torquemada übergegangen, sondern auch den Titel des Patriarchen von Konstantinopel führte bereits ein anderer: Bessarion, der cardinalis Nicenus.72
Anhang: Dokumente in diplomatischer Transkription Dokument 1: Patriarch Gregorios III. von Konstantinopel erteilt ein Empfehlungsschreiben für Andronikos Iagaris Palaiologos, der durch den Fall Konstantinopels geflohen und nun in seiner Notlage auf Unterstützung angewiesen sei. Rom, 1. März 1459 Archivio di Stato di Bologna, Comune Governo 414: Carteggi, Lettere al Comune (1402–1467), Nr. 90 Gregorius73 Mis(er)atione diuina Archiep(iscop)us Constantinopolitanus noue Rome vniuersalis patriarcha. Vniuersis Christi fidelib(us) patrib(us) fratrib(us) et Amicis has litteras n(ost)ras comendatorias inspecturis sal(u)t(em) i(n) d(omi)no n(ost)ro Iesu christo. Clarissimus et prestantissimus uir d(omi)nus Andronicus Iagari paleologus constantinopolitanus cu(m) ad u(est)ras p(er)uenerit partes cu(m) n(ost)ro testimonio comendatum sum(m)o honore suscipiatis. Nam et g(e)n(er)e et p(re)stantia sanguinis sui adeo clarus est: ut absq(ue) dubio o(mn)ium nobiliu(m) grecor(um): qui ex infelici constantinopolitana clade i(n)columes euaseru(n)t longe sit excellentior, et no(n) solu(m) paterno g(e)n(er)e clarus existit, uer(um) etia(m) i(n) stricta
72 Interessanterweise ist in Bessarions Brief (ASF MAP 163, fol. 16r) die Bezeichnung nicenus hinter Car(dina)lis über der Zeile nachgetragen worden und steht damit über et pat(riarca). Zu Bessarions Epistola ad Graecos im Zuge seiner Übernahme des Patriarchats vgl. P. Kourniakos, Das historische „unicum“ Kardinal Bessarion. Versuch einer Identitätssuche zwischen Kultur, Religion und Politik, in Märtl/Kaiser/Ricklin, „Inter graecos latinissimus“ (wie oben Fußnote 29) 439–466, hier 443. 73 Der Buchstabe G zu Beginn des Namens ist durch seine Größe hervorgehoben. Sonst finden sich keine Auszeichnungselemente.
Patriarchen von Konstantinopel in Italien
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affinitate clare memorie Imperatoris co(n)iunctus, Hoc apud i(n)numeros notum est, nec no(n) et n(ost)ris l(itte)ris confirmari duximus. Q(uonia)m uxorem sua(m) filiosq(ue) du(m) ciuitas mis(er)abilis constantinopolitana a p(er)fido Turcho capta et dirupta fuit i(n) magna s(er)vitute Turcorum coactus dereliquit: p(ro)ut historia ac ueter(um) relatione, et n(ost)ra sc(ient)ia cognouimus, Quasobres hu(n)c p(rese)ntem Illustre(m) uir(um) caritatis et beniuolentie u(est)re suffragiis tutu(m) comendatu(m) intueri dignemini. et q(uam)uis a p(ri)stina sua dignitate et magnificentia ad inferiora p(er)ductus sit, nihilominus caritates u(est)re rer(um) humanar(um) instabilitate(m) ac fragilitate(m) considera(n)tes hoc idem cuiuis hominu(m) siue p(ri)ncipu(m) accidere posse, cogitent, magna sunt dei misteria, et Iustitia [sua]74 Abyssus multa, agite igit(ur), ut eu(n)dem ip(su)m hoc a nobis flagitante(m) sup(er)iorib(us) ca(us)is et n(ost)ra hortatione, benedict(i)o(n)e ac Indulgentia talem e(ss)e credatis: quale(m) honor et nobilitas uir(um) desideret. In quor(um) o(mn)ium et singulor(um) fide(m) et testimoniu(m) p(re)missor(um) p(rese)ntes n(ostr)as l(itte)ras fieri ac bulle n(ost)re co(n)suete fecimus appensione com(m)uniri. Datum Rome i(n) domo habitationis n(ost)re, sub an(n)o a nativitate d(omi)ni MCCCCLVIIII, die u(er)o p(ri)ma mensis Martij pont(ificatus) uero S(anctissi)mi i(n) xp(ist)o p(at)ris et d(omi)ni n(ost)ri d(omi)ni Pij diuina p(ro)uidentia pape secundi an(n)o primo.
Dokument 2: Kardinal Isidor, Patriarch von Konstantinopel, dankt dem Herzog Francesco Sforza / der Herzogin Bianca Maria Visconti von Mailand für die Entsendung von Söldnern für den Despoten von Morea und übermittelt Nachrichten von der Peloponnes Mantua, 14. Juli 1459 Originale: Archivio di Stato di Milano, Sforzesco Potenze Estere 392 (Mantova), Nr. 119 (Ausfertigung für Bianca Maria Visconti, hier der Textwiedergabe zugrunde gelegt) / Nr. 122 (Ausfertigung für Francesco Sforza, Varianten im Apparat) Illu(strissi)ma principisa et Ex(cellentissi)ma d(omi)na d(omi)na etc.75 Continue Illu(strissi)mam D(ominationem) V(estram) p(ro)p(ter) eius famosa opera et gesta com(m)endauimus: et cum viderimus in presentiar(um) sua solita prouidentia prouisione(m) bonam i(n) fauore(m) Prouintie Amoree fecisse, maiori studio obligamur, exaltationes et eius laudes predicare: et(iam)76 vidimus Strenuum virum77
74 Das Wort ist durch ein Loch im Papier nicht mehr sicher lesbar. 75 Anrede in 122: Illu(strissi)me princeps et Ex(cellentissi)me d(omi)ne d(omi)ne etc. 76 In 122 folgt hier mit Streichung: tale. 77 Im Parallelschreiben 122 fehlt strenuum virum.
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Sebastian Kolditz
Çanonem cremone(n)sem, comestabilem cum eius exercitu et gentib(us) habilem et idoneum ad h(uius)mo(d)i officiu(m) fore, preces igitur continuas om(n)ipotenti deo pro exaltatione status Illu(strissi)me [Dominationis Vestre]78 porrigemus, ut similia et maiora pro co(n)fusione et destructione illor(um) infidelium Turcor(um)79 facere et op(er)ari possit. Que profecto o(mn)ia in subsidium p(er) Illu(strissi)mam D(ominationem) V(estram) Amoree facta existunt80, nobis ip(s)is fecisse putamus. Feliciter valeat Illu(strissi)ma D(ominatio) V(estra) ad cuius quecunq(ue) grata sumus paratissimi.81 Ex Mantua die XIIII° Julij MCCCCLVIIII° Ceter(um) Illu(strissi)mam D(ominatonem) V(estram) certiore(m) facimus, q(uod) bona h(abe)ntur noua de Amorea: Cum hoc82 sit quod octo milia Turcor(um) acces(er)ant ad Amorea(m) ut eam deuastare(n)t: et Illu(str)is d(omi)n(u)s Thomas Dispotus83 eos i(n)uasit ex quib(us) multos int(er)fecit, (et) alii u(er)o fugam arripuerunt. I. Ep(iscopu)s Sabinen(sis) / Car(dina)lis Ruthen(us) et Patriarcha Constan(tino politanus).
78 Fehlt in 119, aber enthalten in 122. 79 In 122: Thurcoru(m). 80 Existunt fehlt in 122. 81 Statt des Satzes ab Feliciter findet sich in 122: Latore(m) p(rese)ntium D(ominationi) V(estre) Illu(strissi)me co(m)mendamus ad cuius quecu(m)q(ue) grata sumus paratissimi. 82 Hoc fehlt in 122. 83 Dispotus fehlt in 122.
Andrzej Kompa and Adrian Szopa
Could the Author(s) of Parastaseis syntomoi chronikai Have Known Theodore Anagnostes? After decades of scholarly interest, Parastaseis syntomoi chronikai (hereinafter: Par.) still forms a puzzle with more questions unanswered than convincingly solved. Valuable as these accounts are, forming an early-middle stage of the patriographic literature of Constantinople, they are to be used with much caution. Written, as Professor Albrecht Berger aptly remarked, “in an awkward and often elliptical style”, the work never achieved, “in its original form, a linguistically more refined shape”. It was, at any rate, “a very odd work”,1 one that envelopes “Constantinople in a cloud of a mysterious, fictional history”.2 Crowded with plenty of statues from Constantine the Founder to Firmillianos the Crooked, with numerous treasures and talismans dug up and entrusted to thresholds, foundations or the soil, with spectacles both apotropaic and ominous, with pagans and heretics lurking behind so many monuments of the past, this text is never to be trusted per se, and not even the repetition of its content in the Patria Konstantinoupoleos can serve as a solid validation of its credibility. How was it possible for a source that so strictly clung to the authentic topography of medieval Constantinople to invent this amount of fictitious or semifictitious attributions? Were they retold or invented for the sake of the text? Were the statues real and only the stories and attributions somewhat clumsily invented? Who were the authors and how numerous were they? What was the genuine purpose and who was / were the addressee(s)? Were the objects observed in situ at all? These issues have been addressed many times,3 and while we will mention them in passing, here we
1 A. Berger (ed.), Accounts of medieval Constantinople: the Patria. Dumbarton Oaks Medieval Library, 24. Cambridge, Mass. / London 2013 (hereinafter: Patria, ed. Berger), ix f. 2 A. Berger, The statues of Constantinople. Cambridge et al. 2021, 23. 3 Text: Th. Preger (ed.), Scriptores originum Constantinopolitanarum, I. Lipsiae 1901 (hereinafter: Parastaseis, ed. Preger), 19–73, Av. Cameron / J. Herrin (eds.), Constantinople in the early eighth century: the Parastaseis Syntomoi Chronikai. Columbia Studies in the Classical Tradition, 10. Leiden 1984 (hereinafter: Parastaseis, ed. Cameron/Herrin). The 10th c. Patria: Th. Preger (ed.), Scriptores originum Constantinopolitanarum, 2. Lipsiae 1907, 135–289; Professor Berger’s translation in Patria, ed. Berger (as footnote 1 above), 1–279. The secondary literature on Par.: G. Millet, Parastaseis syntomoi chronikai: essai sur la date. Bulletin de correspondance hellénique 70 (1946), 393–402; C. Mango, Antique statuary and the Byzantine beholder. DOP 17 (1963), 53–75; G. Dagron, Constantinople imaginaire: études sur le recueil des Patria. Bibliothèque byzantine. Études, 8. Paris 1984, 29–48, 115–125; A. Berger, Untersuchungen zu den Patria Konstantinupoleos. Poikila Byzantina, 8. Bonn 1988; I. Ševčenko, The search for the past in Byzantium around the year 800. DOP 46 (1992), 279–293; O. Kresten, Leon III. und die Landmauern von Konstantinopel: Zur Datierung von c. 3 der Parastaseis syntomoi chronikai. Römische Historische Mitteilungen 36 (1994), 21–52; M. L. Amerio, La rivisitazione https://doi.org/10.1515/9783111070315-020
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Andrzej Kompa and Adrian Szopa
would like to focus on another problem. One of the striking features of Par. was the evident need of the author(s) to provide the reader with additional confirmation of the facts cited, by mentioning the alleged sources by name. From today’s perspective they did not reach their goal – at least some references seem empty, some authors obviously invented, and thus the tendency is to treat those passages as grounds more for suspicion than credibility. And yet the reason may be more complex than mere boastfulness or a search for authorities.4 The recent stream of research on one of Par.’s authorities, Theodore Anagnostes – which is a result of the first complete bilingual edition and translation of the Church History, with reaffirming of the connection between Theodore and John Diacrinomenus and with a thorough reconsideration of the testimonies, scarcely preserved fragments, the Epitome in its various versions, and the parallel sources – provides a useful opportunity to reflect on a relation much less obvious, that is between Par. and Theodore.5 One caveat shall be noted from the start. It is the deplorable state of preservation of what survived from Theodore’s Church History that makes the task so difficult. The bulk of the text is known only from the 7th c. Constantinopolitan Epitome in its differing manuscripts, apparently a work of a creative and independent mind.6 Long
della tradizione classica nelle Παραστάσεις σύντομοι χρονικαί e nella letteratura patriografica del decimo secolo: un esempio. Invigilata lucernis 17 (1995), 3–15; L. James, Pray not to fall into temptation and be your own guard: pagan statues in Christian Constantinople. Gesta 35 (1996), 12–20; A. Kazhdan, A history of Byzantine literature (650–850). Athens 1999, 308–313; B. Anderson, Classified knowledge: the epistemology of statuary in the Parastaseis Syntomoi Chronikai. BMGS 35 (2011), 1–19; D. A. Šabanov, “Parastaseis” и проблемы церемониальной топографии Константинополя. Filosofija i kul’tura 5, (2012), nr. 1 (21), 458–461; P. Odorico, Du recueil à l’invention du texte: le cas des Parastaseis syntomoi chronikai. BZ 107 (2014), 755–784; P. Chatterjee, Viewing the unknown in eighth-century Constantinople. Gesta 56 (2017), 137–149; P. Ubierna, Cultura letrada e identidades sociales en Bizancio: notas de lectura sobre Parastáseis sýntomoi chronikaí y Patria Konstantinoupóleos in A. Guiance (ed.), Cultura letrada e identidades sociales en el mundo medieval, siglos IV–XV. Buenos Aires 2019, 267–279; P. Manafis, (Re)writing history in Byzantium: a critical study of collections of historical excerpts. Abingdon / New York 2020; Berger, Statues (as footnote 2 above); P. Magdalino, The Patria of Constantinople: scholarship or literature? in Ch. Dendrinos / I. Giarenis (eds.), Bibliophilos: books and learning in the Byzantine world. Festschrift in honour of Costas N. Constantinides. Berlin / Boston 2021, 259–272 (on the Patria but with important remarks on Par.). 4 Parastaseis, ed. Cameron/Herrin (as footnote 3 above), 43. 5 R. Kosiński / A. Szopa / K. Twardowska (eds.), Historie Kościoła Jana Diakrinomenosa i Teodora Lektora. Kraków 2019; R. Kosiński / A. Szopa (eds.), Studies in Theodore Anagnostes. Studi e Testi Tardoantichi. Profane and Christian culture in Late Antiquity, 19. Turnhout 2021; R. Kosiński / K. Twardowska / A. Zabrocka / A. Szopa (eds.), The Church Histories of Theodore Lector and John Diakrinomenos. Studies in Classical Literature and Culture, 11. Berlin 2021 (hereinafter: Theodore Anagnostes, ed. Kosiński et al.). Previous edition: G. C. Hansen (ed.), Theodoros Anagnostes, Kirchengeschichte. GCS, N. F., 3. Berlin 1995 (hereinafter: Theodore Anagnostes, ed. Hansen). 6 G. Greatrex, Theodore le Lecteur et son epitomateur anonyme du VIIe s. in P. Blaudeau / P. Van Nuffelen (eds.), L’historiographie tardo-antique et la transmission des savoirs. Millennium Studies, 55. Berlin / Boston 2015, 121–142: 131; Theodore Anagnostes, ed. Kosiński et al. (as footnote 5 above),
Author(s) of Parastaseis syntomoi chronikai
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passages of Theodore were boiled down into succinct abstracts, not without tendencies and bias. The final result, albeit still abundant in details, probably reflects only a shadow of the original. Fewer than a dozen fragments, quoted elsewhere, may claim to recall the version of Anagnostes, with different levels of accuracy (excerpts in the records of the 2nd Nicaean Council, John of Damascus and Geronticon);7 a bigger group of source witnesses is of much less use (Victor of Tunnuna, Theophanes Confessor, John Moschus, George the Monk, Liber Suda, De schismatibus, Alexander the Monk’s Laudatio Barnabae, Synodicon Vetus etc.). The partially preserved Historia tripartita by Theodore, an amalgamation of Socrates, Sozomen and Theodoret’s ecclesiastical accounts, is as we shall see, less relevant in the context of Par. All we possess of John Diacrinomenus’s Church History is a few pages of a yet more laconic synopsis and two quotations, three sentences altogether.8 Even a short overview of the authors cited in Par., some of whom (ca. 1/3 of cases) were later requoted in the Patria, reveals the importance of Theodore and John, a fact that has sometimes been overshadowed by a more general assessment of the author(s)’ pretence of expertise in the ecclesiastical historians.9
source
Par. synt. chron., Par. synt. ed. Cameron / chron., Herrin ed. Preger
Patria, ed. Preger
Patria, ed. Berger
Marcellus the Lector
1, p. 56/58
1, p. 19 f.
– [II.110, p. 209]
– [II.110, p. 128]
Ligyrius the Pagan
5b, p. 62
5b, p. 22
II.89, p. 197
II.89, p. 110
Hippolytus [of Thebes], 3rd [edition of his] chronique
6, p. 64
6, p. 23
– [II.92, p. 199]
– [II.92, p. 114]
Herodotus and Hippolytus the Chronographers
7, p. 66
7, p. 24
II.93, p. 200
II.93, p. 114
Ancyrianus the Chronographer, Decalogue; Anastasius
10, p. 68/70
10, p. 25 f.
II.106, p. 207 f.
II.106, p. 126
Theodoret [of Cyrrhus]
12, p. 74
12, p. 28
II.97, p. 203
II.97, p. 118
235–238. 7 Ibid., 136–163. 8 Ibid., 78–104. 9 Parastaseis, ed. Cameron/Herrin (as footnote 3 above), 39–45. Theodore as the most cited authority was noticed in passing by Dagron, Constantinople (as footnote 3 above), 35, n. 47, and the passages discussed below were commented on 32–37.
316
Andrzej Kompa and Adrian Szopa
source
Par. synt. chron., ed. Cameron / Herrin
Par. synt. chron., ed. Preger
Theodore [Anagnostes]
27, p. 88 (covers c. 27 f.)
27, p. 35 II.24, p. 163 (covers c. 27 f.) (= Par., 28)
II.24, p. 64 (= Par., 28)
Demosthenes, in. quot.
28, p. 90
28, p. 36
– [II.24, p. 163]
– [II.24, p. 163]
Theodore Anagnostes
29, p. 92 (covers c. 29–36)
29, p. 37 (29–36)
– [II.25–30 & 32, p. 163–168]
– [II.25–30 & 32, p. 66–70]
Caracallus the praepositus (?), Mecas and Glaucus (?); Theodore the Chronographer
41, p. 112
41, p. 47
– [II.52, p. 179 f.]
– [II.52, p. 86]
Dioscurus (?)10
43, p. 116
43, p. 49
–
–
Papias
44, p. 120
44, p. 51
–
–
Papias
44a, p. 120
44a, p. 51
– [II.28, p. 165]
– [II.28, p. 68]
Eusebius tou Pamphilou; Diacrinomenus x 2
48, p. 124
48, p. 53
–
–
Socrates [Scholasticus]
52, p. 126
52, p. 54
–
–
Diacrinomenus x 2
56, p. 130
56, p. 56
II.49, p. 177 (x 1)
II.49, p. 85 (x 1)
Philip the Eparch; Herodion x 2 (oral sources, allegedly)
61, p. 138
61, p. 60
II.77 f., p. 190 f. (Herodion x 1)
II.77 f., p. 102 (Herodion x 1)
Philip the Dynast x 2 (oral sources, allegedly)
62, p. 138
62, p. 60
– [part. II.79, p. 191]
– [part. II.79, p. 102]
Leo the Great (?); Ligyrios the Astronomer
64, p. 146
64, p. 64
– [II.82, p. 193]
– [II.82, p. 104 & 106]
Sozomen; Clement
66, p. 148
66, p. 65
– [II.47, p. 176]
– [II.47, p. 82]
John Diacrinomenus
67, p. 148
67, p. 65
– [II.31, p. 166 f.]
– [II.31, p. 70]
Theodore; Sozomen
68, p. 148
68, p. 65
–
–
Theodoret; Eusebius; Apollinarius; Alexander; Milichius
68a, p. 150
68, p. 66
–
–
Promuntius
69, p. 150
69, p. 66
– [~ II.59 & 61, p. 183/184]
– [~ II.59 & 61, p. 90/92]
10 Odorico, Du recueil (as footnote 3 above), 769 f.
Patria, ed. Preger
Patria, ed. Berger
Author(s) of Parastaseis syntomoi chronikai
317
source
Par. synt. chron., ed. Cameron / Herrin
Par. synt. chron., ed. Preger
Patria, ed. Preger
Patria, ed. Berger
Diacrinomenus
71, p. 152
71, p. 67
II.19, p. 161
II.19, p. 62
Theodore
74, p. 152
74, p. 67
– [part. II.34, p. 168; II.69, p. 188]
– [part. II.34, p. 72; II.69, p. 98]
Secundus (?)
80, p. 158
80, p. 70
II.28, p. 165
II.28, p. 66
Plumbas (?)
81, p. 158
81, p. 70
–
–
Philodorus Logistes (?)
85, p. 162
85, p. 72
II.85, p. 195
II.85, p. 108
Theodore is mentioned five times throughout the text; John Diacrinomenus, six times, although twice as a doublet in the same paragraph, which makes effectively four. No other authority is invoked as often. Sozomen, Theodoret, as well as the dubious Ligyrius or Papias appear only twice, and in subsequent paragraphs Hippolytus and Philip are referenced, again only twice. Socrates is indicated as a source only once. We shall add that of the nearly 50 various authors mentioned throughout Par., only a little less than half can be broadly described as church historians, and one should be mindful that our conventional understanding of that label does not necessarily follow the exact notions of the author(s) of Par. Here are the fragments in Par. which the author(s) wanted the reader to believe were derived from Theodore: 1. Par., 27–28: Paragraph 27 in the editio princeps is merely a title (Ἐκ τῶν ῾Ιμερίου χαρτουλαρίου †φράσις τῶν παρὰ Θεοδώρου, ὅτε παραγέγονεν ἐν τῷ Κυνηγίῳ θέας χάριν), followed by a comment of rather untypical nature (Πολλὰ γὰρ ἡμῖν ἐμελέσθη περὶ τοῦ ἐρευνῆσαι ἀκριβῶς περὶ ὧν παρεκάλεσας καὶ φανερῶσαι τῇ σῇ ἀρετῇ, ὦ Φιλόκαλε). That the Theodore mentioned here was supposed to be Theodore Anagnostes is to be understood from the title of Par., 29 (see below).11 Both paragraphs were analysed in detail by Paolo Odorico, who considered emending the crux philologorum by ἔκφρασις (or ἐκφράσεις), but finally translated the title with φράσις solely as: “Description (φράσις) tirée des récits d’Himérios (ἐκ τῶν ῾Ιμερίου), qui se trouvent dans le recueil de Théodore (τῶν παρὰ Θεοδώρου), description prononcée lorsqu’Himérios se trouvait (...).”12
11 That is accepted even by Odorico, Du recueil (as footnote 3 above), 768, not to mention the Byzantine understanding as expressed in Anonymus Treu and the Patria. 12 Ibid., 766. Cf. Dagron, Constantinople (as footnote 3 above), 32.
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The story of the chartularius Himerius and his misfortune at the Kynegion follows the title (Par., 28). Because of the emperor Philippicus’s intervention in the events narrated here, it is generally dated 711–713. The story is apparently told by Theodore himself in direct speech and ends with yet another warning addressed to Philocalus against careless inspection of pagan statues.13 The odd supplement to the title and two vocatives Φιλόκαλε at the beginning and the end led Cyril Mango to suggest that the second sentence of Par., 27 was to be placed as the opening sentence of Par., 28.14 Odorico’s proposal displaces Theodore from the role of a narrator to that of compiler of somebody else’s narrative into a broader collection on statues.15 2. Par., 29–36: Theodore, here and here only named ἀναγνώστης, is given as a source in the title: Θεοδώρου ἀναγνώστου ἔτι συντομία γυναικῶν (Par., 29). This phrase is problematic, yet “Brief catalogue of women, still from Theodore the Lector” (the proposal of Cameron and Herrin) or “Still from Theodore Anagnostes, briefly on women” seem close to the original meaning, and ἔτι (“still, further”)16 builds a clear cross-reference to the title in Par., 27.17 That the fragment covers the next paragraphs up to 36 is attested not only in another rubric before Par., 37 (Περὶ θεαμάτων), but also through the consistent construction of the brief notes and lack of any other authority cited within (a similar exposition of statues at the end of the text is packed with names of the source authorities). The text suits the title: it forms an index of the female imperial statues listed in encyclopedic style: two of Verina (Par., 29), one of Euphemia (Par., 30), two of Eudoxia (Par., 31), one of Arcadia and of Ariadne with Zeno (Par., 32), two of Pulcheria (Par., 33), one of Helena and Constantine (Par., 34), one of Sophia, Arabia and Helena (Par., 35), two equestrian statues of Arcadius and Theodosius the Younger (Par., 35a), and finally one of Eudocia (Par., 36). 3. Par., 41: within a set of seven (or six) θεαμάτων in Par., 37–42/43, this is one of the most chaotic, difficult to translate and fantastic entries. The opening part of that paragraph is as follows: Θέαμα εʹ. Τὸ ἐν τοῖς Ἀμαστριανοῦ. Καρακάλλου τοῦ πραιποσίτου θεαμάτιον ἤτοι εἰδωλεῖον τῆς Βυζαντίων πόλεως πρωτεῦον ἀπὸ Τραιανοῦ, Μεκᾶς καὶ Γλαῦκος· ἐξ ὧν Θεόδωρος χρονογράφος ἀναρρωσθεὶς ἀναγνώσμασιν. One
13 Parastaseis, ed. Cameron/Herrin (as footnote 3 above), 28 (88 and 90); cf. Mango, Statuary (as footnote 3 above), 60 f.; Dagron, Constantinople (as footnote 3 above), 32–34, 36. 14 Parastaseis, ed. Cameron/Herrin (as footnote 3 above), 89, n. 2; Odorico, Du recueil (as footnote 3 above), 764. 15 Ibid. 763–767; repeated by Ubierna, Cultura letrada (as footnote 3 above), 271 f. Literal understanding of Theodore as a witness in Chatterjee, Viewing the unknown (as footnote 3 above), 136–149. 16 F. Montanari, The Brill dictionary of ancient Greek. Leiden / Boston 2015, 835. 17 Parastaseis, ed. Cameron/Herrin (as footnote 3 above), 205; Dagron, Constantinople (as footnote 3 above), 36; Odorico, Du recueil (as footnote 3 above), 767. Cf. Parastaseis, ed. Preger (as footnote 3 above), 37 in app.: συντομία = ἱστορία σύντομος? Exspectamus ἐν συντόμῳ γυναικῶν.
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should remember that was dubitanter supplemented by Theodor Preger,18 and Caracallus, Mecas and Glaucus are most probably an invention, their names being as suspicious as that of Myakes, Justinian II’s οἰκειακὸς ἄνθρωπος in the most unusual entry of the Chronography of Theophanes.19 Thus the Par. author(s)’s claim that the cited writings of Theodore were based on these personages may be just yet another instance of a pseudo-erudite double reference, as in Par., 7, 10, 61 or 64. Theodore is called “a chronographer” here, and it does not seem to be a pure coincidence that the writings he employed (or the process of reading them) are called ἀναγνώσματα. Not only is it somewhat typical for Περὶ θεαμάτων as a term for the chronographers’ readings utilised by “philosophers” (see Par., 40, θέαμα 4)20, but Theodore is evidently known to the author as ἀναγνώστης. It might be tempting to assume that the term is understood not only in its ecclesiastical designation, but also in reference to reading and writing narratives by using earlier knowledge. What follows is indeed a spectacle or display of queer statues, allusions to demons’ apparitions and hidden treasures, all connected with Amastrianon, interesting to that extent and simultaneously described in such an opaque way that it was later repeated both in Anonymus Treu and the Patria but with significant abridgements.21 It should be noted that this entry also ends with an exhortation to Philocalus (Ὅθεν, Φιλόκαλε, πολλοὺς κόπους διὰ τὴν σὴν ἀρετὴν ὑπομείναντες οὐδὲν ἠγανακτήσαμεν), only to be repeated at the beginning of Par., 42 (Τὸ δὲ ἐν αὐτῷ τῷ Βοῒ θέαμα τρανῶς σοι ὑποδείξομεν, ὅπερ πλειστάκις δι’ἐπιστολῶν ἡμῖν ἐσήμανας δῆλόν σοι γενέσθαι, ὦ Φιλόκαλε.), for the last time in the whole extant text. 4. Par., 68: a relatively uncomplicated synopsis on the statues of Augusteum, in all probability originally separate from Par., 68a,22 with both citing a number of ecclesiastical authorities (68: Theodore and Sozomen; 68a: Theodoret and Eusebius, Apollinarius and Alexander, Milichius). The density of the references is visible (both fragments count only 15 lines in Preger’s edition). Theodore is invoked to attest the presence of the monument of the Theodosian dynasty, with the statues of Arcadius and Honorius (and possibly also of Theodosius I as well). 5. Par., 74: this paragraph, of considerable length (30 lines in Preger’s edition), seem to fall into two parts. The first, succinct list mentions the founding emperors of the aqueduct (Valens), the Basilica cistern (Constantine the Great), Chrysorrhoe (?, Lici-
18 Ibid. 41 in app. 19 C. de Boor (ed.), Theophanis Chronographia. Lipsiae 1883 (hereinafter: Theophanes, Chronographia), AM 6196 (373.23). 20 Parastaseis, ed. Preger (as footnote 3 above), 40 (45.10–12, 46.1–3). 21 Anonymus Treu in Parisinus suppl. gr. 607A, fol. 20r–v; Patria, ed. Berger (as footnote 1 above), II.52. 22 Parastaseis, ed. Cameron/Herrin (as footnote 3 above), 262.
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nius), and two statues, of Theodosius I and Phocas. The second part lingers on the last of the statues and tells a story of its establishment in the final years of the lastmentioned emperor, wretched and murderous as usually in middle Byzantine historical prose.23 The positive character in the plot is a certain monk from the entourage of St. Theodore of Sykeon who admonished the tyrant, then relieved him from his gout through prayers and finally predicted his fierce death. Even though this plot of contact between a wrong-doing Emperor and a pious monk bears certain analogy to an original scrap of Theodore Anagnostes’ Church History, preserved in Cod. Athous Iviron 497 – the personages in that fragment being the Emperor Zeno and otherwise unknown Severus of Paphlagonia – the similarity does not reflect anything but a literary commonplace.24 Theodore used directly or indirectly from Life of Theodore of Sykeon.25 Judging from the logic of the citation method in Par., 74 and neighbouring fragments, the only information intentionally ascribed to Theodore was that on the aqueduct, and perhaps also on the Basilica and Chrysorrhoe. Case 1. The report on the chartularius Himerius is extraordinary even for Par. (note the insertion of first-person direct speech). Was Theodore an author of the text or also a narrator and a witness? Let us briefly comment on that matter. Paolo Odorico’s idea of the “prehistory” of Par. forms a brilliant mosaic, yet this particular tessera has one weaker point. If the title is to be understood to mean that Theodore was the direct source for the author(s) of Par. (or their predecessor) but not a narrator of the story, who would that person be? As all agree, it could not be Himerius himself. Whoever created Par. (even if we admit a possible difference between the original collection gathered from other sylloges and Parisinus gr. 1336 in which it is preserved best), they are the most consistent in citing the sources by name, much more than Anonymus Treu (i. e. Parisinus suppl. gr. 607A) or the Patria.26 It would not be typical for them, unless speaking in their own voice (as in Par., 61), to leave a narrator unnamed in fragments given in direct speech, even more so in a fragment so different from the normal narrative. Be it circus factions in Par., 38, 40 or 81, or seven philosophers in Par., 64, the speaker is always named. Par., 27–28 differs much from those short quotations in its length. Still it would be highly irregular not to name the narrator of such a fragment inserted into the collection. Thus we are inclined to con-
23 The entry was later compressed and summarized only in the Patria, ed. Berger (as footnote 1 above), II.34 – Berger, Untersuchungen (as footnote 3 above), 380. 24 Theodore Anagnostes, ed. Kosiński et al. (as footnote 5 above), fr. 9 (163) (Theodore Anagnostes, ed. Hansen [as footnote 5 above], fr. 37 [124.20–125.14]). 25 A.-J. Festugière (ed.), Vie de Théodore de Sykéon, 1. Subsidia hagiographica, 48. Bruxelles 1970, 133; E. Dawes / N. H. Baynes (eds.), Three Byzantine saints. Oxford 1948, 175 f.; cf. remarks in Parastaseis, ed. Cameron/Herrin (as footnote 3 above), 269 and M. Meier, Kaiser Phokas (602–610) als Erinnerungsproblem. BZ 107 (2014), 139–174: 157 and n. 51. 26 Berger, Untersuchungen (as footnote 3 above), 390.
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sider Theodore not only as a source here but also as an alleged narrator of Himerius’s final stroll (after all, the Patria’s compiler was of the same opinion)27; at the same time, neither option has a decisive influence on our understanding of Theodore’s importance for the author(s) of Par., be it a collection of sources or a sylloge made of earlier sylloges. Obviously there is no such person as Himerius the chartularius in the 6th c. historian’s work, nor in the Historia tripartita, nor in the Church History. The only person of that name mentioned in what has remained of Theodore’s output lived in the 4th c.28 Even if we remember that most of the two-part ecclesiastical history is preserved only in brief summaries, the fantastic story fits the leitmotiv of Par. much better than its apparent source. Inspection of statues, grim events in their midst, explanations given by certain, probably fictitious, philosophers – all these suit Par. The placing of the episode in the time of the emperor Philippicus settles the case as an anachronism, but this on its own and without taking into consideration the timbre and topic of the narrative should not be treated as decisive. Philippicus was seemingly important for the author(s), as he appears more often than he probably should given his short reign, but we cannot exclude the possibility that he was granted his place in this particular event because he lived within the memory of the author(s) of Par. or its source and not because he was indeed involved in the events.29 The boundary of what is fictitious and what is probable in Par., as long as it cannot be corroborated elsewhere, is rather blurred and has more to do with sensitivity and assumptions of modern scholars than with factual probability. There is no need to imagine Theodore Anagnostes strolling in the Kynegion with a friend: it did not happen. But it does not exclude the possibility that the author(s) of Par. wanted their readers to believe that the historian of old was there and later wrote a report which they inserted into their own collection. And yet it would be too disappointing to close the case with a simple conclusion that Theodore Anagnostes in Par., 27–28 is a sheer fabrication. There exists one fragment of the Church History by Theodore that survived both in the Epitome and in a more or less uncorrupted version that can be useful in comparison. Composed of just two sentences in the 7th c. epitomator’s abstract,30 it was originally a lengthy
27 Patria, ed. Berger (as footnote 1 above), II.24. The same in Anonymous Treu; cf. Dagron, Constantinople (as footnote 3 above), 32, n. 35. 28 Theodore Anagnostes, ed. Hansen (as footnote 5 above), fr. 204 (73.5–7). 29 Parastaseis, ed. Cameron/Herrin (as footnote 3 above), 12, 17, 19; B. Anderson, Knowledge (as footnote 3 above), 17–19; P. Manafis, (Re)writing history (as footnote 3 above), 89 f. For Kazhdan, History (as footnote 3 above), 311 the story of Himerius was one of the proofs of parodic aim and method of Par., with Philippicus inserted here only to parallel the name of Demosthenes, in a recollection of Philip II; cf. Ševčenko, Search (as footnote 3 above), 290–292. 30 Version of the Parisinus Gr. 1555A – Theodore Anagnostes, ed. Kosiński et al. (as footnote 5 above), fr. 115 (326) (Theodore Anagnostes, ed. Hansen [as footnote 5 above], fr. 465 [131.24–28]).
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text of nearly 800 words, secured in John of Damascus’ florilegium,31 a detailed and full-grown narrative (events are dated 498/500).32 A certain Olympius, a follower of the “Arians”, lewdly mocked the Holy Trinity in the Helenianae palace baths, which prompted a violent reaction by those present on spot. Although saved by a pious witness, he was punished by Divine Providence itself: in the frigidarium his body started to decompose, his flesh tearing off his bones or sticking to a linen cloth with which he was covered. Thus he perished, in the final hours visited by a messenger of God who informed him of his sins, and the emperor ordered an icon of that event to be painted and hung in the palace or the baths, with the names of witnesses inscribed. The following part of the story, also leavened with sordid details, refers to the miserable end of the diaetarius Eutychianus who hid the icon at the instigation of the enemies of the orthodox faith. His eye popped out, his body shivered, and after he sought refuge and cure in the church of Concord (Ὁμόνοια) – with no results, since his testes also decayed – he was finally instructed by yet another messenger of God, extraordinarily enough in the form on a eunuch, to return to Helenianae, to the image of the burning “Arian”. There he finally passed away, to know peace at last.33 As we compare that long text with the epitome of the Church History, we see that neither Olympius nor Eutychianus were important on the scale of late Roman or ecclesiastical history, and yet the anonymous epitomator preserved both names. That may serve as one more corollary evidence that Himerius the chartularius did not fall out of the Church History between the original and epitome – he just was not there at all. It would be naive to assume that a collation of Par., 28 and the story of Olympius and Eutychianus would reveal the same author. We are not supposing that the text on Himerius comes from the 6th c. historian. And as for the linguistic part, the passages are clearly different. It is difficult to find any significant syntactic, inflectional or lexical similarities. Par., 28 is far from the classicizing style of the Church History.34 There are dissimilarities in the use of tenses, however, the present is the most frequent, which makes the whole history more dynamic. The use of the first person also
31 John of Damascus, Contra imaginum calumniatores: B. Kotter (ed.), Die Schriften des Johannes von Damaskos. Patristische Textes und Studien, 17. Berlin / New York 1975, or. 3, Florilegium, III.90 (182–184) = Theodore Anagnostes, ed. Kosiński et al. (as footnote 5 above), fr. 1 (146–152); (Theodore Anagnostes, ed. Hansen [as footnote 5 above], fr. 52a [131.10–133.32]). 32 Theodore Anagnostes, ed. Kosiński et al. (as footnote 5 above), 146 f., n. 172. 33 Cf. V. Tiftixoglu, Die Helenianai nebst einigen anderen Besitzungen im Vorfeld des frühen Konstantinopel, in H.-G. Beck (ed.), Studien zur Frühgeschichte Konstantinopels. Miscellanea Byzantina Monacensia, 14. München 1973, 49–120: 50–54; G. Greatrex, Theodore Lector and the Arians of Constantinople, in Kosiński/Szopa, Studies (as footnote 5 above), 216–218; K. Twardowska, Theodore Lector’s testimonies of images in Kosiński/Szopa, Studies (as footnote 5 above), 240–242. 34 On style of Theodore see W. Treadgold, The early Byzantine historians. New York 2007, 171; A. Szopa, Textual analysis of the Epitome of Theodore Anagnostes’ Church History: a few remarks, in Kosiński/Szopa, Studies (as footnote 5 above), 39–62.
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creates a similar effect. In Theodore, the narration is not led from the perspective of a participant. The aorist is the leading tense, and the author places the history in its precise context.35 In Par. we lack such an element, and the context may be guessed only indirectly, if at all. A characteristic feature of Par., 27–28 is the use of pronouns and genitive absolute. Both elements appear in the Church History of Theodore, but not as often. In Par., six sentences start with gen. abs., which constitute most of the narration36. In the fragment about Olympius and Eutychianus, which is far longer, we can hardly ever find such an opening. Both texts utilize indirect speech quite frequently. In Par., 28 quoted sentences appear three times, from which two are introduced by φησίν, and one by a participle. In Theodore’s passage they are more frequent, and the ways of introducing the quoted sentences vary: from a short ἔφη, to participles and more complex phrases such as ἔφη αὐταῖς λέξεσιν οὕτως. At the same time, if one compares those two accounts, some similarities appear in the way the narratives are composed. The account concerning Himerius is much more fabulous, vivid and detailed than the other entries in the collection. Although certain typical motifs obviously pertain to the general interests of Par. (e.g. inspecting statues, philosophical explanations of symbolism incomprehensible to an average person, dangers bound up with such exploration), the way the story is told, the dialogues in its midst, the supernatural interventions, punishment or fear of being punished, the focus on the average Constantinopolitan and not a member of the upper echelons of the city and state, and yet the Emperor’s involvement in the course of events – all these elements link a group of seemingly remote pieces. And both Theodore and Par., 28 to a certain extent resemble hagiography more in their modus scribendi than historical (even ecclesiastical-historical) prose, or even more so than ekphrasis. The most considerable difference remains the ego-document form of narration in Par., 28, but it cannot be decisively determined whether the whole fragment is an insertion or an invention, even though the logic of invention would leave us perhaps with more fragments in the first person throughout the entries of Par.37 As we discuss the relevant passage of Theodore’s Church History, one additional point may be stated. The opening sentence of Theodore’s account is as follows: Ὑπὸ δὲ ταύτην τὴν ὑπατείαν κατὰ τὸν μῆνα τὸν Δεκέμβριον, ἔχοντα αὐτὸν τριακάδα καὶ πέμπτην ἡμέραν, θαῦμα φοβερὸν καὶ ἐξαίσιον πᾶσάν τε ἀκοὴν ἀνθρώπων καταπλῆττον γεγένηται. The phrase θαῦμα φοβερὸν καὶ ἐξαίσιον recurs later in Par. in two places: in Par., 25 the freshly excavated gigantic bones were deposited in the Fossa by the order of Emperor Anastasius I as a θαῦμα ἐξαίσιον.38 In Par., 37 (being
35 Dating note starts the entry (see Szopa, Textual analysis [as footnote 34 above], 43, n. 15), and time references are also in the text (ἡμέρας τε περίπου ἑπτὰ / τριῶν γὰρ ἡμερῶν). 36 Ἐμοῦ δὲ θαυμάζοντος / Ἐμοῦ δὲ εἰπόντος / Ἐμοῦ δὲ φοβηθέντος. 37 Berger, Untersuchungen (as footnote 3 above), 390. 38 Later repeated also in Suda: A. Adler (ed.), Suidae Lexicon, 5 vols. Leipzig 1928–1938, 3, M 949
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the first spectacle of Περὶ θεαμάτων) a huge elephant in the golden-roofed Basilica is called θέαμα ἐξαίσιον.39 We bear in mind that in Paolo Odorico’s view paragraphs 25 and 37 belong to a different part of the text (1–26 | 27–89). Still, we shall treat them as belonging to one text divided into sections as judged by the titles and the content (note also that Theodore is mentioned only in Par., 41, i. e. θέαμα 5). That a θαῦμα could be ἐξαίσιον comes as no surprise. Apart from possible random collocations, it gained a specific meaning, from the point when Biblical quotations started to inspire patristic writers and to influence the literary language. Two verses of the Greek Holy Scriptures are relevant here: Job 5.8 f.: οὐ μὴν δὲ ἀλλὰ ἐγὼ δεηθήσομαι Κυρίου, Κύριον δὲ τὸν πάντων δεσπότην ἐπικαλέσομαι τὸν ποιοῦντα μεγάλα καὶ ἀνεξιχνίαστα, ἔνδοξά τε καὶ ἐξαίσια, ὧν οὐκ ἔστιν ἀριθμός· (repeated in Job 9.10: ὁ ποιῶν μεγάλα καὶ ἀνεξιχνίαστα, ἔνδοξά τε καὶ ἐξαίσια, ὧν οὐκ ἔστιν ἀριθμός, and in Job 34.24) and Apocalypse 15.3: Μεγάλα καὶ θαυμαστὰ τὰ ἔργα σου, κύριε ὁ θεὸς ὁ παντοκράτωρ. Through a verbatim quotation by Eusebius in the Church History or Cyril of Alexandria,40 through Ps-John Chrysostom, Sophronius or John of Damascus μεγάλα καὶ θαυμαστὰ, ἔνδοξά τε καὶ ἐξαίσια,41 simplified to θαυμαστὰ καὶ ἐξαίσια,42
(s. v. Μηνᾶς). 39 Alegorical explanation of that spectacle is given by Anderson, Knowledge (as footnote 3 above), 8 f. 40 E. Schwartz (ed.), Eusebius Werke, 2: Eusebius, Kirchengeschichte. Leipzig 1908, X.4.8; Cyrillus Alexandrinus, In XII prophetas: In Amos: Ph. E. Pusey (ed.), Sancti patris nostri Cyrilli archiepiscopi Alexandrini in xii prophetas, 1. Oxford 1868, IV.351A (542). Cf. Suda (as footnote 38 above), 2: Δ 1170 (107.26–27). 41 Joannes Chrysostomus, Oratio secunda: PG 63, 923–928: 926; Sophronius, Vita Mariae Aegyptiacae: PG, 87.3, 3697–3726: 3720; G. R. Woodward / H. Mattingly (eds.), St. John Damascene, Barlaam and Joasaph. Loeb Classical Library, 34. Cambridge, Mass. 1937, VII.51 (88/90); cf. St. Sabbaitou, Ποίημα ἀνεψιοῦ Ἰωάννου μοναχοῦ: S. Eustratiades (ed.)., Μνημεῖα Ἁγιολογικά: Εἱρμολόγιον. Hagioreitike Bibliotheke, 9. Chennevières-sur-Marne 1932, 8 (335.8): τῷ ποιοῦντι μεγάλα καὶ παράδοξα θαυμαστὰ καὶ ἐξαίσια τέρατα) and ibid. 8 (368.75–78): Θεοτόκε ἁγία· πάντα στενούμενα λέξαι μὴ δυνάμενα θαυμάτων ἐξαίσια, as well as in euchologies: S. Parenti / E. Velkovska (eds.), L’eucologio Barberini gr. 336. Omsk 2011, 200, and R. P. J. Goar (ed.), Εὐχολόγιον sive rituale graecorum complectens ritus et ordines divinae liturgiae (...). Venetiis 1730, 17.15 (341), in both: δοξάζωμεν σὲ τὸν ποιοῦντα μεγάλα καὶ θαυμαστά, ἔνδοξά τε καὶ ἐξαίσια; cf. ibid., Oratio Serici infecti, sive florum sericorum, 710: ὁ ποιῶν μεγάλα, καὶ θαυμαστά, καὶ ἐξαίσια ἔργα. 42 Leontius, Contra Nestorianos: PG, 86.1, 1399–1768: 1448; A. Papadopoulos-Kerameus (ed.), Theodoros Stoudites, Μεγάλη κατήχησις. Sankt Petersburg 1904, 86 (609); L. Rydén, The Life of St. Andrew the Fool. Studia Byzantina Upsaliensia, 4. Uppsala 1995, 2, app. 4.144; Vita Georgii Amastris: Труды В. Г. Васильевского. 3: Русско-византийские исследования. Жития свв. Георгия Амастридского и Стефана Сурожского. Petrograd 1915, 1–71: 42 (64); Vita seu Περίοδοι Νικολάου (recensio II), 1: G. Anrich (ed.), Hagios Nikolaos. Der Heilige Nikolaos in der griechischen Kirche: Texte und Untersuchungen, 1: Die Texte. Berlin 1913, 313; Ch. van de Vorst, La vie de s. Évariste, higoumène à Constantinople. Analecta Bollandiana 41 (1923) 288–326: 39 (319), cf. also ibid. 24 (314) (τὰ ἐξαίσια τῶν θαυμάτων) or 47 (324) (μεγάλα καὶ ἐξαίσια θαυμαστὰ); Miraculum Christoduli (Διήγησις θαύματος πάνυ θαυμάσια [...] Χριστοδούλου, BHG 304): K. Boines, Ἀκολουθία ἱερὰ τοῦ ὁσίου καὶ
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Eustratius’ θαυμάσια ἔνδοξά τε καὶ ἐξαίσια, ὧν οὐκ ἔστιν ἀριθμός,43 or θαυμάσια μεγάλα (...), ἔνδοξά τε καὶ ἐξαίσια,44 or just θαυμάσια καὶ ἐξαίσια,45, or μεγάλα καὶ ἐξαίσια θαύματα,46 there was a path to ἐξαίσια θαύματα or τὸ ἐξαίσιον θαῦμα / τὸ θαῦμα ἐξαίσιον. Here and there, as in one of the Lives of Nicholas of Myra, this phrase appeared even right in the same sentences or loci (ἀλλά, εἰ καὶ πάντοτε θαυματουργεῖ φοβερὰ καὶ ἐξαίσια πράγματα, [...] ἀλλὰ καὶ μετὰ θάνατον ἐνεργεῖ δι’ αὐτῶν θαυμαστὰ καὶ ἐξαίσια. Ἐποίησε δὲ καὶ τοῦτο τὸ ἐξαίσιον θαῦμα ὁ μέγας Νικόλαος).47 Other associations (φοβερὰ καὶ ἐξαίσια) would lead to the version of Theodore, or at least maintain the same linguistic register.48 In any case, whether plural ἐξαίσια θαύματα or singular ἐξαίσιον θαῦμα / θαῦμα ἐξαίσιον, all these forms were popular, certainly in middle Byzantine hagiography, although not only there.49
θεοφόρου πατρὸς ἡμῶν Χριστοδούλου τοῦ Θαυματουργοῦ, ekd. III. Athenesin 1884, 209–225: 221; Cf. Stefanou Alexandreos Tῆς μεγάλης καὶ ἱερᾶς ταύτης τέχνης: J. L. Ideler (ed.), Physici et medici Graeci minores, 2. Berlin 1842 (repr. Amsterdam 1963), 199–253: 33 (207). 43 C. Laga (ed), Eustratii Presbyteri Vita Eutychii patriarchae Constantinopolitani. CCSG, 25. Turnhout–Leuven 1992, 1461 f. (48). 44 Vita Pachomii altera (Βίος τοῦ ἐν ἁγίοις πατρὸς ἡμῶν Παχωμίου): F. Halkin (ed.), Sancti Pachomii vitae Graecae. Subsidia hagiographica, 19. Bruxelles 1932, 166–271: 208. 45 Constantini VII Narratio de imagine Edessena, XXVIII: E. von Dobschütz, Christusbilder. Untersuchungen zur christlichen Legende. Texte und Untersuchungen, N. F. 3., Beil. II, Leipzig 1899, 39**–85**: 83**. 46 Evangelium Nicodemi (Acta Pilati B): C. de Tischendorf (ed.), Evangelia Apocrypha. Lipsiae 1876, 287–322: 1.1 (288); 9th c. Vita s. Pancratii Tauromenii: C. J. Stallman-Pacitti (ed.), The Life of Saint Pankratios of Taormina. Leiden 2018, 41. 47 Bίος ἐν συντόμῳ (Vita brevis Nicolai): Anrich, Hagios Nikolaos (as footnote 42 above), 277–288: 18 f. (282). 48 Athanasius, Narratio de cruce seu imagine Berytensi: PG, 28, 797–806: 801: Τίς ὡς σὺ, Δέσποτα; Τίς πλὴν σοῦ ποιῶν φοβερὰ καὶ ἐξαίσια; Ὢ τοῦ θαύματος; Joannes Chrysostomus, In Genesim, or. 3: PG 56, 525–538: 529: Πάντα καλὰ λίαν τοῦ Κυρίου τὰ ἔργα, καὶ φοβερὰ καὶ ἐξαίσια·; Ephrem, Λόγος εἰς τὴν δευτέραν παρουσίαν: K. G. Phrantzolas (ed.), Ὁσίου Ἐφραίμ τοῦ Σύρου ἔργα, 4. Thessalonike 1992, 9–46: 14: Εἶδες τοιοῦτον φόβον ποτέ; Εἶδες τοιαῦτα ἐξαίσια καὶ φοβερὰ πράγματα; Cf. Proclus, Ἐγκώμιον εἰς τὴν Θεοτόκον (hom. 6): F. J. Leroy (ed.), L’homilétique de Proclus de Constantinople. Studi e Testi, 247. Città del Vaticano 1967, 299–324: 15.7 (319): Καταμάθωμεν τὸ παράδοξον τῆς παρθένου πρᾶγμα, ἴδωμεν δὲ καὶ τὸ φοβερὸν καὶ ἐξαίσιον τοῦ ἐξ αὐτῆς σαρκουμένου θαῦμα or A. Berger (ed.), Das Leben des Heiligen Gregorios von Agrigent. BBA, 60. Berlin 1995, 141–172: 11.2 (156) (μεγάλα καὶ φοβερὰ καὶ ἐξαίσια θαύματα). 49 Singular — Ephrem, Λόγος περὶ τῆς κοινῆς ἀναστάσεως: Phrantzolas, Ἐφραίμ (as footnote 48 above), 47–75: 49: Ὢ θαῦμα ἐξαίσιον καὶ παράδοξον; Ephrem, Περὶ ἀγάπης: K. G. Phrantzolas (ed.), Ὁσίου Ἐφραίμ τοῦ Σύρου ἔργα, 5. Thessalonike 1994, 118–128: 123: Ὢ θαύματος ἐξαισίου; Asterius, hom. XV (In Psalmum VIII hom. II): M. Richard (ed.), Asterii sophistae commentariorum in Psalmos quae supersunt. Symbolae Osloenses, Suppl., 16. Osloae 1956, 108–16: 16 (115); Joannes Chrysostomus, De caritate: PG, 62, 769–772: 772; P. E. Pusey (ed.), Sancti patris nostri Cyrilli archiepiscopi Alexandrini in D. Joannis evangelium: 3. Oxford 1872, 123; also Cyrillus Alexandrinus, De adoratione et cultu in spiritu et veritate: PG, 68, 134–1138: 240: Ὡς ἐξαίσιον μὲν τὸ θαῦμα and Cyrillus Alexandrinus, Argumenta glaphyrorum: PG, 69, 9–677: 144: λοιπὸν ἐξαισίῳ θαύματι κατακαλλύνεσθαι πρὸς ἡμῶν τὸν
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θεσπέσιον Ἀβραὰμ; A.-J. Festugière (ed.), Historia Monachorum in Aegypto: édition critique du texte grec et traduction annotée. Subsidia hagiographica, 53. Bruxelles 1971, 8.34 (60) and 10.11 (80); Th. Dér / Th. Olajos / S. Szádecky-Kardoss (eds.), Breviarium homiliae Theodori Syncelli de obsidione avarica Constantinopolis (BHG 1078m). Analecta Bollandiana 108 (1990), 147–182: 24 (173); Θαύματα τῶν ἁγίων ἀναργύρων Κοσμᾶ καὶ Δαμιανοῦ: L. Deubner (ed.), Kosmas und Damian: Texte und Einleitung. Leipzig / Berlin 1907, 97–208: 16.25 (139); Vita di s. Benedetto nella versione greca di papa Zaccaria: G. Rigotti (ed.), Alessandria 2001, 1.2; P. van den Ven (ed.), La vie ancienne de S. Syméon Stylite le jeune (521–592). Subsidia hagiographica, 32. Bruxelles 1962, 28 (29); Sancti Georgii miracula de dracone, mir. II: J. B. Aufhauser, Das Drachenwunder des heiligen Georg in der griechischen und lateinischen Überlieferung. Byzantinisches Archiv, 5. Leipzig 1911, 96–98: 96.1–3: Θαῦμα ἐξαίσιον καὶ παράδοξον τὸ γενόμενον παρὰ τοῦ ἁγίου καὶ ἐνδόξου μεγαλομάρτυρος καὶ τροπαιοφόρου Γεωργίου; also: De Manuele (BHG 691h): J. B. Aufhauser (ed.), Miracula S. Georgii. Leipzig 1913, 107–113: 108.3; Nicolai Thaumata tria: Anrich, Hagios Nikolaos (as footnote 42 above), 185–197: 17 (194); Miracula Nicolai, IIIB.3: ibid., 339–363: 349; J. van den Gheyn (ed.), Acta Graeca ss. Davidis, Symeonis et Georgii Mitylenae in insula Lesbo. Analecta Bollandiana 18 (1899), 211–259: 14 (226); Vita Tatianae: F. Halkin (ed.), Légendes grecques de “martyres romaines”. Subsidia hagiographica, 55. Bruxelles 1973, 56–81: 8 (64); S. A. Paschalides (ed.), Ὁ βίος τῆς ὁσιομυροβλύτιδος Θεοδώρας τῆς ἐν Θεσσαλονίκῃ. Διήγηση περὶ τῆς μεταθέσεως τοῦ τιμίου λειψάνου τῆς ὁσίας Θεοδώρας. Εἰσαγωγή, κριτικὸ κείμενο, μετάφραση, σχόλια. Hiera Metropolis Thessalonikes. Kentron hagiologikon meleton, 1. Thessalonike 1991, 46; Orestes, Vita Sabae Iunioris: I. Cozza-Luzi (ed.), Historia et laudes ss. Sabae et Macarii Juniorum e Sicilia, Romae 1893, 5–70: 14 (26); E. von Dobschütz, Maria Romaia: Zwei unbekannte Texte. BZ 12 (1903), 173–206: 5 (194.17–18), 32 (206.3–4); Cf. Theodore Studite, Sermo de s. Bartholomeo Apostolo: U. Westerbergh (ed.), Anastasius Bibliothecarius, sermo Theodori Studitae de sancto Bartholomeo apostolo: a study. Acta Universitatis Stockholmiensis. Studia Latina Stockholmiensia, 9. Stockholm 1963, 41–48: 47.4. The expression may be also found in the later works of Neophytus the Recluse, Nicetas Stethatus, Germanus II, John Stauracius, George Acropolites, John VI, Nicephorus Callistus Xanthopulus, John Eugenicus, George of Trapezunt, in synaxaria and at least one typicon. Plural — Pseudo-Methodius: B. Garstad (ed.), Pseudo-Methodius, Apocalypse: an Alexandrian World Chronicle. Dumbarton Oaks Medieval Library, 14. Cambridge Mass. / London 2012, 10.4 (34); Gospel of Nicodem, rec. m3: R. Gounelle (ed.), Les recensions Byzantines de l’évangile de Nicodème. Corpus Christianorum Series Apocryphorum, Instrumenta, 3. Turnhout 2008, 187–321: 11.2.1b (255) – cf. rec. m2, 11.2.1b (254): Καὶ τὰ ἕτερα ἐξαίσια καὶ φρικτὰ θαύματα τί λέγετε εἶναι; Vita Theodori Tironis (BHG 1764): H. Delehaye, Les légendes grecques des saints militaires, Paris 1909, 183–201: app V, 183 (in the title); Miraculum sancti Georgii de dracone (Athon. Ioasaph. 308): Aufhauser, Miracula S. Georgii (op. cit.), 126; Nicephorus, Vita Theophani Confessoris: C. de Boor (ed.), Theophanis Chronographia, 2. Lipsiae 1885, 21.22; V. Déroche (ed.), Doctrina Jacobi nuper baptizati. TM 11 (1991) 47–229: 1.12.32 (87); S. McGrath / D. F. Sullivan / A.-M. Talbot (eds.), The Life of Saint Basil the Younger. DOS, 45. Washington 2014, 1.13.23 (88), 1.39.6 (148), 3.4.30 (284), 3.5.1 (284), 3.7.14 (288), 3.42.14 (342), 4.2.2 (346), 6.18.24 (734). Cf. Clement the Hymnographer, De Abercio carmina: J. B. Pitra (ed.), Analecta sacra spicilegio Solesmensi parata, 2: Patres antenicaeni. Paris 1884, 162–187, carm. 6.8–9 (183): Ὡς ἐξαίσια πάντα τῷ βίῳ, πάτερ, τὰ θαύματα τὰ σά. The plural form becomes more popular in the latter part of the middle Byzantine period, it can be found in Ps.-Gregentius, Ps.-Anastasius of Sinai (Disputatio adv. Judaeos), Anthony III, Theophylact of Ohrid, Joseph Bryennius, Nicetas Seides, John VI, Demetrius Cydones, Theodore Dexius, Xanthopulus, Philotheus Coccinus, as well as in the canons, synaxaria, heirmologia, menologia, synodica and hagiography (i. a. Vita Athanasii Athonitae, Vita Symeonis Stylitae iun., Vita Naumi Ohridensis epit.). Some writers used both plural and singular forms. Most of the Greek lexica of the era rewrite s. v. ἐξαίσια the
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Θέαμα ἐξαίσιον / θεάματα ἐξαίσια is a quite different story. It was much rarer, with only a dozen examples preserved.50 Yet can we justify relating θαῦμα and θέαμα at all? Can “a miracle, a wonder” be connected with or transform into “a spectacle, a display, a sight”? Interchangeability of θαῦμα / θέαμα in patriography has been marginally noticed,51 but let us search further. Θαῦμα before Christianity also meant “a marvel, a strange and marvelous thing, an object of admiration or an admiration itself.” Byzantine authors offer some clues. When Nicetas David Paphlagon (10th c.) wrote of ἐξαίσιον τε καὶ παράδοξον θέαμα in praise of the five saints,52 he used the same expression as Lucian (Toxaris)53 but he did it in a wildly different context, not only set in the hagiographical genre but also set within a well established usage of παράδοξα καὶ ἐξαίσια θαύματα/πράγματα/ἔργα [Κύριου]. Similar is the case of Sophronius’ τε ἐξαίσιον καὶ φρικτὸν (...) θέαμα in his Miracles of Cyrus and John.54 In one of the canons dedicated to the Theotokos we find yet closer a link: Ὢ θαῦμα καὶ ἄκουσμα καινὸν καὶ θέαμα ἐξαίσιον ὡς ἀληθῶς καὶ ὄντως παράδοξον!55 All these have their remote antecedent in one of the passages of the Paschal homilies by Cyril of Alexandria,56 and a few further examples come from the Life of St Basil the Younger,
following: παντὸς ἐπέκεινα θαύματος (I. C. Cunningham (ed.), Συναγωγὴ λέξεων χρησίμων. Sammlung griechischer und lateinischer Grammatiker, 10. Berlin / New York 2003, E, 480 (212); Ch. Theodoridis (ed.), Photii patriarchae Lexicon, 2: E–M. Berlin / New York 1998, E 1083 (109); Suda (as footnote 38 above), 2: E 1584 (303); T. Gaisford (ed.), Etymologicum magnum. Oxford 1848 (repr. Amsterdam 1967): E, s. v. Ἐξαίσια (347); D. Baldi (ed.), Etymologicum Symeonis (Γ–Ε). CCSG, 79. Turnhout 2013: E 488 (260); Ps.-Zonaras: J. A. H. Tittmann (ed.), Iohannis Zonarae lexicon ex tribus codicibus manuscriptis, 1: Lipsiae 1808, E, s. v. Ἐξαίσια (764). 50 Vita Elizabethae Thaumaturgae (BHG 2121): F. Halkin, Sainte Élisabeth d’Héraclée, abbesse à Constantinople. Analecta Bollandiana 91 (1973), 249–264: 4 (256); Peter of Argos, Λόγος εἰς τὰ Εἰσόδια τῆς Ὑπεραγίας Θεοτόκου: K. Th. Kyriakopoulos (ed.), Ἁγίου Πέτρου ἐπισκόπου Ἄργους βίος καὶ λόγοι. Εισαγωγή, κείμενον, μετάφρασις, σχόλια. Athena 1976, 152–176: 4 (154 and 156). A few isolated later instances are to be found in Michael Glycas, Nicetas Choniates and Xanthopulus. Further examples cf. n. 52–58. 51 On θέαμα / θαῦμα in Par. see Dagron, Constantinople (as footnote 3 above), 13, 41–48, 134; Magdalino, Patria (as footnote 3 above), 267 f. 52 F. Halkin (ed.), Éloge des Cinq martyrs de Satala par Nicétas le Paphlagonien (BHG 646c), in idem, Saints de Byzance et du Proche-Orient: seize textes grecs inédits (dix Vies ou Passions sans nom d’auteur et six discours de Nicétas de Paphlagonie). Cahiers d’Orientalisme, 13. Genève 1986, 107–170: 4 (137). 53 παράδοξον θέαμα – A. M. Harmon (ed.), Lucian, Toxaris or friendship, in idem, Lucian, Works, 5. Loeb Classical Library, 302. Cambridge Mass. / London 1936, 101–207: 59 (198). 54 N. Fernández Marcos (ed.), Los thaumata de Sofronio: contribución al estudio de la ‘Incubatio’ cristiana. Manuales y anejos de Emérita, 31. Madrid 1975, mir. 20. 55 Canon 1.19.3.45–47: S. Eustratiades (ed.), Μνημεῖα Ἁγιολογικά: Θεοτοκάριον, 1. Hagioreitike Bibliotheke, 7–8. Chennevières-sur-Marne 1931 (61–62). 56 Cyrillus Alexandrinus, Homiliae paschales: PG, 77, 401–982: ep. 28.4 (949): Μέγα καὶ ἐξαίσιον ἐποίει τὸ θαῦμα· προσῄει δὴ οὖν, τί τὸ χρῆμα τοῦ παραδόξου θεάματος, πολυπραγμονῶν ὁ Μωσῆς.
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a piece of hagiography of a considerable size, not much later then Par.57 The same vocabulary, influenced by the same long lasting usage, was employed by Nicephorus to describe a frightening celestial phenomenon in his Breviarium.58 To summarize this section: it is not our intention to claim that Par., 28 is an emulation of Theodore’s narrative. Neither can we prove that Theodore’s θαῦμα φοβερὸν καὶ ἐξαίσιον is a direct source of θαῦμα / θέαμα ἐξαίσιον in Par. At the same time it seems reasonable, however, to assume that an average writer of that time did not solely rely on nor was influenced only by what he gathered while preparing his text. That applies to independent authors, compilers, editors and syllogists alike. As the fragment of Theodore’s Church History discussed here survived and was utilised by John of Damascus and later, we cannot exclude the idea that the author(s) of Par. had read it or heard it some time before they penned their oeuvre. Both for the report of the final hours of Himerius and the collection of Constantinopolitan θεάματα, the 6th c. Anagnostes might have been perceived by the writer(s) as a source probable enough to designate and name. In other words, Theodore seemed to fit as an authority to be cited in Par., 28 and Περὶ θεαμάτων. It does not necessarily mean that Theodore’s work was utilised in a full or truncated version only during the process of writing. One additional remark: Par., 6 ends with a famous statement: Ζήτει ἱστορίαν ἐξαίσιον. Averil Cameron and Judith Herrin explained it as “a scribal memo which has crept into the text,”59 and one of us has expressed the view that the phrase was either a gloss inscribed into the main narrative or was a kind of a preparatory note that was later overlooked.60 Paolo Odorico reinserted the phrase into the early stages of Par.’s composition and paired it with the title of the last of seven θεάματα, i. e. Par., 43 (Ζήτ[ει] – ἐκ τοῦ βιβλίου τοῦ θεάματος τοῦ ὀφικίου Διοσκόρου, with the correc-
57 The Life of Saint Basil the Younger (as footnote 49 above), 2.57.11–15 (276): Εὐχαριστῶ γοῦν τῷ ἁγίῳ Θεῷ, ὅτι ἠξίωσέ με τὸν ἐλεεινὸν καὶ ἀνάξιον καὶ ἁμαρτωλὸν καὶ μὴ ὄντα ἄξιον πάσης ἀγαθωσύνης γνωρίσαι σε τὸν γνήσιον δοῦλον Αὐτοῦ καὶ εἶναί με ὑπὸ τὴν σκέπην τῶν πτερύγων σου καὶ ἀπολαύειν τοιούτων θαυμασίων καὶ ἐξαισίων θεαμάτων; 4.22.4–5 (388): Μέλλω γὰρ ὑμῖν διηγήσασθαι φρικτὰ καὶ ἐξαίσια καὶ τῷ ὄντι παράδοξα καὶ ξένα μυστήρια; 4.41.6–7 (422): Καὶ τούτοις ἡμῶν τοῖς ἐξαισίοις καὶ ὑπερεκπλήκτοις θεάμασιν ἐναβρυνομένων·; 5.108.18 (630): Καὶ ὡς ταῦτα ἐθεάσατο τὰ φρικωδέστατα καὶ ἐξαίσια θεάματα; 5.134.1 (678): Μετὰ δὲ τὸ ταῦτα πάντα τὰ φρικτὰ καὶ ἐξαίσια μυστήρια; cf. ibid., 1.41.13 (152): Θαῦμα δὲ ἐξαίσιον τότε ἐγίνετο (...) – as indicated in footnote 49 above, θαύματα ἐξαίσια are to be found in that text. 58 C. Mango (ed.), Nikephoros, Patriarch of Constantinople, Short History. CFHB, 13. Washington 1990, 71 (142): θέαμα φοβερὸν καὶ τεράστιον / τὸ τοιοῦτον ἐξαίσιον διεδείκνυτο θέαμα. Cf. Megas chronographos: P. Schreiner (ed.), Die byzantinischen Kleinchroniken, 1. CFHB, 12.1. Wien 1975, 37–45: 18 (45) (the last sentence repeated verbatim). 59 Parastaseis, ed. Cameron/Herrin (as footnote 3 above), 65, n. 1 and 179. See also Ubierna, Cultura letrada (as footnote 3 above), 274, n. 19. 60 A. Kompa, Zētei historian exaision: Historycy bizantyńscy w dialogu ze swoimi źródłami. Przegląd Nauk Historycznych, 13.2 (2014), 5–29: 23 f.
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tion of Preger).61 But were those phrases real reference marks, to Hippolytus in Par., 6 and Dioscurus in Par., 43, respectively? Or were they only mock references to the fake sources, which were devised to strengthen the author’s reliability and to deepen the readers’ interest in ἐξαίσια θεάματα / ἱστορίαι? Zήτει at the beginning of the rubric is strange even for Par., but if Odorico’s persuasive emendation of the title indeed recovers an overlooked source reference, Dioscurus is the only other alleged writer named in Par., 43 and the set of θεάματα – except Theodore, mentioned two spectacles above. Case 2. At first glance, statues of the Augustae as registered in Par., 29–36 may seem a probable echo of the Tripartita + Church History. Helena, Eudocia, Pulcheria, Verina and Ariadne indeed found their relevant places there.62 That being said, none of the passages refer to any statues whatsoever. The presence of Sophia as well as Arabia and Helena in Par., 35 is at the same time a pure anachronism, as the Church History ends with the rise of Justin I. As it is unlikely that the epitomator of Theodore unwaveringly omitted all data on statues dispersed in the content of the work he summarized, it is more probable that either a later intermediary source added the name of Theodore or that the author(s) of Par. did that themselves. Although one can agree with G. C. Hansen that Par., 29–36 “hat mit Theodore Anangnostes weder im Inhalt noch in der Form das geringste zu tun,”63 it is more interesting why Theodore was the supposed source. Here again, he was believed to be the most credible candidate, and was not an irrational choice. The closing remark of Par., 29: ἦν γὰρ ὀρθόδοξος πάνυ (Verina), albeit common, repeats the language of Theodore, 481: ὀρθόδοξος γὰρ ἦν (Magna). Case 3. As the case of Par., 41 has been partially considered above (Case 1), we add only some further summarizing thoughts here. Περὶ θεαμάτων constitutes a more or less coherent and distinctive entity within Par. Apart from Theodore in Par., 41 and, as it appears, Dioscurus in Par., 43, no other separate authors are referred as sources. On the other hand, even if the titles of these parts are mutilated or partially lost, if the full seven spectacles were ascribed to Theodore, a rubric like Θεοδώρου άναγνώστου περὶ θεαμάτων or similar would not have been lost before Parisinus gr. 1336. Double reference to Mecas and Glaucus, and to Theodore makes the note suspicious and it is worth noticing that it appears in the lead of the entry. None of the wonders or specific
61 Parastaseis, ed. Preger (as footnote 3 above), 43 (49): ζ´. Ἐκ τοῦ † Μιλίου θεάματος τοῦ † ὀφικίου Διοσκόρου. Cf. Odorico, Du recueil (as footnote 3 above), 768–771, 777. 62 Theodore Anagnostes, ed. Kosiński et al. (as footnote 5 above) [ed. Hansen (as footnote 5 above)]: Helena – Historia tripartita: [24–26]; Eudocia – Historia Ecclesiastica: I.18 [353]; Pulcheria – I.1 [336]; I.5 [340]; I.17 [352]; I.18 [353]; I.20 [355]; I.24 [359]; I.28 [363]; Verina – III.65 [401]; III.82 [420]; Ariadne – III.55 [390]; III.62 [398]; III.65 [401]; III.81 [419]; III.82 [420]; IV.101 [446]; IV.135 [489]; [IV.508] i. e. Theophanes, Chronographia (as footnote 19 above), AM 6005 (159.18); IV. fr. 73; Euphemia – IV.155 [524]. 63 Theodore Anagnostes, ed. Hansen (as footnote 5 above), xxiv.
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information can be ascribed to the Church History, and the mention of Theodore’s name must have had a different sense. Apart from the context of θεάματα, we guess that Theodore served as a safely late and legitimate source to further underpin more ancient and in all likelihood counterfeited writers that were cited as primary sources, i. e. Mecas, Glaucus and perhaps also Caracallus. The whole entry on the Amastrianon deals with ancient and pre-Christian times, proposes descriptions and explanations of the remnants of the most ancient part of Constantinopolitan history, as perceived by contemporary literati. Statues of pagan gods like Zeus Helios or Apollo, personages such as Aristides, Κουκοβύτιος the philosopher and worshipper of idols together with Aglais, Graphentia and the others of his kin, reclining Hercules (although at least that statue existed in reality),64 spectacular animals in fantastic ensembles, magical procedures, the inevitable appearances of demons, Emperor Trajan or Byzas and Antes before Constantine – all those derived from the darkest, archaic times. The Amastrianon was apparently a primitive and frightful place for the author(s).65 The language and imagery was so complicated and incomprehensible, that the editors of the Patria did not understand the whole passage properly only some decades later.66 Mecas and Glaucus might have been assessed as appropriate sources in that case, but they demanded less exotic confirmation. Theodore Anagnostes was right at hand. Case 4. There is no proof that 6th c. ecclesiastical writer provided information on the imperial statues described in Par., 68 (& 68a). In addition, the passage on the statue of Justinian, supported by the authority of Sozomen, is obviously anachronistic. Yet another factor stimulated such crowded references in relatively uncomplicated, succinct passage – a display of critical research and erudition begged for Theodore and Sozomen, Theodoret and Eusebius, Apollinarius, Alexander and Milichius. After all, the grandest and the most distinguished monuments in the Augusteum and Forum were surveyed, with “the blessed Constantine” and the golden era Emperors involved. The author(s) had to convince the readership that their knowledge was profound and well based. Par., 69 echoes that kind of narrative. Case 5. In the communis opinio, the last of the five alleged quotations from Theodore is the most authentic, although only in regard to the Aqueduct of Valens. As stated
64 Mango, Statuary (as footnote 3 above), 62, 70, 73; Berger, Untersuchungen (as footnote 3 above), 342; for discussion on the Amastrianon see ibid. 341–346. 65 That does not exclude other interpretations based on approaching the distant and pagan past: cf. Amerio, Rivisitazione (as footnote 3 above), 3–10 (case of seven philosophers in Par., 64), also Anderson, Knowledge (as footnote 3 above), 7; Chatterjee, Viewing the unknown (as footnote 3 above), 145. On reality of Christian reidentification of the older statues see I. Jacobs, Old statues, new meanings: literary, epigraphic and archaeological evidence for Christian reidentification of statuary. BZ 113 (2020), 789–836: 808–818, 824–834. 66 Berger, Untersuchungen (as footnote 3 above), 342.
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already by Preger, and later repeated by Hansen, the phrase Ὁ ἀγωγὸς ὑπὸ Οὐάλεντος τοῦ Ἀρειανοῦ ἐκτίσθη may have its origin the epitomized summary of Historia tripartita, 166.67 Understood outside the context of the four other fragments mentioned above, this passage would deliver too simplified an answer, i. e. the author(s) of Par. utilized the fragmentary version of the Epitome and it was their only contact with the author. All five fragments reveal a more complicated reality. Nevertheless, it is precisely that mention of Theodore’s name (and also the previous example, Case 4), placed in the main text and not in the preserved or lost title, that indicates that designating / inventing the sources was done by the author(s) of Par., and these references had not been just copypasted by them in every instance from the ἀφορμαί he / they might have utilized. In this particular case, a piece of information on the aqueduct and its builder might have been found in a source of a syllogic kind in an entry that referenced the words as Theodore’s, but the remark καθὼς γράφει Θεόδωρος was the way the author(s) of Par. denoted this attribution, not necessarily indicating the author he / they read. And it was not from this fragment that they started their writing activity, so different reasons must have brought Theodore to his / their mind in Par., 27(–28); 29; 41; 68. Anagnostes as a source was familiar to him / them not through this rewritten sentence alone. Before we come to the final conclusions, a few words must be dedicated to six references to John Diacrinomenus in Par., 48, 56, 67 and 71, of which the two latter examples belong to the same part as Par., 68 and Par., 74 where Theodore is cited by name. Because of this consistency, we may presume the same person compiled all these, used similar methods and did so in a relatively short span of time. As for accuracy, we should not expect data on Constantinopolitan monuments and statues in John’s work, judging by the content of the 7th c. Epitome, which features the generic traits of church history (as such) and John’s non-Constantinopolitan but rather Antiochene perspective.68 The subject matter of the four abovementioned entries are at least partially anachronistic as well.69 That being said, because Theodore used Diacrinomenus, or – less likely – the epitomator utilized both oeuvres owing to their parallel content, the two histories became connected, and the author(s) of Par., as frivolous towards their sources as they were, understood that relation. Much has been written in modern scholarship about “Philocalus”, a puzzling addressee of the work. Was he a genuine person, a patron / sponsor or a man involved in the editorial process, a nickname, an epiclesis of a specific personage, a pars pro toto,
67 Theodore Anagnostes, ed. Hansen (as footnote 5 above), 166. Discussion on the resemblance of the passages ibid., xxiv. 68 Theodore Anagnostes, ed. Kosiński et al. (as footnote 5 above), 67. 69 Theodore Anagnostes, ed. Hansen (as footnote 5 above), xxiv.
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or just an address to the readership in a more individualised and pandering way?70 We do not know, nor do we intend to support any of the already presented conjectures, although we are inclined to doubt the existence (in Constantinopolitan reality) of such a living official or intellectual, even if the references to that “lover of beauty” or “erudite man” are specific and suggest a sort of direct contact between him and the author(s).71 Regardless of that, too much emphasis has been placed on the phrase “you have frequently asked us in letters to make clear to you, Philocale (Par., 42),” both as to the number of authors and the historicity or role of the apostrophised individual. Yet one observation is easily made. Admonitions or addresses to Philocalus appear in Par. only in the same passages that invoke Theodore as a source or in close proximity (Par., 27 & 28; 41 & 42). Whereas scholars have focused on the meaning of the fragmentary appearance of these dialogues with Philocalus, which occur only in the middle of Par. and not in the beginning or the closing section of the work, this link has gone virtually unnoticed. In fact, the person who wanted to insert Theodore into the collection was the same as the one who referred to Philocalus. As Theodore appears as an authority also near the end of Par., that conclusion may reduce the significance of recently proposed subdivisions of the text we have at our disposal. It makes the account regarding Himerius the chartularius less independent as well. Finally, the vocative φιλόκαλε was always rare, and before the 10th c. it appears only in Fragments on the Psalms (14) attributed to Hippolytus of Rome, Epiphanius’s On Weights and Measures (l. 125) and Cosmas Indicopleustes’s Christian Topography (X.43). Unless it was a name of a non-fictitious person,72 or a follower of Philocalia, the idea of repeating the name that way and that often was either an individual extravagance or resulted from reading or hearing one of the three works or their fragments.
70 Berger, Untersuchungen (as footnote 3 above), 41; Parastaseis, ed. Cameron/Herrin (as footnote 3 above), 11 f., 201, 204, 210, 218, 228 f.; Dagron, Constantinople (as footnote 3 above), 32 f., 42; Ševčenko, Search (as footnote 3 above), 292; PmbZ I, #6178; P. Filipczak / M. Kokoszko / A. Kompa, Krótkie zapiski historyczne / Parastáseis sýntomoi chronikaí. Acta Universitatis Lodziensis. Folia Historica, 87 (2011), 269–308: 271. 71 Cf. φιλοκαλέω and φιλόκαλος in H. G. Liddell / R. Scott / H. S. Jones (eds.), A Greek-English lexicon: a new edition, 1–2. Oxford 1996, 1936, or Montanari, The Brill dictionary (as footnote 16 above), 2280. 72 Which is not entirely improbable, as such a name existed cf. Philocalus Gellionus (E. Mantzoulinou-Richards, Four funerary monuments from the Aegean Maritime Museum of Myconos. ZPE 98 [1993], 168–170: 168 f.), Choerine and Philocalus (C. W. Clairmont, Classical Attic tombstones, 2. Boston 1993, no. 322b), the ostracon O. Claud. III, 536 (2nd c. AD) etc. These examples are pre-Byzantine, and in all volumes of the PLRE (A. H. M. Jones / J. R. Martindale / J. Morris [eds.], The prosopography of the Later Roman Empire, 3 vols. Cambridge et al. 1971–1992) we find only a certain Fl. Philocalus in PLRE 2: 877 (5th c.?). Bishop Philocalus of Paneas is among the attendees of the Nicaean council: H. Gelzer / H. Hilgenfeld / O. Kuntz (eds.), Patrum Nicaenorum nomina latine graece coptice syriacae arabice armeniace. Scriptores sacri et profani, 2. Lipsiae 1898 (reprint Stuttgardiae / Lipsiae 1995), 227 et passim.
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To sum up, simple boastfulness is not the answer. The rationale for naming Theodore as a source is too complex to assume a careless hit-or-miss method as to the selection of the sources as well, nor can so-called omnibus epitomes serve as a convenient answer. The latter are more problematic as a category themselves, and they would have to resemble the Digest in their method of annotation if they were to be used with the result noticeable in Par. If one sets together all five abovementioned cases, it becomes clear that 1. Theodore Anagnostes was perceived by the author(s) as an important source; 2. a connection between Theodore and Diacrinomenus might have been understood by the writer(s), at any rate both authors were more relevant to Par. than all the others; 3. Theodore’s Church History was not the direct source for Par., obviously; and at the same time 4. the author(s) might have had some knowledge of its contents/fragments that shaped their assessment of its usefulness. That comprehension might have been acquired in a few ways, from passages in various sources, from fragments read or heard in the past, or from epitomes. Theodore served to corroborate or authenticate the presented material even if it was fabricated. An intellectual, logical process accompanied the choice, and it was not identical in each case. Although this conclusion does not increase the credibility of Par. (“no sane man likes to rest a case on the evidence of the Patria”, as Barry Baldwin put it),73 at the same time it improves our understanding of the source-picking procedure. Par. is to be used with a high degree of circumspection, but their author(s) were not as negligent and careless as has been believed. Paul Magdalino has remarked on the author of the 10th c. Patria: “He had fun in retirement writing a piece of literature masquerading as scholarship, because he was equally at home in both, if indeed he saw any distinction between the two.”74 It is more difficult to assert the same about his predecessor(s) who penned Par., yet even before the Macedonian renaissance, a certain level of erudition was not unimaginable. The text we possess was written neither by a common man of the provinces, nor by a member of the highest Constantinopolitan strata.75 This person was educated and acquired his intellectual habits within such a millieu. One more problem remains to be solved: if the Theodore cited in Par. was Theodore Anagnostes to the author(s) in all five cases, and if they had a certain grasp of chronology and history that enabled them to assess Theodore as an appropriate source in the respective entries, why did they reckon Theodore as a companion of Himerius in Philippicus’s reign? Anachronism in the story, parodic attitude of the storyteller76 or plural authorship may be the answer, different authorship of the subtitles probably not, and the existence of another Theodore Anagnostes at the beginning of the 8th c. most certainly not. “Der zweite Theodoros” would be an impondera-
73 B. Baldwin, Anthologia Palatina 9.686. BZ 79 (1986), 263 f. 74 Magdalino, Patria (as footnote 3 above), 270. 75 As already stated Ševčenko, Search (as footnote 3 above), 292. 76 See footnote 29.
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ble, another unknown quantity in an already complicated equation. We do not need him, we cannot prove his existence, even though the name itself was always highly popular (cf. more than 200 Theodores in PLRE III and almost 500 in PmbZ V). And if the author(s) / compiler(s) of Par. encountered two Theodores, would they not differentiate them by sobriquets?77 For an answer to the problem we would search in the realm of memory: the historical and chronological memory of the writer(s) might have been much less linear than would have been the case for e. g. chronographers.78 A few marginal remarks: 1. The author(s) of Par. might have utilised epitomes or sylloges while preparing the collection. 2. At the same time the number of stages of creation of the work should not be multiplied more than necessary. 3. Of all the patriographic writers up to the Patria of the 10th c., the author(s) of Par. felt the strongest urge to support their claims and their data with earlier authorities, either well-known and legitimate or pretentious or ancient-sounding names; they placed those attributions into the text rather than copypasted from the sources. 4. The number of the author(s) was smaller rather than larger, and a congregation of authors or an intellectual milieu writing together seem to be a modern invention (even a singular authorship of the compilation should not be entirely excluded). 5. The composition should be dated to the later decades rather than to the earlier from the available termini post quem and ante quem (but no later than the first quarter of the 9th c.).79 6. The reason for composition or possible bias should be revised accordingly and do not go beyond what we may safely confirm.
Note on authorship The authorship proportions are as follows: A. Kompa: 85%, A. Szopa: 15%.
77 All the examples of such precision are gathered by Anderson, Knowledge (as footnote 3 above), 9, n. 39. 78 Cf. Dagron, Constantinople (as footnote 3 above), 37. 79 Earlier dating propositions are gathered in Ševčenko, Search (as footnote 3 above), 289, n. 31 and in Kazhdan, History (as footnote 3 above), 308 f. Later: Anderson, Knowledge (as footnote 3 above), 3–5; Odorico, Du recueil (as footnote 3 above), 773 f. (also later P. Odorico, Une appropriation impossible: textes et formes littéraires entre Byzance et l’Occident in E. Fiori / M. Trizio (eds.), 24th International Congress of Byzantine Studies, Venice and Padua, 22–27 August 2022. Proceedings of the plenary sessions. Venezia 2022, 280–298: 293); P. Ubierna, Cultura letrada (as footnote 3 above), 268; Manafis, (Re)writing history (as footnote 3 above), 53.
Sofia Kotzabassi
The Narrative Techniques of Doukas’ History: Anachrony and Synchronicity One of the four historians to describe the last act in the history of Byzantium, the Fall of Constantinople to the Ottomans, was Doukas. Doukas (ca. 1400–after 1462) lived and worked in Nea Phokaia and Lesbos, in the service first of the podestà Giovanni Adorno (in Nea Phokaia) and then, after 1455, of Dorino Gattilusio, in Lesbos.1 While it was obviously the Fall of Constantinople that prompted him to write his History, which was composed after 1453,2 he, like his contemporary and fellow-historian of the Fall Michael Kritoboulos, nonetheless declared that although he should not be writing about the victories and exploits of impious tyrants, he was moved to do so by something he had heard: a story recounted by some old men to the effect that the reign of the Palaiologoi would end together with the extinction of the house of Osman.3 Doukas’ History is not only missing its title and preface, but also lacks any division into chapters. The main subject of his work, the Fall of Constantinople, helps us divide it into four parts, each with its own distinct methodology and style. The first part, which takes us from Adam to the reign of Andronikos III Palaiologos (ch. I – II 4),4 is a straightforward chronicle and provides a sort of chronological table or outline similar to those found in the works of other Byzantine chroniclers. The second (ch. II 5 – XXXVII 6)5 describes Ottoman expansion over nearly a century, from the days of
1 For Doukas see H. Hunger, Die hochsprachliche profane Literatur der Byzantiner. Byzantinisches Handbuch im Rahmen des Handbuchs der Altertumswissenschaft, 5.1. München 1978, vol. 1, 490–494; PLP 5685; J. Dayantis, Doukas, Histoire Turco-Byzantine. Introduction, traduction et commentaire. Montpellier 2004; G. Prinzig, Doucas, in D. Thomas / A. Mallett (eds.), Christian-Muslim Relations. A Bibliographical History, vol. 5 (1350–1500). Leiden / Boston 2013, 469–477; D. R. Reinsch, Dukas. Chronographia. Byzantiner und Osmanen im Kampf um die Macht und das Überleben (1341–1462). Berlin / Boston 2020, 7–11. The references to his History are according Grecu’s edition; see V. Grecu (ed.), Ducas Istoria Turco-Bizantină (1341–1462). Scriptores Bizantini, 1. Bucuresti 1958. On the Gattilusio family see Ch. Wright, The Gattilusio Lordships and the Aegean World 1355–1462. The Medieval Mediterranean, 100. Leiden / Boston 2014. 2 There is a reference to the Fall as early in the work as Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), VI 2 (49, 17–19). Similar anticipatory references occur at many points in the work. 3 Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), ΧLII 14 (399, 19–22): Ταῦτα, ἃ γράφω μετὰ τὴν τῆς Πόλεως ἅλωσιν, οὐκ ἔξεστί μοι γράφειν· οὐ γὰρ ἦν πρέπον χρονογραφεῖν μοι νίκας καὶ ἀνδραγαθήματα τυράννου δυσσεβοῦς … ἀλλὰ τὸ πεῖσάν με γράφει ἐστι τοῦτο, ὃ λέξων ἔρχομαι. Ἔμαθον παρά τινων γερόντων …, and H. J. Magoulias, Decline and Fall of Byzantium to the Ottoman Turks. Detroit 1975, 244. 4 Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), 29, 1–35, 7. 5 Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), 35, 8–325, 22. https://doi.org/10.1515/9783111070315-021
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Sofia Kotzabassi
John V Palaiologos and John VI Kantakuzenos to the time of Constantine Palaiologos and Sultan Mehmet. The chapters in the third part (ch. XXXVII 7 – XLI)6 recount the capture of the city, while the fourth (ch. XLII–XLV)7 describes the events that took place afterwards in relation to Ottoman expansion into the Balkans and the Aegean between 1453 and 1462, when the History ends.
Time in Doukas’ History Time and place are basic elements of historiography. In what follows we shall be focusing on an examination of the use of time in Doukas’ work. The chronographic style characteristic of the first part of the work is not wholly abandoned in the second section, although chronology does not play an important role here; thus, Doukas confuses the events of Omur’s expeditions in Thrace in 1341–48 and refers to the death of Omur while describing the events of 1342/43, although this occurred in 1348, during the siege of Smyrna.8 He does not, however, abandon his attempt to maintain a chronological order, as some historians do, but organises his material by season, chiefly winter and spring, using standard phrases like “With the coming of spring,” “With the onset of winter,” “With the passing of winter and the coming of spring,” “In that same year,” and so on.9 In the third part the events described are presented in a single time-frame, with no specific clarifications. Doukas returns to a strict chronological arrangement after the conquest of Constantinople, but in a different manner. Events post-1453 (ch. LXII– LXV)10 are described systematically by year, and are always introduced in the same
6 Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), 325, 23–391, 27. 7 Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), 391, 28–435, 14. 8 See S. Kotzabassi, Κάστρα και φρούρια στο ιστορικό έργο του Δούκα, in: Proceedings of the International Conference “The Architecture of Fortifications in the Aegean and the Medieval Settlement of Anavatos of Chios.” Chios 2012, 214. 9 Ἔαρος δὲ ἀρξαμένου (Grecu, Ducas Istoria, as footnote 1 above, XVI 1, 91, 29), ἔαρος τοίνυν ἀρξαμένου (ibid., XVIII 3, 113, 11), ἔαρος δὲ ἀρχομένου καὶ τὸν δεύτερον ἤδη χρόνον (ibid., ΧVIII 6, 115, 17), χειμῶνος δὲ ἀρχομένου (ibid., ΧVIII 8, 117, 11), χειμῶνος δὲ παρελθόντος καὶ τοῦ ἔαρος ἀρχομένου (ibid., XXI 9, 149, 13), ἐν ἐκείνῳ τῷ ἔτει (ibid., ΧΧΙΙ 1, 155, 1), Καθίσαντος οὖν ἐπὶ τοῦ θρόνου τῆς ἡγεμονίας τοῦ πατρὸς αὐτοῦ ἤδη χειμῶνος ἄρξαντος (ibid., XXVIII 1, 229, 10–11), Ὁ δὲ Μωρὰτ ἔαρος ἀρξαμένου ἀπάρας ἐκ τῆς Ἀδριανοῦ (ibid., XXIX 5, 249, 16), Ἔαρος ἤδη ἀρξαμένου (ibid., ΧΧΧ 6, 263, 17), χειμῶνος γὰρ ἀρξαμένου (ibid., ΧΧΧΙV 5, 295, 31), ὁ δὲ Μεχέμετ ἤδη τοῦ ἔαρος ἀρξαμένου (ibid., ΧΧΧΙV 6, 297, 14). In this case Doukas follows the Thucydidean method, dividing the historical material into seasonal sections and using the standard formulas to indicate the change of the spring and winter of each year. On Thucydides’ method see A. Rengakos, Thucydides’ Narrative: The Epic and Herodotean Heritage, in A. Rengakos / A. Tsakmakis (eds.), Brill’s Companion to Thucydides. Leiden / Boston 2006, 284. 10 Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), 391, 28–435, 14.
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way, ἐν δὲ τῷ ἑξακισχιλιοστῷ ἑνακοσιοστῷ ἑξηκοστῷ … ἔτει … (In the year 6966), a phrase that does not appear in the preceding sections. Even had Doukas wished to structure his work chronologically, the words and deeds of his protagonists preclude a linear approach. The linearity of his narration is often disrupted by various narrative techniques, among them anachronies—either in the form of flashback (analepsis) or of flash-forward (prolepsis)—and synchronicity.
1 Anachronies in Doukas’ History Anachrony is especially useful for Doukas, due to his describing of events with different protagonists in his History. The technique is not new: it was used by both Herodotus and Thucydides, as well as by other Byzantine historians.11 Five flashbacks form the most extensive interruptions to the linear progress of the narration. The first concerns the emperor John Kantakοuzenos and occurs at the beginning of the History. Doukas ends chapter ΙΙΙ with the ascension of Sultan Bayezit (1389) and begins the following chapter (IV) with a description of his first acts;12 he then devotes chapters V-XI to John Kantakοuzenos’ assumption of power and the parallel developments in the Ottoman camp, thus covering the period from roughly 1340 to 1383.13 This flashback thus ends with a projection into the future, since while we find ourselves in the year 1354 (the point where the flashback begins), Doukas tells us of the death of Kantakouzenos (1383) and the earlier death of the Ottoman sultan (1363). This anachrony continues with the parallel account of the children of John V Palaiologos and Sultan Murad and ends with these lines: ἐπεὶ δ᾽ ὁ λόγος ἡμᾶς ἀναποδίζων ἀπὸ τοῦ Παγιαζὴτ εἰς τὸν πάππον αὐτοῦ τὸν Ὀρχὰν ἕνεκα τῶν αἰτιαμάτων τοῦ Καντακουζηνοῦ ἀναχαιτίσας κατήντησε, φέρε πάλιν τὴν αὐτὴν ρύμην ἀρξάμενοι πρὸς τὰ τοῦ Παγιαζὴτ εὐθυδρομήσωμεν, μᾶλλον δὲ πρὸς τὰ τῶν Ρωμαίων δυστυχήματα, καὶ ἴδωμεν τὴν διήγησιν ἄχρι ποῦ καταντῆσαι σπουδάζει.14
11 See Rengakos, Thucydides’ Narrative (as footnote 9 above), 286. Unfortunately, there are very few studies on the narrative techniques of the Byzantine historians; see for example I. Nilsson, To Narrate the Events of the Past: On Byzantine Historians, and Historians on Byzantium, in J. Burke (ed.), Byzantine Narrative. Papers in Honour of Roger Scott. Australian Association for Byzantine Studies. Byzantina Australiensia, 16. Melbourne 2006, 47–58; Sp. P. Panagopoulos, Narrative Techniques in John Kaminiates’ De Expugnatione Thessalonicae. Byzantion Nea Hellas 33 (2014), 181–202; St. Wahlgren, Past and Present in Mid-Byzantine Chronicles: Change in Narrative Technique and the Transmission of Knowledge, in M. Isoaho (ed.), Past and Present in Medieval Chronicles. Collegium. Studies across disciplines in the Humanities and Social Sciences, 17. Helsinki 2015, 34–42. 12 Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), 39. 13 Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), 41, 12–71, 6. 14 Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), ΧΙΙ 6 (75, 1–5).
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Since our narrative has made us pause because of the accusations of Kantakouzenos and has led us from Bayezit back to his grandfather Orhan, let us now allow it to resume its normal course and go straight to the history of Bayezit, or rather to the tragedies of the Romans, and let us see where the narrative is about to arrive.15
A second flashback occurs in chapter ΧΧΙΙΙ 8–9, when Doukas is speaking of the sultans’ practice of conscripting Christian youths for the elite Janissary corps. The anachrony begins in the following manner: Ἀρξώμεθα δὲ ἐντεῦθεν τὴν ἔκπαλαι γενομένην παρὰ τῶν Τούρκων ἐπίνοιαν διηγήσασθαι.16 Ι shall now explain the ancient design of the Turks.17
A third, equally important flashback is the account of the production of alum and Michael VIII Palaiologos’ concession of alum mining rights.18 Two further interruptions to the narrative concern references to prophecies that circulated among the Byzantines before the Fall of Constantinople. The first digression occurs during the description of the entry of the Turks into the city and is an explanation of why the Byzantines ran to Hagia Sophia, which they had previously shunned because it was there that the celebration of the union of the Eastern and Western Churches had taken place. According to this prophecy, which Doukas tells us had been repeated by various false prophets for many years, God would allow the Turks to enter the church and slay all who were in it as far as the column of the Cross (of St. Constantine). There, an angel would give a broadsword to a man who would be standing on the column and incite him to avenge God’s people. And all together they would drive out the Turks, pushing them back to the Persian frontier, to a place called Monodendrion. Τὸ δὲ προσφεύγειν ἐν τῇ Μεγάλῃ Ἐκκλησίᾳ τοὺς πάντας, τί; Ἦσαν πρὸ πολλῶν χρόνων ἀκούοντες παρά τινων ψευδομάντεων …19 Why were they all seeking refuge in the Great Church? Many years before they had heard from some false prophets …20
15 Magoulias, Decline (as footnote 3 above), 81 (the translation is slightly modified by me where needed). 16 Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), ΧXIΙΙ 8 (175, 22–23). 17 Magoulias, Decline (as footnote 3 above), 133. 18 Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), ΧΧV 4–8 (205, 6–211, 19). 19 Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), ΧXXIX 18 (365, 3–4). 20 Magoulias, Decline (as footnote 3 above), 225.
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The prophecy concerning the common fate of the Palaiologans and the Ottoman dynasty is particularly significant, since it was what impelled Doukas to write his History. Ταῦτα, ἃ γράφω μετὰ τὴν τῆς Πόλεως ἅλωσιν, οὐκ ἔξεστί μοι γράφειν· οὐ γὰρ ἦν πρέπον χρονογραφεῖν μοι νίκας καὶ ἀνδραγαθήματα τυράννου δυσσεβοῦς … ἀλλὰ τὸ πεῖσάν με γράφει ἐστι τοῦτο, ὃ λέξων ἔρχομαι. Ἔμαθον παρά τινων γερόντων.21 What I now write after the fall of the City, I ought not to write because it is not proper for me to record the victories and exploits of an impious tyrant and implacable enemy and murderer of our nation. But I have been persuaded to write about these events for the following reasons. While still a youth I learned from old and venerable men that the end of the Ottoman tyranny would take place with the extinction of the Palaiologan dynasty.22
Doukas makes two shorter references to the past: (a) in the speech of the Byzantine ambassadors at their meeting with Mehmet, in which they try to persuade him not to build the Rumeli Hisar fortress,23 citing relations and agreements between the Turks and the Byzantines in the days of his grandfather Murad and the emperor Manuel;24 and (b) when in his account of Μehmet’s punishment of Paldas (Baltaoğlu) he mentions his origins and earlier activity.25 Most of the flash-forwards in Doukas’ History relate to the Fall of Constantinople, which in many cases he associates with the question of church union. With regard to the ratification of church union in 1452 he cites things said to him by various people: τὸ πλεῖστον οὖν μέρος τοῦ ἱερατικοῦ καὶ μοναχικοῦ τάγματος … τί λέγω τὸ πλεῖστον; Παρεκίνησάν με γὰρ αἱ μονάστριαι εἰπεῖν καὶ γράφειν· οὐδεὶς ἐξ ἁπάντων· καὶ αὐτὸς ὁ βασιλεὺς πεπλασμένως κατένευσεν.26 However, the greater portion of the sacerdotal and monastic orders, abbots, archimandrites, nuns—nay, why do I say the greater portion? It was the nuns who urged me to speak and to write. Not one among them assented to the Union. Even the emperor only pretended to do so.27
21 Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), ΧLΙΙ 14 (399, 19–22). 22 Magoulias, Decline (as footnote 3 above), 244. On him see PLP 21580 (Παλτόγλης). 23 See in this regard W. Müller-Wiener, Bildlexikon zur Topographie Istanbuls. Tübingen 1977, 335–337. 24 Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), XXXIV 6 (297, 14–299, 31); Magoulias, Decline (as footnote 3 above), 194–195. 25 Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), XXXVIII 7 (335, 1–337, 14); Magoulias, Decline (as footnote 3 above), 213–214. 26 Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), XXXVI 2 (315, 21–24). 27 Magoulias, Decline (as footnote 3 above), 204.
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Sofia Kotzabassi
Ἔτυχον ἐγὼ μετὰ ταῦτα μιᾷ τῶν εὐγενίδων αἰχμαλωτευθείσῃ καὶ διηγήσατό μοι, πῶς ὠδίνουσα τοῦ τεκεῖν …28 Afterwards I happened to meet a noblewoman who was taken captive. She told me that when she began to suffer labour pains …29
Referring to the reactions to church union, at one point he asks himself what made him anticipate things that would happen several months later: Εἶδον ἐγὼ οἰκείοις ὄμμασιν μονάστριαν καὶ τὰ θεῖα λόγια μεμυημένην οὐ μόνον κρεωφαγοῦσαν καὶ ἄμφια τῶν βαρβάρων τῷ σώματι περιφέρουσαν … Ἀλλὰ τὶ τὸ ποιῆσαν με πηδῆσαι πέντε μηνῶν διάστημα;30 I saw with my own eyes a nun who had taken sacred vows not only eating meat and covering her body with barbarian dress but also making an offering to the false prophet and shamelessly confessing his unholy faith. But what has made me jump ahead five months in time? 31
Apart from these, there are also briefer anachronies (flash-forwards) referring to things that have not yet happened. Ιn chapter ΧΙΧ 9 Doukas mentions, in connection with the death of John, son of Nicholas Notaras, who was killed by the Turks on a sally beyond the walls of Constantinople, the death of his brother Lucas after the fall of the city.32 In chapter ΧΧΧIV 5, his description of the building of the Rumeli Hisar fortress includes the Byzantines’ lament for the imminent loss of the city: Νῦν τὸ τέλος ἤγγισε τῆς Πόλεως· νῦν τὰ σήμαντρα τῆς φθορᾶς τοῦ ἡμετέρου γένους· νῦν αἱ ἡμέραι τοῦ ἀντιχρίστου.33 Now the end of the City is at hand. Now the bells of the destruction of our nation are ringing. Now are the days of the Antichrist.34
Similarly, on the occasion of the first meeting of the Byzantine emperor’s ambassadors with Mehmet in Adrianople, he describes the destruction that will follow the conquest of the city in the same way he describes the event itself, in chapter XL.35
28 Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), ΧXXVΙΙ 6 (323, 24–25). 29 Magoulias, Decline (as footnote 3 above), 208. 30 Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), XXXVI 6 (319, 28–32). 31 Magoulias, Decline (as footnote 3 above), 206. 32 Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), XIX 9 (129, 3–13). On Nicholas and Lucas Notaras see PLP 20733 and 20730. 33 Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), 297, 6–8. 34 Magoulias, Decline (as footnote 3 above), 194. 35 Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), 375, 5–21.
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ἀλλήλοις ὁμιλοῦντες ἔλεγον: «οὗτός ἐστιν ὁ μέλλων εἰσιέναι ἐν τῇ Πόλει καὶ φθεῖραι καὶ αἰχμαλωτίσαι τοὺς ἐν αὐτῇ καὶ καταπατῆσαι τὰ ἅγια καὶ ἀφανίσαι τοὺς τιμίους ναοὺς καὶ τὰ ἐν αὐτοῖς κείμενα λείψανα θεοφόρων ἀνδρῶν καὶ μαρτύρων ἐν ταῖς πλατείαις καὶ ταῖς τριόδοις ἐναπορρῖψαι.36 (They) told one another, “It is he, who will enter the City and destroy and enslave her inhabitants, trample upon the Blessed Sacraments, demolish the holy churches, and cast into the squares and crossroads the relics of divinely inspired men and martyrs deposited in them.”37
In the context of his own eyewitness testimony, he often flashes forward to events occurring after the fall of the city which are described later in his narrative. καὶ ἀτάφους ἀφεῖναι, οὓς εἶδον ἐγὼ μεθ᾽ἡμέρας ὀλίγας ἐκεῖ διαγενομένου μου.38 Moreover, they were to be left uninterred. I saw them a few days later after my arrival there.39
Καὶ γὰρ μετὰ τὸν πόλεμον ἐνέτυχον ἐγὼ πολλοῖς καὶ διηγήσαντό μοι, πῶς “Φοβούμενοι τοὺς ἔμπροσθεν, ἐσφάττομεν τοὺς προλαβόντας· καὶ γὰρ εἰ ᾔδεμεν τοσαύτην ἀπορίαν ἀνδρῶν ὑπάρχουσαν ἐν τῇ Πόλει, τοὺς πάντας ὡς πρόβατα πεπράκαμεν ἄν.”40 After the conflict I met many (Turks) who related the following to me: “Fearful of those ahead of us, we slew as many as we met. Had we known that there was such a dearth of men in the City, we would have sold them all like sheep.”41
Simon Hornblower studied flash-forwards in Thucydides and considers them narrative displacements, that is, a device used by the historian to moderate the impact of an action or event, whereas a novelist would usually employ it to underline or emphasise something.42 In contrast, I believe that Doukas uses the flash-forward as a novelist would, for emphasis, at least for events occurring after the Fall of Constantinople. The large number of flash-forwards in Doukas’ work is evident from the number of sentences that open with expressions like “To return to our account,” “To continue with our story,” “Let us take up the tale again from where we left off,” “Let us return to the deeds of Murad,” and so on.43 Doukas’ linear narrative is also interrupted by
36 Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), XXXIV 6 (299, 26–29). 37 Magoulias, Decline (as footnote 3 above), 196. 38 Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), XXXV 2 (309, 26–27). 39 Magoulias, Decline (as footnote 3 above), 201. 40 Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), ΧΧΧΙΧ 14 (361, 18–21). 41 Magoulias, Decline (as footnote 3 above), 224–225. 42 See S. Hornblower, Narratology and Narrative Techniques in Thucydides, in S. Hornblower (ed.), Greek Historiography. Oxford 1994, 131–166, esp. 139; T. Rood, Thucydides: Narrative and Explanation. Oxford 1998, 107–109 and Rengakos, Thucydides’ Narrative (as footnote 9 above), 287. 43 Ἐπεὶ δ᾽ ὁ λόγος ἡμᾶς ἀναποδίζων … εὐθυδρομήσωμεν (Grecu, Ducas Istoria, as footnote 1 above, ΧΙΙ 6, 75, 1–4), resume now our original direction and follow a straight course (Magoulias, Decline,
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the interpolation of prophecies, visions, or other stories concerning or foretelling the outcome of the events he is describing, which constitute a special category of anachrony. One such instance may be found in chapter XVI 3, where Doukas digresses from his account to describe the appearance of a comet that was thought to be a harbinger of evil and was associated with the appearance of Timur.44 The digression ends with words predicting the course of events for the Byzantines and the final destruction of the empire: Ἀλλ᾽ ἐπανίωμεν αὖθις καὶ ἴδωμεν τὰ τοῦ θεοῦ ξένα τεράστια, πῶς τὸν Φαραὼ κατεπόντισε δι᾽ ἑτέρου Φαραὼ καὶ πῶς ὁ τοῦ Κυρίου λαὸς εὗρεν ἀνακωχὴν τῶν πολλῶν πόνων αὐτοῦ· ἀλλ᾽οὐκ εἶδεν οὐδὲ συνῆκε.45 Let us now return and witness God’s prodigious marvels: how He submerged Pharaoh through another Pharaoh, and how the people of the Lord were reprieved from their many tribulations, but saw not and understood not.46
A similar case is that of the vision seen by Sultan Murad a few days before his death, which is recounted, with the interpretation given by the soothsayers, immediately after he is mentioned. The dream concerned the end of his reign, symbolised by the ring which the terrible figure he saw removed from his finger:
as footnote 3 above, 81); ἀλλ᾽ ἐπανίωμεν αὖθις (Grecu, Ducas Istoria, as footnote 1 above, XVI 4, 95, 4), Let us now return (Magoulias, Decline, as footnote 3 above, 92); ἀλλ᾽ ἐπανίωμεν πάλιν εἰς τοὺς μεταγενεστέρους ἡγεμόνας τῶν Ὀθμάνων (Grecu, Ducas Istoria, as footnote 1 above, ΧVII 7, 111, 9), Let us now return to the more recent rulers (Magoulias, Decline, as footnote 3 above, 100); ἀλλ᾽ ἐπανιτέον ἤδη πρὸς τὴν διήγησιν (Grecu, Ducas Istoria, as footnote 1 above, ΧΙΧ 10, 129, 14), Let us return to our narrative (Magoulias, Decline, as footnote 3 above, 109); ἀλλ᾽ ἐπανίωμεν αὖθις εἰς τὸν τῆς ἱστορίας εἱρμὸν (Grecu, Ducas Istoria, as footnote 1 above, ΧΧΙ 4, 143, 15), We will now return to the sequence of the history (Magoulias, Decline, as footnote 3 above, 116); Ἄρξωμαι δὲ ἐντεῦθεν τὴν ἔκπαλαι γενομένην … διηγήσασθαι, ἣ καὶ ἄχρι τοῦ νῦν σώζεται (Grecu, Ducas Istoria, as footnote 1 above, ΧΧΙΙΙ 8, 175, 22–23), I shall now explain the ancient design of the Turks. It endures to the present time (Magoulias, Decline, as footnote 3 above, 133); Ἀρξώμεθα δὲ πάλιν τὴν ἱστορίαν ὅθεν καὶ ὁ λόγος τοῦ διηγήματος ἤρξατο (Grecu, Ducas Istoria, as footnote 1 above, ΧΧΙΙΙ 9, 181, 11–12), Let us now resume our history where we began our digression (Magoulias, Decline, as footnote 3 above, 137–138); ἐπανάγωμεν οὖν τὸν λόγον εἰς τὰ τοῦ Μουράτ (Grecu, Ducas Istoria, as footnote 1 above, ΧΧΙV 3, 185, 1), Let us resume, at this point, our account of Murad (Magoulias, Decline, as footnote 3 above, 137–138); ἐπαναστραφέντες τοίνυν ἴδωμεν καὶ τοὺς οὓς ἐν τῷ Λοπαδίῳ ἀποδεδρακὼς ἀφῆκεν ὁ Τζινεήτ, πῶς ἄρα τὰ κατ᾽ αὐτῶν ἐγεγόνεισαν (Grecu, Ducas Istoria, as footnote 1 above, XXVII 1, 223, 12–13), Let us now return and see how events turned against those whom Juneyd deserted at Lopadium when he stole away (Magoulias, Decline, as footnote 3 above, 157). 44 Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), ΧVI 3 (93, 25–95, 3). 45 Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), ΧVI 4 (95, 4–6). 46 Magoulias, Decline (as footnote 3 above), 92.
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Λέγεται δέ, ὅτι μετὰ τοὺς γάμους καὶ πρὸ τοῦ διαβῆναι τὴν νῆσον … ἰδεῖν ὅραμα τοιοῦτον … καὶ τότε τέλος ἕξει ἡ τυραννίς.47 It is said that one night after the wedding festivities but before Murad went to the island, he saw the following vision …, at which time his lordship would come to an end.48
Here, too, the digression ends with a proposed “return:” Ἀλλ᾽ ἐπανίωμεν αὖθις πρὸς τὴν διήγησιν καὶ ἴδωμεν τί τὸ αἱμοβόρον τοῦτο θηρίον ἐν ταῖς ἡμέραις αὐτοῦ κατέφθειρε καὶ κατεδαπάνησε καὶ εἰς τέλος ἠφάνισε.49 Let us now return to our narrative and see what this bloodthirsty beast (Mehmet) demolished and devoured and utterly destroyed in its days.50
A third instance occurs with the prophecy relating to the Fall of Constantinople, which he cites in order to explain why the envoy of the former governor of Hungary, John Hunyadi, who was a Christian, should have given Mehmet advice which proved catastrophic for the Byzantines, by showing him how to place his cannon most effectively. The reason given is that after Hunyadi had fallen from grace he met a wise man, whom he asked why fortune had abandoned the Greeks and was smiling on the heathen. The reply was that they must be completely destroyed before their fortunes could change and therefore that Constantinople must fall to the Turks in order that their misfortunes should cease. Believing in this prophecy, he was anxious that Constantinople should be conquered by the Turks, and therefore advised Mehmet accordingly: Πόθεν παρακινηθεὶς ὁ Οὗγγρος οὕτως τὴν βουλὴν ταύτην τῷ τυράννῳ δέδωκεν, ἥδη λέξω … Περὶ δὲ τῆς βουλῆς, ἧς οὐκ ἔδει συμβουλεῦσαι ὡς ὑπάρχων χριστιανὸς, οὕτως ἀκούσας γράφω.51 I will now relate the reason why the Hungarian gave such counsel to the tyrant … As for the counsel which he, as a Christian, should not have given, I write only what I have heard.52
47 Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), ΧΧΧIII 8 (285, 28–287, 12). 48 Magoulias, Decline (as footnote 3 above), 189. 49 Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), ΧΧΧΙII 8 (287, 13–15). 50 Magoulias, Decline (as footnote 3 above), 190. 51 Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), ΧΧΧVIII 13 (343, 3–13). 52 Magoulias, Decline (as footnote 3 above), 216.
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2 Synchronicity The chronographic structure of the work, in tandem with the multiple acts of the wars and of the Ottoman expansion described by Doukas, present him with the great problem of every complex narrative: how to describe synchronous events. Historians since the time of Homer, Herodotus and Thucydides have had a technique for dealing with this problem, based on what is called the “desultory method,” i.e. jumping from one topic to another. Homer, for example, describes A up to a suitable point, then leaves it and takes up B and does the same thing, then returns to take up A again, and so on. This synchronicity runs through both of Homer’s epics, and especially the Odyssey.53 The main object of this interlace technique is to permit the reader to interpret events. Its role in establishing a timeline of events is only secondary, as we have seen in the case of Doukas’ History, especially in the second part, where the problem of complex narration is particularly acute. Characteristic examples of this technique are the historian’s description of the family situation of John V and Murad (ch. ΧΙΙI 5–6),54 the account of events relating to the struggle for Thessalonica between the Byzantines and Venetians and the Turks, and of those concerning the son of the voivode of Wallachia (ch. ΧΧΙX).55 Another example can be found in chapters XΧΧV–ΧXΧVI, in which he describes Mehmet’s preparations for the capture of Constantinople and the events relating to the reaction of the anti-Unionists led by George Scholarios.56 Using these two techniques, anachrony and synchronicity, Doukas handles the characters and events of his History effectively, in a manner that provides the information necessary for an understanding of their role, and concurrently, in conjunction with other techniques including suspense, narrative patterning, cross-references and his own presence as narrator, manages to maintain the reader’s interest and achieve his objective.
53 Rengakos, Thucydides’ Narrative (as footnote 9 above), 289. 54 Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), 77, 14–79, 5. 55 Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), 245–247. 56 Grecu, Ducas Istoria (as footnote 1 above), 307–321.
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Two Marble Plates from a Tetrarchic Honorary Arch in Izmir 1 Introduction: research question, aims and methodology Our aim is to present two figural marble plates with shallow reliefs which are from the Late Roman period and housed in the garden of the Archaeological Museum of Izmir in western Turkey. These multifigured plates obviously belonged to a monument of high quality, as evidenced by their carving and modeling. They reveal a unique iconography and monument type for western Asia Minor. Indeed, they are most probably from an honorific context and are valuable historical documents for Smyrna during the Late Antiquity, as we know very few figural monuments from this city between the fourth and sixth centuries AD. As basic studies on the relationship of artistic developments to historical events in this period for the entirety of western Asia Minor are lacking, a holistic approach is essential to find out the historical subject which features on the iconography of these reliefs and the messages of this sculptural image. Most likely, these plates were used as a medium of social communication, with a certain composition pertaining to the prosopography of the person to whom it was dedicated. Our goal is to place these two plates in their proper historical context so that they may function as a primary source about Late Antique Smyrna.
2 Smyrna in the tetrarchic period Smyrna was a Roman city located at today’s Turkish metropole of Izmir on the eastern coast of the Aegean and the western coast of Turkey (map 1). As the port of Smyrna was usually one of the most important harbours of the eastern Mediterranean, the city was an influential centre during the Hellenistic and Early Roman periods. After a destructive earthquake in AD 178 Smyrna was rebuilt under Marcus Aurelius, which, however, resulted in a sudden downsizing. Eusebius’ Historia Ecclesiastica of the late third and early fourth centuries AD provides us with some evidence on Smyrna in this period. A Christian church and a bishopric existed in Smyrna in the late third century AD, probably originating in the considerable and quite well attested Jewish community of the city. During the mid-third century, most of the population in Smyrna became affiliated with the Greco-Roman churches. Some milestones testify that the roads radiating from Smyrna to Pergamum, Sardis and Ephesus were maintained by the Tetrarchy and into the reign of Arcadius. In the beginning of the fourth century, https://doi.org/10.1515/9783111070315-022
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when Constantinople became the seat of government, the trade between Anatolia and the West diminished in importance, and Smyrna declined. The period from the late third to the early fourth century AD is still little known in Smyrna from literary, historical and hagiographical sources, and the administrative, civil and religious role of the city, as well as its artistic techniques, historical events, politics, economics and social change, are therefore not well-known for this period. Our information about the city is limited to few written sources as well as to mostly unsystematic archaeological field work carried out in various parts of today’s Izmir, especially in the Agora of Smyrna.
3 Late Antique and Byzantine architectural and decorative elements in the Museum of Izmir The Archaeological Museum of Izmir was inaugurated in 1920 and is one of the oldest museums in Turkey. It stores a large collection of Byzantine material, especially a rich collection of Late Antique and Byzantine ecclesiastical architectural and decorative stone elements. Several monuments were brought to this museum from outside of Izmir in the nineteenth, twentieth and twenty-first centuries. Most of the architectural elements belong to the sixth century AD. A part of these finds was already published by the Greek architect Anastasios K. Orlandos (1887–1979).1 So far three graduate theses have been written in Turkey on Late Antique and Byzantine architectural and decorative elements in the Archaeological Museum of Izmir.2 A paper has been appeared on this material group as well.3 In these previous studies our plates were introduced briefly, but wrongly dated.
1 A. K. orlandos, Χριστιανικά γλυπτά του Μουσείου Σμύρνης [Christian sculptures of the Museum of Izmir], in: A. K. Orlandos (ed.?), Αρχείον των Βυζαντινών μνημείων της Ελλάδος. Eξαμηνιαίον περιοδικόν σύγγραμμα, 3 [Archive of the Byzantine monuments of Greece. A six-monthly periodical]. Athens 1937, 128-152. 2 Z. mercangöz, İzmir ve Manisa İllerinde Bizans Yapılarına Ait Mimari Plastik Parçaların Saptanması ve Değerlendirilmesi [Detection and evaluation of architectural plastic elements of Byzantine buildings in the provinces of Izmir and Manisa]. Unpublished doctoral thesis, Ege Üniversitesi. Izmir 1996; A. andıç, İzmir Arkeoloji Müzesi’ndeki Bizans Dönemi Taş Eserleri [Byzantine stone monuments at the Archaeological Museum of Izmir]. Unpublished master’s thesis, Çanakkale Onsekiz Mart Üniversitesi. Çanakkale 2012; and O. ergİl, İzmir Müzesindeki (Agora) Bizans Parçaları [Byzantine monuments in the Museum of Izmir (Agora)]. Unpublished B.A. thesis, İstanbul Üniversitesi. Istanbul 1970. 3 Z. mercangöz, Réflexions sur le décor sculpté byzantin d’Anatolie occidentale, in Ch. Pennas – C. Vanderheyde (eds.), La sculpture byzantine VIIe –XIIe siècles. Actes du colloque international organisé par la 2e Éphorie des antiquités byzantines et l’École française d’Athènes (6–8 septembre 2000). Bulletin de correspondance hellénique, supplément, 49. Athens 2008, 81–103.
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Map 1: Map of western Anatolia with the places referred to in the text (by S. Patacı, 2023)
4 Two marble plates Accession numbers. 000.924 (left plate, no. 1) and 003.621 (right plate, no. 2). Measurements. Acc. no. 924: H. 60 cm, W. 98 cm, Th. 23 cm (fig. 1a); acc. no. 3621: H. 59.5 cm, W. 102 cm, Th. 20 cm (fig. 1b). State of preservation. They seem to retain only one of the original margins, respectively on the left (no. 1) and on the right (no. 2); the other sides have an irregular edge produced by the cut (perhaps for a secondary reuse?) of the relief. The relief no. 2 then is broken on the upper right corner with a diagonal crack. The sculpted surface on both plates is damaged especially in the more protruding parts, such as hands or faces, and thus polished smooth. Some figures are worn smooth as well. The back is rough-picked. The surface of the marble is heavily weathered and flaked with some discolouration. Weathered carved surface, some fine surface cracks. Two dowel holes in the form of the rectangular cuttings on the left and right sides of the top edge of both plates indicate that upper (sculptural?) elements once surmounted the plates. Both plates were perhaps originally painted. Material. Marble, gray-white, coarse-grained with micaceous layers and crystalline inclusions. Although it was not possible to determine the exact provenance of the stone of the plates, their high-grade marble resembles the ones used in the Late
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Antique architectural and sculptural monuments of Ephesus (cf. the discussion below). Provenance. Although information concerning the exact provenance is lacking, the findspot of plate no. 000.924 (no. 1) is indicated in the registry records of the museum as “Işıklar Village” near Izmir, which was a Greek village in the nineteenth century and called “Işıklıköy”. Today it is called “Işıkkent” and has become a suburban district, located ca. 5 km south-east of Izmir on the way between Bornova and Buca. In the Master’s thesis of Ayşegül Andıç, the findspot of plate no. 003.621 (no. 2) was noted as Pınarbaşı in the south-eastern part of Izmir, which is a district not far from Işıkkent. Plate no. 000.924 was brought to the museum in 1932. Given the proximity of Işıkkent to Smyrna and the evidence for the existence of cemeteries outside the city wall of Smyrna, Işıkkent seems the most probable provenance for these slabs. Some further archaeological finds in the Museum of Izmir indeed came from the same site, including a sarcophagus dated to the third century AD.4 Perhaps both of these plates once stood as a pair in a certain area of Işıkkent and may have functioned as part of a monumental arch. Description. The reliefs appear to have belonged to the same monument, as their size, representation and style reveal. The left plate (no. 1), however, has a narrow smooth edge, which means that these plates formed two different panels of the same monument. All the male figures on these plates are identified as lictors (Roman civil servants who were attendants and bodyguards to a magistrate who held imperium) because of the fasces (bundles of rods with axes) that they hold in their hands in a gesture of contemplation. They were carved in a Late Antique period in which a tendency for multifigured groups and scenes with several auxiliary persons existed. The plates bear a close resemblance in composition, manner of carving and style of drapery to the Liberalitas scene on the northern frieze of the Arch of Constantine. On this composition two groups of lictors are carved in low relief, each today made up of five individuals, each supporting fasces resting on his left shoulder. On the right edge of the right plate (no. 2) we see a large part of a sixth lictor. This means that the original width was about 120 cm, i.e. four Roman feet. The bundles of drapery are all resting on their left shoulder, although, for reasons of its symmetrical nature, the representation of the northern frieze of the Arch of Constantine (Liberalitas) shows at both ends two bundles carried by lictors, respectively on their left and right shoulder. The left plate (no. 1) shows, starting from the left, two lictors that have their heads bent to the left, while the third lictor has turned his to the right, and finally the other
4 J. Dedeoğlu, İzmir Archaeological Museum. Istanbul 1993, 64. There are also further monuments and inscriptions known in the literature from Işıkkent and Pınarbaşı, cf. e.g. CIG IV 9282 (from “Isheklikieui?”).
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two have turned to the left. On the right plate (no. 2) the face of the first lictor has completely disappeared, which was perhaps placed frontally. Another follows with his head tilted to the left, then one to the right, followed by another facing seemingly to the right. This simple expedient has the result of giving some movement to a series of figures placed frontally, which would otherwise have been only repetitive. In general the lictor figures, providing the focal point of the plates, appear contemplative. These short-haired and most probably bearded lictors are slender in shape and young (or with approaching maturity), wearing the knee-length and long-sleeved togae with a V-shaped neckline which are associated with their post and wrapped in a typical manner, but there is almost no (surviving) sign for their age. Their left arms are wrapped tightly within their garments and held down to their fasces. Their right hands hold an edge of the fasces up to the left shoulder. The narrowly spaced folds of their drapery are numerous and well defined, but with a robust quality. These folds are so deeply separated that they look like an abstract cage. A geometric style is adopted in which the renderings of the lictors and their drapery take on an abstract form. All the figures overlap with one another slightly. The simplicity of the plates and their scale are consistent with other tetrarchic monuments. All figures are positioned frontally and side-by-side in a contemplative manner, which was a widely common practice in the Late Antique period. Most of facial features of the figures are either broken or heavily worn and eroded, and so are indistinguishable at present; one cannot, therefore, be certain whether all of the lictors are bearded (see the discussion below). Their eyes, noses and mouths are broken away; perhaps they had a sad facial expression. They most likely have short, curly hair which hugs the outline of their faces. The hairstyle of the lictors, though very worn, looks as if it consisted of a series of ringlets placed side by side in a parallel series across the front of their head from ear to ear. Only four lictors have a slight indentation for one ear, which seems to be only roughly defined. Some of the facial features were probably painted details. On similar representations we can see that the fasces can be held either with the left hand gripping the lower part (as on the reliefs curated at the Concordia National Archaeological Museum,5 or in the garden of Museo Archeologico al Teatro Romano)6 or with both hands (as here on fig. 7 in the Museo del Sannio di Benevento.7 On the
5 E. Di Filippo Balestrazzi, Sculture romane del Museo nazionale Concordiese di Portogruaro. Collezioni e Musei Archeologici del Veneto, 46. Rome 2012, 17–19. 6 G. Traina, La storia speciale. Perché non possiamo fare a meno degli antichi Romani, Bari – Rome 2020, fig. 5. For the Maffeian see e.g. T. Schäfer, Imperii insignia: Sella curulis und Fasces: zur Repräsentation römischer Magistrate. Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Römische Abteilung. Ergänzungsheft, 29. Mainz 1989, 329, cat. no. 45, pl. 61; 333–334, no. 50, pl. 64,1; 332–333, no. 49, pl. 62,2; 409, C90 and the sarcophagus of Staedia Paulina in Museo Maffeiano in Verona (acc. no. 28319). 7 Museo del Sannio, Benevento, acc. no. 6899; m. rotılı, La diocesi di Benevento. Corpus della scul-
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Izmir plates, with their right hand they are firmly grasping the bundle in its central part, while the left hand, lower down, strengthens the grip. Neither the heads of lictors, nor their bodies have individualistic characteristics, and facing slightly right or left and looking downward, they reflect a certain repetitiveness. There is an overall uniformity in the depictions of these figures, and almost no figure retains a modicum of individuality and specificity. The lictors and their gestures as well as their accessories are rather standard. The proportions of the repetitive figures standing side-by-side are good. All the figures exhibit qualities that are more conservative, formulaic and schematic than contemporary sculpture in the round. The outline technique used to depict the lictors indicates that the plates were originally painted, as the figures must have served to provide guidelines for a painted design. We know that particular colouring on reliefs may have enabled the visitor to identify the most important figures immediately. We cannot identify where these monuments were carved, but they were probably produced in a specific sculptural workshop in western Asia Minor (most likely in Ephesus, or Smyrna or Aphrodisias?), as we have substantial evidence for marbleworking in western Anatolia during Late Antiquity. The hand of the sculptors is not easily discernible on Late Antique reliefs in Anatolia that were executed anonymously with varying levels of skill. We thus consider it too speculative to attempt to group the Late Antique sculptures from western Turkey on the basis of workmanship, but one could characterize certain sculptures from western Asia Minor as products of a local workshop, with features distinguishing them from other sculptures in the rest of the eastern Mediterranean. References. Mercangöz 1996 (as note 2 above), 13, figs 12-13; Andıç 2012 (as note 2 above), 70-71, cat. nos. 60-61, figs 60-61.
Figs. 1a–b: Two figural marble plates of the late third century A.D. in the Archaeological Museum of Izmir, acc. nos. 000.924 (left, no. 1) and 003.621 (right, no. 2) (photo by E. Laflı, 2012)
tura altomedievale, 5. Spoleto 1966, 47 (sixth century AD).
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5 Representation The representation seems to fall among those of a celebratory nature, and a political motivation that should be linked to the establishment of these monuments. The representation does not seem to aspire to represent true somatic traits, but an official public ceremony, whether only idealized or one that actually took place. The absence of the axes attests that the ceremony takes place within the city, inside of which it was forbidden to wear the axes tied to the bundles. If so much importance is given to the lictors, who are relegated to the ends of the depiction on the Arch of Constantine in Rome, it can be assumed that in other, now missing panels of the same Izmir monument, the main actors were depicted with greater emphasis. The number of them, at least ten, offers us some clues. The consuls had the privilege of being accompanied by 12 lictors:8 the number doubled for emperors such as Domitian, although later the practice of lictors fell into disuse. Pericles Ducati recalls how up to the time of Constantine proconsuls or provincial governors who had been consuls, had the right to twelve fasces.9 It is of great interest to observe the way in which the lictors are represented, who in Late Antiquity were reduced to a semblance of the importance they had had in the Republican period. They constituted a class of apparitores that was made up mostly of imperial freedmen or even soldiers, and was employed for tasks of lesser importance. Our plates do not allow to see the mouths of the lictors and therefore we do not know if they were engaged in making a loud noise while preceding the political authority, as a later source from the third or fourth century AD describes.10
6 Fasces A century ago, especially in Italy, many scholars published studies on the origin of the fasces in deference to Fascism and to acquire standing with the fascist regime. This is why we are very well informed about the details of the depiction of this sign of power, which also adorned many funerary monuments throughout Italy. The bundle, i.e. the fasces, could be represented alone, with or without the axe that signified the power of the magistrate to sentence a guilty offender to death, or carried by a lictor. Sometimes
8 A. J. Marshall, Symbols and showmanship in Roman public life: the fasces. Phoenix 38 (1984), 131. 9 P. Ducatı, Origine e attributi del fascio littorio. Una pagina di storia che nessuno deve ignorare. Pubblicazione promossa dalla Associazione Nazionale Fascista per le Biblioteche delle Scuole Italiane. Bologna 1927, 17. 10 E. Pierik, Lictors in the Roman world. Master’s thesis, University of Western Ontario. Electronic thesis and dissertation repository, 6128. London, ON 2019, 38.
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the latter depictions include an axe, or occasionally two axes, with the blade emerging. The office of lictor was said to have been inherited from the Etruscans (Titus Livius, Ab urbe condita 1.8). In fact, in the so-called Tomb of the Lictor, discovered in 1889 in Vetulonia, in the hills near the western coast of central Italy, part of a bundle with the bipennis, i.e. double-bitted axe, was found, dated to the seventh century BC. In Roman times fasces were divided into different sections interspersed with bands, which are carefully rendered on the Smyrna reliefs. Each of them is separated from the next by a series of at least three rounded, horizontal cords, which symbolize the bonds that joined the rods. In addition, on the Smyrna reliefs we find engraved oval motifs, which perhaps are intended to represent further ornaments on the fasces. For these fasces we find a valid and close comparison on a slab of about 2 x 1.5 m which is kept in the cloister of the Papal Basilica of San Paolo fuori le mura (Saint Paul Outside the Walls) in Rome and originates from the funerary monument of Marcus Antonius Antius Lupus, who was killed by Commodus in year AD 191.11 The monument, which must have been 9 or 10 meters in height, no longer exists as it was destroyed in the late sixteenth century to decorate the Sistine Chapel. Nevertheless, there are sixteenth-century representations of it, including the one contained in the Speculum Romanae magnificentiae (“mirror of Roman magnificence” from 1544/1572) and illustrated by Antonio Lafreri, a Burgundian engraver, cartographer and publisher active in Rome in 1551.12
7 The Izmir reliefs as funerary monument? It is also possible that these two plates may arise from a funeral monument that was dismembered over the centuries. In the Roman world and especially in the Italian peninsula, the representation of the fasces was very common on funerary monuments to indicate the dignity of the deceased. This is especially evident in Rome, but other cities also show a predilection for this symbol, such as Verona, where the Museo Lapidario Maffeiano preserves several examples of funerary monuments with it. In Ephesus at least three funerary monuments bear fasces to indicate the rank of the owner of these monuments as a praetor. They can be assigned to a short period of time, precisely from the Late Julio-Claudian period to the Flavian age. These three monuments come from the excavations carried out in 1867 by John Turtle Wood and are currently preserved in the British Museum. Among these is the funerary monument of Marcus Calpurnius Rufus, a governor of the province Asia in the Julio-Claudian
11 The funerary inscription in CIL V, 1343. 12 On him see P. Parshall, Antonio Lafreri’s “Speculum Romanae Magnificentiae”. Print Quarterly 23/1 (March 2006), 3–28.
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period.13 A second funerary slab comes from the same excavations and, according to Thomas Schäfer, would have belonged to the tomb of Marcus Helvius Geminus, who was also buried in Ephesus. For this monument Schäfer proposed a double series of six fasces on each side.14 In this second relief the fasces are arranged not facing one another but in opposite directions. The design of these two monuments is completely identical. A third monument, also found in the same excavations, was erected for the lictor D. Publicius Fructus who died in AD 69.15 It seems evident that the monuments with the symbol of the fasces were sculpted in Ephesus by the same workshop, which used the same iconography. In our Izmir reliefs the number of fasces is high and the rank of the deceased had to be high as well, at least equal to that of governor of the province with the title of proconsul. The Library of Celsus within the city of Ephesus, built in the Late Trajanic age by a son for his proconsular father, bears clearly visible “twelve fasces of Celsus’s proconsular office, with hooded axes, which are carved among the decorative scrollwork on six of the pilasters flanking the doors into the building end in the labeled niches between stood figures”.16 In Attaleia in Pamphylia there is a funerary monument with 12 bundles which was attributed by Werner Eck to L. Marcius Celer Marcus Calpurnius Longus, the proconsul of Achaea, active during the second century AD and suffect consul under Hadrian. After a long discussion by various scholars, some of whom claimed a dating to the Hadrianic age,17 Eck has lowered the monument’s dating by almost a century.18 Nevertheless, in all funerary monuments the bundles were depicted in isolation,
13 Acc. no. 1868,0620.42. Measurements: L. 144.7 cm, W. 124.4 cm, Th. 27.9 cm. CIL III, 6072; and https://www.britishmuseum.org/collection/object/G_1868-0620-42 (accessed on 1 January 2023). On him cf. W. Eck, L. Marcius Celer M. Calpurnius Longus Prokonsul von Achaia und Suffektkonsul unter Hadrian. ZPE 86 (1991), 97–106. 14 Acc. no. 1867,1122.415. T. Schäfer, Die Rezeption römischer Herrschaftinsignien in Italien und im Imperium Romanum im 1. und 2. Jh. n. Chr., in G. Weber – M. Zimmermann (eds.), Propaganda, Selbstdarstellung, Repräsentation im römischen Kaiserreich des 1. Jhs. n. Chr. Historia-Einzelschriften, 164. Stuttgart 2003, 256. 15 Acc. no. 1868,0620.55. Measurements: L. 158.4 cm, W. 88.3 cm. CIL III, 6083; and https://www. britishmuseum.org/collection/object/G_1868-0620-55 (accessed on 1 January 2023). 16 B. Burrel, Reading, hearing and looking at Ephesus, in W. A. Johnson – H. N. Parker (eds.), Ancient literacies. The culture of reading in Greece and Rome. Oxford – New York 2009, 81. While there have been in recent years a number of books and articles on funerary ritual and commemoration in the Roman world, most focus on Rome or Italy itself, and not one on Roman western Asia Minor. Here are some exceptions: C. Berns, The tomb as a node of public representation. O. Herny (ed.), 2èmes Rencontres d’archéologie de l’IFEA : le mort dans la ville. Pratiques, contextes et impacts des inhumations intra-muros en Anatolie, du début de l’Age du Bronze à l’époque romaine, Nov 2011. Istanbul 2013, 238. 17 See R. Stupperich, Das Grabmal eines Konsularen in Attaleia. IstMitt 41 (1991), 418. 18 Eck, L. Marcius Celer M. Calpurnius Longus (as note 13 above), 101, note 22. On the monument Stupperich, Das Grabmal eines Konsularen in Attaleia (as note 17 above), 417-422 (dating it to the first
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without bearers. This excludes the possibility that our two reliefs may have had a funerary characteristic.
8 The Izmir reliefs as honorific monument Another hypothesis that we can propose is that the Izmir reliefs belonged to an honorary monument, perhaps to an arch. The number of fasces indicates that it could not have been erected for a person of lesser rank than procurator Asiae. For this assumption we can indicate two possible candidates, respectively from about the mid-third and the end of the fourth century AD. The first is Lucius Egnatius Victor Lollianus, a Roman military officer and senator in the third century AD19 as well as the best documented governor of the province of Asia in the Imperial period.20 Two inscriptions from Ephesus praise him as “omni iustitia ac sinceritate innocentiaq(ue) praestans omnibus praesidibus”,21 where we note the combination of sinceritas (purity, integrity) again with justice and innocence.22 Two inscriptions, both of which are placed on a statue base, were dedicated to him by the Asiarch in Smyrna.23 In the city he is remembered as an agonothetes for having presided over the games of Smyrna, which were renowned as among the greatest in Asia, together with those of Ephesus and Pergamum.24 Rudolf Haensch listed 28 sources and inscriptions mentioning Lucius Egnatius Victor Lollianus,25 to which some inscribed weights must be added. It has also been
century BC or to the first half of the first century AD in imitation of Roman monuments and not of the subsequent tomb of Hadrian). 19 E. Groag – A. Stein (eds.), Prosopographia imperii romani2, vol. 3. Berlin 1943, E 36 (by E. Groag). 20 P. Herrmann – H. Malay, Statue bases of the mid third century A.D. from Smyrna. Epigraphica Anatolica 36 (2003), 2; D. Sourlas, Lucius Egnatius Victor Lollianus: a new honorific inscription from Athens, in C. F. Noreña – N. Papazarkadas (eds), Epigraphic insights into the Greco-Roman world. Brill studies in Greek and Roman epigraphy, 12. Leiden 2019, 397. 21 H. Engelmann – D. Knıbbe – R. Merkelbach (eds.), Die Inschriften von Ephesos, part 3: nr. 600-1000 (Repertorium). Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien, 13. Bonn 1980, no. 664; and CIL III, 14195, 34. 22 S. Panciera, Le virtù del governatore provinciale nelle iscrizioni latine da Augusto a Diocleziano, in S. Demougin – X. Loriot – P. Cosme – S. Lefebvre (eds), H.-G. Pflaum, un historien du XXe siècle. Epigrafi, epigrafia, epigrafisti. Scritti vari editi e inediti (1956–2005) con note complementari e indici, three vols. Geneva 2006, 457–484 (= reprint Rome 2006), 1230. 23 Herrmann – Malay, Statue bases of the mid third century A.D. from Smyrna (as note 20 above); M. Christol – Th. Drew-Bear – M. Taşlıalan, Lucius Egnatius Victor Lollianus, Proconsul d’Asie. Anatolia Antiqua 11 (2003), 343–359. 24 Christol – Drew-Bear – Taşlıalan, Lucius Egnatius Victor Lollianus (as note 23 above), 351–352. 25 R. Haensch, L. Egnatius Victor Lollianus: la rhétorique, la religion et le pouvoir, in B. Klein – X. Loriot – A. Vigourt (eds.), Pouvoir et religion dans le monde romain. Autour de l’œuvre de Jean-Pierre
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assumed that L. Egnatius Victor Lollianus was the brother of Egnatia Mariniana, which would explain his brilliant career.26 We do not know if there were two persons with the same name: in this case Lollianus junior would have been the emperor’s nephew. If there was only one person, his popularity also favored the long duration of his service in Asia Minor, as he was proconsul Asiae three times. A homonymous individual (the son?) was in the late 40s of the third century AD, most likely in AD 249– 250, legatus Augusti pro praetore, i.e. governor or general, under Emperor Philip I in Pontus et Bithynia. This is attested by some recently published pentagonal weights;27 but the office of legatus in Pontus et Bithynia was certainly less prestigious than that of proconsul Asiae, so it can easily be ruled out that this was the same person, who in this case would have undergone a sort of diminutio capitis (diminished capacity). The functions of proconsul Asiae together with that of Praefectus urbis Romae, i.e. principal civilian authority in Rome, Ostia and Portus, which according to the Chronograph of the year 354 (or Calendar of 354) was also exercised by a L. Egnatius Victor Lollianus (junior!) in AD 254, were the highest in the senatorial career. For this reason one might speculate that Smyrna was a city particularly linked to the proconsul Egnatius Victor Lollianus (the Elder). Perhaps our reliefs could represent the procession with the bundles that took place during the games that were a significant element in religious festivals. However, stylistically the reliefs appear to be late third century, so this hypothesis must also be dropped. Another possible candidate is the procurator Anatolius, who was responsible for the construction of the walls of Smyrna in 395 which were named after the Augustus Arcadius. The citizens of Smyrna dedicated a statue to him in a period in which this type of honours was increasingly rare.28
9 Dating The composition of these plates suggests strongly that they can be dated to the Tetrarchy, i.e. late third–early fourth century AD, as attendants wearing togae appear almost exclusively on monuments of this particular period. Lictors would mirror the clothing of the magistrate: so, toga in the city.29 In our reliefs everyone wears a toga
Martin. Paris 2006, 301. 26 M. Christol, Essai sur l’évolution des carrières sénatoriales dans la seconde moitié du IIIe siècle ap. J.-C. Paris 1986, 190; Christol – Drew-Bear – Taşlıalan, Lucius Egnatius Victor Lollianus (as note 23 above), 344; Haensch, L. Egnatius Victor Lollianus (as note 25 above), 294. 27 R. Haensch – P. Weiss, L. Egnatius Victor Lollianus, zum Dritten. Ein weiteres “Statthaltergewicht” aus Nikomedeia in Pontus et Bithynia. Chiron 49 (2019), 467–474. 28 H. Grégoıre, Recueil des inscriptions grecques-chrétiennes d’Asie Mineure, pub. sous les auspices de l’Académie des inscriptions et belles-lettres, vol. 1. Paris 1922, no. 65. 29 B. Gladigow, Die sakrale Funktion der Liktoren: Zum Problem von institutioneller Macht und sakraler Präsentation, in H. Temporini (ed.), Aufstieg und Niedergang der römischen Welt, part 1: Von den
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that forms a triangular fold at the front with the tip at the bottom, a detail that appears in imperial depictions starting from the tetrarchic age, but also in the lictors of the Arch of Constantine (figs 2a–b). Also on a slab that belonged to a sarcophagus in Aquileia with the depiction of a procession, those who carry a ferculum have a similar dress. The dating of this piece from Aquileia is controversial, but not earlier than the mid-third century AD and probably not later than the mid-fourth.30
Figs. 2a–b: The two lictors on the Liberalitas scene on the Arch of Constantine, Rome (photo by William Storage, GNU Free Documentation License) Fig. 3: A lictor on plate no. 1 in Izmir (photo by E. Laflı, 2012)
A comparison between figs. 2a–b (Arch of Constantine in Rome) and one of the lictors on plate no. 1 in Izmir (fig. 3) clearly demonstrates how the rendering of the folds is
Anfängen Roms bis zum Ausgang der Republik, part 2: Von den Anfängen Roms bis zum Ausgang der Republik: [Recht ; Religion ; Sprache und Literatur (bis zum Ende des 2. Jh. v. Chr.)]. Berlin 1972, 295– 314, esp. 372; A. Nice, Lictores, in The encyclopedia of ancient history. Wiley Online Library. 2015, 1. See the togas of the senators on the north frieze of Ara Pacis, O. Rossını, Ara Pacis. Musei in Comune Roma Roma. Rome 2006, 53, esp. no. 13. Cf. also the treatment of the folds of the toga worn by Augustus in his portrait statue as pontifex maximus from the Via Labicana, Rome, in Museo Nazionale Romano di Palazzo Massimo alle Terme acc.no. 56230, M. Hofter, Porträt, in M. Hofter – V. Lewandowski – H. G. Martin – J. Schick (eds.), Kaiser Augustus und die verlorene Republik: eine Ausstellung im MartinGropius-Bau, Berlin, 7. Juni-14. August 1988. Mainz 1988, 323–325, no. 168. 30 The bibliography is impressive. Recent studies include L. Rebaudo – K. Zanier, Pezzi difficili. Due sculture aquileiesi del IV secolo d.C. Aquileia nostra 83–84 (2012–2013), 273–288 and F. Guidetti, La riscoperta della concorrenza: immagini di rituali e cerimonie nei sarcofagi urbani tardoantichi. Studi classici e orientali 63 (2017), 407–477.
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different. Summary in Rome, where they are indicated by a deep furrow executed with a drill, they reveal a curvilinear trend and noticeable thickness in Izmir.
Fig. 4: A lictor’s head on plate no. 1 in Izmir (photo by E. Laflı, 2012)
On the Smyrnean reliefs one can recognize curls in the swollen mass of the hairstyle that line up on the forehead. In particular, in the head illustrated here (fig. 4) we see that they sprout from the so-called Pannonian cap, i.e. pileus pannonicus, literally pillbox hat, which was the main hat worn by Late Roman soldiers. We also find such hats in the Portrait of the Four Tetrarchs, a porphyry sculpture group of four Roman emperors dating from around AD 300 which probably formed part of the decorations of the Philadelphion in Constantinople and was later fixed to a corner of the façade of St Mark’s Basilica in Venice (fig. 6). Our lictor on fig. 4 has a curly beard like other lictor depictions, e.g. on the triumphal relief of the first century AD curated in the Museo archeologico nazionale di Palestrina. Although the heavily damaged state of the stone surface makes the discernment of details difficult, in some figures their beard can be recognized from the preserved parts. This is certain for the lictor of fig. 4, fourth from left on the plate no. 1. In the same slab the second, third and fifth could also be bearded. On plate 2 the second lictor from the left appears to be wearing a beard. As is very well deduced from coins, during the First Tetrarchy the beard became more and more common among the tetrarchs, starting with Diocletian. Their beard is full but closely cropped and hugs their jawline, with individual locks defined by broad channels. The eyes have a slight indentation of a pupil in their center which is pierced by the use of a drill, something that apparently did not occur on reliefs before the Antonine period. An element of great significance which can lead to an understanding of the monument and its dating are the decorations on the fasces, formed by ovals and other motifs, which are not clearly distinguishable, within tetragonal spaces, separated by transverse bands. Noteworthy is the fact that for most of the bundles the rods are not visible; the latter reappear only in the upper part, after a sort of smooth band. The pre-
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sence of this ring can be seen very well on the lictors of the Arch of Constantine (figs. 2a–b). For this reason one might think that most of the bundles were covered with a case or inserted into a kind of container (made of leather?) decorated in a very typical way of the tetrarchic period. This feature refers us to the thrones with rectangular legs on which some emperors are depicted seated in porphyry statues of the tetrarchic age. Two examples are known from Šarkamen in Dacia Ripensis in eastern Serbia, where the mausoleum of Maximinus Daia’s mother (or sister) existed (fig. 5),31 and another from Alexandria.32 The same type of ornament appears in the stole of the statue of Šarkamen (fig. 5), in the sheaths of swords of the Portrait of the Four Tetrarchs in Venice (fig. 6), in the cingulum of a porphyry statue now in Vienna which was sculpted in an Egyptian workshop during the tetrarchic period33 and again in the headdress of a portrait from the period of Justinian in Istanbul.
Fig. 5: Reconstruction of the statue representing an enthroned emperor after the fragments discovered from Šarkamen, eastern Serbia (after Tomović 2005, 54–55, fig. 40)
31 M. Tomović, The memorial complex, in I. Popović (ed.), Šarkamen [Eastern Serbia]. A tetrarchic imperial palace. The memorial complex. Archaeological Institute Monographs, 45. Belgrade 2005, 54–55, fig. 40. 32 M. Bergmann, Zur Datierung und Deutung der Chlamysfiguren aus rotem Porphyr. Acta ad archaeologiam et artium historiam pertinentia 30/16 n.s. (2018), 104, fig. 1. 33 Ibid., fig. 2.
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Fig. 6: A detail from the Portrait of the Four Tetrarchs in Venice (photo by Dario Dallorto, Creative Commons)
We are therefore sure that the lictors of our reliefs preceded the emperor, to whom the monument was dedicated, perhaps an arch erected for an adventus. The lack of the shutters makes it impossible for a procession to be after a victory on the field. Another detail, which argues in favor of a late dating, deserves to be mentioned. The bands held by the lictors of our two plates appear somewhat curved. This characteristic is also found in a pair of small bronze lictors in the Antikensammlung in Berlin (acc. no. F2128a). If not exactly curved, an oblique pattern on the upper part is also found on two lictors at the edge of the Liberalitas scene on the Arch of Constantine (figs 2a–b).
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Fig. 7: A lictor from the Museo del Sannio, Benevento (after , Creative Commons; accessed on 1 January 2023)
This allows us to reconsider the dating of a relief with a lictor from the Museo del Sannio di Benevento (fig. 7), which Mario Rotili attributed to the sixth century AD, while Kai Töpfer suggests, in the web-based database called “Arachne” at the Universität zu Köln, that it is a Late Republican or Early Imperial relief possibly reworked in the Lombard period, as the singular termination of the fasces would suggest.
10 A triumphal arch like in Nicaea? Our Smyrnean reliefs are barely two feet in height. Although the lower part has been cut and perhaps the upper one as well, undoubtedly they originally could not have been more than 75–80 cm in height. They are smaller in size than the reliefs that could have belonged to the pontificated Arch of Nicaea which are 85–88 cm and certainly
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even smaller than the slabs of the Arch of Galerius or Kamara, an early fourth-century AD monument in Thessaloniki, which are about one meter high, i.e. 1.03–1.23 m.34 Our two reliefs, which were most likely reused with considerable damage, could therefore belong to a triumphal arch. In the nineties of the last century the hypothesis of the presence of a triumphal arch in Nicaea erected by Constantius I Clorus or in memory of him was much discussed. It was supported by some German authors35 who read an epigraphic fragment – which belonged to the alleged arch – as ALAMA [-] / NIA, for which the monument was intended as a reminder of the victory of Constantius I Chlorus in AD 298 over the Alemanni. This idea, which is widely shared, has become communis opinio.36 Sencer Şahin, who found some fragments, strongly doubts that they belong to the same monument, but above all he disputes the reading of the inscription on which the whole hypothesis of the existence of an arch is based, an epigraph that he reads instead as ALA MA[E]NIA(NA).37
11 Do our two plates actually originate from Smyrna? There is no doubt that our two slabs have been removed from the monument to which they belonged to be reused, perhaps in a Medieval necropolis. The proximity of their findspot to the Roman city of Smyrna would suggest that they were originally located in the territories of this city. However, at latest from the mid-third century this city had strongly decayed, so it does not seem easy to think that an honorary arch was built here. The marble of the two slabs has the typical characteristics of that often used in Ephesus, coming from the quarries east of the city (perhaps Belevi?).38 Since Ephesus
34 H. P. von Laubscher, Ein tetrarchisches Siegesdenkmal in İznik (Nikaia). Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts 108 (1993) 377. Recently tetrarchic relief sculpture of Nicomedia which is partially painted has been published in detail, cf. t. şare ağtürk, The painted tetrarchic reliefs of Nicomedia: uncovering the colourful life of Diocletian’s forgotten capital. Studies in Classical Archaeology, 12, Turnhout 2021. 35 Recently von Laubscher, Ein tetrarchisches Siegesdenkmal in İznik (as note 34 above) with previous bibliography. 36 See e.g. L. Bevilacqua, Displaying the past in Byzantium. Figural spolia on the city gates of Nicaea (13th c.), in S. V. Maltseva – E. Yu. Stanyukovich-Denisova (eds), Actual problems of theory and history of art: collection of articles. Proceedings of the third annual conference of young specialists in history and theory of art, St. Petersburg State University, Faculty of History (31 October – 4 November 2012). St. Petersburg 2013, 147. 37 S. Şahİn, ALAMA[?]NIA, NICHT “ALAMANNIA”. Zum epigraphischen Verständis eines stets mißverstandenen historischen Reliefblockes von İznik (Nikaia). Epigraphica Anatolica 23 (1994), 125–136. 38 On the marble of Ephesus see D. Attanasio, Ancient white marble: analysis and identification by paramagnetic resonance spectroscopy. Studia archaeologica, 122. Rome 2003, 173–176; W. Prochaska – S. M. Grillo, The marble quarries of the metropolis of Ephesos and some examples of the use for
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was one of the main centers of the marble trade, it seems quite obvious that marble was brought to Smyrna from the Ephesian quarries. However, we can also suppose that the monument to which the plates belonged was placed directly in Ephesus, and the material was later removed from there to be reused (in a necropolis near Medieval Smyrna?). In the tetrarchic period there was a series of restorations in Ephesus,39 and commemorative statues for the tetrarchs were placed near ancient monuments, such as in front of the Temple of Hadrian, from which three bases have been preserved.40 This happened at the same time in other cities where there were also tetrastyle arches among the celebratory monuments. In Ephesus itself tetrastyle arches were erected in the fifth and then in the sixth century AD too. These forms of celebration were strongly encouraged by the various governors of the provinces: in Ephesus we know the names of the procurators Lucius Artorius Pius Maximus41 and Iunius Tiberianus, probably in office in 295–29642 or, according to others, in 292–293.43 It is perhaps possible to think that every procurator was in some way obliged to pay public homage to the emperor, i.e. Diocletian. Again between 309/310 and 313 Valerius Diogenes, praeses of the province of Pisidia, erected statues of Galerius, Maximinus Daza and Constantine near the theatre in Antioch of Pisidia.44 It does not seem entirely improbable that in the capital of the province of Asia there could have been an arch, or a similar monument, in celebration of the tetrarchs,
marbles, in A. Gutiérrez Garcia – M. P. Lapuente – I. Rodà (eds.), Interdisciplinary studies on ancient stone. Proceedings of the IX ASMOSIA Conference (Tarragona 2009). Institut Català d’Arqueologia Clàssica, Collecció Documenta, 23. Tarragona 2012, 584–591. 39 L. Artorius Pius Maximus restored the gymnasium, cf. Ch. Börker – R. Merkelbach, Die Inschriften von Ephesos (I. Ephes.), part 2: Nr. 101–599 (Repertorium). With assistance of H. Engelmann and D. Knibbe. Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien, 12. Bonn 1979, nos. 307 and 621. 40 W. Eck, Die Inschrift: Fragment einer Kultur, in M. Mayer i Olivé – G. Baratta – A. Guzmán Almagro (eds.), Acta XII Congressus Internationalis Epigraphiae Grecae et Latinae: provinciae imperri Romani inscriptionibus descriptae : Barcelona, 3-8 Septembris 2002. Barcelona 2007, 454–455. 41 In the Theater Street: I. Ephes. II (as note 39 above), no. 307 = Last statues of antiquity (LSA) Database –University of Oxford, no. 743; C. Davenport, Imperial ideology and commemorative culture in the Eastern Roman Empire, 284–450 CE, in D. Dzino – K. Parry (eds.), Byzantium, its neighbours and its cultures. Byzantina Australiensia, 20. Leiden 2017, 56; on him cf. PIR2 (as note 19 above), A1187 / PLRE I, Maximus 43; D. Slootjes, The governor and his subjects in the Later Roman Empire. Mnemosyne Supplements, 275. Leiden – Boston, MA 2006, 132–133. 42 M. Christol, Consuls ordinaires de la seconde moitié du troisième siècle. Mélanges de l’École française de Rome. Antiquité 97/1 (1985) 439–440. On him cf. A. H. M. Jones – J. R. Martindale – J. Morris, Prosopography of the Later Roman Empire (260–641) (PLRE), four vols. Cambridge 1971– 1992, I/7, 912. 43 G. Bravo (CastaÑeda), Coyuntura sociopolítica y estructura social de la producción en la época de Diocleciano. Génesis de la sociedad bajo imperial. Rome 1980, 152. 44 Davenport, Imperial ideology (as note 41 above), 51.
Two Marble Plates from a Tetrarchic Honorary Arch in Izmir
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or rather of the one who resided a short distance away in Nicomedia, namely Diocletian.
12 Conclusions The two plates in the Archaeological Museum of Izmir which we have dealt with, have so far only been considered in two Turkish university degree theses from the years 1996 and 2012: both authors proposed a dating in the fifth or the sixth century AD. By the analysis we conducted some fixed points emerged beyond the frontality of the representation and the style and some distinctive characteristics such as the beard, the termination at the front of the robe and finally the use of the drill. We refer to the Pannonian pileus of a lictor and to the decoration of the fasces both of which point to tetrarchic period. The presence of a large number of fasces suggests that the reliefs belonged to a monument in honour of an Augustus (or a Caesar?). The absence of the shutters excludes that it is a representation of a triumph. We believe it is possible that the plates could have been part of an honorary arch erected in the tetrarchic period. Most likely, the existence of these plates in western Anatolia may signal a direct connection of Smyrna with Rome. Although the slabs were found near the city of Smyrna, it does not appear to have been a very large town at that time. The type of (Ephesian) marble suggests that the monument may have been built in that city, the capital of the province of Asia, probably under the impulse of some governors. We know at least two of them who erected statues for the tetrarchs in Ephesus.
Acknowledgements For the study of these plates at the Archaeological Museum of Izmir three authorisations have been issued to E. Laflı by the Directorate of the Museum of Izmir on 11th january 2012, 18th january 2012 and 23rd february 2012 and numbered as B.16. 4.KTM.0.35.14.00-155.99/150, 233 and 604. Documentation was done in 2012 and all photos were taken by E. Laflı in 2012. Map 1 was arranged by Dr Sami Patacı (Ardahan) in 2022, for which we would like to express our gratitude. We would like to thank the editors of this Festschrift for Albrecht Berger who did a thorough and meticulous job. Outside reviewers has a thankless, yet vital role in the publication of this short article. We have attempted to incorporate their suggestions in the hope of making this a stronger and more useful paper. We, however, are solely responsible for the final outcome.
Ergün Laflı and Werner Seibt
A Group of Early Byzantine Lead Seals from Pisidia (South-Western Turkey) Introduction: research question, aims and methodology The Museum of Yalvaç in the province of Isparta holds a small collection of Byzantine lead seals, only a group of which will be presented here. There is a group of 946 archaeological objects stored in the Museum of Yalvaç which were delivered between 31 March 2009 and 1 June 2009 by Mr. Mehmet Şevki Kılıç, a resident of the city of Isparta. Most of these 946 archaeological artifacts are coins belonging to Classical, Hellenistic, Roman, Byzantine, medieval and post-medieval periods. When their types, units, metal ratios and protection conditions are examined, it can be recognized that most of these objects were collected from the northern districts of Isparta (Byzantine Βάρις?) such as Senirkent (Byzantine Plinistra?), Şarkikarağaç (Byzantine Ἀδριανούπολις), Sarıidris (Malos), Eğirdir (Byzantine Προστάννα or Ἀκρωτήρι) and Yalvaç (Byzantine Ἀντιόχεια τῆς Πισιδίας) in north-eastern Pisidia (map 1). 11 of these objects are Early Byzantine lead seals, the focus of this brief paper. These selected seals are associated with some historical events that occured in the region between the late sixth and early eighth century A.D. and with some further sigillographic and prosopographic issues. Our aim is to present these 11 seals in detail and relate them to other sigillographic archival evidence from Early Byzantine Asia Minor. Our method is to compare these seals with the already known examples in the previous sigillographical literature and link them to historiographic and prosopographical sources.
Antiocheia Pisidias and the Museum of Yalvaç Yalvaç, Byzantine Antiocheia Pisidias, is today a medium-sized district belonging to the province of Isparta, located ca. 80 km north-east of provincial capital in the southwestern part of Turkey – i.e. north-eastern Pisidia on the border with Phrygia, in the Turkish Lake District (map 1). In the sixth century AD the city of Antiocheia lost its strategic importance and, as it was off the main trade route, subsequently started to lose importance more generally. An attack against Antiocheia was conducted in 713 by the Umayyad prince Al-ʿAbbās ibn al-Walīd, the son of Caliph al-Walid I. Antiocheia never recovered and centuries of glory vanished. Historical sources on Antiocheia
https://doi.org/10.1515/9783111070315-023
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Ergün Laflı and Werner Seibt
during the Byzantine age have been summarized in two publications.1 The site is currently being excavated by the local Süleyman Demirel University in Isparta, a project which started in 2008, providing valuable evidence about the Byzantine heritage of the city. No Byzantine seal has been reported either from these recent Turkish excavations or from previous journeys and field campaigns since 1826,2 except a seal of Michael I Cerularius, the patriarch of Constantinople from 1043 to 1059, which was found in the surroundings of Antiocheia and is now stored in the Museum of Yalvaç (acc. no. 1224).3 Some Early Byzantine unguentaria, some of which have been sealed, were already published in 2005.4 Recently two parallel seals were offered in an auction.5 The obverse of the first of these shows the invocative monogram Laurent, type V, with the tetragram τῷ δούλῳ σου. The reverse legend reads [Β]ασι[λεί]ῳ ἐπισκόπῳ Ἀντιοχείας Πισιδίας. It is not impossible that this type belonged to the iconoclast Basileios Trikak(k)abos, who participated in 754 at the council of Hieria in the palace of Hieria at Chalcedon, and was later on, i.e. in 787, anathematized as “αἱρεσιάρχης”.6 Furthermore, a second seal of an Agapetos, metropolitan of Antiocheia (ca. first half of the 11th century) could also belong to this city.7 The Museum of Yalvaç was inaugurated in 1966 in its present building. It stores a large collection of Byzantine material, especially a rich collection of Early Byzantine eccle-
1 K. Belke / N. Mersıch, Phyrgien und Pisidien. TIB, 7. Wien 1990, 185–186; J.-Cl. Cheynet, La Pisidie entre Byzance et les turcs seljoukides, in Th. Drew-Bear / M. Taşlıalan / Ch. M. Thomas (eds.), Actes du Ier congrès international sur Antioche de Pisidie. Collection archéologie et histoire de l’antiquité, Université Lumière-Lyon 2, 5. Publications de l’Institut Fernand-Courby, Lyon. Paris 2002, 447–457. 2 Cf. a field survey with some results related to Byzantine archaeology, e.g. M. Özsaİt / J.-P. Sodını, Sarcophages à colonnes et église byzantine dans la région de Néapolis de Pisidie. Revue archéologique, new series 1 (1991), 43–62. 3 Cheynet, La Pisidie (as footnote 1 above), 454–455, 457, pls. 1–2. 4 E. Laflı, Erster vorläufiger Bericht über die römisch-kaiserzeitlichen und spätantiken Keramikfunde aus Antiocheia in Pisidien: Spätantik-frühbyzantinische Tonunguentarien, in K. Olşen / F. Bayram / A. Özme (eds.), T.C., Kültür ve Turizm Bakanlığı, Kültür Varlıkları ve Müzeler Genel Müdürlüğü, 22. Araştırma Sonuçları Toplantısı, 24-28 Mayıs 2004, Konya [Republic of Turkey, Ministery of Culture and Tourism, General Directorate of Cultural Heritage and Museums, 22nd Meeting of Survey Results, 24-28 May 2004, Konya.]. Kültür ve Turizm Bakanlığı Yayınları [Publications of the Ministery of Culture and Tourism.] 3030-2; Kültür Varlıkları ve Müzeler Genel Müdürlüğü Yayınları [Publications of the General Directorate of Cultural Heritage and Museums.] 107, vol. 2. Ankara 2005, 175–188, http://www. kulturvarliklari.gov.tr/sempozyum_pdf/arastirmalar/22_arastirma_2.pdf (accessed on 1 August 2022). 5 Zeus, Web Auction 24, 24.4.2022, nos. 747 and 748 (without transcription of the legend; dated to the seventh–13th centuries). 6 Cf. R.-J. Lılıe / C. Ludwıg / Th. Pratsch / I. Rochow et al. (eds.), Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit. Erste Abteilung (641-867), 6 vols. Berlin / New York 1999-2002, 866, https://www. degruyter.com/database/PMBZ/entry/PMBZ11956/html (accessed on 1 August 2022). 7 Zeus, Budget Auction 12, 28.8.2020, no. 784.
A Group of Early Byzantine Lead Seals from Pisidia
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siastical architectural and decorative elements,8 coins9 and liturgical objects, e.g. reliquary crosses. Sigillographically, no seal is known from this museum except the one belonging to Michael I Cerularius (see above), although a Turkish sigillographic scholar, Dr. Nilgün Elam from Anadolu University in Eskişehir, has reported some seals from this museum, with further examples from the Museums of Eskişehir and Pamukkale, at the 11th international symposium on Byzantine sigilliography, which took place on 9-10 May 2014 in Istanbul and remains so far as unpublished.
Map 1: Map of Yalvaç during the Early Byzantine period with the places referred to in the text (by S. Patacı, 2022)
8 Cf. V. Ruggıerı / M. Turıllo / G. Lını, La scultura bizantina ad Antiochia di Pisidia. Orientalia Christiana Analecta, 288. Rome 2011. 9 Cf. Z. Demİrel Gökalp, Yalvaç Müzesi Bizans Sikkeleri [Byzantine coins of the Museum of Yalvaç.]. T.C. Kültür ve Turizm Bakanlığı Yayınları [Republic of Turkey, Publications of the Ministery of Culture and Tourism.] 3182. Ankara 2009.
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Ergün Laflı and Werner Seibt
Eleven seals 1. Ioannes Stratelates (figs 1a–b) Diam. 19.1 mm. Obv. Usual monogram of the name Ἰωάννου.10 Rev. Legend in three lines without a cross or ornament: CTPA|THΛΑ|ΤΟV – στρατηλάτου. Dating. Late sixth–first third of the seventh century.
Fig. 1a–b: Obv. and rev. of the seal of Ioannes Stratelates (E. Laflı, 2020)
2. Konstitoutos (?) or Konstantinos (?) Diakonos (figs 2a–b) Diam. 18.0 mm. Obv. Damaged block monogram, probably with a personal name. Readable are the letters K, N (retrograde?), O, T and V, perhaps also C. These letters could point to Κονστιτούτου (cf. Latin Constitutus). If there were also omega and alpha at the lost part of the bottom, anοther reading possibility would be Κωνσταντίνου. Rev. Block monogram with the letters A, Δ, Κ, Ν, Ο and V; probably διακόνου.11 Dating. Late sixth–first third of the seventh century.
Fig. 2a–b: Obv. and rev. of the seal of Konstitoutos (?) or Konstantinos (?) Diakonos (E. Laflı, 2020)
10 As on no. 3. 11 Also a reading as Ἀκινδύνου would be possible.
A Group of Early Byzantine Lead Seals from Pisidia
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3. Ioannes (son of Ioannes?) (figs 3a–b) Diam. 18.1 mm. Obv. and rev. Cruciform monograms of a very common form for Ἰωάννου.12 Probably we can interpret this legend as “(Seal of) Ioannes, son of Ioannes”. Dating. Late sixth–first half of the seventh century.
Fig: 3a–b: Obv. and rev. of the seal of Ioannes (son of Ioannes?) (E. Laflı, 2020)
4. Georgios (?) (figs 4a–b) Diam. 23.0 mm. Obv. A damaged cruciform monogram. Rho (probably including also omicron), ypsilon and epsilon are readable. If there was an omega at the bottom and a gamma at left, we would read Γεωργίου. Rev. Seriously damaged Latin inscription in three lines: + SA..|S ..|.... Possible readings are Sanctus Georgius adiuva or Sakellariou tou secretou…, but nothing is clear. Dating. Seventh century.
Fig. 4a–b: Obv. and rev. of the seal of Georgios (?) (E. Laflı, 2020)
12 Cf. G. Zacos / A. Veglery, Byzantine lead seals. Basel 1972, monogram no. 249.
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5. Georgios (?) Stratelates (?) (figs 5a–b) Diam. 19.2 mm. Obv. Damaged cruciform monogram; readable are omega at the bottom and epsilon at right; perhaps Γεωργίου. Rev. Unclear vestiges, perhaps of the dignity CTP|ATHΛ|ΑΤΗ. Dating. Seventh century.
Fig. 5a–b: Obv. and rev. of the seal of Georgios (?) Stratelates (?) (E. Laflı, 2020)
6. Theocharistos (?) (figs 6a–b) Diam. 22.5 mm. Obv. An unusual Early Christian scene: in the upper half a bust of Christ where the cross-nimbus is clearly visible, in the lower portion a bust of a bearded man which is larger than the bust of Christ. In the center there are unclear blocs at left and right which perhaps symbolize clouds. Could that be an early, reduced version of the Ascension of Jesus from Christian art? Rev. Cruciform monogram of a name. If we read Θ and E on the horizontal line, and V, O, T, P, X and A in the vertical one, it would seem to be Θεοχαρίστου. Dating. Seventh century, perhaps from its second half.
Fig. 6a–b: Obv. and rev. of the seal of Theocharistos (?) (E. Laflı, 2020)
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7. Mouselios imperial Asekretis (figs 7a–b) Acc. no. 3501. Diam. 30.0 mm. Obv. Eagle with uplifted wings, head to right. In the field above the head, the cruciform invocative monogram Laurent type II (with eta and sigma at right, and a large beta at the bottom reaching the central theta). Θεοτόκε βοήθει. Rev. Inscription in five lines, the first of which is badly damaged, but can be restored with the help of parallel seals: + M..|CHΛΙΩ .|ACΙΛΙΚΩ | ΑCHKPH|TIC + Μ[ου]σηλίῳ [β]ασιλικῷ ἀσηκρῆτις. Comparanda: We know some parallel pieces, two in Dumbarton Oaks,13 one in Bucharest14 and one in Venice.15 Perhaps also another seal type with the same invocative monogram on the obverse and a cruciform monogram, probaly reading Μουσηλίου ἀσηκρῆτις, belonged to this man.16 Mouselios corresponds to the ancient Armenian name Musheł (Մուշեղ or Mushegh), indicating an Armenian origin for this quite active asekretis, i.e. imperial secretary. Dating. The seals with the eagle originate from the last third of the seventh century; this monogramatic one could be slightly earlier, ca. 660/690.
Fig. 7a–b: Obv. and rev. of the seal of Mouselios imperial Asekretis (E. Laflı, 2020)
13 Published in Zacos / Veglery, Byzantine lead seals (as footnote 13 above), nos. 662a (=DO, BZS.1955.1.356) and b (=DO, BZS.1955.1.357). Photos of both seals are available at the website of Dumbarton Oaks. 14 V. Laurent, Le Corpus des sceaux de l’Empire byzantin, vol. 2: L’administration centrale. Publications de l’Institut français d’études byzantines. Paris 1981, no. 18, https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/ bpt6k3336252d.texteImage (accessed on 1 August 2022); I. Jordanov, Corpus of Byzantine seals from Bulgaria, vol. 3. Sofia 2009, no. 719. 15 B. Callegher, Sceaux byzantins et vénetiens découverts aux environs de Venice. Revue numismatique 152 (1997), 415, no. 3; pl. 13, no. 3. 16 Auction Schenk-Behrens 77, 19.–21. 5. 1999, 659 = auction Peus 376, 29.–30. 10. 2003, 1284 = auction Münz Zentrum 156, 1.–2. 9. 2010, 907.
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8. Theodoros (?) (figs 8a–b) Diam. 19.2 mm. Obv. Badly damaged invocative monogram, probably type Laurent V, perhaps with crosses in the quarters. Θεοτόκε βοήθει. Rev. Badly damaged cross monogram, indicating a name and a title or a dignity. At the top rho, tau and ypsilon (or omicron and ypsilon); at left a theta, probably followed by a damaged epsilon; at right unclear vestiges, perhaps of delta, pi and epsilon; at the bottom certainly an omega, above perhaps beta and kappa. If the name was Θεοδώρου, the title or dignity remains unclear. Dating. Late seventh/early eighth century?
Fig. 8a–b: Obv. and rev. of the seal of Theodoros (E. Laflı, 2020)
9. and 10. Beser Patrikios and Strategos (figs 9a–10b) Diam. 37.1 mm and 36.0 mm. Acc. nos. 3499 and 3500. Obv. The field is divided between a central circle and an inscription in a circular ring. The field in the center has a simple cross monogram with the letters B, H, P and C, easily readable as Βησήρ.17 In the quarters there are Greek crosses. In the circular ring Psalm 139.2 is quoted: Ἐξελοῦ με, Κύριε, ἐξ ἀνθρώπου πονηροῦ. Though just as in other parallel cases, this is not entirely readable on our pieces. Rev. Again division of the field between a central circle and a circular ring. In the central field there is again a cruciform monogram, in this case with the title πατρικίου. In the quarters the command CT|PA-TH|Γ – στρατηγοῦ. In the circular ring we find again a Psalm, a combination of Psalm 139,2 with Psalm 42,1, slightly altered: ἀπὸ ἀνδρος ἀδίκου καὶ δολίου ρῦσαί με. There is much discussion about this seal type, and we know of numerous examples with some minimal differences, partially from auctions. The first specimen was published by George Zacos and Alexander Veglery,18 who could not decipher the monogram of the name, but read the rest
17 This name corresponds to Bashīr ( )بشيرin Arabic. 18 Zacos / Veglery, Byzantine lead seals (as footnote 13 above), 2835.
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and dated this type to the eighth century. The name was added by Werner Seibt in his review in 1975.19 A collection of seals with Psalms was published by Joseph Glynias, primarily based on material from Dumbarton Oaks.20 He identified this Beser with a homonymous commander from the reign of Leon III, who died as patrikios in 741. Glynias wanted to date the whole group in the first period of the iconoclasm. But recently, Alexandra-Kyriaki Wassiliou-Seibt collected further material and was able to demonstrate that at least some types with Psalms belong already to the later seventh century, and the dating of the Beser seals to the eighth century is not accurate.21 She attributed the seals with Psalms primarily to a group of noblemen in Constantinople who laid stress on their “orthodoxy”, assisting emperor Konstantinos IV but having serious problems with Ioustinianos II. Dating. In accordance with Wassiliou-Seibt we prefer a date in the late seventh or early eighth century.
Fig. 9a–b: Obv. and rev. of the seal of Beser Patrikios and Strategos (E. Laflı, 2020)
Fig. 10a–b: Obv. and rev. of the seal of Beser Patrikios and Strategos (E. Laflı, 2020)
19 W. Seibt, Review of Zacos and Veglery. Byzantinoslavica 36 (1975), 212. 20 J. Glynias, Prayerful iconoclasts. Psalm seals and elite formation in the First Iconoclast Era (726– 750). DOP 71 (2017), 65–81. 21 A.-K. Wassiliou-Seibt, Psalmen auf byzantinischen Siegeln (vom „Vorabend“ des Ikonoklasmus bis zu dessen erster Periode), in I. E. Tzamtzis / P. Antonopoulos / Ch. Stavrakos (eds.), Αρετήν την καλλίστην. Σύμμεικτα προς τιμήν Καλλιόπης (Κέλλυς) Α. Μπουρδάρα / Mélanges en l’honneur de Kalliope (Kelly) A. Bourdara. Athens / Thessaloniki 2021, 1349–1380.
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Ergün Laflı and Werner Seibt
11. Stavrakios imperial Spatharios (figs 11a–b) Diam. 23.3 mm. Obv. Legend in three lines, above a cross (perhaps between tendrils): KVPIE | O ΘΕΟC | BOHΘΕ. Κύριε ὁ Θεὸς βοήθε[ι]. Rev. Legend in four lines (probably there was an ornament under the legend): CTAV|PAKIΩ B.|CIΛΙΚΩ C.|AΘΑΡΙ. Σταυρακίῳ β[α]σιλικῷ σ[π]αθαρί[ῳ]. Lord, (our) God, help Stavrakios the imperial Spatharios. Sigillographic commentary. The invocation Κύριε ὁ Θεὸς (ἡμῶν), βοήθει was common in the first half of the eighth century, though invocative monograms were still more popular.22 A seal with a quite similar obverse mentions a Stavrakios Patrikios and Strategos,23 who could be identical with the Spatharios at a much later position. Also the seal of a Leon imperial Spatharios24 has some similarities with our type. Dating. Ca. first half of the eighth century.
Fig. 11a–b: Obv. and rev. of the seal of Stavrakios imperial Spatharios (E. Laflı, 2020)
22 Cf. Zacos / Veglery, Byzantine lead seals (as footnote 13 above), 1938. 23 Fogg 515, ed. Zacos / Veglery, Byzantine lead seals (as footnote 13 above), 1006c. A seal in the Ermitaž (acc. no. M-8135) mentions this Strategos as commander of Sikelia (Sicily): N. P. Lichačev (ed. V. S Šandrovskaja), Моливдовулы греческого востока: к XVIII Международному конгрессу византинистов (Москва, 8–15 августа 1991 г.). [Bullae of the Greek East: to the 18th International Congress of Byzantines (Moscow, August 8–15, 1991)]. Научное наследство [Scientific Heritage], 19. Moscow 1991, pl. 72, no. 1. PmbZ (as footnote 7 above), 6885 dates this seal to a too late period. 24 Zacos / Veglery, Byzantine lead seals (as footnote 13 above), 909.
A Group of Early Byzantine Lead Seals from Pisidia
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Conclusion These 11 seals range from the late sixth to the early eighth century, a very restricted period which was a dynamic phase for Byzantine history in the southern part of the empire (table 1, below). Some of the seals are significant in terms of sigillographic and prosopographic questions for this particular period. As these seals were most probably found locally, they point to a certain importance for this southern region of the Byzantine Empire, because they are witnesses for the Byzantine presence in Pisidia shortly before the Arabs arrived. Table 1: Early Byzantine sigillographical evidence from the Museum of Yalvaç
Nos.
Dignitaries
Datings
1
Ioannes Stratelates
Late sixth–first third of the seventh century
2
Konstitoutos (?) or Konstantinos (?) Diakonos
Late sixth–first third of the seventh century
3
Ioannes (son of Ioannes?)
Late sixth–first half of the seventh century
4
Georgios (?)
Seventh century
5
Georgios (?) Stratelates (?)
Seventh century
6
Theocharistos (?)
Seventh century, perhaps from its second half
Mouselios imperial Asekretis
660/690
Theodoros (?)
Late seventh/early eighth century?
7 8 9-10 11
Accession numbers
3501
3499 and 3500 Beser Patrikios and Strategos Stavrakios imperial Spatharios
late seventh or early eighth century Ca. first half of the eighth century.
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Ergün Laflı and Werner Seibt
Acknowledgements For the study of these 11 objects at the Museum of Yalvaç an authorisation has been issued to E. Laflı by the Directorate of the Museum of Yalvaç in 2020. All the photos were taken by E. Laflı in 2020. Map 1 arranged by Dr Sami Patacı (Ardahan) in 2022 for which we would like to express our gratitude. We would like to thank Professor Hugo Thoen (Deinze / Ghent) for his kind revision of our text. We also would like to thank the editors of Festschrift for Albrecht Berger who did a thorough and meticulous job. Our outside reviewer has had a thankless, yet vital role in the publication of this short article. We have attempted to incorporate their suggestions in the hope of making this a stronger and more useful paper. We, however, are solely responsible for the final outcome.
Erich Lamberz
Die Narratio des Johannes Synkellos zu den Anfängen des Ikonoklasmus in den griechischen und lateinischen Fassungen der Akten des Nicaenum II Die in der fünften Sitzung des VII. Ökumenischen Konzils (Nicaenum II, 787)1 vorgetragene Erzählung (διήγησις) des Johannes Synkellos2 zu einem bilderfeindlichen Edikt des Kalifen Yazid II. (720–724) gehört zu den bekanntesten und meist behandelten Texten zu den Anfängen des Ikonoklasmus.3 Als Grundlage für die Interpretation dieses Textes diente bis in die Gegenwart hinein die 1612 in Rom erschienene editio princeps des griechischen Textes der Akten und der 873 entstandenen lateinischen Übersetzung des Anastasius Bibliothecarius im dritten Band der sogenannten editio Romana, die in den späteren Konzilssammlungen immer wieder nachgedruckt wurde.4 Durch die in den Jahren 2008–16 in den Acta Conciliorum Oecumenicorum
1 Concilium universale Nicaenum secundum, ed. E. Lamberz. ACO, ser. II, vol. III, 1–3. Berlin / New York 2008. Berlin / Boston 2012 und 2016 (im folgenden als ACO, ser. II, vol. III zitiert), 2, 590,23– 594,23 (591,23–595,24 die lateinische Übersetzung des Anastasius Bibliothecarius). 2 Johannes wird im Protokoll der Akten an dieser Stelle (ACO, ser. II, vol. III, 2, 590,21–22) als τοποτηρητὴς τῶν ἀνατολικῶν ἀρχιερέων bezeichnet, ähnlich vage an vielen anderen Stellen, an zwei Stellen jedoch präziser als Vertreter des Patriarchats von Antiochia (ACO, ser. II, vol. III, 1, 48,19–20 [hier wie auch 488,18–19 die Bezeichnung σύγκελλος] und 66,14–15). Erfassung aller Varianten in dem von G. Duursma erstellten Register zur Edition (ACO, ser. II, vol. III, 3, 1070; vgl. auch PmbZ I, #3056); vgl. auch unten Fußnote 28. 3 Aus der umfangreichen Literatur zur Narratio seien hier genannt: A. A. Vasiliev, The Iconoclastic Edict of the Caliph Yazid II., A.D. 721. DOP 9 (1956), 25–47 (hier vor allem 27–30); St. Gero, Byzantine iconoclasm during the reign of Leo III. With particular attention to the oriental sources. CSCO, 346. Subsidia, 41. Lovanii 1973, 59–84 (hier vor allem 64–70); L. W. Barnard, Byzantium and Islam. The Interaction of two Worlds in the Iconoclastic Era. Bsl 36 (1975), 25–37, hier 26–29; G. Strohmaier, Der Kalif Yazid II. und sein Traumdeuter. Eine byzantinische Legende über den Ursprung des Ikonoklasmus. Jahrbuch für die Geschichte des Feudalismus 3 (1979), 12–17 (= G. Strohmaier, Von Demokrit bis Dante. Hildesheim 1996, 138–144); P. Speck, Ich bin’s nicht, Kaiser Konstantin ist es gewesen. Die Legenden vom Einfluß des Teufels, des Juden und des Moslem auf den Ikonoklasmus. Ποικίλα Βυζαντινά, 10. Bonn 1990, 25–113 und 307–312 (siehe auch unten Fußnote 13 und 14); D. Afinogenov, A lost 8th century pamphlet against Leo III and Constantine V? Eranos 100 (2002), 1–17; J. Signes Codoñer, Melkites and Icon Worship during the Iconoclastic Period. DOP 67 (2013), 135–187, hier 137– 140; Price, Acts (wie unten Fußnote 5) II, 385–386 (Einleitung zu Actio V) und 418–421 (Übersetzung mit Anmerkungen); Chr. C. Sahner, Images and Iconoclasm in Islam, ca. 600–850, in M. T. G. Humphreys (ed.), A companion to Byzantine iconoclasm. Leiden / Boston 2021, 497–537, hier 509–514; vgl. auch Agapitos, Vom Dokument zum literarischen Werk (wie unten Fußnote 7) 271–273. 4 Τῶν ἁγίων οἰκουμενικῶν συνόδων τῆς καθολικῆς ἐκκλησίας ἅπαντα. Concilia generalia ecclesiae catholicae Pauli V. Pont. Max. auctoritate edita, tom. III. Romae 1612; vgl. E. Lamberz, Von der Handhttps://doi.org/10.1515/9783111070315-024
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(ACO) erschienene kritische Edition der Akten des Konzils5 hat sich diese Grundlage in einer Weise verändert, die auch für das Verständnis der Narratio des Johannes Synkellos relevant ist, wie im folgenden gezeigt werden soll. Zunächst eine kurze Bemerkung zur neuen Edition: Sie bietet nicht nur einen neu konstituierten Text der griechischen Akten und der Übersetzung des Anastasius Bibliothecarius, sondern auch umfangreiche Apparate, in denen neben der Dokumentation der Überlieferung und textkritischer Diskussion auch Quellen und Testimonia zu den Akten erfasst sind. Aus einer Reihe von Vorarbeiten,6 die in den Einleitungen zu den einzelnen Bänden der Ausgabe zusammengefasst und ergänzt sind, ergibt sich ein neues, komplexes Bild der Überlieferungsgeschichte. Der griechische Text der Akten hat bis zum Ende des 9. Jh. mehrere Stadien durchlaufen.7 Von besonderer Bedeutung für das Thema des vorliegenden Beitrags ist die Feststellung, dass die Handschriften der direkten Überlieferung und die griechische Vorlage der Übersetzung des Anastasius Bibliothecarius auf ein zu Beginn des 9. Jh. (wohl zwischen 806 und 814) entstandenes Exemplar der Akten zurückzuführen sind, dessen Rekonstruktion Grundlage der Edition sein muss. Ob dieses Exemplar den originalen Textbestand der Akten von 787 überall getreu wiedergab, lässt sich vor allem an einer Reihe von Exzerpten und Zitaten in lateinischen Quellen überprüfen, die weder auf das eben genannte Exemplar der griechischen Akten aus dem Anfang des 9. Jh. noch auf die Übersetzung des Anastasius von 873 zurückgehen können. Es handelt sich um Exzerpte und Zitate aus einer lateinischen Übersetzung der Akten, die Papst Hadrian I. kurz nach Erhalt eines offiziellen Exemplars (Isotypon) der griechischen Akten in Auftrag gegeben hatte und die später durch die Übersetzung des Anastasius Bibliothecarius verdrängt wurde.8 Diese
schrift zum Druck: Die Akten des Nicaenum II in der editio Romana von 1612. AHC 30 (1998), 328–370 (dort auch zu den späteren Konzilssammlungen) sowie die Einleitung in ACO, ser. II, vol. III, 1, LVI– LIX. Auch die häufig zitierte Sammlung von I. D. Mansi, Sacrorum conciliorum nova et amplissima collectio, tom. XII–XIII. Florentiae 1766–1767 bietet einen (teilweise verschlechterten) Nachdruck der editio Romana. 5 ACO, ser. II, vol. III, 1–3. Bereits 2018 erschien die auf der Basis der neuen Edition erstellte englische Übersetzung von R. Price, The Acts of the Second Council of Nicaea (787). Translated with an introduction and notes, vol. I–II. Translated Texts for Historians, 68. Liverpool 2018. 6 Aufgeführt in den Literaturverzeichnissen in ACO, ser. II, vol. III, 1, LXVIII–LXIX. 2, XXVII–XXIX. 3, XXII–XXIII. Für die Thematik des vorliegenden Beitrags ist unter den dort genannten Arbeiten vor allem E. Lamberz, Die Überlieferung und Rezeption des VII. Ökumenischen Konzils (787) in Rom und im lateinischen Westen, in: Roma fra oriente e occidente. Settimane di studio del Centro Italiano di studi sull’alto medioevo, 49. Spoleto 2002, II, 1053–99 relevant. 7 Eine detaillierte Übersicht zu den vom Verf. erschlossenen Phasen der Überlieferungsgeschichte der Akten und eine literarisch-narrative Analyse der Narratio bietet P. Agapitos, Vom Dokument zum literarischen Werk: Philologisch-literarisches zur neuen Ausgabe der Akten des Nicaenum II von Erich Lamberz, in W. Brandes / A. Hasse-Ungeheuer / H. Leppin (Ed.), Konzilien und kanonisches Recht in Spätantike und frühem Mittelalter. Aspekte konziliarer Entscheidungsfindung. Forschungen zur byzantinischen Rechtsgeschichte. Neue Folge, 2. Berlin / Boston 2020, 263–278. 8 Zu den Einzelheiten vgl. Lamberz, Die Überlieferung und Rezeption (wie oben Fußnote 6) 1055–78
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Exzerpte und Zitate liefern wertvolle Aufschlüsse zum Textbestand, gelegentlich auch zum Wortlaut der Originalakten von 787. Sie finden sich vor allem in Werken, die der fränkischen Reaktion auf das Nicaenum II zu verdanken sind. Die Capitula des im Auftrag Karls des Großen entstandenen Capitulare adversus synodum, das zwar nicht erhalten, aber von Papst Hadrian I. in seiner Antwort an Karl den Großen – dem sogenannten Hadrianum (JE 2483)9 – fast vollständig im Wortlaut zitiert wird, enthalten zahlreiche Zitate aus dieser ersten Übersetzung der Akten, weitere finden sich im gleichen Brief innerhalb von Hadrians Verteidigung des Konzils. Die im Codex Vat. lat. 7207 erhaltene letzte Fassung einer umfangreichen fränkischen Stellungnahme zum Nicaenum II, das Opus Caroli regis contra synodum (Libri Carolini),10 überliefert weitere Zitate. Schließlich finden sich umfangreiche Exzerpte aus dieser Übersetzung im Dossier der mit der Bilderfrage befassten Pariser Synode von 825 (oft als Libellus synodalis bezeichnet),11 darunter auch die Narratio des Johannes Synkellos.12 Die Tatsache, dass zahlreiche Texte der Akten des Nicaenum II durch Zitate aus der für Hadrian I. angefertigten ersten lateinischen Übersetzung bezeugt sind, macht es unmöglich, die entsprechenden griechischen Texte als spätere Interpolationen in den Akten aufzufassen, eine These, die Paul Speck in zahlreichen Publikationen vertreten hat,13 so auch im Fall der Narratio des Johannes Synkellos, deren lateini-
und die Einleitung zum ersten Band von ACO, ser. II, vol. III (1, XXXII–XXXV; dort weitere Literaturangaben). Die Zitate aus der ersten lateinischen Übersetzung sind in der neuen Edition des Nicaenum II im Apparat zum lateinischen Text dokumentiert und, soweit dies sinnvoll erschien, im Wortlaut ausgeschrieben. Alle Zitate aus der ersten lateinischen Fassung sind in dem von G. Duursma erstellten Register zur Edition im Index locorum (fontes et testimonia latina) unter dem Lemma des jeweiligen Werks erfasst: ACO, ser. II, vol. III, 3, 1049–64, hier 1052–53 zur Pariser Synode, 1056–58 zum Hadrianum, 1060–64 zu den Libri Carolini. 9 Hadriani I. papae epistula ad Carolum regem (JE 2483), ed. K. Hampe. MGH Epp., V (= Epp. Karolini aevi, III). Berolini 1899, 5–57. 10 Opus Caroli Regis contra synodum (Libri Carolini), hrsg. von A. Freeman unter Mitwirkung von P. Meyvaert. MGH Conc., II, Suppl. 1. Hannover 1998. 11 Concilia aevi Karolini, I, pars II, rec. A. Werminghoff. MGH Conc., II, 2. Hannoverae et Lipisae 1908, 473–551 (44. Concilium Parisiense a. 825); die Stellenangaben im Folgenden nach dieser Ausgabe. Zur Synode vgl. W. Hartmann, Die Synoden der Karolingerzeit im Frankenreich und in Italien. Konziliengeschichte, Reihe A: Darstellungen. Paderborn / München / Wien / Zürich 1989, 168–171; Th. F. X. Noble, Images, iconoclasm, and the Carolingians. Philadelphia 2009, 260–286; weitere Literaturangaben bei Lamberz, Überlieferung und Rezeption (wie oben Fußnote 6) 1066–75. 12 519,38–520,13. 13 Neben Speck, Ich bin’s nicht (wie oben Fußnote 3) ist vor allem Ders., Die Interpolationen in den Akten des Konzils von 787 und die Libri Carolini. Ποικίλα Βυζαντινά, 16. Bonn 1998 zu nennen. Weitere Arbeiten Specks zu den Akten des Nicaenum II sind in den Literaturverzeichnissen in ACO, ser. II, vol. II, 1–3 genannt. Zu Specks Interpolationstheorie siehe meine grundsätzliche Kritik in den Anmerkungen 125, 140 und 311 in ACO, ser. II, vol. III, 1. Vgl. auch W. Brandes, Die neue Edition der Akten des Nicaenum II und einige historische Probleme, in Brandes / Hasse-Ungeheuer / Leppin (Ed.), Konzilien und kanonisches Recht (wie oben Fußnote 7) 279–315, hier 286 mit Anm. 50.
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sche Fassung in dem gleich zu besprechenden Florileg der Pariser Synode von 825 überliefert ist.14 Mit dieser Sicherung originaler Bestandteile der Akten ist der Wert der Zitate aus der ersten lateinischen Übersetzung aber noch nicht erschöpft. Denn wenn man den Text des zu Beginn des 9. Jh. entstandenen Ausgangsexemplars der griechischen Aktenüberlieferung mit den Zitaten aus der ersten lateinischen Übersetzung vergleicht, so lassen sich daraus gegebenenfalls auch Einsichten zu einer Erweiterung oder Umformung einzelner Aktentexte zwischen 787 und dem Beginn des 9. Jh. gewinnen. Für einen solchen Vergleich ist die Narratio des Johannes Synkellos besonders geeignet, weil ihre lateinische Fassung einen wesentlich kürzeren, in Teilen auch inhaltlich von der griechischen Fassung abweichenden Text bietet, während in anderen Zitaten des Pariser Florilegs die Übersetzung dem griechischen Text durchaus getreu entspricht.15 Vor einem solchen Vergleich muss hier jedoch die Überlieferung und Struktur des Dossiers der Pariser Synode von 825 besprochen werden, weil dies auch für die Beurteilung der Narratio von erheblicher Bedeutung ist.16 Die seit 1908 maßgebliche Ausgabe von A. Werminghoff17 bietet auf der Grundlage der einzig relevanten Handschrift Paris. lat. 1597A18 zwar einen weitgehend zuverlässigen Text, lässt aber, wie
14 Speck, Ich bin’s nicht (wie oben Fußnote 3) versucht in seiner ausführlichen Behandlung der Narratio (25–113) und ihrer lateinischen Fassung im Florileg der Pariser Synode (307–312) den Konsequenzen dieser Feststellung durch eine Reihe von Hilfshypothesen zu entgehen. Nach seiner Auffassung ist die im 9. Jh. in die Akten interpolierte Narratio nicht über die erste lateinische Übersetzung, sondern unabhängig davon (auf welchem Wege auch immer) in das Florileg des Pariser Dossiers gelangt. Specks These hat, wohl auch durch die Zustimmung durch L. Brubaker / J. Haldon, Byzantium in the Iconoclast Era. Cambridge 2011, 116 mit Anm. 149 vielfach Anklang gefunden, so auch bei M.-F. Auzépy, The Iconophile Intermission and Second Iconoclasm, 780–843, in M. T. G. Humphreys (ed.), A companion to Byzantine iconoclasm (wie oben Fußnote 3) 368–397, hier 384–385 Anm. 76. Dass Speck seine Interpretation der Narratio später in wesentlichen Punkten modifiziert hat (Was für Bilder eigentlich? Neue Überlegungen zu dem Bilderedikt des Kalifen Yazid. Le Muséon 109 [1996], 267–278), ist weitgehend unbeachtet geblieben. 15 Ein Beispiel bietet die lateinische Fassung des Zitats von Athan. contra Arianos or. 3 in der vierten Sitzung des Konzils (ACO, ser. II, vol. II, 2, 396,5–17) im Florileg der Pariser Synode (516,38–517,8; der Text auch im Apparat zum lateinischen Text in ACO, ser. II, vol. III, 2, 397,4–15). 16 Zum folgenden vgl. Lamberz, Die Überlieferung und Rezeption (wie oben Fußnote 6) 1066–75, zusammengefasst in ACO, ser. II, vol. III, 1, XXXIV mit Anm. 144. 17 Siehe oben Fußnote 11. 18 Zur Datierung und Provenienz der Handschrift siehe Lamberz, Die Überlieferung und Rezeption (wie oben Fußnote 6) 1069 Anm. 46, dort Anm. 59 auch eine kurze Analyse der Lagenstruktur. Die traditionelle Datierung der Handschrift in die Zeit des Erzbischofs Fulko von Reims (883–900) und damit ihre Entstehung in Reims selbst, die auch in der Beschreibung aus dem Jahr 2019 übernommen ist, die das Digitalisat der Handschrift begleitet (https://archivesetmanuscrits.bnf.fr/ark:/12148/cc11311b; zuletzt besucht am 20. August 2022), kann nicht richtig sein. Angeregt durch die bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften aufbewahrten Notizen von B. Bischoff aus dem Jahr 1958, in denen er einen Bezug der Handschrift zu Saint Denis erwogen hatte, kam ich 2002 zu der Auffassung, dass diese Prachthandschrift im Auftrag Hinkmars von Reims auf der Basis der in Saint Denis aufbewahr-
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schon die früheren Drucke,19 nur unzureichend den tatsächlichen Aufbau des Dossiers in der Handschrift erkennen. Vor allem wird nicht deutlich, dass ein wichtiger Abschnitt des Dossiers (507,10–520,31) in Paris. lat. 1597A (f. 52r–78v) durch deutliche Abstände von den anderen Teilen des Dossiers abgesetzt ist. Die Testimonienreihe (484,24–507,9), die dem vorausgehenden Synodalschreiben (481,1–484,23) beigefügt ist, endet in der Handschrift nach 12 Zeilen in der Mitte von f. 51r. Der Rest der Seite und f. 51v sind freigelassen. Der dann f. 52r beginnende Teil endet f. 78v wiederum in
ten Dokumente der Synode vor seinem Weggang aus Paris (845) in Auftrag gegeben und von ihm nach Reims mitgenommen wurde. In dem aus dem Nachlass Bischoffs herausgegebenen „Katalog der festländischen Handschriften des neunten Jahrhunderts (mit Ausnahme der wisigotischen), Teil 3: Padua – Zwickau“, hrsg. von B. Ebersperger. Wiesbaden 2014, 37 heißt es merkwürdigerweise, dass die Handschrift „wohl von drei westlich geschulten Schreibern am Hofe für einen Karolinger, ca. 825“ geschrieben wurde – offenbar ohne Kenntnis meiner oben (Fußnote 6) genannten Publikation von 2002, deren Erwähnung man auch in der oben erwähnten Beschreibung des Digitalisats und bei Noble, Images (wie oben Fußnote 11) vermisst. 19 Der Erstdruck erschien 1596 in Frankfurt „Apud heredes Andreae Wecheli, Claudium Marnium, et Ioannem Aubrium“ unter dem Titel „Synodus Parisiensis De Imaginibus, Anno Christi DCCCXXIV. Ex vetustissimo Codice descripta, & nunc primum in lucem edita“ ohne Angabe eines Herausgebers, jedoch mit einer Widmung an Pierre Pithou, in dessen Besitz sich der nachmalige Paris. lat. 1597A damals befand, wie auch von seiner Hand geschriebene Texte auf f. 1r und 107v der Handschrift belegen. Der Herausgeber ist sicherlich Jacques Bongars, der in einem undatierten Brief an Pithou (abgedruckt bei H. Hagen, Jacobus Bongarsius. Bern 1874, 48 Anm. 214; vgl. auch 45 Anm. 189) die gleichen Formulierungen benutzt, die sich in der Widmung der Ausgabe finden. Das Erscheinen dieser Ausgabe hat bekanntlich heftige Reaktionen von römischer Seite ausgelöst, einerseits durch C. Baronius, Annales Ecclesiastici. Tom. IX. Romae 1600, 726–742 (zum Jahr 825), andererseits durch R. Bellarminus, Refutatio Libelli falso Synodus Parisiensis inscripti (abgedruckt in PL 98, 1293–1300). Die römische Intervention hatte zur Folge, dass S. Binius 1606 nicht den Text der Pariser Synode, sondern nur die Refutatio Bellarmins in seine Konzilssammlung aufnahm (Concilia Generalia et Provincialia, quotquot reperiri potuerunt. Tom. III, 1. Coloniae Agrippinae 1606, 529–532). Erst I. D. Mansi hat die Synode von 825 in seine Sammlung aufgenommen (Sacrorum conciliorum nova et amplissima collectio. Tom. XIV. Florentiae 1770, 415–474). Sein Text stammt allerdings nicht aus der Originalausgabe von 1596, sondern aus einem dubiosen anonymen Druck aus der ersten Hälfte des 16. Jh., der auch Tillets Edition der Libri Carolini von 1549 enthält (Caroli M. Imp. et Synodi Parisiensis sub Ludovico Pio Caroli M. F. Scripta de imaginibus. edita ad fidem vetustissimorum exemplarium Ioannis Tilii ... & P. Pithoei). Auf dem Titelblatt zur Pariser Synode (die Erwähnung der Druckerei fehlt) ist zwar weiterhin 1596 als Erscheinungsjahr angegeben, aber es finden sich im Druck selbst mehrfach Änderungen und Zusätze aus späterer Zeit (darunter auch eine Umstellung des Textes der Narratio); vgl. auch H. Bastgen, Das Capitulare Karls d.Gr. über die Bilder oder die sogenannten Libri Carolini. Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 37 (1912), 28–29. Mansis Fassung (in Werminghoffs Ausgabe mit der Angabe edd. zitiert) verdient deshalb kein Vertrauen. Auf der gleichen Handschrift wie der Erstdruck, die sich inzwischen im Besitz von J.-A. de Thou befand (sein Besitzervermerk findet sich auf f. 1r des Paris. lat. 1597A), beruht schließlich die Ausgabe von Petrus Delalande, Conciliorum antiquorum Galliae a Iac. Sirmondo S. I. editorum supplementa nunc prodeunt. Paris 1666, 106–138 („ex codice Remigii Remensis, qui est in bibliotheca Thuana num. 270“, wie eine Randnotiz zum Anfang des Textes erklärt).
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der Mitte der Seite, danach folgen mehrere Leerseiten (f. 79r–83v). Die in der Handschrift so klare Abgrenzung dieses Teils (507,10–520,31) wird dem Leser durch den durchlaufend gedruckten Text der Ausgaben nicht kenntlich gemacht.20 Dieser Teil des Dossiers hat keinen Titel, keinen Einleitungs- oder Schlusstext, auch keine überleitenden oder kommentierenden Zwischentexte. Unter inhaltlichem Aspekt handelt sich um eine Zusammenstellung von Testimonia mit eindeutig bilderfreundlicher Tendenz, die offenbar der Dokumentation des gegnerischen, nicht des eigenen Standpunkts dient.21 Es überrascht daher nicht, dass alle Zitate aus den Akten des Nicaenum II in diesem Florileg stehen, darunter auch die Narratio des Johannes (519,38– 520,13).22 Die Testimonienreihe, die in Paris. lat. 1597A (f. 17r–51r) unmittelbar auf das Synodalschreiben folgt, ist dagegen mit Einleitung (484,25–27), Zwischentexten, für deren Inhalt die Testimonia Belege liefern sollen,23 und einem zusammenfassenden Schlussabschnitt (506,43–507,9) versehen, dessen inhaltliche Position sich von der des Synodalschreibens (vgl. insbesondere 482,21–25) und der Libri Carolini24 in keiner Weise unterscheidet. Die in den Editionen fehlende Abgrenzung zwischen den beiden Teilen des Dossiers hat dazu geführt, dass man trotz der scharfen Kritik des Synodalschreibens (481,9–19) an Hadrian I. und dessen Brief an Konstantin und Irene (JE 2448) immer wieder versucht hat, im Libellus synodalis einen Kompromiss zwischen
20 Um den Sachverhalt zu erahnen, ist man auf die Bemerkungen Werminghoffs im kritischen Apparat zu 507,9 und 520,31 angewiesen. Dort wird jedoch nicht erwähnt, dass die Freiräume und Leerseiten der Handschrift erst nachträglich mit dem Text eines Lexikons Tironianischer Noten beschrieben sind. Für die Analyse des Dossiers der Pariser Synode haben sie keine Bedeutung. 21 Ein vergleichbares Verfahren lässt sich bei dem von Ludwig dem Frommen den fränkischen Theologen (Jonas, Dungal, Abogard) zur Stellungnahme vorgelegten Exzerpt aus dem Apologeticum des Claudius von Turin erkennen; vgl. M. Ferrari, In Papia conveniant ad Dungalum. Italia medioevale e umanistica 15 (1972), 1–52, hier 9–11. 22 Aus den Akten des Nicaenum II (Actio VI; vgl. die Apparate zum lateinischen Text in ACO ser. II, vol. III, 3, 621 und 623) stammt auch das Zitat (513,1–8) des Kanons 82 des Trullanums, wie L. Wallach, Diplomatic Studies in Latin and Greek Documents from the Carolingian Age. Ithaca, N. Y. / London 1977, 108–111 gezeigt hat. Zu den Zitaten aus dem Brief Hadrians I. an Konstantin und Irene (JE 2448), die im Synodalschreiben aus dem der Synode vorgelegten Brief (vgl. 481,9–11), im Florileg bilderfreundlicher Texte jedoch aus der ersten lateinischen Übersetzung der Akten stammen, vgl. Lamberz, Die Überlieferung und Rezeption (wie oben Fußnote 6) 1073–75 mit Anm. 66. Auch einige weitere Texte erscheinen sowohl in der Testimonienreihe des Synodalschreibens als im bilderfreundlichen Florileg. Dies ist damit zu erklären, dass das Synodalschreiben im ersten Teil seiner Testimonienreihe (484,25–489,18) Belege gegen eine zu radikale Bilderfeindlichkeit präsentiert, die tendenziell auch in ein bilderfreundliches Florileg passen; zu den einzelnen Texten vgl. Lamberz, Die Überlieferung und Rezeption (wie oben Fußnote 6) 1074 mit Anm. 64–65. 23 Besprechung der einzelnen Abschnitte bei Noble, Images (wie oben Fußnote 11) 269–278. Es ist auffällig, dass Noble die Besprechung des Florilegs bilderfreundlicher Texte (507,20–520,31) auf nur wenige Zeilen beschränkt – ein Indiz dafür, dass er mit dem Verständnis dieses Florilegs Probleme hat? 24 Praef. 102,14–17 Freeman (wie oben Fußnote 10).
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römischer und fränkischer Position zu sehen.25 Bei der Beurteilung der Narratio ist also immer im Auge zu behalten, dass ihre lateinische Fassung im Dossier von 825 in einem Florileg ikonophiler Texte erscheint.26 In dem nun folgenden Vergleich27 der lateinischen Fassung von 825 mit der in den Akten des Nicaenum II überlieferten griechischen Fassung ist zunächst Stellung und Funktion der Narratio im Rahmen der 5. Sitzung des Konzils zu bestimmen, der Aktentext auf seine Stimmigkeit hin zu prüfen und die Unterschiede zu der in Paris. lat. 1597A überlieferten lateinischen Fassung zu bewerten.28
25 Vgl. die Literaturangaben bei Lamberz, Die Überlieferung und Rezeption (wie oben Fußnote 6) 1068 Anm. 44 und 45. Es ist bemerkenswert, dass Kardinal Bellarmin in seiner Refutatio Libelli falso Synodus Parisiensis inscripti (wie oben Fußnote 19) 1296 C den Widerspruch zwischen der Tendenz des Synodalschreibens und den Texten des bilderfreundlichen Florilegs feststellt, ohne die der Edition von 1596 zugrundeliegende Handschrift zu kennen: Quid? quod plurima testimonia, quae summus pontifex Adrianus in epistola illa sua doctissima pro imaginibus posuit, isti rursum allegant, qui contra imagines pugnant. 26 H.-G. Thümmel (ThLZ 138 [2013], 333) erklärt in seiner Rezension des zweiten Bandes der ACOEdition die Tatsache, dass in der lateinischen Fassung von 825 alle Bezüge zum byzantinischen Ikonoklasmus fehlen, mit Textkürzungen, die nach seiner Auffassung ihren Grund in der unterschiedlichen Intention der Pariser Synode und des Nicaenum II haben. Wenn dieses Florileg jedoch, wie eben gezeigt, gerade den byzantinischen Standpunkt dokumentieren soll, kann dies keine zutreffende Erklärung sein. Price, Acts (wie oben Fußnote 5) übernimmt zunächst Thümmels Argumente (II, 386 mit Anm. 16), äußert sich aber in seinen Anmerkungen zur Übersetzung (II, 418–420 Anm. 131 und 139–141) wesentlich vorsichtiger. 27 Um dem Leser den Vergleich zu erleichtern, sind die beiden Fassungen in einer Appendix am Ende dieses Beitrags im Paralleldruck gegenübergestellt. Die Stellenangaben sind im Folgenden für die Akten auf ACO ser. II, vol. III, 2, für den Text der Pariser Synode auf die Ausgabe von Werminghoff (wie oben Fußnote 11) zu beziehen. Die lateinische Fassung des Anastasius Bibliothecarius (ACO ser. II, vol. III, 2, 591,23–595,24) kann hier außer Betracht bleiben, da sie, wie oben S. 378 erwähnt, auf das griechische Exemplar der Akten aus dem Anfang des 9. Jh. zurückgeht. Es gibt keine Indizien dafür, dass Anastasius im Fall der Narratio die erste lateinische Fassung berücksichtigt hat. 28 Zum Folgenden vgl. auch ACO, ser. II, vol. III, 2, X. – Zu textkritischen Fragen, die für die Beurteilung der beiden Fassungen keine Relevanz haben, sei auf den (an einigen Stellen von den bisherigen Ausgaben abweichenden) Text und den kritischen Apparat in ACO, ser. II, vol. III, 2, 590,23–594,23 verwiesen. Es soll hier aber wenigstens erwähnt werden, dass die viel diskutierte Frage der Namensform des jüdischen Magiers (vgl. vor allem Gero, Byzantine iconoclasm during the reign of Leo III [wie oben Fußnote 3] 189–198) für die Akten des Nicaenum II eindeutig zu beantworten ist: Die Form Σεραντάπηχος (Variante Σεραντάπηχυς) ist sowohl in den griechischen Handschriften als auch in den beiden lateinischen Fassungen bei weitem am besten bezeugt. Nur die zu Normalisierungen neigende Überlieferung der griechischen Handschrift T (siehe die Einleitung zu ACO, ser. II, vol. III, 1, XIV) bietet Τεσσαρακοντάπηχος (die editio Romana und die späteren Drucke haben Τεσσαρακοντάπηχυς). Zu erwähnen ist auch, dass der Text der Narratio in der Florilegienhandschrift Paris. gr. 1115 (Pa) aus der Überlieferung der Akten stammt (siehe dazu ACO, ser. II, vol. III, 2, XX–XXI). In Pa lautet der dem Exzerpt vorangestellte Titel Ἰωάννου τοῦ εὐλαβεστάτου Ἱεροσολυμίτου μοναχοῦ διήγησις. Hier muss Ἱεροσολυμίτου eine Fehldeutung des entsprechenden Protokolltexts der Akten sein (Ἰωάννης ὁ εὐλαβέστατος μοναχὸς καὶ τοποτηρητὴς τῶν ἀνατολικῶν ἀρχιερέων … ἀνέγνω). Denn Johannes wird
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Thematik und Zielsetzung der 5. Sitzung des Konzils wird von Patriarch Tarasios gleich zu Anfang der Sitzung folgendermaßen definiert:29 Ἑβραίους γὰρ καὶ Σαρακηνούς, Ἕλληνάς τε καὶ Σαμαρείτας, ἔτι γε μὴν Μανιχαίους καὶ Φαντασιαστὰς εἴτουν Θεοπασχίτας μιμησάμενοι ἠθέλησαν (sc. οἱ τῆς χριστιανοκατηγορικῆς αἱρέσεως εἰσηγηταί) ἀφανίσαι τὴν τῶν σεπτῶν εἰκόνων θέαν τὴν ἐν τῇ ἁγίᾳ τοῦ θεοῦ καθολικῇ ἐκκλησίᾳ παραδοθεῖσαν ἐκ τῶν ἀρχῆθεν χρόνων, ὡς δειχθήσεται ἐν τῇ ἀναγνώσει τῶν προκειμένων βίβλων. Die im Verlauf der Sitzung verlesenen Testimonia sollen also den Erweis erbringen, dass Bilderfeindlichkeit nicht in der Kirche selbst ihren Ursprung haben kann, sondern stets Ausfluss häretischer oder nichtchristlicher Anschauungen und Lehren ist.30 Nach Verlesung und Diskussion der einzelnen Testimonia fasst Tarasios kurz vor Ende der Sitzung das Ergebnis wie folgt zusammen:31 Ἐπειδήπερ ἀπεδείχθη ἐν τῇ προλαβούσῃ ἀναγνώσει ὅτι ὑπὸ Ἑβραίων καὶ Ἑλλήνων καὶ Σαμαρειτῶν, Μανιχαίων τε καὶ Φαντασιαστῶν ἐνεκλήθη ἡ ἐκκλησία ἕνεκεν τῶν σεπτῶν εἰκόνων καὶ πάντες ἐπείσθημεν, δίκαιόν ἐστι καὶ τοῦ ἀδελφοῦ ἡμῶν καὶ ἀγαπητοῦ κυροῦ Ἰωάννου τοῦ τοποτηρητοῦ τῶν ἀποστολικῶν τῆς ἀνατολῆς θρόνων ἐπακοῦσαι· ἔχει γάρ τινα διήγησιν δηλοῦσαν πόθεν ἤρξατο ἡ τῶν εἰκόνων καταστροφή. Die zu Beginn der Sitzung angekündigte Behandlung der Σαρακηνοί soll also nicht, wie in den anderen Fällen, durch Verlesung eines Testimoniums aus einem der Konzilsleitung vorliegenden Buch,32 sondern durch den Vertreter der östlichen Patriarchate, Johannes Synkellos,33 erfolgen, und zwar, wie es kurz darauf heißt,34 in einer von ihm selbst ἀπὸ πιττακίου bzw. διὰ χάρτου vorgetragenen Erzählung. Man mag dieses Verfahren, das Thema des Ikonoklasmus im Osten an Johannes Synkellos zu delegieren, mit einem Mangel an vorlegbaren griechischen Testimonia erklären. Auf jeden Fall bot es für Tarasios eine willkommene Gelegenheit, die Legitimation der beiden Vertreter der östlichen Patriarchate zu unterstreichen.35 Es ist
an anderen Stellen der Akten (siehe oben Fußnote 2), als Vertreter des Patriarchats von Antiochia, nicht von Jerusalem angeführt. 29 ACO, ser. II, vol. III, 2, 534,4–8. 30 Zu den einzelnen Testimonia und ihrer Diskussion vgl. Price, Acts (wie oben Fußnote 5) II, 380– 385. Zu den Anstößen, die das Protokoll der 5. Sitzung mehrfach bietet, vgl. ACO, ser. II, vol. III, 2, XII und Price, Acts 386–387. 31 ACO, ser. II, vol. III, 2, 590,14–19. 32 Siehe im oben zitierten Text von 534,7–8 ἐν τῇ ἀναγνώσει τῶν προκειμένων βίβλων. 33 Zu Johannes Synkellos als Vertreter der östlichen Patriarchate siehe oben Fußnote 2 und 28. 34 ACO, ser. II, vol. III, 2, 590,21–22 und 592,1. Zu den Termini πιττάκιον und χάρτης vgl. E. Lamberz, Handschriften und Bibliotheken im Spiegel der Akten des VII. Ökumenischen Konzils (787), in G. Prato (Ed.), I manoscritti greci tra riflessione e dibattito. Atti del V colloquio internazionale di paleografia greca (Cremona, 4–10 ottobre 1998). Papyrologica Florentina, 31. Firenze 2000, I 47–63, hier 60–61 (mit Lit.). 35 Zur zweifelhaften Legitimation der beiden Gesandten siehe M.-F. Auzépy, L’hagiographie et l’iconoclasme byzantin: le cas de la ‚Vie d’Étienne le Jeune‘. Birmingham Byzantine and Ottoman Monographs, 5. Aldershot u. a. 1999, 212–218; siehe auch ACO, ser. II, vol. III, 1, LIV–LVI (dort weitere
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festzuhalten, dass Tarasios in der Ankündigung der Narratio keinen Bezug auf die Anfänge des Ikonoklasmus in Byzanz herstellt.36 Der Schluss seiner Ankündigung (πόθεν ἤρξατο ἡ τῶν εἰκόνων καταστροφή) ist offenbar Vorlage für den titelartigen Vorspann Unde primum exorta sit in ecclesiis Orientalium imaginum destructio im Florileg der Pariser Synode (519,38), wo die nähere Bestimmung in ecclesiis Orientalium inhaltlich durchaus gerechtfertigt erscheint.37 Eine perspektivische Verschiebung auf die Frage nach dem Ursprung des Ikonoklasmus in Byzanz vollzieht sich in der griechischen Aktenüberlieferung hingegen schon in der Einleitung des Johannes Synkellos zur Narratio (ACO 590,24–592,1): ὅπως καὶ πότε καὶ ὅθεν ἔσχε τὴν ἀρχὴν ἡ κακίστη καὶ θεοστυγὴς αὕτη τῶν χριστιανοκατηγόρων καὶ εἰκονοκλαστῶν αἵρεσις. Hier geht es offenbar um die Entstehung einer mit den üblichen Termini (χριστιανοκατηγόρων καὶ εἰκονοκλαστῶν)38 belegten ikonoklastischen Häresie im byzantinischen Herrschaftsbereich, für die islamischer und jüdischer Einfluss verantwortlich gemacht werden soll. Diese perspektivische Verschiebung wird dann auch im Aktentext der Narratio selbst wirksam, wie der Vergleich mit der lateinischen Fassung der Pariser Synode deutlich macht: Dort findet sich nach dem Bericht zur Ausführung des Edikts Yazids II. eine der Ankündigung des Tarasios korrespondierende Zusammenfassung (520,12): Abhinc enim coeperunt corruptores imaginum inveniri. Anders dagegen der überlieferte Text der Akten: Hier findet sich keine Entsprechung zu diesem abschließenden Satz, sondern auf den Bericht zur Ausführung des Edikts Yazids II. folgt (ACO 590,11) der Zusatz πρὸ τοῦ φθάσαι ἐν τῇ γῇ ταύτῃ τὸ κακόν (womit nur Byzanz gemeint sein kann), wenig später (ACO 590,24–592,1) dann die allgemein gehaltene Behauptung, Konstantin von Nakoleia und seine Anhänger seien durch Juden und Araber zu ihrer bilderfeindlichen Haltung veranlasst worden. In dem abschließenden Bericht zum Tod Yazids und der Wiederherstellung des Status der Ikonen stimmen die beiden Fassungen zwar inhaltlich meist wieder überein, doch wirkt dieser Bericht in der in den Akten überlieferten Fassung nach der vorhergehenden Ausrichtung des Textes auf die Entwicklung in Byzanz merkwürdig deplatziert. So ergibt sich zwangsläufig der
Lit.). Es fällt auf, dass die Narratio in einem ähnlich hagiographisch-narrativen Stil gehalten ist wie das in der dritten Sitzung des Konzils verlesene Schreiben der Patriarchen des Ostens an Tarasios, das möglicherweise ebenfalls von Johannes Synkellos verfasst ist. 36 Price, Acts (wie oben Fußnote 5) II, 418 Anm. 131 vertritt mit Berufung auf Thümmel (siehe dazu oben Fußnote 26) die Auffassung, dass die Ankündigung des Tarasios die Frage nach dem Ursprung des byzantinischen Ikonoklasmus impliziere. Das scheint mir, wie die folgenden Ausführungen zeigen werden, sehr zweifelhaft zu sein. 37 Es wäre durchaus denkbar, dass in der ursprünglichen griechischen Fassung der Akten der Text πόθεν ἤρξατο ἡ τῶν εἰκόνων καταστροφή gelautet hat. 38 Vgl. etwa ACO, ser. II, vol. III, 1, 52,21 das Glaubensbekenntnis des reuigen Ikonoklasten Basileios von Ankyra: Τοῖς χριστιανοκατηγόροις ἤγουν εἰκονοκλάσταις ἀνάθεμα; ähnlich in den Anathematismen der vierten und fünften Sitzung (III, 2, 480,18–19 und 598,20). Als χριστιανοκατήγοροι werden in den Akten insbesondere die Teilnehmer der ikonoklastischen Synode von Hiereia gebrandmarkt; siehe die im Index prosopographicus in ACO, ser. II, vol. III, 3, 1111 aufgeführten Stellen.
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Verdacht, dass die in den Akten überlieferte Fassung der Narratio das Ergebnis einer späteren, in den Anfang des 9. Jahrhunderts zu datierenden Überarbeitung ist.39 Dass umgekehrt das Fehlen dieser Bezüge im Text der Pariser Synode auf eine bewusste Eliminierung oder Auslassung der entsprechenden Stellen im Text des Florilegs der Pariser Synode zurückgeht, ist angesichts der ikonophilen Tendenz dieses Florilegs auszuschließen.40 Somit ergibt sich, dass bei der Beurteilung der Narratio des Johannes Synkellos keine Entscheidung zwischen „interpoliert“ und „nicht interpoliert“ zu treffen ist, sondern dass es sich um ein Testimonium handelt, das zwar zum Textbestand der Originalakten zu zählen ist, dessen ursprüngliche Fassung aber nur noch aus einer in Zitaten erhaltenen lateinischen Übersetzung erschließbar ist. Die in der griechischen und lateinischen Überlieferung der Akten tradierte Fassung, die die weitere Rezeption in Ost und West bestimmt hat, geht auf eine Erweiterung und Umformung der ursprünglichen Narratio zu Beginn des 9. Jh. zurück. Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung, die implizit schon in den Vorarbeiten zur Edition der Akten angelegt waren,41 aber von der Forschung der letzten Jahre
39 Zu einer vergleichbaren Auffassung, die Ort und Zeitpunkt der Überarbeitung allerdings nicht näher festlegt, kommt auch (ohne Bezugnahme auf die Fassung der Pariser Synode und meine diesbezüglichen Ausführungen in ACO, ser. II, vol. III, 2, X) Signes Codoñer, Melkites and Icon Worship (wie oben Fußnote 3) 139–140: „Accordingly, as the text stands, it appears as if the connection between icon worship and the ban on images by Yazīd was made only secondarily and with the purpose of linking the episode with Byzantine iconoclasm.“ Signes Codoñer behandelt auch die schwierige Stelle (ACO, ser. II, vol. III, 2, 594,2–7) ὥστε πᾶσαν εἰκονικὴν διαζωγράφησιν – μηχανώμενος. Zu berücksichtigen wäre bei der Interpretation dieser Stelle, dass es in der Fassung der Pariser Synode keine Entsprechung zum letzten Satz (σατανικῷ δὲ κακουργήματι – μηχανώμενος) des zitierten Textes gibt. – Bemerkenswert scheint auch, dass die neuere historische und archäologische Forschung die arabischen und armenischen Quellen zum Edikt Yazids II. (in denen sich keine Bezüge zu Byzanz finden) bevorzugen; vgl. Sahner, Images and Iconoclasm in Islam (wie oben Fußnote 3) 509–514 und 536–537 mit weiterer Literatur. 40 Siehe auch oben S. 383 mit Fußnote 26. Auf das Fehlen weiterer Textabschnitte der Aktenfassung (ACO, ser. I, vol. III, 2, 592,5–8; 594,5–7; 594, 11–15) im Text der Pariser Synode kann im Rahmen dieses Beitrags, in dem es um den Bezug der Narratio zu den Anfängen des Ikonoklasmus in Byzanz geht, nicht näher eingegangen werden. Da es sich um hagiographisch-narrative Erweiterungen handelt (vgl. dazu Agapitos, Vom Dokument zum literarischen Werk [wie oben Fußnote 7] 271–273), ist auch hier eine nachträgliche Erweiterung sehr viel wahrscheinlicher als eine Kürzung. Es soll hier allerdings nicht behauptet werden, dass in den Zitaten des Florilegs der Pariser Synode alle Textauslassungen durch Zwischen- oder Schlussbemerkungen wie et post alia oder et post pauca oder (wie am Schluss der Narratio) etc. markiert sind. Mehrfach fehlt (wohl eher durch den Kopisten von Paris. lat. 1597A als durch den Exzerptor verschuldet) jeder Hinweis auf ausgelassene Textabschnitte, nicht selten sogar ein entsprechender Hinweis in der Edition von Werminghoff (wie oben Fußnote 11). Um ein Beispiel zu geben: In dem aus den Akten des Nicaenum II stammenden Zitat (508,26–510,2) aus dem Papst Gregor II. zugeschriebenen Brief an den Patriarchen Germanos I. (ACO, ser. II, vol. III, 2, 430,4–442,2) sind nur zwei Auslassungen durch Zwischentexte markiert (508,29 und 509,6), fünf weitere nicht (die Auslassung in 509,13 auch bei Werminghoff nicht). 41 Siehe oben Fußnote 6.
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nicht immer ausreichend berücksichtigt wurden, lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: 1. Die Narratio des Johannes Synkellos gehört zum ursprünglichen Textbestand der Akten des Nicaenum II von 787. Denn sie muss bereits in der von Papst Hadrian I. kurz nach dem Eintreffen der griechischen Akten in Rom veranlassten lateinischen Übersetzung enthalten gewesen sein. Die im Dossier der Pariser Synode von 825 überlieferte Fassung kann nur aus dieser Quelle stammen. Es ist deshalb auszuschließen, dass die Narratio als solche eine spätere Interpolation in den Akten ist. 2. Die in den erhaltenen griechischen Handschriften überlieferte Fassung der Akten des Nicaenum II geht ebenso wie die Vorlage der 873 entstandenen lateinischen Übersetzung des Anastasius Bibliothecarius auf ein in den Anfang des 9. Jh. zu datierendes Exemplar zurück. Die in der Deszendenz dieses Exemplars überlieferte Fassung der Narratio enthält eine Reihe von Aussagen zum unmittelbaren Einfluss der geschilderten Ereignisse und Personen auf die Anfänge des Ikonoklasmus in Byzanz, die auf eine spätere Überarbeitung und Erweiterung der ursprünglichen Fassung schließen lassen. 3. Der Verdacht einer späteren Erweiterung der Narratio in der griechischen Überlieferung wird durch die im Dossier der Pariser Synode von 825 überlieferte lateinische Fassung bestätigt. Denn hier fehlt jede Bezugnahme auf die Anfänge des Ikonoklasmus in Byzanz. Es wird lediglich über das unter dem Einfluss eines jüdischen Magiers entstandene bilderfeindliche Edikt des Kalifen Yazid II. und dessen ephemeren Charakter berichtet. Wie eine genauere Analyse des im Paris. lat. 1597A erhaltenen Dossiers der Pariser Synode zeigt, erscheint die Narratio hier im Rahmen eines Florilegs ikonophiler Texte, das nicht Belege für die eigene Auffassung der Synode liefern, sondern den gegnerischen Standpunkt dokumentieren soll. Die Beantwortung der Frage, welche Konsequenzen aus dem Gesagten für die Beurteilung der sonstigen Quellen42 zum Edikt Yazids II. und dessen eventuellem Einfluss auf Byzanz zu ziehen sind, muss weiterer Forschung überlassen bleiben.
42 Vgl. die in den Fußnoten 3, 14 und 39 genannte Literatur, außerdem I. Rochow, Byzanz im 8. Jahrhundert in der Sicht des Theophanes. Quellenkritisch-historischer Kommentar zu den Jahren 715–813. Berliner Byzantinistische Arbeiten, 57. Berlin 1991, 104–108.
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Appendix Griechischer Text in den Akten des Nicaenum II, ed. E. Lamberz, ACO, ser. II, vol. III, 2, 590,23– 594,23
Lateinischer Text im Florileg der Pariser Synode von 825 (= Paris. lat. 1597A f. 77r–v), ed. A. Werminghoff, MGH Conc., II, 2 (aevi Karolini I, 2), 519,38–520,13
Βούλομαι ἐγὼ ὁ μέτριος καὶ πάντων ἔσχατος ἀποδεῖξαι μετὰ πάσης ἀληθείας ἐπὶ τῆς παρούσης ταύτης ἁγίας ὑμῶν καὶ ἱερᾶς συνόδου, ὅπως καὶ πότε καὶ ὅθεν ἔσχε τὴν ἀρχὴν ἡ κακίστη καὶ θεοστυγὴς αὕτη τῶν χριστιανοκατηγόρων καὶ εἰκονοκλαστῶν αἵρεσις. συντομίᾳ δὲ χρήσασθαι λόγου προαιρούμενος, διὰ χάρτου ἔκρινα καλὸν ποιήσασθαι τὴν ἐξήγησιν, ὡς ἂν μηδέν με τῆς ἀληθείας λάθοι.
Unde primum exorta sit in ecclesiis Orientalium imaginum destructio (cf. ACO 590,19 πόθεν ἤρξατο ἡ τῶν εἰκόνων καταστροφή).
Τοῦ τῶν ἀθέων Ἀράβων τεθνηκότος τυράννου ἤτοι συμβούλου – Σελεμὰν δὲ ἦν οὗτος τὸ ὄνομα – διεδέξατο τοῦτον Οὔμαρος. ὃς ἐπιβὰς τῆς ἀρχῆς εὐθὺς μεταστειλάμενος ἀπέστρεψε τὸν ἀνάσκαφον Μασαλμᾶν ἀπὸ τῆς γῆς ταύτης, πολέμιον ὄντα δυσμενῆ. ὃς τῇ τοῦ μεγάλου θεοῦ καὶ σωτῆρος ἡμῶν Ἰησοῦ Χριστοῦ χάριτι καὶ τῆς αὐτὸν τεκούσης παναγίας θεοτόκου μετ᾿ αἰσχύνης πολλῆς καὶ ἀπωλείας τοῦ οἰκείου τῶν Σαρακηνῶν στρατεύματος ὑπέστρεψεν εἰς Συρίαν, ἀνύσας ὧν ἤλπισεν οὐδέν. τελευτήσαντος δὲ τοῦ Οὐμάρου τοῦτον διαδέχεται Ἔζιδος, ἀνὴρ κοῦφός τις καὶ εὐπαράφορος. Ἦν δέ τις ἐν Τιβεριάδι προηγέτης τῶν παρανόμων Ἑβραίων, φαρμακομάντις, δαιμόνων ψυχοβλαβῶν ὄργανον, ἐπονομαζόμενος Σεραντάπηχος, δυσμενὴς ἐχθρὸς τῆς ἐκκλησίας τοῦ θεοῦ. ὃς μεμαθηκὼς τὴν τοῦ κρατοῦντος Ἐζίδου κουφότητα καὶ δὴ τούτῳ προσελθὼν ὁ παμπόνηρος οὗτος Ἑβραῖος ἐπεχείρει μαντεύεσθαί τινα καὶ προλέγειν αὐτῷ. ὡς οὖν ἐκ τούτων εὐπαράδεκτος ἐγεγόνει καὶ εὐπαρρησίαστος τῷ τυράννῳ, „θέλω”, ἔφη, „πρωτοσύμβουλε, εὐνοίᾳ τῇ πρὸς σὲ διακείμενος ὑποθέσθαι σοι τρόπον τινὰ εὐχερῶς καὶ ῥᾳδίως ἀνυσθησόμενον δι᾿ οὗ σοι προστεθήσεται ζωῆς μῆκος καὶ διαμείνῃς εἰς χρόνους τριάκοντα ἐν τῇδέ σου τῇ ἀρχῇ,
„Tyrannus quidam fuit Seleman nomine, Aggarenus genere. Quo defuncto successit Humarus in regno,
cui iterum successit Ezidus, vir valde levis et insipiens. Huius enim temporibus erat quidam in Beriade maleficus ac divinus, Serantapicus nomine, praeceptor iniquorum Hebraeorum et inimicus Dei ecclesiae, qui, ut comperit levitatem Ezedi protosymboli, accessit ad eum coepitque illi quaedam divinare et praedicere. Illi autem ex hoc acceptabilis factus ac non multo post ei dicere coepit: Benignitati tuae exponere volo, unde, me si audieris, addatur tibi longitudo vitae et perseveres in hoc principatu annos XXX, si quidem impleveris sermones meos. Ille vero insipiens tyrannus obscuratus mente desiderii (scrib. desiderio?) longaevae
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εἴγε εἰς ἔργον ἀγάγῃς τοὺς λόγους μου.” ὁ δὲ ἄφρων ἐκεῖνος τύραννος κεπφωθεὶς τὸν νοῦν ἐφέσει μακροβιώσεως – ἦν γὰρ φιλοτρυφητὴς καὶ ἀκόλαστος – ἀπεκρίνατο ὅτι γε „ὅσα ἂν ὑπόθῃ μοι, ἑτοίμως ποιῶ, καὶ ἐὰν τύχω τοῦ εὐκταίου, μεγίσταις ἀμείψομαί σε τιμαῖς.” ὁ δὲ φαρμακομάντις Ἑβραῖός φησι πρὸς αὐτόν· „κέλευσον εὐθέως πάσης ἄτερ ἀναβολῆς καὶ ὑπερθέσεως γράψαι κατὰ πᾶσάν σου τὴν ἀρχὴν ἐγκύκλιον ἐπιστολήν, ὥστε πᾶσαν εἰκονικὴν διαζωγράφησιν εἴτε ἐν σανίσιν εἴτε διὰ μουσείων ἐν τοίχοις εἴτε ἐν σκεύεσιν ἱεροῖς καὶ ἐνδυταῖς θυσιαστηρίων καὶ ὅσα τοιαῦτα εὑρίσκεται ἐν πάσαις ταῖς τῶν χριστιανῶν ἐκκλησίαις ἀφανίσαι καὶ τελείως καταλῦσαι, οὐ μὴν ἀλλὰ καὶ ὅσα ἐν ταῖς ἀγοραῖς τῶν πόλεων κατὰ κόσμον εἰσὶ καὶ εὐπρέπειαν οἱᾳδήποτε ὁμοιότητι.” σατανικῷ δὲ κακουργήματι κινούμενος ὁ ψευδόμαντις προσέθηκε πᾶν ὁμοίωμα, ἀνυφόρατον δεῖξαι τὴν πρὸς ἡμᾶς ἔχθραν μηχανώμενος. ὁ δὲ ἀλιτήριος τύραννος τούτῳ κουφότητι πεισθεὶς ἀποστείλας καθεῖλεν ἀπὸ πάσης ἐπαρχίας τῆς ὑπ᾿ αὐτὸν τὰς ἁγίας εἰκόνας καὶ λοιπὰ ὁμοιώματα. καὶ τούτῳ τῷ τρόπῳ ἀπεκόσμησε τὰς ἐκκλησίας τοῦ θεοῦ διὰ τοῦ φαρμακοῦ Ἑβραίου ἀφειδῶς τὰς ὑπὸ τὴν ἐξουσίαν αὐτοῦ, πρὸ τοῦ φθάσαι ἐν τῇ γῇ ταύτῃ τὸ κακόν. φεύγοντας δὲ τοὺς θεοφιλεστάτους χριστιανοὺς τοῦ μὴ ταῖς οἰκείαις χερσὶ καταστρέψαι τὰς ἁγίας εἰκόνας, Ἑβραίους θεοστυγεῖς καὶ οἰκτροὺς Ἄραβας ἠγγάρευον οἱ εἰς τοῦτο ἀποσταλέντες ἀμιραῖοι. καὶ οὕτως ἔκαιον τὰς σεπτὰς εἰκόνας καὶ τοὺς οἴκους τῶν ἐκκλησιῶν πῇ μὲν κατέχριον, πῇ δὲ κατέξεον. Τούτων ἀκηκοὼς ὁ ψευδεπίσκοπος Νακωλείας καὶ οἱ κατ᾿ αὐτὸν ἐμιμήσαντο τοὺς παρανόμους Ἰουδαίους καὶ τοὺς ἀσεβεῖς Ἄραβας καὶ ἐνύβρισαν τὰς ἐκκλησίας τοῦ θεοῦ. Ἄξιον δὲ κρίνω τῆς ἱερᾶς ὑμῶν ἀκοῆς καὶ οἷον ἐδέξατο τέλος ὁ δείλαιος ἐκεῖνος καὶ φαρμακὸς Ἑβραῖος. ὡς γὰρ τοῦτο δράσας ὁ πρωτοσύμβουλος Ἔζιδος οὐ πλείω τῶν δύο ἥμισυ χρόνων βιώσας ἀπέθανε καὶ ἀπῆλθεν εἰς τὸ αἰώνιον πῦρ. καὶ αἱ μὲν εἰκόνες ἐν τῇ ἀρχαίᾳ αὐτῶν ἱδρύσει καὶ τιμῇ κατέστησαν. ὁ δὲ τούτου υἱὸς Οὔλιδος τοὔνομα ἀγανακτήσας ὡς φονέα τοῦ ἰδίου πατρὸς τὸν φαρμακὸν αἰσχίστῳ θανάτῳ ἀναιρεθῆναι ἐκέλευσεν, ἄξια τὰ ἐπίχειρα τῆς ψευδομαντείας αὐτοῦ κομισάμενον.
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vitae: Quicquid mihi, inquit, praeceperis paratus ad perficiendum existo et, si consecutus fuero, quod pollicitus es, maximos tibi honores retribuam. Maleficus vero et divinus ait ad eum: Iube mox generalem scribere epistolam, quatinus omnis imaginaria pictura deleatur in omnibus Christianorum ecclesiis sive in parietibus sive in vasis sacris et in vestibus altarium et non solum haec, sed quae in civitatum plateis sunt adornatae.
Quod audiens perfidus ille tyrannus praecepit omni praefecturae in cunctis locis ecclesiarum imagines et ceteras similitudines abolere et ita exornavit (~ ἀπεκόσμησε) ecclesias Dei. Abhinc enim coeperunt corruptores imaginum inveniri.
Sed ipse tyrannus anno altero mortuus est, et imagines in pristinum statum cum honore restitutae”, et cetera.
Stavros Lazaris
Some Thoughts on the Development of Medieval Hippiatric Science in the Mediterranean Region Since the publication of my book on science in Byzantium,1 I am sometimes asked by colleagues, especially modernists, whether it is appropriate to speak of science in relation to the Middle Ages. Many researchers still assume that this historical period, sometimes described as premodern, was obscurantist, steeped in naïve beliefs, and could not have contributed to scientific development. However, man has always been engaged in scientific endeavours; it could almost be one of mankind’s hallmarks. Science is part of humans’ innate curiosity, constantly seeking knowledge. The mastery of fire and, even more so, the possibility of making a fire—significantly, we often speak of the discovery/invention of fire—is the result of repeated observations, initiatives, risk-taking, failures, perseverance and repetition. All modern researchers are familiar with these processes. We must therefore consider that there always existed a scientific practice, even if people in earlier periods and the Byzantine era in particular did not comply with the same methodological criteria currently in use in scientific practice.2 It is indisputable that definitions of what is ‘scientific’ have changed considerably. For a medieval scholar, heir to Aristotelian epistemology, what was scientific was what could be demonstrated logically. Without being completely absent, the experimental approach as presented in the Aristotelian corpus—most extensively in the first chapter of the first book of Metaphysics (Metaphysica, A.1) and in the last chapter of the second book of the Posterior Analytics (Analytica posteriora, II.19)—is ambiguous.3 In his Aphorisms, Hippocrates describes experience as perilous (ἡ δὲ πεῖρα σφαλερή, Aphorismi, I, 1). The comments that medieval physicians wrote on this first aphorism are enlightening. Following Galen (Hippocratis de humoribus liber et Galeni in eum commentarius I, VII [519]), they reiterated that the medical art stands on ‘two
1 S. Lazaris, A Companion to Byzantine Science. Brill’s Companions to the Byzantine World, 6. Leiden / Boston, Mass. 2020. 2 On this point and with previous bibliography, see Lazaris, A Companion (as footnote 1 above), 6–11. 3 As pointed out by P. Gregorić and F. Grgić, “Aristotle’s notion of experience plays an important role in his epistemology as the link between perception and memory on the one side, and higher cognitive capacities on the other side. However, Aristotle does not say much about it, and what he does say seems inconsistent” (P. Gregorić / F. Grgić, Aristotle’s Notion of Experience. Archiv für Geschichte der Philosophie 88 (2006), 1–30). https://doi.org/10.1515/9783111070315-025
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Stavros Lazaris
legs’: experience (ἐμπειρία) and reason (λόγος). The notion of experience (which here includes acquired experience and experimentation, particularly pharmacological) is understood in two ways: either as empirical trial and error, legitimate for the historical founders of a science, such as Hippocrates, but unworthy of his successors, heirs to a ‘doctrine’, i.e. a set of principles verified through their implementation from generation to generation; or as experimentation carried out systematically, but with unreliable results, as these are subject to variations that are difficult to explain rationally. I will not dwell on this controversy, whose ramifications extend beyond science to the historical period as a whole, namely the Middle Ages, or to monotheistic religions, particularly Christianity, and their role and place in the development (or not) of science.4 Yet, as has been demonstrated in several recently published books on medieval science, many Byzantine scholars contributed to the development of science in their time.5 Of course, and this is a fact that I am studying in a book in preparation, the practice of science in all periods depends not only on the intellectual tools available to scientists, but also on material tools. There is a close and inseparable link between the two. Solving a problem may require the creation of suitable tools, and conversely, a tool may then be used to provide evidence for certain theories. If we assume that medieval people, with their technological and intellectual resources and their philosophical and theological ideas, contributed to the growth of science in their time, can we hypothesise that the Mediterranean region became a place of exchange and confrontation of cultures, which caused an intellectual dynamic that, in turn, accelerated the production of new knowledge? Before I can answer this question, through a specific case study, I would like to make a few comments on the Mediterranean region in modern historiography, in order to better define the context of this study. The history of the Mediterranean, conceived as a coherent geographical and human entity, has gained prominence in the historiographic landscape since the publication of F. Braudel’s work on the Mediterranean world at the time of Philip II.6 Braudel gave this sea its place in history, by taking an interest in the long term,7 and by taking into account the different environments
4 On this point, see the excellent counter-arguments by J. Hannam (J. Hannam, The Genesis of Science: How the Christian Middle Ages Launched the Scientific Revolution, Washington, D.C. 2011). 5 Some of these are listed in S. Lazaris, Introduction, in Lazaris, A Companion (as footnote 1 above), especially n. 70. 6 F. Braudel, La Méditerranée et le monde méditerranéen à l’époque de Philippe II. Paris 1949 (there were three other editions: 1966, 1976, 1975. The 1966 edition was a significantly updated version). Before him, other historians had approached the history of the Mediterranean by emphasising the human contacts fostered by the sea (e.g., H. Pirenne, Mahomet et Charlemagne. Paris 1937). 7 La Méditerranée et le monde méditerranéen à l’époque de Philippe II served as a testing ground for Braudel’s idea that history involved a triple temporality: the longue durée of an “almost motionless” history, which concerns man’s relationship with his geographical environment; the ‘slowly paced’ time of the social history of groups and associations; and finally, the ‘rapid’ time of the history of
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linked by the sea. Braudel was interested in what happened in the Mediterranean basin as a whole, that is to say, essentially, on its land and soil. More recently, P. Horden and N. Purcell have studied the agricultural history of countries on the shores of the Mediterranean.8 While highlighting the influence of the ‘romantic’ legacy of Braudel’s vision of the Mediterranean, they propose a new approach to Mediterranean history. This is a kaleidoscopic vision of Mediterranean spaces, with microregions of extreme diversity, since people have responded differently to environmental givens, shaping their territories according to the complementary relationships of their ecological environments with the surrounding land. The ecological and anthropological continuum that the Mediterranean represents is established thanks to a formidable “connectivity,” a concept used by the authors to describe the constant interrelationships between highly varied fragmented areas. Thus, each Mediterranean site can only be understood if it is integrated into its network of more or less neighbouring micro-regions, in the “connectivity” of the whole Mediterranean, to borrow one of Horden and Purcell’s main ideas. Their vision of a shattered and fragmented Mediterranean is therefore opposed to that proposed by Fernand Braudel of a “centre/periphery” division. Another historian interested in the Mediterranean is D. Abulafia.9 Unlike the previous scholars, he has chosen to focus his attention on what is happening on the surface or in the immediate vicinity of the vast body of water that defines the region. He also differs from his predecessors, particularly Braudel, in that he is interested in the actions of individuals and, even more so, of groups (ethnic, social and professional) in history. As a result, he resolutely places his narrative in human time and presents it from a human perspective. Abulafia’s history of the Mediterranean is thus firmly centred on the sea itself. Before being a region, the Mediterranean was a sea, an obvious fact that Braudel and his students tended to forget. Despite their different points of view and approaches, for all these historians (and many others)10 the Mediterranean has played a role of primary importance in
individuals and individual actions. Braudel did not have much regard for the latter; he was far more interested in the ‘longue durée’ and the geographical influences (exerted by the topographic relief, the climate, the vegetation and the pace of the seasons), in which he saw the most powerful factor in history. 8 P. Horden / N. Purcell, The corrupting sea: a study of Mediterranean history. Oxford 2000. See also P. Horden / N. Purcell, The boundless sea: writing Mediterranean history. Variorum collected studies, CS1083. London 2020. 9 D. Abulafia, The great sea: a human history of the Mediterranean. Oxford 2013. 10 E.g. W. V. Harris, Rethinking the Mediterranean. Oxford / New York, N.Y. 2005; I. Malkin, Mediterranean Paradigms and Classical Antiquity. London / New York, N.Y. 2005; F. Tabak, The waning of the Mediterranean, 1550–1870: a geohistorical approach. Baltimore, Md. 2008; G. Piterberg / T. F. Ruiz / G. Symcox, Braudel revisited the Mediterranean world, 1600-1800. UCLA Clark Memorial Library series, 13. Toronto 2010; M. Fusaro / C. Heywood / M.-S. Omri, Trade and cultural exchange in the early modern Mediterranean Braudel’s maritime legacy. International library of historical stu-
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the history of human civilisation by allowing, for thousands of years, numerous opportunities for various populations to interact. These encounters have been beneficial in many ways and have greatly helped to stimulate curiosity about others, their habits and customs and to increase knowledge. As a thousand-year-old melting pot of diverse civilisations, the Mediterranean has never ceased to be the receptacle of a dense and fertile interweaving of peoples and cultures. Its medieval past, which was stigmatised for so long in the name of political and religious rifts (see also above), is no exception to this rule and is increasingly marked by the significance of contacts and scientific and cultural exchanges. Placing the latter at the centre of historical considerations highlights the permanent circulation and permeability of different societies, in this case those of the medieval Mediterranean area. Different actors11 played an important role in the scientific-cultural transfers. Among them are the translators. Indeed, in the history of science, interactions between scholars can be seen, in particular, through translations (and/or bilingual works), which helped these scholars to better understand the knowledge of other cultures, but also to criticize it, to deepen it, to reject it as invalid or, on the contrary, to appropriate it. Translations of scientific treatises and their contribution to the transmission of scientific knowledge have experienced a great boom in recent decades and I do not intend to return to them in extenso in this chapter. My objective here, through the specific case of some hippiatric texts, is to highlight these intellectual exchanges and to verify whether, in this particular case, we can speak of a Mediterranean scientific métissage.12
dies, 67. London 2010; P. Horden / S. Kinoshita (ed.), A companion to Mediterranean history. Wiley Blackwell companions to world history. Chichester 2014; C. Picard, La mer des califes: une histoire de la Méditerranée musulmane, VIIe-XIIe siècle. L’Univers historique. Paris 2015. More generally, see also: R. Abdellatif / Y. Benhima / D. König, Construire la Méditerranée. Penser les tranferts culturels. Approches historiographiques et perspectives de recherche. Ateliers des Deutschen Historischen Instituts Paris, 8. München 2012; R. Abdellatif / Y. Benhima / D. König, Acteurs des transferts culturels en Méditerranée médiévale. Ateliers des Deutschen Historischen Instituts Paris, 9. München 2012. A comprehensive bibliography can be found here: https://hcmh.haifa.ac.il/2017/11/02/mediterraneanbibliography/ 11 Generally speaking, any person, group or institution acting, voluntarily or involuntarily, with the aim of transferring a cultural good in geographical space, time and socio-cultural setting is defined as an actor. 12 The word métissage (miscegenation) preserves in its very etymology the traces of its history: first used in Portuguese and then in Spanish, the mestizo (mixed blood, a term derived from the Latin mixtus) originally referred to the category of children of European-Indian unions. After the end of the colonial era, cultural métissage became a synonym for a multidimensional and pervasive cultural phenomena, and is now seen as inseparable from the construction and evolution of cultures.
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1 Greek hippiatry: translations and inspiration for Arabs and Westerners The Byzantine encyclopedia known as the Hippiatrica preserved important Greek texts on horse medicine.13 It consists of fragments of texts from seven authors: Anatolius of Berytus (4th C.), Apsyrtus of Clazomenae (4th C.), Eumelus (late 3rd or early 4th C.), Hierocles (4th C.), Hippocrates the hippiatrician (4th C.), Pelagonius (4th C.),14 and Theomnestus (4th C.). The treatises of these seven authors circulated independently of each other until they were brought together in the Hippiatrica. This work is
therefore composed of extracts, mostly divided by subject, from texts that have now been lost. Other small treatises accompany the texts attributed to these authors,15 but they
are of less importance and were considered so in the past given that there are not necessarily present in every recension of the Hippiatrica.16 This is how the Recentio prima (= A) of the Hippiatrica was born. These texts were probably assembled at the very beginning of the sixth century.17 The Recentio prima was not preserved.
13 The title suggests it forms a unified treatise, but there are numerous manuscripts with highly different versions of the collection (ed. E. Oder / K. Hoppe, Corpus hippiatricorum Graecorum (t. 1. Hippiatrica Berolinensia; t. 2. Hippiatrica Parisina, Cantabrigiensia, Londinensia, Lugdunensia). Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana, 1357–1358. Leipzig 1924–1927. 14 Beside the texts by Greek authors, the Corpus hippiatricorum Graecorum has also preserved the Greek translation of the work of Pelagonius. On this Latin author, see J. N. Adams, Pelagonius, Eumelus and a lost Latin Veterinary Writer, in G. Sabbah (ed.), Le Latin médical. La constitution d’un langage scientifique. Réalités et langage de la médecine dans le monde romain. Actes du IIIe Colloque international “Textes médicaux latins antiques”. Centre Jean Palerne – Mémoires, 10. Saint-Étienne, 1984, 7–32; J. N. Adams, Pelagonius and latin veterinary terminology in the Roman empire. Studies in Ancient Medicine, 11. Leiden, 1995; V. Gitton-Ripoll, Contribution de la prosopographie à une possible datation de l’Ars veterinaria de Pélagonius. Sur l’apparition du titre de spectabilis au IVe siècle. Revue de Philologie, de littérature et d’histoire anciennes 79,1 (2005), 69–93; V. Gitton-Ripoll, Pélagonius Saloninus, Recueil de médecine vétérinaire. Collection des universités de France. Série latine, 424. Paris 2019; V. Gitton-Ripoll, Proxima aetate: éléments pour une chronologie de la composition du recueil hippiatrique de Pélagonius. Revue d’histoire des textes N.S. 15 (2020), 199–235. 15 Tiberius: among the agricultural writers. His work included treatments for both horses and cows; Julius Africanus: many excerpts from his work are found in one of the recensions of the Hippiatrica; Προγνώσεις καὶ ἰάσεις: this anonymous work relied on cautery and avoided “irrational remedies.” 16 Seventeen authors are mentioned in total, but aside from the seven authors already mentioned, the names of the authors are only linked to a few chapters every time. On the Hippiatrica, see A. McCabe, A Byzantine encyclopaedia of horse medicine. The sources, compilation, and transmission of the Hippiatrica. Oxford studies in Byzantium. Oxford / New York, N.Y. / Auckland 2007; S. Lazaris, Veterinary Medicine, in S. Lazaris (ed.), A Companion (as footnote 1 above), 404–428, especially 414–424. 17 Just like the Geoponica, the production of the Hippiatrica had for a long time been placed during the reign of Constantine VII. K. Krumbacher in the first edition of his work on the history of Byzantine literature had even suggested that Hierocles had written these two works at the time of the emperor Constantin VII. His idea had the advantage of explaining the many common passages between the
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To this date, we only know four recensions (= M, B, D and RV 3, a-b), to which can be added two ‘new’ works coming from the Hippiatrica. These are the Epitome, which dates roughly to the same period as the Recentio prima and Hierocles’ recomposed work, from a later date, and which I call for convenience “Hierocles recomposed.” The text of the Epitome is known in eleven copies18 of five recensions (= HIG, S, QZF, Jj and RV 2),19 which have reached us through nine manuscripts, among which two are illustrated.20 The “Hierocles recomposed” is preserved in four manuscripts and divided in two families (= I, [X]21 and RV 1).22 Indeed, at first, the Hippiatrica was epitomized.23 This process resulted in the creation of a summarised text, an Epitome,24 according to the title in one of the manuscripts, which reproduced this text: Vatican, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 365, f. 204r: Ἰατρικὸν ἐν ἐπιτόμῳ ἄριστον περὶ ἵππων κατ’ ἐκλογὴν ἔχον κεφάλαια διάφορα (“excellent medical epitome on horses, containing different chapters selected”).25 Thereafter, we witness the opposite phenomenon of that which had prevailed in the production of the Hippiatrica. While the latter was based on the use
Geoponica and the Hippiatrica (see K. Krumbacher, Geschichte der Byzantinischen Litteratur: von Justinian bis zum Ende des Oströmischen Reiches (527–1453). Handbuch der Klassischen AltertumsWissenschaft. München 1891, 67–68). See also S. Lazaris, Art et science vétérinaire à Byzance. Formes et fonctions de l’image hippiatrique. Bibliologia, 29. Turnhout 2010, 31–35. 18 Until recently we only knew 10 copies preserved in eight manuscripts, but I have discovered a new copy (= j) for which I will publish a codicological notice. 19 See Lazaris, Art et science (as footnote 17 above), 9–35 and 135. 20 Leiden, Bibliotheek der Rijksuniversiteit, Voss. gr. Q. 50, middle of the fourteenth century and Paris, Bibliothèque nationale de France, gr. 2244, fol. 1–74 and 90–195, late fourteenth century. On these manuscripts and their illustration, see Lazaris, Art et science (as footnote 17 above), 41–61. 21 The Paris, Bibliothèque nationale de France, gr. 2419, fol. 159r-v (= [X]) only contains Hierocles’ introduction to his second book. His siglum is between brackets to indicate that philologists have not yet confirmed the historical accuracy of this piece of evidence. 22 On the various manuscripts, see Lazaris, Art et science (as footnote 17 above), 150–151. 23 On the abbreviation of texts in late antiquity and Byzantium, see for example: P. van der Eijk, Principles and Practices of Compilation and Abbreviation in the Medical ‘Encyclopaedias’ of Late Antiquity, in M. Horster / C. Reitz (ed.), Condensing texts – condensed texts. Palingenesia, 98. Stuttgart 2010, 519–554; H. Inglebert, Lactance abréviateur de lui-même. Des Institutions divines à l’Epitomé des Institutions divines: l’exemple de l’histoire des religions, in M. Horster / C. Reitz (ed.), Condensing texts – condensed texts. Palingenesia, 98. Stuttgart 2010, 491–515; S. Marjanović-Dušanić / B. Flusin, Remanier, métaphraser. Belgrade 2011; A. Zucker, Qu’est-ce qu’épitomiser ? Étude des pratiques dans la Syllogé zoologique byzantine. Rursus 7 (2012), on-line: http://rursus.revues.org/2961. 24 Let us mention that this Epitome includes practical indications, which are not found anywhere in the Hippiatrica. Furthermore, this Epitome is not a summary, stricto sensu, of the hippiatric collection, but picks up several passages of the latter. The writer(s) of the epitome genuinely sorted the data derived from the Hippiatrica, since everything relating to the field of zootechny and of hippology has been excluded and does not offer, for each topic, the views of various authors. 25 Yet, this notion of summary does not appear in the titles of all the manuscripts, far from it (see Lazaris, Art et science (as footnote 17 above), 24, n. 80).
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of extracts borrowed from the original writings of several hippiatrists (see above), the “Hierocles recomposed” is based on another principle: extracts attributed to this author from the Hippiatrica were selected and compiled in the form of two books as if they had been the original and fully-fledged work of Hierocles.26 Without going into further detail, we can see the evolution of these hippiatric treatises in Byzantium: first as individual texts, then gathered into a collection, from which an epitome and an attempt to recreate the original text of one of the main authors of the Hippiatrica are derived. These literary ‘adventures’ reveal a Byzantine interest in these texts. Hippiatric knowledge was therefore most probably transmitted orally, but also, and above all, in writing. Indeed, as pointed out by R. McKitterick, the book was by far the most important method of exchanging knowledge in the medieval worlds.27 It was the primary way of conveying information and scholarship from place to place, and from generation to generation. Therefore, the written word has been vital to the continuity and development of scientific thought over the years. Translation is a first and highly important step in the transmission of learning from one culture to another. Thus, Apsyrtus’ treatise of Clazomenae was translated into Latin at a very early stage. Indeed, Vegetius (4th–5th C.), refers to it but also mentions that he only uses Latin authors (Mulomedicina, Prol., 1.6 ed. E. Lommatzsch, P. Vegeti Renati, Digestorum artis mulomedicinae libri (accedit Gargilii Martialis De curis boum fragmentum). Bibliotheca Teubneriana. Lipsiae 1903). Conversely, Pelagonius’ treatise was translated from Latin into Greek and forms part of the Hippiatrica (on this translation, see above, n. 14). Incidentally, some preserved fragments of Apsyrtus of Clazomenae in the Hippiatrica suggest that he either included passages from a previously existing translation of Columella’s De Re Rustica or translated them himself. Finally, we should mention that fragments of Vegetius’ Mulomedicina are quoted in the Hippiatrica, which implies a translation from Latin into Greek.28 Eventually, in later years, the horse-care manual of Theomnestos was translated into Arabic.29 This translation was attributed in a colophon to Ḥunayn ibn Isḥāq
26 The reason for choosing Hierocles among the seven authors whose work was the foundation of the constitution of the Hippiatrica is unknown. It may because of his general reliability and his eloquence. Ironically, his trustworthiness is due to the fact that Hierocles plagiarised Apsyrtus, one of the most brilliant hippiatrists in antiquity. And regarding his eloquence, it probably came from his real training as a lawyer (in the prologue of the first book of his treatise, he alludes twice to the tribunal), but harbouring a true passion for horses (A.-M. Doyen-Higuet, Les prologues de Hiéroclès: deux fleurs de rhétorique dans la Collection d’hippiatrie grecque. Les Études classiques 70 (2002), 27–51). 27 R. McKitterick, Books and sciences before print, in M. Frasca-Spada / N. Jardine (ed.), Books and the Sciences in History. Cambridge 2000, 13–34, especially 19. 28 V. Ortoleva, La tradizione manoscritta della Mulomedicina di Publio Vegezio Renato. Acireale 1996, 61–86. 29 The Arabic version was edited and translated into German by S. Saker (S. Saker, Die Pferdeheilkunde des Theomnest von Nikopolis: ein Handbuch für den praktischen Tierarzt im arabischen Sprachraum des Frühmittelalters. Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz. Veröffentli-
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(808–873), one of the most famous translators of Greek into Arabic.30 It is thought he worked from an almost complete copy of Theomnestus’ original treatise, rather than from the fragments preserved in the Hippiatrica. This translation is precious because it contains information that was not preserved in the Hippiatrica. As mentioned earlier, we only have excerpts from Theomnestus’ book interspersed with excerpts from other texts on horse care and medicine. Besides the shortcomings of the Greek text that this translation can help to overcome, it played an important role in the development of hippiatry in the Muslim world.31 It was used by Muḥammad ibn Yaʿqūb ibn Ghālib ibn ʿAlī al-Khuttalī (c. middle of the 9th c.), known as Ibn Akhī Ḥizām, who wrote an significant work on horse medicine in the middle of the ninth century for Caliph al-Mutawakkil (r. 847861).32 Ibn al-’Awwām (d. 1158) used Ibn Akhī Ḥizām’s book as a source when he compiled his book on agriculture in Seville in the twelfth century. It was also used as a source by Ibn al-Mundhir, known as al-Bayṭar, (d. 1340/1), when writing his book on horsemanship and veterinary medicine for the Mamluk Sultan Ibn Qalāwūn (r. 12931294, 1299-1309, 1310-1341). Other parallels with Theomnestus are found in Tāj al-Dīn’s (d. 1307) book on veterinary medicine in the thirteenth century.33 The influence of the
chungen der Orientalischen Kommission, 49. Wiesbaden 2008). On this translation, see also the bibliographical references cited in note 32. 30 On Ḥunayn ibn Isḥāq, see S. H. Griffith, Ḥunayn ibn Isḥāq and the Kitāb Ādāb al-falāsifah: The Pursuit of Wisdom and a Humane Polity in Early Abbasid Baghdad, in G. A. Kiraz (ed.), Malphono w-Rabo d-Malphone. Studies in Honor of Sebastian P. Brock. Gorgias Eastern Christian Studies, 3. Piscataway, N.J. 2008, 135–160. See also G. M. Cooper, Ḥunayn Ibn Isḥāq and the Creation of an Arabic Galen, in P. Bouras-Vallianatos / B. Zipser, Brill’s Companion to the Reception of Galen. Brill’s Companions to Classical Reception, 17. Leiden / Boston, Mass. 2019, 179–195. 31 It is no coincidence if the Arabic word for horse-doctor, baytar, is derived from the Greek word for horse-doctor, ἱππιατρός (M. Ullmann, Die Medizin im Islam. Handbuch der Orientalistik, 6,1. Leiden / Köln 1970, 217–218). 32 E.g. R. G. Hoyland, Theomnestus of Nicopolis, Hunayn ibn Ishaq and the beginnings of Islamic veterinary science, in P. F. Kennedy / R. G. Hoyland (ed.), Islamic reflections, Arabic musings studies in honour of Professor Alan Jones, Cambridge 2004, 150-169; V. Weidenhöfer, Ninth-century AD Arabian horse medicine. The Kitāb al-furūsīya wa-l-bayṭara of Muḥammad ibn Ya‘qūb ibn aḫī ḥizām al-Ḫuttulī, in M.-T. Cam (ed.), La médecine vétérinaire antique: sources écrites, archéologiques, iconographiques. Rennes, 159–166; M. Heide, Das Buch der Hippiatrie – Kitāb al-Bayṭara von Muḥammad Ibn Yaʽqūb Ibn aḫī Ḥizām al-Ḫuttalī. Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz. Veröffentlichungen der Orientalischen Kommission, 51. Wiesbaden 2008. Ibn Akhi Hizam’s work gives us a terminus ante quem for the translation of Theomnestus. 33 See G. Björck, Griechische Pferdeheilkunde in arabischer Überlieferung. Le Monde Oriental 30 (1936), 1–12; J.-J. Clément-Mullet, Ibn al-Awwam, Le livre de l’agriculture (Kitab al-felahah). Paris 1866–1867 (see also the revised edition by El Faïz [Arles 2000]); Saker, Die Pferdeheilkunde (as footnote 29 above), 11–14.
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translation from Baghdad to al-Andalus is therefore self-evident, which shows the Arabs’ interest in hippiatric knowledge.34 More generally, the translation of Theomnestus’ book was part of a much wider movement to translate Greek texts on science, medicine, and philosophy into Arabic,35 something A. Sabra called the “appropriation and naturalization” of Greek science into Islamic culture.36 This phenomenon is especially noticeable from the end of the eighth century and throughout the ninth and even the tenth centuries. This process of assimilation37 through translations also happened in the Latin West. This seems to be the case, for example, with the translations produced by Moses of Palermo,38 a Jewish doctor and official translator at the court of Charles I of Anjou
34 As we shall see further, this hippiatric text was probably not the only one to be translated into Arabic. 35 E.g. Ullmann, Die Medizin (as footnote 31 above), 257–294; D. Gutas, Greek thought, Arabic culture the Graeco-Arabic translation movement in Baghdad and early ʿAbbāsid society, 2nd–4th/8th– 10th centuries. London / New York, N.Y. 1998. See also G. Contamine (ed.), Traduction et traducteurs au Moyen Age. Actes du colloque international du CNRS, organisé à Paris, Institut de recherche et d’histoire des textes, les 26–28 mai 1986. Documents, études et répertoires. Paris 1989; B. Van den Abeele / A. Tihon / I. Draelants (ed.), Occident et Proche-Orient: contacts scientifiques au temps des croisades. Actes du colloque de Louvain-la-Neuve, 24 et 25 mars 1997. Réminiscences, 5. Turnhout 2000. 36 A. I. Sabra, The Appropriation and Subsequent Naturalization of Greek Science in Medieval Islam: A Preliminary Statement. History of Science 25 (1987), 223–243. On the notion of “appropriation,” see also A. Leroi-Gourhan, Le geste et la parole (t. 1. Technique et langage; t. 2. La mémoire et les rythmes). Sciences d’aujourd’hui. Paris / Bagneux 1964–1965. Also very useful, although it does not concern the appropriation of Greek texts by the Arabs, but Greek and Arabic scientific treatises into Hebraic lore: G. Freudenthal (ed.), Science in Medieval Jewish Cultures. Cambridge 2012, 13–110. 37 I use this term here as a synonym for appropriation. Both refer to that act of the mind which makes the knowledge it acquires its own. 38 On Moses of Palermo, apart from the references cited below, see J. Millás Vallicrosa, El traductor judaico Moisés de Palermo y la ciencia de la hipiatría en la edad media europea. Sefarad 27,2 (1967), 299–300; C. Sirat, Les traducteurs juifs à la cour de Sicile et de Naples, in G. Contamine (ed.), Traduction et traducteurs au Moyen Âge. Actes du colloque international du CNRS, organisé à Paris, Institut de recherche et d’histoire des textes, les 26–28 mai 1986. Documents, études et répertoires. Paris 1989, 169–191; D. Trolli, Studi su antichi trattati di veterinaria. Testi e studi, 2. Parma 1990, 43–57; B. Prévot / B. Ribémont, Le cheval en France au Moyen âge sa place dans le monde médiéval: sa médecine: l’exemple d’un traité vétérinaire du XIVe siècle, la ‘Cirurgie des chevaux’. Medievalia. Orléans / Caen 1994, 339–341; S. Arieti, Mosè da Palermo e le traduzioni dei trattati di mascalcia di Ippocrate Indiano, in B. Rocco / N. Bucaria (ed.), Gli Ebrei in Sicilia dal tardoantico al Medioevo. Studi in onore di mons. Benedetto Rocco. Palermo 1998, 55–61; M. Zonta, La filosofia ebraica medievale in Sicilia, in B. Rocco / N. Bucaria (ed.), Gli Ebrei in Sicilia dal tardoantico al Medioevo. Studi in onore di mons. Benedetto Rocco. Palermo 1998, 163–168. However, it should be noted that there may have been another Moses of Palermo who flourished either at the court of the Norman kings, in the 12th century, or at the court of Frederick II Hohenstaufen. A work attributed to Moses of Palermo, Liber mariscaltie equorum et cura eorum, is cited in the De Medicina equorum of Giordano Ruffo, thus indicating that the writer of this text lived in an ear-
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(r. 1266–1282).39 His name is primarily linked with the translation, from Arabic into Latin,40 of a work of veterinary medicine ascribed to Hippocrates (Liber de curationibus infirmitatum equorum quem translavit de lingua arabica in latinam Magister Moyses de Palermo).41 The work begins with Sapientissimus Ipocras medicus Indie fecit librum istum, ordinavit enim in hoc libro curam animalium inrationalium, sicut sunt equi, muli, bordoni, asini, et aliorum animalium inrationabilium …42 G. Björck has shown that passages from Moses’ translation occur in Ibn al-’Awwām’s Kitāb al-filāḥa, where they are attributed to Hippocrates the hippiatrician. This proves at least the existence of an Arabic
lier period (https://www.encyclopedia.com/religion/encyclopedias-almanacs-transcripts-and-maps/ moses-palermo). 39 Moses’ work continued the tradition of Jewish translation that flourished during the reign of Frederick II and his natural son Manfred. Frederick invited Jewish translators and scholars to his court: Judah b. Solomon ha-Kohen (Matkah), Samuel Ibn Tibbon, and Jacob Anatoli, took part in its lively and variegated intellectual life, discussing philosophy and disputing diverse issues with Christian scholars. The bibliography on the subject is very extensive. As an indication, see C. Roth, Jewish Intellectual Life in Medieval Sicily, The Jewish Quarterly Review 47,4 (1957), 317–335; G. Sermoneta, Federico II e il pensiero ebraico nell’Italia del suo tempo, in A. M. Romanini (ed.), Federico II e l’arte del Duecento italiano. Atti della Settimana di studi di storia dell’arte medievale dell’universita. Collana di saggi e testi. Galatina 1980 (t. 1), 183–197; D. Abulafia, The Servitude of Jews and Muslims in the Medieval Mediterranean. Mélanges de l’École française de Rome 112,2 (2000), 687–714; M. Zonta, The Jewish Mediation in the Transmission of Arabo-Islamic Science and Philosophy to the Latin Middle Ages. Historical Overview and Perspectives of Research, in A. Speer / L. Wegener (ed.), Wissen über Grenzen: Arabisches Wissen und lateinisches Mittelalter. Berlin / New York, N.Y. 2008, 89–105; R. Veit, Charles I of Anjou as Initiator of the Liber Continens Translation: Patronage Between Foreign Affairs and Medical Interest, in F. Wallis / R. Wisnovsky (ed.), Medieval Textual Cultures: Agents of Transmission, Translation and Transformation. Berlin / Boston, Mass. 2016, 145–158. On science in Frederick II’s time, see also below (n. 61). 40 A royal letter dated Venosa, 10 June 1277 states that the king ordered Maestro Matteo Siciliaco to give Latin lessons to Moses of Palermo, thus enabling him to translate scientific texts from the Arabic. Indeed, as we learn from this document, Moses was employed as a translator from the Arabic, not from the Greek (see I. A. C. Singer, The Jewish encyclopedia: a descriptive record of the history, religion, literature, and customs of the Jewish people from the earliest times to the present day, New York, N.Y. 1905, 92, art. “Moses of Palermo”; K.-D. Fischer, Moses of Palermo, translator from the Arabic at the Court of Charles of Anjou, Histoire des Sciences Médicales 17 (1982), 278–281, especially 280). 41 See the edition of P. Delprato (P. Delprato, Trattati di mascalcia attribuiti ad Ippocrate, tradotti dall’arabo in latino da maestro Moisè da Palermo, volgarizzati nel secolo XIII. Messi in luce per cura di Pietro Delprato, corredati di due posteriori compilazioni in latino e in toscano, e di note filologiche per cura di Luigi Barbieri. Collezione di opere inedite o rare dei primi tre secoli della lingua, 12. Bologna 1865). Moses’ translation probably dates from 1277 (Y. Poulle-Drieux, Pratique de l’hippiatrie à la fin du Moyen Âge, in M. Terrasse / E. Poulle / D. Jacquart (ed.), Comprendre et maîtriser la nature au Moyen âge : mélanges d’histoire des sciences offerts à Guy Beaujouan. Centre de recherches d’histoire et de philologie de la IVe section de l’École Pratique des Hautes Études, 73. Genève / Paris 1994, 329– 336, especially 27). 42 Delprato, Trattati di mascalcia (as footnote 41 above), 101.
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work under Hippocrates’ name, and such a work must have been the source of Moses’ translation.43 In all likelihood, this is the text of the Epitome attributed in some Greek manuscripts to Hippocrates.44 This translation was known and used throughout the Middle Ages. Guillaume de Villiers (see further) was aware of it and used it. Apart from these translations of hippiatric texts (from Greek into Arabic and Latin, from Latin into Greek or from Arabic into Latin), there are also translations from Greek into Latin that were produced at a later date than the one mentioned above for the text of Apsyrtus used by Vegetius. One of the earliest late medieval translators was Bartholomew of Messina, a translator of philosophical and medical texts. He was active at the Sicilian court of King Manfred (r. 1258–1266).45 According to G. Björck, Manfred had the Epitome translated from Greek into Latin by Bartholomew of Messina.46 Also according to G. Björck, Bartholomew in addition translated, or at least was involved in the translation of, Hierocles’ work.47 According to K.-D. Fischer, “what he was translated must have been in fact extracts from Hierocles reassembled from the compilation of the Hippiatrika.”48 In fact, it is what I call the “Hierocles recomposed” (cf. supra).49 According to A. McCabe, “there seems no reason to doubt the attribution of the translation to Bartholomew, since the incipit follows the formula with which he prefaced all of his known translations of Greek philosophical and medical texts.”50
43 Björck, Griechische Pferdeheilkunde (as footnote 33 above). 44 Lazaris, Art et science (as footnote 17 above), 27–28, especially n. 80. 45 Manfred, Frederick’s (r. 1220–1250) natural son, was crowned in Mainz as emperor of the Holy Roman Empire as well as King of Sicily and Jerusalem. He succeeded to the Norman throne in 1258 and shared his father’s scientific interests. After his father’s death, he edited the former’s famous treatise on falconry, De arte venandi cum avibus. Just like his father, Manfred gathered scholars and translators to help him pursue these scientific interests. 46 G. Björck, Apsyrtus, Julius Africanus et l’hippiatrie grecque. Uppsala Universitets Årsskrift, 4 Uppsala 1944, 38. The Latin text of the Epitome had already been edited from a single manuscript (London, BL, Add. 27626): G. Sponer, Die Pferdeheilkunde des Ipocras indicus. Hannover 1966 (PhD Thesis). However, the editor did not realise that he had a Latin translation of the Epitome before him. 47 Björck, Apsyrtus, Julius Africanus (as footnote 46 above), 38. 48 K.-D. Fischer, ‘A horse! a horse! my kingdom for a horse’. Versions of Greek Horse Medicine in Medieval Italy. Medizinhistorisches Journal 34 (1999), 123–138, especially 134. On this idea, see G. Björck, Le Parisinus grec 2244 et l’art vétérinaire grec. Revue des Études grecques 48 (1935), 502–524, especially 509–510. This hypothesis has been taken up by many other researchers since then (see Fischer, A horse (as footnote 48 above), n. 34). 49 As all the Greek manuscripts that have preserved this text are later in date (14th–15th centuries, see Lazaris, Art et science (as footnote 17 above), 134–135), Bartholomew of Messina must have had access to one (or more) earlier manuscript(s) and it would be interesting to compare the version of his text with the Greek text of ‘Hierocles recomposed’. 50 McCabe, A Byzantine encyclopaedia (as footnote 16 above), 239. On this translation, see also Poulle-Drieux, Pratique de l’hippiatrie (as footnote 41 above), 25–26; S. Lazaris, Contribution à l’étude de l’hippiatrie grecque et de sa transmission à l’Occident (XIIIe–XVe siècles), in M.-C. Amouretti / F. Sigaut (ed.), Traditions agronomiques européennes. Élaboration et transmission depuis
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However, in a recent careful study, P. Beullens has shown that this attribution is more complex than we think.51 Boniface of Calabria is a translator of the same period.52 He is known from a work entitled Tesoro dei cavalli attributed to him in certain manuscripts. This treatise differs little from that of Lorenzo Rusio (see below). The two texts vary only in the prologue and in certain therapeutic practices. Moreover, as D. Trolli writes, “la maggior parte dei manoscritti che ce la conservano contengono anche altre opere (latine e volgari) dello stesso autore, configurandosi cosí come una sorta di ‘opera omnia’ di Bonifacio: alcuni opuscoletti latini di medicina e di alchimia e il volgarizzamento di un compendio degli Hippiatrica … che si cela sotto il titolo Pratica (o Trattato) dei morbi naturali e accidentali, segni e cure de’ cavalli tratta dai libri di Ippocrate (e) de Damasceno.”53 Finally, in almost all the manuscripts that have preserved these texts, there is a biographical notice in which it is stated that Boniface was a Greek from Calabria who lived at the time of Charles I of Anjou (r. 1266–1282), who held him in high esteem, to the point that he was made a Knight and Master of his farms and that he offered him the fiefdom of Gerace.54 It also states that the Tesoro dei cavalli was translated by the Dominican “Antonio da Pera mastro in teollogia ...” (who probably died after 16 April 1440). According to Y. Poulle-Drieux, the Tesoro dei cavalli is the Italian translation of Lorenzo Rusio’s hippiatric work produced by Antonio da Pera “d’un soi-disant traité composé en grec par un certain Boniface de Gérace”.55 D. Trolli maintains, however,
l’Antiquité. Actes du 120e congrès national des sociétés historiques et scientifiques. Section Histoire des sciences (Aix-en-Provence, 23–25 octobre 1995). Paris 1998, 143–169, especially 152; Fischer, A horse (as footnote 48 above), 132–134. 51 P. Beullens, Bartholomew of Messina’s Role in the Transmission of the Greek Hippiatrica, AKAN – Antike Naturwissenschaft und ihre Rezeption 33 [in print]. See also A. Damico, Un’anonima traduzione latina del trattato di veterinaria di Ierocle nel Cod. Vat. Reg. Lat. 1010. Rivista di cultura classica e medioevale 47,2 (2005), 321–359. 52 On Boniface of Calabria, see Delprato, Trattati di mascalcia (as footnote 41 above), XXIV–XXIX; P. Delprato, La Mascalcia di Lorenzo Rusio: volgarizzamento del secolo XIV. Collezione di opere inedite o rare dei primi tre secoli della lingua. Bologna 1867 (t. 2), 29 & 39–41; F. Russo, Medici e veterinari calabresi (sec. VI–XV). Ricerche storico-bibliografiche. Napoli 1962, 55–61; F. Sabatini, Bonifacio, in Dizionario biografico degli Italiani. Roma 1970 (t. 12), 118 [on-line: https://www.treccani.it/enciclopedia/bonifacio_res-7d441b86-87e8-11dc-8e9d-0016357eee51_%28Dizionario-Biografico%29/]; P. Di Pietro, Dei cavalli: la pratica di maestro Bonifazio dei morbi naturali e accidentali dei cavalli. Firenze 1988. 53 Trolli, Studi su antichi (as footnote 38 above), 70. This treatise is divided into four books, entitled: “Capitulus primus (sic) primi libri Ypocratis et Darnasceni”; “Liber secundus”; “Principii (sic) tertii libri Ypocratis et Galieni”; “Altre cure utille alle sanitate de li cavalli da multi recogliamenti de fluri. Etiamdio da molti sapii homini e filosophi. Libro quarto.” 54 Sabatini, Bonifacio (as footnote 52 above), 118; Trolli, Studi su antichi (as footnote 38 above), 70. 55 Y. Poulle-Drieux, L’hippiatrie dans l’Occident latin, du XIIIe au XVe siècle, in G. Beaujouan / Y.
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that the information in the biographical note concerning the translation by Antonio da Pera does not refer to the Tesoro dei cavalli, but to the Pratica dei morbi naturali e accidentali, segni e cure de’ cavalli tratta dai libri di Ippocrate (e) de Damasceno,56 which was in fact the translation of a Greek hippiatric work. According to him, Boniface, who knew Greek, had prepared this treatise which Antonio da Perra translated in the fifteenth century. His comment is supported by the information that Boniface lived at the time of Charles I of Anjou. It seems difficult to assume that Boniface could have consulted and subsequently translated Lorenzo Rusio’s work (composed between 1288 and 1307).
2 Towards a medieval and Mediterranean hippiatric science? Thus, we see that the hippiatric texts were translated, copied, quoted and used throughout the Mediterranean world. As outlined above, for both Arabs and Westerners, there was clearly a desire to appropriate Greek hippiatric knowledge. Similarly, the Byzantines, but to a lesser extent and only in late antiquity, were interested in some Latin hippiatric texts. This appropriation in turn became the driving force behind the production of new knowledge. It resulted in a profound intellectual effervescence in the Mediterranean basin. Through the concrete cases of Greek hippiatric texts translated into Arabic and Latin (and also into vernacular languages),57 we can see how a ‘simple’ translation can become the lever of a more profound influence. Indeed, translation is a crucial step in the transmission of knowledge from one culture to another. Producing a translated version of a text is a far more complex undertaking than simply switching from one language to another: the text is entirely re-written, with terminology changes or choices, intentional omissions or additions,
Poulle / J.-M. Dureau (ed.), Médecine humaine et vétérinaire à la fin du Moyen Age. Centre de recherches d’histoire et de philologie de la IVe section de l’École Pratique des Hautes Études, 2. Genève / Paris 1966, 9–172, especially 41. F. Sabatini, without however providing any justification, believes that the original of this treatise was written “quasi certamente in latino (non in greco, come si sostiene sulla base di notizie fornite da un volgarizzatore) ed è perduto” (Sabatini, Bonifacio (as footnote 52 above), 118). 56 Trolli, Studi su antichi (as footnote 38 above), 71 and 81. 57 See for example in A. Bruce-Whyte, Histoire des langues romanes et de leur littérature depuis leur origine jusqu’au XIVe siècle. Paris / Strasbourg 1841 (t. 2), 152–160 on London, British Library, Harley 3535. On this manuscript, see also A. Montinaro, Un volgarizzamento inedito da Giordano Ruffo: Cola de Jennaro, Della natura del cavallo e sua nascita (Tunisi, 1479), in V. Ortoleva / M. R. Petringa (ed.), La veterinaria antica e medievale: testi greci, latini, arabi e romanzi: atti del II Convegno internazionale, Catania, 3–5 ottobre 2007. Biblioteca di Sileno, 2. Lugano 2009, 471–529, especially 501, n. 134. The manuscript is available here: http://www.bl.uk/manuscripts/FullDisplay.aspx?ref=Harley_MS_3535.
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and accidental errors. As U. Eco wrote, “translation is always a shift, not between two languages but between two cultures – or two encyclopaedias. A translator must take into account rules that are not strictly linguistic but, broadly speaking, cultural.”58 Translation was a fundamental aspect of the scientific process, and it became a selfperpetuating activity. The production of a new text stimulated new research in the field, which would then lead to more and better translations.59 Moreover, all these translations, which we have briefly outlined, influenced several other authors. We have seen this in particular with the Arabic translation of the text of Theomnestus (see above, pp. 397–398). We observe the same phenomenon in the West where texts translated into Latin and vernacular languages influenced, directly or indirectly, several authors covering a period of about three centuries (13th– 15th). The first of these authors could be Giordano Ruffo di Calabria (or Jordanus Ruf[f] us).60 Ruffo was a member of a noble Norman family by the name of Rufo. Giordano Ruffo certainly held an important position with Frederick II, King of Sicily,61 but it
58 U. Eco, Experiences in translation. Toronto 2015, 17. 59 Gutas, Greek thought (as footnote 35 above), 110. 60 On Giordano Ruffo, see R. Roth, Die Pferdeheilkunde des Jordanus Ruffus. Berlin 1928 (PhD Thesis). This is the modern German translation of H. Molin’s edition (H. Molin, Jordani Ruffi Calabriensis, Hippiatria, Patavii 1818). According to D. Trolli, the author does not include the first seven chapters on hippology (Trolli, Studi su antichi (as footnote 38 above), 17, n. 1). See also J. Zahlten, Die ‘Hippiatria’ des Jordanus Ruffus. Archiv für Kulturgeschichte 53,1 (1971), 20–52; B. Prévot, La science du cheval au Moyen Age: le traité d’hippiatrie de Jordanus Rufus. Collection Sapience, 2. Paris 1991, especially 3–7; B. Prévot, Le cheval malade: l’hippiatrie au XIIIème siècle. Actes du 17e colloque du Centre universitaire d’études et de recherche médiévales d’Aix (février 1992), in Le cheval dans le monde médiéval. Sénifiance, 32. Aix-en-Provence 1992, 451–464; B. Prévot, La connaissance du cheval au XIIIe siècle: la ‘Maréchaucie des chevaux’ de Jordanus Rufus, in L. Bodson (ed.), L’histoire de la connaissance du comportement animal. Actes du colloque international, Université de Liège, 11–14 mars 1992. Colloques d’histoire des connaissances zoologiques, 4. Liège 1993, 40; J.-L. Gaulin, Giordano Ruffo et l’art vétérinaire, Micrologus. Nature, Sciences and Medieval Societies. 2 (1994), 185–198; Prévot / Ribémont, Le cheval en France (as footnote 38 above), 336–338; Montinaro, Un volgarizzamento (as footnote 57 above); S. Bertelli, Ruffo, Jordanie, in L. G. Bianconi / F. Caglioti / M. Ciliberto (ed.) Dizionario biografico degli italiani, Roma (t. 89) 2017 [on-line: https://www.treccani.it/ enciclopedia/giordano-ruffo_%28Dizionario-Biografico%29/]; A. Montinaro, Il ‘De medicina equorum’ di Giordano Ruffo. Tradizione romanza e spunti lessicali, in A.-M. Doyen / B. Van den Abeele (ed.), Chevaux, chiens, faucons. L’art vétérinaire antique et médiéval à travers les sources écrites, archéologiques et iconographiques. Louvain-la-Neuve 2018, 267–287; A. Montinaro, La tradizione del ‘De Medicina Equorum’ di Giordano Ruffo con un censimentodei testimoni manoscritti e a stampa, Milano 2018; B. Commandeur, On Horses – Two Medieval Authors, Their Manuscripts, Early Printed Books and Illustrations, in A. van de Haar / A. E. Schulte Nordholt (ed.), Figurations animalières à travers les textes et l’image en Europe du Moyen-Age à nos jours. Leiden / Boston Mass., 146–163. See also: https://pdnprod.unicaen.fr/bmc/personnesCheval/doc/pddn_p.BMC_3382.html. Despite some errors, C. F. Heusinger’s publication is still useful (C. F. Heusinger, Recherches de pathologie comparée, Cassel 1844 (t. 1), 39–43). 61 On the transmission and development of science at the court of Frederick II, see C. H. Haskins,
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is difficult to know more about his role and position in the court of Frederick II. It is very likely that he composed his treatise, De medicina equorum or Hippiatria,62 after Frederick’s death.63 According to Y. Poulle-Drieux, Giordano Ruffo probably knew the Hippiatrica,64 which is denied both by D. Trolli and by K.-D. Fischer.65 Indeed, it is difficult to detect precisely what the author’s sources were. In the present state of our knowledge, it is more prudent to put forward the hypothesis of an episodic and indirect influence of Greek sources. His Latin text flourished in the West and was translated into several vernacular languages. Pietro de’ Crescenzi (1230/33-1320/21)66 was the author of a treatise dedicated to Charles II of Naples, on agricultural management (Ruralium commodorum libri XII or De agricultura), written between 1304 and 1309. The author was inspired by Latin and Greek agronomists and hippiatrists. His work was a great success and was very quickly translated into several languages, including French. Lorenzo Rusio, the veterinary author active in Rome, dedicated his hippiatric work (Hippiatria sive marescalia) to Cardinal Napoleone Orsini (†1342)67. It must
Studies in the history of mediaeval science. New York, N.Y. 19602, especially the 3rd section “The Court of Frederick II”; A. M. Ieraci Bio, La trasmissione della letteratura medica greca nell’Italia Meridionale fra X e XIV secolo, in A. Garzya / A. M. Ieraci Bio / G. Matino (ed.), Contributi alla cultura greca nell’Italia meridionale. Hellenica et Byzantina Neapolitana, 13. Napoli 1989, 133–257; A. Paravicini Bagliani / P. Toubert / L. Zichichi (ed.), Federico II e le scienze. Palermo 1994; O. Voskoboynikov, Arts, savoirs et visions de la nature à la cour de Frédéric II. Paris 2006 (PhD Thesis); F. Delle Donne, La porte du savoir. Cultures à la cour de Frédéric II Hohenstaufen. Grénoble 2021. On Frederick II, see also D. Abulafia, Frederick II a medieval emperor. New-York / Oxford 1992. 62 This treatise was edited several times (see Montinaro, La tradizione (as footnote 60 above), 33–35). 63 Cf. Fischer, A horse (as footnote 48 above), n. 18. 64 Drieux, Pratique de l’hippiatrie (as footnote 41 above), 17. Long before Y. Poulle-Drieux, C. F. Heusinger wrote that “Jordanus Ruffus pouvoit avoir connoissance des hippiaters grecs; mais en comparant son ouvrage avec les hippiatrica on ne pourra guère prouver, qu’il en fait usage ; les hippiatres grecs connoissent plus de maladies que lui, et quelques maladies communes et générales sont mieux décrites par eux que par Jordanus” (Heusinger, Recherches (as footnote 60 above), 42). 65 Trolli, Studi su antichi (as footnote 38 above), 25–26; Fischer, A horse (as footnote 48 above), 130–131 (on the different arguments, see the discussion in Montinaro, La tradizione (as footnote 60 above), 23–26). 66 On the author and his works, see P. Toubert, Crescenzi, in Dizionario biografico degli Italiani. Roma (t. 30), 1984, 649–657; J.-L. Gaulin, Pietro de’Crescenzi et l’agronomie en Italie: 12e–14e siècle. Paris 1990 (PhD Thesis). See also: https://www.arlima.net/mp/pietro_de_crescenzi.html. 67 On Rusio, see Delprato, La Mascalcia (as footnote 52 above); L. Schnier, Die Pferdeheilkunde des Laurentius Rusius. Berlin 1939 (PhD Thesis); L. Aurigemma, La Mascalcia di Lorenzo Rusio, nel volgarizzamento del codice Angelicano V.3.14. Studi e testi del Vocabolario dei dialetti della Sabina e dell’Aquilano, 2. Alessandria 1998; L. Brunori Cianti / L. Cianti, Rusio, Lorenzo, in L. G. Bianconi / F. Caglioti / M. Ciliberto (ed.), Dizionario biografico degli italiani. Roma (t. 89) 2017 [on-line: https:// www.treccani.it/enciclopedia/lorenzo-rusio_%28Dizionario-Biografico%29/]; Bertelli, Ruffo (as footnote 60 above); Commandeur, On Horses (as footnote 60 above).
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therefore have been composed between 1288 (the year of his elevation to the cardinalate) and 1307 (the year of his final departure from Italy to France).68 Among his sources, the author mentions the names of a certain Hippocrates and a certain Galen. Most likely behind these two authors is the Epitome, a text sometimes attributed to these two Greek physicians (see above, n. 24). There are at least four versions of this work: in Latin, Italian, French and Flemish dialect.69 The Cirurgie des chevaux is another text, also derived from Greek sources. It is an anonymous French treatise70 preserved in a single manuscript from the fourteenth century, when it was probably written. This work consists of eighty-four chapters. According to Y. Poulle-Drieux, its author was inspired (for chapters 8–59) by Hierocles’ text and the Hippiatrica. As B. Prévot suggests, these sources may have been used, but only in a fragmentary way.71 For his other chapters, the author used the chapter De equo from Albertus Magnus’ De animalibus. Finally, two other authors mention a certain Hippocrates as a source, which could be Hippocrates the hippiatrician or simply the Epitome (it should be noted that the Epitome is repeatedly presented in Greek tradition as the work of Hippocrates). The first is Juan Álvarez de Salamiella, who wrote a treatise in the late fourteenth or early fifteenth century entitled de menescalia et de albeyteria et fisica de las bestias.72 The second is Guillaume de Villiers who compiled a hippiatric treatise in French (most likely in Normandy) in the middle of the fifteenth century.73 Guillaume de Villiers does not hesitate to use magical practices (what he calls “chermes”) as a remedy to cure horses.74
68 See Trolli, Studi su antichi (as footnote 38 above), 69–70. 69 Aurigemma, La Mascalcia (as footnote 67 above). 70 This treatise was partially transcribed (Poulle-Drieux, L’hippiatrie (as footnote 55), 119–121) and edited (Prévot / Ribémont, Le cheval en France (as footnote 38 above), 363–404 with a glossary on pages 405–428). See also Prévot, Le cheval (as footnote 60). 71 Poulle-Drieux, L’hippiatrie (as footnote 55), 45); Prévot / Ribémont, Le cheval en France (as footnote 38 above), 354. Hierocles is mentioned by the author at the end of the work: “Heraclez, qui cognut les chevaux…”. On how Hierocles’ name was distorted in the Western tradition, see for example Björck, Apsyrtus, Julius Africanus (as footnote 46 above), 38. 72 This treatise was published by P. Onanga, El libro de menescalcia et de albeyteria: édition du Traité de Médecine Vétérinaire Médiévale de Johan Alvarez de Salamiellas. Paris 1990 (PhD Thesis). On Juan Álvarez de Salamiella, see C. A. Palau, Bibliografía Hispánica de Veterinaria y Equitación anterior a 1901. Madrid 1973, 2–3; Prévot / Ribémont, Le cheval en France (as footnote 38 above), 341–342. See also https://dbe.rah.es/biografias/59394/juan-alvarez-de-salamiella. 73 This text is unpublished. Y. Poulle-Drieux (Poulle-Drieux, L’hippiatrie (as footnote 55), 123–148) transcribed it partially from the three manuscripts that preserve the text. B. Prévot and B. Ribémont have announced a critical edition (Prévot / Ribémont, Le cheval en France (as footnote 38 above), n. 68). 74 For an overview, see M.-T. Lorcin, Prières pour un cheval malade, in Le cheval dans le monde médiéval. Sénéfiance. Aix-en-Provence 1992, 323–336.
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Finally, let us mention the work of Manuel Díez. Even if it is not directly inspired by Greek veterinarians, as Y. Poulle-Drieux pointed out, he used, among others, the work of Lorenzo Rusio who was inspired by Greek authors (see above). He collected the material for his hippiatric treatises, entitled Llibre de cavalls and Tractat de les mules, both written c. 1424–1436 (very soon reunited in the Llibre de la menescalia), as one of the heads of the royal house during and after the first Italic campaign of King Alfonso V of Aragon for the conquest of Naples (1420–1423).75 The original text, only partially published (Tractat de les mules, from few manuscripts),76 was written in Catalan and then translated into Neapolitan (Libro de’ cavalli, c. 1488), French (Livre de chevalz, c. 1495), and Castilian (Libro de albeitería, 1495). The set was printed in Catalan (1515 and 1523) and in Castilian (1495-1545), and the minor work on the mules, in a new Castilian translation, still appeared in print in the second half of the sixteenth century (1564). Therefore, the various Western authors succinctly mentioned in this brief inventory, and without any claim to exhaustiveness, were most likely not familiar with the Greek texts themselves but rather with the translations mentioned above. These various translations were therefore the basis for developing, extending and reworking Greek hippiatric ideas and passing them on to future generations, particularly through scientific education.77 In the examples we have just seen, we are not witnessing a simple reception, stricto sensu, of Greek hippiatric texts, but rather a phenomenon of appropriation, which contributed to the development of scientific thought both among Arabs and among Westerners. Moreover, the translations in question were often not the work of an individual, but part of a collective effort that served a greater cause.
Nevertheless, can we speak of a Mediterranean hippiatric science? Even if caution must be exercised in this particular case, the answer could be positive, because these translations not only prevented a compartmentalization of hippiatric knowledge from one culture to another, but also provoked an intellectual effervescence throughout the Medi-
75 On the text, the author and the manuscripts that preserved it, see L. Cifuentes / C. Ferragud, El Libre de la menescalia de Manuel Dies: de espejo de caballeros a manual de albéitares. Asclepio 51 (1999), 93–127. See also: L. Cifuentes, Manuel Díez i el seu manual de menescalia: la culminació de la veterinària en el marc ibèric tardomedieval i renaixentista, in Temes de Sciència.cat [online: https:// www.sciencia.cat/temes/manuel-diez-i-el-seu-manual-de-menescalia]); L. Cifuentes / C. Ferragud, Díez, Manuel (València?, 1381/1382–Andilla, 1443), in Sciència.cat DB [online: https://www.sciencia. cat/scienciacat-db?nom=16]); https://dbe.rah.es/biografias/16001/manuel-diaz-o-diez-de-calatayudo-de-vilanova. 76 Ed. L. Faraudo de Saint-Germain, El texto primitivo inédito del Tractat de les mules de Mossén Dieç. Boletín de la Real Academia de Buenas Letras de Barcelona 22 (1949), 23–62. 77 On hippiatric teaching, see S. Lazaris, Learning and memorising hippiatric knowledge in the late Antiquity and in Byzantium, in B. Andenmatten / A. Paravicini Bagliani / E. Pibiri (ed.), Le cheval dans la culture médiévale. Micrologus’ Library, 69. Lausanne 2015, 269–294.
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terranean region. But is this argument sufficient to speak of Mediterranean hippiatric
science? Certainly, in spite of these translations and the influences that the translations had on the work of other hippiatrists both Arab and Western, the direct ‘return’ of their book production to Byzantium is limited. Admittedly, A. McCabe has shown that the tenth-century re-edition of the Hipiatrica mentions oriental materia medica, such as ambergris and galangal, which were apparently not present in the original work of the hippiatrists whose texts were used for the composition of the Hippiatrica.78 Thus, there was enrichment due to contacts with other cultures, and the Byzantine editor of the re-edition of the Hippiatrica (recension B) did not hesitate to add new medical material. However, despite these additions, the ‘return’ to Byzantium was only partial and indirect.79 It is true that no new Byzantine hippiatric treatise appeared after the end of late antiquity in which Arabic and Latin hippiatric knowledge could have been added.80 However, no Byzantine translation of one or more of these new Arabic and/or Latin texts was undertaken.81 In the Byzantine recensions of the Hippiatrica, the knowledge produced among
78 A. McCabe, Imported materia medica, 4th–12th centuries, and Byzantine pharmacology, in M. M. Mango (ed.), Byzantine trade, 4th–12th centuries: the archaeology of local, regional and international exchange. Papers of the thirty-eighth spring symposium of Byzantine studies (St John’s College, University of Oxford, March 2004). Society for the Promotion of Byzantine Studies. Publications, 14. Farnham / Burlington (Vt.), 273–292, especially 288–290. See also McCabe, A Byzantine encyclopaedia (as footnote 16 above), 271–272. 79 Moreover, very often, these medical additions were due to travelers-merchants. They introduced Mediterranean cultures not only to unknown substances, but also to new texts and instruments. These innovations would then complete the knowledge that was already acquired and would help scholars to question that same knowledge. See for example D. Jacoby, Commercial exchange across the Mediterranean Byzantium, the Crusader Levant, Egypt and Italy. Variorum collected studies series, CS836. Aldershot / Burlington (Vt.) 2005; J. Goldberg, Trade and institutions in the medieval Mediterranean. The Geniza merchants and their business world. Cambridge / New York, N.Y. 2015. 80 For a summary, see Lazaris, Veterinary (as footnote 16 above). 81 The only translations into Greek are from late antiquity. As has been pointed out, Apsyrtus may have translated or had available to him a translation from Latin of Columela’s De Re Rustica. Similarly, the Latin text of Pelagonius was translated into Greek, at the latest, at the time of the constitution of the Hippiatrica, which is situated at the beginning of the sixth century (see above, p. 395). Finally, it is very likely that a translation of Vegetius’ Mulomedicina was used by the compiler of the Hippiatrica. Unrelated to the Hippiatric texts, on translations into Greek in the Byzantine world, see, lastly, and with previous bibliography A. Kaldellis, Catalogue of Translations into Byzantine Greek from texts in any other language, 300–1453 AD. 2018 (version III) [on-line: https://www.academia.edu/36711128/ Kaldellis_Catalogue_of_Translations_into_Byzantine_Greek_version_III_]; R. Forrai, Translations from other Languages into Greek: Latin, in S. Papaioannou (ed.), The Oxford handbook of Byzantine literature. New York, N.Y. 2021, 180–188; P. Ubierna, Translations from other Languages into Greek: Syriac, in S. Papaioannou (ed.), The Oxford handbook of Byzantine literature. New York, N.Y. 2021, 189–195; C. Messis / S. Papaioannou, Translations from other Languages into Greek: Arabic, in S. Papaioannou (ed.), The Oxford handbook of Byzantine literature. New York, N.Y. 2021, 195–218; A. Kaldellis, Translations into Greek in the Byzantine Period, in D. Gutas / C. Burnett / U. Vagelpohl
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Arab and Western scholars in the field of hippiatry appears only in a very incomplete and indirect way. Intellectual collaboration in the field of hippiatry was therefore not comprehensive,82 and one cannot claim to witness a cross-cultural transmission83 with an integration of hippiatric knowledge.84
(ed.), Why Translate Science? Documents from Antiquity to the 16th Century in the Historical West (Bactria to the Atlantic). Handbook of Oriental Studies. Section 1. The Near and Middle East, 160. Leiden 2022, 397–444. 82 In many other cases it happened, especially in medicine. Take, for example, the case of the treatise De plantis. This text was lost in Greek and recovered much later in Byzantium and circulated in small circles, re-translated into Greek from a Latin version, which had been translated from Arabic to Latin. The Greek version was later translated into Syriac and later still into Arabic. The treatise disappeared early in the Byzantine period and one must wait for the 14th century to find some interest in this lost text (on this treatise, see A. Touwaide, Medicine and Pharmacy, in S. Lazaris (ed.), A Companion (as footnote 1 above), 354–403, especially 305–306). On Arabic-Greek interaction and transfer of knowledge in the field of medicine, see P. E. Pormann, The Parisinus Graecus 2293 as a Document of Scientific Activity in Swabian Sicily, Arabic Sciences and Philosophy 13 (2003), 137–161; B. Zipser, Griechische Schrift, arabische Sprache und graeco-arabische Medizin: Ein neues Fragment aus dem mittelalterlichen Sizilien, Mediterranean Language Review 15 (2003/2004), 154–166; M. Mavroudi, Arabic Words in Greek Letters: The Violet Fragment and More, in J. Lentin / J. Grand’henry (ed.), Moyen arabe et variétés mixtes de l’arabe à travers l’histoire. Actes du premier colloque international (Louvain-la-Neuve, 10–14 mai 2004). Publications de l’Institut orientaliste de Louvain, 58. Louvain-laNeuve / Paris 2008, 321–354, especially 329–341. More generally, see Ieraci Bio, La trasmissione (as footnote 61 above); A. Touwaide, Medicina Bizantina e Araba alla Corte di Palermo, in N. G. De Santo / G. Bellinghieri (ed.), Medicina, scienza e politica al tempo di Federico II. Atti del convegno (Palermo, 4–5 ottobre 2007). Napoli 2008, 39–55; M.-H. Congourdeau, La médecine byzantine à la croisée de l’Orient et de l’Occident, in A. Speer / P. Steinkrüger (ed.), Knotenpunkt Byzanz Wissensformen und kulturelle Wechselbeziehungen. Miscellanea mediaevalia, 36. Berlin / Boston, Mass. 2012, 223–231; P. Bouras-Vallianatos, Cross-cultural Transfer of Medical Knowledge in the Medieval Mediterranean: The Introduction and Dissemination of Sugar-based Potions from the Islamic World to Byzantium. Speculum 96,4 (2021), 963–1008. This phenomenon of cross-cultural dissemination is also observed in astronomy (see for example A. Tihon, Les textes astronomiques arabes importés à Byzance aux XIe et XIIe siècles, in Draelants / Tihon / Van den Abeele (ed.), Occident (as footnote 35 above), 313–324 ; M. Mavroudi, Exchanges with Arabic Writers during the Late Byzantine Period, in H. C. Evans (ed.), Byzantium faith and power (1261–1557). New York, N.Y. / New Haven, Conn. / London 2004, 62–75, especially 65–71). 83 On cross-cultural transmission, see S. Brentjes / A. Fidora / M. M. Tischler, Towards a New Approach to Medieval Cross-Cultural Exchanges. Journal of Transcultural Medieval Studies 1 (2014), 9–50, especially 30–33. 84 However, in other areas of veterinary medicine the Byzantines did not hesitate to draw on Arabic and perhaps Latin sources. See S. Lazaris, La production nouvelle en médecine vétérinaire sous les Paléologues et l’œuvre cynégétique de Dèmètrios Pépagôménos, in M. Cacouros / M.-H. Congourdeau (ed.), Philosophie et sciences à Byzance de 1204 à 1453: les textes, les doctrines et leur transmission. Actes de la table ronde organisée au XXe Congrès international d’études Byzantines (Paris, 2001). Orientalia Lovaniensia analecta, 146. Leuven 2006, 225–267; S. Lazaris, Hunting in Byzantium: a casestudy in falconry, in C. Brunet / B. Van den Abeele (ed.), Falconry in the Mediterranean Context during the Pre-Modern Era. Bibliotheca Cynegetica, 9. Genève 2021, 261–276.
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However, these cross-community exchanges are more complex to identify than they might seem. As mentioned above a ‘simple’ translation involves much more than the transcription into another language of the content of the original text.85 This is even more apparent in the case of the acquisition of scientific instruments. Thus, the transmission to the West of the astrolabe, an instrument for measuring geographical positions and the height of the stars, cannot be reduced to a material transmission, as it also implies the transmission of abstract facts, such as mathematical imagination and the experience of the body.86 This intertwining of the material and the immaterial is even more visible in the case of the game of chess, which was transferred from India (5th C.) to Western Europe (11th C.) via the Muslim world. It is obvious that one could not just transmit the material object alone, but also the rules of the game. This is why the game of chess naturally underwent, not only in its rules but also in its components, a long and complex adaptation. This can be seen in the metamorphosis of the vizier into a queen, of the elephant into a dolphin and then into a bishop, of the chariot into a tower and so on.87 Another example is provided by M. Ouerfelli’s study of the diffusion of sugar in the Mediterranean. In this case, transmission has an abstract dimension that goes much further than the simple act of disseminating a commodity within the Mediterranean economy. Material transmission is strongly linked to the transmission of knowledge, particularly concerning the qualities, uses and production techniques of sugar.88 This is also one of the conclusions of P. Bouras Vallianatos in his recent study on sugar-based medicinal recipes. Moreover, as Bouras Vallianatos points out “The earliest reference to a sugarbased potion in a medical context in Byzantine literature is found in a manual on
85 The act of translation changes a text in many ways, ranging from errors in copying to intentional editing and rearrangement. With each new language a work is received in, even with each individual translation, the work itself will change, as well as and how it is viewed, understood, and used. This is not a matter of inaccuracy or misinterpretation, but of real developments in philosophical and scientific thought. The best and most used translations were not made by exactly transliterating individual words in a one-to-one correspondence; rather, it was necessary for the translator to understand the meaning of the text and completely re-write it in the new language. 86 See for instance on this topic A. Borrelli, Aspects of the Astrolabe: “Architectonica Ratio” in Tenth- and Eleventh-Century Europe. Sudhoffs Archiv Beihefte, 57. Stuttgart 2008. 87 M. Pastoureau, Une histoire symbolique du Moyen Âge occidental. La Librairie du XXIe siècle. Paris 2004, 269–291, especially 282–284; O. R. Constable, Chess and courtly culture in medieval Castile: The ‘Libro de ajedrez’ of Alfonso X, el Sabio. Speculum 82 (2007), 301–437; H. Holländer, Ein Spiel aus dem Osten, in O. Engels / P. Schreiner (ed.), Die Begegnung des Westens mit dem Osten. Kongressakten des 4. Symposions des Mediävistenverbandes in Köln 1991 aus Anlass des 1000. Todesjahres der Kaiserin Theophanu. Kongreßakten des 4. Symposions des Mediävistenverbandes, 4. Sigmaringen 1993, 389–416. 88 M. Ouerfelli, Le sucre production, commercialisation et usages dans la Méditerranée médiévale. The medieval Mediterranean, 71. Leiden / Boston, Mass. 2008.
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horse medicine, called the Hippiatrica.”89 Unquestionably, therefore, the Byzantines took advantage of some of the new discoveries and inserted them into hippiatric writings and, more specifically, into their Byzantine recensions. There were some improvements in the latter, but these were very patchy compared to the progress made by the Arabs and Westerners. It should be noted that this opening, at least for the specific example of sugar as a pharmacological ingredient, took place at a time when Byzantine science was undergoing an unprecedented expansion and a certain openness towards other cultures. Indeed, the recipe belongs to recension B of the Hippiatrica, whose earliest testimonial, Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin-Preußischer Kulturbesitz, Phillipps 1538 (olim gr. 134), dates from the tenth century and is related to the imperial scriptorium of Constantine VII (r. 913-959).90 This is a period marked by a scientificcultural revival under the influence of the Macedonian dynasty, which could explain, at least in part, this open-mindedness towards discovering other cultures.91 However, one must wait for the thirteenth century to be able to speak of a genuine Mediterranean scientific métissage. From then on, in the West, the two-way relationship model (Arabic-Greek, Greek-Latin, etc.) was abandoned. Instead, there was a proliferation of Mediterranean hippiatric knowledge as a whole, which meant that a real craze for hippiatry was revived. This can be seen in the systematic copying of manuscripts, marginal commentaries, new translations and new treatises, some of which have been listed above. The centre of gravity of this new intellectual peak in hippiatry was now concentrated mainly in southern Italy and Sicily. Indeed, Sicily and Southern Italy had become ideal places for making Greek learning available to the Latin Middle Ages. First, they had numerous Greek works kept for the most part in Basilian monasteries. Some of these works might have been there since late antiquity, or they were acquired through trade with the Byzantine Empire.92 Second and most importantly, one must never forget the constant presence in Sicily and Southern Italy
89 Bouras-Vallianatos, Cross-cultural (as footnote 82 above). For the text, see Oder / Hoppe, Corpus hippiatricorum Graecorum (t. 1), 386 (Hippiatrica Berolinensia, CXXIX, 8). See also Oder / Hoppe, Corpus hippiatricorum Graecorum (t. 2), 273 (Excerpta Lugdunensia, 5). 90 On this manuscript, see Lazaris, Art et science (as footnote 17 above), 32–33, 39–40, 133. 91 In addition to references cited, see P. Lemerle, Le premier humanisme byzantin: notes et remarques sur enseignement et culture à Byzance des origines au Xe siècle. Bibliothèque byzantine – Etudes. Paris 1971; B. Flusin / J.-C. Cheynet (ed.), Autour du Premier humanisme byzantin & des Cinq études sur le XIe siècle. Quarante ans après Paul Lemerle. Travaux et mémoires, 21,2. Paris 2017. 92 In general, on trade in Byzantium, see: A. E. Laiou, C. Bouras (ed.), The economic history of Byzantium: from the seventh through the fifteenth century. Dumbarton Oaks studies, 39. Washington (DC) 2002 (especially, part 4. Exchange, Trade, And Markets); M. M. Mango (ed.), Byzantine trade, 4th–12th centuries: the archaeology of local, regional and international exchange. Papers of the thirty-eighth spring symposium of Byzantine studies (St John’s College, University of Oxford, march 2004). Society for the Promotion of Byzantine Studies. Publications, 14. Farnham / Burlington, Vt. 2009; P. Magdalino / N. Necipoǧlu, Trade in Byzantium. Papers from the Third International Sevgi Gönül Byzantine Studies Symposium. Istanbul 2016.
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of groups of native speakers of Greek. Some have survived to this day in the regions of Reggio di Calabria and in the Terra d’Otranto. In the twelfth and thirteenth centuries, three (if not more) languages and ethnic communities coexisted in the Norman kingdom of Sicily and Southern Italy, which explains why the chancellery used to issue its orders and documents in Latin, Greek and Arabic; as stated above, some people, like Frederick II, were fluent in all three languages. We can therefore ascertain that these intellectual interactions around hippiatric texts provoked cross-cultural connections, with varying degrees of success from one civilization to another, which prevented an inward-looking attitude and allowed for a deeper and shared knowledge. There was therefore a real métissage (on this term, see above, n. 12) and not a cultural hegemony of one culture over all others, through translations and reciprocal influences, and in this sense there was a Mediterranean hippiatric science. The medieval Mediterranean as an area of scientific and cultural contacts, as a space for meetings between scholars, hybridisation of knowledge and cultural convergence between Jews, Christians (Catholic and Orthodox) and Muslims did indeed exist, and hippiatric science, despite certain reservations about Byzantium, is evidence of this phenomenon. We can therefore speak of a Mediterranean perspective on the history of hippiatric medieval science. Through the migration of hippiatric knowledge, its appropriation by one culture from another and the many different readings, translations, commentaries and new works produced as a result of these intellectual processes, we can finally cease to belittle the Mediterranean Middle Ages as a poor, even barren, period and area in terms of scientific achievements.
Marina Loukaki
Une rue centrale de Constantinople, piège funeste pour les marchands voyageurs et leurs animaux : les doléances d’un Constantinopolitain à Jean II Comnène Lorsque, en 1096–97, sous le règne d’Alexis Ιer Comnène, des Croisés venus d’Occident virent surgir sous leurs yeux Constantinople, ils furent impressionnés par sa taille, sa beauté et sa richesse; leurs récits ne tarissent pas d’éloges sur les somptueux édifices, les places et les moindres recoins de la ville.1 Ibn Battuta, lui aussi, au XIVe siècle, lorsqu’il se rend dans la Ville, en admire les marchés spacieux et les rues pavées.2 Pour autant, la Constantinople du XIIe siècle n’en restait pas moins une cité médiévale, dont les rues étaient parfois noyées sous la boue, où de graves dangers guettaient les voyageurs et où la criminalité se cachait dans les ruelles obscures.3 C’est cette autre face sombre de la réalité de la ville que décrit avec une remarquable verve un Constantinopolitain anonyme qui s’adresse à Jean II Comnène en sollicitant son intervention. Cette requête, qui nous est transmise par le codex 2412 de l’université
1 Bertulphe de Nangis, Gesta Francorum expugnatium Iherusalem V. Recueil des Historiens des Croisades, Historiens occidentaux, III. Paris 1866, 494: «O quanta civitas! Quam nobilis! Quam jocunda! Quamque referta ecclesiis et palatiis, miro opere fabricatis! Quae spectacula! Quae mirabilia, aere et marmore caelata in ea continentur!»; Foucher de Chartres, Historia Hierosolymitana I 9. Recueil des Historiens des Croisades, Historiens occidentaux, III. Paris 1866, 331: «O quanta civitas nobilis et decora! Quot monasteria, quot palatia sunt in ea, opere miro fabrefacta! Quot etiam in plateis vel vicis opera ad spectandum mirabilia!». 2 Ibn Battuta, éd. H. A. R. Gibb, The Travels of Ibn Battuta, A. D. 1325–1354, II. Cambridge 1962 (= Farnham 2010), 508: «Its bazaars and streets are spacious and paved with flagstones». 3 Odon de Deuil, qui se rendit dans la ville en 1147, écrit de façon révélatrice: «La ville cependant est sale et puante, et condamnée sur plusieurs points à des ténèbres perpétuelles. En effet, les riches couvrent les voies publiques de leurs constructions, et abandonnent les cloaques et les lieux obscurs aux pauvres et aux étrangers. Là se commettent les meurtres, les brigandages, et tous les autres crimes qui recherchent l’obscurité» (éd. M. Guizot, Collection des mémoires relatifs à l’histoire de France. Histoire des croisade par Foulcher de Chartres. Histoire de la croisade de Louis VII par Odon de Deuil. Paris 1825, 322. https://doi.org/10.1515/9783111070315-026
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de Bologne, f. 149r–152r4 et fut publiée pour la première fois en 1897 par G. Mercati,5 n’est pas du tout inconnue de la bibliographie.6 Néanmoins, elle mérite d’être étudiée plus attentivement car, à travers le récit des tribulations d’un marchand sans méfiance dans une rue très fréquentée du centre de la capitale et les exhortations à Jean II Comnène afin qu’il intervienne pour résoudre le problème, son auteur pour l’instant anonyme, tout en s’adressant à Jean II, se livre en fait à une critique acerbe d’Alexis Ιer Comnène. La topographie de Constantinople byzantine, ses monuments, ses statues et ses rues ont été bien souvent au cœur des intérêts et des recherches de notre savant collègue et cher ami Albrecht Berger, auquel est dédié ce volume. La nouvelle édition et traduction assortie de commentaires du texte qui suit est donc une petite pierre, qui vient s’ajouter à l’histoire de la ville médiévale, à celle des voix de l’opposition à la dynastie des Comnènes au début du XIIe siècle mais aussi à celle de la production littéraire de l’époque.
4 Le codex Bononiensis 2412 [olim 585, Canonici Regolari di S. Salvatore di Bologna], no Diktyon: 9729, est composite et se divise en trois parties, écrites par trois copistes différents, à diverses époques. La seconde partie qui nous intéresse ici, f. 93–152v, XIIIe siècle, comporte aux f. 93–142v la dernière partie de la chronographie de Ioannis Zonaras, depuis la monocratie de Théodora (livre 17, 29, [651]) jusqu’à la fin de l’oeuvre. Le f. 143r est vide. Ensuite, le même copiste, depuis le f. 143v jusqu’au f. 152v copie quatre textes d’un auteur anonyme qui sont livrés, partiellement pour les uns, entièrement pour les autres. C’est plus précisément aux f. 143v–147r qu’est livré le premier texte, acéphale et mutilé à la fin, qui, en fait, est inédit, dans la mesure où G. Mercati n’en a publié que des extraits choisis dans son article (cf. infra note 5, 131–132 [= 488–490]). Au f. 147r le copiste, après les deux premières lignes et demie, laisse un vide sur la page d’environ sept lignes puis jusqu’au f. 149r copie une lettre à l’impératrice Irène, publiée dans son intégralité par Mercati (cf. infra, note 5, 138–140 [= 495–498]; cf. Μ. Grünbart, Epistularum graecarum initia usque as annum MD. Hildesheim 2020, 31). Suit au f. 149r on lit le texte à Jean Comnène que nous ré-éditons et commentons ci-dessous, lequel se termine aux quatre premières lignes et demie du f. 152r. Le reste du folio demeure vide. Enfin, au f. 152v nous lisons la dernière partie d’une lettre de sollicitation, également acéphale, éditée elle aussi par Mercati (cf. infra, note 5, 143 [= 500–501]). Le codex est disponible on line: Bologna, Biblioteca Universitaria, ms. 2412 (unibo.it) 5 G. Mercati, Gli anedotti d’un codice Bolognese. BZ 6 (1897), 126–143, édition de la requête, 140–142 (= Opere Minori, I. Studi e Testi, 76. Vatican 1937, 483–501, le texte, 498–500). 6 Cf. à titre indicatif des références plus anciennes au texte: P. Wirth, Zur Lokalisierung des Stadtviertels Karbonaria zu Konstantinopel. Byzantion 34 (1964), 121–123; R. Janin, Notes de topographie et d’histoire. 3. Le site du quartier dit τὰ Καρβωνάρια. RÉB 23 (1965), 257–258; A. Berger, Untersuchungen zu den Patria Konstantinupoleos. ΠΟΙΚΙΛΑ BYZANTINA, 8. Bonn 1988, 321–322; P. Magdalino, The Empire of Manuel I Komnenos 1143–1180. Cambridge 1993, 113; idem, Μedieval Constantinople: Built Environment and Urban Development, in A. Laiou (ed.), The Economic History of Byzantium. Washington D.C. 2002, 534; J. Harris, Constantinople: Capital of Byzantium. London / New York 2007, 244 note 57; K. Metzler, Eustathios von Thessalonike und das Mönchtum: Untersuchungen und Kommentar zur Schrift “De emendanda vite monachica”. Supplementa Byzantina, 9. Berlin 2006, 86 signale le caractère satirique du texte, un trait qu’elle repère également dans l’oeuvre d’Eustathios qu’elle commente.
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1 Texte Τῷ κραταιῷ καὶ ἁγίῳ ἡμῶν βασιλεῖ τῷ ἀοιδίμῳ κυρῷ Ἰωάννῃ τῷ Κομνηνῷ
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1 Ἄκουσον τοῦ λόγου μου, βασιλεῦ, –διὰ γὰρ τοῦτο σὺ βασιλεύς– καὶ δίκαια πράττων δέξαι δικαίαν πρεσβείαν ὑπὲρ πατρίδος, ἵνα μὴ ἀδίκως ἀλλὰ | δικαίως προσαγορεύῃ 149v καὶ βασιλεύς, ἶσον δὲ εἰπεῖν καὶ Θεὸς ἐπίγειος καὶ οὐράνιος· ὧδε δὲ ἔχει καὶ ἡ πρεσβεία. 2 Δημοσίαν ὁδὸν κακὴν καὶ λάλον γείτονα καὶ ἄδικον κέκτημαι, –μέγα δὲ κακὸν ὁ γείτων ὁ πονηρός–, περὶ ἧς τὰ νῦν ἐγκαλῶ καὶ λαλῶ ἀδικούμενος. Ταύτης τῆς ὁδοῦ τὴν μὲν ἀρχὴν ἔχει τοῖς ἐξερχομένοις τῆς πόλεως ὁ ἐν μάρτυσι Θεόδωρος μέγιστος τὰ Καρβωναρία κατὰ τὴν τοῦ τόπου κλῆσιν ὀνομαζόμενος, τὸ δὲ τέλος ἡ Χαρσίου 5 λεγομένη πύλη τοῦ τείχους· τοῖς δὲ εἰσερχομένοις τὸ μὲν τέλος ἔχει τὴν ἀρχήν, ἡ δὲ ἀρχὴ τὸ τέλος, ὅπερ δὴ τέλος βορβορόλιμνον ἔχει τέλος μὴ ἔχοντα. Οὗτος ὁ λιμνοβόρβορος ἐν ὄμβροις καὶ χειμῶνι πλέον ἔτι ὑπερπληρούμενος, Τάρταρος καὶ ᾍδου λίμνη γίνεται τοῖς δι’ αὐτοῦ πορευομένοις ξένοις τὲ καὶ πολίταις. Πολλὰ γὰρ τῶν ζώων, οὐ μόνον τῶν ἀχθοφόρων ἀλλὰ καὶ τῶν ἀναβάτας φερόντων, ἀσθενέστερα 10 ὄντα, ἐν αὐτῷ διερχόμενα, ἀποπνίγεται καθεκάστην· ἤδη δὲ καὶ τὰ ἰσχυρότερα τὸ αὐτὸ πάσχειν νυκτὸς παρερχόμενα, καὶ μήτε φωτὸς εὑρισκομένου μήτε τοῦ βοηθήσοντος. Τὸ αὐτὸ δὲ πολλάκις γίνεται καὶ ἐν ἡμέρᾳ ὥραν ἐχούσῃ χειμέριον καὶ διὰ τὸν καιρὸν μή τινος τῶν παροδευόντων ἐπικουροῦντος. | Ὅσα δὲ ἐν ἀχειμάστῳ ἡμέρᾳ κινδυνεύοντα 150r διασώζεται, οὕτω πως διασώζεται. 3 Ὁ τοῦ κτήνους δεσπότης, καὶ γέρων καὶ ἄρρωστος ἐνίοτε ὤν, ἐνδεδυμένος εἰς τὸν βόρβορον εἰσιὼν μέχρι μηρῶν ἢ καὶ ζώνης, τὸν φόρτον ἀφαιρούμενος τῷ ἔξωθεν ἱσταμένῳ ἐπιδίδωσιν ὄχλῳ· πολὺς δὲ ὄχλος, –εἰ καὶ ἀνωφελής–, καὶ διάφορος ἐκ πάσης ἡλικίας συνηθροισμένος, ἵσταται ὁρῶν τὰ γινόμενα. Εἶτα, τὸ φέρον τὸν 5 φόρτον ἐκδίδωσι, –σάγμα τοῦτο καλεῖ ἡ συνήθεια–, ἔπειτα ἄλλοθεν καὶ ἄλλοθεν καταδεσμεύων τὸ ζῶον ἐν σχοίνοις, εἴπέρ τις φιλόθεος δώσει αὐτῷ, τὰς τῶν σχοίνων ἀρχὰς πρὸς τοὺς ἔξωθεν ἐκτινάσσει. Αὐτὸς δὲ πτύον, εἴπερ εὑρεθείη, λαβών, ἔνθεν
1, 1 Ἄκουσον – μου] vox bibl. cf. e.g. ΙΙ Reg., 19, 16: κύριε ... ἄκουσον τοὺς λόγους Σενναχηρίμ; 20, 17: Ἄκουσον τοὺς λόγους τῆς δούλης σου 1–2 βασιλεύς ... δέξαι δικαίαν πρεσβείαν] cf. Prov., 16, 13: δεκτὰ βασιλεῖ χείλη δίκαια, λόγους δὲ ὀρθοὺς ἀγαπᾷ 2–3 δικαίως – οὐράνιος] cf. Euseb., De laud. Const., 3, 5 (201, 19–22 Heikel): τῆς οὐρανίου βασιλείας εἰκόνι κεκοσμημένος, ἄνω βλέπων κατὰ τὴν ἀρχέτυπον ἰδέαν τοὺς κάτω διακυβερνῶν ἰθύνει, μονάρχου δυναστείας μιμήματι κραταιούμενος· τοῦτο γὰρ ἀνθρώπου φύσει τῶν ἐπὶ γῆς μόνῃ ὁ τῶν ἁπάντων δεδώρηται βασιλεύς; cf. Agap. Diac., Capit. admon., 1 (26, 1–5 Riedinger): Τιμῆς ἁπάσης ὑπέρτερον ἔχων ἀξίωμα, βασιλεῦ, τιμᾷς ὑπὲρ ἅπαντας τὸν τούτου σε ἀξιώσαντά σε θεόν, ὅτι καὶ καθ᾿ ὁμοίωσιν τῆς ἐπουρανίου βασιλείας ἔδωκέ σοι τὸ σκῆπτρον τῆς ἐπιγείου δυναστείας, ἵνα τοὺς ἀνθρώπους διδάξῃς τὴν τοῦ δικαίου φυλακήν 2, 1–2 μέγα – πονηρός] cf. Dem., Contra Callicl., 1, 1–2: Οὐκ ἦν ἄρ᾿, ὦ ἄνδρες Ἀθηναῖοι, χαλεπώτερον οὐδὲν ἢ γείτονος πονηροῦ καὶ πλεονέκτου τυχεῖν
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καὶ ἔνθεν τοῦ ζώου ἀπορρίπτων τὸν βόρβορον, ὥσπερ ἐν ὕδατι μόνῳ πλέειν τὸ ζῶον ποιεῖ, ἅτε τοῦ γεώδους ἰδίᾳ πρὸς βραχὺ χωρισθέντος. Εἶτα, ὁ μὲν τὸν τράχηλον τὸν ἑαυτοῦ τῷ τοῦ ζώου τραχήλῳ ὑποβαλὼν ἀνεγείρειν πειρᾶται ὡς δύναμις, τὸ δὲ κοινὸν τοῦ λαοῦ τοῖς σχοίνοις ἔξωθεν ἕλκον φωναῖς ναυτικαῖς καὶ οἷον κελεύμασι καὶ ἄλλαις ἀδολεσχίαις ἀσέμνοις τοῦτο ἀνακαλούμενοι. 4 Εφ’ οἷς ποῖον σοι δοκεῖ εἶναι τὸ ἡμέτερον τοῦτο ἀβασίλευτον θέατρον, τὸ 150v καθημερινὸν καὶ ἀκήρυκτον; | Πόση δὲ ἡ κραυγὴ καὶ ὁ θόρυβος περικτυπεῖν τὰ ὦτα ἡμῶν πάντως καὶ ὑπὲρ αὐτοὺς τάχα τοὺς ἱππικοὺς ἀγῶνας καὶ τὰς ἱπποδρομίας αὐτὰς καὶ τὰ πάνδημα θέατρα; Πόσος δὲ ὁ ἑτερόπιστος καὶ ἐθνικὸς μυκτηρισμὸς τῶν μὲν τὰς κεφαλὰς κινούντων καὶ καταμεμεμφομένοις ἑοικότων, τῶν δὲ δακτυλοδεικτούντων τὸν τοιοῦτον τῆς τραγωδίας τῷ πένητι θρίαμβον καὶ τὸ διὰ μέσης πόλεως τοῦ ξένου ξένον ναυάγιον; Καὶ εἰ μὲν τούτοις διασωθῇ τὸ ζῶον, ἐλύθη τῷ μὲν πένητι ἡ συμφορά, ἡμῖν δὲ τὸ πολυστένακτον καὶ ἀνίκητον τοῦτο θέατρον τῶν τοσούτων κακῶν· εἰ δὲ μὴ τούτοις μόνοις, καὶ ἑτεραῖς μηχαναῖς πειρῶνται τοῦτο ἐκφέρειν. Οὐ γὰρ καιρὸς ἕκαστα διαγράφειν καὶ ἄλλο ἀνεγείρειν τοῖς ἀκούουσι θέατρον θλίψεων. 5 Εἰ δὲ τούτων ἔτι γινομένων ἐπέλθῃ ἡ νύξ, οἱ μὲν ἄλλοι ἀπηλλάγησαν, ὁ δὲ ξένος ἐναπέμεινεν εἰς τὸν βόρβορον, ἶσα καὶ ἐπὶ τέκνῳ νεκρῷ ὀλοφυρόμενος ἐπὶ ζώῳ, ἄπλυτος, ἄτροφος, ἄποτος, ἄϋπνος, ἀπαραμύθητος πάντοθεν, πολλαῖς μὲν κραυγαῖς τὲ καὶ θρήνοις δι’ ὅλης τῆς νυκτὸς τοὺς πλησίον ἀνακαλούμενος, οὐδενός δε τούτου ἀκούοντος, ὥσπερ ἐν ὄρεσι μέσοις καὶ ἐρημίᾳ ἐσχάτῃ. Εἰ δὲ ἐπὶ τούτοις | 151r καὶ ἡ νὺξ μεταβαλοῦσα ψύχος γεννήσειε, –πᾶσα δὲ νὺξ ψυχροτέρα τῆς ἡμέρας ὡς ἐπίπαν καθέστηκεν–, ὁ μὲν τὸ κτῆνος ἐν τῷ λάκκῳ τοῦ βορβόρου καὶ ἄκων ἀφέμενος, ἄπεισι χερσὶ ποσὶ τὴν ὁδὸν ψηλαφῶν καὶ τοιχοκρατῶν ὅπου κατακρύψειεν ἑαυτὸν τοῦ χειμῶνος, κλαπεὶς πολλάκις καὶ τὸ πλέον ἢ καὶ τὸ ὅλον τοῦ φόρτου· τὸ δὲ βορβόρῳ καὶ λιμῷ καὶ πάγῳ κατεμερίσθη καὶ τοῖς κυσίν, οὓς ὁ τόπος οὗτος τρέφει πολλούς, πολλῶν μὲν ἡμερῶν ὁδὸν εἰ οὕτως ἔτυχε παρελθὸν ἀκινδύνως, πολλοὺς δὲ ποταμούς τε καὶ ὄρη καὶ δυσχωρίας καὶ βάραθρα, ἐν δὲ πόλει μέσῃ, ὥσπερ ὑπὸ θηρίων καὶ λύκων, ὦ λόγε καὶ δίκη καὶ νόμοι καὶ ἀρετή, κακῶς φεῦ μοι διαφθαρέν· καὶ πόλει βασιλευούσῃ καὶ ἐθνῶν καὶ πόλεων ὅλων ἔν τε δόγματι καὶ λόγῳ καὶ βίῳ. 6 Ἐγὼ μέν, ὁ γέρων πένης, οὕτω νέος ὑπάρχω καὶ πλούσιος ἐπὶ ταῖς τοιαύταις τῶν πενήτων ἀτυχίαις καὶ θλίψεσι καὶ ἐπὶ τῷ λάκκῳ τοῦ Ἰωσὴφ καὶ ἐπὶ τῇ τοσαύτῃ ἀσπλαγχνίᾳ τῶν ἀδελφῶν αὐτοῦ, καὶ οὕτως ἄρτι ὃ γέγραφα, γέγραφα, καὶ οὕτω
4, 6–7 τὸν – ναυάγιον] cf. Joann. Chrysost., Hom. 28 in epist. Ι ad Corinth (PG 61, 236): οὐ λογίζῃ τὸ μέγεθος τῆς συμφορᾶς καὶ τὸ καινὸν ἐκεῖνο ναυάγιον, καὶ τὴν ξένην καὶ παράδοξον τραγῳδίαν 5, 6 νὺξ – ἡμέρας] Alex. Aphr., In Arist. meteor. libr. comm. (CAG III 2, 90, 4 Hayduck): ψυχρότεραι γὰρ αἱ νύκτες τῶν ἡμερῶν 6, 2–3 ἐπὶ1 – αὐτοῦ] cf. Gen., 37, 22–28 3 ὃ – γέγραφα2] Joann., 19, 22: ἀπεκρίθη ὁ Πιλᾶτος “Ὃ γέγραφα, γέγραφα” 5, 11 παρελθὸν] παρελθὼν cod.
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κατὰ τὸν Nόμον τῷ λόγῳ ἀνάγω ἐκ τοῦ βόθρου τὸ κτῆνος, ἕτοιμος ὢν καὶ χερσὶ τοῦτο
5 ἀνάγειν, εἴπερ μὴ παραλύτους αὐτὰς ἡ νόσος καὶ ὁ χρόνος | καὶ τὸ γῆρας κατέστησαν. Σὺ 151v
δὲ ὁ νέος καὶ βασιλεύς, καὶ βασιλεὺς νέος, ἆρά γε γέρων καὶ πένης εἶ ἐπὶ ταῖς τοιαύταις συμφοραῖς τοῦ λαοῦ σου, ἢ οὐκ ἀλγεῖς διὰ τὸ ἀπολλύμενον πρόβατον ὁ ποιμήν, ἢ οὐ κυβερνήσεις ἀλλὰ καταποντίσεις τὸ πλοῖον ὁ κυβερνήτης; Οὐ φυλάξεις τὸν νόμον τὸν τὸ κτῆνος φυλάσσοντα, οὐκ ἀναγάγῃς, εἰ καὶ μὴ τὸ κτῆνος, ἀλλὰ τοὺς λόγους τούτους 10 τῷ πατρί σου καὶ βασιλεῖ σου ἀγνοουμένους αὐτῷ; Καὶ πόθεν σε γνωρίσομεν βασιλέα ἡμέτερον; Ὡς γὰρ τὸ δένδρον ἐκ τοῦ καρποῦ, οὕτω βασιλεὺς ἐκ τοῦ εὐεργετεῖν καὶ μᾶλλον, τὸ κοινόν, οὐκ ἐκ τοῦ ἀδικεῖν γνωρίζεται· ἀδικία δὲ μεγίστη τοιοῦτον κακὸν παρορώμενόν τε καὶ σιωπώμενον. 7 Ὁ αὐτοκράτωρ σπείρει τὸν πλοῦτον ὡς ὕδωρ κατά τε πετρῶν καὶ θαλασσῶν καὶ κατὰ τῆς γῆς. Σπειράτω καὶ κατὰ τῆς πατρίδος τῆς σῆς καὶ ὑπὲρ ταύτης λόγον εἰπάτω καὶ ἰαθήσεται τὸ κακὸν λόγου θᾶττον. Ἡ θεραπεία ὅσον δύσκολος ἐμοί, τοσοῦτον εὔκολος αὐτῷ. Δείκνυσι προικοφόρους ἀπόρους νέας γυναῖκας ἀνδράσι συζευγνύς. 5 Δειξάτω προικοφόρον καὶ ταύτην, εὔπορον οὖσαν ποτέ. Δότω ἀνδρὶ καὶ τὴν γραίαν. Ἴσως γὰρ | χρῄζει καὶ ἡ γραία ἀνδρός, εἰ καὶ τοῦ λέγειν αἰσχύνεται. Εἰ γὰρ καὶ πέντε 152r ἄνδρας ἔσχεν, ὡς λέγεται, ἀλλ’ οὖν τέως. Ὃν ἔχει νῦν, οὐκ ἔστι ταύτης ἀνήρ· ᾠκονόμει γὰρ ἂν καλῶς τὰ τῆς αὐτοῦ γυναικὸς ὡς ἀνὴρ ὑπάρχων ταύτης καὶ οὐ μοιχός.
4 κατὰ – κτῆνος] cf. Deut., 22, 4: οὐκ ὄψῃ τὸν ὄνον τοῦ ἀδελφοῦ σου ἢ τὸν μόσχον αὐτοῦ πεπτωκότας ἐν τῇ ὁδῷ, μὴ ὑπερίδῃς αὐτούς· ἀνιστῶν ἀναστήσεις μετ’ αὐτοῦ 7 ἀλγεῖς – ποιμήν] cf. Mat., 18, 12–14; Luc., 15, 4–6; 8–9 Οὐ – κτῆνος] cf. supra app. ad 6, 4 11–12 τὸ δένδρον ἐκ τοῦ καρποῦ ... γνωρίζεται] Mat., 12, 33: ἐκ γὰρ τοῦ καρποῦ τὸ δένδρον γινώσκεται; Luc., 6, 44: ἕκαστον γὰρ δένδρον ἐκ τοῦ ἰδίου καρποῦ γινώσκεται; cf. CPG I, 252 (Diogen. 5, 15); CPG II, 389 (Apost. VI, 90) | βασιλεὺς – γνωρίζεται] cf. Eisag. 2, 3 (JGR II 241 Zepos): Τέλος τῷ βασιλεῖ τὸ εὐεργετεῖν, διὸ καὶ εὐεργέτης λέγεται, καὶ ἡνίκα τῆς εὐεργεσίας ἐξατονήσῃ δοκεῖ κιβδηλεύειν κατὰ τοὺς παλαιοὺς τὸν βασιλικὸν χαρακτήρα; Agap. Diac., Capit. admon., 19 (38, 1–2 Riedinger): Εἰ τὴν ἐκ πάντων βούλει καρποῦσθαι τιμήν, γίνου τοῖς ἅπασιν εὐεργέτης κοινός 7, 1 σπείρει... κατά τε πετρῶν καὶ θαλασσῶν] CPG II, 27, 48 (Diogen. 2, 61; 3, 71); CPG II, 173 (Mac. Chrys. 4, 62) 3 λόγου θᾶττον] sent. prov. 6–7 πέντε – ἀνήρ] Joann., 4, 18: πέντε γὰρ ἄνδρας ἔσχες, καὶ νῦν ὃν ἔχεις οὐκ ἔστιν σου ἀνήρ 6, 6 ἆρά] ἄρά cod.
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2 Traduction À notre puissant et saint empereur, l’illustre Kyr Jean Comnène 1 Prête attention à mes mots, basileus, — car c’est pour cela que tu es basileus —, agis selon la justice et reçois ma juste intercession pour le bien de la patrie, afin que l’on te désigne aussi, non pas injustement mais à juste titre, comme basileus, autrement dit Dieu de la terre et du ciel. Le motif de mon intercession est le suivant: 2 J’habite au voisinage d’une méchante et bruyante voie publique qui provoque l’injustice — c’est un grand malheur qu’un mauvais voisin —, que je dénonce ici et si je parle, c’est parce qu’elle me porte préjudice. Cette rue, pour tous ceux qui sortent de la ville, commence à [l’église] du grand martyr Théodore, les Karvounaria, comme l’appellent les gens d’ici, et se termine à la Porte des remparts, dite de Charsius; pour ceux qui y entrent, la fin est le début et le début, la fin, fin qui est bien sûr un cloaque qui n’a pas de fin. Quand il pleut et en hiver, ce bourbier déborde encore davantage, devient un Tartare et un lac de l’Hadès, aussi bien pour les étrangers de passage que pour les habitants de la ville. Car un grand nombre d’animaux, les plus chétifs, pas seulement les bêtes de somme mais ceux que montent des cavaliers, en passant par cet endroit se noient chaque jour; mais même les plus robustes connaissent le même sort lorsqu’ils passent par-là de nuit et il n’y a ni lumière ni personne pour leur porter secours. Cela se produit souvent aussi pendant la journée en hiver car, du fait de la saison, il ne se trouve aucun passant pour prêter main forte. Voici comment ça se passe pour ceux qui courent un danger par une journée non hivernale et qui s’en sortent. 3 Le propriétaire de la bête, qui est parfois vieux et malade, entre tout habillé dans la boue jusqu’aux cuisses ou même à la ceinture, ôte la charge et la tend à la foule qui se tient en dehors; beaucoup de gens, bien sûr, attroupés ainsi sans raison, de toutes sortes et de tous âges, sont là, debout, et n’en perdent pas une miette. Ensuite, [le propriétaire] ôte et donne ce qui porte la charge – d’ordinaire, on appelle ça le bât – puis il attache de partout l’animal avec des cordes, pour peu, bien sûr, que quelque pieuse personne lui en donne, et il lance les bouts des cordes à ceux qui se tiennent à l’extérieur. Puis, lui-même, prenant une pelle, si bien sûr, il s’en trouve une, ramasse et repousse la boue tout autour de la bête, de façon à ce qu’elle flotte seulement sur de l’eau, une fois qu’à court terme, il a éloigné tant bien que mal la boue de l’eau. Ensuite, il place sa nuque sous l’encolure de la bête et essaie de la soulever autant qu’il peut, cependant que la foule tire du dehors les cordes, avec des cris de marins, comme si, avec des ordres et autres obscénités, elle cherchait à ramener la bête. 4 À la lecture de tout cela, comment te semble ce théâtre que, sans qu’il y ait de l’empereur et sans qu’il ait été annoncé, nous vivons chaque jour? Il faut entendre les cris et le vacarme qui nous vrillent les oreilles, plus fort assurément que ceux des courses de chevaux, de chars et des théâtres bondés! Et les railleries des adeptes
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d’une autre religion et des étrangers, qui tantôt hochent la tête comme pour nous outrager, et tantôt pointent du doigt ce triomphe tragique au détriment du pauvre et cet étrange naufrage de l’étranger en plein coeur de la ville! Et si, de cette façon, la bête a la vie sauve, le pauvre échappe au désastre et nous au spectacle déchirant et irréductible de tant de maux. Si d’aventure ces moyens s’avèrent insuffisants, [les gens] essaient de le sortir de là avec d’autres stratagèmes. Mais ce n’est pas le moment de décrire ici chacun d’eux séparément et de mettre en scène pour les auditeurs un autre spectacle d’affliction. 5 Pourtant, si, tandis que tout cela se déroule encore, survient la nuit, tous les autres s’en vont mais l’étranger, lui, reste dans le bourbier et se répand en gémissements pour la bête, comme s’il s’agissait de son enfant mort, pas lavé, le ventre vide, assoiffé, sans avoir fermé l’oeil, inconsolable à tous points de vue, appelant les voisins toute la nuit avec force cris et lamentations, mais sans que personne entende, comme s’il se trouvait en pleine montagne et dans le pire désert. Et si, en plus de tout cela, la nuit change et apporte le froid, –la plupart du temps la nuit est plus froide que la journée–, lui, contre son gré, abandonne la bête au fond du bourbier et s’en va en tâtonnant des mains et des pieds pour trouver la route et en s’aggripant aux murs pour se protéger des intempéries, cependant qu’on lui a volé la plus grande partie ou la totalité de sa charge; quant à la bête, [restée] dans le bourbier, affamée et gelée, elle est déchiquetée par les chiens que cet endroit nourrit en grand nombre, cette même [bête] qui peut-être a parcouru pendant des jours et des jours un long chemin sans courir de danger, franchi quantité de rivières et de montagnes, d’endroits escarpés et de ravins pourtant, malheur à moi, voilà qu’elle est morte d’une méchante mort, comme si elle avait été dévorée par des loups et des bêtes sauvages, ô raison, justice, lois et vertu, en plein cœur de la ville; et quelle ville! celle qui règne sur toutes les nations et les villes pour ce qui est du dogme, des lettres et de la richesse. 6 Moi, bien sûr, pauvre vieux que je suis, je redeviens ainsi jeune et riche face à ces malheurs et à cette affliction des pauvres et devant cette fosse de Joseph et la cruauté de ses frères et voici pourquoi maintenant j’ai écrit ce que j’ai écrit, et ainsi, comme dit la Loi, par ma parole, je remonte la bête de la fosse et je serais prêt à le faire de mes propres mains, si la maladie, les années et la vieillesse ne les avaient paralysées. Mais toi qui es jeune et basileus, et nouveau basileus, serais-tu donc vieux et pauvre face à de si grands malheurs que connaît ton peuple, ou bien toi, le berger, n’as tu pas de compassion pour la brebis perdue, ou bien toi, le capitaine, ne vas-tu pas gouverner le navire mais le laisseras-tu couler? Ne protègeras-tu pas la loi qui protège l’animal, ne feras-tu pas remonter, sinon la bête, du moins ces mots jusqu’à ton père et empereur qui les ignore? D’où alors pourrons-nous te reconnaître comme notre empereur? Car, de même que l’arbre se reconnaît à son fruit, de même l’empereur se reconnaît à qu’il pratique la bienfaisance ou mieux, tout bonnement, à qu’il ne commet pas d’injustice. Et c’est une grande injustice de fermer les yeux sur un tel malheur et de le passer sous silence.
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7 L’empereur sème la richesse comme l’eau sur les pierres, la mer et la terre. Qu’il la sème aussi sur ta patrie et qu’il dise un mot en sa faveur et le mal sera guéri plus vite que la parole. Autant la guérison est difficile pour moi, autant elle est facile pour lui. Il dote les filles sans ressources et leur donne un époux. Qu’il montre que celle qui autrefois était riche a une dot, elle aussi. Qu’il donne la vieille à un homme. Peut-être la vieille a-t-elle elle aussi besoin d’un homme, même si elle a honte de le dire. Car, même si elle a eu cinq hommes, comme on dit, c’était autrefois. Celui qu’elle a maintenant n’est pas son mari. Sinon il s’occuperait correctement des affaires de sa femme comme un époux et pas comme un adultère.
3 Commentaire À en juger par le titre, le destinataire de cette requête est Jean II Comnène, ici qualifié de basileus, de surcroît nouveau empereur et jeune homme pour ce qui est de l’âge (Σὺ δὲ ὁ νέος καὶ βασιλεύς, καὶ βασιλεὺς νέος). On serait en droit de penser, comme Mercati,7 que le texte fut écrit durant les premières années du règne de Jean II, lequel monta sur le trône en août 1118 après la mort de son père. Pourtant, à partir de § 6.9–10, il devient clair que l’auteur demande à Jean de transmettre sa requête à son père l’empereur qui l’a ignorée (il ne lui a prêté aucune attention): «οὐκ ἀναγάγῃς… τοὺς λόγους τούτους τῷ πατρί σου καὶ βασιλεῖ σου ἀγνοουμένους αὐτῷ;». Alexis Comnène est donc alors encore en vie et l’on suppose que cet auteur anonyme s’était déjà adressé à lui auparavant à ce sujet mais que ce dernier n’avait pas prêté attention à ses dires.8 Le fait que Jean soit appelé basileus du vivant de son père n’a rien pour nous surprendre puisque, dès 1092, Alexis Ier l’avait proclamé co-empereur9 et il semble qu’il ait été pour lui,
7 Mercati, Gli anedotti (cité note 5) 135–136 (= 492–493). 8 À noter que, comme en témoigne sa lettre à l’impératrice Irène Doukaina, l’auteur anonyme s’était déjà adressé à l’empereur Alexis Ier dans une autre circonstance; il avait été alors entendu et avait bénéficié d’un bienfait de la part de celui-ci (Mercati, Gli anedotti [cité note 5] 140 [= 498]: καὶ ὕδωρ … παραρρεῖ ψυχρὸν τῇ μεγαλουργῷ χειρὶ τοῦ ἀνδρός σου καὶ αὐτοκράτορος, οὗ δὴ τὰς ἐπὶ τῷ λαῷ μου εὐεργεσίας πολλαπλασίους αὐτῷ ἀντιμετρήσει ὁ Κύριος τοσαυτάκις μου ἐπακούσαντι, ὁσάκις ἂν περὶ αὐτοῦ καὶ λελάληκα πρὸς αὐτόν. 9 Cf. Κ. Varzos, H Γενεαλογία των Κομνηνών, Ι. Βυζαντινά Κείμενα και Μελέται, 20. Thessalonike 1984, 204; P. Frankopan, Kinship and the Distribution of Power in Komnenian Byzantium. The English Historical Review 122 no 495 (2007), 17; V. Stankovic, John II Komnenos before the year 1118, in A. Bucossi / A. R. Suarez (eds.), John II Komnenos, emperor of Byzantium: in the shadow of father and son. Farnham 2016, 16–17, qui souligne: Une série de pièces de couronnement spéciales datant de cette époque porte une composition inhabituelle: les parents impériaux sont figurés sur le revers et le jeune Jean Comnène couronné par le Christ sur l’avers. Ces émissions spéciales sont les seuls exemples de pièces d’Alexis sur lesquelles son fils et co-empereur est représenté. Plus précisément, sur l’usage du titre de basileus du VIIIe au XIe siècles, cf. C. Zuckerman, On The Titles and Office of the Byzantine Βασιλεύς. ΤΜ 16 (2010), 884–889, en particulier 887.
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de 1106 à 1118, un collaborateur étroit et de confiance.10 On peut donc établir avec certitude que ce texte est postérieur à 1092 (sans doute même nettement postérieur,11 si l’on songe qu’en 1092 Jean était âgé de cinq ans) et antérieur à 1118, année de la mort d’Alexis Ier. Les données topographiques qui sont mentionnées, autrement dit l’emplacement présumé de l’église de Saint-Théodore à Karvounaria12 et ce point extrêmement dangereux de l’une des rues les plus importantes de la capitale, qui partait de la Porte de Charisios ou Porte d’Andrinople13 des remparts terrestres, ont déjà posé problème à d’autres chercheurs qui les ont commentées, dont Albrecht Berger.14 Toutefois, le texte, en dépit de son apparente candeur et du style linguistique simple, est particulièrement intéressant, à la fois en tant qu’œuvre littéraire proprement dite et par sa dimension critique envers l’empereur, une critique formulée sur un mode plutôt satirique. Du point de vue de la structure, après les premières lignes d’introduction en forme de prologue, on distingue dans ce court texte deux unités: la première n’est qu’une ekphrasis d’un événement (πρᾶγμα), dans un lieu bien précis (τόπος), qui se joue en
10 Stankovic, John II Komnenos (cité note 9) 17–21. 11 Voir aussi infra, 425. 12 Sur cette église de Saint-Théodore, cf. R. Janin, La géographie ecclésiastique de l’empire byzantin. 1: Le siège de Constantinople et le patriarcat œcuménique. 3: Les églises et les monastères. Paris 1969, 148. Sur le quartier dit «τὰ Καρβουνάρια», cf. idem, Constantinople byzantine: Développement urbain et répertoire topographique. Paris 1964, 97, 366–367 et son article dans RÉB 23 (1965), 257–258; Wirth, Karbonaria (cité note 6). Dans la Patria Constantinoupoleos et leur tradition manuscrite (ed. Th. Preger, Scriptores originum Constantinopolitanarum. Pseudo-Codinus, Patria Constantinopoleos, III 45. Leipzig 1910, 234 et app. crit.) le nom se rencontre sous diverses variantes: «καρβουνάρια», «καρβωνάρια», «καρβουναρία». Un document du Monastère d’Iviron en date du 23 janvier 1190 atteste que le prêtre et protopappas de Saint-Théodore des Karvonaria (τῶν Καρβωναρίων), Léon, signe le testament de Symvatios Pakourianos: J. Lefort / N. Oikonomides / D. Papachryssanthou et al., Actes d’Iviron, II, no 44. Archives de l’Athos, 26. Paris 1990, 156. Dans notre édition, nous avons conservé la lecture et l’accentuation du manuscrit: «τὰ καρβωναρία». 13 Sur la Porte de Charisios voir Janin, Constantinople byzantine (cité note 12) 281–282. 14 Berger, Untersuchungen (cité note 6) 99, 157, 172, 313–314, 320–321 (sur Saint-Théodore et les Karvounaria); 619–620 (Porte de Charisius). Cf. également A. Berger, Accounts of Medieval Constantinople. The Patria, 3, 45, 3, 138. Dumbarton Oaks Medieval Library, 24. Cambridge Mass. / Londres 2013, 166–167, 196–197. Plus généralement sur les rues du centre de Constantinople, cf. idem, Streets and Public Spaces in Constantinople. DOP 54 (2000), 161–172; idem, le chapitre Urban development and decline, fourth-fifteenth centuries, et du K. Durak, Commercial Constantinople, in S. Basset (ed.), The Cambridge Companion to Constantinople. Cambridge 2022, 33–49, 166–179, suivi d’une bibliographie détaillée. Également, Μ. Mundell Mango, The Porticoed Street at Constantinople, in N. Necipoğlu (ed.), Byzantine Constantinople: Monuments, Topography and Everyday Life. The Medieval Mediterranean. Peoples, Economies and Cultures 400–1453, 33. Leiden / Boston / Köln 2001, 29–51; Κ. R. Dark, Houses, Streets and shops in Byzantine Constantinople from the fifth to the twelfth centuries. Journal of Medieval History 30 (2004), 83–107.
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deux temps (καιρός), la nuit et le jour.15 Tout d’abord, le lieu est décrit du point de vue de ses coordonnées dans l’espace, de ses caractéristiques géophysiques et des sérieux inconvénients qu’il présente et qui causent des dommages à des gens et à des bêtes, de jour comme de nuit. Vient ensuite la description très détaillée d’un incident typique qui survient dans la rue au cours de la journée, lorsqu’un marchand qui veut la traverser avec sa bête se retrouve piégé dans la boue, description qui se clôt de manière saisissante dans le paragraphe suivant. Dans le paragraphe en question, l’auteur met en avant les associations d’idées personnelles que lui suggère l’événement qu’il voit se produire quotidiennement. Non sans sarcasme ni amertume, il l’envisage comme une course de chars sur l’hippodrome qui n’est ni programmée ni signalée à l’avance, comme le veut l’usage pour les jeux régulières sur l’hippodrome qui sont proclamées par ordonnance impériale.16 Il n’y a donc pas d’empereur? Serait-il absent? Les cris et les hourras d’une foule hétérogène d’autochtones et d’étrangers ne glorifient pas un aurige vainqueur mais s’apitoient, tout en le déplorant, sur le triomphe quotidien de l’adversité et la défaite de l’indigent. L’auteur laisse percer une lueur d’espoir en disant que parfois la bête et l’homme réussissent à avoir la vie sauve, mais sans se lancer dans une description détaillée afin de passer directement au deuxième volet, le plus noir, de son ekphrasis, à savoir les événements qui surviennent pendant la nuit. Le décor est effrayant: obscurité, froid glacial, solitude et lamentations d’un homme qui crie à l’aide sans obtenir de réponse. L’homme réussit seul à s’en sortir mais pas à sauver sa fortune. L’animal lui, meurt de faim et il est mis en pièces par les chiens qui pullulent dans le coin.17 Et cette partie se clôt à nouveau sur les réflexions amères du narrateur à la pensée que cet événement ne se joue pas dans des endroits dangereux et reculés ou des passages en pleine campagne (rivières, montagnes, ravins), mais, oxymore, dans une rue centrale et très fréquentée de la ville la plus riche du monde et la plus reconnue pour ce qui est de la foi chrétienne et des lettres. L’articulation et le traitement des thèmes de l’ekphrasis montrent que son auteur connaît très bien ce genre littéraire qui, on le sait, fait partie des Progymnasmata. Celle-ci est introduite
15 Sur la théorie de la classification des divers sujets de l’ekphrasis, cf. R. Webb, Ekphrasis, Imagination and Persuasion in Ancient Rhetorical Theory and Practice. Farham 2009, 61–70. 16 Sur le rôle determinant de l’empereur dans l’organisation des courses sur l’hippodrome à Contantinople et le cérémonial de leur proclamation, cf. J. Dagron, L’organisation et le déroulement des courses d’après le Livre des cérémonies. ΤΜ 13 (2000), 147–149 ; idem, L’hippodrome de Constanti nople, Jeux, peuple et politique. Paris 2011, 126–134. 17 Si, dans la Constantinople d’aujourd’hui les chats pullulent, dans la capitale médiévale, il semble qu’aient circulé de dangereux chiens errants. Dans un poème satirique de la même époque contre un astrologue, un chien mord l’astrologue à la jambe qui, dès lors, tel Héphaïstos, boite et devient la risée des enfants (P. Magdalino, Debunking Astrology in twelfth-Century Constantinople, in St. Efthymiadis / Ch. Messis / I. Polemis (eds.), Pour une poétique de Byzance. Hommage à Vassilis Katsaros. Paris 2015, 165–176, plus particulièrement, 172: Ἀλλὰ κύων ἄλλο προθύροις κακὸν ἵστατ᾽ ὄνειαρ, / αὐτίκα δ᾽ ἀστρολόγου νείατον εἶχε πόδα, / καὶ δρομικόν περ ἐόνθ᾽ Ἑρμῆν Ἥφαιστον ἔθηκε· / ἄσβεστος δὲ γέλως ἵστατο παιδαρίοις. Je remercie Charis Messis d’avoir tiré mon attention sur ce poème.
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habilement dans le texte, clarifiant avec vivacité le propos et suscitant l’intérêt de l’auditeur/lecteur pour la suite, qui va être traitée dans la deuxième unité et constitue le sujet principal, déjà annoncé, comme il se doit, dans le prologue, à savoir la juste requête en faveur d’une intervention impériale. Cette seconde unité présente un caractère exhortatoire/didactique envers le destinataire, le jeune Jean Comnène, et en même temps nettement dénonciateur envers son père l’empereur Alexis. Dès le prologue, il semble que l’auteur anonyme de ce texte pointe Jean du doigt, en lui rappelant que le devoir du bon prince qui, par définition, règne à l’image de Dieu, est de prêter attention aux justes requêtes de ses sujets. Suggérant que c’est précisément ce que ne fait pas Alexis, son père, lequel ignore — ne prête pas attention/reste indifférent à? — tout ce que l’auteur lui a signalé. C’est la raison pour laquelle il sollicite la médiation de son jeune successeur afin que sa requête parvienne jusqu’à l’empereur. Dans le même temps, avec une extrême audace et fort de l’autorité que lui donne son âge avancé face à la jeunesse de Jean, il n’hésite pas à s’offrir en modèle, en disant ce que lui-même ferait spontanément, par miséricorde et par souci de son prochain et de la bête de celui-ci, ainsi que le commandent les Écritures, s’il n’en était pas empêché par la maladie et la vieillesse. Ensuite, s’adressant à lui à la deuxième personne, il sermonne le jeune (co-)empereur et lui indique, à travers une série de questions rhétoriques, comment il doit se conduire pour se révéler un bienfaiteur et être reconnu comme un empereur digne de ce nom. Le soubassement idéologique des points de vue avancés par l’auteur concernant le prince idéal est, certes, une somme de parfaits lieux communs puisqu’on les rencontre dans une multitude de textes byzantins de toutes les époques. Mais ce qui est intéressant ici, c’est qu’en s’exprimant sur le mode de la recommandation, l’auteur sousentend clairement que Jean n’a pas encore fourni de preuves qu’il est un bienfaiteur ni, partant, un prince capable. Dans le dernier paragraphe, notre homme devient plus agressif, voire grossier: il parle désormais de l’empereur à la troisième personne, faisant de toute évidence référence au père de Jean, l’empereur Alexis, et de manière ambivalente, fait allusion à sa générosité. Certes, l’empereur prodigue la richesse mais il la disperse dans des œuvres inutiles. C’est du moins ce que l’auteur laisse entendre très habilement grâce à des expressions proverbiales «σπείρειν κατὰ πετρῶν», «σπείρειν κατὰ θαλασσῶν». Ensuite, écrivant toujours à la troisième personne, il requiert que l’empereur prête attention et accorde ses soins à la “vieille” qui jadis était riche, tout comme il dote les jeunes femmes sans ressources. L’allégorie est claire; la «vieille» n’est autre que Constantinople18 à propos de laquelle, un peu plus haut, il écrivait, non sans indignation,
18 Dans la littérature de l’époque des Comnènes, la personification de Constantinople, présentée comme une femme éprouvée, voire une vieille, est courante. Cf. par ex. le poème 4, 41–43 de Théodore Prodromos: Ὦ πόλις πόλις εὐτυχής, ὦ Ῥώμη ‘Ρώμη νέα, / ἐπαλαιώθης ὑπ’ ἐχθρῶν, ἐγένου γραῖα ‘Ρώμη, / κατέθου τοὺς πλοκάμους σου, κατέθου τὴν στολή σου (ed. W. Hörandner, Theodoros Pro-
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que ces funestes maux surviennent «ἐν πόλει μέσῃ, … πόλει βασιλευούσῃ καὶ ἐθνῶν καὶ πόλεων ὅλων ἔν τε δόγματι καὶ λόγῳ καὶ βίῳ», une ville bafouée par des étrangers et infidèles. En d’autres termes, il demande au prince de s’intéresser à la capitale et d’y financer des travaux. La ville peut bien, comme la Samaritaine de l’Évangile, avoir eu cinq maris, mais son époux du moment, autrement dit l’empereur, la néglige. L’auteur n’hésite pas à qualifier l’empereur du terme extrêmement offensant d’« adultère ». Tout ceci nous conduit à penser que l’auteur anonyme appartient à un cercle d’opposants à Alexis Ier et à son fils Jean. Grâce à une lettre qu’il adresse à l’impératrice Irène Doukaina, nous savons avec certitude que l’homme en question entretenait des liens étroits avec l’entourage des Doukas, et avait bénéficié de leurs bienfaits.19 Pendant les trente-sept ans du règne d’Alexis Ier, on avait entendu s’élever maintes voix contestataires différentes.20 La manière cruelle pour les habitants de Constan-
dromos, Historische Gedichte. WBS, 11. Wien 1974, 202). Pour d’autres exemples dans des poèmes de Prodromos, cf. Magdalino, Manuel I Komnenos (cité note 6) 425 note 32; chez d’autres auteurs du XIIe siècle, cf. Τ. Schmidt, Protective and Fierce: The Emperor as a Lion in Contact with Foreigners and his Subjects in Twelfth- and Early Thirteenth-Century Byzantine Court Literature, in K. Stewart / J. Moreton Wakeley (eds.), Cross-Cultural Exchange in the Byzantine World, c. 300–1500 AD. Oxford 2016, 167 note 26. Intéressant également le poème 20 de Manganeios Prodromos, dans lequel Constantinople est présentée comme une vieille impératrice éprouvée et malade à laquelle le basileus Manuel, qui est né dans cette ville, est appelé à accorder l’assistance prévue pour la veuve. Cf. édition du passage in E. Jeffreys / M. Jeffreys, The “Wild Beast from the West”: Immediate Literary Reactions in Byzantium to the Second Crusade, in A. Laiou / R. Pavriz Mottahedeh (eds.), The Crusades from the Perspective of Byzantium and the Muslim World. Washington, DC 2001, 107 note 23: Ἰδοὺ γὰρ ἡ γραῦς τῷ χρόνῳ κατεκλίθην / ὁρᾷς ὅπως ἔκαμψα καὶ τὰς ἰγνύας, / ὅπως δὲ συγκύπτουσα κεῖμαι πρὸς γόνυ, / πῶς κατεκάμφθην ὑπὸ ταλαιπωρίας (20, 516–519); Νοσεῖ γὰρ αὐτὴ κάμπτεταί τε τῷ χρόνῳ / καὶ τὴν παλαιότητα νῦν δείκνυσί σοι / ὡς ἂν παρέξῃς χεῖρα μητρὶ μὴ πέσῃ (20, 533–535); πόλις, τροφός σοι, βασιλὶς γηραλέα (20, 592). 19 Il fut protégé et économiquement dépendant du frère d’Irène Doukaina, Michel Doukas qui, lorsque cette lettre est écrite, est déjà mort, alors que l’époux d’Irène, l’empereur Alexis est en vie. Michel Doukas est commémoré en tant que défunt dans le typikon de la Kécharitôménè dont on sait avec certitude qu’il fut rédigé avant 1111 (P. Gautier, Le typikon de la Theotokos Kécharitôménè. RÉB 43 (1985), 12–13 datation, 124–125 commémoration de Michel Doukas), et vivait encore en 1108, puisqu’il est mentionné dans une lettre de Théophylacte d’Achrida (no 120, ed. P. Gautier, Théophylacte d’Achrida Lettres. CFHB, 16/2. Thessalonique 1986, 552–553; sur Michel Doukas, cf. D. Polemis, The Doukai, A Contribution to Byzantine Prosοpography. Oxford 1968, no 24, 63–66) Dans cette lettre, l’auteur demande à l’impératrice de lui octroyer an adelphaton au monastère de Saint-Georgesdes-Manganes (Mercati, Gli anedotti [cité note 5] 138–139). Le problème de l’identité de l’auteur est complexe et dépasse les limites de notre étude dans cet article. Il est indispensable que soient édités et étudiés en corrélation les quatre textes de ce dernier qui sont livrés par le codex de Bologne, étude à laquelle je travaille actuellement. Une chose est sûre, en tous cas, c’est qu’il ne s’agit pas de l’archimandrite du monastère des Manganes, comme l’avance Mercati (Gli anedotti [cité note 5] 131 = 488). 20 La question revêt plusieurs aspects et a occupé de nombreux chercheurs, si bien que la bibliographie est extrêmement riche. Cf. une étude speciale récente, assortie d’une bibliographie réunie et mise à jour dans la thèse de João Vicente de Medeiros Publio Dias, The Political Opposition to
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tinople dont il s’était emparé du pouvoir21 avait notamment détérioré les relations entre l’empereur et la ville, et les souvenirs fâcheux qu’en avait gardés le peuple restèrent vivaces pendant longtemps. Et, comme l’écrit Anne Comnène, ceux-ci avaient été ravivés par l’arrivée des Croisés (des étrangers) en avril 1097 au pied des remparts de la Ville.22 En outre, pendant les premières années de son règne, il semble qu’Alexis n’ait pas été très fidèle (d’où cette épithète d’adultère?) à son épouse légitime Irène Doukaina23: des rumeurs circulaient comme quoi il entretenait une liaison avec Marie d’Alanie.24 L’auteur très âgé du texte a très certainement vécu les événements, il connaît des personnes et des faits; et il les rappelle sur un mode ambigu et allusif. Si l’on retient l’hypothèse selon laquelle ce texte, de même que la lettre à Irène Doukaina, furent écrits après 111025 et avant 1118, et dans la mesure où l’auteur est très lié à l’impératrice, qui s’était opposée à son époux à propos de la succession au trône, en défaveur de son propre fils, Jean,26 on peut supposer qu’il partage son point de vue sur la question. De plus, l’insistance de l’auteur à réclamer que tout sujet qui s’adresse à l’empereur en étant dans son bon droit soit entendu, ainsi que l’idée selon laquelle le prince doit partager la richesse avec critère le souci du bien commun rappellent la critique exercée par Ioannes Zonaras envers Alexis: l’historien lui reproche de ne pas avoir toujours observé la vertu de la justice, comme il l’aurait dû, mais d’avoir éhontément prodigué de l’argent et des honneurs à ses proches et ses parents, car il exerçait le pouvoir comme un despote et non comme un gestionnaire du bien commun au bénéfice de tous les sujets.27 D’un autre côté, il est douteux que cette requête ait jamais été envoyée à son destinataire. Il se peut qu’il s’agisse simplement d’un texte à la fois facétieux et satirique qui circulait et était lu dans un cercle restreint. Le ton et la verve du récit
Alexios I Komnenos (1081–1118). Johannes Gutenberg-Universität Mainz 2020, disponible on line (96) João Vicente de Medeiros Publio Dias | Universidad Nacional Autónoma de México - Academia.edu. 21 Tant Anne Comnène (Alexiade, ΙΙ, 10, 4, ed. R. Reinsch / A. Kambylis, Annae Comnenae Alexias. CFHB, 40/1. Berlin / New York 2001, 81) que Zonaras (ed. T. Büttner-Wobst, Ioannis Zonarae epitomae historiarum libri xviii–xviii. III. Corpus scriptorum historiae Byzantinae. Bonn 1897, 728–729) décrivent sous un jour très noir l’irruption des insurgés dans la ville le Jeudi Saint 1er avril 1081. Leurs agissements, que ceux-ci fussent de même race ou non, présentait tous les traits d’une incursion étrangère: pillages de fortunes, profanation et dégradation d’églises, viols de femmes, assassinats et humiliations de citoyens en vue. 22 Anne Comnène, Alexiade, Χ, 9, 4 (cité note 21, 310). 23 Zonaras (cité note 21) ΙΙΙ 747. 24 Anne Comnène, Alexiade, ΙΙΙ 1, 2; ΙΙΙ 2, 1 (cité note 21, 87; 89). 25 Date à la quelle Michel Doukas doit être déjà mort. Voir supra note 19. 26 Ζonaras (cité note 22) ΙΙΙ 747–748; 754–755; 758; 761–762; Nicétas Choniatès, ed. J. van Dieten, Nicetae Choniatae historia. CFHB, 11/1. Berlin 1975, 5–7. 27 Zonaras (cité note 21) ΙΙΙ 766–767. Cf. également la récente étude de P. Frankopan, Kaiserkritik in 12th-century Byzantium: understanding the significance of the Epitome historiôn of John Zonaras. TM 26 (2022), 653–673, et specialement sur l’attitude critique de Zonaras envers Alexis, p. 659–661.
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qui s’attache à une minutieuse description, vise à une vive représetation des faits, suscitant des sentiments de compassion mais aussi une hilarité momentanée chez l’auditeur/lecteur renvoient difficilement à une requête officielle adressée à la chancellerie impériale. Ainsi, la première raison invoquée par l’auteur pour justifier qu’il s’adresse à l’empereur semble plutôt relever de la facétie: le vieillard est importuné par le tapage incessant dans son quartier non seulement pendant la journée mais aussi durant la nuit. Le spectacle qui s’offre à lui tous les jours lui déplaît, les cris et le bruit l’importunent, il se sent humilié (?) lorsque des adeptes d’une autre religion et des étrangers pointent du doigt les Constantinopolitains en signe de réprobation. Assurément, les tribulations du marchand non prévenu qui entre dans la boue jusqu’à la taille, tout habillé, et le spectacle qu’il offre, troquant le rôle de cavalier pour celui de bête de somme, en plaçant son cou sous l’encolure de la bête pour essayer de la sauver, déclenchent des rires moqueurs. Habituellement, on rit des malheurs des autres. Mais présenter Constantinople comme une vieille prostituée humiliée par les étrangers est aussi un camouflet pour l’empereur qui, aux yeux des Byzantins, s’identifie avec Constantinople, sa ville.28
28 Cf. Magdalino, Manuel I Komnenos (cité note 6) 424–425; I. Nilsson, Writer and Occasion in 13th century Byzantium. The Authorial Voice of Constantine Manasses. Cambridge 2021, ch. 2: Praising the Emperor, Visualizing his City, plus particulièrement, 25–28.
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The Theatre of Byzantion-Constantinople The Notitia urbis Constantinopolitanae, the fifth-century survey of Constantinople that Albrecht Berger has done so much to elucidate, is our only source for the existence in Constantine’s city of a space dedicated to the performance of theatrical shows.1 The theatrum listed in the city’s second regio, is distinguished by this name from the other places of outdoor entertainment and recreation that are listed within the intramural urban area: the amphitheatrum, also in Region II, the lusorium in Region I, the stadium in Region IV, and the circus maximus in Region III. The specialized functions of these structures are clear not only from their names, but also from the evidence of other texts, which also indicate their locations more precisely and reveal their ultimate fate. 1. The Amphitheatre was situated by the sea, and it was known in Greek as the Kynegion or Kynegin, literally “the hunt,” a clear reference to its function as an arena for venationes, i.e. the display and killings of wild animals.2 As such, its shows were attended by the emperors at least until the period of the Notitia.3 It was still used for throwing condemned criminals to wild animals until the end of the sixth century,4 and it continued to serve as a place of execution until the reign of Constantine V (741–775).5 By then it was largely deserted and falling into ruin.6 Thereafter the name Kynegin became attached to an imperial residence
1 See A. Berger, Regionen und Straßen im frühen Konstantinopel. Istanbuler Mitteilungen 47 (1997), 349–414. The Latin text is edited in O. Seeck, Notitia dignitatum. Berlin 1876, 229–243; see 230–232 for the passages discussed here. English translation and commentary by J. Matthews, The Notitia Urbis Constantinopolitanae, in L. Grig / G. Kelly (eds.), Two Romes. Rome and Constantinople in Late Antiquity. Oxford 2012, 81–115 and especially 86–87, 102–103. 2 R. Janin, Constantinople byzantine. Paris 1964, 17, 270. As pointed out by Matthews (Notitia [as footnote 1 above], 103) the seaside location is evident from a law of Theodosius II forbidding lime burning along the shore between the Amphitheatre and the harbor of Julian: Codex Theodosianus XIV 6, 5: per omne spatium, quod inter amphitheatrum et divi Iuliani portum per litus maris extenditur. 3 See Socrates of Constantinople, Historia ecclesiastica, VII 22, 12. 4 The emperor Maurice condemned the Armenian rebel Smbat Bagratuni to this punishment in 589: Theophylact Simocatta, Historiae, III 8, 6, ed. C. de Boor, Theophylacti Simocattae historiae. Leipzig 1887, 126; Sebeos, Armenian History, trans. R. W. Thomson, The Armenian history attributed to Sebeos. Translated Texts for Historians, 31. Liverpool 1999, 39 (where the arena is specifically designated as kiwnikn, i.e. Kynegion) 5 Last mentioned in connection with the execution of the patriarch Constantine in 766: Theophanes, Chronographia, ed. C. de Boor, Theophanis Chronographia. Leipzig 1883, 442. 6 Parastaseis 28, ed. Th. Preger, Scriptores originum Constantinopolitanarum. 2 vols. Leipzig 1901– 07, I, 35–36; trans. and comm. A. Cameron / J. Herrin, Constantinople in the Early Eighth Century: The Parastaseis syntomoi chronikai. Leiden 1984, 88–91, 201–204; cf. A. Berger, Untersuchungen zu den Patria Konstantinupoleos. Bonn 1988, 390–391. It is to be noted that that the English translators https://doi.org/10.1515/9783111070315-027
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that was evidently built on or close to the site, probably using building material from the Amphitheatre.7 After 1045, this residence became incorporated into the monastery-cum-palace complex of the Mangana founded by Constantine IX Monomachos.8 2. The lusorium, literally “playground” or “playing field,” in Region I, was likely linked to the major complex of buildings in this area, the imperial Great Palace. Berger has plausibly identified it with the imperial polo field, the Tzykanesterion, to the north-east of the Palace complex.9 3. The Stadium was a typically Greek institution for the performance of athletic contests. The arena in Byzantion, already attested in the second century AD, may have dated from pre-Roman times. Situated on low ground near the Acropolis point (modern Sarayburnu), it had ceased to function by the time of Justinian I (527–565), who converted it into a hostel to accommodate provincials conducting lawsuits in Constantinople.10 4. The circus maximus in Region III was the Hippodrome, the arena for chariot racing, and as such needs no commentary. There is abundant evidence for its functions, location and appearance, which have been exhaustively studied. We may just note that in Middle Byzantine literature it is often referred to simply as “the theatre,” this reflecting the way in which it became the sole venue for all public sports and entertainments after the demise of the Theatre, the Amphitheatre, and the Stadium.11 The theatrum is thus the least well documented of all the entertainment venues that are listed in the Notitia. However, its approximate location may be deduced on the basis of its situation relative to the Amphitheatre, which is apparent from two other passages in the Notitia, as well as from chronicle evidence for the theatres of Roman Byzantion prior to the foundation of Constantinople.
obscure the reference to the tiered spectator benches of the arena, by rendering ἔξω τῶν ἀναβαθμῶν as “outside the steps,” and thus taking this to mean a staircase outside the building (Cameron / Herrin, 91, 201). The same misunderstanding affects their interpretation of the βάθρα in the Topoi: see below. 7 John Zonaras, Epitome historiarum, ed. Th. Büttner-Wobst, Ioannis Zonarae Epitomae historiarum libri XVIII. Tomus III: Libri XIII–XVIII. Bonn 1897, 647. 8 N. Oikonomides, St George of Mangana, Maria Skleraina, and the “Malyj Sion” of Novgorod. DOP 34/35 (1980/81), 239–246. 9 Berger, Regionen und Straßen (as footnote 1 above), 357. 10 Dionysius of Byzantium, Anaplus Bospori, ed. R. Güngerich, Dionysii Byzantii Anaplus Bospori. Berlin 1927 (repr. 1958), 5; Procopius, De aedificiis I 11, 24–27; cf. P. Magdalino, Constantinople médiévale. Paris 1996, 77. 11 See in general B. Pitarakis (ed.), Hippodrome/Atmeydanı: A Stage for Istanbul’s History. 2 vols. Istanbul 2010.
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The general topographical description of Region I states that “it narrows as you go from the lower part of the Palace to the Great Theatre (theatrum maius).” The description of Region II says that “it rises almost imperceptibly in a gentle slope from the beginning of the Little Theatre (theatri minoris).” The Great and Little Theatres thus stood on the boundary between Regions I and II, with the Great Theatre at the point where the boundary met the sea, and the Little Theatre somewhere below the point at which the boundary, ascending from the sea, reached the plateau at the top of the Acropolis hill. This section of the boundary line presumably corresponded to the street connecting the two theatres, which can without difficulty be identified with the amphiteatrum and theatrum that the Notitia lists under Region II. Not only does the coastal location of the theatrum maius implied by the Notitia correspond to that which the law of Theodosius II specifies for the Amphitheatre; the two theatres were linked in urban memory as creations of the same pre-Constantinian programme of Roman imperial urban planning. The chronicle of John Malalas reports that Septimius Severus, in his alleged rebuilding of Byzantion “also built a very large kynegion opposite the temple of Artemis and a theatre opposite the temple of Aphrodite.”12 The pairing of the Amphitheatre and Theatre is unmistakable, as is the alignment of both theatres with the temples on the Acropolis of the goddesses who were appropriate to their respective show business: Artemis to the venationes of the Amphitheatre, and Aphrodite to her own kind of venery, evoked in the erotic mimes performed in the Theatre. On the basis of this alignment, we can place the temple of Artemis on the site of the second court of the Topkapı Sarayı overlooking the site of the Mangana complex, where, as we have seen, the memory and perhaps the spolia of the Kynegion were preserved. By a reverse logic, the Theatre or theatrum minus must be sought downhill from the general vicinity of Hagia Eirene, where the temple of Aphrodite was located, as we can infer from the fact that the temple was later converted into the carriage house of the Praetorian Prefecture, whose buildings were situated to the north of the church.13 This reasoning leads us, in fact, to indications that the Theatre was not totally erased from the landscape of medieval Constantinople, but like the Stadium and the Amphitheatre, left traces in urban memory and topography long after it became redundant. Downhill from the area of Hagia Eirene was a location known as the Topoi. It neighbored the Arkadianai (baths of Arcadius), the church of the Archangel Michael ta Tzirou and the monastery of St Lazaros.14 It is known solely from the picturesque early
12 John Malalas, Chronographia XII 20, ed. H. Thurn, Ioannis Malalae Chronographia. CFHB, 35. Berlin / New York 2000, 221–222. 13 Ibid., XIII 38, ed. Thurn, 267; Chronicon Paschale, ed. L. Dindorf, Chronicon Paschale. Bonn 1832, I, 622; cf. C. Mango, Studies on Constantinople. Aldershot 1993, 1–3. 14 Patria, I 52–53, II 27, III 26, ed. Preger, Scriptores (as footnote 6 above), II, 141–142, 164, 222– 223; trans. A. Berger, Accounts of Medieval Constantinople. The Patria. Dumbarton Oaks Medieval Library, 24. Cambridge, MA / London 2013, 31, 67, 151. Cf. Berger, Untersuchungen (as footnote 6
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medieval literature on the curiosities of Constantinople that Albrecht Berger knows so well: the Parastaseis and Patria. Both texts included notices on the Topoi because of an incident that allegedly took place there in 476, after the emperor Zeno’s comeback and deposition of Basiliscus, who had ousted him for two years. The laconic entry of the Parastaseis alludes to the incident parenthetically in connection with a statue that stood near “the steps (βάθρα) known as the Topoi in the neighbourhood of the Holy Archangel. Here Zeno gave judgement against the supporters of Basiliscus and made the place into a court.”15 The entry in the Patria omits the statue, but elaborates on the narrative, adding among other details that Basiliscus fled with his wife and children into Old Saint Eirene. Zeno ordered that places of judgement should be set up with thrones for the ranks of the clergy and the senate, and after they were all seated there they condemned Basiliscus … And for this reason the place was named Topoi, because judges and priests had sat there.16
The author of the Patria had evidently done further research into the historical circumstances of Basiliscus’ overthrow, but it is not clear that he actually had access to more information about the alleged trial, or about the origin of the toponym. Nor is it clear that he had personally examined the “places of judgement” or the “thrones.” He does however add the interesting topographical detail that “the structures of the halls built by Constantine extended to there,” thus cross-referencing the chapter in which he enumerates Constantine’s palace buildings.17 What were these “steps” that were self-evidently called “places” because they had served as “thrones” for an ad hoc tribunal of imperial and ecclesiastical dignitaries? They apparently belonged to a pre-existing tiered structure. The translators of the Parastaseis identified this as a gradus, a bread-distribution point, attached to the church of the Archangel.18 This interpretation has not been challenged, but it presents difficulties, apart from the fact that the existence of gradus in the area is entirely hypothetical. Were the steps in a gradus suitable for sitting as well as standing, and would they even have looked appropriate for the seating of the great and the good in a solemn judicial process? And if the topoi were gradus-steps, why was the name apparently not used for any of the other food-distribution points in the city, which
above), 381–383. 15 Parastaseis 32, ed. Preger, Scriptores (as footnote 6 above), I, 38; trans. Cameron / Herrin, Constantinople (as footnote 6 above), 94–95. 16 III 26, ed. Preger, Scriptores (as footnote 6 above), II, 222; trans. Berger, Accounts (as footnote 14 above), 151. According to other sources, Zeno and his family sought asylum in the baptistery of Hagia Sophia: Malalas, Chronographia, XV 5, ed. Thurn (as footnote 12 above) 302–303; Chronicon Paschale, ed. Dindorf (as footnote 13 above), I, 601–602. 17 I 59–60, ed. Preger, Scriptores (as footnote 14 above), II, 144–145; trans. Berger, Accounts (as footnote 14 above), 35–37. 18 Cameron / Herrin, Parastaseis (as footnote 6 above), 205, 207.
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according to the Notitia numbered 117? Similar objections apply to the idea which Albrecht Berger expressed in passing, that the structure belonged to a putative square at the Arkadianai, “und die Stufen, die als Sitzplätze der Richter gedeutet werden, müssen zu einer Exedra des Platzes gehört haben.”19 The idea of an exedra does, however, involve the important intuition that a stepped structure suggestive of a law-court is likely to have had a semicircular form, like an ancient bouleuterion. This points us in the direction of the one building in the general area that was definitely semicircular and had tiered seating: the theatrum minus, the Roman Theatre of Byzantion. If the Topoi had originated as a theatre, this would provide a convincing explanation for the otherwise puzzling name. In the context of the theatre, the general word topos – place – had a specific meaning: it designated the reserved seats in the auditorium.20 As such, it is a standard element in the inscriptions that have been found on the spectator benches of the Roman theatres and other performance venues in the cities of Asia Minor: the evidence is particularly rich and well-studied at Aphrodosias,21 but examples can be cited from many other cities, such as Miletos,22 Ephesos,23 Priene24 and Halikarnassos.25 The inscriptions mark the “places” reserved for both individual office holders and for professional groups. It was thus, I suggest, the presence of such topos-inscriptions on the seats of the Roman theatre of Byzantion that caused these “steps” to become known as the Topoi after their original function had been forgotten. There are two possible objections to the identification of the Topoi with the Theatre of Byzantion. One is that scholarship has tended to locate the Topoi close to the sea, on the basis of its proximity to the Arkadianai as indirectly indicated in the Parastaseis, whereas the Notitia states that it was only a short and gentle climb from the theatrum minus to the plateau where the buildings of Region II were situated. However, the two sources are not irreconcilable, once it is appreciated that the Topoi could have been located above, rather than below, the bath complex of the
19 Berger, Untersuchungen (as footnote 6 above), 383. 20 For the principle of seat reservation in Roman theatres and for examples mainly from the western provinces, see J. Kolendo, La répartition des places aux spectacles et la stratification sociale dans l’Empire Romain. À propos des inscriptions sur les gradins des amphithéâtres et théâtres. Ktèma 6 (1981), 301–315. On the epigraphic genre more generally, see C. Saliou, Toposinschriften. Écriture et usages de l’espace urbain. ZPE 202 (2017), 125–154. 21 C. Roueché, Performers and Partisans at Aphrodisias in the Roman and Late Roman Periods. London 1993, part 2. 22 P. Herrmann, Inschriften von Milet, II (= Milet VI/2). Berlin / New York 1998, 123–126 23 Ch. Börker / R. Merkelbach, Die Inschriften von Ephesos, II. Bonn 1979, 524–553. 24 W. Blümel / R. Merkelbach / F. Rumscheid, Die Inschriften von Priene. Bonn 2014, I, 475–479. 25 P. Pedersen / S. Isager, The Theatre at Halikarnassos, in R. Frederiksen / E. R. Gebhard / A. Sokolicek (eds.), The Architecture of the Ancient Greek Theatre. Acts of an International Conference at the Danish Institute at Athens 27–30 January 2012. Monographs of the Danish Institute at Athens, 17. Aarhus 2015, 293–317, especially 310–315.
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Arkadianai, and that the “gentle rise” of the slope above the theatrum minus could refer to the inclination of the access road along the side of the hill, rather than to the direct vertical ascent. This road would presumably have continued the line of the road which linked the Theatre with the Amphitheatre and marked the boundary between Regions I and II, as we have seen. Now there is a strong indication that the Topoi lay on this line. The Patria says that the original land wall of Byzantion on this side of the peninsula “descended to the Topoi, and returned to the Akropolis by way of the Mangana and the Arkadianai.”26 Although the order of the Mangana and the Arkadianai is reversed, it is clear that the line of the wall connected the Topoi with the site of the Amphitheatre. The other source for the wall of Byzantion, the history of Zosimos, indicates that it began its descent to the Bosphoros at the temple of Aphrodite, which as we have seen was aligned with the Theatre.27 Combining this information with that of the Notitia, it is hard to escape the conclusion that they are referring to the same line from the neighbourhood of Hagia Eirene to the sea. In other words, the boundary between the Notitia’s urban Regions I and II, marked in this sector by the road linking the theatrum minus with the theatrum maius, followed the line of the Roman wall of Byzantion that was presumably demolished by Constantine when he built the new land wall much further to the west. If true, this hypothesis has important implications for our understanding of the pre-Constantinian as well as the Constantinian development of the urban area. It means that Constantine built the Great Palace outside the original perimeter of Byzantion, which is consistent with the Patria’s statement, noted above, that the Topoi marked the limit of his palace buildings. It also suggests that the Theatre and Amphitheatre, both attributed to Septimius Severus, belonged to the same construction programme as the (re)building of the city wall, which was designed to incorporate the massive substructures of the theatres into the fortifications. The identification of the Topoi with the Theatre is also complicated by the Parastaseis and Patria. While these texts provide the clue to the likely existence of toposinscriptions on the tiered seating which gave the structure its medieval name, they also obfuscate the history of the building by explaining the name in terms of a specific fifth-century event. The explanation is obviously unsatisfactory. The “places” could not have originated as “thrones” for the judges in an ad hoc tribunal convoked for a one-off treason trial, and it is unthinkable that the topos inscriptions on the seats, which must have been carved in stone, were made specially for the occasion; they were almost certainly much older, and referred to municipal notables and professional groups of the Roman imperial period. What is not at all clear is to what extent the texts are reporting a real event, or reproducing a fiction that was invented by their source. On the one hand, it is entirely plausible that Zeno after his comeback did have
26 I 52, ed. Preger, Scriptores (as footnote 6 above), II, 141; trans. Berger, Accounts (as footnote 14 above), 31. 27 Zosimus, Historia Nova, II 31, 1.
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Basiliscus condemned for treason in a highly public and publicized trial; on the other hand, it is rather implausible that he would have done so anywhere but in a traditional, constitutional venue, such as the imperial Consistory or the Senate House, and certainly not in a profane and vulgar showplace such as the Theatre. This might suggest that the venue for the trial was not the Theatre but an otherwise unattested bouleuterion.28 However, rather than inventing such a building, it is safer to stick with the real evidence that points to the Theatre, and to conclude that the extraordinary information of the Parastaseis and Patria preserves the memory of a real event which was remembered precisely because it was so exceptional. The memory of the trial erased the memory of the normal function of the Theatre, whether or not this was still maintained in 476. And the need to fit the visible structure to the circumstances of the trial precluded a close reading of the third-century topos-inscriptions that identified the spectators for whom the theatre seats had really been intended.
28 This seems to be the interpretation of Janin, Constantinople byzantine (as footnote 2 above), 435.
Przemysław Marciniak
Animals of Constantinople: Some Initial Remarks “Who were the people of Constantinople?” Anthony Kaldellis asked recently while surveying the population of the City.1 It would be enlightening to change the anthropocentric perspective and ask a similar question about the non-human inhabitants of Constantinople. Interestingly, the recently published companion to Constantinople mentions animals only in passing and mostly in two contexts—as food and entertainment. And while these are perhaps the most basic functions performed by animals in the medieval period, humans and non-human animals formed a co-existing and co-evolving community, mutually dependent on each other. Certain species dwelling in the city, such as insects, rodents, and birds, developed a synanthropic relationship with humans by adapting their habits to human-transformed habitats. Michael Psellos jokingly remarked that bedbugs live in the most pleasant symbiosis with human beings.2 It is far beyond the limits of this chapter to discuss in detail all instances of animal presence in the Constantinopolitan cityscape. This would require a multidisciplinary approach combining literary, art historical, and zooarchaeological material. Instead, this chapter offers a short survey of the City’s animalscape, by which I understand both the animal presence and its relationship with humans. Even though in recent years interest in the animals of Byzantium has become significantly greater, this is still an underdeveloped area of Byzantine studies.3 The following remarks center on the presence of animals in Constantinople, both on the material and symbolic levels. Every culture demonstrates the need to define, describe, and place animals within its perceived cultural and religious world model. Sometimes, this is done in simple binary oppositions: edible – inedible, dangerous – non-dangerous, pure – impure, etc.4 Our understanding of Byzantine approaches to animals is still underdeveloped, but similar attempts at “organizing” the animal world are also evident in the writings of the Byzantines. To name but one example; Michael Psellos, in his poem on the creation of the world, divides mammals into three categories: animals created for work (horses, oxen); for pleasure (elephants, unicorns – rhinoceroses?), and blood-
1 A. Kaldellis, The People of Constantinople, in S. Bassett (ed.), The Cambridge Companion to Constantinople. Cambridge 2022, 50. 2 A. R. Littlewood, Michaelis Pselli oratoria minora. Leipzig, 1985, 29.61. 3 See, for instance, T. Schmidt, Politische Tierbildlichkeit in Byzanz: Spätes 11. bis frühes 13. Jahrhundert, Wiesbaden 2020. I. Anagnostakis / T. Kolias / E. Papadopoulou (eds.), Ζώα και περιβάλλον στο Βυζάντιο (7ος–12ος αι.). Athens 2011 remains a starting point for research on Byzantine animals. 4 See, for instance, S. Lewis / L. Llewellyn-Jones, The Culture of Animals in Antiquity. A Sourcebook with Commentaries. New York / London, 2018, 8–31. https://doi.org/10.1515/9783111070315-028
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thirsty (dangerous) animals (bears, crocodiles, hyenas, wolves).5 Perhaps the most widespread division of animals was according to their natural habitat: water, air, and earth. Such a division corresponded with the discussion of animals included in the hexaemera.6 Yet, since one generally-accepted taxonomy did not exist, it is wise to assume that there were many different views on non-human animals resulting in various approaches to animals.7 Moreover, the human-animal connection means a relationship with many very different species, from animals bred for food to companion animals. One thing, however, is certain; in the undeniably anthropocentric Byzantine world, humans are positioned above any other creature.8 Unfortunately, even a very tentative answer to the question concerning animals in the urban space of Constantinople is beyond our grasp. There is no way to establish even a rough number of non-human animals who cohabited with humans in Constantinople—not to mention that this would be a rather pointless exercise. What is interesting is rather how humans and non-humans cohabitated within the City. Constantinople—like any other city, and especially a pre-modern city—must have teemed with animal presence: horses, mules, pigs, dogs, cats, mice, and insects were there to help, nourish, entertain, and annoy. For us, this animal presence can be experienced only second-hand—through written sources, art artifacts, and skeletal remains. We can fill certain gaps in our knowledge about animals in Constantinople thanks to zooarchaeological research. Until the archaeological excavations at the site of Yenikapı (the ancient harbor of Theodosius), our understanding of animals in Constantinople was severely limited.9 The findings at Yenikapı not only confirmed the dietary habits of the Byzantines but also provided more detailed information on companion animals (such as dogs and cats) as well as more exotic species (primates, elephants, ostriches, etc.).10 These data are consistent with our knowledge of exotic animals which found their way to the City as, for instance, diplomatic gifts.11
5 L. G. Westerink, Michaelis Pselli poemata. Stuttgart 1992, 55.79–83. 6 For an introductory discussion of Byzantine zoology see A. Zucker, Zoology, in S. Lazaris (ed.), A Companion to Byzantine Science. Leiden 2019, 262–301. 7 As has been noted, “There was no single Christian view of animals in antiquity”: I. S. Gilhus, Animals, Gods and Humans. Changing Attitudes to Animals in Greek, Roman and Early Christian Ideas. New York / London 2006, 161. 8 There exists no original Byzantine work on zoology (with perhaps one exception). The Byzantines used (and rarely commented on) works of the earlier naturalists. 9 See K. Kosswig, The Animal Bones and Molluscs, in ed. R. M. Harrison / L. B. Hill (eds.), Excavations at Sarachane in Istanbul, vol. 1. Princeton 1986, 399–401. The most extensive work on Byzantine zooarchaeology remains H. Kroll, Tiere im Byzantinischen Reich. Archäozoologische Forschungen im Überblick. Mainz 2010; see also ead., Animals in the Byzantine Empire: An Overview of the Archaeozoological Evidence. Archeologia medieval 39 (2012), 93–121. 10 V. Onar et al., Animal Skeletal Remains of the Theodosius Harbor: General Overview. Turkish Journal of Veterinary and Animal Sciences 37 (2013), 81–85. 11 On animals as diplomatic gifts see N. Drocourt, Les animaux comme cadeaux d’ambassade
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The zooarcheological data and literary evidence allow no doubt that the Byzantines (inhabitants of Constantinople) kept pets/companion animals of various sorts. The excavations at Yenikapı brought to light the skeletal remains of 859 dogs and 78 cats. While probably not all of them could have been described as “pets” (cats were considered effective pest control), it is wise to assume that at least some of them could have had a special bond with their human owners. An interesting example comes from the excavation at the Balatlar Church complex in Sinop, where a female house cat was buried alongside her possible human caretaker.12 Similarly, the literary sources imply that the Byzantines enjoyed the companionship of dogs (one breed is mentioned consistently throughout the Byzantine period: the Maltese dog, Μελιταῖον κυνίδιον),13 cats, and birds14 (Basil I was supposed to have kept a talking parrot in the palace15). Literary evidence provides examples of the human-animal bonds, the most well-known of these being the companion animal, a cat named Mehlebe, owned by the empress Zoe and described in a passage from the Histories by John Tzetzes.16 Tzetzes recorded in his text probably the only instance of the use of a name for a companion animal in the whole of Byzantine literature. While we have a plethora of animal names from antiquity and the Western medieval ages,17 Byzantine animals (including companion animals) remain nameless (with some rare exceptions of literary animals such as the two jackals Stephanites and Ichnelates). Giving an animal a personal name has a deep meaning; “having a name symbolically and literally incorporates that animal in the human domestic sphere.”18 While this is mere speculation, a lack of animal names recorded in the available sources might signal a profound change brought about by the introduction of Christianity. In the
entre Byzance et ses voisins (VIIe–XIIe siècle), in B. Doumerc / C. Picard (eds.), Byzance et ses périphéries. Hommage à Alain Ducellier. Toulouse, 2004, 67–93 and N. Drocourt, Animals as Diplomatic Gifts: From Species to Political Uses, in P. Marciniak / A. Rhoby / T. Schmidt (eds.), Routledge Handbook of Byzantine Animals, forthcoming. 12 V. Onar et al., A Cat Skeleton from the Balatlar Church Excavation, Sinop, Turkey. Animals 11.288 (2021). 13 For a recent survey on Byzantine dogs see A. Rhoby, Hunde in Byzanz, in J. Drauschke et al. (eds.), Lebenswelten zwischen Archäologie und Geschichte. Festschrift für Falko Daim zu seinem 65. Geburstag. Mainz 2018, 807–820. On the Maltese dog in the earlier period see J. Busuttil, The Maltese Dog. Greece & Rome 16.2 (1969), 205–208. 14 Constantine Manasses and John Italikos composed monodies on their dead pet birds. On Manasses see I. Nilsson, Writer and Occasion in Twelfth-Century Byzantium. Cambridge 2021, 76–85. On Italikos’ monody see P. Agapitos, Michael Italikos. Klage auf den Tod seines Rebhuhns. BZ (1989), 59–68. 15 See for instance J. Thurn, Ioannis Scylitzae synopsis historiarum. CFHB, 5. Berlin 1973, 46.40–44. 16 P. L. M. Leone, Ioannis Tzetzae historiae. Naples 1968, 12.525–539. 17 See, for instance, K. Walker-Meikle, Medieval Pets. Woodbridge 2012 (regrettably, Byzantium is not even mentioned in passing in this work). 18 M. DeMello, Animals and Society. An Introduction to Human-Animal Studies. New York 2002, 156.
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anthropo- (and andro-) centric Byzantine reality, there was no need to incorporate animals into the human sphere for the hierarchy, and a place of animals within it was clearly established by religion—as already said, non-human animals were inferior to humans. The passage from the Histories brings yet another interesting piece of information. After describing the opulent life of Mehlebe, who had a cook and servants, Tzetzes proceeds to comment that today “some little dog” is similarly well fed and taken care of while there are people who do not have bread.19 Leaving aside the social dimension of this statement, it proves that having a companion animal was not something extraordinary, even if it could be frowned upon. Understandably, the perception of local and exotic animals differed. Animals such as elephants, giraffes, and cheetahs were a foreign element in the local animalscape. It is uncertain if there were special parks in Constantinople where wild animals were kept, but there is no denying that they were brought to the City.20 Therefore, contact with such animals was incidental and usually had some performative aspect. In the eleventh century, Constantine IX displayed a giraffe and an elephant for his subjects. Michael Attaleiates noted that the emperor brought “unknown kinds” of animals from “a foreign land” (καὶ ζώων ἀσυνήθεις ἰδέας τοῖς ὑπηκόοις ἐξ ἀλλοδαπῆς παρεστήσατο γῆς).21 Attaleiates’ description of the elephant is a curious (but not exceptional) blend of information taken from Aristotle (about how the elephant uses its nose as a hand),22 Achilles Tatius (about its fear of the mosquito), and Strabo (about leaning against a tree instead of lying down).23 The elephant, notes the chronicler, was “an amazing sight (θαῦμα) to the Byzantines and all the Romans who happened to see him as he paraded by.”24 As Aleksander Pluskowski has remarked, the medieval fascination with animals from distant lands “is attested by a considerable body of artistic and written material—from bestiaries to travel literature, from decorated gaming pieces to stained glass—and the appropriation of exotic animals as something other, yet also something
19 Leone, Ioannis Tzetzae historiae (as footnote 16 above), 12.540–42. Interestingly enough in the scholia to Lucian a hapax legomenon is preserved, ναννούδιον (a lap-dog), apparently used for small dogs such as the Maltese breed: Μελιταῖον κυνίδιον] τὸ ἐκ Μελίτης· ἔστι δὲ τρυφερὸν καὶ μικρὸν καὶ λεῖον, οἷα παρ’ ἡμῖν τὰ ναννούδια (emphasis PTM); see H. Rabe, Scholia in Lucianium. Lipsiae 1906, 17.9. 20 N. Ševčenko, Wild Animals in the Byzantine Park, in A. Littlewood / H. Maguire / J. WolschkeBulmahn (eds.), Byzantine Garden Culture. Washington, D.C. 2002, 69–86. 21 I. Pérez Martín, Miguel Ataliates, Historia. Nueva Roma, 15. Madrid 2002, 2.47–48. 22 Parts of Animals II.16, 658b30. 23 See especially C. Zafiropoulos, What Did Elephants Fear in Antiquity? Les Études Classiques 77 (2009), 241–266. 24 Pérez Martín, Miguel Ataliates (as footnote 21 above), 2.47–48, trans. A. Kaldellis.
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familiar, ranged from the ornamental to the didactic.”25 A display of animals was not conceived of as pure entertainment, but could also serve political purposes: exotic animals sent as gifts from foreign rulers symbolized a successful international policy and the importance of the emperor. An animal display could also have a political and/or social dimension. Animals could play instrumental roles in extolling or denigrating a person. Maroula Perisanidi has recently remarked, “A ride on a mule or a donkey could have implications for the rider’s social status, religious authority, and gender.”26 While analyzing one of the Ptochoprodromika (no. III), wherein a successful rhetor is described as riding a mule, John Haldon remarks that “a mule was an extremely expensive beast of burden, for example, more so indeed than a horse.” Therefore, an animal could become a metonymy of richness and success.27 On the other hand, Niketas Choniates recorded a story according to which some inhabitants of Constantinople trained their parrots (?) to mock the wife of Alexios III Angelos, Euphrosyne.28 In other words, animals (birds) were turned into tools of denigration. Regardless of their function, animals remained under human control within the urban space—the so-called Eparch’s Book contains regulations concerning trade guilds in Constantinople, including those working with animals.29 Wild animals might have been confined to special spaces such as parks and menageries. Nonetheless, some species such as insects, snakes, and rodents were not easily controllable. In the case of such creatures, the attempts to exert control over them could take other forms. The Patria of Constantinople, a tenth-century collection of anecdotes about the city’s statues and buildings, records information about bronze statues of insects which allegedly had the power to keep them away from the city: “But also an enchanted couch with mosquito curtains stood on top of the western arch of the Tauras. The mosquito, the fly, and the bug were made from bronze, and because of them did not affect the city. Emperor Basil (I, 867–886) crushed them.”30
25 A. Pluskowski, Narwhals or Unicorns? Exotic Animals as Material Culture in Medieval Europe. Medieval Europe. European Journal of Archeology 7.3 (2004), 291–313, at 291. 26 M. Perisanidi, Byzantine Parades of Infamy through an Animal Lenses. History Workshop Journal 90 (2020), 1–24, at 18. 27 J. Haldon, Humour and the Everyday in Byzantium, in G. Halsall (ed.), Humour, History and Politics in Late Antiquity and the Early Middle Ages. Cambridge 2002, 50. 28 J. van Dieten, Nicetae Choniatae historia. CFHB, 11. Berlin 1975, 520.8–15. Choniates uses a circumlocution, τὰ μιμηλὰ τῶν πτηνῶν (“those mimics among birds”). While this certainly meant a parrot, perhaps it is not unwise to assume that he meant also other mimetic birds. 29 On animals in Byzantine law see the forthcoming article of J. Koder, “Animals in Legal Sources,” in P. Marciniak / A. Rhoby / T. Schmidt (eds.), Routledge Handbook of Byzantine Animals. 30 Th. Preger, Scriptores Originum Constantinopolitanarum, vol. 2. Leipzig 1907, 3.24 and 200; trans. A. Berger, Accounts of Medieval Constantinople: The Patria. Dumbarton Oaks Medieval Library, 24. Washington, D.C. 2013, 219.
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Such attempts, even if hardly successful, imply that nature should remain under human control within the urban space. This is possibly because “city” and “nature” are sometimes conceived of as two separate, if not inimical, spaces.31 Urban space came to be recognized as “the most striking expression of the human ecological niche.”32 However, at the same time, in the Byzantine period, it is also connected to the idea of asteiotes (urbanitas), which is inherently associated with humans and their activities rather than with the animal world.33 Cityscape is the dominion of a man and symbolizes a controllable world. It has been said that “ancient cities were generally conceived as enclosed orderly units amid the chaos of the world outside.”34 This is why comparing a city to an animal is relatively uncommon. And yet there was room, however small, for zoomorphic metaphors in the discourse about the cityscape.35 Niketas Choniates reverts to zoomorphic metaphors while lamenting the fall of the City and expressing his hope for a return to it one day. He compares Constantinople to mother birds, which gather their offspring under their wings, and to a mother-sparrow who was taken captive and separated from her children.36 The former metaphor is of biblical origin (Matt. 23:37, Luke 13:34), but the initial context is very different. In the Bible, Jesus’ words are directed against Jerusalem, and he himself is compared to the hen, rather than the city.37 The zoomorphic metaphor is not only filtered through the biblical context but the City is extolled by the fact that it should perform a role akin to that of Christ. A different take on the animal–city metaphor is Constantine Stilbes’ poem describing the great fire of 1197. Stilbes uses zoomorphic metaphors to illustrate its dan-
31 For a discussion of nature vs. city see for instance A. Sabloff, Reordering the Natural World. Humans and Animals in the City. Toronto / Buffalo / London 2001, 5–15. 32 A. Pluskowski, Urban Jungle? Wild Mammals in Medieval Towns, in A. M. Choyke / G. Jaritz, Animaltown: Beasts in Medieval Urban Space. Oxford 2017, 146–159, at 147. 33 The idea of the asteiotes remains under-researched. For some initial remarks, see F. Bernard, Asteiotes and the ideal of the urbane intellectual in eleventh-century Byzantium. Frühmittelalterliche Studien 47.1 (2013), 129-142. 34 K. Vermeulen, Urban Metaphor. Conceptual and Literary Depictions of Cities in the Bible, in D. F. Virdis / E. Zurru / E. Lahey (eds.), Language in Place. Stylistic Perspectives on Landscape, Place and Environment. Amsterdam / Philadelphia 2021, 94. 35 On the relationship between animal metaphors and the city (and its inhabitants) see B. Leyerle, Locating Animals in John Chrysostom’s Thought, in C. L. de Wet / W. Mayer (eds.), Revisioning John Chrysostom: New Approaches, New Perspectives. Leiden 2019, 284–296. 36 van Dieten, Nicetae Choniatae historia (as footnote 28 above), 578.47–48, 578. 51–53. See also A. Littlewood, Vegetal and Animal Imagery in the History of Niketas Choniates, in M. Grünbart (ed.), Theatron. Rhetorische kultur in Spätantike und Mittelalter. Millennium-Studien, 13. Berlin / New York 2007, 246. 37 Matt. 23:37: “Jerusalem, Jerusalem, you who kill the prophets and stone those sent to you, how often I have longed to gather your children together, as a hen gathers her chicks under her wings, and you were not willing.”
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gerousness. He calls fire “an urban beast … a lion inside the city, a sow inside one’s house, a leopard of the home” (vv. 49–50) and “the sow passed, and now the boar ravages” (v. 590).38 Fire is a creature that, similar to wild beasts, has no place in the urban space. Urban space was synonymous with what is known and tamed, including animals. The unknown and the wild remain symbols of what is outside of the city. As far as we can reconstruct it, Byzantine knowledge about animals was generally text-based rather than empirical. Real animals were perceived through the writings of ancient naturalists such as Aristotle and Aelian. However, there might be one caveat; in the Prolegomena de comoedia, John Tzetzes included a somewhat obscure passage concerning Aristotle. Having pointed out a good number of relatively questionable zoological statements by the Stagirite, he seems to imply that these “facts” are believed by wise men who have never experienced them empirically.39 If this is a correct interpretation of this passage, then Tzetzes differentiates between real/empirical and literary knowledge.40 What the “empirical” entailed is beyond our grasp, although texts such as the Geoponika and the Kynosophion by Demetrios Pepagomenos might offer us some glimpses into it.41 Cityscape and animalscape are irrevocably connected, and even more so in the case of the pre-modern cities where such strict divisions as today did not exist. Nonhuman animals could share the same space as humans—John Tzetzes, in one of his letters, complained about a neighbor from above, a priest, who had not only a plethora of children but also pigs (porkers) on his floor.42 Even if we cannot recreate its exact nature, human-animal coexistence was a fact.
38 T. Layman (trans.), The Incineration of New Babylon. The Fire Poem of Konstantinos Stilbes. Geneva 2015. 39 W. J. W. Koster, Prolegomena de comoedia. Scholia in Acharnenses, Equites, Nubes. Scholia in Aristophanem 1.1A. Groningen, 1975, I.15–30, esp. I.24–27: ἃ μόνοις τοῖς ἀνεγνωκέναι βοῶσι μαθήματα δοκοῦσι θεσπέσιά τε εἶναι καὶ ἀτρεκέστατα, ἀπὸ δ’ αὐτῶν τῶν ἔργων ἐληλεγμένοις ἢ μηδὲ ὅλως ταῦτα θεάσασθαι ἢ καὶ θεασαμένοις καὶ ἀναγνοῦσιν ἀναισθήτως ἔχειν τὰ μάλιστα (“These things seem to be divine and accurate only to those who claim to have read his teachings; but by these very works they have been proven either not to have seen these things altogether or, if they have seen them and read [his teachings], to be utterly senseless/stupid”). 40 This separation seems to be implied by the following juxtaposition (Koster, Prolegomena de comoedia (as footnote 39 above), I. 27–28): τοῖς τοιούτοις κομψοῖς καὶ οὐρανοβάμοσι vs. ἡμῖν δὲ τοῖς περιπεζίοις. Of course, Tztetzes’ statement has to be taken cum grano salis: he means here rather that he possesses the “real knowledge” but the sharp contrast between those “wondering in clouds” (lit. in the Heaven) and more down-to-earth scholars (?) describes well the opposition between the empirical and bookish knowledge. 41 On the animals in the Geoponika see the forthcoming article Th. Fögen, Of Mice and Men: Zur Darstellung von Tieren in den Geoponika. 42 P. L. M. Leone, Ioannis Tzetzae epistulae. Leipzig 1972, Ep. 18, lines 6–8. There is no guarantee of course that this is merely an invective made up by the irritated tenant.
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Much had changed in the City with the advent of the Turks, including the attitudes toward animals, which are conditioned by cultural, social, and religious factors. Western travelers to the East recorded approaches to non-human animals which radically differed from the Christian perspective: the Flemish traveler Josse van Ghistle described a shelter for old cats in Damascus in the late fifteenth century.43 Interestingly enough, many Polish early nineteenth-century travelers to Istanbul noted, to their surprise, that the Turks treated stray dogs very kindly.44 However, as it was recently pointed out, “Whereas dogs and other free-wandering animals like cats and birds constituted indispensable non-human actors in the urban environments and rural landscapes of the early modern Ottoman Empire, in the nineteenth century, due to emerging modern concerns of public hygiene and order …, the capital’s stray dogs increasingly came to be viewed by the state and its bureaucratic institutions as a ‘problem’ group.”45 This new approach resulted in hundreds of Istanbul’s stray dogs being relocated to Hayırsızada (Wicked Island), where they were left to die.46 Today, however, Istanbul again teems with dogs and cats. Tombili, a famous and beloved street cat from Istanbul, was honored after her death with a statue. But perhaps the most notable was Gli, born and raised at Hagia Sophia. When Hagia Sophia was converted into a mosque, the presidential spokesman made a statement reassuring people that Gli (and other cats) was welcome to Hagia Sophia.47
43 B. Arbel, The Attitude of Muslims to Animals: Renaissance Perceptions and Beyond, in S. Faroqhi (ed.), Animals and People in the Ottoman Empire. Istanbul 2010, 60. 44 S. Filipowska, Obraz dziewiętnastowiecznego Stambułu w polskiej i tureckiej literaturze wspomnieniowej (The Imagery of nineteenth-century Istanbul in Polish and Turkish Memoirs). Kraków 2017, 154–156. 45 C. Gündoğdu, The State and the Stray Dogs in Late Ottoman Istanbul: From Unruly Subjects to Servile Friends. Middle Eastern Studies 54.4 (2018), 555–574. 46 Ibid. It has to be mentioned that dogs are considered to be unclean, unlike cats. See http://www. scholarofthehouse.org/dinistrandna.html (accessed 2 November 2022). 47 Research for this article was possible thanks to the NCN project 2019/35/B/HS2/02779.
Vasileios Marinis
A Kanon on the Holy Martyr Euphemia 1 Introduction The martyr Euphemia, a young woman who was put to death in 303 in Chalcedon, was one of the most popular saints in Byzantium. In addition to the complex dedicated to her in that city, consisting of a large basilica and an attached circular martyrion, there existed at least six more churches dedicated to her in Constantinople, one of which partially survives and preserves a fresco cycle of her martyrdom.1 Her hagiographical dossier is equally impressive. It includes texts that span from the fourth to the fifteenth century, and belong to such diverse genres as ekphrasis, passio, and enkomion.2 Euphemia was also present in crucial moments of Byzantine religious history. Her relics allegedly vindicated the Orthodox position in the Council of Chalcedon in 451; they were the focus of a blood miracle—a rare kind in Byzantium—and reportedly protected themselves against an attack by the Persians in the seventh century; their attempted destruction by Emperor Leo III during Iconoclasm and their miraculous survival and return to the capital constitute one of the central episodes of iconophile myth. In this paper, I focus on one aspect of Euphemia’s cult, a kanon for July 11, the feast day that celebrated Euphemia’s involvement in the Council of Chalcedon. The kanon was composed by the famous hymnographer Andrew of Crete in the late seventh or early eighth century.3 Its hymns are rich in images and imagination, weaving together Euphemia’s special relationship with God and the miraculous blood effusion with her role as the guardian of right faith and, specifically, of the book containing the Chalcedonian Definition of Faith. I argue that the kanon is invaluable for our understanding of Euphemia’s cult. It offers a profound theological framework for her remarkable
1 For Euphemia’s basilica and martyrion in Chalcedon, see R. Janin, Les églises et les monastères des grands centres byzantins: Bithynie, Hellespont, Latros, Galèsios, Trébizonde, Athènes, Thessalonique. Paris 1975, 32–33; Y. Plunian, La localisation du sanctuaire de sainte Euphémie à Kadıköy, l’ancienne Chalcédoine. RÉB 73 (2015), 267–91; for Euphemia’s churches in Constantinople, see R. Janin, La géographie ecclésiastique de l’empire byzantin, I: Le siège Constantinople et le patriarcat oecuménique, 3: Les églises et les monastères. Paris 1969, 120–130; for her martyrion near the Hippodrome and its frescoes, see R. Naumann / H. Belting, Die Euphemia-Kirche am Hippodrom zu Istanbul und ihre Fresken. Berlin 1966; E. Akyürek, Khalkedon’lu (Kadıköy) Azize Euphemia ve Sultanahmet’teki Kilise. Istanbul 2002. 2 For Euphemia’s hagiographic dossier, see F. Halkin, Euphémie de Chalcédoine: légendes byzantines. Brussels 1965. 3 Text in A. Acconcia Longo, Analecta hymnica Graeca e codicibus eruta Italiae Inferioris: Canones Iulii. Rome 1966, 183–209. For the date, see A. Acconcia Longo, Il concilio Calcedonense in un antico contacio per S. Eufemia. Analecta Bollandiana 96 (1978), 305–337, at 310–11. https://doi.org/10.1515/9783111070315-029
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sanctity, her role as the guardian of correct faith at Chalcedon and thereafter, and, most importantly, for the blood miracle.
2 The Miracle of the Blood The two earliest records of this miracle are in the Ecclesiastical History of Evagrios Scholastikos (d. after 594) and in the History of Theophylaktos Simokattes (fl. seventh century).4 According to Evagrios, the saint appeared to the bishop of Chalcedon or some other distinguished person and ordered him to call a gathering in her martyrion. There in the presence of the emperor, clergy, and people, the patriarch of Constantinople inserted a sponge on an iron rod through an opening on the left side of Euphemia’s sarcophagus. After turning the rod, the patriarch drew it back. The sponge was filled with blood and clots, which were subsequently distributed to the people. The blood and the clots did not decay and their appearance never changed.5 Evagrios also related that the martyr’s coffin constantly exuded a fragrant odor “beyond any familiar to men.”6 Evagrios, a proponent of the Council of Chalcedon, reported this miracle in the middle of his discussion of the council, right after describing Euphemia’s complex. Although he did not explicitly assign to Euphemia’s relics a role in the council’s decisions, the implication is that the sanctity of this place, manifested in the miracle, assures the correctness of the council’s decisions. Simokattes’s account differs in a number of ways.7 Here the miracle takes place annually on 16 September, Euphemia’s feast day. His description of the effusion is also noteworthy: For although the body has lain in the tomb for four hundred years or so already, on the aforesaid day, before the eyes of the throngs, the leader of the priestly church of those parts draws up with sponges founts of blood from the dead body. And you may see, as if from a newly slain body, the blood mingled with flux from wounds and blended with certain natural aromatics and the priest performing the distribution of these to the throngs in little vessels made out of glass.8
4 For Evagrios, see P. Allen, Evagrius Scholasticus, the Church Historian. Louvain 1981. For Theophylaktos, see M. Whitby, The Emperor Maurice and His Historian: Theophylact Simocatta on Persian and Balkan Warfare. Oxford 1988. 5 Evagrios, Ecclesiastical History II.3.38–71, ed. J. Bidez et al., Évagre: Histoire écclesiastique. SC, 542, 566. Paris 2011–2014, 1:228–30; trans. M. Whitby, The Ecclesiastical History of Evagrius Scholasticus. Translated Texts for Historians, 33. Liverpool 2000, 64–65. 6 Evagrios, Ecclesiastical History II.3.72–80, ed. Bidez et al., 232; trans. Whitby, 64–65. 7 Theophylaktos Simokattes, History 8.14, ed. C. de Boor / P. Wirth, Theophylacti Simocattae Historiae. Stuttgart 1972, 311–313; trans. M. Whitby / M. Whitby, The History of Theophylact Simocatta. Oxford 1986, 233–234. 8 Theophylaktos Simokattes, History 8.14, ed. de Boor / Wirth, 312 (trans. Whitby / Whitby, 233): τετρακοσίοις γὰρ ἤδη που ἐνιαυτοῖς ἐν τῷ τάφῳ ἐγκειμένου τοῦ σώματος, κατὰ τὴν προαγορευθεῖσαν
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Simokattes does not mention the participation of the emperor and considers the bishop of Chalcedon the main actor.9 While in Evagrios’ account the fragrant odor is associated with Euphemia’s coffin, Simokattes attributes it to her blood.10 Most importantly, when Simokattes comments that the blood comes as if from “a newly slain body,” he paves the way for the later theological interpretation of the miracle. The miracle is striking for several reasons. For one, its eucharistic overtones are unmistakable. In a collapsing of time and space, Euphemia’s sacrifice is performed repeatedly so that the faithful near and far receive her blessings. The miracle is a public affair, performed in the open for all to see, an occasion of thaumaturgy as spectacle. It involves the patriarch of Constantinople and is attended by the emperor—at least according to Evagrios—and a multitude of people, presumably from the surrounding areas. Its effects, too, transcend Chalcedon because the effusion is put into small glass vessels and “is sent forth to the whole wide world to those of the faithful who want it.”11 Euphemia is thus placed at the center of a sacred network created by means of portable sanctity, through which her cult is exported and advertised beyond the borders of Chalcedon. In her city, Euphemia is present and active. She is the one who alerts the bishop or another person about the impending miracle. She is also literally alive, since her body repeatedly produces blood and clots centuries after her death. The same point is made in the hymnic material, discussed below,12 and in an anonymous, likely eighth-century enkomion (panegyric).13 The latter compares Euphemia’s body with that of Christ: “The miracle of Christ’s divinity was made known, since after death she is resting with her flesh alive.”14 After death she received a living body; the abundant blood is the proof.15 As Caroline Walker Bynum has
ἡμέραν ἐπ’ ὄψεσι τῶν ὄχλων ὁ τῆς ἱερατικῆς τῶν αὐτόθι προεστὼς ἐκκλησίας σπόγγοις ἀπὸ σώματος τεθνεῶτος πηγὰς αἱμάτων ἀρύεται· καὶ ἴδοις ἂν ὡς ἀπό τινος σώματος νεοσφαγοῦς ἰχῶρσι τραυμάτων ἀναμεμιγμένα τὰ αἵματα, μύροις συγκεκραμένα αὐτοφυέσι τισίν, καὶ τούτων τὰς διανομὰς ἐπὶ σκευῶν ἐξ ὑέλου πεποιημένων μικρῶν τοῖς ὄχλοις τὸν ἱερέα ποιούμενον. 9 The emperor, however, is mentioned in the kanon in vv. 356–357, ed. Acconcia Longo, Analecta hymnica Graeca (as footnote 3 above), 201. 10 The kanon also makes the same point in vv. 510–515 (ibid., 207). 11 Evagrios, Ecclesiastical History II.3.62, ed. Bidez et al., Évagre, 230 (as footnote 5 above); trans. Whitby, Ecclesiastical History (as footnote 5 above), 64. See also the kontakion, vv. 516–21, ed. Acconcia Longo, Analecta hymnica Graeca (as footnote 3 above), 207. 12 The idea that blood is life is already found Genesis 9:4, and that the blood maintains life is found in Eusebios and others; see Eusebios, Demonstratio evangelica 1.10.7, ed. I. A. Heikel, Eusebius Werke, vol. 6: Die Demonstratio evangelica. Leipzig 1913, 44. 13 This enkomion survives in fragments. The first fragment is published by P. Canart in Halkin, Euphémie de Chalcédoine (as footnote 2 above), 184–99; the second and third are published in P. Canart, Le palimpseste Vaticanus gr. 1876 et la date de la translation de Sainte Euphémie. Analecta Bollandiana 87 (1969), 91–104. 14 Halkin, Euphémie de Chalcédoine (as footnote 2 above), 193: καὶ θαυματουργία γνωστὴ τῆς θεότητος ἀπετελέσθη τοῦ Χριστοῦ, ὡς μετὰ νέκρωσιν ζωοσάρκως ἀναπεπαυμένη τῷ τάφῳ. 15 Halkin, Euphémie de Chalcédoine (as footnote 2 above), 195.
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aptly observed, “blood—although shed in death—is enlivening and alive.”16 Finally, Euphemia’s blood, continually flowing and unable to decay, is a manifestation of both the potency of her body and her exceptional sanctity.17
3 Euphemia and the Council of Chalcedon The Council of Chalcedon, also known as the Fourth Ecumenical Council, was convened by Emperor Marcian and Empress Pulcheria to settle ongoing Christological controversies. The particulars of the council defy easy summary.18 Most consequential was the council’s Definition of Faith, which proclaimed that Christ’s two natures—human and divine—were united in the person of Christ without confusion, division, separation, or change. This definition was rejected by many Church leaders in Alexandria and Antioch, resulting in a rift that was never mended, despite continuous efforts. Those who opposed the decisions of Chalcedon are known as Miaphysites, because they maintained that the incarnate Christ had a single nature “out of two.” Needless to say, Euphemia did not play any role in the council. Although it took place in the basilica attached to her martyrion, Euphemia and her relics are all but absent from the records of the proceedings, apart from signaling the council’s location. The standard formulation is that the participants “assembled in the most holy church of the holy martyr Euphemia,” or “in the martyrion of the holy and victorious martyr Euphemia.”19 Here, the term martyrion refers to the complex as a whole. For the structure that housed Euphemia’s relics the Acts use the term eukterion. It is there that some committees met, the most important of which was the one that during the fifth session produced the final version of the Definition of Faith.20 That the commit-
16 C. Bynum, Wonderful Blood: Theology and Practice in Late Medieval Northern Germany and Beyond. Philadephia 2007, 155. 17 G. Clark, Bodies and Blood: Martyrdom, Virginity, and Resurrection in Late Antiquity, in D. Montserrat (ed.), Changing Bodies, Changing Meanings: Studies on the Human Body in Antiquity. London / New York 1998, 109. 18 See the overview in R. Price, The Council of Chalcedon (451): A Narrative, in id. / M. Whitby (eds.), Chalcedon in Context: Church Councils 400–700. Liverpool 2009, 70–91. For more in-depth analysis, see R. V. Sellers, Council of Chalcedon: A Historical and Doctrinal Survey. London 1961; A. Grillmeier / H. Bacht (eds.), Das Konzil von Chalkedon: Geschichte und Gegenwart. 3 vols. Würzburg 1951–1954, particularly vol. 1; S. Leuenberger-Wegner, Das Konzil von Chalcedon und die Kirche: Konflikte und Normierungsprozesse im 5. und 6. Jahrhundert. Leiden 2019. 19 See, for example, E. Schwartz, Concilium universale Chalcedonense. 6 vols. Berlin 1932–38, 2.1.1:57; trans. R. Price / M. Gaddis, The Acts of the Council of Chalcedon. 3 vols. Translated Texts for Historians, 45. Liverpool 2005, 1:122. 20 Schwartz, Concilium universale Chalcedonense (as footnote 19 above), 2.1.2:125–126. See also Evagrios, Ecclesiastical History II.18e.19–20, ed. Bidez, Évagre (as footnote 5 above), 1:360; trans. Whitby, Ecclesiastical History (as footnote 5 above), 123.
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tee fine-tuned the definition in the very structure where Euphemia’s sarcophagus was located became significant for the later developments discussed below. Euphemia herself is mentioned in the proceedings only once, in the sixth session, when the See of Chalcedon is elevated to a metropolis “in honor of the holy martyr Euphemia and of your [i.e., the participating bishops’] sacredness.”21 Further references to Euphemia are found in two letters that were sent to Pope Leo I immediately after the council. In the first, Anatolios, bishop of Constantinople, wrote that “the most holy and victorious martyr Euphemia” was the protectress of the council.22 The second letter, written by the council Fathers (that is, those of the Chalcedonian persuasion), gives Euphemia a central, albeit symbolic, role in affirming the council’s decisions through divine consent: For it was God who was at work, and it was the triumphant Euphemia who garlanded the assembly for the bridal chamber, and who, accepting as her own a confession of faith from us, presented the definition to her bridegroom through the most pious emperor and the Christ-loving empress, quietening all the turmoil of the opposition, confirming the confession of the truth as welcome, and using her hand and tongue to set a seal on the decrees of all for the purpose of proof.23
Though it is largely rhetorical flourish, the letter ascribes to Euphemia a more active role in confirming the Definition of Faith and presenting it to her bridegroom, Christ. Even though Euphemia is mentioned in conjunction with the Definition of Faith, it was not necessary to persuade Leo about the Definition’s orthodoxy, which conformed to Roman Christology. This letter, like that of Anatolios, is mostly concerned with Leo’s approval of Canon 28, which confirmed that the See of Constantinople was assigned privileges equal to the See of Rome, and enlarged Constantinople’s jurisdiction to include the dioceses of Pontos, Asia, and Thrace. In due course the original purpose of Euphemia’s involvement was forgotten, as was the fact that her involvement was symbolic rather than actual. This particular passage from the council participants is of great importance because it inspired another significant effort to demonstrate the orthodoxy of Chalce-
21 Schwartz, Concilium universale Chalcedonense (as footnote 19 above), 2.1.2:157; trans. Price / Gaddis, Acts of the Council of Chalcedon (as footnote 19 above), 2:243. 22 Schwartz, Concilium universale Chalcedonense (as footnote 19 above), 2.1.2:53 (trans. Price / Gaddis, Acts of the Council of Chalcedon [as footnote 19 above], 3:139): ἔχοντες ὑπερασπίζουσαν τὴν ἁγιωτάτην καὶ καλλίνικον Εὐφημίαν τὴν μάρτυρα. 23 Schwartz, Concilium universale Chalcedonense (as footnote 19 above), 2.1.3:117 (trans. Price / Gaddis, Acts of the Council of Chalcedon [as footnote 19 above], 3:122–123): Θεὸς γὰρ ἦν ὁ ἐνεργῶν καὶ ἡ τὸν σύλλογον τῷ νυμφῶνι στεφανοῦσα καλλίνικος Εὐφημία, ἣ ὥσπερ οἰκείαν ὁμολογίαν τῆς πίστεως παρ᾽ ἡμῶν δεξαμένη τὸν ὅρον τῷ ἑαυτῆς νυμφίῳ διὰ τοῦ εὐσεβεστάτου βασιλέως καὶ τῆς φιλοχρίστου βασιλίδος προσήγαγεν, πᾶσαν μὲν τῶν ἀντικειμένων ταραχὴν κατευνάσασα, τὴν δὲ ἀληθείας ὡς φίλην ὁμολογίαν κρατύνασα καὶ χειρὶ καὶ γλώττῃ ταῖς πάντων ψήφοις ἐπισφραγίσασα πρὸς ἀπόδειξιν.
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don beyond doubt through the approval of a venerable martyr. The crucial phrase is that Euphemia endorsed the council’s decisions “using her hand and tongue.” This expression, which is better translated as “in words and deeds” or even “wholeheartedly,” was subsequently taken literally and gave rise to the legend in which Euphemia and her relics affirmed the orthodoxy of the council’s decisions.24 This legend originated and evolved in the context of theological antagonism between Chalcedonians and Miaphysites that followed the Council of Chalcedon. In this particular case, the quarrel centered around the destruction or preservation of volumes that contained the council’s decisions—or, rather, its Definition of Faith. For example, the anti-Chalcedonean Plerophoriae relate that in a trial by fire in Pamphylia, both the Definition of Faith and the Tome of Leo were destroyed, whereas the Miaphysite writings did not burn. As a result, a group of Chalcedonian monks converted.25 In 533, in the aftermath of an earthquake, an unidentified group of Miaphysites cried out for Justinian to “destroy, burn the document issued by the bishops of the synod of Chalcedon.”26 The public destruction of heterodox books, sometimes initiated by an imperial or ecclesiastical authority, has had a long history in Christianity.27 Most notably, the writings of Arius were systematically burned after the Council of Nicaea in 325, setting a precedent that was followed frequently.28 Pseudo-Zachariah reports that Emperor Anastasios (r. 491–518), a supporter of Miaphysites, asked Makedonios, the Chalcedonian patriarch of Constantinople, to hand over “the book of the council” in order to destroy it. Makedonios refused and instead placed it on the altar of the church. Eventually, the clergy retrieved and surrendered the book.29 The Chalcedonian version of the incident is predictably different. According to the mid-sixth-
24 Acta Sanctorum Septembris. Tomus V. Antwerp 1755, 257B; A. Schneider, Sankt Euphemia und das Konzil von Chalkedon, in A. Grillmeier / H. Bacht (eds.), Das Konzil von Chalkedon: Geschichte und Gegenwart. 3 vols. Würzburg 1951–54, 1:301–302; Halkin, Euphémie de Chalcédoine (as footnote 2 above), 95 n. 1. 25 Plerophoriae 46, ed. F. Nau, Jean Rufus, Plérophories: témoignages et révélations contre le Concile de Chalcédoine. PO, 8.1. Paris 1912, 98. 26 Chronicon Paschale, ed. L. Dindorf, Chronicon Paschale. Bonn 1832, 629; trans. M. Whitby / M. Whitby, Chronicon Paschale 284–628 AD. Translated Texts for Historians, 7. Liverpool 1989, 128. 27 See, for example, Acts 19:19. After Paul converted Jews and Greeks in Ephesos, “a number of those who practiced magic collected their books and burned them publicly.” 28 J. Herrin, Book Burning as Purification in Early Byzantium, in P. Rousseau / E. Papoutsakis (eds.), Transformations of Late Antiquity: Essays for Peter Brown. Farnham 2009, 205–222, at 210–212; D. Rohmann, Christianity, Book-Burning, and Censorship in Late Antiquity: Studies in Text Transmission. Berlin 2016. 29 Phenix et al., Chronicle of Pseudo-Zachariah Rhetor: Church and War in Late Antiquity. Translated Texts for Historians, 55. Liverpool 2011, 263. Pseudo-Zachariah was compiled in the sixth century but incorporates earlier material. The same incident is recounted in Theodore Anagnostes, Ecclesiastical History 491, ed. G. Hansen, Theodoros Anagnostes Kirchengeschichte. Berlin 1995, 139; and Theophanes, Chronicle, ed. C. de Boor, Theophanis chronographia. 2 vols. Leipzig 1883, 1:155, where it is the eunuch Kalopodios who delivers the document.
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century Chronicle of Edessa, Anastasios attempted to open Euphemia’s sarcophagus in order to remove “the book which the synod that was assembled in Chalcedon had put there, and to burn it.” However, Anastasios’s plan was thwarted when fire poured forth from the coffin.30 This indicates that early on a story circulated that the Chalcedonian Fathers placed a tome inside the saint’s sarcophagus and that Euphemia protected it from adversaries wishing to destroy it, thus exhibiting her and the divine approval of the council.
4 The Kanon The kanon combines all these disparate strands of Euphemia’s cult into a coherent theological system. Euphemia is an extraordinary martyr, so much so that she is afforded the highest praise: that she behaved like a man. The blood miracle is a further manifestation of her status and an affirmation of the correctness of Chalcedon’s decisions. Because Euphemia’s coffin contains a tome with the Definition of Faith, it is comparable with, but surpasses the Ark of the Covenant and other Old Testament types. The overarching theme that brings all these threads together is that Euphemia shows herself as a formidable defender of (Chalcedonian) orthodoxy. The first hymn of the seventh ode tells of Euphemia’s fortitude: The martyr escaped the female weakness And with a virile resolution she contended bravely. She advanced toward the tortures Without fearing the fire Nor the sword or the wild animals.31
Here and elsewhere the kanon picks up on the theme of manly bravery that is conspicuous throughout Euphemia’s Ancient Martyrdom (BHG3 619d), a text composed in the late fifth or early sixth century.32 For example, in the Ancient Martyrdom,
30 Chronicle of Edessa, ed. I. Guidi, Chronicon Edessenum, in Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium 2: Scriptores Syri, vol. 2. Louvain 1955, 83; trans. B. H. Cowper, The Chronicle of Edessa. Journal of Sacred Literature and Biblical Record 5 (1864), 28–45, at 36. In its current state, the chronicle is an abbreviated version dating to the sixth century. Miaphysite sources report that the emperor was successful. For example, in his chronicle, Jacob of Edessa (d. 708) simply mentions that Anastasios ordered that Euphemia’s sarcophagus be opened and the council’s decisions be burned; see E. W. Brooks, The Chronological Canon of James of Edessa. Zeitschrift der deutschen Morgenländischen Gesellschaft 53 (1899), 261–327, at 318. 31 vv. 342–348, ed. Acconcia Longo, Analecta hymnica Graeca (as footnote 3 above), 201: Τὴν γυναικείαν λαθοῦσα / ἡ μάρτυς ἀσθένειαν, / ῥωμαλέῳ φρονήματι / γενναίως ἐνήθλησεν, / πρὸς βασάνους ἐχώρησεν, / οὔτε πῦρ οὔτε ξίφος / οὐ θῆρας πτοηθεῖσα. 32 Halkin, Euphémie de Chalcédoine (as footnote 2 above), xvii, with text on pp. 13–33; Schneider,
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Εuphemia maintains that bravery depends not on one’s body but on one’s spirit: “Therefore,” she asserts, “I stand in front of you as a woman in body, but as a man in terms of my will.”33 At another point, Euphemia tells the Roman proconsul Priskos that she is not a coward (ἄνανδρος) and she is often called brave (γενναία).34 This motif serves to underscore Euphemia’s exceptional character as one who, among many other things, manages to overcome the limitations of her gender.35 In the kanon, however, Euphemia’s martyrdom is intertwined with her struggle against heresies. In the second hymn of the first ode, we read: O glorious and all-praiseworthy , You fortified your mind with the weapon of the cross, And with boldness you stood up To all the godless beliefs of the deceitful adversary.36
The “adversary” is a reference not only to Priskos but also the Devil, who inspires heresies, something that is made explicit in the eighth hymn of the same ode: Today Egypt and the Egyptian belief Are symbolically sunk as if in another Red , Which is made like the Red Because of the blood of the all-praiseworthy 37
This is a clear reference to the support for the Miaphysite cause in the part of the world where the events described in Exodus 15 took place. Throughout the text, the kanon connects the Miracle of the Blood explicitly with the orthodoxy of Chalcedon’s decisions, something that Evagrios had only implied. Through the blood that gushes
Sankt Euphemia (as footnote 24 above), 295 and n. 20. 33 ὥστε τῷ σώματι μὲν ὡς γυνή, τῷ δὲ φρονήματι ὡς ἀνὴρ παρέστηκά σοι. Halkin, Euphémie de Chalcédoine (as footnote 2 above), 19. 34 See, for example, Halkin, Euphémie de Chalcédoine (as footnote 2 above), 17, 18. In his Ekphrasis, too, Asterios of Amaseia mentions that Euphemia was courageous (ἀνδρεία): C. Datema, Asterius of Amaseia, Homilies I–XIV. Leiden 1970, 153. 35 S. L. Cobb, Dying to be Men: Gender and Language in Early Christian Martyr Texts. New York 2008. For the function of this motif in later hagiography, I have found particularly useful S. A. Harvey’s comment (Women in Early Byzantine Hagiography: Reversing the Story, in L. L. Lynda et al. [eds.], That Gentle Strength: Historical Perspectives on Women in Christianity. Charlottesville 1990, 48): “It was precisely at this point that the counteraction of the church institution functioned to curb women’s impact, by sanctifying women within a masculine framework.” 36 vv. 8–12, ed. Acconcia Longo, Analecta hymnica Graeca (as footnote 3 above), 184: Ὅπλῳ τῷ τοῦ σταυροῦ / περιφράξασα τὸν νοῦν, / πανεύφημε ἔνδοξε, / δι’ εὐτολμίας ἀντέστης / πᾶσι τοῖς ἀθέοις δόγμασι / τοῦ δολεροῦ πολεμήτορος. 37 vv. 43–48 (ibid., 186): Σήμερον νοητῶς / ὡς ἐν ἄλλῃ Ἐρυθρᾷ / βυθίζεται Αἴγυπτος / καὶ τὸ αἰγύπτιον δόγμα, / ἥτις Ἐρυθρὰ τοῖς αἵμασι / τῆς πανευφήμου παρείκασται.
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forth from Euphemia’s tomb, “the true beliefs are confirmed,”38 and further down, “O all-praiseworthy one, you sink the representatives of the heresies through the streams of your blood.”39 Thus, the kanon participates in the anti-Miaphysite propaganda for which Euphemia’s cult was mobilized. In the same vein, the kanon refers to the tradition that a book containing the Chalcedonian Definition of Faith was placed on Euphemia’s body. The ninth hymn of the seventh ode makes this explicit: Today, the choir of the Fathers gather together And entrusts the definition of faith to the dead As if to a faithful guardian of the laws. Keeping it in her chest, She guards it in eternity.40
In the kanon, Euphemia acts as both a literal and symbolic protector of the book, and is called “a guardian of laws,”41 “a guardian of correct beliefs,”42 and “an incorrupt guardian,”43 “who keeps pure in her hands the definition of beliefs.”44 She signed the “tome of faith” with her blood, “proclaiming loud and clear through her silence the validity of the beliefs.”45 Euphemia’s status is compared favorably to Old Testament objects and events. For example, the sixth hymn of the first ode presents her tomb as a new Ark of the Covenant: Today, the tomb of the martyr Is set forth like a new ark, Conveying to us spiritually Not the written law But of divine grace.46
38 vv. 23–24 (ibid., 186): τὰ δόγματα τῆς ἀληθείας κρατύνονται. 39 vv. 85–86 (ibid., 188): Βυθίζεις τὰς τῶν αἱρέσεων γλώσσας / τοῖς τῶν αἱμάτων σου ῥείθροις, πανεύφημε. This is another reference to Exodus 15. See also vv. 109–117, 190, 193–198, 322–326 (ibid., 189, 192, 199). 40 vv. 398–404 (ibid., 202): Ἡ τῶν πατέρων χορεία / συντρέχουσα σήμερον / τῇ νεκρᾷ παρατίθεται / τὸν ὅρον τῆς πίστεως / ὡς πιστῇ νομοφύλακι, / ὃν ἐν στέρνοις κρατοῦσα / φυλάττει εἰς αἰῶνας. See also vv. 79–80 (ibid., 188): “Today the all-praiseworthy one receives the definition of the beliefs in her hands” (Σήμερον τῶν δογμάτων τὸν ὅρον / ἐν ταῖς χερσὶν ἡ πανεύφημος δέχεται). 41 v. 84 (ibid., 188): νομοφύλαξ. 42 v. 81 (ibid., 188): φύλαξ τῶν ὀρθοδόξων δογμάτων. 43 v. 38 (ibid., 186): Φύλαξ ἀψευδής. 44 vv. 328–329 (ibid., 199): Τῶν δογμάτων τὸν ὅρον κατέχουσα, / φυλάττεις ἀνόθευτον. See also vv. 289–294, 384–390, 398–404 (ibid., 197–198, 202, 203). 45 vv. 410–411 (ibid., 203) σιωπῇ φθεγομμένη / τὸ κῦρον τῶν δογμάτων. 46 vv. 31–36 (ibid., 186): Σήμερον ἡ σορὸς / ὥσπερ νέα κιβωτὸς / δείκνυται τῆς μάρτυρος, / οὐ τὸν γραπτὸν ἡμῖν νόμον, / ἀλλὰ τὸν τῆς θείας χάριτος / πνευματικῶς προσκομίζουσα. See also vv. 283–288
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Euphemia’s tomb is a “most safe” ark and God’s tabernacle, in which the holy Fathers deposited the “definition of beliefs,” that is like the “God-written tablets.”47 Moses’s basket was carried by waters (Exodus 2), while Euphemia’s tomb is carried by blood to safety, imitating Noah’s ark (Genesis 6–9) and avoiding dangers.48 Finally, the people are invited to draw from the abundant springs of blood, like the Israelites drew water from the rock (Exodus 17:1–7).49 This living water coming out of the dead water provides a Biblical parallel to the Miracle of the Blood: O virgin, though you are buried, You unexpectedly gush forth the blood of life, Recreating that flow That in the past poured forth out of a sharp rock For the sake of the people of Israel.50
Thus, the kanon provides a theological interpretation for the peculiar Miracle of the Blood. Even though Euphemia is dead, she operates as if she is alive.51 Euphemia herself speaks: Let the all-praiseworthy of Christ say: “The Mighty One has done great things for me (Luke 1:49), For I am alive after death, And after the death of my limbs, I send forth miracles.”52
In this hymn, the quotation from Luke 1—part of Mary’s response to the archangel Michael at the Annunciation—is superficially a typical acknowledgment that it is Christ who performs the miracles through his saints. At the same time, putting the words of the Theotokos in the lips of Euphemia underscores the latter’s exceptional status and relationship with Christ, who granted her this astounding wonder. The
(ibid., 197). 47 vv. 466–473 (ibid., 205): Κιβωτὸν ἀσφαλεστάτην σε / ὡς σκηνὴ τοῦ θεοῦ / ἔχουσα ἡ ἐκκλησία, / μάρτυς ἔνδοξε σεμνή, / τὸν ὅρον τῶν δογμάτων / ὡς πλάκας θεογράφους / παρέθετό σοι διὰ χειρῶν / τῶν ἱερῶν πατέρων. 48 vv. 370–376 (ibid., 202): Ἡ τοῦ Μωσέως μὲν θήκη / ὕδατι ἐνείχετο, ἡ δὲ θήκη τῆς μάρτυρος / τῷ αἵματι φέρεται, / μιμουμένη τὴν λάρνακα μυστικῶς τὴν τοῦ Νῶε, / κινδύνους ἐκφυγοῦσα. 49 vv. 235–240 (ibid., 195): Τὰς τῶν αἱμάτων πηγὰς / ἀφθόνως ἡ καλλιμάρτυς βρύουσα, / τὴν ἐκκλησίαν Χριστοῦ συγκαλεῖται / συμβολικῶς ἀντλῆσαι / ὡς ὁ πάλαι λαὸς / τὰ ἐκ πέτρας νάματα. 50 vv. 241–246 (ibid., 195): Ἐκ παραδόξου βρύεις, / παρθένε, καὶ τεθαμμένη αἷμα ζωῆς, / ἀνατυποῦσα τὸ ῥεῖθρον ἐκεῖνο / τὸ ἐκ τῆς ἀκροτόμου / ἀναβλύσαν ποτὲ / τῷ ἰσραηλίτῃ λαῷ. 51 vv. 132–133 (ibid., 190): κατοικεῖν μὲν ὡς νεκρὰν / ἐνεργεῖν δὲ ὡς ζῶσαν. See also vv. 327, 464–465, 476–477 (ibid., 199, 205, 206). 52 vv. 488–503 (ibid., 207): «Ὅτι ἐποίησέ μοι / μεγαλεῖα ὁ δυνατός», / λεγέτω ἡ πανεύφημος Χριστοῦ, / «μετὰ θάνατον γὰρ ζῶ / καὶ μετὰ νέκρωσιν μελῶν / βρύω τὰ θαύματα».
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Miracle of the Blood is, according to the kanon, an annual repetition of her martyrdom.53 O all-praiseworthy, you stand before us As the living trumpet of the resurrection, That in the streams of your blood Forever sounds truly that future animation 54
This last point is especially important because it explains how and why the miracle occurred. Following the most dominant interpretation, according to which the resurrected body will be the earthly one, albeit incorruptible and in a state of glory,55 the kanon presents Euphemia’s body in this way. Her body remains intact and bleeds because she is already living in a post-general-resurrection state. This is yet another manifestation of the martyr’s special status. Finally, the kanon parallels the Miracle of the Blood and the Eucharist, an association particularly evident in a hymn from the eighth ode: The all-praiseworthy one cries aloud: “Come to my cup And mystically taste my pure blood; Let then nobody be deprived, Let nobody remain without a taste. For,” she says, “the blood of my flesh Is a stream of life.”56
Elsewhere the kanon likens Euphemia’s blood to wine that trickles from her body’s grapes and is harvested every year by the King, i.e., Christ.57 It compares Euphemia to Christ, for she set up a table and a mystical cup, offering her remains instead of food
53 v. 506 (ibid., 207): πολλάκις μετὰ θάνατον ἀθλεῖ; v. 547 (ibid., 208): ἐτησίως ἐναθλεῖ. 54 vv. 277–282 (ibid., 197): Ἔμπνους πρόκεισαι ἡμῖν, πανεύφημε, / τῆς ἀναστάσεως σάλπιγξ, / ἀεὶ κράζουσα / ἐν ταῖς τῶν αἱμάτων σου ῥοαῖς / τὴν ἐμψύχωσιν ἐκείνην / ὄντως τὴν μέλλουσαν. The anonymous enkomion makes a similar point: Christ brings the miracle about “as a clear indication of the common resurrection” (πρὸς ὑπόδειξιν σαφῆ τῆς κοινῆς ἀναστάσεως ἐν αὐτῇ κατεργαζόμενον): Halkin, Euphémie de Chalcédoine (as footnote 2 above), 199. 55 See the useful analysis in A. Kakavelaki, The Resurrected Body, Will It Be of Flesh or Spiritual? Theological Discussions from the Time of the Apostle Paul up to the Sixth Century AD. Scrinium 11 (2015), 225–241. 56 vv. 450–457, ed. Acconcia Longo, Analecta hymnica Graeca (as footnote 3 above), 205: «Προσελθόντες τῷ κρατῆρί μου / μυστικῶς τῶν ἐμῶν / γεύσασθε ἁγνῶν αἱμάτων», / ἡ πανεύφημος βοᾷ· / «μηδεὶς οὖν ὑστερείτω, / μηδεὶς ἄγευστος ἔστω· / ζωῆς γὰρ ῥεῖθρον», φησίν, / «τὸ τῆς σαρκός μου αἷμα». 57 vv. 356–62 (ibid., 201–202).
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and blood instead of drink.58 The connection between the Miracle of the Blood and the Eucharist is superficially facile but actually quite audacious. Does the hymnographer suggest that they are the same? That a martyr’s sacrifice is an imitation of Christ’s death is established in the New Testament, in the account of the death of the protomartyr Stephen (Acts 7:54–60). The difference in Euphemia’s case is that the sacrifice, like the Eucharist, is repeated regularly in a liturgical context and involves living flesh and blood. Her effusion of blood is a further imitation of Christ’s offering of flesh and blood in the liturgy. Yet the Eucharist and the miracle are not the same. The kanon suggests not sameness but likeness; it explicitly states that it is Christ who assisted Euphemia during her martyrdom, crowned her, and is ultimately responsible for her miracles.59 Nevertheless, the fact that Euphemia’s imitation of Christ extends to the eucharistic praxis, to the pinnacle of sacraments, effectively underscores yet again her special relationship with the divinity and her exceptional status. It is that formidable martyr who guaranteed the correctness of the council’s decisions and guarded the Chalcedonian Definition of Faith with her own body. The kanon is invaluable for our understanding of Euphemia’s cult. It offers a profound theological framework for her remarkable sanctity, her role as the guardian of correct faith at Chalcedon and thereafter, and, most importantly, for the Miracle of the Blood. It provides a genealogy for the Miracle of the Tomos. It also attests to the continuing importance of Euphemia’s cult since it was composed after Euphemia’s relics had been moved to Constantinople. Euphemia’s relics were transferred to Constantinople in the seventh century, although the sources disagree on the exact date. The notoriously unreliable Parastaseis syntomoi chronikai, compiled around the beginning of the ninth century, report that the inhabitants of Chalcedon fled to Constantinople, along with the relics, as a result of a Persian incursion “after the death of the emperor Maurice” (d. 602).60 According to Constantine of Tios, Euphemia’s relics, along with her sarcophagus, were moved because of the “Persian attack” that took place at that time.61 He explains how a small hole that he saw in the sarcophagus came about. In the days of Εmperor Herakleios (r. 610–641), when the Persians seized Chalcedon, they attempted to set fire to Euphemia’s sarcophagus, but God protected her relics. The fire did not touch them but, taking the shape of a sphere, it made the hole in the sarcophagus.62 He seems to suggest that the relics moved to Constantinople sometime after 626, the year of the Persian invasion, though he does not specify a date. Theodore Bestes, whose
58 vv. 434–441 (ibid., 204). 59 vv. 91–144 (ibid., 189–190). 60 A. Cameron / J. Herrin, Constantinople in the Early Eighth Century: The Parastaseis syntomoi chronikai. Leiden 1984, 62–63. 61 Halkin, Euphémie de Chalcédoine (as footnote 2 above), 86. 62 Ibid., 87.
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Enkomion to Euphemia was likely composed in the eleventh century,63 repeats the information from Constantine Tios but adds that living blood streamed forth from the hole as if from a live and animate body. Bestes states explicitly that the relics were transferred in case the Persians should attempt something more daring against the saint in the future.64 None of these late sources inspire confidence. In a meticulous analysis of these texts, Albrecht Berger has shown that these mentions of the relocation of Euphemia’s relics were essentially guesses on the part of the authors, who knew that the relics were in Constantinople but did not know the exact circumstances of the translation. This is perhaps because the translation itself was so unremarkable.65 The most reliable information comes from an anonymous enkomion of Euphemia composed during the second reign of Εmperor Justinian II (705–11).66 It states that the translation had taken place during the reign of Justinian II’s father, Constantine IV (r. 668–685).67 Berger has cautiously suggested that the occasion might have been the Sixth Ecumenical Council (680–681), which rejected Monothelitism, a Christological formula used by emperor Herakleios to reconcile Chalcedonians and Miaphysites. If this is so, Euphemia was once again used as a defender of the correct faith and of imperial policy.68
63 Halkin (ibid., 107–109) dates this text to the early ninth century, something that PmbZ, no. 7670 repeats. C. Mango, Review of Euphémie de Chalcédoine: Légendes byzantines. The Journal of Theological Studies 17 (1966), 487–488, argues persuasively for an eleventh-century date. 64 Halkin, Euphémie de Chalcédoine (as footnote 2 above), 132–133, 136. 65 A. Berger, Die Reliquien der Heiligen Euphemia und ihre erste Translation nach Konstantinopel. Hellenika 39 (1988), 311–322. 66 For the date see Canart, Le palimpseste Vaticanus gr. 1876 (as footnote 13), 98. 67 Ibid., 104. 68 Berger, Die Reliquien der Heiligen Euphemia (as footnote 65), 314.
Ulrich Moennig
August Heisenberg als (Gründungs-) Vorsitzender der Deutsch-Griechischen Gesellschaft 1 Einleitendes zur DGG von 1914 Heute gibt es eine VDGG genannte Vereinigung der Deutsch-Griechischen Gesellschaften, und mehrere der Mitgliedsgesellschaften tragen ebenfalls den Namen Deutsch-Griechische Gesellschaft – gemeinhin abgekürzt DGG.1 Die erste DGG wurde 1914 auf eine Initiative gegründet, die wesentlich von der Münchener Byzantinistik ausging. Der sichtbare Protagonist, der eine Vielzahl von auf die Gründung der DGG bezogenen Schriftstücken hinterlassen hat, war Paul Marc (1877–1949). Die Person hinter Marc, zumindest in München, war der Professor für Mittel- und Neugriechische Philologie August Heisenberg (1869–1930; im Amt 1910–1930) – der direkte Nachfolger Karl Krumbachers (1856–1909; im Amt 1897–1909) und über Franz Dölger (1891–1968; im Amt 1931–1959), Hans-Georg Beck (1910–1999; im Amt 1960–1975) und Armin Hohlweg (1933–2022; im Amt 1976–2001) Vorgänger des geehrten Albrecht Berger (im Amt seit 2002). Der obige Einschub „zumindest in München“ bezieht sich darauf, dass Marc im Gründungsjahr sehr intensiv mit Georg Karo (1872–1963), dem damaligen Ersten Sekretärs des Kaiserlichen Deutschen Archäologischen Instituts in Athen, korrespondierte und viele seiner Anregungen aufgriff. Die zahlreichen Schriftstücke aus Marcs Hand lassen einerseits den Eindruck entstehen, dass Heisenberg Marc große Freiheiten einräumte, andererseits bezieht Marc sich immer wieder auf Rücksprachen mit Heisenberg. Die DGG erlebte, nach einer beeindruckenden Kampagne im Zusammenhang mit ihrer Gründung, einen Fehlstart, der eine Folge des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs war, und dies in mehrfacher Hinsicht. Was München betraf, verhielt es sich so, dass Marc einberufen wurde und zudem im Laufe des Krieges schwere körperliche Schäden erlitt. Seine Ehefrau Helene Marc übernahm einige seiner Funktionen, was aber nichts daran änderte, dass die exekutiv tätige Kraft ausfiel. Über Marc, den Krumbacher kurz vor seinem Tod zum Mitherausgeber der Byzantinischen Zeitschrift (BZ) gemacht hatte und der gemeinsam mit Heisenberg die Zeitschrift viele Jahre lang herausgab, hat Andreas E. Müller zwei Artikel publiziert, einer davon mit dem zutreffenden Titel „Vom Verschwinden einer unbekannten Größe“.2 Auch der 1869
1 Auf der Homepage der VDGG (http://www.vdgg.de/ ) gibt es ein Verzeichnis der Mitgliedsgesellschaften. 2 Zu Paul Marc siehe A. E. Müller, August Heisenberg, Paul Marc und die Suche nach einem geeighttps://doi.org/10.1515/9783111070315-030
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geborene Heisenberg wurde einberufen, was zur Folge hatte, dass zwischenzeitlich Otto Crusius (1857–1918), der von 1915–1918 Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (BAdW) war, die – offenbar ruhenden – Geschäfte führte.3 „Heisenberg rückte als Hauptmann der Landwehr, damit seiner Wehrpflicht genügend, zum Heeresdienste ein“, weiß Dölger.4 Was Athen betraf, war das Umfeld zahlreicher der dort aktiven griechischen und deutschen Mitglieder in Griechenland königs- und im Deutschen Reich kaisertreu. Man fand sich somit, als ein offener Konflikt zwischen König Konstantin und Ministerpräsident Eleftherios Venizelos über die Aufgabe der Neutralität und den Eintritt Griechenlands in den Weltkrieg ausbrach, zwischen den Fronten, wenn nicht auf der falschen Seite wieder. Aus den Akten der DGG geht hervor, dass insbesondere der bereits genannte Karo sich im Zusammenhang mit der Publikation des Buches des Juristen Georgios Streit Le départ du roi Constantin engagierte, welches 1917 in Genf als Publikation der Union Hellénique de Suisse erschienen war und 1918 von der DGG in deutscher Sprache herausgegeben wurde. Dazu weiter unten.5
2 Das Archiv der DGG von 1914 Es gibt ein Archiv der frühen DGG, welches seinen Ursprung in der Münchener Geschäftsstelle zur Zeit der Gründung der Gesellschaft hat, und diese Geschäftsstelle war identisch mit derjenigen der BZ, Postadresse: Theresienstraße 12 in München. Das Archiv ist in das der Deutsch-Griechischen Gesellschaft Hamburg e.V. eingegliedert worden, der ich herzlich für die Erlaubnis der Einsichtnahme und der Verwendung für wissenschaftliche Zwecke danke. Der Verbleib in Hamburg verwundert auf den ersten Blick, lässt sich aber unschwer erklären. Die DGG war eine gesamtdeutsche Gesellschaft und die Mitgliedschaft war keinesfalls auf München beschränkt. An einigen Orten entwickelte sich eine gewisse Dynamik, die letztlich zu einer Neuorganisation der DGG führte, die sich 1918 zum ersten Mal als Verein eintragen ließ und
neten Syndikus für die Bayerische Akademie der Wissenschaften. Römische Historische Mitteilungen 45 (2003), 191–197; id., Vom Verschwinden einer unbekannten Größe. Der Byzantinist Paul Marc, in W. Hörandner / J. Koder / M. A. Stassinopoulou (Hg.), Wiener Byzantinistik und Neogräzistik. Beiträge zum Symposion Vierzig Jahre Institut für Byzantinistik und Neogräzistik der Universität Wien im Gedenken an Herbert Hunger (Wien, 4.–7. Dezember 2002), Wien 2004, 308–314. 3 Zu Heisenberg siehe F. Dölger, August Heisenberg, in H.-G. Beck (Hg.), Chalikes. Festgabe für die Teilnehmer am XI. Internationalen Byzantinistenkongreß München 15.–20. September 1958, Freising 1958, 137–159; darin nur sehr wenig über Heisenbergs Rolle in der DGG („er war 1913 Mitbegründer der Deutsch-griechischen Gesellschaft und dann lange Jahre Vorstand des Münchener Zweiges derselben gewesen“, heißt es in einer Parenthese auf S. 144). 4 Ebd., 142. 5 G. Streit, Le départ du roi Constantin: vérités inédites, documents. Genf 1917.
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sich eine Satzung gab, die Ortsvereine vorsah. Der Ort, an dem im Jahr 1918 die erste als selbstständiger Verein eingetragene Ortsgruppe gegründet wurde, war Hamburg, eine treibende Kraft dort war Erich Ziebarth, damals noch Gymnasialprofessor, ab 1919 Professor für Alte Geschichte an der neugegründeten Hamburger Universität. Der Gründungsvorsitzende Heisenberg blieb auch nach der Neuorganisation der DGG im Jahr 1918 deren Vorsitzender, und zwar in zwei Eigenschaften, nämlich einerseits Vorsitzender des in den Unterlagen oft als „gesamtdeutsch“ bezeichneten Dachverbands und andererseits der Münchener Ortsgruppe, die sich erst 1918 als solche konstituierte. Vom Vorsitz der seit 1918 als Verein eingetragenen gesamtdeutschen DGG (fortan: DDGG) trat Heisenberg 1921 zurück, sein Nachfolger wurde Ziebarth. Diese Nachfolge im Amt ist zweifelsohne der Grund, warum Archivalien, die man von der Sache in München vermuten würde, sich in Hamburg befinden, und zwar im (privaten) Archiv der DGG Hamburg (fortan: DGGHH). Die Akten, die (mutmaßlich) aus München nach Hamburg kamen, möchte ich wie folgt bezeichnen: 1. Der erste Ordner trägt die Bezeichnung „31.12.1913–30.4.1918“ und enthält im ersten Teil Korrespondenzen vom 31.12.1913 bis zum 12.12.1914 sowie nicht genau datierte Schriftstücke. Dieser erste Teil muss ursprünglich von Karo in Athen geführt worden sein, weil er an den zu der Zeit in Athen tätigen Archäologen adressierte Schreiben enthält, in denen es um die Gründung und die Anfangszeit der DGG geht. Der zweite Teil desselben Ordners enthält Korrespondenzen vom 1. Januar 1915 bis zum 30. April 1918, die unmittelbar mit dem Vorsitz und der Geschäftstätigkeit der DGG zu tun haben und offenbar in der Theresienstraße 12 geführt wurden. 2. Der zweite Ordner mit der (verblassten) Aufschrift „DGG München –1918“ enthält Materialien zur Vereinsgründung sowie zur Gründung der Berliner Ortsgruppe, die wahrscheinlich ebenfalls in der Theresienstraße 12 gesammelt wurden. 3. Der dritte Ordner mit Aufschrift „1.5.1918–1921“ schließt chronologisch an den zweiten Teil des ersten Ordners an, die Geschäftsstelle in der Theresienstraße 12 steht eindeutig im Mittelpunkt. Wenn hier von einem Archiv die Rede ist, dann ist eine alltagsnahe, aus der Ablage von Schriftstücken entstandene Form gemeint, nicht etwa ein organisiertes Archiv mit materialschonenden Aufbewahrungskästen, professioneller Kennzeichnung von Ordnern und Zählung von Blättern bzw. Seiten. Es gibt keine etablierte oder vom Archiv geforderte Zitierweise, und auch die öffentliche Zugänglichkeit ist nicht gegeben. Dennoch wurde das Archiv mehrfach für Publikationen herangezogen, von
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der DGGHH selbst,6 in einer einschlägigen Monographie von Bernd Sösemann7 und zuletzt vom Unterzeichneten.8 Alle diese Arbeiten, auch die vorliegende, können, bezogen auf das Archiv, kaum mehr leisten, als seinen Quellenwert deutlich zu machen, in der Hoffnung, dass es eines Tages in die Hände eines öffentlichen Trägers gelangen mag, der Zugänglichkeit und nachhaltige Aufbewahrung gewährleistet.
3 Die Belebung der Geschäftstätigkeit ab September 1916 und Autographe Heisenbergs im Archiv der DGG Eine aufschlussreiche Quelle für die Tätigkeit der DGG während des Ersten Weltkriegs ist das Protokoll der Vorstandssitzung vom 22. September 1916. Dort heißt es unter 1): „Herr Professor Dr. Heisenberg, der die Vorstandsitzung veranstaltet hatte, gibt eine Übersicht über die Tätigkeit des Vereins während des Weltkrieges. Die Gesellschaft hatte sich infolge der schwankenden Verhältnisse in Griechenland die größte Zurückhaltung auferlegt [...] Die Organisation der Gesellschaft, die am Anfang des Weltkrieges noch sehr locker war, ist während des Krieges nicht in festere Formen gebracht worden. Nachdem am Anfang des Krieges Herr Geheimrat Professor Dr. Crusius die Geschäfte der Gesellschaft geführt hatte, ist der Ausschuß damit einverstanden, daß seit der Rückkehr aus dem Felde Herr Professor Dr. Heisenberg die Geschäfte führt.“9 Unter 2) heißt es: „[D]er Ausschuß ist der Meinung, daß vorläufig auch fernerhin davon abgesehen werden soll, die Organisation der Gesellschaft straffer zu
6 Deutsch-Griechische Gesellschaft (Hg.), 1918–1988: 70 Jahre Deutsch-Griechische Gesellschaft e.V., Hamburg, Hamburg [Maschinenschriftl. Skript; 1988]; Deutsch-Griechische Gesellschaft Hamburg e.V., 1918–2018. 100 Jahre Deutsch-Griechische Gesellschaft Hamburg. Hamburg [2018]. 7 B. Sösemann, Annäherungen an Hellas. Philhellenismus und Deutsch-Griechische Gesellschaft in Berlin. Festschrift zum 75-jährigen Bestehen der „Deutsch-Griechischen Gesellschaft Berlin e.V.“. Berlin 1994. 8 U. Moennig, Von Neugriechisch zur Neogräzistik – oder: Wie entsteht ein kleines Fach (und warum)?, in R. Nicolaysen / E. Krause / G. B. Zimmermann (Hg.), 100 Jahre Universität Hamburg. Studien zur Hamburger Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte in vier Bänden. Band 2: Geisteswissenschaften, Theologie, Psychologie, Göttingen 2021, 383–405; id., Griechische Doktorand(inn)en an der Universität Hamburg von der Gründung der Universität 1919 bis 1941, in A.-A. Kyrtsis / M. Pechlivanos (Hg.), Compendium der deutsch-griechischen Verflechtungen, 18.12.2020, URI: https:// comdeg.eu/compendium/essay/101014/ (zusätzlich zahlreiche Biogramme der betreffenden Personen); id., Έλληνες/ίδες υποψήφιοι/ες διδάκτορες στο Πανεπιστήμιο του Αμβούργου από την ίδρυση του Πανεπιστημίου το 1919 μέχρι το 1941, in A.-A. Kyrtsis / M. Pechlivanos (Hg.), Επιτομή των ελληνογερμανικών διασταυρώσεων, 11.09.2021, URI: https://comdeg.eu/el/compendium/ essay/105247/. 9 Archiv DGGHH, Ordner 31.12.1913–30.4.1918, ohne Blattzählung (o.B.).
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gestalten, besonders deshalb, weil die Verbindungen mit den griechischen Mitgliedern völlig unterbrochen sind. Doch hält er es für erwünscht, daß die Gesellschaft, sobald die politischen Verhältnisse eine Veranlassung bieten, wieder im Sinne ihrer ursprünglichen Ziele an die Öffentlichkeit tritt. Es soll deshalb jetzt sofort an die deutschen Mitglieder der Gesellschaft die Bitte um Einsendung der Mitgliedbeiträge für 1915 und 1916 gerichtet werden [...]“.10 Und unter 3): „Die Tatsache, daß die Offiziere und Mannschaften des 4. griechischen Armeekorps sich unter Deutschlands Schutz gestellt haben, gab Veranlassung zu erwägen, in welcher Weise die Gesellschaft sich den griechischen Truppen nützlich erweisen könnte. Es wurde beschlossen, weitere Weisungen des preußischen Kriegsministeriums und des Kaiserlichen Auswärtigen Amtes in Berlin, die um Auskunft gebeten worden sind, abzuwarten“;11 weiter heißt es, dass in Görlitz die Teilnahme von Vertretern der DGG an den Empfangsfeierlichkeiten erwünscht sei. An der Sitzung nahmen neben Heisenberg und Crusius sechs weitere Münchener Mitglieder teil. Der Vorstandssitzung vom 22. September 1916 war ein Schreiben Heisenbergs an das Kaiserliche Auswärtige Amt und an das Kriegsministerium vorausgegangen, in dem er die Dienste der Deutsch-Griechischen Gesellschaft anbietet. Von diesen Schreiben, welches das Datum 20. September 1916 trägt, gibt es, abweichend von der sonstigen Praxis, ein handschriftliches Konzept in den Unterlagen der DGG mit Datum dem 17. September 1916.12 Bereits am 30. September 1916 fand eine weitere Vorstandssitzung statt, auf der Heisenberg von einer Sitzung im Kriegsministerium in Berlin mit Offizieren des 4. Armeekorps sowie einer anschließenden Fahrt nach Görlitz berichtete. Aus dem Protokoll wird deutlich, dass die DGG finanzielle Mittel zur Verfügung stellte und weitere Aufwendungen auf sich zukommen sah. Bezogen auf den vorausgegangenen Aufenthalt in Görlitz wird berichtet, dass Heisenberg als Dolmetscher diente.13 Im Protokoll der Vorstandssitzung vom 8. November 1916 heißt es dann bereits, dass Heisenberg sich vier Wochen als Hauptmann in Görlitz aufgehalten habe. Auf derselben Sitzung wird der Text eines Rundschreibens besprochen, in dem die Mitglieder zu Weihnachtsspenden für Zwecke der in Görlitz beherbergten Griechen aufgefordert werden. Im Protokoll der Sitzung vom 29. Dezember 1916 wird ein konkretes Datum für die geplante Weihnachtsfeier, der 10. Januar 1917, genannt und es wird besprochen, dass die Mitglieder der DGG zur Teilnahme nach Görlitz eingeladen werden. Im Protokoll
10 Archiv DGGHH, Ordner 31.12.1913–30.4.1918, ohne Blattzählung (o.B.). 11 Archiv DGGHH, Ordner 31.12.1913–30.4.1918, ohne Blattzählung (o.B.). 12 Archiv DGGHH, Ordner 31.12.1913–30.4.1918, ohne Blattzählung (o.B.); G. Alexatos, Die Griechen von Görlitz 1916–1919. Berlin 2018, 43, zitiert das Originalschreiben im Bundesarchiv Berlin-Zehlendorf (BArch R901/86713). 13 Archiv DGGHH, Ordner 31.12.1913–30.4.1918, ohne Blattzählung (o.B.)
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dieser Sitzung geht es auch um die Bemühungen zur phonographischen Aufnahme neugriechischer Dialekte in Görlitz (dazu weiter unten). Daniela Kratz, die in ihrer Diplomarbeit zu den in Zusammenarbeit mit der Preußischen Phonographischen Kommission entstandenen Aufnahmen bemerkenswert detaillierte Archivarbeit betrieben hat (und die eine auf das Thema bezogene E-Mail von Albrecht Berger als „Berger 2004“ zitiert), hat im Bayerischen Hauptstaatsarchiv ein Telegramm vom 7. Dezember 1916 gefunden, mit dem Heisenberg vom Preußischen Kriegsministerium abkommandiert wird, und zwar „mit sofortiger Abreise“.14 In den Jahren 1916 bis 1919 war Heisenberg Verbindungsoffizier im Rang eines Hauptmanns. Seine Abwesenheit von der Geschäftsstelle erklärt die Tatsache, dass aus den Jahren 1917 und 1918 zahlreiche autographe Schreiben von Heisenberg aus Görlitz nach München erhalten sind, häufig an Helene Marc („Liebe Frau Doktor“) adressierte Karten, aber auch Zweitschriften von offiziellen Schreiben mit besonderer Wichtigkeit. Andreas E. Müller bezeichnet Heisenbergs Handschrift als „fein“, der Verfasser des vorliegenden Beitrags ist geneigt sie als „Sauklaue“ zu klassifizieren.15
4 Ein Münchener Netzwerk: die DGG und die BAdW Der enge Bezug zwischen der DGG, der Münchener Universität und der Redaktion der BZ ist so augenfällig, dass er nicht weiter kommentiert zu werden braucht. Weniger offenkundig ist der Zusammenhang zwischen der DGG und der BAdW. Die Verknüpfung wurde bereits durch die Rolle von Otto Crusius im Vorstand der DGG sichtbar. So scheint es nicht zufällig, dass Andreas E. Müller Heisenbergs Empfehlungsschreiben für Marc als Bewerber auf die 1917 vakant gewordene Stelle eines Syndicus in Materialen der BAdW entdeckt hat, die mit Heisenbergs phonographischen Studien in Görlitz zusammenhängen.16 Als Produkt dieser Studien veröffentlichte Heisenberg 1918 eine Schrift mit Titel Dialekte und Umgangssprache im Neugriechischen. Festrede gehalten in der öffentlichen Sitzung der K[öniglichen] Akademie der Wissenschaften zur Feier des 159. Stiftungstages am 29. Mai 1918. In der Einleitung heißt es: „Der Krieg, in dem wir stehen, der furchtbare Vernichter unendlicher Werte, hat zugleich in schöpferischer Kraft der Wissenschaft die stärksten Antriebe gegeben [...] Zu den wenigen Freunden, die auch jetzt noch Deutschland die Treue halten, gehört das griechische Volk [...] Das griechische Volk in seiner großen Mehrheit hält treu zu seinem König und setzt seine
14 D. Kratz, Griechen in Görlitz 1916–1919. Studien zu akustischen Aufnahmen des Lautarchivs der Humboldt-Universität zu Berlin. Berlin 2005, 73. 15 Müller, Syndikus (wie oben Fußnote 2) 193. Beim Entziffern einiger Archivalien hat mich der studentische Mitarbeiter Bennet Stange unterstützt. 16 Müller, Syndikus (wie oben Fußnote 2) 192.
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Hoffnungen auf den deutschen Sieg [...] Die königstreuen Truppen des IV. griechischen Armeekorps, das durch die militärischen Operationen der Kriegsführenden aus Mazedonien verdrängt wurde, wohnen jetzt als Freunde und Gäste des Deutschen Reiches in der schlesischen Stadt Görlitz. So bot sich mir als Verbindungsoffizier des K[aiserlich] Preußischen Kriegsministeriums beim Stabe des griechischen Korps die willkommene Gelegenheit, dem Vaterlande als Soldat zu dienen und zugleich meine wissenschaftliche Arbeit über die neugriechische Sprache und insbesondere ihre Dialekte fortzusetzen [...]“.17 Kommentierend muss man zum vorhergehenden Absatz sagen, dass die Griechen im Jahre 1916 Deutschland wohl nicht so freundlich gesinnt waren, wie Heisenberg (und viele weitere Quellen der Zeit) es für das Jahr 1918 glauben machte(n). Heisenbergs Urteil galt vielleicht bzw. in einem gewissen Maße für königstreue Griechen. Für Anhänger von Venizelos, der bei Kriegsausbruch 1914 und später erneut griechischer Ministerpräsident war, gilt es mehrheitlich nicht. Insofern ist es auch fraglich, ob die Beherbergung eines Armeekorps in Deutschland, in Kriegszeiten wohlgemerkt, ein so freundlicher Akt war, wie es in den Quellen der Zeit dargestellt wird. Gesichert ist, dass die Behandlung der einzelnen Korpsangehörigen von ihrer Treue entweder zu König Konstantin oder zu dessen Gegenspieler Venizelos abhing.18 Heisenbergs Sichtweise, dass seine eigene Rolle als Verbindungsoffizier ihn in die Lage versetzt habe, aus der Not des Krieges eine wissenschaftliche Tugend zu gewinnen, wird man in erster Linie zur Kenntnis nehmen.19 Im weiteren Verlauf der Schrift von 1918 gibt es erneut Verweise auf die DGG: „Es ist das Verdienst eines vortrefflichen Kenners der Sprache und des Volkes von Neugriechenland, des Herrn Studienrats Professor Dr. Bürchner in München, alsbald nach der Ankunft des griechischen Korps im Kreise der Deutsch-griechischen Gesellschaft die Anregung gegeben zu haben, es möchte die glückliche Gelegenheit benützt werden, um Proben neugriechischer Mundarten mit dem Phonographen aufzuneh-
17 A. Heisenberg, Dialekte und Umgangssprache im Neugriechischen. Festrede gehalten in der öffentlichen Sitzung der K[öniglichen] Akademie der Wissenschaften zur Feier des 159. Stiftungstages am 29. Mai 1918. München 1918, 3. Die phonographischen Aufnahmen finden sich im Lautarchiv der Humboldt-Universität zu Berlin und sind bis heute nicht adäquat ausgewertet; eine Suchanfrage „Heisenberg“ auf der Homepage des Lautarchivs liefert 127 Treffer (https://www.lautarchiv.hu-berlin. de/ [8. August 2022]). Bzgl. der Kaiserlich Preußischen Phonographischen Kommission schreibt Heisenberg (a.a.O., 5): „Die Ausführung der phonographischen Aufnahmen wurde der K. Preußischen Phonographischen Kommission übertragen, wodurch uns der Vorteil erwuchs, die besten Apparate und das tüchtigste, durch viele ähnliche Aufgaben geübte technische Personal zu gewinnen.“ 18 Siehe dazu S. Dordanas, Das Vierte Armeekorps im Ersten Weltkrieg und das Erbe von Görlitz, in Kyrtsis / Pechlivanos, Compendium (wie oben Fußnote 8), 07.09.2020, URI: https://comdeg.eu/compendium/essay/98071/. 19 Einschlägig zum gesamten Themenkomplex „Griechen in Görlitz“ ist Alexatos, Görlitz (wie oben Fußnote 12) bzw. die griechischen Originalausgaben: G. Alexatos, Οι Έλληνες του Γκαίρλιτς 1916– 1919. Athen 12010, 22015, 32022.
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men; denn dieses moderne Hilfsmittel hat in der neugriechischen Sprachforschung bisher nur bescheidene Verwendung gefunden. [An dieser Stelle findet sich eine Fußnote, die Verweise auf Studien zur neugriechischen Phonetik beinhaltet.] Otto Crusius, der hochverehrte Präsident unserer Akademie, der im Geiste seines großen Vorgängers, des Philhellenen Friedrich Thiersch, die tiefe Kenntnis der Antike mit der starken Anteilnahme für das neue Griechenland verbindet, griff den Gedanken begierig auf. Denn seitdem die reine Hingabe König Ludwigs I. an ein hohes Ideal das Haus Wittelsbach und Bayern so eng mit dem Königreich Griechenland verknüpfte, ist die Pflege der Wissenschaft vom neuen Griechenland auch im Wandel der Zeiten eines der schönsten Vorrechte der Bayerischen Akademie geblieben.“ 20 Die Bezugnahmen auf den Philhellenen Friedrich Wilhelm von Thiersch (1784– 1860) als Vorgänger Crusius’ als Akademiepräsident (in den Jahren 1848–1859) sowie auf die Wittelsbacher (ein Wittelsbacher hatte die Akademie gegründet) erklären sich nicht allein aus dem Kontext des Vortrages.21 Zum einen war Thiersch ein Vorgänger Heisenbergs als Festredner aus Anlass des Jahrestages der Akademie, und zwar ebenfalls zu einem neugriechischen Thema.22 Und zum anderen hatte Crusius im März 1917 das phonographische Projekt in der Akademie mit Bezugnahmen auf die „Ära Ludwigs der Ersten“ vorgestellt.23
20 Heisenberg, Dialekte (wie oben Fußnote 16) 4. Als Bürchner 1927 starb, verfasste Heisenberg einen Nachruf: A. Heisenberg, Ludwig Bürchner†. BZ 27 (1927), 240; s. außerdem M. Hillemann, Ludwig Bürchner, in Kyrtsis / Pechlivanos, Compendium (wie oben Fußnote 8), 07.09.2020, URI: https://comdeg.eu/compendium/artikel/94699/. Bürchner hatte zweimal Mittel aus dem von der BAdW vergebenen Thereianospreis erhalten: „700 M. für topographische und historisch-sprachliche Untersuchung der Ortsnamen von Samos und der umliegenden Inseln“ (BZ 8 [1899], 603) und „300 M. zu topo- und chorographischen Studien in Griechenland“ (BZ 21 [1912], 675). 21 Zur Thiersch s. M. Metsou, O Friedrich Thiersch και η αποκατάσταση του ελληνικού κράτους. Τα Ιστορικά 50 (2009), 109–120; M. Hillemann, Friedrich Thiersch, in Kyrtsis / Pechlivanos, Compendium (wie oben Fußnote 8), 15.09.2020, URI: https://comdeg.eu/compendium/artikel/95939/ (mit zahlreichen weiteren Literaturhinweisen). 22 F. Thiersch, Ueber die neugriechische Poesie, besonders über ihr rhythmisches und dichterisches Verhältniß zur altgriechischen. Vorgelesen in einer öffentlichen Sitzung der k. Akademie der Wissenschaften zu München am 28. März 1828 zur Feyer ihres 69sten Stiftungs-Tages. München 1828. 23 Müller, Syndikus (wie oben Fußnote 2) 191.
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5 Die DGG und ihre Haltung zur griechischen Spaltung zwischen Königstreuen und Anhängern des Eleftherios Venizelos Die DGG gab im Jahr 1918 eine Schrift mit Titel Die Vertreibung König Konstantins von Griechenland dargestellt auf Grund amtlicher Urkunden heraus. Die treibende Kraft hinter dem Projekt war nach Ausweis des Archivs der Archäologe Karo. Autor des Werks, das ursprünglich in Genf auf Französisch erschienen war, war der Jurist Georgios Streit. In welchem Maße Karo an der Übersetzung ins Deutsche beteiligt war, muss noch eruiert werden. Karos Kontakte zum griechischen Königspaar werden aus den Korrespondenzen im Zusammenhang mit der Gründung der DGG mehr als deutlich, Produkt dieser Kontakte ist beispielsweise die Tatsache, dass Königin Sophie 1914 die Schirmherrschaft der DGG übernahm. Im Archiv der DGG gibt es ein zweifelsfrei an Heisenberg („Sehr geehrter Herr College“) adressiertes Schreiben vom 29. Oktober 1917, in dem Karo sich dafür einsetzt, dass die Publikation „unter den Auspicien der Deutsch-griechischen Gesellschaft erfolg[t]“.24 Karo argumentiert, dass bei allem Vorsatz der DGG, sich nicht in Politisches einzumischen, die Schirmherrschaft Sophies doch politisch sei; „eben mit Rücksicht darauf ist die bei Kriegsbeginn in Griechenland noch nicht öffentlich constituierte Gesellschaft seither gewissermassen latent geblieben.“ Weiterhin argumentiert er, dass die Inaktivität der Gesellschaft in Griechenland dem Zweck diene, Austritte von Venizelos-Anhängern zu verhindern, während die Königstreuen von deutscher Seite eindeutigere Bekenntnisse zu Konstantin erwarteten.25 In dem deutschen Text sollten vor der Publikation allerdings einige „Schärfen“, insbesondere „heftigere Adjektive“ abgemildert werden, die von ihm (also Karo) stammten. Dass Karo sich öffentlich zum griechischen Königshaus bekannte und sich zudem Entente-feindlich äußerte, ist bekannt.26 Das Archiv bietet Material zu den Hintergründen der Publikation und der dieser vorausgehenden Diskussion um politische Opportunität sowie zum übergeordneten, nach 1918 fortgesetzten internen Diskurs bezüglich politischer Neutralität der DGG, welches noch nicht hinreichend ausgewertet ist.27 Aus dem Protokoll der Vorstandssitzung am 20. Oktober 1919 wird deutlich, dass es im Zusammenhang mit der Pub-
24 Archiv DGGHH, Ordner 31.12.1913–30.4.1918, ohne Blattzählung (o.B.). 25 In den Quellen ist bereits die Wahrnehmung Venizelos’ deutlich, die Hagen Fleischer für die Zeit nach 1918 analysiert: H. Fleischer, Das deutsche Venizelos-Bild nach dem Ersten Weltkrieg. In H. Fleischer (Ch. Kambas, Hg.), Krieg und Nachkrieg. Das schwierige deutsch-griechische Jahrhundert. Köln / Weimar / Wien 2020, 205–241. 26 Siehe z.B. G. Karo, König Konstantin von Griechenland und sein Volk. Süddeutsche Monatshefte 15,2 (1918), 81–92; id., Die Verantwortung der Entente am Weltkriege nach Zeugnissen ihrer führenden Staatsmänner. Halle 1921. 27 Siehe bislang Sösemann, Annäherungen (wie oben Fußnote 7) 177–210.
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likation (und der Begleichung von Rechnungen) Probleme mit dem Verlag Lehmann gegeben hat. Auch der Verlag Georg Müller hat Ansprüche gestellt, worum es im Einzelnen ging, wird ebenfalls zu klären sein.28
6 Vereinsgründung und Neuorganisation Weitere Schriftstücke beziehen sich auf die Eintragung der DGG als Verein. Vom 20. Juni 1918 datiert ein Schreiben Heisenbergs an das Amtsgericht/Registeramt in München, in dem er an den Antrag auf Eintragung als Verein erinnert.29 Das Schreiben trägt den Eingangsstempel des Amtsgerichts vom 26. Juni 1918 sowie die handschriftliche Antwort, dass der Eintrag am 17. Juni erfolgt sei und ein entsprechendes Schreiben an die DGG ergangen sei.30 Auf demselben Schreiben findet sich als Zusatz die Nummer 1333, unter der die DGG im Vereinsregister eingetragen ist. Die Vereinsgründung ist Bestandteil einer umfangreichen Neuorganisation (oder besser: Neuaufstellung?) der DGG, zu der auch die Gründung von Ortsgruppen gehört und die die Diskussion auch über das Kriegsende hinaus bestimmen wird. In einer Anzahl von Archivalien geht es um die Gründung der Hamburger Ortsgruppe, welche 1918 stattfand. Die zu dem Zeitpunkt bereits erfolgte Gründung war Gegenstand einer Vorstandssitzung am 27. September 1918, zu der Heisenberg am 18. September 1918 einlud.31 Die Hamburger waren es wohl auch, die die Frage nach einem Publikationsorgan, was schon bei Gründung der DGG vorgesehen war, wieder auf die Tagesordnung gebracht haben.32 Auf der Vorstandssitzung vom 20. Oktober 1919 stellt Heisenberg fest: „Inzwischen fungiert die Levante-Zeitung als Organ der Ortsgruppe Hamburg, die dort regelmässig wirtschaftliche Mitteilungen über Griechenland veröffentlicht“.33 Aus demselben Protokoll geht auch hervor, dass die Frage, ob die Deutsche LevanteZeitung (DLZ) als Publikationsorgan der DDGG fungieren wird, bislang offen ist.34
28 Archiv DGGHH, Ordner 1.5.1918–1921, ohne Blattzählung (o.B.). 29 Archiv DGGHH, Ordner 1.5.1918–1921, ohne Blattzählung (o.B.). 30 Archiv DGGHH, Ordner 1.5.1918–1921, ohne Blattzählung (o.B.). 31 Archiv DGGHH, Ordner 1.5.1918–1921, ohne Blattzählung (o.B.). 32 Zu den Archivalien im Zusammenhang mit der Gründung der DGG und dem bereits damals vorgesehenen Publikationsorgan s. U. Moennig, A day at the archives: Die Gründung einer ersten DeutschGriechischen Gesellschaft im Jahr 1914 auf Münchner Initiative, in L. Diamantopoulou / S. Goeke (Hg.), Mehr als eine Revolution. 200 Jahre deutsch-griechische Geschichte und ihre Erinnerungsorte in München (im Erscheinen, angekündigt für 2023). 33 Archiv DGGHH, Ordner 1.5.1918–1921, ohne Blattzählung (o.B.). 34 Zur DLZ, ihre auf Griechenland bezogene Publikationstätigkeit und ihre Bezüge zum Hamburger Umfeld der DGG s. U. Moennig, Ossendampers, Tabakhändler und „Bolschewiken“ – die Deutsche Levante-Linie und die Hamburger Definition des Orients, in Y. Köse (Hg.), Osmanen in Hamburg –
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Das Protokoll vom 20. Oktober 1919 liefert in seiner Gesamtheit Material bezogen auf die Neuorganisation der DGG als DDGG und die damit einhergehende Diskussion. So heißt es, dass eine allgemeine Mitgliederversammlung gegenwärtig nicht möglich sei. Deshalb habe Heisenberg aus Anlass der Gründung der Ortsgruppe in Berlin am 1. November 1919 „eine Besprechung im engeren Kreise besonders interessierter Mitglieder aus ganz Deutschland vorgeschlagen“. Weiter heißt es: „Die Zentrale ihrerseits beschliesst, die Herren Heisenberg und Marc zu dieser Besprechung nach Berlin zu delegieren.“ Weiter unten heißt es mit Verweis auf die Besprechung in Berlin: „[D]urch die Gründung der Ortsgruppe Gross-Berlin drängt die bisher nur Hamburg gegenüber behandelte Frage des organisatorischen und finanziellen Verhältnisses zwischen Zentrale und Ortsgruppen zu einer Klärung und Regelung“ – die man folglich durch die Satzung von 1918 noch nicht als gegeben sah; mit konkretem Bezug auf München heißt es weiter: „Die Zentrale [...] schlägt aus sich heraus vor, auch in München eine Ortsgruppe zu errichten, da sonst München allein die Lasten und die Verantwortung für den Gesamtvorstand zuzufallen drohen.“ Bezogen auf die politische Haltung der DDGG heißt es weiter unten: „In der Frage, wie sich die Gesellschaft bei Wiederaufnahme der Beziehungen mit Griechenland den politischen Gegensätzen gegenüber verhalten soll, befürwortet Herr Heisenberg eine strikte Neutralität in jeglicher politischen Beziehung [...] Zunächst ist auf jeden Fall das Urteil der Freunde in Griechenland und die Entscheidung der dortigen Wahlen abzuwarten.“ Der gesamte Komplex der Neuorganisation, der bereits vor Kriegsende einsetzte, verdient in seiner Dynamik eine eingehendere Untersuchung.35
7 Abschließende Bemerkungen Die im Jahr 1914 gegründete DGG stellte eine Struktur dar, die institutionalisierte Wissenschaft und privates Interesse am modernen Griechenland sehr eng miteinander verknüpfte. Das Vorbild für die sich im Verlauf stärker entwickelnde Struktur stammte aus München, wo es bereits eine institutionalisierte Mittel- und Neugriechische Philologie gab, wie das später Byzantinistik genannte Fach damals hieß. Die Archivalien aus der Frühzeit der DGG machen einen Vorsitzenden August Heisenberg sichtbar, dessen Interesse am modernen Griechenland sehr stark ausgeprägt ist und den man – gemessen an den Standards seiner Zeit – durchaus als Neogräzisten bezeichnen könnte. In der Hamburger DGGHH wurde dieses Modell der engen Verzahnung der Interessen aufgegriffen, auch wenn hier das Interesse am modernen Griechenland nicht durch eine fachnahe oder sogar fachspezifische Professur repräsentiert wurde.
eine Beziehungsgeschichte zur Zeit des Ersten Weltkrieges. Hamburg 2016, 111–134. 35 Siehe bislang Sösemann, Annäherungen (wie Anm. 7) 177–210.
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Die DGG stellte in den Jahren des Ersten Weltkriegs und nach ihrer Neuorganisation als eingetragener gesamtdeutscher Verein mit lokalen Ortsgruppen eine Struktur dar, welche die griechenlandbezogenen Interessen, wie sie sich zuerst in München und zeitnah in Hamburg (aber auch in Berlin) entwickelt hatten, in eine enge Beziehung zueinander brachte – eng genug, dass sich wichtige Materialien, die das Münchener Umfeld ausleuchten, heute in Hamburg befinden.
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Byzantium as a Post-apocalyptic Utopia: Reexamining the Council in Trullo (691/692) 1 The Council in Trullo, in the scholarly discussion The Council in Trullo (or in later sources Quinisext), which was convoked by Justinian II and took place in 691/2 in the dome hall of the imperial palace of Constantinople, is remarkable for many reasons. It is deemed ecumenical in the universal history of Christianity, but is not enumerated separately as such. It did not discuss any doctrinal issue, a duty which was, before and after, the main task of a council. It produced solely a universal corpus of canons which became pivotal for many aspects of the lives of Christians. It had a very complicated history of reception by the Roman Catholic Church, and has been regarded by many modern historians as the main factor of a “Byzantinization” of Eastern Christianity which ruined relations with other versions of Christianity in the Orient. It is no wonder this council has become the object of considerable scholarly discussion. This discussion focused in previous decades mainly on issues that interest theologians and experts on the theological dialogue between the Catholic and the Orthodox Churches. Such issues include the acknowledgement of the Council by the Catholic Church, the canons on the marital status of the clergy, and especially bishops’ celibacy. Other issues addressed are liturgical practices and the everyday life of Christians in Byzantium or the encounter with (alias, suppression of) the customs of Armenian Christianity and relations with the Jews. Nevertheless, this research activity concerns mainly the canonical output of the Council.1 The 1995 volume edited by George Nedungatt and Michael Featherstone provided an English translation of the texts.2 Heinz Ohme performed more detailed critical work on the Council itself. He prepared the standard edition of all texts related to the Council (Address, Canons and signatures),3 after previously making other essential remarks about the procedure of the council in his edition of the signatures, which
1 This is the case also with the relevant Greek bibliography, such as P. Menebisoglou, Ιστορική Εισαγωγή εις τους κανόνας της Ορθοδόξου Εκκλησίας. Stockholm 1990, 279–301; S. N. Troianos, Η Πενθέκτη Οικουμενική Σύνοδος και το νομοθετικό της έργο. Athens 1992; G. Gkabardinas, Η Πενθέκτη Οικουμενική Σύνοδος και το νομοθετικό της έργο. Nomokanonike Bibliotheke, 4. Katerini 1998. 2 G. Nedungatt / M. Featherstone (eds.), The Council in Trullo Revisited. Kanonika, 6. Rome 1995. 3 H. Ohme, Concilium Constantinopolitanum a. 691/2 in Trullo habitum. ACO 2,2,4. Berlin / Boston 2013. https://doi.org/10.1515/9783111070315-031
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showed that many (55) bishops were identical with those in the Sixth Ecumenical Council of 680.4 All this work coincides with a more recent tendency to put the Council itself into the perspective of the fundamental transformation from late antique into what we can term properly Byzantine society. In 2006 Demetrios Constantelos devoted a book to the Council, examining different topics in the canons, such as monasticism, the remains of pagan cult, the place of women, relations between Christians and Jews, etc.5 He also used the Address (Prosphonetikos logos) of the participating bishops encouraging the emperor to sign the decisions with the aim of showing that the Quinisext marked an attempt to renew the Church in new circumstances and to criticize the shortcomings of the reign of Justinian II indirectly.6 Later, Andrew Louth presented the transformation of Byzantium after 600. After expanding on the administrative and military changes, he argues that we can gain a glimpse of relations between Church and state in a period deprived of abundant source material by taking a more careful look at the Council.7 In his doctoral dissertation on the use and the reading of Byzantine canonical collections, David Wagschal argued that the Address relates to the first two canons of the Council of Trullo, creating a unity that refers back to the political tradition of forming the imperial profile through rhetoric at the same time using the repetition and reformulation of ecclesiastical and dogmatic tradition in the doctrine and canons. That the Address is full of scriptural quotes on ideal leadership offers clear evidence for this combination.8 M. T. G. Humphreys has expanded further on the Address’s use and significance. He shows that it contains rich material from the Old and the New Testament mixed with Hellenistic notions and ideas about the ideal king. He highlights as innovative the description of the Christian emperor as an imitation of the Good Shepherd Jesus Christ and of the Old Testament zealot figure of Phinehas, and the comparison of Roman subjects with the “holy nation and royal priesthood.” He places the qualities of Justinian II as an ideal leader in an enthusiastic eschatological context inaugurating the imminent end of the Islamic enemy (because of internal clashes within it at the time).9 The canons (especially the first two) should be read
4 H. Ohme, Das Concilium Quinisextum und seine Bischofsliste. Arbeiten zur Kirchengeschichte, 56. Berlin / New York 1990, 316–320. 5 D. Constantelos, Renewing the Church: The Significance of the Council in Trullo. Brookline, MA 2006. 6 Ibid., 23–30. 7 A. Louth, Byzantium Transforming (600–700), in J. Shepard (ed.), The Cambridge History of the Byzantine Empire, ca. 500-1492. Cambridge 2008, 244–248. 8 D. F. Wagschal, The Nature of Law and Legality in the Byzantine Canonical Collections (381–883). Durham 2010, 103–107. 9 M. T. G. Humphreys, Law, Power, and Imperial Ideology in the Iconoclast Era: c.680–850. Oxford 2014, 47–57.
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against this background, incorporating the prevailing tendency for collections and florilegia and the bundling of a series of dogmatic decisions on theological issues of the past with the political authority of the “orthodox” emperors of the first centuries. They thus created a powerful device for reforming Church life and ascribing supreme political and moral authority to the emperor in leading the Christian oecumene and liberating it from the Arabs.10 Focusing once again on the Council itself, we see as genuinely innovative that, first, the Council does not contain any Horos of a specific doctrinal formulation; second, that the emperor signs first, before all participant bishops; and third, that the bishops do not sign according to grouping in their metropolitanates but according to their rank after the patriarch of Constantinople. The reasons suggested for these innovations refer to the political situation and the need to refurbish the ecclesiastical institutions of the time. Ohme points out that the signature of the emperor is something new but not unique in Byzantine conciliar history, since it occurred again in the Council of 861 by Emperor Michael III11 and was probably also the case with Second Nicaea (the Seventh Ecumenical Council).12 The difference with the Sixth Ecumenical Council is that Emperor Constantine IV had signed indirectly through the diacritical signs of the imperial chancery under the usual form of legimus et consensimus. Ohme explains the fact that Justinian II now signed with his name by assuming that it would be inappropriate to use this formula if he was determined to sign first. The reason for Justinian’s signing first was in Ohme’s view political, reflecting the whole concept of the council. He argues that Justinian convoked the council in an attempt to save the religious policy of his father, which was not yet unanimously accepted, as the later reaction of the Emperor Bardanes-Philippikos would manifest. However, the signatures of the pope or the papal emissaries, as well as some other western bishops together with the signature of the Patriarch of Jerusalem, were never put on the paper, and that explains the void spaces kept in many manuscripts. That moved Justinian to “fill the gap” by signing first.13 Humphreys expanded this practical-political explanation with an analysis of the comparison of Justinian with Phinehas and Phinehas’ zealous slaughtering of an Israelite with a Midianite woman, arguing that this reference inaugurated Justinian’s campaign against the descendants of the Midianites, the Arabs.14 Nevertheless, this is a very subtle allusion; in the canons themselves, despite the “barbarous raids” often mentioned, we barely see any hint of a religiously motivated war or counter-offensive to recapture Christian lands. Therefore, it is difficult to endorse a particular anti-Arabic background for Justinian’s convocation of
10 Ibid., 64–73. 11 Ohme, Concilium Constantinopolitanum (as footnote 3 above), LXXIII. 12 Ibid., LXXV, based on Kresten. 13 Ibid., LXXIV. 14 Humphreys, Law (as footnote 9 above), 51–52.
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the council more beyond the general anti-Islamic sentiment of the whole period that portrayed Arabs as a precursor of the Antichrist. In the present study we will reexamine the Council by exploring its eschatological background as the focus of an alliance between the emperor and the bishops, an alliance which would enable Justinian to form his “political orthodoxy” against the uncontrolled authority of charismatic ascetics. This renegotiating of the role of the clergy then contributed to the formation of what we call properly Byzantine Christianity.
2 The “last kingdom” between eschatology and political reality There is ample discussion about eschatological or apocalyptic ideas as a conceptual framework in Byzantium after 500 AD. However, we need some short clarification first. While the term apocalyptic refers to a literary genre that contains narratives based on visions and things revealed to the author, eschatological refers to the content of the teaching about the “last things” that will happen before a total end of the world and history as we know them. In the Greek East, the central tendency of many imperial propagators to portray their contemporary political establishment as eternal was already present since the time of the Imperial Rome.15 In his presentation of the transition from “Reichseschatologie” to “Reichsideologie,” Gerhard Podskalsky brilliantly analyzed the use of key texts such as the vision of the four kingdoms of Daniel in a long history of interpretation. According to this interpretation the last kingdom in history would be the present Christian Roman empire.16 Moreover, the popularity of ideas about the imminent end of the world after 500 AD is very well demonstrated in a series of studies of pivotal works such as the Sibylline Oracles or the Vision of Ps.-Methodios in the seventh century.17 We now know that in the period after 500 AD, a time which coincided with the calculation of the beginning of the Seventh Millennium that, according to the Bible, would conclude the history of the world, natural
15 For an overview of the relevant texts see W. Brandes, Die apokalyptische Literatur, in id. / F. Winkelmann (eds.), Quellen zur Geschichte des frühen Byzanz. Amsterdam 1990, 305–322. 16 G. Podskalsky, Byzantinische Reichseschatologie. Die Periodisierung der Weltgeschichte in den vier Grossreichen (Daniel 2 und 7) und dem tausendjährigen Friedensreiche (Apok. 20). Eine motivgeschichtliche Untersuchung. Munich 1972. 17 For a bibliographical overview see St. Shoemaker, The Tiburtine Sibyl, the Last Emperor and the Byzantine Apocalyptic Tradition, in T. Burke (ed.), Forbidden Texts on the Western Frontier. The Christian Apocrypha in North American Perspectives. New York 2015, 218–243.
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disasters, wars and raids, and the outbreaks of the plague created impressions of an imminent end of the world.18 However, Christian eschatology is much more complex than it appears. In the core canonical writings, the main element that defines the events involving Jesus Christ is his Second Coming and the Last Judgement. The eschatological hope for this Second Coming is made concrete through motives and images borrowed from older religious currents, such as signs before the end, which include fratricidal war, violence, or physical disasters: “Nation will rise against nation, and kingdom against kingdom. There will be famines and earthquakes in various places. All these are the beginning of birth pains. Then you will be handed over to be persecuted and put to death, and you will be hated by all nations because of me” (Matt. 24:7–9).19 The imminent destruction of Judea will mark this dark period expressed through the vocabulary of Jewish apocalypticism: “So when you see standing in the holy place ‘the abomination that causes desolation,’ spoken of through the prophet Daniel—let the reader understand—then let those who are in Judea flee to the mountains” (Matt. 24:15–16). In other works, the time is also marked by the emergence of a mysterious adversary of Jesus Christ, “the lawless one” (2 Thess. 2:6), or the “dragon and the false prophet” (Rev. 13), or the Antichrist (Epistle of Polycarp to the Philippians). Yet, it is insistently stressed that this will not be the end itself: “You will hear of wars and rumors of wars, but see to it that you are not alarmed. Such things must happen, but the end is still to come” (Matt. 24:6). So, there emerges a two-stage scheme for the end. The first phase includes grief and pain inflicted upon the righteous and a temporary victory for the Antichrist, who will be defeated in a cosmic battle (Rev. 18–19). That will be followed by a long time (a thousand years) of uninterrupted peace and the victory of piety and righteousness and, after that period, a final unleashing of Satan, who will then be irrevocably defeated by Jesus Christ: “When the thousand years are over, Satan will be released from his prison and will go out to deceive the nations in the four corners of the earth—Gog and Magog—and to gather them for battle… but fire came down from heaven and devoured them” (Rev. 20:7–8). Then, Jesus Christ will judge the world, create a new heaven and earth, and hand over everything to God the Father. This temporal unfolding of the eschatological future left room for questions and different interpretations, especially after the destruction of Jerusalem in 70 AD. These interpretations also considered the spiritual understanding of Johannine eschatology, where the Kingdom of God had already begun after the first coming of Jesus Christ and his salvific sacrifice, and is manifested among his followers in their love for each other. At the same time, many
18 For the impact of these perceptions in different periods of the history of Byzantium, see P. Magdalino, The History of the Future and Its Uses: Prophecy, Policy, and Propaganda, in R. Beaton / Ch. Roueché (eds.), The Making of Byzantine History. Aldershot 1993, 3–34. 19 All Bible passages are quoted in the New International Version (NIV).
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writers in the New Testament itself underlined that it is impossible to calculate the exact time of the Second Coming and that this will undoubtedly be delayed in order to give as many people as possible the chance to repent. For Christians, every time of turbulence or persecution in late antiquity suggested the idea of grief before the end. All this ended up in the creation of two critical currents among Christian writers after the second century: one that understood the period after the turbulence as an actual historical period of a thousand years (the millenarian or “chiliastic” version) and the other that interpreted this entire narrative as purely symbolic.20 It is reasonable that the millenarian version was refurbished and enriched with concrete details as vaticinia ex eventu following the changes mentioned after 500 AD. One last important detail was the assurance of the apostle Paul that the “lawless one,” who would initiate the turbulence, would be halted by the current political power of the empire: And now you know what is holding him back, so that he may be revealed at the proper time. For the secret power of lawlessness is already at work; but the one who now holds it back (ὁ κατέχων) will continue to do so till he is taken out of the way. And then the lawless one will be revealed, whom the Lord Jesus will overthrow with the breath of his mouth and destroy by the splendor of his coming. (2 Thess. 2:6–8)
This passage gradually led to the idea of divine providence for the empire, the eclipse of which would immediately unleash cosmic destruction.21 Although important radical chiliastic ideas proliferated in popular apocalyptic literature in the sixth century, the placement of different emperors amidst fierce theological debates and ecclesiastical schisms rendered imperial power an ambivalent identity because of the prophesied changes. Some influential yet questionable leaders like Justinian I or Anastasios I were even interpreted as the Antichrist by marginal monastic groups.22 An apparent effort to create a “political eschatology” interpreting the (Eastern) Roman Empire as the “last kingdom” can be ascribed to Herakleios when he entered Jerusalem and raised the True Cross, trying to portray himself as the “Last Emperor.”23
20 The best illustration of these currents can be found in Egypt; see M. Simonetti, Teologia alessandrina e teologia asiatica al concilio di Nicea. Augustinianum 13 (1973), 369–398. 21 For this idea’s construction process, see Podskalsky, Reichseschatologie (as footnote 16 above), esp. 70–76. 22 W. Brandes, Ἀναστάσιος ὁ Δίκορος: Endzeiterwartung und Kaiserkritik in Byzanz um 500 n.Chr. BZ 90 (1997), 24–63. 23 Regardless of the question of whether Herakleios created the Legend or the Legend inspired Herakleios. Averil Cameron opts for the first answer (Av. Cameron, Late Antique Apocalyptic: A Context for the Qur’an?, in H. Amirav / E. Grypeou / G. Stroumsa [eds.], Apocalypticism and Eschatology in Late Antiquity. Encounters in the Abrahamic Religions, 6th–8th Century. Leuven / Paris / Bristol 2017, 1–19). On the reception of the motives around the Cross, see B. Baert, A Heritage of Holy Wood. The Legend of the True Cross in Text and Image. Leiden / Boston 2004.
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The colossal turn of the emergence of Islam and the territorial loss of half the empire is very well known. The further fate of the Vision of Ps.-Methodios and the text’s amendments during its translations accurately reflect the political and military vicissitudes of the rest of the century. The “unclean nations” turned out to be the descendants of Hagar, while Christianity (mainly but not only Chalcedonian Christianity), formerly diverse in theological schools and ecclesiastical centers, was “disappearing” from public space and gradually undermined by poverty and repression. The new “free” Christian world centered on Constantinople as a “God-guarded” city, a kind of “New Jerusalem,” which reshaped piety, hierarchical structures, and liturgical life—a city whose history has been inspiringly researched by Albrecht Berger. This evolution serves as the eschatological background for the Council in Trullo, allowing us to decode the ideas contained in the Address. In the first part of the Address, we note a recapitulation of the history of salvation. However, one does not recognize anything like the dramatic events of the war with Islam or the battle of Herakleios with its cosmic dimension. Instead, the ineffable divine grace of our Redeemer and Saviour Jesus Christ has compassed all the earth (πᾶσαν περιλαβούσης τῆν γῆν) and the life-giving preaching of the truth has been sown in the ears of all (καὶ τοῦ ζωηφόρου τῆς ἀληθείας κηρύγματος ταῖς ἁπάντων ἀκοαῖς ἐνσπαρέντος), the people who sat in the darkness of ignorance have seen the great light (cf. Isa. 9:2) of knowledge and have been delivered from the bonds of error, exchanging their servitude of old for the kingdom of heaven.24
We see here a clear allusion to the period after the first phase of the apocalyptic war against evil, which is mentioned by Jesus Christ: “And this gospel of the kingdom will be preached in the whole world as a testimony to all nations, and then the end will come” (Matt. 24:14). Further, the victory over Satan is announced: Whereas he who was cast out from the beauty if the primal splendour through his pride, the first serpent (δράκων, i.e. dragon, referring to Revelation and not the serpent of Genesis), the great intelligence (ὁ νοῦς ὁ μέγας), the Assyrian, is taken prisoner by those who were formerly captive, and by the power of the Incarnate Word he is deprived of all strength.25
This is also identified with the period after the cosmic battle between the Angel of God and Satan: “(The Angel) seized the dragon, that ancient serpent, who is the devil, or Satan, and bound him for a thousand years. He threw him into the Abyss, and locked and sealed it over him, to keep him from deceiving the nations anymore until
24 The English translation of the Address is taken from Nedungatt / Featherstone, The Council in Trullo (as footnote 2 above), 46. The original text cited after the edition of Ohme, Concilium Constantinopolitanum (as footnote 3 above), 17.10–11. 25 Nedungatt / Featherstone, The Council in Trullo (as footnote 2 above) 46; Ohme, Concilium Constantinopolitanum (as footnote 3 above), 17.14–17.
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the thousand years were ended” (Rev. 20:2–3). Of course, we note here a deliberate convergence between this period and the sanctification of the Incarnate Word, that is, with the First and not the Second Coming. This is an influence from Johannine accomplished eschatology, which serves to justify the marking of this period as millennial by its purely ecclesiastical and not political features: For everywhere has reasonable worship (λογική λατρεία) been ordained and perfect sacrifice is offered; and God, as he is sacrificed and distributed for the care of both bodies and souls, makes divine those who partake of him (θεουργεῖ τοὺς μετέχοντας). By him are demons put to flight and the holy festal congregation of men gathered in Churches is mystically sanctified (ἱερὰ τῶν ἀνθρώπων ἀθροιζομένη πανήγυρις ἐπ᾿ ἐκκλησίαις μυστικῶς ἁγιάζεται).26
The result is once again described in apocalyptic terms: “the garden of delight is opened to all and finally, everything is made new.” This last is a robust transfer of the eschatological vision of Revelation 21:5—a phrase initially destined only for describing the end of times! As the research rightly points out, one should understand the unique role of the emperor against this “post-apocalyptic” background. The second part of the Address returns to the cosmic place of the Roman emperor as Herakleios had already defined it. The emperor as the “eye of the universe” is an image known since Roman correspondence with the respective other “eye,” namely the Persian shah.27 The emperor is for the first time connected to the model of Jesus Christ as the Good Shepherd, along with other virtues of Christian and Hellenistic origin.28 We also know that Justinian energetically cultivated this role, as depicted in his imperial coinage.29 This can, on a much deeper level, explain the signing of the emperor before the bishops. Justinian II wanted to place himself in the line of the emperors who acted as defenders of the Orthodox faith. Therefore, in 686 or 687, he gathered many bishops in Constantinople to validate the Acts of the Sixth Ecumenical Council.30 After that, he tried to prolong the project of this ecumenical council of his predecessor Constantine IV. Perhaps, even his name was an act of standing side-by-side with the significant figures of Justinian and his peers. He probably wanted to counterattack the Arabs and regain the lost empire in a time when this was not unthinkable due to an internal war inside the Caliphate. All these ideas and decisions are formed within this post-apocalyptic background.
26 G. Nedungatt / M. Featherstone, The Council in Trullo (as footnote 2 above), 46–47; Ohme, Concilium Constantinopolitanum (as footnote 3 above), 17.20–23. 27 K. Maksymiuk, The Two Eyes of the Earth: The Problem of Respect in Sasanid-Roman Relations. GRBS 58 (2018), 591–606. 28 Humphreys, Law (as footnote 9 above), 48. 29 J. Beckenridge, The Numismatic Iconography of Justinian II (685–695, 705–711 AD). New York 1959. 30 Ohme, Concilium Constantinopolitanum (as footnote 3 above), LXI.
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However, we should not forget that the texts of the Council come from functionaries of the Church, who are nominally the authors, and they address the emperor, regardless of the possibility (which is a mere assumption)31 that the court prepared or dictated at least the Address. It would be not opportune for them to merely reproduce imperial propaganda unless the text had a persuasive inner logic which would contribute to their purposes. Admittedly, this was not the first time a Church council presented itself as a victory over the devil coming to distort the peace of the Church. The difference lies in the fact that the devil’s intervention is connected to the rise of a specific heresy which is condemned by the final Horos of the synodal decisions. It is more or less a rhetorical device to justify every theological inquiry, the condemnation, and the possible ecclesiastical suppressive measures after that. Here, we have a much fuller description of the history of salvation, which focuses on the work of the emperor. However, before that, one notes that the text previously mentions bishops raised by God as fighters against Satan’s counterattack using the “weapons of piety” and the “sword of the Spirit, which is the Word of God, and thus engaging the evil one in battle.” From the context, it can be deduced that the text means the previous bishops of the classical period, the Church Fathers, who “have abolished his tyranny over us, becoming leaders of the flocks and making straight the ways of the Lord for the peoples…” and the Lord is showing the way “toward well-being through the luminaries and Doctors of the Church, illumining our steps toward God and exhorting us to the Gospel: Their citizenship is in heaven according to the divine Apostle” (Phil. 3:20).32 Since the sneak attack of the devil does not concern a specific heresy this time, the people of God could only be harmed by idleness regarding their moral condition. The criticism of this condition by the bishops, which surprisingly becomes a self-criticism too,33 introduces the emperor as a tool of divine providence to fix the problem by convoking the Council and filling the gap left by the previous two councils, which did not issue canons. In this logical sequence, the authors put Justinian II at the same rank as Justinian I and Constantine IV, and they recognize him as their corrector sent from God and as the “eye of the universe,” yet, at the same time, they portray themselves as heirs of the “luminaries” (λαμπτήρας) and “teachers” (διδασκάλους) of all the previous ecumenical councils. This identification is decisive, since in the new post-apocalyptic state of the people of God, the bishops as doctors of the Church are the immediate agents of a new and indispensable tool for guiding the flock to Christ, and this tool is not a new exposition of the doctrine. On the contrary, it preserves the
31 Humphreys, Law (as footnote 9 above), 46. 32 Nedungatt / Featherstone, The Council in Trullo (as footnote 2 above), 47–48; Ohme, Concilium Constantinopolitanum (as footnote 3 above), 18.7–17. 33 Ohme, Concilium Constantinopolitanum (as footnote 3 above), 18.18–19: Ὅθεν καὶ νῦν ἡμῖν τὸν οἰκεῖον βίον διεξάγουσι ῥᾳθυμότερον καὶ τῇ τῶν λογισμῶν ἀργίᾳ καθεύδουσιν.
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continuity and unity of all previous doctrinal formulations through the canons. This idea introduces the main canonical work and especially the first two canons, where not only the doctrinal decisions of the past (Canon 1) but also the canons issued up to then are deemed as untouchable (Canon 2). Simultaneously, it renegotiates the position of bishops in society and their relations with the emperor, especially in comparison with the position of monks and their monasteries. The latter played a central role in Church life and politics in previous and subsequent periods.
3 Defining everything as new A “holy nation” in Church and politics Despite the rhetorical fabrication of unbroken continuity with the Church Fathers of the fourth and fifth centuries, it is more than evident that Christianity in that period is different from Christianity in the sixth and seventh centuries in its organization, Church life, cult, and spiritual authority. Among other changes, bishops, who were protagonists of the religious transformation of late antique urban space and the leading figures of a multileveled confrontation in theological and church-political issues until 451, become more and more administrative officials responsible for municipal duties, court hearings, or ritual performance.34 In contrast to the rich theological writing of the previous era, which originated almost exclusively from bishops, we now encounter theological—but mainly ascetic or hagiographical—literature produced by elusive writers whom we can barely identify, but who almost always come from monastic environments. They turn to theology when they are encouraged by high patrons, such as emperors, involved in doctrinal debates (notably Justinian I), as in the case of the Skythian monks. However, they most often engage in writing on ascetic and spiritual life and experiences (the so-called neptike literature), saints’ lives, hymns, and less often exegetical commentaries on Scripture and (after the sixth century) on the liturgy. Some clerics also write sermons on different feasts of the year. The form of their work adapts to current needs: short aphorisms (kephalaia), narrations, questions-and-answers, letters, and the like. Their content moves from the fierce debates on the Trinity and the two natures of Jesus Christ to the aspects of humankind (affections, soul, intellect), the relations between body and soul, the afterlife, the intercessory role of the saints, and (as we already mentioned) the end of the world. It is this diverse universe that emperors must confront to fabricate a unified faith under one empire. This universe generated opposition to Herakleios’ and Kon-
34 See the overall assessment of J. F. Haldon, Byzantium in the Seventh Century. The Transformation of a Culture. Cambridge 1990, 292–293.
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stans’ Monotheletism. The Lateran Synod in 649 bore the influence of Maximos the Confessor and his monastic circle. The convocation of the Sixth Ecumenical Council in Constantinople some decades later marked the return to the established role of bishops within the ecclesiastical structures. Admittedly, their contribution was limited mainly to controlling the patristic quotations and reporting miracles that they attributed to the condemnation of Monotheletism. Maximos’ theology in all its depth was not assimilated in the Horos of the Council, and he was not even mentioned by name lest the emperor be insulted, since the latter’s father had sent him to exile. However, the bishops gradually made better use of the opportunity to work with the emperor to establish a frame for tight management of discipline within the Church under new circumstances now that nonChalcedonian jurisdictions were not (at least at that time) part of the empire. Instead of the old polycentric Christianity of late antiquity, the Church had its undeniable center in Constantinople, the “God-guarded” city where the Sixth Ecumenical Council took place. The bishops, especially the patriarch, were recruited from the clergy of Hagia Sophia, and Paul, the patriarch at the time of the Trullo council, was a former imperial officeholder.35 Justinian II’s policy of continuing to rule the “free Christian world” and possibly expelling the sons of Hagar with a strong eschatological impetus was combined with a post-apocalyptic reshaping of a new world, where ecclesiastical structures could defy geography and space on the occasion of the council. That defiance stood behind the re-installation of the archbishopric of Cyprus in Bithynia in Canon 39: (Whereas) our brother and fellow minister John, bishop of Cyprus, together with his people have taken refuge in the province of the Hellespont, on account of the inroads of the barbarians and in order to be liberated from heathen slavery and to place himself solely under the scepter of the most Christian Empire (διά τε τὸ τῆς ἐθνικῆς ἐλευθερωθῆναι δουλείας καὶ καθαρῶς τοῖς σκήπτροις τοῦ χριστιανικωτάτου κράτους ὑποταγῆναι),36 fleeing the island mentioned above through the providence of God and the efforts of our pious and Christ-loving Emperor. Therefore, we decree that the privileges accorded to the see of the man aforenamed by the God-bearing Fathers who gathered in Ephesus should remain unaltered so that New Justinianopolis shall have the rights of the city of Constantia, and the bishop, most beloved of God, who shall be in it shall preside over all the bishops of the province of Hellespont, and shall be ordained by his own bishops in accordance with the ancient custom.37
35 J. L. van Dieten, Geschichte der Patriarchen von Sergios I bis Johannes VI (610–715). Amsterdam 1972, 149–153. 36 The first part of the phrase in italics is not translated in the English translation of Nedungatt / Featherstone. Interestingly, the Arab capture is called ἐθνική (heathen, pagan). 37 Canon 39: Nedungatt / Featherstone, The Council in Trullo (as footnote 2 above), 117–118; Ohme, Concilium Constantinopolitanum (as in footnote 3), 40.
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It is crucial to understand the peculiarity of this regulation fully, since the archbishop of Cyprus, who was elected and established by his subordinate bishops and not by the higher patriarchal synod of the neighboring patriarchate of Antioch,38 did not simply find heaven with his flock in Hellespont, like many other temporary refugee bishops “of sees in turbulence” (ἐμπερίστατοι ἐπισκοπαί), but exercised his authority as head of the local metropolitan district. Admittedly, this is introduced by the canon immediately before 39 (Canon 38), which is an invocation of the Fourth Ecumenical Council’s regulation on cases of contested jurisdiction, where in the end it stands that “if by imperial authority any city has been renovated or shall have been renovated, the organization of ecclesiastical affairs shall follow the pattern of civil and state organization.”39 However, even if the legal basis and the procedure for this act were common in the late antique world of constant imperial renovations of cities, this bold deviation from the principle of the spatiality of episcopal jurisdiction, which had dominated after the fifth century, cannot be justified by the autonomy of the Church of Cyprus. One could not accept that the whole of Cyprus had been transplanted to Bithynia, unless one could put it into a post-apocalyptic restructuring of the ecclesiastical administration enabled by the power of the emperor, which served as a tool of divine providence to activate this restructuring. The suggested connection40 between the “former captives” who “took prisoner the Assyrian” mentioned in the Address and the contemporary act of Justinian to name as his “Chosen People” a captured or defected Slavic population and to settle them in Asia Minor and use them in the war against the Arabs (probably together with Cypriots and Mardaites) points in a similar direction. Theophanes reports: “In this year (691/2) Justinian made a levy among the Slavs he had transplanted and raised an army of 30,000, whom he armed and named ‘the Chosen People’.”41 All these motives and ideas better illuminate the emperor’s act in signing the Acts of the Council first. As we review the signatures, there is another essential evolution that manifests the new framework of close cooperation between the emperor and the bishops, which is the importance of the political center of Constantinople. The signatures in the Council did not follow the pattern of signing grouped according to each metropolitan jurisdiction, but according to the patriarchates, whereas the patriarchate of Constantinople was the main power.42
38 According to the decision of the III Ecumenical Council in Ephesos, also mentioned in this Canon: E. Schwarz, Concilium Universale Ephesinum. ACO 1,7. Berlin / Leipzig 1929, 120–122. 39 Canon 17 of the Council of Chalcedon, ed. P.-P. Joannou, Discipline Générale Antique (IVe – IXe s.), t. I, 1: Canons des Conciles Œcuméniques. Rome 1962, 82–83. 40 See the astute remarks of E. Anagnostakis, «Περιούσιος λαός», in E. Kountoura-Galake (ed.), The Dark Centuries of Byzantium (7th–9th c.). National Hellenic Research Foundation Institute for Byzantine Research, International Symposium, 9. Athens 2001, 325–345. 41 Theophanes, Chronographia, ed. C. de Boor, Theophanis Chronographia. Leipzig 1883, 366; trans. C. Mango / R. Scott, The Chronicle of Theophanes Confessor. Oxford 1997, 511. 42 Ohme, Bischofsliste (as footnote 4 above), 208–216.
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Removing the weeds: A political theology for and against the Other It is self-evident that the bishops could work with the emperor to promote a new kind of “holy nation” which would expel the devil by following a Christian life as prescribed by the old and new canons so that if any remnant of pagan or Jewish perversity should be mixed in with the ripe grain of truth, it might be taken out by the root as a tare, and the cornfield of the Church be made clean (ἐκ ῥίζης αὐτῆς ὡς ζιζάνιον ἀρθείη καὶ καθαρὸν ἀποδειχθείη τῆς ἐκκλησίας τὸ λήϊον): For “where two or three are gathered in my name, I am there among them,” says the Lord (Matt. 18:20).43
Despite the direct biblical quote, a second biblical image is presupposed that refers to a parable with a clear eschatological meaning, namely the parable of the weeds in the field of the world (Matt. 13:24–29 and 36–40), which grow together with the good seed. The weeds refer to persons (heretics) and not practices (cf. Matt. 13:38b: “The weeds are the people of the evil one”) which impede the work of the Son of Man. Nevertheless, Jesus Christ prohibits humans from uprooting the weeds because they can uproot the wheat too, and so that uprooting will be done at the end of time when “the Son of Man will send out his angels, and they will weed out of his kingdom everything that causes sin and all who do evil” (Matt. 13:41). This passage is unambiguously understood to forbid of “holy violence” against heretics in order to prevent the expansion of a “spiral of violence” against everyone.44 Although the rhetorical use of this notion is not directed against persons (pagans, heretics, or Jews), there is a clear implication that the Church is now the clear corn field, a situation which normally should be placed in the eschaton. One should read the canons from this point of view, especially those regulating relations with the Other. Social relations with Jews, such as joining them in public baths, receiving medical treatment from them, and eating the azyma (unleavened bread) are all forbidden upon penalty of excommunication (for lay people) or deposition in case of clerics.45 There is, of course, an old tradition of forbidding Christians to share everyday life with Jews, apparently because for a long time there were large parts of the Christian population who originated from among the Jews and paid respect to Jewish piety and cult. The Apostolic Canons and Canons 29, 37, and 38 of the local Council of Gangra (end of fourth century) forbid Christians from such activity, yet in that case we read about Christians who abide a Saturday sabbath (Σαββατιζόντων) and share
43 Nedungatt / Featherstone, The Council in Trullo (as footnote 2 above) 53–54; Ohme, Concilium Constantinopolitanum (as footnote 3 above), 20.5–8. 44 See the interpretation of John Chrysostom, Homiliae in Matthaeum 46,1: PG 58, 477. 45 Canon 11: Nedungatt / Featherstone, The Council in Trullo (as footnote 3 above), 81–82; Ohme, Concilium Constantinopolitanum (as footnote 3 above), 20.5–8.
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Jewish beliefs (ἰουδαϊζόντων),46 while here every social relationship with them is forbidden. We note a similarly strict line in cases of mixed marriages with non-Catholic Christians (every new marriage of this kind should be forbidden, although existing ones are accepted).47 Further, prohibitions on habits and practices connected with pagan rituals, but also on indecent public entertainments, long hair for men, and similar can be explained by a self-perception of a “pure society” and the ubiquitous motive of “purity,” which Humphreys notes,48 regardless of its practical applicability or the complex history of the reception of these canons in the life of Eastern and Western Christianity afterwards.
Bishops and monks in a new political constellation Another essential dimension already mentioned is the renegotiation of the role of the bishops in relation to other parts of the “new holy people” of the Christian Church, namely monks and lay people. We note a significant portion of canons stating the presuppositions and features of the bishop’s office, and another one with detailed regulations on monastic life. This is not new. The Fourth Ecumenical Council of Chalcedon in 451 tried to tame the monastic movement, which was in a phase of explosion after the “pioneer generation” of the fourth century. However, the bishops’ necessary control over wild forms of undisciplined monasticism was undermined by the generous support for monastic foundations in the Middle East, Constantinople, and Asia Minor throughout the Theodosian dynasty, a policy copied by Justinian I, who preferred to issue detailed state laws concerning monastic abuses instead of convoking synods for that purpose. Monks were now engaged in doctrinal debates (for example the Skythian monks, or the Origenist monks in the Palestinian Laura), and there is a strong suspicion that popular apocalyptic writings were written and circulated mostly by monastic circles. On the other hand, monastic writers seemed to be able to reflect on popular concerns of the time, such as the meaning of the liturgy or the human nature of Jesus Christ. It has been argued that at the end of the sixth century, the circle around John Moschos tried to refocus on the coherence of the Christian community by propagating ascetic moral standards applicable to all Christians alike
46 Canones Apostolici 70: P.-P. Joannou, Discipline Générale Antique (IVe – IXe s.), t. I, 2: Canons des synodes particuliers, Rome 1962, 43–44; Canons 29, 37 and 38 of Laodicaea: ibid., 142, 146. 47 Canon 72: Nedungatt / Featherstone, The Council in Trullo (as footnote 2 above), 153-154. Ohme, Concilium Constantinopolitanum (as footnote 3 above), 51. Once again, we see similar regulations in the Council of Laodicea: Canons 10 and 31, ed. Joannou, Discipline (as footnote 39 above), 134-135 and 143 respectively. Yet, here we have an extension to an ecumenical / universal level that covers the new Christian world and not one or another region or category of heretics. 48 Humphreys, Law (as footnote 9 above), 67.
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(not only monks), along with a typical affiliation to Chalcedonian Orthodoxy.49 This moral regeneration of the Christian unity “from below” was opposed by the religious policy of Herakleios and Konstans II, who tried to impose a unity from above together with the presentation of the empire as “the last kingdom.” The disavowing of violence against the infidels or heretics testifies to this monastic opposition to imperial power. This testimony comes from Pseudo-Dionysius the Areopagite in a well-known letter to Demophilus. The author reports the case of Saint Carpus (allegedly one of the seventy apostles), who wished the death of two infidels and saw a vision of God who “cut short the lives of them both.” But at the same time, he saw “Jesus, with innumerable angels” in the sky, and below a dark chasm with serpents. As the two men were ready to fall, Jesus stretched his hand to hold them, saying to Carpus, “Strike against Me in the future, for I am ready, even again, to suffer for the salvation of men; and this is pleasing to Me, provided that other men do not commit sin.”50 This story offered strong preaching against religious violence formulated in the language of the time, namely as a hagiographical and apocalyptic narrative. Another example is the case of the forced baptism of the Jews ordered by Herakleios, which is thoroughly rejected by Maximos the Confessor in one of his letters. He explicitly mentioned that such an order not only defiles the mystery of the holy baptism but also can accelerate the coming of the cosmic destruction.51 These are small examples that this policy failed from within. Together with the sudden emergence of Islam, this failure turned the emperors after Konstans II toward a reconception of ecclesiastical unity based on long-established Church institutions, that is the bishops, and their re-secured place within an established architecture with Rome and Constantinople at the top. That came at a time when monastic voices were growing temporarily thin as urban decline and raids hit the affluence of monastic settlements, while big monastic centers in Syria and Egypt seceded from the empire. A proper ecumenical council to reestablish unity between East and West and replace one of the last adherents of Monotheletism, Makarios the Patriarch of Antioch, in a canonically accepted way was the project of Constantine IV.52 Justinian II continued this policy, giving the issue of the canons a top priority. Although they still claimed a messianic role in the “last kingdom”—a claim that would strengthen them in the battle against the Arabs—the emperors tried to address the faithful through the established clerical institutions of the Church. We should read all of the Council in Trullo’s
49 Ph. Booth, Crisis of Empire: Doctrine and Dissent at the End of Late Antiquity. Berkeley / London 2014. 50 Trans. J. Parker, Dionysius Areopagita. Works, London 1897, 164–166. 51 See R. Devreesse, La fin inédite d’une lettre de saint Maxime: un baptême forcé de Juifs et de Samaritains à Carthage, en 632. Revue des sciences religieuses 17/1 (1937), 25–35. 52 M. Leontsinε, Κωνσταντίνος Δ΄ (668–685): Ο τελευταίος πρωτοβυζαντινός αυτοκράτορας. National Hellenic Research Foundation, Institute of Byzantine Research, Monographs, 7. Athens 2006, 161–184.
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regulations to upgrade the clergy (through marital restrictions and the imposition of celibacy on bishops) as a sort of compromise with more eccentric practices in the West (absolute celibacy in Rome, co-habiting of bishops with women in North Africa) and as a “middle way” to portray the emperors as ideal leaders of the flock.53 One observes the same goal in the monopoly on teaching reserved for the bishops under the condition that they follow “unswervingly definitions already set forth and the tradition of the God-bearing Fathers.”54 Of course, this whole project is not deprived of pastoral care and thoughtfulness for the needs of an intimidated and depressed society after the tremendous changes of the “Dark Age,” which drove the people to superstitious and magical practices or contributed to the loss of theological education and understanding of the texts.55 On the other hand, the well-known example of the wondrous ascetic personality (“Fools for Christ,” Stylites, prophetic personalities creating political effects) is put under strict surveillance through the canons of the Council in Trullo. Numerous canons not only renew older restrictions on monastic life but also introduce entirely new ones including strict prohibitions on entering anchoretic life or solitary places, wandering into the cities, or rejecting monastic candidates for their sinful past. This rejection was apparently a monastic practice that tried to preserve the reputation of monastic groups as spotless, and it was not tolerable for the bishops.56 The post-apocalyptic identity of this new era consists of managing and regulating the existing “spirit” of the doctrines and the canons, not interpreting the way this spirit “blows.” However, this dim picture of constant vigilance and careful repetition of the past in a new society is not without elements encapsulated in the previous late antique version of Christianity that continue to play an important role until today. A vital feature of the Church’s function is synodality: the elementary prerequisite for taking dogmatic decisions, issuing canons, or regulating disciplinary matters is a joint consultation between fellow bishops and possibly (at least in the beginning) other members of the Church. This conception was a feature of the Church from the very beginning; it underwent a very sophisticated procedural evolution, with specific regulations of who, when, and how the process of the joint consultation, deemed as a synod, can be initiated. There were also canons stating how a local synod would relate to a broader one or even to an ecumenical council without diminishing the work of the local bishops, who were all equal in their pastoral, sacramental, and teaching authority and for preserving the unity of the universal Church. The voices
53 Canons 3–6, 12–13, 26, 30: Ohme, Concilium Constantinopolitanum (as footnote 3 above), 25.14– 27.19; 29.15–31.2; 35.9–18; 36.13–21. 54 Canon 19, see also Canon 20: Nedungatt / Featherstone, The Council in Trullo (as footnote 2 above), 94–96; Ohme, Concilium Constantinopolitanum (as footnote 3 above), 33.10–27. 55 See the positive aspects in Constantelos, Renewing the Church (as footnote 5 above), esp. 75– 102. 56 Canons 40–47: Ohme, Concilium Constantinopolitanum (as footnote 3 above), 40.26–44.5.
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stating that this sophisticated system was a by-product of the Greek-Roman democratic mentality and the self-governing experience of a city are multiplying.57 As previous canons of local and ecumenical councils had ordered that local synods within each metropolitan jurisdiction should occur twice a year, the Council of Trullo re-instated this practice though with a reduction to once a year “because of barbarian incursions and other intervening causes.” However, bishops who do not participate and remain in their cities without any pretext “are to be reprimanded in brotherly fashion.”58 The decline and the impoverishment of cities and infrastructure, as well as external raids, set a tough challenge for convoking local synods, yet it is significant that there was an apparent effort to prolong the life of this institution without denying the independence of each bishop, although, as we noted, the tendency toward a centralized patriarchal synod in Constantinople was already on track. The annual local metropolitan synod was ordered more severely again in the Seventh Ecumenical Council in Nicaea in 787, though in the commentaries of the canonists of the twelfth century it is something unknown. Another vital reminder that the remnants of the classical past are of the essence in the new clean society of the holy people is the canon forbidding hereditary office for the clergy, as was observed in Armenia: Whereas we have learnt that in the land of Armenia only persons from priestly families are admitted to the clergy, thus following Jewish customs … we have decided that henceforth those wishing to promote others to the clergy should not be permitted to consider the origins of the one put forward for office; but, having examined whether they are worthy of being enrolled in the clergy in accordance with the decrees in the sacred canons, they should appoint them to ecclesiastical office, be they descended from priestly forbears or not.59
What lies beneath this regulation is the known tribal structure of Armenian society, as a result of which essential names of bishops belonged to the noble families that ruled the land.60 This canon, by contrast, is returning to the late antique heritage of the city and its self-governing institutions, of which the bishop became an important element in the fourth century. The “examination” of whether someone is “worthy” is a
57 For older extensive work on that aspect, see E. Herrmann, Ecclesia in Re Publica. Die Entwicklung der Kirche von pseudostaatlicher zu staatlich inkorporierter Existenz. Frankfurt a.M. / Bern / Circenster 1980. 58 Canon 8: Nedungatt / Featherstone, The Council in Trullo (as footnote 2 above), 79–80; Ohme, Concilium Constantinopolitanum (as footnote 3 above), 28.15–27. See the earlier Canons in the I Ecumenical Council of Nicea (325), Canon 5, ed. Joannou, Discipline (as footnote 39 above), 27.18–19; Council of Antioch, Canon 20, ibid., 120.7–9; and the Canones Apostolorum 37, ed. M. Metzger, Les Constitutions Apostoliques, t. III. SC, 336. Paris 1987, 286.139. 59 Canon 33: Nedungatt / Featherstone, The Council in Trullo (as footnote 2 above), 110–111; Ohme, Concilium Constantinopolitanum (as footnote 3 above), 38.5–17, 60 Th. M. van Lint, The Formation of Armenian Identity in the First Millenium. Church History and Religious Culture 89 (2009), 251–278, at 268.
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form of public control, although this means of interfering in local Armenian traditions had little chance of success. What we learn from this canon, as well as from Canon 8, is that in a “new” society of control of piety and of uprooting the presence of the Other, the classic Greek-Roman legacy of Church life as a publicly open phenomenon is something that still matters, with obvious political ramifications.
4 Conclusions The Council in Trullo takes place in a period of radical transformation not only of the Eastern Roman Empire but also of the whole late antique Mediterranean world. This transformation evokes and illuminates, among other things, eschatological speculations about the end of the world and the fate of the last kingdom. As the empire left important regions of late antique Christianity outside its territory and gradually centered exclusively on Constantinople as a “God-guarded city,” the emperors after Herakleios and Konstans II turned to a policy of Christian unity that relied mainly upon established episcopal structures. While Constantine IV aspired to a rapprochement with Rome by convoking the Sixth Ecumenical Council, Justinian II extended this policy by convoking a Council that would mobilize the bishops around Constantinople and by managing the discourse of Christian eschatology not in a directly political form but in a vision of a post-apocalyptic “new” society purged of remnants of the old or the outer world. This solid apocalyptic vision is a kind of reenactment of the biblical thousand years in the then-present time, and this period is given order by this Council that should be governed through bishops who issued canons that concretize the unity of the Church in dogma and in Church life. This renegotiated alliance between the emperor and the bishops explains, among other things, the apparent tendency to subject monastic (and especially anchoretic) life to severe restrictions in an obvious effort to contend with the uncontrolled propagation of diverse eschatological conceptions, and confirms for the bishops their monopoly on teaching and interpreting the Bible, albeit following the teachings of the Church Fathers closely. However, it also preserves some remnants of the open public space of the late antique Greek-Roman world, such as open access to the bishop’s office (in contrast to a tribal version of a bishop of a clan) and the admonition to further frequent convocation of local synods. Although this alliance did not produce long-lasting political results for the emperors, since some bishops did not give emperors such Bardanes-Philippikos and later Leo III and Constantine V a free hand to redraw dogma and Church life unilaterally, it certainly marked the beginning of what will later be named the Church-political party of the politikoi. These were bishops who tried to work in the society of their times, utilizing the political help of imperial legislation (and overlooking possible misdeeds of some rulers). In this church-political project, the signing of the decisions
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of the Council of Trullo by the imitator of the “Good Shepherd” will be taken over by the embedding of Church canons in the imperial legislation of the Ecloga, and later by the redrawing of relations between the emperor and the patriarch (but not all the bishops!) as conceived in the Eisagoge / Epanagoge of the Macedonian dynasty in the ninth century, as well as by the policy of the Patriarch Photios himself.
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Toklu Dede: A Byzantine Building in Ottoman Istanbul This is an article about a medieval building in Istanbul that no longer exists. I thought the topic doubly suitable for this volume. Firstly, Albrecht Berger and the author share an interest and enthusiasm for the history of THE CITY. Secondly, in the contemporary German university system, retirement amounts to a kind of erasure: while an emeritus professor continued being an integral part of the faculty, a retired one assumes a ghost-like form of non-existence. The small mosque (mescid) of Toklu Dede (written “Tōḳlı Dede” or “Ṭōḳlı Dede” in Ottoman times) used to stand in intra muros Istanbul in the quarter1 of Ayvansaray close to the corner where the land walls meet those of the Golden Horn. The building, without doubt originally a Greek-Orthodox church, was gradually and spontaneously demolished during the twentieth century. It has a ghostlike afterlife of its own as it continues to give its name to a street of neo-Ottoman houses of the early twenty-first century where a private security officer attempts to convince the visitor that taking photographs is not permitted.
Fig. 1: The street named after Toklu Dede. The buildings are recently erected Neo-Ottoman imaginations built in concrete. Photograph by the author, March 13th, 2022.
1 In this text, I use “quarter” for relatively large and not clearly defined parts of the city, corresponding more or less to what is called semt in contemporary Turkish. A quarter would include several neighbourhoods or maḥalle. https://doi.org/10.1515/9783111070315-032
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Four decades ago, Semavi Eyice studied the building; and his article still represents all that what is known about it.2 Or rather, it demonstrates how much is not known. Neither the original dedication of the church has been established, nor its architectural features. The person giving it his name, Toklu Dede, remains unidentified; and the obvious relation of the building to Sufi practices has not been elucidated. Even the institutional relationship of the mescid to the (still existing) mausoleum of Abū Shayba al-Khudrī is unknown – the mausoleum is located in what was regarded as the cemetery of the small mosque and convent. As an Ottomanist, the present author has nothing to contribute to the questions of the architecture and pre-conquest history of the building. The following is an attempt to collect some observations on the building and the neighbourhood around it in Ottoman times and in the context of the cityscape behind the land walls. The spatial situation of Toklu Dede in Ottoman times is dominated by the presence of a number of structures: (1) the small building itself, (2) the graves of companions of the prophet in the area, especially that of Abū Shayba al-Khudrī with an important cemetery around it, both linked to Toklu Dede, (3) the city-walls separating the urban region of Ayvansaray (or, in Byzantine terms, of the Blachernai) from the Golden Horn with an intermediate zone for settlement and transport installations between walls and shoreline and an area west to the city occupied mostly by gardens, (4) the Sufi convent of Emīr Buḫārī, founded 918 h (1512/13) on the edge of the precipice (originally substructions of the palace of the Komnenian dynasty)3 forming the southern margin of the little depression home to the neighbourhood of Toklu Dede. These four elements were decisive in the history of the building and the neighbourhood around it during Ottoman times; the following is a very preliminary account of that history.
1 The emergence of Toklu Dede The first Ottoman source that could be expected to yield some evidence on the mescid of Toklu Dede is the survey of Istanbul compiled late in 1455, two-and-a-half years after the Ottoman conquest.4 At that point of time, the city’s re-population had not
2 S. Eyice, İstanbul’un Ortadan Kalkan Bazı Tari̇ hi̇ Eserleri̇ IV: Sadi Efendi Çeşmesi, Saliha Sultan Sıbyan Mektebi, Toklu İbrahim Dede Mescidi. Tarih Enstitüsü Dergisi 12 (1981–1982), 841–888, nb 853– 870, ill. 18–31. Summarised in S. Eyice, Toklu Dede Mescidi, in Dünden Bugüne İstanbul Ansiklopedisi vol. 7. İstanbul 1993, 272–274. See also A. M. Schneider, Byzanz: Vorarbeiten zur Topographie und Archäologie der Stadt. Istanbuler Forschungen, 8. Berlin 1936, 15–16. 3 A. M. Schneider, Die Blachernen. Oriens 4,1 (1951) 81–120, nb 187. 4 H. İnalcık, The Survey of Istanbul 1455: The Text, English Translation, Analysis of the Text, Documents. Türkiye İş Bankası Kültür Yayınları, 2. İstanbul 2012.
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yet gained momentum5 and its rebuilding as the new Ottoman capital not begun in earnest. Meḥmed II had arrived in autumn 1455; he must have ordered the survey at that point to get a clearer picture of the situation. The survey was not devised as a comprehensive list of the taxpayers or buildings in the city; it contained only buildings taken over by the treasury (mevḳūf) to be assigned to new settlers. Parts of the register have been lost; but the overall picture is obvious: the re-population of the Istanbul had not made much progress; vast numbers of buildings remained empty and continued to deteriorate. Meḥmed II then ordered the construction of some urban nuclei such as the market (bedesten), and a few baths – until 1455, the fortress of Yediḳule had been the most prominent Ottoman building in the city. Apparently only in 1458, Meḥmed II decided to build İstanbul as the new capital; his great mosque erected on the location of the Church of the Holy Apostles, which had been the immediately post-conquest see of the patriarch (Fatih Camii), and the Topkapı Palace were projects begun just a year later.6 It is remarkable that the shrine of Abū Ayyūb al-Anṣārī/Eyyūb Sulṭān/Eyüp Sultan has been endowed earlier, already in 1457.7 Luckily, the preserved sections of the register contain the part of the city where Toklu Dede was located. Given the circumstances of 1455 it is not astonishing that the neighbourhood organisation in the survey of that year does not correspond to known arrangements still early enough to be associated with Meḥmed II.8 In the survey, there exist maḥallāt with the names Vlāhernā Ḳastel, Eski Balāṭ, Avransāriya, Balāṭ (two different lists), and, after many intervening pages at the end of the extant (and, once again, incomplete) list, Büyük Balāṭ. The exact borders between these neighbourhoods are quite unclear. Vlāhernā Ḳastel is clearly a neighbourhood at the Blachernai church. However, the “Ḳastel” in the name may be either the section of the Blachernai wall with the outer fortifications of Leon V (then Toklu Dede would be part of this neighbourhood)9
5 To the contrary, Yerasimos described the developments after 1453 as “implosion urbaine”: S. Yerasimos, La fondation de l’Istanbul ottomane, in: N. Akın / A. Batur / S. Batur (eds.), 7 Centuries of Ottoman Architecture: A Supra-National Heritage. İstanbul 1999, 205–224, nb 207. 6 Ibid., 211–213. 7 F. Coşkun, Sanctifying Ottoman Istanbul: The Shrine of Abū Ayyūb al-Anṣārī. Dr. Phil.: Freie Universität Berlin. Berlin 2015, 170–171. Abū Shayba al-Khudrī is the only companion of Muḥammad mentioned in Arab sources on the Umayyad sieges, op.cit., 128–129. 8 E. H. Ayverdi, Fatih Devri Sonlarında İstanbul Mahalleleri: Şehrin İskânı ve Nüfusu. Vakıflar Umum Müdürlüğü Neşriyatı. Ankara 1958. Ayverdi has synthesized information from Meḥmed II’s endowment deeds with the survey of non-imperial endowments from 1546 and later sources. The work does not reflect the situation at the end of the Conqueror’s rule. 9 W. Müller-Wiener, Bildlexikon zur Topographie Istanbuls: Byzantion, Konstantinupolis, Istanbul bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts. Tübingen 1977, 301–305; N. Asutay-Effenberger, Blachernai Walls – Istanbul City Walls – Architecture & Heritage. s.l. s.a. [https://istanbulsurlari.ku.edu.tr/en/ essay/53/blachernai-walls, 7.9.2022].
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or the substruction walls of the palace of the Komnenoi in its immediate vicinity. In this second case, Toklu Dede might also be located in “Avransāriya” (which possibly can be connected to Ayvānsarāy, a name of enigmatic origin)10 or in any of the Balāṭs. In the survey, this latter place name apparently denotes not only the part of the city known under the name until today but also in a rather generic way the location of a palace.11 All the neighbourhoods in question contain unused and unnamed churches that might be identified with Toklu Dede – and of course, in 1455 it might have still existed as a church without being taken over by the treasury. In any case, it is improbable that the church had been converted into a mescid by the time of the survey. When did that happen, then? Ayvānsarāyī Ḥüseyin’s encyclopædic work on the mosques of İstanbul, Ḥadīḳat ül-Cevāmiʿ, is the source of the generally accepted story: The mescid of Toklu Dede is connected to the tomb of the prophet’s companion Abū Shayba al-Khudrī. It has been founded by el-Şeyḫ Ṭoḳlı İbrāhīm Dede, the appointed keeper of the sacred grave (türbedār) at the conquest (“ḥīn-i fetiḥde”); and his salary (by extension, also that of his successors) had been made a part of Bāyezīd II’s sultanic foundation.12 The story has been given much credit, because the author, as his sobriquet shows, was a native and inhabitant of this urban region.13 This record contains a number of elements worth some discussion.
10 The absence of vocalisation renders any reading somewhat speculative. P. Wittek, Ayvansaray: Un sanctuaire privé de son héros: Annuaire de l’Institut de Philologie et d’Histoire Orientales et Slaves 11 (1951) 505–526, n.b. 505–509 has reasoned that the name “Ayvānsarāy” goes back to that of Abū Ayyūb al-Anṣārī whose grave had been miraculously discovered during the siege of the city in 1453. The shrine of Eyyüb/Eyüp, as he is called in Turkish, has become a landmark in the wider cityscape, and served as a major focus of its sanctification. It is the nucleus of a major extra muros suburb. However, in 1455, the construction of the sanctuary had not yet begun, so there was no reason to call the gate today known as that of Ayvansaray “Ayyūb Anṣārī Ḳapusı” and then to use this name also for the quarter lying behind the gate. This etymology always entailed the difficulty that there is no good explanation how Eyyüb’s name was transformed into “Ayvansaray” as the name of a quarter, while it remained fully intact in connection to the gate (which has been alternately called “Eyyüb el-Enṣārī” and “Ayvānsarāy”), the sanctuary and the suburb. The “Avransāriya” of the survey remains enigmatic, to be sure; however, this very opacity may have facilitated the forming of the name “Ayvansaray”. The rest of Wittek’s article has been superseded by Coşkun’s thesis. 11 Ayverdi, İstanbul Mahalleleri (as footnote 8 above), 14, mentions a neighbourhood of the name and indicates that in the sixteenth century it was replaced with entities that had a Muslim prayerhouse at their centre such as Karabaş and Molla Aşkî. Balat remained as the name of an urban region that later even had a kadı court of its own. 12 Hüseyin Ayvansarâyî / Süleymân Besîm / Alî Satı’, Hadîkatüʾl-Cevâmiʿ: İstanbul Câmileri ve Diğer Dı̂nı̂-Sivil Miʿmârı̂ Yapılar, ed. A. N. Galitekin. İşaret Yayınları, 93. İstanbul 2001, 200, on Toklu Dede 200–203. 13 Eyice, Bazı Tari̇ hi̇ Eserler (as footnote 2 above), 853–854; Yerasimos, Foundation (as footnote 5 above), 211. Yerasimos regards the discovery of Abū Shayba al-Khudrī’s grave as a kind of compensation for the (very improbable) location of Eyyüb’s tomb outside the city walls.
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– The grave of Abū Shayba al-Khudrī was discovered immediately after the conquest. It appears to be connected to the Toklu Dede mescidi, a connection that continued until the end of the Ottoman Empire. – The titles of “şeyḫ” and “dede” characterise İbrāhīm Ṭoḳlı as a mystic. He was appointed ţürbedār in 1453 or soon after but lived to see the Bāyezīd’s II reign (1481–1512). – The office of türbedār became part of the foundation of Bāyezīd II. Apart from Ayvānsarāyī’s much later information, there is no source indicating exactly when and under which circumstances the location of Abū Shayba al-Khudrī’s burial spot was discovered.14 It appears to be easier to establish a date ante quem: if the mescid has been endowed by the keeper of Abū Shayba al-Khudrī’s mausoleum in the church-building nearby, it makes sense to date this event prior to the establishment of the Atik (or Koca) Mustafa Paşa Camii, a congregational mosque which was far more prestigious and greater than the mescid of Toklu Dede.15 Little is known about the history of this mosque endowed by Ḳoca Muṣṭafā close the Gate of Ayvansaray. It is much overshadowed by his large endowment around the former church of Hagios Andreas that as Kocamustafapaşa remains until today the name of a large quarter in the southwestern part of intra muros Istanbul.16 Documentary evidence shows that Muṣṭafā Pasha’s endowment was completed with the issuing of a vaḳfīye in 1504 or 1505, but preparations must have begun years earlier, perhaps in 1491.17 Like Toḳlu Dede, the Atik Mustafa Mosque boasts the tomb of a legendary companion of the prophet, a certain Jābir, who is allegedly buried inside the building.18 All this puts the date of the emergence of Toklu Dede and its neighbourhood into the 1480s, at latest. As mentioned, it was not mentioned in the survey of 1455 and
14 Coşkun, Sanctifying Ottoman Istanbul (as footnote 7 above), 125–128, convincingly connects the discovery to information included in the Anonymous Tevārīḫ-i Āl-i ʿOsmān and other popular lore. The standard account on the tomb (first published in 1953 and noting an advancing state of decay) is A. S. Ünver, İstanbul’da Sahâbe Kabirleri, in İ. Kara (ed.), İstanbul Risaleleri, vol. 3, İstanbul Büyükşehir Belediyesi Kültür İşleri Daire Başkanlığı Yayınları, 20. İstanbul 1995, 221–295, nb 249–251. 15 Its founder was a high official and later grand vizier: H. Reindl, Männer um Bāyezīd: Eine prosopographische Studie über die Epoche Sultan Bāyezīds II., 1481–1512. Islamkundliche Untersuchungen, 75. Berlin 1983 [http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:5-15346, 7.9.2022], 302–318; F. Emecen, art. Koca Mustafa Paşa, Türkiye Diyanet Vakfı İslâm Ansiklopedisi 26, 131–133. 16 Monograph on it: M. Kurtoğlu, Koca Mustafa Paşa Külliyesi ve Restorasyon Çalışmaları, 2015– 2019. Vakıflar Genel Müdürlüğü Yayınları, 143. İstanbul 2021. On the church in Ayvansaray see S. A. Ivanov, In Search of Constantinople: A Guidebook Through Byzantine Istanbul and Its Surroundings. Kitap Yayınevi Reference Library 377, 25. İstanbul 2022, 333–335. 17 Muṣṭafā, then ḳapucıbaşı, returned early in 1491 from a diplomatic mission to Italy. Reindl, Männer um Bāyezīd (as footnote 15 above), 308; N. Öztürk, Koca Mustafa Paşa Vakıfları ve Külliyesi, Vakıflar Dergisi 28 (2004), 7–76., nb 11, 44–46. 18 Ünver, Sahabe Kabirleri (as footnote 14 above), 244–245.
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apparently did not yet exist at that time. Consequently, it probably emerged at some point in time during the 1460s or 1470s, followed by the funding of the türbedār’s salary by Bāyezīd’s II waqf, probably in the early years of his rule. Mescid and neighbourhood go unmentioned also in the comprehensive surveys of intra muros endowments of 953 (1546) and 1009 (1600).19 These surveys give a muddled, and possibly incomplete, picture of these parts of the city. The Atik Mustafa Mosque is listed only as part of its founder’s large endowment to the south, and the Emir Buharî convent is hidden among the entries devoted to the first convent of this influential Naḳşbendī sheikh located in the vicinity of Meḥmed II’s Mosque. The neighbourhoods mentioned are all at some distance from Toklu Dede and do not quite cover all the ground close to the city walls: Balat, Molla Aşkî, Avcı Başı. However, the neighbourhood of Toklu Dede clearly existed, at least in an on-off fashion, as is evident from mentions in kadı court registers.20 The maḥalle was finally dissol-
19 Ö. L. Barkan / E. H. Ayverdi (eds.), İstanbul Vakıfları Tahrîr Defteri, 953 (1546) Târîhli. İstanbul Fetih Cemiyeti, 61. İstanbul 1970; and M. Canatar, Istanbul Vakıfları Tahrîr Defteri, 1009 (1600) Târîhli. İstanbul 2004. 20 A maḥalle Toklu Dede (occasionally only “Toḳlı”) is mentioned in different kadı-court-registers of Istanbul in the years 1575, 1586, 1662, 1667, 1686, 1691, 1698, 1709, 1731, 1740, and 1839. These mentions are found in a selection of 60 court registers (out of more than 10000 existing) published by the TDV İslâm Araştırmaları Merkezi and put as a searchable data-base on-line in 2014. M. A. Aydın / C. Yılmaz (eds.) Istanbul Kadı Sicilleri. İstanbul 2008–2012. The instances here are the following (all accessed September 9th, 2022): vol. 32: p. 80 (Galata Mahkemesi 5: p. 53/1 = hüküm 89), dated 11-N-983 (14.XII.1575): http://www. kadisicilleri.org/arascl/ayrmetin.php?idno=18108 vol. 22: p. 197 (Eyüb Mahkemesi 3, fol. 24r = hüküm 311), dated III-Rā-994 (23.II.1586) – the transcribed date is incorrect: http://www.kadisicilleri.org/arascl/ayrmetin.php?idno=12750 vol. 51: p. 130 (İstanbul 10, fol. 5r = hüküm 51), dated 9-B-1072 (28.II.1662): http://www.kadisicilleri.org/arascl/ayrmetin.php?idno=24938 vol. 17: p. 682 (Bab 3, fol. 105r = hüküm 880), dated 14-N-1077 (10.III.1667): http://www.kadisicilleri.org/arascl/ayrmetin.php?idno=2038 vol. 19: p. 462 (Bab 48, fol. 90v = hüküm 550), dated 8-Ş-1097 (30.VI.1686): http://www.kadisicilleri.org/arascl/ayrmetin.php?idno=3494 vol. 20: p. 99 (Bab 54, fol. 11v = hüküm 70), dated 26-Cā-1102 (25.II.1691): http://www.kadisicilleri.org/arascl/ayrmetin.php?idno=3811 vol. 20: p. 390 (Bab 54, fol. 83v = hüküm 390), dated 27-C-1102 (28.III.1691): http://www.kadisicilleri.org/arascl/ayrmetin.php?idno=4218 vol. 57: p. 637 (İstanbul 22, fol. 164v = hüküm 490), dated 23-M-1108 (22.VIII.1696): http://www. kadisicilleri.org/arascl/ayrmetin.php?idno=28906 vol. 58: p. 466 (Kısmet-i Askeriye 19, fol. 85r = hüküm 340), dated 1-R-1110 (6.X.1698): http://www. kadisicilleri.org/arascl/ayrmetin.php?idno=37284 vol. 58: p. 775 (Kısmet-i Askeriye 19, fol. 144v = hüküm 625), dated 10-C-1110 (13.XII.1698): http:// www.kadisicilleri.org/arascl/ayrmetin.php?idno=37569 vol. 58: p. 833 (Kısmet-i Askeriye 19, fol. 154v = hüküm 677), dated 20-C-1110 (23.XII.1698): http:// www.kadisicilleri.org/arascl/ayrmetin.php?idno=37621
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ved only in 1927; it was then divided between the neighbourhoods of Karabad in the region of Balat to its east, Atik Mustafa Paşa and Aptülvedut, the latter being situated extra muros.21 This last aspect shows that the neighbourhood at some point had transcended the limits constituted by the city-walls. Altogether, the evidence does not fit to what is generally assumed about the feature of an Ottoman maḥalles, namely that they were relatively stable spatial and social entities, with a distinction between those people and places that did and did not belong to them. According to this notion, an Ottoman neighbourhood was centred around a mosque (which might be a congregational one or a modest prayer-house), with the prayer-leader as the default head of the neighbourhood. An Ottoman neighbourhood was institutionalised enough to serve as a fiscal entity and to be the basis of collective responsibilities.22 The mescid of Toklu Dede appears to have been not important enough to function well as a centre of a neighbourhood. In this capacity it remained rather spurious and vacillating.
2 Small mosque or Sufi convent? This may have something to do with the function of the building. As just mentioned, the centre of a quarter was generally a mosque, but never a Sufi convent (called, according to importance āsitāne, zāvīye or tekye). After all, the community (cemāʿat) of a neighbourhood was defined as those praying in the same mosque.23 His titles show
vol. 60: p. 114 (Bab 92, fol. 9r = hüküm 58), dated 8-R-1121 (17.VI.1709): http://www.kadisicilleri. org/arascl/ayrmetin.php?idno=4337 vol. 65: p. 548 (Bab 150, fol. 132r = hüküm 706), dated 6-Ş-1143 (14.II.1731): http://www.kadisicilleri.org/arascl/ayrmetin.php?idno=5630 vol. 69: p. 274 (Bab 172, fol. 37r = hüküm 263), dated 13-Ṣ-1153 (10.V.1740): http://www.kadisicilleri.org/arascl/ayrmetin.php?idno=6479 vol. 95: p. 94 (Bab 397, fol. 9r = hüküm 78), dated 24-B-1255 (3.X.1839): http://www.kadisicilleri. org/arascl/ayrmetin.php?idno=7889 21 E. Ölçer, Şehir Sokak Hafıza: Kuyulu’dan Biçki Yurdu’na Osman Nuri Ergin ile İstanbul Sokak Adları. Zeytinburnu Belediyesi Kültür Yayınları, 32. İstanbul 2014, 470–471. 22 This description is that of an ideal type, though only to a degree. At least in Istanbul, purely nonMuslim neighbourhoods centred around a church or synagogue seem to have exceptional and mostly situated at the outskirts of the city. Non-spatial neighbourhoods, designed as an administrative tool to collect taxes and dues from a distinctive part of the population (such as Jews living all around a city) did apparently not exist at all. See Ö. Ergenç, Osmanlı Şehri’ndeki ’Mahalle’nın İşlev ve Nitelikleri Üzerine. Osmanlı Araştırmaları=The Journal of Ottoman Studies 4 (1984), 69–78.; I. Tamdoğan-Abel, Le quartier (mahalle) de l’époque ottomane à la Turquie contemporaine. Anatolia Moderna=Yeni Anadolu 10 (2004), 123–126. 23 Ergenç, Mahalle’nın İşlev ve Nitelikleri (as footnote 22 above), 73. This characterisation applies
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that the founder of the Toklu Dede mescid, eş-Şeyḫ Ṭoḳlı İbrāhīm Dede, was a mystic (actually, his being a sufi can be better demonstrated than that he was a historical person). Everything else, however, is unclear: With which order was he affiliated? Where did he come from? And while his tombstone apparently existed until the beginning of the twentieth century, nobody seems to have taken the pains to document its inscription. Was the building perhaps put to double use? Was it what has been classified as a convent cum prayer-house?24 While such an answer seems to offer itself, Toklu Dede apparently never attained a stable set of functions. This also destabilised the maḥalle as an institution. The sources reflect this ambiguity. In 1620, the sale of a house adjacent to the building of Toklu Dede was certified in the court of Eyyūb (which was generally not competent for matters of intra muros Istanbul). Toklu Dede was called a zāvīye and did not form the centre of a neighbourhood but was part of the maḥalle of Atik Mustafa.25 In 1696 an entry in a court record mentions en passant a prayer-leader (imām) of Toklu Dede, so at that time it must have functioned as a mosque.26 In 1755 a certain Vildān Ḫānım made an endowment for the tekye of Toklu Dede: here again it appears as a Sufi convent.27 In 1802, another court-record concerns once more an imām of the mosque, who, however, is not identical with the keeper of Toklu Dede’s mausoleum. The building of Toklu Dede was even called a cāmiʿ, a congregational mosque. Nevertheless, it had apparently no longer the status of a maḥalle-centre at that point of time.28 The building was also mentioned as a mosque in 1893, when the minister of imperial endowments, ʿAbdullāh Ġālib, reported to the Council of State (Şurā-yı Devlet) that the (once again) mescid had been re-erected by the inhabitants two years ago. It had nevertheless the status of being part of the sultanic endowment of Bāyezīd II, administered by the ministry (apparently without financing necessary repairs). This was the reason that the prayer-house was now included in the list of institutions
only to the Muslims of a neighbourhood (or a purely Muslim maḥalle), of course. 24 M. B. Tanman, Osmanlı Mimarîsinde Tarikat Yapıları: Tekkeler, in A. Y. Ocak (ed.), Osmanlı Toplumunda Tasavvuf ve Sufiler: Kaynaklar, Doktrin, Ayin ve Erkân, Tarikatlar, Edebiyat, Mimari, Güzel Sanatlar, Modernizm. Atatürk Kültür, Dil ve Tarih Yüksek Kurumu Türk Tarih Kurumu yayınları 30, 3. Ankara 2005, 305–364, nb 320–322. 25 Aydın / Yılmaz (eds.), Kadı Sicilleri (as footnote 20 above), vol. 24, 110 (Eyüb 19, fol. 12r = hüküm 749, dated 4-Rā-1029 (9.II.1620): http://www.kadisicilleri.org/arascl/ayrmetin.php?idno=12861. 26 Ibid., vol. 57, 637 (Istanbul 22, fol. 164v = hüküm 490, dated 23-M-1108 (22.VIII.1696): http://www. kadisicilleri.org/arascl/ayrmetin.php?idno=28906. 27 Eyice, Bazı Tari̇ hi̇ Eserler (as footnote 2 above), 855–856; F. Köse, İstanbul’da Tekke Olarak Kullanılan Roma ve Bizans Kilise Yapıları. Tasavvur: Tekirdağ İlahiyat Dergisi 4, 2 (2018) 841–874, nb 851–852 lists it as church that war converted as a tekye without explicit evidence. 28 Aydın / Yılmaz (eds.), Kadı Sicilleri (as footnote 20 above), vol. 82, 304 (Istanbul 78, fol. 47v = hüküm 338, dated 7-Ṣ-1217 (9.VI.1802): http://www.kadisicilleri.org/arascl/ayrmetin.php?idno=31092.
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that were to receive candles and lighting oil during the month of Ramadan.29 In 1909, the prayer-house still functioned as such when the thieves of two of its carpets were apprehended in the Covered Bazar.30 As the function of the building remains ambiguous and changing, so does its status as a waqf. Ḥüseyin Ayvansarāyī, himself living centuries after Bāyezīd II and Ṭoḳlı İbrāhīm Dede, mentions only the salary of the türbedār as covered by the sultanic waqf. As just quoted, in 1893, the mescid is called an addition (mülḥaḳātından) to Bāyezīd’s II endowment, then administered by the Ministry of Imperial Foundations (Neẓāret-i Evḳāf-ı Hümāyūn). This is not quite a proof of continuity: an addition to a waqf was often not endowed by the founder of the amended waqf, and in 1893, not only a salary but the whole prayer-house (including, at least in theory, upkeep and salaries of employees) were covered by Bāyezīd’s II endowment.31 The situation is even further complicated by the waqf centred on Abū Ayyūb al-Anṣārī’s tomb outside the city walls. This huge waqf was administered as an imperial endowment and was also given responsibilities connected to the graves of other companions of the prophet close to the city-walls. In 1801, Toklu Dede appears to be part of the foundation of Eyyūb el-Enṣārī – and while it was called a zāvīye, it paid for a muezzin, who would typically work in a mosque.32 This instability and confusion can be explained if one takes two factors into account: First, Toklu Dede’s organic connection with the grave of Abū Shayba al-Khudrī, and, secondly, the presence of the important convent of Emīr Aḥmed Buḫārī. At this point it is useful to remember that at the root of the conversion of the building from a church into a Muslim space of devotion lay the presence of the sepulchre of this companion of the prophet. Later, Toḳlı Dede’s own grave in the immediate vicinity of Abū Shayba al-Khudrī’s should likewise gain sanctity. The graveyard became a major asset of piety. There is a relatively large number of sources listing Sufi establishments in Istanbul that date from the late eighteenth to the early twentieth century. These are either more or less official surveys, lists of institutions benefitting from sultanic generosity (such as payments or gifts in kind like sacrificial animals at holidays), or documentation of the Council of Sheikhs, the Meclis-i Meşāyıḫ. In the large majority of cases, Toklı Dede is mentioned as a tomb (türbe), generally together with that of Abū Shayba al-Khudrī, sometimes also that of Ḥamdullāh al-Anṣārī. The türbe, not the tekye, was the institution that primarily and regularly received attention. A tekye of Toklu Dede
29 Devlet Arşivleri Başkanlığı Osmanlı Arşivi (henceforth: DAB-OA), ŞD 125-91, 22-L-1309/27nīsān-1309. 30 DAB-OA, ZB 336/93, 13-kānūn II-1324. 31 DBA-OA, ŞD 125-91 22-L-1309/27-nīsān-1309. 32 DBA-OA, C.EV 552/27872, 22-Rā-1216.
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occurs only thrice in these lists: in a very early, and in this respect quite isolated, list of 1708,33 in another of 1889,34 and indirectly in 1860. In this last case, the türbedār, the keeper of the tombs, was the original recipient of munificence, but a financial settlement involved the sheikh of the tekye, a certain el-Seyyid ʿAbd ul-Raḥīm.35 The building of Toklu Dede, with its alternating and probably double use as a convent, was much less important than the mausolea it was connected to.36 That this was the case becomes plausible if one considers Toklu Dede’s spatial closeness to the convent of Emir Ahmed Buharî (1445–1516). This Naḳşbendī sheikh was instrumental in establishing his order as one of the leading Sufi groups in Istanbul.37 The established history of the important zāvīye is certainly questionable,38 but its domi-
33 A. N. Galitekin, Osmanlı Kaynaklarına Göre İstanbul: Câmi, Tekke, Medrese, Mekteb, Türbe, Hamam, Kütübhâne, Matbaa, Mahalle ve Selâtîn İmâretleri. İşaret yayınları, 96. İstanbul 2003, 537. The archival source is: DAB-OA, D.BŞM 1120. 34 DBA-OA, TS.MA.d 5441, dated 15-Ẕā-1306 (14.VII.1889). Also quoted by Köse, Roma ve Bizans Kilise Yapıları (as footnote 27 above). Without giving a source, Köse remarks the last sheikh of the convent had been a certain Meḥmed Ṣāḳıb Efendi. 35 Galitekin, İstanbul (as footnote 33 above), 467. 36 The grave of Toklu Dede is mentioned in lists dating from 1784, 1837, 1843, 1855, 1856, 1858, 1866, and 1875. A. Çetin, İstanbul’daki Tekke, Zaviye ve Hankâhlar Hakkında 1199 (1784) Tarihli Önemli bir Vesika. Vakıflar Dergisi 13 (1981), 583–590; DBA-OA, TS.MA.d 8302; Galitekin, İstanbul (as footnote 33 above), 392, 414, 430, 446, 498; DBA, EV.d 20050, 1v. These lists all concern sultanic gifts to Sufi places. The türbe, like the spurious tekye, is ignored by registers enumerating convents in the narrower sense: Bāndırmalızāde el-Seyyid Aḥmed Münīb-i Üsküdārī’s Mecmū’a-i Tekāyā, Melekpaşazāde Ḳadrī Beg’s Ḫānkāhnāme (for these Galitekin, Istanbul [as footnote 33 above], 187–240), or the İstānbūl Ḫānkāhları Meşāyıḫı by Ṭābibzāde Ẕākir Meḥmed Şükrī of 1875/76: Zâkir Șükrî, Die Istanbuler Derwisch-Konvente und ihre Scheiche: Mecmuʼa-ı Tekaya, ed. K. Kreiser / M. S. Tayşi. Islamkundliche Materialien, 6. Freiburg im Breisgau 1980. In Yeşilzāde Meḥmed Ṣāliḥ, Rehber-i Tekāyā of 1919–1921, the grave of Toklu Dede does not appear, but the sepulchre of Abū Shayba is listed as a Naḳşbendī tekye: Galitekin, İstanbul (as footnote 33 above), 241–260; M. Aşkar, Son Dönem Tekke Mecmûalarından Yeşilzade Mehmed Salih Efendi’nin Rehber-i Tekaya’sı. Tasavvuf: İlmî ve Akademik Araştırma Dergisi 1, 3 (2000), 129–66, nb 144. For other lists of Sufi convents ignoring Toklu Dede altogether see: Galitekin, İstanbul (as footnote 33 above), 15, 223–232, 261–388, 515–522 and E. Övüç, Mecmua-i Tekâyâların Serencâmı ve Yeni bir Liste Neşri. Tasavvuf: İlmî ve Akademik Araştırma Dergisi 13 (2011), 269–320; T. Zarcone / N. İşli, La population des couvents de derviches d’Istanbul à la fin du XIXe siècle. Anatolia Moderna=Yeni Anadolu 2 (1991), 209–220; M. E. Kılıç, Ahmed Muhy ed-Din, Yedi Tepeli Şehrin Tekkeleri ve Muhyiddin Efendi’nin ‘Tomâr-ı Tekâyâ’sı, in M. Armağan (ed.), İstanbul Armağanı, 3. İstanbul Büyükşehir Belediyesi Kültür İşleri Daire Başkanlığı Yayınları, 47. İstanbul 1997, 259–274. 37 E. Işın, art. Ahmed Buharî. Dünden Bugüne İstanbul Ansiklopedisi 1 (1993), 120–121; M. Kara, art. Emîr Buhârî. TDV İslam Ansiklopedisi 11 (1995), 125–126. 38 T. Zarcone / M. B. Tanman, art. Emir Buharî Tekkesi. Dünden Bugüne İstanbul Ansiklopedisi 3 (1993), 165–166; M. Koç, Revnakoğlu’nun İstanbul’u: İstanbul’un İç Tarihi Fatih. İstanbul 2021, 2, 726, 730, 949–954. The foundation of the zāvīye is conventionally dated on 1512 or 1513 and attributed to Aḥmed Buḫārī himself. The spouse of Buḫārī’s granddaughter, Şeyḫ Muṣliḥ ul-Dīn Muṣṭafā is then credited with turning the convent into a centre of Naḳşbendī devotion. However, as this second person died only in 1648, at least the close family relation, perhaps also the chronology seem to be implausi-
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nance in the religious life of the quarter is beyond doubt. A network of three convents (allegedly) founded by the Aḥmed Buḫārī in Istanbul and of a number of affiliated smaller establishments was linked to the tomb of Eyyūb, the graves of the other companions of the prophet and the many religious institutions surrounding Abū Ayyūb’s shrine. The mescid, türbe and, as far as applicable, tekye of Toklu Dede were drawn into this network. Toklu Dede thus became a secondary space of sanctity attached to the Emir Buharî Zaviyesi. It would not be much of an exaggeration to say that this convent transformed Ayvansaray into a Naḳşbendī quarter in a way similar to how the āsitāne of Ḳoca Muṣtafā Paşa turned its quarter into a Sünbülī environment and ʿAzīz Maḥmūd Ḫüdāʾī’s convent turned large parts of Üsküdar into a Celvetī space.39 The Naḳşbendī order preserved its dominance in the quarter and beyond. An event from the mid-eighteenth century shows how the convent had been able to preserve its prestige over a long time. After the death of its sheikh in 1743, the post was offered to one of the most famous Naḳşbendī Sufis of the city, Toḳādī Meḥmed Emīn, a prominent sheikh of the Müceddidīye branch. This old and illustrious man accepted on the stipulation that he did not need to live in the zāvīye, and finished his life in the position.40
3 Semi-Permeable Walls At the outset, the city-walls must have defined the neighbourhood of Toklu Dede. However, as already mentioned above, at a certain point of time the maḥalle apparently exceeded their confinement. As early as 1591, a court record deals with a waqf by a certain Meḥmed Beg b. Ḥüseyin, an inhabitant of the neighbourhood, who had endowed a prayer-house with a fountain and two shops outside the “gate of Ebū Eyyūb”.41 The text of the document is ambiguous, but it is quite possible that even
ble. Osmânzâde Hüseyin Vassaf, Sefîne-i Evliyâ. M. Akkuş / A. Yılmaz (eds.). Kitabevi, 290. İstanbul 2006, 2, 57–58 gives a different story. Accordingly, the convent in Ayvansaray was the first Naḳşibendī establishment in the city, founded by Aḥmed Buḥārī before 1481. During Bāyezīd’s II rule (1481–1511) he then moved from here on to the convent in Fatih that was to become the centre of his network. 39 S. Özcan, XIX. Yüzyıl İstanbul Tekkeleri̇ ve Mekânsal Konumlanışları. Diss. Yüksek Lisans, İstanbul Şehir Üniversitesi 2020; E. Voswinckel Filiz, Aziz Mahmud Hüdayi in Istanbul: Biographie eines Ortes. Istanbuler Texte und Studien, 48. Baden-Baden 2022. 40 H. İ. Şimşek, art. Mehmed Emi̇ n Tokadî. TDV İslâm Ansiklopedisi, 28 (2003), 467–468; Hüseyin Vassaf, Sefine (as footnote 38 above), 2: 62–78. 41 Aydın / Yılmaz (eds.), Kadı Sicilleri (as footnote 20 above), vol. 22, 197 (Eyüb 3, fol. 24r = hüküm 311, dated III-Rā-994 (23.II.1586): http://www.kadisicilleri.org/arascl/ayrmetin.php?idno=12750. The identification of this gate is difficult. While the name has been in frequent use, descriptions of its exact location are incoherent and contradictory – and it is also possible that in the course of time the name changed the gate. Evliyā Çelebi at one point gives a description that might fit to a place in the
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at that time the neighbourhood included ground in both intra and extra muros areas. That parts of the neighbourhood lay outside the city-walls may well have been the reason why the jurisdiction of the maḥalle often changed hands between the courts of Istanbul proper and of Eyyūb. Given the closeness of the neighbourhood to the Golden Horn, the shore between the sea and the walls, and its connection to the suburb of Eyyūb, it is understandable that the walls assumed a function that vacillated between being a means of separation or protection and serving as a conduit for contact. A court decision of 1667 illustrates this ambivalence.42 Men, mostly local ulama from four neighbourhoods nearby (beside Toklu Dede the neighbourhoods of Hacı İlyas near Eğrikapı, Hoca Ali in Balat and the Avcıbey mahallesi again close to Eğrikapı) had secured a vizieral order (buyuruldı-ı şerīf) to re-open two small gates (parmaḳḳapu, wide enough just for a pedestrian) on both sides of the Gate of Eyyūb (Ebā Eyyūb-ı Enṣārī Kapusı) as they had previously existed in the neighbourhood of “Ḳoca Muṣṭafā” (clearly Atik Mustafa). However, inhabitants of that neighbourhood protested that these were places out of the way, where robbers (eşḳıyā) were active at night. To forestall any such grievances, the kadı allowed the opening of the small gates under the condition that they remained closed at night. In the long run, the robbers were deemed less dangerous than the princesses attractive. The shores of the Golden Horn were held in high esteem by members of the Ottoman dynasty over a long time. Evliyā Çelebi mentions a waterside residence (yālı) in front of the walls of Ayvansaray that belonged to a Fāṭma Sulṭān.43
Blachernai walls, where the condition of the wall makes an identification difficult: N. Asutay-Effenberger, Blachernai Walls (as footnote 9 above), ill. 25. Another possibility is the Dideban Kapusı situated a bit east to the point where land- and Marmara walls meet close to the third tower: H. N. Semiz, İstanbul Haliç ve Marmara Surları: Belgeleme Çalışmaları, Tarihi ve Peyzaj Değerlerinin Korunmasına Yönelik Öneriler. Diss. Dr. arch., İstanbul Teknik Üniversitesi 2014, 74–75, 102–103. These two points were certainly part of the neighbourhood of Toklu Dede. However, there is another place Evliyā calls “Eyyūb-gate” (“Ebā Eyyūb Enṣārī ḳapusı”) that is undoubtedly identical with the Ayvansarayı Kapısı of today as it stands directly beside the fountain of İskender Beg that still stands there: A. Egemen, İstanbul Çeşme ve Sebilleri: Resim ve Kitabeleri ile 1165 Çeşme ve Sebil. İstanbul 1993, 435–437 (Nr. 578). Unfortunately, this gate is located at the utmost border of the neighbourhood, if at all. See Evliya Çelebi, Evliya Çelebi Seyahatnamesi [1]: Topkapı Sarayı Bağdat 304 Yazmasının Transkripsiyonu – Dizini, O. Ş. Gökyay (ed.). İstanbul 1996, 22 (15r), 135 (95r). 42 Aydın / Yılmaz (eds.), Kadı Sicilleri (as footnote 20 above), vol. 17, 682 (Bab 3, fol. 105r = hüküm 880, dated 14-N-1077 (10.III.1667): http://www.kadisicilleri.org/arascl/ayrmetin.php?idno=2038. 43 Quite possibly Aḥmed’s I daughter and spouse of Evliyā’s mentor Melek Aḥmed Pasha. On her Ç. Uluçay, Padişahların Kadınları ve Kızları. Türk Tarih Kurumu Yayınları, 7, 63a. 2nd ed. Ankara 1980, 51–52. On her waterfront residence on the shore of Ayvansaray see Evliya Çelebi, The Intimate Life of an Ottoman Statesman: Melek Ahmed Pasha, 1588–1662, ed. R. Dankoff. Albany, NY 1991, 286.
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Better known is the palace built by Meḥmed IV’s daughter Ḫadīce Sultan.44 The princess instituted also an endowment that paid for many petty religious officials in Ayvansaray. On the whole, her presence and far-reaching economic activities must have had a serious impact on the quarter. She owned shops, apparently a workshop for silverware (gümüşḫāne), and many gardens, in and outside the city-walls, as did a number of other dignitaries. Documentation shows that her activity persisted for decades.45 When she died 1743 at an old age, the Chief Black Eunuch Beşīr Aġa sealed her belongings in her palace “close to Eyyūb”, and she was honoured with a state burial at the Yeni Cami.46 She had also founded an endowment that was active at least as late as 1786.47 Moreover, during (and possibly due to) Ḫadīce Sulṭān’s presence in Ayvansaray, other high dignitaries also engaged with the quarter. Grand vizier Şehīd ʿAlī Pasha rebuilt the mescid and mausoleum of Abū Zarr al-Ġiffārī in the Molla Aşkî neighbourhood shortly before his death in 1716.48 A few years later, in 1718, another grand vizier, Nişāncı Meḥmed Pasha, invested in extensive building and repair activity, apparently related to a palace in which he lived, but also in waterworks, including two public baths and a fountain built originally by Murād III, plus public streets. Nişāncı Meḥmed Paşa held office from August, 1717 to May, 1718. The works continued, however, until March, 1719, deep into the tenure of his successor Nevşehirli Dāmād İbrāhīm Pasha.49 Looking at this rather splendid phase in the history of Ayvansaray, it becomes understandable that the famous Naḳşbendī sheikh Toḳādī Meḥmed Emīn accepted the office as post-nişīn at the Emir Buharî Convent there. This chapter in the history of the quarter lasted for only a relatively short time. Possibly in consequence of a 1787 earthquake that apparently did substantial damage,50 the quarter fell into neglect and became home to poor strata of urban society.51 The buildings of the Toklu Dede neighbourhood were affected by this development; the documents at hand speak of decay and often rather improvised attempts at repair.52 To lodge first soldiers, then refugees in the building of Toklu Dede during the Great
44 Uluçay, Padişahların Kadınları ve Kızları (as footnote 43 above), 68–69. 45 DBA-OA, EV.HMH.d. 1926 (1714–1715); DBA-OA, NFS 1, 20–31 (1733). 46 Subhî Tarihi: Sâmî ve Şâkir Tarihleri ile Birlikte, 1730–1744, ed. M. Aydiner. Osmanlı Tarih Kaynakları, 353, 9. İstanbul 2007, 776–777. 47 DBA-OA, C.EV 235/11721. 48 Tayyārzāde Aḥmed ʿAṭā, Taʾrīḫ-i ʿAṭā. s.l. s.a., II: 98. 49 DBA-OA, C.SM 133/6692, dated 29-Ca-1130 (1.V.1718). 50 DBA-OA, C.BEL 131/6544. 51 R. E. Koçu, İstanbul Ansiklopedisi, III. İstanbul 1958, 1642–1655. 52 In addition to the instances mentioned above BBA-OA, EV.d 17987, 7r, on repairs of Ṭoḳlı Dede’s tomb in 1863; Y.PRK.EV 2/31 18-Ḥazīrān-1309 (30.VI.1893) that the tombs of Abū Shayba al-Khudrī and Ḥamdullāh al-Ġiffāri [?] were ruined and no longer suitable for prayer.
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War was likewise a matter of improvisation. It spelt doom to this erstwhile Byzantine building that was subsequently annihilated.
4 Conclusion: Uncanny Conditions It has been made clear from the outset of this short paper: Nothing is left of Toklu Dede. Writing the history of a building that is no longer there and was poorly documented during the time of its existence made it necessary to turn to its setting – institutional, economic, social, spatial and religious. The spatial aspect proved to be elucidating. The convent of Emīr Aḥmed Buḫārī, an important centre of the Naḳşbendīye, relegated the Toklu Dede prayer-house cum Sufi tekye to a secondary position even in its most constricted vicinity. The institutional framing proved not very resilient. Toklu Dede was part of pious endowments, even closely related to the most powerful imperial ones. Nevertheless, these waqfs secured little continuity to the small building that vacillated between different functions (Sufi convent, local prayer-hall, annex to a holy tomb with adjacent graveyard). It appears to have been a quite undecided matter whether it was the centre of the surrounding neighbourhood or not, or whether it was put under the jurisdiction of the court of Istanbul or that of Eyyūb. Even the walls of the city proved to be at least semi-permeable: the best that happened to the building and neighbourhood of Toklu Dede was that a princess and grand viziers settled nearby at the shore and took some interest in the quarter. Their patronage was decisive, but as temporary as other factors that had an impact on the quarter. To some degree, this short study results in a cautionary tale: at least in Ottoman times, institutional framings are less resilient, and categorical distinctions such as the one between mosque and dervish convent less valid, than one would comfortably wish. Such comfort of thinking in clearly defined, distinctive terms, of referring to self-evident conflicts and contradictions, and of belief in hard facts has been dismantled in the last decades of work in the humanities. These decades have also been the time of Albrecht Berger’s professional career. In retrospect, ways of research may have lost in comfort, but they have certainly become even more interesting than they used to be.53
53 I do not need to quote Hobsbawm here, do I?
Grigorios Papagiannis
Επεμβάσεις «μικροχειρουργικής» στο κείμενο της Αλεξιάδας (Reinsch – Kambylis) 1 Πρόλογος «Μέγα ὄφελος γεγένηται»1 τῇ Ἀλεξιάδι η κριτική έκδοσή της από τους Reinsch και Kambylis.2 Ασφαλώς και δεν αποτελεί αμφισβήτηση της αξίας αυτής της εκδοτικής εργασίας η οποιαδήποτε απόπειρα για περαιτέρω αποκατάσταση ή συμπλήρωση μεμονωμένων «ψηφίδων». Τέτοιες απόπειρες και οι εκδότες αλλά και οι χρήστες της εκδόσεως δεν μπορεί παρά να τις υποδέχονται με ευχαρίστηση, και, ἵνα προφητικώτερόν τι εἴπω, καὶ αὐτὴ Ἄννα, ἡ συγγραφεύς, εἴτε κατ’ ὄναρ εἴτε καθ’ ὕπαρ3 την συναντούσε κανείς, μόνον ευγνώμων θα ήταν γι’ αυτές. Αν πάλι κάτι από τα γραφόμενα κριθεί λιγότερο επιτυχές ή και άστοχο, δεν θα ήταν, βέβαια, δίκαιο αλλά ούτε και επιστημονικά ορθό να απορρίπτεται το σύνολο ή να θεωρείται εκ προοιμίου περιττή κάθε νεότερη απόπειρα συμβολής. Ἐπειδὴ λοιπὸν ταῦτα οὕτως ἔχει, ἔδοξε κἀμοὶ θεμιτὸν4 να συμβάλω με ολίγα, «ὅσα ἡ περὶ τὸ ἔργον σπουδὴ δέδωκε καὶ ὁ Θεὸς ἄνωθεν ἐπεβράβευσε καὶ ὁ καιρὸς συνεισήνεγκεν»,5 «οὐδὲν δεδοικώς», οὔτε «τὸ ὑφορμοῦν τε καὶ ὑποτρέχον»6 οὔτε «τοὺς φιλοσκώμμονας»,7 «καὶ γὰρ πατέρες» ἡμῶν «ἐγένοντο» οἱ νέοι τῆς Ἀλεξιάδος ἐκδόται, καὶ τούτων πάντων «συνίστορες».8
1 Πρβ. Ἀλεξιάς I 1, 1 (3 R. – K.) μέγα ὄφελος τῇ βασιλεία Ῥωμαίων γεγένηται. 2 D. R. Reinsch / A. Kambylis (Ed.), Annae Comnenae Alexias. Pars prior: Prolegomena et textus. Pars altera: Indices, digesserunt F. Kolovou et D. R. Reinsch. CFHB, 40/1–2. Berlin / New York 2001 (στο εξής: R. – K.). 3 Πρβ. Ἀλεξιάς XII 4, 2 (12–13 R. – K.) ὁ δὲ περιχαρὴς γεγονὼς οὐκέτ᾽ ὄναρ ἐδόκει, ἀλλ᾽ ὕπαρ ὁρᾶν. Πρβ. Ἀλεξιάς XV 11, 21 (21 R. – K.) μήποτε ἄ[ρα οὐχ’ ὕπαρ, ἀλλ’ὄ]ναρ ἐστὶ... 4 Πρβ. [Ξενοφ.] Ἀθηναίων Πολιτεία 1, 13, 2 Marchant ἐπειδὴ οὖν ταῦτα οὕτως ἔχει, δοκεῖ δίκαιον εἶναι... και Λουκᾶ 1, 3 ἔδοξε κἀμοὶ παρηκολουθηκότι ἄνωθεν πᾶσιν ἀκριβῶς καθεξῆς σοι γράψαι... και Μιχ. Ἀτταλειάτου Ἱστ. 5, 18–21 Pérez Martin διὸ δὴ ἔδοξε κἀμοί... μικρὰ ἄττα διαλαβεῖν. 5 Πρβ. Ἀλεξιάς prol. 1, 2 (15–17 R. – K.) ὅσα ἡ φύσις καὶ ἡ περὶ τὰς ἐπιστήμας σπουδὴ δέδωκε καὶ ὁ Θεὸς ἄνωθεν ἐπεβράβευσε καὶ ὁ καιρὸς συνεισήνεγκε. 6 Πρβ. Ἀλεξιάς prol. 2, 2 (29 R. – K.) δέδοικα τὸ ὑφορμοῦν τε καὶ ὑποτρέχον. 7 Πρβ. Ἀλεξιάς prol. 2, 2 (34 R. – K.) δέδοικα πάλιν τοὺς φιλοσκώμμονας. 8 Πρβ. Ἀλεξιάς prol. 2, 3 (45–46 R. – K.) ἐνίων γὰρ τῶν νῦν ὄντων ἀνθρώπων οἱ μὲν πατέρες, οἱ δὲ πάπποι ἐγένοντο οἱ τούτων συνίστορες. https://doi.org/10.1515/9783111070315-033
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2 Κριτικές παρατηρήσεις Στην παρούσα εργασία θα παρουσιασθεί μια επιλογή από εικασίες, που βελτιώνουν μεμονωμένα σημεία του κειμένου. Κοινό χαρακτηριστικό τους είναι ότι όλες απαιτούν ελάχιστη επέμβαση στο παραδεδομένο κείμενο, που τολμώ να την ονομάσω «μικροχειρουργική». Κάποιες από τις επεμβάσεις αυτές μπορεί να θεωρηθεί ότι παρουσιάζουν αναλογίες και με την Πλαστική/Κοσμητική Χειρουργική, που ενδιαφέρεται κυρίως για αισθητικές βελτιώσεις. Ενδέχεται δηλαδή να υπάρχει ο αντίλογος ότι, ακόμη κι αν οι επεμβάσεις αυτές «βελτιώνουν» το κείμενο, δεν είναι εντελώς απαραίτητες. Πάντως, σε όλες σχεδόν τις περιπτώσεις οι συντακτικές ή/και γραμματικές απαιτήσεις, το ύφος της Άννας, τα παράλληλα χωρία από άλλους συγγραφείς, συνηγορούν υπέρ της προτεινόμενης εικασίας, ενώ και από παλαιογραφική άποψη οι υποθέσεις φαίνονται πιθανές. Σε όλες τις παρακάτω περιπτώσεις ξαναέλεγξα ο ίδιος με την βοήθεια ψηφιακών φωτογραφιών τα τρία βασικά χειρόγραφα του κειμένου: Florentinus Laurentianus 70,2 (F),9 Parisinus Coislinianus 311 (C)10 και Vaticanus graecus 981 (V).11 1. Στον Πρόλογο του έργου η Άννα μιλάει με νοσταλγία αλλά και άπειρο θαυμασμό για τον άνδρα της Νικηφόρο Βρυέννιο. Αυτός εκτός από ανδρεία διέθετε και εξαιρετική χάρη και ομορφιά: prol. 4, 1 (3–5 R. – K.) ὢ καὶ χάριτος ἐπιτρεχούσης τοῖς μέλεσι καὶ εἴδους οὐκ ἀξίου τυραννίδος, ὥς τινες λέγουσιν, ἀλλὰ καὶ θειοτέρας καὶ κρείττονος Eδώ δεν είναι κατανοητή η «αντίθεση» οὐκ ... ἀλλὰ ... Αν θέλαμε να υποστηρίξουμε το παραδεδομένο κείμενο, θα μπορούσαμε να «συμπληρώσουμε» ως εννοούμενα: οὐκ ἀξίου (ἀνθρωπίνης) τυραννίδος, ἀλλὰ καὶ θειοτέρας καὶ κρείττονος (τυραννίδος). Ή: οὐκ ἀξίου τυραννίδος, ἀλλὰ καὶ θειοτέρας καὶ κρείττονος (φύσεως ή μερίδος). Καμμία, ωστόσο, από τις «λύσεις» αυτές δεν είναι ικανοποιητική: η πρώτη, γιατί είναι αφύσικος ο προσδιορισμός θειοτέρας για το ουσιαστικό τυραννίδος· η δεύτερη, γιατί η «συμπλήρωση» δεν είναι ευκόλως εννοούμενη. Επίσης, δεν είναι δυνατόν να δεχθούμε τα θηλυκά επίθετα θειοτέρας και κρείττονος ως προσδιορισμούς του ουσιαστικού χάριτος, γιατί η «σύγκριση» δεν γίνεται ανάμεσα σε δύο «χάριτες», αλλά σε δύο «εἴδη». Επιβάλλεται λοιπόν να διορθώσουμε. Το κείμενο αποκαθίσταται εντελώς με μια πολύ «ελαφρά» επέμβαση: αν διορθωθεί το θειοτέρας σε θειοτέρου. Τώρα το κρείττονος αυτόματα γίνεται κατανοητό ως επίθετο ουδετέρου γένους (όχι θηλυκού). Και τα δύο επίθετα προσδιορίζουν το εἶδος του Νικηφόρου και το αντιδιαστέλλουν προς ένα εἶδος
9 http://mss.bmlonline.it/Catalogo.aspx?Shelfmark=Plut.70.2 10 https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b100379118?rk=2017177;2 11 https://digi.vatlib.it/view/MSS_Vat.gr.981
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που απλώς θα ήταν ἄξιον τυραννίδος. Η θωριά του Νικηφόρου, λοιπόν, κατά την Άννα, δεν ήταν μόνο αντάξια ενός βασιλιά, αλλά και ακόμη «θεϊκότερη» και ανώτερη. Η συχνή χρήση της έκφρασης θειότερον εἶδος (βλ. παρακάτω) επιβεβαιώνει την εικασία. Αν και δεν φαίνεται ιδιαίτερα πιθανό, δεν μπορεί να αποκλεισθεί το ενδεχόμενο, η πιθανώς με μικροσκοπικά γράμματα γραμμένη κατάληξη -ου να παραναγνώσθηκε ως ας ή η παράλειψη της κατάληξης σε κάποιο στάδιο της παράδοσης του κειμένου να οδήγησε τον επόμενο αντιγραφέα στο να συμπληρώσει την λέξη με την λανθασμένη κατάληξη. Σε κάθε περίπτωση, το λάθος θα «υποβοηθήθηκε» από την γειτνίαση με τον θηλυκό τύπο τυραννίδος και με τον τύπο κρείττονος, του οποίου το γένος δεν είναι εξ όψεως προφανές. Για την έκφραση θειότερον εἶδος υπάρχουν αρκετά παράλληλα: Πρβ. Πτολεμαίου Ἁρμονικά 3, 3, 33 Düring τὸ θειότερον εἶδος· Ἰουλιανοῦ Περὶ τῶν τοῦ αὐτοκράτορος πράξεων 16, 32 Bidez τοῦ θειοτέρου ψυχῆς εἴδους· Γρηγ. Ναζ. Ποιήματα ἠθικά PG 37, 887, 8 Εἶδος ἀποκρύπτειν θειότερον βροτέῳ· Πρόκλου Διαδόχου Εἰς τὸν Τίμαιον Πλάτωνος 1, 170, 3 Diehl ἀρετῆς εἶδος θειότερον· Πρισκιανοῦ Μετάφρασις τῶν Θεοφράστου περὶ αἰσθήσεως 10, 25–26 Bywater θειοτέρου δέ τινος δεομένης εἴδους. Εξάλλου, και η σύζευξη των επιθέτων θειότερον και κρεῖττον είναι κοινός τόπος. 2. prol. 4, 1 (6–9 R. – K.) καὶ τύχαις ἐχρησάμην οὐκ ἀγαθαῖς, εἰ μή τις θεῖτο τύχην οὐκ ἀγαθὴν καὶ προσμειδιῶσάν μοι τήν τε γειναμένην αὐτὴν καὶ τὸν τεκόντα, τοὺς αὐτοκράτορας, καὶ τὴν πορφύραν ἐφ’ ἧς ἐβλάστησα Στην βιβλιοκρισία της Μ. Τziatzi-Papagianni12 προτείνεται ο οβελισμός του δευτέρου οὐκ. Προς επίρρωσιν εκείνης της προτάσεως πρβ. prol. 3, 2 (68–70 R. – K.) οὐδὲν ὅ τι ἄξιον συγγραφῆς αὐτῷ πέπρακτο, εἰ μή τις ἐγκωμίου λόγον καὶ τὰ παιδικὰ αὐτῷ θήσαιτο,13 όπου, σε μία παρόμοια σύνταξη/έκφραση, από την δευτερεύουσα πρόταση απουσιάζει η άρνηση (εκτός του μή). Επιπλέον, η σύζευξη των προσδιορισμών ἀγαθὴ και προσμειδιῶσα νομίζω πως συνηγορεί για αυτή τη διόρθωση. Η «προσθήκη» του περιττού οὐκ πιθανώς προκλήθηκε εξαιτίας του προηγούμενου οὐκ ἀγαθαῖς.
12 M. Tziatzi-Papagianni „Diether R. Reinsch / Athanasios Kambylis (rec.), Annae Comnenae Alexias ...“ (Rez.). ΒΖ 96 (2003), 764–774. 13 Ο νεωτερικός τύπος θήσαιτο επισημαίνεται, βέβαια, στον index graecitatis (241) ως “aoristus mixtus”, αλλά με προβληματίζει η «απουσία» οποιουδήποτε παράλληλου τέτοιας ευκτικής (ή και αορίστου ἐθησάμην γενικά: σε όλη την ελληνική γραμματεία μόνο οι τύποι ἔθησα και ἔθησαν αναφέρονται –όχι, βέβαια, ως δόκιμοι– από τους Απολλώνιο Δύσκολο, Περὶ συντάξεως II 2, 393, 6 Uhlig, Θεοδόσιο Γραμματικό, Κανόνες εἰσαγωγικοί IV 1, 85, 15 Hilgard και Περὶ γραμματικῆς 193, 9 Göttling, και Ησύχιο ε 667) (ενώ, αντίθετα, οι υπόλοιποι τύποι που αναφέρονται στην ίδια κατηγορία είναι ευρέως γνωστοί). Η διόρθωση σε θήσοιτο θα ήταν απλή.
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3. prol. 4, 1 (11–12 R. – K.) τὸν ὄρθιόν ποτε Εκτενής «συζήτηση» του φαινομένου της έγκλισης του τόνου και των αποκλίσεων που παρατηρούνται από τους γνωστούς κανόνες γίνεται στα Προλεγόμενα της κριτικής έκδοσης.14 Εκεί γίνεται λόγος, μεταξύ άλλων, ειδικά για το εγκλιτικό ποτέ και τις περιπτώσεις μὴ έγκλισης του τόνου του.15 Η γραφή ὄρθιόν είναι διόρθωση του Hoeschel. To μοναδικό χειρόγραφο που σώζει το κείμενο στο σημείο αυτό, ο κώδικας V, παραδίδει ὄρθριον (φ. 198r). Σχετικά με τον τονισμό της λέξης ποτε δεν μας ενημερώνει το κριτικό υπόμνημα, ωστόσο, όπως διαπιστώσαμε από την ψηφιακή φωτογραφία, αυτή στο χειρόγραφο τονίζεται (ποτὲ). Επομένως, εφόσον θέλουμε –σύμφωνα και με τις αρχές της νέας έκδοσης– να λάβουμε σοβαρά υπόψιν μας τις ιδιομορφίες των χειρογράφων και στο θέμα του τονισμού, θα πρέπει στις αποκλίσεις που επισημαίνονται στα Προλεγόμενα να προσθέσουμε και αυτήν την περίπτωση (= Orthotonierung nach einem Proparoxytonon), και στο κείμενο να διατηρήσουμε τον τονισμένο τύπο ποτὲ. (Επιπλέον: Η διόρθωση ὄρθιον είναι οπωσδήποτε εύστοχη, αλλά θα μπορούσε μέσα στο κείμενο να φαίνεται και το παραδιδόμενο και η διόρθωση, με την μορφή ὄρθ{ρ}ιον.) 4. prol. 4, 2, (18–21 R. – K.) καὶ ἡγοῦμαι τὰς προειληφυίας συμφορὰς πρὸς ταύτην τὴν ἄπληστον συμφορὰν ψεκάδα ὡς ὄντως πρὸς ὅλον Ἀτλαντικὸν Πέλαγος ἢ τοῦ Ἀδριαντικοῦ Πελάγους τὰ κύματα. μᾶλλον δέ, ὡς ἔοικεν, ἦσαν ἐκεῖνα τούτων προοίμια Όλες οι προηγούμενες συμφορές συγκρινόμενες με την απώλεια του Νικηφόρου μοιάζουν για την Άννα σαν σταγόνες απέναντι σε πέλαγος. Μάταια θα αναζητήσει κανείς στα προηγούμενα ένα ουδέτερο ουσιαστικό (ή ένα σύνολο ουσιαστικών διαφόρων γενών), στο οποίο να παραπέμπει η λ. ἐκεῖνα (δεν μπορεί ως τέτοιο να θεωρηθεί το ουσιαστικό τὰ κύματα, γιατί αυτό ανήκει μόνο στην αλληγορική σύγκριση). Απεναντίας, αναμενόμενος θα ήταν, αντί του ἐκεῖνα, ο θηλυκός τύπος της αντωνυμίας (που θα «αντικαθιστούσε» το ονοματικό σύνολο αἱ προειληφυῖαι συμφοραί). Αντί του ἐκεῖνα πρέπει λοιπόν να εκδώσουμε ἐκεῖνα. Και πάλι δηλαδή, με την προσθήκη μόλις μίας «κεραίας» αποκαθιστούμε το κείμενο. Η αλλαγή (η φθορά) υποβοηθήθηκε, οπωσδήποτε, από το γειτονικό τούτων (που είναι «ακαθόριστου» γένους), αλλά πρωτίστως από το κατηγορούμενο προοίμια (και δευτερευόντως από τα ουδέτερα πέλαγος και κύματα που παρεμβλήθηκαν): Εκείνες (οι συμφορές) ήταν το προοίμιο των «τωρινών».16
14 R. – K. (ό. π. υποσημ. 2) 37*–52*. 15 R. – K. (ό. π. υποσημ. 2) 46*. 16 Αξίζει να παραβληθεί αυτή η εικόνα του πελάγους τῶν συμφορῶν με την παρομοίωση που χρησιμοποιεί η Άννα στο τέλος του έργου της και πάλι για τις συμφορές που έπεσαν στο σπιτικό της: νῦν δὲ ὥσπερ ποταμοί τινες ἐξ ὑψηλῶν ὀρέων καταρρέοντες μορμύρουσί τε τὰ τῶν δυστυχημάτων
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5. Η ανάμνηση του Νικηφόρου βυθίζει την Άννα σε βαρύ πένθος: prol. 4, 3 (28–30 R. – K.) καὶ ὁ καίσαρ μοι ἐπιστὰς καὶ τὸ τοῦ καίσαρος πένθος πένθος μοι ἐπέσταξε διωλύγιον Η επανάληψη της λέξης πένθος δεν φαίνεται φυσιολογική. Και μάλιστα, όταν τη μία φορά παίζει τον ρόλο του υποκειμένου και την άλλη είναι αντικείμενο στο ίδιο ρήμα: «το πένθος μου έφερε πένθος»! Άλλωστε, η Άννα δεν αναλογίζεται εδώ, βέβαια, το πένθος της, αλλά την συμφορά που βρήκε τον άνδρα της. Επιπλέον, η χρήση της απλής γενικής τοῦ καίσαρος δίπλα στη λέξη πένθος δεν δίνει ιδιαίτερα «καλά Ελληνικά». Kάποια άλλη λέξη πρέπει να υπήρχε στην θέση του πρώτου πένθος, η οποία, όντας παρόμοια, από σύγχυση εξομοιώθηκε εντελώς με την επόμενή της. Την λύση μάς την έχει δώσει η ίδια η Άννα λίγο πιο πάνω: prol. 4, 2 (16–17 R. – K.) τὸ μέντοι πάθος τὸ περὶ τὸν καίσαρα ... αὐτῆς μου καθίκετο τῆς ψυχῆς καὶ ἐς βάθος τὸ τραῦμα εἰργάσατο. Είναι προφανές, λοιπόν, ότι και στο υπό συζήτηση χωρίο η Άννα έγραψε: ... καὶ τὸ τοῦ καίσαρος πάθος πένθος μοι ἐπέσταξε διωλύγιον. Πρβ. Ιω. Χρυσ. Eἰς τὸ κατὰ Ἰωάννην ὁμιλία 63 (PG 59, 350) Οἶδε γὰρ πάθος ἀναρριπίζειν πένθος· Βασιλείου Σελευκείας Λόγος 10ος Εἰς τὸν προφήτην Ἐλισσαῖον § β΄ (PG 85, 144) Πᾶσαν ὁμοῦ τὴν πόλιν εἰς πένθος κατέστησε τὸ πάθος. Η σύγχυση ανάμεσα στις δύο λέξεις ήταν και από παλαιογραφική άποψη ευκολότατο να γίνει, καθώς το «ανοιχτό» α ταυτίζεται σχεδόν, οπτικά, με το ημικυκλικό ε από το οποίο έχει παραλειφθεί η μεσαία κεραία. 6. I 2, 2 (84–85 R. – K.) καὶ ὁ σουλτάνος τὰ μεγάλα ἡσθήσεται Το κείμενο παραδίδεται έτσι στον κώδικα F. τὰ μέγιστα παραδίδει ο V και φαίνεται ορθότερο. Θα ήταν επίσης αποδεκτή η γραφή μεγάλα (χωρίς άρθρο), πρβ. Ι 15, 6 (8 R. – K.) μεγάλα τὲ κεκραγὼς· VI 6, 4 (89 R. – K.) μεγάλα ἐλπίσαντες· VI 7, 1 (95 R. – K.) μεγάλα ἐπ’ ἀστρολογίᾳ αὐχῶν· XII 5, 1 (70 R. – K.) μεγάλα αὐχοῦντες. Αντίθετα, έναρθρο τὰ μεγάλα (ως σύστοιχο αντικείμενο), δεν απαντά άλλη φορά, ούτε στην Αλεξιάδα ούτε σε κανένα άλλο από τα γνωστά μας κείμενα. Το να οβελίσουμε το άρθρο είναι απλή επέμβαση. Αν πάλι υποθέσουμε ότι η γραφή τὰ μεγάλα προέκυψε από αρχική γραφή τὰ μέγιστα, και πάλι η φθορά δεν είναι τόσο δυσερμήνευτη, όσο εκ πρώτης όψεως φαίνεται: η λέξη μέγιστα μπορεί σε κάποιο χειρόγραφο να ήταν συντετμημένη με ασαφή τρόπο, π.χ. μέγ( )α, και το συντομογραφημένο μεσαίο τμήμα της να αναλύθηκε σε επόμενο αντιγραφικό στάδιο εσφαλμένα.
ρεύματα καὶ ὡς εἰς μίαν χαράδραν συγκατακλύζουσι τὴν ἐμὴν οἰκίαν [XV 11, 24 (58–61 R. – K.)].
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7. Περιγράφοντας τις κινήσεις του κύριου αντιπάλου του Αλεξίου, του Ρομπέρτου Γυισκάρδου, η Άννα σημειώνει: I 15, 1 (53–54 R. – K.) ἐνταῦθα δὲ καταπτὰς ἐκαραδόκει Για την έκφραση ἐνταῦθα καταπτὰς αυτό είναι το μοναδικό χωρίο. Η μετοχή του καταπέτομαι μοιάζει ακατάλληλη: Χρησιμοποιείται (πάνω από 40 φορές στον TLG) πάντοτε για πουλιά (ἀετός, κολοιός, ὄρνις), ενώ ο Ρομπέρτος δεν έφτασε, βέβαια, στο Βρεντήσιον πετώντας, oύτε διαφαίνεται από τα συμφραζόμενα η πρόθεση της Άννας να τονίσει με αυτήν την «μεταφορά» την ορμητική του επέλαση. Επιπλέον, το επίρρημα ἐνταῦθα δείχνει μάλλον στάση παρά κίνηση. Αντίθετα, ταιριαστή θα ήταν η μετοχή καταστὰς (= στρατοπέδευσε, εγκαταστάθηκε), η οποία και απαντά με το ἐνταῦθα (Δικαιάρχου Fragm. 21, 4 = Ἀθηναίου Δειπνοσοφισταί 13, 67, 13· Πλουτάρχου Κάτων 44, 5, 1–2 Ziegler), αλλά και διαφέρει ελάχιστα από το καταπτὰς από παλαιογραφική άποψη, ώστε ήταν πιθανό ένας αντιγραφέας να παραναγνώσει το στ ως ϖτ. Ο Ρομπέρτος λοιπόν στρατοπέδευσε στο Βρεντήσιον και περίμενε την κατάλληλη στιγμή για την επόμενη κίνησή του. 8. ΙΙ 4, 9 (7–8 R. – K.) τὸ Σάββατον τῆς Τυρινῆς, χαρῇς, Ἀλέξη, ἐνόησές το, καὶ τὴν Δευτέραν τὸ πρωὶ ὕπα καλῶς, γεράκιν μου Πρόκειται για ένα ᾀσμάτιον, όπως το χαρακτηρίζει η Άννα, ιαμβικού ρυθμού, που θα μπορούσε να χωρίζεται (όπως εδώ) σε 4 στίχους των 8 συλλαβών.17 Εξαίρεση μοιάζει να αποτελεί ο β΄ στίχος (χαρῇς – το), ο οποίος ακόμη και μετά την (προφανώς απαραίτητη) συναλοιφή ανάμεσα στη λήγουσα της λέξης Ἀλέξη και την πρώτη συλλαβή της λέξης ἐνόησες, έχει 9 συλλαβές και διαφορετική ρυθμικά απόληξη από τους υπόλοιπους (παροξύτονη). Πιστεύω πως τον β΄ στίχο πρέπει να τον «διαβάσουμε» ως εξής: χαρῇς, Ἀλέξη, ἐνό ͜ησες το, δηλ. να προφέρουμε (επιπλέον) με συνίζηση τις συλλαβές νό-η, ενώ του εγκλιτικού το ο τόνος θα πρέπει να χαθεί εντελώς. Έτσι ο β΄ στίχος γίνεται οκτασύλλαβος (όπως οι υπόλοιποι), και –με την προπαροξύτονη απόληξη– αντιστοιχεί απόλυτα προς τον δ΄ στίχο. Το ὕπα («συντετμημένος» τύπος προστακτικής από το ὕπαγε/ὕπαε) ίσως θα ήταν ορθότερο να ακολουθείται από απόστροφο: ὕπα’. Εκτός αν θεωρήσουμε την κατάληξη -α αυτής της προστακτικής ανάλογη με την νεοελληνική κατάληξη των συνηρημένων ρημάτων: χτύπα, πήδα κ.λπ. ή του ρήματος ἀκούω (ἄκου).
17 Στην έκδοση δεν χωρίζεται σε στίχους.
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9. ΙΙ 6, 1 (31 R. – K.) τὴν ... πρωτοβεστιαρέαν Σε τέσσερα χωρία της Αλεξιάδας (τα τρία από αυτά μάλιστα είναι πολύ κοντινά στο εξεταζόμενο) υιοθετείται από τους εκδότες ο κοινός τύπος πρωτοβεστιαρία: ΙΙ, 5, 8 (9–10 R. – K.)· ΙΙ 5, 9 (17 R. – K.)· ΙΙ 6, 2 (42 R. – K.)· VI 8, 2 (92 R. – K.). Το «περίεργο» ε παραδίδεται από τον κώδικα C στις τρεις πρώτες περιπτώσεις,18 ενώ στον κώδικα F σε δύο περιπτώσεις η κατάληξη λείπει και σε μία είναι -ία. Για το παρόν χωρίο καθώς και για το VI 8, 2 (92 R. – K.) δεν αναφέρονται παραλλαγές στο κριτικό υπόμνημα. Και στο μεν παρόν χωρίο τα χειρόγραφα F και C έχουν τον τύπο πρωτοβεστιαρέαν19 (που είναι κατά τα άλλα «αμάρτυρος»), ενώ στο VI 8, 2 τα ίδια χειρόγραφα F και C παραδίδουν πρωτοβεστιαρία. Ο πολύ νεότερος κώδικας Vat. Barb. 235, που κάποιες φορές κατ’ εξαίρεση (μολονότι είναι απόγραφο του C) αναφέρεται στο κριτικό υπόμνημα, παραδίδει σταθερά τον κοινό τύπο. Προσωπικά, δυσκολεύομαι να αποδεχθώ αυτή την διπλοτυπία για την ίδια την Άννα, και μάλιστα σε χωρία τόσο κοντινά μεταξύ τους, αλλά και δεν τολμώ να την αποκλείσω. Ο τύπος πρωτοβεστιαρέα20 εμφανίζεται και στον index verborum ad res byzantinas spectantium (σελ. 195), καθώς και στον index graecitatis, στην κατηγορία phonetica (σελ. 239).21 10. V 2, 4 (19–20 R. – K.) οὗτος οὖν τῶν ἐν τοῖς Χαλκοπρατίοις πυλῶν ἀφαιρουμένου τοῦ ἐπικειμένου αὐταῖς ἀργυρίου ... εἰς τὸ μέσον εἰσδὺς ἐπαρρησιάζετο ______ ἀφαιρουμένου F : ἀφαιρούμενος C : ἀφαιρουμένων V
Οπωσδήποτε, δεν έχουμε μπροστά μας μια πρόταση με άψογη σύνταξη. Από τις διάφορες γραφές που παραδίδονται για την λέξη, υποπτευόμαστε ότι το πρόβλημα πρέπει να εντοπισθεί κυρίως στην μετοχή ἀφαιρουμένου. Αν προτιμήσουμε, όπως οι νέοι εκδότες, την γραφή ἀφαιρουμένου, θα πρέπει να μας «ενοχλεί» το ότι η πρόταση ξεκινά με την γενική τῶν πυλῶν, αλλά στην συνέχεια δεν υπάρχει συντακτική θέση γι’ αυτήν, αντίθετα, μία άλλη γενική απόλυτη παίρνει τη θέση της. Αν δεχθούμε, όπως η έκδοση Leib, την γραφή ἀφαιρουμένων,22 αίρεται το αναφερθέν ανακόλουθο: η γενική απόλυτη τῶν ... πυλῶν ἀφαιρουμένων είναι η αναμενόμενη. Ενώ όμως μας είναι πολύ εύκολο να εξηγήσουμε «παλαιογραφικά» το λάθος (ως αφομοίωση της κατάληξης προς αυτήν της επόμενης λέξης: τοῦ ἐπικειμένου), ωστόσο, μας προβληματίζει η
18 Εκεί, όμως, δεν υιοθετείται η γραφή αυτή από τους εκδότες. 19 Το χειρόγραφο της επιτομής (V) δεν παραδίδει αυτό το χωρίο. 20 Στην έκδοση Leib διαβάζουμε σε όλα τα χωρία τον κοινό τύπο. 21 Αντίθετα, στο LBG δεν καταγράφεται. 22 Με παθητική διάθεση: περίπου συνώνυμο με το στερουμένων.
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σύνταξη του ἀφαιροῦμαι με αντικείμενο σε γενική. Ίσως η «εξήγηση» γι’ αυτό να είναι ότι στη σκέψη της συγγραφέως το ἀφαιροῦμαι τινά ήταν συνώνυμο με τα ἀποστερῶ τινα, ἀπογυμνόω τινά κ.ά., τα οποία δέχονται δεύτερο αντικείμενο (πράγμα) σε γενική. Κατ’ αναλογίαν προς εκείνα θα χρησιμοποιήθηκε και το ἀφαιροῦμαι με γενική πράγματος. Πράγματι, στο LSJ/LSK, στο λήμμα ἀφαιρέω, καταγράφεται (ως σπάνια, βέβαια) η σύνταξη του μέσου ρήματος “cum acc. pers. et gen. rei” / «μετ’ αἰτιατικῆς προσώπου καὶ γενικῆς πράγματος». Μάλιστα, στην αγγλική έκδοση του αναφερθέντος λεξικού δίνονται περισσότερα παραδείγματα γι’ αυτήν την σύνταξη, τα οποία (αν «μεταφερθούν» στην παθητική διάθεση) αποτελούν χρήσιμα παράλληλα για την περίπτωση που εξετάζουμε: Plut. Ant. 60 ἀφαιρεῖσθαι τινὰ τῆς ἀρχῆς (το να αφαιρείς από κάποιον την εξουσία), Paus. 5, 10, 9 ἀφ. τὴν Ἀμαζόνα τοῦ ζωστῆρος.23 Χωρίς να μπορώ με απόλυτη βεβαιότητα να προκρίνω μία από τις δύο γραφές, κλίνω προς την γραφή ἀφαιρουμένων. 11. V 8, 8 (32–33 R. – K.) καθαρειεύοι ____ καθαρειεύοι F : καθαριεύοι V : καθαριεύει Cpc : καθαρειεύει Cac
Το ρήμα είναι γνωστό σχεδόν αποκλειστικά με την ορθογραφία καθαριεύω. Στην Αλεξιάδα απαντά δύο φορές (από αυτές μόνο η δεύτερη: καθαρειεύσας ΙΧ 4, 1 [46 R. – K.] σημειώνεται στον index graecitatis, στην κατηγορία orthographica). Ουσιαστικά αυτές είναι και οι μόνες περιπτώσεις όπου το ρήμα εμφανίζεται (σε εκδεδομένο κείμενο) με την ορθογραφία καθαρειεύω. Δεν μπορούμε να είμαστε βέβαιοι ότι πρόκειται για ορθογραφική «προτίμηση» της συγγραφέως. Καθώς πρόκειται για ένα πολύ κοινό σε συγγράμματα Γραμματικών ρήμα, τείνω να απορρίψω την γραφή του F (ως ορθογραφικό σφάλμα) και να δεχθώ και για την Άννα την παραδοσιακή ορθογραφία, όπως γίνεται (και για τα δύο χωρία) στην προηγούμενη έκδοση (Leib).24 12. VI 1, 1 (9–10 R. – K.) περὶ δὲ τὸν τράχηλον καὶ πύργοι καὶ μεσοπύργια ᾠκοδόμηνται κάστρου δίκην, ὅπερ καὶ Καστορία ὀνομάζεται Αμέσως μόλις διαβάζει κανείς το ὅπερ, σκέπτεται ως φυσικό και λογικό το διόπερ (το οποίο και παραδίδει ο κώδικας V). Για να μη θεωρηθούμε, ωστόσο, επιπόλαιοι και επιρρεπείς σε μη αναγκαίες διορθώσεις, ας εξετάσουμε αν μπορεί να γίνει αποδεκτή η γραφή ὅπερ: Το μόνο ουδέτερο ουσιαστικό που προηγείται (στο οποίο, δηλαδή, θα
23 Σε παθητική σύνταξη και σε γενική απόλυτη θα είχαμε τῆς Ἀμαζόνος ἀφαιρεθείσης τοῦ ζωστῆρος, το οποίο δεν απέχει από το τῶν πυλῶν ἀφαιρουμένων τοῦ ... ἀργύρου. 24 Το ότι στην νέα έκδοση δίνεται ιδιαίτερη βαρύτητα στις (ορθογραφικές και άλλες) «συνήθειες» των χειρογράφων (εδώ σε συνδυασμό με την απόφαση των εκδοτών να θέσουν ως βάση για τον καταρτισμό του κειμένου τον κώδικα F) οδηγεί κατά τη γνώμη μου μερικές φορές σε υπερβολές.
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μπορούσε να αναφέρεται η αντωνυμία) είναι το κάστρον. Η σύνδεση όμως αυτή δεν είναι λογική για δύο λόγους: α) Δεν γίνεται λόγος για ένα υπαρκτό κάστρον, αλλά για ένα σύνολο μεμονωμένων κτισμάτων που χρησιμεύουν αντί για (ή: ομοιάζουν με) κάστρο. β) Είναι σχεδόν προφανές ότι Καστορία δεν μπορεί να ονομάζεται και αυτό το «κάστρο», αλλά μόνο η γνωστή μας πόλη.25 Η Άννα, δηλαδή, δίνει εδώ μια εξήγηση για την ονομασία της πόλεως της Καστορίας. Είναι λοιπόν αναγκαίο να διορθώσουμε (ακολουθώντας τον κώδικα V) σε διόπερ. Εξάλλου, αυτή την αλληλουχία λέξεων (διόπερ καὶ ... ὀνομάζεται/ὠνόμασται ή άλλα παρόμοια) την συναντάμε πάρα πολύ συχνά σε όλη την ελληνική γραμματεία. Η εξήγηση για το πώς μπορεί να προέκυψε το λάθος φαίνεται να έχει σχέση με την αμέσως προηγούμενη λέξη (δίκην). Δηλαδή, η παράλειψη της συλλαβής δι οφείλεται σε μια –κατά κάποιον τρόπο– απλογραφία. 13. VI 8, 5 (43–44 R. – K.) ὀφθαλμοὶ μελάντεροι καὶ τὸ ὑποκαθήμενον ἦθος καὶ ὀξύ ... ἐμφαίνοντες Στο σημείο αυτό η Άννα περιγράφει την εξωτερική εμφάνιση του αδελφού της Ιωάννη ως βρέφους, χωρίς να κρύβει την αντιπάθειά της γι’ αυτόν. Είναι προφανές ότι στην πρόταση αυτή το δεύτερο καὶ περιττεύει. Μάλιστα, στον ένα από τους δύο κώδικες (C, φ. 77v) δεν παραδίδεται. Θα ήταν λοιπόν λογικό να μην μπει στο κείμενο. Υπάρχει όμως και η πιθανότητα στο αρχικό κείμενο να δίνονταν δύο χαρακτηρισμοί για το ήθος του Ιωάννη συνδεόμενοι με το καὶ αυτό, εκ των οποίων ο πρώτος (αμέσως πριν από το επίμαχο καὶ) ήδη στον αρχέτυπο είχε εκπέσει. Έτσι, ο μεν γραφέας του κώδικα F θα αντέγραψε πιστά το ελλιπές κείμενο, ο δε γραφέας του C θα έκρινε ότι το καὶ ήταν περιττό και το παρέλειψε συνειδητά. Το «περιττό» καὶ δεν αποδίδεται, φυσικά, ούτε στην γερμανική μετάφραση του Reinsch:26 „die Augen waren ziemlich dunkel und zeigten an, dass auch das hinter ihnen liegende Wesen heftig war“. 14. VI 10, 2 (64–65 R. – K.) ἀναπετάσαντες οἱ Τοῦρκοι εἰς διακοσίους ποσούμενοι ἀθρόως κατ’ αὐτοῦ τὰς πύλας ἐξιππάσαντο Ύποπτη φαίνεται η θέση του αντικειμένου της μετοχής ἀναπετάσαντες: τὰς πύλας. Ας σημειωθεί ότι στον κώδικα C αυτό παραλείπεται. Με την θέση που έχει η αιτιατική αυτή στο εκδεδομένο κείμενο αποκόπτει τον εμπρόθετο κατ’ αὐτοῦ από το ρήμα
25 Επίσης Καστορία ονομάζεται κάποτε και η τοπική λίμνη (π. χ. στον Προκόπιο, Περὶ κτισμάτων IV 3, 4–6 Wirth λίμνη δέ τις αὐτῇ ἐν γειτόνων τυγχάνει οὖσα, ἣ Καστορία ὠνόμασται), αλλά και πάλι πρόκειται για θηλυκό ουσιαστικό. Εξάλλου, η Άννα την ονομάζει λίμνη τῆς Καστορίας, όχι Καστορία. 26 D. R. Reinsch, Anna Komnene Alexias, Berlin / New York 22001, 213.
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ἐξιππάσαντο, με το οποίο, όπως φαίνεται από την σύγκριση με άλλα χωρία,27 κανονικά συνανήκει, και μας αναγκάζει να τον «συνάψουμε» στην μετοχή ἀναπετάσαντες, όπου όμως δεν χρειάζεται. Υποθέτω ότι στον αρχέτυπο η αιτιατική αυτή είχε αρχικώς παραλειφθεί και εκ των υστέρων συμπληρωθεί στο περιθώριο. Άλλοι εκ των αντιγραφέων δεν την έλαβαν καθόλου υπόψη (ή και δεν την είχαν στην διάθεσή τους, όταν αντέγραψαν το κείμενο), ενώ στον κώδικα F κατέληξε σε λάθος θέση. Η αρχική της θέση πιθανόν να ήταν είτε δίπλα στην μετοχή ἀναπετάσαντες ή δίπλα στο επίρρημα ἀθρόως (το «αργότερο» αμέσως μετά από αυτό). Αυτό υποδεικνύουν και τα αρκετά σε αριθμό «παράλληλα» χωρία από το ίδιο έργο: Χ 3, 6 (69–70 R. – K.) τὰς πύλας ἀθρόον ἀναπετάσαντες ἐξῆλθον κατὰ τῶν Κομάνων γενναῖοι στρατιῶται· Χ 6, 2, (4–5 R. – K.) ἀναπετάσαντες τὰς πύλας κατ᾽ αὐτῶν ἐξῄεσαν· Χ 9, 7 (33–34 R. – K.) τὴν κατὰ τὸν ἅγιον Ῥωμανὸν πύλην ἀναπετάσαντας σφοδρὰν ἐνδείξασθαι κατ᾽ αὐτῶν τὴν ὁρμὴν ἐκέλευε· Χ 9, 7 (46–47 R. – K.) καὶ τὰς πύλας ἀναπετάσαντες καὶ ... τοὺς ῥυτῆρας κατ᾽ αὐτῶν ἐνδιδόντες· Χ 11, 5 (75–76 R. – K.) ἐπέταττεν ἀθρόον τὰς πύλας ἀναπετάσαι. 15. VII 5, 3 (46–47 R. – K.) Τοσαῦτα μὲν περὶ τῆς ἄνωθεν εἰρημένης Ὀζολίμνης ἐπερρίφθω ἱστορικώτερον Το ρήμα ἐπιρρίπτω περιλαμβάνεται στον index verborum μόνο με την σημασία inicio (το παρόν χωρίο, όπου το ρήμα χρησιμοποιείται σε παθητική φωνή, δεν αναφέρεται). Πρόκειται για εντελώς ασυνήθιστη χρήση/σημασία του ρήματος. Ο ίδιος ακριβώς τύπος χρησιμοποιείται (εκτός από το παρόν χωρίο) μόνο σε δύο (όμοια μεταξύ τους) χωρία από τον ιατρικό συγγραφέα Ορειβάσιο: Σύνοψις... πρὸς τὸν υἱὸν αὐτοῦ Εὐστάθιον IX 48, 1 Raeder πιλήματα ... τὰ μὲν τῇ ὀσφύι, τὰ δὲ τῷ ἤτρῳ ἐπερρίφθω δίχα ἐπιδέσεως (≈ Eclogae medicamentorum 149, 6 Raeder). Αντίθετα, συχνότατο (πάνω από 100 φορές) είναι το εἰρήσθω, και μάλιστα στη φράση περὶ μὲν ... τοσαῦτα εἰρήσθω, η οποία χρησιμοποιείται, όπως στο εδώ υπό εξέταση χωρίο, για την μετάβαση από ένα θέμα σε άλλο: π.χ. Ἡροδότου Ἱστ. I 92, 24 καὶ περὶ μὲν ἀναθημάτων τοσαῦτα εἰρήσθω (και άλλες πέντε φορές στον ίδιο, στον Αριστοτέλη 18 φορές, στον Δίωνα Αλικαρνασσέα δύο φορές, στον «σχολαστικό» Σωκράτη 18 φορές, στον Στράβωνα δύο φορές, τέλος στον Μιχ. Ψελλό Opuscula 52, 131–132 Duffy καὶ περὶ μὲν τοῦ ποσοῦ τοσαῦτα εἰρήσθω). Στην Αλεξιάδα υπάρχει ένα μόνο παρόμοιο χωρίο: XIV 4, 9 (58 R. – K.) Ἀλλὰ τὰ μὲν τῆς τῶν ποδῶν ἀλγηδόνος ἱκανῶς ἡμῖν εἰρήσθω τὰ νῦν. Φαίνεται λογικό να υποθέσουμε ότι το ἐπερρίφθω προήλθε με παρανάγνωση από αρχικό ἐπειρήσθω (οι δύο λέξεις είναι πολύ κοντά παλαιογραφικά). Μοναδική αντένδειξη για την επέμβαση αποτελεί ίσως το XIV 4, 9 (63 R. – K.) προσερρίφθω καὶ
27 VII 3, 8 (70–71 R. – K.) κατὰ τῶν Σκυθῶν ἐξιππασάμενος· VII 3, 10 (19–20 R. – K.) κατ᾽ αὐτῶν ἐξιππάσασθαι· VII 8, 5 (46–47 R. – K.) κατὰ τῶν βαρβάρων ἐξιππάσαντο· XI 6, 8 (16–17 R. – K.) κατὰ τῶν Τούρκων ... ἐξιππάσασθαι· XIII 6, 1 (49–50 R. – K.) κατ᾽ αὐτῶν ἐξιππασαμένων.
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οὗτος τῷ λόγῳ (= ας προστεθεί [δευτερευόντως] / ας αναφερθεί [παρεμπιπτόντως] και αυτός), που φαίνεται εκ πρώτης όψεως να συνηγορεί για την διατήρηση του ἐπερρίφθω. Υπάρχει, ωστόσο, διαφορά ανάμεσα στα δύο χωρία: Στο υπό εξέταση VII 5, 3 (46–47 R. – K.) το ἐπερρίφθω «αναφέρεται» σε μια αρκετά εκτενή πληροφοριακή παρέκβαση εκ μέρους της Άννας (πράγμα για το οποίο δεν φαίνεται κατάλληλο το ρήμα αυτό), ενώ στο αναφερθέν χωρίο το προσερρίφθω αναφέρεται υπαινικτικά και κάπως συνοπτικά στον ρόλο που έπαιξε η στάση του Ιωάννη στην επιδείνωση της υγείας του πατέρα του. (Εξάλλου, και του ρήματος προσρίπτομαι αυτή η χρήση, αν και αξιοσημείωτη, απουσιάζει από τον index verborum.) 16. XV 5, 4 (88 R. – K.) πορφυρογέννης Από το κριτικό υπόμνημα πληροφορούμαστε ότι το μοναδικό χειρόγραφο (C) παραδίδει πορφυρογεννης (άτονο). Από την φωτογραφία (φ. 230v) προκύπτει ότι το τελικό σύμφωνο είναι ένα υπερμέγεθες «μη τελικό» σίγμα, που καλύπτει τον αρκετά μεγάλο χώρο μέχρι το τέλος της σειράς. Η διόρθωση πορφυρογέννης δεν είναι απόλυτα απαραίτητη, αφού η λέξη πορφυρογεννής μαρτυρείται.28 17. Η Αλεξιάδα «κλείνει», όπως είναι γνωστό, με την δραματική περιγραφή των τελευταίων ωρών του άρρωστου αυτοκράτορα: XV 11, 6 (1 R. – K.) δύσκολον εἶχε τὰ κατὰ τὸν αὐτοκράτορα Η κατάσταση (της υγείας) του αυτοκράτορα ήταν δύσκολη. Η περίπτωση αυτή χρήσης του ουδετέρου δύσκολον με επιρρηματική σημασία, δηλαδή αντί του δυσκόλως, είναι (βάσει του TLG) μοναδική. Δεν απαντά δηλαδή άλλη φορά ούτε στην Αλεξιάδα, αλλά ούτε και στο σύνολο των αποθησαυρισμένων κειμένων της ελληνικής γραμματείας. Αντίθετα, η Άννα σε δύο σημεία του έργου, και σε όμοια συμφραζόμενα, έχει γράψει δυσκόλως ἔχειν, και μάλιστα, το ένα χωρίο βρίσκεται λίγο παρακάτω στο ίδιο βιβλίο: III 9, 2 (8 R. – K.) εἶχεν οὖν τῷ αὐτοκράτορι δυσκόλως τὰ πράγματα και XV 11, 10 (56–57 R. – K.) ἐν αὐτοῖς καὶ τὸ σπλάγχνον ἦν καὶ τὰ ἀναπνευστικὰ (ενν. του αυτοκράτορος) δυσκόλως ἔχοντα. Προτείνω λοιπόν να γραφεί και στο παρόν χωρίο: δυσκόλως εἶχε τὰ κατὰ τὸν αὐτοκράτορα. (Η φθορά εξηγείται εύκολα ως παρερμηνεία της συντομογραφίας της κατάληξης.) 18. XV 11, 14 (13–15 R. – K.) ἡ γὰρ Μαρία, ἄλλη τις οἷον Μαρία χρηματίζουσα, οὐ περὶ τοὺς πόδας τηνικαῦτα καθημένη τοῦ ἐμοῦ δεσπότου ὥσπερ τότε ἐκείνη, ἀλλὰ τοῖς περὶ τὴν κεφαλὴν μέρεσιν ἐνασχολουμένη
28 Πρόχειρο παράδειγμα: το σύγχρονο με την Αλεξιάδα κείμενο Θεοδ. Προδρόμου Ἱστορικὰ ποιήματα VII 9 Hörandner, βλ. όμως και LBG στα λήμματα πoρφυρογεννής και πορφυρογενής.
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Η αδελφή της Άννας, η Μαρία, παραλληλίζεται με την ομώνυμη αδελφή του Λαζάρου (από την Βηθανία). Μόνο που η νεότερη Μαρία δεν είναι καθισμένη μπροστά στα πόδια του Κυρίου, αλλά στέκεται δίπλα στην κεφαλή του άρρωστου αυτοκράτορα και τον περιποιείται. Είναι απίθανο η Άννα να έγραψε: περὶ τοὺς πόδας … καθημένη. Το κείμενο του Κατά Λουκάν Ευαγγελίου (10, 39), που σαφέστατα απηχείται εδώ (όπως επισημαίνεται και στο υπόμνημα πηγών της έκδοσης), στη μορφή που το γνωρίζουν οι βυζαντινοί συγγραφείς, αλλά και όπως αναγινώσκεται μέχρι σήμερα στις ελληνόγλωσσες Εκκλησίες, «λέει»: Μαρία, ἣ καὶ παρακαθίσασα παρὰ τοὺς πόδας... Ο εμπρόθετος παρὰ τοὺς πόδας είναι συχνότατος στην Καινή Διαθήκη και η σημασία του είναι απόλυτα ταιριαστή και για το χωρίο μας. Προτείνεται λοιπόν η διόρθωση: οὐ παρὰ τοὺς πόδας … καθημένη… Η οπτική ομοιότητα των δύο προθέσεων (παρά και περί) στην παλαιογραφική τους μορφή είναι γνωστή. Επιπλέον, μπορεί στη σύγχυση να συνετέλεσε και ο εμπρόθετος περὶ τὴν κεφαλὴν που ακολουθεί στην επόμενη σειρά. 19. Έφθασε το μοιραίο τέλος. Ο Αλέξιος έσβησε. Η Άννα, ακόμη και την ώρα που συγγράφει το κεφάλαιο αυτό, δεκαετίες μετά, δεν είναι βέβαιη αν αυτά που διηγείται είναι πραγματικότητα ή ένας εφιάλτης, γι’ αυτό και ψηλαφεί κάθε τόσο τα μάτια της: XV 11, 21 (20–22 R. – K.) καὶ θαμὰ ἐπαφῶμαι τῷ ὀφθαλμῷ μήποτ’ ἄ[ρα οὐχ’ ὕπαρ, ἀλλ’ ὄ]ναρ ἐστὶ τὰ νῦν ὑφ’ ἡμῶν ὑπαγορευό[μενα Εδώ δεν μπορεί να γίνει αποδεκτός ο ενικός αριθμός τῷ ὀφθαλμῷ. Με την διόρθωση σε αιτιατική δυϊκού αριθμού τὼ ὀφθαλμὼ, οπωσδήποτε υπηρετείται καλύτερα και το νόημα και το ύφος της Άννας (πρβ. XV, 11, 19 [97 R. – K.] καὶ τὼ χεῖρε ταῖς ὄψεσιν ἐπιβαλοῦσα). Άλλωστε, το ἐπαφῶμαι συντάσσεται με αιτιατική (ή γενική), όχι με δοτική. Πρβ. [Ἰω. Χρυσ.] Eclogae ex diversis homiliis PG 63, 898 ταῖς χερσὶν ἐπαφῶμεν τοὺς ὀφθαλμοὺς, καὶ τὸ μέτωπον· [Κυρίλλου Ἱεροσ.] Μυσταγωγίαι 5, 22, 6 Paris – Piedagnel χερσὶν ἐπαφώμενος καὶ ὀφθαλμοὺς καὶ μέτωπον (πρβ. και την νεοελληνική έκφραση τρίβω τα μάτια μου). Περιττό να σημειωθεί πως το λάθος ήταν πάρα πολύ εύκολο να γίνει και η επέμβαση που προτείνεται εδώ είναι ελάχιστη: πρόκειται μόνο για αλλαγή τόνου. Παρατηρώντας μάλιστα την ψηφιακή φωτογραφία του μοναδικού κώδικα (C, φ. 246r) διαπιστώνουμε ότι η περισπωμένη του άρθρου δεν είναι ξεκάθαρη (δηλ. μπορεί να υπάρχει και διόρθωσή της σε βαρεία), ενώ από το ουσιαστικό είτε απουσιάζει εντελώς ο τόνος είτε αχνοφαίνεται μία βαρεία. (Υπογεγραμμένη, όπως συμβαίνει τις πιο πολλές φορές, γενικὰ δεν σημειώνεται στο χειρόγραφο.)
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3 Επίλογος Ταῦτα δὲ ἔγραφον οὐκ ἐπιδείξεως ἕνεκα, ἀλλ᾽ ἵν’ ἐνδειξαίμην ὅτι ἐπὶ τῆς καθηγεσίας τούτου πολλαὶ τῶν ἐπιστημῶν εἰς ἐπίδοσιν ἐληλύθεισαν τιμῶντος τοὺς φιλολόγους καὶ φιλολογίαν αὐτήν.29
Πίνακας διορθώσεων prol. 4, 1 (5 R. – K.) θειοτέρας : θειοτέρου prol. 4, 1 (7 R. – K.) οὐκ ἀγαθὴν : {οὐκ} ἀγαθὴν prol. 4, 1 (11–12 R. – K.) τὸν ὄρθιόν ποτε : τὸν ὄρθ{ρ}ιον ποτὲ prol. 4, 2, (21 R. – K.) ἐκεῖνα : ἐκεῖνα prol. 4, 3 (29 R. – K.) πένθος πένθος : πάθος πένθος I 2, 2 (85 R. – K.) τὰ μεγάλα : τὰ μέγιστα (cum V) vel {τὰ} μεγάλα I 15, 1 (53 R. – K.) καταπτὰς : καταστὰς ΙΙ 4, 9 (8 R. – K.) ἐνόησές το : ἐνό ͜ησες το ΙΙ 6, 1 (31 R. – K.) πρωτοβεστιαρέαν : πρωτοβεστιαρίαν dubitans malim V 2, 4 (20 R. – K.) ἀφαιρουμένου : ἀφαιρουμένων (cum V) V 8, 8 (32–33 R. – K.) καθαρειεύοι : fort. καθαριεύοι (-ρι- cum V et Cpc) scribendum VI 1, 1 (10 R. – K.) ὅπερ : διόπερ (cum V) VI 8, 5 (44 R. – K.) καὶ ὀξύ : {καὶ} ὀξύ VI 10, 2 (64–65 R. – K.) ἀναπετάσαντες οἱ Τοῦρκοι ... κατ’ αὐτοῦ τὰς πύλας ἐξιππάσαντο : τὰς πύλας ἀναπετάσαντες οἱ Τοῦρκοι ... κατ’ αὐτοῦ ἐξιππάσαντο (verba τὰς πύλας transponenda sunt) VII 5, 3 (46–47 R. – K.) ἐπερρίφθω : ἐπειρήσθω XV 5, 4 (88 R. – K.) πορφυρογέννης : πορφυρογεννὴς XV 11, 6 (1 R. – K.) δύσκολον : δυσκόλως XV 11, 14 (14 R. – K.) οὐ περὶ τοὺς πόδας : οὐ παρὰ τοὺς πόδας XV 11, 21 (20–22 R. – K.) τῷ ὀφθαλμῷ : τὼ ὀφθαλμὼ
29 Πρβ. Ἀλεξιάς VI 7, 3 (19-21 R. – K.) Ταῦτα δὲ γράφω οὐκ ἐπιδείξεως ἕνεκα, ἀλλ᾽ ἵν’ ἐνδειξαίμην ὅτι ἐπὶ τοῦ αὐτοκράτορος τούτου πολλαὶ τῶν ἐπιστημῶν εἰς ἐπίδοσιν ἐληλύθεισαν τιμῶντος τοὺς φιλοσόφους καὶ φιλοσοφίαν αὐτήν.
Günter Prinzing
Die Briefe des Studenten Georg Ostrogorsky aus Paris an seinen Mentor Edgar Salin, verfasst im Wintersemester November 1924– März 1925 Für Albrecht Berger, Absolvent des Heidelberger Kurfürst-Friedrich-Gymnasiums Georg Ostrogorsky und seine „Geschichte des byzantinischen Staates“ sind weltweit einer Leserschaft, die sich für Byzanz interessiert und mit dem Byzantinischen Reich befasst, ein Begriff. Das Werk erschien 1940, mitten im Zweiten Weltkrieg, in dem Land, das den Autor 1933, bald nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, mit der Ankündigung des rassistisch begründeten Entzugs seiner Lehrbefugnis (das bedeutete den Ausschluss von bezahlten Lehraufträgen) zur Emigration gezwungen hatte.1 Auch wenn sein zuletzt 1963 revidiertes Handbuch mittlerweile in mancher
1 Der entsprechende Bescheid vom 06.09.1933, enthalten in Ostrogorskys [im Fußnotentext künftig: O.s bzw. O.] Personalakte im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin-Dahlem, liegt mir vor als Digitalisat vom Juni 2021, mit der Signatur I_HA_Rep_76_Va_Sekt_4_Tit_IV_Nr_51_0006. Sein maschinenschriftlicher, landesweit vorgegebener Text (ohne Anrede), den „Der Preußische Minister für Wissenschaft, Kunst und Weiterbildung“ ausgestellt hat, lautet: „Auf Grund von § 3 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 entziehe ich Ihnen hiermit die Lehrbefugnis an der Universität Breslau.“ Unter dem getippten „In Vertretung“ unterschrieb eigenhändig „Dr. Stuckart“: Somit Dr. iur. Wilhelm Stuckart (1902–1953), der u. a. wesentlich am Entwurf der Nürnberger Gesetze mitgewirkt hatte und 1947 im Wilhelmstraßen-Prozess als Kriegsverbrecher verurteilt wurde (vgl. H.-Ch. Jasch, Staatssekretär Wilhelm Stuckart und die Judenpolitik. Der Mythos von der sauberen Verwaltung. Studien zur Zeitgeschichte, 84. Berlin 2012 (online URL: https://doi. org/10.1524/9783486714937). Unten links steht maschinenschriftlich: „An den Privatdozenten Herrn Dr. Georg Ostrogorsky, Breslau 16., U I 13047/33“, oben rechts gestempelt die Blatt-Zahl 421. Dem Bescheid ist beigefügt die beidseitig bedruckte Postzustellungsurkunde (Blatt 422; gleiche Signatur wie oben, doch mit den Endziffern 7 bzw. 8). Ihre unausgefüllten Rubriken bestätigen indirekt, dass das Schreiben nicht mehr zur Aushändigung kam, weil der Adressat (mit seiner Ehefrau) bereits Anfang August die Wohnung aufgegeben und sich ins Exil nach Prag (und bald weiter nach Belgrad) begeben hatte, wie aus O.s Brief an P. E. Schramm vom 10.9.1933 aus Belgrad hervorgeht: G. Prinzing, Georg Ostrogorsky im Spiegel seiner Korrespondenz mit Percy Ernst Schramm. Byzantinoslavica 78 (2020), 6–62 (mit 4 Abb.), hier 33. O. verspürte frühzeitig die Auswirkungen des Gesetzes: Eduard Mühles Recherchen zur Lage in Breslau ergaben u. a., dass man O. (und andere) bald nach Erlass des Gesetzes beurlaubt hatte und eine Eingabe der Fakultät an das Ministerium zugunsten betroffener Kollegen (darunter O. und Richard Koebner), in der man sich mit Bezug auf O. für die „Beibehaltung seines Lehrauftrages“ eingesetzt hatte, bereits Ende Mai abgelehnt worden war; vgl. E. Mühle, Für Volk und deutschen Osten. Der Historiker Hermann Aubin und die deutsche Ostforschung. Schriften des Bunhttps://doi.org/10.1515/9783111070315-034
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Hinsicht veraltet und überholt sein mag, so bleibt es doch, nicht zuletzt wegen seiner formalen und sprachlichen Prägnanz, bis heute lesenswert.2 Außerdem sind fast alle übrigen, thematisch vielfältigen Arbeiten Ostrogorskys, vor allem die zur Agrar-, Sozial- und Stadtgeschichte sowie zur Geschichte byzantinisch-slavischer Beziehungen, von bleibendem Wert.3 Kein Wunder, dass sich angesichts dieses Oeuvres, für das Ostrogorsky vielfach ausgezeichnet und geehrt wurde,4 auch längst das Interesse der Wissenschaftsgeschichte auf das Leben und Wirken des Autors gerichtet hat. Georg Ostrogorsky kam in St. Petersburg am 19. Januar 1902 als drittes von vier Kindern des Juristen, Pädagogen und Rektors der (Fürst-)Tenišev-Oberrealschule Aleksandr Jakovlevič Ostrogorskij (1868–1908) und seiner Frau Aleksandra Konstantinovna Ostrogorskaja, geb. Leman (1871–1937) zur Welt.5 Die Schulzeit an der „Gymnasial-Abteilung“ der St. Petersburger „Deutschen Schule der Reformierten Kirchengemeinden“ beendete er „im Frühjahr 1919“ mit dem Reifezeugnis. Im März 1920 führte ihn die Flucht der Familie „vor dem bolschewistischen Terror“6 über Wyborg zunächst nach Helsinki / Finnland. Von dort begab er sich im Herbst 1921 nach Deutschland zum Studium, das er im Wintersemester 1921/22 in Heidelberg an der Ruprecht-Karls-Universität begann. Im Herbst 1924 ging er für ein Semester nach Paris, um anschließend in Heidelberg im Sommer 1925, also nach acht Semestern,
desarchivs, 65. Düsseldorf 2005, 100–104 (Zitat 104). Vgl. auch unten Fußnote 14. 2 G. Ostrogorsky, Geschichte des byzantinischen Staates. Byzantinisches Handbuch im Rahmen des Handbuchs der Altertumswissenschaft, 1.2. München 31963. Vgl. zur 3. Auflage und zu späteren Neudrucken (ohne Fußnoten) J. Scheiner, Rezension zu G. Ostrogorsky, Byzantinische Geschichte 324– 1453. München 2006. Sehepunkte 9 (2009), Nr. 6 [15.06.2009], online URL: http://www.sehepunkte. de/2009/06/14875.html. Zwei der bislang erschienenen ca.15 Übersetzungen enthalten eine Kurzbiographie O.s: Vgl. in der von E. Chrysos betreuten Übersetzung ins Neugriechische von I. Panagopulos (mit Literaturnachträgen) G. Ostrogorsky, Ιστορία τοῦ Βυζαντινοῦ Κράτους. 3 Bde. Athen 1978–1981 [21997, 32000, 42008], in Bd. 1, 11–21 den von O.s zweiter Ehefrau verfassten Text: Ph. Papazoglu, Γιὰ τὴν προσωπικότητα καὶ τὸ ἔργο τοῦ Γεωργίου Ostrogorsky; und in der russischen Übersetzung G. Ostrogorskij, История Византийского государства. Перевод с немецкого, transl. M. V. Gracianskij, ed. P. V. Kuzenkov. Moskau 2011, hier 7–9, den knappen Abriss M. V. Gracianskij / P. V. Kuzenkov, G. A. Острогорский (1902–1976). Zu weiterer biographischer Literatur s. unten. 3 Eine Gesamtbibliographie (bis 1969) enthält sowohl Bd. 5 der serbischen Gesamtausgabe: G. Ostrogorski, O веровањима и схватањима Византинаца [Über die Glaubensansichten und Auffassungen der Byzantiner]. Sabrana dela Georgija Ostrogorskog, 5. Belgrad 1970, 405–420, als auch (erweitert, aber ohne Berücksichtigung der Rezensionen) die russische Übersetzung Ostrogorskij, История (wie oben Fußnote 2) 1–18. 4 Vgl. die komplette Liste in Papazoglu, Γιὰ τὴν προσωπικότητα (wie oben Fußnote 2) 12, Anm. 1. 5 Zur Familie (Eltern, Geschwister) vgl. Prinzing, Georg Ostrogorsky (wie oben Fußnote 1) 10 mit Anm. 11 und ders., Nochmals zu Georg Ostrogorsky und seiner Korrespondenz mit Percy Ernst Schramm: Addenda und Corrigenda. Byzantinoslavica 79 (2021), 238–257, hier 240–244 und passim. Vgl. auch unten Fußnote 19 zu biographischen Lexikonartikeln. 6 Die Zitate entstammen O.s handgeschriebenem „Lebenslauf“ vom 10.06.1925 für die Zulassung zur Promotion in Heidelberg, vgl. Prinzing, Nochmals (wie oben Fußnote 5) hier 244 und 245 (Abb. 1).
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sein Studium mit der mündlichen Prüfung am 23. Juli 1925 und der Note summa cum laude (I) in den Fächern Politische Ökonomie (Prüfer: Edgar Salin, Alfred Weber),7 Mittlere Geschichte (Karl Hampe)8 und Philosophie (Ernst Hoffmann)9 abzuschließen. Das Promotionsverfahren endete 1927 mit dem Druck der Dissertation „Die ländliche Steuergemeinde des byzantinischen Reiches im X. Jahrhundert“.10 Noch in Heidelberg erwarb er im Juni 1927 durch Einbürgerung in den „Freistaat Baden“ die deutsche Staatsangehörigkeit und heiratete am 10. November 1927 Irina / Irene Sauer (* Moskau 22. Mai 1905; † Belgrad 1948); aus dieser Ehe ging die Tochter Olga (1928–2021) hervor, die in Breslau zur Welt kam. Hierhin war Georg Ostrogorsky mit seiner Frau Ende April 1928 im Hinblick auf die von ihm angestrebte Habilitation umgezogen.11 Letztere erfolgte am 3. November 1928 an der damaligen Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität für die Fachrichtung „Byzantinische und altslavische Geschichte“ mit der Antrittsvorlesung „Die wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungsgrundlagen des byzantinischen Reiches“ und der 1929 gedruckten Arbeit „Studien zur Geschichte des byzantinischen Bilderstreites.“12 Nunmehr Privatdozent,
7 Edgar Salin (* Frankfurt a. M. 10.02.1892; † Veytaux [CH] 17.05.1974), humanistisch gebildeter Wirtschaftswissenschaftler, hatte nach seiner 1920 in Heidelberg erfolgten Habilitation von Juni 1924–1927 die dortige Eberhard-Gothein-Professur für Staatswissenschaft und Auslandskunde inne, woraufhin er (nach einem Gastsemester in Kiel) noch 1927 einem Ruf nach Basel folgte. Vgl. D. Drüll, Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803–1932. Wiesbaden 22019, 686–688, online URL: https://doi.org/10.1007/9783-658-26397-3_4 und B. Schefold / K. Schönhärl, Salin, Edgar, in A. Aurnhammer u. a. (eds.), Stefan George und sein Kreis. Ein Handbuch. Berlin / Boston 2015, 1601–1606, online URL: https://doi. org/10.1515/9783110456882. Auf Salins intensive Betreuung verweist O. nachdrücklich im Vorwort zu seiner Dissertation (S. 2), deutlicher dann auch hier: G. Ostrogorsky, Edgar Salin und die Anfänge eines Byzantinisten, in E. von Beckerath u. a. (eds.), Ἀντίδωρον. Edgar Salin zum 70. Geburtstag. Tübingen 1962, 91–97, hier 94 f. – Alfred Weber (* Erfurt 1868; † Heidelberg 1958) war in Heidelberg Ordinarius für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft 1909–1914, 1919–1933, und (für Soziologie) 1946–1958, vgl. Drüll, Heidelberger Gelehrtenlexikon (wie oben) 867 f. 8 Karl L. Hampe (* Bremen 03.02.1869; † Heidelberg 14.02.1936) war von 1903 bis 1934, als er sich auf eigenen Antrag in den Ruhestand versetzen ließ, Ordinarius für Geschichte, seit 1914 Geheimer Hofrat und 1924/25 Rektor. Vgl. Drüll, Heidelberger Gelehrtenlexikon (wie oben Fußnote 7) 322 f. 9 Ernst Hoffmann (* Berlin 13.01.1880: † Heidelberg 28.01.1952): Er wirkte als (1905) promovierter Studienrat 1907–1922 am Mommsen-Gymnasium in Charlottenburg und wurde 1922 planmäßig a. o. Professor und (neben H. Rickert und K. Jaspers) Direktor am Philosophischen Seminar der Universität Heidelberg. 1935 ließ er sich, da ihm die Amtsenthebung drohte, emeritieren. Nach 1945 nahm er bis 1948 seine frühere Stelle wieder ein; vgl. Drüll, Heidelberger Gelehrtenlexikon (wie oben Fußnote 7) 362 f. (mit Lit.). 10 Vgl. zur Doktorprüfung bzw. Dissertation Prinzing, Nochmals (wie oben Fußnote 5) 246 und 248 f. und ders., Georg Ostrogorsky (wie oben Fußnote 1) 18, Anm. 30, ferner unten Fußnoten 24 und 31. 11 Vgl. zu O.s Einbürgerung und Heirat Prinzing, Nochmals (wie oben Fußnote 5) 249 und 255 f., zu Olga ders., Georg Ostrogorsky (wie oben Fußnote 1) 30, 36 und 47, zum Umzug den noch unedierten Brief O.s an Salin vom 24.10.1928 aus dessen Nachlass (UB Basel, NL 114: Fa 6730). 12 Vgl. Prinzing, Georg Ostrogorsky (wie oben Fußnote 1) 26, Anm. 55. Das Thema der Antrittsvorlesung erwähnt J. Jančárková, Г. A. Oстрoгорский и Aрхеoлoгический институт им. Н. П.
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wurde Ostrogorsky 1931 in Prag von der Leitung des dortigen Archäologischen N. P. Kondakov-Instituts, dem er seit 1926 fachlich eng verbunden war (und bis 1943 blieb), zu dessen (Leitungs-)Mitglied gewählt,13 und in Breslau wählte man ihn im Oktober 1932 zum Leiter der kulturwissenschaftlichen Abteilung des (noch) eigenständigen Osteuropa-Instituts.14 Im August 1933 aber entschloss sich das Ehepaar Ostrogorsky, wie erwähnt, zur Emigration und zog von Breslau nach Prag, wo Georg Ostrogorsky alsbald den rettenden Ruf an die Universität Belgrad / Jugoslawien erhielt.15 Er folgte ihm umgehend; noch im August trat die Familie Ostrogorsky den Umzug von Prag nach Belgrad an. Dort vertrat Ostrogorsky, seit 1935 eingebürgert,16 die Byzantinistik an der Philosophischen Fakultät zunächst als Honorarprofessor, ab Februar 1941 dann als Ordinarius, bis zu seiner Pensionierung 1973. 1948 verstarb seine Frau Irina, wonach Ostrogorsky 1949 mit der Althistorikerin Fanula Papazoglu eine zweite Ehe einging, aus der zwei Kinder, die Tochter Tatjana (1950–2005) und der Sohn Aleksandar Georgije (* 1952) hervorgingen.17 Inzwischen hatte man, noch im Jahr 1948, auf
Кoндакова в Прaге [G. O. und das Archäologische N. P. Kondakov-Institut in Prag]. Byzantinoslavica 70 (2012), 53–75, hier 63 f. 13 Ebd. 54–57 und passim sowie E. Ju. Basargina, Археологический Институт им. Н. П. Кондaковa (Seminarium Kondakovianum). Пo мaтeриaлaм aрxивoв Прaги [Das Archäologische N.P. Kondakov-Institut. (…). Anhand Prager Archivmaterials], in I. P. Medvedev (ed.), Mиp русскoй византинистики. Maтeриaлы aрxивoв Санкт-Петербурга [Die Welt der russischen Byzantinistik. Das Archivmaterial von St. Petersburg]. St. Petersburg 2004, 766–811, hier 771 f., Anm. 21. 14 Prinzing, Georg Ostrogorsky (wie oben Fußnote 1) 33 (Brief O. 7 vom 16.01.1933) und H.-J. Bömelburg, Das Osteuropa-Institut in Breslau 1930–1940. Wissenschaftliche Propaganda und nationale Feindbilder in der Arbeit eines interdisziplinären Zentrums der Osteuropa-Forschung in Deutschland, in M. Garleff (ed.), Zwischen Konfrontation und Kompromiss. Oldenburger Symposion: Interethnische Beziehungen in Ostmitteleuropa als historiographisches Problem der 1930/1940er Jahre. Schriften des Bundesinstituts für ostdeutsche Kultur und Geschichte, 8. München 1995, 47–72 mit Erwähnung O.s 54, besonders 55, wo Bömelburg im Zusammenhang mit der Schließung des Instituts im Zeitraum 26.05.–06.06.1933 durch die Gestapo (aufgrund von Strafanzeigen wegen des Verdachts der Betätigung des Instituts „im bolschewistischen Sinne“ gegen das Institut) die Entlassung „aus rassischen Gründen“ von vier Mitarbeitern des Instituts, darunter O., erwähnt. 15 O. schrieb an Salin am 22. Januar 1933 [recte 1934] aus Belgrad: „Zwei Tage nach Ausfüllung des berühmten Fragebogens [zum in Fußnote 1 erwähnten Berufsbeamtengesetz, G. P.] erhielt ich die Mitteilung, dass ich einen Ruf nach Belgrad haben könnte, und schon Ende Mai war ich von der hiesigen Fakultät gewählt.“ Nach: UB Basel, NL 114, Fa 6735 im digitalisierten Nachlass Salin, hierzu Prinzing, Nochmals (wie oben Fußnote 5) 239 f. 16 Vgl. A. A. Turilov, Острогорский, Георгий Aлександрoвич, in Kirill, Patriarch Moskovskij i Vseja Rusi (ed.), Прaвoслaвнaя энциклoпeдия [Orthodoxe Enzyklopädie], Bd. 53. Moskau 2019, 470 f. 17 Vgl. zu ihr S. Ćirković, Папазоглу, Фанула, in S. Ćirković / R. Mihaljčić (eds.), Eнциклопедијa српскe историoгрaфиje / Encyclopedia of Serbian Historiography. Belgrad 1997, 560 f.; A. G. Ostrogorsky, Illustrated life’s journey of Fanoula Papazoglou, in Lj. Maksimović / M. Ricl (eds.), ΤΗ ΠΡΟΣΦΙΛΕΣΤΑΤΗ ΚΑΙ ΠΑΝΤΑ ΑΡΙΣΤΗ ΜΑΚΕΔΟΝΙΑΡΧΙΣΣΗ. Students and colleagues for Professor Fanoula Papazoglou. International conference, Belgrade, October 17–18, 2017. SASA, Scientific Confe-
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Bestreben Ostrogorskys an der Serbischen Akademie der Wissenschaften und Künste, deren korrespondierendes Mitglied / Mitglied er 1946/48 geworden war, das Institut für Byzantinistik gegründet und Ostrogorsky zu dessen Direktor ernannt. Er leitete es bis zu seinem Tod. Sein erfolgreiches Wirken auf beiden Stellen führte die Belgrader Schule der Byzantinistik in eine Blütezeit, die ihr national und international hohe Anerkennung verschaffte und neue Maßstäbe setzte.18 Obgleich Ostrogorskys Leben und Wirken (sieht man von den im 20. Jh. erschienenen Nachrufen und Artikeln ab) gerade wieder in neueren Lexikoneinträgen und wissenschaftsgeschichtlichen Beiträgen nicht nur von serbischer, sondern auch von russischer, tschechischer, polnischer, deutscher und griechischer Seite beleuchtet wurde,19 bleibt doch diesbezüglich noch manches zu tun. Dabei erweisen sich Projekte als vielversprechend, in denen es um das Aufspüren und die zunehmend digital erleichterte Auswertung bisher noch unveröffentlichter Dokumente und Korrespondenzen aus Archiven und Bibliotheken geht. So ergaben sich z. B. wichtige Präzi-
rences, 173. Department of Historical Sciences, 40. Belgrad 2018, 117–136 (mit 36 Abb.), und M. Ricl, Fanoula Papazoglou (1917–2001): a life dedicated to science, in ebd. 173–187; vgl. auch O.s Brief vom 04.06.1950 an P. E. Schramm, in Prinzing, Georg Ostrogorsky (wie oben Fußnote 1) 47 f. Herrn Professor Sc.D. A. Ostrogorsky, Chicago, danke ich nochmals herzlich für das mir im März 2021 zugesandte pdf seines Beitrags und zuletzt auch für die Auskunft zum Sterbejahr seiner Schwester, der Mathematikerin Tatjana Došen (E-Mail vom 27.02.2022). Auch ein Scan des französischen Personalausweises (Abb. 1) verdanke ich ihm. 18 Lj. Maksimović, George Ostrogorsky, St. Petersburg, 19 January 1902–Belgrade, 24 October 1976, in P. Armstrong (ed.), Authority in Byzantium. Centre for Hellenic Studies, King’s College London, Publications, 14. Farnham UK / Burlington, VT 2013, 327–335 (mit 1 Abb.), hier 327, Anm. 1 mit biobibliographischen Nachweisen (bis 1997). 19 Vgl. ebd. 327, Anm. 1, und ergänzend S. Pirivatrić, A case study in the emergence of Byzantine studies: Serbia in the nineteenth and twentieth centuries, in P. Stephenson (ed.), The Byzantine world. London / New York 2010, 481–490, hier 485–488, ferner I. Ivanov, Русскaя визaнтoлoгия в Eврoпe и труды aкaдeмикa Г. A. Oстрoгорскoгo [Russian studies of Byzantium in Europe and works of academician G. A. O.]. Christianskoe Čtenie / Christian Reading (2010) Nr. 1 (32), 88–121; Jančárková, Oстрoгорский (wie oben Fußnote 12), R. Korczak, Georg Ostrogorski (1902–1976), in J. Strzelczyk (ed.), Medieviści. Publikacje Instytutu UAM, 102. Poznań 2011, 205–209, S. Karpov, Oстрoгорский, Гeopгий Aлексaндpoвич, in J. S. Osipov (ed.), Бoльшая Российская Энциклопедия [Große russländische Enzyklopädie], Bd. 24. Moskau 2014, 612, I. Ivanov, Югославскй aкaдeмик Г. A. Острогорский (1902–1976) и его рaботы o визaнтийскoм икoнoпoчетaнии (к 115-лeтнeй годoвщина сo дня рoждения) [Yugoslavian academician G. A. Ostrogorsky (1902–1976) and his works about Byzantine icon veneration (on the occasion of the 115th anniversary of his birth)]. Christianskoe Čtenie/ Christian Reading (2017), Nr. 3, 20–36 (mit 6 Abb. und biographischen Angaben 20–27), A. Turilov, Острогорский (wie oben Fußnote 16), G. Prinzing, Byzantium, Medieval Russia and the so-called Family of Kings: from George Ostrogorsky to Franz Dölger’s construct and its critics, in A. Alshanskaya / A. Gietzen / Ch. Hadjiafxenthi (eds.), Imagining Byzantium: perception, patterns, problems. Byzanz zwischen Orient und Okzident, 11. Mainz 2018, 15–30 und E. Chrysos, Το Βυζάντιο στο κοσμοείδωλο των Ρώσων ιστορικών της Διασποράς, in A. Delekare (ed.), Βυζαντινές επιδράσεις στη μεσαιωνική Ρωσία. Thessaloniki 2020, 177–187.
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sierungen und neue Erkenntnisse aus der oben (Fußnote 1) erwähnten Edition der Korrespondenz zwischen Ostrogorsky und dem Mediävisten (und Neuzeithistoriker) Percy Ernst Schramm (* Hamburg 14. Oktober 1894; † Göttingen 12. November 1970), den Ostrogorsky als frisch habilitierten Dozenten im Sommersemester 1924 in Heidelberg kennengelernt und rasch zum Freund gewonnen hatte.20 Die Beschäftigung mit diesem Projekt lenkte nebenbei den Blick auf die Mentor-Rolle Salins für Ostrogorsky. Das wiederum führte zu dem Plan, in möglichst naher Zukunft auch die in der Universitätsbibliothek Basel im Nachlass Edgar Salin aufbewahrte (oben schon zitierte) Korrespondenz von insgesamt 47 Briefen zwischen Edgar Salin und seinem einstigen „Schüler“ Georg Ostrogorsky aus dem Zeitraum 1924–1970 zu edieren.21 Doch hierfür bedarf es noch einiger Geduld. Es lag daher nahe, aus dem Hauptbestand (Fa 6713–6749) der Korrespondenz die ersten fünf Briefe, die dem Zeitraum des Pariser Aufenthalts (Anfang November 1924 bis Ende März 1925) entstammen, vorab gesondert herauszugeben. Denn abgesehen davon, dass es m. W. keine weiteren (publizierten) Selbstzeugnisse Ostrogorskys aus dem Pariser Studienaufenthalt oder überhaupt aus seinen Studienjahren in Heidelberg (außer dem in Fußnote 6 erwähnten Lebenslauf) gibt, werfen diese wenigen Briefe interessante Streiflichter aus studentischer Perspektive auf das Paris jener Zeit. Überdies enthalten sie einige bislang unbekannte Details zu den Fragen, wie Ostrogorsky Byzantinist wurde und wie seine Dissertation entstand. Seine Hinwendung zu Byzanz indes hatte sich bereits in Heidelberg geraume Zeit vor dem Pariser Semester angebahnt. Darauf sei vor der näheren Beschäftigung mit den Briefen kurz eingegangen: Ostrogorskys Angaben in der Salin-Festschrift lässt sich entnehmen, dass er sich im Verlauf des dritten oder vierten Semesters zunehmend für Wirtschaftstheorie und -geschichte interessierte, aber auch für die byzantinische Geschichte. So entschied er sich am Ende seiner Überlegungen zum Thema einer Doktorarbeit für ein wirtschaftsgeschichtliches „Thema aus dem Gebiet der byzantinischen Geschichte.“ Salins Vorschlag, „zu erwägen, ob es nicht weiser wäre,“ an einer anderen Universität „bei einem Fachmann für byzantinische Geschichte“ die Doktorarbeit zu schreiben,
20 Prinzing, Georg Ostrogorsky (wie oben Fußnote 1) 12–17, 25, 27 f., 31 f. und 54 mit Anm. 166, und ders., Nochmals (wie oben Fußnote 5). Vgl. auch unten Fußnoten 23 und 46. 21 Prinzing, Nochmals (wie oben Fußnote 5) 239 f. Vgl. auch oben die Fußnoten 11 und 15. Salins Nachlass enthält von dieser Korrespondenz drei Teilbestände: Fa 6713-6749 = 37 Briefe von O. an Salin (= S.) (1924–1970); Fb 2082–2088 = 7 Briefe von S. an O. (1929–1955) und E 24, 689 = 3 Briefe (1963–1965): 1 von O. an S. (1963), 2 von S. an O. (1965). Allerdings ist hier noch zusätzlich der Teil Fa 6751–6753 mit drei Briefen Konstantin / Constantin O.s an S. aus dem Wintersemester 1924/25 zu berücksichtigen, welches Konstantin, auch ein Salin-Schüler, mit Georg gemeinsam verbrachte. Die Faszikelbeschreibung führt Konstantin irrtümlich als L. O. an, weil man sein handschriftliches C (in der Unterschrift) für ein L verlesen hat. Diese drei Briefe indes werden hier nur am Rande berücksichtig, vgl. unten die Fußnoten 29 und 40.
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lehnte er ab, wonach seine Entscheidung für eine Promotion in Heidelberg bei Salin definitiv feststand. Gleichwohl empfahl ihm Salin, sich „mit Leuten unterhalten,“ die von Byzanz „mehr wüßten als er.“ Doch Ostrogorskys Versuch, diesen Rat im 5. Semester (1923/24) zu beherzigen, verlief letztendlich enttäuschend.22 Zwar änderte sich die Situation ab 1924 vorübergehend dadurch, dass es nun mit P. E. Schramm unter den Dozenten jemanden gab, der sozusagen vertretungsweise den grundsätzlichen Mangel eines byzantinistischen Fachvertreters an der Universität Heidelberg ausgleichen konnte, weil er (so Ostrogorsky) ein „byzantinistisch außerordentlich interessierter und in byzantinischen Dingen ungewöhnlich bewanderter Historiker“ war.23 Doch Schramm war in erster Linie Mediävist, und so dürfte Ostrogorsky (trotz Schramm) den Blick auf das Ausland und speziell Paris gerichtet haben, weil er letztlich ein spezifisch byzantinistisches Lehrangebot in Heidelberg vermisste. Zurück zu den Briefen: Man erfährt aus ihnen zunächst, welche Eindrücke Ostrogorsky von Paris, seinem kulturellen Reichtum, seiner hauptstädtischen Vitalität, aber auch vom Alltag der Bevölkerung, von der wirtschaftlichen und politischen Lage Frankreichs und den Besonderheiten des akademischen Lebens in Paris gewonnen hat (dazu gehören auch wertende Beobachtungen über die Vorzüge und Nachteile des Hochschulsystems in Frankreich und Deutschland). Natürlich wandte er sich wiederholt mit Fragen an Salin, die sich auf Details seiner Arbeit oder, gegen Ende des Aufenthalts, schon auf die kommende mündliche Prüfung bezogen. Vor allem aber lassen die Briefe zwei Motive erkennen, die Ostrogorsky (unausgesprochen) bewogen haben dürften, den Studienplatz zu wechseln: Das eine ergab sich, wie angedeutet, aus der Tatsache, dass es im Gegensatz zu Heidelberg an der Sorbonne einen Lehrstuhl für byzantinische Geschichte gab, den man für seinen aktuellen Inhaber Charles Diehl 1907 errichtet hatte, weil er schon damals als herausragender Kenner
22 Zur Orientierungsphase seines Studiums vgl. Ostrogorsky, Edgar Salin (wie oben Fußnote 7) 91–94 (Zitate: 93, dann 93-94). Salins erwähntem Ratschlag folgend, besuchte er im besagten 5. Semester „den Kunsthistoriker Carl Neumann, der ja als Byzantinist begonnen und sich seinerzeit mit einer Schrift über Die Weltstellung des byzantinischen Reiches vor den Kreuzzügen (1894) habilitiert hatte. Eine kurze Unterhaltung ließ mich jedoch erkennen, daß meine byzantinischen Pläne bei ihm keinen rechten Anklang fanden. Möglicherweise lag das daran, daß meine Absichten noch sehr unklar waren und ich selber nicht recht wußte, was ich eigentlich wollte. Ich habe aber den Eindruck, daß auch die Byzantinistik als solche ihn damals nicht mehr interessierte, so seltsam das auch erscheint, wenn man bedenkt, daß er in seinen Jugendjahren eine Anzahl glänzender Arbeiten aus dem Gebiet der byzantinischen Geschichte veröffentlicht hatte und daß seine erwähnte Habilitationsschrift zu dem Geistreichsten gehört, was über Byzanz je geschrieben worden ist.“ Vgl. zu Neumann (* Mannheim 01.07.1860; † Frankfurt a. M. 9.10.1934), der in Heidelberg 1911–1929 Ordinarius für Kunstgeschichte (und, bis 1916, für Archäologie), doch 1920/1929 krankheitshalber „häufig dienstunfähig“ war: Drüll, Heidelberger Gelehrtenlexikon (wie oben Fußnote 7) 566 (Zitat)–567. 23 Ostrogorsky, Edgar Salin (wie oben Fußnote 7) 96. Schramm lehrte in Heidelberg noch bis Ende des Wintersemesters 1928/29, dann in Göttingen; vgl. Prinzing, Georg Ostrogorsky (wie oben Fußnote 1) 13 f., aber auch unten Anm. 46.
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der Geschichte, Kultur und Kunst von Byzanz galt.24 Ein klares Indiz für die Vermutung, Ostrogorsky habe sich vor allem von Diehls Vorlesungen vielfältige Anregungen versprochen, stellt seine Schlussbemerkung in Brief 1 dar, er sei „auf die Vorlesungen hier, besonders auf die von Charles Diehl […] sehr gespannt.“ Auf das andere Motiv verweisen indirekt die Erwähnungen Diehls (und ihr Kontext) in den Briefen 3 und 5: Aus ihnen spricht Ostrogorskys Bestreben, von Diehl als anerkannt führendem Fachvertreter der Byzantinistik eine Bestätigung und zusätzliche Bekräftigung dafür zu erhalten, dass er mit seinem in Heidelberg festgelegten Thema und dem zu seiner Bewältigung gewählten methodischen Ansatz auf dem richtigen Weg sei. Wie wichtig und von nachgerade zentraler Bedeutung für Ostrogorsky ein ausdrücklich positives Votum vonseiten Diehls war, geht jedenfalls deutlich aus Brief 5 und dessen erstem Absatz hervor, besonders aus dem Passus: „Sachliche Einwände u. s. w. hat er, vielleicht eben darum, nicht gemacht; darauf kam es aber auch schliesslich weniger an als auf eine allgemeine Billigung. Diese habe ich bei ihm auch wirklich gefunden.“ Was also Ostrogorsky (fachlich) nach Paris gezogen hatte und was er unbedingt noch vor der Rückkehr nach Heidelberg zu erlangen suchte (und letztendlich erhielt), das brachte er hier auf den Punkt: Diehls „Billigung“ und die damit verbundene Anerkennung. Angesicht der starken Fixierung auf Diehl, ist es in diesem Zusammenhang allerdings angebracht, die Begeisterung hervorzuheben, mit der Ostrogorsky von den Vorlesungen und Übungen des Kunsthistorikers Gabriel Millet25 an der École Pratique des Hautes Études spricht (siehe Brief 2). Jahrzehnte später, 1962, fasste Ostrogorsky in der Festschrift Salin die Bedeutung seines Paris-Semesters (noch mehr aber dessen Vorgeschichte), in welchem er „byzantinische Geschichte bei Charles Diehl, byzantinische Kunstgeschichte bei Gabriel Millet, und byzantinische Paläographie bei Germaine Rouillard26 hörte“, mit nur wenigen Sätzen konzis zusammen: „Der Aufenthalt in Paris bedeutete für mich sehr viel. Er kam begreiflicherweise auch meiner Arbeit zugute, die ich in Pariser Bibliotheken weiterführte und vervollständigte. Ihre Grundzüge waren aber damals
24 Vgl. zu Diehl unten Fußnote 30, aber im Hinblick auf die folgenden Zeilen auch dies: Da Salin in seinem Gutachten zu O.s Dissertation, das den Akten der mündlichen Prüfung (23.07.1925) beigefügt ist, betont, „der Erste Byzantinist der Gegenwart, Charles Diehl“, habe O.s Arbeit hoch gelobt, liefert dieser Passus den klaren Belegt dafür, dass er (Salin) und zweifellos auch sein Schüler O., damals Diehl für den international führenden Byzantinisten hielten. Zum Gutachten vgl. Prinzing, Nochmals (wie oben Fußnote 5) 249 und 252 f., Abb. 5a+b. 25 Vgl. zu ihm unten Fußnote 33. 26 Die Papyrologin und Byzantinistin Germaine Rouillard (* Argenton-en Creuse 04.08.1888; † Paris 01.09.1946) begann ihre wissenschaftliche Karriere als Bibliothekarin an der Sorbonne, promovierte 1923 bei Diehl über die Zivilverwaltung im byzantinischen Ägypten und wurde, als Schülerin auch von Millet und Mitarbeiterin an seinem Editionsprojekt der Athos-Urkunden (vgl. unten Fußnote 33), einige Zeit später (als erste Lehrstuhlinhaberin an der École Pratique des Hautes Études) mit der Professur für byzantinische Philologie betraut. In O.s Briefen aus Paris wird sie nicht erwähnt. Vgl. den Wikipedia-Artikel: https://en.wikipedia.org/wiki/Germaine_Rouillard (Zugriff 29.9.2022).
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schon längst festgelegt. Sie hatten sich bereits in der Zeit klar abgezeichnet, als ich mit Edgar Salin am Text des Ashburnerschen Traktats arbeitete und mich daneben in der reichen Heidelberger Universitätsbibliothek mit der byzantinischen Fachliteratur bekannt machte und in ihr auf eigene Hand zurechtzufinden suchte. Die Entscheidung über meine wissenschaftliche Orientierung war aber noch früher gefallen. Die eigentliche Entscheidung brachten schon meine ersten Unterhaltungen mit Edgar Salin. Wären meine Pläne damals nicht seinem Interesse und seinem Vertrauen begegnet, so wäre ich vielleicht nie Byzantinist geworden. Ein Wort seinerseits hätte genügt, um mich von meinen noch sehr unklaren Absichten abzubringen und zur Wahl eines anderen, gewöhnlicheren Themas zu bestimmen.“27 Georg Ostrogorsky verbrachte, wie oben in Fußnote 21 erwähnt, die Zeit in Paris zusammen mit seinem fünf Jahre älteren Bruder Konstantin (auch: Constantin), der seit 1922 ebenfalls in Heidelberg studierte (Jura und Volkswirtschaft) und nun auch die Promotion anstrebte.28 Beide Brüder wohnten in Paris zusammen, nachdem Georg anscheinend vorausgefahren und das Zimmer im Hôtel du Jardin, Paris V, 1 Rue Lacépède besorgt hatte (vgl. Brief Nr. 1). Konstantin, dessen frühneuzeitliches Dissertationsprojekt auch von Salin betreut wurde, schrieb an ihn aus Paris auch selber drei Briefe, die aber inhaltlich hier nur sehr bedingt von Interesse sind, weil sie sich auf sein Projekt, mehr noch aber auf (wissenschaftlich-bibliophile, teils auch belletristische) Anschaffungswünsche Salins bezogen, kaum jedoch auf sonstige, auch seinen Bruder betreffende Themen.29 Seine Briefe sollen daher im Zuge des späteren Hauptteils ediert werden (Fa 6751 vom 12.11.1924, Fa 6752 vom 16.12.1924 und Fa 6753 vom 4.2.1925). Aber dem Brief Nr. 3 Georgs hat er einen eigenen Teil hinzugefügt, der natür-
27 Ostrogorsky, Edgar Salin (wie oben Fußnote 7) 96 f., hier auch die beiden Zitate. 28 Konstantin Aleksandrovič Ostrogorskij (* St. Petersburg 15.05.1896; † Stockholm 13.02.1984) hatte sein noch 1914 (bis 1916?) in St. Petersburg begonnenes Studium ab April 1922 in Heidelberg fortgesetzt; er wurde am 04.08.1932 mit der von Salin betreuten Arbeit „Joseph de Maistre und seine Lehre von der Höchsten Macht und ihren Trägern. Helsingfors 1932“ promoviert; vgl. Prinzing, Georg Ostrogorsky (wie oben Fußnote 1) 10, Anm. 11, 20 mit Anm. 34, 35 mit Anm. 89 (lies dort Anm. 34 statt 8) und 49 mit Anm. 146; ders., Nochmals (wie oben Fußnote 5) 240–242 und 256. Den Beleg seiner Anmeldung zur Immatrikulation vom 27.04.1922 enthält seine Personalakte im Universitätsarchiv Heidelberg: UAH_StudAOstrogorskyConstantin1926_006. 29 In seinem ersten Brief (Fa 6751) an Salin (12.11.1924) schrieb Konstantin: „Sehr geehrter Herr Professor, vielen Dank für Ihren Brief. Wir freuen uns sehr, dass Sie von Heidelberg nicht weggehen und dass somit die von uns befürchtete Störung aller unserer Studienpläne nicht eintreten wird. Da der Inhalt Ihres Briefes für uns so beruhigend gewesen ist und andererseits ich, wegen der fortgeschrittenen Zeit, mich beeilen musste möglichst bald nach Paris zu kommen, bin ich sofort, ║2 nach dem Eintreffen Ihres Briefes, abgereist. Uns geht es recht gut. Morgen fangen an die Vorlesungen an der Sorbonne. […].“ Diese Formulierung lässt vermuten, dass Konstantin, um den Brief Salins in Heidelberg noch abzuwarten, erst kurz vor Vorlesungsbeginn in Paris eintraf, also etwa am 10. oder 11. November, anders als Georg, der um den 01. oder 02. November in Paris eingetroffen sein dürfte. Zu zwei weiteren Ausschnitten aus Konstantins Briefen (Nr. 2 bzw. 3) vgl. unten Fußnote 40.
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lich hier auch vollständig wiedergegeben wird. Weil von den fünf Briefen nur der Brief Nr. 3 einen solchen Doppelbrief darstellt und damit zugleich den unterschiedlichen Duktus der Handschriften des Bruderpaares verdeutlicht, sollte er an sich komplett abgebildet werden, doch aus Platzgründen zeigt Abb. 2 nur den Briefanfang. Nun zu der mit Erläuterungen versehenen Edition der hier interessierenden ersten fünf Briefe der Korrespondenz Ostrogorskys mit Salin aus Salins Nachlass (NL 114) in der UB Basel: Brief 1 = Fa 6713 vom 12.11.1924; Brief 2 = Fa 6714 vom 15.12.1924; Brief 3 = Fa 6715 vom 20.01.1925 [21.01.1925 Teil Konstantins]; Brief 4 = Fa 6716 vom 04.02.1925; Brief 5 = 27.03.1925. Leider findet sich keiner der in den Briefen 2, 3 und 4 erwähnten Briefe Salins an Ostrogorsky im Nachlass. Sie sind wohl nicht mehr erhalten. Das Vorgehen bei der Edition gleicht dem bei der Edition der Korrespondenz mit P. E. Schramm angewandten Prinzip. Eingriffe des Herausgebers wurden mit eckigen Klammern markiert, wobei [!] = sic! bedeutet, während der Doppelstrich ║2 einen Seitenwechsel markiert, hier den zu S. 2. In die Rechtschreibung bzw. Zeichensetzung des Autors wird, abgesehen von der Streichung überflüssiger Kommata, prinzipiell nur eingegriffen, falls es für das Verständnis des Textes notwendig oder hilfreich erscheint. Ostrogorsky verwendet niemals das ß, sondern umschrieb es mit ss. Daher wird auf das [!] in all diesen Fällen verzichtet. Herrn Dr. L. Heiligensetzer, Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Basel, danke ich nochmals für die mir per E-mail vom 26.07.2022 bestätigte Erlaubnis zur Veröffentlichung sowie Abbildung der o. a. Briefe aus der entsprechenden Korrespondenz im Nachlass Salin (UB Basel, NL 114).
Brief 1 (Fa 6713) Hotel du Jardin. 1bis Rue Lacépède Paris V. 12.11.1924 Hochgeehrter Herr Professor, schon etwa zehn Tage bin ich jetzt in Paris. Es ist hier sehr schön und höchst interessant, – so eine Unmenge an verschiedensten Sachen gibt es zu sehen, dass man kaum weiss, womit man anfangen soll. Die ersten Tage, wie immer, muss man noch viele langweilige Dinge erledigen, die leider sehr viel Zeit in Anspruch nehmen, hier besonders viel, denn die Franzosen sind furchtbare Formalisten, und man kann, beispielsweise, drei-vier mal [!] auf die Polizei laufen, bevor man etwas bekommt. So ist es auch mit der Sorbonne, – wir müssen noch unsere Abgangs-Zeugnisse von der Heidelberger Univ[ersität] und unsere Geburtsscheine übersetzen lassen; morgen aber wird das hoffentlich║2 alles fertig, und wir werden uns immatrikulieren können. Mit
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dem Zimmer ist es auch nicht ganz einfach gewesen, weil es schon so spät gewesen ist und die Vorlesungen im Beginnen sind, aber wir haben doch ein ganz Nettes [!] bekommen, unweit von der Sorbonne im Quartier Latin. Es geht uns sehr gut, ich glaube, dass dieses halbe Jahr recht interessant und lehrreich sein wird. Das richtige Leben beginnt erst jetzt, – leider sind es nur Vorbereitungen gewesen, aber trotzdem habe ich schon furchtbar viel Schönes gesehen. Die herrlichen Bildergalerien und die unzähligen wunderbaren Gebäude und dann das Stadtbild selbst, das ganz grossartig ist. Die ersten Eindrücke von Paris sind – einerseits die Schönheit der Stadt, anderseits ein wahnsinniges Lebenstempo. So was an Verkehr habe ich noch nie gesehen, zwar bin ich in keinem angelsächsischen Lande gewesen, aber Berlin und auch das alte ║3 Petersburg sind Dörfer im Vergleich zu Paris. Überhaupt ist man die ganze Zeit wie in einem kochenden Kessel, – ich habe auch noch nirgends gesehen, dass so gearbeitet wird. Ich habe eigentlich gar nicht erwartet, diese Beobachtung in Frankreich zu machen, aber so ist es. – Das Volk ist unglaublich geizig, nicht allein geizig, sondern gierig und hungrig nach Geld (wie es Balzac beschreibt), und ist bereit sich den ganzen Tag zu schinden, um nur einige „sous“ mehr zu haben. Um sieben Uhr denkt noch keiner daran, seine Geschäfte zu schliessen, Sonn- und Feiertags [!] sind alle Esswarengeschäfte und viele anderen auf, Sonn- und Feiertags wird es[!] oft weiter gearbeitet, gebaut, u. s. w. Und die meisten Gespräche, die man in den Strassen hört, sind die über die Teuerung. Überhaupt scheint mir Frankreich „kapitalistischer“ zu sein als Deutschland, jedenfalls hat sich aber die „kapitalistische Ethik“ hier viel tiefer eingewurzelt. In Wirklichkeit ist hier alles viel billiger als║4 in Deutschland bis auf die Zimmer, die hier bedeutend teurer sind, so dass das „Existenzminimum“ für einen Fremden ungefähr das gleiche ist. Aber auch Kleider, Schuhe u. s. w. sind hier viel billiger, Bücher ganz besonders, Zeitungen kosten meist 15 centimes. Zu meiner Arbeit bin ich hier noch fast gar nicht gekommen, darum schreibe ich Ihnen darüber, was dieses anbetrifft, lieber ein anderes Mal. Ich habe Ihnen die fertigen Teile nicht hinterlassen, weil sie, erstens, sehr schwer lesbar sind, und zweitens, weil ich noch Manches nachtragen und überhaupt Vieles umarbeiten muss; darum, glaube ich, wird es besser sein, wenn ich Ihnen die neuere Redaktion schicke, die ich dann mich auch bemühen will[,] deutlicher zu schreiben. Auf die Vorlesungen hier, besonders auf die von Charles Diehl,30 bin ich sehr gespannt; jetzt sind sie grade im Beginnen.
30 Charles Michel Diehl, französischer Althistoriker, Byzantinist und Kunsthistoriker (* Straßburg 04.07.1859; † Paris 01.11.1944), hatte u. a. 1907–1934 den (neu geschaffenen) Lehrstuhl für byzantinische Geschichte an der Sorbonne inne, befasste sich aber auch mit klassischer Archäologie und byzantinischer Kunstgeschichte und erwarb sich international höchstes Ansehen; vgl. zuletzt M. Studer-Karlen, Charles Diehl, in S. Heid / M. Dennert (eds.), Personenlexikon zur Christlichen Archäo-
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Ich hoffe, dass es Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin gesundheitlich wieder gut geht[,] und sende Ihnen meine herzlichsten Grüsse. Ihr Georg Ostrogorsky.
Brief 2 (Fa 6714) Paris V. 1bis rue Lacépède. Hotel du Jardin 15.12.1924 Hochgeehrter Herr Professor, ich danke Ihnen sehr für Ihren Brief und möchte Ihnen heute von meiner Arbeit und von unserem hiesigen Studium erzählen. Meine Arbeit wird jetzt ziemlich bald fertig sein, ich hoffe, dass es nicht mehr als einen Monat noch bis zum endgültigen Schluss dauern wird. Ich habe mich die ganze letzte Zeit ihr mit ziemlichem Eifer hingegeben, und sie macht mir immer mehr und mehr Spass. Ganz fertig ist eigentlich nur die Einleitung, die aber recht wichtig ist, weil sie die Datierungsfrage der Urkunde
logie. Forscher und Persönlichkeiten vom 16. bis 21. Jahrhundert, Bd. 1. Regensburg 2012, 414–416, und J. Soria / J.-M. Spieser, Diehl, Charles, in C. Barbillon / Ph. Sénéchal (eds.), Dictionnaire critique de l’art actifs en France de la Révolution à la Première Guerre mondiale. Paris 2014, online URL: https://www.inha.fr/fr/ressources/publications/publications-numeriques/dictionnaire-critiquedes-historiens-de-l-art/diehl-charles.html (abgerufen 13.7.2022). Einen der zahlreichen Nachrufe auf Diehl verfasste auf Serbisch auch G. Ostrogorsky, Charles Diehl (1859–1944). Starinar n. s. 2 (1951), 351–353. Ein Passus darin zeigt, dass er mit Diehl noch bis an dessen Lebensende in Kontakt stand: „Die Bedingungen, unter denen dieser große Gelehrte in seinen letzten Lebensjahren arbeitete, sind psychisch und physisch sehr schwierig gewesen. Er hatte gänzlich seine Sehkraft verloren und erlebte als 80-jähriger erblindeter Greis die Invasion und Ausplünderung seines Vaterlandes durch einen grausamen und schonungslosen Besatzer. Das war der dritte deutsche Einfall, den Diehl erlebte, ‚und das ist für ein Leben zuviel‘, wie er in einem Brief sagte. Und doch behielt er, bei all diesen Übeln und Missgeschicken den Willen und die Kraft, die Arbeit fortzusetzen.“ (352). Aus einem anderen Passus spricht O.s anhaltende Bewunderung und Dankbarkeit für seinen einstigen Lehrer: „Eine große Zahl von Byzantinisten, nicht nur in Frankreich, sondern auch in anderen Staaten, betrachten ihn als ihren Lehrer. Die Dankbarkeit, welche die heutigen Byzantinisten ihm gegenüber verspüren, fand ihren sichtbaren Ausdruck darin, dass ihm anlässlich seines 70. Geburtstages Freunde und Schüler aus allen Ländern zwei große Bände ihrer Arbeiten aus der byzantinischen Geschichte und Kunstgeschichte unter dem Titel Mélanges Charles Diehl, Études sur l’histoire et sur l’art de Byzance (Paris 1930) widmeten.“ (353 [hier, wie auch oben, meine Übersetzung, G. P.]). Zu Band I hatte auch O. einen eigenen Beitrag beigesteuert: Sur les débuts de la Querelle des Images (235–255), auf Serbisch: G. Оstrogorski, Почеци борбе око иконе, in ders., O веровањима (wie oben Fußnote 3) 121–147.
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u. s. w. behandelt.31 Das Übrige muss ich noch umarbeiten, denn durch neue Bücher und auch neue Quellen bin ich dazu gekommen, manche Fragen ganz anders aufzufassen. Doch wird es jetzt nicht mehr allzu lange dauern, und den ersten Teil, die Einleitung und das Kapittel [!] über die Agrarverhältnisse könnte ich Ihnen bald zuschicken, falls Sie die Zeit hätten[,] es jetzt durchzusehen.║2 Die Übersetzung der Urkunde habe ich Herrn Professor Vernadsky32 nach Prag geschickt und sie von ihm bereits zurückbekommen. Zu meiner Freude konnte ich konstatieren, dass er nicht viel an ihr auszusetzen hatte. Die Datierung auf das X.
31 Mit der „Urkunde“ ist der wichtigste von mehreren byzantinischen Traktaten zu Fragen der Besteuerung gemeint, der sog. Traktat Ashburner, überliefert im Cod. Marc. gr. 173, fol. 276v–281r, vgl. A. K[azhdan] / N. O[ikonomides], Taxation, Treatises on, in A. P. Kazhdan (ed.), The Oxford Dictionary of Byzantium, 3 Bde. Oxford / New York 1991, Bd. 3, 2017. Seiner Erstedition (W. Ashburner, A Byzantine treatise on taxation, JHS 35 [1915], 78–86) folgte die von Franz Dölger im Rahmen seiner Münchner Habilitationsschrift vorgelegte kritische Edition: F. Dölger, Beiträge zur Geschichte der byzantinischen Finanzverwaltung, besonders des 10. und 11. Jahrhunderts. Byzantinisches Archiv, 9. Leipzig / Berlin 1927 (Nachdruck Darmstadt 1960, mit Corrigenda und Addenda). O. hat den Traktat zum Gegenstand seiner von Salin betreuten, im Sommersemester 1925 eingereichten Heidelberger Dissertation gemacht und dafür auch ins Deutsche übersetzt. Sie erschien im Druck (zeitgleich mit Dölgers Werk!) als Aufsatz: G. Ostrogorsky, Die ländliche Steuergemeinde des byzantinischen Reiches im X. Jahrhundert. Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 20 (1927), 1–108, später auch als Monographie: ders., Die ländliche Steuergemeinde des byzantinischen Reiches im X. Jahrhundert. Unveränderter Neudruck mit einem Nachtrag des Verfassers. Amsterdam 1969 (erweitert durch „Nachträge“ 105–114 sowie ein „Register der Fachausdrücke“ 115–120). Zeitgleich hiermit erschien die serbische Übersetzung: Сeoскa пopeска општина у византијском царству у X вeку, in G. Оstrogorski, Привреда и друштво y византјском царству. Sabrana dela Georgija Ostrogorskog [Wirtschaft und Gesellschaft im byzantinischen Kaiserreich. Gesammelte Werke Georg O.s], Bd. 2. Belgrad 1969, 259–334. Ebd. 353–357 findet sich auch die Übersetzung der von O. umgehend nach Erscheinen von Dölgers Arbeit verfassten Rezension: G. Ostrogorsky, Rez. zu F. Dölger, Beiträge (wie oben). Deutsche Literaturzeitung 1927, Heft 41, 2019–2024. Zur Rezeption beider Qualifikationsarbeiten vgl. zuletzt Prinzing, Georg Ostrogorsky (wie oben Fußnote 1) 21, Anm. 38. 32 Es handelt sich um den Historiker Georgij Vladimirovič Vernadskij (* St. Petersburg 20.08. [01.9.]1887; † New York 12.06.1973), dem O. auch im Vorwort seiner Dissertation ausdrücklich dankt, weil er ihm „stets mit wohlwollendem Rat unterstützte und die Güte hatte, meine Übersetzung des Traktats zu lesen.“ Vernadskij/-y hatte im tschechischen Exil von 1922–1927 eine Professur an der russischen juridischen Fakultät der Karls-Universität inne und zählte gleichzeitig (wie übrigens bald darauf, obgleich von ferne, auch O.) zum Gelehrtenkreis des Kondakov-Seminars. 1927 übersiedelte er in die USA, wo er seit 1931 an der Yale-Universität zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter, doch von 1946 bis 1956 als Professor für russische Geschichte wirkte. Vgl. Ch. J. Halperin, Russia and the Steppe. George Vernadsky and Eurasianism. Forschungen zur osteuropäischen Geschichte, 36. Berlin / Wiesbaden 1985, 55–194, hier 69–76 über seine Zeit in Prag; ferner V. A. Fëdorov, Вернадский, Георгий Владимирович, in Aleksij II, Patriarch Moskovskij i vseja Rusi (ed.), Православная Энциклопедия [Orthodoxe Enzyklopädie], Bd. 7. Moskau 1997, 717 f. und D. Gloveli, Вернадский, Георгий Владимирович, in Osipov, Большая Россйская Энциклопедия (wie oben Fußnote 19) Bd. 5. Moskau 2006, 168 f.
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Jahrhundert, die ich vorschlage, hält er auch für richtig, und die Annahme, der Text sei unter der Regierung Konstantins VII. entstanden, findet er sehr interessant. Diehl habe ich noch nicht gesprochen, weil er die ganze Zeit noch abwesend war und erst heute seine erste Vorlesung hielt. Ich glaube aber bestimmt, dass ich ihn werde sprechen können. Es gibt hier noch einen Byzantinisten, aber einen Kunsthistoriker – Millet.33 Er liesst [!] nicht in der Sorbonne, sondern im [!] école pratique des hautes études [!]. Ich habe mich nun seinetwegen dort einschreiben lassen und besuche seine Vorlesungen und Übungen, die ganz ausgezeichnet sind. So lerne ich Byzanz auch von dieser Seite her kennen, und sie, d. h. die byzantinische Kunst, ist ebenso grossartig, wie die ganze byzantinische Kultur überhaupt. Diese Vorlesungen von Millet in dem [!] École [Pratique] des Hautes Études║3 ist [!] das Beste, was ich hier überhaupt gehört habe. Von Diehl spreche ich nicht, weil ich eben nur eine einzige Vorlesung von ihm gehört habe; die ist aber sehr gut gewesen, so dass ich in den grossen Erwartungen, die ich mir hier machte, gar nicht enttäuscht war. Was dagegen die Sorbonne sonst anbetrifft, so ist hier eine gewisse Enttäuschung nicht zu leugnen. Es gibt hier zwei Arten von Vorlesungen: 1) Cours publics, – da kann ein jeder von der Strasse hereingehen, – und diese sind furchtbar populär und werden überhaupt nicht sehr ernst genommen. 2) Cours reservés [!], für die Studenten nämlich, und auf diese kommt es hauptsächlich an. Nun sind diese aber meistens vollkommen auf das Examen zugespitzt, darum furchtbar schulmässig und flach. Es wird hier, zum Beispiel, einstündig (zwar das ganze Jahr durch, aber immerhin!) die Geschichte des Mittelalters gelesen. Die Studenten geben sich die größte Mühe alles, was der Docent [!] sagt, Wort für Wort nachzuschreiben, und lernen es dann wahrscheinlich vor dem Examen auswendig. Es ist natürlich nicht so sehr [ein] Mangel der Dozenten als des ganzen Systems der hiesigen ║4 Hochschulbildung; das deutsche System ist viel besser. Ausser der Sorbonne und dem[!] École [Pratique] des Hautes Études besuche ich noch, und mein Bruder auch, das College [!] de France, wo wir Gide34 und Marion35
33 Gemeint ist Gabriel Millet (* Saint-Louis-du Sénégal [Senegal], 10.04.1867; † Paris 08.05.1953), der u. a. durch bahnbrechende Forschungen in Griechenland (Athos, Mistras) bekannt wurde und in Paris vom 14.02.1914–01.10.1937 als Directeur d’études für byzantinisches Christentum und Christliche Archäologie an der École Pratique des Hautes Études und (1926–1937) als Professor für Kunstästhetik und Kunstgeschichte am Collège de France wirkte; vgl. S. Heid, Fortune-Eugène-Gabriel Millet, Byzantinischer Kunsthistoriker, in Heid/Dennert, Personenlexikon (wie oben Fußnote 2) Bd. 2, 913 f. und J. Soria / J.-M. Spieser, Millet, Gabriel, in Barbillon/Sénéchal, Dictionnaire critique (wie oben Fußnote 30) online URL: https://www.inha.fr/fr/ressources/publications/publications-numeriques/ dictionnaire-critique-des-historiens-de-l-art/millet-gabriel.html (abgerufen 04.08.2022). 34 Der Schriftsteller und spätere Nobelpreisträger André P. G. Gide (* 22.11.1869; † 19.02.1951). 35 Gemeint ist der Historiker Marcel Marion (* Rennes 04.03.1857; † Paris 24.03.1940), der von 1912 bis 1932 Professor für Ökonomie und Sozialwissenschaften am Collège de France war.
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hören. Gide ist aber schon ein sehr alter Mann. Dies ist auch ein allgemeines Übel hier, dass die Leute nach Paris erst dann kommen, wenn sie Weltberühmtheiten sind. So sind sie meistens (es gibt natürlich auch Ausnahmen) weisshaarige Greise, was selbstverständlich gewisse schlimme Seiten zur Folge hat. Was aber bei den Franzosen fabelhaft ist, das ist der Vortrag selbst, als rhetorische Leistung genommen, und das ist ja sehr wichtig. Was in Deutschland oder auch bei uns, in Russland, als ein besonderes Talent gilt, und relativ nur Wenigen gegeben ist, kann hier ein jeder. Sie sprechen hier vollkommen frei, ganz fliessend, zum Teil auch sehr gut. Wenn ich mich aber manchmal auch nach der Heidelberger Universität und besonders nach Ihrem Kolleg sehne, so bin ich doch mit dem hiesigen Aufenthalt sehr zufrieden. Es gibt hier so unglaublich viel Interessantes. Ein[e] besondere Eigenschaft von║5 Paris ist es, alle Reichtümer, die es besitzt, in einem grenzenlosen Überfluss angesammelt zu haben. Ich meine hier natürlich Reichtümer und Schätze der Kultur. Unzählige Museen, unzählige herrliche Gebäude und Denkmäler der Kunst; neben der Sorbonne, die über 20 Tausend Studenten hat[,] noch eine Unmenge anderer Hochschulen; ebenso eine unglaubliche Anzahl von Bibliotheken. Das alles verleiht der Stadt natürlich ein Gepräge von sehr intensivem kulturellem Leben. Ja, wenn man in Paris ist, wird es einem schwer an den „Untergang des Abendlandes” zu glauben,36 (wenn auch die innerpolitische Lage Frankreichs entsetzlich ist.) [!] Ich würde Ihnen noch gerne von meinen Beobachtungen in Bezug auf die hiesige politische Situation erzählen (wir lesen viel Zeitungen und dabei möglichst verschiedene, um die Stimmungen aus verschiedenen Lagern kennen zu lernen), aber mein Brief ist schon ohnehin sehr lang geworden, und es fällt mir ein, dass ich Sie noch Einiges bezüglich meiner Arbeit fragen sollte. 1. Wie soll man das Dokument nennen, das bei der Vermessung eines Gutes zustande kommt, wo also aufgeschrieben wird, wie gross seine einzelnen Teile sind u. s. w. Es müsste möglichst ein Wort sein, von dem ein Verbum gebildet werden kann. Vielleicht Kataster und katastrieren?37 2. Es wird in meiner Urkunde oft von „οἱ στίχοι” gesprochen. Jeder Bauer hat im Grundbuch des Dorfes seinen στίχος, eine Spalte, die seinem Namen gegenüber gesetzt wird, und wo sein Eigentum im Einzelnen, und die von ihm zu entrichtende Steuer verzeichnet werden. Ich habe keinen besseren Ausdruck als Grundbuchspalte gefunden.38 Er scheint mir aber nicht gut zu sein, umso mehr, als der Verfasser des Traktats, der alles im Aspekt der Steurtragung [!]39 betrachtet, von
36 Anspielung auf das Werk von Oswald Spengler (1880–1936): Der Untergang des Abendlandes. Umrisse einer Morphologie der Weltgeschichte, Bd. 1. Wien 1918, Bd. 2. München 1922. 37 Auf dieser Seite hat Salin handschriftlich am Rand links unten vermerkt: „Kataster, Bonitierung“. 38 Vgl. zur Bedeutungsbreite des Begriffs στίχος auch M. B[artusis], Stichos, in The Oxford Dictionary of Byzantium (wie oben Fußnote 31) Bd. 3, 1956. 39 O. drückt sich etwas unglücklich aus, er meinte wohl: Steuerentrichtung bzw. Steuerleistung.
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Eigentümern dieser „Spalten” oder auch von verlassenen „Spalten“ spricht, wenn der betreffende Bauer weggezogen ist und für die in seinem στίχος verzeichnete Steuer zunächst keiner aufkommt. Als günstiges Ereignis in unserem hiesigen Leben ist noch der Umstand zu verzeichnen, dass wir nun doch ein kleines Stipendium bekommen haben. Mit herzlichem Gruss Ihr Georg Ostrogorsky.
Brief 3 (Fa 6715) (vgl. Abb. 2) Paris V. 1bis rue Lacépède. Hôtel du Jardin 20.1.1925 Hochgeehrter Herr Professor! ich danke Ihnen für Ihren Brief und möchte Ihnen heute von meinem Gespräch mit Diehl erzählen. Er hat mich für gestern zu sich bestellt und am Nachmittag hatte ich mit ihm eine lange und ausführliche Unterhaltung über meine Arbeit. Die Ergebnisse sind sehr erfreulich. Diehl hat sich für meine Arbeit sehr interessiert, mehr als ich überhaupt hoffen konnte. Ich habe ihm die wichtigsten Tatsachen, die meine Urkunde bringt, genannt, den Plan der Arbeit erklärt, ihre Hauptprobleme kurz skiz[z]iert und besonders ausführlich die Ergebnisse, zu denen ich betreffs einzelner Fragen gekommen bin, auseinandergesetzt. Er sagte zwar anfangs, dass er nicht viel Zeit hätte, da er aber sehr viel Interesse zeigte und selber verschiedene Fragen stellte, konnte ich mit ihm doch die Sache recht eingehend besprechen. Überhaupt ist er sehr liebenswürdig und entgegenkommend. Ganz besonders ausführlich habe ich ihm ║2 meinen Standpunkt darüber erklärt, wie der Traktat zu datieren sei. Diehl hat sich mit allen meinen Argumenten vollkommen einverstanden erklärt, was mich sehr freute. Denn hier konnte man leicht fehlgreifen, und dann würde ja die ganze Arbeit nicht viel taugen, – ich meine im Falle eines grossen Fehlers, wenn etwa das Jahrhundert nicht richtig bestimmt sein würde. Ferner ist Diehl auch mit meiner Auffassung des Wesens der byzantinischen Dorfgemeinde einverstanden. Auch mein Urteil über den Charakter der byzantinischen Wirtschafts- und Finanzverwaltung findet er richtig. Er sagte zuletzt, dass der Text sehr interessant sein muss (er hat ihn nicht gekannt.), dass ich ihn scheinbar gut verstanden und meine Arbeit gut aufgebaut habe, und hat den Wunsch geäussert sie, wenn sie ganz fertig sein wird, zu lesen. Also besser konnte es gar nicht sein.
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Nun will ich Sie aber fragen, was ich tun soll: soll ich die Arbeit Ihnen schicken, erst nachdem Diehl sie gelesen haben wird, oder umgekehrt, – sie früher Ihnen schicken und erst nachher Diehl geben? An sich wäre es natürlich besser, wenn ich Ihnen die Arbeit einreichte, nachdem Diehl sie gelesen haben ║3 wird, denn erstens wird sie dadurch sicher besser werden (Diehl wollte seine Anmerkungen machen), zweitens brauche ich Sie dann nicht zu bitten, sie wieder zurückzuschicken. Anderseits aber haben Sie geschrieben, dass ich die Arbeit nicht später als im März einreichen soll, um den Druckzwang40 zu vermeiden. Nun kann man nicht wissen, wie lange Diehl sie behalten wird, denn er scheint furchtbar viel zu tun zu haben, ich werde ihm aber die Arbeit erst ungefähr am 15. Februar geben können, denn er will sie lieber auf[ ein]mal lesen, wenn sie ganz fertig ist, und 3–4 Wochen werde ich noch brauchen, um sie endgültig fertig zu stellen. So schnell, wie ich früher hoffte und Ihnen das letzte Mal geschrieben habe, ist es doch nicht gegangen. Die Einleitung (Datierung u. s. w.) und das erste Kapittel [!] (Agrarverhältnisse) ist zwar ganz fertig, aber dem zweiten Kapittel (Besteuerung) fehlt noch ein grosses Stück und die Übersetzung muss noch ein Mal [!] durchgesehen werden. Was mein Studium sonst anbetrifft, so hat mir Millet geraten[,] an Übungen in byzantinischer Diplomatik, die auch in dem [!] „école pratique des hautes études“[!] statt finden [!], teilzunehmen (von Millet habe ich Ihnen erzählt, – er ║4 hält sehr interessante Vorlesungen und Übungen über byzantinische Kunst). Ich bin seinem Rat gefolgt und finde die Sache recht interessant und eigentlich leichter als es auf den ersten Blick scheint. Es werden Goldbullen gelesen, die durch die byz. Kaiser an die Athosklöster gegeben wurden. Es gibt hier eine Unmenge von Photographien noch unedierter Urkunden der Athosklöster.41
40 Konstantin O. hatte sich schon in seinem Brief 2 (Fa 6752, vom 16.12.1924) an Salin zu der wohl gerade erst angekündigten Einführung des Druckzwangs für Dissertationen wie folgt (auf S. 2) geäußert: „Ich muss gestehen, dass es für mich eine unangenehme Ueberraschung war, dass die, nach dem 31.III.25 eingereichten, Arbeiten gedruckt sein müssen. (Ist es ein endgültiger Beschluss?).“ Nochmals kam er darauf in seinem Brief 3 (Fa 6753, vom 04.02.1925) kurz und ganz unvermittelt, am Ende des Briefes (auf S. 4) zu sprechen: „Der Druckzwang der Doktorarbeit ist mir deswegen sehr unangenehm, weil das Tippen der Arbeit bedeutend billiger sein musste[!].“ Sein Bruder Georg zeigte sich über die bevorstehende Einführung des Druckzwangs an den badischen Universitäten nicht weiter beunruhigt, wohl weil er ohnehin vorhatte, seine Dissertation drucken zu lassen. Auf Anraten Salins „nahm sie Georg von Below für die Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an.“, vgl. Ostrogorsky, Edgar Salin (wie oben Fußnote 7) 97. 41 Zu dem von Millet ab 1894 energisch initiierten und später, im/nach dem Ersten Weltkrieg, unter seiner Leitung entwickelten Projekt einer systematischen (auch photographisch dokumentierten) Erfassung und Edition der in den Athos-Klosterarchiven aufbewahrten Urkunden vgl. R. Morris, Documents: Athos, in E. Jeffreys / J. Haldon / R. Cormack (eds.), The Oxford handbook of Byzantine studies. Oxford 2008, 136–140, und O. Delouis, Préface, La courte histoire d’une longue entreprise: les Archives de l’Athos, in O. Delouis / K. Smyrlis (eds.), Lire les Archives de l’Athos. Actes du colloque à Athènes du 18 au 20 novembre 2015 à l’occasion des 70 ans de la collection refondée par Paul Lemerle.
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Meine herzlichsten Grüsse sende ich Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin Ihr Georg Ostrogorsky. [Handschriftlicher Anhang von Konstantin Ostrogorsky]
21.I.1925
Hochgeehrter Herr Professor, ich hoffe dass Sie meine Carte, in welcher ich Ihnen ueber Balzac’s Werke geschrieben habe[,] bekommen haben. Bis jetzt habe ich keine Nachricht von Ihnen, was vielleicht darauf zurückzuführen ist, dass Sie mir das nötige Geld nicht so schnell überweisen konnten. Aber ich bin überzeugt, dass ich auch noch ein anderes Exemplar von Balzac’s Werken finden werde; schwieriger ist die Frage mit Saint-Simon und Enfantin’s Werken: es gibt eine Auflage von Ihren[!] Oeuvres complètes, bei E. Leroux 1877–78 in 46 Bänden erschienen, die längst vergriffen ist. Bis jetz[t] sah ich nur ein Exemplar, dem aber 12 Bände fehlten (hauptsächlich Enfantin’s Werke). Sein Preis war 272 Fr (34 Bände per 8 Fr). Wissen Sie[,] dass der vierte Band von Marion’s42 „Histoire financière” (Consulat / Empire) eben erschienen ist. Soll ich Ihnen ihn kaufen? Dafür brauchen Sie aber natürlich das Geld mir nicht zu überweisen. Ihr. C. Ostrogorsky [Oben am Rand, auch von Konstantin O., kopfüber hinzugesetzt]: P.S. Vielleicht wäre es mit Balzac am besten so zu machen, dass Sie mir schreiben[,] wie viel Sie für ihn zu bezahlen bereit sind? Ich zahle dann einen Vorschuss[,] und Sie mir das Geld erst nach[h]er überweisen? Dies Mahl [!] konnte ich es nicht machen, da ich nicht wusste[,] ob dies Exemplar Ihnen recht ist. Ich selbst fand den Preis billig.
TM 23/2 (2019), IX–XI. 42 Vgl. oben Fußnote 35.
Die Briefe des Studenten Georg Ostrogorsky aus Paris
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Brief 4 (Fa 6716) Paris Ve. 1 rue Lacépède. 4.2.25.43 bis
Hochgeehrter Herr Professor, ich danke Ihnen sehr für Ihren Brief und für die Anweisungen darüber, wie ich mich auf die Prüfungen einzustellen habe. Was die Nebenfächer anlangt, so möchte ich Philosophie und Mittelalterliche Geschichte nehmen. Am Besten [!] wäre es, wenn man dabei das Hauptgewicht auf Byzanz verlegen könnte. Dann wäre es für mich recht einfach; ich glaube aber[,] das[s] es schwerlich gehen wird, denn im Allgemeinen wird die byzantinische Geschichte ja noch wenig anerkannt. Darüber werde ich aber dann mit Geheimrat Hampe oder Prof. B[a]ethgen sprechen müssen, sobald ich wieder in Heidelberg bin. In Philosophie möchte ich mich von Prof. Hoffmann prüfen lassen, der mich gut kennt.44 Vor meiner Abreise ║2 aus Heidelberg habe ich ihn deswegen gesprochen, und wir haben uns darauf geeinigt, das[s] ich die Periode von Descartes bis Kant (und insbesondere den Letzteren) wissen muss. Ich habe das angegeben, weil ich mich früher ziemlich eingehend mit Kant befasst habe. Jetzt würde mich vieles andere (ja fast jede andere Periode der Philosophiegeschichte) bedeutend mehr interessieren, aus Zeitmangel habe ich aber die Zweckmässigkeitsgründe denen des Interesses vorangehen lassen, und wohl mit Recht, wie ich das jetzt besonders gut einsehe. Unser Aufenthalt in Paris neigt allmälig [!] zum Ende, – wir sind gerade dabei[,] die Gesuche um Wiederaufnahme an die Heidelberger Universität zu schreiben. Ich habe das Heidelberger Vorlesungsverzeichnis bekommen und freue mich sehr über das von Ihnen angekündigte Kolleg. Mit herzlichem Gruss Ihr G. Ostrogorsky.
43 Die Monatszahl im Datum ist, soweit erkennbar, korrigiert aus ursprünglich 3. in 2. Der 2. Brief von Konstantin hat auch das Datum 4.II.25, ohne Korrektur. Er schrieb die Monatszahlen immer mit römischen Ziffern. 44 Vgl. zur Doktorprüfung (Rigorosum) O.s oben Fußnote 10; der Historiker Friedrich Baethgen (* Greifswald 30.07.1890; † München 18.06.1972) war seit 1913 am Heidelberger Historischen Seminar „etatm. Assistent“, wurde dort 1914 promoviert, habilitierte sich 1920 und wirkte dort „seit dem 17. Juli 1924“ bis zu seinem Weggang von Heidelberg 1927 als außerplanmäßiger Professor. Vgl. zu ihm und seiner weiteren, steilen Karriere Drüll, Heidelberger Gelehrtenlexikon (wie oben Fußnote 7) 98, hier auch die Zitate.
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Günter Prinzing
Brief 5 (Fa 6717) Paris V 1 bis, rue Lacépède 27.3.1925 Hochgeehrter Herr Professor! Vorgestern hat mir Diehl endlich meine Arbeit zurückgegeben und gestern habe ich sie Ihnen abgeschickt, nachdem ich noch manches, was mir inzwischen eingefallen ist, hinzugefügt habe. Diehl hat immer furchtbar wenig Zeit gehabt und ist lange nicht dazu gekommen, meine Arbeit zu lesen. Zuletzt habe ich ihn noch ein Mal [!] daran erinnert und gebeten, er möchte mir sie, wenn es irgendwie geht, noch vor dem 1. April zurückgeben. Jetzt hat er sie auch gelesen, infolge des Mangels an Zeit und da es doch ein Manuskript ist und noch ein in einer fremden Sprache geschriebenes, ist er nicht in alle Einzelheiten richtig eingedrungen. Sachliche Einwände u. s. w. hat er, vielleicht eben darum, nicht gemacht; darauf kam es aber auch schliesslich weniger an als auf eine allgemeine Billigung. Diese habe ich bei ihm auch wirklich gefunden. Er sagte, es seien sehr wichtige und interessante Dinge, die ich da gebracht habe, und dass er überzeugt ist, dass diese Arbeit mir „fera honneur“. Er bat auch, ich möchte ihm, wenn meine Arbeit gedruckt wird, ein Exemplar zuschicken. Jetzt bin ich gespannt, was Sie zu meiner Arbeit sagen werden; ich habe einmal Ihnen ja nur ein ganz kleines Kapittel [!] davon gelesen,45 und das habe ich später fast vollkommen umgearbeitet, sodass die Arbeit Ihnen zum grössten Teil noch unbekannt ist. Vor vierzehn Tagen ist Herr Schramm mit seiner Frau nach Paris gekommen.46
45 Hier ist es nicht ganz klar, was O. gemeint hat: Vielleicht wollte er sagen: „davon vorgelesen“ (sc. bei den gemeinsamen Besprechungen in Salins Haus); oder aber: „davon zu lesen gegeben“. 46 Diese Stelle ist ein weiterer früher Beleg für die Anfänge der lebenslangen Freundschaft O.s mit dem Ehepaar Schramm. Sie geht bereits auf O.s Besuch der ersten von Schramm angebotenen Lehrveranstaltungen im Sommersemester 1924 (Vorlesung und Seminar) zurück und beginnt damit, dass sich für eben jenes 1. Seminar an ein und demselben Tag außer dem Studenten O., den Schramm bis dahin nur flüchtig kannte, u. a. auch die Studentin Ehrengard von Thadden anmeldete. Doch die besondere Bedeutung dieses Tages für Schramms Leben bestand seinen eigenen Worten nach, geschrieben knapp 40 Jahre später, darin, „daß nicht nur jene Studentin in Kürze meine Braut und ein Jahr später mit mir verheiratet war, sondern daß ich zusammen mit meiner Frau in diesem Studenten auch noch einen Freund gewann, den wir durch die Patenschaft bei einem unserer Söhne an unsere Familie banden. Das Schicksal hat den Freund hin und her getrieben, hat ihm Schmerz, aber auch Freude gebracht, und wir haben durch alle Jahrzehnte Anteil daran genommen. Dieser Freund hieß Georg Ostrogorsky.“ Vgl. (für das Zitat) Schramms Beitrag zu O.s 60. Geburtstag, P. E. Schramm, Der russische Reichsapfel. ZRVI 8/1 (1963), 267–270, hier 267, sowie Prinzing, Georg Ostrogorsky (wie oben Fußnote 1) 12 f., 19 und 49, Anm. 148 (unten: lies dort SoS 1924, statt 1925).
Die Briefe des Studenten Georg Ostrogorsky aus Paris
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Ich bin mit ihnen ziemlich viel zusammen. Ich habe auch sonst viele Bekannte und sogar Freunde in Paris, zwar fast ausschliesslich unter meinen Landsleuten.47 Mit herzlichen Grüssen Ihr Georg Ostrogorsky.
Abbildungen
Abb. 1 (a+b): Bildrechte: mit Erlaubnis von Prof. Sc.D. A. Ostrogorsky, die handschriftlichen Angaben auf dem Ausweis sind kursiv gedruckt: a) [rechts] Aufenthaltserlaubnis erteilt: 12. 11. 24, Personalausweis für: Ostrogorsky, G., Nationalität: russe , wohnhaft in: Paris
47 Als einziger Hinweis (in den fünf Briefen) auf die große russische Gemeinde bzw. „Kolonie“ im damaligen Paris, ist diese Stelle bemerkenswert trocken, deutet aber doch an, dass der Kontakt beider Brüder zu den russischen „Landsleuten“ während des Aufenthalts in Paris, wie man sich vorstellen kann, wohl dennoch keine geringe Rolle gespielt hat; vgl. R. H. Johnston, Paris: Die Hauptstadt der russischen Diaspora, in K. Schlögel (ed.), Der große Exodus. Die russische Emigration und ihre Zentren 1917–1941. München 1994, 260–278.
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Günter Prinzing
b) Ansicht der aufgeklappten Innenseiten links: Foto, Name: Ostrogorsky, Vorname: Georges, geboren: 19.1.1902, Sohn von: Alexandre, geboren: 20.10.1868, in: Petrograd, und von: Leman Alexandrine, geboren am: 9.2.1871, in: Petrograd, Beruf: étudiant, russe rechts: keine Angaben, außer unter der Rubrik: Referenz im Ausland: Herr: Professeur Struve, wohnhaft in - , / Adresse: Prague [Vgl. zu ihm Prinzing, Georg Ostrogorsky (wie oben Fußnote 1), 36].
Die Briefe des Studenten Georg Ostrogorsky aus Paris
Abb. 2: Brief Nr. 3, S. 1 (mit Erlaubnis der UB Basel).
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Chryssa Ranoutsaki
Wächter im Garten Gottes: Bildnisse des Euphrosynos in kretischen Freskenkirchen Noch kein heiliger Narr im eigentlichen Sinn, aber dennoch sanft- und demütig in seiner scheinbaren Geistesstörung: In der byzantinischen Mönchswelt verkörpert Euphrosynos den Typus des unbedarften, ungelehrten Asketen.1 Die Überlieferung aus dem 5. Jahrhundert, auf der die Kurzbiographie im liturgischen Kalender des 10. Jahrhunderts basiert, berichtet von der Armut, in der der Sohn bäuerlicher Eltern, die ihre Kinder kaum ernähren, kleiden und beherbergen konnten, aufwuchs.2 Bereits in jugendlichem Alter verließ Euphrosynos darum sein Zuhause, ohne je eine Schulbildung erhalten zu haben. Er ließ sich von Ort zu Ort treiben, bis er schließlich in einem friedlichen Kloster Schutz und Heimat fand. Dort arbeitete er als Koch, belastet mit der langweiligen Routine, Tag für Tag Essen zuzubereiten, Töpfe und Pfannen zu putzen. Weder die endlose Plackerei in der dunklen, vom offenen Feuer verrauchten und rußigen Küche, noch der Spott, den ihm seine Tätigkeit einbrachte, regten den Koch auf. Die Spötteleien der Brüder, die sich über seine tollpatschige Art lustig machten, nahm er geduldig hin. Seines Namens Euphrosynos,3 „der Frohsinnige“, würdig, blieb er stets unaufgeregt ruhig. Drei Jahre nach seiner Ankunft im Zönobium wurde der Flüchtling zum Mönch. Lange dachte niemand, dass er ein geheimes spirituelles Leben haben könnte, bis ein Wunder den Brüdern die Augen öffnete. Ein frommer Mönchspriester unter ihnen, der sich in seinen Gebeten nach einer Vision des Himmels sehnte, fand sich nachts im Traum weit weg vom Kloster in einem paradiesischen Garten wieder. Staunend über die Schönheit, die ihn umgab, sah er auf einmal den Koch mitten im Garten stehen. Wessen Garten dies sei und was Euphrosynos dort suche, wollte der Älteste wissen. „Ich bin Herr dieses Paradieses, Herr über alles, was du hier siehst“,4 antwortete der Koch. Auf die Frage, ob Euphrosynos ihm drei rote Äpfel – ein wahrer Blickfang – abgeben könne, überreichte dieser dem
1 Zum besonderen Thema der heiligen Narren in Byzanz: S. A. Ivanov, Holy fools in Byzantium and beyond. Oxford 2006, 53–55 (zu Euphrosynos). Zum Phänomen der heiligen Narren durch die Kulturen und die Zeiten: A. Berger / S. Ivanov (eds.), Holy fools and divine madmen: sacred insanity through ages and cultures. Münchner Arbeiten zur Byzantinistik, 2. Neuried 2018. 2 F. Nau / L. Clugnet, Vies et récits d’anachorètes. Révue de l’Orient Chrétien 10 (1905), 42–45; Synaxarium Ecclesiae Constantinopolitanae, ed. H. Delehaye. Brüssel 1902, 33/34,59–35/36,54; BHG, Nr. 628; Bibliotheca Sanctorum 5. Rom 1964, 176. Zur englischen Bearbeitung der Vita: E. C. Topping, Sacred stories from Byzantium. With illustrations by A. Mellen. Brookline, MA 1977, 11–31. 3 Männliche Version der Euphrosyne, einer der drei Chariten, Göttinnen der Anmut, in der griechischen Mythologie. 4 Synaxarium Ecclesiae Constantinopolitanae (wie oben Fußnote 2) 35/36,34: „Τὴν ἐξουσίαν ἔχων πάντων τῶν φαινομένων σοι, ἐνηδύνομαι τῇ τούτων αἰσθήσει.“ https://doi.org/10.1515/9783111070315-035
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erstaunten Priester drei Äpfel und fügte hinzu: „Mögest du diese [Äpfel], um die du batst, genießen!“5 Aus dem Traum erwacht, entdeckte der Älteste die duftenden Äpfel in seiner Manteltasche. Sofort eilte er zu Euphrosynos und forderte ihn auf, unter Wahrheitspflicht den wunderbaren Vorfall zu bestätigen. Die Worte des demütigen Kochs beruhigten den alten Priester: „Ja, ehrwürdiger Vater, heute Nacht hast du mich im Paradies erwischt, dem Ort, den Gott für seine Freunde vorbereitet hat und den du sehen wolltest. Und da der Herr deine Heiligkeit einweihen wollte, vollbrachte er durch mich, den Unwürdigen, das Wunder.“6 Der Priester aber brauchte einen weiteren Beweis für die Wahrheit des Wunders. „Die duftenden Äpfel, die du neulich in deinem Bett ablegtest“, warf Euphrosynos ein und fügte hinzu: „Aber entschuldige Vater, denn ich bin ein Wurm und kein Mensch.“7 Hierauf rannte der Priester zur Kirche und erzählte es den Mönchen. Der Koch, den sie verpönt hatten, sei der Gnade Gottes für würdiger befunden als jeder von ihnen. Euphrosynos aber habe eine Seitentür geöffnet, sei aus der Kirche gegangen und habe sich, da er den irdischen Lobpreis mied, bis heute nicht mehr gezeigt.8 Doch die göttlichen Äpfel hätten wundersame Heilkräfte gehabt, und viele Kranke seien ins Kloster gekommen, um geheilt zu werden. Euphrosynos gehört nicht zur Gruppe der prominentesten Einsiedler aus Ägypten und Palästina.9 Weder wird sein Aussehen im Malerbuch des Dionysios von Phurna10 festgehalten, noch ist ihm ein Eintrag im Lexikon der Christlichen Ikonographie11 gewidmet. Seine früheste erhaltene Darstellung von 1191 in der Georgskirche in Kurbinovo ist wahrscheinlich im Kontext einer im Byzanz des 12. Jahrhunderts wachsenden sozialen Akzeptanz der asketischen Praxis wandernder, mit den Saloi vergleichbarer Mönche zu verorten.12 Zu diesen Einzelgängern, deren Legenden spirituelle Bedürf-
5 Ebd. 35/36,37: „Ἅπερ ἐζήτησας, λαβὼν κατατρύφησον.“ 6 Ebd. 35/36,43–45: „Ἐν αὐτῷ με τοῦ Θεοῦ τῷ παραδείσῳ, φησί, κατέλαβες, ἐν ᾧ ἰδεῖν ἐπεζήτεις τὰ τοῖς ἐκλεκτοῖς ἀποκείμενα· καὶ τὴν σὴν ὁσιότητα πληροφορῆσαι θέλων ὁ Κύριος, δι’ ἐμοῦ τοῦ εὐτελοῦς ἐνήργησε τὸ παράδοξον.“ 7 Ebd. 35/36,46 f.: „Τὰ εὐανθῆ μῆλα ἃ προσφάτως ἐν τῇ κλίνῃ σου τέθεικας, ὅμως, πάτερ, συγχώρησον, ὅτι σκώληξ ἐγὼ καὶ οὐκ ἄνθρωπος.“ 8 Nau/Clugnet, Vies et récits d’anachorètes (wie oben Fußnote 2) 45,22–24: „ἀνοίξας τὴν πλαγείαν θύραν τῆς ἐκκλησίας ἐξῆλθε, μὴ φανεὶς πώποτε μέχρι τῆς σήμερον φεύγων τὴν τῶν ἀνθρώπων δόξαν.“ 9 Die zum Bildrepertoire byzantinischer Freskenkirchen gehörigen Darstellungen heiliger Mönche und Einsiedler lassen erkennen, dass Stifter und Künstler stets eine Auswahl unter den Vertretern der orientalischen Askese aus verschiedenen Epochen getroffen haben. Hierzu: S. Tomeković, Les saints ermites et moines dans la peinture murale byzantine. Publications de la Sorbonne, 26. Paris 2011. 10 A. I. Papadopulos-Kerameus (ed.), Διονυσίου τοῦ ἐκ Φουρνᾶ, Ἑρμηνεία τῆς ζωγραφικῆς τέχνης καὶ αἱ κύριαι αὐτῆς ἀνέκδοτοι πηγαί. St. Petersburg 1909. 11 Lexikon der Christlichen Ikonographie, Bd. 5–8: Ikonographie der Heiligen, ed. W. Braunfels. Rom u. a. 1973–76. 12 P. Magdalino, The Byzantine holy man in the twelfth century, in S. Hackel (ed.), The Byzantine saint. London 1981, 51–66. Zur Einbindung des Prototyps des wandernden Asketen in die hagiogra-
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nisse erfüllten und zur Erbauung lenkten, zählten auch Alexios, der Mann Gottes, und Johannes Kalybites.13 Sie waren beide Söhne aus wohlhabendem Haus und entsprachen dem Bild des exzentrischen mittellosen Bettlers und Anklägers der materiellen Welt. Beispiele aus der spät- und postbyzantinischen Wandmalerei zeugen vom weit verbreiteten Brauch, Alexios und Johannes Kalybites gemeinsam mit Euphrosynos in einer Reihe bzw. nah beieinander an den Wänden und Bogenlaibungen der Kirchenräume darzustellen14 – ein Hinweis auf die Gemeinsamkeiten, die aus ihren Biographien hervorgehen.15 Ausdrückliche Portraitzüge des Euphrosynos liefern die Informanten seiner Vita nicht. Den Schöpfern seines Konterfeis hat dieser Umstand die eine oder andere Freiheit erlaubt. So wird der kochende Mönch anfänglich ohne den Mönchshabitus porträtiert. In der bereits erwähnten Georgskirche in Kurbinovo nimmt sein ikonisches Brustbild die innere Seite der nördlichen Wandöffnung ein (Abb. 1–2). Es zeigt den Heiligen in frontaler Körperhaltung mit der Beischrift [O OC] IOC ΕVΡΟCINOC (der selige Euphrosynos).16 Ein bemerkenswert großer goldener Nimbus mit weiß-purpurner Kontur umschließt den Kopf. Das Gesicht zeigt einen blassen Teint mit rötlichen Wangenknochen, eine lange Nase und einen dünnen Schnurrbart. Ein fein ziselierter Bartschatten überzieht das kurze Kinn. Die lockigen, hinter die Ohren gekämmten Haare sind fast vollständig von einer Mütze verborgen, die in leuchtendem Blau gehalten ist. Über einem goldbraunen Chiton trägt Euphrosynos einen blauen, mit weißen Perlen zugeknöpften Mantel, der farblich mit der Mütze harmoniert. In der Rechten hält er einen Zweig mit grünen Früchten oder Blättern. Seine zum Betrachter gewandte linke Hand deutet auf einen Sprechgestus hin. Die Plastizität der Formen, die sich in der Modellierung des jugendlichen Gesichts und der ruhigen, mit graphischen und malerischen Mitteln ausgeführten Gewandfalten manifestiert, entspricht dem spätkomnenischen Stil. In diesem Fresko beabsichtigt der Künstler, Vornehm-
phische Literatur der Spätzeit: V. Déroche, The doubts about the Saloi in the middle and late Byzantine periods and their apologetic reuse in two lives of Saloi, in Berger/Ivanov (eds.), Holy fools (wie oben Fußnote 1) 65–84. Zur Darstellung des Euphrosynos in der Georgskirche in Kurbinovo: L. Hadermann-Misguich, Les fresques de Saint-Georges et la peinture byzantine du XIIe siècle. Brüssel 1975, 264 f., Abb. 135 f.; Farbabb. bei I. Spatharakis, Byzantine wall paintings of Crete, Bd. 2: The Mylopotamos Province. Leiden 2010, Abb. 443. 13 Zu Alexios, dem Mann Gottes: A. Amiaud, La légende syriaque de Saint Alexis, l’Homme de Dieu. Paris 1899, 43–52; F. Halkin, Une légende grecque de Saint Alexis (BHG 56a). Analecta Bollandiana 98 (1980), 5–16. Zu Johannes Kalybites: BHG Nr. 868 f.; O. Lampsides, Ἅγιος Ἰωάννης ὁ Καλυβίτης (Ἀνέκδοτα κείμενα ἐκ παρισινῶν κωδίκων). Platon 31–32 (1964), 262.1–17. Dazu auch Ivanov, Holy fools (wie oben Fußnote 1) 81–90. 14 Vgl. hierzu die bei D. S. Pavlović, Representations of St. Alexios the man of God, St. John Kalyvitis and St. Euphrosynos the cook in Byzantine and post-Byzantine wall painting, Zbornik Narodnog Muzeja 21 (2014), 53–89 angeführten Beispiele. 15 Ebd. 86. 16 Hadermann-Misguich, Les fresques de Saint-Georges (wie oben Fußnote 12) 264.
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heit auszudrücken, weshalb er einen Mönchentwurf mit der Aura eines höfischen Portraits unterlegt.
Abb. 1: Hl. Euphrosynos, Kurbinovo, Georgskirche, 1191 / Abb. 2: Ausschnitt
In der Euthymios-Kapelle an der Demetrios-Basilika in Thessalonike wiederum trägt die Darstellung des Euphrosynos der Darbietung von monastischen Idealen Rechnung (Abb. 3–4).17 Obschon das Fresko – wie weite Teile der Innenausstattung – durch den Brand von 1917 stellenweise beschädigt ist, lässt sich die äußere Erscheinung des Heiligen gut nachvollziehen: Die fein ausponderierte Gesamtgestalt ist an der Südwand des Diakonikons neben einer Nische zu sehen, deren Kalotte und Gewände mit einem Lebensbaumkreuz bzw. mit Ast- und Blattwerk geschmückt sind. Hierbei zeichnet sich die Anlehnung an den asketischen Topos, der weltlichen Eitelkeit den Rücken zu kehren, weniger im kurzen, mittig gescheitelten, hellbraunen Haar des Dargestellten als vielmehr in der Kleidung aus einer hellbraunen Kutte mit einfachem
17 Den Rahmen dazu – wie auch zur gesamten bildnerischen Ausstattung – gaben die spezifischen Bedürfnisse der Stifter, des byzantinischen Generals Michael Glabas und seiner Frau Maria Palaiologina, die dem intellektuellen Zirkel um Kaiser Andronikos II. (1282–1328) angehörten. Manuel Panselinos, dem die Forschung die Autorschaft der Fresken zuschreibt, beabsichtigte, der persönlichen Verbindung des Ehepaars zum Mönchsheiligen Euthymios von Palästina Gestalt zu verleihen. Vgl. E. Tsigaridas, Οι τοιχογραφίες του παρεκκλησίου του Αγίου Ευθυμίου (1302/3). Έργο του Μανουήλ Πανσέληνου στην Θεσσαλονίκη. Thessalonike 2008, 10, 63, 79, Abb. 30 f., 149.
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Faltenwurf und einem locker darüber gelegten dunkelgrauen Analabos.18 Letzterer ist eine Art Skapulier, der die Kreuztragung Christi und damit implizit die Bereitschaft des Mönchs zum spirituellen Kampf,19 im weiteren Sinn das Schild des Glaubens veranschaulicht, mit dem der Mönch seine Seele vor den Angriffen des Bösen schützt.20 Die Motive des Lebensbaum- oder Auferstehungskreuzes und des Ast- und Blattwerks, die die Nische ausfüllen, knüpfen an die Symbolik des Paradieses an und enthalten Assoziationen zum Garten des Euphrosynos aus seiner Vita. Doch anders als im hagiographischen Text festgehalten, nach dem Euphrosynos für seinen Gefährten Äpfel pflückte, wird er im vorliegenden Fresko mit drei kugelrunden Früchten in seiner Linken gezeigt. Es handelt sich wohl dabei um Granatäpfel, die die Bildaussage anschaulich unterstützen, etwa dadurch, dass sie als Auferstehungshinweis auf Christus bezogen und wegen ihrer runden Form und wohlschmeckenden Samen als Metapher für Gottes Vollkommenheit zu verstehen sind.21
18 Zur Symbolik der Mönchskleidung: Dorothée de Gaza, Oeuvres spirituelles. Introduction, texte grec et notes par L. Regnault / J. de Préville. SC, 92. Paris 1963; K. Innemée, Ecclesiastical dress in the medieval Near East. Studies in Textile and Costume History, 1. Leiden u. a. 1992, 90–133 (zur monastischen Kleidung der Ostkirche). 19 Mit dem Begriff Analabos einhergehende Erläuterungen finden sich im konstantinopolitanischen Euchologion bzw. in der Erklärung der Göttlichen Liturgie des Patriarchen Germanos I. Hierzu: M. Arranz, L’eucologio costantinopolitano agli inizi del secolo XI: hagiasmatarion & archieratikon (rituale & pontificale). Rom 1996, 420; St Germanus of Constantinople, On the divine liturgy. The Greek text with translation, introduction, and commentary by P. Meyendorff. New York 1984, 68 f. Aspekte der sozialen und rituellen Praxis des Mönchsstandes beleuchtet D. Oltean, Devenir moine à Byzance: coutumes sociales, règles monastiques et rituels liturgiques. Leuven / Paris / Bristol 2020, 309–315 (zur Deutung des Analabos). 20 So nach dem Ausdruck des Apostels Paulus (Eph 6,16: „Vor allem greift zum Schild des Glaubens! Mit ihm könnt ihr alle feurigen Geschosse des Bösen auslöschen“). Vgl. ferner M. Wawryk, Initiatio monastica in liturgia byzantina: Officiorum schematis monastici magni et parvi necnon rasophoratus exordia et evolutio. Rom 1968, 35.5 f. Dazu auch Oltean, Devenir moine à Byzance (wie oben Fußnote 19) 310 f. 21 Zur Symbolik des Granatapfels: H. Kretschmer, Lexikon der Symbole und Attribute in der Kunst. Stuttgart 2008, 165 f.
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Abb. 3: Südwand des Diakonikons, Thessalonike, Euthymios-Kapelle, Demetrios-Basilika, 1302/03 / Abb. 4: Hl. Euphrosynos
Vom 14. Jahrhundert an erscheinen die meisten Bildnisse des Euphrosynos in Kleidung und asketischem Status relativ homogen. Zahlreiche Denkmäler aus spät- und postbyzantinischer Zeit, die sich geographisch weit voneinander befinden, zeugen von der Popularität des Heiligen.22 Auftraggeber mit Hang zur hesychastischen Lehre, die in ihrem Erbauungskonzept spirituelle Gebete einschlossen, dürften bei Euphrosynos ein Vorbild der Askese gefunden haben.23 Häufig sieht man den Heiligen als jungen Mann mit halblangem, lockigem braunem Haar und einem Bart, der die Kontur des Kinns bedeckt.24 Allen Darstellungen gemein ist der Zweig mit den Früch-
22 Laut Tomeković, Les saints ermites et moines (wie oben Fußnote 9) und Pavlović, Representations (wie oben Fußnote 14) finden sich Bildnisse des Euphrosynos überall im griechischen, serbischen und russischen Kunstkreis. 23 Zur Popularität der Heiligen mit seltsamem Verhalten in spätbyzantinischer Zeit: Déroche, The Doubts about the Saloi (wie oben Fußnote 12) 74–84. 24 So etwa die Bildnisse des Euphrosynos in der Pantokratorkirche in Dečani (1347–48) und in der Muttergottes-Kirche in Mateić (1356–60). Vgl. Tomeković, Les saints ermites et moines (wie oben Fuß-
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ten, den er in der Hand hält. Der Zweig mit Äpfeln oder Granatäpfeln drängt sich gleichsam als Attribut auf, das den Hinweis auf den elysischen Obstgarten und Wohnsitz des Euphrosynos aus der Vision des Priestermönchs nahelegt. Von den wenigen kretischen Bildnissen des Euphrosynos, auf die ich nun den Fokus richte,25 hebt sich jenes in der Kirche der Panagia Lampene im gleichnamigen Dorf 27 Kilometer südlich der Stadt Rethymnon in mehrfacher Hinsicht ab (Abb. 5).26 Es gehört zur zweiten Schicht der Innenausstattung, die dem frühen 14. Jahrhundert entstammt. Die in einem zinnoberroten Rahmen eingefasste Standfigur ist an der Ostseite des nordöstlichen Pfeilers, der die Kuppellast abträgt, über der Darstellung der Heimsuchung (Abb. 6) zu sehen. Der Asket, ein reifer Mann in Frontalansicht, erscheint vor einem neutralen, in raumlosem Nachtblau gehaltenen Grund. Die Beischrift zu seinen Seiten nennt seinen Namen: O AΓΗΟΣ ΕΦΡΟΣΙΝΟΣ (der heilige Euphrosynos). Der Kopf ist von einem goldenen, weiß umrandeten Nimbus hinterfangen, der über den Bildrahmen hinausgeht. Das halblange, hinter die Ohren gekämmte Haar ist braun mit blonden Strähnen und Stirnlocke ausgestaltet; der glatte Bart ist rotbraun. Der intensive Blick des Dargestellten geht zum Betrachter, ohne aber wirklich auf diesen gerichtet zu sein. Vielmehr scheint Euphrosynos knapp an seinem Gegenüber vorbeizuschauen, was einen Eindruck von Introvertiertheit und Distanziertheit vermittelt. Unter dem purpurbraunen Mantel, der am Hals von zwei Nähhaken zusammengehalten wird, sind eine helle Kutte und ein dunkelblauer Analabos sichtbar. In seiner Rechten hält Euphrosynos einen Zweig, an dem drei Granatäpfel hängen, seine Linke ist mit der Handfläche nach außen in Gebetshaltung vorgestreckt.
note 9) 33, 256, 261, Abb. 38 f. 25 Nicht näher besprochen werden hier die Darstellungen des Euphrosynos in der kleinen einschiffigen Georgskirche in Axos und in der Georgskirche in Assari, beide aus dem 14. Jahrhundert. In Axos ist die Kopfpartie der Figur schwer beschädigt. Euphrosynos ist in das Mönchshabit gekleidet, eine hellbraune Kutte, einen grünen Analabos und einen dunkelbraunen Mantel, und hält als Attribut den Zweig mit den Granatäpfeln (Spatharakis, Byzantine Wall Paintings of Crete [wie oben Fußnote 12] 90). Als ganzfigürlicher Wandheiliger mit einem Zweig in der Rechten erscheint er in der Georgskirche in Assari zwischen Johannes Kalybites und Alexios, dem Mann Gottes (Pavlović, Representations [wie oben Fußnote 14] 87, SW Abb. 3). 26 Zum Freskenzyklus der Panagia Lampene: M. A. Andrianakis, Τα χριστιανικά μνημεία της επαρχίας Αγίου Βασιλείου, in Πρακτικά διεθνούς επιστημονικού συνεδρίου: Η επαρχία Αγίου βασιλείου από την Αρχαιότητα μέχρι σήμερα. Περιβάλλον-Αρχαιολογία-Ιστορία-Κοινωνία (Σπήλι Πλακιάς 19–23 Οκτωβρίου 2008), Bd. 2. Rethymnon 2014, 13–50 (mit älterer Literatur); I. Spatharakis, Byzantine Wall Paintings of Crete, Bd. 4: Agios Basileios Province. Leiden 2015, 111–128, hier: 112, Abb. 255; Ch. Ranoutsaki, Cretan hagiography: Notes on St. Eustathios. TM 20/2 (2016), 453–471.
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Abb. 5: Hl. Euphrosynos, Lampene, Panagia-Kirche, frühes 14. Jh., Ausschnitt / Abb. 6: Heimsuchung
Das Portrait erscheint wie eine Synthese verschiedener Aspekte des byzantinischen Bilderkanons für Heilige. Die purpurbraune Kleidung ist als Würdeformel zu verstehen, die besonders auf die christliche Tugend des Euphrosynos zielt, der als Anbeter Christi seinen Platz im paradiesischen Himmelsreich eingenommen hat.27 Die Platzierung der Figur in unmittelbarer Nähe der Heimsuchung, welche die körperliche und visuelle Erkenntnis der Inkarnation Christi vermittelt, spricht allerdings dafür, dass die Bildkonzeptoren Euphrosynos durchaus die Qualität des Verfechters und Vermittlers christlicher Glaubensinhalte zuerkannt haben, was dessen Anspruch auf Autorität und Würde unterstreicht. Stilistisch weist das Bild Merkmale der frühpalaiologischen Malerei auf, wobei die Glanzlichter am typischsten sind. Ein reizvolles Indiz ist sicherlich der Mantel des Heiligen, der in abgestuften Purpurbraun- und Orangetönen gehalten ist. Während die stämmige Gestalt durch den üppigen Lockenkopf besticht, erinnert die Modellierung des Gesichts in braun-olivgrüner Grundierung
27 Nach dem Mönch und Abt Dorotheos von Gaza (Dorothée de Gaza, Oeuvres spirituelles [wie oben Fußnote 18] Bd. 1, §15 [170 f.]) „tragen wir [die Mönche] das Purpurzeichen auf unserer Tunika, um zu zeigen, dass wir Soldaten Christi sind und dass wir alle Leiden ertragen müssen, die er für uns ertragen hat“. Zur Symbolik der Purpurkleidung bei Heiligen und Märtyrern: G. Steigerwald, Purpurgewänder biblischer und kirchlicher Personen als Bedeutungsträger in der frühchristlichen Kunst. Hereditas, Studien zur Alten Kirchengeschichte, 16. Bonn 1999, 161 f. Zur Darstellung purpurgewandeter Märtyrer in der byzantinischen Bildkunst: Ch. Ranoutsaki, Purpur in Byzanz: Privileg und Würdeformel. Wiesbaden 2022, 163–169.
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mit leuchtend abhebenden Höhungen in Weiß an Kunstauffassungen mit Wurzeln im klassischen Erbe von Byzanz. Im Kreis der hier diskutierten Bildnisse des Euphrosynos nimmt auch das laut Stifterinschrift 1401/02 datierte Fresko in der Panagia-Kirche des einsamen, kargen Bergdorfs Kapetaniana in der Gemeinde Monofatsi der Region Herakleion eine Sonderstellung ein (Abb. 7).28 Es zeigt den nimbierten Koch in Ganzfigur an der Westwand des Narthex vor einem dunklen Hintergrund zusammen mit anderen Mönchsheiligen.29 Euphrosynos tritt als ausgewachsener Mann mit schmalem, länglichem Gesicht, kurzem braunem Haar und mäßig langem Bart hervor. Das dunkelmodellierte, aus olivgrünen Schatten und wenigen feinen „Lichtstreifen“ zusammengesetzte hohlwangige Gesicht erscheint wie eine polierte Bronzefläche. Daran erkennt man die progressive Handschrift des Künstlers, der darauf abzielt, Wesen und Charakter des Dargestellten, also das eigentlich Unsichtbare, an die Oberfläche zu bringen.30 Ungewöhnlich für die Wiedergabe eines Heiligen mit der Biographie des Euphrosynos ist im vorliegenden Fresko der eigentümlich herbe, geradezu mahnende Gesichtsausdruck. Dieser ergibt sich aus dem nachdenklichen Blick, der trotz der Kopfwendung zum Betrachter nicht auf diesen gerichtet ist, sondern seitlich an ihm vorbeiführt. Das Portrait ist von einer psychologischen Durchdringung geprägt, die der sonst leisen Bekundung einer mönchischen Daseinsform Ausdruck verleiht. In einen braunvioletten, mit goldenen, expressiven Falten gestalteten Mantel gekleidet, der kaum den Analabos sichtbar werden lässt, hält Euphrosynos in seiner Rechten einen Zweig mit drei Granatäpfeln, die Linke ist zum Sprech- bzw. Gebetsgestus erhoben. So wie sich das schimmernde Gewand um die Schultern der Figur legt, soll es den Eindruck erzeugen, Euphrosynos sei in einen vom göttlichen Licht durchdrungenen Stoff eingehüllt, der ihm gewährt wurde, weil er Freund Gottes ist. Dadurch unterstützt sein Konterfei beim Betrachter Prozesse der Erfahrungserkenntnis von Gott (θεωρία) und regt zum Beten und Meditieren an.31
28 Euphrosynos ist hier gemeinsam mit mehr oder weniger bedeutenden Asketen wie Gerasimos, Theodoros Studites und Alexios, dem Mann Gottes, dargestellt. Zur Freskenausstattung der Panagia Kirche: K. Gallas / K. Wessel / M. Borboudakis, Byzantinisches Kreta. München 1983, 328–330; M. Bissinger, Kreta. Byzantinische Wandmalerei. Münchener Arbeiten zur Kunstgeschichte und Archäologie, 4. München 1996, 223 f.; I. Spatharakis, Dated Byzantine Wall Paintings of Crete. Leiden 2001, 157–160. 29 Gallas/Wessel/Borboudakis, Byzantinisches Kreta (wie oben Fußnote 28) 329; Spatharakis, Dated Byzantine Wall Paintings of Crete (wie oben Fußnote 28) 159. Farbabb. bei Spatharakis, Byzantine Wall Paintings of Crete (wie oben Fußnote 12) Abb. 439, 444 und Ch. Ranoutsaki, Die Kunst der späten Palaiologenzeit auf Kreta: Kloster Brontisi im Spannungsfeld zwischen Konstantinopel und Venedig. Leiden 2011, Abb. 214, 218 f. 30 Diese Leitform verbindet die Monumental- mit der Ikonenmalerei und ist konform mit den hochpalaiologischen Bildleistungen auf Kreta des 15. Jahrhunderts (Ranoutsaki, Die Kunst der späten Palaiologenzeit auf Kreta [wie oben Fußnote 29] 226–248, 253–255). 31 Zu den theologischen Implikationen des Lichts bzw. zu Beispielen mit expressionistischem Ein-
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Abb. 7: Hl. Euphrosynos, Kapetaniana, Panagia-Kirche, 1401/02, Ausschnitt
Einen weiteren Schritt in der Bildnisauffassung des Euphrosynos spiegelt das reizvolle Wandgemälde in der Panagia-Kirche außerhalb des Dorfs Prinos in der Gemeinde Mylopotamos der Region Rethymnon (Abb. 8, 10). Die als freies Kreuz mit Kuppel errichtete Kirche32 ist mit hochwertigen Fresken ausgestattet, die stilistisch um die Mitte des 15. Jahrhunderts datieren und als das Werk eines aus Konstantinopel nach Kreta emigrierten Künstlers angesehen werden.33 Von den monumentalen Standfiguren, die die unteren Wände des Kirchenraums einnehmen, sind einige Mönchsheilige erhalten. Euphrosynos ist zusammen mit einem unbekannten Asketen in einem separaten Rahmen an der Ostwand des nördlichen Kreuzarms dargestellt (Abb. 8). In das Dunkel eines neutralen Hintergrunds gebettet, tritt uns hier ein ausgewachsener
satz des Lichtes in Form von abstrakten Streifen auf Gewändern und Gesichtern, die den Bildwerken eine transzendente Bedeutung verleihen: I. Drpić, Art, hesychasm, and visual exegesis: Parisinus Graecus 1242 revisited. DOP 62 (2008), 217–247; Ch. Ranoutsaki, Depicting monastic ideals: spirituality and the imagery of monuments (im Druck). 32 Hierzu: Gallas/Wessel/Borboudakis, Byzantinisches Kreta (wie oben Fußnote 28) 295 f.; Spatharakis, Byzantine Wall Paintings of Crete (wie oben Fußnote 12) 248–253, Abb. 392 f. (mit älterer Literatur); O. Gratziu, Η Κρήτη στην ύστερη μεσαιωνική εποχή. Η μαρτυρία της εκκλησιαστικής αρχιτεκτονικής. Herakleio 2010, 265–299, Abb. 298, 311, 316. 33 Spatharakis, Byzantine Wall Paintings of Crete (wie oben Fußnote 12) 253.
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Mann mit feinen Zügen gegenüber, dessen Ausdruck Nachdenklichkeit verströmt und vom Betrachter Anteilnahme fordert (Abb. 10). Der goldene, weißumrandete Nimbus, der den Kopf umfasst, ist die Lichtquelle selbst, von der die Figur himmlische Leuchtkraft erlangt. Das leicht zerzauste, halb über die Ohren fallende rotbraune Haar und der schopfartige Bart gehören zu den typischen Mönchsmerkmalen. Die braunen, beinahe schielenden Augen haben leicht gesenkte Lider. Die Nase ist schmal und lang, über dem kleinen verschlossenen Mund hängt ein dünner Schnurrbart herunter. Die Haut wird durch gelbe und olivgrüne Pinselstriche modelliert und durch Dunkelrosahöhungen betont. Darüber hinaus sind olivgrüne Schattierungen entlang dem Nasenrücken und unter den Augen gesetzt. Obwohl der Dargestellte den Blick auf den Betrachter richtet, scheint er durch ihn hindurchzuschauen. Trotz einer gewissen Anspannung, die sich in der leichten Kontraktion der Augenbrauen äußert, strahlt der Weltflüchtige majestätische Ruhe aus. Euphrosynos trägt das Mönchsgewand, auf Griechisch μεγαλόσχημα („Großes Schema“): eine lange rosafarbene Kutte, deren Stofflichkeit durch schräge Parallellinien von grau-rötlicher Farbe angedeutet wird, an der Kutte vorne einen blaugrauen Analabos, der durch einen schwarzen Gürtel und feine, kreuzweise gebundene Schnüre am Körper befestigt ist, sowie darüber einen ziegelroten Kurzmantel, der mit zwei Knöpfen am Hals geschlossen wird. Beachtenswert ist die farbliche Nuancierung des Mantels, der stellenweise aufgehellt wirkt. Ganz in dieser stilistischen Richtung sind auch die aufgehellten Faltenbahnen der Kutte zu verstehen, die das Licht, das die Figur umgibt, reflektieren sollen. Die fein gezeichneten, schmächtigen Unterarme sind plastisch modelliert und in den gleichen Tönen wie das Gesicht gehalten. In seiner Rechten hält Euphrosynos einen Zweig mit Früchten, wahrscheinlich Äpfel, in der Linken eine unrealistisch nach oben ausgerollte Schriftrolle (Abb. 8). Sicherlich hat der Künstler die Verwendung der offenen Schriftrolle als Trägerin einer Botschaft von anderen Heiligendarstellungen übernommen.34 Ihr zerstörter Text lässt aber keine Bezüge zum Portrait des Euphrosynos zu.35
34 Zur Pose der Asketen mit offener Schriftrolle, siehe Tomeković, Les saints ermites et moines (wie oben Fußnote 9) 62 f. In der Palaiologenzeit lässt sich das erhabene Motiv der flatternden bzw. nach oben ausgerollten Schriftrolle im Medium Miniatur- bzw. Monumentalmalerei häufig finden. So etwa beim stehenden Lukas auf fol. 3v des Vat. gr. 1208 aus den Jahren 1280–1303 [J. Lowden, Manuscript illumination in Byzantium, in H. C. Evans (ed.), Byzantium: faith and power (1261–1557). New York 2004, 259–268, Abb. 9.3; https://digi.vatlib.it/view/MSS_Vat.gr.1208 abgerufen am 12.07.2022] oder beim Bildnis Josephs des Poeten in der bereits erwähnten Panagia Kirche in Kapetaniana von 1401/02 (Ranoutsaki, Die Kunst der späten Palaiologenzeit auf Kreta [wie oben Fußnote 29] Abb. 213). 35 Es handelt sich dabei meistens um Gebote des mönchischen Lebens, mehr oder weniger frei inspiriert von der Lehre der betreffenden Heiligen, die in ihrer Vita, in den apophthegmata patrum oder in der klimax tu paradeisu des Johannes Klimakos enthalten sind. Zur Diskussion darüber: Ranoutsaki, Die Kunst der späten Palaiologenzeit auf Kreta (wie oben Fußnote 29) 210–225; Tomeković, Les saints ermites et moines (wie oben Fußnote 9) 66–75.
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Abb. 8: Unbekannter Heiliger, Hl. Euphrosynos, Prinos, Panagia Zoodochos Pege, um Mitte 15. Jh., Ausschnitt / Abb. 9: Muttergottes mit Kind
Direkt neben Euphrosynos ist eine thronende Muttergottes mit einem kaum sichtbaren Christuskind in einer Ädikula dargestellt (Abb. 9). Hier ruft der weiße Kragen des Purpurmaphorions italienische Madonnenbilder in Erinnerung, ein Zugeständnis an die forma latina, die der Künstler wohl beherrscht zu haben scheint.36 Zudem fordert die Zusammensicht des Heiligen mit Maria die Reflexion des Betrachters, der hierdurch zu der Erkenntnis gelangt, dass Euphrosynos für ihn eintreten und seine Bitten und Hoffnungen auf Seelenheil an die himmlische Sphäre, in der Maria angesiedelt ist, weiterleiten kann.
36 Spatharakis, Byzantine Wall Paintings of Crete (wie oben Fußnote 12) 252. Mit wellenförmig gewundenen und kaskadenartigen Gewand- und Kragenfalten wird Maria beispielsweise auf Tafeln des Malers Zanino di Pietro (1389–1448) wiedergegeben, der im frühen 15. Jahrhundert in Venedig tätig war. Vgl. M. Minardi, Pittura veneta fra Tre e Quattrocento nelle Marche. Note in calce a una mostra. Arte Veneta 63 (2006), 7–25, hier: 9, Abb. 11 f. Zu Zanino di Pietro: V. Baradel, Zanino di Pietro: Un protagonista della pittura veneziana fra Tre e Quattrocento. Padua 2019.
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Abb. 10: Hl. Euphrosynos, Prinos, Panagia Zoodochos Pege, um Mitte 15. Jh., Ausschnitt
Beim vorliegenden Bildnis ging es dem unbekannten Künstler offenbar darum, der Überlieferungsaussage präziser nachzukommen und zugleich einen kanonischen Bildtypus spiritueller Tugend für Euphrosynos hervorzubringen. Auffallend ist die besondere Sorgfalt in der Wiedergabe des Gesichts, das die Fähigkeit des Künstlers zeigt, Grundlegendes über die Wesensart des Heiligen zu enthüllen. Andererseits liest sich die erhabene Körperhaltung des Dargestellten wie ein Zitat aus Herrlichkeitsdarstellungen Christi, etwa der Verspottungsszene, in der ein Ruhe ausstrahlender, majestätischer Jesus mitten in einer erregten Verspotter-Menge mit einem Rohr in der Rechten erscheint. Bekannte Beispiele sind das 1317–18 von den Meistern Michael Astrapas und Eutychios geschaffene Fresko in der Georgskirche in Staro Nagoričino bei Skopje (Abb. 11) und jenes in der Pantokrator-Kirche in Dečani (um 1343) (Abb. 12).37
37 B. Todić, Staro Nagoričino. Belgrad 1993, 110–113, Abb. 63–65; B. Todić / M. Čanak-Medić / B. Strugar, Manastir Dečani. Belgrad 2005, 464 f., Abb. 380 f. Siehe ferner: https://upload.wikimedia. org/wikipedia/commons/7/71/Frescos_in_St._George%27s_Church_%28Staro_Nagoricane%29_0101. jpg; Monastery Decani: East Arch: 46 Mocking of Christ (blagofund.org) https://www.blagofund.org/ Archives/Decani/Church/Pictures/Fresco_Collections/Passion_of_Christ/CX4K1929.html (abgerufen
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Die Anwendung dieser eigentlich überhöhenden Bildformel verleiht dem Bildnis des Euphrosynos eine zusätzliche Bedeutungsebene, zumal sie eine ethische Annäherung an Christus bedingt und ein wirksames Argument für die Legitimierung des kanonischen Status und der spirituellen Verehrung des Heiligen bietet.38
Abb. 11: Verspottung Christi, Staro Nagoričino, Georgskirche, 1317–18 / Abb. 12: Verspottung Christi, Dečani, Pantokrator-Kirche, um 1343
In der Zusammenschau wird deutlich, dass die Bildentwerfer des Euphrosynos ziemlich lang, aber dennoch frei experimentierten und dabei zusehends die Persönlichkeit des Heiligen um eine psychologische Dimension erweiterten, die auf den Betrachter des jeweiligen Bildnisses zurückgewirkt haben wird. Angesichts der hier besprochenen kretischen Wandbilder aus früh- bzw. spätpalaiologischer Zeit ist festzuhalten, dass Euphrosynos nicht als Nebenfigur die Heiligkeit eines Helden demonstriert, sondern als etablierter Heiliger und Wundertäter dargestellt wird, der seine Autorität
am 08.07.2022). 38 Der hagiographischen Literatur entnehmen wir, dass vornehmlich heilige Narren (Saloi) wegen ihrer Ausdauer des Leidens zu Märtyrern stilisiert und mit Christus verglichen wurden. Hierzu: Das Leben des heiligen Narren Symeon von Leontios von Neapolis, ed. L. Rydén. Studia Graeca Upsaliensia, 4. Uppsala 1963; Vie de Syméon le Fou et Vie de Jean de Chypre, ed. A.-J. Festugière. Paris 1974; The Life of St Andrew the Fool, ed. L. Rydén. Studia Byzantina Upsaliensia, 4. 2 Bde. Uppsala 1995. Dazu auch D. Krüger, From comedy to martyrdom: the shifting theology of the Byzantine holy fool from Symeon of Emesa to Andrew, in Berger/Ivanov, Holy fools (wie oben Fußnote 1) 29–47, hier: 36–42.
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durch seine Stille und seine Mäßigung sowie durch die Wahl, ein Fremder, weit entfernt von der Heimat, zu sein, erlangte. Bei seiner ikonischen Figur in Kapetaniana scheint der Bezug auf seine asketische Existenz eindeutig. Die wundersame Vision aus seiner Vita wird hingegen die Schöpfer seiner Bildnisse in Lampene und in Prinos geleitet haben, dem Mann mit direktem Einblick in die andere Welt und enger Affinität zur Jungfrau Strahlkraft zu verleihen. Dem Wandbild in Prinos, das sich ikonographisch und stilistisch bedeutend abhebt, ist eine neue Ausdrucksebene zugestanden, die nicht länger allein über das Konzept der Vermittlung und Fürsprache bei Maria erklärbar ist. Hier ist das wesensmäßige Abbilden des ungelehrten Mannes die eigentliche Aufgabe, wodurch der Betrachter gefordert ist, die moralischen Qualitäten des Dargestellten zu ergründen. Das Halten des Zweigs mit Früchten in der Rechten wie ein Herrschaftszeichen dürfte ein Übriges zum Verständnis des inneren Befindens und damit des Tugendideals des Heiligen beigetragen haben.
Abbildungsnachweise Abb. 1: Ehrlich91, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Викиекспедиција_ Преспа_378.jpg (Stand: 20.07.2022), bearbeitet Abb. 2: I. Spatharakis, Byzantine Wall Paintings of Crete, II. The Mylopotamos Province. Leiden 2010, Abb. 443 Abb. 3: E. Tsigaridas, Οι τοιχογραφίες του παρεκκλησίου του Αγίου Ευθυμίου (1302/3) έργο του Μανουήλ Πανσέληνου στην Θεσσαλονίκη. Thessalonike 2008, Abb. 30 Abb. 4: E. Tsigaridas, Οι τοιχογραφίες του παρεκκλησίου του Αγίου Ευθυμίου (1302/3) έργο του Μανουήλ Πανσέληνου στην Θεσσαλονίκη. Thessalonike 2008, Abb. 31 Abb. 5: I. Spatharakis, Byzantine Wall Paintings of Crete, vol. 4, Agios Basileios Province. Leiden 2015, Abb. 255 Abb. 6: I. Spatharakis, Byzantine Wall Paintings of Crete, vol. 4, Agios Basileios Province. Leiden 2015, Abb. 257 Abb. 7: I. Spatharakis, Byzantine Wall Paintings of Crete, II. The Mylopotamos Province. Leiden 2010, Abb. 444 Abb. 8: C messier, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ναός_Ζωοδόχου_ Πηγής_Πρίνος_7570.jpg (Stand: 27.06.2022), bearbeitet
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Abb. 9: I. Spatharakis, Byzantine Wall Paintings of Crete, II. The Mylopotamos Province. Leiden 2010, Abb. 397 Abb. 10: I. Spatharakis, Byzantine Wall Paintings of Crete, II. The Mylopotamos Province. Leiden 2010, Abb. 392 Abb. 11: Painters Michael and Ephtichius, https://commons.wikimedia.org/ wiki/File:Frescos_in_St._George%27s_Church_(Staro_Nagoricane)_0101.jpg (Stand: 24.03.2021), bearbeitet Abb. 12: Monastery Decani: East Arch: 46 Mocking of Christ, https://www.blagofund.org/Archives/Decani/Church/Pictures/Fresco_Collections/Passion_of_Christ/ CX4K1929.html (Stand: 04.08.2022)
Andreas Rhoby
Hilferuf aus dem Gefängnis: Zwei Kanones an die Muttergottes aus der Feder des Andreas Arnes (Ende 15. Jh.) 1 Einleitung Die Handschrift1 Par. gr. 3048 (Diktyon 52693),2 die ich zuletzt ausführlich beschrieben habe,3 ist der heute noch verbliebene Teil eines wohl bis in das 17. Jahrhundert vollständig erhaltenen codex miscellaneus; dies erkennt man unter anderem an der doppelten Zählung der Folien. Darin enthalten sind die rhetorischen Werke des Theodoros II. Laskaris (ff. 1r–90r), Verse des Michael Suliardos (f. 90r–v), zwei Pinakes (ff. 94r und 95r, wobei f. 94r direkt auf f. 90v folgt), die auch Werke anführen, die sich nicht im heutigen Par. gr. 3048 befinden, Werke des Andreas Arnes (ff. 96r–102r), ein Exzerpt aus Ps.-Athanasios von Alexandreia (ff. 103r–104v), eine Erklärung des Glaubensbekenntnisses (ff. 104v–108r), ein Exzerpt aus Anastasios Sinaites (ff. 108r–112r), Exzerpte aus Ps.-Ioannes von Damaskus (ff. 112r–113r), Exzerpte aus Theodoros Studites (f. 113r–v), eine Deutung des Vaterunsers (ff. 113v–114v), ein Text mit dem Titel ὅτι τὸ ὄνομα τοῦ Ἀβραὰμ τύπος ἐστὶ τῆς Τριάδος (f. 114v) und eine französische Bibliothekarsnotiz aus dem Jahr 1826 (f. 115r).4 Kopist der Teile ff. 1r–90r und 103r–114v ist Michael Suliardos, der im letzten Viertel des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts wirkte und von dem auch die Verse auf f. 90r–v stammen.5
1 Für die kritische Lektüre und für Hinweise danke ich Eirini Afentoulidou-Leitgeb. 2 Kursorisch zur Handschrift H. A. Omont, Inventaire sommaire des manuscrits grecs de la Bibliothèque nationale et des autres bibliothèques de Paris et des Départements. 4 vols. Paris 1886–98, vol. III, 99–100; Beschreibungen (jeweils mit Fokus auf ff. 1–90, d. h. die Werke des Theodoros II. Laskaris) findet man auch bei Ch. Astruc, La tradition manuscrite des œuvres oratoires profanes de Théodore II Lascaris. TM 1 (1965), 393–404: 394–398, und S. Georgiopoulou, Theodore II Dukas Lascaris (1222– 1258) as an Author and an Intellectual of the XIIIth Century. Ann Arbor 1990, 68–72. Ein Digitalisat des Codex ist abrufbar unter http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b10722561q (Abfragedatum 15.07.2022). 3 A. Rhoby, Sein Geist dürfte auf den Olymp geflogen sein, zum elysischen Gefilde! Zwei Grabgedichte (Ende 15. Jh.) des Andreas Arnes auf seinen Vater im Cod. Par. gr. 3048, in Ch. Dendrinos / I. Giarenis (eds.), Bibliophilos. Books and Learning in the Byzantine World. Festschrift in Honour of Costas N. Constantinides. Byzantinisches Archiv, 39. Berlin – Boston 2021, 341–358. 4 Ibid. 342–345. 5 E. Gamillscheg / D. Harlfinger, Repertorium der griechischen Kopisten 800–1600. 1. Teil: Handschriften aus Bibliotheken Großbritanniens. A: Verzeichnis der Kopisten. Wien 1981, Nr. 286; Idem, Repertorium der griechischen Kopisten 800–1600. 2. Teil: Handschriften aus Bibliotheken Frankreichs und Nachträge zu den Bibliotheken Großbritanniens. A: Verzeichnis der Kopisten. Wien 1989, Nr. 392, https://doi.org/10.1515/9783111070315-036
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Andreas Rhoby
Bei den auf ff. 96r–102r überlieferten Texten handelt es sich um Werke des Andreas Arnes, der auch als Schreiber belegt ist.6 Seine Lebenszeit umfasste die zweite Hälfte des 15. und den Beginn des 16. Jahrhunderts. Seine Familie dürfte ursprünglich aus Konstantinopel gestammt haben. Wohl nach der osmanischen Eroberung der Stadt gelangte sein Vater Ioannes, der ebenfalls als Kopist belegt ist, auf die Peloponnes, wo er im Auftrag des Despoten Thomas Palaiologos wirkte.7 Informationen zum Leben des Andreas, der seinen Lebensmittelpunkt im venezianischen Naupaktos hatte, schöpft man aus seinen Werken: Dabei handelt es sich um zwei Grabgedichte auf seinen Vater Ioannes (ff. 100r–101r) und eine Grabrede auf die Mutter (ff. 101v–102r); alle drei Texte wurden zuletzt ediert.8 Des Weiteren handelt es sich um zwei Hymnen für die Muttergottes, von denen der eine die Selbstbezeichnung kanon (ff. 96r–99r) und der andere die Selbstbezeichnung diodion (ff. 99r–100r) führt. Aus den beiden letztgenannten Werken, die als persönliche Gebete fungieren, erfährt man, dass Andreas Arnes in Venedig inhaftiert war, wobei der kanon während der Inhaftierung und das diodion danach verfasst wurde, wie auch aus den Rubriken abzulesen ist. Die Ursache für den Gefängnisaufenthalt erfährt man in diesen Texten nicht: Grund für die Haft in Venedig könnte aber Arnes’ Beteiligung an Unruhen im Rahmen des Besuchs des Patriarchen von Konstantinopel Symeon I.9 in Naupaktos im Jahr 1485 gewesen sein. Wie aus venezianischen Dokumenten zu erfahren ist, sollten die Anstifter der Unruhen ausfindig und „diskret“ bestraft werden, wobei modi secretissimi angewandt werden sollten.10 Beweise gibt es für die These aber freilich keine.
E. Gamillscheg (unter Mitarbeit von D. Harlfinger u. P. Eleuteri), Repertorium der griechischen Kopisten 800–1600. 3. Teil: Handschriften aus Bibliotheken Roms mit dem Vatikan. A: Verzeichnis der Kopisten. Wien 1997, Nr. 468. Zu weiteren von Suliardos kopierten Handschriften siehe die Angaben bei Rhoby, Sein Geist dürfte auf den Olymp geflogen sein (wie oben Fußnote 3) 342, Anm. 8. 6 Gamillscheg / Harlfinger, Repertorium der griechischen Kopisten 800–1600. 2. Teil (wie oben Fußnote 5), Nr. 32; PLP Nr. 91345. Die Familie Arnes lässt sich bis in das 11. Jahrhundert zurückverfolgen: Siehe V. S. Šandrovskaja / W. Seibt (unter Mitarbeit von N. Seibt), Byzantinische Bleisiegel der Staatlichen Eremitage mit Familiennamen. 1. Teil: Sammlung Lichačev – Namen A bis I. Wien 2005, Nr. 34. 7 Rhoby, Sein Geist dürfte auf den Olymp geflogen sein (wie oben Fußnote 3) 346–349. 8 Ibid. 350–356. 9 S. Runciman, The Great Church in Captivity. A Study of the Patriarchate of Constantinople from the Eve of the Turkish Conquest to the Greek War of Independence. Cambridge 1968, 193–195, 198, 200, 228. 10 O. J. Schmitt, Geschichte Lepantos unter der Venezianerherrschaft (1407–1499). Südostforschungen 56 (1997), 43–103: 67–68; siehe auch Rhoby, Sein Geist dürfte auf den Olymp geflogen sein (wie oben Fußnote 3) 348–349. Zu Naupaktos siehe auch P. Soustal (unter Mitwirkung von J. Koder), Nikopolis und Kephallēnia. TIB, 3. Wien 1981, 210–211.
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2 Edition Es folgen die kritischen Editionen des kanon und des diodion. Da es sich beim Par. gr. 3048 um den codex unicus handelt, sind die Konventionen der Handschriften beibehalten,11 nämlich hinsichtlich Orthographie, Akzentuierung, Interpunktion.12 Besonderheiten: Iota subscripta sind in der Handschrift nur teilweise vorhanden. Fast durchgehend begegnet Kleinschreibung mit Ausnahme von Κανὼν (Rubrik) und jenen Buchstaben, welche die Akrostichis bilden. Bemerkenswert sind die Schreibungen μ(ητ)ρόΘεον (Z. 168) und μ(ητ)ρόΘεε (Z. 277) im Kanon. Die Zeilentrennung in der Edition erfolgt nach Kola, wobei in der Handschrift, in welcher der Text in continuo angeführt ist, am Ende jedes Kolons ein Hochpunkt angebracht ist. Dieser ist jedoch nicht als Interpunktion im engeren Sinn zu verstehen, da ein Kolon nicht immer einer Sinneinheit entspricht.13 In der Handschrift fehlen jedoch an manchen Stellen die Hochpunkte, welche die Kola markieren. An manchen Stellen findet man in der Handschrift am Ende eines Kolons ein Komma, das in der Edition auch angeführt ist. Auch innerhalb der Troparien findet man in der Handschrift gelegentlich Kommata. Auf die Hinzufügung von nicht in der Handschrift vorhandenen Interpunktionszeichen wurde verzichtet. Die Buchstaben, welche jeweils die Akrostichis bilden, sind in roter Tinte ausgeführt. P = Par. gr. 3048 Κανὼν παρακλητικὸς, πρὸς τὴν ὑπεραγίαν θ(εοτό)κον, πονηθεὶς ἐν ἐνετίαις, παρὰ ἀνδρέου τοῦ ἀρνῆ, ὄντος ἐν τῇ εἰρκτῇ14 :- οὗ ἡ ἀκροστιχὶς, στίχοι δΰο ἡμϊάμβιοι, καταληκτικοὶ :· ἡ ἀκροστιχὶς: ἀνδρέας τῆ πανάγνῳ, ἀρνὴς φέρει τὸν ὕμνον :-
Ὠιδὴ α´ ἦχος πλάγιος βου· εἱρμὸς: κύματι θαλάσσης: Ἄκουσον παρθένε προσπίπτοντος λόγους καὶ ἱκετεύοντος
11 Dieselben Editionsrichtlinien galten auch für die Herausgabe der Grabgedichte und der Grabrede. Siehe Rhoby, Sein Geist dürfte auf den Olymp geflogen sein (wie oben Fußnote 3) 341, 350. 12 Die Anwendung dieser Methode bei der Edition von kanones, die nur in einem Codex überliefert sind, findet man z. B. auch bei S. Schönauer, Der Philologe als Poet: liturgische Dichtung im Werk des Eustathios von Thessalonike. RSBN n. s. 46 (2009), 161–192, speziell 170–171. 13 Dazu ausführlicher E. Afentoulidou-Leitgeb, Die Hymnen des Theoktistos Studites auf Athanasios I. von Konstantinopel. Einleitung, Edition, Kommentar. Wiener Byzantinistische Studien, 27. Wien 2008, 118–119, 158. 14 l. εἱρκτῇ.
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Andreas Rhoby
τῆσδε με ῥύσασθαι
5 τῆς ἀθυμίας καὶ λύπης
ὅπως σὺν σοὶ ἐκ σοῦ τὲ ὕμνον τῷ τεχθέντι ᾀσωμεν, ἐνδόξως γὰρ δεδόξασται:-
Ναυτιῶν τυγχάνω 10 βίου ἁμαρτίαις καὶ πλημελλήμασι δεινοῖς ὁ ἄθλιος τὴν τιμωρίαν αἰσίως, διδοὺς εἰρκτῇ15 οὖν σοι προστρέχω 15 τῇ μόνῃ δυναμένῃ, δεινῶν τῶνδε καὶ λύτρωσον :Δάκρυα σταλλάζων16 στρωμνὴν τε μου βρέχων διηνεκῶς κράζων 20 οὐ καταλέλοιπα τῇ πανυμνήτῳ σοι κόρῃ τὰς σὰς οὖν μοι ἔκτεινον χεῖρας πρὸς Θ(εὸ)ν τὸν υἱόν σου, εἰρκτῆς17 ὅπως με ῥύσηται :25 Ῥυστήν σε οὐκ ἴσμεν
τὸν υἱὸν τὸν μόνον τὸν δι᾿ ἡμᾶς ἐν γῇ σάρκα καθελήσαντα ἐκ τῆς παρθένου ἐνδοῦναι 30 ἀλλὰ φύσιν ταυτὴν τῷ π(ατ)ρὶ ἅμα θείῳ πν(εύματ)ι, εἰδότες μεγαλύνομεν:Ἐν σοὶ ὑπὲρ φύσιν τῇ ἀπειρογάμῳ 35 καὶ θεομήτορι πατρὸς σεσάρκωται
15 l. εἱρκτῇ. 16 sic P. 17 l. εἱρκτῆς.
f. 96v
Hilferuf aus dem Gefängnis
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ὁ προαιώνιος λόγος καὶ παρθένος ὡς πρὸ τοῦ τόκου γεννήσασα ἔμεινες, 40 παστὰς μόνη ἀμόλυντε :-
Ὠιδὴ γ´· σὲ τῶν18 ἐπὶ ὑ(δάτων):Ἄνασσα θεομ(ῆτ)ορ ἀχρείου δούλου τοῦ σοῦ μὴ παρίδης19 δεήσεις, ἀλλὰ τοῦτον φυλακῆς ῥύσασθαι πρόφθασον 45 μνημονικῶς ὅπως ἔχων, τὰς σὰς οὐ παύσομαι ψάλλειν δωρεὰς ἑκάστοτε:~ Σὲ τὴν ἐξ οὐ(ρα)νίων δυνάμεων ἀσιγήτως σὺν φρίκῃ 50 μεγάλῃ θ(εοτό)κε, ἀνϋμνουμένην, ἀπότολμοι καὶ ἡμεῖς οἱ ἀνάξιοι, γεγονότες δεόμεθα, ὑμνοῦντες τοῦ ῥύσασθαι :-20 55 Τίνα σοι θ(εοτό)κε
ἐπάξιον ὕμνον ἐγὼ προσφέρω ἰσχὺς γάρ μοι ἐλλείπει, καὶ παντελῶς πᾶσα ἔννοια ὅθεν σιγῇ προσπίπτοντες21, 60 εἰρκτῆς22 δεόμεθα, τῆσδε ῥύσασθαι θεόνϋμφε23:-
18 l. τὸν. 19 l. παρίδῃς. 20 Die Endsilbe τες und τοῦ ῥύσασθαι stehen bereits in der nächsten Zeile, die mit Τίνα σοι θ(εοτό)κε· ἐπάξιον eingeleitet wird. Die Abtrennung zwischen diesen Elementen erfolgt durch //. 21 προσπίπτοστες Pac. 22 l. εἱρκτῆς. 23 Die Buchstaben μφε stehen in der Zeile darunter, wobei dieser Wortteil von den anderen Wörtern durch // abgetrennt ist.
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Andreas Rhoby
Ἧκε τριὰς ἡ θεῖα24 π(ατ)ὴρ ὁ γεννήσας υἱὸν ἀρεύστως καὶ πν(εῦμ)α ἐκπορεύων, 65 ἀνερμηνεύτως τὸ ἅγιον ἡ τριλαμπὴς καὶ ἄναρχος, βοήθειαν παρασχοῦσα, πιστῶς τῷ ὑμνοῦντι σε:Πάναγνε θ(εοτό)κε
70 ἡ σεσαρκωμένον θ(εο)ῦ τὸν λόγον
ἡμῖν ἐκ τῶν αἱμάτων, ἀγνῶν25 τῶν σῶν γνῶναι δοῦσα τέ καὶ σ(ωτη)ρίας πρόξενος, πιστοῖς ὑπάρξασα, 75 ῥύσαι σάλου τοῦδε δέομαι :~
Ὠιδὴ δ´· τὴν ἐν στ(αυ)ρῶ26 σου θεί(αν):~ Ἁμαρτημάτων νῦν τὴν ἄβυσσον μεμνημένος ἐμῶν ἐποδυρῶμαι κόρῃ f. 97r σοὶ τε προσπίπτω κράτος 80 ἐχούσῃ ἀγαθ[ῇ] βοηθεῖν τοῖς ἐν θλίψει, καὶ περιστάσεσιν:~ Νεοποιοῦντα με τὸν ὕμνον σοι τὴν ἀχλῦν ἣν ἐν νῷ, 85 καὶ διανοίᾳ ἔχω νῦν τῇ πρεσβείᾳ σκέδασον σκότος τὲ τῇ σῇ ἀθυμίαν τε πᾶσαν καὶ λύπην δίωξον:~ 90 Ἀναβλυζόμενα τῆς χάριτος
ἐκ π(ατ)ρ(ὸς) καὶ υἱοῦ
24 l. θεία. 25 l. ἁγνῶν. 26 l. σταυρῷ.
Hilferuf aus dem Gefängnis
καὶ πν(εύματο)ς ὁρῶμεν ῥεῖθρα τριάδος θείας ἀνάρχου ἀμεροῦς27· 95 καὶ ποτίζοντα κτίσιν, ἀφθόνοις ὕδασιν:Γεγυμνωμένην ἡ ἀθέτησις ἀπεφῄνατ᾿ ἀδὰμ στολῆς θεοϋφάντου 100 σοῦ τῆς ἀμώμου δ᾿ ἄχρονος λόγος σαρκωθεὶς ἣν ἀπώλεσε φύσιν ἐπανελάβετο:-
Ὠιδή ε´ θεοφανείας σου χ(ριστ)έ: Νέον οὐκ᾿ ἔστι σοι ἁγνὴ·
105 οὐδ᾿ ἄηθες εὐσπλαγχνίαν κεκτῆσθαι·
πρὸς τοὺς σὲ προστρέχοντας ἑκάστοτε· καὶ δωρεῖσθαι τούτοις ἰάσιμα διόπερ πάντες γηγενεῖς, ἀνατιθέμεθα εἰς σὲ τὴν ἐλπίδα 110 τὴν μόνην θαρροῦντες28 γάρ σοι σωθησόμεθα:~ ῏Ω τῶν θαυμάτων τῶν ἐκ σοῦ πανύμνητε θ(εοτό)κε παρθένε σὺ γὰρ πᾶσι παρέχεις βοήθειαν 115 αἰτουμένοις τῇ μεσιτείᾳ σου, εὐχαρίστως ὅθεν βοῶ χριστιανῶν σὺ πέλεις μόνη προστάτις καταφυγὴ καὶ σκέπη τῶν προσπιπτόντων σοι:~ 120 Ἄκτιστε ἄναρχε τρϊὰς
ἀμέριστον τρισυπόστατον κράτος τριλαμπὴς οὐσία ἡ ἀνέσπερος
27 sic P; φωταυγοῦς in margine. 28 θαροῦντες cum ρ supra lineam P.
f. 97v
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Andreas Rhoby
ἐκ νϋκτὸς ὀρθρίσας κραυγάζω σοι σὺ θ(εὸ)ς ὑπάρχεις ἡμῶν 125 καὶ θ(εὸ)ν οὐ γινώσκομεν ἐκτὸς σου ἄλλον π(ατέ)ρα σὺν υἱῶ29, καὶ π(νεῦ)μα ἅγιον:~ Ῥίζης φυεῖσα ἰεσσαὶ παρθενικῶς ἐβλάστωσας τῇ σῇ ῥάβδῳ 130 τὸν χ(ριστὸ)ν ἄνθος τὸ εὐωδέστατον καὶ θ(εὸ)ν σαρκούμενον ἔδειξας σ(ωτη)ρίαν πᾶσι βροτοῖς ἐπαγγελόμενον ζωὴν τ᾿ αἰωνίαν ἐν ᾗ πάντες οἱ πιστοὶ 135 ἀγαλλιάσονται:~
Ὠιδὴ Ϛ· συνεσχέθη· ἀλλ᾿ οὐ κατεσχέθη: Ναυαγίῳ ἰωνὰς ἐσχέθη σπλάγχνοις θηρὸς περιπεσὼν σοῦ δὲ τὸν τύπον φέρων, 140 παραδόξως ἀσινὴς ἐσώθη ἐν γὰρ νηδΰι σῇ λόγος κατῴκησε, καὶ διῆλθε τοῦ θ(εο)ῦ, φυλάξας τὴν παρθενίαν ἀδιάφθορον τὴν σὴν ὅθεν θ(εοτό)κον σὲ κηρύττομεν:~ 145 Ἡ λυχνία
οὐ(ρά)νιος πύλη χάριτος θείας ἡ πηγὴ δέομαι ῥῦσαι τῶνδε, μεσιτείᾳ σου παρθενομ(ῆτ)ορ 150 οὐ γὰρ βαστάζειν σὺ γινώσκεις δύναμαι, τὴν ἀφόρητον τήνδ᾿ ἀθυμίαν τῇ εὐσπλαγχνείᾳ τοίνυν φθάσασα τῇ σῇ, οἴκτειρον μὴ ἐγκαταλίπης30 με:~
29 l. υἱῷ. 30 l. ἐγκαταλίπῃς.
Hilferuf aus dem Gefängnis
Σϋνανάρχῳ
155 καὶ συναϊδίῳ
λόγῳ καὶ πν(εύματ)ι τιμὴν δόξαν προσφέρω πᾶσαν, σὺν π(ατ)ρὶ θ(ε)ῷ, σεπτῇ τριάδι ἥπερ μϊᾶς ὡς ἐκ πηγῆς πηγάζεται, 160 ἡ τριὰς π(ατ)ὴρ υἱὸς καὶ πν(εῦμ)α ἐν ὑποστάσεσι τρϊσὶ τὲ καὶ μιᾷ φύσει, εὐλαβῶς31 ἣν προσκυνήσωμεν:~ Φῶς τὸ θεῖον καὶ τὸ πρὸ αἰώνων 165 χαῖρε ἡ λάμψασα ἡμῖν χαῖρε τοῦ μάννα στάμνε τοῦ παρέχοντος τροφὴν τοῖς πίστει σὲ ἀνυμνοῦσιν, ἀληθῆ μ(ητ)ρόΘεον32, καὶ πηγὴν ὕδατος ἀλλομένου 170 σοῦ γὰρ, ἐξέθορε κόρη διπλοῦς υἱὸς, τέλειος θ(εὸ)ς καὶ φύσει ἄν(θρωπ)ος:~
Ὠιδὴ ζ´· ἄφραστον θαῦμα, ὁ ἐν καμίνω33: Ἔχουσα κόρη τὴν παρρησίαν ὡς οἷον τε πρὸς υἱόν~34 σου λόγον καὶ θ(εὸ)ν 175 προσφέρομεν νῦν ὕμνον τοῦ πρεσβεύειν σε πρὸς σ(ωτη)ρίαν ἡμῶν τῶν μελῳδούντων ἡ πηγὴ τῆς ζωῆς σὺ εἶ παρθένε:~ 180 Ῥεύσεως χάριν
σϋμβάσης πάλαι προπάτορι ἁμαρτίαις πλείσταις35 ὑλικαῖς
31 εὐλανῶς cum β supra lineam P. 32 sic P. Cf. LBG s. v. μητρόθεος (cf. l. 277). 33 l. καμίνῳ. 34 sic P. 35 πλεῖσταις Pac.
f. 98r
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τῷ γένει36 ἡμῶν ἀνάγκη ἦν μίγνυσθαι 185 προσπίπτομεν λοιπόν σοι ἀρᾶς λυθῆναι χαλεπῶν τε δεσμῶν ἱκνοῦντες37 τῶνδε:~ Ἐν μϊᾷ φύσει οὐσίᾳ ἄκρᾳ θεότητι 190 ὑποστάσεις τρεῖς ταυτοφυεῖς π(ατέ)ρα υἱὸν καὶ πν(εῦμ)α τὸ ἅγιον ὁμολογοῦμεν πιστῶς οἱ μελωδοῦντες λυτρωτὰ 195 ὁ θ(εὸ)ς εὐλογητ᾿ εἶ:~38 Ἰσχὺς οὐκ ἔστι τὴν σμικροτέραν χαρίτων σου ἐξειπεῖν οὐδόλως ὥσπερ δεῖ χωρήσασα γὰρ 200 ἔχεις τὸν ἀχώρητον· καὶ τίκτεις σαρκὶ39 υἱὸν τὸν πρὸ αἰώνων40 λυτρωτὴν τοῦ παντὸς βροτείου γένοις:~
Ὠιδὴ η´· ἔκστηθι φρίττων οὐ(ρα)νὲ: Τύπον εἰκόνισαν τὸν σὸν
205 οἱ δροσισθέντες ξένως
καμίνω41 παῖδες τρεῖς τὸ πῦρ γὰρ σὴν νηδὺν θεότητος, ὑπερφυῶς διϊὸν οὐ φλέγει οἷα κᾀκείνους τότε 210 ἣν πάντες εὐλογοῦσιν,
f. 98v
36 (γράφεται) τὸ γένος in margine. 37 Cf. LBG s. v. ἱκνέω. 38 Cf. W. Christ – M. Paranikas, Anthologia Graeca carminum Christianorum. Leipzig 1871 (Reprint Hildesheim 1963), 199–200, ll. 121, 126, 131, 136, 141: λυτρωτα, | ὁ θεὸς εὐλογητὸς εἶ (ᾠδὴ ζ´). 39 (γράφεται) γαστρὶ in margine. 40 αἰῶνων Pac. 41 l. καμίνῳ.
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ἱερεῖς ἀνυμνοῦσι λαοὶ ὑπερυψοῦσιν εἰς πάντας τοὺς αἰῶνας:~42 Ὅλον ἐν ζόφῳ καθαρῶ43
215 δι᾿ ἁμαρτίας νῦν
καὶ σκοτείᾳ ἐμαυτὸν εἰς σὲ δὲ τὰς ἐλπίδας κέκτημαι, καὶ καταφεύγω ἁγνὴ σὺ σκέπη προστάτις γὰρ ὑπάρχεις 220 καὶ ῥῦσαι ἐφεστώσης44, χαλεπῆς τιμωρίας ἵνα σε ἀνϋμνῶμεν εἰς πάντας τοὺς αἰῶνας:Νῦν τῇ τριάδι ἀνϋμνῶ
225 τῷ ἀγεννήτῳ τὲ
καὶ γεννήτορι π(ατ)ρὶ υἱῷ τῷ ἐξ αὐτοῦ ἐκλάμψαντι, ῥεύσεως ἄνευ τινὸς καὶ πν(εύματ)ι θείῳ σὺν ἁγίῳ 230 ὅπερ π(ατ)ρ(ὸ)ς προχεῖται, ἐκ πηγῆς θεογόνου πάντες οὖν ταύτῃ δῶμεν, δόξαν τιμὴν καὶ κράτος:~ Ὕψους ἀνάσσων οὐ(ρα)νῶν 235 καὶ τῷ προστάγματι χαλινώσας τῷ αὐτοῦ ἀβύσσους σῆς γαστρὸς σεσάρκωται, τίκτεις τ᾿ ἀσπόρως βροτὸν τῇ θείᾳ αὐτοῦ συγκαταβάσει 240 διὸ γηγενῶν παῖδες, πιστῶς σε ἀνϋμνοῦμεν καὶ ὑπερυψοῦμεν, οἷα θ(εο)ῦ μ(ητ)ρὸς:~
42 Cf. Christ / Paranikas, Anthologia Graeca carminum Christianorum (wie oben Fußnote 38) 200, ll. 147, 153, 159, 165: λαὸς ὑπερυψοῦτε | εἰς πάντας τοὺς αἰῶνας (ᾠδὴ η´). 43 l. καθαρῷ. 44 ἐφεστῶσης Pac.
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Ὠιδὴ θ´· μὴ ἐπωδύρου μου. Μὴ δακρυῶντα45 παρίδης46 245 καθορῶσα ἐν λύπῃ, καὶ τῇ σφοδρᾷ με τῇδε ἀθυμίᾳ ἀγαθὴ47 ἀλλὰ ῥῦσαι δοῦσα χάριν τοῦ ψάλλειν σοι τὴν φωνὴν τοῦ ἀγγέλου 250 ἀπαύστως ὡς εἰκὸς χαρμονῇ τε βοᾶν σοι, χαῖρε θεόνυμφε:~ [Ν]εανικῶς σοι βοῶμεν χαῖρε δι᾿ ἧς ἐλύθη, 255 ἡμῖν πάλαι ἁγνὴ δοθεῖσα κόρη ἡ ἀρὰ καὶ δι᾿ ἧς ἡ χάρις χαῖρε ἐξέλαμψε διὸ πάντας ἐν δόξῃ κϊνεῖς τοὺς γηγενεῖς 260 χαρμονῇ τε βοᾶν σοι, χαῖρε θεόνυμφε:~ ῾[Ο] ὑπερούσιος λόγος· ὁ π(ατ)ὴρ καὶ τὸ πν(εῦμ)α, ἡ τρισυπόστατος καὶ θεῖα48 265 ἄχρονος ἀρχὴ· θεότης φύσις μία ζωοπάροχος· φωτισμόν μοι παράσχου φωτὶ σῷ τριλαμπεῖ ὕμνους ἀεὶ σῇ φέρειν 270 μεγαλειότητι:~ [Ν]ῦν ἐν τῶ49 τέλει τοῦ ὕμνου σφοδροτέρᾳ παρθένε, τῇ φωνῇ σοι κόρη τὸ χαῖρε
45 < δακρυάω vel δακρυόω (non exstat in lexicis). 46 l. παρίδῃς. 47 ἀγαθῆ Pac. 48 l. θεία. 49 l. τῷ.
f. 99r
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κράζω καὶ ὑμνῶ
275 καὶ συχνάκις χαῖρε λέγων οὐ παύσομαι
ἀλλ᾿ αὖθις βοῶ χαῖρε μ(ητ)ρόΘεε50 σεμνὴ θεοδόξαστε χαῖρε, χαῖρε θεόνυμφε:~
τέλος:~ θ(εὸ)ς ἡγεῖσθω:
τοῦ αὐτοῦ, διώδιον51 πανηγυρικ(ὸν), εὐχαριστήριον, καὶ ἐγκωμιαστικ(ὸν) τῇ θ(εοτό)κῳ· πονηθὲν μετὰ τὸ ἐξελθεῖν τῆς εἰρκτῆς, ἀκολούθως τοῦ κανώνος: ἡ ἀκροστιχὶς· [τ]οῦ αὐτοῦ:
Ὠιδὴ γ´ ἦχος α´ εἱρμὸς: τῶ52 πρὸ τῶν αἰώνων:Τῇ ἀειπαρθένῳ ἀνυμνήτω μεν53 αἶνον ἐπάξιον νῦν εὐχαριστοῦντες καὶ στεφάνους, 5 περιπλέξωμεν ταύτη54 ὠδῶν, βοῶντες καὶ λέγοντες· ἡ ῥυσαμένη ἡμᾶς πειρασμῶν, χαῖρε θεονύμφευτε:~ 10 Ὄρος σε προεῖδε
δανιὴλ ἀλατόμητον κόρη ἐξ οὗ ἀποτμηθεὶς ἔτριψε λίθος,55 δυναστῶν βασιλεί(ας) 15 χ(ριστὸ)ς, ἐκ σοῦ ὃς
50 sic P. 51 l. διῴδιον. 52 l. τῷ. 53 l. μὲν. 54 l. ταύτῃ. 55 Cf. Dan. 2, 34. 35.
f. 99v
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σεσάρκωται· ὁ ἀνυψῶσας τὸ κέρας ἡμῶν, πόθῳ τῶν ὑμνούντων σε:Ὑπὲρ φύσιν χαῖρε
20 τεξαμένη παρθένε
χ(ριστὸ)ν τὸν θ(εὸν) καὶ μυστηρίων ἀπορρήτων, ἡ παιρέωσις56 χαῖρε σκηνὴ, ἁγνείας 25 θεότευκτος ἐν ᾗ κατῴκησε λόγος θ(εο)ῦ, χαῖρε θεονύμφευτε:Ἄμπελος ἡ θεῖα ἡ βλαστήσασα βότρυν 30 καρπὸν τῆς ζωῆς ἡ φωτοδόχος τὲ νεφέλη, ὁ λιμὴν τῶν ἐν ζάλῃ πηγὴ, ζωῆς ἡ ἀένναος· 35 ἡ πρὸς οὐ(ράν)ια χαῖρε βροτοὺς, τρίβος ἡ ἀνάγουσα:
Ὠιδὴ η´ εἱρμός: θαύματος ὑπερφϋοῦς: Ὕμνοις σε τὴν ὑπὲρ οὐ(ρανὸ)ν πάντα μ(ητέ)ρα θ(εο)ῦ τέξασαν λόγον ὑμνοῦμεν ἐν σοὶ γὰρ τετέλεσται, παίδων τύπος· 40 τῶν ἐν πυρὶ, δροσισθέντων τῷ ἀστέκτῳ καὶ ψαλλόντων θ(ε)ῷ διὸ, σοι ἀξίως ἀναμέλπομεν ἡ αἰτία, τῆς πάντων χαῖρε λυτρώσεως ἡ λυτρωσαμένη 45 ἡμᾶς ἐκ τῶν κινδύνων:~ Τίκτεται γαστρὸς ἐκ σῆς ἀσπόρως κόρη ὁ ὑπέρχρονος υἱὸς ὑψίστου
56 l. περαίωσις.
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καὶ θεοῦται πρόσλημμα, βροτῶν φύσιν, ἀναλαβὼν, 50 ἐξ αἱμάτων ἁγνοτάτων, καὶ ἀσπίλων τῶν σῶν διὸ, ἐπαξίως σοι κραυγάζομεν ἡ αἰτία, τῆς πάντων χαῖρε θεώσεως δι᾿ ἧς εὐλογοῦμεν χ(ριστὸ)ν εἰς τοὺς αἰῶνας:55 Ὄναρ ἱερὰν ἰακώβ57 σὲ προώφθη
δι᾿ ἧς ἄγγελοι κλίμακα θεῖοι καταβάντες ὕμνον σοι, διετέλουν ὡς τοῦ θ(εο)ῦ, ἀειπάρθενον μ(ητέ)ρα, γενομένην σεμνὴ 60 διὸ, καὶ ἡμεῖς τόνδε προσφέροντες, ἡ τῆς αἴγλης, φαεινῆς χαῖρε κραυγάζομεν πηγὴ φωτοφόρος ἡλίου τοῦ ἀδύτου:~
f. 100r
Ὕπερθεν ἁγνὴ σκηνῶν ἐξ οὐ(ραν)ίων 65 ἱκετεύοντας οἴκτειρον νύμφη ἡμᾶς τὲ ἑκαστότε, ῥϋομένη τῶν πειρασμῶν, προξενοῦσα τοῦ ὑμνεῖν σε, καὶ δοξάζειν σὺν σοὶ υἱὸν, τὸν ἐκ σοῦ π(ατ)ρ(ὸ)ς ἀνατείλαντα 70 ἀνεκφράστως, ἐννοίᾳ πάσῃ τὸν κ(ύριο)ν ὃν ὑπερϋψοῦμεν εἰς πάντας τοὺς αἰῶνας:~ τέλος· τέλος:
Die beiden Texte beruhen, wie in der Hymnographie bereits seit der mittelbyzantinischen Zeit gängig, als Prosomoia auf der Melodie und dem Rhythmus älterer Kanones, die als Vorbilder (Automela) gelten. Der kanon besteht aus acht Oden (α´-θ´), wobei – wie seit dem 9. Jahrhundert üblich58 – die zweite Ode ausgelassen ist. Die Troparia folgen den jeweiligen Heirmoi
57 sic P. 58 Th. Kollyropoulou, Περί του προβλήματος της β´ ωδής των κανόνων. Athen 2012.
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im Κανὼν εἰς τὸ μέγα Σάββατον, der von Kosmas Melodos, Bischof von Maiuma,59 stammt.60 Eine Reihe rhythmischer Abweichungen sind feststellbar.61 Die Akrostichis ἀνδρέας τῆ πανάγνῳ, ἀρνὴς φέρει τὸν ὕμνον ist – wie für das Genre üblich – metrisch, wobei sie aus zwei Halbjamben (ἡμϊάμβιοι)62 besteht, die jeweils sieben Silben umfassen.63 Das diodion ist ebenfalls ein Kanon, besteht aber, wie der Name verrät, nur aus zwei Oden, hier aus der dritten (γ´) und der achten (η´). Die Troparia folgen zwei Heirmoi im Κανὼν εἰς τὴν τοῦ Χριστοῦ γέννησιν, der ebenfalls auf Kosmas Melodos zurückgeht.64 Auch hier sind einige rhythmische Abweichungen gegenüber dem Vorbild feststellbar.65 Die Akrostichis [τ]οῦ αὐτοῦ ist nicht metrisch. Der Terminus διῴδιον ist eher selten attestiert;66 der erste gesicherte Beleg ist aber just in der Rubrik eines aus zwei Oden (η´, θ´) bestehenden Kanon desselben Kosmas Melodos zu finden.67 Beide Hymnen bedienen sich der traditionellen Topik der Hymnographie, speziell was die Bezeichnungen der Theotokos angeht.68 Details zum Gefängnisaufenthalt des Andreas Arnes sind daraus kaum zu gewinnen. Dass der kanon in Venedig im Gefängnis entstand, erfährt man nur aus der Rubrik. Im Text selbst kommt εἰρκτή (sic cod., l. εἱρκτή) drei weitere Male vor (Z. 14, 24, 60), jeweils verbunden mit der Bitte, von dort gerettet zu werden. An der zweiten Stelle wird die Muttergottes gebeten, für ihn bei Christus wegen seiner Errettung zu intervenieren (Z. 22–24). Gemeinsam mit ihr und aus ihr möchte er Christus einen Hymnus singen (Z. 6–7). An einer Stelle (Z. 44) wird das Synonym φυλακή verwendet. An einigen Stellen erkennt man, dass Arnes
59 PmbZ 4089. 60 Christ / Paranikas, Anthologia Graeca carminum Christianorum (wie oben Fußnote 38) 196–201. 61 Siehe Appendix a. 62 Bei ἡμιάβιος handelt es sich um einen sehr selten belegten Terminus, der sonst ausschließlich im frühen 14. Jahrhundert begegnet: im Cod. Ven. Marc. gr. XI 15 (Diktyon 70651), f. 60r, in der Rubrik des aus Siebensilbern bestehenden Gedichts auf die heißen Quellen in Pythia aus der Feder des Leon Magistros (in der Handschrift und mitunter auch in der Sekundärliteratur fälschlicherweise Paulos Silentiarios zugeschrieben), siehe L. Levi, Cinque lettere inedite di Emanuele Moscopulo (Cod. Marc. Cl. XI, 15). Studi italiani di filologia classica 10 (1902), 55–72: 70; in Scholien zu den aristophanischen Ranae, wobei der Terminus entweder siebensilbige Verse bzw. einen aus sieben Silben bestehenden Teil eines Verses im Original bezeichnet, siehe M. Chantry, Scholia recentiora in Aristophanis Ranas (= Scholia in Aristophanem III 1b). Groningen 2001, vv. 340–353c, 10 (p. 66), vv. 416–430c, 5 (p. 83), vv. 440-459c, 8 (p. 89), vv. 534–548, 8 (p. 103). Daneben existiert auch ἡμιάμβειον bzw. ἡμιαμβεῖον, wenngleich auch diese Termini nur selten belegt sind, siehe LSJ s. v., TLG s. v. Sehr selten attestiert ist auch ἡμίαμβος, siehe LBG s. v. 63 Akrostichiden bestehend aus zwei Halbjamben, d.h. Siebensilbern, dürften in byzantinischer Zeit nicht belegt sein. 64 Christ / Paranikas, Anthologia Graeca carminum Christianorum (wie oben Fußnote 38) 165–169. 65 Siehe Appendix b. 66 Siehe LBG u. TLG s. v. 67 Christ / Paranikas, Anthologia Graeca carminum Christianorum (wie oben Fußnote 38) 188. 68 S. Eustratiades, Ἡ Θεοτόκος ἐν τῇ ὑμνογραφίᾳ. Paris / Chennevières-sur-Marne 1930.
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die Inhaftierung als Strafe für seine Sünden sieht (Z. 76, 215). Arnes erbittet auch die Rettung aus der Verzweiflung (ἀθυμία), dem Leid (λύπη) (Z. 5, 88–89), allgemein den schrecklichen Dingen (δεινά) (Z. 15, 148) und dem Schwindel (σάλος) (Z. 75); auch vom Fluch (ἀρά) möge er befreit werden (Z. 185). Er empfindet die Inhaftierung aber auch als (gerechte) Strafe (Z. 13, 221). Arnes spricht im kanon aber nicht nur die Muttergottes und gelegentlich Christus (Z. 262–270), von dem er Erleuchtung (φωτισμός) erbittet, an, sondern richtet sein Gebet auch an die Dreifaltigkeit (Z. 120–127). Unter die traditionellen Epitheta, mit denen Arnes die Muttergottes versieht, befindet sich auch προστάτις χριστιανῶν (Z. 117), das auch sonst in der Hymnographie attestiert ist;69 die Belege reichen zurück bis in das 9. Jahrhundert (Ioseph Hymnographos).70 Hier jedoch wird auch die besondere Schutzfunktion der Muttergottes für die Christen gegenüber den muslimischen Osmanen betont. Arnes’ Familie musste ja vor den Osmanen von der Peloponnes nach Naupaktos fliehen, wie aus dem in Zwölfsilbern gehaltenen Grabgedicht auf den Vater zu erfahren ist.71 Arnes beendet den kanon mit der Feststellung, dass er nicht aufhören werde, mit lauter Stimme und oft der Muttergott das χαῖρε darzubringen, wobei er mehrere Synonyme verwendet, um die Art der Artikulation zu beschreiben: κράζω, ὑμνῶ, λέγω, βοῶ (Ζ. 271–279). Im diodion wird abgesehen von der Rubrik der Gefängnisaufenthalt gar nicht erwähnt: Nur an wenigen Stelle wird die Muttergottes dafür gepriesen, dass sie ihn von den Versuchungen (πειρασμοί) (Z. 8, 67) und den Gefahren (κίνδυνοι) (Z. 45) befreit hat. Aus diesem Grund bringt ihr Arnes auch voller Dank Lob dar (Z. 1–4). Der restliche Text ist voll standardisierter hymnographischer Topoi unter Verwendung traditioneller Epitheta der Muttergottes. In die Lobpreisung wird auch Christus und Gottvater einbezogen (Z. 69). Ob die beiden Texte tatsächlich in bzw. nach der Haft des Andreas Arnes verfasst wurden, ist naheliegend, kann aber nicht gänzlich als gesichert gelten. Zunächst ist es gut möglich, dass beide Texte erst nach seiner Rückkehr nach Naupaktos entstanden. Nicht ganz unmöglich ist auch, dass die Texte gänzlich fiktiv sind; zum Vergleich sei die vermeintliche Inhaftierung des Michael Glykas im 12. Jahrhundert genannt, die im sogenannten Gefängnisgedicht beschrieben ist.72 Abschließend bleibt die Frage, welches Publikum für die beiden Texte des Arnes anzunehmen ist. Zieht man die beiden Rubriken in Betracht, so handelt es sich um sehr private Gebete. Ohne den in den Rubriken mitgeteilten Kontext jedoch sind kanon und diodion wiederum so allgemein gehalten, dass auch eine Verwendung in der Liturgie möglich erscheint.
69 Ibid. 66. 70 PG 105, 1376B. 71 Rhoby, Sein Geist dürfte auf den Olymp geflogen sein (wie oben Fußnote 3) 348–349. 72 E. Bourbouhakis, ‘Political’ personae: the poem from prison of Michael Glykas: Byzantine literature between fact and fiction. BMGS 31 (2007), 53–75.
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Andreas Rhoby
Appendix a (Abweichungen im kanon) 1. Ode, 4. Troparion, 4. Kolon (Z. 28): 7 anstatt 6 Silben 3. Ode, 2. Troparion, 6. Kolon (Z. 53): 8 anstatt 6 Silben 3. Ode, 2. Troparion, 7. Kolon (Z. 54): 7 anstatt 9 Silben Wenn man die Silben beider Kola (Z. 53–54) zusammenzählt, entspricht gemeinsame Silbenanzahl (15) jener des automelon. 3. Ode, 4. Troparion, 6. Kolon (Z. 67): 8 anstatt 6 Silben 3. Ode, 4. Troparion, 7. Kolon (Z. 68): 7 anstatt 9 Silben Wenn man die Silben beider Kola (Z. 67–68) zusammenzählt, entspricht gemeinsame Silbenanzahl (15) jener des automelon. 4. Ode, 1. Troparion, 4. Kolon (Z. 79): 7 anstatt 8 Silben 4. Ode, 1. Troparion, 5. Kolon (Z. 80): 6 anstatt 5 Silben Wenn man die Silben beider Kola (Z. 79–80) zusammenzählt, entspricht gemeinsame Silbenanzahl (13) jener des automelon. 4. Ode, 3. Troparion, 4. Kolon (Z. 93): 5 anstatt 8 Silben 4. Ode, 3. Troparion, 5. Kolon (Z. 94): 8 anstatt 5 Silben Wenn man die Silben beider Kola (Z. 93–94) zusammenzählt, entspricht gemeinsame Silbenanzahl (13) jener des automelon. 5. Ode, 3. Troparion, 6. Kolon (Z. 125): 13 anstatt 12 Silben 5. Ode, 3. Troparion, 7. Kolon (Z. 126): 6 anstatt 7 Silben Wenn man die Silben beider Kola (Z. 125–126) zusammenzählt, entspricht gemeinsame Silbenanzahl (19) jener des automelon. 5. Ode, 4. Troparion, 2. Kolon (Z. 129): 12 anstatt 11 Silben 6. Ode, 2. Troparion, 9. Kolon (Z. 153): 10 anstatt 11 Silben 7. Ode, 3. Troparion, 8. Kolon (Z. 195): 7 anstatt 8 Silben 8. Ode, 1. Troparion, 2. Kolon (Z. 205): 7 anstatt 6 Silben 8. Ode, 1. Troparion, 3. Kolon (Z. 206): 6 anstatt 7 Silben Wenn man die Silben beider Kola (Z. 205–206) zusammenzählt, entspricht gemeinsame Silbenanzahl (13) jener des automelon. 8. Ode, 4. Troparion, 9. Kolon (Z. 242): 6 anstatt 7 Silben 8. Ode, 4. Troparion, 10. Kolon (Z. 243): 6 anstatt 7 Silben 9. Ode, 1. Troparion, 3. Kolon (Z. 246): 5 anstatt 8 Silben 9. Ode, 1. Troparion, 4. Kolon (Z. 247): 9 anstatt 6 Silben Wenn man die Silben beider Kola (Z. 246–247) zusammenzählt, entspricht gemeinsame Silbenanzahl (14) jener des automelon.
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Hilferuf aus dem Gefängnis
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Appendix b (Abweichungen im diodion) 3. Ode, 2. Troparion, 2. Kolon (Z. 11): 8 anstatt 7 Silben 3. Ode, 2. Troparion, 3. Kolon (Z. 12): 4 anstatt 5 Silben Wenn man die Silben beider Kola (Z. 11–12) zusammenzählt, entspricht die gemeinsame Silbenanzahl (12) jener des automelon. 8. Ode, 1. Troparion, 1. Kolon (Z. 37): 14 anstatt 12 Silben 8. Ode, 4. Troparion, 6. Kolon (Z. 69): 12 anstatt 11 Silben
Alexander Riehle
Zur Entstehungsgeschichte und den Schreibern des Codex Ambr. C 71 sup. (Nikephoros Chumnos) Die gesammelten Werke des Nikephoros Chumnos (ca. 1260–1327) sind in drei Haupthandschriften überliefert, die vom selben Schreiber und offenkundig im Auftrag des Autors erstellt wurden: den Schwesterhandschriften Par. gr. 2105 (Diktyon 51734; Sigle B) und Patm. 127 (Diktyon 54371; Sigle P), die das Gesamtwerk seiner logoi (philosophische Abhandlungen, Reden und kleinere Gelegenheitsschriften) und Briefe mit nur geringfügigen Abweichungen enthalten, sowie dem Codex Athen. Metoch. S. Sepulchri 276 (Diktyon 6673; Sigle H), der die philosophischen Abhandlungen tradiert und ursprünglich vielleicht auch weitere Werke enthielt.1 Derselbe Schreiber, der sich wohl mit dem Adressaten von Nikephoros’ Brief 144, Demetrios Kabasilas (PLP 92223), identifizieren lässt,2 fertigte weitere Kopien einzelner Werke des Nikephoros an: die beiden langen Briefe 43 (Brief seines Sohnes Ioannes) und 44 (Nikephoros’ Antwort auf diesen Brief) im Codex Vat. gr. 112, ff. 22r–26v (Diktyon 66743; Sigle V)3 und die theologischen Logoi 10 und 11 in den Codices Marc. gr. Z 360, ff. 323r–341r
1 Zu diesen Handschriften siehe die ausführlichen Beschreibungen in N. Papatriantaphyllu-Theodoride, Ἡ χειρόγραφη παράδοση τῶν ἔργων τοῦ Νικηφόρου Χούμνου (1250/55–1327). Ἀριστοτέλειο Πανεπιστήμιο Θεσσαλονίκης: Ἐπιστημονικὴ Ἐπετηρίδα τῆς Φιλοσοφικῆς Σχολῆς – Παράρτημα, 52. Thessaloniki 1984, 42–56 (B), 74–80 (H), 107–124 (P). Ch. Förstel (Untersuchungen zur Rezeption Plotins in der Palaiologenzeit: die Handschriften A und E [Laurentianus plut. 87,3, Parisinus gr. 1976], in Ch. Brockmann et al. (Hrsg.), Griechisch-byzantinische Handschriftenforschung: Traditionen, Entwicklungen, neue Wege. Berlin / Boston 2020, Bd. 2, 419–426 und 834–837, hier 421 mit Anm. 14), dem die Arbeit von Papatriantaphyllu-Theodoride offenbar unbekannt ist, scheint die Identifizierung des Schreibers von P mit jenem von B in Zweifel zu ziehen; diese Zweifel, die er nicht weiter belegt, sind jedoch unbegründet (siehe unten S. 586f. für einige Charakteristika seiner Hand mit Schriftproben). Richtig hingegen ist seine Feststellung (ebd.), dass der Kopist der Plotin-Handschrift Laur. Plut. 87.3 (Diktyon 16820) nicht mit dem Chumnos-Schreiber zu identifizieren ist. 2 J. F. Boissonade, Anecdota Nova. Paris 1844 [ND Hildesheim 1962], 167f.; Neuedition mit Übersetzung in A. Riehle, Die Briefsammlungen des Nikephoros Chumnos: Einleitung, Edition, Übersetzung. Byzantinisches Archiv. Berlin / Boston 2023 (in Vorb.); Text, englische Übersetzung und Kommentar auch in A. Riehle, Nikephoros Choumnos (c.1260–1327), A Letter to Demetrios Kabasilas, On the Beauty of His Handwriting, in F. Spingou (Hrsg.), Sources for Byzantine Art History, Volume 3: The Visual Culture of Later Byzantium (c.1081–c.1350). Cambridge 2021, 1098–1105. Zur Identifizierung des Schreibers siehe Papatriantaphyllu-Theodoride, Ἡ χειρόγραφη παράδοση (wie oben Fußnote 1) 220–227. 3 Papatriantaphyllu-Theodoride, Ἡ χειρόγραφη παράδοση (wie oben Fußnote 1) 175–182; zu der Handschrift siehe auch I. Pérez Martín, El Vaticanus gr. 112 y la evolución de la grafía de Jorge Galesiotes. Scriptorium 49 (1995), 42–59. https://doi.org/10.1515/9783111070315-037
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Alexander Riehle
(Diktyon 69831; Sigle Φ) und Vatop. 425, ff. 73r–98v (Diktyon 18569; Sigle F).4 Außerdem wurde er als Kopist der Aristoteles-Handschrift Marc. gr. Z 209 (Diktyon 69680) erkannt,5 die er vermutlich ebenfalls für Nikephoros Chumnos produzierte. Eine vierte zeitgenössische Haupthandschrift der gesammelten Werke, Codex Ambr. C 71 sup. (Diktyon 42421; Sigle A), wurde nicht wie die drei zuvor genannten von einem einzelnen Schreiber angefertigt, sondern entstand durch fortwährende Ergänzung über mehrere Jahre. Die Forschung konnte bislang in der Handschrift sechs Kopisten ausmachen:6 Schreiber A:
ff. 1v–2r (Obituarnotiz, pinax) und 296r–298r (Gedichte)7
Schreiber B:
ff. 3r–31v (Logos 16)
Schreiber C:
ff. 32r–70r (Logoi 5, 1, 2) und 275r–295v (Logoi 23, 24, Briefe [darunter Logos 21])
Schreiber D:
f. 48v,4–22 (Logos 5)
Schreiber E:
ff. 72r–260v (Logoi 12, 11, 13, 14, Briefe [beginnend mit Logos 26])
Schreiber F:
ff. 261r–275r (Logoi 19, 25)
In meiner von Albrecht Berger betreuten Dissertation zu den Briefsammlungen des Nikephoros Chumnos habe ich der Hand C, die ich mit dem Hauptschreiber der Chumnos-Handschriften BPHVΦ identifizierte, die Hauptrolle bei der Vereinigung
4 Papatriantaphyllu-Theodoride, Ἡ χειρόγραφη παράδοση (wie oben Fußnote 1) 80–85 (F; wie für den Schreiber C der Handschrift A konstatiert die Forscherin lediglich eine Ähnlichkeit mit der Hand des Chumnos-Schreibers [ebd. 84, 215 Anm. 504]; dass die Hände identisch sind, soll in einer separaten Studie zu der Handschrift F gezeigt werden), 164–170 (Φ); zur Zählung von Nikephoros’ logoi siehe ebd. 20–31; eine Übersicht über die logoi auch in A. Riehle, At the Interface between the Oral and the Written: Late Byzantine Rhetoric in Context(s), in N. Gaul / Y. Stouraitis / M. Carr (Hrsg.), The Post-1204 Byzantine World: New Approaches and Novel Directions. London / New York (in Vorb.), Fig. 2. 5 Siehe C. Giacomelli, Venedig, Biblioteca Nazionale Marciana, Marc. gr. 209, in CAGB digital. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. https://cagb-digital.de/id/cagb0182045 (aufgerufen am 8.9.2022). 6 Die Schreibersiglen gehen zurück auf A. Turyn, Dated Greek Manuscripts of the Thirteenth and Fourteenth Centuries in the Libraries of Italy. 2 Bde. Urbana / Chicago / London 1972, Bd. 1, 151–153; sie wurden von Papatriantaphyllu-Theodoride, Ἡ χειρόγραφη παράδοση (wie oben Fußnote 1) 129–139 übernommen. 7 Zu Papatriantaphyllu-Theodorides falscher Hypothese, dass die Gedichte am Ende der Handschrift möglicherweise nicht von A, sondern von einem anderen Kopisten (G) stammen, siehe unten S. 591f.
Codex Ambr. C 71 sup.
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sowie Korrektur der einzelnen Teile des Codex zugeschrieben.8 Eine erneute Untersuchung der Handschrift, die durch hochauflösende Farbaufnahmen erleichtert wurde, hat jedoch zu einer Revision einiger meiner Annahmen zur Entstehungsgeschichte des Codex geführt, während andere Thesen bestätigt und präzisiert werden konnten. Die Ergebnisse dieser Neubewertung werden im Folgenden vorgestellt.
1 Schreiber B Der älteste Teil der Handschrift A ist der von Schreiber B kopierte (im Folgenden AB).9 Er enthält das Testament des Nikephoros (Logos 16), das aus der Zeit zwischen Ostern 1303 (Hochzeit von Eirene Chumnaina [PLP 30936] mit dem Kaisersohn und despotes Ioannes Palaiologos [PLP 21475]) und Anfang 1307 (Tod des Ioannes) stammt. Von den hierfür vom Schreiber verwendeten vier Quaternionen blieben das erste Blatt (f. 2) und die letzten beiden Blätter (ff. 32–33) leer; f. 2 nutzte später Schreiber A für das Ende des pinax, ff. 32–33 Schreiber C für den Anfang von Logos 5.10 Die Initialen des langen Werktitels auf f. 3r und des ersten Wortes des Textes auf f. 3v wurden zur Rubrizierung frei gelassen; Schreiber E trug sie später nach (siehe unten S. 581f.). Der Kopist wurde von Nike Papatriantaphyllu-Theodoride mit Georgios Bullotes (PLP 91550) identifiziert,11 dem wichtigsten Schreiber der Kaiserkanzlei von 1298 bis 1329.12 Zwei der insgesamt 33 chrysobulloi logoi, die Erich Lamberz ihm zuschrieb, tragen
8 A. Riehle, Funktionen der byzantinischen Epistolographie: Studien zu den Briefen und Briefsammlungen des Nikephoros Chumnos (ca. 1260–1327). Dissertation, Ludwig-Maximilians-Universität München 2011 (https://edoc.ub.uni-muenchen.de/16879/, aufgerufen am 8.9.2022), 54–61, 78–80; id., Epistolography as Autobiography. Remarks on the Letter-Collections of Nikephoros Choumnos. Παρεκβολαί 2 (2012), 1–22, hier 5, 11f. Ähnlich bereits auch Papatriantaphyllu-Theodoride, Ἡ χειρόγραφη παράδοση (wie oben Fußnote 1) 139. 9 Abbildungen bei Turyn, Dated Greek Manuscripts (wie oben Fußnote 6) Bd. 2, Pl. 129 (f. 31r); Papatriantaphyllu-Theodoride, Ἡ χειρόγραφη παράδοση (wie oben Fußnote 1) Πίν. Κ′ (ff. 3v–4r); E. Lamberz, Georgios Bullotes, Michael Klostomalles und die byzantinische Kaiserkanzlei unter Andronikos II. und Andronikos III. in den Jahren 1298–1329, in B. Mondrain (Hrsg.), Lire et écrire à Byzance. Collège de France – CNRS: Centre de recherche d’histoire et civilisation de Byzance – Monographies, 19. Paris 2006, 33–48, Abb. 13 (identisch mit jener bei Turyn). Lamberz (ebd. 34 mit Anm. 5, 42), der mit Turyn (a. a. O., Bd. 1, 152) von einer Entstehungszeit der Handschrift A in den 1320er Jahren ausgeht, erkennt eine Nähe des Duktus in AB zur Schrift des Bullotes in einem chrysobullos logos vom September 1327. Eine so späte Datierung ist aber aufgrund der im Folgenden dargelegten Entstehungsgeschichte von A ausgeschlossen. Auch wenn an dieser Stelle keine paläographische Analyse zur Bestätigung dieser These vorgelegt werden kann, muss AB nicht der späten, sondern der frühen kalligraphischen Phase von Bullotes’ Schriftentwicklung zuzuordnen sein (vgl. ebd. 41f.). 10 Papatriantaphyllu-Theodoride, Ἡ χειρόγραφη παράδοση (wie oben Fußnote 1) 134f., 139. 11 Papatriantaphyllu-Theodoride, Ἡ χειρόγραφη παράδοση (wie oben Fußnote 1) 137f. 12 Lamberz, Georgios Bullotes (wie oben Fußnote 9).
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den Dorsalvermerk διά τοῦ ἐπὶ τοῦ κανικλείου Νικηφόρου τοῦ Χούμνου.13 Weitere von Bullotes kopierte Handschriften entstanden möglicherweise ebenfalls im Auftrag des Nikephoros: der nur fragmentarisch erhaltene Codex Guelf. 42 Gud. graec. (Diktyon 72086) von 1314/15, der das Ende von Gregorios von Nazianzos’ In patrem tacentem (Or. 16)14 sowie die Rede des Ioannes Mauropus auf die Drei Hierarchen enthält;15 die Philo-Handschrift Laur. Plut. 10, 23 (Diktyon 16145), die etwa zeitgleich mit dem Guelferbytanus entstanden sein dürfte;16 und der erste Teil des Codex Laur. Conv. Soppr. 78 (Diktyon 15822) mit platonischen und pseudoplatonischen Werken.17
2 Schreiber E Die weitaus umfangreichste entstehungsgeschichtliche Einheit der Handschrift – 24 der insgesamt 38 Lagen – bilden ff. 72–263, die Schreiber E mit den oben genannten logoi und Briefen des Nikephoros füllte (AE), wobei die letzten drei Blätter (ff. 260– 263) zunächst leer blieben.18 Die Briefsammlung begann ursprünglich auf f. 192r mit dem auch in der Handschrift B als Brief überlieferten Logos 26, wie aus dem Seitenumbruch ersichtlich wird: Der vorhergehende Logos 14 endet etwa in der Mitte von f. 191r, während eine solche Zäsur zwischen dem Ende von Logos 26 und dem folgenden Brief auf f. 195v fehlt. Der Beginn der Briefsammlung wurde erst durch die späteren Zusätze von den Händen H und A auf f. 195v verlegt (siehe unten S. 585 und 592).
13 P. Lemerle, Actes de Lavra, Bd. 2: De 1204 à 1328. Archives de l’Athos, 8. Paris 1977, Nr. 89 vom Juni 1298 (F. Dölger, Regesten der Kaiserurkunden des oströmischen Reiches von 565–1453. 4. Teil: Regesten von 1282–1341. München / Berlin 1960, Nr. 2208); M. Živojinović, Actes de Chilandar. Archives de l’Athos, 20. Paris 1998, Nr. 29 vom Oktober 1313 (Dölger, a. a. O., Nr. 2348; auch unter den Werken des Nikephoros als Logos 24 überliefert). 14 Aus dieser Rede zitiert Nikephoros Chumnos mehrmals in seinen Briefen; siehe Riehle, Die Briefsammlungen des Nikephoros Chumnos (wie oben Fußnote 2) Index locorum. 15 Lamberz, Georgios Bullotes (wie oben Fußnote 9) 35. 16 G. De Gregorio, Filone Alessandrino tra Massimo Planude e Giorgio Bullotes. A proposito dei codici Vindob. Suppl. gr. 50, Vat. Urb. gr. 125 e Laur. Plut. 10, 23, in Ch. Brockmann et al. (Hrsg.), Handschriften- und Textforschung heute. Serta Graeca, 30. Wiesbaden 2014, 177–230, hier 202–216 (bes. 209f. zur Datierung und 211 für den Vorschlag, dass die Handschrift von Chumnos in Auftrag gegeben worden sein könnte). 17 F. Manfrin, Studi sulla tradizione manoscritta dell’Eutifrone di Platone: la terza famiglia. Revue d’histoire des textes, n.s. 12 (2017), 1–34, hier 17f. 18 Papatriantaphyllu-Theodoride, Ἡ χειρόγραφη παράδοση (wie oben Fußnote 1) 134f., 136, 139. Zu einigen Charakteristika der Hand siehe ebd. 138f., Abbildungen ebd. Πίν. ΚΑ′ (ff. 156v–157r); Turyn, Dated Greek Manuscripts (wie oben Fußnote 6) Bd. 2, Pl. 132 (f. 97v); Riehle, Die Briefsammlungen des Nikephoros Chumnos (wie oben Fußnote 2) Abb. 7 (f. 195v); sowie Abb. 1–3 und 5–6 im vorliegenden Beitrag.
Codex Ambr. C 71 sup.
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Von den in AE enthaltenen Werken lassen sich einige relativ genau datieren oder zumindest auf eine Zeitspanne von mehreren Jahren eingrenzen: das Enkomion auf Andronikos II. von 1283 (Logos 14: ff. 147r–191v);19 die Briefe an Theodoros Muzalon (PLP 19439), die vor dem Frühjahr 1294 (Tod des Adressaten) entstanden sein müssen (ff. 206r–212r, 213v–219r, 247r–249r),20 und jene an Theodora Raulaina (PLP 10943), für die ihr Todestag (6. Dezember 1300) den terminus ante quem bildet (ff. 256r–258v);21 das für den Kaiser verfasste θέσπισμα über Gerechtigkeit und Rechtsprechung (Logos 13: ff. 130v–146v), dessen Datierung auf 1296 durch seine Erwähnung bei Georgios Pachymeres gesichert ist;22 und drei nur hier überlieferte Briefe an seine Tochter Eirene (ff. 233v–237v),23 die aus der kurzen Zeit ihrer Ehe mit Ioannes Palaiologos (1303–07) stammen und wohl im Sommer 1306 verfasst wurden.24 AE umspannt also einen relativ langen Zeitraum – von Nikephoros’ ältesten Werken aus den frühen 1280er Jahren bis ca. 1306/07 – und ist somit wohl als erster, jedoch zunächst unvollendet gebliebener Versuch einer Gesamtausgabe zu interpretieren. Dass f. 72r die erste Seite dieser Ausgabe darstellen sollte, wird an den Zierelementen ersichtlich: Ein heute rostrot verblasstes ornamentales Flechtband sowie eine mit derselben Tinte ausgeführte Initiale schmücken den Beginn von Logos 12 (Abb. 1).25 Ansonsten wurden Überschriften und Initialen im gesamten Abschnitt zur Rubrizierung ausgelassen – die Lücken wurden erst von dem Mitarbeiter von C (Hand H) sowie Hand A gefüllt –, mit einer kleinen, jedoch für die Rekonstruktion des Entstehungsprozesses bedeutenden Ausnahme: Eine Sequenz von drei Briefen weist auf ff. 213v, 219r und 221v Initialen und Überschriften auf, die von der Haupthand E stammen müssen (Abb. 2–3). Dies lässt sich unter anderem an dem Tau mit leicht gewellter Querhaste, dem zumeist geschwungenen Lambda, dem „Telefonhörer-Beta“ mit weit auseinanderstehenden Kringeln, dem weiten, flachen Omega und dem flachen Zirkumflex erkennen. Die fetten Initialen unterscheiden sich deutlich von den schlichten Initialen der Hand H und den filigranen der Hand A (siehe unten S. 585 und 593). Das Epsilon hat am unteren Ende, gleich dem Flechtband auf f. 72r, eine nur in Umrissen gezeichnete Ranke. Die gleichen Charakteristika weist nicht nur das initiale Epsilon
19 Riehle, Funktionen der byzantinischen Epistolographie (wie oben Fußnote 8) 11f. Anm. 50. 20 Briefe 84–87 und 67, ed. Boissonade, Anecdota Nova (wie oben Fußnote 2) 105–117, 81f. 21 Briefe 76–77, ebd., 91–94. 22 Georgios Pachymeres, Συγγραφικαὶ ἱστορίαι IX 17, ed. A. Failler, Georges Pachymérès: Relations historiques. CFHB, 24. 5 Bde. Paris 1984–2000, Bd. 3, 263,5–14; siehe dazu Faillers Bemerkung ebd. 262 Anm. 6 sowie Dölger, Regesten (wie oben Fußnote 13) Nr. 2188. 23 Briefe 4–6, ed. P. L. M. Leone, Le epistole di Niceforo Chumno nel cod. Ambr. gr. C 71 sup. EEBS 39–40 (1972–73) 75–95, hier 92–94; in meiner Neuedition (siehe oben Fußnote 2) sind diese Briefe als A21–23 nummeriert. 24 Zum historischen Hintergrund der Briefe siehe Riehle, Funktionen der byzantinischen Epistolographie (wie oben Fußnote 8) 120. 25 Papatriantaphyllu-Theodoride, Ἡ χειρόγραφη παράδοση (wie oben Fußnote 1) 136.
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auf f. 72r auf, sondern auch jenes in AB am Beginn des Testaments (f. 3v: Abb. 4b); und auch das initiale Delta am Anfang des Titels (f. 3r: Abb. 4a) stammt klar von der gleichen Hand – man vergleiche etwa das einer Kaulquappe ähnelnde Zierelement, das von der Querhaste herabhängt, mit dem entsprechenden Element beim initialen Omikron auf f. 219r (Abb. 2).26 Dies bedeutet, dass dem Schreiber E der von Bullotes kopierte Handschriftenteil AB vorlag und AB offenbar gemeinsam mit AE aufbewahrt wurde, bis Schreiber C (bzw. sein Mitarbeiter) sie mit den von ihm geschriebenen neuen Partien zu einem Codex zusammenfügte.
3 Schreiber F Die von E frei gelassenen ff. 260–263 wurden von Schreiber F für den Anfang von Logos 19 (Trostschrift für Eirene nach dem Tod ihres Mannes [Anfang 1307]) genutzt. Um diesen Text sowie den folgenden Logos 25 (chrysobullos logos zur Beilegung des arsenitischen Schismas [1310]) unterzubringen, fügte er zwei Lagen (ff. 264–267 [Binio] und ff. 268–75 [6+2: ff. 271 und 272 sind Einzelblätter]) an (AF).27 Dem Kopisten kommt jedoch eine bedeutendere Rolle in der Entstehungsgeschichte der Handschrift zu, als bislang erkannt wurde: Er fügte der Handschrift nicht nur zwei neue Texte hinzu, sondern ergänzte und korrigierte AE. Dies wird besonders an Logos 11 (kaiserliches θέσπισμα über die Ausweitung der Feierlichkeiten zu Mariä Himmelfahrt) ersichtlich: Hier ließ Hand E nicht nur den ersten Buchstaben des Textes, sondern auch die Buchstaben zur Markierung der Textparagraphen aus.28 Diese letzteren ergänzte Schreiber F. Auf ff. 112v (Abb. 5) und 129v (Abb. 6) stammt etwa das Kappa mit sich leicht nach innen windendem Schnörkel am oberen Schrägstrich eindeutig von seiner Hand (vgl. Abb. 7a). F nahm aber auch Eingriffe am Text vor, wie man beispielsweise an dem großen, rechtsgeneigten Minuskel-Ny erkennen kann, mit dem er auf f. 112v (Abb. 5) ἐπηγγελμένωη zu ἐπηγγελμένων korrigierte (vgl. Abb. 7b); und auch die ebendort sichtbare Revision der Interpunktion scheint auf ihn zurückzugehen. Dabei beschränkte sich F nicht auf die Korrektur offensichtlicher Auslassungen und
26 Dass die Initialen auf f. 3r–v nicht von Georgios Bullotes stammen, legt auch ein Vergleich mit dem Codex Guelf. 42 Gud. graec. nahe, auf dessen f. 2v die Initiale offensichtlich vom Schreiber selbst ausgeführt wurde. 27 Papatriantaphyllu-Theodoride, Ἡ χειρόγραφη παράδοση (wie oben Fußnote 1) 134; Turyn, Dated Greek Manuscripts (wie oben Fußnote 6) Bd. 1, 152. Abbildungen ebd., Bd. 2, Pl. 133 (f. 272v) und im vorliegenden Beitrag Abb. 25. 28 Vgl. Papatriantaphyllu-Theodoride, Ἡ χειρόγραφη παράδοση (wie oben Fußnote 1) 139, die aus diesem Grund mutmaßte, dass das θέσπισμα aus einer liturgischen Handschrift kopiert wurde (vgl. Handschrift Φ, in der auf ff. 332r–341r Logos 11 in zwei Spalten geschrieben und in Paragraphen mit ornamentalen roten Initialen unterteilt wurde), aber übersah, dass die zur Rubrizierung frei gelassenen Initialen mit gewöhnlicher brauner Tinte nachgetragen wurden.
Codex Ambr. C 71 sup.
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Fehler wie der soeben genannten, sondern nahm auch eine Ergänzung vor, die impliziert, dass er Zugriff auf ein anderes Exemplar dieses Textes hatte, das er gegen den Text in AE kollationierte: Auf f. 129v (Abb. 6) wurde ἐξ ἀφανοῦς sichtlich von der gleichen Hand eingefügt, die das Kappa am Anfang der vorhergehenden Zeile ergänzte. Aus der Überlieferungsgeschichte von Logos 11 geht hervor, dass es sich hierbei um eine Autorenvariante handelt.29 Einfügungsstriche wie hier finden sich auch bei supra lineam vorgenommenen Ergänzungen in anderen von Hand E geschriebenen Texten, so auf ff. 73v (Logos 12; Abb. 8a), 142r (Logos 13; Abb. 8b) und 168r (Logos 14; Abb. 8a). Diese Korrekturen dürften gleichermaßen von F stammen. Rubrizierungen führte er weder in dem von ihm selbst geschriebenen Teil noch in AE durch: Die in AF ausgelassenen Initialen und Überschriften wurden nach Nikephoros’ Tod von Hand A eingetragen (Abb. 25; siehe unten S. 592).
4 Schreiber C und seine Mitarbeiter Den nächsten wichtigen Schritt in der Komposition der Handschrift unternahm Schreiber C, der die in AB (ff. 32–33) und AF (f. 275) frei gebliebenen Blätter verwendete und die beiden Handschriftenteile um mehrere Lagen ergänzte;30 in diese kopierte er weitere Schriften des Nikephoros (AC),31 darunter drei philosophische Abhandlungen (Logoi 5, 1, 2), die wohl aus der Zeit nach Nikephoros’ Rücktritt vom Amt des mesazon stammen (ca. 1314–16),32 der Text einer Schenkungsurkunde für das Chilandar-Klos-
29 Die Phrase fehlt auch in den Handschriften Φ und C (Par. gr. 3010 [Diktyon 52655]), die wie A die frühere Textfassung des für den Kaiser verfassten θέσπισμα überliefern, durch das die Feierlichkeiten zu Mariä Himmelfahrt auf die erste Augusthälfte ausgeweitet wurden (siehe dazu Papatriantaphyllu-Theodoride, Ἡ χειρόγραφη παράδοση [wie oben Fußnote 1] 314–325). In Φ, das zunächst die erste Redaktion bot, dann aber gemäß dem revidierten θέσπισμα überarbeitet wurde, wurde der Text von ἐχθροὺς βάλλοντας zu ἐχθροὺς ἀφανῶς βάλλοντας korrigiert, was auch dem Text in BP entspricht. In AE ist die Ergänzung von ἐξ ἀφανοῦς jedoch der einzige Eingriff, der der zweiten Textfassung entspricht, und dies auch nicht wörtlich. Die neue Version des kaiserlichen Erlasses, mit dem die Feierlichkeiten auf den gesamten August ausgedehnt wurden, stammt wohl erst aus deutlich späterer Zeit (ca. 1321). 30 Papatriantaphyllu-Theodoride, Ἡ χειρόγραφη παράδοση (wie oben Fußnote 1) 139. 31 Abbildungen ebd., Πίν. ΚΒ′–ΚΔ′ (ff. 32v–33r, 294v–295v); Turyn, Dated Greek Manuscripts (wie oben Fußnote 6) Bd. 2, Pl. 130 (f. 38r); Riehle, Die Briefsammlungen des Nikephoros Chumnos (wie oben Fußnote 2) Abb. 8 (f. 292r); siehe auch im vorliegenden Beitrag Abb. 19. 32 Zu Hintergrund und Datum siehe Riehle, Funktionen der byzantinischen Epistolographie (wie oben Fußnote 8) 13–26; id., Literature, Politics and Manuscripts in Early Palaiologan Byzantium. Towards a Reassessment of the Choumnos-Metochites Controversy, in M.-H. Blanchet / R. Estangüi Gómez (Hrsg.), Le monde byzantin du XIIIe au XVe siècle. Anciennes ou nouvelles formes d’impérialité. Paris 2021 (= Travaux et Mémoires 25/1), 591–623, hier 593–596.
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ter vom Oktober 1313, die auch im Original erhalten ist (Logos 24),33 sowie ein Brief an Niphon aus dessen Amtszeit als Patriarch von Konstantinopel (Mai 1310 – April 1314).34 Bei den von C kopierten Briefen (ff. 281v–295v) ist auf f. 292r ein Tintenwechsel zu beobachten: Während der Text zuvor in einem kräftigen Braun geschrieben wurde, ist die Tinte nun von einem blassen Ocker. Unter diesen Schreiben befinden sich zwei, die auf Logos 1 Bezug nehmen.35 Nun lässt sich in der Handschrift interessanterweise bei den Logoi 1–2 (ff. 50v–70r) gegenüber dem vorhergehenden Logos 5 (ff. 32r–50r) der gleiche Tintenwechsel wie bei den Briefen konstatieren. Dies bedeutet höchstwahrscheinlich, dass C zuerst ff. 32r–50r und 275r–292r, Z. 1–19 kopierte und die Texte auf ff. 50v–70r und 292r, Z. 21 – 295v zu einem späteren Zeitpunkt nachtrug. Im vorderen Handschriftenteil blieben am Ende der von bzw. für C hinzugefügten Lagen zwei Blätter frei (ff. 70v–71v). Vielleicht waren diese Blätter ursprünglich für den Anfang einer weiteren philosophischen Abhandlung, Logos 6, vorgesehen. Diesen Schluss könnte der Umstand nahelegen, dass sich unter den nachgetragenen Briefen auch einer befindet, der auf diese Schrift Bezug nimmt.36 Die Titel der drei philosophischen Abhandlungen trug Schreiber C eigenhändig mit derselben braunen Tinte ein, die er auch für die Texte verwendete; die Initialen ließ er aus. Im hinteren Teil von AC, der die beiden Urkundentexte und Briefe enthält, wurden Überschriften und Initialen ausgelassen. Die einzige Ausnahme hiervon sind die Initialen zweier Briefe auf ff. 293v (Abb. 11.1l) und 294v, die er selbst in gewöhnlicher Tinte ausführte. Auf f. 48v ist ab Z. 4 ein Schreiberwechsel zu beobachten: Am Zeilenanfang löst ein neuer Schreiber, dem Alexander Turyn die Sigle D gab, den Hauptkopisten C mitten im Satz ab;37 auf f. 49r übernimmt C ebenso abrupt wieder die Arbeit. Bei D muss es sich also um einen Mitarbeiter von C handeln, der ihm beim Kopieren assistierte.38 Ein markantes Kennzeichen seiner schwungvollen, rechtsgeneigten bis richtungslosen Schrift ist das Majuskel-Delta mit Schnörkel am oberen Ende (Abb. 9a); ähnliche Kringel weisen auch manche seiner Zirkumflexe auf (Abb. 9b).
33 Siehe oben Fußnote 13. 34 Brief 60, ed. Boissonade, Anecdota Nova (wie oben Fußnote 2) 66–68. 35 Briefe 7 und 9, ebd., 1f., 13f. 36 Brief 8, ebd., 11f. Im Prolog von Logos 6 verweist Nikephoros auf seine heftigen körperlichen Beschwerden („Rheuma“ an Händen und Füßen), die ihm jede Bewegung verbieten (ed. K. P. Chrestu, Τὸ φιλοσοφικὸ ἔργο τοῦ Νικηφόρου Χούμνου. Thessaloniki 2002, 92,5–93,1). Dies dürfte dem weiter unten (S. 589–591) vorgeschlagenen Zusammenhang zwischen Nikephoros’ Erkrankung und der Vervollständigung der Handschrift A durch C weiteres Gewicht verleihen. 37 Abbildung bei Turyn, Dated Greek Manuscripts (wie oben Fußnote 6) Bd. 2, Pl. 131. 38 Ein ganz ähnlicher Fall findet sich in dem wohl von Nikephoros’ Korrespondenzpartnerin und Patronin Theodora Raulaina kopierten Codex Vat. gr. 1899 (Diktyon 68528), in dem auf f. 306r eine andere Hand den Beginn von Aelius Aristides’ Ἱεροὶ λόγοι kopiert, aber bereits nach 21 Zeilen ebenso unvermittelt die Haupthand weiterschreibt; siehe N. Zorzi, Una copista, due copisti, nessuna copista? Teodora Raulena e i due codici attribuiti alla sua mano. Medioevo greco 19 (2019), 259–282, hier 276f.
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Schreiber D war aber nicht der einzige Mitarbeiter von C. Bislang unerkannt geblieben ist eine Hand – im Folgenden H genannt –, die in AE Überschriften und Initialen nachtrug, nämlich bei Logos 12 (f. 72r [Abb. 1]: Initiale; die Überschrift stammt von Schreiber E, siehe oben S. 581f.), Logoi 11, 13, 14 (ff. 108v–109r, 130v, 147r: jeweils Überschrift und Initiale), Logos 26 (f. 192r: Initiale; die Überschrift auf f. 191v wurde später von Hand A eingetragen; siehe unten S. 592) sowie in der Briefsammlung (f. 195v [Abb. 21]: Überschrift zur Briefsammlung, deren Anfang somit von f. 192r [Logos 26] auf f. 195v verlegt wurde [siehe oben S. 580; die Überschrift wurde später von Schreiber C revidiert; siehe unten S. 589], und Initiale des ersten Briefes). Hier, am neuen Beginn der Briefsammlung, wurde direkt unterhalb der Überschrift λοθέτης mit der roten Tinte des Titels zu λογοθέτης korrigiert. Dass sich H der Einfachheit halber der roten Tinte bediente, dürfte wohl bedeuten, dass diese Korrektur spontan erfolgte – der offensichtliche Fehler fiel ihm offenbar bei der Ergänzung von Überschrift und Initiale auf – und er ansonsten nicht für die Textkorrektur in der Handschrift verantwortlich war. Charakteristika seiner Schrift sind unter anderem eine leichte Rechtsneigung sowie die stark gewellte Querhaste von Tau und Alpha mit langem Anstrich. Dass dieser Schreiber im Auftrag von C arbeitete, legt ein leicht übersehbares Detail nahe:39 Als H den Werktitel von Logos 12 auf f. 72r (Abb. 1) – dem Beginn der vorläufigen Werkausgabe von AE – eintrug, muss dieser Handschriftenteil bereits mit den von bzw. für C vorne angefügten Lagen zusammengebunden gewesen sein, denn Schreiber H ließ die Tinte des Titels nicht lange genug trocknen, sodass sie einen Abdruck auf f. 71v (dem letzten Folio von AC) hinterließ.40 Da C aber, wie weiter unten gezeigt werden soll, noch Korrekturen an der Handschrift nach der Ergänzung von Überschriften durch H vornahm, müssen C und H zeitgleich und koordiniert gearbeitet haben. Nachdem C, wie dargelegt, freie Blätter sowohl von AB als auch AF nutzte, ist das wahrscheinlichste Szenario, dass H die Lagen von AB und AE/F mit den neuen, aber noch unbeschriebenen Lagen von AC verband und anschließend fehlende Überschriften und Initialen in AE nachtrug und C erst dann die neuen Texte in den so entstandenen Codex kopierte.
39 Diese These findet in der Handschrift F Bestätigung, in der unser Schreiber H offenbar ebenfalls mit dem Chumnos-Schreiber zusammenarbeitete. Siehe dazu die oben in Fußnote 4 angekündigte Arbeit. 40 Auch bei der Nachtragung der übrigen Überschriften und Initialen agierte H so hastig, dass Spuren von ihnen auf der jeweils gegenüberliegenden Seite erkennbar sind. Darüber hinaus lassen sich die genannten Initialen auch aufgrund ihrer eleganten, aber schlichten Ausführung H zuschreiben (Abb. 10a–d; vgl. dagegen die fetten Initialen von Hand E in Abb. 1–4 und die zumeist filigran verästelten Initialen von Hand A [Abb. 25]).
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5 Zur Identifizierung des Schreibers C mit dem Chumnos-Schreiber Alle genannten Schreiber (B, C, D, E, F, H) arbeiteten also direkt für Nikephoros, doch konnte bislang nur Hand B eindeutig einer anderweitig bekannten Kopistenpersönlichkeit (Georgios Bullotes) zugewiesen werden. Was Hand C anbelangt, konstatierte Papatriantaphyllu-Theodoride insbesondere auf ff. 292r–295v eine Ähnlichkeit mit dem Duktus des Chumnos-Schreibers, schien aber die Möglichkeit, dass es sich um ein- und denselben Kopisten handelt, letztendlich zu verwerfen.41 In meiner Dissertation bin ich von der Übereinstimmung der beiden Hände ausgegangen, ohne jedoch Belege hierfür zu erbringen.42 Dies soll an dieser Stelle nachgeholt werden. Die Hand weist eine auffällige Nähe zum „Metochites-Stil“ (Michael Klostomalles [PLP 11867]) – insbesondere der frühen Phase – auf,43 wobei die „barocken“, aus der vorhergehenden Periode des „Minuskelkanonverfalls“ stammenden Elemente wie etwa vergrößerte Buchstaben und Akzente, extravagante Ligaturen und Überschreitungen des Schriftspiegels bei ihr stärker ausgeprägt sind – darin ähnelt das Schriftbild eher dem des Georgios Galesiotes (PLP 3527)44 als jenem des Klostomalles. Diese Elemente sind zwar allgemein für die mit der Kanzleischrift eng verbundene kalligraphische Buchschrift der frühen Palaiologenzeit typisch,45 ihre individuelle Ausformung unterscheidet sich jedoch von Schreiber zu Schreiber. Für Schreiber C lassen sich exemplarisch die folgenden „barocken“ Merkmale herausgreifen: Das schwungvolle „Fettaugen“-Omega wird links eingerollt und endet rechts mit einem kurzen, spitzwinkligen Abstrich nach außen; in dieses Omega werden regelmäßig Ny und
41 Papatriantaphyllu-Theodoride, Ἡ χειρόγραφη παράδοση (wie oben Fußnote 1) 138, 215 Anm. 504. 42 Ebenso (ohne Kenntnis von Papatriantaphyllu-Theodoride) Pérez Martín, El Vaticanus gr. 112 (wie oben Fußnote 3) 56 zur Identifizierung von Hand C mit dem Schreiber von V. 43 G. Prato, I manoscritti greci dei secoli XIII e XIV: note paleografiche, in D. Harlfinger / G. Prato (Hrsg.), Paleografia e codicologia greca. Atti del II Colloquio internazionale, Berolino-Wolfenbüttel 1983. 2 Bde. Alessandria 1991, Bd. 1, 131–149, hier 140–148; Bd. 2, 79–96, hier 86–96 (bes. 86–88 für die erste Phase der Schriftentwicklung). Zur Identifizierung des „Metochites-Schreibers“ mit dem basilikos notarios Michael Klostomalles siehe E. Lamberz, Das Geschenk des Kaisers Manuel II. an das Kloster Saint-Denis und der „Metochitesschreiber“ Michael Klostomalles, in B. Borkopp / Th. Steppan (Hrsg.), ΛΙΘΟΣΤΡΩΤΟΝ. Studien zur byzantinischen Kunst und Geschichte. Festschrift für Marcell Restle. Stuttgart 2000, 155–165, hier 158f. 44 E. Gamillscheg / D. Harlfinger / H. Hunger, Repertorium der griechischen Kopisten 800– 1600. Österreichische Akademie der Wissenschaften: Veröffentlichungen der Kommission für Byzantinistik, 3. 3 Teile. Wien 1981–97, I 57, II 77, III 97. 45 H. Hunger, Die sogenannte Fettaugen-Mode in griechischen Handschriften des 13. und 14. Jahrhunderts. BF 4 (1972), 105–113; id., Die byzantinische Minuskel des 14. Jahrhunderts zwischen Tradition und Neuerung, in Harlfinger / Prato (Hrsg.), Paleografia e codicologia greca (wie oben Fußnote 43) Bd. 1, 151–161; Bd. 2, 97–106.
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Sigma (Abb. 11.1a), einmal auch Rho (Abb. 11.1b) involviert; bei τῶν steht Tau häufig in Supraposition (Abb. 11.1c) oder wird seltener ebenfalls involviert (Abb. 11.1d). Bei der kontrahierten Verbendung -εῖται werden am Zeilenende zum einen der Zirkumflex und der vertikale Strich von Tau, zum anderen die Querhaste von Tau und der Kürzungsstrich für -αι miteinander verbunden (Abb. 11.1e). In der letzten Zeile haben Lambda und Iota in bestimmten Wörtern oder Wortteilen Unterlängen mit einem großen, bauchigen Schnörkel, zumeist mit einem Knick am Ende; dies ist etwa der Fall bei ἀλλ’ (Abb. 11.1f), bei Wörtern mit dem Stamm τελ- (Abb. 11.1g), beim Iota von φιλ- (Abb. 11.1h) und bei περὶ (Abb. 11.1i). Schließlich weisen die Horizontal-, Vertikal- oder Schrägstriche bestimmter Buchstaben gelegentlich knotenartige Verdickungen auf, vornehmlich bei Epsilon (Abb. 11.1j) sowie jeweils einmal auch bei Phi (Abb. 11.1k) und der Initiale Alpha (Abb. 11.1l). Alle (oder fast alle) diese Elemente lassen sich in gleicher Form, aber unterschiedlich häufig auch in den oben (S. 577f.) genannten Handschriften antreffen, die dem Chumnos-Schreiber (Demetrios Kabasilas?) zugewiesen werden können: B (Abb. 11.2), P (Abb. 11.3), H (Abb. 11.4 und 20a–b), V (Abb. 11.5), Φ (Abb. 11.6) und Marc. gr. Z 260 (Abb. 11.7). Hand C kann meines Erachtens somit zweifelsfrei mit dem Chumnos-Schreiber identifiziert werden.
6 Textrevisionen Wie Schreiber F kopierte C nicht nur, sondern nahm auch Korrekturen vor. Bei den umfangreichen Textrevisionen in den von ihm selbst geschriebenen Partien lassen sich die Eingriffe auf paläographischer Basis eindeutig der Haupthand zuweisen, so etwa auf ff. 59v und 66v. Wie bereits Papatriantaphyllu-Theodoride bemerkte, entspricht hier wie auch bei vielen kleineren Korrekturen der neue Text demjenigen der späteren Werkausgaben BP.46 Solche Revisionen lassen sich indes nicht nur in AC, sondern auch in AB, AE und AF beobachten. Wie bereits erwähnt, sind einige von diesen in AE dem Schreiber F zuzuweisen. Besonders die Zuordnung der zahlreichen durch Rasur entstandenen Korrekturen gestaltet sich jedoch schwierig, da sich der in rasura stehende Text paläographisch schwer bewerten lässt. Auch die Tintenfarbe variiert bei den Korrekturen, was entweder auf unterschiedliche Hände oder unterschiedliche Revisionsphasen derselben Hand hindeuten könnte. Nicht auszuschließen ist, dass neben C und F hier weitere Hände am Werk waren. Die Form des Zirkumflexes bei dem auf f. 259r im Freirand hinzugefügten δὲ μᾶλλον (Abb. 12) könnte beispielsweise darauf hindeuten, dass dieser Zusatz von Schreiber D stammt (vgl. Abb. 9b); die hier zu sehenden Varianten von Epsilon und Ny sind allerdings in dem
46 Papatriantaphyllu-Theodoride, Ἡ χειρόγραφη παράδοση (wie oben Fußnote 1) 140f.; zur Vorzeitigkeit der Textfassungen von A gegenüber jenen von BP siehe unten Fußnote 79.
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von D geschriebenen kurzen Abschnitt auf f. 48v nicht anzutreffen.47 Ein Unterscheidungskriterium könnte auch die Korrekturmethode darstellen. Die oben vermerkten Korrekturen von F legen etwa nahe, dass dieser Schreiber ohne Radierwerkzeug arbeitete. Folglich könnten Eingriffe, bei denen der Korrektor über den vorhandenen Text schrieb – z. B. auf f. 84r (Abb. 13), wo neben der Korrektur von ἡμετέρας zu ὑμετέρας offenbar zeitgleich in die Interpunktion eingegriffen wurde (vgl. Abb. 5) – oder zu streichende Wörter mit Punkten tilgte (ff. 96v, 252r), anstatt sie auszuradieren, auf F zurückgehen. C hingegen bediente sich selbst bei kleinen Eingriffen der Rasur. Dies wird bei Korrekturen in den von ihm selbst geschriebenen Partien deutlich (z. B. ff. 47v, 51v [Abb. 14a], 57r, 57v, 63r [Abb. 14b], 65r, 69v, 278v, 281v, 288v [Abb. 14c], 289r, 293v). Ähnliche Eingriffe in AB (ff. 3r [Abb. 15a], 5r, 10r [Abb. 15b]), AE (z. B. ff. 79v, 100r [Abb. 16a], 101v, 119v, 124r, 131v, 136r, 140r, 143v, 144r, 146r, 152r, 157r, 159v, 207r, 210r, 220r, 234r, 242v, 251r [Abb. 16b], 252r [Abb. 16c], 254v, 255v) und AF (z. B. ff. 267r, 268r [Abb. 17a], 273v [Abb. 17b]) könnten demnach ebenfalls ihm zuzuschreiben sein. Die mit heller, ockerfarbener Tinte ausgeführten Korrekturen (z. B. 100r [Abb. 16a], 242v, 251r [Abb. 16b], 252r [Abb. 16c], 288v [Abb. 14c]) dürften dabei dem gleichen Arbeitsschritt entstammen, in dem C die Texte auf ff. 50v–70r und 292r, Z. 21 – 295v schrieb (siehe oben S. 584). Dass all diese Revisionsarbeit jedenfalls im Auftrag und wohl unter direkter Aufsicht des Autors geschah, belegen zwei Ergänzungen in AE (f. 73v: Abb. 18) und AC (f. 69r: Abb. 19). Hier steht jeweils im Freirand in unscheinbarer Schrift κείμ(ενον), worauf Textzusätze mit Verweiszeichen für die Einordnung im laufenden Text folgen. Das gleiche Vorgehen ist interessanterweise in der vom Chumnos-Schreiber angefertigten Handschrift H zu beobachten, wobei sich die Ergänzungen paläographisch klar der Haupthand zuschreiben lassen (Abb. 20a–b).48 Mit diesem κείμ(ενον), das von Nikephoros’ Hand stammen muss, wies der Autor den Schreiber offenbar auf eine erforderliche Korrektur oder Überarbeitung hin („überprüfe/revidiere den Text!“).49 In AC wurde der Zusatz von Schreiber C in der hellen Tinte des Haupttextes vorgenommen, in AE wurde dunklere braune Tinte verwendet. Zwar ist in AE die Zuweisung des Zusatzes an den Chumnos-Schreiber aus paläographischer Sicht nicht so eindeutig
47 Der Zusatz erklärt sich durch das in A zuvor ausgefallene ἀλλ’ (Brief 78, ed. Boissonade, Anecdota Nova [wie oben Fußnote 2] 95,2–3: ὡς μηδ’ ἐν χάρτῃ σε δοκεῖν μᾶλλον καὶ μέλανι τὴν ὁμιλίαν, ἀλλ’ [Aom] αὐτοπρόσωπον [δὲ μᾶλλον Amarg] ποιεῖσθαι) und findet sich konsequenterweise nicht in den späteren Handschriften BP. Auch die durch den Eingriff entstandene Doppelung von μᾶλλον spricht gegen eine autorisierte Variante. 48 Papatriantaphyllu-Theodoride, Ἡ χειρόγραφη παράδοση (wie oben Fußnote 1) 254–256 und Πίν. ΙΓ′. 49 Vgl. Turyn, Dated Greek Manuscripts (wie oben Fußnote 6) Bd. 1, 83f. zu den durch κείμενον eingeleiteten marginalen Textergänzungen des Maximos Planudes in der Plutarch-Handschrift Ambr. C 126 inf.
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wie in AC und H, die Parallelität der Fälle spricht jedoch dafür, dass auch der Eingriff auf f. 73v von ihm stammt.50 Einer weiteren Revision kommt für die Einordnung der Werksammlung in Nikephoros’ Biographie eine besondere Bedeutung zu: Wie oben (S. 580) erläutert, begann die von Hand E angelegte Briefsammlung ursprünglich auf f. 192r mit Logos 26, der später auch in der Handschrift B unter die Briefe aufgenommen wurde, in P und Codex Vat. gr. 2660 (Diktyon 69286) aber als „Rede“ überliefert ist. Die fehlende Überschrift zur Briefsammlung ergänzte der Mitarbeiter von C, Schreiber H, allerdings nicht auf f. 192r vor Logos 26, sondern vor dem folgenden Brief auf f. 195v (Abb. 21; siehe oben S. 585). Die Überschrift lautete zunächst , ἐπιστολαὶ πρός τινας τῶν φίλων („ Briefe an einige seiner Freunde“). Das anfängliche wurde von anderer Hand ausradiert und durch τοῦ αὐτοῦ ἔτι δυστυχοῦντος („Desselben, der noch immer vom Unglück verfolgt wird“) ersetzt. Bereits in meiner Dissertation habe ich die Hypothese aufgestellt, dass diese Revision des Titels von Hand C vorgenommen wurde und sich das in der neuen Version des Titels hervorgehobene Unglück des Autors auf dessen krankheitsbedingten Rückzug aus der Politik um 1314–16 bezieht.51 Diese Interpretation wird durch die hier rekonstruierte Entstehungsgeschichte von A bekräftigt. Die Revision der Überschrift kann weder durch Schreiber F erfolgt sein, da dieser, wie oben dargelegt, zeitlich vor H anzusetzen ist, noch von A, da dieser erst nach Nikephoros’ Tod in den Besitz der Handschrift gelangte und die revidierte Überschrift klar impliziert, dass Nikephoros zum Zeitpunkt des Eingriffs noch lebte; zudem sprechen auch paläographische Gründe gegen eine Zuweisung an A. Da aber zwischen C (und seinen Mitarbeitern) und A offenbar kein anderer Schreiber Texte in dem Codex revidierte, liegt der Schluss nahe, dass der Bearbeiter der Briefüberschrift mit C zu identifizieren ist. Auch aus paläographischer Sicht ist diese Zuweisung durchaus plausibel. Darüber hinaus erinnern die vier Punkte, mit denen der revidierte Titel eingeführt wird, an das wohl von C stammende Verweiszeichen auf f. 73v (Abb. 18).52
50 Man beachte außerdem, dass das auf demselben Folio wohl von F hinzugefügte αὐτοὺς (Abb. 8a) in anderer Tinte ausgeführt ist als der eben besprochene Zusatz. 51 Riehle, Funktionen der byzantinischen Epistolographie (wie oben Fußnote 8) 79, 323, 334f. 52 Ähnliche Punkte sind in der Handschrift ansonsten nur vor den auf ff. 108v und 130v von H sowie auf f. 278r von A eingetragenen Überschriften anzutreffen, wobei diese jedoch anders ausgeführt sind: Während die Punkte hier ganz rund und deutlich voneinander abgesetzt sind, streben jene auf f. 195v tropfenförmig aufeinander zu.
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7 Zur Anordnung der Schriften in A Auch das Arrangement der Schriften in A dürfte den vorgeschlagenen Zusammenhang zwischen Nikephoros’ „Unglück“ und der Vervollständigung der Handschrift durch C und seine Mitarbeiter bestätigen. An der oben beschriebenen Vorgehensweise von C lässt sich erkennen, dass hier bereits eine Ausgabe der Werke geplant war, wie sie in den späteren Handschriften BP vorliegt, nämlich in folgender Reihenfolge: philosophische Abhandlungen, Reden und Gelegenheitsschriften, Briefe.53 Allerdings waren Schreiber C durch die Vorarbeit der Schreiber B, E und F gewissermaßen die Hände gebunden. So ließ er zwar vor den von E kopierten rhetorischen logoi Lagen hinzufügen, um dort die philosophischen logoi zu kopieren; da aber Schreiber F auf die Briefsammlung von AE zuerst ein Trostschreiben (Logos 19) und dann einen chrysobullos logos (Logos 25) folgen ließ, entschied sich C dazu, hier zwei neuere chrysobulloi (Logoi 23 und 24) anzuknüpfen und anschließend zur Gattung Brief zurückzukehren. Warum aber fügte er die von ihm kopierten philosophischen Abhandlungen zwischen AB (Logos 16) und AE ein, anstatt diese Handschriftenteile miteinander zu verbinden und dieser Einheit die philosophischen Werke voranzustellen? Schließlich ist Logos 16 in BP zu den rhetorischen logoi gruppiert. Die Antwort auf diese Frage dürfte in der Gattung und im Inhalt des Textes zu finden sein. Der Titel von Logos 16 lautet: „Testament und so als ob zum Zeitpunkt des Todes, (aber) vor dem Tod (verfasste), mit dem Testament gemischte Abschiedsrede.“54 Die offenbar programmatische Positionierung von Testament/Abschiedsrede am Beginn der Handschrift erhärtet den Verdacht, dass es sich bei dem „Unglück“ der revidierten Briefsammlungsüberschrift um Nikephoros’ Rücktritt vom Amt des mesazon handelt55 und er zu diesem Zeitpunkt vielleicht so schlimm erkrankt war, dass er seinen baldigen Tod für möglich hielt. Diese Interpretation steht auch im Einklang mit der dargelegten Chronologie der in AC enthaltenen, datierbaren Werke, die sich in die Zeit kurz vor oder nach seinem politischen Rückzug einordnen lassen. Falls die vorgeschlagene Datierung von Logos 10 (Homilie auf die Verklärung Christi) auf Sommer/Herbst 1316 zutrifft,56 könnte dieses Datum als terminus ante quem für die Komplettierung der Handschrift durch C betrachtet werden: Die Homilie ist nicht nur in BP, sondern auch
53 Dazu Riehle, At the Interface (wie oben Fußnote 4). 54 J. F. Boissonade, Anecdota Graeca. 5 Bde. Paris 1829–33 [ND Hildesheim 1962], Bd. 5, 314: Διαθήκη καὶ πρὸ τῆς τελευτῆς ὡς ἐπ’ αὐτῇ τῇ τελευτῇ τῇ διαθήκῃ μικτὸς συντακτήριος. 55 Vgl. das berühmteste Beispiel dieser Redegattung, Gregorios von Nazianzos’ Or. 42, mit welcher sich der Kappadokier 381 nach seinem Rücktritt vom konstantinopolitanischen Bischofsstuhl und vor der Rückkehr in seine Heimat von der Bischofssynode verabschiedete. 56 S. I. Kuruses, Μανουὴλ Γαβαλᾶς, εἶτα Ματθαῖος μητροπολίτης Ἐφέσου (1271/2–1355/60). A´ – Τὰ βιογραφικά. Ἀθηνᾶ – Σειρὰ διατριβῶν καὶ μελετημάτων, 12. Athen 1972, 77f. Anm. 5, 124–128; N. Papatriantaphyllu-Theodoride, Νικηφόρου Χούμνου Λόγος στη Μεταμόρφωση (BHG 1998w). Βυζαντινά 18 (1995/96), 15–38, hier 16f.
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in einer Reihe weiterer Handschriften des 14. Jahrhunderts (darunter auch in den vom Chumnos-Schreiber kopierten Teilen der Codices Φ und F) gemeinsam mit Logos 11 (Erlass bezüglich Mariä Himmelfahrt) überliefert, fehlt aber in A. Bei Betrachtung des gesamten hier präsentierten Befundes ließe sich die von C durchgeführte Arbeit als Bestreben deuten, das literarische Erbe des Nikephoros um 1314–16 durch eine vollständige Werksammlung zu sichern.
8 Schreiber A Nikephoros blieb jedoch am Leben, und die Werksammlung von A wurde schließlich durch die kompletteren, in einem Guss entstandenen Ausgaben von BP(H) ersetzt. Die Handschrift blieb offenbar in Nikephoros’ Besitz, bis er sich um 1324 in das konstantinopolitanische Philanthropos-Soter-Kloster zurückzog, wo er schließlich am 16. Januar 1327 als Mönch Nathanael verstarb. Das Datum und den Namen erfahren wir aus der Obituarnotiz, die Schreiber A am Anfang der Handschrift eintrug: τῆ ιστηʹ τοῦ ἰαννουαρ(ίου) μηνὸ(ς), τῆς ιʹ ἰν(δικτιῶνος) τοῦ ͵στοῦωοῦλεʹ ἔτους, ἐκοιμήθη … ὁ ἐπὶ τοῦ κανικλείου ὁ χοῦμνος, καὶ ἐμὸς ἅγ(ιος) αὐθ(έν)τ(ης), μετονομασθεὶς ναθαναὴλ μοναχός.57 Für diese Notiz sowie den folgenden πίναξ τοῦ βιβλίου („Inhaltsverzeichnis“) fügte A ein Bifolium (ff. [s. n.] / 1) vor AB ein, von dem er nur f. 1v beschrieb. Für den Teil des pinax, den er nicht auf f. 1v unterbrachte, nutzte er das von B frei gelassene f. 2r. In diesem Inhaltsverzeichnis erfasste A die Titel der ersten neun logoi von AB, AC und AE (ff. 3r–260v), durchnummeriert als αʹ–θʹ, sowie die Überschrift der Briefsammlung von AE in der von C revidierten Fassung. Turyn zufolge war es ebenfalls A, der auch die in der letzten, von C hinzugefügten Lage (ff. 292–298)58 frei gebliebenen Blätter verwendete, um Nikephoros’ drei Trauergedichte auf den am 12. Oktober 1320 verstorbenen Michael IX. Palaiologos (PLP 21529) zu kopieren (ff. 296r–298r).59 Papatriantaphyllu-Theodoride hingegen bezweifelte die Identität von A mit dem Schreiber der ff. 296r–298r, und zwar aufgrund des scheinbar unvollständigen pinax sowie
57 Transkription der vollständigen Notiz in Turyn, Dated Greek Manuscripts (wie oben Fußnote 6) Bd. 1, 151; Papatriantaphyllu-Theodoride, Ἡ χειρόγραφη παράδοση (wie oben Fußnote 1) 144; Riehle, Funktionen der byzantinischen Epistolographie (wie oben Fußnote 8) 55 Anm. 272; id., Epistolography as Autobiography (wie oben Fußnote 8) 5f. Anm. 16. Abbildungen bei Turyn, Dated Greek Manuscripts (wie oben Fußnote 6) Bd. 2, Pl. 242d (nur obere, die Notiz enthaltende Hälfte von f. 1v); Papatriantaphyllu-Theodoride, Ἡ χειρόγραφη παράδοση (wie oben Fußnote 1) Πίν. ΙΘ′ (ff. 1v–2r [Notiz und pinax]). 58 Das letzte Blatt dieses Quaternios wurde herausgeschnitten. 59 Turyn, Dated Greek Manuscripts (wie oben Fußnote 6) Bd. 1, 151f., Abbildungen ebd., Bd. 2, Pl. 128 (f. 296v); Papatriantaphyllu-Theodoride, Ἡ χειρόγραφη παράδοση (wie oben Fußnote 1) Πίν. ΚΔ′ (f. 296r).
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paläographischer Indizien.60 Zunächst zur Paläographie: Papatriantaphyllu-Theodoride räumte zwar „viele Gemeinsamkeiten“ in der Schrift der beiden Partien ein, konstatierte aber auch einige „augenscheinliche Unterschiede“, darunter Minuskel-Beta auf ff. 1v–2r sowie umgekehrt „häufigere“ Oberlängen bei Tau und Gamma auf ff. 296r– 298r. Beide Elemente finden sich indes durchaus im jeweils anderen Teil (Abb. 22a–c, 23a–c), und auch die angeblich stärkere Rechtsneigung der Schrift im hinteren Teil kann ich nicht bestätigen. Eine augenfällige Gemeinsamkeit ist ein kleines Detail, das die Schrift von allen anderen Händen in A unterscheidet: Während bei den Schreibern C, D, E, F und H die beiden Punkte von Tremata auf Iota und Ypsilon entweder auf gleicher Höhe stehen oder aber leicht nach unten abfallen, setzt der Schreiber der ff. 1v–2r und ff. 296r–298r den zweiten (rechten) Punkt zumeist merklich höher als den ersten (Abb. 22a und d–e, 23a und d–e). Wenn aber A sowohl den pinax erstellte als auch die Trauerverse auf ff. 296r–298r kopierte, wie lässt es sich dann erklären, dass im Inhaltsverzeichnis nicht nur die von F und C auf ff. 261r–295v kopierten Texte, sondern auch die von ihm selbst geschriebenen Verse fehlen? Eine Erklärung wäre vielleicht, dass A angesichts der komplexen, nicht ganz stringenten Abfolge der Schriften in diesem Handschriftenteil schlicht aufgab: Schließlich sollte eine „gewöhnliche“ Werkausgabe mit einer Briefsammlung abschließen, während hier auf diese vier logoi, sodann weitere Briefe (darunter die „Briefrede“ Logos 21) und schließlich Gedichte folgen. Jedenfalls kann A die im pinax fehlenden Texte nicht einfach, wie Papatriantaphyllu-Theodoride vorschlug, übersehen haben. Denn er bereicherte die Handschrift nicht nur um eine Obituarnotiz, ein Inhaltsverzeichnis und Gedichte, sondern – und das erkannten weder Turyn noch Papatriantaphyllu-Theodoride61 – trug auch alle durch die vorhergehenden Schreiber ausgelassenen Überschriften und Initialen nach: im ersten Teil von AC die Initialen auf ff. 32r, 32v, 50v und 66r; in AE den Titel von Logos 26 (f. 191v) und die Briefüberschriften und -initialen auf ff. 198v–258v (Abb. 24), mit Ausnahme von jenen auf ff. 213v, 219r und 221v, die von Hand E stammen (siehe oben S. 581); in AF die beiden Werküberschriften und Initialen auf ff. 261r (Abb. 25) und 270r; im zweiten Teil von AC die Überschriften und Initialen der Logoi 23 (f. 275r) und 24 (f. 278r) sowie der Briefe auf ff. 281v–294v. Dies lässt sich unter anderem an den bereits genannten Merkmalen (Minuskel-Beta, hochgezogenes Tau und Gamma, „aufsteigende“ Trema-Punkte; vgl. Abb. 22–23 mit Abb. 24–25) sowie etwa auch an dem kleinen, „alexandrinischen“ Majuskel-Ypsilon erkennen, das sich sowohl in den Gedichtüberschriften auf ff. 296r– 298r (Abb. 23f) als auch in den soeben aufgelisteten Überschriften in AC, AE und AF
60 Papatriantaphyllu-Theodoride, Ἡ χειρόγραφη παράδοση (wie oben Fußnote 1) 129 Anm. 267, 135f. 61 Vgl. die allgemeinen Bemerkungen zur Dekoration und Rubrizierung in PapatriantaphylluTheodoride, Ἡ χειρόγραφη παράδοση (wie oben Fußnote 1) 141; die Autorin unternahm keinen Versuch, diese Elemente den verschiedenen Händen zuzuweisen.
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findet (Abb. 25). Die Ausführung seiner Initialen schwankt zwischen schlichten, schlanken Formen und ornamentalen Lettern mit zahlreichen filigranen Verästelungen (Abb. 25). Auch die einfachen Zierleisten auf ff. 50v (Abb. 26) und 270r stammen eindeutig von ihm, wie ein Vergleich mit jenen über dem pinax auf f. 1v (Abb. 27) und am Ende des letzten Gedichts auf f. 298r (Abb. 28) zeigt. Textkorrekturen scheint er indes nicht vorgenommen zu haben: In keinem der oben diskutierten zahlreichen Eingriffe in den Text von AB–F lassen sich die Charakteristika seiner Hand erkennen. Da A, anders als die Schreiber B, C, D, E und H, nicht im Auftrag des Autors agierte, stellt sich die Frage nach der Quelle seiner Nachtragungen. Hierüber können zum einen die Obituarnotiz, zum anderen die Nachtragungen selbst Aufschluss geben. In der Notiz auf f. 1v nennt der Schreiber Nikephoros seinen „heiligen Herrn“ (ἐμὸς ἅγιος αὐθέντης). Daraus könnte man schließen, dass er ein Gefolgsmann des Nikephoros war.62 Eine andere Möglichkeit wäre, dass es sich um einen Mönch oder eine Nonne des Doppelklosters τοῦ Φιλανθρώπου Σωτῆρος handelte. In dieses Kloster war bereits Nikephoros’ Tochter Eirene nach ihrer Verwitwung im Jahr 1307 eingetreten; ihre Eltern folgten ihr um 1324.63 Diese Interpretation wird durch die Gedichte unterstützt, die Α auf ff. 296r–298r unserer Handschrift eintrug, obwohl sie offenbar nicht zur „Publikation“ bestimmt waren: In einem Brief an Andronikos II. beteuert Nikephoros, dass er kein begabter Dichter sei und es sich bei diesen Versen um seinen ersten Versuch in der Dichtkunst handele.64 In die komplette Werksammlung der Handschriften BP nahm Nikephoros sie konsequenterweise nicht auf. A kann die
62 So Turyn, Dated Greek Manuscripts (wie oben Fußnote 6) Bd. 1, 152: “It would be logical to assume that the ms. was written in Constantinople on the initiative of scribe A who belonged probably to the entourage of Nicephorus Chumnus.” Vgl. Papatriantaphyllu-Theodoride, Ἡ χειρόγραφη παράδοση (wie oben Fußnote 1) 136. In Briefen, insbesondere des 12. Jahrhunderts, wird die Anrede ἅγιε μου αὐθέντα nicht nur für den Kaiser, sondern auch für hochrangige Beamte verwendet; siehe M. Grünbart, Formen der Anrede im byzantinischen Brief vom 6. bis zum 12. Jahrhundert. WBS, 25. Wien 2005, 235. 63 So E. Martini, Spigolature bizantine I. Versi inediti di Niceforo Chumnos. Rendiconto dell’Accademia di Archeologia, Lettere e Belle Arti 14 (1900), 121–124, hier 121; vgl. Riehle, Funktionen der byzantinischen Epistolographie (wie oben Fußnote 8) 57. Verlockend wäre die Annahme, dass A mit Eirene oder ihrer Mutter selbst zu identifizieren ist. In diesem Fall wäre aber wohl zu erwarten, dass diese ihr Verhältnis zu Nikephoros spezifizieren. In ihrer Korrespondenz mit ihrem zweiten spirituellen Vater (A. C. Hero, A Woman’s Quest for Spiritual Guidance: The Correspondence of Princess Irene Eulogia Choumnaina Palaiologina. Brookline 1986) verwendet Eirene zweimal αὐθέντης: einmal in Bezug auf Kaiser Andronikos II. (Brief 5, ed. Hero 37,41), ein andermal in Bezug auf Gregorios von Nazianzos (Brief 9, ed. Hero 54,91). Nikephoros nennt sie „Vater, der mich gezeugt hat“ (πάτερ ὁ ἐμὲ γεγεννηκώς) und „meinen Erzeuger“ (ὁ ἐμὸς γεννήτωρ: Brief 5, ed. Hero 37,42–44). Ihren Korrespondenzpartner redet sie durchweg mit ἅγιε πάτερ an; aber auch ihre „beiden Väter“ (d. h. ihr biologischer [Nikephoros] und spiritueller [Theoleptos von Philadelpheia]) erhalten das Attribut ἅγιοι (Brief 15, ed. Hero 72,14f.). 64 Brief 126, ed. Boissonade, Anecdota Nova (wie oben Fußnote 2) 145f.; dazu Riehle, Funktionen der byzantinischen Epistolographie (wie oben Fußnote 8) 182f.
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Verse also nicht aus einer anderen Werkausgabe bezogen haben, sondern fand diese höchstwahrscheinlich gemeinsam mit der nie ganz vervollständigten Handschrift A im Nachlass des Nikephoros. Dass sich dieser Nachlass im Philanthropos-Soter-Kloster befunden haben muss, liegt auf der Hand. Die von A nachgetragenen Briefüberschriften können weiteren Aufschluss über seine handschriftliche Vorlage geben. Während die Mehrheit dieser Überschriften mit jenen der Briefsammlungen von BP wörtlich übereinstimmt, gibt es auch ein paar Differenzen. So fehlen etwa auf ff. 207v und 209v (Briefe 85–86) Überschriften, wo BP τῷ αὐτῷ (sc. πρωτοβεστιαρίῳ τῷ Μουζάλωνι) überliefern. Frappierender als solche Auslassungen sind Fehler, die Schreiber A bei der Nachtragung unterliefen.65 Auf f. 286r trägt beispielsweise ein Brief, der auf ein an Niphon adressiertes Schreiben folgt, die Überschrift τῷ αὐτῷ. In BP ist dieser Brief ebenfalls mit τῷ αὐτῷ betitelt,66 folgt aber auf eine Serie von Schreiben, die an Theodoros Xanthopulos gerichtet sind. Der Inhalt des Briefs unterstützt die Identifizierung des Adressaten mit Xanthopulos. A übernahm also die Überschrift τῷ αὐτῷ aus seiner Vorlage, ohne zu bemerken, dass hier ein anderer Brief vorausging als in seiner Handschrift. Ein weiterer markanter Fehler von A betrifft den Brief, der auf f. 237v mit τοῦ υἱοῦ αὐτοῦ τοῦ παρακοιμωμένου betitelt ist. In BP ist das gleiche Schreiben als Auftragswerk für einen Freund ausgewiesen.67 Dieses Versehen dürfte darauf zurückzuführen sein, dass der Brief ebenso wie ein in BP überlieferter Brief von Nikephoros’ Sohn Ioannes mit Themistokles beginnt.68 Schreiber A orientierte sich also offenbar bei seiner Suche nach den passenden Briefen in seiner Vorlage am incipit. So ließe sich auch erklären, warum Logos 21 (Trostschreiben an einen Freund), mit dem die Briefsammlung von AC (vorläufig) abgeschlossen wurde, keine Überschrift trägt (f. 289v): A suchte den Text in seiner Vorlage unter den Briefen, wurde aber nicht fündig, da der Text dort (wie in BP) zu den logoi gruppiert war. A bezog die Überschriften also wohl aus einer BP verwandten, aber nicht mit diesen identischen Handschrift.
9 Die Nummerierung der Briefe Nachdem er die fehlenden Initialen und Überschriften von Reden und Briefen eingetragen hatte, erstellte A das Inhaltsverzeichnis und begann dann mit der Nummerierung der logoi (siehe Abb. 1)69 und schließlich der Briefe, wobei er beim zweiten
65 Ausführlichere Diskussion in Riehle, Funktionen der byzantinischen Epistolographie (wie oben Fußnote 8) 76f. 66 Brief 35, ed. Boissonade, Anecdota Nova (wie oben Fußnote 2) 42. 67 Brief 95, ebd., 131: ἐποιήθη τινὶ τῶν ἑταίρων κατὰ χρείαν πρὸς ἕτερον. 68 Ebd.: Θεμιστοκλῆν γενέσθαι μέγαν …; vgl. Brief 43, ebd., 52: Θεμιστοκλέα τὸν πάνυ … 69 Dass die Nummerierung nicht zum gleichen Zeitpunkt wie die Eintragung von Initialen und Über-
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Brief mit βʹ (f. 198v: Abb. 29a) begann und mit dem neunten Brief (f. 209r) aufhörte. Warum setzte er die Nummerierung nicht fort? Bei dem zehnten Brief handelt es sich um eines der sieben Schreiben, die nur in A überliefert sind. Bereits der sechste Brief in A fiel in diese Kategorie – dieser Brief ist interessanterweise nicht beziffert, obwohl Schreiber A ihn durchaus mitzählte (der vorhergehende Brief trägt die Nummer εʹ, der folgende die Nummer ζʹ). In seiner Vorlage waren die sieben Briefe wohl nicht vorhanden,70 was ihn offenbar dazu veranlasste, seinen Plan einer durchlaufenden, kohärenten Nummerierung aufzugeben, so wie er auch bei der Zählung der logoi nach Nummer θʹ kapitulierte. Dass die genannten sieben Briefe nach Nikephoros’ Tod in keiner anderen Handschrift mehr auffindbar waren, beweist ein weiteres Detail: Neben den von A in roter Tinte ausgeführten Ziffern wurden die Briefe der Sammlung von AE nochmals mit winzigen Lettern am jeweils äußeren Blattrand in brauner Tinte durchgezählt, und zwar in zwei Folgen: Der Schreiber, im Folgenden J genannt, zählte den ersten Brief auf f. 195v als εʹ, machte auf f. 198v beim zweiten Brief mit αʹ weiter (Abb. 29a) und nummerierte dann fortlaufend durch bis ιζʹ, begann aber auf f. 242r erneut mit αʹ und endete auf f. 258v (dem letzten Brief in AE) mit ιδʹ. Dabei markierte er in der ersten Sequenz fünf der sieben Briefe, die nur in A überliefert sind, mit einem Zeichen, das offenbar „fehlt“ bedeuten sollte (Abb. 29b), während er die beiden anderen in der Zählung einfach übersprang. In der zweiten Sequenz vergab er an einen Brief, wohl aus Versehen, keine Nummer.71 Die Funktion der Nummerierung war klar „heuristischer“ Natur – d. h., sie diente dazu, die Brieftexte der Handschrift A mit denen eines anderen Exemplars zu identifizieren: Nur so lassen sich die deest-Zeichen erklären. Papatriantaphyllu-Theodoride schloss daraus, dass die Zählung durch Vergleich mit einer Handschrift entstanden sein muss, in der die Briefe wie in BP angeordnet waren.72 Warum begann Schreiber J dann aber auf f. 242r wieder bei αʹ?
schriften erfolgte, lässt sich an den leicht variierenden Rottönen der Tinte erkennen (z. B. f. 191v). 70 Von den sieben Briefen tragen nur die drei Schreiben an Nikephoros’ Tochter Eirene Überschriften, und hier ließ sich die Adressatin leicht durch den Inhalt ermitteln. Die Überschrift des ersten Briefes (πρὸς τὴν ἑαυτοῦ θυγατέρα, τὴν εὐτυχεστάτην βασίλισσαν) scheint in der Tat die anfängliche Anrede des Brieftextes (Ὑγιαίνοις ἡ πανευτυχεστάτη βασίλισσα) wiederzugeben (Brief 4, ed. Leone [wie oben Fußnote 22] 92). 71 S. Papatriantaphyllu-Theodoride, Ἡ χειρόγραφη παράδοση (wie oben Fußnote 1) 131–133 (die allerdings die Ziffer εʹ beim ersten Brief übersah). Das versehentliche Überspringen eines Briefes in der zweiten Sequenz könnte dafür sprechen, dass die kleinen Ziffern vor der Ergänzung der Initialen und Überschriften durch Hand A eingetragen wurden: Der Brief beginnt am Seitenanfang und könnte ohne Initiale und Überschrift leicht übersehen worden sein. Der offenbar von der gleichen Hand (J) stammende obelos auf f. 237v (siehe gleich unten) spricht aber gegen eine solche Vorzeitigkeit der Ziffern gegenüber A. 72 Ebd., 133. Mit dieser These ließe sich auch die von Papatriantaphyllu-Theodoride übersehene Zählung des ersten Briefes als εʹ (Brief 83 in der Handschrift B und in der Ausgabe von Boissonade) vereinbaren, der in BP auf die Briefe 79–82 (= αʹ–δʹ in der Zählung von Hand J) folgt.
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Die beiden Sequenzen stehen in auffälligem Einklang mit meiner Rekonstruktion der persönlichen Kopien des Autors, die ich in meiner Dissertation aufgrund der Anordnung der Briefe in den unterschiedlichen Briefsammlungen vorgeschlagen habe: Den auf ff. 195v–240v mit αʹ–ιζʹ und auf ff. 242r–260v mit αʹ–ιδʹ bezifferten Einheiten entsprechen in der Handschrift B die Briefe 79–95 und 64–78, die in A und BP jeweils in der gleichen Reihenfolge überliefert sind,73 wobei diese beiden Blöcke in den Handschriften jedoch unterschiedlich angeordnet wurden. Daraus lässt sich wohl schließen, dass sich diese Briefsequenzen in den Kopien des Autors in separaten Heften befanden74 und dort vielleicht auch jeweils separat gezählt wurden.75 Ich vermute, dass Schreiber J ebendiese Hefte zur Hand hatte, aus denen jedoch die nicht in BP enthaltenen Briefe entfernt worden waren. Der Schreiber ist jedenfalls von Hand A zu unterscheiden und zeitlich nach diesem anzusetzen, da sich auf f. 237v direkt über der Ziffer (ιζʹ) auf Höhe der Überschrift eine Art obelos (Schrägstrich mit zwei Punkten) findet, der offenbar die Überschrift τοῦ υἱοῦ αὐτοῦ τοῦ παρακοιμωμένου als falsch ausweisen sollte (Abb. 29c).76 Möglicherweise handelte es sich bei J also um den Auftraggeber von Schreiber A, der die Briefüberschriften und -texte nochmals mit einem anderen Exemplar abglich, oder schlicht um einen späteren Besitzer, der aber Zugriff auf eine andere Werkausgabe bzw. – wie vorgeschlagen – die persönlichen Kopien des Nikephoros hatte. In beiden Fällen ließe sich wohl am ehesten an Eirene Chumnaina denken, die im Besitz von Kopien der Werke ihres Vaters war, wie wir aus ihrer Korrespondenz erfahren,77 und wohl seine gesamte Bibliothek erbte.78
10 Fazit Aus der vorangegangenen Diskussion der Entstehungsgeschichte, der Zusammensetzung und des Inhalts der Handschrift A wird ersichtlich, dass – anders als bei den späteren „Gesamtausgaben“ der Handschriften BP – die einzelnen Abschnitte der Handschrift in unmittelbarer oder doch zumindest großer zeitlicher Nähe zur Abfas-
73 Die einzige Ausnahme hiervon ist Brief 83, der in A an die Spitze der an Konstantinos Akropolites adressierten Briefe gestellt wurde; siehe oben Anm. 72. 74 Riehle, Funktionen der byzantinischen Epistolographie (wie oben Fußnote 8) 74f., 78–85. 75 Dies ist auch der Fall bei den autographen Briefkopien des Demetrios Kydones im Codex Vat. gr. 101 (Diktyon 66732), die der Autor in separaten Heften anlegte und dort jeweils fortlaufend zählte, wobei er dies nicht mit letzter Konsequenz tat; siehe R.-J. Loenertz, Les recueils de lettres de Démétrius Cydonès. Studi e Testi, 131. Vatikanstadt 1947, 14f. 76 Zu dem Fehler bei der Nachtragung der Überschrift durch A siehe oben S. 594. 77 Brief 7, ed. Hero (wie oben Fußnote 63) 40,17–18; Brief 8, ebd., 44,21–31. 78 Brief 10, ebd., 58,40–42.
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sung der in ihnen enthaltenen Schriften entstanden sein müssen:79 AB enthält einen Text, der auf 1303–06/07 datiert, und lag Schreiber E vor, dessen Texte nicht über 1306/07 hinausgehen; AE wurde von F um zwei Schriften ergänzt, die 1307 und 1310 verfasst wurden; C bereicherte die Handschrift um Werke, die sich von Ende 1313 bis ca. 1315/16 datieren lassen. Abgesehen von den Trauerversen auf Michael IX. (1320), die Hand A nach Nikephoros’ Tod eintrug, enthält der Codex keines der späten Werke des Nikephoros wie etwa die Grabrede auf den Ende 1322 verstorbenen Metropoliten von Philadelpheia Theoleptos (Logos 152), die beiden Abhandlungen, die im Zusammenhang seiner Auseinandersetzung mit Theodoros Metochites entstanden (Logoi 27–28: wohl 1323), oder die zahlreichen Briefe, die mit Gewissheit in die 1320er Jahre einzuordnen sind. Damit ist die Entstehungsgeschichte von A folgendermaßen zu rekonstruieren:
ca. 1303–06:
Schreiber B (Georgios Bullotes) kopiert Logos 16 auf ff. 3r–31v;
ca. 1306/07:
Schreiber E kopiert Logoi 12, 11, 13, 14 und 26 sowie Briefe auf ff. 72r–260v und ergänzt die fehlenden Initialen in AB;
ca. 1310/11:
Schreiber F fügt an AE zwei neue Lagen an, kopiert Logoi 19 und 25 auf ff. 261r–275r und nimmt Ergänzungen und Korrekturen in AE vor;
ca. 1314–16:
Zusammenführung, Ergänzung und Korrektur durch Schreiber C (Chumnos-Schreiber [Demetrios Kabasilas?]) und seine Mitarbeiter: H fügt AB und AE/F neue Lagen hinzu, bindet alle Teile zusammen und ergänzt fehlende Überschriften und Initialen in AE; C beschreibt zunächst ff. 32r–50r (Logos 5, unter Mithilfe des Schreibers D) sowie ff. 275r–292r, Z. 1–19 (Logoi 23, 24, Briefe, Logos 21) und etwas später ff. 50v–70r (Logoi 1, 2) sowie 292r, Z. 21 – 295v (weitere Briefe) und nimmt Ergänzungen und Korrekturen in AB, AC, AE und AF vor;
(nach) 1327:
Schreiber A ergänzt fehlende Überschriften und Initialen in AC, AE und AF, fügt am Anfang ein Bifolium hinzu und beschreibt hier und am Ende frei gebliebene Blätter mit einer Notiz über den Tod des Nikephoros (f. 1v), einem pinax (ff. 1v–2r) und drei Gedichten des Nikephoros (ff. 296r–298r); schließlich nummeriert er die neun logoi in AB/C/E und die ersten neun Briefe in AE; Schreiber J (vielleicht der Auftraggeber von A) fügt in AE zu Kollationszwecken eine zweite Serie von Briefnummern in zwei Folgen hinzu.
79 Diese Schlussfolgerung findet auch in der Textgeschichte einiger in A überlieferter Schriften Bestätigung. Wie Papatriantaphyllu-Theodoride (Ἡ χειρόγραφη παράδοση [wie oben Fußnote 1] 136, 260–267, 276–282, 287–306) zeigte, repräsentieren Varianten in A gegenüber BP(H) frühere Textversionen.
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Diese Rekonstruktion ist auch für das Gesamtwerk des Nikephoros von erheblicher Bedeutung, da sie eine einigermaßen genaue Datierung von Texten erlaubt, für die es ansonsten keine oder nur unsichere chronologische Anhaltspunkte gibt: so etwa der Logoi 11 (θέσπισμα zu Mariä Himmelfahrt), 12 (symbuleutische Rede an die Bewohner von Thessaloniki), 26 (paränetische Rede über literarischen Ruhm; alle AE, folglich vor 1306/07), 21 (Trostschreiben an einen Freund) und 23 (Schenkungsurkunde für Kaiserin Eirene)80 (beide AC, folglich zwischen 1310/11 und 1315/16), insbesondere aber des Großteils der von E und C kopierten Briefe, deren historische Verortung sich meist sehr schwierig gestaltet. Nachdem A aber, wie dargelegt, um 1315/16 als vollständige Werkausgabe gedacht war, darf man umgekehrt annehmen, dass der Großteil der nicht in A enthaltenen logoi und Briefe nach ca. 1316 anzusetzen sind.81 Mit diesen Erkenntnissen ist der (vorläufige?) Endpunkt meiner nunmehr 15-jährigen, von Albrecht Berger geduldig begleiteten Auseinandersetzung mit dem Werk des Nikephoros Chumnos erreicht.82
80 Dieser logos chrysobullos wurde von Dölger (Regesten [wie oben Fußnote 13] Nr. 2158) auf 1294 datiert. 81 Die einzigen sicheren Ausnahmen hiervon sind die beiden Trostschriften zum Tod des Ioannes Palaiologos (Logoi 19–20), die vielleicht aufgrund der Thematik in A nicht nachgetragen wurden (so wie umgekehrt die Briefe an Eirene aus der Zeit ihrer Ehe mit Ioannes aus den späteren Werksammlungen von BP ausgeschlossen wurden; siehe oben S. 581) sowie die Anklageschrift gegen Niphon, die zur Absetzung des Patriarchen im Frühjahr 1314 führte (Logos 151). Dieser logos ist allerdings ansonsten nur in B überliefert und wird dort von einer Notiz aus der Feder des Hauptschreibers begleitet, die nahelegt, dass gewisse Personen Anstoß an dem Text nahmen (Boissonade, Anecdota Graeca [wie oben Fußnote 54] Bd. 5, 255). In P war der logos ursprünglich enthalten, wurde aber – wohl aus ebendiesem Grund – entfernt; siehe Riehle, Funktionen der byzantinischen Epistolographie (wie oben Fußnote 8) 65f. 82 Ich bedanke mich herzlich bei Raimondo Tocci und Niels Gaul für ihre hilfreichen Verbesserungsvorschläge sowie bei Katharina Preindl für die sorgfältige Lektorierung des Beitrages.
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Abbildungen
Abb. 1: AE, f. 72r (Flechtband, Initiale und Haupttext von Hand E, Überschrift von Hand H, Textnummerierung von Hand A)
Abb. 2: AE, f. 213v (Überschrift, Initiale und Haupttext von Hand E)
Abb. 3: AE, f. 219r (Überschrift, Initiale und Haupttext von Hand E)
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Abb. 4a–b: AB, f. 3r/v (Initialen von Hand E)
Abb. 5: AE, f. 112v (Haupttext von Hand E, Ergänzung und Korrekturen von Hand F)
Abb. 6: AE, f. 129v (Haupttext von Hand E, Ergänzungen von Hand F) / Abb. 7a–b: AF, ff. 265v, 268r (Hand F) / Abb. 8a–b: AE, ff. 73v, 142r, 168r (Ergänzungen von Hand F [?])
Abb. 9a–b: AC, f. 48v (Hand D)
601
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Abb. 10a–d: AE, ff. 109r, 147r, 192r, 195v (Initialen von Hand H)
1 a b c d e
f
g
h
i
j
2
3
4
5
6
7
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1
2
3
4
5
k l
Abb. 11: 1: AC (Hand C); 2: B; 3: P; 4: H; 5: V; 6: Φ; 7: Marc. gr. Z 260
Abb. 12: AE, f. 259r (Ergänzung im Freirand von unbekannter Hand [D?])
Abb. 13: AE, f. 84r (Korrekturen von Hand F [?])
Abb. 14a–c: AC, ff. 51v, 63r, 288v (Korrekturen durch Rasur von Hand C)
Abb. 15a–b: AB, ff. 3r, 10r (Korrekturen durch Rasur [Hand C?])
Abb. 16a–c: AE, ff. 100r, 251r, 252r (Korrekturen durch Rasur [Hand C?])
6
7
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Abb. 17a–b: AF, ff. 268r, 273v (Korrekturen durch Rasur [Hand C?])
Abb. 18: AE, f. 73v (Korrekturhinweis des Autors und Ergänzung von Hand C)
Abb. 19: AC, f. 69r (Korrekturhinweis des Autors und Korrektur/Ergänzung von Hand C)
Abb. 20a–b: H, ff. 52v, 53r (Korrekturhinweise des Autors und Korrekturen/Ergänzungen von der Haupthand [Chumnos-Schreiber])
604
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Abb. 21: AE, f. 195v (Haupttext von Hand E, Überschrift, Initiale und Textkorrektur von Hand H, Revision der Überschrift durch Hand C)
Abb. 22a–e: AA, ff. 1v–2r (Hand A)
Abb. 23a–f: AA, ff. 296r–298r (Hand A)
Abb. 24: AE, f. 256r (Überschrift von Hand A)
Abb. 25: AF, f. 261r (Haupttext von Hand F, Überschrift und Initiale von Hand A)
Codex Ambr. C 71 sup.
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Abb. 26: AC, f. 50v (Zierleiste von Hand A)
Abb. 27: AA, f. 1v (Zierleiste von Hand A)
Abb. 28: AA, f. 298r (Zierleiste von Hand A)
Abb. 29a–c: AE, ff. 198v, 204v, 237v (Briefnummer in roter Tinte von Hand A, Briefnummern und Symbole in brauner Tinte von Hand J)
Antonio Rigo
The Triclinium of Alexios Komnenos (Alexiakos) in the Palace of the Blachernai, the Synod of 1351 and the Fresco of the Ecumenical Councils On May 27, 13511 a synod was held in Constantinople to definitely resolve religious disputes that had been raging for over ten years. Despite the Patriarchate and John Kantakouzenos’ intention to settle the matter as soon as possible, the sessions were drawn out due to the prolonged discussions between the two parties and the emperor’s political commitments. A conclusion was only reached with the issuing of the Synodal Tome and the subsequent ceremony held in Hagia Sophia on August 15. Nikephoros Gregoras,2 the Synodal Tome,3 and a manuscript of the Synodikon of Orthodoxy4 all testify to the fact that the first five sessions of the synod5 were held in the triclinium of Alexios (Alexiakos) in the Palace of Blachernai, while those that followed in late June and July, in which Palamas’ opponents (and Kantakouzenos) did not participate, were held in Hagia Sophia. The emperors of the thirteenth and fourteenth centuries resided in the Palace of Blachernai, built in the Komnenian era.6 Alexios’ triclinium must have been among
1 The exact indication of the day is given by Nikephoros Gregoras: L. Schopen, Nicephori Gregorae Byzantina Historia, II. Bonn 1830, 905,7 (XVIII 8): ἑβδόμην μὲν οὖν ἦγε καὶ εἰκοστὴν ὁ μάϊος μήν. 2 Ibid., 898, 6–7 (XVIII 3): ἐπὶ τὸν Ἀλεξίῳ πάλαι τῷ βασιλεῖ δομηθέντα μετῄεσαν τρίκλινον. 3 I. Karmires, Τὰ δογματικὰ καὶ συμβολικὰ μνημεῖα τῆς Ὀρθοδόξου Καθολικῆς Ἐκκλησίας, I. Athens 19602, 377 and PG 151, 721A13–14: ἐν τῷ τρικλίνῳ τῷ οὕτω πως ἐπιλεγομένῳ Ἀλεξιακῷ τῶν ἱερῶν Βλαχερνῶν; see also 404 and PG 151, 757D7–758A2. The reprint of Karmires’ edition of the Synodal Tome in G. Alberigo / A. Melloni (ed.), Conciliorum Œcumenicorum Generalium Decreta, IV/1. Turnhout 2016, 179–218 (F. Lauritzen) is marked by the presence of numerous errors due to poor transcription (or scanning). The recent Vita by Philotheos Kokkinos (19th century) depends on the Synodal Tome: B. L. Dentakes, Βίος καὶ ἀκολουθία τοῦ ἁγίου Φιλοθέου (Κοκκίνου) πατριάρχου Κωνσταντινουπόλεως. Athens 1971, 88: ἐν τῷ τρικλίνῳ τῷ ἐπιλεγομένῳ Ἀλεξιακῷ Παλατίῳ τῶν Βλαχερνῶν. 4 J. Gouillard, Le Synodikon de l’Orthodoxie. Édition et commentaire. TM 2 (1967), 1–313, at 81,572 app.: ἐν τῷ θεοφρουρήτῳ παλατίῳ τῶν ἱερῶν Βλαχερνῶν ἔνδον τοῦ μεγάλου τρικλίνου τοῦ λεγομένου Ἀλεξιακοῦ; on the manuscript Athos, Monē Koutloumousiou 33, see A. Rigo, Le Synodikon de l’Orthodoxie et le Palamisme. La forme primitive de P (1351 – avant 1360): les sources et les témoins, in I. Biliarsky (ed.), Laudator temporis acti. Studia in memoriam Ioannis A. Božilov. II, Ius, Imperium, Potestas Litterae Ars et Archaeologia. Sofia 2018, 227–241, at 233-235. 5 For a chronology of the sessions, see J. L. Van Dieten, Nikephoros Gregoras, Rhomäische Geschichte. Historia Rhomaïke, IV. Bibliothek der griechischen Literatur, 39. Stuttgart 1994, 255–260 (n. 155). 6 See R. Macrides, The Citadel of Byzantine Constantinople, in S. Redford / N. Ergin (ed.), Cities and Citadels in Turkey from the Ιron Αge to the Seljuks. Ancient Near Eastern Studies. Supplement, 40. Leuven / Paris / Walpole, MA 2013, 277–304; Ead., The “Other” Palace in Constantinople: The Blahttps://doi.org/10.1515/9783111070315-038
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the buildings restored by Michael VIII Palaiologos in 1261.7 John Kantakouzenos settled in the part of the Palace that included the Alexiakos at the end of the civil war, after the treaty signed with Anna Palaiologina on February 7 or 8, 1347. In such years, as Nikephoros Gregoras recalls, that part of the Palace was almost in ruins.8 It must be recalled here that, among the literary sources from the fourteenth century, pseudoKodinos never mentions the triclinium of Alexios, instead using generic names for the relevant spaces, such as “hall,” “church” and “courtyard.”9 From its first mention on the occasion of the first Council of Blachernai in the winter of 1094–1095, when it had just been built (ἐν τῷ νεουργηθέντι μεγάλῳ τρικλίνῳ τῶν Βλαχερνῶν),10 Alexios’ triclinium is remembered as the seat of synods held in the emperor’s presence.11 Its size, which Gregoras stresses by referring to it as a huge hall, evidently allowed a considerable number of people to gather. This can be deduced from the information about these synods, particularly the lists of participants (when the acts are available). Thus the list for the first synod of the Blachernai includes a hundred names.12 The synods held in the triclinium in the second half of the thirteenth century were equally crowded. Let us begin with the reign of Michael VIII Palaiologos and the council convened for the deposition of Patriarch Arsenios, which was held in April 1264, as we know from George Pachymeres: The place of their synod was the imperial triclinium Alexiakos, so the sovereign presided. Seated with him were the great ones and all the dignitaries. Also present were the bishops and the whole senate. With them were the most distinguished monks from all monasteries and their superiors, nor were the most distinguished and famous citizens absent.13
chernai, in M. Featherstone / J.-M. Spieser / G. Tanman / U. Wulf-Rheidt (ed.), The Emperor’s House: Palaces from Augustus to the Age of Absolutism. Urban Spaces, 4. Berlin / Boston 2015, 159–168; P. Magdalino, Pseudo-Kodinos’ Constantinople, in Studies on the History and Topography of Byzantine Constantinople. Aldershot 2007, XII, 2–5. 7 See R. Macrides / J. A. Munitiz / D. Angelov, Pseudo-Kodinos and the Constantinopolitan Court: Offices and Ceremonies. Birmingham Byzantine and Ottoman Studies, 15. Farnham / Burlington 2013, 371. 8 Schopen, Nicephori Gregorae Byzantina Historia (as footnote 1 above), 784,8–10 (XV 9): αὐτὸς δ’ ἐν τοῖς περὶ τὸν Ἀλεξίου τοῦ πάλαι μέγιστον τρίκλινον ἐρειπίοις μᾶλλον ἢ οἰκήμασιν εἰπεῖν δέδωκε φέρων οἰκεῖν. 9 See Macrides, The “Other” Palace (as footnote 6 above), 161, 162. 10 P. Gautier, Le Synode des Blachernes. Étude prosopographique. RÉB 29 (1971), 213–284, 220. 11 Not to be confused with the katēchumeneia (or oratory?) of Alexios, a place where many synods were held in the 12th century, see V. Grumel / J. Darrouzès, Les regestes des actes du Patriarcat de Constantinople, I/2–3. Paris 1989, nos. 1000, 1007, 1014, 1015, 1055, 1065, 1067, 1068, 1072, 1073, 1075a, 1077, 1078, 1085, 1086, 1111, 1118, 1119, 1179 and 1080. 12 Gautier, Le Synode des Blachernes (as footnote 10 above). 13 A. Failler / V. Laurent, Georges Pachymérès, Relations historiques, II. CFHB, 24/2. Paris 1984, 339–341 (IV 4).
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We are informed about the synod convened against John Bekkos in February 1285, during the reign of Andronikos II, by George Pachymeres again as well as George Metochites.14 Let us read the account given by the former, who here again recalls the large number of people present on this occasion too: A synod of consecrated men was held in the triclinium Alexiakos in the presence of the emperor himself. Also present were the Patriarchs Gregory and Athanasios of Alexandria ... and, together with them, the entire assembly of bishops. There were also Church dignitaries and numerous monks, as well as distinguished laymen. The emperor presided and around him were all the great and most distinguished members of the senate. There was also the megas logothetēs ... and the rhetor of the Church.15
Once again during the reign of Andronikos II Palaiologos, in March 1294 a synodal assembly was held, dedicated to the affair of Constantine Palaiologos and Michael Strategopoulos. On that occasion too, Pachymeres recounts, the emperor “presided in the triclinium Alexiakos. Seated with him were dignitaries, bishops and clerics. All the prominent and distinguished citizens were equally present.”16 The same observations can be made for the synod which opened on May 27, 1351, on the basis of the list of participants in the Synodal Tome.17 The assembly, presided over by Emperor John VI and Patriarch Kallistos, was attended by 25 metropolitans and 7 bishops. Also present were the relatives of Kantakouzenos Manuel, Michael, and Andronikos Asan, as well as an unspecified number of members of the senate, notables, abbots, archimandrites, and monks. To these one must add a small group of opponents who were only brought in later,18 and whose names (Matthew of Ephesus, Joseph of Ganos, Nikephoros Gregoras, Theodore Dexios, Athanasios, Ignatios, Theo-
14 Historia dogmatica: A. Mai, Nova Patrum bibliotheca, VIII,2. Rome 1871, 132–134 (I 95–96) and 161 (I 114). Many thanks to Francesca Samorì for her comments and information on this work. 15 A. Failler, Georges Pachymérès, Relations historiques, III. CFHB, 24/3. Paris 1999, 103 (VII 34). 16 Failler, Georges Pachymérès, III (as footnote 15 above), 209–211 (VIII 29). 17 Karmires, Τὰ δογματικὰ καὶ συμβολικὰ μνημεῖα (as footnote 3 above), 377 and PG 151, 720C12– 721B14. A group of manuscripts adds two metropolitans among the proxies (τοῦ Μονεμβασίας, τῶν Παλαιῶν Πατρῶν), but this of course does not change the number of those present at the synodal session. 18 See Schopen, Nicephori Gregorae Byzantina Historia (as footnote 1 above), 898,13–14 (XVIII 6): εἰσῄειμεν δ’ οὖν ὀψὲ καὶ ἡμεῖς, τῶν θυρωρῶν καλεσάντων; Synodal Tome: Karmires, Τὰ δογματικὰ καὶ συμβολικὰ μνημεῖα (as footnote 3 above), 377 and PG 151, 721B14–15: προσεκλήθησαν καὶ οἱ θορυβοῦντες; see also Philotheos Kokkinos, Encomium of Gregory Palamas: D. G. Tsames, Φιλοθέου Κωνσταντινουπόλεως τοῦ Κοκκίνου ἁγιολογικὰ ἔργα, I. Θεσσαλονικεῖς βυζαντινοὶ συγγραφεῖς, 4. Thessaloniki 1985, 529 (92).
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dore Atouemes and Arsenios of Tyrus) are known for the most part thanks to Arsenios of Tyrus19 and Nikephoros Gregoras.20 Gregoras remembered spending much of the morning with his companions under the sun in the courtyard in front of the triclinium. When it began to get too hot, they were admitted into the hall.21 They evidently entered through the iron door (διὰ τῆς σιδηρᾶς τοῦ τρικλίνου πύλης) which Patriarch Arsenios had passed through decades earlier22 and which overlooked the courtyard,23 while another inner door led to the palace church.24 According to some texts, the participants in the synod took their seats inside the triclinium according to their rank and dignity, a practice which is specifically men tioned for the metropolitans.25 By contrast, Palamas’ opponents were assigned a position in a part of the hall far from the emperor, something they complained about, claiming that they could neither hear well nor be heard.26 We do not know where John Kantakouzenos was sitting, but pseudo-Kodinos notes that on ceremonial occasions a throne for the emperor was installed in the triclinium.27 The written sources about the synod of 1351 do not provide any information about Kantakouzenos’ throne in the triclinium of Alexios. However, we do have a valuable iconographic source in the famous miniature in a manuscript containing a collection of works by Kantakouzenos, Paris, Bibliothèque nationale de France, grec 1242, fol. 5v.28 The illustration,
19 Arsenios of Tyrus, Tome: I. D. Polemis, Arsenius of Tyrus and His Tome against the Palamites. JÖB 43 (1993), 241–281, at 261–262, lines 234–245. 20 Schopen, Nicephori Gregorae Byzantina Historia (as footnote 1 above), 892–894 (XVIII 2–5). 21 Ibid., 896–898 (XVIII 6). 22 Failler / Laurent, Georges Pachymérès, II (as footnote 13 above), 343 (IV 5). 23 See Macrides / Munitiz / Angelov, Pseudo-Kodinos (as footnote 7 above), 373. 24 See Macrides / Munitiz / Angelov, Pseudo-Kodinos (as footnote 7 above), 376. 25 So Philotheos Kokkinos, Encomium: Tsames, Φιλοθέου ἁγιολογικὰ ἔργα (as footnote 18 above), 529 (92,18–19): καὶ ἡμῶν μετ’ ἐκείνους καὶ σὺν ἐκείνοις, ἑκάστον δηλαδὴ κατὰ τὴν οἰκείαν ἀξίαν τε καὶ τὴν τάξιν. 26 Theodore Dexios, Appellatio: I. D. Polemis, Theodori Dexii Opera omnia. CCSG, 55. Turnhout / Leuven 2003, 11 (5,7–14): Ἔπειτα κελεύεις καὶ τὴν τῶν ἡμετέρων καθεδρῶν διάθεσιν [...], τήν τε ἀκροτάτην ἡμῶν ἀπόστασιν, ὡς μήτε ἀκούειν ἐξεῖναι μήτε ἀκούεσθαι [...]. Πῶς τὴν ἐγγυτέρω καθέδραν ἡμῶν αἰτησαμένων [...]; see also Schopen, Nicephori Gregorae Byzantina Historia (as footnote 1 above), 898,19–20 (XVIII 6). 27 See Macrides / Munitiz / Angelov, Pseudo-Kodinos (as footnote 7 above), 375. 28 See I. Spatharakis, The Portrait in Byzantine Illuminated Manuscripts. Leiden 1976, 129–137; Id., Corpus of Dated Illuminated Greek Manuscripts to the Year 1453. Leiden 1981, no. 269 (bibliography); V. J. Djurić, Les miniatures du manuscrit Parisinus Graecus 1242 et l’hésychasme, in D. Davidov (ed.), L’art de Thessalonique et des pays balkaniques et les courants spirituels au XIVe siècle. Belgrade 1987, 89–94; Byzance. L’art byzantin dans les collections publiques françaises. Paris 1992, 461 (no. 355) (M.-O. Germain); P. Guran, Jean VI Cantacuzène, l’hésychasme et l’empire: les miniatures du codex Parisinus graecus 1242, in P. Guran / B. Flusin (ed.), L’empereur hagiographe. Culte des saints et monarchie byzantine et post-byzantine. Bucharest 2001, 81-85; I. Drpić, Art, Hesychasm and Vi-
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which shows the emperor presiding over a synod, cannot in itself be linked to any specific event by its immediate context: it is instead intended to emphasize the emperor’s role as epistēmonarchēs generally.29 Nevertheless, several elements in the image, the content of the manuscript, and especially the chronology all suggest that the minia ture presents a depiction of the synod of 1351.30 Kantakouzenos, wearing imperial robes and surrounded by numerous other figures including the patriarch, metropolitans, monks, and civil archons, is seated on a golden throne with a curved backrest decorated with a row of knobs.31 A precedent for this detail of the appearance of Kantakouzenos’ throne around the year 1351 is a passage from George Metochites’ Historia dogmatica referring to the synod against John Bekkos held in February 1285. On that occasion, the Emperor Andronikos II Palaiologos presided over the synod from a golden throne (καθῆστο μὲν ὁ αὐτοκράτωρ ἐπὶ κλίνης χρυσοκολλήτου βασιλικῆς).32 The throne of Andronikos and that of Kantakouzenos would therefore appear to have shared the same appearance and characteristics, although, given the turbulent events of the fourteenth century, we do not know whether these always remained the same. On the basis of the (few) sources available, I will now continue with an examination of the arrangements made in the triclinium on the occasion of the 1351 synod. In the historical reconstruction of the theological controversy which John Kanta kouzenos provides before his refutation of John Kyparissiotes’ work, he recalls that on the occasion the Gospels were displayed at the center of the hall (τῶν τε θείων προτεθέντων εὐαγγελίων).33 A few lines later, John quotes a speech which he claims to have given at the opening of the synod: Turn your gaze also to the divine Gospels that are before your eyes. They have not been displayed by chance, but so that each of you, seeing them, may consider this, namely that through them Christ is invisibly present, He who said: “For with what judgment you judge, you will be judged” (Matthew 7:2).34
sual Exegesis. Parisinus Graecus 1242 Revisited. DOP 62 (2008), 217–247, at 221–223; B. Cvetković, О проблему нимбова на минијатурама у рукопису Parisinus graecus 1242. Зборник Музеја примењене уметности 10 (2014), 7–12. 29 Ch. Walter, L’iconographie des Conciles dans la tradition byzantine. Archives de l’Orient Chré tien, 13. Paris 1970, 73. 30 The miniature in any case does not represent the synod of 1368 against Prochoros Kydones, as suggested instead by E. Voordeckers, Examen codicologique du codex Parisinus graecus 1242. Scriptorium 21 (1967), 288–294, 294. 31 See M. G. Parani, Reconstructing the Reality of Images. Byzantine Material Culture and Religious Iconography (11th–15th Centuries). The Medieval Mediterranean, 41. Leiden / Boston, 2003, 162. 32 Mai, Nova Patrum bibliotheca, VIII,2 (as footnote 14 above), 133 (I 96). On the term κλίνη, see J. Grosdidier de Matons, Note sur le sens médiéval du mot ΚΛΙΝΗ. TM 7 (1979), 363–373. 33 A. Rigo, Il Prooemium contra Barlaam et Acindynum di Giovanni Cantacuzeno e le sue fonti. RÉB 74 (2016), 5–75, at 45, line 327. 34 Ibid., 47, lines 337–340: Ἐμβλέψατε δὲ καὶ τοῖς πρὸ τῶν ὀφθάλμῶν ὑμῶν κειμένοις θείοις Εὐαγγελίοις· οὐ γὰρ εἰκὴ γε προὐτέθησαν, ἀλλ’ ἵν’ ἐνθεωρῶν αὐτοῖς ἕκαστος ἐκεῖνο λογίζηται, ὡς
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This exhibition of the Gospels in the middle of the triclinium is also mentioned by Philotheos Kokkinos35 and by such an opponent of Palamas as Arsenios of Tyrus, who wrote sarcastically that this was the only thing that was preserved of the true and canonical Councils.36 The tradition of placing the Gospels37 on a throne at Councils is first known from Ephesus;38 it was then repeated at Chalcedon,39 Constantinople III,40 Nicaea II,41 Constantinople (869),42 and Constantinople (879/80).43 We also find evidence of the practice in the iconography.44 When the acts of the Councils were consulted at the Council of Ferrara of 1438 in order to settle the issue of the seating order and precedence, particularly in relation to the pope and the emperor, it was finally decided to place the throne with the Gospels at the center.45 This display was intended to symbolize the presence of Christ at the Council, an explanation also given by Kantakouzenos, and had been expressed at Ephesus by the quotation of a verse from Zechariah, to which the verse from Matthew quoted by Kantakouzenos itself evidently refers: “the Council made Christ a member and the head of the assembly. For the venerable Gospels were placed on the holy throne only to enjoin upon the holy hierarchs: ‘Judge with righteous judgment’ (Zechariah 7:9).”46
ἀφανῶς ὑμῖν διὰ τούτων ὁ εἰπὼν Χριστός· Ἐν ᾧ κρίματι κρίνετε, κριθήσθε. 35 Antirrheticus I: D. B. Kaïmakes, Φιλοθέου Κοκκίνου δογματικὰ ἔργα, I. Θεσσαλονικεῖς βυζαντινοί συγγραφεῖς, 3. Thessaloniki 1983, 31, lines 222–223: συνήχθημεν ὅλως ἐν βασιλείοις ἡμεῖς τε καὶ ὑμεῖς διαλέξεως ἕνεκα, καὶ σύνοδος συνεκροτήθη μεγάλη, τῶν ἱερῶν προκειμένων Εὐαγγελίων ἐν μέσῳ. Interestingly, Philotheos then recalls the ancient Councils, presided over by emperors, and the ancient heretics (Sabellius, Arius and Nestorius) who had been anathematized. 36 Tome: Polemis, Arsenius of Tyrus (as footnote 19 above), 262, lines 247–250: Ὁ οὖν βασιλεὺς μετὰ τὸ τὴν προσκύνησιν τοῖς θείοις ἀποδοῦναι εὐαγγελίοις, τοῦτο μόνον φυλάξας ἐξ ὧν εἴωθε γίνεσθαι παρὰ τοῖς ἀληθέσι καὶ κανονικαῖς συνόδοις. 37 See A. Calore, Tactis Evangeliis, in S. Bertelli / M. Centanni (ed.), Il gesto nel rito e nel cerimonia le dal mondo antico sino ad oggi. Florence 1995, 25–72. 38 ACO I,1,3: 4,6–7. 39 ACO II,1,1: 65,13–14; II,1,2: 92,8. 40 ACO II,2,1: 20,15–16. 41 ACO II,3,1–3: 928,16 and 967,17. 42 J. D. Mansi, Sacrorum conciliorum nova et amplissima collectio, XVI. Venice 1771, 309C. 43 Dositheos of Jerusalem, Τόμος χαρᾶς, ed. K. Siamakes. Thessaloniki 1985, 274. 44 See Walter, L’iconographie (as footnote 29 above), 147–148, 235–239. 45 I. Gill, Quae supersunt Actorum Graecorum Concilii Florentini, I. Concilium Florentinum. Documenta et Scriptores, B 5/1. Rome 1953, 11,20–21: ἀνέγνωσαν τὰ πρακτικὰ τῶν συνόδων; 13,21–27: Μέσον δὲ τοῦ ναοῦ καὶ τῶν δύο μερῶν τοῦ κλήρου, ἔμπροσθεν τῆς ἁγίας τραπέζης, ἔστησαν θρόνον ὡραιότατον πάνυ καὶ κεκοσμημένον καὶ εὐπρεπισμένον μετὰ χρυσίου βλατίου· ἐπάνω δὲ ἐκάθισεν ὁ μέγας καὶ δίκαιος κριτής, ὁ Κύριος ἡμῶν Ἰησοῦς Χριστός, ἤγουν τὸ ἅγιον Εὐαγγέλιον; see also 26,23– 27; see R. Price, Precedence and Papal Primacy, in F. Kondyli / V. Andriopoulou / E. Panou / M. B. Cunningham (ed.), Sylvester Syropoulos on Politics and Culture in the Fifteenth-Century Mediterranean. Birmingham Byzantine and Ottoman Studies, 16. Farnham 2014, 33–48, at 41. 46 ACO I,1,3: 4,6–7: ἡ σύνοδος .... σύνεδρον δὲ ὥσπερ καὶ κεφαλὴν ἐποιεῖτο Χριστόν· ἔκειτο γὰρ ἐν
The Triclinium of Alexios Komnenos (Alexiakos)
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The placing of the Gospels on the throne in Alexios’ triclinium is recalled for the synod of 1351 by two other opponents, Nikephoros Gregoras and Theodore Dexios. However, they give a different interpretation of this element and of the initial session. Let us begin with Gregoras’ account: “The emperor briefly venerated the Gospels displayed on our account, because we had often urged that the acts of the Sixth Divine Ecumenical Council be presented and that, according to the disposition of the emperor at that time, oaths be sworn [on the Gospels].”47 Gregoras then continues by recalling Kantakouzenos’ initial speech and his oath to be impartial, and he invoked his own ruin and that of his sons—an oath which Gregoras compares to that given by Herod to Herodiades’ daughter (Matthew 14:6–11).48 A similar account is provided by Theodore Dexios, who recalls the display of the Gospels and considers it a farce used to mislead the participants by evoking the ancient Councils.49 He then recalls Kantakouzenos’ oath on the Gospels (ἐπὶ τῷ ὅρκῳ ... πρὸς τὰ θεῖα μὲν ἀφορῶν εὐαγγέλια) during his opening speech and quoting a verse from the Psalms (15:8), which in Dexios’ eyes was completely out of place in an oath.50 These texts by Gregoras and Dexios thus confirm that the Gospels were displayed in Alexios’ triclinium during the synod of 1351. But beyond the model of the ancient Councils, the emphasis here is on the current practice of taking a legally binding oath on the Gospels (and the cross), which is known to us from numerous other sources.51 For the sake of the present inquiry, it is sufficient to reiterate that, to prepare the room for the synodal sessions an empty throne was installed for the Gospels, in accordance with tradition. An important piece of information about Alexios’ triclinium and its decoration, one not strictly related to the arrangements made for the synod, is provided by a single source. In the account of the 1351 synod in the Encomium of Gregory Palamas
ἁγίῳ θρόνῳ τὸ σεπτὸν εὐαγγέλιον, μόνον οὐχὶ καὶ ἐπιφωνοῦν τοῖς ἁγίοις ἱερουργοῖς· κρίμα δίκαιον κρίνατε. 47 Schopen, Nicephori Gregorae Byzantina Historia (as footnote 1 above), 898,14–18 (XVIII 6): καὶ ὁ βασιλεὺς εὐθὺς τῷ εὐαγγελίῳ παρακειμένῳ προσκύνησιν ἀπονείμας βραχεῖαν, ἡμῶν γε εἵνεκα, πολλὰ πολλάκις τὰς τῆς θείας καὶ οἰκουμενικῆς ἕκτης συνόδου προτεθῆναι πράξεις ἀπαιτούντων, καὶ κατὰ τὴν ἐκεῖ τοῦ τότε βασιλέως κατάστασιν, καὶ τοὺς ὅρκους γενέσθαι καὶ νῦν ἐφ’ ἡμῶν. 48 Ibid., 898,20–23; 899,9–16; 900,1. 49 Appellatio: Polemis, Theodori Dexii Opera (as footnote 26 above), 11 (5,15–17): Τί δὲ ἡ τῶν σεπτῶν εὐαγγελίων πρόθεσις; ... Οὐ προφανὴς ἦν δραματουργία, ἵνα τῶν πάλαι δῆθεν ἐκείνων εἰκόνα φέρειν καὶ ταύτην τῆν σύνοδον τοὺς ὁρῶντας πείθῃ. 50 Ibid., 11–12 (5,18–52). 51 See N. Oikonomidès, Le serment de l’impératrice Eudocie (1067): un épisode de l’histoire dyna stique de Byzance. RÉB 21 (1963), 101–128, at 112–113; O. Delouis, Église et serment: norme et pratique, in M.-Fr. Auzépy / G. Saint-Guillain (ed.), Oralité et lien social au Moyen Âge (Occident, Byzance, Islam): parole donnée, foi jurée, serment. Collège de France – CNRS Centre de recherche d’histoire et civilisation de Byzance. Monographies, 29. Paris 2008, 211–246, particularly 224–225; R. Rochette, Empereurs et serment sous les Paléologues, ibid., 157–167.
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by Philotheos Kokkinos, there is a brief description of the opponents’ entrance into the triclinium: When the emperor and the patriarch had taken their seats, as is the custom, and we, too, had sat down after them and with them, each, that is, according to his own dignity and rank, those who sided with the opinion of the opponents were also brought in, a small and detested faction, not the portion of Jacob or the Lord’s people and the “allotted share of his inheritance” (Deut 32:29). […] Hence one of the priests distinguished for his eloquence and the eminence of his see (Ὅθεν καί τις τῶν λόγῳ καὶ καθέδρᾳ προῦχόντων ἱερέων), on observing them as they entered, remarked at the time that it was clear from their faces that they belonged to the faction and party of those who are depicted in the images above us. He was referring to the wicked assemblies of the heretics which were put to shame long ago by the holy Councils of the Fathers, images of which were indeed in that sacred and imperial house (αὐτοὺς εἶναι τῆς μερίδος καὶ τοῦ κόμματος πεφυκότας ἐκείνων, οὓς αἱ ὑπὲρ ἡμᾶς εἰκόνες αὗται φέρουσιν ἀναγράπτους, τὰ τῶν αἱρετικῶν πονηρὰ συνέδρια λέγων ὑπὸ τῶν ἱερῶν κατῃσχυμμένα τῶν πατέρων πάλαι συνόδων, ὧν δήπου καὶ τὰς εἰκόνας ὁ ἱερὸς ἐκεῖνος καὶ βασιλικὸς ἔφερεν οἶκος).52
The images mentioned here at first remind one of the arrangements made on certain occasions in the triclinium as described by pseudo-Kodinos: at Christmas “the kanonarchai bring in and set up an icon-stand with holy icons of the Nativity and three or four others.”53 But the words used by Philotheos (αἱ ὑπὲρ ἡμᾶς εἰκόνες αὗται) clearly indicate that the images were not movable icons but a fresco on the walls of the tri clinium.54 This was evidently a depiction of the Seven Ecumenical Councils, many examples of which are known to us from Byzantine wall frescoes.55 The typical iconography had become standardized by the thirteenth century (e.g. at Sopoćani). Philotheos’ mention of heretics shamed by the Fathers refers to a characteristic element
52 Encomium: Tsames, Φιλοθέου ἁγιολογικὰ ἔργα (as footnote 18 above), 529 (92,17–32); trans. N. Russell, Gregory Palamas. The Hesychast Controversy and the Debate with Islam. Documents relating to Gregory Palamas. Liverpool 2020, 150 (slightly modified). See also the passage from Philotheos Antirrheticus in footnote 35 above. For the term “imperial house: (βασιλικὸς οἶκος), see the preface to Nikephoros Xanthopoulos, Ecclesiastical History: PG 145, 585–588; see also Magdalino, PseudoKodinos’ Constantinople (as footnote 6 above), 5. 53 Macrides / Munitiz / Angelov, Pseudo-Kodinos (as footnote 7 above), 116,7–8: καὶ ἱστῶσιν εἰκονοστάσιον, εἰς ὃ κρέμαται ἅγιαι εἰκόνες τῆς τε γεννήσεως τοῦ Χριστοῦ καὶ ἕτεραι τρεῖς ἢ καὶ τέσσαρες; see also 375. 54 Russell’s reference (Gregory Palamas [as footnote 52 above], 150 n. 393) to S. Runciman, Blachernae Palace and Its Decoration, in G. Robertson / G. Henderson (ed.), Studies in Memory of David Talbot Rice. Edinburgh 1975, 277–283 makes no sense, since Runciman’s focus is the Blachernai Palace in the period of Manuel Komnenos specifically, 55 See Walter, L’iconographie des Conciles (as footnote 29 above); RbK IV, 737–746 (Chr. Walter); also M. Kazamía-Tsérnou, The Ecumenical Synods in the Eastern Byzantine and Post-Byzantine Iconographic tradition. Rivista di Storia e Letteratura Religiosa 52 (2016), 517–536; for the post-Byzantine period S. Th. Pantzarides, Οι παραστάσεις των Οικουμενικών Συνόδων στο Άγιο Όρος. PhD Thesis. Thessaloniki 2010.
The Triclinium of Alexios Komnenos (Alexiakos)
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of this iconography of the Councils.56 So we may conclude that in the mid-fourteenth century a wall of Alexios’ triclinium featured a fresco of the seven Ecumenical Councils not attested in any other source. We therefore do not know whether this fresco was Komnenian or, as seems more likely, painted at the time of the restoration of the Blachernai by Michael VIII Palaiologos in 1261. From George Pachymeres we learn that the emperor ordered his military exploits to be painted on the walls of the palace, though only a few of these frescoes had been completed in the portico by the time of his death.57 In any case, the commissioning of the fresco of the Councils on the wall of Alexios’ triclinium had a clear significance since, as we have seen, important synods were held in that hall in the presence of the emperor. A few words remain to be said about the person evoked in this passage. In Philotheos Kokkinos’ Encomium, the words “one of the priests distinguished for his eloquence and the eminence of his see” are accompanied by a marginal note in three manuscripts: “He was the saint of Philadelphia (ὁ ἱερὸς Φιλαδελφείας ἦν οὗτος).”58 This allows us to identify the latter as the metropolitan who refers to the fresco of the Councils. This is evidently Makarios Chrysokephalos, who since the end of 1346 had definitively aligned himself with the Palamites, primarily because of his opposition to Patriarch John Kalekas.59 This marginal note, which comes directly from Philotheos, the author of the Encomium,60 is an indirect yet clear response to what one of the leaders of the anti-Palamite party, Theodore Dexios, had written about the synod of 1351. In his Appellatio addressed to John Kantakouzenos, composed between 1351 and 1354, Dexios recalls that during the third session of the synod some extracts from the works of Gregory Palamas were read out in order to be examined. After only three or four passages, Palamas’ apology was heard, which—according to Dexios—aroused
56 See Walter, L’iconographie des Conciles (as footnote 29 above), 252–260. 57 Failler / Laurent, Georges Pachymérès, II (as footnote 11 above), 649,30–651,4 (VI 33); see Macrides / Munitiz / Angelov, Pseudo-Kodinos (see footnote 7 above), 377. 58 Encomium: Tsames, Φιλοθέου ἁγιολογικὰ ἔργα (as footnote 18 above), 529 (92,27 app.); the marginal note is present in the following three manuscripts: Athos, Monē Megistēs Lauras I 450 (1134); Athos, Monē Megistēs Lauras Λ 82 (1573); Paris, Bibliothèque nationale de France, Coisl. 98. I will return to the composition of Philotheos’ Encomium and to the manuscripts preserving it in a future study. 59 See PLP 31138; A. Rigo, Il Rapporto dei metropoliti ad Anna Paleologa e altri eventi dell’anno 1346. Byz 85 (2015), 285–339, at 321–322; A. Rigo, 1347. Isidoro patriarca di Costantinopoli e il breve sogno dell’inizio di una nuova epoca. WBS, 31. Vienna 2020, 202 s. v. For a contemporary (1351) witness on him, see the fragment of a homily by Kallistos: D. B. Gones, Τὸ συγγραφικὸν ἔργον τοῦ οἰκουμενικοῦ πατριάρχου Καλλίστου Α΄. Athens 1980, 222–224. 60 See footnote 58 above.
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the disapproval even of one of “your bishops,” the metropolitan Makarios of Philadelphia.61 The mention of Makarios added by Philotheos in his Encomium thus seems to be an implicit response to this passage from his opponent’s work written in the previous decade.62
61 Polemis, Theodori Dexii Opera (as footnote 26 above), 22–23 (10,20–25): Τρία γάρ που μόγις ἢ τέτταρα τῶν αὐτῶν κεφαλαίων ἐπὶ ἀπολογίᾳ μόνα ἀνέγνωσται, ἐφ’ οἷς εἰ καὶ ψυχρὰς καὶ πάνυ ἀνοικείους ἐπιφέρειν ἐπειρᾶτο τὰς ἀπολογίας ὁ τῶν ζιζανίων τούτων σπορεύς, ὅμως ἅπερ τοῖς τηνικαῦτα μετρίως τῇ ἀληθείᾳ προσχοῦσι τῶν ὑμετέρων ἀρχιερέων ἀποπέφανται, ὧν ὁ Φιλαδελφείας προηγόρευε, καὶ τούτων συνίστορες ἡ αὐτὴ πληθύς. 62 One of the central themes of Albrecht Berger’s research has always been Constantinople, its topography and buildings. This article dedicated to him therefore deals with the “new” imperial palace in the Komnenian and Palaeologan periods.
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Echte und falsche Demensiegel, mit einem Parergon zum Numeron der Ambianenses Einführung Im politischen und sozialen Leben Konstantinopels spielten die sogenannten Zirkusparteien (Demen) bekanntermaßen eine große Rolle. Mit den ursprünglichen Sportvereinen, welche ihre jeweiligen Mannschaften – die Grünen, die Roten, die Blauen und die Weißen – beim Pferderennen im Hippodrom unterstützten, hatten diese spätestens seit der Wende vom 6. zum 7. Jahrhundert nicht mehr viel gemein; vielmehr waren sie überwiegend mit zeremoniellen Funktionen betraut und nahmen neben Wagenrennen und anderen Veranstaltungen im Hippodrom auch an Krönungen, Empfängen, kirchlichen Prozessionen und kaiserlichen Triumphzügen teil. In diesem Zusammenhang waren sie nicht nur im kaiserlichen Palast, sondern auch in der Stadt, auf den Straßen und Plätzen Konstantinopels, präsent.1 Bei der Diskussion der Demen in mittelbyzantinischer Zeit haben byzantinische Bleisiegel bisher erstaunlicherweise noch keine Beachtung gefunden. Im Folgenden soll deshalb das Corpus der bekannten Siegel zusammengestellt werden,2 welche
1 Dieses Thema hat Albrecht Berger wiederholt behandelt: A. Berger, Imperial and ecclesiastical processions in Constantinople, in N. Necipoğlu (ed.), Byzantine Constantinople: monuments, topography and everyday life. The Medieval Mediterranean, 33. Leiden 2001, 73–87, ders., Straßen und Plätze in Konstantinopel als Schauplätze von Liturgie, in R. Warland (ed.), Bildlichkeit und Bildorte von Liturgie: Schauplätze in Spätantike, Byzanz und Mittelalter. Wiesbaden 2002, 2–19, ders., The Byzantine court as a physical space, in A. Ödekan / N. Necipoğlu / E. Akyürek (eds.), The Byzantine court: source of power and culture (Papers from the Second International Sevgi Gönül Byzantine Symposium, Istanbul, 21–23 June 2010). Istanbul 2016, 3–12, und ders., Der Kaiser und die Stadt: Prozessionen und Empfänge in Konstantinopel, in M. Luchterhand / H. Röckelein (eds.), Palatium Sacrum – Sakralität am Hof des Mittelalters: Orte, Dinge, Rituale. Regensburg 2021, 45–60. Grundlegend zu den Demen: A. Cameron, Circus factions: Blues and Greens at Rome and Byzantium. Oxford 1976; zu kaiserlichen Triumphzügen: M. McCormick, Eternal victory: triumphal rulership in Late Antiquity, Byzantium, and the Early Medieval West. Cambridge 1986, 189–230; zu weltlichen und kirchlichen Prozessionen: L. Brubaker, Processions and public spaces in early and middle Byzantine Constantinople, in Ödekan/Necipoğlu/Akyürek, The Byzantine court (op. cit.) 123–128, L. Brubaker / C. Wickham, Processions, power, and community identity, in W. Pohl / R. Kramer (eds.), Empires and communities in the post-Roman and Islamic world, c. 400–1000 CE. Oxford 2021, 121–187, M. Featherstone, Sakraler Raum und Prozessionen im Großen Palast von Konstantinopel im 10. Jahrhundert, in Luchterhand/Röckelein, Palatium Sacrum (op. cit.) 23–37, M. Featherstone, Palace and procession in Byzantium, in E. Akyürek / K. S. Durak (eds.), Anatolia in the Byzantine period. Yapi Kredi Anatolian Studies, 8. Istanbul 2021, 60–69 (jeweils mit der älteren Literatur). 2 In verschiedenen Stadien und auf verschiedene Weise haben Jean-Claude Cheynet, Elena Stepanova, Maria Teresa Catalano, Martina Filosa, Olga Karagiorgou, Christos Malatras, Werner Seibt, John https://doi.org/10.1515/9783111070315-039
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entweder den Anführern der Demen – das ist die Mehrzahl – oder den Demen als korporativer Einheit – mit einem Beispiel – zugeordnet werden können. Dabei geht es vor allem auch darum, „echte“ Demensiegel, also solche, deren Zuschreibung an einzelne Demen korrekt zu sein scheint, von solchen, „falschen“, zu trennen, die in der Vergangenheit irrtümlicherweise mit den Demen oder ihren Mitgliedern in Verbindung gebracht wurden und als Demensiegel zu streichen sind. Über die personelle Zusammensetzung der Demen sind wir sowohl durch die Rang- und Ämterlisten des 9. und 10. Jahrhunderts als auch durch Protokolle aus dem Zeremonienbuch Konstantins VII. Porphyrogennetos unterrichtet, auch wenn manches Detail, etwa bezüglich der sogenannten „peratischen“ und der „städtischen“ Parteien und ihrer jeweiligen Anführer, weiterhin unklar ist.3 Jeweils ein Demokrat (δημοκράτης) hatte, wenn wohl auch nur symbolisch, den Vorsitz einer der unter dem Namen „peratisch“ bekannten Parteien (ὁ περατικὸς δῆμος, τὸ περατικὸν μέρος, wörtlich „von gegenüber“), deren Bezeichnung wohl auf Wohnquartiere auf der anderen Seite des Bosporos oder des Goldenen Horns verweist, von denen es zwei gab: die Blauen (οἱ Βένετοι) und die Grünen (οἱ Πράσινοι). Sie hatten vor allem zeremonielle Funktionen und führten, wenn sie in der Stadt anwesend waren, die Demen bei verschiedenen höfischen Anlässen, wie Pferderennen, Akklamationen und Prozessionen, an. Demokrat der Blauen war der Kommandant der in der Hauptstadt stationierten Eliteverbände der Scholen, der domestikos ton scholon (δομέστικος τῶν σχολῶν), Demokrat der Grünen war der Befehlshaber des Garderegiments der Exkubiten, der domestikos ton exkubiton (δομέστικος τῶν ἐξκουβίτων).4 Die Weißen (οἱ Λευκοί) und die Roten (οἱ Ῥούσιοι), die nur eine nach-
Haldon und Pia Evening zum Entstehen dieses Aufsatzes beigetragen. Den entscheidenden Durchbruch bei der Interpretation unseres ersten „falschen“ Demensiegels (s. unten Nr. 16) brachten Hinweise von Vivien Prigent; bei den weiteren Recherchen war Leif Inge Ree Petersen behilflich. Dafür danken wir allen herzlich. 3 Für das Folgende siehe G. Dagron (avec la collaboration d’André Binggelli, Michael Featherstone et Bernard Flusin), L’organisation et le déroulement des courses d’après le Livre des cérémonies. TM 13 (2000), 1–200, hier 134–145, ders., L’hippodrome de Constantinople: jeux, peuple et politique. Paris 2011, 109–115, 203–208, P. Magdalino, The people and the palace, in M. Featherstone / J.-M. Spieser / G. Tanman / U. Wulf-Rheidt (eds.), The emperor’s house: palaces from Augustus to the Age of Absolutism. Urban Spaces, 4. Berlin / Boston 2015, 169–180, hier 174–178, G. Dagron / B. Flusin (eds.), Constantin VII Porphyrogénète, Le livre des cérémonies. CFHB, 52. 5 Bde. Paris 2020, 4,1: 415 f. und 444 f., 5: 45 f. 4 Vertretungen scheint es immer wieder gegeben zu haben, wenn die beiden domestikoi nicht vor Ort waren; z. B. führte bei einem Wagenrennen, das 946 zu Ehren des Gesandten des Emirs von Ägypten Muḥammad b. Ṭuġǧ al-Iḫšīd veranstaltet wurde, der domestikos tu teichus (δομέστικος τοῦ τείχους) die Partei der Grünen an und vertrat damit den domestikos der Exkubiten, der eigentlich dafür zuständig war (PmbZ 2,7, Nr. 31218): De cerimoniis (ed. Dagron/Flusin [wie oben Fußnote 3]) 2,15 (3: 133,452 f.) (= J. J. Reiske [ed.], Constantini Porphyrogeniti imperatoris de ceremoniis aulae byzantinae, Bd. 1. Bonn 1829, 588,20–589,2). Bei ebendiesem Anlass stand der domestikos der numera (ὁ νούμερος) an der Spitze der Blauen und vertrat damit den domestikos der Scholen (PmbZ 2,7, Nr.
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rangige Bedeutung hatten, sind als „städtische“ Demen bekannt; die Weißen als „städtischer“ Demos der Blauen (μέρος τῆς πολιτικῆς τῶν Βενέτων), die Roten als „städtischer“ Demos der Grünen (μέρος τῆς πολιτικῆς τῶν Πρασίνων). Angeführt wurden die beiden Gruppen – die Blauen im Verbund mit den Weißen und die Grünen im Verbund mit den Roten – jeweils durch den demarchos (δήμαρχος) der Blauen bzw. den demarchos der Grünen, bei denen es sich mithin um die eigentlichen Oberhäupter der Demen handelte. Ernannt wurden die Demarchen, ebenso wie ihre Stellvertreter (δευτερεύοντες), in einem Zeremoniell, das im Zeremonienbuch beschrieben ist.5 Für jede Partei ist darüber hinaus ein ganzer Mitarbeiterstab belegt6 (die ἄρχοντες τῶν μερῶν)7 mit Schreibern, Notaren, Dichtern, Sängern usw., die sich sigillographisch allerdings nicht niederschlagen und somit hier auch nicht weiter behandelt werden. Im Mittelpunkt dieses Beitrags stehen vielmehr die Demarchen, und zwar die der Grünen und der Blauen. Über die Stellung der Demarchen innerhalb der Hierarchie des byzantinischen Kaiserhofes unterrichten sowohl das Taktikon Uspenskij (traditionell datiert in die Jahre 842/43, jüngst allerdings angesetzt in die Zeit Michaels I. [811–813])8 als auch das sogenannte Kletorologion des Philotheos (aus dem Jahr 899).9
31217): De cerimoniis (op. cit.) 2,15 (3: 133,450–452) (= Reiske [op. cit.] 588,18–20). 5 De cerimoniis (ed. Dagron/Flusin [wie oben Fußnote 3]) 1,63–65 (2: 136–143) (= Reiske [wie oben Fußnote 4] 1,55–56 [269,11–272,20]). Das Kapitel 1,64 von De cerimoniis in der Edition von Dagron und Flusin (ὅσα δεῖ παραφυλάττειν, εἰ κελεύει ὁ βασιλεὺς προβαλέσθαι δύο δημάρχους ἐν τῷ ἅμα) wird bei Reiske nicht eigens gezählt. Des Weiteren fehlen bei Reiske die Akklamationen der Demen aus Anlass der Ernennung eines demarchos: De cerimoniis 1,63 (2: 139,42–141,83). 6 Dazu ausführlich Dagron, L’organisation (wie oben Fußnote 3) 134–147, ders., L’hippodrome (wie oben Fußnote 3) 109–115, 203–208. 7 Der Begriff begegnet ausdrücklich in Kapitel 1,63 des Zeremonienbuches: De cerimoniis (ed. Dagron/Flusin [wie oben Fußnote 3]) 1,63 (2: 137,6 [= Reiske (wie oben Fußnote 4) 269,16] sowie 139,58 und 141,77.82); die letzten Stellen nicht bei Reiske, s. Fußnote 5). Im Kletorologion des Philotheos (ed. N. A. Oikonomidès, Les listes de préséance byzantines des IXe et Xe siècles. Paris 1972, 65–235) 125,1 scheint er dagegen fehl am Platz zu sein und keine eigene Kategorie zu bezeichnen; vgl. ebd. 122, Anm. 72, Dagron, L’organisation (wie oben Fußnote 3) 134, Anm. 163 und Dagron/Flusin, Livre des cérémonies (wie oben Fußnote 3) 4,1: 416. 8 M. Živković, Uspenskij’s Taktikon and the theme of Dalmatia. Symmeikta 17 (2008), 49–85. L. Brubaker / J. Haldon, Byzantium in the iconoclast era, c. 680–850. Cambridge 2011, 679–682, 752, 760 unterstützen die frühere Datierung, wenn auch unter Vorbehalt. Allerdings hat J. Haldon, A context for two „evil deeds“: Nikephoros I and the origins of the Themata, in O. Delouis / S. Métivier / P. Pagès (eds.), Le saint, le moine et le paysan: mélanges d’histoire byzantine offerts à Michel Kaplan. Paris 2016, 245–265 davon wieder Abstand genommen. Kritisch zu den vorgeschlagenen Chronologien ist V. Prigent, Retour sur l’origine et la nature des thèmes byzantins. TM 24/2 (2021), 105–136, hier 112–114, der ebd., 113, Anm. 54, eine Neuedition des Textes zusammen mit Jean-Claude Cheynet und Bernard Flusin ankündigt. 9 Sie finden sich auch, zusammen mit den übrigen Mitgliedern der Demen, in einer Gehaltsliste, die als Kapitel 2,55 im Zeremonienbuch Konstantins VII. überliefert ist.
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Im Taktikon Uspenskij werden σπαθάριοι καὶ ἀπὸ δημάρχων (also ehemalige Demarchen) gelistet.10 Im Kletorologion des Philotheos findet sich demgegenüber insofern eine Aufwertung, als die Demarchen mehrheitlich als protospatharioi rangieren:11 ὁ πρωτοσπαθάριος καὶ δήμαρχος Βενέτων ὁ πρωτοσπαθάριος καὶ δήμαρχος Πρασίνων
Ihre Stellvertreter, die sigillographisch allerdings nicht belegt sind, waren es nun, die den Titel eines spatharios trugen:12 οἱ σπαθάριοι καὶ δευτερεύοντες τῶν δημάρχων οἱ δευτερεύοντες τῶν δημάρχων (sofern sie noch nicht den Rang eines spatharios erreicht hatten).13
Diese Situation entspricht im Wesentlichen dem Bild, das in den zeitgleichen Protokollen des Zeremonienbuches gezeichnet wird, und spiegelt sich auch auf den meisten der hier behandelten Siegel wider. Für unsere Kenntnis der Titel, die an Demarchen im Allgemeinen verliehen wurden, sind wir vor allem auf Siegel angewiesen.14 Im folgenden Katalogteil sind ausschließlich Siegel aus publizierten Sammlungen, Katalogen und Datenbanken berücksichtigt.15 Eine kritische Edition der einzelnen Stücke ist nicht beabsichtigt. Inschriften werden normalisiert wiedergegeben.
10 Taktikon Uspenskij (ed. Oikonomidès, Listes [wie oben Fußnote 7]) 59,6 f. 11 Kletorologion des Philotheos (ed. Oikonomidès, Listes [wie oben Fußnote 7]) 147,5 f. Allerdings werden im Taktikon Uspenskij auch Demarchen ohne Titel genannt (Taktikon Uspenskij [ed. Oikonomidès, Listes (wie oben Fußnote 10)] 59,13: οἱ δήμαρχοι ἄπρατοι). An einer anderen Stelle bei Philotheos begegnen sie dagegen auch mit den ranghöheren Titeln anthypatos und patrikios (Kletorologion des Philotheos [op. cit.] 141,16 f.: ὁ ἀνθύπατος πατρίκιος καὶ δήμαρχος Βενέτων resp. Πρασίνων); vgl. Dagron, L’hippodrome (wie oben Fußnote 3) 111 mit Anm. 7, ders., L’organisation (wie oben Fußnote 3) 135, Anm. 166 und 140, Anm. 181, Dagron/Flusin, Livre des cérémonies (wie oben Fußnote 3), 4,1: 415. 12 Kletorologion des Philotheos (ed. Oikonomidès, Listes [wie oben Fußnote 7]) 153,26 und 157,26. 13 Dagron, L’organisation (wie oben Fußnote 7) 135. 14 Die darüber hinaus gehenden, wenigen Belege sind über die relevanten Prosopographien (PmbZ, PBE, PBW) leicht auffindbar. PmbZ = R.-J. Lilie u. a. (eds.), Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit. Berlin / New York 1998–2013. Online: https://www.degruyter.com/database/pmbz/ html?lang=de. PBE = J. R. Martindale (ed.), Prosopography of the Byzantine Empire (641–867). London 2001: http://www.pbe.kcl.ac.uk. PBW = M. Jeffreys u. a. (eds.), Prosopography of the Byzantine World (1025–1180). London 2016: https://pbw2016.kdl.kcl.ac.uk. 15 Die hier zitierten Online-Datenbanken sind mit Stand vom Mai 2022 wiedergegeben.
Echte und falsche Demensiegel
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A. „Echte“ Siegel Siegel von Demen, ohne Nennung einer Farbe 1. Ioannes hypatos, demarchos und komes tu earu (?) (8. Jh.) Inv.: Dumbarton Oaks BZS.1958.106.4116 Ed.: G. Zacos / A. Veglery, Byzantine lead seals. Basel 1972, Nr. 2017; Dumbarton Oaks Online-Katalog, https://www.doaks.org/resources/seals/byzantine-seals/BZS.1958.106.4116/view Ἰωάννῃ ὑπάτῳ, δημάρχῳ καὶ κόμητι τοῦ Ἐαροῦ (?) Der Aussteller, Ioannes hypatos und demarchos, ist nur durch sein Siegel bekannt.16 Am Ende der Inschrift ist eine Orts- oder Amtsbezeichnung zu erwarten. Zacos und Veglery schließen eine Verschreibung von Ἱεροῦ nicht aus.17 Der κόμης τοῦ Ἱεροῦ, sprich komes von Hieron, war ein seit Kaiser Anastasios I. in Hieron, am kleinasiatischen Bosporosufer stationierter Beamter, der eine Flottille zur Kontrolle der Meerenge kommandierte und von den die Meeresstraße passierenden Schiffen Zoll erhob.18 Die Verfasser des Online-Katalogs erwägen, die letzten Worte als κόμητι τοῦ νεαροῦ zu lesen und eine Verbindung zum Amt des κόμης ὑδάτων zu ziehen.19 Die PBE hingegen schlägt vor, ihn als einen anderweitig nicht bezeugten Mundschenk oder Wasserträger an der kaiserlichen Tafel zu deuten. Von den drei bisher vorgebrachten Lesungen hat die erstgenannte die höchste Plausibilität: Nicht nur findet
16 PBE (wie oben Fußnote 14) Ioannes 383; PmbZ 1,2, Nr. 3020. 17 Sie verweisen dazu auf G. Zacos / A. Veglery, Byzantine lead seals. Basel 1972, Nr. 2358 (dort ebenfalls, wenn auch mit einer anderen Verschreibung) (= J. W. Nesbitt / N. A. Oikonomides, Catalogue of Byzantine seals at Dumbarton Oaks and in the Fogg Museum of Art, Bd. 3: west, northwest, and central Asia Minor and the Orient. Washington, D. C. 1996, Nr. 81.3, und im Online-Katalog https://www.doaks.org/resources/seals/byzantine-seals/BZS.1958.106.5204/view). Weitere Siegel von komites von Hieron s. bei Nesbitt/Oikonomides, Catalogue (op. cit.) 137 f. und in den gängigen prosopographischen und sigillographischen Datenbanken. 18 K. Belke, Bithynien und Hellespont. TIB, 9. Wien 2020, 606, R. Janin, Constantinople byzantine: développement urbain et répertoire topographique. Archives de l’Orient chrétien, 4a. Paris 21964, 441 f.; H. Antoniadis-Bibicou, Recherches sur les douanes à Byzance: l’octava, le kommerkion et les commerciaires. Paris 1963, 78 f., 203, H. Ahrweiler, Byzance et la mer: la marine de guerre: la politique et les institutions maritimes de Byzance aux VIIe–XVe siècles. Paris 1966, 75 f., N. A. Oikonomides, The economic region of Constantinople: from directed economy to free economy, and the role of the Italians, in G. Arnaldi / G. Cavallo (eds.), Europa medievale e mondo bizantino: contatti effettivi e possibilità di studi comparati. Rom 1997, 221–238. 19 Dieser ist im Kletorologion des Philotheos unter dem logothetes tu geniku erwähnt und war wohl mit der Kontrolle über die Wasserverteilung der Aquädukte in Konstantinopel betraut: Oikonomidès, Listes (wie oben Fußnote 7) 113,31. Vgl. ebd. 314, Anm. 153 und J. Crow, Ruling the waters: managing the water supply of Constantinople, AD 330–1204. Water History 4 (2012), 35–55, hier 50–52.
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sich Hieron auf Siegeln sehr oft verschrieben, überdies deutet auch der hier gegebene Rang hypatos auf einen eher bedeutenden Amtsträger hin; bislang bezeugte Siegler des 8. Jahrhunderts im Amt eines komes von Hieron trugen die hochstehenden Titel eines magistros oder hypatos oder fungierten am Hofe als silentiarioi. 2. Theodoros patrikios, basilikos protospatharios und demarchos (?) (Mitte 8. bis Mitte 9. Jh.) Inv.: Numismatisches Museum Athen (Slg. Orphanides-Nikolaïdes), Nr. 313 Ed.: I. Koltsida-Makri, Βυζαντινά μολυβδόβουλλα συλλογής Ορφανίδη-Νικολαΐδη Νομισματικού Μουσείου Αθηνών. Athen 1996, Nr. 150 Θεοδώρῳ πατρικίῳ, βασιλικῷ πρωτοσπαθαρίῳ καὶ δημάρχῳ (Seibt/Wassiliou, Besprechung 147: πριμικηρίῳ) Der Aussteller ist nur durch sein Siegel bekannt.20 Die Lesung des letzten Wortes als demarchos ist unsicher. Ob die Lesung primikerios, die von Seibt und Wassiliou in ihrer Besprechung des Katalogs von Koltsida-Makri vorgeschlagen wird,21 tatsächlich vorzuziehen ist, lässt sich anhand der Photoaufnahme allerdings nicht entscheiden. Leider tragen auch die gegebenen Titel nicht zur Lösung der Frage bei, ob hier demarchos oder primikerios zu lesen ist, da sowohl der primikerios als auch der demarchos im 8./9. Jahrhundert in Verbindung mit dem patrikios-Rang erscheinen. 3. Niketas basilikos protospatharios und demarchos (9. Jh.) Inv.: Bibliothèque nationale de France (ehem. Slg. Zacos), Nr. 576622 Ed.: G. Zacos / A. Veglery, Byzantine lead seals. Basel 1972, Nr. 2257A Νικήτᾳ βασιλικῷ πρωτοσπαθαρίῳ καὶ δημάρχῳ Der Aussteller ist nur durch sein Siegel bekannt.23 4. Galenos protospatharios, epi tu Chrysotriklinu, demarchos und symponos (1. Hälfte 11. Jh.) Inv.: Dumbarton Oaks BZS.1958.106.3361
20 PmbZ 1,3, Nr. 7660. 21 W. Seibt / A.-K. Wassiliou, Besprechung von Koltsida-Makri, Βυζαντινά μολυβδόβουλλα. BZ 91 (1998), 146–150. 22 Freundlicher Hinweis von Jean-Claude Cheynet (Mail vom 13.01.2022). 23 PmbZ 1,3, Nr. 5483; PBE (wie oben Fußnote 14) Niketas 134.
Echte und falsche Demensiegel
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Ed.: V. Laurent, Le corpus des sceaux de l’empire byzantin, Bd. 2: L’administration centrale. Paris 1981, Nr. 1056; Dumbarton Oaks Online-Katalog, https://www.doaks.org/resources/seals/byzantine-seals/BZS.1958.106.3361/view Γαληνῷ πρωτοσπαθαρίῳ, ἐπὶ τοῦ χρυσοτρικλίνου, δημάρχῳ καὶ συμπόνῳ Der Name des Siegelausstellers wurde in verschiedenen Abhandlungen mehrheitlich als Galenos gelesen.24 Die Verfasser des Dumbarton Oaks Online-Katalogs schlagen Agallianos vor, was allerdings weniger wahrscheinlich ist. Das große Kappa auf dem Avers des Siegels lösen sie als Κωνσταντινούπολις auf, ohne dass klar wird, was dies für die Interpretation des Siegels bedeuten könnte. Tatsächlich findet sich ein solches alleinstehendes Kappa auch auf anderen Siegeln, wurde dort von den entsprechenden Herausgebern allerdings als Personenname begriffen (etwa Konstantinos).25 Für das uns vorliegende Siegel erscheint es verlockend, der erstgenannten Interpretation zu folgen, da über den demarchos und symponos eine deutliche Verbindung zum Stadteparchen (s. auch unten Nr. 9 und Anm. 34) und damit zur Stadt Konstantinopel besteht. 5. Petros (?) primikerios, protonotarios, demarchos und megas oikonomos tu Tropaiophoru (11. Jh.) Inv.: Numismatisches Museum Athen (Slg. Orphanides-Nikolaïdes), Nr. Ed.: I. Koltsida-Makri, Βυζαντινά μολυβδόβουλλα συλλογής Ορφανίδη-Νικολαΐδη Νομισματικού Μουσείου Αθηνών. Athen 1996, Nr. 141, korrigiert von Seibt/Wassiliou, Besprechung 147 Πέτρῳ πριμικηρίῳ, πρωτονοταρίῳ, δημάρχῳ καὶ μεγάλῳ οἰκονόμῳ τοῦ Τροπαιοφόρου Die unvollständige Lesung dieses Siegels durch Koltsida-Makri (dort noch als Michael) wurde von Seibt und Wassiliou ergänzt und korrigiert. Die Autoren vermuten, dass der Name des Siegelausstellers, den sie als Petros26 lesen, noch auf dem Avers, am Ende einer Invokation an die Muttergottes steht. Der Begriff „Tropaiophoros“ (Trophäenträger) verweist auf ein karitatives Zentrum, bestehend aus einem Altersheim (γηροτροφεῖον), einem Armen-
24 PmbZ 2,2, Nr. 22060, PBW (wie oben Fußnote 14) Galenos 20101, PBW (wie oben Fußnote 14) Boulloterion, Nr. 2846. Als Galenos auch erwähnt bei J.-C. Cheynet / T. Gökyıldırım / V. Bulgurlu, Les sceaux byzantins du Musée archéologique d’Istanbul. Istanbul 2012, 207 (zu Nr. 2.191). 25 Z. B. Dumbarton Oaks BZS.1958.106.2725 (https://www.doaks.org/resources/seals/byzantineseals/BZS.1958.106.2725/view, 10. Jh.) und Harvard Art Museums / Arthur M. Sackler Museum, ehem. Slg. Thomas Whittemore, BZS.1951.31.5.111 (https://www.doaks.org/resources/seals/byzantine-seals/ BZS.1951.31.5.111/view, 10./11. Jh.). 26 Seibt/Wassiliou, Besprechung (wie oben Fußnote 21). PBW (wie oben Fußnote 14) Petros 20145, PBW (wie oben Fußnote 14) Boulloterion, Nr. 4999.
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haus (πτωχοτροφεῖον), Gästeunterkünften (ξενῶνες) und einem Krankenhaus (νοσοκομεῖον), das von Kaiser Konstantin IX. (1042–1055) beim Kloster des Heiligen Georg (dem Trophäenträger) in Mangana in Konstantinopel gegründet wurde. Bei dieser wohltätigen Stiftung handelte es sich um eine administrativ und finanziell unabhängige Institution mit eigener Verwaltung, einem sekreton (σέκρετον) bzw. mega oikonomeion (μέγα οἰκονομεῖον), an dessen Spitze der Aussteller des vorliegenden Siegels als μέγας οἰκονόμος τοῦ Τροπαιοφόρου stand.27 6. Nikolaos patrikios, logariastes tu sekretu tu sakellariu und demarchos (2.–3. Viertel des 11. Jh.) Inv.: Dumbarton Oaks BZS.1958.106.3265 Ed.: V. Laurent, Le corpus des sceaux de l’empire byzantin, Bd. 2: L’administration centrale. Paris 1981, Nr. 819; Dumbarton Oaks Online-Katalog, https://www.doaks.org/resources/seals/byzantine-seals/BZS.1958.106.3265/view Νικολάῳ πατρικίῳ, λογαριαστῇ τοῦ σεκρέτου τοῦ σακελλαρίου καὶ δημάρχῳ Nikolaos ist ausschließlich durch sein Siegel bekannt.28 Er war im Büro des sakellarios, dem die Kontrolle der Staatsfinanzen oblag, in der Funktion eines Finanzprüfers (logariastes) tätig.29 Die Finanzprüfer im sekreton des sakellarios erscheinen seit dem Jahre 1012 in den Schriftquellen und gewannen im Lauf des 11. Jahrhunderts so sehr an Bedeutung, dass sie ab den 1070er Jahren überhaupt die Kontrolle über die Staatsfinanzen erlangten, seit 1094 mit dem megas logariastes an der Spitze.30 7. Michael vestarches, demarchos und symponos (11. Jh.) Inv.: Bibliothèque nationale de France (ehem. Slg. Zacos), Nr. 368031 Ed.: G. Zacos / J. W. Nesbitt, Byzantine lead seals. Bern 1984, Nr. 601
27 Zur Stiftung des heiligen Georg in Mangana s. N. A. Oikonomides, St. George of Mangana. DOP 34/35 (1980/81), 239–246. Von dem vorliegenden Siegel hatte Oikonomides noch keine Kenntnis; das Siegel des Georgios Laktentzites, das weiter unten als Nr. 15 behandelt wird, findet allerdings Berücksichtigung. 28 PBW (wie oben Fußnote 14) Nikolaos 20182, PBW (wie oben Fußnote 14) Boulloterion, Nr. 2478. 29 Siehe dazu F. Dölger, Beiträge zur Geschichte der byzantinischen Finanzverwaltung besonders des 10. und 11. Jahrhunderts. Byzantinisches Archiv, 9. Leipzig / Berlin 1927 (Nachdruck Darmstadt 1960), 17–19. 30 R. Guilland, Études sur l’histoire administrative de l’empire byzantin. Le logariaste, ὁ λογαριαστής; le grand logariaste, ὁ μέγας λογαριαστής. JÖB 18 (1969), 101–113, hier 108–113, N. A. Oikonomidès, L’évolution de l’organisation administrative de l’empire byzantin au XIe siècle (1125– 1118). TM 6 (1976), 125–152, hier 135, 140. 31 Freundlicher Hinweis von Jean-Claude Cheynet (Mail vom 26.01.2022).
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Μιχαὴλ βεστάρχῃ, δημάρχῳ καὶ συμπόνῳ Die Person ist ausschließlich durch ihr Siegel bekannt.32 Siehe Bemerkungen oben zu Nr. 4 und unten zu Nr. 9, mit Anm. 34. 8. Stephanos NN (?) (1. Hälfte 11. Jh.) Inv.: Harvard Art Museums/ Arthur M. Sackler Museum (ehem. Slg. Thomas Whittemore), BZS.1951.31.5.2059 Ed.: Dumbarton Oaks Online-Katalog, https://www.doaks.org/resources/seals/byzantine-seals/BZS.1951.31.5.2059/view Στεφάνῳ ... ΑΡΧ Der Name des Siegelinhabers, der im Anschluss an eine Invokation steht, ist am Anfang zwar beschädigt, kann aber mit großer Wahrscheinlichkeit als Stephanos gelesen werden. Am Ende der Inschrift auf dem Revers sind nur die Buchstaben ΑΡΧ mit einem Abkürzungsstrich sicher zu erkennen. Davor ist Platz für zwei bis drei Buchstaben. Die Herausgeber entscheiden sich für ethnarches, erwägen aber auch phylarches, exarchos, merarches und eben auch demarchos. Das Amt eines toparches ist, wie sie unterstreichen, auf Siegeln nicht belegt33 und kommt daher nicht infrage.
Siegel der Partei der Grünen (Prasinoi) 9. Eparchos tes poleos und die Partei der Grünen (7. Jh.) Inv.: Archäologisches Museum Istanbul, Nr. 657-267 Ed.: J.-C. Cheynet / T. Gökyıldırım / V. Bulgurlu, Les sceaux byzantins du Musée archéologique d’Istanbul. Istanbul 2012, Nr. 2.67 Ἐπάρχῳ τῆς πόλεως καὶ Πρασίνοις Das Siegel enthält eine Anrufung an die Muttergottes um Hilfe für den Stadteparchen und die Partei der Grünen. Die Lesung von ἐπάρχῳ τῆς πόλεως ist, wie auch die Herausgeber betonen, unsicher, würde aber insofern eine Wahrscheinlichkeit für sich haben, als Aktivitäten der Demen gemeinhin mit der Tätigkeit des Eparchen in Verbindung standen.34 Karagiorgou erwägt, dass die Grünen das Siegel für ein Dokument
32 PBW (wie oben Fußnote 14) Michael 20221, PBW (wie oben Fußnote 14) Boulloterion, Nr. 1375. 33 Mit Verweis auf J.-C. Cheynet, Toparque et topotèrètès à la fin du 11e siècle. RÉB 42 (1984), 215–224. 34 Cameron, Circus factions (wie oben Fußnote 1) 113, J. Shea, Politics and government in Byzantium: the rise and fall of the bureaucrats. London 2020, 85, Dagron/Flusin, Livre des cérémonies (wie oben Fußnote 3) 4,1: 415. Möglicherweise erklärt sich dadurch auch die Verbindung von demarchos
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verwendet haben, das sie an den Eparchen schickten.35 Interesse verdient das Siegel auch dadurch, dass die Partei der Grünen hier als Gruppe siegelt – wir es mithin mit einem korporativen Siegel zu tun haben. In der byzantinischen Siegelkunde ist dieses Phänomen bislang noch weithin unerforscht.36 10. Theodoros basilikos protospatharios und demarchos der Grünen (10. Jh.) Inv.: Harvard Art Museums/ Arthur M. Sackler Museum (ehem. Slg. Thomas Whittemore), BZS.1951.31.5.1488 Ed.: Dumbarton Oaks Online-Katalog, https://www.doaks.org/resources/seals/byzantine-seals/BZS.1951.31.5.1488/view Θεωδώρῳ βασιλικῷ πρωτοσπαθαρίῳ καὶ δημάρχῳ μέρος Πράσινον Auffallend ist der Nominativ μέρος am Ende der Inschrift. Eine einfache Verschreibung möchten wir ausschließen. Vielmehr scheint das Siegel in Verbindung zu den oben beschriebenen Exemplaren zu stehen, bei denen die jeweilige Partei nicht ausdrücklich genannt wird (Nr. 1–8), nur dass hier der Zusatz schließlich, gewissermaßen sekundär, explizit gemacht wurde. Verlockend erscheint die Annahme, dass es sich auch in diesem Fall um eine Art korporatives Siegel handeln könnte. Um in dieser Frage zu einer Entscheidung zu kommen, liegen allerdings noch nicht genügend Daten vor. Siehe die Bemerkungen oben zu Nr. 9.
und symponos, der im Büro des Eparchen tätig war, auf zwei der hier behandelten Siegel (Nr. 4 und 7). Zum symponos s. Oikonomidès, Listes (wie oben Fußnote 7) 319, Shea, Politics (op. cit.) 86–88. 35 O. Karagiorgou, Besprechung von Cheynet/Gökyıldırım/Bulgurlu, Les sceaux byzantins (wie oben Fußnote 24). Byzantina Symmeikta 28 (2018), 451–461, hier 458. 36 Das Thema korporativer Siegel ist in der westlichen Mediävistik umfassend behandelt worden, siehe beispielhaft M. Groten, Vom Bild zum Zeichen: Die Entstehung korporativer Siegel im Kontext der gesellschaftlichen und intellektuellen Entwicklungen des Hochmittelalters, in M. Späth / S. Henning (eds.), Die Bildlichkeit korporativer Siegel im Mittelalter. Köln 2009, 65–88, M. Späth, Die Bildlichkeit korporativer Siegel im Mittelalter: Perspektiven eines interdisziplinären Austausches, in Späth/Henning, Bildlichkeit (op. cit.) 9–32. In der byzantinischen Siegelkunde steht eine Analyse des relevanten Materials noch aus; vgl. C. Sode, The formulation of urban identity on Byzantine seals, in B. M. Bedos-Rezak (ed.), Seals: making and marking connections across the medieval world. The Medieval Globe, 4,1. Leeds 2018, 149–165. Um ein korporatives Siegel handelt es sich auch bei dem unten von uns besprochenen Siegel der Ambianenses (Nr. 16). Zu weiteren Siegeln, die militärischen Einheiten zugewiesen werden können, s. V. Prigent, Notes sur l’évolution de l’administration byzantine en Adriatique (VIIIe–IXe siècle). Mélanges de l’École française de Rome: Moyen Âge 120 (2008), 393–417, hier 404 f. Siehe auch die Bemerkungen zu dem folgenden Siegel (Nr. 10).
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Siegel der Partei der Blauen (Benetoi) 11. Thomas spatharios und demarchos der Blauen (8. Jh.) Inv.: Harvard Art Museums/ Arthur M. Sackler Museum (ehem. Slg. Thomas Whittemore), BZS.1951.31.5.2890 Ed.: Dumbarton Oaks Online-Katalog, https://www.doaks.org/resources/seals/byzantine-seals/BZS.1951.31.5.2890/view Θωμᾷ σπαθαρίῳ καὶ δημάρχῳ τῶν Βενέτων Die Herausgeber erwägen für den Namen alternativ Romanos.37 Thomas scheint wahrscheinlicher. 12. Michael basilikos protospatharios und demarchos der Blauen (9. Jh.) Inv.: Dumbarton Oaks BZS.1955.1.1082 Ed.: G. Zacos / A. Veglery, Byzantine lead seals. Basel 1972, Nr. 2193; Dumbarton Oaks Online-Katalog, https://www.doaks.org/resources/seals/byzantine-seals/BZS.1955.1.1082 Μιχαὴλ βασιλικῷ πρωτοσπαθαρίῳ καὶ δημάρχῳ τῶν Βενέτων Die Person ist nur durch ihr Siegel bekannt.38 13. Ioannes protospatharios und demarchos der Blauen (9. Jh.) Inv.: Dumbarton Oaks BZS.1955.1.981 Ed.: G. Zacos / A. Veglery, Byzantine lead seals. Basel 1972, Nr. 2047; Dumbarton Oaks Online-Katalog, https://www.doaks.org/resources/seals/byzantine-seals/ BZS.1955.1.981/view Ἰωάννῃ πρωτοσπαθαρίῳ καὶ δημάρχῳ τῶν Βενέτων Die Person ist nur durch ihr Siegel bekannt.39
37 Dort in der Überschrift falsch: der Grünen. 38 PmbZ 1,3, Nr. 5103, PBE (wie oben Fußnote 14) Michael 110. 39 PmbZ 1,2, Nr. 3300, PBE (wie oben Fußnote 14) Ioannes 427.
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14. Niketas protospatharios, epi tu Chrysotriklinu, artoklines und demarchos der Blauen (1030–1060) Inv.: Unbekannt. Ed.: Hirsch Auktion, 272, Nr. 833 (online), vgl. SBS 12 (2016), 171 und BZ 105 (2012), 503 f., Nr. 1841 Νικήτᾳ πρωτοσπαθαρίῳ ἐπὶ τοῦ χρυσοτρικλίνου, ἀρτοκλίνῃ καὶ δημάρχῳ τῶν Βενέτων Die unvollständige Lesung im Auktionskatalog wurde durch A. Wassiliou-Seibt in den SBS und durch W. Seibt in der Anzeige der Auktion in den bibliographischen Hinweisen der BZ um die beiden letzten Ämter ergänzt. Beide datieren das Siegel in den Zeitraum zwischen 1030 und 1060. Es ist darauf hinzuweisen, dass hier artoklines für atriklines gesetzt ist.40 15. Georgios Laktentitzes, demarchos der Blauen und megas oikonomos tu Tropaiophoru (11./12. Jh.) Inv.: (1) Dumbarton Oaks BZS.1951.31.5.600 (ehem. Fogg 600), (2) Bibliothèque nationale de France Nr. 414 (ähnlich, eventuell vom selben Boulloterion) Ed.: (1) E. McGeer / J. W. Nesbitt / N. A. Oikonomides, Catalogue of Byzantine seals at Dumbarton Oaks and in the Fogg Museum of Art, Bd. 5: The East (continued), Constantinople and environs, unknown locations, addenda, uncertain readings. Washington, D. C. 2005, Nr. 25.14; Dumbarton Oaks Online-Katalog, https://www.doaks.org/resources/seals/byzantine-seals/BZS.1951.31.5.600, (2) unpubliziert (erwähnt ebd.) Γεωργίῳ πατρικίῳ, δημάρχῳ τῶν Βενέτων καὶ μεγάλῳ οἰκονόμῳ τοῦ Τροπαιοφόρου τῷ Λακτεντίτζῃ Georgios Laktentitzes war megas oikonomos der wohltätigen Einrichtungen am Kloster des Heiligen Georg in Mangana/ Konstantinopel. Ein weiteres Beispiel dafür ist oben unsere Nr. 5.41
40 Vgl. A. Kazhdan (ed.), The Oxford Dictionary of Byzantium. 3 Bde. New York 1991 (im Folgenden zit. als ODB), 1: 227, s. v. Atriklines. 41 Zu dieser Stiftung s. Oikonomides, St. George (wie oben Fußnote 27). Zu dem vorliegenden Siegel ebd. 242.
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B. „Falsche“ Siegel 16. Numeron der Ambianenses
Abb. 1: G. L. Schlumberger, Sigillographie de l’empire byzantin. Paris 1884, 144 (Faksimile, Detail)
Ein weiteres Siegel wurde von Gustav Schlumberger als Demensiegel in die Diskussion eingeführt.42 Schlumberger las νούμερον τῶν Βενιτῶν und datierte das Siegel in das 7.–8. Jahrhundert.43 Von der Forschung wurde es, da es eine erstaunlich frühe Darstellung eines Militärheiligen auf dem Avers trägt, breit rezipiert, jedoch zeitlich zumeist etwas später angesetzt.44 Das Stück kann allerdings zweifelsfrei aus der Liste
42 G. L. Schlumberger, Sigillographie de l’empire byzantin. Paris 1884, 144, Nr. 1 (Faksimile). 43 Über den Verbleib des Siegels ist nichts bekannt. Bekanntermaßen sind Siegel von Schlumberger sowohl in die Ermitage (über die Sammlung von N. P. Lichačev) als auch in die Bibliothèque nationale de France (Département des Monnaies, médailles et antiques) eingegangen; vgl. C. Sode, Rezension von L. G. Klimanov, „Византийские отражения“ в сфрагистике. Коллекция металлических печатей VII-XX вв. Н.П. Лихачева в Западноевропейской секции Архива СПб ФИРИ РАН. СПб („Byzantinische Widerspiegelungen“ in der Sphragistik. Die Sammlung von Metallsiegeln des VII.– XX. Jahrhunderts von N. P. Lichačev in der Westeuropäischen Sektion des Archivs der St. Petersburger Filiale des Instituts für Russische Geschichte der Russ. Akademie der Wiss.). St. Petersburg 1999. BZ 93 (2000), 625–628 (mit Hinweis auf die relevante Literatur). Eine Nachfrage dort hat allerdings nichts ergeben. 44 J. Haldon, Byzantine praetorians: an administrative, institutional and social survey of the Opsikion and Tagmata, c. 580–900. Poikila Byzantina, 3. Bonn 1984, 530, Anm. 726 beruft sich auf Konsultation mit John Nesbitt für eine Datierung auf das 9. Jh. oder später, M. Marković, О иконографији светих ратника у источнохришћанској уметности и о представама ових светитеља у Дечанима, in Зидно сликарство манастира Дечана. Belgrad 1995, 567–626, hier 576, Anm. 64 und Abb. 25 datiert ins 8. Jh., C. Walter, The warrior saints in Byzantine art and tradition. Aldershot 2003 (Erstausgabe 1988), 124 und Anm. 97 datiert ins 11. Jh., P. Ł. Grotowski, Arms and armour of
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der Demensiegel gestrichen werden, nachdem bei archäologischen Grabungen 2015 in Pompeiopolis (Paphlagonien) ein gut erhaltenes Parallelstück gefunden wurde, das hier erstmals vorgelegt wird.45
Abb. 2: Pompeiopolis, Bleisiegelfund (Aufnahme: M. Ritter)
Fundnummer: P15-A12A-5 Aufbewahrungsort: Museum Kastamonu Gewicht: 12,75 g; Durchmesser 2,3 cm Av.: Stehender Heiliger, in der rechten Hand einen Speer haltend, in der linken Hand einen Schild mit Buckel. Zackenrand. Beidseitig Beischrift: [Ο Αγ]ιος [Γ]εώ[ρ]γ(ι)ος Rev.: Vierzeilige Inschrift zwischen Kreuzen. Darunter Blattornament. ⧾ΝΟΥ|ΜΕΡΟΝ | ΑΝΒΙΝΙ|ςΙΟΝ⧾ the warrior saints: tradition and innovation in Byzantine iconography (843–1261). The Medieval Mediterranean, 87. Leiden / Boston 2010, 262 mit Anm. 525 setzt es ins 8. oder 9. Jh., Prigent, Notes (wie oben Fußnote 36) 404 verweist darauf ohne Datierung, erwähnt es aber in Zusammenhang mit einem Siegel des 8. Jh. 45 Bei K. Belke, Paphlagonien und Honorias. TIB, 9. Wien 1996, 260–262 findet sich zusammengestellt, was über die Stadt seinerzeit bekannt war. Zwischen 2006 und 2016 führten die LMU München und die Univ. Roma Tre jährliche Grabungs- und Surveykampagnen unter Leitung von Lâtife Summerer durch, mit dem Jahr 2017 übernahm Tayyar Gürdal (Univ. Zonguldak) die Leitung. Gesammelt vorgelegt wurden bislang nur die Ergebnisse bis 2010 (L. Summerer [ed.], Pompeiopolis I: Eine Zwischenbilanz nach fünf Kampagnen [2006–2010]. Schriften des Zentrums für Archäologie und Kulturgeschichte des Schwarzmeerraumes, 21. Langenweißbach 2011). Für die folgenden Jahre ist derzeit ein zweiter Band in der Redaktion, mit drei Beiträgen von Max Ritter.
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An diesem Parallelstück wird augenscheinlich, dass Schlumbergers Identifizierung des Heiligen auf dem Avers mit Theodor in Georg zu korrigieren ist. Das Siegel ist zeitlich schwer zu fassen. Der stratigraphische Fundkontext in der Oberstadt von Pompeiopolis hilft nur eingeschränkt, da das Siegel in der obersten Kulturschicht gefunden wurde. Zu dieser kann lediglich gesagt werden, dass sie zwischen dem Oberboden und einer sicher der Mitte bis Ende des 7. Jahrhunderts zuzuweisenden Schicht liegt, so dass für das Siegel ein terminus post quem von ca. 680 gewonnen ist. Darstellungen von Militärheiligen sind im 7. und 8. Jahrhundert noch eine Rarität. Allerdings werden durchaus bereits vereinzelt Heilige, auch mit Beischrift, auf dem Avers abgebildet.46 Anhand der Buchstabenformen (geschlossenes Β, gewinkeltes Α) und der Darstellung schaftartiger Halbstiefel ist ein Ansatzpunkt für das 8. Jahrhundert gewonnen.47 Schwer zu interpretieren ist darüber hinaus die siegelnde Autorität. Der Terminus νούμερον/ numerus bezeichnet seit der Spätantike eine stehende Einheit des comitatensischen Heeres, die nach der Mitte des 6. Jahrhunderts besonders gut in den byzantinischen Gebieten Italiens bezeugt ist.48 Die griechische Übersetzung eines solchen Truppenkörpers ist zumeist ἀριθμός49 (in hochsprachlichen Texten auch
46 Beispielsweise auf dem Siegel des Bischofs von Hierapolis ad Lycum (Apostel Philipp), V. Laurent, Le corpus des sceaux de l’empire byzantin, 5: l’église. Paris 1965, Bd. 1, Nr. 728. 47 Vgl. N. A. Oikonomides, A collection of dated Byzantine seals. Washington, D. C. 1986, tab. 2, zu den Buchstabenformen; Halbstiefel bei den Siegeln Dumbarton Oaks BZS.1958.106.1030 (https:// www.doaks.org/resources/seals/byzantine-seals/BZS.1958.106.1030/view) und BZS.1958.106.4015 (https://www.doaks.org/resources/seals/byzantine-seals/BZS.1958.106.4015/view). 48 V. Prigent, Byzantine administration and the army, in S. Cosentino (ed.), A companion to Byzantine Italy. Brill’s Companions to the Byzantine World, 8. Leiden 2021, 140–168, hier 143–146; generell: O. J. Schmitt, Untersuchungen zur Organisation und zur militärischen Stärke oströmischer Herrschaft im Vorderen Orient zwischen 628 und 633. BZ 94 (2001), 197–229. Eine vollständige Auflistung unternahm Th. S. Brown, Gentlemen and officers: imperial administration and aristocratic power in Byzantine Italy A. D. 554–800. Rom 1984, 84, Anm. 8. Siehe auch A. Pertusi, Ordinamenti militari, guerre in occidente e teorie di guerra dei Bizantini (secc. VI–X), in Ordinamenti militari in occidente nell’alto medioevo, Bd. 2. Settimane di studio del Centro Italiano di Studi sull’Alto Medioevo, 15. Spoleto 1968, 631–700, hier 682, Anm. 129. 49 Maurikios, Strategikon (ed. G. T. Dennis / E. Gamillscheg, Das Strategikon des Maurikios. CFHB, 17. Wien 1981) 1,3,15 (86), Leon VI, Taktika (ed. G. T. Dennis, The Taktika of Leo VI. CFHB, 49. Washington, D. C. 2010) 4,56 (62), SEG 9:356.26. Instruktiv sind die Texte über den heiligen Georg, in denen er zuweilen als Tribun im νούμερον τῶν Ἀνικίων (ed. K. Krumbacher, Der heilige Georg in der griechischen Überlieferung. Abhandlungen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, philosophisch-philologische und historische Klasse, 25,3. München 1911, 43), sonst im ἀριθμὸς τῶν Ἀνικιώρων diente (ebd. 82). Zum Begriff νούμερον vgl. ebd. 282. Die Einheit der Anicii ist anderweitig nicht bezeugt. Auch D. Woods, The origin of the cult of St George, in V. Twomey / M. T. G. Humphreys (eds.), The great persecution: the proceedings of the fifth patristic conference. Dublin 2009, 141–158 geht nicht auf sie ein.
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κατάλογος,50 seltener τάγμα51), zuweilen aber auch das unmittelbare Lehnwort als νούμερον, das besonders in Inschriften und Papyri begegnet.52 Numeri konnten der Infanterie oder Reiterei angehören – mit Folgen für die jeweilige Sollstärke in Friedenszeiten: Ein Infanterienumerus hatte im 4. Jahrhundert eine Stärke von ca. 750 Mann (Kavallerie: 400),53 im mittleren 6. Jahrhundert nur noch um die 50054 (Kavallerie: 330).55 Im sogenannten Strategikon des Maurikios sind dem berittenen numerus 310 Mann zugewiesen, wobei zum Erschweren einer feindlichen Planung die Stärke nach oben wie unten variiert wurde.56 Numeri wurden ursprünglich entweder nach ihrem Rekrutierungs- und/ oder Stationierungsgebiet bezeichnet. Manche dieser Regimenter sind sehr lange bezeugt, auch wenn eine diachrone Entwicklung sich in keinem einzigen Fall rekonstruieren lässt: Die im frühen 5. Jahrhundert dem magister militum per Thracias unterstehenden
50 Procopius, Bella (ed. J. Haury / G. Wirth, Procopii Caesarensis opera omnia. Bd. 1–2. Leipzig 1962–1963) 4,3,4 (1: 428) sowie 4,15,50 (1: 495) und 5,5,2 (2: 25), wo Prokop damit Kavallerieregimenter bezeichnet und Einheiten von Foederati gegenüberstellt. Dazu: A. Müller, Das Heer Justinians (nach Procop und Agathias). Philologus 71 (1912), 101–138, hier 101–103, und C. Whately, Procopius on soldiers and military institutions in the sixth-century Roman empire. History of Warfare, 134. Leiden 2021, 61–71. 51 Novella (ed. R. Schöll / W. Kroll, Novellae. Berlin 101972) 148.2 (A. D. 566). 52 Einige Beispiele: C. Zuckerman, Constantiniani – Constantiniaci from Pylai: a rejoinder. Tyche 13 (1998), 255–258: δεύτερον βάνδον Κωνσταντινιακῶν (6. Jh.) – diese Einheit findet sich zudem jüngst durch ein Siegel (Wende 6./7. Jh.) belegt: W. Seibt / A.-K. Wassiliou-Seibt, Die byzantinischen Bleisiegel, die bis 2021 im Archäologischen Museum Zagreb aufbewahrt wurden. Vjesnik Arheološkog muzeja u Zagrebu 55 (2022), 133–153, hier 149 f. (Nr. 39). Weitere Einheiten: D. Feissel, Recueil des inscriptions chrétiennes de Macédoine du IIIe au VIe siècle. Athen 1983, 44 f., Nr. 26: (...) νουμέρου Γερμανικιανῶν (5./6. Jh.), Schmitt, Organisation (wie oben Fußnote 48) 94, Anm. 5. Daneben neuerdings auch die equites promoti Illyriciani (Notitia dignitatum [ed. O. Seeck, Notitia dignitatum accedunt notitia urbis Constantinopolitanae et Latercula provinciarum. Berlin 1876] Or. 33,8,17), in Mosaikinschriften bezeichnet als νούμερον τῶν Προμοτῶν, oder nach dem Stationierungsort, τῶν Ὀκαρίβων (um 415 in Syria II); siehe J. Aliquot / K. Abdallah / O. Callot, Une église de garnison en Syrie Seconde. TM 24/2 (2020), 501–528. 53 Schmitt, Organisation (wie oben Fußnote 48) 97 f. mit Anm. 47. 54 C. Koehn, Justinian und die Armee des frühen Byzanz. Millennium-Studien, 70. Berlin 2018, 100 f. mit Anm. 302. 55 Ebd. 100, Müller, Heer (wie oben Fußnote 50) 104 f. (beide sich auf Prokop stützend). 56 Maurikios, Strategikon (ed. Dennis/Gamillscheg [wie oben Fußnote 49]) 1,3,15 (86). Brown, Gentlemen (wie oben Fußnote 48) 84, P. Southern, The Numeri of the Roman imperial army. Britannia 20 (1989), 81–140, bes. 83–89, W. T. Treadgold, Byzantium and its army, 284–1081. Stanford, CA 1995, 94, J. Haldon, Warfare, state and society in the Byzantine world, 565–1204. London 1999, 112.
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numeri mit dem Namen Theodosiaci und Victores57 begegnen später als von Turmarchen geführte Kontingente des Themas Thrakesion zur Kreta-Expedition von 949.58 Auch in Konstantinopel wurden solche Einheiten unterhalten, die als τὰ νούμερα erscheinen. Als im Jahr 559 kutrigurische Hunnen die Hauptstadt bedrohten, wurden – wie Theophanes vermerkt – hastig ἀριθμοί gebildet, um die Mauern zu bemannen. Theophanes – oder bereits seine Vorlage, die für uns verlorene nicht-epitomisierte Malalas-Chronik59 – verwendet diesen Begriff zur Übersetzung von numeri.60 Stein schlug überzeugend vor, darunter aus der Einwohnerschaft Konstantinopels temporär rekrutierte Einheiten der δημόται (Milizen der Grünen und Blauen) zu verstehen, die aufgrund ihres binären Charakters im Plural erscheinen.61 Diese ad hoc-Truppenaufstellung in einer Krisensituation sei später in eine stehende binäre Einheit überführt worden, die dann mit dem Lehnwort numera bezeichnet wurde. In jedem Fall waren die νούμερα zumindest seit Konstantin V. ein Infanterie-Regiment in Konstantinopel,62 dessen Aufgabe die Bewachung der Gefängnisse (davon abgeleitet die gleichnamige Lokalität in den ehemaligen Zeuxippos-Thermen) und die Sicherung der öffentlichen Ordnung war; es zählte sicher zur stehenden Garnison der Hauptstadt.63 Haldon argumentierte, dass diese Einheiten von Justinian II. aufgestellt worden seien, der sich die letzten Jahre seiner Herrschaft auf sie zu stützen suchte.64
57 Notitia dignitatum (ed. O. Seeck [wie oben Fußnote 52]) Or. 8,27 und Or. 5,63 (Victores). A. Hoffmann, Das spätrömische Bewegungsheer und die Notitia Dignitatum. Epigraphische Studien, 7. Düsseldorf 1969, 242. 58 De cerimoniis (ed. Dagron/Flusin [wie oben Fußnote 3]) 2,45 (3: 315,19 f.) (= Reiske [wie oben Fußnote 4] 2,44 [663,2 f.]): ὁ τουρμάρχης τῶν Θεοδοσιακῶν, οἱ τουρμάρχαι τῶν Βικτόρων. Treadgold, Byzantium and its army (wie oben Fußnote 56) 99 f. 59 Die Epitome der Malalas-Chronik (Oxf. Baroccianus 182) weist hier eine längere Lacuna auf, von der I. Rochow, Malalas bei Theopanes. Klio 65 (1983), 459–474, hier 471 glaubt, dass sie durch entsprechenden Text bei Theophanes ergänzt werden kann, was in Thurns Edition (2000) vollzogen ist. Es ist jedoch unsicher, ob die ἀριθμοί überhaupt im originalen Malalas oder in der Epitome standen. 60 Theophanes (ed. C. de Boor, Theophanis Chronographia. Leipzig 1883) A. M. 6051 (233,18). Mit Kommentar von C. Mango / R. D. Scott, The chronicle of Theophanes Confessor: Byzantine and Near Eastern history, AD 284–813. Oxford 1997, 343, Anm. 13. 61 E. Stein, Histoire du Bas-Empire. Paris 1949, Bd. 2: 537 f. mit Anm. 3, Haldon, Praetorians (wie oben Fußnote 44) 237–239. 62 Bezeugt im von Živković auf 812/13 datierten (siehe oben Fußnote 8) Taktikon Uspenskij (ed. Oikonomidès, Listes [wie oben Fußnote 7]) 53,7 und 57,9. De cerimoniis, Appendix (ed. J. Haldon, Constantine Porphyrogenitus, Three treatises on imperial military expeditions. CFHB, 28. Wien 1990) 2,58–68 (86) scheint auch auf die Numera anzuspielen, ohne sie namentlich zu nennen, in einem Text, der auf Leon Katakylas zurückzuführen ist und wohl Verhältnisse aus der Zeit Konstantins V. widerspiegelt (zum Kontext siehe ebd. 40–44, 162). 63 J. Haldon, Kūdāma ibn Dja’far and the garrison of Constantinople. Byz 48 (1978), 78–90, hier 80–85, ders., Praetorians (wie oben Fußnote 44) 256. Zahlreiche Belege, neue u. a. Nomos, Obolos Lot 2021/1449 (10. Jh.): Stephanos, basilikos protospatharios und chartoularios der Numera. 64 Theophanes (ed. de Boor [wie oben Fußnote 60]) A. M. 6187 (368).
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Davon abgesehen bestanden jedoch sicher auch weiterhin νούμερα in den Provinzen, was besonders im Falle der νούμερα τοῦ Δυρραχίου deutlich wird, die irgendwann zwischen 720–760 siegelten.65 Bei dem vorliegenden Fund aus Pompeiopolis handelt es sich mithin um ein korporatives Siegel, vergleichbar in dieser Hinsicht nicht nur mit den eben genannten νούμερα τοῦ Δυρραχίου, sondern auch mit Siegeln des [νούμερον] Κωνσταντινιακῶν (Wende 6./7. Jh.),66 des exercitus Italiae67 oder des kaiserlichen Opsikion (beide 7. Jahrhundert).68 Doch welche Einheit verbirgt sich hinter Ἀνβινισίων?69 Ein aus unserer Sicht attraktiver Vorschlag sind die Ambianenses, ein numerus der schweren Kavallerie,70 der während der Tetrarchie in der Belgica II aufgestellt wurde und mehrfach in der Spätantike bezeugt ist. Die Notitia dignitatum (kompiliert um 408) führt sie als equites catafractarii Ambianenses im Kommando des magister militum per Thracias an.71 Die Einheit wurde vermutlich bereits in der Mitte des 4. Jahrhunderts in den Osten verlegt.72 Jones vermerkt, dass sich einzelne Einheiten nach der Spätantike anhand der Quellen nicht mehr verfolgen lassen: „The Roman army of the East as we know it in the sixth century had grown by a gradual process of evolution from the Eastern army as depicted in the Notitia dignitatum and the Theodosian Code and Novels. […] there is a basic continuity. The continuous existence of individual units is difficult to establish, it is true, but this is due to lack of evidence.“73 Tatsächlich erwähnen Texte und
65 Prigent, Notes (wie oben Fußnote 36) 402–404 mit Abb. 1. Dazu auch E. Kislinger, Dyrrhachion und die Küsten von Epiros und Dalmatien im frühen Mittelalter – Beobachtungen zur Entwicklung der byzantinischen Oberhoheit. Millennium-Jahrbuch 8 (2011), 313–352, hier 333 f. Das Siegel wurde zuerst von W. Seibt / M. L. Zarnitz, Das byzantinische Bleisiegel als Kunstwerk. Wien 1997, Nr. 2.3.8 mit zum Teil anderer Lesung publiziert und dort noch den Bürgermilizen von Dyrrhachion zugewiesen, wobei immerhin auch eine Identität mit den „Demen“ bzw. „Zirkusparteien“ (τὰ μέρη) erwogen wird. 66 Seibt/Wassiliou-Seibt, Die byzantinischen Bleisiegel (wie oben Fußnote 52) 149 f., Nr. 39: [+] Κων[σ]ταντ[ι]νιακων. 67 Zacos/Veglery, Seals (wie oben Fußnote 17) Nr. 807 (datiert 550–650), Brown, Gentlemen (wie oben Fußnote 48) 94, Prigent, Notes (wie oben Fußnote 36) 404. 68 G. Manganaro, Sigilli diplomatici bizantini in Sicilia. Jahrbuch für Numismatik und Geldgeschichte 53/54 (2003/04), 73–90, hier 76, Nr. 19 (mit Abb.): ΟΡSΙCΙ ΒΑSΙLΙC. J. Haldon, More questions about the origins of the imperial Opsikion, in A. D. Beihammer / B. Krönung / C. Ludwig (eds.), Prosopon Rhomaikon: Ergänzende Studien zur Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit. MilleniumStudien, 68. Berlin 2017, 31–41, hier 38 mit Anm. 28. Auch besprochen von A.-K. Wassiliou-Seibt, From magister militum to strategos: the evolution of the highest military commands in early Byzantium. TM 21/1 (2017), 789–802, hier 797, und Prigent, Notes (wie oben Fußnote 36) 404. 69 Ein großer Dank noch einmal an Vivien Prigent, der den hier unterbreiteten Deutungsversuch anregte. 70 CIL 13, 3493 (Amiens): Val(erius) Durio circit(or) n(umeri) catafr(actorum) vix(it) ann(os) XXX. 71 Notitia dignitatum (ed. Seeck [wie oben Fußnote 52]) Or. 6,36. 72 Hoffmann, Bewegungsheer (wie oben Fußnote 57) 69–71, 269 und 492 f. 73 A. H. M. Jones, The Later Roman empire, 284–602: a social, economic and administrative survey.
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Dokumente des 6. und 7. Jahrhunderts weiterhin einzelne Einheiten, bezeichnen sie nun aber in der Regel nach ihrem aktuellen Stationierungsort und nicht mehr nach ihrem althergebrachten Namen (z. B. milites miliarenses in Syene, cohors I felix Theodosiana apud Elephantinem, numerus Veronensium).74 Ein spätes Beispiel dafür sind die in den lateinisch überlieferten Akten der 60 Märtyrer von Gaza genannten Regimentsnamen Scythae und Voluntarii, jeweils βάνδοι,75 die leider nicht eindeutig mit in der Notitia überlieferten Namen verknüpft werden können. Ein zeitlich früherer Fall lohnt hier aufgrund seiner räumlichen Nähe im nördlichen Kleinasien eingebracht zu werden. Der heilige Christophoros war ausweislich seiner Passio aus dem 5. Jahrhundert ein Rekrut des in der Provinz Syria stationierten νούμερον τῶν Μαρμαριτῶν.76 Dieselbe Einheit kehrt in der Vita des heiligen Theodor aus dem 6. Jahrhundert mit dem Stationierungsort Amaseia wieder (εἰς τήρωνα [...] εἰς λεγεῶνα καλουμένην Μαρμαριτῶν).77 Bei dieser Einheit handelt es sich um die aus der Notitia dignitatum bekannte cohors III Valeria Marmantarum [korrupte Schreibung, korrekt wohl Marmaritarum],78 die ihren Namen vom libyschen Stamm der Marmaritae ableitete und deren Gentilname eine Aufstellung unter Diokletian nahelegt. An diesem Beispiel lässt sich gut illustrieren, dass einmal aufgestellte numeri ihren Namen bewahren konnten, auch wenn sie zwischenzeitlich anderswo rekrutiert oder einem neuen Kommando unterstellt worden waren. Da Zeugnisse zu den Ambianenses nach der Notitia dignitatum bislang gänzlich fehlen, ist unklar, ob sie weiter im Kommando des magister militum per Thracias verblieben oder einem neuen Befehlshaber unterstellt wurden.
Oxford 1964, Bd. 2, 654. Ähnlich W. E. Kaegi jr., Two studies in the continuity of Late Roman and Byzantine military institutions. BF 8 (1982), 87–114, hier 98, und W. T. Treadgold, A history of the Byzantine state and society. Stanford, CA 1997, 97: „many other units [like the Theodosiaci, Victores, Federates] whose names happen not to be mentioned in the later sources must have survived as well“. 74 Jones, Later Roman empire (wie oben Fußnote 73) Bd. 2, 655, gibt hierfür einige Beispiele. Siehe auch Brown, Gentlemen (wie oben Fußnote 48) 84–90. 75 Passio LX martyrum (ed. H. Delehaye, Passio sanctorum sexaginta martyrum. Analecta Bollandiana 23 [1904], 289–308) 2,4 (300–303), mit Emendationen von J. Pargoire, Les LX soldats martyrs de Gaza. EO 8 (1905), 40–43. D. Woods, The 60 martyrs of Gaza and the martyrdom of bishop Sophronius of Jerusalem. Aram 15 (2004), 129–150, hier 145 f. Ein βάνδον (Standarte / Flagge) ist synonym zu einem numerus, da letzteres unter einem βάνδον kämpfte. 76 Passio Christophori (ed. H. Usener, Acta S. Marinae et S. Christophori. Festschrift zur fünften Säcularfeier der Carl-Ruprechts-Universität zu Heidelberg. Bonn 1886, 56–76) 1 (56). D. Woods, St. Christopher, bishop Peter of Attalia, and the cohors Marmaritarum: a fresh examination. VigChr 48 (1994), 170–186. 77 Passio Theodori Tironis (ed. H. Delehaye, Les légendes grecques des saints militaires. Paris 1909, 127–135) 1 (127). 78 Notitia dignitatum (wie oben Fußnote 57) Or. 33,34.70. Woods, St. Christopher (wie oben Fußnote 76) 183, Anm. 9.
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Zu bedenken ist dabei, dass Pompeiopolis, wie auch das Amnias-Tal insgesamt, in der westlichen Zone des Kommandos τῶν Ἀρμενιακῶν lag, nachdem das magisterium per Armeniam in der Mitte des 7. Jahrhunderts nach Westen zurückgenommen worden war.79 Der Siegelfund erlaubt jedenfalls nicht den Schluss, dass die Einheit selbst in Paphlagonien stationiert war. Es drängt sich jedoch geradezu auf, das bereits in der Antike für seine Pferde gerühmte Paphlagonien80 mit berittenen Einheiten zu verbinden. In diesen Kontext fügt sich auch eine Passage in der Vita des heiligen Philaretos († 792) ein, in der geschildert wird, dass der Heilige im Vorfeld einer anstehenden Musterung von Reitertruppen im binnenländischen Paphlagonien einem armen Soldaten ein Pferd schenkte (um 785),81 da jener nach Verlust seines Pferdes sich kein neues leisten konnte.82 Es bleibt festzuhalten, dass das Siegel Schlumberger, S. 144, Nr. 1, von den Demensiegeln zu streichen und vermutlich mit einem Regiment des Feldheeres zu verbinden ist. 17. Konstantinos, archon ton Bicheton Schlumberger hat aus seiner Sammlung noch ein weiteres Siegel mit den Demen in Verbindung gebracht.83 Er las auf dem Revers Κωνσταντίνῳ ἄρχοντι τῶν ΒΙΧΗΤΩΝ, vermutete aber, dass der Stempelschneider einen Buchstaben verwechselt habe und stattdessen “τῶν ΒΙΝΗΤΩΝ”, der Blauen (Βένετοι), zu lesen sei.84 Das Siegel, das vom 8. (Schlumberger) bis in die ersten Jahrzehnte des 9. Jahrhunderts (Lichačev) datiert wird, ist später in die Sammlung von Nikolaj Petrovič Lichačev gelangt und befindet sich heute in der Staatlichen Ermitage in Sankt Petersburg (M-7958).85 Die Inschrift ist richtig zu lesen als: Κωνσταντίνῳ ἄρχοντι τῶν Βιχητῶν. Dass es sich bei den Bichetai
79 Theophanes (ed. de Boor [wie oben Fußnote 60]) A. M. 6281 (463), De thematibus (ed. A. Pertusi, Costantino Porfirogenito, De thematibus. Vatikanstadt 1952) 7,72. Zur Verortung: W. T. Treadgold, Notes on the numbers and organization of the ninth-century Byzantine army. GRBS 21 (1980), 269–288, hier 286 f., J. Haldon, Byzantium in the seventh century: the transformation of a culture. Cambridge ²1997, 219 f. Zum Zeitpunkt: Brubaker/Haldon, Byzantium (wie oben Fußnote 8) 735. 80 Strabo, Geographica 12,3,15, 12,3,39, Xenophon, Anabasis 5,6,8. Für das 13. Jh.: C. Cahen, Ibn Sa’ïd sur l’Asie-Mineure Seljuqide. Ankara universitesi D. T. C. fakültesi tarih araştırmaları dergisi 6 (1968), 41–50, hier 48, Belke, Paphlagonien und Honorias (wie oben Fußnote 45) 144. 81 Laut Vita hatte er 80 Pferde in seinem Besitz: Vita Philareti (ed. L. Rydén, Life of St. Philaretos the Merciful, written by his grandson Niketas. Uppsala 2002) l,9–10 (60). Zum zeitlichen Ansatz: W. T. Treadgold, The Byzantine state finances in the eighth and ninth centuries. New York 1982, 137, Anm. 299. 82 Vita Philareti (ed. Rydén [wie oben Fußnote 81]) l,218–247 (72–74). 83 Schlumberger, Sigillographie (wie oben Fußnote 42) 443, 731, Nr. 3 (Faksimile). 84 PmbZ 1,2, Nr. 3880. 85 N. P. Lichačev, Моливдовулы греческого Востока, ed. V. S. Šandrovskaja. Naučnoe nasledstvo, 19. Moskau 1991, LX, Nr. 3.
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um einen slavischen Volksstamm in Griechenland handelt, ist inzwischen allgemein akzeptiert.86
18. Ioannes, Bischof von Ptolemaïs Noch ein drittes und letztes Siegel87 wurde von Gustave Schlumberger88 mit den Demen assoziiert.89 Dieses Siegel zeigt auf dem Avers einen stehenden heiligen Georg mit Beischrift: ὁ ἅγιος Γεώργιος. Das Revers trägt eine fünfzeilige metrische Inschrift, die von Schlumberger gelesen wurde als: Ἰωάννην σκέποις με πρωτοδήμαρχον. Das anderweitig nicht belegte Amt eines protodemarchos wurde bereits von Vitalien Laurent90 in Πτολεμαΐδος korrigiert.91 Laurents Vorschlag überzeugt, denn die Verbindung zwischen dem heiligen Georg und einem Bischof von Ptolemaïs begegnet auch auf einem weiteren Siegel eines Bischofs Georgios aus dem 12./13. Jahrhundert.92 Damit war Ioannes melkitischer Bischof von Ptolemaïs (Akko, arab. ʿAkkāʼ), einem Suffraganbistum von Tyros.93 Eine Datierung des Siegels nur anhand des Faksimiles ist schwer möglich. Ein späteres Datum als das von Laurent genannte 11. Jahrhundert,
86 Der wichtigste Beitrag dazu ist W. Seibt, Siegel als Quelle für Slawenarchonten in Griechenland. SBS 6 (1999), 27–36, hier 33 f. Siehe auch Lichačev, Моливдовулы (wie oben Fußnote 85) 70 mit Anm. 2, PmbZ 1,2, Nr. 3880; zu den Bichetai allg. J. W. Nesbitt / N. A. Oikonomides, Catalogue of Byzantine seals at Dumbarton Oaks and in the Fogg Museum of Art, Bd. 2: south of the Balkans, the islands, south of Asia Minor. Washington, D. C. 1994, 53, ferner Cheynet/Gökyıldırım/Bulgurlu, Sceaux (wie oben Fußnote 24) Nr. 3.26. 87 Schlumberger, Sigillographie (wie oben Fußnote 42) 143 verweist in Anm. 1 noch auf ein weiteres Siegel, das von Wilhelm Fröhner mit den Blauen in Verbindung gebracht wurde. Da über den Verbleib des Siegels nichts bekannt ist (Nachfragen in Paris und St. Petersburg haben nichts ergeben) und das Siegel unseres Wissens auch sonst in der Literatur keine Erwähnung findet, wird es hier nicht weiter besprochen. 88 Ebd. 144, Nr. 2 (Faksimile). Das Siegel gehörte zur Sammlung Schlumberger. Über seinen Verbleib ist nichts bekannt (s. auch oben Fußnote 43). 89 Als solches begegnet es bei Marković, О иконографији (wie oben Fußnote 44) 579 mit Anm. 84 (Abb. 29), Grotowski, Warrior saints (wie oben Fußnote 44) 263 mit Anm. 527 (Abb. 75b), Cameron, Circus factions (wie oben Fußnote 1) 20, Walter, Warrior saints (wie oben Fußnote 44) 124 mit Anm. 97 (ohne Abb.), D. Bianchi, In margine ad una placchetta dedicata ad San Giorgio, in F. Ciliberto (ed.), Tra servizio civile e missioni estere: il contributo dell’Italia ai Beni Culturali della Terra Santa, Rom 2018, 45–60 mit Taf. II (226), 50. 90 Laurent, Corpus 5 (wie oben Fußnote 46) Bd. 2, Nr. 1534 (ohne Abb.). 91 Vgl. auch A.-K. Wassiliou-Seibt, Corpus der byzantinischen Siegel mit metrischen Legenden, Bd. 1. Wiener byzantinistische Studien, 28. Wien 2011, Nr. 995. 92 J.-C. Cheynet / C. Morrisson / W. Seibt, Les sceaux byzantins de la collection Henri Seyrig. Paris 1991, Nr. 266, PBW (wie oben Fußnote 14) Georgios 20111. Dieses Siegel wurde von Todt (s. folgende Fußnote) und G. Fedalto, Hierarchia Ecclesiastica Orientalis. Padua 1988, übersehen. 93 Dazu K.-P. Todt, Region und griechisch-orthodoxes Patriarchat von Antiocheia in mittelbyzantinischer Zeit (969–1084). Mainzer Veröffentlichungen zur Byzantinistik, 14. Wiesbaden 2020, 514.
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genauer gesagt frühestens 12./13. Jahrhundert, erscheint jedoch wahrscheinlich.94 Dann könnte der siegelnde Bischof Ioannes eventuell der in den Jahren um 1210 in einem Brief erwähnte Bischof Ioannes von Akko sein.95
Ergebnisse Sigillographisch sind aus dem größeren Personenkreis, der mit den Demen in Konstantinopel in Verbindung gebracht werden kann, nur die Anführer der Demen, die Demarchen, und auch da nur die der Blauen und der Grünen, belegt. Bei der ersten Gruppe der Siegel, die Demarchen ohne Angabe der jeweiligen Faktion nennen, ist anzunehmen, dass auf eine Präzisierung auf dem Siegel verzichtet wurde, obwohl eine Bindung an eine der beiden Demen bestand. Man kann wohl davon ausgehen, dass dem Adressaten bekannt war, welchem der beiden Demen der jeweilige demarchos zugeordnet war. Nach Ausweis der Siegel hatten im 11. Jahrhundert Demarchen neben ihrer Funktion in den Demen auch noch eine Reihe von Ämtern in der byzantinischen Administration inne, wie logariastes, symponos oder artoklines/ atriklines. Gleich zwei Demarchen sind als megas oikonomos der wohltätigen Einrichtungen am Kloster des Heiligen Georg in Mangana tätig. Abgesehen davon ist nur im 8. Jahrhundert bei dem noch nicht hinreichend geklärten Siegel des Ioannes hypatos, demarchos und komes (vermutlich von Hieron, unsere Nr. 1) ein Fall belegt, bei dem eine Person neben ihrer Tätigkeit als demarchos ein weiteres Funktionsamt innehatte. Es ist hier die Frage zu stellen, ob das „Amt“ des demarchos vorrangig mit echten Funktionen verbunden oder nicht doch vielmehr eine Art Ehrenamt war, das der Träger neben seiner Tätigkeit im Beamtenapparat bekleidete – eine Antwort darauf kann allein auf Grundlage des sigillographischen Materials nicht gegeben werden. Siegel der Demarchen sind nur bis ins 11. Jahrhundert bekannt. Zwar sind auch danach, bis in die Palaiologenzeit, Demarchen in Schriftzeugnissen belegt,96 doch wird dort nicht deutlich, ob ihr Tätigkeitsfeld mit demjenigen aus früheren Epochen übereinstimmte. Drei Siegel wurden einbezogen, da sie von Gustav Schlumberger in seiner Sigillographie de l’empire byzantine (1884) als Demensiegel vorgestellt wurden und als solche auch immer wieder in der Forschungsliteratur erscheinen. Für eines dieser
94 Vgl. auch Wassiliou-Seibt, Corpus (wie oben Fußnote 91) 446: letztes Drittel 12. bis 1. Drittel 13. Jh. Schlumberger, Sigillographie (wie oben Fußnote 42) 144: „à une époque relativement assez basse“. 95 R. B. C. Huygens, Lettres de Jacques de Vitry (1160/70–1240), évêque de Saint-Jean-d’Acre. Leiden 1960, 85, J. Richard, Le royaume latin de Jérusalem. Paris 1953, 127, Anm. 2. 96 Belege in ODB (wie oben Fußnote 40) 602 f., s. v. Demarchos.
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Siegel konnte eine völlig neue Interpretation vorgetragen werden (Nr. 16); wir verbinden es mit dem numeron der Ambianenses. Ein numeron der Blauen, wie von Schlumberger angenommen, scheint nicht existiert zu haben. Dasselbe trifft auch auf den archon der Blauen sowie den protodemarchos zu; beide Ämter sind aus der wissenschaftlichen Diskussion zu streichen. Insgesamt zeigt sich hier exemplarisch die Notwendigkeit umfassender Siegeldatenbanken. In diese sollten idealerweise auch falsche und korrigierte Lesungen aufgenommen werden, um zu verhindern, dass falsch zugewiesene Siegel immer weiter durch die Literatur geistern. Die byzantinische Sigillographie ist keine Geheimwissenschaft, sondern sie sollte als eine Disziplin verstanden werden, die es einem großen Kreis an Interessenten verschiedenster Fächer ermöglicht, Zugriff auf Daten zu erlangen und diese historisch auszuwerten.97 Digitale Publikationsformate haben sich in dieser Hinsicht als besonders vielversprechend erwiesen98 und werden in Zukunft sicher in noch größerem Maße Einfluss auf die historische Forschung innerhalb der Byzantinistik nehmen.
97 M. Jeffreys, The seals module of the prosopography of the Byzantine world. Byzantinoslavica 67 (2009), 17–23 benennt eine Reihe von Problemen, vor die Historiker bei der Nutzung sigillographischer Daten allzu oft gestellt sind. Laufende Projekte sind darum bemüht, diesen Schwierigkeiten abzuhelfen; s. die folgende Fußnote. 98 Ein von der DFG (Deutscher Forschungsgemeinschaft) und der ANR (Agence nationale de la recherche) gefördertes, zwischen Köln und Paris angesiedeltes Projekt „Unlocking the Hidden Value of Seals. New Methodologies for Historical Research in Byzantine Studies“ (Projektnummer 469385434) zielt auf die Entwicklung eines einheitlichen Kodierungsstandards für digitale Bestände von Siegeln (SigiDoc) (Förderzeitraum 2022–25). Dieser kann an die unterschiedlichen Anforderungen einzelner Sammlungen angepasst werden und ermöglicht langfristig die sammlungsübergreifende Suche innerhalb des bekannten sigillographischen Materials. Zu SigiDoc vgl. für den Moment A. Sopracasa / M. Filosa / S. Stoyanova, The digital enhancement of a discipline: Byzantine sigillography and digital humanities. Magazén 1/1 (2020), 101–128, A. Sopracasa / M. Filosa, Encoding byzantine seals: SigiDoc, in C. Marras u. a. (ed.), Atti del IX Convegno Annuale AIUCD. La svolta inevitabile: sfide e prospettive per l’Informatica Umanistica. Bologna 2020, 240–245.
Horst Schneider
Mischwesen im Physiologus: Der Ameisenlöwe 1 Einführung Der Ameisenlöwe gehört zu den sogenannten Mischwesen, die im Physiologus neben Tieren, Steinen und Pflanzen vorkommen.1 Von den Mischwesen gab es klare Vorstellungen in der Antike. Sie waren, wie Tertullian einmal über pagane Gottesvorstellungen schreibt, in der Regel aus verschiedenen Bestandteilen zusammengesetzt. Z.B. habe der sogenannte „Onokoites“, eine Verspottung des Christengottes auf einem Gemälde in Karthago,2 Eselsohren gehabt, am einen Fuß einen Huf, und er habe ein Buch bei sich getragen, außerdem sei er in eine Toga gekleidet gewesen. Die Heiden hätten eigentlich diese doppelgestaltige Gottheit sogleich anbeten müssen, meint Tertullian ironisch. Denn sie würden ja auch Mischwesen mit einem Hundeund einem Löwenkopf als Götter betrachten.3 Zu den bekanntesten und frühesten Mischwesen in der griechisch-römischen Antike gehört darüber hinaus natürlich die homerische Chimäre.4 Tatsächlich ist die Vorstellung von Mischwesen sehr alt – mindestens 35.000 bis 40.000 Jahre, denn so alt ist der Löwenmensch aus der Stadelhöhle auf der Schwäbischen Alb, dessen Fragmente 1939 gefunden und 2013 ergänzt wurden.5
1 Die nachfolgende Einführung orientiert sich an methodischen Grundgedanken, die bereits dargestellt wurden in: H. Schneider, Mischwesen im Physiologus: Die Echidna. RQ 116 (2021 Heft 3–4), 168–179. 2 Tertullian, Apologeticum 16,12 f. Fontes Christiani, 62. Freiburg i. Br. 2015, 142–144. 3 Außerdem würden sie Wesen mit Hörnern vom Ziegenbock oder vom Widder anbeten oder auch Wesen, die von den Lenden an Böcke, von den Schenkeln an aber Schlangen seien, und solche, die am Fuß und am Rücken Flügel hätten. Der entscheidende Satz bei Tertullian lautet im Lateinischen: „Sed illi debuerant adorare statim biforme numen, qui et canino et leonino capite commixtos, et de capro et de ariete cornutos, et a lumbis hircos et a cruribus serpentes et planta et tergo alites deos receperunt“ (Apologeticum 16,13. Fontes Christiani, 62. Freiburg i. Br. 2015, 142–144). Gemeint sind hier verschiedene antike Götter: z.B. Anubis, der mit Hundekopf dargestellt wurde, der römische Gott Frugiferius mit Löwenkopf; Juppiter Hammon kannte man mit Bocks- bzw. Widderhörnern; Pan und die Satyrn waren ebenfalls teils als Bocksgestalten bekannt; die Chimaira, Isis und Serapis hatten Anteile von Schlangen; Merkur, Victoria und Cupido hatten Flügel. – Seneca nennt einmal in seiner Polemik gegen die Epikureer deren Vorstellung von einer Lust basierten Weisheit bzw. Vernunft ein gräßliches Mischwesen, ähnlich der von Vergil beschriebenen Skylla; siehe Epistulae morales ad Lucilium 92,9: „mixtum portentosumque et ex diversis ac male congruentibus membris.“ Umfassend zu Mischwesen in der Antike: W. Speyer, Mischwesen. RAC 24 (2012), 864–925. 4 Homer, Ilias 6,179–181: πρῶτον μέν ῥα Χίμαιραν ἀμαιμακέτην ἐκέλευσε | πεφνέμεν· ἣ δ’ ἄρ’ ἔην θεῖον γένος οὐδ’ ἀνθρώπων, | πρόσθε λέων, ὄπιθεν δὲ δράκων, μέσση δὲ χίμαιρα. 5 Der Kopf und der Oberkörper inklusive der Pranken stellen einen Höhlenlöwen dar. Dagegen erscheinen der Unterkörper mit den Beinen und die aufrechte Haltung menschlich. Vgl. die Informatihttps://doi.org/10.1515/9783111070315-040
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Die Vorstellung von Mischformen unterschiedlicher Wesen gründet auf der in der Antike verbreiteten Vorstellung, dass die Beziehungen zwischen Göttlichem, Menschen, Tieren, Pflanzen und Steinen flexibel sind. Daher kann es viele verschiedene Beziehungen unter diesen geben, die sich in unterschiedlichen Vermischungen, Zusammensetzungen, Veränderungen und Übergängen zeigen können. Deshalb ist es möglich, in allen Lebensformen der Welt verschiedene Formen des Göttlichen zu finden. Die reale Existenz von Misch- und Fabelwesen wurde bereits in der Antike angezweifelt, kritisiert und rationalisiert, doch glaubte man den Nachrichten über sie auch wegen mangelnder Überprüfbarkeit oder infolge der Berufung auf namhafte Autoritäten oft, und vermutete in ihnen im Sinne der christlichen Exegese eine rätselhafte göttliche Offenbarung. Gleiches galt für entsprechende – uns heute oft märchenhaft oder legendarisch anmutende – naturkundliche Berichte, die durchaus auch wissenschaftlich begründet werden konnten.6 Ein interessantes Beispiel für ein Mischwesen begegnet z.B. in der Vita des Antonius. Antonius war gerade dabei, Körbe zu flechten, als er plötzlich ein wildes Tier sah, das bis zu den Schenkeln wie ein Mensch aussah, jedoch Beine und Füße wie ein Esel hatte. Das Tier flüchtete, als es von Antonius angesprochen wurde, aber so hastig, dass es stürzte und starb. Diese Geschichte gehört zwar grundsätzlich zur Gruppe der Dämonenerscheinungen, die in der Vita des Antonius geschildert werden, doch wird das Auftreten dieses Mischwesens aus Mensch und Esel wie ein reales Erlebnis der Alltagswelt erzählt.7
2 Mischwesen im Physiologus Der Physiologus definiert Mischwesen an verschiedenen Stellen in den unterschiedlichen Redaktionen8 in eindeutiger Weise:
onen des Ulmer Museums, wo das Original des Löwenmenschen aufbewahrt wird (http://www.loewenmensch.de/index.html). 6 Vgl. Speyer, Mischwesen (wie oben Fußnote 3), 864–925, bes. 864–870, 914–918. Ein naturkundliches Beispiel, das uns heute merkwürdig vorkommt, ist z.B. die Feuerfestigkeit des Salamanders, die dadurch begründet wurde, dass dieser einen höheren Kälteanteil habe. 7 Siehe Athanasius von Alexandrien, Vita Antonii 53,1–3. Fontes Christiani, 69. Freiburg i. Br. 2018, 230 f. Offenbar von dieser Erzählung abhängig kreiert Hieronymus die Begegnung des 113jährigen Paulus mit einem Hippokentauren in der Vita Pauli, der diesem auf dem Weg zu Antonius die Richtung durch Gesten mitteilt, und vermittelt so den Eindruck einer scheinbaren Alltagsrealität, die er durch weitere Belege zu stützen sucht; siehe Speyer, Mischwesen (wie oben Fußnote 3) 914. 8 Der Text des Physiologus galt aufgrund der komplizierten Handschriftenlage eigentlich als unedierbar. Erst Federico Sbordone gelang es im Jahre 1936, eine kritische Edition zu publizieren, die auf der Basis von 77 Handschriften vier verschiedene Redaktionen unterschied: 1. Redaktion (2./3. Jahrhundert) – 2. Redaktion, auch byzantinische Redaktion (5./6. oder 11. Jahrhundert) genannt – 3. Redaktion, auch pseudobasilianisch genannt (10./11. oder 12. Jahrhundert) – 4. Redaktion, auch poe-
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1. Sirenen (Kap. 13; Übersetzung: Horst Schneider; griechischer Text: 1. Redaktion, Sbordone 51 f.): Die Sirenen haben – bis zum Nabel – menschliche Gestalt und halb – bis zum Ende – die Gestalt einer Gans. καὶ τὸ μὲν ἥμισυ μέρος ἕως τοῦ ὀμφαλοῦ ἀνθρώπου ἔχουσι μορφήν, τὸ δὲ ἥμισυ ἕως ἔξω χηνός.
2. Hippo/Ono-Kentauren (Kap. 13; Übersetzung: Horst Schneider; griechischer Text: 1. Redaktion, Sbordone 52): Die Kentauren haben zur Hälfte die Gestalt eines Menschen und in der anderen Hälfte, von der Brust bis unten, die eines Esels/Pferds. οἱ ἱπποκένταυροι τὸ μὲν ἥμισυ μέρος ἀνθρώπου ἔχουσι, τὸ δὲ ἥμισυ ἀπὸ τοῦ στήθους ἕως ἔξω ἵππου.
3. Hydrippos (Kap. 5: Übersetzung Horst Schneider; griechischer Text: 2. Redaktion Sbordone 175): Das Wasserpferd hat die Gestalt eines Pferdes von der Mitte bis zum vorderen Ende, von der Mitte bis hinten hat es die Gestalt eines Meerestieres. Ἔστι γὰρ ὁ ὕδριππος μόρφωσιν ἔχων ἵππου ἀπὸ μὲν τὰ μέσα καὶ τὰ ἄνω, ἀπὸ δὲ τὰ μέσα καὶ τὰ κάτω μόρφωσιν ἔχει κήτους.
4. Ameisenlöwe (Kap. 20; Übersetzung: Horst Schneider; griechischer Text: 1. Redaktion, Sbordone 73 f.): Der Ameisenlöwe hat das Vorderteil vom Löwen und das Hinterteil von der Ameise. ὁ Φυσιολόγος ἔλεξε περὶ τοῦ μυρμηκολέοντος ὅτι τὰ μὲν ἐμπρόσθια ἔχει λέοντος, τὰ δὲ ὀπίσθια μύρμηκος.
tische Redaktion (13. Jahrhundert) genannt; zu den Eigenheiten dieser Edition siehe grundsätzlich H. Schneider, Einleitung in den Physiologus, in Z. Kindschi Garský / R. Hirsch-Luipold (Hrsg.), Christus in natura: Studies of the bible and its reception 11, Berlin / Boston 2019, 5–13 und H. Schneider, Physiologus. RAC 27 (2016), 722–743. Eine wichtige Ergänzung zu Sbordones Ausgabe ist die Edition von Dieter Offermanns (1966), der eine weitere, bedeutende griechische Physiologus-Handschrift G (Codex 397, Pierpont Morgan Library, New York, 10./11. Jh.) zusammen mit der ebenfalls sehr alten Handschrift heranziehen konnte, die Sbordone noch nicht kannte. Eine weitere synoptische Ausgabe nur der ersten Redaktion legte Dimitris Kaimakis als Ergänzung zur Edition Offermanns’ vor, der die verschiedenen Überlieferungsstränge der ersten Redaktion, wie sie von Sbordone unterschieden wurden, in ihren wesentlichen Gundzügen darstellen wollte. Allerdings ist diese Ausgabe nicht immer zuverlässig. Caroline Macé arbeitet jetzt an einer neuen Textedition der ersten Redaktion bzw. Rezension, die sie – anders als Sbordone – in nur zwei verschiedene Überlieferungsstränge einteilt; sie berücksichtigt in ihrer Untersuchung dabei auch die frühen Übersetzungen; siehe C. Macé, The Greek tradition of the first recension (Phys. Gr. I), in J. Gippert / C. Macé (eds.), The multilingual Physiologus. Instrumenta patristica et mediaevalia, 84. Turnhout 2021, 49–108.
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3 Forschungslage Die moderne Forschung über den Ameisenlöwen setzt bereits im 17. Jahrhundert ein mit dem Lemma zum Ameisenlöwen im sogenannten Hierozoicon9 des Samuel Bochart (*30. Mai 1599 in Rouen; †16. Mai 1667 in Caen), einem umfangreichen Lexikon, in dem alle relevanten Tiere der Bibel behandelt werden: Μυρμηκολέων, myrmecoleon, vel formicoleon, Job 4, v. 11: al. animalculum formicis infestum; al. animal ex formica et leone compositum; al. diabolus; al. scarabaei species. Imo leonis genus, Hebraice [lajish]. Huius diserte meminit Agatharchides. Μύρμηκα vocant Strabo et Aelianus. Hunc cum formicis Indicis confundunt Soliņus et Heliodorus. Leo-formica Μύρμηξ dicitur, quia ut rursus [lies: ut ursus!] formicis vescitur, aut ab Arabico … hirmas … S. Bochart, Hierozoicon, 11, col. 813.
Ausgehend von der ersten Zitation des „Ameisenlöwen“ in Hiob 4,11 gibt Bochart mit diesen knappen Hinweisen bereits einen umfassenden Überblick über das Bedeutungsspektrum, das die Interpretation dieses Begriffs in der Antike entfaltete: 1. Ein Insekt, das feindlich gegenüber Ameisen war. 2. Mischwesen aus Ameise und Löwe. 3. Teufel. 4. Skarabäenart (als nur unzureichend belegte Hypothese von Bochart abgelehnt).10 5. Löwenart, wie in der Bibel (Hiob 4,11) als μύρμηξ bezeichnet von Agatharchides11, Strabo12 und Aelian13; nach Bochart verwechselt mit den „Indischen Ameisen“
9 S. Bochart, Hierozoicon, sive, bipertitum opus De animalibus Sacræ Scripturæ. London 1663, 2 Bde; digital verfügbar über die Bayerische Staatsbibliothek. Bochart behandelt den Ameisenlöwen auf den Spalten 813–816 unter den Fabeltieren. Das nachfolgende Zitat mit den Korrekturen nach M. I. Gerhardt, The ant-lion: Nature study and the interpretation of a biblical text, from the Physiologus to Albert the Great. Vivarium 3/1 (1965), 1–23, hier: 2; online verfügbar unter: permanentem Link https://www.jstor.org/stable/41963468. 2) 10 Siehe Bochart, Hierozoicon 2 (wie oben Fußnote 9) 815. 11 Agatharchides, De mari Erythraeo excerpta 68f. Müller, 158: „Ὅτι οἱ κατὰ τὴν Ἀραβίαν λέοντες, φησί, ψιλότεροι μέν εἰσι καὶ θρασύτεροι, τῷ χρώματι δὲ ὁμαλοὶ καθάπερ οἱ γινόμενοι περὶ τὴν Βαβυλωνίαν, οὕτω δὲ τοῖς τριχώμασι στίλβοντες ὥστε ἀπὸ τῶν αὐχένων ξανθότητα ἀπολάμπειν χρυσῷ παραπλησίαν. (69) Τῶν δὲ καλουμένων μυρμήκων οἱ μὲν πλεῖστοι κατὰ τὴν ἰδέαν τῶν λοιπῶν οὐδὲν παραλλάττουσι, τὴν δὲ τῶν αἰδοίων φύσιν ἀπεστραμμένην ἔχουσιν, ἐναντίαν τοῖς ἄλλοις. 12 Strabo, Geographica 16,4,15. Meineke, 3,1080: πληθύει δ’ ἐλέφασιν ἡ χώρα καὶ λέουσι τοῖς καλουμένοις μύρμηξιν. Im Kommentar von Stefan Radt findet sich kein Hinweis auf den Ameisenlöwen, wohl aber auf die arabischen Löwen des Agatharchides als Quelle für diese Stelle. 13 Aelian, De natura animalium 7,43. García Valdés / Llera Fueyo / Rodríguez-Noriega Guillén, 187: Τῶν ἀγρίων ζῴων τὰ ἔκγονα τὰ νέα διαφόρως ὀνομάζεται, καὶ τά γε πλείω διπλῆν τὴν ἐπωνυμίαν ἔχει. Λεόντων γοῦν σκύμνοι καὶ λεοντιδεῖς ὀνομάζονται, ὡς Ἀριστοφάνης ὁ Βυζάντιος μαρτυρεῖ, παρδάλεων δὲ σκύμνοι τε καὶ ἄρκηλοι· εἰσὶ δὲ οἵ φασι γένος ἕτερον παρδάλεων τοὺς ἀρκήλους εἶναι. θώων δὲ μόνοι σκύμνοι φιλοῦσι καλεῖσθαι, καὶ τίγρεων ὁμοίως, καὶ μυρμήκων δὲ καὶ πανθήρων.
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(siehe Punkt 7) von Solinus und Heliodor.14 6. Als μύρμηξ wird eine Löwenart bezeichnet in Analogie zum Bären, der sich von Ameisen ernährt; im Arabischen (gibt es für ihn den) Begriff hirmas.15 7. Große Ameisen in Indien. Während Punkt 1 und 4 ein Insekt bezeichnen, handelt es sich bei Punkt 2 um ein (fiktives) Mischwesen, bei Punkt 5 und 6 um ein reales Tier, Punkt 3 bietet eine Interpretation, Punkt 7 ein Fabelwesen. Mit dem Ameisenlöwen hat sich im 19. Jahrhundert bereits Friedrich Lauchert (1889)16 befasst, im 20. Jahrhundert Mia Gerhardt (1965)17, die wertvolles Stellenmaterial sammelt, wie schon zuvor George Druce (1923)18. Außerdem beschäftigten sich mit dem Ameisenlöwen Max Wellmann (1930)19, Luis G. Fernandez (1959)20, Ian C. Beavis (1988)21 und Daniel Bertrand (1996)2222, um nur die wichtigsten Autoren zu nennen. Im 21. Jahrhundert setzten sich Dominik Berrens23 und Thomas Kraus24 mit diesem Mischwesen auseinander. Die Ikonographie des Physiologus und speziell des Ameisenlöwen hat im Jahre 2021 Stavros Lazaris umfassend aufgearbeitet.25
14 Auch die goldgrabenden indischen Ameisen (erster Beleg Herodot 3,102) sind im Grunde Fabelwesen, die zudem groß wie Hunde sein können; vgl. hierzu G. C. Druce, An account of the Μυρμηκολέων or ant-lion. The Antiquaries Journal 3 (1923), 347–364 (passim). Sie werden von LSJ s.v. μύρμηξ II als indische Fabelwesen zusammen mit den bei Agatharchides, Strabon und Arrian genannten Raubtieren aufgeführt, fälschlich mit dem Ameisenlöwen identifiziert von R. Cordonnier in C. Heck / R. Cordonnier. Bestiarium. Das Tier in mittelalterlichen Handschriften. Darmstadt 2020, 341. 15 Bochart, Hierozoicon 2 (wie oben Fußnote 9) 815 erklärt den Namen μύρμηξ weiterhin als enstanden aus der arabischen oder äthiopischen Bezeichnung für eine Löwenart namens „hirmas“, „hirmis“ oder „haramis“ – „S finali in X mutato, ut in alphabeto Cadmi, et medio M initio addito“; siehe Gerhardt, The ant-lion (wie oben Fußnote 9) 3. Erstaunlicherweise erwähnt Plinius d. Ä. den Ameisenlöwen in dem Kapitel seiner Naturalis Historia über die Ameisen (Buch 11,108–111) nicht. 16 F. Lauchert, Geschichte des Physiologus. Strassburg 1889, 21. 17 Gerhardt, The ant-lion (wie oben Fußnote 9). 18 Druce, An account of the Μυρμηκολέων or ant-lion (wie oben Fußnote 14). 19 M. Wellmann, Der Physiologos. Eine religionsgeschichtlich-naturwissenschaftliche Untersuchung. Philologus Supplementband, 22,1. Leipzig 1930, 36–38. 20 L. G. Fernandez, Nombres de insectos en griego antiguo. Manuales y anejos de Emerita, 18. Madrid 1959, 56–61. 21 I. C. Beavis, Insects and other invertebrates in classical antiquity. Exeter University Publications. Exeter 1988, 249 f. 22 22 D. A. Bertrand, Le bestiaire de Job. Notes sur les versions greques et latines, in Centre dʼAnalyse et Documentation Patristiques (Hrsg.), Le livre de Job chez le Pères. Cahiers de Biblia Patristica, 5. Strasbourg 1996, 215–271, bes. 222–224. 23 D. Berrens, Soziale Insekten in der Antike: Ein Beitrag zu Naturkonzepten in der griechischrömischen Kultur. Göttingen 2018, 112–115. 24 T. J. Kraus, Von Einhorn, Hirsch, Pelikan und anderem Getier, in Kindschi Garský / Hirsch-Luipold, Christus in natura (wie oben Fußnote 8), 63–82, bes. 70–72. 25 S. Lazaris, Le Physiologus grec. Vol. 2: Donner à voir la nature. Micrologus Library, 107 [77/2].
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4 Ikonographie Ikonographisch versuchte man, den realen „Ameisenlöwen“ auf dem Nilmosaik von Palestrina (Segment 5) zu identifizieren, doch ist diese Zuordnung unsicher, zumal noch eine Reihe anderer Tiere in diesem Zusammenhang genannt wurden.26 Eine weitere Darstellung findet sich in einer mittelalterlichen Handschrift eines Bestiariums, das auf der Enzyklopädie von „De proprietatibus rerum“ des Bartholomäus Anglicus basiert, die den Ameisenlöwen auf der Basis der Isidor-Rezeption (siehe unten) mehr den Spinnen zuordnet (15. Jh., Ms. Gg. 6.5, University Library, Cambridge).27 Hingegen wird der Ameisenlöwe im verlorenen Kodex aus Smyrna (Cod. B 8, p. 69) nach dem Foto von Buberl drei Mal paarweise als geflügelter Löwe dargestellt (hier Abb. 2).28 Ein echtes Mischwesen aus Löwe und Ameise findet sich in einem Leipziger Kodex (Cod. Gr. 35, f. 34r), eine Ikonographie, die sich auch in verschiedenen HiobHandschriften findet (hier Abb. 1).29
5 Der Ameisenlöwe im Bibeltext Nach dem hebräischen Text von Hiob 4,11 ist dort eine Raubkatzen- bzw. Löwenart gemeint. Der hebräische Text benutzt für μυρμηκολέων und λεόντων jeweils das Wort ( שילlayiš/laisch – ,Löwe‘), wahrscheinlich dient die zusätzliche Bezeichnung des unbekannten Übersetzers μύρμηξ dazu, eine besondere Großkatzenart präziser zu definieren („Myrmex-Löwe“, vielleicht ein Gepard30) wie sie auch Agatharchides, Strabon und Arrian aufführen. Es handelt sich jedenfalls um ein Hapaxlegomenon bzw. einen Neologismus im Septuaginta-Text von Hiob 4,11: μυρμηκολέων ὤλετο παρὰ τὸ μὴ ἔχειν βοράν, σκύμνοι δὲ λεόντων ἔλιπον ἀλλήλους. – „Der Ameisenlöwe ging zugrunde, weil er nichts zu essen hatte, die Jungen der Löwen verließen einander.“31
Florenz 2021, 226–231. Die Abbildungen 198–201 bei Lazaris zeigen verschiedene Darstellungen des Ameisenlöwen. 26 P. G. P. Meyboom, The Nile mosaic of Palestrina. Leiden 1995, 127–128 App. 6. 27 Siehe Druce, An account of the Μυρμηκολέων or ant-lion (wie oben Fußnote 14) 350. 28 Abgebildet bei M. Bernabé, Il physiologo de Smyrne. Le miniature del perduto codice B. 8 della Biblioteca della Scuola Evangelica di Smirne. Milennio medievale, 7. Florenz 1998; bei Lazaris, Le Physiologus grec. Vol. 2 (wie oben Fußnote 25) Abb. 200. 29 Siehe Lazaris, Le Physiologus grec. Vol. 2 (wie oben Fußnote 25) 226 f. sowie Abb. 198. 30 Siehe Lazaris, Le Physiologus grec. Vol. 2 (wie oben Fußnote 25) 229. 31 Siehe M. Karrer / W. Kraus, Septuaginta Deutsch. Erläuterungen und Kommentare II. Stuttgart 2011, 2076.
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6 Der Ameisenlöwe im Physiologus Dass hier ursprünglich eine Löwen- bzw. Raubkatzenart gemeint gewesen sein dürfte, scheint bei den Übersetzern des hebräischen Textes der Bibel ins Griechische und Lateinische sehr bald in Vergessenheit geraten zu sein; am nächsten kommt dem noch die Übersetzung der Vulgata32 mit „tigris“, doch die späteren Autoren transkribieren das Wort lediglich nach dem Vorbild der Septuaginta. Der Begriff war infolgedessen in der griechisch-römischen Welt offen für Interpretationen, da seine ursprüngliche Bedeutung nicht mehr bekannt war, vielmehr identifizierte man den einen Bestandteil als zur Ameise gehörig, den anderen zum Löwen. Diese offene Stelle versuchte der Physiologus zu füllen, mit einer eigenen Interpretation (Übersetzung: Horst Schneider; griechischer Text: 1. Redaktion, Sbordone 73 f.): Kap. 20. Vom Ameisenlöwen Eliphaz, der König von Theman, sagte: „Der Ameisenlöwe ging zugrunde, weil er nichts zu essen hatte“ (Hiob 4,11). Der Physiologus sagt vom Ameisenlöwen, dass er das Vorderteil vom Löwen, das Hinterteil aber von der Ameise hat, und der Vater frisst Fleisch, die Mutter zerkaut Körner. Wenn sie nun den Ameisenlöwen zeugen, zeugen sie ihn in zwei Naturen, und er kann kein Fleisch fressen wegen der Natur der Mutter und keine Körner wegen der Natur des Vaters. Er geht also zugrunde, weil er keine Nahrung hat. So ist auch jeder Mensch „zwiespältig, unbeständig auf all seinen Wegen“ (Jak 1,8), man darf nicht auf zwei Wegen gehen, und auch nicht doppelzüngig sein im Gebet, denn es heißt: „Wehe dem, der mit gespaltenem und sündigem Herzen auf zwei Wegen geht“ (Sir 2,12 f.). Nicht gut ist es, „Ja“ zu sagen, wenn man „Nein“ meint, und „Nein“ zu sagen, wenn man „Ja“ meint, sondern das „Ja“ soll „Ja“ sein und das „Nein“ „Nein“, wie unser Herr Jesus Christus gesagt hat (vgl. Mt 5,37; 2 Kor 1,17–19; Jak 5,12).
Περὶ μυρμηκολέοντος Ἐλιφὰζ ὁ Θαιμανῶν βασιλεὺς ἔλεξε· „μυρμηκολέων ὤλετο παρὰ τὸ μὴ ἔχειν βοράν“. ὁ Φυσιολόγος ἔλεξε περὶ τοῦ μυρμηκολέοντος ὅτι τὰ μὲν ἐμπρόσθια ἔχει λέοντος, τὰ δὲ ὀπίσθια μύρμηκος. ὁ μὲν πατὴρ σαρκοφάγος ἐστίν, ἡ δὲ μήτηρ ὄσπρια τρώγει, ὅταν δὲ γεννῶσι τὸν μυρμηκολέοντα, γεννῶσιν αὐτὸν δύο φύσεις ἔχοντα, καὶ οὐ δύναται φαγεῖν κρέα διὰ τὴν φύσιν τῆς μητρός, οὐδὲ ὄσπρια διὰ τὴν φύσιν τοῦ πατρός·ἀπόλλυται οὖν διὰ τὸ μὴ ἔχειν τροφήν. Οὕτω καὶ πᾶς ἀνὴρ „δίψυχος ἀκατάστατος ἐν πάσαις ταῖς ὁδοῖς αὑτοῦ“. οὐ χρὴ βαδίζειν δύο τρίβους, οὐδὲ δισσὰ λέγειν ἐν τῇ προσευχῇ· οὐαὶ γάρ, φησί, καρδίᾳ δισσῇ καὶ ἁμαρτωλῷ ἐπιβαίνοντι ἐπὶ δύο τρίβους. οὐ γάρ, φησί, καρδίᾳ δισσῇ καὶ ἁμαρτωλῷ ἐπιβαίνοντι ἐπὶ δύο τρίβους. οὐ καλὸν εἰπεῖν τὸ ναὶ οὔ, καὶ τὸ οὒ ναί, ἀλλὰ τὸ ναὶ ναί, καὶ τὸ οὒ οὔ, καθὼς εἶπεν ὁ Κύριος ἡμῶν Ἰησοῦς Χριστός.
32 Hiob 4,11 Vg.: „tigris periit eo quod non haberet praedam et catuli leonis dissipati sunt“.
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Der Physiologus beschreibt den Ameisenlöwen als typisches Mischwesen und generiert aus der im Grunde unverständlichen biblischen Stelle eine symbolisch-allegorische Deutung, die man sich gut in einer Predigt oder in einer katechetischen Unterweisung vorstellen kann, wenn es darum geht, dafür zu werben, stets klare Positionen einzunehmen und nicht zu schwanken zwischen verschiedenen (guten oder bösen) Lebenswegen. Deutlich wird dabei auch, dass es keine Verpaarung unter Ameisenlöwen geben kann, denn diese sind ja nicht lebensfähig.33 Die Verpaarung findet – in absurd-phantastischer Weise – zwischen dem winzigen Insekt (Ameise) und dem im Vergleich dazu viel größeren Raubtier (Löwe) statt und wird einfach vorausgesetzt, so wie sie auch der Leipziger Kodex zeigt (siehe Abb. 1). Das originelle Bild von diesem hybriden Wesen trug sicher auch zum Erstaunen der Hörer/Leser bei und blieb ihnen gewiss im Gedächtnis. Diese phantasiereiche Art der Interpretation passt auch zu weiteren Kapiteln, in denen der Verfasser ähnlich vorgeht, so etwa bei der Echidna (hier werden verschiedene Traditionen miteinander verknüpft)34, oder auch beim Wiesel (Umkehrung der naturkundlichen Tradition)35, oder beim Panther (das Bibelzitat wird aus dem Zusammenhang gelöst und hat mit dem ursprünglichen Kontext nichts mehr zu tun).36
33 Die Frage der Verpaarung hat vor allem Kraus, Von Einhorn, Hirsch, Pelikan und anderem Getier (wie oben Fußnote 24) 71 irritiert: „Der Ameisenlöwe wird näher charakterisiert und beschrieben. Der vordere Körper sieht aus wie ein Löwe, der hintere wie eine Ameise. Das scheint für moderne Leser/ innen schwer vorstellbar, muss es aber für den Autor des Physiologus nicht sein. Doch angesichts des noch Folgenden drückt es die schiere Unvereinbarkeit des einen mit dem anderen aus, die aber dennoch aktuelle Realität sein kann. Da das männliche Tier Fleisch fresse, das weibliche aber Hülsenfrüchte, kann das Junge weder Fleisch noch Hülsenfrüchte fressen, weshalb es dann verhungern müsse. Das wirkt – gelinde gesagt – absonderlich bis bizarr. Wie denn kam dann der Ameisenlöwe überhaupt in die Welt? Dieses bizarre Rätsel bleibt unaufgelöst, nur die Tatsächlichkeit des Bibelworts bleibt unumstritten. Der Ameisenlöwe könne keine Speise finden. Das ist damit offensichtlich hinreichend erklärt.“ Wie kam der Ameisenlöwe in die Welt? Ganz einfach: durch Verpaarung von Ameise und Löwe, so absurd das auch klingen mag. Das Ergebnis der Verpaarung ist nicht lebensfähig nach der Logik des Physiologus-Textes. Weiter können die Folgerungen oder Implikationen nicht gehen. 34 Vgl. Schneider, Mischwesen im Physiologus: Die Echidna (wie oben Fußnote 1). 35 Die Geburtsgeschichte des Wiesels, das nach paganer Tradition mit dem Mund gebäre (wohl aufgrund der Beobachtung, dass Wiesel häufig ihren Nachwuchs im Mund herumtragen), wird vom Verfasser des Physiologustextes wegen der Hermeneia umgemodelt: Empfängnis im Mund, Geburt durch die Ohren, deshalb schlechtes Hören. Entsprechend empfangen die Gläubigen das Brot mit dem Mund, verlieren aber die Botschaft aus den Ohren. Vgl. H. Mielsch, Griechische Tiergeschichten in der antiken Kunst. Mainz 2005, 110 f. 36 Der Panther wird im Text des Physiologus durchgehend positiv dargestellt, während das Bibelzitat, an das der Physiologus anknüpft, auf Gott als erbarmungslosen Rächer metaphorisch zu beziehen ist, der durch den Panther (im hebräischen Text ist es der Löwe, wahrscheinlich vom SeptuagintaÜbersetzer verwechselt aufgrund der zahlreichen Bezeichnungen für verschiedene Löwenarten – mindestens sechs –; ganz ähnlich wie hier im Fall des Ameisenlöwen) symbolisiert wird; siehe J. Spittler, How do animals talk to Christians? in H. Schmalzgruber (Hrsg.), Speaking animals in Ancient Literature. Heidelberg 2018, 437–439.
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7 Der Ameisenlöwe bei spätantiken lateinischen Autoren Augustinus greift ebenfalls das Septuaginta-Zitat auf, dass der Ameisenlöwe keine Nahrung finde und deshalb sterben müsse. Damit verknüpft er eine eigene Deutung wie der Physiologus (Adnotationes in Iob 4), die aber den Ameisenlöwen nicht explizit als Mischwesen definiert (Übersetzung: Berrens 116; Lateinischer Text: CSEL 28/2, 513): Der myrmicoleon starb, weil er keine Nahrung hatte: Weil es am jüngsten (Tag) niemanden geben wird, den er durch Verführung verschlingt; denn es werden die Frommen von den Unfrommen getrennt werden. Dieser aber (gemeint ist der in Hiob genannte Eliphas) irrt sich, weil er die Dinge, die er über den Teufel gehört hatte, als über Hiob verkündet verstand. Als myrmicoleon ist er aber zu verstehen, entweder weil beides in ihm ist, da er raubt und heimlich den Getreidekörnern nachspürt, die er, nachdem der Keim entfernt worden ist, nicht mehr keimen lässt, oder, weil er die Gierigen und die, die auf Erden Schätze sammeln, beherrscht, oder weil er die Gerechten verfolgt, welche wie die Ameisen sich im Sommer für den Winter Nahrung bereiten, an denen er sich nicht weiden wird, sobald die Guten von den Bösen getrennt sein werden. myrmicoleon perit eo quod non haberet escam: quia in novissimo non erunt, quos inducens comedat; separabuntur enim pii ab inpiis. hic autem errat, quod ea quae de diabolo audierat prophetata de Iob intellegebat. myrmicoleon vero accipiendus est vel quia utrumque in eo est, cum et rapit et occulte persequitur frumenta, quae sublato oculo facit non germinare, vel quia avaris et in terra thesaurizantibus dominatur, vel quia iustos persequitur quasi formicas praeparantes sibi escas aestate ad hiemem, quibus non pascetur, cum boni ab inpiis fuerint separati.
Augustinus rezipiert also durch seine christliche Deutung wie der Physiologus die Hiobstelle in der Übersetzung der Septuaginta, und entwickelt dabei eine eigene symbolisch-allegorische Interpretation. Er deutet den Ameisenlöwen als Sinnbild des Teufels (wie übrigens auch etliche andere Autoren) und verbindet bei seiner Interpretation unterschiedliche Themen, bekannte Eigenschaften der Ameisen wie das Anlegen von Vorräten mit klassischen Motiven aus der christlichen Lehre: Habgier der Unfrommen, Trennung von Gerechten und Ungerechten am Jüngsten Tag.37 Hingegen beschreibt Gregor der Große (zu Hiob 4,11]) ähnlich wie auch Isidor von Sevilla (Etym. 12,4,10) und später Rhabanus Maurus (De universo 7,2)38 den Ameisenlöwen als Insekt (Übersetzung: Berrens 114; Lateinischer Text: CCL 143, Moralia in Iob 5,20, Z. 37):39
37 Vgl. Berrens, Soziale Insekten (wie oben Fußnote 23) 116. 38 Vgl. Patrologia Latina 92, 228. 39 In den Kyraniden 2,25,7 wird der Ameisenlöwe zu den Ameisen gezählt, also als Insekt behandelt, ohne dass der Text Neues bringt oder viel gemeinsam hat mit dem Physiologus; siehe Berrens, Soziale Insekten (wie oben Fußnote 23) 114 Anm. 275. Text (Kaimakes): Μύρμηξ ζῷον μικρόν, ἑξάπουν,
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Der myrmicoleon freilich ist ein sehr kleines den Ameisen feindlich gesinntes Tier, das sich unter dem Staub verbirgt und Ameisen, die Getreidekörner tragen, tötet und die getöteten Tiere verspeist. Er wird lateinisch „Myrmexlöwe“ genannt, weil er Löwe der Ameisen oder noch deutlicher Ameise wie Löwe ist. Mit Recht wird er Löwe und Ameise genannt, weil er für die Vögel und alle möglichen winzigen Tiere eine Ameise ist, für die Ameisen selbst aber ein Löwe. Denn diese verschlingt er wie ein Löwe, aber von den anderen Tieren wird er wie eine Ameise verschlungen. Myrmicoleon quippe parvum valde est animal formicis adversum, quod se sub pulvere abscondit et formicas frumenta gestantes interficit, interfectasque consumit. Myrmicoleon autem latine dicitur, vel formicarum leo, vel certe expressius formica pariter et leo. Recte autem leo et formica nominatur, quia sive volatilibus, seu quibuslibet aliis minutis animalibus formica est, ipsis autem formicis leo. Has enim quasi leo devorat, sed ab illis quasi formica devoratur.
Diese Beschreibung interpretiert offenbar die beiden Namensbestandteile in einem naturkundlichen Sinne und knüpft dabei an eine reale Naturbeobachtung an, denn die Larven (meist zwischen 10 und 17 Millimeter lang) einiger Arten von libellenartigen Fluginsekten, die vor allem in warmen und trockenen Gegenden Mittel- und Südeuropas leben, errichten Trichter im Sand, an deren Boden sie sich eingraben, so dass nur noch der Kopf frei liegt, um auf Beutetiere lauern zu können (nicht nur Ameisen, z.B. auch Schmetterlingsraupen), die in den Trichter fallen. In der modernen Biologie werden sie anknüpfend an die antike Bezeichnung ebenfalls „Ameisenlöwe“ genannt, wissenschaftlich gesprochen handelt es sich um die Larven der geflecktflügeligen Ameisenjungfer (Myrmeleon formicarius – Euroleon nostras). Nach etwa 2 Jahren verpuppen sich die Larven im Sand, bis schließlich die Ameisenjungfern schlüpfen.40 Eine weitere Identifizierung des Ameisenlöwen mit einem Insekt erwähnt Lazaris. Danach bestehe die Möglichkeit, dass es sich um einen Parasiten handle, der sich im Löwenfell verberge. Doch ist der einzige Textbeleg, der die Natur dieses Parasiten belegen soll, nicht überzeugend, weil er auch eine einfachere Interpretation (Ameisenlöwe = Teufel) erlaubt.41 Dass der Miniaturist des Physiologus von Smyrna viel-
γνωστόν ἐστι πᾶσι. Τῶν δὲ μυρμήκων εἴδη εἰσὶν ἑπτά. καὶ γνώριμοι μὲν οἱ κοινοί. οἱ δὲ ἀνδροκέφαλοι καλοῦνται, οἵτινες καὶ τῇ χροιᾷ εἰσι μέλανες. οἱ δὲ λεπτοὶ καὶ ἰσχνοὶ καὶ ξανθοί, οἵτινες λέγονται σκνιπαί. ἄλλοι δὲ μεγάλοι καὶ πτερωτοί, καὶ ἕτεροι ἀρουραῖοι μέσοι, καὶ ἄλλοι ἐνόδιοι μακροί, καὶ ἄλλοι, οἳ καὶ μυρμηκολέοντες λέγονται, μείζονές τε ὄντες τῶν ἄλλων καὶ ποικίλοι· φυσικῶς δέ εἰσιν οὗτοι σαρκοφάγοι τάχιον ἀποθνήσκοντες. 40 Diese Beschreibung orientiert sich teils wörtlich am Wikipedia-Artikel „Ameisenlöwe“; vgl. auch den Nabu-Artikel, online verfügbar unter https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-undspinnen/sonstige-insekten/11781.html. Beide Artikel sind informativ und mit Bildern ausgestattet. Siehe auch die einschlägigen Artikel bei J. Gepp / H. Hölzel, Ameisenlöwen und Ameisenjungfern – Myrmeleonidae. Neue Brehm-Bücherei 589. Magdeburg 1989; H. Bellmann, Bienen, Wespen, Ameisen. Hautflügler Mitteleuropas. Stuttgart 32010, s.v.; H. Bellmann / K. Honomichl, Biologie und Ökologie der Insekten. Ein Taschenlexikon. München 42007, s.v. 41 Vgl. Lazaris, Le Physiologus grec. Vol. 2 (wie oben Fußnote 25) 230, der auf N. Aspiotis, Human and animal philosophy 1. Thessaloniki 21986, 57 verweist. Es handelt sich bei dem Beleg um einen
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leicht dieses Insekt darstellen wollte, möchte Lazaris annehmen,42 eher noch könnte man aufgrund der Flügel an das libellenartige Insekt denken, das Gregor der Große beschreibt.
8 Die Rezeption des Ameisenlöwen bei mittelalterlichen lateinischen Autoren Abgesehen von diesen signifikanten Texten, die die Weichen stellen für alle späteren Interpretationen der Septuaginta-Stelle, wird der Ameisenlöwe auch Gegenstand bei späteren mittelalterlichen Autoren, sowohl lateinischen wie griechischen. Neben den bereits genannten Autoren Augustinus, Isidor von Sevilla und Gregor dem Großen sowie dem lateinischen Text der Pachomius-Regel und Rather von Verona taucht der Begriff auch in mittelalterlichen Bestiarien und Naturkompendien (z.B. bei Albertus Magnus) auf, die in der Regel die von Gregor abhängige Beschreibung bei Isidor und Rhabanus Maurus zugrunde legen.43 Zwei Erwähnungen des Ameisenlöwen finden sich in poetischen Texten: in einem Rätselgedicht von Aldhelm von Malmesbury sowie in einem Gedicht von Sigebert von Gembloux, die hier zitiert werden sollen. 1. Aldhelm von Malmesbury (Übersetzung: Horst Schneider; lateinischer Text: MGH.AA 15,105): Rätsel 18 (Der Ameisenlöwe). Lange schon trage ich einen Namen, der aus (zwei) Gestalten zusammengesetzt ist, wie als Löwe, so werde ich als Ameise in der Sprache der Pelasger gerufen, durch den Doppelnamen bezeichnend Vorzeichen in übertragener Form,
Kanon aus einem Hymnus (Vita sancti Andreae Sali), der an den heiligen Gerasimos gerichtet ist: Μυρμηκολέοντα μοι τὸν πολυποθείας ἐγκοιταζόμενον | πάτερ, πρεσβείας σου παρὰ τὸ βρῶμα μὴ ἔχειν ἐν ἐμοὶ ὄλεσον (73 Dimitrakopoulos): „Der Ameisenlöwe (= Insekt oder Teufel?), der sich in meinem vielfältigen Verlangen (= Fell?) eingenistet hat, Vater, soll zugrundegehen, weil er durch deine Mittlerschaft keine Nahrung mehr hat.“ 42 Lazaris, Le Physiologus grec. Vol. 2 (wie oben Fußnote 25) 231. 43 Druce, An account of the Μυρμηκολέων or ant-lion (wie oben Fußnote 14) 348: „The texts of the Latin Bestiaries follow very closely the description given by Isidore in his Etymology and Rabanus in his De Universo who in their turn followed that given by Gregory in his Moralia in Job.“ Einige Belege findet man mit Hilfe der Library of Latin Texts, weitere vor allem bei Druce, An account of the Μυρμηκολέων or ant-lion (wie oben Fußnote 14) und Gerhardt, The ant-lion (wie oben Fußnote 9).
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wenngleich ich den Schnäbeln der Vögel mit dem Schnabel nicht Widerstand leisten kann. Soll ein kluger Mann herausfinden, warum ich einen Doppelnamen habe!“ Aenigma XVIII (Myrmicoleon). Dudum compositis ego nomen gesto figuris: vt leo, sic formica uocor sermone pelasgo tropica nominibus signans praesagia duplis, cum rostris auium nequeam resistere rostro. Scrutetur sapiens, gemino cur nomine fungar!
2. Sigebert von Gembloux, Passio Thebaeorum etc. 2,521–527 (Übersetzung: Horst Schneider; lateinischer Text: Dümmler 85): Oh, ihr elenden Könige, die wie Ameisenlöwen schmutzig im Staub wegen eines verdeckten Truges auf der Lauer liegen, die uns, die wir demütig die frommen Körner des Wortes Christi sammeln, wie Ameisen, die mit Getreidekörnern beladen sind, überfallen, täuschen, erbeuten und mit dem Maul zerreißen. Wehe dir, der du die Beute machst und die Beute dem Räuber bereitest, Du ein Löwe den Ameisen, wirst den Vögeln ein Ameischen.“
o miseros reges qui ceu mirmicoleones puluere squalentes et operta fraude latentes christi nos humiles uerbi pia grana legentes tanquam formicas farris granis oneratas excipiunt fraudant predantur et ore trucidant. Ue qui praedaris praedoni praeda pararis tu leo formicis auibus formicula fies.
Beide Texte setzen offenbar die Interpretation Gregors des Großen bzw. Isidors von Sevilla voraus und interpretieren den naturkundlichen Befund über das Insekt „Ameisenlöwe“ in metaphorischer Form.
9 Die Rezeption des Ameisenlöwen bei patristischen bzw. byzantinischen Autoren Neben patristischen Autoren wie Didymus dem Blinden und Johannes Chrysostomus taucht der Begriff auch bei byzantinischen Autoren auf: Michael Psellos, Niketas
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Seides, Niketas und Michael Choniates, Photios oder Eustathios von Thessalonike.44 Damit verknüpft werden in der Regel nur symbolisch-allegorische Interpretationen, der Zusammenhang mit dem aus Isidor und Gregor dem Großen bekannten Insekt wird nicht hergestellt. Ausgewählt seien zwei signifikante Beispiele, die eigenständige allegorische Interpretationen der Septuaginta-Stelle bieten. 1. Olympiodor, Diakon (6. Jh.; Übersetzung: Horst Schneider; griechischer Text: PTS 24, 53 f.): (Hiob 4,10–12:) „Die Stärke des Löwen und die Stimme der Löwin Und der Stolz der Drachen werden ausgelöscht. Der Ameisenlöwe geht zugrunde, wenn er keinen Fraß hat, und die Jungen der Löwen verlassen einander.“
(Septuaginta Deutsch 1,1012). Wenn es irgendein wahres Wort in Deinen Reden gegeben hätte, dann wäre es dir nicht begegnet.
Die einen behaupten, dass der Ameisenlöwe überhaupt kein Tier ist nach der Überlieferung, sondern man sagt von ihm, dass er eine Zusammensetzung ist. Die anderen sagen, dass er sowohl ein Tier ist als auch ohne Nahrung überleben kann, weil Gott es so eingerichtet hat. Hinsichtlich der Überlieferung versucht Eliphaz zu zeigen, dass Hiob nicht wahrhaftig ist, wenn er Beispiele aus der Natur benutzt. Sage mir, sagt er nämlich, Hiob, verlieren etwa die Löwen ihre eigene Stärke? Ist nicht bis jetzt der Löwe das starke Tier? Wurde etwa die Arroganz der Drachen ausgelöscht? Bewahren sie nicht bis heute ihren Wagemut und ihre Unerschrockenheit? Ging nicht der Ameisenlöwe zugrunde? Und das, weil er keine Nahrung zu sich nahm? Weiden die Jungen der Löwen etwa nicht herdenweise wie die Schafe, – leben sie etwa nicht nach ihren eigenen Normen und jeder an dem ihm eigenen Ort, so wie sie von Anfang an infolge der Natur aufgestellt waren? Wie diese also die Grenzen der Natur beachten, so wäre auch dir nichts von diesen Dingen geschehen, wenn du in der Tat wahrhaftig wärst und die Frömmigkeit nicht nur nach Worten hättest.45 Hinsichtlich der Betrachtung müssen die Angriffe der Leidenschaften mit Tieren verglichen werden, der Ameisenlöwe mit dem Teufel, die Ameise steht für die Frommen, der Löwe für die Unfrommen. Wenn der Teufel keine Nahrung von dir findet, heißt es nun, das heißt, wenn du nicht ungerecht bist, dann würde er zugrunde gehen, oder anders ausgedrückt, er bliebe ohne Erfolg und die Angriffe der Leidenschaften würden ausgelöscht und aufgelöst.“
44 Diese Belege lassen sich leicht mit einer TLG-Recherche finden und brauchen deshalb hier nicht einzeln aufgeführt zu werden. 45 Gemeint ist: Der Zorn Gottes hätte nach Eliphaz Hiob nicht getroffen, wenn dieser wahrhaft fromm gewesen wäre. Dann blieben auch die Gesetze der Natur unverändert.
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(Hiob 4, 10–12) σθένος λέοντος, φωνὴ δὲ λεαίνης, γαυρίαμα δὲ δρακόντων ἐσβέσθη· μυρμηκολέων ὤλετο παρὰ τὸ μὴ ἔχειν βοράν, σκυμνοὶ δὲ λεόντων ἔλιπον ἀλλήλους. εἰ δέ τι ῥῆμα ἀληθινὸν ἐγεγόνει ἐν λόγοις σου, οὐδὲν ἂν τούτων ἀπήντησέ σοι.
τὸν μυρμηκολέοντα οἱ μὲν οὐδὲ ὅλως εἶναί φασι ζῷον καθ’ ἱστορίαν, ἀλλὰ κατὰ σύνθεσιν οὕτως εἰρῆσθαι. οἱ δὲ λέγουσιν, ὅτι καὶ ζῷόν ἐστι καὶ δίχα τροφῆς δύναται διαζῆν οὕτως αὐτὸ τοῦ θεοῦ κατασκευάσαντος. πρὸς μὲν οὖν τὴν ἱστορίαν πειρᾶται δεικνύναι ὁ Ἐλιφάζ, ὅτι οὐκ ἔστιν ἀληθινὸς ὁ Ἰώβ, φυσικοῖς χρώμενος παραδείγμασιν. εἰπέ μοι, γάρ φησιν, ὦ Ἰώβ, μὴ οἱ λέοντες τὴν οἰκείαν ἀλκὴν ἀπώλεσαν; οὐ μέχρι νῦν ἰσχυρόν ἐστι τὸ ζῷον ὁ λέων; μὴ τῶν δρακόντων ἐσβέσθη τὸ γαυρίαμα; οὐ μέχρι νῦν σῴζουσι τὴν αὐθάδειαν καὶ τὸ ἀπτόητον; μὴ ὁ μυρμηκολέων ἀπώλετο, καὶ ταῦτα μὴ τρεφόμενος; μὴ οἱ τῶν λεόντων σκύμνοι ἀγεληδὸν ὥσπερ τὰ θρέμματα νέμονται; οὐ καθ’ ἑαυτοὺς ζῶσι καὶ ἕκαστος ἐν ἰδιάζοντι τόπῳ, ὡς ἐξ ἀρχῆς ὑπὸ τῆς φύσεως ἐτάχθησαν; ὥσπερ οὖν, φησίν, ταῦτα τηροῦσι τῆς φύσεως τοὺς ὅρους, οὕτω καὶ σὺ εἰ ἦς ἀληθινὸς ὄντως καὶ μὴ μέχρι λόγων μόνον εἶχες τὸ θεοσεβές, οὐδὲν ἂν τούτων συνήντησέ σοι. κατὰ δὲ τὴν θεωρίαν τὰς ὁρμὰς τῶν παθῶν τοῖς θηρίοις ἀπεικαστέον, τὸν δὲ μυρμηκολέοντα τῷ διαβόλῳ, μύρμηκα μὲν ὄντα τοῖς εὐσεβέσιν, λέοντα δὲ τοῖς ἀσεβέσιν. εἰ μὴ εὗρεν, οὖν φησιν, τροφὴν παρὰ σοὶ ὁ διάβολος, τουτέστιν εἰ μὴ ἦς ἄδικος, ἀπώλετο ἄν, ἀντὶ τοῦ· ἄπρακτος ἔμενε καὶ αἱ τῶν παθῶν προσβολαὶ ἀπεσβέννυντο καὶ διελύοντο.
2. Michael Glycas, Annalium pars 1 (Übersetzung (Horst Schneider; griechischer Text: Bekker 101 f.): Der Ameisenlöwe ist eine Art Tier, das aus Ameise und Löwe geboren wird, und er stirbt alsbald, weil er keine Nahrung findet, die den beiden Arten gerecht wird; denn wie einerseits der Löwe Fleisch frisst, so frisst andererseits wiederum die Ameise Getreide. Und deshalb geht er leicht zugrunde. Das lässt sich in jeder Hinsicht auf den Teufel beziehen, der im Kleinen beginnt und dann zu Großem fortschreitet. Deshalb hat auch einer von den Vätern gesagt: ,Die kleinen Sünden weiß der Teufel herabzusetzen, denn anders weiß er dich nicht zu größerem Übel zu führen.‘ Deshalb geht auch dieser zugrunde und stirbt sozusagen wie der Ameisenlöwe, weil er keine Nahrung von uns findet und Ruhe.“ ὁ μυρμηκολέων ζῶόν τί ἐστιν ἐκ μύρμηκος μὲν καὶ λέοντος τικτόμενον, εὐθέως δὲ τελευτῶν διὰ τὸ μὴ εὑρίσκειν τροφὴν κατάλληλον· ὡς μὲν γὰρ λέων κρέατα ἐπιζητεῖ, ὡς δὲ μύρμηξ πάλιν σῖτον, καὶ διὰ τοῦτο εὐχερῶς ἀπόλλυται. ταῦτα δὲ πάντως εἰς αὐτὸν ἀνάγεται τὸν διάβολον, ὅστις ἀπὸ μικροῦ μὲν ἄρχεται, εἰς μεγάλα δὲ καταντᾷ. ἐφ’ ᾧ καί τις τῶν πατέρων ἔλεγε „τὰ μικρὰ τῶν ἁμαρτημάτων εὐτελίζειν οἶδεν ὁ διάβολος· ἄλλως γὰρ ἐπὶ μεῖζον κακὸν ἀγαγεῖν σε οὐ δύναται.“ ὅθεν ἀπόλλυται καὶ οὗτος, καὶ οἷον εἰπεῖν θνήσκει κατὰ τὸν μυρμηκολέοντα, μὴ τροφὴν εὑρίσκων παρ’ ἡμῶν καὶ ἀνάπαυσιν.
Die beiden byzantinischen Texte entwickeln ähnlich wie der Physiologus eine eigene originelle christliche Deutung der Septuaginta-Stelle, wobei der Ameisenlöwe in beiden Fällen wie schon bei Augustinus auf den Teufel gedeutet wird. Die Definition des Ameisenlöwen als Mischwesen, wie sie der Physiologus offeriert, wird in beiden Texten erwähnt.
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10 Fazit Der Physiologus lässt also seine Phantasie spielen, um eine unverständliche Bibelstelle über einen sogenannten „Ameisenlöwen“ mit Sinn zu füllen, indem er das logische Muster von Mischwesen zugrunde legt und eine symbolisch-allegorische Deutung generiert, die für die Katechese fruchtbar gemacht werden kann. Gregor dem Großen hingegen gelingt es, mit dem rätselhaften Bibeltext auf der wörtlichen Ebene eine Interpretation zu verbinden, die mit realer Naturbeobachtung verknüpft werden kann. Für die Physiologus-Forschung ist dieses Ergebnis insofern von Bedeutung als einmal mehr deutlich wird, dass die Phantasie des anonymen Autors eine große Rolle spielt bei der Bewertung der einzelnen Geschichten und man unter diesem Aspekt vielleicht noch einige weitere neue Erkenntnisse wird gewinnen können. Beide Texttraditionen sind grundlegend für die Rezeption der Septuaginta-Stelle Hiob 4,10–12 bei späteren mittelalterlichen lateinischen und griechischen bzw. byzantinischen Autoren. Dabei bemühen sich vor allem byzantinische Autoren um eine eigene symbolisch-allegorische Deutung, die sich von der Interpretation des Physiologus abhebt, wie die beiden Beispieltexte zeigen, ohne eine naturkundliche Interpretation wie bei Gregor dem Großen und Isidor von Sevilla ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Im Sinne von Lazaris ist es durchaus möglich, dass einzelne Illustratoren der Physiologus-Handschriften ein reales Lebewesen darstellen wollten (so handelt es sich bei der Darstellung des Ameisenlöwen im Kodex von Smyrna vielleicht um ein Insekt, dargestellt als Mischwesen mit Flügeln wie ein Insekt und dem Körper eines Löwen), doch ist diese Darstellung inhaltlich weiter vom Text des Physiologus entfernt als beispielsweise die Darstellung im Leipziger Kodex, die recht präzise Vorder- (= Löwe) und Hinterteil (= Ameise) dieses Mischwesens unterscheidet, wie sie auch häufiger in illustrierten Hiob-Handschriften zu finden ist.
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Horst Schneider
Abbildungen
Abb. 1: Ameisenlöwe: UB Leipzig, Cod. Gr. 35, f. 34r
Abb. 2: Ameisenlöwe: Smyrna, Cod. B 8, p. 69
Peter Schreiner
Das erste Zeugnis der Kette am Eingang des Goldenen Horns Die Kette (ἅλυσις, σιδηρὰ σειρά) am Eingang zum Goldenen Horn ist in der Forschung ausführlich behandelt worden.1 Ihr Einsatz ist erstmals in Zusammenhang mit der arabischen Belagerung Konstantinopels im Jahr 717 bei Theophanes genannt. Sie scheint zu diesem Zeitpunkt aber schon länger existiert zu haben, da sie Theophanes als etwas Selbstverständliches betrachtet: „In der derselben Nacht ließ der fromme Kaiser die Kette vom Gebiet Galatas aus insgeheim (oder: auf unbekannte Weise) ausspannen“ (τῇ δὲ αὐτῇ νυκτὶ τὴν ἅλυσιν ἐκ τῶν Γαλάτου ὁ εὐσεβὴς βασιλεὺς μυστικῶς συνέστειλεν).2 Seit wann die Kette aber existierte bleibt unbekannt, da sie weder in Zusammenhang mit der awarischen Belagerung im Jahr 626 noch mit der ersten arabischen Belagerung (667–669 und 674–678) genannt ist.3 Eine Stelle in den Patria erlaubt es, die Anlage der Kettenkonstruktion noch weiter zurückzuverfolgen. Dort heißt es im Abschnitt über die Bauten:4 Τὸ δε Καστέλλιν ἔκτισεν Τιβέριος ὁ πενθερὸς Μαυρικίου διὰ τὸ ἐλθεῖν Χαγάνον τὸν ἄρχοντα Βουλγαρίας καὶ ἐμπρῆσαι καὶ κατακαῦσαι ἅπαντα τὰ Θρακῷα μέρη μέχρι τῶν πόρτων. Ἐκαστέλλωσεν δὲ τὸ τεῖχος καὶ ἀπέκλεισεν τὰς ναῦς. Καὶ ἐκλήθη οὕτως (Das Kastellion erbaute Tiberios, der Schwiegervater des Maurikios, weil Chagan, der Herrscher von Bulgarien, kam und das ganze thrakische Land bis zu den [Stadt-]toren anzündete und niederbrannte. Er versah die Mauer mit Aufbauten5 und schloß die Schiffe ein. Und so wurde sie [sc. die Mauer mit Aufbauten] genannt [sc. Kastell]). Der
1 Es genügt an dieser Stelle, nur auf einige Publikationen hinzuweisen, die die Forschungsergebnisse zusammenfassen. Grundlegend bleibt ein schon 1955 verfasster Beitrag von R. Guilland, La chaîne de la Corne d’Or, der im Sammelband des Autors Études de topographie de Constantinople byzantine, Bd. 2. Berlin / Amsterdam 1969, 121–146 allgemein zugänglich nachgedruckt wurde. Weitere Hinweise finden sich bei E. Kislinger, The Golden Horn: Constantinople’s Superharbour (Überhafen) and its chair, in F. Daim / E. Kislinger (eds.), The Byzantine Harbours of Constantinople. Mainz 2021, 171–178. Schwer erreichbar ist die monographische Untersuchung von U. Genç, The Golden Horn Chain. Istanbul 2010. Die Kette hat mehrfach in Häfen des Mittelmeerraumes Nachahmung gefunden, siehe B. Kedar, Prolegomena to a World History of Harbour and River Chains, in R. Gerstinger / E. Jeffreys, Shipping and Crusade in the Medieval Mediterranean. Studies in Honour of John Pryor. Farnham 2012, 3–37. 2 Theophanes, Chronographia, rec. C. de Boor. Bd. 1. Leipzig 1888, 396, 17–18. 3 M. Jankowiak, The First Arab Siege of Constantinople. TM 17 (2013), 237–320. 4 Scriptores Originum Constantinopolitarum, rec. H. Preger, fasc. alter, Ps.-Codini origines continens, pars III. Leipzig 1907, Nr. 157 (p. 265). 5 Zu weiteren Belegstellen von καστελλόω siehe Lexikon zur byzantinischen Gräzität s.v. (mit frühestem Beleg im Strategon des Kaisers Maurikios). Das Wort stammt ursprünglich aus der Beschreibung von Kriegsschiffen, die mit Aufbauten versehen wurden. https://doi.org/10.1515/9783111070315-041
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Peter Schreiner
Text enthält in den verschiedenen Handschriften unterschiedliche Varianten, die als spätere Interpretationen der Redaktoren betrachtet werden können.6 Diese Stelle hat erstmals vor vielen Jahren der Jubilar in Verbindung zum Wehrbau (καστέλλιν) untersucht, an dem die bekannte Kette den Zugang zum allgemeinen Hafengelände des Goldenen Horns versperren sollte.7 Allerdings enthält der Text historische Fehler, die ihre Ursache in der späten Redaktion am Ende des 10. Jh. haben8. Es ist davon die Rede, dass „Chagan, der Herrscher der Bulgaren“ die thrakischen Landesteile verwüstet habe und Kaiser Tiberios daher die Zufahrt zum Goldenen Horn schützte. Es gab zwei Kaiser, die den Namen Tiberios tragen. Tiberios I. herrschte von 578 bis 582 und war Vorgänger und Schwiegervater des Kaisers Maurikios (582–601), während Tiberios II. von 698 bis 705 die Regierung innehatte. Unter der Herrschaft des ersten Tiberios waren die Bulgaren den Byzantinern zwar schon bekannt,9 stellten aber erst seit 680/81 eine militärische Bedrohung dar. Dagegen waren unter diesem Kaiser die Awaren der große Gegner des Reiches, der vor allem die Balkanprovinzen heimsuchte.10 Als der Redakteur des späten 10. Jh. die Informationen über das Kastellion aus einer frühen Liste zu Bauten in Konstantinopel übernahm, waren ihm die „Awaren“ kein historischer Begriff mehr, und er hat sie durch „Bulgaren“ ausgetauscht, die gerade zu dieser Zeit der Auseinandersetzung zwischen Basileios II. und Zar Samuil eine wichtige Rolle spielten. Auch wenn in der Notiz die Bezeichnung „Chagan“ (ohne Artikel) einen Eigennamen darzustellen scheint, kann er sich nicht auf die Bulgaren beziehen, da deren Führer in griechischen Quellen nie als „Chagan“ bezeichnet wird.11 Allein die awarischen Fürsten werden χαγάνοι genannt.12 Trotz der spärlichen Quellenlage ist zudem festzuhalten, dass während der Herrschaft Tiberios’ II. um die Wende zum 8. Jh. die Bulgaren überwiegend ihr Territorium zu Land sicherten und keine Unternehmungen zur See an der thrakischen Küste durchführten, die eine Sperre des Goldenen Horns nötig gemacht hätten.13 Allerdings ist die Sachlage nach den bisher bekannten und herangezogenen Quellen (Menander Protektor, Theophylaktos Simokates) auch zur Regierungszeit Tiberios’ I. (578–582), nun im Hinblick auf die Awaren im thrakischen Raum, nicht anders. Die Auseinan-
6 Scriptores (wie oben Fußnote 4) im kritischen Apparat. 7 A. Berger, Untersuchungen zu den Patria Konstantinupoleos. Poikila, 8. Bonn 1988, 689–671. 8 Zur Redaktion siehe Berger (wie oben Fußnote 7) 50–53. 9 Zusammenstellung von Textstellen zu den Bulgaren vor der Landnahme 680/81 bei G. Moravcsik, Byzantinoturcica II. Sprachreste der Turkvölker in den byzantinischen Quellen. Berlin 1958, 100–101 (s.v. Βούλγαροι 1). 10 W. Pohl, The Avars. A Steppe Empire in Central Europe 567–822. Ithaca 2018. 11 Moravcsik, Byzantinoturcica II (wie oben Fußnote 8) 323 s.v. χαγάνος 4. Byzantinische Quellen nennen den heidnischen und christlichen Herrscher der Bulgaren ἄρχων. 12 Moravcsik, Byzantinoturcica II (wie oben Fußnote 8) 323 s.v. χαγάνος 1. 13 Zu Tiberios II. und seiner Regierungszeit siehe zusammenfassend PmbZ, 5. Berlin / New York 2001, 46–47, Nr. 8483.
Das erste Zeugnis der Kette am Eingang des Goldenen Horns
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dersetzungen fanden diesen Zeugnissen zufolge ganz im Bereich der mittleren Donau statt, und führten im Frühjahr 582, kurz vor dem Tod des Tiberios, zur Eroberung von Sirmium.14 Eine bisher vernachlässigte lateinische Quelle, die Annalen des Johannes von Biclar, geben aber einen eindeutigen Hinweis, dass die thrakischen Küsten schon unter Tiberios I. von awarischen Schiffen angegriffen wurden. Johannes kam um 566 aus Lusitanien zum Studium nach Konstantinopel und verbrachte dort 17 Jahre, ehe er wieder in seine Heimat zurückkehrte, als Bischof von Gerona wirkte und dort auch seine Chronik verfasste.15 Er war Augenzeuge der Ereignisse in Konstantinopel unter den Kaisern Tiberios und Maurikios.16 Die chronologische Ordnung der einzelnen annalistischen Notizen ist bisweilen schwer zu bestimmen, da Johannes, nach Spanien zurückgekehrt (ca. 584), die Chronik erst 602 auf der Basis ungeordneter und chronologisch nicht genau fixierter Notizen redigierte. Die Einzeluntersuchung von inhaltlich zusammengehörigen Informationen erlaubt jedoch eine ungefähre chronologische Zuordnung.17 In § 41 (ed. Hartmann) der Chronik heißt es: „Avares litora maris captiose obsident et navibus litora Thraciae navigantibus satis infesti sunt“ (die Awaren belagerten die Küsten des Meeres und haben mit ihren Schiffen die Küsten Thrakiens für die Schifffahrt unsicher gemacht). Auch wenn diese Notiz keine Datenangabe trägt, lässt sie sich mit anderen Notizen dieser Chronik in ein Gefüge awarischer Angriffe im Umland von Konstantinopel einordnen, die in die Zeit des Tiberios fallen, in den großen Darstellungen (Menander, Theophylaktos) jedoch nicht vermerkt sind, aber für Johannes als in Konstantinopel ansässig wichtig waren. Johannes erwähnt zunächst (als auslösenden Faktor) den Sieg der Langobarden über die Gepiden (567), der erst den Vormarsch der Awaren ermöglichte (§ 19, ed. Hartmann). Wohl 578 kam es zum Einfall von Slaven in Thrakien, wobei der Chronist deutlich zwischen Slaven und Avaren unterscheidet (§ 40, ed. Hartmann). Das Ereignis ist
14 Theophylacti Simocattae Historiae, ed. C. de Boor, ed. corr. curavit P. Wirth. Stuttgart 1972, 44–45 (Theophylaktos Simokates, Geschichte, übers. P. Schreiner, Stuttgart 1985, 46–47). Zum historischen Gesamthintergrund immer noch am ausführlichsten E. Stein, Studien zur Geschichte des byzantinischen Reiches vornehmlich unter den Kaisern Justin II. und Tiberius Constantinus. Stuttgart 1919, 108–113. 15 Die Chronik wurde erstmals kritisch herausgegeben von Th. Mommsen in den Monumenta Germaniae Historica. Auctores Antiquissimi. Chronica Minora saec. IV, V. VI, VII. Berlin 1894, 163–223, und erneut (mit historischem Kommentar von Roger Collins, der in seinem Byzanz betreffenden Teil unbefriedigend ist) von C. Cardelle de Hartmann, Victoris Tununensis Chronicon cum reliquiis ex consularibus Caesaraugustanis et Ioannis Biclarensis Chronicon. Turnhout 2001. 16 P. Schreiner, Die Chronik des Johannes von Biclar und ihre Bedeutung für die Geschichte Südosteuropas in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts, in J. Drauschke u.a., Lebenswelten zwischen Archäologie und Geschichte. Festschrift für Falko Daim zu seinem 65. Geburtstag. Teil II. Mainz 2018, 835–841. 17 Zur chronologischen Problematik siehe Schreiner, Die Chronik des Johannes von Biclar (wie oben Fußnote 16) bes. 832 und 839 („interpretierende Zusammenfassung“).
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auch bei Menander Protector (ed. Blockley fragm. 20,2) erwähnt. In diese militärisch geschwächte Region fallen nun auch von der Meerseite her (mit Hilfe der auf Gewässern erfahrenen Slaven?) die Awaren ein, worüber die oben zitierte Notiz 41 berichtet. Daraufhin erfolgt (§ 45, ed. Hartmann) ein Angriff zu Lande auf die Langen Mauern (das Festungswerk des Kaisers Anastasios), den der Chronist in das erste Regierungsjahr des Tiberios datiert, das am 5. Oktober 579 endet. Etwas später (§ 52, ed. Hartmann) können die Awaren aus Thrakien vertrieben werden, doch fallen nun (§ 59, ed. Hartmann) Slaven in Thessalien ein, worüber auch die allein in der syrischen Version überlieferte Chronik des Johannes von Ephesos berichtet.18 Aus den Notizen des Johannes von Biclar zeigt sich deutlich, wie sehr das Hinterland Konstantinopels und die Hauptstadt selbst zur Zeit des Kaisers Tiberios bedroht waren, nicht nur von der Landseite her, sondern, wie Notiz 41 (ed. Hartmann) zeigt, auch von der Seeseite her. Diese bisher unbekannt gebliebenen Nachrichten aus der Chronik eines Zeitgenossen und in Konstantinopel lebender Augenzeugen bestätigen, auch von der historischen Seite her, die Feststellungen dieser Passage aus den Patria. Die Kette ist dort allerdings nicht ausdrücklich erwähnt, sondern nur der Wehrbau (καστέλλιν), der es erlaubte, die Schiffe einzuschließen (ἀπέκλεισεν). Dies kann durch einen Bau allein nicht geschehen, sondern ist nur durch eine kettenartige Barriere möglich.19 Diese Absperrung wird sicherlich im Lauf der folgenden Jahrhunderte technisch verbessert, doch besteht kein Zweifel, dass ihre Anfänge, zusammen mit dem Bau an der Mauer, dem „Kastell“, auf die Zeit der Regierung Tiberios’ I. zurückgehen und sie bis zum Untergang Konstantinopels Bestand hatte.
18 Ioannis Ephesini historiae ecclesiasticae pars tertia, ed. E. W. Brooks. Louvain 1935. 19 Auch Kislinger, The Golden Horn (wie oben Fußnote 1) 174, Anm. 39 schließt sich der Aussage der Patria an.
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The Archive of Speaking Statues: Language, Record-Keeping and Memory in the Middle Byzantine Empire When in 1204 the army of the Fourth Crusade captured and sacked Constantinople, the soldiers, according to a local inhabitant and eyewitness, Niketas Choniates, indulged in “licentious behaviour” and “indecent acts” by means of which they repeatedly “ridiculed” the “customs” of those they conquered. The crusaders grabbed whatever they could lay their hands on, dressing their horses and themselves in an incongruous mixture of the formal attire worn at court by Byzantine noblemen and the bonnets worn at home by Byzantine noblewomen. Above all, “holding reed pens and inkwells,” they “pretended to be writing in books.” Got up in such a manner and miming such gestures, they went about the streets, “taunting us as secretaries.” They mocked the vanquished as over-educated and therefore weak and effeminate. Rather than identify the Byzantines as a Christian brethren manifesting martial virtues—as a people who, since the seventh century, had been the first and last defence against the advance of Islam—they sought to dismiss them as mere scribblers and bureaucrats obsessed with creating records and consequently incapable of effective action.1 Such insults were ones a man like Choniates must have felt keenly, for he had been the head of the central imperial administration. Until the crusaders had sailed up the Bosporus, Choniates had held the office of Logothete of the Secretarial Bureaux, or, as it came to be known in his lifetime, of Grand Logothete, literally “Grand Placer-ofWords,” the highest appointment in the civil service and one associated with considerable power at court. He had combined its duties with those of epi tou kanikleiou or “Keeper of the Imperial Inkstand,” which, although a slightly lower position, gave almost constant access to the person of the emperor. In a few short months, however, he had seen everything he had worked for and everything he had stood for go up in flames: a series of great fires, mostly lit by the assaulting army, had destroyed perhaps as much as a third of the city, including many of the ministries and palaces in the downtown district.2 As disaster fell on him and those around him, Choniates’ reaction was to keep on writing (fig. 1). There were moments, particularly as he grew older and frailer, when the burden threatened to overwhelm him of his self-appointed task to compose a historical account that would recount, explain and preserve for posterity the events his generation of Romans had lived through. “The barbarians have outdi-
1 Niketas Choniates, Historia, ed. J. L. van Dieten, Nicetae Choniatae Historia. CFHB, 11. Berlin / New York 1975, I, 594. 2 Niketas Choniates, Historia, ed. J. L. van Dieten (as footnote 1 above), I, 545, 552–554, 587. https://doi.org/10.1515/9783111070315-042
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stanced my narrative,” he declared of the crusaders, “flying faster than the quill of my history.”3 Why should the greatest invention that antiquity has bequeathed us, the knowledge of how to go about writing history, be pressed into service, he asked, to celebrate the actions of uncivilized men? The subject matter was inappropriate to a cultural form with such an established and august tradition. Yet, although he thought repeatedly of giving up he always managed to resist the urge. As long as we are able to write, read and remember our past, we, the Romans, Choniates insists in his text, continue to possess a present, and therefore can also preserve a hope for the future. To the end of his life, he remained obdurate in his belief that it was by writing things down that the Romans stood the greatest chance of ensuring their survival.4 Faced with a crisis, Choniates essentially had responded by referring to mastery of the written word as defining not only his own identity but also his understanding of the polity in whose government he had participated. In what follows here, I seek to examine how the ruling elite to which men like Choniates belonged relied on texts in order to extend and consolidate their authority over the millions who lived out their lives within the borders of the empire and constituted the mass of imperial subjects. To assess the degree to which writing was used in the empire as a form of domination, we must begin with an assessment of the ideological role played within society not only of education in general, but also of education in a specific language: Greek. With these pieces in place, we may then consider practices such as: the assembly of a centralized archive, the erection of monumental inscriptions, and the writing of heritage guides and public historical narratives. These, I hope to demonstrate, served to legitimate the regime because they were employed in order to construct an official record that supported contemporary political agendas. My interest is in the fashioning of a memory that, because it is not concerned with the remembrance of private experience, but rather is activated by interaction with others, can be referred to as social or collective memory. Memory embeds each of us in a context, attributing origins to us and therefore defining who we are and how we fit in. The Byzantine elite gathered and ordered recollections of the past into assemblages that, having been assigned an official meaning, served to construct common assumptions and values. Such unified memory, nevertheless, however extensive it may pretend to be, is less a comprehensive aggregate than it is partial and prescriptive, and so becomes, as we shall see, a site for vibrant contestation. I offer this study to Albrecht Berger in gratitude for his collegiality and as a token of my deep appreciation for his scholarly work on the patrimonial lore and built landscape of Constantinople. The analysis contained in the pages that follow below would not have been possible without his ground-breaking edition and translation of
3 Niketas Choniates, Historia, ed. van Dieten (as footnote 1 above), I, 610; trans. H. J. Magoulias, O City of Byzantium, Annals of Niketas Choniatēs. Detroit 1984, 334. 4 Niketas Choniates, Historia, ed. van Dieten (as footnote 1 above), I, 645.
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the Patria of Constantinople – or indeed his numerous publications that discuss and interpret the statues, columns and other monuments described in that text as well as meticulously reconstruct the changes that occurred in the capital and provinces of the Byzantine Empire.
1 The Importance of the Written Word There is no doubt that the Byzantines had a keen interest in education. The correspondence of highly-placed officials is full of letters of recommendation composed on behalf of likely young men who are praised for their eloquence and mastery of the written word, and who, under their elders’ patronage, are put forward for promising posts in the secular or ecclesiastical establishments of the empire.5 In the third Ptochoprodromic poem, a father points out a rich and eminent courtier, who had acquired his status because of his education. He instructs his son: “Learn your letters as much as you are able!”6 One of the requests frequently addressed to astrologers in the empire involved casting a horoscope to advise on the best date for a boy to start his schooling. Numerous prayers have survived that were meant to be pronounced when the boy first began to learn the alphabet (“A prayer when the boy sets out to learn the Holy Letters”) and then when he got further down the alphabet (“A prayer so that all the Holy Letters are learned”).7 Pupils could progress from a school directed by a grammatistes, where the alphabet and the other elementary skills of literacy were taught, to a school directed by a grammatikos, which provided grounding in the enkyklios paideia or liberal arts, focusing in particular on grammar but offering the possibility to cover rhetoric and, rather more rarely, philosophy, mathematics and the sciences. Private tuition and classes were available for those whose families could afford a master’s fees, while, for certain categories of the impecunious, special charity schools provided free instruction.8 The most advanced students could learn at the feet of individual experts renowned for their knowledge of a field of inquiry, or, by the twelfth century, attend institutions of higher learning such as the Patriarchal School and the Imperial Schools of Philosophy and Law.9
5 Michael Choniates, Epistulae 16, 23, 73, 171, ed. F. Kolovou, Michaelis Choniatae Epistulae. CFHB, 41. Berlin / New York 2001, 20–21, 31–32, 98–99, 270. 6 H. Eideneier (ed.), Ptochoprodromos. Cologne 1991, 119–120. 7 R. Browning, Further Reflections on Literacy in Byzantium, in J. S. Langdon et al. (eds.), Τὸ ἑλληνικόν: Studies in Honor of Speros Vryonis. New Rochelle 1993, I, 68–84. 8 Anna Komnene, Alexiad, ed. D. R. Reinsch / A. Kambylis, Annae Comnenae Alexias. CFHB, 40. Berlin / New York 2001, I, 482–485. 9 P. Lemerle, Le premier humanisme byzantin. Notes et remarques sur enseignement et culture à Byzance des origines au Xe siècle. Paris 1971, 261–266 and id., Cinq études sur le XIe siècle byzantin. Paris 1977, 193–248; P. Speck, Die kaiserliche Universität von Konstantinopel. Munich 1974; R.
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Describing the lessons held at the School of the Holy Apostles in Constantinople, Nicholas Mesarites noted that beginners who themselves could not yet read received instruction in the “preparatory steps” from teachers, while those who had already acquired the rudiments were expected to imitate stylistic models and eventually be able to compose their own rhetorical compositions “completely from the beginning.”10 Singling out one state-funded school in Constantinople as exemplary, Anna Komnene explained that what was praiseworthy about it was the ability to cater for three different demographics: the young imperial citizen or “Roman” (Ῥωμαῖον), who, having enjoyed the cultural exposure of a privileged upbringing in the metropolis, was ready to be inducted into the full intricacies of “the writings of the Hellenes” (τὰ τῶν Ἑλλήνων συγγράματα); the young “Hellene” (Ἕλληνα), who, despite being from those lands where the cultural refinements under study had first emerged, was himself, like many provincials born in the further reaches of the empire, “illiterate” (ἀγράμματον), and had to be taught how to read and write so as to become “correctly Hellenizing” (ὀρθῶς ἑλληνίζοντα); finally, the young “Latin,” “Skythian,” or other outsider, who possessed no previous experience of, or claims on, the Greek language, yet could be schooled (παιδοτριβούμενον) so as to be numbered among those who were “Hellenizing” (ἑλληνίζοντα).11 Greek was understood to bear within it something of the Divine Essence of the Godhead, for, as the opening verse of the Gospel of John stated: Ἐν ἀρχῇ ἦν ὁ λόγος, καὶ ὁ λόγος ἦν πρὸς τὸν θεόν, καὶ θεός ἦν ὁ λόγος (“In the beginning was the Word, and the Word was with God, and the Word was God”). Pupils were instructed in basic literacy at the same time as they learned the fundamentals of Christian doctrine and underwent their catechism. To acquire familiarity with the letters of the Greek alphabet meant learning not just to trace, but also to sound out, first syllables, then words, then sentences, then whole passages from one’s Greek primer. This, in turn, constituted the initial step in the work of reading, copying, reciting Scripture in order to memorise it and thus be able to bear witness to the faith when called upon to do so.12 Officially-sanctioned ceremonies celebrated the imperial regime’s funding of education and repeatedly referred to the need for the continued subvention of those
Browning, The Patriarchal School at Constantinople in the Twelfth Century. Byz 32 (1962), 167–202; W. Wolska-Conus, Les écoles de Psellos et de Xiphilin sous Constantin IX Monomaque. TM 6 (1976), 223–243 ead., L’école de droit et l’enseignement du droit à Byzance au XIe siècle: Xiphilin et Psellos. TM 7 (1979), 1–103. 10 G. Downey, Nikolaos Mesarites: Description of the Church of the Holy Apostles at Constantinople. Transactions of the American Philosophical Society 6 (1957), 855–924, at 899. 11 Anna Komnene, Alexiad, ed. Reinsch / Kambylis (as footnote 8 above), I, 482–485. 12 B. Crostini, Catechetical Teaching in Eleventh-Century Constantinople: The Cases of Paul of Evergetus and Parisinus Graecus 752, in S. Steckel / N. Gaul / M. Grünbart (eds.), Networks of Learning: Perspectives on Scholars in Byzantine East and Latin West. Byzantinische Studien und Texte, 6. Vienna 2014, 89–106.
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who “learn their letters.” At Christmas, representatives of the Constantinopolitan citizenry together with boys from the main imperial school led adult catechumens of foreign origin in a performance during which they intoned an alphabetical poem in Greek (Ἀηττήτῳ Θεοῦ παλάμῃ ἐστέφθητε, δεσπόται, οὐρανόθεν / Βραβεῖον νίκης …/ Γενναῖοι, etc.), praying that the emperors, acting as the main source of the precepts of learning and possessing wisdom, might continue to govern in accordance with the Divine Will “to the ends of empire as lords and masters.”13 At Easter, pupils accompanied by their schoolmaster may have gone through the streets before gathering in the main square to chant another alphabet poem in Greek (Ἄλφα. Ἀρχηγὸς τῶν ἁπάντω, Βῆτα. Βασιλεύει Κύριος, etc.) that blended together praise of God and of the reigning ruler, and was punctuated by a refrain calling for the perpetuation of Roman victories.14 Prosyletising and educating were considered necessary accompaniments to ruling. Seeing itself not only as Roman, but also Christian, the Byzantine Empire identified itself with a mission to civilize outsiders and bring them to political union by proselytizing and disseminating the religious truth that had been revealed to it. According to a tradition that had first been formulated by Eusebius of Caesarea in the fourth century, the empire had been founded at the time of the Divine Incarnation, while Constantine the Great had been appointed by God because he had been judged worthy to receive the Divine Faith and, from his capital, Constantinople, spread that faith to the imperial provinces and thence to the bounds of the earth; his successors were to carry on that task, only surrendering the imperial crown at the end of time. Some indication of how this played out on the frontier can be seen from the will, dated to 1059, of the veteran Eustathios Boilas. Boilas explained that, although from Cappadocia, one of the old provinces of the empire, he had received a land grant in the Armenian-Georgian district of Taykʿ, only annexed some fifty years previously. The relocation had entailed, he asserted, a change from civilization to barbarism: “I became an emigrant from the land that bore me and I went a distance of one and a half weeks from my fatherland, settling among alien nations with strange religion and tongue.” He referred to his new abode as a wilderness. In order to rectify its perceived shortcomings, he had set about taming his environment by the introduction of new industrial and agricultural techniques, as well as by the construction “from the foundations” of a church for himself and his household. To this church he donated what he viewed as the most important technological marvel he had brought with him,
13 Book of Ceremonies, ed J. J. Reiskii, De ceremoniis aulae Byzantinae libri duo. Bonn 1829–40, I, 383–384; ed. G. Dagron / B. Flusin, Le livre des cérémonies = Liber de cerimoniis. Paris 2020, I, 359–361. 14 Z. Patala, Les chants grecs du Liber politicus du chanoine Benoît. Byz 66 (1996), 519–523; an alternative reconstruction is offered here in part and in a more comprehensive form in a forthcoming study.
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manuscripts, creating a library that included a New Testament together with other liturgical and devotional writings, but also secular texts: a copy of the law code, two romances, a dream book, a book of fables and moral tales, two chronicles, a book of poetry and a grammar. Desiring that the way of life he had brought with him be maintained intact after his own death, he made his children’s inheritance conditional on their regular attendance at the church he had founded and their use of his library “for reading and learning.” The same solicitude was evinced in his attitude towards the other members of his household, including his slaves, whom he freed and made “citizens,” providing for their male children that they should go to the school attached to his church in order to learn “Holy Letters” with the hope that some of them would become priests. To use languages other than Greek was to sing “in a strange land” rather than to stand “in the temple of God” that is every Christian’s true home. It was into such a temple that he was committed to turning the borderlands where he had settled upon retirement.15
2 Archives, Monuments and Histories as Instruments of Official Memory The imperial regime used texts in order to assert its authority. The impact of the written word on the lives of those who lived within the empire and were counted among its subjects was ubiquitous. The extent of the bureaucracy is hinted at by the survival of many thousands of disks of gold, silver and lead, whose paper or parchment supports have perished, but which had once served to seal and guarantee the authenticity of texts of an official nature. Acts issued by the main chancery were employed to communicate important governmental policy, publish certain types of new legislature, and, in certain instances, to circumscribe the rights of institutions or persons. The most solemn act was considered to be the chrysoboullos logos (“golden-sealed word”), which at its end ritually repeated the word logos three times, was marked with the symbol of the cross, and signed by the emperor himself with his full signature. Other documents included prostagmata, prostaxeis, and lyseis. Administrative personnel followed rigorous guidelines, producing paperwork in accordance with set formulas. These formulas served to introduce the addressees, define the subject matter – and provide information regarding the circumstances and date of issue, as well as the identity of the issuer.16
15 V. Beneshevich, Zavieschanie vizantilskago boiarina XI vieka. Zhurnal ministerstva narognago prosvieshchenia xi (1907), 219–281; for a translation and discussion of its contents, see S. Vryonis, The Will of a Provincial Magnate, Eustathius Boilas (1059). DOP 11 (1957), 263–277. 16 N. Oikonomides, The Usual Lead Seal. DOP 37 (1983), 147–157.
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Chancery staff wrote out and filed away material in registers with extreme care and deliberateness, creating a large centralised deposit or archive. The regime put particular emphasis on the establishment of permanent records relating to the calculation and collection of taxes. An excerpt from an eleventh-century cadaster concerned with the area around Thebes contains a list of entries each of which has the name of the payer, the property being taxed, the applicable rebate and, finally, the amount owed.17 Not only did such cadasters constantly receive revisions in the margins as individual entries became out of date, but every thirtieth year their information would also be comprehensively checked against the data recorded in a survey, with the result that surviving examples can be shown to preserve traces of decades’ or even centuries’ worth of continuous records. The copies and excerpts of fiscal registers and other documents that were issued to various parties, such as the taxpayers, the provincial administrators who collected the taxes, or the surveyors of land and property, were connected to a master text maintained at the head office.18 These administrative practices had the force of law behind them. Judges presiding over cases concerning fiscal liability expected to have immediate access to written evidence in order to discern what was what. In the eleventh century, Eustathios Rhomaios, who sat on the tribunal of the High Court, requested to see in person and peruse “a tax entry” regarding “a unit lying in the same village with land separate from that village of Endoma, and a unit near Orophissos,” before pronouncing his verdict.19 In another case, a monastery wishing to prove the extent of its tax obligation before the same judge produced in its defence deeds of purchases and bequests, imperial chrysoboulla and, finally, an excerpt of a tax register. Before a decision could be reached, these documents were meticulously compared with the main current tax register held by the chancery and apparently also with the records of the most recent survey.20 On a third occasion, the document offered by a metropolitan bishop in support of his plea fell under suspicion since it lacked the prescribed seals and signatures and could not be corroborated, and therefore the case was suspended until further evidence could be produced.21 Acting as the touchstone against which other, lesser sources of authority could be tested, the state’s archive was envisaged as bringing together for safekeeping everything that was impossible to remember offhand but whose recollection was
17 N. G. Svoronos, Recherches sur le cadastre byzantin et la fiscalité aux XIe et XIIe siècles: le cadastre de Thèbes. Bulletin de correspondances helleniques 83 (1959), 1–145, at 18–19. 18 N. Oikonomides, Fiscalité et exemption fiscale à Byzance (IXe–XIe s.). Athens 1996, 31–34; id., The Role of the Byzantine State in the Economy, in A. E. Laiou (ed.), The Economic History of Byzantium: From the Seventh through the Fifteenth Century. Washington, D.C. 2002, 1031–32. 19 Eustathios Rhomaios, Practica, ed. von Lingenthal, Jus Graecoromanum, IV. Aalen 1962, 161– 162. 20 Ibid., 30–31. 21 Ibid., 38.
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nonetheless useful. Yet its function did not end there. This paper edifice acted less as a secondary or prosthetic memory whose aim was to provide assistance, than as a superior mechanism that discredited other mechanisms of recollection and successfully occupied their place. Oral witnesses and oral testimony were increasingly suspected of unreliability and dismissed without consideration. Writing constituted the primary conduit of proof. In the early eleventh century, legislation was issued barring the use of non-written evidence in court cases where the interests of the crown were at stake, such as cases where “powerful men” acting without an official capacity were being accused of having leant on tax-paying villagers and grabbed their land then diverted fiscal revenues into their own pockets by avoiding the taxes due on that land. Moreover, whenever a suitably redacted and signed document had not been filed or could not be produced the deceased would be automatically declared intestate. Even if the deceased’s wishes had been declared orally or written informally, his or her possessions were potentially rendered escheat.22 In addition to producing documents, imperial officials and courtiers also created “histories,” “chronicles” and “narratives of time” as well as texts more akin to heritage guides or guidebooks that were known as “historical tableaux,” “patrimony” and even “revelations.” These works not only insisted on the imperative of rescuing the past from oblivion, but also identified certain forms of remembering as being especially efficacious. “Time is indiscriminate in its destruction,” lamented Anna Komnene, because it flows forward “irresistibly and perpetually, sweeping up and carrying away with it everything that has seen the light of day, and plunging it into utter darkness, whether the deeds in question be of no significance or … worthy of commemoration.” It was necessary to check “this irresistible flow” of the “river of time” and grasp tightly whatever could be seized “floating on the surface and not allow it to slip away into the depths of oblivion.”23 Physical monuments might seem effective in blocking damage and loss. Their incorruptible fabric and their massy weight offered promises of immutability and permanence: the outstretched wings of the sculpture of a bronze eagle acted as a sundial by which, by observing the progression of the light across the notches of the feathers, a citizen could tell the passage of time within the framework of a natural cycle that repeated itself day after day. Nonetheless, it was words that turned the monuments into something more than mere stones in the landscape, spelling out what they signified and offering guarantees not just for each day, but, in a more substantial and long-sighted manner until the End of Days itself. It was not the porphyry material out of which a large column located at the centre of the main forum of the capital was made but the texts associated with it that designated the meaning of the monument and stated it would endure as long as the world itself,
22 Ibid., 86–87. 23 Anna Komnene, Alexiad, ed. Reinsch / Kambylis (as footnote 8 above), I, 5; translation adapted from E. Sewter / P. Frankopan, Anna Komnene, The Alexiad. London, 2009, 3.
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predicting that, at the great flood that would cover the earth, it would be the last thing left standing.24 The regime could to some extent control meaning by branding inanimate matter with “letters” that declared “why” the monuments had been “built” and “what they signify.” Inscriptions referred in brief to “the things that have happened, the things that are happening and the things that will happen,” ensuring that the monuments had “carved” or “written” on them not only the deeds or events they commemorated, but also “the stories of the future.”25 But, to avoid the misunderstandings that might be generated by such lapidary pronouncements, more exhaustive explications need to be spelled out in full on paper and parchment. Most successful of all in preserving the past and staking a claim to the future was argued to be historiography, which included both world chronicles and shorter histories. The genre was identified as serving as a “great bulwark against time,” with each separate work composed in that genre embodying a link among “connected links in a chain … stretching into infinity.” These works were understood to belong to a “science” of recording with a methodology at its disposal far superior to that of oral narratives and storytelling. The latter were only the imaginings of decrepit old men who, when attempting to kindle “the fires of their memory,” showed themselves in their disjointed and illogical speech to be vile scavengers of carrion tainted with decay and corruption, and therefore themselves better off dead than alive. Resembling the mythical lover of the dawn, Tithonus, to whom they were most aptly compared, such storytellers were condemned to age continuously and, like the cicada into which Tithonus was himself transformed, to sing a song that begged for and enacted their own demise.26 Their utterances had no staying power. The “practitioner” of historiography, by contrast, was properly trained and so belonged to those who had devoted themselves to “most earnest study” and acquired a “well-developed ability to use language.”27 While oral stories were vulnerable to loss and change, historiography possessed the ability to bequeath to posterity what was “beneficial” and of “value,” namely “the truth” that was its “sole objective.”28 While supposedly held in common by all human beings, including, as Niketas Choniates put it, the dirt-covered digger, the soot-covered smith, the soldier, and “even … women,” the truth such texts offered “with due solemnity and reverence” was one developed within heavily institutionalized parameters. Texts’ agendas were evident in their titles, which associated a public career with authorial expertise: “By the former chancellor, and chief justice of the courts of civil and criminal law, and
24 L. Rydén (ed.), The Life of St Andrew the Fool. Uppsala 1995, 276–278. 25 T. Preger (ed.), Scriptores originum Constantinopolitanarum. Leipzig 1901–07, II, 176–178, 191, 206; A. Berger (trans.), Accounts of Medieval Constantinople. Cambridge, MA 2013; A. Cameron / J. Herrin (eds.), The Parastaseis syntomoi chronikai. Leiden 1984. 26 Niketas Choniates, Historia, ed. van Dieten (as footnote 1 above), I, 3–4. 27 Anna Komnene, Alexiad, ed. Reinsch / Kambylis (as footnote 8 above), I, 5. 28 Niketas Choniates, Historia, ed. van Dieten (as footnote 1 above), I, 3–4.
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minister of finance, and chamberlain, Niketas Choniates, history.”29 Thus, guidebooks presented the physical landscape, the passage of time, and the deeds of men in such a way as to insist repeatedly upon the longevity of the empire. They promised that the imperial capital would remain “unwrinkled” and “never grow old,” that the “earth” would continue to “bend” down before her and the “sea” surrender to her, and that she would in perpetuity hold sway over the inhabited world. They also named “those who will rule until the end of ages.”30 Chronicles, for their part, cast world history as imperial history. Even more strikingly, the writings either recounted the reign of a particular emperor (e.g. “Alexios, the Emperor of the Romans”) or, if they covered a longer span, were organized according to the succession of imperial reigns (e.g. “End of the Imperial Reign of the Emperor Lord Alexios and Beginning of the Imperial Reign of Lord John Komnenos”; “Imperial Reign of Manuel Komnenos”; “Imperial Reign of Alexios the Porphyrogennitos, the Son of the Emperor Manuel Komnenos”; “Imperial Reign of the Emperor Lord Andronikos”; “Imperial Reign of the Emperor Lord Isaac”; “Imperial Reign of the Emperor Lord Alexios Komnenos”).31 By defining what was and what was not a desirable record of the past, the creation of an official archive obliged the inhabitants within imperial territories to participate in and subscribe to modes of recollection that were impossible to disentangle and separate from the workings of government. Similarly, guidebooks, chronicles and histories, by using language in a “calculating way,” selectively blocked forgetting. Thus, if time itself was indiscriminating, the narratives produced by officials and courtiers to defeat time were highly discriminating. Rather than seeking to recall everything and offer up the whole truth for interrogation by “the generations that will happen,” authors working for the regime were well aware that it was necessary to manipulate and restructure the past. In their hands, the recording of the past consequently became “a matter of setting down in writing those things that are fitting” during which “the proper boundaries” had to be observed.32
29 Niketas Choniates, Historia, ed. van Dieten (as footnote 1 above), I, 1. 30 Preger, Scriptores (as footnote 25 above), II, 206. 31 Anna Komnene, Alexiad, ed. Reinsch / Kambylis (as footnote 8 above), I, 7; Niketas Choniates, Historia, ed. van Dieten (as footnote 1 above), I, 4, 48, 223, 275, 355, 453; Constantine Manasses, Breviarium, ed. O. Lampsides, Constantini Manassis Breviarium chronicum. CFHB, 36. Athens 1996, I, 125–127. 32 Eustathios of Thessalonike, Capture of Thessaloniki, ed. and trans. J. R. Melville-Jones, Eustathios of Thessaloniki: The Capture of Thessaloniki. Canberra 1988, 53; Anna Komnene, Alexiad, ed. Reinsch / Kambylis (as footnote 8 above), I, 6.
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3 Contested Memories Yet, if the past is to make an impression on society in the present and on into the future, it must have contact with living human beings. As soon as it does so, instead of existing as a shared patrimony it becomes something less controlled: contested memories. Writings needed not only to be issued, but to reach their target audience. The state apparatus often found its message went astray because the intended recipients refused to cooperate. The regime’s reliance on documentation to assert its legitimacy could be turned against it by the production of forgeries that mimicked administrative procedures. Of these, the most notorious example is that of the Donation of Constantine, a text used by the papacy in the mid-eleventh century to prove that rule over Rome and the western portion of the Roman Empire had been transferred by Constantine the Great to the See of St Peter. The private archives of episcopal sees, monasteries, and households within the empire appear to have been a source of counterfeit golden bulls, edicts and even fiscal surveys that had similar objectives, even if on a more modest scale.33 There were many means by which to discredit authority or escape from it. People could choose to deplore the discourse that sought to assert itself, dismissing it as indicative of diabolical possession rather than divinely inspired. One reader of the inscriptions on the bases of statues complained: “All this seems unfortunate to me. If these statues that are possessed tell the truth, as can be proven, why was the city of Constantine founded?” Another remarked: “It would have been better had I not read!”34 People could also refuse to engage by declaring the text was too abstruse to be puzzled out and comprehended by an ordinary person. An anonymous marginal comment in one manuscript of a history declared: “I do not know what you mean here ... / you say that it is wise to write what is obvious / but you write in riddles and dig chasms.”35 Official documents could find themselves repeatedly infiltrated by heterogeneous opinions. This might occur through the willful misinterpretation of quotations, or alternatively through the introduction of dissonance through the interpolation of the earthy and vulgar expressions of the street and marketplace. For example, Niketas Choniates regretfully noted in his history that the peasants of the hinterland of Constantinople sought to resist their assignment to the very bottom of the hierarchy by first cheating a group of prominent imperial courtiers, then justify-
33 H. Fuhrman (ed.), Das constitutum Constantini. MGH: Fontes iuris Germanici antiqui in usum scholarium, 19. Hannover 1968, 55–98; for other forgeries, see F. Dölger / A. E. Müller, Regesten der Kaiserurkunden des oströmischen Reiches. 1. Teil, 2. Halbband: Regesten von 867–1025. 2nd ed. Munich 2003, no. 772; F. Miklosich / J. Müller (eds.), Acta et Diplomata Graeca Medii Aevi Sacra et Profana. Vienna 1860–90, IV, 253; L. Petit (eds.), Actes de Chilandar. Partie I: Actes grecs. Actes de l’Athos, 5. Amsterdam 1975, 50–51. 34 Preger, Scriptores (as footnote 25 above), I, 64; II, 193–194. 35 See Niketas Choniates, Historia, ed. van Dieten (as footnote 1 above), I, xxxii.
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ing their conduct with a tongue-in-cheek citation of two texts. The peasants invoked human authority by citing a legislative edict that had guaranteed “equal citizenship” to all free men within the empire, and divine authority by citing a scriptural verse that gave thanks to the Lord for having “become rich.”36 Conversely, in the commentary by Eustathios Rhomaios on a legal case regarding an altercation between two individuals, the record of the insults that had been bandied between these individuals before they came to blows was so detailed that the ponderous legalese of the jurist proved incapable of neutralizing the “insulting words” that had been uttered, but was instead taken over and broken down by their vivid immediacy (e.g. “curses on you to the end of the world;” “you cuckolded son-of-a-whore;” “pussy”).37 That which was presented by the imperial administration as self-evident is dismissed in such instances as a subjective matter dependent upon opinion and perspective. Moreover, official texts were sometimes authored by individuals who themselves could not resist undermining their work by revealing the artifice of its construction. Michael Psellos was given to puncturing both the dignity of the imperial regime and the pretensions of historiography by allowing his Chronographia to be overwhelmed to such a degree by the recounting of what he explicitly labelled as inappropriate digressions and authorial intrusions that sight was lost of the main narrative. At one point, while reminiscing on the various imperial reigns he had experienced, he begins by making mention of the need of the state for “vigorous and skilful direction and oversight” by a ruler “who had a bold hand and was very experienced in government,” but almost immediately abandons this disquisition to take us instead into the imperial palace and introduce us to the sleeping arrangements of the reigning empress Zoe, her consort the emperor Constantine IX Monomachos, and his mistress Maria Skleraina. Apparently sketching the character of the empress, Psellos then inserts an aside in which he explains that her husband and his mistress are taking their ease together even as he writes and that his narrative is dependent on their activities, since the amount of time he has at his disposal in order to recount his evaluation of the wife whose conjugal rights have been usurped must be measured by the duration of the illicit lovers’ intercourse. Yet, a few paragraphs further on, he returns once more to the amorous pair, makes them rise from their bed and sends them on their separate ways: ᾽Ες τοσοῦτον γοῦν τῇ βασιλίδι ἀγαγόντες τὸν λόγον, ἐπανακαλέσωμεν αὖθις εἰς τὴν σεβαστὴν καὶ τὸν αυτοκράτορα, καὶ, εἰ δοκεῖ, διεγείρωμέν τε καὶ διέλωμεν, καὶ τὸν μὲν ἐς τὸν μέλλοντα λόγον ταμιευσώμεθα, τῇ δὲ διὰ τοῦ παρόντος συνέλωμεν τὴν ζωήν.
36 Niketas Choniates, Historia, ed. van Dieten (as footnote 1 above), I, 593–594, paraphrasing A. C. Johnson / P. R. Coleman-Norton / F. C. Bourne (eds.), Ancient Roman Statutes. Austin 1961, 225–226; Zech. 11:2. 37 Eustathios Rhomaios, Practica, ed. von Lingenthal (as footnote 19 above), 267, 87–89, 261–262.
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Having reached this point in our account of the empress, let us return again to the emperor and his revered favourite and, if it seems good, rouse them and separate them. Him we will hold back for later, but we shall finish with her life now.38
The narrative has been structured according to a digressionary style of exposition that reminds us of the amorous entanglements and partings of the imaginary lovers who were the heroes and heroines of the highly interwoven and intricate plots of contemporary novels or romances. The result is a blurring of the distinction between real and fictional time. The emperor and his mistress are presented as playthings not only of the author but also of the reader – who bring them into existence and then reanimate them. Both are reduced to the status of puppets upon whose lives one might intervene, reinterpreting their past experiences and altering their present. The audience is reminded that the power of rulers outside the confines of the text is also the result of the projection upon them of an authority that they cannot possess without complicity. Given the innate vulnerability of imperial discourse, it should come as no surprise that the pages of the guidebooks and works of historiography are so riddled with conundrums and paradoxes that they almost seem to demand of the reader to engage in acts of misinterpretation. Introductions to the patrimony of the Byzantine Empire increasingly acknowledged the gathering of cultural counter-currents at particular sites within the monumental landscape. This is nowhere more apparent than in the large compilation dedicated in the early twelfth century to the emperor Alexios I Komnenos that opened with the phrase: “Here begins by God the patrimony...”.39 According to the narrative given in its pages, the statues that had been gathered together in the imperial capital formed a population of faithful bronze and marble subjects that were intended to correspond to the people of the different corners of the domains from which they had been gathered. However, although these monuments are initially given meaning solely by the words the regime wrote on and about them, they are referred to subsequently as acquiring an uncanny agency not sanctioned by the regime. Thus, the statues are repeatedly represented refusing to behave in the tame manner of the two automata shaped like lions that, placed on either side of the imperial throne, roared on command. They are depicted playing other tunes. Rather than docilely expressing the unified will that had designed their architectural assembly, they come to embody the resistance of millions of separate wills.40
38 Michael Psellos, Chronographia, ed. D. Reinsch, Michaelis Pselli Chronographia. Millennium Studies, 51. Berlin / New York, 2014, I, 133 (the text puns on the word zoe, comparing the empress’s protracted death-in-life with the brief, but vivacious, existence of her rival); for authorship of the ancient novel, see A. Dyck, Michael Psellos. The Essays on Euripides and George of Pisidia and on Heliodorus and Achilles Tatius. Vienna 1986. 39 Preger, Scriptores (as footnote 25 above), II, 290. 40 Liudprand of Cremona, Historia gestorum regum et imperatorum, sive antapodosis: Patrologia Latina 136. Paris 1853, 895–896; Book of Ceremonies, ed. Reiskii (as footnote 13 above), I, 569; ed. Dagron / Flusin (as footnote 13 above), II, 101; Vita Euthymii, ed. P. Karlin-Hayter, Vita Euthymii
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In some sources, indeed, even the imperial regime’s own attitude to the monuments was shown to have developed inconsistencies. It was claimed for example that emperors and empresses, who had previously thought of a bronze statue of the Calydonian Boar as a symbol of their own political virility and therefore enlarged its testicles in order to have that virility enhanced, resorted with increasing desperation first to having the statue’s snout cut off, and then to removing the statue from its pedestal and locking it up in their palace in order to try and “forestall the onrush of the swinish and reckless populace.” The “populace,” however, was not halted, but responded in kind by cutting off the genitals of the emperor Andronikos I Komnenos, who had been behind this removal, and creating an instant statue out of his mutilated corpse by fastening it “to two columns on which rested a block of stone.”41 Just how far these subversive tendencies extended could be seen from the fact the regime, in an attempt to bring the recalcitrant to heel, decided to erect another statue alongside its statues of imperial eagles, wolves and emperors. This took the form of a bronze image of a man who had opposed an emperor and been executed for treason, and who now had a sign hung from his bronze or marble chest on which was written “Let him who disturbs the monuments be delivered to the gibbet!” The monument, we are given to understand, could be simultaneously interpreted as celebrating the violence and terror perpetrated by the imperial regime, and as commemorating one individual’s act of resistance to that regime.42 This destabilisation of imperial memory, already evident in the twelfth century, was taken still further once the crusaders conquered the capital and provinces of the empire. Of the different areas in which the written word had previously been used by imperial officials and functionaries, it was the keeping of administrative records that was least undermined. That the bureaucracy of the Byzantine Empire was to some degree maintained after the conquest can be seen from the persistence of a number of positions, including that of protonotarios or First Notary. The chancery retained its premises in the Blachernai Palace, issuing acts that adhered to the patterns and formulas previously used, with the new emperors crowned by the crusaders from among their number modelling their titles upon Byzantine precedents, dating their documents by indiction according to the Byzantine calendar, and even signing them with their autograph in Greek. Indeed, one of these emperors, Baldwin II, who was born and raised in Constantinople, appears not only to have learned spoken Greek as his native language but also to have acquired considerable proficiency in its written form, since his penmanship was that of a skilled and well-proportioned cursive.43
Patriarchae. Brussels 1971, 18, 129. 41 Niketas Choniates, Historia, ed. van Dieten (as footnote 1 above), I, 519, 558. 42 Preger, Scriptores (as footnote 25 above), I, 34–35. 43 W. Prevenier (ed.), De oorkonden der graven van Vlaanderen (1191–aanvang 1206). Deel II. Brussels 1964, 591–605, 612–629, 631–633; G. L. Fr. Tafel / G. M. Thomas (eds.), Urkunden zur älteren
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Continuity can be identified in the mechanisms used for the declaration of ownership of property and for the imposition of taxation, since the documents issued by the conquerors drew extensively on Greek originals, some of which may have dated back to before the conquest, while others were more recently composed (e.g. “in the praktikon written in Greek,” “I did the inventories in Greek”).44 However, narrative texts produced in this period indicate a substantial shift in attitudes. One participant in the crusade who turned author, Robert de Clari, attempted to conjure up an image of Constantinople using the material contained within the earlier guidebooks that had dealt with the tangible and intangible heritage of the empire. But he soon abandoned the task, concluding that, because of the sack of the imperial capital, the monuments had lost their soul: the statues “no longer play at all.”45 Most narratives told from a western perspective celebrated the obliteration, looting and relocation of quantities of monumental art and of other objects.46 For their part, officials of the Byzantine Empire such as Niketas Choniates declared themselves to be horrified by the seizure and liquidation of statues. The crusaders, Choniates stated, had a dim awareness but no real understanding of the figurative value of what they were altering and destroying. Ignoring the pricelessness that was partly due to the artistry and technological skill of the their construction, and partly to the importance attached by previous generations to the subjects they depicted, the crusaders reduced these monuments to their raw material, as if a particular statue were not the Hercules “by Lysimachus” that had been brought from Greece to Rome, and thence to Constantinople—but just a lump of bronze. They “gave up the sacred things of the race, and consigned them to the furnace.” In so doing, they condemned themselves as “uneducated barbarians who are wholly ignorant of the alphabet and the ability to read, and who were lacking in knowledge” (ἀγραμμάτοις βαρβάροις καὶ τέλεον ἀναλφαβήτοις ἀνάγνωσις καὶ γνῶσις). The crusaders’ actions resulted from lack of contact with the texts that would have made it possible for them to understand the meaning of what they were destroying. Their error was compounded by the fact that they did not stop with the act of melting down, for they then turned the statues into “some light coins, and these of copper,” turning the indivisible whole into the
Handels- und Staatsgeschichte der Republik Venedig. Vienna 1856–57, I, 574; II, 194, 227, 253, 255. 44 J. Longnon / P. W. Topping (eds.), Documents sur le régime des terres dans la principauté de Morée au XIVe siècle. Paris 1969, 52, 147, 164. 45 Robert de Clari, Conquest of Constantinople, ed. J. Dufournet, La conquête de Constantinople: édition bilingue. Paris 2004, 180; R. Macrides, Constantinople: the Crusaders’ Gaze’, in ead. (ed.), Travel in the Byzantine World. Aldershot 2002, 200–208. 46 Devastatio Constantinopolitana, ed. C. Hopf, Chroniques gréco-romanes inédites ou peu connues. Berlin 1873, 86–92 and Gunther von Pairis, Hystoria Constantinopolitana, ed. P. Orth. Hildesheim / Zürich 1994, 156–158.
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divisible, the unique that had been “wrought into perfection” into numerous crude copies that were “worthless” and no better than “counterfeit.”47 Choniates indicated not only the tearing apart and melting down of the fabric of the empire, but also the total collapse of established modes of writing. “Up to now,” he wrote, “our discourse has been making good progress by travelling along a smooth highway, but now I no longer know how to use this discourse.”48 For half a century following him, no member of the dispossessed Byzantine elite attempted to write history in Greek. In the aftermath of the Fourth Crusade, it was the crusaders who assumed the task of composing historiography. The chain of sanctioned works that were produced of the reigns of crusader emperors by post-holders under these emperors was, however, a very short one indeed, for it included only two texts, by Geoffroi de Villehardouin and Henri de Valenciennes, and was written not in Greek, but in French, the language of the main contingent of the conquerors.49 After this, the crusaders too fell silent. They next produced historiography in the fourteenth century. By that time, they had lost the imperial provinces they had conquered as well as the capital and were left only with a few territorial crumbs. The Chronicle of Morea, the work they penned in one of these territories, gave expression to new political values, trying through the narration of a recent local past to instil a sense of a common antiimperial identity in both the indigenous and incoming elites, and to some extent also in the wider population. It most probably was composed in vernacular Greek, the shared spoken language of the indigenous population as well as of the descendants of the settlers, and sought to emulate the stylistic characteristics not of written texts, but of oral poetry: a new discourse had emerged to express an altered political framework. However, it was also disseminated in French, Spanish and Italian, just as the territory that produced it was successively taken over by incomers from France, the Iberian Peninsula and Italy. Thus, the squabbles of westerners over possession of the eastern Mediterranean that gathered pace into the seventeenth century was spelled out on the written page in multiple languages.50
47 Niketas Choniates, Historia, ed. van Dieten (as footnote 1 above), I, 643–644, 648–655. 48 Niketas Choniates, Historia, ed. van Dieten (as footnote 1 above), I, 535. 49 See Geoffroy de Villehardouin, On the Conquest of Constantinople, ed. J. Dufournet, La conquête de Constantinople. Paris 2004, and its extension, Henri de Valenciennes’ History of Emperor Henry of Constantinople, ed. J. Longnon, Histoire de l’empereur Henri de Constantinople. Paris 1948. 50 J. Schmitt (ed.), The Chronicle of Morea: A history in Political Verse, Relating the Establishment of Feudalism in Greece by the Franks in the 13th Century. London 1904; J. Longnon (ed.), Livre de la conqueste de la princée de l’Amorée. Chronique de Morée (1204–1305). Paris 1911; A. Morel-Fatio (ed.), Libro de los fechos et conquistas del principado de la Morea compilado por comandamiento de don fray Johan Ferrandez de Heredia. Geneva 1885; Hopf (ed.), Chroniques gréco-romaines (as footnote 46 above), 414–468.
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4 Conclusions During the Fourth Crusade, the conquerors apparently accused the conquered of being a race of pen pushers, to which the conquered responded by accusing the conquerors of being a race of illiterates. These insults should not be taken as describing either side accurately. Although it is true that the Byzantine Empire had the reputation of a highly literate polity, its case was not an exceptional one. What set Byzantium apart was the significance it attached to knowledge of the letters of the Greek alphabet specifically—and, by extension, to the acquisition of the ability to write in the educated form of the Greek language—as the means by which to assert legitimacy. By the twelfth century, mastery of God’s own alphabet was presented as an exclusive and enviable gift that was not only to be celebrated but also guarded and protected as jealously as was leadership of God’s own empire. It was not oral stories, but rather writings in Greek that in the hands of a group of officials and courtiers acted as the most treasured medium through which the ideological framework of the Byzantine Empire was formulated and transmitted. Although in accordance with Christian teachings, all the peoples of creation live within time, the empire claimed a peculiarly privileged position as an entity that could encompass the entire chronological span that lay between the Divine Incarnation and the End of Days. Imperial authority considered itself to have been granted powers that meant it would be responsible for the direction of all earthly existence. It also claimed to possess and be willing to impart upon its subjects the secret to transcending the vicissitudes of mortality and entering the realm of eternity. The collection and maintenance of a centralized archive sought, by reducing reliance on oral testimony, to enclose memory in order to make it serve the pragmatic designs of fiscal and legal institutions. It was the work of imperial officials turned historians, however, that was identified as especially valuable to the articulation of the power and status of the empire. The chief minister Choniates explained that a book of history such as the one he himself was engaged in writing is a “book of the living,” since it is essentially a reflection or imitation, traced by human hands, of the Book of Life written by God. Its divine model has listed in it the deeds only of those destined for the Kingdom of Heaven or the World to Come, while blotted from its pages are the names of all the others who will be cast into the pit of hell and there receive an eternal damnatio memoriae. That model will be brought out at the Last Judgment, when the names of those granted salvation will be read from it. The penning of public history was thus associated for the Byzantines with the activity of recording, tallying and evaluating in which God Himself was understood to be engaged with regard to His creation.51
51 Rev. 20:12–15; Niketas Choniates, Historia, ed. van Dieten (as footnote 1 above), I, 2.
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This was not only a forcefully monotheistic, but an audaciously monologic claim. Yet the multiplicity of voices and opinions can never be eliminated that easily. For the regime to achieve the imposition of a suitable ideology on its subjects, it needed those subjects to acquiesce to and collaborate in the endeavour. In the course of the eleventh and twelfth centuries various strategies of resistance came to the fore, from the forgery of documents to the use of street slang, in order to corrupt and evade the discourse of authority. Such was the strength of this trend that even individuals at the heart of the regime, including Michael Psellos, produced works that pretended on the surface to be histories but did not hide their debts to the other genres. The claims of those who ruled to be sole guardians of the truth were subverted. Attempts by the regime to keep a handle on things, such as through the book-burnings imperial officials organized in a town on the Byzantine-Turkish frontier, Melitene, failed abjectly.52 The arrival of the crusaders exacerbated these tendencies. Multiple new allegiances and new ideologies emerged, accompanied by the invention of multiple new discourses that involved a shift to various indigenous and imported vernaculars. Diverse spoken tongues, recorded in writing, became the vehicle of new stories confirming and upholding separatist identities. The expiry of one political-religious myth about the past led to its replacement by a proliferation of local legends. Even after one faction of the Byzantine elite reconquered the imperial capital in 1261, their polity, although it might still call itself an empire, remained merely one of a large number of statelets in the eastern Mediterranean. By the fourteenth century, indeed, the Logothete of the General Bureau, Theodore Metochites, saw little to substantiate his predecessors’ claims. He mused that in earthly affairs nothing was lasting: empires, states and peoples were constantly being born, developing, decaying and dying, to be replaced by others as sovereignty was transferred from one to the other.53 The Byzantine politicians and administrators who recorded and shaped the world around them were destined to pass away. The Byzantine Empire itself would disappear, along with the discourse it had favoured and almost all the texts it had produced. It was in the context of these musings that, at a monastic church in the heart of Constantinople of which he was the patron, Metochites commissioned a cycle of mosaics with scenes associated with Scripture ranging from the Annunciation to the Second Coming. Among them is a depiction of the Virgin Mary pregnant with the Word, Christ, in the process of being enrolled together with Joseph for taxation by a group of officials who, presided over by an imperial figure, are dressed in formal robes and who hold up for consultation a register that seems to contain a list of names (fig.
52 J. Herrin, Book Burning as Purification, in Ph. Rousseau / M. Papoutsakis (eds.), Transformations of Late Antiquity. Farnham 2009, 205–222, at 216. 53 Theodore Metochites, Miscellanea, ed. Ch. G. Müller / T. Kiessling, Miscellanea philosophica et historica. Leipzig 1821, 725–726, 751–752, 756–757; I. Polemis (ed.), Theodori Metochitae carmina. Turnhout 2015, 95–97.
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2). On closer examination, however, the register proves to contain unreadable marks that have only a superficial resemblance to writing. A symbol of the overweening pride of an empire that had sought to circumscribe and place under its authority even the Godhead, these pseudowords are distinguished from and placed in opposition to the authenticity of the divine Word. For the narrative depicted in the mosaics culminates not with the enrolment for taxation during the census of Augustus, but instead with an image, repeated twice, of the Messiah, who, enthroned in Majesty and holding a volume that represents the Book of Life, is identified by a readily legible inscription in crisp black letters against a shimmering gold background as “Jesus Christ | The Place of the Living” (fig. 3). Arranging to be buried in the church, Metochites had himself depicted in the foreground of the mosaic above the entrance to the main nave, offering up to Christ a model of the building with the prayer that eternal life be extended to him in this, his final resting place. He appears to have sought comfort in the belief that there was something of greater certainty than either death or taxes: that, beyond this life, the afterlife awaited, and that, if the state itself could not be rescued, there was at least the prospect of personal salvation. Yet, to the last, he could not shake off the bonds of earthly empire, for, even when in the guise of a suppliant, he chose to have himself designated by his title of office and portrayed dressed in the silk robes of a courtier. And so, as we turn our gaze from the figure of Metochites below to that of Christ above (fig. 4), we are left in some doubt as to the outcome of the exchange. The scene has been frozen by the artist at the height of the drama, for Christ’s right hand is in the process of forming a benediction that is shown mid-gesture, not yet including among the saved or consigning to the damned the human “Placer-of-Words,” while His left hand holds the Book of Life that has still to be opened in order to reveal the names contained within.
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Figures
Fig. 1: Vienna, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. Hist. gr. 53*, fol. 1v, 14th century. Portrait of Niketas Choniates at work on his history. © Public domain. Photo: Wikimedia Commons
Fig. 2: Istanbul, Kariye Camii (formerly Church of the Holy Saviour in the Chora), detail of mosaics, 14th century. The Enrollment for Taxation before the Roman Governor. © Public domain. Photo: Wikimedia Commons
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Fig. 3: Istanbul, Kariye Camii (formerly Church of the Holy Saviour in the Chora), detail of mosaics, 14th century. Christ as “The Place of the Living”. © Public domain. Photo: Wikimedia Commons
Fig. 4: Istanbul, Kariye Camii (formerly Church of the Holy Saviour in the Chora), detail of mosaics, 14th century. Christ Enthroned with Theodore Metochites kneeling before Him and presenting Him with a model of the church. © Art Resource
Juan Signes Codoñer
Die zwei Ehen des Konstantinos Lekapenos und die Lücke in der Chronik des Logotheten für die Jahre 935–941 Die chronologische Zuverlässigkeit der Chronik des Logotheten und aller mit ihr verwandten Versionen für die Ereignisse des 9. und 10. Jahrhunderts steht bekanntlich längst im Mittelpunkt der Forschung. Manche Forscher, wie Venance Grumel für die Herrschaft Leons VI.1 oder Otto Kresten und Andreas Müller für die Romanos’ I.2, haben die verschiedenen Versionen der Chronik zwar als Hauptquelle ihrer chronologischen Überlegungen zugrunde gelegt, sich aber darum bemüht, die in ihr enthaltenen Ereignisse mit Hilfe weiterer Texte zu datieren. Dagegen zielen andere Untersuchungen, wie die von Romilly J. H. Jenkins für die Jahre 867–9133 oder die von Warren T. Treadgold für die Jahre 813–8454, darauf ab, die Anordnung bzw. Sequenz der in der Chronik gereihten Ereignisse einer eingehenden Analyse zu unterziehen, um ihre Richtigkeit zu prüfen. Diese grundlegenden Studien sind freilich vor der Veröffentlichung der kritischen Ausgabe der Logothetenchronik von Staffan Wahlgren erschienen, die selbstverständlich die Forschung auf eine neue Basis gestellt und in ihren ausführlichen Prolegomena vieles zur Klärung der Verbindungen zwischen den verschiedenen Redaktionen der Chronik beigetragen hat.5 Darüber hinaus sind die chronologischen Angaben der Chronik des Pseudo-Symeon, welche von der Forschung als unzuverlässig eingestuft werden, bis jetzt kaum richtig ausgewertet worden, da man annimmt, dass sie nachträglich willkürlich eingetragen wurden.6 Während der Anfertigung
1 V. Grumel, La chronologie des événements du règne de León VI (886–912). Échos d‘Orient 35 (1936), 5–42. 2 O. Kresten / A. Müller, Samtherrschaft. Legitimationsprinzip und kaiserlicher Urkundentitel in Byzanz in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts. Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Klasse, 630. Wien 1995. 3 R. J. H. Jenkins, The Chronological Accuracy of the ‘Logothete’ for the years A. D. 867–913. DOP 19 (1965), 91–112. 4 W. T. Treadgold, The Chronological Accuracy of the Chronicle of Symeon the Logothete for the years 813–845. DOP 33 (1979), 157–197. 5 S. Wahlgren (Ed.), Symeonis Magistri et Logothetae Chronicon. CFHB, 44/1. Berlin / New York 2006. 6 Siehe zum Beispiel das harsche Urteil von W. T. Treadgold, The Middle Byzantine Historians. Basingstoke (u. a.) 2013, 220–221, wo, unter anderem folgendes behauptet wird (220): „Pseudo-Symeon is notorious for having simply invented dates for events during the reigns of Theophilus, Michael III, Basil I, and Leo VI”. Vgl. auch die Bemerkung bei Jenkins, Accuracy (wie oben Fußnote 3) 91 Anm. 3 bezüglich der chronologischen Angaben des Pseudo-Symeon zu Leon VI.: „It may be here remarked, once for all, that Pseudo-Symeon’ allocation of events among regnal years is altogether arbitrary and https://doi.org/10.1515/9783111070315-043
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unserer Ausgabe des 6. Buches des Theophanes Continuatus haben Michael Featherstone und ich hingegen festgestellt, dass Pseudo-Symeon wohl nicht nur zum Archetypus des letzten Teils der Logothetenchronik Zugang hatte, sondern auch zum ursprünglichen, möglicherweise noch nicht zu einem Codex gebundenen Dossier, aus dem die Reinschrift des Archetypus erfolgte. Manche Datierungen der Ereignisse in Pseudo-Symeon wären daher nicht als erfundene Nachträge, sondern als fehlerhafte Bearbeitungen bzw. Umrechnungen von vorgefundenen Datierungen zu bewerten, welche im Archetypus der Logothetenchronik (teilweise wegen ihrer Problematik) völlig gestrichen wurden, wie z. B. die Regierungsjahre Leons VI. Hinzu treten Abschreibefehler, da Verwechselungen von Zahlen oder Monatstagen mit Indiktionen sehr üblich sind, besonders weil diese Angaben normalerweise im Freirand einer Handschrift als Ziffern und abgekürzt gegeben werden.7 In anderen Fällen wiederum, wie z. B. für die Herrschaft Romanos’ I., scheint Pseudo-Symeon die Datierungen aus seinen Quellen mechanisch abgeschrieben zu haben, eine Prozedur, die in völligem Einklang mit seiner üblichen Arbeitsweise steht, die darin bestand, eine hastige und sogar gedankenlose Zusammenfassung seiner Vorlagen anzufertigen, wobei wenig Platz für Zusätze oder Korrekturen blieb.8 Als kleiner Diskussionsbeitrag soll hier eine kurze Nachricht eben aus der Zeit Romanos᾽ I. näher betrachtet werden, für die das Zeugnis des Pseudo-Symeon entscheidend ist. Diese Nachricht erwähnt die zwei Ehen des Konstantinos Lakapenos, des jüngsten Sohnes Romanos᾽ I., und wird mit kleinen Varianten von allen Versionen der Logothetenchronik übermittelt. Ich gebe hier zunächst den Eintrag der Wahlgrenschen Ausgabe nebst dem Anfang des nachfolgenden Eintrags der Chronik, in dem der Angriff der Rhos auf Konstantinopel beschrieben wird: ἠγάγετο δὲ γυναῖκα ὁ βασιλεὺς Ῥωμανὸς τῷ τελευταίῳ υἱῷ Κωνσταντίνῳ ἐκ γένους τῶν Ἀρμενιάκων, τοὔνομα Ἑλένην, τοῦ πατρικίου Ἀδριανοῦ θυγατέρα· ἧς καὶ τελευτησάσης Φεβρουαρίῳ μηνὶ, ἰνδικτιῶνος δευτέρας, ἑτέρᾳ τοῦτον συνέζευξεν γυναικί, ὀνόματι Θεοφανῷ, ἐκ γένους τοῦ Μάμα ἐκείνου καταγομένῃ. Ἰουνίῳ δὲ μηνί, ια´ τοῦ μηνός, ιδ´ ἰνδικτιῶνος, κατέπλευσαν οἱ Ῥῶς κατὰ Κωνσταντινουπόλεως μετὰ πλοίων χιλιάδων δέκα …9
misleading. His chronology is wrong nine times out of ten, and if he is right the tenth time, he is so by mere accident. No date given by him should be accepted without independent confirmation”. 7 Die Palette der Möglichkeiten zur Verwechselung von Ziffern ist sehr reich und man könnte sogar eine umfangreiche Typologie entwickeln. Für Beispiele siehe J. Signes Codoñer, Las dos versiones de la Crónica breve atribuida al patriarca Nicéforo y su vinculación con la obra de Jorge Sincelo. REB 79 (2021), 5–68, bes. 26–28, 34–42. 8 Man denke z. B. an den Fall des Dossiers geographischer Notizen, das Pseudo-Symeon nicht nur aus der Vorlage falsch eintrug, sondern sogar zweimal abschrieb: A. Markopoulos, Encore les RôsDromitai et le Pseudo-Syméon. JÖB 23 (1974), 89–99 und J. Signes Codoñer, A note on the dossier of geographical glosses used by the compilers of the so-called Version B of the Logothete Chronicle under the Macedonian emperors. JÖB 69 (2019), 303–321. 9 Wahlgren, Symeonis Chronicon (wie oben Fußnote 5) 136, 537–543 (§ 70–71).
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Da der 11. Juni der 14. Indiktion dem 11. Juni des Jahres 941 entspricht, sollte sich die zweite Ehe von Konstantinos, wenn sie tatsächlich nach dem Tod seiner ersten Frau in der 2. Indiktion (943–944) stattfand, nach dem Angriff der Rhos auf Konstantinopel ereignet haben.10 Nur die erste Ehe wäre vor dem Angriff, d. h. vor Juni 941, geschlossen worden, so dass die zweite, welche die chronologische Reihenfolge sprengt, nur eine Vorwegnahme von späteren Ereignissen (oder flash-forward) wäre, die durch den inneren Zusammenhang der zwei Ehen verursacht wurde. Alles würde anscheinend stimmen. Die Möglichkeit aber, dass der Text hier die Ordinalzahl der Indiktion mit dem Tag des Monats verwechselt habe, wurde bereits von Kresten und Müller erwogen, da sie glaubten, dass auch die zweite Ehe, wenn die Chronik die Ereignisse in korrekter chronologischer Abfolge wiedergab, vor Juni 941 geschlossen worden sein sollte. Sie stellten sich die Frage: „Beruht die Indiktionsangabe, die in den Februar 944 führen würde, auf einer irrtümlichen Auflösung des Tagesdatums?”11 Dass die von den beiden Gelehrten geäußerte Vermutung richtig ist, wird durch den Codex Vaticanus gr. 163 bestätigt, der eine Überarbeitung der Logothetenchronik enthält, die von Athanasios Markopoulos nur für die im ursprünglichen Logotheten nicht behandelten Jahre 945–963 (die sogenannte Fortsetzung des Logotheten) ediert wurde.12 Dort (f. 57r) begegnet derselbe Eintrag, mit gleichem Wortlaut aber mit einem sehr wichtigen Unterschied, da wir jetzt anstatt ἧς καὶ τελευτησάσης Φεβρουαρίῳ μηνὶ, ἰνδικτιῶνος δευτέρας, ἑτέρᾳ τοῦτον συνέζευξεν γυναικί folgendes lesen können: ἧς καὶ τελευτησάσης Φεβρουαρ(ίῳ) μηνὸς δευτέρᾳ | ἰνδικτιῶνος [spatium ca. 6 litterarum] ἑτέρᾳ τοῦτον συνέζευξε. Wie man sieht, wird in dieser Überarbeitung der Logothetenchronik die zweite Ehe auf den 2. Februar datiert. Am Anfang der nächsten Zeile nach der Indiktion, ist eine Leerstelle von ca. 6 Buchstaben für einen möglichen künftigen Eintrag der entsprechenden Ordinalzahl der Indiktion, die möglicherweise bereits in der Quelle fehlte und dem Kopist somit nicht bekannt war. An drei weiteren Stellen der Handschrift hat der Kopist nach ἰνδικτιῶνος ebenfalls Leerstellen gelassen, um die Ordinalzahl nachzutragen. Diese drei Stellen weisen eine exakte Entsprechung im Text des Logotheten auf: – Kap. 136, 81, wo der Logothet, anstatt 9, als Ordinalzahl der Indiktion 5 angibt, weil er den Wochentag πέμπτη (Donnerstag) mit der Nummer der Indiktion verwechselt hat (der 17. Mai 921 war tatsächlich ein Donnerstag);
10 Wahlgren, Symeonis Chronicon (wie oben Fußnote 5), datiert sie im apparatus historicus seiner Ausgabe „fort. mense Feb. a. 944”. Siehe auch S. Wahlgren, The Chronicle of the Logothete. Translated texts for Byzantinists, 7. Liverpool 2019, 247 Anm. 3: „February 944”. 11 Kresten / Müller, Samtherrschaft (wie oben Fußnote 2) 35–36 Anm. 104. 12 A. Markopoulos, Le témoignage du Vaticanus Gr. 163 pour la période entre 945–963. Symmeikta 3 (1979), 85–119.
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– Kap. 136, 85, wo der Logothet wieder, wie in unserem Fall, die Tagesnummer (8.) als Indiktionsnummer aufgefasst zu haben scheint, da der 8. Juli der 9. Indiktion im Jahre 921 ein Sonntag war (obwohl es sich auch um den 9. Juli der 8. Indiktion im Jahre 920, auch einen Sonntag, handeln könnte). – Kap. 136, 517, wo der Logothet die richtige Ordinalzahl der Indiktion (6.) überliefert. Es ist klar nachzuvollziehen, dass im Archetyp der Logothetenchronik in den meisten Fällen die Leerstellen für die Ordinalzahl einer Indiktion nicht ausgefüllt waren, was zu Missverständnissen führte. Der Codex Vaticanus gr. 163 dagegen hat die ursprünglichen Leerstellen beibehalten. Da wir die Ordinalzahl der Indiktion nicht kennen, ist es auch in diesem Fall möglich, dass die zweite Ehe von Konstantinos Lakapenos doch vor Juni 941 stattgefunden hat. Es ist sogar sehr wahrscheinlich, dass sie am 2. Februar eingesegnet wurde, wenn wir nämlich annehmen, dass sich dieses Datum auf die Ehe bezieht und nicht auf den Tod der ersten Frau. Dafür benötigt es nur ein Komma nach τελευτησάσης. Dieselbe Vermutung äußern auch Kresten und Müller mit der Begründung, dass „sich der 2. Februar als hoher Festtag – Hypapante – für eine feierliche Zeremonie in besonderem Maße anbot”.13 Dass die Ehe tatsächlich am 2. Februar 941 stattfand, wird erst durch einen weiteren Zeugen bestätigt, den Codex Vaticanus gr. 153, der eine weitere von Vassily M. Istrin edierte Version der Logothetenchronik überliefert. Der entsprechende Eintrag auf f. 219r–v: ἠγάγετο δὲ γυναῖκα ὁ βασιλεὺς Ῥωμανὸς τῷ τελευταίῳ υἱῷ Κωνσταντίνῳ ἐκ γένους τοῦ Μάμαντος ἐκείνου καταγομένῃ δεκάτῃ καὶ τετάρτῃ ἰνδικτιῶνι. [spatium ca. 4 litterarum] [αι´.]14 Ἰουνίῳ δὲ μηνί, ἐνδεκάτῃ τοῦ μηνός, ιδης ἰνδικτιῶνος, κατέπλευσαν οἱ Ῥῶς κατὰ Κωνσταντινουπόλεως μετὰ πλοίων χιλιάδων δέκα.15
Eindeutig hat der Kopist etwa zwei Zeilen des Textes übersprungen und bei einem saut du même au même anstatt ἐκ γένους τῶν Ἀρμενιάκων, τοὔνομα Ἑλένην, τοῦ πατρικίου Ἀδριανοῦ θυγατέρα· ἧς καὶ τελευτησάσης Φεβρουαρίῳ μηνὶ, ἰνδικτιῶνος δευτέρας, ἑτέρᾳ τοῦτον συνέζευξεν γυναικί, ὀνόματι Θεοφανῷ, ἐκ γένους τοῦ Μάμαντος, bloß
13 Kresten / Müller, Samtherrschaft (wie oben Fußnote 2) 35–36 Anm. 104. Zur Hypapante siehe ODB 2, 961–962, s. v., und zur Regelung dieser durch Justinian De Boor (Ed.), Theophanes, Chronographia. 2 Bde. Leipzig 1883–85, AM 6034 (222, 23–25). Eine Homilie von Leon VI. zur Hypapante wurde ca. 894–896 geschrieben, siehe dazu Th. Antonopoulou, The Homilies of emperor Leo VI. The Medieval Mediterranean, 14. Leiden 1997, 69 und 182. 14 In dieser Handschrift werden die Kapitel, im Gegensatz zu den anderen Versionen, im Freirand durchnummeriert. 15 V. M. Istrin, Хроника Георгія Амартола. Vol. 2. St. Petersburg 1922, 60, 22–26.
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ἐκ γένους τοῦ Μάμαντος abgeschrieben. Damit hat er die erste Ehe mit der zweiten vermengt. Dennoch, und trotz des bedeutenden Textverlustes, wird die Ordinalzahl zur Indiktion (14.) zwei Mal angegeben, erst in Verbindung mit der zweiten Ehe von Konstantinos und dann mit dem Angriff der Rhos. Dass die zweite Ehe von Konstantinos tatsächlich am 2. Februar der 14. Indiktion stattfand, wird auch indirekt durch die entsprechende Stelle bei Theophanes Continuatus bestätigt. Dort liest man: ἠγάγετο δὲ γυναῖκα ὁ βασιλεὺς Ῥωμανὸς τῷ τελευταίῳ υἱῷ Κωνσταντίνῳ ἐκ γένους τῶν Ἀρμενιάκων τοὔνομα Ἑλένην, τοῦ πατρικίου Ἀδριανοῦ θυγατέραν· ἧς καὶ τελευτησάσης, Φεβρουαρίῳ μηνὶ δευτέρᾳ ἑτέρᾳ τοῦτον συνέζευξε γυναικὶ ὀνόματι Θεοφανῶ, ἐκ γένους τοῦ Μάμαντος ἐκείνου καταγομένῃ. [:⁓] [⁘] δεκάτῃ καὶ τετάρτῃ ΙΝΔ, [⁘] Ἰουνίῳ δὲ μηνὶ ἑνδεκάτῃ, κατέπλευσαν οἱ Ῥὼς κατὰ Κωνσταντινουπόλεως μετὰ πλοίων χιλιάδων δέκα.16
Anscheinend gibt es kaum Änderungen im Vergleich zum Text des Logotheten – außer in der Angabe der Indiktion. Wie man sieht, hat der Kopist die Angabe δεκάτῃ καὶ τετάρτῃ ΙΝΔ am Ende der Notiz zur zweiten Ehe geschrieben, exakt dort, wo sie die Version von Cod. Vaticanus gr. 153 überliefert hat. Dennoch, die wiederholte Indiktionsangabe fehlt jetzt nach Ἰουνίῳ δὲ μηνὶ ἑνδεκάτῃ in der Notiz über den Angriff der Rhos, vielleicht weil der Kopist die nochmalige Erwähnung derselben Indiktion für überflüssig hielt. Dieser Umstand hat die Herausgeber getäuscht, da sie die Indiktionsangabe an den Anfang einer neuen Notiz (und Kapitels: Nr. 39 bei Bekker) gesetzt und daher die zweite Ehe von Konstantinos ohne jeglichen Verweis auf das Jahr belassen haben. Diese falsche Einteilung wurde sicherlich durch einen weiteren Umstand begünstigt: Eine spätere Hand notierte vor und nach der Angabe δεκάτῃ καὶ τετάρτῃ ΙΝΔ die Zeichen [⁘] und [:⁓] auf und unter der Zeile, eine doppelte und irreführende (in dieser Kombination auch in der ganzen Handschrift einmalige) Markierung, die es erschwerte, die richtige Einordnung der Indiktion zu erkennen.17 Die entsprechende Stelle bei Pseudo-Symeon wird schließlich unsere bisherigen Schlussfolgerungen bestätigen. Ihr Wortlaut nach dem Codex Parisinus gr. 1712, f. 168v: τῇ δὲ ιδ´ τοῦ Ἰουνίου μηνὸς ἠγάγετο Ῥωμανὸς γυναῖκα τῷ τελευταίῳ υἱῷ αὐτοῦ Κωνσταντίνῳ ἐκ τοῦ γένους τοῦ Μάμῳ ἐκείνου, Θεοφανῶ, λεγομένη. τῷ ἐνιαυτῷ ἐκείνῳ κατέπλευσαν οἱ Ῥῶς ... κατὰ τῆς Κωνσταντινουπόλεως.18
16 I. Bekker (Ed.), Theophanes Continuatus. Bonn 1838, Rom. I §38 (423, 8–16, leicht verändert nach unserer Ausgabe, jetzt in Vorbereitung). 17 Für diese Zeichen siehe S. Serventi, Il Vat. gr. 167, Testimone della Continuatio Theophanis e i marginalia di un anonimo lettore bizantino. Aevum 75 (2001), 267–302. 18 Bekker, Theophanes Continuatus (wie oben Fußnote 16) 746, 6–14 hat die Stelle mit einem Zusatz versehen (siehe folgende Fußnote).
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Wie man sieht, hat die Stelle exakt dieselbe Auslassung wegen saut du même au même wie der Codex Vaticanus gr. 153.19 Damit ist aber jetzt die Erwähnung der 14. Indiktion in Verbindung mit der zweiten Ehe des Konstantinos Lakapenos verschwunden, vielleicht weil diese Angabe ursprünglich richtig neben der Tages- und Monatsangabe (2. Februar) eingetragen wurde, und nicht am Ende des Satzes, wie es für den Codex Vaticanus gr. 153 geschah. Dennoch war die 14. Indiktion in der Vorlage von Pseudo-Symeon in Verbindung mit der zweiten Ehe von Konstantinos sicherlich überliefert, weil er am Anfang der nachfolgenden Notiz über die Rhos schreibt, dass deren Angriff gegen Konstantinopel „in jenem (= demselben) Jahr” stattfand. Die Auslassung gemeinsam mit diesem Verweis beweisen, dass Pseudo-Symeon nicht vom Archetyp der Logothetenchronik abhängig war. Mehr noch, Pseudo-Symeon ist der einzige Zeuge für die Datierung der ersten Ehe des Konstantinos auf den 14. Juni. Aber aus welchem Jahr? Terminus post quem für diese erste Ehe ist die Datierung des in der Chronik unmittelbar zuvor erwähnten Ereignisses, eines Angriffs der Türken, der im April der 7. Indiktion stattfand, also im April des Jahres 934. Terminus ante quem ist der 2. Februar 941, auf den wir die zweite Ehe datieren. Wenn wir annehmen, dass Ehen, außer an besonderen Feierlichkeiten, regelmäßig am Sonntag gesegnet wurden, kommen für diese Zeitspanne zwei Möglichkeiten in Betracht: der 14. Juni 935 oder der 14. Juni 940, da nur in diesen beiden Jahren der 14. Juni auf einen Sonntag fiel.20 Wenn wir das zweite Datum akzeptieren und annehmen, dass die zweite Ehe am 2. Februar 941 geschlossen wurde, hätte diese kaum sieben Monate nach der ersten Ehe stattgefunden und wäre möglicherweise durch einen raschen und unerwarteten Tod der ersten Frau verursacht. Diese Abfolge der Ereignisse ist zwar nicht unmöglich, aber chronolοgisch knapp bemessen und, vor allem, widerspricht sie der Heiratspolitik Romanos’ I., der, wie Kresten und Müller gezeigt haben, seine Söhne so früh wie möglich verheiraten wollte, um somit die dynastischen Ansprüche der eigenen Familie abzusichern. Wenn Konstantinos tatsächlich Ende 921 / Anfang 922 geboren wurde,21 wäre er im Jahr 940 zumindest 18 Jahre alt gewesen und hätte das kanonische Mindestalter von 14 Jahren für die Ehe bereits um vier Jahre überschrit-
19 Bekker hat aber die Auslassung von Pseudo-Symeon stillschweigend ergänzt und nach ἐκ τοῦ γένους aus dem Text des Logotheten folgende Worte hinzugefügt, die in der Handschrift nicht zu lesen sind: τῶν Ἀρμενιάκων, τοὔνομα Ἑλένην, τοῦ πατρικίου Ἀδριανοῦ θυγατέρα· ἧς καὶ τελευτησάσης Φεβρουαρίῳ μηνὶ, δευτέρᾳ, ἑτέραν τούτῳ συνέζευξεν γυναικί, ἐκ τοῦ γένους. Bekker, Theophanes Continuatus (wie oben Fußnote 16) 746, 7–10. 20 Da Bekker in seiner Ausgabe irrtümlich ιδ´ τοῦ Ἰανουαρίου druckte, haben Kresten / Müller, Samtherrschaft (wie oben Fußnote 2) 35–36 Anm. 104 diese erste Ehe auf den 14. Januar 938 datiert, weil dieser Monatstag im Jahr 938 auf einen Sonntag fiel. 21 Argumente bei Kresten / Müller, Samtherrschaft (wie oben Fußnote 2) 52. Theophylaktos, der nach V. Stanković, When was Theophylaktos Lakapenos born? JÖB 55 (2005), 59–69 im Jahre 913 geboren wurde, war höchstwahrscheinlich Sohn der ersten Gemahlin Romanos’ I.
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ten, während sein weniger als ein Jahr älterer Bruder Stephanos bereits im Jahr 934 verheiratet wurde.22 Wenn wir hingegen für das frühere Datum, den 14. Juni 935, argumentieren, wäre Konstantinos zur Zeit seiner ersten Ehe nicht einmal 14 Jahre alt gewesen. Damit hätte die Ehe von Konstantinos früher stattgefunden als es von Kresten und Müller angenommen wurde, aber doch in völligem Einklang mit ihrer Vermutung, dass Kaiser Romanos I. „zum frühestmöglichen Zeitpunkte (vielleicht sogar unter geringfügiger Unterschreitung der gesetzlich vorgesehenen Altersgrenze) dafür Sorge trug, dass seine jüngsten Söhne ‘standesgemäße’ Ehe schlossen”23. Wie aus den vorigen Überlegungen deutlich hervorgeht, wurde also die erste Ehe von Konstantinos Lakapenos am 14. Juni 935 (einem Sonntag) geschlossen, die zweite aber am 2. Februar 941 (einem Donnerstag, aber am Fest der Hypapante), mehr als 5 Jahre später, nach dem Tod seiner ersten Frau, der sich zu einem bisher unbestimmten Zeitpunkt zwischen beiden Daten ereignete. Da die erste Ehe unmittelbar nach dem Angriff der Türken im April 934 stattfand, ist sie in der Chronik chronologisch korrekt eingereiht. Was aber die zweite Ehe betrifft, könnte man prinzipiell in Betracht ziehen, dass sie zusammen mit der ersten wegen ihrer evidenten thematischen Zusammengehörigkeit erwähnt wurde, obwohl sie tatsächlich viele Jahre später stattfand. Die Erwähnung dieser späteren Ehe gleich nach der ersten wäre nur eine Vorwegnahme eines späteren Ereignisses (flash forward), das aus chronologischen Gründen einem späteren Eintrag der Chronik hätte beigefügt werden müssen. Man könnte sich auch vorstellen, dass der ursprüngliche Verfasser die Erwähnung der zwei Ehen in einer einzigen Notiz vorfand, welche er nach der Datierung der ersten Ehe und unter Vernachlässigung der zweiten richtig an die entsprechende Stelle (nach dem türkischen Angriff) eintrug. Dennoch ist die zweite Ehe chronologisch auch richtig eingereiht, weil sie vor dem darauffolgend erwähnten Ereignis, dem Angriff der Rhos auf Konstantinopel (Juni 941) stattfand. Dies bedeutet tatsächlich, dass die Chronik zwischen der ersten und zweiten Ehe, d. h. zwischen Juni 935 und Februar 941, kein Ereignis erwähnt. Es handelt sich um eine Lücke von praktisch sechs Jahren, über welche die Logothetenchronik und alle mit ihr verwandten Versionen völlig schweigen. Dies wäre an sich nicht besonders anstößig — solche Lücken sind in den byzantinischen Chroniken durchaus üblich —, wenn es nicht einen Umstand gäbe, der prima facie verdächtig erscheint: Es ist die einzige derartige Lücke für die Regierung Romanos’ I. in der Logothetenchronik. Mehr noch, der Verfasser dieses Teils der Chronik (oder besser: die von ihm benutzte Quelle) kannte sicherlich die Ereignisse dieser Regierung aus erster Hand, durch Autopsie, und war möglicherweise, wenn nicht ein engster Ver-
22 Kresten / Müller, Samtherrschaft (wie oben Fußnote 2) 34. 23 Kresten / Müller, Samtherrschaft (wie oben Fußnote 2) 54–55, die für eine Ehe „bald nach 934” plädieren.
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trauter der Familie der Lakapenoi, so doch ein hoher Beamter am Hof. Daher kommt die genaue Datierung aller Ehen und Promotionen der Mitglieder der Familie, die ansonsten ohne Entsprechung mit anderen Teilen der Chronik sind und Gegenstand der sorgfältigen Untersuchung von Kresten und Müller wurden. Dieser Umstand steht im krassen Gegensatz zur Dürftigkeit der Notizen über die Feldzüge in den Grenzprovinzen und verrät die konstantinopolitanische Perspektive des Verfassers. Die Lücke für die Jahre 935–945 könnte also aus Mangel an, vom Standpunkt des Verfassers betrachtet, ‘relevanten’ Nachrichten für diese Zeitspanne verursacht worden sein. In der Tat wissen wir durch arabische Quellen, dass es in diesen Jahren viele Feldzüge und militärische Auseinandersetzungen an der Ostgrenze des Reiches gab, an denen Johannes Kurkuas, der bedeutendste Feldherr Romanos’ I., beteiligt war,24 aber diese Ereignisse wären für den Verfasser dieser Hofchronik möglicherweise so uninteressant gewesen wie etwa die Notiz der Geburt des Romanos, des Sohnes Konstantinos’ Porphyrogennetos und künftigen Kaisers Romanos II., die ca. 937–939 stattfand und zu der die ursprüngliche Logothetenchronik völlig schweigt,25 weil sie, als Partisan der Lakapenoi, sich kaum für die Sprosse der Makedonischen Dynastie interessiert hätte. Dennoch erwähnt die Chronik des Logotheten die geplanten Verlobungen von Romanos Lakapenos, dem Sohn des Konstantinos Lakapenos, mit Euphrosyne, der Tochter des Johannes Kurkuas ca. 942–944,26 sowie die von Romanos II. mit der Tochter des Hugo von Italien im September 94427, und dies obwohl beide Verlobungen nie in eine Eheschließung mündeten28 und daher kaum historische Relevanz besaßen — außer natürlich in den Augen des Hofchronisten, der sie registrierte. Auch der Feldzug des Kurkuas gegen Melitene im Jahre 934, der mit der Zerstörung der
24 Siehe PmbZ II s. v. Romanos I. Lakapenos (#26833), Bd. 5, 586–587. 25 Siehe PmbZ II s. v. Romanos II. Lakapenos (#26834), Bd. 5, 595. 26 Wahlgren, Symeonis Chronicon (wie oben Fußnote 5) 136, 585–590. Diese Notiz wird von Theophanes Continuatus, Rom. I §40 präzisiert, indem man jetzt die Namen sowohl der Tochter des Kurkuas, Euphrosyne, wie den des Enkels von Romanos I., der ebenfalls Romanos hies, wiedergibt, die vom Logotheten nicht erwähnt wurden. Siehe Bekker, Theophanes Continuatus (wie oben Fußnote 16) 426, 7–12. Siehe dazu auch Kresten / Müller, Samtherrschaft (wie oben Fußnote 2) 36 Anm. 105. Es ist wahrscheinlich, dass dieser Romanos der Sohn aus der ersten im Juni 935 geschlossenen Ehe von Konstantinos Lakapenos mit Helene war, und daher bereits 936 geboren sein könnte. 27 Wahlgren, Symeonis Chronicon (wie oben Fußnote 5) 136, 598–605. Siehe auch Bekker, Theophanes Continuatus (wie oben Fußnote 16) Rom. I §46 (431, 11–19), sowie Kresten / Müller, Samtherrschaft (wie oben Fußnote 2) 70–77. 28 Romanos Lakapenos, der Sohn des Konstantinos Lakapenos, war zur Zeit der Verlobung höchstens 6–8 Jahre alt (siehe Fußnote 26) und wurde nach Bekker, Theophanes Continuatus (wie oben Fußnote 16) Rom. I §40, (426, 10–11) von Konstantinos VII. entmannt, vielleicht unmittelbar nach seiner Machtübernahme in 945, als er vielleicht nicht einmal 10 Jahre alt war. Im Falle von Romanos II. starb die Braut etwa im Jahre 949, als der Bräutigam wieder rund 10 Jahre alt war (siehe Kresten / Müller, Samtherrschaft [wie oben Fußnote 2] 71)
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Stadt endete,29 wird in der Logothetenchronik preisend erwähnt.30 Man darf daraus folgern, dass die Biographie der zwei Männer, d. h. des Kurkuas und Romanos’ II., für den Verfasser der Chronik doch von einem gewissen Interesse war; dass er also keinen Grund hatte, über die mit ihnen verbundenen Ereignisse zwischen 935–941 zu schweigen. Da aber weder die Feldzüge des Kurkuas nach 934 noch die Geburt Romanos’ II. im Jahre 939, noch weitere zu bestimmende zeitgenössische Ereignisse zwischen 935–941, die sich unserer Kenntnis entzogen haben, in den Versionen der Logothetenchronik erwähnt werden, ist es nicht abwegig, sich zu fragen, ob dies ein Unfall der Überlieferung sein könnte, wenn nicht gar die Folge einer nachlässigen Kopie aus einem ursprünglichen Dossier von Notizen, aus dem der Text der Logothetenchronik redigiert worden wäre. Wie dieser Irrtum entstanden sein könnte, ist nicht einfach zu bestimmen. Hat etwa der Kopist auch einen saut du même au même (von der ersten zu der zweiten Ehe) in dem ihm verfügbaren Dossier machen und alle dazwischen liegenden Ereignisse überspringen können? Es ist gewiss auffallend, dass die erste Ehe in allen Chroniken des Logothetenkreises ohne Jahres- oder Indiktionsangabe erscheint, obwohl sie richtig, nach dem Angriff der Türken in 934 eingetragen war, während die zweite Ehe präziser datiert wurde. Ich würde dementsprechend nicht ausschließen, dass die im Original zwischen beiden Ehen aufgezeichneten Ereignisse, aus welchen Gründen auch immer, während des Abschreibens aus dem Archetyp herausgefallen sind. Ich widme diesen kleinen Beitrag meinem lieben Kollegen Albrecht Berger, in der Hoffnung, dass er sich damit ein bisschen unterhält, natürlich nicht wegen der langweiligen chronologischen Überlegungen, sondern wegen des historischen Hintergrundes, da ihm, wie mir, die Makedonische Periode sehr am Herzen liegt. Dies in Erinnerung an die von uns miterlebten ‘heroischen’ Jahre unter den Eichen.31
29 Siehe PmbZ II s. v. Ioannes Kurkuas (#22917), Bd. 3, 124–125. 30 Wahlgren, Symeonis Chronicon (wie oben Fußnote 5) 136, 413–425. Die früheren Feldzüge werden ergänzend in Theophanes Continuatus, Rom. I §24 davor hinzugefügt (Bekker, Theophanes Continuatus [wie oben Fußnote 16] 415, 10 – 416, 3). 31 Ich danke herzlichst Otto Kresten und Michael Featherstone für die Lektüre des Beitrages und ihre hilfreichen Bemerkungen.
Christos Stavrakos and Stavroula Manolakou
Group Donations and Collective Patronage in Byzantine Mani: An Image of the Society in a Remote Mediaeval Province Based on Published Epigraphic Material from Churches The Mani peninsula forms the southernmost point of the Peloponnese. Today, a portion of it belongs to the district of Lakonia while the other belongs to that of Messenia.1 The peninsula is split into east and west by the Taygetos mountain range. The earliest byzantine reference to the region is found in the works of Prokopios, who relates that Belisarius anchored his fleet at Kainepolis2 (Kyparissos) in 533.3 The earliest excavated archaeological findings in the region are coastal basilicas (in Alyka, Kyparissos, and Gytheion) dating to the 6th–7th centuries.4 Their existence reflects the relatively early spread of Christianity in the Mani peninsula. The castle on cape Tigani, most likely to be identified with the well-known κάστρον τῆς Μαΐνης, was in all likelihood built in the same period. The remains of a large basilica have been uncovered in its environs.5
1 A. Avraméa, Le Magne byzantin: problèmes d’histoire et de topographie, in M. Balard / J. Beaucamp / Cl. Cheynet / C. Jolivet-Lévy / M. Kaplan / B. Martin-Hisard (eds.), Eupsychia. Mélanges offerts à Hélène Ahrweiler. Byzantina Sorbonensia, 16. Paris 1998, 49–62: 62. 2 On Kainepolis, see T. D. Bagiakakos, Ἀρχαία καὶ μεσαιωνικὰ τοπωνύμια ἐκ Μάνης. Πελοποννησιακά, 2. Athens 1957, 322–334: 322–323. 3 Avraméa, Le Magne byzantin (as footnote 1 above) 51; Α. Mexia, Βυζαντινή ναοδομία στην Πελοπόννησο. Η περίπτωση των μεσοβυζαντινών ναών της Μέσα Μάνης. Athens, unpublished PhD thesis 2011, 43–44. 4 Mexia, Βυζαντινή ναοδομία (as footnote 3 above) 43. On the basilicas in Alyka and Kyparissos, see Ν. Β. Drandakes, Σκαφικαὶ ἔρευναι ἐν Κυπαρίσσῳ. Πρακτικὰ τῆς ἐν Ἀθήναις Ἀρχαιολογικῆς Ἑταιρείας 1958, 199–219. On Kyparissos, see again Idem, Ἀνασκαφὴ ἐν Κυπαρίσσῳ. Πρακτικὰ τῆς ἐν Ἀθήναις Ἀρχαιολογικῆς Ἑταιρείας 1960, 233–245. 5 On the basilica at Tigani, see Y. Nagatsuka, Les églises byzantines en Laconie et dans ses environs: recherches sur leurs architectures et leurs fresques. 2 vol. Paris 1994, II 54–55; Mexia, Βυζαντινή ναοδομία (as footnote 3 above) 275–278; Α. Mexia, Η βασιλική στο Τηγάνι της Μέσα Μάνης. Συμβολή στην οικοδομική ιστορία του ναού, in V. Katsaros / A. Tourta (eds.), Αφιέρωμα στον ακαδημαϊκό Παναγιώτη Βοκοτόπουλο. Athens 2015, 57–66. On the excavation of the basilica at Tigani, see N. Drandakes, Ἀνασκαφὴ εἰς τὸ Τηγάνι τῆς Μάνης. Πρακτικὰ τῆς ἐν Ἀθήναις Ἀρχαιολογικῆς Ἑταιρείας 1964, 121–135; Idem, Ἔρευνα εἰς τὴν Μάνην. Πρακτικὰ τῆς ἐν Ἀθήναις Ἀρχαιολογικῆς Ἑταιρείας 1977, 200–207; N. Drandakes / N. Gkioles / Ch. Konstantinide, Ανασκαφή στο Τηγάνι της Μάνης. Πρακτικὰ τῆς ἐν Ἀθήναις Ἀρχαιολογικῆς Ἑταιρείας 1978, 183–191; N. Drandakes / N. Gkioles, Ανασκαφή στο Τηγάνι της Μάνης. Πρακτικὰ τῆς ἐν Ἀθήναις Ἀρχαιολογικῆς Ἑταιρείας 1980, 247–258; N. Drandakes / N. Gkioles / Ch. Konstantinide, Ανασκαφή στο Τηγάνι της Μάνης. Πρακτικὰ τῆς ἐν Ἀθήναις Ἀρχαιολογικῆς Ἑταιρείας 1981, 241–253; N. Drandakes / N. Gkioles, Ανασκαφή στο Τηγάνι https://doi.org/10.1515/9783111070315-044
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Along with the wider Peloponnese, Mani initially belonged to the theme of Hellas, with Corinth as its administrative centre, in the late 7th century.6 Mani then passed to the jurisdiction of the theme of Peloponnese upon its establishment, in 800.7 Slavic tribes first began to gradually arrive and settle in the Peloponnese in the 7th–8th centuries.8 The most well-known of these tribes were the Melingoi, who settled on the western slopes of Taygetos, and the Ezeritai, who moved east and settled in the fertile plains of Helos.9 There are no surviving monuments dating to the period between the 7th–9th centuries. The frescoes of St Prokopios in Episkopi date to the first half of the 9th century.10 During that same period (821/822), the monk Niketas was in Karyoupolis and authored the life of his grandfather, St Philaretos.11
της Μάνης. Πρακτικὰ τῆς ἐν Ἀθήναις Ἀρχαιολογικῆς Ἑταιρείας 1983, I 264–270. N. Drandakes / N. Gkioles, Ανασκαφή στο Τηγάνι της Μάνης. Πρακτικὰ τῆς ἐν Ἀθήναις Ἀρχαιολογικῆς Ἑταιρείας 1984, I 248–255; N. Gkioles, Η Ανασκαφή στο Τηγάνι της Μέσα Μάνης, in E. P. Eleftheriou / A. Mexia (eds.), Πρακτικά Επιστημονικού Συμποσίου στη μνήμη του Νικολάου Β. Δρανδάκη για τη Βυζαντινή Μάνη (Καραβοστάσι Οιτύλου, 21–22 Ιουνίου 2008). Sparta 2008, 61–77. And recently, the interesting article of A. Mentzos, Η βασιλική στο Τηγάνι: επιγραφικά σχόλια, in A. G. Voskakis / E. Mermengas (eds.), International Symposium in Honour of Emeritus Professor George Velenis (Thessaloniki 4–7 October 2017). Athens 2021, 1425–35. 6 J. Nesbitt / N. Oikonomides, Catalogue of Byzantine seals at Dumbarton Oaks and in the Fogg Museum of Art. Vol. 2. Washington D. C. 1994, 22. 7 Nesbitt / Oikonomides, Catalogue of Byzantine seals (as footnote 6 above) 62. 8 According to D. Mexes, the Slavs may not have settled here after raids. He asserts that plague, which had devastated these regions and killed much of their population, may have compelled the Byzantine state to settle Slavic tribes there (D. Mexes, Η Μάνη και οι Μανιάτες. Θέματα για την Ιστορία τους, την Λαογραφία και την Τέχνη. Athens 1977, 172–174); see also A. Avraméa, Le Péloponnèse du IVe au VIIe siècle Changements et persistances. Byzantina Sorbonensia, 15. Paris 1997, 66–69; E. Kislinger, Regionalgeschichte als Quellenproblem. Die Chronik von Monemvasia und das Sizilianische Demenna. Eine historisch-topographische Studie. TIB, 8. Vienna 2001, 40–53 (with older bibliography); I. Anagnostakis / A. Kaldellis, The Textual Sources for Peloponnese, A. D. 582–959: Their Creative Engagement with Ancient Literature. Greek, Roman, and Byzantine Studies 54 (2014), 105–135. 9 Mexes, Μάνη και Μανιάτες (as footnote 8 above) 172; D. Tsoulkanakes, Βυζάντιο και Σλάβοι του ελλαδικού χώρου. Συμβολή στη Μεσαιωνική Ιστορία της Ελλάδας κατά την περίοδο 6ος – 10ος αι. Thessaloniki 2015, 145–146; on their names, see D. J. Georgakas, The mediaeaval names Melingi and Ezeritae of Slavic groups in the Peloponnesus. BZ 43 (1950), 301–333; D. Bachabiolos, Η ιστορία της Μητρόπολης Λακεδαιμονίας κατά τη βυζαντινή περίοδο. Ioannina, unpublished PhD thesis 2014, 78 note 147, 134 note 388 (with older bibliography). 10 N. B. Drandakes, Βυζαντινές Τοιχογραφίες Μέσα Μάνης. Βιβλιοθήκη τῆς ἐν Ἀθήναις Ἀρχαιολογικῆς Ἑταιρείας, 141. Athens 1995, 21; Mexia, Βυζαντινή ναοδομία (as footnote 3 above) 46. On the church of St Prokopios, see Nagatsuka, Églises (as footnote 5 above) 53. Drandakes, Βυζαντινές Τοιχογραφίες (as above) 213–222. Mexia, Βυζαντινή ναοδομία (as footnote 3 above) 273–274. 11 R. Etzeoglou, Καρυούπολις. Μια ερειπωμένη βυζαντινή πόλη. Σχεδίασμα ιστορικής γεωγραφίας της βορειοανατολικής Μάνης. Λακωνικαί Σπουδαί 9 (1988), 3–60: 6–7; Mexia, Βυζαντινή ναοδομία (as footnote 3 above) 45; Karyoupolis assumed a greater role in the late Byzantine period, with a bishopric being established there after 1262. Etzeoglou, Καρυούπολις (as above) 13. On the history and monu-
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The Tactica of Leo VI documents all the episcopal sees that belonged to the metropolis of Corinth. The bishopric of Μαΐνη is last on the list. Its position on the list indicates that it was the last to be established,12 while also suggesting an increase in population as the reason behind it.13 Hosios Nikon, who lived in Mani in the 10th century, seems to have had an influence on the local society. The construction and decoration of numerous churches from that period onwards is hardly a coincidence.14 Local lords and landowners dominated the region in the 11th century, which may explain why many Maniots turned to piracy.15 It was during this period that the great noble houses appeared and began to seize lands.16 Mani was no exception, falling under the control of Leon Chamaretos together with the region of Lacedaemon.17 The Peloponnese put up stiff resistance against the Franks in the aftermath of the conquest of Constantinople in 1204. The response was led primarily by the local administrators, who refused to relinquish the privileges they had obtained before 1204.18 However, in 1212 the region of Sparta was ceded to the Franks after the defeat of Leon Chamaretos.19 By contrast, Mani continued to resist, possibly until 1222.20 The Frankish castle in Ano Poula was constructed in 1250,21 and the Franks subsequently
ments of the settlement, see Eadem (as above). 12 G. Konidarεs, Ιστορικόν σημείωμα. Η παλαιοτέρα μνεία της Μαΐνης και της επισκοπής αυτής. Θεολογία 22 (1951), 652–656: 655. 13 P. Katsaphados, Τα Κάστρα της Μαΐνης. Athens 1992, 80. 14 Etzeoglou, Καρυούπολις (as footnote 11 above) 11. Mexia, Βυζαντινή ναοδομία (as footnote 3 above) 48–49. 15 Katsaphados, Κάστρα (as footnote 13 above) 114. Piracy was also a means of defence against naval raids. D. Zakythinos, Le Despotat grec de Morée. Vol. 2: Vie et institutions. London 1975, 12. 16 M. Kordoses, Η κατάκτηση της νότιας Ελλάδας από τους Φράγκους. Ιστορικά και Τοπογραφικά Προβλήματα. Athens 2017 [reprint with index from Ἱστορικογεωγραφικὰ 10 (1985–86)], 53–208: 166– 167. 17 See Ch. Kalliga, Η βυζαντινή Μονεμβασία και οι πηγές της ιστορίας της. Athens 2003, 104–113; on the family of Chamateros see also J.-Cl. Cheynet / D. Theodoridis, Sceaux byzantins de la collection D. Theodoridis, Les sceaux patronymiques. Paris 2010, 59–60. 18 Kordoses, Η κατάκτηση της νότιας Ελλάδας (as footnote 16 above) 166. 19 Katsaphados, Κάστρα (as footnote 13 above) 114. The Frankish conquest of Lacedaemon cannot be dated with certainty. It is certain that Chamaretos still controlled the region in 1210/11. Kordoses, Η κατάκτηση της νότιας Ελλάδας (as footnote 16 above) 111. 20 As with Lacedaemon, the Frankish conquest of Mani defies certain dating. The local lords were ambivalent towards the Franks; some expressed friendly sentiments, while others were openly hostile. The region likely resisted until 1222, when the doux Ioannes Chamaretos fled. The surrender of Monemvasia in 1249 only served to increase the Frankish presence. Katsaphados, Κάστρα (as footnote 13 above) 123. On Ioannis Chamaretos, see Kordoses, Η κατάκτηση της νότιας Ελλάδας (as footnote 16 above) 126–136. 21 According to some scholars, the Franks re-appropriated Tigani castle, utilizing it as their administrative centre. P. Katsaphados has expressed reservations regarding this assertion. Despite its strategic location and close proximity to the sea, it was particularly easy to isolate from the rest of the
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constructed Passavas castle, with the intention of observing Mani and exerting control over the rebellious Slavs.22 Indeed, the latter only surrendered after securing generous terms.23 After the region had capitulated, the bishopric of Mani was completely severed from the metropolis of Corinth.24 The Byzantines re-exerted control over the region, as well as over Mystras and Monemvasia, in 1262.25 Michael VIII Palaiologos appointed officials and generally took great pains to support the region26 while he also made efforts to win over the local lords by granting privileges. The see of Mani was placed under the jurisdiction of the metropolis of Monemvasia,27 and numerous pre-existing churches were decorated in the latter half of the 13th century and the early 14th century.28 There was a marked decrease in population from the second half of the 14th century onwards, most likely due to plague29. A portion of the population left Inner
peninsula. However, it is not wholly unlikely that the Franks did utilize it, in light of the discovery of evidence of their presence there (Katsaphados, Κάστρα [as footnote 13 above] 170). The same researcher puts forth Ano Poula castle, which was constructed in 1250, as a more reasonable location for the Frankish administrative centre. Ano Poula is located at the heart of Mesa Mani, and remains of a fortified enclosure and structures have been uncovered at its position (Katsaphados, Κάστρα [as above] 164–170). On the castles at Tigani and Ano Poula, see Katsaphados, Κάστρα (as above) 305–394, and 395–462, respectively. 22 Katsaphados, Κάστρα (as footnote 13 above) 159. J. M. Wagstaff presents a number of castles in Mani which he believes to be contenders for identification with the Frankish Grande Magne. On these castles, see. J. M. Wagstaff, Further Observations on the Location of the Grande Magne. DOP 45 (1991), 141–148. 23 Namely exemption from taxes and military support for the Frankish lord (Kordoses, Η κατάκτηση της νότιας Ελλάδας [as footnote 16 above] 154). 24 Konidares, Η παλαιοτέρα μνεία της Μαΐνης 656. D. Bachabiolos, Όψεις της εκκλησιαστικής ιστορίας της βυζαντινής Μάνης (5ος αι.–15ος αι.). Λακωνικὸν Ἡμερολόγιον 2018, 134–143: 137. 25 Kordoses, Η κατάκτηση της νότιας Ελλάδας (as footnote 16 above) 176. 26 Katsaphados, Κάστρα (as footnote 13 above) 200; Ch. Stavrakos, The byzantine and Post-Byzantine Lead Seals and Other Minor Objects from the Monastery of the Dormition of Theotokos Zerbitsa at Xerokampi of Lakonia, in B. Caseau / V. Pringent / A. Sopracasa (eds.), Μélanges en l’honneur de Jean-Claude Cheynet. TM 21 (2017), 764–768; 774–776. 27 Avraméa, Le Magne byzantin (as footnote 1 above) 57–58. 28 Katsaphados, Κάστρα (as footnote 13 above) 178. The Frankish influence is also evident in church frescoes throughout the region. On this topic, see N. V. Drandakes, Δυτικές επιδράσεις στις μανιάτικες τοιχογραφίες του 13ου αιώνα. Δέκατο Όγδοο Συμπόσιο βυζαντινής και μεταβυζαντινής αρχαιολογίας και τέχνης. Πρόγραμμα και περιλήψεις εισηγήσεων και ανακοινώσεων (Αθήνα, Μάιος 1998). Athens 1998, 21–22. 29 The plague of 1347 was a major factor in the reduction of the local population. However, in light of the relatively low population density, it may not have had as dramatic an impact as it did on other, more heavily populated regions. Katsaphados, Κάστρα (as footnote 13 above) 200. Between 1347 and 1440 there were a total of ten outbreaks of plague. A. Laiou, The Agrarian Economy, Thirteenth – Fifteenth Centuries, in Eadem (ed.), The Economic History of Byzantium. 3 Vol. Washington D. C. 2002, II 317.
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Mani (Mesa Mani) and settled throughout greater Lakonia.30 After the appointment of Theodoros II Palaiologos, his father Manuel II began conquering the fortresses of Mani in 1415, in an effort to curb the power of the local aristocracy.31 The region would remain under Byzantine control until the fall of Mystras in 1460.32 The stiff resistance of its inhabitants to the Ottoman invaders secured Mani effective autonomy during the period of Turkish rule.33 While we are very well informed regarding the military and political history of Mani, our knowledge of society in this inaccessible, rural region, far from any administrative centres, remains fragmentary.34 The published donor inscriptions of Mani provide a wealth of material for study, and shed light on heretofore unknown or unclear socio-economic structures and relations. Concurrently, they testify to the development of the connection between religiosity and building activity in this barren natural environment. More precisely, cooperation between members of this evidently dynamic, fiercely independent society was evidenced by the phenomenon of group donations.35 A total of sixteen inscriptions from twelve monuments were studied. The inscriptions are as follows: (1) Part of a cornice from the church of St John Prodromos in Pagkia (second half of the 11th century)36 nowadays located in the church of St Basileios in Stavri. (2) Part of the epistyle of iconostasis with dedicatory inscription on the bell tower of the church of Taxiarchis in Dryalo (1102/03).37
30 Katsaphados, Κάστρα (as footnote 13 above) 201. 31 Katsaphados, Κάστρα (as footnote 13 above) 213. G. Saitas, Μάνη. Ελληνική παραδοσιακή αρχιτεκτονική. Athens 2001, 15. 32 Odb II 1284. 33 Saitas, Μάνη (as footnote 31 above) 22. 34 See P. Katsafados, New Epigraphic Evidence from Mani. The Kaphiona Epigrams. DChAE 38 (2017), 287–310. 35 See recently S. Kalopissi-verti, Donors in the Palaiologan Churches of the Mani in the Southern Peloponnese: Individualities, Collectivity and Social Identities, in Art of Byzantine World Individuality in Artistic Creativity. A Collection of Essays in Honour of Olga Popova. Moscow 2021, 161–189. 36 N. Drandakes, Βυζαντινές τοιχογραφίες Μέσα Μάνης. Athens 1964, 115–117; N. Drandakes, Βυζαντινά Γλυπτά της Μάνης. Βιβλιοθήκη τῆς ἐν Ἀθήναις Ἀρχαιολογικῆς Ἑταιρείας, 222. Athens 2002, 42–43; S. Kalopissi-Verti, Epigraphic evidence in middle-byzantine churches of the Mani. Patronage and art production, in: M. Aspra-Vardavake (ed.), Λαμπηδών. Αφιέρωμα στη μνήμη της Ντούλας Μουρίκη. Athens 2003, Ι 339–354: 340–341; G. Pallis, Inscriptions on middle Byzantine marble templon screens. BZ 106 (2013), 761–810. 37 L. Bouras, Architectural sculptures of the twelfth and the early thirteenth centuries in Greece, DChAE 9 (1977–79), 63–75: 63–64; A. Philippidis-Braat, Inscriptions du IXe au XVe siècle, in D. Feissel / A. Philippides-Braat, Inventaires en vue d’un recueil des inscriptions historiques de Byzance. III. Inscriptions du Péloponnèse (à l’exception de Mistra). TM 9 (1985), 267–357: 307–308; Drandakes, Βυζαντινά Γλυπτά (as footnote 36 above) 143–148. Ch. Bouras / L. Boura, Η Ελλαδική ναοδομία κατά τον 12ο αιώνα. Athens 2002, 123. Kalopissi-Verti, Epigraphic evidence (as footnote 36 above) 346–347. Pallis, Inscriptions (as footnote 36 above) 793.
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Fig. 1: Church of Taxiarchis in Dryalo (Photographic Archive of the Ephorate of Antiquities of Lakonia)
(3) The dedicatory inscription in the bema of the church of St John Prodromos in Megali Kastania of Messenian Mani (13th century).38 (4) The donor inscription on the southern wall of Ss Anargyroi at Kippoula (1265)39 of Inner Mani (Mesa Mani).
38 F. Drosogianne, Σχόλια στις τοιχογραφίες της εκκλησία του Αγίου Ιωάννου του Προδρόμου στη Μεγάλη Καστάνια της Μάνης. Βιβλιοθήκη τῆς ἐν Ἀθήναις Ἀρχαιολογικῆς Ἑταιρείας, 98. Athens 1982, 5, 216; S. Kalopissi-Verti, Dedicatory Inscriptions and Donor Portraits in Thirteenth-Century Churches of Greece. TIB, 5. Vienna 1992, 65. 39 N. Drandakes, Οι τοιχογραφίες των Αγίων Αναργύρων Κηππούλας (1265). Ἀρχαιολογική Ἐφημερίς 1980, 99–118: 99–100; Philippidis-Braat, Inscriptions (as footnote 37 above) 312–313; Kalopissi-Verti, Dedicatory Inscriptions (as footnote 38 above) 67–68; Drandakes, Βυζαντινές Τοιχογραφίες [as footnote 10 above] 310–311); S. Gerstel, Rural Lives and Landscapes in Late Byzantium. Art, Archaeology and Ethnography. New York 2015, 47–48; P. Katsaphados, Βυζαντινές Επιγραφικές Μαρτυρίες στη Μέσα Μάνη (13ος–14ος αι.). Αθήνα 2015, 21–25.
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Fig. 2: The church of Ss Anargyroi at Kippoula (Photographic Archive of the Ephorate of Antiquities of Lakonia)
Fig. 3: Donor Inscription of Kippoula (Photographic Archive of the Ephorate of Antiquities of Lakonia)
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(5) The donor inscription40 on the eastern wall of the narthex in the church of St Strategos in Ano Βoularioi with inscription on the northern wall (1274/75).41 (6) The donor inscription of the lintel of the church of Archangel Michael at Polemitas (1278)42 and the inscription on the southern wall between the bema and the naos of the monument.43 (7) The inscription of Panagia Androumpevitzia (second half of the 13th century) in Stavropigio of Messenian Mani.44 (8) The donor inscriptions in the bema of the katholikon of the Monastery Panagia Phaneromeni in Phragoulianika (1322/23).45 (9) The donor inscription at the western side of the naos of St George in Kitta (1323).46
40 Drandakes, Βυζαντινές Τοιχογραφίες 1964 (as footnote 36 above) 63–64. Philippidis-Braat, Inscriptions (as footnote 37 above) 322. Kalopissi-Verti, Dedicatory Inscriptions (as footnote 38 above) 70. Drandakes, Βυζαντινές Τοιχογραφίες (as footnote 10 above) 465. 41 Philippidis-Braat, Inscriptions (as footnote 37 above) 314. Kalopissi-Verti, Dedicatory Inscriptions (as footnote 38 above) 70. Drandakes, Βυζαντινές Τοιχογραφίες (as footnote 10 above) 458. 42 N. Drandakes, Δύο επιγραφές ναών της Λακωνίας: του Μιχαήλ Αρχαγγέλου (1278) στον Πολεμίτα της Μάνης και της Χρυσαφίτισσας (1290). Λακωνικαί Σπουδαί 6 (1982), 44–55: 46–47; PhilippidisBraat, Inscriptions (as footnote 37 above) 314–317; Kalopissi-Verti, Dedicatory Inscriptions (as footnote 38 above) 71–72. Eadem, Ο ναός του Αρχαγγέλου Μιχαήλ στον Πολεμίτα της Μέσα Μάνης (1278), in B. Katsaros, Αντίφωνον – Αφιέρωμα στον Καθηγητή Ν. Β. Δρανδάκη. Thessaloniki 1994, 451–474: 451–453; Katsaphados, Μαρτυρίες (as footnote 39 above) 25–35. 43 Kalopissi-Verti, Ο ναός του Αρχαγγέλου Μιχαήλ (as footnote 42 above) 453; Katsaphados, Μαρτυρίες (as footnote 39 above) 36–38. 44 R. Etzeoglou, Ο βυζαντινός ναός της Παναγίας Ανδρουμπεβίτζιας στη Μεσσηνιακή Μάνη, in Ε. Κypraiou (ed.), Ευφρόσυνον. Αφιέρωμα στον Μανόλη Χατζηδάκη. 2 τόμ. Athens 1991, Ι 160–174: 171– 174. Kalopissi-Verti, Dedicatory Inscriptions (as footnote 38 above) 106–107. 45 For the left part of the inscription, see N. Drandakes, Η επιγραφή του μαρμάρινου τέμπλου στη Φανερωμένη της Μέσα Μάνης (1079). Ἀρχαιολογική Ἐφημερίς 1979, 218–225: 224–225; PhilippidisBraat, Inscriptions (as footnote 37 above) 327; Ch. Konstantinide, Ο ναός της Φανερωμένης στα Φραγκουλιάνικα της Μέσα Μάνης. Λακωνικαί Σπουδαί, Παράρτημα 2. Athens 1998, 28–29; Katsaphados, Μαρτυρίες (as footnote 39 above) 88–102. 46 R. Etzeoglou – Ch. Konstantinide, Ο ναός του Αγίου Γεωργίου στην Κίττα της Μέσα Μάνης (1321). Μία πρώτη προσέγγιση, in E. Eleftheriou / A. Mexia (eds.), Πρακτικά Επιστημονικού Συμποσίου στη μνήμη του Νικολάου Β. Δρανδάκη για τη Βυζαντινή Μάνη (Καραβοστάσι Οιτύλου, 21–22 Ιουνίου 2008). Sparta 2008, 213–219: 216–219. Katsaphados, Μαρτυρίες (as footnote 39 above) 65–87.
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Fig. 4: The donor inscription of St George at Kitta (Photographic Archive of the Ephorate of Antiquities of Lakonia)
(10) The inscription on the northern wall of St Nikolaos in Exo Nyphi (1326).47 (11) The donor of the church of St George in Oitylo (1331/32).48 (12) The donor inscription in the southern aisle (1343/44) and the donor inscription (1348/49) on the lintel of the western entrance of the church of St Nikolaos at Platsa.49 The earliest known group donation is documented in the cornice in St Basileios of Stavri, dated to the Middle Byzantine Period (second half of the 11th century).50
47 M. Agreve, Ο Άγιος Νικόλαος στο Έξω Νύφι της Μάνης. Εικονογραφικές παρατηρήσεις σε ένα άγνωστο σύνολο τοιχογραφιών του 1284/1285, in E. Eleftheriou / A. Mexia (eds.), Πρακτικά Επιστημονικού Συμποσίου στη μνήμη του Νικολάου Β. Δρανδάκη για τη Βυζαντινή Μάνη (Καραβοστάσι Οιτύλου, 21–22 Ιουνίου 2008). Sparta 2008, 171–196: 175–176; Katsaphados, Μαρτυρίες (as footnote 39 above) 102–124. 48 E. Kurtius / A. Kirchhoff (eds.), Corpus inscriptionum graecarum. Berlin 1877, IV 353–354; H. Glykatzi-Ahrweiler, Une mention meconnue des Mélingues du Taygète. BCH 86 (1962), 1–10; N. Drandakes, Χριστιανικαί Επιγραφαί Λακωνικής. Ἀρχαιολογική Ἐφημερίς 1967, 133–177: 138–139 with note 6; A. Avramea, Ο Τζάσις των Μελήγγων. Νέα ανάγνωση επιγραφών εξ Οιτύλου. Παρνασσὸς 16 (1974), 288–300. Philippidis-Braat, Inscriptions (as footnote 37 above) 328–330. 49 D. Mourike, Οι τοιχογραφίες του Αγίου Νικολάου στην Πλάτσα της Μάνης. Athens 1975, 15–16; Philippidis-Braat, Inscriptions (as footnote 37 above) 333–335. 50 S. Kalopissi-Verti, Patrons and Craftsmen in Mani during the Byzantine and post-Byzantine Period, in N. Roumeliotis / A. Mexia (eds.), Tales of Religious Faith in Mani. Athens 2005, 98–108: 100.
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Another Middle Byzantine inscription is that in the church of the Taxiarchis of Dryalo (1102/03). Group donations began to proliferate in the 13th century, continuing well into the 14th century.51 In our view, the rise of the phenomenon in Mani is connected with the economic hardships and endemic warfare of the period, both of which made life difficult for the inhabitants of the region.52 Efforts at economic and cultural revival after the Byzantine re-conquest of Constantinople in 1261 seem to have been insufficient. There was a modicum of development from the latter third of the 13th century to the first half of the 14th century,53 but for the most part this period was fraught with political instability.54 As for the geographical positions of the churches connected with collective patronage, three are located in the modern Messenian part of Mani (church of John Prodromos in Megali Kastania [13th century], the monastery of Androumpevitsia in Stavropigi [second half of the 13th century], and St Nikolaos in Platsa [1343/44 and 1348/49])55 and nine in Inner Mani (Mesa Mani). Of these, only the church of St Nikolaos in Exo Nyphi is located in the so-called Prosiliaki Mani.56 The remaining eight are found on the other side, in western Mani [the cornice in St Basileios of Stavri (second half of the 11th century), church of the Taxiarchis of Dryalo (1102/03), Ss Anargyroi in Kippoula (1265), St Strategos in Ano Boularioi (1274/75), church of the Archangel Michael in Polemitas (1278), the monastery of Phaneromeni in Phragkoulianika (1322/23), St George in Kitta (1323) and the church of St George in Oitylo (1331/32)].57 The large number of monuments in this part of Mani is connected with the existence of the local Byzantine castle and basilica on Cape Tigani,58 as well as with the Fran-
51 S. Kalopissi-Verti, Επιγραφικές μαρτυρίες από τη Βυζαντινή Μάνη, in E. Eleftheriou / A. Mexia (eds.), Πρακτικά Επιστημονικού Συμποσίου στη μνήμη του Νικολάου Β. Δρανδάκη για τη Βυζαντινή Μάνη (Καραβοστάσι Οιτύλου, 21–22 Ιουνίου 2008). Sparta 2008, 89–97: 91–93. 52 See S. Kalopissi-Verti, Church foundations by entire villages (13th–16th c.) A short Note. ZRVI 44 (2007), 333–340. 53 A. Kontogiannopoulou, Η Εσωτερική Πολιτική του Ανδρόνικου Β΄ Παλαιολόγου (1282–1328). Διοίκηση – Οικονομία. Βυζαντινά Κείμενα και Μελέται, 36. Thessaloniki 2004, 291. 54 For a brief overview of the policies of Andronikos and their impact on the Byzantine Empire, see A. Kontogiannopoulou, Εσωτερική Πολιτική (as footnote 53 above) 307–309. 55 N. B. Drandakes, Από την παλαιοχριστιανική και βυζαντινή Μάνη (Θέματα Αρχαιολογικά – Τοπογραφικά – Δημογραφικά). Ἱστορικογεωγραφικὰ 10 (1986), 15–28: 25–26. 56 There are far fewer extant monuments in this region of Mani, compared to Aposkiaderi Mani. Drandakes, Παλαιοχριστιανική Μάνη (as footnote 55 above) 27. Due to its inaccessibility, eastern Mani (or Προσηλιακή Μάνη) has not been given adequate research attention (Katsaphados, Μαρτυρίες [as footnote 39 above] 123 note 169). 57 Drandakes, Παλαιοχριστιανική Μάνη (as footnote 55 above) 22–25. Gerstel, Rural Lives (as footnote 39 above) 119–120. 58 Katsaphados, Κάστρα (as footnote 13 above) 61.
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kish castle of Ano Poula.59 These regions formed the centre around which settlements and churches developed in this period.60 The construction and artistic activity in the modern Messenian part of Mani during that period is also impressive. There are numerous preserved monuments in Megali Kastania61 and Platsa, especially considering the circumstances of the time. Concurrently, remains of fortifications and the existence of a water mill in the former62 seem to denote a significant increase in population and the development of local agricultural activities, despite the fact that this section of Mani was settled by Slavs.63 A particularly telling aspect is the lack of references to Byzantine emperors in the inscriptions and monuments under examination. In fact, the names of Andronikos II Palaiologos and his son Andronikos III only appear in the monastery of Phaneromeni in Phragkoulianika (1322/23)64 and the church of St George in Kitta (1323).65 In these cases lack of references to the emperors may reflect the donors’ feeling of alienation from the imperial administrative centre at Constantinople, and thus also a certain political fragmentation of the empire.66 In any case, the inscriptions that mention emperors also contain unequivocal epigraphic testimony in favour of the donors’ connection with the central imperial authority. We are thus presented with a multi-varied image, with differentiations both in socio-political and mental belonging of the population with the imperial capital in Constantinople.
59 Katsaphados, Κάστρα (as footnote 13 above) 164–170, and Idem, New Evidence on the Dedicatory Inscriptions (13th Century) in the Church Hagioi Theodoroi, Ano Poula, Inner Mani. DChAE 36 (2015), 275–288. 60 For a list of churches in Mani in general, see Drandakes, Παλαιοχριστιανική Μάνη (as footnote 55 above) 20–26. 61 Drandakes, Παλαιοχριστιανική Μάνη (as footnote 55 above) 27. 62 Drosogianne, Σχόλια (as footnote 38 above) 2–3, 221. Gerstel, Rural Lives (as footnote 39 above) 119–120. 63 Tsoulkanakes, Βυζάντιο και Σλάβοι (as footnote 9 above) 145–146. S. Kalopissi-Verti, Language, Identity, and Otherness in Medieval Greece. The Epigraphic Evidence. Studies in Byzantine Epigraphy 1 (2022), 113–150, at 127. 64 Ch. Konstantinide, Ο ναός της Φανερωμένης στα Φραγκουλιάνικα της Μέσα Μάνης. Δέκατο Τέταρτο Συμπόσιο Βυζαντινής και Μεταβυζαντινής Αρχαιολογίας και Τέχνης. Πρόγραμμα και Περιλήψεις Εισηγήσεων (Αθήνα, Απρίλιος 1994). Athens 1994, 23, 28–29. 65 Katsaphados, Μαρτυρίες (as footnote 39 above) 67. 66 This is also evidenced by the moods of the local inhabitants, who from the period of Frankish rule onwards cared little about whether their overlords were Frankish or Byzantine (Katsaphados, Κάστρα [as footnote 13 above] 169). Viewed from a wider perspective, the rural churches generally do not have references to the emperors, because the latter were unable to contribute economically to the religious institutions of these regions (S. Kalopissi-Verti, Collective Patterns of Patronage in the Late Byzantine Village: The evidence of church inscriptions, in J. M. Spieser / E. Yota (eds.), Donation et donateurs dans le monde byzantine. Actes du colloque international de l᾽Université de Fribourg (13–15 mars 2008). Paris 2012, 125–140: 135.
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We shall subsequently examine three parameters of Byzantine Maniot society: donors/patrons, donations, and artists. The donors/patrons: The basic topics relating to Maniot donors illuminated by inscriptions with group donations are family structure, inter-family relations, the contributions of women, the role of the Church and of local officials, social stratification, cooperation, and solidarity between members of the local society. Overwhelmingly, the families documented in the inscriptions are of the nuclear type: husband, wife, and children. The patriarchal model is dominant in all cases. The husband is the master and head of the household, and appears as its representative, while also being mentioned first in the inscriptions.67 Women and children are either mentioned by name, or otherwise summarized in the phrases: συμβίου αὐτοῦ or τέκνων αὐτοῦ.68 It must be noted, however, that children could also contribute independently of their family. In such cases both their names and their relationships with other donors are documented. Notable examples are the ἀναγνώστης Elias, son of the priest Ioram in the church of Ss Anargyroi in Kippoula (1265)69 and Elias, son of Larigga Boleva in the church of the Archangel Michael in Polemitas (1278).70 Additionally, familial relationships are also denoted by words such as ἀδελφὸς or ἐξάδελφος.71 Therefore, as far as families are concerned, the patriarchal model, with the father as the head and perpetual leader of the family, remains dominant even in cases where his children have established their own families. If we take into account the joint donations of certain members of a single family, the image we have is one of donors who have not achieved complete economic independence from their families, instead possibly sharing property. However, this does not mean that certain family members couldn’t act independently.72 Very few women’s names are preserved in the inscriptions under examination, in contrast to those of the men. A total of eight different women are mentioned in the eight inscriptions that include a woman’s name among the donors. In certain
67 Kalopissi-Verti, Collective Patterns (as footnote 66 above) 128. 68 V. 8. Μιχαὴλ ἱερέως καὶ τῆς συμβίου αὐτοῦ: Λέοντος καὶ τῆς συμβίου αὐτοῦ Καλάρχου καὶ τῆς συμβίου αὐτοῦ, v. 5: καὶ τῶν τέκνων αὐτοῦ (Kalopissi-Verti, Dedicatory Inscriptions [as footnote 38 above] 67). 69 V. 3: Ἰῶρα ἱερέως καὶ υἱοῦ αὐτοῦ Ἠλία (Kalopissi-Verti, Dedicatory Inscriptions [as footnote 38 above] 67). 70 V. 6: καὶ Λαριγγὰ τοῦ Βολεύα καὶ Ἡλία τοῦ υἱοῦ αὐτοῦ καὶ Βολεύα (Kalopissi-Verti, Dedicatory Inscriptions [as footnote 38 above] 71). 71 V. 15–16: ’Ιωάννης ὁ Πατζάτης σὺν τῷ ἐξαδέλφῳ αὐτοῦ Νικολάῳ. V. 17: Μιχαὴλ καὶ Ἠλίας σὺν τὸν ἀδελφὸν αὐτῶν (Kalopissi-Verti, Dedicatory Inscriptions [as footnote 38 above] 71). 72 Indicatively, Niketas Kakomerotos and his children are mentioned separately in the inscription in the church at Polemitas. V. 15: Νικήτας ὁ Κακομέρωτος χωράφιον πλησίον τοῦ Σίνα μοδίου ἡμίσεος. V. 20: οἱ παῖδες τοῦ Νικήτα τοῦ Κακομέρωτου τρίτον ἐλέας εἰς τὸ Πυλορίχι (Kalopissi-Verti, Dedicatory Inscriptions [as footnote 38 above] 71).
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cases, they are mentioned either as the wife of a certain man,73 or as his widow.74 This epigraphic evidence shows that women-spouses were not presented as donors independent from their husbands. Married couples made donations together, with the husband’s name preceding that of his wife due to his status as head of the family and manager of the family property.75 The same is true for nuns. Their position is largely similar to that of women-spouses. The only nun’s name preserved in the inscriptions under examination is Kallinike. She is referenced in the inscription in the church of the Archangel Michael of Polemitas (1278), though the exact nature of her donation is unspecified. It is clear in this case that the nun Kallinike is distinct from the other donors, and her name follows the date in the inscription. In our view, Kallinike was a member of one of the families that had already offered a donation to the church and were documented in the inscription. Due to her status as a nun, however, she is mentioned separately from her family even if they made a common donation.76 References to widowed female donors are wholly different.77 The widows of the priests Katzoupites and Petros are mentioned, without their Christian names, in the inscription in the Katholikon of the Phaneromeni (1322/23), being described instead as χήρα τοῦ… and continuing the donations of their late husbands.78 In contrast to
73 V. 8: Μιχαὴλ ἱερέως καὶ τῆς συμβίου αὐτοῦ: Λέοντος καὶ τῆς συμβίου αὐτοῦ Καλάρχου καὶ τῆς συμβίου αὐτοῦ (Kalopissi-Verti, Dedicatory Inscriptions [as footnote 38 above] 67). 74 The single extant reference to a widow in the region under examination is found in the katholikon of the Phaneromeni at Phragkoulianika (1322/23) (Katsaphados, Μαρτυρίες [as footnote 39 above] 96). 75 S. Kalopissi-Verti, Δωρεές γυναικών στην υστεροβυζαντινή περίοδο», in M. Panagiotidu (ed.), Η γυναίκα στο Βυζάντιο. Λατρεία και Τέχνη, Ειδικό θέμα του 26ου Συμποσίου της Βυζαντινής και Μεταβυζαντινής Αρχαιολογίας και Τέχνης (Αθήνα, 12–14 Μαΐου 2006). Athens 2012, 243–256: 256. Kalopissi-Verti, Collective Patterns (as footnote 66 above) 132. 76 The nun Kallinike belonged to one of the families of Polemitas. St Kallinike is depicted in the church of St Nikolaos of Polemitas, and given the rarity of the name, the church is likely to have been connected to a donation (S. Gerstel / A.-M. Talbot, Nuns in the byzantine countryside. DChAE 27 (2006), 481–490: 483–484; Gerstel, Rural Lives [as footnote 39 above] 147). On rural nuns, see Gerstel / Talbot, Nuns (as above) 481–490. 77 On the contributions of widows in the Late Byzantine Period, see Sh. Gerstel / S. KalopissiVerti, Female church founders. The agency of the village widow in late Byzantium, in L. Theis / M. Mullet / M. Grünbart / G. Fingarova / M. Savage (eds.), Female founders in Byzantium and beyond. Vienna 2012, 195–211. 78 In a noteworthy Late Byzantine phenomenon, widowed women restored or made donations to churches they had constructed or had assisted their husbands in constructing (Gerstel / KalopissiVerti, Female church founders [as footnote 77 above] 205). A salient example is the chapel of the Pammakaristos monastery in Constantinople, the renovation of which was begun by Michael Doukas Glabas Tarchaneiotes in 1294, and completed later by his widowed wife, the nun Martha (KalopissiVerti, Δωρεές γυναικών [as footnote 75 above] 247). On the Pammakaristos monastery, see H. Belting / C. Mango / D. Mouriki, The Mosaics and Frescoes of St Mary Pammakaristos (Fethiye Camii)
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the two widows, the ἀναγνώστης Elias is mentioned in the inscription both under his own name and as the son of the priest Sissinios Katzoupites. As widows, they assumed control over the family property.79 In our view, they are not mentioned by name because on the one hand they continue the donations of their late husbands, and on the other because their husbands were important local donors. Indeed, the overtly patriarchal structure of Maniote society evidenced in the inscriptions shows that women’s names were not a mandatory inclusion. Rural women-spouses were always commemorated as donors together with their husbands. They never acted independently. By contrast, women who had lost their husbands automatically assumed control over the household and its responsibilities, becoming the heads of their families. Concurrently, they could participate in donations as members of their families. Politicians and church officials – Social Stratification: Priests and holders of church offices were particularly well respected by the local community.80 Indeed, priests precede all other individuals in inscriptions. This may be due to the fact that they were the driving forces behind church construction and decoration.81 Of course, it is far from certain that the priests mentioned in all the cases under examination provided some form of offering/donation. They are usually documented together with their families, and their children were likely to follow their father’s profession, giving the impression that it was “hereditary”.82 The inscriptions that document donations by priests (Ss Anargyroi of Kippoula [1265], Archangel Michael of Polemitas [1278], Phaneromeni Monastery [1322/23]) reveal that they were not any better off economically than the rest of the rural population. We know that priests also worked in agriculture to provide for their day-to-day needs.83 They most likely possessed only a rudimentary education, though some of them may have been the most educated members of a given settlement. There were, however, definitely differences in education level between priests.84 The donor inscriptions are testimonies of this, given that the text of many of them may have been written by priests.85
at Istanbul. DOS, 15. Washington D. C. 1978. 79 Gerstel, Rural Lives (as footnote 39 above) 100–101. 80 Communities even viewed priests as the personification of trustworthiness. For this reason, priests were often preferred as witnesses for sales contracts or transfers of property. A. Laiou, Priests and bishops Priests and bishops at the Byzantine countryside, thirteenth to fourteenth centuries, in D. Angelov (ed.), Church and Society in Late Byzantium. Kalamazoo / Michigan 2009, 43–57: 45. 81 Gerstel, Rural Lives (as footnote 39 above) 131. 82 Laiou, Priests and bishops (as footnote 80 above) 47; Katsaphados, Μαρτυρίες (as footnote 39 above) 46; Gerstel, Rural Lives (as footnote 39 above) 129. 83 Laiou, Priests and bishops (as footnote 80 above) 44. 84 Laiou, Priests and bishops (as footnote 80 above) 46–47; Gerstel, Rural Lives (as footnote 39 above) 133. 85 A possible example is the inscription in Ss Anargyroi church (1265); Gerstel, Rural Lives (as footnote 39 above) 49.
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Another fascinating aspect is the number of priests who participated in inscriptions with group donations. Three priests are mentioned in the inscriptions in Kippoula (1265) and Polemitas (1278). The katholikon of the Phaneromeni in Phragkoulianika (1322/23) mentions five priests and one πρωτόπαππας. Naturally, we must take into account that priests most likely did not fulfil all their duties at a single church, instead visiting other churches in the same settlement or even those in the surrounding region86 or on their own.87 There is precious little information on the offices of the donors: πρωτοπαπάς,88 τουρμάρχης,89 ἀναγνώστης, νομικός,90 τζαούσιος,91 ἀρχιμανδρίτης,92 σακελλάριος,93 οἰκονόμος.94 Of all these, only two offices can be safely identified as political or military (τουρμάρχης, τζαούσιος), and are connected with the civil administration of Mani. The inscription of St John in Megali Kastania (13th century) indicates a form of social structure. The division into πρόκριτοι and the common people suggests a form of administration of the settlement, according to which power rested with the πρόκριτοι, prominent members of the settlement, i. e. local lords, who had achieved independence or a kind of independence from the central state administration. This category may also encompass priests as well as the wiser elders of the settlement.95
86 Gerstel, Rural Lives (as footnote 39 above) 131. 87 Gerstel / Kalopissi-Verti, Female church founders (as footnote 77 above) 204. The Phaneromeni monastery is a notable example for both of these cases. The widow of the priest Georgios Katzoupites continued her husband’s work together with her family, whose members are identifiable by their surname. This does not appear to be the case with the widow of the priest Petros. This particular priest’s name is absent from the first section of the inscription, and it thus appears that this particular woman acted independently of her family (Kalopissi-Verti, Δωρεές γυναικών [as footnote 75 above] 256). 88 N. B. Drandakes, Βυζαντινὰ Γλυπτά (as footnote 36 above) 42–43. 89 Drandakes, Βυζαντινά Γλυπτά (as footnote 36 above) 147. 90 V. 3: ’Ιῶρα ἱερέως καὶ υἱοῦ αὐτοῦ Ἠλία ἀναγνώστου καὶ νομικοῦ (Kalopissi-Verti, Dedicatory Inscriptions [as footnote 38 above] 67). 91 V. 3: σευαστοῦ τζάσι τῶν Μεληγγῶν κὺρ Κωνσταντίνου τοῦ Σπανὶ (Avramea, Ο Τζάσις των Μελήγγων [as footnote 48 above] 293). 92 V. 2–3: διὰ συνεργίας καὶ κόπου Παταπίου ἱερομονάχου καὶ ἀρχιμανδρίτου (Mourikε, Tοιχογραφίες του Αγίου Νικολάου [as footnote 49 above] 15). 93 V. 3–4: καὶ Νικολάου ἰερέως τοῦ σακαιλάρι (Mourike, Τοιχογραφίες Αγίου Νικολάου [as footnote 49 above] 15). 94 Μνήσθητη Κύριε τοῦ δούλου τοῦ Θεοῦ Μιχαὴλ ἱερέως τοῦ οἰκονόμου καὶ τῆς συμβίου αὐτοῦ Χαριτίνης (Mourike, Τοιχογραφίες Αγίου Νικολάου [as footnote 49 above] 16). 95 A. Laiou, The peasant as a donor (13th–14th centuries), in J. M. Spieser / E. Yota (eds.), Donation et donateurs dans le monde byzantine. Actes du colloque international de l’Universite de Fribourg (13–15 mars 2008). Paris 2012, 107–124: 118.
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However, priests were not always numbered among the local aristocracy. At times they constituted a distinct social group, positioned, in our view, somewhere between the aristocracy and the common people of the settlement.96 Another form of social organization is evidenced in the katholikon of the Androumpevitzia Monastery (second half of the 13th century). The repetition of the term γενεὰ in all likelihood denotes a form of organization for the families of the Slavic tribes that lived around Mt. Taygetos, according to R. Etzeoglou.97 The lack of references to officials in the inscriptions of group donations in the region reflects the almost non-existent relations between Constantinople and Mani. Despite this, references to a τουρμάρχης and a τζαούσιος denote the existence of a rudimentary local administration. The reference to πρόκριτοι demonstrates that the most prominent individuals of each settlement played a primary role in the region. The Church played an equally important role in everyday life. The involvement of priests in social events together with the fact that they were holy figures were enough to win the respect of the population. The significance the locals placed on church offices demonstrates how religion-centred the local society was.98 The less prominent members of the local community are documented in the inscriptions with the phrases πάντων τῶν συνδραμόντων, τοῦ κοινοῦ λαοῦ, λοιπῶν τῆς χώρας. They constituted the majority of the settlement’s population, which likely contributed either with donations or manual labour to construct, renovate, or decorate the church.99 The inscriptions in the Cornice of the Church of St John Prodromos (second half of the 11th century), and in St John in Megali Kastania (13th century), as well as the frescoes in the southern aisle of St Nikolaos at Platsa (1348/49), demonstrate that the entire village population contributed to the construction of the monument.100 The inscriptions showcase the collective spirit, cooperation, and solidarity of the faithful, as well as their urge to provide for their own needs. We find information on population movements within Byzantine-controlled territories in two inscriptions. George Patelis, mentioned in the inscription in the Archan-
96 Laiou, Priests and bishops (as footnote 80 above) 45. 97 Etzeoglou, Παναγία Ανδρουμπεβίτζια (as footnote 44 above) 173; Kalopissi-Verti, Dedicatory Inscriptions [as footnote 38 above] 107. 98 An episode during the period of Frankish rule demonstrates their religious fervour. The local population voluntarily submitted to the Franks as far as administration was concerned. They cared little whether their overlords were Byzantines or Franks. However, they were adamant in refusing to adopt the Catholic faith. Katsaphados, Κάστρα (as footnote 13 above) 169. 99 This much can be deduced from the phrase διὰ συνεργείας καὶ κόπου καὶ μόχθου πολλοῦ found in the first two verses of the donor inscription at Polemitas (1278) (Kalopissi-Verti, Dedicatory Inscriptions [as footnote 38 above] 71; Katsaphados, Μαρτυρίες [as footnote 39 above] 26). 100 Kalopissi-Verti, Επιγραφικές μαρτυρίες (as footnote 51 above) 91–92.
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gel Michael of Polemitas (1278) is from Proussa,101 and the priests who saw to the restoration of the katholikon of the Phaneromeni in Phragkoulianika (1322/23)102 were likely also from Asia Minor,103 the region of Pontοs in particular. These movements were in all likelihood provoked mostly by war. The inclusion of their names together with their places of origin in the inscriptions stands as testimony of their efforts to assimilate into and be seen as active members of the local community, while also maintaining their connection with their homelands. Population movements within Mani itself are evidenced in the inscription at Polemitas. Here we have the surname Kouloumiates.104 This cannot be considered not only as a family name, but also declares this particular donor’s (or of his family) place of origin, the settlement of Kouloumi. Movements within the region were likely due to the events that followed the Byzantine re-conquest of Mani, in the aftermath of which the local population made efforts to move towards the northern sections of the region.105 The donations: Coins, farmland, olive trees, and grapevines were some of the many offerings the faithful donated for the construction and decoration of churches. Each donor’s contributions are described in detail in the eight inscriptions. The information they relate reveals a society based on cultivations and agricultural production. The number of coins or donations in kind of a donor also demonstrated their financial status: they were able to make mixed donations or small land concessions.106 Of the inscriptions under examination, two describe the donation of coins. The inscriptions that describe concessions of trees and real estate are far more fascinating, and provide a wealth of information. Of particular interest are the references to the exact positions/toponyms where the assets in question were located. Donor financial status: The number of coins, extent of land, or number of trees donated demonstrate the disparity in financial clout between donors.107 In Ss Anargyroi church (1265) the ἀναγνώστης and νομικὸς Elias donated the largest number of
101 V. 3: ἥγου κὺρ Γεωργίου τοῦ Πατέλη ἀπὸ τῆς ᾿Ανατολῆς κάστρου Προῦσης (Kalopissi-Verti, Dedicatory Inscriptions [as footnote 38 above] 71). 102 Katsaphados, Μαρτυρίες (as footnote 39 above) 95. 103 Generally, the region of Lakonia attracted a number of immigrants from Asia Minor after its reconquest by the Byzantines. Katsaphados, Μαρτυρίες (as footnote 39 above) 101 note 130; Ch. Stavrakos, The Church of Ss Theodoroi (formerly St Kournatos) in Myrtia, Lakonia and its inscriptions, in M. Lauxtermann / I. Toth (eds.), Inscribing Texts in Byzantium. Continuities and Transformations. Papers from the Forty-Ninth Spring Symposium of Byzantine Studies. Oxford 2020, 358–360. 104 V. 8: καὶ Νικολάου τοῦ Κουλουμιάτη (Kalopissi-Verti, Dedicatory Inscriptions [as footnote 38 above] 71). 105 Katsaphados, Κάστρα (as footnote 13 above) 181–182. 106 Laiou, Agrarian Economy (as footnote 29 above) 324. 107 Gerstel, Rural Lives (as footnote 39 above) 36, 102.
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coins: 8, out of a total of 14½. The other donors provided far smaller sums, some even making joint donations.108 The inscription in Polemitas (1278) documents real estate concession percentages, relating the donation of either entire fields or portions thereof, as well as of olive trees.109 A particularly interesting aspect is the repeated donations from one or more donors whenever this was deemed necessary. A notable example is the case of Theodoros Chalkeas in Polemitas (1278), who as described in the 14th verse, initially offered a portion of a field located at Ἀροὶ and further on, in verses 18–19, offers two olive trees jointly with the Kouloumiates.110 Toponyms: The wealth of toponyms referenced in the inscriptions: i) reflect efforts by the faithful to clarify which portion of their property was donated for the needs of the church, ii) are intended to reinforce the legal validity and significance of the donation, and render it unchallengeable in the future, iii) delimit the donated land, and iv) inform of their act in detail any of the other faithful who happened to be literate. In the Polemitas inscription (1278) the location and delimitation of the donated lands is indicated twice with the word πλησίον: Leon Blachernites and Niketas Kakomerotos jointly donated a field half a modion in size πλησίον to that of Sina; the children of Kalommates donated a field located πλησίον to that of Solomos.111 Here we must take into consideration the fact that during the same period imperial chrysobulls with donations were documented in katholika in nearby Mystras.112 Concurrently, they are historical evidence for the existence of settlements dating to this period. The Μπατρίκια, and Ἕρημος mentioned in Polemitas are most likely to be identified with the Maniote settlements of Μπρίκι and Ἕρημος, respectively.113 Even the location Βαθὺ included in the same inscription could be identified with the modern
108 V. 6: καὶ Τρωμάρχης καὶ ὁ Παντολέων νόμισμα ἕνα ἥμισυ καὶ ὁ νομικὸς νομίσματα ὀκτώ (Kalopissi-Verti, Dedicatory Inscriptions [as footnote 38 above] 67). 109 The donated portions were described with various units of measurement, such as modios, pinakion, etc. V. 16: μοδίου ἡμίσεος … πινακίου (Kalopissi-Verti, Dedicatory Inscriptions [as footnote 38 above] 71). 110 Kalopissi-Verti, Dedicatory Inscriptions [as footnote 38 above] 71–72. 111 V. 15: καὶ Λέων ὁ Βλαχερνίτης καὶ Νικήτας ὁ Κακομέροτος χωράφιον πλησίον τοῦ Σίνα. V. 18: οἱ παῖδες τοῦ Καλομάττη χωράφιον πλησίον τοῦ Σολωμοῦ (Kalopissi-Verti, Dedicatory Inscriptions [as footnote 38 above] 71–72). 112 S. Gerstel, Mapping the Boundaries of Church and Village: Ecclesiastical and Rural Landscapes in the Late Byzantine Peloponnese, in Ead. (ed.), Viewing the Morea: Land and People in the Late Medieval Peloponnese. Washington DC 2013, 335–368: 345–346; see also the excellent unpublished PhD thesis of P. Perdikoulias, Τα χρυσόβουλλα του νοτιοδυτικού παρεκκλησίου του ναού της Οδηγήτριας στον Μυστρά: Τοπογραφία και ζητήματα γαιοκτησίας. 2 vol. Kalamata, unpublished PhD thesis 2018. 113 Katsaphados, Μαρτυρίες [as footnote 39] above 33. It is worth noting that the locations of modern-day settlements are not the same as those they occupied in that period. For example, Byzantine Herimos is located roughly 500 m. south of the modern-day settlement (Katsaphados, Μαρτυρίες [as footnote 39 above] 182 note 3).
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East Maniote settlement of the same name.114 In St George of Kitta (1323) the position of Μαράση as the exact location of the church is evidence of the previous name of this area.115 There were two types of donations in Mani: coins and real estate, i.e. land, a categorization that leads to the question of why some donors preferred the first and others the second type. The majority of donors were independent farmers, and even individuals who held offices almost certainly had lands they cultivated.116 They were by no means wealthy, given the relatively low sums of money or portions of land they donated. However, they appear to have earned enough income to participate in and contribute to collective works.117 The fact that the inscriptions of only two churches document donations of coins demonstrates just how infrequent this particular form of donation was in Mani, in comparison to donations of land. Based on this, we can make the following two assertions: either donors did not possess coins in any appreciable quantity,118 or they preferred to donate land, because it could constitute a permanent source of income for the church or monastery. In certain cases, donations in coins were not paid up front in full. Especially in the case of the katholikon of the Phaneromeni (1322/23), the ὑπέρπυρα were given after a period of months.119 By contrast, the donation of plots of land and trees was particularly widespread in the region.120 These lands remained in the possession of the church even after work on it was completed. Such donations thus secured the necessary funds for both future maintenance work on the church and the priests’ wages.121
114 There are 14th- and 15th-century references to the settlement, which possessed a harbour (K. Komes, Πληθυσμός και Οικισμοί της Μάνης [15ος – 19ος αιώνας]. Ioannina 1995, 336–337). 115 Katsaphados, Μαρτυρίες (as footnote 39 above) 67. 116 Laiou, Agrarian Economy (as footnote 29 above) 318. 117 Laiou, Agrarian Economy (as footnote 29 above) 324. 118 A. Kontogiannopoulou notes the surprising shortage of currency in circulation in the reign of Andronikos II Palaiologos. This phenomenon persisted during the civil war between the two Andronikoi (Kontogiannopoulou, Εσωτερική Πολιτική [as footnote 53 above] 273–274). An additional factor was the fact that farmers in the provinces were paid on an annual basis, usually after harvest season. The exact month they were paid could vary from year to year (C. Morrisson, Byzantine Money. Its Production and its Circulation, in A. E. Laiou [ed.] The Economic History of Byzantium, III. Dumbarton Oaks Research Library and Collection. Waschington D. C. 2002, 948). 119 Katsaphados, Μαρτυρίες (as footnote 39 above) 100. 120 There are also examples of such donations in Crete. The donor inscription of the Church of Hagioi Pateres in Epano Floria, Selino (1470), documents the donation of houses, beehives, and livestock, among others (S. Kalopissi-Verti, Church Inscriptions as Documents. Chrysobulls – Ecclesiastical Acts – Inventories – Donations – Wills. DChAE 24 (2003), 79–88: 85; Gerstel, Rural Lives (as footnote 39 above) 6–7, 122). 121 Priests were usually paid in kind. The local population often offered them oil and wine as payment for their services (Gerstel, Rural Lives [as footnote 39 above] 138).
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The amounts of cash and lands donated by the donors under examination reveal the maximum extent of their economic capabilities. Concurrently, once documented, the donated real estate became part of the church property, with inscriptions thus assuming also the role of notary documents.122 The two types of donations differ in the fact that coins served only to complete a given project, while real estate contributed to its long-term viability and prosperity. The Artists: Nikolaos and Theodoros from Retziza, who have thus far not been identified in other local monuments,123 decorated Ss Anargyroi church of Kippoula (1265). Their names are documented in the final verses of the inscription. Similarly, Georgios Konstantinianos – who was possibly from a settlement named Ἁγία Θέκλα – is also documented in the final verses of the donor inscription of the Archangel Michael in Polemitas (1278).124 He is also credited, though not without reservations, with painting the frescoes of the Dormition of the Theotokos in Mina.125 It has been hypothesised that his name is preserved among the frescoes as a cryptogram.126 The same has been hypothesised regarding his depiction together with his family in the narthex of St Nikolaos in Exo Nyphi (1326).127 These are the only three Byzantine-period painters documented in the catalogue of painters of Mani, which N. Drandakes published in 1983.128 However, this list requires updating with the names of Nomikos and Theodosios, who decorated St George of Kitta (1323).129 Based on the existing archaeological evidence, we can posit that the latter two were more active than Nikolaos, Theodoros, and Georgios Konstantinianos. Katsaphados has identified their names in other inscriptions in St Nikolaos of Exo
122 Kalopissi-Verti, Church Inscriptions (as footnote 120 above) 86–87; S. Karydes, Συλλογικές Χορηγίες στην Κέρκυρα κατά την πρώιμη λατινοκρατία. Επιγραφικά τεκμήρια. Βυζαντινά Σύμμεικτα 26 (2016), 163–209: 190–191; Perdikoulias, Χρυσόβουλα (as footnote 112 above) 118, 122. The chrysobulls inscribed on the southwestern aisle of the Hodegetria in Mystras could be seen as comparable. They document the privileges ceded by Andronikos II to the monastery, as well as its properties. On the Hodegetria chrysobulls, see also K. Zesiou, Ἐπιγραφαὶ Χριστιανικῶν Χρόνων τῆς Ἑλλάδος. Μέρος Α΄ – Πελοπόννησος. Athens 1909, 72–94. Gerstel, Mapping the Boundaries (as footnote 112 above) 337–348. 123 N. B. Drandakes, Οι τοιχογραφίες των Αγίων Αναργύρων Κηπούλας (1265). Αρχαιολογική Εφημερίς 1980, 102. Ν. Drandakes, Ονόματα αγιογράφων σε ναούς της Μάνης. Λακωνικαί Σπουδαί 7 (1983), 126–138: 127; Kalopissi-Verti, Dedicatory Inscriptions (as footnote 38 above) 68; Eadem, Οι ζωγράφοι στην ύστερη βυζαντινή κοινωνία. Η μαρτυρία των επιγραφών, in M. Basilake (ed.), Το Πορτραίτο του Καλλιτέχνη στο Βυζάντιο. Herakleion 2000, 141. 124 Kalopissi-Verti, Dedicatory Inscriptions (as footnote 38 above) 71–72; Kalopissi-Verti, Οι ζωγράφοι (as footnote 123 above) 142. 125 Gerstel, Rural Lives (as footnote 39 above) 56. 126 Katsaphados, Μαρτυρίες (as footnote 39 above) 34 note 43. 127 Katsaphados, Μαρτυρίες (as footnote 39 above) 117. 128 Drandakes, Ονόματα αγιογράφων (as footnote 123 above) 126–127. 129 Katsaphados, Μαρτυρίες (as footnote 39 above) 74–77.
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Nyphi (1326),130 while he also asserts that the frescoes of the Phaneromeni monastery in Phragkoulianika (1322/23) must be considered their work as well.131 Indeed, according to his view, Nomikos and Theodosios decorated the interiors of five churches between 1322 and 1326.132 According to the inscription in Ss Anargyroi (1265), Nikolaos and Theodoros were brothers. Theodoros is also described as a μαθητὴς of Nikolaos, demonstrating that the painter’s trade was already a family tradition for them.133 There is no extant information on Georgios Konstantinianos’ family status in the Polemitas (1278) inscription. However, there is a reference to his family in the donor depiction in St Nikolaos of Exo Nyphi (1326). In the fresco, he is depicted, together with his wife and child, in a deesis before the Archangel Michael.134 There is no evidence denoting a familial relation between Theodosios and Nomikos. They may have been friends, or perhaps professional partners, or even a teacher and student. What is beyond doubt is Nomikos’ respect and appreciation for Theodosios, whom he describes as working ἁόκνως in the former’s lands.135 Payment: None of the inscriptions under examination preserve clear references to any form of payment. Relevant key words and phrases are το ἥμισυ τοῦ μιραδίου μοῦ in Archangel Michael in Polemitas (1278), τρώει τὸ πράγμα and the μίραν in St George of Kitta (1323). However, there are references to payment in inscriptions that preserve both painters’ names and donations. The inscription in Ss Anargyroi (1265) completely omits any reference to payment for the painters, while the total amount gathered was 14½ coins. According to the inscription, the reconstruction and decoration of the church was paid with these coins. In our view, the amount of 14½ coins is nowhere near enough to cover both the reconstruction and the decoration of the church. Perhaps some of the labourers worked for little or even no pay. What is certain is that money would have been required to purchase materials. Additionally, the possibility that the structure of the church already existed must be examined. P. Katsaphados suggests
130 Katsaphados, Μαρτυρίες (as footnote 39 above) 114–117. 131 Katsaphados, Μαρτυρίες (as footnote 39 above) 89. 132 Katsaphados, Μαρτυρίες (as footnote 39 above) 117. 133 M. Panagiotide, Σχολιάζοντας τους ζωγράφους. Μερικά παραδείγματα τοιχογραφιών από τη Μάνη, in Ε. P. Εleftheriou / Α. Μexia (eds.), Πρακτικά Επιστημονικού Συμποσίου στη μνήμη του Νικολάου Β. Δρανδάκη για τη Βυζαντινή Μάνη (Καραβοστάσι Οιτύλου, 21–22 Ιουνίου 2008). Sparta 2008, 221–232: 231; Kalopissi-Verti, Οι ζωγράφοι (as footnote 123 above) 141. 134 Agreve, Ο Άγιος Νικόλαος στο Έξω Νύφι (as footnote 47 above) 191–193; Katsaphados, Μαρτυρίες (as footnote 39 above) 117–121; Ai. Kiltzanidou, Γυναικείες δωρεές σε ναούς της υστεροβυζαντινής περιόδου: Μερικά παραδείγματα από τη βυζαντινή Λακωνία. Έρεισμα 2 (Δεκέμβριος 2021) 9–10 (Εργαστήριο Νεότερης και Σύγχρονης Ιστορίας) (https://modernhistorylab.he.duth.gr/έρεισμα-γιατην-ιστορία/) 135 Katsaphados, Μαρτυρίες (as footnote 39 above) 76–77.
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that in many cases painters would work in churches that had already been erected long before. If this is true, then the cost of constructing the church must not be included in the amount of coins.136 Thus, they were mainly spent for the purchase of materials. Additionally, a portion – if not all the remaining amount – may have been used to pay the painters.137 However, if any money remained, it is likely that it would have been used to cover the future maintenance needs of the church. In Polemitas (1278), the painter Georgios notes that Eustratios Sykolephkas offered a plot of land as half of his reward.138 At first glance, this donation seems to be part of Georgios’ payment. What may actually be the case here, however, is that the income from the plot of land corresponded to half of Georgios’ payment, thus allowing the conclusion that there was in fact payment in this case. Nomikos and Theodosios also received payment. The donor inscription in Kitta (1323) preserves the phrase τρώει τὸ πράγμα in the ninth verse and in the tenth the word μίραν.139 Theodosios appears to have spent his money in order to also work on the church of St Nikolaos (1326). The amount and type of payment are unknown.140 The image that emerges through the inscriptions of group donations for the painters of Mani frames them in a new perspective. They were individuals who did not differ from the simple, rural populations. Usually locals, their main occupation does not appear to have been the decoration of churches.141 In fact, they most likely also cultivated land, given that decorating churches was hardly sufficient to earn them a living. They were not well educated, and possessed limited knowledge in aspects of their craft, such as style.142 This is likely due to the fact that they may have been self-taught. Their primary models were most likely drawn from the frescoes of rural monuments or, more conceivably, readily accessible local monuments. They were most likely paid quite poorly, though it is important to note that they were, in fact, paid. They possessed a collective spirit and religious fervour, and were aware of the fact that their works would probably never become renowned. However,
136 Katsaphados, Μαρτυρίες (as footnote 39 above) 22–23. 137 According to S. Kalopissi-Verti, in the 14th and 15th centuries the typical painter’s wage would be between 12 – 30 hyperpyra. The exact amount would vary, depending on the quality, as well as the extent, of the painter’s work (Kalopissi-Verti, Οι ζωγράφοι [as footnote 39 above] 153). 138 V. 22: ἥμισυ τοῦ μιραδίου μοῦ (Kalopissi-Verti, Dedicatory Inscriptions [as footnote 38 above] 72). 139 Katsaphados, Μαρτυρίες (as footnote 39 above) 76–77. 140 Katsaphados, Μαρτυρίες (as footnote 39 above) 79. On the word μίραν, P. Katsaphados posits that this may indicate a payment in kind for the painter (Katsaphados, Μαρτυρίες [as footnote 39 above] 76 note 9. 141 Panagiotide, Ζωγράφοι 230–232. 142 Gerstel, Rural Lives (as footnote 39 above) 52, 55.
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they had the opportunity to add their names to them. They essentially preferred to ‘claim᾽ their works rather than let them pass into obscurity. The fundamental element of all the inscriptions under examination was a collective spirit. The cooperation of many different individuals, from different social and economic backgrounds, was what led to the proliferation of this particular type of donation in the region, even into the post-Byzantine period.143 From Mani to Crete144 and Rhodes,145 from Corfu146 to Epirus147 and Thessaly,148 Christian churches stand as testimony to the collective spirit, cooperation, and religious fervour of their donors.149
143 For post-Byzantine examples, see N. V. Drandakes / E. Dori / V. Kepetzi / M. Konstantoudaki, Ερευνα στην Κάτω Μάνη. Ἡ ἐν Ἀθήναις Ἀρχαιολογική Ἑταιρεία 1993, 449–578. 144 Kalopissi-Verti, Church foundations (as footnote 52 above) 336. 145 Gerstel, Rural Lives (as footnote 39 above) 25. 146 Karydes, Συλλογικές Χορηγίες (as footnote 120 above) 163–209. 147 Salient examples of group donations in Epirus are the monastery of St Paraskevi in Monodendri (1414) and St Nikolaos in Vitsa, Zagori (1612). On St Paraskevi, see M. Acheimastou-Potamianou, Η κτιτορική παράσταση της Αγίας Παρασκευής στο Μονοδέντρι της Ηπείρου (1414). DChAE 24 (2003), 231–241; Eadem, Οι τοιχογραφίες του έτους 1414 στη Μονή της αγίας Παρασκευής του Βίκου στο Ζαγόρι της Ηπείρου. Athens 2017. On St Nikolaos, see A. G. Tourta, Οι ναοί του Αγίου Νικολάου στη Βίτσα και του Αγίου Μηνά στο Μονοδένδρι. Προσέγγιση στο έργο των ζωγράφων από το Λινοτόπι. Athens 1991, 29. 148 The frescoes in the church of the Dormition of the Theotokos in Kalampaka (1573) were covered at the expense of the bishop Joasaph and numerous other figures. G. A. Soteriou, Βυζαντινά Μνημεία της Θεσσαλίας ΙΓ΄ και ΙΔ΄ αιώνος – Η βασιλική της Κοιμήσεως της Θεοτόκου εν Καλαμπάκα. ΕΕΒΣ 6 (1929), 291–315 and for the post-Byzantine frescos see F. Lytare, Ο τοιχογραφικός διάκοσμος του ναού της Κοιμήσεως της Θεοτόκου στην Καλαμπάκα. Συμβολή στο έργο του ζωγράφου Νεοφύτου του Κρητός. Kalambaka 2022. 149 The authors would like to deeply thank Dr. Evangelia Pantou, Director of the Ephorate of Antiquities of Lakonia for providing the photographic material.
Raimondo Tocci
Lesen und Schreiben im Freirand: Die Patriarchen(angaben) im Kodex Vindobonensis historicus graecus 99 Im Jahr 1892 veröffentlichte Alfred Heinrich eine kleine Abhandlung mit dem Titel Die Chronik des Johannes Sikeliota in der Wiener Hofbibliothek.1 Zu einer weiteren in demselben Kodex, Vindob. hist. gr. 99 (diktyon 70976), enthaltenen Chronik, der Konstantinos Akropolites zugeschriebenen Epitome,2 schreibt er: Der Text ist namentlich gegen Ende von Randbemerkungen begleitet, die von anderer Hand mit starken Kürzungen in roter Tinte nachgetragen sind und meist nichts als Patriarchenangaben enthalten.3
Diese Aussage verwundert; denn Heinrich hat im Kontext seiner in dieser Publikation vorgelegten Teiledition die Wiener Handschrift in situ studiert.4 Sie ist aber zugleich bezeichnend für das mangelnde Interesse der Gelehrten, vor allem des 19. und frühen 20. Jh., an im Freirand notierten Bemerkungen oder, allgemein gesprochen, am Peritext.5
1 A. Heinrich, Die Chronik des Johannes Sikeliota der Wiener Hofbibliothek. Jahresbericht des K. K. ersten Staats-Gymnasiums in Graz. Graz 1892. 2 Zur Epitome zuletzt R. Tocci, Zu der Konstantinos Akropolites zugeschriebenen Chronik, in: A. Berger / S. Mariev / G. Prinzing / A. Riehle (Hrsg.), Koinotaton Doron: Das späte Byzanz zwischen Machtlosigkeit und kultureller Blüte (1204–1461). Byzantinisches Archiv, 31. Berlin / Boston 2016, 197–205. Eine kritische Edition der Epitome wird vom Verfasser vorbereitet. Eine Beschreibung der Handschrift bei H. Hunger, Katalog der griechischen Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek. Codices historici, codices philosophici et philologici. Museion, N. F. 4, I 1. Wien 1961, 107–108. Ein Digitalisat der Handschrift ist mittlerweile frei zugänglich (18.01.2023): http://digital.onb.ac.at/RepViewer/viewer.faces?doc=DTL_4092475 3 Heinrich, Chronik (wie oben Fußnote 1) 11. 4 Heinrich, Chronik (wie oben Fußnote 1) 11–15 bietet den Anfang sowie vier weitere Abschnitte der Epitome. 5 Die Marginalie hat im Verhältnis zum Fließtext (Textkörper), den eine Handschrift enthält und den sie erhellt, eine ergänzende (Zusätze zum Textkörper mit und ohne Verweiszeichen), erklärende, beschreibende oder interpretierende Funktion, und wenn man der Terminologie Gérard Genettes folgen möchte, ist sie dem Peritext beizuordnen. Zum peritextuellen (oder, im Allgemeinen, paratextuellen) Feld gehören u. a. auch Widmungsepigramme, Subskriptionen, (bedingt) Besitzernotizen, Notizen oder einführende Bemerkungen von Redaktoren eines Bandes oder ähnliches. G. Genette, Seuils. Paris 1987. (dt. Übers.: Paratexte: Das Buch vom Beiwerk des Buches. Frankfurt am Main 1989). Hilfreich auch die Diskussion mit Genette durch P. Andrist, Toward a definition of paratexts and paratextuality: The case of ancient Greek manuscripts, in: L. I. Lied / M. Maniaci, Bible as Notepad. Tracing Annotations and Annotation Practices in Late Antique and Medieval Biblical Manuscripts. https://doi.org/10.1515/9783111070315-045
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Wenn Theodor Büttner-Wobst im dritten Band der im Bonner Corpus 1897 erschienenen Edition der Ἐπιτομὴ ἱστοριῶν des Ioannes Zonaras (der Band umfasst die Bücher XIII–XVIII, i. e. die Beschreibungen zu den Kaisern Konstantinos I. bis Alexios I. Komnenos) die Marginalien aus drei für die Überlieferung wichtigen Handschriften in einem eigenen Apparat abdruckt – es handelt sich überwiegend um (scheinbar uninteressante) deskriptive Zwischentitel –, so darf man diese weitsichtige Vorgehensweise als löbliche Ausnahme betrachten.6 Und auch wenn die Wichtigkeit von Marginalien in Handschriften byzantinischer Historien und Chroniken an sich auf der Hand liegen dürfte, weil sie Auskunft über die Reaktionen des byzantinischen und nachbyzantinischen Lesers7 auf das Geschriebene, über dessen Textverständnis sowie über die selektive oder auch kollektive Wahrnehmung von historischen Ereignissen und kulturellen Begebenheiten geben, so ist eine systematische Zusammenstellung und Analyse ebendieser bisher noch nicht erfolgt.8 Über diese Forschungslücke können auch einzelne, freilich sehr wertvolle Arbeiten nicht hinwegtäuschen.9
Manuscripta Biblica, 3. Berlin 2018, 130–149, zu der ich mich an anderer Stelle mit besonderem Bezug auf Chroniken und Historien äußern werde. 6 Th. Büttner-Wobst (Ed.), Ioannes Zonaras, Epitomae historiarum. Bd. 3. Bonn 1897. Zum Wert der Marginalien der Zonaras-Handschrift C siehe gleich unten S. 719. 7 Der Begriff des Lesers ist in diesem Zusammenhang weit zu fassen: Unter diesem ist zunächst einmal der Autor eines Werkes selbst zu verstehen; denn er ist in der Regel sein erster Leser. Daneben sind in einer handschriftlich überlieferten und verbreiteten Literatur der Kopist eines Textes sowie der Redaktor bzw. Herausgeber eines Bandes mitunter auch Leser desselben. Und schließlich sind die Handschriftenbesitzer und Entleiher von Büchern, ich denke hier vor allem an den Austausch unter Gelehrten, sowie Benützer in Bibliotheken, als Leser hinzuzuzählen. Zum Thema siehe G. Cavallo, Lire à Byzance. Paris 2006 (mir zugänglich in der griechischen Übers. Ἡ ἀνάγνωση στὸ Βυζάντιο. Athen 2008). 8 Legt man nur annähernd Wert auf Vollständigkeit, müsste man etwa 500 Handschriften in eine Untersuchung einbeziehen, von denen einige Dutzend sogenannte Kurzchroniken enthalten, also kleinere Chroniken mit Exzerptcharakter. Zu den Kurzchroniken, die von den Kleinchroniken (P. Schreiner [Ed.], Chronica Byzantina Breviora. CFHB 12/1–3. Wien 1975–79) strikt zu unterscheiden sind, siehe Tocci, Konstantinos Akropolites (wie oben Fußnote 2) 197–198, und Ders., Reading and Writing Chronicles in the Palaeologan Period, in: Ders. (Ed.), A Companion to Byzantine Chronicles. Brill’s Companions to the Byzantine World (forthcoming). Für die statistische Annäherung habe ich neben den gängigen Handbüchern von H. Hunger, Die hochsprachliche profane Literatur der Byzantiner. Handbuch der Altertumswissenschaft, 12/5,1–2. München 1978, G. Moravcsik, Byzantinoturcica. Bd. 1: Die byzantinischen Quellen der Geschichte der Turkvölker. Bd. 2: Sprachreste der Turkvölker in den byzantinischen Quellen. Berlin 21958. und A. Karpozelos, Ἱστορικοὶ καὶ χρονογράφοι. 4 Bd.e. Athen 1997–2015, die Datenbank Pinakes, Textes et manuscrits grecs (https://pinakes.irht.cnrs.fr) benützt, wobei die Angaben, vergleichend betrachtet, keineswegs immer deckungsgleich sind. 9 Verwiesen sei hier (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) auf die Untersuchung der berühmten Historikerhandschrift Vaticanus gr. 163 (13. Jh., diktyon 66794) mit Scholien von der Hand des gelehrten Besitzers Ioannes Chortasmenos durch H. Hunger, Johannes Chortasmenos (ca. 1370–ca. 1436/37): Briefe, Gedichte und kleine Schriften. Einleitung, Regesten, Prosopographie, Text. WBS, 7. Wien 1969; A. M. Forcina, Lettori bizantini di Zosimo: le note marginali del cod. Vat. gr. 156. Vatikanstadt 1987,
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Mithilfe des erwähnten Marginalienapparates zur Ἐπιτομὴ ἱστοριῶν des Zonaras von Büttner-Wobst konnte jedenfalls gezeigt werden, dass der Autor-Kompilator der im Kodex Vindob. hist. gr. 99 überlieferten Epitome nicht selten den Wortlaut der deskriptiven Zwischentitel, die in der Zonaras-Handschrift C (Monac. gr. 324, 13. Jh., diktyon 44772) im Freirand überliefert sind, beinahe wörtlich in seine Kurzchronik übernommen hat und nicht, wie zu erwarten wäre, die ausführlichen Beschreibungen der Ἐπιτομὴ ἱστοριῶν des Zonaras, auf die durch die Betitelung hingewiesen wird.10 Der insgesamt 36 Blätter umfassende Kodex Vindob. hist. gr. 99 (14. Jh., 1. Viertel)11 überliefert im Freirand eine Vielzahl an fast ausschließlich in roter Tinte mit starken Kürzungen geschriebenen Marginalien. Diese beziehen sich, so bereits Heinrich,12 bis auf Ausnahmen auf die Konstantinos Akropolites (megas logothetes 1305/06– 21) zugeschriebene, von Aeneas bis ins 14. Jh. reichende Epitome (f. 15r–35r).13 Sie
die für die Haupthandschrift der Νέα Ἱστορία, Vaticanus gr. 156 (10./11. Jh., diktyon 66787), insgesamt sechs verschiedene Leser paläographisch nachweist und deren Bemerkungen präsentiert (gegen Ioannes Xiphilinos als Annotator vgl. jetzt M. Bandini, Il Vat. gr. 141 di Appiano da Giovanni Xifilino a Giano Lascaris [passando per Pietro Miani e Guarino Veronese], in: M. Cronier / B. Mondrain [ed.], Le livre manuscrit grec: écriture, matériaux, histoire. Actes du IXe Colloque international de Paléographie grecque [Paris, 10–15 septembre 2018]. TM 24 [2020 (2021)] 681–698, hier 696–697; zur Identifizierung einiger Marginalien mit Nikephoros Gregoras vgl. C. Mazzucchi, Leggere i classici durante la catastrofe [Costantinopoli, maggio-agosto 1203]: le note marginali al Diodoro Siculo, Vaticano gr. 130. Aevum 68 [1994] 164–218, hier 210–211), sowie auf R. Maisano, In margine al codice Vaticano di Giorgio Cedreno. Rendiconti dell’Accademia di Archeologia, Lettere e Belle Arti di Napoli, 57. Neapel 1982, 67–90, und R. Tocci (Ed.), Theodori Scutariotae Chronica. CFHB, 46. Berlin / Boston 2015, 54*–63* mit einem Apparat der Marginalien des Autor-Kompilators Theodoros (app. MA). Einige Beispiele auch bei Cavallo, Ἡ ἀνάγνωση στὸ Βυζάντιο (wie oben Fußnote 7) 101–124. 10 Vgl. dazu Tocci, Konstantinos Akropolites (wie oben Fußnote 2) 199–205. Damit darf gelten, dass der Monac. gr. 324 (bzw. dessen Vorlage oder eine Abschrift daraus, die vor der Abfassung der Akropolites zugeschriebenen Epitome angefertigt wurde), dem Autor-Kompilator der Epitome als Vorlage diente. – Die ausführliche Beschreibung der Handschrift mittlerweile bei M. Molin Pradel / K. Hajdu, Katalog der griechischen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek München. Codices graeci Monacenses 266–347. Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis, II. 5. Wiesbaden 2019, 354–359. 11 Mithilfe der Wasserzeichen ist die Handschrift gemäß des Katalogs in das 1. Viertel des 14. Jh. zu datieren, vgl. Hunger, Katalog (wie oben Fußnote 2) 108. Zu weiteren Aspekten der Datierung der Handschrift und der enthaltenen Hände siehe unten S. 732–734. 12 Heinrich, Chronik (wie oben Fußnote 1) 11. 13 Auf f. 1r–14v (chronologischer Abriss von Adam bis zu Kleopatra [f. 1r–8r], und ausführliche Darstellung des trojanischen Krieges [f. 8r–14v], abgedruckt bei Heinrich, Chronik [wie oben Fußnote 1] 5–10, fälschlich Ioannes Sikeliotes zugeschrieben [vgl. O. Kresten, Phantomgestalten in der byzantinischen Literaturgeschichte. JÖB 25 (1976) 207–222, bes. 216–217, bestätigt beispielsweise von G. De Gregorio, Studi su copisti greci del tardo cinquecento: II. Ioannes Malaxos e Theodosios Zygomalas. Römische Historische Mitteilungen 38 (1996) 189–268, hier 236.]), finden sich außer zwei knappen Notizen des Humanisten Johannes Sambucus keine weiteren Einträge.
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stammen aber, gegen Heinrich, von derselben Hand, die den Fließtext der Wiener Kopie geschrieben hat (m1), und beschränken sich keineswegs auf Angaben zu den Patriarchen.14 Denn neben letzteren findet man im Freirand 17 hinweisende bzw. erklärende Randbemerkungen, 13-mal die Bemerkung σημείωσαι (davon 8-mal zu Ereignisbeschreibungen der byzantinischen Zeit), eine Korrektur (calamo currente) sowie mehr als 25 Zusätze zum Textkörper mit oder ohne Verweiszeichen (sachliche Ergänzungen). Gerade die zahlreichen, bisweilen sehr ausführlichen inhaltlichen Ergänzungen zum Text, die gegenüber dem übrigen Marginaltext vorzeitig sind, verdienen eine gründliche Analyse, die an anderer Stelle gegeben werden soll.15 Die Abschrift der Epitome enthält wiederum zahlreiche orthographische Fehler sowie ungenau positionierte Verweiszeichen, die auf einen wenig gebildeten Kopisten mit geringen Kenntnissen der Profangeschichte hindeuten.16 Deswegen erhebt sich die
14 Heinrich, Chronik (wie oben Fußnote 1) 11. Bereits Hunger, Literatur (wie oben Fußnote 8) 477 hat den auf den Autor hindeutenden Eintrag (τοῦ ἀκροπολίτου κυροῦ καὶ μεγ[ά]λ[ου] λογοθέτου f. 15r), der oberhalb einer schmucklosen Zierleiste und des Titels der Kurzchronik steht (ἐπιτομὴ ἀρχῆ[ς] τῆς ῥωμαί[ων] ἐπικρατεί[ας], κἀκ τίνος κατάγονται καὶ πῶς ῥωμαῖοι ἐκλήθησαν f. 15r), der Haupthand zugeordnet; zu den übrigen Marginalien bezieht er nicht Stellung. Zu m1 und der Abgrenzung von m2 sowie den Konsequenzen, die sich daraus für die Epitome ergeben, siehe unten S. 732–734. 15 Einstweilen wird hier zur Illustration auf die inhaltlichen Zusätze, die im Freirand f. 16r, 16v und 24r eingetragen sind (siehe die Bild-Nr. 35, 36 und 51 des Digitalisats [wie oben Fußnote 2]), sowie auf Tocci, Reading and Writing (wie oben Fußnote 8) verwiesen. Mithilfe der Kategorie der inhaltlichen Zusätze kann u. a. die Verwendung weiterer Quellen nachgewiesen und teils die Arbeitsweise des Autor-Kompilators der Epitome nachvollzogen werden. In welcher Reihenfolge die unterschiedlichen Kategorien der Marginalien (zuerst die inhaltlichen Zusätze) notiert wurden, kann man u. a. an der Anordnung des Marginaltexts auf f. 25r im rechtem Freirand beobachten (siehe die Bild-Nr. 53 des Digitalisats [wie oben Fußnote 2]). Dort stehen drei Marginalien: a) Ein inhaltlicher Zusatz, ausnahmsweise in der braunen Texttinte, wohl calomo currente notiert (τότε τῆς τιθηνῆς τὸ ἴδιον βρέφος ἀντιδιδούσης τοῦ βασιλικοῦ πρὸς σφαγὴν ὁ Μαυρίκιος οὐκ ἠνέσχετο. cf. Georg. Mon. 663.3–5 [de Boor] et Sym. log. 108.8–10 [Wahlgren]). b) Eine hinweisende Bemerkung in der roten Tinte des Marginaltexts, deren Inhalt im Text unter Herakleios ausführlicher dargelegt wird (ὅτι εἰς τὴν Ἰερουσαλὴμ ἀποκατέστησεν τὰ τίμια ξύλα καὶ τὸν πατριάρχην Ἡράκλειος.). c) Ein inhaltlicher Zusatz in roter Tinte (λέγεται καὶ τὸ αἰδοῖον τούτου στρεφόμενον ἄνω τὸ οὖρον πέμπον· καὶ εἰ μὴ σανὶς ἐν τῷ αὐτοῦ ἤτρῳ ἐτίθετο, κατὰ τοῦ προσώπου αὐτοῦ τὸ ἐκκρινόμενον ἀνεδίδοτο· ἴσως διὰ τὴν ἔκθεσμον μίξιν τῆς ἀδελφόπαιδος Μαρτίνης. cf. Io. Zon. 3.215.18–216.3 [Büttner-Wobst]). Auf der Höhe von (b) beginnen im Text die Ausführungen zu Herakleios (f. 25r, Z. 8–22). Über das Heilige Kreuz und Zacharias wird jedoch nicht zu Beginn, sondern erst zehn Zeilen weiter unten berichtet (...τὰ τίμια ξύλα καὶ τὸν πατριάρχην Ζαχαρίαν ἀπέδωκε... [25r, Z. 18]). Jedoch konnte (b) nicht exakt positioniert werden, weil an dieser Stelle bereits der inhaltliche Zusatz (c) notiert war. Daraus darf man folgern, dass die Kategorie der inhaltlichen Zusätze zum Text vor der Kategorie der hinweisenden Bemerkungen notiert wurde. Für eine vergleichbare Annäherung sei auf die Beobachtungen zu den im Vaticanus gr. 1889 autograph überlieferten Χρονικά des Theodoros Skutariotes verwiesen; siehe Tocci, Theodori Scutariotae Chronica (wie oben Fußnote 9) 61*–62* (die Kategorie der Eigennamen zur Rubrizierung als letzte notiert; inhaltliche Zusätze zum Textkörper vorzeitig). 16 Für Beispiele zu orthographischen Fehlern siehe Tocci, Konstantinos Akropolites (wie oben Fußnote 2) 199 mit Anm. 12. Einige Verweiszeichen stehen nicht an der exakten Stelle, an der die Notiz,
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Frage, ob der überwiegend in roter Tinte erhaltene Marginaltext (Erweiterungen des Textes [mit und ohne Verweiszeichen], Angaben zu den Patriarchen [stets ohne Verweiszeichen] etc.) von dem Schreiber der Wiener Kopie selbst herrührt oder von ihm aus seiner Vorlage übernommen wurde. Letzteres liegt nahe, und es wäre sicherlich falsch, in der Wiener Kopie ein Arbeitsexemplar, das von einem Gelehrten für den eigenen Gebrauch angefertigt wurde, zu sehen.17 Vielmehr entsteht der Eindruck, dass Konstantinos Akropolites, der mutmaßliche Autor-Kompilator der Epitome, sein Exzerpt aus Zonaras und anderen Quellen nicht beendet bzw. nicht abschließend redigiert hat. Im Vindob. hist. gr. 99 (V) ergeben die Angaben zu Patriarchen, wie Heinrich sie nannte,18 tatsächlich eine über 14 Blätter hinweg im Freirand notierte Patriarchenliste, die auf f. 22r mit der Nennung des ersten Bischofs von Konstantinopel, Alexandros (314–337), beginnt und bis ins 14. Jh. reicht (f. 35r). Die Darbietung der Liste über mehrere Blätter im Freirand springt sogleich ins Auge. Es würde nicht verwundern, wenn sich an das Textende, sei es eine Chronik oder ein Werk theologischen Inhalts, ein Patriarchenkatalog anschlösse – Ähnliches kennt man von Kaiserlisten –,19 hier liegt der Fall anders: Der Schreiber der Wiener Kopie oder der Autor-Kompilator der Epitome positionierte um die im Schriftraum gebotene Kurzchronik herum im Freirand Textblöcke – so möchte ich es mit Jakob Ljubarskij nennen20 –, durch die ein
i. e. der inhaltliche Zusatz, einzufügen wäre. Vielmehr korrespondieren sie lediglich mit der historischen Person, die sie betreffen. So steht z. B. das Verweiszeichen des ausführlichen Einschubs zu Oktavian ohne Bezug zum Beginn der den Kaiser betreffenden Beschreibungen (f. 16r, Bild-Nr. 35 des Digitalisats [wie oben Fußnote 2]); dasselbe gilt für das Verweiszeichen, das vor den Ausführungen zu Kaiser Nero gesetzt ist (f. 16v, Bild-Nr. 36 des Digitalisats [wie oben Fußnote 2]). Die Beispiele ließen sich vermehren. 17 Anders als dies für die im Vaticanus gr. 1889 autograph überlieferten Χρονικά des Autor-Kompilators Theodoros Skutariotes der Fall ist; vgl. Tocci, Theodori Scutariotae Chronica (wie oben Fußnote 9) 47*–113*. 18 Siehe oben S. 717. 19 Verwiesen sei beispielsweise auf den weit verbreiteten Patriarchenkatalog des Nikephoros im Χρονογραφικὸν σύντομον (114–120, de Boor) und die in 12-Silbern abgefassten Kataloge des Chronisten Ephraim und des Kirchenhistorikers Xanthopulos; vgl. dazu S. Kotzabassi, Die Kaiser- und Patriarchenlisten des Nikephoros Xanthopoulos, in: C. Gastgeber / S. Panteghini (eds.), Ecclesiastical History and Nikephoros Kallistou Xanthopoulos. Proceedings of the International Symposium, Vienna 15th–16th Dec. 2011. Wien 2015, 137–140 (mit Literatur). Zu Ephraim jetzt auch J. Bértola, Ephraim of Ainos at work: a cycle of epigrams in the margins of Niketas Choniates. BZ 114 (2021) 929–1000 (Auszug aus Ders., Using Poetry to Read the Past: Unedited Byzantine Verse Scholia on Historians in the Margins of Medieval Manuscripts. Unpublished PhD, Ghent 2021). 20 J. N. Ljubarskij, Concerning the Literary Technique of Theophanes the Confessor. Byzantinoslavica 56 (1995) (= R. Dostálová / V. Konzal / L. Havlíková [eds.], ΣΤΕΦΑΝΟΣ. Studia byzantina ac slavica Vladimíro Vavřínek ad annum sexagesimum quintum dedicata. Part II: Literature and Language) 317–322, hier 318.
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Zusammenspiel von Peritext und Text hervorgerufen und ein neues Text- bzw. Seitenlayout erstellt wird. Insgesamt sind es 19 solcher Textblöcke mit Angaben zu Patriarchen, die im Folgenden (um orthographische Fehler bereinigt) präsentiert und kurz kommentiert werden (Im Fußnotentext wird zur Veranschaulichung immer auf das entsprechende Bild des Digitalisats der Österreichischen Nationalbibliothek verwiesen):
1. Alexandros (314–337) – Demophilos (370–380); f. 22r, rechter Freirand:21 πατριάρχης Κωνσταντινουπόλεως Ἀλέξανδρος κγ´. Παῦλος ὁ ὁμολογητὴς ἐξεβλήθη22. Εὐσέβιος ὁ Νικομηδείας Ἀρειανός. Μακεδόνιος α´. Εὐδόξιος Ἀρειανός. Δημόφιλος ιβ´. Auf f. 22r finden sich zwei Marginalien, im oberen und im rechten Freirand. Im oberen liest man ohne Verweiszeichen ἐν τῷ ιθ´ ἔτει τῆς βασιλείας τούτου ἐγένετο ἡ πρώτη σύνοδος τῶν τιη´ ἁγίων πατέρων. Im Textkörper bietet die Epitome Informationen zur Einberufung des ersten ökumenischen Konzils von Nikaia im Jahr 325. Als inhaltlicher Zusatz ist die Einordnung ἐν τῷ ιθ´ ἔτει τῆς βασιλείας τούτου anzusehen. Eine sachlich korrekte Information, nimmt man den Beginn der Herrschaft Konstantinos᾽ I. mit dem Jahr 306 an, die im Textkörper fehlt. Im rechten Freirand steht der erste Textblock, der die Kirchenoberhäupter von Alexandros (314–337) bis Demophilos (370–380) anführt. Die Patriarchen häretischer Gesinnung, Eusebios (339–341) und Eudoxios (360–370), werden nur namentlich, ohne chronologische Angabe angeführt. Paulos I. der Bekenner (337–339, 341–342, 346–351) wird ebenfalls nur einmal und ohne chronologische Angabe genannt, Eua grios (370) wiederum überhaupt nicht erwähnt. Im Textkörper wird auf der dem Textblock entsprechenden Höhe darüber berichtet, wie Konstantinos I. kurz vor seinem Ableben die Herrschaft unter seinen Söhnen aufteilt. Wir schreiben demnach das Jahr 337. Es folgen die Beschreibungen zu Konstantios (f. 22r, Z. 15–25) und Iulianos Apostata (f. 22r, Z. 25 – 23r, Z. 4). Die Positionierung des Textblocks ist als gelungen zu werten, wenn man als Kriterium und zugleich These für ein gelungenes Zusammenspiel zwischen Text und
21 Siehe Bild-Nr. 47 des Digitalisats (wie oben Fußnote 2). 22 In V ist ἐξεβλήθη niemals ausgeschrieben, sondern stets als Kürzel notiert: ἐξε( ´ ). Es steht beinahe 40 Mal bei Patriarchen, die abgesetzt bzw. vertrieben wurden. Die Auflösung zu ἐξεβλήθη ist sinngebend und gut belegt (z. B. Nikephoros Patr., Chron. synt. 114.21a, 119.11, 120.3/4 [de Boor]).
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Peritext die korrekte historische Zuordnung des im Block erstgenannten Patriarchen/ Bischofs annimmt, und dies ist Alexandros, der bis 337 Bischof war. Die hier formulierte These ist für die übrigen Blöcke zu prüfen.
2. Gregorios Nazianzenos (379–380) – Nektarios (381–397); f. 22v, unterer Freirand:23 πατριάρχης ὁ Θεολόγος Γρηγόριος ια´. ὁ Νεκτάριος ιζ´. Die Positionierung des Textblocks ist ebenfalls gelungen. Unmittelbar oberhalb der Marginalie beginnen im Textkörper die Beschreibungen zu Theodosios I. (μοναρχεῖ τοίνυν Θεοδόσιος f. 22v, letzte Z.), dessen Herrschaft gleichsam wie die kurze Amtszeit des Nazianzeners bekanntlich mit dem Jahr 379 einsetzt. Zu erwähnen ist, dass Patriarch Maximos der Kyniker (380) in diesem Block, der mit Gregorios und Nektarios nur zwei Patriarchen umfasst, ausgelassen wird.
3. Ioannes I. Chrysostomos (398–404) – Nestorios (428–431); f. 23r, rechter Freirand:24 ὁ Χρυσόστομος ε´ ἥμισυ. Ἀρσάκιος β´. Ἀττικὸς κ´. Σισίνιος β´. Νεστόριος αἱρετικὸς γ´. Der rechte Freirand des f. 23r bietet insgesamt fünf Marginalien, von denen zwei Textblöcke zu Patriarchen sind. Der im ersten Block erstgenannte Patriarch ist Ioannes Chrysostomos (398–404). Im Textkörper wiederum liest man auf entsprechender Höhe den Beginn der Ausführungen zu Kaiser Arkadios (395–408), eingeleitet mit βασιλεύει τοίνυν Ἀρκάδιος τῆς ὅλης Ἀνατολῆς (f. 23r, Z. 9). Folglich ist das Zusammenspiel von Text und Peritext als gelungen anzusehen.
23 Siehe Bild-Nr. 48 des Digitalisats (wie oben Fußnote 2). 24 Siehe Bild-Nr. 49 des Digitalisats (wie oben Fußnote 2).
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4. Maximianos (431–434) – Fravitas (489–490); f. 23r, rechter Freirand:25 πατριάρχης Μαξιμιανὸς β´. Πρόκλος ιβ´. Ἀνατόλιος η´. Γεννάδιος ιγ´. Ἀκάκιος αἱρετικὸς ιζ´. Φραβίτας αἱρετικὸς μῆνας γ´ ἥμισυ. Der zweite Textblock auf f. 23r, der insgesamt eine Zeitspanne von 60 Jahren umfasst, beginnt mit der Nennung des Patriarchen Maximianos (431–434). Im Textkörper wird auf entsprechender Höhe zu Theodosios II. (408–450) berichtet (βασιλεύει τοίνυν ὁ μικρὸς Θεοδόσιος παρὰ τῆς οἰκείας ἀδελφῆς Πουλχερίας ἀγαγόμενος f. 23r, Z. 16). Die Positionierung des Blocks ist als gelungen zu bewerten, denn das erste im Block genannte Kirchenoberhaupt korrespondiert chronologisch mit der im Textkörper beschriebenen historischen Person.
5. Euphemios (490–496) – Eutychios (552–565, 577–582); f. 23v, linker Freirand:26 πατριάρχης Εὐφήμιος ϛ´ ἐξεβλήθη. Μακεδόνιος ϛ´ ἐξεβλήθη. Τιμόθεος αἱρετικὸς ϛ´. Ἰωάννης ὁ Καππαδόκης β´. Ἐπιφάνιος ϛ´. Ἄνθιμος ὁ Τραπεζοῦντoς αἱρετικὸς μοναχὸς μῆνας ιϛ´.27 Εὐτύχιος ιβ´ ἐξεβλήθη. Ἰωάννης Σχολαστικὸς ιβ´. Εὐτύχιος πάλιν δ´. Im linken Freirand des f. 23v stehen drei Marginalien. Zum einen, ein einfaches σημείωσαι, das auf die im Textkörper erwähnten 12.000 Bücher verweist, die während eines Brands in Konstantinopel im Jahr 475 verloren gingen. Ist dies als ein Hinweis auf einen bibliophilen Leser zu werten? Darunter die Zahl ιδ´; sie steht als numerus
25 Siehe vorige Fußnote. 26 Siehe Bild-Nr. 50 des Digitalisats (wie oben Fußnote 2). 27 Die gängige Abkürzung αχ für μοναχὸς begegnet in den Textblöcken insgesamt 6-mal (2-mal wird μοναχὸς ausgeschrieben). In diesem Fall liest man in der mit vielen Kürzungen versehenen Handschrift statt αχ fälschlich α΄, das ich zu μοναχὸς auflöse. α΄ als Jahresangabe aufzufassen, ist unsinnig, weil V μῆνας ιϛ´ (sic) bietet. Anthimos lebte nach neunmonatigem Patriarchat ab März 536 im Kloster.
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currens zu Beginn der auf die im Textkörper stehenden Beschreibungen zu Kaiser Anastasios I. (491–518). Und schließlich, unmittelbar unter der fortlaufenden Zahl, ist der Textblock zu den Patriarchen, der von Euphemios (490–496) bis zu Eutychios (577–582) reicht. Der eine Zeitspanne von beinahe einem Jahrhundert umfassende Block ist gelungen positioniert. Denn Euphemios wurde im Jahr 490 Patriarch und im Textkörper beginnen auf entsprechender Höhe die Beschreibungen zu Anastasios I. Dikoros, der im Jahr 491 den Kaiserthron bestieg.
6. Ioannes IV. Nesteutes (582–595) – Thomas I. (607–610); f. 24v, linker Freirand:28 πατριάρχης μετὰ τὸν Εὐτύχιον ὁ ἱερώτατος Ἰωάννης ὁ Νηστευτὴς ιγ´ καὶ πρός. Κυριακὸς ια´. Θωμᾶς γ´ καὶ μῆνας β´. Der Textblock steht im oberen Drittel des linken Freirands. Die erneute Erwähnung des im vorigen Block letztgenannten Patriarchen bietet die Überleitung. In diesem Fall ist dies Eutychios (πατριάρχης μετὰ τὸν Εὐτύχιον ὁ ἱερώτατος Ἰωάννης κ.λπ.).29 Auf entsprechender Höhe beginnen in der Epitome die Beschreibungen zu Kaiser Tiberios (578–582) mit den Worten στεφθέντος δὲ Τιβερίου, ὑπὸ Εὐτυχίου πατριάρχου ... (f. 24v, Z. 7–13). Da Ioannes IV. Nesteutes, der erste im Block genannte Patriarch, am 11. April 582 Patriarch wurde, i. e. kurz vor dem Ableben des Tiberios (18. August 582), ist das Zusammenspiel von Text und Peritext als gelungen zu bewerten. Man könnte einwerfen, dass eine Positionierung dieses Blocks an das Ende der Beschreibungen zu Tiberios historisch exakter wäre. Jedoch spricht das Text- bzw. Seitenlayout gegen einen solchen Einwurf, da der sechszeilige Block sich mit einem achtzeiligen inhaltlichen Zusatz zu Maurikios überlappen würde. Wie oben angedeutet,30 sind die inhaltlichen Zusätze gegenüber den übrigen Kategorien der Marginalien vorzeitig.
28 Siehe Bild-Nr. 52 des Digitalisats (wie oben Fußnote 2). 29 Die Überleitung mit πατριάρχης μετὰ τὸν ... ist häufig anzutreffen (siehe die Textblöcke 7, 8, 10 und 12–18). 30 Siehe oben S. 720 mit Fußnote 15.
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7. Sergios I. (610–638) – Ioannes VI. (712–715); f. 24v, unterer Freirand:31 πατριάρχης μετὰ τὸν Θωμᾶν Σέργιος διάκονος τῆς Μεγάλης ἐκκλησίας μονοθελήτης κη´. Πύρρος μονοθελήτης β´ ἐξεβλήθη. Παῦλος μονοθελήτης ιβ´. Πύρρος πάλιν μῆνας δ´. Πέτρος μονοθελήτης ιβ´. Θωμᾶς ὀρθόδοξος β´ καὶ μῆνας ζ´. Ἰωάννης δ´. Κωνσταντῖνος β´. Θεόδωρος β´. Γεώργιος γ´. Θεόδωρος πάλιν β´. Παῦλος β´. Καλλίνικος β´. Κῦρος ϛ´. Ἰωάννης αἱρετικὸς γ´ καὶ ἐξεβλήθη. Text und Peritext korrespondieren erneut gut miteinander. Dieser im unteren Freirand des f. 24v stehende große Informationsblock beginnt mit dem monotheletischen Patriarchen Sergios I. (610–638), der bereits unter Phokas im März 610 auf den Patriarchenstuhl gehoben wurde, während Herakleios den Tyrannen erst im Oktober desselben Jahres stürzte. Folglich ist es ganz korrekt, dass der Annotator den Textblock im unteren Freirand des f. 24v positioniert hat, so dass er mit den Beschreibungen zu Phokas korrespondiert (f. 24v, letzte Z. – 25r, Z. 8). Berücksichtigt man darüber hinaus die mise en page und nimmt man als gegeben, dass die Zusätze zum Textkörper gegenüber dem Peritext vorzeitig sind,32 ist die Entscheidung des Annotators noch deutlicher zu befürworten: Im rechten Freirand des f. 25r sind drei Marginalien eingetragen, zwei Zusätze zum Textkörper (je eine mit Bezug auf Maurikios und Herakleios) und eine hinweisende Bemerkung (zum Heiligen Kreuz und dem Patriarchen von Jerusalem Zacharias). Es ist offensichtlich, dass der lange Textblock zu den Patriarchen von Sergios I. bis Ioannes VI. (f. 24v) nicht in den f. 25r, 1. Hälfte verbliebenen Raum hätte positioniert werden können. Zum Ende des Blocks fehlt die Nennung des Patriarchen Germanos I. (715–730). Dies ist mithilfe der Überleitung des nächsten Blocks (πατριάρχης μετὰ Γερμανὸν Ἀναστάσιος ... f. 26v, oberer Freirand) leicht zu belegen.33
31 Siehe Bild-Nr. 52 des Digitalisats (wie oben Fußnote 2). 32 Zum Text der Marginalien und der Reihenfolge siehe oben S. 720 mit Fußnote 15. 33 Im rechten Freirand des f. 26r steht eine Notiz, die mit Bezug auf den im Text behandelten Kaiser
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8. Anastasios (730–754) – Niketas I. (766–780); f. 26v, oberer Freirand:34 πατριάρχης μετὰ Γερμανὸν Ἀναστάσιος εἰκονομάχος κδ´. Κωνσταντῖνος μοναχὸς ὁ τοῦ Συλαίου εἰκονομάχος ιβ´ καὶ ἐξεβλήθη. Νικήτας ἐκτομίας εἰκονομάχος ιδ´. Einige Textblöcke werden scheinbar ohne Bezug zu den in der Epitome beschriebenen Personen in den oberen oder unteren Freirand notiert. Ein zweiter Blick ist hilfreich. Die Notiz im oberen Freirand des f. 26v benennt in der Nachfolge des Germanos die Patriarchen Anastasios (730–754), Konstantinos II. (780–784) und Niketas I. (766– 780). Im Textkörper werden die Beschreibungen zu Leon III. (717–741) geboten (f. 26r, 5. Z. von unten – 26v, Mitte). Die Positionierung der Notiz ist in Bezug auf die mise en page zwar nicht befriedigend, weil sie im oberen Freirand quasi in der Luft zu hängen scheint, aber chronologisch ist sie in sich stimmig, da der erstgenannte Patriarch, der Ikonoklast Anastasios, unter Leon III. den Thron bestieg. Folglich ist auch dieser Textblock gelungen gesetzt.
9. Paulos IV. (780–784) – Nikephoros I. (806–815); f. 27r, oberer Freirand:35 πατριάρχης Παῦλος ὁ Κύπριος ὀρθόδοξος δ´ παρῃτήσατο νοσήσας. Ταράσιος κα´. Νικηφόρος θ´. Der Informationsblock, der mit Paulos IV. (780–784) beginnt, ist chronologisch nicht ganz exakt im oberen Freirand des f. 27r notiert. Im Text stehen die Beschreibungen zu Kaiser Konstantinos V. (f. 26v Mitte – 27r, Z. 4). Paulos IV. hingegen wurde unter Leon IV. am 20. Februar 780 als Patriarch eingesetzt, sodass man die Notierung dieses Blocks im rechten Freirand auf der Höhe der Beschreibungen zu Leon IV. (775–780) erwarten würde (f. 27r, Z. 4–7). Berücksichtigt man aber das Text- bzw. Seitenlayout, ist nachvollziehbar, dass dieser Block aus Platzgründen in den oberen Freirand eingeschrieben wurde. An der zu erwartenden Position im rechten Freirand stehen mit der fortlaufenden Nummer für Eirene und Konstantinos VI. (λϛ´), einem ση(μείωσαι) sowie zwei längeren Textergänzungen, die, wie erwähnt, gegenüber dem übrigen
Philippikos die Patriarchen Kyros (706–711), Ioannes VI. (711–715) und Germanos I. (715–730) thematisiert. Diese gehört nicht zur Gruppe der hier behandelten Textblöcke mit Angaben zu Patriarchen, sondern ist als Zusatz zum Textkörper zu werten (bereits abgedruckt und besprochen bei Tocci, Konstantinos Akropolites [wie oben Fußnote 2] 201–202); siehe Bild-Nr. 55 des Digitalisats (wie oben Fußnote 2). 34 Siehe Bild-Nr. 56 des Digitalisats (wie oben Fußnote 2). 35 Siehe Bild-Nr. 56 und 57 des Digitalisats (wie oben Fußnote 2).
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Marginaltext vorzeitig sind,36 bereits vier Notizen. Auch dieser Textblock ist demnach zufriedenstellend zugeordnet.
10. Theodotos I. Melissenos (815–821) – Ioannes VII. Grammatikos (836–842); f. 27v, linker und unterer Freirand:37 πατριάρχης μετὰ τὸν ἐν ἁγίοις Νικηφόρον ὁ Μελισηνὸς Θεόδοτος εἰκονομάχος ϛ´. Ἀντώνιος ὁ Κασιμάτης εἰκονομάχος ιγ´. Ἰωάννης εἰκονομάχος, ὃν καὶ Ἰαννὴν ἐκάλουν ϛ´. Die Beschreibungen zu Kaiser Leon V. (813–820) setzen im Text ein mit f. 27v, 9. Z. von unten. Die exakte Positionierung des Textblocks, der mit Theodotos I. (815–821) beginnt, im linken und unteren Freirand betont das Zusammenspiel von Peritext und Text.
11. Methodios I. (842–846) – Stephanos I. (886–893); f. 28v, unterer Freirand:38 πατριάρχης Μεθόδιος ὁ ἱερώτατος δ´. Ἰγνάτιος ὁ υἱὸς βασιλέως Μιχαὴλ τοῦ ῾Ραγκαβὲ ια´ ἐξεβλήθη. Φώτιος θ´ ἐξεβλήθη. Ἰγνάτιος πάλιν ι´. Φώτιος πάλιν ιη´ ἐξεβλήθη. Στέφανος. Des Textblock, notiert im unteren Freirand, beginnt mit der Nennung Methodios᾽ I. Im Text stehen die Beschreibungen zu Kaiser Michael III. (842–867). Auch hier ist die Positionierung des Blocks historisch korrekt.
12. Antonios II. Kauleas (893–901) – Polyeuktos (956–970); f. 29v, oberer Freirand:39 πατριάρχης μετὰ τὸν βασιλέως Λέοντος ἀδελφὸν Στέφανον Ἀντώνιος ὁ Καυλέας η´. Νικόλαος ὁ μυστικὸς ϛ´ ἐξεβλήθη.
36 Siehe oben S. 720 mit Fußnote 15. 37 Siehe Bild-Nr. 58 des Digitalisats (wie oben Fußnote 2). 38 Siehe Bild-Nr. 60 des Digitalisats (wie oben Fußnote 2). 39 Siehe Bild-Nr. 62 des Digitalisats (wie oben Fußnote 2).
Lesen und Schreiben im Freirand
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Εὐθύμιος ε´ ἐξεβλήθη. αὖθις ὁ Νικόλαος ιγ´. Στέφανος μητροπολίτης Ἀμασίας γ´. Τρύφων γ´ ἐξεβλήθη. Θεοφύλακτος κγ´. Πολύευκτος μοναχὸς ἐκτομίας ιδ´. Die Beschreibungen zu Kaiser Leon VI. (886–912) beginnen f. 29v, Z. 1. Die Notierung dieses Textblocks, der mit Antonios II. einsetzt (893–901), im oberen Freirand desselben Blattes ist gelungen.
13. Basileios I. Skamandrenos (970–974) – Eustathios (1019–25); f. 30v, unterer Freirand:40 πατριάρχης μετὰ Πολύευκτον Βασίλειος μοναχὸς ὁ Σκαμανδρηνὸς δ´ καθῃρέθη. Ἀντώνιος ὁ Στουδίτης ϛ´. Νικόλαος ὁ Χρυσοβέργης ιβ´ καὶ μῆνας η´. Σισίνιος γ´. Σέργιος κ´. Εὐστάθιος δ´. Der Textblock steht im unteren Freirand des f. 30v und hebt an mit Basileios I. (970– 974), der am 30. Februar 970 von Ioannes I. Tzimiskes als Patriarch eingesetzt wurde. Im Textkörper setzen die Beschreibungen zu Ioannes I., der am 11. Dezember 969 den Kaiserthron bestieg, mit f. 31r, 7. Z. von unten, ein. Streng genommen wäre für das gelungene Zusammenspiel von Text und Peritext eine Positionierung des Blocks im unteren Freirand des f. 31r zu erwarten gewesen. Die tatsächliche Positionierung im unteren Freirand des f. 30v, also unterhalb der im Textkörper stehenden Beschreibungen der Epitome zu Nikephoros II. Phokas, dem Vorgänger Ioannes᾽ I., ist aber – berücksichtigt man die Sorgfalt beim Setzen der Blöcke – nicht mehr als eine zu vernachlässigende historische Ungenauigkeit.
14. Alexios Studites (1025–43) – Michael I. Kerularios (1043–59); f. 32r, rechter Freirand:41 πατριάρχης μετὰ τὸν Εὐστάθιον Ἀλέξιος ὁ Στουδίτης ιη´.
40 Siehe Bild-Nr. 64 des Digitalisats (wie oben Fußnote 2). 41 Siehe Bild-Nr. 67 des Digitalisats (wie oben Fußnote 2).
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Raimondo Tocci
Μιχαὴλ ὁ Κηρουλάριος ιε´, ἐξεβλήθη. οὗτος ἐξέβαλε παντελῶς ἀπὸ τῶν διπτύχων τὸ ὄνομα τοῦ τότε πάπα, καὶ πρὸ τούτου ὁ πατριάρχης Σέργιος. Das Zusammenspiel von Text und Peritext ist gelungen. Der Informationsblock im rechten Freirand des f. 32r nennt die Patriarchen Alexios Studites (1025–43) und Michael I. Kerularios. Auf entsprechender Höhe im Textkörper wird von der Krönung Michaels IV. (1034–41) durch Alexios berichtet (βασιλεύει δὲ ὁ ἐκ Παφλαγόνων Μιχαὴλ καὶ στέφεται παρὰ τοῦ πατριάρχου Ἀλεξίου), die am 11. Februar 1034 stattfand. Es ist deshalb anzunehmen, dass die Notierung dieses Textblocks parallel zur Lektüre des Chroniktextes erfolgte. Diese Annahme wird weiterhin dadurch gestützt, dass Alexios, der bereits unter Kaiser Basileios II. kurz vor dessen Ableben im Jahr 1025 zum Patriarchen ernannt wurde, in den Beschreibungen der Epitome zu Basileios II. (f. 31v, Z. 3–22) keine Erwähnung findet.
15. Konstantinos III. Leichudes (1059–63) – Nikolaos III. Grammatikos (1084–1111); f. 32v, unterer Freirand:42 πατριάρχης μετὰ τὸν Κηρουλάριον Κωνσταντῖνος ὁ Λειχούδης δ´ μῆνας ϛ´. Ἰωάννης ὁ Ξιφιλῖνος ια´ μῆνας ζ´. Κοσμᾶς μοναχὸς ε´ μῆνας θ´. Εὐστράτιος μοναχὸς ἐκτομίας γ´ ἐξεβλήθη. Νικόλαος μοναχὸς ὁ γραμματικὸς κζ´. Auch für diesen Textblock ist das Zusammenspiel von Text und Peritext gelungen. f. 32v, 2. Z. von unten, beginnen die Beschreibungen zu Isaakios I. Komnenos (1059–63), der den im unteren Freirand erstgenannten Konstantinos III. Leichudes am 2. Februar 1059 in das Patriarchenamt erhob.
16. Ioannes IX. Agapetos (1111–34) – Michael III. (1170–77); f. 34v, oberer Freirand:43 πατριάρχης μετὰ τὸν Νικόλαον Ἰωάννης κδ´ μῆνας β´. Λέων θ´. Μιχαὴλ γ´ μῆνας ε´ παρῃτήσατο. Κοσμᾶς μῆνας θ´ ἐξεβλήθη. Νικόλαος ὁ Μουζάλων γ´. ὁ Ἀγχιάλου Θεόδοτος β´.
42 Siehe Bild-Nr. 68 des Digitalisats (wie oben Fußnote 2). 43 Siehe Bild-Nr. 72 des Digitalisats (wie oben Fußnote 2).
Lesen und Schreiben im Freirand
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Κωνσταντῖνος β´. Λουκᾶς ιβ´ μῆνας γ´. Μιχαὴλ η´ μῆνας β´. Die Beschreibungen zu Alexios I. Komnenos setzen ein mit f. 34r, 2. Z. von unten. Der Textblock, der mit Ioannes IX. (1111–34) anhebt, findet sich auf f. 34v im oberen Freirand. Ioannes IX. besteigt am 24. Mai 1111 unter Alexios I. den Patriarchenthron. Erneut ist ein harmonisches Zusammenspiel von Text und Peritext zu konstatieren. Mit den Beschreibungen zu Alexios I. endet in der Konstantinos Akropolites zugeschriebenen Epitome die ausführliche Berichterstattung der Ereignisse. Es folgt eine Kaiserliste, die den Leser rasch bis in die erste Hälfte des 14. Jh. führt.
17. Chariton (1177–78) – Ioannes X. Kamateros (1198–1206); f. 34v, unterer Freirand:44 πατριάρχης μετὰ Μιχαὴλ Χαρίτων μῆνας ια´. Θεοδόσιος γ´. Βασίλειος ὁ Καματηρὸς β´ μῆνας ϛ´. Νικήτας ὁ Μουντάνης γ´ μῆνας ζ´. Λεόντιος μοναχὸς β´ μῆνας δ´. Δοσίθεος δύο, μῆνας β´. Γεώργιος ὁ Ξιφιλῖνος ϛ´ ἥμισυ. Ἰωάννης ὁ Καματηρὸς ε´. Die unter Nr. 17 und Nr. 18 präsentierten Textblöcke sind als eigenständige Blöcke gesetzt, wie an der Überleitung in Block 18 μετὰ τὸν Καματηρὸν, Μιχαὴλ ὁ Αὐτωρειανὸς κ.λπ. sofort abzulesen ist.45 Berücksichtigt man jedoch die mise en page, den geringen zur Verfügung stehenden Raum und die Sorgfalt des Annotators beim Setzen der Blöcke, ist leicht ersichtlich, dass die zwei Blöcke als eine Einheit aufzufassen sind. Unter dieser Prämisse gelingt auch das Zusammenspiel von Peritext und Text: Die Beschreibungen zu Alexios I. enden f. 35r, Z. 1. Danach beginnt die Kaiserliste mit der Erwähnung Manuels I. (1143–80) in nur einer (1) Zeile. Fasst man, wie hier vorgeschlagen, den f. 34v im unteren Freirand mit Chariton (1177–78) beginnenden Block und den f. 35r oben mit Michael IV. (1206–12) beginnenden Block als eine Einheit auf, so ist die Positionierung ansprechend, weil Chariton im Jahr 1177 unter Kaiser Manuel I. zum Patriarchen ernannt wurde.
44 Siehe Bild-Nr. 72 des Digitalisats (wie oben Fußnote 2). 45 Zu dieser Überleitung siehe oben S. 725 mit Fußnote 29.
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18. Michael IV. Autoreianos (1206–12) – Manuel II. (1244–54); f. 35r, oberer Freirand:46 μετὰ τὸν Καματηρὸν Μιχαὴλ ὁ Αὐτωρειανὸς θ´ ἥμισυ. οὕτως μετὰ τὴν ἅλωσιν τῆς Κωνσταντίνου πόλεως Θεόδωρος ὁ Εἰρηνικὸς β´. Μάξιμος μῆνας ζ´. Μανουὴλ ε´ ἥμισυ. Γερμανὸς ιζ´ ἥμισυ. Μεθόδιος μῆνας γ´. Μανουὴλ ια´. Siehe oben die Bemerkungen zum Textblock 17.
19. Arsenios Autoreianos (1254–1260, 1261–65) – Esaias (1323–34) & Ioannes XIV. Kalekas (1334–37) – Kallistos I. (1350–53, 1355–63); f. 35r, rechter Freirand:47 πατριάρχης Ἀρσένιος ἐξεβλήθη. Νικηφόρος ὁ Ἐφέσου. Ἀρσένιος πάλιν ἐξεβλήθη. Γερμανὸς ἐξεβλήθη. Ἰωσὴφ ἐξεβλήθη. Ἰωάννης ὁ Βέκκος η´ ἐξεβλήθη. Ἰωσὴφ πάλιν. Γρηγόριος ϛ´ ἥμισυ ἐξεβλήθη. Ἀθανάσιος δ´ ἐξεβλήθη. Ἰωάννης μοναχὸς ἐξεβλήθη. καὶ πάλιν Ἀθανάσιος ἐξεβλήθη. Νύμφων [Νήφων exp.] ὁ Κυζίκου ἐξεβλήθη. Ἰωάννης ὁ Γλυκὺς ἐξεβλήθη. Γεράσιμος δ´. Ἡσαΐας. ________ Ἰωάννης ὁ Κ ἐξεβλήθη. Ἰσίδωρος. Καλλίνικος. [Κάλλιστος exp.] Auch der letzte Textblock ist korrekt positioniert, um das Zusammenspiel von Text und Peritext hervorzuheben: Er setzt im rechten Freirand des f. 35r mit Arsenios
46 Siehe Bild-Nr. 73 des Digitalisats (wie oben Fußnote 2). 47 Siehe Bild-Nr. 73 des Digitalisats (wie oben Fußnote 2).
Lesen und Schreiben im Freirand
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(1254–60, 1261–65) ein, der unter Theodoros II. Laskaris (1254–58) zum Patriarchen ernannt wurde. Im Textkörper wird auf entsprechender Höhe Theodoros II. angeführt (Θεόδωρος Δούκας ὁ υἱὸς αὐτοῦ ἔτη δ´ schreibt die Kaiserliste). Wie die übrigen Textblöcke mit Angaben zu den Patriarchen ist auch dieser letzte Block in roter Tinte geschrieben, jedoch nicht bis zum Schluss. Der letzte Eintrag in Rot ist die Nennung des Esaias ohne Angabe der Amtszeit (11. Nov. 1323–34). Die Namen der Patriarchen Ioannes XIV. Kalekas, Isidoros und Kallinikos (hier fälschlich für Kallistos) hingegen sind nicht von der geübten Hand des Schreibers der Wiener Kopie eingetragen (m1), sondern von einer etwas jüngeren, ungelenken Hand (m2) in brauner Tinte notiert.48 Weil der Eintrag keine Jahresangabe zu Kallistos I. (1350–53 und 1355–63, hier fälschlich Καλλίνικος) enthält, ist es berechtigt zu folgern, dass die jüngere Hand (m2) diese kurze Notiz nach 1350 unter den in Rot geschriebenen Textblock eingetragen hat. Weil der Schreiber der Wiener Kopie (m1) diesen letzten Block mit der Erwähnung des Patriarchen Esaias beendet, darf man folgern, dass die in Textblöcke aufgeteilte „Patriarchenliste“, die sich über die f. 22r–35r erstreckt, während des Patriarchats des Esaias zwischen dem 11. November 1323 und dem 13. Mai 1334, von dem Schreiber der Wiener Kopie der Epitome (m1) in den Freirand eingetragen worden ist. Die Abschrift der Epitome durch m1 ist in denselben Zeitraum zu datieren. Sagen diese Feststellungen etwas zum Verhältnis der Wiener Kopie zu ihrer Vorlage sowie zur Abfassungszeit und zum angenommenen Ende der Berichterstattung der Epitome, das in der Forschung strittig ist,49 aus? Die Organisation der Marginalien, vor allem der inhaltlichen Zusätze, deuten, wie bereits erwähnt,50 darauf hin, dass der (wenig gebildete) Schreiber der Wiener Kopie diese aus dem Freirand seiner Vorlage übernommen hat. Argumentiert man für die These, dass Konstantinos Akropolites, der nach 1321 und vor Mai 1324 gestorben ist,51 eine solche Darstellung der Patriarchenliste als Textblöcke beabsichtigte, so ist der Abbruch der in roter Tinte geschriebenen Notiz mit der Nennung des Esaias als wichtiges chronologisches Indiz zu werten, weil Esaias (11. Nov. 1323–34) der letzte Patriarch gewesen wäre, dessen Namen Akropolites, zu Lebzeiten (zwischen Nov. 1323 und Mai 1324) und natürlich ohne Angabe der Jahre seines Patriarchats hätte eintragen können. Seine „Patriar-
48 Zweifelsohne sind diese drei Namen im rechten Freirand des f. 35r von einer jüngeren Hand geschrieben. Darauf deutet nicht nur der Wechsel der Tintenfarbe als äußeres Merkmal hin. Man vergleiche beispielsweise die Schreibung Καλλίνικος der Haupthand (m1) in der letzten Zeile des unteren Freirands f. 24v (Bild-Nr. 52 des Digitalisats [wie oben Fußnote 2] / 7. Textblock, siehe oben S. 726) mit der Schreibung Καλλίνικος der ungelenken Hand (m2) im rechten Freirand des f. 35r (Bild-Nr. 73 des Digitalisats [wie oben Fußnote 2]). 49 Siehe unten S. 734 mit Anm. 53. 50 Siehe oben S. 720 mit Anm. 15. 51 PLP 520.
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chenliste“ würde dann mit Alexandros beginnen und Esaias enden und sie oder eine Abschrift daraus wäre die Vorlage für die Wiener Kopie. Für den Textkörper der Epitome bietet sich ein ähnliches Bild wie für den letzten Textblock: Der Schreiber der Wiener Kopie (m1) beendet seine Abschrift des Texts mit der Erwähnung Andronikos᾽ II. (1282–1328) abrupt: οθ´. Ἀνδρόνικος Παλαιολόγος ὁ υἱὸς αὐτοῦ (f. 35r, Z. 13). Man darf annehmen, dass damit auch seine Vorlage endete. Es folgt eine Ergänzung bzw. Erweiterung durch m2,52 die zunächst den Herrschaftszeitraum Andronikos᾽ II. nennt (ἔτη λβζ΄ [sic]) und mit der Erwähnung Ioannes᾽ VI. Kantakuzenos (1347–54) ohne Angabe der Jahre als Gegenkaiser endet. Andronikos II. ist auch der letzte Kaiser, dem eine fortlaufende Nummer zugewiesen wird (wie immer, in Rot: οθ´). Die Kaiser Andronikos III. (1328–41), Ioannes V. (1341–91) und Ioannes VI. (1347–54), die nachträglich von m2 eingetragen wurden, stehen hingegen ohne fortlaufende Nummer. Mit paläographischen Argumenten kann demnach gefolgert werden, dass die Epitome im Textkörper mit der Nennung Andronikos᾽ II. endet (f. 35r, Z. 13). Im unteren Freirand steht u. a. ein inhaltlicher Zusatz in Rot, der das Ableben Michaels VIII. (11. Dez. 1282) und seines Enkels Michael IX. (12. Okt. 1320) exakt benennt. Möchte man diesen in rot notierten Zusatz als Teil der Epitome ansehen, den m1 ebenso wie den übrigen in Rot geschriebenen Marginaltext in seiner Vorlage vorfand, so ist das Ende der Berichterstattung der Konstantinos Akropolites zugeschriebenen Epitome mit dem 12. Oktober 1320 anzusetzen.53 Die Abfassungszeit der Epitome müßte entsprechend nach dem 12. Oktober 1320 und vor Mai 1324 erfolgt sein, und die Kopie durch m1, wie eben gezeigt, vor dem 13. Mai 1334, dem Ende des Patriarchats des Esaias. Dieser Datierungsvorschlag der Kopie durch m1 wird auch durch die Wasserzeichen des Vindob. hist. gr. 99 gestützt, die für das 1. Viertel des 14. Jh. gut belegt sind.54 Weil die Wiener Kopie ohne Zweifel von einer geübten Hand angefertigt wurde, lohnt es sich schon aus chronologischen Gründen, der These nachzugehen, ob der Gelehrte Konstantinos Akropolites die Epitome dem Schreiber m1 diktiert hat. Ein Diktat würde auch die orthographischen Fehler des Schreibers erklären. An anderer Stelle wurden bereits Indizien und Argumente zusammengetragen, die darauf hindeuten, dass die Akropolites zugeschriebene Epitome eine hastig
52 Paläographisch kann es, obwohl ich die Handschrift noch nicht in situ studiert habe, an dem Duktuswechsel keinen Zweifel geben. Man vgl. z. B. das παλαιολόγος von m2 (f. 35r, 2. Z. von unten) mit dem von m1 (f. 35r, 3. und 5. Z. von unten). Siehe Bild-Nr. 73 des Digitalisats (wie oben Fußnote 2). 53 Hunger, Literatur (wie oben Fußnote 14) 477 schreibt „bis etwa 1323“; nach Heinrich, Chronik (wie oben Fußnote 1) 11, der zwar den Duktuswechsel richtig konstatiert, endet die Chronik des Konstantinos Akropolites nach 1347 (!), mit der letzten Nachricht des Fließtexts (Erwähnung Ioannes VI. Kantakuzenos). 54 Zu den Wasserzeichen vgl. Hunger, Katalog (wie oben Fußnote 2) 108.
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zusammengestellte Kompilation ist.55 Möchte man weiterhin vertreten, dass Konstantinos Akropolites der Autor-Kompilator der Epitome ist, so müsste man nach den hier gebotenen Ergebnissen zumindest konstatieren, dass der Gelehrte die Kompilation nicht hat fertigstellen können. Zusammenfassend ist festzuhalten: Die Berichterstattung der Konstantinos Akropolites zugeschriebenen Epitome reicht – wie oben vorgeschlagen – bis zum 12. Oktober 1320. Ihre Abfassungszeit liegt damit zwischen dem 12. Oktober 1320 und April 1324. Wenn die Organisation der Patriarchenliste in Blöcke ursprünglich auf Konstantinos Akropolites zurückgeht, dann ist die Liste zwischen dem 11. November 1323 und April 1324, kurz vor seinem Tod, entstanden. Die Kopie der Epitome im Vindob. hist. gr. 99 durch m1 und die Kopie/Eintragung der Patriarchenliste in 19 Textblöcke in den Freirand des Vindob., ebenfalls durch m1, sind vor dem 13. Mai 1334 angefertigt worden. Die wenigen Erweiterungen durch m2 sind nach 1350 eingetragen worden. Die oben formulierte These,56 dass der in jedem Textblock erstgenannte Patriarch mit der Beschreibung der in Rede stehenden Person der Epitome chronologisch korrespondiert, konnte verifiziert werden. Präsentation und Kurzkommentar der Textblöcke haben gezeigt, dass wir es hier nicht mit „Patriarchenangaben“ zu tun haben, die indifferent im Freirand eingetragen wurden, wie Heinrich meinte, sondern mit einer ganz bewussten und, was die mise en page angeht, vielleicht sogar innovativen Organisation einer Patriarchenliste, die vonseiten des Annotators die Kenntnis der Amtszeiten der Patriarchen sowie die Lektüre des Chroniktextes voraussetzt. Insgesamt 19 Textblöcke wurden aus ihrem ursprünglichen Kontext, einer noch näher zu eruierenden Patriarchenliste von Alexandros bis Esaias, gerissen und erscheinen über 14 Blätter hinweg (f. 22r–35r) als wichtiges Element einer neuen mise en page, die der Konstantinos Akropolites zugeschriebenen, historisch wenig ansprechenden Epitome ein neues Gewand verleiht. Weshalb entweder Konstantinos Akropolites selbst in seinem οἰκίσκος57 oder, weniger wahrscheinlich, der Schreiber der Wiener Kopie (m1) sich für diese innovative Darstellung der „Patriarchenliste“, für die mir keine weiteren Belege bekannt sind, entschieden hat, muss unbeantwortet bleiben – zumindest vorerst.58
55 Tocci, Konstantinos Akropolites (wie oben Fußnote 2).
56 Siehe oben S. 721 und 722–723. 57 παρῆλθον τὸν οἰκίσκον, ἐν ᾧ τὰς τῶν βίβλων ἀνελίξεις ποιούμενος εἴωθα (Konstantinos Akropolites, Brief 59.34–40 [Romano]). 58 Teilergebnisse des vorliegenden Beitrags konnten verschiedentlich vorgestellt werden: Gastvortrag am Institut für Byzantinistik, Byzantinische Kunstgeschichte und Neogräzistik, Ludwig-Maximilians-Universität München (26. Juni 2018); Gastvortrag am Department of Byzantine and Modern Greek Studies, University of Cyprus (24. Oktober 2018); Referat bei der Γ´ (Ι´) Συνάντηση Ελλήνων Βυζαντινολόγων, Πανεπιστήμιο Ιωαννίνων, 27–30 Νοεμβρίου 2019.
Alain Touwaide
Materia Medica from the East in Byzantium: The Case of κάψικον from Lexicology to Landscape and Environment Studies The range of plants used as materia medica and foodstuffs in Byzantium went through several transformations over the centuries, with a profound diversification in the middle-to-late period that might be compared to the one happened in the West in the 16th century onward further to the so-called Great Discoveries. Plants and other natural substances from the East, as well as some manufactured products, made their way into Byzantine medicine, therapeutics, and also daily life and diet. This transformation in Byzantium is widely acknowledged in the medico-historical literature, particularly in the recently increased awareness about, and interest in, the multi-dimensional nature of Byzantine medicine. It is, however, still little known and understood in its chronology, channels of transmission, and process(es), as well as in the substances themselves, and the impact (or lack thereof) of this influx of new substances onto previous medico-therapeutic and alimentary practice(s). The present essay focusses on one such substance, κάψικον. As an exploratory study of the whole field and related methods, it illustrates the complexity of the study of materia medica and foodstuffs in Byzantium, which requires a trans-disciplinary approach bringing together a broad range of academic specialties traditionally not connected in the current organization of research, from lexicology to landscape and environment study, including botany stricto sensu, phytogeography, agronomy, agriculture and horticulture; pharmacognosy, remedial therapy and pharmacy; food studies, cosmetology and veterinay medicine, as well as ethnology and anthropology, in addition to archaeology, archaeobotany and art history, including book illustration and plant representation for the latter. The term κάψικον appears in the well-known text identified as Ἐφόδια τοῦ ἀποδημοῦντος (or τῶν ἀποδημούντων), which is in fact the translation into Greek of the Arabic ( زاد المسافر وقوت الحاضرZād al-musāfir wa-qūt al-ḥāḍir – Provisions for the Traveller and Nourishment for the Sedentary) by Ibn al-Jazzār (d. ca. 980). Althouth the term is referenced as a phytonym in Byzantine lexicography, the identity of the plant it designates has not been clearly established thus far. An entry κάψικον can be found in Du Cange’s Glossarium with the following notice:1
1 C. Du Fresne Du Cange, Glossarium ad Scriptores mediae & infimae graecitatis, in quo graeca vocabula novatae significationis, aut usus rarioris, Barbara, Exotica, Ecclesiastica, Tactica, Nomina, Jatrica, Botanica, Chymica explicantur, eorum Notiones & Originationes reteguntur ... E libris editis, ineditis, veteribus monumentis ... Lugduni 1688, 628.
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Alain Touwaide
ΚΑΨΙΚῸΝ, recentioribus Graecis, Cardamomum appellatur, inquit Ruellius lib. 2. cap. 5. quòd Semina in ordinem digesta quibuslibet thecis involventibus quasi capsis congerantur. Glossae Jatricae MSS. Σενταρατζάναχ, τὸ καψυκὸν ἰνδικόν. Vide Σενταράχιζ.
The cross-referenced entry Σενταράχιζ is the following:2 ΣΕΝΤΑΡΆΧΙΖ, τὸ κάψυχον, in Glossis Jatricis MSS. ex Cod. Reg. 190. Eaedem Glossae: Σενταρατζάναχ, τὸ κάψυκον Ἰνδικόν. Lexicon MS. Ex Cod, Reg. 1843. Σενταράτζιχχιν habet: est autem Κάψυκον, Cardamomum. Vide in hac voce. Matth. Silvaticus: Capsia, i. Seitaragi.
The term κάψικον also appears in two other entries of the Glossarium:3 ΣΕΝΤΟΎΚΛΗΝ, Dipsacus. Glossae Jatricae ex Cod. Reg. 1334. Δίψακος, τὸ σεντούκλην, ὃ καὶ κροκοδίανον λέγεται. Aliae ex Cod. 190. Σεντοῦκλιν, βότανον, ὁ λεγόμενον δίψακος. Neophyti Glossae MSS. habent τὸ σεντρούκλην. Ut & Lexicon MS. Ex Cod. Reg. 1843. Vide Ruellium lib. 3. cap. 11. ΣΙΤΡΕΦ, Κάψυκον Ινδικὸν, in Glossis Jatricis MSS. Graecobarb. Capsycum Indicum: Ita Cardamomum appellare hodiernos Graecos observat Ruellius. In aliis Glossis ex Cod. Reg. 190. Σιτράτζι legitur: in aliis, Σεντάρατζ Χιδος, &c.
As the Glossarium mentions, the terms appear indeed in some of the lexica preserved in manuscripts of the Bibliothèque nationale de France such as Paris. gr. 2180 and 2419 with the following entries, identical in both codices: σενταράχιζ τὸ κάψυκον and σίτραζ ἕτερον κάψικον καὶ αὐτῶ ἰνδικόν.4 It also appears in the lexicon of Neophytos Prodromenos (14th cent.) for the term σεντρούκλην listed by Du Cange: σεντρούκλιν τὸ βότανον ὁ δίψακος.5 We also find the term κάψικον in the lexicon ascribed to the otherwise unknown Nicomedes where it appears as a synonym of λεπίδιον: λεπίδιον ὃ καὶ ἰβηρ[ίδα] καλοῦσι τὸ κάψικον.6 In the Latin medieval world, a variant of the term is present in the vast compilation of medical lexicology compiled by Simon of Genoa (late 13th cent.), the Clavis sanationis, with a short entry Capsia, which cross-references the more substantial
2 Du Fresne Du Cange, Glossarium (as footnote 1 above), 1353. 3 Du Fresne Du Cange, Glossarium (as footnote 1 above), 1353 and 1376, respectively. 4 On these lexica, see A. Touwaide, Lexica medico-botanica byzantina. Prolégomènes à une étude, in Departamento de Filología Grecolatina (eds.), Τῆς φιλίης τάδε δῶρα – Miscelánea léxica en memoria de Conchita Serrano. Manuales y Anejos de «Emerita», 41. Madrid 1999, 211–228. All texts transcribed from manuscripts cited in this study exactly reproduce the orthograph of the codices. 5 Edition in A. Delatte, Anecdota atheniensia et alia II: Textes relatifs à l’histoire des sciences. Bibliothèque de la Faculté de Philosophie et Lettres de l’Université de Liège, fasc. 88. Liége and Paris 1939, 298. 6 Edition in Delatte, Anecdota atheniensia (as footnote 5 above), 315.
Materia Medica from the East in Byzantium
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entry Seitaragi: Capsia est seitaragi infra in seitaregi.7 The entry seitaragi/seitaregi is the following, with the variant sceitaragi in the lemma: Sceitaragi ara. est planta quam Dya. lepidum vocat sicut patet per concordiam capitulorum utriusque apud .A. et Dya. et Sera., Avi. vero distinguitur indum ex eo et vocat ipsum interdum capsiam et capsiam indam ut in confectione dicta alfanginus in .v. nam ubi ipse ponit capsiam indam Io. Sera. in eadem confectione ponit sceitaragi, exponitur etiam in synonimis arabicis quod sceitaragi est capsia ...
Moving across the centuries, the term appears in the multilingual lists of phytonyms typical of the Greek medical manuscripts of the Ottoman Period, which most often include the classical Greek name(s), the common name(s) of the period (that is, the Κοινή), the Latin/Italian/French equivalent(s), and the corresponding Turkish/Arabic name(s). There, καψικὸν is qualified by the adjective ἐπέτειον (annuum, annual) and is identified as πιπεριὰ κόκκινη in Greek Κοινή.8 It is cross-referenced under πιπέρι κόκκινον with the following two names in Greek Κοινή: βλαχοπίπερον and πιπεριά.9 The term is also found in another group of synonyms, with three series of synonyms grouped according to their linguistic origin as per the manuscripts:10 – Classical Greek: ἰβερὶς, ἰβερὶς καρδαμίνη, βαρὰ, βερίας, νόσταρτον, κάψιον ἰνδικὸν, γογγίδι – Κοινή: ἀγριοκάρδαμον, ἄγριον κάρδαμον, λεπίδιον – Turkish: σανταράτζι, σεϊνταράτζ, σεϊταράτζι, σενταράτζι, σίν ταράτλι, σιταράτζ, σιταρότζι, σεϊταράτζ χιντί, σεϊνταράξι χιντί, ζερκουλέ This set of lexicological material, be it Byzantine, medieval, Post-Byzantine (Ottoman Period), or more recent (Western scholarly erudition),11 refers, explicitly or indirectly, to different plant species: – Cardamomum (= cardamome) according to Du Cange, sub καψικόν and σενταράχιζ, in addition to σιτρεφ referenced from Ruellius; – Dipsacus according to the same sub σεντούκλην, with a reference to Neophytos Prodromenos;
7 Simonis Januensis opusculum cui nomen clavis sanationis simplicia medicinalia Latina greca et arabica ordine Alphabetico mirifice elucidans ... Venetiis 1513, sub verbis. See also the digital version (Simon online) at http://www.simonofgenoa.org/index.php?title=Simon_Online. 8 Α. Tselikas, Τετράγλωσσα λεξικὰ μεταβυζαντίνων ἰατροσοφικῶν χειρογράφων. Athens 2017, 183, no. 563. 9 Ibid., 300, no. 997. 10 Ibid., 157–158, no. 478. 11 The Lexikon zur byzantinischen Gräzität, sub verbo, provides a partial list of occurrences without lexicological considerations, except a derivation from “lat. Capsa”. Kriaras’ dictionary, instead, does not include the term (Ε. Kriaras, Λεξικό της μεσαιωνικής ελληνικής δημώδους γραμματείας 1100– 1669, Τόμος Η. Thessaloniki 1982, 126).
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– Capsycum Indicum also according to Du Cange, sub σιτρεφ; – λεπίδιον and ἰβηρίς according to Nicomede’s lexicon and the synonyms from the post-Byzantine multilingual lexica, as well as Simon of Genoa (lepidum). In modern literature, only Bernhard Langkavel (1825–1902) offered an identification according to the Linnean binomial system, suggesting that the term δίψακος designated Amomum [sic] L., which is in fact a genus and not an exact species within the genus.12 In addition, he provided the following list of synonyms that includes some of the phytonyms above: βαριάδον, βαριάδων, κάκουλε, κακοῦλιν, καψικόν, καψυκόν, κάχριον, κάνχριον, κερατοφόρον, μενεγέταις, σεηταρατζάναχ, σικταρατζχίδος, σίτρεφ, σίτραζ, σιτράτζι. From a botanical viewpoint, the botanical species enumerated above are very different: – Cardamomum: cardamom (= Elettaria cardamomum (L.) Maton) is a herbaceous perennial plant in the Zingiberaceae family native to southern India, the pods of which contain small seeds used in medicine and nutrition;13 – Dipsacus: teasel (= Dipsacus spp., particularly D. fullonum L.) is a herbaceous biennial plant native to Europe, Asia and northern Africa in the family of Caprifoliaceae (ex Dipsacaceae), with a typical head containing the seeds, used in the past in textile production as a natural comb, particularly for fabrics made of wool;14 – Capsycum Indicum: pepper (Capsicum annuum L, syn. C. indicum auct.), a member of the Solanaceae family, is traditionally considered to be native to southern North America, the Caribbean, and northern South America. It is a shrubby herb, the fruits of which are the peppers of different colours;15 – Lepidium: this is a genus in the Brassicaceae (ex Cruciferae) family, native to the Americas, Africa, Asia, Europe, and Australia, with two species of intereste here: – Cress (Lepidium sativum L.; syn. Cardamon sativum (L.) Fourr.), which is a small annual plant native to Egypt and West Asia; – Pepperweed (Lepidium latifolium L.), native to Europe, the Mediterranan region and North Africa,which is a small woody plant with clusters of small white flowers producing small fruits each with two seeds.
12 B. Langkavel, Botanik der spaeteren Griechen vom dritten bis dreizehnten Jahrhunderte. Berlin 1886, 101, no. 218, sub. 2. 13 D. Mabberley, Mabberley’s Plant-Book. A portable dictionary of plants, their classification and uses. Fourth edition. Cambridge 2017, 163 (cardamom) cross-referencing Aframomum (19) and Amomum (41). 14 D. Mabberley, Mabberley’s Plant-Book (as footnote 13 above), 302 sub verbo. 15 D. Mabberley, Mabberley’s Plant-Book (as footnote 13 above), 162 sub verbo.
Materia Medica from the East in Byzantium
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Significantly for our purpose here, L. sativum is also called mustard, garden pepper cress, pepperwort, pepper grass, or poor man’s pepper, and L. latifolium, peppergrass in English.16
Apart from Lepidium, the plant species referred to above share a common morphology, with pods (Cardamomum), a head (Dipsacum), or a round fruit (Capsicum) that contains the seeds. The Greek term καψικόν seems to refer to this structure,17 through a reference to κάψα/κάμψα designating a basket, a case.18 This reference to a botanical morphology would eliminate Lepidium, unless the term κάψικον was applied to this species on the basis of its peppery taste similar to that of Capsicum. Ancient phytonomy is known to designate plants by similarities (be it between morphological structure, taste or, to mention just these, physiological activity in human use) and transfer of names between species and also genera as would be the case here. Cardamomum should not be considered either as it is not supported by any evidence. Returning to the Ἐφόδια, its text in the version contained in manuscript Vaticanus graecus 300 contains a dozen of occurrences of the term κάψικον: [1] (ff. 13 verso, l. 22 – 14 recto, l. 10) Ἐν τούτοις δὲ ἰατρείαν σύνθεσιν πεποιηκὼς ἀνθρώπω τινι ἔχοντι ἁλωπεκίαν ὁλοτελῶς ἡ κεφαλὴ αὐτοῦ ἄτριχος καὶ οὐκ ἐχρήσατο αὐτῆι εἰ μὴ ὀλίγον καὶ ὑγιὴς κατέστη. ἐδοκίμασα δὲ αὐτὴν καὶ εἰς ἕτερον καὶ εὐχαριστησα ταύτην. [f. 14 recto] Λαβὼν σὺν θ[έ]ω εὐφόρβιον καὶ ἀλκυόνιον καὶ κόπρον περιστερῶν ἀνὰ ἑνὸς ἑξαγίου, ἐλλέβορον λευκὸν καὶ αἰγριοπιγάνου σπέρμα καὶ τὸν φλοιὸν τῶν λεπτοκάρων τῶν κεκαυμένων καὶ στάχον καὶ κάψικον καὶ σπορὰν καρδάμου ἀνὰ ἥμισυ ἑξαγίου, τρίψας ὁμοῦ καλῶς καὶ δεύσας τουτέστιν ἀναμίξας μετὰ ἐψήματος ἢ μετὰ δαφνελαίου ἢ ῥαφανελαίου ἢ τοῦ πενταφύλλου. καὶ χρίσον τοῦτον ἐξ αὐτῆς καταλιμπάνων μίαν νύκτα καὶ τῆ ἑξῆς πλῦνον μετὰ τὸν χυλὸν τοῦ σεύτλου ἢ μετὰ ἐψήματος κυάμων, πράσσε δὲ τοῦτο πλειστάκις ἐπεὶ γὰρ ὠφέλημόν ἐστι καὶ δεδοκιμασμένον.
This case of alopecia with its formula for a medicine, which is not identified by a chapter number in the text of manuscript Vaticanus graecus 300, is in effect Book I, chapter 1 On alopecia according to the πίναξ (f. 7 recto in the manuscript). It corresponds to Book I, chapter 1 On alopecia, paragraph 10, in the Arabic text. The latter reads as follows in the English translation of its full text, allowing for comparison with the Greek translation:19
16 D. Mabberley, Mabberley’s Plant-Book (as footnote 13 above), 518, sub verbo. 17 See LSJ sub verbo: like a box. 18 LSJ sub verbo. On this, see the Lexikon zur byzantinischen Grāzitāt, sub verbo, referred to before (as footnote 11 above), with a derivation from “lat. Capsa”. 19 For the Arabic text with Arabic translation, see G. Bos / F. Käs (eds.), Ibn al-Jazzār’s Zād al-musāfir wa-qūt al-ḥāḍir (Provisions for the Traveller and Nourishment for the Sedentary), Books I and II: Diseases of the Head and the Face. A Parallel Arabic-English Edition and Translation, with Critical Editions of the Medieval Hebrew Translations, and the Medieval Latin Translation by M. R. McVaugh. Islamic
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The remedies that are used for the treatment of alopecia are also good for the growth of the hairs of the beard when it has slowed down. I have omitted these drugs from those that I mentioned above. But now I shall put together some of them that bring about fast success when administered. These include a remedy I composed for a man afflicted by alopecia, which made his head bald. He only applied a bit of it until he was healed and the disease vanished. I also tried it on someone else and found it to be good. Its composition: Take one mithqāl each of resin spurge, sea froth, and pigeon droppings; half a mithqāl each of white hellebore, “mountain rue”, seeds, hazelnut, shells, spikenard [Nardostachys jatamansi], pepperwort [Lepidium latifolium], and garden cress. All of this has to be pulverized, and a bit of it has to be mixed with inspissated wine, or laurel oil, castor oil, or radish oil [Raphanus sativus]. This must be rubbed on the spot and be left there overnight. In the morning it has to be washed away with chard juice [Beta vulgaris subsp. vulgaris] or water in which beans [Vicia faba] have been cooked. This must be repeated several times. It has been proved that it is beneficial.
The Arabic phytonym of which κάψικον is a translation is شیطرج, identified as the Indo-Persian loanword shīṭaraj.20 The other formulae for medicines in the Ἐφόδια in which κάψικον appears are the following:21 [2] (f. 146 recto, ll. 4–8) ... εἰ δὲ θέλεις πρὸς ὄγκον πν[ευμό]νων καὶ ἀπεψίαν καὶ πρόσθεσιν συνουσίας, ἐπίθες μέρος ζινζήβερ καὶ μέρος γαλαγγαν καὶ σίτραζ τὸ ἰνδικὸν κάψικον καὶ μακροπίπερ καὶ λεπτοκιννάμωμον ἀνα ἡμίσεως μέρους. καὶ γινεται παράξενον τουτέστι θαυμαστόν. [3] (f. 147 recto, ll. 4–6, 12–15) Στήλη ἀντίδωτος ὠφελοῦσα εἰς τὰ πεφυσημένα ἔντερα ἀπὸ τῶν πνευμάτων καὶ εἰς ἐμπνευματώσεις καὶ ἔστι γνωστὴ δεδοκιμασμένη ... ἔνιοι δὲ τῶν ἰατρῶν προστιθέασιν εἰς ταύτην τὴν σύνθεσιν ἑξά[γιον] ἓν κάψικον ἰνδικὸν, ἕτεροι δὲ προστιθέασι γαλαγγᾶν καὶ ζινζίβερ καὶ κρόκον ἀνα μιᾶς < ὅλα δὲ ταῦτα εἰσὶν ὠφέλιμα. [4–5] (f. 147 verso, ll. 2–25) ... ὠφέλειαν παρέχει εἰς τὰς ἐξοχάδας καὶ ἐσοχάδας ἢ λαβὼν στοιχάδα δέκα