Abt Matthäus Kolweiss von Lilienfeld (1620-1695)


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Abt Matthäus Kolweiss von Lilienfeld (1620-1695)

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ANALECTA CISTERCIENSIA

ANNUS XXXI -

1975

MOSTR CISTERCNM MATER

EDITIONES CISTERCIENSES

(I -00153 ) ROMA , PIAZZA DEL TEMPIO DI DIANA ,

14

1991176

-298

Skertage

ABT MATTHÄUS KOLWEISS VON LILIENFELD ( 1620-1695 )

Abt

NORBERT MUSSBACHER

VORWORT Die

Reformation

führte auch in Stifte

Lilienfeld zu einem

be-

drohlichen Niedergang . Zwar kam es zu keinem vollständigen Erlöschen des klösterlichen Lebens , jedoch blieb der Ordensnachwuchs aus , so daß beim Tod des Abtes Georg Premberger im Jahre 1587 der Konvent nur mehr aus sechs Mitgliedern bestand . Den tatkräftigen Äbten der ersten Hälfte des 17. Jahrunderts gelang es , dem Verfall Einhalt zu gebieten und das Stift einer neuen Blüte entgegenzuführen .

Abt Matthäus Kolweiß , dessen Leben und Wirken in vorliegender Arbeit dargestellt werden , festigte in seiner 45 jährigen Regierungszeit nicht nur den Bestand Lilienfelds , sondern setzte sich darüber hinaus maßgeblich für den Aufbau anderer Zisterzienserklöster und für den Gesamtorden ein . Die bisherige Literatur über Abt Matthäus Kolweiß behandelt hauptsächlich die innerklösterliche Wirksamkeit des Abtes und bezieht ihre Quellen fast ausschließlich

aus dem Archiv des Stiftes Lilienfeld .

Es war nun meine Aufgabe , in den Archiven der Zisterzienserklöster , wo Abt Matthäus Amtshandlungen als Generalvikar des Ordens vorgenommen hatte , nach Material zu suchen . Meist war die Arbeit erfolgreich . Fast immer war eine Charta Visitationis vorhanden , die oft einen guten Einblick in das monastische Leben des Klosters und in die Persönlichkeit des Visitators gewährte . Es wurden Akten über mehrere bisher unbekannte Visitationen und andere Amtshandlugen des Abtes Matthäus Kolweiß gefunden . Außerdem war der Arbeit in den Archiven auch manch unvermuteter Fund beschieden . So entdeckte ich in den Archiven der Stifte Rein und Zwettl eine vollständige Gottesdienstordnung , die Abt Matthäus für Lilienfeld aufgestellt hatte . Diese ist aber in Lilienfeld selbst nicht mehr erhalten und sie war deswegen hier bisher unbekannt . Im Stifte Rein fand ich fünf Bände mit Einladungsschreiben der Josefibruderschaft , aus denen die große Mitgliederzahl

und weite Verbreitung

dieser bedeu-

N. Mussbacher

4

tenden Sodalität hervorgehen . In Lilienfeld , dem Sitz der Erzbruderschaft sind alle diesbezüglichen Akten durch die zeitweilige Aufhebung des Stiftes ( 1789 bis 1790 ) verlorengegagen .

Eine vielversprechende Quelle war das Tagebuch des Abtes Matthäus . Leider ist nur ein Fragment erhalten , das die Jahre 1671 bis 1674 umfaßt . Dieses wurde allerdings ausgiebig herangezogen . Eine willkommene Ergänzung boten die Tagebücher der Äbte von Heiligenkreuz

Zwettl

und

.

Darüber hinaus bemühte ich mich , sämtliche Literatur , die über den Lilienfelder Abt handelt , einzusehen und zu verwerten . An dieser Stelle darf ich dem hochwürdigsten Herrn Prälaten Univ.Prof. Msgr . Dr. Franz Loidl , Wien , für seine Anregung zu dieser Arbeit , aber auch meinem Mitbruder , Herrn Prof. Dr. P. Polykarp Zakar O. Cist ., Rom , sowie den Herren Archivaren der benützten Archive für ihr Entgegenkommen und ihre Hilfe herzlich danken .

79

2 013 242PA CONTROLMARK

2201

S

QUALITY

5 ABKURZUNGEN Adlers - Schwung - FEIGIUS , Johannes Constantinus , Wunderbahrer Adlers -Schwung , Wien 1694 . Arch . Hlkr . Archiv des Stiftes Heiligenkreuz . Arch . Lil . Archiv des Stiftes Lilienfeld . Arch . Rein -- Archiv des Stiftes Rein . Arch . Schlierb . — Archiv des Stiftes Schlierbach . Arch . Vat. Archivio Segreto Vaticano . Arch . Wilh . — Archiv des Stiftes Wilhering . Arch . Zwettl Archiv des Stiftes Zwettl . C.A. HÖFFNER , Alberik , Corona Abbatum S. Crucis sub saeculo decimo septimo usque ad finem a Christo nato ex annuis eorum actis concinnata anno 1685 huius saeculi continuata Manuskript Arch Hlkr herausgegeben Cist Chr Cistercienser Chronik Monatszeitschrift von den Zisterziensern in der Mehrerau ab 1888 Caspar Diarium Abbatis Caspari Bernhard Manuskript Diar Bernh BERNHARD Arch Zwettl Diar Matth Diarium Reverendissimi Domini Matthaei Abbatis 1671-1674 Arch Lil Hanth Fast HANTHALER Chrysostomus Fastorum Campililiensium Tomus Manuskript 201 Arch Lil Hanth Fürst HANTHALER Chrysostomus Fastorum Campililiensium Tomus 1500-1690 ediert von Stephan FÜRST Jahresbericht des N.Ö. Landesreal- und Obergymnasiums Mödling X.-XV. 1907-1912 Memor Clem quae circa statum Monasterii SCHEFFER Clemens Memorabilia Sanctae Crucis universum ordinem cisterciensem atque statum politicum contigerunt umfaßt die Jahre 1685-1676 Manuskript Arch Hlkr N.Ö. Landesarch Reg Niederösterreichisches Landesarchiv Regierungsarchiv N.Ö. Landesarch Stände Niederösterreichisches Landesarchiv Ständisches Archiv Nom Cist PARIS Julianus · SÉJALON Hugo Nomasticon Cisterciense Solesmes

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6

QUELLENVERZEICHNIS 1)

Archiv des Stiftes Heiligenkreuz : HÖFFNER , Alberik , Corona Abbatum S. Crucis sub saeculo decimo septimo a Christo nato ex annuis eorum actis concinnata ... anno 1685 et usque ad finem huius saeculi continuata , Manuskript . SCHEFFER , Clemens , Memorabilia , quae circa statum Monasterii Sanctae Crucis , contigerunt universum ordinem cisterciensem atque statum politicum (umfaßt die Jahre 1658-76 ) , Manuskript .

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Die Visitationen der österreichischen Zisterzienserklöster durch den Gene ralabt Klaudius Vaussin im Jahre 1654 in Cist Chr 40 1928 217-219 DERS Die TätigNeit des Abtes Michael Schnabel von Heiligenkreuz bei den Abt wahlen in den österreichischen Klöstern in Cist Chr 42 1930 66-71 DERS Säusenstein unter der Administration und Paternität von Heiligenkreuz in Cist Chr 43 1931 S. 221-229 DERS Abt Bernhard Breil Cist Chr 45 1933 291-304 Steier PICHLER F.S. Die Habsburger Stiftung der Cistercienser Abtei Neuberg mark Wien 1884 .

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9 1. KAPITEL

FAMILIENVERHÄLTNISSE , JUGEND UND WAHL DES MATTHÄUS KOLWEISS ZUM ABT

Matthäus Kolweiß wurde am 25. Dezember 1620 als Sohn des Rats bürgers und Hutmachers Leopold Khollweiss in Judenburg , Steiermark , geboren ( ¹ ) . Sein Vater war 1618-19 , 1624-25 und 1630 Stadtrichter ( 2 ) . Matthäus hatte eine harte Kindheit und Jugendzeit . Die Finanzlage denburgs war katastrophal , die wirschaftliche Lage des Bürgerstandes sehr gedrückt . Grund dafür waren die vielen Einquartierungen in der Stadt , die während des Dreißigjährigen Krieges als Aufmarschraum für die kaiserlichen Heere diente . Dazu war die Lage Judenburgs auf dem halben Wege zwischen Donau und Italien besonders geeignet ( 3) . Zu die ser allgemeinen Notlage kam noch ein schwerer Schlag , der die Familie Kolweiß traf . Am 1. Februar 1632 starb der Vater . Matthäus war damals elf Jahre alt ( * ) . Nun oblag der Mutter Anna Kolweiß in schwerster Zeit die Sorge für die beiden Buben Matthäus und Paul . Anderthalb Jahre nach dem Eintritt des Matthäus in Lilienfeld starb sie am 29. Novem

Ju

ber

1640

in Leoben

( 5) .

Da die Jesuiten 1624 in Judenburg ein Kolleg , jedenfalls auch mit einem Gymnasium , errichteten , ist anzunehmen , daß Matthäus an die sem studierte . Denn um 1624 , also kurz nach Eintreffen der Jesuiten in Judenburg , haben die Judenburger die städtische Lateinschule aufgelas sen . Wohl ein Zeichen dafür , daß die Jesuiten mit einer Schule an deren Stelle traten . Dadurch waren auch die Voraussetzungen für die Weckung des geistlichen Berufes gegeben . Das höhere Studium absolvierten die Söhne der Judenburger Rats bürger meistens in Graz . Erzherzog Karl hatte schon 1580 befohlen , es geschickt müßten alle bürgerlichen Kinder in das Jesuitenkollegium werden . Erzherzog Ferdinand erneuerte diese Verordnung im Jahre 1599. Der Rat stiftete daher drei Stipendien für den Aufenthalt von

Judenburger Studenten im Grazer Ferdinandeum ( ¹) Matrikenauszug der Dekanatspfarre Judenburg

.

Dabei wurden

stets

.

( 2) Das Siegel des Leopold Khollweiss zeigt einen Hut im Wappen und hat sich noch an einer Urkunde aus dem Jahre 1624 erhalten . Steierm . Landesarch . ,

Allg . Urkundenreihe

.

( 3) Mitteilung von Hofrat Univ .- Prof . Dr. Fritz Popelka , Graz . (4) Sterbematrik der Dekanatspfarre Judenburg . In seinem Tagebuch gedenkt Abt Matthäus am 1. Februar 1672 der vierzigsten Wiederkehr des Todestages seines Vaters . (5) Diar . Matth . 29.11.1672 . Über den Familiennamen der Mutter konnte nichts in Erfahrung gebracht werden .

Familienverhältnisse

10

Söhne von Ratsbürgern bevorzugt . Der Name Matthäus Kolweiß scheint allerdings in der Matrikel der Universität nicht auf. Auch später , als Abt von Lilienfeld , hat Matthäus Kolweiß seine matstadt Judenburg nicht vergessen . Als die verarmte Stadt vor Pfändung durch die Landschaft stand , benützte er einen zufälligen enthalt Kaiser Ferdinans III . in Lilienfeld , für seine Vaterstadt zutreten . Tatsächlich

erließ der Kaiser am

17.

Juni

1652

Heider Aufein-

an die Hofkammer

ein Mandat das von Lilienfeld datiert ist und dafür eintritt , daß den Judenburgern für sechs Jahre die Steuern erlassen werden möchten ( 6) . Allerdings war der Erfolg des Mandates nicht durchschlagend , weil es die innerösterreichische Hofkammer verstand , die Entscheidung auf ,

mehrere Jahre hinauszuziehen und zu verwässern ( 7) .

Über den Bruder des Abtes , Paul Franz , wissen wir , daß er seit 1654 oder 1655 die Stelle eines Sekretärs bei der innerösterreichischen Regierung innehatte ( 8) . Leopold Kolweiß , ein Vetter des Abtes , war bei diesem mehrere Jahre als Kämmerer tätig . Am 30. Juni 1672 vermerkt Matthäus , Leopold sei nun ein Jahr bei ihm Kämmerer gewesen und er habe ihm erlaubt , mit Herrn Pompejo Comi auf vier Monate nach

Genua zu reisen , wozu er ihm 130 fl . gegeben habe . Am 11. Februar 1673 heiratete Johannes , ein Sohn des Leopold Kolweiß , in der Michaelerkirche zu Wien ( 9) . 1674 oder 1675 erhielt Leopold auf « demütigste intercession » des Abtes Matthäus die Stelle eines Kammerdieners des Kaisers ( 10) . Am 30.

Juni

1676 wurden

Leopold

Franz , und sein Vetter Prädikate