Diu Crône: Kritische mittelhochdeutsche Leseausgabe mit Erläuterungen 9783110286199, 9783110186277

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German Pages 458 [460] Year 2012

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Table of contents :
Einleitung
Heinrich von dem Türlin: Diu Crône
1. Prolog (1–456)
2. Hoffest an Weihnachten: Becherprobe (457–3272)
3. Gasoein I (3273–5468)
4. Gawein: Assiles und Amurfina (5469–10112)
5. Gasoein II (10113–12600)
6. Amurfina II: Hoffest zu Pfingsten, der Maultierzaum (12601–13924)
7. Erste Wunderkette: Gaweins Gralfahrt I (13925–14926)
8. Garanphiel I und Besuch bei Frau Sælde (14927–15931)
9. Zweite Wunderkette: Trauer um Gawein (15932–17499)
10. Gaweins Verpflichtung zur Gralsuche: Chretien-Sequenz (17500–22501)
11. Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien (22502–25549)
12. Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien (25550–28261)
13. Gaweins Gralfahrt II (28262–29767)
14. Hoffest (29768–29908)
15. Epilog und Schreiberanhang (29909–30041)
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Diu Crône: Kritische mittelhochdeutsche Leseausgabe mit Erläuterungen
 9783110286199, 9783110186277

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Heinrich von dem Türlin Diu Croˆne

Heinrich von dem Türlin

Diu Croˆne Kritische mittelhochdeutsche Leseausgabe mit Erläuterungen

Herausgegeben von

Gudrun Felder

De Gruyter

ISBN 978-3-11-018627-7 e-ISBN 978-3-11-028619-9 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. 쑔 2012 Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, Berlin/Boston Einbandabbildung: Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2779, fol. 166v Druck: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ⬁ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com

in memoriam Paul Sappler 1939–2010

Inhaltsverzeichnis Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

IX

Heinrich von dem Türlin: Diu Croˆne 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15.

Prolog (1– 456) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hoffest an Weihnachten: Becherprobe (457–3272) . . . . . . . . . . . . . . . . Gasoein I (3273–5468) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gawein: Assiles und Amurfina (5469–10112) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gasoein II (10113–12600) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Amurfina II: Hoffest zu Pfingsten, der Maultierzaum (12601–13924) Erste Wunderkette: Gaweins Gralfahrt I (13925–14926) . . . . . . . . . . . Garanphiel I und Besuch bei Frau Sælde (14927–15931) . . . . . . . . . . . Zweite Wunderkette: Trauer um Gawein (15932–17499) . . . . . . . . . . . Gaweins Verpflichtung zur Gralsuche: Chre´tien-Sequenz (17500–22501) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien (22502–25549) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien (25550–28261) . . . . . Gaweins Gralfahrt II (28262–29767) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hoffest (29768–29908) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Epilog und Schreiberanhang (29909–30041) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

3 13 61 95 169 207 226 241 255 277 342 382 418 439 441

Einleitung Der Artusroman ›Diu Croˆne‹, den der Österreicher Heinrich von dem Türlin um 1230 geschrieben hat, zählt zu den nachklassischen Werken, die seit einigen Jahren sehr intensiv diskutiert werden. Er ist einer der längsten Romane seiner Zeit und greift eine Fülle von Motiven und Handlungssträngen der deutschen und französischen Literatur seiner Epoche auf, die er sehr eigenständig weiterverarbeitet. Dadurch ist der Roman in vielerlei Hinsicht recht komplex und reichhaltig und erschließt sich nicht auf den ersten Blick, was neben der Stoffmenge auch an Heinrichs teils eigenwilligem, sprachschöpferischem und sentenzenreichem Sprachstil liegt. Die knappe Überlieferung und wenige (aber durchaus positive) literarische Rezeptionszeugnisse zeigen, daß das Publikum offenbar von Anfang an Probleme mit Heinrichs Werk hatte; die germanistische Forschung des 19. und bis weit ins 20. Jahrhundert hinein setzte diese Einschätzung mit ihren vielfach kritischen Stimmen zunächst fort. Mittlerweile hat sich ›Diu Croˆne‹ aber ihren festen Platz in Forschung und Lehre erobert und bietet viele interessante Aspekte für die verschiedensten Betrachtungsweisen. Die vorliegende Leseausgabe von Heinrichs Roman steht in der Tradition der bewährten und bis heute genutzten Ausgabe, die Gottlob H. F. Scholl 1852 veröffentlicht hatte. Sie ist vollständig neu aus den Handschriften erarbeitet und versteht sich als Ergänzung zur kritischen ATB-Ausgabe von Knapp / Niesner und Ebenbauer/ Kragl (2000/2005). Während diese kritische Ausgabe durch ihre ausdrückliche Handschriftennähe eine große Bereicherung für die Forschung ist, möchte die Lesefassung durch ihre behutsame sprachliche Normalisierung, die Gliederung in einzelne Kapitel, kurze Inhaltsangaben und die beigegebenen Übersetzungshilfen eine erste Begegnung mit dem spannenden, aber nicht immer leicht verständlichen Text erleichtern und zur intensiveren Beschäftigung mit Heinrichs Werk ermutigen.1 Die häufig beschriebene schwierige Überlieferungssituation von Heinrichs Roman schlägt sich im als notwendig erachteten Wechsel der Leithandschrift nieder: Anders als Scholl, der sich grundsätzlich auf die einzige vollständige, aber 1 Vgl. auch Fritz-Peter Knapp: „Es wäre schön, wenn sich mehr Leute diesem mühseligen, entbehrungs- und auch nicht immer erfolgreichen, aber notwendigen Geschäft widmen wollten [= die philologische Erschließung der Crone], statt sich an der steigenden Flut spekulativer „Krone“-Deutungen zu beteiligen. Diese laufen fast durchgehend auf die Annahme hinaus, die manifesten Unklarheiten und Widersprüche auf allen Ebenen des Textes seien Ausdruck einer raffinierten Doppel- und Tiefsinnigkeit. [. . .] Je länger man sich damit herumquält, umso schwerer fällt es jedoch, das manieristisch Gewaltsame dieser Obskurität zu verkennen.“ (Knapp 2007, S. 306).

X

Einleitung

verhältnismäßig junge Heidelberger Handschrift P stützte und die älteren Wiener Fragmente V zum großen Teil lediglich in seinen Apparat einarbeitete, werden V und das zugehörige Linzer Fragment D2 hier soweit möglich als Leithandschrift verwendet, P hingegen in allen Partien, die sonst nicht überliefert sind. Im Unterschied zur kritischen ATB-Ausgabe, die nach Ende von V nur noch P zugrundelegt und D nur im Apparat mitführt, werden auf diese Weise weitere knapp 1200 Verse des Textes auf eine Heinrich zeitlich und geographisch näherstehende Überlieferungsbasis gestellt.

Handschriften3 und Ausgaben (mit Siglen): V D P

G G0 K Kö

= Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Codex 2779. Entstanden 1. Viertel 14. Jh., Mundart bairisch-österreichisch (Verse 1–12281). = Linz, Oberösterreichisches Landesarchiv, Sch. 3 II/4e. Teil von V (4 Blätter, Verse 12898–13503 und 14116–14721, diverse Fehlverse durch Beschnitt). = Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 374. Gestörte Versfolge durch Bindefehler (Blöcke 11957–17109 mit 5912–11956 vertauscht). Entstanden 1479, Mundart südrheinfränkisch (einzige vollständige Handschrift). = Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, MS. Germ. in folio 923,9 (1 Blatt). Entstanden Ende 13. Jh., Mundart nordbairisch (Verse 3122–3262, Fehlverse durch Beschnitt). = verschollener Teil von G, abgedruckt von Kolb, Chr.: Bruchstücke aus der Aventiure Krone. In: Germania 31 (1886), S. 115 f. (Verse 2735–2810). = Kiel, Universitätsbibliothek, MS.K.B.48i (1 Doppelblatt). Entstanden Mitte 14. Jh., Mundart niederdeutsch (Verse 5922–6564, Fehlverse durch Beschnitt). = Köln, Universitäts- und Stadtbibliothek, 5 P 62 (1 Blatt). Entstanden 1. Hälfte 14. Jh., Mundart ostfränkisch-mitteldeutsch (Böhmen?). Verse 19304–19516, Fehlverse durch Beschnitt.

Sch, Scholl = Heinrich von dem Türlin: ›Diu Croˆne‹. Hrsg. von Gottlob H. F. Scholl. Stuttgart 1852. (= Bibl. des litt. Ver. in Stuttgart 27). Wieder: Amsterdam 1966. SchA = Anmerkungen in Sch; SchN = Nachträge zu Sch. KnN, Knapp / Niesner = Heinrich von dem Türlin: ›Die Krone‹. Verse 1–12281. Nach der Handschrift 2779 der Österreichischen Nationalbibliothek nach Vorarbeiten von Alfred Ebenbauer, Klaus Zatloukal und Horst P. Pütz. Hrsg. von Fritz Peter Knapp und Manuela Niesner. Tübingen 2000. (= ATB 112). KnNA = Anmerkungen in KnN. EK, Ebenbauer / Kragl = Heinrich von dem Türlin: ›Die Krone‹. Verse 12281–30042. Nach der Handschrift Cod. Pal. germ. 374 der Universitätsbibliothek Heidelberg 2 Das Fragment D wurde 1854 zuerst abgedruckt und war Scholl zum Zeitpunkt der Enstehung seiner Edition unbekannt. 3 Zugrunde liegt die ausführliche Beschreibung KnN S. IX–XI.

Einleitung

XI

nach Vorarbeiten von Fritz Peter Knapp und Klaus Zatloukal. Hrsg. von Alfred Ebenbauer und Florian Kragl. Tübingen 2005. (= ATB 118). EKA = Anmerkungen in EK. Schr = Werner Schröder: Herstellungsversuche an dem Text der Croˆne Heinrichs von dem Türlin. Mit neuhochdeutscher Übersetzung und Kommentar (2 Bde.). Stuttgart 1996. (= Akad. der Wiss. und der Lit. Mainz, Abh. der geistes- und sozialwiss. Kl. Jg. 1996, Nr. 2). Th, Thomas = John W. Thomas: The Crown. A Tale of Sir Gawein and King Arthur’s Court by Heinrich von dem Türlin. Lincoln, London 1989. (engl. Übersetzung).

Weitere mit Siglen abgekürzte Forschungsliteratur Bar

= Karl Bartsch: Akrostichon bei Heinrich von dem Türlin. In: Germania 25 (1880), S. 96 f. Ehr = Gustav Ehrismann: Textkritische Bemerkungen. 1. Zur Krone Heinrichs von dem Türlin. In: PBB 20 (1895), S. 66–78. Fe = Gudrun Felder: Kommentar zur ›Croˆne‹ Heinrichs von dem Türlin. Berlin/ New York 2006. Gl = Christine Glassner: Der Aufbau der ›Croˆne‹ Heinrichs von dem Türlin. Handschriftengliederung und Werkstruktur. (Diss. masch.) Wien 1991. Gra = Georg Graber: Heinrich von dem Türlıˆn und die Sprachform seiner Kroˆne. In: Zeitschrift für deutsche Philologie 42 (1910), S. 154–188, 287–331. Gri = Wilhelm Grimm: Zur Geschichte des Reims. In: Ders. Kleinere Schriften. Hg. Gustav Hinrichs. Gütersloh 1887, S. 125–341 [zuerst: Abh. d. Königl. Akad. d. Wiss zu Berlin, Phil.-Hist. Klasse, Berlin 1852, S. 521–713]. Gü = Erich Gülzow: Zur Stilkunde der Krone Heinrichs von dem Türlin. Leipzig 1914 (= Teutonia 18). Ha = Moriz Haupt: Ährenlese. In: ZfdA 15 (1872), S. 246–266. Haupt 1867 = Moritz Haupt: Zu Heinrich vom Türlein. In: ZfdA 13 (1867). S. 321–323. Junk = Victor Junk: Gralsage und Graldichtung des Mittelalters. Wien 1911 (= Sitzungsberichte der kaiserl. Akad. der Wiss. Wien, phil.-hist. Klasse 168,4). Ke = Peter Kern: Bemerkungen zum Prolog der „Krone“ Heinrichs von dem Türlin. In: Mittelalterliche Poetik in Theorie und Praxis. Festschrift für Fritz Peter Knapp zum 65. Geburtstag. Hg. von Thordis Hennings et al. Berlin / New York 2009, S. 231–240. Keller = Johannes Keller: ›Diu Croˆne‹ Heinrichs von dem Türlin: Wunderketten, Gral und Tod. Bern et al. 1997 (= Dt. Lit. von den Anfängen bis 1700, Bd. 25). Kn1993 = Fritz Peter Knapp: Theorie und Praxis der Fiktionalität im nachklassischen deutschen Artusroman. In: Fiktionalität im Artusroman. Dritte Tagung der Deutschen Sektion der Internationalen Artusgesellschaft in Berlin vom 13.– 15. Februar 1992. Hg. von Volker Mertens und Friedrich Wolfzettel, unter Mitarbeit von Matthias Meyer und Hans-Jochen Schiewer. Tübingen 1993, S. 160–170. Kn2007 = Fritz Peter Knapp: Der Prolog zur „Krone“ Heinrichs von dem Türlin: Anmerkungen zur Textkritik und zum Textverständnis. In: ZfdA 136 (2007), S. 297–306.

XII Krü La Men Pfeiffer Pi Sa Schö Sin Stein Wa

Einleitung = (?) Krüger: Einige Besserungen zur Krone. In: ZfdA 32 (1888), S. 143f. = Karl Lachmann: Kleinere Schriften zur deutschen Philologie. Hg. Karl Müllenhof. Berlin 1876 [ Textproben zur Krone S. 514–518]. = Arno Mentzel-Reuters: Vröude. Artusbild, Fortuna- und Gralskonzeption in der ›Croˆne‹ des Heinrich von dem Türlin als Verteidigung des höfischen Lebensideals. Frankfurt a.M. et al. 1989 (= Europ. Hochschulschriften I,1134). = Franz Pfeiffer: Wirnt von Grävenberg und Heinrich von dem Türlin. In: Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, N.F. 1 (1853/54), Sp. 30–32. = Paul Piper: Höfische Epik. 2. Teil: Hartmann von Aue und seine Nachahmer. Stuttgart o. J. [1892]. (= Kürschners Deutsche National-Litteratur 4,1,2). = Paul Sappler, Tübingen (mündlich). = Anton Schönbach: Studien zur Krone Heinrichs von dem Türlin. In: PBB 33 (1908), S. 341–372. = Samuel Singer: Textkritisches zur Krone. In: ZfdA 38 (1894), S. 250–272. = Peter Stein: Integration – Variation – Destruktion. Die ›Croˆne‹ Heinrichs von dem Türlin. Frankfurt a. M. et al. 2000 (= Dt. Lit. von den Anfängen bis 1700, Bd. 32). = Otto Warnatsch: Der Mantel. Bruchstück eines Lanzeletromans des Heinrich von dem Türlin nebst einer Abhandlung über die Sage vom Trinkhorn und die Quelle der Krone. Breslau 1883. Wieder: New York 1977.

Sämtliche Bedeutungsangaben stammen, soweit nicht anders angegeben, aus Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch und BMZ (Georg F. Benecke, Wilhelm Müller, Friedrich Zarncke: Mittelhochdeutsches Wörterbuch), auf exaktere Nachweise wurde aus Platzgründen verzichtet. Soweit erschienen, wurde zudem das neu entstehende Mittelhochdeutsche Wörterbuch »MWB online« genutzt.4 Nachweise zum Altfranzösischen stammen aus: Adolf Tobler, Erhard Lommatzsch, Hans Helmut Christmann: Altfranzösisches Wörterbuch. Berlin, Stuttgart, Wiesbaden 1925–2002 (Sigle TL).

Zur Einrichtung des Textes Durch den Wechsel der Leithandschriften ergibt sich folgendes Bild: Die Verse 1–12281 folgen der Handschrift V, die Verse 12898–13503 und 14116–14721 dem zu V gehörenden Fragment D (mit Fehlversen, die durch P ergänzt werden müssen). Die übrigen Abschnitte folgen dem Text der Heidelberger Handschrift (12282–12897, 13504–14115, 14722−Ende). Die weiteren Fragmente wurden herangezogen und sind im ersten Apparat eingearbeitet. Verse, die aus einer anderen denn der jeweiligen Leithandschrift übernommen wurden, sind durch Häkchen eingeschlossen ( bzw. ). Abweichungen, die über die Normalisierung hinausgehen (aber nicht nur offenkundige Verschreibungen sind), werden durch Kursivierung markiert und im Apparat verzeichnet, lediglich aus metrischen Erwägungen vorgenommene Eingriffe sind kursiviert, aber 4 www.mhdwb-online.de (29.01.2012).

Einleitung

XIII

nicht im Apparat nachgewiesen. Lesarten von KnN/EK werden nur eigens verzeichnet, wenn sie von ihrer jeweiligen Leithandschrift differieren. Grundsätzlich stehen die Verständlichkeit und Leserlichkeit des Textes im Vordergrund, entsprechend werden Varianten aus den anderen Zeugen vor allem dann berücksichtigt, wenn sie den Roman in diesem Sinne bessern. Der erste Apparat ist dabei in der üblichen Weise gestaltet: Der für den edierten Text maßgebliche Zeuge steht an erster Stelle, hinter der eckigen Klammer folgen Varianten und Vorschläge aus den Vorgängereditionen und der Forschungsliteratur. Wenn der edierte Text der jeweiligen Leithandschrift entspricht, bzw. der vorgenommene Eingriff auf die Herausgeberin zurückgeht, fällt die eckige Klammer weg und es werden nur die Alternativen angegeben. Das + im ersten Apparat kennzeichnet zusätzlichen Text der jeweiligen Handschrift im Vergleich zur Edition. Wichtigste Aspekte der vorgenommenen Normalisierung sind die Orientierung an der Schreibweise der Wörterbücher und die Einführung von Längenzeichen (auf Längenzeichen aus rein metrischen Gründen wird allerdings verzichtet). Die Groß- und Kleinschreibung wird nach dem für das normalisierte Mittelhochdeutsch üblichen Muster geregelt: Eigennamen und Abschnittsanfänge in Majuskeln, alles andere klein. Bei den Namen wird eine möglichst einheitliche Schreibweise im gesamten Text bevorzugt; bei starker Abweichung der Zeugen hat die übliche Lesart in V/D den Vorzug bzw. die vom Reim gestützte Form.5 Insgesamt wird eine deutlich größere Nähe zu den Handschriften beibehalten als in den Ausgaben von Scholl und Schröder; Versuche, Heinrichs Sprachgebrauch zu rekonstruieren, werden nicht unternommen. Nicht nachgewiesen, um den Apparat nicht unnötig aufzublähen, werden graphische Eigenheiten der Handschriften, die soweit normalisiert wurden wie nötig (v. a. die vielen diakritischen Zeichen der Hs. P). Bei Doppelformen wird aber im Zweifel der jeweiligen Leithandschrift gefolgt (so z. B. bei der Regelung von ph- und pf- (mit Varianten enph-/ geph-).6 5 Dabei kommt es allerdings auch zu weniger eindeutig zu regelnden Momenten; z. B. heißt eine Widersacherin Gaweins in der einzigen doppelt überlieferten Stelle V. 4885 Garanphiel (V) bzw. Gyramphiel (P). Die Schreibweise von P findet sich im letzten Romandrittel noch 19 mal – aus Gründen der Handschriftennähe wurde daher auf eine Angleichung an die durchaus überzeugende Schreibweise von V innerhalb des Textes verzichtet. Für die Eigennamen wird auch auf die Verzeichnisse in EK und Fe verwiesen. 6 Konkret heißt das, daß V/D fast auschließlich Formen mit ph benutzt mit Ausnahme von 1932, 2076, 2853, 3015, 5305, 7157, 7246, 7687, 7749, 8054, 8308, 10806 und 12061, P (ab 12282) hingegen fast ausschließlich pf schreibt, mit Ausnahme von 25942, 27820 und 28445.

XIV

Einleitung

Ebenso wird stillschweigend angepaßt: i/j wird nach Vokal bzw. Konsonant unterschieden, ebenso u/v (als Vokal wiedergegeben durch mhd. u, uˆ, ü, iu, üe, uo), handschriftliches e wird zu e, eˆ oder æ. Auch gewohnheitsmäßige Abweichungen zwischen V/D und P im Bereich der Doppelüberlieferung finden sich nicht im Apparat; bei Bedarf kann hier die ATB-Ausgabe herangezogen werden. Anders als in der Ausgabe von Scholl werden diese Abweichungen beim Sprachgebrauch nicht in den nur in P überlieferten Textteilen angeglichen, sondern entsprechend der jeweiligen Leithandschrift beibehalten. Das betrifft v. a.: do – als (nu) vil wol – wol st. Adj. – sw. Adj. erkant – bekant wıˆten – wıˆte (als Beispiel für verschiedene Adverbbildungen) vahe – gevahe (als Beispiel für Perfektivierungspräfix ohne spezifische Bedeutung) diu – die (entsprechend bei Adjektiv-Endungen) girde – begirde dann(e) – denn(e) wes – swes nuor – nuwen/ niwen zuo – ze dest war – deszhalb, deswar dehein – keyn, keynerhand sam – als (ob) ofte – dicke het – hatt unz – bisz ditz – dis seit/sıˆt – dwijle ors/ örs – rosz Auf einen Nachweis wird zudem verzichtet bei geringfügigen Wortumstellungen, der Normalisierung von allem bloß metrisch Bedeutsamen und Besonderheiten der Hs. V (sie schreibt v. a. sei statt sie sowie wan statt man). Die umlautlosen Konjunktive und Pluralformen in V/D werden stillschweigend normalisiert (z. B. 943, 5834f., 5928, 6245f. u. ö.); apokopierte Formen werden normalisiert, sofern es die Metrik zuläßt oder es vom Reim gefordert wird (z. B. V. 77 biutet statt V peut). P unterscheidet bei den Personalpronomina kaum nach Dativ oder Plural, P u`ch wird durchgängig zu iu bzw. iuch aufgelöst. Ebenso werden die in P nicht verwendeten verallgemeinernden Relativpronomina swer, swaz, swie etc. eingesetzt. Nicht weiter markiert werden zudem Abweichungen der Getrennt- und Zusammenschreibung sowie geringfügige,

Einleitung

XV

eindeutige Schreibfehler. Die Interpunktion folgt modernen Lesegewohnheiten, Varianten der verschiedenen Ausgaben werden nicht nachgewiesen. Zur Metrik: Es wird davon ausgegangen, daß Heinrich seinem Text ein grundsätzlich gleichmäßiges Schema vierhebiger Verse zugrunde gelegt hat, das beliebig ausgefüllt und gestaltet werden konnte. Ein solches Grundmaß entspricht wohl dem Bedürfnis des Rezitierenden nach Gleichmäßigkeit, weshalb die heute lesbaren Dreiheber auf die Überlieferungssituation zurückzuführen sein dürften. Daher sollten die dreihebig erscheinenden Verse wenn irgend möglich als vierhebige gelesen werden. Vgl. als Beispiel Vers 5209: vor leide vuorte hin: Der Vers bietet keine Möglichkeit, weitere Silben einzufügen; statt ihn x x´x x´x –´ als Dreiheber zu lesen, sollte besser –´ x´x x´x –´ metrisiert werden, ähnlich z. B. 23794 und viele weitere. Sofern möglich und nötig, werden kleine Eingriffe vorgenommen, die diese Lesart unterstützen. So werden schwache Wörter wie und, aˆn, umb, meˆr, gern, seˆr und andere, die auf eine beschwerte Hebung zu stehen kommen, durch Einfügen eines -e- zweisilbig, wenn dadurch keine Spaltung der folgenden Senkung entsteht. Zweisilbigkeit wird v. a. dann eingeführt, wenn dadurch verhindert werden kann, daß Artikel, Relativ- oder Demonstrativpronomen auf eine beschwerte Hebung kommen. V zeigt viele Beispiele für verschiedenste Arten von metrischer Ausgestaltung, die diese Vorgehensweise rechtfertigen dürften, z. B. dreisilbige Auftakte wie 6738: Von dem gesinde dehein vrbunst, oder gespaltene Senkungen (vgl. 6965 oder 8024). Dabei kommt es aber immer wieder zu unklaren Fällen, die auch anders interpretierbar wären. Vorsicht gebietet hier bereits die in metrischer Hinsicht nicht sehr zuverlässige Überlieferung – was V vielfach zu stark kürzt, hat P häufig zuviel, eine klare Vorstellung der klassischen Vierheber bieten beide Hauptzeugen nicht wirklich. Metrische Vorgaben durch die Herausgeberin erscheinen also besonders großer Vorsicht unterworfen. Ebenso wird auch versucht, im Rahmen der Normalisierung die Menge der verderbt überlieferten Reime so weit wie möglich zu reduzieren; Scholl hat dazu bereits zahlreiche Vorschläge gemacht, die häufig übernommen wurden (vgl. jeweils den Apparat). Bei den zahlreichen Apokopen in V/D wird im Zweifelsfall eine offene Lösung bevorzugt und auf die Auslautverhärtung verzichtet. Die Verszählung schließt sich den Vorgängerausgaben an, auch bei der Zählung von Fehlversen und mit Buchstaben gezählten Versen.7 Insgesamt umfaßt der Roman mindestens 30098 Verse, wenn man die (offensichtlich) fehlenden Reimverse mitrechnet, dabei ist aber unklar, wie oft mehr als nur der Reimvers fehlt. 7 Dabei kommt es zweimal zu Inkonsequenzen, die aus Gründen der Vergleichbarkeit der Ausgaben aber beibehalten werden: normale Zählweise ist z. B. 1614, 1614a, 1614b. Ausnahmen sind 11788, 11789a, 11789b etc. sowie 17159, 17159b, 17159c.

XVI

Einleitung

Die beigegebene Gliederung8 entspricht der des 2006 erschienenen Kommentars zur ›Croˆne‹ (= Fe, vgl. oben), zu ihrer Begründung vgl. die Einleitung des Kommentars (ebd. S. 7f.). Die kurzen Inhaltsangaben zu Beginn der Kapitel erheben keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit und sollen lediglich eine erste Orientierung im folgenden Text ermöglichen. Ähnlich wie die Anmerkungen im Stellenkommentar (vgl. Fe, S. 9) sind auch in der Leseausgabe die Übersetzungshilfen subjektiv begründet; es gibt kein eindeutiges Kriterium, nach dem man solche Angaben auswählen könnte. Es ist sicher, daß manches zu viel erscheinen mag, an anderen Stellen mehr Auskunft willkommen wäre; die Nutzung der entsprechenden Wörterbücher wird wohl niemandem erspart bleiben. Schön wäre es, wenn die ausgewählten Anmerkungen aber helfen könnten, den Lesefluß seltener unterbrechen zu müssen. Nicht nur bei der datentechnischen Verarbeitung, sondern vor allem in der Diskussion über grundlegende Fragen der Edition hat Paul Sappler (Tübingen) wesentlich zur Entstehung dieser Ausgabe beigetragen und sie bis zu seinem Tod im April 2010 mit großem Engagement begleitet. Immer offene Ohren für lexikalische Fragen hatte Ralf Plate (Trier). Für große Hilfe beim Setzen mit TUSTEP danke ich vor allem Michael Trauth (Trier), zudem Anne Kirchhoff (Tübingen). Der Verlag de Gruyter hat den langen Entstehungsprozeß mit freundlicher Geduld begleitet; ein besonderer Dank geht zudem an die Handschriftenabteilung der Österreichischen Nationalbibliothek für die zügige Anfertigung der Handschriftenabbildung sowie die Druckgenehmigung für den Buchtitel. Düsseldorf, im Januar 2012

Gudrun Felder

8 Im Roman selbst ist die einzige Gliederungseinheit die Einteilung in durchschnittlich 30 Verse lange Abschnitte, die jeweils mit einem Dreireim enden (die aber zwischen 11 und 97 Verse Länge variieren); auf größerer Ebene finden sich keine Gliederungsmerkmale.

Heinrich von dem Türlin Diu Croˆne

Prolog (1–456) Von der Unvollkommenheit der Rede – Gutes und Schlechtes sind oft vermischt, Neid und Mißgunst strafen sich selbst – der wehselstrıˆt zwischen Gutem und Schlechtem – Bescheidenheitstopos – erste Nennung des Artus und Tugendlob – Dichterintention, Horoskop für König Artus – Tod des Uterpandagron – Klage des jungen Artus um seinen Vater – Artus wächst unter Sældes Obhut heran

Ein wıˆs man gesprochen haˆt,

131ra

5

10

15

daz diu red missestaˆt, diu aˆne witz geschiht; ouch vrumet der sin lützel iht, den ein man eine treit. swer gedenket und niht reit, daz ist als schadebære, sam er ein toˆr wære. waz mac gevrumen sıˆn kunst aˆne red und aˆne gunst? verborgen schatz und wıˆstuom die sint ze nutz selten vrum; red mit wıˆstuom vrumet. vil ofte daz kumet, daz an der red vælt der sin und steˆt gar aˆn gewin. doch, wæn ich, er selten gesigt,

20

25

30

der des alle weg phligt, daz er sıˆn swert erziehe und daˆ mit wider vliehe, eˆ er deheinen slac gesleht. swer den ruˆhen ziegel tweht, der sihet ie lenger dicker hor. soˆ er ie lenger vliuhet vor, soˆ im der sic ie verrer ist. daˆ wirt diu gimme in den mist getreten aˆn gewizzen. er sol vil wol wizzen, swer vehten unde vliehen sol, der bedarf guoter witz wol. wan im ze vliehen oft geschiht, dem zagen, soˆ er swert blecken siht. wan kan ein vogel gevliegen ob in die vedern lıˆht triegen

o

1 Überschriften: Hie hebet sich an der werde künige Artus V; Hie vohet sich an dis buch das da genant ist der abentu`re Crone das da saget von dem Edeln ku`nige artus von sinem houe vnd von maniger hand geschiht etc. P 5 man in ime treit P, man inne treit Men 6 nit PSchKnN ] mer V 12 cleine frum P 14 Vil entzeclichen P, Vil emezeclıˆchen Sch 17 ich] fehlt P 19 ziehe P 24 er ieme flu`het P 25 gesig P 30–39: P weicht stark ab, Sch und Schr folgen P; das Folgende in Scholls Normalisierung: Wie in sıˆn scherm stiure wol, Wan diu werlt alsoˆ steˆt. Disiu rede mich an geˆt, Wan mir ist leider benomen, Daz ich der gar volkomen Einer wol geheizen müge. Ouch swüere ich wol, daz ich züge Von den toˆren ein teil; ˆ ne vilanıˆe meil A Laˆze mich unheil! 33 KnN ] gevliehen V 1 Ein wıˆs man: Vgl. Cicero, ›De Inventione‹ 1,1: ‘Beredsamkeit ohne Weisheit ist sinnlos, Weisheit ohne Beredsamkeit ist unnütz’ 4 sin (stM.): ‘Verstand, Weisheit, Kunst’ 5 eine (Adv.): ‘allein, einsam’ 6 reit: kontr. aus redet 10 aˆne gunst: ‘ohne Neigung, etwas mitzuteilen’ 12 ‘die nutzen wenig’ 15 vælen (swV): ‘sich irren, Fehler machen’ 22 ruˆch (Adj.): ‘rauh’, hier ‘ungebrannt’ 23 hor (stN.): ‘Schmutz’ 26 diu gimme (stswF.): ‘Edelstein, Juwel’; steht für wıˆstuom der rede (13), vgl. auch 29943ff. 27 aˆne gewizzen: ‘achtlos, unerkannt’ 34 triegen (stV.): ‘trügen, betrügen’

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einer vil geheizen meht? ich vüer ouch wol, ob ich mœht, von den toˆren ein teil unde spræch gern aˆne meil, liez mich mıˆn unheil. Mir ist ouch diu rede kunt, daz dehein menschlıˆcher munt müge gar sunder wandel sıˆn. ich enger ouch niht, daz der mıˆn sıˆ gar wandels aˆne. naˆch menschlıˆchem waˆne merkt man des mannes sin. ob ich der sinne pœser bin, daz sol man mir vertragen. man hœrt daz ofte sagen, daz etswenne gevalle ein swachiu cristalle naˆhen ze einem smareise. ouch bevaˆhet niht der weise gar des rıˆches kroˆne: daz ist war, im ligent schoˆne ander sıˆn ungenoˆz bıˆ. beidiu kupfer unde blıˆ

wirt mit silber versmit. ouch wont dem roˆten golde mit ofte bleicher messinc. disiu mislıˆchiu dinc behabent oft genoˆzschaft, daˆ in gebristet werdes kraft. als muoz man mir entlıˆben, daz ich sül blıˆben, daˆ man lieht stein gesetzet haˆt, doch an des safers stat soˆ erliuhtet mich ein rubıˆn, der sıˆner tugent liehten schıˆn an mıˆn dunkel wendet und mir ein lieht sendet. daz ist, daz mich seˆre vröut. ob mich dar under ieman stöut niwan durch sıˆnen argen muot, soˆ ist daˆ bıˆ ein sin vruot: wirt er zweir zungen gewar, den sıˆnen schilt beut er dar, und haˆt in schier wider geslagen, daz er muoz übertragen die gift und daz warc,

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35 maht Kn2007, mäht KnN, mæht V, mu`ge P 36 moht V, maht Kn2007: umlautloser Konj. Prät. ı 43 So begere ich nit das auch der P 41 funt P, vunt Sch 42 Mag P; KnN ] sunden VSchr, one P 46 Rümet man P 47 VSchKnN ] power P (zu afrz. povre (Adj.) ‘arm’, so V/P 8798 – hier auch ursprünglich?) 53 PSchKnN ] enphahet V 55 VSchA] Yme ligen auch vil schone P 59 wonet P 62 SchAKnN ] Behaben VP 65 ich mu`ge P 66 liehte steine P 67 schaffers V, saphyres PSchKnN 73 mich] mir P 74 PSchKnN ] Nieman V 77 bindet P 78 geclagen P 35 heizen (stV.): ‘nennen, verheißen’; meht(e): Gen. zu maht (stF.), ‘Kraft, Körperkraft’ 36 vüere: zu varn (stV.), ‘entfernte mich’ 42 wandel (stNM.): ‘Makel, Fehler’ 43 enger: zu gern (swV.), ‘begehren, verlangen’, mit der Verneinung en 45 ‘nach menschlichem Ermessen’ 46 merken (swV.): ‘beobachten, beurteilen’ 47 pœser (Komp. Adj.): ‘schwach, gering von Verstand’ 48 vertragen (stV.): ‘jmd. etwas nachsichtig hingehen lassen’ 50 eteswenne (Adv.): ‘zuweilen, dann und wann’ 52 smareise (stswM.): ‘Smaragd’ 53 weise (stM.): ‘der große Edelstein auf der Stirnplatte der Kaiserkrone’ 55 schoˆne (Adv.): ‘auf schöne Weise’ 56 sıˆn ungenoˆzen: ‘die von geringerem Stande sind’ 60 bleich (Adj.): ‘bleich, blaß’; die Farbabstufung unterstreicht den Wertunterschied 61 mislıˆch (Adj.): ‘verschiedenartig, zweifelhaft’, also: ‘diese zweifelhaften (= minderwertigen) Dinge behaupten sich oft in Gesellschaft, wo es ihnen an Wert mangelt (= der sie an Wert nicht entsprechen)’ 62 behaben (swV.): ‘behalten, behaupten’ 64 entlıˆben (stV.): 73 ff. stöuwen (swV.): ‘schelten, ‘zugestehen’ 67 safer (stN.): ‘blauer Glasfluß aus Kobalt’ anklagen’, also: ‘wenn mich jemand böswillig schilt, so ist ein kluger Sinn da [im Rubin]’ 76 er = der sin vruot; zwei zungen: Bild für verleumderische Sprache 77 beut: kontr. zu biutet 79 er = der Träger zweir zungen; übertragen (stV.): ‘bewahren’ (oder ‘auf sich nehmen’ lt. Kn2007) 80 warc (stN.): ‘Eiter’

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daz er in slangen listen barc hinden in dem zagel, soˆ belıˆbet im der nagel vil naˆhen dem sluˆche, daˆ muoz er in dem druˆche, als ez sıˆnem namen zam, swelken halz unde lam. daˆ wirt sıˆn nıˆt sıˆn selbes scham. Der sin, der diu wort zieret und die red florieret, der ist mir leider tiur. nu seht an toubem viur, daz brinnet und schıˆnet nieht, soˆ ist ein glas ofte lieht daz anderre tugent niht enhaˆt, soˆ im der glanz zergaˆt. ouch ist ein guot adamas unde ditz brechend glas vil starc ungelıˆche an tugent und an lıˆche: wan daz glas gıˆt liehten schıˆn, soˆ haˆt die natuˆr sıˆn in im der adamas verholn.

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ich gelıˆch ouch dem touben koln, verborgen tugent ganze; dise semblanze der guot adamas gıˆt. dirre zweier wehselstrıˆt zeiget zweier hande leben, als ez diu natuˆre haˆt gegeben, des tumben und des vruoten, des valschen und des guoten: diu zwei ziehent niht enein. eins jaˆ – des andern nein. wer möht daz soˆ bescheiden, daz er disen beiden alsoˆ gedienen möhte, daz ez in beiden töhte? der wær ein vil sælic man! der red muoz ich abe staˆn naˆch beider lop begarbe. zwoˆ ungelıˆch varbe, ögger und laˆzuˆre, die gebent von natuˆre beide unglıˆchen glanz. einr ist stæt unde ganz,

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81 PSchKnN ] Dar V 82 Ninden an P 84 nahe P; sluch V, fluhe P, sluˆhe Sch 85 Schr] o 87 Men] swelhen V, slewen PSch 94 Sam VP 99 Vil truch V, truhe P, druˆhe Sch, truog Men e 3 PSchKnN ] gar V 4 den P 6 P] Den seinen hart P 100 Sch] lıcht V, lieht P, leich KnN glantz V, Den selben glantz KnN 9 Zeuget zweier slahte P 14 VMenKnN ] Eins ia das ander neyn PSch, Einez ist des andern nein SinSchr 81 slange: der Skorpion wird als Schlange gedeutet (vgl. Kn2007, S. 294) 82 zagel (stM.): ‘Schwanz’, hier für die Waffe des Kritikers 83 nagel (stM.): metaph. für den Stachel (Kn2007) 84 sluˆch (stM.): ‘Schlangenhaut’ – der Stachel bleibt innerhalb des Körpers, kann gar nicht erst ausgetreckt werden (?) 85 druˆch (stM.): ‘Falle’ 87 swelken (swV.): ‘swelk werden’, also ‘welken’; halz (Adj.) unde lam (Adj.): beides für ‘lahm’ (Tautologie) 90 florieren (swV.): ‘zieren, schmücken’ 91 tiure (Adj.): hier ironisch für ‘selten, nicht vorhanden’ 92 ff. toup (Adj.): ‘erloschen’, hier wohl für ein Schwelfeuer: ‘Das Schwelfeuer brennt aber leuchtet nicht, während doch das Glas häufig glänzend ist, das sonst keine guten Eigenschaften hat, wenn es seinen Glanz verliert (= es stumpf wird)’ 94 soˆ (Adv.): adversativ ‘während doch’ 97 adamas (stM.): ‘Diamant’ 98 brechend (part. präs. zu brehen): ‘glänzend’ 100 lıˆch (stF.): ‘Oberfläche, Aussehen’ 2 soˆ: vgl. 94 4 ff. toup (vgl. 92): ‘ich gleiche den schwelenden Kohlen, der gänzlich verborgenen Tugen; diesen Vergleich bietet auch der kostbare Diamant’ 6 semblanze (stF.): vgl. afrz. semblance, ‘Ähnlichkeit, Vergleich’ 8 wehselstrıˆt (stM.): nur hier belegtes Kompositum, ‘hin-und hergehender Streit’ 9 zeigen (swV.): ‘bezeichnen, stehen für’ 13 ziehen (stV.): ‘einen Weg einschlagen, sich begeben’; enein: ‘zusammen, auf eine Art’ 15 bescheiden (stV.): ‘entscheiden, schlichten’ 18 ez: bezieht sich auf den (unmöglich zu fällenden) Schiedsspruch 21 begarwe (Adv.): ‘ganz und gar, völlig’ 23 zwei Farben: Ocker (aus Lehm hergestellt) und aus dem Edelstein Lapislazuli gewonnenes Blau

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Prolog 127–170 der ander valsch unde swach. dirre zweier obdach ziuget zweier hande gruoz: der ein ist valsch – der ander suoz; dar zuo zweier hande loˆn, diu ziehent naˆch der werlt kroˆn: der sol man einz vliehen und zuo dem andern sich ziehen, daz im daz wert bereit. daz was mıˆn sit von kintheit und muoz mich bringen in daz grap. der sit ie werdez lop gap und ist der tugent leitstap. Ich bit an disem buoche, swer ez lesen geruoche, ob wandel etwaˆ sıˆ und ob anderthalp daˆ bıˆ iht von künste schıˆn, daz diu arebeit mıˆn iht gar werd verlorn und aˆne schulde verkorn umb ein ungevüegen spruch.

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an einem purper ein bruch sol in niht gar verswachen. man siht ofte wachen unwitz, und kunst slaˆfen. swer sich möht gewaˆfen wider süezer wort mangel, den het untriuwen angel vil selten gemeilet, der sich haˆt geteilet leider in der guoten schar und nimt allewec war, wie er mit valsch hefte dar. Uns ist oft geseit von manger hant vrümecheit, die Artuˆs der künic begienc. waˆ ez sich eˆrste anevienc, daz ist ein teil unkunt. daz wil aber ich ze dirre stunt ein teil machen kunder und wil iu doch dar under sıˆner tugent anegeng sagen, wie ez in sıˆnen kinttagen

29.30 grüeze : süeze PSch; SchEhr] Zeiget V, Zeuget P, Zöuget Sin 35 Das nu das P 36 von PSchKnN ] vnd +mein V, und Men e 54 PSchKnN ] svziv V

34 andern sal man ziehen P 42 einhalp sij P, eteswaˆ sıˆ Men

28 obedach (stN.): ‘Obdach, Schutz, Schirm’; die Parteien des wehselstrıˆts werden Dienstherren gleichgesetzt, die obedach gewähren 29 ziugen (swV.): ‘erzeugen, hervorbringen’; der gruoz steht stellvertretend für die Qualität des obedachs 31 loˆn (stN.) verweist nochmals auf die Vorstellung des Dienstherren, vgl. 128 32 ‘die verschiedenen Löhne streben nach dem höchsten Ziel (kroˆne) der Welt’ (vgl. Kn2007) 33 einz bezogen auf loˆn (stN.) 34 sich zuo einem ziehen: ‘sich ihm anschließen’ 35 im: bezogen auf man (133); wert (stNM.): ‘Ansehen, Würdigkeit’ 36 site (stM.): ‘Art und Weise, Gewohnheit’ 39 leitstap (stM.): ‘leitender Stab, Führer’ (vgl. die Deutung als ‘brauchbare Maxime für das Leben’ (Schr)) 41 geruochen (swV.): ‘belieben, seinen Sinn auf etwas richten’ 42 wandel (stNM.): ‘Makel, Fehler’, also etwa: ‘wenn auch es wohl Fehler hat’ 43 anderthalp (Adv.): ‘auf der anderen Seite’ 44 iht (stN.): ‘etwas’, hier also ein Teil des Buchs 46 iht: in untergeordneten Sätzen nach daz für niht 47 verkorn (part. Adj.) zu verkiesen (stV.): 49 purper (stM.): ‘verschmähen, verachten’ 48 ungevüege (Adj.): ‘unbeholfen, unpassend’ ‘glänzender kostbarer Stoff verschiedener Farben’; bruch (stM.): ‘Fehler, Riß’ 50 verswachen (swV.): ‘herabsetzen, verderben’ 52 vgl. das auf Horaz zurückgehende Sprichwort: ‘Manchmal schläft sogar der gute Homer’ 55 angel (stMF.): ‘Stachel’, hier im bildlichen Sinn 56 meilen (swV.): ‘verletzen, verwunden’ 57 sich teilen (swV.): refl. nur belegt für ‘nach verschiedenen Seiten auseinandergehen’, hier wohl ‘sich mischen unter’ 59 allewec (Adv.): ‘immer, überall’ 60 heften (swV.): ‘befestigen, fesseln, binden’ 62 vrümecheit (stF.): ‘Gutes allg., Tapferkeit, Tüchtigkeit’ 64 ez = die oft berichtete Tugendhaftigkeit des Artus 69 anegenge (stN.): ‘Anfang’ 70 kinttac (stM.): wohl nicht wie im Nhd. ‘Kinderzeit’, sondern in sehr umfassender Bedeutung zu verstehen, die den bereits zum Ritter geschlagenen und verheirateten jungen Mann einschließt (vgl. Fe)

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im aller eˆrst ergienge, und waˆ sich anevienge sıˆner tugent loblıˆcher strıˆt, den im noch diu werlt gıˆt. mit sıˆner reinen tugent sage sich meˆret sıˆn lop alle tage, die wıˆl diu werlt vröuden phligt. er haˆt mit eˆrn soˆ gesigt, daz er nie vant sıˆnen gnoˆz: des ist sıˆn lop von schulden groˆz, wan in sıˆn nie verdroˆz. Heil was sıˆner jugent mit eˆ und sıˆt in tugent sit. ie in sölher stæter wıˆse naˆch lop und naˆch prıˆse ranc er z’allen stunden. in het ouch niemen vunden cranc an deheinen eˆren. Heil muost im meˆren von schulden sıˆn werdecheit! ouch het er sich soˆ geleit naˆch tugentlıˆchem werdem lop, daz er mit lop lac allen ob. er het sıˆn leben wol gewant. mit tugent zeichen man in vant teglıˆchen strıˆten.

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von diu bıˆ sıˆnen zıˆten reines lobes er vil erwarp. leider ob der lıˆp erstarp, im lebt doch sıˆn reiner nam naˆch der werlt lobesam. haˆt er noch lemtigen prıˆs, aˆn den geist allen wıˆs tuot er uns lemtigen schıˆn mit dem erworben lop sıˆn. in möht wol diu werlt klagen cumberlıˆchen in disen tagen, het sich nu lıˆp und guot gewendet an soˆ reinen muot! ez zimt doch den besten wol tuon wol, swaz man sol. immer sunder widerwanc haben die bœsen undanc; triuwen die vrumen haˆn vrum. eˆren prıˆs und tugent ruom tuot in schıˆn an dem drum! Iu wil der tihtære von künc Artuˆs ein mære sagen ze bezzerunge, daz er in tiutscher zunge von franzoys haˆt gerihtet, als er ez getihtet

75 Nach P 77 diu KnN, die P] fehlt VSch 81 Wan in SchMenKnN ] Wan +dez in V, Wenn in P e 83 Ere vnd sitt P 84 KnN ] stæt V, fehlt P 89 muost Bar, Kn2007, S. 302] mvst V, müsze +sich PSch 92 PSchKnN ] werde V 96 +czü strijten P 97 Gegen den die zü sinen P 200 lebte P 2.4 lebendigen P 8 sich nv VBarMen] sie yme P, sie nuˆ SchSinSchr 11 SchMen] swa V, was P 14 haben die fro¯men P 17 Nü will +u`ch P 20 deutschs V] tu`tsche P 74 gıˆt: kontr. zu gibt 77 phlegen (stV.): ‘betreiben, üben’ 79 gnoˆz (stswM.): ‘Genosse, Seinesgleichen’, also: ‘Artus war in seiner Tugendhaftigkeit allen überlegen’ 80 von schulden: ‘zurecht, mit Grund’ 182–216 Akrostichon: Heinrich von dem turlin hat mich getihtet 183 Eˆ und sıˆt: ‘seit jeher’; sit, site (stM.): ‘Sitte, Gewohnheit, Art und Weise’ 88 kranc (Adj.): ‘schwach’ im sehr allg. Sinn – es mangelte ihm nicht an Ehre 90 von schulden: vgl. 180 91 geleit: kontr. Part. zu legen (swV.), hier für ‘Partei ergreifen, sich zugesellen’ 93 vgl. den Gedanken 178ff. 94 wenden (swV.): ‘verwenden’ 95 ‘er kämpfte unter dem Zeichen (Wappen) der Tugend’ 97 von diu: ‘von der Zeit an’ 201 naˆch (präp.): ‘entsprechend, gemäß’ 2 lemtec: bair. kontr. aus lebendic (auch 204, 6614, 11589) 3 aˆn den geist: ‘ohne noch am Leben zu sein’ (vgl. Kn2007) 11 swaz (Pron.): ‘alles was, was irgend, was immer’ 12 widerwanc (stM.): ‘Umkehr, Zurückweichen’ 13 haben undanc (stM.): ‘(sie) seien verwünscht!’ 14 ‘Die Ehrbaren sollen unbedingte Treue erfahren’; dagegen Kn2007, S. 298: ‘meiner Treu!’ für triuwen 16 tuot: Imperativ; an dem 20 tiutsche zunge: ‘deutsche Sprache’ 21 rihten (swV.): ‘herrichten, drum: ‘an dem Ende’ gestalten, zurechtmachen’

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Prolog 223–270 ze Karlinge geschriben las, wan er soˆ geleˆret was, daz er die spraˆch kunde. der vleiz sich alle stunde, ob er iht des ervünde, daz er iu ze künde und ze kurzwıˆl bræhte; daˆ bıˆ man sıˆn gedæhte, und daˆ mit er wıˆbes gruoz verdient, den der haben muoz, der ze der werlt vröuden gert, wan aˆne sie ist ungewert, der der werlt leben wil. liebes unde vröuden zil haˆt sælicheit an sie gewant. wol im wart, den bekant mit triuwen ir genaˆde haˆt, wan an dem mit vollen staˆt vröuden wunsch und hoˆher muot. ditz unerwordenlıˆchez guot wil er mit stæt horden und vil gar unerworden sıˆne tage dar an sıˆn. ez ist von dem Türlıˆn

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Heinrıˆch, des zung nie wıˆbes ganzen lop verlie, der vant ditz mære, wannen geboren wære künic Artuˆs der guote, der ie in ritters muote bıˆ sıˆnen zıˆten haˆt gelebt. wie er naˆch eˆren ie strebt, daz mügt ir wol hœren nuo. er greif soˆ zıˆtlıˆch zuo und wert an daz ende. gar sunder missewende began er sıˆn lop heien. er wart in dem meien geborn, als daz buoch seit. daz was ein gewonheit, daz wir daˆ bıˆ erkanden, daz er an werltschanden immer würd gemeilet, als im daz zıˆt erteilet, dar inne er geborn was, wan danne bluomen unde gras blüent unde springent, dar zuo diu herz ringent,

32 den er P 33 begert P 38 PSchKnN ] in VSin 43 staten orden P, stæten horden Sch 44 Vnd wil P 46 PSchKnN ] ein V 53 siner zijt P 54 nach +den eren P 57 Vnd volherttet ˆ ne alle Sch +es +auch +bisz an P, Und volharte an Sch, volherte ez an Schr 58 Gar one alle P, A 59 Begund P 62 ein wijszsagung P, gewarheit Sin 64 one +der welte schanden P, aˆn werltschanden Men 65 In my¯nre wirde P, Ie minre würde Sch 66 VSinKnN ] nü diu czijt P 69 Blu`went und entspringent P 23 Karlingen: das Land Karls des Großen, Frankenreich 26 der = der Dichter, vgl. 217 27 iht (stN.): ‘irgendetwas’; also: ‘ob er davon irgendetwas finden könne’ 28 künde (stF.): ‘Kenntnis, Kunde’ 31 wıˆbes gruoz: der (wohlwollende) Gruß der Damen als Zeichen der Anerkennung 35 der werlde leben: verkürzt ‘nach der Art der Welt leben’ 37 sælicheit: hier synonyme Bez. für die Personifikation der Frau Sælde; wenden an: hier ‘jmd. etwas zudenken, zuteilen’ 38 bekennen (swV.): ‘kennen, erkennen, zur Kenntnis kommen’ 39 ir = Sældes 40 mit vollen: ‘vollkommen’ 41 vröuden wunsch: Umschreibung für ‘größte Freude’ 42 unerwordenlıˆch (Adj.): ‘unvergänglich’ 43 horden (swV.): (Kostbarkeiten) ‘ansammeln’ 44 unerworden: vgl. 242 45 sıˆne tage: ‘solange er lebt’ 48 verlaˆn (stV.): ‘unterlassen, aufgeben’ 56 grıˆfen (stV.): ‘ergreifen’ (nach der Ehre zugreifen); zıˆtlıˆche (Adv.): ‘frühzeitig, bei Zeiten’ 57 wern (swV.): ‘ausdauern’, hier ‘etwas verfolgen, dabei bleiben (Kn2007)’ 58 missewende (stF.): ‘Wende zum Schlechteren, Fehler, Makel’ 62 daz: das 59 heien (swV.): ‘hegen, pflegen’ 61 daz buoch: wohl fiktive Quellenberufung Erzählen von der Geburt im Mai in dem buoch? Kn2007, S.304 liest daz für „das beständige Streben des Königs nach Ehre“ 64.65 daß er vom Schmutz der Welt niemals befleckt würde. . . (iemer, immer (Adv.): (in abhängigem Satz mit Konjunktiv) wie niemer, nimmer) 66 zıˆt (stF., selten stN.): ‘Jahreszeit’; erteilen (swV.): ‘zuteilen, zuerkennen’ 70 ringen (swV.): (das Herz) ‘erleichtern’

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den her an vröuden gebrast. swie sie twanc kumbers last, den gıˆt er vröuden bilde. daz bezeichent die milde, der Artuˆs phlac sıˆn zıˆt, wan uns der meie vröud gıˆt meˆr dann alle maˆne, und tuot uns ouch aˆne des winters herten twancsal. swaz er der heid vindet val, die niuwet er und rıˆchet: von diu sich gelıˆchet dem meien Artuˆses leben, wan er kund alsoˆ geben, daz sıˆn wart manger vroˆ. daz het im vrouwe Chloˆtoˆ soˆ erteilet allen wıˆs, daz er werltlıˆchen prıˆs vor allr der werlt truoge ouch was vil gevuoge vrou Lachesis dar an, daz sie den vadem lanc span. ich klag aber, daz Atropoˆs disen vaden niht verkoˆs und in soˆ schier ab brach!

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daˆ an der werlt geschach ein unvertreglıˆcher schad. nu sitzet ein uˆf eim rat aˆn erben vrowe Fortuˆne. ouch klagt ez diu Luˆne, diu in der sælicheit beriet und in von dem meile schiet. man hœrt von philosophein sagen, swaz kinde in den selben tagen ze der werlt werde geborn, daz sıˆ immer sunder zorn, senft und reines muotes, guot, vroˆ, rıˆch des guotes, getriu, milt und mitsam. wan dann der sunnen straˆm in die zwinliut geˆt und ir zıˆt dar inne steˆt: Artuˆs heil von schulden het. Er was niht sehs jaˆr alt, doˆ got nam in sıˆnen gwalt sıˆnen vater, der in ziehen solt, der ouch den lop het geholt, den man nu dem sune gıˆt. den het er wol bıˆ sıˆner zıˆt mit vrümcheit erworben.

71 PSchKnN ] Dem V 72 Vnd sie P 79 Des hertten wintters P 81 Di VMen] Das P o 89 trug VPMen] trüege SchSchr 82 +Da von P 85 wart PSchKnN ] wirt V; +vil mangs P 94 vadem P 98 KnN ] setzet auf ein V, sitzett eine vff ein P; uˆf dem SchSchr 302 dem] der P 3 phylosophyen P, philosoˆphen Sch 4 PSchSchr, Kn2007] kindes V 5 Zü der P, Zer Sch 6 one czorn P 9 und] fehlt P 10 So denn +zür +zijt P 11 KnN ] zweinlid V, Jn den zwillingen PSchSchr 17 KnN ] daz lop V; Der hat auch den lop P 18 PSchKnN ] Daz V 71 bresten (stV.): ‘mangeln, gebrechen’ 74 bezeichnen (swV.): ‘bildlich vorstellen’ 77 maˆne (stswMF.): ‘Monat’ 78 aˆne tuon: vgl. abe tuon (‘wegschaffen’), also: ‘befreien von’ 79 twancsal (stNF.): ‘Zwang’ 80 der heide: Gen. part. ‘die Teile der Heide, die er verwelkt findet’ 82 von diu: ‘daher, deshalb’ 85 zur Lesart V vgl. 199f. zum Nachleben des Königs, dazu auch Fe 86 vrouwe Chloˆtoˆ: eine der drei Moiren (später Schicksalsgöttinnen): ‘die Spinnerin’, die den Lebensfaden spinnt. Heinrich verwechselt sie mit Lachesis, der ‘Zuteilerin’, die den Faden durch alle Wirrnisse hindurchleitet, vgl. 290ff. 87 erteilen (swV.): ‘zuerkennen, erteilen’ 90 gevuoc (Adj.): ‘wissend, was sich schickt, artig’ 91 Lachesis: vgl. zu 286 93 Atropos: die dritte Moire, ‘die Unabwendbare’, die den Lebensfaden abschneidet 94 verkiesen (stV.): ‘nicht erwählen’ 97 unvertregelıˆch (Adj.): ‘unerträglich’ 98 eine (Adv.): ‘allein, einsam’ 99 Fortuna: die Glücksgöttin, bei Heinrich synonym mit Sælde, gelücke, Heil oder Sælecheit 300 Luˆne: Personifikation des Mondes, Bild der Veränderlichkeit und Launenhaftigkeit des Glücks 1 beraˆten (stV.): ‘ausrüsten, für jmd. sorgen’ 4 in den selben tagen: im Monat Mai, vgl. 260ff. 3 philosophıˆe (swM.): ‘Philosoph’, vgl. Pz 643,14 9 getriu, getriuwe (Adj.): ‘treu, wohlmeinend’; mitesam (Adj.): ‘umgänglich, gesellig, freundlich’ 11 zwinliut (stN.): ‘Zwilling’ 13 von schulden: ‘zurecht, mit Grund’

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Prolog 321–378 swie er im sıˆ verdorben, daz man sıˆn niht bekennet und niht soˆ dicke nennet, sam man nu den sun tuot. er het doch lıˆp unde guot an vrümcheit gekeˆret, als uns von im leˆret sıˆner tugent lop vroˆn und groˆzes gewaltes kroˆn, die er naˆch im dem sun liez. daˆ er herre über hiez, daz was Britanje und Gal, Normandıˆe und Cornowal Schotte und Iˆrlant, Waˆloys und Engelant, und manic hab wilde, walt, seˆ und gevilde, des het er alles überkraft und was alsoˆ werhaft, die wıˆl er der kroˆne phlac. swaz landes im an lac, daz er möht erreichen, daˆ schein sıˆn herzeichen in siges reht, aˆne wer. gar unz an daz groˆz mer betwanc er diu rıˆch mit her. Welch ein sælic kintklac die Artuˆs tet an dem tac, doˆ sıˆn vater verschiet!

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daz Heil kinden ie geriet soˆ sæliclıˆch tugende sam dirree reinen jugende, daz mac man vür wunder haˆn. doˆ beidiu maˆc unde man ze gegenwürt waˆren, daˆ sach man gebaˆren ein kint in mannes muote. er sprach: „weˆ disem guote und dem rıˆchen gewalte, des ich von iu walte, vater Uterpandagroˆn! scepter und rıˆches kroˆn beidiu sıˆt vervluochet! daz sıˆn got niht geruochet, daz er iuch langer solt tragen, daz sol ich von rehte klagen. oweˆ leides unde weˆ! Cornowalle und Tintagueˆ, Liuns unde Yascun, Gıˆsors und Tischun, ir mügt den herren klagen wol! Tyntasion und Karidol, iu ist übel geschehen! wan sol ich den tac gesehen, daz ich iuch gemeˆre? vervluochet sıˆ diu eˆre und der Sælden stunde, dar an sich begunde

21 er nu´ sij P 22 sin PSchKnN ] fehlt V; enkennet P, erkennet Sch 24 den] dem P 30 er +dar nach dem P 33 P] Normand V; Cornywal KnN, vgl. 468, 572] ywal V, rynal P, Rinaˆl Sch 34 KnN ] Schotze V, Scote PSch 38 Daru˙ber hatt er alles krafft P 41 dar umb lag P u 55 gegen 42 mohte P 47 Wie +gar ein selige kindes klage P 48 die] fehlt P; tet] forte P wirttig P 58 P] wer V 61 vtpandagaron P, Uterpandragoˆn Sch 64 enrücht P 68 vgl. 468, 572] Cornowaille V, Cornoaille PSch; P] zintagve V 69 SchKnN ] Lins VMen, Luius P; iaston P, Jascon Sch 70 KnN ] tisxvn V, cysgon P, Cisgon Sch 71 den PSchKnN ] fehlt V 72 PSchKnN ] Kariol V 77 PSchKnN ] der selben V 28 vroˆne (stF.): ‘Herrlichkeit’ 32 Britanje: Bretagne oder Britannien; Gal: Wales oder Gallien? 35 Waˆloys: Stammland Herzeloydes Pz 59,23 u.ö., vgl. entspr. Gales/Galois bei Chre´tien 38 überkraft (stF.): ‘überlegene Kraft, Übermacht’ 43 herzeichen (stN.): ‘Heerzeichen, Fahne’ 44 in siges reht: ‘auf sieghafte Weise, mit gutem Grund sieghaft’ 47 sælec (Adj.): ‘wohlgeartet’ 50 geraˆten (stV.): ‘anraten’ 53 vür wunder haˆn: ‘als ein Wunder ansehen’ 64 sich geruochen (swV.): ‘sich herablassen’ 69 KnN deutet Lyon und Gascogne, zu Alternativen vgl. Fe 70 Gisors: große Festung in der Haute-Normandie; Tischun stellt KnN zu Tischen: im ›Eckenlied‹ E2, Str. 22,5 Bezeichnung für Dijon 72 Tyntasion unklare Ortsangabe 75 gemeˆren (swV.): ‘vergrößern, vermehren’

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Prolog 379–440

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mıˆns vater sælicheit, daz er soˆ gar überreit des breiten meres übervanc! daz im nie misselanc, daˆ was Sælden helfe schıˆn. Turken und Sarrazin wie wart ir soˆ zagehaft? war kam der Waˆloys kraft und der Parten schiezen, daz sie in ie geliezen gerıˆten alsoˆ verre? ay, rıˆcher Crist herre, waz taˆten die Franzoyse, doˆ er und sıˆn Britanoyse in naˆmen soˆ rıˆchen zuc? war kam der Normanne tuc und der Engeloys zagel? Parthonopeˆ, der vıˆnde hagel, war kom dıˆn untriuwe? daz ist mıˆn sendiu riuwe, daz er mich soˆ gerıˆchet haˆt, wan mıˆn lop dar an zergaˆt. wie solt ich mich erzeigen? disiu lant sint mıˆniu eigen, von iu, vater, niht von mir! soˆ ungelıˆch ziehen wir, des muoz ich unwirde, soˆ ich ze manne wirde, dulden unde schande. bin ich disem lande durch reht ein lützel wert,

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ez enhet betwungen mıˆn swert, mich prıˆset kleines lobes wert.“ Vrou Sæld phlac des kindes und ouch des ingesindes, und behuot ez vor valschem mein, als ez sıˆt an im schein, wie sie in het gezogen. er was des gar unbetrogen. si teilt im mit vlıˆz mite der werlt wert, Heiles site, soˆ sie beste kunde. daz schein an ir gunde naˆch vünfzehen jaˆren. doˆ diu vervarn waˆren, wart er ritter und nam wıˆp und want guot unde lıˆp an milt und an eˆre, als sıˆner tugende leˆre gewissez urkünd gıˆt. alsoˆ lebt er immer sıˆt, daz nie an im vunden wart ze deheinen stunden wan reiner tugent stæter hort, milter muot, süeziu wort, getriuwez herz, gewisser raˆt, site sunder missetaˆt, lindiu rede, waˆrer munt, Sælden kraft, vröuden vunt. von diu suocht in manic man, der iht ze tuon gewan naˆch helf und naˆch raˆte,

86 des waloysen P 87 parken P 88 ie] nie P 90 ay] fehlt P 91.92 franzoysen : brytanoysen P 95 anglose P 401 sal P 2 min P 10 enhette PSchKnN ] het V; min PSchKnN ] nv V 11 PSchKnN ] lobes chleines V 12 FRauwe P 14 PSchKnN ] valschen V ı 23 vergangen P 25 Vnd kerte +auch P 15 im +wol P 18.19 mit : sitt P 22 P] funftzig V 36 SchMen] Lind V, Linder P 38 +Da von P 39 zü chund P 80 überreiten (stV.): ‘mit Reiterei überziehen, überfallen’ 81 übervanc (stM.): ‘Umkreis’ 87 die Parten: das Volk der Parther 93 zuc (stM.): ‘Zug, Weg’ (bes. gegen den Feind) 94 tuc (stM.): ‘Kunstgriff, Tücke’ 95 zagel (stM.): ‘Nachhut des Heeres’ 96 Parthonope: eine unteritalische Sirene, tlw. Bez. für Neapel, hier als Unglück (hagel) der Feinde angesehen 99 rıˆchen (swV.): ‘reich machen’ 401 erzeigen (swV.): ‘sich erweisen’ 4 ziehen (stV.): ‘einen Weg einschlagen’ (hier im übertragenen Sinn) 9 lützel (Adj.): ‘wenig’ 11 ‘ich habe kein Lob verdient’ 13 ingesinde (stN.): ‘Hausgenossenschaft’ 15 im = Artus 17 unbetrogen (part. Adj.): ‘rein, untadelhaft, aufrichtig’ 25 wenden (swV.): ‘verwenden’ 28 urkünde (stN.): ‘Zeugnis’ 38 von diu: ‘daher, deshalb’

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Prolog 441–456 den gewert er vil draˆte und bat in daˆ belıˆben. er kund in niht vertrıˆben, alsoˆ doch maniger tuot, der valschez herz und zwischeln muot erzeiget den gesten. er wande sich zem besten, als im vrouwe Sælde geriet.

41 gedrate P 52 keine zijt P

43 Er enku`nde P 56 Das es sie P

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des suocht in manic vrömdiu diet, der iht leides gewar. er was ofte vröudenbar, daz man in dehein wıˆl meit, danne ob er die gest kleit, als diu meist menig phliget, an den diu schand soˆ gesiget, daz eˆre sie klein bewiget.

44 +vil maniger P

49 fremde P

51 was +des dick P

41 draˆte (Adv.): ‘schnell’ 45 zwischel (Adj.): ‘zwiefach’ 49 diet (stFMN.): ‘Leute’ 51 vröudenbær (Adj.): ‘Freude hervorbringend’ 53 kleite Prät. zu kleiden (swV.): ‘kleiden’ (hier ‘prächtig ausstatten’) 54 menige (stF.): ‘große Menge, Schar’, hier bezogen auf die unfreundlichen Gastgeber 444ff. 56 bewegen (swV.): ‘beunruhigen’

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe (457–3272) Artus lädt zum prächtig ausgestatteten Hoffest an Weihnachten nach Tintaguel ein, die allgemeine Freude gipfelt im Turnier. Beim anschließenden Festmahl erscheint ein Bote des Meerkönigs Priure und bringt einen magischen Becher: Er prüft jeden, der aus ihm trinken möchte, auf dessen Tugendhaftigkeit. Falls ein Mitglied des Hofes die Probe besteht, bleibt der Becher in dessen Besitz. Alle Frauen und Männer unterziehen sich der Probe, nur Artus besteht. Keie begleitet die Probe mit spöttischen Kommentaren; schließlich fordert er den Boten zum Zweikampf, um sein eigenes Versagen zu rächen. Keie unterliegt, der Bote verabschiedet sich. Nach Abschluß des Hoffests stehlen sich die Ritter unter Gaweins Führung heimlich fort zum Turnier von Jaschune, Artus bleibt mit drei Rittern alleine zurück.

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Wan er ie naˆch vröuden ranc und schanden meiles argen kranc mit stæter tugent wille vloˆch und sich ie naˆch lobe zoˆch an allerhande sache, im moht ze ungemache niht gewahsen daˆ von. er was sıˆn soˆ wol gewon, wan ez im oft geschach. ein hoˆchzıˆt er besprach ze Gal und ze Tintagueˆ in Cornowalle in dem seˆ ze einen wıˆnnahten. er begund lützel ahten, waz er kosten solte, nuor daz er wolte, daz ez vröud uobte, wan ez in niht truobte: daz tet er allewec schıˆn. er sant die boten sıˆn allenthalben in diu lant,

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daˆ sıˆn nam was erkant naˆhen unde wıˆten, die ze disen hoˆchzıˆten die lantvürsten laˆten, daz sie mit willen taˆten. ouch sant man anderthalben hin, als ich sıˆn bewıˆset bin, garzuˆn behende in daz lant allen ende. vil balde sie liefen, die disen hof riefen, als in von hof geboten was. her Key li senetschas der reit gein Hispanje und braˆht ze Britanje vil manic guot snellez marc, hoˆhez, schœnez unde starc, daz Artuˆs ze hove gap. man braˆht im von Halap vil manigen muˆl blanchen, der ze oˆren unde lanchen

58 argen trang P 59 P] stæt V 66 P] gesprach V 69 einer P 71 er] es P; P] +chosten kosten V 73 ez] er P 74 nye bedrübte P 78 bekandt P 84 bewiesen P 86 die lande +an P 87.88 Verse in P vertauscht: Die den hoff rieffen/ Dise garzvnen lieffen 89 befolhen ˆ lap Sch was P 92 braht gein P 95 P] Die V 96 alab P, A 98 Der zü +dem oren vnd +zü +den lanchen P 57 ringen (stV.): ‘streben nach, sich mühen um’ 58 meil (stN.): ‘Fleck, Makel’; kranc (stM.): ‘Schwäche, Unvollkommenheit’ 60 ziehen (stV.): ‘sich richten nach’ 62 ungemache (stMN.): ‘Verdruß, Last, Leid’ 64 sıˆn = das Ringen nach Ehre und Tugend 66 besprechen (stV.): ‘verabreden, festsetzen’ 67 zu den Ortsnamen vgl. zu 332 und 368 70 lützel: vgl. 409 73 üeben, uoben (swV.): ‘hervorbringen, verursachen’ 75 ‘das zeigte er in jeder Weise’ 81 laˆten: Prät. zu laden (swV.), ‘auffordern, berufen’ 82 mit willen: ‘gern, aus freien Stücken’ 86 476ff. werden Boten in die umgebenden Länder geschickt, die garzuˆne bleiben im eigenen Land, vgl. Sin 88 den hof ruofen: ‘das Hoffest ausrufen’ 93 marc (stM.): ‘Streitroß’ 96 Aleppo in Syrien 97 blanch (Adj.): vgl. afrz. blanc ‘weiß’ 98 lanche (stswF.): ‘Hüfte, Lende, Weiche’

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 499–550 in rabes varb was gevar. gewæfen braˆht man im dar rıˆcher kost von Franze, des schıˆn von goldes glanze was und rıˆcher steine, erworht von helfenbeine. dar zuo wart im ouch gesant in Vermendoys von Gant vil manic lache von gran, diu in viures varwe bran. ez wart ouch niht überdaˆht, im wurden von Kriechen braˆht maniger varb samıˆt, purper unde timıˆt, paille roez und sigelaˆt, dıˆasper und tribelaˆt, von gold geworhter blıˆalt, von sıˆden lachen manicvalt, diu man ze kleidern sneit, daˆ mit man die ritter kleit unde diu palas beleit. Im sant ouch ze stiure ein lache, diu was tiure, diu künigıˆn Lenomıˆe von Alexandrıˆe. daˆ was von golt geworht an,

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wie von Kriechen entran mit Parıˆs vrou Heˆlenaˆ. ouch was geworht anderswaˆ, wie Troye zevüeret lac und der lamentierlich slac, der an Dydon ergienc, doˆ sie Eneam enphienc. ouch sach man daˆ schıˆnen von der schœnen Lavıˆnen, wie sie Eneas ervaht, und der Roˆmær slaht. diu lache den sal umbe gie und in mit staten bevie; die sant im sıˆn geswıˆe. im kom von Ruschıˆe manic veder, graˆ und bunt. ez kost ouch vil manic phunt der zabel und der harm. er dorft niht wesen arm, der in gelten solde. im wart von roˆtem golde geworht manic goltvaz, daˆ man uˆz tranc und az, in sıˆner stat ze Lundres, des werkes unkundres nie geworht meisters hant.

500 P] in V 1 P] vnd V 5 ouch] fehlt P 9 niht PSchKnN ] fehlt V 10 wirde P u 13 roer P, roˆsaˆt Sch 15 PSch] phyalt V, plyalt KnN 21 KnN ] Ein lanchen dı V, Ein lachen, das P 26 Von parijsz P 29 KnN ] lamenierlich V, jemerlich P 39 kam +auch P 44 vergelten P 48 KnN ] zelvndiers V, zü lundirs P, ze Lunders Sch 49 KnN ] vnchvndies V, vnkundirs P, unkunders Sch 506 Gant: für Stoffe berühmte Stadt in Flandern (und nicht in der Nachbarprovinz Vermandois) 7.21 lache (stF.): ‘Laken, Tuch’; gran (stF.): ‘scharlachroter Stoff’ 9 überdenken (swV.): ‘nicht daran denken, vergessen’ 11 samıˆt (stM.): ‘festgewebter, glatter Stoff’ 12 purper (stM.): Stoff, vgl. 149; timıˆt (stM.): fließendes Gewebe 13 vgl. afrz. pail(l)e röe´z (Nom.), ‘radförmig gemusterter kostbarer Seidenstoff’ (TL8,1379f.); sigelaˆt (stM.): teils mit Gold durchwirkter Seidenstoff 14 dıˆasper (M.): weiße Seide (?); tribelaˆt (stM.): dreifarbiger Damast 15 blıˆalt (stM.): zweifarbiger, golddurchwirkter Seidenstoff 19 beleit kontr. aus beleget: hier ‘behängen, schmücken’ 20 stiure (stF.): ‘Gabe, Beitrag’ 28 zervüeren (swV.): ‘zerstören, verwüsten’ 29 lamentierlich (Adj.): vgl. afrz. lamenter, ‘seufzen, klagen’, hier also ‘beklagenswert’ 34 ervehten (stV.): ‘erkämpfen, mit Waffengewalt nehmen’ 35 slaht (stF.): ‘Geschlecht, Stamm’, also: ‘Æneas machte sich durch seinen Sieg die Römer 38 geswıˆe, geswige (swF.): ‘Schwägerin’ 39 Ruschıˆe: vgl. untertan’ 37 stat (stM.): ‘Würde’ afrz. Roussie, ‘Rußland’, wichtigster Exporteur von Fellen 40 veder (stswF.): ‘flaumiger Pelz’; graˆ (stN.): Pelz von grauen Eichhörnchen; bunt (stN.): der aus der Bauchdecke der grauen Eichhörnchen gewonnene Pelz 42 zobel, zabel (stM.): ‘Zobelpelz’; harm (stswM.): ‘Hermelin’ 44 gelten (stV.): ‘bezahlen’ 48 Lunders: vgl. afrz. Londres, ‘London’ 49 unkunde (Adj.): ‘fremdartig’

Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 551–606

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ouch het Ginoveˆrn gesant Lenomıˆe, ir swester, uˆz ir lant von Leˆcester vil manic guot kleinoˆt, luˆter und von golde roˆt, riemen unde häftelıˆn, boug unde vingerlıˆn, halsgolt und lanne. sie sant ir ouch danne oˆrring und rıˆsen, daz man ez wol prıˆsen moht von sıˆner tiure. ditz was ein rıˆchiu stiure, diu schœn was ze schouwen. die teilt sie den vrouwen, die dar ze dem hove kaˆmen, daz prıˆset wol ir namen und vürdert, die ez naˆmen. Die vürsten begunden rıˆten ze disen hoˆchzıˆten mit michelm schalle in daz lant ze Cornowalle, geˆn der burc ze Tintaguel. man bereit in dem castel vil schier herbergerıˆe gegen dirre massenıˆe: daz geboˆt der sælic Artuˆs. daˆ was lützel dehein huˆs,

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ez wær wol behangen mit sıˆdıˆn lachen langen und anders wol beraˆten. daz die bürger taˆten ir herren ze liebe. der künic Lanoys von Liebe der kam eˆrst ze hove und künic Urıˆen von Love, mit im fil li roys Iˆder und von Beˆumont Jenever, und von Galor Gotegrıˆn, li fil li roys Karlıˆn, und der schœn Jenephus, der herzog von Angus, und der künic Angingerron, von Iˆrlant Angiron, von der Land Orgoyllos und ouch Miliance li ros, und künic Arab li nains und roys Yllec a dure mains, von dem grüenen Wert Floˆys, fil li roys Eumedis von Alvern, und graˆve Blant, der herzog von Yslant. künic Noyrs von Ethiopiaˆ was mit groˆzem gelfe daˆ, von Belrapeire Joranz und Loumedon li granz,

52 P, vgl. 522] Lonomye V 53 irlant P, Irlant Sch 61 geprijsen P 65 Das P 70 Ze den selben P 72 geyn cornoalle P 74 in dem PSch] im daz V, in daz KnN 75 vil riche P 78 was selten kein P 79 Es wart P, Ezn wære Sch 84 zibe P, Ziebe Sch 85 +von erst P 87 SchKnN ] philliroys V, pyllirois P 89 Auch von P 90 Li P] Vnd V (Gotegrin ist der Sohn des Karlin von Galor, vgl. 11047ff.); garlin PSch 93 anginon P 95 P] argoyllos V, vgl. 5980 96 Miliantz P 97 Auch der P 98 ylet P, Ileˆt Sch 600 emenidis P 1 und] fehlt VPSchKnN; vom Beginn 602 heraufgezogen, entsprechend der Figur des Blandigan aus Yslande/Illande in der ›1. 4 +Auch was P 5 P] Vrantz· V Continuation‹, vgl. Fe 2 +Vnd der VPSchKnN; illant P 53 Lecester: wohl Leicester in Mittelengland (nicht Irland) 56 riemen (swM.): ‘Gürtel’; heftelıˆn (stN.): ‘Spange, Agraffe’ 57 bouc (stM.): ‘Armreif, großer Ring’; vingerlıˆn (stN.): ‘Ring’ 58 halsgolt (stN.): ‘goldene Kette’; lanne (stswF.): ‘Kette’ 60 rıˆse (stswF.): ‘Schleier’, auch das gesamte gebende (Kopfschmuck) 65 teilen (swV.): ‘austeilen, verteilen’; sie = Ginoveˆr 67 daz = daz kleinoˆt (554) 75 schier (Adv.): ‘schnell’ 76 gegen präp.: ‘so viel als’; massenıˆe (stF.): ‘ritterliche Gesellschaft’ (es werden entsprechend viele Unterkünfte bereitet, wie Gäste kommen) 81 beraˆten (stV.): ‘ausrüsten’ 87 fil li rois: afrz. ‘Sohn des Königs’ 96 li ros: afrz. ‘der Rote’ 97 li nains: afrz. ‘der Zwerg’ 98 a dure mains: afrz. ‘mit den harten Händen’ 99 wert (stM.): ‘Insel, Halbinsel’ 603 Noyrs: vgl. afrz. noir, ‘schwarz’ 4 gelfe (stN.): ‘Glanz, Übermut, Prahlerei’ 6 li granz: afrz. ‘der Große’

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 607–664 von Gornomanz Goorz und Elyan von Montforz, von Seˆlande künic Lac und der prinz von Arrac, und von Arragus graˆve Cis, roys Embelit von Lundis: ditz waˆren nuor geste, die ze Artuˆses veste kaˆmen, und der kunden vil, der ich niht nennen wil. hie hevet sich des hoves zil. Doˆ dise vürsten alle mit michelm schalle ze der hoˆchzıˆt kaˆmen, der lant unde namen ich iu nu genennet haˆn, aˆn Briton und Norman, Yrlander und Waˆloys, Engeloys und Franzoys, die ze hove gesinde waˆren unde des wol enbaˆren, daz ich ir namen kunde, der lop ze tavelrunde die stat mit tugentrıˆcher taˆt aˆn schanden meil erworben haˆt. nu was der hof joie ganz. man sach daˆ mangen rıˆchen tanz von rittern unde vrouwen. ouch moht man daˆ schouwen

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schœner kleinoˆd vil, hund unde vederspil, daz vil maniger muˆz was. man sach uˆf dem palas manigen wıˆs kurzwıˆle. topel unde mıˆle sach man in rıˆcher kost daˆ. soˆ saˆzen zweˆn anderswaˆ und spilten zabels uˆf dem bret. der ritter iegelıˆcher tet, swaz er selp wolde: dise retten von solde, jene von der hoˆchzıˆt, dort was von den vrouwen strıˆt, welhe daˆ diu beste wære. soˆ saˆzen videlære mit ir kunst disen bıˆ. dort waˆrn vier oder drıˆ, dise seiten aˆventiure. beidiu floiten und tambiure allen gemeinlıˆchen hal in der burc und in dem sal, daˆ wont vröud aˆne zal. Ouch was niden in der stat von maniger hant paˆraˆt rıˆcher kurzwıˆl genuoc, doˆ man die muˆzære truoc, und die schilt ze straˆz hienc, unde diu ors begienc,

7 von] Auch PSch; PSchKnN ] Gomeranz V 8 Und clian PSch 11 Auch P 12 endelit P o 16 ich +nü nit P 17 Nü hebt PSch (vgl. 12471); ziel PSchKnN ] zeit V 18 Als +nu P 24 Yrlander SinKnN ] Ylland V, Mande PSch 32 joie PSch] ie gar V, iojær KnN 34 vnd +von P 40 Manigerhant kurtzwijle P 45 P] iegslicher V 46 selbs P, selber Sch 47 VSin] von gold PSch 48 PSch] En V 59 was +da P 15 kunde (swM.): ‘der bekannt ist’ 17 heben, heven (stV.): ‘anfangen’; zil (stN.): (abgegrenzte) ‘Zeit’ (des Hoffests) 21 der = die vürsten alle 27 enbern (stV.): ‘ohne etwas sein’ – sie müssen vom Erzähler nicht eigens genannt werden 32 joie: afrz. ‘Freude’; ganz sein ist sonst nicht nachweisbar, wohl ‘der Hof war ganz und gar von Freude erfüllt (bzw. geprägt)’ 37 vederspil (stN.): ‘zur Beizjagd abgerichteter Vogel’ 38 muˆze (stF.): die ‘Mauser’; je mehr Mausern die Vögel erlebt hatten, desto kostbarer wurden sie durch die zunehmende Erfahrung 41 topel (stMN.): ‘Würfelspiel’; mıˆle: unklar, ein Würfelspiel (?), vgl. afrz. mine bei Chre´tien (Deutung ebenfalls unsicher, vgl. KnNA, Fe; Gra deutet ‘Brettspiel’ und beschreibt Mühlespiel) 42 kost (stF.): ‘Wert’ 44 zabel (stN.): ‘Brettspiel’; vgl. auch schachzabel, ‘Schachspiel’ 47 retten: Prät. zu reden 54 seiten kontr. aus sageten 60 paˆraˆt: afrz. barat, ‘Handel, Kunst’ 62 muˆzære: vgl. zu 638 64 begaˆn (stV.): ‘für etwas sorgen’

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 665–714

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und den harnasch weit, und die helme beleit mit rıˆchen crinaˆlen. man sach ze allen maˆlen rıˆcher vröuden überkraft. ez reit disiu ritterschaft die stat uˆf und ze tal. diu straˆz anderthalben hal von den garzuˆnen, die mit ir schanzuˆnen durch die stat giengen und die hoˆchzıˆt enphiengen. soˆ liefen vier ennen her, die truogen schilt unde sper, die andern covertiure, der man ze tjostiure bedorft an dem morgen. doˆ muosten noˆt sorgen die niuwen swerttegen. daˆ was nieman verlegen, ern uobt eteslıˆcher slaht, daz ir aller andaˆht daˆ wart an dem tac schıˆn. trumben und pusıˆn hoˆrt man daˆ hellen.

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soˆ sach man hie snellen die knappen under in. dise sluogen den bal hin, jene schuzzen hie den schaft, soˆ pruoft ieglıˆcher sıˆn kraft. mit maniger behendenıˆe was disiu massenıˆe vor der ostelıˆe. Vier gelat scharroten braˆhten Artuˆses boten An den anger: von lanzen groˆzen und ganzen, langen und eben, die hiez er den recken geben, swaz sis vertuon möhten, die dar zuo töhten. Ginoveˆr, diu künigin, und die vrouwen under in die santen den besten under Artuˆses gesten von dem castel her ab von kleinoˆt rıˆche hab zem turnei ze stiure uˆf solhe aˆventiure, daz sie ir ritter hiezen

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77 lieffen PSch] leuffen V, vgl. KnNA; ennen V] dort PSch 80 ty¯ostu`wre PSch; V verwendet meistens die dem Afrz. näherstehende Schreibweise ohne anlautendes t83 PKnN ] Div VSch o 85 übete +sich PSchKnN 86 Das +was P 87 KnN ] Daz V; Das wart +nu +alles an P o 88 Tro¯men vnd bosin P 93 hie] fehlt P 94 Sch, vgl. KnNA] pruft dirre V, versuchte iglicher P 95 manigerhand banchanye P, manec banekıˆe Sch 98 geladen P; sarraten P, sarroten Sch 700 Vf ı den P 2 P] Lang V 6.7 SchKnN ] chunigı¯ne : ine V, ku`nigin : jne P 65 weit kontr. aus wegete, zu wegen, (swV.): ‘schütteln, schwingen’; wohl zur Entfernung von Rost und Staub aus den Rüstungen 66 belegen (swV.): ‘belegen, besetzen’ 67 crinaˆle: vgl. lat. crinale, das sonst mhd. schapel, kranz entspricht, hier und 732 für den ‘Helmschmuck’ 74 schanzuˆn: vgl. afrz. chanc¸on, ‘Lied, Gesang’ 77 enne (Adv.): ‘von dort her’ 79 covertiure (stF.): ‘Pferdedecke’ 82 not sorgen: ‘sich um das Notwendige kümmern’ 84 verlegen (part. Adj.): (durch zu langes Liegen) ‘träge, verdorben’ 85 üeben (swV.): ‘seine Käfte gebrauchen, tätig sein’; eteslıˆcher slaht: ‘mancherlei, auf manche Weise’ 86 andaˆht (stF.): ‘auf etwas gerichtete Gedanken, Aufmerksamkeit’ 87 schıˆn werden: sich zeigen, offenbar werden 88 trumbe (swF.): ‘Trompete, Posaune, Trommel’; pusıˆn, busıˆn (swF.): ‘Posaune’ 89 hellen (stV.): ertönen, hallen 95 behendenıˆe: Neologismus zu behende, ‘geschickt, schnell’, also ‘Geschicklichkeit, Fertigkeit, Schnelligkeit’ 97 ostelıˆe: vgl. afrz. ostel, ‘Herberge’ 98 gelat: zu geladen, auch 10635; scharrote: vgl. afrz. chariot, ‘Wagen’. Die Umstellung der beiden folgenden Dreireimabschnitte (Scholl 743–780 vor 698–742) verdankt sich v.a. inhaltlichen Gründen und entspricht KnN; in Klammern hinter den Versen die Zählung Scholls. 703 er = Artus 11 habe (stF.): ‘Besitz, Eigentum’

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 715–764 und daz niht enliezen, sie würden wol verhouwen durch willen ir vrouwen. doˆ dise turnierer und beide banierer hielten uˆf der praˆerıˆe, Artuˆses massenıˆe, und die gest dar engegen, doˆ was beider manic degen von rıˆcher zimiure. floitierer und tambiure die gruozten die recken: daz begund diu ors wecken, daz sie ensprung giengen. den muot sie geviengen von der süezen reisenot. von kippern ein michel rot mit starken matzouwen, die hinden naˆch blouwen, moht man daˆ schouwen. ... Sich huop ein vesperıˆe uˆf der praˆerıˆe hie niden vor der stat, als sıˆn Gaˆwein bat,

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an dem andern morgen. des muost noˆt sorgen des lıˆbes ein zage, was er daˆ an dem tage, daˆ soˆ manic recke, unde ors mit decke an den rinc gesament was. ouch stuont soˆ daz palas, Daz Ginoveˆr und die vrouwen her ab mohten schouwen ir ieglıˆchs tücke. daz was des gelücke, dem daz beschert sælicheit, Daz er ritterlıˆch gereit. daˆ wider was ez ens slac, an dem ietwederz lac unkunst und verzagter muot, der ietwederz schaden tuot Dem manne an den eˆren. ez kan in geleˆren, daˆ von man in unwirdet und unsælic wirdet. ez wart niht lenger gebiten, Vür die stat kaˆmen geriten die gest mit groˆzer kraft.

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16 Sine wurden verhauwen P 18 tornoyre P 20 P] praitnie V 22 jne engegen P 24 SchKnN ] zemivre V, zy¯mu´wre P 25 KnN ] Floitierens V, Floytires P, Floitieren Sch 28 sie mit spru`ngen P 31 PSchKnN ] Vnd V 32 Sin] mazwen V, matzu`wen P, maziuwen Sch, mazawen u KnN 33 Sin] plawen V, blu`wen P, bliuwen Sch 34 SchSin] schawen V, schawen P; danach in P der Vers: Vor maneger schœner vrouwen, von Sch zunächst aufgenommen, dann in der Anm. getilgt. 39 Als sie P 41 mu`se P 45 Ouch manec rosz P 46 gesa¯melt P 47 so der P 50.51 P] ı tvkch : geluch V; ir iglicher P 51 was PSchKnN ] fehlt V 53 +So dz er ritterlichen reit P 54 jhenes P 64 micheler P 15 enlaˆzen, entlaˆzen (stV.): hier ‘sein lassen, auf etwas verzichten’ 17 durch willen: ‘wegen, um − willen’ 19 banierer: zu afrz., mhd. baniere, ‘Fahne’, also die ‘Fahnenträger’ 20 praˆerıˆe f.: vgl. afrz. prairie, ‘Wiese’ 23 beider: Gen. bezogen auf die beiden Turnierscharen 24 zimiure (stF.): vgl. zimier (stNF.), ‘Helmschmuck’ 25 floitierer: ‘Flötenspieler’; tambiure: zu tambuˆr, ‘Handtrommel’ 28 ensprunge kontr. aus in sprunge, ‘Sprung eines Tieres’, bes. ‘Galopp der Pferde’ 30 reisenote (stF.): ‘Marschmusik’ 31 kipper (stM.): Knechte, die ihre Herren mit Stöcken und Keulen im Kampf unterstützen 32 matzouwen: vgl. afrz. mac¸e, mac¸ue, ‘Keule, Prügel’ 33 blouwen: Präterialform zu bliuwen (stV.), ‘bleuen, schlagen’ 36 vesperıˆe (stF.): v.a Lanzenkampf am Vorabend eines Turniers, hier wohl Vorgeplänkel vor dem eigentlichen Turnierkampf 37 praˆerıˆe: vgl. 720 41 not sorgen: ‘Drangsal, Mühe befürchten’ 50 tuc (stM.): ‘Schlag, Stoß’ 51 daz = das Zuschauen der Damen – ‘es ist Glück für denjenigen, der gut kämpft, ein harter Schlag hingegen für den, der wegen mangelnder Fähigkeiten oder Angst erfolglos kämpft’ 60 unwirden 64 kraft (stF.): ‘Menge, Fülle’ (von Kriegern) (swV.): ‘unwert werden, entehren’

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 765–824

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Artuˆs mit sıˆner geselleschaft reit her von dem kastel. daˆ was von roˆt und von gel Vil manic baniere, decke und cropiere, waˆfenroc und crinaˆl von timıˆt und von zendaˆl waˆhe geparrieret. Daˆ wider was gevieret der gest armiure von michel feitiure blanc unde bruˆne. man hoˆrt die garzuˆne Ofte croijieren under disen banieren: „wıˆch! laˆ tjostieren!“ Sich huop ein tjostiern von zwein helden ziern, von Belrapeire Joranz und Quinotfiers de Bahanz, daˆ uˆf der herte. der zweier geverte was von eˆrste soˆ starc, daz sich ietweders marc uˆf bouc von den stichen. ze rinc kam gestrichen von Beˆumont Jenever. als er geneiget sıˆn sper daˆ zem eˆrsten puneiz und kam gerant in den kreiz,

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sıˆn wart her Iˆwein gewar und puniert gaˆhes dar mit einer baniere. disem kom alsoˆ schiere Milianz ze helfe daˆ. sich huop diu vesperıˆe saˆ mit michelr krefte. diu sper und die schefte bedahten daz gevilde. man hoˆrt daˆ sprüche wilde von der garzuˆn croi. doˆ sich uˆf dem turnoi dise ritter starc drungen, diu swert oft klungen uˆf helm unde ringe. „dringaˆ, ritter, dringe!“, die garzuˆn riefen, die dar under liefen. dannoch hielt Jenephus, der herzog von Angus, daˆ vor sıˆnem gezelt. doˆ er daˆ ze velt sıˆn gesellen ersach, ir arbeit was sıˆn ungemach und keˆrt sam ein ritter dar mit maniger banier claˆr. doˆ wart diu tjost rıˆche. „wıˆchaˆ, herre, wıˆche!“ wart doˆ gecroiieret. doˆ er punieret.

66 her +ab P 67 von gold rot und gel P 69 tropiere Sch 71 vnd zendale P 75 von richer P; PSchKnN ] feitwivre V 78 Riche croyeren P 79 vnder den P 80.81 Vgl. 680 91 KnN ] (vgl. 588) Jenver V, ienouer P, Jenoˆver Sch 95 P] Jwan V 96 SchKnN ] puhiert V, pungierte P 806 KnN ] auf turnoy V, zür +dem P, zem Sch 9 vnd +vf P 14 P] a¯gyus V 17 sah P 69 Vgl. afrz. cropiere, ‘Hinterdecke des Rosses’ 70 crinaˆle: vgl. 667 71 timıˆt: vgl. 512; zendaˆle: ‘leichter Seidentaft’, v.a. für Banner, Kleiderfutter und Pferdedecken verwendet 72 wæhe (Adv.): ‘auf kunstvolle Weise’; parrieren (swV.): aus verschiedenfarbigen Stoffen zusammensetzen 73 vieren: vgl. afrz. fier, ‘stolz, stattlich’, als Verb ‘stolz herrichten, herausputzen’ 74 armiure (F.): vgl. afrz. arm(e)ure, ‘Rüstung’ 75 feitiure (F.): vgl. afrz. feitiure ‘Ausrüstung, Machart, Putz’ 76 blanc (Adj.): ‘weiß’, vgl. zu 497 78 croijieren (swV.): vgl. afrz. crier, ‘rufen, schreien’ 85 herte (stF.): hier für ‘Kampfplatz, Ebene’ 86 gevert (stN.): ‘gegenseitiges Anrennen’ 88 marc (stN.): ‘Pferd, Streitroß’ 90 rinc (stM.): ‘Kampfplatz’ 93 puneiz (stM.): ‘stoßendes Anrennen’ 96 punieren, pungieren (swV.): vgl. 793 800 vgl. 736; saˆ (Adv.): ‘gleich darauf, alsbald’ 5 croi: vgl. afrz. cri ‘Ruf, Geschrei’ 9 rinc (stM.): ‘Panzerring’, hier als pars pro toto für die Rüstung überhaupt 13 dannoch, dennoch (Adv.): ‘jetzt noch, damals noch, dessen ungeachtet’ 18 arebeit (stFN.): ‘Mühe, Not’ 23 vgl. 778 24 vgl. 793

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 825–882 nu mischten sich die degen mit stichen und mit slegen al naˆch riters orden. sie waˆren unerworden, daz sach man an ir siten, doˆ sie gemeinlich striten. einer sluoc, der ander stach, der naˆch sicherunge sprach, dirre vienc, ener zoˆch, einer jeite, der ander vloˆch, der disen wider zoumet, ein anderr hie den rinc ruˆmet; er was vertaˆn, der sich versuˆmet. Gˆınoˆveren, der was starc leit, daz Artuˆs soˆ lange beit mit den tabelrunden, doˆ die unkunden ze velde waˆren komen und heten ein tjost genomen. sie sprach: „ahıˆ, herre, wie sint die soˆ verre, den nie an eˆren misselanc?“ under diu zem ringe dranc Eˆrec fil de roi Lac, und Lanzelet von Arlac in einer gumpenıˆe. daˆ wart diu vesperıˆe starce uˆz der maˆze. sie hiewen ein straˆze

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mit tjostiur ze end uˆz. graˆve Cis von Arraguˆz und von Gornomant Goorz und Elyan von Montforz dise tjost durch braˆchen. sie sluogen unde staˆchen wol naˆch ritters eˆren. Artuˆs hiez zuo keˆren Gaˆwein zuo sıˆnen gesellen hin, ouch keˆrt er doˆ selbe in mit rıˆcher tjostiure. daˆ wart diu schumphentiure hart starc unde groˆz: stich, slac unde boˆz hal wider und vür an den rinc. spers krachen und swertes klinc sach man und hoˆrte daˆ. „fuˆ, vassel, scheˆvalier zaˆ!“ wart daˆ gecroiieret. doˆ Artuˆs tjostieret under dirre sticher schar und sich daˆ mit in bewar mit einem ritterlıˆchem schehen, moht man ze velde sehen vil manic banier lieht, die dar naˆch unlang ieht ieman deheinen schıˆn baˆren. doˆ dise riter waˆren under ein ander beworren,

30 PSch, vgl. KnNA] riten V 32 PSchKnN ] Dar V 35 KnN ] Da disen V, Disen der herwidder zoumet P 38 der] fehlt P 43 KnN ] het V, hatten P 47 die zü dem P 48 PSchKnN ] viel deroy lach V 49 Arlach V, Mit yme lantzelet de lac PSch 50 companye P 52 uszer maszen P 53 Sie wirckten P, Sie worhten Sch 54 yostivr V, vgl. 680, tyostieren P 57 moraforz P u 69 und] fehlt P 63 selbs P 64 vgl. 680 65 SchKnN ] schumphentıwer V, tschumppfenture P 70 Horte man und sahe da P 71 VP] Juˆ Sch 74 dirre starker schar P 27 orden (stM.): ‘Regel, Ordnung’ 28 unerworden (Adv.): ‘unverdorben, unvergänglich’ 32 naˆch sicherunge sprechen: ‘Unterwerfung verlangen’ 34 jeite: kontr. aus jagete 35 zoumen (swV.): einen gefangen nehmen, indem man sein Pferd am Zaum fortführt 37 vertuon (stV.): ‘verderben’ 40 elliptisch: mit den von der tavelrunden, vgl. daneben die Form tavelrunder (stM.), dann wäre aber unsauberer Reim anzunehmen 41 unkunde (swM.): ‘der Fremde’ 46 eˆre (stF.): hier ‘Sieg im Kampf’ 48 fil de roi: vgl. zu 587 50 gumpenıˆe, kompanıˆe (stF.): ‘Gesellschaft’ 51 vesperıˆe: vgl. 736 53 houwen (stV.): ‘schlagen, hauen’ 57 Montfort: afrz. für ‘starker Berg’ 65 schumphentiure (stF.): ‘Niederlage’ 67 boˆz (stNM.): ‘Schlag, Stoß’ 71 fuˆ: vgl. den afrz. Ruf fui! ‘flieh!’ (vgl. KnNA); vassal (stM.): ‘Vasall, Ritter’ 74 stecher (stM.): ‘Turnierteilnehmer’ 76 schehen (stN.): ‘das schnelle Rennen, Jagen’ 78 die Fahnen stehen stellvertretend für die Lanzen, an denen sie hängen 79.80 ‘die nicht lange danach keinem mehr leuchteten’ 82 bewerren (stV.): ‘in Verwicklung bringen’ (auch 7386, 14194)

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 883–944

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daz hete in soˆ geworren, daz sie die garzuˆne in manigem trunzuˆne huoben von der erde, daˆ sie in swachem werde gar zestochen laˆgen. niemen darf des vraˆgen, wer daˆ aller beste gerite: gelıˆchez werdes ganzer site volget in gemeinlıˆchen mite. Doˆ der turnoi was ergangen, man sante die gevangen den vrouwen uˆf daz palas, wan daz ie ir reht was: soˆ daz turnei gelac und der hof an einem tac, swer daˆ gevangen würde, daz er dise bürde von den vrouwen solte tragen, sie wolten in denn ledic sagen, obe siez gerne tæten. Artuˆs behielt stæten den vrouwen disen site, daˆ liebet er die mite. nu reit diu massenıˆe wider zer herbergerıˆe an ir gemach in die stat. daˆ wart den rittern ein bat geprüevet über al, daz in sweiz und ˆısenmaˆl ab dem lıˆbe twüege:

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daz was vil gevüege naˆch soˆ groˆzer arebeit. nu was diu hoˆchzıˆt bereit, als ich daˆ vor haˆn geseit. Naˆch der aˆventiur sage, doˆ an dem wıˆnehten tage Artuˆs ze tische saz und mit sıˆnen gesten az naˆch des hoves gewonheit, daˆ wart red vil gereit von disen und von jenen, nuor daz ein senen sie alle samt twanc, daz naˆch aˆventiure ranc. diu red von tisch ze tische gienc und aller willen soˆ gevienc, daz sie ir selber vergaˆzen unde ungaˆz saˆzen nuor von disen dingen. under diu hoˆrt man singen ein riter geˆn dem kastel mit einer stimme, diu was hel, süez unde pleine als einer Sireine, der dar ze hove het gedaˆht und in aˆventiure braˆht, der erbeizt vor dem palas. ditz mære komen was Artuˆsen ze wære, daz ein ritter wære, erbeizt vor dem sal.

91 KnN ] Geleich ez wær dez V, Glicher wirde P 95 vf den P 96 P] rehte waz V 97 So der P u 8 Sch] ze V, zü der P 99 daˆ] dann P 906 Da geliebte er sich den +frawen mitt P o o 17 Als da vor ist geseit P 11 Gechroyret P 13.14 P] twuge : gevuge V; Von dem P 25 PSchKnN ] ein +si samen V 26 sie PSchKnN ] fehlt V 33 Vnder des +so horte P 34 vor dem P 35 mit PSchSchr, vgl. KnNA] fehlt V 41 KnN ] mær +·e· chomen V, mere +nü komen P 42 Sch] zemære VLeiSchr, czü ware P, ze ware KnN 43 Wie da ein P 44 +Der +da erbeiszte P 83 in = die baniere lieht; gewerren (stV.): ‘schaden’ 85 trunzuˆn (stMN.): ‘Splitter’ 87 ‘wertlos’ 96 ir = der vrouwen (vgl. 904ff.) 906 lieben (trans. mit Akk.): ‘jmd. Freundlichkeit erweisen, jmd. erfreuen’ 11 prüeven (swV.): hier ‘zurecht machen, veranlassen’ 23 gereit: kontr. aus geredet 25 senen (stN.): ‘Sehnsucht, Verlangen’ 26 twingen (stV.): ‘bedrängen’ 31 ungaˆz (Adj.): ‘nüchtern, ohne gegessen zu haben’ 34 geˆn: kontr. aus gegen: der Ritter singt auf seinem Weg zur Burg 36 pleine (Adj.): vgl. afrz. plein ‘voll, kräftig’ 37 die aus der griech. Mythologie stammende Figur der Sirene betörte die Schiffer durch ihren Gesang, so daß diese Schiffbruch erlitten 38 denken (swV.): (unpers. mit Dat.) seinen Weg ‘richten nach’ 42 wære (stF.): ‘Wahrheit’, hier ‘Kenntnis’

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 945–996 des vröuten sie sich über al. der riter, der was komen, als ich die rede haˆn vernomen, der schein des lıˆbes starc kranc unde was wol als lanc sam ein kint von sehs jaˆren. sıˆniu kleider waˆren wol bewart an dem snit naˆch der Franzoyser sit: daz was ein kapp von scharlaˆt, dar under het er rıˆch waˆt von einem tiurn plıˆalt. sıˆn antlütz was niht gestalt sam ander anblicke. sıˆn vel daz was dicke erwahsen von squaˆmen. mir ist von sıˆnem namen niht diu waˆrheit kunt. dic, wıˆt was sıˆn munt, den dahten gran hie und daˆ. sıˆniu ougen waˆren ˆısgraˆ, groˆz sam ein struˆzes ei. sıˆn winbraˆ schiet enzwei breit zweir spanne bloˆz. diu nase was kurz unde groˆz, vorn breit, enmitten vlach.

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sıˆnes houbtes obdach was haˆr sam vischvlozzen. im waˆren uˆz gedozzen zwei oˆrn breit unde hoˆch. ein vrömdiu varbe überzoˆch swarz, graˆ und ˆısvar hend und antlütz gar, oder swaˆ iht des lıˆbes blaht, daˆ ez diu waˆt niht daht. sıˆn ors, daz was wunderlıˆch unde was starc ungelıˆch an gesiht andern rossen: naˆch einer merphossen was ez vor satel getaˆn hoˆch sam ein castelaˆn, hinden als ein delfıˆn. daz der zagel solte sıˆn, daz waˆrn lang visches gran; von langen vlozzen was diu man erwahsen unz uˆf diu knie. ein blanch varb übervie daz ros mit swarzen meilen, diu begunden sich teilen soˆ breit als ein phenninc in die blench, ein swarzer rinc. im waˆrn vüez unde bein

o

46 der +nu was P 48 PKnN ] starch +vnd ranch V, starke ranc Sch 53 Nach dem frantzoyschen sit P 57 Sin gesiehen P 58 hantblick P 60 KnN ] Erwaschen V, Herwaschen P, Verwahsen Sch 63 Dick +vnd wijte P 64 PSchKnN ] Die dachten græn V 67 KnN ] vinbra V, wintbra P 68 spannen P 76 ijsz var PSchEhr, vgl. Fe] ysenvar VSin 78 PSchSchr, vgl. KnNA] swa +sein iht V 79 nit endachte P 83 mere floszen P 84 ez PSchKnN ] er V 90 SchKnN ] Erwaschen V, Herwahszen P 91 blanch V] bleyche P 93 PSchKnN ] sich +in tailen V 95 bleyche P 48 kranc (Adj.): hier für ‘schmal, schlank’ 52 bewarten (swV.): ‘im Auge behalten, in Acht haben’ 54 kappe (stswF.): ‘Reisemantel’ mit Kapuze; scharlaˆt ist ein kostbarer roter Stoff 55 waˆt (stF.): ‘Kleidung’ 56 vgl. zu 515 58 anblic (stM.): hier synonym für ‘Gesicht’ 59 vel (stN.): ‘Haut’ 60 squaˆme: vgl. lat. squama, afrz. esquame, ‘Schuppe’ 64 gran (stswF.): ‘Barthaar’ 65 ˆısgraˆ (Adj.): ‘eisgrau’ 67 winbraˆ (stswF.): ‘Wimper’ 68 bloˆz zu blœze (stF.): ‘Blöße, Nacktheit, freie Fläche’, also: ‘die Augenbrauen wurden durch eine zwei Spannen breite unbehaarte Fläche getrennt’ 73 uˆz diezen (stV.): ‘hervortreten’ 76 ˆısvar (Adj.): ‘Farbe des Eises, weißgrau’ 78 blahte: Prät. zu blecken, ‘sichtbar werden, sich entblößen’ 79 waˆt: vgl. zu 955 82 gesiht (stF.): ‘Aussehen, Gestalt’ 83 naˆch: modal, die Art und Weise bezeichnend; merphossen: vgl. afrz. poisson, ‘Fisch’ 85 castelaˆn (stN.): ‘kastilisches Pferd’ 87 zagel (stM.): ‘Schwanz’ 88 gran (stswF.): hier ‘Gräte’ 89 man (stF.): ‘Mähne’ 91 blanch (Adj.): ‘weiß’, vgl. zu 497 92 meil (stN.): ‘Fleck’ 95 blench (stF.): ‘weiße Fläche’, vgl. blenke; das Tier ist wohl weiß mit pfennigsgroßen, ringförmig angeordneten schwarzen Flecken

Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 997–1048

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allen viern enden enein ruˆch von gevidere unz uˆf den huof nidere, sam eines adelars vlüge, die stracten sich in die büge von der aˆdern züge. Doˆ der riter uˆf den sal gienc, Artuˆs in vil wol enphienc, daz von den andern ouch geschach. er stuont mit zühten unde sprach dise rede in franzoys: „Artuˆs, künic der Britanoys, des künges kint, Utpandagaroˆn, durch iuwers werdes lobes kroˆn, diu wol wıˆten ist erkant, dar umb haˆt mich her gesant uˆz dem mer künic Priure uˆf sölh aˆventiure, daz er iuwer künd gevaˆhe unde iu niht versmaˆhe ein gaˆb, die ich bringe mit sölhem gedinge, als sie iu ist gesendet, diu iuch niht enschendet. ist, daz iuwer werdecheit mir sölh bet niht verseit,

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der ich eˆ an iuch ger, soˆ bin ich soˆ komen her, daz ich iu meˆr sagen sal; eˆ muoz ab mıˆner bete schal mir bringen stætez ende. dez ist waˆr, der missewende kan ich an bet wol enbern, daz ich ihtes welle gern, dem schad won oder schande bıˆ, daˆ vons unbetelıˆch sıˆ. er sol von schulden sıˆn gewert, der soˆ betlıˆche gert, daˆ sich die von scheident, die die bet leident: diu ist schad und schande. der iuch des willen wande, der schadet iuwerm lande.“ Doˆ der bot dise red getet, im volget mit ir aller bet, daz er im die bet gehiez. des er sich überreden liez mit willeclıˆchem muote, wan er sich soˆ huote, daz in an werlt eˆren dehein sit moht verkeˆren, daˆ von sıˆn liumt valschhaft

97 +An allen vier P; SchKnN ] ein V, in eyn P 1002 P] andern V 3 dem sale P 4 vil] fehlt P 17 ich +u`ch P 23 Die ich nü von u`ch beger P 25.26 P] sol : schol V 26 Es P 28 der] des P 29 one P 30 icht des P 32 Da von es P 34 soˆ] sie P 37 Das PSchKnN 39 Das P 46 Das man wolt eren P 47 Dheynen P 97 enein: ‘auf eine Art, gleichermaßen’ 98 ruˆch (Adj.): ‘struppig, zottig’ 1001.1002 vgl. Schr: ‘In der Beuge spannten sie sich unter dem Druck der Adern wie Adlersflügel’ 10 durch (Adv.): hier kausal ‘um – willen’; kroˆne (stswF.): bildl. ‘das Höchste seiner Art’ 12 dar umbe nimmt durch lobes kroˆn 1010 auf 15 künde gevaˆhen (mit Gen.): ‘einen kennenlernen’ 16 versmaˆhen (swV.): ‘verächtlich sein’ (Subjekt ist die gaˆbe) 18 gedinge (stN.): ‘Versprechen’ (ausgeführt 1020) 20 schenden (swV.): ‘entehren’ (mit Verneinungspartikel) 26 ab gekürzt aus aber 28 missewende (stF.): ‘Schaden, Mißerfolg’ 29 an bet ‘mit meiner Bitte’ (wohl nicht aˆn bet (‘indem ich nicht bitte’)); enbern (stV.): mit Gen. ‘verzichten auf’ 32 (von)s = sie = diu bete (KnNA), oder es ist -z zu schreiben (bezogen auf iht 1030); unbetelıˆch (Adj.): ‘was sich zu bitten nicht geziemt’ 33 von schulden: ‘zu Recht’ 34 betelıˆch (Adv.): ‘wie zu bitten ziemt’ 35 scheiden (stV.): (refl.) ‘unterscheiden, abheben’ 36 leiden (swV.): ‘verleiden, verhaßt machen’ 37 diu: diese Bitte 38 wande: ‘abbrächte’ (schadet 1039 ist wohl ebenfalls Konj. Prät.) 41 mit volgen (swV.): ‘beipflichten, entsprechen’ 42 er im = Artus dem Boten 43 er = Artus 45 sich hüeten (swV.): ‘acht geben’ 47 site (stM.): ‘Art und Weise, wie man lebt und handelt’; verkeˆren (swV.): ‘schädigen’ 48 liumt, liumunt (stM.): ‘Leumund, Ruf’

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 1049–1102 schine von der schanden kraft an allen sıˆnen sachen. daz muost in wert machen. er sprach: „daz ist waˆr, her guot kneht, ir sült geren, daz ist reht; daz sol ich niht zebrechen. ir mügt wol sprechen, swaz ir welt, vürbaz, wan ich dar an niemer laz ze deheinen stunden wirde. ich sül alle girde vil williclıˆchen leisten an dem minsten und an dem meisten, dar naˆch und ich sıˆn stat haˆn, soˆ ich dann beste kan: des wil ich niemer wesen vrıˆ. sagt, waz diu rede sıˆ! mıˆn wille ist iuwer bete bıˆ.“ Ze dirre rede der bot neic. dar naˆch er unlang sweic, er seit im gnaˆd unde danc, daz im alsoˆ wol gelanc an sıˆner bet naˆch gewer. uˆz sıˆner gugel zoˆch er ein kopf und ein lit, der was von künst soˆ gesmit, daz ich daz bewære,

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daz sıˆn gelıˆch wære niender in dem lande. er sprach: „herr, iu sande mıˆn herr ditz kleinoˆt. daz er iu dar zuo enboˆt, daz sag ich, swaˆ ir wellet, ob ez iu gevellet. doch haˆt disiu botschaft niht gar vol werdes kraft, sin werd überal vernomen. alsoˆ bin ich her komen. des muoz sie offenbær sıˆn, daz sage ich iu, herre mıˆn, unde dirre massenıˆe. ez haˆt von nigromancıˆe ein meister ze Toˆlet, der wol die kunst het ervunden von listen, in vil manigen vristen disen kopf soˆ geworht, daz ich des bin unervorht, daz er ie würd gesehen, dem man der tiur mœhte jehen von kunst und von rıˆcheit, die an in sint geleit, als ir herren selbe seht. dar zuo haˆt er sunder reht,

49 PSchKnN ] Scheinen von dem V 52 her] fehlt P 61 vnd dem P 64 werden P 67 Gein P 69 gnaˆd unde] micheln P 72 gugel] kappen P 74 Das P; kunsten P 81 swaˆ] ob P 82 Wa P 84 vol P] wol V 92 dise P 94 vil langer frist (: list) P 98 P] Den V 1102 +ein sunder P 50 allen im Sinn von ‘irgendwelchen’; Sin schlägt vor, den Vers auf 1046f. zu beziehen und nach 1049 ein Komma zu setzen 51 wert machen: ‘auszeichnen’ 53 geren (swV.): ‘verlangen’, (was . . .) 54 ze-, zerbrechen (stV.): bildl. ‘übertreten, nicht halten (ein Versprechen)’ 56 vürbaz (Adv.): ‘fürderhin, weiter’ 57 dar an: am Halten des gegebenen Versprechens 59.60 girde leisten: ‘einem Begehren stattgeben’ 61 ‘im Kleinsten wie im Größten’ 62 stat haˆn (mit Gen.): ‘Möglichkeit (Raum) haben’ 64 vrıˆ wesen: ‘frei sein’, hier also im Sinne von ‘nicht von der Zusage ablassen’ 65 rede (stF.): ‘die Sache, um die es geht’ 70 im = dem Boten 72 gugel (stswF.): ‘Kapuze’ (an einem Mantel), vgl. 954 73 kopf (stM.): ‘Becher, Trinkgefäß’; lit (stN.): ‘Deckel’ 74 der = von dem Paar kopf und lit wird nur das erste Glied aufgenommen 75 bewæren (swV.): ‘als wahr dartun, bezeugen’ 82 ez = ditz cleinoˆt; gevallen (swV.): ‘zufallen, zuteil werden’; vgl. die Erklärungen des Boten nach der Becherprobe 2589ff. 84 werde (stF.): ‘Wertschätzung’ 85 sin = si 91 Toˆlet: Toledo en-: ‘wenn sie nicht’ 90 nigromancıˆe (stF.): ‘schwarze Kunst, Zauberei’ (Spanien), Gelehrtenzentrum für Mathematik und Astronomie, galt als Hochburg der Zauberei 94 vrist (stF.): ‘Zeitraum’; hier eine bes. lange Zeit 97 er = derjenige (ein anderer Becher) 98 jehen (stV.): (mit Gen.) ‘zugestehen’ (gleichen Wert) 1100 in = den mitgebrachten Becher 2 sunder reht: ‘besondere Fähigkeit’ (die im folgenden erklärt wird)

Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 1103–1162

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daz lützel iemen ist bekant, als in sıˆnes meisters hant wider natuˆre geworht haˆt, daz wol ze schrıˆben staˆt, wan ez ist ein tiur list: swes soˆ dirre kopf ist, der wirt des gar unbehert, swaˆ er ist oder vert, der kopf sıˆ mit wunsche daˆ, wær er halt anderswaˆ: daz ist sıˆn natuˆre. die stein und diu feituˆre diu wart kuˆme vunden von listen unkunden, die man uˆz den buochen muoz mit künste suochen von geoˆmetrıˆe unde von astronomıˆe, die habent in ir kunde himel und abgrunde mit listen gemezzen. swaz die haˆnt besezzen, des ist in niht vergezzen. Noch haˆt er groˆz tiure von des listes stiure, die man gern wizzen mac, dar an ist vröud unde slac, als ich iu bescheide. er tuot manigem leide, daˆ er valschez herz ougent,

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daz uˆzen valschez lougent, wan in dehein swach man mac ze vollem dienest haˆn. swie gemeiltez herz er treit, oder ob er mit valsche phleit sıˆner amıˆen minne, im wirt daz ze gewinne, biutet er in zem munde, daz er an der stunde in mit alle begiuzet. diu vrouwe niht geniuzet dar an wıˆplıˆcher scham, ir geschæhe ouch alsam, ob sie valsches herzen phligt. sıˆt ir mir, herre, niht verzigt vor disen herren mıˆner bet, die ich mit gedinge tet, der wil ich nu wesen gewert, als ich ir haˆn vor gegert aˆne meil valscher krenk. den kopf sol iuwer schenk vollen tragen über al von tisch ze tische in dem sal, rittern unde vrouwen, soˆ mügt ir wol schouwen, als sie daˆ von getrinkent, welh von valsche sinkent, oder welh sicher besteˆnt; die uns niht abe geˆnt under gesten und kunden.

6 KnN ] geschriben V, zü prijsen P 7 tu`rer P 9 des so P 12 War PKnN ] Swa VSch 16 PSchKnN ] vnd von chunden V 21 SchNSinSchrKnN ] haben VP 24 haben P 27 Von dises P 29 clag P 32 Der da ein P 37 mit valscher pheit P 45 fehlt V 47 mich hu`te nit P 50 wesen] sin P 55 PSch] in ein sal V 62 vnd +vnder P 3 lützel iemen: ‘kaum jemandem, niemandem’ 6 schrıˆben (stV.): ‘beschreiben, schildern’; staˆn ze (mit Inf.): ‘es ziemt’ 9 unbehert (part. Adj.): ‘nicht beraubt’ (mit Gen. d. Sache), wieder 21146 12 er = der Besitzer des Bechers: der Becher folgt seinem Besitzer auf dessen Wunsch hin, auch wenn sie sich an verschiedenen Orten befinden 14 feitiure (F.): ‘Machart, Dekoration’, vgl. 775 16 unkund (Adj.): ‘fremd, seltsam’ 17 die = steine und feituˆre 23 mezzen (stV.): (mit Schritten) ‘ausmessen, gehen’ – bezogen auf Himmel und Hölle 24 die = wie 1117 27 stiure (stF.): ‘Hilfe, Unterstützung’ 32 er = der Becher; ougenen (swV.): ‘vor Augen bringen’ 33 ‘das nach außen Falsches vorspiegelt’ 36 gemeilt (part. Adj.): ‘befleckt, beschmutzt’ 37 phleit: kontr. aus phliget, ‘umgehen mit’ 42 mit alle: ‘ganz und gar’ 44 ‘eine Frau genießt keine besonderen Vorrechte’ 47 verzıˆhen (stV.): ‘abschlagen, versagen’ 49 gedinge (swM. stFN.): ‘Hoffnung’ 52 krenke (stF.): ‘Schwachheit, Schwäche’ 61 abe gaˆn (stV.): sonst nicht so belegt, Sinn muß wohl sein, daß keiner der Probe entgehen wird

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 1163–1224 wirt ieman daˆ vunden, den er valsches ledic sag und im vollen dienst trag, under mannen und wıˆben, soˆ sol er iu belıˆben. ob daz aber niht ergaˆt, ist iemen hie, der mich bestaˆt under dirre massenıˆe mit ritters behendenıˆe ze ors mit tjostiure, gevellet im diu aˆventiure, daz er mich enschumphieret, des ist der hof gezieret und belıˆbet iu daz goltvaz. ouch laˆz ich ez aˆne haz, swem under uns gelinget baz.“ Doˆ der bot dise rede gesprach und Artuˆs den kopf ersach dar zuo diu rıˆch geselleschaft und vernaˆmen die botschaft, die er mit dem kopf braˆht, sie waˆren alle verdaˆht an dem kopf und an dem boten unde swuorn bıˆ ir goten, alte unde junge, daz sie dirre sandunge nie gelıˆchen wert gesæhen und von listen soˆ wæhen. sie baˆten in viel tiure, daz er die aˆventiure an dem kopf prüeven liez

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unde in vüllen hiez mit einem luˆtern claˆret, als der bot gebeten het, daz wære vil gevüege, und daz in umbe trüege der bot in dem palas, der daˆ mit komen was. Artuˆs ir bet gehal, und wurden dar in den sal die vrouwen geladen uˆf wıˆplıˆchen schaden, daˆ die herren gesaˆzen. ein stat wart verlaˆzen über gegen Artuˆs Ginoveˆren in dem huˆs, als ez Artuˆs wolde, daˆ sie sitzen solde und ir vrouwen alle. mit michelm schalle kam sie vür gegangen. sie wart soˆ enphangen. doˆ sie nider gesaz, der bot nam daz goltvaz unde boˆt ir ez saˆ. doˆ hiez siz bıˆ ir daˆ bieten durch ire zuht der künigıˆn von Lanphuht, diu saz ir eneben. der wart doˆ der kopf gegeben, daz sie trünke dar uˆz. sine west niht umb ein gruˆz,

66 vnd +vnder P 71 banchenyen P, banekıˆe Sch 81 Vnd die P 82 fehlt V 86 SchKnN ] ir e 89 gesahen V, gesehen P 90 wehe P, wahen KnN 1202 PSchKnN ] Vnd goten V, irem gotte P o o 3 vrouwen +alle P 4 Vf +jre P 14 gar schone enpfangen P 15 Als si +nu P vurden V 20 PSchSchr, vgl. KnNA] Lantfruht V 24 KnN ] graus V, grusz P, gruˆs Sch 64 er = der Becher 66 gehört zu 1163 68 ob (Konj.): ‘falls’ 71 behendenıˆe: ‘Geschicklichkeit’, vgl. 695 73 gevellen, gevallen (stV.): (mit Dat. d. Pers.) ‘zufallen, zuteil werden’ 74 enschumphieren (swV.): ‘besiegen’ 75 gezieren (swV.): hier ‘auszeichnen’ 80 ersehen (stV.): ‘betrachten’ 81 rıˆch (Adj.): ‘vornehm, edel’ 84 verdaˆht (part. Adj.): ‘in Gedanken vertieft’ 86 got (stM.): im Pl. ‘Götter der Heiden’ 88 sendunge, sandunge (stF.): Sendung, gesandtes Geschenk 89 ‘daß sie nie etwas ähnlich Wertvolles wie diese Sendung gesehen hätten’ 91 tiur (Adv.): ‘dringlich’ 95 claˆret/klaˆret (stM.): ‘gewürzter Honigwein’ 97 gevüege (gevuoge) (Adv.): ‘schicklich, angemessen’ 1201 gehellen (stV.): ‘zustimmen’ 6 ‘es wurde Platz gemacht’ 18 siz = si ez 19 zuht (stF.): ‘Höflichkeit, gute Erziehung’ 24 west: Prät. zu wizzen; gruˆz (stMF.): ‘Korn, Sand’, bildl. für das ‘Geringste’; niht umb ein gruˆz für ‘gar nicht’ auch 15372, 24232, 28693

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 1225–1286

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waz er an wıˆben zeiget. doˆ sie den kopf geneiget, diu vrouwe sich soˆ seˆr begoˆz, daz ein runs bıˆ ir vloˆz stark breit unde groˆz. Solher geschiht sie sich schamt und dise vrouwen allesamt, wan sie seˆre bewac ditze ungelückes krac, der daˆ was geschehen, daz ez der hof het ersehen, und wurden allesamt roˆt. den kopf aber wider boˆt Ginoveˆren der bot. nu was Key und sıˆn spot naˆch alter gewonheit daˆ bıˆ. er sprach: „von zin und von blıˆ wær ein zentenære vil kuˆm alsoˆ swære, als dirre leidic kopf ist. sıˆn müezt ein ris haben vrist, ob er erheben solde disen kopf von golde mit stein soˆ gewæhet, und der mit staten væhet claˆretes einen aˆmen: wie solde des geraˆmen ein vrowe, sine würde begozzen? mıˆn vrowe het des genozzen, wær sie sterker ein teil. krenc prüevt oft unheil,

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als sie nu haˆt getaˆn. vrouwe, daˆ laˆt iuch nu niht an. ir habt den kopf vaste unde sagt dem gaste genaˆde, der in braˆht habe, und erschricket niht dar abe, ob den kopf mıˆn vrouwe hie ein teil ze unreht gevie, daz der wıˆn übervloˆz und sich mıˆn vrouwe begoˆz. daz sult ir bewaren. ir sült sıˆn daˆ vaˆren, daz ir in daˆ begrıˆfet, daˆ er iu niht entslıˆfet, soˆ begiezt er iuch niht. gedenkt ir an ir geschiht, soˆ wirt iuwer rede enwiht.“ Gˆınoˆver disen kopf nam sorglıˆch und mit scham und boˆt in zem munde. des trunkes er ir gunde, unz sie in zoˆch wider, doˆ kam des wıˆnes nider ein teil uˆf ir schoˆz von ungelückes loˆz, daz man ez kuˆm gesach. Key vor in allen sprach: „vrouwe, ich het iuch wol geleˆrt, wan daz iuch gaˆcheit verkeˆrt: nu an dem ende ir habt missewende

25 an +den P 26 neyget P 29 PSchKnN ] Straz breit V 30 WElcher geschiht sich die frauwe P 31 P] vrowe V 34 Der ir was P 35 gesehen P 41 ader von bly P 44 leide P o 45 musz P 47 Dise masze von P 49 PSinSchrKnN ] stæten VSch, vgl. KnNA 52 P] vergozen V 55 Blöde P 57 nu] fehlt P 69 PSchSchrKnN ] Daz er niht V 70 ir u`ch P 71 Vnd sollent gedencken an dise geschiht P 72 So ist . . . ein wiht P, übel rede Sin 76 trinckens P 84 KnN ] iuch zegacheit V, u`ch zagheit hat P 86 habt +die P 28 runs (stfm.): ‘Rinnsal’ 32 bewegen (stV.): ‘bewegen’ (emotional) 33 krac (stM.): ‘Riß, Sprung’ 45 vrist (stF.): ‘Aufschub’, hier im Sinne ‘selbst einem Riesen müßte Nachsicht gewährt werden’ 50 aˆmen (swM. stFN.): ‘Ohm’ (größere Maßeinheit für Flüssigkeiten) 51 geraˆmen (swV.): ‘zum Ziele gelangen’ 55 krenke (stF.): ‘Schwäche, Schwachheit’ 57 ‘davon laßt euch nicht kompromittieren’ 58 haben (swV.): ‘halten, fassen’ 63 ze unrehte: ‘auf unrichtige Weise’ 66 bewarn (swV.): ‘unterlassen’ 67 vaˆren (swV.): ‘wonach streben, trachten, ins Auge fassen’ 72 enwiht = niwiht (stN.): ‘nichts, nicht etwas’ 80 loˆz (stN.): ‘(das vom Unglück zugeteilte) Los’ 84 gaˆcheit (stF.): ‘Ungestüm, Schnelligkeit’; verkern (swV.): ‘umkehren, ins Entgegengesetzte verändern’; durch ihr Ungestüm habe Ginoveˆr schließlich noch den glücklichen Verlauf ins Gegenteil verkehrt 86 missewende (stF.): ‘unrechte Wendung, vom Besseren zum Schlechteren’

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 1287–1342 uns gezeigt ze angesiht. ich het mit iu gephliht, solt under dirr geselleschaft die vrouwen schiezen den schaft, swie sich diu sterc an iu barc. ir sıˆt grimme armstarc.“ den kopf boˆt der bot daˆ bıˆ einr vrouwen, diu hiez Florıˆ, mıˆns herren Gaˆweins amıˆen – des küniges geswıˆen – diu daˆ naˆch der künigin diu best was under in. daz kom von ir amıˆs, hern Gaˆwein, daz sie den prıˆs vor den vrouwen allen het. den kopf mit dem claˆret vil gaˆhes sie zem munde boˆt, des engie ir niht unnoˆt, wart sie ein teil schamvar, wan er begoˆz ir vil gar antlütz und ougen, daz daˆ sunder lougen schein, doˆ sie getranc, daz meil unde valscher kranc in ir herzen bowet. Key sprach: „herr, schouwet an vrouwen groˆz behendecheit: wie eben sie den kopf treit,

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daz er niht mac gewenken! getörst ich ez gedenken, sie solte vürsten schenken.“ Artuˆs und Gaˆwein die klagten under in zwein von dirre ungeschihte, diu zir aller gesihte an ir amıˆen ergienc, doˆ er sie aˆne valsch vienc und beswaˆrt sie iedoch. sie spraˆchen: „waz wirt sıˆn noch, daˆr sich soˆ snelle üebet? ez wirt ertrüebet, der mit gemace wænet sıˆn.“ der kopf wart vroun Laudıˆn, des lewen amıˆen, gegeben. den hielt sie vol unde eben, unz sie in bieten solde: als sie trinken wolde dar uˆz des luˆtertrankes, der kopf ir undankes sich von dem mund verreit, daz sie daz trinken vermeit, und begoˆz ir vorn die waˆt, daz was ein rıˆcher sigelaˆt, daz er gar naz wart. Key sprach: „diu eˆrst vart ist gevaren mit heil.

87 P] gezeig· V; zü gesieht P 88 PSchSchr] phliht V 91 PSchKnN ] an ir brach V 92 SchKnN ] ist V, sint P 95 PSchKnN ] Sayweins V 1304 ir PSchKnN ] si V 5 P] sam var V 8 fehlt V 9 +Wol scheyn P 16 ich ir P 17 KnN ] sencken P, gesenchen V 19 Die lachten P 23 PSchKnN ] krienc V 25 sin P] si V 27 Es wu`rt +nach +der bedrübet P 31 KnN ] hielt von vnd eben V, hielte +sie vil eben P 32 PSchKnN ] biten V 36 reid P 88 phlihten (swV.): ‘wetten (sich zu etwas verpflichten)’ 90 den schaft schiezen: ‘den Speer werfen = an Ritterspielen teilhaben’ 92 grimme (Adj.): ‘schrecklich’ 96 geswıˆe, geswige (swMF.): ‘Schwager’, hier allg. ‘Verwandter’ (Gawein ist Neffe des Königs) 1304 unnoˆt (stF.): ‘ohne Not’, im Sinne von ‘Sie hatte es sich selbst zuzuschreiben’ (Schr) 11 bouwen, buˆwen (swV.): ‘wohnen’ 13 behendecheit (stF.): ‘Geschicklichkeit’ 14 eben (Adv.): ‘sorgfältig’ 15 gewenken(swV.): ‘wanken, weichen’ 17 schenken (swV.): ‘einschenken, zu Trinken servieren’ 21 zir = ze ir 23 er = der Becher 24 beswæren (swV.): ‘belästigen, betrüben’ 26 daˆr = Daˆ er (der Becher) 27 ertrüeben (swV.): ‘betrüben’ 28 gemach (stMN.): ‘Ruhe, Bequemlichkeit’ 30 der ‘Löwe’ ist Synonym für Iwein, der von einem Löwen begleitet wurde 31 eben: vgl. 314 32 verkürzt ze munde bieten, ‘zum Trinken ansetzen’ 35 undanc (Adv.): ‘unfreiwillig’ 36 verreiten (stV.): ‘reitend sich verirren’, hier wohl ‘abrutschen’ bzw. ‘abwenden’ (Ehr) 39 sigelaˆt (stM.): Seidenstoff, vgl. 513 41 vart (stF.): hier allg. ‘die erste Runde’; vgl. uˆf der vart, ‘bei dieser Gelegenheit’, oder uˆf dise vart, ‘diesmal’

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 1343–1402

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het ir der kraft ein teil, diu an dem vingerlıˆn was, daˆ von her Iˆwein genas, daz im gap vrouwe Luˆnet, doˆr iuwern man erslagen het, soˆ het ir wol getrunken. Heil haˆt iu gehunken. daz mac iuch wol riuwen, daz ir mit sölhen triuwen hern Iˆwein meinet, als ez der kopf bescheinet. her Iˆwein weste die triuwe wol, ob man ez allez sagen sol, doˆ er durch ir gaˆhen zorn het naˆhe sıˆnen lıˆp verlorn in einem walde durch ir minne im selben ze ungewinne, doˆ er verloˆs die sinne.“ Naˆch ir vrouwe Eˆnıˆte tranc, der ouch ein teil misselanc. doˆ sie solde trinken, der kopf begunde sinken ir nider uˆz der hant, daz sie sıˆn lützel enphant, unz sich daz claˆret vergoˆz. Key sprach: „von reht genoˆz mıˆn vrouwe Eˆnıˆte an der vrouwen strıˆte ir triuwe und ir schoˆne, daz ir wart ze loˆne

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der rıˆch sperwære, swie dar komen wære manigiu, diu wolt in nemen. ouch möht wol von reht gezemen mıˆnem herren, künic Artuˆs, doˆ sie kam her ze huˆs, daz er sıˆns küssens reht an ir stætem lıˆbe speht, doˆ im was gevallen der prıˆs vor uns allen, daz er ervalt den wıˆzen hirz. vrouwe Eˆnıˆte, gloubet mirz, ir habt den kopf gewunnen, man welle iu sıˆn dann enbunnen durch eteslıˆchen swachen nıˆt, daˆ ir mit bevangen sıˆt.“ den kopf nam wider der bot. disiu red und dirre spot prüevt ein luˆt lachen und niuwet doch sıˆn swachen vil manigem, der den schimpf nam mit verborgens herzen scham, der sıˆn amıˆen sach an stætes herzen zeichen swach, daz was wol sıˆn ungemach. Doˆ wart vrouwen Perkıˆen, eins riters amıˆen, gegeben ditz goltvaz umbe daz, daz sie saz ze næhest bıˆ sıˆten

43 kreffte P 47 Da er P, Doˆ er Sch 48 ir P] er V 54 wiszte P 56 SchKnN ] Da VP; gehen P, gæhen Sch 61 PSchKnN ] Auch V 62 eins teils P 67 sie den claret P 75 P] wol in V 77 P] Mein V, Meim KnN 78 LeiKnN ] kam hern hvs V, kamen her zephus PSch 86 dann] fehlt P 89 nam PSchKnN ] man V 92 Vnd müt sin swachen P; muote Sch 93 Schr] manigen VPSch 96 zeichen PSchKnN ] fehlt V 98 Perchyen V, vgl. 24025] parthyen PSch 1401 Dwijle sie +da sasz P 2 VP] bıˆ +den Sch 44 vingerlıˆn (stN.): ‘Ring’. Der Ring Lunetes (Laudines Dienerin) machte Iwein unsichtbar, so daß er den Verfolgern entkommen konnte. 47 doˆr = Doˆ er 49 hinken (stV.): bildlich (mit Dat. d. Pers.) ‘euer Heil hinkte’ 52 meinen (swV.): hier ‘lieben’ 54 wiste/weste: Prät. zu wizzen, ‘kennen’ 56 ir = Laudines Zorn; Keie wendet sich erklärend an das Publikum 59 ungewin (stM.): ‘Schaden, Nachteil’ 66 enphinden (stw.): ‘durch das Gefühl wahrnehmen’ 67 vergiezen (stV.): (refl.) ‘sich verschütten, ausbreiten’ 68 geniezen (stV.): mit Gen. (vgl. 1371) ‘Nutzen, Freude an etwas haben’ 74 swie (Konj.): ‘wiewohl, obgleich’ 80 spehen (swV.): ‘beurteilend oder wählend betrachten’, also ‘auswählen’ 83 ervellen (swV.): ‘erlegen’ 86 enbunnen: ‘mißgönnen’ 88 bevangen (part.) zu bevaˆhen (stV.): ‘umfangen, umgeben’ 91 prüeven (swV.): ‘bewirken, hervorbringen’ 93 ‘erneuerte doch gleichzeitig die heimliche Beschämung derjenigen. . .’ (Schr)

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 1403–1464 mıˆner vrouwen Eˆnıˆten: si nam in, daz muoste sıˆn. als sie kopf unde wıˆn ze mund bieten solde, und wolt uˆz dem golde vil gern getrunken haˆn, doˆ missegie ir dar an, soˆ daz sie gar sunder danc wol vergoˆz daz luˆtertranc: des schamt sie sich seˆre. Key sprach: „niht trinket meˆre, sıˆn ist vil an einem trunke, ob sıˆn den boten dunke. wir haben daz wol ersehen, daz wir iu prıˆses müezen jehen vor allen disen vrouwen. stæt haˆt an iu erbouwen ein herz mit kiusch beslozzen. des haˆt iuwer vriunt genozzen. des mac er wol wesen vroˆ, daz hier an sıˆn lop soˆ hoˆ aˆn allen valsch stıˆget, daz an den andern sıˆget.“ dirre red doˆ begunden die gest mit den kunden underlachen vil tougen, daz soˆ gar aˆne lougen daˆ an den vrouwen schein valsches und unstæte mein, und von einem kopf daz ergienc, und daz Key undervienc

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ir missetaˆt gar mit spot. den kopf boˆt aber der bot bıˆ ir einer vrouwen daˆ, der nam was Galaydaˆ, des truhsæzen amıˆe. diu was von Siandrıˆe des herzogen swester. der val wart verre vester dan der andern daˆ vor, daz sach man an ir spor, daz tief lac und niht enbor. Nu hœrt, welh ein wunder, daz dirre kopf besunder sie soˆ uˆz den andern nam, doˆ galt den spot ir beider scham, den Key, ir vriunt, geprüevet het. als man ir boˆt daz claˆret und sie zuo wolte grıˆfen, ir begunden nider slıˆfen die hend uˆf die schoˆz ze tal, daz sie den kopf vür daz maˆl nie moht gerüeren. si begund ir hende vüeren wider unde vür, ich enweiz waz, swie oft ir daz goltvaz dirre riter boˆt dar. Key wart des schamvar, als er soˆ reht gesach, wie sıˆner amıˆen geschach, und wolt ez verswigen haˆn. doˆ sprach Greingraduan:

5 +Vnd als P 6 wolt P 7 Vnd usz dem liehten gold P 8 +wolt getrunken P 10 sie one jren danc P 11 Gar vergoisz den P 13 niht PSchKnN ] fehlt V 14 Es ist gnüg zü einem trunck P 15 Ob es den P 23 PSchKnN ] ir V 26 doˆ] so P 28 Vnd erlachten P 30 Da PSchKnN ] Daz V 31 PSchKnN ] vnd stæt V 32 Vnd das von dem kopff erging P 34 gar] fehlt P 35 reichte aber P 39 Siandrie, vgl. 23895] Slandrie V, Landryen P, Landrie SchKnN 45 wol ein P 47 soˆ] fehlt P 51 wolt darnach P 52 KnN ] Jr begund nider sleiffen V, Jre hende begundent slijffen P 53 Vf de schosze zü tale P 56 P] So V 59 SchKnN ] bote VP 64 gremgradoan P, Greingradoan Sch 61 ersah P 1410 sunder danc (stM.): ‘ohne Absicht’ 17 jehen (stV.): (mit Gen. d. Sache) ‘jmd. etwas zugestehen’ 19 erbouwen (stswV.): (bildl.) ‘aufbauen, bereiten, ausrüsten’ 25 daz = valsch 27 kunde (swM.): ‘der Einheimische, Bekannte’, hier die ‘Tafelrunder’ 28 underlachen (swV.): ‘untereinander lachen’ 31 meine (stF.): ‘Gesinnung’ (hier mit Gen.) 33 undervaˆhen (stV.): ‘auffangen, (hindernd) dazwischentreten’ 41 der = (Gen.) deren 46 besunder (Adv.): ‘abgesondert, vorzüglich’ 48 gelten (stV.): ‘entgelten, büßen für’ 53 schoˆz (stMN., stswF.): ‘den Schoß deckender Teil der Kleidung’; ze tal: ‘hinab, nieder’ 54 vür daz mal: ‘diesmal, jetzt’

Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 1465–1518

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„her Key, mich dunket, sam mir got, ir mügt wol laˆzen den spot vürbaz meˆr belıˆben, den ir tuot von wıˆben, die iht haben missetreten. ir habt iuwer wıˆp erbeten, den unsern ze vaˆre, daz sie soˆ geware von dem kopf getrunken haˆt, daz sie ougen noch die waˆt mit dem claˆret besluoc, und tranc ir iedoch genuoc unde trunc noch aber baz, daz sie nimmer wurde naz, swie vol der kopf wære, daz ez ir nimmer bære dehein missewende, weder eˆrste noch zem ende. soˆ haˆt sie sich behuot. der soˆ sælic getuot, dem erschıˆnet daz dick ze guot.“ Swer daz hor und den mist rüeret, daz ervuˆlet ist, der vindet niht wan stanc; ouch gewinnet er sıˆn selten danc, der durch ein swachen duz die wefs unde den hornuz

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von sıˆnem amt stœret. swer ungerne hœret keckes hundes bellen, der sol im gehellen und sol niht mit der rahen in stundeclıˆchen wider slahen, daˆ von meˆret sich sıˆn schal. swer in sleht, daz er bal, von einem slage er ergillet unde doch immer billet, danne er daˆ vor tæte, und ist dar an stæte, wan er ist gereizet. swer den argen heizet naˆch werltlıˆcher tugent leben, dem ist aˆn eiter vergeben, wan ez nimmer mac gesıˆn. ir sehet wol, wazzer und wıˆn die gebent ungelıˆchen smac. sam tuot naht unde tac, die gebent ungelıˆchez lieht, als man alle tage sieht. swes der vogel wont von neste und swaz wazzers der teste wider eˆrst gewinnet, des smackes im zerinnet nimmer meˆr vürbaz.

67 Ein wijle verlijben P 68 den wijben PSchSchr 71 PSchKnN ] zware V 73 Vsz P 74 +die augen P 76 tranck sin dennoch ein P, sıˆn doch Sch 77 tranck P 78 nyrgent P o ı 81 Keynerhand P 84 seliclichen tut P 86 DEr P 87 SchKnN ] er vullet V, verfulet P o 91 den P] die V 88 KnN ] niht +nvr wan V, gewy¯net nu´st denn gestanck P, vindet niuwan stanc Sch 92 ampte P 97 Schr] Jnstundelichen V, Nu`ndelichen P, Enstundelıˆchen Sch, In stundelichen EhrKnN 98 sıˆn PSch] fehlt V 99 +vmb dz er P 1501 doch ie mere P 3 dar PSchSchr] daz V 4 ist +darzü gereitzet P 5 KrüKnN ] anger V, andern PSch 6 PSchKnN ] werlicher V 12.13 VP] liht : siht SchSchr; Die bringent P 13 man das teglichen P 14 zü nest P 15 wazzes P, waˆzes Sch 17 gesmackes P 65 sam mir got: (verkürzt) ‘so helfe mir Gott’ 67 vürbaz (Adv.): ‘fürderhin (im folgenden)’ 71 ze vaˆre (stF.): ‘Nachteil, Hinterlist’ 72 geware (Adv.): ‘sorgfältig’ 75 beslaˆhen (stV.): ‘beschütten, beschmutzen’ 81 missewende bern: ‘Schande hervorbringen, zur Schande gereichen’ 86 hor (stN.): ‘Schmutz, Kot’ 87 ervuˆlen (swV.): ‘verfaulen, verwesen’ 90 duz (stM.): ‘Schall, Geräusch’ 92 amt, ambahte (stN.): ‘Dienst, Amt’, hier ‘Beschäftigung’ 95 gehellen (stV.): ‘zustimmen’ 96 rahe (swF.): ‘Stange’ 97 stundeclıˆchen (Adv.): ‘immer wieder’ 99 daz: kausal ‘darum daß, weil’; bal: Prät. von bellen 1500 ergillen, ergellen (stV.): ‘aufschreien’ 7 eiter (stN.): ‘Gift’, bildl. für ‘Neid, Eifersucht’ 14 ‘was auch immer der Vogel vom Nest gewohnt ist’ 15.16 test (stM.): vgl. afrz. test, lat. testa, ‘Topf, irdenes Feuergeschirr’; ‘und welche Flüssigkeit zuerst in einen Topf gelangt’

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 1519–1576 gewonheit wirt nimmer laz, sie grıˆfet vür natuˆre. swie Key wær ein schuˆre und an allen dingen zuhtloˆs, daˆ mit er doch niht verloˆs sıˆnes adels heˆrschaft, wan er was soˆ manhaft, daz er dehein vreise schuˆhte, diu in ze starc duˆhte. ern getörst sie vil wol bestaˆn, swie im gelunge dar an. ouch müget ir wol wizzen, sıˆt sich soˆ gar gevlizzen Artuˆs het an tugende unde sıˆn rein jugende sölch gesind het erwelt, daz dehein krenk an valsch entwelt, sine wærens alle sunder. wie möht er dar under dehein wıˆl sıˆn genesen, wær er alsoˆ arc gewesen, sam maniger von im haˆt geseit? ditz ist diu waˆrheit, daz er spottes gerne phlac und sıˆn ze nieman bewac, daz was an im der meiste slac. Ein vrouwe hiez Blanscheflor, die minnet ein ritter per amor, daz was mıˆn herr Parcevaˆl.

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ouch was diu vrouwe von Gaˆl, als ich ez vernomen haˆn, geborn. die het er ze amıˆen erkorn und het sie dar ze hove braˆht. diu vrouwe wart niht überdaˆht, ir wurde dirre kopf geboten; den enphie sie von dem boten und wolt dar uˆz getrunken haˆn. alsoˆ snelle wart er wan des claˆretes und verswant, daz man sıˆn daˆ lützel vant in dem goltvazze, niuwan ir schoˆz nazze und ander ir kleider. der vrouwen wart nie leider, dan ir an der stund wart. herr Key sprach ein wort schoˆne spotlich dar zuo: „vrouwe mıˆn, ez ist ze vruo, obz iuch niht beswæret, daz ir einen kopf læret soˆ vollen luˆtertrankes. und taˆt ir ez dankes, soˆ sıˆt ir zwaˆr niht betrogen: ir habt ein zuc gezogen, der nu was der beste, er was mit al veste. ein aˆme wıˆns dar zuo gehœrt, der soˆ ungevuoge kœrt

22 Und aller dinge P 26 keinen gruwen P 27 Der jne so grosz P 28 SchrKnN ] Er VPSch; jne so wol P 29 yme +yoch P 31 gar] fehlt P 35 kein krang P 36 PSchKnN ] Si V 38 sıˆn] fehlt P 46 KnN ] Pamor VP, per amuˆr Sch 52 verdoht P 53 Jr enwu`rde der P; PSchKnN ] gegeben V 58 man PSchKnN ] fehlt V 60 EhrKnN ] Wan ir schoz naze V, Nie wart ir schosz nasz P 63 was P 64 Dar sprach kay lyseneschas P 67 Ob es P 70 tedent P, tætet Sch 74 was aller P 75 P] amme weis V 20 grıˆfen (stV.): hier im Sinne ‘vorausgreifen, stärker sein’ 21 schuˆre (stM.): (bildl.) ‘Leid, Verderben’ 24 adel (stNM.): ‘edle Abstammung, Vollkommenheit’ 29 gelung: Konj. zu gelingen 35 entweln (swV.): ‘aufhalten, verweilen machen’ 37 er = Key 43 bewegen (stV.): (refl. mit Gen.) ‘verzichten’ 44 slac (stM.): bildl. ‘Plage, Verderben’ 45 Vgl. afrz. ‘weiße Blume’ 46 amuˆr (stM.): ‘Liebe’, vgl. afrz. amor 52 überdenken (swV.): ‘außer Acht gelassen, vergessen’ 56 wan (Adj.): ‘leer’ 57 der Klaret wird nun zum Subjekt, er ist es, der verswant 60 niuwan (Adv.): ellipt. mit Nom. ‘wäre nicht gewesen’, also ‘wären nicht ihr Schoß und ihre Kleider naß gewesen’ 67 obz = ob ez; beswæren (swV.): ‘betrüben, belästigen’ 70 taˆt: Prät. Pl. taˆtet mit abgeworfener Endung auch 1812 u.ö.; dankes: ‘mit freiem Willen, absichtlich’ 71 zwaˆre: ‘wahrhaftig’ 72 zuc (stM.): hier übertragen ‘Schluck’ 75 aˆme: Maßeinheit, vgl. 1250 76 ungevuoc (Adj.): ‘unschicklich, ungestüm’; korn (swV.): ‘versuchen, kosten’

Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 1577–1634

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wie ein trinken smecke. stæter triuwen decke haˆt iuch, vrouwe, bedaht. daz iuch her Parcevaˆl ervaht, dest waˆr, daz het er wol gewant. iuwer triuwe was im eˆ bekant, doˆ ir des geruochet, daz ir in besuochet des nahtes an dem bette, doˆ gaˆbt ir im ze wette iuwern lıˆp naˆch der minne raˆt aˆne aller slaht missetaˆt, und daz vor und naˆch gaˆt.“ Blanlis und Pleiden, disen vrouwen beiden den geschach ouch alsam, doˆ ietwederiu den kopf nam und wolten trinken dar uˆz. vrouwe Layn von Janduˆz und diu künigıˆn von Persiaˆ diu viel mit den andern daˆ. sam tet vrouwe Iˆsolde, doˆ sie trinken solde, und diu künigıˆn von Clei und Morgue, ein rıˆchiu fei, Moˆret diu mœrinne unde Neyn diu twerginne, vrowe Belyn von Daˆnoys, Tane und vrouwe Gyfloys, Landet und Gymele,

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Blantschol unde vrouw Iˆle und diu lanc Amardıˆe, eines risen amıˆe, und ir swester Yaˆre mit dem guldıˆn haˆre, und Yiolet diu snelle, Calades von Canelle, Camille mit der wıˆzen keln, Diu daz niht moht verheln: Man sach den wıˆn durch die kel. Von Claˆmeroi Ysel und ir swester Brayne von der hoˆhen montayne, und Elyce diu schoˆne vrou Blonde und Yroˆne, Cressiaˆ und vrouwe Galat und vil manig an der stat, der ich niht nennen wil, wan ir wær al ze vil. ich nant iu ir noch genuoc, wær ez niht ein ungevuoc. hie mit sıˆ ir ende. mit dirre missewende vielen die vrouwen alle mit gemeinlıˆchem valle. Key rüeget sie mitalle. Doˆ dehein wart vunden under gestinnen und kunden, diu wol dar zuo tohte, daz sie druˆz trinken mohte,

78 truwe P 80 PSchKnN ] erwakt V 81 er PSchKnN ] fehlt V 87 PSchKnN ] dach V 90 bleiden P 93 igliche P 95 laun P, Lann Sch 1601 onorgue P 3 neyni P 4 belny P 5 Dan vnd frauw Syfloys P, Sıˆflois Sch 6 Laudet und gymile P 7 Blanschol P 8 amerclye P 10 viare P, Jaˆre Sch 12 violet P 13 +Vnd galades P 14a.15 Verse fehlen P 15 frauw yselen P 16 branye P 17 montanye P 18 Von P; P] Elyc V, Eliceˆ Sch 19 von yron o o 25 vnfvg P 26 ir +ein end P 29 gemeinem P 30 KnN ] PSchKnN 22 ich +nu nit P o ruget V, rugete P, ruoget Sch; mit schalle P 32 SchKnN ] gestinne V, gestin P 33 wol] fehlt P 34 darusz P 81 wenden (swV.): hier ‘daran wenden, tun’ 83 geruochen (swV.): ‘belieben’ 86 wette (stN.): ‘Pfand’ 89 ‘und dabei ist es geblieben’ (Schr) 93 ietwederiu (pron. Adj.): ‘jede von beiden’ 1601 vgl. Morgain la fee, die Schwester von Artus 2 vgl. afrz. more, ‘Mohr, Maure’ 3 vgl. afrz. nain, ‘Zwerg’ 8 vgl. afrz. amor, ‘Liebe’, und Dieu, ‘Gott’ 17 vgl. afrz. montaigne ‘Berg, Gebirge’ 19.20 wohl mit V je zwei Namen pro Vers: die Aufzählung beschleunigt sich zum Ende hin 25 ungevuoc (stM.): ‘Unhöflichkeit, Unfug’ 30 mitalle: Instrumental zu al, ‘gänzlich, ganz und gar’ 32 gestin (stF.): ‘weiblicher Gast’ 33 tohte: Prät. zu tugen (V. an.), ‘geeignet sein, tüchtig sein’

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 1635–1696 den kopf truoc der bote dan und gienc vür den künic staˆn. er sprach en franzoys alsus: „edel vürst, künic Artuˆs, der gaˆb ist wol begunnen. noch sült ir mir des gunnen, daz ich sie volbringe, alsoˆ mıˆn gedinge ist unde iuwer reht. künges wort süln wesen sleht, daz bedarf deheines wankes, ez sol alles krankes vil gar wesen aˆne naˆch gar gemeinem waˆne, alsoˆ ist ez her komen. ich haˆn ouch von iu vernomen, daz ir iuch habt soˆ bewart, daz nie küniges gelüb wart stæter, dan daz iuwer ist. daz ensol ouch ze dirre vrist niht werden zebrochen, des wurt ir besprochen. herr, ir habet wol gesehen, waz an den vrouwen ist geschehen. waz töht daz meˆr ze sagen? noch sol man den kopf tragen umbe under disen herren, eˆ ez deheinen werren prüeve an mıˆner bet.“ doˆ sprach Artuˆs ze stet: „ich sol iuch niht betriegen.

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valsch geheiz und künigs liegen der swachet ietweders den namen unde prüevt lasterlıˆch schamen, swaˆ man ez hin vernimt, wan ietwederz missezimt. des sült ir erlaˆzen sıˆn. nemt claˆret alde wıˆn und vüllet aber wider in. swes ich iu schuldic bin, des sol ich iuch gewern unde tuon ez vil gern, sıˆt irz niht welt enbern.“ Der riter wart der rede vroˆ; disen kopf nam er doˆ, unde vulte in mit claˆret. doˆ er daz getaˆn het, doˆ gie er vür den künic steˆn und sprach: „herr, ich sol begeˆn, gebiet ir, mıˆn lantsit, daˆ ich her bin komen mit. des nim ich ze iuwern gnaˆden vluht, daz ir mirz niht ze unzuht merket, herr, obe ich dar an übersprech mich. mıˆn reht ist, daz ich vor mıˆnes herren trinken kor, eˆ ich im den kopf biete. man phligt dirre miete in mıˆns herren lande, und ist daz sunder schande. wær ez aber missetaˆn,

44 su`llen P, sül KnN 45 Vnd +die bedu`rffent keins swanckes P 46 Sie sollent alles swanckes P 48 gar] fehlt P 52 gelbde P` 56 KnN ] wert V, wurden P, wæret Sch, wurdet Schr 59 daz meˆr] me da von P 63 Geprüfet mag werden an P 64 zü +der P 65 ich ensal P 67 KnN ] Div swachent ietweders namen V, Die swechent ietweders den namen P 69 PSchKnN ] vernint V 72 SchKnN ] alte V, ader P 74 Was P 76 gerne V 79.80 Daz goltvaz . . . fullte es P 81 er +nü das P 82 Er ging P 87 zvnzvht V, fu´r ein vnzuht P 39 gaˆbe = die Gewährung der Bitte des Boten; begunnen (V. an.): (mit Gen.) ‘es ihm gewähren’ 42 gedinge (stN.): ‘Bedingung, Versprechen’; (swM., stN.): ‘Hoffnung, Gedanke’ 44 sleht (Adj.): ‘aufrichtig, schlicht’. Das Sprichwort ist mit Subjekt im Sg. wie im Pl. belegt (vgl. Fe). 45 wanc (stM.): ‘Zweifel, Unstetigkeit’ 49 her (Adv.): ‘bis jetzt’ 52 gelübe, gelube (stFN.): ‘Versprechen, Gelöbnis’ 54 ze dirre vrist: ‘jetzt’ 56 besprechen (stV.): ‘anklagen, beschuldigen’ 62 werren (stN.): ‘Hindernis’ 63 prüeven (swV.): ‘erweisen, bemerken’ 66 liegen (stN.): ‘Lügen’ 70 ietweder (pron. Adj.): ‘jeder von beiden’ 72 claˆret (stN.): ‘gewürzter Honigwein’ 91 kor Prät. zu kiesen (stV.): ‘prüfen, vorkosten’ 93 miete (stF.): ‘Lohn, Vergeltung’

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 1697–1748

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soˆ wolt ich sıˆn wandel haˆn.“ als er die red gesprach, ein angel, der ze vaˆr stach, der uobet sich daˆ bıˆ: daz was der truhsæz Key, der undervie ez mit spot; er sprach: „daz ist reht, daz der bot zem eˆrsten sül schouwen, wie der wirt hab gebrouwen. sölher sit behagt mir wol, wan, soˆ der kopf ist ze vol, soˆ zimt er übel vürsten hant, ern werd erlæret und erwant, soˆ möht er sıˆn gewalten. ir sült den sit behalten. trinkt in gotes namen! ir künt wol geraˆmen, daz ir iuch iht begiezet, als ir daˆ vor gehiezet den, die schande merket. iuch haˆt wol gesterket in daz alter von der jugent aˆne valsch reiniu tugent, daz ir sunder sorgen offen und unverborgen mügt trinken hiut oder morgen.“

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Niht vol er die rede liez, unz in die red laˆzen hiez künic Artuˆs und stöuwet in. er sprach: „vür golt verworfen zin, safer vür den rubıˆn! ir müezet iemer sıˆn, der ir her gewesen sıˆt: ein stæt haz, ein eˆwic nıˆt, ein gift und ein eiter, ein morgenroˆt heiter, ein scorpenangel, ein slangenzagel, ein vor ungewarnter hagel, ein zwisch reizel und ein klobe, ein beswıˆch an allem lobe, ein kort und ein angelsnuor. iuwer leben und iuwer vuor steˆt gar naˆch unprıˆse; ir sıˆt ein wec an glattem ˆıse, dar an man lıˆhte vellet. sich haˆt zuo iu gesellet bıˆspraˆch und aˆkust, schanden hort und eˆrn vlust. vervluochet sıˆ iuwer bitter galle, daz sie schier überwalle und iuch müez zebrechen! ir künnet niht gesprechen

o

99 angel da her fu`r P, angel daˆ ze vaˆre SchSchr, angel der ze 97 sin +einen P 98 er +nu die P vorn stach Sin 1702 PSchKnN ] vie V 4 Sal zü dem ersten P 6 Solcher sitt gefellt P 8 der v`bel +in P 9 SchrKnN ] Er VPSch 15 Ehr] von VP 16 PSchSchrKnN ] Vnd die V 17 hatt so gestercket P 19 SchrKnN ] reinr V, reine P 22 oder] vnd P 23 vol] bald P 25 stauwet PSinSchr, steut KnN, stivrt VSch 26 Sprechend fu´r P 27 Schr, vgl. 67] Saphir VPSch 28 iemer +mer P 30 steter P 32 Ein VPSch] gein SchrKnN, vgl. Fe; Konjektur SchrKnN ist gut, VP sind aber verständlich 33.34 KnN tauscht Reihenfolge 39 +Das steet garnahe one prijse P 41 Dar uf man +gar P 42 iu SchSchrKnN ] ir V, u`ch P 46 +sie PSchSchrKnN ] fehlt V; KnN ] u`ber valle VPSchSchr 97 sıˆn wandel haˆn: ‘etwas zurücknehmen’ 99 angel (stMF.): ‘Stachel’ (hier bildlich für Keie); ze vaˆr: ‘mit Hinterlist’ 1702 undervaˆhen (stV.): ‘dazwischentreten’ 4 zem = ze deme 9 erwenden (swV.): ‘umdrehen, umkehren’ 10 er = der vürst 13 geraˆmen (swV.) ‘streben nach’ 16 den = denen; merken (swV.): ‘mit einem Zeichen versehen, erkennbar machen’ 18 ‘von Jugend an bis ins Alter’ 27 safer (stN.): ‘blauer Glasfluß aus Kobalt’ 35 zwisc, zwisch (Adj.): ‘zweifach’; klobe (swM.): gespaltenes Holzstück als ‘Falle’; reizelklobe (swM.): (vor allem bildlich belegt) mit Lockspeise versehener klobe 36 beswıˆch (stM.): ‘Schaden, Betrug’ 37 korde (swF.): ‘Seil, Schnur’ 39 unprıˆs (stM.): ‘Schande, Schimpf’ 43 bıˆspraˆche (stF.): ‘Üble Nachrede, Verleumdung’; aˆkust (stF.): ‘Schlechtigkeit, Tücke’ 46 überwallen (stV.): ‘überlaufen, überkochen’

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 1749–1812 wan den argen alle wege. ir sıˆt ein schiuh und ein ege an allen tugentsachen. ir künnet daz wol gemachen, daz iu niemen holdez herze treit, als man den besten phleit: daz habt ir oft wol verscholt. ir sıˆt iu niht selben holt, wer solt iuch danne minnen? waz welt ir dar gewinnen, daz ir mangen soˆ beswæret? eˆ ir ungespottet wæret, ir spot iuwer selbes eˆ. spot tuot naˆch schaden weˆ. des sült ir iuch maˆzen, ir sült iuch niht laˆzen, vriunt, an disen argen spot. iuwer bet und iuwer gebot dem wil ich entwıˆchen sunder allez beswıˆchen, wan al ein dar an, daz ich des eˆrsten trunkes gan nieman baz danne mir. welt ir dar naˆch, soˆ trinket ir: des sült ir mir gunnen. dar an werd gewunnen alde werde an verlorn, ich haˆn ez mir alsoˆ erkorn: daz laˆt iu niht wesen zorn.“ Key daz lützel vröut, daz in der künic het gestöut, wan daz sıˆn schal grœzer wart.

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er hatzt aber uˆf die vart, sam er daˆ vor het getaˆn, und sprach den künic selb an, daz beswaˆrt in vil verre. er sprach: „ay, herre, ir künt ouch schelten? wolt ir mich des laˆn engelten, daz iuch der durst twinget? nu beitet, man bringet iu vil schier ze trinken. daz er müez versinken, der daz ezzen soˆ versalzen habe! daˆ dürstet iuch soˆ vast abe. weˆ, herre, waˆ ist der schenke? mich wundert, wes er gedenke, sıˆt man den tisch erhaben haˆt, daz er iuch ungetrunken laˆt. sıˆt aber nu niht hie bıˆ herr Lucanus der schenke sıˆ, her bot, soˆ gebet den kopf dar, eˆ mıˆn herr erdürste gar, daz er im trink genuoc. ez ist ein michel ungevuoc, daz man einen vürsten soˆ starc laˆt erdürsten mit sıˆnem eigen guote: daz komt von unvruote. daz mac iu wol zorn sıˆn. claˆret ist bezzer danne wıˆn: daˆ büezet iuwern durst mit, herre, und habt guoten sit, als ir daˆ vor taˆte

e

49 Denn +alles arges P 51 tu`gentlichen sachen P 53 holdes V 58 dar +an PKnN 61 spötteten P, spotet Schr 65 an sinen argen P 70 trinckens P 75 KnN ] Alda V, Ader P, Alder Sch 78 +sich des P; vnfreut P 79 P] gestivrt V 81 Er hatt +es aber vf der P 82 Als er +E da P 83 Er P 87 laˆn SchSchrKnN ] fehlt V, laszen P 92 hab P] mag V 93 so hart o 5 so hartt P 12 ff. ab P 99 vgl. 24045, 24574] Lvcans V, lucanz PSch 1803 vnfuge P SchSchr] tæte : spæte : rate V, tadent : spate : rate P, tat : spat : rat KnN 49 einem gesprechen: ‘von einem sprechen’ 50 schiuhe (stF.): ‘Scheuche, Schreckbild’; ege (stFM.): ‘Furcht, Schrecken’ 54 phleit kontr. aus phliget (stV.): (mit Dat.) ‘gewähren’ 55 verscholn, versoln (swV.): ‘verschulden, durch Schuld verwirken’ 59 beswæren (swV.): ‘belästigen, betrüben’ 67 entwıˆchen (stV.): (mit Dat.) ‘nachgeben’ 68 beswıˆchen (stV.): ‘betrügen’ 81 hetzen (swV.): ‘hetzen, jagen’ 93 vast (Adv.): ‘stark, sehr, gewaltig’ 96 den tisch erheben: ‘die Tafel aufheben’ 1802 trinken (stV.): (refl.) ‘seinen Durst stillen’ 3 ungevuoc (stM.): ‘Ungehörigkeit’ 7 unvruot (stM.): ‘unkluges, unbesonnenes Wesen’ 11 büezen (swV.): (den Durst) ‘stillen’

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 1813–1878

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vruo unde spaˆte naˆch der tugende raˆte.“ Alsoˆ Key die rede gereit und an den künic selben leit disen schimpf und sölhen spot, die gumpenıˆe und der bot die begunden lachen tougen. dise winkten mit den ougen, jen stiezen mit den ellenbogen. dirre sprach: „uns haˆt bezogen ein tœtlıˆcher donrslac, dem niemen wol entwenken mac. wir sıˆn übel her komen, uns wirt noch hiut hie benomen unser wert und unser eˆre. unser deheiner ist soˆ heˆre, der im dar zuo betiure, er ist soˆ ungehiure, an lıˆp und an zunge. ob im halt gelunge, daz er in ungespottet laˆ.“ soˆ sprach ein ander anderswaˆ: „diu hoˆchzıˆt wil boˆsen. dirre kopf und sölich koˆsen, daz Key von in allen tuot, daz machet uns ungemuot, wan der schad ist manicvalt. ez ist uˆz der tagalt, daz wir daz sehen müezen und sıˆn niht mügen gebüezen, daz wir sıˆn mit dem schaden soˆ manicvalteclıˆchen geladen an uns und unsern wıˆben.

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wer möht vor Keyn belıˆben ungespottet naˆch der missetaˆt, daˆ er des künges gespottet haˆt, sıˆnes herren, aˆne schulde? niemen ist in sıˆner hulde dehein wıˆl alsoˆ wol, er vind ein herz triuwen hol und ein lıˆp spottes vol.“ Ez was in komen uˆz dem spil. dise red und ander vil wart daˆ gereit hin und her und ein michel teil meˆr, dann ich iu gesagt hab. sich huop ein groˆz ungehab hin und her in dem sal, uˆf, eneben und ze tal under dirre massenıˆe. der graˆve und der vrıˆe, der künic mit dem herzogen, die hetten sich ˆıngezogen gæmelıˆch in dise klag. waz touc ez, ob ich sag, wie dirre streit, jener kleit, der ander suˆft umb daz leit, und wie dort jene gesellen baˆten got den selben vellen, der den kopf ie gemachet, unde wie der ander lachet, daz sıˆn geselle truˆret. disiu klag starke duˆret, wan ez was ir vorhte, daz dirre kopf worhte sölch wunder under in.

e

15 ALs +nü P 18 Companie P 23 PSchSchrKnN ] torlicher V 24 entwijchen P 28 keinre P 29 Der kay darzü P 33 vnbespottet P 37 von vns allen P 38 vns nit wol gemüt P 41 PSchSchrKnN ] fehlt V 44 PSchKnN ] manigvalt sein VSchr 48 So er den ku`nig P 49 SchrKnN ] Sein V, Sinen P 50 PSchSchrKnN ] Nimmer V 61 PSchSchrKnN ] vntz V 65 hin gezogen P 66 Gemeinlich P 67 SchSchrKnN ] touget V, benutzt P 68 +wie +sich jhener kleit P 69 +Vnd wie einer sorgte vmb P 20 winken (swV.): hier ‘zwinkern’ 22 beziehen (stV.): ‘erreichen, überziehen’ 24 entwenken (swV.): ‘entweichen, entgehen’ 28 heˆr, heˆre (Adj.): ‘vornehm, stolz’ 29 betiuren (swV.): ‘zu kostbar dünken’ 35 boˆsen (swV.): ‘schlecht werden’ 36 koˆsen (swV.): ‘sprechen, plaudern’ 40 tagalt (stF.): ‘Scherz, Spiel’ (vgl. 1854 uˆz dem spil: ‘ernst werden’) 54 vgl. 1840 59 ungehabe (stF.): ‘Aufregung’ 65 vgl. sich zuo einem ziehen, ‘sich jmd. anschließen’ 66 gæmelıˆch, gemelıˆch (Adj.): allg. ‘spaßhaft, lustig’ hier wohl ‘übermütig’

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 1879–1941 disen gemeinen ungewin besorgten sie alle. daˆ bıˆ was ein galle, diu iegslıˆchen meilet, ir gift sie underteilet under sie soˆ gelıˆch, daz sıˆn arm unde rıˆch heten meˆr danne genuoc. der bot, der den kopf truoc, stuont vor der tablerunden, daˆ von der phalnzrunden ze næhest mıˆn her Brıˆsaz bıˆ dem künig Artuˆse saz: den kopf gap der Artuˆse. nu wart in dem huˆse ein michel gedranc, doˆ er uˆz dem kopf tranc und im niht misselanc. Doˆ Artuˆs getrunken het und den kopf mit dem claˆret dirre bot wider nam und Artuˆs daz trinken zam, soˆ daz er sich niht begoˆz, sich huop ein stille, diu was groˆz, über al in dem palas, daz im soˆ wol gelungen was, und hetten ez vür wunder. Key sprach dar under, des man wol lachen mohte. er sprach: „vil wol ez tohte vriunde und vriundinne, daz sie ir zweier minne

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mit stæt underbünde, soˆ daz sie niemer künde unstæter kranc enbinden. sam haˆt sich von kinden mıˆn herr und mıˆn vrouwe, als ich wol getrouwe, soˆ garlıˆch her behuot, daz ein herz und ein muot sie beide merket sunder mein, und ein jaˆ und ein nein. daz mac man kiesen dar an, daz mıˆn vrouwe undern vrouwen [gewan, und under uns mıˆn herr den prıˆs haˆt gewunnen allen wıˆs, des ist er sælic unde wıˆs.“ Waz half den künic, daz im gelanc? er kam sıˆn doch aˆne wanc niht hin vor hern Keıˆ. disen kopf gap er daˆ bıˆ einem künig, der hiez Brıˆsaz, der im daˆ ze næhste saz von der pfalnzrunde. den boˆt er zem munde und entranc noch begoˆz sich niht. disiu wunderlıˆchiu geschiht, diu kom von einer meide, die er in groˆzem leide lie sunder helf an einer stat, daˆ sie sıˆner helfe bat, und erloˆst sie doch sıˆt. des enmoht er nu ditz lıˆt

79 +Vnd solchen P 83 gift sich P 84 Vnder jne so P 88 taberounden V, tauelrund P 89 phlantz rounden V, pfalnzrund P 90 PSchKnN ] preisaz V 92 gab er P 94 Ein +vil grosz P 98 Vsz dem kopff von +dem P 1899.1900 Reihenfolge mit PSchKnN, in V vertauscht 2 ein still +swijgen das P 5 fu`r +ein wonder P 8 wie wol P 9 SinSchrKnN ] Vreunden VSch, Ffru`nden P 10 ir KnN ] sich V; sich ir PSch 12 sie nit enkunden P 13 PSchKnN ] binden V 14 sam] sie P 20 Ein ia P 23 und] fehlt P 28 keyn V, kay P 29 Den P 30 Eime P; 36 diu] SchKnN ] preisaz V, brysasz P 31 zü nehst P 32 Vor P; PSchKnN ] pflantzrounde V fehlt P 38 Liesz one helffe P 39 sie +jne P 41 Da von mochte P 80 besorgen (swV.): (mit Akk.) ‘befürchten’ 88 vgl. afrz. table, ‘Tisch’ 1905 haben für (swV.): ‘halten für’ 11 underbinden (stV.): ‘untereinander verbinden’ 17 garlıˆche (Adv.): ‘gänzlich’ 19 merken (swV.): ‘mit einem Zeichen versehen, erkenntlich machen’ 21 kiesen (stV.): ‘erkennen, wahrnehmen’ 26 helfen (stV.): (mit Akk. d. Pers.) ‘nützen’ 27 aˆne wanc: ‘unzweifelhaft’ 41.50 lıˆt (stNM.): ‘Gewürzwein’

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 1942–2005

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uˆz dem kopf niht getrinken. nu begunde Key winken und sprach im ze vaˆre: „ir herren, wizzet zwaˆre, mıˆn herr haˆt guot urhap, daz er im den kopf gap. des habet ir genozzen, daz ir trinket unbegozzen uˆz dem kopf von dem lıˆde. wir haben daz ze nıˆde, daz iu soˆ wol ist geschehen. des sült ir mıˆnem herren jehen: ez ist von sıˆner hantgift. Sælden kint haˆt sælden stift und vertrıˆbet unglückes gift.“ Ez gap den kopf von der hant dem boten, der dar was gesant, wider mıˆn herre Brıˆsaz, daz man in gæb vürbaz. doˆ gap man in ze næhest daˆ dem künig von Ethiopiaˆ, daz er trünke naˆch in. uˆf sıˆn selbes ungewin daz alsoˆ schier geschach: ein unde uˆz dem kopf brach, diu den herren gar begoˆz und alsoˆ gaˆhes wider vloˆz, sam schier ez was ergangen. der kopf het vervangen an im ein starkez tadel. sıˆn herz was alsoˆ wadel an allen werltsachen,

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daz er niht gemachen moht, daz ez würde zam. sıˆnem lıˆp was alsam: der was in allen enden unstæt mit missewenden. daz wart an dem kopf schıˆn. „waˆ moht daz claˆret sıˆn“, sprach Key, „daz man soˆ verzert al z’ürn und der kipper wert? swaz wıˆns daˆ wart inne, und wær der aller hinne, der würd verzert schiere solden noch die næhsten viere trinken als ir habt getaˆn. er kan wol köpf machen wan. daz trinken haˆt er wol gewent; ez ist uˆf in soˆ versent, eˆ er ez biet ze munde, soˆ wellet sich diu unde gegen im z’aller stunde.“ Über die tavel saz ein tegen Artuˆs dem künic engegen, daz was mıˆn her Gaˆwein, an dem nie tadel erschein an muot noch an lıˆbe, wan daz er sich von wıˆbe über reht genaˆden vermaz, dar an er sıˆnr wirde vergaz. daz doch in schimpfe geschach, daz er sich soˆ übersprach, doˆ in gemeinr favel die von der runttavel

47 PSchKnN ] iv V 49 P] fehlt V 52 iu SchKnN, u`ch P] in V 55 Selig P 68 also snelliclich P 73 An aller werlde sachen P 74 SchKnN ] es VP 76 Sin P 77 Wenn er was an ı 83 wu`rt P 85 Er wu`rde allem ende P 82 Al zürn KnN ] Alzvrn V; Alzurn vnd hyper P getruncken P 87 KnN ] Trunchen V; als er hat P 91 es neigt P 94 AN der tafeln P; PSchSchrKnN ] engdegen V 97 scheyn P 2001 er PSchSchrKnN ] fehlt V; sinen wert P ˙˙˙ 44 etwas ze vaˆre tun: ‘mit böser Absicht’ 46 urhap (stMN.): ‘Ursache, Anstiftung’ (pers. Urheber) 54 hantgift (stF.): ‘Geschenk’ 55.56 ‘Das Kind der Glücksgöttin verfügt über die Gaben des Glücks und läßt die Gaben des Unglücks (= den Wein) nicht an sich heran’ 70 vervaˆhen (stV.): ‘spüren’ 72 wadel (Adj.): ‘unstet’ 73 werltsache (stF.): ‘weltliche Angelegenheit, Sache’ 82 zu ürn (zu lat. urna) vgl. KnNA: Tirolisch für ein Gefäß und Weinmaß von 40 Vierteln; entsprechend übersetzt KnN ‘(der Gewürzwein), den man in so großen Humpen (z’ürn = z’ürnen) völlig wegsoff’; kipper (stM.): Wein von Zypern 89 gewenen (swV.): ‘gewöhnen’ 90 versenen (swV.): ‘von Sehnsucht erfüllt sein’ 2001 wirde (stF.): ‘Ehre, Würde, Ansehen’ 2 schimpf (stM.): ‘Scherz’ 4 fabele (stswF.): ‘Unterhaltung’

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 2006–2063 eins aˆbendes gesaˆzen doˆ sie ze hove gaˆzen und zalten in aˆventiure. daz galt er sıˆt vil tiure dicke an vil manger stat, daz er alsoˆ missetrat, als im der lewe selbe seit, daˆ er und der künic reit beide naˆch aˆventiur gewin, doˆ er gesezzen was uˆf in. kleinr kranc birget groˆzen wert. diu schand vroˆnes weges gert, alsoˆ ofte geschieht, daz ein nebel michel lieht mit sıˆner vinster umbe steˆt, daz sıˆn schıˆn daˆ von zergeˆt, unz er aber brichet uˆz. ez birget ein roˆt goltgruˆz ein swarzer ruoztropfe. man boˆt uˆz dem kopfe ze trinken dem recken. an ime sach man decken vollez lop swachez meil, ganz tugent meines teil. doˆ wachet Schand und slief daz Heil. Ditz seltsaˆn mære daz ist doch klagebære, daz disen tugentrıˆchen helt ein kranc spruch soˆ entwelt

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wider soˆ groˆz manheit, als er lang het bejeit, daˆ man in solt bewæren. wie getorst den ie beswæren ein soˆ klein missetaˆt, den tugent soˆ bewaret haˆt? ditz was ein jæmerlıˆcher slac, daz dirre spruch überwac soˆ manic rıˆch tugende, die er von sıˆner jugende unz in sıˆn alter begienc. daz in daz niht vervienc, dar an was reht wilde. doch haben wir sıˆn bilde, daz werc von liehte valwet. ein schœn wıˆp salwet oft von liehter sunnen. ein gar luˆtern brunnen trüebet ein vil kleiner mist. soˆ daz ors ie blenker ist, soˆ ez ie lıˆhter sich besleht. daˆ wider der die kraˆn tweht, daˆ von meˆret sich ir swarzer glanz. swaˆ valsch ist und unstæt ganz, daˆ schıˆnt ein kleiniu tugent niht sam vil uˆz dem wazzer iht ein vanc mac gebrinnen. wie möht diu schand gewinnen dehein soˆ vest obdach,

7 Vnd zü P 8 ze alten V; Vnd sie auch rechenten ire P 10 Gar dick an maniger P 11 Das er dar an PSchSchr 13 Da er mit dem ku`nige P 14 KnNV] Mit ein vf auentu`re P 15 gesetzet P 18 Alls +das dick P 19 +ein michel P 20 vinstere P 21 Das der schyn da von vergeet P o 23 PSchKnN ] Er V; verbirget P; grouz in griez korrigiert V 24 KnN ] swartzen ruz tropfen V; o 30 PSchSchrKnN ] slaft V 31 DJse seltzene P 32 Die P 34 Ein soˆ ruszes tropf PSchSchr krancker spruch entweltigt P 36 PSchKnN ] bereit V 40 bewert P 49 KnN ] Daz wert VPSchSchr 51 SchKnN ] sunne V, sonnen P 52 PSchSchrKnN ] lauter brunne V 56 der] swere P 63 Jemer ein so vestes obtach P 7 gaˆzen: Part. zu gezzen (stV.): ‘essen, Mahlzeit halten’ 12 der lewe: Zunamen für Iwein, vgl. 1330 15 vgl. einem gesezzen sıˆn, ‘einem Nachbar sein’? Die den Hss. offenbar zugrundeliegende Vorstellung eines sprechenden Löwen als Reittier ist aus der Tradition nicht nachweisbar, es dürfte schon früh zum Mißverständnis gekommen sein 17 vroˆne, vroˆn (stF.): ‘Herrschaft’, hier übertragen für den ‘bequemen Weg’ 23 goltgruˆz (stMF.): ‘Goldkorn’ 29 mein (stF.): ‘Falschheit, Unrecht’ 31 seltsæne, seltsaˆn (Adj.): ‘seltsam, wunderbar’ 36 bejeit: kontr. aus bejagen (swV.), ‘erringen’ 40 bewarn (swV.): ‘sorgen für, bewahren vor’ 49 werc (stN.): ‘Werg’ (Reste bei der Flachsverarbeitung) 50 salwen (swV.): ‘dunkel werden’ 55 beslahen (stV.): hier ‘beschmutzen’ 56 kraˆ (swstF.): ‘Krähe’

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sin wær ie doch inne swach. solt ez naˆch mıˆnem willen varn, got mües die besten soˆ bewarn und setzen zuo der Sælden tür, daz in nimmer widervüer niht wan eˆre und gevüer. Doˆ Gaˆwein soˆ misselanc, den kopf und daz luˆtertranc gap der bot saˆ ze stet mıˆnem herren Lanzelet, den hiez man von Arlac, der der herren amte phlac, daz er riter und pfaffe was. swaz er aˆventiur erlas, die zeigt er eim geswinde: daz was her von kinde ie gewesen sıˆn arebeit, und was der eˆrst, der bejeit vor den andern den prıˆs. sıˆn leben stuont allen wıˆs ie naˆch hoˆhem werde. ez enlebe uˆf der erde dehein riter soˆ tiure, dem er ie tjostiure verseit alde ritterschaft. ez stuont soˆ umb sıˆn kraft: als ez über mitten tac kam, daz er an sterke zuo nam allewec unz in die naht. swer die wıˆl mit im vaht,

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der muost werden sigeloˆs. an dem kopf er verloˆs, doˆ er solt trinken, den sic. daz er geviel in den stric, daz erarnet er daˆ mit, daz er über riters sit gesaz uˆf einen karren uˆf gewissez naˆch harren, doˆ Milianz die künigin über sıˆn willen vuort hin, wan er sıˆn ors het verlorn, des enmoht er gedreng und dorn ze vüezen niht erstrıˆchen. ouch wolt er wider wıˆchen niht, unz er ervünde, in welhem unkünde diu künigıˆn bestünde. Ein sit was in dem lande: swer verdient die schande, daz man in solde henken ald anders soˆ krenken, daz er verdamnet wære, den naˆmen die wıˆzenære und satzten in uˆf ein wagen, der muost in al umbe tragen von steten ze villen, mit alsölhem willen, swer in uˆf dem karren sach, daz er die schand an im rach. wan uˆf in was gewant

64 KnN, si enwære Schr] Si wær VPSch 66 KnN ] muez V, müste P 71 und daz] mit dem P 74 harlach V, arlet P 75 der zweyer ampte P 77 lasz P 78 KnNA] ein (einem P) gesinde VP, dem gesinde Sch, sinem gesinde Schr 79 PSch] er V 83 +in aller P 86 Kein P 88 Sch] alle V, ader P 91 KnN ] er so starch V, er denn an siner stercke P, dan sıˆn sterke Sch, sin sterke Schr o 2100 Sasz P 1 nah VP] raˆche Sch 6 nit 92 Al tage unz P 94 muste P, muose Sch PSchSchrKnN ] wider V 8 er ervünde PSchSchr] er vunde V; vgl. KnNA zum Reim vunde : vrchünde : bestuonde (V) 9 PEhrSchr] vrchünde VSchKnN 12 Wer +da verschuldet P 14 ertrencken P 17 den vf P 18 jne +denn P 23 Wenn +es was vff jne P 66 müese: 3. Sg. Prät. Konj. zu müezen 69 gevüere (stN.): ‘was einem zuträglich, vorteilhaft ist’ 77 erlesen (stV.): ‘bis zu Ende lesen, durch Lesen erforschen’ 78 eime: Dat. zu ein (unbest. Pron.), ‘irgendeiner’ 81 bejeit: vgl. 2036 92 allewec (Adv.): ‘immer’ 97 in den stric vallen: ‘in die Falle gehen’ (auch 20313f.) 99 über (präp.): ‘gegen, wider’ 2101 harren (swV.): ‘warten, sich aufhalten’ 5 enmohte: Negation zu mügen (an. V.): ‘nicht können, vermögen’ 8 ervinden (stV.): ‘herausfinden’ 9 unkunde (stF.): ‘unbekannte Gegend, fremdes Land’ 10 bestaˆn (stV.): hier ‘bleiben’ 16 wıˆzenære (stM.): ‘Henker, Peiniger’ 19 ville (stswF.): ‘Dorf’

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 2124–2179 swaz er het in der hant, ez wær holz oder stein: soˆ muost er gelten daz mein. nu Lanzelet enkunde von des kopfes gunde getrinken des lıˆdes. Key, der voller nıˆdes ie was und bitter galle, der sprach mit michelm schalle: „her Lanzelet, ez schıˆnet wol, daz der kopf ist ze vol, des möht irn niht enburn. eines lamberıˆen oder eins sturn möht ir lıˆhter gnuoc ezzen. ir sıˆt gar besezzen iuwer kraft an disem morgen. ir wært des sunder sorgen, hiet ir in naˆch mittem tage uˆz getrunken an die sage, soˆ iuwer kraft gewahsen ist. her bot, gebt der rede vrist, unz im kom mitter tac: soˆ trinket er, daz man im mac der rede wol gedanken. einen trunc alsoˆ kranken den möht er vor imbıˆz, ob er dar an allen vlıˆz leit und allen sıˆnen muot

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getrinken, als er nu tuot. ieglıˆcher sache ist ir zıˆt guot.“ Der bot, der des kopfes phlac, gap in Eˆrec fil de roi Lac, daz er trünke dar naˆch. im wart zem trinken soˆ gaˆch: als er disen kopf begreif, er tranc vast an den reif des wıˆnes im genuoc. daz im der kopf niht vertruoc: er begoˆz in vil seˆre. dise starc uneˆre daˆ mit er erarnet, doˆ in Eˆnıˆte warnet in dem wald manger vreise, doˆ sie sıˆn gereise was uˆf einem walde. Key sprach alsoˆ balde: „ay, mıˆn herre Eˆrec, iu ist ze smal dirre wec, den ir nu sıˆt geriten. ir hiet lıˆhter gestriten mit zwelf roubærn, die alle zagen wærn. ir sult iuch vil wol gehaben. künt er baz siechen laben, des würdet ir wol inne. sich het an unminne

24 Was einre P 26 den meine P 28 VP] grunde Sch 34 ze] so P 35 KnN ] ir sein niht V, ir e nit enbern P 36 lambarien ader ein stören P 37 SchKnN ] Mohter V, Möhten ir P, möhtet ir Schr 39 Vwer ku`nste P 40 one sorgen P 41 KnN ] Jr hiet in V, Hetten ir jne P, Hætet irn Sch, hætet ir Schr 45 kom +der mittertag P 46 er was er mag P 47 Sint der rede gedanken P 49 enmoht er nach ymbisz PSch, enmöht er vor imbiz SinSchr 51 Leget P 53 KnN ] sein zeit V, zü ir zijt P, zir zıˆt(e) SchSchr 55 SchSchrKnN ] im grech fidel roy· lak V, Yme gab ereck filderoy lag P 58 er den P 59 KnN ] tranch +in vast V; tranck sere +bisz P 63 Die P 68 Was +eyn P 70 Ah min herre +her P 71 dirre steck P 73 hetten senffter P; hætet Schr 77 Ku´nnten ir u`ch basz gelaben P 78 ir basz jnnen P 26 mein (stM., selten stN.): ‘Unrecht, Verbrechen’ 35 irn = ir in; enbürn (swV.): ‘in die Höhe heben’ 36 lamberıˆe (swM.) zu afrz. lampreie, lamproie, ahd. lamprıˆta, lamphrida: ‘Lamprete’ (Neunauge); ste¨r, stur (swM.): ‘Stör’ 38.39 besitzen mit Gen.: ‘nichts hervorbringen’, vgl. Schr: ‘Eure Kraft reicht nicht hin’ 41 hiet: Prät. Konj. zu haben 42 sage (stF.), vgl. seige: ‘Neige’ 48 ff. vgl. KnNA: ‘Einen so schwachen Schluck kann er vor dem Essen (gerade noch) trinken, . . . wenn er sein ganzes Bemühen und Trachten darauf richtet, wie er es jetzt tut.’ 54 phlegen (stV.): mit Gen. ‘als Geschäft besorgen, wofür sorgen’ 55 fil: afrz. fil, fils, ‘Sohn’ 57 jmd. ist gaˆch (Adj.): ‘es drängt ihn’ 59 reif (stM.): ‘Kreis’, hier für den Becherboden 61 vertragen (stV.): ‘sich gefallen lassen’ 70 ay: Interjektion der Verwunderung 76 gehaben (swV.): ‘behaupten’ 77 er = der Becher; vgl. auch KnNA 78 inne (Adv.) werden: ‘gewahr werden, kennenlernen’

Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 2180–2240

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dirre kopf soˆ verlaˆn, daz er niemen ze vriunt wil haˆn: des ist lougen dehein.“ den kopf nam her Iˆwein, wan er was ze næheste daˆ. er boˆt in zem munde saˆ, er moht ab getrinken niht. nu Key gesach dis geschiht, er lachet unde sprach: „iuwer lewe, der den risen brach und maniger vreis iuch vervie, wær der nu bıˆ iu hie, der hiet iuch gerochen.“ alsoˆ Key daz het gesprochen, disen kopf gap man zehant mıˆnem herren Kalocreant, dem geschach ouch alsam: als er daz claˆret nam, er begoˆz sich daˆ mite. „daz ir an iegelıˆchem trite iuch soˆ wol habt behuot,“ sprach Key, „daz ist guot. daz zeigt ouch der brunne, den ir in heizer sunne uˆf den stein guzzet und des soˆ wol genuzzet. er mac vil wol vroˆ sıˆn, der soˆ wol geniuzet sıˆn.“ Parcevaˆl der Gaˆloys der nam naˆch dem Waˆloys den kopf unde tranc.

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der wıˆn uˆz dem kopf spranc und begoˆz in mit al. ditz erwarp her Parcevaˆl an dem armen vischære, den er in groˆzer swære durch zuht ungevraˆget liez, als im diu magt sıˆt gehiez, daz in sıˆn zuht soˆ gar verriet, doˆ er von dem boume schiet, daˆ er sie sitzent vant, und des swertes kraft erkant, daz im gap sıˆn œheim, doˆ er wolt rıˆten heim. swıˆgen tuot vil dick schaden: sam wart er daˆ mit geladen. Key sprach: „ir sıˆt verzagt. vil reht von iu wıˆssagt dise rede lang vor Culıˆantz der toˆr und ouch von vrowen Leˆden. ir sült des in beˆden groˆzen danc sagen, daz sie in ir kinttagen nie wolt gelachen, unz irz muost machen. ir bıˆten het sie wol gewant, daz sie iuch dar zuo bekant und durch iuch ir swıˆgen brach und zuo iu lachend sprach. si kund wol guot riter spehen, daz ist guot an iu ze sehen.

83 her] fehlt P 85 Vnd bote P 86 ab] fehlt P 87 PSchKnN ] ditz V 88 VP] Er erlachet Sch 89 der +an dem P 92 hett P, hæte Sch 94 Den P 99 PSchSchrKnN ] im V 2201 ist +u`ch P 2 zeuget P, zeiget Sch 3 KnN ] in hertzen V, in liehter PSch 4 den P] dem V; SchSchrKnN ] givzzet V, gegussent P 5 SchSchrKnN ] genivzet V, genussent P 6a SchKnN ] Der so wol genvzet V, Der sin so genu`sset P 7 Initiale mit VP trotz verderbten Dreireims, gegen SchKnN, o vgl. Gl 17 zucht dar an verriet P 20 bekant P 30 das jne beyden P 34 ir es musten P, irs muoset Sch, irz müeset Schr 35 biten PSchrKnN ] betten V, veter Sch 36 erkant P 39 fru¯me ritter P 80 verlaˆn, verlaˆzen (stV.): hier ‘anvertrauen’ 89 brechen (stV.): ‘niederreißen’ 90 vervaˆhen (stV.): ‘helfen’ 92 hiet: Prät. Konj. zu haben 2202 brunne (swM.): hier ‘Wasser’ (aus einem Brunnen), vgl. 26787, 26798, 26811 6a Vorstellbar wäre ein Vers wie daz er belibet aˆne pıˆn o.ä. (Sa). Zu dem offenbar verderbten Dreireim vgl. auch KnNA, Fe 7 Gaˆloys, Gaˆleis: Herkunft Percevals bei Chre´tien, Wolfram nennt Walois (vgl. Fe zu 334f.) 13 der Gralskönig, vgl. Pz 315,28 u.ö. 15 zuht (stF.): hier ‘Erziehung’ 30 beˆden = beiden 36 bekennen (swV.): ‘erkennen’ 39 spehen (swV.): ‘prüfend, wählend betrachten’

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 2241–2296 dest waˆr, des sıˆt ir wol wert! desselben ouch der wıˆn gert, doˆr iu engegen spilte. wizzet, daz in bevilte der wıˆl in dem golde, daz er bıˆten solde, unz ir in zem munde braˆht an der stunde. emzigiu trat tuot bloˆzen wec, ouch geˆt man lıˆht gewonen stec: des ist Tugent an iu gewon, und sleˆwet Schande daˆ von. er wirt gar verswachet, swes herz ist vermachet sam ein erz und ein cunterfeit. valschen muot diu schande jeit, und ist triuwen tugent leit.“ Ich seit iu besunder daz manicvalt wunder, daz von dem kopfe ergienc: in welher wıˆs er gevienc iegslıˆchen und beguzze, wan ich vorht, daz verdruzze dirre rede eteswen. soˆ ich nant den und den und daz soˆ starc übertribe, doˆ geviel mir, daz ich belibe an dem ende hie mite;

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wan daz ist der werlde site, daz sie der niuwe volget. vil ofte sich besolget, der niuwe wege kiuset. dick ouch man verliuset groˆz guot naˆch kleinem val. swaˆ zweier dinge ist diu wal, daˆ nimt man lıˆht daz arge; als lıˆht vælet der karge an kunst sam der unvruot, der ez von unwitzen tuot. ich wil iu doch die besten under kunden und gesten sagen unde nennen, daz irs mügt bekennen, die uˆz dem kopf trunken und welh von valsch sunken und wurdent geuneˆret, und wie daz Key verkeˆret ze schanden und ze spot, und wie gewert wart der bot under dirre tugentlıˆcher rot. Doˆ getranc mıˆn herr Parcevaˆl, den kopf nam her Lanvaˆl, dar naˆch Lays von Ardys, naˆch dem Miliantz de Lys und Malduz der wıˆse, Dynodes der grıˆse;

42 begert P 43.44 Doˆ er SinSchr] Dar V, Da er PSch; spilt : beuilt P 44 in] nye P 45 Der win in P 46 PSchKnN ] beten V 47 zü mund P 48 Brahten P 52 selwet V, slaffet P, slaˆfet Sch 53 wirt +vil dick P 55 ein dupple ader ein contrafeit P 57 +der triwen tugent geleit P u 64.65 PSchKnN ] eteswe¯ne : den V 66 soˆ] fehlt P; 59 manigfeltig P 62 PSchKnN ] begozze V ı 68 hie] da P 75 ist PSchSchr] fehlt V 76 PSchKnN ] niht V; erger P 77 SchA] ubstreibe V vellet V, valet P, velt Sch; kerger P 81 vnd +vnder P 83 ir sie mu`gent erkennen P 85 welh] v fehlt P 87 wie kay das P 90 dirre gesam ¯¯ elten P 92 KnN ] er zenval V, her lenual PSch 93 Lays von lardis PSch 94 Milıˆanz de Lis Sch nach P 95 Maldis PSch 96 +Dar +nach dinodes P 43 doˆr = doˆ er; spiln (swV.): hier ‘sich lebhaft bewegen vor Vergnügen oder Verlangen’ 44 beviln (swV.): (mit Gen.) ‘verdriessen, zu viel sein’ 45 wıˆle (stF.): ‘Weile, Zeitraum’ 52 sleˆwen (swV.): ‘matt, stumpf werden’; vgl. 87, auch KnNA, Fe 54 vermachen (swV.): ‘verderben’ 55 conterfeit (stN.): ‘unreines, verfälschtes Gold, Metall’ 57 ‘Die Schande . . . ist der Tugend der Treue zuwider’ (vgl. KnNA) 71 besolgen (swV.): ‘beschmutzen’ 74 val (stM.): ‘der Fall der Würfel’ 76 arc (Adj.): ‘nichtswürdig’ 77 vælen (swV.): ‘fehlen, sich irren’; karc (Adj.): ‘listig, schlau’ 83 irs = ir sie 90 rot, rotte (stswF.): ‘Schar’ 91 Zu den Namen des folgenden Abschnitts vgl. jeweils die Anmerkungen in KnN und Fe 94 Figur identisch mit Weihnachtsgast 596 und 799? lys: zu afrz. lis, lil, ‘Lilie’

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 2297–2344

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naˆch dem tranc Gandaluz, unde Fliez von Landuz, naˆch dem der künic Brıˆen und von Love Urıˆen, naˆch im von Canabuz Iˆwein und Lohenis von Onein, dar naˆch her Brantrivieˆrs und Bleˆos von Blierieˆrs, dar naˆch Senpiteˆ Bruˆns und Gantiziers von Yascuˆns, dar naˆch Fiers von Ramide, der gerner streit, dan er het vride, naˆch dem Caraduz von Caz und Cauterous von Solaz, naˆch dem ein recke Rebedinch und fil li roys Quinedinch und von Quine ein reck Quareos, naˆch im von Montdoyl Hysdos und Galeres von Destrauz und ein recke Gaˆles li chauz, naˆch im der roˆt Aumagwıˆn, naˆch dem Graim und Gotegrıˆn und Gradoans und Caraes und des künges sun Filaˆres,

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dar naˆch Tallas und Gofrei und Loez li fil li rei Segremors und Nebedons, Labagides und Brainons. naˆch disem tranc Quadoqueneis Galarantis li Gaˆleis, Nelotrons und Gronosis, Bauderons de Linis, dar naˆch Marque Gormon unde Elis von Climon, von Treveren Maloans, dar naˆch der starc Gaumerans; dar naˆch tranc Guigamiers, naˆch im Davalon li fiers, dar naˆch David von Tintaguel und Gurnesis li isnel, dar naˆch Gartaz von Omeret und von Quinoquoys Gomeret und Querquoys Dariel und Ramel von Joventzel, dar naˆch Bylis von Dantipades und Bryan li meindres, Glotigoran und Gligoras dar naˆch tranc her Quinas,

98 Elyes nach ym von landuz PSch 99 der] fehlt P; PSchKnN ] kryen V 2300 loue PSchKnN ] Loven V 2 lohencis von ouayn PSch 5 sempitebrons PSch 6 gantitiers von Jastuns PSch 7 feures PSch 11 PSchKnN ] Nam dem ein reich Relledinch V 12 PSchKnN ] quiridinch V 13 PSchKnN ] reich V; quarcos PSch 14 mondoil hudos PSch 15 PSchKnN ] Calaruz V 16 PSchKnN ] Vnd dem reich V; lichauz P] Lychaus V, Lithauz Sch 17 Nach dem P 18 Darnach P; gram PSch; und SchKnN ] von VP 19 KnN ] Carares V, caroes PSch 20 sylares PSch 21 collas PSch 22 PSchKnN ] Loes· Lyssiliroy V 24 Labigades PSch 25 disen P 27 KnN ] Nerotorns V, Nelotons PSch 28 KnN ] 26 KnN ] Galaraneis V, +Vnd galarantis P Bauderorns V, Banderon P, Banderous Sch 29 Markve V, margue PSch 31 KnN ] Vnd Treueren V, Von treuerim PSch 32 PSchKnN ] Gaymerans V 33 KnN ] Gvigameirs V, gwinganiers PSch 34 Sch] Dauelon V, danalon P 35 PSchKnN ] zintaguel V 36 gwirnesis PSch 37 gartes von nomeret PSch 38 Vnd quioques PSch 39 Von querquons PSch 40 raymel von louentel PSch 41 wilis PSch; von PSch] vnd V 43 KnN ] Glotigorassi V, Glotigaran PSch 44 Vnd min herre quinas P 2307 fiers (Adj.): afrz. ‘stolz, stattlich, schön’ 12 fil li rois: afrz. ‘Sohn des Königs’ 14 vgl. afrz. hisdos: ‘schreckenerregend’, also: ‘der Schreckenerregende vom Berg der Trauer’ 16 ly chaus: afrz. ‘der Kahle’ 18 graim, grain: (afrz.) ‘Kummer, Sorge’ 22 vgl. zu 2312 28 vgl. das afrz. Adj. baut, ‘kühn’ 29 KnNA erwägt frz. marchis, marquis etc. für ‘Markgraf’ 34 Davalon = d’Avalon, von Avalon; zu fiers vgl. zu 2307 36 isnel (Adj.): (afrz.) ‘schnell, tapfer, rasch’ 40 jovancel, jovenencel (afrz.): ‘junger Mann’; vgl. KnNA 41 Bylis ist König der Antipoden bei Chre´tien, vgl. SchA, Fe, auch 2897 42 li meindres: afrz. ‘der Kleinste’

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 2345–2408 und ander vil und genuoc, den man disen kopf truoc, der ich noch hiut gewuoc. Ob ich daz rein gesinde, daz mit dem Sælden kinde, dem künic Artuˆs, was, als ich ez vil ofte las an Eˆrecken, nande, den von der Swaˆben lande uns braˆht ein tihtær, ich weiz wol, daz ez wær überic und unlobelich. umb die red soˆ haˆn ich die ungenanten genant, die vil lıˆht unbekant meister Hartman waˆren, oder er wolt bewaren ein valsch naˆchred dar an, daz lıˆht tæt ein valsch man, als in sıˆn natuˆre leˆret, der niht wan bœs meˆret. daz kund er wol bedenken. in enmoht niht lıˆht bekrenken ein man, der zweir zungen phlac, und der vil bittern naˆchslac hinden naˆch dem manne sleht und im vorn ab die schande tweht. des was er alles vollekomen. der got, der uns in hab genomen, der müez in ze ingesinde haben, und werde nimmer ab geschaben von des lebens buoche.

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der himelisch künic geruoche, daz er der seˆl loˆne mit unverwerter kroˆne, und müez im mit al vergeben, swaz er ie in disem leben getæt wider sıˆn hulde. wan von der werlt schulde geviel der seˆl diu missetaˆt. der der lıˆp gedienet haˆt mit tugent rıˆchem sinne. des himels küniginne, diu muoter ist unde maget, ze der genaˆden sıˆ geklaget, ob der seˆl iht gewerre. vater, sun unde herre, guot, wıˆstuom und gewalt, got einer in der drıˆvalt, erhœr umb in, rıˆcher Crist, diu dıˆn tohter und dıˆn muoter ist und ein tuˆbe aˆne galle, daz sıˆn seˆl iht gevalle in deheinen tœtlıˆchen last, wan du selb gesprochen haˆst: „swer mıˆn vor der werlt vergiht und an mir verzwıˆvelt niht, daz selb im von mir geschiht.“ Solche klac und ditz gebet, daz ich daz ie getet, daz sol man niht vür wunder haˆn, wan soˆ der rein Hartman mıˆn herz besitzet, soˆ kaltet’z und switzet

45 Auch P 46 +Fu`r die man den P 47 bewüg P 48.49 gesind : kind P 50 Bi dem ku`nige artuse P 52 Sch] Anes reken nande V, Vnd ander recken nand P 54.55 dihtere : were P 55 PSchKnN ] er V 60 PSchKnN ] [Sa]Stærman V 65 nu`st wenn das bo`se P 67 mocht liht niht P 69 bitter nach dem slag P 71 vorn zü die schand abtweht P 73 hat P 74 PKnN ] e 77 hy¯melsche P 79 PSchSchrKnN ] vnwerder V mvzen im ze V, müezn ze Sch; gesinde P 81 ie] fehlt P 82 Volbracht hab widder hulde P 84 Gefiele der selen P 88 Die +ein P 89 ze] fehlt P 90 selen P 92 wiszheit P 95 din tru´we vnd mutter P 96 one +alle gall P 2401 gezwijfelt P 4 ich da ie P 8 chaltez V, kaltet es P 47 gewegen (stV.): mit Gen. ‘helfen, von einem fern halten’ 48 ob (Konj.): ‘wenn’ 52 nande: zu 2348 56 überec (Adj.): ‘übertrieben, übermäßig’ 61 bewarn (swV.): ‘verhüten, abwenden’ 65 der = ein valsch man 67 in = Meister Hartman 69 naˆchslac (stM.): bildl. ‘Nachrede’ 71 twahen (stV.): ‘waschen’ 72 er = Meister Hartman; alles (adv. Gen.): ‘durchaus’ 77 geruochen (swV.): ‘belieben’ 90 gewerren (stV.): ‘schaden, Verdruß bereiten’ 96 tuˆbe (swF.): ‘Taube’ 2400 verjehen (stV.): ‘bekennen’

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 2409–2472

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und bristet und krachet. sıˆn tugent mir daz machet, der er bıˆ sıˆner zıˆt phlac. oweˆ, tœtlıˆcher slac, wie du an im haˆst gesiget, daz er in touber molte liget, der ie schein in vröuden schar! Hartman und Reimaˆr, swelch herze naˆch werltvröuden jeit (wan dar naˆch ir leˆr streit), die müezen sie von schulden klagen. si habent vor getragen tugent bilde und werdes leˆre. swer wıˆbes lop und ir eˆre soˆ vürder, als sie taˆten, der ist unverraˆten von mir wider wıˆbes namen. si kunden stillen unde zamen, swaz von nıˆde valsches vlouc; swaˆ man wıˆbes güet belouc, daˆ stuonden dise zweˆn ze wer wider der valscher her. wıˆbes güet, dir ist geschehen, kundestu’z ze rehte spehen, daz dir nie grœzer schad geschach. dıˆn lop wirt val unde swach, wan sie valwent lıˆploˆs, an den diu vröud ir reht verloˆs und wıˆbes vröud aller meist. ouch muoz ich klagen den von Eist, den guoten Dietmaˆrn, und die andern, die daˆ waˆrn

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ir suˆl und ir brücke: Heinrıˆch von Rücke, und von Huˆsen Friderıˆch, von Guotenburc Uolrıˆch, und der rein Huˆg von Salzaˆ. got, der müez sie setzen, daˆ ir seˆle genaˆde habe! vür waˆr sie dirre werlde hab mit sölher zuht bouten, swaˆ sie des ie getrouten, daz sie daz beste tæten, daz wart mit sölhen stæten soˆ getaˆn, daz dar an in nie geviel Schanden gewin. wis in, got, als ich in bin! Hie wil ich die rede laˆn und wil daˆ wider heben an, daˆ ich die aˆventiure lie. doˆ diu red alsoˆ ergie und die riter über al getrunken, die in dem sal al umb waˆrn gesezzen, daz deheiner wart vergezzen under aller dirre rot, wan Key unde der bot, die hielten den kopf under in. Key sprach: „der eˆrn gwin ist komen an uns zweˆn; wir soln ouch ze buoz steˆn, wie wir her haben gelebt. trinkt, her bot, unde gebt mir den kopf dar naˆch.

9 Es P 14 molten P 16 reinmar P 17 nach freuden P 20 +jne vor P 21 werde P 23 SchKnN ] vorder V, meret P 26 PSchKnN ] chvnnen V 27.28 Sch] vlauk : belouk V, flog : belog P 30 valschare P 31 Schr] der ist VP, dirst Sch 32 Kuntestu +vsz zü recht gespehen P 36 fehlt V 37 wijbes lob P 40 PSchKnN ] da di V 43 PSchKnN ] Eisen V 47 +Da ir sellen gnade haben P 48 der welt P 49.50 Sch] powten : getrouten V, buweten : getruweten PSchr 54 PSchKnN ] schaden V 55 PSchKnN ] Weis V 57 wil] fehlt P 61 Getruncken hatten v`ber al o 63 Daz +da P 68 an üns V, an vnd P 70 wir +bisz in dem sal P 62 +Die +zu +ring vmb P her P 9 bresten (stV.): ‘brechen, bersten’ 14 molte (stswF.): ‘Staub, Erde’ 19 von schulden: ‘mit Recht’ 30 valscher, valschære (stM.): ‘Verleumder’ 35 valwen (swV.): ‘fahl, farblos werden’; lıˆploˆs (Adj.): ‘leblos’ 41 suˆl (stF.): bildl. ‘Stütze’ 48 der werlde habe (stF.): ‘die dingliche Welt’ 49 buˆwen, bouwen (an. swstV.): ‘bewohnen’ 55 wis: Imp. zu wesen (stV.) 64 rot, rotte (stswF.): ‘Schar, Rotte’ 69 ze buoze staˆn: ‘für etwas büßen’

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 2473–2536 umb daz sıˆ iu niht ze gaˆch, daz ich trinken welle, lieber trinkgeselle. wir tæten anders unreht, sıˆt soˆ manic guot kneht vor uns dar uˆz getrunken haˆt. sıˆn mac ouch wol werden raˆt, sıˆt ez alsoˆ muoz sıˆn. kost, wie mıˆns herren wıˆn smeck unde sıˆn claˆret. diu rede hovelıˆchen steˆt, wan sıˆn hiut ir baˆtet. daz irz doˆ nien taˆtet, dest waˆr, daz beswæret mich. trinkt ir, soˆ trinc ouch ich. daz tuot ir sunder angest. jaˆ möht ir hiut langest aˆn mich, her, getrunken haben. wan tugent ist in iu begraben, und muoz diu Schande vürder schaben.“ Dise red tet Key von spot. hie mit tranc dirre bot uˆz dem kopf im genuoc. sıˆn tugent in daˆ übertruoc, daz im dar an niht gewar. er het den wıˆn getrunken gar, solt erz anders haben getaˆn. daˆ ist dehein zwıˆvel an. als schier er vor in getranc, er sprach: „der wirt hab danc, daz er soˆ wol gebrouwen het. ich getranc disem claˆret

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nie niht gelıˆches, soˆ tiures und soˆ rıˆches. trinkt ouch ir, ez ist guot. ich weiz wol, daz ir daz tuot gar sunder widerstrıˆt: soˆ seht ir wol, ob ich lıˆt ze rehte kosten künne. ez ist luˆter unde dünne, gesmac unde ræze, unde sint sıˆn wæze süez unde starke. ez muoz kosten manic mare ditz vil edel pigment. ich wæn, der künic daˆ mit gewent hab dar zuo sıˆne geste. dehein houbet ist soˆ veste, ez muoz bresten daˆ von, ezn wær sıˆn vil wol gewon: daˆ von trinket kleine wider eˆrst ze maˆzen seine, daz raˆt ich iu, mıˆn her Key, wan ez swæret sam ein blıˆ. und leget sich dem hirn bıˆ.“ Key disen spot verstuont ze guot, sam die alle tuont, die ouch gern spottes phlegent und ir zıˆt dar an legent. tuot den ouch ein spot weˆ, den selben überhœrnt sie eˆ, dan die sıˆn nie gephlaˆgen; die muoz sıˆn betraˆgen. dise sint aber küener dar an,

o

79 wol] fehlt P 81 Kurent P, Kieset Sch, Kostet Schr 82 Smecket P 85 ir sin doch nit P o o 88 one alle angest P 92 SchKnN ] furder V, fuds P 95 yme +ein P 87 +Nu trinckent P 2501 er PSchKnN ] fehlt V; vor in] fehlt P 4 disen P 6 tu`re P 10 besehent P 13.14 razze : o wazze P 16 Es solte +wol kosten P 18 daˆ mit] hab zü P 19 KnN ] Hat zv V, Da mit P 20 +Es +ist kein haubt so veste P 22 KnN ] Ez V; Es were sin denn vor P 26 besweret das haupt als P 31 ir ziere dar P 33 Die selben v`ber sehent jne E P 34 Den sie sin[t] nye gepflegen P 36 Die P 79 (ze) raˆte werden: ‘beschließen’ 81 kosten (swV.): ‘schmeckend prüfen’ 92 schaben (stV.): hier als Bild aus der Schreibtechnik ‘ausradieren’ 95 im = der bot; trinken mit refl. Dat. d. Begünstigung 96 übertragen (stV.): ‘schützen, bewahren’ 97 gewerren (stV.): ‘schaden’ 2503 briuwen, bruˆwen (stV.): hier ‘Gewürzwein herstellen’ 13 raeze (Adj.): ‘herb, scharf von Geschmack’ 14 waz (stM.): ‘Duft, Geruch’ 16 marke, marc (stF.): ‘Mark, halbes Pfund Silber oder Gold’ 17 pigment (stswF., stN.): ‘Gewürz’, hier für den ‘Gewürzwein’ 18 wenen (swV.): ‘gewöhnen’ 23 kleine (Adv.): ‘wenig’ 24 seine (Adv.): ‘auf langsame Weise’

Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 2537–2604

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dann der sıˆn nie began. alsoˆ nu an Keyn geschach. die Tugent an der Schanden rach, swaz sie ir ie tet ze leide, alsoˆ ich iu bescheide, an ir ingesinde. daz loˆn wirt vil geswinde, daz man gar mit hazze gıˆt, und swaˆ nıˆt wider nıˆt sich üeben beginnet, daˆ wirt geunminnet. einz oder beidiu teil wirbet dar under unheil. Key muost engelten, daz er soˆ selten aˆn spot sıˆner züht phlac, daˆ von der spot underlac hie und dick anderswaˆ. uˆz dem kopf wolt er saˆ trinken aˆne sorgen. doˆ was dar an verborgen, dar an er betrogen wart und sıˆn zuhtloˆs hoˆchvart. als er naˆch dem kopf greif, vil gaˆhes im ze tal sleif unwizzent ietweder hant, daz er sıˆn lützel enphant. sus wart er geschendet daz er dar an ernendet und sıˆn ie begunde. von unheiles gunde moht er sıˆn niht bringen: der wıˆn begunde springen mit vil groˆzem hazze

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gen im uˆz dem vazze und begoˆz in mit alle. doˆ gesweic von groˆzem schalle Key und wart vil stille: daz was ir aller wille, der er het gespottet vor. doˆ spranc Culıˆanz der toˆr vil mangen sprunc wıˆten, er rief: „wer wil strıˆten mit mir umb den meisten trunc? als mich leitet mıˆn dunc, den kan ich wol gezeigen. seht, wie Key kan neigen den kopf über houbet. er haˆt in beroubet, daz drinne niht ist beliben. er was vast bekliben. daz haˆt er vil gar vertriben.“ Zehant doˆ diu rede geschach, der bot aber ze dem künic sprach: „Artuˆs, mir ist wol gegeben. ist, daz mıˆn herre sol leben, iu wirt sıˆn niht vergezzen, des getar ich mich vermezzen. ich sol iu den kopf laˆn und sol iu einen list dar an sagen und eine behendecheit, der ich eˆ niemen seit. wan ich doˆ ensolde dar umb, daz ich wolde die waˆrheit dar an ersehen. daz doch sıˆt ist geschehen, des ich mich doch niht versach. wan daz sıˆn mıˆn herre jach,

38 kay P 39 schande P 40 getett P 41 u`ch P 43 Der P 44 Den P; gar] fehlt P 45 nijt v`ber nijdt P 47 fehlt V 51 +hatt so P 52 gepflegen P 53 Des müste er mit spotte vnder geligen P 55 er da P 58 Da von er P 60 +Wann als P 63 befant P 64.65 geschendt : endt P; Also P 65 SchSchr] dernendet V 67 +Wenn von heyles P 73 KnN ] besweic von V, gesweig mit P 76 PKnN ] Do er V 77 PSchKnN ] zedem V 79 wer da wölle P 83 Nement war wie P 86 dar jnne P 87 was starcke P 88 vil] fehlt P 89 Zü hant als die P 98 Die ich u´ch vor hin nit han geseit P, Die . . . +haˆn geseit Sch 92 ist +es P 93 Vwer wu`rt nit P 2601 sehen P 3 +Vnd des P; doch] fehlt P 4 Wann min hsr mir das verjahe P 43 geswinde (Adv.): ‘ungestüm, schnell’ 49 werben (stV.) mit Akk.: ‘schaffen’ 64 sus (Adv.): ‘so, auf diese Weise’ 65 ernenden (swV.): ‘Mut fassen, sich wagen’ 81 dunc (stM.): ‘das Bedünken’ 87 beklıˆben (stV.): ‘verbleiben, haften bleiben’ 89 zehant (Adv.): ‘zugleich’ 94 vermezzen (stV.): (refl.) ‘sich anmaßen’

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 2605–2668 doˆ er mich her sande: solt er iendert in dem lande in deheinem hove besteˆn, daz müez in disem ergeˆn. daz ist geschehen alsoˆ, des bin ich durch iuch vroˆ. ir sült in gern behalten. die wıˆl ir sıˆn welt walten, soˆ geprüevet er nimer meˆre dem dehein uneˆre, der eˆ dar uˆz getrunken haˆt, swie starc sıˆ sıˆn missetaˆt, ob er dar uˆz trinken wil, swie oft er wil, swann, swie vil. ob ein gast kumt her ze iuwerm hove und ob er dar uˆz trinken welle, ob den sıˆn mein velle, der eˆ nie dar uˆz getranc, der vellet sunder sıˆnen danc, ist, daz ir in prüeven welt. hie mit sıˆ er iu geselt, daz ist wol von schulden. ich wil mit iuwern hulden wider ze lande keˆren, daˆ wil ich immer meˆren iuwern prıˆs und iuch eˆren.“ Doˆ disiu red alsoˆ ergienc, Key ein truˆren gevienc unde daˆht vil mangen wıˆse, wie er sıˆnen unprıˆse unde sıˆn schande

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hier an erwande, die er von dem kopf leit. wan sıˆn muot dar naˆch streit: swaˆ er ieman moht geschenden, daz enmoht man niht erwenden, soˆ lac er an der laˆge. er satzt sich uˆf die waˆge eˆ wider ein andern man, eˆ er sich enthielt dar an, soˆ was er dar an verdaˆht. vil oft er sich ze laster braˆht von sıˆn selbes muote, des sich ein ander huote. sam wolt er schenden disen gast, dar an im volleclıˆche gebrast und wart sıˆn laster breiter. sıˆn herz was mit eiter soˆ nıˆtlıˆche bewollen, daz er sich envollen niht truˆwet erzeigen. wart ieman spottes eigen, doˆ was er hie undee daˆ an im und ouch anderswaˆ. er gie zuo dem boten hin, daˆ er stuont under in, und sprach von valschem munde, als er vil wol kunde: „ritter, ditz gaˆh scheiden daz muoz mir vröude leiden. wider iuwer selbes eˆre ir het ze werben meˆre, wan ir habt niht soˆ wol,

6 jrgent P, iender Sch 8 Schr] muoz V, müste P, müeste Sch 12 ir sin PSchKnN ] irs V 13 prüfent ir P 16 Wie starck were P 18 dann so vil V, Wie dick er wil wann wie vil P, Swie dicke er wil und wie vil Sch, swie dicke, wann und wie vil Schr 23 Der vor P 24 sin gedanck P o 25 Jst +es P 26 u`ch +zü P 31 vnd vwer ere P 32 DA +nu die P 34.35 gedochte jn manigerhand P 36 sin +grosze schand P 37 KnN ] Hie er an V, Hie an P 41 gewenden P 45 E +denn P 49 Da vor sich P 56 Niergent P 58 Do KnN ] Daz V, So PSch 62 von] mit P 2606 iendert, iender (Adv.): ‘irgendwo, irgend’ 7 besteˆn (stV.): ‘bleiben, verbleiben’ 13 geprüeven (swV.): ‘prüfen, beurteilen’ 22 mein (stMN.): ‘Falschheit, Makel’ 27 von schulden: vgl. 2419 37 erwenden (swV.): ‘rückgängig machen’ 41 erwenden (swV.): ‘abwenden’ 43.44 Bildrede: ‘es auf einen Kampf ankommen lassen’ 47 ze laster bringen: ‘sich in Schande bringen’ 51 gebresten (stV.): ‘fehlgehen’ 54 bewellen (stV.): ‘beflecken, besudeln’ 55 envollen (Adv.): ‘völlig, in vollem Maße’

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 2669–2729

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soˆ doch ein vrum bote sol, iuwer botschaft erworben: dar an wær verdorben ir und iuwers herren wert. dar naˆch und ir hiute gert enthabt iuch ein wıˆle, wan iu ist diu ˆıle, dest waˆr ich wæne, vür niht vrum. welt ir prıˆs unde ruom ze mıˆns herren hof bejagen, soˆ sült ir mir niht versagen einer bet, der ich ger. dar umb ir doch komt her, daz kan iu niht gewerren, wan irz an mıˆnem herren hiut dinget, des sıˆt gemant, ob ir sıˆn niht vergezzen haˆnt. seht ob ir sıˆn gedenket. vil manic man schenket mit vollen uˆzem houbet des herz ist betoubet oft und sıˆn unwillic muot, daz er zaglıˆch tuot. mıˆn herren ir eˆ baˆtet (durch wes willen ir ez taˆtet, des enweiz ich niht die waˆrheit), daz iu von sıˆner wirdekeit der lop grüenet schoˆne, ouch geviel daz ze loˆne soˆ rıˆch aˆventiure, daz iu hie tjostiure

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iht verzigen würde. nu wil ich die bürde wider iuch tragen starc gern. ir mügt daˆ willeclıˆchen gern, daˆ man iuch niht kan entwern.“ Artuˆs sprach: „swıˆget, her Key, wan sölch rede diu ist vrıˆ und hœret zem rıˆche. nu wizzet sicherlıˆche, iu möht sam lıˆht missevarn, wolt in Gelücke bewarn, sam iu möht gelingen. man sol an allen dingen die rehten maˆz künnen. ir wolt aber nieman günnen vür iuch deheiner eˆren. ir welt noch baz meˆren, ich vörht, iuwer schande: soˆ prüevt ir disem lande umbe sust vil groˆzen spot. war an het dirre bot an iu getaˆn unreht, wan daz er sam ein guot kneht sıˆns herren botschaft erwarp? swes prıˆs dar under verdarp, daz ergie aˆn sıˆn schulde. und solt er ir hulde dar umb verloren haˆn: hie sitzet manic vrum man, dem ouch daz selb ist geschehen, als ir selb haˆnt gesehen,

69 fro¯mer P 70 erwerben V, geworben P 72 P] hstzen V 73 Nach dem als ir hut begert P ı 82 SchKnN ] ivch V; Des 74 Enthaltet P 78 Vf mins P 81 KnN ] chvmt V, sint komen P enkönnen ir u`ch herwehren P 84 +vnd des P 85 ir es icht P 86 So nement war das ir es gedenckent P 88 KnN ] auz ein V, usz dem P 89 +denn ist P 90 +Gar dick vnd P 91 +so verzegtlichen P 92 Den ku`nig ir P 93 PSchKnN ] Welhes willen V 95 iu] fehlt P u ` ch P; daz] fehlt P 2702 vil gern P 4 Das 97 V 99 KnN ] hie hohtzeitstıre V, hu`t tyostu´re P man P 5 PSchKnN ] Alsus V 6 diu] fehlt P 7 gehöret zü dem P 8 Vnd P 9 so gar licht P 13 rehte P 19 einen groszen P 20 An wie herre hat P, War an, her, haˆt Sch 23 warp P 26a nicht gezählter Vers bei Sch und KnN 29 selber P 70 erwerben (stV.): ‘durch Handeln zu Ende bringen, (eine Botschaft) ausrichten’ 74 enthaben (swV.): (refl.) ‘sich halten, aufhalten’ 84 dingen (swV.): ‘ausbedingen’ 88 mit vollen: ‘vollkommen’; uˆz dem houbet: vgl. über houbet ‘ohne die Stücke zu zählen’ 96 grüenen (swV.): ‘sich frisch halten’ 2703 willeclıˆche (Adv.): ‘bereitwillig, gern’ 4 entwern (swV.) ‘verwehren, nicht gewähren’ 6.7 ‘solche Rede ist erlaubt, und doch ist sie Sache der Herrschaft’ 24 dar under = die Becherprobe

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 2730–2791 und manger edeln vrouwen. und möhten sie des trouwen, daz ez ein kampf dahte, ir würd uˆz der ahte soˆ vil mit im gevohten, daz sie niendert mohten ergeˆn in einem jaˆre. ir sült sölher vaˆre disen guoten kneht erlaˆzen, und sült iuch ebenmaˆzen einem recken, der naˆch prıˆse vert. swie wol ir iuch daˆ erwert (des bin ich vür iuch vroˆ), ditz gevrumt iu niht naˆdel zwoˆ.“ doˆ sprach Key aber doˆ: „Künic und her, mich dunket des, ich engilte z’iu ich enweiz wes, daz ir mir soˆ gehaz sıˆt. ez ist ein vil kleiner nıˆt, den ich wider in trage. und ist er niht gar ein zage, swes er hie haˆt gebeten, daz enlaˆt er niht undertreten, sıˆt erz wol haben mac und sıˆn bet dar an lac. swer mich dar umb schendet und mirz missewendet, der tuot micheln gewalt. mir ist sam dem, der des engalt, des er nie niht genoˆz. swie ich tuon, soˆ ist ze groˆz

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mıˆn missetaˆt hie und daˆ. von schulden ist der wolf soˆ graˆ, wan swaz er in der werlt tuot, ez sıˆ übel oder guot, man haˆt ez doch vür arc. wer ist soˆ sælic und soˆ karc, der volleclıˆch bıˆ sıˆnen tagen allr der werlt müg behagen? den het uˆf dirre erde mit vil rıˆchem werde vrouwe Sæld gestiuret. swer mich soˆ untiuret, der nem bıˆ mir bilde und werd der schanden wilde und zieh sich naˆch dem besten lobe. lig ich under, er sweb obe an der Sælicheit rade. wan swaˆ ich mich überlade mit schanden, daz ist mıˆn schade.“ Dirre bot tet sam ein man, der sıˆnen worten borgen kan und der aller sache vluht haˆt zer obrıˆsten zuht. „her Key“, er hovelıˆchen sprach, „ob mir diu unzuht geschach, daz ich sıˆn haˆn gegert, soˆ ist diu genaˆd lobes wert, daz ich soˆ snelle gewert bin. dest waˆr, schied ich alsoˆ hin, daz ich sıˆn næme niht (daz aber nimmer geschiht),

32 +ein Sin] fehlt V; es ein kopf dahte P 35 Beginn Fragment G 0; nye enmohten P, nicht 40 Einen PG 0 46 engelten geyn u`ch P, engelte zv vch G 0 51 Was er P entohten G 0 o 55 VG 0] dar vnder P 56 mir es PG 0 57 tut 52 enleszt P 53 VG 0] er es wol gehaben P 0 0 0 0 +mir G P 58 dem G PSin] fehlt VSch 59 niht PG Sch] fehlt V 62 soˆ PG Sch] fehlt V 67 Der +da P 69 den PG 0SchKnN ] fehlt V 72 soˆ] 65 VG 0] Das haltet man +jme als P 77 tade V; selden rate PG 0 78 wan] fehlt PG 0 79 schade PG 0SchKnN ] schande V fehlt PG 0 o 83 Sch] ze V, zu der P, zv ds G 0 84 er] fehlt G 0; hu`bschlichen P 86 sie han P, sin habe G 0 0 89 G KnN ] schaid V, scheid P 31 trouwen, triuwen (stV.): zutrauen, darauf vertrauen 32 vgl. Sin: ‘dass ihre schande durch einen kampf verdeckt würde’ 33 ir = der Kämpfe; uˆz der ahte: ‘über die Berechnung hinaus, zahllos’ 35 niener, niender (Adv.): ‘nirgends’ 43 naˆdel zwoˆ: bildl. Verstärkung der Negation, ‘es hilft euch nichts’ 60 ‘Wie auch immer ich handle. . .’ 66 sælec (Adj.): ‘glücklich’; karc (Adj.): ‘klug, listig’ 71 stiuren (swV.): ‘beschenken, ausstatten’ 74 wilde (Adj.): ‘fremd, abgewendet von’ 75 ziehen (stV.): (refl.) ‘streben nach’ 82.83 ‘der bei allem Zuflucht nimmt zu höchstem Anstand’

Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 2792–2853

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soˆ wær ich wol ze schelten. ir sült des niht engelten, daz ir mir soˆ bereit sıˆt. swaz man soˆ williclıˆchen gıˆt, daz mac man gern enphaˆhen. ich wil mıˆn widergaˆhen durch iuch laˆn belıˆben. ir mügt mich niht vertrıˆben mit soˆ gnædeclıˆchem geheiz, wan daz got selbe weiz, daz ez mıˆn selbes wille ist. waz touc beiten langer vrist, sıˆt wir des willen sıˆn bereit und uns der süezen arebeit beide alsoˆ wol gezimt? diu red vil zıˆte benimet unde mac soˆ nimmer ergaˆn. ir müezt mich ze ors bestaˆn, als ir selber haˆnt gedaˆht: soˆ ist mit eˆrn vollebraˆht allez, des ich hie gebat. nu tuot mir der rede stat!“ „ich bin bereit, als ich sol, und sol sıˆn ouch mıˆn herr wol günnen und daz gesinde, sıˆt ich ez bereit vinde.“ dirre red vil ergie, eˆ sie der künic zesamen lie, wan er ez gern gescheiden het. doˆ half lützel sıˆn bet, wan Key in sıˆns dienstes mant.

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doˆ bat der gast, daz er bekant im an der gaˆb sıˆn reht: doˆ muost diu red wesen sleht. ditz vlouc von riter ze kneht. Schier koˆmen knappen viere mit rıˆcher zimiere, die der kameren huoten, mit zwein coutren guoten von einem roˆten samıˆt, die wurden in den sal geleit uˆf ein tuoch sıˆdıˆn, daˆ diu stat solte sıˆn, daˆ man sie waˆfen wolde. zweˆn schilte daˆ von golde, dar uˆf swebten zweˆn adelar, die braˆht man vil snelle dar, und rıˆchiu covertiure, und lanzen, von laˆziure gar wol gemaˆlet, mit roˆtem, wol gestaˆlet. ouch wart braˆht an die stat ein zier rıˆchiu sarwaˆt mit dicker wıˆzer meile, unde die finteile rıˆch und gewære, und golzen, die niht swære waˆrn unde niht ze groˆz, als sie ein guot meister sloˆz, und waˆfenroc gelıˆche als mans ze Frankrıˆche pfliget von cendaˆle,

95 G 0] Daz V, Was P 98 G 0SchKnN ] iv V, Durch vwern +willen P 2801 selber PG 0 4 sint P 6 Beide G 0SinKnN ] Beiden 3 G 0KnN ] touch beiden V, batt vns beide P; lenger G 0P 8 soˆ PG 0] fehlt V 10 Ende Fragment G 0 VP 7 vil zite G 0] vil zeites V, +so vil +der zijt P 12 dez V, das P 15 Vns sal P 16 dis P 21 So halff +doch lu´tzel P 22.23 ermant P 26 KnN ] rittern V, vom ritter zum P 30 KnN ] Covrten V, cultern P 33 ein lachen P 35 sold P 36 daˆ] fehlt P 37 PSchKnN ] adelær V 40 PSchKnN ] Vnd warn von lazvr V 41 Starck wol P 42 roteln P 46 P] fontaille V 47 gevar : swar V, geware : swere P 49 niht Sch] fehlt VP 51 wapen röcke P 93 engelten (swV.): (mit Gen. d. Sache) ‘strafen’ 97 widergaˆhen (stN.): ‘das Forteilen, Rückkehr’ 2803 beiten (swV.): ‘zögern, warten’ 13 vgl. state (stF.): alles wodurch etwas gestatet wird, also ‘zeigt mir, daß ihr aus Worten Taten werden laßt’ 25 sleht (Adj.): hier ‘ohne weitere Umstände’ 30 coutre: zu afrz. coute, coite, coutre, ‘gesteppte Decke’ 39 covertiure (stF.): ‘Pferdedecke’ 42 staˆlen vgl. stehelen (swV.): ‘stählen’ 45 meile (swstF.): ‘Panzerring’ 46 vinteile (stswF.): ‘Helmvisier’ 47 gewære (Adj.): ‘zuverlässig’ 48 golze, kolze (swM.): (nur im Pl.) ‘Hosen’ 50 sliezen (stV.): ‘zusammenfügen’ 52 mans = man sie 53 zendaˆl (stM.): ‘leichter Seidentaft’

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 2854–2915 unde von goltmaˆle zweˆn helm sam ein spiegelglas und vest sam ein adamas. als der harnasch braˆht wart, her Key ez niht lenger spart, er gurt den lendeniere. dar naˆch wart er vil schiere in sıˆn ˆısenhosen geschuocht. ein wambeis wart im gesuocht von einem buckeraˆn blanc, ein spanne von der gürtel lanc, under sıˆnen halsperc. diu ors wurden vür den berc braˆht an ein eben, daˆ in diu stat wart gegeben an ein wıˆt gevilde, und sper unde schilde. der coifen unde des colliers, waˆfenrockes, helms und schilliers der wart er vil snell gar. ez beleip ab der ritter bar, der mit Keyn vehten solt, wan sıˆn ors wart im geholt und dirre schilt und ein sper. er het gewaˆfens niemer an der stat, daˆ in beiden der strıˆt wart bescheiden, beim graben vor dem palas. Ginoveˆr mit Artuˆsen was dar gegangen mit ir vrouwen, daˆ sie ez wolte schouwen,

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und daz gesinde über al an den graben vür den sal. vil groˆz wart der anval. Daz der gast soˆ bloˆz beleip, ein schad in dar zuo treip, den ich iu bescheiden wil: inem huˆs was gewaˆfens vil, der im deheinez tohte. vür waˆr, er enmohte sich gewaˆfen in deheinz; wan dar wart braˆht einz mit dem künic Brıˆan. daz tet Bylis, der klein man, ein rıˆcher künic und ein twerc. doˆ was im der halsperc an der coiphen ze enge; an der wıˆt und an der lenge was er im naˆch anders reht. des muost dirre guot kneht belıˆben aˆn waˆfen bloˆz. ez was aber sıˆn kampfgenoˆz starc wol bewaret. daz den gast klein beswaˆret. nu müez ir got beider phlegen! man siht ir beider teil wegen ungelıˆch uˆf der waˆge: sie hevet sich vil traˆge naˆh wan an des gastes teil. ezn understeˆ unheil, wan sıˆn gelœt geringer ist. ich weiz wol, daz dehein list

57 Als +nü P 60 er PSchKnN ] fehlt V 61 ysergoltzen P 62 Einen bambisz man yma P 63 buccram P 64 Einer spanne¯ P 66 waren P 67 vf ein P 69 Vf ein wijtes P 70 Vnd lanzen P 75.76 solde : [en]geholde V 78 hatte wapens P 80 was P 81 KnN ] Bei V, Bi dem P 82 mit] by P 83 mit den P 84 KnN ] Daz VPSch; ez] fehlt P 87 ir anval P 89.90 Ein sach (90 Die) P 91 KnN ] In ein haus V, In dem hofe was wapens P 93 er] fehlt P e 94 in +ir keins P 97 man] fehlt P 2905 PSchKnN ] seinem V 8 mvz V, fehlt P, müeze Sch, muoz KnN 13 Es en P 14 gewieht zü gering P 54 maˆl (stN.): ‘Schmuck, Zierrat’ (bes. an der Rüstung) 59 lendenier (stM.): ‘Lendengürtel’ 63 buckeraˆn (stM.): ‘fester Woll-, Baumwoll- oder Leinenstoff’ 65 halsberc (stM.): ‘Rüstung für Hals und Oberkörper’ 69 an (Präp.): (räuml.) ‘an, auf’ 71 coife (swF.): ‘Harnischkappe unter dem Helm’; kollier (stN.): ‘Halsbekleidung’ 72 schillier: vgl. wohl afrz. genoilliere, ‘Kniepanzer’ 73 gar werden: ‘gerüstet sein’ 87 aneval (stM.): ‘Anfall, Zutritt’ 89 schade (swM.): ‘Nachteil’ 2900 coiphe: vgl. 2871 9 wegen (swV.): ‘wiegen’ 14 gelöte (stN.): (Koll. zu lot) ‘Gewicht’

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 2916–2970

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in der werlt ist soˆ starke. swer einhalp ein marke wiget geˆn einem sætıˆn, daˆ muoz vil ungelıˆch sıˆn ir beider gewige. im müez an dem sige Gelück starke volgen, wan im ist erbolgen sıˆn kampfgeselle. Gelück niht des welle, daz in iht daˆ an gevelle! Beide hielten sie ze ringe. hie dise jungelinge uˆf ir ors gesaˆzen. des sie sich zehant vermaˆzen, dem ist ez vil naˆhen bıˆ. den ein tuot waˆfen vrıˆ, soˆ vert der naˆch gelücke. ir ietweders tücke werben naˆch des andern schaden: sie haˆt ein haz soˆ geladen, der beiden mac gewerren. niht naˆch den oˆsterherren disiu tjostiure stuont, die alle vıˆnde in tuont mit ritters behendecheit, als mıˆn herre Wirnt seit, swaˆ sie sint ze velde.

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in haˆt disiu melde geschadet vil starke, wan die von der Marke, wurden sie sıˆn inne, sie entranten mit unminne vil lıˆht die gevatterschaft. her Wirnt ist soˆ waˆrhaft, der ez von in gesagt haˆt, und haˆt ouch solher witze raˆt, daz er wol erkennen kan uˆf solhen siten den man. wan er haˆt ez dick gesehen ze velt an ritterlıˆchem schehen: ze Karlingen und ze Britanje, ze Brie und uˆf Tschampanje, ze Gal und ze Norwein, ze Flandern und ze Lohrein, ze Normandıˆe und ze Engellant, ze Hengouwe und ze Brabant, ze Hessen und ze Hespelgou, ze Dürngen und ze Brıˆsgou, ze Swaˆben und ze Sahsen da ist ez niht gewahsen: daz sol man im glouben. got gesegen vor ir rouben die herren von dem Sande und die von Westerlande, Westfal und Franken,

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22 Gelüch V] Gelingen P 18 satin P 19 KnN ] Daz VPSch 21 KnN ] mvst V, muoz P 25 das nit enwelle P 26 da velle P 27 haben sie P 29 gesessen P 30 sie PSchKnN ] fehlt V; hant vermeszen P 35 Werbent PKnN 37 KnN ] Der beiden gewerren mach V, Der da sie beyde mag gewern P 38 P] Es wart eintweders slach V 39–90 Verse fehlen V 40 SinSchöKnN ] Die +die alle vinde ni (in Sch) SchP 42 KnN ] wirnde P, Wirent Schö 46 der Marke EhrSchöKnN ] de¯nmarck P, Denemarke Sch 47 SchSchö] Werden P 48.49 SchöKnN ] 2948 fehlt PSch; 2948a Sie entre¯nten villicht die geuatterschafft P, Si zetrennen die gevaterschaft Sch 49 KnN ] wirnde P, Wirent Schö 53 man SchöKnN ] wan P, waˆn Sch 54 wand er ez dicke haˆt gesehen Schö 55 SchöKnN ] geschehen P 57 Brıˆe SchöAKnN ] brick P 58 Gal KnN ] wal PSchöSch 61 SchöKnN ] hennauw P, Hennouwe Sch 63 SchöKnN ] dürn P 65 KnN ] Das ist gewahsen P, daz ist niht gewahsen Schö 67 SchSchöKnN ] yrem P 68 KnN ] von ein P, von eim Sch, vonem Schö 17.18 Wiegeobjekte sind entweder Streitroß und Seidenstoff oder Mark und setin (stN.), ‘der Bruchteil eines Lots’ 23 erbelgen (stV.): ‘zürnen’ 26 gevellen (swV.): ‘zu Fall bringen, verderben’ 35 werben (stV.): ‘streben nach’ 37 gewerren (stV.): (mit Dat.) ‘schaden, verdrießen’ 47 sıˆn = ein haz 2936 48 entrennen (swV.): ‘auflösen, zertrennen’ 55 schehen (stN.): ‘Rennen, Eilen’ 57 Brie: Provinz in der Champagne 58 Gal: Gallien (?); Norwein: oder eher die nordfrz. Grafschaft Maine? 61.62 Hengouwe und Haspelgou: Hennegau und Haspengau im heutigen Belgien

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 2971–3032 swie von der gedanken von eˆrst ditz spil entsprung. swaˆ sich ein Peier drung ˆ sterman, ze velde mit einem O der wart alsoˆ ˆın getaˆn von sıˆner kunst, im enwage heil, daz im geviel daz winster teil. daˆ wider ist unz ditz guot, daz ir kunst und ir muot hie ze land niht geschiht. den aber geschiht von in leides iht, daz sint die von Vrigiulen. der garzuˆne mit hiulen wol prıˆsent den turnoi dort, als der Franzoyser croi tuot mit uns und bıˆ dem Rıˆn. wellent sie soˆ schedlıˆch sıˆn, soˆ beschıˆn sie nimmer unser schıˆn. Alsoˆ laˆzen wir die rede steˆn und hœren ouch, wie dise zweˆn ze orse daˆ gebaˆrten und welher sit sie daˆ vaˆrten an der orse gumpenıˆe vor dirre massenıˆe uˆf einem saˆmen wider und vür, dar umb daz ietweder kür, wie im sıˆn ors hancte, soˆ er ez ersprancte wider sıˆnen kampfgesellen. ze vaˆhen und ze vellen stuont ir beider gedanc.

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vil mangen snellen widerwanc ir ietweder daˆ genam, wan sıˆn diu ors wol gezam unde ietweders muot. daˆ was bıˆ guot ander guot: der recken girde, der ors wille. ein haz wont dar under stille bıˆ den beiden wol bekant. man sach under schildes rant geberd wol behende, eˆ dirre kampf ein ende genæme, dest waˆr, von in. wan daˆ vlust und gewin sich liezen ze pflihte, als sich an solcher geschihte ennen her phlac ze tuon, wan ez vride noch suon gestillen mac deheinen wıˆs, ezn werde girde naˆch hoˆhem prıˆs mit willen erzeiget. ir ietweder neiget, daz sper uˆf die brust geslagen, vil unglıˆch zwein zagen. nu laˆzen schenkel vliegen! daˆ muosten sper biegen ald vellen oder bresten. der gast traf zem besten und wart aˆn væle sıˆn stich, daz mıˆn her Key hinder sich muost ein val von dem ors haben ze tal in den burcgraben,

76 KnN ] enwæge Schö, wage P 77 SchSchöKnN ] das vinster P 79 SchöKnN ] gunst P 81 leides gestrichen Schö 82.83 EhrKnNA] virgu`le : hu`le P, Virgiule : hiule Sch, Vrigiule : hiule SchöKnN 84 turney P 85 SchöKnN ] den frantzoyser twey P 89 die] diese P 91 P] Wan e 93 Gvnpenye V, sie also gebarten V 92 Hort V; welcherhand sitten P; fürten (: geborten) P o o banchanye P, banekıˆe SchKnN 95 Vff ein ander widder P 96 SchKnN ] vur V, kur P 3002 widder wang P, wanch V 4 sıˆn] sie P 6 +ein ander P 9 den] jne P 13 Genam deszhalb von P 16 PSchKnN ] gesihte V 17 Ennenher Sch] Eim her V, Eyme herren P 18 +wedder frid P 19.20 Jndheyne wijse gestillen mac/ Denne wehre dich stich und slag P 21 erzeuget P 25 Nu Ehr] Vnd VP 27 vallen P 31 Den vall vom rosz müst haben P 75 ˆın tuon: ‘einfangen, einschließen’ 76 wegen (stV.): (mit Dat. d. Pers.) ‘helfen, beistehen’ 77 winster (Adj.): ‘links’; hier bildl. für ‘schlecht’ 83 hiulen (swV.): ‘heulen’ (vgl. KnNA) 85 croi: ‘Schrei’, vgl. 805 93 gumpenıˆe (stF.) zu gumpen (swV.): ‘hüpfen, springen’ 95 saˆme (swM.): ‘Kampfplatz, Feld’ 97 hengen (swV.): ‘die Zügel hängen lassen, freien Lauf geben’ 98 ersprengen (swV.): ‘springen machen’ 3010 schildes rant: wohl pars pro toto für den ganzen Schild

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eˆ er wider wunde, daz er sich enkunde nie enthalten des valles. doˆ was im sıˆnes schalles ein teil vergolten. er lac in der molten, daz er sich lützel versan, gestraht sam ein toˆter man, der lebenden geist nie gewan. Als er in sach vallen, doˆ keˆrt er vor in allen naˆch im in den burcgraben. nu het sich Key uˆf erhaben, als er hinden ˆın wolt sıˆn geloufen ze einem türlıˆn, daˆ in nieman het gesehen. doˆ muost ez anders geschehen, wan in uˆf der vart erreit der bot, der eˆ mit im streit, und kom im soˆ naˆhen, daz er in nam ze vaˆhen bıˆ dem helm hinden und begund in naˆch im winden, daz er in sunder sıˆnen danc hinder sich uˆf daz ors swanc und vuort in hin unde her. gnaˆde starke gert er und bat im helfen tiure, wan dirre schumphentiure verdroˆz in vil seˆre, wan daˆ was uneˆre und anderthalp schade daˆ bıˆ. er waˆnt des lıˆbes werden vrıˆ vonem valle und von würgen.

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er boˆt dem riter bürgen, daz er in liez genesen, er wolt sıˆn eigen immer wesen und sıˆn gesicherter gevangen. er liez in doch hangen bıˆ dem ors ze tal, unz daz gesind über al sıˆne bet doˆ vernam und vür die küniginne kam. diu begund doˆ Key biten mit soˆ jæmerlıˆchen siten und mit soˆ bärmlıˆcher klag, wan er ein ende sıˆner tag waˆnt haben an der stunde, daz sie im des engunde, der im den lıˆp næme, wan ir daz missezæme und wıˆplıˆcher güete, unz er ir gemüete soˆ erweichet mit bet, daz sie ez über danc tet, wan ers soˆ verre gebeten het. Ginoveˆr disen riter bat, daz er sölh missetaˆt durch sie wolt verkiesen (daz ensolt er niht verliesen), die Key het begangen, und ir den gevangen wider gæb naˆch ritters reht. doˆ tet er sam ein guot kneht, der tuon unde laˆzen kan und übermaˆze nie gewan, und gap in ze ir gebote dar, soˆ daz er wær ir eigen gar,

33 wand P 34 KnN ] erchvnde V, +nye enkunde P 36 wart P 39 +So P 40 Er zabbelte als ein P 42 ALs nü der gast kay sah P 46 als] So daz P 48 Das P 51 bot] gast P; eˆ] vor P 56 er P] fehlt V 60 helffe P 63 daˆ was] das P 64 Vnderthalb schad P 65 lebens P 66 KnN ] Von einem valle V, Von dem falle vnd von dem P 73 Wenn P 76 Kay begunde sie P 78 erbermiclicher P 81 KnN ] im endes gunde VSch, im des gunde P 82.83 PSchKnNA] nam : missezam V 87 v`ber iren willen P 88 verre VSchA] sere P, gestr. Sch 89 den P 92 Des Sin 94 PSchKnN ] den +het V 99 zü irem P 33 wider winden (stV.): ‘die Gegenrichtung einschlagen’ 38 molte (stswF.): ‘Erde, Staub’ 40 gestraht zu strecken 59 er = Kei 61 schumphentiure (stF.): ‘Niederlage’ 69 eigen (Adj.): ‘leibeigen, hörig’ 78 bärmlich, barmeclich (Adj.): ‘Erbarmen erregend’ 81 im = dem Boten 87 über danc: ‘gegen ihren Willen’ 88 ers = er sie

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 3101–3160 wan sie im ze helf was komen und het im den toˆt benomen. daˆ mit sich diu rede schiet. Artuˆs und dise diet keˆrten wider uˆf den palas. der bot ouch erbeizet was und gienc mit in uˆf daz huˆs steˆn vür künic Artuˆs und sprach mit zühten schoˆne: „Artuˆs, du bist ein kroˆne und ein spiegel aller eˆren. ich wil von hinnen keˆren, und habt genaˆd unde danc. mıˆn wec ist vil starc lanc, den ich noch rıˆten muoz. laˆt mich haben iuwern gruoz, urloup und hulde, wan ir ein übergulde gar aller tugent sıˆt. daz muoz wesen aˆne strıˆt, die wıˆl und ich gesprechen mac. iu haˆt gevrumet dirre tac vil gar an iuwerm prıˆse, wan ichs manigen bewıˆse, der sıˆn eˆ niender west. daˆ mach ich in soˆ vest, daz in niemen mac verwerten. daz lop wil ich beherten iu, swaˆ ich landes bin: daz wirt iuwer eˆren gwin.“

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mit dirre rede schiet er hin. Doˆ er urloup het genomen, doˆ was Key her vür komen und stuont bıˆ dem gaste. er sprach: „ir ˆılt ze vaste, daz ist niht bescheiden. ir sult von den meiden und von mıˆner vrouwen eˆ nemen urloup, eˆ daz ergeˆ, und scheidet dann hinnen. sie haˆnt iu ze minnen behalten manic guot kleinoˆt von gimmen und ouch von golt roˆt. des sie iu alles haˆnt gedaˆht, dar umbe daz ir haˆnt braˆht mıˆnem herren disen kopf her, wan er ist des ir gewer, daz sie kiusch und aˆne valsch sint. des waˆren wir eˆ alle blint, unz ez der kopf erzeiget haˆt, wie gar sie aˆne missetaˆt ennen her hant gelebt. ich weiz wol, daz ir ez gebt von iu deheinem man: soˆ rıˆchiu kost lıˆt dar an von tiur und von gezierde. nu wizzet, daz sıˆn girde bræch den antheiz Dioˆgenıˆ, von der guot, wær er daˆ bıˆ, der aller hand gezierde vloˆch

3107.3108 fehlen in V 14 ist gar sere lang P 20 müsze P 21 und] fehlt P; gereden P 22 Beginn Fragment G; Nv G, V`ch P 23 Vil starc an GP 24 ichz manigem bewise G, ich +sin manige wijse P 25 e` niht enweste GSchSchr, vor nit enweste P 26 in GPSchSchrKnN ] fehlt V ¯¯ mer P; GPSchKnN ] ich +in V 28 Den G, Din lob P; GP] ich +so behelten V 29 Vch G, Y 33 Do G] Nv V, So P 35 sprach wilet G 37 GP] dem V 39 Urlob nemen e P 41 KnN ] hand ivch V, han vch GSch, haben u`ch P 43 vnd von luterm golde rot GP 44 iu Sch] in VGP 48 Ende G 1 ra; Daz GPSchKnN ] Da V 49 ·e· V] vor P 52 Sch] 47 ir GPSchKnN ] fehlt V Enn her KnN, Eim her V, Sie vnd min herre P 53 fehlt V 55 Beginn G 1 rb 56 tuwer G, getu`re P 57 wird[e] G, begird P 58 SinSchr] Breche G, Brach VP; SchKnN ] degeny V, diog[. . .] G, dyogini P 59 gute G, güte P; wer G] ward V, was P 3111 spiegel (stM.): (bildl.) ‘Vorbild, Muster’ 18 übergulde (stF.): ‘das mehr wert ist als alles andere, das Höchste’ 24 bewıˆsen (swV.): (mit Gen.) ‘belehren’ 26 in = den prıˆs 27 verwerten (swV.): ‘verderben’ 28 beherten (swV.): ‘sichern, kräftigen’ 41 ze minnen (stF.): ‘als Andenken’ 42 behalten (stV.): ‘bewahren’ 44 denken (swV.): (mit Gen.) ‘jmd. etwas zudenken’ 47 gewer (swM.): ‘Bürge’ 56 tiure (stF.): ‘hoher Wert, Kostbarkeit’ 57 girde (stF.): ‘Begierde, Verlangen’

Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 3161–3220

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und sich naˆch einem manne zoˆch, den er bıˆ einem brunnen vant, daˆ er daz wazzer mit der hant warf geˆn sıˆnem munde, wan er sıˆn niht enkunde anders dehein wıˆs gewinnen. den sit begunde er minnen, daz er silber unde golt niht lenger bıˆ im dolt, und wart im starke unmære. er jach, daz ez wære im gar unnütz dar naˆch. laˆt iu niht wesen gaˆch, unz ir die gaˆb enphaˆhet. ob ir eˆ hinne gaˆhet, sie waˆnden sie iu versmaˆhet.“ Dirre red wart vil gelachet, daz Key was soˆ verswachet und noch des spotes niht vergaz. daˆ bıˆ sult ir wizzen daz, swer spotes alle wec phliget, daz den dehein laster bewiget, swie oft ez im widervert. wan er ez alsoˆ überbert wider mangem von emzecheit, dem er spotes ist bereit, daz ez in niht beswæret, als erz wol bewæret hie und ouch anderswaˆ. dise red laˆn wir belıˆben daˆ

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und sagen von der hoˆchzıˆt. daˆ was vröuden vil enstrıˆt unde kurzwıˆl manicvalt, als sie daˆ vor ist gezalt, und noch ir übertiure. von dirre aˆventiure, diu nu ze hove komen was, der was burc und palas und diu stat vol über al, wan ez allenthalben erschal. swaˆ iender zweˆn gesaˆzen, da enwart daz niht verlaˆzen, daˆ würde vil von gereit und ir zıˆt wurt dar an geleit. sust wert der hof drıˆ tage mit sölher vröud, als ich sage, in vil groˆzem vollen. schier vlouc ein mær, erschollen von einem garzuˆne, daz ein turnei vor Jaschuˆne über drıˆ tage solde sıˆn, den het graˆve Rivalıˆn widern künic Glays genomen. swer dar zuo wolte komen, der vünd groˆz riterschaft daˆ von der lantschaft und von den unkunden. die riter daz begunden alle trıˆben under in und berieten sich, daz sie daˆ hin

63 G] Do er V, Das er P 66 KnN ] keinen wis G, niht V, +in dheine wise P, fehlt Sch 68 +sin silber vnd +sin gold GP 69 verdolt G 70 was P 71 ez GKnN ] er VP 72 gar] fehlt GP 73 wesen VP] sin zv G 75 ir +e` GSch] fehlt V, ir +E +von P 76 SchKnN ] wand V; sie vch G; Sie gedechtent es were u`ch versmehet P 80 bi +so sollent P 83 ez GPSchKnN ] er V 87.88 beswaret : bewaret V, besweret : bewaret P 85 emszikeit P, einzikeit G 86 Ende G 1 rb 94 sie] es P 95 nach P 90 PSch] laz V 91 hochgezijt P 92 one strijt P 93 Beginn G 1 va 97 was komen P 98 PGSchKnN ] eswas V 3200 erhal G 2 wart GP; nihts P 3 Dan¯ wu`rd von jne P 6 sulcher vreude G, solchen vreuden P 8 Gar bald wart ein P 10 GKnN ] von VP 12 Rivelein V, Riwerlin G, Riweiden P, Riwalıˆn Sch, vgl. auch 5747 16 von die P 20 bereiten GPSchKnN 82 bewegen (swV.): ‘beunruhigen’ 84 überbern (swV.): ‘kämpfend zu etwas bringen’ 91 hoˆchzıˆt (stF.): ‘hohes Fest, höchste Freude’ 92 enstrıˆte: ‘wetteifernd, um die Wette’ 95 übertiure (stF.): ‘übergroßer Wert’ 3202 verlaˆzen (stV.): ‘unterlassen’ 7 volle (swM.): ‘Überfluß’ 19 trıˆben (stV.): ‘sich fortgesetzt mit etwas beschäftigen’ 20 beraˆten (stV.): (refl.) ‘sich bedenken, mit sich zu Rate gehen’

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Hoffest an Weihnachten: Becherprobe 3221–3272 tougen keˆrten naˆch lobes gewin. Gaˆwein ze dirre rede sprach: „ez wirt vil starc ungemach mıˆnem herren, wirt er sıˆn gewar, und laˆt uns nimmer komen dar. des sult ir wol gewis sıˆn. ditz ist der raˆt mıˆn, daz wir vil vruo morgen vor dem künic verborgen bereit sıˆn mit waˆfen und laˆn wir in slaˆfen und rıˆten gemeinlıˆch dan. komen wir ze Breziliaˆn, eˆ er sıˆn werde innen, soˆ komen wir wol hinnen, daz er uns niht errıˆten mac. wan zwaˆr verslaˆfet er den tac. alsoˆ schier soˆ er erwachet, ich weiz wol, daz er sich machet naˆch uns zehant uˆf die slaˆ. vindet er uns danne naˆhen daˆ, soˆ müez wir wider keˆren. daz mac mit unsern eˆren nimmer wol ergeˆn, daz wir dann hie besteˆn, sıˆt er uns gekündet ist.

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swer under uns der vrüest ist, eˆ ez wol beginne tagen, der sol den andern allen sagen, daz sie sich bereiten. ditz sol aber niemen breiten under daz gemein gesinde, daz ez iht ervinde mıˆn herr, künic Artuˆs, wan soˆ ist diu red umbe sus und würden wirs erwendet.“ daˆ mit was ez verendet, und bereiten sich alle dar zuo. des andern morgens vil vruo riten sie alle gemein, als in geriet her Gaˆwein, von dem hove die besten, die kunden mit den gesten, daz ir beliben nuor drıˆ: daz was der zuhtloˆse Key, der ander an der zal was ein reck Gaˆles Lischas, der dritte was Aumagwıˆn. die muosten bıˆ dem künic sıˆn, daz er mit in die zıˆt vertribe, sıˆt er soˆ ein belibe, und sıˆnem zorn baz entlibe.

24 Ende G 1 va 25 und] Er P 31 laz V; jne lassen slaffen P 32 Beginn G 1 vb; gemeinlichen dan G, gemeinlich von hynnan P 33 Bisz wir komen gen P 34 E +denn er sin wu`rt P 35 kvme G; wol +von GP 38 so er] als er G, er denn P 41 nahen GKnN ] fehlt V, nahe P 42 mvze G, müssen P 45 Das wu`rt denn P 46 verku`ndet P 47 fruwest G, fru`west +vf P, vruowest Sch, vrüewest Schr 48 vol P 49 sol +es den P 52 gemein] fehlt GP 53 befind P 55 Es were anders die rede vmbe sust P 56 Sch] werden V, wurden wir ez vswendet G, wu`rden wir wendig P 57 G] fehlt V, Also wart die rede volendet P 58 +sie sich P 61 jne denn riet P ı 64 +nit +me blieben denn P 68 PSchKnN ] 62 Ende Fragment G 63 PSchKnN ] chundet V Daz V 70 Das er die zijt mit jne P 71 Dwijle P 72 +deste baz P 46 er = der turnei (stM.), vgl. 3210; künden (swV.): ‘verkünden, kund tun’ 56 erwenden (swV.): (mit Gen.) ‘von etwas abbringen’ 63 kunde (swM.): ‘der bekannt ist’ 72 entlıˆben (stV.): ‘Einhalt tun’

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Gasoein I (3273–5468) Der allein zurückgebliebene Artus geht mit seinen Rittern auf winterliche Jagd; zurückgekehrt wärmt er sich am Kaminfeuer und muß sich von Ginover deshalb verspotten lassen: Sie kenne einen Ritter, der im Winter nur im Hemd bekleidet durch die gaudıˆn reite und Liebeslieder singe. Artus und seine Gefährten lauern diesem Ritter nachts auf; nach unentschiedenem Zweikampf offenbart sich Gasoein als angeblicher Nebenbuhler des Königs. Ein Gerichtszweikampf um Ginover wird vereinbart.

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Hie mit schieden si alle hin und verliezn den künic hinder in eine slaˆfend ligen. daz in diu reise was verswigen, daz muost in seˆre müewen. er begunde sich ouch vrüewen mit vil starken unsiten und wolt naˆch in sıˆn geriten ob er sie möhte vinden. des muost er erwinden gar sunder sıˆnen danc, wan im was der wec ze lanc und diu geselleschaft ze klein, ern wolte dann alein gestrichen sıˆn naˆch in nuor mit disen drıˆn. nu des niht mohte sıˆn, er vraˆgt den roˆten Aumagwıˆn, wes sie beginnen wolten, ob sie jagen solten alder anders iht beginnen, daˆ von sie gewinnen möhten die wıˆle etlıˆch kurzwıˆle, diu ir eˆren zæme,

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unz daz gesinde wider kæme, daz sie iht verlanget. diser rede verhanget diu geselleschaft über al, und wart ein bot her ze tal naˆch den jegern gesant, daz sie geˆn Gornomant vüeren mit den hunden, soˆ sie snellest kunden. daz was alsoˆ ergangen. diu reise wart angevangen und geˆn der gaudıˆn gezogen. daˆ wart der künic niht betrogen: ez koˆmen ouch die jeger dar. ditz jeit und disiu var dem künig ein teil kumbers bar. Diu zıˆt was kalt und tief der sneˆ, als ez ist des winters eˆ, und die gewæt starke tief, daˆ von daz wilt niht verre lief, und ez aˆne twaˆle vil naˆh ze allem maˆle hin durch die gewæte brast. dirre kelten herter last den künic und sıˆne gesellen entwalt.

e

74 lieszen P 75 Eynig P 76 jme PKnN 77.78 Sch] mvgen : frven V, mu`wen : fru`wen P, muowen : fruowen KnN; Das wart jne P 80 Er wolte jne nach haben P 81 möhte +haben +herriten +vnd vinden P 83 gar widder allen P 84 was] fehlt P 87 sin da hyn P 89 +Als nü . . . gesin P 91 Waz P 3299.300 KnN ] verlange : verhange V, verlengte : verhengte P, verlangte : verhangte Sch 3306 +aller snellest P 6a fehlt P 7 reise V] troppel P 11 Das gejegtz P 15 KnN ] gewæd V, gewate P 17 Wenn es P 19 Durch P 20 kelte P 76 in = den künic; verswıˆgen (stswV.): (mit Akk. d. Pers.) ‘verschweigen’ 77 müewen (swV.): ‘verdrießen’ 78 vrüewen (swV.): ‘früh auf sein’ 79 unsite (stM.): ‘Zorn’ 82 erwinden (stV.): ‘ablassen von’ 91 beginnen (stV.): (mit Gen.) ‘beginnen, anfangen’ 99 ‘. . . daß sie nicht Sehnsucht nach den anderen empfinden müßten’ 3300 verhengen (swV.): (mit Gen. d. Sache) ‘geschehen lassen, nachgeben’ 8 gaudıˆn: vgl. afrz. gaudine, ‘Gehölz, waldige Gegend’; hier Ort der Furthandlung 11 jeit (stN.): ‘Jagd, Meute von Jagdhunden’ 15 gewæt: wohl für ‘Schneeverwehung, Wächte’ (bair.), vgl. KnNA 21 entweln (swV.): ‘erstarren machen, betäuben’

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Gasoein I 3322–3385 daˆ wart gevangen und ervalt daˆ von starc schiere vil der kleinen tiere: hasen unde vühse, reˆher unde lühse. dort waˆren sie soˆ lange, daz sie in dem twange der kelten muosten entwıˆchen, wan in wolt geswıˆchen der tac unde diu kraft. doˆ keˆrt mit sıˆner geselleschaft wider heim künic Artuˆs. nu was sıˆn selbes muoshuˆs beraˆten vil untiure mit einem groˆzen viure, daz heiz was und aˆne rouch, von einem holze, daz ouch dürre was. des bran ez lieht. Artuˆs versuˆmet sich des nieht: als er ditz viure vant, dar raht er ietweder hant, eˆ er dar kom, langest eˆ, wan im tet der vrost weˆ. daz ist ouch noch gemeiner sit, soˆ ein man in vrost gerit, ob er ein viur vünde, daz er die hende wünde unde büt sie dar engegen, wan er waˆnt daˆ mit verlegen sıˆns vrostes etewaz unde wænet, daz sie daz müg starke stiuren,

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und mügens niht vertiuren, swaˆ sie naˆhent viuren. Artuˆs zoˆch sich dar naˆch. im was zem viur alsoˆ gaˆch, daz er die hende dar boˆt, und waˆnde daˆ mit sıˆn noˆt an dem vroste vertrıˆben. ouch wolt er niht belıˆben, unz er dem viur naˆher kam. einen brant er dar abe nam und rach her uˆz vil der kol, stuont, saz und warmt sich wol. ditz ersach diu künigıˆn z’einem kleinen venster dar ˆın langest, eˆ er sie ersach, unde sprach vil versmaˆch, als ein wıˆp dicke tuot, diu vil gaˆhes ist gemuot und ein teil widerbruht: „wer leˆrt iuch dise hovezuht, her künic, daz ir iuwern lıˆp soˆ eisieret als ein wıˆp? ez mac vil wol gelogen wesen, daz ich vil ofte hoˆrte lesen in theoˆricaˆ ein phisicıˆn: daz daz heizest wıˆp solte sıˆn kelter dann der küelest man. daz schıˆnet hie vil übel an, des getar ich vil wol jehen. ezn wær von wıˆbe niht geschehen, des ir habt begunnen. solt ir under alsoˆ dunnen

22 Da von gefange¯ vnd gefalt P 23 Wart von der starcken P 27 KnN ] Doch V, Da P; soˆ PSchKnN ] fehlt V 28 sie dem gezwang P 29 kelte P 40 sumete P 44 +vil we P 45 ist noch ein P 49 gegen P 50 PSchKnN ] er wolt V; +sich da P 51 ettlicher maz P 52 wenent +vil P 54 PSchKnN ] vertweren V 57 sere gach P 63 da vonnam P 64.65 SchKnN ] choln : wol V, kolen : wol P 65 +Er stunt +vn¯ sasz P 67 PSch] vester VKnN 73 die P 75 SchKnN ] heisert V, heisiere¯t P 76 PSchKnN ] Er V 79 PSchKnN ] Div V 80 keltest P 84 Das P 82 Das P 83 Es wart . . . gesehen P 26 rech, reˆ (stN.): ‘Reh’ 34 muoshuˆs (stN.): ‘Speisesaal, -haus’ 50 verlegen (swV.): ‘beseitigen’ (indem man etwas anderes oder besseres an die Stelle setzt) 53 stiuren (swV.): ‘helfen, lindern’ 54 vertiuren (swV.): ‘tiure machen, darauf verzichten’ 64 rechen (stV.): ‘scharren’ 69 versmaˆhe (Adv.): ‘verächtlich’ 72 widerbruht (Adj.): ‘widersetzlich, ungehorsam’ 75 eisieren: vgl. afrz. aesier, ‘es sich bequem machen’, vgl. 3674 78 phisicıˆn (stM.): vgl. afrz. fisicien, ‘Arzt’ (wieder 12510)

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Gasoein I 3386–3449

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kleidern ofte ligen, iu würde der hitz gar verzigen, alsoˆ manic vrouwe tuot. und wær diu gaudıˆn gar ein gluot, ich wæn, sie eˆ zergienge, eˆ iuwer lıˆp gevienge daˆ von volle hitze. daz erzeiget wol ditze: ditz viur ich widersitze. Ouch sıˆt ir zwaˆr niht soˆ heiz sam ein ritter, den ich weiz, den ich niht nennen wil. er ist aber bekant vil, wan in ˆıs und der sneˆ niht meˆr entwelt dann der kleˆ deheiner sıˆner reise. wan im des vrostes vreise ze deheiner zıˆt nimmer tuot dan sumers hitz und bluomen bluot. soˆ ist sıˆn leben gestalt: ez sıˆ warm oder kalt, soˆ er meist an leit er vüert dehein ander kleit nuor ein wıˆzez hemde; ander kleid ist im vremde, und reit ein ors harmblanc. er singet von minnen süezen sanc alle neht durch die gaudıˆn durch den willen der amıˆen sıˆn vlacher stimme und slehter keln. sıˆn waˆfen mac sich niht verheln: er vüert einen gar wıˆzen schilt.

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sıˆn herz gar naˆch vröuden spilt, als im der minne got geboˆt. ein sper von zinober roˆt vüert er mit wıˆzer banier. aˆn harnasch als ein riter fier rıˆtet er aˆne pıˆne den vurt vür Noirespıˆne und hebet vil schoˆne sıˆnen sanc in rıˆchem toˆne. ich lob, daz man im loˆne.“ Hie mit diu künigıˆn gesweic. Artuˆs sich nider geneic und erkom von dem wort. ouch gerou ez sie vil hart, daz sie sich soˆ seˆre wider ir selbes eˆre doˆ hete übersprochen unde soˆ gar zebrochen wıˆbes zuht und ir scham. Artuˆs im dise rede nam ze vil groˆzem unmuot. ditz prüevt wıˆbes guot, wan sölh red ze naˆhen geˆt, dar an wıˆbes liebe steˆt, daz üebet lıˆht ein sorgen. daˆ wıˆp niht wellent borgen ir sprüch durch ir hoˆhen prıˆs, leit hevet sich manigen wıˆs, als ez dem künic nuo ergienc. unvröude sıˆn herz soˆ bevienc, daz im vröude doˆ gesweich. von ir er truˆrend weich

` ch P 87 V 90 verginge P 97 PSch] Des V 99 jne +das ijsz P 3400 KnN ] sam ds chle V, r denne cle P 1 +Jn deheiner P 2 yme PKnN ] in V 7.8 E[s] füret kein ander kleit/ So er schon e 10 cleider sint P 11 Er P 12 my¯ne P; vil cleider an leit P 9.10 P] hemed : vromed V gesang P 13 nacht P 14 den] fehlt P 16 mag ich nit P 17 gar] fehlt P 21 PSchKnN ] o 26 gesang P 28 sweig P 29 seig P Vür V 24 vür SchKnN ] vur V, fehlt P 38.39 vngemüte : güte P 41 Der P 45 leit prüevet sich P 46 PSchKnN ] nie V 48 entweich P 87 verzıˆhen (stV.): (mit Dat. d. Pers.) ‘abschlagen, versagen’ 88 bezogen wohl auf 3385f. 89 gaudıˆn: vgl. 3308 94 widersitzen (stV.): ‘fürchten’ 99 in = den ritter 3400 entweln (swV.): ‘aufhalten’ 11 harmblanc (Adj.): ‘weiß wie ein Hermelin’ 13 gaudıˆn: vgl. 3308 15 vlach (Adj.): ‘ebenmäßig, nicht rauh’; sleht (Adj.): ‘mühelos, geläufig’ 22 fier: ‘stolz’, vgl. 2307 24 Noirespıˆne: afrz. ‘Schwarzer Dorn’ 30 erkomen (stV.): ‘erschrecken’ 38 ungemüete (stN.): ‘Mißmut, Zorn’ 43 borgen (swV.): (mit Gen.) ‘auf etwas achthaben’

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Gasoein I 3450–3515 heimlıˆch an ein stat, dar er sıˆn gesellen bat, und tet in an der selben stunt begarwe dise rede kunt, wie sıˆn wıˆp sıˆn gespot hab, und vraˆget raˆtes dar ab besunderlıˆchen alle drıˆ. ze dirre red antwurt Key, des zung vil selten wol gesprach und des angel ie stach mit bitterlıˆcher vaˆre, der oft vil undaˆre zem besten kund sprechen, des wolt er niht zebrechen sıˆn reht an der schalcheit. er sprach naˆch alter gewonheit alsoˆ ze dirre sach: „ichn weiz niht, waz ez mach,“ sprach er, „daz die vrouwen in soˆ verre getrouwen, daz sie vor deheinem man ir rede wellent hæl haˆn. daz machent man allez an in. daˆ wider steˆt ein swach gewin. swer wıˆp laˆt ze verre vür, der gwinnet sıˆn vil klein gevür: daz ist an mıˆner vrouwen schıˆn. sie solt in ir kamer sıˆn und liez uns schaffen unser dinc. mit ir ist müelıˆch gerinc. sie haˆt ir willen alsoˆ vil, daz sie sprichet, swaz sie wil, daz ist ie doch ein swachez spil.“

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Ein man oft des vraˆget, des in vil lıˆht betraˆget, ob er ez hoˆrte sagen. man solde sölhe red verdagen, diu niht üebet danne leit. daz wær ein groˆziu wıˆsheit und zer werlt ein nützer list. swem sıˆn wıˆp ze liep ist, der vraˆg lützel von ir, wan im wahset dann zwir leit, kumber unde klag von sıˆnr vraˆg und jenes sag. alsoˆ geschach künic Artuˆs. was im leit, im wart sus leider, doˆ er gehoˆrt, wie Key im dise red vervie. doch tet er als ein wıˆs man, der sich selben getrœsten kan naˆch vil leidem mære. swaz dem manne prüevet swære, des sol er selbe troˆst nemen. ez ensolt niht den besten zemen, daz ein kumber krenk ir lıˆp, sam ein herzen senend wıˆp. wan daz ist des wıˆbes eˆ, daz ir ir leit naˆhen geˆ: daˆ von ist siu getiuret. Artuˆs sich selben stiuret wider sıˆn leit daˆ mite. er sprach: „daz ist ein alter site, her Key, an iu gewesen her. ez möhte iedoch eteswer entruˆmen iuwerm schelten,

50 Heimlichen P 51 Sin] Da er sein VP, Dar sein KnN 53 Begar we V] +So gar P, +Soˆ begarwe Sch 54.55 PKnN ] hab : abe V 55 +sie rates P 56 +Und sunderlichen P 58 vil] fehlt P 62 gesprechen P 63 enwolt P 67 Jch enweisz was P 70 deheinen V, keinem P 72 SinKnN ] machet VP 81 redet P 83 man des dick P 88 ein clüge P 92 wehset +von P 97 horte P 98 underfie P 3500 selbs P 1 SchKnN ] leiden VP 2 geprüfet P 4 Er sal nit P 6 hertz senendes P 7 eˆ PSchKnN ] fehlt V 9 geku`ret P 10 selbs stu`rte P 11 hie 13 +bisz her P 15 Entry¯nen P mit P 53 begarwe (Adv.): ‘ganz und gar’ 56 besunderlıˆche (Adv.): ‘insbesondere’ 60 vaˆre (stF.): ‘Hinterlist, Falschheit’ 61 undaˆre (Adv.): ‘ungehörig’ 75 gevüere (stN.): ‘Nutzen, Vorteil’ 79 gerinc (stM.): ‘das Ringen, Bemühen’ 82 swach (Adj.): ‘schlecht, armselig’ 84 betragen (stV.): ‘ertragen, aussöhnen’ 86 verdagen (swV.): ‘verschweigen’ 92 zwir (Adv.): ‘zweimal’ 3507 eˆ, eˆwe (stF.): ‘(Gewohnheits-)Recht’ 9 tiuren (swV.): ‘ehren, preisen’ 10 stiuren (swV.): (refl.) ‘sich stützen’ 15 entruˆmen (swV.): ‘entweichen’

Gasoein I 3516–3583

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iuwern sit wandelt ir selten. wie lang welt ir ez trıˆben? beidiu mannen unde wıˆben traget ir gelıˆchen haz, irn wizzet selp, umbe waz. wes mac man iu getrouwen, daz ir von iuwer vrouwen ze mıˆnr gehœrde die rede tuot? ir solt ir swıˆgen, wært ir vruot. ir habt sie soˆ seˆr belogen. ichn sıˆ gar an ir betrogen, sie ist getriuwe und wol gezogen.“ Vil ofte dise red geschiht, daz sich ein man verwarnet niht an red übersprechen daˆ, daˆ erz tuot und gewinnet saˆ vil starc groˆzen undanc: soˆ wirt sıˆn loˆn gar ze kranc, und het verre baz geswigen. maniger haˆt sıˆn wıˆp bezigen, daz im vil leit wære, ob ieman ander swære wær wider sie gestanden im selben ze schanden. diu red betriuget mangen man. der im niht borget dar an, ob iemen velschet sıˆn wıˆp, diu im doch sam sıˆn lıˆp ist vor uns verborgen, der beginnet uˆf sie borgen valsch, ob er ervünde, mit welhem urkünde sie diu werlde hiete. swen diu rede verriete,

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daz er mit im schulde, ob er des engulde, als sıˆn Key nu engalt, des het jener doch gewalt. Key sıˆn raˆt übel gedeich, daˆ von er schiere gesweich und tet daz von schulden. wan er von des künges hulden het eteswaˆ gesprochen, daz wart an im gerochen, als ir selb haˆnt vernomen. nu was dirre raˆt komen an den küenen Gaˆles. er sprach: „herre, ich wæne des, ez wær mıˆner vrouwen spot. doch west ich gern, ob ez got wær oder troges bilde. dehein mensch ist soˆ wilde, daz sich erzeig in solhen wıˆs. swen niht entwelt soˆ starkez ˆıs, ist daz mensch, daz suochet prıˆs.“ „Herre“, sprach Aumagwıˆn, „ditz ist der raˆt mıˆn, obe ez iu wol behaget und sıˆt ir prıˆs gern bejaget, daz wir zem fuort rıˆten unde sıˆn al daˆ bıˆten, ob er kom alde niht. swer in unser daˆ gesiht, der ervar sıˆn geverte. nimer wirt ez soˆ herte, er müez unser einem sagen, oder wir werden daˆ erslagen. wil aber uns got erneren,

16 verwandeln ir P 18 Vnder P; vnd +vnder P 20 Jr P 22 PSchKnN ] Da V 23 Mir zü gehörde dise rede P 24 Jr solten billich swijgen P 29 verwanet P, verwænet SchKnN 32 vil hart P 33 lon zü male kranck P 34 vil baz P 35 geziegen P 37 anders were P 39 selber P 41 Der nü nit P; PSchKnN ] borgen V 52 sin PSchKnN ] in V 57 er ab des P ı 62 PSchKnN ] chvnich V 63 wonde P 70 PSch] mænische daz swechet preis V, menische daz suochet pris KnN 75 fu`wre P, vürte Sch 81 PSchKnN ] Ez V 25 beliegen (stV.): ‘jmd. verleumden’ 29 verwarnen (swV.): ‘(sich) hüten’ 35 bezıˆhen (stV.): ‘beschuldigen’ 41 borgen (swV.): (mit Dat.) ‘Nachsicht mit jmd. haben, es jmd. hingehen lassen’ 45.46 uˆf sie borgen valsch: ‘sich zurückhalten (bzw. unterlassen) ihr Böses anzuhängen’ 48 hiete: Prät. Konj. zu haben 54 gedıˆhen (stV.): ‘bekommen’ 65.66 ‘ob es ein Gott ist oder teuflisches Blendwerk’ 70 prıˆs suochen: ‘Kampf suchen’ 79 geverte (stN.): ‘Ziel und Zweck der Fahrt’, auch: ‘die Art zu varn, Benehmen, Erscheinen’

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Gasoein I 3584–3647 wir mügen uns wol erweren, ist er ein soˆ bloˆz man, sam ich von iu vernomen haˆn.“ der raˆt duˆht den künic guot und wande dar an sıˆnen muot, daz er die rede tæte. er machet sie aber stæte und vraˆget sie besunder, ob iemen wær dar under, der die reise schuˆhte. swes sie dar umbe duˆhte, nu gehullen sie dem raˆte, und als ez wart iht spaˆte, doˆ waˆren sie gewaˆfent. sıˆn gesinde liez er slaˆfent und reit er mit disen drin schier gaˆhent daˆ hin, daz sie daˆ niht lenger biten. doˆ sie uˆf dem wege riten, Artuˆs ze sıˆn gesellen sprach: „ein dinc, daz ofte geschach und ouch wol geschehen mac, daz uns wære gar ein slac, des suln wir uns wol bewarn, daz uns niht möge missevarn. unbesiht, daz wizzet ir wol, diu ist stætes endes hol, daˆ mit sie manigen irret, dem sie dar an gewirret. daz merkt wol, ir herren. ein dinc möht uns gewerren: ob wir ensamt lægen,

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soˆ daz wir nien phlægen besunder der wahte, er möhte uns benahte hie mit verrıˆten alle. ob iu diu red gevalle, soˆ suln wir uns alsoˆ legen, daz ieglıˆcher müeze phlegen sıˆner huote hie al ein.“ daz gelobten sie gemein. hœrt, wie er die huot beschein. Doˆ sie gelobten den raˆt, den Artuˆs gegeben haˆt, er sprach: „Key, ir rıˆtet, daˆ ir des riters bıˆtet, von Algue zwoˆ mıˆl her dan. komt er, soˆ gedenket dar an, daz ir in vraˆget, wer er sıˆ, und waz er suoche hie bıˆ, des sult ir niht vergezzen.“ Key sprach: „ich wil mich vermezzen, daz eintweder müez gesigen oder eintweder toˆt geligen, ersih ich in, komt er mir.“ „Gaˆles,“ sprach er, „rıˆtet ir mitten uˆf die straˆze! Aumagwıˆn ich ab laˆze bıˆ dem vuort uˆf der slaˆ der huot aber daˆ. soˆ rıˆt ich zem alten wege, daˆ ich mich an die huot lege, daˆ eteswenn diu straˆz was. die haˆt verwahsen nu daz gras,

84 vns +sin P 86 +denne von u`ch verstanden han P 87 +sin güt P 88 Vnd kerte P 93 süchte P 3601 Des P 3 SchA] ze +den sein V, zü sinen P, 6 gar ein +grosz slag P 7 wol] fehlt P 9 PSchKnN ] vmb siht V; das wissent P 11.12 Sch] ierret : gewierret V, jrret : wirbet P 14 ding +das P 18 hynnahte P 19 verjrren P 23 Siner wahte P 24 lobten P 25 Die waht beschied er seine P 26 +nü lobten P 31 Sch] Kom V, ko¯met P 36 SchKnN ] eintwer V, entweder +eynre mu´sz P 37 Ader vnser eynre P 38 +vnd kompt P 39 KnN ] sprach erreitet V, sprach rijdent P, 42 vürte P 46 ettwann P 93 schiuhen (swV.): ‘erschrecken, scheuen’ 95 hellen (stV.): ‘zustimmen’ 3609 unbesiht (stF.): ‘Mangel an Vorsicht’ 12 werren (stV.): ‘schaden’ 18 benahte (Adv.): so nicht belegt, vgl. aber benahten (swV.), ‘eine Nacht über bleiben, übernachten’ 19 verrıˆten (stV.): ‘reitend überholen’ 24 geloben (swV.): ‘loben, versprechen’ 25 bescheinen (swV.): ‘zeigen, erklären’ 35 vermezzen (stV.): (refl.) ‘fest zu etwas entschlossen sein’ 46 eteswenne (Adv.): ‘vormals’

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Gasoein I 3648–3709

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ein criuz sie aber zeiget. swaˆ der riter aber hin geneiget, daˆ muoz er doch vür varn. des enmac er niht bewarn, er vinde den, der in warn.“ Doˆ er geteilet die huote, Artuˆs der sinnen vruote reit unlang mit in. sıˆn straˆz reit er daˆ hin, daˆ er den riter wolt versaˆzen. Aumagwıˆn muost ouch laˆzen sıˆn gesellen vil schiere. daˆ muosten sich die viere teiln an die laˆge. daz ditz Key betraˆge, daz mügt ir wol gelouben. man müez im erlouben daz zittern an der wahte, wan elliu sıˆn ahte stuont naˆch hitz ein wıˆs, wan tiefer sneˆ und dickez ˆıs tet im alsoˆ groˆze noˆt, daz er waˆnt wesen toˆt. het er die rede gewest Dor ze Tintaguel uˆf der vest, saz bıˆ dem braisiere mit gemacher aisiere und tranc daˆ vil guoten wıˆn, er müest daˆ heim beliben sıˆn. wie seˆr Key begunde klagen, daz möht ich iu übel gesagen,

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des nahtes sıˆn marter. ez gelebt niemen harter eine naht, dann er tet. es suocht ruowe von stet ze stet, ein wıˆl dort, ein wıˆl hie, unz in diu müede starke gevie, doˆ er vür und wider lief, daz er in sıˆnem schilt entslief, und daz von müede geschach. in het diser ungemach gemachet gar alsoˆ kranc, daˆ er die naht mit ranc, daz er sich niht moht enthaben. bıˆ der straˆz in einem graben was er nider gesigen. daˆ vant in der riter ligen, des er die naht het gebiten. der kom uˆf in nu geriten, er wart von im niht vermiten. Keyn vant er slaˆfen. ich sag iu sıˆn waˆfen: des was alles niemer wan schilt, swert unde sper und ein rıˆchez schappel, geworht von roˆtem und von gel, dar an lac vil groˆzer vlıˆz. ein hemed klein unde wıˆz vuort er aˆn ander kleider. dirre was er beider, rockes unde mantels, bar. zwoˆ hosen durchsniten gar

48 zeuget P 49 aber] fehlt P 50 varen V; hin farn P 51 bewaren V; enmag jne nit P 52 waren V; vinde +denn ieman der P 56 kerte er hin P 59 SchKnN ] Seinen V, Sine P 60 Also P 64 müste P, muoste Sch 67 weise V; in der wijse P 69 Tedent yme an so grosze not P 71 KnN ] geweste VSch, gewiszt P 72 KnN ] Dort zezinstagvel auf ds veste V, Dort zü ˙ eisiere P sitaguel vf der vest P 73 +Als +er sasz P 74 KnN ] haisiere V, 76 Er wölte P 78 Des ku`nde ich gar u`bel alles gesagen P 79 siner P 84 hart P 86 Bisz er vnder P 88 dis P 89 gar] fehlt P 91 +So dz P 96 nu] fehlt P 98 KAy P 99 gewaffen P 3701 Denn P 3 von rot vnd gel P 9 fehlt V 48 criuz: ‘Wegzeichen’ oder ‘Kreuzung’ 51 bewarn (swV.): ‘unterlassen’ 52 warnen (swV.): (mit Akk.) ‘warnen, aufmerksam machen’ 57 versaˆzen (swV.): ‘jmd. den Weg verlegen’ 61 laˆge (stF.): ‘lauerndes Liegen, Hinterhalt’ 62 betraˆgen (swV.): ‘verdrießen’ 66 elliu = al 73 braisiere: vgl. afrz. brasier, ‘Kohlenglut’ 74 aisiere: vgl. eise (stF.), ‘Gemächlichkeit’; aus afrz. aise, ‘Behagen, Wohlgefühl’, vgl. 3375 88 ungemach (stNM.): ‘Unbequemlichkeit, Leid’ 91 enthaben (swV.): (refl.) ‘sich enthalten’ 3702 schappel (stN.): ‘kranzartiger Kopfschmuck’ 5 klein (Adj.): ‘fein, zart’ 9 durchsniten (part. Adj.): (von Kleidungsstücken) ‘geschlitzt’

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Gasoein I 3710–3775 vuort er von roˆtem scharlach, daˆ man diu bein durch sach, dar umb von golde rıˆch sporn, mit stahel underworht vorn durch scherf an der spitze. wær in des ougstes hitze sıˆne reis alsölh gewesen, möht er vor der kelten sıˆn genesen, daz müest gar ane glücke steˆn, er müeste vrost undergeˆn. ein schanzuˆn er luˆte sanc, daz im diu gaudıˆn erklanc von vröuden und minnen. nu wart sıˆn Key innen und waˆnt, ez wær von troume. er het in vil koume, ich wæne, dennoch vernomen, unz er was vür in komen, und het in naˆh gar verriten, wan daz ors began unsiten, daˆ von Key erwachte. als er sich uˆf machte, doˆ ersach er den riter saˆ. er machet sich uˆf die slaˆ und ˆılt im naˆch vil vaste. er rief naˆch dem gaste: „keˆraˆ, riter, keˆre durch riterlıˆch eˆre! war ˆılt ir soˆ vaste hin? seht ir niht, daz ich bin ein riter, der iuch wil? iu ist der rede gar ze vil, daz ir niht wider keˆret.

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der muot, der iuch daz leˆret, der wirdet lıˆht guneˆret.“ Den wec er vast vür sich nam, wan er der red niht vernam, die im Key naˆch tet. nu wandelt Key sıˆn bet in ein schelten und in droˆ. er sprach: „ir minnet nie soˆ hoˆ, ich bring iuch wol her nider. ir keˆrt noch hiute wider, soˆ irz vil ungern tuot. ir sıˆt der sinne gar unvruot, daz ir nu niht beitet mıˆn. ir mügt wol ein dörper sıˆn, daz ir vart ze dirre zıˆt. ich wæn wol, daz ir sıˆt ein vil erkanter zag. ir getrouwet nimmer bıˆ dem tag sam ander riter rıˆten, wan soˆ müest ir strıˆten, ob iu iemen wider rite. dirre zaglıˆchen site sült ir enphaˆhen buoze und daz ir iuch mıˆnem gruoze hıˆnt soˆ verhaˆlet, und iuch soˆ vür staˆlet und mich slaˆfen liezet: ob ir des geniezet, daz laˆz ich meˆr umbe daz, daz man mirz wendet baz und groˆzer eˆre da mit bejage, daz ich iu dar an vertrage, dan ob ich ez an iuch ræche;

11 Da dorch man P 12 zwen sporn P 17 von kelte P 18 gar] fehlt P 20 tschantzun er o 33 +da hell P 22 vnd +von P 27 er für jne was komen P 31 sich (+nu P) vff gemachte P uff P 52 +her widder P 53 ir es ungerner P 55 nu] fehlt P 58 Ich meyne P 59 erchenter KnN ] erchenr V, merckener P, erklıˆcher Sch, erkomener Ehr 60 KnN ] getrouret V, getürent +doch nit P, getürret niht Sch 62 Wenn ir müsten P 63 ieman engegen P 67 Hynnaht +u`ch so P 68 Daz it P, Daz ir Sch 72 mir es keret P 73 grosz P; da] fehlt P 74 iu SinKnN ] mir V, mich P 13 underwirken (swV.): ‘versehen mit’ 15 ougest (stswM.): ‘August’ 17 genesen (stV.): (mit vor) ‘aus einer Gefahr errettet werden, heil davon kommen’ 19 undergeˆn (stV.): hier ‘er entgeht dem Frost’ 20 schanzuˆn (stN.): ‘Lied’ 21 gaudıˆn: vgl. 3308 28 naˆhe (Adv.): ‘beinahe, fast’; verrıˆten (stV.): ‘reitend überholen’ 40 ‘der euch zum Kampf fordert’ 44 guneˆren = geuneˆren (swV:) ‘entehren’ 59 erkant (part. Adj.): ‘bekannt, berühmt’ 67 hıˆnt (Adv.) = hıˆnaht: ‘heute Nacht’; haˆlet zu heln (stV.): ‘verstecken, verbergen’

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Gasoein I 3776–3843

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ob man mir niht spræche dar umbe an mıˆn eˆre. ir ensıˆt nie soˆ heˆre, des sıˆt wol gewarnet, ir het ez nu erarnet. ir waˆnt iuch haˆn vertarnet.“ Key was im soˆ naˆhen komen, daz er mit al het vernomen, swaz er im hinden naˆch geschalt. der riter aber die rede galt mit deheinem widerschelten. er lie in niht engelten sölher starc unvuoge, als doch genuoge daˆ wider heten getaˆn. wan deist ein unbesprochen man, der guot wider arc sprichet. swer sich alsoˆ richet daz er schelten wider schelten gıˆt, daz heizt man swachen wıˆbes strıˆt. daz het der riter wol bedaˆht, zem gelt er niht seˆre gaˆht. daz kom von sinnen vruote, wan mit bedaˆhtem muote er vil hövelıˆchen sprach: „herre, wær ich alsoˆ swach, als ir mir selp habt geseit, daz solt mir immer wesen leit, soˆn töht ich ze manne niht. einem ritter dicke daz geschiht, daz er rıˆten muoz bıˆ der naht, des sach ouch iu ist verdaht, der gern bıˆ dem tage rite, möht er alsoˆ wol daˆ mite

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sıˆn sach gar verenden. daz ensult ir nimmer wenden deheinem riter ze schande. swaz iuch aber des erwande, daz ir mich dirre missetaˆt soˆ gar ungebüezet laˆt, des wil ich iu genaˆde sagen. ir het die red niht vertragen nuor mir oder einem zagen.“ Hoˆher muot wirt lıˆht betrogen. soˆ der lewe lıˆt gesmogen durch vorhten vor den katzen, daˆ siht man michel kratzen grimmen unde ruˆwen. sich setzet gein dem huˆwen vil manic vogel wilde. ezn ist niht unbilde, ob diu meise des reigers gert, die wıˆl sie niht abe keˆrt sıˆn sterc und sıˆn wer. ein man slüege wol ein her, ob ez aˆne wer wære, daz ich lıˆht bewære. Key diu guot rede betrouc, daz mannes muot doch nie touc, die im dirre riter boˆt. swer sich triuget aˆne noˆt, wer solt die swære klagen, die er muoz von dem schaden tragen? sam nu an Keyn geschach, wan er sich starc übersprach. daz kom von den dingen, daz er in waˆnde twingen daˆ mit, swes er wolde.

82 yme nü nahe P 91 Sch] Wan ist V, Wenn das ist P, Wan dest KnN 95 man] fehlt P 98 von siner P 3804 Sch] toug V, toht KnN; Ich gedochte zü ma¯ne niht P 7 KnN ] ouch ivch V; des sach u`ch gar ist P 8 gerner P 10 volendet P, volenden Sch 11 fehlt V 19 Gaher muot P 21 vorcht vor der P 23.24 PSch] rowen : howen V; Grijnen P 24 +So sich P 26 Es enist kein vnbild P 33 Kayn P 34 PSchKnN ] noh V 38 er schanden halb müsz tragen P 39 kay P, Keiıˆn Sch 76 sprechen (stV.): (mit Dat. d. Pers.) ‘von einem sprechen’ 80 erarnen (swV.): ‘verdienen’ 81 vertaˆrnen (swV.): ‘sich verbergen’ 91 deist = daz ist; unbesprochen (part. Adj.): ‘unbescholten’ 94 gıˆt: kontr. aus gibt 97 gelt (stNM.): ‘Vergeltung’ 3804 soˆn = Soˆ ne 10 verenden (swV.): ‘vollenden’ 13 erwenden (swV.): ‘abbringen’ 17 vertragen (stV.): ‘sich etwas von jmd. gefallen lassen’ 26 unbild (stN.): ‘Unrecht’ 36 triegen (stV.): ‘betrügen’ 40 übersprechen (stV.): ‘zu viel und unüberlegt sprechen’

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Gasoein I 3844–3911 er sprach: „ich ensolde niht soˆ lang haˆn gebiten. doˆ ich iuch eˆrst het erriten, her guot kneht, doˆ solt ich hier an haˆn gevürdert mich und solt iuch haˆn gevangen. sıˆt ditz ist ergangen, soˆ sagt mir, des ich vraˆge, und setzet uˆf die waˆge niht iuwern lıˆp ze widerstrıˆt, iuwern namen und wer ir sıˆt. sıˆt iuch Gelücke haˆt ernert, got haˆt daz leben iu beschert: diu gnaˆd von im einen vert.“ Waz wirret einer starken eich ein wint lind unde weich, obe er sie underwæjet? swaˆ sich ein hagel blæjet, daˆ er niht gewerren mac, daˆ vertreit man lıˆht sıˆn slac. sam steˆt ez umb des mannes muot, der michels meˆ mit rede tuot, dann er mit den werken tuo. der rede antwurte nuo hern Key dirre degen. er sprach: „swaz mir haˆt gewegen, des sol ich iu wizzen danc, wan der prıˆs wær al ze kranc, den ir daˆ mit het bejeit. wir heizen daz niht manheit, unde wær ouch ungevüege, swer den man eˆ slüege, eˆ er im het widersagt. dehein man ist soˆ verzagt,

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obe im halt misselunge, ern büt sıˆn sicherunge, die man dan von reht nimt, als ez riters reht zimt. oft prüevet sich ein vehten zwischen zwein guoten knehten, die naˆch aˆventiur beid varnt und haˆnt sich dar zuo gewarnt: der muoz einer gesigen, der ander sigeloˆs geligen. als ist ez her gestanden. ze soˆ riterlıˆchen schanden müezen sich die ergeben, die dirre vuore went leben; die keˆrent sich an droˆ niht. wil iemen mit in schaffen iht, daz muoz vil riterlıˆch ergeˆn. soˆ sich dann dise zweˆn gesament ze velde, soˆ haˆt sie diu melde vil schier beid genamt, des sich ietweder schamt, wan soˆ sint sie beid gezamt.“ Ofte nimt man naˆch waˆn, daz man ez gerne aˆn würde, möhte man dar naˆch. swem ze dehein sachen wirt ze gaˆch, den mac ez geriuwen, wan ze des anegengs triuwen sol sich niemen verlaˆzen, ern müege eˆ gemaˆzen, welch dar naˆch sıˆn ende sıˆ, als hie bescheint her Key. disiu red wart im swære.

56 hat u`ch das leben P 57 SinKnN ] einem VP 60.61 Sch] vnderwæt : blæt V, wat : blat P 65 P] mit +der V 68 SchKnN ] her VP 79 SchKnN ] bit V, enbu´tt P 82 PSchKnN ] prowet V 85 bewarnt P 86 müsz P 91 wellent P 92 enkerent P 93 PSchKnN ] schaden V 96 Gesa¯meln P 97 SchKnN ] sich VP 98 SchKnN ] genant V, gemant P 3900 PKnN ] sint seit beid VSch 5 es +wol P 52 uˆf die waˆge setzen: (bildl.) ‘es auf etwas (einen Kampf) ankommen lassen’ 55 ernern (swV.): ‘vor Verderben bewahren’ 60 underwæjen (swV.): ‘dazwischen wehen, durchwehen’ 61 blæjen (swV.): ‘aufblähen’ 69 gewegen (swV.): (mit Dat. d. Pers.) ‘helfen’ 76 widersagen (swV.): ‘den Kampf ansagen’ 85 warnen (swV.): (refl.) ‘sich vorsehen’ 88 gestaˆn (stV.): verstärktes staˆn, ‘bestehen bleiben’ 91 vuor (stF.): ‘Lebensweise’; went: 3. Pl. Präs. zu wellen 92 keˆren (swV.): ‘sich kümmern um’ 97 melde (stF.): ‘Angeberei, Verleumdung’

Gasoein I 3912–3977

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er sprach: „ir saget mir ein mære, her riter, von der alten eˆ. swie ez umb die red ergeˆ, sagt mir, wie ir heizet, ald, dest waˆr, ir gereizet iu selben solhen kumber, daz nie man soˆ tumber in die werlt wart geborn, ern het die sinne gar verlorn, er kund in vil wol verbern. welt ir mich niht gewern, ich erbite’s iuch soˆ wol, daz sıˆn iuwer hemede sol, ich wæn, wol enphinden. jaˆ sült ir mit kinden von solhen dingen sprechen, wan slahen unde stechen daz ist iuwer gewisser toˆt.“ er sprach: „ir trieget aˆne noˆt iuch selben hie mit. welt ir noch naˆch riters sit mıˆnen namen ervarn, soˆ sült irz niht lenger sparn. anders wirt er iu verswigen. möht ir mir ze ors angesigen, eˆ ich mich slahen liez, ich seit iu, wie ich hiez, unde swes ir mich vraˆget.“ Keiıˆn der red betraˆget unde sprach: „ob ich mac, eˆ uns noch hiut kom der tac, ich bring ez dar an, (wil ich iuwer genaˆde haˆn,

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daz ich iu leben günne, iuch und iuwer künne,) swaz ir des bekennet, daz ir mir daz nennet. iuwer muot haˆt iuch verbrennet.“ Daˆ wider sprach der riter doˆ: „solt iemen sterben von droˆ, ich hiet niht soˆ lang gelebt. sölh red, als ir mir gebt, die haˆn ich selten eˆ vernomen. sıˆt ir durch ruom her komen, soˆ sıˆt ir an mir betrogen. ir haˆnt hıˆnt soˆ vil gelogen, daz ich ez niht meˆr mac verdoln. daˆ mit habt ir mir verstoln die naht mit iuwern wæhen speln. waz solt ich mich dar an heln? ir sıˆt vil kleiner eˆren wert. diu zung baz snıˆdet dan daz swert an iu, daz haˆn ich wol gesehen. ir mügt von iu selben jehen, swaz ir welt, soˆ geloub ich soˆ vil, als sıˆn zimt mich. nu sıˆt ouch des von mir gewis, daz ich sıˆn wol vor iu genis, als ir wænet, daz ir tuot. haˆn ich ez niht alsoˆ guot, soˆ müez mıˆn Glück gephlegen. got gesegen mich vor iwern slegen, die den gewissen toˆt bringent und den man alsoˆ betwingent.“ Key zurnt diu rede seˆre und sprach: „nu ist mıˆn eˆre

12 fehlt V 16 SchKnN ] Aldest war V, Ader deswar P 17 selbs P 19 Jn der welt wart P 23 KnN ] erbeites ivch V, erbit u`ch sin P 25 Als ich hoffen wol P 26 ir +nit mit P ` ch P) und 30 trauwent P 32 ritterlichem P 42 noch] fehlt P 45 ich ivch +das P 46 Iu (V vwerm P 49 hat mich P 51 Solte man sterben P 52 hette so lang nit P, hete Sch 53 Solche entwurt als P 54 +vor E P 57 hu`t P 58 ichs nit P 60 EhrKnN ] wachen VSch, wehen P 61 PSchKnN ] solt mich daz an V 63 snijdet basz P 64 ersehen P 69 KnN ] von ir VSch, vor 73 KnNA] Und gesegene mich vor von V, Vnd gesegen mich got vor P u`ch P 72 pflegen P 75 zwingent P 77 PSchKnN ] iv ist V 3913 eˆ = eˆwe (stF.): ‘(Gewohnheits-)Recht’ 23 erbiten (stV.): (mit Gen. d. Sache) ‘durch Bitten zu etwas bewegen’ 40 betraˆgen (swV.): ‘verdrießen’ 57 hıˆnt (Adv.) = hıˆnaht: ‘heute Nacht’ 58 verdoln (swV.): ‘ertragen’ 60 wæhe (Adj.): ‘kunstreich’ 67 zimen (swV.): (refl. mit Gen.) ‘dünken’

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Gasoein I 3978–4042 gar uˆz der aht geswachet. daz haˆn ich selp gemachet, daz ich iuch soˆ lang haˆn gespart. doˆ mir sıˆn eˆrste stat wart, ich solt iu haˆn erzeiget, wie mıˆn sper underneiget, die im wider wellent wesen. ir mügt ouch niht meˆr genesen. habt uˆz! iu sıˆ widerseit!“ der riter was der red bereit und hielt uˆf der heide. schier koˆmen sie beide zesamen mit ellen. ze vaˆhen und ze vellen stuont ietweders danc. sie naˆmen eins wurfes lanc mit vollen die tjoste, diu Keyn tiure koste, wan im ze vallen geschach. der riter in daˆ nider stach, daz er vil uˆf daz gras als lanc, als er was, und vil kuˆme genas. Sˆın ors er dannen vuorte ze sıˆner gegenwurte und lie in in der wende ligen. iuch sol ouch niht sıˆn verswigen, wie Gaˆles geschach, eˆ er den riter sach. ich wil ez iu gar sagen: er begund die naht alle klagen, daz er soˆ lang wære. ez was im vil swære,

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daz er niht komen wolde, ob er komen solde, ald daz ez schier teite, wan er ungerne beite und in vil seˆre muote, daz er an der huote muost ligen alsoˆ lange in des vrostes betwange. dar under entslief er sunder danc, die müed in dar zuo betwanc, und was doch under beiden von ietwederm gescheiden: er enslief noch enwachet. diu kelt im daz machet, diu in het gar ervrœrt. nu duˆht in, wie er hœrt den riter singen. doˆ wolt er uˆf springen und wolt gen im rıˆten, (er wolt sıˆn niht enbıˆten) uˆf ein rede an der stat, wan er des gedaˆht haˆt, daz er im mit minnen daz wolt an gewinnen, daz er im vil bereit allez sıˆn geverte seit ald swes er in wolt vraˆgen. ern wolt ez niht waˆgen, alsoˆ Key daˆ vor tet, unz er besæh, wie sıˆn bet ein ende næme. swes in dannoch gezæme, des wolt er im stat tuon,

86 Haltent P 87 was des bereit P 88 PSchKnN ] auf di V 90 nellen P 92 +ir iglichs gedang P 95 KnN ] key V, kayn +so P, Kei +soˆ Sch 4001 KAyns rosz der +ritter +von dannan P 3 vf dem gotts bodem P 4 nit bliben P 6 Ee +denne P 9 Wie der ritter so P 11 Dz der ritter P 13 EhrKnN ] er schier reite VSch, Das er es denn schier ted P, 14 vngern leid P 15 vil] fehlt P 15 jne sere P 18 zwang P 19 Dar jnn slieff P 20 müdikeit P; zwang P 22 iglichem P 24.25 Der frost . . ./ Der P 25 gar] fehlt P 26 beduhte P; PSchKnN ] er +her V 27 PKnN ] +ze singen VSch 30 wolte nit lengen beyten P 31 Mit der rede P 33 PSchKnN ] in V 37 Ader wes er wolte P 37a fehlt P 39 besehe P, besah V 40 +Vor ein ende geneme P 41 yme +denn darnach zeme P 83 underneigen (swV.): ‘herabbeugen’ 90 ellen (stN.): ‘Mut’ 94 mit vollen: ‘vollkommen’ 4003 wende (stF.): ‘Schande’, vgl. Sin 9 er = der ritter; wesen (swV.): ‘verweilen, ausbleiben’ 13 teite: kontr. zu tagete 19 sunder danc: ‘gegen seinen Willen’ 36 geverte (stN.): ‘Ziel und Zweck der vart’

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Gasoein I 4043–4106

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wolt er strıˆten oder suon, swaz er gerner tæte, als er dann in gebæte. sıˆn muot boˆt im die ræte. Als er dirre red gedaˆht, der riter starc vür in gaˆht. doˆ er daz übersach, dar an im leide geschach, und begund im naˆch gaˆhen. schier kom er im soˆ naˆhen, daz ern erreit uˆf der vart und daˆ mit im redend wart. sıˆn gruoz, der was lobesam, den der riter hovelıˆchen nam und galt in im vil schoˆne. daz sint zwei glıˆchiu loˆne, swaˆ guot dem guoten widervert des doch manger wirt behert, dem wider guot gevellet arc. Gaˆles was der rede karc und warp naˆch gevüere. daz im nu widervüere guot wider guot, des gert er, sıˆt guot guotes ist gewer. er sprach, als ein riter sol, der riterlıˆchen unde wol z’allen dingen sprechen kan, und sam ein wol gehovt man: „reck, edel unde tiure, ich gesach der aˆventiure nie in deheiner wıˆs gelıˆchen wert und glıˆchen prıˆs,

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den ich sihe an iuwerm lıˆbe, und ist ez von wıˆbe oder von anderre schulde, des het ir die hulde verdienet mit einer naht, daz ir soˆ bar und unbedaht in dirre groˆzen kalten vart an kleidern soˆ unbewart. umb swen ir dise reise tuot, er loˆnt sıˆn iu, ist er guot. sıˆt mir got des gunde, daz ich nu iuwer kunde hıˆnt hie gevaˆhen solde, ob ez nu got wolde, daz ir mir baz wært bekant, soˆ wær mıˆn reis wol bewant. möht ez nu iemer gesıˆn, daz ich iuwers lıˆbes schıˆn bıˆ dem namen müest erkennen, swaˆ ich iuch hoˆrte nennen, daz ich iu urkunde gæb mit waˆrem munde, ob iu iemen lobes erbunde!“ „Genaˆd, riter“, sprach er, „ich bin soˆ niht komen her, daz ich iemen mıˆn namen sag. daz ich in verholn trag, daz entuon ich durch übel niht, wan swie mich der man siht, alsoˆ muoz er mich haˆn. ich sag wol, ich bin ein man, der aˆventiur suochet

43 Ob er wölte strijt han P 44 Ader was er +aller gernst P 45 PSchKnN ] gehæte V 46 gab o 47 ALs nü Gales P 48 schnell P 49 KnN ] Vnd daz V, Vnd er das P yme den rate P o 52 Glich bald kam P 57 galten im V, galt ime Sch, danckte yme P 58 waren +nu zwen glich P o 59 Wa ein güt dem andern güt P 62 was +an P 64 yme kurtz darnach widder fur P 69 reden P 71 Rich P, Rıˆch Sch 73.74 SchKnN ] weise : preise· V, wijse : prijsz P 75 PSchKnN ] iwern V 81 kelte P 82 +Vnd an P 84 Er vergiltet es u`ch billich ist P 86 nu] fehlt P 90 gewant P 93 möhte P 96 Gab V; Gebe von warem P 97 verbu`nd P 98 AEnad V 99 Jn solcher masze bin ich nit P 4101 ich nye verholen han P 5 sage +u`ch e wol P 6 suchet V, süchet P 43 suon (stMF.): ‘Frieden, Versöhnung’ 53 ern = er in 60 behern (swV.): (mit Gen.) ‘berauben’ 62 karc (Adj.): ‘schlau, listig’ 63 gevüere (stN.): ‘Nutzen, Vorteil’ 70 hoven (swV.): ‘höfisch erziehen’ 81 kalte (stF.): Nebenform zu kelte 95.96 urkunde geben: ‘Zeugnis geben’ 97 erbinden (stV.): (mit Gen.) ‘befreien’, hier also: ‘wenn jemand Lob verweigern sollte’

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Gasoein I 4107–4172 und des niht enruochet, wederz warm sıˆ oder kalt. mir ist der sneˆgrıˆse walt ze reise alsoˆ mære, sam ez heiziu sunne wære. nimmer kan ich iu gesagen, und daz ich in mıˆnen tagen dest waˆr in nie gesæhe, dem ich soˆ vil verjæhe, als ich iu haˆn verjehen.“ Gaˆles sprach: „möht daz geschehen, daz ir mich wizzen liezt iuwer lant und wie ir hiezt: des wolt ich iuch gerne biten, wan ich dar umbe haˆn gebiten iuwer dise lange naht, daz ich mit dirre kelten vaht, und ist mir hie geschehen weˆ. doˆr, riter, mir bekomt eˆ, daz ich iu des niht seit, daz kom von deheiner zagheit, nuor daz ich wolde iuch dar umb haben holde, unz ir mir seit diu mære, wie iuwer lant wære und ir selbe genamt. sıˆt ir iuch der vraˆge schamt, soˆ wil ich daz gelouben, daz ir vart durch rouben, des enwelt ir iuch niht nennen. ich muoz iuch doch erkennen, wan des ist dehein raˆt, ob ir mich ungewert laˆt

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sölher bet, als ich bite, daz ich eˆ mit iuch strite, eˆ ich die vraˆge vermite.“ Er sprach: „strıˆtes vindet ir stat. wizzet ir, daz Glückes rat ist vertic und sinewel? ez wirt mir lıˆht alsoˆ snel zem besten alsam iu. dest waˆr, riter, umbe diu sult ir mich niht vermeinen. ir müezt wider mich einen sam ich wider iuch vehten. ezn zimt niht guoten knehten, daz sie soˆ vil gedröuwen, wan daz beginnet vröuwen jenen vast und sterken: man sol den zagen merken bıˆ sıˆner hoˆhen antwurt. swelh weidman daz wilt spurt niht ze reht bıˆ dem spor, dem geˆt ez vil lange vor, eˆ ez werd gevangen. mich muoz wol belangen iuwer alsoˆ starker droˆ, wan sie ist gar ze hoˆ und tuot ir lützel dar naˆch. iu ist ze vehten niht soˆ gaˆch, soˆ iu ze der rede ist. und næm ich soˆ mıˆn genist, als ir mich habt gezigen, ez würd ouch iu niht verswigen, ir wærent sıˆn worden innen, eˆ ir nu von hinnen

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7 enruchet V, enrüchet P 8 Ob es sij warm P 10 reisen P 14 Keynen menschen nye P 19 hiezet V 23 kelte P 24 hie] fehlt P 25 chomt V, Da ir mir bekoment P 26 enseit P ` ch haben so holt P 29 V 31 wære] fehlt P 32 genamt SchNKnN ] genant VP 35 varent rauben P 36 Darvmb ir u`ch nit wellent P 42 vsmijd P 43 DEr ritter sprach P 44 ir] fehlt P 46 villicht P 53.54 Sch] gedröwen : vröwen V, drauwent : erfra˘wen P 54 daz] es P 55 vast] fehlt P 56 einen zagen P 60 vil] fehlt P 61 Ee +denn P 65 dar] fehlt P 66 Zü den wercken ist u`ch nit P 68 und] fehlt P 70 Das hett ich u`ch P 4107 ruochen (swV.): (mit Gen.) ‘wünschen, begehren’ 10 mære (Adj.): ‘lieb, von Wert’ 25 bekomen (stV.): (mit Dat. d. Pers.) ‘begegnen’ 45 vertic (Adj.): ‘beweglich’; sinewel (Adj.): ‘rund’ 49 vermeinen (swV.): ‘ächten, verfluchen’ 53 ff. zwei Deutungsmöglichkeiten: a) ‘Drohen ist Zeichen von Feigheit’; b) ‘Drohungen warnen und stärken so den Feind’ 56 merken (swV.): ‘erkennen’ 57 hoˆh (Adj.): ‘laut’ 62 belangen (swV.): ‘lang sein, langeweilen’ 68 genist (stF.): ‘Unterhalt’

Gasoein I 4173–4236

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von mir gescheiden wæret. ich het ez iu soˆ bewæret, daz irz sagen kündet, swem irz ze hœren gündet. arc niht wan arc schündet.“ Daˆ wider sprach Gaˆles: „vriunt mıˆn, ich wæn des, ir sıˆt ein teil unvruot. dest waˆr, ir enhabt ez niht ze guot, und ist daz gar sunder noˆt, daz ir mir soˆ starc droˆt. ir habt niht an dem lıˆbe, daz entöht einem wıˆbe. soˆ bin ich gewaˆfent wol, und wolt ir al sölhen zol von mir uˆf der straˆze nemen, daz möht iu starc missezemen, des sült ir gewisse sıˆn. ouch muoz sıˆn wol werden schıˆn, irn welt mir iuwern namen sagen, ich mac sıˆn nimmer vertragen, wan ez naˆhet dem tage. ich bin gewesen wol ein zage, daz ich die red vertragen haˆn von einem soˆ bloˆzen man. nu mac sıˆn niht meˆr gewesen. sagt mir, welt ir genesen, des ich haˆn gevraˆget, oder wizzet, daz ir waˆget umb sust gar ze seˆre iuwern lıˆp und iuwer eˆre. daz möht ir lıˆht understeˆn:

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hie enist niemen dann wir zweˆn, die ez hoˆrten oder sæhen, wes wir einander verjæhen, des enmeldet uns hie niemen.“ er sprach: „solt ich iemen mıˆn namen laˆzen wizzen, ir habt iuch soˆ gevlizzen, daz ir in ervundet, daz ich in iu kundet. des enmac aber nu niht geschehen.“ Gaˆles sprach: „ir müezt sıˆn jehen, oder eintweder wirt verlorn.“ diu ors naˆmen sie mit den sporn und vazten die schilde. uˆzem boschen anz gevilde ir ietweder keˆrte, als ir kunst sie leˆrte, einer hin, der ander her. under üehsen naˆmen sie diu sper und ranten sie zesamen. nu wizzet, daz benamen Gaˆles soˆ nıˆtlıˆchen stach, daz sıˆn sper soˆ gar zerbrach, daˆ man sıˆn allermeist vant, daz was ein spann vor der hant. dirre riter tet im alsam: mit sölhem nıˆt er in nam, daz er in von dem ors warf. der riter des vil wol bedarf, daz in ein ander daˆ bıˆ vraˆg noch aber, wer er sıˆ: hie leit Gaˆles und Key.

75.76.77 ku`ndet : gönnent : schundet P; gesagen P 81 KnN ] enthabt V, habent P 84 enhabent P 85 Es döhte P 87 ir +ein solhen P 89 Es möhte u`ch +wol hartt P 92 Jr wöllent mir +denn vwern P 93 Wenn ich mag es nit lenger P 94 Es nahet +sich P 98 wesen P 4202 sust vnd also sere P 5 ist nyeman we¯n P 7 wir zü sa¯men jehen P 8 vermeldet vns nyman P 9 +vnd solt P 11 hant mich +sin so P 12 ir nye erfundent P 16 Ader vnser einre P 17 in die sporn P 19 KnN ] Aus ein V; Vsz den hecken vf das P 20 iglicher +sich P 21 sie ir kunst P 23 Vnder die arm slügent sie P 24 sie] fehlt P 27 PSchKnN ] Daz ein V 28 Das P 30 Der e 33 vil] fehlt P 34 in] fehlt P 35 Frage wer P PSch; im] fehlt P 31 PKnN ] solhen V 36 ligent P 74 bewæren (swV.): ‘beweisen’ 93 vertragen (stV.): ‘erdulden, sich gefallen lassen’ 99 genesen (stV.): (mit Gen.) ‘heil, lebend davonkommen’ 4207 verjehen (stV.): ‘bekennen, eingestehen, zu erkennen geben’ 8 melden (swV.): ‘verraten’ 16 eintweder (Pron.): ‘einer von beiden’ 19 bosche (swM.): ‘Busch, Gesträuch’ 23 uohse/ üehse (swF.): ‘Achsel(höhle)’ 33 bedurfen (an. V.): (mit Gen.) ‘nötig haben’ 36 leit: kontr. ligent

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Gasoein I 4237–4298

Diu ors er zesamen bant und nam sie beidiu an die hant unde reit sıˆn straˆze. daˆ lac uˆf der saˆze Aumagwıˆn der roˆte. der vrost in seˆre noˆte ze Noirespıˆne, daˆ er lac. er bat, daz got sıˆnen slac über in vil schiere slüege, der dise reis an trüege, und bat, daz in der gaudıˆn diu künigıˆn müeste sıˆn bıˆ im, daz sie ervunde, wie bar riter kunde in sıˆnem hemed genesen; solt er dehein wıˆle wesen in soˆ kaltem winde, daˆ im alsoˆ swinde vil gar weˆ wære an der stat in wambeis unde in sarwaˆt, er würde des lıˆbes aˆne. nu schein vil schoˆn der maˆne über velt lieht wıˆten, nu sach er zuo rıˆten disen riter an den vurt unde sach, daz er vuort zwei ors, und entstuont sich des: sie wæren Keyn und Gaˆles. daz beswaˆrt in ein teil, doch liez erz an ein heil unde reit im engegen.

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er gruozte den degen soˆ er beste kunde. von red und von gunde dient er im uˆfem wege mit soˆ ritterlıˆcher phlege, daz in vil kleine betraˆget, unz daz er in vraˆget und bat, daz er sich nande und von welhem lande er wære geborn. ditz was bıˆ dem Swarzen Dorn. diu rede was dem gast zorn. Hie muost ez ze strıˆte geˆn. mit zorn ranten dise zweˆn zesamen an der stat. ir ietweder seˆre laˆt sıˆn ors von sporn loufen. doˆ muost ir einer koufen, daz er doch ungerne truoc. Aumagwıˆn den riter sluoc uˆf die buckel an dem schilde (des slages was er milde), daz sıˆn sper gar zebrach. der riter in dar wider stach, daz er in den brunnen viel, der vor im uˆzem berge wiel, daˆ von er übel zıˆt gewan. der riter vuort sıˆn ors dan und huop aber sıˆn sanc. daz Aumagwıˆn niht ertranc, ich wæne, daz gehalf im des,

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37 DEr ritter die P 39 Er P 40 Auch P 46 Der die P 48 PSchKnN ] muze V 49.50 Reihenfolge in V vertauscht 50 Wie +ein P 55 Ehr] Vil garbe an V, Were an P, Vil garwe wære an Sch, Velgarwe wære Sin (‘Fellgerbung’), Vil gar wære an KnN (mit Der statt Da 4254) ` ber das velt wijte P 57 PSchKnN ] Ern V 59 V 61 an der P, an dem Sch 62 fehlt V 64 Sin] waren VP 66 er es P 71 aufem KnN ] auf einen V, vf einem P 78.79 Versfolge tauschen? 80 PSin] er VSchKnN 81 die P 83 iglicher P 85 Sch] Daz V, Da PKnN 87 PSchKnN ] o der V 89 PEhrKnN ] wilde VSch 93 KnN ] aus einem V, usz dem P 96 hub +da aber sinen gesanc P 98 dz yme gehalff des P 40 saˆze (stF.): ‘Lauer, Hinterhalt’ 46 tragen (stV.): mit an ‘anstiften’ 47 gaudıˆn: vgl. 3308 54 im = Aumagwıˆn; swinde (Adv.): ‘geschwind’ 57 er = der bar ritter 58 maˆne (swstM.): ‘Mond’ 61 vurt (stM.): ‘Furt’ 63 entstaˆn (stV.): (refl.) ‘wahrnehmen, sich erinnern’ 66 an ein heil laˆzen: ‘aufs Geratewohl’ 70 gunde zu gunst (stF.): ‘Wohlwollen’ 73 betragen (swV.): ‘sich mit jmd./etwas befassen, abgeben’ 85 koufen (swV.): ‘erwerben’ 89 milde (Adj.): ‘sanft, freundlich’; zur iron. Verwendung vgl. 11875, 18395, 21460 92 brunne (swM.): ‘Quelle’ 93 wallen (stV.): ‘sprudeln’

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daz Key unde Gaˆles zehant daˆ vür giengen. die bekanten in und viengen und zugen in uˆz dem wazzer. doˆ was er soˆ nazzer naˆch toˆt naˆch dem vroste, wan daz er gloste seˆre von der arebeit, die er von dem degen leit, anders wær er verdorben. wie der riter het geworben, dest waˆr, mit in allen drin, daz seiten sie under in einander uˆf der reise, ieglıˆcher sıˆn vreise. wie Artuˆse daˆ ergienc, und wie er den riter enphienc, daz enwirt niht verswigen. daˆ in vant der riter ligen, daˆ er sıˆner huote phlac, den ouch der arebeit bewac, daz er daˆ alsoˆ lange lac. Artuˆs an der huote lac mit hoˆhem muote, wan daz in seˆr verdroˆz umb den vrost, der was groˆz, und daz er soˆ lange was, wan er vil kuˆm genas vor der kelten und dem sneˆ. der vroˆrt in und tet im weˆ, dar zuo der harnasch und daz ˆıs. ze losen stuont manigen wıˆs

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hin und her sıˆn oˆre. er sprach: „ich was ein toˆre, daz ich durch dehein wıˆp soˆ verderb mıˆnen lıˆp, nuor daz man seit, daz der man von sıˆner arebeit groˆz werdecheit gewinne. ouch steˆt der wıˆp sinne alsoˆ ze allen zıˆten: sie künnen niht enbıˆten, swes in ze muot wirdet. swaz deheiniu unwirdet, daz haˆt sie schiere bereit, daz sis dehein hæle treit. ditze übervrevel leben haˆt in natuˆre gegeben und haˆnt heˆrlıˆchez reht. ez sıˆ krump oder sleht, des went sie haˆn gewalt ze ernst unde ze tagalt, des sint ir schimpf rıˆch. sie tuont wol dem gelıˆch, als ouch ist, sam an in steˆ aller vröuden gwin: des sol man ir rede vertragen. wolt ez nu schiere tagen, ich wolte heim keˆren, wan sie nie z’uneˆren mir dise red gesprach. ich weiz wol, daz geschach in schimpf und tagalt, mit luˆterre einvalt.

4301 kanten P 2 SchKnN ] zvgenden V, zugent jne P 4 dot von dem P 5 gleste V, gelost P 7 KnN ] von dem gen VSch, von dem jhenen P 9 PSchKnN ] erworben V 10 dest waˆr] fehlt P 13 vf der freyse P 14 Wie +es P 17 Das er jne vant ligen P 18 Als P 20 daˆ] fehlt P 26 er +auch P 27 Vor dem kalten sne P 29 Darnach harnasch P 40 erbeiten P 41 SchKnN ] Swaz V, Was P 44 heling P 45 v`berig frabel P, überec vrevel Sch 47 Vnd ein herliches P 49 wellent P 52 der P 53 Als +es P 60 das +es P 61 vnd +in P 4301 bekennen (swV.): ‘erkennen’ 5 glosen (swV.): ‘glühen’ 25 wesen (swV.): ‘verweilen, ausbleiben’ 30 losen (swV.): ‘horchen, lauschen’ 40 enbıˆten (stV.): (mit Gen.) ‘auf etwas warten’ 42 unwirden (swV.): ‘unwert machen’ 44 hæle tragen: (mit Gen.) ‘etwas verheimlichen, geheim halten’ 45 übervrevel (Adj.): ‘überaus frech, verwegen’; leben (stN.): ‘Lebensweise’ 47 heˆrlıˆch (Adj.): ‘herrlich, ausgezeichnet’ 48 krump oder sleht: (als Gegensatz) ‘krumm/verdreht oder schlicht/gerade’ 49 went: 3. Pl. Präs. zu wellen 50 tagalt (stF.): ‘Scherz, Spiel’ 62 luˆter (Adj.): ‘lauter, rein’

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Gasoein I 4363–4420 was umb daz, ob sie mich stöut? doch weiz ich wol, daz sie sich vröut mıˆn, soˆ sie mich an siht, und daz aˆn valsch geschiht. wan wær daˆ iht waˆres an, soˆ weiz ich wol, daz alsan der riter komen wære. ez ist nuor ein mære, daz sie eteswaˆ haˆt vernomen, und was ir daz ze mund komen, doˆ sie eˆ sprach wider mich. vil manigiu wıˆp vlıˆzent sich, daz sie vriunden vröude decken: wer sol daz errecken, waz sie daˆ mit meinent, wan daz sie bescheinent herzliep daˆ haˆn ich ez vür. swer die rede ze leide kür, sıˆn vröude er dar an verlür.“ Doˆ Artuˆs dise red gesprach, er blict uˆf unde sach über die montanye. nu seht, waˆ uˆf der planye der riter kom her geriten, des der künic het gebiten, und vuort driu ors an der hant. der künic diu ors wol bekant und begund in daz beswæren, waˆ die riter wæren,

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die er dar uˆf sande. daz was im starc ande und wart im daˆ von leide. er keˆrt uˆf die heide, daˆ der riter her reit, als ein reck unverzeit und gruozt in mit guote. in dem selben muote vant er den widergelt und keˆrt von im uˆf daz velt und wolt daˆ mit von im sıˆn. Artuˆs sprach: „vriunt mıˆn, waˆ welt ir hin? keˆret her und sagt mir ein lützel meˆr: waz haˆt die riter entwaˆlt, den ir disiu ors staˆlt? lebent sie oder sint sie toˆt?“ er sprach: „ir zıˆhet aˆne noˆt mich dieplicher dinge, wan ich daz wol bringe, daz ir starc hant gelogen. iuch haˆt ein vilaˆn gezogen, der iuch dise rede leˆrt, daz ir an die riter keˆrt diub unde nahtroup. ir sült des haˆn urloup, daz ir mich daˆ mit vaˆhet, sıˆt ir mir des jaˆhet, daz ich des landes wære

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63.64 Sch] stivrt : vrıvt V, stu`wt : freuwt P, steut : freut KnN; dz +so sie mich P, daz sie mich +soˆ Sch e 64 PSchKnN ] Daz ’vrıvt· ’sih· V 67 warheit P 70 ist nu`st wenn ein P 71 Die sie ettwa¯n P 72 ir da zü P 73 sie es sprach zü mir vnd widder P, sie ez sprach Sch 74 manig wijp flijszet P 76 solte P 77 meynet : bescheynet P, meinen : bescheinen Sch 82 ALs nü artus die red P 85 nu seht] fehlt P; waˆ PSchKnN ] war V; planie V 88 driv KnNA] div V, dru` P, drıˆ Sch 89 +al wol kant P 91 waren V, weren P 93 Das tett yme sere and P 94 Vnd gedohte yme +auch des gar leide P 4400 PSchKnN ] Wand V 2 mit fu`r sin P 7 PSchKnN ] stælt V 9 Der ritter sprach P 12 ir endlich habent P 15 die] fehlt P 16 Sch] Dieb(e) VP 63 stöuwen (swV.): ‘schelten’ 67 waˆr (stN.): ‘Wahrheit’ 75 decken (swV.): ‘verdecken’ 76 errecken (swV.): ‘ergründen’ 78 bescheinen (swV.): ‘zu erkennen geben’ 84 montanye: vgl. afrz. montaigne, ‘Gebirge’ 85 planye: vgl. afrz. plain, ‘Ebene’ 89 bekennen: vgl. zu 4301 93 ande (Adj.): ‘schmerzlich’ 97 bezogen auf Artus (= er 4395); KnN setzt kein Komma nach 4396, Komma nach 4397 und bezieht den Vers so auf den ritter 4401 = der ritter (Gasoein) 6 entwaˆlen (swV.): ‘aufhalten, verzögern’ 11 bringen (an. V.): ‘beweisen’ 13 vilaˆn (stM.): ‘Bauer’ 15 keˆren (swV.): (mit an und Akk.) ‘angreifen’; hier ‘vorwerfen’ 16 diube (stF.): ‘Diebstahl’ 17 urloup (stMN.): ‘Erlaubnis’

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ein nahtroubære, und bringet mich iuwerm Artuˆs, der hie ze lande haˆt huˆs, daz er über mich rihte. soˆ sıˆt ir dirre geschihte getiuret immer meˆre und mügt groˆzer eˆre nimmer vürbaz bejagen, daz wil ich iu vür waˆr sagen, ob ez iu wirt vertragen.“ „Ir habt mir wol erloubet. habt ir sie niht geroubet, soˆ triuget mich mıˆn waˆn“, sprach Artuˆs, „den ich haˆn, und kan niht erwinden, daz ich iuch müg enbinden mit iht von der schulde. er müeste sıˆn ein wulde, swem ir soˆ bar bekaˆmet und imz mit tjoste naˆmet. ob er wær gewaˆfent, dem müest ir sie slaˆfent nemen, dest waˆr, oder steln: ir mügt dar an niht verheln, wan ir vart im gelıˆche. oder sıˆt ir soˆ rıˆche, daz ir zuo iuwers satels phleg vier ors vüert alle weg? oder sıˆt ir iender gesant ze botschaft in dehein lant, daz ir müezet ˆılen

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und ir ie under wıˆlen ir einez wol ruowen laˆt, unz daz ander sich vermüedet haˆt? daz ist ein guot behendecheit.“ der riter sprach: „daz ir seit, habt ir iu des erdaˆht? oder haˆt iuch ieman ane braˆht soˆ tumplıˆch vraˆge? laˆz ich ez an die waˆge, jaˆ underwıˆse ich iuch des, her riter, wie unde wes ir riter sült vraˆgen. ez ist des mannes maˆgen ein wahsent herzeseˆre, geschiht in diu uneˆre, daz ir maˆg unde kint in soˆ widerbrühtic sint, daz sie ir zuht vliehent und sie vil dick ziehent die vremden wol ungewar. die red ist hie an iu gar, her guot kneht, geschehen. het ir ie riter gesehen, ir kündet sie baz handeln. ir sült den gruoz wandeln, swaˆ ir dehein riter geseht. soˆ tuot ir iu selben reht, wan ez ist ungevuoge, und sint der genuoge, die iuch dar umb slüegen und ez iu niht vertrüegen,

21 Ein +rehter P 23 ze] in P 30 werd P 32 beraubt P 35 erfinden P 36 Das u`ch P e 39 Wenn ir so nackent P 49 ir 38 mvz V, müsz P, muoz Sch, müest KnN; PSchKnN ] volde V yrgent +hin P 50 Nach bottschafft zu werben in etlich P 52 Das ir ie by der wijlen P 57 bedoht P 58 Ader wer hat u´ch an P 62 SchKnN ] Der V; Her güt kneht P 65 hertzen sere P 66 PKnN ] im VSch 67 vnd ir P 71 wol] fehlt P 72 hie] fehlt P 73 PSchKnN ] +an +iv geschehen V 75 gehandelen P 77 jrgent eine¯ ritter sehen P 80 Jch weisz der P 30 vertragen (stV.): (mit Dat.) ‘jmd. nachsichtig hingehen lassen’ 31 erlouben (swV.): ‘zugestehen’ 35 erwinden (stV.): ‘ablassen von’ 36 enbinden (stV.): ‘befreien, lösen von’ 38 wulde zu vuˆlen, wohl ‘Faulpelz, Feigling’ (vgl. Ehr, KnNA) 39 bar (Adj.): ‘nackt, bloß’ 54 vermüeden (swV.): ‘ganz müede machen’ 55 behendecheit (stF.): ‘Geschicklichkeit, List’ 56 seit = kontr. aus saget 57 erdenken (swV. an.): ‘ausdenken’ 60 waˆge (stF.): (bildl.) ‘ungewisser Ausgang, Kippe’ 64 maˆc (swM.): ‘Blutsverwandter’ 65 herzeseˆr (stN.): ‘Herzeleid, innerer Schmerz’ 68 widerbrühtic (Adj.): ‘widersetzlich, ungehorsam’ 70 ziehen (stV.): ‘richten’ 71 ungewar (Adv.): ‘sorglos, unvorsichtig’

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Gasoein I 4483–4552 als ich ez vertragen haˆn. disiu ors ich gewan mit tjoste als ein vrum man.“ Daˆ wider seit Artuˆs: „her riter, gewunnet irs sus, soˆ sint sie wol gewunnen. ir sült mir des gunnen, daz ich sül des selben jehen: laˆt mich iuwer waˆfen sehen und waˆfent iuch hie dar in, reht als ich gewaˆfent bin, und tjostiert wider mich.“ der riter seit: „daz lobe ich. ich gewer iuch tjostiure. mir ist aber tiure harnasch unde sarwaˆt und haˆn sıˆn vil guoten raˆt, nuor als ir selbe seht.“ Artuˆs sprach: „her guot kneht, dest waˆr, soˆ ist ze hert in dem winter iuwer gevert und iuwer scherm ze kleine, soˆ ir müezt al eine ein gewaˆfenten riter bestaˆn. von dem mögt ir undergaˆn, welt ir iuch alsoˆ waˆgen. des ich welle vraˆgen, riter, daz sult ir mir sagen, daˆ mit mügt ir wol bejagen vil groˆz vriuntschaft ze mir: wer ir sıˆt und wie ir heizet unde iuwer lant, wan daz ist alsoˆ gewant, daz ich ez muoz wizzen. nu sıˆt ir soˆ gewizzen,

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daz ir mir die red sagt, wan ez nu vil naˆhen tagt, des muoz ich rıˆten hinnen. und laˆt mir mit minnen diu ors wider elliu driu, diu ir vüert mit iu, daz ich sie in wider gebe.“ der riter sprach: „die wıˆl ich lebe, soˆ ist mıˆn nam ungeseit. mir gescheh noch al sölhez leit, daˆ von ich mit al verzag; die ors ich iu niht versag, dar umb daz ir riter sıˆt und daz man ez von rehte gıˆt, daz man alsoˆ gewinnet, der ez an den andern sinnet vriuntlıˆch und ze gibe. eˆ ichz alsoˆ lange tribe, ichn ruocht, waˆ ir deheinz belibe.“ Alsoˆ disiu red ergienc, Artuˆs in bıˆ dem zoum vienc und bat in sagen sıˆnen namen. „ir möht iuch der rede schamen,“ sprach der riter, „die ir tuot, diu enist iu ze niht guot, des solt iuch seˆr verdriezen. ich heiz, als mich hiezen mıˆn vriunde und mıˆn maˆge. ir gewinnet an der vraˆge niht anders, daz wizzet, swie starc ir iuch vlıˆzet, daz geloubt mir, mit lıˆhter sage. daz ich die rede vertrage, daz tuon ich durch mıˆn zuht. soˆ sıˆt ir soˆ widerbruht,

86 sprach P 87 ir +sie sus P 90 ich des selben mu`sze P 92 hie] fehlt P 93 reht] fehlt P 95 seit] sprach P 4507 Davon möhten ir vergeen P 9 Jch wolte u`ch gern ettwas fragen P e 11 wol] fehlt P 12 vil] fehlt P 16 ez] das P 27 solhiv V; geschah noch nye so groszes leit P 28 Da ich gantz von verzage P 30 ir +ein P 33 Der sin an den man P 39 Sch] baten sagen V, badt jme zü sagen P 42 Wenn sie ist P 43 ser V] wol P 47 Gar nu`st das P 48 +sin flijszent P 50 ich +u`ch P 85 vrum (Adj.): ‘tapfer’ 90 ‘daß ich zur gleichen Überzeugung komme’ 97 tiure sıˆn: (mit Dat.) ‘nicht vorhanden sein’ 99 guoten raˆt haben: (mit Gen.) ‘etwas entbehren können’ 4517 gewizzen (part. Adj.): ‘verständig, besonnen’ 27 ‘noch nie solches Leid’ 34 gibe/ gebe (stF.): ‘Geschenk, Wohltat’ 36 enruochen (swV.): ‘sich nichts daraus machen’ 49 ‘mit leichtfertiger Rede’ 52 widerbruht (Adj.): ‘widersetzlich’

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daz ir iuch des hie verseht, als ir dar umbe selber jeht, daz ich ez iu sagen muoz. ez würde eˆ soˆ unsuoz, daz ez ieglıˆchen beriuwen muoz. ich entwıˆch iu nimmer ein vuoz, swes ir welt beginnen ze minnen oder z’unminnen, des sült ir gewis sıˆn, und wirt des vil schiere schıˆn. welt ir iuch niht maˆzen der vraˆg, iu wirt verlaˆzen, daz iuch her naˆch beswæret und sıˆn gern ab wæret. waz touc iu soˆ swachiu droˆ? gedröuwen vil und reden hoˆ daz zimt nuor wıˆben. guot riter, laˆt belıˆben soˆ wıˆplıˆchez baˆgen. ir müezet iuch baz waˆgen, welt ir iht meˆre vraˆgen.“ Hie enwart niht meˆr gereit; ietweder was daˆ bereit, unde vazten beid diu sper, einer hin, der ander her, unde hielten hinder sich, daz ietweder sıˆnen stich deste baz möht gegeben. zwei sper groˆz und eben sie under üehsen sluogen. diu ors mit willen truogen zesam dise recken. daˆ muost diu kunst decken ir ietwedern starke wol, ob er sich behüeten sol,

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daz er iht werde geseˆret, sıˆt daˆ ietweder keˆret dem andern ze vaˆre. nu wizzet daz zewaˆre, doˆ sie zesamen waˆrn komen, daz ein tjost daˆ wart genomen, diu wol zwein rittern zam, wan ietweders schilt nam sölh stich von den spern, daz sie niht mohten gewern, doˆ sie uˆf einander drungen. soˆ klein sie zesprungen, daz sie in swachen schielen nider uˆf den saˆmen vielen von ietweders drucken. man möht uˆz den stucken, swie vlıˆzec man sıˆn wær gewesen, niht einer hantlanc haˆn gelesen drümer oder spæne, als ich mich wol verwæne, soˆ waˆren sie zerstoben unde die schilt zerkloben beide unden unde oben. Sie koˆmen ouch soˆ naˆhen, von ietweders gaˆhen daˆ dirre uˆf disen dranc, daz daz viur von dem helm spranc. soˆ seˆre sie sich staˆchen, daz sie die setel braˆchen und ietweder gar zevuort vürbüeg und übergurt, und beide doch gesaˆzen. der swert sie niht vergaˆzen, diu wurden degenlıˆchen gezogen. Artuˆs wart daˆ niht betrogen:

55 müsze P 56.57 Verse fehlen VKnN – ist der Schreiber über den gemeinsamen Reim gestolpert?; vnsüsze : müsze P 57 Sch] es +vnser P 67 Was benutzet P 68 Dröwent P 74 enwort V, wart P 75 Jglicher P 76 und] Sie P 79 Das ir iglicher P 84 die +zwen P 86 iglichen zü male wol P 88 wu`rd P 89 Dwijle +sich P, Sıˆt +sich Sch 94 Diu zwein rittern wol zam P 95 Wan ir iglichs P 96 Einen solchen stich P 4606 Trunzan P 14 von den helmen P 21 Sie wurden gar geringe P 53 versehen (stV.): (refl.) ‘erwarten, erhoffen’ 64 verlaˆzen (stV.): ‘überlassen, bleiben’ 68 hoˆ apokop. aus hoˆhe (Adv.): ‘laut’ 71 baˆgen (stN.): ‘Zanken, Streiten’ 90 vaˆre (stF.): ‘Gefahr, Nachteil’ 97 gewern (swV.): ‘Stand halten’ 4600 schiel (stM.): ‘Splitter’ 1 saˆme (swM.): hier ‘Kampfplatz’ 6 drum (stM.): ‘Splitter, Stück’ 18 vürbüege (stN.): ‘Brustriemen der Pferde’

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Gasoein I 4623–4692 dem sluoc der riter einen slac, daz diu barbier gelac des helmes in dem schilde. und het im Krist der milde niht geholfen von der noˆt, er wære nemlıˆchen toˆt, wan er im ze naˆhen gienc, unde daz ern undervienc mit sıˆnem swert ze stete, als in im der riter tete, daz half im ouch, daz er genas. wan der riter bar was, den slac er im vertruoc und in daˆ wider niht ensluoc, wan ez duˆht in ein schande, und bat in, daz er sich nande, soˆ liez er in genesen und wolt ditzes sıˆn vriunt sıˆn gewesen. daˆ wider sprach der riter doˆ: „ir bietet umbe sus die droˆ mir dise lange naht. het ich druˆf dehein aht, soˆ daz ich sie ervorht, soˆ het ir geworht vil groˆz wunder an mir. ich sag iu wol, und welt ir mıˆnen namen ervarn, ir müezt mir eˆ erbarn, wannen ir vart und wer ir sıˆt, oder ir müezt den strıˆt von allereˆrst niuwen. ich sag iu entriuwen, ez mac ouch iuch geriuwen.“ Artuˆs sprach: „her guot kneht, dest waˆr, ir tuot unreht,

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daz ir des strıˆtes niht enbert. wes triuwet ir, ob mıˆn swert iuwer gelestez hemed snıˆde?“ daz swert vuort er mit nıˆde und sluoc in über schildes rant, daz er den schilt kloup uˆf di hant und im anders dehein schad was. daz er des slages genas, daz muoste komen von got, wan er im gar aˆne spot den slac het geslagen. ouch enwolt er ez im niht vertragen, er sluoc in dar wider, daz unz uˆf den vuoz nider er im den schilt gar zerkloup. Artuˆs wart des slages toup und galt im in dar under, dest waˆr, doch enkunder des riters niht gewinnen mit deheinen sıˆnen sinnen, die wıˆl in der schilt wert. des ir ietweder gert, des het er meˆr danne vil. ditz unwendic nıˆtspil ietweder soˆ lang treip, unz im der schilt niht beleip soˆ breit sam ein vuoz. daˆ von der bloˆz riter muoz daˆ ligen uˆf der waˆge. Artuˆs sıˆner vraˆge doch enheinen wıˆs vergaz. der riter sprach: „wes tuot ir daz? ich ensag ez iu noch deheinem man, wan einem, den ich enkan nu lang niendert vinden,

24 belag P 26 PSchKnN ] in V 30 KnN ] er V, er jne P 37 ine +sin P 40 des sin fru`nt wesen P 41 daˆ] Her P 46 fehlt V 47 vil] fehlt P 55 beru`wen P 58 des] fehlt P 59 SinKnN ] Wie V, Was P 60 hembde +icht P 63 Das yme klaub P 69 Auch wart es yme P 70 ine als widder P 81 KnN ] wendet V; Dis vnuerendet nit das spiel P 82 Jr iglicher +den +andern so ferre treib P 83 jne der schilte P 89 warvmb tünt P 24 barbiere (stF.): ‘Kinnschutz, Helmvisier’ (zu afrz. barbe, ‘Bart’) 28 nemelıˆchen (Adv.): ‘gewiß, fürwahr’ 30 ff. ern = er in (= einen slac 4623) 50 erbarn (swV.): ‘kundtun, offenbaren’ 54 entriuwen/ in triuwen: ‘in Wahrheit, wahrhaftig’ 60 gelest (Adj.): ‘glänzend, schimmernd’ 63 klieben (stV.): ‘spalten’ 64.65 im, er = Gasoein 69 er = Gasoein 78 in = den ritter (4676) 81 unwendec (Adj.): ‘unabwendbar’; nıˆtspiel (stN.): ‘Feindseligkeit, Kampf’ 88 enhein = nehein (Adj. Zahlpron.): ‘nicht ein, kein’

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dem wolt ich ez enbinden, dar zuo ander rede meˆr.“ Artuˆs sprach: „wer ist der?“ er sprach: „daz ist Artuˆs. ichn weiz aber niender sıˆn huˆs, wan alsoˆ ist er genant, und ist herre über ditz lant. anders ist er mir niht bekant.“ Swer daz ervindet, des er gert, den haˆt Fortuˆna wol gewert, als sie dise rede beiden getet, wan daz was ir beider bet, daz sie einander vunden. nu muosten sie einander kunden, als ir beider wille stuont, daz sie vil willeclıˆchen tuont. er sprach: „diu red sol wesen sleht. ist ez waˆr, als ir jeht, daz ir Artuˆsen suochet, soˆ haˆt iuch beruochet vrouwe Sælde dar an: ich bin ez selbe der man, den ir haˆnt gesuochet hie. Artuˆs hiez man mich ie und ditz landes herren. nu enkan iu niht gewerren, daz ir iuch mir nennet, wan ir mich bekennet und haˆn mich eˆ iu genant beidiu namen unde lant, soˆ ist daz vil gevüege, ob ichs nimmer gewüege, daz ir mir iuwern namen seit.“

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er sprach: „west ich die waˆrheit, daz ez alsoˆ wære, wie ungern ich es verbære, ich seit iu, swes ir bætet. ez enwerd aber mir bestætet eˆ soˆ sicherlıˆch, daz ich mich niht beswıˆch selb an disen dingen, soˆ kan ichz niht geringen, ir wellet michs innen bringen.“ „Diu red suˆmet uns beide. als ich iu bescheide,“ sprach Artuˆs, „soˆ laˆt ez sıˆn. haˆnt ir dehein zeichen mıˆn, daˆ ir mich bekennet bıˆ, ob ich ez Artuˆs der rehte sıˆ, daz mügt ir an mir schouwen: ich wil des wol getrouwen. ist iu eˆ niht gelogen, ir wert ouch hie niht betrogen, des ich mich vil wol versih. ir vindet hie, des ich iu gih.“ er sprach: „wær ez bıˆ dem tag, ich haˆn daˆ von gehœret sag, daz Artuˆs an der tinne hab ein wunden bıˆ dem kopf her ab vil kuˆm einen vinger. mıˆn zwıˆvel würde ringer, obe ich die ergriffe, wan er mir entsliffe, daz wizzet ir vür waˆr.“ Artuˆs boˆt daz houbet dar und bat den helm enbinden,

4701 OWer da vindt das er begert P 3 dise red beid V] dise beyde rede P, beide disiu rede Sch, dise e 12 haˆt P] fehlt V 19 mir reken beid KnN 4 was] fehlt P 6 si sich kunden P 11 suht V u`ch P 20 erkennent P 30 PSchKnN ] werd V; aber] fehlt P 32 mich icht P 34 kan ez niht V, enkan ich es nit P, kan ichn niht KnN; gedingen Sin 35KnN ] woltet V (sonst nirgends in V), enwöllent P, enwelt Sch 39 Habet P 47 iu] fehlt P 49 fehlt V 56 ir] fehlt P 93 enbinden (stV.): ‘erklären’ 4703 ff. ‘so wie sie es den beiden widerfahren ließ, denn es war beider Wunsch, daß sie einander finden möchten’ 6 kunden (swV.): ‘kundtun wer sie sind’ 12 beruochen (swV.): (mit Akk.) ‘sich jemandes/ einer Sache annehmen, sorgen für’ 18 gewerren (stV.): ‘stören, hindern’ 23 gevüege (Adj.): ‘schicklich’ 24 gewüegen (swV.): (mit Gen.) ‘erinnern’ 32 beswıˆchen (stV.): ‘betrügen’ 34 geringen (swV.): ‘leichter machen’ 36 suˆmen (swV.): (mit Akk.) ‘aufhalten’ 46 versehen (stV.): (refl.) ‘Zuversicht haben’ 50 tinne (swstF.): ‘Stirn’ 55 entsliefen (stV.): ‘entgehen, entweichen’

146rc

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Gasoein I 4759–4825 ob er möhte vinden an im ditze zeichen und soˆ möht erweichen sıˆn muot mit der waˆrheit. dar naˆch ir ietweder streit, daz muoste sich nu enden. sıˆn vinger begund er wenden vil reht naˆhe der wunden. als er die het vunden, ern moht ez niht meˆr verdagen, er sprach: „ich wil iu gern sagen, künic Artuˆs, wer ich bin, wan mir solher vröuden gewin erwahsen ist an dirre vrist, diu übel iemen ze sagen ist: ditz haˆt geprüevet Sælden loˆz. Gasoein de Dragoˆz heizent mich die liute. nu ist ez mir komen hiute, des ich mich ie vriute. Sˆıt ich iuwer bet gevolget habe, soˆ sol mich niht leiten abe, ir tuot mir alsam riterlıˆch und aˆn scham: daz zimt iu wol und ist guot. ich wil, daz ir mir rehte tuot, des ich hıˆnt ziu ze sprechen haˆn. mich entrieg dan mıˆn waˆn, soˆ getriuwe ich iu des selben wol. daz sag ich iu, ob ich sol mit iuwerm urloup sagen, wan ich mac ez niht klagen deheinem man, nuor iu, künic Artuˆs, umb diu

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muoz an iu mıˆn troˆst ligen.“ „des sült ir niht sıˆn verzigen: ir vindet minne unde reht, swes ir her ze mir jeht, und tuon daz mit willen. sıˆt ich mac gestillen iuwer klag, die ir traget; soˆ sıˆt dar an unverzaget, ir sagt mir mit alle, swaz dar an gevalle.“ der red neic er Artuˆse und sprach: „in iuwerm huˆse habt ir mıˆn gevangen und sint nu ergangen meˆre dan siben jaˆr, daz sie eˆrste kom dar, und geschach daz aller meist von iuwer eins volleist. die habt ir sunder mıˆn danc, und unprıˆset iuch der kranc, wanne sıˆn ist gar ze lanc.“ „Her riter,“ sprach er, „saget mir, waz gevangen meinet ir, die ich iu hab genomen? ez sıˆ dan alsoˆ komen, daz ez mir verholn sıˆ, soˆ bin ich der rede vrıˆ und unschuldic dar an. ir mügt wol verhandelt haˆn, wan ein dar an, daz ich nieman weiz wan mich, den man Artuˆsen nenne, den ich iender bekenne, des mac ich wol der selb sıˆn.

60 Dar an dis P 62 Sinen P 63 iglicher P 66 reht gein der P 67 hatt erfunden P 74 PSchKnN ] geprowet V 75 Gasozin P, Gasozein Sch 76 Heiszen P 77 ez] fehlt P e o 80 PKnN ] +ir mich V, +ich mich Sch 81 entunt P 78 Sch] vrowete V, fru`de P, vreut KnN 85 hin ziv V; Das ich hie mit u`ch zü reden P 86 bedriege P 90 KnN ] vertragen V, geclagen P 91 Keinem +andern manne denne u`ch P 94 des ensu´llent P 4800 sint ir dar P 2 Was +u`ch dar P 4 iwern V, vwerm P 5a fehlt P; nu] iu Sch 7 kamen P 13 saget auch 5025, 10246, 11245, 13216 in VD 22 +anders denn mich P 24 erkenne P 68 verdagen (swV.): ‘verschweigen’ 74 prüeven (swV.): ‘hervorbringen, anstiften’; loˆz (stN.): ‘Auslosung, Verlosung’ 78 vrüewen (swV.): (refl.) ‘sich zeitig zu etwas halten’ 4809 volleist (stM.): ‘Gewalt, Macht, Kraft’ 18 vgl. zu 2706f. 24 bekennen (swV.): ‘kennen’

146va

Gasoein I 4826–4885

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146vb 4850 4851a b

under allem dem gesind mıˆn enweiz ich riter noch kneht, dem man geb gevangens reht, ezn sıˆ sıˆt gestern geschehen. eˆ enhaˆn ich sıˆn niht gesehen, daz ich reht müg wizzen.“ „mir ist aber gewizzen, her künic,“ sprach Gasoein, „daz ir sie habt, die ich mein und der ich bin beroubet, swie ir sıˆn niht geloubet: daz ist Ginoveˆr, diu künigin, der reht amıˆs ich immer bin, diu mir wart bescheiden von den nahtweiden, doˆ sie eˆrst wart geborn. diu red wart ouch niht verlorn, wan ez schuof Cupıˆdoˆ, sıˆt daz geschach alsoˆ, als ez ir erteilet wart. irn sült dehein hoˆchvart an mıˆner rede merken, wan ich wil sie sterken mit sölhem urkünde, daˆ mit ein kint ervünde aˆne kranc die waˆrheit, als ich die red haˆn geseit, und laˆt ez iu niht wesen leit. Möht daz immer ergeˆn, daz ir sie bræhtet, daˆ wir zweˆn bıˆ einander wæren,

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ich wolt ez iu bewæren mit ir selben daˆ ze stet. ditz tuot aber durch mıˆn bet und bringet ir disen riemen, den bekennet daˆ niemen wan sie und Gaˆwein und ich, und bittet sie, daz sie mich durch mıˆn liep gespreche vruo und daz an dirre stat tuo. als sie den gürtel ersiht, soˆ weiz sie wol, daz ir niht unreht saget dar an. Gaˆwein ir den gürtel gewan unde gap sie in mir, doˆ ich nu næhst schiet von ir. der gürtel haˆt soˆ groˆz kraft, swer in treit, der ist soˆ werhaft, daz in niemen kan gewinnen. dar zuo muoz in minnen beidiu man unde wıˆp. sıˆn tugent beidiu unde lıˆp wirt daˆ von gerıˆchet. Fortuˆna den beswıˆchet dast waˆr, niemer, der in haˆt. im volget aller Sælden raˆt und aller werlde sache. er slaˆf oder wache, soˆ besorget in daz Heil, daz der Sælden gundes teil einem man nie meˆr geviel. ein rıˆchiu fei Garanphiel

27 weisz ich +wedder P 28 Denn man gefangens P 29 Es sij denn sitt P 30 KnN ] enchan V, han P 32 +wol zü wissen P 44 daz +es PSchKnN 46 Jr sollent P 50–51b Sch folgt V, 4851a und b fehlen P; Dar an ein P 53 ir PSchKnN ] fehlt V 65.66 sie . . . Vnrecht sagent P] ich . . . Misse vellet V – P scheint inhaltlich sinnvoller 71 P] træt V 75 tvgend vnd sin P 76 PSchKnN ] gerihtet V 77 PSchKnN ] dez V 78 dast waˆr] fehlt P 80 An aller der welt P e 85 gyranphile P, 82 versorget P 83 SchKnN ] selden P, selben V 84 SchKnN ] nımer VP Giramphiel Sch 39 bescheiden (part. Adj.): ‘bestimmt, festgesetzt’ 40 nahtweiden: ‘nächtliche Jägerinnen’ (vgl. weidenen (swV.), ‘jagen’) 45 erteilen (swV.): ‘urteilen, zuerkennen’ 46 hoˆchvart (stF.): ‘Hoffart, Übermut’ 51 kranc (stM.): ‘Mangel, Schwäche’ 55 bewæren (swV.): ‘beweisen’ 58 rieme (swM.): ‘Gürtel’ 69 næhest zu nah (Adj.): ‘vorangehend’, hier ‘zuletzt, jüngst’ 72 gewinnen (stV.): (mit Akk. der Pers.) ‘überwältigen’ 76 rıˆchen (swV.): (trans.) ‘rıˆche machen’ 77 beswıˆchen (stV.): ‘betrügen, hintergehen’ 78 dast = daz ist 82 besorgen (swV.): ‘mit Sorge bedenken, sorgen für’

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Gasoein I 4886–4955 und ir swester worhten in alsoˆ naˆch dirre Sælden gewin ir vriunde Fimbeus von Schardin.“ Doˆ Artuˆs dise red vernam, ein ungemüet sıˆn herze nam und ein kumber berend last, daˆ von im sıˆn herze brast und wuohs vil michel riuwe. sıˆns wıˆbes untriuwe vür waˆr bar im ditz leit, dar naˆch und der ritter seit, alsoˆ vil manigem geschiht, der von liebem wıˆb iht ze missewende vernimt, daz im daz missezimt und sıˆn herze trüebet und im dar an üebet leides groˆz überkraft. ez enwart nie gar swærer haft dem man an sıˆnem lıˆbe, dan den von liebem wıˆbe ein wert man tragen muoz. vil süez ist der wıˆbe gruoz, ob man ir mit triuwen phligt. an swem aber kumber gesigt, den man von liebem wıˆbe haˆt, daˆ ist leides alsoˆ starc raˆt, daz sich ir liebe dar an nimmer wol gelıˆchen kan. des selben muozen sie verjehen, den ietwederz ist geschehen. Artuˆs tet dem ungelıˆch: swie die red wær kumberlıˆch, dar an was er wıˆse und wolt mit unprıˆse

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dehein rede gelten, noch schelten wider schelten, wan daz er mit zühten sprach: „ez solt mir sıˆn ungemach dest waˆr, her guot kneht, daz ir soˆ gar aˆne reht nuor wan durch iuwern übermuot dise rede von mıˆnem wıˆbe tuot umbe sust aˆn schulde gar. ich weiz wol vür waˆr, sıˆt ich ir ie gewan künde, daz ir laster unde sünde dehein man verwıˆzen mac, si ensıˆ komen an disen tac, daz sie aˆn allen übeln list aller manne ledic ist wan mıˆn unz an dise vrist.“ „Her künic,“ sprach Gasoein, „dise red ich niendert mein mıˆner vrouwen z’uneˆren. ich wolt ir eˆ meˆren ir prıˆs unde ir werdecheit, eˆ ich sie immer an geseit, des ir laster wære. ez ist ir eˆrbære, daz ich von ir geseit haˆn, wan ich ze reht bin ir man. soˆ sıˆt ir unreht mit ir, wan ir minne gap sie mir in der eˆrsten stunde, doˆ sie reden begunde. des het sie lang willen vor, doˆ volendet ez Amor, daz was sunder triegen. unz her von der wiegen,

o

88 finbeus von karlin P 89 dise] die P 93 wuchs sin michel P 96 Nach dem als +yme der P 97 Als +noch P 98 lieben wijben P 4902 Vnd jne P 4 gar] fehlt P 5 PSchKnN ] Den V 11 leib V, lieb KnN; lieben wijben P 12 starcker P 15 müszen mir die jehen P 21 vergelten P o 38 Her 24 +ein vngemach P 31 ie] fehlt P 34 Sch] Sein si V, si P 37 Bisz nu zü dirre P SchKnN ] Der VP 39 ich nit P 44 Des sie gelestert were P 45 ir er ware P 47 Wenn ich bin zü reht P 53 vol enzundte es P 88 ir vriunt = für ihren Freund 90 ungemüete (stN.): ‘Mißmut, Kummer, Zorn’ 92 bresten (stV.): ‘bersten, reißen’ 99 missewende (stF.): ‘Wende vom Besseren zum Schlechteren’ 4902 üeben (swV.): (mit Dat. d. Pers.) ‘verursachen’ 4 haft (stM.): ‘Fessel, Band’ 20 unprıˆs (stM.): ‘Schimpf’ 33 verwıˆzen (stV.): ‘tadelnd vorwerfen’ 43 sagen (swV.): (mit an) ‘anklagen’

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Gasoein I 4956–5025

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soˆ phlac ich ir immer sıˆt in mıˆner gewer sunder strıˆt, unz ir mirs habt genomen. nu bin ich ab naˆhen komen, daz sol iuch niht beswæren. ich wil daz bewæren, daz sie des selben sinnet und mich meˆre minnet, dan sie iuch immer tuo, ennen her unde nuo, wan daz ist vil billich. sie sæh ein jaˆr gerner mich dan sie iuch tuo einen tac. ez ist ein schedlıˆcher slac an einem man, der soˆ lebt, ob er sıˆn herze soˆ begrebt und versigelt in ein wıˆp, daz er doch und sıˆn lıˆp ist, als er wesen muoz: ob sie im einen valschen gruoz biutet eteswenne, soˆ wænet er leider denne, daz er ir umb daz herze sıˆ. daˆ wirt der arm mit dem blıˆ von der Minne sune geschozzen. doch ist im vor beslozzen von wıˆbe getriuwer widergelt. sust sleht man uˆf der Minne velt vil manic misselıˆch gezelt. Sˆıt ir des niht geloubet, daz ir mich haˆnt beroubet mıˆns herzen amıˆen, soˆ wil ich an ir vrıˆen mıˆnes rehtes alsoˆ vil, daz ich an iuch gern wil

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einer bet, diu gevuoc haˆt, daˆ schad noch missetaˆt nimmer an mac gesıˆn: ich wil, daz ir die vrouwen mıˆn noch hiute her bringet, und swem hie gelinget, daz er die küniginne mit ritters taˆt gewinne, daˆ mit sıˆ gescheiden, welt ir, under uns beiden dirre misselıˆcher strıˆt. und wizzet, daz ir gewisse sıˆt, ob mir geschihet daz heil, daz sie mir wirt ze teil unde sie mir an behab, dannoch tuon ich mich ab swaz ich an ir rehtes haˆn: vindet ir deheinen man, der sich daˆ mit tiure, daz ers mit tjostiure mir nem inner jaˆres vrist, soˆ wizzet, daz sie iuwer ist aˆn alle anspraˆche, und daz ich ir mit raˆche nimmer volge vürbaz. dar zuo soˆ sült ir wizzen daz: ez wirt ouch diu guote bewart mit sölher huote, daz sie belıˆbt valsches bar von mir daz selbe jaˆr und vor allem meine, unz daz mir diu reine mit rehte gevellet. swaz ir nu tuon wellet dar umbe, daz saget mir.

60 Das ensal P 64 tuo SchKnN ] fehlt V, tü P 65 nv V 66 vil] fehlt P 69 sendelicher P, schendlıˆcher Sin 72 in ein PSchKnN ] mein V 73 Der P 78 Das es ir im hertzen P 91 füg P 97 er PSchKnN ] ir V 98 ritters strijdt P das P 22 KnN ] Vntz ob VSch, Bisz das P 23 +rehtem reht P

68 tuo] fehlt P 76 Enbu`tet P 5002 Vnd wil

58 mirs = mir sie 65 enneher (Adv.): ‘seit jener Zeit’ 69 schedelich (Adj.): ‘Schaden bringend, schädlich’ 76 ete(s)wenne (Adv.): ‘zuweilen, manchmal’ 79 Der Pfeil aus unedlem Blei steht für die Falschheit von Artus’ Minne 80 der Minne sune = Amor 83.84 ‘so sind auf Minnes Feld viele zweifelhafte Zelte aufgeschlagen’ 88 vrıˆen (swV.): ‘frei machen’ (mit Gen. d. Sache) 90 gern (swV.): ‘begehren, verlangen’ 91 gevuoc (stM.): ‘Schicklichkeit’ 5005 behaben (swV.): ‘erwerben’, auch ‘Klage/ Forderung gewinnen’ 10 ers = er sie 13 anspraˆche (stF.): ‘Einspruch’

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Gasoein I 5026–5093 ich won alsoˆ gar mit ir, daz ich ir unsanft enbir.“ Artuˆs, der Sælden sun, der ie daz beste kunde tuon, dem ez ouch ze rehte zam, doˆ er dise red vernam, er sprach gezogenlıˆchen: „bætet ir betlıˆchen, soˆ möht ich iuch gewern. swen man soˆ hœret gern unbetlıˆcher sache, daz in ungewert mache daz reht an der gewonheit, daz ist lang her geseit. daˆ von habt ir iu verzigen. hiet ir dise red verswigen, daz het ich vertragen. doch wil ich dar umbe sagen: sıˆt ir mıˆnes wıˆbes jeht und ir minne ze solhem reht, soˆ wil ich iu hengen. ir müezt aber lengen under uns dise zıˆt, dar an unser beider strıˆt lige z’einem endetage, daˆ sich wol iuwer klage und mıˆn strıˆt verende. ez wærn missewende von zwein guoten knehten, die ensamt solten vehten, sin wæren beid gelıˆche gar. ich bin gar und ir bar, des ist ez ungeteilet.“ „dest waˆr, ob iuch gemeilet

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an dem sige diu schande, swer iu daz ze laster wande, daz wære wol unbillich: wan daˆ von soˆ wær ich, der sigeloˆs læge.“ „ein raˆt ist uns wæge, daz wir gehellen dar an: wir süln einen tac haˆn, des wir beide bıˆten, daˆ wil ich selb strıˆten. behabt irz an mir einem, soˆ wizzet, daz ir deheinem meˆr antwürt umbe sıˆ: des sıˆt ir von mir immer vrıˆ und wil ez laˆzen aˆne nıˆt, daz ir ir konman sıˆt.“ der red der riter gehal und nam ouch des zıˆtes wal. doˆ wart der tac gesprochen ze Karidol über sehs wochen. daz gelübd wart niht zebrochen. Der riter nam urloup saˆ und liez im diu ors daˆ und schiet vrœlıˆchen dan. daˆ wider Artuˆs gewan ein unvroˆ gemüete. sich mischet mit ungüete sıˆn herz in sıˆnem lıˆbe, daz er von sıˆnem wıˆbe dise red het vernomen, und wær ir vil gerne komen gar an ein ende. er gedaˆht: „ich geschende sie, mac ich alsoˆ vil!

26 gar] fehlt P 29 getün P 33 Bitet V, Betdent P 35 Welchen +man man P 41 hett P, heˆt Sch 43 ich +u`ch darvmb versagen P; ich +iu Sch 45 ir PSchKnN ] mir V 48 Zu`schent vns P 56 SchKnN ] Si wæren V, Sie waren P 57 PSchKnN ] vnder ir V 59 Des were ob P 61 ze Sin] fehlt VP 65 ist V] +der ist P 71 PSchKnN ] wir V 75 Dwijle ir ir amys sint P 78 besprochen P 80 Die P; gebrochen P 87 in dem libe P 92 P] beschende V 26 wonen (swV.): ‘gewohnt sein, Umgang haben’ 40 verzıˆhen (stV.): (refl.) ‘auf etwas verzichten, lossagen von’ 41 hiet: Prät. Konj. zu haben 46 hengen (swV.): ‘zugestehen, gestatten’ 50 endetac (stM.): ‘Schlußtermin’ (einer gerichtl. Verhandlung) 53 missewende (stF.): ‘Untat, schändliche Handlung’ 56 sin = sie ne; gar (Adj.): ‘gerüstet’ 65 wæge (Adj.): ‘vorteilhaft, angemessen, gut’ 66 gehellen (stV.): ‘zustimmen, übereinstimmen’ 75 koneman (stM.): ‘Ehemann’

Gasoein I 5094–5161

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ez wirt ir ein hertez spil, daz sie mich soˆ geschendet haˆt. sıˆn wirt mıˆnenthalben raˆt, ez wirt ir ein swære. west ich, waz mir wære daz beste vür die schande: ob ich sie versande in ein wildez einlant, oder sie hieng, oder brant: dest waˆr, daz geschæhe, ob ich sie eˆrste sæhe.“ sust nam aber sıˆn gedanc her wider ein andern wanc und gedaˆht: „ob ich daz tæte, soˆ möht man unstæte an mıˆnem muot kiesen, und möht daˆ von verliesen mıˆnr werdecheit namen, und müest mich sıˆn oft schamen, swaˆ man ez ervüere. der red ich eˆ geswüere, daz er sie an gelogen hab; dan bringet mich niemen ab, sie sıˆ getriuwe unde vrum, und daz der riter durch ruom ez gar aˆne schulde tuot. wan einz roubet mir den muot dar an unde mich unvröuwt: daz sie mich umb in stöuwt, daz machet mich im geloubic, und haˆt sie der selbe stric vil gar gemachet schuldic.“ Vil mangen muot er gewan. mit der red reit er dan

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und nam diu ors an die hant, als er sie gebunden vant, sıˆnen gesellen engegene, der er under wegene die naht het gebiten. nu was er unverre geriten, unz er sie sach gen im geˆn. doˆ heten den einen die zweˆn under ir arm genomen, der was von sıˆnr kraft komen, daz er vil unbereit mohte geˆn aˆn geleit. ouch gie der zweier iegelıˆch, als daz mær seit, diu gelıˆch sam sie wol müede wæren. daz was an ir gebæren vil starke wol ze sehen, waz in was geschehen. nu sie soˆ naˆhen kaˆmen, daz sie wol vernaˆmen, swaz man sprechen wolte, Artuˆs sich erholte sıˆnes ungemüetes mit in. man vindet ofte troˆstes gwin naˆch vil groˆzem ungemach. er lachet tougen unde sprach: „her Key, sagt uns mære, ob der riter bıˆ iu wære, oder wie ist ez ergangen: habt ir in gevangen? daz sült ir mir sagen. hiet ir in erslagen, des het ir klein eˆre. ichn wil iuch nimmer meˆre

5103.5104 P] geschach : sah V 4 PSchKnN ] Do V 12 mich dick P 17 Sine P 19 fehlt V o o 22 stiurt V, steuwt P 23 glaubig 20 bedru`bet P, trüebet SchA 21 vnfrut V, vnfreuwt P PSchKnN ] geloube (korrigiert aus geloupte) V 36 die arme P 41 Als daz SchSin] Als ez V, Als die P, Alsez KnN; den glich P 42.43 Sin] waren : gebaren VSch, waren : geberden P 44 wol gesehen P 59 Habent P, Habet Sch 60 So habent ir da von P 61 KnN ] ouch V; Jch wil u`ch P 5101 einlant (stN.): ‘Eiland, Insel’ 6 wanc (stM.): ‘Bewegung’ 15 liegen (stV.) an: ‘lügen’ (in Bezug auf) 22 stöuwen (swV.): ‘anklagen, schelten’ 24 stric (stM.): (bildl.) ‘Fallstrick’ 26 manigen muot gewinnen: im Sinne von ‘überlegen’ (vgl. 11140, 15206) 38 unbereit (Adv.): ‘unfähig’ 43 gebære (stF.): ‘Art und Weise des Benehmens’ 49 erholn (swV.): (refl., mit Gen.) ‘sich erholen von’ 59 hiet: Prät. Konj. zu haben

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Gasoein I 5162–5231 ze deheinr kurzwıˆl gesenden, welt ir mich soˆ schenden, daz ir einen recken slaht, der soˆ gar unbedaht mit iu aˆne sarwaˆt ze ors tjostieret haˆt? ir solt in haˆn laˆn genesen. daˆ mit wær sıˆn vil gewesen, daz ir in nider staˆchet. irn west, waz ir raˆchet an sıˆnem lıˆbe vürbaz. gebuˆrs art haˆt sölhen haz, daz er den man tœtet dan, soˆ er in genœtet alles, des sıˆn herze gert. er ist kranker eˆren wert, der über sicherung reht mordet einen guoten kneht, daz ir ouch vil selten seht.“ Swer schimpf biutet unde nimt, ob dem schimpf missezimt, daz ist an im ze schelten. man hœret vil selten deheinen schimpfære, daz in schimpf beswære, swie seˆre er merkend sıˆ. als ouch nu geschach Keiıˆ: den schimpf er von dem künic nam güetlıˆchen und aˆn scham und lachet sıˆn und keˆrt in ze den zwein anderthalben hin, die möht des wol betraˆgen. er sprach: „ir sült vraˆgen dise zweˆn herren des, Aumagwıˆn und Gaˆles,

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die künnen ez iu gesagen, wie der riter sıˆ erslagen: die sint gar der vıˆnt hagel. ir habt ez an dem zagel an erhaben mit der vraˆge. doˆ er an der eˆrsten laˆge mich nider von dem orse stach und mir ab den arm brach, daˆ wart ich wol gerochen. er wart ouch gestochen mit zwein orsen zuo dem mıˆnem, diu er ouch mit dem sıˆnem vor leide vuorte hin, soˆ groˆz wart sıˆn ungewin. sie haˆnt in des wol enzogen, ob ich dar an niht han gelogen, daz er dise straˆze hinnen vür in vrıˆ laˆze. sie kumet niht im ze maˆze.“ Alsoˆ Key dise red lie, doˆ stuonden dise zweˆn hie mit zorn bevangen. sie muost wol belangen des schimpfes und der waˆrheit und daz sich Key het entseit und sie in die schulde stiez. Artuˆs sprach: „seit an, wiez hern Gaˆles ergienge, und wer den riter vienge oder sluoc under iu zwein: beide samt oder ir ein? daz ensült ir niht verdagen. ich muoz in von schulden klagen, daz er von iuwerm herten zorn sıˆnen lıˆp alsoˆ haˆt verlorn.

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62 senden P 67 getiostiret P 69 sin gnug P 71 Jr enwiszten P 76 des +das sin hertz begert P 90 Gütlich P 93 mögent P; verdragen P 5201 Angehaben P 7.8 zü den mynen : zü dem synen P, ze mıˆnem : ze sıˆnem Sch 11 erzogen P 13 er +in P 14 in] fehlt P 15 yme nit P 16 Als nü P 19 müsten P 21 das sie kay P 24 KnN ] Her VP 26 slüge P u 27 ader vwer einre P 29 moste P 75 nœten (swV.): ‘quälen, nötigen’ 78 ‘wegen des Unterwerfungseides’ 82 missezemen (stV.): ‘übel anstehen’ 93 betraˆgen (swV.): ‘verdrießen’ 5200 zagel (stM.): (bildl.) ‘Ende, das Letzte/ Hinterste’ 1 erheben (stV.): ‘anfangen, beginnen’ 11 enziehen (stV.): ‘hindern, abhalten’ 15 ze maˆze: (iron.) ‘wenig, gar nicht’ 21 sich entsagen (swV.): ‘sich entschuldigen, verteidigen’ 28 verdagen (swV.): ‘verschweigen’ 29 in = Gasoein

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daz möht ich eˆ gewest haˆn, doˆ ich zweˆn mordic man ze kurzwıˆle sande, daz mich dar an schande iuwer ietweders grimmer muot, der dicke mortlıˆchen tuot. sam ist hier an geschehen. het ir in hıˆnt niht gesehen, des günde ich iu verre baz. wie zimt mıˆnem namen daz? swaˆ ez hin wirt vernomen, ich mac ze unliunde komen daˆ von und mıˆn gesellen. in wolt der tievel vellen, daz ist gar unwendic. doˆ er kom in iuwern stric, des enmoht er niht lenger leben. got müez iu den mort vergeben, den ir an im begienget, daz ir in niht envienget unde hiet sıˆn sicherheit von im genomen und den eit, daz wær reht, swaˆ man daz seit.“ Aumagwıˆn mit zühten sprach: „herre, wir haben ungemach groˆz durch iuwer eˆr erliten. wir sıˆn gegangen und geriten, wir waˆren riter und sıˆn kneht. von diu ist ez unreht, daz wir iuwer gespöt sıˆn. daˆ schıˆnet bœses loˆnes schıˆn. hie bıˆ sich ein ander warn! ist uns nu missevarn,

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daz wir diu ors haˆn verlorn und zem toˆde sıˆn ervrorn, wil ez got, wir erholn uns wol. herre, wir nemen vür vol, daz ir uns urloup gebt – niemen alsoˆ erger lebt, wir verdien wol gnaˆd umb in, des ich vil gar aˆn angest bin – wan wir töhten iu ze niht. den alsoˆ starc misseschiht, der hiet ir immer meˆre in iuwerm hof uneˆre.“ swer sich kan enthalten und sıˆner sprüche walten, und ob iht briuwe zorns gewalt, kan er daz ze tagalt mit schimpf wider bringen, der beginnet oft ringen kumbers swære bürde. swaˆ solich wandel würde, des solt man gern sıˆn gevag, als ich nu von Artuˆsen sag, der zorn niendert meˆrte und in ie verkeˆrte, swaˆ er möht, ze bezzerung. sıˆn munt noch sıˆn zung erwarp im nie spruches meil: soˆ behuot er sich und daz Heil, als im noch giht daz meiste teil. Er sprach: „her Aumagwıˆn, nu laˆt disen zorn sıˆn und begebt mir sölhen unsite. swaz ich iu rede mite,

33 mortgirje P 36 iegliches P 38 Also P 39 hy¯nacht gesehen P; niht KnN ] fehlt VP 40 vil basz P 47 Das P 52 KnN ] hietend V, hetten P, hetet Sch 54 reht V] ere P 59 PKnN ] wæren riter oder kneht VSch 60 Von u`ch ist P 63 bewarne P 67 got PSchKnN ] fehlt V u 73 SchKnN ] tochten V, tohten P 74 sere missegeschiht P 79 Sch] iht browet V, ich prüfe P 85 sal P 87 niendert] niht en P 89 mohte P 93 noch zu˘ sagt der P 96 KnN ] gebt VSch, gebent P, vergebet Sin 33 mordic (Adj.): ‘mordgierig, blutdürstig’ 43 unliunt kontr. aus unliumunt (stM.): ‘schlechter Ruf’ 46 unwendic (Adj.): ‘nicht rückgängig zu machen’ 52.75 hiet: vgl. 5159 61 gespöt (stN.): Gegenstand des Spottes 73 tugen an. V.: ‘nützen, brauchbar sein’ 74 misseschehen (stV.): (mit Dat.) ‘übel ergehen’ 79 briuwen (stV.): (bildl.) ‘hervorbringen’ 82 ringen (swV.): ‘erleichtern, abschwächen’ 85 gevage (Adj.): ‘froh, zufrieden’ 91 meil (stN.): ‘Schande’ 96 begeben (stV.): ‘von etwas ablassen, unterlassen’

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Gasoein I 5298–5364 daz ist in schimpf getaˆn, des ensült irz niht vür übel haˆn. dest waˆr, ich bekenn iuch soˆ wol: swaz ein man erziugen sol, daz mügt ir wol bringen. ir sült an disen dingen iuch niht soˆ seˆre vergaˆhen, ir sült mir enpfaˆhen mıˆn red baz, dan ir tuot. ez ist an iu mannes muot mit vollen ennenher erschinen. welt ir daz golt überzinen und verwehseln den edeln stein, daz er mit dem glas gemein müeze uˆf dem marcte ligen, soˆ wirt im sıˆn wert verzigen, den man biutet im an sıˆner stat. ob in verberc valsches schat, soˆ geliget er nider. nemet iuwer ors wider und keˆrt wider ze huˆse.“ sie naˆmen von Artuˆse diu ors unde riten von dan. uˆfem wege koˆmen sie dar an, daz sie besunder begunden jehen, wie in allen wær geschehen, und vraˆgten in ouch mære, wie daz komen wære, weder von strıˆt oder von bet, daz im der riter kunt tet, waz sıˆn gewerf wære daˆ. doˆ seit er in die rede saˆ und wie sie wær verendet und der tac wære gelendet

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an dem anger under Karidol über vierzic tac, als man sol. diu red geviel in allen wol. Leit suochet troˆstes raˆt und siecher lıˆp den arzaˆt. swem iht leides widervert, swaˆ mit er sich des erwert, daz üebet er mit willen. sam wolten nu gestillen ir ungelück dise drıˆ, daz in was gewonet bıˆ. des huop sich naˆch des küniges sag ein strıˆt von bet und von klag gemein under disen drin. sie baˆten gemeinlıˆchen in alle mit gemeinem munde, daz er ir einem gunde, daz er den strıˆt væhte, und dar an gedæhte, wie betlıˆch ez wære, ob ir aller swære ir einer müezt rechen. „ich enmac niht zebrechen“, sprach er, „mıˆn gelüb dar an, als ich ez genomen haˆn. des enmac ez niht wol sıˆn, dirre strıˆt muoz wesen mıˆn, alsoˆ haˆn ich in genomen. wie disiu red sıˆ komen, daz sol alsoˆ sıˆn verdeit, daz ez nimmer werd verseit weder man noch wıˆbe, daz ensıˆ, daz er belıˆbe und den tac niendert suoche.

5300 ich kenn P 2 wol volbringen P 3 +u`ch an P 4 iuch] fehlt P 5 Vnd sollent min rede o enpfahen P 6 SchKnN ] tet· V; Vil basz denn ir tünt P 9 ir +nü das P 12 Musz P 15 verbær VPSchKnN 18 Vnd lant vns keren zü P, Und laˆt uns wider ze Sch 21 EhrKnN ] Auf e ein VSch, Vf einen P 33a fehlt P 34 suchet V; raˆt] fehlt V; DJe wijle su`chent trostes rat P e 52 möhte P 56 gesin P 61 geseit P 63 Es sij denn dz P, Ezn sıˆ daz Sch 64 suche V; nit ensüche P 5304 vergaˆhen (swV.): ‘übereilen’ 5 enphaˆhen (stV.): ‘aufnehmen’ 8 mit vollen: ‘vollkommen’; ennenher (Adj.): ‘bisher’ 9 überzinen (swV.): ‘mit Zinn überziehen’ 13 verzıˆhen (stV.): ‘versagen, abschlagen’ 28 gewerf (stM.): ‘Geschäft, Treiben’ 31 lenden (swV.): ‘ans Ziel, zustande bringen’ 41 gewonen (swV.): ‘gewohnt sein, verweilen’ 58 in = daz gelübe 60 verdagen (swV.): ‘verschweigen’

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Gasoein I 5365–5426

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ob er daz niht beruoche, soˆ tuon ich doch daz mıˆne.“ den wec vür Noirespıˆne riten sie vil balde gen der burc uˆz dem walde, wan in tet der vrost weˆ, und koˆmen ze Tintagueˆ in daz castel vil schiere, und giengen alle viere, daˆ der gest kamer was in ein schœn palas. daˆ was ir gemach starc guot, sam den der vrost weˆ tuot, wan sie vunden kecke gluot. Vil kuˆm ir ieglıˆcher entslief, unz daz der wahter rief unde kundet in den tac. Artuˆs mit sıˆn gesellen lac unz naˆhen zuo der noˆne, doˆ was im vil schoˆne der imbıˆz bereit naˆch des hoves gewonheit. Ginoveˆr mit ir vrouwen saz und reten under in daz: waˆ er des nahtes wær gewesen, und wie kuˆm er sıˆ genesen von dem herten gevruste, und ob sıˆn vreise ze vluste stüende oder naˆch gewinne. doˆ sprach diu küniginne: „er mac wol vervælet haˆn,

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wan daz kius ich dar an, daz sıˆn schilt ist verborgen. got geb, daz mir ze sorgen disiu reise iht gevalle, wan mıˆn gedanc alle die varnt in mir ze wage. ichn weiz, waz mıˆn herze sage, daz haˆt verlaˆzen gewonlich site und wont im ein unvröud mite, der ich nie meˆr enphant. war mac mıˆn troum sıˆn gewant, der mich hıˆnt soˆ gemuot haˆt? got muoz mir senden helfe raˆt, wan mir vröude missezimt. mıˆn herze mangen schric nimt, und enweiz ich, waz daz machet. mıˆn munt, der ofte lachet, der ist endelıˆch geswigen und ist daz lachen mir gedigen ze siuftlıˆchen hoˆhen zügen, die in der werlt niemer tügen wan groˆzes leides mitwist ald einem, dem kumber künftic ist. wıˆs mir genædic, herre Krist!“ Doˆ sich dise red zerliez, Key daz ezzen ruofen hiez uˆf der burc in dem palas. als schier der künic enbizzen was, er rief dem truhsæzen dar, daz er die koch und die var gen Karidol sande

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65 berauche V, berüche P 67 SinKnN ] neoerespine V, noerespine P, Nœrespıˆne Sch 71 ze] geyn P˙ 76 vil güt P 78 kocku` P 83 Garnohe bisz zü P 91 Vor dem P 92 reyse P 95 veruelen P 99 Die P 5401 SchAKnN ] varen VSch; varent iemer enweg P 3 fröliche sitt P o o 10 manigen kloppff P 12 PSchKnN ] Mein mut V 4 ein] fehlt P 8 PSchKnN ] So mvz V 14 ist] fehlt P 15 schimpfflichen P 16 P] niemen V, niene Sin 18 Als dem der P 20 sich KnN ] fehlt V; DA sie dise rede geliez P 65 beruochen (swV.): (mit Akk.) ‘sorgen für’ 68 balde (Adv.): ‘schnell’ 76 gemach (stNM.): ‘Wohlbehagen, Bequemlichkeit’ 78 kec/ quec (Adj.): ‘frisch, munter’ 83 noˆne (stF.): ‘die neunte Stunde’ (= 15 Uhr) 88 reten: kontr. aus redeten 91 gevruste (stN.): ‘Frost(-wetter)’ 96 kiesen (stV.): ‘prüfend sehen, wahrnehmen’ 5401 ze wage varn: ‘in Bewegung sein’ 7 müejen (swV.): ‘quälen, bekümmern’ 9 missezemen (stV.): ‘nicht ziemen, übel anstehen’ 10 schric (stM.): ‘Sprung, plötzliches Auffahren’ 14 gedigen (part. Adj.): ‘hart geworden, ausgetrocknet’ 15 siuftlıˆche (Adv.): ‘seufzend’ 16 tügen (an. V.): ‘angemessen/ passend sein’ 17 mitewist (stF.): ‘Zustand, Lage’ 20 zerlaˆzen (stV.): (refl.) ‘enden’ 23 enbıˆzen (stV.): ‘gegessen haben’ 24 ruofen (stV.): (mit Akk. d. Pers.) ‘rufen’ 25 koche (stM. Pl.): ‘Köche’

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Gasoein I 5427–5468 und sich dar naˆch wande, als er enbizzen wære, daz die kamerære sich bereiten dar zuo, daz sie an dem morgen vruo alle vüeren daˆ hin und er selb rit mit in. ditz was des küniges gebot. daz ervorht diu geˆnde rot und die ungekleite diet, diu mit micheln sorgen schiet von den herbergen, wan ez in den bergen was grimmeclıˆchen kalt: die baˆten, daz man entwalt den künic dirre reise durch des vrostes vreise. die red er über willen tet, wan daz er der riter bet niemer moht verzıˆhen: des muost er in verlıˆhen

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dirre reis ein wochen. daz enwart niht zebrochen, die wıˆle sie daˆ bliben. doˆ diu zıˆt was vertriben, doˆ huop sich der künic dan unde besand maˆg und man naˆhen unde verre, daz dehein sıˆn lantherre des dehein wıˆs verbære durch iht, ern wære, soˆ der hornunc würde vol, bıˆ im daˆ ze Karidol. dar koˆmen sie gemeine dann Gaˆwein al eine: der enkom niht wider sıˆt, sıˆt er von der hoˆchzıˆt ze wıˆhenahten schiet. waˆ er aber hin geriet, daz sult ir vernemen und mac sıˆn iu wol gezemen, ez kan lange stunde lemen.

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32 vurnd V, fürent P 34 Dis des ku`nigs bott P 35 Sch] geent V, geende P 37 mit groszen P 38 der P 40 Was +gar P 46 KnN ] Niemen V, Nie P 49 gebrochen P 56 Jn dheyne P 61 One P 63 Sit +dz er P 65 aber er P 67 u`ch sin P 68 Er V, Wenn es P 35 geˆnde rot: ‘die gehende (unberittene) Schar, Fußvolk’ 36 diet (stF.): ‘Volk, Leute’ 41 entwellen (swV.): (mit Gen.) ‘zurückhalten’ 44 über willen: ‘gegen seinen Willen’ 46 verziehen (stV.): ‘aufschieben, verzögern’ 47 verlıˆhen (stV.): ‘zugestehen’ 58 hornunc (stM.): ‘Februar’

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Gawein: Assiles und Amurfina (5469–10112) Gawein wird von dem vom Riesen Assiles belagerten König Flois um Hilfe gebeten; auf dem Weg dorthin muß er zwei gefährliche Kämpfe gegen die Zöllner des Riesen bestehen. Amurfina läßt ihn zu sich rufen, nimmt ihn durch einen Zaubertrank in Minnegefangenschaft und verführt ihn zur Ehe; er soll ihre Partei im Erbschaftsstreit gegen ihre Schwester Sgoydamur ergreifen. Als Gawein sein Gedächtnis wiedererlangt, macht er sich auf den Weg zu Flois; im Wilden Wald kämpft er unterwegs gegen einen Wassermann und wird von einem wilden Weib entführt, kann sich aber befreien; schließlich besiegt er Assiles und befreit dessen Gefangene.

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Er suocht aˆventiure z’einem risen ungehiure, der was gesezzen bıˆ dem mer und was soˆ starc, daz er ein her über al niendert vorhte. sölch wunder er worhte, daz er des meres übervanc ein mit sıˆner kraft betwanc, daz uˆz ir selbes landen im den zins sanden zehen künig jærlich. der muost im ir ieslich ein riter dar senden. daz in allen den enden sıˆn glıˆch niendert wære, daz machet er soˆ gewære, daz er sıˆn was unbetrogen. ein riter het er selp erzogen, der vil naˆhen sıˆn maˆg was und was geheizen Galaˆas, der was ze ors behendic. daz was ouch unwendic: als im ein riter wart gesant ze zinse dar in sıˆn lant, der muost alsoˆ komen dar, daz er ihtes wære bar, des ein riter haben solde,

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als er sich selben wolde wider maniclıˆch erneren. er muoste sich vil starc weren solt er vor Galaˆas genesen. wan daz muost ze hant wesen naˆch dem antvange, dar naˆch vil unlange, daz Galaˆas mit im strıˆte. gestreit er im wol mite, soˆ wart er wol enphangen. was im aber missegangen, soˆ muost er wandeln ritters reht und muost immer als ein kneht dem risen dienen dar naˆch. daz doch vil oft geschach, wan er was soˆ manhaft, daz er zwelf manne kraft het an im aleine. dar zuo was im gemeine, swaz ze riterschefte tohte: daz kund er und mohte mit kunst wol leiten. z’allen arebeiten vant man in bereiten. Assiles was der ris genant und saz in einem einlant, daz was starc wilde.

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69 SchKnN ] suht V, süchte P 71 mere V 72 er PSch] fehlt V 73 nit enforchte P o 76 Allein P 77 Das sie usz P 80 Die musten yme ir iglicher P 83 Sins glichen nirgent P 96 Als +ob P 5506 SchKnN ] Wær V, Wart P 9 riesm P 15 Was +zü P] fehlt V 20 PSchKnN ] DJffiles V 73 niendert (Adv.): verstärktes ‘nicht, keineswegs’ 75 übervanc (stM.): ‘Umkreis’ 80 ieteslich (pron. Adj.): ‘jeder’ 83 niender (Adv.): ‘nirgend’ 84 gewære (Adj.): ‘zuverlässig’ 90 unwendic (Adj.): ‘unabwendbar, nicht zu ändern’ 97 ernern (swV.): ‘retten, am Leben erhalten’ 5501 antvanc (stM.): ‘Empfang’ 7 ‘die ritterliche Lebensweise aufgeben’ 11 er = Galaˆas 14 gemeine sıˆn: ‘zu ihm gehören’ 17 leiten (swV.): ‘führen’

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Gawein: Assiles und Amurfina 5523–5582 man seit ein unbilde von im unde sölhe site, daz er die berg überschrite, und anders wunders genuoc. die berg er ab ir stete truoc an swelh stat im geviel. vil manigen dicken schiel er von den groˆzen boumen zart, als im iht zorn wart. ein stalboum truoc er ze wer, soˆ er in meisten bıˆ dem mer iender mohte vinden, oder ein eichen oder ein linden, swar er hin ze strıˆte gienc. vür den schilt er hienc ein dic steinmuˆre. er was ein naˆchgebuˆre, des sıˆne undertaˆne gern wærn gewesen aˆne, wær ez an in gestanden, wan in allen landen was dehein dinc soˆ grimmic, ez envorht sıˆnen anblic. als ir nu habt vernomen, wie ez dar zuo was komen, daz im alle diu lantschaft sust waˆren worden zinshaft mit ir selbes maˆgen, des muost sie wol betraˆgen, wan der zins was ze groˆz,

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des der rise dar an genoˆz. daz man in soˆ widersaz, von sıˆner übel het er daz. dar an het ez der tievel braˆht: swes er im selp gedaˆht, dan getorst niemen wider sıˆn, daz was an der rede schıˆn: doˆ des zinses zıˆt wart, ern wart niht lenger gespart. dar würde der best riter gesant, den man über allez lant iender möhte vinden. mit ir selber kinden muosten sie zinsen daz leben, eˆ er niht würde gegeben. alsoˆ het dirre vaˆlant betwungen mit sıˆn eins hant, daz dirre zinsær was vünfhundert, die Galaˆas uˆz den andern het erwelt, wan er was wol ein helt ze swert und ze spere. der künst beider gewere was Galaˆas der moˆr, daz ir im nieman was vor beidiu ze vüezen noch enbor. Dem risen was gesezzen ein künic vil vermezzen, der was geheizen Floˆys. den het ouch der selbe ris

27 er von jren steten P 28 im +allerbast P 30 SchKnN ] dem grozen povm V, den groszen blumen +brach +vnd zart P 31 So er icht zornig PSch 32 Einen P; PSch] stahelbovm V, 33 er bi dem P 34 Züm nehsten irgent P 37 Fu´r ein schilt er +vor P 38 steynin muwre P e 40 PSchKnN ] Den seinen V 41 PSchKnN ] wærn +si +sein V 45 KnNA] Ez ervorht V, Ez ervorht KnN, Er vorchte sich vor P, Ezn vurhte Sch 47 ez PSchKnN ] fehlt V; were P 49 Svst warent V, So were P 51 mohten sie garu`bel vertragen P 54 yme P 55 Von siner vngestümikeit hatt P, Von ungestüeme haˆte Sch 57 Was er in yme P 58 Da P 60 Wann es zinses P 61 So wart er nit P 62 PSchKnN ] Da V 63 PSchKnN ] Dem V; Den man in dem gantzen land vant P 64 Ader irgent kundt vinden P 67 PSchKnN ] E ern iht V 69 siner eigen hant P 70 zinsherre P 77 Daz yme nyeman bleip vor PSch 79 was +nohe P 23 unbilde (stN.): ‘Ungeheuerliches’ 29 schiel (stM.): ‘abgerissenes Stück’ 32 stalboum (stM.): ‘starker Waldbaum, Nadelbaum’ 44 grimmic (Adj.): ‘schrecklich, wild’ 51 betraˆgen (stV.): ‘ertragen’ 54 widersitzen (stV.): ‘Widerstand leisten’ 61 sparn (swV.): ‘aufschieben, unterlassen’ 67 er = der zins 70 zinsære (stM.): hier ‘diejenigen, die als Zins gegeben werden’, wieder 9802 76 Statt moˆr (‘Mohr’) könnte auch afrz. mere, maire zu lat. maior (‘größer’) zu verstehen sein 79 sitzen (stV.): (mit Dat.) ‘sein Nachbar sein’

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Gawein: Assiles und Amurfina 5583–5640

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an sıˆnem lant verhert, daz er sich des zinses wert, swaz er sıˆn moht bestrıˆchen. nu muost er im entwıˆchen in ein lant, daz hiez Enfıˆn, daˆ lac ein burc, diu was sıˆn, enmitten in dem mere, daˆ satzt er sich uˆf ze were, diu vest was unde hoˆch. daz lantvolc dar zuo zoˆch, daz sie sich daˆ werten. ouch kaˆmen die verherten disem künige ze helfe dar, wan sie was soˆ vest gar, daz sie dem risen wider riten und im ofte mit striten ze veld vor der veste. soˆ was aber ir reste zem castel, ob von geschiht ir teil wart bœser iht. nu het ze den selben zıˆten sich gesetzt ze strıˆten umbe den zins der rise vür die burc wider dise, und het des soˆ vil getriben, daz im nimer was beliben z’ir helf nuor hundert man, und daz im vil gar zeran der spıˆs und der lıˆpnar,

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und aller helf wart er bar, daz sie die verbaˆren gar. Doˆ Floˆys die helf verloˆs und soˆ gar beleip sigeloˆs, er zwıˆvelt, waz er solde tuon, und het ez gern an ein suon gesprochen, doˆ enwest er wie, wan sie der rise niendert lie geruowen dehein stunde. swaˆ er sie immer kunde gemüewen, daz tet er, dar naˆch was im starc ger. nu sie vor in saˆhen den toˆt alsoˆ naˆhen, und daz schier muost wesen, und übel mohten genesen, noch dehein wıˆl gewern: nu begunden sie alle gern von dem risen einer vrist in selben ze genist nuor z’einem maˆne. daz was naˆch helfe waˆne und was doch ein vremder troˆst. würden sie unz daz niht erloˆst, sie wæren sıˆn gevangen. nu daz was ergangen, sie sanden einen boten dan durch den walt ze Breziljaˆn, einen garzuˆn behenden

85 erstrichen P 87 Enfyn KnN ] Effyn V, effin PSch, Enfin Sin 88 Dar +jnne P 89 Mitten P 90 Dahyn satzte sich der ku´nig zu P 91 Diu burg was wijte vnd P 92 da zü ym floh P 94 +dar die P 95 Dem P 98 Vnd +auch dick mit yme P 99 vor PSchKnN ] von V 5601 P] katel V 8 Das nye nyeman was P 9 Zir SchA] Jr VP 10 jne P 12 wart er V] wurden P 13 verlüren P 14 ALs nü P 19 nit enlie P 20 PSchKnN ] Gerwen V; ein stunde P 21 kunde PSchKnN ] fehlt V 23 was P] fehlt V 28 Vnd auch kein wijle mohten gewern P 35 sie nit bisz dar P 38 +von dan P 29 P] begund V; sie begern P 30 einen P, eine Sch 39 ze] geyn P 83 verhern (swV.): ‘mit Heeresmacht überziehen und verwüsten’ 85 er = der ris; sıˆn = das Land des Floˆis; bestrıˆchen (stV.): ‘einholen, erreichen’ 94 die verherten: ‘die Besiegten, Unterdrückten’ 96 sie = die burc 5600 reste (stF.): ‘Ruhe, Sicherheit’ 8 im = Floˆis 11 lıˆpnar (stF.): ‘Lebensunterhalt’ 13 verbern (stV.): ‘nicht haben’ 17 suon (stMF.): ‘Versöhnung, Frieden’ 26 schiere (Adv.): ‘in kurzer Zeit’ 29 gern (swV.): (mit Gen. d. Objekts) ‘verlangen’ 31 genist (stF.): ‘Heilung, Rettung’ 32 maˆn, maˆne (swstM.): ‘Monat’ 33 ‘in der ungewissen Hoffnung auf Hilfe’ 34 vremde (Adj.): ‘wundersam, seltsam, nicht vorhanden’

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Gawein: Assiles und Amurfina 5641–5710 und guoten ze senden, zem künic Artuˆse, swar man in ze huˆse in dem land iendert vünde, der sıˆn vil guot künde und der massenıˆe het. der was geheizen Iwanet und was vil hofbære. der solt dise swære Artuˆs dem künig klagen und in biten, daz in zwelf tagen er helfe dar sande von welhischem lande, oder sie müesten verderben. dise botschaft werben kund Iwanet starke wol, als man sie ze reht sol, wan er was aller tugent vol. Iwanet niht meˆr entwalt, der lief dan durch den walt ein stıˆc, den er bekande, ze Britanje geˆn dem lande, der in was der næhste, und den er aller gæhste möht in daz lant komen. doˆ er die reise het genomen an sich und die botschaft. nu was disiu riterschaft, die Gaˆwein uˆz leit, in den walt gar zespreit naˆch aˆventiur besunder. Gaˆwein den wec dar under von wunders geschiht gevienc, doˆ Iwanet nu her gienc durch den walt ze Breziljaˆn.

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doˆ koˆmen sie einander an an einem aˆbent spaˆte, daˆ Iwanet vil draˆte in dirre botschaft lief ein gehouwen wec, der was tief, daˆ er uˆf Gaˆweinen stiez, und in der wec nien liez dehein andern stıˆc keˆren hin. alsus kom Gaˆwein uˆf in und gruozt in vil schoˆne. an dem widerloˆne galt im Iwanet den gruoz, sam man sol und ze rehte muoz. schier heten sie sich bekant. Gaˆwein vraˆgt in ze hant, ob er in botschaft wære, oder waz er vremder mære west, daz er im diu seit. „herre Gaˆwein, mıˆn arebeit“, sprach er mit gewizzen, „sıˆt ir die welt wizzen, die sag ich iu gerne. ich loufe von Alverne von dem künic uˆzem Grüenen Wert, den haˆt ein rise gar verhert, und haˆt mich der künic gesant ze Britanje und z’Engellant dem künig Artuˆse, oder swar man in ze huˆse iender in dem lande vinde, unde ouch ze dem gesinde, daz er in helfe sende, oder ez haˆt ein ende wider in allez sıˆn weren. er mac sich niht meˆr erneren

42 Dem P 43 SchAKnN ] Wan V, Wa P 47 genant gywanet P 48 was P] fehlt V 51 in] fehlt P 52 Er +jne P 56, 59, 78, 87 Ywanet V] gywanet PSch; zü male wol P 57 sal V 58 Gywanet was tugent P 62 Geyn brytanien zü P 63 Der yme P 66 +hin hatt P 68 Sch] div V, dise P 74 KnN ] ywan V, Den gywanet nü geging P 75 ze] gein P 80 P] stief VKnN, vgl. KnNA 82 Wenn P; nit enliesz P 83 strich P 5702 Geyn . . . gein P 3 +Zü dem P 4 wa P 7 in] yme P 8 Anders es P 9 in PKnN ] fehlt V 43 swaˆ (Konj.): ‘wo immer’ 45 der = der garzuˆn; sıˆn = Artus 48 hovebære (Adj.): ‘höfisch’ 59 entwellen (swV.): ‘warten, verweilen’ 64 ‘auf dem er so schnell wie möglich’ (Akk. d. Strecke) 68 ritterschaft (stF.): ‘Menge von Rittern’ 70 zerspreiten (swV.): ‘verbreiten, zerstreuen’ 82 niene (Adv.): ‘nicht’ 5709 in = den risen

Gawein: Assiles und Amurfina 5711–5778

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vor disem starken vaˆlant, wan er haˆt im verbrant beidiu bürg unde stet, daz er umb anders niht tet, wan daz er niht enwolde sich setzen ze solde, und haˆt in soˆ gar vertriben, daz im niemeˆr ist beliben wan ein kleiniu veste, diu bœst noch diu beste, diu lıˆt enmitten in dem mer. daˆ ist er allez ze wer unde haˆt gedinget dar abe mit lıˆbe und mit habe, er werd z’einem maˆnen erloˆst. daˆ vür haˆt er deheinen troˆst, und ist des hiut sehs tage, daz disiu jæmerlıˆch klage geschehen ist, die ich sage.“ Gaˆwein sprach saˆ ze stet: „ich wil dir sagen, Ywanet, dıˆn arbeit ist gar umb sus. du vindest künic Artuˆs daˆ heim, daz ist vil waˆr. du vindest aber in ein gar aller sıˆnr gesellen, und enweiz, wenn sie wellen wider ze hove sinnen. ich weiz wol, sie sint hinnen uˆf aˆventiur bejac, und ist daz hiut der zwelft tac, daz sich der hof gar zerlie, und wil dir sagen rehte, wie: ein turnei was gesprochen

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in der wıˆnneht wochen, der ze Jaschuˆne solte sıˆn. den het graˆve Riwalıˆn widern künic Glays genomen, dar waˆrn wir alle hin komen und wart daˆ vil wol geriten. nu begunden des die riter biten, daz wir uˆf lobes stiure suochten aˆventiure. der red was ich volleist. ichn weiz, waˆ ir allermeist iender an einer stat sıˆ, wan bıˆ mıˆnem herren drıˆ, soˆ sint sie uˆz alle. swaz dir dar umb gevalle, daz tuo du, ditz sag ich dir. du solt aber eˆ zeigen mir den aller næhsten wec daˆ hin. wizze daz, mac ich komen in, daz sıˆn iht verirret mich.“ er zeigt im den rehten strich, daˆ mit soˆ schieden sie sich. Zehant streich er daˆ hin naˆch solher aˆventiur gewin, als er von im het vernomen. des enmoht er niht wider komen von dirre groˆzen vreise, wan er uˆf der reise manic groˆz arbeit gewan, eˆ er kom durch daz tan und durch die wilden cluˆse, daˆ der rise was ze huˆse, unde vür die portenær, daˆ er vil vrömdiu mær

11 Vor dem P 13.14 stete : zæte V – hier aber kein Konj. 18 nit me ist P 20 +Weder die P 21 mitten P 22 alzijt P 25 in einem P 30 also zür P 31 gywanet P, Giwanet Sch 37 P] weiz V 43 reht sagen P 44 besprochen P 46 SchKnN ] iaschime V, Jaschunck P e 59 dar jnne P 60 du] 48 PSchKnN ] Galis V 51 des] mich P 53 Suhten V, Su`chten P fehlt P; dis sage P] ditz +daz V 63 KnN ] Wisset V, +Vnd wisse mag ich ich kum in P 66 Vnd da mit schieden P 67 streich gaweyn P 74 den than P 78 fremder P 16 ‘die Zinspflicht akzeptieren’ 18 niemeˆr (Adv.): ‘nicht mehr’ 39 hinnen (Adv.): ‘von hier fort, von hinnen’ 42 zerlaˆzen (stV.): (refl.) ‘auseinander gehen, sich auflösen, enden’ 54 volleist (stM.): ‘Anführer’ 64 verirren (swV.): (mit Gen.) ‘an etwas hindern’ 74 tan (stM.): ‘Wald, Tannenwald’; Neutrum in V, vgl. 11225, 11312, 11617, 11747

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Gawein: Assiles und Amurfina 5779–5844 von in allereˆrste nam. doˆ er ze der lesten porten kam, der portenær in niht gaˆhes ˆın liez und im manic leit gehiez und hiez in wider keˆren. er begunde in uneˆren mit scheltworten genuoc, daz im Gaˆwein vertruoc und bat sich ˆın laˆzen. doˆ begund er in verwaˆzen, dann er eˆ getæt verre baz, und enphalh in ze gotes haz und hiez in naˆher strıˆchen. Gaˆwein wolt im niht entwıˆchen, swie übel im wær geheizen, er begund starc meizen mit sıˆnem swert daz tor. dirre sprach: „belıˆbet daˆ vor! waz welt ir tumber man her in? ez ist hie nuor ungewin. sıˆt ir sıˆn niht welt enbern, ich sol sıˆn iuch vil wol gewern. ez geriuwet aber iuch daˆ naˆch, daz iu her ˆın ist soˆ gaˆch. des biut ich iu mıˆn triuwe, daz iuwer afterriuwe nie gewan leides genoˆz: sie wirt starc unde groˆz. “ hie mit er die port entsloˆz. Ez was der portenære ein riter eˆrbære, gewizzen unde manhaft, der was dem risen zinshaft

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worden durch den sıˆnen gewalt, und het in dar in den walt gesetzet an die huote und het in an dem guote vil rıˆchen verlaˆzen, daz er den zwein straˆzen möht gedienen daˆ mit, und umbe daz, swer im gerit, daz er die ˆın lieze, und ir wol phlegen hieze. daz was uˆf die red getaˆn, daz er in daˆ mit an gewan beidiu lıˆp unde hab. sie leitet ab der riter ab, swaˆ er iendert kunde, mit red und mit gunde, wan er ir vreise weste. swaz er sıˆner geste möht immer ab geleiten, daz sie den arebeiten und dem toˆd entwichen und gaˆhes dannen strichen, eˆ die zolnær kaˆmen und den zol naˆmen, des vleiz er sich seˆre. des erboˆt er die uneˆre Gaˆweinen an dem tor, daz er beliben wær daˆ vor. daz half in doch vil kleine. nu schuof er Gaˆweine des nahtes alsolhen gemach, daz im nie bezzer geschach, naˆch sıˆn selbes wunsche gar.

79 vernam P 80 PSchKnN ] ersten V 81 P] fehlt V; nit snelliclich P 89 er P] fehlt V; er vor tett und vil P 90 befahle jne in P 92 wolt nit wijchen P 94 begunde hart +sere P 96 Der portener sprach P 98 Hie enist niht wenn P 5800 P] sei V 1 u`ch aber P 6 fehlt V 7 vff slosz P 11 Vnd was P 12 dorch sinen P 19 KnN ] swær vngeriht V, Vnd wer yme zü gast geriet P 26 er y¯mer P 28 PSchKnN ] ist vreis vest V 30 Mohte ab P 33 flucks von dannan P 34 Ee +denn P 35 den] iren P 40 Da halff es jne vil P 86 vertragen (stV.): (mit Dat.) ‘sich etwas von jmd. gefallen lassen’ 88 verwaˆzen (stV.): ‘verfluchen’ 90 enphelhen (stV.): ‘anvertrauen, anempfehlen’ 91 naˆher (Adv.): hier ‘hinter, weiter nach hinten, weg’, vgl. Ehr, KnNA 94 meizen (stV.): ‘hauen, (ein-)schneiden’ 5804 afterriuwe (stF.): ‘die spätere Reue’ 13 Subjekt = der rise 15 guot (stN.): ‘Landgut’ 19 geraten (stV.): ‘zufällig wohin gelangen’ 23 er = der ritter eˆrbære; in = swer im gerite 25 abe leiten (swV.): ‘ablenken’, hier ‘fortschicken’

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Gawein: Assiles und Amurfina 5845–5912

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im gebrast niht umb ein haˆr, swes er haben solde von silber und von golde, als er ez haben wolde. Des nahtes naˆch dem ezzen, doˆ sie waˆren gesezzen mit michelm gemache, Gaˆwein von dirre sache vil vraˆgen begunde: ob er im gesagen kunde, waz der zol wære, und waˆ die zolnære wæren gehuˆset. „her gast“, sprach er, „mir gruˆset, daz ich ez iu muoz sagen, wan ez wær wol ze klagen, daz sıˆn ie wart begunnen. er haˆt dar an gewunnen manigem riter sıˆn leben, der sıˆn niht wolde geben. dest waˆr, daz ist klegelıˆch, als ein riter iuwer gelıˆch sich in daz lant verrıˆtet her, sunder danc, soˆ muoz er hie laˆzen sıˆn sarwaˆt. ob erz aber an dem herzen haˆt, daz er getruˆwet vehten mit vier guoten knehten, die sich des zolles begeˆnt und in alle sunder besteˆnt, ob er in niht gern gıˆt, und sich soˆ endet der strıˆt, daz er in allen angesiget und niht sigeloˆs geliget,

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soˆ laˆt man in varn. daz künnen aber sie wol bewarn, daz ez immer ergeˆ: im tuot der eˆrst alsoˆ weˆ, daz der ander vor im vrıˆ, ich wæn, wol immer sıˆ, als ich her haˆn gesehen, swaz sıˆn noch hie ist geschehen, son gesigt ir nie deheiner. swelher dirr ie einer des strıˆtes allereˆrst began, der gesigt im ouch an und sluoc im daz houbt ab. leider, gast, iuwer hab, diu ist mit al verlorn. hiet ir geloubet mıˆnem zorn und het wider keˆret, soˆ würt ir niht guneˆret. doˆ ich sıˆn iuch vil ofte bat, doˆ tæt ir vil bœse stat mıˆner vriuntlıˆchen bet, die ich getriulıˆchen tet.“ doˆ sprach Gaˆwein ze stet: „Lieber vriunt und herre wirt, waz, ob der red raˆt wirt, die ir mir habt geseit? daz ir mich soˆ seˆre kleit, daz müez iu got vergelten! dest waˆr, ich bin vil selten mıˆnes harnasches aˆn von deheinem riter getaˆn. des bedarf ich selber wol, daz sıˆn nieman vür den zol an mich dürfe geren.

o

56 wa +bi P 57 Weren 45 +nye nihts +als vmb P 48 Als er selber wold P 51 Mit gutem P behuset P 58 sprach der wu`rt P 60 dagen P 62 Wenn er hat an P 64 sinen +zoll nit P 70 KnN ] irs V; Ob er es am hertzen PSch 71 er PSchKnN ] ir V 73 begeen : besteen P 74 P] allen V 83 PSchKnN ] di andern V 85 ich +es +bisz her P 87 So P 88 Welcher +hie P 89 erst P 92 Lieber gast P 94 Hetten P 95 hetten widder gekert P 97 ich es u`ch vil dick bat P 98 Dv tæt V, da taden ir böse P 99 P] vrivntlicher V 5907 Deshalb ich P 10 Wenn ich bedarff sıˆn selber +so wol P 11 Das sin yeman fu`r keinen zol P 73 begaˆn (stV.): (refl. mit Gen.) ‘sich beschäftigen mit, von etwas leben’ 87 soˆn = soˆ ne 94 hiet: Prät. Konj. zu haben 98 bœse stat tuon: ‘übel aufnehmen, ablehnen’ 5903 raˆt werden: (mit Gen. d. Sache) ‘wird abgeholfen’ 5 kleit: kontr. aus klaget 12 gern (swV.): (mit an und Akk.) ‘etwas von jmd. verlangen’

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Gawein: Assiles und Amurfina 5913–5976 swes ich iemen mac geweren, daz ez mir aˆn laster ist, daz tuon ich in kurzer vrist unde doch niht über danc. wan alsoˆ vorhteclıˆcher kranc der ougent snelle einen zagen. man sol geweren und versagen naˆch eˆren ze rehte, daz zimt guotem knehte, und wese dar an stæte. swes mich ein man bæte, und ob ez mir soˆ töhte, daz ichz geweren möhte, daz würd niht vürbaz geschoben. swaz ich dem man wolt loben, daz gæb ich an der stunde, dem ich der gaˆb gunde, unde treibt in niht vürbaz. lieber wirt, wizzet daz: diu gaˆb ist lützel lobesam und ist doch ietweders scham, der sie nimt und der sie gıˆt, ob er sie dehein lang zıˆt durch argen muot trıˆbet, wan sie nimmer belıˆbet, sine kost alsoˆ vil, sam ob er daz lange zil ze kurzer stunde machet, und wüerde doch verswachet dar an des mannes milt. swaz man soˆ kuˆm erbilt, dest waˆr, daˆ wær schande bıˆ.

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swaz hertem staˆl weichez blıˆ mit sıˆner kraft geschaden mac, ich wæn, daˆ wirt der wunden krac vil starc lıˆht ze heilen. ich wil mir daz erteilen, verzag ich von ir schalle, daz in mit al gevalle mıˆn lıˆp zuo der sarwaˆt. soˆ ez dann an die rede gaˆt, daz ich den zol geben muoz, ich entwıˆch nimmer einen vuoz, unz sie gar sint gewert. ich biut in schilt unde swert dar naˆch und iegslıˆcher gert.“ Ywalıˆn sprach: „lieber gast, ez ist ein vil swærer last und ein tœtlıˆcher slac: der dem niht entwıˆchen mac, er müez vier riter besteˆn. im mac vil lıˆht missegeˆn: wan Gelück ist sinewel, und ist ze dem argen alsoˆ snel leider sam ze dem besten. ez kan sich wol engesten mit maniger unstæte, und sint sıˆn ræte naˆch der wıˆl wandelbære. des ist ez ungewære dem, der sich alle wege enphilhet in sıˆn phlege. ir habt ouch eˆ wol vernomen, wie ez vil manigem ist bekomen,

13 P] iemens V 18 Der zeuget P 19 PSchKnN ] geren V 20 +vnd zü P 21 zy¯mt +eyme P 22 Beginn Fragment K; VK ] Daz er wese stete P 24 und PKSch] fehlt V 25 ichs VK ] ich es P 26.27 Versfolge mit PKSch, in VKnN umgekehrt 31 VK ] +Vil lieber P 34 Der die nimt PK 37 my¯ner blibet P, niht mer leibet K 39 ob PK ] fehlt V 41 wvrde K, wurd P] wirdet V; doch +nit PK 45 P] herter V, hercen K; PK ] weichem V 46 geschaben K 47 der KP] fehlt V 48 VP] harte lichte K 51 in] im K 53 dann] fehlt PK 55 Ichn K 59 Jvalin K, Riualin P, 63 VP] Ern K 64 VK ] möhte P Riwalıˆn Sch 60 ist +doch PK; vil] fehlt K 62 Beginn K 1 rb 66 Es PK 74 VK ] Befilhet P 75 wol ovch e K, auch wol e P 76 vil VK ] gar P; komen PK 16 über danc: ‘wider Willen’ 18 ougen (swV.): ‘zeigen, offenbaren’ 25 gewern (swV.): ‘verwehren, hindern, verteidigen’ 43 erbillen (swV.): ‘herausschlagen’ 49 erteilen (swV.): ‘als Urteil zusprechen’ 65 sinwel (Adj.): ‘unbeständig, veränderlich’ 68 engesten (swV.): ‘vertraut werden’ 72 ungewære (Adj.): ‘unzuverlässig, falsch’ 74 enphelhen (stV.): ‘übergeben, anvertrauen’

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Gawein: Assiles und Amurfina 5977–6034

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den sıˆn hoˆher muot betrouc, daz ez Gelück niht entouc und leit in an die schande, sam Orgoylos de la Lande von Parcevaˆle geschach, daˆ er den halsslac gerach, den er im mit nıˆde sluoc umb ein klein unvuoc, den er mit red begienc, doˆ er in minneclıˆch enphienc. und Milianz daz selbe tet, doˆ er den herren Lanzelet bestuont durch sıˆnen hoˆhen muot umb Ginoveˆrn an der vluot, doˆ er sie in sıˆn lant braˆht. sam het sich Lochnis überdaˆht, doˆ er als ein bœs listic man Gaˆwein sıˆn ors an gewan und waˆnd in gwinnen daˆ mit, ob er dar naˆch mit im strıˆt: doˆ wart er dar an betrogen. dem habich ist oft entvlogen der reiger und genas, als ez dan an dem heile was. her gast, und sült ir vehten mit disen guoten knehten, daˆ muoz Heil mit wesen, und sült ir vor in genesen, anders kund iuch niht gewegen.

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ezn sıˆ, daz der gottes segen iuwer welle gnædiclıˆch phlegen.“ Niht mac man den geleˆren, der sich selben keˆren kan ze dem besten: der mac sich gevesten an allen tugentsachen. der red begund lachen Gaˆwein, daz man in nant unde in niht bekant. er sprach vil hovelıˆche: „Gelück ist manigem rıˆche, manigem ist ez arm. disem machet ez ze warm, daˆ wider jenem ze kalt. sıˆn ambet ist manicvalt, beidiu snel unde laz. an im ist minne und haz, ez ist siech und gesunt, ez ist heil unde wunt, ungetaˆn unde glanz, durchvellic unde ganz, gereht unde lam. sıˆn nam ist manic nam. ez gesihet und ist blint. ez ist als ein groˆzer wint, der wider unde vür wæt. niendert ist ez stæt wan an unstæt aleine.

78 VP] niene tovc K 80 KnN, vgl. 595] Orgolys V, orgoloyse P, Orgoileie K, Orgolois Sch 81 Perschevalle V, parcifaln PK, Parzivaˆle Sch, Parcevalle KnN 82 rach PK 83 mit neide V] mit dem schafft PK; im] fehlt K 84 vngefüg PK 88 den] fehlt PK 92 V] Lohins PKSch; PKSch] verdaht V 95 daˆ] fehlt PK 96 dar] fehlt K 98 P] gevlogen VK, enphlogen KnN 3 PK ] er V; mit] by P 5 kan iv K, kan ich u`ch P; gewesen K 8 PSchKnN ] 6002 Beginn K 1 va Miht V, Lihte K 10 Ie kan nach K, Enkan nach dem P 15 +doch niht bekante K, +doch niht kante P 17.18 VP] manigen . . . Manigen K 19 ze PK ] fehlt V 20 PK ] einem V 21 VP] +daz ist K 25 und VK ] ez ist P 27 PKSchKnN ] Durch welchen vnglantz V 28 VK ] Gerech PSch 30 gesieht +wol PK 31 groˆzer] sneller P, gaer K 78 tugen (V. an.): ‘förderlich sein’ 82 er = Parcevaˆl 83 er = Orgolois 85 er = Parcevaˆl 89 bestaˆn (stV.): (mit Akk. d. Pers.) ‘sich gegen jmd. stellen, um ihn zu bekämpfen, ihn angreifen; Stand halten’ 92 überdenken (swV.): (refl.) ‘irren, sich vergessen’ 6005 gewegen (stV.): ‘gegen etwas helfen’ 11 gevesten (swV.): ‘fest, beständig machen’ 26 ungetaˆn (part. Adj.): ‘häßlich, mißgestaltet’; glanz (Adj.): ‘hell, glänzend’ 27 durchvellic (Adj.): ‘zerbrochen, zerfallen’ 28 gereht (Adj.): ‘gerade, aufrecht’; lam (Adj.): ‘gliederschwach’

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Gawein: Assiles und Amurfina 6035–6082 ez ist suˆber und unreine, ez ist sleht unde rouch, uˆzgewahsen und gelouch. ez vellet unde stıˆget, ez neiget und sıˆget, ez nidert unde hœhet, ez birget und vlœhet, ez ermet und rıˆchet, ez vürdert und beswıˆchet, ez gıˆt unde nimt dar naˆch und ez gezimt. ez walget unde geˆt, ez loufet unde steˆt, ez sleht unde heilet, ez kouft unde veilet, ez krümbt unde slihtet, ez ruowet und vihtet, ez slæft unde wachet, ez zürnt unde lachet, ez singet und weinet, ez ligt unde leinet, ez zimbert und brichet, ez vertreit und richet, ez swıˆget unde reit,

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ez laˆget unde jeit, ez raˆtet und swellet, ez gesellet und vellet, ez endet und suˆmet, ez vüllet und ruˆmet, ez riuhet unde ebent. alle, die in der werlt lebent, die lebent naˆch sıˆnem willen. ez kan melden, ez kan stillen, ez kan vröuwen und unvröuwen, ez kan senften, ez kan stöuwen, ez kan volgen, ez kan wenken, ez muoz vil gar bedenken, wes al diu werlt bedarf. swer Glückes helf ie verwarf, dem muost misselingen. ich haˆn an allen dingen alle sıˆn unstæt ervarn. nu muoz mich daz Heil bewarn, daz ie Gaˆweins phlac und im z’allen nœten wac: soˆ mac mıˆn wol werden raˆt. swie ez doch dar umb ergaˆt, iuwer raˆt mich getrœstet haˆt.“

36.37 rvch : gelvch K, ruh : gelich P, rou : gelou Sch 37 vnd VK ] ader P 38 und 39 vnd V] es/ez 43 geswijchet PK PK 40–44 jeweils: vnd VK ] es P 41 bivget K, borget P 42 Beginn K 1 vb 45 VKSch] zymt P 46 und] es P 47–51 jeweils: und] es/ez PK 48 släht KnN ] slæht V, ı 57 vertreit sleget P 51 PK ] niwet V 52–56 jeweils: vnd VK ] es P 56 PK ] chumbert V o PKSin] vertreibet VSch 59 Es vahet P, Ez wæhet K 62 enget PK 64 ru`het PSch] rucht o 66 die lebent VP] fehlt K 68 fru`wen es kan P, frovn ez ka¯ K 69 Sch, stöwen VKnN, ruhet K o KnN ] stovn K, stiwen V, sliwen P 71 Ez mvz gare K, Ez eine muoz gar P 77 müsze P rb 81 Ende K 1 36 sleht (Adj.): ‘glatt’; rou, rouch (Adj.): ‘roh’ 37 uˆzgewachsen (Adj.): ‘lang und dünn gewachsen’; gelouch (Adj.): ‘geschwollen, aufgedunsen’ 39 sıˆgen (stV.): ‘sinken, niederfallen’ 40 nidern (swV.): ‘erniedrigen, niederdrücken’; hœhen (swV.): ‘erhöhen, erheben’ 41 bergen (stV.): ‘etwas in Sicherheit bringen’; vlœhen (swV.): ‘durch Flucht entfernen, in die Flucht schlagen’ 43 vürdern (swV.): ‘fördern, helfen’; beswıˆchen (stV.): ‘betrügen, verderben lassen’ 46 walgen (swV.): ‘sich wälzen, rollen’ 48 slahen (stV.): ‘schlagen’ 49 veilen (swV.): ‘verkaufen’ 50 slihten (swV.): ‘gerade machen’ 51 vehten (stV.): ‘kämpfen, streiten’ 55 leinen (swV.): ‘angelehnt stehen, aufrecht sein’ 57 vertragen (stV.): ‘ertragen, erdulden’; rechen (stV.): ‘Vergeltung zufügen, rächen’ 60 raˆten (stV.): ‘durch Rat befördern’; swellen 59 laˆgen (swV.): ‘auflauern’; jeit: kontr. aus jaget (swV.): (bildl.) ‘hemmen’ 61 gesellen (swV.): ‘vereinigen, verbinden’; vellen (swV.): ‘fallen lassen, verderben’ 62 enden (swV.): ‘zum Ende bringen, abschließen’; suˆmen (swV.): ‘hinhalten, verzögern, andauern lassen’ 63 ruˆmen (swV.): ‘räumen, leeren’ 64 riuhen (swV.): ‘rauh machen’ 67 melden (swV.): ‘verraten’; stillen (swV.): ‘geheim halten’ 69 senften (swV.): ‘besänftigen’; stöuwen (swV.): ‘anklagen, schelten’ 70 wenken (swV.): ‘wanken, abweichen’ 79 wegen (stV.): (mit Dat. d. Pers.) ‘helfen, beistehen’

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Gawein: Assiles und Amurfina 6083–6146

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Heils raˆt gıˆt getriuwen muot, guot prüevet nuor guot: alsoˆ was an disem wirt schıˆn. er sprach: „lieber gast mıˆn, bedenket iuch der rede baz! waz mac iu gevrumen daz? daz Gaˆwein ie wol gestreit, daz kom von sıˆner manheit meˆr danne von dem Heil. Gelück ist dem wægen teil z’allen zıˆten gern mit, dar an haˆt ez stæt sit. ouch wizzet wol vür waˆr: ervüert ir die werlt gar, ir vündet deheinen riter niht, als all diu werlt giht der sich Gaˆwein gelıˆche, wan in vil mangiu rıˆche sıˆn manheit ist bekant. doˆr Fimbeo, dem wıˆgant, den gürtel nam und genas, daˆ der selb mit begürt was, und Leygormon, der meide, ze Colurment an der heide der Sælden bluomen ab er brach, daz mit groˆzer vreise geschach, ja was vrouwe Sælde wider in. des geviel im daˆ ze ungewin ein wunden groˆz, die er im stach mit sıˆn selbes sper durch den vuoz, doˆ in betwanc der slaˆf soˆ seˆr über danc,

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daz er sich niendert moht enthaben, doˆ er kam über den graben, daˆ er den bluomen brechen solt. vil starken kumber er ouch dolt uˆf einem castel a lıˆt merveilloˆs, daˆ er ein ripp verloˆs und von dem lewen sıˆn schilt, und daˆ er Gandroy daz wilt nam uˆzem munde und daz in nie enkunde Ascurant mit geringen in dem hol betwingen. swer sich naˆch im haben wil, der muoz vil manic hertez spil sıˆnem lıˆp enblanden. er haˆt mit sıˆnen handen manic rıˆchez lop erhouwen. mügt ir iu des getrouwen, daz iuch Gelück alsoˆ ner mit sıˆner helflıˆchen wer, als ez Gaˆweinen ofte tet, soˆ haˆt ein ende mıˆn bet und muoz an iu einem steˆn. eines her sint leider zweˆn. wol muoz ez iu ergeˆn!“ Z’allen dingen hœret raˆt. soˆ ez aber alsoˆ staˆt, daz man in gaˆchlıˆchen gıˆt, da von niuwet sich ein strıˆt. wan ez ist des wıˆsen reht, daz daz end eˆ sıˆ erspeht, lang vor dem anegenge.

97 einen P 98 Als +yme P 6100 manigem P 2 Der finbeus P 3 Die P 4 Da die salde mit gegu`rttet P 7 ab brach P, ab erbrach KnN 9 Das was P 10 PSchKnN ] daz V 11 wunde P 13 KnN ] der V, da P 14 seˆr] so starck P 15 er PSch] fehlt V; sich nit P 16 kam +kaˆume P 17 er der P 19 KnN ] altmer veillos V, alitmar veillos P, a lıˆt marveilloˆs Sch 22 er +zü P 23 auzem KnN ] aus em V, usz einem P 24 und] Auch P; P] daz im niemen chvnde V, da in nie enchvnde KnN 25 KnN ] geringe V, ringen P 27 halten P 30 hat +auch P 32 u`ch +selbs des P 35 ez PSchKnN ] fehlt V 37 KnN ] einen VP 38 Eines herren P 42 gehelingen P 92 wæge (Adj.): ‘überlegen’ 6102 doˆr = doˆ er 15 enthaben (swV.): (refl.) ‘sich enthalten’ 17 bluome (swMF.): ‘Blume’ 19 castel a lit merveilloˆs (afrz.): ‘Burg mit dem Bett der Wunder’ 25 geringen (stV.): ‘kämpfen’ 29 enblanden (stV.): ‘zur Mühe werden lassen’ 38 her (stN.): ‘Heer, überwältigende Menge’, ‘Zwei sind stärker als einer’ 42 gaˆchlıˆchen (Adv.): ‘eilig, plötzlich’ 46 anegenge (stN.): ‘Anfang’

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Gawein: Assiles und Amurfina 6147–6210 ez wirt vil ofte strenge daz end an dem raˆte. daˆ man alsoˆ spaˆte daz ende ervindet und sich underwindet des anegenges eine: daˆ von wirt vil seine getrœstet dehein tumber und gewinnet sıˆn kumber. swer aber iemen raˆten wil, der sol eˆ suochen daz zil an der sach und jenes muote. behagt ez im ze guote, soˆ mac er vil lıˆht erspehen, daz daˆ von ist und mac geschehen ze guot und ze arge. des kan sich der karge vil lıˆhte versinnen naˆch vliesen und naˆch gewinnen, daz manic niht enkunnen. schier haˆt sich versunnen an Gaˆwein dirre wirt. swer daz haˆr alsoˆ naˆhen schirt, daz er die huˆt villet, dan wirt niht gestillet, sunder meˆr geseˆret. swer den man leˆret beidiu schand unde schaden, der het meˆr uˆf in geladen, dann er im hab geringet, wan im der raˆt bringet ein vest warnunge.

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naˆch des raˆtes wandelunge Gaˆwein daz selbe tet, beidiu raˆtes unde bet wart er meˆr enzündet. swes raˆt alsoˆ schündet, daz wær bezzer verborn. vriundes raˆt birt ofte zorn daz doch oft ist erkorn. „Lieber wirt Ywalıˆn“, sprach Gaˆwein, „möht ez sıˆn, daz ir mir meˆr seit, ob ze dirre arebeit her Gaˆwein iht töhte und sich daˆ vor möhte deheinen wıˆs ernern, ob er sich wolte wern, als er her haˆt getaˆn und ich von iu vernomen haˆn? ir prıˆset in soˆ verre.“ er sprach: „gast und herre, dan kan iu niht ab gesagen, wan daz er eˆ haˆt getragen alsoˆ swær bürde, eˆ der zol würde gevrıˆet mit vreise daˆ ze der Gaˆleise, daˆ er groˆz noˆt erleit, doˆ er mit zwein risen streit: daz selb möht ouch hie ergeˆn, solten in die zolnær besteˆn, als ich wol gewis bin.“ „nu muoz im got helfen hin,

49 Das P 55 gemeret P 56 ynnan raten P 57 sal vor P 58.59 PSchKnN ] mit : ze gitte V 60 vil] fehlt P 61 ist und] fehlt P 65 verlisen P 71 nicht +mit P 72 verseret P 75 uf sich P 76 im] in P 77 PSchKnN ] in V 79 des] fehlt P 82 ertzundet P 84 Der P; zusätzlicher Vers folgt in PSch: Wenn er ist da mit verlorn 85 gebirt P 86 fehlt P 87 riualin P 89 VPKnN ] mære Sch; KnN ] seite V, seyten P 90 diser arbeite P 95 +bisz her P 98 Rivalin sprach P 99 kan ich u`ch P 6202 SchKnN ] Oder V, E +denn der P 10 musze P 53 seine (Adv.): ‘auf langsame Weise’ 55 gewinnen (stV.): ‘zu etwas gelangen, etwas erwerben’ 60 erspehen (swV.): ‘ersehen, erforschen’ 63 karc (Adj.): ‘schlau, listig’ 64 versinnen (swV.): ‘besinnen auf’ 67 versinnen (swV.): (refl.) ‘sich irren’ 69 schern (stV.): ‘scheren’ 70 villen (swV.): ‘das Fell abziehen, schinden, zum Bluten bringen’ 72 seˆren (swV.): ‘verwunden, versehren’ 76 ringen (swV.): ‘erleichtern, besänftigen’ 77 im = dem man 6173 84 verbern (stV.): ‘meiden’ 99 abe sagen: ‘zurückweisen, aufkündigen’; hier ‘abhalten’ 6203 vrıˆen (swV.): ‘frei machen’

Gawein: Assiles und Amurfina 6211–6274

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lieber wirt, und send im raˆt, sıˆt er die vreis versuochet haˆt: ich bin ez selp, Gaˆwein.“ ze hant wart under in zwein ein vröude rıˆch unde groˆz, der ich dehein übergenoˆz vil übel möht gezeigen: solt ich sie beide seigen, disiu wæg soˆ verre vür, daz jeniu vil gar verlür wider disen rıˆchen wert. Ywalıˆn was wol gewert: er het, des er ie gert. Eˆrst huop sich ein vriundes sage sunder leit und aˆne klage zwischem wirt und dem gast von arebeiten last, den ietweder het erliten. alsoˆ gie mit vröuden siten der naht hin daz meiste teil. dest waˆr, daˆ wart aˆne meil der gast soˆ beruochet, daz im vil klein gevluochet wart an der spıˆse weder offen noch lıˆse von dem wirt und von dem gesinde, sam manigen vil swinde hin naˆch wirt gesegenet, swie ungevüeg ez regenet und donert mit blicken. ich wolt den hagel dicken danne rıˆten oder geˆn,

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eˆ ich daˆ wolt besteˆn, daˆ man mıˆn alsoˆ phlæge. swaˆ ich dennoch belæge, daz vurdert mich verre baz, dan ob ich lit des wirtes haz und mir hin naˆch sıˆn gewalt die spıˆs in den munt gezalt. sölh wirt sıˆn verwaˆzen! her Gaˆwein moht wol laˆzen von sıˆnem wirt die sorgen. nu slaˆf er unz morgen, und bewar in got anderswaˆ! sıˆn dinc stuont mit vollen daˆ: diu bett waˆrn bereit saˆ. Alsoˆ vruost der tac schein, uˆf machet sich her Gaˆwein und waˆfent sich starke wol, als er selp disen zol wolt geben mit ellen. schier koˆmen die gesellen geriten alle viere und hiezen in vil schiere den harnasch ze zolle geben, oder sie næmen im sıˆn leben. daz er der einz næme, swelhez im gezæme, des möhte dehein raˆt wesen. er sprach: „sterben oder gnesen diu sint vil ungeteilet. swer den toˆt veilet, daˆ daz leben vristet guot, dest waˆr, der wær unvruot.

14 Vf stunt wart P 18 P] scheiden V 21 P] dise reich V 22 Rywalin P 23 Er sahe dz er ie begert P 25 One alle pijne P; one +alle P 28 +ir iglicher hat P 29 zerging +die +nacht P 30 naht das aller gröste P 31 da was P 36 Von einem wu`rt vnd von einem P, Vonem wirt und vonem Sch 37 manigem P 39 Wie es vngefüg PSch 42 Ee rijden vnd P 45 SinKnN ] Wa VP 47 Denn das ich wolt liden P 49 zalt P 50 sint P 55 mit willen P 57 Also o 69 enmöhte P vruost V, vgl. 3247] Wie fru` nu morgens P, Alsoˆ vrüeste Sch, vgl. 3247 16 übergenoˆz (stswM.): ‘der mehr ist als seinesgleichen, der andere übertrifft’ 18 seigen (swV.): ‘wägen’; die beiden, die gewogen werden, sind die vröude sowie dehein übergenoˆz 21 wert (stMN.): ‘Wert, Herrlichkeit, Vollkommenheit’ 32 beruochen (swV.): ‘sorgen für’ 33.34 ‘ihm wurde sein Essen nicht mißgönnt’ 38 segenen (swV.): (zum Abschied) ‘das Kreuzzeichen über jmd. machen’ 40 blicke/ blicze (swM.): ‘Blitz’ 41 den hagel dicken: (adv. Akk.) ‘durch den dichten Hagel’ 55.80 mit vollen: ‘vollkommen’ 61 ellen (stN.): ‘Mannheit, Mut’ 69 raˆt (stM.): ‘Abhilfe, Befreiung’ 72 veilen (swV.): ‘käuflich machen, verkaufen’ 74 unvruot (Adj.): ‘töricht, unklug’

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Gawein: Assiles und Amurfina 6275–6334 ich bin aber niht ein koufman, derz lant uˆf gewinnes waˆn mit veilem merz suoche mit hiuten oder mit tuoche, dar ab ich iu sül zollen. wær daz, ich gæb mit vollen, swaz iuwer hulde wæren.“ doˆ wart den zolnæren disiu red ungemach. Gomeranz ze Gaˆwein sprach: „ich sihe wol, waz ir welt, daz ir mir daˆ vür zelt mit sölhem tratz. iuwer liebster koufschatz wirt noch hiut gezollet soˆ, daz ir belıˆbet sıˆn unvroˆ: des mac man iu wol gesweren. welt ir den lıˆp neren, soˆ gebt balde iuwer hab! wan sol ichz iu ziehen ab, daz tuon ich soˆ ungewar, daz beidiu bart unde haˆr mir mit alle volget und wert daˆ besolget von mir in kurzer vrist, daˆ beidiu hor unde mist in der straˆz allr tiefest ist.“ Der nahtegal und der kraˆ sanc die gebent unglıˆchen klanc. sam tuot der galander,

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der haˆt tugent ander dan der witehopfe ze zagel und ze kopfe. son ist der bœs anders niht, nuor ein vil bœsez wiht. daˆ wider ist der guote soˆ stæt an sıˆnem muote, daz er niht gesprechen kan nuor als ein vrum man, der sıˆner eˆren hüetet. daˆ schalcheit wüetet, daˆ ist tugent unde zuht ir selber huote unde vluht. des was hie beidenthalben schıˆn. Gaˆwein sprach: „got müez mıˆn vor sölhen ungnaˆden phlegen! ich wæn, selten soˆ gelegen ist riter in der straˆze. got mich sıˆn erlaˆze, daz ich niemer soˆ gelige. ich gevall oder gesige, ich wil die red scheiden anders under uns beiden, dan ir mir habt geheizen. man siht eˆ sweizen von bluot swert unde sper, unz ich iuch gar gewer, daz ich iu nimmer sol: soˆ nem ein ander den zol, dem wil ichz ouch gestaten wol.“

76 Derz KnN ] Ders V Der das P; dorch gewy¯nes P 79 Das ich u`ch da von su`lle P 80 So geb ich u`ch mit P 84 Gameranz PSch 88 PSch] Jwern liebesten V 89 VPSch] +Ez wirt KnN 90 ir sin werdent P 91 Das . . . u`ch sweren P 92 im V; ir +nü PSch; herneren P 93 gebet +ir P 94 Ader sal P; zerren P 98 wu`rt P, wirt Sch 6300 hare P 1 Vf der P 2 krewen gesang P 5 +ein tugend P 7 P] zopf V 8 So P 9 Denn ein P 13 Anders +denn als P 18 was vf bey¯den sijten P 21.22 sij gelegen/ Ein P 22 straszen P 23 Gott +wölle mich sin +noch 29 sal ee sehen sweiszen P 30 PSchKnN ] Von blut vns vnd von sper V erlaszen P 24 ymer P 31 +so gar P 32 nit mere ensal P 33 PSchKnN ] næm V 77 merz (stM.): ‘Ware’ 78 huˆt (stF.), hiute (Pl.): ‘Haut, Fell’ 81 hulde (stF.): ‘Dienstbarkeit’ 87 tratz (stM.): ‘Widersetzlichkeit, Trotz’ 88 koufschatz = ‘das Leben’ 95 ungewaˆr (Adv.): ‘unvorsichtig, sorglos’ 98 besolgen (swV.): ‘besudeln, beschmutzen’ 6300 hor (stN.): ‘Kot, Schmutz’ 4 galander (stswM.): ‘Ringlerche, Haubenlerche’ 8 son = soˆ ne 15 schalcheit (stF.): ‘Arglist, Bosheit’ 17 ir selber = der eˆren 20 phlegen (stV.): ‘behüten, beschützen’ 29 sweizen (swV.): ‘naß sein’ (vom Blut) 32 soln (V. an.): (mit Dat.) ‘verpflichtet sein, schuldig sein’

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Gawein: Assiles und Amurfina 6335–6394

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Hie mit er uˆf sıˆn ors gesaz, des ouch enr niht vergaz mit glıˆchem geverte. daˆ wart ez vil herte, eˆ ir strıˆt næm ende, wan künstic und behende was ietweder genuoc. dar zuo sie der muot truoc uˆf ein ander mit zorn: des wurden diu ors mit den sporn ze sıˆten groˆz geseˆret. Gomeranz her keˆret als er sper und schilt genam. sıˆnem kampfgesellen was er gram, daz schein an sıˆn tücken. swer ein viur wil kücken, der muoz die brend vüegen eˆ, daz im diu flamme niht engeˆ. soˆ mac er niht vervælen und touc wol sıˆn wælen, daz er hinden tuot naˆch. Gaˆwein was niht ze gaˆch. sıˆn ors er eˆ ersprancte, ob ez im alsoˆ hancte, daz ez im nu wære ze dirre tjost gewære. daz selbe er dem schilte tet. in dem satel wol von stet ze stet versuocht er die veste, und ob dehein gebreste

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wær an den stegereifen. sıˆnen zoum begund er sweifen unde umb die hant stricken und sich in den satel schicken, daz er mit vollem kunde, als er sıˆnem vıˆnde gunde, geschaden an der stunde. Als er uˆf den rinc gereit, daˆ sıˆn sıˆn geselle beit, sıˆn ors liez er springen. nu schein er uˆz den ringen sam eins engels bilde. und het in uˆf dem gevilde mıˆn her Parcevaˆl gesehen, er hæt sıˆn z’eim got gejehen. des gestat mir her Wolfram, der in von sıˆner muoter nam und haˆt in ze hove braˆht. des was im selben ungedaˆht und sıˆner lieben muoter, wan er ir vil guoter ir buˆwes in dem walde phlac und emzeclıˆch dar ob lac, daz sie daˆ het geriutet, als sich sıˆn nam diutet: wan „parce“ sprichet durch, „val“ ein tal oder ein vurch. alsoˆ haˆt in unser zunge sıˆn nam die diutunge. beidiu sint sie soˆ naˆhen,

ı

35 P] vur V; sasz P 39 nam +ein end P 41 ietweder V] ir iglicher P 42 sie +auch P 45 Zü +den sijten +vil sere versert P 46 SinKnN ] Gawein het auz cheret V, Vnd vf den ring gekert P 49 du`cken P 50 P] an V; erquicken P, erkücken Sch 52 icht P 53 Sone P; geualen P 54 KnN ] Vnd ouch wol verliezen sein V, Vnd tog jme sin P 56 +dem was nit so gach P 57 rosz er vor P 60 Zü dem P 62 An P; wol] fehlt P 67 P] streichen V, strichen KnN 68 sich selbs dar noch schicken P 70 fehlt V 72 ALs +nü gawein vf den kreisz P 73 seinr V; kampffgeselle P 74 +er erspringen P 77 P] auf ein V, aufem KnN 78 Partzefal V, parcifal P, e Parzivaˆl Sch, Parcefal KnN 79 hatte jne als fu`r gott verjehen P 83 vnbedaht P 86 pawes V, gebuwes P 87 ab V; darob gelag P 89 Alsdenn sin nam betu`tet P 94 Beide kamen sie P 37 ‘auf die gleiche Art und Weise’ 40 künstic (Adj.): ‘kunstreich, geschickt’ 47 als, alsaˆ (Adv.): ‘sogleich’ 49 tuc (stM.): ‘Schlag, Stoß, Tücke’ 50 quicken, kücken (swV.): ‘beleben’ 54 wælen (stN.): ‘das Fächeln’ 58 hengen (swV.): ‘dem Pferd freien Lauf lassen, die Zügel lassen’ 60 gewære (Adj.): ‘zuverlässig, tüchtig’ 65 stegereif (stM.): ‘Steigbügel’ 66 sweifen (stV.): ‘schwingen’ 79 ze einem oder etwas jehen (stV.): ‘dafür erklären’ 83 ungedaˆht (part. Adj.): ‘unerwartet’ 86 buˆ (stMN.): ‘Bestellung eines Feldes, Gut, Lehen, Gebäude’

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Gawein: Assiles und Amurfina 6395–6448 daz diu ors undervaˆhen vil übel ieman kunde. ir ietweder begunde sıˆn sper vür neigen und dem ors daˆ zeigen die sporn an dem ende und in die schiltrende sich künsteclıˆchen vlehten. under disen guoten knehten was minne vil tiure. ein wunden ungehiure enphienc Gomeranz li peluˆz, daz daz sper hinden uˆz durch den halsperc brach. doˆ Gaˆwein im den stich stach, doˆ muost er von nœten vallen; daz bluot begunde wallen soˆ starc von der wunden, daz in die bruoder vunden toˆten und ungesunden. Doˆ si ir bruoder saˆhen, in toˆten, alsoˆ naˆhen, des wart ir klac starke groˆz. dannoch hielt sıˆn kampfgenoˆz, her Gaˆwein, daˆ bıˆ, doˆ disen bruoder jen drıˆ toˆten uˆf huoben.

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daz sie in niht begruoben, daz wart dar umbe laˆzen, daz sie sıˆn vergaˆzen und ouch eˆ enwolden, sie heten in vergolden. diu red was gar umb sus. ir einer, Belianz li rus, an Gaˆwein rande und wolte die schande und sıˆnen bruoder rechen. er nam in ze stechen niderhalp der barbiere. Gaˆwein alsoˆ schiere undervie im den stich und wante mit kunst sich, daz er im daz sper an gewan. daˆ von wart doˆ Belian bekümbert vil seˆre, wan an der widerkeˆre erreichet in her Gaˆwein, daz im von sıˆnem swert swein beidiu harnasch unde lıˆp, daz er aˆn wer als ein wıˆp in soˆ swachem werde muost vallen zuo der erde, daz er den lıˆp gar begap. doˆ touc im niht wan ein grap.

95 Daz sie die tyost vnder fahen P 96 Gar u`bel P 97 iglicher P 99 KnN ] den VP; Vnd den roszen da erzeugen P 6401 in der schilte rend P 2 kunstlichen P 4 Beginn K 2 ra 6 Gaumeranz PK 8 ge brach K 9 Do K ] Als nu´ P, fehlt V; gestach PK 10 er note K, er von 13 brüder P 14 Gar by doit P 15 ALs nu˘ die noit P 12 PKSchKnN ] starch vnder ds V o 17 wart PK ] fehlt V; starc] fehlt P, brüder sahen P, Nv si ir K 16 Jren bruder dot vil nahen PSch also groz K 18 VK ] +so hielte P 21 VK ] Also fu`r dot P 23 VK ] gelaszen P 26 Sie hetten o 30 PSchKnN ] Wnd V; Vn¯ jne +denn P, Sine heten in K 28 SchKnN ] Haus V, brus P, likvs K 31 Von sines bru˙der +wegen P 33 Jne da zu der barbire P, In da zer bariere K wol die K 36 PKnN ] Wan er also leidet sich VSch; Vn¯ warnde mit K 38 Da von VK ] Deshalb P, Des Sch 45.46 Versfolge umgekehrt in PKSch 42 swein HaKnN ] schein VPKSch 44 Beginn K 2 rb 48 touch VK ] gebrast P 95 undervaˆhen (stV.): ‘aufhalten, hindernd dazwischen treten’ 6401 der Schild wurde an einem Riemen um den Hals gehängt und mit der linken Hand am Griff gehalten 2 künsteclıˆche (Adv.): ‘kunstvoll, mit Künsten’ 16 toˆten (swV.): (intr.) ‘sterben, absterben’, also ‘Als sie ihren Bruder sahen, ihn sterben [sahen], so nah, da. . .’ 26 vergelten (stV.): ‘zurückzahlen, vergelten’ 33 barbiere: vgl. zu 4624 42 swıˆnen (stV.): ‘schwinden, abnehmen’ 47 begeben (stV.): ‘auf-, hingeben’

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Gawein: Assiles und Amurfina 6449–6504

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Eumenides und Bandarap erzeigten michel leide. diese bruoder giengen beide uˆf ire toˆden bruoder hin und wuoften irn ungewin mit groˆzer ungebaˆre. beidiu bart und haˆre vor jaˆmer sie zevuorten, vil dick sie sie ruorten mit handen und mit vüezen mit klagebæren grüezen, ob iht daˆ lebendes wære. doˆ saˆhen sie vil lære ir lıˆp in dem bluote sweben, als sie der geist het begeben: doˆ huop sich eˆrst ein jaˆmers wuof. Ywalıˆn die wıˆle schuof hern Gaˆwein vil schiere ein petit mangiere, daˆ von gewan er groˆz kraft. sıˆn ors het ouch wirtschaft von strıˆchen und von ezzen. doˆ enwart niht vergezzen, daz im ze guot moht geschehen: daz moht ouch er vil gerne sehen, wan ez im vil durft wart, swaz er mit ruowe het erspart. er muost noch varn übel vart.

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Doˆ diu red alsoˆ ergienc und Gaˆwein sıˆn kraft gevienc, er keˆrt uˆz dem huˆse. nu hielten bıˆ der cluˆse dise zweˆn uˆf dem gevilde und wanden die schilde ze glıˆcher tjostiure. ir muot als ein viure uˆf hern Gaˆwein bran. daˆ gewunnen sie vil lützel an: in wart soˆ daz gezollet, daz er in wol ervollet, swaz er in eˆ daˆ von gehiez. sıˆn ors er von sporn liez loufen wider einen, dem wolt er bescheinen, waz er möht gevrumen. da muosten sich drumen ir beider sper begarbe und diu vil lieht varbe an den schilten erbleichen, daˆ sie sich erreichen mohten mit den spern. des enmoht niht gewern daˆ von ir vil liehter glanz, wan sie niht beliben ganz, sie wurden durchstochen. dar naˆch wurden gebrochen

49 Vinemdes P; VK ] Sandarap PSch; Abschnittsanfang mit Initiale entspricht VK, P setzt Initiale reimtechnisch korrekt 6450 (Abschnittsbeginn sehr ungewöhnlich mitten im Satz, nach Namensneno nung) 51 brüeder lieffent P, Brvder +do liefen K 52 Auf ir V, V`ber ire PKSch 53 beschruwen den groszen P; disen vngewin K 54 PSchKnN ] vngebære V 57 sie PSchKnN ] in K, fehlt V 58.59 PSch] vuozen : gruozen V 59 VK ] +Vnd mit P 60 lebens P 64 eˆrst] fehlt P 65 Rywalin P 67 KnN ] pitet V, pitit PKSch 71 Dennoch wart P 72 zugemach PK 75 gespart PK 77 Do +nü die P, Do disiv K 78 Ehr] ein VP 79 +her usz PK 81 PKSch] auf ein V, aufem KnN 82 Vnd faszten PK 83 PSchKnN ] Ziegleicher V, Zer gelicher K 85 enbran P 87 da so P, so dar K 88 in +da P, in vol K 84 Beginn K 2 va; VK ] gemüete PSch 90 VK ] +da von P 91 wider +den P 96 PKSchKnN ] Von div V 98 Da sie sie PK 99 mohten] fehlt K, 6499f. in einer Zeile K 6501 vil] fehlt P 2 PK ] fehlt V 52 bruoder (stM. an., Sg. und Pl., vgl. 6457, 6462) 53 wuofen (stV.): ‘schreien, klagen’ 54 ungebære (stF.): ‘Jammergebärde, Wehklagen’ 56 zervüeren (swV.): ‘zerzausen, zerreißen’ 64 wuof (stM.): ‘Jammergeschrei, Klage’ 67 petit mangiere: ‘kleiner Imbiß’ 74 durft (stF.): ‘Bedürfnis, Not’ 88 ervollen (swV.): ‘erfüllen’ 93 vrumen (swV.): ‘vollführen, vollbringen’ 94 drumen (swV.): ‘in Stücke brechen’

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Gawein: Assiles und Amurfina 6505–6566 diu swert von den scheiden. vil manic slac in beiden wart gelihen und vergolten. doch muost zuo der molten hern Gaˆweins gestrıˆet. ein wunden, diu was wıˆte, sluoc er im durch den staˆlhuot, daz daz verch und daz bluot ze tal durch daz herze wuot. Als Eumenides gesach, waz von Gaˆwein geschach, sıˆnem bruoder er ze helfe reit, der dannoch vaht unde streit, swie er halber wære toˆt. nu het Gaˆwein groˆz noˆt: des vaht er als ein wilder ber, der beidiu hin unde her sich brichet uˆz den hunden, daz sie in beide kunden dehein wıˆs gewinnen, wan er mit groˆzen sinnen sich vor in behuote. ein eber nie gewuote soˆ seˆr an gejeide, als die bruoder beide an Gaˆwein vaˆhten, unz sie in dar an braˆhten, daz im der kreft gebrast. dar under vloˆs der müede gast sıˆn ors, daz wart im erslagen. doˆ muost er eˆrst kumber tragen

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von disen zwein recken. nu begund er sich decken mit dem schilt vor den slegen, wan er sich het bewegen von in des lıˆbes vil gar, unz er gestuont des schildes bar. hie mit er sich gespart. Bandarap des eˆrsten wart von sıˆnen handen ein slac, der den eˆrsten überwac, reht in die selben wunden, daˆ von er überwunden und nieder in den schilt geneic, und toˆter uˆf die erde seic daz sıˆn vehten gar gesweic. Eumenideˆs nu eine vaht. sıˆn grimmer muot daˆ endaht vil herzenlıˆch riuwe, die bruoderlıˆch triuwe an bruoder sol suochen. er begund lützel ruochen, wie ez gestüend umb sıˆn leben. doˆ sıˆn bruoder im eneben alle drıˆ toˆt laˆgen, doˆ wolt er sich waˆgen oder die bruoder rechen. nieman sol daz versprechen, der sich uˆf die waˆg laˆt, ob im dar an missegaˆt. Gaˆwein was unverzeit, swie er die groˆzen arebeit

7 Da wart vergolten P, Wart v¯bihen vn¯ v¯golten K 14 ersah PK 22 VP] sie K 23 enkunden PK 29 brüeder P 31 in darzü P 33 Vnder dem verlore P 39 KKnN ] fehlt V; 25 Beginn K 2 vb sich bewegn K, sich verwegen P 40 VK ] Sines libes P 42 +het er KP 47 er +wart P 48.49 Versfolge mit PKSch, in V vertauscht; Vnd +sich nidder vf den schilt neic P, Nider in den schilt gneic K 49 Avch dot P 50 +Bisz das +alles sin P; gar] fehlt K; PK ] versweich V 51 einig P 52 KnN ] dar an daht V, dar an gedoht P, dar an en daht K 53 hertzecliche P 57 KnN ] o 61 Vnd sine brüder P 64 Ende Fragment K 66 Wie gestunt VP, gestvnde K, gestuont Sch +wol er P 6507 lıˆhen (stV.): ‘leihen, borgen’ (auch bildl. vom Kampf) 8 molte (stswF.): ‘Erde, Staub’ 11 er = Gaˆwein 12 verch (stN.): ‘Leben’ 13 waten (stV.): ‘dringen’ 27 wüeten (swV.): ‘rasen, toben, wüten’ 28 gejeide (stN.): ‘Jagd’ 39 bewegen (stV.): ‘sich seitwärts bewegen, sich abwenden’ 42 gesparn (swV.): verstärktes sparn, ‘schonen, verschonen’ 49 toˆt (Adj.): wird tlw. dekliniert (vgl. wieder 6616) 52 endecken (swV.): ‘aufdecken, offenbaren’ 56 ruochen (swV.): ‘sich kümmern’ 62 versprechen (stV.): ‘übel von etwas sprechen’

Gawein: Assiles und Amurfina 6567–6630

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von in ein het getragen. ez endorft ouch niemen ein zagen suochen an Eumenideˆ. sich huop der strıˆt alsam eˆ mit swerten under disen zwein. doˆ enphie mıˆn her Gaˆwein zwoˆ wunden wıˆt unde tief, doˆ er an den recken lief, des kom er in groˆz noˆt. vil ofte er daz ecke boˆt vorn an sıˆnem swerte. Gaˆwein in gewerte einr wunden an der selben stet durch die brünne und des schildes bret, daz er den sin daˆ von verloˆs und daˆ von er alsoˆ kraftloˆs die erd im ze ruowe erkoˆs. Alsus lac er lang vrist, sam daˆ ein man toˆt ist, unversunnen und unverstanden, an vüezen und an handen und an dem lıˆp anderswaˆ, unde lac als lang daˆ, daz sıˆn Gaˆwein verdroˆz. mit dem vuoz einen stoˆz stiez er im an sıˆnen vuoz. alsus manlıˆcher gruoz bewac den halben toˆten man: nu sach er sıˆn bruoder an, die bıˆ im laˆgen toˆt. dirre jaˆmer in des noˆt, daz er uˆf wol snelle spranc.

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ein vil jæmerlıˆchen wanc er an im selben begienc: daz swert er zehant gevienc und viel dar uˆf an daz ort, daz er des toˆdes bekort: in sölher wıˆse rach er sich. er sprach: „swert mıˆn, nu rich ditz groˆz laster an mir, daz ich enmoht mit dir gerechen mıˆner bruoder toˆt. nu wil ich selbe die noˆt mit in von dir lıˆden, du solt mir absnıˆden daz herz von dem lıˆbe, daz ich nu iht belıˆbe ein lemtiger hinder in, wan ich in des schuldic bin.“ alsus viel er toˆter hin. Vil starke bewac Gaˆwein dirre jæmerlıˆch mein, den er an dem riter sach. er ˆılet unde brach daz swert uˆz Eumenideˆ. ouch wart im selben soˆ weˆ, daz er niht moht gesteˆn, wan im begunden vergeˆn diu ougen von der unmaht, diu in alsoˆ starc bedaht, daz er ir muost volgen. er was soˆ entwolgen und des bluotes ersigen, daz sıˆn kraft was geswigen

67 KnN ] im V, Von jnen allein hat P 76 dick er yme die ecke P 77 PSch] Jr vor an V, Hie vor an KnN 80 bru`me¯ vnd dorch schiltes bret P 81 da verlosz P 82 Vnd aller gnaden helffe los P 83 KnN ] ze riwe V; zu˘ ru`wen kosz P 85 Glich als da P 92 jne P 94 halb toden P e 98 schnelliclich P 6601 Sin selbes swert er geving P 7 ich PSchKnN ] fehlt V; KnN ] en moht VPSch 10 Mit dir von mir P 14 Einig lebende P 17 VP] gewac Sch 19 PSchKnN ] den V 20 +dar vnd P 24 begund P 25 Sin gesieht von vnmaht P 28 Sch] ertwolgen V, entuolgen P, erswolgen KnN 75 er = Gawein 76 ecke (stswF. stN.): ‘Schneide einer Waffe’ 80 brünne (stswF.): ‘Brustharnisch’ 83 kiesen (stV.): ‘wählen’ 94 bewac Prät. zu bewegen (stV.) 97 noˆten (swV.): (mit Gen.) ‘zu etwas nötigen’ 99 wanc (stM.): ‘tückischer Streich, Untreue’ 6603 bekorn (swV.): (mit Gen.) ‘kennenlernen’ 4 rechen (stV.): ‘ein Unrecht bestrafen’ 13 iht: im untergeordneten Satz nach daz im Sinne von niht 14 lemtic: ‘lebendig’ (vgl. zu 202, 204) 18 mein (stMN.): ‘Unglück’ 23 gesteˆn, gestaˆn (stV.): ‘stehen bleiben’ 28 entwelgen (stV.): ‘auseinander rollen’, bildl. ‘die Kraft verlieren’ 30 geswıˆchen (stV.): (mit Dat.) ‘schwinden, entweichen’

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Gawein: Assiles und Amurfina 6631–6690 den sıˆnen liden allen: doˆ muost er von nœten vallen, er moht niht lenger gewern. ditz sach vil ungern sıˆn lieber wirt Ywalıˆn. er waˆnde den helt toˆt sıˆn unde lief ˆılent dar. eins brunnen wart er gewar bıˆ im daˆ vil naˆhen, des begund er doˆ vaˆhen ein teil in die hant. als er im den helm ab bant, er goˆz im daz wazzer in: daz tet er uˆf den gewin, daz er von dem brunne sıˆn kraft wider gewunne und sich sam eˆ versunne. Dar naˆch er vil kuˆm erbeit, daz er die riemen sneit und die koifen erloˆst, ob er deheins lebens troˆst an im möhte vinden. vil manigen grif linden versuocht er an dem arme: den vant er vil warme; daz het im den troˆst gegeben, daz er in noch waˆnd leben. doˆ greif er aber vürbaz: weder snel oder laz der aˆder sleg waˆren.

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daˆ mit solt er bewaren sıˆn leben baz aber daˆ. doˆ seit im Zephalicaˆ mit ir stætlichem slac, daz er liez sıˆn klac: Gaˆwein möht wol genesen. doˆn wolt er des niht entwesen, er vraˆget ouch die Medyan, daz sie ir kunst dar an im wol schier tæte kunt: doˆ seit sie, er wær gesunt. doˆ vraˆgt er Epaticam: dest waˆr, diu seit alsam. vil gern er daz geloubte. nu greif er an daz houbte, ob ez iender wær heiz: doˆ seit im der houbtsweiz, als schier er in verliez, daz er in danne hiez vil snelleclıˆch entwaˆfen, ez wære nuor ein slaˆfen, daz von des toumes nezzen sıˆn lıˆp het besezzen, daz man den strich dar von und im mit wælen gedon ein wıˆle tæte, unz er soˆ wol erwæte, daz er trucken würde: soˆ entslif im diu bürde, diu im an dem herzen læge,

31 den] Von P; PSchKnN ] sinnen leiden V 32 von P] fehlt V; not P 34 Dis +leit P 35 riwalin P 38 er +da P 39 daˆ] gar P 49 +vff gesneit P 50 KnN ] koysen V, coiffen P e 59 oder] nach P 61 wolt P 63 Zefalica V, 52 yme +noch P 57 noch PSch] dı V, do KnN cephalica P 64 stætleichem V] steticlichem PSch 68 median P 71 Die seite yme er P 73 +yme alsa¯ P 81 nu`st anders denn P, niwan ein Sch 84 PSinKnN ] strik V, strıˆche Sch 86 weil V, Ein +gu˘t wijle P 89 entging P 31 lit (stNM.): ‘Glied’ 33 gewern (swV.): ‘ausdauern, Stand halten’ 47 versinnen (stV.): (refl.) ‘zum Bewußtsein kommen’ 48 erbıˆten (stV.): ‘warten’ 49 snıˆden (stV.): ‘in Teile schneiden, zerschneiden’ 50 koife (swF.): ‘Harnischkappe’ 61 bewarn (swV.): ‘behaupten, erproben’ 63–72 drei Adern, vgl. KnNA, Fe 64 stætelich (Adj.): ‘beständig, ruhig’ 67 entwesen (stV.): (mit Gen.) ‘etwas entbehren, verzichten auf’ 69 kunst (stF.): ‘Wissen, Kenntnis’ 73 alsam (Adv.): ‘ebenso’ 78 er = der houbetsweiz, in = Gaˆwein 79 in = Gaˆwein 82 toum (stM.): ‘Dunst’; nezze (stswF.): ‘Feuchtigkeit, Nässe’ 85 wælen ‘Fächeln’, vgl. 6354; gedon tuon ‘Gewalt antun’ (im = dem houbetsweiz) 87 wæjen, wæn (swV.): ‘wehen’, hier wohl passiv ‘durchweht würde’ 89 entslıˆfen (stV.): ‘entgleiten’

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Gawein: Assiles und Amurfina 6691–6756

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und im wær niht soˆ wæge, der sıˆn alsoˆ phlæge. Daz wart allez getaˆn. Gaˆwein dar under sich versan und gewan wider sıˆn kraft, und verliez in der swær haft, der in von der blœde betwanc. doch was er noch starke kranc, wan daz er het die sinne. nu was er worden inne, daz liut ob im weinten. waz sie daˆ mit meinten, des enwest er niht überal. er greif mit einer hant ze tal naˆch sıˆnem swert, daˆ ez lac, und sluoc daˆ mit einen slac naˆch sıˆnem wirte saˆ und sprach: „wıˆchet! wer ist daˆ, der mir nimt mıˆn ˆısengwant?“ Ywalıˆn vie im die hant und sprach: „nu gehabt iuch wol! swaz ein vriunt vriunden sol, des wil ich iu gebunden sıˆn. ich binz, iuwer wirt Ywalıˆn. ir sült iuch wol vröuwen mıˆn.“ Gaˆwein wart der rede vroˆ. Ywalıˆn nam in doˆ und sıˆner knappen viere und braˆhten in vil schiere ab dem velt ze huˆse. doˆ het eˆ Azanguˆse, diu wirtinne, ein phlaster vil gar aˆne laster

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uˆz edeln würzen gesoten, als ir der wirt het geboten. daz sie vil wol kunde, als ir der kunst gunde von Iˆrlant Iˆsolde. daˆ mit sie nu wolde heiln sıˆne wunden. gesalbet und gebunden wurden sie allenthalben mit dirre guoten salben. Gaˆwein wart vil wol bewart, gemaches wart im vil gevart von vrouwen und von herren, des enmoht im niht gewerren von dem gesinde dehein urbunst. gelıˆcher wille und glıˆchiu gunst die sint iender selten geschehen, wan daz man oft hœret jehen, daz ouch ich gelouben sol: hıˆen wıˆzen herren willen wol, daˆ tuont sie vil gerne naˆch. dem rinde ist naˆch der krippen gaˆch, soˆ vürhtet daz lamp des wolves schaˆch. Naˆch alsoˆ vriuntlıˆchen phlegen was Gaˆwein, der küen degen, vil snelle garlıˆch genesen. nu wolt er des niht entwesen, ern wolt dannen rıˆten. doˆ wart ein michel strıˆten zwischen im und sıˆnem wirt, der in der reise irt swaˆ er moht mit bete. ouch was des wirtes gewete

93 allez] also P 98 noch sere krang P 6707 +lieben wirte P 10 Ryualin P 12 fru`nt +einem fru`nd +tün sal P 13 verbunden P 14 bin es . . . ryualin P 15 Jr mu`gent P 17 Ryualin P 20 Vnd dem P, Von dem Sch 21 KnN ] het er azan gwse V, hatt anzansnuse P 24 Von P e 27 des listes P 29 nu] fehlt P 37 KnN ] en moht V, moht P 38 Von gesinde P 40 sint PSch] ist V 43 Hiwen wissent P, Hıˆwen wizzen Sch (wizzent SchA) 45 zü der krippfen P 47 SchKnN ] Mak V, DOch P; gepflegen P 91 wæge (Adj.): (mit Dat. d. Pers.) ‘geneigt, gewogen’; im = dem houbetsweiz 96 haft (stM.): ‘Fessel, Band’ 97 blœde (stF.): ‘Schwäche, Gebrechlichkeit’ 6713 gebunden sıˆn: ‘verpflichtet sein’ 20 abe (Präp.): (mit Dat.) ‘herab von, von weg’ 24 würze (stF.): ‘Kraut, Wurzel’ 34 bewarn (swV.): ‘sorgen für’ 35 wart gevart: ‘wurde zuteil’ 38 urbunst (stF.): ‘Neid, Mißgunst’ 43 hıˆe, hıˆwe (im Plural swN.): ‘Hausgenossen, Dienstboten’; wıˆzen (stV.): ‘bemerken, beachten’ 46 schaˆch (stM.): ‘Raub, Räuberei’ 49 garlıˆche (Adv.): ‘gänzlich’ 50 entwesen (stV.): ‘ohne etwas sein, entbehren’ 54 irren (swV.): ‘stören, hindern’ 56 gewete (swM.): (bildl.) ‘Geselle’

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Gawein: Assiles und Amurfina 6757–6816 diu edel wirtinne. daˆ wider bat mit minne Gaˆwein urloubes von in ze rıˆten, daˆ er solte hin, des moht er niht geraˆten. ez entoht in niht, swaz sie baˆten. nu den wirt niht vervienc, swaz er mit vleˆhen begienc an sıˆnem lieben gaste, nu enphalh er in vil vaste in des rıˆchen gotes huote, sıˆt er von sölhem muote deheinen wıˆs wolt erwinden, und daz er in muost vinden ze sıˆner helf bereiten an allen arbeiten, des wunscht er im vil tiure, und gap im ze stiure ein ors starc unde hoˆch, daz er in sıˆner phlege zoˆch. daˆ er zuo wol was gewert, harnasch und ein liehtez swert, daz wol ze beiden ecken sneit und deheinen staˆl vermeit: mit dirre gaˆb er dannen reit. Gaˆwein einen wec begreif, eins hoˆhen berges umbsweif, den ein vinster tan verbarc. er muost gereisic und karc sıˆn, der in solt varn,

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ob er daz solt bewarn, daz er daˆ niht verviel. von manigem groˆzen schiel und manigem stalboume, daˆ von der wec kuˆme schein, soˆ was er beströut, und was von der güsse ervlöut der berc, daz er soˆ glat was als ein vil wol hælez glas und scharf sam ein scharsach. alsoˆ het er den ungemach vil volleclıˆchen vünf tag. doˆ tet er niht sam ein zag, der sich umb sıˆn arebeit vil manic laster an leit mit vluochen und mit schelten, und wil im daˆ mit gelten, daz er sıˆn ie begunde, und sprichet: „ich enkunde mir niht sanft geleben. selp haˆn ich ez mir gegeben: nu sol ichz ouch von schulden tragen, wan ich ie hoˆrt sagen: selp tet, selp habe.“ dest waˆr, Gaˆwein sich dar abe meˆr lobt, dann er sich schulte, wan er wolt, daz im gulte solch arebeit hoˆhen prıˆs: den entwalt in deheinen wıˆs weder boume noch daz ˆıs.

o

62 EhrKnN ] Des entvn ich niht· V, Es halff nit was sie +jne P 64 flege P 66 befalhe P 74 Er gab yme +auch zu˘ P 77 wol zuo P 79 Das zu` beyden sijten sneyt P 85 gereisich V] reysig P o 86 P] narn V 88 PSch] enviel VKnN 91 +vil kau˘me P 92 bestrut V, zerstru`wt P, zerströuwet o 95 ein wol helles glas P 97 das Sch, bestreut KnN 93 was] fehlt P; PSchKnN ] flut V vngemacht P 98 vil] fehlt P 6801 Gar manig laster leidt P 3 wolt yme +selbs da P 5 sprach P 6 nye P 7 P] mirs V 8 von PSchKnN ] fehlt V 11 Min her gawein P 12.13 schalt : vergalt P 15 Des PSchKnN 16 SinKnN ] (+die P) bluomen VP 61 geraten (stV.): (mit Gen.) ‘entbehren, entraten’ 82 begrıˆfen (stV.): ‘erreichen’, hier ‘einschlagen’ 85 gereisec (Adj): ‘zum Kriegszug ausgerüstet’ (vgl. auch KnNA); karc (Adj.): ‘klug, listig’ 87 bewarn (swV.): ‘verhüten, abwenden’ 88 vervallen (stV.): ‘abstürzen, verderben’ 89 schiel (stM.): ‘Klumpen, (Fels-)brocken’ 90 stalboum (stM.): ‘starker Waldbaum, Nadelbaum’ 92 beströuwen (swV.): ‘bedecken’ 93 ervlöuwen, ervlöun, ervlæjen (swV.): ‘ausspülen, auswaschen’ 95 hæle (Adj.): ‘glatt, schlüpfrig’ 96 scharsahs (stN.): ‘Schermesser’ 6810 Sprichwort: ‘Selbst tatest du es, selbst habe es’ 13 vergelten (stV.): ‘eintragen’ 15.16 entwellen (swV.): ‘zurückhalten’; ‘Den (= Gawein) hielten weder Bäume noch das Eis in keinerlei Weise auf’

Gawein: Assiles und Amurfina 6817–6880

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In einer mitwochen het er sich uˆz gebrochen uˆz disem ungeverte. nu kom er uˆf die herte in ein schœn ebenz lant, daˆ ersach der selp wıˆgant ein huˆs hoˆch uˆf erhaben, daˆ waˆren zweˆn tief graben al umbe uˆf geworfen. von steten und von dorfen waz ez gesundert verre, und stuont ein alt herre vor dem tor uˆf der brücke, der het sıˆnen rücke geˆn Gaˆwein gekeˆrt: ein rıˆchiu waˆt in eˆrt von einem roˆten scharlaˆt, daz diu werlt niender haˆt deheines sölher tiure. sıˆn varwe was als ein viure, ze allen zıˆten ez bran von ungevelschter gran. lint was ez an dem grif unde gar von dem slif sıˆn varwe gescheiden. sich endorft ouch leiden sıˆn vadem niht, der was eben, klein gespunnen, dick geweben, und uˆf den vadem geschorn diu wolle, luˆter, uˆzerkorn. daˆ het burre kleinen wert, wan sie het geuneˆrt

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vil starc sıˆnen liehten schıˆn, daˆ sie im vrum solte sıˆn. im was ouch in der varwe niht verbrant sıˆnes lıˆbes iht, daˆ von ez deheinen tadel het. an der berhtel und an der set het ez einen mittern glanz, von allem meil was ez ganz. ze Gant worhte ez Adanz. Ein veder er darunder truoc, diu was rıˆch genuoc, von luˆtern bibervellen. ir tiur moht gehellen dem zobel vil naˆhen. sıˆn dorft niht versmaˆhen dem keiser ze tragen. ein lıˆste was daˆ vor geslagen von zobel meisterlıˆch wol, breit und swarz sam ein kol. diu waˆt wol dem lıˆbe zam soˆ rıˆch und soˆ lobesam, wan er was vil wol gestalt. swie er wær ze maˆzen alt, doch was er dar an behuot, daz im sıˆnr varwe bluot daz alter het undervarn. Natuˆr wolt in soˆ bewarn, daz alters reht daˆ kuˆm schein an im, wan an disen zwein, an bart und an haˆre: diu zwei het zewaˆre ein græwe übergangen,

17 AN P 18 Hatt er sich gebrochen P 19 Von P 23 PSchKnN ] aus V 29 P] fehlt V 36 was] fehlt P 37 ez] fehlt P 39 was er an P 42 auch +nit P 43 niht] fehlt P 50 nu`tz P 54 LeiKnN ] bertel V, bleiche P 56 P] er V 57 zegent P 58 PSchKnN ] vehs V 59 köstlich P 61 kostlicheit mohte +wol P 63 Sines +glichen P 68 Das kleit P 70 Wan der was P 71 Wie wol er was P 75 Die nature P 76 Des alters recht da gar wenig P 80 grawe +varbe P 19 ungeverte (stN.): ‘unwegsame Gegend’ 20 herte (stF.): ‘Ebene’ 22 wıˆgant (stM.): ‘Krieger, Held’ 33 scharlaˆt, scharlach (stN.): kostbarer Wollstoff 38 gran (stF.): scharlachroter Farbstoff 40.41 ‘die feurige Farbe ist durch keinerlei Abnutzung (sliff) beeinträchtigt’ 47 burre: zu afrz. borre, bourre, ‘Stopfmaterial’ (aus grober Wolle?), vgl. nfrz. bure, ‘grober Wollstoff für Mönchskutten’, vgl. KnNA, Fe 50 vrum (Adj.): ‘nützlich’ 54 berhtel (stF.): ‘Klarheit, Reinheit’; sette, sete (stF.): ‘Sättigung, Fülle’ 58 veder (stswF.): ‘flaumiges Pelzwerk’ 61 gehellen (stV.): (mit Dat.) ‘entsprechen, passen zu’ 65 lıˆste (swF.): ‘Saum, Borte’ 68 waˆt (stF.): ‘Kleidung’ 80 græwe (stF.): ‘graue Farbe’

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Gawein: Assiles und Amurfina 6881–6938 diu was aber bevangen mit reitziere wıˆze. die het er mit vlıˆze ze strenen gewunden, mit golde gebunden. er stuont niht ein an der stet: vier knappen, mit bruˆnet gekleit und mit roˆseˆ, darunder ein veder als ein sneˆ von lıˆse niht ze brœde, ze ruˆch, noch ze snœde, die stuonden vor dem herren daˆ. Gaˆwein geˆn dem huˆse saˆ keˆrt, doˆ er ez ersach: er truˆwet daˆ haben gemach, daz ouch volleclıˆch geschach. Als schier sie ersaˆhen Gaˆwein zuo dem huˆse gaˆhen, dirre herr im engegen gienc. als er die brück gevienc, von sıˆnem ors er nider spranc. der wirt aˆne valschen kranc hiez in willekomen sıˆn. doˆ was ouch an den knappen schıˆn zühtbærer eˆren hort, die buten im vil süeziu wort und enphiengen im sıˆn ors. der wirt Blandochors hiez sıˆnem gast bringen dar

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ein rıˆchen mantel grıˆsvar, bedaht mit einem mordel, eˆ ern in daz castel an sıˆnen gemach braˆht. des sich niht verdaˆht vil lıˆht ein ungewizzen man. Gaˆwein sich dar an versan, waz an sıˆnem wirt was. uˆf daz huˆs in ein palas vuort der wirt sıˆnen gast, daˆ deheins raˆtes gebrast, zuo einem viur liehten, daz in von dürren viehten dar uˆf was enbrant. daˆ von Gaˆwein verswant sıˆn vrost starke snelle. diu wirtinne Amurelle sant im ein wargot, daz er daz durch ir gebot an sich vür den vrost leit, daz was von groˆzer rıˆcheit von marder und von vıˆolaˆt, und daz er sıˆn sarwaˆt ab sıˆnem lıˆbe tæte, daz er iht durch wæte von der kelten stæte. Doˆ er naˆch der vrouwen bet den harnasch ab im tet, sıˆn wirt in bat mit im geˆn.

81 fehlt V 82 reit zierer P 84 +Vnd mit P 86 KnN ] niht an ander V, eynig an der P 87 P] vnd V 88 P] roset V 89 Darvnder veddern P; ein sne VPSch] von sne SinKnN 90 Ein SinKnN 92 P] den V – gemeint ist wohl der alt herre 6828 94 P] ers V 95 Er hoffte P 97 WJe P 6902 one +alle valsche P 4 PSchKnNA] sein V 5 SchKnN ] Zvhtbærde V, Zucht barer P 6 erbutten P 8 blandukorsse P 11 KnN ] morel VP, maˆrel Sch 12 Ee +denn er jne in P 14 Der rede sich P 18 einen P 22 yme P 25 Sıˆn groszer frost snelle P 27 ein 30 Der was gu´t vnd wijte P 31 mader P Surkot P 28 er den P 29 Fu`r den frost an leite P 34 PSchKnN ] ivch V 37 harnsch von sinem lib ted P 38 P] Seinen wirt bat er V, Sein wirt bat in KnN 82 reitziere (Adj.): ‘zierlich gelockt’ 87.88 bruˆnet, bruˆnat (stM.): feiner dunkelfarbiger Kleiderstoff; roˆseˆ, roˆsaˆt (stM.): kostbarer Kleiderstoff 89.90 ‘ein Pelz (weiß) wie Schnee, von Zartheit nicht zu schwach’ (= ausreichend zart) 90 lıˆse: (sonst nicht als Subst. belegt) ‘Sanftheit, Feinheit’, vgl. Fe 91 snœde (Adj.): ‘ärmlich, gering’ 92 staˆn (stV. an.): (mit Akk.) ‘sich stellen’ 6911 mardel (stM.): Nebenform zu marder 14 verdenken (an. V.): (refl.) ‘sich besinnen und entschließen’ 16 versinnen (stV.): (refl.) ‘einsichtig, verständig sein’ 20 raˆt (stM.): ‘Fürsorge, großer Aufwand’ 22 viehte (stswF.): ‘Fichte’ 27 wargot: ‘Mantel, Oberkleid’; vgl. KnNA, Fe 31 vıˆolaˆt (stM.): feiner (veilchenfarbiger?) Wollstoff 35 stæten (swV.): ‘bekräftigen, stæte machen’: ‘daß er nicht der Kleider wegen kalt bleibe’

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Gawein: Assiles und Amurfina 6939–7004

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bıˆ den henden viengen sie sich zweˆn und giengen mit einander hin, daˆ diu vil edel wirtin mit ir juncvrouwen saz und ir tohter Sgaypegaz, mit phellen behangen. er wart soˆ enphangen, daz sıˆn genuogte, als ez der wirt vuogte. als er in die kamer trat, ietwederiu gie von ir stat hern Gaˆwein engegen unde kusten den degen naˆch dem eˆrsten gruoze. dar naˆch wart im vil suoze von den juncvrouwen genigen und ein wıˆl dar naˆch geswigen. hie mit sie gesaˆzen. Gaˆwein wart verlaˆzen bıˆ des wirtes tohter (ein stat, daˆ enmoht er niht ungerne sitzen), diu im mit schœnen witzen die stat gelieben kunde, wan sie im wol gunde, daz er ir gesedel wære. vil maniger hande mære der wirt sıˆnem gaste seit, daz was im ein teil leit, wan er gern het gegeben der meit, diu im saz eneben, wehselrede naˆch vröude reht. „wıˆbes grüezen liebe speht,“

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des gedaˆht Gaˆwein, der guot kneht. Sˆıns leides er hie vergaz, doˆ diu schœn Sgaypegaz im sölh handelunge boˆt, wan daz im ein starkiu noˆt dar naˆch schier widervuor, als im Ywalıˆn swuor, daˆ er die vier bruoder sluoc. hie het er vröude genuoc. sie was aber leider niht ze lanc, und muost sich schier sunder danc scheiden mit leide von dirre reinen meide von wunders geschihte. doˆ sie doˆ all enrihte in sölher vröude waˆren, ir vrœlıˆch gebaˆren wart ze unvröuden verkeˆret und ir vröud geseˆret, und sag iu, von wanne: ein boum als ein tanne stuont enmitten in dem castel, hoˆch, groˆz, sinewel, von eˆre gegozzen. dar uˆf was beslozzen ein bilde uˆf eim rad enbor, daz was swarz als ein moˆr und het ein horn an der hant. dar umb was ez soˆ gewant: als ein ritter in daz huˆs kam unde nahtsel daˆ genam, soˆ blies ez daz guot horn, daz man ez het wol bekorn

42 ir +edelen P 44 pfellor P 45 Da wart er P 46 Sch] genüegte V; Das jne wol benugte P e 48 Als +nü her gawein P 49 Jr igliche P 50 Dem selben gawein P 47 Sch] vugte V, vugte P 54 frauwlin P 59 +An einer P 67 eins teils P 70 fru`ndes recht P 71 grüszen PSch] o gewisse V, gewizzen KnN 78 rywalin P, Riwalıˆn Sch 79 brüder slüge P 82 Er muste P 86 KnN ] allen rihte VSch, allen wonders riht P 89 gekert P 90 VSchA] versert PSch 93 mitten P 94 grosz +hole P 99 in der P 7001 Wenn P 2 nahtselle P, nahtselde Sch 3 grosz horn P 4 es wol mohte gehorn P 46 genüegen (swV.): (mit Gen. d. Obj.) ‘genug sein, alle Wünsche erfüllen’ 49 ietweder (Pron. pers.): ‘jeder von beiden’ (hier Mutter und Tochter) 62 gelieben (swV.): ‘angenehm machen’ 64 gesedele (swM.): ‘der neben jemandem sitzt, Tischnachbar’ 71 Sentenz: ‘Frauengruß hält nach Liebe Ausschau’; vgl. 4908f. 82 Subjekt bleibt die vröude 86 enrihte: (zeitl.) ‘eben, gerade’ 94 sinwel (Adj.): ‘rund, kreisförmig’ 95 eˆr (stN.): ‘Erz, Eisen’ 7002 nahtselde (stF.): ‘Nachtlager, Beherbergung’ 4 bekiesen (stV.): ‘vernehmen’

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Gawein: Assiles und Amurfina 7005–7064 von dannen vier mıˆle, soˆ westen an der wıˆle wol die zolnære, daz ein vremder riter wære komen ze Ansgiure. daˆ muost diu aˆventiure kosten vil tiure. Ditz het gemeistert alsus ein guot nygromanticus, als in dirre rise bat, in die burc an die stat. daz wart dar umb getaˆn, daz sich daˆ vor dehein man moht vor disen widersteln, swie gern ez wolte heln, der wirt und daz gesinde, wan er aldaˆ von kinde betwungen ditz huˆses phlac, daz im ze sölhem gewinne lac. wie daz kom, daz wil ich sagen: der rise het dem wirt erslagen durch den zins alle sıˆn wer, wan die er noch in sıˆnr gewer het lebent und gevangen. daz was dar umb ergangen, daz er sich des zinses wert. doˆ er in alsoˆ verhert, er muost sich durch noˆt ergeben, daz er im lieze daz leben. dar über muost er sıˆnen sun

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ins risen huˆs ze Eygrun vür gıˆsel dar senden, daz er in hiez blenden und des gewalt hæte, ob er durch iemens ræte wider den risen iht tæte. Der vröuden sunne, diu gemein under dirre kurzwıˆl schein, der gap ein ende ein vinster naht mit sölher tunkel bedaht, daz sie trüebet ir aller muot. nu seht, wie ein kerz tuot, diu allengaˆhes erlischet; alsoˆ wart gemischet in ir vröude ein herzenseˆre. doˆ diu magt heˆre, diu vil schœne Sgaypegaz, in dirre kurzwıˆl saz, daz bilde blies daz groˆz horn. nu het Gaˆwein wol gesworn, daz daz huˆs in dem schalle und die türn mit alle wærn uˆf die erd gesezzen. her Gaˆwein der vermezzen, greif snelle naˆch dem swert hin. nu huop sich saˆ under in ein vil starkes weinen: waz diu rede solt meinen, des nam in vil michel wunder. nu enwas niemen dar under,

5.6 mijlen : wijlen P 9 geyn P 14 der P 15 Jn der bu`rge an der stat P 18 widderstellen P 19 SinKnN ] gern +er ez VSch, gern [er] es +mit +ym wölte verheln P 20 mit sinem gesind P 26 Dorch zinse P 30 er] der wirtt P 31 Das da er jne P 35 PSchKnN ] Cygrvn V 36 Da hyn versigelt senden P; vergıˆselt Sch 38.39.40 hate : rate : tæte V; Dreireim in P (Initiale erst 7043): Ob er dorch yemans rat/ Widder den riesen icht getet/ Die gelu`bde hielt er stete 44 +einer solchen P 45 bedrübte P 46 Nement war wie P 47 allen gaches KnN, aller gaˆhes Sch, glich snelliclich P 49 Jr freuden in hertzen sere P 51 P] fehlt V 52 PSchKnN ] waz V 59 snelliclichen P 60 saˆ] da P 61 vil mehtiges P 63 vil] fehlt P 64 Nü was P 11 kosten (swV.): ‘zu stehen kommen’ 13 nigromanticus (stM.): ‘Schwarzkünstler, Zauberer’ 14 dirre rise = Assiles 18 dise = die zolnære (vgl. 7007); sich widersteln (stV.): ‘sich heimlich entziehen’ 21 von kinde: ‘von Jugend an’ 23 ‘das ihm diesen gewin einbrachte’ 27 er = Assiles; gewer (stF.): ‘Gewahrsam’ 35 ins = in des 37 ‘daß er Macht hätte, ihn blenden zu lassen’ 39 er = Blandochors 41 gemein (Adj.): ‘allen gemeinsam’ 47 allengaˆhes (Adv.): ‘plötzlich’ 49 herzeseˆre (stF.): ‘Herzeleid, innerer Schmerz’ 56 turn (stM.): ‘Turm’ 57 uˆf die erde sitzen: ‘einstürzen’ 62 diu rede: das Erzählte (= das Weinen)

Gawein: Assiles und Amurfina 7065–7130

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der im ir klag seite, wan iegslıˆcher kleite mit solher ungevuoge, daz under in genuoge vil ofte weˆ spraˆchen und ir haˆr uˆz braˆchen mit leid von der swarte. sam tet von sıˆnem barte der wirt; daz muot in harte. Gaˆwein sıˆn vröude brach dirre jaˆmer, den er sach von dem gesind über al. von in gie er uˆzem sal, daz er niht moht vertragen alsoˆ barmeclıˆchez klagen von in in dem wercgadem. nu hoˆrt er ein starken kradem von den liuten hie vor an dem hove und von dem tor: dar begund er starke ˆılen. seht, in den selben wıˆlen blies daz bild aber saˆ. dannoch was an dem hove daˆ Gaˆwein und sach ez an und waˆnd, daz ez wær ein man, der uˆf den boum wær gestigen. doˆ ez kurz was geswigen, doˆ blies ez aber alsam eˆ und dar naˆch rief ez luˆt: „weˆ, her gast, ir müezt sıˆn verlorn!“ hie mit liez ez daz horn und gesweic saˆ ze hant. doˆ Gaˆwein hoˆrt, daz ez nant

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den gast, doˆ verstuont er sich und gedaˆht: „soˆ ez meinet mich, des sol aber werden guot raˆt. ob ez mich gemeinet haˆt, daz mac ouch wol diu klage sıˆn, die der wirt und diu vrouwe mıˆn in dem huˆse begeˆnt, wan sie sich vil wol versteˆnt, waz daz blaˆsen bediute. daz selb tuont diu liute, die an dem hove ruofent, wan sie mich ouch wuofent. daz sol aber ich wol ervarn. wil mich got iht lenger sparn, er mac mich hie wol bewarn.“ Swer dem golde mit viure wolt velschen sıˆn tiure, der vlür michel arebeit, die er an daz brennen leit, wan ez daˆ von ie bezzer wirt. vreise wan dem küenen birt starkez herz und vesten muot, alsoˆ daz golt tiurt diu gluot. Gaˆwein was vil unerschraht, wan eines lewen muot verdaht an im eines lambes vel. diu rede duˆht in ein spel, ob sie umb in wære. naˆch disem selben mære gie er wider dar in. nu was in aller der sin vor leide soˆ entwichen, daz sie varloˆs und erblichen

66 ir igliches P 67 vngevüege V, vnfüge P, unvuoge Sch 68 genüege V, genüge P 72.73 Versfolge in P vertauscht; Tett auch also von dem bart P 77 KnN ] auz ein V, usz dem P 79 Das erbermig P 81 horte +er einen PSch] hœrt ein V 83 vor dem P 84 Da hin . . . snelle P 91 kurz] so bald P 95 PSchKnN ] er V 99 gedohte also P 7105 Wann sie sich versteent P e e 8.9 KnNSchA] ruffent : wuffent V, rieffent : wieffent P, ruofen : wuofen Sch; Die vf dem PSch o 11 mich +anders got lenger P 13 OWer P 15 verlu`re PSchKnN ] vlur V 18 Freise wone ku`nem birt P 20 adelt der glüt P 21 vil] ein P; SchKnN ] vneschraht V, vnuerschraht P 23 ein P 24 beduhte P 28 was an allen der P 30 SchKnN ] verloz vnder blichen V, varwelosz vnd verblichen P 73 müejen (swV.): ‘bekümmern, quälen’; in = Gawein 74 Gawein steht im Dativ 80 wercgadem (stN.): ‘Arbeitshaus, -gemach’ 81 kradem (stM.): ‘Lärm, Getöse’ 7109 wuofen (stV.): ‘schreien, jammern, (be-)klagen’ 18 wan (Adj.): ‘nur’; bern (stV.): ‘etwas zum Vorschein kommen lassen’ 30 varloˆs (Adj.): ‘farblos, bleich’

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Gawein: Assiles und Amurfina 7131–7198 waˆren sus gesezzen, und hetten ir vergezzen soˆ hart in dem leide beidiu vrowen unde meide, daz sin übersaˆhen, swer im stüende naˆhen, und kleiten in mit triuwen. „jaˆ mac uns wol riuwen“, sprach doˆ man unde wıˆp, „daz sıˆn wætlıˆcher lıˆp hie sol werden verlorn von ir ungehiuren zorn, den ez daz bilde haˆt gesagt. als ez morgen vrüeste tagt, soˆ muoz man in toˆten sehen, als eˆ von in ist geschehen: daz enmüg wir nimmer verklagen. möht er sich iendert entsagen, wir wolten kumber mit im tragen.“ Alsoˆ her Gaˆwein ervuor, daz disiu kleglıˆchiu vuor an disem wirt umb in was, sıˆn muot im die gedanc las, daˆ mit er sie zestoˆrte. als er die klag erhoˆrte, er gie, daˆ diu vrouwe lac und dirre klage alsoˆ pflac, (in unmaht gevallen), mit ir vrouwen allen und ir tohter reine. er vorhte vil kleine, daz ir klag besorget. der degen uˆf sich borget manic vreis ungenoˆt.

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der vrouwen er genaˆde boˆt mit alsoˆ süezem danke, daz man in deheinem kranke die red mohte merken, wan daz er sie sterken wolt in vrœlıˆchem muot. „vrouwe rein unde guot“, sprach er mit schœner zuht, „war zuo sol der klage vruht, die ich an iu wahsen sihe? swaz muotes iu den kriec verlihe, den solt ir zwaˆr schelten. waz mac diu klag gelten, oder iemen wol gestiuren, wan bœsern und untiuren? daz ist der troˆst, den sie gıˆt. klag ist der vröuden widerstrıˆt, und lieber sælde leider nıˆt. Lieber wirt und vrouwe mıˆn, wie ist diu red an iu schıˆn, daz sælden kraft und witz raˆt iuwer leben soˆ gerıˆchet haˆt an zuhtbæren eˆren? solt ein nahtrab leˆren, ein adelar hoˆch vlüge, daˆ würden ir beider züge ungelıˆch an der duˆre. swer ouch vür ein muˆre ein swachen zuˆn vlæhte, ich wæn wol, daz im bræhte diu red swaches schermes kraft, und würd dar an schadehaft. dise red wizt ir wol, sam der tump den wıˆsen sol

35 sie jne P 36 Wie er stu`nd P, Swie er stuont Sch 40 watlicher V, gewapenter P 42 Dorch P 43 Den das P 44 es +denn morgens +aller fru`west P 47 mu`gent P 48 irgent P 52 Von P 57 der P 59 fehlt V 61 +sich vil P 63 +Das der P 67 man nye keinen P 68 mag vermercken P 70 in frauwen mu˘t P 74 PSchKnN ] Den V 75 der P 78 PSchKnN ] wolt V 79 P] bœsen V 82 liebet selden leider nit P 89 + Das ein P 90 So P; Sch] wu`rde P, wider V, wurden KnN 91 PSchKnN ] tivre V 96 +auch dar P 98 PSchKnN ] wol V 32 vergezzen (stV.): (mit Gen. d. Sache) (hier: sich selbst) ‘vergessen’ 35 sin = sie in 40 wætlich (Adj.): ‘schön, stattlich’ 47 verklagen (swV.): ‘zu Ende klagen, aufhören zu klagen’ 48 entsagen (swV.): ‘verteidigen, befreien’, hier ‘sich entziehen’ 51 vuore (stF.): ‘Benehmen’ 62 besorgen (swV.): ‘befürchten’ 63 uˆf sich borgen (swV.): hier ‘auf sich nehmen’ 87 zuhtbære (Adj.): ‘mit zuht verbunden’ 88 nahtrabe (swM.): ‘Nachteule’ 95 rede (stF.): ‘Handlung(-sweise)’

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Gawein: Assiles und Amurfina 7199–7266

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ze reht leˆren, waz er tuo, daˆ gehœret Sælden helfe zuo, ob sıˆn raˆt sol behagen. waz mac gehelfen jaˆmers klagen, daˆ diu red unwendic ist? wan daz man die selben vrist vriundes muot dar an erspeht unde raˆtbærs troˆstes reht gar daˆ mit verkiuset und vröuden wert verliuset, daz wirt dar an gewunnen. die sich der rede kunnen sam ir ze reht versinnen, die solten eˆ minnen troˆstes raˆt danne klage. jaˆ ist ein gemeiniu sage, daz daˆ wider stiuret niht: swaz geschehen sol, daz geschiht. swer mit klag danne vlür sıˆn zıˆt, die wıˆl im Sælden tür verlih vröuden ˆınvart, soˆ sie danne wirt gespart: der haˆt dester meˆr verlorn. unmuot ist bezzer verborn, danne klag über reht erkorn. Swie seˆr ein huˆs enbrinne, der im mit guotem sinne der helfe ist bereit, ern vliuset niht sıˆn arebeit, die er dar an wendet.“ alsoˆ Gaˆwein nu verendet sıˆn red wider sıˆnen wirt. er sprach: „triuwe niht wol enbirt, sıˆn müez klagen, lieber gast,

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swaˆ sölher arebeit last uˆf einem lieben vriunt lıˆt und im an dem ende gıˆt ein noch bitter riuwe, daˆ von diu klag niuwe beginnet wahsen alsam eˆ. als ich wæn, daz ez gesteˆ umb iuch an dem lesten, daˆ von muoz mir gebresten an mıˆnr vröuden kroˆne, der ich eˆ vil schoˆne unz an dise stunde, soˆ ich best kunde, mit vröudhaftem muot pflac. ditz ist mıˆn anderer tac, der mich truˆren leˆret und mıˆn muot verkeˆret. leider daz wolt got alsoˆ. ich was eteswenne vroˆ, doˆ ez mir touc und Sæld geboˆt, ditz ist aber mıˆn andriu noˆt, diu mich der vordern ermant, wan mir ist vil wol bekant, waz iu noˆt ist behalten. got müez sıˆn starke walten mit genædeclıˆcher helf raˆt, diu manigen eˆ beraˆten haˆt mit ir scherms barmunge, die vil übel iemens zunge möht endeclıˆch errecken. der kraft müez iuch hie decken, ob daz iemer solt geschehen, daz ich naˆch mıˆnem willen sehen müez an iu vröuden blic.

7205 speht P 12 P] solt V 14 ist +es P 22 fehlt V 23 clage ist recht P 24 Owie P; Initiale fehlt V 25 P] guoten V 32 Sie müsz P 34 Sin] seinem VP 36 KnN ] nah pitter V, naht bitter P, ein bitter naˆchriuwe Ha 40 PSchKnN ] Vnd ouch V 41 müsz P 43 ich ie vil P 45 +aller best P 47 ander P 53 ander dot P 54 Der mich des P 56 Sch] nœt V, noit ist +zü P 59 vor P 63 Des P 64 sal P 66 frölichen P 7203 unwendic (Adj.): ‘unabwendbar’ 6 ratpær (Adj.): ‘Rat bringend’, hier ‘hilfreich’ 31 enbern (stV.): ‘auf etwas verzichten’ 39.40 ‘Da ich annehme, daß es mit Euch auf ein Ende zugeht’ 41 gebresten (stV.): ‘mangeln, fehlen’ 42 kroˆne (stswF.): (bildl.) ‘das Höchste, Vollendetste seiner Art’ 47 ander (Adj.): ‘ein Neues der Art’ (vgl. 7034ff.?) 49 verkeˆren (swV.): ‘umkehren, verwandeln’ 51 eteswenne (Adv.): ‘vormals, zuweilen’ 62 errecken (swV.): ‘einzeln aufzählen, ergründen’ 63 der = der helfe

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Gawein: Assiles und Amurfina 7267–7330 iuch sliuzet leider kumbers stric. got geb iu helfe unde sic!“ Hie mit disiu klac beleip, daˆ sie zuo ir triuwe treip umb ir liebes gastes noˆt. ern aht aber niht umb ein broˆt, swaz man im kumbers gehiez, z’einer hant er ez liez. swaz im ie geschach, ez wær gemach oder ungemach, daz truoc er mit glıˆchem muot. er tet, als der wıˆse tuot, der sich liebes niht erhevet und sich leides niht entsevet, wan in einer maˆze ein mittelıˆche straˆze im uˆz allen dingen nimt: daz noch wol dem besten zimt. Gaˆwein ie des siten phlac, daz in sıˆn kumber niht bewac, als er tuot vil mangen man. daˆ vloˆs er vil lützel an, wan vrouwe Sæld wont im bıˆ. man seit ouch, daz ez sıˆ ir sit, daz sie dem argen von und dem guoten mit won. daz ist ouch vil michel reht, wan daˆ ist ir helf sleht, daˆ ir des mannes helfe gesteˆt. swaˆ er dann der ab geˆt, ist sie ein teil vremder daˆ, soˆ daz sie in der helf erlaˆ:

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daz ensol ir niemen wıˆzen. des sol sich gern vlıˆzen ein man, daz er rehte tuo beidiu spaˆt unde vruo, soˆ volget im vrou Sæld dar zuo. Einem leid volget ofte liep. vil ofte vælt dar an der diep, daz er wænet in der hant haben. waz hilfet in sıˆn ˆıngraben, daˆ er niht guotes vindet? klag von troˆste swindet, von vestem muot wehset troˆst. viur und holz machet roˆst. leit von liebe zergaˆt, daz vorht und leit enzündet haˆt: als manic liep als manic leit. swelhem leid troˆst wirt verseit, daz tœtet herz unde lıˆp, ez sıˆ man oder wıˆp, daz ist sıˆn houbt und sıˆn zagel, wan sıˆn bitter, dicker hagel sıˆn vröud im nider sleht und im die süez abe tweht, diu im naˆch vröuden smaht, eˆ sie der hagel daht. die red süln wir laˆzen. doˆ sie nu gesaˆzen naˆch dirre jamerlıˆchen klag, ez het diu naht an dem tag sam volleclıˆch gesiget, sam der dem andern underliget. des was wol ezzens zıˆt:

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67 KnN ] slutzet V, beslu`szt P, besliezet Sch 70 PSchKnN ] si zwir triwe V 71 PSchKnNA] tot V 72 Der gast enahtet P 77 glichen P 79 v`berhebt P 80 KnN ] entswet V, entswebt P, entsebet Sch 82 SinKnN ] mettelische V, mittelmeszige P 84 noch] auch P 88 wenig P 96 SchKnN ] Swaz V, Wa ir P; der KnNA] des VPSchKnN 97 sie PSchKnN ] fehlt V 7300 PSchKnN ] Der sol V 3 Volget yme P 8 Da PSchKnN ] Daz V 11 Du`rres holtz P 23 Ee +denn sie P 25 Als P 26 iamerchlichen V, jemerlichen P 28 Also P 30 was +es wol P 67 sliezen (stV.): ‘in sich schließen, umfassen’ 72 niht umb ein broˆt = bildl. verstärkte Negation ‘ganz und gar nicht’ 79 erheben, erheven (stV.): (refl.) ‘sich überheben, groß tun’ (mit Gen.) 80 entseben, entseven (V. an.): ‘bemerken, inne werden’; hier wohl in dem Sinn ‘es nicht über sich bestimmen lassen’ 82 mittelıˆch (Adj.): ‘die Mitte haltend’ 86 bewegen (stV.): ‘bewegen, abhalten von’ 91.92 wonen von: ‘fern von etwas sein’; wonen mit: ‘Umgang haben’ 98 erlaˆzen, erlaˆn (stV.): (mit Gen.) ‘jmd. etwas erlassen’ 7305 vælen (swV.): ‘irren, verfehlen’ 11 roˆst (stM.): ‘Feuer, Feuersbrunst’ 18 houbet und zagel: (bildl.) ‘Anfang und Ende’ 21 twahen (stV.): ‘waschen’

Gawein: Assiles und Amurfina 7331–7392

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manic riht und süezez lıˆt von pigment rıˆchen gap man im wirtlıˆchen. hie mit sıˆ der red genuoc. doˆ man die tisch wider sluoc, sıˆ gesaˆzen bıˆ dem viure. vil manic aˆventiure wart geseit under in. Amurelle, diu wirtin, und ir tohter Sgaypegaz, die waˆren noch an vröuden laz, unde ir juncvrouwen; sie enmohten niht vol trouwen, daz im Gelück alsoˆ wac und alsoˆ vrœlıˆcher tac in des morgens an lac. Manic vrœlıˆchz mære daz swant in die swære, der sie sich versaˆhen. nu was ez vil naˆhen gereit an daz slaˆfen. Gaˆwein sıˆn gewaˆfen des nahtes soˆ bereite, daz ez der arbeite wol töhte des morgens. vürhtens und sorgens was an im gewissez ende. soˆ zaglıˆch gebende moht sıˆn muot niht verdoln. an daz bet hiez im holn der wirt ein slaˆftrinken.

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nu muost diu naht sinken hin mit vröuden an ir zil. des nahtes slief er niht ze vil, wan ez der tac undervienc, der saˆ ze hant uˆf gienc und im sıˆnen slaˆf zebrach. als snelle er den ersach, er machet sich von der betstat und nam bıˆ im die sarwaˆt und garwet sich vil schiere unz hin zem herseniere. dar über er den helm bant, und gie, daˆ er sıˆn ors vant, und satelt ez mit sıˆner hant. Als er sich uˆf machet, nu was ouch eˆ erwachet sıˆn wirt was her vür gegaˆn und vant in bıˆ dem ors staˆn, als er ez gesatelt het. nu hoˆrt er von Dahıˆlet her über velt micheln schal, sam daˆ sich uˆf ein veltwal gesamt groˆz mannes kraft, oder daˆ sich uˆf ritterschaft ein michel schar bewirret, die lıˆht gewinnes irret ein ponder mit sıˆner kunst. von alsolher urbunst wirt daˆ beidenthalben groˆz beidiu schal unde doˆz. alsoˆ Gaˆwein den schal vernam,

41 freuden blosz P 43 PSchSin] Si maht in niht V, Si mohten niht KnN 47 frölich P 48 Verswand in P 52 sine waffen P 54 ez] er P 60 PSchKnN ] in V 68 So bald gaweyn den +tag P 70 zü yme P 71 gurtte P, garte Sch 72 harsier P 76 sich +nu´ vf +hatt gemaht P 77 PSchKnN ] entwachet V 78 wu`rt vnd herfu`r gan P 81 Da P 82 +einen micheln P 84 Gesa¯melt +were grosze P; Gesament Sch 86 PSchKnN ] schad bewerret V 87 villicht +des P 92 Als +nü P 31 lıˆt (stNM.): ‘Gewürzwein, Obstwein’ 32 pigment (stswF.): ‘Gewürze’ 35 slaˆhen (stV.): hier ‘abschlagen, abbauen’ 41 laz (Adj.): ‘matt, frei von’ 44 wegen (stV.): (mit Dat. d. Pers.) ‘beistehen, helfen’ 51 gereit (Adj.): ‘bereit’ 58 gebende (stN.): ‘Fessel’ 59 verdoln (swV.): ‘ertragen, zulassen’ 65 undervaˆhen (stV.): ‘hindernd dazwischentreten’ 71 gerwen, garwen (swV.): ‘sich bereiten, rüsten’ 78 sıˆn wirt: Apokoinu (vgl. KnNA) 83 veltwal: tautologisch aus velt, ‘Feld, Kampfplatz’ und wal ‘Schlachtfeld, Walstatt’ 86 bewerren (stV.): ‘in Verwicklung bringen’ (auch 882, 14194) 88 ponder (stM.): ‘Haufen anrennender Reiter’ 89 urbunst (stF.): ‘Neid, Mißgunst’ 91 doˆz (stM.): ‘Schall, Geräusch’

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Gawein: Assiles und Amurfina 7393–7458 wan ir gevert was unvram, er vraˆget, waz ez wære. „daz sint die zolnære“, sprach der wirt, „die alsoˆ varnt; daˆ bıˆ sıˆt ouch ir gewarnt: mit den sült ir vehten. die koment mit ir knehten und wellent hie nemen den zol.“ diu red was niht gereit vol, unz an die burc liefen zweˆn garzuˆn, die riefen: „waˆ nu, riter, wis bereit! dich haˆt dıˆn groˆziu tumpheit verleitet ze groˆzer arebeit.“ Die garzuˆn hie mit geswigen, und wart ouch in niht verzigen von Gaˆwein, des sie baˆten. daz tor doˆ uˆf taˆten des wirtes gesinde. von dem alten ze dem kinde wart hern Gaˆwein dem degen mit wunsch gegeben der segen, daz in got bewarte. dem glıˆch nie gebaˆrte Gaˆwein, daz er im vorhte, wan muot und heil worhte an im mit gelıˆcher taˆt. nu sıˆn ors gesatelt staˆt, wes sol er beiten lenger vrist, und er bereit des willen ist? die red het er wol bedaˆht und wart ir daz ende braˆht. zoum und satel er begreif,

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dar ˆın er aˆne stegreif vil starc snelle spranc, daz im diu sarwaˆt erklanc unde sich daz ors gebouc. an dem schilt er sich niht betrouc, der wart ze hals gehangen, und under üehsen gevangen ein vil starc vellesper. in solher wıˆs keˆrt er über die brück ze dem tor, daˆ dise riter hielten vor mit michelem schalle und vröuten sich zem valle, der an Gaˆwein solt ergeˆn, wan in mit nıˆde dise zweˆn an der stat solten besteˆn. Gaˆwein uˆf dem velde nam, doˆ er über die brück kam, vil manic kerunge. under im gie ze sprunge sıˆn ors, daz was behende. nu keˆrt er den ende mit riters gebære, daˆ dise zolnære hielten bıˆ einander daˆ. er sprach: „waˆ nu, riter, waˆ! wer sol den zol enphaˆhen? ich bin im wol soˆ naˆhen, daz er in wol nemen mac! dar zuo ist ouch dirre tac wol soˆ claˆr und soˆ lieht, daz er des verirret nieht, er müg in wol schouwen.

93 Lei] gevert im vnfram V (im statt ausgestrichenem was eingesetzt), geverte was yme gram P, gevert was im vram KnN 94 was das P 96 PSchKnN ] warent V 97 su`llent ir sin P 7400 SchAKnN ] wöllent P, wolten V, wellen Sch 3 garzunen vnd rieffen P 4 Was bistu nu˘ P 6 micheler P 7 hie mit] damit P 8 Nu wart auch nit P 9 si +in P 10 Die porten P 12 Von den P; bisz zü P, zuo Sch 14 PSchKnN ] geben V 16 PSch] Div gleich niht V 17 er sich P 19 yme vil gliche P 24 fehlt V 27 Vil schnelliclichen P 35 +usz zü dem P 37 mit mechtigem P 39 geschehen P 43 Als P 44 PSchKnN ] chorunge V 45 gie in 46 rosz wenn es was P 51 Gawein sprach P 57 er jne da P 58 mag P spru`ngen P 93 unvram: (nicht nachgewiesene) Negation zu vram, ‘vorwärts, fort’, also im Sinne von ‘unfern, nah’ (vgl. auch das swM. vrame, ‘Entfernung’) 7404 wis = Imperativ zu wesen, ‘sein’ 8 verzıˆhen (stV.): ‘versagen, abschlagen’ 17 vürhten (swV.): (refl. mit Dat.) ‘sich fürchten’ 32 uohse, üehse (swF.): ‘Achselhöhle’ 33 vellesper (stN.): ‘Speer zum Fällen des Gegners’ 51 waˆ (Interj.): ‘Wo bist du’; ‘wohlan, wohlauf’

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Gawein: Assiles und Amurfina 7459–7523

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man muoz aber in erhouwen eˆ under uns hie alsoˆ, daz eintweder vil unvroˆ steˆt, des bin ich gewer.“ hie mit neigten sie diu sper mit michelem nıˆde, Gaˆwein und Salmanıˆde. dar wart niht meˆr gereit, wan riters behendecheit wart daˆ soˆ vil erzeigt, doˆ diu sper wurden geneigt und die schilt gevazzet. ein muot, der beite hazzet under in beiden tougen, der muost sich daˆ ougen sunder aller slaht lougen. Minne wart vil tiure uˆf dirre tjostiure von beiden, als ich wænen wil, wan ez was ein nıˆtspil, des niemen dorft lachen. diu sper hoˆrt man krachen und vil klein zespringen. dar naˆch hoˆrt man klingen diu swert uˆf hertem staˆle. man sach ouch z’allem maˆle daz viur uˆf vlücken und in vil swachen stücken die schilt uˆf dem velde ligen. dar under was der ruof geswigen, des die garzuˆn phlaˆgen. hie was niht wan waˆgen under beiden guot und lıˆp.

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ritters prıˆs noch diu wıˆp dern het daˆ dewederz stat. swem daˆ wart gesprochen mat, der het nuor den lıˆp verlorn. der sich ergap in disen zorn, der moht wol heizen ein kint. sıˆt sie soˆ gram einander sint, soˆ süln sie sich starke wern. ir einer mac lıˆht verzern, daz immer unvergolten steˆt. Salmanıˆd sich erwegen het; daz im diu kraft entswichen was, daz kom daˆ von, daz sıˆn nas ein wunden het enphangen, und het in übergangen daz bluot mit soˆ groˆzer kraft, daz im an dirre riterschaft alsoˆ garlıˆch gebrast, daz er des lıˆbes ein gast geviel von des toˆdes last. Als er doˆ uˆf die erde viel der toˆt ein wort durch sıˆn giel mit jæmerlıˆcher stimme brach, daz er zuo sıˆnem bruoder sprach: „ich bin toˆt, bruoder, sich! dıˆnen bruoder, bruoder, rich!“ sıˆner rede wart daˆ niht meˆ. als lac er toˆt uˆf dem sneˆ. bruoderlıˆcher triuwe schıˆn tet sıˆn bruoder Ansgavıˆn an sıˆnem bruoder an der stet, wan in bejaˆmert der bet, die er von im het vernomen.

64 vil grossem P 66 Darnach P 68 so wol gezeuget P 71 SinKnN ] die beide V, der beyde P 72a fehlt P 76 Von +jnen P 77 So was es P 78 Das P 83 zu˘ iedem mal P 88 Den P 89 Hie was nust +anders denn wogen P 90 Vnder +jne P 92 Der enhatt da ietweders P 95 in den P 98 So mu`stent P; hart P 99 mohte P 7500 Das der ander P 2 entwichen P 5 Vnd +das jne hett P 7 an der P 8 So gar vil P 9 er sins libes P 11 er vf die erde geuiel P 12 der] fehlt PSch 19 truwen P 21 vf der P 71 beite (stF.): ‘das Zögern, Hinhalten’ 72a ougen (swV.): ‘vor Augen bringen, zeigen’ 84 vlücken (swV.): ‘flackern, sprühen’ (hier: von den Helmen, vgl. 4614) 89 waˆgen (swV.): ‘aufs Geratewohl daransetzen, wagen’ 92 stat haˆn (mit Gen.): ‘Gelegenheit (Raum) haben für etwas’ 93 mat sprechen: bildl. für ‘die Niederlage’ 96 kint: Ausdruck für mangelnde Einsichtsfähigkeit 99 verzeˆrn (swV.): ‘durch Überanstrengung Schaden leiden, zugrunde gehen’ 7501 erwegen (stV.): ‘auf etwas verzichten, aufgeben’ 9.10 bildliche Umschreibung des Sterbens 12 giel (stM.): ‘Rachen, Schlund’ 15 sich: Imp. zu sehen

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Gawein: Assiles und Amurfina 7524–7580 die wıˆl was Gaˆwein bekomen und was sıˆn ors geruowet. lıˆht haˆt sich der gevruowet, des sælden Ungelück phligt. swie lang er slaˆfende ligt, swaz im ie doch werden sol, des wirt er gewert wol. Ansgavıˆn geschach alsam, doˆ er wider Gaˆwein genam durch bruoders bet disen strıˆt, dannoch kom er wol enzıˆt. nu daz alsoˆ muost ergeˆn, daz er in wolt besteˆn, der wirt hiez im bringen dar ein vesten schilt goltvar und ein sper, daz was groˆz, daz er wider sıˆnen kampfgnoˆz an der stat solt vertuon. vrid het end unde suon, und was ietwederm vil ger. des wurden beidenthalp diu sper mit kunst geleitet dar und her. Der tjost wart begunnen. als sich diu ors versunnen der sporn in der sıˆten, sie begunden schier wıˆten die sprüng uˆf der heide. dise kampfgenoˆz beide

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wurden schier zesamen braˆht. nu was Gaˆwein dar an verdaˆht, swer an dem anegenge sich des eˆrsten soˆ verlenge, daz er niht wol wirbet: wie lıˆht dem verdirbet dar naˆch al sıˆn erzentuom und wirt im vil klein vrum sıˆn gaˆhen und sıˆn ˆıle, soˆ der siechtuom alle wıˆle dar an haˆt gehertet und in haˆt verwertet. Gaˆwein die rede bewarte. sıˆns gesellen er daˆ vaˆrte, daz er den stich niht verloˆs. nider des kinne er in koˆs geˆn dem hals mit der lanzen und warf in alsoˆ ganzen von dem ors unverschroˆten, daz er von enem toˆten an der stet klein gezoˆch, und daz ors über velt vloˆch als ein tier wilde. hie lac in dem schilde Ansgavıˆn ervallen. an sıˆnen liden allen het in der val verseˆret. het er nu hie gemeˆret

24 komen P 27 SinKnN ] selten im geluk V, selten vnglu`ck P, vgl. KnNA 29 y¯me denn werden P 33 davor bei Sch bereits getilgter, aber mitgezählter Zusatzvers 7532 in P (Schreibfehler, Vorgriff auf V. 7534) 34 +sins brüders P 35 P] fehlt V 38 hiesz gaweinen P 43 hatt +ein end P 44 Wenn iglichem was P 48 rosz besonnen P 49 in den P 53 Wurden geriehts zü sa¯men P 54 bedoht P 56 sich P] fehlt V; von erste so P 58 leiht V] balde P 59 Sch] als sein V, alle sin P, alz sein KnN 60 +des vil P 61 SchKnN ] gah V; Sin +snelles gahen vnd sin ylen P 64 SinKnN ] vewertet V, verferttet P, ververtet Sch 68 Vnder dem P, Nider ze dem Sch 73 An der kraft +gar wenig P 70 gantze P 72 KnN ] von einem V, vor einen P, vor einem Sch 77 +da +vf +der +erden gefallen P 78 gliddern P 80 Also hatt er P 24 bekomen (stV.): ‘zu sich kommen, sich erholen’ 26 vrüewen (swV.): (refl.) ‘früh auf sein’ 27 ‘um dessen Heil sich das Unglück kümmert’ 56 verlengen (swV.): (refl.) ‘sich verzögern’ 57 werben (stV.): ‘handeln, sich bemühen’ 58 ff. Bildrede: ‘Im Kampf wie bei der Bekämpfung einer Krankheit ist der richtige und entschlossene Beginn entscheidend’ 59 erzentuom (stN.): ‘Heilkunde’ 63 geherten (swV.): ‘(aus-)dauern’ 64 verwerten (swV.): ‘verderben’ 71 unverschroˆten (part. Adj.): ‘unverletzt’ 72 enem toˆten = der tote Bruder 73 klein (Adv.): ‘genau’; geziehen (stV.): ‘zu etwas passen’. Ansgafein paßt genau zu dem toten Bruder: Er liegt bei diesem und kann sich nicht mehr wehren. 78 lit (stNM.): ‘Glied, Gelenk’

Gawein: Assiles und Amurfina 7581–7646

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sıˆn seˆr und sıˆn schande, Sıˆt er daz wol erkande daz er dest meˆr verlür, ez wær des mannes ungevür, swer zwei leit vür einz kür. Doˆ er in dem schilde lac, doˆ vorhte er des toˆdes slac von Gaˆwein lıˆden, ob er Salmanıˆden, sıˆnen bruoder, wolt rechen. doˆ er moht sprechen, er sprach mit trüeben ougen: „ich enmac des niht verlougen, riter, ich muoz sıˆn iuwer gevangen. geruocht ir mıˆn, soˆ wil ich mich iu ergeben. ir mügt den toˆt und daz leben mir beidiu geben, ob ir welt. mit mıˆnem willen bin ich geselt ze iuwer vancnüsse. ich ergib mich und küsse iuch als herren, iuwer man. nu sıˆt genædic mir dar an, daz ir mich enphaˆhet und mich niht versmaˆhet. waz mac iuch gehelfen daz, ob ir soˆ starc iuwern haz rechet, daz ir slahet mich? mich haˆt erslagen doch der stich und mıˆns lieben bruoder toˆt: des ist slahens unnoˆt baz, denne ich bin erslagen.“ Gaˆwein bewac des riters klagen

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und liez in daˆ von genesen alsoˆ, daz er solt wesen des wirtes gevangen. doˆ der strıˆt was ergangen, in daz huˆs keˆrt er ze hant. der wirt sich daˆ underwant sıˆns gevangens an der stunde. ahıˆ, wie wol er kunde den sıˆnen heil beraˆten! er moht sich niht verspaˆten, den gotes schergen laten. Ein toˆt den andern begrabe: wer solt den nemen dar abe? alsoˆ sıˆ den lemtigen die lemtigen unverzigen. disiu red muost hie geschehen. man het vröuden vil gesehen von dirre massenıˆe hie, daz Gaˆwein soˆ wol ergie. in alsoˆ groˆzer swære was dirre zolnære, der siech und gevangen lac: noch beswært in des bruoders slac meˆr dan sıˆn selbes leit. Sgaypegaz, diu rein meit, loˆst Gaˆwein die riemen: daz het sie vür sich niemen vil ungern laˆzen getaˆn. ouch moht vil gern dar an her Gaˆwein sie vertragen. sölhes dienstes werdent zagen von vrouwen gar erlaˆzen. hie mit sie gesaˆzen,

81 SchKnN (und die Sch)] Seiner . . . seiner V, Sine krangheit vnd die schand P 82 KnN ] Seit ez daz V, Dwijle er das wol bekand P 83 PSchKnN ] Daz ez V 84 Das PSch 86 KnN ] Da V; ALs nu ansgauin P 87 SchKnN ] Da VP 89 er +schon P 91 er +icht P 93 laugen P 94 müsz P 99 willen sij gesellet P 7600 +Jch zü P 1 kiese P 2 P] herr V 7 so mehticlichen P 8 +so das P 9 doch erslagen P 10 P] lieber V 12 P] Daz V; geslagen P 13 KnN ] bewacht V, bewegte P 14 von] fehlt P 17 zergangen P 21 Ach wie wol ie kund P o 24 Den gotes sherten laten V] Dem guts beschert der laten P, Dem guots 23 enmag P, enmoht Sch beschert, den laten Sch, Den guotes herten, laten KnN 27 lebendigen P 28 Den lebendigen P 32 Da es P 35 Der +da P 40 iemen P 41 vil] fehlt P 44 waren P 84 ungevüre (stN.): ‘Nachteil, Schaden’ 7613 bewac: Prät. zu bewegen (swV., eigentl. und bildl.) 22 beraˆten (stV.): ‘sorgen für’ 24 scherge (swM.): ‘Scherge, Gerichtsdiener’: ‘Derjenige, der von den Schergen Gottes geladen wird, sollte sich nicht verspäten’

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Gawein: Assiles und Amurfina 7647–7712 als er von ir entwaˆfent wart. nu wart niht lenger gespart, man bereit dar ein gramangir wol naˆch des mannes gir. daz sprichet ein sölh imbıˆz, daˆ guotem ezzen sölher vlıˆz von dem wirt an geleit was, daz niene blæt noch enjas umb daz herz, der ez az, noch anders dehein bœsen waˆz iemer gap von dem munde, daz iemen merken kunde, swie er sıˆn enphunde. Den tac und die selben naht was daˆ rıˆcher vröuden maht under in unz an den andern tac, der man durch sıˆnen willen phlac, daz er soˆ wol het gestriten. doch het er niht gar erliten, daz er lıˆden solde. doˆ der wirt iezuo wolde mit sıˆnem gesinde ezzen und ze dem tisch was gesezzen und mıˆn her Gaˆwein mit in, in widervuor ein ungewin, der ir vröude zerstoˆrte: uˆf die brück vür die porte kom ein meit wolgetaˆn und bat sich in daz huˆs laˆn, daˆ von wart ein michel louf. die die porten taˆten uˆf und sie dar in verliezen, die knappen von in stiezen

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die tisch unde liefen dar. disiu tugentrıˆchiu schar enphienc sie mit eˆren, als vil wol geleˆren der wirt kund, ir herre. man sach wol, daz sie verre zem land was gestrichen, wan dem pfert waˆrn entwichen von der goff die braˆten. die knappen sie baˆten, daz sie wolt erbeizen, daz het der wirt geheizen. dise red sie niht versprach, noch ir zuht dar an zerbrach; der knappen bet daˆ geschach. Diu meit braˆht niuwiu mære. wie wol sie varent wære, daz würd übel verswigen. ir vrouwe würd lıˆht bezigen, ob ich es niht seit, daz sies soˆ ungekleit disem wirt uˆz ir lande vor armuot sande: den zwıˆvel wil ich iu benemen. sie möht wol z’einem boten gezemen, dem diu rıˆch waˆren undertaˆn: sölh kleider vuort sie an von golde und von phelle. swer dar an ir geselle solt sıˆn an dem lesten, des armuot muost zerbresten, als mir diu aˆventiur giht. von mıˆner kost moht ich niht

47 Als her gawein von der schon¯e megde entwapent wart P 48 Da P, Doˆ Sch 49 P] in V 51 Das nennet sich ein P 52 Sin] guoter V, gutter P; groszer flisz P 54 nit PSch 65 gelitten P o 72 Der +jne ir P 77 Von den die 68 Mit dem P 69 zü tisch P 71 Da widder fur jne ein P dieporten P 78 liessen P 80 PSchKnN ] Dise V 82 Enpfingen P 83 Als +sie vil P 84 Kund der wirt P 86 Vsz dem P 87 Wann irem P; SchKnN ] waz VP 88 KnN ] coph V, goffen P 90 SchKnN ] wolten enbeizen V, wolte anbijszen P 91 hatt +nü P 95 Sin] niuwen V, nuwe P, niuwe Sch, niuweu KnN 99 enseite P 7700 sie sie so P 4 zemen P 5 Den P 10 gebresten P 49 gramangir: vgl. afrz. grant mangier, die Hauptmahlzeit (meist abends eingenommen) 54 enjas: verneintes Prät. zu jesen, ‘gähren’ 56 waˆz (stM.): ‘Atem, Hauch’ 85 verre: ‘von fern’ 88 goffe (swstF.): ‘Hinterbacke’; braˆte (swM.): ‘Fleisch, Weichteile am Körper’ 92 versprechen (stV.): ‘ausschlagen’ 98 bezıˆhen (stV.): ‘beschuldigen’ 7700 sies = sie sie 10 zerbresten (stV.): ‘vergehen’ 12 koste (stF.): ‘Geld für den Unterhalt’

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Gawein: Assiles und Amurfina 7713–7776

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ein meit soˆ gekleiden. nu wil ich iu bescheiden, waz ir kleider waˆren, und wil dar an vaˆren niht wan der waˆrheit. ein oberz kleit vuort diu meit von scharlat, ein kappen guot, diu ze tal uˆf die erde wuot, mit zobel gefurrieret, destwaˆr, die vil wol gezieret luˆter kleinz wıˆzez vel. dar under was ein sarantel, blıˆvar, mit gold erweben, der veder glıˆch an eben was laˆzen über ein surcoˆt Von wıˆzen harmen sunder spot. der roc was ein plıˆalt, dar an von golde manicvalt tier und bild uˆf erhaben. ir halsgolt was alsoˆ ergraben, daz nie besserz wart gesehen. man müezt der selben meid jehen prıˆses an gewande, der ez reht erkande, allenthalben in dem lande. Bˆı kleidern soˆ rıˆchen möht ich sie wol gelıˆchen einer fei an der schoˆne. swem sie geviel ze loˆne, der möht wol aˆne sorgen leben, wan ir natuˆr het gegeben ein alsoˆ süezen anblic,

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daz einem engel ein stric an sie wære geleit, sæh er sie mit emzecheit. waz töht von ir meˆr ze sagen? sie het ein pfert dar getragen, daz was swarz als ein rab, dar uˆf lac von rıˆcher hab ein gereit, daz dem phert zam und sich vil wol vür nam von sıˆner groˆzen tiure. ein samıˆt roˆt als ein viure bedact den satel über al unz uˆf die erde hin ze tal. des selben was daz panel, wan daz ein schœn purper gel durch gezierde was drüber gezogen. von silber waˆrn die satelbogen ˆ z ersniten vil wæhe, U von stein und goldes spæhe was dar under er gezieret, von borten was gefeitieret, der satel vil gevüege, surzengel und vürbüege. uˆz silber waˆrn die stegreif. swaz gesmıˆdes den zoum begreif, daz was allez roˆtez golt, mit edeln gimmen erbolt, ich enweiz, waz bezzerz wesen solt. Als schier sie erbeizet was, sie gie uˆf daz palas vür den wirt, daˆ er saz und mit sıˆner tohter az,

17 Niht +anders +denn P 18 KnN ] Eins V, v`berkleit tru˘g P 22 Des swertze vil wol zieret P 26 SinKnN ] an enneben V, an ene`ben P, eneben Sch 27 KnN ] über svrcot V, vnder einem P 34 mu˘ste P 38 DJe cleyder P 45 PSchKnN ] engel anstrich V 46 an ir P 47 Wenn er sie het angesehen P 48 hu`lff es me von ir P 52 Ein gezu`g der P 55 P] sæmt V, semet Sch, sämt KnN 60 zieru¯ng P 62 Vsz gesnitten P, Ersniten Sch 64 Was er dar under +wol geziert P 65 was +er P 66.67 P] gevuoge : verbuoge V 69 der P 70 rot P 72 Jch weisz nit wie es beszer sin solt P 73 PSchKnN ] enbizzen V 74 vf den P 16 vaˆren (swV.): ‘nach etwas trachten’ 19 kappe (swstF.): ‘Reisemantel’ 20 waten (stV.): ‘reichen’ 24 sarantel: ein Seidenbrokat(?), vgl. Fe 25 erweben (stV.): ‘durchweben,’ 26 vedere (swstF.): ‘flaumiges Pelzwerk’; ebene (stF.): ‘Gleichmäßigkeit’ 27 surkoˆt (stNM.): ‘Oberkleid’ 29 blıˆalt (stM.): ‘golddurchwirkter Seidenstoff’ (die Dekoration ist plastisch erhaben) 52 gereit (stN.): ‘Reitzeug, Ausrüstung des Pferdes’ 58 panel (stN.): ‘Sattelkissen’ 62 ersnıˆden (stV.): ‘ausschneiden’ 63 spæhe (Adv.): ‘kunstvoll’ 67 surzengel: vgl. afrz. sorcengle, ‘Obergurt’; vürbüege (stN.): ‘Brustriemen der Pferde’

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Gawein: Assiles und Amurfina 7777–7846 und her Gaˆwein mit in zwein, und anderhalp die muoter ein und der gevangen mit ir. „vrouwe, got unde mir sıˆt wilkomen“, sprach der wirt. der alsoˆ wol enphangen wirt, der muoz des danken durch noˆt. der red sie im genaˆd boˆt, als sie vil wol kunde. dar naˆch sie im begunde mit schœnen zühten nıˆgen und bat, daz man swıˆgen ein kurz wıˆl solde. wie gern er daz wolde, sprach der wirt wider sıˆ. dem willen was ir danken bıˆ. nu wart ein stille, diu was groˆz. diu magt ein red entsloˆz, die man niht gern hoˆrte daˆ. sie sprach: „mıˆn vrouwe Amurfinaˆ diu schœn von der Serre, Blandocors, lieber herre, diu haˆt mich her zuo iu gesant und bitet, gebiutet unde mant, sunder widerrede dehein, daz ir den herren Gaˆwein, disen riter hie, mir gebt, oder wizzet, daz ir nimmer gelebt ein maˆnoˆt, ob ir daˆ wider sıˆt. dan setzet iuch ze keinem strıˆt, der wær mit alle gar verlorn. sie haˆt des ein eit gesworn: scheid ich von hinnen ungewert, daz iuch viur unde swert alsoˆ gar von ir verderbe,

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daz allez iuwer erbe daz wilt beginnet bouwen. nu enbietet mıˆner vrouwen, umb die red, swaz ir welt, ob ir einz habt erwelt, daz ir mich niht meˆr entwelt.“ Hie mit was dem wirt geboten. doˆ sprach her Gaˆwein ze dem boten: „ay, ze iuwern hulden bin ich, vrouwe mıˆn, welt ir mich, bereit, swaˆ ir mir gebietet. swaˆ ir bæt oder gerietet (ob got wolt umbe diu) an iuwer vrouwen von iu soˆ solt iu niht sıˆn verseit mıˆn reis und mıˆn arebeit, ob ir durft wære, von deheiner slaht swære. swes aber iuwer vrouwe gert, des sol sie werden wol gewert minneclıˆchen aˆne droˆ. ich wil des immer wesen vroˆ, ob sie mıˆn ze ihtiu bedarf.“ daz tischlachen er uˆf warf und gie von dem tische dan ze dirre juncvrouwen staˆn, und bat im geben urloup: des wart unvroˆ unde toup diu vrouwe mit dem wirte. swie er in lang irte der reis, doch muost ez sıˆn. „nu enbeitet niht lenger mıˆn“ sprach Gaˆwein ze der meide, „wan ich von hinnen scheide, swar ir mich beleitet,

83 Des musz des P 88 +ir swijgen P 89 kleine wijle P 94 ir rede P 7802 Das ir hern gawein P 4 nit lebent P 5 monat P, maˆnt Sch 6 in keinen widderstrijt P 7 Wenn es were mit al verlorn P 8 +Auch hat sie des P 9 von u`ch P, von iu Sch 13.14 Sch] bowen : vrowen V, bowen : frauwen P 15.16 in P in umgekehrter Reihenfolge 20.21 Versfolge in PSch umgekehrt; +so bin P 22 wa hin ir P, swar KnN 24.25 Versfolge in PSch umgekehrt 26 PSchKnN ] sol V 28 Ob +u`ch P 29 Von keinerhand mere P 30 begert P 34 icht P 41 P] ierrete V, ierte KnN 42 müste P 46.47 mich +hin P; beleitent : bereitent P 7813 bouwen, buˆwen (an. swstV.): ‘bewohnen’ 17 entweln (swV.): ‘aufhalten’ 23 geraten (stV.): ‘anordnen’ 28 durft sıˆn: ‘nötig sein, gebraucht werden’ 39 toup (Adj.): (vor Leid) ‘betäubt, unsinnig’ 41 irte: Prät. zu irren (swV.), ‘hindern’ 46 beleiten (swV.): ‘führen’

Gawein: Assiles und Amurfina 7847–7916

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swie schier ir iuch bereitet.“ schier wurdent diu ors braˆht. diu meit uˆz dem huˆse gaˆht und mıˆn her Gaˆwein mit ir: sıˆn herze truoc in und sıˆn gir ze der reise, daz geloubet mir. Swaˆ zweˆn sint uˆf topelspil, ob ietweder gewinnen wil, daz dehein wıˆs mac ergeˆn: an einem muoz diu vlust gesteˆn, soˆ rıˆchet den andern guot gewin: sam geschach hie wider in. Gaˆwein vrœlıˆchen vuor, des wirtes vrowe daˆ wider swuor, sie müest daˆ von verswinden. alsoˆ muoz einer vinden, daz der ander verloˆs: daz tet den einen vröudenloˆs, den andern vil wolgemuot. iegslıˆchez daz sıˆn tuot. Gaˆwein unde disiu magt, als ich vor haˆn gesagt, die riten vrœlichen dan. swaˆ nu ein wıˆp und ein man mit einander soˆ verre riten, ich wæn, daˆ würd niht vermiten von in beiden underwegen, des vrowe Minne heizet phlegen. daz was ab doˆ von dem site: einer meit reit ein riter mite ein jaˆr oder vürbaz, daz sie in klein widersaz von deheinr ungevüege. ez spræchen aber nu genüege, ob er sie soˆ verbære,

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daz er bœser stiker wære. mangen sit haˆt manic lant. her Gaˆwein des nahtes vant vil rıˆche nahtselde, die schuof disem helde diu magt, sıˆn gereise. doch gar sunder vreise beleip er ein sam ein weise. Waˆr sie kom, des weiz ich niht; wan als der tac gap sıˆn lieht, doˆ was diu meit wider komen und het sıˆn sarwaˆt genomen unde truoc sie Gaˆwein dar; dar in wart er snelle gar. dann riten sie doˆ beide über ein breit heide an ein gebirge, daz was groˆz, daz ein fürst gar besloˆz umb und umb gemezzen. einr red het ich vergezzen, war umb diu meit in daz lant von ir vrouwen wurd gesant naˆch Gaˆwein dem recken, daz wil ich iu endecken, ˆ ventiur swert: als sıˆn diu A ein lant hiez Forey Vert, daz was erbeloˆs worden, als ez got wolt orden, von dem künic, sıˆnem herren, den hiez man von der Serren. dem het einen sun verseit vrouwe Natuˆre, daz was im leit, wan zwoˆ töhter, die er liez, die er des landes phlegen hiez mit liuten und mit guote,

48 Schier +vnd +bald wurden +jnen die rosz P 53 vf +dem P 54 iglicher P 55 Das mag in keine wijse P 56 der verlust P 57 P] ander V; guot] der P 58 hie vnder jne P 60 wirtes e 64 mahte P, tuot Sch; PSchKnN ] den andern V 66 das P] freude da P 62 PSchKnN ] mvz V dez V 69 +von dan P 75 aber P 78 sie nye keyn widder sasz P 79 keiner hand P 88 Da er one alle freise P 89 Bleib eynig als P 90 sie +hin kam P 96 +Von dannan P 99 foˆrest P 7906 Als es die P 7 wert P 13 +vnd das P 81 verbern (stV.): ‘meiden, nicht anrühren’ 82 stiker zu stecher, stechære (stM.): ‘Turnierkämpfer’ 87 gereise (swMF.): der oder die ‘Mitreisende’ 88 vreise (stswF.): ‘Gefahr, Drangsal’ 95 gar werden: ‘gerüstet sein’ 99 virst, vürst (stM.): ‘Gebirgskamm’ 7907 Forey Vert: afrz. ‘grüner Wald’

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Gawein: Assiles und Amurfina 7917–7980 und liez in ze huote ein zoum, unde seit in daz, heten sie allr der werlde haz, die wıˆl sie den behielten, daz sie des landes wielten. nu was diu ein elter, des wolt sie sıˆn gewelter, doˆ der vater vervuor. gewalt verkeˆrt des mannes vuor: daz ervant ir swester Sgoydamuor. Der zoum der eltern beleip, dar umbe sie von ir erbe treip die jungern durch ir gewalt. Sgoydamuˆr dar an engalt, daz ir der zoum niht wart. umb dise starc hoˆchvart keˆrt sie von der montanie den wec gegen Britanie, soˆ sie gaˆhest kunde, ob sie Artuˆsen vunde, daz sie im ir leit kleite daˆ, wie ir swester Amurfinaˆ sie ir erbes verstiez unde ir niht enliez dehein gewalt in dem lande, daz er durch gote sande mit ir einen kempfen dar. des wart ir swester gwar. daz widersaz si seˆre und vorhte, daz sie ir eˆre daˆ mit genzlıˆch verlür, ob sie Gaˆwein erkür,

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wan ir vater ofte seit, wie er ze Serre mit im streit vor der cluˆse ze torriure, doˆ er naˆch aˆventiure in daz lant was gestrichen. wær er im niht entwichen, er hiet in an der stet erslagen. als diu nu hoˆrt sagen von im disiu mære, daz er in dem lande wære, sie besant in mit dem liste, daz sie sich da mit vriste, wan sie ze deheinem andern man nie dehein sorg gewan: des wær ez übel verlaˆn. Gaˆwein und sıˆn geselle, die riten ein gevelle eins gebirges, daz was wilde, daˆ niendert weges bilde an was noch enschein, wan vil manic groˆzer stein den wec het ervallen. nu hoˆrt er vor im wallen uˆz dem berge ein vluˆme, dar inne koˆs man kuˆme deheinr hant wazzer, wan manic houf nazzer stein daˆ über ein ander vloˆz, und was diu vluot alsoˆ groˆz, daz man sie mit einem bogen vil kuˆm het überzogen. sıˆn runs sich niht gelıˆchet

19 Hette sie aller welt P 26 befant P 31 enwart P 35 sie aller snellist P 40 SchKnN ] nichtes liez V, nu`st enliesz P 47 endlich P 49 ir +ir P 51 SchKnN ] chlouse zetortivre V, clusen zü torru`re P 56 Als sie nu˘ +da P 59 SchKnN ] im mit V, jne in dem P 60 Da sie sich mit yme frist P 63 wart P 67 nyrgent P 70 verfallen P 76 Sin] Da stein VPSch 77 flu˘t wol [gr] so grosz P 21 walten (stV.): ‘Gewalt haben, herrschen über’ 23 gewelter: Komp. zu gewalt (Adj.), ‘gewaltig’ 32 hoˆchvart (stF.): ‘Hochmut’ 45 widersitzen (stV.): (mit Akk.) ‘etwas fürchten’ 48 sie = Sgoydamuˆr 51 torriure mit frz. Endung zu lat. torrens, ‘Bergstrom, Wildbach’ 52 er = Gawein 54 er = Laniure (der Vater der Schwestern) 55 hiet: Prät. Konj. zu haben 59 besenden (swV.): ‘holen lassen’ 60 vristen (swV.): (refl.) ‘sich retten’ 70 ervallen (stV.): ‘niederfallen’ (hier mit Akk. d. Raumes) 73 ff. ‘darin konnte man kaum Wasser sehen, außer daß dort viele Haufen nasser Steine übereinander flossen’ 78.79 bogen . . . überzogen: wohl ‘mit einem Brückenbogen überspannen’, vgl. Fe 80 runs (stFM.): das ‘Fließen’

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Gawein: Assiles und Amurfina 7981–8040

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einem vluˆm, der lıˆse strıˆchet, alsoˆ diu tiefen wazzer tuont. sıˆn runs in der luˆte stuont, soˆ ez solde vliezen, daz man’z hoˆrte diezen wol über sehs mıˆle. Gaˆwein an der wıˆle die juncvrouwen vraˆgte, ob sies niht betraˆgte. sie sagt im, waz diu liute, die sie hoˆrten, bediute, soˆ starc und soˆ grimme. sie sprach: „disiu stimme von steinen ein wazzer gıˆt, dar innen diu burc lıˆt, daˆ wir hıˆnt süllen sıˆn, dar uˆf ist diu vrouwe mıˆn, diu naˆch iu gesant haˆt. unser wirt daˆ vil guot raˆt: der red iuch an mich verlaˆt.“ Dann riten sie mit ˆıle. vil maniger kurzwıˆle mit rede sie begunden, sam die gewizzen kunden, daˆ sie ensamt wærn, mit maniger hande mærn die stunde verswenden. eˆ diu sunne wolt enden geˆn dem aˆbent ir schıˆn, Gaˆwein und der geselle sıˆn

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waˆrn an die Torriurn komen. nu het sich eˆ vür genomen diu magt an die vluot. als ir phert ˆın gewuot unz an die vezzel ze tal, diu vluot gestuont über al, stein und wazzer, unde beit, unz ietwederz über gereit, swie starc ez eˆ vluzze. wes sie dar an genuzze, daz ez nu stille stuont, diu red ist mir unkunt. doˆ eilt sie aber alsam eˆ. waz töhte daˆ von ze sagen meˆ? dar naˆch sie unlang biten, uˆf daz huˆs sie doˆ riten, daz vor in an dem berge lac. des nahtes sie’s gastes phlac, diu magt, als ir daz gezam. doˆ Gaˆwein uˆf daz huˆs kam, nu hoˆrt er niemen noch ensach dann ein getwerc, daz zuo im sprach: „Gaˆwein, wis wilkomen her! dir haˆt dıˆn schilt und dıˆn sper hie hoˆhen prıˆs erworben, daˆ maniger von verdorben ist, der sıˆn haˆt gert, und bistu der eˆren wert, daz er dir gevallen muoz. mıˆnr vrouwen wirt nu leides buoz.“

81 schlijchet P 83 Sch] leite V, laute P, leute KnN 85 man es P 87 bi der P 89 sie es P 90 leute V, lu´te P, luˆte Sch 91 SchKnN ] hort V, hörten P; Sch] bedeute V, betu`te P 96 +nach hynnaht P 8001 UOndannan P 3.4 P] begunnen : chunnen V; reden P 4 Als P; KnN ] gewissen VP, gewisse Sch 7 stunden P; verswunden P 11 KnN ] torivrn V, torru`re P o 15 die fistel P 18 ir iglichs P 19.20 flosze : genosze P, floˆz : 14 SchKnN ] gewt V, gewu´t P genoˆz Sch; wie snelle es P 21 es +jne +so P, ez +soˆ Sch 23 Darnach flosz es aber als Ee P 27 PSchKnN ] im V 28 seins VP, sıˆnes Sch, sie des Ehr, seis KnN (vgl. KnNA) 29 zam P 30 Als nü P 31 enhort P 32 P] da V 32 Wenn ein twerg das yme zü sprach P 35 groszen prijsz P 37 der es hat begert P 38 Nu˘ P 40 PSchKnN ] im V 83.90 liute, luˆte (stF.): ‘Lautheit, Ton’ 85 diezen (stV.): ‘laut rauschen’ 89 betraˆgen (swV.): ‘verdriessen’, hier ‘Sorgen erregen’ 8000 verlaˆzen (stV.): ‘anvertrauen’ 4 gewizzen (part. Adj.): ‘verständig, klug’; ‘Wie kluge Leute es immer zu tun verstanden, wenn sie zusammen waren’ 6 mære (stN., nie ohne Umlaut belegt): ‘Bericht, Erzählung’ 15 vezzel (stM.): Teil des Pferdebeins zwischen Huf und unterem Gelenk 28 sie’s = sie des 39 er = der prıˆs 40 buoz (stM.) werden: ‘Abhilfe/ Besserung zuteil werden’

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Gawein: Assiles und Amurfina 8041–8102 Gaˆwein geviel dirre gruoz. Hie mit tet ez sich ab wege. nu was in einer rıˆchen phlege Gaˆweins ors und ouch er. vil schier kom diu magt her, diu dar sıˆn geleit was, und vuort in uˆf ein palas z’einem viur, daz daˆ bran, und tet im rıˆchiu kleider an von einem tiurn sigelaˆt. daˆ wart im sıˆn sarwaˆt vil wol behalten von ir. vil gar naˆch sıˆn selbes gir wart sıˆn die selben naht gepfleit, nuor daz er die schœnen meit, die künigıˆn Amurfinaˆ, dannoch niht het gesehen daˆ, daz was sıˆn meister ungemach. vil oft er ze der meide sprach: „wenn wil mich mıˆn vrowe sehen, als ich iuch hiut hoˆrte jehen, diu iuch naˆch mir gesendet het? swie wol mıˆn dinc anders steˆt, ich sæh sie vil gerne doch. möht ich sie gesehen noch, soˆ het ich wol wirtschaft.“ dirre kriec und der haft Gaˆwein des nahtes nie verliez, unz im diu magt daz gehiez, daz sie in dar bræhte. du bringst in die æhte,

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Minne, der dir gevellet! wie ist hie gesellet soˆ gaˆhes man unde wıˆp, der ietweders des andern lıˆp nie gesach noch begreif! swer staˆl an blıˆen ie gesleif, dem gebrast an dem umbsweif. Swer mit einem vederspil gern gaˆhes vaˆhen wil, dem zeiget man vil dicke den vogel ze blicke. soˆ man ez ze velde bringet, als er sich denne swinget, soˆ wirft man ez dar zuo. als geschach Gaˆwein nuo: doˆ sich aller sıˆn gedanc naˆch der schœnen meide swanc, doˆ was ez vil naˆhen, daz daz wilt solte vaˆhen ein vederspil wol gezamt, doˆ Gaˆwein und diu magt ensamt saˆzen bıˆ dem viure, und er sie bat vil tiure, daz sie im wolt bescheinen die triuwe, daz er die reinen von ir gleit gesæhe, und daz daz schier geschæhe. owıˆ, broˆde, du bist ze starc, daz sich hie vor dir barc an Gaˆwein soˆ herter muot! ich wæn, ez vrouwe Minne tuot,

42 ez] er P 43 in richer P 47 den palas P 49 PSchKnN ] in V 50 ziclat P 54 die nacht gepflegen P 55 Anders +denn daz P, Niwan daz Sch 58 gröstes vngemach P 60 gesehen P 61 u`ch selbs horte P 62.63 hat : stat P 64 So sehe ich sie gerne PSch 66 ich volle P 69 verhiesz P 70 jne zü ir brehte P 72 swer dir P 75 iglichs des P 76 hergreiff P 77 Wer bly an stahel P 80 gering vahen P 83 jne zü P 84 Vnd P; er PSchSinKnN ] ez V; erswingt P 85 jne darzü P 86 gaweinen P 91 +vil wol P 92 Als nü gawein vnd die magt 99 PSchKnN ] beidesamt P 93 +Da P 94 er] fehlt P 97 geleite sahe P 98 fehlt V o bruds V 42 ez = daz getwerch (8032); sich ab wege tuon: ‘sich entfernen’ 50 sigelaˆt (stM.): ‘Seidenstoff’, vgl. 513 54 gepfleit: kontr. aus gephlegen 58 meist (Adj.): Superl. zu meˆr; ungemach (stNM.): ‘Unruhe, Verdruß, Unannehmlichkeit’ 66 wirtschaft (stF.): hier ‘festliche Freude’ 77.78 ‘Wer je Stahl an Blei schleifen wollte, dem mangelte es an Schwung’, vgl. KnNA, Fe 78 umbesweif (stM.): ‘schwingende Bewegung’ 79 vederspil (stN.): zur Beizjagd abgerichteter Vogel 83 ez = daz vederspil 84 er = der Beutevogel (8082) 85 ez = daz vederspil 99 broˆde (stF.): ‘Schwäche’ (auch moralisch)

Gawein: Assiles und Amurfina 8103–8163

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diu manigem an haˆt gesiget, daz er von ir toˆder liget: diu het in under neiget. im wart von ir erzeiget, wie sie gesige, soˆ sie vaht. ez haˆt ir kraft und ir maht diu werlt under sich gezogen. swaz ir straˆl von ir bogen triffet, daz ist ungeheilet. swem sie ir gaˆb mitteilet, der mac immer gern leben. wils im ir gnaˆd ende geben, soˆ muoz sıˆn muot mit vröuden leben. Sie gert sıˆn und er ir, heil volget glıˆcher gir. ietwederz was gevangen. daz getwerc kom gegangen, daz Gaˆwein enphangen het, und sprach: „wol uˆf, riter, geˆt! mıˆn vrouwe haˆt naˆch iu gesant.“ diu magt nam in an die hant und wıˆst in in die burc ze tal in den aller schœnsten sal unde in daz best gemach, daz ouge ie über sach: daz moht er gerne schouwen. daˆ vant er die vrouwen uˆf einem bette sitzen mit wıˆplıˆchen witzen, daz was von der erd enbor, und brunnen vier lieht vor

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uˆf kerzstallen von golde. daˆ mit sıˆn niene wolde diu vrouwe haben genuoc: ein tiurer lieht der kamerer truoc, von balsem ein vil wıˆtez glas, daz enmitten in dem palas von golde an einer ketten hienc. als Gaˆwein in die kamer gienc, sie stuont uˆf von ir stat, ein trit sie vür daz bette trat und gap im einen sölhen gruoz, daˆ von ein herz lang muoz erzündet und geseˆret wesen. als ich ez en franzoys haˆn gelesen, sie kust in an der stunde. wol ir vil süezem munde, waz er im daˆ vröuden boˆt! nu het Gaˆwein sıˆn noˆt von dem gruoz überwunden und het an ir ervunden, swaz siechen tuot gesunden. Waz töht ez, obe ich iu seit von soˆ groˆzer rıˆcheit, der niemen ze niht doˆ phlac unde gar z’unwerde lac, von gold und von phelle? swie groˆz guot man welle nu ahten dar engegen, daz hiet ditz überwegen, daˆ mit diu kamer was beströut. Gaˆwein sich der meide vröut;

8103 haˆt] fehlt P 6 gezeigt P 7 gesigt P 10 vnd ir P 11 PSch (vgl. swaz 8110)] der ist VKnN 12 PSchKnN ] grap V 14 KnN ] Wil im ir V, Wil sie yme P 15 leben VPSch] sweben KnN 17 glich P 18 Jr iglichs P 20 +vor +hin enpfangen hatt P 21a fehlt P 22 an ir P 23 fu˘rte jne die P 31 erden P 33 KnN ] christallen V, lu`chtern P 34 Damit niht enwolde P 36 kostber lieht ein P 37 +in ein Sch 40 Als +nu˘ P 42 Einen schritt sie von dem P 44 ein SinKnN ] mein, myn VPSch 45 Entzu´ndt vnd verseret P 47 der] fehlt P 48 Wol mit yrem 52 an ir fonden P 54 hu`lfft es P 55 so süszen P 49 daˆ] fehlt P 51 An dem P kostlicher P 56 da zu´ niht P 58 pfellor P 60 KnN ] ahtent V, Da ahten engegen P 62.63 Sch] bestreut : vreut V, bestrauwt : frauwte P 63 megde P 8105 underneigen (swV.): ‘unterwerfen, herabbeugen’ 10 straˆl (stswF., swM.): ‘Pfeil’ 14 wils = wil sie; ein ende geben: (mit Gen.) ‘vollständig sagen’ 23 wıˆsen (swV.): ‘führen, weisen’ 33 kerzestal (stN.): ‘Kerzenhalter’ 58 phelle (stM.): feines kostbares Seidenzeug, auch Decken, Gewänder aus diesem Stoff 60 ahten (swV.): ‘erwägen, schätzen’ 61 hiet: Prät. Konj. zu haben; überwegen (stV.): übertreffen 62 beströuwen (swV.): ‘bestreuen, bedecken’

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Gawein: Assiles und Amurfina 8164–8223 daz selb tet sie sich sıˆn, wan ir varwe liehter schıˆn den liehten ir schıˆn benam. Natuˆre het dehein scham erworben an ir lıˆbe: ich wæn, sie nie von wıˆbe niht schœners gemachet. sin het an ir verswachet niht, dar an wære dehein gebrest wandelbære an lıˆp noch an muote: soˆ het sie mit huote Natuˆr gestellet. sich het an ir gesellet ein stæt roˆt in luˆter wıˆz in kleinem velle, daz ein vlıˆz über marwez vleisch het gedent. ir ougen waˆrn soˆ verwent von einem lieht, daz was graˆ. die zierten hoˆh bruˆn braˆ, daz sie diu herze staˆlen, swen sie ze deheinen maˆlen mit güet an gesaˆhen. ir munt gie vil naˆhen zesamen und ze reht groˆz, (des man an dem küssen gnoˆz) in roˆsen varwe gevar. ir zen klein, daz ende gar liljen wıˆz unde sleht. ir nas was allen ende reht,

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weder ze nider noch ze hoˆch. ir haˆr uˆf die büege zoˆch, reit, val unde gel. beidiu kinne unde kel wıˆz unde sinewel. Ir hals was eben, niht ze lanc, weder ze groˆz noch ze kranc, uˆf die ahsel nider ze tal über schulter ze reht smal. sinewel niht ze lang arm, hend wıˆz als ein harm, ze dicke noch ze dünne. Sælden wunsches wünne lac an ir lıˆbe eine. ir vinger waˆren kleine, lanc und gedræte. ir nagel het ein stæte begriffen einer varwe spiegelluˆter begarwe. vorn ze tal under dem mandel daˆ was sie sunder wandel, ze den brüsten gevüege. ich wil, daz iuch genüege, daz ich von ir gesagt haˆn. sie het ein waˆt an, diu wol zam ir schoˆne, von einem pavilioˆne, des varwe als eins phaˆwn gleiz, dem ich niht gelıˆchez weiz, von gold und von sıˆden,

67 hatt da kein P 68 ir +beider P 69 wene dz nye P 71 P] Sein V 72 +Nie niht P 74 nach an gut P 75 mir hu˘t P 76 bestellet P 77 An ir was P 78 stete röte in wisze luter wijsz P 79 PSchKnN ] daz ze fleiz V 80 mu`rbes P 81 warnt V; gewent P 83 hoh ı 99 +und wimbra P 84 hertzen P 93 +an allen P 95 puge V] püge KnN, buge P, büge Sch nit P 8202 +die schu´lttern P 12 begarbe V 13 SchKnN ] mantel VP 14 sie one allen P 15 den] fehlt P 16 begnu´ge P, benüege Sch 17 geseit P 18.19 ein cleit an/ Das P 21 als ein phawe P 67 ‘Frau Natur brauchte sich ihres Leibes nicht zu schämen’ 73 wandelbære (Adj.): ‘fehlerhaft, tadelnswert’ 76 gestellen (swV.): ‘ins Werk setzen’ 79 kleine (Adj.): ‘fein, zart’; vel (stN.): ‘Haut’ 80 mar (Adj.): ‘zart’; vleisch (stN.): hier ‘der menschliche Leib’ 81 verwant, verwent: Part. Prät. zu verwenden (swV.), ‘ausstatten, schmücken’ 91 zen: Pl. zu zan, zant (stM.), ‘Zahn’ 95 büege Pl. zu buoc (stM.): ‘Achsel’ 96 reit (Adj.): ‘gelockt’; val (Adj.): ‘blond, hell’; gel (Adj.): ‘gelb’ (auch von Haaren) 98 sinewel (Adj.): ‘gewölbt, gerundet’ 8203 vgl. zu 8198 8 vgl. zu 8179 9 gedraˆte, gedræte (Adj.): ‘schnell, eilig’, hier ‘gelenkig’ 10 nagele: Akk.objekt 12 spiegelluˆter (Adj.): ‘hell wie ein Spiegel’ 14 wandel (stNM.): ‘Makel, Fehler’ 20 pavilioˆn: ein schillernder Seidenstoff, vgl. KnNA, Fe

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Gawein: Assiles und Amurfina 8224–8281

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als ez vil wol erlıˆden sie an der koste mohte. ein veder, diu ir tohte, was dar under härmıˆn: die gaˆben beidiu schœn schıˆn, daz man ez wol prıˆste. von zobel was ein lıˆste von dem hals unz uˆf die erde in alsoˆ rıˆchem werde, daz man in wol müeste loben. diu tassel und diu snüer oben von roˆtem golde waˆren. sie truoc ouch einen aren an einem halsgolde, der’s werks wünschen solde, der het ez niht vertiuret. daz werc ein lieht stiuret von einem rubıˆn, der daˆ schein. swie bıˆ im lac manic stein, ir kraft von im einen swein. Ein schapel ir haˆr betwanc, dast waˆr, daz was niht ze kranc, von golde und von gesteine. daz werc, daz was kleine, vil wæhe gewieret. daz het illuminieret ein smaragd hie vorn, der behuot sie vor zorn und kund ir sælicheit geben.

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im lac zeswenhalp eneben ein paleis, der was lieht, der liez ir gewerren nieht deheines übeln lıˆbes nıˆt. winsterhalben dirre sıˆt ein edel topaˆzi lac, der ir vor allem zouber phlac, daz mac er überwinden. an ir houbt lac hinden ein saphıˆr vil heiter, der behuot sie vor eiter und gap ir vil süezen muot: daˆ vür ist sıˆn kraft guot. sie truoc zweˆn armbouge, soˆ guot, daz dehein ouge nie dehein bezzer gesach. der riem was niht ze swach, des sült ir wol sıˆn gewis: diu rinc was ein jaspis durchsihtic unde grüen, des natuˆre ist soˆ küen, daz er vür lıˆbes siechtuom den vrouwen allen ist vrum. der riem was von Iˆrlant. von einem roˆten joˆchant waˆrn diu spängel gesliffen. den riemen het begriffen ein vil edel ceravıˆnus, der was daˆ niht umb sus:

26 getohte P 28 beide liehten P 38 Des werckes P 42 Wie wol . . . gesteyn P 43 HaKnN ] schein VP 44 zwang P 48 gevieret Sch 50 smareis P 51 PSchKnN ] Die V 52 ir] fehlt PSch; gegeben P 53 SchKnN ] zwischenthalb V, zü sinethalben P 57 dirre KnN ] disse V, die P, dise Sch 58 topazius P 60 PSch] DEz mag er übel vinden V, vgl. KnNA 64 vil kuschen P 65 ir krafft P 67 PKnN ] daz +nie V 71 Div ring V, Der ring P 74 er PSchKnN ] fehlt V 79 het +vor P 80 cerauinus PSch] ceraunivs V 24 erlıˆden (stV.): ‘aushalten, ertragen’ 26 veder (stswF.): ‘flaumiger Pelz’ 27 härmıˆn (Adj.): ‘weiß wie Hermelin, vom Fell des Hermelins’ 34 tassel (stN.): ‘Spange am Frauenmantel’ 36 arn (stM.): ‘Adler’ 38 der’s = der des 39 vertiuren (swV.): ‘zu tiure machen’ 40 stiuren (swV.): (mit Akk. d. Sache) ‘mehren, fördern’ 43 swıˆnen (stV.): ‘abnehmen, dahinschwinden’ 44 schapel (stN.): ‘Kopfschmuck’ (aus Bändern oder Blumen) 47 kleine vgl. zu 8179 48 wæhe (Adv.): ‘zierlich, kunstvoll’; wieren (swV.): (mit Gold oder Edelsteinen) ‘schmücken, zieren’ 49 illuminieren (swV.): ‘erleuchten, einer Sache Glanz verleihen’ 53 zeswenhalp (Adv.): ‘rechts’ 54 paleis (stM.): (roter?) ‘Edelstein’, vgl. KnNA, Fe 55 gewerren (stV.): ‘schaden’ 66 armbouc (stM.): ‘Armreif’ 71 rinke (swstF., swM.): ‘(Gürtel-)schnalle’ 77 jochant, jachant (stM.): ‘Hyazinth’ 80 ceravıˆnus: ‘Donnerstein’ bzw. Belemnit, vgl. Fe (Edelstein)

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Gawein: Assiles und Amurfina 8282–8346 der was lıˆbes huote, soˆ daz weter starke wuote mit blicken vor der vluote. Man möht der meide schoˆne naˆch waˆrs lobes kroˆne über die göttinne prıˆsen, vür Palladem, die wıˆsen und Juˆnoˆnem, die rıˆchen. ir moht ouch niht gelıˆchen Venus, die wider Parıˆs under in behabt den prıˆs, diu sich nacket erzeiget, und in daˆ mit geneiget, daz er ir gar prıˆses jach, und durch ein wort, daz sie sprach. wær under in gewesen daˆ diu schœn meit Amurfinaˆ, sie het erleschet ir schıˆn, daz ir der apfel guldıˆn under in worden wære von rehtem rihtære. sie saz uˆf einem bette, daz ich daz wol verwette, daz ie bezzerz würd ersehen, swie ich groˆzer tiur hoˆrte jehen einem bet, daz ze Salye het von nigromancye ein pfaff gemachet, von listen soˆ gesachet künic Artuˆs muoter, daˆ guoter noch unguoter nimmer möht an geligen, ez wær gar an im verswigen

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beidiu laster unde schande, doˆ sie mit im von lande mit groˆzem schatz wande. ˆ f disem bet wart ein stat U zuo der meit in den schat Gaˆwein dem held gegeben, den in beiden boˆt vil eben ein soˆ gemeistert schermbret. daz getwerc und Aclamet die schuofen umb daz ezzen, und beliben hie gesezzen bıˆ einander under in zwein Amurfinaˆ und Gaˆwein aˆn aller slaht gesinde. ir rede diu was linde under in und lobesam. vrowe Minne het alle scham ir von dem herzen gesniten, sie het sıˆn anders niht erliten, daz sie soˆ ein waˆren. swie Minne wil gebaˆren, wer mac ir des wider sıˆn? des ist manigen ende schıˆn, daˆ wir sıˆn vinden bilde. niemen ist soˆ wilde, sie habe in schier gezamt. sint mit vröuden hie ensamt disiu zwei, daz wil vrou Minne, wan ir hertz mit einem sinne ir sloˆz het gemerket, und het ez soˆ gesterket mit alsölher gewarheit, daz ez dehein cunterfeit

82 ff. SchKnN ] huot : wüete : flüete V, hüt : wüt : flüt P; +ir libes P 84 +vnd von der P 85 mag P 86 throne P 89 SchKnN ] Evnomen V, iunonen P 93a fehlt P 94 KnN ] er gar V, er ir des P 98 ir +aller P 99 PSchKnN ] dez V 8301 Von den richtaren P 4 gesehen P 5 grosz rijlicheit P 6 daz] fehlt P 7 Nigromantye P 12 +dar an P 13 an jme gar geswiegen P 21 PSchKnN ] scherbret V 22 SchKnN ] Adamet V, +frauw aclamet P 27 aller hande P 32 enhett P 36 Daz ist +an manigem P 37 Das P 42 ire herzen P 45 solcher P 8304 ersehen (stV.): ‘sehend wahrnehmen, erblicken’ 9 sachen (swV.): ‘schaffen, machen’ 15 sie = Mutter des Artus; der Satz schließt an 8310 an 18 schat (stswM.): (hier bildl.) ‘Schatten, Refugium’ 21 schermbret (stN.): ‘Schirmwand’ 36 manegen ende: ‘auf mancherlei Art’ 42 ff. merken (swV.): ‘versehen (mit)’; (Frau Minnes) Schloß hatte die Herzen (der Liebenden) mit gemeinsamer Absicht versehen, und sie (Subjektwechsel = Minne) hatte es (= das Schloß) so verstärkt. . . 45 gewarheit (stF.): ‘Sicherheit’ 46 conterfeit (stN.): das ‘Falsche’, hier ‘der Nachschlüssel’ (vgl. KnNA)

Gawein: Assiles und Amurfina 8347–8402

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iemer müg entsliezen: des muosten sie nu geniezen vröude beidiu sunder danc. sıˆt vrou Minne disen kranc haˆt geworfen dar under, soˆ ist ez niht ein wunder, daz sie sich minnent sunder. Wes sie daˆ gedaˆhten, waz weiz ich, ˆ ventiur bewıˆset mich. wan diu A ir red und ir blicke, die sie beidiu vil dicke vil minneclıˆchen gulten, diu beider hertz vulten mit alsoˆ süezem waˆze, des süez nieman maˆze. wunsch aˆn missewende, vert baz an dem ende dann an dem anegenge. im wart nie soˆ enge, ern vünde beˆdenthalben ruˆm. disen süezen minne suˆm truogen sie mit ringer hant, wan ir ietwederz vant den andern daˆ des willen bereit: daz muoste sie stillen, sie heten anders swær getragen. Gaˆwein endarf ez nimmer klagen, daz er ein wıˆl bekümbert was,

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sıˆt er sıˆn soˆ wol genas. des dankt er vrouwen Minnen, diu ir daz herze brinnen naˆch im aˆne twaˆl hiez, und in des selben niht erliez. wer solt ez in beiden wıˆzen? swer sich nu wolte vlıˆzen, daz er an ir bespræche wıˆbes güet und zebræche ir lop als ein arc valsch man, der velschet sich selben dar an, wan ez vil gar vrou Minne tet. ez würde verzigen manic bet, diu vil ofte geschiht, dar an man sich übersiht, und tæt ez vrouwe Minne niht. An in behabt Minne ir strıˆt. nu was ez vor der ezzens zıˆt: des kam ditz getwerc und diu magt, daz Gaˆwein vil starke klagt tougen in sıˆnem muote, daz er und diu guote sich mit rede solten scheiden, swie ez doch in beiden vil kleine möht geschaden. sie het Minne soˆ geladen uˆf einander mit liebe, daz ietwederz ze diebe

48 müsz es sie nü nyeszen P 49 SchKnN ] beider V, beyde P 50 Mit frauw P 53 swunder P 54 daˆ] fehlt P 55 wijset P 56 Jr bede vnd P 59 hertzen P 61 KnN ] nimmer V, in einer P 62 Wüchsze P, Wuochs Sch 63 Vil basz P 65 PSchKnN ] Jn V 66 SchKnN ] wnde V; Er fant allenthalben P 68 mit sneller P 69 iglichs P 70 KnN ] Dem andern V, Das ander P 73 durfft ez nit nie P, endorft ez nimmer Sch 76 danckte P, dankte Sch] danch V 78 quale P 80 ez] fehlt P 85 selbs P 87 +vil manig P 91 Mynne behebt my¯ne ir P 92 KnN ] ezzen V; 94 vil hartt P 96 Das gawein vnd P 97 sich] fehlt P worden essens P 93 kam das P 99 Gar wenig P 8400 Wenn die my¯ne hatt sie so beladen P 2 Das +ir P 49 sunder danc: ‘gegen ihren Willen’ 50 kranc (stM.): ‘Schwäche’ 53 sunder (Adv.): ‘sehr’ 55 bewıˆsen (swV.): ‘belehren’ 58 gelten (stV.): ‘erwidern’ 60 waˆz (stM.): ‘Duft, Hauch’ 62 wunsch (stM.): ‘das Vollkommenste’; missewende (stF.): ‘Makel, Tadel’ 66 beˆdenthalben (Dat. Adv.): ‘auf beiden Seiten’ 67 suˆm (stM.): ‘das Zögern, Säumen’ 71 sie = Minne; stillen (swV.): ‘besänftigen’ 72 tragen (stV.): (bildl.) ‘dulden’ 78 twaˆle (stF.): ‘Verzug, Säumnis’ 80 wıˆzen (stV.): ‘jmd. einen Vorwurf machen’ 82 besprechen (stV.): ‘anklagen, beschuldigen’ 83 zerbrechen (stV.): ‘vernichten, zerstören’ 87 verzıˆhen (stV.): ‘versagen, abschlagen’ 89 übersehen (stV.): (refl.) ‘etwas versäumen, sich versehen’ 91 behaben (swV.): ‘behaupten’, hier ‘gewinnen’

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Gawein: Assiles und Amurfina 8403–8460 was worden an des herzen steln, daz enmoht sich daˆ niht verheln. waz het ich iu daˆ von ze sagen, wie manic riht dar wurd getragen, oder waz in wurd geschenket? swes ir daˆ von gedenket, daz habt iu vür die waˆrheit. wan soˆ vil sıˆs iu geseit, daz ir gesindes niemeˆr was, die vor in uˆf dem palas ze dirre wıˆl saˆzen, daˆ sie ensamt aˆzen, wan diu magt und daz getwerc und vrouwe Minne und ir geberc bıˆ Gaˆwein und der meide, beider herzen ougenweide, diu was vür waˆr diu vunfte ze dises gastes kunfte, als ez des selben nahtes schein. ir beider lıˆp was ein, eins willen, niht und jaˆ: soˆ het vrouwe Minne erbouwen daˆ in einer kurzen stunde. dem sie in sölhem gunde dienet, der mac wesen vroˆ. ir bant lit ich und ir droˆ, wolt sie mir immer loˆnen soˆ. Sˆıt vrou Minne was under in, soˆ muost ir lıˆp und ir sin

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von schulden steˆn ze ir gebot, wan swaˆ sich der minne got hin ze strıˆt gesetzet, daˆ wirt der sin ergetzet aller sıˆner wıˆsheit, der er ie haˆt gephleit, und muoz der Minne volgen naˆch. tumbem ist ez kumbers schaˆch, ob sie in ze reht bestricket, wan sie vil lıˆhte nicket ein wadel herz, daz ez muoz volgen, swaˆ sie keˆrt ir gruoz, ze sælden oder ze unheile, der wir an sölhem teile mügen hart vil ervinden under alten unde kinden, daˆ ir gewalt schıˆnet an. wie lac der arm Totan under betten erdrücket! wie schier het sie enzücket dem wıˆsen Salomoˆne des wıˆstuoms kroˆne, daz er naˆch ir gebot lebt! ir gewalt soˆ ob der werlt swebt, daz ir iemen mög entrinnen mit deheinen sıˆnen sinnen, des sie wil geruochen. sie heizet den wıˆsen suochen in der gluot mit dem kinde daz ei,

6 +yme dar P 7 KnN ] im V, jne +dar P 8 Was ir u`ch da P 9 iu] fehlt P 10 sij P 11 des gesinds nit mer P 12 KnN ] vor ir VP 16 Wenn P; vand ir Sin 19.20 Sch] vünfte : chvnfte V, fumfte : kunste P, vünfte : chünfte KnN 22 wart +in ein P 26 PSchKnN ] sie im V 28 KnN ] leit V, lide P 30 was PSchKnN ] fehlt V 35 SchKnN ] wirt er sein V, wu`rt er sin P 37 PSchKnN ] Der er +ir ie V 38 mu´sz +frauw mynnen P 39 tumben VPSchKnN; ist zü chumber P 41 PSch (sonst doppeltes Objekt: in und ein wadel herze)] +in vil V 42 PKnN ] wandelhertz V 43 +Nach volgen wa +hin P 47 +den alten vnd +vnder P 53 Der wijszheit P 55 ob] v`ber P 56 ir +wenig P 60 Jnden kolen mit den kinden P 8403 steln (stN.): ‘Stehlen, Diebstahl’; ‘jeder von ihnen beiden war zum Dieb geworden beim HerzenDiebstahl’ 6 riht (stN.): ‘angerichtete Speise’ 9 haben vür (swV.): ‘halten für’ 10 sıˆs = sıˆ des 19 diu vunfte = vrouwe Minne 20 kunft (stF.): ‘Ankunft, Kommen’ 24 erbuˆwen (stV.): (bildl.) ‘durch Bauen hervorbringen’ 35 ergetzen (swV.): ‘vergessen machen’ 39.40 (Vgl. Sg. in 8440) ‘Der tumbe empfindet keinen Kummer (sein Kummer wird besiegt), wenn Minne ihn in Fesseln schlägt’ 40 bestricken (swV.): (bildl.) ‘fesseln, umstricken’ 41 nicken (swV.): ‘beugen, niederdrücken’ 42 wadel (Adj.): ‘unstet’, vgl. 1972 51 enzücken (swV.): ‘entreißen, eilig wegnehmen’ 56 iemen: im abh. Satz nach daz = niemen 58 geruochen (swV.): ‘seinen Sinn darauf richten, begehren’

Gawein: Assiles und Amurfina 8461–8524 158va

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soˆ bricht sie im den sin enzwei! wer mac sich daˆ behüeten vor? nu was der gast in ir spor mit dirre meid getreten under joch beid geweten mit unerloˆsthafter keten. Doˆ was ez an den slaˆf gereit: daz twerc und diu schœn meit ein slaˆftrinken braˆhten, daz sie niht überdaˆhten, als ins Amurfinaˆ geboˆt. daˆ von Gaˆwein in groˆz noˆt kam, als er ez getranc, wan sıˆn lıˆp und gedanc wart im vil gar verkeˆret und soˆ herzenlıˆch geseˆret, daz im alsölhe wunden niht alle arzt kunden geheilen mit erznıˆe, ezn tæt sıˆn amıˆe, Amurfinaˆ, diu schoˆne, die im vrou Minne ze loˆne gehiez unde stæt swuor vür ir swester Sgoydamuor: diu moht in wol geheilen. nu muoste sich zerteilen daz gesind und zerlaˆzen. bıˆ einander doˆ gesaˆzen Amurfinaˆ und her Gaˆwein und vrou Minne under in zwein; die andern schuofen ir gemach. nu sprechent: was diu huot swach,

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diu ir zweier huote? ir wænt, daz bıˆ der gluote daz stroˆ naˆhen lage, sıˆt ir vrou Minne phlage, daz het Gaˆwein vertragen niht. ich wil iu meˆr sagen: daz enwas doˆ niht leider. ein huot phlac ir beider, der Gaˆwein niendert weste, diu was alsoˆ veste, daz er erlac ze leste. Ob mich des nu verdrüzze, daz ich iu niht entslüzze, waz disiu huot wære: soˆ duˆht iuch lıˆht daz mære nuor halbez geseit. ein swert schœn unde breit mitten ob ir bette hienc. daz selb wunder begienc, daz ez übel ze glouben ist, daz sölh kunst und ir list immer möht vunden sıˆn. ouch nim ich ez uˆf die triuwe mıˆn niht, daz ez waˆr sıˆ: swer der meit solt ligen bıˆ und ze deheinr unstæte sie immer iht gebæte, oder wolt betwingen mit ungevüegem ringen, mit willen oder sunder danc, als er denne mit ir ranc, soˆ sleif ez uˆz der scheide

o

65 Vnd vnder ein joch geweden P 66 eyner vnleszlichen P 67 Nu P; an dem P 68 getwerg P 71 es jne P, inz Sch 74 und +sin P 75 yme so gar P 76 mehticlichen versert P 77 Mit einer solchen P 78 Die yme alle ertzte nit P 79 mit +ir P 80 Es tett +aber P 83 Verhiesz vnd zü state P 86 müszen P 87 und +sich P 88 besaszen P 94 wenent +licht P 95 Das frauw +so nahe lag P 97 +hsr gawein P 98 Niht wil ich u`ch P 99 Des P 8501 KnN ] Her Gawein V, Der gawein nit enweste P 2 fehlt V 3 KnN ] er lac V, Das er ir gerett zü P 4.5 PSch] verdrvz : entslvz V 7 bedeuhte u`ch villicht P 8 Niht wenn halbs P 10 v`ber yrem P 11 zauber befing P 13 die selb kunst vnd dirre list P 14 erfunden P 15 ich PSchKnN ] fehlt V 19 iemer ettwas P 21 +Vnd mit P 22 ader mit vndang P 24 sloffe P 65 geweten (stV.): ‘zusammenjochen’ 66 unerloˆsthaft (Adj.): (nur hier belegt) ‘unauflösbar’ 67 gereit (Adj.): ‘bereit’ 71 ins = in des 86 zerteilen (swV.): ‘zerstreuen’ 87 zerlaˆzen (stV.): (refl.) ‘zerstreuen, auseinander gehen’ 95 lage : phlage: umlautloser Konj. in VP

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Gawein: Assiles und Amurfina 8525–8584 und half dirre meide, daz ir von im niht gewar, unz im der muot ze stæte gar ze ir stuont und ze triuwen, daz sie in deheinen riuwen von im dar naˆch iht belibe, soˆ er wol mit ir getribe gar sıˆns herzen girde, sam maniger sıˆn unwirde den wıˆben noch erzeiget, als er ir muot geneiget ze sıˆnem willen, als vrou Minne wil. wan ir güet ist soˆ vil, daz sie lıˆht sint ze triegen. swer von minne in wil liegen, sine kunnen niht wider kriegen. Hie raˆt nu ein wıˆser zuo, wie Gaˆwein sıˆner sach tuo. der ist von minne ze verhe wunt und mac wol werden gesunt. der arzt ist nu naˆhen: wolt sıˆn gnaˆd vaˆhen Fortuˆna an der wıˆle, Minne würket mit ˆıle alsolhe temperunge, diu snelle verdrunge allen sıˆnen siechtuom. waz ist im aller beste vrum, sıˆt sie sıˆn alle drıˆ gernt und die wunden soˆ starc swernt,

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die Minne beiden het geslagen, und des niht noch wil vertragen, daz sie daˆ von verderben? sie mögen niht ersterben, sie müezen beidiu genesen. swie Gaˆwein muoz stæt wesen, als er was enneher, soˆ sint beidiu sıˆn gewer, Amurfinaˆ und daz swert, sıˆt ez nuor stæt gert. daz bet was gemachet. under disen zwein wachet vrowe Minn, diu sie schunde und beidiu soˆ enzunde, daz ir muot bran enein. nu wolt mıˆn her Gaˆwein geleist haben minne reht. doˆ wart sıˆn gird nie soˆ sleht, als er sich doch versach. daz swert sıˆn girde zebrach: als er die vrouwen ane greif, ze tal ez uˆz der scheide sleif und gurt in enmitten als ein reif. Sˆınen lıˆp ez soˆ seˆre twanc, daz er des lıˆbes wart soˆ kranc, daz er des waˆnt vür waˆr, er solt sıˆn belıˆben bar. die meit er genaˆden bat und lie die hende von ir stat wider uˆf daz bette sıˆgen.

25 der meide P 32 Alles sines hertzen begird P 34 KnN ] nah V, nach P 38 gar licht sint zu bedriegen P 39 Der jne gern wil ligen P 40 Sie P 41 wijser +man P 43 von +der mynne so hart wunt P 44 mo˘hte P 45 archant ist yme nahe P 48 Man wircket P 49 Ein solche tempirung P 50 +vil snelle P 51 Alle P 52 yme +der aller P 54 also +hart sere P, soˆ seˆre Sch 55 Die +die my¯ne +jne beyden P 56 noch] fehlt P 58 enmo˘gent dennoch nit P 64 nu`wan stetikeit P 69 in ein P 60 Wie gawein sal stete P 61 er were ein hsre P 72 enward sin begird P 73 da versah P 74 sinen willen brach P 77 begurtte jne mitten P 79 des lebens P 83 der stat P 8540 wider kriegen (swV.): sich widersetzen 43 verch (Adj.): ‘an das Leben gehend, zu Tode verwundet’ 46 ‘wollte Fortuna Nachsicht mit ihm haben’ 49 temperunge (stF.): ‘gehörige Mischung’ 56 vertragen (stV.): ‘geschehen lassen’ 61 enneher (Adv.): ‘von jener Zeit her’ 62 gewer (stF.): ‘rechtmäßiger Besitz’ 67 schinden (stV.): ‘Gewalt antun, quälen’ 69 enein: ‘auf eine Art’ 71 ‘erfüllt haben, was die Minne fordert’ 72 sleht (Adj.): ‘bequem, leicht’ 73 versehen (stV.): (refl.) ‘erwarten, erhoffen’ 81 ‘er fürchtete, seinen Leib zu verlieren’ 84 sıˆgen (stV.): ‘niederfallen, sinken’

158vc

Gawein: Assiles und Amurfina 8585–8648

8585

8590

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159ra

8615

im began vil gar geswıˆgen sıˆn kraft von der unmaht, diu daz swert an im endaht. als lac er sam ein toˆder man, nuor daz er sich versan. er waˆnt aber wesen toˆt, doˆ im zem eˆrsten niemen boˆt Dehein helf an sıˆnem lıˆbe. wolt er sie ze wıˆbe immer daˆ gewinnen, er müest von sıˆnen sinnen sie mit stæt meinen. wie solt er daz bescheinen? er haˆt sich endeclıˆch ergeben, doˆ er niht lenger waˆnt leben. er sprach: „seˆl, nu var hin und wis ir immer, der ich bin, sıˆt sie mich niht mac ernern. du solt ir die stæt swern, der ir der lıˆp schuldic ist, wan du ir mit mir bist, von der ich lıˆde den ungemach.“ als schier er die red gesprach, daz swert wider von im gevuor. daz er sölh stæt swuor, daz was aˆn alle valscheit: Amurfinaˆ, diu rein meit, moht sie vil gerne nemen. sine möht sie beid wol gezemen, daz sie sich minnen solten. oft haˆt sie den vergolten, Minne, die ir volgen wolten.

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145

Alsoˆ snelle Gaˆwein enphant, daz sıˆn kumber doˆ verswant und im den lıˆp daz swert verliez. vrou Minne in vroˆ wesen hiez und enphalh im Amurfinaˆm, alsoˆ daz sıˆn stæt lam an ir niht werden solte. die selben red er wolte, doˆ ers zuo sıˆn triuwen enphienc. wie ez im dar naˆch ergienc, daz wirt iu hie niht verswigen. ir minne wart im niht verzigen, doˆ er ir mit triuwen gert, daz sie enweder noch daz swert in dar an zehant irt. nu ist Gaˆwein ze wirt worden, der eˆ wıˆten naˆch vehten und naˆch strıˆten daz lant suocht mit vreise. nu muost er aber gereise vrowen Minnen sıˆn sunder danc, als er daz posuˆn getranc, daz im schenkte Aclamet, wan ez in der sinne aˆne tet. die red wil ich iu lœsen baz. diu meit braˆht ein goltvaz an daz bet dar in beiden, als ez ir was bescheiden, des nahtes, doˆ er mit ir beidiu willen unde gir mit liep het volendet: dar an was gewendet

85 begunde vil gar swijgen P 88 Jn dem lag P 90 +wol wesen P 91 Da yme zu˘ trost mynne bot P 92 +an SchA] fehlt VP 96 stetikeit P 98 endelich P 8601 wisz ir einer P 6 dis vngemach P 7 Also bald er dise rede P 8 widder von yme für P 9 er ir solche stetikeit P 11 Amurfina¯ P, Amurfinam Sch 12 Mohte er wol gerne P 13 Sin KnN ] Si V, Es mohte jne beyden P 15 PSchKnN ] hat sich V 16 PSchKnN ] wolden V 17 WJe balde gawein befant P 18 Das +yme P 21 befalhe amurfinam P 22 sıˆn] fehlt P 23 wesen P 26 dar an P 27 u`ch 36 SchKnN ] nit P 28 jne nit P 29 begert P 31 Jne daran verjrrete P 35 suchte +er P e 39 im P] fehlt V; schenkot V, schanckte P, schenket KnN 40 es yme der P mvst V, müste P 41 SchKnN ] ich u`ch P, fehlt V 44 es sie P 85 geswıˆchen (stV.): ‘schwinden, entweichen’ 87 endecken (swV.): ‘aufdecken, offenbaren’ 89 versinnen (stV.): (refl.) ‘zum Bewußtsein/ zu Verstand kommen’ 8602 ernern (swV.): ‘retten’ 13 sie = Minne; zemen (swV.): ‘zähmen’ 25 ers = er sie 31 irren (swV.): ‘stören, hindern’ 36 gereise (swM.): ‘Reisegefährte’ 39 schenken (swV.): ‘einschenken’

146

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Gawein: Assiles und Amurfina 8649–8716 ein alsoˆ starkiu meisterschaft, daz dises posuˆns kraft niemen zebrechen kunde: als schier er ez ze dem munde in dem goltvaz boˆt, er muost minnen oder den toˆt daˆ von zehant kiesen oder den sin daˆ von vliesen: der drıˆer muost einz wesen. anders moht er niht genesen, als ich daˆ von haˆn gelesen. Ditz vil starc zouber tranc Gaˆwein vil souber uˆz und Amurfinaˆ da von er die sinne daˆ als endelıˆch verloˆs, daz er vil gar sinneloˆs sich selben niht bekande, und waˆnt, daz in dem lande er ie gewesen wære herr und gebietære, soˆ schier was er sıˆn gewon und waˆnt, sie wær sıˆn eˆkon gewesen wol drıˆzec jaˆr. er het sıˆn soˆ vergezzen gar, daz er sıˆn eigenen nam weder bekant noch vernam, noch enwest, wer er selbe was. sıˆn herz sam ein adamas nie deheinr manheit gesweich: daz was nu brœde und weich und bekant sıˆn selbes niht. dirre wandelunge geschiht die muost riters nam beklagen.

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daˆ wider muost vröude tragen diu vrouwe und vrou Minne, den beiden er die sinne het und sich gar geselt. er het beider daˆ erwelt vlust zeichen und gewin: er gwan ir minne und vloˆs den sin. swem diu beidiu geteilt sint, der duˆht mich tumber dann ein kint, der ir daz z’erger næme. minne ist genæme, der unvruot widerzæme. Der red sıˆ vil und genuoc. als schier der tac die naht gesluoc mit lieht ab sıˆnem ringe, vier schœn junglinge wol von drıˆzec jaˆren, die riters namen waˆren, schœn unde wol gekleit, und als manic schœniu meit und ein alter cappelaˆn giengen vür daz bette staˆn und hiezen Gaˆweinen wachen, ob er sich wolte machen uˆf ze einer messe. dar naˆch kom ein presse von vrouwen, diu was starc lanc, naˆch den von rittern ein gedranc, wol gekleit unde groˆz, der iegslıˆcher huˆsgenoˆz des rıˆches phalnz möht sıˆn, die taˆten wol der rede schıˆn, daz sie sıˆn man waˆren. man moht ouch niht ervaren

49 also krefftige P 50 PSchKnN ] dise V 52 ze] fehlt P 53 gebot P 56 die synne P 60 DJsen vil starcken P 63 sin synne P 64 behendiclichen P 66 +Vnd sich selbs nit enkande P 71 Er wonde +auch P; chon P 75 erkante P 79 blöde P 80 kante sich P 83 +mit freuden P 84 +Sie P 89 +sin synn P 92 Sch] Der ir da zerger V, Wer das erger name P, Der ir daz erger KnN 93 +die ist P 97 +dem lieht P 98 schöner P 8700 baˆren Sin 9 P] vrowe V 12 iglicher P 13 pfaltz P 16 PSchKnN ] Wan im ouch ervaren V 64 endelıˆch (Adv.): ‘vollständig’ 71 eˆkone (swF.): ‘Ehefrau’ 91 ff. ‘Derjenige, der es Minne übel nimmt, daß er als Preis für die Liebe seinen Verstand verliert, dünkt mich dümmer als ein Kind’; vgl. Fe 94 unvruot (stM.): ‘Unvernunft’; widerzæme (Adj.): ‘unangenehm’ 8708 presse (stF.): ‘Schar, gedrängter Haufen’ 16 ervarn (stV.): ‘finden, treffen’

Gawein: Assiles und Amurfina 8717–8778 159rc

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an den vrouwen wider wıˆbes zuht. mit dienstwillen glıˆcher vruht gruozten sie ir herren und nanten in von der Serren. niemen hiez in Gaˆwein. nu was er sinnes alsoˆ ein, daz er sie waˆnt erkennen, als er sie hoˆrt nennen, und waˆnt sie ie haˆn gesehen. daz was des nahtes im geschehen von einem posuˆn, als ir habt vernomen. wie solt er nu dannen komen, sıˆt er sich niht bekande? alsoˆ was er in dem lande bıˆ der vrouwen verlegen, daz er lie gar under wegen des riters name solte phlegen. Sˆıt Gaˆwein ist worden wirt, der die straˆze nu verbirt, swer sie ie doch buˆwen muoz, der suˆmet mangen süezen gruoz, der im von im würd erboten. nu riten unde liefen boten die gest laden in sıˆn huˆs. hie ist der ander Artuˆs, der niemen niht versagen kan und mit gelıˆchem willen gan dem armen und dem rıˆchen sıˆns guotes wirtlıˆchen gar aˆn afterriuwe. daz borg ich uˆf mıˆn triuwe,

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147

und daz man in vil gerne siht und des wirt gevraˆget niht, wie lang er daˆ welle belıˆben hofgeselle. und als er denne scheidet, daz er niht wirt geleidet mit deheinem bıˆspræch, daˆ man mit naˆch ræch dise spıˆs und daz ezzen, sam manigem wirt gemezzen hin naˆch, wie vil er verzert. ouch wirt ez im niht erwert soˆ an dem anegenge, daz man durch in verlenge daz ezzen, als ez ist bereit, daˆ man mit manigem verseit, soˆ manz soˆ lang ziuht uˆf, vünd er ez dann umb dehein kouf, er belib zwaˆr niht langer daˆ. ich raˆt, daz man anderswaˆ von sölhen wirten keˆre und laˆze sie mit uneˆre ir guot ein niezen. die des niht kan verdriezen, sie wehseln guot umb eˆre. daz dannen ein man keˆre, daz ist mıˆn, Heinrıˆches, raˆt, wan er daz niht verlorn haˆt, swaz er dem vriunde machet. zweir dinge wirt man verswachet, diu starc mögen gewerren

17 vrouwe]n fehlt P 20 von den P 27 Von dem posun als er habent P 28 +von dannan P 29 sich +selbs nit enkante P 33 KnN ] namen VSch, nam P 35 KnN ] Swer VSch, Wer +nü P 36 KnN ] Der VSch, Vnd P 37 versu`met P 39 Sch] lieffent P, gen VKnN, vgl. auch KnNA o 42 nihts P 44 Den . . . den P 52 +von dannan P 40 Die +die P; ludent P, ladende Sch 56 Die P 63 P] manigen V 65 KnN ] ob deheim V, vmb den P 68.69 P] keren : vneren V 69 P] lazen si mit vneren V 70 alleyn P 72 Sin P 73 dannen] dar V, da von P 76 den KnN; e 78 KnN ] mög V, megen P vriunde Sin] fru`de V, vrode P 22 ein, eine (Adj., Adv.): (mit Gen.) ‘frei von’ 33 name (swM.): ‘Stand, Rang’ 35 verbern (stV.): ‘meiden’ 36 die straˆze buˆwen: ‘die Straße bewohnen, befahren’ – umschreibt die Lebensform der fahrenden Ritter 38 von im = von Gawein 53 leiden (swV.): ‘Leid antun, beleidigen’ 54 bispræche (stswF.): ‘Verleumdung, üble Nachrede’ 59 erwern (swV.): ‘verwehren’ 61 verlengen (swV.): ‘aufschieben’ 64 manz = man ez 65 ‘wenn er es (= daz ezzen) anderswo kaufen könnte. . .’ (vgl. Sin) 66 zwaˆr = ze waˆre, ‘wahrhaftig’ 72 wehseln (swV.): ‘eintauschen’ 78 gewerren (swV.): ‘verdrießen’

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Gawein: Assiles und Amurfina 8779–8842 den gesellen und den herren, daˆ diu niht ze rehet zement: swenn in edel herren nement bœs gesellen und ein vrum man von bœsem herren niemer kan komen umb den lıˆhten muot, ob er im ein swachz guot tuot. den beiden wil ich umb ir leben ein waˆr gelıˆchnus geben und wil in niht liegen: in ist sam der vliegen, die durch swachez glückes suoch vellet in ein soˆttuoch, dar umb sie den lıˆp gıˆt und verbirt den edeln samıˆt, ob er anderthalben lıˆt. Der nu suochet aˆventiure, sıˆt Minne ir tjostiure hern Gaˆwein enpholhen haˆt, nu mac er, pover paˆraˆt, wol die straˆz bouwen. nu werde ouch hie verhouwen von Gaˆwein der Minne schilt und gezamt daz ungezam wilt, daz sıˆ nu sıˆn arebeit. swaz er ie vaht unde streit, des haˆt er nu vergezzen. er muoz mit ellen mezzen die sleg under der Minne zelt. swie kurz und smal sıˆ ir velt, er vindet tjostiur vil, soˆ sıˆn kampfgeselle wil

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neigen schilt unde sper. ich gloub wol, und het er sıˆn stat an den vellespern, er vünd sıˆn guoten gewern, swie vil er sıˆn erziuge. wan disem urliuge vliehen verre baz zimt, dan der im ze ofte nimt strıˆt; ob er wil gesigen, der muoz sigeloˆs geligen, und gesigt der daˆ vliuhet, wan Minne den schiuhet, der ir alles vliuhet vor. swer dan tritet in ir spor, der enkan sich niht erholn, wan er muoz alleweg doln strıˆt und doch dar under sigeloˆs und wunder geligen, von vrouwen Minne beroubet aller sinne: daz gevellet im ze gwinne. Nu keˆrn wir z’unserm mære. wie lang er daˆ wære in vrouwen Minne bande, als mich diu fabel mande, daz wil ich iu vil rehte sagen. sie seit: ze vunfzehen tagen was er ir soˆ gebunden, doˆ wart sıˆnen wunden geboten sölh arznei, daz sıˆniu bant brasten enzwei und wart im ein teil baz.

e

79 SchKnN ] Dez . . . dez V, Des . . . des P 83 SchKnN ] bosen PV; KnN ] niemen kan V, nit enkan PSch 84 dorch den P 88 wil +ich P; liegen PSchKnN ] betriegen V 89 SchKnN ] den VP 91 Sch] svttuoch V, su`t tuch P 93 PSchKnN ] verbirgt V 94 er +schon allenthalben P 95 DEr su`chet nu˘ P 98 er PSchKnNA] her V; pauwer P, pouwer Sch 8802 SchKnN ] zamt V, zemet P; vngeze¯mt P 4 gevacht vnd gestreit P 5 Das P 9 vindt +da P 10 Wenn sin P 17 Fliehen vil basz P 22 Dann P 24 denn getritt P 25 kan sich nit +wol P 28 Siglosz werden vnd – 30 KnN ] Beroub V; Beraubet +jne aller +siner vnder [geligen] P 29 vnd frauw P; mınen V synne P 34 PSchKnN ] manne V 35 mich +es P 36 u`ch zü reht P 38 verbonden P 39 wart +darnach P 41 brachent P 42 eins teils P 91 soˆt zu sieden (stV.): ‘sieden, kochen’; wohl ein Tuch, in dem vom Auseinanderfallen bedrohte Speisen gekocht werden; vgl. Fe 98 pover: vgl. afrz. povre, ‘arm’; paˆraˆt (stFM.): ‘List, Handel’ 99 bouwen, buˆwen (swV.): bewohnen, vgl. zu 8736 8807 slag: Rand einer Stoffbahn, bzw. Längenmaß beim Messen; vgl. Fe 26 doln (swV.): ‘dulden, ertragen’

159vb

Gawein: Assiles und Amurfina 8843–8910

8845

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8875

doˆ er ob sıˆnem tische saz mit sıˆner massenıˆe, Amurfinaˆ, sıˆn amıˆe, hiez tragen uˆf den tisch dar ein schüzzel von golde gar mit zwein tischmezzern, diu nieman verbezzern kunde von deheiner tiure, von soˆ gar rıˆcher stiure, daz niemen bezzerz möht haben. uˆf der schüzzel was ergraben von zwein ritern ein strıˆt, und beider namen sunder nıˆt uˆf sie beide geschriben. der riter einer was beliben vorm andern naˆh sigeloˆs, unz er im daˆ ze helf koˆs ein wazzer, dar er ˆın geweich, doˆ im sıˆn kraft gar gesweich. dar umb alsoˆ geschriben was: vor Gaˆwein vil kuˆm genas von der Serre Laniure, soˆ er daˆ ze torriure suocht aˆventiure. Waz dirre strıˆt meinte, als ez diu schrift bescheinte, daz wil ich iuch wizzen laˆn, als ich ez vernomen haˆn. doˆ dirre vrouwen vater lebt, des herz alsoˆ hoˆh strebt, daz er durch sıˆn manheit manigen ende in dem lande streit, daˆ er aˆventiur vernam. eins tages ez von geschihte kam,

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daz er Gaˆwein ervant, als er in sıˆn selbes lant über Torriure wolte sıˆn: an der stat tet er schıˆn, wes ie gert sıˆn hoˆher muot. an dem vurt bıˆ der vluot mit gerndem nıˆt bestuont er in. doˆ geviel im der ungewin, daz er in ab dem gevilde treip. daz groˆz unbilde wolt er vor sıˆnen ougen alle tag sunder lougen dar naˆch an sıˆnen toˆt haben, und hiez ez alsoˆ ergraben uˆf sıˆnen dopliere, und dar naˆch alsoˆ schiere vor leide gap er uˆf daz swert. nu wolt Amurfinaˆ, diu wert, die riter daˆ laˆzen sehen, waz an ir vater was geschehen von Gaˆwein ir amıˆse von ritterlıˆchem prıˆse: swie ir vater wære ein riter alsoˆ mære, daz er wol mit riters taˆt lobes unde prıˆses raˆt über alle riter het bejaget, und vor Gaˆwein verzaget, daz er in dest baz behaget. Als sie uˆf den tisch getragen wart, diu vrouwe durch ir hoˆchvart hiez sie von tisch ze tische tragen und hiez den rittern allen sagen besunder ditz mære

50 von keynrt hand tu`re P 51 Vnd so P 52 gehaben P 55 Vnd +ir P 58 +gar noh P 59 daˆ] fehlt P 60 KnN ] daz er im V, dar jn er weich P 61 gar] fehlt P 62 PSchKnN ] geswigen V 64 SchKnN ] Leymaure V, lanu`re P 65 er] fehlt P 66 KnN ] Süecht V; Gaweyn o suchte PSch 67 DAs P 72 hertz ie so hohe strebte P 73 er PSchKnN ] fehlt V 74 +An manigen enden P 77 Das gawein her rant P 79 Vber +die P 81 begert P 82 An der fu`rt by dem flu˘t P 83 Mit nijde P 85 ab dem] ab einem V, von dem P, abem KnN 86 P] vmbilde V 89 PSchKnN ] seinem V 90 ez] yme P; PSch, vgl. 8853] begraben V 91 Doplyere V, toplire P, topliere Sch 94 KnNA] den wert VPSch 98 von] Nach P 99 Wie +er ir P 8901 P] piters V 86 unbilde (stN.): ‘das Unbegreifliche, was nicht zum Vorbild taugt’ 90 ergraben (stV.): ‘gravieren’ 91 dopliere: vgl. afrz. doblier, ‘Teller, Schüssel’ 8905 behagen (swV.): ‘gefallen’ 7 hoˆchvart (stF.): ‘Übermut’

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Gawein: Assiles und Amurfina 8911–8976 und vraˆgen, wer in wære lieber ze einem herren, daz er bıˆ in ze Serren vürwaˆr immer solte sıˆn: an dem daˆ schin siges schıˆn, oder an dem diu vluht daˆ schin. sie spraˆchen alle under in, sie wolten den ze herren haˆn, der soˆ manlıˆch het getaˆn, daz er den andern vertreip und er an dem sic beleip. doˆ wart in gezeiget der ein und genant: er hiez Gaˆwein, dem ir herre Laniure entweich in die Torriure; er sæz bıˆ ir vrouwen dort. doˆ wart ez ein gemeinz wort, daz sie alle got baˆten, der sie sıˆn het beraˆten, daz er in behuote vor allem unguote und in lang lieze leben. diu schüzzel wart her wider gegeben uˆf den tisch vür sie beide, in beiden ze ougenweide. vil ofte sie Gaˆwein an sach und marct, waz diu schrift sprach. er verstuont aber der rede niht, nuor daz er die geschiht wol marct von den bilden, wie sie sich mit den schilden dacten und mit den swerten ein ander starc gerten,

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und sleg vil gewerten. Den strıˆt sach er soˆ lang an, unz er sich doˆ soˆ vil versan, daz er sıˆnen namen las und gedaˆht: „der selb ich, wæn, was, der alsoˆ was genant. ich wæn, ich hab in wol gekant, ob ich sıˆn selbes niht enbin. ist, daz mich triuget mıˆn sin, soˆ wæn ich, ez sıˆ mir geseit. vil manic groˆz arebeit haˆn ich doch von im gesehen, swaˆ ez halt sıˆ geschehen. ich bin lıˆht eteswenne, daz ich in soˆ wol bekenne, gewesen sıˆn geselle. manic ritterlich velle sach ich von im uˆf turnei, daˆ er manic sper stach enzwei, der selb waltswende. ez habent sıˆn hende vil mangen ritter entworht. sıˆn herz was unervorht, swaˆ man manheit prüeven solt. wer haˆt soˆ manic vreis verdolt durch riters prıˆs alsam er? ez haˆt sıˆn schilt und sıˆn sper vil manic noˆt bestanden allenthalben in den landen, swem sıˆner helf durft geschach. wıˆbes leit was sıˆn ungemach: swaˆr die solte versprechen, daz getorst er wol rechen.

15 schin SchKnN ] schein V, schiene P 16 daˆ] fehlt P 22 der PSchKnN ] dar V 24 Den P 26 saz P 29 Das er sin hett P 31 SchKnN ] vngüete V, ungüte P 37 geschrifft P 42 Tadent vnd P 46 doˆ] fehlt P 48 ich wann der selb P, ich wæn der selbe was Sch 49 Der da ettwann was P, der etswenne alsoˆ was Sch 50 Sch] Jch wæn aber in erchant V, Mich bedu`nckt ich heb jne wol gekant P 52 betru`get P 54 grosz manheit P 57 villiht P 58 in] fehlt P; erkenne P 60 +Vil manig P 61 PSchKnN ] Sam V 69 als er P 70 Es sin schilt vnd sper P 75 Wa er P, Swaˆ er Sch 15.16 schin: Konj. Prät. zu schıˆnen 25 vgl. die Kampfbeschreibung 8860ff. 29 beraˆten (stV.): (mit Akk. d. Pers. und Gen. d. Objekts) ‘für jmd. sorgen’ 58 bekennen (swV.): ‘kennen’ 60 velle (stF.): das ‘Fallen’ 63 waltswende (swM.): ‘Waldvernichter’ = der viele Speere versticht 65 entwirken (V. an.): ‘zunichte machen’ 68 verdoln (swV.): ‘ertragen, zulassen’ 73 durft (stF.): ‘Bedürfnis’ 75 swaˆr = swaˆ er; versprechen (stV.): ‘verschmähen’

160rb

Gawein: Assiles und Amurfina 8977–9040

8980

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8990

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9005

ob ez mir niht getroumet ist, ich sach in in kurzer vrist, swaz nu sıˆ sıˆn mitwist.“ Alsoˆ sprach er wider sich: „wie heiz ich, oder wer bin ich, oder wannen bin ich komen her? nu bekennt mich doch eteswer, der mich eˆ gesehen haˆt. in swelher aht mıˆn dinc staˆt, iedoch soˆ bedunket mich, daz ich mit spern mangen stich uˆf turnei haˆb getaˆn und vil oft den prıˆs gewan, daˆ riter ensamt waˆren. ie her in mıˆnen jaˆren bin ich gevarn riters wıˆs und het vor allen den prıˆs, den daˆ ze tavelrunde ir tugent der stat gunde bıˆ dem künic Artuˆse. vil manic wilde cluˆse haˆn ich ein ervohten, die alle künig enmohten mit hers kraft gevrıˆen. ich behielt vrowen Janphıˆen ir erbe wider ir swester. ich sluoc von Clintester den risen Chalangelle. ich loˆst von der kelle mit zweˆnzic ritern Lohenis. ich rach die vrouwen Andochlis, der Jasin ir vriunt sluoc.

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ich half Zazant, doˆ in truoc ein wurm gegen sıˆnem hol. ich ranc daˆ z’Iˆgangsol mit der wilden Macleide. Ysazanz, der schœnen meide, half ich von Anfroyhin, doˆ er sie eˆ wolde vüeren hin. ich brach zouber daˆ ze Chladet, daˆ von mıˆn vriunt, her Lanzelet, vil naˆh was verbrunnen, und wær mir niht entrunnen in den berc Garamphye, er het daz rıˆse laˆzen hie, dar an soˆ groˆzer wunsch lac. übern vurt daˆ ze Katharac vuor ich an die wilden hab, daˆ ich vant die rıˆchen hab, die Parcevaˆl suochte, doˆ in die meit vervluochte: daz sper und den rıˆchen graˆl, daz alle tac ze einem maˆl bluotes drıˆ tropfen warf. ich sluoc ze Bleymaradarf Saranden, den vaˆlant, der die sunne bıˆ dem mere slant. ich schuof des prunnen mangen trunc, daˆ von man muoz wesen junc, in dem garten ze Yedochel. Kambroyos was nie soˆ snel, er müest mir jehen sicherheit. Fimbeus boˆt mir sıˆnen eit, doˆ ich im den gürtel nam.

78 KnN ] Jch han in in V; Jch sah in kurtzer frist P 79 (Waˆ Sch) SchSinKnN ] Swaz iv si sein in mitwist V, Was nu´ sie sie mite wist P 80 ABer P 82 +von wannan P 83 kennet P 84 eˆ] vor P 88 Jn turneyen han P 90 Da +die ritter besa¯melt P 92 +in ritters P 94 zü +der P 9000 Mit herschafft P 1 Jch behabt frauwen Japhien P 3 clu`mester P 4 gelangelle P 5 PSchKnN ] helle V 6 PKnN ] Wider V; Lohonis V, Johems P, Johenis KnN 7 andeclis P 8 yaphyne P, Iˆaphıˆne Sch 12 matleid P 14 anfiroyn P 15 eˆ] fehlt P 16 +den zauber P; 18 Gar by noh P 19 mir VP] er Sch 20 branaphie P 21 Sch] gladet P 17 her] fehlt P rise VP, ris KnN 23 katerat P, Katerac Sch 26 +da suchte P 28 SchKnN ] daz reich V, der rich P 31 bly maradarff P, Blıˆ Maradarf Sch 33 der PSchKnN ] fehlt V 36 dochel P o 39 Finbeus P 37 Campies P; soˆ PSchKnN ] fehlt V 38 Er must P 79 mitewist (stF.): ‘Zustand, Lage’ 85 ahte (stF.): ‘Ansehen’ 9005 kelle (stswF.): ‘Hundehütte’ (vgl. auch 19456ff. mit Fe) 21 rıˆse (stF.): ‘Kopftuch, Schleier’ 22 wunsch (stM.): ‘Fähigkeit, Außergewöhnliches zu schaffen’ 29 daz = daz sper 32 vaˆlant (stM.): ‘Riese’ 33 slinden (stV.): ‘verschlingen’

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Gawein: Assiles und Amurfina 9041–9110 Edysson tet mir alsam, doˆ er Segremors verriet und von im uˆz der noˆt schiet, doˆ in daz wilde wıˆp gevienc. doˆ daz allez ergienc, doˆ, wæn, ich Gaˆwein hiez. doˆ naˆhest sich der hof zeliez, doˆ was ich daˆ zwaˆr mit in, ob ich ez Gaˆwein bin, und solt ze helf komen sıˆn einem künig, der mit groˆzer pıˆn von einem risen ist bevangen. wie ditz sıˆ ergangen, des muoz mich verlangen.“ Alsoˆ saz er ungaˆz, daz er der red niht vergaz, unz er sich reht verdaˆht. ze hant er naˆch dem mezzer gaˆht, daz vor im uˆf der schüzzel lac, und tet im selben einen slac daˆ mit zuo sıˆn selbes hant, daz ez an der tavel widerwant, und spranc von der tavel uˆf. nu wart ein michel zuolouf von den ritern, die daˆ saˆzen. diu vrouwe muost ouch laˆzen belıˆben daz ezzen. Gaˆwein der vermezzen bat im bringen sıˆn sarwaˆt. daˆ wider in daz gesinde bat, daz er sıˆn niht entæte und bıˆ in immer stæte wær herre zweier lande. swaz man an in bewande beidiu vleˆh unde bet,

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dar umb er enweder tet und jach, er müeste rıˆten, des möht er niht enbıˆten ein tac lenger vürbaz. er muost aber in geheizen daz, als er ez dort volendet, daz er dann wider lendet, als er snellist möhte, ob ez im alsoˆ töhte. hie mit er von in urloup nam und kuste saˆ Amurfinaˆm, sıˆn lieb vriundinne. mit starc süezer minne schiet her Gaˆwein dan: doˆ leit in wıˆp unde man mit segen in Gelückes ban. Eˆr von dannen schiede, daz getwerc Garanphiede braˆht im ein gaˆp eˆrsam, ein swert, daz er gerne nam von sıˆner amıˆen, daz staˆl sam weichen blıˆen vil wol ze beiden ecken sneit und dehein hert vermeit, und einen schilt vesten, der übel moht zebresten, der was im ein muˆre. sıˆn velt was von lazuˆre, dar uˆf ein sloz von golde, daˆ bıˆ man wizzen solde, daz im het vrou Minne beslozzen sıˆne sinne gar in sıˆnem lıˆbe, ze dienen einem wıˆbe und anders deheiner

41 Editons P 45 Das ich das alles beging P 47 sich PSchKnN ] fehlt V 48 doˆ] fehlt P 57 bedoht P 61 zuo] +er dorch P 69.70 PSchKnN ] sarwate : bate V 70 in] fehlt P 71 er des P 72 jne +bliebe P 73 +Vnd were P 74 an u`ch gewand P 77 Vnd sprach P 78 enmöhte P; erbijten P 80 Er wolt auch nye gereden das P 81 dort verendet P, dort wol endet Sch 83 So er aller erst P 86 saˆ] da P 88 Mit fru`ntlicher P 89 +von dan P o 93 karamphid P 90 clagte jne P 91 ban] han P 92 Als nu her gawein von P, Als er von Sch 94 gaˆbe] fehlt P 95 ein] fehlt P 97 als weiches blye P 98 ecken] sijten P 99 nu`st herttes P 57 verdenken (V. an.): ‘sich erinnern’ 78 enbıˆten (stV.): (mit Gen.) ‘warten’

62 widerwenden (swV.): ‘haften (stecken) bleiben’ 92 Eˆr = Eˆ er 97 blıˆe (hier swM., vgl. KnNA): ‘Blei’

Gawein: Assiles und Amurfina 9111–9170

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mit niht, dann ir einer. hie mit reit er danne, daz im aller sıˆner manne einer niht volget mit. wan daz selbe was sıˆn sit, daz er gesellen ie versprach, daz er ouch hie niht zebrach. sie wærn dann mit im geriten, wolt erz mit in haˆn erliten; sie waˆren im soˆ willic, daz sie alle in des toˆdes stric mit im geriten wæren. daz wolten sie bewæren ir herren sam getriuwe man. wolt erz in gestatet haˆn, des wolt er tuon niht. ein kleinen troˆst er übersiht, dem oft z’arbeiten geschiht. Danne reit er die straˆze wol breit in der maˆze, daz sich sıˆn ors wol ergienc. ze winster hant er ab vienc in ein vinster tan einen stich: daˆ keˆrt er in den selben sich durch den wec, der was guot. schier kom er z’einer vluot, daˆ gewan er groˆz arebeit. bıˆ dem wazzer er ze tal reit und suocht brück oder vurt, oder ob in iemen über vuort,

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der überz wazzer wolte varn an barken oder an varn, daˆ wolt er gern über sıˆn. nu sach er verre einen schıˆn vliezen uˆf dem vluˆme: daz koˆs er vil kuˆme, als ez ein barke wære aˆne barkenære. daˆ keˆrt er gegen hin: daz tet er uˆf einen gwin, daz er dar inne vüere über vluˆmes wüere. schier was er komen dar, nu wart er bıˆ im gewar von dem wazzer vil naˆhen daˆ einer vil wunderlıˆcher slaˆ, der er niht bekante. uˆf die slaˆ er sich wante durch des spors wunder und wolt daz unkunder erkennen, ob er kunde: doˆ was ez einem hunde vorn zen zehen gelıˆch, hinden was ez ellıˆch bloˆz sam eins mannes sleich. Als er daz spor ersach, zuo im selp er ofte sprach: „waz haˆt getreten ditz spor, daz ez soˆ hoˆh schıˆnet enbor, und doch alsoˆ lanc ist?

9111 wann jr P 12 +von danna P 17 ie niht P 18 dann] gern P 19 von jnen P 23 Des wolt P 24 sam +ein P 26 er +jne +solches gestatten niht P 29 UOn dannan reit her gawein ein strasze P 31 Das sin rosz wol geging P 32 Zü der vinstern (winstern Sch) hant sich ab fing PSch 33 SchKnN ] steich V, stick P 34 Da +hin . . . sigk P 35 Dorch einen P 36 er o PSchKnN ] fehlt V 39 Er suchte P; vnd fu´rt P 41 u`ber das P 42 oder] vnd P 44 +von verrem P 46 Des P 47 Als +ob es ein schiff P 48 Einer an P, Eine aˆn Sch 50 einen] o solchen P 52 +des flumes wure P 54 +nahe by P 55 An dem wasser da P 56 SchKnN ] sa V; Einen vil wu`nderlichen sla P 57 Des P; enkant P 58 den sla P 60 Ehr] wolt ez V, wolt des P, woldez KnN 61 Herfarn P 63 EhrKnN ] Vorn ze sehen V, Vorn zu˘ an den zehen P, Vorn ze sehene Sch, Vorne an den zeˆhen Sin 64 EhrKnN ] illich V, eyszlich P, heillıˆch Sin 65 sleich] o o 67 er +gar dick P 68 Was mag leich V, lich P, lıˆch Sch 66 er nu den spur reht ersah P getreden han P 9116 versprechen (stV.): ‘verzichten auf’ 42 var (stN.): ‘Fähre’ 48 barkenære (stM.): ‘Führer einer Barke’ 52 wuor, wüer (stMNF.): ‘Wehr, Staudamm’; hier ‘das gestaute, von einem Wehr eingefaßte Wasser’ 63.64 Beschreibung des Fußabdrucks 64 ellıˆche (Adv.): ‘durchgängig, ganz und gar’ 65 sleiche (swF.): ‘Gehwerkzeug’

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Gawein: Assiles und Amurfina 9171–9234 uˆf dıˆn genaˆd, herre Crist, wil ich dem tier volgen naˆch.“ der vert wart im alsoˆ gaˆch, daz er sich nie moht enthaben. den wec geˆn einem hoˆhen graben keˆrt er daz ors mit den sporn durch hac beidiu unde dorn, unz er die slaˆ reht ervant. hoˆh uˆf einer steinwant, daˆ ez hin was gekeˆret, sıˆn reis er vil starc meˆret. als er begreif die rehten slaˆ, uˆf dem weg vor im daˆ, vant er einen zopf ligen, mit wıˆzen berlıˆn, wol gerigen, valwen unde langen, daˆ wilt hin was gegangen und het in zevüeret gar. uˆf huop er daz schœn haˆr, daz er ez wolte schouwen, und sach, daz’z einer vrouwen oder einr meit gewesen was. uˆf dem sneˆ, uˆf dem gras spurt er bluotes tropfen drıˆ, die dem zopf laˆgen bıˆ, die waˆrn luˆter unde lieht. nu enduˆht in des selben nieht, ern sæhe dar inne sıˆnr lieben vriundinne antlütz, Amurfineˆ, von dem bluot uˆf dem sneˆ. daz tet sıˆnem herzen weˆ.

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ˆ f die slaˆ keˆrt er dar U reht allez naˆch der var, das alles vor im hin gienc, unz er die steinwant gevienc, daˆ ez über was gestigen. nu was der aˆbent zuo gesigen, daz was im vil starc leit. doˆr alsoˆ wartend reit, er hoˆrt vor im rüefen starc weinen und wüefen, als ez ein wıˆp wære, diu mit vil groˆzer swære wær bevangen an dem lıˆbe. naˆch der stimme von dem wıˆbe began er starc ˆılen. innrhalp zwein mıˆlen het er sie erstrichen. nu was im entwichen daz tier uˆz dem wege geˆn einem hol, daˆ sıˆn lege was ze allen zıˆten, als ez in zuo rıˆten sach uˆf der slaˆ hinden. ouch nu wolt er niht erwinden, doˆ erz ansehent wart, unz er im die zuovart in daz hol gar benam. waz ditz tier vreissam was, daz wil ich sagen: ez het in allen sıˆnen tagen daˆ gebouwen daz hol, und was allenthalben vol

71 her +jhesu crist P 73 +Zu˘ der P 74 nit moht P 77 Dorch manigen hagendorn P 78 befant P 79 vff +gein einer P 81 er vast mert P 82 er +nu P 85 börlein V, perlin P; P] berigen V 87 +das wilt P 88 hette es gefüret P 89 das selb har P 90 Als er P 91 dazz Sch] daz V, dz es P 93 sne vnd dem P, sneˆ +und uˆf Sch 95 Bi dem P; PSchKnN ] o 3 P] hert V 7 Da das tier P 8 herzü P 11.12 rüffen : lagent V 9201 blut vnd an dem P waffen P, ruofen : wuofen Sch 13 als +ob es ein frauwe¯ bild P 15 Beladen were P 16 SchKnN ] vnd weibe V; Der sty¯me nach von dem wijbe P 17 er PSchKnN ] fehlt V; Begunde er sere P 26 nu] so P; er] her gawein P 29 Gein dem hole zu˘ gar P 30 Das tier was P 31 Das wil ich +u`ch sagen P 85 berlıˆn (stN.): ‘Perle’; rıˆhen (stV.): ‘auf einen Faden ziehen, durchziehen’ 86 val (Adj.): ‘blond’ 88 zervüeren (swV.): ‘auseinander bringen’ 9204 rehte allez: ‘immer geradeaus’ 5 das = daˆ sie (die slaˆ); alles (Adv.): ‘immer fort’ 10 doˆr = doˆ er 19 erstrıˆchen (stV.): ‘laufend einholen’ 22 lege (stF.): ‘Lager’

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Gawein: Assiles und Amurfina 9235–9295

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an sıˆnem lıˆbe bevangen natern unde slangen, und was ein wilder wazzerman. dise magt wol getaˆn het er gezücket sunder waˆn. Als er im daz hol verreit, niht lenger er bıˆ in beit, von im wolt er keˆrn hin: nu mant diu arm maget in, daz er ir hülf uˆz der noˆt, oder ir schier gæb den toˆt, und sie doch soˆ erloˆste, sıˆt in got ze troˆste nu ir armer dar het gesant. des was er lıˆhte ermant: geˆn dem tievel keˆrt er und stach uˆf in mit dem sper, daz ez durch die schulter brach. den stich er an der meide rach und wolt sie zebrochen haˆn, doˆ sluoc er dem wilden man mit sıˆnem swert einen slac, daz im der reht arm lac von den slegen uˆf dem gras, daˆ von diu meit genas, die muost er laˆzen vallen. sıˆn waltgesellen allen begund er klagen sıˆn schaden und dar ze sıˆner helf laden mit griulıˆcher stimme. nu wart der sturm grimme

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von sıˆnen waltgenoˆzen: die koˆmen zuo gestoˆzen mit sölher ungebære, als ez ein hagel wære und den walt nider valt mit vil groˆzem gewalt, soˆ zarten sie die boume. sıˆn ors er bıˆ dem zoume haft z’einer linden ast, der im daˆ niht gebrast: des twanc in der waltgast. Von dem wald er mit der meide [weich. daˆ disiu schar her streich mit sölhem ungeverte doˆ wart der sturm herte. doˆ sie zuo im liefen, sie gullen unde riefen, daz der walt allr naˆch hal, wan dirre jæmerlıˆch gal, der den arm het verlorn. mit einem gämelıˆchen zorn uˆf Gaˆwein sie drungen, und heten die zungen alle uˆz gehangen, und iegslıˆcher gevangen einen starken ast in die hant, und sluogen uˆf den wıˆgant vil mangen bitterlıˆchen slac. daˆ wider er mit dem schilde phlac sıˆn selbes und der meide,

35 behangen P 39 er KnN ] erz V, es P 40 ALs +nü her gawein dem tier das P 41 im PSchKnN 43 Da nante die P 48 Der armen P 49 er PSchKnN ] fehlt V; +vil licht P 51 stach jne mit eine¯ sper P 52 Das er P 54 wolt die zerrissen P 55 dem SchKnN ] den VP 57 PSchKnN ] arme V 58 Von dem slag P 59 magt +gar P 62 Began P 69 Als +ob P 71 Mit siner groszen P 72 Also zerrissent sie P 73 bıˆ ] mit P 74 Band an P 75 Das yme da nihts P 77 Von] Gen VPSchKnN 78 die wilde schare P 81 Als P 82 Sie schruwen P 91 in 84 Wenn der gar jemerlichen P 86 KnN ] gæmelleichen V, gemelichen Sch, gru`welichen P e 94 Dar gein er P sin hant P 92 SchKnN ] slugen V, slugent P 35 bevangen (Part.): ‘bekleidet, umfaßt’ 41 in = wazzerman und magt 42 im = dem wazzerman 54 zerbrechen (stV.): ‘zerreißen’ 77 Warum fliehen die beiden in den Wald, aus dem die wilden Gesellen kommen (9265ff.)? 79 ungeverte (stN.): ‘übles Benehmen’ 82, 84 gellen (stV.): ‘laut schreien’ 86 gämelich (Adj.): (bair.) ‘übermütig, frevelhaft’ (vgl. KnNA) 92 wıˆgant (stM.): ‘Held, Krieger’ 94 phlegen (stV.): (mit Gen.) ‘beschützen’

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Gawein: Assiles und Amurfina 9296–9353 unz daz er in ze leide einen slac möht an gelegen. sust stuont under in der degen, unz sie soˆ gar versluogen ir est, die sie truogen, daz in ir vorder hant beleip soˆ gar swachiu aˆleip, daz sie im kleinen schaden tet. daz swert vuorte er ze stet und lief an des tievels kint mit zorn, sam er wære blint, und sluoc ir ein mitten enzwei. doˆ wart ein wuof und ein geschrei und begunden alle vliehen. swaz er ir moht erziehen, die muosten alle toˆt ligen. schier was er soˆ erwigen, daz sıˆn kraft was gar geswigen. Doˆ er die tievel vertreip, daz daˆ ir einer niht beleip, diu müed gie in vast an. zuo der meit keˆrt er dan, daˆ er sie het laˆzen. als sie beidiu gesaˆzen nider z’einem boume, er wart von dem toume des sweizes alsoˆ kraftloˆs, daz er die maht gar verloˆs und stract sich dar uˆf den sneˆ,

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wan im tet diu hitz weˆ. diu meit sıˆn mit triuwen phlac. doˆr ein wıˆl soˆ gelac in disem starken twalm, er vernam ein grimmen galm, des luˆt was soˆ eislıˆch, daz ir der walt gar gelıˆch in einer stimme mit erdoˆz. Gaˆwein der red verdroˆz und began sich uˆf machen, daz er ze disen sachen iht ungewarnt wære. im was doch vil swære sıˆn lıˆp von der vordern noˆt. als schier er sich ze wer boˆt, nu seht, waˆ ein wildez wıˆp her lief, der was ir lıˆp aller ruˆch von haˆr gar, hert, groˆz und swarz var, als swıˆnes borst wol soˆ lanc, und nimmer dehein gelanc wan ein wahsiu igels huˆt. und wær sie des tievels bruˆt, er het sie widersezzen. zwelf eln, wol gemezzen, het ir leng besezzen. Ir lıˆp was naˆch der lenge groˆz; niht meˆr het sie breit bloˆz wan zwischen ougen unde nas,

96 KnN ] Vntz ob er VSch, Bisz er P 97 SchKnN ] niht V, mohte P 98 Also stunt P e 9300 PSchKnN ] Jr ist V 1 +jne in jren henden P, +in in ir henden Sch 4 PSchKnN ] vurt V 6 mit zorn] fehlt P; Glich als ob er P 7 einen +in +der mitte P 8 wart erst ein waffen geschrey P o 15 Da ir keiner me da P 10 Aber was er P 13 wart versiegen P 14 ALs er +nu die P o o 28 PSchKnN ] 27 Als er nu P 17 +von dan P 18 gelaszen P 21 +Nu wart er von P twaln V 29 grimmen] fehlt P 30 Des schal P 34 Er begvnd P 35 So dz er P 37 +Nu˘ 38 von der nehst vsgange¯ noit 39 Vnd so bald er P 40 Nement war ein P was yme P 41 +Vast her P 42 Gantz ruch P 43 groˆz] fehlt P 44 bu`rsten P 45 Vnd +hatt P o 51 grosz PSchKnN ] bloz V 52 PSchKnN ] sloz V 53 SchKnN ] zwisch V, zuchent P; SchKnN ] nase VP 9302 aleibe (stF.): ‘Überbleibsel’ 8 wuof (stM.): ‘Jammergeschrei, Klage’ 10 erziehen (stV.): ‘erreichen’ 12 erwıˆhen (stV.): ‘erschöpfen, schwächen’ 13 geswıˆchen (stV.): ‘entweichen, im Stich lassen’ 21 toum (stM.): ‘Dunst, Qualm’ 28 twalm (stMN.): ‘Betäubung, Ohnmacht’ 29 galm (stM.): ‘Schall, Lärm’ 30 luˆt (stF.): ‘Lautstärke’ 31 ir = der luˆt 33 verdriezen (stV.): (mit Gen.) ‘lästig werden’ 45 gelanc (stM.): ‘Krümmung, Kräuselung’ 46 wahsiu (Adj. part.): ‘gewachsen’ 48 er = der tiuvel; widersitzen (stV.): ‘zurückschrecken vor’

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Gawein: Assiles und Amurfina 9354–9415

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diu wol alsoˆ breite was, daz man sie koˆs kuˆm dar uˆz. sie het ougen sam ein struˆz, die brunnen sam ein viure. ir nas was ungehiure, geviert, breit unde vlach, dar uˆz ein sölh stanc brach, daz in nie dehein lıˆp ersmaht, er müest vallen in unmaht. ir munt was dic unde wıˆt, beidenthalben sunder strıˆt uˆf gezogen an diu oˆren, ir haˆr sam einem moˆren was ir swarz unde reit. Vier zen scharpf unde breit ir uˆz dem munde giengen, die einander verviengen vier ende sam eim swıˆne. ez wær von ir schıˆne ein lieht stern verswunden, als er ir het enphunden. dirre selben vaˆlantinne hiengen nider uˆf daz kinne zweˆn gerunzelt kinnebacken. als eim leitbracken hiengen ir diu oˆren ze tal, dest waˆr, diu waˆrn niht ze smal, sie waˆrn als ein wanne. und geschach ie liep manne von ir liep, des wundert mich. sie het vor bedecket sich

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mit zwein solhen brüsten, daˆ mit man wol berüsten zweˆn blaˆspelge möhte, der ietweder töhte ze drıˆzec zentnæren, ob sie ze giezen wæren. ir arm und ir hende die waˆrn allen ende starc sam zwoˆ seule. dar an waˆrn kreule, soˆ lanc, starc unde scharf, swaˆ sies ze reht ˆın gewarf, daz muost ir allez volgen mit. nider gürtel umb daz lit daˆ was sie reht geschaffen glıˆch bloˆz einem affen, und soˆ vil wirs, daz diu stat was geschickt sam ein komat, diu dar under verborgen lac. ir lıˆp hie als ein sac gerunzelt und gevalten. dar under waˆrn behalten aˆder sam ein wagenseil. ir nabel was al soˆ geil, daz er wol ein eln lanc sich enbor von dem lıˆbe swanc. diu bein vil unsüeze waˆrn unz an die vüeze, ze tal gelıˆch envollen sam sie wærn geswollen. die vüez breit unde kurz

54 PSchKnN ] wase V 59 KnN ] Gvnert V, Gewunter P, Ze wunder Sch 60 gestang P 61 Den nye kein lip P 65 Gezogen bisz P 67 ir] fehlt P 71 Vier enende P; KnN ] ein V, einem P 72 Es wart P 73 KnN ] liehter VPSch 74 Als nü her gawein hatt P 75 Sch] vælinne V, volantinne P 78 KnN ] ein V, einem P 81 waren +breit P 83 von PSchKnN ] Vor V; ir my¯nne P 84 vorn P 85 solchen +tutten P 86 man PSchKnN ] fehlt V 87.88 Sch] blæspalge V, bloszbelge P 92 an den enden P 93 su`len P 94 an PSchKnN ] fehlt V 95 soˆ] fehlt P 98 Vnder dem gu`rttel P 9404 hing +ir als P 10 Die böre sich von P 11.12 KnN ] e e e Di warn vil svz vnsvze/ Beines vnd fvz V, Die beyne vnd die fu`sze/ Die waren vil vnsüsze P 59 geviert (part. Adj.): ‘viereckig’ 64 sunder strıˆt: ‘unbestritten’ 70.71 vervaˆhen (stV.): ‘antreffen, erreichen’; ‘vier Zähne standen aus ihrem Mund heraus und berührten sich an den vier Enden (= Spitzen) wie bei einem Schwein’ 75 vaˆlantinne (stF.): ‘teuflisches wildes Weib’ 86 berüsten (swV.): ‘ausrüsten’ 93 seul, suˆl (stF.): ‘Säule’ 94 kreul, kröuwel (stM.): ‘Kralle’ 9401 wirs (Adv.): Komp. zu übele, ‘schlechter, schlimmer’ 2 geschicken (swV.): ‘gestalten, bilden’; komat (stN.): vgl. Sofortkorrektur V zu kemnat; P ko¯mat (Nasalstrich verschoben?) – wohl ‘Gemach, Kammer’, vgl. Fe 8 geil (Adj.): ‘mutwillig, üppig’ 13 envollen (Adv.): ‘völlig’

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Gawein: Assiles und Amurfina 9416–9476 die heten mangen widersturz an der hiut von der wen. scharf sam die ebers zen waˆrn ir klaˆ unde starc, die sie in die vüez barc ze maˆl, sam der lewe tuot. ungetaˆn und unguot was sie, daz geloubet, Natuˆre het sie beroubet und aller süez betoubet. An Gaˆwein sie vil gaˆch lief, under arm sie in swief, daˆ er stuont geˆn ir ze wer, und nam in in ir gewer, daz er sıˆn nie wart gewar, wie sie wær komen dar, und truoc in dan in den walt; daz er sıˆn selbes dehein gewalt mohte haˆn, soˆ habt sie in. geˆn einer steinwende hin wolt sie in uˆf ein gebirge tragen, daˆ sie in wolt haˆn erslagen: daz kom im ze groˆzen staten. doˆ sie die vluot began waten nu gie sie die müed an, dar under Gaˆwein gewan sıˆn swert und die zeswen hant, daz sie der red nie enphant, und sluoc ir nider in diu bein ein slac, daz diu wunde schein vil naˆh zweier spanne tief.

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daˆ von sie vil luˆte rief, als sie enphant der wunden, und warf in geˆn den unden und wolt in haˆn ertrenket. sie was ouch soˆ gekrenket, daz ir daz selbe bein gesweich, doˆ sie geˆn ir hol weich; ir gebrast an der verte. ez wart ir vil herte, daz sie sıˆn ie het gedaˆht. her Gaˆwein ir naˆch gaˆht und begreif sie reht an dem hol. ir dienstes loˆnt er ir vil wol: er sluoc ir ein bein abe. mit vil groˆzer ungehabe vil sie ze tal in daz luoc; sie luote unde schrei genuoc. Gaˆwein ir kumber sanfte truoc. Als sie in daz luoc geviel, nu hoˆrt er vil mangen giel luˆt lüewen daˆ inne mit dirre vaˆlantinne. daz began er widersitzen, er stiuret sich mit witzen unde keˆrt vil balde dan. nu was die magt wolgetaˆn im hinden naˆch geloufen mit weinen und mit roufen, daˆ sie in spürt uˆf dem sneˆ hin, und rief vil luˆte: „weˆ!“ und waˆnde des, er wære toˆt.

18 KnN ] Schaf V, Scharff P 19 die clowen P 20 verbarg P 22 Vngeschickt P 25 aller gutdat P 26 Geyn P; sie snelliclich P 28 Als er P 28a fehlt P; SchKnN ] man in· in V 29 nit wart P 30 was P 31 SchKnN ] dem walt V; Vnd jne von dannan trüg in den P 35 jne in ein P 37 Nu˘ kam yme das zu˘ P 38 SinKnN ] fluht V; Als sie dorch ein grosz waszer begund P 40 Da zu`schent P 41 vnd sin rehte P 42 Das es die volantin nit befant P 43 nidden P 47 sie gewar wart der P 48 fehlt V 50 Nü was sie so sere gekrenckt P 51 weich P 52 Als P 54 Das wart P 57 SchKnN ] begreift V, ergreiff P; vor dem P 58 vil] fehlt P 61 SchKnN ] luch V; sie vor yme in die lu`ck P 62 KnN ] laute V, luwete P 66 KnN ] liwen V, luwen Sch; Hell lauden dar P 67 Sch] vælinne V, volantinne P 68 Des begund P 69 Vnd stu`wrte P 70 Er kerte P; +auch vil balde +von dan P 76 des] fehlt P; daz er Sch 17 wen: zu lat vena, ‘Vene’ 22 ungetaˆn (Adv.): ‘auf ungeschlachte Weise’ 25 betouben (swV.): (mit Gen.) ‘berauben’ (wieder 13387) 27 sweifen (stV.): ‘schwingen’ 37 ze groˆzen staten: ‘sehr gelegen’ 53 an der verte: ‘an der Stelle, sogleich’ 61 luoc (stN.): ‘Höhle’ (eines Tieres) 65 giel (stM.): Schlund 66 lüewen, lüejen (swV.): ‘brüllen’ 67 vgl. zu 9375 68 widersitzen (stV.): ‘sich fürchten’

Gawein: Assiles und Amurfina 9477–9542

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doˆ Gaˆwein hoˆrt der meide noˆt, doˆ het er wol des gesworn, daz sie aber wær verlorn, und begunde dar gaˆhen. als sie einander gesaˆhen, sie wurden beidenthalben vroˆ. die meit nam er zuo im doˆ und giengen dannen beide uˆzem walde geˆn der heide, daˆ sıˆn ors gebunden stuont. nu hœrt, waz sie beide tuont: die meit nam er vür sich. geˆn dem wazzer den rehten strich keˆrt Gaˆwein vil starke ze dem var, daˆ diu barke uˆf dem wazzer bıˆ dem stade swam. daz ruoder er vil snelle nam und sluoc sıˆn ors vor dar in; alsoˆ vuor er über hin, daz wart sıˆner sælden gwin. Als snell er über wazzer kam. ein schal er hinder im vernam soˆ eisliche wüeten, sam tuˆsent rinder lüeten den walt her uˆf der slaˆ. er gehabt durch daz wunder daˆ, daz er ez wolte schouwen, und sprach ze der juncvrouwen: „ditz mügen wol die tievel sıˆn.“ „jaˆ“, sprach sie, „herre mıˆn, und wær wir überz wazzer niht, daz iuwer lıˆp schier gesiht, unser wærn hundert verlorn

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von ir vreislıˆchem zorn. hie mügens uns niht wesen schad.“ under diu liefen ze dem stad dise tievel alle mit vil groˆzem schalle. ir was ein vil michel her, und truogen maniger hand wer. sie riefen unde gullen, daz naˆch ir galm schullen beidiu berc unde tal, und ir luˆt alsoˆ verre hal, daz manz zwoˆ mıˆl het vernomen. der was der eˆrst dar komen, dem er genomen het die meit: der schreˆ luˆt unde kleit sıˆn schaden, der im geschach, doˆ er sie enhalben sach. daz er sich niht vergelten moht, des sweic er selten mit sıˆnen waltweiden. sie muosten dannen scheiden aˆn gewin von beiden. An dem stad er die tievel liez. die meit er uˆf sitzen hiez uˆf ein phert, daz er daˆ vant. daz was gebunden an daz lant, daz het sie selp getaˆn. sie het ez an der stat verlaˆn, doˆ sie überz wazzer was gevarn, daˆ sie dirre tievels barn in dem wald het gevangen, als sie dar was gegangen naˆch wurzen in den selben walt,

79 aber +eins P 84 denn beyde P 85 Vsz dem walde vf die heyde P 92 Sch] Auf ein V, Vsz dem P, Aufem KnN 97 ALso bald er v`ber das wasser P 9500 Als ob P; lüwten P 1 vff siner sla P 2 +Nu´ hielt er dorch des wonders +willen da P 4 Er sprach P 5 die] fehltP 7 v`ber das wasser +ko¯men P 8 Als denn uws P; PSchKnN ] geschiht V 11 uns PSch] fehlt V 12 Ye mittes P, Mit diu Sch; PSchKnN ] lief V 15 vil] fehlt P 18 galst erschullen P 20 ir hu`len P 22 Des P 23 Dem gawein P 26 sie dort jensijt P 30 +von dannan P 31 von +jnen P, von +in Sch 32 Initiale mit PSchKnN, fehlt V; Bi dem P 34 das sie P 35 an dem P 38 Als sie +von +erst v`ber das P 41 da was P 42 wurtzeln P 91 vgl. zu 9142 94 slaˆhen (stV.): ‘schlagend treiben’ 9500 luˆten (swV.): ‘Laute von sich geben’ 2 haben (swV.): ‘anhalten’ 8 lıˆp (stM.): hier als Umschreibung für die Person, ‘wie ihr sogleich seht’ 17 gellen (stV.): schreien 18 galm (stM.): ‘Lärm’ 29 waltweide (swM.): ‘Waldmensch, Gestalten, die im Wald ihr Unwesen treiben’

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Gawein: Assiles und Amurfina 9543–9606 der sie al daˆ manicvalt het z’einr erznıˆe gelesen, diu ze wunden guot solt wesen; der kraft was ir wol kunt. ir herre was starc wunt an einem strıˆt worden: daz kund sie alsoˆ orden, daz sie in wol het ernert, wærn ir die wurzen niht erwert. dan riten sie nu beide von dem walde über ein heide geˆn einer burc, diu daˆ lac. nu wehselt iezuo der tac mit der naht sıˆn berhtel lieht: des enmoht er daz verlaˆzen niht, er muost dar durch die naht, diu in mit vinster bedaht, mit dirre meit keˆren und ir selben z’eˆren, daz er ir geleit wære durch daz vorder mære, daz ir eˆ widervarn was, daz sie soˆ kuˆm genas, doˆ sie ir herren wurzen las. Schier koˆmen sie zem burctor, daˆ hielten sie unlanc vor, daz wart in snelle uˆf gespart. Gaˆwein und diu magt wart vil vriuntlıˆchen enphangen. beid koˆmen sie gegangen, daˆ dirre riter wunder lac und ungesunder

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uˆf einem hoˆhen bet erhaben, dem sie die wurzen solde graben, und sıˆn swester saz vor im, diu huˆsvrouwe Belahim, in dem sal bıˆ einem viure und weinet vil tiure. dar zuo het sie michel reht, wan dirr selbe guot kneht der solt ein kampf gevohten haˆn (daˆ lac ein sælic gelübd an, daz guot galt unde lıˆp, und sıˆn swester, daz guot wıˆp,) wider einen risen vreissam. daz was der wilde Reimambram, der vil riter het erslagen. ich wil iu volleclıˆchen sagen, warumb des kampfs glübet was: Reimambram von Zadas het gezücket die schœnen meit. als ez dem bruoder was geseit, er machet der red ein tac, der in beiden z’einem kampf lac, ze sıˆnem huˆs z’Empharap, daˆ mit ers im wider gap, und solt der wesen morgen. daz was ir aller sorgen umb des edeln riters toˆt. der riter und diu magt boˆt ir gruoz under dem leide Gaˆwein und der meide, sam die guoten mit willen tuont. als er vür daz bette stuont,

43 sie da vil P 45 zu˘ +den P 47 +der was hart P 48 Jn P 51 wortzeln nit +worden entwehrt P; enwert Sch 52 +Von dannan P 53 Vsz P 55 ie mittes der P 56 PSch] ir berhtelen lieht V, berhtel vnd lieht KnN 57 SchKnN ] enmag er V, mohte er P 62 ir PSchKnN ] fehlt V 64 eˆ] fehlt P 66 Als P; wortzeln P 67 +UJl schier P; zü der bu`rgetore P 69 gespert P 73 verwondet P 75 einem bett hoch P 76 wortzeln P 78 KnN, vgl. 9764, 9773] besah im V, behalim PSch 79 +Sasz in P 80 weynten +jne P 84 selig glu`ck P 85 galt o 87 ritter freisam P 88 SchKnN ] reimambzam V, reimandobram P 91 glüb V, gelobt gut P PSch 94 wart gesagt P 95 Er bestalte der P 97 KnN ] haus Scempharab V, huse zü sempharap P 99 solt der +tag sin P, solder wesen Sch 9601 Vnd P 2 gebott P 44 erzenıˆe, arzenıˆe (stF.): ‘Heilkunst, Medizin’ 49 ordenen (swV.): ‘richten, in Ordnung bringen’ 51 erwern (swV.): ‘verwehren’ 56 berhtel (Adj.): ‘glänzend’ 57 verlaˆzen (stV.): ‘unterlassen’ 73.74 wunder, ungesunder: stark flekt. Nom. Sg. M. 91 gelüben (swV.): ‘geloben, versprechen’ 93 zücken (swV.): ‘rauben, an sich reißen’, hier wohl ‘vergewaltigen’ 98 ers = er sie

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Gawein: Assiles und Amurfina 9607–9668

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sie baˆten in sitzen zuo in und klagten im ir ungewin, als er selp an im sach. ouch klagt diu magt den ungemach, der ir in dem walt geschach. Als der wunt riter vernam, daz im soˆ gar unhelfsam disiu magt was komen wider, uˆf daz bett liez er sich nider und starp vor leide saˆ ze hant. als des sıˆn swester enphant, sie viel uˆf in unde schreˆ vil oft: „lieber bruoder, weˆ! wan solt ich toˆt sıˆn vür dich! wer sol nu morgen lœsen mich? wem haˆstu mich hie laˆzen? soˆ Reimambram, der verwaˆzen, den tac morgen suochet, soˆ bin ich unberuochet, soˆ nimt er mich sunder danc, wan ein rise wær im ze kranc, ob er in solde bestaˆn. waˆ vünde ich dann den man, der mich ze reht verspræche und an dem tievel ræche den groˆzen gwalt, den er begaˆt? nu wæn ich wol, daz er enlaˆt den tac nimmer lengen. welt er doch verhengen, soˆ vünd ich einen kempfen wol von künic Artuˆs ze Karidol,

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oder vünd ich Gaˆwein daˆ, soˆ würd mıˆn noˆt verendet saˆ. daˆ hin rıˆt ich morgen vruo! ein dinc, wæn ich, daz ich tuo, daz ist mir nu daz bezzer: ich haˆn ein scharfz mezzer verborgen in mıˆner kisten. wil er ez niht gevristen, daˆ mit erstich ich mich eˆ, eˆ daz immer ergeˆ, daz ich sıˆn wıˆp werde. ich muoz eˆ der erde toˆtiu werden ze teil, eˆ er ze meinem unheil mir mıˆnen lıˆp gemeil.“ Ir klac volget manic klage. sie heten sorge zem tage wie sie solten gebaˆren. alle, die daˆ waˆren, die rouften unde weinten; mit triuwen sie ez meinten: sie machten uˆf die baˆre. ez wart von in zewaˆre der helt mit triuwen geklagt. zer vrouwen gie diu magt, die her Gaˆwein het erloˆst, und gap ir vil guoten troˆst. sie hiez sie mæzlıˆchen klagen und began ir von dem gaste sagen, waz riters er wære. er benæm ir die swære,

8 PSchKnN ] chlagtem im V 9 +auch selbs an jne P; an in Sch 10 ir vngemach P 11 Das P 12 +nü der verwondte ritter P 16 von P; so zü P 17 Als sin swester das befant PSch 18 viel e e hin vnd P 20 wan] fehlt P 22 gelaszen P 24.25 SchKnN ] svchet : vnbervchet V, su`chet : vnberu`chet P 26 Vnd ny¯mt mich P 28 besten P 33 weisz ich P 34 SchKnN ] langen V, erlengen P 35 Wölte er joch das verhengen P 39 geendet P 40 rit V, rijten P 41 wenn ich o 45 fehlt V 46 PSchKnN ] ich mit V 47 E +denn P das tu P, wæn, daz ich tuo Sch o 52 SchKnN ] Mit VP 54 zü dem P 50 Dot P 51 Ee er PSch] Er V; zu einem P, ze eime Sch e 63 het] 57 Die wusten P 59 mahten +den +toden vf P 62 PSchKnN ] Zefrowen disiv magt V fehlt P 65 mesziclichen P 66 begunde von P 67 es P 68 benam P 9627 kranc (Adj.): ‘schwach’ 30 versprechen (stV.): ‘verteidigen, in Schutz nehmen’ 35 verhengen (swV.): ‘nachgeben, gestatten’ 52 gemeilen (swV.): ‘beflecken, beschmutzen’ 57 ruofen (swV.): (laut) ‘rufen’ 59 machen uˆf: ‘zurecht machen’ (oder ist machen mit enklitischem n für in zu verstehen?)

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Gawein: Assiles und Amurfina 9669–9732 ob sie ins nuor bæte: des wolte sie ze stæte ze phant setzen ir lıˆp. des wart daz klagende wıˆp von gar ganzen vröuden vroˆ und vraˆgte dise maget doˆ, ob er wol hete die kraft und soˆ gar wær manhaft, daz er in törst besteˆn. diu magt sprach: „wærn ir zweˆn, vrowe, er bestüend sie beide!“ doˆ danket sie der meide des troˆstes, den sie het vernomen. nu was Gaˆwein erkomen der klag, die diu magt tet, und want an sie starc bet, daz sie die klag liez sıˆn. ern woltz durch dehein pıˆn laˆzen, ern wolt wesen, solt er halt nimmer genesen, ir kempf, kom der riter dar, daz sie daz west vür waˆr. des danct sie im und diu schar. Daz gesind und diu schœn magt, daz soˆ jæmerlıˆch klagt, daz vröut sich gar dirre geheiz. swaˆ man kumbers ende weiz, daz trœstet den man vaste: sam wurden von dem gaste getrœstet dise liut daˆ. bereit wart der riter saˆ enpholhen der erde

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dest waˆr, mit michelm werde und mit jæmerlıˆcher klac. ein lützel vor mittem tac, doˆ diu lıˆhleit ergangen was, Reimambram von Zadas kom dar vür daz huˆs geriten, als er daˆ solt haˆn gestriten endelıˆchen umbe sie mit ir bruoder Mahardıˆ, und erbeizt an dem burcgraben. die tisch wurden erhaben, doˆ sie den riter saˆhen, und begunden alle vaˆhen diu swert unde ander wer, und waˆnten, daz er mit her vür daz huˆs komen wære. schier saˆhen sie vil lære von ritern daz gevilde, wan in mit sıˆnem schilde uˆf sıˆnem orse balden alein an der halden, und vordert sıˆn gesellen. Gaˆwein, der ie mit ellen dehein vreise vermeit, her geˆn dem riter er reit, der dirre aˆventiure beit. Als Reimambram Gaˆwein ersach, ez was im starc ungemach, daz er in getœrst bestaˆn: dar an betrouc in sıˆn waˆn, wan er bekant den recken niht. dem tumben alsoˆ oft geschiht,

69 jne des nu`wen P, inz niuwan Sch 73 gar] fehlt P 75.76 PSchKnN ] chrafte : manhafte V; wol] fehlt P 77 getu`rste P 80 Des P 81 sie PSchKnN ] fehlt V; des sie P 82 PSchKnN ] Zewas V 89 Jn dem kampf +vnd keme P 90 PSchKnN ] Daz west V 93 Das +vor P 94 Das frauwte sich der frölichen verheisz P 99 wart +da P 9700 Befolhen P 3 Ein wenig P 6 dar] fehlt P 11 waren +so P, wurden +saˆ Sch 12 +Vnd so sie P; ersahen P 13 Da begunden +sie P 15 woneten dz mit einem here P 20 PSchKnN ] halten V 21 Sch] Aleim nider balden V, Allein an dem kalden P, Alein bi der halden KnN 22 kampffgesellen P 25 Herab er gein dem ritter 29 getorst V, geturst P 30 in der wan P reit P 27 ALs +nu P 28 yme +ein grosz P 31 PSchKnN rehten V 32 Als den tumben dick P 69 ins = in des 77 törst: Konj. Prät. zu turren (V. an.), ‘wagen’ 82 erkomen (stV.): ‘erschrecken’ 94 geheiz (stM.): ‘Versprechen, Zusage von Hilfe’ 9720 balden (swV.): ‘kühn werden, eilen’ 21 halde (swstF.): ‘Bergabhang’, hier wohl ‘am Fuß der Burg, des Burgbergs’ 23 ellen (stN.): ‘Mut, Tapferkeit’ 29 turren (V. an.): ‘wagen, sich trauen’

Gawein: Assiles und Amurfina 9733–9798

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daz er hoˆch wil und nider staˆt. ietweder sıˆn ors daˆ haˆt ze ende an dem ringe. dise zweˆn jungelinge diu ors zesamen truogen. mit stichen ungevuogen wurden beider sper verzert. ietwedern doˆ sıˆn swert wert, dar naˆch und man ez wande. hie beleip an der schande der starc riter Reimambram, dem Gaˆwein sıˆnen helm nam mit eim slac, den er im sluoc, der uˆf geˆn dem kinne truoc und die fintaile zecloup, sam ez wær ein dürrer schoup, daz im der helm enphiel. durch die koifen ein starken schiel, sluoc er im ab dem houbet. daˆ mite er in beroubet soˆ gar sıˆner starken kraft, daz im an der ritterschaft maht und ellen gebrast und bat gnaˆden den gast, daz er in enphienge und niht übergienge riters reht an sıˆner bet. daz Gaˆwein uˆf die rede tet, daz er mit triuwen swüere, daz er ze hant vüere uˆf daz huˆs daˆ mit im und der huˆsvrouwen Belahim gevangen iemer wære,

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woldes, in ir kerkære sunder alle swære. Doˆ der strıˆt was ergangen, Gaˆwein mit dem gevangen ˆ f daz huˆs zehant keˆrt. U daˆ wart er eˆrst wol geeˆrt von sıˆner groˆzen manheit. Belahym, diu schœn meit, guot und lıˆp in sıˆn gewalt mit triuwen gap unde salt, ob ers wolt enphaˆhen. doˆ muost er dannen gaˆhen, daz moht er dehein wıˆs verlaˆn. mit urloup schiet er von dan daˆ hin, daˆ er het gedaˆht. schier was er uˆf die straˆz braˆht ze der cluˆse, daˆ Galaˆas, des risen maˆc, gesezzen was. ze Eygrun geˆn der veste, soˆ in iemer aller beste kund geleiten sıˆn sin, daˆ streich er den wec hin volleclıˆch zweˆn tage: daˆ z’einem dicken hage, daˆ ein rotsch über schein: daˆ durch keˆrt her Gaˆwein den wec, der was enge durch michel gedrenge. an ein smal wegescheide schier kom er uˆf die heide durch daz lanc, dic hac, daˆ Eigrun, diu burc, lac, der Galaˆas, der starc, phlac.

o

45 einem 33 Der hoh wil vnd nydder lat P 35 Sch] Zu end P, Ze enge V, Ze wende KnN streich P 51 yme von dem P 56 +vmb gnade P 64 behalim P 65 ymmer mere P 66 in ir P] mir V; tartare P 67 aller +hand P 69.70 Vf das husz mit dem gefangen/ Gawein der tegen kert P 72 Durch sin P 73 Belahyn V, Behalim P 75 PSchKnN ] gahet V 80 Da hin er denn hatt P 81 er P] fehlt V 84 KnN ] ygrim V, eigrun P 87 P] dein V 89 Da +kam +er zü eine¯ P 90 PEhr] rouch V 94 an] fehlt VPSchKnN 96.97.98 P] hage : lage : phlage V 35 ende (stNM.): ‘Seite, Ende’ – ‘jeder hielt sein Pferd an einem Ende des Kampfplatzes’ 47 vinteile (stswF.): ‘Helmvisier’ 48 schoup (stM.): ‘Strohbündel’ 50 schiel (stM.): ‘Splitter, abgerissenes Stück’ 75 seln (swV.): (rechtskräftig) ‘übereignen’ 83 maˆc (swM.): ‘entfernter Verwandter’ 90 rotsche (wieder 17373): zu afrz. rocher, ‘Bergabhang, Fels’, vgl. auch KnNA, Fe 96 hac (stMN.): ‘Dorngesträuch, Gebüsch’

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Gawein: Assiles und Amurfina 9799–9864

Schier kom ein bot, der seit, daz Gaˆwein die straˆz reit, und waˆnden, daz er wære ein gesanter zinsære von etslıˆchen landen dar, und namen des vil rehte war, daz er den boien niht entruoc: der red wundert sie genuoc, sıˆt er ein zinsær was. her ab machet sich Galaˆas mit vil groˆzer hoˆchvart, wol gewaˆfent und bewart, zuo Gaˆwein uˆf daz gevilde. er vuort uˆf sıˆnem schilde von swarz ein ruˆh bernklaˆ (der schilt was gar anderswaˆ an dem velde von golde) daˆ bıˆ man wizzen solde, daz er was wilder dann ein ber. er vuort ein sölh vellesper, daz wol ein huˆs valte, ob man ez mit gewalte dar uˆf ze rehte stæche, eˆ man ez zebræche. alsus reit dirre degen Gaˆwein uˆf dem velt engegen und hiez in willkomen sıˆn. Gaˆwein tet des niendert schıˆn, daz er wære verzeit. des gruozes er gnaˆde seit und bat in sprechen vür baz, in welher maˆz er meinte daz, daz er soˆ gewaˆfent rite,

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9860

ob er strıˆten wolte; wes er bite? er wolt im gerne strıˆten mite. „Ein sit“, sprach Galaˆas, „der ie ze disem huˆs was, den süln wir niht zebrechen: her gast, ir müezt stechen naˆch riters orden mit mir. ich sag aber iu, und welt ir dirr tjostiur enbern und welt an mich genaˆd gern, soˆ swert mir sam ein kneht in die kuchen ze sölhem reht, daz ir daˆ immer inne sıˆt, soˆ laˆz ich disen strıˆt. der habt beider die wal.“ Gaˆwein sprach: „hie strıˆtet der val wol an ahtzehen ougen. ich wils iu niht lougen, dest waˆr, ir dunket mich ein gouch. welch riter gedıˆht ze küchen ouch? des wær dem rıˆch ze vil. daz ich darumb tuon wil, des wert ir schier bewıˆset. swer sich lobt und prıˆset, der haˆt niemen, der in lob, wan im lıˆt diu schand ob, als ir tuot ze dirre stunde. allez lop in eigem munde ervuˆlet und verdirbet. der als ein ritter wirbet naˆch lop mit stæter manheit, dem wirt ez nimmer verseit. ich wil iu wol geheizen:

99 der KnN ] fehlt V, der +yme P, der in Sch 9801 wanden P 2 zinsare P, einser V 3 ettlichem lande P 4 nament VP; vil schier P 5 baien V, poyn P 7 ein eiser V; Ob er ein o zinsere P 8 P] kalaas V 10 gewapnet P 13 ruhe P] tuch V 17 er wilder were P 18 +auch ein P 22 E es ieman P 26 nyrgent P 28 er +yme P 29 reden P 30 maˆz] fehlt V; +hand masze P 31 gewapent P 34 Min sitt ist P 36 sül V, su`llen P, vgl. V 5076, 7324, 11336 u.ö. 40 Dirre hoffzucht P 43 Jn min ku`chin P 45 herlasze ich +u`ch +wol P 48 Wol uff P 49 wil u`ch des P 54 schier +hie P 59 in einem mund P 60 Erfalet P 64 heiszen P 9802 zinsære (stM.): ‘Zinspflichtiger’, hier ‘der als Zins Gegebene’ (auch 5570) 5 boie, poie zu afrz. boie, buie: ‘Fesseln’, hier das Wappenzeichen der Gefangenen des Galaas 43 kuchen, küchen (stF.): ‘Küche’ 47.48 ‘Hier gilt es den vollen Wurf’: je sechs Augen mit drei Würfeln 50 gouch (stM.): ‘Tor, Narr’ 52 rıˆche (stN.): ‘Reich, Herrschaft’; ‘das wäre der Herrschaft zuviel’ – das Ansinnen des Galaas geht zu weit 57 obe ligen (stV.): überwältigen

163ra

Gawein: Assiles und Amurfina 9865–9926

9865

9870

9875

9880

9885

9890

163rb

9895

ir müezt iuch ersweizen und elliu iuriu glit rüern, eˆ ich gescheh ze vüern iu under iuwer küchen knaben. wes welt ir nu lenger haben? ich gewer iuch tjostiure. iu werdent vil tiure sölh knaben zuo iuwerm viure.“ Hie hielten dise beide von ein ander uˆf der heide wol veldes zweier würf lanc. ietweders ors mit willen spranc vil mangen sprunc wıˆten, doˆ ez enphant ze der sıˆten beidenthalben scharpfer sporn. dise beid mit glıˆchem zorn uˆf einander kaˆmen. als sie sich beid naˆmen, dar an vervælt deweder niht, alsoˆ von kunste geschiht. sie muosten von den stichen, doˆ beidenthalben entwichen vürbüeg und übergurt, zer erde suochen den vurt, in den seteln besezzen. von in wart niht vergezzen in der scheid der swerte. als ietweder gerte, diu wurden snell erzogen. sie sprungen uˆzem satelbogen und liefen beid einander an.

9900

9905

9910

9915

9920

9925

165

Galaˆas, der starc man, doˆ sie kaˆmen soˆ naˆhen, er raˆmt sıˆn ze vaˆhen und wolt mit im ringen: doˆ begund von im springen her Gaˆwein, der was snel. mir seit der aˆventiur spel, wie Gaˆwein gelünge, doˆ er im naˆch sprünge und wolt in begrıˆfen: nu began im entslıˆfen ein vuoz, daz er sich erviel in ein mos, daz daˆ wiel, daˆ von er kuˆme genas. doˆ wolt Gaˆwein Galaˆas niht soˆ zeglıˆchen gwinnen: er liez in wol errinnen des wazzers. doˆ er uˆf kam, ietweder ab den schilt nam, und samten sich aber saˆ. Galaˆas wart ein wunt daˆ von Gaˆwein durch die brust geslagen, daˆ von begund er verzagen soˆ hart, daz er im entweich, und wart sıˆn varbe starc bleich, wan im diu kraft dar an entsweich. Als Galaˆas den slac enphienc, ein unmaht in an gienc von sıˆnen lıˆden allen, und began nider vallen, wan er moht niht gestaˆn.

65 u`ch +wol P 67 denn u`ch gebürt zu P 68 Mich zü vwern P 69 nu] fehlt P 76 Jglichs rosz P 78 Als sie denn befunden P 79 Allenthalben P 83 tweder V; velete ir keiner nicht P e o 85 Die P 86 KnN ] entwen V; beydesampt wijchen P 88 KnN ] Ze erde svchen V; Zv der erden o 89 P] besazzen V 91 den scheiden P 92 +denn iglicher begert P svchten sie den P 93 gezogen P 94 aus em V; +auch +beyde usz den P 95 SchKnN ] liefent V, lieffent P; beid] fehlt P 97 Als sie +nu +ein +ander P 98 Geraumete er gaweynen P, er rante sıˆn Sch 9901 wenn er was P 2 Vns sagt P 6 Von yme begunde slijffen P 10 Dennoch wolt P 11 Niht verzeglichen P 12 entrynnen P 13 Waszers halb da P 14 Jglicher +von +yme +selbs den P 15 Vnd gingen zu˘ sa¯men aber also P 20 gar sere bleich P 21 sin krafft da von weich P o 24.25 Versfolge mit P, in V vertauscht; begunde P 22 ALs +nu P 67 ich geschehe zuo: ‘etwas wird mir zuteil, ich komme zu’ 75 zweir würf: unbestimmtes Längenmaß (‘zwei Steinwürfe’) 87 vürbüege (stN.): ‘Brustriemen des Pferdes’; übergurt (stM.): ‘Obergurt des Pferdes’ 98 raˆmen (swV.): ‘zielen auf, trachten nach’ 9902 spel (stN.): ‘Erzählung’ 8 mos (stN.): ‘Sumpf’; wallen (stV.): ‘sprudeln, plätschern’ 12 errinnen (stV.): ‘abtropfen’

166

9930

9935

9940

163rc 9945

9950

9955

Gawein: Assiles und Amurfina 9927–9990 genaˆd er suochen began an Gaˆwein vil tiure, sıˆt diu aˆventiure im was gevallen wider in, und zeigt uˆf daz huˆs hin und seit, daz daˆ wære gevangener zinsære, edeler ritter, vünfhundert, die er all het gesundert und mit strıˆt betwungen, nu im wær misselungen, daz er daˆ næm sıˆnen eit, dar naˆch ir aller sicherheit swaz er in gebüt, ze tuon, daˆ mit daz huˆs z’Eigruon, daz er in liez genesen. wolt er aber des niht entwesen, er vüer von dem lande, swaˆ er in hin gesande, daz er immer wær gevangen. hie mit was ergangen der strıˆt under in zwein. geˆn dem huˆse reit her Gaˆwein und sıˆn gevangen, her Galaˆas. geˆn im vür daz palas die gevangen all giengen und in vil wol enphiengen, wan sie heten wol gesehen, wie im Galaˆas muost jehen, doˆ er im sicherung swuor: des waˆrn sie in vröuden vuor, wan ir kumber gar vervuor.

9960

9965

9970

9975

9980

9985

9990

Galaˆas der wunde, der wart an der stunde braˆht an vil guot gemach. die gevangen all er gesprach und seit in die sicherheit, die Gaˆwein an im het bejeit, und wie er sich muost nern. er hiez sie allesamt swern des selben, daz er het gesworn. diu red het er niht verlorn, wan sie waˆrens alle vroˆ. Gaˆwein swuorn sie doˆ huld unde manschaft. groˆzer vröuden überkraft hetens alle under in. sie vröut der vröuden gewin, den Gaˆwein het ervohten, des sie alle gern mohten vrœlıˆch gebaˆren, wan sie erloˆst waˆren von der vancnüs banden und wurden z’ir landen wider vrœlıˆch gesant. Gaˆwein sie des nahtes mant ir triuwen und ir eides, daz sie sich ir leides an dem risen erræchen und sich alle des bespræchen, daz sie ze Enfıˆn mit im riten. des waˆrn sie lıˆht z’erbiten, sie taten ez vil gern. als in der tacstern

e

27 SchKnN ] svchen V, su`chend P 29 Dwijle nu˘ P 30 wart V; Was gefallen P 33 KnN ] Gevangen ein einsære V, Gefangen vnd zinsere P 36 gewonnen P 37 +Dwijle yme nu˙ P 38 er denn neme P 39 +Vnd dar P 40 er sie alle hies tün P 41 Vnd das P 42 in] fehlt V; Vnd jne liesz P 43 gewesen P 45 sande P 46 Da P 50 PSch] gevangener Galaas V 51 jne P 53 Die jne P 59 Initiale fehlt P; verwundte P 61 an +ein P 62 Die ritter er alle +gar besprach P 64 Sch, vgl. 18527f.] in het bereit V; yme hett bereit P 66 Vnd hiesz P 69 waren +sin P 70 sie +alle P 74 frauweten sich des gewyns P 75 +da hatte P 85 rechen P 87 sie mit yme zü dem riesen 79 gefengnisz P 81 Widdervmb frölichen P ritten P 88 sie gar gering P 89 gerne V 35 sundern (swV.): ‘absondern, trennen’ 43 entwesen (stV.): ‘entbehren’ 57 vuore (stF.): ‘Verhaltensweise’ 58 vervarn (stV.): ‘vergehen’ 85 errechen (stV.): ‘vollständig rächen’ 90 tacstern: ‘Morgenstern’ (der Planet Venus)

Gawein: Assiles und Amurfina 9991–10052

163va 9995

10000

10005

10010

10015

10020

des morgens braˆht tages lieht, der riter was einer nieht, er wær mit al bereit. Gaˆwein dan mit in reit und braˆht sie geˆn Enfıˆn. Floˆys und diu helf sıˆn die liezen doˆ ir starken pıˆn. Swie wol er wurd enphangen, des müest iuch belangen, ob ich iu daz solte sagen. im het gevangen und erslagen der rise sıˆn helfe gar, und wær niht Gaˆwein komen dar, er müest sich ergeben haˆn unde mit im sıˆn man mit lıˆp und mit guote. des was im weˆ ze muote; und solt daz morgen sıˆn gewesen, er entriuwet niht langer genesen. dest waˆr, er kom an der zıˆt. nu muost sich niuwen der strıˆt ab dem huˆs under disen wider disen starken risen und wider allez sıˆn her. Gaˆwein hiez an die wer daz povel allez vallen, und hiez sie starc schallen an den starken vaˆlant hin abe mit vil groˆzer ungehabe, und jach, er wolt strıˆt haben. schier koˆmen an den burcgraben

10025

10030

10035

10040

10045

10050

167

geloufen spehære und vraˆgten dirre mære, doˆ sie vernaˆmen den schal. Gaˆwein sich hinden uˆz stal under diu mit sıˆn gesellen, und keˆrten mit ellen uˆf den risen, daˆ er lac und sıˆns gemaches starce phlac, wan er vil gar aˆn angest was und waˆnd, ez wær Galaˆas und die gevangen von Eygruˆn, doˆ er sach die schilde bruˆn und dar uˆf von golde boien und anderthalp die moien, doˆ sie alle zuo sigen und soˆ gemeinlıˆchen swigen: daz schuof den risen stille ligen. Gaˆwein keˆrt vil rehte dar, daˆ der rise under dirre schar als ein groˆzer turn lac. daˆ enphie sıˆn ors vil mangen slac ze beiden sıˆten mit dem sporn. uˆf in rant er mit zorn und rief: „Gaˆwein scheˆvalier!“ hie mit neiget er die banier und stach sie uˆf dem risen entzwei. hie huop sich ein turnei, der hert was unde starc. dar under sich manger verbarc, dem Sælde gap, daz er entran; doˆ wart verhouwen manic man,

91 +des tages P 92 Dirre P; eynes P 93 Sie waren P 94 da mit P 96 Floysz +der +ku`nig P 97 PSchKnN ] liezent V 10001 het] fehlt V, hatt P 3 PSch] Subjekt fehlt V; wær +er KnN 5 +alle sine P 7 im weˆ SchKnN ] fehlt V, dem ku`nige we P 8 es morgens P 10 Er was yme komen P 12 Von dem P 17 PSchKnN ] wallen V; sere schallen P 18 starken] fehlt P 20 sprach er wolt sturm P 25 +des hinden usz verstal P 26 Vnder die sinen mitgesellen P 29 gar wol pflag P 30 one sorgen P 31 Vnd wolt wenen P 32 cygrvn V, eigrun P 33 Als er ersahe P 34 SchKnN ] boren V; Vnd von golde daruff boyn P 35 SchKnN ] moren V; eynhalb der moyn P 38 Sine herren hiesz der rise ligen P 39 vil snelliclich P 40 der schar P 43 den sporn P 44 Vf den risen P 45 P] schavelier V 50 Das vf sich P 99 belangen (swV.): ‘langweilig sein’ 10001 im = Floˆys 16 povel, bovel (stMN.): ‘Volk, Leute’ 27 ellen (stN.): ‘Mut, Mannheit’ 34 boie: ‘Fessel’, vgl. zu 9805 35 moie wohl afrz. ‘Garbe’, ein übliches Wappenbild, wieder 18144 (vgl. Fe) 36 sıˆgen (stV.): ‘herbeiströmen’ 41 turn (stM.): ‘Turm’ 50.51 ‘dabei versteckte sich manch einer, dem Sælde vergönnte, daß er [dem Tod] entrinnen konnte’

163vb

168

10055

10060

10065

10070

10075

10080

Gawein: Assiles und Amurfina 10053–10112 der nie geseit daz widerspel. der rise wart des stiches snel, doˆ ers in dem lıˆp enphant; naˆch im greif der vaˆlant und wolt in haˆn zebrochen, daz er in het gestochen: des wart er wol ergetzet. er wart daˆ von geletzet, daz er daˆ muost belıˆben: durch beide knieschıˆben sluoc er im ein wunden, daz im daˆ von swunden beidiu kraft und sinne. Gaˆwein sıˆn unminne gar an in keˆrte, unz er in soˆ seˆrte, daz er gelac vor im toˆt. anderthalp was groˆziu noˆt von disen ritern underm her. swelher ir kom ze deheiner wer, der het verlorn sıˆnen lıˆp. sie vluhen alsam diu wıˆp, swaˆ sie sich mohten ernern. sie mohten sich niht meˆr erwern, sie wolten dan den lıˆp verhern. Gaˆwein alsoˆ den risen sluoc. underm her wart ir genuoc beidiu gevangen und erslagen. man sach ouch vil mangen zagen uˆz dem sturm vliehen,

10085

10090

10095

10100

10105

10110

die man niht moht erziehen, geˆm wald und geˆn den bergen, die sich daˆ wolten bergen. der sturm het ein ende. Gaˆwein, der waltswende, keˆrt uˆf daz huˆs ze Enfıˆn wider mit den gesellen sıˆn mit heilhafter sigenunft: wol ervröut sich doˆ sıˆner kunft der verhert künic Floˆys, wan er was des wol gewis, daz er erloˆst wære. des muost ir aller swære ein end haˆben an der stat. Floˆys Gaˆweinen mit vlıˆz bat, sıˆt er in daˆ het erloˆst und allez sıˆnes landes troˆst an im einen nuˆ læge, daz er sıˆn ouch phlæge und enphieng die kroˆne: diu solt im wol ze loˆne gevallen umb die manheit. die rede er im wider seit: ern möht niht rıˆches phlegen und wolt sich soˆ niht haˆn verlegen, er müest heim keˆren. sus gehalf er wider ze eˆren Floˆys unde keˆrte dan. hie wil ich die red laˆn, die ich her gesagt haˆn.

54 rise] fehlt V, riese P 55 er es in P 58 +Darvmb +dz er P; P] erstochen V 62 Dorch sine P 64 verswunden P 65 beidiu] fehlt P 67 +So gar P 68 so +gar verserte P 69 +So dz der riese vor yme gelag dot P 70 An andern enden was P; grœziv V 72 KnN ] deheiner chom ze V; e Vnd welcher vnder jne nit kam zu´ P 74 fluhent +alle als P 76 moht . . . erwen V; +Wenn sie +kunden +vnd P 77 die libe P 78 erslug P 82 KnN ] Auf V, Von P 84 Gegen welden P e 85 verbergen P 88 ze] fehlt P 89 Widdervmb P 90 heilsamer P 91 KnN ] Wol ir vrot V, Des frawte P 94 Das gawein sin erlo`ser P 97 Floys +der +ku`nig P 10100 Allein an yme lag P 3 diu] Dv V, Die P 4 dorch sine manheit P 5 +vmb seit P 6 mohte P 7 han KnN ] fehlt o o o 9 Also halff . . . +vmb zu P 10 Floysen +dem +kunige P; +von dan P VP 8 must V, mu`ste P 12 +bisz her P 53 ‘. . .der nie die Wiedererzählung sagte’ (der es nie erzählen konnte, weil er den Kampf nicht überlebte) 54 ‘Der Riese wurde durch den Stich lebendig’ 58 er = Gawein 59 er = Assiles; ergetzen (swV.): ‘entschädigen’ 60 letzen (swV.): ‘aufhalten, hindern’ 63 er = Gawein 72 dehein (Adj.): hier ‘irgend ein’ 77 verhern (swV.): ‘verderben, zerstören’ – ‘es sei denn, sie wollten den Leib verlieren’ 83 erziehen (stV.): ‘einholen, erreichen’ 84 geˆm = geˆn dem (vgl. 11113) 90 heilhaft (Adj.): ‘Glück habend, heilbringend’ 10100 nuˆ (stNF.): ‘Augenblick’ 1 sıˆn = sıˆnes landes

163vc

Gasoein II (10113–12600) Zum mit Gasoein vereinbarten Termin hat Artus den Hof einberufen; nur Gawein fehlt. Gasoein erscheint zum Zweikampf, weicht aber aus und sucht mit Artus eine kampffreie Lösung. Ginover soll selbst entscheiden: Sie will bei Artus bleiben. Ihr Bruder Gotegrin entführt sie und will sie töten, weil sie Schande über die Familie gebracht habe; Gasoein kommt zufällig dazwischen und rettet sie – um sie schließlich zu vergewaltigen. In höchster Not kommt Gawein dazu und fordert Gasoein. Nach langem Kampf wird die Entscheidung vertagt, sie kehren zu dritt nach Karidol zurück. An Pfingsten kommt es schließlich zur Versöhnung.

10115

10120

10125

10130

10135

10140

Von dirre groˆzen arbeit, die Gaˆwein under wegen leit, wart er des erwendet, daz Artuˆs nu verendet aˆn in den hof ze Karidol als ich iu nu sagen sol. doˆ die vürsten alle waˆrn komen, die den hof heten vernomen, mit manlıˆcher hoˆchvart, man beitet sıˆner zuovart die drıˆ tage alle. die wıˆl was mit schalle der hof und diu hoˆchzıˆt. doˆ moht niht langer sıˆn diu bıˆt, wan sıˆn die vürsten verdroˆz, daz er in niht entsloˆz, war umb er sie het geladet; diu red sıˆnem namen schadet. doˆ Gaˆwein daˆr niht enkam, künic Artuˆs die vürsten nam in ein phalz besunder. er sprach: „iuch nimt wunder, daz ich iuch soˆ lang hil, waz ich mit dirre rede wil. ir herren, daz wil ich iu sagen: ich waˆnd, daz in disen tagen, Gaˆwein wider komen wære, soˆ wær baz redebære

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unser raˆt an dirre sach. nu enweiz ich, waz ez mach, daz er niht wider kumt. ez het uns starc gevrumt, wær er hie ze dirre vrist. sıˆt er aber niht komen ist, soˆ raˆtet mir nu alle, waz iu dar umb gevalle, und habt ez vil tougen. ein dinc, daz ich iu ougen, daz mir an mıˆn eˆr gaˆt, daˆ suoch ich umb iuwern raˆt, wan ez mir nu alsoˆ staˆt. Nu vernemt, maˆg und man, die ich dar umb geladet haˆn, den ich genaˆden allen wol getriuwe, als ich von rehte sol, wan ir mir sıˆn schuldic sıˆt: ich het ein hoˆchzıˆt geleit ze Tintagueˆ ze wıˆhenahten zuo dem seˆ, als ie was mıˆn reht. daˆr kom manic guot kneht und heten vröuden genuoc, wan daz Gaˆwein an truoc mit den ritern verborgen, daz sie an dem vierden morgen riten suochen aˆventiure.

19 +Als nu´ die P 21 micheler P 23 +mit alle P 26 +Volbraht vnd moht P 27 sıˆn SchA] si V; Wenn es doch die P 29 geladen P 31 KnN ] da VP 36 dirre sachen P 44 vns +vil wol gefromt P 45 ze] an P 55 ich zu˙ minem houe geladen P 60 ze] gen P 62 Als +es hie was P e 63 Dar PKnN ] Da V 68 suhen V, su`hen P 15 erwenden (swV.): hier ‘entziehen, fernhalten’ 21 manlıˆch (Adj.): ‘dem Manne geziemend, männlich’ 26 bıˆte (stF.): ‘das Warten’ 40 redebære (Adj.): der Rede wert, verständig 49 ‘und behandelt es heimlich/ diskret’ 50 ougen (swV.): ‘offenbaren’ 65 ane tragen: ‘anstiften’

164ra

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164rb 10200

Gasoein II 10169–10232 nu was soˆ ungehiure daz weter und soˆ kalt. ich reit ouch pirsen in den walt, doˆ ich soˆ ein beleip, daˆ mit ich den tac vertreip. daˆ entwalt ich dehein wıˆl, wan daz ich heim mit ˆıl durch den vrost wider reit. doˆ vant ich schoˆn bereit ein viur uˆf dem palas, des ich starc vroˆ was; ich stuont und warmt mich daˆ bıˆ, als ich wæn, daz der site sıˆ aller liut gemeine. nu was die künigıˆn al eine z’einem venster gestanden und zalt mirz ze schanden. si jach, daz ich niht wære ein sölich minnære sam einer, den sie weste der wær alsoˆ veste, daz in der sneˆ noch daz ˆıs des möht betwingen dehein wıˆs ze dienst einem wıˆbe, daz er an sıˆnem lıˆbe iht vüert wan ein hemede. diu red duˆht mich vremede. ouch enhal sie mich daz niht, ern rit bıˆ des maˆnen lieht den vurt über alle nahte, daˆ in der Swartz Dorn dahte. ein ors rit er harmblanc

10205

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und sünge von minne einen sanc ein vlache stimme unde hel, und vüert ein wæhez schapel von bluomen süez unde guot. uˆfem houbt vüert er den staˆlhuot. schilt, swert unde sper in blanker varbe vüert er: daˆ bıˆ solt man in bekennen; si wolt in aber niht nennen. mit dirre red gie sie hin. dar naˆch begund mıˆn sin trahten daz ich vünd in. Die red ich mıˆnen gesellen seit. schier was ez dar an gereit, daz wir riten in die gaudıˆn mit harnasch unde huoten sıˆn alle vier besunder: solt er komen, doˆ enkunder uns nimmer verrıˆten. daˆ muost wir sıˆn bıˆten, eˆ er kæm, vil lange in der kalten getwange. schier kom er, daˆ Key lac, daˆ er der eˆrsten huot phlac, dem er sıˆn ors mit tjost nam. Gaˆles dar naˆch tet er sam. dez selb tet er Aumagwıˆn, eˆ er kæm durch Noirespıˆn. diu driu ors nam er ze sich; er reit dan und vant mich. diu ors ich wol bekante, die ich aber dar uˆf sante,

69 so +gar P 74 Dan twalt P 78 vf minem P 79 sere fro P 80 und PSchKnN ] fehlt V 81 das +es P 84 An einem P 85 Vnd ahtet mir das P 86 ich] fehlt V; sprach dz ich nit P 87 KnN ] sælich VSch, solcher P 90 in] fehlt V; Das jne +weder P 91 Nit mo´hte P; +in dheine P e 94 vurt V, +me fu`rte P, vuort KnN 95 mich +sin P 96 daz] fehlt P 97 ern] Er P 98.99 naht : daht P 10201 gesang P 2 PKnN ] flachiv V; bel Sch 3 fuort V; ein rijlich P 4 süez] rijch P 5 den] einen P; huot] fehlt P 8 in] fehlt V; jne erkennen P 9 wolt ez aber V, entwolt aber jne P, wolten aber KnN 12 Bedrahten wie P 18 doˆ] so P 19 entrijden P 21 chœm V, keme P 22 in dem P 27 er +auch augaguin P 28 noier spin V, noyer ephin P 29 ze] by P 30 +von dan P 31 kante P 71 pirsen (swV.): ‘mit Spürhunden jagen’ 96 heln (stV.): (mit Akk. d. Pers.) ‘geheim halten, verheimlichen’ 10202 ‘mit ebenmäßiger und heller Stimme’, vgl. 3415 3 wæhe (Adj.): ‘fein, zierlich’ 9 wolten = wolte in 15 gaudıˆn: vgl. 3308 16 huoten (swV.): ‘jmd. auflauern’ 19 verrıˆten (stV.): ‘reitend überholen’ 22 ‘in der Drangsal der Kälte’

Gasoein II 10233–10304

10235

10240

10245

164rc 10250

10255

10260

10265

der ensach ich deheinen: des begund ich mich verseinen. als schier er mir kom eneben, ich vraˆgt, wer im het gegeben diu ors, diu er vuorte. er was zer antwurte bereit als ein vrum man und seit mir, wie ers gewan; daz selb ich in an boˆt. er sprach, im solt sunder noˆt ein man dehein strıˆt nemen, der im möht missezemen. sıˆn red mir dar an behaget. ich bat in, daz er mir saget vriuntlıˆch, wie er hieze, und mir wider werden lieze diu ors an dem grieze. Doˆ liez ich mit genaˆden in, swaˆ er wolt, rıˆten hin. dez duˆht in ein ungevuoc, doˆ ich sıˆns namen gewuoc, und begund mir übel reden mit: daz vertruoc ich mit senftem sit. diu ors het er mir zehant gegeben, wan er niemen vant, der sie daˆ von im næme, des wærn sie im ungenæme. ze hant wolt er von mir sıˆn. ich bat in durch den dienst mıˆn, daz er mir sıˆnen namen seit. des was er mir unbereit: doˆ muost ich widersagen. ez wart gestochen und geslagen von uns, nu wizzet daz, daz nie von zwein ritern baz unz er gestuont des schildes bar.

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doˆn het er niht umb ein haˆr, daˆ mit er sich nerte, wan daz er sich werte, soˆ er immer best mohte, die wıˆl und daz tohte. doˆn wolt ich sin schiuhen niht und bat in aber, ob er iht mir dannoch sagen wolde. er jach, ern solde, soˆ lang ich in an sprach, unz er ze jungest mir jach, sıˆn nam wær immer verholn, swaz er dar umb solte doln, er vünd dann einen man. ze jungest ich im an gewan, daz er Artuˆsen nande ze Britanje von dem lande. ich seit, daz ichz wære. er sprach, daz ich verbære alsus gelogeniu mære. Dirre strıˆt vil lang wert, unz er des ze jungest gert, daz ich den helm enbünde, ob er ein zeichen vünde, daz man im het gezeiget. mıˆn houbt ich nider neiget und hiez mir enbinden, ob er ez möht ervinden. den helm er mir abe bant. als er daz zeichen ervant und die waˆrheit ersach, sıˆns namen er mir verjach und bat mich mit stæte, daz ich im reht tæte, des het ich michel eˆre, und jach, er wær vil seˆre

33 sahe P 35 er widder kam P 40 ers] er sie P 43 Einer keinen strijt P 49 geniez V, griesz P 52 P] mich vngevüeg V 53 Das ich P 64 ich +yme P 69 ein P] fehlt V 74 sin slahen P 77 Er sprach P 79 er mir zü lest verjach P 83 Zu´ lest ich yme das P 86 sagde +yme dz ich es P 88 Eine solche erlogene P 90 zu´ lest begerte P 95 mir +es P 96 er das zeichen möhte finden P 98 er +nu P; vand P 10301 mich] fehlt P 34 verseinen (swV.): (refl.) ‘zögern, säumen’ 64 widersagen (swV.): ‘jmd. den Kampf ansagen’ 74 schiuhen (swV.): ‘meiden’ – ‘da wollte ich es nicht vermeiden’ 87 verbern (stV.): ‘unterlassen, meiden’ 92 zeichen = eine Stirnnarbe, vgl. 4749ff.

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Gasoein II 10305–10364 lang von mir geswachet. ich vraˆgt, waz daz machet, sıˆt ich sıˆn niht bekande. die künigıˆn er nande und jach, ich hetes im genomen, und er wær aber naˆch komen, daz er daz wolt bewæren, daz sie gevriund wæren, eˆ ich sie ie genæme, wie mir daz missezæme, daz ich sıˆn amıˆen iemer solt gevrıˆen. des müest ich immer laster haˆn. von unser red kam ez dar an, daz er ir het gerüemet sich, daz ich in kampft und er mich, und naˆmen vierzec tage vrist. der tac zewaˆr morgen ist, daz er sol komen her. iuwers raˆtes ich dar umb ger, daz ez mir ie geschach.“ doˆ der künic die red gesprach, sie spraˆchen tougen under in, ez wær ein groˆzer unsin: der soˆ immer gewüete, daz er wıˆbes güet hüete, er sazt sich uˆf die glüete. Die herren alsoˆ taˆten: sie giengen sich beraˆten, als Artuˆs der künic bat,

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an ein vil heimlıˆch stat und vunden, daz im wære niht alsoˆ eˆrbære, soˆ daz er sıˆnes tages bit: daz wær ouch ein gemeiner sit. daz ensolt er dehein wıˆs laˆn, – er wær ein soˆ vrum man –, ez wær gelogen oder waˆr. er solt ouch gern biten dar, und liez reht schouwen. behielt er daˆ die vrouwen, und wær sie unschuldic, soˆ het er vrouwen unde sic. wærz aber, als er seit, ez wær ein groˆziu swacheit dem rıˆch und der kroˆne. geschæh im diu hoˆne, diu vürst enmac gewinnen, ob er solte minnen eins riters kebs ze sıˆner eˆ: daz müest im immer tuon weˆ. der künic volget dem raˆte. diu mær vlugen draˆte von kneht ze riter über al: daˆ von wart uˆf und ze tal von dem gesind ein michel kradem. Ginoveˆr uˆz dem wercgadem sante ein meit her vür, daz sie ir ze reht ervüer, waz dirre schal wære

5 Von mir vil lang geswecht P 6 vragde +jne P 7 enkand P 8 Min wip er da P 9 sprach P; o hett sie yme P 17 PSchKnN ] mvz V 20 SinKnN ] kant V; ich jne bekempfen vnd P 22 fu`rware morn P 24 beger P 26 die] diese P 27 P] vnd in V 30 er sines wibes hüte P 40 Des salt P; verlan P 44 +sin recht P 45 KnN ] behalt V; behaben ir da P, behabt er da Sch 47 er] fehlt V; Er hetten wip P 50 vnd dem P 51 +Vnd geschehe P 52 Sch] Div fürsten mak V, Die +ein fu`rst mag P 53 PSch] Ob si solt V 54 Sch] Eins riters zesein(er) ·e· V, Eins o 57 kamen getrate P wijbs kebsch zu¯ P, Eins riters leib ze KnN 55 PSchKnN ] muz V 58 Vnder das hoffgesind vn¯u`ber al P 59 vf +slosz vnd P 63 ir hie vorn erfu`re P 64 die gemein sage were P 10305 swachen (swV.): ‘erniedrigen’ 11 bewæren (swV.): ‘als wahr dartun, beweisen’ 29 (ge-)wüeten (swV.): ‘rasen, wüten, etwas blind vor Wut tun’ 31 ‘sich in die Glut setzen’, vgl. ‘sich in die Nesseln setzen’ 38 ‘er müsse den für ihn entscheidenden Tag abwarten’ 49 swacheit (stF.): ‘Unehre, Schmach’ 51–54 ‘Widerfahre ihm die Schande, die kein Fürst erwerben mag, daß er die Geliebte eines Ritters als Ehefrau lieben sollte, das müßte ihn immer schmerzen’; vgl. auch KnNA, Fe 51 hoˆne, hœne (stF.): ‘Schmach, Schande’ 60 kradem (stM.): ‘Lärm, Getöse’ 61 wercgadem (stN.): ‘Arbeitshaus, -gemach’

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Gasoein II 10365–10426

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und sölh ungebære. ir muot was ir swære. Doˆ diu magt dise red vernam, des duˆht sie schand unde scham, ob sie irz sagen solde, ez enwær, ob sie wolde der red deheinen wıˆs enbern unde hoˆrt die waˆrheit gern. als diu magt wider gienc, ir houbt sie vor nider hienc. daz begund sie swæren. sie sprach: „wie ist den mæren, diu du daˆ vor vernomen haˆst, daz du sie niht wizzen laˆst? wærn sie guot, daz wolt got!“ sie sprach: „vrouwe, dirre spot, der ist gar von iu komen, den ir daˆ vor habt vernomen.“ „war umb, waz haˆn ich getaˆn?“ „welt ir der red ein ende haˆn, vrouwe, sie wirt iu gesagt: der künic haˆt geklagt über iuch den vürsten allen, – daz ist daˆ vor daz schallen –, und zıˆhet iuch, ichn weiz wes. daˆ staˆt her Key und spotet des.“ diu red müet die küniginne und truobt ir vröude unde sinne, unde suˆft vil seˆre. sie sprach: „mıˆn wıˆplich eˆre mir, süezer Christ, behüete

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mit götlıˆcher güete, daz mir iht mög gewerren! jaˆ vürht ich mıˆnen herren und sıˆnen zorn, den er haˆt. got send mir genaˆden raˆt: mıˆn dinc mir angstlıˆchen staˆt.“ Ein dinc ist seˆr ze klagen, dest waˆr, des mac ich niht verdagen, daz an wıˆben oft widervert und mac niht werden erwert, man well ez immer trıˆben: swaz man von reinen wıˆben von einem argen schalc vernimt, daz ir eˆren missezimt, daz trıˆbet man sam einen bal und macht daˆ von groˆzen schal. swaˆ iendert zweˆn samt sint, die werdent beid alsoˆ blint, daz sie von wıˆp lüge jagent und sie vür waˆrheit sagent ein ander uˆf wıˆbes haz, und doch vür waˆr wizzen daz, daz sie ein ander liegent und sich selben betriegent, sam die sich der wıˆbe rüement und ir lıˆbe und wellent daˆ von wesen wert. swer solher vröude von wıˆbe gert, dem gan ich sıˆns ruoms wol, und mir, ob ich tougen sol bıˆ herzenliebem vriunde ligen,

66 +Wenn ir gemu´te 67 Initiale mit PSchGlKnN, erst 10368 in V; die rede P 68 des] Es P; si +sin P 69 irs V; si es der ku`nigin P 70 Es were +denn dz P 72 hörte +doch P 74 houp V, haubt P 75 swaren V; die ku`nigin beswern P 76 was ist der P 77 vor] vorn P 78 sie +vns P 79 gu¯t sprach die magt wo˙lt P 80 Frauwe dirre +grosz spot P 81 ist +aller P 82 vor] vorn P 83 War vmb +sprach +die +ku`nigin was P 84 +Antworte +die +magt wo¯llent ’ 86 hat +da P 88 vor] vorn P 89 PSchKnN ] zieht V 90 stet ir P 85 so wurt sie uch P kay vnd spricht P 91 mu`get P 92 betrübet sie +an freuden vnd +an P 93 su`fftzet P 94 sie] Die ku`nigin P 98 Wenn ich vo´rchte P 10403 Deshalb ich mag sin nit P 4 P] Daz von V, Dazen KnN 5 Vnd nit werden mag entwehrt P 6 welt V, wölle P, well KnN 7 güten wijben P 11 einen schall P 12 irgent zwen byeinander P 14 von wiben lu˙gen P 15 sie +denn fu`r +ein P 23 freuden von wijben P 26 KnN ] hertzen lieben vrı˘nden V, lieber freuden ˙ ˙ liegen P, herzenlieber vriunden ligen Sch 75 sie = Ginoveˆr 91 müejen (swV.): ‘bekümmern’ 26 vriunt (stM.): ‘Geliebte, Freundin, Freund’

10405 erwern (swV.): ‘verhindern’

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Gasoein II 10427–10486 wirt wıˆbes nam daˆ verswigen. ouch vindet man genuoge, die mit ir ungevuoge wıˆbes güet wellent schelten und gedenkent ir vil selten iemer zuo deheiner güete. swie sich ein wıˆp behüete, ob man sie beliegen wil, man vindet meˆr dan ze vil, daˆ mit man sie swachet. wær iemen, der nu wachet und wolt schermen wıˆbes nam, des loˆn würt vil lobesam, wolt er dar an herten, und vünd einen geverten an mir, und geruocht er mıˆn – ich heiz von dem Türlıˆn der werlt kint Heinrıˆch –, und züg mit im soˆ gelıˆch, daz er mich niht verwürf. swes er ze scherm dürf, daz ensuoch niemen anderswaˆ. ich trag daz waˆfen bıˆ mir daˆ, daz valschen man versnıˆdet, ob er daz niht vermıˆdet. ern well vliehen guotiu wıˆp, ich waˆg mit im soˆ den lıˆp, daz eintweder wirt wunt gar uˆf des herzen grunt, daz er ist immer ungesunt.

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Solh red müez wir laˆzen sıˆn. als schier des liehten tages schıˆn die vinstern naht verswant, Artuˆs z’einem münster sant, zem bischof von Grunge, daz er daz ampt sunge von dem heiligen geiste sıˆnem kampf ze volleiste. daz hoˆrt er daˆ mit andaˆht. als daz ampt wart volbraˆht, er gie uˆf sıˆn palas, daˆ im schoˆn hin bereit was uˆf ein gulter sıˆn ˆısengewant. dar ˆın schuoht er sich zehant. er hiez im ouch bereiten ze disen arbeiten mit einer covertiure ein ors, daz was tiure, hoˆch, starc unde snel, mit einem samıˆt gel, dar an waˆren schoˆne über al rıˆch kroˆne von einem sigelaˆt gesniten. ez enwas ouch daz niht vermiten, sıˆn waˆfenroc wær alsam. ein banier vil lobesam des selben im bereit wart. daz tet er niht durch hoˆchvart, diu was im vil unmære. eˆ er vol bereit wære,

32 SchKnN ] deheinem V, keinerhand P 34 Ob sie +ein man P 35 Er vindt des mer P 36 mit er sie P 38 beschirmen P; P] namen V 39 vil] fehlt P 43 PSchKnN ] hiez von Türlein V 45 PSchKnN ] in V 46 mich] fehlt P 47 Welcher hand er P; bedu˙rfe P 48 su`che irgent anderswa P; +er nienen Sch 50 Das +die P 52 Er wo˙lle velschen reyne wib P 53 so mit yme minen P 55 +bisz vf P 57 müez] sollen P 58 Also bald P 61 pischolf V; gerung P 66 Als +nu˙ P; volnbraht P 68 Dar jnn yme schon bereit P 69 einem P 73 P] einr deke 80 Es was auch nit P tiure V; vgl. KnNA 77 P] warnt V, warn KnN 78 Allenthalben kron P 81 Ein P 82 Einen banir V, Ein banyer P 83 yme +auch P 85 +Wenn die was yme vn mere P 86 er] +denn Artus P 27 Der Erzähler würde den Namen seiner Dame verschweigen, um ihr keinen Schaden zuzufügen – anders als diejenigen, die sich mit ihren Eroberungen brüsten 34 beliegen (stV.): ‘jmd. verleumden’ 40 herten (swV.): ‘auf etwas beharren’ 59 verswenden (swV.): ‘vertreiben, verswinden machen’ 64 volleist (stM.): ‘Unterstützung, Beistand’ 69 gulter, kulter (stMNF.): ‘dicke Decke’ 85 unmære (Adj.): ‘zuwider, gleichgültig’

Gasoein II 10487–10552

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der riter kam geriten her, der des kampfes sıˆn gewer solt sıˆn, daz ouch geschach. Key in aller eˆrste sach, der seit ez doˆ über al: daˆ von huop sich ein michel schal von den ritern daˆ inne, und liefen an die zinne durch des riters minne. Ez ist wol sagebære, wie der helt wære bereitet dar ze strıˆt als in daˆ Calamıˆt sıˆn swester, ein rıˆche fei, het bereitet von Lansgei mit gewæfen, daz was rıˆch, dem ich deheinz gelıˆch, swaz ich ir noch haˆn gesehen. ich wil der waˆrheit jehen: ist ez, als diu fabel seit, dest waˆr, soˆ was an in geleit von rıˆcheit soˆ groˆzer hort, der dehein armer kort. im was von einem blıˆalt ein waˆfen gar einvalt gesniten sunder zadel, dar an was dehein tadel, wan ez von gold was erweben daˆ mitten und eneben von lewen, die waˆren groˆz. swaz velt beleip goldes bloˆz, daˆ schein ez sam ein phaˆwen zagel. er was ze velt der vıˆnt hagel.

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daz schein an sıˆnen tücken daˆ. sıˆn harnasch der schein anderswaˆ ring, wıˆz unde guot, als ein spiegel sıˆn staˆlhuot. dar uˆf was ein kleinoˆt, als imz vrou Minne geboˆt: durch ein herz ein scharpf straˆl von gold und von hertem staˆl. er vuort ring, klein hosen luˆter wıˆz sunder rosen. sıˆn schilt zam ze halse wol und sıˆn lanz, als sie sol. er vuort zweˆn behagel sporn. wart iemen mit waˆfen geborn, des het man wol an in versworn. Man sach an sıˆnem rıˆten, daz er sich daˆ ze strıˆten wider sıˆn gesellen het bereit. man moht groˆz behendecheit an sıˆnen waˆfen daˆ sehen. von dem winde hoˆrt man luˆt brehen beidiu banier unde deck. ein waˆfen vuort der reck aˆn valsch von laˆsuˆre, und ein lewen, sam in natuˆre druˆf geworht het von golde, mit gebærn, sam er wolde die werlt gar verslinden, und von den widerwinden gap er von listen einen doˆz, des stimme was starc groˆz, sam er lebt und schriuwe daˆ, und het lanc scharpf klaˆ,

87 dorther P 90 +Her kay jne zu´m allerersten ersah P 91 doˆ] jne P 92 michel] groszer P 93 daˆ] dar P 95 des] dise P 98 dar] fehlt P 99 P] der V; galamide P 10501 bereit P 2 wapen P; rylich P 4 ich ie han P 5 +Ob ich +schon der warheit wil P 9 KnN ] deheiner armen V; kein armüt bekort P 10 bliat V, plialt P 15 +Jn der mitten vnd +auch darneben P 17 Wa das P 18 eins pfawen wadel P 19 der winde P 21 der was anders va P 25 Als es yme P 26 SinKnN ] sein V, sin P 29 also rosen P 30 stunt yme zü P 31 sin glene P, 38 mohte +da +wol P glævıˆn Sch 32 KnN ] behag V, geringe P 33 Were ieman tzü P 39 gesehen P 44 jne +die P 50 was zu¯ maszen P 52 Er hatt auch lang P 95 ‘um des Ritters willen’ 10502 gewæfen (stN.): ‘Bewaffnung’ 8 hort (stM.): ‘Schatz’ 9 kort Prät. zu kiesen (stV.): ‘kosten’ 14 erweben (stV.): ‘durchweben,’ 22 ring (Adj.): ‘leicht’ 28 ring (Adj.): ‘leicht’ 29 rosen zu rosem (swM.): ‘Fleck, Makel’ 32 behagel (Adj.): ‘wohlgefällig’ 40 brehen (stV.): hier ‘schallen’, vgl. LexI,346, KnNA 51 schriuwe: Konj. Prät. zu schrıˆen; zur Löwendarstellung auch Fe

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Gasoein II 10553–10620 hart verre uˆz gezogen, und het sich uˆf diu bein gesmogen, reht sam er stüend ze sprunge, und vuor im diu zunge enwac in der kewen. ez het den selben lewen ein buckel von golde bedaht, dar inne lac vil maniger slaht von edelm gesteine groˆz unde kleine. er reit ein ors harmblanc, daz wider und vür mangen wanc mit behendigem geverte daˆ nam uˆf der herte von dirre massenıˆe unz uˆf die braˆerıˆe, daˆ der kampf wesen solt. Artuˆs wart vil schier geholt sıˆn ors, sper unde schilt. sam ein vogel gereiztez wilt sıˆn herz geˆn dem kampfe spilt. Artuˆs uˆf sıˆn ors gesaz. einr red er daˆ niht vergaz, diu wol sıˆnen eˆren zam. die vürsten er zesamen nam, dar zuo daz gesinde gar. „ir herren“, sprach er, „nemt war mıˆnr eˆren an dirre sach, daz mich iemen dar an swach, swie ez halt umb mich ergeˆ, an swelhem teil ich besteˆ, sigeloˆs oder sigehaft, – dar umb ob ich mannes kraft hie hab und mıˆn geselle niht –,

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daz mir wider in umb iht iemen helf an disem vehten. ir gebietet den guoten knehten, daz siez mit zühten sehen an, und wizzet, hie ist dehein man, der mit gewaffen vürz tor kumt. ersih ich in daˆ vor, ich benim im lıˆp und eˆre. daz ir deheinr soˆ heˆre ist, daz geloubet mir. dar an soˆ gedenket ir, und bewart daran iuch und mich. wan ietweder dunket sich under uns wol soˆ tiure, daz er ein aˆn stiure ein andern riter müg besteˆn. unser reht mügen wir zweˆn an ein ander wol bewærn. daz sol niemen beswærn, swem daˆ der sic gevalle.“ die vürsten lopten alle, daz siez gern tæten, und lopten ez ze stæten underm gesinde naˆch sıˆnem gebot: ez was in kumen uˆzem spot. an die wer lief diu swach rot. Naˆch der red er her ab reit, daˆ sıˆn an der heide beit vor dem huˆs sıˆn kampfgenoˆz, her Gasoein von Dragoˆz, den er niht ungerne sach. künic Artuˆs mit zühten sprach: „riter, sıˆt willekomen!“ als er den gruoz het vernomen,

53 Zu¯ maszen ferr herusz P 64 swang P 65 PSchKnN ] verte V 66 PSchKnN ] Vnd V o 75 daˆ] 69 dirre kampff geschehen P 72.73 Versfolge umgekehrt P 74 +Als artus +nu vf P doch P 76 Die sinen eren +glich wol P 77 er zü hauff +an +ein +end nam P 81 SchKnN ] 82 halt] joh P 85 ich] fehltP 87 wir V; Das widder jne mir ieman iht P imms V, nyeman P 88 iemen] fehlt P 89 Wenn gebietent P 90 sie es mit P 92 mit eyncherhand waffen P o 93 +vnd ersieh P 99 Wann vnser iglicher bedu`ncket P 10605 +Vnd das P 9 gelobten es zu besteden P 11 aus ein V; was artusen ku¯men usz dem spott P 13 er] artus P 57 enwage (Adv.): ‘beweglich’; kewe (stF.): ‘Kiefer, Rachen’ 64 wanc (stM.): ‘Bewegung’ (nach vorne, zur Seite, rückwärts) 65 geverte (stN.): ‘Art und Weise’ 66 herte (stF.): ‘Ebene’ 72 ein = einen; gereiztez = gereizt daz: ‘wie das Wild einen (Raub-)Vogel reizt/lockt’ 81 iemen: ‘niemand’ 95 heˆre (Adj.): ‘hochmütig’ 10601 eine (Adj., Adv.): ‘alleine’ 12 wer (stF.): ‘Wehrmauer’

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Gasoein II 10621–10682

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er galt im sam ein hofman. schier kom ez dar an, daz sie sich muosten scheiden. ez wart undr in beiden wol vier würf lanc daz velt, daz ietweder vollez gelt uˆfen andern moht geborgen, und wolten daz besorgen, daz aˆn væle würde ir tjost, und diu bürde uˆf dem anderm gelæge, ob er sıˆn niht enphlæge mit dem schilde von kunst, wan beider gelıˆcher urbunst uˆf den andern gelat wart. swer sıˆn kunst dar under spart, heldes muot unde kraft, dem möht wol diu riterschaft gewerren an den eˆren und ze verhe soˆ geseˆren, daz er sıˆn würd ungesunt. die wıˆl sie ditz hazzes zunt uˆf einander hie zunden mit alsölhen gunden, daˆ von kriegt ir beider muot. daˆ von ist ez beiden guot, daz sie sich wol hüeten, sıˆt daz haz welle wüeten alsoˆ starc under in uˆf gewin und ungewin. der hielt her, jener hin.

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Hie laˆzen schenkel vliegen, mit wıˆten sprüngen kriegen diu ors uˆf dem ringe! daz ietweder bringe den andern zem sande, eˆ er sıˆn sper verswande: daz was ir beider andaˆht. die schilt wurden snel braˆht durch scherm vür die bruste; dar naˆch sie geluste, daz sie diu sper neigten und den orsen erzeigten an dem ende die sporn. beide mit glıˆchem zorn begunden sie einander gern. Artuˆs wolt tjost wern Gasoein, swaz ez koste: doˆ entweich von der tjoste Gasoein uˆf der heide von der wegscheide und lie den künic varn vür. daz er dise tjost verlür, daz beswaˆrt in vil harte. er keˆrt geˆn der warte mit zorn, daˆ Gasoein hielt uˆf dem rinc alein, als er im entwichen was. nu waˆnden uˆf dem palas die riter, die daˆ saˆzen, daz Artuˆs het laˆzen den riter gern vür varn,

21 ein] fehlt V; als ein hu´bscher man P, als ein hövesch man 22 was ez ku¯men P 26 iglicher P 27 SchKnN ] Auf ein V, Vf den P 31 andern P 35 geladen P 38 Den P 39 PSchKnN ] Gewern V 40 zu ferre so verseren P 43 hie] so P; zunde P 44 alsolchem gunde P o 46 Denn ist jne beyden P 47 huten V, behüten P 48 Dwijle der hasz P 49 So gry¯miclichen zu˙schent P 51 her +vnd ich hin P 52 HJe lieszen +sie P 55 iriglicher P 56 zü schand P 59 wurdent +gar gering P 60 Ze P; brusten V, bru˙st P 63 und] fehlt P; roszen +sie P 64 An den sijten P 66 begern P 67 +sinen tiost P 69 usz dem tyost P 73 disen P 74 bekumberte P 76 da +der P 77 vf der braerij P 81 gerne hette gelaszen P 82 gern] fehlt P 21 hoveman (stM.): hier ‘ein dem Hofe zugehöriger Mann, höfischer Mann’ 25 vgl. zu 9875 34 urbunst (stF.): ‘Neid, Haß’ 35 gelat: zu geladen, vgl. 698, KnNA 39 gewerren (stV.): (mit Dat.) ‘hindern, stören’ 40 verch (Adj.): ‘an das Leben gehend, zu Tode verwundet’ 42 zunt (stM.): ‘Zunder, Feuer’ 45 kriegen (swV.): ‘kämpfen’ 53 kriegen (swV.): ‘andringen’

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Gasoein II 10683–10754 und sie wolten ein ander sparn durch ir beider lıˆhtecheit, und zalten ez ze zagheit, swaˆ ez einr dem andern seit. Artuˆs sıˆn zuht zebrach wider Gasoein und sprach: „riter, wie ist iu soˆ geschehen? nu haˆn ich von iu gesehen vil riterlıˆch hantgetaˆt. mich riuwet iuwer sarwaˆt, daz diu alsoˆ guot ist. weder taˆt irz durch den list, daz irm gewæfen entlıˆbet, oder vürht ir, daz ir belıˆbet hinderm satel uˆf der slaˆ, oder uˆf dem velt anderswaˆ, ob ir iuch mit mir bewürret? ich weiz wol, ir getürret durch disen schilt wol getaˆn deheinen riter gestechen laˆn. er mac wol iu entlihen sıˆn. der lewe tuot des niender schıˆn, daz er iuwers schiltes phlege, wan daz sıˆn bilde gıˆt ein ege dem, der in an siht. dest waˆr, er ist vlühtlich niht, er entwıˆchet durch dehein noˆt. sıˆn herz ist in im toˆt an iuwerm schilt, riter guot; daˆ vür haˆt er des hasen muot gewehselt und alle sıˆn art, der nie unvliehend wart, ob in ein muˆs wolt jagen. der lewe entouc deheinem zagen: er sol den hasen vüeren: er laˆt sich niender rüeren,

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die wıˆl er mac gevliehen. mac man in dann erziehen, vor vorhten er erstirbet. swer mit zagheit wirbet, vil ofte er verdirbet.“ Gasoein sam ein vrum man der red antwürten began hovelıˆch und mit zühten. er sprach: „ich haˆn ze vlühten mich selten gekeˆret, daˆ von ich guneˆret ie würd, unz an disen tac. ob ich den lewen niht enmac von mıˆner zagheit getragen, dest waˆr, swer mich wolte jagen vür den hasen, daz engült er, die wıˆl mich ors unde sper, harnasch, schilt unde swert und mıˆn lıˆp dar zuo wert, als ich ez aber meine und iu schier bescheine, soˆ möht ez vil wol wesen. ich getriuwe alsoˆ wol genesen, her künic, vor iu sam ir vor mir, wan daz beidiu, ich und ir, daˆ von in vremdem landen mügen werden ze schanden, als ez von uns wirt vernomen, wie ez sıˆ zem kampf komen. dan solten wir dar zuo sehen, ob ez mit eˆren möht geschehen, daz wir den kampf liezen. wir süln des geniezen, daz ir ein edel künic sıˆt. mich haˆt ouch manic zıˆt verre manic vremdez lant

90 ich +vor P 94 KnN ] tæt V; Tunt ir es P; Weder tuot irz Sch 95 ein belibt V; ir vwern waffen entlibent P 99 bewerret V, verwerrent P 10700 ir] fehlt V; wol +dz ir P 2 stechen P 3 mag u`ch wol geliehen P 4 des mynner schin P 8 +so flu`htig P 11 vwern P 16 toug P 18 enleszt sich nyrgent P 21 Von P 37 mıˆn] mit P; PSchKnN ] zewert V 43 daz +wir beyde P 49 möht] solt P 50 PSchKnN ] daz V 54 Gar manig P 84 lıˆchtecheit (stF.): ‘Leichtsinn’ 95 entlıˆben (stV.): (mit Dat.) ‘schonen’ 99 bewerren (stV.): ‘verwickeln, verstricken’ 10700 turren (V. an.): ‘sich getrauen, wagen’ 3 entlıˆhen (stV.): ‘auf Borg geben, leihen’ 6 ege (stFM.): ‘Furcht, Schrecken’ 8 vlühtlich (Adj.), zu vlühtec: ‘fliehend, flüchtig’ (LexIII,420)

Gasoein II 10755–10822

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ze groˆzem prıˆs erkant; des ist ez unbillich. zweˆn vilaˆn süln sich zebliuwen und zeslahen, vor geriht mit kampfrahen, mügen sie ir reht anders niht bewærn und ir geschiht. daz ist vürsten gar enwiht.“ „Riter“, sprach Artuˆs der künic, „ichn bin iu niht soˆ enbünic, ich gunne iu al der eˆrn wol, die ein vrum man haben sol, daz ez aˆn mıˆn laster sıˆ. ich würt des kampfes gern vrıˆ, gehœr ich deheinen raˆt, der mir niht an mıˆn eˆr gaˆt: des wil ich iu volgen. ich was iu eˆ erbolgen ein teil umb iuwer hoˆchvart, wan sıˆn nie dehein bilde wart, des ir mıˆn wıˆp haˆnt gezigen. wie möht ez immer sıˆn verswigen enneher wol siben jaˆr? man wær sıˆn worden gewar, wær ez waˆr, des ir jeht. ich getœrst wol elliu reht getuon, diu man vinden kan, daz sie die gedanc nie gewan, daz sie iuch minnet vür mich. dest waˆr, herre, soˆ het sie sich vil übel gehandelt, soˆ sie die eˆ verwandelt mit unstæter minne, soˆ geviel ir z’ungewinne

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vür stæt ein unstætecheit, als mir ie oft ist geseit von wol geleˆrten herren. waz mac iu daz gewerren, daz wir die rehtes vraˆgen? die enkan des niht betraˆgen, sie bescheiden ez, als ez ist. die wıˆl haˆn ich gerne vrist. und swie siez bescheiden, alsoˆ sıˆ under uns beiden gescheiden sunder riuwe: alsoˆ gib ich mıˆn triuwe, anders wirt der strıˆt niuwe.“ Als er die red gehoˆrt, er sprach: „soˆ wær ich betoˆrt, ob ich mıˆner vriundinne mich liez, die ich minne, umb iht an die pfaffen: wan die kunnen schaffen, daz ein waˆrheit ze lüg wirt, und daz diu lüg schiere birt ein gar ganz waˆrheit. der list in dıˆaletike seit vil aˆn faˆllanze. an ungleicher schanze mit schaden muoz er ligen gar, daz weiz ich wol vür waˆr, des sie wellent vaˆren. des enkan sich niemen bewaren. ich laˆz mich an der minne got: swaz drumb sıˆ sıˆn gebot, daz sıˆ allesamt getaˆn. daˆ vindet man niht valsches an, umb guot noch umb eˆr veil

59 kampf nahen P 65 goˆnne P; KnN ] wal ds ern V, u`ch aller P 69 Höre ich keinen andern rat P 71 gefolgen P 75 Daz P 76 ez] daz P 79 Vnd weres als ir P 82 die] solchen P o 83 mynnet P] imms V 84 soˆ] fehlt V; Deshalb so hett sie P 86 soˆ] Wenn P 89 Fur +die stat P 93 rehten P 94 des] es P 97 wie sie es P 99 suner] one P 10801 Anders der kampff wu`rt P 2 er] fehlt V; erhorte P 6 iht] niht P 7 sie können +wol P 8 zu´ +einer lu`gen P 9 diu] dein V; die lu`gen schier gebirt P 11 list P] fehlt V; in dyalectica P 13 An vnwage P 17 Der kan sich nit P 21 man P] fehlt V; kein valscheit P 22 +Wedder vmb P 57 vilaˆn (stM.): ‘Bauern, Dörfler’ 59 kampfrahe (swF.): ‘Stangen zum Kämpfen’ 62 ‘das ist Fürsten gänzlich unangemessen’ 64 enbünic (Adj.) zu enbunnen: ‘mißgünstig’ 72 erbelgen (stV.): ‘zornig werden’ 10805 laˆzen (stV.): (mit refl. Akk.) ‘sich verlassen auf’ 12 vgl. afrz. sanz faillance: ‘zweifelsohne’ (vgl. Fe) 13 schanze (stF.): ‘Fall der Würfel, Glücksfall’ 22 veil (Adj.): ‘käuflich’

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Gasoein II 10823–10884 valsch geriht und urteil. dan geturren niht zebrechen daz reht die vorsprechen; daˆ ist daz reht ringe. ez enwirt dehein gedinge von urteiln vürbaz durch vriuntschaft noch durch haz. oder scheid ez vrouwe Venus.“ „her riter“, sprach Artuˆs, „dar umb ist mir niht bekant, wie ez umb die beid sıˆ gewant, wan welt ir vehten disen strıˆt, dar umb ir her komen sıˆt, des tuon ich iu vil guot stat; und swer belib an dem mat, der tuo sich der red ab, und daz sie der ander hab mit genaˆden, daz lob ich. dar an wil vürdern mich; daz tuo ouch ietweder sich.“ „Ich bin strıˆtes iuwer gewer. mich wundert aber“, sprach er, „uˆf welhe red ir des gert. ir sıˆt sıˆn eˆ von mir gewert, doˆ ez mir unwæger was, daz ich doch vor iu genas. daz was in der gaudıˆn, daˆ ir selp viert huotet mıˆn. ich haˆn noch den selben muot, daˆ von dunket mich daz selbe guot, ir liezt ez anders scheiden.

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laˆ wirz mit gesworn eiden beid an mıˆn vrouwen, (sıˆt wir ir beid getrouwen soˆ herzenlıˆcher vriuntschaft) daz sie diss strıˆtes kraft scheid, swie sie welle, und sıˆ er ir geselle und ir rehter amıˆs, swem unser gevall der prıˆs, daz sie in uˆz uns beiden nem, der ir herzen best gezem, aˆn valsch und sunder droˆ. die red lob ich alsoˆ, swie ez mir nu erteilt sıˆ, ob ir ouch dem gelüb bıˆ welt belıˆben mit mir, und alsoˆ, daz ichz unde ir under uns vertriuwen: obz einen welle riuwen, und sıˆn wolt wider komen, daz ez alsoˆ sıˆ uˆz genomen, daz sıˆn niht geschehen müge, swie gern er die triuwe lüge: sam oft von afterriuwe ein sach wirdet niuwe, daˆ man vestenung verspætet: als valsches herz rætet, ist sie niht wol bestætet.“ „Riter“, künic Artuˆs sprach, „ez ist waˆr, daz ich jach: ich wær ir lieber dann ir.

24 Da getürent P 25 SchKnN ] vor sprechen P, vor sei rechen V 26 die rede ring P 27 wu`rt P 29 +Wedder dorch P 32 Da ist mir nit vmb bekant P 33 die] sie P 36 vil] fehlt P 37 wer +da P 39 daz] da P; sie P] fehlt V 41 wil +ich P 42 Also tü vnser iglicher P 44 +Vnd e o o 52 du`hte mich die red gut P 54 Ja wirts V, wu˙ndert mich des sprach P 50 hutet V, hutent P Laszen wir es P, Laˆn wirz Sch 54 laˆ wirz = laˆzen wir ez 57 hertzeclicher P 59 als sie selbs P 62 Wem da gefalle P 64 +aller bast zem P 65 One +alle zwangsal vnd P 67 KnN ] mir vngeteilt VP 68 der gelu`bde P 69 blibe P 71 vns +also P 72 welle] beginne P 73 sıˆn] gern P 75 sıˆn] es P 77 Als +denn +gar dick P 79 SinKnN ] Da in V, Das man P 80 Als +denn +dick P 81 So es nit wol ist P 83 ich +dez P 25 vorspreche (swM.): ‘Fürsprecher, Verteidiger’ 26 ringe (Adj.): ‘leicht und schnell’ – ‘da ist das Recht leicht zu haben’ 27 gedinge (stN.): ‘Übereinkunft, Vertrag, Versprechen’ 36 tuon guot stat: ‘gute Gelegenheit bieten’ 58 diss = dises 73 wider komen (stV.): (mit Gen.) ‘etwas bessern’ 77 afterriuwe (stF.): ‘spätere Reue’ 79 vestenunge (stF.): ‘Bestätigung, Bekräftigung’; verspæten (swV.): ‘versäumen’

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Gasoein II 10885–10947

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sit irz alsoˆ bietet mir, soˆ wil ich scheiden den strıˆt und wil ez an sie sunder nıˆt laˆzen ouch ze mıˆnem teil: swem ir nu baz gunne heil, der müez sie mit gnaˆden haˆn.“ ir strıˆt was daˆ mit ergaˆn, und keˆrt geˆn dem huˆse Gasoein mit Artuˆse ze Karidol alsoˆ schiere. mit verwendter baniere, sam riter, die vrides gerten, des sie sich beid gewerten. schier vlugen diu mære, daz der milt Artuˆs wære versüenet und Gasoein. nu viel daz gesind gemein an loˆsen und an lieben. in begunde starc lieben hier an ir herren gewin. snell koˆmen dise zweˆn hin geriten an daz bürgtor. daˆ erbeizten sie beide vor und naˆmen einander an die hant. sus beid in ir ˆısengewant geˆn dem hove sie giengen, daˆ sie die riter enphiengen, die waˆrn in gegaˆn engegen. ir gelübdes niht under wegen bleip von in beiden. Ginoveˆr mit ir meiden wart dar an den hof geladen.

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10945 10946a

daz muost manigem herzen schaden, daz von ir schœn geangelt wart, daz tougen blick niht enspart, wan kumber gebirt ougen gart. Als schier sie vür den künic kam, und eˆrst sıˆnen gruoz nam, dar naˆch ir der riter neic. Artuˆs niht lenger gesweic, er sprach: „herren, maˆg und man, die ich her geladet haˆn, die vernemen mıˆn red wol, die ich muoz unde sol hie offenlıˆch liuten. ir wizt wol, daz ich began triuten die künigıˆn, diu hie staˆt, daz ir mich niht liegen laˆt, her wol vor siben jaˆren; daz wir ie ensamt waˆren, als diu eˆ ist gewon, und waˆnde, sie wær mıˆn kon. nu ist dirre riter komen her und jach, daz sie sıˆn gewer sıˆ rehter minne wider mich, und boˆt ze strıˆt dar umbe sich. daz ist alsoˆ gescheiden und gevestet mit eiden, daz wir die red lazten und beid an sie sazten disen strıˆt. naˆch ir willen soˆ sol sie den strıˆt stillen under uns an disem tage, als ich ir schier gesage.

o

87.88 Vnd das an sie laszen sonder nijt/ Auch P 89 ir] sie P; +aller bast gu˙nnet P 90 musz P 94 Gein P 96 die strijdes begern P 97 gewern P 98 Gar bald lieffen P 99 Wie der P 10900 und] mit P 1 Nu¯ wolt P 2 An selen P 3 fehlt V 4 PSchKnN ] Hie er an ir hstzen V 8 namen +beide P; an die] bi der P 9 Jn ir beyder ysin P 12 waren gegangen jne gegen P o 17 must +nü P 19 die augen blicke nine spart P 20 fehlt V 22 Von erst +sie P; genam P 24 sweig P 25 +ir herren +horen moge P 26 ich zu¯ minem houe geladen P 29 +laszen o 42 P] luden P 34 ie bi einander P 39 SchKnN ] Sein V, Sie P 41 +nu also vnderscheiden P gevesten V 43 SchKnN ] lazen VP 44 an die ku˙nigin saszen P 46 Sie sal den P 46a fehlt P 47 sage P 89 gunnen (V. an.): (mit Gen.) ‘vergönnen’ 95 verwenden (swV.): ‘umkehren’ 10901 vallen an (stV.): ‘herankommen’ 2 loˆsen (swV.): ‘freundlich sein’ 20 gart (stM.): ‘Stachel’ – ‘ein Augenstachel (= was die Augen zum Schauen verlockt) bringt Kummer hervor’, vgl. KnNA, Fe 29 liuten (swV.): ‘hören lassen’ 30 triuten (swV.): ‘lieben, lieb haben’ 36 kon, kone (swF.): ‘Ehefrau’ 38 gewer (swM.): ‘Bürge, Vertreter von Ansprüchen’

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Gasoein II 10948–11011 des enmac dehein raˆt sıˆn: diss herren oder mıˆn sol sie sich underwinden, soˆ mügen wir ervinden, waz an der red waˆres sıˆ. vrou, ouch sag ich iu daˆ bıˆ, ob ir ze minnen disen helt vür mich iu endlıˆch erwelt, ob er iu baz gevalle, des helfen wir iu alle: dest waˆr, des ist er wol wert, und sıˆt ir wol mit im gewert. welt ir aber mit mir belıˆben, soˆ wart nie under wıˆben dehein wıˆp baz geeˆret. ze welhem ir nu keˆret, dan wert ir niht enteˆret.“ Alsoˆ disiu red ergie und sie gehoˆrt, daz man ez lie umb sie beid an ir wal, daz herz ir vor leide swal, daz ir herzen kumber braˆht. sie sweic aber was sie gedaˆht, daz was gar verborgen; wan daz in groˆzen sorgen sie was, daz moht man sehen, daz sie solt offenlıˆchen jehen vor dirre werlt über al, ob sie iht tougenlıˆchen hal. alsoˆ stuont sie under in, daz ir zwıˆvelt der sin, waz sie tuon solde,

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oder wen sie nemen wolde. nu begund des verlangen Gasoein, der was bevangen mit herzen seneder sühte; von der unsüezer zühte leit er vil groˆzen ungemach. zem künic er nıˆtlıˆchen sprach: „her künic, ir tuot mir gewalt: ir haˆbt sie soˆ umbestalt, daz sie niender hin mac gegaˆn. wie lanc sol sie alsoˆ staˆn, daz ir sie niht geˆn laˆt, daˆ ir herz mit willen staˆt? dest waˆr, daz ist ein swacher prıˆs, daz ir mich ensolhen wıˆs mit listen welt beschrenken. iuwers eides sült ir gedenken und sült mir niht wenken.“ Artuˆs geboˆt der künigin, daz sie gienge daˆ hin, daˆ ir allr liebest wære, und daz niht verbære, und hiez die riter wıˆchen. nu begund sie erblıˆchen und wart dar naˆch gaˆhes roˆt, wan sie verborgen herzen noˆt in dirre wal starc twanc. ichn weiz, war ir herz ranc tougen, naˆhen oder verre. sie sprach: „künic herre, gebt ir mir daz ze loˆne, daz ich iu alsoˆ schoˆne

48 mac nü kein P 52 ware P 55 iu] fehlt P 58 Deshalb daz er ist wol P 59 +auch wol P 60 mit] by P 63 nu] hin P, nie Sch 64 Da werden P 65 Als nü die rede also P 66 horte P; ez] fehlt P 67 Vf beyder sijte an sie die wale P 68 Jr hertz vor P 69 ir] irem P 70.71 P] Si swes aber gedaht/ Daz V, Swes sie aber gedaˆhte/ Daz Sch, Si sweig aber ir gedaht/ Div KnN 71 Daz ist vor vns P 73 PSchKnN ] moheman V 81 des P] fehlt V 82 gefangen P 83.84 schuhte : zuhte V, suhte : zuhte P 84 vnsu˙szen P 85 vil] fehlt P 86 er +gar P 88 soˆ] fehlt P 89 sie nyrgent mag P 92 +hin mit P 94 in solcher P 11000 Da sie aller P 4 noch gehelingen rot P 5 PSchKnN ] verborgens V 6 wal +si starch V, wale 2 sweichen Sch +sere hart zwang P 7 Jch weisz nit wa ir hertz hin rang P 8 SchKnN ] Toug V, fehlt P 11 u`ch ie so P 50 underwinden (stV.): ‘zu sich nehmen, annehmen’ 59 gewern (swV.): ‘gewähren, befriedigen’ 83 suht (stF.), Gen. sühte: ‘Krankheit’ 97 wenken (swV.): ‘schwanken, weichen’ 11002 wıˆchen (stV.): ‘sich zurückziehen’ 3 erblıˆchen (stV.): ‘blaß werden’

Gasoein II 11012–11073

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gedient haˆn enneher, ob ich nu urloubes ger von iu, soˆ habet ir, her, niht ze wol geloˆnt mir. der red mac niht geschehen: ir müezt mich bıˆ iuch sehen. wolt ir, daz ich mit einem man, des ich nie künd gewan, solt nu ze sıˆnem lande mit alsoˆ groˆzer schande alein umb iuwern zorn varn? die red kan ich wol bewarn. wie mac ich im daz erwern, wil er des tuˆsent eide swern, daz er mich minne vür elliu wıˆp? dar umb ist im doch mıˆn lıˆp niht dest meˆr gebunden.“ diu red began wunden Gasoein; doˆ erz vernam, urloubes er niene nam, mit zorn er dannen keˆrt. daˆ mit in Artuˆs eˆrt, daz er selp mit im reit und geboˆt im geselleclıˆch geleit, des er im doˆ dehein gnaˆde seit. Swaz geschehen sol, daz geschiht: des enmoht sich Ginoveˆr niht diss lasters behüeten. soˆ Heil wil wüeten, soˆ haˆt Unglück stat, swaˆ ez sich nider laˆt,

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sam an der künigıˆn geschach. wie gar Unglücke brach daˆ vür der Sælden reht! ez was ein vil guot kneht, ein graˆve, geheizen Gotegrıˆn. von Galor Karlıˆn was sıˆn vater genant, ein künic rıˆch, wol bekant, eˆrhaft, milter unde guoter. von vater und von muoter was er Ginoveˆrn bruoder. dirre sach reizluoder wart in ouch niht verholn. der het sich tougen dar verstoln mit vierzec halsbergen, und hal sich undern bergen. doˆ sant er einen boten dan, der sich starc wol versan, ein behenden spehære, daz er im disiu mære ze reht daˆ ervüere, als er dar naˆch swüere, sıˆt ez laˆzen wær hin zir, ... zuo wem ir wille und ir gir ... daˆ stuont aller meist. dirre spehær, der leist sıˆns herren willen wol. daz teidinc was er daˆ vol, unz er gehoˆrt und gesach,

12 han bisz her P 13 beger P 15 ze] fehlt P 17 mich +noch P 20 Von hinnan zu P 22 Vmb alein V, Vmb PSch, Vmb ein KnN 27 doch] fehlt P 28 verbonden P 31 Vrlob er nit ennam P 32 er +von P 33 Artus jne da mit P 35 bot yme gesellisch P 36 dehein] fehlt P 38 mohte P 40 heil beginnet P 42 sich +denn P 48 KnN, vgl. 590] Garlin VPSch o 58 Vnd verhielt sich P 59 KnN ] Da VPSch; +von dan P 51 milt P 53 er der kunigin bruder P 60 reht wol P 62 Der yme P 63 Gar eben da P 65 Wie es verlaszen P; hin zir] fehlt P 66 fehlt VKnN ] Als man seite zu¯ mere PSch 68 fehlt VKnN ] Stu`nd dwijle die wale lag an ir PSch 69.70 stuont V] stu`nd P, stüende Sch; meisten : leistet P, meiste: leiste Sch 41 stat haˆn (mit Gen.): ‘Gelegenheit (Raum) haben für etwas’, vgl. zu 1062 54 reizeluoder (stN.): (bildl.) ‘Lockspeise’ 56 versteln (stV.): (refl.) ‘unbemerkt wohin gehen’ 57 halsberge (stM.): ‘mit einem halsberc ausgerüsteter Krieger’ 58 hal Prät. zu heln (stV.): ‘sich verbergen, verstecken’ 60 versinnen (stV.): (refl.) ‘verständig sein’ 65 zir = ze ir (Ginoveˆr) 66 und 68: wohl Schreiberzusätze, vgl. SchA, KnNA 72 daz teidinc: adv. Akk. d. Zeit, ‘während der Gerichtsverhandlung’

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Gasoein II 11074–11139 waz sie tet unde sprach, und wiez allez geschach. Dann huop er sich saˆ zehant, daˆ er sıˆn herren snelle vant, und began im diu mær sagen, diu im muosten missehagen. „und getorst sie haˆn ernendet“, jach er, „sie het gewendet sich an Gasoein de Dragoˆz: wan daz der künic des genoˆz, daz ez den vürsten allen wær starc missevallen, und daz sie sich der schanden in welhischen landen nimmer möht erholt haˆn.“ als er die red het getaˆn, mit zorn sprach Gotegrıˆn: „ez muoz zwaˆr ir toˆt sıˆn, daz siez tuon getorste“, und keˆrt von dem forste gegen Karidol vil schiere mit einer baniere. er ˆılte starc unde drabt, daz er vil lützel uˆf gehabt, swaz er von dem ors kunde gewinnen alle stunde, unz er kom vür daz palas, daˆ disiu red gewesen was. daˆ was Ginoveˆr eine gestanden uˆf einem steine, daˆ sie des künges beite, unz er von dem geleite kæm, daz er Gasoein boˆt.

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des kam sie in groˆz noˆt. als sie der bruoder ersach, sıˆn zorn er mit vollen rach: er vie sie bıˆ dem haˆre und swanc sie ungewaˆre uˆf sıˆn ors vür sich. geˆn walde den rehten strich keˆrt er dan mit ˆıle, und was eˆ ein wıˆle in den walt mit ir entrunnen, eˆ diu ors heten gewunnen die riter, die daˆ waˆren. des wolt er doˆ vaˆren, eˆ ez ieman bedæhte, daz er sie hin bræhte. sie was in sıˆner æhte. Als er sie braˆht in den walt, ir vleˆh, diu was manicvalt, daˆ mit sie in versuochte, daz er ir niht geruochte dehein widerantwurt geben, nuor daz er sie daz leben schier wolt aˆne tuon. anders gehiez er dehein suon, und swuor ir des vil dicke. soˆ waˆrn ir ougenblicke vil herzenlıˆch hin ze gote, daz ir kæm sıˆn bote in sölhem leide ze troˆst unde sie daˆ von erloˆst durch sıˆner gnaˆden eˆre, und bedæht ir herzen seˆre und ir unschulde dar an.

74 PKnN ] ret V, tete Sch 76 +UOn dannan P 77 snelle] glich flucks P 80.81 Er sprach geto`rste sie es geendert/ Han Sie hett P 87 KnN ] vælschlichen V, welschen P 88 Möht wol o erholt P 89 er] der speher P 91 ez] Das P 92 siz] sie es +ie P 96 Er schuffte P, Er o 5 er schupfte Sch 11100 daz] den P 1 die rede geschehen P 2 Nu was sie frauwen eine P +widder P 6 Kom V, Keme P, Kam Sch 7 note V 8 sah P 10 vie] hergreiff P 13 Gein +dem P, Gem V (vgl. 10084) 14 dan] da P 15 ein mijle P 19 SchKnN ] da VP 20 E o 24 Jr bitten vnd flehen was P 26 ir nirgent rüchte P 27 Keinerhand +denn P 23 sie +nu P o 30 verhiesz er antwort zugeben P 28 er PSchKnN ] fehlt V 29 +Vil schier PSch; ab tun P +ir P 33 Vil erbermiclich P 34 kœm V, keme P 38 bedeckte P 80 ernenden (swV.): ‘wagen, sich trauen’ 96 P schuˆften (‘galoppieren’) wäre als lectio difficilior die interessantere Lesung 11109 mit vollen: ‘vollkommen’ 13 geˆn walde: Akk. d. Strecke, vgl. ebenso 20087 27 widerantwurt (stF.): ‘Antwort, Entgegnung’

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Gasoein II 11140–11207

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vil mangen muot sie gewan. doˆ sie den toˆt vor ir sach, vil oft sie jæmerlıˆchen sprach: „durch got, bruoder, gnaˆd mir! jaˆ, bin ich vermaˆhet dir vil gar aˆn mıˆn schulde. laˆ mich haben dıˆn hulde, daz ich noch müez genesen, und laˆ mich dıˆn gevangen wesen immer unz an mıˆnen toˆt.“ ze sıˆnen vüezen sie sich boˆt mit weinenden ougen und began im starc lougen. diu red galt elliu niht, daz er ir darumbe iht meˆr entlıˆben wolde, swie vil sie sich kolde, nuor daz er lachet. ir herz in ir lıˆbe krachet von sölhem leid unde brast, daz sie disen swærn last mit niht kunt geringen, und sich mit keinen dingen möht ze sıˆnen hulden bringen. Umb ir bet er klein liez, nuor daz er ir gehiez allewec den gwissen toˆt. nu beweinten dise starc noˆt daˆ sıˆn gesellen alle und ergaˆben sich ze valle von den orsen im ze vüezen, daz ers liez büezen, ob sie iht het missetaˆn – daz stüend im redelıˆchen an,

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ditz wær im wandelbære – und gedæht, daz sie wære sıˆn bluot und sıˆn swester. nu wart er ie vester und swuor des vil mangen eit, daz er durch dehein rıˆcheit sie twerhes über naht spart. beidiu haˆr unde bart die riter uˆz braˆchen. Ginoveˆrn leit sie raˆchen an ir lıˆp mit triuwen: sie muost von schulden riuwen an ir alsoˆ reiniu jugent, der lıˆp ze unverwerter tugent soˆ gar was gesellet ie. daz diu in solhem kumber hie was wider Sælden huote, Ginoveˆr diu guote, des was Gelück ze schelten, daz ez soˆ kunde gelten manic tugent, die sie begienc, daz sie soˆ klein daz vervienc, und nu in solhem zwıˆvel hienc. Doˆ des niht mohte wesen, daz er sie wolt laˆn genesen, sie rief luˆt unde schreˆ und sprach vil ofte: „weˆ mir, weˆ! war umb sol ich toˆt ligen, ob ich von lügen bin bezigen, des ich schuldic nie wart? nu stirb ich nuor umb ein wort, daz in vreiden geschach, doˆ ichz widern künic sprach. daz laˆz dich, got, erbarmen

43 begnade P 47 muoz V, mu`ge P 52 begunde stracks laugen 58 lıˆbe] fehlt P 64 er e o wenig P 66 Alzijt P 67 P] beweint V 68 geselle P 70.71 vuozen : buzen V, fuszen : o 77 er ie] er +in +sinem +synne vil P 78 vil] gar P 80.81 sperte : bertte P 83 Der buszen P frauwen leit P 84 ir +selbs liben P 86 ir +selbes P 87 ze] fehlt P 94 +Vil manig P o 95 sie da cleine P 97 Als +nu das P 98 Das P, Da V 99 Sie woffte P 11203 ich P] fehlt V 4 nuor KnN ] nv V, nit anders denn P, niwan Sch 5 EhrKnN ] vreuden VP 6 ich es widder den P 44 versmaˆhen (swV.): (mit Dat. d. Pers.) ‘verächtlich dünken’ 52 lougen wohl Verb zu louge (stswF.): ‘Lauge’, also ‘weinen’, vgl. 11542 55 entlıˆben (stV.): ‘verschonen’ 56 koln zu queln (stV.): ‘Schmerzen leiden, sich quälen’ 71 ers = er sie 80 twerhes über naht: ‘in der Nacht zwischen diesem und dem folgenden Tag’ 11202 bezıˆhen (stV.): ‘beschuldigen’ 5 vreide (stF.): ‘Übermut’

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Gasoein II 11208–11275 und send mir vil armen dıˆn helf, sıˆn ist zıˆt, wan hie der toˆt ein ende gıˆt aˆn schult mıˆnem lıˆbe.“ „oweˆ, mir armen wıˆbe!“ oft sie jæmerlıˆchen sprach und tiur uˆf ze got sach, daz er troˆst ir sande und ir unschulde bekande. disiu noˆt die riter bewac: uˆf der erde ze sıˆnen vüezen lac ieglıˆcher unde baˆt in, daz er durch got diu künigin und durch ir dienst liez leben. der bet wolt er niht geben in anders dehein antwurt, wan daz er sie von in vuort soˆ er verrest moht in daz tan. doˆ begunden weinent dan die riter alle gaˆhen, wan sie ungerne saˆhen an ir dise barmecheit. doˆ er ein mıˆl gereit, er lie sie nider an daz gras an der stat, daˆ er was. daz swert vuort er unde want ir zöpf beid umb die hant, und wolt iezuo slahen dar. schier wart sie der red gewar, und began starc wüefen, sıˆn genaˆd an rüefen soˆ luˆt, daz der walt erhal naˆch ir stimme über al, und üebet jæmerlıˆchen schal.

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Ez ist niht allez verlorn, daz in vreise und in zorn eteswenne betaget. vil ofte sich entsaget daz zil vor dem bogen, unde wirt diu kunst betrogen, alsoˆ nu wart hie schıˆn. daz merk an Gotegrıˆn, der Ginoveˆrn het gesalt gar in des toˆdes gewalt. der enwart doˆ niht vergezzen: Gasoein der vermezzen, der eˆ umb sie het gestriten, der kam in den walt geriten truˆrec und unmuotes. sıˆns lıˆbs und sıˆns guotes het er beider lützel aht, sıˆnr vröuden schıˆn gar bedaht ein wolken toˆtvinster, des was sıˆn vröude winster. der reit daˆ bıˆ naˆhen, ob er iht möht vaˆhen, daz im töht ze phande wider dise groˆz schande. der was ir nu soˆ naˆhen komen, daz er ir weinen het vernomen und den riter ersehen und bars swertes glast wehen, ouch hoˆrt er sie nennen, daˆ von er sie bekennen saˆ zehant begunde, wan sie oft uˆz ir munde sprach: „Ginoveˆr, weˆ dir, weˆ!“, daˆ sie lac uˆf dem sneˆ.

9 Diner helffe schin wenn es ist P 10 hie] ie P 17 bewac] fehlt P 18 ze] vor P 19 baten P 22 er +jne P 25 daz] den P 30 wijle P 31 an] in P 33 er P] fehlt V 34 die] sin P 35 ie mittes slahen P 37 starc] +gar jnniclichen P 38 +Auch gottes gnade +vnd +hu`lff P 40 PSchKnN ] ir +div V 47 kost P 49 merkent P 50 Der die frauwe hette P 52 wart P o o 57 vnd gutes P 58 wenig aht P 61 PSchKnN ] 53 fehlt V 54 eˆ] vor hin P 56 unmutig P si V 63 gefahen P 69 Vnd bloszes swerttes glantz P 71 erkennen P 72 Vff stund begund P 73 ir +selbs P 74 Rieff P; we mir P 29 barmecheit (stF.): hier ‘etwas das Mitleid erregt’ 41 üeben (swV.): ‘verursachen’ 44 betagen (swV.): ‘geschehen, ans Licht kommen’ 52 der = Ginoveˆr (Gen.) 56 ‘traurig und zornig’ 61 vröude vinster: ‘Leid, Trauer’, vgl. Fe 69 glast (stM.): ‘Glanz’

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Gasoein II 11276–11341

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als schier er sie bekante, uˆf Gotegrıˆn er rante mit groˆzer ungebære und warf in ze were von dem ors uˆf einen ast mit dem sper, daz im abe brast der arm und daz halsbein. daˆ wart ander rede dehein zwischen im und Gasoein. Got het ir gesendet troˆst. sust wart Ginoveˆr erloˆst. nu hœrt, wie Gasoein tet. er wande vleˆhe unde bet an sie, ob sie wolde, ob er sıˆn geren solde mit im ze lande keˆren. er wolte sie mit eˆren haben und mit triuwen und wolt durch sie niuwen vil mangen vrœlichen tac. die wıˆl en unmaht lac diu vrowe und erblichen. ir was vil gar geswichen die wıˆl kraft unde maht. ob ez tac oder naht wære, des enwest sie niht, alsoˆ vor urkunft geschiht, und vernam niht, waz er sprach. als dise red er ersach, des listes er im saˆ erdaˆht, daˆ mit er sie vil snelle braˆht gar an sıˆn gewarheit. an sıˆnen arm er sie leit,

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daz sie sıˆn nie enphant. diu ors er zesamen bant unde vuort sie mit im dan von dem bruoder verre in daz tan. daˆ lac sie, unz sie sich versan. Doˆ sie sich versinnen kunde und sie uˆfsehen begunde uˆz dirre groˆzen swære, waz ir geschehen wære, sie ersach Gasoein an und het noch des selben wan, daz ez wær ir bruoder Gotegrıˆn. nu gevie sie einen starken pıˆn dar umb, daz er gewaffent schein. doˆ sprach zuo ir Gasoein: „vrou mıˆn, gehabt iuch wol. ich binz, der iuch immer sol alls iuwers leides ergetzen. laˆt iuch uˆf daz ors setzen unde keˆrt ze land mit mir, vrowe Ginoveˆr, daˆ sült ir immer meˆr die kroˆn tragen mit mir in mıˆnen tagen, unde süln vrœlich leben. iuwern lıˆp haˆn ich iu gegeben, des sült ir mir wizzen danc. unser wesen ist hie ze lanc, wir süln uns bereiten. wir mügen hie erbeiten, daˆ von uns michel schade kumt und uns anders niht gevrumt, wirt man unser hie inne. ich haˆn durch iuwer minne

78 KnN ] vngebærde V, vngebere P, ungebaˆre Sch 79 ze wære V, zu¯ wehre P, zewaˆre Sch; zu dem Reim ær : er vgl. 22278ff. 80 Sin rosze vf P 83 Da +zu`schent P 84 im] gotegrin P 86 sust] o 88 Er kerte P 90 er gewehen sold P 92 sie +bewarn P Also P 87 Nu nement war was P 93 Jemer vnd P 94 hernu`wen P 98 Jr +varbe P 99 Auch vor leid krafft P 11302 vor P] von V; +sie gesieht P 4 gesprach P 5 Disen list P; saˆ] fehlt P, daˆ Sch 6 sie snelliclich P 7 Jn den walt an sin gewarsamkeit P 10 er +auch 11 sie P] fehlt V 12 dem] irem P; den tan P o 15 sie] 13 Da P] Sa V; bisz sie widder zu´ ir selbs kam P 14 sich +nu P; PSchKnN ] versinne V fehlt P 18 sahe P 19 hatt des dennoch wan P 21 ein starcker P 25 bin der P 29 da P] daz V 32 sollent P 34 mir bewijsen P 36 vns +von +hinnan P 37 arbeiten P 39 nihts fru`mt P 40 +Vnd wu`rt P 79 were (stF.): ‘Verteidigung’ 11302 urkunft (stF.): ‘Auferstehen’ (aus der Ohnmacht); oder Ableitung zu erkomen (stV.): ‘erschrecken’ (vgl. KnNA) 7 gewarheit (stF.): Sicherheit, Obhut, Gewahrsam

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Gasoein II 11342–11413 her getragen kumbers vil. nu ist ez komen an daz zil, daz mir Gelücke loˆnen wil.“ Ein weinen von ir ougen brach, dar uˆf sie leideclıˆchen sprach: „riter, tuot dise rede hin. ez ist an iu ein unsin, daz ir der red gedenket. wie het ich dann gekrenket aller wıˆbe werdecheit, soˆ ich iu des wær bereit, daz ich mıˆnen man lieze und mich alsoˆ verstieze, daz ich mit iu ze lande mich uˆf sölh unstæte wande, daz ich iuwer kebs müest wesen. soˆ het ich vür daz golt gelesen daz kupfer und den messinc. haˆt vrouwe Sæld mıˆniu dinc nu z’unheil gekeˆret und mıˆn vrœde geseˆret, diu mac mich wol geheilen. ichn sol nimmer gemeilen, wil got, wıˆbes stæte, wan swaˆ ich missetæte, daz wiz man allen wıˆben. ich wil und sol belıˆben hie alters ein an dirre stat und wil wec unde phat wider ze Karidol suochen, ob der künic des well geruochen, daz er mich ze hulden laˆze. her riter, iuwer straˆze rıˆtet hin, daz ist iu guot, daz iu hie dehein widermuot bıˆ mir von iemen widervar,

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wan wirt man iuwer hie gewar, soˆ sıˆt ir verlorn gar.“ Er sprach: „diu red ist aˆne noˆt, wan mıˆn leben und den toˆt, diu liez ich eˆ gleich wegen, eˆ ich iuch liez under wegen, vrowe mıˆn, daz wizzet ir, und ob elliu diu werlt mit mir umb iuch vehten solde, daz ich dar umb enwolde mıˆns glübs niht abe staˆn. man muoz mir lediclıˆchen laˆn iuwern lıˆp, oder ich erstirbe. ob ich halt dar an verdirbe, daz enkleit diu seˆl niemer. jaˆ bin ich, der iemer uˆf der verte toˆt liget oder an iu, vrowe, gesiget. daˆ von laˆt die red sıˆn. nemt daz ors, daz ist mıˆn, und sitzet druˆf, soˆ nim ich daz. wolt ir mir niht loˆnen baz, daz ich iuch von dem toˆde nert, soˆ wær vil übel an gewert mıˆn vil starkiu arebeit, die ich umb iuwer minne leit. ir sült sie anders gelten. daz herze sült ir schelten, daz iu die red geraten hab, und tuot iuch des krieges ab, der zimt wıˆbes güete niht. dar an man sich gnaˆden versiht, ob über willen iht geschiht.“ Ginoveˆr von der red erschrac soˆ starc, daz ir muot gelac under dirre red zwıˆvelhaft,

o

43 +bisz an P 46 Darusz sie gar trostmuticlichen P 50 bekrencket P 52 mær V, were P 55 ich +mich P 56 mich] fehlt P; vnsteitkeit wendte P 59 daz] Den P 60 Hat +mir P e e 62 verseret P 63 wol +widder P 67 verwisze P 71.72 SchKnN ] suchen : geruchen V, su`chen : geru´chen P; Widder vmb gein P 73 +komen lasze P 78 hie] fehlt P 88 Miner gelu`bde nit abgeen P 90.91 ersturbe : verdurbe V, stirb : verdirb P 91 ich schon daran P 94 +Der vf P 11400 u`ch +han P; hernert P 1 were gar u˙bel an u`ch P 2 vil manigfeltige P 5 wil ich schelten P 7 des] disz P 8 +Wenn er P 9 an] fehlt V 10 iht] ettwas P 11 Initiale nach Dreireimabschnitt mit P 12 So sere P 67 wiz: Konj. Prät. 88 glübs zu gelübde

69 alters ein: ‘ganz allein’ 82 wegen (stV.): an Wert anschlagen, schätzen 11409 versehen (stV.): ‘erwarten’ 12 geligen (stV.): ‘erliegen, enden’

Gasoein II 11414–11473

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und gedaˆht, daz einer kraft wider in wær ze swach, dar zuo sie niemen sach, der ir hulf wider in. si kund ouch dehein sin uˆf dirre red erdenken, daˆ mit sie im gewenken dehein wıˆse möhte, daz ez naˆch eˆren töhte. ouch vorht sie vil seˆre, daz ir michel uneˆre der künic bieten hiez und daz sie niht enliez ir bruoder hulde gewinnen. nu was ouch naˆch ir minnen Gasoein soˆ starc weˆ, daz sie vorht, daz er eˆ in dem walde bıˆ ir læge und ir über maht phlæge, eˆ er sie soˆ liez varn. ouch enkund sie daz niht bewarn, wolt er sıˆn niht haˆn enborn, ir wer wære gar verlorn. ditz allez sie dar zuo twanc, daz sie im daˆ sunder danc muost volgen, wan sıˆn bet was gebot, die er tet. des ensol ez niemen missehagen. ich wil iu dar umb sagen, daˆ waˆrn zwoˆ sach an,

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daˆ von ich bewæren kan, daz ez alsoˆ muost geschehen. Natuˆre wil niht übersehen, swaz ir aller beste zimt, dar naˆch sie die girde nimt, soˆ ir diu vorht gesellet ist, wan wıˆbes brœd und genist an swachen dingen hanget. Natuˆr die gelanget, swaˆ sie iht vröuden enstaˆt, daˆ sie diu huot verlaˆt, diu ir die brœd solt wern. des wil ich vür sie geswern, daz sie im nimmer einen trit het von der stat gevolget mit, het er sies niht betwungen. nu was Gasoein gelungen; uˆf diu ors sie sich swungen. Dannen riten sie beide gevildes und der heide in vil kurzer wıˆle vier welhisch mıˆle. den graˆven sie daˆ liezen. den moht wol verdriezen, wan im starc weˆ was und lac tobent an dem gras von dem stich und dem valle. sıˆn gesellen waˆren alle nu an der widerkeˆre und weinten vil seˆre

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14 einer] wibes P 15 in] die ma¯nes starcke P 16 P] zv +vnd V; sie +auch P 18 enkunde P 21 +Jn dheine P 30 erworchte P 32 v`ber willen P 33 E +denn P 37 betzwang P e e 39 PSchKnN ] Must V 41 Das P 44 Da mit ich +es P 45 PSchKnN ] must V 48 sie ir begirde P 49 ir] fehlt V; vorcht ir geselle P 50 wijbes blo`dikeit P 53 enhaˆt Men 54 Das P; PSchKnN ] haut V 55 weren V 56 sie PSchKnN ] sich V 59 sie nit P 62 +UOn dannan P; sie +da P 69 lag verwundet vf P 70 vnd +von P 20 gewenken (swV.): ‘(ent-)weichen’ 26 sie = Ginoveˆr (Akk.): ‘nichts ließe sie die Huld ihres Bruders gewinnen’ 32 über maht: ‘aus allen Kräften’ 34 bewarn (swV.): ‘verhüten, abwenden’ 35 enbern (stV.): ‘verzichten auf etwas’ 44 bewæren (swV.): ‘als wahr dartun, beweisen’ 46–51 ‘Die Natur [der Frau] richtet ihr Begehren auf das aus, was für sie am besten ist, besonders wenn sich Furcht dazugesellt, denn Niederlage [= Schwäche, die dazu führt] und Heil/ Rettung der Frauen sind von geringfügigen Dingen abhängig.’ 50 brœde (stF.): ‘Schwäche, Gebrechlichkeit’; genist (stF.): ‘Rettung, Heil’ 52 gelangen (swV.): ‘verlangen, sich sehnen nach’ (mit Gen.), ‘lange dünken, erreichen’ 53 entstaˆn (stV.): ‘wahrnehmen’ 59 sies = sie des; betwingen (stV.): (mit Gen.) ‘zu etwas nötigen, zwingen’ 63 Adverbialbestimmungen des Ortes: ‘über Felder und Heide. . .’ 72 widerkeˆre (stF.): ‘Heimkehr’

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Gasoein II 11474–11539 der reinen küniginne toˆt. sie westen niht umb die noˆt, die Gotegrıˆn, ir herre, leit. schier hoˆrten sie, daz sich kleit einz vor in naˆhen: dar begunden sie gaˆhen und waˆnden des under in, ez wær noch diu künigin: des wurden sie vil starc vroˆ. als sie an die stat koˆmen, doˆ ir herren sie daˆ vunden siechen und wunden uˆfem gras in sıˆnem schilde ligen, und was von unmaht gesigen nider uˆf daz antlütz vor. der ander lıˆp lac enbor, sam er gar wær erslagen: daz begunden sie vil starke klagen und vraˆgten, waz im wær geschehen. er begund in vil rehte jehen, daz ez Gasoein tæte, und daz er im ouch hæte dar zuo die künigıˆn genomen, und enwest, war er wær komen. vor klage sie vergaˆzen, daz er gar wart verlaˆzen, daz sie im niht riten naˆch, wan in was allen alsoˆ gaˆch, daz sie in dan braˆhten, daz sie des nie gedaˆhten, wan sie daz leit beswæret. schier wart er gebæret, und mit micheler koˆl

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braˆhten sie in ze Karidoˆl mit disen mærn uˆf daz huˆs. nu was künic Artuˆs wider komen von dem gleit. als man im die mær seit, wie ez was ergangen, nu wart daz volc bevangen mit vil jæmerclıˆcher klag. die vürsten, die daˆ ze dem tag mit Artuˆs waˆren, die begunnen soˆ gebaˆren, daz ir sit klage baˆren. Ein klag wart soˆ gemein, daz sie besunder und alein was des hoves gesinde. von dem alten und dem kinde wart sie daˆ wol erbouwen, wan riter und vrouwen, knappen und meide waˆren mit disem leide gar senelıˆch gevangen. ir vröud was zergangen. daz sach man, und moht manz sehen. weinen, riezen unde phnehen was daˆ vil wol veile von dirre geschiht unheile. daz sach man daˆ und anders niht, sam daˆ niht wan leit geschiht: jaˆmers wüeff und brustslege, oft weˆ und leides ege, verrizzen gewant, zerworfen haˆr, erblichniu lıˆch vür varwe klaˆr, herzen bresten, liden krachen.

o

75 +aber nu`st P 78 +vil nahe P 79 Da hin P 81 noch] fehlt P 83 sie +nu P 85 Siech liegen vnd verwundet P 86 Auf einem V, Vf dem P; vnder sinem P 91 vil sere P 92 fragden jne wie yme P 93 rehte] eben P; jehen PSchKnN ] sgehen V 95.96 auch +dar +zu hete/ Die P 97 PSchKnN ] west V 11502 Das die den grefen von˙P 9 was +erst P 11 im] fehlt P 12 es o 18 sitt auch wart were P 15 daˆ] fehlt P 16 Zu artusen +dem +ku`nige +komen waren P clagebaren P 19 Ein] DJi P 20 sunder P 22 und] bisz zu´ P 24 Von rittern und +von P 27 befangen P 29 daz] +Wenn da P; manz] es P 31 da sere wolfeil P 34 nihts +anders P o 37 Zerrissen P; verworren P 38 PSchKnN ] viur V 39 brechen vnd glid P 35 wuff P 11505 bæren (swV.): ‘auf die Bahre legen’ 6 koˆl zu quaˆle 23 erbuˆwen (an. swV.): (bildl.) ‘hervorbringen’ 30 riezen (stV.): ‘Tränen fließen lassen, jammern’; phnehen (stV.): ‘schluchzen, keuchen’ 35 wüeffen (stN.): ‘Jammergeschrei’ 36 ege (stFM.): ‘Furcht, Schrecken’ 38 lıˆch (stF.): ‘Hautfarbe, Aussehen’

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Gasoein II 11540–11609

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vür wıˆbes zuht, vür vröudenlachen, vür nüschel und vür armbouge wart ir ougen bitter louge alsoˆ emzeclıˆch gegeben, daz disem jæmerlıˆchen leben sich niht kunt gelıˆchen. hie muost vröud entwıˆchen, wan mit gewalt daˆ saz unvröud und vröuden haz. groˆz klagt diu kriechisch diet, doˆ Elena mit Parıˆs schiet ze Kriechen uˆzem lande, dar umb man Troy brande. swie ditz allez wære genuoc klagebære, wan manger den lıˆp verloˆs, eˆ sie wurden sigeloˆs, daz englıˆcht sich niht dirre klage. und swie wir hœrn manic sage, daˆ vil jaˆmers geschach, sam daˆ sich brant unde stach vrowe Dydoˆ umb Eneam, und doˆ her Tristrant genam durch vrou Ysalde den toˆt, und daˆ man Graˆlanden soˆt und Ywein wart sinneloˆs, doˆ in vrou Laudıˆn verkoˆs, und daˆ Leander ertranc, und ouch Meˆdeˆam ir gedanc dar zuo leider noˆte, daz sie ir kint toˆte, daz nieman kunt erretten, und daˆ Totan under betten durch liep erdructen diu wıˆp, und daˆ vrou Tispe den lıˆp

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verloˆs und her Piramus, und daˆ der künic Theseus wart ouch in den toˆt versant, und Alexandrum, den wıˆgant, daz eiter und diu gift zebrach, und daˆ sich mit dem toˆde rach jæmerlıˆch Adriachnes und der küen Hercules in einem hemed verbran und ouch umb den selben man vrou Yoˆles toˆt gelac. diu ir und im einen slac des toˆdes von ir schulden gap, Deydamıˆa in daz grap lemtigiu vor leide gienc, und daˆ sich Phyllis erhienc, und daˆ von der leide gart Mirra z’einem boum wart, und daˆ sich Dafnes ersluoc, und daz Circes an truoc, und daz Agamennon wart erslagen und Thyesti wart vür getragen ze ezzen sıˆn selbes kint, und daˆ bıˆ des meres sint Ypolitum die delfıˆn, als ez diu stiufmuoter sıˆn schuof, allen zebraˆchen und sie an im geraˆchen: daz was klagebær vil. vür waˆr ich iu sagen wil: noch was der jaˆmer grœzer hie, der sie alle gemeinlich vie und sie dehein vröude haben lie. Gasoein sıˆn straˆz reit. sins gevertes was er vil gemeit,

40 frauwen lachen P 41 und] fehlt P 42 +ein bitter P 45 geglichen P 46 wijchen P 49 SchKnN ] klag V, clagde P 50 vnd paris schieden P 55 +da den P 57 glichet P 60 da +man P 62 da der tristram P 63 vron V, frauw P 65 ywan V, +da ywen P 70 ertote P 74 Dispe V 78 Alexanderon der V, allexandru¯ den P 82 +da der ku`nig P 83 PSchKnN ] verbrant V 88 +Vnd +da VP, vgl. Fe 93 Von da P; sich P] si V 94 Dirces VP, Dirtes Sch, vgl. Fe 95 und] fehlt VP; agamenno P 11602 Vnd sich an P 6 gemeinclichen P 9 vil] fehlt P, wol Sch 41 nüschel (stswF.): ‘Mantelspange’ 42 ougen bitter louge: ‘Tränen’ 64 sieden (stV.): ‘kochen’ 89 lemtic: ‘lebendig’ (vgl. zu 202, 204) 98 meres sint (stM.): ‘Meeresbrandung’ 11609 gemeit (Adj.): ‘froh, vergnügt’

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Gasoein II 11610–11671 vil oft er sie kuste, wan in sıˆn wol geluste, daˆ er reit uˆf dem wege. er het daˆ in sıˆner phlege, des er sich von herzen vröut (daˆ wider ein unvröude stöut Artuˆsen und sıˆnen man). sie riten dan durch daz tan, unz sie ein heid geviengen. ir gelüb sie übergiengen, dar an erbeizten sie ze hant, wan die heid gurt und bant von boumen ein troube mit wol soˆ dickem loube, daz sie daˆ niemen moht sehen, sol man der waˆrheit jehen. ouch twanc in diu minne, diu het sıˆn sinne gesant an die küniginne. Ein schœniu linde stuont daˆ bıˆ, diu het manic schœnez zwıˆ verre uˆf die heid gestrecket, und het daˆ mit bedecket der heid ein vil schœne stat. und dirre schœnen linde schat erbeizt er und diu künigin. diu ors haft er von in hin an dirre linden este, die dar zuo waˆrn veste. sıˆn schilt er zuo sich hienc. einen kriec sıˆn muot gevienc,

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daz er sich in ir schoˆz liez und sıˆn hant vil ofte stiez, swaˆ er moht, under ir gewant. soˆ erwant sie im ie die hant unde bat in tiur genuoc, daz er alsölhen ungevuoc durch got an ir verbære, wan ez im laster wære, daz er mit deheinen sachen ir lıˆp wolte swachen, unz er doch kæm ze lande. dar under sie in mande sıˆner triuwen und des eides, und bat in, ir leides sie ergetzen daˆ mite, daz er sich al sölher site und der unvuoge geloubte. er bat, daz sie im erloubte mit vleˆhe, aˆne twaˆle, daz er wan ze einem maˆle ir huf mit sıˆnen henden mit ir willen müeste wenden bar under ir kleider, soˆ tæt er ir niht leider. kriec was ir muot beider. Nu sach sie wol, daz er bran sam ein gar gelustic man: des wolt sie mit listen sich gern von im vristen, ob sie mit ihtiu kunde. mit henden und mit munde

16 +Gein artusen P 17 Der ritter vnd die ku`nigin ritten dorch den tan P 22 PSchKnN ] o 24 PSchKnN ] Da V; gesehen P 25 Das ted er vf nak schehen P 28 Gesellet zu¯ blumen V der P 31.32 Wijt usz vf die P 34 Vnder P 36 band er von yme P 39 zuo] neben P o 49 So er mit emcherhand P 41 Als er P 44 So ab kerte sie yme sin hant P 46 solchen vnfug P 51 chom V, keme P 52 Da mit sie jne auch P 56 PSchKnN ] er +an V 58 P] sein im V 59 quale P 62 willen mohten gewynnen P 63 Sch] Dar VKnN, Blosz P 64 entete P 69 von] vor P 13 phlege (stF.): ‘Fürsorge, Obhut’ 15 stöuwen (swV.): ‘Einhalt tun’ 21 gurten (swV.): hier ‘umgeben, umfassen’; binden (stV.): hier ‘umgeben, eingrenzen’ 23 loup (stN.): ‘Laub’ (auch von Tannen) 33 stat (stF.): ‘Ort, Stelle’ 34 schate (stswM.): hier ‘Schutz, Refugium’, vgl. 8318 44 erwenden (swV.): ‘abwenden’ 45 tiure (Adv.): ‘dringlich’ 46 ungevuoc (stM.): ‘Ungehörigkeit’ 47 verbern (stV.): ‘unterlassen, vermeiden’ 48 laster (stN.): ‘Schimpf, Schande’ 55 ergetzen (swV.): ‘entschädigen, vergessen machen’ 57 gelouben (swV.): (refl. mit Gen. d. Sache) ‘verzichten’ 59 twaˆle (stF.): ‘Verzug, Säumnis’ 61 huf (stF.): ‘Hüfte’ 62 wenden (swV.): ‘anrühren, betasten’

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began sie sich vil starc weren. daˆ wider begund er ir sweren tuˆsent triuwe und mangen eit, daz er meˆr dehein törperheit an ir lıˆbe daˆ erzeiget, ob sie in hie mit gesweiget und im des gestaten wolde, daz er ir hüffe solde bar begrıˆfen und rüeren. soˆ wolt er sie vüeren dan zehant geˆn sıˆnem lande. Ginoveˆr niht bekande, daz ein burc wirt gewunnen, soˆ die burgær den vıˆnden gunnen, daz sie mit vrid hie vor uˆf sliezen diu bürgtor und gehuˆsen in daz hamıˆt, soˆ ist beˆdenthalben ir strıˆt verendet vil schiere. mit offener baniere die vıˆnt dringent dar ˆın, soˆ schıˆnet dann ir unsin, daˆ enwirt vride noch suon. Ginoveˆr waˆnt daz beste tuon. doˆ er ir alsoˆ tiur swuor, naˆch sıˆnem willen sie gevuor und erloubet, des er het gebeten. dar an het sie missetreten, wan sie in kumber wart geweten. Doˆ sie im daz urloup verliez und in sıˆnen willen tuon hiez und daˆ mit snelle hin rıˆte und an der stat niht lenger bıˆte,

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vor liep spranc er an diu knie. vil snelle er sıˆn hende lie an beide hüff undr ir gewant. als er ir lıˆbes enphant, doˆ muost ez wesen aˆne vride, wan minne kras von lide ze lide und began in gar enzünden: daz kund ouch geschünden daz küssen und ir süezer lıˆp. solt sie nu werden sıˆn wıˆp, daˆ wær sie doch unschuldic an. er het daz selp doch getaˆn, het sie imz erloubet niht, swie ez halt noch geschiht. als er die hüffe begreif, sıˆn hant manigen enden sleif, swaˆ im aller liebest was, unz er kom vür daz palas, des vrouwe Minne ein phliget und daˆ ir geberc tougen liget: daˆ began er suochen daz sloz, in ir brüel zevuort er daz broz, daz mit blüete was entsprungen; wan er kom zuo gedrungen mit soˆ groˆzem gewalte, daz er sıˆn vil valte, als ez diu gelust reizet. vor der porten er erbeizet und wolt sie haˆn ervohten. gotes gnaˆden! doˆne mohten soˆ snelle von sıˆnem igel von dem antwerc die rigel niht werden wol zebrochen,

75 meˆr] ny¯mer P 80 Blosz griffen P 81 sie +denn P 82 Stracks gein P 83 nit +enmarckte o +noch enkand P 87 Entslieszent das P 88 P] heimt V 94 svne V; Denn +so wu`rt frid vnd o 11700 hatt gewetten P 2 in] fehlt P; hiez PSchKnN ] liez V 5 Vor freuden P; vf sine sun P o kny P 7 vnder P, vnd V 8 er +nu P 10 chraus V 12 auch +wol P 15 sie PSchKnN ] fehlt V 16 dennoch P 17 sie es erlaubet P 19 er +nü P; ergreiff P 20 hend +er +an manig end sweiff P 21 +es yme P 22 daz] den P 24 Ehr] gebær V, berg P, berc Sch 27 Da mit die blu`de P 32 P] dem tor V, vgl. sie im folgenden Vers in V/P 34 gnade P; don enmohten V, tün mohte P 36 Vor P 88 gehuˆsen (swV.): ‘hausen’; hamıˆt (stN.): hier ‘Vorburg’ 93 unsin (stM.): ‘Torheit’ 11700 weten (stV.): ‘jochen, zusammenbinden’ 24 geberc (stNM.): ‘Versteck, Verheimlichung’, vgl. 8416 26 brüel (stM.): bewässerte, buschige Wiese; broz (stN.): Knospe, Sproß 34 ‘Gott erbarme sich!’ 35 igel (stM.): ‘Belagerungsmaschine’ (ein mit Eisenstacheln beschlagener Balken) 36 antwerc (stN.): hier wohl ‘Vorwerk, Barbakane’, ein Teil des Befestigungswerks einer Burg, vgl. Fe

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Gasoein II 11738–11789 daˆ mit sie was belochen, wan sie satzt sich ze wer. ouch was ez soˆ in ir gewer dar naˆch Gasoein streit, sıˆt ez ir was soˆ leit, daz sie imz guot wıˆl entseit. Doˆ im alsoˆ niht gelanc, under ir bein er sich swanc und wolt sie soˆ betwungen haˆn. under diu reit her durch daz tan her Gaˆwein den walt, sich, einen alsoˆ vertigen stich, der in reht uˆf siu braˆht, des er niendert het gedaˆht, – als er von dem risen reit, daˆ er die aˆventiur het bejeit –, und vant in mit ir ringen, als er sie wolt betwingen. dar umb sie starc weint. sıˆn tugent er ir bescheint. als er sie weinund sach, er keˆrt dar unde sprach: „ritter, waz ist dirre gewalt? wie wurt ir ie soˆ vrouwen balt, oder wer leˆrt iuch dise unzuht, daz ir sölhes gewaltes vruht an vrouwen soltet wenden, daˆ mit ir iuch schenden und sie und riters namen welt? ir würdet mit Lochnis geselt vil billichen in die kelle.

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11789a b c d e f g h i k l

ir sıˆt sıˆn geselle an dirre groˆzen schande. wært ir in mıˆnem lande, ir müest sıˆn buoz enphaˆhen.“ diu red begund versmaˆhen Gasoein uˆz der maˆze und hiez in sıˆn straˆze vil zorniclıˆchen rıˆten; wes er daˆ wolt bıˆten? er bedörft sıˆn zuospraˆch niht, und jach, er wær ein bœswiht, der in gezogen hæte, daz er an iemens ræte soˆ ungebeten gienge, daˆ man in soˆ enphienge, daz er in des niht erzüge und in dar an soˆ betrüge. Gaˆwein die rede widerreit und sprach: „dise törperheit sült ir eim riter niht zeln: der uˆz der werlt wolte weln einen sıˆn genoˆz, ich wæn, sıˆn arbeit würde groˆz, Eˆ er in ervünde. ich het gern die künde der vrouwen, wer sie wære. mich entrieg der spehære, soˆ haˆn ichs eˆ wol bekant. daz ist ouch alsoˆ gewant, daz ichs muoz gesprechen. unz müezt ir ab brechen

43 Vnd sie es yme P; verseit P 45 Zu`schent ir P 46 P] wolt ez V, woltes KnN 47 her] fehlt P; den tan P 48 KnN ] Gawein her· den walt sich V, Gawein dorch den walt her sieht P; Gaˆwein her den walt, sich Sch, Her Gawein den walt für sich Sin 50 siu] den ritter P, sie Sch 51 nyrgent an hatte P 53 PSchKnN ] Daz V 54 in] den ritter P 55 +ob er P 56 sie clegelichen P 57 ir] fehlt P 58 Als +nu her gawein sie P 60 ist] sol P 66 PSchKnN ] Vnd ser vnd V 72 mustent o 74 uˆz der] uszer P 76 Vil gry¯meclichen P 78 ze sprach V, zü sprachen P deshalb busz P 80.81 hat : rat V, hett : rate P 81 aˆn Sch 88 KnN ] im V, eime P; +zu´ zeln P 89a solte P; PSchKnN ] wellen V 89b +ritter sinen P 89d E +denn P 89e die] fehlt P 89h ich sie P; geken¯t P 89k ich sie P; besprechen P 89l Vnz +des P 38 beluˆchen (stV.): ‘einschließen’ 48 sich: Imp. zu sehen, vgl. Fe 49 vertic (Adj.): ‘gangbar, fahrbar’ 61 balt (Adj.): (mit Gen.) ‘kühn’ 68 kelle (stswF.): ‘Hundehütte’ (vgl. 9005) 78 zuospraˆche (stF.): ‘Ermahnung’ 88 zeln (swV.): ‘anrechnen, zur Last legen’ 89g spehære (stM.): bildl. für ‘Augen’

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Gasoein II 11790–11858

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dise spraˆche durch mich. wil sie denne, soˆ rıˆ te ich.“ Gasoein der gloubet des ringens sich. Gˆınoˆver sich vil starc schamt: des gevie sie vorn gar ensamt ir gewant und vielt sich dar in, dar umbe daz ir laster schin vor Gaˆwein dester kleiner. der sit ist niht ir einer, ez ist ein gemeiner wıˆbes sit, und wænent ir laster daˆ mit vil garlıˆch bedecken. sie schamt sich vor dem recken – daz het er schier entstanden –, daz ers in sölhen schanden het an der stat vunden mit dem riter unkunden. nu enwolt er sie niht seˆren an vröuden noch an eˆren, daz sie vür übel næme und ouch im missezæme, wan daz er ir naˆher reit und bat sie, daz sie im seit dise geschiht und diu mære, ob ez mit ir willen wære, daz sie der riter hæte daˆ. nu begunde diu küniginne saˆ weinen und riezen und die geschiht gar entsliezen, als ez allez was geschehen, und der waˆrheit jehen, daz sie niht het übersehen. Er sprach: „ist diu rede waˆr, soˆ sıˆt sunder sorgen gar; und weiz man iuwer unschulde,

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ich gewinne iu wol hulde wider den künic, mıˆn œheim. sitzet uˆf und rıˆtet wider heim und beitet niht lenger, eˆ die weg werdent enger, wan sie schier mit der naht soˆ gar werdent bedaˆht, daz wir sie niendert kiesen; soˆ mügen wir verliesen in dem walde die rehten slaˆ und enwizzen, wie oder waˆ wir hin süln keˆren.“ diu rede began seˆren hern Gasoein de Dragoˆz, und sprach: „riter, wær ich bloˆz, soˆ möht wol diu rede sıˆn, daz ir von mir diu vrouwen mıˆn vüert hin ungevohten; dannoch, die wıˆl mir tohten ze helfen mıˆn hende und der toˆt ein ende niht gap mıˆnem lıˆbe, soˆ wart noch einem wıˆbe nie sölh wunder getaˆn, daz ir sıˆn ie gewunnet waˆn, daz ir sie sült vüeren hin, da ich ze antwurt bin, daz müest mich wol beswæren, ob iuwer vier wæren. riter, alsoˆ ist den mæren.“ „Ze dirre red kan ich niht, wan swaz mir dar umbe geschiht,“ sprach Gaˆwein, „daz wil ich sehen, und muoz ouch iezuo geschehen. wol uˆf, iu sıˆ widerseit!

91 rette V, rijd P 92 der] fehlt P; KnN ] ringen VP 94 sie] so P 95 SchKnN ] viel V; vnd wickelt sich P 96 ires lasters P 97 P] Von V 11804 er sie in P 7 verseren P 10 im] ir P 11 ir +nach neher P 12 batt dz P 19 Wie P 22 Er] GAwein P 23 So sint +ir P 24 man uch one schulden P 25 Jch bringe u`ch wol zü hulden P 26 Gein dem P 27 vf so rijden wir heim P 32 sie kaume kiesen P 35 weszten P 39 und] Er P; +vnd were P 42 hin +weg P 45 dot +nit P 46 niht] fehlt P 47 enwart P; nah VP 49 ir des ie P 51 Daz ich zu o 52 muz V, müsz P 54 fehlt P 55 dar umbe] fehlt P verantworten bin P 90 spraˆche hier wie sonst rede für ‘Sache, Handlung’, den Gegenstand der Rede 92 gelouben (swV.): (refl. mit Gen.) ‘abstehen, sich entschlagen’ 95 valten (stV.): ‘sich einhüllen’ 96 laster (stN.): ‘Schmach’; schin: Konj. Prät. zu schıˆnen 11824 wizzen (an. V.): ‘erfahren, kennen’

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Gasoein II 11859–11934 ez muoz einr solher sicherheit unser einr vergezzen.“ Gasoein kom uˆf gesezzen: mit groˆzem unmuote sıˆn herz in im wuote wider sıˆn kampfgesellen, und began sich soˆ stellen in dem satel hin und her und alsoˆ leiten sıˆn sper, daz er im gern het geschadet, wan in ein haz uˆf in ladet. daz selp er dishalp vant. nu sint sie komen uˆf den sant beide mit glıˆchem zorn: des wurden sper unde sporn den orsen und den schilden mit snellen stichen milden daˆ zehant geteilet, daz sie waˆrn ungeheilet, wan sis mit al zebraˆchen. uˆf der tjost sie sich staˆchen durch die schilde mit den spern, daz sie vil gar uˆf den kern zebrasten und zesprungen. diu swert wurden erswungen zehant von den scheiden, daˆ mit wart in beiden soˆ manic bitter slac geslagen. heten sie beid niht übertragen die schilt unde die sarwaˆt und dar zuo vrou Sælden raˆt, sie heten unlanc gewert, wan daˆ ietweders swert des andern mit willen gert. In mangen wıˆs erniuwet wart von ietweders hoˆchvart dirre kampf und dirre strıˆt, wan daˆ wont haz unde nıˆt

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under in mit michelr kraft: des wart disiu riterschaft von in beiden vil suˆre. nie gewarf dehein schuˆre sıˆn hagel alsoˆ dicke, alsoˆ der flammen blicke von ir swerten uˆf sprungen, daˆ sie uˆf die helm klungen und die schilt verschrieten, daz sie dar zuo gerieten, daz sie der erde gevielen in soˆ swachen schielen, daz ietwederm vor der hant niht meˆr bleip wan diu bant, soˆ waˆrn sie verhouwen. dar naˆch muost man schouwen diu swert in beiden handen. uˆf einander sie randen und hiuwen aˆne scherm sich; doˆ wart slac unde stich soˆ manlıˆch an gewert, daz mich wundert, waz sie nert. ouch geviengen sie dar under ietweder daˆ besunder drıˆ wıˆt tief wunden, daz daz bluot in starken unden dar uˆz grimmeclıˆchen brach und began rinnen als ein bach: daˆ von wart ir kraft swach. Si begunden ruowe suochen und ir wunden beruochen ein wıˆl, als sie mohten, unz sie aber baz tohten ze der starken ritterschefte, und daz in die krefte ein teil gewüehsen baz. nu het Ginoveˆr den haz vil gern underkomen

59 einr KnN ] ein V, al P 68 im] gaweinen P 69 jne der hasz P 71 waren si P 73 P] wurd er V 76 zuhant +mit P 78 sie es mit P 81 sie] fehlt P 82 Zerbrachen P 87 P] het V 90 nit lang P 91 daˆ] so P 93 manigerhand wijse P 11907 sie +zu˙ P; vielen P 9 ir iglichem P 10 blieben P 14 sie +da P 15 hauwen P 20 Jr iglicher da P 31 Vnd jnen ire kreffte P 32 teil +widder P 75 milde (Adj.): hier ‘reichlich, ausgiebig’ 11905 verschroˆten (stV.): ‘zerhauen, zerschneiden’ 8 schiel (stM.): ‘Splitter’ 15 houwen (stV.): ‘hauen, stechen’ 27 beruochen (swV.): sorgen für 34 underkomen (stV.): ‘verhindern’

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Gasoein II 11935–12002

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und der red ein vrid genomen, doˆ sie ir ernst ersach. swes sie bat oder gesprach, daz enkunt niht vervaˆhen, wan sie begunden gaˆhen beidiu uˆf ein ander saˆ. doˆ wart von in beiden daˆ soˆ manic bitter slac geslagen, unz sie nimmer mohten getragen diu ors von der lazheit. dannoch ir ietweder streit, unz sie gar uˆf die erde sigen, wan in diu kraft was entswigen. dar zuo was ez in gedigen. Doˆ stuonden sie zen vuozen mit micheln unmuozen ein ander sie gerten nıˆtlıˆchen mit den swerten, swaˆ sie immer kunden, vil manic wıˆt wunden ein ander sie sluogen. vil lützel sie vertruogen in selben und entliben. soˆ lange sie daz triben, daz Gaˆwein dem wıˆgant sıˆn swert sluoc uˆz der hant, daz ez hin uˆf die heide vlouc und sich sam ein sichel bouc: doˆ wart im vil leide. er lief uˆf die heide und began sıˆn swert suochen. nu enwolt es niht geruochen Gaˆwein, daz er in slüege sıˆt er niht wer trüege.

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daz het er sanft getaˆn. als er sıˆn swert wider gewan, nu lief er an Gaˆwein. aber huop sich under in zwein ein alsoˆ mortlıˆchiu slaht, daz vor müed und vor unmaht sie beid an der walstat nider gesigen in ir sarwaˆt, sam sie beide toˆt wæren, wan sie begunden swæren und mohten niht meˆr gewern. des enmohten sie sıˆn niht enbern. sust laˆgen sie vil lange von des kumbers getwange, eˆ sie sich versunnen. doˆ sie daˆ wider gewunnen ir kreft eteslıˆchen teil, sie liezen ez beid an ein heil und waˆrn ir krefte geil. Von der erde sie sich swungen, ze den swerten sie sprungen wider aber alsam eˆ, swie in beiden wær weˆ und starc wærn geseˆret. Gasoein zem ors keˆret und wolt dar uˆf gesezzen sıˆn. doˆ tet diu müed an im schıˆn, waz sie mohte bringen: doˆ er sich wolte swingen dar uˆf, doˆ viel er ze tal ein soˆ kreftigen val, daz er mit alle kraftloˆs durch ruowe im die erd erkoˆs. Gaˆwein im selbe die gruobe gruop:

36 Daz sie P 37 gebatt vnd sprach P 38 kunde +sie P 40 +aber sa P 41SchKnN ] Da VP o 42 So +gar P 43 sie nit mer P 44 müdikeit P 47.48 Da musten sie sich selbs laszen ligen/ o o Wenn jne die krafft was geswiegen P 49 zu fusz P 50 micheler vnmuz P 51 begerten P 54 +tieff wijte P 59 gaweynen demr P 60 +Dem +ritter sin P 64 die] der P 70 Als nü der o 74 müdikeit vnd vnmaht P 76 gesigent V, sigen P ritter sin swert gewan P 72 Nü erhub P 79 Die müdikeit vnd die wonden sweren P 80 mohten P 82 des wanes getwang P 83 E +denn P 88 erde] rede P 89 sie +da P 91 Wie wol jne beyden was we P 93 Der ritter zü sinem rosz P 12001 kosz P 2 Der ritter yme selbs die +selb grübe P 48 gedıˆhen (stV.): ‘geraten’ Kraft’

57 entlıˆben (stV.): ‘verschonen’

87 geil (Adj.): ‘mutwillig, von wilder

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Gasoein II 12003–12070 Gasoein er wider uˆf huop, wan in daz seˆr bewac, doˆ er soˆ kraftloˆs lac, und im doch niht wolt jehen. als schier ditz was geschehen, in verliez dirre swær haft. daz im an dirre riterschaft gebrast der aˆventiure, dest waˆr, dez muost vil tiure, daz ors nemen über sich, alsoˆ daz mær bewıˆset mich. dem sluoc er den hals abe und sprach: „ditz ze loˆn habe, daz ich abe dir gevallen bin hie vor mıˆner vriundin. dune getreist mich nimmer vürbaz. daz ich ie wart alsoˆ laz, daz haˆstu wol vergolten. du muost zuo der molten, swie ez noch umb mich ergaˆ.“ reht geselleschaft leist im daˆ Gaˆwein. doˆ der daz ersach, daz er sich an dem ors rach, sıˆn swert er mit nıˆde nam und tet dem sıˆnen alsam. daz tet er uˆf solchen ruom, daz er beidiu schaden unde vrum mit im gelıˆch trüege. anders wær ez ungevüege, swer sıˆn ors alsoˆ slüege. Doˆ si naˆch ir eines waˆne der ors beliben aˆne, nu muosten sie aˆne vride wesen. swelher under in solt genesen,

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der muost ze vuozen wider geˆn. nu huoben aber dise zweˆn alsam eˆ ir altez werch: daˆ von ir kraft unde verch muost bluˆgen und swinden. man mac sie aber vinden schier uˆf der walstet ligen: sie waˆrn beide soˆ ersigen der kraft und des bluotes wan. soˆ vil soˆ des muotes noch was an in beiden, soˆ waˆrn sie gescheiden von disen zwein alsoˆ gar, daz sie bloˆz und alsoˆ bar vür waˆr dar an waˆren. nu begunden sie vaˆren einander mit stichen, da sie uˆf einander wichen, sie waˆrn beide alsoˆ kranc vor müede, daz sie sunder danc vieln uˆf diu swert beide, daz in swert und scheide von dem valle brasten under in, ouch wart in kraft unde sin von in enpfremdet verre hin. Doˆ diu künigıˆn ersach ir beider groˆzen ungemach, die helm sie in ab bant. als sie ir unmaht erkant, sie lief ein wazzer suochen, daˆ mit sies beruochen gern wolt ir genist. z’einr mıˆl in vil kurzer vrist het sie ein wazzer vunden,

3 Vnd sich selbs dar nach widder P 4 +auch sere P 5 Das er P 6 im] nü P 9 Also dz er sin o 13 daz] die P krafft P 10 Widder gewan von der stu`re P 11 mvz V; Nü mu˘st vil P 18 Dvn V, Du P 19 ie was so P 24 da er das P 25 Da er P 27 dem 16 PSchKnN ] abs V sıˆnen] sinem rosz P 28 er an solchem P 29 er P] fehlt V 31 ez +ein vnfüg P 33 in e o einem V, minem P, mıˆnem SchSin, meinem KnN 35 SchKnN ] muzen V; muste ane P 39 An als vor ir P 42 mohte P 54 Das P 59 brast P 62 Initiale mit P (12063 in V) 63 groszes P 65 empfant P 67 sies] sie P, sie sie Sch 69 Zü einer vil kurzer P 12009 im = Gasoein 21 molte (stswF.): ‘Staub, Erde’ 41 bluˆgen (swV.): ‘ermatten’ 46 wan (Adj.): ‘leer’ 51 vaˆren (swV.): ‘feindlich trachten nach, nachstellen’ 61 enphremden (swV.): (mit Dat.) ‘entziehen’ 67 beruochen (swV.): (mit Akk.) ‘sich einer Person oder Sache annehmen’ 68 genist (stF.): ‘Heilung, Genesung’

Gasoein II 12071–12136

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dar in het sie gewunden wol halben ir stouchen – wan siez niht moht gelouchen in der hant noch besliezen, sie vorht ez vergiezen – und bespranct ir antlütze: daz wart in alsoˆ nütze, daz sie daˆ von bekaˆmen und ir kraft wider genaˆmen. Ginoveˆr sie begunde, soˆ sie aller beste kunde, beidiu vleˆhen unde biten, daz sie beid mit guoten siten durch sie den kampf liezen; – sie möhts wol verdriezen, wan ez wær aˆn eˆre –; und jach, daz ez nimer meˆre an lobes gewerp gülte, nuor daz man sie schülte, swaˆ ez vernomen würde, und sæhen an die bürde, daˆ mit ir lıˆp wær geladen: ez möht in bringen sölhen schaden, dens niht möhten ab gebaden. Doˆ sie der rede beid swigen, sie saˆhen daˆ ir swert ligen under in mit al zebrochen: daz wart an in gerochen. an einander sie liefen, mit den armen sie sich swiefen ze ringen und ze lenken, mit den vüezen ze schrenken. mit den brüsten vil mangen druc,

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vil mangen welschen tuc ir ietweder erzeiget: dirre stuont, jener neiget, jener zuct, dirre wanct, dirre burt, jener sanct, jener uˆf, dirre nider, der dar, dirre her wider, dirre sus, jener soˆ. der zuct disen doˆ nu zer gürtel, nu eneben, nu ungelıˆch, nu vil eben, nu oben, nu under, nu miteinander, nu besunder, nu hie, nu daˆ; beidiu gelıˆch uˆf einer slaˆ erzeicten sie vil mangen wanc. dirre disen hin swanc: der volget mit willen naˆch. daˆ wider was disem gaˆch. dar under sich jener spart, unz dirre vil müede wart. soˆ huop sich aber ein niuwer kampf. dirre sich under jenen krampf: soˆ huop der, soˆ swaˆrt der, dirre hin, jener her, jener lent, dirre dent, uˆf den sic der ander spent mit kunst, als er kunde. ze lest iedoch gunde vrouwe Sæld an disem ringen, daz Gaˆwein muost gelingen, und Gasoein ze der erde braˆht. doˆ sie het an in gedaˆht,

73 sie es nit mochte belouchen P 80 Die ku`nigin begunde P 84 sie] iren willen P 85 Es moht sie beyde wol P 86 were gewesen one P 87 KnN ] er nimere V, es nit mere P 91 sahen P 94 den sie ny¯mer möhten P 95 Zü der rede sie beide geswigen P 96 daˆ] fehlt P 99 sie +da P o 12103 +Vnd mit P 4 Darzu auch manigen P 11 enr V, jener P 13 SchKnN ] Den zer V, Jn P 14 PSchKnN ] nv enneben V 17 hie +vnd +dort P 18 PSchKnN ] auf ein ands sla V 23 einr V, jener P, enr KnN 25 aber] denn P 29 lont(e) VP, lante Sch, lomt KnN 30 der ander] iettweder P 31 Den andern als P 35 Vnd den ritter zu P 72 stouche, stuˆche (swFM.): ‘weiter, herabhängender Ärmel’ 73 gelouchen (swV.): ‘verschließen’ 94 dens = den sie 12100 sweifen (stV.): ‘schwingen, umfassen’ 1 lenken (swV.): ‘biegen’ 2 schrenken (swV.): ‘verschränken, flechten’ 8 bürn (swV.): ‘erheben’ 27 swaˆren (swV.): ‘schwer werden, sich senken’ 29 ‘jener stützt sich ab (auf dem anderen), dieser zieht (am anderen)’ 30 spenen (swV.): ‘locken, reizen, antreiben’

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Gasoein II 12137–12206 doˆ muost ez alsoˆ ergaˆn. nu gie sie beide diu müede an, daz sich deweder niht versan. Sie waˆrn müede alsoˆ sat, daz sie laˆgen uˆf der walstat, daz ietweder entslief. Ginoveˆr weinund lief über sie, daˆ sie laˆgen: sie begunde des betraˆgen und vil starc beswæren. sie waˆnde, daz sie wæren vil gwislıˆchen beide toˆt. dar umb sie vil ofte boˆt ze got beide hende umb sölhe missewende. under dirre groˆzen swær troumt Gaˆwein, wie er wær eines morgens vil vruo von Karliun geˆn Afluo geriten in die gaudıˆn: daˆ kom im zuo ein wildez swıˆn, daz an sıˆn weid was gegaˆn, und began in starc vehten an. des gewan er michel arebeit, wan ez im manic wunden sneit mit einem zan, der was scharf, unz er mit einem spiez warf durch ez, daz ez toˆt gelac. von der arebeit er erschrac, die er leit in dem troume. nu was er von dem toume des bluotes errunnen. schier het er sich versunnen, doˆ er von dem eber genas, daz ez im getroumet was.

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als schier er erwachet von dem troum, er lachet und ze hant sich uˆf machet. Gˆınoˆver in biten began, daz er rit mit ir dan und Gasoein daˆ lieze slaˆfen an dem grieze, daz möht er vil wol getuon: waz bedörft er bezzer suon? diu red began im missehagen und sprach, er wolt eˆ erslagen werden, eˆ erz getæte, daz sie liez die ræte und ir nimmer gewüege: sie wæren ungevüege, und wær ein michel schande, solt er daˆ an dem sande den riter slaˆfen laˆzen, soˆ solt in wol verwaˆzen al diu werlt und vervluochen. er sprach: „ich wil eˆ suochen, ob ich iht müg vinden, daˆ mit ich überwinden in müg oder er mich.“ in daz tan huop er sich und suochte daˆ vil mangen wıˆs. nu het der vrost und daz ˆıs ze der erde gevrœrt die este, daz sie waˆrn soˆ veste, swaz er ir dar inne vant, daz er sie mit deweder hant von der erde niht gewinnen kunde. nu er alsoˆ suochen begunde, er vant niht, daz im vrum wær, wan diu zwei drum

37 ergang P 39 sich ir ietweder P 40 +Hie waren sie der müde P 41 Da P 42 ir iglicher P 43 Die ku`nigin weynende P 48 Gar gewisz P 50 +ire beide P 55 anflu` P 57 bekam P; zuo] fehlt P 58 an] fehlt V; an siner P 73 er erlachte P 76 er mit ir ritte +von dan P 77 Vnd den ritter da P 78 +Da slaffen V 80 er] fehlt V, er bedu`rffte P 83 e er das tede P 84 +Vnd das sie liesze den rate P 85 immer Sch 88 daˆ] fehlt P 90 solte jene wol P e 92 versüchen P 96 den tan P 97 vil] fehlt P 12203 nit PKnN ] fehlt V 4 suchen V, su`chen P 5 +Da vant er P 39 versinnen (stV.): (refl.) ‘zur Besinnung kommen’ 45 betraˆgen (swV.): ‘verdrießen’ 56 gaudıˆn: waldige Gegend, vgl. 3308 67 toum (stM.): ‘Dunst, Qualm’ 68 errinnen (stV.): (mit Gen.) ‘trocken werden’ 78 griez (stMN.): hier ‘Kampfplatz’ 85 gewüegen (swV.): (mit Gen.) ‘erinnern an’

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Gasoein II 12207–12272

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von den spern und anders niht. vil lützel der übersiht, dem deheinr wer durft geschiht. ˆ f huop er sich vil balde U und gie von dem walde daˆ hin, daˆ sıˆn geselle lac und noch sıˆns slaˆfes phlac. den began er suoz wecken und gap dem selben recken daz bezzer drum in die hant. als er des drums enphant, er suˆfte tiur unde sprach: „wol im, der mir den slaˆf brach, wan ich in groˆzen angsten was: mich duˆht, wie ich ze Garadigas mit der künigıˆn in dem troume wær in dem groˆzen vluˆme in einem schœnen kiel. nu duˆht mich, daz viel uˆf uns daˆ ein groˆzez weter starc, daˆ von ich mich zem eˆrsten barc under die eˆrsten dillen, ob ez iht welt gestillen. diu red was gar verlorn. den troˆst, den ich het erkorn, der kunt mich niht vervaˆhen. einem velsen koˆm wir naˆhen, daˆ der kiel angetriben wart, daz er sich von einander zart: daˆ gie ich ˆın und ertranc. diu künigıˆn sich uˆf swanc und kom oben uˆf den stein.“ doˆ sprach mıˆn herre Gaˆwein:

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„ich hœr bıˆ iuwerm troum wol, daz ich iu angesigen sol.“ „niht“ sprach er, „ez bediutet daz, daz ich iu sol erzeigen baz, waz ich noch mac bringen.“ daz drum began er swingen und lief an Gaˆwein daˆ mit. ich wæn, er unlange bit, ern slüeg uˆf sıˆn gesellen, und wolt in alsoˆ vellen. Gaˆwein im den willen galt, sıˆn houbt er im wol geswalt, unz im sıˆn trunzen zebrast. doˆ twanc sie aber der müed last daz sie beide muosten sitzen, wan sie begunden switzen und koˆmen von den witzen. Diu künigıˆn gie aber dar. swaˆ sie waˆrn iendert bluotvar, daz wischet sie mit ir stuˆchen ab, und het vil groˆz ungehab mit weinen umb ir kriegen muot, wan uˆz ir wunden vloˆz daz bluot mit sölher unmaˆze, daz der anger und diu straˆze allez was mit al beströuwet. daz was, daz sie unvröuwet. nu sie soˆ lanc gesaˆzen, daz sie beide het verlaˆzen diu unmaht und der weˆ, sie wolden aber alsam eˆ mit einander haˆn gestriten. doˆ began sie weinunde biten

e

9 keinerhand P 10 er sie vil P 14 svz V, so P 18 ersüfftzete tieff P 24 kiele V 25 beduhte P; das +da P 26 vns ein wetter P 27 verbarg P 30 +vil gar PSch 34 Da +nu P 41 iu] u`ch P 46 dar mit P 47 er nit lang P 48 Er P 52 sins drüms gebrast P o 53 bezwang sie der müdikeit P 58 sie irgent warent P 59 wuschte P 61 iren zu`rnischen mu˘t P 65 Was da mit bestrüwt P 69 das we P 71 KnN ] hat V, haben P 12208.12209 ‘Nichts übersieht derjenige, der irgend eine Verteidigung nötig hat’ 18 tiure (Adv.): ‘sehr, dringlich’ 23 vluˆm, phloum (stM.): ‘Fluß, Strom’ 24 kiel (stM.): ‘ein größeres Schiff’ 28 dille (stswF.): hier ‘Verdeck, Bretterboden’ 32 vervahen (stV.): ‘förderlich sein, helfen, nützen’ 35 ‘so daß er zerbrach’ 47 bıˆten (stV.): ‘warten’ 51 geswellen (swV.): ‘anschwellen machen’ 56 witze (stF.): ‘Verstand, Besinnung’ 59 abe wischen (swV.): ‘abwischen, trocknen’; stuˆche (swF.): ‘langer herabhängender Ärmel von Frauengewändern’ 60 ungehabe (stF.): ‘Leid, Aufregung’ 61 kriec (Adj.): ‘streitbar, störrisch’ 65 beströuwen (swV.): ‘bedecken’

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Gasoein II 12273–12338 diu künigıˆn mit listen, daz sie den kampf vristen, unz sie würden gesunt – sie wærn doch soˆ starc wunt, daz sie des niht enwesten, ob sie sıˆn möhten enbresten – und hiez sie gedenken dar an, daz Alexander, der küen man, Porum dar umb verkoˆs, daz er zu der tjost sıˆn ros verloˆs, biz ime ein anderz braˆht wart. sie sprach: „alsoˆ tuont zweˆn hofwart, die sich bıˆzent umb ein bein! waz touc under iu zwein ein soˆ verzagter strıˆt, daˆ mit ir bevangen sıˆt, wan er iuch swachez lop gıˆt?“ Naˆch der red sprach Gasoein: „wir möhten des werden ein, daz ich volge dem raˆte.“ er viel alsoˆ gedraˆte, als er die rede gesprach: von unmaht daz geschach. daˆ von gesweich Gaˆwein diu kraft, daz er durch reht geselleschaft dem ritter den val galt und in der selbe ungewalt nider warf ouch von leid. als sie nu wider kaˆmen beid, Gaˆwein sprach: „ritter guot, ich sihe nu, daz iu tuot den toˆt schier diu unmaht. wellent ir des lebens haben aht,

74 gefristen P Handschrift V Gloubent Sch

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soˆ keˆrent gein Karidol mit mir: daˆ schaffe ich snelle, daz ir von iuwerm kumber werdent ernert, uˆf solhe rede, daz ir verswert und bietent iuwer sicherheit, swaz ir hie uˆf mıˆn vrouwe seit, daz daz allez ein lügen sıˆ, und daz sie von iu wese vrıˆ verre unde ouch daˆ bıˆ.“ Er sprach: „der rede wære ze vil. ich sage iu, waz ich tuon wil: ich wil, daz ir hie bestaˆt und mir vil lediclıˆchen laˆt daz ros und die vrouwe mıˆn. ob daz alsoˆ müge gesıˆn, und sıˆ iu diu rede vergeben, und daz ich iuch laˆze leben, des mögent ir mir gnaˆde sagen, wan ich het iuch doch erslagen.“ Gaˆwein vil hövelıˆchen sprach: „ich sihe wol, daz iuwer gemach, her ritter, ist gar kranc. ich wil iu des gerne sagen danc, swaz ir mir tuont ze guot. ir sıˆnt aber von dem bluot und von den starken wunden, die iu niht sint gebunden, der kraft schier ergetzet. ir werdent vil gar entsetzet des lebens, gloubent ir mir niht. ez ist iu soˆ gar enwiht, wan ir müezent verderben: ich wil mit iu werben

76 doch harte PSch 78 PSchKnN ] Daz si V 81 verchoze V; Ende der 99 SinEK ] dem selben P 12328 wil es u`ch P, wil iu Sch 35 lebens. 36 Sch] ein wiht P

74 vristen (swV.): ‘aufschieben’ 78 enbresten (stV.): (intr. mit Dat.) ‘entgehen, entkommen’ 81 verkiesen (stV.): ‘fahren lassen, preisgeben’, hier ‘verschonen’ 84 hofwart: ‘Hofhund’ 85 bein (stN.): ‘Knochen’ 87 verzaget (adj. Part.): ‘mutlos, verzagt’ 88 bevaˆhen (stV.): ‘umfangen, ergreifen’ 93 gedraˆte (Adv.): ‘schnell’ 99 ungewalt (stFM.): ‘Ohnmacht, körperl. Mangel’ 12305 ahte haˆn: (mit Gen.) ‘beachten’ 8 ernern (swV.): ‘heilen’ 9 verswern (stV.): ‘versichern, schwören’ 11 etwas uˆf jmd. sagen: ‘jmd. anklagen’ 14 verre (Adv.): ‘weit entfernt’ 17 bestaˆn (stV.): ‘zurückbleiben’ 18 lediclıˆche (Adv.): ‘frei, ohne Hindernis’ 26 gemach (stNM.): ‘Ruhe, Bequemlichkeit’ 27 kranc (Adj.): ‘geschwächt, gering, schlecht’ 33 ergetzen (swV.): ‘vergessen machen’ 34 entsetzen (swV.): (mit Gen.) ‘berauben’ 36 enwiht = niwiht (stN.): ‘nichts’ 38 werben (stV.): ‘sich bemühen, streben’

101v

Gasoein II 12339–12414

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getriuwlıˆch ein wıˆse, daˆ von sich nimmer iuwer prıˆse mac geminnern umb ein haˆr. ich wil iu doch den lıˆp gar daˆ mit bewarn unde nern. ich wil iu ritters triuwe swern: keˆrent mit mir gein Karidol, daˆ beruoch ich iuch alsoˆ wol, daz ir vil snelle geneset, und wil, daz ir des sicher weset. wan ir werdent gesunt und mir tuont den tac kunt, ich gewin iu ros und sarwaˆt und bringe herwider an die stat mıˆn vrouwe, die küniginne, und gevelt sie iu ze gewinne, ir niezent ouch ir minne.“ Als der ritter die rede vernam, vil wol sie sıˆnem herzen zam, und sprach: „des wil ich sicherheit von iu haben und den eit und ouch von mıˆner vrouwen, der wil ich wol getrouwen, daz sie immer dar an missetuo. und wil iu gern volgen nuo und süllent daz wol wizzen: ich hette mich eˆ zerrizzen laˆzen an mıˆnem lıˆbe gar, eˆ ich immer wære komen dar. wære diu gelübde niht ergaˆn, die ir mir, herre, habent getaˆn.“ hie liez er die rede. ze hant daz ros von der linden bant, daˆ ez hienc an dem ast, her Gaˆwein und gurt ez vast und satzte den ritter dar uˆf. Ginoveˆr uˆz irem mantel slouf und hulte den ritter dar ˆın.

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er satzte ouch die künigıˆn hinder in, daz sie in hielte, wann er niht wol wielte sıˆner kraft vor der unmaht, und ine ouch von dem vroste daht. Gaˆwein gie vor und zoˆch sie. doˆ er zwoˆ mıˆle vor gie, diu müede ine hart gevie, wan er doch gewaˆpent gie: daz kom von der wunden weˆn. doˆ bat er ein wıˆle geˆn die künigıˆn, wan er müede was und an allen vieren kras in dem sneˆ uˆf dem gras. Alsoˆ snell er sie des gebat, si erbeizte an der selben stat und satzte ine hinder Gasoein und gie neben ine zwein und pflac ir bıˆ dem zoume. nu was sie vil kuˆme ein mıˆle gegangen, daz sie gar haˆt bevangen diu müede, und erlac. die naht gar biz an den tac muost Gaˆwein und diu künigin beide tragen den ungewin: soˆ ir einz wolt rıˆten, soˆ muoste daz ander bıˆten, biz daz ditz die ruowe gevienc. als nu der tac uˆf gienc, soˆ waˆren sie alsoˆ naˆhen, daz sie Karidol saˆhen: des wart ir vröud vil groˆz, wan der ritter von Dragoˆz was des bluotes soˆ errunnen, daz sie in gar kuˆm gewunnen uˆz dem satel, daˆ er inne saz, biz sie ime ab gehulfen baz.

41 gemy¯nren P 43.44 neren : sweren P 47.48 Sch] genesen : wesent P 54 gefellet P; gevelts iu Sch 56 Also P 65.66 Sin] mich E laszen zerijszen/ An P 69 Sch] frauw PSin, vgl. EKA, Fe 71 Sch] rosz +er von P 72 SchEK ] Das P 76 SchEK ] hielte P 80 Sch] von P 40 prıˆs (stM.): im Pl. vgl. z.B. Pz 317,24 41 geminnern (swV.): ‘verringern’; umb ein haˆr: ‘gar nicht’ 46 beruochen (swV.): ‘sorgen für’ 65 zerrıˆzen (stV.): ‘zerfleischen, verwunden’ 79 walten (stV.): ‘Gewalt haben’ 86 weˆn: Dat. Pl. zu weˆ, weˆwe (swM., stswF.): ‘Schmerz’

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Gasoein II 12415–12492 uˆf die erde sie ine huoben. sie wüscheten und schuoben, daz ros und daz gereite; mit groˆzer arbeite wart ez gereinigt von dem bluot. nu wart ez in ze muot, sıˆt ez was der burc soˆ naˆhe bıˆ, daz sie uˆf daz ros alle drıˆ gesaˆzen und riten von dan, diu künigıˆn und die zweˆn man, gein Karidol zem huˆse. schier kaˆmen sie ze der cluˆse: daˆ begegente ine ein schœniu meit, diu herab von dem huˆse reit, diu klagte und weinte: mit triuwen sie daz meinte, daz sie ir vrouwen het verlorn, und wolte den toˆt haˆn gekorn, oder wolt iemer sıˆn geriten, swaz jaˆmers sie joch solt haˆn erliten, sie vunde denn ir liebe vrouwen. doˆ enmohte sie des niht getrouwen, daz sie ir vrouwen daˆ solt schouwen. Als nu die magt ir vrowen ersach, den gruoz sie vor liebe sprach und keˆrte wider uˆf daz huˆs, daˆ sie den künic Artuˆs vant sitzen unde klagen. „herre, ich wil iu mære sagen,“ sprach sie, „diu ich haˆn vernomen; ir sollent mir guoten wilkomen geben umb diu niuwe mære. nu laˆzent iuwer swære und geˆnt an der vröuden pfat: mıˆn vrou ist in der stat und iuwer neve, her Gaˆwein, und habent mit ine Gasoein verwunt und gevangen! swie ez ine sıˆ ergangen,

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diu rede ist mir unkunt, – wan daz sie beide hart wunt sint, daz haˆn ich wol gesehen –, von wem diu rede sıˆ geschehen, und rıˆtent al drıˆ niht meˆ wan ein ors blanc als ein sneˆ.“ als nu Artus die botschaft vernam, sıˆn herz in solhen vröuden swam diu niht wol ieman ze sagen ist. vor liebe entwelte er keine vrist, er gienc gegen dem bürgetor, daˆ vant er vil ritter vor, den Key die mære haˆt geseit, als ez ime diu magt ouch haˆt gereit. diu künigıˆn an die brücke reit. Doˆ erhuop sich vröud, diu was groˆz. den ritter von Dragoˆz hiez Ginoveˆr ab heven und dar naˆch Gaˆwein iren neven. her Key huop Ginoveˆrn ab und sprach: „daz ist ein rıˆche hab, die mıˆn vrou braˆht haˆt, daz sie bloˆz aˆne sarwaˆt zweˆn ritter haˆt betwungen. ir ist daˆ gelungen, daˆ mıˆnem herren gebrast, der niht wolt disen gast ze velde durch sie bestaˆn: sie haˆt ez aber durch ine getaˆn und haˆt ine manlıˆch entworht. ir herz ist gar unervorht, sie sol von rehtem gunde die stat zer tavelrunde haben von ir manheit. deshalp sie haˆt wol bejeit, daz sie ein sıˆt gester Gotegrıˆn und Auguintester und dise zweˆn mit tjostiure ze rıˆcher aˆventiure

12415 SchEK ] der P 16 schuben PSch 19 er P 21 bu`rge P 26 clusen P 27 Sch] magt P 42 Sch] sitzend und clagend P 43.44 Sch] Sie sprach herre. . ./ Die ich. . . P 60 Als er die Sch 67 Sch] geseit P; Als ez im gesaget haˆt die meit Sin 70 Tragoz P 71 Sch] heben P 86 SchEK ] der P 12416 schaben (stV.): ‘kratzen, polieren’ ‘Zugeständnis, Gunst’

30 mit triuwen: ‘aufrichtig, ernsthaft’

85 gunst (stM.):

104r

Gasoein II 12493–12562

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12500

104v 12505

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12520

12525

haˆt ritterlıˆch erworben. daˆ wæren verdorben zweˆn recken vil lıˆhte. von einer wunden sıˆhte der truˆwet sie vil wol genesen, ob sie halt tiefer wær gewesen.“ der rede begunden sie alle seˆre lachen mit schalle, wan Artuˆs, dem was ez zorn. den zwein wart ein gemach erkorn, daˆ man ine ire wunden bünd, unde sante, daz man vünd einen arzaˆt, der daz künd. Ein stat wart ine beiden über ein wazzer bescheiden, daˆ der luft gesunt was, in einen rıˆchen palas; und zweˆn guot phisicıˆn, soˆ sie niergent beste mohten sıˆn, wart ine gewunnen schiere von Montailliere, die ir diete bewarten und solher ezzen vaˆrten, die sie twüngen noch entrıˆben, und doch niht in dem magen blıˆben, und ouch niht wæren swinde, wider eˆrste vil linde, dar naˆch diu vester wæren und ir lıˆbe kunden læren von überigem toume, und iedoch soˆ vil kuˆme, daz sie von iren kreften kæmen iht, als dem siechen gar lıˆht geschiht, weder ze süeze, noch ze suˆre, daz sie iht ir natuˆre

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disetempirte daˆ von, biz sie sıˆn wæren gewon. alsoˆ laˆgen sie daz ganz jaˆr siech unde blœde gar, biz glıˆch zuo der hoˆchzıˆt ze pfingsten, die der meie gıˆt, daz sie kuˆme genaˆsen, und doch biz an die maˆsen gar naˆhe geheilt waˆren, niwan daz Gaˆwein swaˆren sıˆn wunden innerhalben: die waˆren von der salben innen zuo niht zesamen komen, wan er haˆt sich übernomen an der arbeit, daˆ er gie und sıˆn kampfgesellen rıˆten lie: daz was ime nu schade hie. Der ritter was wol genesen. eˆ dirre hof solte wesen, er gienc zem künige, daˆ er saz und mit Karlıˆns dohter az, er stuont vür Artuˆs unde sprach: „Artuˆs, soˆ ein rıˆch gemach ich hie gehabt haˆn, wan ich nie bezzers gewan: des habent gnaˆde unde danc, wan mich vil groˆzer kumber twanc. nu hœrent, waz ich sprechen wil, dar an ich iu nihts verhil, waz waˆre und gelogen ist. ich haˆt genomen einen vrist zwischen Gaˆwein unde mir zuo dem tage, unde wir beide wæren worden gesunt, soˆ ich ime tete kunt,

94 Sch] werden P 12516 nach P, naˆch Sch 17 Sch] den P 24 Sch] keinen P 32 Sch] dem P 33 mey P 48 Sin] mit yme Karidohrebaz P, Ze Karidoˆl unde az Ehr 49 Artusen P 57 und +niht Sch 96 sıˆhte (Adj.): ‘nicht tief’ 12510 vgl. 3378 13 aus Montpellier, vgl. EKA, Fe 14 diet aus dem Afrz. bzw. Lat. für ‘Diät, Lebensart’, vgl. Fe; bewarn (swV.): ‘sorgen für’ 15 vaˆren (swV.): ‘streben nach, trachten’ 16 ‘das sie weder einschränkte noch stimulierte’ – entsprechend dem Streben nach Ausgleich in der Säftelehre, vgl. Fe 22 toum (stM.): ‘Dunst’ 28 zu afrz. destremper, ‘mischen, stören’ – wiederum im Blick auf die Säftelehre zu verstehen, vgl. Fe 35 maˆse (swF.): ‘Narbe’ 48 Karlıˆn ist Ginovers Vater, vgl. 11048 57 P dürfte stimmen (statt Sch), Gasoein gesteht 12568ff. ausdrücklich eine Lüge

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Gasoein II 12563–12600 umb mıˆn vrouwen, iuwer wıˆp, gesigte ich, daz ich solt iren lıˆp aˆne anspraˆch minnen. nu wil ich gewinnen vil gern iuwer huld; wan ich gar aˆne ir schuld sie mit worten belouc und iuch mit alle betrouc: daz sollent ir mir vergeben! ich wil von hinnan vür leben, künic Artuˆs, in iuwerm gebot iemer meˆr sunder spot mit guot und mit lıˆbe. gebietent ir, ich blıˆbe gesinde und hofgeselle, und wil in der kelle büezen biz an den tac, daz ich iuwer hulde gehaben mac und der vil lieben vrouwen mıˆn.

88 lehe P

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12600

und wirt des vil geringe schıˆn, mac ez in iuwern hulden gesıˆn.“ Artuˆs naˆch sıˆner gesellen raˆt vergap ime die missetaˆt. daz selb ouch diu künigıˆn tet durch ine und durch der ritter bet und leˆch im hoves genoˆzschaft. nu wuohs daˆ vröuden groˆz kraft under dem gesinde über al. ouch soˆ wuohs die mære und der schal bıˆ Gaˆwein, daˆ er siecher lac. daz was ime ein lieber tac unde ein liebe mære, daz er aller sıˆner swære daˆ von endlıˆch vergaz, wan er kante den ritter baz. ouch sıˆn kraft und sıˆn ellen, dan sust ieman sıˆner gesellen: des was er sıˆn alsoˆ vroˆ.

92 Krü] sicher P

65 anspraˆche (stF.): ‘Einspruch’ 78 kelle (stswF.): ‘Hundehütte’ (vgl. 9005 u.ö., auch 19456ff. mit Fe) 88 leˆch Prät. zu lıˆhen (stV.): ‘(ver-)leihen’ 92 siech (Adj.): ‘krank’

106r

Amurfina II: Hoffest zu Pfingsten, der Maultierzaum (12601–13924) Die von ihrer Schwester Amurfina ums gemeinsame Erbe gebrachte Sgoydamuˆr kommt an den Artushof und verlangt Gawein als Kämpfer, um den die Herrschaft symbolisierenden Maultierzaum zurückzugewinnen. Keie drängt sich vor und zieht zuerst aus, er durchquert auf dem Maultier der Jungfrau einen Wald voll wilder Tiere und kehrt schließlich an einer Schwertbrücke unverrichteter Dinge um. Gawein leistet nun trotz seiner Verletzungen der Bitte Folge und gelangt auf eine sich drehende Burg, wo er im Auftrag des Zauberers Gansguoter, dem Onkel der Schwestern, diverse Mutproben und Kämpfe bestehen muß, um den Zaum zu gewinnen. Schließlich lernt er die verwandtschaftlichen Bindungen kennen und trifft Amurfina wieder; mit ihr kehrt er an den Artushof zurück, wo Doppelhochzeit gefeiert wird: Gawein heiratet Amurfina, Sgoydamur wird als Zeichen der Versöhnung mit Gasoein verheiratet.

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Ein hof wart geboten doˆ naˆch des künigs gewonheit und uˆf den pfingsttac geleit, als es denn her Gaˆwein bat. beidiu kastel unde stat wurdent der geste alsoˆ vol, daz daˆ geherbergen wol nieman kunde wan zen villen. daz was naˆch sıˆnem willen: daˆ was aller vröuden vil. diu mære ich iu erniuwen wil, daˆ von ich vor haˆn geseit: Sgoydamuˆr, diu schœne meit, die Amurfinaˆ diu schoˆne des lands und der kroˆne verstoˆzen haˆt durch iren gewalt, die reit nu velt unde walt, und het den herten winter gar gestrichen durch diu lande dar mit arbeit und mit vraˆge, und haˆt iren lıˆp ze waˆge gesatzt uˆf solhen troˆst, daz ir Artuˆs ir lant erloˆst. mit wiu sie daz gebæte? sie bekante ine soˆ stæte, daz er ez vil snelle tæte. Nu an dem pfingstac morgen daz gesinde began sorgen

12608 SchA] zü vilde P 24 Sch] Mit wem P Gynouer +die +ku`nigin hatt P

12630 12631a

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und reden naˆch aˆventiure, und die geste vil tiure baˆten, daz sie muost geschehen. ... ditz was reht vor ezzen, und was der künic gesezzen mit sıˆnen gesten über al gein der gaudıˆn uˆf einem sal, daz sie ir ougenweid heten uˆf der breiten heid alles naˆch aˆventiure waˆn. nement war, waˆ diu magt wol getaˆn, Sgoydamuˆr, dort her reit. des wart der künic vil gemeit, als er sie her rıˆten sach; ze sıˆn gesellen er balde sprach: „uns komt ein aˆventiure hie!“ vür die porten lief und gie daz gesinde von dem palas, swaz des gesindes an der stat was. nu was ouch die magt komen. Ginoveˆr haˆt diu mære vernomen, diu kam mit ir vrouwen dar, mit einer rıˆlıˆchen schar, daz sie sie wolt schouwen. daz gesinde die juncvrouwen mit groˆzen zühten enpfienc, daz gein ir vür die porten gienc:

31 Reimvers fehlt

39 Seht, waˆ Sch

49 Sch]

12608 ville (stswF.): ‘Dorf’; alternativ wären Fehlverse möglich 17 Akk. d. Strecke: ‘durch Feld und Wald’ 21.22 ze waˆge setzen: ‘aufs Spiel setzen’ 24 mit wiu: (Instrumental zu wer) ‘weshalb’ 35 gaudıˆn: vgl. 3308, der Saal ist offenbar so ausgerichtet, daß man über eine Heide zum Wald schauen kann 41 gemeit (Adj.): ‘erfreut’

106v

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Amurfina II: Hoffest zu Pfingsten, der Maultierzaum 12656–12733 des sagte sie ine allen danc. ir zelter was ein muˆl blanc, den sie daˆ ze hove haˆt geriten; ir gereit was vil naˆhe gesniten, mit golde wol erschozzen; wan eins was sie verdrozzen: daz sie aˆne den zoum kam. ir lıˆp was gar lobesam, wær er ze vröuden gestalt; sie haˆt gar in ir gewalt ein bitter truˆren gesalt. Sie gie, daˆ der künic saz, swie sie wære vröuden laz, und neigte ime vil schoˆne. sie sprach: „diu rıˆche kroˆne, diu himel und erde gewalt haˆt, in der magenkraft ez allez staˆt, diu müeze iu, künic heˆre, lıˆp, guot und eˆre beschirmen und behalten, daz ir iemer müezent walten der rıˆchen werlt wünne; und swer iu des vergünne, dem geschehe alsoˆ leid, alsoˆ mir vil armen meid von mıˆner swester geschehen ist: des suoche ich raˆt und genist an iuch und daz gesinde, ob ich ieman hie inne vinde, der mir ze solher swære ein getriuwer kempf wære, dem wolt ich mich erbieten und sıˆn arbeit ermieten mit mıˆnes lıˆbes minne, ob er mir wider gewinne mıˆn zoum, den ich haˆn verlorn. darumb ich vröude haˆn verkorn. ez ist ime aber ein swærer haft, er sıˆ dan seˆre manhaft,

66 truˆwen Sch 73 Sch] her P Sint P 24 Sin] kiesent P

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sol er ine wider gewinnen. ime mac wol eˆ zerrinnen der kraft, eˆ ern ervohten hab; dennoch sol niemen erschrecken dar ab, wan ich biete im gar rıˆche hab, Und wil iu doch darumb sagen, man möhte die aˆventiure bejagen vil wol. wær ieman hie inne, der sich durch mıˆn minne an næme dise reise, ich wolte im zuo der vreise niht stiure verzıˆhen: ich wolt ime nu verlıˆhen mıˆnen muˆl, der ist ze reise snel, der wıˆset ine ze einem castel, daˆ er den zoum vindet, daz er nimmer wider windet.“ ez stuont der megde ze næhst bıˆ der truhsæz, mıˆn her Key, der haˆt ir bet vil wol vernomen. er sprach: „sıˆt ir her komen, vrowe, durch solher rede sıˆt, soˆ diene ze dirre hoˆchzıˆt mıˆnem herren, swer nu welle; und wære er in der helle, des künd mich niht betraˆgen, ich wolte mich daˆ waˆgen umb iuwer minne, vrou mıˆn; und laˆnt iuwer weinen sıˆn: ich wil daˆ hin, küssent mich!“ sie sprach: „herre, daz tuon ich. als ich mıˆnen zoum haˆn, soˆ wizzent, daz ich iu gan alles iuwers willen wol, wan ich dann ze reht sol.“ nu sie in des küssens entwert, er nam niht anders dan sıˆn swert und getorst niht vürbaz, – wan sie haˆt verwidert daz –

91 Sch] Minem P 97 Sch] ’er’ E P, E er in EK 30 +nit entwehrt P, vgl. 12732f., 12738

12715 SchEK ]

60 erschiezen (stV.): ‘durchwirken, verzieren’ 73 heˆr (Adj.): ‘edel, vornehm’ 12704 nemen an (stV.): (mit Gen. oder Akk.) ‘sich einer Sache annehmen’ 6 verzıˆhen (stV.): ‘versagen’ 11 winden (stV.): ‘eine Richtung geben’ 27 gan: Präs. zu gunnen

107v

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Amurfina II: Hoffest zu Pfingsten, der Maultierzaum 12734–12811

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an sie nimmer gemuoten. er nam von der guoten urloup dan unde reit, daz er daˆ niht lenger beit vor scham, daz sie ime verseit. Als er nu uˆf den muˆl gesaz, Sgoydamuˆr verboˆt ime daz, daz er den muˆl iht erwande ze wazzer noch ze lande, swaˆ er hin wolte keˆren. dar naˆch begund sie meˆren ir weinen und ir klagen und began ez offentlıˆchen sagen, daz sie daz vil wol weste, daz diu arbeit ze veste dem truchsæzen wære, und wider kæme lære. her Key sich uˆf den wec liez und tet, als ine diu magt hiez: den muˆl liez er selbs gaˆn. schier kam er ze einem vinstern tan, daˆ er durch muost rıˆten: daˆ haˆte sich vil wıˆten daz tier gein sıˆnem wege gesamelt mit einer lege, leˆbart und lewen mit ginender kewen, reht daˆ er solte rıˆten vür, daz er ein vil enge tür gein dem wege gevienc, der mitten durch sie gienc: des vorhte sich der truchsæz vil seˆre. daz getier ze dem muˆl die eˆre durch sıˆner vrouwen willen erzeigte, daz ez sich allez neigte ze tale uˆf diu knie vorn und liez sıˆnen wilden zorn, wan ez den muˆl wol kant. uˆf einen smalen stıˆc ze hant

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unde unvertigen gnuoc, der sie uˆz dem walde truoc, der muˆl sıˆn spur sluoc. Den stıˆc kunde er wol gaˆn, wan er ez vor dick haˆt getaˆn, und kam daˆ in ein tiefez tal, daz was innen zuo über al soˆ vinster und soˆ eislıˆch, daz ich niht weiz, daz ime glıˆch iht wære, wan diu helle. sıˆn grunt und daz gevelle gap einen tœtlichen gesmac, wan er alle vol lac innen von kroten und slangen, und hete daˆ bevangen zweˆn groˆze lintracken, die uˆz iren kinnebacken bliesen wildez viure, daˆ von was ungehiure der waˆz, der daˆ von brach, daˆ von Key soˆ weˆ geschach, daz er vil naˆhe toˆt was. doˆ er vor der vreise genas, doˆ wart ime aber alsoˆ heiz, daz ime diu hitz und der sweiz vil naˆhe hete an getaˆn den toˆt. als er nu überwant die starc noˆt, doˆ began ine aber vriesen, daz er daˆ von verliesen waˆnde den lıˆp vür waˆr. ine duˆht diu klein zıˆt sıˆn ein jaˆr, daz er dar inne wære gewesen. als er daˆ vor was genesen, er kam an ein eben, reht disem tale eneben, daˆ schein heiz diu sunne; und vant daˆ einen brunne luˆter und gesunden, daˆ hete sich umb gewunden

56 SchEK ] sie P 60 Sch] ku`wen P 65 vorhte er sich vil Sch 71 Sch] kante P 75 spore P 86 von] zü P; Kroten unde slangen Sch, vgl. auch EKA 87 Sch] das P 12809 Sch] bro¯nen P 34 gemuoten (swV.): ‘begehren, verlangen’ 60 ginen (swV.): ‘das Maul aufsperren, gähnen’ 92 waˆz (stM.): ‘Atem, Hauch’ 12800 vriesen (stV.): ‘frieren’

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Amurfina II: Hoffest zu Pfingsten, der Maultierzaum 12812–12887 ein schœner breiter sevenboum, und haˆt ime einen schœnen roum alsoˆ verre gereicht sıˆn vloum. Key bıˆ dem brunnen erbeizt. sıˆn muˆl was ersweizt: dem nam er den satel ab; daˆ er in der Gnaˆden hab naˆch der vreise haˆt gelendet, er waˆnde haˆn verendet hie allez sıˆn ungemach. der este er von dem boume brach und begie sıˆnen muˆl wol, als man müeden rossen tuon sol, mit wüschen und mit strıˆchen, daz ime gar muoste entwıˆchen diu müede, und bereit wart, als ob er vil lang wære gespart; und liez ine trinken dar naˆch. wan ime ze der reise was gaˆch, er satelt wider uˆf in und keˆrte sıˆnen wec hin, daˆ der muˆl selb hin gienc. vil schier er einen stıˆc gevienc, der truoc in ze einer heide, ein wüeste wegscheide. als er nu ze einem wazzer kam, dem was sıˆn vluz und sıˆn straˆm swarz, tief unde breit; swaz er daˆ bıˆ uˆf gereit hin und her sıˆnen wec, er vant weder brück noch stec noch barken ze varn, noch enspurt er keiner muoter barn, swaz er ie gereit daˆ bıˆ. soˆ lang reit nu her Key, biz er von geschiht vant einen stec smaler denn ein hant, der was gar stehelıˆn,

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daz was an den ecken schıˆn, die sniten beidenthalben sıˆn. Der muˆl nam des steges war und keˆrte reht den wec dar und wolt dar uˆf springen. Key begund ine wider twingen, wan er daz wazzer widersaz und gedaˆhte: „warumb tet ich daz, daz ich mich solt trenken? wie möhte ich des gedenken? der stec ist soˆ gar smale: ich müeste vallen ze tale, soˆ möhte mich nieman ernern. entriuwen, ich wolt des eˆ swern, daz ich von minne nimmer vroˆ würd, eˆ ich ertrünke soˆ.“ ze hant keˆrte er hinder sich wider heim den vil rehten strich, den ine der muˆl haˆt her getragen. hie wil ich niht meˆr sagen, wan doˆ die juncvrouwe vernam, daz Key lære wider kam, sie gienc vür den künic staˆn und sprach ine weinend an, daz er sie noch beriete eines kempfen naˆch der miete, als sie daˆ vor gemeldet het. nu wolt her Lanzelet gern ir kempf gewesen sıˆn. sie sprach: „künic, herre mıˆn, wellent ir nu naˆch vröuden leben, soˆ süllent ir mir ze kempfen geben hern Gaˆwein, iuwer swester sun, den man mir nam zuo Anfrun bıˆ der Serre zer torriure; der ist ein helt tiure, anders wil ich keinen.“ nu bewegte ine ir weinen,

12.13.14 Sch] Einer P; baum : raum : flaum P, boum : ruˆm : vluˆm Sch 44 enspurte keiner P 52 maule P 74 nach P 83 mir zu˘ Anfrun P (es fehlt ein Verb, vgl. SchA, Sin, EKA, Fe); Ansguˆn Sin 84 Sch] zü P 12 sevenboum (stM.): ‘Wacholder’ 23 begaˆn (stV.): hier ‘versorgen’, vgl. 664 ‘Kind’ 50 ecke (stswF.): ‘Ecke, Kante, Winkel’, zugleich ‘Schneide einer Waffe’ der den ausgesetzten Lohn [= sie selbst] wert ist’

44 barn (stN.): 75 ‘einen Ritter,

110r

Amurfina II: Hoffest zu Pfingsten, der Maultierzaum 12888–12957

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und enboˆt die rede Gaˆwein, wie wol an sıˆnem herzen schein, daz er vor keiner vaˆre swein. Als ime nu diu rede geseit wart, wie diu magt weinte und zart ir kleider ab und ir haˆr, und daz sie under diser schar nieman ze kempfen wolte haˆn dan in: er stuont uˆf und gienc hin ze ir, daˆ sie weinende saz, und sprach: „vrouwe, gehabt iuch baz. sıˆt ir mıˆn ze kempfen gert, ir sült sıˆn werden gewert. swie vrisch mıˆn wunden sıˆn, ichn laˆz ez durch deheinen pıˆn, ich bring iu iuwern zoum wider.“ mit dirre red gie er her nider, daˆ er daz muˆl steˆn vant: (bloˆz gar, aˆn ˆısengewant und aˆn schilt, sunder sper, wan nuor daz swert vuort er) da saz er uˆf und reit dan. Sgoydamuˆr diu wolgetaˆn tet im naˆch vil manigen segen. naˆch dem muˆl keˆrt der küen degen und liez im gar den gewalt. schier was er komen in den walt, daˆ diu tier inne waˆren, diu begund ime vaˆren dest waˆr vil groˆzer eˆre. dann streich er vil seˆre durch daz eislich tal und kom schier an den val, daˆ daz tief wazzer vloˆz. nu sach er daz ver bloˆz

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an aller hant übervart, daˆ von im starke leit wart, daz im daz wazzer was verspart. Daz muˆl er alles geˆn liez. bıˆ dem stad uˆf des wazzers griez gie er snelle naˆch dem wege, unz er in braˆht ze dem selben stege, daˆ Key wider was geriten. Er wart von im niht vermiten: er tet dem muˆl einen swanc, daz er uˆf den stec spranc, soˆ er snellest kunde, dar uˆf er begunde vil sicherlıˆchen zelten, wan daz under wıˆlen selten daz im der vuoz ab sleif und kuˆm halben begreif: sust kom er übers wazzer hin. einen wec truoc daz muˆl in, der was eng unde smal, geˆn einen anger ze tal von dem wazzer z’einem huˆse, (daz sloˆz ein sælic cluˆse) daz vor aller werlt sicher was; diu muˆre was als ein glas berhtel, hoˆch unde glat, und was niender dehein stat, weder uˆzen noch inne, an ieglicher zinne, sie wærn mit houbten bestact, wan einiu, diu noch daˆ blact. darumb gie ein tiefer grab von oben unz in daz tal herab, mit stein gemuˆret, der immer wol duˆret,

88 enbote P 90 vaˆre SchAEK ] fehlt P 93.94 Sch] hare : schare P 95 Nieman +anders P 98 Beginn Fragment D, Wechsel der Leiths.; und] Er P 12901 sint P 2 Jch enlasze dorch keine pijn P 4 diser rede P 5 den maul stend P 7 +vnd sunder P 8 nuor] ein P 12 maule ted der degen P 16 begunden P 17 Vil micheler eren P 18 +Von dannan P 21 〈111 r 〉 P ı 26 Den P 27 P] wazs D 31 Er] Der steg P 38 P] sleiz D 22 var P 23 P] ubs wart D 40 v`ber daz P 41 daz] der P 51 +Da an keiner P 52.53 〈111 v〉 P; besteckt : bleckt P 53 daˆ] fehlt P 90 swıˆnen (stV.): ‘schwinden, abnehmen’ 12916 eˆre vaˆren: hier ‘Ehre erweisen’ 19 eislich, egeslich (Adj.): ‘furchtbar, schrecklich’ 20 val: afrz. ‘Tal’ 22 ver, vere (stFN.): ‘Fähre’ 48 berhtel (Adj.): ‘licht, glänzend’ 53 blecken (swV.): ‘bloß, sichtbar sein’

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Amurfina II: Hoffest zu Pfingsten, der Maultierzaum 12958–13027 dar inne ein tief wazzer ran. daˆ was ein groˆzez wunder an, daz ez die muˆr umbe treip, daz sie dehein wıˆl beleip: sie lief alsoˆ snelle alumb, wan ein welle treip sie, daz sie niemer twelt, reht sam ein mül, diu melt, alsoˆ diu aˆventiure zelt. Nu Gaˆwein daz wunder sach, daz an dem huˆse geschach, dez nam in michel wunder, und het daz huˆs besunder innen starc gern gesehen. wann daz wunder wær geschehen. er kert an der brücke dar und nam des vil rehte war, unz daz tor geˆn im kam: daz muˆl er mit den sporn nam und rant in daz bürgtor in soˆ gar glıˆchem spor, daz er niendert an ruort wan daz die porte zervuort dem muˆl hinden den zagel: daz kom von einem türnagel, der halber uˆz der tür hienc. daz muˆl ein straˆz gienc in disem huˆse ze tal, unz er kom z’einem sal: daˆ bıˆ gestuont er ze stet. Gaˆwein der luˆt waret, ob ieman drinne wære: den het er der mære vil gern gevraˆget. der alsoˆ des laˆget

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und nieman an der straˆz was, er gie uˆf den palas durch schouwen in ein venster staˆn. nu kam ein getwerc dorther gegaˆn unde hiez in wilkom sıˆn. „gnaˆde“, sprach ez, „vriunt mıˆn.“ Da sprach ez niht mer naˆch, im wart dannan alsoˆ gaˆch, daz es wider keˆrt von im saˆ in die burc sıˆn alt slaˆ. nu bleip er aber ein daˆ. In wundert, waz daz meinte. in ein venster er sich leinte und wartet wider unde vür. nu sach er z’einer tür ein wol schœnen man gaˆn, und truoc diu besten kleider an, diu ie dehein man gesach. an dem ein wunder saˆ geschach: ez wart verwandelt ze hant beidiu lıˆp und gewant in sölh wandelunge, daz deheins mannes zunge ez nimmer möht errecken. sıˆn schœn began er decken mit eislicher gehebe, ich wæn, daz iht lebe, daz soˆ ungetan wære. hie wil ich iu daz mære niuwen und ze ende sagen: von im was manic man erslagen, der aˆventiur daˆ wolt bejagen. Ditz was ein pfaffe wol geleˆrt, der sich alsoˆ het verkeˆrt: daz tet er von listen gar:

58 tieffes P 59 grosz P 63 Vmb vnd vmb als ein P 64 niemen D; nie entwelt P 65 sam] o als P; die +da melt P 67 +ALs nü P 71 +zü sere gern P 72 Als es doch muste geschehen P 73 karte u`ber die P 74 vil gnauwe P 75 yme +her +vmb P 76 Den P 78 gar] fehlt P 84 Der P 85 Jn dem P 86 zü einem +schonen P 88 war 83 〈112 r 〉 P; usz dem slosz P ret D; der lu`te wartet P 90 er dar nare P 92 Da er also P 93 vf der straszen P 98 er P o 99 ez P] fehlt D; Nit me sprach es darnach P 13000 Wart yme +von dannan P 4 Nu wonderte es Gawein was P 5 An P 7 er usz einer P 11 saˆ] so P 12 P] verwandelot D 13 〈112 v〉 P; +sin lip vnd +sin P 18 Mit +so P 19 wand D, wone P 20 vngestalt P 21 daz] die P 25 Itzunt was er ein P 27 Das hatt P 64 tweln (swV.): ‘zögern, sich aufhalten’ 88 warn (swV.): ‘aufmerken auf, achten’ 13016 errecken (swV.): ‘ganz aussprechen, ergründen, zu Ende erzählen’

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Amurfina II: Hoffest zu Pfingsten, der Maultierzaum 13028–13095

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swie er wolt sıˆn gevar, daz kund er wol geschaffen. ez was von dem pfaffen michel wunder ergangen, des nieman dörfte belangen, ob ichz allez sagen wolde; er hiez von Micholde der hövsche Gansguoter, mit dem Artuˆses muoter tougen von Britanje vuor. Amurfinaˆ und Sgoydamuor, er ir beider œheim was. dise burc und daz palas het er alsoˆ erbouwen disen zwein juncvrouwen, daz ez al umb lief alle wege, daz niemen brück noch stege in die burc möht komen. als aber ieman daˆ wart vernomen, der enmoht nimmer genesen. hie laˆn wir dise rede wesen und heben unser mære an. als er sich wandeln began, Gaˆwein begund des warten. ein breit helmbarten er über den ruck gevienc. die stieg er uˆf den sal gienc und stuont vor Gaˆwein, daˆ er saz, und sprach zuo im aˆne haz: „wis willekomen, Gaˆwein her.“ „vil groˆz genaˆde,“ sprach er, „ob du ez meinest in guote.“ „jaˆ zwaˆr; wan dıˆnem muote, daz wizz, Gaˆwein herre,

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dem haˆstu gar ze verre gevolget dar an, wizze Krist, daz du her ˆın komen bist, wan dıˆn arbeit verlorn ist. Und wiltu daz ervehten, daz mangen guoten knehten ir lıˆp hie an gewunnen haˆt? als ez umb den zoum staˆt, darumb du bist komen her: eˆ man dich sıˆn lediclıˆch gewer, du muost eˆ strıˆten mangen strıˆt, der dir einer den toˆt gıˆt, Gaˆwein, daz sag ich dir wol.“ er sprach: „ob ich sterben sol darumb, daz muoz ergaˆn, oder ich muoz den zoum haˆn.“ hie mit er niht lenger beit: als er die red het gereit, Gaˆweins er sich underwant und nam in saˆ in sıˆn hant und vuort in dan in einen sal, von disem ein stieg ze tal, daˆ vant er micheln gemach: ein tavel er gerihtet sach von broˆt und von wıˆn und daˆ bıˆ anderthalben sıˆn ein bett, daz wol gebettet was: dar ob lac ein ciclaˆs uˆz sıˆden und von golde gar. Gansguoter braˆht im snelle dar wazzer in zwein becken, dar naˆch satzt er den recken zer tavel und hiez in ezzen. als schier er was gesezzen,

30 P] den D 31 Manig grosz auentu`re P 33 ich das alles P 34 fehlt D; vgl. 20129 u.ö.] Michelolde P 35 hu`bsch P 40 vnd den P 43 al] fehlt P 44 〈113 r 〉 P; +v`ber brv`cke P 46 als] fehlt P 47 Der möhte mit niht P 48 Sch] laszen P 51 P] es D 53 Gansgüter v`ber o 60 J[a i]ch zwar D, Ja ich die achszel ving P 54 er P] fehlt D; züm sale P 59 P] engute D zware P 69 +denn vmb P 71 E +denn P; sıˆn] des P 73 dir +villicht P 74 〈113 v〉 P o 83 Vsz dem 75 ich +schon P 76 müsz P 79 geseit P 82 vurten D; fürt jne +von dannan P ein stegen P, ein stege gienc ze tal SchA 84 vant Gawein ein schön P 86.87 weine : seine D 90 uˆz] Von P 91 ringe P 94 V`ber die tafel P 95 Vnd also bald er P 51 warten (swV.): (mit Gen.) ‘Acht haben auf, warten auf’ 52 helmbarte (swF.): ‘Hellebarte’ 59 in guot: ‘in guter Absicht’ 71 lediclıˆche (Adv.): ‘ohne Hindernis’ 83 stieg (stswF.): ‘(Sturm-)treppe’ 87 wohl: ‘auf der anderen Seite des Tisches’

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Amurfina II: Hoffest zu Pfingsten, der Maultierzaum 13096–13160 manic riht er im dar truoc. doˆ er im gaz reht genuoc, den tisch er von ime stiez, uˆf daz bett er in geˆn hiez, daz er dar an læge und sıˆner ruowe pflæge, wan diu müede tet in træge. Eˆ er doch schiet von im, er sprach: „vriunt Gaˆwein, nim under zwein spiln ein spil, diu ich dir beidiu teiln wil, und daz ich daz ander habe: du slac mir noch mıˆn houbt abe mit dirre barten, die ich trag, und laˆ mich morgen bıˆ dem tag da mit slahen aber daz dıˆn, oder slah mir morgen ab daz mıˆn und laˆ mich hıˆnt slahen eˆ.“ Gaˆwein sprach: „swie ez ergeˆ, sıˆt sıˆn niht mac wesen raˆt und ez alsoˆ dar umbe staˆt, soˆ wil ich hıˆnt der eˆrste sıˆn und wil dich morgen daz mıˆn mir ab slahen laˆzen.“ er sprach: „ich sıˆ verwaˆzen, Gaˆwein, ob ich iht bezzer ger. nu nim hin und geˆ her, eˆ du dich gar slaˆfen legst, und slac, swaz du iemer mögst und vürder mich unde dich.“ Er nam die barten an sich und stalt in mitten in den sal und sluoc in, daz sam ein bal

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daz houbt in den sal scheip und er houbtloˆs beleip. als er den slac von im enphienc, naˆch dem houbt er suochen gienc in dem sal, unz er ez vant: er nam ez saˆ in sıˆn hant und gie dann unde sweic. die stieg er her abe steic, ichn weiz, waˆr hin geneic. Gaˆwein sich nider slaˆfen leit. als schier ez dez morgens teit, Gaˆwein begunde wachen und wolte sich uˆf machen und umb den zoum schaffen. nu hœrt von dem pfaffen: der kom in den sal gegaˆn als gesunt sam dehein man, dem er daz houbt abe sluoc. die helmbarten er truoc über sıˆnen rük und sprach: „Gaˆwein, was hıˆnt dıˆn gemach iht guot, des vröuw ich mich. lieber vriunt, ich mane dich dıˆner gelübde, die du tæte, daz du die haltest stæte, als du aˆbents mir gehieze.“ er sprach: „eˆ ich daz lieze, waz solt mir danne riters nam? ich tuon dir billich alsam, sam du mir haˆst getaˆn vor. ich sol gaˆn daz selbe spor, daz du vor gegangen haˆst, sıˆt du mich sıˆn niht erlaˆst.

o

13102 P] mate D; tet] mahte P 96 Manigerhand kost er Gaweynen P 97 Als nu Gawein P 3 DEr da schied P, Doˆ er daˆ schiet SchEK 5 〈114 r 〉 P 8 Slahe mir ytzunt min P 11 Dir ab slahen das din P 11a D] fehlt PSch 12 Ader lasz P 14 sıˆt] Dwijle P 16 hu`tt P 18 mir] e fehlt P 19 sıˆ DEK ] wil P 20 beszers P 21 P] geng D 22 legest P 23 mogest DP 25 Er] Gawein P 26 stalten D, salte jne P 27 P] im D 28 in dem P 29 +da bleib P 31 su`chend P 34 +von dannan P 35 er ab P 36 〈114 v〉 P; Jch weisz +aber +nit wa er P 37 P] wider D 38 Vnd also bald es morgens P 42 hörent P 47 sine ahszel P 48 P] vngemach D; Ende D 1 vb 50 manen P 51.52 Dıˆns gelübedes, daz du tæte,/ Daz du daz Sch 53 abent D; du mir nehten verhiesz P 54 eˆ] ob P 58 vf den spor P 59 Den P 60 sıˆn] des P 13136 waˆr = waˆ er; genıˆgen (stV.): hier ‘eine Richtung geben/ nehmen’ vgl. 4013

38 teit = kontr. tagete,

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Amurfina II: Hoffest zu Pfingsten, der Maultierzaum 13161–13229

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wol her! sih, waˆ ich bin!“ mit zühten stuont er vür in, daz er sich niender ruorte. die helmbarten vuorte Gansguoter und sluog zweˆn sleg, daz er vælet alle weg und im den lıˆp verscheˆrtet niht. diu aˆventiur in beiden giht, daz ez dar umb geschach, daz er daz gerne sach, wie manhaft er wære; wan dirre zouberære het in vil ungern erslagen, er het in eˆ übertragen, wan er was sıˆn geswıˆe. Amurfinaˆ, sıˆn amıˆe, des pfaffen swester tohter was: dar umb er vor im genas. daˆ wider was sıˆn muome Iˆgern diu bluome, künic Artuˆses muoter: die minnet aber Gansguoter, die er mit viedeln erwarp, doˆ Uterpandagroˆn starp, unde vuort sie ze Madarp. Als disiu rede geschach, Gaˆwein ze Gansguoter sprach: „sıˆt du mich haˆst laˆzen leben, wer sol mir den zoum geben, darumb ich bin komen her?“ „Gaˆwein, lieber vriunt,“ sprach er, „des bring ich dich wol inne, wie man den zoum gewinne, eˆ uns noch kom mitter tac. du muost eˆ slahen mangen slac

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ze ors und uˆf der erde, eˆ dir der zoum werde. du solt dich wol gerehten: du muost vil schier vehten mit zwein lewen wilden: ob sie mit zehen schilden zehen riter solten bestaˆn, ine möht wol missegaˆn; du solt aber vor ezzen.“ sprach Gaˆwein, der vermezzen: „ich wil vehten zehant! nu schaff mir umb ˆısengwant: des bedarf ich, daz weistu wol.“ er sprach: „des ist daz huˆs vol, des gewinn ich vil und genuoc.“ ze hant er daˆ vür in truoc wol zehen rıˆter sarwaˆt, dar uˆz er in welen bat, swaz im dar under behaget, wan er sach in unverzaget. Gawein im genade saget. Doˆ Gawein sah, der vremde gast, daz im nihtes gebrast, wart er wol sam ein riter gar. Gansguoter truoc im selbe dar aht schilde, vest unde starc, und hiez in gewar und karc wider sie an dem strıˆte sıˆn. ein glavıˆen gar stæhlıˆn staht er zuo dem schilde hin: daz tet er uˆf sölhen sin, ob im sıˆn swert geswiche, daz er daˆ mit ze stiche stüend unde væhte, unz er im einz bedæhte.

62 P] Mit zevehten D 63 nyrgent P 65 vnd ted P 66 verfelte P 67 verserte P 68 〈115 r 〉 P 77 P] Daz D 84 Do vnd pandagron D 85 ze] gein P 86 Als +nü die P 13204.13205 PSchEK ] Versfolge D 89 mir +aber P 94 +by kum der mittag P 99 〈115 v〉 P vertauscht 7 bestelle mir P 11 Gar bald er P 12 DP] rıˆcher Sch 15a Vers fehlt PSch 16 sah P] fehlt D 18 er] fehlt D; Vnd was bereit als ein P 24 Broht er P 25 vf disen P 29 ein anders brehte P 67 verscherten (swV.): ‘schartig machen, verwunden’ 79 muome (stF.): hier ‘Großmutter’ (wieder 13577) (Adj.): ‘gerüstet, bereit’ 24 staht Prät. zu stecken

74 übertragen (stV.): hier ‘schützen, schonen’ 13212 ‘Rüstungen für zehn Ritter’ 18 gar 29 bedenken (swV.): ‘besorgen’

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Amurfina II: Hoffest zu Pfingsten, der Maultierzaum 13230–13295 doˆ er daz alles getet, er gie von im saˆ ze stet z’einr gruop, daˆ er die lewen vant: ir einen er snelle abe bant und zoˆch in mit im her vür daˆr Gaˆwein vor der tür in der straˆz stuont und beit. der lewe sölhe tobheit und sölch hoˆchvart begie, doˆ er in uˆz der hant lie, und er den riter ersach: die erd er zart unde brach und began sich allen riuhen. Gaˆwein wolt sıˆn niht schiuhen und began starc an in treten. vor zorn nuoc er die keten und sluoc sich selb mit dem zagel. er lief an in vil behagel, daz er da nie widerwant, und zart im gar von der hant den schilt mit zorn saˆ ze hant. Gaˆwein wart vil starc zorn, daz er den schilt het verlorn; ein andern er vil snelle nam. an disen lewen vreissam lief er mit dem swerte saˆ und sluoc im einen slac daˆ, daz er die keten schriet enzwei, daˆ von er luˆt und erschrei in eislicher stimme. er lief an in mit grimme, als er wær ein wilder hagel, und sluoc in vorn mit dem zagel

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uˆf den schilt, daz er gar zerbrast. ein andern nam aber der gast und keˆrt aber wider an in. der lewe zart im den schilt hin von der hant, daz er gar zerstoup, daˆ wider im Gaˆwein zekloup daz houbt unz uˆf den giel, daz er daˆ von toˆter viel, wan diu wund im zem herzen gie. den andern lewen daˆr lie Gansguoter an sıˆne stat, wan sıˆn her Gaˆwein bat. als der lewe daˆr laˆzen wart, er begie michel hoˆchvart mit limmen und mit gruˆwen, mit schrıˆen und mit krouwen, daˆr den lewen sach toˆten. diu ougen begunden roˆten in dem houbt sam ein viure. mit zorn der ungehiure an Gaˆwein an der stat spranc und nam im gar sunder danc den schilt, den er ze scherm boˆt, und tet im soˆ groˆze noˆt, daz er waˆnt wesen toˆt. Sˆın andern schilt er gevienc, den er vür ze wer hienc und boˆt in dem lewen dar: des nam er vil wol war und lief an in vil schier; aber verloˆs von dem tier den dritten schilt her Gaˆwein. nu was daˆ niht dann der ein.

o

30 〈116 r 〉 P; er] Gansguter P 31 Da ging er von Gaweinen vf der stett P 33 gering P 35 Dar +da P 36 Vf der srtaszen P 37 töbikeit P 41 er vff kratzte P 42 sich sere P 44 Vnd e began gry¯meclichen zü P 45 klaten P 47 Vnd lieff P; gezalich P 48 er ine widder P 53 er gar gering P 58 von der lewe lute schrey P 59 in] Mit P 60 in] den ritter P 61 〈116 v〉 P; Als +ob P; Sch] es P, ez D 64 andern +schilt P 65 aber] da P 69 unz] so v`ber P 74 Wann jne des Gawein P 75 Als +nu˘ der +ander lewe dar gelaszen P 77.78 growen :chrowen D, grawen : krawen P, gruˆwen : ruˆwen Sch, grauwen : krauwen EK 79 Da er P 83 An Gawein den ritter sprang P 84 gar] da P 88 EYnen P 89 fu`r +sich P 91 er gar eben war P 95 Nü was kein schilt mer da denn ein P 93 〈117 r 〉 P 37 tobeheit (stF.): ‘Raserei, Wut’ 47 behagel (Adj.): ‘kühn’ 57 schroˆten (stV.): ‘hauen, schneiden’ 58 luˆten (swV.): ‘einen Laut von sich geben’ 69 giel (stM.): ‘Maul, Schlund’ 77 limmen (stV.): ‘knurren, knirschen’; gruˆwen (swV.): ‘grauen’ 78 krouwen (swV.): ‘kratzen’ 79 daˆr = daˆ er

Amurfina II: Hoffest zu Pfingsten, der Maultierzaum 13296–13368

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den nam er vür die hant, der lewe im über schildes rant den halsperc vorn ab zart. Gaˆwein in niht meˆr spart, wan sıˆn was groˆziu zıˆt: undr in endet er den strıˆt und stach in zem herzen in, daz er viel toˆter hin. als er den lewen het erslagen, er bat Gansguoter sagen, wer im geb den zoum. er sprach: „ez ist noch ein troum, daˆ mit du umb gegangen bist. du sihest eˆ in kurzer vrist daz bluot tief bıˆ dir sweben, eˆ dir der zoum werd gegeben. wan wiltu mir gelouben? soˆ gaˆn wir uˆf die louben und izz daˆ ein lützel eˆ, daz dir dıˆn kraft iht zergeˆ, wan dir sıˆn schier durft geschiht.“ des enwolt er im volgen niht. doˆ wıˆst er in mit im dan in ein kamer wol getaˆn, dar inne ein wunder riter lac, der het einen tiefen slac durch den lıˆp geˆn dem herzen und was mit dem smerzen mangen tac alsoˆ gelegen, daz sıˆn niemen wolte phlegen. und sag iu, wan diu rede was, daz er der wunden niht genas: ez was ein sölich gwonheit, soˆ im ein riter gereit, der daˆr naˆch aˆventiur kam und riterschaft wider in genam, ob er den moht getwingen,

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der moht mit niht gedingen wan mit dem houbte ein: (ander sicherung dehein nam er;) daz sluoc er im abe, den lıˆp enpfalh er dem grabe, und stact ez an ein zinne. ob er aber an der unminne wart von ir deheinem wunt, soˆn wart er nimmer gesunt, unz im ein ander kom dar: soˆ wart er soˆ gesunt gar, daz im ein aˆder niendert swar. Alsoˆ Gaˆwein in die kamer gienc, der riter in vrœlıˆch enphienc und wart saˆ zehant heil. er sprach: „vil rıˆcher sælden teil haˆt mir noch Heil behalten: ich sol mit vröuden alten, daz ir mir her komen sıˆt. ir müezent mit mir einen strıˆt vehten, des enist niht raˆt, wan ez hie alsoˆ staˆt.“ des was im Gaˆwein bereit. zwei ors groˆzer behendecheit braˆht in Gansguoter dar, daˆ Beuhardes was worden gar: daruˆf sie gesaˆzen. der schilt sie niht vergaˆzen, die wurden ze halse gehangen. mit zwein spern langen sie sich understaˆchen alsoˆ, daz sie zebraˆchen zingel und satelbogen und koˆmen beide zuo der erde [gevlogen. uˆf sprungen sie beide und vuorten von der scheide

96 Dan ahtsten nam der ritter P 98 vor ab P 13300 Wan es was v`ber zijt P 1 Vnd D; Vnder o jne zwein endte sich der P 2 Der ritter stach den lewen züm P 4 Als nu der ritter die lewen hatt P 5 +yme +zü sagen P 8 gangen P 9 eˆ] gar P 14 izze D, ezzen P 17 wolt P 25 mohte pflegen P 28 selige P 32 P] 18 wiese er P 20 verwondeter P 24 〈117 v〉 P – 37 befalhe P 40 P] im deheins D 41 So P; +nie gesunt P 45 ALs +nu` P gewınen D 58 P] Div D; worden bar Sch 46 jne +gar P 48 vil] fehlt P 53 +vnd des ist P 56 〈118 r 〉 P 65 Cyngel D] Zu`gel P 13333 gedingen (swV.): hier ‘seine Schuld begleichen’

65 zingel (stM.): ‘Sattelgurt’

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Amurfina II: Hoffest zu Pfingsten, der Maultierzaum 13369–13436 diu swert mit glıˆchem muot: doˆ muost von dem bluot der staˆl werden missevar. sie hiewen von den renden gar unz an die hant die schilde; sie waˆrn beide milde ze borgen und ze gelten. si entwalten vil selten, soˆ wuogen sie die sleg, und suochten sich alleweg von morgens unz an mitten tag: doˆ galt ez gar mit einem slag Gaˆwein, den er dem ritter sluoc, daz er in ze der erde truoc und het des strıˆtes genuoc. Den helm er im abe bant, und die coiphen und daz ˆısengwant, unde sluoc im abe daz houbt. als er in des betoubt, er gap ez dem zouberær: daˆ stuont ein zinne lær, daˆ stact ez Gansguoter an. sie giengen vrœlıˆchen dan mit einander uˆf ein palas, daˆ er des nahtes gelegen was, und entwaˆfent sich an der stat. Gawein in aber bat umb den zoum, als er eˆ tet. Gansguoter sprach: „disiu bet, diu ist mit alle verlorn. du muost eˆ verre baz bekorn wie übel ez ze gwinnen sıˆ. ich haˆn noch hie naˆhen bıˆ zweˆn dracken, die sint eislıˆch

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und sint des alters gelıˆch unde sint soˆ ungehiur, daz sie daz wilde viur werfen uˆz den backen: mit disen zwein dracken, Gawein, muost vehten eˆ; von den geschiht dir alsoˆ weˆ. und wil dir vür waˆr sagen, du muost zuo dem strıˆte tragen ein wol veste sarwaˆt, wan ez dir angstlıˆchen staˆt; der gwinne ich dir hinne vil, ob du mit in vehten wil. ez ist aber dir ein swæres spil.“ Gawein sprach: „her vriunt mıˆn, und solten sie nu wirser sıˆn dan der tievel in der helle, ich muoz ir geselle nu wesen an dem strıˆte. ein sarwaˆt vil wıˆte dic, dar under veste, diu hinne sıˆ diu beste, die bring mir zehant her, wan ich ouch des selben ger.“ Gansguoter in der rede wert: harnasch, schilt unde swert braˆht er im vil snelle dar, daz vest was und gewar. dar ıˆn sich Gaˆwein gart; als schier er bereit wart in die vil liehten ringe. „vriunt,“ sprach er, „nu bringe der dracken ein uˆf den rinc, daz ich ditz teidinc

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72 Sie schrieden von den henden P; ds hant D, den enden Sch 70 P] mvz D 76 entwelten P 77 wagen P 80 P] er D 85 und die] Die P 87 beraubte P 88 〈118 v〉 P; zolnare P 89 +dennoch ein P 91 +von dan P 92 ein] den P 95 Gansguotern er aber P 96 eˆ] vor P 97 Antwurte Gansgüter P 99 müst vor basz P 13400 ez] er P 9 alsoˆ] vil P 12 Sch] vester DP 14 hinne] hie P 16 ein vil harttes spil P 17 GAnsgüter sprach er P 18 nü 22 vil] fehlt P 23 Dick +vnd P 25 gering her P grusenlicher P 19 〈119 r 〉 P; der] die P 27 gewert P 29 vil gering P 31 P] garwet D 32 Vil bald er P 72 rant (stM.): ‘Rand’ (des Schildes) 76 entwaˆlen (swV.): ‘sich aufhalten, verzögern’ 77 wegen (stV.): ‘richten, in Bewegung bringen’ 87 betouben (swV.): (mit Gen.) ‘berauben’, (vgl. 9425) 13414 hinne (Adv.): hie inne 18 wirser Komp. zu wirs (Adj.): ‘schlechter, schlimmer’ 30 gewar Adj.): ‘sicher’ 31 garwen (swV.): ‘rüsten’ 36 teidinc (stN.): hier ‘Kampf mit Prüfungscharakter’

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Amurfina II: Hoffest zu Pfingsten, der Maultierzaum 13437–13502

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13464a 13465

mit im snelle volende, eˆ ich daz zıˆt swende, daz ich schier wider lende.“ Gansguoter braˆht dar den wurm, doˆ huop sich under in ein sturm. als er uˆf den rinc spranc, Gaˆwein vast geˆn im dranc und boˆt ze wer sıˆnen schilt. der wurm in dem ringe spilt mit dem zagel vil manigen wıˆse: dar under was Gaˆwein wıˆse und satzt sich nuo ze wer, ob er im kæm in sıˆn gewer, daz er in möht gewinnen: des laˆget er mit sinnen. als er des vil getreip, sıˆn zagel er zesamen scheip und lief an Gaˆwein mit zorn mit einem eislichen horn, daz er obe an dem houbet truoc: durch sıˆn schilt er ez sluoc, daz ez an dem lıˆp wider want. dem wurm sluoc er zehant daz horn von dem houbet, daz er daˆ von betoubet vor im sıˆgen began, und im der toˆt an gewan den lıˆp von der wunden. doˆ er was überwunden er bat im dar zuo laˆzen den serpant verwaˆzen, der dises tievels bruoder was: der was grüen sam ein gras uˆzen an der hiut decke,

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dar inne roˆte vlecke von dicken, breiten squaˆmen, die sich wol vürnaˆmen. als er in uˆf den rinc liez, uˆf Gaˆwein er mit zorn stiez und wolt in haˆn zerbrochen: daˆ mit wolt er gerochen haben sıˆn noˆtgesellen. er wolt in nider vellen mit dem zagel: doˆ vie er in, (daz wart zehant sıˆn ungewin) den sluoc er im suˆber abe, swie er wær sam ein nabe. den schaden er vil snelle rach: daz viur im uˆz dem giel brach, daz blies er dar unde brant den schilt im gar von der hant, daz er mit alle verswant. Als er gestuont des schildes bloˆz, nu wart sıˆn arbeit groˆz, wan der wurm an in vaht und het in allen soˆ bedaht mit soˆ ungevüegem viure, daz er dehein stiure vür waˆr des lıˆbes triuwet haben. er muost sıˆn antlütz graben under sıˆn arm von dem smack, den der eitrige drack an in mit dem viur warf. dar zuo waˆrn alsoˆ scharf sıˆne claˆ, daz er daˆ zart – swaˆ im sıˆn immer state wart – von im die starke sarwaˆt, reht sam ez wær ein brœdez blat.

o

50 〈119 v〉 P 38 die zijt verswende P 40 brahte den P 41 ein P] den D 48 nvn D, nuwen P o o 53 Sinen weddel P 54.55 Verse fehlen D (nur Mit lesbar 13455) 56 er vornzu 52 +nu des P o an P 62 Vor yme +er P 64a Vers fehlt P 65 Er batt auch Gansgutern P 66 sarpant D; Den +andern tarrant P 71 Von +den P 79 wedel P; P] man in D 82 〈120 r 〉 P; P] rabe D 83 gering P 84 im P] in D 86 im] fehlt P 88 Initiale fehlt P; er +nü P 89 wart +erst P 91 jne gantz also P 94 Moht han da mit er das leben getruwt zü haben P 95 haben P 96 Vnder den arm P 97 P] tak D 98 P] In an D 13500 er P] fehlt D 0a Vers fehlt P; die Störung der Versfolge muß sehr früh eingetreten sein, die vorgenommene Ergänzung aus beiden Hss. ereicht zumindest einen Ausgleich der Reimfolge. 1 Vers fehlt D 2 Glich als weres P; blödes P 38 zıˆt (stFN.): ‘Zeit’ 66 serpant (stM.): ‘Schlange, Drachen’ 71 squaˆme (F.): ‘Schuppe’ EKA: nabe als die hohle Mitte des Rades, bildlich für ein ‘Nichts’

82 vgl.

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Amurfina II: Hoffest zu Pfingsten, der Maultierzaum 13503–13576 dar under vorht er den toˆt, wan der drach tet im groˆze noˆt. des muoste er sich waˆgen. Gaˆwein begunde des laˆgen, daz er ine ungewarnet vant. er boˆt ime die linke hant, die wolt der drach haˆn verslunden: doˆ sluoc ime Gaˆwein ein wunden durch des halses kragen, diu ine ze der erden muoste tragen toˆt, wan er was erslagen. Von disem bœsen waˆze wıˆst ine von dan ab der straˆze Gansguoter uˆf einen sal, darob hoˆrte er gar groˆzen schal, anders denn daz er nieman sach: des wunderte in, daz er sprach ze Gansguoter, waz daz wære? er sprach: „du solt die mære gar volliclıˆchen wizzen, eˆ du noch sıˆst enbizzen: ditz sint al die meide, die du von irem groˆzem leide al zıˆt biz her haˆst erloˆst, und habent noch zuo dir groˆzen troˆst, wan du ir aller herre bist: ir vrouwe dıˆn amıˆe ist, Amurfinaˆ diu schoˆne, die dir vrou Minne ze loˆne gap ze torriure, doˆ du die aˆventiure suochtest zuo der Serren sie vorhten, dir gewerren die lewen und die wurme. nu du aber disem sturme soˆ vür haˆst gekeˆret, des haˆt sich gemeˆret

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daˆ von ir vröude deste baz, diu vor was blouwec unde laz; sie haˆten angst umbe dich: darüber vröuwen sie sich. und wil dir meˆ sagen: daz tier, daz du haˆst erslagen, und der ritter, der mit dir streit, daz mac dir wol wesen leit, wan ez gehœrt dir allez an; den schaden haˆstu dir getaˆn umb niht durch dıˆn geswıˆen. Amurfineˆ, dıˆner amıˆen, ist sie swester, daz gloube mir, durch die du solhen schaden dir haˆst getaˆn, daz weiz ich wol, wan ir ouch der zoume sol. sie heizt Sgoydamuˆr diu meit. du haˆst aber daˆ mit bejeit soˆ rehten loblıˆchen prıˆs, daz ez dich in deheine wıˆs an dem schaden gar wenic riuwen mac: daz heil an dıˆnem gewerbe lac, ditz wirt dıˆner vröuden tac. Ich sage dir von Sgoydamuor, diu naˆch dir ze hove vuor, und Amurfinaˆm, dıˆner amıˆen, und von ir muoter Ansgıˆen, diu was mıˆn swester vür waˆr; diu sie beide gebaˆr, die hiez man von Iˆlern. künic Artuˆses muoter, Iˆgern, diu vuor mit mir von Karidol, – daz wizzent alle liute wol –, die vuorte ich gein Madarp, doˆ Utpandagroˆn starp. Gaˆwein, der selb bin ich! du solt gar eben merken mich

3 Ende Fragment D fol.2, Wechsel der Leiths. bis 14115; Da zu`schent P 5.6 Sch] wogen : logen P 8 Sch] bote P 15 Weyse P, Weis Sch 16.17 Sch] sale : schale P 23 HaWar] siehest P, sihest Sch 27 Sin] haben P 34 Sch] Serre P 37 Sin] disen P 46 Sch] den P 48 Men] dich P 70 Ysgern P 13505 waˆgen (swV.): ‘aufs Geratewohl handeln, wagen’ 6 laˆgen (swV.): ‘auflauern, auf etwas achten’ 23 ‘. . . noch ehe du gespeist haben wirst’ 35 gewerren (stV.): ‘schaden’ 41 blouwec, bluˆc (Adj.): ‘schüchtern, unentschlossen’ 76 merken (swV.): ‘verstehen, erkennen’

121r

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Amurfina II: Hoffest zu Pfingsten, der Maultierzaum 13577–13652

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und solt dıˆn muome gesehen. mir möhte immer sıˆn geschehen kein liebe, daz mir wære ein soˆ gar süeze mære, soˆ daz ich dich gesehen haˆn. du solt ouch nust verliesen dran; ich wil dir ein gaˆbe geben, daˆ von du sicherlıˆchen leben mahst, die wıˆle du sie haˆst, ob du ez niht under wegen laˆst. du komest ze Schastel Mervilloˆs, wan dıˆn muoter ist vröuden loˆs umb dich gewesen lange mit kumbers getwange. ich sagen dir, waz diu gaˆbe ist: – ob du dir selbs soˆ getriuwe bist, daz du sie daˆ wilt nemen, soˆ mac dich sıˆn wol gezemen –; ez ist ein rıˆchiu sarwaˆt, der diu werlt kein soˆ guot haˆt, und swes ein ritter bedarf, und ein swert alsoˆ scharf, daz sıˆn eck niht vermıˆdet und herten stahel snıˆdet baz dan daz weiche blıˆ. kum dar, ob ez dir liep sıˆ: ez ist vil naˆhe hie bıˆ.“ Diu rede behagte Gaˆwein wol. er haˆt sie niht gereit vol, biz daz daz getwerc zuo gienc, daz in zuo dem eˆrsten enpfienc, und sprach: „Gaˆwein, diu vrouwe mıˆn, diu beitet in der kamern dıˆn, dıˆn amıˆe Amurfinaˆ.“ als nam ine Gansguoter daˆ und tet ime guot kleider an. er vuorte ine durch den sal hin dan manic kamer unde gadem.

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daˆ hoˆrte er einen starken kradem von rıˆchem gesinde; darunder hoˆrte er linde megde reden unde singen und groˆze vröude volbringen: daz began ime seˆre wol behagen und bat ime Gansguoter sagen, waz solich vröude bediute und soˆ gar süeze liute. under diu was er dar komen, daˆ er die vröude haˆt vernomen von der rıˆchen massenıˆe, daˆ Amurfinaˆ, sıˆne amıˆe, in einem kostlıˆchen palas saz, als sie wolte haben gaˆz, wan daz sie Gaˆweins beit und was sıˆner zuokunft gemeit. als nu Gaˆwein in den palas trat, sie wıˆchent alle von ir stat zesamen unde swigen. Amurfinaˆ von dem gedigen gie gein ime und kuste in: alsoˆ sancte sich in sıˆnen sin vrou Minne, biz daz er sie erkant. daz gesinde saˆ in allez nant und enpfienc ine mit eˆren. als muoste sich vröude meˆren, als denn die liebe wol kan geleˆren. Groˆz vröude in dem huˆse wart, den vor der wec was verspart von den zwein eiterdracken, die in iren kinnebacken die liute alle verslunden, die sie uˆf den straˆzen vunden: des laˆgen sie vor ine verstoln under der erde in den holn und getorsten niergent her uˆz komen. als sie nu daz haˆten vernomen,

13600 Sch] hertte¯l P 22.23 Gra] betaute : laute P, beduˆte : luˆte Sch 34 Sch] swiegent P 37.38 Sch] sich frauw Mynne in sinen synn/ Bisz das P 49.50 Sch] verstolen : holen P 77 muome (stF.): hier ‘Großmutter’ (vgl. 13179) 82 nust: kontr. aus nihtes niht 86 under wegen: ‘unterwegs, auf Reisen’ 13614 gadem (stMN.): ‘Gemach, Stockwerk’ 15 kradem (stM.): ‘Lärm, Getöse’ 23 liute, luˆte (stF.): ‘Lautheit, Ton’ 29 gaˆz (Part. Perf.): ‘gegessen’ 31 gemeit (Adj.): (mit Gen.) ‘dessen man sich freut’ 35 gedigen (stN.): (Coll.) ‘Dienerschaft, Gefolge’

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Amurfina II: Hoffest zu Pfingsten, der Maultierzaum 13653–13730 daz sie Gaˆwein haˆt erslagen, des begunden sie gote gnaˆde sagen. die rede süllen wir laˆzen! alsoˆ bald sie gesaˆzen, Gaˆwein in allen sagt, soˆ bald ez am andern morgen tagt, daz sie alle wæren bereit, wol geriten und wol gekleit: er wolte sıˆn vriundin ze sıˆnem œheim hin vüeren, daz müeste sıˆn. als nu der tac sıˆnen schıˆn erzeigte des morgens vruo, sie waˆren alle bereit dar zuo wol gekleit und wol geriten. der ritter kleider waˆren gesniten ie von zwein pfellen. mit zweˆnzic sıˆner gesellen unde mit zwelf meiden, die er wol schuof kleiden, schiet er von dannen und Amurfinaˆ. die andern liez er aldaˆ, daz sie in dem huˆse wæren, daz enwolt er niht læren. den zoum er an den muˆle nam und die schœne Amurfinam unde zwelf soumære, die vor die kamerære uˆf dem wege hin triben. niht lenger sie daˆ bliben, gein Karidol sie strichen, soˆ daz sie nie entwichen den rossen von iren rücken, biz sie kaˆmen über die brücken. waz sich mohte getragen, waz sol ich meˆr daˆ von sagen? gein Karidol kaˆmen sie in drıˆen tagen. Schoˆn wurden sie enpfangen: gein ine kam gegangen,

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als diu mære kaˆmen dar, Artuˆs und daz gesinde gar über die brücke an dem burcgraben. Ginoveˆr haˆt sich ouch erhaben daˆ mit maniger meide, daz der süezen ougenweide die von ir schœne kam, vil maniger ritter zam: daz manic herze enzunde. nu kam an der stunde Gaˆwein an die brücke geriten, daˆ man sıˆn hete vor gebiten, mit sıˆner vriundinne. mit groˆzer minne wurden sie enpfangen doˆ. nu wart Sgoydamuˆr vroˆ, doˆ sie an dem muˆle gesach den zoum, und gewan ungemach, doˆ sie ir swester haˆt ersehen, und wunderte, wie ez wære geschehen, daz sie dar kumen wære. sie enweste niht der mære, wie ez wære ergangen vor. sie keˆrten gegen dem bürgetor mit vröude, diu was rıˆch, ie zweˆn und zweˆn gelıˆch, under rittern und vrouwen. daˆ mohte man wol schouwen, wie tugent daˆ het gebouwen. Der antvanc was eˆrsam. Ginoveˆr nam Amurfinam und ir massenıˆe durch gemaches bankenıˆe und ir swester Sgoydamuor. in wol heˆrlıˆcher vuor hiez sie ir daˆ beider pflegen und liez des maˆles underwegen, daz sie niht ze tisch saz: wan sie kund ir pflegen baz,

54 Sch] gnade +vn¯ +dang sagen P 69 Sch] pfellern P 86 Sch] bru`cke P 91 yme P 98.99 Versfolgen gegenüber P vertauscht; kam EK ] nam P 13716 Sch] freuden P 27 Sch] er P

87 sie mochten P 99 manigen P

60 geriten (Adj.): ‘beritten’ 79 soumære (stM.): ‘Saumtier’ 87 getraˆgen (stV.): (refl.) ‘sich zutragen’ 99 zemen (stV.): ‘angemessen sein, passen zu’ 13721 antvanc (stM.): ‘Empfang’ 24 bankenıˆe, banekıˆe (stF.): ‘was allen Freude macht’ 26 vuor (stF.): ‘Art und Weise’

123v

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Amurfina II: Hoffest zu Pfingsten, der Maultierzaum 13731–13814

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denn ieman daˆ kunde. der rede ir wol gunde, Artuˆs, durch hern Gaˆwein. naˆch ezzen bat her Iˆwein Gaˆwein sagen diu mære, wie diu aˆventiure wære, daˆ mit er den zoum wider gewan. als er in sagen began soˆ manigerhand vreise uˆf dem huˆse und an der reise, sie lobten got vil tiure, daz er die aˆventiure soˆ wol het überwunden mit sıˆnen vrischen wunden. doˆ er ez allez geseit, nieman karte ez in ein zagheit hern Key, doˆ er wider keˆrt, swie man in vor hin uneˆrt. als sie den zoum saˆhen, uˆf ir triuwen sie des jaˆhen, ine dürfte darumb nieman versmaˆhen. Als sie die rede volendten, er bat den künic senden naˆch Ginoveˆr der künigin, daz sie kæme daˆ ze in und die vrouwen mit ir næme, der sie mit ir gezæme, und dise swestern beide und ouch ir beider meide, und besamelent die ritter überal, daz sie kæmen uˆf den sal. daˆ hin kaˆment sie mit rıˆcher schar, Ginoveˆr und die ritter gar. als sie nu alle nider gesaˆzen und ieglıˆchem wart gelaˆzen uˆf dem sale ein stat, Gaˆwein sie alle swıˆgen bat: er sprach: „ir wizzent al wol, mit hulden ich ez sprechen sol, daz mıˆn liebiu juncvrouw, der ich aller gnaˆden getrouw, die nam mich ze einem kempfen hie.

61 Sch] ku¯ment P

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98 Sch] Sgoydamur antwurte P

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ir wizzent ouch alle wol, wie: uˆf ire minne und uˆf iren lıˆp, daz sie solt wesen mıˆn wıˆp, und swaz ich tuon wolde von ir, daz ich daz tuon solde, ob ich soˆ wol gevæhte, daz ich ir den zoum bræhte, den ich ir nu haˆn braˆht her. nu begere ich, daz sie mich gewer und iren lıˆp in mıˆne ger gar setze aˆne wer, ob sie mir der rede giht.“ sie antwurte: „ich lougen sıˆn niht: mıˆn lıˆp, der sol iuwer sıˆn!“ „nu hœrent, huˆsgenoˆz mıˆn, und her künic ouch, mıˆn herre, daz ez mir iht gewerre, ob sie wolte wider wenken und mich hie naˆch beschrenken: sie haˆt daz selb gejehen, diu gelübde sıˆ alsoˆ geschehen; ir süllent mit mir dar zuo sehen. Vrouwe, nement iuwern zoum hin, des ich iu willec bin, und tuont, als ir haˆbent verheizen mir.“ sie antwurte: „herre, und wellent ir mich minnen, daz lob ich, des bin ich vroˆ und ergib mich. her, haˆnt ir iuch des bedaˆht, vür wen ir ine habent braˆht, daˆ volge ich iu gerne an, ist er nu ein geborner man. ich wil iu doch vor sagen: ir süllent mich niht geben einem zagen, wan keins mac ich genemen; er müge denn mıˆnen eˆren gezemen, soˆ laˆnt mich mıˆn straˆze varn.“ „die bete wil ich bewarn,“ sprach er, „und enden den strıˆt. her künic, die wıˆle ir nu hie sıˆt des landes rihtære, und wir beide sıˆn klagære

13802 Sch] haben P

10 EhrEK ] beide P

46 karte: Prät. zu keˆren 82 ger (stF.): ‘Verlangen’ 87 Sprecher ist Gawein 91 beschrenken (swV.): ‘betrügen’ 13800 ergeben (swV.): ‘sich in die Gewalt eines anderen übergeben’

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Amurfina II: Hoffest zu Pfingsten, der Maultierzaum 13815–13894 soˆ sint wir mit dirre rede vür iuch [komen, als ir denn von uns beiden habent [vernomen: soˆ rihtent hie dise klage. ir süllent wol naˆch unser sage einer urteil vraˆgen: des laˆnt iuch niht betraˆgen, die wıˆle sie sich der rede bekant haˆt, als ez naˆch dem rehten staˆt.“ nu wart daˆ ervunden mit rehten urkunden, die wıˆle sie sich im haˆt ergeben, soˆ solte sie ouch sıˆns willen leben: diu rede wære gar eben. Die rede wart gevolget daˆ. nu rief er Gasoein saˆ und Sgoydamuˆr ze ime dar, und sagte in die rede gar, wie ez umb ir swester ergienc. mit der hend er sie gevienc und sprach: „lieber geselle, ob sie ez selber welle, soˆ bevilhe ich dir dise meit ze einer solhen stætekeit, diu nimmer zergeˆ, und ze reht ze dıˆner eˆ, und gib dir ze ir ein lant, daˆ du herre über werdest genant: daˆ steˆt ein kastel innen, daz daz ieman müge gewinnen, des bedarftu niht sorgen. vrouwe, iu sıˆ ouch niht verborgen, daz er wol ist künigs genoˆz. er heizt Gasoein de Dragoˆz: daˆ treit er die kroˆne.“ sie sprach mit zühten schoˆne: „herre, sıˆn minne ich gern wil. iuwer tugend erkenne ich soˆ vil, dar an ir iuch habent gevlizzen, daz ir mit iuwerm wizzen

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vil ungern mich verstiezet. waz ir mich tuon hiezet, daˆ wil ich nimmer wider sıˆn.“ Ginoveˆr gap ein vingerlıˆn Gasoein ze minne pfant, daz stiez er ir an die hant, und kuste sie ungemant. Nu wart daˆ ein hoˆchzıˆt groˆz – wan eˆr was daˆ ein huˆsgenoˆz – von den zwein bruˆtlouften. groˆz eˆre sie daˆ kouften mit gaˆbe an varnder diet: swaz ir von dem hove schiet, die waˆren soˆ wol beraˆten, daz sie des niht wandel haˆten von silber noch von gold: swaz sıˆn ieman nemen wold, daz gap man dar ungewegen. daˆ zwischen hiez Ginoveˆr pflegen der geste mit groˆzen eˆren: daz endorfte sie nieman leˆren. sie kunde sıˆn soˆ vil, daz sie allen vrouwen daz zil ze den zıˆten mit miltekeit brach; wan swem ir helfe durfte geschach, der wart beraˆten soˆ ze hant, daz alle sıˆn armuot verswant. Artuˆs daz selb tet. entweder tet er ez von ir bet oder sie durch die sıˆne, daz sie in zwischelem schıˆne beide truogent soˆ glıˆchen muot; denn von wem uns kumt allez guot, von dannan kom ine ouch beiden daz. wöllent ir ez noch wizzen baz? daz was von wıˆbes güete: diu kan der manne gemüete, zuo allen vröuden keˆren und alle tugent meˆren und biutet solche grüeze, daˆ von ein eiter süeze

21 beke¯nt P 31 Sch] yme P 42 jnne P 54 Sch] verstoszen P 55 heiszent P 77 Sch] braht P 86 Sch] alle P 87 kompt P, kam Sch 93 Sch] bietent P

68 es P

50 gern (swV.): ‘begehren’ 64 koufen an: ‘erwerben durch’ 71 ungewegen (part. Adj.): ‘ohne gewogen zu haben’ 77 ein zil brechen: ‘übertreffen’ 84 zwischel (Adj.): ‘zwiefach’

126v

Amurfina II: Hoffest zu Pfingsten, der Maultierzaum 13895–13924

13895

13900

13905

würd, swie bitter ez wære. ez ist mir noch ein mære, und weiz doch die waˆrheit. ez ist mir niht geseit: ich haˆn ez bevunden, wan ich trage noch die wunden ungeheilet, sie ist aber gebunden. Hie muoz ich laˆzen blıˆben die rede von den wıˆben, der mich noch wol gezæme, ob ez mir niht næme die zıˆt unde die tage, und daz ez mıˆn senende klage meˆret dar under. und ist daz niht wunder,

13910

13915

13920

13904 gezemen (stV.): (mit Gen.) etwas sich gemäß finden

wan swer sıˆn leit an siht, daˆ von ime ie wirser geschiht. alsoˆ ist mir. als ich ze wıˆbes lop setze mich, und ich gedenke dar an, wie wıˆbes güete manigen man beraˆten haˆt, den ich weiz, der sich ires lobs nie gevleiz: daz derret mıˆner vröuden kern, und wil sıˆn doch niht enbern, ich müez ine wol sprechen. hie wil ich ez ab brechen und von der hoˆchzıˆt sagen: diu werte ze vünfzehen tagen mit kostbærer rıˆcheit.

20 ine = wıˆbes lop (13913)

225

127r

Erste Wunderkette: Gaweins Gralfahrt I (13925–14926) Auf dem Weg zum Turnier von Orcanıˆe verliert Gawein unterwegs seine Gefährten und kommt in einen Wald, in dem er über drei Tage hinweg sehr verschiedene wunderliche Szenen sieht, an denen er auf keinerlei Weise Anteil nehmen kann. Bei der Verfolgung eines Schwerts und einer Lanze, die zu Beginn der Partie 600 weißgekleidete Ritter erschlagen hatten, gelangt er schließlich in eine verlassen scheinende Burg, auf der er von einem bettlägerigen alten Herrn freundlich empfangen wird; in der Burgkapelle findet er die Waffen schließlich wieder. Während der folgenden Gralprozession stellt er keine Fragen, er möchte später Erklärungen erbitten. Dafür bietet sich allerdings keine Gelegenheit mehr; er erwacht am nächsten Tag auf freiem Feld, die Burg ist verschwunden. 13925

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127v 13945

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Nu wart in Orcanıˆe geleit von den gesellen ein turnei vür die burc ze Montelei: daˆ mit sich der hof zerliez, wan Artuˆs die gesellen hiez alle riten daˆ hin, und reit er selbe mit in ˆ venturoˆs. gein dem wald A Gaˆwein ime einen sundern wec koˆs, daˆ von er sıˆne gesellen verloˆs. Als sie nu in den walt kaˆmen und den wec vür sich naˆmen, Gaˆwein begunde trahten und umb die tjost ahten, daˆ er die eˆrste wolt geben. nu gienc ein wec bıˆ ime eneben, der ine von sıˆnen gesellen truoc: dar uˆf er sıˆn ros sluoc, daz er sich des nie verstuont: alsoˆ die liute alle tuont, soˆ sie in gedenken sint, daˆ von sint sie schier blint. den wec er vil gering reit: er was eben unde breit und dar zuo hart wol getriben. sıˆne gesellen ouch niht bliben, sie strichen vast durch den walt. daz Gaˆwein an der reise engalt, daz sie sıˆn niht namen war. alsoˆ kam er von der schar.

13931 Sch] selbs mit yne P 38 Sch] den P fehlt Sch 84.85 Sch] gelenet : beweynte P 43 verstaˆn (stV.): (refl.) ‘merken, wahrnehmen’ 74 unerkomen (part. Adj.): ‘unerschrocken’

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sıˆnen wec er vür sich streich, daz er darab niht entweich biz gar naˆhe an die vesper zıˆt. doˆ vernam er einen herten strıˆt, als in duˆhte, vil naˆhe daˆ. nu sazte er sich uˆf die slaˆ und began sich eˆrst verstaˆn, daz er sich hete in dem tan verriten von sıˆnen gesellen. als er nu hoˆrte vellen diu spere und swert erklingen und under ine dringen die garzuˆnen mit croiieren, er waˆnt daˆ turnieren die von der tavelrunde. sıˆn muot in dar zuo schunde, soˆ er allereˆrst komen kunde. Daz ros nam er in die sporn; beide hecken unde dorn keˆrte er dar vil unerkomen, daˆ er die ritter haˆt vernomen: dar zuo was ime hart gaˆch. soˆ er ie seˆrer jagte naˆch, soˆ sie ie verrer strichen vor. soˆ lang reit er uˆf der spor, biz ime ein magt engegen reit, diu weinte zuo maˆle seˆre und kleit, uˆf einem hoˆhen castelaˆn, daz was wıˆz als ein swan, und het an sich geleint

43 SinEK ] es P

68 Sch] vant P

72 Initiale

49 getriben: ‘viel gebraucht, geebnet’

128r

Erste Wunderkette: Gaweins Gralfahrt I 13985–14056

13985

13990

13995

14000

128v

14005

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14020

einen ritter, den sie beweint. in aller sıˆner sarwaˆt, die ein riter von reht an im haˆt; nu was der selb ritter toˆt. iren gruoz sie her Gaˆwein weinende boˆt. und daz sie jæmerlıˆchen sprach: „wan het ich ditz ungemach vür dich an mıˆnem lıˆbe! ez geschach nie werltwıˆbe leider, dan mir ist geschehen. süezer got, laˆz mich sehen einen lieben tac an Parcivaˆl! doˆ er daz spere und den graˆl ersach ze Gornomant, daz er mıˆn leit niht enwant und maniger vrouwen swære, doˆ der arm vischære ez ine bıˆ der naht sehen hiez, daz er ine ungevraˆget liez! noch alsoˆ seˆre riuwet mich: daz künic Artuˆs velschet sich und die tugentrıˆche ritterschaft an dirre trægen geselleschaft, ez entouc niht ir magenkraft.“ Alsoˆ klagend sie vür sich reit. nu haˆt Gaˆwein ir herzeleit vernomen unde niht gesehen. er began ir seˆre naˆch spehen, wan ez ine rüeren began, daz er sie het vür rıˆten laˆn ungevraˆget dirre mære. swie willic er sıˆn wære, er kunde sie nie überrıˆten, anders, denn daz er sie bıˆ sıˆten den toˆten ritter vüeren sach, des toˆt ir schœne vröude brach:

14025

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227

daz betruobte in uˆzer maˆze. er keˆrte die selbe straˆze wider uˆf sıˆne alte slaˆ. nu hoˆrte er aber vor ime daˆ die ritter strıˆten alsoˆ eˆ (und ein stimme ruofen weˆ) gein einander bitterlıˆchen. nu began er vast strıˆchen dar, als er daˆ die stimme vernam, wan ez ime ze sehen zam. vil schier was er komen dar und vant von rittern ein schar in der wıˆse gezimieret, als daˆ man mit turnieret, eins gewæfens alle glıˆch: daz was vil suˆberlıˆch und überal wıˆz als ein harm; und haˆten sich als ein swarm in einander gevlohten, daz sie deste baz mohten sich mit gewarheit erwern, und solt ich sıˆn vür waˆr swern, ir was wol sehs hundert, der keiner uˆzgesundert von dem andern an dem strıˆte was, er læge toˆt uˆf dem gras, oder wær wunder, daz er iht genas. Wider dise ritter alle streit ein swert, daz was vil breit, und ein spere, daz was lanc, und zwei ros, diu waˆrn blanc, darob sie enbore swebten. wer sie vuorte oder wie sie lebten, oder wer mit inen slüege, oder sie ze strıˆte trüege, daz enkunde Gaˆwein niht ersehen:

96 Parcifaln P 97 Sch] grol P 98 SchHersahe P 14007 Sch] Vnd dirre P 9 Initiale mit SchEK 12 Sch] sehen P 13 Sch] rürende P 14.15 Sch] hett fu`r gelan/ Rijden vngefraget P 23 Sch] sinen alten P 41.42 Sch] erwehren : sweren P 47 were +aber wonder P 48 SchEK ] Sider P 92 dich = wohl: der tote Ritter 93 werltwıˆp (stN.): ‘Frau auf Erden’ (nur hier belegt) 14001 Bezeichnung für den Gralsherren in der Tradition Chre´tiens und Wolframs 2 ez = daz spere und den graˆl (13997) 3.4 Alternativ ließen sich die Verse 13997–14003 ebenso wie 14005–14008 als Konstruktion Apokoinu auf 14004 beziehen. 23 slaˆ, slage (stswF.): ‘Weg, Fährte’

129r

228

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129v 14070

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Erste Wunderkette: Gaweins Gralfahrt I 14057–14132 wan manic tjost unde schehen sach er sie über den rinc nemen, und beide wunden unde lemen sach er sie aˆne twaˆle, daz ir zuo ieglıˆchem maˆle wol drıˆzec vielent uˆf den sant toˆt naˆch der tjost ze hant und ie naˆch dem puneiz. soˆ sach man des bluotes sweiz an dem spere rinnen ze tal, und wurden ouch des swertes maˆl bluotvar unde roˆt. durch dise jæmerlıˆche noˆt riefen sie soˆ grimme, daz man ir aller stimme wol vier mıˆle haˆt vernomen. schier was ez dar an komen, daz ditz jæmerlıˆch her gar toˆt gelac aˆne wer. als er den jaˆmer ersach, der alsoˆ tougenlıˆch geschach, des nam ine hart wunder, daz ir nieman dar under an dem strıˆte was genesen; waz diu rede solte wesen. nu tet er mit vlıˆze war, daz daz swert alsoˆ bluotvar was und diu lanze gar. Als sie nu alle waˆrn erslagen er sach diu ros hin tragen ditz sper und daz swert. Gaˆwein daz mit vlıˆze begert, daz er die aˆventiure bejeit, ob er ieman vünde, der ime seit, waz ez bediuten sold. nu seht, waˆ er wold der aˆventiure jagen naˆch! dar zuo wart ime snelle gaˆch

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und sazte sich hinden naˆch uˆf die spor, daˆ diu rosse giengen vor, und wolte sie in deheinen wıˆse begeben. unlang reit er in eneben biz sich daz her enzunde und soˆ brinnen begunde daz hinder ime erslagen lac, daz soˆ lieht wart al der tac diu naht von dem viure. dise groˆze aˆventiure Gaˆwein begunde merken, und begunde ine daz zuo sterken dester meˆ uˆf die naˆchvart, daz ime dar zuo ie lieber wart. reht uˆf die slaˆ er sich brach, daˆ er allez vor ime sach heide, gebirge unde walt, daz er sich nie uˆz ir gewalt ze keiner ruowe verlie, biz daz der tac uˆf gie. doˆ waˆren sie komen in ein lant, daz was allez verbrant über al und verwüest: swer daˆ wesen müest, der het lıˆp schier verlorn: daˆ enwuohs gras noch korn, nuor hagen unde dorn. Durch daz lant muost er strıˆchen, sıˆt er niht wolt entwıˆchen dirre starken aˆventiure. ein gebirg ungehiure streich er in ein ander lant, dar inne er underwegen vant ein aˆventiure, diu was groˆz. er sach ein maget bloˆz und der kleider gar aˆn einen risen ungetaˆn, (der was mit keten gebunden),

e

14102 Sch] Das +es so P 15 Beginn D fol.3 und 4, Wechsel der Leiths. 17 Men] vnd er wust D; Gantz gar vnd wüst P 19 hatt +den lip +gar bald P 20 Da wüchsz weder gras P 21 Nichts anders denn hecken P 23 wijchen P 24 +Von dirre groszen P 26 Steig er +vff in P 29 ein +schöne P 31 Einem Sch 32 〈130 v〉 P 57 schehen (stN.): ‘schnelles Hinfahren, Jagen, Rennen’ 14126 strıˆchen (stV.): ‘(durch)ziehen, (durch)eilen’, hier mit räuml. Akk. (ein gebirg) 31 ungetaˆn (part. Adj.): ‘häßlich, ungeschlacht’

130r

3ra

Erste Wunderkette: Gaweins Gralfahrt I 14133–14189

14135

14140

14145

14150

14155 14156a

14160

von sıˆnen vrischen wunden dem gevügel mit eim kloben wern und enmoht in doch niht ernern: sie zarten im daz vleisch abe mit soˆ girischer ungehabe, daz sie in durch sluogen und uˆf daz herz nuogen und zerteilten sıˆn braˆten. der meide sie niht taˆten. nu bat er niht dise meit, daz sie im aˆventiure seit. daz lie er durch disen list: er vorht in der selben vrist die aˆventiure vliesen, daz er iht möht kiesen, ob er sich versuˆmete iht. er vant ein ander geschiht naˆch dirre vil schiere: er sach von einem tiere, daz starc unde eislich was und gar grüen als ein gras, und het an dem houbet vorn vor sich ein langez scharf horn und zwei daˆ eneben, die waˆrn hoˆh unde eben. und lac uˆf dem tiere von rıˆcher zimiere ein gereit, daz was starc guot, daz ze tal uˆf die erde wuot,

14165

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14185

229

und was roˆt sam ein bluot. Dar uˆf saz ein altez wıˆp, der was uˆzen der lıˆp von kleidern soˆ gezieret und soˆ rıˆch gezimieret, daz ez ze lanc wær ze sagen. ir haˆr het sie über geslagen über ruck allenthalben daˆ, daz was allez ˆısgraˆ, und gie ir über die lende. sie vuort dehein gebende wan von gold ein schapel. undern ougen was sie gel und gar tœtlıˆch getaˆn, nuor daz von ir ougen bran der schıˆn alsam ein viur, anders was ir vil tiur dehein lieplıˆcher anblic. ein starken henfıˆn stric vuort sie an der winstern hant, daˆ mit sie einen moˆren bant, der was eislıˆch groˆz, und was nackent unde bloˆz, der ir mit bıˆ der sıˆten lief und jæmerlıˆcher stimme rief, wan sie in unsanfte ruorte mit einer geisel, die sie vuorte. nu tet daz Gaˆwein starc weˆ, daz der soˆ jæmerclıˆch schreˆ,

34 Dem PSch] Den D; +begund +er mit einem P 35 Vnd moht P; in] fehlt P 36 P] vlæsch D 41 Der megde sie nu`st P 42 er P] fehlt D; niht] fehlt P 43 +dise auentu`re P 46 +zü verliesen P 47 gekiesen P 48 sich P] fehlt D 51 Er sah von DPSchEK, Sach er Ehr 53 Vnd zü male P 55 An der stirn ein scharffes langes P 56 zwey +bij +sijts da P 56a Vers 65 so rijlich P 66 Da fehlt P 59 Ein gezu`g was zü male güt P 63 〈131 r 〉 P; uszwendig P von es zü P 67 sie +hinden ab P 68 Zu˘ P 72 Denn P 73 Vnder den P 75 Anders denn das sie vnder ire¯ augen bran P 76 Ein schijn als P 77 Sust P 78 Alle löbliche P 80 lincken P 82 gru`wlich +und grosz P 83 Er was +auch P 84 Der mit ir bisijts P 85 Vnd +mit P 87 sie P] fehlt D 88 es Gawein +so hartt P 89 der +more so iemerlichen P 34 gevügel (stN.): Koll. zu vogel, ‘die Vögel, Geflügel’ 40 braˆten (swM.): ‘Weichteile am Körper, Fleisch’ 46 vliesen, verliesen (stV.): ‘verlieren’ 47 iht: in untergeordneten Sätzen nach daz für nihts; kiesen (stV.): hier ‘herausfinden’ 51 sehen von scheint Mhd. nicht belegt (vgl. EKA); Stelle verderbt 52 eislich, egeslich (Adj.): ‘schrecklich, abscheulich’ 59 gereit (stN.): ‘Reitzeug, Ausrüstung des Pferdes’ 60 waten (stV.): hier ‘reichen’ 73 under ougen (swN.): ‘im Gesicht’ 74 tœtlich, toˆtlich (Adj.): ‘todähnlich, des Todes’ 79 henfıˆn (Adj.): ‘aus Hanf gemacht’ 82 eislıˆche (Adv.): vgl. zu 14152

3rb

230 14190

14193a 14194a 14195

14200

14205

14210

3rc 14215

Erste Wunderkette: Gaweins Gralfahrt I 14190–14249 und het im gern gewegen, nuor daz er underwegen niht wol moht belıˆben, und wolt sich ouch mit wıˆben mit niht zwaˆr bewerren, wan im moht daz gewerren und sıˆn lop von im verren. Des liez er sie rıˆten vür: er vorht ouch, daz er verlür die aˆventiur, naˆch der er reit. uˆf dem weg er vast naˆch jeit, daˆ er ein aˆventiur sach, diu bıˆ im naˆhen geschach. ein riter seˆre geˆn im vloˆch uˆf einem ors, daz was hoˆch. der was ze harnasch wol, und was swarz sam ein kol beidiu schilt und ˆısengewant, und vuort in der zesewen hant bıˆ dem zopf ein houbet, des was ein wıˆp beroubet. dem jeit naˆch ein riter roˆt, der im riterschaft an boˆt. swaz er iemer moht erstrıˆchen und jener moht entwıˆchen, daz tet er mit vliehen. doˆ bat in uˆf ziehen der riter und beiten sıˆn, und daz er liez wesen schıˆn, ob er ein riter wære. dirre keˆrt sich an daz mære

14220

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14245

niht, wan daz er die straˆze vür sich in einer maˆze vloˆch, soˆ er best kunde. in einer kurzen stunde waˆrn sie im entriten beide in den walt von der heide, daˆ ensach er ir niht vürbaz. vil herzenlıˆchen kleit er daz, daz er niht solt gesehen, waz in beiden solt geschehen, daz er vür waˆr möhte jehen. Hie kom von sıˆnen ougen daz wunderlıˆch tougen von dem swert und dem sper. vil unlange reit er, unz er einen groˆzen walt begreif in eins gebirges umbesweif, daˆ diu ors vor im uˆf stigen. an dem vürholz sach er ligen ein schilt under einem boume, und haft bıˆ dem zoume ein gesatelt ors dar an, und was ein helm wolgetaˆn gehangen an den satelbogen, und ein swert uˆz erzogen daz hienc dishalben bar, und was sıˆn staˆl luˆtervar. und was ein rıˆchiu sarwaˆt in dem schilt an der selben staˆt und zwoˆ hosen vil guot, wan daz sie het vrisches bluot

90 het] were P 91 Nuwent P 93a +Mit +wijben zü wehre niht gew[erren P 94.94a Verse 14203 was gewapent P 6 rechten P 7 Mit den zöpfen P 10 im fehlen PSch 95 〈131 v〉 P SchEK ] in DP 11 herstrijchen P 12 D] Und der jener P, Und jenem Ehr; gewijchen P 13 er yme fliehen P 14 So P; P] in aus D 18 daz] die P 19 +Gar niht P 20 Ymer mere fu`r sich masze P 21 +Vnd flohe P 25 〈132 r 〉 P; Darjnn ersahe er jn nit meˆ P 26 manigfelticlichen clagte er P 27 sehen P 28 jnen P 29 gejehen P 34 hergreiff P, ergreif Sch 35 An P 38 Einen P 39 dem] sinem P 42 den] dem P 43 usz einer scheide gezogen P 44 einhalb P 45 Vnd] Nü P 46 ein kostbere P 47 P] an die D 49 sie] es P 90 gewegen (swV.): (mit Dat. d. Pers.) ‘helfen’ 93a bewerren (stV.): ‘in Verwicklung bringen’ (auch 882, 7386) 94 gewerren (stV.): (mit Dat.) ‘hindern, schaden’ 94a verren (swV.): ‘fernhalten, entfremden’ 14211 erstrıˆchen (stV.): ‘laufend einholen’ 14 uˆf ziehen (stV.): ‘hinhalten’ 20 maˆze (stF.): abgemessene Zeit oder Raum 34 begrıˆfen (stV.): ‘erreichen’ 35 umbesweif (stM.): ‘Umkreis’ 43 erziehen (stV.): ‘herausziehen’ 44 dishalp (Adv.): ‘auf dieser Seite’ = die Gawein zugewandte (die Lesart P verlangte normalerweise die Opposition anderhalp)

Erste Wunderkette: Gaweins Gralfahrt I 14250–14306

14250

14255

14260

3va

14265

14270

14275

mit vollen übergozzen, daˆ von was er begozzen. ein banier groˆz stacte daˆ, der varwe was gar blaˆ, daˆ was oben an gestaht eins riters houbt, daz sie daht. dar under lac ein leithunt, der was ouch ze verch wunt und gar hinden ab geslagen. daˆ bıˆ hoˆrt er seˆre klagen zwoˆ stimme mit leide, sam ez wærn zwoˆ meide. ern sach aber nieman daˆ bıˆ. vil schier waˆrt ir drıˆ und kleiten mit der barmecheit, daz Gaˆwein ir herzenleit von dirre aˆventiur jeit. Über daz gebirg reit er hin, als in naˆch wıˆste sıˆn sin. daˆ kom er in ein ander lant, dar inne wart im bekant ein aˆventiur, diu schœn was. er sach ein schœnez palas mitten an einem anger staˆn, daˆ was ein muˆr umbe laˆn, diu was soˆ schœn und soˆ hoˆch, daz ir hœh wol gezoˆch zwelf klaˆftern mit alle: ez was ein cristalle

14280

14285

14290

14295

14299a 14300

14305

231

durchsihtic und dünne. dar inne hoˆrt er wünne, diu was soˆ süez und soˆ groˆz, daz in ir klein verdroˆz, von vrœlıˆchem gesange. dar naˆch vil unlange sach er vom walde schrıˆten über velt her wol wıˆten ein gebuˆrn, der was vreissam, gar swarz sam ein raˆm, und was wol sehs klaˆfter lanc. ein slegel er vor im swanc von einem gar roˆten staˆl, den swanc er vür sich alle maˆl über velt wol drıˆzec schrit, und sag iu zwaˆr, man het daˆ mit geladen ein starken wagen, daz er in kuˆm het getragen, der vier rosz bedorft wol, ob ich dem mær gelouben sol. er lief nackent unde bar über daz velt mit wille dar geˆn dirre vrœlıˆchen schar. Alsoˆ zuo dirre muˆr kam geloufen dirre gebuˆr, den slegel er über ahsel reit und sluoc mit solher girscheit an die muˆr ein soˆ vesten slac, daz sie mit alle belac

51 was es DP; berozzen P 52 daˆ] alda P 54 gesteckt P 55 der (daz EK) sie deckt P 56 P] lihtunt D 57 〈132 v〉 P; zu sere wunt P 61 Als +ob P 63 waren ir +worden drij P 64 mit bitterkeit P 66 seit Men 68 Darzü yme denn stunt sin synn P 72 schonen P 73 an] vf P 76 bezoh P 80 +manigerhand wunne P, +manec wünne Sch 82 ir wenig P 84 vil] gar P ` ber +das velt wijten P 89 Vnd] Er P 90 Einen P 85 von D, usz dem P 86 V 88 〈133 r 〉 P 91.92 stahel : male P; gar rohen P 94 sage fu`r war P; hette P] fehlt D 96 Der jne schone nit bald hett P 98 dem] der P 99a DEK ] fehlt PSch 14300 diser P 2 bure P 3 v`ber +die P 4 gru`wlicheit P 5 vesten D] mehtigen PSch 6 gantz vnd gar gelag P 50 mit vollen: ‘vollkommen’ 51 er = der schilt; begiezen (stV.): ‘benetzen’ 55 sie = die banier 56 leithunt (stM.): ‘Jagdhund’ (der an der Leine die Spur sucht) 57 verch (Adj.): ‘an das Leben gehend, zu Tode verwundet’ 64 barmecheit (stF.): ‘das was Mitleid erregt’ 65 daz konsekutiv oder final, vgl. Fe 66 jeit kontr. aus jaget 76 geziehen (stV.): ‘ausmachen, betragen’ 77 klaˆfter (stswF.): ‘Längenmaß’ (Maß der ausgebreiteten Arme) 80 wünne (stF.): ‘Freude, Wonne, Lust’ 88 raˆm (stM.): ‘staubiger Schmutz’ (bes. vom Metall der Rüstung) 14303 reit: Prät. zu rıˆden (stV.): ‘schwenken, winden’ (auf etwas zu, von etwas weg) 4 girischeit (stF.): ‘Gier’ 6 beligen (stV.): ‘liegen bleiben’

232

14310

3vb

14315

14318a 14320

14325

14330

14335

Erste Wunderkette: Gaweins Gralfahrt I 14307–14365 uˆf der erd daˆ von unde bran. dar inne die meid wolgetaˆn, die eˆ der vröude phlaˆgen, vil swigend laˆgen, und begunden alle brinnen. doˆ sich uˆzen und innen daz palas ensamt enphienc, der gebuˆr in daz viur gienc und schurt mit sıˆnes slegels stil der meid über einander vil ze houfen in dem viure. nu besuˆfte vil tiure, Gaˆwein dirre meide toˆt daz er in uˆz solher noˆt mit niht gehelfen kunde. dar under ez begunde nahten an der stunde. Die naht er ab alsoˆ reit, daz er niendert under wegen beit durch ruowe willen oder gemach, unz er aber den tac sach. er tet der aˆventiure war: daˆ was er reht uˆf der var, er sach sie vor im naˆhen, naˆch ir began er gaˆhen und het sie in der ougen phlege. sust jeit er naˆch alle wege, swaˆ sie hin vor im seic. schier er geˆn eim gebirge steic, daz in in ein lant truoc,

14340

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14350

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14365

daz was wünneclıˆch genuoc von süezer ougenweide. ez was gar ein heide mit roˆsen bevangen, die het übergangen, swaz ir daˆ was begarwe, ein liehtiu roˆtiu varwe. daˆ von kom soˆ süezer waz, het er getrunken oder gaˆz, welt ir, allr der werlt wirtschaft, ern het daˆ von soˆ groˆz kraft niht gewunnen, sam er gewan. doˆ gie in von dem luft an von der heide der süez smac. sıˆn unkraft an im gelac und wart berochen an der stat. über die heid ein vil enges phat keˆrt er naˆch der aˆventiur trat. Daˆ sach er seltsæniu dinc: ez stuont ein schœner jungelinc, der was wol gekleit, und was michel schœnheit von rıˆcher kost geleit an in, wan daz ein michel ungewin an sıˆnem lıˆp daˆ erschein: im was ein wol scharpfer zein durch die ougen geschozzen, und was vil starc beslozzen von zwein ˆısenketen. und was z’einem bette geweten

9 Die vorhin der freuden P 10 Vil +still swiegent +vnd P 11 und] Sie P 12 sich fehlt P 13 Das husz des fu`wres allesampt enpfing P 15 schupft Sch, schurgte Ehr 17 dem DP] das o 18a DEK ] fehlt PSch SchEK 18 Gü] besuhte D, bekumberte P, bekümberte +in Sch o v 21 P] Dar vnd D 24 nyrgent P 25 +Wedder dorch ruwen nach dorch P 19 〈133 〉 P 28 der] dem P 30 jne begund P 31 Er hatt P 32 +Auch so ylete er +jne nach P; er +ir EK 34 +Vil schier P 41.42 begarbe : varbe P 44 oder] vnd P 45 ir als der Sch 46 Er hette P 47 Sch] gewı¯nen D, gewonnen P 48 Da jne ging der geruch an P 49 +vnd der süsze gesmag P 52 engen P 55 es] Da P 56 +gar 50 vnkrafft yme gar gelag P 51 〈134 r 〉 P; P] berechen D rijlich P 59 groszer P 61 was wol ein P 63 was PSchEK ] fehlt D; starc] hartt P 64 von] Mit P 65 P] zeinem der getreten D (Lesung unsicher), vgl. 14377 13 enphaˆhen (stV.): ‘Feuer fangen, sich entzünden’ 15 schürn (swV.): ‘das Feuer unterhalten, schüren’ 18 besiuften (swV.): ‘beseufzen’ 28 var (stF.): ‘Weg, Bahn’ 44 gaˆz (Part. Perf.): ‘gegessen’ 49 smac (stM.): ‘Geruch’ 51 berechen (stV.): ‘verscharren’, also ‘. . .seine Schwäche wurde niedergeworfen und auf der Stelle verscharrt’ 52 phat (stMN.): ‘Weg, Pfad’ 53 trat (stF.): ‘Spur’ 61 zein (stMN.): ‘Stab, Pfeil’ 65 weten (stV.): ‘binden’

3vc

Erste Wunderkette: Gaweins Gralfahrt I 14366–14431

14370

14375

14380

14385

14390

14395

und vil vast gebunden bıˆ sıˆnen beinen unden, und het ein wæl in der hant, umb die was ez soˆ gewant, als er die wæle ruorte, daz er daˆ mit zevuorte den roˆsen ir vil liehten schıˆn, wan der wint was viurıˆn, der von der wæle wæte. mit dirre wæl ze stæte er einer juncvrouwen phlac, diu vor im an dem bette lac. nu seit daz buoch, sie wær toˆt. ir deck, diu was elliu roˆt und der roˆsen varwe gelıˆch. ir was aber über al diu lıˆch glıˆch wıˆz alsam ein harm, und lac an ir zeswen arm ein getroc, daz was klein: von einem ganzen stein het ez ein rıˆch kroˆne. dez schıˆn luˆht schoˆne über dise heide wünnesam, daˆ mit er den roˆsen benam über al ir vil liehten schıˆn, wan ez was ein rubıˆn von natuˆr reht ganz: des was er lieht unde glanz. ein riter lac dissıˆt, der het ein wunden wıˆt enmitten durch sıˆn herz vor. der was swarz sam ein moˆr, und stact noch daz trunzuˆn

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mit einer banier bruˆn in im einer ellen lanc. Gaˆwein gewan vil mangen danc, doˆ er gesach dise geschiht. doˆ getorst er sich suˆmen niht, daz er z’in het gevraˆget, und het sıˆn niht betraˆget, getorst erz haˆn gewaˆget. Dan reit er aber vürbaz, iedoch er des niht vergaz und marct ez in sıˆnem muot. schier kom er z’einer vluot, diu was tief unde breit. diu ors, den er naˆch reit, doˆ sie zem wazzer kaˆmen, ein wec sie in naˆmen dar über und giengen enzelt, als ob ez wære ein eben velt. daˆ Gaˆwein ditz wunder sach, gar seˆre leit im daran geschach und vorhte, daz er sie verlür, ob sie im daˆ kæmen vür. nu reit er uˆf unde nider bıˆ dem wazzer vür und wider, ob er iht des ervünde, da er über komen künde, wan in twanc dar an der schade. soˆ lang reit er bıˆ dem stade, daz er vurt noch barken vant, unz von ougen im verswant die rıˆch aˆventiure: des wart im vröude tiure. nu gedaht er im mangen wıˆs,

66 vil hart P 68 wale P 70 Wenn er die wale P 72 iren P 74 wale wote P 75 wale P 76 einer P] ein D 79 was gantz P 80 farben P 81 〈134 v〉 P; ir] Es P; DSch] +gantz v`ber P o 87 Der +cronen schijn P 88 die P 82 als P 83 irem rechten P 84 getruch D, getwerg P 90 iren P 94 dise sit D, die sijte P 95 hatt ein wonde P 96 Mitten P 14400 +wol einer P o 4 zin D] da +noch P, daˆ Sch 5 P] gevraget D 6 er 1 gedang P 2 D] sahe PSch 3 Nu P es P 7 +UOn dannan P 12 〈135 r 〉 P 15 einzelt P; Ende D fol.3 vc 20 chæm D, kement P 22 An dem P 27 +wedder fu`rtt nach bru`cke P 28 Bisz yme vor +den P 29 rijliche P 31 im] jn P 66 vaste (Adv.): ‘eng, fest’ 68 wæle (stF.): Vorrichtung am Helm zur Befestigung des Helmbuschs; hier ‘Fächer’ 84 getroc (stN.): ‘Täuschung, teuflisches Blendwerk, Abgott’. D scheint interessanter als die Tautologie in PSch 87 dez = des steines 94 dissıˆt (Adv.): ‘auf dieser Seite’ 14400 elle, elne (stswF.): ‘Elle’ (Längenmaß) 5 betraˆgen (swV.): ‘langweilen, verdrießen’ 15 enzelt (Adv.): ‘im Paßgang gehen’

4ra

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Erste Wunderkette: Gaweins Gralfahrt I 14432–14501 wie im dirre hoˆh prıˆs dar an iht vergienge, und wie erz an gevienge, daz er kæm über den vluˆm. vil vast vazt er den zoum unde keˆrt daz ors dar an; er wolt gern funden haˆn ein vurt: des het er waˆn. Als er sich an daz wazzer liez, er waˆnt daˆ vinden vesten griez: daˆ vant er niht danne muor. mit dem ors er zetal vuor und was naˆh ertrunken: ez was in gesunken, daz sıˆn nuor daz houbt blact, und was dar inne bestact, daz er sich niender kunde erlœsen uˆz dem grunde, und sanc ie baz unde baz. Gaˆwein mit groˆzen sorgen saz: er kund im selben niht gewegen, doch lie in niht underwegen daz Heil, daz sıˆn ofte phlac. Nu als er zem toˆde wac. sıˆner tugent vrou Sæld gedaˆht: des wart im lebens troˆst braˆht. ein vrou ze dem wazzer reit, da er dise sorge leit, und vuort ein sperwer uˆf der hant und von sıˆden ein leitbant und hinder ir ein vogelhunt, der was roˆt als ein zunt, halber und halber blanc, des stimme sam ein vloit klanc, nuor daz er vil klein was.

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dar zuo vuorte sie ein luˆter glas, daz was innen zuo niht lære; waz aber dar inne wære, des enseit niht daz mære. Wan doˆ er swebt in der noˆt, ir helf sie im snelle boˆt. wær ouch daz niht gewesen, soˆ möht er sıˆn niht genesen. sie sprach: „Gaˆwein, niht sıˆt ein zag, und merkt wol, waz ich iu sag. Welt ir mir riters triuwe swern, ich wil iuch von dem tod nern. swes ich schierst an iuch ger, daz ir des werdet mıˆn gewer aˆn aller slaht valscheit.“ Gaˆwein sprach: „ich bin bereit, und sült sıˆn werden gewert, swes ir her ze mir gert, daz uns beiden naˆch eˆren staˆt und mir niht an mıˆn triuwe gaˆt.“ die red nam sie vür guot. daz glas warf sie uˆf die vluot, daz ez ze mangen stücken brast, daˆ von daz wazzer erglast und wart hert sam ein stein über al unz an Gaˆwein von dem, daz uˆz dem glase ran. ze hant reit sie selp dar an und hiez in in den satel staˆn. Sie boˆt im daz leitseil und hiez in, daz erz ein teil dem ors umb daz houbt leit, und daz er dehein wıˆs verzeit: er sprüng uˆf daz wazzer dar reht naˆch des seiles var.

32 P] in D 36 Vil hartt P 38 +auch gern P 40 Als sich nü Gawein in P 42 nihts +anders de¯n P 44 〈135 v〉 P 46 Das ime niht anders denn das P 49 Gelösen P 50 Er sanck P 55 Nv alle zem D (kaum lesbar); Dwijle er sich anders niht den zü dem P 66 Anders denn das er klein P 72 yme +vil snelliclich P 73 daz P] dez D 75 +her Gawein P 76 〈136 r 〉 P; Vnd nement war P 77.78 Versfolge P vertauscht: ich wil von dirre not neren vwer leben/ Wöllent ir mir ritters tru`w geben 80 ir mich des werdent gewer P 81 One aller hand P 83 Vnd +ir sollent P u 89 in manig P 95 jne vf den P 96 Initiale mit P, in D 84 ir hie an mich begert P 86 trı D nach 14497 verschoben 99 er +jnn P 14500 Vnd spru`nge P 1 Glich nach P 42 muor (stN.): ‘Morast, Moor’

62 vogelhunt: ein auf die Vogeljagd abgerichteter Hund

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Erste Wunderkette: Gaweins Gralfahrt I 14502–14563

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daz tet er und spranc zuo z’ir. sie sprach: „nu ziehen wir daz ors uˆz dem grunde.“ daz wart in vil kurzer stunde gezogen uˆz dem muor bıˆ dirre leitsnuor. daz leitseil sie wider nam, und riten uˆz des wazzers straˆm her wider unz an den stad, daz ir beider ors niht tiefer trad, dann ob ez erde wære: soˆ hert und soˆ gewære was im worden der vurt. Gaˆwein an dem stade spurt bluotes einen groˆzen stoc, und sach einen waˆfenroc daˆ bıˆ uˆf dem sande ligen, daˆ was hinden durch gerigen ein glavıˆe von gold ergraben, und mit guldıˆnen buochstaben in der valtz wol geschriben: „ich bin hie von toˆt beliben. swer’z uˆz mir wil brechen, der muoz mich ouch rechen. des sol er sich eˆ besprechen.“ Als er die aˆventiur vant, er erbeizt nider uˆf daz lant und las dise buochstaben, und began sich segen dar aben. als er die buochstaben gelas und verstuont, waz diu red was,

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er wolt sie uˆz gezogen haˆn. daz bat sie in belıˆben laˆn, und daz er sie ir gab wert, daˆ mit, der sie het gegert: doˆ lie er sie stecken und bat er im endecken, waz diu aˆventiure wære. sie sprach: „ichn getar dir daz mære niht volleclıˆchen sagen, wan ein riter ist daˆ mit erslagen, der hiez Rahıˆn de Gahart, durch sıˆn groˆz hoˆchvart, die er an mıˆnem bruoder begienc, den er durch sıˆn erbe vienc, und twanc imz ab mit gewalt, daz er sıˆt mit dem lıˆbe galt, als ir selb habt gesehen, und ist daz hiut geschehen. uˆf die red haˆn ich iuch ernert, und haˆn daz wol an iu gewert, daz ir in niht rechet und an mir niht zebrechet die triuwe, die ir swuort, doˆ ich iuch übervuort. ich heiz Genet von Kartzıˆs, und treit mıˆn bruoder hoˆhen prıˆs von riterschaft hilmildis.“ Als sie die red vol gereit, uˆf beiz waˆn sie wider jeit, daz sie z’im niht meˆr sprach. doˆ Gaˆwein hinder sich sach,

2 sprang zü ir P 5 wart nü in kurtzer P 6 dem +grund +vnd P 9 〈136 v〉 P; uˆz] vf P 10 P] an daz D; stat Sch 11 ir] fehlt P; trat Sch 14 im] jne P 16 DP] schoc Sch 22 den valten P 24 Wer mich hie usz wil brechen P 26 eˆ] fehlt P 27 er +nü P 29 dise] die P 30 +auch segenen darabe P 33 sie +yme P 34 daz] Des P 35 gab] bedt P 36 mit er sie auch gewerte P 37 gestecken P 38 Nv batt er +sie P 40 ich getare u`ch dise mere P 41 〈137 r 〉 P; gesagen P 43 Gart P 46 sins erbs +willen P 47 betwang es yme an mit P 48 er sollichs ytzo mit dem libe vergalt P 50 EKA] daz +seit D, das +sitt P 52 iu Diemer] fehlt D, u`ch P 55 ir +mir P 57 Gener von Kartis P 59 hilmildis D, Humildis P 62 niht P] fehlt D 63 doˆ] Als nü P 14510 stade (stM.): ‘Gestade, Ufer’ 16 stoc: ‘große Menge, Vorrat’(?), vgl. Fe 22 valtz (stM.): rinnenartige Vertiefung des Schwertrückens bzw. der Falznaht – der Stelle, an der die beiden Schneiden eines zweischneidigen Schwertes zusammengefügt wurden 26 besprechen (stV.): (refl.) ‘sich über etwas beraten, nachdenken’ 30 aben = abe den 33 sie = die glavıˆe 14520 52 gewern (swV.): ‘zugestehen, gewähren’ 59 Stelle ist offensichtlich verderbt, Lesung als Eigenname bei Sch fraglich

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Erste Wunderkette: Gaweins Gralfahrt I 14564–14637 ez was daz wazzer und der seˆ wider worden alsam eˆ und vloˆz alsam eˆ ze tal mit glıˆcher vluot über al. Gaˆwein sich uˆf den wec lie, der in ze næhst an gie, und keˆrte über die heide ein breite wegscheide, an der er niht schuˆhte, wan’z in gewær duˆhte. die reit er den langen tac, unz im der aˆbent an lac: doˆ sach er ein castel, daz was schœn sinewel, mit hoˆhen smalen zinnen, und erbuˆwt wol mit sinnen; vier türn drinne laˆgen, die groˆzer hoˆhe phlaˆgen, bıˆ iegslıˆchem ein palas. diu burc ungespart was. da giengen ˆın zwei bürgtor, diu stuonden offen, wan daˆ vor waˆrn zwoˆ brück uˆf gezogen, die waˆrn an zwein swibogen mit keten vast an gehaft hœher uˆf denn ein schaft, und was gevestent wol mit graben, die waˆrn umb und umb erhaben, wol soˆ wıˆt und soˆ tief, daz man vil kuˆm drüber rief, daz man’z drüber het vernomen. nu was er an die brück komen. diu keten oben sich entsloˆz, dar nach diu brück nider schoˆz: ichn weiz, wes er daˆ genoˆz. Gaˆwein des vil vroˆ wart, daz im alsoˆ diu ˆınvart

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in daz huˆs wart entslozzen; er keˆrt vil unbedrozzen an die brück geˆn der porte; doˆ er kom zuo dem orte in daz bürgtor, daˆ hielt er und nam war, hin und her, ob ieman drinne wære. doˆ kom ein portenære und truoc zweˆn slüzzel in der hant. ichn weiz, wann er in bekant: er nant in und enphie in und vuort in durch die burc hin geˆn einem vil schœnen sal: dar engeˆn stuont ein marstal: daˆ hiez er in erbeizen vor und wıˆst in ein stieg enbor in ein vil reichs palas, daz schœn wol beströuwet was mit bluomen, die vrisch waˆren und süezen gesmac baˆren. uˆf dem sale vant er daˆ ein altherren, der was graˆ, uˆf einem bette sitzen: der schein in sölhen witzen, als er wol het hundert jaˆr, und waˆren sıˆniu kleider var reht sam ein wıˆzer sneˆ. daz alter tet im alsoˆ weˆ, daz er niht moht erlıˆden, ob er sich umb rıˆden wolt ab der stat iender, wan er enmoht sich niender gerüeren, wan als er saz. iedoch er des niht vergaz: als er Gaˆwein ersach, mit vil senfter stimm er sprach: „Gaˆwein, sıˆt mir willekomen.“

64 ez] Da P 65 +weich worden als P 72 〈137 v〉 P 74 die] Da P 79 P] zinnen D o ı 82 +Vnd bi P 84 Dar jn gingen +nu P 90 besetzt wol P 91 +wol 86 burg D, bru`cken P erhaben P 92 wol] fehlt P 94 man es dort jen sijt hett P 97 Das die bru`ck P 98 er P] 5 Fu`r daz P fehlt D 14602 vnuerdroszen P 4 〈138 r 〉 P; Als er nü kam an das ort P 10 in P] fehlt D; wa her jne der portener kant P 13 vil] fehlt P 17 vil kostlichen P 18 Der clüglich wol P 30 Das er ku`nde rijden P 31 Herab zü der P 32 moht P 33 wann +so +vil als P 35 〈138 v〉 P 14602 unbedrozzen (part. Adj.): ‘unverdrossen’ wenden’

30 rıˆden (stV.): ‘sich rühren, fortbewegen, drehen,

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Erste Wunderkette: Gaweins Gralfahrt I 14638–14711

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als er den gruoz het vernomen, vil groˆz genaˆd er im seit. bıˆ im er niht lenger beit durch den portenær, sıˆn geleit. Er gie daz huˆs schouwen, wie ez wart erbouwen, daz ers gesagen künde, und ob er iemen vünde riter dar inne, wan er sich unminne uˆf dem huˆse versach, als ez im ofte geschach. er gie geˆn winstern hant, daˆ er ein schœn kappelle vant: daˆ gie er in durch sıˆn gebet. doˆ er daz ein wıˆl getet, er wolt her wider uˆz sıˆn. nu verwandelt sich des tages schıˆn in ein soˆ dick vinster gar, daz er daˆ niht umb ein haˆr gesach, nuor als er greif. als im daz lieht soˆ gar entsleif, von der tür er wider gie und viel nider an diu knie und vleˆhet got vil tiure. schier enbrant sich ein viure und zunt die kerzen überal; und kom durch daz gewelb ze tal an einer keten guldıˆn ein sarc von einem sardıˆn, dar inne ein breitez swert lac, aldaˆ er sıˆns gebetes phlac uˆf daz phlaster vür in. dirre rıˆchen aˆventiure gewin in seˆre vröuwen began. vil lang sach er ez an und marct ez, wie ez wær getaˆn.

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Schier began von sıˆnen ougen der sarc verswinden tougen, daz er daz gar übersach: daˆ von wart sıˆn vröude swach und stuont und began umb sehen, wie im soˆ wær geschehen, an gewelbe und an wende. doˆ sach er zwoˆ hende, diu uˆz der muˆre rahten, die solhe waˆfen dahten, sam sie eins ritters wæren. einen schaft vil swæren habten sie, daˆ was ein steft oben von golde an gescheft, der bluot vil starke umb und umb in einem marke. von muˆr ze muˆre vil gelıˆch hertem schuˆre ein slac durch die kappelle sluoc, der diu lieht gar ze der erde truoc; und erlaschen mit alle von disem groˆzen schalle, und wart vinster alsam eˆ. nu hoˆrt er ein stimme weˆ mit jaˆmer rüefen drıˆstunt. im was aber zwaˆr unkunt, welher hant stimm ez wære, wan daz sie klagebære was, daz vernam er wol. sin het ouch niht verendet vol disen jæmerlıˆchen ruof, daz sich naˆch ir huop ein wuof, der was jæmerlıˆch und groˆz: sıˆn luˆt soˆ weˆlıˆchen doˆz, daz ez Gaˆwein soˆ seˆr bewac, daz er daˆ von vür toˆt lac. dar under was ez aber tac.

38 er +nu P 43 were P 50 geyn +der linken P 58 +anders nuwent als P 74 marckte wie P 76 P] sah D 80 soˆ] fehlt P 67 〈139 r 〉 P; einem +stein P +ob P 93 die P] fehlt D; flüg P 97 und P] fehlt D 99 〈139 v〉 P 8 iemerlichen P 9 ez] er P

61 an] vf P 85 sam] Als 14704 wol P

67 sardıˆn (stM.): ‘Sarder’ (roter Edelstein) 88 eine Art Lanze mit einer Schneide aus Gold (zu steft, stift (stM.), ‘Stift, Stachel’) 90 marc (stN.): ‘Zeichen’?, (mit sprachl. Hintergrund von Fleck, bzw. durch Farbe hergestellter Grenz- und Kennzeichen, vgl. Grimm 12, 1633) 99 rüefen (swV.): vgl. ruofen 14706 wuof (stM.): ‘Jammergeschrei, Klage’

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Erste Wunderkette: Gaweins Gralfahrt I 14712–14789

Als der tac in die kappell schein, sich machet uˆf her Gaˆwein und tet al umb sich war. nu sach er die kappell bar, als sie eˆ vor was gewesen, wan daz er drinne hoˆrte lesen ein pfaffen; anders sach er niht. vil wol marct er dise geschiht und gie uˆz der kappell dan daˆ er daˆ vor het verlaˆn den altherren in dem sal, und gie uˆf und ze tal. vrumer ritter was diu burc vol, die enpfiengen ine uˆzer maˆzen wol und buten ime kurzwıˆle vil. ez was aber ein kleinez zil. sie giengen ze hant ezzen, (wan diu naht haˆt besezzen mit vollen des tages lieht, alsoˆ bıˆ naht denn geschieht,) uˆf daz vil schœn palas, dar uˆf denn der altherre was: daˆ wart daz ezzen bereit. mit vil groˆzer kluogheit diente man dirre ritterschaft, man gap ine aller eˆren kraft. Gaˆwein lobte die wirtschaft. Als sie nu alsoˆ gesaˆzen und vrœlıˆchen aˆzen, wan ein der altherre, Gaˆwein sach von verre vier guldıˆn kerzestal mit kerzen tragen in den sal vier juncvrouwen schoˆne, und truogen vier kroˆne und kleider kostbærlıˆch, den ich niht gelıˆch; ouch waˆren sie soˆ gestalt, daz ieglıˆche groˆzen gewalt

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mohte haben wol von landen: sie waˆren wol von schanden an aller vuor gescheiden. naˆch disen vier meiden gienc ein magt gezieret baz, diu truoc vor ir ein schœnez vaz von einer cristalle, daz was vol mit alle vil gar vrischen bluotes. roˆtes goldes unde guotes dar inne ein schœne rœre lac, der ouch disiu vrouwe pflac. sie habte die rœre mit der rehten hant, uˆz einem dıˆasper si ez want, daˆ was die rœre in gebunden, den haˆt sie gewunden umb den hals und herwider gegeben. vür sich giengen sie vil eben, daz sie niemans war naˆmen, biz sie alle vünf kaˆmen zuo dem altherren hin: daˆ kniuwete diu eine vür in. ditz marcte Gaˆweins sin. Die andern stuondent daˆ bıˆ, oben ein, niden drıˆ: diu vünfte ime die rœre boˆt. daˆ mit tranc er daz bluot roˆt uˆz der cristallen, die sie truoc. als nu der alt getranc gnuoc, diu magt wider uˆf stuont mit zühten, als die vrouwen tuont. doˆ wart ime von in genigen; uˆz dem sal sie wider sigen. von dannen sie waˆren gegangen. nu het Gaˆwein wol vervangen, wan er sıˆn wol ware tet, wie vil er getrunken het, daz sıˆn niht umb ein haˆr, des er mohte werden gewar,

14 Vnd nam +mit P 16 eˆ] fehlt P 21 Ende Fragment D, Wechsel der Leiths.; Da hin da er vor P 24 EK, vgl. SchA] fehlt P 46 Sch] cronen P 47 kosperlich P 50 Sch] iglichen P 59 Sch] frisches P 63 habt sie mit Sch 82 Sch] ir P 27 es dauerte aber nur eine kurze Zeit 30 mit vollen: ‘vollkommen’ ist um den Hals der Röhre gewickelt (also unterhalb des Mundstücks)

66.67 der kostbare Wollstoff

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Erste Wunderkette: Gaweins Gralfahrt I 14790–14867

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was daˆ von minder worden, als ez daz wunder wolte orden. daz gap Gaˆwein manigen gedanc. ine duˆht diu wıˆle sıˆn seˆre lanc, daz sie soˆ lang aˆzen; wan die wıˆle sie daˆ saˆzen, soˆ enwolt er nihts vraˆgen; er wolt daˆ mit laˆgen der stat und gemaches vaˆren. die tische snelle waˆren in dem sal al umb erhaben: daz began sıˆn begird laben, diu was in gedenken begraben. Als schier sie haˆten gaˆz, ir keiner bıˆ ime gesaˆz. sie giengen al uˆz dem sal in die burc her ab ze tal. Gaˆwein bleip daˆ alein. er waˆnde, daz sie gemein wider uˆf den sal solten gaˆn, soˆ wolt er sie gevraˆget haˆn von der aˆventiure wunder. nu was nieman dar under, den er dar after gesach. Gaˆwein was niht gaˆch, er kunde an allen dingen sıˆnen muot soˆ betwingen, daz er wol aller ding erbeit, biz er bevant die waˆrheit. swie er doch mit sıˆnem wıˆstuom einer sache houbt und drum het einer kurzen wıˆle erspeht, soˆ enwolt er doch ditz reht an dheiner sach brechen, als man dick hœrt sprechen in iren sprichworten die wıˆsen: man sol den man prıˆsen, der sich alsoˆ beruochet, daz er die sache versuochet,

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eˆ er mit lıˆhtem muot sich sweche an der huot, daz er ein dinc gloub eˆ, eˆ denn daz end daran ergeˆ. sust saz er wol die halb naht und was mit gedenken bedaht, biz er daz vür waˆr bevant, daz ime unnutzlıˆchen swant diu naht: sie kaˆmen niht. Gaˆwein unvröut die geschiht, wan ez was ime soˆ enwiht. ˆ f stuont er und gienc von dan, U daˆ ein kerzlieht bran und nam ez in sıˆn hant: vier kerzen er daˆ mit enbrant, die waˆren umb daz bett besteckt, und wolt, daz ime het endeckt die aˆventiure der betterise, und wie ez kæme umb dise, oder waˆ hin sie komen wæren. er vant den lıˆp læren des geistes halp, wan er was toˆt; nu tet ez ime niht unnoˆt, ob er mit iht daˆ von erschrac. wan er sach, daz er toˆt lac, er gie von dem toˆten ab dem sal in die burc gein dem marstal, dar inne er sıˆn ros lie. als er in den stal gie, er vant sıˆn ros bıˆ dem barn: dem was wol mit gevarn von höuw und von kreftigem korn, und was ime von weichem storn hoˆch geströut biz an die büege. ouch ein bett vil gevüege Gaˆwein von rıˆcher vederwaˆt bereit was; ich enweiz, wer daz taˆt. ez was bıˆ der muˆren gemacht, daz von niht was verswacht

90 vgl. SchA, minner Sin] nyrgent P, niendert Sch 92 Gaweinen P 14827 Sch] berüchent P 32 Sch] gee P 38 Sch] Gaweinen P 39 Waˆnes was Sin 64.65 Sch] Gaweinen P; fedderwate : tate P 66 ez EK ] fehlt P 14803 gaˆz (Part. Perf.): ‘gegessen’ 30 swechen (swV.): (refl.) ‘sich erniedrigen’ 39 enwiht, newiht (stN.): ‘ein Nichts’ 46 betterise (swM.): ‘der Kranke’ 58 barn (stM.): ‘Krippe, Raufe’ 61 storn: wohl reimbedingte Metathese zu stroˆ

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Erste Wunderkette: Gaweins Gralfahrt I 14868–14926 beidiu wıˆte und lanc. ouch stuonden daˆ zwei ros blanc: daˆ von gewan er manigen gedanc. Sˆın harnasch er zesamen las, als er entwaˆfent was, und schutt ine uˆf sıˆnen schilt. sıˆn herz gein dem tage spilt und liez gar sıˆn sorgen. er wolt an dem morgen die aˆventiure ervarn haˆn: daˆ betrouc in leider sıˆn waˆn. mit dirre rede er slaˆfen gienc. der slaˆf ine vil snell vienc. alsoˆ slief er biz an den tac, daz in der slaˆf unhoˆhe wac, biz daz diu sunne vil hoˆch schein: nu began wachen Gaˆwein und sach umb sich hin und her. nu sach er nihts wan sıˆn sper und sıˆn harnasch uˆf dem schild, ouch ein breitez gevild allenthalben umbe sich; er sprach: „got gesegen mich, wie bin ich an daz velt komen? nu haˆt mich doch ze huˆse genomen aˆbents ein vil vrum man, daˆ ich alle kurzwıˆle gewan, wan daˆ was ein michel ritterschaft und haˆten alle wirtschaft uˆf einem huˆse, daz was guot,

79 Sch] slaffend P

95 Sch] michele P

82 unhoˆhe wegen: ‘geringfügig erscheinen’

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wan daz mir ein unmuot widervuor, daˆ von verdarp mıˆn vröude, wan der wirt starp, ez was aber daz gesind verholn. wie ist mir nu daz verstoln? dar an muoz ich schand doln.“ Als er daz in ime selbs gesprach, uˆz dem slaˆfe er sich brach und schuohte sıˆn waˆfen an. nu vant er sıˆn ors staˆn ob spıˆse, diu vil guot was, beidiu korn unde gras, und was ez der starken sat. bıˆ ime vant er an der stat den satel ligen bıˆ dem zoume, und was geviuhtet von dem toume von dem touwe, daz nider gie. den satel er zehant gevie, uˆf daz ros er ine warf, und swes man denn meˆ bedarf dar an, daz was ouch bereit. den zoum er ime an leit, und nam schilt unde sper. uˆf daz ros ze hant saz er und keˆrte uˆf ein alten slaˆ, die vant er naˆh bıˆ ime daˆ: diu truoc ine in einen walt, daˆ waˆren die wege manicvalt, des Gaˆwein genoˆz und engalt.

14922 Sch] einen P

23 Sch] Den P

14913 toum (stM.): ‘Dunst’

24 Sch] Der P

143r

Garanphiel I und Besuch bei Frau Sælde (14927–15931) Auf dem Heimweg gelangt Gawein zu der ihm unbekannten Garanphiel, die auf Rache sinnt, seit Gawein ihrem Freund Fimbeus vor Romanbeginn einen wunderkräftigen Gürtel im Kampf abgenommen hatte. Sie schickt Gawein auf den Weg zu Frau Sælde; unterwegs begegnet er einem gefährlichen Drachen und kann sich nur unter großer Mühe retten, weil ihn der Gürtel des Fimbeus schützt – Garanphiels Hoffnung, er könne dem Drachen unterliegen, schlägt fehl. Seinen nächsten Gegner Laamorz kann er ebenfalls dank des Steins im Kampf besiegen und dadurch ein wundersames Knäuel erwerben, das ihn über einen See in das Land Sældes führt. Frau Sælde empfängt Gawein mit großen Ehren in ihrem mit vielen Edelsteinen geschmückten Palast; ihr Rad bleibt stehen, und sie überreicht ihm einen herrschaftsgarantierenden Ring, den er Artus überbringen soll.

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ˆ f ein slaˆ er sich wand, U diu ine wider gein land ze reht solte haˆn getragen. er weste wol, daz michel klagen umb ine ze hove wære, und wolt ouch diu mære den gesellen haˆn gesagt, die er sıˆt her het bejagt. der wec truoc ine in ein lant, daˆ er groˆz arbeit inne vant: von einem steine kam im daz, daˆ von hete er vil groˆzen haz, den er uˆz dem gürtel sluoc, den Fimbeus der recke truoc, daˆ er in ime ze velde nam: daz was der gürtel lobesam, der daˆ hin ze hove braˆht wart, den Gyramphiel von Gahart worhte Fimbeus von Gardıˆn, daz er solte unbetwungen sıˆn uˆf aller slaht ritterschaft. daˆ haˆt aber des gürtels kraft vil gar beslozzen ein stein, und aˆne in soˆ was vil klein der andern tugent unde maht, wan er alein vil gar bedaht ir kraft, soˆ er bıˆ ine lac. soˆ er ir aber niht enpflac, soˆ waˆrn die andern stein kraftloˆs. den stein er uˆz dem gürtel verloˆs,

27 Sch] einen P 67 Gaweinen P

28 Sch] Der P 82 Sch] Das P

41 yne P 85 Wölte P

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doˆ Gaˆwein wider ine vaht einen ganzen tac und ein naht: daˆ von gesigte er ime an, daz er ime den stein an gewan. mit einem slage, den er tet, er zerspielt ime daz schiltbret und erreichte mit dem ort vorn die rinke: doˆ wart verlorn der stein, wan er uˆz spranc. unwizzent sunder sıˆnen danc lief er Gaˆwein under sıˆnen vuoz: ze hant wart ime daˆ buoz von sıˆner kraft der müede gar, und wart sterker vür waˆr, denne er vor ie wurde. daˆ wider geviel diu burde uˆf disen, unde wart soˆ kranc, daz diu müede ine zuo dem toˆde [twanc. daˆ von Gaˆwein gelanc. Den stein haˆt er alwege bıˆ ime in gewisser pflege, vür daz er ine ime an gewan und solher krefte dar an von der waˆrheit enpfant. als er nu kam in daz lant, daˆ Fimbeus unde Gyramphiel, – daˆ von der gürtel ime geviel –, beide waˆren gesezzen, welt sıˆn daˆ haˆn vergezzen

45 Fimbeusen P

44 identisch mit Garanphiel (V) 4885, P schreibt aber konsequent Gyramphil ‘Gürtelschnalle’ 68 buoz werden (mit Gen.): ‘Abhilfe zuteil werden’

48 EK ] der gu`rttel P

64 rinke (stF.):

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Garanphiel I und Besuch bei Frau Sælde 14986–15063 Fortuˆna, soˆ wær er toˆt; sust gewan er vil groˆze noˆt. daz er aber soˆ endlıˆch genas, diu helfe von dem steine was. sie was ein gotinne und durch des mannes minne haˆt sie den gürtel geworht, wan sie nie wart aˆne vorht, daz er den lıˆp verlüre von manheit, dar naˆch er jeit unde streit. uˆf solhe aˆventiure gap ir vrou Sælde ze stiure einen stein, der ime niht schaden liez, – daˆ von, daz sie ir swester hiez –, der der andern steine kraft besloˆz. als er nu bleip des gürtels bloˆz, doˆ muoste er in sıˆnen tagen aˆventiure von minne bejagen: sie vorhte, er würd uˆze erslagen. Als sie diu mære het vernomen, wie Gaˆwein in daz lant wære komen, des vröuwete sie sich seˆre: sie wolte die uneˆre rechen, ob sie kunde: ir vriunt sie des schunde, daz er uˆf die straˆz rite und sıˆn an dem wege bite und ine daˆ in sıˆn huˆs ladet, als sie ime wolt haˆn geschadet. naˆch der rede ergie ez aber niht. Gaˆwein kam von geschiht uˆf daz huˆs hin gein Gahart eins tages, doˆ ez aˆbent wart, uˆf gewisse nahtselde halb: diu wart dem helde daˆ vil tiure gezalt. doˆ er kam in iren gewalt, vil wol ine Garamphiel enpfie, wan daz ez niht von herzen gie,

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94 Sch] vor P 15005 Sch] Als nü Gyramphiel die P 32 Sch] HJe P 35 Aufraˆte Sch 37 Sch] Die P gewu`nne +man heiles P 44 Sch] Der der clusen da P

niwan in dirre wıˆse, ob ez ze hoˆhem prıˆse ir vriunt möhte bringen an ime von keinen dingen, wan er ir leit hete getaˆn an Fimbeus, irem liebem man: daˆ wolt sie gedenken an. Sie mohte ime doch niht geschaden. er wart aber doch swærlıˆch überladen von einem valschen raˆte: sie sagte ime, wie ze Anfraˆte michel aˆventiure wære, daˆ man gar sunder swære ritterschaft möht an bejagen, würd ein klein wurm erslagen; und soˆ bald daz wær geschehen, soˆ möhte man vrou Sælden sehen in ir groˆzen heˆrschaft; daˆ von gewünne heiles kraft, der daˆ der cluˆsen huote. nu waˆnt er von guote sie die rede haˆn gesprochen. sie wolt sich aber gerochen an ime haben daˆ mit. diu naht verswant naˆch irem sit, des Gaˆwein kuˆme erbeitet: des morgens was er bereitet, als ez wol begunde tagen und bat ime dise vrouwe sagen, waˆ er hin keˆren sold; er jach, daz er wold sich versuochen dar an. von dem huˆse durch einen tan zeigte sie ime einen wec dar. Gaˆwein nam des rehte war und satzte sich uˆf die straˆze. ze der cluˆsen und zuo der saˆze, daˆ dirre wurm inne lac und ir aller wege pflac,

17 Sch] hin +zu gein P 24 Sch] Denn P 38 Sch] Möhte an ritterschafft P 43 Sch] 51 bereite P 55 sach Sch 63 Sch] al P

15000 ‘der die Kraft der anderen Steine übertraf’ 4 uˆze (räuml. Adv.): ‘draußen’ (= außerhalb ihrer Burg) 10 schunden (swV.): ‘anstiften’ 38 bejagen (swV.): (mit Präp. an) ‘erringen’ 61 saˆze (stF.): ‘Versteck’

145r

Garanphiel I und Besuch bei Frau Sælde 15064–15143

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146r 15100

kam er biz mittem tag. was touc daˆ von lange sag? daˆ vant er weder huˆs noˆch herberge: von einem hoˆhen berge was ein wildenær gestigen und was den wec gein ime genigen, der truoc ein wilde zigen. Den bat er ime diu mære sagen, wie man daˆ möht bejagen an der aˆventiure den wert. er sprach: „ritter, des ir begert, daz ist iu der gewisse toˆt. ez kan vor diser starken noˆt gevristen kein manheit. ir süllent daz endloˆs leit, daz raˆte ich iu, vil gar verbern und süllent der aˆventiure begern, dar zuo iuch muot und kraft bewege.“ er sprach: „vriunt, alsolhe ege diu vürhte ich vil kleine. ze vorhtlıˆchem meine möhte man mir daz wol zelen, solt ich naˆch iuwerm raˆte welen. ich muoz versuochen daz heil, swelher arbeit teil mir gevalle dar under, ob ich lıˆht von wunder vor der aˆventiure genise, soˆ ich des muotes stæte wise.“ hie mit liez er diu mære. hin keˆrte der wildenære und Gaˆwein gein der wart: daz gerou in vil hart, doˆ er die waˆrheit bevant. in einer hoˆhen steinwant vant er daz tier ligen: daˆ von wart ime verzigen der cluˆsen vrıˆ durchvart. als er ez ansehend wart, daz ros er mit den sporn nam,

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ein tjost wol lobesam nam er hin uˆf gein dem hol, die undervienc daz tier wol: ime gap Gaˆwein hoˆhen zol. Diu tjost wart mit al verlorn. daz tier mit unsenftem zorn her uˆz an Gaˆwein spranc; ein aˆtem breit unde lanc blies ez uˆz sıˆnem mund, daz sich mit al enzund Gaˆwein daˆ von saˆ ze hant: schilt, ros und ˆısengwant und began allez ze brinnen. vor solher unminnen het er sich niht gewarnet. vil hart er erarnet daran disen hoˆhen prıˆs, niwan daz er als ein ˆıs was, swie wol der harnasch brünne und wart an ime soˆ dünne und soˆ gar untiure von disem starken viure, daz man ine möhte zerriben haˆn. alsoˆ stuont er unde bran, biz er was ganz bloˆz, wan swaz der gürtel besloˆz, der umb diu innern kleider was, dar zuo er ouch selbs genas: daz kam von dem steine: des tugende waˆren soˆ reine, und haˆt soˆ groˆz kraft, daz ime daz viure schadhaft niht an dem lıˆbe mohte sıˆn. daˆ er in Fimbeus von Gardıˆn nam, daˆ verworht er in und truoc ine uˆf den gewin: dar an betrouc ine niht sıˆn sin. Als nu Gaˆwein alles bloˆz bleip, der wurm ine gein dem hol treip und wolte ine verderbet haˆn,

67 Sch] Wann P 86 Sch] +Vnd solt P 96 Sch] gero˘he P 8 Sch] DEr P 10 Sch] Gaweinen P 17 EK ] Jn solcher P fehlt P 38 jne P 82 ege (stFM.): ‘Furcht, Schrecken’ (stV.): ‘versagen, verweigern’

243

15100 Sin] nye P; nie zerzigen Sch 30 Sch] cleidern P 37 in SchAEK ]

85 ze meine zeln: ‘als Fehler anrechnen’

15100 verzıˆhen

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Garanphiel I und Besuch bei Frau Sælde 15144–15223 daˆ von er an der stat gewan beidiu helf unde raˆt: er vant vil manic sarwaˆt und manic swert in dem hol, (der was ez einhalp vol) und vil gebeines daˆ bıˆ, daz allez gar was vleisches vrıˆ und was vil kleine benagen. mir began diu aˆventiure sagen, doˆ ich sie begunde lesen, ez wæren ritter gewesen, die von dem tier wæren verdorben, die daˆ wolten haˆn erworben den prıˆs der aˆventiure, die ez durch daz viure allesamt hinwec truoc lebendic in den luoc. hie mit sıˆ der rede gnuoc! Gaˆwein ez niht alsoˆ ergienc: ein kluoc swert er gevienc und keˆrte wider an daz tier. daz swert als ein helt zier er daˆ ze beiden henden nam: die huˆte und die dicke squaˆm spielte er mit dem swert enzwei, als ez wære ein gebraˆten ei. den slac ez mit vollen galt: ez blies uˆz ein viure, daz der walt sich gar daˆ von enbrante und ime daz swert swante daˆ mit biz an daz gehelze. als er ez sach smelzen, er weich vil gevuoge vor dem tier gein dem luoge, daˆ er die swert weste: einz, daz was vil veste, daz ergreif er daˆ von geschiht. er suˆmete sich daˆ lenger niht: an daz tier keˆrte er ze hant, daˆ er ez vor dem hole vant,

55 Sch] waren P 62 Gaweinen P 15223 von Sch] fehlt P

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71 Sch] bliese P

als ez ime haˆt gevolget naˆch. ime was an Gaˆwein soˆ gaˆch, und wolt ine haˆn hin gezogen. eˆ denn ez sich gein ime haˆt gebogen mit sıˆnen scharpfen klaˆn, und wolt ine umb vangen haˆn (soˆ wære er gar gewesen toˆt) daz swert er ime ze scherme boˆt. dar in gienc ez als ein swıˆn: daˆ von muost ez toˆt sıˆn, wan er daz tier daˆ mit durchstach, daz ez oben zem ruck uˆz brach: daˆ von wart sıˆn kraft swach. Als sich nu Gaˆwein an ime rach, ein michel wunder daˆ geschach: daz swert von dem bluote und von des eiters gebruote sich glıˆch vluges enzunde und so seˆre brinnen begunde, als ob ez wære ein dürrez stroˆ; dar naˆch enzunte sich doˆ der wurm ouch und bran. Gaˆwein manigen muot gewan, wie er solte gebaˆren, wan ime diu kleider waˆren und daz harnasch verbrunnen: diu waˆren ungewunnen an der stat, daz west er wol. harnasch was vil in dem hol, soˆ gebrast ime des andern gar: alsoˆ muost er sıˆn alles bar ze vüezen uˆf die straˆzen geˆn. er moht niht lenger daˆ gesteˆn von dem unreinen waˆze. er gevienc ein straˆze ze næhst bıˆ der cluˆse: daˆ kam er ze einem huˆse, daz gar naˆhe daˆ bıˆ lac, des ein schœniu magt pflac, diu was genant von Lembıˆl Siamerac.

74 Sch] gehöltze P

85 Sch] Gaweinen P

63 kluoc (Adj.): ‘stattlich’ 68 spielt: Prät. zu spalten (stV.) 70 mit vollen: ‘vollkommen’ 74 gehelze (stN.): ‘Schwertgriff’ 80 von geschiht: ‘zufällig, von Ungefähr’ 15201 vluges (Gen. Adv.): ‘in eiligster Bewegung’

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Garanphiel I und Besuch bei Frau Sælde 15224–15305

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Ditz was an einem aˆbent spaˆte. mit michelem raˆte wart er daˆ enpfangen, als er kam gegangen dar uˆf nackent unde bloˆz. sıˆnes namen er daˆ genoˆz, der wol wıˆte was bekant: harnasch, ros und gewant bereite sie ime vil schier mit aller der gezier, diu dar zuo solte wesen; und daz er soˆ was genesen vor dem wurme, des lobte sie got, und daz was sunder spot, als sie ime erzeigte sıˆt. sie weste wol, daz ine nıˆt ze der aˆventiure hete braˆht, wan sie des strıˆtes wol gedaˆht, den er mit Fimbeus streit, doˆ er den gürtel bejeit: wan sie was ze Ordohorht, doˆ in der Sælden swester worht. dar über ime diu magt boˆt ein alsoˆ kostlıˆch kleinoˆt: ein rıˆcher waˆfenroc daz was, vest als ein adamas, von einer slaht sıˆden, den nieman kund versnıˆden mit keinerhant staˆle, daz er ir alle maˆle, die wıˆle er in vüerte, gedæht, und seite ime, daz er ine bræht uˆz vil groˆzer noˆt, daˆ er müeste blıˆben toˆt, swaˆ er sıˆn niht trüege, und daz ine mit zouber slüege Laamorz von Janfrüege. Der rede er ir gnaˆde seit, wan er dirre arebeit vor ime niht enweste. er waˆnde gar ze reste

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endlıˆche sıˆn komen, biz daz er ez von ir haˆt vernomen. doˆ vraˆgte er sie vürbaz, wie sich solte vüegen daz, daz Laamorz mit ime strit. sie sprach: „ich sage iu sıˆnen sit, und wie ez umbe iuch ergaˆt. iuch haˆt ein haz und valscher raˆt ze dirre vreise geschundet her, und sage iu, von wem und wer: daz haˆt Gyramphiel getaˆn umb Fimbeus, iren lieben man, der von iu war sigeloˆs, doˆ er den gürtel verloˆs: des wolt sie iuch verraˆten haben und haˆt iu dise gruobe gegraben, wan sie dise vreise weste hie und iuch unverzagten ie an allerhand dingen. sie waˆnde iu misselingen, als sie iuch ze dem wurm sante, daz er iuch verbrante und ir den lıˆp alsoˆ verlüret; ob ir nu den toˆt daˆ niht enküret, daz iuch Laamorz erslüege, als ir ze Janfrüege solten nemen die vürvart, daˆ maniger ie erslagen wart, wan Laamorz daz zouber spart. Des sollent ir alles wol genesen, welt ir anders in mıˆnem raˆte wesen. als ich iu mit triuwen raˆte dar zuo, ir kument dar morgens vil vruo, wan ez von Lembıˆle lıˆt kuˆme vier mıˆle und ist ein huˆs starc guot und von zouber soˆ behuot, mit starken listen gevrumt, daz kein ritter dar kumt in einem jaˆre z’allen zıˆten, er müeze daˆ strıˆten

45 Sin] selben P 52 Sch] stael P 77 von Sch] fehlt P 93 daˆ zoubers vaˆrt Sin 15304 in dem jaˆre Sin

87.88 Sch] verlürent : enkürent P

45 wohl Verschreibung aus selden – Garanphiel ist die Schwester Sældes, vgl. 14999 Laamorz durch Zauber geschont wird’

93 ‘weil

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Garanphiel I und Besuch bei Frau Sælde 15306–15385 mit Laamorz dem helde, und müez die nahtselde daˆ mit verdienen und daz broˆt. der muoz ouch daˆ blıˆben toˆt, hete er schon drıˆzec manne kraft, wil er dise ritterschaft in dem huˆse mit ime enden: daz mac niht erwenden wan der waˆfenroc alein und der sighafte stein, daˆ von ir genesen sıˆt; deˆswaˆr, sich muoz aber der strıˆt vil seˆre lang lengen, wil er iuch gern pfrengen: daz süllent ir wizzen vür waˆr. er strite wol ein ganzes jaˆr, daz er ungewunnen wære und gar aˆne swære, solte der strıˆt in dem huˆse sıˆn. her Gaˆwein, lieber vriunt mıˆn, ouch möht ez iu niht geschaden, wie lang ir wæret geladen von ime an dem strıˆte: von zıˆte zuo zıˆte væhten ir ie baz dan eˆ, iu tet keine müede weˆ, noch ensnite iuch kein swert; des selben würd er ouch gewert, ob der strıˆt immer wert. Darumb gib ich iu einen raˆt: ein schœne grasige hofstat neben dem graben vor dem tor, an einem bergelıˆn enbor, darhin sollent ir den kampf legen, und sollent mıˆnes raˆtes pflegen: ir gesigent ime vür waˆr an. ir sollent ine aber genesen laˆn, und heizent iu daz kliuwe geben, daz ir ine laˆzent leben, daˆ mit man über seˆ vert,

16 Sch] sint P 43 Sch] kleu P

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daz ime sıˆn swester Iˆlamert von Lanoyer sande: soˆ koment ir von dem lande (des sıˆt gar unervorht) daˆ mit gein Ordohorht, daˆ vrou Sælde behuˆset ist. ir sollent aber wizzen disen list: ez ist darumb soˆ gewant, daz ir ez mit bloˆzer hant iemer mögent gerüeren. wellent ir ez von dannen vüeren, soˆ sollent ir ez bewinden und wol zesamen binden in disen waˆfenroc vorn; anders wære gar verlorn daran iuwer arebeit. vriunt, daz sıˆ iu geseit: als iu denn gelinget, und ir ez alsoˆ bringet zuo dem unvurten seˆ, soˆ sollent ir einen vadem eˆ an iuwern vinger heften und daz ander mit kreften uˆf den seˆ slingen, soˆ beginnt er sich swingen über den seˆ ze end uˆz; und vürhtet iuch niht umb ein gruˆz, daz iu der seˆ wese schad, und heftent den vadem an den stad, (daz sıˆ iu niht verborgen) und rıˆtet aˆne alle sorgen über und laˆt ez ligen: iuch enwirt des vers niht verzigen. koment ir daˆ her wider geriten, ir vindent in den selben siten den seˆ: daz wirt niht vermiten.“ Der rede wart Gaˆwein vroˆ. diu naht verswant under ine doˆ von maniger kurzwıˆle. des morgens von Lembıˆle

27 Sch] werent P 30 Sch] +Möhten +ir vehten P 35 Initiale fehlt Sch 49 Sch] sind P 60 Sch] +es were P 64 Sch] bringent P 83 Sch] da P

15319 phrengen (swV.): ‘bedrängen’ 36 hofstat (stF.): ‘Fläche für einen Hof mit Gebäuden’ 43 kliuwe (stN.): ‘Knäuel’ 65 unvurt (Adj.): ‘ohne Furt’ (nur hier belegt) 78 ver (stN.): ‘Fähre, Kahn’

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Garanphiel I und Besuch bei Frau Sælde 15386–15466

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Gaˆwein vrœlıˆche schiet. dar naˆch und ime diu magt riet, began er sıˆn dinc orden, daz er gar unerworden die aˆventiure bejeit, als ime diu magt haˆt geseit; diu vröude tet in gering und snel. gein Janfrüege, dem castel, was er vür waˆre snelle komen. als er dort haˆt vernomen, alsoˆ vant er ez allez daˆ. vil wol enpfienc man ine daˆ, und wart sıˆn ros gestellet. der wirt sich gesellet mit rede ze dem gaste, er sprach: „iuch hungert vaste: wir solten schier anbıˆzen. ir sollent mir niht verwıˆzen eine rede, die ich iu tuon wil; wir zweˆn sollent ritterspil ze ros eˆ vor imbıˆz üeben, wan solih vlıˆz, der enschendet keinen guoten kneht. dar zuo ist ez mıˆn reht: swer hie wil haˆn die spıˆse, der müez in solher wıˆse si dem wirt alsoˆ gelten. welt ir nu den siten schelten und daˆ von vür rıˆten, soˆ müezent ir iedoch strıˆten, ritter, gar sunder danc, wan hie mac kein widerwanc von keinem ritter geschehen, er wolte vor dem kampf jehen mir solher sicherung, daz die hende und die zung mir bieten rehte manschaft. und muoz disiu ritterschaft hie in dem huˆse ergaˆn, ob ir mich, ritter, wellent bestaˆn, oder iuch ze mıˆnen gnaˆden laˆn.“

15402 an bijszen P 3 Sch] nihts P 27 Initiale fehlt Sch 30 Sin] ein P e 64 Sch] ted P 66 Sch] v`ber gan P 15402 anbıˆzen, enbıˆzen (stV.): ‘speisen’

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4 einer P 31 sollen P

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„Herre wirt und vriunt mıˆn, ich sol naˆch iuwerm willen sıˆn, die wıˆle ich in iuwerm huˆse bin,“ sprach Gaˆwein, „daz ist mıˆn sin; und sollent ie doch wizzen, hete ich hie angebizzen, ich vergülte iu ditz hoˆchgelt, eˆ ich vurch oder velt immer keˆrte hinnen. begerent ir sıˆn mit minnen, ich bin wol soˆ gewære, ob ez schoˆn niergent wære iuwer reht, als ir jeht. mich haˆt manic guot kneht ze ros bestanden, deˆswaˆr, in manigen landen und haˆt an mir versuochet sich, daz er vor nie an mich keiner manschaft begert. ouch betwanc mich nie kein swert, daz ich würd sıˆn muntman, als ir nu mich suochent an soˆ lediclıˆch aˆne strıˆt. sıˆt ir aber soˆ gemuot sıˆt, daz ir solich gelt wellent in die hant, deˆswaˆr, soˆ wil ich kein pfant iu vor dem ezzen bieten: ich wil iu gemieten mit dem gewissen loˆn vor uˆf dem sand vor dem tor, her wirt, daˆ nement iuwern zol, daˆ wil ich iuch gewern wol, die wıˆle ez alsoˆ sıˆn sol.“ Ein wıˆle Laamorz daˆ wider was: er wolt vor dem palas mit ime gern gestriten haben; dennoch muoste er über den [burcgraben, wie ungern er ez taˆt, wan Gaˆwein wolt den raˆt der megde niht übergeˆn.

7 Sin] salig P, sælic Sch 20 Ehr] Mit P 36 Sch] sie P 53 von Sch 58 Des Sch

47 muntman (stM.): ‘Schutzbefohlener’

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Garanphiel I und Besuch bei Frau Sælde 15467–15541 mit rossen kaˆmen dise zweˆn uˆf einen anger grüene. von disen helden küene mohte man wunder schouwen. ieglıˆcher wolt drouwen, daz ine iht der ander gewert. nu sehent, wie ein valk begert des wildes an der beize, alsoˆ waˆren in dem kreize uˆf einander dise beide ein ander gar ze leide gıˆtic und gevære, des sie vil ungewære beide daˆ enpfunden, wan zweˆn müete schunden sie uˆf einander gemein, Laamorz und Gaˆwein. des muosten vliegen schenkel und gar biz an die enkel sporn in diu ros heften und die stefte von den scheften sich von den stichen biegen, und die schilde uˆf die erde vliegen und an den renften durchbresten: doˆ muoste sich engesten beide wirt unde gast. ieglıˆchem gar weˆnic gebrast des muotes: naˆch des willen sie enkunden niht gestillen anders dan eins ieglıˆchen val: wan dirre haz ine glıˆch swal mit einem nıˆde über al. Die satelbogen wichen von ir beider stichen, und loˆsten sich der zügel bant; diu rosse vielen uˆf den sant biz an die hehsen hinden und muosten sich winden

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uˆf von den stichen vorn: sie haˆten beide verlorn die maht unde kraft von diser herten ritterschaft. als nu diu spere waˆren vertaˆn, ieglıˆcher sıˆn swert gewan von der scheiden; mit nıˆde daz eck und die snıˆde ieglıˆcher sıˆnem gesellen boˆt und wolt ime den gewissen toˆt gern daˆ mit haben gegeben, wan ir ieglıˆchs leben was in des andern aˆht, daz ir ieglıˆcher braˆht vil gern, und möhte ez sıˆn: daz wart an inen beiden schıˆn. diu swert harte klungen, doˆ sie zesamen drungen mit alsolhem hazze, wan beide uˆz einem vazze sie solhen nıˆt schancten. sie burten und wancten, sie sluogen unde staˆchen, an einander sie raˆchen; ine wuochsent ire herzenseˆre; beidesamt uˆf ir beider eˆre sie rungen unde vaˆhten; vil glıˆch sie gedaˆhten. wan sie beide ein muot twanc. alsoˆ vahte und ranc ir ieglıˆcher den langen tac, biz ine der aˆbent an lac, daz ir ieglıˆcher nie keiner ruowe [gepflac. Ir ieglıˆcher den andern betrouc. uˆz den helmen gar dick vlouc diu flamme von dem viure. solche minne was vil tiure

87 Sch] steffe P 91 Sch] müste P 15500 Sch] beyden P burchten P, Sich burten EK; sancten Sin, vgl. ›Iwein‹ 7080

7 SchA] Maht vnd P 29 Enwuocher Sin

26 SchSin] Sie

71 drouwen, dröuwen (swV.): ‘drohen’ 78 gıˆtic (Adj.): ‘gierig’; gevære (Adj.): ‘feindselig’ 85 enkel (stM.): ‘Fußknöchel’ 90 ranft (stM.): ‘Einfassung’; durchbresten (stV.): ‘durchbrechen’ 91 engesten (swV.): ‘vertraut werden’ 15503 hahse, hehse (swF.): ‘Kniebeuge’ (bes. des Pferdes) 26 bürn (swV.): ‘erheben’, vgl. auch 12108

153r

Garanphiel I und Besuch bei Frau Sælde 15542–15621

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und nie, als Ethiocles haˆt und Polimides, der ieglıˆcher wolt mit triuwen, ob er solt, vür den andern sterben. dirre einer wolt aber erwerben, daz er vil wol genære und dirre toˆt wære in disem strıˆte vür in: dirre gesellen muot und sin stuont ungelıˆch dar an wan einer dem andern gan dann ime des toˆdes vil baz. dort was minne, soˆ was haz hie under disen zwein, als denn wol an iren tücken schein; die waˆrent beidenthalben arc. diu güete sich ganz und gar verbarc in dem strıˆte an ine beiden; ez was vil ungescheiden under ine von keiner minne. ir ieglıˆcher naˆch gewinne an sıˆnem kampfgesellen streit, wan ein muot sie beide jeit: des muosten die schilde der erde und dem gevilde gar werden ze teil. naˆch gelück und naˆch heil ir ieglıˆcher harte vaht, wan ein muot sie beide bedaht: des wert der strıˆt maniger slaht. Hie umb sie soˆ lang striten mit alsolhen unsiten, biz Gaˆwein den sig gewan in dem strıˆte vreissam und an ine sicherunge gert, oder daz er ine der bet gewert, die er an ine wolte gern. des wolt er niht enbern, oder er slüege ime daz houbt ab.

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Laamorz sprach: „ritter, swaz ich hab, daz sıˆ iuwer erbeigen: des wil ich iu bezeigen, beidiu bürge unde lant; und sıˆt dar under gemant ritterlıˆcher triuwen, daz ir mich laˆzent beriuwen gein iu mıˆn missetaˆt und mich noch genesen laˆt. ich swere iu rehte sicherheit und bin ouch alles des bereit, des ir an mich begern welt wan ich dem toˆde was zuo geselt, Gaˆwein, von iuwern handen. ich sol in allen landen iuwer lop immer meˆren und iuwern namen eˆren: des sıˆt ir wol von mir gewert, die wıˆle iu die eˆre ist beschert, daz ir an mir haˆnt gesiget und mit dem prıˆse mir ob liget. die red het ich wol versworn, daz ie ritter würd geborn in der werlt soˆ guoter von keiner slahte muoter, der mir möhte gesigen an. nu haˆt mich mıˆn tumber waˆn betrogen, den ich gehabt haˆn.“ Naˆch der rede er begund (ime ze wıˆsen ein urkund) ime uˆf ze recken die hend. nu haˆt der strıˆt ein end und enpfienc ine Gaˆwein ze man. alsoˆ keˆrten sie beide von dan in daz huˆs über die brück. Gaˆwein ine über rück in sıˆn eigen huˆs truoc, wie wol er ouch müede was gnuoc, wan daz er ez tougen hal. in einen schœnen marstal

42 Und in Sin (= Under in) 47 Der keiner Sin 50 Sch] jne P 60 an Sch] von P 72 Sin] wart P 77 EK ] Vnd +Laamorz an jne P; Und an Laamorz sicherunge gert Sch 82 Sch] Antworte Laamorz P 90 Sch] nach P 83 erbeigen (stN.): ‘ererbtes Eigentum’

15602 obe ligen (stV.): ‘überwältigen’

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Garanphiel I und Besuch bei Frau Sælde 15622–15692 wart sıˆn ros gestalt. vil guoter spıˆse manicvalt wart Gaˆwein daˆ vür geleit. nieman disen wirt kleit, wie seˆre er wære wunt und alsoˆ hart ungesunt. der wirt muost sich ruowen legen; er hiez aber des gastes pflegen mit michelem werde. ez enwart uˆf der erde ein gast nie gehalten baz. des was ze minne worden haz, wie wol daz übel mac geschehen, wan ich die liste hœre jehen, daz zwei widerwertige dinge niht wol in einem ringe sich mügen beide gewenden, (ir eins müez schenden daz ander vür waˆr) wie wol diu agleister ist gevar beidiu swarz unde wıˆz. wolte ich dar an mıˆnen vlıˆz legen, ich beschied ez wol, niwan daz ich niht ensol lenger daran entwellen: ich muoz die aˆventiure zellen und der müezekeit die rede sellen. Als ez nu tagen began, Laamorz, der küene man, behielt wol sıˆn triuwe: Gaˆwein gap er daz kliuwe, als er ez denn gelobt het. von dannen schiet Gaˆwein gein [Laudelet: daz was der seˆ, der alsoˆ hiez. mit dem segen er den wirt liez.

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schier was er komen zuo dem seˆ. als ime geraˆten haˆt diu magt eˆ, alsoˆ tet er naˆch irem raˆte. nu was er vil gedraˆte dar über komen in daz lant, daz Ordohorht was genant, daˆ vrou Sælde inne gehuˆset was. einen wünneclichen palas sach er gein ime schıˆnen, der was von sardıˆnen unde von joˆchanden mit listigen handen erbouwen mit meisterschaft, und von roˆtes goldes kraft gemischet wol darunder vil maniger hand wunder naˆch der huˆsvrouwen willen. dar naˆch mit pillen was geleit ein rıˆche lecke: ez waˆren diu vier ecke von wol edelen smareisen, dar inn von paleisen cristallen vil wıˆze, gevüeget wol mit vlıˆze, beviengen ein meize; vil edele crisopreize daˆ bıˆ laˆgent naˆhen, die wolten undervaˆhen topaˆzie vil rıˆche; nebent den lac gelıˆche ein zıˆle von saphıˆren; von jaspen von Assıˆren ein lege dar under lac, der ein oˆnichel pflac. der andern zıˆle pflaˆgen zweˆn oˆnix und sardoniceˆn;

15624 Sch] Gaweinen P 29 Sch] gastes +in +sunderheit pflegen P 35 die loike Sin 45 ensal P 46.47.48 entwelen : zelen : selen P, entweln : zeln : seln Sch 49 Sch] tagend P 52 Sch] Gaweinen P 53 Sch] Als es denn Laamorz gelobt hatt P 75 lecke Sin nach LexI 1850, vgl. EKA] lege PSch 81 meise Sin] masze P 82 Crisoprasze P 85 Topize P, Topaˆze Sch, vgl. 8258 88 Sin, vgl. SchA, EKA] osyen P, Osıˆren Sch 91 Sch] ander P 64 wünneclich (Adj.): ‘Wonne erregend’ 74 pille (swM.): Nebenform zu berille, ‘Beryll’ 75 lecke, legge (stF.): ‘Reihe, Lage, Schicht’ 81 meiz (stM.): ‘Einschnitt, Verzierung’ 87 zıˆle (stF.): ‘Reihe, Linie’ 90 oˆnichel (stM.): Nebenform zu oˆnix; phlegen (stV.): (von einer Sache, mit Gen.) ‘sich bedienen, besitzen, haben’

155v

Garanphiel I und Besuch bei Frau Sælde 15693–15757

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an der andern zıˆle daˆ bıˆ die vil schœnen crisolitıˆ vil rıˆlıˆchen laˆgen. daˆ bıˆ der muˆre pflaˆgen die vil groˆzen turıˆn. ob der porten von einem rubıˆn was ein rıˆche ciboˆrie, dar uˆf ein allectoˆrie was vür berle gebolt in roˆt luˆter weichez golt, dar under prasem als ein gras. diu porte was als ein adamas vil stæte unde veste. an der muˆre ze leste under disen steinen allen laˆgent corallen, cornıˆal und amatisten mit vil kluogen listen naˆch des wercmanns raˆte. ... achitas und achaˆte laˆgen niden bıˆ der erd vil gar ze gewerd, Kalcedoˆn daˆ engegen, als ob ez diu waˆge het gewegen, und sıˆn ouch der meister künd [gepflegen. Ez laˆgen ouch an den zinnen uˆzen unde innen seravıˆn und magnet. der sal ein gewelbe het, daz was sinewel unde hoˆch, daz den sal gar über zoˆch

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aˆne deheiner ander hand tach: deˆswaˆr, ez was niht ze swach: innen unde uˆzen von rıˆchen goltgruˆzen und von edelem gesteine, daˆ mit ez gemeine gezieret was über al biz uˆf die zinnen ze tal: des schıˆn was uˆzer maˆzen klaˆr. dar uˆf swebte ein adelar, der was von roˆtem gold, als ez zam, unde sold sıˆn der edelen stein genoˆz. er was breit unde groˆz, kostbær und tiure; er braˆhte michel viure der sunnen gen ir liehtem schıˆn: als sie sich an die glenze sıˆn an dem morgen vruo wand, soˆ wart in dem land von liehte solich wünne, als ob ez mit al brünne, wan die stein luˆhtent daˆ mit. umb und umb in einem snit wol hundert venster waˆren, diu den tac dem sale baˆren. daz wære gewesen unnoˆt: diu naht nie kein vinstere boˆt, daz ez ime het geschadet ieht: die steine gaˆben soˆ rıˆchez lieht von natuˆre und von art, daz der tac nie liehter wart, soˆ er sıˆn tunkelheit hete gespart.

93 Sch] die ander P 96 Sch] die P 99 Sch] tyborie P 15701 Sch] Waren P 4 Sch] Die portten waren P (15698 ist nur eine Tür genannt) 12 Vers 15712 gestrichen mit Sin, vgl. EKA] Nü was er vil gedrate P, Nuˆ was er vil gedraˆte Sch 15 unwerde PSch 22 Sch] sale P 26 Sch] Deszhalb was es nit P 28 Sch] richem P 41 Sin] an irem liehten P] an ir liehten Sch 42 gleste SchA 99 ciborie (stswFN.): ‘Vordach’, baldachinartige Überdachung oberhalb der Tür, vgl. Fe 15700 allectorie (M.): ‘Kapaunenstein’ 1 berle, perle (stF.): ‘Perle’; boln (swV.): ‘aufspringen lassen’, hier ‘kunstvoll anbringen’, vgl. auch Fe 3 prasem (stM.): ‘grüner Edelstein’ 9 cornıˆal, cornıˆol (M.): ‘Karneol’ 11 raˆt (stM.): ‘Überlegung, Befehl’ 15 gewer (stF.): ‘Verteidigung, Wehr, Befestigungswerk’, vgl. auch Fe 25 tach, dach (stN.): ‘Dach’ 28 goltgruˆz (stMF.): ‘Goldkorn’, vgl. 2023, 18116 30 gemeine (Adv.): ‘insgesamt’ 32 ze tal: ‘hinab, nach unten’; die Saalwände schließen mit den Zinnen, die beschriebene Rundkuppel befindet sich darüber 48 snit (stM.): ‘Schnitt, Form’

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Garanphiel I und Besuch bei Frau Sælde 15758–15822

Ich gloub ez und ist mıˆn waˆn, ez wære durch ougenweid getaˆn, wan sie wünneclıˆchen zam, ... daz sie die siechen tet gesunt. nu sol ich iu tuon kunt, welherhant diu venster wæren (daz sol iuch niht beswæren): sie waˆren mit swibogen alumb glıˆche uˆzgezogen von einem grawen joˆchant, dar zuo simze unde want. dar über von topaˆzien stiez, deˆswaˆr, ein vil rıˆcher schiez; darunder haˆt ein granat begriffen die undern stat. daˆ die siule solten steˆn, man haˆt einen oˆnizeˆn gesetzet zuo den vüezen. mit zwein siulen süezen was ieglıˆch venster geziert, an der varbe gehalbiert. ez waˆren zweˆn unglıˆche stein: ein emetıˆn was der ein, der ander ein grüener jaspis. der venster türe waˆren gewis glest und niht tunkel von einem karfunkel: daˆ von luˆhte der palas. in dirre wıˆse al umb was der sal gar gemachet. ist er an iht verswachet, des würd von mir gelachet!

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Als nu Gaˆwein den sal ersach und der glast gein sıˆnen ougen brach, er waˆnde, ez brünne daz lant, wan ime vor den ougen swant daz lieht von dem glast, und gerou in vil vast, daz er ie was komen dar, biz er des daˆ wart gewar, daz ez was ein rıˆcher sal. bıˆ dem seˆ reit er ze tal einen wec, der was gemein. doˆ der sal gein ime schein, doˆ began er seˆre gaˆhen. schier kam er ime soˆ naˆhen, daz er die port begreif; daˆ liez er die stegereif und spranc vom ros vür daz tor. sıˆn ros bant er daˆ vor vil geringe mit dem zoume an einen schœnen boume, der was edel cedrıˆn. daz sper und den schilt sıˆn er nider zuo dem boume stacte. daz houbt er ganz endacte von der coifen und dem staˆhelhuot, als ein gewisser ritter tuot; an den hals er sie hie. daz swert er in die hant vie unde gie in zuo der port. ein stege gein einem ort gevie er und eine tür, daˆ gie er niht verre vür. ich wæne, er iht dar an verlür.

58 Sch] wane P 60 Reimvers fehlt 68 simszer P, simeze Sch 73 Sch] su`len P 79 Sch] steine P 83 Gleste WaGü (vgl. EKA)] Vest PSch 84 Sch] einen P 87 Sch] sale P 90.91 Sch] ersahe : brahe P 91 gein ime brach? 92 Sch] Es P 15801 sale P 14 Sch] den P 16 sie] ez P 60 sie: Bezug unklar (ougenweide oder die Edelsteine 15754, dann wäre 15761 teten zu konjizieren) 65 swibogen (swM.): ‘Bogen, Gewölbe’, vgl. auch Fe 67 joˆchant (stM.): ‘Hyazinth’ (Edelstein) 69 stoˆzen (stV.): ‘angrenzen, reichen, sich erstrecken’ 70 schiez (swM.): ‘Bogenfeld’ über den Fenstern 74 oˆnizeˆn: Akk. zu onix 75 vuoz (stM.): hier ‘Basis, Fuß der Säule’ 80 emetıˆn, eˆmathıˆtes (M.): ein Edelstein 83 gelest (Adj.): ‘glänzend’ 91 glast (stM.): ‘Glanz’ 15800 gemein (Adj.): ‘gewöhnlich’, hier ‘gut gangbar’ 4 begrıˆfen (stV.): ‘erreichen’ 10 zedrıˆn (Adj.): ‘von Zedernholz’ 14 koife (swF.): ‘Harnischkappe’ 16 sie wohl zu bessern für koife und staˆhelhuot 22 iht (stN.): (nach wænen mit ausgelassenem daz) für niht; verliesen (stV.): ‘etwas vergeblich tun’

158r

Garanphiel I und Besuch bei Frau Sælde 15823–15896

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Nu hoˆrte er manic stimme daˆ. in die türe gienc er saˆ, daˆ vant er michel heˆrschaft: daˆ saz in ir magenkraft uˆf einem rad hoˆch erhaben, von gold geslagen und gegraben, vrou Sælde und daz Heil, ir kint. von ir winster waˆte ein wint, der daz rat umbe treip, dar under sie doch beleip an einer stat mit stæte; wan soˆ der wint wæte, soˆ lief snelle umb daz rat und wandelten die ir stat, die an dem rad hiengen: swelhe stat sie geviengen, daˆ muosten sie belıˆben. von mannen und von wıˆben hie ein schar an dem rad. sıˆn walgern was manigem schad und wart ouch vil manigem vrum: swelher kam an daz winster drum, der wart arm unde bloˆz; swelher aber herumb geschoˆz, der wart rıˆch unde glanz und an allen dingen ganz. nu wil ich iuch bescheiden die rede von ine beiden, wan die wandelunge kam, daz sie solche ende nam. vrou Sælde und ir kint, daz Heil, die waˆren an dem rehten teil gezieret von groˆzer rıˆcheit beidiu lıˆp unde kleit, und was naˆch vröuden gar gestalt. uf die ander sıˆte schıˆnen sie alt, blint, swarz unde bleich:

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von dem selben teil diu vröude weich, und was jæmerlıˆch getaˆn. sie haˆten ouch bœse kleider an, zerizzen unde alsoˆ swach, daz man den lıˆp dar durch sach. ein geisel haˆt sie begriffen, ir was der vuoz entsliffen von dem rade her ze tal. der palas was über al an der linken sıˆten von ine val. Als nu Gaˆwein in den sal trat, doˆ stuont stille daz rat und wart vrou Sælde glıˆch gevar über al schœn und claˆr, als sie vor zem rehten teile schein. dar zuo disiu schar gemein jenhalp und hie dissıˆt begunden singen widerstrıˆt ein lop ir wol schoˆne mit vil süezem doˆne, und begunden alle nıˆgen. nu hiez sie vrou Sælde swıˆgen. doˆ Gaˆwein so naˆhe kam ze ir, sie sprach ze ime: „wis mir, Gaˆwein, und gote willekomen! haˆstu disen gesanc vernomen? daˆ mit soltu sıˆn geeˆrt, wan ine ir vröude ist gemeˆrt. Gaˆwein, durch dıˆn eˆre sol ir aller seˆre durch dich sıˆn vertriben. ir keiner komt meˆr geschiben an daz winster teil an dem rad, wan ich sie ze mıˆnen vröuden lad durch dıˆn zuokunft und durch dich. lieber vriunt mıˆn, sprich, wes du wellest an mich begern:

30 SinEKA] Von ir wate ein winster wint PSch 34 Sch] wate P 41 schare P 66 ir] Jne PSch 67 tale P 76 Sch] hiedissijte P 84 Sch] wilkom P 89 Sch] Sal alle ir sere P 92 Sch] vinster P

36 FeEK ] wandelte P 77 Sch] +Vnd begunden P 96 Sch] Was P

28 Bezug ist das Rad 41 schar (stF.): ‘Schar, Gruppe’ 42 walgern (stN.): zu walgern (swV.), ‘rollen, wälzen’ 47 glanz (Adj.): ‘hell, glänzend’ 48 ganz (Adj.): ‘vollständig, heil’ 66 ir = vrou Sælde (vgl. auch Fe) 69 val (Adj.): ‘bleich, farblos’ 83 wis: Imperativ zu wesen 91 schıˆben (stV.): ‘sich drehend fortbewegen’ 94 zuokunft (stF.): ‘Ankunft, Hinzukommen’

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Garanphiel I und Besuch bei Frau Sælde 15897–15931 dar zuo wil ich dich gewern aller sælden von mıˆnem teil, und gib dir sig unde heil an allen werltsachen, und wil durch dich machen dıˆnem œheim, künic Artuˆs, sıˆn rıˆch und sıˆn huˆs soˆ eˆwic und soˆ vest, daz ime iht gebrest: er hab aller der werlt ze geben, und müez eˆwiclıˆch sweben naˆch sıˆnem willen vil eben.“ Ir gnaˆden er dar umb neic. vil bald sie der rede gesweic. sie gap ime ein vingerlıˆn und sprach: „daz sol ein zeichen sıˆn aller dinge sælikeit: die wıˆle ez haˆt unde treit

98 Sch] Allen P

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Artuˆs, soˆ mac niht zergeˆn sıˆn hof und müez iemer steˆn ganz von allen dingen. du solt ez ime bringen, und heiz ez ine behalten. du solt ouch selbs walten an allen dingen wunsches gar. hie mit iuch beide got bewar: du maht niht lenger wesen hie.“ Gaˆwein neigte ir und gie wider ze sıˆnem ros von dan, daˆ er ez vor haˆt gelaˆn, und keˆrte von dannen wider ze wege. er reit in vrou Sælden pflege wider hin über den seˆ, den er was geriten eˆ. dirre aˆventiure was er vroˆ.

15902 Sin] Dinen P

15907 sweben (swV.): ‘sich hin und her bewegen’, hier bildl. für ‘leben, lebendig sein’ 17 ganz: vgl. zu 15848 20 walten (stV.): ‘in Gewalt haben, besitzen, gebrauchen’ 21 wunsch (stM.): ‘Inbegriff des Schönsten, Besten’

Zweite Wunderkette: Trauer um Gawein (15932–17499) Von Aanzim, einem burgær der Sælde, wird Gawein angewiesen, im Wald der zweiten Wunderkette auf keinerlei Herausforderung zu reagieren. Trotzdem befindet er sich im Blick auf die Forderungen durch diverse Figuren schnell im Dilemma zwischen manheit und stæte; als er schließlich kämpfen will, tritt jedoch eine Abgesandte Sældes dazwischen und geleitet ihn aus dem Wald. Er trifft auf Aamanz, seinen Doppelgänger, der Gigamec, den Mörder seines Bruders verfolgt. Aamanz wird jedoch von Zedoech aufgehalten, den er im Zweikampf unterwirft. Gawein löst Zedoech aus und besiegt Aamanz; Zedoech und der hinzugekommene Gigamec bitten Gawein, ihnen den Gefangenen auszuhändigen. Gawein willigt ein und zieht weiter; die beiden schlagen Aamanz jedoch den Kopf ab und bringen ihn an den Artushof, wo sie ihn als das Haupt Gaweins ausgeben und damit große Trauer auslösen, in der der Hof erstarrt. Gawein gelangt unterdessen nichtsahnend zur Jungfraueninsel Levenets, wo er die ewige Jugend als Geschenk erhält. 160r

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An ein straˆze keˆrte er doˆ diu schœne was unde sleht: daˆ begegente ime ein guot kneht, der Gaˆwein in sıˆn huˆs bat. von dem wege einen smalen pfat sie beide mit einander riten, und sie ouch niht lenger biten, wan ez dem imbıˆz naˆhe was und diu sunne naˆhen jas. des ˆıleten sie deste baz, wan diu ros wurden balde naz: von dem sweiz daz geschach, der von hitze von in brach. Gaˆwein schier ein huˆs ersach. Der ritter vuorte ine uˆf daz huˆs, daz was geheizen Amontsuˆs, wan ez uˆf einem berge lac. dirre ritter, der sıˆn pflac, als uns sagt diu mære, der was daˆ burgære von vrou Sælden und niht von im. er was geheizen Aanzim und was ze ros ein ritter guot. beidiu guot unde muot want er naˆch eˆren an,

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daran er ie meˆr gewan, dan er dar an verlüre: wan ime was Sælden türe alle wege entslozzen. ouch was er unverdrozzen: er kund mit eˆren zeren, swaz sie moht uˆf ine geweren. ez was ouch sıˆn gesinde dar an niht zuo swinde: ez volgete sıˆnem willen mit. vil stæten wirtlıˆchen sit erzeigete er an Gaˆwein. sie haˆten under ine zwein des tages kurzwıˆle vil. niht meˆr ich hie entweln wil, wan ich haˆn noch vil ze sagen. als ez morgens begund tagen, Gaˆwein urloup nam. doˆ geleitet ine vil eˆrsam Aanzim gein einem wald unde hiez ine vil bald dar durch rıˆten vür sich naˆch der hant den rehten strich. dar naˆch er ime geboˆt swaz kumbers unde noˆt

35 Gaweinen P 39 Sch] Wenn es dem ymbsz zijt nahend was P, Wann des ymbsz zijt nahend was EK 44 Sch] hitze +wegen P 53 Sch] Aanzin P 56 Want Sin] Wart PSch, Wart im naˆch SchA 71 Sch] entweben P 76 Aazim P 39 imbiz (stM.): ‘Mahlzeit, Imbiß’ (hier zur Mittagszeit) 40 jas: Prät. zu jesen (stV.), ‘Wärme verbreiten’ 56 ane wenden (swV.): (mit Akk. d. Sache) ‘anwenden, gebrauchen’ 65 swinde (Adj.): ‘heftig, rücksichtslos’ 71 entweln (swV.): ‘aufhalten’

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Zweite Wunderkette: Trauer um Gawein 15982–16049 er hinder ime vernæme, swie hart ez widerzæme, daz er des niht erkæme. Darzuo er ime noch meˆr seit, swaz ime hinden naˆch jeit, daz er des weˆnic næme war: ez möhte ime niht umb ein haˆr geschaden noch gewerren; und solt sich niht verwerren mit keinerhand ritterschaft: der würd ime daˆ überkraft in dem wald geboten an; ouch durch wıˆp unde man kein wıˆle blibe underwegen. hie mit gap er ime den segen. doˆ er ez ime allez erzalt, doˆ reit Gaˆwein in den walt und liez ine wider rıˆten. er wolt ouch niht bıˆten lenger an der selben stat. ze der rehten hant uˆf einen pfat, als ine Aanzim hiez, ze sneller reise er sich liez und ˆılete gering naˆch dem pfad. doˆ wuohs hinder ime ein schad: mit vil groˆzem schall sich ergap gar ze vall der walt und began bresten, von stemmen und von esten uobete sich ein groˆzer schal. nu began der walt über al nider vallen vil dicke; dar zwischen kaˆmen blicke von einem starken schuˆre,

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der was alsoˆ suˆre, daz er sneit unde brant beidiu holz und steinwant, swaz er des vor ime vant. Ein geschræj kam naˆch dem hagel, daz Gaˆwein vil wassen zagel erzeigte noch unde boˆt, wan er in vil groˆze noˆt daˆ von gar balde geviel. von natuˆre der regen wiel und brant soˆ ungehiure, als ob er von starkem viure mit vlıˆze wære erwellet. dar zuo haˆt sich gesellet ein gevelle von steinen, von groˆzen unde kleinen, die gluoten soˆ uˆz der aht, daz sie hart bedaht diu flamme, daz sie waˆren durchsihtic und baˆren einen soˆ groˆzen liehten schıˆn als ein masse ˆısenıˆn, diu uˆz der esse wirt gezogen. man was ouch des unbetrogen: si enbranten, als daz viure tuot. hete daz Glück in niht behuot, er möhte daˆ wol sıˆn beliben. doˆ dise vreise wart vertriben, doˆ began ez seˆre snıˆen: dem was, als von blıˆen die vlocken alle wæren, und begunden in hart swæren, swaˆ sie in an ruorten, sie zerbliuweten und zervuorten

83 SchEK ] er P 95 Sch] blibent P 98 Sch] +Vnd da P 16008 SchEK ] wall P 10 steinen Sch 20 BMZ] geschrey PSch, geschraˆ Ehr, gehei Sin 21 Daz SchASin] Die P; waszen P, wassen Sin] waˆzen Sch, ræzen Ehr 22 nach PSch 34 Sch] weren P 41 in Sch] Gaweinen P 44.45 snyen : plyen P, snıˆwen : blıˆwen Sch 46.47 Sch] waren : sweren P 49 SchEK ] So P 84 erkomen (stV.): (mit Gen.) ‘erschrecken’ 90 verwerren (stV.): ‘in Verwirrung, Unruhe bringen, verwickeln’ 92 überkraft (stF.): ‘Übermacht, überlegene Kraft’ 16008 ergeben (stV.): (refl.) ‘sich ergeben, kraftlos niedersinken’ (vgl. 11169) 11 üeben (swV.): ‘ins Werk setzen’ 14 blic (stM.): ‘Blitz’ 15 schuˆr (stswM.): ‘Unwetter’ 16 suˆr (Adj.): ‘unangenehm, schlimm’ 20 geschræje (stN.): ‘Regen, Unwetter’ 21 was, wasse (Adj.): ‘scharf, schneidend’; zagel (stM.): ‘Stachel, Schwanz, Schweif’ 22 noch (Adv.): ‘noch einmal’ 25 wallen (stV.): ‘wogen, wallen’ 28 erwellen (swV.): ‘aufwallen lassen’ 49 zerbliuwen (stV.): ‘zerbleuen, zerschlagen’

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Zweite Wunderkette: Trauer um Gawein 16050–16125

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sıˆnen harnasch und den lıˆp gar, daz er ime vil hart swar: doch nam er es weˆnic war. Von dem pfad kam er nieht. von starker brunst ein lieht began sich dar naˆch ougen. dar naˆch sunder lougen hoˆrt er naˆch ime ein geschrei: „ritter, haltent uˆz! stechent enzwei wider einen ritter iuwer sper, die wıˆle ir durch aˆventiure her kumet an ditz ende! ritter ellende, vliehent niht soˆ seˆre! durch ritterlıˆche eˆre haltent wider! iu ist ze gaˆch. jaˆ, jeit iu ein ritter naˆch, der iuch tjost wolte wern. ob ir durch vrouwen ie mit spern keiner manheit begunnet, oder ie vröude gewunnet von reines wıˆbes lıˆbe, und ob iu von wıˆbe immer guot sol geschehen: daz laˆnt an dirre stat sehen, soˆ wil ich iu prıˆses jehen.“ Gaˆwein reit im alles vor; Ouch jagte er ime naˆch uˆf der spor, biz er ine daˆ erreit, und manete in sıˆner manheit, daz er ine tjostiur gewert. under diu, doˆ er des begert und ine des mit vlıˆze bat, den walt gein ime uˆf den pfat reit den wec ein schœniu magt, diu seˆre weinte unde klagt, und was zerrizzen ir gewant. ein houbet vuort sie in der hant

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eins ritters, der was erslagen. daz begund sie Gaˆwein klagen mit wol jæmerlıˆcher klage. sie sprach: „Gaˆwein, daz ich sage, des laˆnt iuch erbarmen und rechent den ritter armen, des houbet ich hie vüere, obe iu vreude ie geswüere kein sicherheit von wıˆben und laˆnt mich niht belıˆben durch got ungerochen. an ime ist zerbrochen ritters reht und triuwe: daˆ von ist mıˆn riuwe, ich enwerd gerochen niuwe. Her Gaˆwein, laˆnt schıˆnen an disen sorgen mıˆnen, daz ie an iu vunden ist. swer raˆt und helf genist an iu versuochen kunde, wie wol von iuwerm gunde dem von manheit geschach, wan wıˆbes leit ie zerbrach iuwer vröude, biz ez gerochen wart. nu ensıˆ mir niht vor verspart iuwer helfe, diu manigen haˆt beraˆten, und genaˆden raˆt. dirre ritter was mıˆn amıˆs unde haˆt den hœhsten prıˆs, den ie kein ritter getruoc, darumb ine dirre zage sluoc, der von ime begerte ritterschaft. er tet ez aber aˆne kraft, wan er under diu slief, doˆ er über ine lief und sluoc ime daz houbt ab, daz ich hie vor iuch hab: darumb ist mıˆn ungehab.“

55 Sch] eugen P 64 SchEK ] ritterlicher P 65 ze Sch] so P 67.68 Sch] weren : speren P 70 Sch] gewunnent P 76 Initiale fehlt Sch 94 Des haubt ich hie in der hant fu`re P, Des houbt ich in der hant vüere Sch 95 iu Hau, vch EK ] ich PSch 16109 SchEK ] geschehe P 51 swern (stV.): ‘weh tun, schmerzen’ 54 brunst (stF.) ‘Feuersbrunst’ 94 in der hant dürfte nach üblicher Vorgehensweise von P eingefügt sein entsprechend 16087 95 ‘Wenn euch die Freude je ein die Frauen betreffendes Versprechen gegeben hat. . .’ 16106 genist (stF.): ‘Rettung’ 14 beraˆten (stV.): ‘für jmd. sorgen’

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Zweite Wunderkette: Trauer um Gawein 16126–16198

Als sie nu dise rede gesprach, der hagel von dem walde brach, als er vor haˆt getaˆn. nu lac ime der ritter an mit vleˆhen und mit schelten; ouch gesweic sie des selten, daz er den ritter reche. soˆ bat der ritter, daz er steche durch ritterlıˆche eˆre; soˆ klagte sie vil seˆre und schalt sıˆn manheit, doˆ er ine beiden verseit den strıˆt, als Aanzim vor dem wald het geboten im, und reit ine vor uˆf dem wege. er kunde aber uˆz ir pflege deheinen wıˆs entrinnen, noch kein gnaˆde gewinnen von sıˆnem schelten und ir klage, wan sie beide uˆf ine ze slage riten unde riefen: „zage!“ Dar naˆch erhuop sich ein [windesbruˆt, die gap ein sollich luˆt von donern und von winden, daz Gaˆwein began swinden sıˆn gehœrde von den oˆren, und began ine betoˆren soˆ hart ditz ungemach, daz er weder hoˆrte noch sach. daˆ von der ritter und diu meit, den er den strıˆt het verseit, daˆ zwischen verswunden. dar naˆch vil schier begunden die winde alle geligen, und was ein vinstere gestigen gein den wolken vür die sunne,

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und was ie doch soˆ dünne, daz man den tac mit vollen koˆs. nu kam ein wıˆp vröudeloˆs gein ime uˆf dem wege geriten, diu groˆz klage haˆt erliten umb ein kint, daz was kleine: daz was mit einem zeine geschozzen durch sıˆn herze. des selben kindes smerze tet dirre vrouwen weˆ, des rief sie luˆte unde schreˆ: „oweˆ mir, liebez kint, oweˆ!“ Vil hart jaˆmerec was ir wuof. nu hoˆrte er aber einen ruof, naˆch ime: „ritter, keˆre wider! unser einer sol geligen nider, wie seˆre ir gaˆhent von mir. ob ir wellent, soˆ süllent ir durch swachen muot niht verzagen und ritterschaft niht versagen durch aller ritter wirdekeit! jaˆ, bin ich sıˆn vil bereit, und geturret ir mich besteˆn: hie ist nieman wan wir zweˆn. haltent unde vliehent niht! ob iu diu eˆre geschiht, daz ir mir gesiget an, soˆ sıˆt ir ein sælic man und werdent daˆ von wert. nu laˆnt mich werden gewert durch aller vrouwen minne naˆch verlust oder naˆch gewinne. Gaˆwein, unervorhter degen, laˆzet hie niht underwegen, daz man ie an iu vant. sıˆt aller manheit gemant, daz ich soˆ iht scheide hin,

42 Sch] +Jn deheine wijse P 57.58 Sch] zu`schent P; Sch] verswonden : begunden P e sonne P 63 Sch] vollem P 72 Sch] schrey P 84 Sch] getürent P; Sch] bestan P sint P 95 Sch] Lasz P 97 Sch] Sint P

61 Sch] 89 Sch]

29 ane ligen (stV.): ‘jmd. bitten, anflehen’ 41 phlege (stF.): ‘Aufsicht, Gewalt’ 43 genaˆde (stF.): ‘Nachsicht, Verzeihung’ 45 slac (stM.), ‘Plage, Verderben’ oder zu slaˆ (stF.): Spur, Weg 47 windesbruˆt (F.): ‘Wirbelwind’ 63 mit vollen: ‘vollkommen’ 68 zein (stMN.): ‘Pfeil, Stab’ 74 jaˆmerec (Adj.): ‘von Jammer ergriffen, leidvoll’; wuof (stM.): ‘Jammergeschrei, Klage’ 84 geturren (V. an.): ‘wagen, sich trauen’

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Zweite Wunderkette: Trauer um Gawein 16199–16273

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die wıˆle ich her komen bin uˆf sollich aˆventiure gewin.“ Mit der rede began in der ritter [biten, daz er mit ime hete gestriten. diu vrouwe daz kint vuorte, an dem er den toˆt spurte, und klagte ime kumberlıˆche noˆt und bat ine rechen den toˆt, den er an dem kinde sæhe; und wie ez geschæhe, daz begund sie ime allez zeln. nu solte er daˆ niht entweln, des streich er von ine beiden dan. ime volgeten naˆch daz wıˆp und der man beidiu mit klage und mit bet, darumb er enweder tet und satzte sich vast uˆf die slaˆ. nu begunde daz weter aber saˆ alsoˆ vor griuwelıˆchen wüeten und steine, die glüeten, vil dick nider vallen, und begund ein regen wallen dar under vil nazzer, und begund sıˆn wazzer brinnen vil seˆre. ze hant er niht meˆre weder daz wıˆp noch den ritter sach: ich enweiz, wie ez geschach, oder waz sie hinden ab brach. Michel noˆt und ungemach leit er, wan er aˆne tach in disem groˆzen weter reit. hinden naˆch ein ritter jeit, der rief soˆ luˆte: „ritter, halt!“ daz mit ime der ganz walt in einer stimme erdoˆz. ouch was der ritter selp soˆ groˆz,

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daz nie ritter grœzer wart. des weges er weˆnic spart. schier haˆt er ine erriten und began ine mit vlıˆz biten, daz er ime tjostiure uˆf reht aˆventiure durch ritters prıˆs iht verzig. ob ime daz Heil an dem sig vil lıˆhte soˆ gewæge, daz er ime obe læge. des würd er wol geeˆrt. Gaˆwein sich niht keˆrt an ine, swaz er ine gebat, vür sich hin streich er den pfat, soˆ er immer beste kund; ouch begap in kein stund der ritter, der in schunde. Ditz began in swæren. ein jaˆmer klagebæren vernam er naˆh bıˆ ime daˆ gegen ime her uˆf der slaˆ, den er ouch vil schiere sach. gar hart groˆz ungemach ein ritter und ein getwerc leit umb ein wol schœne meit, die vuorten sie gebaˆret. ir toˆt sie beswaˆret, daz wol an ir klage schein. als sie nu kaˆmen ze Gaˆwein, sie baˆten ine mit triuwen, daz er sich liez riuwen dirre schœnen meide toˆt und alsoˆ jæmerlıˆche noˆt niht ungerochen liez, wan ez ine tuon hiez Amurfinaˆ, sıˆn vriundin: ze der rede soˆ wær er in ze kempfen geben uˆf gewin.

16207.16208 Sch] sahe : geschahe P 9.10 Sch] zelen : entwelen P wort P 53.54 Sch] swaren : clagebaren P 60 wol P] vil Sch 73 SchEK ] vf Gawein P

21 Sch] nasze P 46 SchEK ] 61.62 Sch] gebart : beswerte P

16204 spürn (swV.): ‘wahrnehmen’ 27 abe brechen (stV.): hier ‘entfernen, sich losreißen’ 51 begeben (stV.): ‘von jmd./ von etwas ablassen’; stunde (stF.): ‘Zeit’, hier also ‘zu keiner Zeit’ 52 schünden, schunden (swV.): ‘reizen’ 54 klagebære (Adj.): ‘beklagenswert’

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Zweite Wunderkette: Trauer um Gawein 16274–16347

Vil dick sie ine nanten und klegelıˆchen manten, daz er dar an niht verzagte. den ritter, der im naˆch jagte, begunden sie ime zeigen, und boˆten sich ime vür eigen daz er ir kempf wære wider alsoˆ groˆze swære, die wıˆle er ine wære gegeben ze kempfen ir klagendem leben. wenn ez ime verboten was, doˆ leiten sie nider uˆf daz gras die magt von der baˆre und haˆten über ir vür waˆre eine soˆ jæmerlıˆche klage, daz, al die werlt! ein zage sie müeste haˆn gerochen: soˆ het ime zerbrochen sıˆn vröud ir jæmerlıˆcher ruof. an Gaˆwein er daz selb schuof, wan hin ze himel reicht ir wuof. Ze dem jaˆmer der ritter schalt: wie dick er z’einem zagen zalt Gaˆwein, daz er niht envaht! des wart sıˆn kumber manic slaht und manicveltic sıˆn gedanc, wan ine ietwederz twanc, ir klagen und sıˆn schelten. er wolt ez ine gelten, wær ez ime niht verboten eˆ. dar zuo tet ime ditz weˆ: ob er daz solt brechen, daz diu magt gebot rechen Amurfinaˆ, sıˆn amıˆe, ouch der künic und diu massenıˆe ine ze kempfen dar geben het. swelhez er der übergeˆt,

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daz möhte man ze arge zeln. doch müez er ir einez weln: daz kund er niht gewenden; er müez ez doch enden, wan ietwederz möhte ine schenden. Sie stritent beidesamt uˆf in; lobes verlust und gewin an ir ieglıˆchem er niht verloˆs, swelhez er im uˆz den zwein erkoˆs, wan ez zwoˆ tugende sint, die alles arges sint blint: daz ist manheit und stæte. und sint doch beider ræte beidenthalben sıˆn gelıˆch, sunder schand tugentlıˆch: swelher einez er verbar, daz was mit dem andern gar getaˆn, doˆ er einz getet. manheit gevolget bet, und ist doch stæte dar an. ouch wil vol stæte haˆn gebot unde vriundes raˆt. umb manheit ez alsoˆ staˆt, daz sie stætikeit niht mac enbern. ob er schon der bet wil gewern, soˆ ist der raˆt niht verlorn, wan einz dem andern ist geborn; wil er aber den raˆt behalten, daˆ bıˆ müez er doch walten stæte unde manheit. nu sıˆ er ze eintwederm bereit, wan ime enwederz lop verseit. Ir jaˆmer ine soˆ hart bewac, daz an dem raˆte nider lac diu stæte und wart verborgen. jaˆ enwolt er niht sorgen, swie er kæme daˆ von,

76.77 Sch] verzegte : iegte P 77 +Vf dem P 79 butten P, buten Sch 86 Sch] bore P 87 ir zwaˆre Sch 89 PSch] al der welt ein zage Sin 94 ir SchEK ] er P, der Keller, S. 242 16311.16312 Sch] zelen : welen P 16 jne P 22.23 Sch] stete : rate P 26 Welher SchA] +Da +von welcher PSch 33 SchEK ] er P 41 er Sch] fehlt P 47.48 Sin] von : getan P, van : getaˆn Sch 79 bieten (stV.): ‘jmd. etwas anbieten’ 89 al die werlt: ‘hört alle zu!’ 94 wuof (stM.): ‘Jammergeschrei, Klage’ 16309 geben (stV., hier verkürztes Part.): ‘übergeben’ (z.B. zur Ehe) 21 ‘. . .die keinen Fehler haben’ 41 eintweder (Pron.): ‘einer von beiden’ 42 enweder (Pron.): ‘keiner von beiden’; versagen (swV.): ‘versagen, verweigern’

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Zweite Wunderkette: Trauer um Gawein 16348–16423

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daz ime der ritter soˆ gedon daˆ tet und der megde klage. ich enweiz, wie ez iu behage: er wolt mit ime haˆn gestriten. doˆ kam den walt dorther geriten an der selben wıˆle eine magt mit ˆıle und rief ine alsoˆ bald an: „waz wellent ir tuon? laˆt staˆn, her Gaˆwein, ir üebent schaden, daˆ mit zehant würd geladen künic Artuˆs, iuwer œheim, und alle iuwer vaterheim. wellent ir den ritter besteˆn, der kumber müeze von iu ergeˆn, der von Parcevaˆl geschach, daz er daˆ niht ensprach!“ ez waˆrn geneigt beidiu sper, wan in was daˆ beiden ger uˆf einander an der ritterschaft. nu getruˆwete diu magt tugenthaft die tjost niht undervaˆhen, durch daz sie soˆ naˆhen uˆf einander beide hielten und sich in die schilte vielten, eˆ diu tjost wære ergangen. einen kolben vil langen, den sie in der hend vuorte, ze beiden henden sie ine burte und sluoc an einen boum daˆ mit uˆf von dem stam wol einen schrit, daz er uˆf die erde brast reht als ein vuˆlez bast. daˆ von huop sich als eˆ ein schraˆ und ein kalter sneˆ, der beidiu vroˆrte unde brant. der ritter darunder verswant und diu baˆre daˆ mit ze hant.

56 Sch] ie P schuˆre Sch

61 Wöllen P 85 Sch] bore P

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Diu magt stuont bıˆ ime daˆ. er satzte sich aber uˆf ein slaˆ, wie groˆz daz weter wære und schein schadebære, dar umb liez er ez niht. wan ein degen lıˆhte über siht ein vreise, diu klein ist, der grœzer eˆ vil manic vrist haˆt gehabt und erliten. niht verre sie beide riten, biz sie vernaˆmen vor in vil naˆhe durch den walt hin von rittern einen groˆzen strıˆt: den saˆhen sie in kurzer zıˆt, sie waˆren schier komen dar. als sie Gaˆweins wurden gewar, den strıˆt sie al liezen und besunder ine hiezen allen tjostiure geben, ob er lenger wolte leben: des enmöhte kein raˆt sıˆn. einer sprach: „er sluoc den vater mıˆn: daz sol ich an ime rechen und sol mit ime stechen: daz laˆz ich mir niht brechen.“ Ein ander aber vür den sprach: „sıˆn triuwe er an mir brach: ich sol mit ime strıˆten.“ „was sol ich denne bıˆten?“, sprach ein ander daˆ bıˆ, „er sluoc mıˆner brüeder drıˆ: des haˆn ich ze ime bezzer reht.“ „swie gar ir an mir überseht! daz ich bin sıˆn rehter geschol, daz wizzent ir herren wol“, sprach ein ander aber saˆ. soˆ sprach dirre: „wizent ir, waˆ er mich vor einem jaˆr verriet,

66 SchEK ] im P; Sch] beyder P 16404 Alle P

79 erde] este PSch

82 Ein

48 gedon (stF.) tuon: ‘jmd. Mühe machen, ihn quälen’ 60 vaterheim (stNF.): ‘Heimat’ 72 valten (stV.): ‘sich hineinschmiegen’, vgl. 11795 (in ein gewant valten), 26909 (mit Konjektur) 76 bürn (swV.): ‘erheben’ 79 bresten (stV.): ‘brechen’ 80 bast (stMN.): ‘Rinde, Bast’, bildl. für Geringfügigkeit 82 schraˆ (stF.): ‘Hagel, Schnee’, vgl. auch 16020 16419 geschol (swM.): ‘Schuldner, Gewährsmann’

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Zweite Wunderkette: Trauer um Gawein 16424–16499 doˆ ich von Britanje schiet? des wæn ich bezzer reht haˆn.“ „soˆ haˆt er mir noch meˆ getaˆn,“ sprach aber doˆ ir einer, „iuwer sol mit ime keiner vehten anders denne ich: er haˆt soˆ swærlıˆch gelestert mich an mıˆner swester, die er beslief!“ einer vür den andern rief und sich gein ime in den schilt swief. Gaˆwein haˆt gar manic gedanc. vür sie alle ir einer dranc uˆf einem ros, daz was roˆt. den rittern allen er geboˆt, daz sie alle stille swigen. deˆswaˆr, daz wart ime niht verzigen: sie swigen alle still. er sprach: „nu sıˆ der will iuwer aller gemein, daz ich mit ime alein strıˆte vür iuch alle, und wil daz ez iu gevalle, wan ich reht haˆn dar zuo, und schıˆnet daz vür iuch alle nuo. des ist vil unlougen: er vüert vor iuwern ougen mit ime mıˆn amıˆen, die schœne Samanidıˆen! daz tuot er mir ze schanden, und möhte ich daz geanden, daz vernæme man in den landen.“ Hie mit er den schilt begreif, vast trat er in die stegereif, daz sper er under die arme sluoc. Gaˆwein die rede niht vertruoc, er wolt getaˆn haˆn alsam. die magt ine von der rede nam und liez ine niht strıˆten,

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sie hiez ine vür sich rıˆten, wie vil der ritter gedroˆt und ime verhiez den toˆt und alles naˆch hinden jeit. sus reit Gaˆwein und diu meit vür sich hin durch den groˆzen walt, und daz sie ime liez keinen gewalt sıˆnes muotes noch der kraft, und daz er ieman ritterschaft daˆ gæbe in dem tan, diu im daˆ wart geboten an, eˆ denn sie beide kaˆmen von dan. Soˆ lang riten sie beide, biz sie uˆf die heide kaˆmen uˆz dem walde: doˆ muost wider umb balde diu juncvrou keˆren. mit zühten und mit eˆren bevalch sie Gaˆwein got und sagt ime, sie wære ein bot: sie hete vrou Sælde gesant dar, daz er sicherlıˆche gar mit ir durch den walt rite, wan sie sıˆns herzen site an manheit bekand, die zagelıˆche schand mit alle ie verbaˆren und ein gruntveste waˆren tugent unde stæte, und daz er iht tæte wider Aanzim, irs bruoder, raˆt: daz wære gewesen ein missetaˆt und ein solich swære, daˆ von der hof zergangen wære. hie liez sie diu mære. Under ine wart ein scheiden an der stat von ine beiden, ir ieglıˆchez keˆrt sıˆnen wec.

24 Sch] Brytanien P 25 wæn Sch] wann P, wan EK 34 Sch] manigen P 40 SchEK ] Sie +sie P 56 Sch] +Sere vast P 62 Sch] +Sonder sie P 68 Daz sie Ehr 69 nach P 71 Sch] gab P 72 Diu in wart geboten an Ehr] Von jnen wart yme da sere gebotten an P, Von in wart ime geboten an Sch 83 Sch] sicherlicher P 87 Sch] verzagliche P, so auch 17955, vgl. aber 3764 und 7358 92 Sch] Aazim P 33 sweifen (stV.): ‘schwingen’ 48 unlougen (stN.): ‘ohne Lügen’ 53 geanden (swV.): ‘vorwerfen, rügen’ 88 verbern (stV.): ‘vermeiden’ 91 iht = nihts (im abhängigen Satz nach daz)

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Zweite Wunderkette: Trauer um Gawein 16500–16573

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ein ritter, der hiez Gıˆgamec, den sach er vor ime gaˆhen, wan ime was komen naˆhen ein ritter, der in hart jeit. er was iedoch niht verzeit, wan daz ez ime alsoˆ stuont: vil dick liute durch guot tuont, daz man ine vür arc zelt. ich sage iu, war umb dirre helt disen alsoˆ seˆre vloˆch: dem ritter, der ime naˆch zoˆch, hete er sıˆnen bruoder erslagen: dar umb began er ine jagen und wolte ine erslagen haˆn; doˆ entweich er ime von dan wan er wider ine het getaˆn. Der ritter, der den andern jeit, als mirz diu aˆventiure seit, der was Aamanz genant: daˆ von was er niht bekant, wan ime sıˆn getouften nam ein glıˆchniss gar benam, diu naˆch Gaˆwein schein: ine hiezen den andern Gaˆwein alle, die ine kanten. von reht sie ine soˆ nanten, wan er ime was vil gelıˆch, sıˆn manheit und diu lıˆch. daˆ von man sıˆnen namen liez und ine niuwen alsoˆ hiez als ich daˆ vor gesagt haˆn. sıˆt disiu rede was ergaˆn, daz ime Gıˆgamec den bruoder sluoc, solhen haz er ime truoc umb den bruoder allen tac, daz er naˆch sıˆns lıˆbes bejac uˆf raˆche vleiz, als ich sag.

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263

Des haˆt er in gevazzet vür. nu des wart ez sıˆn gevüer, daz er sıˆn verirret wart. doˆ er noch uˆf der vart jagt mit vil groˆzem zorn, ime wider vuor ein ritter vorn, der ine niht verrer jagen lie, wan er ine bıˆ dem zoume vie und habte in, biz er sich verbarc. sie waˆren beidesamt starc, künsterıˆch und manhaft: doˆ muoste glıˆche ritterschaft sie scheiden under ine zwein: des wart ander rede kein under ine, wan daz sie sich schieden, des verwæn ich mich, daz sie daz taˆten umb daz, daz ieglıˆcher deste baz sıˆn sper vertuon kund naˆch sıˆn selbes gund wan beide ein muot schund. Zedoeˆch was er genant, und was ein mærer wıˆgant, an allen tugenden glıˆch ganz, der strıˆten solt mit Aamanz, der der ander Gaˆwein was genamt. ine was vil gaˆch beiden samt: des wurdent ir spere schier vertaˆn, und behabt iedoch den sig an Aamanz an Zedoeˆch. die wal er ime iedoch verleˆch, als ez ritters reht ist, daz er ime umb sıˆn genist daˆ swüere ritters sicherheit. doˆ wolte Zedoeˆch den eit Aamanzen bieten deheinen wıˆs durch den loblıˆchen prıˆs,

16500 Sch, vgl. Fe] Gygamet P 25 SchEK ] do P 32.33 Sch] slüg : trüg P 34.35.36 Sch] tag : bejage : sage P 37 Initiale mit EhrEK, fehlt P 62.63 genant : beiden sampt P, genant : beidensant Sch 63 Sch] gar P 66 an SchASinEK ] Aamanzen Zedoech P 67 wale P 72 dheyne wijse P 16521 gelıˆchnisse (stFN.): ‘Ähnlichkeit’ 27 lıˆch (stF.): ‘Aussehen’ 38 sıˆn = Gıˆgamecs; gevüere (stN.): ‘Nutzen’ 45 wohl: ‘bis er sich gerüstet hatte’, also bis er sein Visier heruntergeklappt hatte 62 namen (swV.): ‘nennen’

170v

264

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Zweite Wunderkette: Trauer um Gawein 16574–16655 den er an ime het bejagt. als er ime daz widersagt, daz erzürnete den recken, und began ime endecken sıˆn houbet von der sarwaˆt, und was des kein raˆt, er muoste ime sicherung jehen, oder schier daz an sehen daz er daz houbt verlür. daz er ime selbs der einz kür, diu zwei leite er ime vür. Nu wolt er sicherung weder mit hant noch mit zung nie gebieten durch keine droˆ. bıˆ dem haˆre ergreif er in doˆ, wan er moht sıˆn niht vertragen, und wolt ime haˆn abgeslagen daz houbt. nu kam Gaˆwein geriten zuo disen zwein und bat ine die rede laˆn. doˆ sprach er als ein zornic man, der ime selbs getriuwet wol: „wellent ir mir den selben zol, her ritter, vür ine geben, soˆ wil ich ine laˆzen leben; oder geturrent ir mich vür ine besteˆn, soˆ laˆze ich ine aber geˆn vrıˆlıˆchen, swaˆ er hin wil. ir müezent aber daz selb spil von mir haben an der hant und vür ine sıˆn mıˆn pfant: soˆ wirt ez dar umb gewant.“ „Des der man getar, des ist vil. der ez von muote tuon wil“, sprach Gaˆwein, „des geloubent mir! deˆswaˆr, her ritter, die wıˆle aber ir mir an geboten habent den strıˆt durch einen vil kleinen nıˆt, den ich mit niht haˆn geholt, und der ritter den kumber dolt und erloˆset von mir werden mac,

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soˆ sol ich ime disen tac ze sıˆnem dienst bereit wesen, die wıˆle er daˆ von mac genesen, mir geschehe, swaz nu müge. komt ez mir an die selben züge, daˆ ez ime was an komen, eˆ mir der lıˆp werd benomen, ich gib iu eˆ sicherheit. mir wære aber seˆre leit, wærez naˆch dar an gereit.“ Er sprach: „daˆ wider wil ich swern, daz ich mich nimmer wil ernern mit sicherung eide. eˆ wolt ich vor leide dankwillen toˆt ligen, und solten ir mir an gesigen, eˆ ich mich nerte daˆ mit, daz ich iu naˆch ritters sit iemer sicherunge swüere. swar ich iemer danne vüere, soˆ het man mich vür einen zagen: soˆ wære ich senfter erslagen, soˆ ich wære ungenæme und den liuten widerzæme, denne ich sust wære. alsolhe göumære die mügent ir wol belıˆben laˆn. eˆ ich würd dheines ritters man, ich wolt den toˆt eˆ gewis haˆn.“ Hie mit erhuoben sie den strıˆt, der von ine vil lange zıˆt wart gevohten mit ellen. von disen kampfgesellen möht ich iu groˆz wunder sagen, wie von ine beiden wart geslagen ze ros und ze vuoze, wan daz von unmuoze ich niht mac verenden, wan ich muoz mich wenden uˆf die aˆventiure vürbaz. war zuo töhte nu daz,

82.83.84 verlüre : küre :fu`r P 16629 dankes toˆt Sch 34 Sch] Were P, War EK unmære Sch 51 Sch] vnmu˘szen P 55 Sch] deugte P 16629 dankwillen (Adv.): ‘freiwillig’

40 geumere P]

40 göumære: ‘bäurische Märe’, vgl. Ehr, EKA

172r

Zweite Wunderkette: Trauer um Gawein 16656–16737

16660

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ob ich ir einen swachte und den andern vrum machte von spæhen worten mit sage? enweder duˆhte mich sıˆn ein zage naˆch der mære urkund, wan daz vrou Sælde gund hern Gaˆwein des siges daˆ. hie mit ich den strıˆt laˆ: mıˆn muot, der steˆt anderswaˆ. Doˆ ime nu Gaˆwein an gesigt, als man ze ritterschefte pfligt, er begerte sicherung an in, wan solher aˆventiure gewin was ime lieber dan der toˆt. Aamanz im niene boˆt wan die bet mit stæte, daz er ime den toˆt tæte: er wolt ime keinen eit geben, und swie gerne er ine liez leben, soˆ wolt er doch genesen niht. zuo der rede kam von geschiht Gıˆgamec unde bat, daz er ime an sıˆner stat Aamanz hieze swern, und begund vast an ine wern darumb vleˆhe unde bet. Zedoeˆch daz selbe tet, und buten ime ir manschaft; vil groˆzer aˆventiure kraft dar zuo sie ime zeigten: daˆ mit sie ine geneigten naˆch irem willen vil gar. er enweste niht umb ein haˆr, waz ime hin zuo nu gewar. Het er den nıˆt gewest, der beidenthalp soˆ vest was naˆch des andern toˆt, er hete in solhe noˆt in deheine wıˆse niht geselt. ze manne enpfienc sie der helt. eˆ er von dannen wolt scheiden,

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er liez ine daˆ beiden disen degen überwunden, soˆ daz sie ine gesunden ze land rıˆten liezen unde niuwan hiezen sweren ritters sicherheit. mit dirre red er von dannen reit gein der aˆventiure sıˆnen wec. Zedoeˆch und Gıˆgamec er hie bıˆ dem ritter lie. von Gaˆwein laˆz ich ez hie und sage, wie dise gevuoren: die triuwe, die sie swuoren, die liezen sie underwegen und braˆchen sie an disem degen: des velle sie der gotes segen! Daz houbt sluogen sie im ab. nu was ez naˆhe bıˆ der hab, daˆ Artuˆs sıˆns gejegdes pflac, und was diu zıˆt und der tac an den andern tac gevallen, daz er mit den vürsten allen den wıˆzen hirz solte jagen. was solt ich meˆr daˆ von sagen? ir haˆnt ez vor dick vernomen, wie ez dar zuo ist komen, und waz diu hoˆchzıˆt rehts haˆt, und wie ez darumb staˆt, daz diu hoˆchzıˆt darumb geleit was ze Karidagan ze Karadas. daˆ waˆrn sie alle komen hin, der künic und die künigin ritter unde vrouwen, daz sie daˆ wolten schouwen, wer den wıˆzen hirz valte, und welhe man daˆ zalte dar zuo, daz sie wære soˆ reht kussebære under vrouwen unde meiden. von der rede wil ich iuch bescheiden: daz ensol iu niht leiden.

56.57 Sch] swechte : mechte P 59 SchEK ] Jglicher du`hte P 76 SchEK ] erden P 93 solher P 16727 Sch] hin komen P 80 wern (swV.): ‘leisten’ (stN.): ‘Jagd’

265

86 neigen (swV.): ‘geneigt machen’

71 SchEK ] bet +mit +bet mit P 35 Sch] megden P 94 in = Aamanz

16715 gejegede

173r

173v

266

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Zweite Wunderkette: Trauer um Gawein 16738–16817

Als nu der hirz wart gevalt und dirre vröuden tagalt ein vrœlıˆch ende nam und Artuˆs vil eˆrsam mit gesten und mit mannen saz ze Karadas unde az mit groˆzen vröudenrıˆchen siten, nu kam vür den tisch geriten her Gıˆgamec vür waˆre und vuorte bıˆ dem haˆre des ritters houbt in der hant, der der ander Gaˆwein was genant: wan daz gesidel an dem hove was verre von sıˆnem palas uˆf der erden under einer linden. er wolt niht erwinden, bis er vür den künic kam. er sprach, daz ime niht enzam, und daˆ von zerstœrt wart dirre vröuden hoˆchvart, als er ine die rede entspart. „Künic Artuˆs,“ sprach er, „ein aˆventiure bring ich her ze dirre groˆzen hoˆchzıˆt: daz iu sunder strıˆt ze hove dirre tiure kom kein aˆventiure, des beginnent ir mir selber jehen, als sie nu hie wirt gesehen. sehent hie daz houbt an, daz ich hie in der hant haˆn: daz ist Gaˆweins gewesen: vor dem bin ich kuˆm genesen und haˆn ime an gesiget; von mir er erslagen liget von gar glıˆcher ritterschaft, wan er sicherung kraft durch sıˆn groˆz manheit mir endlıˆchen gar verseit, doˆ ich den sic an ime bejeit.

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Doˆ ich daz lang vertruoc, daz houbt ich ime ab sluoc, und wolt in niht genesen laˆn: ich weste wol, daz kein man die red hete gegloubet, und het ich sıˆn houbet niht her ze hove braˆht. man wænde anders, daz ich het erdaˆht die rede durch hoˆhen ruom. ist nu hie ieman soˆ vrum, der ine geturre rechen, der mac mich dar umb besprechen: daˆ uˆz vor dem bürgetor daˆ wil ich sıˆn beiten vor und wil ine strıˆtes gewern. hie mit, künic, wil ich begern urloubs, daz ich rıˆte, und wizzent, daz ich bıˆte, ob ieman mit mir strıˆte.“ Hie mit vor ine allen liez er daz houbet vallen uˆf die tavel vür den künic nider. uˆz der porten keˆrte er wider und reit sıˆne straˆze. von Gıˆgamec ich laˆze hie die sage vürbaz. swaz gesindes vor dem künige saz und ouch der künic mit in, als nu Gıˆgamec reit hin, die heten daz wol gesworn, daz erz durch etelıˆchen zorn oder durch spot het getaˆn, und begunden ir gelehter haˆn: wan daz houbt was bedact, daz ez niht enblact was soˆ vil als umb ein haˆr. ouch nam sıˆn daˆ nieman war, wie ez gestalt wære, wan daz ditze mære under ine gienc über al:

59 Initiale fehlt Sch 62 SchEK ] Das ich +in sunder P 71 Sch] gesigen P 72 SchEK ] Vor P 80 in Sin] fehlt P, iu Sch; SchEK ] gelesen P 16802 Sch] Gygametten P 5 yne P 11.12 Sch] bedeckt : entbleckt P 39 tagalt (stF.): ‘Zeitvertreib, Spiel’ 53 erwinden (stV.): ‘ablassen von’ ‘eröffnen’ 88 geturren (V. an.): ‘wagen’

58 entsperren (swV.):

174v

175r

Zweite Wunderkette: Trauer um Gawein 16818–16900

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beide hof unde sal haˆt daˆ von groˆzen schal. Nu stuont einhalp daˆ bıˆ der truhsæze, her Key, und sprach: „war zuo touc dirre spot? wizzent ir, daz der waˆre got alle dinc getuon mac? waz ob wir disen slac mit sünden umb ine verdient haben? maniger ime selbs ein gruobe haˆt [gegraben deshalp, daz er sich dar an leides gar weˆnic versan, biz er die waˆrheit ervant. noch ist uns allen unbekant, wie ez umb daz houbet staˆt: wan der ritter, der ez braˆht haˆt, der glıˆchet eime starken wol daz sıˆn rede waˆr wesen sol, als er ez offenbaˆr seit. ez enschıˆnet kein zageheit an ime, als ir habent gesehen. übel mac ez sıˆn geschehen, wan Gaˆwein was soˆ manhaft: doch soˆ ist wider Glückes kraft niht, dem ez wæge ist. wir ervinden in kurzer vrist sıˆnen toˆt oder sıˆn genist.“ Vil wart er umb die red gestöut, wan ez die vürsten unvröut und mit al daz gesind. Key ine allen vil geswind dar über antwurt boˆt, wan ine ein herz senende noˆt vür sie alle het gevangen. vür den künic kam er gegangen, daˆ daz houbt uˆf der taveln lac unde haˆt gekeˆrt den nac dem künige und Key daz vorder teil: daz wart ouch sıˆn unheil. vil leideclıˆch er daz dach ab dem houbt vor ine allen brach,

33 SchEK ] des P

35 Sch] ware P

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267

daˆ mit ez gar was bedaht. als er daz houbt haˆt enblaht und daz antlitz ersach, ein michel jaˆmer doˆ geschach. under sıˆne arm er ez gevienc und solhe noˆt daˆ mit begienc von klagen und von weinen, und began daz soˆ meinen, daz daˆ triuwe muost bescheinen. Er waˆnde, daz ez Gaˆwein wære, und des wurden sıˆne swære riuwec unde jaˆmers vol, als er ez bescheinte wol. ze der erden viel er saˆ ze hant, beidiu haˆre und gewant zervuort er allez darob, soˆ daz diu klage naˆch triuwen lob wol von der waˆrheit zam. vil dick er ez an den arm nam und kuste ez gar aˆne zal. ie dar naˆch einen schal huop er, der ze himel steic. als er darunder gesweic naˆch dem küssen und dem truˆten, soˆ began er aber luˆten sıˆn klage baz denne eˆ, und von leides grunde weˆ dick jæmerlıˆchen rüefen. under disem starken wüefen naˆch leides sit ein unmaht sıˆn kraft volleclıˆch bedaht, und viel alsoˆ vür toˆt hin. nu wart ein schal under in, daˆ jaˆmer vant rıˆchen gewin. Als sie nu den jaˆmer saˆhen, sie begunden alle gaˆhen und von tischen springen, ouch gemeinlıˆchen dringen über Key hin, daˆ er lac und naˆhe zuo dem toˆde wac, aller krefte beroubet, und haˆt ditze houbet

78 Sch] zale P

16842 wæge (Adj.): ‘gewogen, hold’ 44 genist (stF.): ‘Rettung’ werden, zeigen’ 69 swære (stF.): ‘Leid, Bedrängnis’

67 bescheinen (swV.): ‘sichtbar

176r

268

176v 16905

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177r 16935

Zweite Wunderkette: Trauer um Gawein 16901–16974 gedrucket ze dem munde, als ob er ez an der stunde het gekusset daˆ vor. alsoˆ haˆt er ez enbor soˆ vast begriffen, und swie ime wære entsliffen diu kraft und der sin, daz ez ime daˆ nieman under in möht mit iht gewinnen an, biz er sich ze lest versan und sıˆn kraft wider gewan. Alhie was wandelung, daˆ herz unde zung vor naˆch vröuden dienst ranc; daz die soˆ snelle daˆ betwanc ein alsoˆ vröudeloˆser last. vröude muost als ein gast von dannen scheiden, daz riuwet mich. daˆ mit uobete über al sich kumber und unvröude daˆ vil gelıˆch uˆf einer slaˆ, und gesweic manic süeze not von kurzwıˆle; reiner spot gelac und aˆventiure sage aˆne allen troˆst; jaˆmers klage nam der vloiten süezen gesanc; der videln und der harpfen klanc gemeiner wuof undervienc. oweˆ, wie gar daˆ zergienc der tambuˆren süezer schal, wan diu stat und der sal in weˆlicher stimme hal. Under ditz jaˆmers schal, den gemeinlıˆchen über al uobten, die daˆ waˆren, her Key begunde vaˆren einer klage, diu soˆ senlıˆch was,

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daz von ir ein adamas gar möhte sıˆn zerkloben. des heizet ine daz buoch loben und sıˆn meister Cristiaˆn. daz in sıˆn muot ie lie begaˆn die tugent und die manheit, wan er mit ganzen triuwen kleit ditz edeln ritters toˆt, als mir ez diu aˆventiure enboˆt: des haˆt er reht und tet ime noˆt. Key aber klagen begund und zucte gein dem mund daz houbet vil dicke. vil jæmerlıˆcher blicke er uˆf nam hin ze got und sprach: „ez was von dıˆnem gebot, herre got, daz weiz ich wol, ob ich getar oder sol diu waˆrheit dar umb sagen, daz der best ritter ist erslagen, der sper und schilt ie getruoc, wan des wære gewesen gnuoc, ob ez ein her hete getaˆn, wærestu niht schuldic dar an. diu rede ist mir wol bekant, ich weiz wol, daz in dıˆner hant alle diu werlt mit gewalt staˆt: des mac gewesen kein raˆt. Gaˆwein des engolten haˆt. Herre got, ich haˆn gesehen, des ich vil manigen hoˆrt jehen, daz ich nu gelouben wil: der werlt kumber ist dıˆn spil und ist dir liep ir herzenleit. waz touc dıˆner gotheit alsoˆ meintæter mort? und getörst ich wol mıˆniu wort,

16906 Sch] wie +es P 8 Sch] jne P 32 Sin] welscher P 34 gemeinclichen P, gemeineclıˆchen Sch 48 Initiale fehlt Sch 60 here P, her Sin] herre Sch 64.65.66 Sch] stet : rat : hat P 68 Sch] Das P 72 Sch] tougt P 16928 wuof (stM.): ‘Jammergeschrei, Klage’ 34 gemeinlıˆche (Adv.): ‘gemeinschaftlich’, vgl. auch 656, 830 u.ö. 36 vaˆren (swV.): (mit Gen.) ‘danach trachten, etwas ins Werk zu setzen’ 42 lie: Prät. zu laˆzen 49 zucken (swV.): ‘an sich reißen’ 60 her (stN.): ‘Heer’ 66 entgelten (stV.): ‘vergelten, etwas büßen müssen’ 73 meintæte (Adj.): ‘verbrecherisch, übeltätig’

177v

Zweite Wunderkette: Trauer um Gawein 16975–17044

16975

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178r

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17005

got, hin ze dir errecken und mıˆnen muot entdecken und endlıˆch entbinden, soˆ möhtestuˆ enpfinden, waz mıˆn zunge kan gesprechen! nu muoz ich leider brechen, daz ich, herre, nie gebrach, wan ich ie mıˆnen willen sprach, waˆ mir denne hin gezam. soˆ bin ich dir doch tougen gram, swie ich doch swıˆge, reiner got. wær der toˆt niht dıˆn gebot, den solt ich ouch schelten. wie möhetstu vergelten von aller dıˆner magenkraft disen recken tugenthaft, der von dir toˆt ist gelegen? doˆ du sıˆn niht woltest pflegen, waz woltestu sıˆn daˆ zuo slahen? daˆ von muoz mıˆn ouge twahen mıˆne hiufel von vil manigen trahen. Von ime haˆt ich wirdekeit, diu ist mir nu gar widerseit. war zuo touc denne mıˆn leben? aller vröude ist nu ein end gegeben mit sıˆnem toˆde alein: wan Gaˆwein, der rein, was aller ritter eˆre, ein bild und ein leˆre lobes unde tugende, ein vaner wıˆser jugende, ein ingesigel der triuwe, der milt stam sunder riuwe, ein bluome aller ritterschaft, der zühte wurz unde kraft,

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manheit unverwerter kern, vür alle vreise ein leitstern, ze aller noˆt ein vürschilt, des herz ie dar uˆf spilt, mit ungevelscheter stæte, daz er ie dar naˆch tæte, als man in denne bæte. Wˆıbes güete haˆt verlorn, swaz ir ze triuwen was geborn, wan er ir aller kempf was: vor sorgen dick genas von ime manic schœn wıˆp, und wart verderbet manic lıˆp von ime, der des vaˆrte, daz er reiniu wıˆp beswaˆrte. wer möhte sıˆn tugend alle zeln? künic Artuˆs, ir sollent uˆf seln daz rıˆch und die kroˆne, und gebent ime daz ze loˆne, daz iuwer vröud an ime stuont, alsoˆ vriunden vriunde tuont. waz touc uns vröud aˆne in? legent diu rıˆchen kleider hin und die ritterlıˆche sarwaˆt darüber! swaz vröuden man haˆt, diu sıˆ mit alle verborgen: wan klagen unde sorgen sollen wir uˆf uns borgen. Edele vrouwen unde meide, ir sollent von dem leide iuwer vröude gar laˆzen, und süllent den tac verwaˆzen, den ir hiut habent gesehen, dar an daz leit ist geschehen: daz tuot ir mit reht.

95 Sch] hu`ffe P 98 Sch] taugt P 17010 Sch] vnd verwerter P 16 Sch] bate P 18 was Sch] fehlt P 23 Sch] das P 25.26 Sch] zelen : selen P 31 Sch] jne P 35 sıˆ Sch, sij EK ] sie P 38 SchEK] EDeln P 75 errecken (swV.): ‘ganz aussprechen, darlegen’ 76 endecken (swV.): ‘offenbaren’ 77 enbinden (stV.): ‘lösen, befreien’ 86 gebot (stN.): ‘Gewalt’ 88 vergelten (stV.): ‘zurückerstatten’ 89 magenkraft (stF.): ‘große Kraft’ 94 twahen (stV.): ‘waschen’ 95 hiufel (stFN.): ‘Wange’; trahen (stM.): ‘Träne’ 97 widersagen (swV.): ‘aufkündigen, versagen’ 17005 venre, vaner (stM.): ‘Fahnenträger’ 6 ingesigel (stN.): ‘Siegel’ 11 leitstern (stM.): der die Schiffer leitende ‘Polarstern’ 12 vürschilt (stM.): (bildl.) ‘Beschützer’ 18 gebern (stV.): ‘hervorbringen, gebären’ 23 vaˆren (swV.): (mit Gen. oder Dat.) ‘trachten nach’ 26 seln, sellen (swV.): ‘rechtskräftig zum Eigentum übergeben’ 37 borgen (swV.): hier ‘auf sich nehmen’

178v

270 17045

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Zweite Wunderkette: Trauer um Gawein 17045–17114 ritter unde kneht, sıˆt dirre groˆzen swære mıˆne naˆchvolgære und klagent disen jaˆmers slac, der alle die werlt bewegen mac. dar zuo sıˆn die liehten tage geladen zuo diser klage, daz sie laˆzen iren liehten schıˆn und immer meˆre dunkel sıˆn. ich bite iuch, ir bluomen roˆt, daz ir dises heldes toˆt klagent mit mir dar an, daz ir iuwer varwe wol getaˆn vürbaz müezet verbern. ouch wil ich an die vogel begern, daz sie iren vil süezen gesanc laˆzent unde habent danc, wan ine ir kumber ie betwanc. Ir vrouwen, laˆzet iuwer sit an vröuden, als ich iuch bit, und verpflegent ir alsoˆ gar, daz ir mit al vröuden bar hie inne alle wege sıˆt durch dise jæmerlıˆche zıˆt, daˆ wir inne sıˆn betaget, und wil, daz ir den recken klaget mit alsoˆ groˆzen eˆren, als ich iuch kan geleˆren: ir sollent laˆzen rıˆche waˆt, diu iu wıˆben vrœlıˆch an staˆt, und iuwer ziere zesamene binden und daz stolz bewinden, daz ir iuwern haˆren tuot, und laˆt allen hoˆhen muot! selwet iuwer liehtez vel!

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17105

17110

west bleich unde gel! riuhet iuwer slehte braˆ beidiu hie unde daˆ! sıˆt unvröuden gemant! niemer werd an iu bekant keinerhand vröuden zeichen. iuwern munt habent bleichen, der ie schein naˆch vröuden roˆt und vil süezez lachen boˆt. an iuch nieman minne ger! nu geˆt alle zuo mir her und sıˆt der klage mıˆn gewer!“ Hie mit er hin seic, als er der rede gesweic, und lac als ein toˆter man. Artuˆs huop sıˆn klage an und mit ime sıˆn huˆsgenoˆz, und naˆmen uˆz der schoˆz daz houbet hern Key, und alle, die daˆ stuonden bıˆ, die begunden alle mit ime klagen und allen vröuden wider sagen, beidiu gesinde unde geste: des wart diu klage soˆ veste, daz sich vil manic herz brach, wan solich jaˆmer daˆ geschach, den nieman gesagen kund: wan alle mit einem mund sie gemeinclıˆche riefen, und manige siuften tiefen von herzen sie naˆmen. niht meˆr dan einen braˆmen sie sich dar under sparten: sie zerrizzen und zarten beidiu kleider unde lıˆp,

46 SchEK ] Mit P 54 Sch] bitten P 58 müezet SchEK ] me P; Sch] verberen P 67 Sch] +fu`r alle weg sint P 69.70 Sch] betagt : clagent P 77 v`ber vwer hare P 89 An Sch] Vnd P; SchEK ] gert P 90 Sch] geent P 17110 Bindefehler in P, vgl. Einleitung 47 naˆchvolgær (stM.): ‘der es ihm nachtut’ 58 verbern (stV.): ‘aufgeben, meiden’ 59 begern (swV.): ‘verlangen’ (mit an + Akk.) 69 betagen (swV.): ‘erleben’ 75 ziere (stF.): ‘Pracht, Herrlichkeit’; hier bezogen auf die Schnürung der Gewänder? 76 bewinden (stV.): ‘etwas umwinden, umwickeln’ 79 selwen (swV.): ‘verdunkeln, beschmutzen’; vel (stN.): ‘Haut’ 91 gewer (swM.): ‘der für etwas einsteht, Bürge’ 97 schoˆz (stMN., stswF.): ‘Schoß, der die Schoß deckende Teil der Kleidung’ 17109 siuften (stN.): ‘Seufzer’ 11.12 bildl. verstärkte Negation: ‘sie verschonten sich nicht das kleinste bißchen’, vgl. Fe (braˆme (swM.): ‘Dornstrauch’)

276r

Zweite Wunderkette: Trauer um Gawein 17115–17175

17115

17120

17125

17130

17135

276v 17140

17145

als ein liep senend wıˆp ob irem eingebornen kind pfliget, diu vil geswind iren lıˆp gar zerbricht und weˆlıˆchen spricht, ob ir dar an leit geschiht, daz sie ez ungerne siht. alsoˆ kunden sie sich maˆzen niht. Naˆch dirre klage kam gegaˆn diu guote und diu wolgetaˆn Ginoveˆr, diu reine, und mit ir gemeine die vrouwen und die meide, wan dise swestern beide, Sgoydamuˆr und Amurfinaˆ: der was ir keiniu daˆ. die andern waˆren sust alle dar mit Ginoveˆrn gar vröuden bar komen uˆz dem rıˆchen sal, daz sich keiniu daˆ verhal, diu zuo der hoˆchzıˆt wære. umb dise groˆze swære einer klage sie begunden, als sie daz houbet vunden under dirre massenıˆe ligen. dem wart von ine niht verzigen: sie kusten ez besunder. von klage michel wunder hoˆrte man dar under. Doˆ verlasch manic luˆter vel, wan die trehen waˆren soˆ snel, die dar über dicke runnen, daˆ von ire ougen gewunnen

17150

17155

17159b c d e f

17160

17165

17170

17175

271

ein rœte, diu ine niht enzam und ine ir gewonez lieht nam, daz soˆ ze vröuden was gestalt, daz ez wol haˆt den gewalt, swaˆ ez mit güete hin schein, und wære ein herz als ein stein gewesen oder als ein staˆl, daz ez niuwan ze einem maˆl mit rehter güete an ersach: alle stæt ez ime brach, als vil maniger von ime jach. Vil gar diu rede verkeˆrt wart. ire kleider wurden ab gezart und verworren ir schœnez haˆr. mit al wart verworfen gar, swaz ie ze hoˆhen vröuden touc: ir keiniu sich dar an betrouc, noch der senlıˆchen klage. enstrıˆt waˆren sie bejage dirre klage mit vlıˆze: der wurden ire hende wıˆze vil dicke gewunden, dar under ze allen stunden ir brüste hart wol beslagen. ez gehoˆrt ie disen klagen kein man gelıˆches niht. von reht michel klage geschiht, swaˆ ein guoter ververt, der sich an eˆren haˆt gewert, daz den der toˆt niht enschert! Doˆ disiu klage gesweic, Amurfinaˆ zuo seic und Sgoydamuˆr, ir swester:

17 diu Sch, die EK ] fehlt P 19 Sch] werlichen P 22 Sch] sich +des gemaszen P 25 Sin] +vnd die PSch 33 Komen SchEK ] Kamen P; uˆz dem rıˆchen] in den richen PSch 41 ff. Sch] bisonder : wonder : vnder P 46.47 Sch] ru˘nnen : gewonnen P 49 Sch] jne ein P 55 Ehr] nyeman PSch, ieman EKA 57 stat PSch 59.59b Sch] wart : gezert P 59e.59f Sch] taug : bedrog P; Sch] Was hie P 60 EhrEK ] die senliche PSch 61 SchEK ] benage P 64.65 Sch] gewonden : stunden P 67 SchEK, gehort +wann ie P 72 Daz der den Sch 33 Die Herren befinden sich im Burghof (vgl. 16750ff.) 41 besunder (Adv.): ‘jede auf ihre besondere Weise’ 44 verleschen (stV.): ‘verlöschen’ (eigentlich und bildlich) 45 trahen (stM.): ‘Träne’ 57 stæte (stF.): ‘Beständigkeit’ 61 enstrıˆte: ‘um die Wette, wetteifernd’; bejac (stM.): ‘(Jagd-)Beute’ 69 ff. ‘Zu Recht wird viel geklagt, wenn ein guter Mensch stirbt, der ehrenvoll gelebt hat, daß den der Tod nicht ausspart!’ 70 vervarn (stV.): (euphemistisch) ‘sterben’ 72 schern (swV.): ‘fortschaffen’ oder schern (stV.): ‘belästigen, bekümmern’, vgl. Fe, EKA

277r

272

17180

17185

17190

277v

17195

17200

17205

17210

Zweite Wunderkette: Trauer um Gawein 17176–17247 doˆ wart diu klage vester, danne sie was vor: daz houbet sie huop enbor und dructe ez vorn an iren lıˆp. sie sprach: „oweˆ, ich armez wıˆp und du, vil liep, sæliger man! daz ich dıˆn ie kund gewan, daz müeze got erbarmen! oweˆ, wer sol mich armen trœsten ie mıˆne tage, wan ich von dir einen trage aller sælden wirdekeit! daz ich dich ie in der welt heit sehen solt, daz ist mir leit.“ Hie tet mir daz buoch kunt: sie kuste ez wol tuˆsent stunt, eˆ sie sich sıˆn verloubet, und gap daˆ daz houbet ir swester, diu tet nu alsam. her wider sie ez aber nam und begund klagen aber saˆ, sie sprach: „weˆ dir Amurfinaˆ, wie haˆt dich diu Minne alsoˆ betrogen: jaˆ nu wart diu rede nie belogen, die man lang haˆt gesprochen, und wart ouch nie zerbrochen: swem Minne ist naˆchgebuˆr, sie werd ime alsoˆ suˆr, swie man sprech, daz sie süeze sıˆ; daˆ ist ein bitter gall bıˆ, diu ir süeze über ziuht. wol ime, der sie vliuht! dem wirt von ir niht vergeben. doˆ sie mich naˆch ir hiez leben, doˆ boˆt sie mir die süeze. solhe sint Minnen grüeze –

85 SchA] hie P, nuˆ Ehr 34 haˆn Sch] hatt P

17202 Wa P, Swaˆ Sch

17215

17220

17225

17230

17235

17240

17245

ich wæne sie douwen müeze. Got, Sælde und vrou Minne, ze welhem ungewinne habent ir mich laˆzen worden, doˆ ir mir woltent morden einen man von iuwern schulden, der ie naˆch iuwern hulden mit aller wirdekeit warp, und an dem muot nie verdarp. er tet ie daz best, swaˆ er kund oder west; er kund ouch und west ez wol. oweˆ, daz sıˆn enbern sol ich und der tugend wert! nu haˆt diu Schand, des sie begert, al die werlt, aˆne widerstrıˆt, die wıˆle er hie toˆt lıˆt, des toˆt mir die riuwe gıˆt. Gaˆwein, süezer amıˆs, waz hilft nu ieman hoˆher prıˆs, die wıˆle du der welt genomen bist! vater, geist und süezer Crist, waz haˆn ich armez wıˆp getaˆn, daz du mir ze leid einen man der welt hin gezücket haˆst, und sie vröudeloˆsen last daˆ mit in der riuwe, diu alle tage niuwe ist und müez iemer wesen. doˆ du in niht lieze genesen, doˆ solt er nie worden sıˆn. lieber man und herre mıˆn, du haˆst des engolten, daz diu liute niht enwolten, daz ie ritter würd geborn, dar an soˆ gar uˆzerkorn

8 wu`rt mit ir P

27 Sch] Alle der welt P

88 heit (stFM.): ‘Wesen, Beschaffenheit’ 92 verlouben (swV.): (refl. mit Gen.) ‘sich ablösen von, etwas ablegen’ 95.97 sie = Amurfina 17208 vergeben (stV.): ‘die Strafe erlassen’ 12 douwen (swV.): ‘büßen’ – elliptisch: ‘Ich glaube, daß ich sie (= die süßen Grüße) büßen muß’ 15 worden wohl als Inf. werden zu lesen, mit reimbedingten Vokalwandel, vgl. EKA 27 al die werlt: Interjektion ‘Hört alle her’, vgl. 16289 36 zücken (swV.): ‘fortreißen, wegnehmen’

278r

Zweite Wunderkette: Trauer um Gawein 17248–17315 278v 17250

17255

17260

17265

17270

17275

279r

17280

tugentrıˆcher hort lag, unde der sıˆn ouch pflac mit soˆ gelıˆcher waˆc. Amor, der Minne kint, ez schıˆnet wol, daz du blint bist und soˆ gar aˆne scham und an aller stæte lam, und daz dıˆn straˆle ist soˆ scharf, den dıˆn boge in mıˆn herze warf: der haftet noch dar in, als ez dıˆn muoter Minn schuof mit ir untriuwen. daz muoz mich nu riuwen, daz ich ine soˆ gern enpfienc. doˆ iuwer will an mir ergienc, doˆ solten ir mir beschirmet haˆn Gaˆwein, mıˆnen lieben man, als ir Eneam taˆte, doˆ er naˆch iuwerm raˆte umb die schœnen Lavıˆen, sıˆne süeze amıˆen, solte vehten mit Turnoˆ: soˆ wære ich nu alsoˆ vroˆ, als sie beide waˆren doˆ. Vervluochet sıˆ der liehte tac, daran diu wıˆle ie gelac, dar inne mıˆn vriunt ermordet sıˆ. beidiu boume unde zwıˆ, die bluomen und daz grüene gras, daˆ der strıˆt uˆf was, die sıˆn mit al vervluochet! nimmer werd beruochet von touwe, noch von regen, daˆ er toˆt sıˆ gelegen,

17285

17290

17295

17300

17305

17310

17315

273

diu stat, noch diu erde! diu zıˆt nimmer werde in des jaˆres zale gezalt! der verlornis sıˆ gesalt allez, daz daˆ wære, daz mıˆnes vriundes swære sach, doˆ er lac toˆt, daz doˆ niht ime in die noˆt ir keinez sıˆn helfe boˆt! Seˆle, nu begibe mich! du weist wol, daz du und ich Gaˆwein, dem vil süezen, nu mit volgen müezen. waz töhten wir nu hie aˆn in?“ hie mit entweich ir der sin, und sanc uˆf ir swester nider, und geswachten sich gar ir glider, daz sie des weˆnic enpfant, daz ir daz houbt uˆz der hant ir swester Sgoydamuˆr brach, als sie den jaˆmer ersach, und gie daˆ mit uˆf den sale. ein wuof uˆf und ze tale wart von eˆrst doˆ erniuwet. und sıˆn toˆt doˆ beriuwet, daz ich ez vil übel kund, ob mir ez schon diu muoze gund ze sagen, als daz buoch seit, wie besunder ieglıˆcher kleit, die mære mich vürbaz jeit. Hie laˆz ich die groˆze klage und keˆre wider ze mıˆner sage. doˆ Zedoeˆch und Gıˆgamec zuo der aˆventiure den wec

54 Sch] state P 65 Sch] Als er Eneam P, Als ir Eneas EK 67 Sch, vgl. 533] Larien P 74 Da min frunt ynne ermordet PSch 78 Sch] Der sij mit al P 91 Seˆle SchEK ] Hele P 92 wol daz SinEK ] wol was P, waz Sch 93 Sin] den PSch 95 Sch] jne P 99 des Sch] ir P 17303 usz dem sale PSch 48 hort (stM.): ‘Schatz’ 50 waˆge (stF.): ‘Waage’, (bildl.) ‘ungewisser Ausgang’; ‘Der Ritter übte seine Tugend auf ausgewogene Weise’ = ‘er machte auf ausgezeichnete Weise Gebrauch von seinen Fähigkeiten’ 55 straˆle (stswFM.): ‘Pfeil’ 65 taˆte reimbedingt verkürzt zu taˆtet 78 vervluochen (swV.): (mit Akk. oder Dat.) ‘verfluchen’ 79 beruochen (swV.): ‘sorgen für’ 85 verlornisse (stFN.): ‘Verderben, Verlust’; seln, sellen (swV.): ‘übergeben, überliefern’ 89 in (Präp.): (mit Akk.) ein Zeitverhältnis bezeichnend 91 begeben (stV.): ‘jmd. im Stich lassen, sterben’; vgl. auch 8600ff. 99 enphinden (stV.): (mit Gen.) ‘wahrnehmen, empfinden’ 17303 vgl. zu 17133 4 wuof (stM.): ‘Jammergeschrei, Klage’; uˆf und ze tal: ‘auf und herab’ = ‘überall’

279v

274

17320

17325

17330

17335

280r

17340

17345

17350

Zweite Wunderkette: Trauer um Gawein 17316–17391 ime gezeigten durch einen walt und er ine den ritter gesalt, als ine ir ieglıˆcher bat, er streich hin wec unde pfat, walt unde berge, daz er niergent herberge weder spurte noch enpfant, anders denn ein gar œdez lant, darumb gie ein breiter seˆ. nu haˆt er dick vernomen eˆ mære von dem selben lant. von wannen er ez aber kant, des wil ich iu kurzez end geben. mitten uˆf dem seˆ sach er sweben einen wasen breit und lanc, der sich gein dem staden swanc, daˆ sıˆn ros den seˆ tranc. Einer aˆventiure der wase pflac, der ich niht verswıˆgen mac: ez was umb in soˆ gestalt, daz er des seˆwes haˆt gewalt. als man dann daˆ suochte die übervart, soˆ haˆt der wase ein solhe art, daz er zuo dem staden vloˆz. wære er nit aller schanden bloˆz, der daˆ versuochte daz ver, soˆ muoste er daˆ aˆne wer bıˆ dem staden blıˆben, und begund wider trıˆben den wasen diu unde; ob man aber niht envunde kein schand an dem man, der daz ver wolde haˆn, soˆ wær er ime der vart bereit und vuort in aˆne alle arbeit, aˆne vuorloˆn in daz lant. der rede ine der wase mant, daz er daz lant daˆ von erkant.

17355

17360

17365

17370

17375

17380

17385

17390

Ze dem staden der wase swam. Gaˆwein er uˆf sich nam, daz er an ime, daz ist waˆr, niht verwidert umb ein haˆr, und braˆht ine sanft über hin. an dem staden über liez er in und keˆrte sıˆnen alten pfat. daˆ vant er ein stat, diu was kluoc unde groˆz, wan einer sachen was sie bloˆz: daz er dar inne nieman vant noch über al in dem lant, daz mannes bilde wære; sie was aber niht lære der aller schœnsten wıˆbe, die got ie von lıˆbe uˆf der erde werden hiez. die groˆze stat er verliez und keˆrte gein einem castel, dar enbor ein rotsche sinewel, die uˆf was gedozzen; dar uˆf was ez geslozzen: dar uˆf keˆrte er unverdrozzen. Als er nu uˆf daz huˆs gereit, er wart mit groˆzer wirdekeit von der huˆsvrouwen enpfangen: diu kam gein ime gegangen gar naˆch mit hundert meiden. si enwolt ime niht leiden daˆ bıˆ nahtselde: daz erzeigte sie dem helde, wan sie ine vil gerne sach. vil minneclıˆchen sie zuo ime sprach: „gote willkom, herre! wer haˆt iuch soˆ verre braˆht an ditz ende? iu sol daz ellende wesen vrum, ob ir welt.

40 Er were nit EK, Er were auch P 41.42 Sch] vare : wehre P stade P; jne P 60 Sch] kerte +Gawein sinen P 73 Das P vmbe slozzen EK

43 SchEK ] stadem P 59 Sch] 75 Hett vff was geslozzen P, Hett

16 ime = Gawein 28 ein ende geben (mit Gen.): ‘vollständig sagen’ 30 wase (swM.): ‘Rasenstück’ 41.48 ver (stN.): ‘Fähre, Kahn’ 60 Vers dürfte auf den wasen bezogen sein 61 ist hier Gawein aus dem vorigen Vers statt er zu lesen? 73 rotsche (stswF.) zu afrz. roche: ‘Fels’ 74 diezen (stV.): ‘sich erheben’ 75 sliezen (stV.): ‘bauen’

280v

Zweite Wunderkette: Trauer um Gawein 17392–17463

17395

281r

17400

17405

17410

17415

17420

281v

17425

ir dunkent mich sıˆn ein küener helt, daz ir zuo mir komen sıˆt. deˆswaˆr ich haˆn bıˆ mıˆner zıˆt lützel ritter hie gesehen: des helfent mir die megde jehen, die ir daˆ sehent vor iu staˆn. lieber gast, wir sollent gaˆn, daˆ ir iuwer ruowe pflegent und ditz harnasch hin legent: ez ist diu müede an iu schıˆn.“ er sprach: „gnaˆde, vrouwe mıˆn! die wıˆle ir ez wellent, soˆ sol ez sıˆn.“ Den gast sie bıˆ der hant nam lobelıˆch und vil eˆrsam und vuort ine uˆf einen sal, der was behenkt über al mit einem pheller, der was rıˆch; ouch was uˆf dem estrıˆch ein phellor über al gebreitet und dar uˆf gespreitet von bluomen ein groˆziu kraft, als ez die vrouwe tugenthaft durch ir selber eˆr geboˆt: liljen unde roˆsen roˆt, dise edelen bluomen waˆren, darumb, daz sie baˆren dem sale einen edelen gesmac. diu huˆsvrouwe des gastes pflac, deˆswaˆr, mit groˆzen eˆren, eˆ sie dann wolte keˆren, sie gap ime zweier ding die wal mit geding: diu gaˆbe was niht ze gering. Solt iu niht werden bekant beidiu bürge unde lant wie sie geheizen wæren,

17430

17435

17440

17445

17450

17455

17460

275

soˆ glıˆchte ez sich den mæren, die man sagt in schupels wıˆs: daˆ von verlür ich groˆzen prıˆs; bıˆ den vrouwen an der aˆventiure wan siez lıˆht bıˆ dem viure an dem abent vür ein dorfspel ze winter seiten. wan ir kel und ire zunge sint vil gezal und prüevent dick gelehters schal: des sint sie ungehirme; als in ein kleine wirme gaˆhes in dem lıˆbe entspringt, einiu sagt, diu ander singt von vröuden durch die hitze und spricht: „ich switze; mir ist, vür waˆr, gar ze heiz; nement war disen groˆzen sweiz, wie er ab mir rinnet! der mich noch ze reht minnet, ich gestrite einer jungen wol.“ der die selben leite in die kol, er brennte uˆz ir sweizes niht, den man gekiesen möht umb iht, wan sie sint kelter dan der sneˆ. ir getöl tuot mir iemer weˆ. ir minne der tiuvel besteˆ! Die rede ich hie laˆzen wil, wan mich riuwet, daz ich soˆ vil von ine daˆ vor haˆn geseit, und ist mir hiut und iemer leit, daz ich ir hie ie gedaˆht. und het mich niht dar zuo braˆht die red, die ich geseit haˆn, soˆ het ich ez niht getaˆn, daz ich eˆ die rede liez: als ich iu daˆ von gehiez,

94 Sch] Deshalb P 17410 Sch] gebreit P 16 Sch] edele P 25 Sch] ich P, zur gesamten Passage vgl. Fe 28 gelıˆchte Hau] gliche P 29 in spels wıˆs Hau 31 Ehr, Kn1993, S. 166] Bey¯de frauwe vnd auentu`re P 32 Kn1993] Wande P; Sin] sie licht P 33 Kn1993] Ader haben fu`r P 39 Sch] in den lip P 17408 pheller (stM.): ‘Decke, kostbarer Seidenstoff’ 9 esterıˆch (stM.): ‘Fußboden aus Zement oder Steinplatten’ 11 gespreiten (swV.): ‘ausbreiten’ 18 gesmac (stM.): ‘Geruch’ 28 ez = die Erzählung Heinrichs 29 schüppel: Schimpfwort, verächtlicher Apellativ für Personen (‘grober Kerl’), vgl. EKA, Fe 33 dorfspel: pejorativ, ‘populäre Erzählung ohne Wahrheitswert, Lüge’, vgl. Fe 37 ungehirme (Adj.): ‘rastlos, nicht ablassend von’ 52 getöl: ‘tolles Wesen’

282r

276

17465

17470

17475

17480

Zweite Wunderkette: Trauer um Gawein 17464–17499 die wil ich nu volenden unde wil mich wenden an mıˆne sage alsoˆ eˆ. daz lant und der breite seˆ die waˆrent beide alsoˆ genant: daz lant hiez der megde lant; Aifaies der seˆ was geheizen; ouch hiez der was, daˆ Gaˆwein uˆf über vuor, purgator, diu burc Robur. diu vrouwe hiez Levenet: Gaˆwein sie michel eˆre tet, deˆswaˆr, gar sunder bet. Als nu Gaˆwein urloubs gert, des wart er wol gewert, daz er zweier einez nam, welhez ime daˆ allerbest gezam: daz lant und ir minne,

67 Sch] den breyten P

71 Sch] wase P

17485

17490

17495

und daz er dar inne immer meˆre herre wære, oder gar sunder swære immer junc solte leben: der wolt sie ime einz geben, welhez ime baz behagt. der rede er ir gnaˆde sagt und erwelte ime die reine jugent, daz er mit der ganzen tugent iemer meˆre leben solde. ein bühse von golde, diu was einer sache vol, die nieman meˆre wizzen sol, gap sie ime, daz er daˆ mit sich baden solte naˆch dem sit, als sie ine geleˆrte: daˆ mit sie in eˆrte. hie mit er von dannen keˆrte.

73 Burgtor die burg Rohur P

94 SchAEK ] ny¯mer P

73 purgator (lat.): ‘Reiniger’ (oder wäre portator, ‘Träger’, bzw. portitor, ‘Fährmann’ zu lesen?); robur (lat.): ‘unterirdischer Kerker’

282v

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz (17500–22501) Gawein nimmt als Ritter der jüngeren von zwei zerstrittenen Schwestern am Turnier auf Sorgarda teil und gewinnt die als Preis ausgesetzte ältere Schwester. Er überläßt sie seinem kurz zuvor kennengelernten Reisegefährten Quoikos. Nach einem Treffen mit der gotinne Einfeidas, die ihm von der Trauer am Artushof berichtet, gelangt Gawein nach Karamphi, wo er von Angaras nach ungleichem Kampf mit nur einem Schachspiel als Waffe zur Gralsuche verpflichtet wird. Er erlöst ein verdammtes Geschlecht im Kampf gegen einen schwarzen Ritter, bevor er von Lohenis von Raharz um sein Pferd betrogen wird und auf einem alten Klepper weiterreiten muß. Vor der Burg Salye kann er sein Pferd zurückgewinnen; auf der Burg besteht er die Probe, eine Nacht im gewalttätigen Wunderbett zu überleben. Er gewinnt die Burg, auf der seine Großmutter Igerne herrscht. Eine junge Frau, Mancipicelle, fordert ihn im Auftrag des Lohenis auf, die Blumen der ewigen Jugend im Garten des Giremelanz zu pflücken; ein Kampf kann gerade noch vermieden werden, als sich herausstellt, daß dieser Gaweins Schwester Clarisanz heiraten möchte. Alle Verwandtschaftsbeziehungen klären sich, Artus kommt mit seinem Hof zu einem großen Familienfest nach Salye. 17500

17505

17510

17515

283r

17520

17525

Von dannen reit er daz huˆs her nider. über den seˆ vuorte ine wider der wase, als er tet daˆ vor. uˆf eines alten weges spor liez er sich an der stund: als er gesehen kund, soˆ was er getriben wol und niuwer huofslege vol, darumb er sich dar uˆf lie. ab disem wege kam er nie, biz er begreif einen walt, der wol naˆch vröuden was gestalt von bluomen und von grüenem kleˆ, dar under ouch naˆch vröuden schreˆ manic vogellıˆn und sanc. ditz allez Gaˆwein betwanc und diu sunne, diu vil heiz was, daz er erbeizte uˆf daz gras under ein schœne linden und begund sıˆn ros binden an einen ast hinden. Daˆ verdroˆz ine der zıˆt niht. ein ritter kam von geschiht darnaˆch uˆf ine geriten daˆ, der ouch bevangen haˆt die slaˆ: dem vuort man driu ors mit. ich wæne ab, nieman mit ime rit wan vünf sıˆner knehte mit allem dem rehte,

17515 Sch] Gaweinen P

17530

17535

17540

17545

17550

17555

27.28 Sch] kneht : rechten P

daz ein ritter haben sol. des waˆfen was als ein kol swarz, wan diu sarwaˆt, dar an schein michel raˆt: diu was wıˆz unde guot, und diu ros roˆt als ein bluot, und waˆren die knappen wol gekleit. als er uˆf Gaˆwein reit, vil geringe lief er ime engegen und bat ine sunder ruowe pflegen bıˆ ime, daˆ er wære gelegen. Genaˆde er ime der rede boˆt, wan ime was der ruowe noˆt: er haˆt gestrichen seˆre. ouch vröute ine diu eˆre und diu vriuntlıˆche bet, daz er ez deste gerner tet, die Gaˆwein an ine keˆrte. dar geˆn er ine eˆrte und erbeizte uˆf die erd. mit michelem werd ein ander sie pflaˆgen: des kunde sie niht betraˆgen bıˆ einander umb ein haˆr, wan sie mit kurzwıˆle gar daˆ waˆren under ine beiden, als sie kunden underscheiden ir ieglıˆchs gewizzenheit: wan beidenthalben wart geseit, 52 Sch] hare P

17556 gewizzenheit (stFN.): ‘Verständigkeit, Erkenntnis dessen was sich schickt’

283v

278

17560

17565

17570

17575

284r 17580

17585

17590

17595

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 17558–17632 die wıˆle sie daˆ laˆgen, naˆch iegelıˆches vraˆgen von lande und von maˆgen. Dar under bat her Gaˆwein, daz er des het hæle kein vor ime: er seite, ze welher arbeite er der reise het gedaˆht, oder von wannen er dar wære braˆht: des wolt er gern wizzen. soˆ sprach der ritter gewizzen: „daz sol ich iu sagen: ich wolt aˆventiure bejagen, diu mir bezeiget ist hie bıˆ. man sagt, daz ein turnei sıˆ bıˆ einem castel hie naˆhen, daˆ wil ich hin gaˆhen ich wæne, morgen an dem tage, als ich vernomen haˆn von sage: den haˆt graˆve Leigamar geleit durch sıˆn tohter dar, und swer daˆ daz beste tuot, dem gıˆt er tohter unde guot: diu ist schœn und hoˆchgemuot. Wellent ir nu des geruochen, soˆ daz ir ine wellent suochen, edeler ritter, mitsamt mir und alsoˆ, daz ich unde ir gelıˆch gesellen wæren? ich hœre an iuwern mæren wol und sihe ez in manigen wıˆs, daz ir rıˆtent durch prıˆs und durch aˆventiure bejac. villıˆht unser einer mac die aˆventiure behouwen und ouch die edelen vrouwen, ist uns Gelücke wæge. ich bin ouch niht soˆ læge,

17600 17601a

17605

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17630

ich zime iu zuo gesellen wol. ich heiz von Montichsdol Quoikos der Brituˆn, und ist Senpitebruˆn mıˆn bruoder, der von ritters art, wan er den lıˆp nie gespart. ... Heten ir den recken bekant, soˆ wært ir des gering gemant, daz ir mir dise sicherheit und geselleschaft niht verseit, ob uns villıˆht gelung. harnasch und zerung des haˆn ich meˆ dan ze vil: ob ich darüber borgen wil, soˆ borge ich über tuˆsent marc. dar zuo soˆ sint diu ros starc, diu ich dar uˆf gevüeret haˆn: eˆ wir dar an gestaˆn, wir haben dar under bejagt, daz ein ander vil lıˆht den schaden klagt. die bet mir, ritter, niht versagt!“ Gaˆwein ine der bet gewert, die wıˆle er sıˆn mit ganzem vlıˆz begert. sie riten mit einander von dan den walt und den dicken tan, biz sie kaˆmen uˆf daz velt, daˆ ir ieglıˆcher rıˆchez gelt gap von aˆventiuren, daˆ mit sie sich stiuren wolten zuo dem langen wege. in dirre kurzwıˆle pflege sie gar biz an den aˆbent riten: doˆ began Quoikos biten Gaˆwein, daz er ine liez wizzen, wie er hiez. der bet wart ime niht verzigen, er antwurte: „mıˆn nam ist unverswigen,

61 SchEK ] hatt P 62 hele hatt P 67 Sch] Da P, Sa EK 73 Sch] nahe P 88 Sch] manige wijse P 89 Sch] prijse P 97 Sch] Montihs dol P 98 vgl. 17628 u.ö.] Quoytos PSch 17601a dritter Reimvers fehlt, Initiale mit P 3 Sch] weren P 27 Sch] So gar P 31 jne P 83 ine = den turnei 92 behouwen (stV.): hier ‘(erfolgreich) ausfechten, austragen’ 95 læge (Adj.): ‘von niederer Abstammung’ 17622.17623 gelt geben: ‘austauschen’, hier ‘einander erzählen’ 31 verziehen (stV.): ‘verweigern’

284v

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 17633–17709

17635

285r 17637a

17640

17645

17650

17655

17660

17665

285v

17670

wan ich mich sıˆn nie geschamt: Gaˆwein bin ich zewaˆr genamt, daz weiz diu welt allesamt.“ Bˆı disem namen kant er in, und zalte ime den rıˆchen gwin ... von vrou Sælden sıˆn geschehen, und vröute sich sıˆn seˆre. dar naˆch immer meˆre sıˆnen herren er ine nante, wan er ine wol kante an tugenden und an muot; mit lıˆp und mit guot diente er ime wol ze reht: alsoˆ taˆten ouch sıˆne kneht, die wıˆle er was bıˆ ime daˆ. zuo dem castel Sorgardaˆ waˆren sie vil snelle komen, dar der turnei was genomen: daˆ haˆten mit schalle die lantvürsten alle, castel unde staˆt, ouch heide unde trat bevangen, als der wirt bat. Nu muosten vür daz palas, wan die stat alsoˆ vol was, Gaˆwein und dirre rıˆten glıˆch an der selben sıˆten, daˆ die vrouwen an saˆzen zwischen zwein hoˆhen straˆzen, vür ein cappel klein, diu hoˆch uˆf einem stein gein dem palas was gelegen. Gaˆwein liez niht underwegen dar an sıˆn alt gewonheit: swaˆ er vür ein kirchen reit, daˆ erbeizte er vür und sprach sıˆn gebet, als ouch hie geschach. als er nu vür die cappel kam,

17675

17680

17685

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17695

17700

17705

279

einen sprunc er zuo der erden nam; er nam ouch sıˆn swert in die hant, ab dem houbt er den helm bant und endact sich von dem ˆısengwant. Hie mit er in die cappel gie. den ritter er hie vor lie und die knappen vür der tür. uˆz den venstern heten sich hervür die juncvrouwen geleinet und warten, waz daz meinet, daz in die cappel Gaˆwein soˆ was gangen alein und dirre was hie vor beliben. vil rede sie daˆ von triben under einander her und hin. doˆ sprach diu juncvrouw ze in: „ich kan iu wol bescheiden die waˆrheit von ine beiden, wan ich mich ir wol verstaˆn: ez sint zweˆn koufman; sie vüerent schatz und michel guot, und ist daz ein karger muot, daz sie als ritter varnt, daˆ mit sie sich vor roup bewarnt: sus wellent sie sıˆn gewarnt. Ir malhen die sint starke vol; ouch sihe ich an den bulgen wol, daz sie vol schatzes sint, und möhte ditz sehen ein kint, daz ez niht ist sarwaˆt, wan ez keinen klanc haˆt, als ez doch haben sold. von silber und von gold sint sie wol bestoˆzen. manigen bıˆgürtel groˆzen haben sie noch verborgen, die sie mit groˆzen sorgen helent bıˆ ine vil tougen, und getörstent sie sich ougen,

36 Sch] jne P 37 Reimvers fehlt P 50 Sch] +hin was P 51 EhrEKA] waren P 53.54 +Auch castel vnd stat/ Beyde vnd trat P; Heide unde trat, / Ouch castel unde stat Ehr; Beidiu anger unde trat Sin 58 SchEK ] ritter P 84 Sch] sie +vor der von P, sie der von EK 93.93.94 Sch] varen : bewaren : gewarnt P 97 Ehr] balgen P 17705 Maniger P 54 trat (stF.): ‘Weide’ 55 bevaˆhen (stV.): ‘einnehmen’, hier ‘Lager darauf aufbauen’ 92 karc (Adj.): ‘klug, listig’ 96 malhe (swF.): ‘Ledertasche, Mantelsack’ 97 bulge (swF.): ‘Sack aus Leder’ 17704 bestoˆzen (stV.): ‘vollstopfen’ 5 bıˆgürtel (stM.): ‘Gürteltasche’ (zur Geldaufbewahrung)

286r

280 17710

17715

17720

17725

286v 17730

17735

17740

17745

17750

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 17710–17791 soˆ vüeren sie alsoˆ niht. iuwer ouge schier gesiht, waz ine hıˆnaht geschiht.“ Als sie die rede gesprach, Gaˆwein gein den venstern sach. als er wider was gegangen, er vorhte sıˆn belangen sıˆnen gesellen, daz er eine beit. uˆf saz er wider unde reit in die stat naˆch einem wirt; unlang er sich irt biz er die herberg gewan daˆ ze einem vrumen koufman: der schuof ime rıˆlıˆch gemach, dar an ine niht gebrach: wan dirre bürgær was soˆ eˆrbær soˆ vrum und soˆ rıˆch, daz daˆ sıˆn gelıˆch in der stat niht was gesezzen, und was ouch vermezzen; und stuont under dem palas sıˆn huˆs, daz soˆ hoˆch was, daz man daz allez moht gesehen, swaz dar in kund geschehen, swer ez gern wolte spehen. Der juncvrouwen waˆren zwoˆ: diu eine marcte vil wol doˆ an dem lıˆbe ein ieglıˆchen gast. ir herz umb die rede brast, die ir swester haˆt gesprochen, und het ez gern gerochen, wan ieglıˆcher ir behagt. sie sprach: „swester, daz ir sagt, daz ist gar lügelıˆch: die geste sint vil ungelıˆch an ir vuore koufliuten. jaˆ, ir müget wol triuten, ir einen mit eˆren. als mich noch kan geleˆren mıˆn sin, soˆ bedunkt mich,

10 Sch] nit also P

44 Sch] lu`gerlich P

58 klaffen (swV.): ‘schwätzen, tönen’ 79 Androhung körperlicher Gewalt 91 bewegen (stV.): ‘verzichten auf’

17755

17760

17765

17770

17775

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17785

17790

daz ir vil manigen schœnen stich von inen süllent sehen morgen, und bin ich aˆne sorgen, den ir daˆ ze ritter habent erkorn, ob ine ir einer mit zorn bestaˆt, er sıˆ verlorn.“ Sie sprach: „ich sol schaffen, daz du solich klaffen von vrumen rittern muost enbern. wie getarstu iemer des begern, daz du noch süllest sprechen von tjost und von stechen? wer haˆt dir daz erloubet? bıˆ disem mıˆnem houbet wil ich dir wærlıˆche swern: die wıˆle ez dir niht heizet wern mıˆn müeterlıˆn, soˆ sol ich alsoˆ des erziugen dich mit manigem herten zwicke in dem tage soˆ dicke, biz ich ez an dir vertrıˆb, daz du mit keinem wıˆp dich meˆre ze strıˆte setzest. du gebillest oder hetzest meˆre dan ein vrabeler kneht, und ist daz niht der meide reht: diu sollen swıˆgen al wege. dise meisterloˆse pflege ich lıˆht uˆf dıˆnen rücken lege.“ „Kint süln reden alsoˆ kint,“ sprach sie, „die niht komen sint noch zuo iren vollen jaˆren; daˆ wider sollent gebaˆren naˆch ir wıˆsheit die wıˆsen. vrouwe, wollent ir einen prıˆsen und daˆ bıˆ den andern schelten, (daz haˆn ich vil selten von edelen juncvrouwen vernomen) soˆ sıˆt ir in die aht komen, der die spilliute pflegent, die sich der eˆren bewegent

47 Sch] raten P

75 Sch] frabeter P

80 Sch] Kinde P

75 vrabel, vrevel (Adj.): ‘übermütig, verwegen’ 81 sie = Quebeleplus 89 ahte (stF.): ‘Art und Weise’

287r

287v

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 17792–17867

17795

17800

17805

17810

17815

288r 17820

17825

und die durch ir guoten muot diu liute scheltent umb ir guot, des sie anders niht bestaˆt. ich wæne, daz iu niht getaˆn haˆt keiner diser recken. mıˆn schirm muoz sie decken, wellent ir niht reden baz: iuwer minne und iuwer haz mügent mir niht erweren daz.“ Die rede ir swester swære wart, und sprach: „alsoˆ tuot der hofwart: der billet ie meˆ, soˆ man in stöut, wan er sich des mit alle vröut, soˆ er wider mac gebıˆzen. alsoˆ beginnet sich ouch vlıˆzen, daz sie steche, diu bin, soˆ man sie immer trıˆbet hin, si beliget uˆf der verte. dıˆn muot ist nie soˆ herte, ich hab dich snelle sıˆn erzogen und wirt dıˆn hoˆchmuot betrogen, laˆszestu niht dıˆn klaffen sıˆn. ez ist dick an dir schıˆn, daz du vurhtloˆs bist. dir sol der besem kein vrist noch von dıˆnem ruck komen. nu haˆstu dich an genomen einer solhen vrıˆheit, daz mıˆnem vater würde leit, daz man dir ez eˆ niht underseit.“ Sie sprach: „vrou, den gewalt, den ir zuo mir habent gestalt durch iuwere groˆze heˆrschaft und solher ungenaˆden kraft, haˆn ich mit worten nie geholt, wan daz ich daz niht verdolt, daz ir iuch übersprechent. ich enweiz, waz ir rechent

17830

17835

17840

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17865

281

zuo einem ritter, der naˆch prıˆse vert. ich sol sehen, ob ime erwert daz velt iuwer amıˆs, Fiers von Arramıˆs, der iuch morgen behaben sol. ich wæne, daz ime werde wol sıˆn hoˆchvart vergolten. der, den ir daˆ habent gescholten, der sol mıˆn ritter wesen daˆ. ime gehilft des niht sıˆn scharpf klaˆ: er muoz vor ime uˆf den sant, und werdent die griffe verbrant von sıˆnem viure saˆ ze hant.“ Die rede si ire swester niht vertruoc: einen oˆrslac sie ir sluoc von zorn, der was alsoˆ groˆz, daz ir von bluote hin goˆz beidiu nase unde munt, daˆ von sie wol drıˆstunt nider viel uˆf daz pflaster. den schaden und daz laster muoste sie von ir dulden: darumb sie schulden vrouwen, ritter und meide: ir enwas ab niht ze leide, wan sie ez gerne leit. die mære wart vil schier geseit ir beider vater, Leigamar: der ˆılete durch die tohter dar und wolte die rede selber sehen war umb der zorn wære geschehen, wan er daˆ von nie nihts het vernomen. dar zwischen was diu magt komen mit drıˆen wıˆben herab mit vil groˆzer ungehab ze disem bürgære, und wolte dise swære hern Gaˆweinen klagen

17803.17804 Sch] jme P; Sch] stauwt : frauwet P 7 Sch] pijn P 9 Sch] belige P 15 Sch] vorchtlose P 23 haben P 26 SchEK ] Den ich P 37 EK ] Dem den P 54 Sch] +Dar +vmb jr P 57 Sch] Loygamar P, vgl. 17577 60 Sin] +Vnd +verhören P 65 Sch] disen P 92 guoten muot im Sinne von ‘Übermut’ 17816 beseme, besme (swM.): ‘Kehrbesen’ scharpf klaˆ: das Wappen des Fiers ist eines grıˆfen klaˆ, vgl. 17922 43 si = Flursensephin Quebeleplus; drıˆstunt: ‘drei Mal’

39 die 48 sie =

288v

282

17870

17875

289r

17880

17885

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17895

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289v

17905

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 17868–17947 und endlıˆch die red sagen, daz sie durch sıˆnen willen wære [geslagen. Bˆı einander vant diu magt die drıˆ, die zweˆne und den wirt daˆ bıˆ, an einer heimlıˆchen stat. der wıˆbe einz zuo dem wirt trat und bat ine zuo ir vrouwen geˆn. der wirt unde dise zweˆn snelliclıˆchen uˆf sprungen, und als sie zuo der türe drungen, vunden sie daˆ vor staˆn die reine magt wolgetaˆn mit weinenden ougen, und verhal daz vil tougen. die enpfingen sie vil schoˆn: daˆ wider sie ze loˆn, ir süezez widergelt boˆt und wart iemittes vor scham roˆt: daz tet ir niht unnoˆt. Als si nu die magt enpfiengen, mit einander sie giengen herab in daz huˆs sitzen. die magt sprach mit witzen: „ritter, laˆt iu sıˆn geklagt, daz ich vil seˆre weinende magt durch iuwern willen vil seˆre geslagen [bin; und tet daz Flursensephin, mıˆn swester, in einem solhen haz, daz ich iuch ruomete vil sere und baz, danne ich iren vriunt tæte, und was dar an stæte: des haˆn ich engolten. und het ich iuch gescholten, soˆ het sie mir niht getaˆn. nu wolt ich daz niht underwegen laˆn, ich liez iuch des werden inne. ir süllent durch ir minne, des bit ich iuch vil tiure, turneis noch tjostiure

17910

17915

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17930

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17940

17945

nimmer beginnen. ich wil iuch gewinnen hiute mit dem geding, daz ir morgen ze ring uˆf aˆventiure mıˆn ritter sıˆt den turnei und disen strıˆt, und rechet disen starken nıˆt. Gewerent ir mich des, das ich beger, ein kleinoˆt sende ich iu her, soˆ ich ez allr best haben mac, eˆ denn morgen kom der tac. und sıˆt mit vlıˆze des gemant: ein ritter kumt uˆf den sant, der heizt Fiers von Arramıˆs, des herz vert naˆch hoˆhem prıˆs und vüert eines grıˆfen klaˆ. wirt er suochend die slaˆ hinder dem ros über den satelbogen, soˆ ist mıˆn waˆn niht betrogen, den ich an iuch gewant haˆn. her ritter, mac mıˆn bet vür gaˆn, soˆ scheide ich vrœlıˆch hin: wan naˆch verlust vröut der gewin meˆr, dan er daˆ vor tuo.“ Gaˆwein lachte dar zuo und sprach: „vrouwe, wizzent daz: ich riche gern iuwern haz naˆch iuwer bet und, mac ich, baz.“ Under dem, als daz geschach, Leigamar in daz huˆs brach hinden in ze einem tor, und het daz huˆs allez vor bestellet mit huote, daz mit lıˆbe noch mit guote ieman dar uˆz mohte komen, ez enwære ime allez genomen. disen raˆt und disen sin riet ime Flursensephin ir swester ze leide. mit diser reinen meide was der wirt und sıˆne geste.

73 Sch] wijber P 94 Sch] Fursensephin P, vgl. 18609, 23970, Fe 97 fru`nden P 17917 Sch] morgens P 25 Sch] wone P 26 gewaˆnt Sch 29 Sin] frauwt +sich der P 44 Sch] Riete P; Fursesephin P, vgl. 17894 71 die zweˆne = Gawein und Quoikos

17926 wenden (swV.): ‘wenden an, richten auf’

290r

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 17948–18025

17950

17955

17960

290v 17965

17970

17975

17980

17985

ir aller keiner weste, waz diu rede wære, biz daz der burgære in dem hove daˆ vernam mit gewaˆfenter hant gemeinsam sıˆnen herren und die sıˆne: doch erschein er in der pıˆne niht in zagelıˆchem schıˆne. Gein dem hove er vast dranc. Gaˆwein als ein lewe spranc und was der eˆrst vor der tür; die ritter vazte er sich vür: mit dem swert, daz er truoc, uˆz dem hove er sie sluoc, daz er sie nie entwelen liez, biz dem wirt ein vrid verhiez sıˆn herre, graˆve Leigamar. doˆ seite er ine, daz er dar durch niht anders komen wær, wan daz ein ahtær dar inne wære verspeht. doˆ sprach dirre guot kneht: „nieman anders ist hie, wan als ir seht.“ Als nu der vrid under ine bestætigt [wart, doˆ gerou disiu galte vart Leigamarn vil seˆre und diu groˆze uneˆre: wan er haˆt schiere ersehen, daz ime unreht was geschehen, und gie zuo her Gaˆwein. er sprach: „ritter, disen mein und die vil groˆze unzuht, die ich von gaˆhes muotes vruht an iu nu begangen haˆn, dar umb laˆnt mich bestaˆn swelhe buoz ir selber welt, wan ich an iu, tiurer helt, missvarn haˆn, und niht an mir. iuwer gesell und ouch ir

17990 17990a

17995

18000

18005

18010

18015

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18025

283

waˆrent wider mich verraˆten, unde die, die den raˆt taˆten, die taˆten ez umb einen haz; sie möhten mir haˆn geraˆten baz.“ ... Er vergap im diu rede doˆ. des wart Leigamar vroˆ. er gienc mit ine in daz huˆs und vant dar in Quebelepluˆs, sıˆn tohter, die kleine magt, als sie iren kumber haˆt geklagt mit drıˆen iren wıˆben: wan sie muost daˆ blıˆben; sie enmohte niht widerkomen, als sie denn den strıˆt haˆt vernomen, und was alsoˆ gesezzen, daz sie ir haˆt vergezzen. als nu Leigamar sıˆn jung tohter ersach, er enpfienc sie unde sprach: „süeze tohter, sage an, was haˆstu hie inne getaˆn, oder von wannen bistu komen her?“ der rede wart berihtet er, umb welher hant swære sie dar komen wære. doˆ lachte er von dem mære. Hie mit wart ez gescheiden. daz kint mit iren meiden wider umb uˆf daz huˆs gie. Gaˆwein sie iren ermel lie hie niden ze einem kleinoˆt; daˆ bıˆ sie bat und geboˆt, daz er bıˆ ime næme war eins ponders in der eˆrsten schar: Fiers hiez er von Arramıˆs, und wære ir swester amıˆs, umb den sie wære geslagen. würde der ze der erden getragen von einem starken vellesper, und daz er des wære gewer,

53 Sch] sinen P 55 Sch] verzaglichem P, so auch 16487, vgl. aber 3764 und 7358 58 Sch] tu˙re P 83 Sch] wöllen P 89 Sch] tadent P 90 dritter Reimvers fehlt, Initiale mit P 91 SinEK ] ES P; Sch] yne P 94 jnne P 18008 Sch] Die P 15 Gaweynen P 68 verspehen (swV.): ‘auskundschaften’ 72 galt (Adj.): ‘unfruchtbar’ 18019 ponder (stM.): ‘stoßendes Anrennen der Reiter’

91 Er = Gawein

291r

291v

284

18030

18035

18040

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292r

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Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 18026–18103 soˆ wære ir kleinoˆt wol gewant, und solt wizzen, ze hant ir minne würde sıˆn pfant. Alsoˆ bleip diu rede hie mit. die geste naˆch ritters sit sich bereiten begunden, soˆ sie aller best kunden, uˆf ditz ritterlıˆch spil: wan ir was ze maˆle vil, die durch ir willen kaˆmen dar, die wıˆle sie ir vater Leigamar wolte geben naˆch gemeinem mære eime, der der aller best ritter wære, sunder alles widerreden. naˆch prıˆse begunden streben alle, die die mære vernaˆmen und von iren landen da her zuo kaˆmen. zweˆn edele vürsten über mer die braˆhten ein michel her, Poidas und Iˆger. Cavomet von Arabıˆe mit rıˆcher massenıˆe kam ze dem turnoi. zweˆn brüeder, Melde und Efroi braˆhten michel ritterschaft. darüber kam mit groˆzer kraft Laamez von Babiloˆn, der daz zepter und die kroˆn truoc daˆ ze Baldac; und der, der daˆ Syrien pflac, sıˆner swester sun Aschaloneˆ, der volgete disen über seˆ; und ein jungelinc von Syriaˆ, ir beider mac, der was ouch daˆ, der Vaˆruch was genant. vor dem castel uˆf den sant sluoc man uˆf ir aller gezelt, daˆ mit wart ein michel velt bevangen und ein wıˆter rinc:

18065

18070

18075

18080

18085

18090

18095

18100

wan daˆ was manic jungelinc, die daˆ alle an einem ring laˆgen und einer cumpanıˆe pflaˆgen von brüedern und von maˆgen. Ein vil michel amıˆt, daz daˆ breit was unde wıˆt von schilden umb die geste geslagen, daz was veste von waˆpen, daz was misslıˆch, undereinander vil unglıˆch, swie ez ein gesind wære. Cavomet, der mære, ze waˆpen einen anker vuort, daˆ mit er suochen wolt den vurt an dirre juncvrouwen; soˆ wolte sie erhouwen mit einem swert Melde, daz vuorte er ze velde durch ir edele minne. Efroi naˆch sælden gewinne vuorte Fortuˆna uˆf einem rad, und daz wart manigem schad, wan er ritterlıˆchen reit. Iˆger durch bescheidenheit ein sense vuort, diu was breit. Poidas, der jungelinc, braˆhte ouch an den rinc ein waˆpen, daz gelobt wart: daz was ein rıˆcher leˆbart, uˆf zobel von harm gesniten; und alle, die mit ime riten, daz selb waˆpen leiten. einen adelar breiten vuorte Laamez von Babiloˆn, der naˆch der megde minne loˆn mit sıˆnen gesellen was verdaˆht. Aschaloneˆ ein waˆfen braˆht, daz was ein poi von gold, daˆ mit er sich wold

35 Sch] durch der jumpfrauwen willen P 37 Sch] gemeynen P 39.40 Reim verdorben oder Fehlverse?; alle widerrede PSch 43.44.45 Sch] mere : here : Yger P 45 SinFe, vgl. 18090, 18364] Zloidas P 48 Sch] kamen P 49 SinFe, vgl. 18081, 18292, 18309] Pelde P 57 Sch] mere P 58 Sch] Syrie P 76 Sch] more P 18101 Sch] Aschalon P, vgl. 18056 69 amıˆt, hamit (stN.): ‘Sicherheitsbezirk einer Turnierpartei’ Gedanken richten auf’ 2 poie, boie: ‘Fesseln’, vgl. zu 9805

18100 verdenken (V. an.): ‘seine

292v

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 18104–18184

18105

293r

18110

18115

18120

18125

18129a 18130

18135

293v 18140

der megde in gevancnis geben beidiu mit guot und mit leben. Vaˆruch vuort ein olifant, darumb, daz sıˆn eigen lant daˆ von deste baz wære bekant. In der stat nu manic ritter lac, der ich aller niht genennen mac, von mislıˆchem lande, die mir alle niht ennande diu fabel an dem buoch. iedoch ich gesuoch ir etelıˆchen dar uˆz, wan man sol die goltgruˆz lesen uˆz den griezen: darumb ich niht wolt verliesen, ob ich der namen niht enseit, den doch vil groˆzer manheit disiu aˆventiure giht und ire namen verswıˆget niht, die von verren dar waˆren komen, als sie daz haˆten vernomen, wie disem rıˆchen gelübde was. zweˆn gesellen von Agardas, Hardifius und Elimas. Ein waˆpen vuorten dise recken; daz ir muot solt endecken; ... sie ze velde braˆhten: daz was ein einhorn. wie gar lıˆhte dem wart zorn, daz haˆnt ir vernomen eˆ. der graˆve von Bigameˆ und Sorgarit, sıˆn bruoder, die truogen diu ruoder, wan in dem mere was ir gewalt. Heimet, ein recke balt, und dar zuo sıˆner gesellen drıˆ, Rains, Greins und Engrıˆ, die truogent alle den lewen. ein reck guot, von Ansgewen Mitarz, und Cleir von der Voie,

18145

18150

18155

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18170

18175

18180

285

der beider waˆpen was ein moie. ein ander reck was ouch daˆ, Lorez von Jassaidaˆ, mit schœner cumpanıˆe. Baruˆz und Enfrıˆe Marmoret und Clamorz, Anfoies und Forducorz, Ludufis und Ploiborz: Dise waˆren sıˆne gesellen. die nu hœren wellen, waz ir aller waˆpen wære den sage ich ditze mære, als ich ez in welsch gelesen haˆn: daz was ein gar wıˆzer swan. der andern was dennoch ein genuoc, der ieglıˆcher sıˆn waˆfen truoc, swaz im aller best zam; wan dise gesellen, von Aram des herzogen gesinde: Brians und Azinde, Anschoes und Emerit, Roides und Meranphit Fidelaz und Jambruz, Samoriz und Saruz, Skaarez und Gymarz, Clerdenis und Sagarz, Neiliburz und Azet, Malpardons und Karet, Vamgainziers und Pafort, Susavant und Stiport, Finc de Seminis, Agariz und Gentis: dise vuortent alle die vlüge: ob ich dar an iht lüge, waz gieng mir der müewe noˆt? swaz mir ie diu fabel boˆt, darumb würd ich nimmer roˆt. Nu was ez komen dar an, daz sich ein ieglıˆch man ze velde solt bereiten ze disen arebeiten

29a hier fehlt mindestens ein Vers, vgl. Sin, Fe 32 Sch] der wart erzörnt P 44 Sch] den P, der EK o 58 Sch] genu¯ge P 68 Gymaret P, Gıˆmazet Sch 71 vgl. 53 Sch] Wer nu horen wölle P 18277, Fe] Malpordens P; Karet: 18277 Claret 11 mislich (Adj.): ‘verschieden’

16 goltgruˆz (stMF.): ‘Goldkorn’

44 moie (swF.): (afrz.) ‘Garbe’

294r

286 18185

18190

294v

18195

18200

18205

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18215

18218a 18220

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 18185–18258 an dem andern morgen. vil gar unverborgen manic helt ze velde san, der sıˆn hosen schuoht an, dar über sıˆn schellier; ein wambeis unde ein collier muost er haben dar naˆch: hie mit was ime niht gaˆch; ouch soˆ muost ein halsperc wesen [daˆ bıˆ, dar naˆch zweˆn knappen oder drıˆ, die ime die coifen stricten und daz waˆfen alsoˆ schicten, daz ez im wære behend; dar naˆch an dem end gehoˆrt vür die brust ein blat: was er iht an der ritter stat, deˆswaˆr, soˆ muost sie daˆ vür: des gewan er michel gevüer, ob er wolte stechen. ouch sol er niht zerbrechen, ein wambeis sol dar über sıˆn, oder ein waˆfenroc sıˆdıˆn: soˆ vüer er wol in ritters schıˆn. Er bedorfte ouch wol starker sper, was ime anders ze tjostiure ger: soˆ wart er versuˆmet niht, und was sıˆn ros behende iht; was dar zuo sıˆn stahelhuot beidiu gering unde guot und gezieret mit einem kleinoˆt, soˆ enwas niht meˆr noˆt, wan daz er schilt enpfienge ze halse, unde hienge ein swert an den arm. Und was er dan niht seˆre arm der künste naˆch des herzen, von dem möhte einen smerzen

18225

18230

18235

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18245

18250

18255

ein tumber lıˆht gevaˆhen, wolt er uˆf ine gaˆhen. næm er des schildes in gein dem kinn, daz wære ein sin: soˆ möht er der erde mit michelem unwerde ze teile gevallen. nu laˆzen wir solich kallen und reden von ine allen. Dise helde ze velde truoc ein muot, der was kluoc genuoc: des waˆren sie snel bereit. ein garzuˆn ein mære seit: ein reck wære ze velde komen und het einen tjost genomen wider einen stolzen Rabinıˆs; dem het er einen swachen prıˆs an dem puneiz gegeben: er lieze ine uˆf der erden sweben hinder dem satel uˆf der slaˆ, daz er alsoˆ het geglunkert daˆ, daz ine der wint niergent vuort, und mit alle den vurt het begriffen uˆf dem sand und uˆf truckenem land, eˆ er sıˆn spere verswand. Quoikos der mære was inneclıˆchen swære, als er die waˆrheit vant. sıˆnen helm er uˆf sıˆn houbet bant und stal sich von Gaˆwein. nu kom ein ritter alein geslichen der geste neben einem foˆreste, der haˆte geneigt sıˆn sper: ime was ze tjostiure ger; den het Quoikos ersehen. über velt ein tougen schehen

95 Sch] strichen P 18205 Sch] wa¯mes P 8 Sch] starcke spere P kind P 25 Sch] erden P 37 Sch] hatt P 54 Sch] einer P

9 Sch] gere P 24 EhrEK ] 55.56 Sch] spere : gere P

89 schellier zu schinnelier (stN.): ‘Knieschutz’ (vgl. auch 2872) 90 wambeis (stN.): ‘Wams’; collier: ‘gepolsteter Stehkragen als Halsschutz’ 99 blate (swF.): ‘Brustplatte’ 18228 kallen (swV.): schwätzen, rufen 36 Rabinis ist 18453 Zuname des Cavomet von Arabie, vgl. auch EKA, Fe 41 glunkern (swV.): ‘baumeln, schlenkern’ 54 forest (stN.): ‘Forst, Wald’ 58 schehen (stN.): ‘Rennen, Jagen’

295r

295v

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 18259–18340

18260

18265

18270

18275

296r

18280

18285

18290

18295

snel er gein dem recken nam. der reck was von Aram des herzogen geselle. ein ritterlıˆch velle Quoikos an ime schuof, daz er gein des rosses huof uˆf den sant ze tale vlouc, daz ine der val alsoˆ betrouc, daz ime der weˆ sıˆn kraft erlouc. En ritter den tjost ersach, der vil leitlıˆchen sprach: „einen tjost haˆn ich ersehen; von wem sie aber sıˆ geschehen, des enweiz ich niht die waˆrheit, wan ich haˆn in arebeit die vlüeg gesehen vür waˆr.“ naˆch diser rede keˆrte er dar, daˆ er die tjost ersehen het. Malpardons und Claret den recken ersaˆhen und begunden beide gaˆhen gein dem selben über velt. dar gein uˆf den selben gelt keˆrte er sunder vorhten. diu spere sie entworhten mit rıˆcher tjostiure: doˆ was minne tiure durch hoˆhes prıˆses stiure. Noch enwesten die ritter niht in der stat umb die geschiht, wan ez verholen was ergaˆn. nu bereiteten sie sich dar an, als ob sie wolten ze velde. Efroi unde Melde kaˆmen her uˆz mit glıˆchen spern und begunden tjostiure begern. gein den was geriten uˆz Marmoret und Baruˆz von iren gesellen verholn, und heten sich ze velde verstoln, ob sie ieman daˆ vünden,

18300

18305

18310

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18325

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18335

18340

die ine der stat günden, daˆ sie möhten an gewern zwoˆ tjoste und diu spere verzern. des vunden sie an der stat. daˆ wart Fortuˆna und daz rat vil rıˆlıˆchen durchstochen: daˆ wider wart durchbrochen der einhorn Marmoret. Baruˆz ouch daz selbe tet Melden und durchstach daz swert, daz ine der stahel lützel wert. ieglıˆcher vant, des er da begert. Ditz vernam Fiers von Arramıˆs und sprach: „ich sol den hoˆhen prıˆs an etlıˆchem letzen und sol ine gesetzen gar gering von mıˆner hant hinder daz ros uˆf den sant, der hie wænet gewinnen mıˆn vrouwen ze minnen, der ich lang gedienet haˆn und noch uˆf den selben waˆn loˆnes von der reinen ger; soˆ mıˆn schilt und mıˆn sper wirt suochen daz velt, ich geswache etlıˆchs gezelt, des herre sich vermezzen haˆt, wie er mich mit ritters taˆt welle ze velde schouwen und mıˆns herzen vrouwen welle vüeren über mer: er vindet mich niht aˆne wer; swie wıˆte sweime sıˆn ar, wirt sıˆn mıˆn klaˆ gewar, er ziuht in vil lıˆhte uˆz der schar.“ Dar under lief ein garzuˆn her: „waˆ nu ritter unde sper!“ rief er, „ich haˆn gesehen hie einen ritter, der ein sper gevie und einen schilt ze halse nam: ich wæne, in einer tjost gezam:

18299.300 Sch] fu`nden : gunden P 18302 Sch] tiosten P wehre P 32.33.34 Sch] are : geware : schare P 62 velle (stF.): ‘Sturz’ ‘hemmen, aufhalten’

287

21 Sch] dem P

67 erliegen (stV.): ‘durch eine Lüge, Finte erwerben’ 32 sweimen (swV.): sich schwingen, schweifen

30.31 Sch] mere :

18314 letzen (swV.):

296v

297r

288

18345

18350

18355

18360

18365

297v

18370

18375

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 18341–18414 er gebaˆrt wol desglıˆchen; sıˆn ar ist soˆ rıˆlıˆchen, ez ist Laamorz von Babiloˆn. swer nu rıˆcher minne loˆn welle enpfaˆhen, der suˆme sich niht. ein poie rıˆch unde lieht haltet ime eneben bıˆ: ich wæne, daz ez der recke sıˆ, de Syriaˆ Aschaloneˆ. ein elyphant als ein sneˆ der schıˆnet bıˆ ine beiden daˆ: daz ist Vaˆruch von Syriaˆ. waˆ nu, ritter! waˆ, waˆ, waˆ!“ Der swan haˆt die rede vernomen und was mit drıˆn gesellen komen gein disen vieren uˆf den sant: ein tjost huop sich saˆ ze hant vil ritterlıˆchen under in; sie wart aber aˆne rıˆchen gewin, wan diu spere wurden vertaˆn. doˆ keˆrte ze vride wider der swan wan ime wolt der leˆbart versatzt haˆn die widervart: daz was der junge Poidas, der mit einem tropel was an die laˆge dar geriten, daˆ von sie groˆzen kumber liten, wan sie gar übersaˆhen ir gesellen, die vil naˆhen hielten in einer cumpanıˆe, wan Lidofitz und Enfrıˆe pflaˆgen der massenıˆe. Als sie nu ersaˆhen ir arbeit, ze helf uˆf die ponder reit der einhorn mit zorn. gein den haˆt überkorn der anker ein tjostiure,

18380

18385

18390

18395

18400

18405

18410

Cavomet, der reck tiure von Arabıˆe. mit einer storıˆe sie zesamen hurten, diu spere sie zervuorten an disem rıˆchen puneiz. Forducorz und Ezdeiz eˆrst ir arbeit enpfant: doˆ wart ir banier gewant vil rehte dar gegen: doˆ wart mit stichen und mit slegen erhaben ein bataille, daˆ von die wıˆzen maile diu spere gar durchstaˆchen und sich selbs zerbraˆchen, und kleinoˆt und die schilde wurden ze teil dem gevilde: des waˆren sie alle milde. Dar under huop sich rıˆlicher schal von garzuˆnen, dar zuo diu floiten hal luˆte mit dem tambuˆre, wan die recken ze duˆre sich haˆten verlaˆzen. die lewen noch versaˆzen ditz spil und die scharpfe seinse; wan Heimet und Greinse, Rains, Egri und Iˆger die vünf hielten ze wer und ze huote ir gesellen. schier sach ein ritter vellen ze sunder tjoste daz swert; der Sælden raˆt des selben gert, des recken bruoder, Efroi: doˆ muoste sich der turnoi gemeineclıˆchen heben an. vil maniger arbeit gewan, eˆ sich daz spil het verlaˆn.

42 are P 45.46 nit : licht P, niht : lıˆht Sch 61 Sch] den P 62 Sch] jne P 66 +dar Sch] fehlt P 83.84 Sch] punaz : Ezdeis P 91.92 Sch] dorchstochen : zerbrochen P 95 warent P 18402.18403 Sch] sense : Greinsz P 46 poie, boie: ‘Fesseln’, vgl. zu 9805; lieht (Adj.): blank, glänzend 61 vride (stswM.): ‘Sicherheitsbezirk’ (Rückzugsmöglichkeit im Turnier) 63 versetzen (swV.): ‘versperren’ 65 tropel (stM.): ‘Haufe, Trupp’ 80 storıˆe (stF.): Schar 81 hurten (swV.): ‘stoßend losrennen’ 90 meile (stswF.) zu afrz maille: ‘Panzerring’, die Maschen des Kettenhemdes 99 ze duˆre wohl afrz. dur, ‘hart’, Synonym mit ze harte

298r

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 18415–18494

18415

18420

298v 18425

18430

18435

18440

18445

18450

299r

Fiers von Arramıˆs sprach: „ein red ist mir ungemach: ich sihe dort den adelar sweimen mit gewalte dar und den anker daˆ bıˆ: ich wæne, ine des ze muote sıˆ, daz sie naˆch tjost wellen varn, und möhte ich dem arn beschroˆten sıˆne wıˆte vlüge, ob ich ine gaˆhes bezüge, daz gezæme mir von herzen wol, daz ich ouch versuochen sol, mac ich ez soˆ beruochen; ouch sol der anker suochen den vurt uˆf dem sande; der poie mit dem elephande, die sense und der leˆbart die werden niht meˆ gespart. wol dan, wir süllen uˆf die vart!“ Ein sper er under den arm nam. man rief: „Scheˆvalier Aram! hie kumet, der des aren gert!“ einer tjost wart er daˆ gewert von Laamez, dem aren. doˆ dise beide waˆren komen an des vrides end, doˆ worhten sıˆne hend den Babiloˆn uˆf den sant, daz der are daz trucken lant ime selbs vür den luft erkoˆs. daˆ von Cavomet verloˆs ze hant sıˆnen rıˆchen muot: er warf den anker uˆf die vluot. durch disen starken widerwint daˆ enhafte er niht in dem sint, wan er was ze gering. gerne uˆf dem ring reit Fiers von Arramıˆs: Cavomet, den Rabinıˆs, er mit dem anker sande

18455

18460

18465

18470

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18485

18490

289

ze truckenem lande: daˆ bleip er an der schande. De Syrie Aschaloneˆ tet diu groˆz schande weˆ, dem recken mit der poien: Mitarz mit der moien gert er ze tjostiure der gewert der aˆventiure den recken vil schier; ein kostlıˆch banier er under den arm gevienc; ein tjost doˆ ergienc, diu gar bald was geschehen. doˆ muost man die poien sehen gestract uˆf der erden ligen; ein banier kam zuo gesigen, diu daˆ beschutt den degen. Fiers von Arramıˆs dar gegen sıˆnen gesellen ze helfe reit; vil groˆzen prıˆs er bejeit: daz was Quoikos leit. Er sprach ze hern Gaˆwein: „sie rıˆtent alle aˆne ir alein. recke, warumb tuont ir daz? wie wellent ir der megde haz wider den helt gerechen? sehent ir ine dort stechen, slahen unde vaˆhen? er ensol iu niht versmaˆhen. er haˆt manigen daˆ entworht: er ist gar unervorht und grıˆfet vast mit sıˆner scharpfen klaˆ umb sich beidiu hie und daˆ, und mac nieman wider in. ritter, wellent ir niht daˆ hin, soˆ wizzent, daz ich truˆrec bin.“ Gaˆwein ein vellesper begreif und nam einen umbesweif gein Fiers von Arramıˆs, der under ine allen den prıˆs

38 SinFe, vgl. 18098, 18417, 18422] Caamez P 40 Sch] frieden P 53 Sch] Rabnis P, Arabıˆs Sin 60 Sch] Nitarz P, vgl. 18142 61 SchASinEK ] gewert P 62 Sch] Den P 69 Sch] Gestreckt P 86 Sch] sinem P 18418 sweimen (swV.): ‘schweifen, fahren’ 30 poie: vgl. zu 9805 40 vride: vgl. zu 18361 49 sint (stM.): ‘Meereswogen, -flut’ 71 beschüten (swV.): ‘bedecken, beschützen’

299v

290 18495

18500

18505

18510

300r 18515

18520

18525

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 18495–18562 het bejagt mit tjostiure, den er greif, den brant er mit viure von sıˆnes speres end, daz dirre waltswend hinder dem satel daˆ beleip und nider zuo der erden scheip, dar in sıˆn klaˆ die griffe nam. zweˆnzic gesellen von Aram beschutten ine mit alle: doch soˆ muoste er von dem valle hern Gaˆweine blıˆben daˆ; sicherung boˆt er ime saˆ. alsoˆ wart verhouwen sıˆn klaˆ. Ein garzuˆn dar under lief und vast naˆch tjostiure rief. Vaˆruch mit dem elephant den stach nider uˆf den sant Gaˆwein an der stund: darumb ine nıˆt enzurnd der graˆve von Bigameˆ, und tet ime sıˆn schade weˆ, und sıˆnem bruoder Sorgarit: der was ime des willen mit; die beide diu ruoder vuorten. ze hant sie ine ruorten mit zwein wol starken spern, doˆ muoste Gaˆwein gewern den einen sıˆner begirde; und Quoikos was der vierde: der nam den einen vür sich. doˆ wart der zweier ietweders stich mit groˆzer kunst wol an geleit. den prıˆs unde sicherheit Gaˆwein und Quoikos bejeit.

18530

18535

18540

18545

18550

18555

18560

Die vlüge doˆ ze velde vlugen, die manigen uˆz dem vriden zugen. uˆf dem veld daˆ über al, daˆ huop sich ein michel schal von speren und von swerten; dise hie stechen begerten, soˆ raˆmten die ze vaˆhen. darnaˆch sach man gaˆhen drıˆ oder zweˆn daˆ her, die vuorten schilt unde sper; dar under liefen garzuˆn, die baniere und trunzuˆn unde kleinoˆt truogen; dise harte sluogen mit kolben ungevuogen. Mit den sich Gaˆwein bewar. daˆ mit wart steˆnde gar sunder vride der turnoi. Leigamar von Ansgoi ungewarnt uˆf Gaˆwein stiez. mit einem sper uˆf den griez warf er in an der stunde. Quoikos in begunde naˆch sicherunge nœten: nu vorhte er sich ertœten und boˆt sie ime an der stet: wan Clerdenis und Azet die wolten an ime haben teil, und daz was ime ze unheil gar naˆhe daˆ ergangen: des wurden ouch gevangen sie beide und ire gesellen zweˆn: daˆ von mohte niht ergeˆn der turnoi, des muoste er steˆn.

96 Vnd wellen er ergreiff den verbra¯t er mit dem fu`re P 18505 Sch] Gaweynen P 14 Den o 22 begirden P 26.27.28 Sch] geleit : grauen P 16 Sch] Sorgarid P 19 Sch] rurtent P o sicherheite : beiegten P 33 SchEK ] spere P 35 Sin] raumten P 41.42.43 Sch] trugent : o o slugent : vngefugen P 47 SchEK ] vnd P 48 Sch] Gaweinen P 51 Quoykos begunde P 54.55 Sch] stat : Azet P 18513 zürnen (swV.): (mit. Akk.) ‘jmd. zürnen, zornig sein auf’ 15 sıˆn: Fiers von Arramis 17 ‘der war desselben Willens’ 29 die vlüge = die Männer des Fiers 30 vride: ‘Sicherheitsbezirk’, vgl. zu 18361 35 raˆmen (swV.): ‘zielen, trachten, streben’ 45.46 Das Turnier steht, wenn sich die Verbände ineinander verkeilt haben und jeder versucht, die nächsten Gegner vom Pferd zu stechen. sunder vride also im wörtlichen Sinn, vgl. Fe. 50 er = Gawein 53 er = Leigamar 61 ergeˆn (stV.): ‘zu Ende gehen, sich vollenden’

300v

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 18563–18644

18565

301r

18570

18575

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301v 18600

Nu der swan daz erkand, daz der herre von dem land, Leigamar, wære hin gezogen, er kam vil snelle ze veld gevlogen mit zehen sıˆner gesellen. doˆ sach man ritter vellen, vaˆhen unde dringen, und hoˆrte diu swert klingen uˆf schilde und uˆf helm, unde sach den dicken melm uˆf mit kreften stieben und die schild zerklieben von den kreftigen stichen. dar under entwichen den rossen ir krefte, und laˆgen die schefte uˆf dem velde zerströut. vil maniger wart unervröut, eˆ denne sich daz spil zerliez; vil maniger uˆf dem griez durch Gaˆweins hende nam unsælic gelende. hie haˆt der turnoi ein ende. Als nu der turnoi zergangen was, doˆ sagte man uˆf dem palas den vrouwen diu mære: wie Leigamar wære und Fiers von Arramıˆs, der helt, von einem recken uˆzerwelt uˆf dem turnoi gevangen; und swen er möht erlangen mit sıˆnes speres orte vorn, der wær mit al verlorn; der helt der wære unbekant und wære soˆ umb ine gewant, daz ine nieman künd erkennen unde ouch genennen an waˆfen noch an kleinoˆt, dan daz er flamme roˆt ze waˆfen uˆf swarz vuort, daz man sie vil weˆnic spurt,

83 Sch] Von P; Sch] henden P 31 rösz P 35 Sin] vnd rede P

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291

und ze kleinoˆt ein ermel wıˆz, dar an leite er groˆzen vlıˆz, daz er ime würd zerhouwen; hete er gedienet der vrouwen, diu möhte ine gern schouwen. Doˆ ditze mære Flursensephin vernam, vor leid sanc sie hin umb iren vater und umb ir amıˆs, und verstuont wol, daz den prıˆs ir swester ritter het genomen: daˆ von was sie soˆ erkomen. daˆ wider was diu kleiniu magt von den mæren, diu man sagt, gar vröudenrıˆche. diu zwoˆ swestern ungelıˆche sich vröuten an den mæren: daz die ein began beswæren, daˆ vröute sich diu ander dar an. als nu disiu rede was ergaˆn, Gaˆwein ze herberge reit mit vil groˆzer rıˆcheit und Quoikos der Brituˆn. spilliute und garzuˆn volgete ime ein menige mit, als ez ie was ir sit durch den vil rıˆchen gewin: doˆ hiez Gaˆwein under in diu gewunnen rösser teilen hin. Die ritter alle widerumb riten in die stat naˆch gemeinen siten und schuofen daˆ ir gemach. naˆch ezzen underrede geschach umb die gevangen über al. von dem castel her ab ze tal kam der wirt, graˆve Leigamar, und mit ime ein rıˆche schar, die Gaˆwein al gevangen het. als ez naˆch dem rehte steˆt, wart ez daˆ verendet: die zweˆn wurdent gesendet, Leigamar und Fiers von Arramıˆs,

18607 SchEK ] den P

72 melm (stM.): Staub 84 gelende (stN.): ‘Landung’ 35 underrede (stF.): ‘Beratung’

11 Sch] iren P

28 SinEK ] sin P

18614 erkomen (stV.): ‘erschrecken’

302r

292 18645

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302v

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303r 18685

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 18645–18726 der kleinen meide in solher wıˆs, daz sie mit in tæt, swes sie ir herze bæt; die andern wurdent dem wirt geben: des muoste er immer meˆ leben aˆne alle armuot, wan sie ime soˆ groˆzez guot gaˆbent daˆ ze lœsung, daz ez keine zung möhte wol vürbringen. niwan, als noch ist, gedingen mit ime moht ir iegelıˆch: was er arm oder rıˆch, soˆ muost er geben des gelıˆch. Des morgens wart ime diu meit umb die aˆventiure geleit: daz was erteilt vil gar: der urteil graˆve Leigamar volgete, daz er gerne tet. doˆ begert mit reht und mit bet Gaˆwein von inen allen, daz inen daz solte wol gevallen, daz er sıˆnen gesellen, der wol mit ritters ellen ze rehter manheit erschin, mit irem willen gæbe vür in: ze dem wære sie wol gewant: er hete bürge unde lant und wære stæte an einer stat. Gaˆwein des soˆ lange bat, bis er sıˆn gewert wart. doˆ wart mit groˆzer hoˆchvart ein hoˆchzıˆt besprochen: diu werte ein wochen: daz wart niht zerbrochen. Doˆ ditz allez was getaˆn, Gaˆwein schiet von dan und keˆrte sıˆne straˆze: daz was ine aˆne maˆze ze Anschoi mit triuwen leit. Gaˆwein gein einem walde reit,

18690

18695

18700

18705

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18715

18720

18725

der was dic unde lanc: dar inne hoˆrte er süezen klanc von jegern und von hunden. nu hete er gern ervunden, wer daˆ wære an dem gejeide. ein ruche wegescheide er ime selbs durch den walt nam, bisz er uˆf die spor kam reht, daˆ ditz wilt was entworht uˆf einem schœnen gras. wol zweˆnzic ritter vant er daˆ und einen herren, der was graˆ: in haˆt niht betrogen diu slaˆ. Gein Gaˆwein sie giengen alle und enpfiengen alsoˆ bald sie in ersaˆhen. naˆch dem enpfaˆhen baˆten sie ine erbeizen: des enwolte er ine nit verheizen, wan daz er ine gnaˆde seit und mit der rede von inen reit einen wec, der uˆz dem wald gie. an irem gejegede er sie lie. schier was er komen uˆf daz velt: daˆ sach er gar ein schœn gezelt uˆf einer breiten ouwe: dar inne was ein vrouwe und vier schœne meide, die haˆten von der heide vrische bluomen dar ˆın getragen, als ich daz buoch hoˆrte sagen. diu was durch den meien dar kumen, wan ir leben gar was ze vröuden gestalt, und was gar in ir gewalt der werlt vröude mit wunsche gesalt. Die vrouwe ein gotinne was und was künic Artuˆs bas und truoc die rıˆche kroˆne daˆ ze Avaloˆne. Enfeidas was sie genant.

50 Sch] aller P 58 Sch] desglichen P 90 Sch] ge jegde P 99 Gaweinen P gejegtze P 13 Sch] vier megde schöne P 25 Sch] zü +der Aualone P 69 erschin: Konj. Prät. zu erschıˆnen ‘versprechen’

91 ruch (Adj.): ‘rauh, zugewachsen’

18708 SchEK ]

18704 verheizen (stV.):

303v

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 18727–18806

18730

18735

18740

304r 18745

18750

18755

18760

18765

vil schier sie Gaˆwein kant von verren her uˆf dem veld. als er nu von dem gezeld sıˆnen wec abe keˆrt, daˆ mit sie ine eˆrt, sie stuont uˆf ime engegen und enpfienc rıˆlıˆchen den degen. von sıˆnem rosse er ab spranc und sagte ir vil groˆzen danc des gruozes, den sie ime boˆt, wan er muost iren munt roˆt küssen an der stund mit willigem gund, des sie ir herze schund. Dar naˆch sie nider gesaz und sprach: „ritter, wizzent ir daz, daz ir mıˆn naˆher mac sıˆt? mich dunkt gar lang sıˆn diu zıˆt, daz ich iuch jeˆ gesach, sıˆt mir daz groˆz leit geschach an mıˆnem bruoder Utpandagroˆn, vür den nu der sun diu kroˆn Artuˆs ze Britanjen treit. ich sage iu: ir sıˆt gar verkleit; sie wænent iuch alle toˆt sıˆn: dar umb haˆt ein jaˆmers pıˆn daz gesind umb iuwern willen bevangen, und sint abe gangen der künic und diu künigin und die gesellen mit in ir vröude, die sie solten haben; diu ist soˆ gar begraben, sıˆt ir ze hove nimmer pfligt, und haˆt diu klage soˆ gesigt, daz sie der vröuden obgeligt. Dar zuo wil ich iu mære sagen: iuch beginnet der wec tragen ze einem castel hie naˆhe bıˆ, daz ist geheizen Karamphıˆ: daˆ gewinnet ir vil groˆze noˆt,

18770

18775

18780

18785

18790

18795

18800

18805

293

aber ir geligent dennoch daˆ niht toˆt: des sıˆnt gewarnt von mir. ich riet iu aber eˆ, und woltet ir mir volgen und dem raˆte, daz ir eˆ noch vil spaˆte suochet nahtselde anderswaˆ, eˆ denne ir noch hıˆnaht belıˆbent daˆ, wellent ir anders niht belıˆben hie bıˆ uns wıˆben: wan ir vreise gewinnet: iuwer herz aber sinnet ze vreise, die ez minnet.“ Hie wart niht meˆ gereit, mit urloup Gaˆwein von dannen reit sıˆn alte straˆze alsam eˆ: diu vorht beswaˆrte ine niht meˆ denne die liebste mære, ob ime daz geseit wære: niwan daz ine beswaˆrte daz, daz beide nıˆt unde haz die vröude hette besezzen, die Artuˆs, der vermezzen, mit sıˆnen gesellen uobete ie, daz er die dar umbe lie. die vreise vorhte er ze niht und die angstlıˆch geschiht, daz ime was geseit vor. snelle reit er die selbe spor, biz er ze der brücken kam an daz tor. Daˆ wart er ingelaˆzen. oben vor dem turn saˆzen ein getwerc und ein meit: sie spilten mit behendecheit schaˆchzabel uˆf einem bret. Gaˆweins sie wol waˆr tet, als man ine ˆın geliez. mit groˆzem vlıˆze sie ine hiez ir daˆ willkom sıˆn. dar naˆch tet sie ime schıˆn, daz ir der gruoz von herzen gienc:

27 Gaweynen P 36 SchEK ] dem P 45 SchAEK ] me P 46 Sch] Sitt +dem +male +daz mir P 50 Sch] verclegt P 54 abgangen P 63 Sch] weg +zu` tragen P 64 nahe hie P 66 Sch] gewynnen P 69 Sch] wolten P 72 nahtselle P 81 Sch] strasze wie vor P 54 abe gaˆn (V. an.): ‘schwinden, weniger werden’, hier wohl ‘herunterkommen’ bezogen auf künic und künigin

304v

305r

294

18810

18815

18820

18825

18830

305v

18835

18840

18845

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 18807–18887 einen samıˆtmantel sie gevienc und desselben ein surcoˆt, der was lıˆht unde roˆt, unde hiez sıˆn sarwaˆt in ir kamer an ein stat ditz twergelıˆn legen und ir gewarlıˆch pflegen, und hie mit kleiden den degen. Ir gebot muost dar an ergaˆn. mit dirre meide wol getaˆn er uˆf vür den turn gie, wan sie ine des niht erlie und spilt mit ime daz selb spil. dar under retten sie vil und gaˆben rıˆlıˆche zabelwort. nement war, in dem walde dort als Gaˆwein die ritter vant, under ine was einer, der ine wol kant, der des alten herren sun was: von Karamphıˆ Angaras hiez er; doˆ er sich bedaˆht, der rede er nieman inne braˆht. er ˆılete uˆz dem wald von dan und mit ime sıˆne man, zwelf ritter, guote helde, gein dirre nahtselde, daˆ er sich Gaˆweins versach: daˆ von gewan er ungemach umb alte schult, diu daˆ geschach. Ein alt sprichwort giht: „alt schult lıˆt und rostet niht“. daz wart hie wol schıˆn, wan Gaˆwein haˆt den bruoder sıˆn in einem turnoi erslagen daz was vor manigen tagen geschehen, doˆ er was ein kint, und wart ime die mære sint, doˆ er gewuohs ze man, geseit; darumb er ime naˆch jeit und wolt ine gerochen haˆn. mit vraˆge er suochen began,

18850

18855

18860

18865

18870

18875

18880

18884a 18885

waˆ er erbeizet wære. schier sagt man ime diu mære, daz er wære ze Karamphıˆ in dem huˆse daˆ bıˆ und wolt die naht belıˆben daˆ. der rede vröute er sich saˆ und satzte sich uˆf die rehte slaˆ. Vil gering was er komen dar mit sıˆner ritterlıˆchen schar, und kaˆmen ungewarnet uˆf in. daz was gar naˆhe sıˆn ungewin worden, wan diu reine meit, diu an der helfe niht verzeit: als sie sie zuo loufen sach, vil gering spranc sie uˆf und sprach: „werent iuch, ritter, anders ir sıˆt toˆt!“ ze dem bruoder umb die selbe noˆt diu juncvrouwe ze hant lief, mit den armen sie ine umbeswief und liez ine niht von der stet. nu erwuschte her Gaˆwein daz zabel bret under dem ze were, wan in der juncvrouwen gewere was sıˆn swert und sıˆn sarwaˆt. an die ritter er mit alle trat und nam sie vür sich ze slage; er tet niht als ein zage, der daˆ vliuht oder schirmes ist gevage. ˆ z dem palas sluoc er sie; U darunder maniger enpfie biule unde wunden, den Angaras gesunden in daz huˆs braˆht het. diu juncvrouw Seimeret die tür hin naˆch zuo sluoc und mahte sie vest gnuoc mit rigeln und mit sloˆzen, ... und liez in daˆ niht meˆr steˆn. uˆf den turn hiez sie ine geˆn und gie sie mit ime dar uˆf,

18826 Karanphi P, vgl. 18765 u.ö. 41 Sch] vor +hin manige P 47 Sch] su`chend P 64 Von dem P 68 Sch] das schochzabel brett P 76 Sch] einem P 79 Sch] gesund P 84a Reimvers fehlt P 18808 desselben = ein surcoˆt aus samıˆt

36 jehen (stV.): ‘sagen’

70 gewar (stF.): ‘Obhut’

306r

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 18888–18969

306v 18890

18895

18900

18905

18910

18915

307r 18920

18925

wan ein groˆzer zuolouf wart in dem huˆse vür die tür, und riefen wider unde vür: „waˆfen über den mordære!“, als nu Angaras diu mære umb sıˆns bruoder toˆt gesagt. iedoch soˆ was er unverzagt, dar zuo troˆste ine ouch diu magt. Groˆze boume sie geviengen, daˆmit sie alle giengen als ine geboˆt Angaras, an die türe vür den palas und woltent sie uˆf brechen und an dem gaste rechen vil gering ires herren zorn. doˆ was diu arbeit verlorn: wan under des sıˆn vater kam. doˆ er diu mære vernam, des gewan er einen swæren muot, als ein vrumer wirt tuot, der umb des huˆses eˆre ahtet vil meˆre, denn er uˆf den schaden tuo, und der triuwe haˆt dar zuo, der bedenkt daz aˆbents unde vruo. Nu muost Angaras laˆzen den strıˆt, und wart der haz und der nıˆt alsoˆ doˆ gescheiden und verendet under ine beiden, soˆ daz er des swüere, daz er ime gar ervüere innerthalp einem jaˆre gar aˆne alle gevaˆre daz sper und den rıˆchen graˆle, oder daˆ wider ze dem andern maˆle in die gevancnisse kæme: daz er der einez næme, swelhez er der wolte. die wıˆle ez soˆ wesen solte, er gelobte ez mit triuwen. alsoˆ began sich daˆ niuwen

18930

18935

18940

18945

18950

18955

18960

18965

295

rıˆcher vröuden manic spil und wart der gelübde zil ze jaˆr und ze tage geleit. daˆ geleite ine ab diu reine meit, Seimeret, als ich vor seit. Sˆın wart doˆ gepflegen wol, als man lieben gesten sol tuon, von einem vrumen man. des morgens vruo reit er von dan unde stalte sich ze wege. bald kam er, daˆ ein gelege was gewesen uˆf einer heide. daˆ vant er zwoˆ meide ob einer vrouwen weinen, die er under ine leinen sach in ir einer schoˆze, und haˆten marter groˆze, wan sie mit al toˆt schein. nu vraˆgte sie her Gaˆwein: waz solich klage wære, und bat ime ir swære ze erlœsen und ze sagen. sie spraˆchent: „ritter, daz wir klagen, daz bringen wir ze end, ob uns got ieman send, der sich dar naˆch wend. Diu vrouwe, diu hie toˆt lıˆt, diu was ze einer hoˆchzıˆt her komen mit ir amıˆs, der haˆt ze maˆle groˆzen prıˆs hie mit ritterschaft bejagt, die wıˆle ez hıˆnt morgen tagt, biz nu an dem lesten; doˆ kam von den gesten ein swarzer reck geriten her, der vuort ein ungewonez sper, daz was ein glavıˆe breit, diu ze beiden sıˆten wol sneit, wan ir staˆl was spiegelvar. des wart mıˆn herre gewar. wan er vridens niht engert,

91 Sch] Waff P 96 Initiale nach Dreireim trotz fehlenden Capitulumzeichens in P mit SchGlEK 18921 SchEK ] der rich P 33 vgl. 18881, Fe] Seimoret P 52 Sch] wir +u`ch zü P 57 SchEK ] mir P 58 Sch] Vnd hatt P 94 er = Gawein

18938 steln (stV.): (refl.) ‘sich heimlich wegbegeben’

39 gelege (stF.): ‘Lager’

307v

296 18970

308r 18975

18980

18985

18990

18995

19000

308v

19005

19010

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 18970–19051 der tjost er ine gewert, als er manigem hıˆnt haˆt getaˆn: doˆ nam ine der swarze man gein dem herzen und stach durch in, und haˆt ine leider alsoˆ hin gevüert sunder unsern danc, als er ine von dem rosse swanc mit der glavıˆen, diu was lanc. Von dem leid ist sie toˆt gelegen. nu helfent uns, edeler degen, daz wir sie heim bringen: wir mügent gar übel ringen mit einem toˆden wıˆbe. daz wellen wir mit dem lıˆbe verdienen iemer meˆre, und wellent iuwer eˆre darumb iemer breiten, daz ir ze den arbeiten uns wıˆben helfent soˆ vil, daz ir ein vil kleinez zil sie vüerent der heide. soˆ geˆn wir mit iu beide ze vuoze, die wıˆle wir mügen; wan ez uns nie ze disen zügen, edeler ritter mære, kam: des müezen wir sıˆn sorgesam. vride ist uns und vröude gram.“ Nu erbarmete ine der meide bet: darumb er iren willen tet und nam daz toˆt wıˆp vür sich. gein sıˆnem wege den rehten strich über die heide er gein dem walde keˆrt und hete die reise gern gewert, heˆte er getorst. als er nu kam vür den vorst, er vraˆgte die meide bıˆ einer wegescheide, welhen wec er solt keˆren. den begunden sie ine leˆren. daˆ hin keˆrte er mit in, als ine beste sıˆn sin

19015

19020

19025

19030

19035

19040

19045

19050

83 Sch] willen P 96 Sch] vns recht freude P harte Ehr 38.39 ir gebende : ir beide hende Sch 19051 gewete (swM.): ‘Genosse, Ihresgleichen’

den wec beleiten kund. under des sich begund daz toˆt wıˆp rüeren und uˆfrihtic vüeren ir lıˆp und ir hend, unde brach daz gebend von ir houbet vil schier und alle die gezier, diu an iren kleidern vor lac. Gaˆwein daˆ von erschrac, als man von toˆden tuon mac. Er liez sie nider uˆf daz gras, daˆ ir klage vil jæmerlıˆch was, und rief ine vil dicke an; sie sprach: „Gaˆwein, mıˆnen man möhtet ir noch rechen wol; er brinnet dort als ein kol und habt der ritter bıˆ ime daˆ. dirre wec und dirre slaˆ diu treit iuch rehte zuo in, dar zuo ich iuwer geleit bin, wellent ir iuch nu erbarmen über mich vil gotes armen und über disen groˆzen mort!“ als sie nu vol gesprach daz wort, sie viel nider unde schreˆ und bat ir herz wesen weˆ; darzuo zerreiz sie ir gewant unde warf ir beide hand gar gering zuo irem haˆre; mit vil groˆzer vaˆre began sie sich roufen vür waˆre. Darzuo die zwoˆ meide mit groˆzem leide beide klagen begunden; ir hende sie wunden mit jæmerlıˆchem seˆre und haˆten manic keˆre über die vrouwe, daˆ sie lac und dirre groˆzen klage pflac: der waˆrn sie beide ir gewet;

19026 Möchten P

37 hart P, vgl. Fe; lie ir

309r

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 19052–19134

19055

309v 19060

19065

19070

19075

19080

19085

310r 19090

ein klage ietwede tet, der ir wol was ze prıˆsen. kleider unde rıˆsen sie von dem lıˆbe zarten. gar weˆnic sie sparten ir brüste vor harten slegen; ez bleip ouch niht underwegen, ez würd ir langez valwez haˆr uˆz der swarten soˆ gar geroufet und vervellet und ir antlütz geswellet von ungevüegem weinen. wie sie daz kundent gemeinen, daz begunden sie bescheinen. Nu erbarmten ine diu schœnen [wıˆbe, daz sie ire minneclıˆchen lıˆbe soˆ verdarbten und kolten und sich des niht enwolten mit ihte gemaˆzen; er bat sie ez laˆzen. daz enkund niht vervaˆhen, die wıˆle sie ine saˆhen daran alsoˆ strengen, daz er niht wolt hengen ir bet, der sie baˆten. nu mohte er niht geraˆten: er muoste ir bete volgen, wan er was ie erbolgen reiner wıˆbe unsælekeit, und was ir leit sıˆns herzen leit. swaˆ er daz moht verswenden, dar naˆch began er wenden lıˆp, sin unde muot dar zuo hab unde guot, wan er was naˆch eˆren vruot. Wan er des niht moht enbern, er muoste sie ir bet gewern, sıˆn muot ine des niht erliez: er gie zuo in unde hiez sie swıˆgen; er wolde, waˆ er möhte oder solde,

52 ietweder P

61 SchEK ] versellet P

19095

19100

19105

19110

19115

19120

19125

19130

297

iren amıˆs gern rechen, daz sie niuwen wolde sprechen, waˆ er die stat vünde, daˆ er den ritter künde uˆf solher aˆventiure ersehen, von dem der mort wære geschehen. des began sie ime mit vröuden jehen. Als er nu die rede haˆt getaˆn, die vrouwe began ir klage laˆn und mit ir dise meide. doˆ wart von dem leide naˆch vröuden gestalt ir muot. swaˆ Sælden gunst alsoˆ tuot, daˆ ist ir wandelung mit gar gemeiner zung ze loben und ze eˆren; swaˆ sie beginnet keˆren vröude an daz winster teil, daˆ haˆt sich daz Unheil ze naˆhe gesellet ze ir. des müezen vil dicke wir naˆch ungnaˆden enpfinden: darumb müezen swinden mit unvröude unser tag, unde leben mit jaˆmerklag, als ich nu von den vrouwen sag. Unvröud vloˆs daˆ rıˆchen gewin. uˆf stuonden sie und giengen hin an die stat, daˆ der ritter lac, über den dirre mordes slac was ergangen daˆ vor. ein ritter swarz als ein moˆr hielt ob ime, daˆ er bran. der selb moˆr haˆte an ein klein lıˆhtez ˆısengewant, und haˆt in der rehten hant ein glavıˆe, diu was breit, und wol ze beiden sıˆten sneit als ein wol snıˆdent scharsach. ein liehter schıˆn daˆ von brach; luˆter als ein spiegelglas diu varwe von dem stahel was,

19104 Sch] gestelt P

11 Sch] sie P

54 rıˆse (stswF.): Schleier, auch das gesamte gebende (Kopfschmuck) 68 koln zu queln (stV.): ‘quälen’ 77 geraˆten (stV.): ‘entbehren’ 19104 stellen (swV.): ‘ausrichten’

310v

298 19135

19140

19145

311r 19150

19155

19160

19165

19170

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 19135–19212 wan er was schœn und herte. des ritters geverte was naˆch zorn gar gestalt, sıˆn waˆfen was swarz einvalt. Gaˆwein niht meˆr entwalt. Er sprach: „reck, sagent mir, ob ir wellent, warumb habt ir den edelen recken erslagen, den ich mit triuwen hœre klagen die vrouwen, die mit mir geˆnt und hie gegenwürtic steˆnt und zıˆhent iuch mordes daran? deˆswaˆr, und haˆnt ir daz getaˆn, soˆ haben ir missevarn: wan mort und schaˆch sol man sparn dieben und roubærn. ez sol iuch niht beswærn, ob ich daran niht waˆr sage, wan alsoˆ haˆt mir diu klage kunt getaˆn von disen vrouwen, und sich nie verhouwen mit solhem ungewonem ritters sper, des sıˆt gewesen ir gewer, sıˆt ir ez habent braˆht her.“ „Mort,“ sprach er, „her guot kneht, als ir selbs von mir jeht, daz zæme übel einem degen: des wil ich nimmer gepflegen. die wıˆle ich ez aber bin angeseit von der vrouwen, diu hie kleit, und sie des einen gewizzen kempfen haˆt, soˆ wil ich mich der missetaˆt bereden, als ein ritter sol: daz kan ich unde mac ez wol volbringen an dem lıˆbe, eˆ ich alsoˆ belıˆbe von ir in der inziht. vil dicke komt von geschiht, daz ein dinc misseraˆtet,

61 Sch] eime P 19207 Sch] dot P

69 SchEK ] Von bringen P

19175

19180

19185

19190

19195

19200

19205

19210

wirt ez niht eˆ bestaˆtet an dem houbt dan an dem drum; ouch wirt ez vil manigem vrum ahtet er sıˆn dinc mit wıˆstuom.“ Er sprach: „ir haˆnt waˆr gesagt. ir leit haˆt sie mir geklagt. mac ich, daz wil ich rechen und wil ez niht zerbrechen; wan ich an iu haˆn gesehen, des mordes wære niht geschehen, daz weiz ich nu, von keinem sper, hetet ir die glavıˆen her niht braˆht uˆf des heldes toˆt: daˆ von haˆt er die groˆze noˆt erliten; daz ist mordes gat! darumb sıˆ iu an der stat umb sıˆnen toˆt widerseit: wan ich wil die arbeit durch daz reht vil gern lıˆden, und wil daz niht vermıˆden: sie muoz ouch mich zersnıˆden!“ Hie mit muost ein tjost ergeˆn. uˆf einander dise zweˆn mit groˆzem zorne ranten. vil gelıˆch sie wanten diu spere uˆf die rende, und ietweders hende leiten sie mit vaˆre. Gaˆwein vil ungewaˆre sıˆnen stich daˆ an leit von dem kinne zweier vinger breit herab gein dem rande, daˆ mit er ine ze dem sande alsoˆ toˆden sande. Ein michel wunder daˆ geschach: doˆ daz bluot uˆz der wunden brach und uˆf an daz spere spranc, ein flamme sich daˆ von erswanc, und began mit vil groˆzer kraft

78 Initiale fehlt Sch

85 Sch] Heten P

38 einvalt (Adv.): ‘einfach, nur’ 49 schaˆch (stM.): ‘Raub’ 65 gewizzen (Adj.): ‘gewissenhaft’ 71 inziht (stF.): ‘Anschuldigung’ 74.75 ‘wird sie nicht erst am Anfang und dann am Ende bestätigt’, wohl im Sinne ‘Nägel mit Köpfen machen’ 88 gate (swM.): ‘der einem gleich tut’

311v

312r

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 19213–19289

19215

19220

19225

19230

19235

312v 19240

19245

19250

ze hant brinnen der schaft von soˆ liehtem louge, daz nie dehein ouge keines liehtern enpfant, biz uˆf Gaˆweines hant: daˆ mit der ritter ouch verbran, unde swaz er harnaschs an hete, und sıˆn ros daˆ mit. swie wol die glavıˆe snit, ir verbran stil unde staˆl soˆ gar zuo dem einen maˆl, daz sıˆn niht was beliben, und daz man ez moht zertriben haˆn als ein dürrez stroˆ. des wurden dise vrouwen vroˆ und danketen ime alle doˆ. Si begunden sich hart vröuwen der raˆche unde mit al stöuwen an ine alles jaˆmers muot, als ein vroˆ herze tuot, daz leides gar vergizzet. als ir selbs wol wizzet, wie der wandelung ist, alsoˆ het hie in kurzer vrist sich verwandelt ein jaˆmers last, daz unvröud ir herz brast und wart daˆ ein vremder gast. Gaˆwein des michel wunder nam, daz ine vröude nu soˆ wol zam, die sie eˆ widersaˆzen. er bat sich wizzen laˆzen die meide besunder ditz vil groˆz wunder von dem ritter und von in: wan ez enkunde sıˆn sin mit niht wol ervinden, daz er sach vor ime swinden die ritter in dem viure. nu ersuˆfte vil tiure

31 Sin] y¯me P 34 Sch] wissent P dost Sch 83 Sch] haben P

19255

19260

19265

19270

19275

19280

19285

56 SchEK ] sie P

299

diu vrouwe unde sprach: „ich sage iu, von wannen ditz [ungemach den rittern von eˆrst geschach. Ein gesleht hete sich verworht, wan ez got niht entvorht durch ir groˆze hoˆchvart: darumb ditz erteilt wart von gotlıˆcher magenkraft, daz sie mit solher ritterschaft solten gar ein ende geben ir gar übeltætigez leben. dar zuo waˆren sie geborn, und wære mit al verlorn beidiu seˆle und lıˆp dar an. und was dirre swarz man dar zuo geordent von got, daz er was sıˆn vroˆnebot und ir aller wıˆzenære; dem was ez gewære von dirre glavıˆen. des moht sie niht gevrıˆen keinerhand helfe noch troˆst, daz sie des würden erloˆst, seˆle und lıˆp würden endoˆst. Niuwan, helt, als ich iu sage, und mohte ine mit speres bejage kein reck gewinnen ze velde von unminnen, der des geslehts niht enwære: soˆ hete diu groˆze swære iemer meˆr ein ende. nu habent iuwer hende dise sælikeit erhouwen. des wirt iu von vrouwen und von manigem edeln degen gewünschet der gotes segen: wan ir haˆnt ditz lant, daz ie was des toˆdes pfant,

75 Sin] enwu`rden eintost P, enwürden ein

19214 louc (stM.): ‘Flamme’ 25 zertrıˆben (stV.): ‘zerstreuen’ 30 stöuwen (swV.): ‘Einhalt gebieten’ 55 gesleht (stN.): ‘Familie, Geschlecht’ 68 vroˆnebote (swM.): ‘Bote von Gott, Gerichtsbote’ 69 wıˆzenære (stM.): ‘Peiniger, Scharfrichter’ 75 dœsen (swV.): zerstören

313r

300 19290

313v

19295

19300

19305

19310

19315

19320

314r

19325

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 19290–19361 erloˆset mit iuwerm lıˆb, daˆ von mir armen wıˆb michel liep ist geschehen, als ir selb habet gesehen. noch wil ich iu meˆr jehen: Ez was lang gewıˆsseit, daz ditz werende leit soˆ lang weren sold, ob daz got iemer wold, daz Gaˆwein kæme in ditz lant: soˆ würd ez von sıˆner hant erloˆst aˆne allen strıˆt. nu ist ez gar manic zıˆt in dem jaˆmer gestanden, daz her uˆz vremden landen ist vil manic recke komen, dem hie der lıˆp ist benomen, und dem vil gar missegie, der aˆventiure suochte hie, biz iezuo, daz wir sıˆn erloˆst, iuch haˆt got her ze troˆst disem land gesendet: des ist unser leit erwendet und haˆt Heil hie gelendet. Ich wil daz gelouben wol, swaz ieman geschehen sol, daz daz allez geschiht. uns mohte manic recke niht erlœsen von der arbeit. niuwan von iuwer manheit sint wir erloˆst: daz wolde got! ir sıˆt sıˆn gewisser bot, und haˆt iuch darzuo erwelt. ir sıˆt ez, Gaˆwein, der helt: daz weiz ich nu vür waˆr. mit vröuden müezet ir iemer gar

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19360

aˆn aller hande kumber leben, als ir uns vröude habt gegeben, diu uns vil lange was erwert: nu sıˆn wir von iu ernert und alles leides behert.“ Gaˆwein besuˆfte tiure dirre groˆzen aˆventiure, diu im daˆ widervuor, und die klegelıˆche vuor, die er hoˆrt von den wıˆben. er mohte niht belıˆben bıˆ in lenger an der stat: von in er urloubes bat und gap in minneclıˆchen segen. sie baˆten sıˆn got pflegen. daˆ mit er von den vrouwen schiet. uˆf einen wec er geriet, der in gein dem walde truoc: der was getriben genuoc: dar uˆf er die spor sluoc. Schier kam er in einen walt, der was dic unde kalt von boumen und von schat: dar inne vienc er einen pfat, dar uˆf er sich ze hant liez. uˆf einen ritter er gestiez, der under einer linden lac, des ouch ein juncvrouwe pflac: in der schoˆze lac er. daˆ was weder schilt noch sper, wan ein pfert was ze ime gehaft. in vil groˆzer unkraft schein er, als man von uˆzen sach, und was dirre ungemach von einer groˆzen wunden, diu was ungebunden:

93.94 Versfolge getauscht mit SchEK 19301 Sch] Erloset P 4 Beginn Fragment Kö 5 Kö] Gar manig recke ist komen P, V schreibt immer vil manic, nie gar manic. 6 Kö] genomen P 9 Wan si wir erlost Kö 10 Kö] hett P 12 KöSch] ist +vns vnser P; Kö] gewendet P 14 Initiale fehlt Kö 17 Kö] enmöhte P 26 Kö] One aller hand P 27 Kö] habent P 31 Kö] hersu`fftzete P 32 Dise starke Kö 38 Kö] jne er vrlaubs P 44 Kö] was geng gnu´g P 46 Kö] Gar gering P 56.57 Sch] gehefft : vnkreffte P 59 Beginn Kö 1 rb; Kö] dis P 47 Kö] Der dick was P; Ende Kö 1 ra 61 Kö] was +yme P 19312 erwenden (swV.): ‘abwenden’

13 lenden (swV.): landen

314v

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 19362–19433

19365

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315r 19385

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19395

daˆ von was er ersigen des bluotes und der kraft verzigen. alsoˆ vant er den recken ligen. Ir sült ouch wizzen daz: Lohenıˆs von Rahaz was der ritter genant. umb in was ez soˆ gewant, daz er uˆf raˆche tet, daz er daˆ lac an der stet, und sage iu, wanne diu rede kam: er was Gaˆwein gram umbe ein kleine sach, die ich iu kunt mach zehant an dirre stunde: er was zer tavelrunde huˆsgenoˆz und geselle. daˆ verdiente er die kelle von einer groˆzen unzuht, die er von der minnen vruht an einer meide begienc, dar umb in Gaˆwein vienc und hiez in durch die missetaˆt naˆch des gesindes raˆt büezen, als der site staˆt. Ein site in dem hove was, als ich ez an dem buoche las, der was alsoˆ veste und was durch die geste allermeist ervunden und ouch durch die kunden, als ez zam der kroˆne wol. der hof was alle wege vol edeler meide und vrouwen: swer die wolte schouwen heimlıˆchen oder tougen; daz was sunder lougen;

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301

swenne sie sich wolten ergangen, daz wart in niht vervang zewaˆr niwan ze guot; swes in daˆ was ze muot, daz was sunder huot. Und sage iu meˆ daˆ von: die meide waˆren des gewon und was daz daˆ noch ir sit, daz ein magt einem ritter mit wol ein ganzes jaˆr reit, daz sie kein wirdikeit daˆ mit an iren eˆren verloˆs; ob sie ir selber niht enkoˆs und in ir minne wert, ob er ir soˆ begert, daz ir diu vriuntschaft behagt, soˆ wart von ime diu selbe magt über irn willen betwungen niht. ob er ir dar über iht tet von keinem twancsal, als daz mære von im erhal, er wart ze aˆhte getaˆn, und beidiu guot unde man wart im widerteilet, und wart uˆf in geveilet daz rıˆche und diu kroˆn, und muoste vil unschoˆn, soˆ er immer begriffen wart, umb die starke hoˆchvart in der kellen sıˆn verspart. Ez wære, ob daz ergienge, daz ein ritter gevienge naˆch einander aˆne twaˆle, daz er zuo keinem maˆle vervælet niht dar under, zweˆnzic ritter besunder,

65 Initiale fehlt Kö; Kö] sollent P 68 Kö] jne P 69 Kö] er +es P 71 KöSch] u`ch +von wannan P 75 Kö] Gering an diser P 82 Kö] jne P 83 Kö] fehlt P 84 +Als nach Kö 85 hat Kö 87 Kö] ich in dem P 90 Kö] Allermeist +herdoht +vnd funden P 93 Kö] Der was P 98.99 Kö] ergan : verfahen P 19400 Kö] Anders denn P 3 Initiale fehlt Kö; Ende Kö 1 rb 15 Beginn Kö 1 va 17 Kö] von keiner +hand P 18 Kö] Also das +die mere von yme erschal P 26 die starken Kö] dise vnmeszige P 28 Kö] were +auch ob P 29 Daz +in ein Kö 78 kelle (stswF.): ‘Hundezwinger’, vgl. zu 19457 21 widerteilen (swV.): ‘(durch Urteil) absprechen’ 27 vgl. zu 19378

19418 erhellen (stV.): ‘erschallen, ertönen’ 22 veilen (swV.): ‘preisgeben, verlieren’

315v

302

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316r 19445

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Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 19434–19497 der in lœsen wolde: die man der meide ze solde vür ir laster solde geben, daz sie mit guote und mit leben solte tuon, swes sie lust sunder alle aˆkust; er müese aber daz selbe lant ruˆmen siben jaˆr ze hant: soˆ mües er ir minne pflegen, ob sie minnen wolt den degen, iemer meˆ unz an irn toˆt. vür der noˆtnunft noˆt die buoze künic Artuˆs geboˆt. Nu haˆt von Rahaz Lohenıˆs vil starke groˆzen unprıˆs begangen an einer meide, die er uˆf einer heide, daˆ sie mit im reit, betwanc aˆn irn willen und über danc. die noˆtnunft diu schœne maget dem künige daˆ ze hove klaget, wan er was gesinde daˆ. doˆ vienc in Gaˆwein saˆ und warf in in die kelle, daz er der hunde geselle durch die unzuht wære. mit kumber und mit swære was er vierzehen wochen dar inne belochen: daz wart niht zerbrochen. Die ritter haˆten alle, deˆswaˆr, von sıˆnem valle

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und durch die magt wol geborn ze Lohenıˆs herten zorn und michel unminne: des lac er dar inne unerloˆset soˆ lang in dem starken getwang, unz in Gaˆwein ze lest uˆz der Schanden gruntvest loˆste, als ich haˆn geseit, doˆ versprach in diu schœne meit, umbe die er leit die schand, unde muoste von dem land und von dem hove keˆren mit vil groˆzen uneˆren; doˆ wart diu huˆsgenoˆzschaft im versagt von der ritterschaft und von des küniges magenkraft. Ditz was gewesen siben jaˆr, daz in diu tugentrıˆche schar uˆz ir geselleschaft verstiez. daz leit er nimmer meˆr verliez sıˆt uˆz sıˆnem herzen komen. als er nu daz het vernomen, daz Gaˆwein daˆ wære, daz leit und die swære wolte er an im gerochen haˆn: doˆ getorste er sich niht wol dar an keˆren ze offenem strıˆte: und ein wunden wıˆte hiez er im mit listen machen, ich enweiz von welhen sachen, an im, daz sie sminc was,

38 Kö] gelu`st P 40 Kö] aber selber das P 41 +zv siben iaren Kö 44 Kö] bisz P 45 notzogvnge Kö, vgl. Fe 48 Kö] hart grosz P 50 KöSchEK ] fehlt P 52 Kö (. . .n irn)] Vber iren willen vnd sunder dang P 53 vgl. 19445; schœne fehlt Kö 59 Ende Kö 1 va 71 Beginn Kö 72 Kö] Bisz P 76 Kö] Von der wegen er P 79 Kö] Mit michelen P 1 vb; Kö] hartten P 83 Initiale fehlt Kö 87 Kö] fehlt P 88 Kö] nu´ hatt P 94 Kö] Wann ein P 96 weiz Kö; Kö] welcherhand P 97 Sa] sinic P, schi. . . Kö, vgl. Fe, EKA 36 laster (stN.): ‘Schmach, Schmähung’ 40.41.42 müese: 3. Sg. Prät. Konj. zu müezen; der Vergewaltiger muß entweder sieben Jahre das Land verlassen oder aber mit seinem Opfer in Liebe verbunden bleiben, falls die Frau das möchte 52 über danc: ‘wider Willen’ 55 er = Lohenis 57 kelle ‘Hundezwinger’, zur Strafe für Vergewaltiger, vgl. Fe, 9005, 11767, 12578 62 beluˆchen (stV.): ‘einschließen’ 73 gruntveste (stF.): ‘Fundament’, hier vielleicht im Sinne eines Gefängnisses im Keller 86 verlaˆzen (stV.): ‘fortlassen, entlassen’ 94–97 ‘Er ließ sich mit List eine offene Wunde machen, ich weiß nicht wie, nur daß sie von Schminke war’ 97 sminc zu smicke (swF.): ‘Schminke’

316v

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 19498–19573

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317r

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317v

19530

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und sich dar uˆf daz gras liez vüeren und zum wege legen, daˆ Gaˆwein, der küene degen, hin vür rıˆten solde: dar umbe, daz er wolde sich rechen, ob er kund. mit listen er begund daˆ werben an der stund. Als in her Gaˆwein ervant, den recken er mit niht bekant, swie lange er in het gesehen: daz was von zouber gar geschehen. nu erbarmte in seˆre und ie doch vil meˆre der juncvrouwen weinen, diu im began bescheinen, zwaˆr vil michel triuwe, wan sie vil groˆze riuwe erzeigte umb sıˆne noˆt: doˆ wande er ine wesen toˆt und keˆrte saˆ ze ime baz. Lohenıˆs von Rahaz ze ime mit untriuwen sprach: „Gaˆwein, mıˆn ungemach laˆnt iuch erbarmen durch got, wan ir mich gar sunder spot vil wægen zuo dem toˆde seht. nu tuont als ein guot kneht, an dem man triuwe speht. Erbeizent ze mıˆner wunden, diu ist noch ungebunden, und helfent mir sie binden, ob ich noch müge enpfinden deheines lebens troˆst an mir. edeler ritter, soˆ tuont ir, des ir loˆn von got enpfaˆhent und von dem ros hernider gaˆhent.“ als er die rede haˆt getaˆn,

e

19540

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19565

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303

sıˆn ros hafte er bıˆ ime an und kniuwete uˆf daz gras vür in und als ine zem besten sıˆn sin leˆrte, dar naˆch er ine bant, und wolt daˆ mit saˆ ze hant sıˆnen wec wider sıˆn geriten. nu began er Gaˆwein biten mit vil jæmerlıˆchen siten. Er sprach: „Gaˆwein, tiurer helt, aller tugende uˆzerwelt, erzeigt mir iuwern gewonen sit und laˆt der bet, die ich bit, mich werden von iu gewert: wan swes man ie an iuch gegert, des habet ir selten ieman verzigen. ich muoz anders schier toˆt ligen, wan ich enmac niht genesen. laˆnt iu durch got bevolhen wesen die schœne Emblıˆen, mıˆn vil liebe amıˆen, und vüerent sie mit iu hin, so bald ich begraben bin. ich engan ir nieman alsoˆ wol, die wıˆle ich ir niht haben sol: deˆshalp sie ist iu edel vil, dar an ich iuch nihts hil: ir vater was künic Emil. Einer andern bet ich ouch beger, sıˆt iuch got haˆt gesant her mir ze gnaˆden und ze troˆst, durch got, der iuch erloˆst und alle die kristenheit, daz ir mir die iht verseit: daz ich enpfaˆhen müeze die gotes spıˆse süeze, sıˆnen waˆren lıˆchnam, eˆ mir der toˆt vreissam mıˆn herze abe brech,

o

98 Kö] Vnd +hiesz sich P 99 Kö] Furen vnd zu dem P 19505 Kö] fehlt P 6 Kö] vand P o 10 Kö] jme +sin 7 Kö] nit me enkand P 8 Kö] angesehen P 9 Kö] was nu dorch den zauber P sere P 14 Kö] Deswar mit groszer truwe P, Deswar vil grosze truwe SchEK 16 Ende Fragment Kö 21 Sch] mins vngemachs P 27.28 Sch] wonden : vngebonden P 42 Sch] begund er Gaweynen P 46 Erzeigent . . . sitten P 50 Sch] haben P 19506 ervinden (stV.): ‘bemerken, finden’ halten’

7 bekennen (swV.): ‘erkennen’

61 heln (stV.): ‘geheim

318r

304

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Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 19574–19643 die wıˆle und ich sprech: wan man sagt, daz hie bıˆ ein einsidel wonend sıˆ, und der ouch ein priester ist: dar sıˆn wir in kurzer vrist komen; lıˆhent mir daz ros dar: daz bringet iuch wider vür waˆr mıˆn amıˆe: des sıˆnt aˆne angst gar.“ Gaˆwein als ein gewizzen man der bet ime versagt dar an mit micheler vuoge, als doch nu genuoge vil ungern taˆten. „ez möhte mir lıˆht gestaten,“ sprach er, „diu rede, die ir tuot; und wære mıˆn ros soˆ guot, daz nie keins bezzer wart, hete ich geleistet mıˆn vart, und wærent ir denn bıˆ mir, soˆ tet ich gerne, swaz ir dar an zuo mir wolte, als ich von reht solte: sust ist ez unbetlıˆch. ein ieglıˆch ritter mıˆns gelıˆch, der durch prıˆs suochet diu lant, dem touc niht sıˆn ˆısengwant, als er ze den vüezen suochet den sant.“ „Die wıˆle daz niht mac gesıˆn, soˆ habent dar an gnaˆde mıˆn: dort her rıˆtet ein ackerkneht, daz ir mir doch daz beseht, ob er mir sıˆn runzıˆn welle lıˆhen durch iuwern pıˆn, daz man mich dar bringe: soˆ ist mıˆn gedinge,

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daz ich naˆch vil wol genese, ob ich von dem einsidel wese gespıˆset und gebıˆhtet: wan vil manigem gelıˆhtet, als er die spıˆse enpfaˆhet, daˆ mit er sich genaˆhet gote durch die bekeˆrung, swan ez spricht sıˆn zung, er begere der wandelung.“ Als er die rede gesprach, Gaˆwein gar gering umb sach, ob diu rede alsoˆ wær. sehent, waˆ ein kneht undær lıˆbes und der kleider under der rede der beider her reit die herten straˆze! und sage iu, welher maˆze dirre kneht geschicket was: sıˆn varwe was als ein gras, grüen und swarz dar under, als ein unkunder; sıˆn haˆre daz was wahs als einem swıˆndahs: dar uˆz ein bœser tropfe trouf, (und ragete allez über sich uˆf) der ez nazt und besouf. Gelest wæhe was sıˆn vel; dar under tunkel unde gel sıˆniu ougen beidiu waˆren, diu runnen unde swaˆren von warc, und von gruoben diu hiufel sich erhuoben vil hoˆch vür die wintbraˆ. daz antlütz was anderswaˆ, als ob ez genouwet wære

19601 +Sprach +Lohenis dwijle P 4 Sch] dorch P 13.14 Sch] enpfeht : ge neht P 21 Sch] vnder P 23 Ehr] An linder rede P 31 swyn dahsz P 34 SinGraGü] beschüff P, beschuof Sch 43 Sch] er PEK; hernu`wet P, erniuwet Sch, vgl. auch Sin, EKA 19605 runzıˆn (stN.): ‘kleines Pferd, Klepper, Mähre’ (zu afrz. roncin) 21 undære (Adj.): ‘unansehnlich’ 26 schicken (swV.): ‘gestalten, ausrüsten’ 29 unkunder (stN.): ‘Untier, Monster’ 30 wahs, was (Adj.): ‘scharf, schneidend’ 31 Zu swıˆndahs vgl. Reallexikon der dt. Altertumskunde 2, Bd. V, S. 135 b: früher weit verbreitete Bezeichnung für Dachsrüden, daneben „Hundedachs“ für die weiblichen Tiere 32 triefen (stV.): tropfen 34 besoufen (swV.): ertränken 35 ‘Glänzend fein. . .’ (vgl. 4660) 39 warc (stN.): ‘Eiter’; gruobe (stswF.): ‘Loch, Höhlung’ 40 hiufel (stFN.): ‘Wange’ 43 niuwen (stV.): ‘zerdrücken’

319r

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 19644–19713 319v 19645

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320r

19675

und wære vleisches lære: wan daz vorhoubet vorn daz het sich uˆz als ein horn gespitzet unde hoˆch erbolt: daz was gewunden und erholt von aˆdern swarz unde groˆz, der sich in einander sloˆz ieglıˆch alsoˆ wæhe, daz man für waˆre jæhe, ein netze wære dar über gezogen. diu oˆren waˆren uˆf gebogen als einem groˆzen hofwart. Natuˆre haˆt an ime verspart alle menschlıˆche art! Braˆ und wintbraˆ waˆren ruˆch. sıˆn nase groˆz und geluˆch: bıˆ der stirne man sie kuˆme sach, (von einer gruoben daz geschach, diu sie in die stirne zoˆch,) hie vor was sie seˆre hoˆch, vlach, gewunden unde breit; dar uˆz ein loc haˆres reit mit michelem geverte, und möhte man von der herte, man hete ine gevlohten wol, unde hienc ouch al zıˆt vol tropfen von dem unvlaˆt, daz der lıˆp durch die nase laˆt. sıˆn munt was tünne unde wıˆt; über die lefse brach enstrıˆt ein nezze uˆz dem mund über willen ze aller stund, daz er nihts erwern kund. Über bart und über gran diu nezze ime al zıˆt ran,

19680

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dar under was diu huˆt geblæt. ime stuont der bart, als er gesæt wære uˆf sıˆn wange; er was von gedrange niht naˆch der dicke gestalt, man het ine allen wol gezalt. dar zuo was er wol vinger lanc und haˆt niergent einen gelanc niht meˆre denn ein scharpfe aˆl. die zene waˆren über al schertet unde ab genagen: wan vier heten uˆz geslagen gein einander an dem end wol breit zweier hend: die waˆren rostic unde swarz als ein vermischet harz, daz swarz ist unde roˆt; ir wære einem hunde noˆt, der bein nüege vür daz broˆt. Sˆın kinn was lanc unde smal, daz houbt groˆz über al, der hals mager unde klein und was bis uˆf daz kragebein mit druosen bevangen und groˆzen aˆdern langen beidiu hinden unde vorn: die waˆren suˆmelıˆch ersworn; daz ander was belochen von breiten ziterochen. man moht an ime vinden beidiu vorn und hinden zweˆn hover, diu waˆren groˆz: der ietweder nider schoˆz ze tale bis an daz nider lit: dar über hie diu wambe mit

47.48 Sch] erbult : erhult P 48 Sch] gewun¯t P 49 Sch] andern P 51.52 Sch] wahe : jahe P 64 Sch] gewun¯t P 73 Sch] lefftze P 97 Sch] negte P 19703 SchEK ] andern P 10 Sch] höfer P 45 vorhoubet (stN.): ‘Stirn’ 47 erboln (swV.): ‘sich erheben, aufwerfen’, vgl. auch 15701 48 erhüln, erholn (swV.): ‘hohl machen’ 51 wæhe (Adj.): ‘kunstreich’ 55 hovewart (stswM.): ‘Hofhund’ 58 wintbraˆ (stswF.): ‘Wimper’ 65 reit kontr. aus ragete (‘stand hervor’, oder zu rıˆden (stV.): ‘winden’ 66 geverte (swM.): ‘Gefährte’ 70 unvlaˆt (stMN.): ‘Schmutz’ 73 lefse (stswMF.): Lippe; enstrıˆte: ‘wetteifernd, um die Wette’ 77 gran (stswF.): ‘Barthaar (bes. der Oberlippe)’ 86 gelanc (stM.): ‘Krümmung, Kräuselung’ 87 aˆle (swF.): ‘Ahle’ 19701 kragebein (stN.): ‘Genick, Halsknochen’ 2 druos (stF.): ‘Drüse, Beule’ 6 beluˆchen (stV.): ‘einschließen’ 10 hover (stM.): Höcker 13 hie: Prät. zu haˆhen (stV.), ‘hängen’; wambe (stswF.): ‘Bauch, Wanst’

320v

306

19715

19720

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321r

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Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 19714–19783 naˆch der wazzersühte sit. Geblæt was sie und geluˆch, und daˆ ein ende nam der buˆch, daˆ was er soˆ enge, daz eˆ wol aˆne gedrenge durch zwoˆ hende wære gezogen. die arm stuonden ime gebogen: die enkund er niht gerecken noch von ime gestrecken durch keinerhant sıˆn gemach: wan sie ime wider und vür brach ein krümbe bis an die hend. sie waˆren als zweˆn brend, die ein viure übergangen haˆt, daˆ sie niht bedacte diu waˆt. als was er an dem lıˆbe gar gerunzelt unde missevar unde aller schœnheit bar. Hende unde vinger, die enkost ich niht ringer, denn sie waˆren geswollen; dar über was bewollen die hant wol zweier vinger breit. ich wæne, er selten besneit die nageln an den vingern vorn: dar under verwirdic horn gedrungen und gehertet lac. der nagelwurz er selten pflac: diu haˆten vil gar bedact sıˆn nagele, daz sie ir niht enblact vor ir daˆ mitten umbe iht, daˆ man sie aller beste siht soˆ sie daz vleisch dacte niht. Dar zuo waˆren sıˆniu bein lanc, mager unde klein,

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19775

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daˆ man sie durch die hosen sach, krump, sal unde swach; die vüeze kurz unde breit, daz man kuˆme mit bescheidenheit die zeˆhen daran koˆs: die waˆren gar nageloˆs und unden mit al vlach. diu verse hinden uˆz brach und was geschict als ein spor, sie stuonden ob der erden enbor. diu kleider, diu er an truoc, diu waˆren bœse genuoc uˆz einem harwe gesniten, und haˆten michel riuwe erliten von stæticlıˆchem an tragen. sıˆ der nutz gar erslagen, sıˆt ich ez allez sol sagen! Daˆ eneben und ze ballen was ime gar durchvallen daz geschuohe an den vüezen. ich enmac iu niht gesüezen an ime iht als umb ein haˆr, sıˆt ine die Natuˆre soˆ gar von ir schulde het verswachet, daˆ er von ir gemachet wart ze einem unbild. sie was im vil wild, daˆ sie ime solte wesen gezam; reht menscheit sie im benam und worhte ine z’einem conterfeit, daˆ man tiuvel unde menscheit vil wol mohte kiesen an. der menscheit doch an gewan ime den sige ein valscher schıˆn. Natuˆre wolt unschuldic sıˆn

35 gewollen Sch 39 SchEK ] Dar vnder wer virdig hare´ P hatt P 69 SchEK ] jne nit P 76.77 Sch] gezeme : benam P unde Sch, Daˆ man wıˆl unt Ehr

61 EK ] einer haren P 62 Sch] 79 Da mantu`el vnd P, daˆ mantuom

15 geluˆch (Adj.): ‘aufgedunsen’ 16 buˆch (stM.): ‘Bauch’ 26 brant (stM.): ‘Brand, Stelle an der es gebrannt hat’, hier also wohl im Sinne von ‘schwarz’ 35 bewellen (stV.): (bildl.) ‘besudeln, beflecken’ 39 verwirdic (Adj.): wohl ‘verdorben’, vgl. EKA 50 sal (Adj.): ‘schmutzig, dunkel’ 57 schicken (swV.): ‘gestalten’ 61 har (stM.): ‘Flachs’ (Sin liest ahd. harra für lat. cilicium (‘Decke aus Ziegenhaar’) 67 durchfallen (stV.): ‘zerfallen, zerreißen’ 75 wilde (Adj.): ‘untreu’ 76 gezam (Adj.): ‘angenehm, zugetan’ 78 conterfeit (stN.): ‘etwas Trügerisches, Falsches’

321v

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 19784–19846

19785

322r 19790

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19800

19805

19810

an ime, als sie selbe jach, doˆ sie ine von eˆrst an sach. „ich enworht dich niht“, sie dicke [sprach. Der selb kneht ein pfert reit, daz vil kuˆme den wec überschreit: daz was müede unde laz, und wil iu sagen, waˆ von daz kam, daz ez soˆ træge was: ez haˆt vuoter noch gras nie gezzen bıˆ sıˆnem leben; ime wart ein weˆnic distel geben: daˆ bıˆ muost ez belıˆben und sıˆn zıˆt daˆ mit vertrıˆben, ouch mit stæticlıˆchen slegen, wan ez was vil gar erlegen: daz tet ime niht unnoˆt, wan ez ime der zadel geboˆt, der gar an sıˆnem lıˆbe lac und sıˆn gar wol mit vlıˆze pflac: daz was ime ein groˆzer slac. Ich sage iu, wie ez was getaˆn: sıˆn varwe was als ein swan, niwan daz ez sich het beleit, und was diu unreinikeit dar an gestanden manic jaˆr: wan ez wart vür waˆr nie gestrigelt noch begangen. ez was, als ob ez wære gehangen ein ganzes jaˆr für waˆre, soˆ dürre und undaˆre; sıˆn houbet was lanc unde groˆz

84 Sch] selbs P 86 SchEK ] enwircke P 44 SchA] ICh wane michs minem lukke P

19815

19820

19825

19830

19835

19840

19845

307

und endelıˆch des haˆres bloˆz, als ob ez übergangen heˆt diu ruˆde, daˆ von ez ergeˆt. sıˆne ougen waˆren ime erglast. vil kuˆme ez soˆ vil gegrast mit den zenen, daz ez sich ernert, wan ez was dar an behert der krefte, diu dem tadel wert. Ez was ein vil alter mort. ein zan stuont hie, der ander dort, und waˆrn die dünne unde lanc; der under vür die andern dranc uˆz dem goumen, der wolveszan. dar under was im dick gebran die schüle und wangevleisch gesniten; ez het ouch niht vermiten, ez wære aber gewahsen wider. und dar zuo alliu sıˆne lider haˆt tadels vil besezzen; nihts was daran vergezzen, daz naˆch laster zoˆch. ez was hinden satels hoˆch, dar gein was ez nider vor: deshalb enmoht ez niht wol enbor an allen vieren gesteˆn. als ez wolte geˆn, soˆ began ez webeln hin und her; ouch was ime vür waˆr niht ze ger ze geˆn: des bin ich gewer. Ich wæn, michs ieman lucke. buˆchstœzic unde bogenrucke was ez und het daz curvei;

19800 Ehr] saddel P, satel Sch 46 curuei PSch

22 PSch] zadel Sin

19787–19900 Zur gesamten Beschreibung vgl. Bernd Kratz: Hippiatrisches in der Croˆne Heinrichs von dem Türlin. In: in hoˆhem prıˆse. Festschrift Ernst S. Dick, hg. von Winder McConnell. Göppingen 1989, S. 223–234; Anm. in EK, Fe 19800 zadel (stM.): ‘Gebrechen, Mangel’ 10 begaˆn (stV.): ‘für etwas sorgen’ 11 gehengen (stV.): ‘geschehen lassen, nachgeben’, hier wohl ‘vernachlässigen’ 13 undaˆre (Adv.): ‘unansehnlich’ 17 ruˆde (stswF.): ‘Räude’ (eine Hautkrankheit); ergaˆn (stV.): ‘zergehen’, hier ‘ausfallen’ 18 erglasen (swV.): ‘glasig werden’ 22 tadel (stMN.): ‘Makel, Gebrechen’ 23 mort afrz. für ‘Tod’ bzw. Todesattribute, hier ‘armselige Schindmähre’ 27 wolveszan: ein anormal stehender Zahn bes. bei Schweinen und Pferden 29 schüle (stF.): eine ‘Geschwulst’ des Zahnfleischs, häufig durch Ausbrennen behandelt 34.35 ‘es war nichts daran vergessen, das zum Makel beitrug’ 41 webeln (swV.): ‘hin- und herschwanken’ (nur hier belegt) 42 gir, ger (Adj.): ‘begierig’ 44 ‘Ich denke nicht, daß mich jemand in Beziehung darauf täusche’, vgl. Fe 45 buˆchstœzic (Adj.): mit Atembeschwerden; bogenrucke (Adj.): ‘mit gekrümmtem Rücken’ 46 curvei: ein Gelenkleiden

322v

308

323r 19850

19855

19860

19865

19870

19875

323v

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 19847–19912 sıˆn knieschıˆben teilten enzwei beinwahs unde spat. an den huof ez niergent trat: ez gie uˆf den ballen. an sıˆnen vüezen allen was ez harte agenhuof; die büege wıˆte underschuof diu maug und daz gespranc. harslihtec unde kranc, murdic unde ungesunt, ez was von allem dem tadel wunt, daz ie rossen missezam: krump und genicsam, kellic unde uneˆrsam. Sˆıt ich ez sol kosten, soˆ was ez gebrosten nider hinden uˆf diu lit. spurholz was ez daˆ mit, unsuˆber vor der nas, diu ime niht geschorn was, und haˆt doch dar an niergent haˆr. ouch wizzent, ez was gar bar des zagels und der ˆısen. man moht niht geprıˆsen des wedels noch der oˆren vorn; diu haˆt die ruˆde soˆ beschorn, daz man dar an niht haˆres koˆs. swaˆ mit ie ros sıˆn lop verloˆs, des vant man an ime genuoc. ez mohte weder wagen noch pfluoc geziehen noch gedenen: sich endorfte daran nieman senen, daz er ez sıˆn mohte gewenen.

55 EKA] Harschlichtig P

61 SchEK ] Sitt es P

19880

19885

19890

19895

19900

19905

19910

Ez enzeltet noch endrabt: vil kuˆme ez sich enthabt, daz ez niht zuo der erden schoˆz, wan ez des lebens verdroˆz. ez enlief noch enspranc: an allen vieren ez hanc. ez schuˆft noch engie: diu müede ez vil kuˆme lie gesteˆn uˆf den beinen. swaˆ ez sich mohte geleinen oder gestiuren mit iht, dar an suˆmet ez sich niht. ime was ie vil tiure uˆf werder tjostiure sneller sprinc und widerwanc; er mohte gewinnen stund lanc, der ez solte rıˆten berge oder lıˆten, mos oder straˆze. die rede ich hie laˆze, wan ich schiuh die unmaˆze. Ein gereit uˆf dem pferde lac, daz wol gein sıˆner tiure wac, und was ime gezæme. bœse und ungenæme was ez für waˆre über al. ein satel als ein schüzzel smal, der dürre was als ein bein und alles leders alein, sunder er was geworht von bast unde was vil vast uˆf einander gebunden, und was dar ˆın gewunden

65 Sch] nasen P

84 SchEK ] En lieff P

48 beinwahs: ein ‘Überbein’; spat (stM.): Gelenkentzündung 52 agenhuof: wohl Hufknorpelfistel oder Entzündung der Krone, ‘Hufspalt’ 54 mauc: ‘Mauke’ (eine Hautkrankheit); gespranc (stN.): ‘Pusteln, Ausschlag’, vgl. EKA, Fe 55 harslihtec, herzslehtec: ‘herzschlächtig’, d.h. Atembeschwerden durch Herz-Lungen-Leiden 56 murdic: vgl. houbetmürdec, ‘vom Pferde, mit dem rotz behaftet (pferdekrankheit)’, Lex I,1352 59 genicksam: ‘hinkend’, vgl. Gra 60 kellic: zu kelsucht, Entzündung der Lymphknoten 61 kosten (swV.): ‘prüfend beschauen’ 64 spurhalz (Adj.): ‘lahm’ 77 gedenen (swV.): ‘ziehen’ 81 enthaben (swV.): (refl.) ‘sich enthalten’ 85 hinken (stV.): ‘lahmen’ 86 schuˆften (swV.): ‘galoppieren’ 94 sprinc (stNM.): ‘Sprung’ 97 lıˆte (swF.): ‘Abhang, Halde, Hügel’ 98 mos (stN.): ‘Sumpf, Moor’ 19901 gereit (stN.): ‘Reitzeug’ 2 wegen (stV.): ‘sich bewegen’ – hier ‘das wohl seinem Wert entsprach’ 8 alein: verstärktes ein, ‘gänzlich ohne’

324r

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 19913–19985

19915

19920

19925

19930

324v

19935

19940

19945 19945a

ein seil ungevüege vür daz vürgebüege; und was vür die stegereif ietwederhalben ein reif gewunden von einer gerte. diu stigleder waˆren hert von dem selben gevert. Daz ich dar an nihts verhel, soˆ sage ich, daz daz panel von einer matten was gesniten. ouch was dar an niht vermiten, diu geinleder wæren von wıˆden vil swæren uˆz eichıˆnen ruoten; des satels unden huoten zingel, gewunden von schouben. ich wil daz wol gelouben, daz er lıˆhte vallen mohte, ob er dar under tohte, daz man ez rennen solt, der dar uˆf sitzen wolt: wan sich hete vil snelle des dürren strouwes welle uˆz einander gelaˆzen. nu sıˆ er verwaˆzen mit rosse und mit haˆzen! Ime was ze einem zoume von bast vil kuˆme ein zoumelıˆn gevlohten, daz wol zwoˆ miuse mohten gar lıˆhteclıˆch zerbizzen haˆn, ob man sie beide dar an gein einander hete gebunden ... dem runzıˆn in den munt ze drıˆn strenen drıˆstunt. sus reit er die straˆze her.

19950

19955

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19965

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19975

19980

19985

309

nu was Gaˆweine gar seˆre beger: durch daz wunder und des ritters bet gein ime gienc er an der stet und vraˆgete ine der mære, von wannen er geriten wære, oder waˆ er hin het gedaˆht, und waz noˆt ine her het braˆht uˆf disen wec, sıˆt er soˆ gaˆht. Ine beswaˆrte und betraˆgt, daz in Gaˆwein het gevraˆgt dirre mære, von wannen er rite. mit vil groˆzem unsite, als ein arger schalc tuot, der bœse ist und unvruot, er ime antwürten began und sprach ze ime, waz er daran in ze vraˆgen het, wa er hin wolte? er wolte noch ensolte ime niht sagen umb ein haˆr, von wannen er rite oder war er hin wolte keˆren, und began ine uneˆren mit scheltworten hart vil. daz nam Gaˆwein vür ein spil und begerte sıˆner vraˆge ein zil. Mit übel und mit guot kunder in ze keinem muot nie geweichen kein stund daz er ime ze wizzen gund sıˆn gewerb und sıˆn arebeit. doˆ er ez ime lang verseit und niuwan rief unde schalt unde michelen gewalt an Gaˆwein erzeigte, vil sanfte er ine neigte von dem runzıˆn ze tal, daz er zuo der erden den val

19924.19925 Sch] waren : swaren P 45a Reimvers fehlt P +mit michelem P 83 EhrEK ] yme P

72 Sch] +als +vf für P

81 Sch] Vnd

14 vürgebüege (stN.): ‘Brustgeschirr’ 15 stegereif (stM.): ‘Steigbügel’ 19 geverte (stN.): ‘Erscheinung’ 21 panel (stN.): ‘Sattelkissen’ 24 gegenleder (stN.): ‘Satteltasche’ 25.26 ‘aus einem Flechtwerk aus schweren Eichenruten’ 28 zingel (stM.): ‘Sattelgurt’, vgl. 13365; schoub (stM.): ‘(Stroh-)bündel’ 32 rennen (swV.): ‘schnell laufen lassen’ 35 welle (stswF.): ‘walzenförmig zusammengebundenes Strohbündel’ 38 haˆz (stM.): ‘Kleidung’ 46 runzıˆn: vgl. zu 19605 47 drıˆstunt: ‘drei Mal’ 56 gaˆhen (swV.): eilen 73 zil (stN.): ‘Ziel, Ende’, hier ‘Antwort’ 83 er = Gawein; neigen (swV.): ‘nıˆgen machen’ 84 runzıˆn: vgl. zu 19605

325r

310

19990

325v

19995

20000

20005

20010

20015

20020

326r

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 19986–20061 von ime daˆ nam saˆ ze hant, daz er sıˆn unsanft enpfant. dar umb er vil luˆte rief und in den walt von ime lief. er began ine aber schelten und gesweic dar under selten. daz wolte er ime niht gelten. Doˆ daz von Gaˆwein geschach, und ez Lohenıˆs ersach und diu schœne Emblıˆe, sıˆnes herzen amıˆe, ir pfert sie vil snelle vienc, daˆ ez bıˆ dem zoume hienc. dar uˆf sie vil snelle saz. Lohenıˆs was niht ze laz: vil snelle er von der erde spranc, uˆf Gaˆweins ros er sich swanc und vuort ez her unde hin, gein ime und vür in, und rief: „Scheˆvalier Lohenıˆs! Gaˆwein muoz den unprıˆs unde schantlıˆchen slac nu gelten, ob ich iemer mac, die er aˆn mıˆn schuld wider des gesindes huld begie durch sıˆnen groˆzen gewalt, daz er mich der kelle salt und ze einem meintæt zalt.“ Mit diser red er hin reit. nu het sıˆn valscheit Gaˆwein naˆch niht ersehen, wan daz er hoˆrt jehen uˆf ine groˆze missetaˆt, als man vor vernomen haˆt, bis er ine sach von ime jagen und allez guot wider sagen: doˆ verstuont er sich des listes wol. Untriuwe, du bist hol

20005 Sch] Schafelier P

20025

20030

20035

20040

20045

20050

20055

20060

7 Sin] schantliche dat PSch

aller tugend unde eˆren! war sol nu Gaˆwein keˆren uˆf disem bœsen runzıˆn? noch wirt aber an ime schıˆn, waz sıˆn herz mac beringen. er mohte ine niht betwingen mit disen valschen dingen. Schier haˆt er sich verstanden, doˆ sie beide von ime wanden diu vrouw unde Lohenıˆs, welher aht und welher wıˆs er dise rede meinte: daz er ime bescheinte vil groˆzez hazzes zorn daˆ mit. darumb er sıˆner vröuden sit niht verwandelte umb ein haˆr: wan daz ist endlıˆch waˆr: er kunt sich aller ding wol enthalten, als man reht sol. des wart an disen dingen schıˆn: er nam ez ime ze deheiner pıˆn, daz er alsoˆ betrogen wart, wan daz reht hie die hoˆchvart gelücke an dem sige verspart, Als ez sıˆt an ime ergie. daz snœde runzıˆn er gevie ze hant bıˆ dem zoume und zoˆch ez vil kuˆme ze einem stock bıˆ im naˆhen. ez enwolte ine niht versmaˆhen er wolt sitzen dar uˆf, die wıˆle er umb sust noch umb kouf kein anderz haben moht; swie übel ez ime toht er mohte sıˆn doch enbern niht. die rede vil dick geschiht, daz ez manigem vrumen man von ungelück kumet dar an

34 welche P

36 SinEK ] jne P

20011 gewalt (stMN.): ‘Macht, Gewalt’ 12 kelle (stswF.): ‘Hundezwinger’, vgl. zu 19457; seln (swV.): ‘rechtskräftig übergeben’ 13 meintæte (swM.): ‘Übeltäter, Verbrecher’; zeln (swV.): ‘erklären für’ 28 beringen (stV.): ‘überwinden’ 46.47 vgl. EKA: ‘. . .nur daß die Hochfahrt hier das Glück geradewegs am Sieg hinderte’ 57 tugen (V.an.): ‘angemessen bzw. nützlich sein’ 59–64 ‘Es geschieht häufig, daß manch ein anständiger Mann durch ein Unglück dazu kommt, manche Dinge wertzuschätzen, die er nur wegen einer Missetat und aus Verrat hat’

326v

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 20062–20137

20065

20070

20075

20080

327r

20085

20090

20095

daz er manic dinc liep haˆt, daz er von reiner missetaˆt het niwan durch unraˆt. Iedoch er des niht vergaz: doˆ er uˆf daz runzıˆn gesaz, er bedaˆht die untriuwe, und was daz sıˆn riuwe, daz man ine alsoˆ solte sehen, man weste dan, wie ez wære geschehen; soˆ hete er ez deste geringer verkleit. wie seˆre ine diu arbeit dar under muote daˆ von, daz er des was vil ungewon, daz er solhe pferde rit und daˆ mit den kumber lit. dar über haˆt er manigen gedanc, daˆ mit er vlıˆzeclıˆchen ranc. und was daz niht unbillıˆch, wan ez dem sıˆnen ungelıˆch was an güete noch an lıˆch. Als er ein wıˆle gereit, der kneht, von dem ich vor seit, dem er daz pfert haˆt genomen, der was ime hinden naˆch komen. er rief Gaˆwein naˆch und schalt, die wıˆle er vor ime den walt reit, daz er ine daˆ nie ze keiner wıˆle verlie, alles hinden uˆf dem spor, swaz er moht gerıˆten vor, bis er an die heide kam. sıˆnen wec der kneht wider nam in den walt als eˆ; über Gaˆwein er den roup schreˆ baz dan vor, und treip sıˆn ie meˆ. Des nam Gaˆwein gar weˆnic war, waz der kneht rief, und waz ime war: er reit vür sich die heide.

64 Sch] wenn P

81 Sch] lib P

20100

20105

20110

20115

20120

20125

20130

20135

98 Sch] wer P

311

ein schœniu ougenweide Gaˆwein an der stunde vant: ein castel und ein lant, daz schœn was unde guot, über ein vil breite vluot, uˆf einem berge, der was hoˆch. darumb ein planıˆe zoˆch, diu wünneclıˆch ze sehen was. weize, korn unde gras, obez, bluomen unde rebe, daz was des gevildes gebe, daz umb daz rıˆch castel lac. dem wıˆten land daˆ von pflac sie daˆ bieten süezen gesmac. Ez spricht diu Aˆventiure, daz rıˆch unde tiure vest und gewære ditz castel wære von velsen und von graben, daˆ ez was überhaben gewahsen von natuˆre. mit türnen und mit muˆre was ez alumb bevangen, mit breiten steinen langen, von marmel gesliffen, was daz werc gar begriffen: von grüen, wıˆz unde blaˆ, dar under allenthalben daˆ gemüschet wol von gold. Gansguoter von Michold daz alsoˆ schaffen wold. Gevenstert und gewelbet was umb und umb ein palas: der was wol vünf hundert, und waˆrent daˆ gesundert mit siulen manigerhand varbe, unde waˆren ouch begarbe daˆ mit alumb uˆzgezogen,

20109 Sch] Obsz P

68 riuwe (stswF.): ‘Betrübnis’ 81 lıˆch (stF.): ‘Aussehen’ 87 den walt: Akk. d. Strecke, ‘durch den Wald’ 98 werren (stV.): ‘verdrießen’ 20106 planıˆe: vgl. afrz. plain, ‘Ebene’ 9 obez (stN.): ‘Baumfrucht, Obst’ 10 gebe (stF.): ‘Gabe, Geschenk’ 19 überheben (stswV.): ‘sich über etwas erheben’ 25 begrıˆfen (stV.): ‘einfassen, umfassen’ 33 der = der Fenster (Gen.) 37 uˆz ziehen: hier ‘bestücken’ (vgl. EKA) – die Rundbogenfenster sind durch vielfarbige Säulen voneinander getrennt und mit Armbrüsten und Bogen bestückt.

327v

312

328r 20140

20145

20150

20155

20160

20165

328v

20170

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 20138–20211 mit armbrusten und mit bogen, von kunst dar under bestalt. die haˆten micheln gewalt: soˆ man diu venster zuo tet, soˆ liezen sie nider ze stet beidiu senewen unde straˆle. wenn man sie ze keinem maˆle wolte wider uˆf tuon, ez wære urliuge oder suon, sie spienen sich aber saˆ ze hant. sust was ez darumb gewant: daz wart Gaˆwein sıˆt bekant. Gaˆwein reit mit ungemach, wan er an dem pferde brach beidiu bein und hende, eˆ denn er ez an daz ende halben wec haˆt getriben. er was doch vil naˆhe bliben des nahtes uˆf der heide, wære im niht ze leide eins strıˆtes dar gedaˆht, der ime rıˆlıˆchen troˆst braˆht. daz kam von Lohenıˆs haz. einen recken er von Rahaz uˆf Gaˆweins ros sande, daˆ ez von ime ze lande aller snellest komen kund, den er mit vlıˆze schund, daz er Gaˆwein slüege und ime niht vertrüege die schande und daz herzeleit, daz er von ime ze hove leit, als er ime dick het geseit. Ouch seite er ime die mære dar zuo, wie er in hete betrogen nuo, und wie lıˆht er ine gewinnen wölt, eˆ er sich reht versinnen

44 Sch] es P 74 Sch] Wölte er P uszermaszen +sere schamt P

20175

20180

20185

20190

20195

20200

20205

20210

möhte uˆf dise ritterschaft. er weste wol, daz ritters kraft wære ze vuoze uˆf der erde gerechent ze kleinem werde, wie küene ein ritter wære. alsoˆ getaˆner mære seite er ime alsoˆ vil, bis er ime ditz hert spil durch sıˆne liebe gehiez, daz er ez ouch niht enliez. Ansgü der ritter hiez. Ze Madarp uˆf der vurt Ansgü zwei sper vuort, als ine Lohenıˆs leˆrt. Gaˆwein ouch den wec keˆrt. er west aber des raˆtes niht, bis er ine daˆ von geschiht naˆch ime sach vast rennen und ine willeclıˆchen nennen, unde bat ine, daz er bite tjostiure naˆch ritters site. des mohte er ine lıˆhte erbiten, wan daz runzıˆn naˆch drıˆn triten verstuont ie drıˆzec dar naˆch. darüber was dem recken gaˆch, der mit ime wolt strıˆten: er mohte ine gar lıˆht errıˆten, sunder sıˆnen danc muost er bıˆten. Ez enwas doch niht sunder danc, niuwan soˆ vil, daz soˆ kranc was daz pfert, daz er reit; umb daz er ungerne beit, wan er sich des uˆzermaˆze schamt. vil schiere waˆren sie beidesamt uˆf dem wege zesamen komen: daˆ wart ein tjost von ine genomen, diu schad was unde vrum.

20203 SchEK] Er P

7 Sch] Wann Gawein sich des

39 bestellen (swV.): ‘einrichten’; die Waffen waren mit List eingerichtet, vgl. die folgenden Verse, Fe. 44 sie = die venster 47 spienen: Prät. zu spannen (stV.), ‘mit gespannter Schußwaffe zielen’ 51 brechen (stV.): hier wohl bildl. ‘zerbrechen’, entsprechend der Hyperbolik der gesamten Schilderung 63 ze lande: ‘heimwärts’ 65 schunden (swV.): ‘reizen, antreiben’ 69.70 er = Lohenıˆs 82 er = der Ritter des Lohenıˆs; ime = Lohenıˆs 96 erbiten (stV.): ‘durch Bitten bewegen’ 97 runzıˆn: vgl. zu 19605 98 verstaˆn (stV.): ‘stehen bleiben’

329r

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 20212–20289

20215

20220

329v 20225

20230

20235

20240

20245

20250

daz anegenge und daz drum wil ich iu sagen gar: Ansgü boˆt ime sıˆn sper dar, wan Gawein verbrunnen was daz sıˆn. doˆ hielt er daz runzıˆn bıˆ dem zoume an der selben stat, daz nie vürbaz getrat noch hinder sich einen vuoz, alsdenn doch ein ros tuon muoz, daz man twingt mit sporn. ez haˆt hinden und ouch vorn den gıˆren sicherheit gesworn. Alsoˆ muost er halten. die schilte sie stalten naˆch gewarsamkeit vür die brust. doˆ wart ir begird und ir gelust uˆf beider sıˆten wol versuocht unde seˆre wol beruocht mit künste die stiche, daz ine niht geswiche schilt, ros, noch daz sper. von sıˆner stat enneher nam Ansgü den puneiz, des er sich mit alle vleiz, daz er wol würd an geleit. gelücke unde manheit Gaˆwein daˆ ernerten, als sie ine dick werten, des ime durft geschach. Ansgüwen er von dem rosse stach mit sıˆnes speres ort vorn, daz er viel in die dorn und alle kraft het verlorn. Als diu tjost ergie, daz ros Gaˆwein snelle vie, daˆ von er jenen geworfen haˆt. ein dinc vil dick ergaˆt, daz diu sprichwort sprechent: swaz diu liute ab gebrechent

32.33 Sch] spere : here P

52 Sa] lust P

20255

20260

20265

20270

20275

20280

20285

313

eteswenn mit unreht, daz ez mit vlust wirt gespeht; swaz man mit unreht gewinnet, daz ez schiere zerrinnet, sprechent joch diu kleinen kint, diu noch gar swaches sinnes sint. daz selb an Ansgüwen ergienc. Gaˆwein sıˆn ros gevienc: des wart er von herzen vroˆ. uˆf daz ros saz er doˆ und liez daz runzıˆn staˆn: er hete ez anders niht getaˆn, wære ez ime niht soˆ ergaˆn. Ansgü wol halb toˆt lac, wan ime zuo dem toˆde wac des stiches kraft und der schaden, daˆ mit wart er seˆr überladen. Gaˆwein rief hinüber naˆch dem ver: daz haˆt in sıˆner gewer ein vrum ritter, Karadas, der bıˆ dem vluˆme gehuˆset was under disem rıˆchen castel. naˆch der stimme was er snel unde was dar über schier, mite sıˆner knappen vier komen her uˆz an den stat. uˆz der neˆwen er daˆ trat, den verigenloˆn er ime geben bat. Gaˆwein sprach vil schoˆn: „waz süllet ir ze loˆn haben umb die übervart? swie ez iu ie gezollet wart, des wil ich iu niht wider sıˆn.“ er sprach: „vriunt und herre mıˆn, swer hie die übervart haˆt, der sol mir ros und sarwaˆt ze verigenloˆn bieten, oder er sol mich gemieten mit soˆ ritterlıˆchem bejage,

66 Sch] schad P

76 Kamen P

20212 drum (stN.): ‘Ende’ 23 gıˆr (stM.): ‘Geier’ 25 stellen (swV.): ‘an eine Stelle bringen’ 29 beruochen (swV.): ‘sorgen für’ 33 enneher (Adv.): (räuml.) ‘von dort her’ 40 ‘.. .dessen bedurfte er hier’ 50–52 ‘Was die Leute zu Unrecht irgendwo wegnehmen, das wird mit/ als Verlust betrachtet’, vgl. Fe; ab gebrechen = abe brechen (stV.): ‘rauben’ 77 neˆwe, naˆwe (swFM.): ‘kleines Schiff, Fähre’

330r

330v

314 20290

20295

20300

20305

331r

20310

20315

20320

20325

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 20290–20367 edeler gast, als ich iu sage: er sol hie an der wüere, eˆ denn ich ine übervüere, erbeiten tjostiure. diu wirt ime niht tiure, der vindt er hie gar snelle vil. ob ine Glück vürdern wil und ob ime denn gelinget, daz er den helt twinget, den sol ich haben vür den zol, soˆ bin ich gewert wol, ob ich ez iu sagen sol.“ „Der zol ist swære,“ sprach er, „doch zweier eins ich iuch gewer, ritter guot, an dirre vrist, sıˆt ez soˆ geteilt ist. iedoch dort ein ritter lıˆt: sıˆt ir daˆ von gewert sıˆt, den habent iu ze veres reht; wan mich der selb guot kneht gar gern wolt haˆn erslagen: doˆ lie mich mıˆn heil bejagen an ime ritterlıˆchen sic, und viel er in des seiles stric, den er mir haˆt geleit. sust haˆn ich an ime bejeit ditz ros, daz was vor mıˆn. ir laˆnt den ritter iuwer sıˆn, soˆ sıˆnt wir beide gewert.“ Gaˆwein wart niht entwert, des er an dem verigen begert. Des recken er sich underwant und vuort sie beide saˆ ze hant in sıˆn huˆs über die vluot. doˆ wart beider gemach guot von disem tugenthaften degen. er hiez ir mit eˆren pflegen ze bett und ze tische, hüenre unde vische,

96 SchEK ] fudern P 64 Ehr] keins P

20320 Sch] Das P

20330

20335

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20350

20355

20360

20365

zam unde wiltpraˆt, mit michelem raˆt hielt er sie mit dem ezzen. ir wart ouch niht vergezzen an dem trinken umb ein haˆr: daz was luˆter unde claˆr, süeze und dar under scharf. in dem vaz ez sich uˆf warf, soˆ man ez in schancte; swer ez ime niht entwancte, dem vulte ez diu ougen. ez was sunder lougen, daz ez niht bezzer mohte wesen: ez was an der zıˆt gelesen und mit den vazzen bewart und bœser gerwen enbart, daˆ von ez nieman beswaˆrt. Er pflac ir als ein guot wirt, der dar an niht verbirt, waˆ mit er mac oder kan gewirden einen vrumen man, daz er daz vil gerne tuot. guot gemach und willeger muot wart ine von ime erzeiget daˆ. des aˆbents naˆch dem ezzen saˆ gienc Gaˆwein in einen palas, der gein der bürge erhaben was, daˆ er mit sıˆnem wirte gesaz, darumb daz er deste baz daz castel möhte geschouwen. nu was von juncvrouwen umb und umbe an dem sal daz rıˆch palas über al in den venstern besezzen durch bankenıˆe naˆch ezzen; daz kleine was vergezzen, Sie waˆren schœn und wol gekleit. dar under saz ein schœniu meit, an der naˆch vröuden nihts gebrast.

29.30 Gra] wiltpret : rat P

56 SchEK ] Mit P

91 wüere, wuor (stFMN.): ‘Damm, Wehr’ 20308 ver, vere (swM.): ‘Fährmann’ 29 zam: ‘Fleisch von Haustieren’ (sonst nicht belegt) 38 entwenken (swV.): ‘ausweichen’ 43 bewarn (swV.): ‘bewahren’ 44 gerwe (swstF.): ‘Hefe’; enbarn (swV.): ‘bar machen’, hier ‘befreien von, nicht enthalten’ 47 verbern (stV.): ‘enthalten von, unterlassen’

331v

332r

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 20368–20447

20370

20375

20380

20385

20390

332v 20395

20400

20405

und vraˆgete den wirt der gast, wie ez stüend umb die meide, die schœne ougenweide gaˆben von dem sale herab, und wer diser rıˆchen hab vrouwe oder herre wær, unde diu magt eˆrbær, diu daˆ saz under ine, an die Natuˆre soˆ rıˆchen sin vür die andern hete gewant? doˆ sprach der wirt saˆ ze hant: „daz sol iu werden bekant. Her gast, die burc, die ir seht, die erbuˆwete ein vil guot kneht, der was Gansguoter genant. er braˆht her in ditz lant von schatz vil groˆzen hort, der ein vrouw an gehoˆrt, diu diu schœn bluome Iˆgern hiez, diu allez ir erbe liez durch ditz heldes minne. diu was ein küniginne und truoc ze Britanje kroˆn; ir man hiez Utpandagroˆn, und heizet ir sun Artuˆs, der stat, lant unde huˆs ze Britanjen mit gewalt haˆt, alsoˆ wıˆte soˆ daz rıˆch gaˆt, noch bis her an dise vrist, als uns dick gesagt ist, und betriugt uns niht valscher list. Sie braˆht die meide al her: des was Gansguoter gewer, wan ez von zouber ergienc. ditz huˆs er alsoˆ hie vienc und hiez ez Salıˆe. von nigromancıˆe haˆt er ez gemachet und mit listen soˆ besachet, daz ez nieman wol gewinnen kan.

69 Sch] megde P

80 SchEK ] Der P

20410

20415

20420

20425

20430

20435

20440

20445

315

darüber mac kein man über naht daˆ belıˆben under disen reinen wıˆben, er sıˆ denn der schanden aˆne, der noch naˆch mıˆnem waˆne in der werlt nie wart geborn, der soˆ gar sıˆ uˆzerkorn: wan diu roˆse ist hie niht aˆne dorn. Würd aber ein ritter vunden, dem sıˆne tugende des gunden, daz er eins nahtes daˆ belibe, daz ine diu schand niht vertribe, dem gæb man die schœne meit mit soˆ ganzer sicherheit, daz sie wære sıˆn amıˆe, unde huˆs und massenıˆe, lant, liute unde gelt, walt, wazzer unde velt, man unde dienstman: wan diu vrouwe ist ir an, der daz lant ist und wir sıˆn: von Orcanıˆe Jascaphıˆn der reinen megde vater hiez. daˆ von ir muoter verstiez ir vetter, daz ir vater liez. Meˆr wil ich iu darumb sagen: die aˆventiure wolte bejagen vil manic reck eˆrsam, der bœsen loˆn daˆ von nam, wan er sıˆnen lıˆp daˆ verloˆs, soˆ er ime die ruowe erkoˆs uˆf einem bett, daz daˆ staˆt, daz ein solch natuˆre haˆt: swer dar uˆf ruowen wil, der vindt unruowe vil, haˆt schand an ime keinen wert: wan soˆ wirt er gewert des toˆdes an der stund. ime wirt vil manic wund geslagen durch sıˆnen lıˆp,

20429 SchEK ] Vnd P

20400 gewer (swM.): ‘Gewährsmann, Bürge’ 2 vaˆhen (stV.): ‘einnehmen, erobern’ 6 besachen (swV.): ‘einrichten, ins Werk setzen’ 27 ane (stswFM.): ‘Ahne, Vorfahre’ 31.32 vetter (stM.): ‘Vatersbruder, Vetter’ – der Vetter (= Bruder des Jascaphin?) hat Orcades offenbar nach dem Tode ihres Mannes aus ihrem Land vertrieben 43 keinen wert haˆn: ‘keinen Anteil haben’

333r

316

20450

333v

20455

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334r

20485

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 20448–20527 daz er daz lant und daz wıˆp eˆ iemer möhte verswern, möhte er sich daˆ mit ernern, eˆ er ez alsoˆ wolt aˆne wern.“ „Her wirt,“ sprach her Gaˆwein, „ist des zwıˆvel kein, diu rede sıˆ alsoˆ waˆr: welt ir mich denn geleiten dar? ich sæhe daz huˆs vil gern und die bluome Iˆgern, dar zuo die vil reine magt, daˆ von ir mir habent gesagt, und die schœnen juncvrouwen, und wie innen zuo wære erbouwen daz huˆs und der rıˆche sal, und wolt es sichern über al daz wesen und die heimelıˆch. die wıˆle ez uˆzwendic ist soˆ wünneclıˆch, soˆ wolt ich ez ouch innen gar kunde gewinnen, eˆ denn ich keˆrte von hinnen.“ „Lieber vriunt und her gast, ez ist ein kumberlıˆcher last, daz ir solher sachen begert, daˆ von iuch weder schilt noch swert nimmer wol erneren mac: wan ez ist des toˆdes slac aˆne helfe und aˆne raˆt, der sıˆn keinen muot haˆt, daz er die aˆventiure bejag. iuwer bet ich iu niht versag: ich bring iuch uˆf daz huˆs wol. die rede ich aber verdingen sol, daz ir iht belıˆbent daˆ und mit mir wider saˆ herab ze huˆse keˆret, daz mıˆn leit iht werd gemeˆret, daz mich dick haˆt geseˆret.“ Die red wart hie gelaˆzen. niht lenger sie daˆ saˆzen,

50 Sch] herwern P 55 Sch] Wolten P 27 Sch] Maneypicelle P

20490

20495

20500

20505

20510

20515

20520

20525

sie giengen slaˆfen daˆ mit. diu naht verswant naˆch vröuden sit under dem wirte und dem gast. als nu der tac erglast, uˆf mahten sie sich beide. nu saˆhen sie über die heide ein magt und einen ritter dar seˆre ˆılen gein dem übervar, und riefen seˆre naˆch der ver. der wirt sprach: „nu sıˆnt ze wer, her gast, man wil iuch bestaˆn: des mac ich kein wıˆs verlaˆn: ich muoz iuch vüeren zuo in. got der geb iu sælden gewin! bereitent iuch! wir sollent daˆ hin!“ Vil gering er gewaˆfent wart und maht sich dar uˆf die vart gein sıˆnem kampfgenoˆzen. daz schif wart gestoˆzen über daz wazzer an den stat. beide uˆf einen breiten pfat der heiden sie daˆ hielten, daˆ sie vil wol wielten behender tücke. kunst unde gelücke, getürstekeit und mannes muot diu sint dem manne gewisse huot: diu waˆren nur Gaˆweine mit. war umb wellent ir, daz er bit, er enliez loufen von sporn sıˆn ros und daz sper vorn nıˆgen gein dem rande? zesamen uˆf dem sande daˆ ir ieglıˆcher rande. Sˆın sper under diu arm sluoc Gaˆwein: daz was starc genuoc, des sıˆn geselle wol enpfant, wan er daˆ von uˆf den sant wart geworfen vil snell. diu magt Mancipicell,

83 Sch] kerent P

95 Sch] ylend P

20514 Dis P

51 aˆne wern (swV.): verstärktes wern, im Sinne von ‘bezahlen’, vgl. EKA, Fe 64 heimelıˆch (stF.): ‘Geheimnis’ 80 verdingen (swV.): ‘eine Bedingung stellen’ 95 übervar (stN.): ‘Platz zur Überfahrt, Ablegestelle’

334v

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 20528–20609

20530

20535

335r 20540

20545

20550

20555

20560

20565

335v

diu alsoˆ was geheizen, doˆ sie Gaˆwein sach erbeizen, an ine sie vil snell lief, den recken sie an rief, daz er ine genesen liez unde ime swern hiez triuwe unde sicherheit. doˆ hiez Gaˆwein disen eit sıˆnen wirt von ime enpfaˆhen: wan er was vil naˆhen toˆt von dem valle. sıˆn ros und in mit alle Gaˆwein vür sich nam und vuorte ine über wazzers straˆm: des belip diu magt sorgsam. Nu was ergangen der strıˆt, ouch was ez imbizzes zıˆt und was dar zuo gar bereit. Gaˆwein niht lenger beit: den wirt er sıˆner gelübde mant, daz er naˆch imbıˆz ze hant mit im uˆf daz huˆs rit und dar naˆch niht lenger bit, als er ime am aˆbent daˆ vor verhiez. der edel wirt daz niht enliez, er volgete sıˆner bet dar an. rıˆchiu kleider er gewan, Gaˆwein, dem vil rıˆchen degen, diu hiez er ine an legen, und ein pfert, daz was guot und gar roˆt als ein bluot, mit einem geziuge, der vil kostlıˆch was. alsoˆ hiez ine Karadas rıˆten gein dem palas. Niht lenger sie beide biten: den wec sie gein dem huˆse riten. schier kaˆmen sie ze dem burctor, daˆ saz ein stelzær vor, der haˆt ein stelzen silberıˆn. an ime was vil lützel schıˆn deheiner hande armuot,

20570

20575

20580

20585

20590

20595

20600

20605

ı

beidiu rıˆch unde guot was allez daz, daz er an truoc. daz burctor er gering zuo sluoc, als er sie hinzuo rıˆten sach. dar zuo er gar zorniclıˆch sprach: „varent vür! waz suochet ir? solher geste ich wol enbir, ouch enbirt ir mıˆn vrouwe wol! swelher dörpel ist schanden vol, von der porten ich den trıˆben sol.“ Het er den wirt niht bekant, er wære an Gaˆwein ze hant geloufen mite einem stab, den er mit groˆzer ungehab gein ime vil dick swanc. doch kam er aˆne sıˆnen danc mit sıˆnem wirt ze der porten ˆın. gein einem palas keˆrte er hin, ze einem kluogen marstal bıˆ einem wünneclıˆchen sal. daˆ liezen sie diu pferd steˆn bıˆ einander; dise zweˆn die burc umbgiengen, daz sie nie dar inne verviengen kein wıˆp noch keinen man; wan ze leste kaˆmen her gegaˆn zweˆn knappen und ein schœniu meit, rıˆlıˆchen wol gekleit, diu ime des gastes gnaˆde seit. Alsoˆ muosten sie daˆ beide mit dirre schœnen meide geˆn uˆf einen palas, daˆ daz wunderlıˆch bett was uˆf geworht mit listen, daˆ vor sich gevristen nieman moht wan der ein, der sich vor allem mein von kintheit her het behuot. gewan er nie valschen muot ze keiner hande schande und sich ouch nie gewande

37 Sch] nahe P 44 Sch] ymbsz zijt P 77 Sch] turppel P einem P 2 Sch] gewirckt P 8 Sch] schanden P 20542 sorcsam (Adj.): ‘besorgt, bekümmert’

317

e

89 Sch] stan P

20600 SchEK ]

92 vervaˆhen (stV.): ‘wahrnehmen, antreffen’

336r

318 20610

20615

20620

20625

336v 20630

20635

20640

20645

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 20610–20689 zuo einem werke, daz ime wære umb iht lasterbære, soˆ mohte er wol dar uˆf ligen. anders wart ime verzigen ze der ruowe sıˆn langez leben: wan saˆ ze hant wart ime gegeben daˆ von der gewisse toˆt. daz was ein senlıˆchiu noˆt, daz kunst den list ie geboˆt. Dar uˆf vertriben sie den tac, daˆ ir disiu maget pflac, bis ez an den aˆbent kam. vier knappen sie zuo ir nam und diente ime zuo dem ezzen wol, als man lieben gesten sol tuon von miltem muote; dar an sich vil wol huote disiu vil reine magt. daz man von truhsæzen sagt, daz sie daˆ dick raˆtes jehen, daˆ sie michelen mangel sehen: der rede hie niht geschach. diu magt daˆ nihts übersach, ez wære groˆz oder swach. Als nu der tisch erhaben was, hern Gaˆwein bat Karadas, daz er rite unde bite und morgens aber wider rite, wolte er ez baz schouwen, und dar zuo der juncvrouwen urloubs von dannen bæte, (daz waˆren sıˆne ræte) unde sıˆnen lıˆp niht waˆgt. der rede in betraˆgt unde sprach mit zühten schoˆn: „got iu von himel loˆn des raˆtes und der triuwen! soˆ müest mich immer riuwen daz bette, daz ich hie sih, dem ich groˆzer tiure gih,

20650

20655

20660

20665

20670

20675

20680

20685

solt ich niht ligen dar an, die wıˆle mir es disiu magt gan, dar an nie ritter ruowe gewan.“ „Des entuont niht, lieber gast! wan manigem vor dar an gebrast, der sich des selben ouch vermaz, und het ime selbs michel baz getaˆn, hete er ez laˆzen varn: wan nieman kan daz bewarn, er muoz den lıˆp verliesen, wil er ime ruowe kiesen an dem wunderlıˆchen bett. ich getorste wol ze wett den lıˆp dar umbe setzen, daz ez beginnet letzen noch hıˆnaht alle iuwer tag, geloubent ir niht mıˆner sag. des trœste ich iuch zuo bejag.“ „Herre und lieber vriunt mıˆn, nu laˆnt solhe rede sıˆn! und sol ich verderben, soˆ müez ich doch sterben eines toˆdes und keins meˆr. die wıˆle ich sıˆn mit stætikeit beger unde sıˆn niht wil enbern, durch got, soˆ laˆnt mich sıˆn gewern! jaˆ weiz ich ein red wol, daz ich doch sterben sol, ze welher zıˆt ez ergeˆ; ez stirbet vor sıˆns toˆdes eˆ ie deheiner slaht man: soˆ mac daz selb mir ergaˆn. geschach ez aber nieman ie, soˆ mac ich wol genesen hie, wan heil den küenen nie verlie.“ Alliu sıˆne bet was verlorn: mit leid und mit groˆzem zorn Karadas von dem castel schiet. Gaˆwein daz sıˆn muot riet, daz er sich an daz bette leit.

ı

10 eime Sch] eincherhand P 35 SchEK ] Her P 40 Sch] bat P 46 Sch] truwe P ny¯mer P 57 SchEK ] +mit geuaren P 77 Sch] sal P 79 SchEK ] Er P

47 Sin]

20617.20618 ‘das war eine schmerzliche Not, daß die Kunst je über eine solche List verfügte’ 19 Dar uˆf = uˆf dem palas 43 betraˆgen (swV.): (mit Gen.) ‘verdrießen’ 58 bewarn (swV.): ‘verhüten’ 64 letzen (swV.): ‘beenden’ 67 bejac (stM.): ‘Beistand, Nutzen’

337r

337v

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 20690–20769

20690

20695

20700

20705

20710

20715

338r 20720

20725

mit trüeben ougen gie diu meit von ime und sparte zuo den sal, daˆ sie die vrouwen über al mit jaˆmer bıˆ einander vant umb disen küenen wıˆgant: den waˆnden sie geligen toˆt: wan vor ime maniger den toˆt von disem bett haˆt erliten. mit disen jæmerlıˆchen siten des tages sie vil kuˆme erbiten. Lützel slief sie die selbe naht. dar uˆf haˆt vil klein aht Gaˆwein, wie ez ime ergie. eˆ ine der slaˆf gevie, daz bett began sich ruoren, und die schellen alle vuoren, daz sie luˆten vil hell. darnaˆch alsoˆ snell diu venster zuo sluogen. manigen schuz ungevuogen diu armbrust und die bogen, die vor waˆren uˆf gezogen, die taˆten an der wıˆle: stræle, bletten unde pfıˆle, wol vünf hundert an der zale, in daz bette über ale mit kreften sie liezen: doˆ muost er des geniezen, daz ime daˆ von niht gewar, wan er aller schanden bar was gewesen bis dar. Als nu der schal wart vernomen, der von den schellen was komen und von den scharpfen straˆlen, doˆ begunden sıˆner quaˆlen die vrouwen harte weinen und michel triuwe bescheinen umb disen tugentrıˆchen gast, der sich in des toˆdes last von sıˆnem muote het gesalt.

20724 sunder P

46 Sch] tagend P

20730

20735

20740

20745

20750

20755

20760

20765

67 man fehlt P

319

des leides klage manicvalt her Gaˆwein vil wol vernam, und was dem kumber mit ime gram, und west doch niht, waz ine war, wan daz sie mit leide gar waˆren alle bevangen: des begund ine verlangen, wanne diu rede wære ergangen. Hie mit er ze hant entslief. dar naˆch vil snelle rief der wehter an der zinne. naˆch der aˆventiure gewinne verslief er den morgen: soˆ begunden aber sorgen diu vil reinen wıˆp umb des edeln recken lıˆp. als ez nu tagen began, vier juncvrouwen wolgetaˆn und vier knappen mit in die giengen uˆf den palas hin und wolten disen recken haben under in tougenlıˆchen begraben. sie waˆnden ine toˆt wesen, wan nie keiner was vor genesen vor ime, der daruˆf lac, er muost lıˆden den slac des siten, des daz bett pflac. Als si nu giengen uˆf den palas, doˆ was sıˆn wirt Karadas wider uˆf daz huˆs geriten: der haˆt des tages vil kuˆme erbiten, wie ez ime ergangen wære. sıˆn noˆt was klagebære umb sıˆnen gast Gaˆwein. michel triuwe an ime schein umb einen soˆ vremden man, wan daz ich vernomen haˆn, daz man gar vremder sache triuwe schulde, daz gemache, daz man ir holdez herze trage.

68 Sch] Tru`wen P

20713 bletten: nicht belegt, vielleicht zu afrz. arbelestes, ‘Armbrüste’, vgl. Fe, EKA 29 muot (stM.): ‘trotziger Eigenwille’; seln, sellen (swV.): ‘übergeben, überliefern’ 67–69 ‘Daß man einer fremden Sache in Treue verbunden ist, das komme daher, wenn man ihr gewogen sei’; zur syntaktischen Problematik vgl. EKA, Fe

338v

320 20770

20775

339r 20780

20785

20790

20795

20800

20805

339v

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 20770–20849 deˆswaˆr, naˆch der selben sage, wie er sıˆn niht enweste, doch was sıˆn triuwe veste, daz er sıˆn hete michel reht triuwe gelihen gelt, speht, des weste doch niht der guot kneht. Die knappen und die meide, die naˆch disem leide uˆf den sal gegangen waˆren, der herze starke swaˆren von disen senlıˆchen siten, die slichent gar mit lıˆsen triten vür daz bette, daˆ er in lac. nu schein über ine der liehte tac, dar under slief er vast. vil naˆhe zuo dem gast sie miteinander giengen. die schüzze alle hiengen oben in der covertiure und haˆten ine soˆ tiure als umb ein haˆre berüeret niht. als sie nu gesaˆhent dise geschiht, vil gern sie daz saˆhen. uˆf gein dem houbet naˆhen begunden sie sich wenden. Gaˆwein, den ellenden, an den selben stunden lebendic und gesunden mit al sie daˆ ervunden. Als sie ine vunden vür waˆr lebendic und gesunt gar, sich began ir vröude meˆren, und gar stille wider keˆren an der stat sie begunden und giengen, daˆ sie vunden Iˆgern, ir vrouwen, und spraˆchen: „welt ir schouwen, vrowe, ein vil michel wunder? der gast lıˆt gesunder an dem bette uˆf dem palas,

20810

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20835

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den uns braˆht Karadas, und slaˆfet vil seˆre. got haˆt michel eˆre ze sıˆnem lıˆbe getaˆn.“ ditz wunder wıˆp unde man mügent gern sehen an. Ein michel vröude sie gevienc. Iˆgern mit iren vrouwen gienc durch des wunders willen uˆf den sal. nu enhete dirre vröuden schal Karadas und die mære vernomen in der swære, die er umb sıˆnen gast haˆt. naˆch truˆrikeit dick ergaˆt, daz man vröude gewinnet dar naˆch. uˆf den sal wart ime gaˆch umb sıˆnen gast, hern Gaˆwein. nu waˆrn die vrouwen gemein mit Iˆgern vür daz bette komen und haˆten des war genomen, daz er vil gar was gesunt. des lobten sie wol tuˆsent stunt got und sıˆne magenkraft. darzuo kam der tugenthaft Karadas geloufen: sıˆn haˆr began er roufen und groˆz truˆrikeit koufen. Er waˆnde den recken wesen toˆt. in dem slaˆfe dirre klagenden noˆt her Gaˆwein vil wol vernam, daˆ von er soˆ hart erkam, daz er nackent uˆz dem slaˆfe spranc vür daz bett uˆf ein banc under dise tugentrıˆche schar, daz er ir nam gar weˆnic war (von dem slaˆfe daz geschach), bis ime Iˆgern ein rıˆchez dach warf vür des lıˆbes scham, daz sie ab dem bette nam. doˆ begund er eˆrst umbe sehen.

79 Sch] starcken sweren P 80 Sch] sachen P 88 Sch] dem P 98 SchEK ] fehlt P wöllen P 16 Initiale fehlt Sch 19 Sin] hette P 43.44 Sch] schare : ware P

20806 Sch]

73–75 ‘Daß er dabei völlig zurecht der Treue Geld geliehen hatte, seht, das wußte der tüchtige Kerl doch nicht.’ Vgl. EKA, Fe 84 vaste (Adv.): ‘fest’ 89 tiure (Adv.): hier ‘wenig, selten’ 95 ellende (Adj.): ‘fremd’ 20846 dach (stN.): ‘Decke’

340r

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 20850–20928

20850

20855

20860

20865

340v

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20880

20885

daz ime diu schand was geschehen, daz waz ime vil hart leit, in sıˆnem herzen er ez kleit. Iˆgern daˆ niht lenger beit. Mit vröuden sie von dannen gie; Karadas sie bıˆ ime lie: der braˆht ime ein ˆısengwant und hiez ine dar ˆın ze hant sich waˆfenen, daz solte sıˆn. ein helm luˆter stahelıˆn und ein sper er ime braˆht. der schilt wart niht überdaˆht: den braˆht ime vil gedraˆte Karadas und sprach: „naˆch mıˆnem raˆte sollent ir alwegen varn und sollent iuch nimmer sparn an disem strıˆt, edeler degen. die wıˆle ir an dem bette sıˆnt gelegen, soˆ müezent ir vehten einen strıˆt, ob ir niht gewarnet sıˆt, der iuch vil lıˆht den toˆt gıˆt. Mügent ir an dem strıˆt gesigen, soˆ muoz iu dienen ditz gedigen, swaz hie in dem land ist. ouch wirt iu zuo der selben vrist diu vil schœne magt gegeben. got behüete iu lıˆp und leben! wan ez iu sorclıˆchen staˆt, wan der lewe michel kraft haˆt, den ir müezent besteˆn. wærn iuwer drıˆ oder zweˆn, ir gewünnet sıˆn doch arebeit. daz haˆn ich iu dar umb geseit, daz ir iuch hüetent deste baz. sıˆnt snell und niht laz, soˆ mac iu niht gewerren! got haˆt iu mir ze herren, ob er geruochet, her gesant, und sol liute unde lant belıˆben in iuwer hant.“

20890

20894a 20895

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20925

321

Vil kuˆm liez er diu mære, daz dirre stelzære mit zorn uˆf den sal gie, der ine zuo dem tore ˆın lie daˆ vor an der brücke. 〈er truoc uˆf dem rücke〉 einen slegel, der was eislıˆch und hertem stahel glıˆch, den ergreif er in beide hend und an des sales wend sluoc er daˆ mit uˆf ein tür: daruˆz spranc ein lewe her vür, der was groˆz unde starc. sıˆnen zorn er daˆ niht verbarc: er schrei unde luot: vil hart ez ine muot, daz er Gaˆwein vor ime sach. die erde er kratzte unde brach und haˆte groˆz ungemach. Gaˆwein ime den zorn vergalt und den groˆzen gewalt, den er wider ine begienc. sıˆnen schilt er ze schirme vienc und daz swert in die hant. als ein tiurer wıˆgant gienc er gein dem tier unde sluoc ime vil schier naˆch einander vier sleg unde boˆt dar under alweg dem lewen sıˆnen schilt ze schirme dar, unz der lewe soˆ gar erzürnt unde grimmec wart, wan sıˆn Gaˆwein niht enspart, daz er an in spranc mit zorn und sıˆne vüeze beide vorn Gaˆwein in sıˆnen schilt sluoc und den rant mit den zenen nuoc. den zorn er dem lewen niht vertruoc. Als er sıˆne klaˆwen vil scharf mit zorn in den schilt gewarf

ı

71 Initiale nach Dreireim mit SchGlEK 81 Sch] gewunnen P 94a nach 13053, Vers fehlt P, vgl. e 20903.20904 Sch] luet : mu¯et P Fe, EKA 95 Sch] eistlich P 99 Sch] thure P 64 alwec (Adv.): ‘immer’ 72 gedigen (stN.): (Coll.) ‘Dienerschaft’ 95 eislıˆch kontr. aus egeslıˆch (Adj.): ‘furchtbar’ 20903 lüejen (swV.): ‘brüllen’ 26 vertragen (stV.): ‘es ihm hingehen lassen’

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341v

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Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 20929–21008 und wolte ine ime genomen haˆn Gaˆwein bewarnte sich dar an, daz der red niht ergie: den schilt er vor zorn nieder lie und sluoc darnaˆch einen slac, der soˆ krefticlıˆchen überwac an disem tiere wild, daz die vüeze in dem schild vorn beide beliben und er daˆ von kam getriben toˆt zuo dem pflaster. alsoˆ haˆt aˆne laster Gaˆwein verendet den strıˆt in einer vil kurzen zıˆt: daz kam ime ze staten sıˆt. Als nu der strıˆt ergangen was, der stelzær und Karadas die huoben an einen loblıˆchen gesanc und seiten daˆ mit groˆzen danc; sıˆner sælden sigenunft und sıˆne heilsame zuokunft begunden sie wol prıˆsen mit vil süezen wıˆsen. dar naˆch begunden hellen an dem bette die schellen von wol süezem toˆne, und liezen vil schoˆne die armbrust ire senwen ab, von geschütze diu rıˆche hab viel nider an der stund. groˆze vröude sich begund üeben in dem castel: doˆ waˆren sie alle snel, man hoˆrte manic stimme hel. Hie von wuohs vil groˆzer schal, daz huˆs uˆf und ze tal wart daˆ mit gar bevangen. dar naˆch kam gegangen Iˆgern unde Morchades, die mit rehten triuwen des

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sich vröuweten, und Clarisanz, daz soˆ stæte und soˆ ganz der tugend wunsch an im lac, wan sie dirre vröuden tac vil gern alle saˆhen. als sie ime kaˆmen naˆhen, gein ine er ab dem bette spranc. einen heˆrlıˆchen antfanc sie buten hern Gaˆwein. dennoch weste ir kein, daz ez von michelem reht geschach. Gaˆwein sie vil gerne sach, als er sıˆt vil dicke jach. Sie kusten ine besunder. den süezen gruoz kund er vil hövelıˆchen nemen; ouch moht ez ime vil wol gezemen. deshalp moht ez ouch wol sıˆn, wan ez kein schante under in: er het in vil wol geholt. alsoˆ werlde rıˆchen solt het er erworben daˆ und manig end anderswaˆ. naˆch disem antfang dar naˆch vil unlang kam naˆch ine gegangen dar ein vil zier rıˆchiu schar von vünfhundert meiden, an niht underscheiden der kleider noch der schoˆne: lobes glıˆche kroˆne gap ine die Natuˆre ze loˆne. Sie neigten ime vil lıˆse. naˆch ine von hoˆhem prıˆse alsoˆ manic ritter kam gegaˆn, die ouch gelıˆchiu kleider an truogent, und enpfiengen in, und giengen al daˆ mit hin in daz palas sitzen. dar naˆch von groˆzen witzen

49 Sch] siner heilsamen P 32 Sin] hie P 46 an +zu +singen P Wann es kein schand under fie P 21004 Sch] glich P

65 Sch] gevangen P

87 SchA]

40 laster (stN.): ‘Fehler’ 43 ze staten: ‘zu Hilfe’ 49 heilsam (Adj.): ‘heilbringend’ 52 hellen (stV.): ‘ertönen’ 65 bevaˆhen (stV.): ‘erfassen, erfüllen’ 67 Zu Morchades bzw. Orchades (21034 u.ö.) vgl. Fe, EKA 87 schinden (stV.): ‘mißhandeln’ 95 zier (Adj.): ‘prächtig, kostbar’

342v

343r

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Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 21009–21090

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343v 21035

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giengen altherren her vür. naˆch den drungent in die tür schœner knappen vünf hundert. hern Gaˆwein wundert, von wannen sie al giengen. als sie ine enpfiengen und alle gesaˆzen daˆ mit mit gar vröudenrıˆchem sit, ich wæne, Iˆgern niht lenger bit. ˆ f stuont sie unde sprach: U „allez unser ungemach, ir herren und ir vrouwen, daz wolt got beschouwen mit sıˆner gnaˆden hantgetaˆt, als er wol erzeiget haˆt iu hiut an disem tage. laˆnt unmuot und klage, sıˆnt vroˆ unde wol gemuot, wan iu lıˆp unde guot, dirre helt haˆt erloˆst. ze dem sollent ir haben troˆst. er sol iuwer herre sıˆn. Clarisanz, diu niftel mıˆn, diu künigıˆn von Orcanıˆe, diu sol sıˆn amıˆe sıˆn, oder ir muoter Orcades. ritter guot, nu vröut iuch des, daz iuch got soˆ haˆt geeˆrt. habent ir leit, daz ist verkeˆrt, und rıˆcher vröuden hort gemeˆrt. Ritter, enpfaˆhent sie alle ze man, die ir vor iu sehent staˆn! dar zuo bürge unde lant daz wil ich in iuwer hant beidiu bevelhen unde geben, und wil naˆch iuwerm willen leben: daz haˆnt ir erworben wol, daz ez alsoˆ wesen sol. dar under wil ich an iuch begern, des ir mich gern mügent gewern, wan ez aˆne schaden ist.

12 Gawan P gewonnen P

29 sollen P 35 Sch] frauwent P 87 Sch] him P, hinn EK

21060 unkunde (stF.): ‘Unkenntnis, Unwissenheit’

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nement dirre rede einen vrist, daz ir uns sagent, wer ir sıˆt: wan daˆ von wüehs ein groˆzer nıˆt, soˆ wir iuch niht enkanten und iuch niht alsoˆ nanten, als wir von reht solten. dar umb wir gern wolten iuwern rehten namen erkunnen: des sollent ir uns gunnen, soˆ haˆn wir wol gewunnen.“ Unkunt gıˆt vrıˆen gedanc, wan er vil gar aˆne getwanc wadelt hin unde her die wıˆle gar, unz ob er die waˆrheit ervindet. vil lıˆht er wider windet dann an gewissem end, soˆ er dem gebend muoz wesen undertaˆn. alsoˆ geschach hier an: wan diu bluome Iˆgern diu het vil ungern, hete sie Gaˆwein gekant, in solher wıˆse daz lant und swaz daˆ wære inne, ze sıˆner swester minne ime geboten zuo gewinne. Sie enkant sıˆn niht, daz ist waˆr. under diser tugentrıˆcher schar Gaˆwein mit zühten uˆf stuont und sprach: „swaz unbedaˆht tuont die liute, daˆ geˆt schade naˆch. laˆnt iu, vrouw, niht ze gaˆch sıˆn mit diser red ze mir! getar ich ez begern und wellent ir, soˆ gebent mir vrist ze zwelf tagen, und laˆnt iu denn ein ende sagen, und beraˆtet iuch ouch hinne daz umb unser beider sachen baz: daz ist uns beidenthalben guot. und ervarnt iuwer liute muot,

53.54 Sch] enkennten : nennten P

59 Sch]

62 wadelen (swV.): ‘schwanken, flattern’

344r

324

344v

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Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 21091–21164 waz ine an der rede behage, und ende ez an dem zwelften tage beidenthalp naˆch unser sage.“ Diu rede wart alsoˆ gelaˆzen. unlang sie gesaˆzen naˆch der red uˆf dem palas dar naˆch ime dar komen was Mancipicelle, diu meit, von der ich vor haˆn geseit, die ime der ritter braˆht dar daˆ vor an daz übervar, mit dem er ouch haˆt gestriten. als sie vür den sal kam geriten, sie erbeizte daˆ vor saˆ ze hant. daz pfert sie an einen nagel bant und gie vil snell uˆf den sal. ein hövelıˆches „gruoz al!“ boˆt sie mit zühten überal. Dar naˆch sprach sie zuo Gaˆwein: „helt, vor allem valschen mein behüete uns got an disem tac! ob ich getar oder mac mit bet sprechen, swaz ich wil, daz ez iuch niht dunke sıˆn ze vil, soˆ sprech ich gern vürbaz: ich mac niht gelouben daz, als ich doch hœre sagen, daz ir ie möhtent bejagen dise groˆze aˆventiure; aˆn valscher mære stiure – soˆ ob mir ist gelogen niht – durch liebe man maniges dinges giht, daz vil lıˆht doch nie geschach. dar an ist iuwer lop ze swach, man müge der waˆrheit jehen. und ist ez alsoˆ geschehen, daz sol ich noch baz besehen.

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Hie bıˆ ein schœner anger staˆt, dar umb ein luˆter wazzer gaˆt, daz ist weder ze tief noch ze breit, und ist der anger gekleit mit bluomen maniger hand varwe, roˆt, wıˆz, blaˆ begarwe, gel, bruˆn, weitvar. under dirre bluomen schar steˆnt ander bluomen vier, die besunder ein rivier umbe ziuhet und besliuzt, diu sich niht wıˆte engiuzt: sie ist claˆr unde smal; von ime mügen die bluomen val niemer werden zuo keinen zıˆten, wan sie den anger wıˆten alle tage übervert, daˆ von sie der dürre wert: des ist der anger unbehert. Möht under den bluomen allen mıˆner vrouwen gevallen der bluomen ze einem schappel, (wæren sie roˆt oder gel, wıˆz, bruˆn oder blaˆ, wærn sie ot genomen daˆ, oder swaz varwe ez wær, daz wære ir alsoˆ mær;) dar zuo der vierer eine, daz sie der gesmac reine noch wider junc gemacht: wan sie haˆt geswacht daz alter an ir jugent, und jugent süeze tugent haˆt ez ir vil gar benomen. uˆf iuwer gnaˆde bin ich komen, ritter, umb die rede her, daz ir sıˆn sıˆt mıˆn gewer,

21103 Sch] kamen P 7 gruszal P 11 SchEK ] eins P; Sin] eins an P 22 SchEK ] manig ding P 28 Sch] fehlt P 43 EhrEK ] sie +es den P

17 SchEK ] dorch P 54 SchEK ] was P

21122 einem eines dinges niht liegen: ‘es ihm zugestehen, gewähren’ 34 weitvar (Adj.): blau 41 ime = daz wazzer 21129 oder zu bessern in ir (= die riviere 21137) 44 übervarn (stV.): hier ‘überfluten’ 46 unbehert (part. Adj.): ‘nicht beraubt’, hier wohl ‘unzerstört, nicht beeinträchtigt’ 52 ot, eht (Adv.): ‘nur, bloß’ 54 alsoˆ mær: ‘gleichgültig’ 60 jugent = Genitiv

345v

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 21165–21242

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21200

swaz ich sıˆn mit stæte ger. Ist, daz diu red geschiht, soˆ enzwivel ich dar an niht vür baz keinen tac, ir habent der aˆventiure bejac hie erworben mit manheit. ob ir mir der bet verseit, soˆ hete mich die mære betrogen, daz daˆ von ist gelogen mit valschem urkünd: des ich iu niht engünd, daz dise mære wær alsoˆ: ich wolte sıˆn wesen unvroˆ durch iuch bis in mıˆnen toˆt. als ez iu mıˆn vrouwe enboˆt, alsoˆ haˆn ich die botschaft iu gesagt, ritter tugenthaft. ich enweiz, ob sie habe kraft.“ Gaˆwein sprach: „juncvrouwe, gote ich vil wol getrouwe, daz ich iuwer bet leiste, und ist mir daz meiste, daz mich dar bringet. sıˆt ir daz gedinget, daz ich ez müge gewinnen, mit allen mıˆnen sinnen wil ich dar naˆch werben. und solt ich des verderben, ich gewinne iu der bluomen; und hete sie in sıˆnem guomen der tiuvel beslozzen, ich wære sıˆn unverdrozzen ze gewinnen iuwer vrouwen; und mac ich ez erhouwen: daz laˆz ich wol schouwen.“ Der red sie ime genaˆde seit, und was der vert snelliclich bereit, die sie ime dar zeigt, die wıˆle sie ine haˆt geneigt

65 Sch] steter P 88 Sch] gedingent P widderkam P 10 SchEK ] enbotten P gepflegen P 41 Sch] sie selbs mer P

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soˆ gar naˆch irem muot. des haˆt sie ine mit huot, daz er sıˆn niht widerkæm. sie vorht, daz ine næm von der rede etewer: des was ir zuo der reise ger. sie mohte wol enborn haˆn dirre vorhten dar an, wan er vloˆch ie solhen sit, daˆ er sich unwert mit iemer moht gemachen. er wolte sich niht swachen mit iht, daz er verhiez unde ez niht waˆr liez, daˆ sich valsch understieze. Als nu beider rede was ergaˆn und vrouwe Iˆgern dar an beider ernst gar ersach, ze Gaˆwein sie mit güete sprach: „ritter, wellent ir volgen mir, soˆ wil ich iu raˆten, daz ir dirre reisen durch mich enbert, der diu magt an iuch begert, wan sie iuch ze unstaten kumt und iuch doch dar under niht vrumt ze hoˆhes prıˆses wirdikeit, niuwen daz iuch disiu meit wolte gern verleiten ze den groˆzen arbeiten, die sie daˆ von vreise weiz. disen üppigen antheiz süllent ir laˆzen underwegen, wellent ir mıˆns raˆtes pflegen dar an, unverzagter degen. Und wil iu meˆr daˆ von sagen: sie haˆt in allen iren tagen dirre verraˆtung gepfleit, daz sie daz selbe mære seit, swaˆ sie iergent einen recken vant,

94 SchEK ] gu¯men P 12 Sch] flohe P

21202 Sch] Das P 15 Sch] swechen P

6 SchEK ] 40 Sch]

85 leisten (swV.): ‘befolgen, erfüllen’ 94 guome (swstM.): Rachen 21216 verheizen (stV.): ‘versprechen, verheißen’ 17 waˆr laˆzen: ‘erfüllen’ 18 understoˆzen (stV.): ‘(sich) dazwischenschieben’ 27 unstate (stF.): ‘Schaden’

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Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 21243–21326 der durch aˆventiure diu lant suochte, als noch vil maniger tuot, bis sie mit al sıˆnen muot mit ir valschen bete braˆht dar hin, als sie denne haˆt gedaˆht. soˆ braˆht sie in an die stat, als sie ine der rede erbat, daˆ er des lıˆbes aˆne wart. alsoˆ haˆt sie iu dise vart ze iuwers lıˆbes verlust gespart. Irem herzen tuot vil weˆ der nıˆt, daz ir ie genesen sıˆt von dirre starken aˆventiure, wan manic ritter tiure hie den lıˆp verlorn haˆt, der vil lıˆht in sıˆner sarwaˆt an dem bette ein wıˆle gelac. die wıˆle iuch unglückes slac haˆt an dirre aˆventiure vermiten, darumb ist sie her geriten, daz sie an iu den prıˆs wolte in etelıˆcher wıˆs geminnern und geringen. daˆ hin sie iuch wolt bringen, (daz ist mir soˆ wol kunt) daz sie iuwern lıˆp soˆ gesunt gern wolt vellen in des toˆdes grunt.“ Als sie die rede verendet, mit bet wart gewendet an ine vil michel vleˆhe: diu toht alle niht umb ein sleˆhe. swaz sie alle gebaˆten, (und sie ez doch taˆten mit vlıˆze aˆne twaˆle mit ir zuo dem selben maˆle) Gaˆwein von dem huˆse reit. daz wart gar senlıˆchen gekleit: doch moht sıˆn niht werden raˆt, wan swaˆ dem man sıˆn muot hin staˆt, daz ist im dicke unerwert, daˆ er soˆ gar naˆch eˆren vert, und ist diu reise wol an gewert.

48 SchEK ] ie P

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Von dannen wolt sich niht scheiden Karadas von ine beiden: der reit mit ine beiden von dan. Gaˆwein sıˆn ros gewan und dar zuo geringez reisegwant, als in disiu magt mant, diu in vor het geseit von einem wazzer, daz wære breit, dar über er swimmen solde: darumb er enwolde waˆfens niht vüeren meˆr dan schilt, swert unde sper, wan er die vreise widersaz und besorgte, daz sıˆn ros laz von waˆfen schiere würd, sıˆt ez ein swære bürd ime wære in der vluot ze tragen, und möhte daˆ von verzagen, der ez vorhin haˆt überslagen. Gaˆwein reit vil unverzagt. sıˆn wirt unde disiu magt mit ime uˆf die straˆzen riten: des enhaˆt er doch niht erliten, wan daz ime was unerkant dirre wec und daz lant: des muoste er in gunnen wol. sie haˆten niht geriten vol des weges vier mıˆle, bis daz sie an der wıˆle daz wazzer ersaˆhen vor ine daˆ vil naˆhen: daˆ muostent sie wider keˆren, und began ouch er meˆren sıˆn reise vil harte dar. schier kam er an daz übervar: daz was nu brücke und neˆwen bar. Daz ros er mit den sporn nam. daz wazzer tief und vreissam keˆrte er aˆne sorgen und began ime lützel borgen von keiner hand sache, daz ime moht zuo gemache

21312.21313 Sch] mijlen : wijlen P

52 sparn (swV.): ‘aufsparen’ 73 bildl. verstärkte Negation, ‘gar nichts’ (vgl. Fe) ‘Platz zum Überfahren’, vgl. 20495 20 neˆwe: ‘Nachen’, vgl. zu 20277

21319 übervar:

348r

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 21327–21402

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349r

umb iht komen dar an. vil lang er swam unde ran, eˆ er kam an den stad. het er niht vunden einen pfad, der mit steinen beschüt was, swie kuˆm er doch sust genaz, er wære anders niht genesen, solt er iht lang sıˆn gewesen in dirre groˆzen arbeit, lenger, denne ich daˆ von haˆn seit, wan daz ros was verzeit. Als er nu den staden gevie, sıˆn ros er ertropfen lie und began ez ouch wol erstrıˆchen, daˆ von ime began entwıˆchen sıˆn müede über al. an dem wazzer reit er ze tal, bis er vant einen stec, der einen wünneclıˆchen wec in den kluogen anger truoc, der sleht was unde eben genuoc. anders moht dar in niht sıˆn, denn der schœnen bluomen liehter schıˆn der began daˆ gein ime glıˆzen von roˆten und von wıˆzen und ander varwe maniger hant. eins gesmacks er ouch enpfant, daˆ von sıˆn ungemach verswant. Als nu der gesmac gein im brach, ein michel wunder daˆ geschach: Gaˆwein ein sölher slaˆf begreif, daˆ von ime sıˆn kraft entsleif gar von sıˆnen gliden allen und was nider gevallen von dem ros an der stund: soˆ hart ine begund der hart slaˆf twingen und solhe müewe twingen,

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daz er sich niht moht erholn: sust muost er ine doln, bis er ine des betwanc, daz er zuo der erden spranc und bant sıˆn ros an einen ast. dennoch wolt ine des slaˆfes last niht laˆzen, daˆ von ime gebrast. Sˆın müede was harte groˆz. von slaˆfe er uˆf die erde schoˆz, daz er sich niht moht enthaben. als er nu kam über den graben und wolt die bluomen haˆn geholt, (den kumber er soˆ lang dolt, daz er vil naˆhe entslaˆfen was, wan er gevallen was uˆf daz gras wol ze drıˆzec maˆlen vor), uˆf spranc er von dem slaˆfe enbor mit zorn und gevie sıˆn sper: wan ime zuo dem slaˆfe alsoˆ ger was, daz wolt er rechen, und began ze hant stechen daz sper durch sıˆn selbes vuoz. doˆ wart ime des slaˆfes buoz und vermeit ine sıˆn arger gruoz. Mit dirre red was er snel und machte ime zwei schappel von bluomen, als diu magt bat, und gie suochen die stat dar naˆch alsoˆ schier, daˆ die bluomen alle vier stuonden, die er geringe vant: der brach er mit sıˆner hant zwoˆ, zwoˆ liez er staˆn. mit der red huop er sich von dan. doˆ er wider über was gewaten, daˆ er sıˆn ros an der maten daˆ vor het gebunden, vil gering haˆt er ez vunden,

34 SchEK ] es P 49 SchEK ] liehten P 50 Sch] jne P 64 Sin] mu˙we P, niuwe Sch 65.66 Sch] erholen-: dolen P da P

57 Sin] seliger P 97 Sch] sten P

62 SchEK ] yme P 21400 Sch] +Auch

28 rennen (swV.): ‘sich beeilen’ 29 stade (swM.): ‘Ufer, Gestade’ 31 beschüten (swV.): ‘bedecken’ 39 ertropfen (swV.): wohl ‘abtropfen’, vgl. EKA, Fe 53 gesmac (stM.): ‘Geruch’ 64 müeje, müewe (stF.): ‘Beschwerde, Mühe’ 74 enthaben (swV.): ‘sich aufrecht halten’ 87 buoze (stF.): ‘Heilmittel, Besserung’

349v

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Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 21403–21486 daˆ er ez haˆt gelaˆzen eˆ, daˆ ez bluomen unde kleˆ az, und daz tet ime niht weˆ. ˆ f sıˆn ros er wider saz, U und was ime worden vil baz, denn ime daˆ vor wære: slaˆf und alliu swære haˆt ine verlaˆzen vil gar. nu nam er des steges war, den er dar ˆın was geriten. unlang haˆt er daˆ gebiten uˆf dirre wegscheide, bis er ennenher die heide einen ritter gein ime rıˆten sach, der vast uˆz dem wege brach, unde reit in der aˆht, als ine vil gar bedaˆht. grimmer muot unde zorn die beide haˆten ime gesworn: daz het man wol an im gekorn. Er was ze harnasch wol. ze ime was er niht komen vol, daz er ime vride wider boˆt und vil zorniclıˆchen droˆt. Gaˆwein daz in schimpf uˆf nam, und hoˆrt doch wol, daz er ime gram was, als er selber jach. dar zuo er ez an ime sach, wan er unstæticlıˆchen vuor, und manigen eit mit stæte swuor, er wære des toˆdes eigen: daz wolt er ime erzeigen, eˆ er ine von ime liez. swie übel er ime gehiez, weˆnic ez Gaˆwein widersaz, wan daˆ haz wider haz haˆt besezzen zwei vaz. Vil rede muost Gaˆwein enpfaˆhen, eˆ denn er ime kam soˆ naˆhen, daz er sich reht moht versteˆn. under des kaˆmen dise zweˆn zesamen uˆf der heide

37 Ehr] +Wie wenig P

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56 Krü] spielen P, vgl. EKA

21422 kiesen (stV.): ‘erkennen’ 47 veilen (swV.): (bildl.) ‘verkaufen’

mit tjostiure beide, diu doch was ungeteilet. vil dick hart veilet sıˆnen lıˆp mıˆn her Gaˆwein: doch soˆ wart diu tjost under ine zwein ine beiden unschadehaft, niuwen daz der spere kraft mit al daˆ verswunden, und wurden daˆ ervunden in swachem werde uˆf der erde ligen, aller wirdikeit verzigen, und waˆren ze schielen gedigen. Als der tjost was ergaˆn, ir ieglıˆcher sıˆn swert gewan mit vil herziclıˆchem zorn. daˆ von waˆren verlorn vil schiere die schild, wan sie der slege mild beide daˆ einander waˆren, und wolten daz bewaren, daz sie niht dar an verlüren und beide dar an küren beider lıˆp solih gewarheit, daz ez uˆzermaˆzen kleit der ander iht mit riuwen. des muosten sich niuwen mit den swerten herter strıˆt, sıˆt sich haz unde nıˆt enzund unde wert die zıˆt. Als nu die schild wurden zerslagen, wan ine lützel wart vertragen, und alsoˆ daˆ gelaˆgen, doˆ muost ez seˆre waˆgen Gaˆwein wider den recken, wan er moht bedecken vor ime sıˆnen lıˆp mit niht ˆ ventiure ime des giht, diu A daz er vor dem degen junc nam manigen snellen sprunc, daˆ von er manigen slac verloˆs, den er vil gar troˆstloˆs von Gaˆwein her wider zoˆch,

67 SinGü] salig P

86 SchEK ] er P

37 widersitzen (stV.): ‘Widerstand leisten, bange werden’ 56 gedıˆhen (stV.): ‘gedeihen, geraten’

351r

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 21487–21568

21490

21495

351v 21500

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352r

dem er mit listen entvloˆch und ine uˆf daz swert gevie. den strıˆt ir neweder doˆ verlie, bis sie ein müede umbegie. Den strıˆt ir ieglıˆcher liez. Gıˆremelanz der recke hiez, der wider Gaˆwein streit. nu er ine vant unverzeit, swie wol er wære waˆfens bar, daz duˆhte ine ein wunder gar, und sprach wider ine ze hant: „ir sıˆnt ein tiurer wıˆgant, daz haˆn ich wol an iu ersehen. ritter, wie ist iu soˆ geschehen, daz ir waˆfens alsoˆ bloˆz ze keiner vreise, die soˆ groˆz ist, alsoˆ disiu ist, iuch waˆget uˆf heiles gnist? daz tuot niuwen tumber muot, der guoter sinne ist unbehuot und niht versteˆt übel und guot. Iu möht vil lıˆhte missegaˆn. wellent ir iuch dick verlaˆn an glückes helf in solher noˆt, daz möhte iu bringen den toˆt, als ir tuot wider mich. wizzent ir niht, daz glück sich underwıˆlent verkeˆret und danne den man uneˆret, der sich soˆ an ez verlaˆt, wan ez manic unstæte haˆt? des habent die dicke bevunden, die sich daˆ vor enkunden mit ir vravel behüeten; wan ez beginnet wüeten daˆ man sich sıˆn niht versiht. ouch mac es iu gewegen niht, soˆ iu soˆ hart missegeschiht. Soˆ ir aˆventiure suochet und iuch soˆ niht beruochet, als ez zimt ritters art,

21530

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329

soˆ möhtet ir gerner die vart, wærent ir witzic, enbern: ir wöltent ir denne alsoˆ gern, daz ir iuch bewarn möhte vor schaden, als ez töhte und gezæme zuo rehte eime alsoˆ guoten knehte, als mich dunkt, daz ir sıˆt. nu muoz ich laˆzen den strıˆt, swie wol ir mir schaden habent getaˆn, den ich soˆ groˆzen nie gewan von keinem manne, der hiut lebet, und doch naˆch dem toˆde strebet dar under, und mich niht begebet.“ „Swer dem andern widersaget, er ist nie soˆ gar verzaget, er envliehe, oder er müeze vehten: daz ist soˆ under guoten knehten“ sprach Gaˆwein, „daz wizzent ir wol. dar umb ein vrum ritter sol den andern niht verswachen. er sol ez ime machen gelıˆch, swaˆ er iemer mac: anders ist ez ein slac, der ine swachet an dem lob; ob er ime geliget ob, er wolle vliehen als ein zage. dem selben ich dan wider sage alle vorderige tjostiure, unde wirt ime vil tiure hoˆher prıˆs und aˆventiure.“ Er sprach: „ritter, ir sagent waˆr. sıˆt ir sıˆnt alsoˆ bar, möht ich iu wol gesigen an. soˆ sol ich doch den strıˆt laˆn: den laˆz ich mit geding, soˆ daz ich in volbring (und ir des sıˆnt mıˆn gewer, soˆ ich sıˆn an iu ger,) über dise zwelf tage. dar under ger ich einer sage,

89 EK ] ietweder P 21501 SchEK ] ir +sint wapens P 25 Sch] suchent P 28 Sch] möhten P 31 Sch] möhten P 33 vehte Sch, vgl. EKA 35 Sch] sint P 45 soˆ] fehlt P; Daz ist unter guoten knehten/ Spraˆche, daz wizzet ir wol Ehr 56 Sch] Aller P 68 SchEK ] Das P 21548 verswachen (swV.): ‘beschimpfen’

352v

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353r 21585

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21595

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21605

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 21569–21647 der ich durch got vraˆge; daz iuch des niht betraˆge, ir saget mir güetlıˆchen die. daz wil ich mit triuwen hie dienen unde anderswaˆ.“ die bet gehiez er ime daˆ. doˆ sprach Gıˆremelanz saˆ: „Ritter, wie sıˆnt ir genant? wær mir daz reht bekant, des welt ich immer vroˆ sıˆn. die wıˆle ir mir ez, lieber vriunt mıˆn, verheizen habent, soˆ sollent irz sagen. wan ich ie in mıˆnen tagen nie gesach iuwers gelıˆchen, des müez ich mich rıˆchen an mıˆner vröuden seˆre wol, daz ich iuch erkennen sol. des wizzent wol die waˆrheit: ich het iuch soˆ verre niht gejeit, het ich ez dar umb niht getaˆn, daz ich mit strıˆte dar naˆch besan, daz ich ervüere iuwern nam. des mich hart wol gezam, die wıˆle ich den prıˆs von iu vernam.“ Er sprach: „des sol iu niht sıˆn [verzigen. mıˆn nam was ie unverswigen und ist noch vil unverborgen; weder durch vorhten noch durch sorgen sage ich ine nimmer keinem man, und nie her getaˆn haˆn. swer sust wolt erkennen mit minnen und mich wolt nennen, als ir sıˆn begerent an mich, deˆswaˆr ritter, den sol ich dar an als einen vriunt gewern, wil er sıˆn niht enbern. ritter, alsoˆ sol ich iu tuon. künic Artuˆs swester sun bin ich und heiz Gaˆwein:

21610

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des ist zwıˆvel kein: alsoˆ nennen mich die liute gemein.“ „Sˆıt ir ez, Gaˆwein, sıˆt,“ sprach er, „soˆ süllent ir aˆne nıˆt ein red von mir vernemen, diu iu niht missezemen sol an keinen dingen, und süllent mir sie bringen der reinen Clarisanzen, diu sich an tugenden ganzen her aˆne valsch haˆt behuot: ditz vingerlıˆn vil guot ze einem wortzeichen bringent ir und sagent ir daˆ bıˆ von mir, doˆ ich sie ze næhst sach, daz sie wider mich jach, sie trüege daz vil geringer, eˆ mir an einem vinger iht gewürre umb ein haˆr, daz Gaˆwein, ir bruoder, gar læge in toˆdes banden, oder an vüezen oder an handen bestümbelt wære, swie harte ine daz swære. solih waˆren ir mære.“ „Des mac ich niht getrouwen, daz ie von juncvrouwen alsolhe rede entsprünge, die man niht betwünge ze der ungüete mit gewalt: wan sie wære gar ze balt, solt sie ez von ir gesprochen haˆn. darumb wil ich iu wetten an den kampf, daz ez nie geschach, noch wıˆbes güete nie zerbrach soˆ groˆzes unbilde; mit spere und mit schilde wil ich daz bewæren, und wil ze disen mæren manigen vrumen ritter bringen,

70 Sch] Daz +ich ‹ıuch P 80 sollen P; Sch] ir sagen P 21599.600 vgl. Ehr: Swer sus wolt erkennen/ Mich und mit minnen nennen] Wer sust wolt nennen/ Mit mynnen vnd mich wolt erken` ch daran P nen P 21603 SchEK ] +V 22.23 Sch] sahe : jahe P 32 Sölher Sin] Salig P 70 betraˆgen (swV.): ‘verdrießen’

21620 wortzeichen (stN.): ‘Zeichen anstelle von Worten’

353v

354r

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 21648–21729

21650

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354v 21670

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21685

und wil den tac dingen mit gelübde an den selben tac, an dem der vorder strıˆt gelac. Dar über wil ich iedoch die botschaft bringen noch der juncvrouwen, und mac ich. swes sie dar an bewıˆset mich, daz haˆn ich vür ein waˆrheit. ir enwirt ouch nimmer geseit mıˆn nam, oder wer ich sıˆ, bis ich dem kampfe naˆhen hie bıˆ, (ist ez, daz wir beide haˆn gelobet uˆf solhen waˆn) daz ich iuch daˆ ze reht besteˆ, als wir ez beide gelobten eˆ, und ir mir daz selbe tuot, ez sıˆ mir übel oder guot.“ Der strıˆt wart gelaˆzen. uˆf ire ros sie gesaˆzen und keˆrten gein dem castel. die bluomen und diu schappel her Gaˆwein ze ime nam. über dise heide lobesam was der ritter sıˆn gereise. aˆn aller slahte vreise braˆht er ine ze sıˆnem wege mit wol hovelıˆcher pflege: daˆ bleip er unde reit er hin. er vuort disen rıˆchen gewin mit ime gein dem huˆse. reht vor an die cluˆse Mancipicelle reit gein ime, diu vil übel meit, und was aller vröuden bar: wan sie haˆt verraˆten dar, daz ime daˆ niht gewar. Daz si doch vil heimlıˆch verhal und maht einen groˆzen schal von lob mit valschem muote. „west wilkom ze guote mir,“ sprach sie, „vil edeler degen!

21690

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331

ir habent erworben underwegen, des ir iemer geprıˆset sıˆt: wan nie ritter bıˆ unser zıˆt der bluomen keine brach, dar zuo nie keinen gemach ie kein ritter uˆf dem bett gewan: nu haˆt iuch beidenthalp dar an got vil wol geeˆret und haˆt iu gemeˆret, lobes hoˆhen prıˆs daˆ mit. mit wol vröudenhaftem sit der eˆren ich iuch bit. Gebent mir ein bluomen her! dar zuo ich ze minne ger, daz ir mir ein schappel gebent und iemer vrœlıˆche lebent vor mir aˆne alle arbeit; und sıˆ iu dar zuo geseit: ich wolt iuch haˆn verraˆten. des mich zweˆn ritter baˆten, die beide sint bekant vil; ire namen ich iu nennen wil: Lohenıˆs von Rahaz und Ansgü taˆten daz. ich enweiz aber der rede niht, von welher hand ungeschiht sie iu disen haz tragen. sie wolten iuch haˆn erslagen: daz kan ich iu vür waˆr gesagen.“ Gaˆwein dirre megde bet vil gar williclıˆchen tet und ahtet lützel uˆf ir sage. mit der bluomen bejage keˆrte er gein Madarp uˆf daz huˆs unde warp dem ritter sıˆn botschaft. Iˆgern diu tugenthaft daˆ muost wesen daˆ bıˆ und Orcades, alsoˆ sie drıˆ. als er ir bıˆ ime enboˆt, daˆ von wart Clarisanz roˆt,

49 Sin] dem P 51.65 jeweils Initiale trotz fehlenden Dreireims, 51 nach Capitulumzeichen in P, 65 o ohne Capitulumzeichen, mit GlEK, vgl. Fe 85 SchEK ] vaht P 21701 Sch] blume P 21714 ungeschiht (stF.): ‘Unglück, misslicher Zufall’

355r

355v

332 21730

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Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 21730–21807 dar zuo diu muoter und diu an. als er diser rede began, er gap daz wortzeichen, doˆ begunden sie bleichen und vorhten alle under in, und keˆrten dar an wıˆbes sin, (der daˆ snelle ein dinc haˆt verdaˆht) wie er von der red würd braˆht, daz ez naˆch eˆren wære, wan ez was ine swære: des velscheten sie diu mære. Von der rede sie in leiten und ime gar widerseiten, daz ez wære gar ein niht, und westen doch niht umb iht, wie ez hin ze ime gezoˆch, wan ez ine noch vor vloˆch und was sie verholen gar. sie waˆnden daz vür waˆr, daz er daˆ herre wesen solt, wan er ez daˆ wol hete geholt mit vil groˆzer manheit; und wolten, daz er die meit Clarisanzen het genomen – doˆ muoste ez allez anders komen – wan sie wol heten gesworn. an ime was daz gar verlorn, daz sie ine soˆ haˆten erkorn. Die rede hie mit verendet was. schier kam sıˆn wirt Karadas und vröute sich vil seˆre, daz ime soˆ groˆz eˆre an der reise was geschehen. als er die bluomen haˆt gesehen und daz schappel glanz, daz sıˆn swester Clarisanz truoc uˆf irem houbet, daˆ mit er het beroubet den anger ze Colurmein,

33 Sch] begunde P 83 Sch] megden P

21770

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21785

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21800

21805

daz gesind mit ime gemein vröuweten sich alle des. als ez Iˆgern und Orcades vil willeclıˆchen hoˆrten, die ez niht zerstoˆrten, wan sie ez schuofent alsoˆ. ouch waˆren sie selbe vroˆ und vorhten kein truˆrikeit droˆ. Ime was doˆ gar undertaˆn beidiu wıˆp unde man, ritter unde vrouwen, des mügent ir wol trouwen, sıˆt ime daˆ was gelungen. die alten mit den jungen, knappen mit den meiden vil gar ungescheiden waˆren sie von ime des muotes, lıˆbes und des guotes aˆne alles zwıˆvels missetaˆt. helfe, vröude unde raˆt haˆten sie an ine gewant. beidiu bürg unde lant stuont gar in sıˆner hant. Als ez des næhsten morgens tagt, sıˆnem wirte er ein mære sagt, daz er ine hart verhelen bat. her nider reit er in die stat und hiez ime daˆ suochen einen knappen und beruochen mit ros und mit gewande, als er ine von dem lande zem næhsten wolt senden. einen knappen behenden gewan er ime uˆf der stet in der stat, naˆch sıˆner bet wol geriten und gekleit. die botschaft er ime heimlıˆch seit zwischen ime und sıˆnem wirte; niht meˆ er ine irte;

60 Sch] frauwete P 68 Sch] Den +my¯neclichen anger P 21806.21807 Sch] wirt : irrete P

75 Sch] selbs P

30 ane (swF.): ‘Großmutter’ 36 verdenken (an. V.): ‘erwägen, zu Ende denken’ 45 geziehen (stV.): ‘mit etwas in Zusammenhang bringen’ 46 ez vgl. ez 21738f.; die Zusammenhänge ‘fliehen’ vor den Damen, sie verstehen sie noch nicht (vgl. EKA) 47 sie = die rede 21741 64 glanz (Adj.): ‘hell, glänzend’ 21802 stete (stswF.): ‘Platz, Stelle’

356v

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 21808–21887

21810

21815

357r

21820

21825

21830

21835

21840

21845

357v

daˆ mit hiez er ine rıˆten, und niht lenger bıˆten, soˆ er snellest künde, swaˆ er Artuˆs vünde, und die botschaft würbe wol. ze Britanje ze Karidol hiez er ine zem eˆrsten keˆren, und began ine daˆ leˆren den wec, als er ine dar weste, daz er ime wær der beste, daˆ ine irte kein gebreste. Mit dirre rede reit er von dan berge, velt unde tan, bis er kam in daz lant, daˆ er künic Artuˆs vant und bıˆ ime die kunden. er haˆt sie aber vunden aˆne alle kurzwıˆle gar und was der hof aller geste bar, (daz vil selten ie geschach) wan in an vröude brach, und ine dise klage geboˆt mıˆns herrn Gaˆweins toˆt. des heten sie wol gesworn, daz er den lıˆp hete verlorn, sıˆt ine daz houbet braˆht wart und von sıˆner widervart in sider niht was geseit; daz was ein gemeines leit, daz der hof mit jaˆmer kleit. Ze Karidol ditz was, daz er uˆf sıˆnem palas mit jæmerlıˆcher klage saz. Ginoveˆr ouch niht vergaz, sie klagete ine mit triuwen wol, wan man daz von reht tuon sol einem vrumen man: daˆ gedaˆht sie vil wol an und ir vrouwen alle, wan sie ein jaˆmers galle

21850

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21885

333

het gar übergangen und endlıˆch gevangen ir vröude in ir netze, und nu, an der letze, tet sie ine alsoˆ niuwe den jaˆmer und die riuwe, als an dem anegenge; sie duˆret an der lenge, und wart ir boi vil enge. Als sie nu alle saˆzen soˆ, und ganz und gar unvroˆ durch Gaˆweins toˆdes willen waˆren, und vrœlıˆch gebaˆren ir keiner niht enkunde: nement war, an der selben stunde der knappe an den hof reit, daˆ ich von haˆn geseit, ein pfert, daz was apfelgraˆ, und erbeizte an dem hove saˆ. hie mit gie er uˆf den sal. die edeln ritter über al gein ime mit zühten giengen; den knappen sie enpfiengen vil hovelıˆchen under in und vuorten ine vür den künic hin: daz wart ir aller gewin. Als er nu was gestanden, er sprach: „von disen landen edeler künic heˆre, got geb iu alle die eˆre, die iu iuwer neve gan, von dem ich her braˆht haˆn die botschaft und den gruoz, den ich sol unde muoz iu nu ze stunde nennen, daz ir ine mügent bekennen: ez ist der edel Gaˆwein, an dem aller schande nie dehein noch laster wart vunden, den ich wil gesunden

11 Sch] Artusen P 13 Sch] Brytanyen P 16 Sch] wijszte P 17 Sch] was P 22 Sch] Artusen P 28 SchEK ] wan P 35 Sch] Jnen P 47 Sch] kall P – oder wäre kol, ‘Qual’, zu lesen? 85 Sch] kein P 18 gebreste (stswM.): ‘Mangel, Fehler’ 35 sider (Adv.): ‘seither’ u.ö. 76 heˆre (Adj.): ‘vornehm, hoch, edel’

56 boie: ‘Fessel, Kette’, vgl. 9805

358r

334

21890

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21900

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Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 21888–21971 liez und alles leides vrıˆ ze einem castel hie bıˆ, ich wæne, daz ez hiut ein woche sıˆ. Bˆı mir er iu enboten haˆt – des müge wesen kein raˆt –, ir müezent ime ze helfe komen. er haˆt einen kampf uˆf genomen wider einen recken tiuren, (durch zweier hand aˆventiuren disiu rede geschehen ist) den muoz er in kurzer vrist aˆne widerrede vehten. allen disen guoten knehten hiez er daz selbe sagen, und bitet, daz sie niht verzagen und ime kument ze helfe dar, wan ez ze sıˆnen eˆren gar steˆt, daz wizzent vür waˆr. Ouch wizzent, daz er einen man ze dem selben kampfe müez bestaˆn, der ie wider iuch streit und al zıˆt uˆf iuwern schaden reit, swaˆ er mit iht kunde, mit werken und mit gunde: Gıˆremelanz ist er genant. und wil ich des wesen pfant, daz iu und dem gesinde kein ritter soˆ geswinde der eˆren ie gevaˆrte und ie soˆ vil beswaˆrte, als er al zıˆt tuot. daˆ von, künic, ist ez guot, daz ir ez niht lenger spart, ir leistent ime die vart, wan ez ime nie soˆ dürftic wart. Er haˆt die selbe mære und al solhe swære Ginoveˆr enboten bıˆ mir, und daz sie nem zuo ir ir vrouwen und ir meide, und mit ir ir ougenweide ime kom daˆ ze stiure:

93 Sch] hofe P 29 Sch] stunt P

21930

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21940

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21955

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21965

21970

soˆ möhte sie ime hiure noch ze keinen zıˆten vürbaz (ob sie ime leistet daz) keinen grœzern dienst erbieten, daˆ mit sie ine gemieten ze eˆwigem gelte möhte, daz ime soˆ wol töhte naˆch sıˆnes herzen stæter ger. dise botschaft enboˆt er iu und mıˆner vrouwen her.“ Die rede der bot niht vol gesprach: der künic sie ab brach, von dem stuol er von vröuden spranc, disen knappen gar sunder danc kuste er meˆ wan drıˆzec stunt, und tet im groˆze vröude kunt. alsoˆ tet daz gesind über al: dar under huop sich ein schal, daˆ kluoge vröude wonete mit. disen vröudenrıˆchen sit haˆt ersehen ein maget, diu in Ginoveˆrn saget mit vil vrœlıˆchem muote. sie sprach: „vrowe, ze guote haˆn ich ein dinc gesehen, (ob ich sıˆn sol jehen) daˆ von vröude ist geschehen. Einen boten ich ersehen haˆn vor Artuˆs, dem künige, staˆn, ich wæne, er liebe mære seit, wan ine mit groˆzer wirdikeit der künic und daz gesind enpfie, und eˆ denn sıˆn sage gar ergie, doˆ sach ich in vröuden schıˆnen den künic und alle die sıˆnen. als ich mich rehtes versihe, der waˆrheit ich iu gihe: sie halsten unde kusten und dick zuo ir brusten sie minneclıˆchen dructen und ine under in zucten hin und her naˆch den mæren.

21900 Sin] Disen alten P 15.16 Sch] ritter +ie so geswind/ Der eren geuarte P 49 Sch] Dise P 65 Sch] rehtest P

21913 phant sıˆn: ‘für jemanden eintreten’

30 hiure (Adv.): ‘heuer, in diesem Jahre’

359r

359v

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 21972–22051

21975

21980

21985

21990

21995

360r

22000

22005

22010

ich wil daz bewæren, daz sie vröuden beren. Ich hoˆrte ouch iuch nennen daˆ, wan ich ine alles uˆf der slaˆ was hinden naˆch geslichen, bis sie mir entwichen in den sal von der tür: daˆ kaˆmen sie mir verre vür. daˆ von ich niht meˆr vernam, wan daz ine naˆch vröuden zam disiu botschaft wol, und daz man Gaˆwein sol, ich enweiz niht waˆ, ze staten komen. soˆ vil haˆn ich der mære vernomen, und daz er vür waˆr lebet. dar umb wil ich, daz ir mir gebet wilkomens rıˆchen solt. ich wil weder silber noch golt, wan daz ir mir sıˆnt der mæren holt.“ Von den mæren in dem wercgadem huop sich ein vil süezer kradem under den vrouwen saˆ ze hant. golt unde guot gewant wart gesuochet wider ze wege, daz vor truˆren uˆz ir pflege het geworfen unde sorgen: wan sich von ine verborgen diu vröude hete lange zıˆt, als ez an in unvröude nıˆt mit ir untriuwe schuof und gap ine solhen jaˆmers wuof, der bis uˆf die zıˆt an ine wert: dem sluoc nu der vröuden swert vil manige tiefe wunden, daz sie in het vunden ze huˆse under iren kunden. Vröude iren wert daˆ wider gewan: wan ir wıˆp unde man began alsoˆ daˆ vor pflegen, und liezent gar underwegen

73 EKA] varen P, væren Sch alle P 26 Sch] in was P

22015

22020

22025

22030

22035

22040

22045

22050

90 Sch] mere¯ +halb holt P

335

sorgen unde truˆren, und begunden baz duˆren, denn sie vor ie getæten, daran mit groˆzen stæten durch dirre lieben mære sage. daz wart schıˆn an dem tage und darnaˆch immer meˆre sıˆt aˆne allen widerstrıˆt; und was daz wol von schulden: sich haˆt ze der werlt hulden soˆ Gaˆwein ze dienst braˆht, daz sıˆn mit guoter andaˆht ie zuo dem besten wart gedaˆht. Ine gap michel hoˆchvart, diu in eˆ was verspart, diu vröude von dem mære. des wæne ich, daz daˆ wære vil groˆzez zimieren von kostlıˆchen gezieren, von gold und von gesteine, der die vrouwen al gemeine durch hoˆhen muot pflaˆgen, die vor verworfen laˆgen, daz man ir ze niht pflac, sıˆt der klagebær tac mit truˆren erschein, dar an man hern Gaˆwein inen daˆ toˆt haˆt geseit. diu selb sage die vröude enzwei sneit, soˆ daz sie mit ine verzeit. Vor sach man haˆr roufen: nu moht man wol ab stroufen sehen swachiu gebende; vor sach man die hende vil jæmerlıˆchen winden: nu sach man uˆf binden manic kostlıˆch schappel; vor was ir varwe bleich und gel: nu wart sie lieht unde claˆr; vor was ir schœnez haˆr

22004 Sch] Den P, Der EK

73 bern (stV.): ‘hervorbringen’ 91 wercgadem (stN.): ‘Arbeitshaus, -gemach’ ‘Jammergeschrei, Klage’ 43 stroufen (swV.): ‘(ab-)streifen’

19 Sch]

22002 wuof (stM.):

360v

336

22055

361r

22060

22065

22070

22075

22080

361v 22085

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 22052–22121 verworren und zerbrochen: nu was ez aber belochen mit maniger wimpel kleinen; vor was daˆ groˆzez weinen: nu was daˆ vrœlıˆches lachen; vor bitters herzekrachen: nu wart manic vröudemachen. Nu was daˆ rıˆlıˆches strıˆchen. vor muost vröude wıˆchen: nu gesaz aber vröude daˆ; vor waˆren geruˆht die braˆ: nu wurden sie smale unde sleht; vor vloˆz daz ende bœsez reht, daz was rou unde hoˆch: daz nu ein ebene überzoˆch; vor waˆren die münder bleich: nu der rœte sie daˆ entweich; vor koˆs man der ougen nieht: nu waˆrn sie schœn unde lieht; vor betwanc diu hiufel manic trahen: nu muosten sie pigment ab twahen; vor würden die brüste zerslagen: nu muosten sie die nüschel tragen; vor waˆren die hende sal, nu wıˆz, lanc unde smal; vor waˆren die nagel vorn von dem stoube niht verborn: nu waˆrn sie lære daˆ vor; vor stuont daz gewant enbor: nu lac ez von valten vol; vor was ez swarz als ein kol: nu was ez aller schœne vol. Swaz vor seic, daz erhuop sich nuo. die videlær, die rihten zuo ze iren vil süezen leichen

22090

22095

22100

22105

22110

22115

22120

und begunden aber weichen ze vröuden vil manigen muot. manic süeze noˆte unde guot von der harpfen ze hant erklanc. ouch erhuop schoˆne ir gesanc diu rotte mit rıˆlıˆchem toˆne: daz galt ir vil schoˆne diu süeze symphonıˆe. diu floite und diu clıˆe, diu lıˆre und diu pusıˆn, die enwolten daˆ niht sıˆn under den andern verholn: man moht sie vil gerne doln, wan sie vrœlıˆchen hullen. dar zuo naˆch vröuden schullen mit den andern an dem drum manochorde und psalterium, der holer mit der gıˆgen. ez enwolt ouch niht swıˆgen organiston und tambuˆre. ein sælic naˆchgebuˆre was vrouwe Musicaˆ mit allem irem gesinde daˆ, diu vorhin was anderswaˆ. Fabel unde mære die fabelierære begunden saˆ ze hant sagen. ouch wurden uˆf den sal getragen schaˆchzabel unde spilbret, und wurden saˆ zuo der stet gehangen zuo den wenden die schilte, und in den grenden diu sarwaˆt gereinet, und die helme beleinet mit rıˆlıˆchen zimieren.

58 Sch] man vns P 63 Sch] Dar nach P 66 SchEK ] yme P 71 Sch] trehen P 74 SchEK ] mischel P 91 Sch] erhub +sich schon P 22106 Sch] Organisten P 11 Initiale nach Dreireim trotz fehlenden Capitulumzeichens mit SchGlEK 19 SchEK ] Den P 53 beluˆchen (stV.): ‘einschließen, einfassen’ 54 wimpel (stswF.): ‘Kopftuch, Stirnbinde’ 59 strıˆchen (stV.): ‘kleiden, herausputzen’ 62 geruˆht (Adj.): ‘rauh, zottig’ 64.65 ‘vorher zerfloß die Stirne in böser Weise, sie war rauh und faltig’ 71 hiufel (stFN.): ‘Wange’ 74 nüschel (stM.): ‘Spange’ 75 sal (Adj.): ‘dunkelfarbig’ 78 verbern (stV.): ‘verschonen’ 86 leich (stM.): ‘Musikstück’ 94 symphonıˆe: ‘Drehleier’ 95 clıˆe: unbekanntes Musikinstrument 22100 hellen (stV.): ‘ertönen, erklingen’ 1 schellen (stV.): ‘schallen, tönen’ 4 holer: aus Holunderholz gefertigte ‘Flöte’(?) 12 ‘die Märchenerzähler’ 18 grant: ‘Trog, Truhe, Schrank’, vgl. EKA, Fe

362r

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 22122–22205

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tjostiuren und turnieren wart daˆ ze hant uˆf geleit. gewüschet unde wol gepfleit der pferde und der rosse wart. daran wart nihts gespart, des sie ze vröuden solten haben. nu muoste truˆrikeit dannen schaben, von dirre groˆzen vröude ligen. sust kan vröude wol gesigen, daˆ sie gelück heizet digen. Key prüevet dise vröude gar under aller dirre schar durch Gaˆweins vriuntschaft, wan ine der sælige kraft an Gaˆwein mit gewalt bant, daz er guot unde lant, herren, seˆle unde lıˆp, maˆge, kint unde wıˆp eˆ allez hete verlaˆzen mit al verwaˆzen, eˆ ime iht leides wære geschehen. dar an mügent ir wol sehen, daz sıˆn spot niht von nıˆdes gie. die besten er minnet ie, und was den bœsen ze maˆle gram; ie doch er nieman uˆz nam: soˆ er spotten began, nieman was des tadels aˆn; anders was er ein vrum man. Troˆst ist daˆ dick vunden, daˆ vor was gebunden mit leid maniger hande dinc: alsoˆ haˆt dirre jungelinc mit diser lieben mære ir klage und ir swære vil gar undervangen, diu sie het übergangen von der vordern geschiht. swie wol diu mære wær ein wiht, soˆ bedorften sie doch troˆstes wol. die rede ich hie laˆzen sol, wan sie ist suˆmunge vol.

24 Sch] gepfeit P

33 SchEK ] Vnd P

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Naˆch dirre süezen botschaft wart heres ein vil groˆziu kraft vil geringe zesamen braˆht, daz ze sıˆner helf was gedaˆht, als er mit dem boten bat: wan ez daˆ von stat ze stat, von bürgen ze villen mit unverdrozzenem willen von Key snelle geboten wart. alsoˆ wart diu hervart gecroiieret in daz lant. allez, daz ine an want, daz was uˆf al ze hant. Mit kostlıˆchem gereite ze dirre arbeite was dar bereit daz her, an allen dingen gar wol ze wer, als ez z’einer solhen reise touc, wan ungern sich betrouc dar an ir ieglıˆcher. schœner unde rıˆcher wart nie hervart gevarn. wes solt ich mich nu lenger sparn? ich envürder ir muot dar an. ich sol sie schier rıˆten laˆn, sıˆt ich ez ze hove braˆht haˆn. Noch muoz ich iu vor sagen, (wan ich sıˆn niht mac verdagen) waz Ginoveˆr tæte: diu warp ouch mit stæte naˆch vrouwen und naˆch meiden, und hiez sie daˆ kleiden mit kleidern soˆ rıˆlıˆchen, daz man sie moht gelıˆchen den schœnen gotinnen an zühten und an sinnen, an schœne und an rıˆcheit, die die natuˆre an sie geleit het, als diu fabel seit. Ir was vil aˆne zal; dar under sich doch nieman hal Amurfinaˆ und Sgoydamuor,

44 Sch] ging P

74 SchEK ] Getroyret P

28 schaben (stV.): (intr.) ‘schnell von dannen gehen, sich fortscheren’

363r

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Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 22206–22283 der ietwederiu alsoˆ vuor, daz sie daˆ von ze loben was. nu was burc und palas, louben und gadem von disem süezen kradem, deˆswaˆr, allenthalben vol: wan ine tet diu reise wol, daˆ sie alle solten hin. künic unde künigin enpfiengen daˆ von vröuden gewin. Hie von wirt iu niht meˆr gesaget. wan als ez des morgens taget, doˆ waˆrn sie alle uˆf dem wege. daz her vuort in sıˆner pflege her Key, daz was sıˆn reht. doˆ moht man manigen guoten kneht sehen und manic gezelt, daˆ mit der wec und daz velt mit al was beströuwt, der sich ir ieglıˆcher vröuwt als ein lewe uˆf daz wal: darunder wol mit vröuden schal diu busuˆne und diu floite hal. Ob ich iuch nu wolte pfrengen und dise rede lengen von adelıˆchen sprüchen als ich kan, soˆ würd mir villıˆht dar an von etlıˆchem undanc gesagt, ob ich iu ze lanc die rede von niht machte und mıˆn kunst swachte, diu ze ieglıˆchem ist bereit, daz sie von kurzen mæren seit ein lang rede und ganzen sin und luˆter machet als ein zin, swie lang ein aˆventiure schin. Dar umbe ich ez blıˆben laˆ, wan ich daˆ vor anderswaˆ haˆn gesaget von vil ritterschaft:

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des het mıˆn kunst kleine kraft, ob ich ez aber avert nuo. an dem sibenden tage vil vruo kam daz her in daz lant, daz Madarp was genant, vür daz castel ze Salıˆe. Key geboˆt der massenıˆe die herberge ze vaˆhen vor dem castel soˆ naˆhen, daz sie wol dar uˆf saˆhen. Schier wart uˆf dem velde von manigerhand gezelde herbergerıˆe uˆf geslagen, und wart daˆ mit gar betragen der anger an dem vluˆme, daz man daˆ bıˆ vil kuˆme etwaz des veldes bloˆz koˆs, und sıˆn reht soˆ gar verloˆs der anger und diu selbe stat, als ez wære gewesen ein trat von anegenge ennenher. des was Gaˆwein gewer, und was dem her dar zuo ger. Als nu Iˆgern die geste sach und waz von inen daˆ geschach, des gewan sie truˆrigen muot, als ein vrouwe dicke tuot, diu ires landes sorge haˆt. nu suochte sie der rede raˆt ze Gaˆwein mit sorgen, wan ez ir was verborgen, wie ez dar umb was ergaˆn. doˆ hiez sie Gawein die sorge laˆn und sagte ir, daz ez wære Artuˆs, ir sun, der mære. des vröute sie sich vil seˆre. Iedoch sie dar under nam vil manigen wanc vor der scham, wan er sich dar zuo nant,

22235.22236 Sch] mechte : swachte P, mæchte : swæchte Men; (vgl. auch Kn2007, S. 291, Anm. 30) 65 Sch] eyme her P 22210 kradem (stM.): ‘Lärm, Getöse’ 26 wal (stNMF.): ‘Kampfplatz’ 29 phrengen (swV.): ‘bedrängen’ 41 schin: Konj. Prät. zu schıˆnen, ‘währen’ 46 avern (swV.): ‘wiederholen’ 57 herbergerıˆe ‘Unterkunft’, vgl. 575, Fe 64 trat (stF.): ‘Weide’ 82 wanc (stM.): ‘Zweifel’ (oder bewegt sie sich als körperlicher Ausdruck ihres Unbehagens?)

364v

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 22284–22367

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22325

daz er wol wart bekant der muoter, swester und der an. mit diser rede reit er dan mit einem gesellen herab und liez in rıˆcher vröuden hab Iˆgern unde dise zwoˆ. ouch was er des selber vroˆ, daz er sie ervunden heˆt, wan ez kinden soˆ ze muoter steˆt, die ez von liebe an geˆt. Gaˆwein bıˆ einander vant in einem gezelt aldaˆ ze hant den künic und die künigin. als sie beide ersaˆhen in, gein ime sie uˆf sprungen. dar zuo naˆch ime drungen die von der tavelrunde: mit herzen und mit gunde wart er von inen enpfangen wol, daz man vil wol gelouben sol. sie minneten ine alle und verbar inen hazzes galle: des enpfiengen sie ine mit schalle. Naˆch disem antfange gesaˆzen sie unlange, daz Gaˆwein dem künige seit von dirre groˆzen rıˆcheit, diu uˆf dem castel wære. ouch sagte er ime diu mære von sıˆner muoter Iˆgern. daz hoˆrte er vil gern, wan er sie nie hete gesehen. ez muoste aber schier geschehen, die wıˆle er was soˆ naˆhe bıˆ ir; ˆ ventiure mir: des swuor diu A dar zuo haˆt Artuˆs ein groˆz begir. Dar naˆch bewıˆset er ine des, daz sıˆn swester Orcades wære ouch bıˆ ir muoter daˆ. dar zuo seite er ime saˆ von der megde Clarisanze und von Gıˆremelanze,

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mit dem er solte vehten. daz geviel den guoten knehten wol und Artuˆs daˆ mit, ob er wolte, daz er strit, die wıˆle ez gelobet wære alsoˆ. der mære wart daz her vroˆ. alsoˆ beleip diu rede doˆ. Naˆch disen mæren uˆf daz huˆs Ginoveˆr und künic Artuˆs mit Gaˆwein ze hant riten, daz sie niht lenger biten, und der ritter vil mit in. Gaˆwein einen boten hin sante uˆf daz huˆs den vrouwen, der ine seite, daz sie schouwen Artuˆs wolte unde sehen. dar an was ine liep geschehen, wan sie sich wol kleiten und einen antfanc bereiten beidiu einen langen unde breiten. Hie nam liebe lieben anblic, wan sie ganzer triuwen stric, als ez toht ze rehte, bant: sust was ez darumb gewant, daz ez ieman mohte enbinden: wan daz reht wil den kinden diu muoter alwegen geben. ouch wizzent diu kint leben naˆch der muoter von triuwen: daran kan sich niuwen rehter natuˆre art, daz selten ie verkeˆrt wart, ez enwære bıˆ schaden hoˆchvart. Diu rede ist iu allen kunt, daz ursprunc unde grunt aller triuwen an ine beiden ist. der künic inner kurzer vrist was uˆf daz castel komen. daˆ wart uˆf beider sıˆten vernomen ein vil süezer antfanc, der iu ze sagen wære ze lanc. ir mügent aber selber wizzen wol,

93 Sch] libe P 22301 munde Sin 14 Sch] Des P 28 Artusen P 53 SchA] Auch nit enwissen P, vgl. EKA, Fe 55 Ehr] sie P 59 Sch] jne P 62 Sch] kurtzen P 85 ane (swF.): ‘Großmutter’

22305 verbern (stV.): ‘unangefochten lassen’

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Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 22368–22445 daz er was rıˆcher vröuden vol, aˆne alles valsches argen waˆn, wan Artuˆs und Iˆgern gewan uˆf beider sıˆten vröude daran. Als nu der antfanc ergienc, Iˆgern Artuˆs gevienc, iren lieben sun, bıˆ der hant. beide bürge unde lant began sie ime daˆ zeigen und wolt ime ze eigen allesamt haˆn gegeben aldaˆ ze hant bıˆ irem leben. doˆ wolt ez Artuˆs niht enpfaˆhen. vil gar sie ime verjaˆhen, wie sie wæren komen dar. sust was diu vröudenrıˆche schar den tac in der wünne gar. Doˆ Artuˆs ir wesen gar ervuor naˆch alsoˆ rıˆcher tugend vuor, des was er von herzen vroˆ. bıˆ ir uˆf dem castel doˆ er und Ginoveˆr beleip. die zıˆt er daˆ vil wol vertreip: des gezam sıˆnem gesinde wol. volliclıˆchen, als man sol, wart gedienet allen den sıˆnen. daran muoste schıˆnen ir muot und ir rıˆchtuom; ez was aber gar sunder ruom, daruˆf maniger ist vrum. Vil kurzewıˆle begunden als sie vil wol kunden, Iˆgern und ire geste: wan nie kein gebreste an keinen dingen wider ranc, der ir vröuden tet gedranc, niuwen dirre kampf alein, den zem næhsten mıˆn her Gaˆwein mit Gıˆremelanz vehten solt.

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soˆ vil soˆ in daz geholt umb iht vröuden dar an: des man doch klein sorge gewan, wan sie bekanten wol den man. Des andern tages was diu zıˆt, dar an wesen solt der strıˆt under ine beiden. doˆ wart alsoˆ gescheiden von Artuˆses gewalt, daz man Clarisanzen salt mit eˆlıˆcher hıˆraˆt, als er naˆch dem sit in bat in Gıˆremelanzen hant, darzuo Madarp, daz rıˆch lant, und swaz dar zuo gehoˆrte. Iˆgern ez niht zerstoˆrte, wan sie ez gern hoˆrte. Und doch mit dem gedinge: wenn sich wolten ze ringe haben uˆf diu ritterschaft, daz ez mit solher eide kraft soˆ würde gebunden, daz enweder würde vunden aˆn keinerhand lügen meile. von ietwederm teile wart der eit alsoˆ genomen. daz wart aber wol underkomen, daz sıˆn iht geschæhe. ob daz buoch iht anders jæhe, daz seite ich iu sunder wæhe. Ich getar iu daz wol sagen, daz sie beide vür zagen dar an nieman dorfte haˆn, wan sich als ein vrum man ir ietweder daˆ het bereit. ouch was ine von herzen leit der gewalt, der an in ergienc, niuwan daz ez undervienc Clarisanz under in:

82 Wa] dar waren komen P 85 Initiale nach Capitulumzeichen trotz verderbten Dreireims mit WaSinGlEK 22405 Sch] Das P 15 Sch] Artusen P 16 Sch] solt P 18 Sch] Als es nach der sitt jnn hat P 37 22437–22449 möchte Singer vor 22411 einordnen 38 SchEK ] Das +man sie P 43 SchEK ] yme P 22416 seln, sellen (swV.): ‘zum Eigentum übergeben’ 33 underkomen (stV.): ‘verhindernd dazwischentreten’

30 meil (stN.): ‘Fleck, Makel’

367r

367v

Gaweins Verpflichtung zur Gralssuche: Chre´tien-Sequenz 22446–22501

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diu gie beidenthalben hin und bat sie laˆzen den strıˆt: alsoˆ zervuorte sie den nıˆt. wıˆbes güete vil guotes gıˆt! Als nu diu rede bestætigt wart, doˆ wart umb die heimvart dar naˆch ze hant geahtet und wart daz betrahtet, daz Gıˆremelanz und diu magt, als ez des morgens tagt, mit ime gein Karidol riten. darumb wart niht vil gestriten, wan er wolt sıˆn niht enbern. des wolt er sich niht entwern: wan er des lang haˆt begert, daz er gesæhe der tugend hert, daˆ von man sagt soˆ groˆzen wert. Snell wurden sie bereit, kostlıˆch geriten und gekleit, und ir gesind über al, dem ich gibe keine zal, wan sıˆn was uˆzer maˆzen vil. daˆ mit ich ez laˆzen wil und wil diu mære vür mich sagen. als ez morgens began tagen, Artuˆs urloup von ine nam. Clarisanz tet alsam und Gıˆremelanz, ir amıˆs,

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341

daz wart gelaˆn in keiner wıˆs, und keˆrten gein Janphıˆs. Ginoˆver sich underwant Clarisanzen ze hant, Gıˆremelanzen amıˆen. alsoˆ tet sıˆnem geswıˆen der edel reck Gaˆwein. uˆz dem land schieden sie gemein vür Janphıˆs, die rıˆche stat: Gıˆremelanz der rede bat, wan daz lant was sıˆn eigen: daz wolt er dar umb zeigen, daz man in hete deste baz. ouch leistet ime mit willen daz künic Artuˆs, der eˆren vaz. Mit vröudenrıˆchen siten den wec sie gein ir lande riten; iedoch wart Key vür gesant, der die vürsten in dem lant ladet ze den hoˆchzıˆten: die bereit er vil wıˆten, und sammelte ir ze maˆle vil dar, eˆ künic Artuˆs und sıˆn schar wider heim komen wæren, wann sie von den mæren wurden ze maˆle vroˆ alle. mit vil groˆzem schalle kaˆmen sie gein Cornoalle.

59 Sch] Da wolt er sin P 74 keyne P 79 SinEhrEK ] tett sie siner P 90 Sch] irem P 94 EK ] breytet P, breite Sch

82 Sch] Janphisen P

59 entwern (swV.): (refl., mit Gen. d. Sache) ‘sich selbst der Gewährung berauben’ 61 hert (stM.): ‘Wohnung, Haus’ 76 underwinden (stV.): (refl. mit Gen.) ‘auf sich nehmen für etwas zu sorgen’ 94 berıˆten (stV.): ‘zu Pferde erreichen’

368v

Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien (22502–25549) Nach der Rückkehr des gesamten Hofes nach Karidol berichtet Gawein ausführlich von seinen aventiuren und seiner Verpflichtung zur Gralsuche und überreicht den herrschaftsgarantierenden Ring der Sælde. Eine Botin Garanphiels erscheint nun am Hof und bringt einen magischen Handschuh: Wer ihn überstreift, verschwindet halbseitig, nur Körperteile, die für (moralische) Fehltritte stehen, bleiben sichtbar. Keie kommentiert jede Probe mit beißendem Spott, nur Gawein und Artus bestehen. Ein weiterer Bote auf einem Bock bringt den zweiten Handschuh: mit einer List betrügt er Artus um Sældenring, Stein des Fimbeus und die Handschuhe und bringt sie zu seiner Auftraggeberin Garanphiel. Gawein, Keie, Kalocreant und Lanzelet wollen aufbrechen, um alles zurück zu erobern und den Gral zu suchen.

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369r 22530

Von dannan keˆrten sie gein Karidol und waˆren niht erbeizet vol, bis daz ouch künic Artuˆs kam: doˆ wurden sie vil eˆrsam beidenthalben wol enpfangen. des endorfte sie niht verlangen: sie haˆten vröude über vil. und huop sich der ritter spil, daz sie heizen buhurdieren: doˆ sach man tjostieren vor vrouwen manigen recken, als ez wol kund wecken Ginoveˆrs sit und ir hoˆher muot, der ietwederz gerne tuot, daz die liute dunket guot. Vil kurzwıˆle daˆ geschach, wan ez der wirt gern sach: dem volgete ouch daz gesinde mit, wan ez ie in disem sit alsoˆ was gewahsen her. des was ime dar naˆch ger: wan swes der man ist gewon, daˆ mac er übel kumen von; ob sıˆn dar zuo die natuˆre begert, soˆ muoz er endlıˆch sıˆn gewert, wan er sıˆn niht enbirt. alsoˆ stuont ez umb disen wirt und umb daz gesinde. daˆ von ich niht vinde, daran sıˆn lop swinde.

22527 Sch] es P

34 Sch] Vergeben P

22527 er = der man 22523

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22555

22560

Diu hoˆchzıˆt was ze maˆle groˆz. der gast und der huˆsgenoˆz vergaˆben ros und gewant. daˆ was manic gebend hant dem künige zuo eˆren. daz kund er wol geleˆren, wan er daˆ von niht gezoˆch. manic ros schœn unde hoˆch, silber, kleider unde golt, daz wol heizet rıˆcher solt, gap er daˆ der varnden diet, als ime sıˆn milte riet, daˆ von er sich nie geschiet. Von eˆren wart daˆ niht gespart: mit vil groˆzen eˆren wart diu hoˆchzıˆt vür gekeˆrt, und wurden rıˆlıˆch geeˆrt, swaz dar gesindes was komen, eˆ ein end haˆt genomen der hof und diu bruˆtlouft: des wart solich eˆre gekouft, der sich niht mohte gelıˆchen. den recken tugentrıˆchen si ze huˆsgenoˆzen enpfiengen: sıˆnen schilt sie hiengen under ire schilde voreste von der stat, daˆ die geste alle ir schilde hiengen hin. sie gaˆben ime ouch under in ein stat ze der tavelrunde

35 SchEK ] Das P

52 Gü] salig P, vgl. 10187, 13328 u.ö.

57 voreste (Adv.): (nur hier) ‘zuvorderst’

369v

Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 22562–22642 343

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370r

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mit gemeinlıˆchem gunde an der selben stunde. Alsoˆ bleip er bıˆ ime daˆ. dise aˆventiure ich hie laˆ von disen recken unde sage aber von Gaˆweins bejage und von sıˆner arbeit, als ich daˆ vor haˆn geseit, wie ez ime nu ergie. eˆ denn sich der hof zerlie, er gedaˆhte sıˆner gelübde wol, als ein ritter tuon sol, der sıˆner triuwe nie vergaz. er gie, daˆ der künic saz und diu massenıˆe al, von sıˆner swester in den sal vür sıˆnen œheim staˆn: einer rede er daˆ began, die er niht wolte laˆn. Er sprach: „künic, vernement von [mir! die wıˆle dise vürsten und ouch ir hie zesamen komen sıˆt ze dirre vröuden hoˆchzıˆt, soˆ mac ich des enbern niht, ich muoz iu mıˆn ungeschiht künden unde sagen. ich wolt aˆventiure bejagen, als iu wol kunt ist, doˆ wart ich iu in dirre vrist toˆt her ze hove braˆht. ein ritter sich dar an verdaˆht, den ich vor sıˆnen vıˆnden nert, die ine des lıˆbes heten behert, het ich ez niht understanden. von schaden und von schanden durch ritters eˆre ich ine nam: des wart er mir mit al gram: der red ich mich vür ine scham. Ir wizzent wol, wie ez geschach: truˆren des hoves vröude brach

22616 SchEK ] al P

18 Sch] moge P

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26 Einen P

umb mıˆnen klagebæren toˆt, und was daz gar aˆne noˆt, als ir selbs an mir seht. ez ist aˆventiure reht, daz man dar an enbinde die waˆrheit und ervinde mit waˆrem urkünde. swen man an lügen vünde, des wert sol verworfen sıˆn durch den lügenhaften schıˆn, daˆ man guote ritter prıˆset und ze hoˆhem lobe wıˆset umb iren erworbenen ganzen wert. swes des mannes muot begert, des sol man ime wesen bıˆ, ob ez soˆ redebære sıˆ, daz man sıˆn gevolgen mege. manheit begert Sælden pflege. der guoten vröude ist arger ege. Mˆın rede wil ich niht lengen, noch iuch dar an pfrengen, swie wol ich vil ze reden hab. soˆ ich immer snellest dar ab iuch mac berihten, daz wil ich. ein wec, der wıˆset mich næhste, als ich von iu reit und naˆch aˆventiure jeit, in ein unkundez lant, dar in ich vil groˆzer aˆventiure vant, die ich übel gesagen möhte, ob mir dar zuo töhte von müezekeit diu zıˆt nuo, der ich lützel haˆn dar zuo, wan ich anderz haˆn ze sagen. daz mich der wec het getragen dar, daz gerou mich sıˆt, wan ich daˆ unglıˆchen strıˆt vant, und vil übeler zıˆt. Vor manigen jaˆren, daˆ wir gesament waˆren durch rıˆcher aˆventiure bejac

32 SchEK ] ich P

40 Sch] +Ich +hett vor P

94 behern (swV.): (mit Gen.) ‘berauben’ 95 understaˆn (stV.): ‘verhindern’ 22617 redebære (Adj.): hier wohl im Sinne von redelich, ‘redlich’, vgl. EKA 20 ege (stFM.): ‘Furcht, Schrecken’

370v

371r

344 Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 22643–22722

22645

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ze Babiloˆnje und ze Baldac uˆf einem groˆzen turnoi, den Angsir von Slaloi und Gamur, der Sarrazıˆn, und Fıˆrus Bahandıˆn wider iuch, herre, het genomen, dar zuo manic ritter komen was von Barbarıˆe gein unser massenıˆe, ze dem selben turnoi was von Karamphıˆ Angaras und sıˆn bruoder Dahamorht, den ich mit ritters taˆt entworht. leider daˆ mir missegie, wan ich ime die coife nider hie under den waˆfenroc ze tal: daz wart unser beider val, daz ich gote klagen wil! ez wart sıˆnes lıˆbes zil, eˆ denne sich schiet daz spil. Sunder schult was ich dar an. vil lützel ich mich versan: wan diu rede geschach, eˆ ich rehte versach, daz er sich übel haˆt bewart. sıˆn toˆt mich harter beswaˆrt, dan ander ieman an in. umb den ritter ich nu bin komen in michele noˆt. alsoˆ gilte ich sıˆnen toˆt, deˆswaˆr, aˆne mıˆn schulde gar. ich wil ez künden offenbaˆr, wie Angaras an mir zerbrach ritters reht, daz nie geschach: des muoz ich lıˆden ungemach. Von ungelück ez mir ergienc, doˆ ich den selben wec gevienc. nu mac sıˆn niht werden raˆt, sıˆt ez mir alsoˆ staˆt, ich solte ez iu vil stille sagen.

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der selbe wec began mich tragen in daz lant ze Karamphıˆ. ich waˆnde, er solte mir wesen vrıˆ, als er mir ie gewesen was, swie wol mir Effeidas, herre, iuwer base, het geseit, daˆ ich durch Avaloˆn reit, daz ich arbeit erlite, ob ich den wec niht vermite. des wolt ich ir gelouben niht, bis ich selbs die geschiht mit groˆzer arbeit ervant: doˆ ich kam in sıˆn lant, doˆ bant mich hartes kumbers bant. Ich vant uˆf einer heide Angaras mit gejeide bıˆ einem roˆtwilde, und bıˆ ime uˆf dem gevilde knappen unde ritter vil laˆgen und pflaˆgen hunde spil mit vil groˆzem schalle. sie waˆren mir aber alle unbekant, daz ist waˆr. under sie keˆrte ich dar: ich wart daˆ wol enpfangen; sie begunden mir anhangen alle mit gemeiner bet, daz ich blibe: des ich niht tet, wan ich vürbaz wolde und daˆ noch niht ensolde herberge vaˆhen. als sie daz ersaˆhen, sie liezen ez underwegen und ergaˆben mich dem gotes segen, daz er mıˆn solte pflegen. Von dannan reit ich mıˆn straˆze baz dan die rehte maˆze wan ez was dem aˆbent bıˆ. schier kam ich gein Karamphıˆ, daˆ nam ich nahtsælde.

53 Sch] Garafin P, vgl. 18765 u.ö. 66 Sch] versahe P 68 Sch] beswert P 69 Sin] Danne er ieman P 72 Sch] gelten P 74 Sch] offembar P 82 Ich solt es eˆ stille dagen Ehr 84 Sch] Garaphij P, vgl. 22653 89 Avelan P, vgl. 18725 22702 Sch] hunds P 12 EKA] dannoch P 55 entwerken (swV.): ‘verderben, zunichte machen’ 61 zil (stN.): ‘Ende’ denjenigen, die bei ihm waren 80 raˆt (stM.): ‘Abhilfe’

69 an in: von

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Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 22723–22800 345

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Angaras dem helde, kam geringe vür diu mære, daz ez Gaˆwein wære, der die straˆze vür ine rite. mit unritterlıˆchem site began er mir naˆch jagen und wolt mich haˆn erslagen, swaˆ er mich het vunden. nu was ich an den stunden erbeizet an mıˆn gemach, der mir volliclıˆch geschach; in sıˆnem huˆse daz was. schier haˆt Angaras an dem wege her vernomen, daz ich ime ze huˆse was komen. des liez er mich geniezen niht, daz doch selten geschiht, als diu werlt alle giht. Man gıˆt dem huˆse groˆzez reht: daz wolt dirre guot kneht an mir haˆn gebrochen und den bruoder gerochen gar wider sıˆn eˆre. und het mich soˆ seˆre sıˆn selbes vuor niht gewert, ich wære gewesen unernert: wan ich was waˆfens bloˆz. des mich sıˆn swester Soreidoˆz naˆch mıˆner kunft niht erliez, diu mich soˆ entwaˆfen hiez. daz aber sie durch guot tet, und spilte mit mir uˆf dem bret durch beider kurzwıˆle gir, daz ze unstaten mir daˆ, deˆswaˆr, was komen naˆch. doˆ ime uˆf mich was soˆ gaˆch, und ich was ungewarnet, ich haˆt naˆch erarnet dise spıˆse und vergolten,

47 vur EK ] vart P, art Ehr

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soˆ daz er sıˆn bescholten vor aller der werlde müeste sıˆn. daran kam ez, herre mıˆn, daz ich doch ze leste mit eiden, die vil veste waˆren und gewære muoste sweren, daz ich wære aber daˆ innerhalb jaˆres vrist mit aller der mitewist, diu gevangens ritters reht ist. Ouch begert er, daz ich swüere manigen eit, daz ich ervüere mit alle gar besunder daz manicvalt wunder von dem wunderlıˆchen graˆl, und daz ich nimmer wochen maˆl in iuwerm hove blibe meˆ vür daz dirre hof zergeˆ. der rede muoste ich aller swern, mich enwolt sıˆn der toˆt behern, daz ich ez allez tæte; ouch muoz ez wesen stæte, ob mir got des lebens gan. ich bit iuch, herre, daz daran iuwer wille wese guot, und daz durch mıˆnen dienst tuot. urloubs begere ich und bit, und daz ir mich stiurent daˆ mit, daz ez iuch niht beswære, wan eˆ ich ez verbære, die wıˆle ich mac daz leben haben, ich wolte mich eˆ laˆn begraben: des wil ich einen eit staben.“ Als er nu haˆt wol gesprochen, diu stille wart underbrochen mit vil groˆzem schalle. Artuˆs und sie alle von der rede erquaˆmen. als sie reht vernaˆmen,

95 vol Sch

22741 ‘Man gesteht dem Haus großes Recht zu’ – Anspielung auf das Gastrecht, vgl. Fe 47 vuor: Nebenform zu vrouwe 50 18881 u.ö. heißt die Schwester Seimeret/ Seimoret, vgl. EKA zu möglichen Konjekturen 56.57 ze unstaten komen: ‘zu Schaden gereichen’ 70 mitewist (stF.): ‘Gegenwart, Teilnahme’ 77 maˆl (stN.): ‘Zeitpunkt, Mal’ 94 den eit staben (swV.): ‘den Eid ablegen’ 99 erquemen (stV.): ‘erschrecken’

373v

346 Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 22801–22880

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waz er ine daˆ het endaht, deˆswaˆr, in tet sıˆn andaˆht gar herziclıˆchen leit: wan dise hart arebeit nieman volbringen künde: dar umb in hart enbünde diu massenıˆe der reise durch die bekante vreise, die sie dar an westen. swie gar sie noˆtvesten ine iedoch bekanden, soˆ muosten sie ez anden: wan an ime aleine lac, swes man daˆ vröuden pflac: der was er aller orthabe. nu Gaˆwein ir ungehabe umb in gemeinlıˆchen sach, ime was leit, daz ez geschach. mit zühten er aber sprach: „Herre, hœrent, waz ich iu sage. ir süllent dar umb keiner klage gedenken, ob ich urloubs ger. ir süllent sıˆn gern mıˆn gewer sıˆn, des habent ir michel reht. deˆswaˆr, ez sol ein guot kneht eˆ alle vreise übersehen, eˆ denn man ime müge jehen untriuwen oder zageheit, sıˆt aber ich vil manigen eit umb die reise haˆn gesworn, soˆ wære ich wol verlorn. ich weiz ouch wol vür waˆr, daz nieman under dirre schar ist, der ez widerraˆte mir. ouch weiz ich wol, daz ir mir iuwer huld eˆ wider saget, ob ich dar an wær verzaget, eˆ ir mir ez widerrietent. ich wil, daz ir ez gebietent mir bıˆ iuwern hulden:

22805.22806 EKA] kund : enbund P Vinsterhalben P

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daz tuont ir von schulden. waz töht ich dirre ritterschaft, wære ich alsoˆ zagehaft, daz ich ez niht torste bestaˆn! hie wil ich dise rede laˆn, wan ich meˆ ze redene haˆn. Ein red ich iu noch sagen sol, der mügent ir iuch vröuwen wol, der ich iu waˆres urkunde bringe an diser stunde vil rıˆcher aˆventiure bejac, der an der selben reise lac, daˆ ich dise rede vant. mich truoc der wec in daz lant, daˆ die Sælde in gehuˆset ist ze Ordohorht bıˆ Sianist, gar sunder mıˆnen danc. dar an mir sæliclıˆchen gelanc, daz ich den wec ie gereit, wan ich mıˆner arebeit vor vröuden daˆ gar vergaz, als sie in ir wirde saz und gar in ir magenkraft mit vil groˆzer heˆrschaft uˆf einem rıˆchen palas, daˆ ir wesen uˆf was, und mit ir ir kint, daz Heil, mit gar gelıˆchem erbteil; des wart daˆ vröude vil wolveil. Wan sie durch mıˆnen willen liez allen kumber stillen winsterhalben an dem rade: des wart ir kumberlıˆcher schade verwandelt ze heile. die an dem zeswen teile wurden ouch baz gevröut: al ir kumber wart gestöut von vrou Sælden durch mich. sus gnædiclıˆchen wart ich daˆ enpfangen von ir.

6 SchEK ] vmb hart P

46 Sch] +E wann P

72 Sch]

22802 andaˆht (stF.): ‘Absicht, Buße’ 6 ‘[sie] würden ihn gerne befreien’ 10 noˆtveste (Adj.): ‘tapfer in der Not’ 12 anden (swV.): ‘etwas als schmerzlich empfinden’ 15 orthabe (swM.): ‘Urheber’ 49 urkunde (stNF.): ‘Zeichen, Zeugnis, Beweis’ 77 stöuwen (swV.): ‘Einhalt gebieten’

374v

Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 22881–22960 347

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von ir hende gap sie mir ein heilhaftez vingerlıˆn, herre, daz sol iuwer sıˆn: daz haˆt sie iu bıˆ mir gesant. darumb ist ez soˆ gewant: die wıˆle ir daz behaltent, daz ir iemer waltent rıˆcheit und ganzer eˆren; swaˆ hin ir ez wellent keˆren, ze guotes sælden oder ze sige. daz an dem vingerlıˆn lige ir ietwederz, daz ist waˆr: daz sagte sie mir offenbaˆr. ouch gap sie mir ires wunsches segen, daz mıˆn der iemer solte pflegen ze allen arebeiten. ich enwolt niht beiten: urloup nam ich saˆ und lie mich wider uˆf die slaˆ, diu mich wider bringen solde mit dem sighaften golde. daz sie iu gesant haˆt. darumb, herre, ez alsoˆ staˆt, als ich iu haˆn gesaget. ich wil niht, daz ir klaget dar an dehein mıˆn noˆt, sıˆt iu Sælde alsoˆ enboˆt mit sæligem wortzeichen, daz ich mac gereichen und gezeigen offentlıˆchen, armen unde rıˆchen, die ez gern wellen sehen; swaz daran ist geschehen: des kan ich iu gar verjehen.“ Hie mit gap er daz vingerlıˆn: daz gap soˆ liehten schıˆn von gold und von gesteine, daz die ritter gemeine, die daˆ bıˆ Artuˆse saˆzen in dem huˆse,

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begunde nemen wunder und baˆten alle besunder, daz sie ez möhten schouwen. schier kam ez den vrouwen und Ginoveˆrn ze mære, daz in dem sale wære ein sælic aˆventiure, diu rıˆch unde tiure wære an allen enden. da hin baˆten sie senden einen boten die künigin: diu sante eine magt daˆ hin, daz sie die rede ervüere daˆ. diu magt sagt diu mære saˆ, waz Gaˆwein hete braˆht. der hof was dar an verdaˆht: diu rede von ritter ze ritter gaˆht. Als nu der künic haˆt vernomen und alle die dar waˆrent komen, war er die rede keˆrt, und wie ine hete geeˆrt vrou Sælde in irem lande, daz sie bıˆ ime sande Artuˆs ditze kleinoˆt und ime heiles wunsch enboˆt: des waˆren sie alle vroˆ und sazten sıˆn lop soˆ hoˆ daran, daz ez in beswaˆrte nie, swaz er kumbers daˆ von ie erleit, oder solt erliden noch, swie gar sıˆner nœte joch noch an der reise læge, diu ime gar unwæge was an allen sachen, wan vröudenrıˆchez lachen dar in guot verwıˆzen wart, eˆ disiu angstlıˆche vart von ime geleistet würde. ob Key dise bürde vlühe, daz wære wunder niht,

93 Sch] offembar P 22905 clagent P 19 Sch] Artusen P 21 SchEK ] begunden P 25 Sch] meren P 44 Artusen dis P 48 EK ] das er in P, daz in Sch 52.53 Sch] lag : vnwag P 56 Daran P 22921 wunder nemen: ‘etwas nimmt jmd. Wunder, etwas verwundert jmd.’ (an. V.): ‘sich in Gedanken verlieren’ 56 in guot: ‘in guter Absicht’

36 sich verdenken an

376r

348 Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 22961–23040

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dem sollich zagheit giht maniger hande unvuor. ˆ ventiure mir swuor, diu A daz des iht geschæhe. sie seite mir: als er sæhe der rıˆchen aˆventiure wert, und daz er urloubes gert und der reise niht wolt enbern, er begund an dem künige begern urloubs. daz selbe tet mit ime daˆ her Lanzelet. Artuˆs schuof ir aller bet. Daz selb bat ouch Kalocreant. des andern morgens saˆ ze hant wart disiu rede soˆ groˆz. den künic ez seˆre verdroˆz durch sıˆnen neven Gaˆwein. alsoˆ taˆten sie al gemein beidiu man unde wıˆp durch sıˆnen tugentrıˆchen lıˆp, alsoˆ vriunde vriunden tuont, wan nie kein ritter bestuont die vreise, er wære toˆt: daz was diu gemeine noˆt, diu umb Gaˆwein was von ine allen uˆf dem palas. doˆ enmoht sıˆn niht raˆt wesen: solte Gaˆwein niemer genesen, er wolt sıˆn niht laˆzen. als sie nu in der rede saˆzen uˆf einem palas enbor, doˆ erbeizte vor dem bürgetor ein vil wünneclıˆchiu meit, wol geziert und wol gekleit von rıˆcher zimiere. diu mære was vil schiere ze hove braˆht von Iwanet. diu magt gie saˆ uˆf der stet ze Artuˆs uˆf den sal, daˆ diu massenıˆe al

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mit leid was bevangen. als sie zuo kam gegangen, die ritter uˆf sprungen; von alten und von jungen wart gein ir vast gedrungen. Vür den künic sie die magt beleiten. sie wolt ouch niht lenger beiten, sie nıˆge sıˆner magenkraft. sie warp ir botschaft gein sıˆner werden kroˆne mit zühten; vil schoˆne liez sie ir niht werden gaˆch. vil müeziclıˆchen dar naˆch ir rede sie began, sie sprach: „künic, sol ich haˆn urloup mıˆner sage, daz iu dar an niht missehage, ob ich ir eˆ beginne, eˆ die vrouwen alle hie inne und die künigıˆn kumen dar zuo? swaz ir wollent, daz ich nuo tuo, daz sollent ir sagen mir. ich wil aber, herre, daz ir die künigıˆn besendet: die rede mac niht wol verendet werden aˆne sıˆ: dar umb soˆ muoz sie wesen daˆ bıˆ.“ naˆch den vrouwen gienc her Keiıˆ. Gˆınoˆver mit den vrouwen, naˆch wıˆbes reht erbouwen, daˆ in den sal giengen. die magt sie enpfiengen minneclıˆchen unde wol. sie waˆren niht gesezzen vol, eˆ disiu herkomende magt, von der ich vor haˆn gesagt, ir botschaft ane vie. swie ich verswigen habe, wie sie gezimieret wære, ez wære doch redebære,

93 Sch] magt P 62 Sch] +Vnd manigerhand P 72 Sch] schuff +vf ir P 99 Artusen P 23016 Ehr] +Nach vrlaub P 24 besendent P

98 SchEK ] so vf stet P

61 jehen (stV.). (mit Dat.) ‘jmd. etwas zusprechen’ 62 EK folgt P (ohne Satzzeichen am Versende) und versteht Apokoinu mit aˆventiure als zweimaligem Subj.; unvuore (stF.): ‘üble, rohe Art’ 23030 erbuˆwen (stV.): ‘ausrüsten, ausstatten’

377r

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Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 23041–23120 349

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daz ich ez ze reht seit, wan daz mich vürbaz jeit dirre aˆventiure geschiht: anders solt ich sıˆn niht verswıˆgen, wan in frantzoys ir meister, Cristiaˆn von Troys, sie hart mit lobe prıˆset. unmuoze mich abwıˆset, und daz ich vil wol weiz, swer sich an tugenden ie gevleiz, dem ist daz vil wol bekant: swer in ein soˆ vremdez lant soˆ werde boten sande, daz er ine sunder schande, des werdes kan geringen, bewart an allen dingen. des wolt ich mirz ringen. Diu magt vor dem künige stuont, als die boten alle tuont, die in den zühten betagen, bis sie ire botschaft gesagen. sie sprach: „künic Artuˆs, iuwer hof und iuwer huˆs ist bekant vil wıˆten: ez lebt bıˆ disen zıˆten nieman, der iu sıˆ genoˆz. iuwer lop ist allenthalben groˆz von ganzer tugende werde. ez wart uˆf der erde nie man baz bekant über alle welsche lant, deˆswaˆr, herr, dann ir sıˆt; soˆ ist ouch gar sunder strıˆt disiu tugentrıˆche geselleschaft sunder schantlıˆchen haft, daˆ von ir hart sıˆnt geeˆrt und iuwer rıˆchez lop gemeˆrt vil gar unerworden. ez wolt an iu horden vrou Sælde, alles heiles hort,

46 Cristion P 66 Sch] so P

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beidiu werc unde wort: des habent ir alles bekort. Ir sollent mich gern vernemen, und mac iu daz wol gezemen, wan ez iu ze staten kumt und iu an allen sachen vrumt. ein botschaft ich bringe mit solhem gedinge, deˆswaˆr, daz guot ze nemen ist. iu haˆt her von Sianist gesant mıˆn vrouw Gyramphiel, einen hantschuoch, der ir geviel von vrou Sælden ze teile und von irem kint, dem Heile: umb den ist ez soˆ gewant: swer ine haˆt an sıˆner hant, der schıˆnet niht wan halber daˆ, und ist der lıˆp anderswaˆ gar volliclıˆchen gesehen. swie daz immer mac geschehen, daz wil ich iuch sehen laˆn, soˆ ich vol gesagt haˆn, wie ez dar umb sol gesteˆn. der hantschuoch sint zweˆn: swer disen an legen mac, den ich uˆf aˆventiure bejac haˆn braˆht ze hove her, deˆswaˆr, des wil ich sıˆn gewer sıˆn, daz ime den andern gıˆt darzuo vrou Sælde sunder strıˆt. der bejac ze hoˆhem prıˆse lıˆt. Ich sage iu, wie ez darumb staˆt: swer ein valschez herz haˆt, (ez sıˆ man oder wıˆp, ist ime mit iht der lıˆp gevelschet mit schanden maˆl, daz ez niht gar als ein staˆl ist an allen sachen, alsoˆ unstæte machen an manigem herzen kan,)

55 EK ] Das werdes kein P, Diu werdes kan Sch; Schr] bringen P 64 Sch] wijte P o 69 Sch] erden P 72 Sch] sint P 23111 SchSchr] +aber zu P

55 geringen (swV.): ‘geringer, leichter machen’ 57 ringen (stV.): hier ‘leicht machen’ 66 genoˆz sıˆn: ‘ebenbürtig sein’ 78 unerworden (Adj.): ‘ungeschwächt, mit voller Kraft’ 82 bekorn (swV.): (mit Gen.) ‘kosten, kennenlernen’

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350 Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 23121–23204

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daz wirt offen dar an, wil er daz kleinoˆt tragen. daz wil ich iu vür waˆr sagen. ez kan aber under beiden, wıˆben unde meiden, bescheiden sunderlıˆchen kranc: an meiden rede und gedanc, werc und gedanc an wıˆbe, an ieglıˆchem lıˆbe, darnaˆch, und ez ist an ime. die ritter ich dar zuo nime: der tugent und manheit, unzuht unde zageheit erzeigt er mit alle mit misselıˆchem valle. ouch haˆt er ein sunder reht, daz er an vrouwen speht, des ich niht verswıˆgen sol: swelhez wıˆp getriulıˆch wol kan und mit stæten naˆch ganzes herzen ræten pflegen heimlıˆche amıˆs, daz sie durch stiller vröuden prıˆs naˆch herzen raˆt haˆt erwelt; ob sie der eˆ ist geselt, und ob sie sunder riuwe niht zwischelt ir triuwe, sıˆt sie in gnaˆden haˆt gewert und valscher minne niht begert an ine durch valschen list; ob er ir niht alsoˆ ist durch deheinen unstæten muot, haˆt er sich wider sie behuot, als er ir was in der bet, und doˆ sie sıˆnen willen tet: des wirt eˆr ir unverseit gar. haˆt aber sie iht umb ein haˆr dehein valsch wider in, soˆ haˆt diu schande an ir gewin: der rede ich gar sicher bin.“ Hie mit diu juncvrouw nam daz kleinoˆt vil lobesam

42 SchSchr] heimlicher P Den P

56 SchEK ] Der P

23147 truiuwe zwischeln: ‘die Treue brechen’

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und bot ez dem künige dar; sie sprach: „herre, nement war, wie iu daz kleinoˆt behage und mıˆn rede, die ich sage, und sagent, waz iuwer wille sıˆ. ich müeze wesen daˆ bıˆ, ob ir des wellent beruochen, daz ir ez laˆnt versuochen an rittern und an vrouwen, deˆswaˆr, ir müget schouwen dar an michel wunder. sol er werden besunder von den vrouwen an gestrichen, man siht gar erblichen manic roˆseroˆt varwe, der schıˆn natuˆre begarwe mit glanz haˆt übergozzen. ouch belıˆben ungenozzen sıˆn die ritter niht, an den kein missgeschiht hie schıˆnet mit iht. Doch sol ich vor ine allen eˆ, ob ich ungewert niht besteˆ mıˆner bet und mıˆn vrouwe, ze offenlıˆcher schouwe disen hantschuoch legen an, daz ir sehent, ob ich haˆn die waˆrheit dar an geseit. und bin ich des vil bald bereit, daz ich mich des niht ensuˆme, wann ich, herre, kuˆme erbeite der widerkeˆre. nu sehent, waz iuwer eˆre dar an sıˆ! daz laˆnt geschehen, daz ich daz müeze gesehen und disiu massenıˆe, wie ieglıˆches amıˆe unde ieglıˆcher amıˆs stætes herzen hoˆhen prıˆs einander haben getragen. ouch sol man schouwen valsche zagen: die kan er wol gezeigen.

63 bote P

23201 SchEK ] hoher P

4 Sch]

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Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 23205–23278 351

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schand und tugent seigen kan er mit glıˆcher waˆge. swen mıˆner rede betraˆge, der sol mir niht wesen gram.“ hie mit den hantschuoch nam Artuˆs, wan ez ime wol gezam. Eˆ denn ich iht sage vürbaz, ich sol iuch baz bescheiden daz, war umb dar disiu magt, daˆ von ich haˆn gesagt, was gesant und von wem, daz iu dar an iht benem mıˆn unmuoz der fabeln sage, und iuch der waˆrheit entrage, und daz ir iuch baz verstaˆt, daz sie vil groˆzer nıˆt haˆt dar braˆht, und sage iu, wie sich dirre nıˆt an vie: Finbeus ein ritter hiez von Sgardıˆn Angiez, an allen dingen volkomen. den haˆt ir zuo amıˆs genomen ein schœniu gotinne, diu ime ir süeze minne sıˆn tag haˆt gegeben. mit hoˆhem prıˆse werdez leben sie von einander truogen, als von minne genuogen noch von liebe widervert. diu gotinne haˆt ime erwert, daz er nie aˆventiure durch keines lobes stiure meˆr getorste versuochen, bis sie ine soˆ beruochen mohte, daz sie wære sicher aller swære an ime; daz sagt diu mære.

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Doˆ hiez sie ime mit listen, daˆ mit sie ine wolt vristen vor aller vreise anvart, einen gürtel würken: der wart mit solher kraft geworht, daz er vil gar aˆne vorht was, die wıˆle er ine truoc. der tugend was genuoc an ime, als ich sagen wil, der ich iuch keine hil: er duˆhte hübsch unde guot, wol gezogen unde vruot, schœn uˆz der maˆze. swaz ich lobes laˆze, daˆ ich ine niht ˆın nim, des duˆht gar ze vil an im. der daˆ mit begürtet was, vor aller vreise er genas, als ich ez in franzoys las. Daz kam von der steine kraft und von groˆzer meisterschaft, diu dar an was geleit. kunst und wunsch was bereit ir, diu in würken liez und ine soˆ sælic wesen hiez. der Sælden swester Gyramphiel daz was: wan ir herz wiel uˆf dises ritters minne. nu mit soˆ rıˆchem sinne und mit solher kunst naˆch vroun Sælden gunst der gürtel gewirket wart. Finbeus sıˆn alte vart uˆf aˆventiure aber jeit, als ez sıˆn gewonheit ie gewesen was bis her. des was Gyramphiel gewer,

6.7 Sch] woge : betrage P 7 Sch] Wann P 20 Sch] groszen P 32 SchEK ] Von P; Als noch genuogen/ Von minne widervert Ehr 34 EK ] ymmer wert P, in erwert Sch 38 SchEK ] yme P 49 Sch] +An der P 51 SchEK ] keinen P 52 SchEK ] duhte +sich P 67 Der selben P; vgl. 14999, 24906 72 Sch] frauw P 23229 sıˆne tage: ‘solange er lebt’ 44 anevart (stF.): ‘Angriff’ 56 ˆın nemen (stV.): ‘einnehmen, aufnehmen, einbeziehen’, vgl. EKA; 68 wallen (stV.): ‘ganz durchtränkt sein’ 78 gewer (swM): ‘der etwas gewährt, gibt’

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352 Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 23279–23366

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wan sie sıˆn nu vorhte niht. von aˆventiure geschiht kam er gein Karidol: daˆ wart er enpfangen wol, als man einen recken sol. Man boˆt ime daˆ rıˆchen wert. die wıˆle dirre hof wert, was Finbeus daˆ bıˆ in uˆf aˆventiure gewin, diu ime vollıˆche geschach: wan allez, daz ine an sach, daz marcte ine ze wunder. eins tages dar under Ginoveˆr naˆch ime sande, aber gar aˆne wıˆbes schande und aˆne allen valschen muot, wan daz er hübsch unde vruot sie duˆhte und wol gezogen, (deˆswaˆr, des was sie unbetrogen) und daz ez ie was ir sit, daz sie die geste daˆ mit liebte, swaˆ sie mohte, als ez iren eˆren tohte. hart wol er ir behagt, als ich vor haˆn gesagt: daz kam von dem gürtel gar. der red wart sie wol gewar, und bat, ir ine zeigen dar. Den gürtel er ir snelle boˆt und bat, daz sie in zuo kleinoˆt von ime haben solte. des sie niht tuon wolte: sie wolt ine niuwen schouwen, jach sie, und den vrouwen ine zeigen über al. der beider gap er ir die wal: daˆ mit schiet er von ir. ˆ ventiure mir: ez swuor diu A sie gurte den gürtel ze hant über ir oberstez gewant und gie in dem palas wider und vür, daˆ gesament was der vrouwen massenıˆe in rıˆcher cumpanıˆe.

88 völlichen P 36 frauwete P

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nu was sie soˆ verwandelt gar, daz disiu tugentrıˆche schar ir durch wunder naˆmen war. Ditz verwunderte sie gemein, daz sie soˆ verwandelt schein mit soˆ groˆzer bezzerunge. alt unde junge des vraˆgen begunden, waz ir in soˆ kurzen stunden die bezzerunge hæte braˆht. nieman was dar an verdaˆht, daz ez von dem gürtel wære. ditz was ir aller swære. des vröute sie sich seˆre. disiu sælde und diu eˆre erhuop ir herz und iren muot, als ez denn groˆziu lieb tuot, und wart sıˆn von herzen vroˆ. in sæliclichem bild was sie doˆ, die wıˆle sie den gürtel truoc. ir gedanc was wild genuoc, war sie ez hin möhte gekeˆren, daz sie ine mit eˆren gar möhte gewinnen. sie wolte ine niht minnen, noch ine ze kleinoˆt nemen, wan ir daz missezemen kund und ir eˆre lemen. Gar ze maˆle wilt was ir gedanc, wan gar mit ir einer ranc die kunden und diu geste. ir muot kam nie ze reste: wie sie ez dar uˆf getribe, daz ir der gürtel belibe alsoˆ, daz ez wære niht gar lasterbære. sie enwolte ine soˆ haben niht, als er in uˆf minne pfliht ir hete verlaˆn. solt sie sıˆn ouch niht haˆn: daz was ir von herzen leit. der gedanc ir herz jeit in wandelbarer wıˆse, daz sie von groˆzem prıˆse

98 SchrEK ] sin P 23308 Sch] jn +ir P 12 SinSchrEK ] Ja P; SchSchrEK ] die P 39 Sch] denn +in grozer lieb P 62 SchrEK ] lan P; Soˆ wolte sie . . . laˆn Sch

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Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 23367–23446 353

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iemer solt gevallen, den sie vor ine allen von dem gürtel het gewunnen; dar uˆf was sie versunnen, wolt ir sıˆn Heil gunnen. Ir muot den willen underschiet, daz sie sich ze jungest beriet, daz sie ine wider sante, eˆ sich der hof swante. daˆ mit schiet der ritter von dan. vil groˆzen riuwen sie gewan, daz ir der gürtel niht beleip. der riuwe sie dar zuo treip, daz sie beschicte Gaˆwein unde gie mit ime alein, daz sie ime die rede sagt und ime ouch iren kumber klagt und begert raˆtes an in. ouch bat sie, daz er naˆch ime hin iemer durch ires dienstes willen rite und mit ime umb den gürtel strite, daz er des niht lenger bite. Die red er ungerne tet: doch muost er volgen ir bet, wan er an ir klage sach, daz sie groˆz ungemach het mit hertem leide. hie schieden sie sich beide mit diser red saˆ ze hant. sıˆn ros und sıˆn ˆısengwant er ime bringen geboˆt. deˆswaˆr, doˆ leit er michel noˆt, eˆ ime der gürtel würde. ein wıˆl swære bürde truoc er an der ritterschaft. daz kam von des gürtels kraft: doch gewan er ime den gürtel an. wie er ine ime an gewan, daz haˆn ich daˆ vor geseit: daˆ von wær ez ein tumpheit,

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ob ich ez aber seite hie, wie ez allez ergie: ich wæne, ez lobte niemen. sicherheit und riemen er beidiu vuorte von danne. swer, wıˆbe oder manne, Gaˆwein daz ze roube zalt, der tet ime michelen gewalt, wan ez Ginoveˆr betwanc mit bet gar sunder danc. daz wære ze sagen gar lanc. Dise magt haˆt dirre nıˆt daˆ hin zuo der hoˆchzıˆt nu von ir vrouwen braˆht, doˆ sie des lasters gedaˆht, daz ir amıˆse geschehen was, und ouch daz Gaˆwein genas, doˆ sie ine ze huˆse baˆten und ine haˆten verraˆten wider einen wurm vreissam, dem er ouch den lıˆp genam, und von ime leit michel noˆt, daz er doch niht bleip toˆt: daz kam von dem steine, den der gürtel aleine mit sıˆner kraft gar besloˆz. des Gaˆwein dick genoˆz hie und ouch anderswaˆ. hie ich ditze mære laˆ und sage jenez aber saˆ. Artuˆs tet der megde bet: den hantschuoch gap er ze stet ir und sprach, er wolt sehen, waz von ime wunders geschehen möhte. daz sie ine an leite diu magt niht lenger beite und zoˆch ine an ir rehte hant: ze hant ir der lıˆp verswant ze der rehten sıˆten alsoˆ gar, daz man ir niht umb ein haˆr

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6 SchEK ] weres P 9 Sch] nyman P 10 SchEK ] 23403 SchSchr] gurttel +mit +strijd an P o rumen P 11 Sch] dannan P 15 SchEK ] Gynovern P 21 gedoht P 22 Sch] amijsen P 27 SchEK ] Der P 43 SchEK ] an sine P 23372 underscheiden (stV.): ‘anweisen’ 74 ine = den gürtel machen, sich auflösen’ 23415 betwingen (stV.): ‘erzwingen’

75 swenden (swV.): ‘schwinden

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354 Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 23447–23524

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lıˆbes noch gewandes sach. Artuˆs und ieglıˆcher sprach, sie gesæhen nie solich wunder. Key sprach dar under mit spot naˆch gewonem sit: „durch got, sehent disen schrit! wer gesach ie maget schrıˆten einen schrit soˆ wıˆten, als disiu magt haˆt getaˆn? ob sich zwelf snelle man ze pfliht setzten gein ir, soˆ wolt ich sie eine mir wider sie schrıˆten laˆzen. wer möhte sich ir gemaˆzen? ich sihe einen vuoz hie: ich enweiz aber, waˆ oder wie ich den andern vuoz vinde. er ist vil hart geswinde. sprechent ir: waˆ geruˆmet? sie haˆt sich niht versuˆmet, ob mir reht sıˆ getroumet.“ Key mit der rede machte, daz Artuˆs selber lachte und die andern alle. mit vil groˆzem schalle uobte er sich uˆf der vrouwen val. sie gie umb in dem sal, daz ditz wunder schouwen ritter unde vrouwen solten, daz daˆ geschach. Key aber offenlıˆchen sprach: „ir vrouwen, merkent disen trit, daz ir iuch prıˆsent daˆ mit; soˆ ir ze hoˆher hoˆchzıˆt her ze hove geladen sıˆt, daz iuch vil manic vürst siht, soˆ enbeitet man soˆ lang niht, ir kument gegangen vür. ob ich die waˆrheit spür,

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deˆswaˆr, soˆ ist sie niht erlamt. daz sie sich ze der rehten sıˆten schamt und sich daˆ niht sehen laˆt, daz kumet von iuwer missetaˆt, die sie vil wol weiz an iu: daz sehent ir wol, umbe diu ist ir scham alsoˆ groˆz; selb ist sie schanden bloˆz, einhalp aller tugend genoˆz.“ Ich möhte iu michel wunder sagen von heimlıˆchem siuften und klagen, daz von den vrouwen ergie. waz töhte daz, wan daz hie daˆ von würde gelenget die rede? des niht enhenget dirre aˆventiure langiu sage, und daz iu die selbe klage und daz gemein vrouwen leit daˆ vor eˆ waˆrt geseit an dem kopf und an dem mandel. des haˆn ich sıˆn wol wandel. doˆ die magt in dem palas umb und umb gegangen was, daz sie alle besunder ersæhen ditz wunder, sie gie vür den künic staˆn und sprach: „herre, ich haˆn getaˆn, als ich verhiez: nu tuont ir sam!“ den hantschuoch sie abe nam und gap ine Artuˆs dar: doˆ schein sie beidenthalben gar, als daˆ vor, offenbaˆr. Nu stuonden dem künige bıˆ Gaˆwein, Iˆwein unde Keiıˆ, den der künic daz geboˆt, daz sie ditz kleinoˆt den vrouwen hin trüegen und liezen ez daˆ rüegen zwıˆvels herzen allen kranc,

49 Sch] gesahen P 51 Sch] sitten P 54 Sch] wijte P 67 SchEK ] ir P 86 SchEK ] ist niht P 23502 Stein, S. 115] ich P 4 han P, ist Stein, S. 115; zu möglichen Bezügen auf Heinrich selbst vgl. Fe 10 Sch] Hersahen P 15 Artusen P 23 SchSchr] liesz P 65 ‘sagt ihr: wohin ist er weitergezogen?’ 85 spürn (swV.): ‘wahrnehmen, (auf-)suchen’ 94 einhalp (Adv.): ‘auf einer Seite’ 23500 hengen (swV.): ‘gestatten, zulassen’ 5 mandel = mantel 6 wandel (stNM.): ‘Fehler, Tadel’ 16 gar (Adv.): ‘ganz und gar’

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Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 23525–23600 355

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stille werc und gedanc, und daz Ginoveˆr wære diu eˆrste an der mære und die andern darnaˆch. uˆf wıˆbes haz wart al ze gaˆch naˆch dem hantschuoch vor disen zweˆn Keiıˆn: des muost er besteˆn die buoz, diu ime weˆ tet. ez was ouch wol der vrouwen bet, daz er solt der eˆrst sıˆn, an dem diu schande würde schıˆn, ob daˆ von noch sıˆn bitter spot gelæge, sıˆt er sıˆn bot mit disen sıˆn solte. der bot daz selbe wolte, den er daˆ haˆt sunder noˆt bespottet. als er dar boˆt, zehant ine gewerte daz kleinoˆt. Als ez nu Key nam in sıˆn hant, dar umb ez sich snelle want uˆzen unde inne mit solher unminne, daz er niht truˆwete genesen, solt ez iht ein klein zıˆt wesen. soˆ seˆre ez brant unde twanc, daz er daˆ gar sunder danc muoste rüegen sıˆn missetaˆt, eˆ ime sıˆns kumbers würd raˆt, die er dick het begangen. sust stuont er gevangen, bis er sich selbs beschalt umb den micheln gewalt, den er mit spot begie alle sıˆne tage ie, und vil manige misseschiht, die er versuochte unde niht dar an wan laster gewan. doˆ er daz allez haˆt getaˆn,

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doˆ began er ine laˆzen. alle, die daˆ saˆzen, den tet wol und ouch weˆ, daz er soˆ jæmerlıˆchen schreˆ. daz geschach aber vil tougen: ir keiner sich ougen getorste vor sıˆner zungen: die alten und die jungen vorhten ine vil seˆre, wan er an ir eˆre vil dick unverschuldet sprach. Kalocreant sich doˆ rach an Key unde spottet sıˆn. er sprach: „hie ist wunders schıˆn an disem bıˆhtigære, daz er ist soˆ gewære, daz er niht antlaˆzes tuot, eˆ ime der man sıˆnen muot endlıˆchen endecket. waˆr riuwe er erwecket. avert ir niht die schulde, soˆ habent ir die gotes hulde: des haˆn ich mich wol ervarn. ir sıˆnt als ein westerbarn, aller schande mac man iuch getarn.“ Key die rede versweic, sıˆn houbt er nider neic. er gedaˆhte ez aber ze vergelten mit einem widerschelten, ob ez an ime würde stat. Artuˆs dise zweˆn bat, Gaˆwein unde Iˆwein, daz sie under ine zwein disen hantschuoch solten tragen, unde wolten ine den vrouwen geben hin. mıˆn her Gaˆwein nam in von Key doˆ ze hant vür sich.

43 Sch] Als nu Kay +das +chleynot nam P 47 SchSchr] truwete zugenesen P 83 SchSchr] er P 87 SchEK ] schand +was mag P

48 SchEK ] ich P

41 er = der bote; bieten (stV.): ‘darreichen’ 68 ougen (swV.): ‘zeigen, vor Augen bringen’ 72.73 an sıˆn eˆre sprechen: ‘ehrenrührig von jmd. sprechen’ 77 bichtigære (stM.): ‘Beichtvater’, für den Handschuh 79 antlaˆz (stM.): ‘Sündenvergebung, Ablaß’ 83 avern (swV.): ‘wiederholen’ 86 westerbarn (stNM.): ‘Täufling’ 87 getarn (swV.): (mit Gen.) ‘behüten vor, verhüten’ 92 stat, state (stF.): ‘günstige Gelegenheit’

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356 Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 23601–23678

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ˆ ventiure bewıˆset mich, diu A daz ime niht daˆ von gewar. under dirre vrouwen schar truoc er disen hantschuoch. des wart ir vil maniger vluoch, diu ine dar haˆt gesant. er gap ine saˆ ze hant Ginoveˆrn, als er was gemant. Den hantschuoch Ginoveˆr nam, der an ir niht missezam, und zoˆch ine an ire rehte hant. an ir er vil wol bekant, daz sunder meil was ir lıˆp, als ein rein lebend wıˆp, diu daˆ von touc der werlde wol. sıˆt ich muoz unde sol niht laˆzen der waˆrheit, soˆ sol iu werden geseit, wie wol er ir zam, eˆ denn sie ine abe nam: er was ir aller ding gereht, umb die hant eben sleht, und verbarc sie einhalp gar, wan daz ir munt roˆsevar an dem rehten teile schein und an dem selben teil alein. diu sıˆte was ir bleich, diu varbe ir daˆ von entweich, daz man sie doch vil kuˆme koˆs. des wart Ginoveˆr vröudeloˆs, wan sie ir hart widersaz daran, und marhte Key daz, der nieman ungespottet lie, als er nu ouch vür waˆr hie ez in keiner wıˆse übergie. Er sprach: „ir herren, sehent her! mıˆner vrouwen ist ze küssen ger: ir munt ist ir alsoˆ roˆt, er steˆt noch, als sie ine boˆt

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mıˆnem herren dise naht. wizzent ir, wanne er haˆt die aht, daz er soˆ geteilet ist, roˆt und bleich ze einer vrist? daz wil ich iu zerlœsen. sehent ir den teil bœsen und bleichen an dem munde? daz geschach, doˆ sie enbunde des kusses hern Gasoein, doˆ sie mit einander ein waˆren in dem walde, daˆ ir Gaˆwein vil balde sıˆn helf braˆht wider in, daz er sie niht vuorte hin: wan ez geschach sunder danc, daz er sie kuste und mit ir ranc. ir stuont ouch der mandel wol; swie der kopf wære vol, sie begoˆz sich daˆ mit niht. man endarf kein missgeschiht daˆ suochen, der sie prüeven wil: sie ist aller vrouwen triuwen zil, triuwe haˆt sie meˆ dan vil.“ Hie mit tet sie ine ab. her Gaˆwein dise rıˆche hab Clarisanzen, sıˆner swester, truoc: des vröute sich her Key genuoc, wan er gern an ir sach, wie sie der hantschuoch versprach an stætikeit und an muote. Clarisanz, diu vil guote, den hantschuoch an leit. daˆ von was ir unverseit: sie verswant einhalp gar, wan daz herze da ir bar beleip und ein teil der hant. Key sprach: „mir ist wol bekant, waz disiu sache meinet. daz der hantschuoch bescheinet

23603 Sch] Vnd P 10 WaGü] Der ir an P 12 SchEK ] ere P 17 Sch] Nihts P 23 SchEK ] sich P 30 SchEK ] Das P 32 Sin] mahte P 35 in keine P, Ez deheinen wıˆs Sch 48 Sch] Gaswein P 49 Sch] Das P 53 SchEK ] Da P 74 SchEK ] har P 23602 gewerren (stV.): ‘hindern’ 31 widersitzen (stV.): (mit refl. Dat.) ‘bange werden’ 41 die ahte haˆn: ‘beachten’ 44 zerlœsen (swV.): ‘erklären’ 45 bœsen (swV.): ‘schlecht werden’ 47 enbunnen (V. an.): ‘mißgönnen’ 60 prüeven (swV.): ‘beurteilen, kennenlernen’ 61 zil (stN.): ‘Maß’

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Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 23679–23750 357 388v 23680

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an dirre juncvrouwen: ir herz kan wol schouwen vürbaz denn ir amıˆs: soˆ grıˆfet ir hant naˆch hoˆhem prıˆs: sie ist aller stæte ganz: des mac sich Gıˆremelanz, ir amıˆs, vröuwen wol! diu bluome er ir heien sol, daˆ von sie immer jünge. ob ime nu misselünge an ir mit toˆdes geschiht, daz möhte er übel mit iht an triuwen überwinden. wer möht die triuwe vinden an alten oder an kinden?“ Ditz hoˆrte sie vil ungern. der hantschuoch wart Iˆgern, Artuˆses muoter, gegeben. den streich sie an ir hant vil eben, und zam ir, als ich iu sage. daz ich iu daran niht entrage: naˆch der aˆventiure zal ze der rehten sıˆten über al er sie volliclıˆchen bedact, daz iht meˆr an ir enblact wan daz ouge und daz oˆre daˆ. doˆ sprach mit spot her Key saˆ: „herre, schouwent iuwer muoter, wie wol ir Gansguoter an sıˆnem videln geviel, doˆ sie naˆch sıˆner minne wiel! wie vrœlıˆch ir ouge sach, doˆ sie in sach, und swaz er sprach, wie gern ir oˆre hoˆrte daz! deˆswaˆr, ich trage ir alter haz: wan wære sie noch weˆnic junc,

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sie tæt naˆch den vröuden einen sprunc, der mannes herz tæte vroˆ, enbor über ir amıˆs hoˆ. ist des nu niht, soˆ was ez doˆ.“ Daz er sie alsoˆ swachet, vil maniger doˆ erlachet, dem ez doch niht ze muot was des. sıˆner muoter Orcades gap den hantschuoch her Gaˆwein: an der er schand kein mit niht erzeigen mohte, (soˆ wol er eˆ ir tohte) wan daz ir blacte diu brust. doˆ sprach mit groˆzer aˆkust Key: „sehent daz wunder! dise brust souc besunder her Gaˆwein in der eˆrsten vrist. nu tuont war, wie küene sie ist: sie wil sich niht verbergen laˆn, als an den andern ist getaˆn. ob ich ez reht merke, soˆ haˆt Gaˆwein sıˆn sterke und manheit dar uˆz gesogen. haˆn aber ich dar an gelogen, soˆ gap sie griffe suoze, die naˆch der minne gruoze geziehent unde steˆnt und in des herzen grunt geˆnt. der ist einz oder beidiu waˆr. sie erbiutet sich dem griffe gar, swie ez halt umb disen var.“ Ze næhest saz bıˆ ir daˆ diu vil süeze Amurfinaˆ. der gap man den hantschuoch. darumb haˆt sie kleinen ruoch: sie nam ine und leit in an,

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23711 Sin] man P 83 Sch] Vers folgt in P erst nach 23685 87 Sch] junge : miszelunge P 17 Sch] ires P 18 da P 21 SchASinSchr] fehlt P 30 SchSchrEK ] Sone P 45 EK ] dise P 86 heien (swV.): ‘aufziehen, hegen, schützen’ 87 jungen (swV.): ‘jung werden’ 23709 wallen (stV.): ‘ganz durchtränkt sein’ 17 hoˆ wohl zu hoˆhe (stF.): ‘Höhe, Größe’ – ‘sie machte einen Sprung höher als die (Körper-)größe ihres Freundes’ 28 aˆkust (stF.): ‘Tücke’ 30 suˆgen (stV.): ‘(an der Mutterbrust) saugen’ 44.45 ‘sie bietet sich ganz und gar dem Griff, wie es auch um diesen bestellt ist’ (Griff des Kindes oder des Liebhabers) 49 ruoch (stM.) haben: ‘sich um etwas kümmern, auf etwas bedacht sein’

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358 Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 23751–23826

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daz ires unglückes ban daran lützel schad wart, wan daz ir wart unverspart ein teil des lıˆbes ze hant: doˆ daz am rehten teil verswant, doˆ schein ir daz ende. Key dise missewende mit spotte undervienc. er sprach: „daz sie übergienc iren eit an der hıˆraˆt, daz ist disiu missetaˆt, diu an ir schıˆnet hie, darumb sie Gaˆwein lie bıˆ Blandochors beliben niht, den sie mit strıˆtes geschiht soˆ wolt haˆn verderbet, daz mit al het geerbet daz wilt allez sıˆn lant, ob er ine niht het gesant ir bıˆ ir meide. ir magtuom tet ir leide, als ich an ir bescheide.“ Gaˆwein gap ine Sgoydamuor, an der er ouch mit al ervuor muot und herzen stæte, und ob sie ie getæte iht wider wıˆbes güete von liebe und ungemüete, daz er daz erzeigte und gelıˆch an ir seigte missetaˆt unde tugent. Sgoydamuˆr, diu reine jugent, den hantschuoch an streich, der ir alsoˆ wol geleich, daz ir dar an niht gebrast: wan vil kleines maˆles last an dem verswinden sie twanc; daˆ ir hart wol gelanc,

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daˆ schein ir des gürtels vanc. Key marcte ditze maˆl; er sprach: „vest als ein staˆl ist dirre juncvrouwen muot! sie haˆt alwegen guot gedaˆht und getaˆn: des mac wol vröude haˆn ir süezer amıˆs, Gasoein, hete sie niwan daz alein in ir kintheit versezzen, daz sie sich liez mezzen undewendic des gürtels soˆ dicke, als hie schıˆnet ze blicke. waz mac aber gewerren daz, ob man sie zuo der gürtel maz? daz was kleiner schanden meil. sie ist snel umb daz nider teil und laz umb daz houbet. wirt sie nider wol betoubet, soˆ wirt sie umb daz houbet snel, und habent ez niht vür ein spel: soˆ getar weren wol ir vel.“ Swaz er sprach, daz muost sıˆn. naˆch ir wart vroun Laudıˆn dirre hantschuoch getragen. wie er ir stuont, daz wil ich sagen: er zam ir wol und doch niht gar, wan ze der rehten sıˆten bleip ir bar, swaz die schulter bevie. nu was Key aber hie, der ine niht übersach, er enruogt ie, swaz geschach, ez wære groˆz oder kleine. „nu sehent, waz ditz meine,“ sprach er, „ir herren alle, und wie ez iu gevalle, daz disiu vrouwe ist soˆ karc. daz sie ie soˆ heimlıˆch verbarc,

52 schıˆn wart Sch 64 Sch] Blanck Luthors P 67 SchEK ] Da P 78 SchEK ] libe P al wegen P 96 Sch] Gasowein P 97 SchEK ] in wann P 23812 Sch] frauw P ı 23.24 Sch] al : gefall P har P 19 Sch] vber sahe P

93 SchA] 16 SchEK ]

52 schade werden: ‘schädlich werden’ 56 ende (stN.): ‘Stirn’ 74 ervarn (stV.): ‘erkunden, auskundschaften’ 89 vanc (stM.): ‘das (vom Gürtel) Umfangene’ 93 allewec (Adv.): ‘immer, überall’ 23800 undewendic (Adj.): ‘unterhalb’ 10 ‘so traut sich ihr Leib, bereitwillig zu gewähren’ – oder si getar: ‘sie traut sich, sich ihrer Haut zu wehren’?

390v

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Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 23827–23903 359

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swaˆ sie naˆch wıˆbes güete tet, daz schıˆnet hie nu ze stet. swie tiure ez sıˆ verborgen, villıˆht morgen oder übermorgen soˆ ziuhet sie ez her vür. des gewinnen wir groˆz gevüer an unsern amıˆen: die müezen sich gar vrıˆen unvuor und ir bilde und werden schanden wilde und aller stætecheit milde.“ Naˆch ir vrowen Eˆnıˆten, diu ir saz bıˆ sıˆten, gap man den hantschuoch hin. mit wıˆbes zühten nam sie in und leite in an ungenoˆt; und wart sie eins teils schamroˆt. daz geschach von keiner unvuor: ˆ ventiure mir des swuor, diu A daz er ir wol zam; wan daz sich uˆz nam, daz sie gar was bedecket ires lıˆbes; daz ir blecket, daz was diu huf und der vuoz. Key sprach: „die wıˆle ich muoz dise missetaˆt ougen, soˆ ist des ungelougen: ir vuoz wære wol bereit, daˆ minne wær ir geleit, daˆ man sie vinden solde; diu huf daz selb wolde: sie gap geleit an den wec. ir kom mıˆn herre Eˆrec, deˆswaˆr, an der zıˆt. sie muoste disen minnestrıˆt verenden eˆ, alsam sıˆt.“ Naˆch vroun Eˆnıˆten daˆ saz ein vrouwe, der man niht vergaz: die muote mıˆn her Parcevaˆl.

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diu was diu niunde an der zal, an der er ouch uobte, daz sie mit al betruobte. doˆ sie ine leite an ir hant, er tet ine allen bekant, wie sie was gewesen bis her. daz rehte teil verswant ir, daz ez daˆ niht meˆr schein, wan vorn daz reht bein mit al bis an den nabel heruˆf. Key sprach: „solhen kouf möhte ieman übel laˆzen, der alsoˆ gar ze maˆzen naˆch groˆzer wirdikeit kumt. dirre juncvrouwen haˆt gevrumt, daz ir Parcevaˆl entsluoc, wan sie vil kuˆme daz vertruoc, daz er sie soˆ lang wert. sehent, wie sie der minne heimlıˆch [begert, daz sie sich soˆ biutet vür! daz selb ich an dem beine spür: daz hebt sie ungenoˆt enbor. sie wolt, daz ir bürgetor wære alwegen entslozzen. sie ist des gar verdrozzen, daz sie vor niht het genozzen.“ Bˆı ir saz ze næhest daˆ mıˆn vrouw Calaidaˆ, diu hern Keyn amıˆe was, von Siandrıˆe Leimas, der herzogin swester. an der sıˆn spot vester wart, dann an ine allen, die daˆ waˆren gevallen under dirre vrouwen schar. den hantschuoch gap man ir dar, daz enwederz wol verdolt. doˆ er sie aber swenden solt,

32 Sch] gewy¯ne wirt P, gewinne wir Schr 34 SchEK ] sie P 46.47 Sch] zame : name P 49 SchSchr] der P 53 Sch] vnlaugen P 61 Sch] mynnen strijt P 63 Sch] frauw P 67 v¨bete P 72 verswante er SchSchr 84 EhrSchr] wes P 94 SchSchrEK ] kays P 32 gevüere (stN.): ‘Nutzen, Vorteil’ 65 muoten (swV.): ‘begehren’ 72 verswinden (stV.): ‘unsichtbar werden’ 76 kouf (stM.): ‘Handel, Gewinn’ 83 wern (swV.): ‘abwehren’ 23902 enweder (Adj.): ‘keiner von beiden’ (Keie und Calaida); verdoln (swV.): ‘geschehen lassen’

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360 Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 23904–23981

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doˆ gebrast ime an sıˆner kraft, und verloˆr an ir sıˆn meisterschaft, wan sie bloˆz sunder lougen beleip: wan diu ougen, diu waˆren unschıˆnbære; swie vil des andern wære, daz was offenlıˆchen ze sehen. Key sprach: „nu wil ich jehen, daz man under disen vrouwen nieman mac soˆ wol getrouwen, als mıˆner vriundinne. er het niht guoter sinne, der sie velschet an ir minne. Sehent ir daz, wie schemic si ist? sie getar diu ougen keine vrist uˆf getuon vor groˆzer scham. wie reht sie uˆz den andern nam diser hantschuoch an stæte! wie ungern sie tæte wider mich an keinen sachen! wie ungern sie sich swachen an keiner bete liez, daz sie ez niht gehiez ze hant an der stunde! eˆ sie ez mit dem munde verheizt, soˆ ist ez getaˆn. vür den künic naˆch mıˆnem waˆn haˆt sie mit milte getreten. sie gıˆt ir lıˆp ungebeten, swie ine der man suochet. sie wirt selten vervluochet umb uˆfschup oder versagen. sie kan an tjost niht versagen: swie man sie ze velde bringet, ir muot naˆch tjost ringet. swie man sie versuochen mac, beide stich unde slac nimt sie hinden unde vor, bıˆ sıˆten, unden und enbor,

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23908 Krüger] vns hindenbare P 21 Sin] Disen P 42 Sch] sijts P 50 SchEK ] schilt P 52 Schr] decke P dz P 64 Sch] Höret P 79 loben Sch, leben Ehr

daz nieman tritet in ir spor. Wol mir, daz ich iuch ie gesach! wan swaˆ mir ie missegeschach oder schand ie widervuor, daz haˆt iuwer tugende vuor an mir gar verdecket. ob noch an mir iht wecket niuwiu schult alte missetaˆt, des wirt aber vil guot raˆt. soˆ decket ez nu als eˆ, sıˆt beider lop an iu steˆ, daz iuwer und daz mıˆn. ir sollent hin vür alsoˆ sıˆn, als ir bis her gewesen sıˆt! soˆ mügent ir iuwer zıˆt von triuwen wesen wıˆbes nıˆt.“ Sˆıt Key des niht vergaz, daz er sıˆn amıˆe bespottet vil baz, dan die andern alle, an ir stæte valle: des soll man ime ouch vertragen, hœrt man ine an den andern sagen, daz iuch bedunkt missezemen. er wolt nieman uˆz nemen an schimpfe und an solhem spote. Gaˆwein und dirre bote den hantschuoch, daz muost sıˆn, gaˆben Flursensephıˆn, wan sie was diu næhste daˆ. der verswant der lıˆp halber saˆ an dem rehten teile: niuwan von unheile beleip ir des lıˆbes ze sehen, daˆ man wıˆbes niht offenlıˆchen ze sehen begert, und daˆ muoz mit gewert sıˆn, daz man lonen sol. waz ich mein, daz wizzent ir wol, wan sie ist der reht schol.

35 SchEK vstsehub P 53 SchEK ] beide P

37 Sch] es P 60 SchSchr] +So

8 unschıˆnbære (Adj.): ‘unsichtbar’ (wohl Neubildung zu schıˆnbære, ‘sichtbar, offenkundig’, vgl. 24031) 17 schemic (Adj.): ‘verschämt, züchtig’ 45 misseschehen (stV.): ‘übel ergehen’ 47 vuore (stF.): ‘Art und Weise, Lebensweise’ 81 schol (swM.): ‘Urheber (des Lebens)’

393v

Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 23982–24053 361

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Hie seit Cristiaˆn von Troys, daz dise vrouwe Quoikoys hete dar des tages braˆht Gaˆwein ze liebe, (wan er gedaˆht, daz er ine daˆ vünde) mit solhem urkünde, daz ime daˆ lop wære, und durch diu valsche mære, diu von sıˆnem toˆde vlouc und vil manigen betrouc, und daz er ouch ze hove seit, mit wie groˆzer manheit von ritters taˆt er bejagt dise, doˆ sie was ein magt, und ime sıˆn reht gap dar an, daz ir amıˆs und ir man er wære an sıˆner stat. ouch begerte diu vrou und bat, daz sie den hof müeste sehen, daˆ von sie solher tugende jehen hoˆrte. daz was geschehen. Nu keˆren wir ze unser rede hin. diu begirde was ir ungewin, wan sie wol bewært wart. Key sprach: „diu hoˆchvart ist geschehen selten eˆ! sehent, waz ir von dem lıˆbe geˆ und enbor alsoˆ hoˆch strebe und sich mit solhem vollen gebe! swer es besteˆn getar, ez ist sunder væle gar und züge wol einen stein, des ist zwıˆvel dehein. der loˆn ir vil vorder lıˆt, den vrou Minne ze loˆn gıˆt, kan ich ez ze reht spürn.

83 Sch] Luoykoys P 28 SinSchrEK] sich P

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küener denn ein einhürn ist sie, daz sie ez erzeiget: wan sie sich haˆt geneiget ze hurten mit zorn. sie ist vil küene hie vorn; hinden darf sie niht sporn.“ Ditz lachte diu massenıˆe. den hantschuoch nam Perkıˆe und bewarte sich daˆ mit. er tet naˆch gewonem sit: ze der rehten sıˆten er sie barc, und wart ir doch ein weˆnic arc: swie milt er ir wære, ir beleip schıˆnbære uˆzgenomenlıˆch daz nider teil. Key sprach: „daz was unheil, daz der steft soˆ geriet, daz er sie soˆ gar underschiet und wolt nie erwinden, bis er ir hinden gehaft, als ir selber seht. het ich die wunden ze reht gepfahtet, solt sie genesen, daz west ich wol, solt ez wesen. ir ist aber uˆzen der zar soˆ wıˆt; ich wæn, vil ungewar er ine tief geheftet haˆt. her Lucanus, sıˆnt ir ir arzaˆt: soˆ ergründent uns die wunden, daz ir schad werd vunden und sie ze reht gebunden.“ Von diser red wart michel schal gemeinlıˆch in dem sal. des verdroˆz die vrouwen seˆre. ouch heten die uneˆre die ritter gerne gedaˆht.

24005 bewart P 14 Sch] kein P 25 vgl. 1398] Parkij P, Parkıˆe Sch 46.47.48 Sch] wonden : fonden : gebonden P 52 SchSchr] hatten P

24005 bewæren (swV.): ‘beweisen, als wahr dartun’ 11 besteˆn, bestaˆn (stV.): (mit Gen.) ‘erwerben’ 12.13 ‘(ihre Brüste) sind ohne Makel und brächten wohl einen Stein dazu, sich zu bewegen’ 21 hurten (swV.): ‘stoßendes Anrennen’ 23 dürfen (V. an.): (mit Inf.) ‘brauchen’; sporn, spürnen (swV.): ‘mit Sporen antreiben’ 26 bewern (swV.): ‘bekleiden’, vgl. Sin 40 gephahten (swV.): ‘ermessen, einschätzen’, das obrigkeitliche Eichen von Maßen (vgl. Sin) 42 zar (stM.): ‘Riß’

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362 Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 24054–24125

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wære Key gewesen in der aht, daz er ez het verdolt! des enwas niht, wan er kolt mit spotte, swen er moht. ich ensprich niht, swaˆ ez toht. nieman ime dar zuo getiuret; ine hete soˆ wol ungehiuret dar an alliu gewonheit, daz er ez an nieman vermeit. des muost man ez lıˆden, wan ez nieman vermıˆden mit keiner tugend kunde. ime selbs er nihts gunde, daz er unbespottet blibe. daz er daz al sıˆn tage tribe, des jehent alle aˆventiure und swerent vil tiure, daz ez waˆr sıˆ unwendic. swen ie bestricte sıˆn stric, daran vant er spottes sic. Als Key dise red getet, Gaˆwein unde Lanzelet gaˆben ine doˆ vürbaz einer vrouwen, die daˆ saz, des herren Lanzelet amıˆen, der schœnen Janphıˆen. der tet er michelen gewalt. ich enweiz, wes sie doˆ engalt, daz er sie niht swande, wan sie keiner schande vor nie wart gezigen. sie muost hie aber underligen gemeiner vrouwen swære. wære ir der richtære an Lanzelet soˆ wæge niht gewesen, ir ungeschiht

79 Sch] Jamphyen P, vgl. Fe 24105 wæren Sch, vaˆren Sin sie +irP 24 Sch] sal P

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het er gerüeget dort als hie. daz des daˆ niht ergie, daz liez er durch iren amıˆs, dem alsoˆ hoˆhen ritters prıˆs daz buoch an der mære verjach, unde sıˆn arbeit swach ein teil dar an muoste sıˆn, ob er keins tadels schıˆn gæbe sıˆner vriundinne an unstæter minne. des muost er ouch haben wart: swie doch an wıˆbes missevart der man kleine schult habe, er würd besprochen villıˆht darabe von argen bıˆzungen, die mit waren zuo sprungen. swaˆ man der rede gewüege, des was ez vil gevüege, daz er sie uˆz næme, swie ir doch missezæme der mandel vil seˆre. her wider ich keˆre ˆ ventiure leˆre. ze der A Janphıˆe tet den hantschuoch an. ob sie des kumber gewan, daz was kein unbilde: wan unmæzic und wilde was Key sıˆner zunge. wie ir joch misselunge, daz wil ich iu verkünden. gelıˆch wilden ünden ir lıˆp sich gar uˆz nam vorn; hinden niht alsam: daˆ was sie bedecket wol. die unde ich bescheiden sol, wie sie an ir vluzzen,

87 SchEK ] Wart P 94 ander mære Sin 98 SchSchr] Gabe P 13 IAnfit P 17 Sch] zungen P 20 Sch] vnden P 21 SchSchr]

54 ahte (stF.): ‘Gesinnung, Aufmerken’ 55 verdoln (swV.): ‘zulassen’ 56 koln zu queln (stV.): ‘quälen’ 59 getiuren (swV.): ‘verherrlichen, im Wert heraufsetzen’ 60 ungehiuren (swV.): ‘schrecklich, ungeheuer machen’ 71 unwendic (Adj.): ‘nicht rückgängig zu machen, unabwendbar’ 88 ‘um Lanzelets willen’, oder Titel des Romans von Ulrich von Zatzikhoven? Vgl. EKA, Fe; wæge (Adj.): ‘gewogen, hold’ 24100 warte (stF.): ‘achtgebendes Ausschauen, Wachen’ 4 bıˆzunge (stF.): ‘verleumderische Zunge, Lästerzunge’ 5 war, ware (stFM.): ‘Aufmerksamkeit, Acht’

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Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 24126–24197 363

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und waˆ sie sich underschuzzen verborgen und offenlıˆchen: einiu liez er überstrıˆchen oben über daz ende; über brust und über hende diu ander mit gewalt schoˆz: daˆ zwischen bleip mit al bloˆz durchsihtic unde kunt daz reht ouge und der munt: ein ander unde sich daˆ wal bis uˆf den nabel ze tal: bloˆz bleip diu stat in der miten, daˆ mit minne wirt gestriten, gar ze tale uˆf daz knie. niderhalp ein unde gie über die beine uˆf den vuoz. sıˆt man ez sagen muoz, soˆ boˆt ir Key spottes gruoz. „Her Lanzelet,“ sprach er, „ich bin iuwer vrowen gewer, daz sie sich wol haˆt behuot. waz bediutet disiu wild vluot, wan ganze tugend, stæter lıˆp, die ein reht tuondez wıˆp haˆt unbesprochen ir tage? man möhte sie von valscher sage beliegen, der ez tæte. seht, swelche des meres stæte hie ist, alsoˆ ist diu ir. ir gar wandelıˆchiu gir muoz manic wıˆp enprıˆsen: ich mein, an ir amıˆsen tuot sie ime vil dicke schaˆch, den ir ougen sehent naˆch. der ir herz heimlich begert, der minnen brüel muoz sıˆn gewert

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uˆf vrou Minnen gejeide. sehent, wir ir vüeze beide sich vurten, swaˆ sie künnen! ich wil des nieman günnen, dem er soˆ groˆzer stætikeit jehe, swaz joch hin vür geschehe. nu sehent, ob sie ieman sehe!“ Ein vrouwen man bıˆ ir vant, die haˆt her Calocreant ime ze einer vriundin erkorn: die swant hinden noch vorn der hantschuoch umbe niht. ob er aber sıˆn swante iht, deˆswaˆr, daz was vil kleine: die waden an dem beine von dem vuoz bis uˆf die büege. Key sprach: „ob ich nu lüge, waz solt mich des noˆt an geˆn? her Calocreant und ich, wir zweˆn waˆren ie mit geselleschaft an einander mit solher kraft, daz wir ungescheiden waˆren: des wolten ouch vaˆren unser beider vriundinne, daz sie der selben minne durch unser liebe willen wielten und unerwert behielten. wie möht uns baz geschehen sıˆn? ez ist an inen beiden schıˆn groˆzer tugend glıˆche waˆge. in endarf nieman laˆge an unstæte setzen. sie künnen beide hetzen alle man an die vart, daˆ ir lıˆp niht wart gespart. daz wir sie haben, wol uns wart!“

28 lie er EK ] lie vberstrijchen P, gie überstrıˆchen Sch 35 SinSchr] vnder P 48 Schr] gantz P 54 EK ] Sie P 58 sie in SchSchr 61 Sin] brifel P 64 SchEK ] kunden P 66 Sch] jah P 74 Schr] Ob aber sin P, Obe aber +er sin Sin 92 SchEK ] Jch P 29 ende (stN.): ‘Stirn’ 50 unbesprochen (part. Adj.): ‘unbescholten’ 52 beliegen (stV.): ‘jemanden verleumden’ 58.59 vgl. EKA: ‘sie handelt an ihm (=Lanzelet) wie ein Räuber, wenn ihre Augen ihren Liebhabern nachblicken’ 61 brüel (stM.): ‘bewässerte, buschige Wiese’, hier für die weiblichen Geschlechtsteile, vgl. 11726 62 gejeide (stN.): ‘Jagd, Kampf’ 77 büege (stF.): hier ‘Knie’ 87 walten (stV.): ‘Gewalt haben’ 88 unerwert (part. Adj.): ‘unverwehrt, unbenommen’ 92 laˆge (stF.): ‘Hinterhalt’

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364 Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 24198–24275

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Vrouwen und ritter lachten des. nu muoz mıˆn her Kaˆles an sıˆner amıˆen sehen, daz an den andern was geschehen. sie was geheizen Filleduoch. die leite an den hantschuoch, der sie zer rehten sıˆten enzwei glıˆch und reht teilte als ein ei. von dem gürtel uˆf ze dem houbet was sie des gar beroubet, daz sie ieman sæhe daˆ; niderhalp anderswaˆ sach man sie mit alle. Key mit groˆzem schalle ir spotten began, er sprach: „Kaˆles, sehent heran, wie iuwer vriundinne iu bestætiget ir minne von dem gürtel hin uˆf. sie haˆt aber gemeinen kouf niderhalp uˆf geslagen. deˆswaˆr, daz süllent ir ir vertragen. iuch besteˆt des nidern teiles niht. swaz dem obern teil geschiht, daz süllent ir iuch an nemen. iu mac des vil wol gezemen, daz ir sie vil liep habt und iuwer herz in sie grabt, wan sie manigen mit ir minne labt!“ Naˆch ir wart er uˆf der stet getragen vrouwen Aclamet, die minnte Aumagwıˆn. diu leite ine an, und daz muost sıˆn: doˆ schein ze der rehten sıˆten uˆz des lıˆbes niht umb ein gruˆz, wan der hals mit dem haˆre. Key sprach mit vaˆre: „wolt ich nu übel sprechen, waz sold ich dann rechen

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an diser juncvrouwen? ir mügent ir wol getrouwen, her Aumagwıˆn, aller eˆren. bittent sie die vrouwen leˆren, soˆ sie ir haˆre rihten, daz sie ez alsoˆ slihten und ze vröuden stellent ire nac: swenne sie halt dar an lac, soˆ ist er doch hart sleht. sie haˆt doch heimlıˆcher striche reht naˆch minne geschict, wol bekant, daz der nac und daz gewant naˆch minne muoz vaˆhen: sie sol iu niht versmaˆhen. sie kan, swaz dar uˆf steˆt; ob sie es genozzen, hin geˆt sie, graˆzet dick unde kleˆt.“ Hie mit wil ich belıˆben laˆn daˆ mit, und ich gesagt haˆn von vrouwen und von meiden, wan ich niht wol bescheiden und wol erkennen kunde noch in vil maniger stunde daz manicvalt wunder, daz der hantschuoch besunder an iegelıˆcher daˆ begienc, und wie er ire unstæte gevienc in vil manigerhand wıˆse, und Key mit unprıˆse sie bespottet und ruogte; wan ez sich niht vuogte, daz ich von wıˆben alsoˆ vil spræche über herzen zil, wan mich sıˆn nie gezam, daz ich ir schand und ir scham iemer solte üeben. nieman kan betrüeben baz wıˆbe herzeleit, wan ez mıˆn lıˆp mit ine treit,

99 SchSchr] min Kales P 24208 Sch] sah P 27 Sch] wart vf stett P 50 iu Sin] jne PSch 51 Sch] stat P 53 Sin] graset P; SinSch] cleit P

49 Sch] enphahen P 74 Sch] wijber P

24249 vaˆhen (stV.): ‘nach etwas greifen, etwas an sich ziehen’ 53 graˆzen (swV.): ‘aufschreien, wüten, sich übermütig oder anmaßlich gebärden’; kleˆt reimbed. kontr. zu kleit, 3. Sg. von klagen bzw. zu klewen, (swV.): ‘klagen, winseln’ (vgl. Sin)

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Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 24276–24353 365

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und ist ir sælde mıˆn vröude gar. des suoche ich genaˆde dar, daz ich iht werd besprochen, ob ich habe zerbrochen dar an mıˆnen antheiz, wan daz wıˆbes güete weiz, daz nieman mac erkennen guot, man enbær nennen übel und argez daˆ bıˆ daz einz dem andern wider sıˆ: daz ist der werld kunt. swaˆ ich uˆf der tugend grunt wıˆbes lop stæte vesten, daˆ wil ich den besten iemer haˆn gedienet mit. deˆswaˆr, daz was ie mıˆn sit, und wil daˆ mit belıˆben. swaz daˆ von allen wıˆben lobes mac gevallen, des gan ich wol ine allen durch der besten willen. swaˆ ich niht mac gestillen wıˆplıˆch missetaˆt naˆch wıˆplicher brœde raˆt, (daz nieman doch ze laster zelt, wan der ime schand haˆt erwelt von sıˆnem aˆkusten muot); wan ein wıˆp niht wan guotes tuot. ˆ ventiure sage durch der A ob ich iht anders bejage dar an, wan ir huld, daz ist sunder schuld mıˆnenthalben iemer: von inen wil ich niemer mit mıˆnem dienst wenden. hie mit wil ich enden, mıˆne tage niht swenden. Ob ich nu durch unmaˆze die prüevung laˆze,

77 Sch] su´chen P 34 Sch] tagen P

79 SchEK ] heb P 41 SchrEK ] dem P

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diu an den rittern geschach, daz würd villıˆht ungemach wıˆbes süezer güete. swie wol ich mich nu hüete, man mac mich doch besprechen, wil man an mir zerbrechen naˆch der werld loˆnes wert, des doch mıˆn dienst begert, wan ich mich des mıˆn tage ie gevleiz und den willen trage iemer sunder wandelunge. herz unde zunge ist ir eˆrbær dienest gar. man weiz ouch daz vür waˆr: swer deheiner ding arbeit an der werlt kurzwıˆle leit, daz tuot er gar aˆne wıˆbes gruoz. ich enweiz noch, weder ich muoz: swıˆgen oder sagen. mich heizet unmaˆze dagen, soˆ tuot mich sprechen wıˆbes nam ˆ ventiure sam: und diu A den zwein wil ich volgen. ist mir ieman erbolgen, deˆswaˆr, daz muoz alsoˆ staˆn. mac ich der besten hulde haˆn, soˆ klage denn der arge ban. Hie wil ich von den rittern sagen. der hantschuoch wart wider getragen vür den künic, daˆ der saz: der ine soˆ gar sunder haz leite an sıˆne rehte hant, daˆ von er halber verswant, daz sıˆn umb niht schein. doˆ sprach mıˆn her Gaˆwein: „ritter, ir sollent vroˆ wesen! ir sıˆnt ledic und genesen vor dem hantschuoch, die wıˆle ine haˆt mıˆn her sunder missetaˆt

83 Schr] enbor P

24300 EK ] Da P, Die SchSchr

83 enbern (stV.): ‘verzichten’ oder lies mit Ehr entar zu enturren, ‘trauen’ 99 brœde (stF.): ‘Schwäche, Gebrechlichkeit’ (auch im moral. Sinn) 24302 aˆkust (Adj.): ‘arglistig, tückisch’ 10 wenden (swV.): ‘eine Richtung einschlagen’ 34 dagen (swV.): ‘schweigen’ 38 erbolgen (Adj. Part.): ‘zürnend, aufgebracht sein’ 41 ‘so soll das böse (Schweige-) Gebot ruhig klagen’ (vgl. 24334)

399v

400r

366 Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 24354–24429

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gewunnen an allem reht, als ir und der bot seht, wan ez des boten bet was.“ doˆ sprach Key li senetschas: „der bot erlaˆt es niemen: ir müezent umb den riemen, her Gaˆwein, steˆn ze buoze, den ir namt mit valschem gruoze Fimbeus mit straˆzenroube von der künigıˆn urloube. ob ir nu daz erarnet? nu sıˆnt des gewarnet: wir müezen ez an sehen. kan er herzen stæte spehen, soˆ mac ez hie wol geschehen. Deˆswaˆr, mıˆn her Gaˆwein, durch dise rede alein, die ir nu habent getaˆn, solt ir ine nimmer an mit keiner sicherheit legen. wellent ir die ritter underwegen laˆzen an ir missetaˆt, sıˆt man vor die vrouwen haˆt daˆ mit alle bewært? ob ir ine holt wært, ir soltent die rede haˆn verswigen. würd dirre bot des bezigen und sıˆn vrouwe dar zuo, daz sie den hantschuoch nuo uˆf wıˆbes haz sande her von irem lande, waz möhtent ir des geniezen? ob sıˆn die ritter liezen der künic und der bot, soˆ möhten die vrouwen klagen got, daz wir an ine prüeften spot. Wænent ir, daz der künic hab mit diser rede die rıˆche hab,

59 SchSchr] müszent +es vmb P 85 möhten P 24407 EK ] Vor P 23 Sch] Artusen P

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ob er gıˆtic ist, gewunnen? wan er nieman wil gunnen, wan ime, keiner eˆren? er kan ez wol keˆren allez an sıˆnen vrum! ditz ist daz houbet und daz drum, daz diu werlt an im haˆt, und ist vertoˆret sıˆner tage vrist: diu ine den milten nennet, vil übel sie bekennet, daz er ist alsoˆ arc und in allen dingen soˆ karc. daz er ez gar ze ime nimt, nimmer ez ime wol gezimt: er solt doch laˆzen etewaz von der hant: daz stüende baz, dan daz er ez allez wil bevaˆhen. jaˆ, was ime genuoc naˆhen her Calocreant oder ich, daz er des niht verdæhte sich, daz er uns ine het gelaˆzen oder den andern, die daˆ saˆzen! dem kopf er daz selbe tet. er kan wol verzıˆhen die bet, dar an er selber vrum haˆt. her Gaˆwein, sıˆt ez alsoˆ staˆt, soˆ legt in an, des ist niht raˆt!“ Gaˆwein tet sıˆn gebot, wan er gar weˆnic sıˆnen spot an dem hantschuoch entsaz. deˆswaˆr, er enzam ime baz, denn Artuˆse; er zam niht wirs, ˆ ventiure mirs als diu A swuor sunder lougen. Key sprach: „wie tougen daz vor uns ist ergaˆn, daz er den hantschuoch an mit loˆsen haˆt gewunnen,

61 Schr] Prädikat fehlt in P 62 Sch] Fimbeusen P e 18 SinSchrEK ] ieman des nit P 9 SinSchrEK ] gemuch P

63 ‘mit der Erlaubnis der Königin’ 92 gıˆtic (Adj.): ‘gierig, geizig’ 96 vrum (swstM.): ‘Nutzen, Vorteil’ 99 vertoˆren (swV.): ‘gänzlich zum Toren werden’; ‘die Welt ist Zeit seines Lebens zum Toren geworden’ 24423 wirs (Adj.): (Komp. zu übele) ‘schlechter, schlimmer’ 29 loˆsen (swV.): ‘schmeicheln, heucheln’

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Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 24430–24505 367

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daz er ime sıˆn sol gunnen! wie er wol kan koˆsen! einer katzen spıˆseloˆsen erloˆst er wol an die muˆs, soˆ sie hundert werbe ein huˆs dar naˆch het erloufen. sust kan er erkoufen mit loˆsen, swaz er haben wil. ez hilft ine hie niht ze vil, swie vil er künne loˆsen. sıˆn blıˆdeclıˆchez koˆsen und sıˆn wıˆplıˆcher sit, daˆ vervaˆhet er nu weˆnic mit. swie gar Franzoys er nu sıˆ, er muoz sıˆn doch nu wesen vrıˆ, wan uns der künic nu nihts erlaˆt, der ine vor ime gewunnen haˆt. swie ez halt dar naˆch ergaˆt.“ Die gelübede muoz wesen ganz: den hantschuoch Gıˆremelanz an leite unervorht, an dem er ouch wunder worht. er swant ine aber niht gar: ougen, munt, hals unde haˆr, daz schein wol zuo gesihte. Key sprach: „ich berihte iuch der rede wol, ir herren: er muoz heim verren sıˆner ougen blicke über die heide dicke gein Colurmein, daˆ er huot der bluomen, die soˆ guot vür daz leidic alter sint. wære er daˆ gewesen blint, sie wæren worden soˆ veil, daz ein ieglıˆcher sıˆn teil hete genomen, der sie wolte. der munt dar zuo solte,

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und was ouch daz gezæme, daz man ine wol vernæme, soˆ er die heide umbeswief und sıˆnen schaden berief: wan swer dar ˆın kam, der entslief.“ Doˆ nam ine her Gasoein, an dem ouch daz selb schein: er wolt niht gar swinden. bis uˆf den gürtel hinden von dem houbt er blacte. den munt ouch niht bedacte der hantschuoch vorn. daz ander teil was verlorn, alsoˆ daz ez nieman sach. Key aber mit spott sprach: „ob ich ez ze reht sagen sol, der munt stüend deshalp wol soˆ, ritter, iu umb niht, soˆ ir kein misseschiht vrouwen wolt reden naˆch. dar naˆch ist uns hart gaˆch und ist der waˆrheit schıˆn an der lieben vrouwen mıˆn. deˆswaˆr, ich wæne sunden, daz ir sie in kurzen stunden bespraˆchent an ir minne. ez ensint niht guote sinne, der sich senet naˆch dem gewinne.“ Naˆch ime nam in Lanzelet, dem er ouch daz selb tet; doch schein tadels swachez maˆl: diu wintbraˆ sich niht enhal, die sach man offenlıˆchen daˆ. diu ober und diu nider braˆ hal sich niht, die sach man, und was daz ouge zuo getaˆn. daz ander was verborgen. Key sprach: „mit sorgen,

33 Sch] one P 47 SchSchrEK ] er P 60 hute P 64 Sch] waren P 73 Gaswein P 75 wolt +in Sch 84 SchSchr] stunt P 88 ist iu harte SchSchr 91 Sch] wane P 92 EK ] ir in P 96 SchSchrEK ] nam Lanzelet P 97 SchSchrEK ] Dem auch P 98 SchSchr] swache male P 31 koˆsen (swV.): ‘plaudern, verhandeln’ 32 spıˆseloˆs (Adj.): ‘ohne Speise, hungrig’ 34 hundert werbe zu warp (stM.): ‘hundert Mal’ 40 blıˆdeclıˆche (Adv.): ‘sittsam, fröhlich’ 70 umbesweifen (stV.): ‘umherschweifen, durchstreifen’ 71 beruofen (stV.): ‘beschreien, beklagen’ 91 sunden (swV.): ‘sündigen’

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368 Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 24506–24577

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her Lanzelet, vuorent ir, doˆ Milianz iu unde mir diu ros an dem naˆchjagen sluoc, und ir uˆf einen wagen muostent sitzen durch die noˆt, die iu diu müede geboˆt, und ich wunder wart hin gevüeret mit der künigin. deˆswaˆr, daˆ was niht leiders an. haˆnt ir anders niht getaˆn, soˆ tuot er iu unreht. er haˆt daz vil reht erspeht, daz ir die gotinne, verkurent an ir minne, diu iuch zoˆch in dem seˆ. wolte ich, ich seite wol meˆ. ir wizzent wol, war die rede geˆ.“ Den hantschuoch nam her Iˆwein, an dem er tadels maˆle klein erzeiget und doch etewaz: an ime er niht meˆr vergaz, wan dez vuozes und der hant. Key sprach: „sehet den wıˆgant, wie reht gern er strıˆtet, und wie er dar naˆch gıˆtet! heil uns daz Glück erwarp, daz ime sıˆn lewe erstarp: wan solt er noch mit ime wesen, soˆ enlieze er nieman genesen. swie uns nu des sıˆ worden buoz, sehent, wie sıˆn hant und sıˆn vuoz naˆch mordes werk girdet! der sıˆn reht innen wirdet, der gesagt nimer daz widerspel, und iuch der waˆrheit hel.“ weˆnic in solch spot bewac.

24543 Sch] bewart P

53 frauwe P

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Eˆrec fil de roi Lac naˆch ime nu bewæret wart. an dem er ouch niht enspart, swaz er des tadels begreif: über die brust als ein reif ein blœze umb und umbe gie, diu ine volliclıˆchen bevie. nieman sach ine anderswaˆ. nu was Key aber daˆ und sprach: „lieber vriunt mıˆn, ez ist an iu vil wol schıˆn, daz naˆch vrouwen Eˆnıˆten iuwer herz begunde strıˆten soˆ seˆre und ringen: des wolt iuch betwingen ir schœne und vrou Minne, als ich mich versinne, daz ist sıˆt niht behalten. ir enwellent mit ir gewalten, soˆ haˆt sie verdienet daz, daz an iu minne und der haz nimer sich geparrieret, wan sie soˆ corrieret iuwer ros mit solhen triuwen, daz iuwer vröude niuwen wol von schulden mohte: wan ez iu niht entohte, daz ir von vrouwen enpfienget den dienst und übergienget dar naˆch vrouwen Minnen gebot, und ernst keˆrtet ze spot. laˆnt iuch niht riuwen, soˆ iu got!“ Her Lucanus, der schenke, ob ich sıˆn reht gedenke, der muost ine nu an legen, wan in Key underwegen

69.70 Sch] enpfingen : v`ber gingen P

71 frau Mynne P

24512 wunder Nom. mask. zu wunt (Adj.): ‘verwundet’ 30 gıˆten (swV.): ‘gieren, habgierig sein’ 37 girden (swV.): ‘begierig sein, verlangen nach’ 38.39.40 ‘Wer sich dessen rechtzeitig bewußt wird, der nimmt keine Aufforderung zum Kampf gegen ihn an und verhehlt euch so die Wahrheit’ 39 widerspel (stN.): hier ‘Widerrede’ (zur Kampfansage) 41 bewegen (stV.): hier ‘kümmern’ (vgl. auch wegen) 43 bewæren (swV.): ‘erproben’ 60 gewalten (swV.): (mit einem g.) ‘jmd. Gewalt tun’ 63 parrieren (swV.): ‘verschiedenartige Dinge zusammenfügen’ (v.a. bunte Stoffe in der Schneiderei, vgl. 772) 64 corrieren, kunrieren zu afrz. conreer: ‘zu-, herrichten, ausrüsten, verpflegen’

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Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 24578–24656 369

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vil ungerne liez, der ine an tuon hiez. aˆn widerrede daz geschach. niht meˆr er an ime zerbrach als an den andern sıˆn reht: ze der rehten sıˆten oben sleht mit al er in swande, daz ine des niht enwande wan diu hant und daz knie. Key die red undervie mit spott und sprach: „wie milt er ist! er schenket kniende alle vrist: er sol ein vrouwenschenke sıˆn! got gesegen mir die mıˆn und mach sie des durstes vrıˆ, daz er iht dicke vür sıˆ durch durstes willen knien müeze! er machte ez ir anders soˆ süeze, daz sie ez gerne nuzze, kæme ez ir iht ze schuzze. 〈des kniewens mich verdruzze.〉“ Parzival nam ine doˆ: des wart Key seˆre vroˆ dar umb, daz er sæhe, wes er ime doˆ jæhe. er swand ine, und doch niht gar: ime bleip doˆ des lıˆbes bar obenherab ze tale wol ein straˆze, wol breit in der maˆze, als zweˆn vinger sint. Key sprach: „doˆ er ein kint was, ditz er erwarp, wan ime sıˆther nie verdarp an keinerhand sachen sıˆn prıˆs. in haˆt sıˆther manig wıˆs diu tugent soˆ gerıˆchet, daz er daz niht gelıˆchet ze kintlıˆcher missetaˆt, diu doch ze kleinem schaden staˆt; daz ist ein wunderlıˆcher sit.

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oder wæne daˆ ieman daˆ mit, daz er von sıˆner muoter vuor als ein toˆre und in der vuor naˆch ritterschaft ze hove kam? daˆ er ein vingerlıˆn nam einer vrouwen und sie kuste, alsoˆ dick ine geluste, swie sie darumb weinet, wan sie was vereinet an dem bett in dem poulolıˆn! des muost die rede alsoˆ sıˆn, als ez denn wart an ir schıˆn.“ Calocreant ine doˆ nam, dem er ein teil missezam als den andern daˆ vor: von dem vuoz uˆf enbor und vorn zu bis an daz houbet wart er des beroubet, daz sıˆn daˆ iht schin. hinden uˆf die vüez hin sach man ine daˆ über al. Key sprach: „daz ist der val, den er von dem ros viel in dem wald, daˆ der brunn wiel, den im vrouwen Laudıˆn man mit einer tjost het getaˆn, als er den stein daˆ begoˆz. sıˆner manheit er daˆ genoˆz, daz er daˆ zinset die stat mit ros und mit sarwaˆt und von dannen muost ze vuoz geˆn: des muost er ouch hie besteˆn, bis daz ez ime geschach, (der rede er uns selp verjach) daz er ine alsoˆ nider stach. Waz solt ich des sagen meˆ?“ naˆch ime Bruˆner Senpiteˆ disen hantschuoch an leit, (daˆ von wirt niht meˆ geseit) und alle, die daˆ waˆren.

97a SinSchr] 3. Reimvers fehlt P 24617 SchA] wane P 30 SchSchr] eins teils P 41 SinSchr] Den frauwen P 50 Sch] selber P 53 vgl. 2305, 17599] Sempite PSch 55 Sch] wart P 89 alle vrist (stF.): ‘alle Zeit’ 24617 wænen (swV.): ‘glauben, erwarten, vermuten’ 19 vuore (stF.): ‘Art und Weise, Lebensart’ 26 poulolıˆn Diminutiv zu dem afrz. Lehnwort pouluˆn, ‘Zelt’ 35 schin: Konj. Prät. zu schıˆnen

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370 Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 24657–24726

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der began mit spotte vaˆren dar naˆch Key, und er ie an ieglıˆchem maˆle vervie, swie sie ez ungern sæhen. vil manigen spot wæhen er von iegelıˆchen, armen und rıˆchen, prüevet und machet, wan er dar uˆf wachet und vleiz sich, swaˆ er kunde. mit sıˆn selbes munde bespottet er dick selber sich. warumb solt ez denn mich beswæren, swaz er sıˆn getreip, die wıˆle er ime selbs niht entleip? weder vriunden noch maˆgen der began sıˆnen spot laˆgen, des enwold ine niht betraˆgen. Als nu disiu rede was ergaˆn, Keyn sprach diu massenıˆe an, daz er daz selb ouch tæte. doˆ swuor er mit stæte, er enkæme ime nimmer an sıˆn hant; ez wære darumb soˆ gewant niht, daz er ime zæme. swer sich des an næme, daz er ine tragen wolde, wie gerne er dem solde sıˆnen teil dar an laˆzen! ime kæmen wol ze maˆzen zweˆne guot scheblinc, die er umb drıˆ pfenninc koufte in einem kraˆme, und gæbe ein braˆme niht umb dirre hundert.

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diu rede den boten wundert. ˆ f stuont doˆ diu magt: U Artuˆs sie genaˆde sagt, daz sie soˆ wol was gewert, des sie an ine haˆt begert von ir vrouwen, diu sie sante dar. darzuo neigte sie der schar und begerte urloubs wider. als sie nu den sale wolte nider geˆn zuo irem pferde daˆ, ein ander aˆventiure saˆ kam Artuˆs, diu sie entwalt, diu im ein unvröude galt. si enbeite ir aber ze ende niht, wan die selbe geschiht ir vrouwe haˆt an getragen. die aˆventiure wil ich sagen, und wil ein teil sagen eˆ, daz man deste baz versteˆ, warumb ich alsoˆ groˆzen ruoch leit an disen hantschuoch und an sıˆn aˆventiure: sie ist ir aller stiure, die ich noch ze sagen haˆn! het ich die einen verlaˆn, ich müeste die andern haˆn verswigen, und wære mıˆn rede gar verzigen endes und ze spelle gedigen. Dise aˆventiure niuwe haˆt Gyramphiels untriuwe geprüevet und erdaˆht. der riuwe sie dar zuo braˆht, den sie durch des gürtels verlust hete. mit der aˆkust haˆt sie die boten beide,

73 Sin] iagen P 76 SchSchrEK ] Kay P 83.84 SchSchrEK ] yme P; Sch] wöld : söld P 86 SchSchr] keme P 88 SchA] die P 93 Initiale mit P trotz fehlenden Dreireims 94 Artusen P 97 Sch] frauwen +wegen die P 98 Sch] sie neigte P 24703 Artusen P 4 Sch] Die ein ein P 5 Sch] enbeitet P 61 wæhe (Adj.): ‘kunstreich’ 71 entlıˆben (stV.): ‘verschonen’ 73 laˆgen (swV.): (mit Gen.) ‘auflauern, sein Augenmerk auf etwas richten’ 74 betraˆgen (swV.): ‘langweilen, verdrießen’ (Sache im Gen.) 87 scheblinc (stM.): ‘Handschuh’ 90.91 niht umb ein braˆme: ‘um gar nichts’ (‘nicht um einen (wertlosen) Dornstrauch’, vgl. Fe zu 17111) 24703 entwellen (swV.): ‘aufhalten, verweilen’ 11 ruoch (stM.): ‘Sorgfalt, Acht’ 18 verzıˆhen (stV.): ‘aufgeben, verzichten auf’ 19 spel: bei Heinrich negativ für niedere Literatur, vgl. 17433; gedıˆhen (stV.): ‘geraten’ 25 aˆkust (stF.): ‘Tücke’

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Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 24727–24799 371

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einen ritter naˆch der meide, als ir vernement, dar gesant, und als ir wol werdent ermant, und wie diu rede ende nam. dirre ritter, der dar kam, kam niht gar naˆch ritters art und naˆch gewonter ritters vart: einen steinboc der ritter reit, der kein ungevert meit, beide stein unde stoc. den ritter mit dem boc ˆ ventiure nant ine mir; diu A sıˆn ander nam, der was ir, als sie jach, niht anders kunt. harmıˆn, graˆ unde bunt kostlıˆcher pfellor was sıˆn waˆt, als sie naˆch groˆzer zier staˆt. deˆswaˆr, an ime schein michel raˆt. An sıˆnem bock niht gebrast alles des gezierde last, der eins rosses reht ist: daz undervie kein list, wan gar ganziu waˆrheit. ouch was der boc in der heit als ein vil hoˆher castelaˆn. boc und er, sunder waˆn, waˆren beide ires lıˆbes gar blanc und swarz, agleistervar. der ritter was anderswaˆ, beidiu hie unde daˆ geschicket als ein ritter wol. er was niht erbeizet vol, bis die ritter überal gein ime drungen von dem sal. mit vlıˆz sie in enpfiengen: daˆ mit sie wider giengen mit ime uˆf den palas,

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daˆ Artuˆs und diu magt was noch, und die vrouwen alle. mit vil groˆzem schalle wart der bot vür braˆht. doˆ enwart niht überdaˆht, was man von werdes solde einem boten bieten solde: Artuˆs daz selb wolde. Als er nu vür den künic gie, mit eˆren er ine wol enpfie, dar naˆch dise vrouwen, und wart ein michel schouwen an sıˆnem wol gestalten lıˆp, und tet daz man unde wıˆp, und nam sie michel wunder sıˆner varwen dar under, diu blanc was unde swarz als ein harm und ein harz, glıˆch geparrieret, und in soˆ wol gezieret des lıˆbes feitiure: wan solich aˆventiure was selten gesehen eˆ. er enwolt niht lenger beiten meˆ: sıˆn botschaft warp er: dar zuo haˆt er groˆze ger, ouch was sıˆn Artuˆs gewer. Er sprach alsoˆ en franzoys: „Artuˆs fier, gentil roys, (daz spricht: edeler künic heˆr) hœrent mich! des habent ir eˆr wan ich vil ze werben haˆn, ... daz mir niht meˆr wirt versagt mıˆner bet dan dirre magt, die ir wol habent gewert. daz was wol der bet wert,

30 SchEK ] wie rede P 33 Sch] nach +eins gewonten P 48 EK ] keinen P 76 Sch] gestaltem P

37 Sch] Der P

41 Sin] gar P

29 ermanen (swV.): ‘erinnern’ 35 ungeverte (stN.): ‘Unannehmlichkeit, (Reise-)Beschwerde’ 41 graˆ: Pelz von grauen Eichhörnchen, vgl. 540, Fe 44 michel raˆt: ‘großer Aufwand, kostbare Ausstattung’ 48 undervaˆhen (stV.): ‘verhindern’ 50 heit (stF.): ‘Wesen, Art und Weise’ 54 agleisterfar (Adj.): ‘elsternfarbig’ 81 harz (stNM.): ‘Harz, Bitumen’ (schwarz gefärbt) 82 vgl. zu 24562 84 feiture (stF.): ‘Gestalt’ 87 beiten (swV.): ‘warten’ 90 gewer (swM.): ‘der für etwas einsteht, Gewährsmann’ 93 heˆr (Adj.): ‘erhaben, herrlich’

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(Wan sie iu eˆre bringet) daz ir doch noch vienget, deˆswaˆr, ze groˆzem vrum. ez ist wol künigs rıˆchtuom daz vil edel kleinoˆt, daz iu braˆht dirre bot, und iuch ist bestanden: des ist in allen landen deste baz bekant iuwer nam, und habent doch daˆ mit alsam den andern hantschuoch dar zuo, (den ich iu bringe nuo) mit jenem gewunnen: des wil iu wol gunnen Sælde, diu ine iu bıˆ mir daˆ her uˆf sante, daz ir ine mit disem behieltent. und daˆ mit wunsches wieltent deˆswaˆr, des gan sie nieman baz, sıˆt iuwer reiniu tugent daz vür alle die werlt verdienet haˆt sunder alle missetaˆt, mit vröuden und mit helfe raˆt.“ Als er die rede haˆt geseit, disiu magt niht lenger beit: urloup sie zuo dem künige nam und tet von ine allen sam. mit diser rede sie dannen scheit: ir straˆze sie hin reit, die sie dar was geriten. der ritter began aber biten mit velschelıˆchen listen, daz man solte vristen sıˆn rede bis morgen: er hete noch verborgen andere rede soˆ vil, der er immer endes zil möhte gegeben bıˆ dem tage. doˆ muoste man gevristen die sage durch ine an den andern tac, des ine vil lützel bewac.

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24813 Sch] wil +ich u`ch P 16.17 behielten : wielten P tage : bewage : gelage P 49 Sch] Widdervmb vf P +willen her P 70 Sch] ahte P 71 Sch] löste P 24806 bestaˆn (stV.): ‘zurückbleiben, zugestehen’

hie mit disiu rede gelac. An dem andern morgen vruo doˆ greif der bote zuo, daz er sıˆn rede volendet. doˆ wurden besendet die kunden und die geste, daz ganz kein gebreste an rittern und an vrouwen was wider uˆf dem palas, daz man vernemen solde, swaz er daˆ reden wolde. doˆ daz allez was ergaˆn, sıˆn rede huop er an und sprach: „künic Artuˆs, ich bin nu in iuwer huˆs her durch iuwern vrumen komen. als die rede wirt vernomen, soˆ wizzent ir die waˆrheit. ouch endarf ez niht wesen leit dem herren Gaˆwein, der hie staˆt, wan ime daran helfe raˆt ze sıˆner noˆt niht vergaˆt. Ich weiz ouch die rede wol, daz Gaˆwein leisten sol, des er mit alle haˆt gesworn. der eit wære gar verlorn, hete mich vrou Sælde niht gesant durch in her in ditz lant, daz ich ime helf bræhte und ine von der æhte der groˆzen vreise loˆste mit alsolhem troˆste, als ich ime bringe von ir. daz er deste baz geloubte mir, soˆ sol daz daz wortzeichen sıˆn, daz sie ein guldıˆn vingerlıˆn iu bıˆ ime sante, herre, von Ordohorht her verre, daz iuch an Sælden sachen sol iemer eˆwic machen und nimmer laˆt geswachen.

27.28 Sch] schied : ritte P 39.40.41 Sch] 64 Sch] Was P 68 Sch] Dorch +sinen

17 walten (stV.): ‘besitzen, brauchen’

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Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 24882–24959 373

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Ob disiu rede waˆr sıˆ? sage ich iht anders daˆ bıˆ, daz sollent ir mir gelouben, und eˆ doch erlouben, daz ich volende mıˆn sage. wan ez ist der Sælden klage, daz ez ime beschaffen was, daz er muoste swern Angaras die engstlıˆche reise. ouch mac er von der vreise sich nimmer entrıˆden: er muoz dar an lıˆden angst unde michel noˆt, deˆswaˆr, und den gewissen toˆt, den haˆt er an der hant, hete mich vrou Sælde niht gesant her, als iu wirt bekant. Ich weiz ouch wol, daz Gaˆwein haˆt groˆzen troˆst von dem stein, der uˆz dem rinken vorn spranc, doˆ er Fimbeus betwanc und ime den selben gürtel nam, darumb ime Gyramphiel gram harte unde vıˆent ist, diu der Sælden swester ist: wan er ime doˆ sıˆn helf was, als er vor dem wurm genas, daˆ sie ine hin verraˆten haˆt. umb den graˆle ez niht soˆ staˆt, daz er ime iht gehelfen mege deheiner vreise uˆf dem wege, wan als ich ine muoz leˆren, wie er dar zuo keˆren sülle sıˆne liste, daz ine der stein vriste und dar zuo daz vingerlıˆn: daz muoz sıˆn gereise sıˆn und die hantschuoch beide, sol er von dem leide

89 Sch] sweren P 95 Sch] der gewisz P 5 +Jst hart P 51 Sin] ich an P

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wider heim kumen gesunt, und daz ime gar werd kunt diu aˆventiure uˆf den grunt. Herre, ist daz iuwer wille, soˆ enmac diu rede stille niht noch heimlıˆchen geschehen: man muoz ez offenlıˆchen sehen. diu rede anders nihts envrumt: darumb ez alsoˆ kumt, daz des niht mac wesen raˆt. swie iuwer muot darumb staˆt, oder swaz iu dar an behage, daz wil ich mit kurzer sage hœren, wan ich nimmer haˆn ze sagen; wirt diu rede getaˆn, oder wirt verzigen dar an?“ Artuˆs wider den ritter sprach: „soˆ geschehe mir, daz nie geschach, solt ich iuwer bet verzıˆhen! geben und verlıˆhen wil ich alle iuwer bet, als ich mıˆn tage tet ie her, vriunt mıˆn. ez enkund niht soˆ tiure sıˆn, daz ich iu wolt versagen, swie groˆzen schaden ich sıˆn tragen iemer kund an dem guote. ich bin in solhem muote ie bis her gewesen stæte. vil hart ich missetæte, ob ich in an iu bræche. swer mich daˆ bespræche, der hete des vil groˆzez reht, soˆ ich iuch, her guot kneht, ze der versmæhung erspeht.“ Der ritter muost gewert sıˆn. die hantschuoch und daz vingerlıˆn braˆht man gar geringe dar vür dise tugentrıˆche schar;

99 Initiale fehlt Sch

24902 Sch] Finbeusen P

92 sich entrıˆden (stV.): ‘sich loswinden’ 24905 harte (Adv.): ‘sehr, höchst’; vıˆent (stM.): adjekt. mit Dat. ‘Feind sein’ 7 er = der stein (24900) 36 verzıˆhen (stV.): ‘abschlagen, versagen’ 40 verlıˆhen (stV.): ‘zugestehen’ 51 in = der muot (24948)? 55 versmæhunge (stF.): ‘verächtliche Behandlung’

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374 Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 24960–25039 24960

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ouch gap den sigehaften stein dar mıˆn herre Gaˆwein, als denn der ritter haˆt begert. als er nu des alles was gewert, er sprach: „künic, ich wil biten, daz mit hovelıˆchen siten ritter unde vrouwen die ditz wunder wellen schouwen, swaz ich daˆ mit begaˆ, und swie ich die rede laˆ, daz nieman verdrieze des, swie ich daˆ mit oder swes hie vor iu beginne; und merkent mıˆne sinne, soˆ werdent ir wunders inne!“ Artuˆs ime die bet gehiez, die er ime ouch waˆr liez. er geboˆt unde bat, daz nieman daˆ von sıˆner stat kome durch kein geschiht, ob er des urloubs niht hete von disem boten. daz mohte ine lıˆhte sıˆn verboten, wan sie ez gern alle gemeine taˆten, wan Key aleine: der leistet im cumpanıˆe: durch ganz curtoisıˆe tet er ez niht, wan durch spot. ez het aber vil lieber der bot deˆswaˆr des an in begert, wolt er es ine haˆn gewert, daz er gesezzen wære, wan er sıˆn wol enbære zu einem gesellen an dem mære. Doˆ daz allez was geschehen, er lie sie daz alle sehen, daz er daz vingerlıˆn leit an sıˆnen vinger unde seit, daz Gaˆwein alsoˆ solte tuon, soˆ vünd er allenthalben suon

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und gelæge der haz nider. daˆ mit greif er wider und nam den sighaften stein, und sprach: „sehent, her Gaˆwein, daz iu die rede werde kunt: ir sollent ine legen in den munt, soˆ werdent ir leides sicher und gebent niht ein kicher umb aller der werlt vıˆntschaft. alsoˆ groˆz ist sıˆn kraft, sehet, herre, und tuot ir soˆ:“ er leit in in den munt doˆ. des wart der hof sıˆt unvroˆ. Disiu mære ich ein wıˆle laˆ. dennoch laˆgen vor ime daˆ dise hantschuoch beide. hie hœrent von einer meide: diu was ze maˆle kleine, darumb muost sie eine belıˆben, daz sie niht enwas mit den vrouwen in dem palas, swie wol sie wære eins küniges kint. die underwæt ein starker wint, daˆ sie in einer kamern saz, und alsoˆ, daz sie vergaz ir selbes selber soˆ gar, daz sie niht umb ein haˆr weste, wer sie wære. ditz was ein vremde mære. der wint began sich uˆf tragen: dar under sie ein wıˆssagen, ich enweiz wanne, bevie. dirre wint sie nie verlie mit alsoˆ groˆzem gewalt, bis er sie vür den künic stalt. nu hœrent, waz diu rede galt. Alle, die daˆ saˆzen, die began des unmaˆzen wundern vil groˆze von disem wintgestoˆze,

70 SchA] Vnd nyeman P 85 SchEK ] in P 89 Sch] +Gehabt deswar P 98.99 Sch] tün : sün P 25011 SchEK ] leit in den P 30 SchEK ] sie +wart ein P 38 EK ] Vnd wondert P 25007 kicher (stswFM.): ‘Erbse’, hier verstärkte Verneinung ‘gar nichts’ 29 uˆf tragen (stV.): (refl.) ‘sich erheben’ 35 ‘. . .was die Rede wert war’

12 sıˆt (Adv.): ‘späterhin’

411r

Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 25040–25111 375

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daz die magt truoc enbor, die sie in der kamern vor liezent durch ir weˆnicheit, wan ein soˆ kleiniu meit, diu solt noch niht ze hove gaˆn. darumb was sie verlaˆn, deˆswaˆr, und umb anderz niht. disiu wunderlıˆch geschiht brach inen allen die zuht, und wart daˆ michel schalles vruht, ruˆnen unde winkelsehen: wan man kuˆme an ir spehen mohte gewonlıˆch bekantunge von solher wandelunge: des jach gemeiniu zunge. Key an der stunde des niht verswıˆgen kunde und sprach vil spotlıˆchen: „alsoˆ solten vrouwen slıˆchen, soˆ sie ze hove giengen vür die geste und die enpfiengen, als disiu kleine magt, der ir miteinander habet versagt dises hantschuochs gewin. sie wil sie doch beide hin tragen sunder iuwern danc. sıˆt iu allen missgelanc, ir muoz dar an gelingen. sie haˆt solhen gedingen uˆf disen wunders bejac, daz sie die vüeze niht enmac verlaˆzen zuo der erde. ir hattet sie von dem werde verstoˆzen zuo dem herde.“ Dirre wintspruˆtic wint verlie naˆch ditze kint

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niht: er habte ez enbor soˆ hoˆh, daz diu vuozspor nieman moht vervaˆhen, und waˆren doch soˆ naˆhen der erde, daz sie undersneit kuˆme drıˆer vinger breit. sust stuont sie unlang daˆ, bis sie der wint aber saˆ soˆ strenglıˆchen begund rüeren schüten unde vüeren alsoˆ ze drıˆen maˆlen, daz er nie entwaˆlen wolte dar an. zem dritten maˆle sie began sprechen: „künic, hœrent mich! einer rede, der sol ich iuch warnen.“ daˆ mit sie stuont ze der erden, und gesweic ir munt, daz sie ime tet nimmer kunt. Aber schunden sie begunde der wint an der stunde und tet ir soˆ groˆze noˆt, daz man sie waˆnde wesen toˆt, soˆ seˆre huop er sie uˆf. des wart ein michel zuolouf, und wanden des, daz sie wære toˆt von der swære. doˆ kam sie wider alsam eˆ. ein wort sie vil luˆte schreˆ: „her künic, ir sıˆnt verraˆten!“ die ritter wider traˆten alle hinder sich. sie sprach aber: „nu sol ich, herre, niht meˆre sagen, wan daz ir kumber müezent tragen ob ir ez niht vor vür seht,

62 Sch] hett P 68 SchEK ] hat +an P 72 hatten P, hetet Sch 85 Sin, vgl. 25691] Su`chen P 88 +Sich wolte Sin 95 Initiale nach Dreireim trotz fehlenden Capitulumzeichens mit SchGlEK 25111 Sch] fu`rsehent P 42 weˆnicheit (stF.): zu wenic (Adj.), im Sinne von ‘klein, gering, schwach’ 50 ruˆnen (swV.): ‘flüstern’; winkelsehen (stV., stN.): ‘nach einem Winkel schauen, sich zu verkriechen suchen’ 52 bekantunge (stF.): ‘Erkennungszeichen’, das woran man die Mädchen sonst erkennt – es war sehr verändert 71 verlaˆzen (stV.): hier ‘(auf der Erde) lassen’ 72 wert (stM.): ‘Herrlichkeit, Glanz’ hier wohl für die Teilnahme am Hofleben 74 wintspruˆtic (Adj.): zu wintspruˆt, ‘Wirbelwind’ 80 undersnıˆden (stV.): ‘trennend dazwischentreten’; ‘es waren kaum drei Finger breit Abstand zwischen den Füßen und dem Boden’ 85 schüten (swV.): ‘schütteln’

412r

376 Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 25112–25189

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und mit iu manic guot kneht, vrouwen unde meide. niht meˆr ich iuch bescheide: ich wil von dem leide.“ Mit diser rede sie gesweic. vil schoˆne sie dem künige neic und wolt wider zuo dem sal. der wint lie sich niht ze tal, er bræhte sie denn alles dar. nu wart under diser schar raˆtes unde rede vil, wie sie kæmen an daz zil der rede, die disiu magt vor inen allen wıˆssagt. daˆ wart vil under offen und besunder geret und geraˆten. swie sie daˆ mit taˆten, daz wart ine allez kleiner vrum, wan sie nie an daz drum der rede komen kunden. sust waˆren sie gebunden, daz sie daz end niht envunden. Key sich ze lest bedaˆht, ob dar disen ritter braˆht hete einiger hand vıˆntschaft, daz er mit diser lügen kraft welte ine an iht schad sıˆn: des doch an ime niht was schıˆn; anders niht kund er erdenken. nu wolt er ouch niht krenken ine durch des hoves eˆre, und daz ein herzenseˆre wære gewesen Artuˆse, ob er in sıˆnem huˆse einigen gast hete enteˆrt, het er ez niht in einen schimpf gekeˆrt. des was man an ime gewon. swaˆ aber kæm laster von,

20 Sch] als P 41 Sch] nu`st P 63 Sin] sie P

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daz muost er vermıˆden, wan ez niht wolt lıˆden Artuˆs, daz er ez tæte. deˆswaˆr, daz behielt er stæte: er tet ez denn in einem schimpf mit hovelıˆchem glimpf, anders er ez gar verbar. ein red sprach er offenbaˆr, der lachte Artuˆs und ouch diu schar. Er sprach: „künic, herre mıˆn, sol ez in iuwern hulden sıˆn unde dirre massenıˆe, daz ich sıˆ mıˆner rede vrıˆ, und daz sie doch naˆch eˆren geziehe, und müeze sich meˆren unser vröude, die uns got hie prüevet und der Sælden bot, soˆ wil ich sprechen ein teil: wir haben al ze groˆzem heil ze disem hove gehabt hie, daz doch nie meˆ ergie, daz uns ze keiner hoˆchgezıˆt soˆ maniger aˆventiure strıˆt ze hove kam als nuo. ich sprich umb daz niht dar zuo, daz mich diu rede beswære: ob ir noch tuˆsent wære, des wolt ich mich seˆre vröuwen. ich wil mıˆner vröude stöuwen, ich möhte ir meˆ gemachen. nu sehent ze disen sachen, daz ez iht kom uˆz dem lachen. Merkent die aˆventiure reht, die iu dirre guot kneht wil zeigen von sıˆner kunst und ouch von vroun Sælden gunst: daz dunket mich niht missevarn. man mac uns und ine bewarn mit dirre aˆventiure soˆ,

23Sch] kamen P 30 Sch] fro¯m P 33 gebonden P 37 eincherhand P 45 Artusen P 47 Einchen P, Deheinen Sch 50 Sin] kam P 53 Sch] tate P 77 weren P 80 Sch] nie P 86 Gt] auch frauw P

25123 zil (stN.): ‘Absicht’ 37 einic (Zahlpron.): ‘irgend ein’ 47 vgl. 25137 56 glimpf (stM.): ‘freundliches, höfliches Benehmen’ 70 gehaben (swV.): ‘sich befinden’ 80 gemachen (swV.): ‘bewirken’

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Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 25190–25267 377

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daz wir beidenthalben vroˆ der aˆventiure blıˆben. swaz man ze vil trıˆben wil, daz verdriuzet. vil maniger des geniuzet, des er engelten solde, ob Glück alsoˆ wolde und ine sıˆn sælden liezen. des maniger sold geniezen, des engiltet er, soˆ Sælde wil. ditz ist allez ir spil, daz sie uns soˆ verwirret und maniger dinge irret, des wir doch niht getruˆwen. swie maniger sie erbuˆwen hab mit wunsches heile, er wart doch ze teile, swie er mir wære veste, ob sie wolde, ze leste dem winstern teil am rad. naˆch groˆzem vrum kumt dicke schad; naˆch groˆzem wurf ein kleiner kumt: waz haˆt der groˆz denn gevrumt? soˆ haˆt er meˆ verlorn daran, denn er daˆ mit vor ie gewan: wan ine vil seˆre riuwet, daz ine veruntriuwet soˆ haˆt der vorder val, und verswıˆget sıˆnen groˆzen schal, den er treip umb den gewin. vrou Sælde sante niht her in umbe sust die kleine magt, diu groˆzen schaden haˆt gewıˆssagt: dem widersteˆnt, eˆ ir ine klagt.“ Manigem gevelt wol sıˆn raˆt: soˆ bedunkt ez manigen sıˆn ein missetaˆt, daz er die rede het getaˆn. nieman ine doch daran lobete und besprach.

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swaz daˆ von red geschach, diu was heimlıˆch under in: doˆ wart doch ieglıˆches sin errecket, und gesagt, swaz ine an der rede behagt. des was der sal mit al vol. Artuˆs marcte die rede wol und sprach zuo ine allen: „nieman sol missevallen, swaz Key haˆt gesprochen: umb daz wirt niht zerbrochen, swaz dirre ritter hab gebeten; wolt ich die bet undertreten, deˆswaˆr, soˆ missetæte ich. man haˆt sıˆn eˆ selten mich bezigen, daz ich iemen betrüge an sıˆner bete und ime lüge. swaz ich ime ie verhiez, (ich engelte ez oder geniez) des sol ich ine gar gewern: wan töhte anders sıˆn gern und mıˆn wærlichs geheiz, (waz ich niht kan unde weiz) mıˆn loˆn würt daˆ ageleiz. Her ritter,“ aber sprach er, „geˆnt her (ich bin iuwer gewer) und tuont gar, swaz iu behage. ahtent niht, waz er iu sage. sıˆt ichs iu wol gunne, ich wæn, daz sıˆn enbunne iuch ieman, der hie inne sıˆ. alle reden, die sint vrıˆ, daˆ diu werc niht naˆch gaˆnt und ledic vrıˆlıˆch bestaˆnt, des meˆr denn ze vil geschiht. ich ensihe niht, daz iuch iht irre, swaz ir tuon welt. iuwerm willen sıˆ geselt, swaz ir wellent, tiurer helt.“

25209 Sch] vinstern P 18 SchEK ] siner P 23 claget P 38 SchA] hab P 43 SchEK ] Man ˙ sein P 44 SchEK ] iemer P 47 geniesze P 50 warlichs P 56 EK ] was ich u`ch P 57.58 Sch] ich P; Sch] gönne : enbönne P 64 ensehen P 25232 errecken (swV.): ‘darlegen, ergründen’ 50 wærlich (Adj.): ‘wahr, wahrhaftig’ 52 ageleiz (Adj.): ‘schnell’, vgl. Fe 60.61.62 ‘Alle Reden, denen keine Taten folgen, sind unbeschwert (= leicht zu führen) und bleiben ungebunden (= sie bleiben reines Wünschen)’

414v

378 Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 25268–25349

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Gnaˆde er dem künige seit. dar naˆch er niht lenger beit: er enwolt es niht seinen. der hantschuoch einen streich er an sıˆne hant, daˆ von sıˆn lıˆp halber swant an dem rehten teile, daz von keinem meile niht dar an ime gebrast. den andern nam ouch der gast und leite ine naˆch disem an. mit diser rede gie er von dan und stuont mitten in den sal: doˆ schein sıˆn ganz nihts über al. dise ritter doˆ begunden zuo den selben stunden ime mit al naˆch sehen, ob sie ine möhten gespehen iht an den vuoztriten: daz wære allez guot vermiten, als ob sie gar umb sust striten! Daz was des gastes wille. nu sweic er vil stille, daz er nie wort gesprach: ir aller taˆt er doˆ sach, ine sach aber nieman; ouch het er sich ieman vil ungern sehen laˆn. Key began ime naˆch gaˆn, ob er ine möhte hœren: den liez er sich betœren, wan ez ime vil weˆnic war. soˆ er waˆnde zuo ime dar slıˆchen, soˆ gie er vür. nu gedaˆhte Key, wie er die tür durch gewarheit bevienge, daz er dar uˆz iht gienge. wie weˆnic ine daz vervienc! wan der bot als vor Key gienc durch die türe den sal hinab und truoc dise rıˆche hab.

76 EK ] ie P 25308 Sch] vnhab P 49 SchEK ] erhort P

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26 alleine P

uˆf sıˆnen boc er gesaz (des was er vil lützel laz) und reit vür den palas. der künic des gewis was, daz er daˆ bıˆ ime wære, und was ime daz swære daz er sich daˆ soˆ lang hal. des waˆnden sie über al und haˆten ez vür ein dörperheit, daz er alsoˆ lang beit und sich niht sehen liez, als er ine allen verhiez, doˆ er dise bet bat, der man ime gap guot stat: sie truoc sıˆner triuwen schat. Hie mit gehabt er vor dem sal. daz gesind oben über al dennoch saz, aˆne Key alein. groˆzer zühte hort doˆ schein, wan ez ine verboten was, daz nieman uˆf dem palas von sıˆner stat uˆf stuont umb iht, bis daz dirre aˆventiure geschiht vol endet haˆt dirre bot: daz was künic Artuˆs gebot und ouch dises boten bet. doˆ nieman uˆf stuont von sıˆner stet, und sie dirre aˆventiure biten mit gar zühtigen siten alsoˆ gar ein lange stunde, Artuˆs des begunde verdriezen vil seˆre, wan ez an sıˆn eˆre und unvergolten schaden gie. er war der eˆrst, der nu hie diu werc vür übel vervie. Er stuont uˆf von sıˆner stat. disen boten er mit zühten bat, daz er sich sehen lieze, als er ime verhieze, (wie er in enhoˆrt noch enspeht,)

36 EKA] Vnd dirre P

39 Artusen P

70 seinen (swV.): (mit Gen.) ‘versäumen, aufschieben’ 98 betœren (swV.): (sich) ‘zum Toren machen’ 25305 vervaˆhen (stV.): ‘helfen, nützen’ 23 sie = die bet; schat zu schaden

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Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 25350–25425 379

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und sprach, ez solte guot kneht durch guot nimmer missevarn: daz solt man den argen sparn; und des er sıˆn ze gaˆbe gert: deˆswaˆr, er würde sıˆn gewert, ob ez noch grœzer wære. soˆ wære unlasterbære dar an sıˆn rıˆch bejac. diu red vrumes lützel wac, wan er was niergent daˆ. naˆch sıˆner rede huop sich daˆ von inen allen michel ungehab die vernam er wol her ab. vil klein er ez ahte swaz ieglıˆcher betrahte, wan in der zouber bedahte. Wol wart daz beruochet, daz er allenthalben wart gesuochet in dem palas hin und her. diser, jener unde der slichent hin und her vil lıˆse. ieglıˆcher in sunder wıˆse an suochen und an vluochen pflac. ir aller vlıˆz dar an lac, swie lützel ez vervienc ir ieglıˆchen, der daˆ gienc suochend wider unde vür, in den winkeln dar after und vor der tür, under tischen, ouch under den benken. wes soltent sie gedenken, er wære dannoch under in? dar an betrouc sie ir sin: er was daˆ niht, er was hin. Naˆch was ez gar ein gemeiner spot. sie waˆnden, daz dirre bot wære under der vrouwen schar. sie giengen miteinander dar und ersuochtent ieglıˆche

53 Sch] das P 57 bejage P ahtet : betrahtet : bedachte P was P 25407 Sch] gelten P

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besunder alle gelıˆche: daz was ein verlorn arebeit. hie niden er noch alles beit, bis er allenthalben ersuochet wart. nu wolte er sıˆner widervart niht lenger sparn vürbaz. als er nu uˆf sıˆnem bock saz und daˆ niden vor dem sal hielt und diser kleinoˆde wielt – daˆ von ine doch nieman sach –, er rief hin uˆf unde sprach: „Artuˆs, lieber herr mıˆn, nu laˆnt iuwer suochen sıˆn! ich bin hie! hœrent mich! nieman sol vermezzen sich, daz er mir an gewinne den roup anders denn mit minne. ich bin noch bıˆ iu hie inne! Ich sage iu, wie ez darumb staˆt: hiut gilte ich die missetaˆt und wil die schult niuwen, die Gaˆwein mit untriuwen an Fimbeusen begie, des ine Ginoveˆr niht erlie, daz er ime durch roubes sach reit uˆz disem hove naˆch, und wolt ine haˆn erslagen gar aˆne widersagen, als er ime wol bescheinet, waz er daˆ mit meinet. er bestuont ine umb sıˆn eigen guot, daz nieman dem andern tuot, wan diebe und roubære. die red ich iu bewære, wan ich hie bıˆ mir haˆn soˆ vil des roubes, daz dar an gar schıˆnet diu waˆrheit. daz ich von ime haˆn gekleit,

60 SchEK ] hu˘b +er sich P 61 SchEK ] alles P 63.64.65 Sch] 78 Sch] Vnder +vnd +uf +den tischen P 80 SchEK ] Es P; Sch] 10 Sch] ergie P

56 unlasterbære (Adj.): ‘keinen Schimpf bringend, ehrenvoll’, vgl. Gra 64 betrahten (swV.): ‘bedenken, erwägen’ 65 bedecken (swV.): ‘verdecken’ 66 beruochen (swV.): ‘sorgen für’ 90 er = der bote 93 sparn (swV.): ‘aufschieben’ 96 walten (stV.): ‘Gewalt haben (über)’

417r

380 Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 25426–25501

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daz ist der stein, den er bejeit. Ouch sıˆ iuwer eigen mıˆn lıˆp, soˆ haˆt Ginoveˆr, iuwer wıˆp, den gürtel, den er ime nam. Artuˆs, nement war, wie daz zam, oder joch iuwern eˆren zeme! ob ich iu daˆ wider neme ditz kleinoˆt ze gelte, dar umbe nieman schelte dar an mıˆn triuwe: wan diu schult diu ist niuwe alwegen, diu ungerochen ist, daˆ ensıˆ suontages vrist eˆ dar an gesprochen; wirt under diu gerochen mit glıˆchem gelte diu geschiht, alsoˆ der wıˆsen sage giht, soˆ mac man ine besprechen niht. Herre künic, ich wil iu sagen, swaz ir kumbers müezent tragen von disem verlust, den ir tuot: ich sage es iu niht durch guot, wan daz iuwer riuwe deste meˆ sıˆ, und tuo iuwerm herzen weˆ, und wirt iu doch dar an geseit niht anders wan diu waˆrheit: iuwer hof muoz zergeˆn, der mac niht lenger gesteˆn, der iemer eˆwic wære gewesen. ouch mac Gaˆwein niht genesen, wil er naˆch dem graˆle varn, (daz enmac er nimmer bewarn, wan er haˆt sıˆn gesworn) die wıˆle er nu den stein haˆt verlorn, die hantschuoch und daz vingerlıˆn, daz sıˆn behelf solte sıˆn, und ine solt haben widerbraˆht: daz ist nu gar widerdaˆht:

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er müez belıˆben underwegen. ouch müezent ir vröude hin legen und jaˆmers iuwer tage pflegen. Hie mit wil ich scheiden hin, sıˆt ich gar gewert bin, dar umbe ich was komen her. urloubs ich daˆ mit ger von iu und dem gesinde, und weiz wol, daz vil geswinde wirt gemeine klage naˆch mir, die daz gesinde und ouch ir tuont, soˆ ir iuch versteˆt, war an dirre schade ergeˆt, und ervindet, als ich iu sage und michel meˆre iuwer tage. noch in vil kurzen zıˆten beginnet man vil wıˆten vernemen ditze mære. unvertregelıˆchiu swære wehset iu sunder ende, die erwurbent Gaˆweins hende.“ Man hoˆrt wol, waz er sprach, anders denn daz ine nieman sach, swie wol man sıˆn tæte war. nu was Key und diu schar her ab uˆf den hof gegaˆn, daˆ er die rede haˆt getaˆn, und haˆt ime Key daˆ erdaˆht einen list, den er ouch volbraˆht, der ine doch weˆnic vervienc. ze der porten er heimlıˆch gienc und versloˆz die vil vaste: daˆ mit wolt er dem gaste ganz und gar sıˆn uˆzvart haˆn erwert und verspart. daˆ mit gienc er wider ze den rittern, die hernider mit ime gegangen waˆren

38 Sin] sonne ader tages P 46 tu`nt P 57 gewarn Men 62 solte P 67 Initiale fehlt Sch 78 seˆre Sch 84 Sch] Erwurbent P 85 Initiale fehlt Sch, nach Capitulumzeichen in P mit GlEK 87 Sch] tate P 25431.25432 Die Verse sind in P vertauscht, Korrektur am Rand 37 allewec, alwegen (Adv.): ‘immer, überall’ 57 bewarn (swV.): ‘verhüten, abwenden’ 63 widerdenken (swV.): ‘nochmals überdenken’, hier wohl eher ‘dagegen denken, versagen’ 87 war tuon (mit Gen.): ‘acht geben, wahrnehmen’

418v

Garanphiel IIa: Hoffest, Handschuhprobe, Verlust der Kleinodien 25502–25549 381

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und wolden sıˆn vaˆren: sıˆt er ine niht moht gesehen, ob er ine doch künde spehen mit iht an des bockes spor, soˆ er ime wolt wıˆchen vor? waz half ine daz? er swebt enbor! Gar weˆnic Key dar an gewan, daz er sich daˆ übersan: wan er sach, waz er tet, und weich dennoch von stet ze stet, swaˆ hin ime allerbest behagt. soˆ lang er sich von ime entsagt, daz Key stracks an in lief und sie alle naˆch hilf an rief, daz er iht kæme hin; und jach, er het vür waˆr in in der bürge daˆ beslozzen. des waˆren unverdrozzen die ritter mit ime alle. mit vil groˆzem schalle wart er umbe gejeit; dehein blœz man vermeit, die man kunde erdenken, dar man ine waˆnde wenken.

25525 Sin] Da P

38 Lei] v`berschure P

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vor, hin unde her beidiu swert unde sper vuort uˆf ine gemeiniu ger. Die rede was gar verlorn. den boc nam der bot mit den sporn und liez sich von ine allen sehen. mit einem wunderlıˆchen schehen durch sie er daˆ sprangte. sıˆn boc ime daz verhangte, daz er vor ir aller angesiht ime selbs nam ein riht oben über die muˆre, als ein übel schuˆre oder ein hagel dar über wæt, den ein windesbruˆt blæt. sust reit er hin sıˆne wege von ine, scheˆvalier a bege. daˆ mit man in ze lest sach. vil groˆzez leit doˆ geschach Artuˆs und den sıˆnen: daz began an ime schıˆnen, wan sich sıˆn vröude wehselt daˆ mit jaˆmer und mit klage saˆ. hie mit ich von dem boten laˆ.

39.40 Sch] wat : blat P

45 Artusen P

25502 vaˆren (swV.): ‘feindlich nachstellen’ 14 strac (Adj.): ‘gerade, unmittelbar’ 23 blœze (stF.): ‘freier, offener Platz’ 36 riht, rihte (stF.): ‘gerader Weg’ 38 überschuˆre (swM.): ‘Hagelwetter’, vgl. Gra 42 schevalier a bege: wohl zu frz. biquet, beque, ‘Geiß’, vgl. 24737 ritter mit dem bock; vgl. SchA, EKA, Fe

Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien (25550–28261) Auf dem Weg zu Garanphiel geraten Gawein und seine Gefährten in die Bergfalle des Baingranz, der den Tod seines Bruders Assiles an Gawein rächen möchte. Gawein erlauscht nach dreitägigem Schlaf im Berg einen Rettungsweg, die Ritter können sich freikämpfen. Sie gelangen zu Gansguoter, der Gawein eine zauberabweisende Rüstung für den Kampf gegen Fimbeus schenkt und die Ritter über eine Zauberbrücke nach Schardin geleitet. Mit Hilfe einer Zauberlade von Gansguoter kann Gawein die Gefährten des Fimbeus in Schlaf versetzen; im Kampf vier gegen vier gewinnen die Artusritter die Kleinodien zurück. 419v

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r

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Artuˆs und daz gesinde klagende wart vil geswinde umb disen ungevüegen schaden, daˆ mit sie waˆren beladen sunder troˆst unde raˆt. wie ez umb groˆze klage staˆt, des haˆn ich vil vor geseit, darumb sıˆ ez hie verdeit. wan soˆ vil ich iu sage, daz disiu herzeclıˆche klage wert bis an den dritten tac, daz sie nie gelac, gar aˆne allen troˆst. ein raˆt sie daˆ von erloˆst, den Gaˆwein ine allen boˆt, der sie braˆht uˆz der noˆt. des was ouch vil michel zıˆt, wan ez was uˆf geleit, daz sich der hof wolt zerlaˆn, und solten alle urloup haˆn des morgens unde scheiden von dan. Als nu in disem leid ritter, vrouwen unde meid ganz und gar waˆren bevangen und ir vröud was zergangen und gar solt ein ende von dirre missewende des selben morgens haˆn genomen, Gaˆwein was vür den künic komen, daˆ er nu mit den vürsten saz und an vröuden soˆ kranc was und ouch daz gesind:

56.57 Sch] gesagt : verdeit P

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er wolt die klage swind, swaˆ er künde, an ine stöuwen und sie mit sıˆner rede vröuwen, wan sie ime hart missehagt. er sprach: „herre, daz ir klagt, daz ist gar aˆne noˆt. ez ist uˆf mıˆnes einegen toˆt disiu aˆventiure erdaˆht. dar umb wart iu her braˆht disiu groˆze aˆventiure. klaget iuch niht soˆ tiure: got ist noch ein vröuden stiure. Waz ist ez, daz ich bin verlorn? ich bin darumb niht geborn, daz ich eˆwiclıˆch leben solde, wan bis ez got wolde: des sol nu ein ende sıˆn. Artuˆs, lieber herre mıˆn, nement an iuch mannes muot! ir haˆnt noch eˆre unde guot, lıˆp, liute unde lant, und sıˆnt der tugende bekant, daz iu nimmer mac missevarn, daˆ ir ez selbe wellent bewarn. ir mügent mıˆn enbern wol: aˆne mich ist iuwer hof vol vürsten unde recken, die wol mügent wecken vröude und ouch üeben. laˆnt iuch niht betrüeben soˆ hart mıˆnes lebens val, daz ir und der hof al

67 SchEK ] er P

57 verdagen (swV.): ‘verschweigen’ 88 einic (Adj.): ‘einzig, alleine’, vgl. EKA, Fe ‘Unterstützung, Hilfe’ 25610 üeben (swV.): ‘spielen, sich unterhalten’

93 stiure (stF.):

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Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 25614–25689

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iuch vröuden verzıˆhet. ob mir got gelück verlıˆhet, daz ich wol wider kum? swie ez mir dick sıˆ vrum gewesen, daz ich haˆt den stein, ich bin ez noch, Gaˆwein, als ich ouch vor hin was, der vor maniger vreise genas, daz ouch noch geschehen mac! ir gesehent noch manigen vrœlıˆchen tac. niht klagent disen slac! Ich wil geben guoten raˆt, die wıˆle diu rede alsoˆ staˆt, daz diu alsoˆ geschehen ist. wir mügent in kurzer vrist der rede an ein ende komen ir haˆnt alle wol vernomen, daz uns diu vil kleine magt den schaden vor haˆt gewıˆssagt, als wir in haben ervunden. leider doˆne kunden wir uns der rede niht verstaˆn, het ez her Key niht getaˆn. was vervienc denn diu manung? dar umb daz sıˆn zung manic ernesthaftige rede verbeˆrt und schimpf unde spot leˆrt und dick daˆ ze raˆtes zıˆt helfebæren raˆt gıˆt: des wart sıˆn raˆt helfeloˆs, wan ine ze ernst nieman koˆs: ze schimpf er vervangen wart. daz kam von der hoˆchvart, daz uns der aˆventiure spil brach dar an vröuden zil. der rede ich hie swıˆgen wil. Ich wil aber offenlıˆchen hie armen unde rıˆchen

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daran sagen mıˆnen sin. der red ich gewis bin und weiz sie wol vür waˆr: sol uns mit raˆte ieman dar bringen, daz tuot diu magt, diu uns die rede wıˆssagt. herre, die besendet! soˆ wirt gar vol endet unser red hin unde her. des raˆtes ich volge ger, ob iu der raˆt gevalle.“ daˆ spraˆchen sie alle: „er haˆt wol geraˆten.“ mit ime sie ine baˆten, daz er die magt besand, daz ine des nieman wand, und ervüere daz end an ir. sıˆt ez was ir aller gir, soˆ wart diu magt besant unde dar braˆht saˆ ze hant. der raˆt sie von der klage entbant. Gaˆwein daz niht überdaˆht: die magt er selber braˆht vür den künic in den sal. daˆ wart ein vröude über al, als sie ersaˆhen daz kint, wan sie als vor ein starker wint huop enbor von der erde, daˆ sie mit groˆzem werde stuont vor Artuˆse. der wint sie in dem huˆse umb und umbe vuorte; dar under er sie ruorte mit alsoˆ mehtiger kraft, daz die vrouwen und diu ritterschaft haˆten hertez leit umb dise edele meit: sie waˆnden sie belıˆben toˆt,

25629 Sin] rede ein P 34 donenkunden P, vgl. 11734 39 verkeˆrt Sch 63 Das P 67 EKA] ieman P 74 Sch] selbs P 79 vgl. 9410, Hüb die böre von der erden P; vgl. dagegen EKA 81 Sch] Artusen P 14 verzıˆhen (stV.): ‘versagen, abschlagen’ 34 doˆne = doˆ ne 39 verbern (stV.): ‘unterlassen’ (oder Verlesung in P? verkeˆren (swV.): ‘verdrehen, ins Entgegengesetzte verwandeln’) 73 überdenken (swV.): ‘vergessen, versäumen’

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Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 25690–25767 wan ir der wint soˆ groˆze noˆt mit schüten und mit vüeren tet in dem huˆse von stet ze stet. als der wint daz lang getreip, diu magt daˆ beleip vor dem künige an ir stat, daˆ sie niht von getrat. Gaˆwein einer stille bat. Sˆın bet doˆ nieman zerbrach. diu magt stuont unde sprach: „hetent ir mir, künic, gegloubt, soˆ wærent ir niht beroubt rıˆches unde eˆre, und hetet soˆ groˆze seˆre daˆ von niht erworben. ir müezent sıˆn verdorben, wirt ez niht wider gewunnen. wil iu daz Heil gunnen, daz ez iemer sol ergaˆn, daz muoz naˆch hoˆhen vreisen staˆn: und ob iu het holde Gansguoter von Micholde, der huˆs haˆt ze Madarp, der ie naˆch hoˆhem prıˆse warp und solher ding kunst haˆt, wil iu der bieten raˆt: soˆ wirt ez allez wider taˆn; und wæren aber alle man und ir sterke und ir kraft mit kunst und mit ritterschaft an einen man gewendet, eˆ ez werd vol endet, er het mit al genuoc ze tuon: wan er niergent vindet suon, anders denn alzıˆt gewissen strıˆt: er mac gewinnen übel zıˆt, uˆf dem ditz gewerbe lıˆt.“ Hie mit sie die red lie; dem künige sie neic und gie

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ze dem wercgadem uˆz dem sal. daz gesinde daˆ über al vröute sich der mære, swie wol ez doch noch unverendet wære und mit soˆ groˆzer arbeit, alsdenn diu magt haˆt geseit, muost man der sache z’ende komen. nu haˆt Iˆgern vernomen von Gansguoter, irem amıˆs, daz disen roup in deheinen wıˆs ieman wider gewinnen kunde wan von sıˆnem gunde. deˆswaˆr, des wart sie harte vroˆ. zuo dem künige gienc sie doˆ und bat ine hart vroˆ sıˆn, sie sprach: „sun und herre mıˆn, des muoz noch alles werden raˆt, die wıˆle allez dıˆn gewerbe staˆt an Gansguoter, mıˆnem man; niemen ich der eˆren baz gan. wir süllen allez truˆren laˆn.“ Alsoˆ vor erhuop sich nuo hie vröude. des morgens vruo wart Artuˆs des ze raˆte, daz er iht ze spaˆte ditz gewerb begunde. daz gesind an der stunde wart gar vür ine gesament dar. under diser tugentrıˆcher schar stuont er uˆf unde sprach: „ir herren, swaz mir ie geschach leides, daz was ein niht wider disiu schedlıˆch geschiht, diu mir nu ist geschehen, als ir alle habent gesehen; und klage soˆ gar niht den schaden, dan daz daˆ mit überladen Gaˆwein an kumber ist leider nu ze dirre vrist

25702.25703 Sch] eren : groszen seren P 15 SchEK ] bitten P 35 Sch] Müste man der sachen zü end P 37 Sch] Gansgutern P 38 Sch] dheine wijse P 43 Sch] fro +zü sin P 65 SchEK ] Dan da mit +ist P 91 schüten (swV.): ‘schütteln, erschüttern’; vüeren (swV.): ‘in Bewegung versetzen’ 25710 holde = hulde 26 gewerbe (stN.): ‘Geschäft, Auftrag’ 29 wercgadem (stN.): ‘Arbeitshaus, -gemach’

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Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 25768–25846

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umb den sigehaften stein. dirre schad wac mich klein, daz selb mich iemer tæte, unde het nihts ze stæte Gaˆwein dise red gesworn, daˆ maniger von haˆt verlorn den lıˆp oder die arbeit, der sie durch sıˆn manheit bestuont und daˆ kumber leit. Nu muoz diu rede alsoˆ sıˆn. manne unde vriunde mıˆn, ich bit iuch, daz iu allen mıˆn rede müeze gevallen, die ich hie tuon wil, und dunke sie nieman ze vil, wan ez mir alsoˆ steˆt: swie ez Gaˆwein ergeˆt, alsoˆ muoz ez mir ergeˆn. ich wil die reise besteˆn mit Gaˆwein: des ist niht raˆt. unser ietweder den andern laˆt in keiner hand noˆt belıˆben, die er mac vertrıˆben, und daˆ ime helfebære der ander wære oder iemer sıˆn möhte. ob ez ime alsoˆ töhte, daz wære gar unwendic. gıˆt Gelück uns beiden sic, deˆswaˆr, daz ist sunder nıˆt. swelhem einem ez ine gıˆt, des haˆt der ander kleinen haz. waz töhte zwein gesellen baz? swelher aber in der noˆt bestaˆt, soˆ ist der ander toˆt, swie verre er wære von im. darumb ich mir die reise nim. ich enwil nimmer aˆne in vröuden pflegen, ob ich bin. sıˆt er dar sol, ich muoz daˆ hin.“

71 hatt P 94 Sch] schohte P 37 Sch] scheuelir P

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Alte unde junge mit gar gemeiner zunge die rede wider spraˆchen. die stille sie zerbraˆchen mit vil groˆzem schalle. Gaˆwein bat sie alle, daz sie swıˆgen solten, ob sie vernemen wolten, waz sıˆn rede wære. wære sie sagebære, und ine wol behagte, als er sie gesagte, des wære er mit alle vroˆ. wære aber des niht alsoˆ, daz dan ein ander daˆ seite sıˆn rede saˆ, bis man ein ende vünde, daˆ mit man sie enbünde uˆz des kumbers ungemach. ... Gaˆwein vor ine allen sprach: „Artuˆs, künic und herre, wie habent ir soˆ verre vergezzen iuwer eˆren, daz ir nu woltent meˆren iuwerm land und niuwen naˆch soˆ groˆzen riuwen truˆrekeit und leide, als ich iuch bescheide, daz ir woltent suochen diu lant als ein scheˆvalier errant, (daz spricht: als ein recke,) den selten iemer huˆses decke mit gemach haˆt bedecket, und den sıˆn muot wecket niuwan uˆf ritters prıˆs, und ist der vreise amıˆs, wan er niht anders begert und ist daˆ mit wol gewert: er haˆt sich gelaˆzen dar an.

25826.25827 Reimvers fehlt; Initiale mit P

30 Sch] ere P

69 wegen (stV.): (mit Akk. d. Pers.) ‘dünken’ 87 raˆt (stM.): (mit Gen.) ‘Befreiung, Unterlassung’ 95 unwendic (Adj.): ‘nicht rückgängig zu machen, unabwendbar’

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Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 25847–25924 wellent ir die rede reht verstaˆn, soˆ wærent übel bewart iuwer lant des vil maniger vart, darzuo man unde maˆge. ir wellent uns uˆf die waˆge durch iuwern muot setzen und lıˆbes ergetzen und leit uˆf den rücken legen. laˆnt solher arbeit pflegen, die iuwern hof prıˆsent und iuch ze lob wıˆsent, und die ouch prıˆsent iuwern nam, und iuwerm hof tuot alsam, der hie ist aˆne zal: daz ist Iˆwein und Parcifaˆl, Lanzelet und Eˆrec: die habent dises bejags wec vil dick hart wol bekant; Segremors und Calocreant, ich und mıˆn vriunt, her Keıˆ, ouch maniger, der hie sitzet bıˆ. ich wæn, diu rede wæger sıˆ.“ Diu rede duˆhte sie al guot, und wart daˆ mit des künigs muot gar ab geleitet. Gaˆwein sich arbeitet dar umb vil seˆre, daz sich nieman meˆre daˆ dirre massenıˆe durch ritters banekıˆe an næm dise arebeit: daz was ime inneclıˆchen leit, wan er sie het gesprochen an, daz wart darumb niht getaˆn, daz er sie schunde dar zuo, niwan daz er sie dem künige nuo daˆ mit hete geleitet ab, unde daz er eine die hab gern wolt erwerben,

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49 Sch] der P 53 liebes Sin 54 Sch] ru`ck P 76 Sch] banchenije P 96.97 Sch] erwante : land P

oder eine darumb ersterben. deˆswaˆr, daz was sıˆn andaˆht. daˆ haˆt er ez darzuo braˆht, daz des niht mohte sıˆn. als nu wart an ine schıˆn, sie vorhten ouch gar weˆnic dise pıˆn. Dem sie gelıˆche taˆten. wan sie einen strıˆt haˆten alle urloubs halber under in. Gaˆwein wante sıˆnen sin dar an, daz er ez erwande, daz sie von dem lande iergent mit ime keˆrten. ire bet sie ie meˆrten ie lenger ie baz, ie baz. Gaˆwein daz widersaz und liez sie werben ir bet, die mit groˆzem willen tet daˆ ir iegelıˆcher: ez enwart nie bet gelıˆcher an muot und an willen, wan sie nieman gestillen mit keinerhand rede kunde: wan ime des prıˆses gunde der kund und der unkunde. Naˆch ieglıˆches begirde mit sprüchen unwirde her Key ieglıˆchem boˆt: des ist gar unnoˆt, daz ich die hie alle sage, wan ich zuo dem end jage hie diser aˆventiure. swie iegelıˆcher tiure doˆ bat, er wart entwert. dennoch urloubs begert vil harte mıˆn her Parcifaˆl, doˆ die andern überal sich der bet ab taˆten, die ouch des selben baˆten.

59 EK ] uwern P, iuwer Sch, iuwern Sin 25919 bat Gü] batt P, boˆt Sch

25849 des vil maniger vart: ‘nach dem manch einer trachtet’, vgl. varn (stV.): ‘auf Kriegszug gehen’ 63 bejac (stM.): ‘Erwerb, Geschäft’ 68 wæge (Adj.): ‘angemessen, gut’ 76 banekıˆe (stF.): ‘Ertüchtigung, Vergnügung durch Leibesübung’ 25901 widersitzen (stV.): ‘Widerstand leisten’, hier wohl ‘zuwider sein’ (vgl. EKA) 19 entwern (swV.): ‘einem etwas nicht gewähren’

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Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 25925–26004

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Key treip dar uˆz michelen spot. „her Parcifaˆl, soˆ iuch got laˆzt die bet understaˆn,“ sprach er, „daz ist reht getaˆn! besehent vor, ob her Gaˆwein daz vingerlıˆn und den stein und die hantschuoch daˆ mite alsoˆ vor noch erstrite: soˆ würd ez iu gewære; ob halt danne bıˆ iu wære Goorz von Goromant, iu müeze werden bekant, wie ez stüend umb den graˆl, swie er iu vraˆge alle maˆl verbüte durch werde zuht, doˆ er soˆ rıˆcher maˆle vruht von ritterschaft an iuch leit, der ir ouch mit sinne phleit: daz tet zuht und niht zageheit.“ Hie mit er die rede lie. Gaˆwein vür den künic gie: urloubs er der reise bat. her Key von der selben stat mit keinerhand rede wolte komen, bis er von ime het genomen urloup, und her Lanzelet; Kalocreant daz selbe tet: daz kund ine nieman erwern, wan sie gemeiniclıˆch swern begunden, daz sie lægen toˆt, eˆ denne sie ine in deheinerhand noˆt durch keine sache liezen. ir gezoc sie ine hiezen des morgens vil vruo bereiten dar zuo. als sie denn wolten scheiden, von vrouwen und von meiden her Key urloup nam; von den rittern tet er sam: doˆ prüevte er lachen unde scham.

40 SchEK ] riche P 57 gezoh P, geziuc Sch

50 SchEK ] Vnd P 67 Sch] rede P

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Er stuont mitten in den sal und sprach: „vernement über al, waz ich reden welle! ich bin hie geselle gewesen her mıˆne tage: daz ich mit heiles bejage und mit mıˆnem dienst erwarp, daz mir an gunst nie verdarp iuwer aller wille ze guot wan ich naˆch iuwerm muot mit al soˆ kund geleben, daz ich mıˆnen dienst wolde geben dem minnesten und dem meisten: ja, moht ichz wol geleisten! ouch tet ich ez vil bereit. daz was mir unverseit: daz selb sol ich noch sıˆn. ich weiz wol, ir mügent mıˆn übel und unsanft enbern. ir süllent mich urloubs gewern, und wil doch daz dingen eˆ, daz ez iuwerm herzen weˆ iht tuo, daz ich sıˆn bit, swie ez sıˆ vriundes sit, daz er vriunde klagen muoz. soˆ man an vriundes buoz siht und gedenket, ein herz lıˆht wenket, daz liebe soˆ bekrenket, Als ich daz iuwer haˆn getaˆn. des bin ich ein sælic man, daz ich die liebe von iu weiz. ich wil haben iuwern geheiz, daz ir iuch gehabent wol. bis ich mıˆn rede vol iu gesage, als ich willen hab, entwıˆchent iuwere ungehab! daˆ mite sollent ir mich mieten. ich enmac iu niht verbieten, ir müezent mich klagen hinnaˆch.

53 gemeinclich sweren P 54 Sch] lagen P 78 EK ] Jch P 87 SchEK ] u`ch P

27 understaˆn laˆzen (stV.): ‘etwas unterbleiben lassen’ 57 gezoc (stMN.): ‘Ausrüstung’ 77 minnest (Adj.): (Superl.) ‘kleinst, geringst’ 85 dingen (swV.): ‘hoffen’ 26002 mieten (swV.): ‘(be-)lohnen’

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Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 26005–26080 iu sol aber niht sıˆn ze gaˆch, daz ir sıˆn nu beginnent darumb, ob ir mich minnent und mir sıˆnt von herzen holt, daz ich vil lang haˆn geholt, wan ich iuch ie versprach und was iuwer schamen tach, daz mein ich hin ze vrouwen, und wil ouch des wol getrouwen: man muoz sie truˆric schouwen. Nu muoz mich iemer riuwen, daz sie soˆ hart zerbliuwen ire brüste müezen naˆch mir durch die vriuntlıˆche gir, die sie gewinnent leider. ouch riuwent mich die kleider, diu sie naˆch mir zerrıˆzent und die roˆten munde zerbıˆzent, und daˆ die trehen erreichent, daz daˆ von erbleichent die hiufel und diu wange, daz sie von irem getwange müezent alsoˆ seˆre salwen, und manigen zopf valwen, den sie gar zerbrechen, und daz dar an rechen, daz sie mıˆn niht gehaben megen. ach, wie manigen guoten segen sie mir erwerbent von got, daz mich sıˆn schirm und sıˆn gebot immer her wider gesende her heim von dem ellende, joch schier wider bringe! soˆ ist ir vröude geringe, und gebent guoten willekomen: er wirt aber selten genomen von manne und von wıˆbe. ich kum wider, oder ich blıˆbe.

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ich wil iuch doch alle biten, daz ir mit wıˆbes guoten siten iuwer groˆze klage maˆzent, und mich ein wıˆle laˆzent uˆz, ob ich iht bejage. wan got müeze iuwer klage vernemen saˆ ze hant! umb iuch ist ez soˆ gewant, daz iuwere süeziu ougen dem manne vil tougen gar verstelent ab den muot. soˆ daz ein kleiner blic tuot, waz tet denn gemeine bet, die man emzeclıˆchen het? ouch soˆ bin ich soˆ vrech niht, und vind ich kein missgeschiht, ich jage lıˆht die widervart. soˆ wol iuch denn immer wart, daz ich wider komen bin. mıˆn amıˆe, diu ist hin, diu muoz vor leide sterben. waˆ sol ich danne erwerben mir ein soˆ getriuwez wıˆp, diu mit triuwen mıˆnen lıˆp soˆ minne, soˆ sie haˆt getaˆn? daz muoz ich uˆz dem muot laˆn, und muoz sie mich riuwen. ez enkum von ir triuwen, sie ist gewisslıˆchen toˆt.“ die vrouwen wurden alle roˆt, doˆ er in solhen spot boˆt. Hie mit er die rede lie. vür Ginoveˆrn er hin gie, daˆ die vrouwen saˆzen, und bat sie weinen laˆzen und truˆren, daz sie wæren vroˆ. Ginoveˆr muost lachen doˆ und mit ir die vrouwen.

26022 Sin] zerwijszent P 25.26 wangen : getwange P; hu`ffe P 27.28 SchEKA] salben : valben P 31.32 Sch] mu`gent : segen P 35 Sin] Ny¯mer P 37 Sin] Noch P 41.42 Sch] mannen . . . wiben : blibe P 60 SinEK ] wil P 77 SchEK ] weynend P 78 Sch] waren P 10 versprechen (stV.): ‘verteidigen, entschuldigen’ 11 dach (stN.): ‘das Schirmende, Schützende’ 22 zerwıˆzen P, nur hier belegt, ‘etwas Rotes ganz weiß machen’ 25 hiufel (stF.): ‘Backe, Wange’ 26 getwanc (stMN.): ‘Not, Bedrängnis’ 36 ellende (stN.): ‘fremdes Land’ 37 joch (Interj.): ‘fürwahr’

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Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 26081–26156

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er bat die ritter schouwen ditz ungevüege weinen, und wie enzıˆt sie bescheinen ime ir triuwe wolden. des müesten sie in holden haben, ob er solte leben. manic spot wart in geben, eˆ denn er schiet von dannen. von wıˆben und von mannen wart er weˆnic geklagt. als ez des andern morgens tagt, Gaˆwein huop sich uˆf die vart (niht lenger ez gespart wart) und mit ime dise drıˆ: Lanzelet unde Key und ouch her Calocreant. vil maniger segen wart daˆ ze hant zuo irem heil von ine gewant. Gaˆwein mit disen drin keˆrte sıˆn straˆze daˆ hin, daˆ er bekante die rehte spor, (sıˆnem geziuc vuor er alles vor) gein Madarp den rehten strich, als er aller best sich des rehten weges versan. sust reit er zwelf tage von dan, daz er alle stunde streich, swaz er kunde, gein Madarp zuo dem huˆse: daˆ muoste er ein cluˆse ze noˆtstrebe ervehten mit disen guoten knehten, daˆ sie groˆzen kumber liten. inen wart daˆ hart mit gestriten: des enpfienc ein wunden her Key an den stunden; wan er eˆrst ze rosse kam, ein tjost er genam

85 Sch] hulden P 23 SchEK ] er mit P

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wider einen tiuren helt, den im Key haˆt uˆz erwelt, der des wirtes bruoder was. von dem ros uˆf daz gras warf er in mit dem sper: dar zuo was ime alsoˆ ger, daz er bleip unbedaht des houbtes, daz da mit al blaht diu coiphe, diu was ungestricket. dar gein haˆt sich geschicket jener unde nam in daˆ: er müest toˆt sıˆn gewesen saˆ, het er ine erreichet vol. sus gap her Key daˆ den zol. des laˆnt in iu gevallen wol. Der ritter was gevangen: ez was aber dennoch unzergangen dirre heftige strıˆt. sich erhuop vor dem haˆmıˆt ein kreftige tjostiure, daˆ minne wart vil tiure, deˆswaˆr, von den gesten. sie muosten sich vesten, wan ir was ein kleinez her, und sazten sich doch ze wer, wan man ir harte vaˆrt; der kumber sie beswaˆrt, des sie wol taˆtent schıˆn. Gaˆwein und die gesellen sıˆn vil manigen daˆ valten. nu haˆt sich enthalten noch in dem haˆmıˆt der wirt mit leide, als daˆ einem der kumber swirt umb den bruoder und die sıˆnen. in zorniclıˆchem schıˆnen uˆz dem haˆmıˆt er rand. als in nu Gaˆwein erkand, sıˆn sper er an ime swand.

91 Sch] des morgens anders tagt P 26102 Sin gezu`g fu´r alles vor P 44.45 Sch] vort : beswert P 51 EK ] einen P 53 Sch] schijn P

83 enzıˆt (Adv.): ‘bald, beizeiten’ 98 wenden (swV.): ‘wenden, richten (an, auf)’; von ine = von der Hofgesellschaft 26111 noˆtstrebe (stF.): ‘Gegenwehr’ 35 unzergangen (part. Adj.): ‘nicht zu Ende’ 37 haˆmit (stN.): ‘äußerster Burgbering’ 41 sie = die Burgbewohner; vesten (swV.): ‘sich verschanzen’ 44 vaˆren (stV.): ‘nachstellen’ 48 vellen (swV.): ‘niederwerfen, töten’ 49 sich enthalten (stV.): ‘sich aufhalten’ 51 swern (stV.): ‘schmerzen’

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Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 26157–26234

Doˆ kaˆmen sie ze den swerten, wan sie des beide begerten, des undersluogen sie sich, daz beide slac unde stich mit kunst wart an gewert: entweder wart des bekeˆrt. Gaˆwein werte sich mit mannes muot, bis er ime den stahelhuot mit einem slage an gewan, daˆ mit er ime gesigte an, daz er ime sicherunge jach. dannoch sluoc unde stach dort Gaˆweins gesellschaft; (wan der bürgære kraft haˆt sie daˆ bestanden) daz sie mit al swanden beide kraft unde maht. gevancnis unde slaht was von ine worden daˆ: der vrid muoste wesen saˆ. hie mit ich den strıˆt laˆ. Als nu der vrid gegeben wart, mit micheler hoˆchvart wurden dise geste ˆın braˆht. dar an wart weˆnic gedaˆht, swaz von ine schadens was geschehen, und wurden alsoˆ wol vürsehen, daz ine daˆ nihts gebrast. Gaˆwein was wirt und niht gast und sıˆne gesellen daˆ mit. daz er daˆ zwelf tage bit, ˆ ventiure kunt, tet mir diu A bis her Key wart gesunt und alles dinges wol bereit. Gaˆwein daˆ niht lenger beit. er wart die straˆze daˆ von dan geleˆrt: daˆ hin er mit sıˆnen gesellen keˆrt ze dem land gein Micholde, daˆ er vinden solde

98 cleynote P

26201 bürg die P

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Gansguotern daˆ ze Madarp, daˆ er die botschaft warp umb ditze kleinoˆt, dar naˆch ime was mit triuwen noˆt, wan ez ime alsoˆ gezoˆch. über ein berc, der was hoˆch, muoste er mit al stıˆgen, gein einem wast sıˆgen, der vinster was unde kalt: den umbzoˆch ein groˆzer walt, der was naˆch vreise gestalt. In dem wald leit er michel noˆt. sie waˆnden alle wesen toˆt: von solhem ungeverte ir leben was daˆ herte, die wıˆle sie daˆ muosten sıˆn. ez enhaˆt nie sunnenschıˆn überschıˆnen disen tan. vreissam unde ungetaˆn und unvertic was er. Gaˆwein nam eine keˆr, diu ine diu beste duˆhte daˆ: sie was aber gar sunder slaˆ und aˆne weges bild, wan ruˆch und gar wild. diu truoc ine gein einem hol, daz was als wıˆte wol, daz man dar durch gereit. anderswaˆ gar durchsneit den walt ein soˆ hoˆher berc, daz nie kein antwerc möhte über ziehen. ouch enmoht niht entvliehen disem hole kein man: der den wec wolte haˆn, er wölte wider keˆren und sich soˆ uneˆren. dennoch würt er niht vermiten, ez würd daˆ mit ime gestriten.

33 EKA] wart P

59 underslaˆn (stV.): (refl.) ‘sich schlagen’ 74 slahte (stF.): ‘Tötung, Schlacht’ 87 bıˆten (stV.): ‘warten, bleiben’ 26200 geziehen (stV.): ‘passen, sich fügen’ 3 waste (stFM.): ‘Wüste’; sıˆgen (stV.): ‘sinken’, hier eher ‘hinabsteigen’ 15 unvertic (Adj.): ‘unwegsam’ 26 antwerc (stN.): ‘Belagerungsmaschine’ 33 vermıˆden (stV.): ‘schonen, unbehelligt lassen’

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Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 26235–26312

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daz weste Gaˆwein niht, bis ine disiu ungeschiht in dem berge widervuor. nu was ez in sıˆner kur ze tuon unde ze laˆzen. vil weˆnic sie sich maˆzen, wan sie ez niht widersaˆzen. Durch daz hol sie alle riten, und ouch daˆ niht lenger biten, in einen berc, der was groˆz. naˆch ine der berc niderschoˆz und besloˆz sie mit al. ze hant naˆch dem val, daˆ sie der berc umbeswief, ein stimme hart luˆte rief: „wol uˆf, sie sint gevangen!“ der rede muoste belangen wol dise helde: wan sie die nahtselde vil tiure muosten gelten. draben unde zelten haˆt dar in ein ende. niuwan die steinwende sie weder griffent noch ensaˆhen wıˆte, verre oder naˆhen anders niht vür waˆr. hie muoste diu gevangen schar sich doˆ verengsten gar. Als sie erbeizet waˆren und wolten gevaˆren, ob sie iht möhten vinden, sie griffent als die blinden. mit henden suochten sie die stat, mit vüezen ir ieglıˆcher trat hin und her vil lıˆse. in alsolher wıˆse vil lange sie giengen, daˆ mit sie nihts verviengen wan müedekeit und manigen stoˆz:

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denn diu vinstere was gar groˆz, diu daz hol gar bedaht als ein gar vinsteriu naht. sie enwesten, waz sie taˆten: sie slichent unde traˆten in dem hol an so manigen enden, sie enmohten ez niht gewenden, wan des muost ez wesen. si genaˆsen, solten sie genesen: dar an muost ez doch ergeˆn, und gar an glücke steˆn. hie giengen zweˆn, dort laˆgent zweˆn. Diu ros sie von ine triben. hie bıˆ einander bliben Gaˆwein und dise drıˆ. nu hœrent, waz in ir ahte sıˆ: sie wolten sich entwaˆfen, wan sie soˆ gar ze slaˆfen disiu groˆze vinstere treip, daz ir keiner beleip, er sige nider uˆf die erd. hie muoste von sıˆnem werd hern Gaˆwein ein teil gevallen von unheil. daz er sich an die lıˆhte lie, daz was ime geschehen nie, und unbewart wære wider soˆ groˆze swære, als ime dar an lac, diu niht wan den lıˆp wac, daz was ein schedlıˆcher slac. Als sie nu iezuo solten sich entwaˆfen unde wolten slaˆfen, als ine was gedaˆht, sie wurden in die noˆt braˆht, daz sie wanden wesen toˆt. der berc ine den kumber boˆt: er gap soˆ eislichen schal, daz ime gar mit erhal

35 Sch] Gawein +mit +siner +gesellschaft niht P 40 Sch] maszten P Sie die weder P, Sie enweder Sch 75.76 Sch] bedackte : nahte P

42 Sch] hole P 58 EK ] 85 SchEK ] dorch P

40 maˆzen apokop. Prät. maˆzeten, zu maˆzen (swV.): (refl.) ‘sich mäßigen, enthalten’ 41 widersitzen (stV.): ‘zurückschrecken vor, fürchten’ 51 belangen (swV.): (mit Gen.) ‘langweilig sein’, hier eher ‘ärgern’ 55 zelten (swV.): ‘im Paßgang gehen’ 98 lıˆhte (stF.): ‘Leichtfertigkeit’ (vgl. EKA)

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Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 26313–26387 beidiu tal unde walt, als ob ez hagels gewalt allez wolt zervüeren. sus began er sich rüeren vil wol hart zehen stunt, als ob er bresten in den grunt wolte daˆ saˆ ze hant. alsoˆ disiu noˆt verswant, ein stimme rief dar naˆch: „hœrent uˆf, iu ist ze gaˆch! jaˆ, sint sie doch alle verlorn!“ dise heten wol gesworn, daz der berc aller wære gevallen und diu mære wolt ine disiu stimme sagen. si begerten, daz ez wolte tagen: wan sie haˆten ez dar vür, daˆ ine verviel des holes tür, daz ez wære worden naht, sıˆt man niht kiesen maht einigerhand lieht in dem hol: diu red behagt ine niht ze wol. si entsliefent dar under naˆch disem groˆzen wunder alsoˆ in ire sarwaˆt. des enmoht niht wesen raˆt von der vinster und der müede. swer naˆh überlüede einen risen mit disen sachen, er möhte weˆnic gewachen, oder einen lewen, ob ir welt, der solhem kumber wære zuogeselt. alsoˆ sliefen sie drıˆ tage, daz sie nie wurden enwage bis an den vierden morgen. in disen groˆzen sorgen erwachte mıˆn her Gaˆwein under sıˆnen gesellen ein

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und began sich selbs an sehen, wie ime soˆ wære geschehen und hete sıˆn vergezzen gar, wie er wære komen dar. er weste ouch niht umb die drıˆ, die im laˆgent naˆhen bıˆ. nu luˆht diu sunne ze maˆle lieht in dem berge: des enmohte er niht versteˆn, waz diu rede was. gelıˆch, sleht als ein glas was daz hol und wıˆte, und zuo der rehten sıˆte vloˆz in dem berge ein breiter vluˆme, daz man ze tale vil hart kuˆme mohte ersehen sıˆnen vluz und vil gelıˆch eben schuz. ... Gaˆwein ervant die rede wol, daz ein vluˆme durch daz hol under ime vloˆz, der alsoˆ suoze doˆz, daz ine ze sehen zæme. in duˆhte, wie er vernæme ein gekœse daˆ von liuten. waz daz solte bediuten, daz wolte er ervinden. mit triten vil linden sleich er zuo dem wazzer hin; als ine leitete sıˆn sin, vil heimlıˆch er hin abe sach, (soˆ daz sıˆn stet was sıˆn dach) ob er ieman daˆ ervünde: des wolt er alsoˆ künde mit disem liste gewinnen und endlıˆche ersinnen, ob er niht wære betrogen. doˆ was diu rede niht gelogen: er sach in einer barken

26313 Sch] tale und P 30 Ehr] Das P 33 Eincherhand P, Dehein Sch 61 hole P 63 Flosze P 66.67 Reimvers fehlt; Initiale mit P 71.72 Sch] zame : verneme P stuˆde was Sin

62 sijten P 80 daz ein

26315 zervüeren (swV.): ‘zerstören, verwüsten’ 17 zehen stunt: ‘zehnmal’ 25 aller: Gen. Pl. von al, zur Verstärkung 38 raˆt (stM.): ‘Verzicht, Unterlassung’ 46 enwage (Adv.): ‘in Bewegung’ 60 gelıˆch (Adj.): ‘eben(mäßig), glatt’; sleht (Adj.): ‘schlicht, glatt’ 70 diezen (stV.): ‘rauschen’ 73 gekœse (stN.): ‘Gerede, Geschwätz’

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Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 26388–26461

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einen schœnen ritter starken, von rıˆcher kost gar gekleit. der haˆt sich in die schoˆz geleit einer schœnen juncvrouwen, diu ouch was erbouwen mit kostlıˆcher gezirde. mit minnen ganzer begirde sie ein ander pflaˆgen mit gar gelıˆchen waˆgen: des hiez sie minne laˆgen. Ein triuwe diu zwei einet: sie haˆt sich geleinet über ine, daˆ er lac. mit küssen sie des recken pflac und er ir sunder twaˆle: ez was niht ze einem maˆle, jaˆ, ez was wol tuˆsent stunt. daˆ von ieglıˆches munt wart erhitzet und erviuhtet und beider herzen erliuhtet von minne gereiz und wünne. swer reinem wıˆbe verbünne, daz ir niht geschæhe alsam, den tuot got sælden lam. wie tete er, daz nie soˆ geschach! ich wæne, er niht abe brach des küssens, soˆ er ez ir boˆt, und ir reiner süezer munt roˆt ez von sıˆnem mund enpfie. ir ieglıˆch ez niht gaˆhes lie, soˆ ein munt den andern dacte und einz des andern aˆtem smacte. sie mohten niht sıˆn verspart ein teil, soˆ offen wart. die hitze erquickent was ein druc daˆ senfter und ein widerzuc, der doch die münde niht enschiet;

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ob ein vaˆhen dar zuo geriet lindez mit der rehten hant, daz diu kinne zesamen bant, und disiu hant gurt iren lıˆp. ouch was daz reine süeze wıˆp über houbt ein teil geneigt, und wart niden erzeigt an sıˆnen lıˆp ein druc von ir, und ir hende von süezer gir sıˆnen lıˆp umbviengen: und ungescheiden hiengen sie under ime und er enbor, und weich sie ime ein lützel vor, daz er ir muoste volgen naˆch über houbt, und liez ir niht ze gaˆch sıˆn, daz si ez niht zevuort, unde einz daz ander spurt gelıˆch mit den ougen, gar offen und niht tougen in einander gehaft. doˆ muost daz küssen haben kraft. was daˆ ein wandelunge bıˆ (swie niht daˆ enzwischent sıˆ wan dise zweˆn münde), sie muostent haben künde eins zuges, oder ez was kranc, der sie uˆf einander twanc. des muost die zunge warbel sıˆn. geschach daz, soˆ wart doˆ schıˆn, daz sich diu herzen entsluzzen und die lıˆbe underguzzen mit viuhter hitze suoze, diu den lıˆp von dem vuoze uˆf vil gar enzunde. ditz ist von minnen gunde, daz man vrouwen alsoˆ pflege. er vert vast von dem wege,

88 starcke P 26408 gereisz der wonne P 17 Sin] iglichs P wiche P 40 vgl. EKA] zu¯ furt : spurt P, zevüerte : spürte Sch

31 SchEK ] were P 45 mu´ste P

37 Sch]

92 erbouwen (an.V., stV.): ‘ausstatten’ 96 waˆge (stF.): hier wohl ‘Gewicht’ 97 laˆgen (swV.): (mit Gen.) ‘trachten nach’ 26408 gereize (stN.): ‘Aufregung, Aufreizung’ 9 verbunnen (an. V.): ‘mißgönnen’ 39 über houbet: ‘ganz, all’ (vgl. EKA) 44 heften (swV.): ‘haften, fesseln, binden’ 50 zuc (stM.): ‘Atemzug’ 52 warbel (Adj.): ‘beweglich’ 61–64 vgl. EKA: ‘Der kommt weit vom Weg ab, der die Art des Küssens anders versteht, das Vergnügen vor dem Kampf, bei dem man vom Lieben tot liegt’

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Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 26462–26539 der küssens reht anders gıˆt, die bankenıˆe gar vor dem strıˆt, daˆ man von minnen toˆt lıˆt. Waˆ haˆn ich hin gegriffen? ich wæne, mir was entsliffen, ich enweiz wanne, der sin, daz ich alsoˆ vrabel bin, daz ich des getar gedenken. swie minne heizet schenken dem, der ir gewalt bestaˆt, und den sie geladen haˆt ze vröudenrıˆcher wirtschaft, ez hete anders keine kraft, würd ir vor geschenket niht. alliu riht sint enwiht, diu man soˆ gaˆhes izzet, und daˆ man an vergizzet, daz sie süez solte machen. ez wirt von disen sachen manic gast verseˆret, den man wænet haben geeˆret. hie wirt niht meˆ geleˆret. Dirre barken ein swan pflac, dem von roˆtem golde lac an dem halse ein starkiu ket, daˆ mite er von stet ze stet den ritter und die vrouwen zoˆch. er was ouch groˆz unde hoˆch wol als ein struˆz unde meˆ; dirre dienst tet ime niht weˆ: er haˆt michel vröud dar zuo: daz schein wol an ime nuo, wan er sich in die stiure vor haˆt gestellt hoˆh enbor und streich sıˆn gevidere. nu Gaˆwein hin nidere alsoˆ heimlıˆchen sach, der ritter zuo der vrouwen sprach: „süeze amıˆ, küsse mich,

63 EK ] von P; Den bange nie gar von Sin 6 Sch] +jnn welhe wijse P 20 mere P

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und laˆz daz erbarmen dich, daz ich dir wil sagen! morne werden hie erslagen vier ritter, die man wol muoz klagen.“ „Herre, süezer lıˆp, amıˆs“, sprach sie doˆ, „welhen wıˆs sol daz geschehen? sage ez mir!“ „süeze amıˆe, daz sage ich dir: dises bergs haˆt gewalt Baingranz von Aynsgalt, dem Gaˆwein sıˆnen bruoder ersluoc. der die berge über einander truoc, daz was der starc vaˆlant, der soˆ betwanc alliu lant, daz sie ime zins muosten geben. nieman liez er anders leben, der ime soˆ gesezzen was, daz er oder Galaˆas ine mohte erreichen mit her. doˆ er Floˆysen in dem mer durch den selben zins besaz und Gaˆwein vernam daz, doˆ nerte er vor ime disen unde ersluoc den risen. nu ist er her ˆın komen: daz haˆt Baingranz vernomen, des ist er von herzen vroˆ. wære daz niht, soˆ steˆt ez soˆ doch: swer her ˆın kumet, daz den kein kraft vrumet, er müez blıˆben hie inne, wan ine mit unminne er oder ein ritter bestaˆt. der rede mac niht wesen raˆt. man sleht ine aber ze toˆde niht, vür daz er sicherunge giht; er muoz aber gevangen wesen. dise mögen aber niht genesen: (daz kumt nu von Gaˆwein)

69 SchAEK ] ich getare P 26503 Sch] hie +vier P 27.28 Versfolge mit SchEK gegen P vertauscht

62 jehen (stV.): ‘sagen, bekennen’ 68 vrabel (Adj.) zu vrevel: ‘verwegen’ 26533 bestaˆn (stV.): ‘feindlich angreifen’ 34 raˆt werden: (mit Gen.) ‘Abhilfe, Befreiung von etwas werden’ 36 vür daz: ‘sobald’

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Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 26540–26617

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man bestaˆt sie morgen gemein mit sunderlıˆchem vehten: mit drıˆen guoten knehten müezen vehten dise drıˆ, und würden sie alle vrıˆ und ouch mit al sigehaft, geswıˆchet ir eime sıˆne kraft, soˆ sint sie alle sigeloˆs. der hie inne keiner nie verloˆs sıˆnen prıˆs noch von ritters kunst. soˆ haˆt kraft unde gunst an sie gehordet daz Heil. soˆ muoz Gaˆwein ze teil daˆ werden Baingranz: daz wirt ime gar unganz, (wan sıˆner zwelf slüege er wol) daz ich immer klagen sol: er ist ein ritter tugende vol. Und næm er doch sıˆnen eit, dar zuo ganze sicherheit, daz er ine genesen liez und ine wesen hiez gevangen als die andern daˆ: daz tuot er niht: er sleht ime saˆ daz houbet ab und tuot alsam den drıˆen ist er gram niuwan uˆf Gaˆweins haz. süeziu amıˆe, klage daz, daz er hie sol ligen toˆt: wan er dir sıˆnen dienst enboˆt an dıˆnem bruoder, den er nert und ine von dem zouber wert, daˆ von er rıˆtende bran; daz durch minne het getaˆn diu wilde Lanfıˆe. liebe, süeze amıˆe, daz ist der, der daz tete, und der ouch manigs kumbers gewete ist gewesen durch wıˆbes gruoz.

40 morgens P wurt P

57 Es PSch

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63 er +Gaweinen nit P

daz der hie sterben muoz, des wirt mir selten klage buoz.“ Hie mit der ritter gar gesweic. diu juncvrouwe nider seic mit minne süezer gelust und dructe ine an ir brust und kuste ine vil suoze mit alsolher muoze, daz ez muoste vröuden bern. daz enpfienc er vil harte gern von ir unde galt ez wol. sie sprach: „süezer, ob ich sol dich herre, vraˆgen und getar, soˆ wolt ich dirre rede gar komen gern an ein ende. möhte dirre ellende mit iht werden ernert, den alsoˆ haˆt behert und ouch sıˆn geselleschaft alsoˆ kumberlıˆcher haft? ob dir darumb iht sıˆ kunt?“ er kuste sie an iren süezen munt und dructe sie an sıˆnen lıˆp, er sprach: „lieps, sæligs wıˆp, warumb haˆstu daz gevraˆgt? swes Ungelücke laˆgt, dem muoz ungeholfen sıˆn, als an ime wirdet schıˆn, herz unde seˆle mıˆn! Unverendet ist der haz. doch wil ich dir sagen daz: weste Gaˆwein einen list, der in dem berge ist, und solt er immer genesen, daz müeste daˆ von wesen. daz hülf ine doch kleine: wan gesiget er aleine, daˆ mit möhte er niht wesen vrıˆ, ez wære denn, daz ir drıˆ

92 SchEK ] dirre gar P

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54 unganz (Adj.): ‘unvollkommen’ 65 Konstruktion Apokoinu, so auch Ehr, EKA 77 gewete (swM.): ‘der mit einem anderen Zusammengejochte, Genosse, ein Gleicher’ 94 ellende (Adj.): ‘unglücklich, jammervoll’

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Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 26618–26697 gesigeten soˆ wol als er: des wære ich ungern gewer, daz ez geschehen möhte. sich, waz denne töhte, ob ich dir vürbaz seit? dar zuo ist ir arebeit hiut gewesen der vierde tac, daz ir keiner nie gepflac ze trinken noch ze ezzen: daz tet sie vergezzen der slaˆf, als sie ligent noch. dise rede sage ich dir doch, als du mich gevraˆget haˆst, sıˆt du mich des niht erlaˆst: ein slüzzel lıˆt in dem hol, daˆmit man den berc wol entsliezen mac, swer ine haˆt. ein brunne vor dem berge staˆt, des ein wilder trache pfligt, der unslaˆfende ligt und hüetet sıˆn alle wege mit soˆ gewisser pflege: swer den berc enslüzze und des brunnen genüzze, dem möhte zouber niht geschaden, daˆ mit sie müezen überladen sıˆn, die nu strıˆten müezen ze rosse oder ze vüezen. mıˆn sage ist gar aˆne noˆt: ez lægen wol hundert ritter toˆt, eˆ denn verderbet würde der track: wan sıˆn wıˆter kinneback verslünde wol zwelf man, kæme er sie mit einander an. vil gar ich dir ez gesagt haˆn.“ „Nu sage mir meˆ, herre mıˆn, und mıˆns herzen vröudenschıˆn, waˆ lıˆt der slüzzel, von dem du seist, und, als duˆ ez rehte weist, an welhem end staˆt diu tür?

21 siehe P

26 Sch] +Wedder zü P

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und sage mir, ob sie hin vür kæmen uˆz disem hol, möhten sie den swæren zol mit iht umbe rıˆten, daz sie niht müezten strıˆten?“ „niht, vrouwe,“ sprach er, „sie varen hin oder her, ez wirt in keinerhand wıˆs vermiten, ez wirt mit ine allen gestriten, sıˆt sie her komen sint. alle hilfe ist ein wint: sie sint ungenesen gar. daz weiz ich endelıˆch vür waˆr. ouch wirt hie inne mit in niht gestriten, des ich sicher bin: sie müezen hin uˆz an daz lant. ob ine in der steinwant dirre selb slüzzel lıˆt, soˆ steˆt diu türe dissıˆt rehte daˆ engegen. got müeze ine ir seˆlen pflegen! ir lıˆbe haˆn ich mich erwegen.“ Als nu der ritter dise rede liez, den swan er vür varen hiez: der liez sich in daz wazzer saˆ. niht lenger waˆren sie daˆ, ich enweiz, waˆ sie keˆrten hin. ditz marcte Gaˆweins sin und gie zuo der steinen want, daˆ er disen slüzzel vant, und lie dise slaˆfen. er began sıˆn ros waˆfen, daz sıˆn daˆ nieman wart gewar. er keˆrte gein der türe dar: die haˆt er gar geringe vunden und in vil kurzen stunden gar heimlıˆch uˆf geslozzen. vil gar unverdrozzen er uˆf sıˆn eigen ros spranc. ein wol ritterlıˆcher gedanc

40 SchEK ] entslüzet P

47 Sch] legent P

26619 gewer (swM.): ‘Gewährsmann, Bürge’ 21 sich: Imp. zu sehen 31 erlaˆzen (stV.): (mit Akk.) ‘jemanden von etwas freilassen, es ihm erlassen’ 55 seist kontr. aus sagest 69 ungenesen (part. Adj.): ‘verloren’ 74 ob, obe (Präp.): ‘über, oberhalb’ 79 erwegen (stV.): (refl., mit Gen.)‘aufgeben, preisgeben’, also: ‘ihre Leiber habe ich aufgegeben’

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Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 26698–26775

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was uˆz dem hol sıˆn geleit. niht lenger er daˆ beit: gein dem brunnen er daˆ keˆrt; sıˆn reise er vaste meˆrt, als in sıˆn herze leˆrt. Nieman er sach oder hoˆrt, anders denn den vaˆlant dort, den tracken bıˆ dem brunnen: der haˆt sich gein der sunnen umb den brunnen soˆ gestract und haˆt ine ganz bedact mit dem zagel al ein, daz sıˆn umb niht schein, als er in umb und umb besloˆz. ouch was er selbe wol soˆ groˆz als ein groˆzer stalboum. dar want er ros unde zoum vil gar aˆne twaˆle und ramte sıˆn mit dem staˆle an des speres ort vorn: ouch wart daz ros mit den sporn vil hart dar an gemant. mit zorn er uˆf den trachen rant und nam ine zuo der brust in: daz sper bis an die hant hin Gaˆwein durch sıˆn herze stach. der trach daz gar geringe rach und sluoc daˆ mit dem zagel als ein viurwilder hagel Gaˆwein sıˆn ros nider, daz ez nimmer meˆre wider kam, wan ez toˆt gelac; und sluoc aber einen slac naˆch Gaˆwein und wolt ine haˆn erslagen, wan daz er entran des slages als ein geringer man. Daz sper liez er stecken. der trache disen recken vil seˆre begunde muowen:

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er liez ine weˆnic ruowen, swaˆ er ez mohte zuo bringen. nu muoste vor ime springen Gaˆwein mit listen: daˆ mit er sich gevristen muoste daˆ und sıˆn pflegen, und vaˆren, swie er an gelegen einen slac dar under möhte, der ime ze helfe töhte, ob es ime möhte werden stat. vil dick er ime naˆhe trat, und doch sıˆnen slac verloˆs. Gaˆwein ime dar under koˆs bıˆ dem brunnen einen graben, daˆ sich der drache hin erhaben haˆt und wolte dar über sıˆn; doˆ haˆt her Gaˆwein des schıˆn, daz zageheit ine nie betwanc: ze tale er in den graben spranc und werte ime die übervart. daˆ mit ime ein stich wart von Gaˆwein durch die drozzen, daz er kom geschozzen in den graben hin ze tal, daz ime der stich und der val den lıˆp endlıˆch benam. alsoˆ starp der wurm vreissam: daz Gaˆwein ze hilfe kam. Solt er iht lenger wıˆle mit alsolher ˆıle von dem trachen sıˆn umb getriben, soˆ müeste er sıˆn daˆ beliben; wan ine diu müede und der gestanc alsoˆ kumberlıˆchen twanc, daz er niht triuwete genesen, er müeste toˆt gewesen sıˆn. an daz wazzer er müeder unde lazzer gie an vüezen und an handen,

26727 Gaweinen P 39 vgl. EKA] yme vorspringen P 65 Sch] +Wann solt P wann das P 74 SchEK ] +Das er P 75 Sch] henden P

73 SchEK ] Sin

26713 stalboum (stM.): ‘starker Waldbaum, Nadelbaum’ 16 raˆmen (swV.): ‘als Ziel ins Auge fassen’ 26 viurwild (Adj.): ‘wild/ zornig wie das Feuer’ 36 muowen zu müejen (swV.): ‘quälen, beschweren’ 43 vaˆren (swV.): ‘trachten, suchen’ 58 drozze (swM. stswF.): ‘Kehle, Schlund’

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Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 26776–26849 soˆ er ez ime enblanden daˆ mohte allerbest; er enwas niht soˆ vest des lıˆbes und der krefte von dirre ritterschefte, daz er mohte gegeˆn. er enmohte niht uˆf gesteˆn, des muoste er tuon, als ime was: ze dem brunnen er hin kras und schepfte sıˆn hant vol. daˆ mit wuosch er sich wol, und tranc des brunnen ime genuoc. vil krefticlıˆchen ine daz übertruoc an diser starken unkraft: wan ime entweich der swære haft, daz ez ringen begunde und an der selben stunde er gesteˆn und gegeˆn kunde. Als sich nu Gaˆwein der rede versan, daz er soˆ vil krefte gewan, sıˆnen helm er abe bant und vulte ine daˆ saˆ ze hant mit brunnen unde truoc in ze sıˆnen gesellen in daz hol hin, die dannoch alle sliefen daˆ. vil hart die wacte er saˆ. nu waˆren sie soˆ bekliben, durch daz sie waˆren bliben vier tage und vier naht ungezzen, daz ir aller maht soˆ gar was verswunden, daz sie sich kunden vil kuˆme uˆf gemachen. als sie begunden wachen und wurden versunnen, ze trinken des brunnen gap er ine uˆz dem staˆlhuot

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und sprach: „wol uˆf, ez ist guot! ir haˆnt ze lang geslaˆfen. laˆnt iuwere ros waˆfen und iuch selbs, wan ez tuot noˆt: hie wiget diu marc wider loˆt und wider leben gewisser toˆt.“ Dar naˆch er ine vil lange seit alle sıˆn arebeit, die er des tages haˆt erliten unde wie er het gestriten, und wann daz wære geschehen, ouch waz er het gehoˆrt und gesehen von einem recken, und daz er sie niht wecken wolt, bis er gar bevant die waˆrheit und bekant. der rede sie seˆre verdroˆz: wan ir klage, diu was groˆz, daz Gaˆwein soˆ geschach. niht vol er sıˆn red gesprach, und sie ze den rossen kaˆmen, daz sie daˆ vor vernaˆmen groˆz gekœse unde schal beidiu uˆf dem berge und im tal, ob ine unde vor dem hol, und was in der ahte wol, als ob ez ein lantvolc wære, und doch in der gebære, als ob ez vröude wolt beginnen: man mohte von unminnen an ine sich niht versinnen. Vür daz hol daz volc zoˆch. manigerhand carme, hübsch und hoˆch, sie vor dem hole sungen; mit vröuden sie sich drungen vor dem hole manige wıˆs und gaˆben Gaˆwein hoˆhen prıˆs

77 bast P 91 er P 93 Mohte gesteen P 97 Sch] so P 26801 Sch] da P 17 Sch] mere P 31 Sch] Da P 43 Sch] One P 44 Initiale trotz fehlenden Capitulumzeichens in P, nach Dreireim mit SchGlEK 48 Sch] +in manige P 49 Gaweinen P 76 enblanden (stV.): (refl.) ‘sich anstrengen’ 88 übertragen (stV.): ‘schützen, bewahren, verschonen’ 91 ringen (swV.): ‘erleichtern, besänftigen, leicht werden’ 26802 beklıˆben (stV.): ‘(im Schlaf) verhaftet, benommen’ 17 loˆt (stN.): ‘Blei’, auch allg. als Münzgewicht (eine Mark entsprach 16 Lot); es werden zwei Ungleiche gegeneinander gewogen, vgl. Fe, EKA. marc auch 17610, ein ähnlicher Vergleich 2903ff., auch 27034f. 40 gebære (stF.): ‘Art und Weise des Benehmens’

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Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 26850–26921

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an dem strıˆte mit lob. uˆf dem berge darob begunden vast croiieren vier garzuˆne den vieren, die Gaˆwein und die sıˆnen mit ritterlichem schıˆnen daˆ besteˆn solten, sıˆt sie ez alsoˆ wolten, unde sıˆn niht raˆt was. ob dise unde Key genas, des muost Heil harte pflegen. daz volc haˆt daz hol verlegen, sie lobten Gaˆwein, den degen. Warumb sie ditze tuont, und wie ez umb daz volc stuont, des wil ich niht vergezzen: daz volc was gesezzen mit gedringe in dem land. vor disem vaˆland getorst ez niergent uˆz komen, wan er sıˆne tage het genomen in dem land sıˆn weide. walt unde heide haˆt er allez behert. nihts was vor ime ernert, swaz er moht erstrıˆchen. des muost ime entwıˆchen ditz volc über den vluˆme in einen stark wüesten ruˆme, daˆ sie vor ime genaˆren und gar sicher waˆren. und was daz doch soˆ naˆhen, daz sie daz wol saˆhen, daz ine Gaˆwein het erslagen: daˆ von gelac ir leides klagen und begunden ime genaˆde sagen.

53 SchEK ] garzunen da füren P 78 starken P 81 Sch] nahe P jne P

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Die rede was ime helfesam, wan ine daz volc an sich nam ze einem endelıˆchen troˆst, wan er sie daˆ haˆt erloˆst. des geschach ime gewaltes niht, alsoˆ doch dick geschiht, dem man alsoˆ vıˆent ist. Gaˆwein het keine vrist gelebt noch sıˆne gesellen, het er mit ritters ellen disen prıˆs niht erworben. nu waˆren hart verdorben diu ros und dise viere: ie doch alsoˆ schiere man ir ze der ritterschaft begert. sie liezen niht ungewert die ritter, die ir biten: sie kaˆmen vür daz hol geriten uˆf dise aˆventiure und wolten tjostiure geben unde nemen, und swes jene wold gezemen, die vor dem hole hielten und sich in die schilt vielten und michels gewaltes wielten. Gaˆwein ein pfert reit, wan ime diu vorder arebeit sıˆn ros haˆt benomen. nu was Baingranz komen gein Gaˆwein unde vordert in. Gaˆwein sprach: „sıˆt ich bin iu gevallen, ritter guot, ich wil, daz ir ein dinc tuot, daz iuch ritterlıˆchen zimt und alle schande benimt, deˆswaˆr, an diser ritterschaft:

54.55 sinen : schijne P 67 gedinge P 76 SchEK ] Das P 94 SchEK ] sinen P 26909 schilt Sin, vgl. Fe] schuld P 15 Sch]

60 phlegen (stV.): ‘für etwas sorgen’ 61 verlegen (swV.): ‘versperren’ 67 gedringe (stN.): ‘Gedränge’ 70 sıˆne tage: ‘solange er lebt’ 71 weide (stF.): ‘Weideplatz’ 78 ruˆm (stM.): ‘freier Platz’ 79 genaˆren: Prät. zu genesen (stV.), ‘von Verderben errettet werden, heil davonkommen’ 86 helfesam (Adj.): ‘hilfreich’ 26909 valten (stV.): ‘sich hineinschmiegen’, (vgl. 11795, 16372) 11 pfert (stN.): hier für ‘Lastpferd’ (im Kontrast zum Streitroß ros/ ors)

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Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 26922–26997 ir sıˆnt wol soˆ manhaft, mit swem ir iuch verwürret, daz ir wol getürret mit gar gelıˆchem geziuge uˆf ritters urliuge besteˆn: daz ist ouch reht. ich wæne, ir selber wol seht, daz ich mıˆn ros haˆn verlorn: soˆ ist mıˆn pfert gar verborn, ze dirre ritterschaft ze laz. ir mügent getuon nimmer baz, wellent ir mir ein ros geben, soˆ würt beider strıˆt eben: daz nim ich, mac ez sıˆn. ich enlaˆze dise gesellen mıˆn niht doch, swie ez kumt.“ „daˆ mit het ich iuch gevrumt“, antwort Baingranz, „ob ich daz tæte; daz wærent toˆren ræte, ob ich den solte volgen. ich bin iu erbolgen und wolt iuch nu haˆn erslagen. solt ich iuch danne übertragen und mich selbs überladen, sıˆt ir mir soˆ groˆzen schaden nu zuo zwein maˆlen habent getaˆn? mıˆnes bruoders bin ich aˆn, her ritter, den ersluogent ir! dar zuo haˆnt ir hiute mir erslagen mıˆnen serpant, daˆ von ich liute unde lant mit alle verliuse. an iu, ritter, ich kiuse, daz ir gar verzaget sıˆt. ergebent iuch und laˆnt den strıˆt, wan der toˆt uˆf iu lıˆt!“ Gaˆwein sprach ze Baingranz doˆ: „deˆswaˆr, ich mac von dirre droˆ

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umb die rede ersterben niht. vil manigem recken geschiht, der manic vreise muoz sehen, als mir nu ist geschehen, der umb daz wol genist, ob er schon niht verzaget ist. deˆswaˆr, ich bin noch unverzagt. waz darumb, ob ir versagt mir habt ein ros, des ich wol bedarf? sıˆt des niht ensol wesen, daz laˆz ich sıˆn. soˆ sint die gesellen mıˆn unbetwungen: die werent sich. ich muoz mit mıˆnem pferde mich behelfen, soˆ ich nu beste mac. iu wirt, ritter, stich noch slac von mir nimmer verseit; soˆ sint die andern ouch bereit: die enwerden ouch niht verzigen. wir müezen sigeloˆs ligen, oder ir von unsern handen.“ hie mit sie sich wanden, als sie zesamen randen. Under ire arme sluogen sie diu sper: wan ine was zesamen ger. doˆ wart erhaben ein strıˆt, des weder vor noch sıˆt nie kein herter wart. under ine wart weˆnic gespart der lıˆp und ouch der muot, als man uˆf solchen nıˆt tuot. in zorn ir aller herz wiel. ie einer dem andern geviel: des was ez under ine gelıˆch, wan soˆ vil, daz ir iegelıˆch der geste was harte kranc und ire ros, wan sie twanc, daz sie ungetrunken und ungaˆz

23 Sch] verwerret P 30 versporn P 39 Sch] ted P 48 Sch] one P 58.59 Sch] da : dra P 64 Sch] geniset P 77 Sch] Auch so sint die andern bereit P 80.81.82 Sch] handen : wanten : ranten P 82 Sch] Als +ob P 23 verwerren (stV.): ‘entzweien, verwickeln’ 30 versporn nicht belegt, vgl. EKA, Fe; verbern (stV.): ‘verschonen, unberücksichtigt lassen’ 38 vrumen (swV.): ‘nützen, behilflich sein’ 42 erbolgen (part. Adj.): ‘erzürnt, aufgebracht’ 44 übertragen (stV.): ‘schützen, schonen’ 45 überladen (stV.): ‘überlasten, bedrängen’

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Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 26998–27076

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vier tage der zadel besaz. tete sie daz kranc, wer schülte daz? Ieglıˆcher den sıˆnen nam, als es vil wol rittern zam. doˆ muostent ros springen, des sie die sporn twingen wol kunden zuo den sıˆten, und ouch die ringe wıˆten, darumb daz dar inne uˆf dirre unminne mit kunst und mit vaˆre die stiche vür waˆre wol wurdent an gewert: nieman daz sıˆn herze wert, er engedæht im des selben daˆ. diu ros uˆf einander saˆ dise aht daˆ truogen. mit stichen ungevuogen si einander suochten, die sie alsoˆ beruochten, daz sie gelıˆche waˆgen: wan sie alle gelaˆgen hinder den rossen uˆf der erde: niwan Key mit ritters werde under ine allen eine gesaz. ich engunde es zwaˆre nieman baz, darumb daz uˆf ritters getaˆt ine maniger gescholten haˆt, der sıˆn wol het gehabt raˆt. Vil gering sie uˆf sprungen: uˆf einander sie doˆ drungen vil gaˆhes mit den swerten, daˆ mit sie sich werten herter slege ze maˆle vil. disem strıˆte muoste ein zil der toˆt oder sicherung geben: daˆ wac leben wider leben unde toˆt wider toˆt. disiu hart werende noˆt werte ze maˆle lang under in.

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dise tribent her, jene hin; dirre stach, jener sluoc; der mit dem schilt übertruoc beide slac unde stich. in dirre wıˆse noˆten sich dise under einem muote. swer sich daˆ mit huote in disem ernste niht bewart, des hete Unsælde daˆ gevaˆrt, der muost toˆt belıˆben, sıˆt sie ez alsoˆ trıˆben wolten unverlaˆzen und niht dar an maˆzen: wan gar gewin oder verlust mit ganzer aˆkust haˆt besezzen ir aller brust. Baingranz Gaˆwein tet einen slac über des schildes bret, daˆ von er kam uˆf diu knie und groˆzen kumber gevie. wan Baingranz het gewolt uˆf in gevallen sıˆn, uˆf den sin, er hete ine erdrücket. sust Gaˆwein vil gering hinder sich [rücket von der stat von dan hin: wan soˆ klein was diu kraft sıˆn (soˆ haˆt er sich übernomen), daz er niht wol uˆf komen alsoˆ snelle kunde. Baingranz an der stunde haˆt sich am lesten gelaˆzen nider: des mohte er niht gaˆhes wider komen, wan er swære was. daˆ von Gaˆwein genas: swie wol er was ze maˆle kranc, von der erden er uˆf spranc, eˆ denn wider uˆf kam der ris. er mahte ime die rede gewis: er keˆrte hin, daˆ er lac,

27014 Sch] echte P 20 Sch] erden P 21 Sch] Vsz genomen Kay P 54 Gaweinen P Wa P, Swaˆ Sch 61 ru`ckte P 63 Sch] Wann sin krafft was so clein P

58 Sin]

98 zadel (stM.): ‘Mangel, Gebrechen’ 99 kranc (Adj.): ‘geschwächt, vernichtet’; schulden (swV.): ‘schuldig sein’ 27005 rinc (stM.): ‘Kampfplatz’; wıˆten (swV.): ‘erweitern’ 59 uˆf den sin: ‘in der Absicht’ 68 am lesten (Superl. zu laz): ‘zuletzt’

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Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 27077–27152 und sluoc ime einen solhen slac, der naˆhe ze dem toˆde wac. Doˆ boˆt sicherunge mit henden und mit zunge Gaˆwein saˆ Baingranz. dennoch was der sturm ganz under sıˆnen gesellen und disen. alsoˆ enpfienc er den risen und liez ine genesen. ouch muost diu rede dennoch wesen under disen unverendet. an Gaˆwein was gewendet dennoch michel unkraft. disen zwein an ir ritterschaft gelanc wol saˆ ze hant: Lanzelet und Calocreant, den wart sicherung gesworn. under disen drıˆen uˆz erkorn haˆt nu Keyn der beste: des was dennoch veste und unverendet ir strıˆt, und gewan hart übel zıˆt ir ieglıˆcher an dem vehten. beide wæhen unde slehten manigen slac sie sluogen. gar weˆnic sie einander vertruogen, swaˆ sie ez mohten vergelten. ez wart daˆ vil selten ir keinem kein slac vertragen. doch haˆt soˆ gar überslagen her Key sıˆnen kampfgenoˆz, daz sıˆn arbeit was hart groˆz, und ime mit listen vor weich, und sich her Key soˆ überstreich, daz ine ein müede gevie und disen vil gar verlie diu müede, die er eˆ truoc, wan er listiclıˆchen gnuoc

79 Sch] bote P

81 Gaweinen P

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ime dar an haˆt geborget. Gaˆwein dar umb sorget und vorhte vil seˆre, daz Key an der keˆre müeste werden sigeloˆs: wan er harte verkoˆs beidiu kraft unde maht, die wıˆle ine diu müede bedaht. daz kam von der groˆzen ger, die hin ze ime haˆt er, daz er soˆ was erwegen. nu noˆtigte ine dirre degen vil hart, wan er was unerlegen. Er gie doch mit schirme vor disem, wan er truoc als enbor den schilt durch schirmes noˆt; den er ime alwegen boˆt, und liez hern Key slahen dar. ouch nam Key dar under war, ob ez ime alsoˆ töhte, daz er mit iht möhte bestaten einen vaˆrslac, daˆ von sıˆn lester tac ze hant daˆ möhte wesen, und sıˆn niht möhte genesen. als er gedaˆht, daz geschach: her Key ime einen stich stach gein dem gürtel zuo dem slitz hin ˆın daz er daˆ von toˆt hin viel in dem ringe aˆne allez gedinge. daz truoc er vil geringe. Ouch brach an der stund Key sıˆn alte wund von dirre arbeit uˆf, die seˆre harte vloˆz und trouf (die er daˆ bıˆ der cluˆsen erwarp), daˆ von sıˆn kraft gar verdarp,

95 SchEK ] Kay P

27133 SchEK ] nan P

27100 wæhe (Adj.): ‘kunstvoll’ 18 keˆre (stF.): ‘Wendung’, ‘entscheidender Moment’ 27 unerlegen (part. Adj.): ‘nicht unterlegen’ (erlegen (swV.): ‘zum Erliegen bringen’) 28 Er = Keyes Kampfgegner 31 allewec (Adv.): ‘immer, überall’ 36 bestaten (swV.): ‘anwenden’; varslac (stM.): ‘hinterlistiger Schlag’ 46 tragen (stV.): ‘ertragen, dulden’; geringe (Adv.): ‘leicht, schnell, auf leichtfertige Weise’ – wohl mit Th: ‘er (Keie) ertrug das ohne Trauer’, alternativ im Sinn von EKA: ‘er (der Gegner) ertrug den Schlag nicht lange’

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Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 27153–27231

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wan er wart blœde unde kranc. gein ime ditz volc dranc mit michelem gedrang; sie naˆmen ine mit gesang und vuorten ine ze Gaˆwein. vröude groˆz wart gemein von disen lantleuten, die sich des gesiges vreuten. daˆ wider vröude benam Baingranz, daz er gram was durch des ritters toˆt. dar umb er doch niht minner boˆt hern Gaˆwein der eˆren: er hiez dar naˆch keˆren, daz ime eˆre solte meˆren. Vil rıˆlıˆch handelunge, alte unde junge, an Gaˆwein sie keˆrten. vil grœzlıˆchen sie ine eˆrten mit aller hande sachen. man began ime uˆz machen sıˆnen geziuc gar niuwe. gar ganze triuwe erbuten sie ime alle aˆn untriuwen galle. ouch wart doˆ besuochet, daˆ mit wol beruochet hern Key wart sıˆn wunde, soˆ man von waˆrem gunde iemer beste kunde. Gaˆwein von dannen schiet. Baingranz dise diet muoste immer laˆzen vrıˆ. mit dienste waˆren sie ime bıˆ, bis er kam von dem land. uˆf sıˆn straˆze er sich wand vil slehtes gein Micholde, daˆ er hin solde. dem land was er naˆhen: einen wec er gevaˆhen

65 Gaweinen P Gaweinen P

73 SchEK ] jne P

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96 groszer P

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doˆ began zuo der winstern hant, der ine braˆht in daz lant, dar inne er einen maˆnoˆt reit und leit vil groˆze arebeit: wan daz lant was wilde, walt und gevilde was übel unde herte, und vil groˆz ungeverte muosten sie erstrıˆchen, dem sie niht entwıˆchen mit keiner hande dingen kunden. sie suochten, daz sie ze lest vunden, Madarp, daz castel: wol gevürdert unde snel wart dar uˆf ir reise. sie entwalt dehein vreise ouch kein kumber weder groˆz noch [klein. sust streich hin her Gaˆwein und sıˆne gesellen gemein. Sˆın arbeit ime niht verdarp: schiere kam er gein Madarp, daz er daz castel an sach, daˆ von ime liep geschach, wan er sıˆn mit willen begert. ouch wart er daˆ gewert mit einem antvange, daˆ von ich vil lange, deˆswaˆr, het ze sagen: des mac diu fabel niht vertragen, wan ez ze lange wære. als ein ritter eˆrbære, edel und gewizzen, und der sich gevlizzen haˆt an aller tugende bis in daz alter von der jugende, und der sıˆn haˆt guot stat, von dem castel ein eben pfat Gansguoter mit gesellen gie: Gaˆwein er gar minneclıˆche enpfie,

27209 keinen P

26 Sch] allen P

31 Sch]

64 minner (Adv.): ‘weniger’ 71 grœzlıˆche (Adv.): ‘sehr, aufs Höchste’ 74 geziuc (stM.): ‘Ausrüstung’ 96 lıˆden (stV.): (mit Akk.) ‘erdulden, erfahren’ 27206 vürdern (swV.): ‘vorwärts bringen, beschleunigen’ 18 antvanc (stM.): ‘Empfang’

447r

404

447v 27235

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Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 27232–27308 den er an der brücken vant, und kuste ine, als er ine bekant. uˆf stunt karte er sich von ime hin zuo den andern drin und enpfienc sie mit guot ouch in dem selben muot, als er Gaˆwein het getaˆn, und hiez sie vür sich gaˆn ze dem castel zer brücke, und giengen soˆ berücke ine naˆch Gaˆwein und Gansguoter. groˆzer vröuden gewer was in dirre süeze wirt. vröuden kunst vröude birt, wan sie ez kan gemachen. daˆ wider muoz swachen unwizzenheit und unkunst gar aller vröuden gunst, als ez dicke geschiht. des geschach aber hie niht: in wart gedienet harte wol und wirdeclıˆchen, als man sol, an allen dingen, als er ez wol bringen mohte, und ez ouch gern tet. sıˆn gewerb mit vriundes bet seite er ime des nahtes gar, und daz ine Artuˆs dar gesant hete vür waˆr. Darnaˆch Gawein ouch endelıˆchen [seit alle sıˆne arebeit und die groˆze aˆventiure, und bat ine raˆtes stiure, ouch helfe naˆch vriundes sit. diu vröude hie wonete mit von Artuˆs unde Iˆgern: Gansguoter tet vil gern, swes ine Gaˆwein an der rede bat,

34 Sch] sich Gansgüter vo¯ P 67 Artusen P 94 jne P 27302 wolte Sch] wil P

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soˆ ime sıˆn aller beste stat immer werden kunde. nu Gaˆwein in dem gunde und willen Gansguotern vant, sıˆn kumber endelıˆch verswant, und wart herzeclıˆchen vroˆ. hie mit giengen sie slaˆfen doˆ. Gaˆwein tet die rede kunt sıˆnen gesellen an der stunt und seite in sıˆn antwurt, daz er in iren kumber gar zervuort und vröuden liebe an ine ruort. An dem andern morgen Gaˆwein gar unverborgen die rede offenbærlıˆchen sagt. darzuo er die untriuwe klagt, die daˆ begangen het Gyramphiel. diu rede ine allen misseviel und begunden alle sprechen, daz sie ir herre rechen solten, daz wære michel reht. und jach daˆ manic guot kneht, daz er dar umbe wolt gern waˆgen, ob er solt, den lıˆp darumbe daˆ mit in. vil hart groˆzen ungewin und vreise sie doˆ seiten von den groˆzen arbeiten, die man daˆ müest vinden, daˆ von man sich entbinden niht enmöhte noch entrıˆden. daz müeste allez lıˆden, der ez daˆ wolt versuochen: soˆ müeste ine Heil beruochen, solte er immer von dannen komen, daz ime daˆ niht würd genomen von solher vreise sıˆn leben. die rede taˆten sie vergeben: inen enmoht nieman untroˆst gegeben.

76 da P

79.80 Sch] jne P

89 Ehr] herze P

41 berücke (Adv.) aus bıˆ rücke: ‘in ihrem Rücken, hinterher’ 55 bringen (an. V.): ‘vollbringen’ 57 gewerf, gewerp (stM.): ‘aufgetragenes Geschäft’, vgl. 5328, 27309 84 offenbærlıˆche (Adv.): ‘öffentlich’ 27300 entrıˆden (stV.): (refl.) ‘sich loswinden’ 8 untroˆst (stM.): ‘Entmutigung’

448v

Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 27309–27384

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Ir gewerb wart volendet und wart dar naˆch gewendet, daz Gansguoter wart bereit, wan er mit ine die arebeit muoste lıˆden unde tragen. war umb daz was, wil ich sagen. er haˆt an sıˆn selbes lant soˆ groˆzen zouber gewant mit alsolhen listen, daˆ vor sich gevristen nimmer mohte dehein man, ob er des hete waˆn, daz er dar durch wölte varn. daz haˆt er durch des tiuvels barn taˆn, die ime waˆren gesezzen und wolten vaˆren sıˆn ze allen zıˆten. den enmohte er niht gestrıˆten: wan sie haˆten mit ir kraft gar betwungen die lantschaft von zehen künigen rıˆchen alsoˆ garlıˆchen, daz inen daˆ nihts gebrast. disen unverwendelıˆchen last haˆt zerstoˆrt sıˆn groˆziu kunst, daz ime der risen urbunst niht geschaden kunde bis an die stunde, daˆ sie Gaˆwein ersluoc, daz er mit groˆzen vröuden truoc. hie mit sıˆ der rede gnuoc. Gansguoter gap ine allen zehant geruowete ros und ˆısıˆn gewant und darzuo vil veste swert. ouch wart Gaˆwein gewert einer solhen sarwaˆt, daran groˆzer tugende raˆt mit groˆzen listen wart gestalt:

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diu sarwaˆt haˆt den gewalt, swer sie truoc, daz er niht was überwunden und genas vor allem zouber. und ob er ieman bestüend, des gewer er müeste sıˆn an ritterschaft. ob er von deheines zoubers kraft sigehaft muoste wesen, der mohte daˆ von niht genesen, ez enwære an sıˆner manheit: wan disiu kraft übersneit jene kraft alsoˆ gar, daz ietweder bleip bar der kraft, die der zouber braˆht, und muosten beide bedaˆht sıˆn an ir selbes muot. beider kraft was ine niht guot, wan als ez muose steˆn an in. beide verlust und gewin muose an ir manheit ligen. swelher under in solt gesigen, dem wart zoubers helf verzigen. Ein swert gap er ime dar zuo. daˆ mit disiu rede nuo ze Madarp verendet wart. Gansguoter ez niht lenger spart: sıˆner gesellen nam er drıˆ unde geziuc, der daˆ bıˆ solte sıˆn, und reit von dan von der bürge durch einen tan mit disen uˆf dise straˆze. von diser bürge ich laˆze, wie diu erbuˆwen wære: wan ez ein lange mære würde sıˆn, solt ich ez sagen. dirre wec haˆt sie getragen schier hin durch den walt. ein gebirge was dar vür gestalt,

22 Sch] Das er dorch des tu`fels barn P 23 Tu´n P, Getaˆn Sch 33 Sch] zerstöret P 34 SchEK ] o vnbunst P 37 EKA] Das P 44 Sch] solcher P 61 SchEK ] beiden P 64 Sch] musz P 66 Sch] Müsze P 24 einem gesezzen sıˆn: ‘sein Nachbar sein’; vaˆren (swV.): (mit Gen. d. Pers.) ‘feindlich trachten nach, nachstellen’ 34 urbunst (stF.): ‘Mißgunst, Neid’ 37 sie = die risen 41 ˆısıˆn zu ˆısenıˆn (Adj.): ‘eisern’

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Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 27385–27452 daz hoˆch was unde groˆz: ein rütsche über den wec schoˆz, diu ine mit al besloˆz. Gaˆwein, der tiure degen, keˆrte vaste dar gegen, daˆ er die porte offen vant, und waˆnte daˆ durch saˆ ze hant mit ganzem vriden rıˆten. als er uˆf von der lıˆten den berc wolte stıˆgen, von ietwederm stıˆgen und oben von dem huˆse ze tale gegen der cluˆse vernam er vil michelen schal, als daˆ ritter sich ze wal uˆf wolten machen; brasteln unde krachen hoˆrte er vil vor ime daˆ. dar under enzunte sich saˆ ein ze maˆle groˆzez viure, daz bran soˆ ungehiure, daz ez mit al umbe vie die cluˆse unde die burc hie und bran in einem louge. hern Gaˆweins ouge tet dirre rede war, und keˆrte doch den wec dar, daz er sıˆn baz næme war. Als er sich nu gein der cluˆsen keˆrte, daz viure und der schal sich meˆrte und wart ze maˆle veste. „wol uˆf, hie sint geste!“ rief einez darunder. naˆch disem groˆzen wunder

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ein horn hart luˆte klanc. dar naˆch uˆz dem viure dranc von rittern ein presse (die brunnen als ein esse, die ein smit erblaˆsen haˆt,) gar naˆch ritterlıˆcher taˆt alle mit geneigten spern, als ob sie tjost wolten begern, mit zornigen gebæren. von disen starken mæren dise geste daˆ erquaˆmen, swie wol sie uˆz naˆmen, daz sie soˆ seˆre brunnen, unde doch erwunnen sie nie an dem muote, der naˆch strıˆte wuote soˆ gar mit unguote. Ouch naˆmen sie vil wol war: soˆ sich Gaˆwein gein ine keˆrte dar, soˆ keˆrten sie ime engegen; sus waˆren sie unerwegen, die wıˆle er soˆ gein ine hielt. swelher tücke er daˆ wielt, der waˆren sie ouch bereit. Gaˆwein von sıˆner manheit sıˆn spere ze hant neiget und haˆt gein in geseiget, als ob er sie eins tjosts wolt gewern. Gansguoter hiez ine des enbern und seit im, er wære toˆt. sıˆt ez ime Gansguoter verboˆt, soˆ muost er ez laˆzen. vil hart wider saˆzen sıˆne gesellen dise geschiht.

95 sigen P, vgl. EKA, Fe; Ehr setzt seige (stF., ‘Senke, Schlucht’), allerdings verwendet Heinrich häufiger grammatischen denn unreinen Reim 97 Sch] clusen P 27401 SchAEK ] brachen P 3 Sch] da P 10 SchAEK ] dirre war P 14 Sch] sich +gar +sere merte P 25 Sch] geneigtem sper P 32.33 Sin] erbunnen P 33 Ehr] Sich P, Siuch, Siech Sin 40.41 Sch] hielte : wielte P 44 Sch] neigte P 47 Sch] das P 48 SinEK ] in P 86 rütsche wohl zu oberdt. rutsch: ‘Erdrutsch, Bergsturz’, also ein ‘Geröllfeld’ o.ä., vgl. Fe, dagegen EKA 90 porte (stswF.): ‘Öffnung’ 93 lıˆte (swF.): ‘Bergabhang’ 95 stıˆc (stM.): ‘Steig, Pfad’ 99 wal (stNMF.): ‘Kampfplatz, Schlachtfeld’ 27408 louc (stM.): ‘Flamme’ 21 presse (stF.): ‘Schar, Gedränge’ 22.31 brunnen Nebenform zu brennen 29 erkomen (stV.): ‘erschrecken’ 32 erwunnen zu erwinden (stV.): ‘aufhören, ablassen von’ 48 er = Gawein (er stürbe, wenn er sich auf einen Kampf einließe) – oder es wäre zu bessern: sie wæren toˆt (bezogen auf die brennenden Ritter), vgl. EKA

451r

Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 27453–27534

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Gansguoter meˆr entwalt niht: er keˆrte den berc uˆf gein in. vor ime wichent sie alle hin gemeiniclıˆch hinder sich in daz huˆs den rehten strich und enbuten ime weder slac noch stich. Alsoˆ wichen sie ime alles vor, bis er mit ine in daz tor kam und sie wider treip. ir keiner meˆ daˆ beleip. war sie kaˆmen, daz ist mir unbekant. ouch verlasch daz viure ze hant, und wart stille alsam eˆ daz sie niht daˆ saˆhent meˆ, danne sie daˆ vor haˆten getaˆn, eˆ ditz wunder wær ergaˆn. alsoˆ bald sich daz wunder geliez, naˆch ime er sie rıˆten hiez aˆne alle angst durch die cluˆse gein einem schœnen huˆse, daˆ sie des nahtes bliben. dar ine wart diu zıˆt vertriben mit handelung vil guoter, als ine daz Gansguoter schuof mit groˆzem vlıˆze. des morgens naˆch imbıˆze uˆf ire straˆze sie wider riten, daz sie daˆ niht lenger biten, swie seˆre er sie des begunde biten. Gansguoter von dannen mit ine reit. von disem land er ine seit, daz ez sıˆn eigen wære, und hete ez soˆ gewære und sicher gemachet, daz er ungeswachet wære vor aller werlt dar an. hie mit riten sie von dan ein gevild, daz was lanc. daran ein gebirge dranc, ze maˆle hoˆch unde groˆz, daz ein walt umbe sloˆz,

81 es P 96 Sch] Dis P 99 Sch] stege P 30 Sch] Er wande P 32 Sch] sie P 53 entwellen (swV.): ‘zögern, verweilen’

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dic unde vinster. uˆf gein der winster dises gebirges rücke, gein einer hoˆhen brücke muosten sie keˆren den wec, ze einem gar smalen stec, dar uˆf ein ros kuˆm gegienc, der bis an die brücke vienc und mit groˆzer vreise hienc. Der stec sie an die brücke truoc, daˆ sie wunders genuoc vunden und ersaˆhen. schier kaˆmen sie ir naˆhen: nu reit Gaˆwein aber vor und die andern naˆch ime uˆf ein spor uˆf disem stege gemein. doˆ nu an die brücke Gaˆwein vor den andern gereit, ime wart mit ernst verseit an der brücken die übervart, wan sich diu port verspart mit einem vesten schoztor. ouch machte sich über die brücke vor ein moˆre, zwelf ellen lanc, der über sıˆnen rück swanc einen swæren slegel von ˆısen: den began er alsoˆ wıˆsen, daz er ine ze beiden handen vie und sich daˆ mit nider lie in daz wazzer ze tal: ze hant sich daz wazzer wal uˆf gein der brücken über al. Die brücke ez gar übergie von grund uˆf unde bevie dar zuo unz an Gaˆwein hin: doˆ was nieman under in, ern waˆnde doˆ wesen toˆt. und daz tet ine niht unnoˆt: wan saˆ wuohs daz wazzer an soˆ seˆre, daz ez ine an gewan die brücke und den stec.

27508 sıˆn spor Ehr

27524 wellen (stV.): ‘wälzen’

23.24 Sch] tale : wale : al P

452r

452v

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Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 27535–27610 sie mohten ouch niht den wec wider umb keˆren hinder sich. ouch was ez ir rehter strich gein Sardıˆn in daz lant, daˆ hin ir reise was gewant, diu gar unwendic muoste sıˆn. Gaˆwein tet des niergent schıˆn, als ob er verzaget wære in diser groˆzen swære, als mir verjach diu mære. Als diu brück was beslozzen und soˆ gar übergozzen von disem groˆzen vluˆme, daz man daˆ vil kuˆme mohte gekiesen daz tor, daˆ sie naˆhe hielten vor, und ime daz niht entohte, daz er dar durch mohte, wan ez von zwein sachen wart ine mit alle verspart, von dem wazzer und von dem schoztor: er wolte einhalp vor über daz wazzer hin keˆren und wolt daˆ mit eˆren eˆ toˆt verlıˆben, eˆ ine wider trıˆben immer keinerhand noˆt solde. als er iezuo wolde daˆ vor ine allen an daz wazzer sıˆn gevallen, Gansguoter rief ine vast an und bat ine die rede laˆn: ez müeste anders sıˆn ergaˆn. Daˆmit Gaˆwein die rede liez, als ine Gansguoter hiez, und gehabt als vor daˆ. Gansguoter keˆrte vür in saˆ gein der brücken durch den waˆc.

50 Sch] nach P

75 Sch] dar jn P

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daz schuztor er uˆf wac (daz haˆt er gering getaˆn), und hiez sie naˆch ime dan aˆne alle vorht rıˆten. gar aˆne widerstrıˆten sie ine der rede gewerten, wan sie des selben gerten. als sie nu kaˆmen durch daz tor, daˆ ine Gansguoter vor die brück in dem wazzer swam, disiu vreise ein ende nam und liez sich daz wazzer ze tal. dar naˆch kam ein groˆzer schal: der hal als ein donreslac, daˆ von diu brücke belac ganz und gar nider geslagen, und wurden dise getragen mit der brücken an den grunt und bliben doch alle gesunt, soˆ daz ine niht gewar an allen enden umb ein haˆr, weder an rossen noch an in. dirre sælden gewin braˆhte sie von Gansguotern hin. Ditz tet allez der moˆr, der von der brücken vor in daz wazzer gevallen was. daz ditz gesind daˆ genas, von Gansguotern daz kam, der sie von dem kumber nam mit sıˆner wol groˆzen kunst. doch muosten sie des wazzers runst swemmen uˆz dem grunde. vil wol er sie kunde, deˆswaˆr, daran bewarn. schier sie uˆz kumen waˆrn mit gewarsamkeit an den stat. Gaˆwein Gansguotern bat,

27609 EhrEK ] die P

37 strich (stM.): ‘Richtung’ 40 unwendic (Adj.): ‘unabwendbar’ 70 gehaben (swV.): ‘halten, stehen’ 72 waˆc (stM.): ‘Strömung’ 73 wegen (stV.): ‘bewegen’ 82 Akk. d. Strecke: ‘wo Gansguoter vor ihnen auf der Brücke im Wasser schwamm’ (vgl. EKA) 92 gewerren (stV.): ‘schaden’ 95.96 von Gansguotern ist kausal zu lesen: ‘Dieser glückliche Erfolg brachte sie dank Gansguoter von hinnen’, vgl. 27601f., EKA, Fe 27604 runst (stFM.): ‘Flußbett’ 5 swemmen (swV.): ‘darüber schwimmen’ 9 stat (stMN.): ‘Gestade, Ufer’

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Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 27611–27680 454r

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daz er ime seite diu mære, waz diu aˆventiure wære. doˆ sagt er ime, ez wære daz lant, daz Sardıˆn wære genant, und disiu aˆventiure wære soˆ ungehiure, daz sie vor getörste eˆ nie kein man besteˆn meˆ. ouch sagt er ime diu mære dar zuo, daz er sie het versuochet nuo, hete er ez durch ine niht getaˆn, soˆ lebte niergent kein man, durch den ez wære geschehen. ouch began er ime dar zuo verjehen, daz diu brück und diu vluot wære des landes huot, und daz sie kein man nie weder gereit noch gegie: soˆ stüend ez her umb sie ie. Dar zuo er ime meˆ seit, wie gar groziu arebeit an die brück wære gewant, darumb daz sie daz lant vor aller vreise solde behalten, ob ez wolde ieman von verren mit iht verwerren durch dehein gewalt oder von zorn. daz wære aber nu gar verlorn, sıˆt daz antwerc zerbrochen wære und belochen in dem wazzer mit alle, als er an dem valle selber het gesehen; und ime nimmer möht geschehen

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leider, dann dar an: ez enmöhte ouch nieman haˆn getaˆn, wan der den list künd und dem sin dar zuo günd ouch sıˆn manheit und sıˆn kraft; und jach, wie hart schadehaft wære dar an worden Gyramphiel und Fimbeus, unde waz geviel ine daˆ von groˆzer schaden, daˆ mit er immer meˆr geladen müeste mit groˆzer riuwe sıˆn, und ir beider lant, Sardıˆn, müez dulden kumber unde pıˆn. Ouch sagt er, daz er wære aller sıˆner swære gerochen an ine beiden, wan er sie geleiden an keinen dingen künde baz; und beschiet ime alsoˆ daz, daz ir landes veste, mit alle diu beste, diu ez vor aller vreise besloˆz, diu wære vürbaz immer meˆ bloˆz, swaz von zouber gehoˆrt, sıˆt sie nu wære zerstoˆrt, und möhte nimmer komen wider, und müez iemer ligen nider. des müezen ouch iemer meˆre sie beide und ir eˆre valwen unde swachen niuwan von disen sachen: nieman müge sie wider gemachen. Als er des underrihtet wart, aber uˆf die alte vart er und sıˆne mitgesellen keˆrten.

31 Sch] grosz P 36 an verren P; Ieman ane hern : verwern Ehr 37 +Vnd mit P 38 keinerhand P; P ersetzt meistens V dehein durch keyn bzw. keynerhand (so 1481, 7829, 8173, 10432, 11127 und 12209) 49 Sch] den P 54 groszen P 55 Sch] ny¯mer P 65 SchEK ] Das +er ir P 78 Sch] Als +nü +Gawein dis +alles vnderrihtet P 36 ‘von außen, von weither’ 37 verwerren (stV.): ‘in Unruhe bringen’ 38 dehein (Adj. Pron.): ‘irgend ein’ 41 beluˆchen (stV.): ‘einschließen, umschließen’ 47–50 vgl. EKA: ‘Es könnte auch niemand vollbracht haben, außer dem, der die List kannte, und dem seine Mannhaftigkeit und Stärke auch den Verstand dazu gegönnt hätten’ 53 gevallen (stV.): (mit Dat. d. Pers.) ‘zufallen, zuteil werden’ 55 er = Fimbeus oder Gansguoter? vgl. auch 27645f. 62 geleiden (swV.): hier wohl wie leiden bzw. geleidigen, ‘Leid antun, betrüben’

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Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 27681–27759 ir reise sie meˆrten, swaˆ sie iemer kunden. in vil kurzen stunden ein schœne burc sie saˆhen: der waˆren sie vil naˆhen, deˆswaˆr, kumen schiere. Gansguoter und die viere sich daˆ schieden ze hant. er tet aber vor gar bekant Gaˆwein, wie er solte varn und sich an allen sachen bewarn. er gap ime ein kleinoˆt, dar zuo er bat unde geboˆt, daz er des hüete wol. vriuntlıˆchen, als man sol, sagt er ime, wie er daˆ mit tuon solte naˆch dem sit, daz er ime wære helfesam. Gaˆwein ez vil gerne nam, wan ez ime ze staten kam. Als nu die rede geendet wart, Gaˆwein keˆrte gein Gahart, Gansguoter gein Micholde. dar ietweder solde, dar keˆrte er ze hant hin, doˆ diu schıˆdung under in muoste soˆ gar ungewendt sıˆn. Gansguoter groˆzer triuwen schıˆn Gaˆwein und sıˆnen gesellen tet. ouch huote gebotes unde bet Gaˆwein mit gewisser pflege. beidenthalben uˆf dem wege sparten sie sich kleine: si entstrichen niht seine: vil seˆre sie gaˆhten. alsoˆ sie der brücke naˆhten, sie vunden an er brücken staˆn Fimbeusen und sıˆne man, die zehant gein ine giengen, deˆswaˆr, und sie enpfiengen

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mit vil groˆzer hoˆchvart. daˆ mit wart diu port entspart und geoffent diu ˆınvart. Sie erbeizten zuo der erde. mit michelem werde wurden diu rosse gestalt; daz tet des wirtes gewalt. ouch wurden dise helde ze gewisser nahtselde, deˆswaˆr, wol mit eˆren braˆht, daz daˆ niht wart überdaˆht. inen was dannoch niht bekant, warumb dise in daz lant oder waˆ komen wæren, oder wie disen mæren wære: wan sie niht getruˆweten diser ungeschiht. ouch enwesten sie umb ein haˆr niht, daz Gaˆwein und sıˆn schar inen dar wæren ze schaden komen, swie er dem wirt het genomen daˆ vor den sigehaften stein: daz er ez wære, Gaˆwein, des enwesten sie niht über al. hoˆchvart unde vröuden schal prüeften sie den gesten, ir schaden alsoˆ vesten. ... Als ez nu Gyramphieln wart geseit, sie sante her ab die meit, die sie daˆ vor haˆt gesant gein Britanje in daz lant mit dem hantschuoch gein Karidol – als ir habent vernomen wol –, daz sie ir solte ervarn, wer die geste waˆrn. diu red ouch alsoˆ geschach. doˆ sie diu juncvrouw sach, sie kante die vier ritter an der stund. von den rittern sie begund

85 SchEK ] Des P 89 Sch] tet +yme P 90 Gaweinen P 27724 Sch] erden P 36 Sch] weren P 39 SchASinEK ] was P 47 dritter Reimvers fehlt, Initiale mit P 51 Brytanien P 55 Sch] wern P 57 Sch] Das P 98 helfesam (Adj.): ‘hilfreich’ einen Platz schaffen’

27714 seine (Adv.): ‘auf langsame Weise’

26 gestellen (swV.): ‘an

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456v

Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 27760–27836

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wider umb zuo ir vrouwen ˆılen: sie enwolte sich niht verwıˆlen, deˆswaˆr, umb iht underwegen. doˆ sie kande die vier degen, sie sagte ir vrouwen die mære, wie ez Gaˆwein wære. diu mære was ir niht swære. Gyramphiel vröute sich des vil seˆre. Gaˆwein, dem wart michel eˆre des nahtes daˆ erzeigt. diu vröude sie dar zuo neigt, daz sie den sighaften stein soˆ heten von Gaˆwein wider gewunnen mit der valscheit, unde daz sie allez leit an ime wolte rechen und ir triuwe gar zerbrechen: daz solte nu des morgens vruo wesen. Fimbeus gehofte ouch niht, daz er [genesen vor ime iemer kunde, die wıˆle er von Sælden gunde den stein wider gewunnen het. doˆ was der kraft sıˆn gewet daz vil rıˆch kostlıˆch ˆısin gwant, dar an diu kraft was gewant, swer ez ze einegem strıˆte truoc, daz den betwanc noch ensluoc kein zouber, wan des mannes kraft: anders was ez unsighaft: des enwesten aber dise niht. vil dick sıˆner ungeschiht vröuwet sich unwizzend der man, der dar an haˆt vröuden waˆn. alsoˆ muost ez Fimbeus ergaˆn. Als si nu des nahtes saˆzen ob dem tisch unde aˆzen, Gaˆwein vil wol gedaˆht, waz in dar hete braˆht,

70 Sch] sich P

87 Sch] +anders wan¯ P

27800

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411

und waz ime Gansguoter het geseit, doˆ er des aˆbents von ime reit und ime gap daz kleinoˆt. swaz er ime dar zuo geboˆt, daz was im niht vergezzen. doˆ sie nu alle waˆren gesezzen und wol halb haˆten gaˆz, Gaˆwein nam ditze vaz und gienc vür Fimbeusen staˆn: vil hövelıˆchen er began ze sagen sıˆn rede unde sprach, daz er dar an niht übersach: „ritter, ob ich sprechen sol, daz ir mir es günnent wol, und iuch niht dunket unvuoc, soˆ haˆn ich ze sagen gnuoc, als es iu ze dirre vrist bıˆ mir her enboten ist. soˆ ist ez darumb gewant: dar zuo haˆt man iu gesant ein rıˆchez kleinoˆt bıˆ mir, edeler ritter, daz süllent ir enphaˆhen mit werder gir. Daz haˆt künic Artuˆs getaˆn, wan er ez nieman baz gan dan iu durch die wirdikeit, diu ime von iu ist geseit: des habent ir genozzen. ouch süllent ir unverdrozzen hœren beidiu unde sehen, waz daˆ von mac geschehen: wenne ir wellent, daz sol ich sagen, und sol ez dar naˆch umbe tragen, daz ir die waˆrheit seht. wellent ir mir geben boten reht, soˆ daz ir mir niht versaget, noch mıˆn bet iu niht missehaget, diu dar an müez ligen, soˆ enwirt sie iu niht verswigen;

93 Sch] Fimbeusen P

70 sie = Gyramphiel (ohne Konjektur fehlt klarer Bezug) 78 hoffen (swV.): ‘erwarten’; er = Gawein 82 gewete (swM.): ‘Genosse’ 27804 gaˆz (Part. Perf.): ‘gegessen’ 12 unvuoc (Adj.): ‘unschicklich, unpassend’ 20 wert (Adj.): ‘ehrenvoll’

457v

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458r 27840

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Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 27837–27914 ich swıˆge aber, wirt mir verzigen.“ Fimbeus Gaˆwein gewert alles des er haˆt begert. loblıˆch unde eˆrsam Gaˆwein daz kleinoˆt nam und zeigte ez ine allen. doˆ muost ez wol gevallen allen den, die ez saˆhen, des sie ime gemeine jaˆhen. waz daz kleinoˆt wære? eˆ ich vürbaz diu mære sage, daz muoz ich sagen: wan sült ich iuch daz verdagen, daz würd der aˆventiure schade. ez was von gold ein kleiniu lade dar inne ein sollich bilde lac, daz einer aˆventiure pflac: swer ez niuwan an sach, daz dem ze slaˆfen noˆt geschach. deˆswaˆr, daz muost unwendic sıˆn, als ine doˆ muoste werden schıˆn. daz bevant ouch Fimbeus von Sardıˆn. Als nu Gaˆwein gewert wart, die rede er niht lenger spart. er sprach: „sıˆt ich nu gewert bin, soˆ wil ich list unde sin iu sagen unde zeigen, und wil iu dann vür eigen daz kleinoˆt laˆzen hie. ritter, nu vernement, wie ez umb daz kleinoˆt staˆt. des mac wesen kein raˆt: swer ez innen zuo an siht, dem mac des gewegen niht, er muoz slaˆfen ze hant. daz sol iu werden bekant, ob ich diu waˆrheit sage, soˆ ich daz kleinoˆt umb trage, als ir mich hiezent und ich bat:

27839 alles des +daz er P, alles daz er Sch ansahe : geschahe P 64 Sch, u`ch EK ] ich P

27880

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27910

nu wil ich sıˆn haben stat. besendent iuwer gesind, daz ich ez allez vind bıˆ einander, wıˆp und man, soˆ sehent ir, ob ich waˆr haˆn.“ sıˆn bet was gar gering getaˆn. Als nu daz gesind über al nider gesaz in dem sal naˆch Gaˆweines bet, die lade nam er ze stet und tet sie uˆf vil gar. er truoc sie vür die schar, daˆ sie alle saˆzen. ir selbs sie vergaˆzen, als sie daz bilde ersaˆhen. ze der erde vil naˆhen sie von slaˆfe alle sigen. daˆ mit liez er die ligen und tet den andern alsam. nieman er daˆ uˆz nam, den er in dem sal vant, niuwan daz ine an want und den wirt und ander drıˆ, die ime zer tavel saˆzent bıˆ, und sıˆn amıˆe Gyramphiel. dem wirt diu red wol geviel, unde haˆt ez vür einen spot. „immer müeze ime loˆnen got“, sprach er, „der ez sante her! ouch müeze mit sælden leben er, der sie her braˆht hab! deˆswaˆr, ez ist ein rıˆchiu hab, daˆ man nimt daz wunder ab.“ Hie mit sparte er die lade zuo und sprach: „ritter, sehent ir nuo, daz ich waˆr haˆn geseit? sıˆt iu daz kleinoˆt beheit soˆ müez ich iu sagen meˆ, wie ez umb daz kleinoˆt steˆ,

49 Sch] vertagen P 51 Sch] clein P 54.55 Sch] 70 Sch] Der P 99 Sch] P 27909 Sch] sperrete P

37 verziehen (stV.): (mit Dat. d. Pers) ‘verweigern’ 49 verdagen (swV.): ‘verschweigen’ 56 unwendic (Adj.): ‘unabwendbar’ 70 gewegen (stV.): (mit Gen.) ‘gegen etwas helfen, etwas von einem fernhalten’ 27912 beheit kontr. zu behagen (swV.): ‘gefallen’

459r

Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 27915–27998

27915

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459v 27925

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460r

27955

wan ich mıˆn sage dar an niht gar volendet haˆn. ir wizzent wol, wie ez geschach, daz sıˆn triuwe gar zerbrach an mıˆnem herren, künic Artuˆs, dirre herre, der in sıˆn huˆs kam und einer bet bat, der ime mıˆn herre guot stat tet und daz gesinde: doˆ loˆnete er uns vil geswinde, als die argen alzıˆt taˆten. swer ime sollihs hete geraˆten, deˆswaˆr, daz ist ime unkunt, wan soˆ vil, daz nu ze stunt ich mir daˆ von gedenke, daz iuch dar an krenke, daz ich ine bıˆ iu sihe. ob ich iu des raˆtes gihe, dar an soˆ missevar ich niht: wan swaz man an siht, daz liuget niht, ob er es giht. Swaz aber nu sıˆ dar an: er vuort mıˆnem herren von dan sıˆn kleinoˆt mit untriuwen: daz müez mich immer riuwen, daz ez ritter ie solte geschehen, daz man soˆ offenlıˆchen jehen ime müeze solher inziht, daˆ von er an triuwen enwiht iemer meˆr müeze sıˆn, als her an ist worden schıˆn. nu mac sıˆn niht raˆt wesen: sol ich sterben oder genesen, alsoˆ bin ich her komen: daz mıˆnem herren ist genomen, daz wil ich, als ein ritter sol, vordern. ouch sehent ir wol: ez ist uˆf beider sıˆten glıˆch, wan iuwer gesellen iegelıˆch mac haben wol den sıˆnen. soˆ laˆnt ouch ir schıˆnen ganzen heldes muot an mir!

27 ist mir unkunt Sch 27 ime = Artus auf dem Bock

32 Sch] ichs P

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27965

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413

unser ist niht meˆr, wan ich und ir. sıˆn ist zıˆt: nu strıˆten wir!“ Fimbeus sprach mit hoˆchvart: „deˆswaˆr, iuch sol disiu vart geriuwen, ob got wil. mich duˆhte sıˆn eine niht ze vil, solt ich mit iu vieren strıˆten oder tjostieren, ich widersæze ez klein. ich sprich niht, daz ich alein mit iu solte vehten: ich gan den guoten knehten, deˆswaˆr, ires gemaches wol. ich eine dise rede sol, her Gaˆwein, mit iu enden. swaˆ hin ir ez wellent wenden, des wil ich alles volgen mit!“ „der rede ich keinen wandel bit,“ sprach Gaˆwein, „nu sıˆnt bereit!“ diu rede was ime unverseit: diu tavel er von ime stiez, harnasch er ime bringen hiez, ros, schilt unde sper. daz braˆhten dise drıˆ her, wan nieman meˆr daˆ wachet. Gaˆwein sich uˆf machet und sıˆne geselleschaft an die strenge ritterschaft, diu nie noch was daˆ vor. dise aht vür daz bürgetor bereit mit einander riten: daˆ selbst muoste werden gestriten. ez wart ouch niht lenger gebiten. Al eine bleip Gyramphiel. ieglıˆchem der sıˆn geviel uˆf dirre tjostiure: zweˆne helden wol tiure (der namen sint mir unbekant) Lanzelet und Calocreant; Key geviel dem agleistervar. hie mischete sich diu kleine schar und verwar sich mit einander daˆ.

46 Sch] mag +es P

93 Sch] helde P

42 inziht (stF.): ‘Anschuldigung’ 96 agleisterfar (Adj.): ‘elsternfarbig’, = der Bote 98 verwerren (stV.): ‘verwickeln, verwirren’

460v

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461r 28015

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28035

Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 27999–28076 ieglıˆcher den sıˆnen saˆ, soˆ er immer beste kund, mit vaˆre ze aller stund. diu spere waˆren schier vertaˆn, und muost gering an die swert gaˆn: diu wurdent gar bald gezogen, und wart dkeiner des betrogen, er würde von sıˆnem gesellen wol mit ritters ellen genœtigt und ersuochet und mit slegen beruochet, soˆ daz ine daran nihts gebrast, sunder disen toˆtlıˆchen last muosten sie von einander tragen. beide gestochen und geslagen wart doˆ mit nıˆde wol: doˆ was schol wider schol, ganzer nıˆt wider nıˆt. alsoˆ werte dirre strıˆt mit gemeinem muot under in, daz an ine weder verlust noch gewin von keinem under in schein: sus was in noch gar gemein gelückes helf sunder mein. Mit slegen vil herten sich dise helde werten: soˆ riten dise ze vaˆre. in manigen wıˆs zewaˆre wart dirre strıˆt erniuwet: sich haˆt dar vertriuwet ein gar werender haz, der ir aller herz besaz: des muosten sie engelten. sie geruoweten vil selten mit dem lıˆbe und mit dem muote; ze laˆge und ze huote gelıˆch ir aller muot stuont, als vıˆnd ie ir vıˆnde tuont. des sach man doˆ manigen wanc,

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doˆ einer uˆf den andern dranc mit nıˆde und mit zorne. hinden unde vorne sach man der flammen blick von den helmen vil dick vliegen von den swertslegen. alsoˆ muosten dise degen solher arebeite pflegen. Des enmoht niht wesen raˆt: ir etelıˆches sarwaˆt würd von bluote wol begozzen, daz er vil ungenozzen doch waˆnde des strıˆtes sıˆn. Fimbeus von Sgardıˆn, hern Gaˆweins kampfgenoˆz, der was gar des schiltes bloˆz von Gaˆwein bestanden und haˆt von sıˆnen handen enpfangen zwoˆ wunden, daˆ von ime gar verswunden kraft und maht an den lit, und streit ime noch allez mit, deˆswaˆr, uˆf des steines troˆst, der ine dick het erloˆst von vreise, diu zem toˆde wac, doˆ er sıˆner kraft pflac: der was er nu besezzen. Gaˆwein, der vermezzen, ine an naˆch sicherung sprach, (wan er wol an ime sach, daz er niht lenger mohte gewern) wan er slüeg in ungern, ob er sıˆn wolt enbern. Gyramphiel der rede verdroˆz, des Fimbeus, ir vriunt, genoˆz; daz dirre strıˆt soˆ lange wert, der rede sie ze wizzen begert, waz dar an wære. ez was ir hart swære,

28032 Sch] geru`geten P 36 Ehr] ninder P, iender SchA, Als in der irre vıˆnde tuot Sin 43 Sch] swerten slegen P 58 Krafft maht vnd die lit P 62 Sch] Vor P 70 SchEK ] wol P 74 wissend P 28015 schol (swM.): ‘Schuldner, derjenige, der Genugtuung schuldet’ 25 vaˆr/e (stswF.): ‘Nachstellung, Hinterlist, Gefahr’ 28 vertriuwen (swV.): (refl.) ‘sich anvertrauen, geloben’ 58 lit (stNM.): ‘Glied, Gelenk’

461v

462r

Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 28077–28150

28080

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462v 28100

28105

28110

daz er ine niht ze hant sluoc. ir muot sie dar zuo truoc, daz sie uˆf die brücke gie und besach rehte, wie ez stüende umb ir amıˆs. sie wande, daz er ritters prıˆs an Gaˆwein het bejagt. ir waˆn ir harte missesagt, – sie waˆnde in haˆn überwunden – daˆ von ir herze gebunden was mit groˆzem leid. sie keˆrte ze ine uˆf die heid, daˆ sie allermeist striten und er mit lezlıˆchen siten vor Gaˆwein schirmes pflac. underwıˆlen kuˆm einen slac mohte er ze reht an gelegen: soˆ gar het ine erwegen diu arbeit und der degen. Nu sie sach, daz er soˆ gar der kraft was beliben bar, sie zougte sich ime unde sprach: „ritter, ob dir ie geschach liebe von mıˆner minne, des laˆz mich werden inne und verzage niht: du gesigest! ob du nu in kuˆm erwigest, des laˆ dir unmære wesen: er muoz sterben und du genesen, ob du dich niht bekrenkest und gar ze reht bedenkest, was muotes wıˆbes güete gıˆt der zuo dem hœhsten prıˆse lıˆt, den ieman mac erreichen. jaˆ kunde sie erweichen einen stein oder einen herten staˆl: daz sie ine erblicte ze einem maˆl,

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daz muoste er haben unde tragen. ouch enmoht sich des niht entsagen: von ir muost herten weichez blıˆ. sıˆt daz an wıˆbes güete sıˆ, liep amıˆs, soˆ laˆ an dir dir daz geschehen unde mir, daz als vor uns vröuwen wir.“ Von dirre manung huop sich ein wandelung saˆ an sıˆnem lıˆbe. von wıˆbes güete und von wıˆbe ime diu wandelunge kam: diu ime mit al benam alle sıˆne zageheit, und wart des lıˆbes soˆ bereit, als er sıˆn eˆrst begunde, und niht an ime enpfunde, wan gesuntheit, swie wol er wære wunt. wıˆbes güete machte ine gesunt. ahıˆ, wıˆbes süeze, wie gern ich dich grüeze und vürder dıˆn lobes prıˆs mit ganzen triuwen in allen wıˆs, swaˆ ich mac oder kan! ich bin ie dıˆn dienstman gewesen und wil immer sıˆn, die wıˆle und die tage mıˆn wernt, die ich leben sol: wan ez tuot mıˆnem herzen wol, soˆ ich von dir sprechen muoz; dıˆn vröuden bringender gruoz mıˆnem lıˆbe sanfte tuot wan du erhœhest mıˆnen muot, soˆ duˆht ich mich ein werltgot. nu lebe ich doch in dıˆnem gebot ie mit ganzer stæte: tuo mir, als du tæte

84 Sin] missagt P 98 EKA] zaugte P, zeigte Sch 28103 Sin] in kumber wigest P 14 Ehr] Da müste P 36 Sch] alle wijse P 40 Sch] Dwijle mich die P 43 Sch] vor P 47 dunke Sch; SchEK ] einwelt got P 90 mit lezlıˆchen siten: ‘mit schwindender Kraft’, vgl. EKA, Fe 94 erwegen (stV.): ‘anstrengen’ 98 zougen (swV.): ‘vor Augen bringen’ 28103 in = Gawein; erwıˆhen (swV.): ‘ermatten, ermüden’ 4 unmære (Adj.): ‘gleichgültig’ 6 bekrenken (swV.): ‘verletzen’ 14 ‘das mußte er sich gefallen lassen’

463r

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Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 28151–28230 den, die dir haˆnt gedienet bis her! wis mir vröuden gewer, als ich mit triuwen beger! Dˆın kraft gap disem recken maht, die an ime haˆt bedaht Gaˆwein unde kumbers noˆt. als ime dıˆn gewalt geboˆt, daz er unverzaget wære, doˆ wart sıˆner swære ze hant daˆ vergezzen: sust haˆt gar besezzen, swaz dir touc, dıˆn gewalt. hie genoˆz einer und engalt der ander vil harte dıˆn. Fimbeus von Sgardıˆn uˆf Gaˆwein keˆrte vast und tet disem gast groˆze noˆt an dem vehten. under disen guoten knehten wart der strıˆt vil herte. Fimbeusen geverte Gaˆwein vil kuˆme erleit, wan er mit solher arbeit ine an dem strıˆte betwanc, daz er ine naˆhe alsoˆ kranc het getaˆn sıˆner kraft, daz ime dirre swære haft den lıˆp naˆhe haˆt verstoln. daz truoc Gaˆwein verholn. nu ersach er, daz ez soˆ gie, uˆf sich er ine slahen lie, swaz er des wolte tuon. ouch liez er sıˆn selten suon wesen, swaˆ er mohte und sıˆner krefte tohte: daz enpfienc er mit listen; nu began sich alles gevristen mit sichern und mit wıˆchen. soˆ liez er naˆhe strıˆchen mit slahen und mit stoˆzen

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wider sıˆnen kampfgenoˆzen, swaz er des moht bringen: wan er sach ine ringen mit der müede soˆ seˆre, daz er in an der keˆre waˆnt gar überwunden haˆn. mit disen listen wider gewan sıˆn ganze kraft Gaˆwein, alsoˆ daˆ ze hant schein, wan er ime mit willen galt, swaz er haˆt uˆf ine gestalt an der vordern geschiht. er liez ine geruowen niht, bis er ine soˆ übersluoc, daz ine diu unmaht truoc von dem ros uˆf den sant und alliu sıˆn kraft verswant. alsoˆ wart ez umb ine gewant. Als nu ditz ersach Gyramphiel, vor leid sie uˆf die erde viel in unmaht wol zehen stunt, wan ir was dennoch unkunt, ob er lebte oder wære toˆt. Gaˆwein ir sıˆn helfe boˆt: vil gering er von dem rosse spranc, sıˆnen schilt er von ime swanc und keˆrte, daˆ diu vrouwe lac. uˆf von der erden er sie wac und hiez sie vroˆ wesen: ir amıˆs möhte wol genesen. des troˆstes wart die vrouwe vroˆ. gein Fimbeusen keˆrte er doˆ: der swuor ime doˆ sicherheit. Gyramphiel boˆt ouch den eit undeswuor bıˆ dem eid, daz sie die hantschuoch beid, daz vingerlıˆn und den stein wider gæbe hern Gaˆwein, daz er ine genesen liez unde sıˆn gevangen hiez

54 Sch] Die P 78.79 Sch] verstolen : verholen P 81 Sin] Vff jne er sich P 95 SchEK ] er an der P 96 Sch] wande P 28224 Sch] boit P 52 wis: Imp. zu wesen (stV.), ‘bleiben, sein’ 95 keˆre (stF.): ‘Wendung (des Kampfgeschehens)’

89 Ehr] nach P

71 geverte (stN.): ‘Benehmen, Art und Weise’ 28211 zehen stunt: ‘zehnmal’

464v

Garanphiel IIb: Rückeroberung der Kleinodien 28231–28261

28235 28236a

28240

28245

iemer meˆre vürbaz, und daz wære aˆne haz. hie mit was verendet daz. Noch was gar dissıˆt under disen sehsen der strıˆt, deˆswaˆr, unerwendet, ... eintweder müezen gesigen oder daˆ sigeloˆs geligen, daz gar gering dar naˆch geschach. der geste heil vür brach an des wirtes gesellen: ez wolte sie daˆ vellen, als ez dem wirt hete getaˆn. Key was der eˆrst man, der daˆ gesigte under den drin.

36 unerwendet (part. Adj.): ‘unbeugsam’

28250

28255

28260

417

der selben sigenunft gewin geviel den zwein dar zuo. hie mit keˆrten sie nuo uˆf daz huˆs ze den stunden, die geste mit den kunden; ouch wart der wirt dar uˆf getragen. hie wil ich niht meˆr sagen, wan daz ime gar wider wart daz kleinoˆt, und sıˆn vart Gaˆwein vürdert ze hant: soˆ bald die selb naht verswant, uˆf die reise er sich wider macht und schuof, daz erwacht daz volc, eˆ er von dannen rite. mit gar vröudenrıˆchem site keˆrte er von dannen sunder bite.

53 ime = Gawein

55 vürdern (swV.): ‘beschleunigen’

465r

Gaweins Gralfahrt II (28262–29767) Gawein und seine Gefährten trennen sich auf der Suche nach dem Gral; während er zur Schwester Gansguoters gelangt, die ihn detailliert auf den Besuch auf der Gralsburg vorbereitet, gerät Keie in einer Kapelle in zauberbedingte Gefangenschaft, die beiden anderen irren herum. Auf seinem Weg erlebt Gawein eine weitere Wunderkette, die ihn zu einer gastfreundlichen, verlassenen Burg führt. Schließlich trifft er Lanzelet und Kalocreant wieder, zusammen gelangen sie auf die Gralsburg. Die beiden Gefährten verschlafen die Gralzeremonie, während Gawein die erwartete Frage stellt und die Männer der Gralgesellschaft erlöst werden und verschwinden. Auf dem Heimweg nach Karidol treffen die Artusritter auf Angaras, der Gaweins Eid löst und die Ritter begleitet. In der Kapelle überläßt Gawein Keie seine zauberabweisende Rüstung, um ihm für die bevorstehenden Befreiungskämpfe zu helfen. Ohne Keie kehren sie mit Angaras zu Artus zurück.

28265

28270

28275

465v

28280

28285

ˆ f ein straˆze er keˆrte, U die ine der wec leˆrte, daˆ er hin solde gein dem land, da hin er wolde: der was hart wol getriben. sie entwelten weˆnic und beliben, deˆswaˆr, niendert underwegen: ir muoste daz gevilde pflegen, walt unde wildiu hab, und daz sie einegen trit dar ab in deheine wıˆse wolten komen, die wıˆle sie haˆten genomen Gaˆwein ze einem wıˆsære, swie wol er ungewis wære: wan ez naˆch waˆne was geschehen, daz sie ine haˆten ersehen ze alsolher gewizzenheit. diu geselleschaft die straˆze reit alsoˆ wol zwelf tage, daz sie weder mære noch sage nie daˆ von vernaˆmen, bis sie ze jungest kaˆmen gein einer habe wild, dar hin sie daz gevild truoc und diu straˆze: mit gar gelıˆcher maˆze die ein seˆ umbe gie.

74 Sch] Gaweinen P

28290

28295

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28305

28310

28315

keinen wec man daˆ vervie bıˆ dem seˆwe überal, weder uˆf noch ze tal, wan den, der sie truoc an den seˆ. man sach ouch daˆ niht vares meˆ, denn ob nie mensch dar kæme eˆ. Als sie nu niht envunden bıˆ dem seˆ noch enkunden keinerhand übervart vinden, sie wolten dennoch niht erwinden, die wıˆle sie der wec dar getragen hete kuˆme in zwelf tagen; swie ez sich an gevienge und ine dar an ergienge, soˆ enmöht es niht wesen raˆt: helm unde sarwaˆt geringe uˆf die soumære sie ludent, daz gewære daˆ von wære ir übervart. als nu daz allez bereit wart, sie sluogent die soumær an: naˆch ieglıˆchem ein ieglıˆch man swamte den soumæren naˆch. ine was uˆf die reise gaˆch: des sazten sie ine selbs weˆnic vür weder unvuor noch gevüer ine daˆ von widervüer.

95 Initiale fehlt Sch

69 phlegen (stV.): ‘sorgen für’, hier im Sinne von ‘Gastfreundschaft gewähren’ 77 ine = der wec 78 gewizzenheit (stF.): ‘Wissen, Kunde’ 89 vervaˆhen (stV.): ‘erfassen, finden’ 93 var (stF.): ‘Weg’ 28306 gewære (Adj.): ‘zuverlässig’, hier ‘gesichert’(?) 9 an slaˆhen (stV.): ‘mit Schlägen antreiben’ 11 swemmen (swV.): ‘darüber schwimmen, übersetzen’ 13 vür setzen (swV.): ‘sich vorstellen, den Sinn darauf richten’ (die Hauptbedeutung ‘Speisen vorsetzen’ (vgl. EKA) erscheint mitten im See eher unwahrscheinlich) 14 unvuore (stF.): ‘Nachteil’; gevüere (stN.): ‘Vorteil, Nutzen’

466r

Gaweins Gralfahrt II 28316–28391

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466v 28340

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Alsoˆ swummen si uˆf dem seˆ, daz ine geschach harte weˆ, den langen tac und die naht, daz ine kraft unde maht und den rossen entsweich, daˆ von ine mit al entweich der troˆst an dem leben, und haˆten sich ergeben: sie waˆndent sich wesen toˆt. doˆ half ine uˆz der noˆt ein unde, diu sie uˆz sluoc und sie da mit an den staden truoc. diu helf an der zıˆt was, daz dise geselleschaft genas von disem ungemach. si begunden umb ire sach ahten dirre reise und haˆten ir vreise vergezzen alsoˆ gar, als ob sie niht umb ein haˆr heten kumbers daˆ erliten. bıˆ dem seˆ sie niht lange biten: sie bereiteten sich, daz sie riten. Sie riten unverre von dan, daz sie giengen vier wege an, dar uˆf sie ir straˆze braˆht: under ine wart vil gedaˆht, welhen wec sie daruˆz næmen, daˆ mit sie eben kæmen eteswar in daz lant, daˆ ine würd bekant doch etelıˆche mære, daz ine behilflıˆch wære an iren arebeiten. nu enmohten sie bereiten sich mit niht zuo den wegen: doˆ riet Gaˆwein, der degen, daz sie sich alle schieden daˆ,

28316 Sch] swa¯mte¯ P, swammen EK Capitulumzeichens in P mit SchGlEK pflege P 87 Sch] flohe P

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und ieglıˆcher uˆf sıˆn slaˆ und sıˆnen wec næme vür sich. Key sprach: „daz lobe ich“, und die andern daˆ bıˆ. die drıˆ naˆmen der wege drıˆ, Gaˆwein den vierden gevie. dise vier schieden sich hie, swaˆ sie sich gesamelten oder wie. Ieglıˆcher sıˆnen wec streich, daz er dem nie entweich und volgte ime naˆch mit sıˆnem zoc über stein unde stoc, wazzer und gevild durch dise habe wild, daz sie groˆzen kumber liten und ez doch niht vermiten, swie weˆ ez ine tæte. sie waˆren soˆ stæte, daz sie daˆ von kein noˆt moht gescheiden wan der toˆt. alsoˆ riten sie besunder. Gaˆwein haˆt dar under, deˆswaˆr, manigen gedanc, daˆ mit er alsoˆ ranc als einic uˆf dem wege und mit emezlicher pflege, anders niht, wan daz er des gedaˆht. uˆz sıˆnen gedenken ine braˆht ein groˆziu aˆventiure: umb ine bran ein viure, eˆ denne er es iht weste, umb und umb soˆ veste, daz ez ine soˆ gar umb zoˆch. swar er keˆrte oder vloˆch, er mohte ime niht entrinnen. ie baz und baz enbrinnen ze einem ringe ez began, und bran ine soˆ naˆhe an,

52 Sch] riete P 62 Initiale nach Dreireim trotz fehlenden 73 Sch] gescheyden usz genomen der P 78.79 Sch] weg :

26 unde (stF.): ‘Welle’ 32 ahten (swV.): ‘über etwas nachdenken’; dirre reise: adv. Akk. ‘auf dieser Reise’ 44 ebene (Adv.): ‘gerade, bequem’ 50 bereiten (swV.): ‘(über etwas) unterrichten, informieren’ 61 ‘wo immer oder wie sie sich wieder treffen würden’ (vgl. EKA)

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Gaweins Gralfahrt II 28392–28471 daz ez ine ganz umbe gienc und enmitten in sich gevienc. in michelem kumber er daˆ gienc. Mit ime zoˆch ez in hin ˆın mit gewalt durch die erde hin ganz, als er daˆ reit, daz ez dar an niht vermeit. daˆ mit daz viure verswant. ez haˆt ouch Gaˆwein niht verbrant umb iht, noch berüert, wan daz ez ine haˆt gevüert in ein lant, daz vil schœne was, dar inne er vil wol genas. diu vrouwe, diu daˆ was dar inne, diu was ein gotinne: von der gewalt ez geschach. einen kostlıˆchen palas er daˆ sach, deˆswaˆr, wol erbouwen, dar uˆf wol tuˆsent vrouwen an den venstern umb saˆzen, die ire ougenweide maˆzen herab uˆf die heide, mit alsoˆ maniger meide. die waˆren gekleit soˆ wol, daz ich enmac noch ensol iu daˆ von geprüeven niht: mıˆn sage wær dar an enwiht, ˆ ventiure giht. als es diu A Gaˆwein gein dem sale keˆrt: daˆ wart er ze maˆle wol geeˆrt von vrouwen und von meiden vil gar ungescheiden mit irem rıˆchen antfang. dar naˆch vil unlang wart ime zuo der vrouwen geboten von zwei wol werden boten: zwoˆ juncvrouwen ez waˆren, die soˆ kunden gebaˆren, als ez an ir lıˆ be schein: wan dirre vrouwen kein

28418 Sch] ein wiht P bewiese P

27 Sch] zwein P

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duˆhte wider sie ze niht, kleider, schœn, geschiht; mit den er vil gerne gie. mıˆner vrouwen neic er hie und keˆrte mit den juncvrouwen von dan. sie hiezen ine vor in gaˆn gein einem rıˆlichen palas, daˆ diu gotinne inne was selb vierd gesezzen. Gaˆwein was niht vergezzen von ir sıˆner wirdikeit: des recken sie niht erbeit, bis er kæme naˆhen: sie wolt ine baz enphaˆhen und stuont uˆf mit disen drin von ir stat und gie hin, daˆ Gaˆwein gein ir gienc. mit groˆzem werd sie in enpfienc: sie kuste ine ze willekomen; darnaˆch wart der gruoz genomen von disen juncvrouwen sam, daz er mit willen allez nam, wan ez ime von herzen zam. Hie mit sie saz und ouch er. rıˆcher vröuden gewer was sie ime, daz ist waˆr. dar naˆch kam diu rıˆlıˆch schar uˆz dem palas gegangen, diu ine vor haˆt enpfangen, und saz ouch bıˆ ine daˆ. die lange rede ich hie laˆ, welcher hand kurzwıˆle daˆ wære; niuwan diu ganze mære, anders niht, ich hie sage. sie vraˆgte ine von sıˆnem bejage und bewıˆste ine aller ding daran, daz er des kunde gewan, wie er daˆ mit solte varn, und daz er sich solte bewarn vor slaˆfen aller meiste.

30 SchEK ] liebe P

54 ez in von Sin

67 Sch]

28412 mezzen (stV.): ‘prüfend richten’, hier wohl ‘(prüfend) betrachten’ 18 enwiht zu niwiht (stN.): ‘nihts’ 33 Interpunktion mit Sin; geschiht zu geschickede (stF.): ‘Gestalt, Benehmen’ 40 selb vierde: ‘zu viert’

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ob er daz allez leiste, soˆ verlüre er niht sıˆn arbeit. dar zuo sie ime meˆr geseit, daz er marcte uˆf die meide drıˆ, die ime und ir saˆzent bıˆ, und die zwoˆ, die sie sande, daz er sie wol bekande an lıˆbe und an gewande Und sie selben marcte mit in. er leite dar an sıˆnen sin, daz daz alsoˆ geschæhe. swaˆ er sie vaˆhe oder sæhe, daˆ solte er vraˆgen von dem graˆle; versæze er aber daz ein maˆle, daz sie uˆz giengen, und ine wider viengen slaˆf und diu müede, und traˆgheit uˆf sich lüede soˆ hart, daz ine betraˆget, daz er daˆ von niht vraˆget, oder wie er ez vergæze, daz er ungevraˆget sæze: soˆ wære ganz und gar verlorn diu arbeit, die er hete erkorn, und sıˆn reise daˆ mit. sie seite ime ouch, ob er rit umb und umb die werlt gar, ez töhte niht umb ein haˆr vür daz maˆle vür waˆr. Sie sagte ime, ob er wolde sich hüeten, er ensolde in deheine wıˆse niht trinken: anders er würd ime sinken in soˆ tiefen slaˆfe sıˆn muot, daz er sıˆn wære unbehuot, er müeste slaˆfen ze hant: soˆ wær ez darumb gewant. dar zuo tet sie ime kunt die aˆventiure uˆf den grunt,

75 Sch] er vf merckung hett vf die P 28501 Sch] wölde P 15 Sch] base P +ere ere P 39 Sch] stauwete P

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und daz Gansguoter wære ir bruoder. diu mære Gaˆwein gern vernam. von sıˆner amıˆen alsam sagt sie, daz sie wære ir bas. als nuˆ daz allez geret was, dennoch rette sie vür baz: Gyramphiel hiet alter haz umb ir amıˆs dar zuo braˆht, daz sie des het gedaˆht, daz sie ine wolt heizen sagen ze hove toˆt und erslagen mit solhem urkünd, den nieman wol künd der waˆrheit verzıˆhen; unde bat ir verlıˆhen einer bet hern Gaˆwein: des wære zwıˆvel dehein: kæme der bot ze hove eˆ, seite sie, ez geschæhe soˆ weˆ dem gesinde von groˆzer klage, diu soˆ endelıˆch die tage, die er uˆz wære, wert, daz nieman daˆ vröuden gert, ob man ez niht undervienge und daz daˆ von zergienge der hof und nimmer meˆre wider kæme an sıˆn eˆre. diu rede stöute ine seˆre. „Daz des iht müge ergeˆn, des mügen wir wol understeˆn,“ sprach sie, „mit dem kleinoˆt: daz widerseit iuwern toˆt. die hantschuoch und daz vingerlıˆn, daz müez bis morgen daˆ sıˆn! sie haˆt gesant an den wec einen ritter, der heizet Gıˆgamec, der dar braˆht daz houbet, des er iuch solt beroubet

83 sahe ader sehe P; Swaˆ er sie sæhe Sch 18 SchEK ] hielt P 32 SchEK ] sie P

88 Sch] slaffe P 38 SchEK ] sin

83 vaˆhen (stV.): ‘erfassen, wahrnehmen’ 90 betraˆgen (swV.): ‘verdrießen, nicht gelüsten’ 28518 hiet: Prät. Konj. zu haben 39 stöuwen (swV.): ‘anklagen, schelten’, hier wohl ‘beunruhigen’ 41 understeˆn, understaˆn (stV.): ‘abwehren, verhindern’

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Gaweins Gralfahrt II 28550–28621 haben, als er selber jach, daˆ von diu groˆze klage geschach. den stein sollent ir bıˆ iu tragen. noch muoz ich iu meˆ sagen, wie ez umb iuwer gesellen staˆt, und wie ez ine allen ergaˆt an dirre starken reise. sie gewinnen alle vreise, daˆ sie doch vor genesen, swie hart sie bekumbert wesen: wan Key wirt gevangen und muoz den kumber langen sıˆn tage tragen, bis er niwen ritter mit sıˆnem sper aˆne twaˆle betwinget, die ime ein magt bringet: daz enmac aber nimmer geschehen, wirt er vor zouber niht vürsehen und endelıˆch wol bewart, wan man sıˆn mit zouber vaˆrt: wirt er aber wol behuot, soˆ enwart nie ritter soˆ guot. ime möhte wol misselingen, ob er sie solt betwingen, mit alsolher vehte, ob dirre guoten knehte iener gesiget ein, daz iemer denne Kein sıˆn gevangen wære, und er den kerkære iemer müeste buˆwen daˆ. iedoch ich daz niht enlaˆ: ich wil iu geben den raˆt, der die aller beste helfe haˆt, ob er dannen komen sol, wie daz mac ergeˆn wol

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und anders, deˆswaˆr, mit niht: ir müezent ime durch die geschiht, wellent ir anders behalten den man, iuwern halsperc laˆn, soˆ geniset er, sol er komen von dan.“ Als si ez ime allez geseit, die wıˆle was daz ezzen bereit. diu nahtselde mit senfte wart. diu huˆsvrouwe niht enspart, swaz ze vröuden gezoˆch; daz gesind ez ouch niht envloˆch: ez half ir wol mit eˆren, als ez wol geleˆren sie ir vrouwe kund. ez wart ouch an der stund mit disem kleinoˆt gesant gein Britanje in daz lant, deˆswaˆr, ein vil schœniu magt, diu dise botschaft sagt, die man bıˆ ir enboˆt, und braˆhte dar daz kleinoˆt. ich sage iu wol, ez was noˆt. Gaˆwein bleip niht lenger hie. sıˆn alt reise er gevie, als ime wart gezeiget: den wec er geneiget nie einen vuoz dar ab. gein Illes zuo der rıˆchen hab keˆrte er doˆ sunder twaˆl. daˆ ime der vil edel graˆl gezeiget was ze vinden. er wolt ouch niht erwinden, weder sich noch den wec gesparn. alsoˆ muost er sehs tage varn, daz er sich vil kuˆme ernert, wan daz lant was verhert,

50 Sch] selben P 52 sullen P 61 Sch] lange P 74.75 Sch] alsolchem vehten : knehte P 76.77 Sin] Yeman gesigt einer/ Das jhener denn keiner P 84 SchEK ] dann P 89 Sch] laszen P 28602 Sch] Brytanien P 5 Ehr] manbur P, Manbur Sch, man dar Krüger; zur Diskussion, ob es sich um einen Eigennamen handeln kann, vgl. EKA, Fe 14.15 Sch] twale : grale P 63 niwen zu niun (num. card.): ‘neun’ 67 vürsehen (stV.): ‘beschützen’ 69 vaˆren (swV.): ‘auflauern’ 74 vehte (stF.): ‘Streit, Kampf’ 77 iemer (Adv.): ‘für immer’ 80 buˆwen (an. swV.): ‘bewohnen’ 28611.28612 ‘den ganzen Weg lang wich er nie einen Fuß davon ab’ 13 habe (stF.): ‘Besitz, Eigentum’, hier ‘Hafen’? Vgl. Fe 17 erwinden (stV.): ‘zurückkehren’ 18 gesparn: verstärktes sparn (swV.), ‘schonen, sparen’

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und was weide alsoˆ tiure, reht als ob ez ein viure het gar übergangen. des müest ine belangen: dar an er sich doch weˆnic stiez, und ouch dar umb niht enliez sıˆnen wec durch den gebresten. in einen walt vesten kam er, daˆ er wunder sach, daz vor ime daˆ geschach: er sach einen roˆten man, des lıˆp gar mit al bran, mit einer geisel trıˆben von den schœnsten wıˆben, deˆswaˆr, ein groˆze schar, die allerhande kleider bar unde nackent waˆren, als sie ir müeter gebaˆren, die got ze der welt ie geschuof: die uobten solhen jaˆmers wuof, der übel wære ze sagen: wan von irem jaˆmers klagen möhte Gaˆwein wol verzagen. Dar began Gaˆwein gaˆhen. als er ine nu kam soˆ naˆhen, iren swæren wuof sie liezen. zesamen sie sich stiezen und vlaˆhten ze einem houfen. ouch began gein ime loufen der man mit dem viure und kuste ime vil tiure beidiu beine unde vuoz, mit gebærden boˆt er ime den gruoz und began dar naˆch lachen. ouch begunden sich machen her vür dise süezen wıˆbe und dacten vor hin alle ir lıˆbe

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mit henden unde gruozten in. daˆ mit giengen sie wider hin und houften sich wider als eˆ. keinerhand rede wart daˆ meˆ, wan daz der man Gaˆwein neic und wider gie und gesweic, daˆ diu schar vor ime hin seic. Mit dirre rede er vür reit, wan ime nieman daˆ von seit, was ditz wunder meinte, wan daz sıˆn herz weinte der guot süezen wıˆbe noˆt, und daz von viures flammen roˆt dirre man soˆ hart bran. und verre reit er in den tan, bis er ein groˆz wunder vant: ein ritter snelles vür ine rant, und weˆlıˆche naˆch helfe rief: den mit den armen umbe swief ein wünneclıˆch schœne magt. dem ritter nieman naˆch jagt, wan ein wıˆp vil alt, diu mit michelem gewalt alles hinden naˆch streich, daz sie nie entweich, und vuort in der hand ein glas. doˆ iezuo naˆhe komen was der ritter uˆz dem walde, doˆ ˆılete sie vil balde und warf ez uˆf einen boum. daˆ mit wande sie den zoum wider unde keˆrte von dan. daˆ von diser walt bran von der stat ze ende uˆz, daz sıˆn niht umb ein gruˆz beleip, und verbrante gar, eˆ denn er sıˆn wart gewar,

472r

472v

o

44 Gawein sin verzaget P (vgl. EKA), Gaˆwein verzagen Sch 52 SchEK ] jne P 53.54 Sch] fusze : o grusz P 59 Sch] jne P 70 got süszer P, gotsüezer SchEK, nur hier belegt 71 Sch] da von fu`wres fla¯mes P 76 Sin] welches P, welher SchEK 85 EK ] Do +sie iezuo PSch 25 belangen (swV.): ‘lange dünken, langeweilen’ 26 stoˆzen (stV.): (bildl.) ‘Anstoß nehmen’ 28 gebrest(e) (stswM.): ‘Mangel’ 40 Satz schließt an 28635 an 41.47 wuof (stM.): ‘Jammergeschrei, Klage’ 54 gruoz bieten: grüßen 64 lies wohl mit Sin gesweich, Prät zu geswıˆchen (stV.): ‘schwinden, entweichen’ 82 alles (Adv.): ‘immer fort’ 85 naˆhe (Adv.): ‘beinahe, fast’ 95 er = Gaˆwein; sıˆn = des Waldbrands, des Ritters und der meit (vgl. auch EKA)

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Gaweins Gralfahrt II 28696–28765 den ritter unde disiu meit. ditz groˆz herzenleit Gaˆwein vil tiure kleit. Als er wol marcte daz, hie mit reit er vürbaz, soˆ er beste kund. in vil kurzer stund widervuor ime groˆz wunder: er sach ein unkunder mit einer starken keten – daˆ mit ez nu was geweten ze einem rise –, die ez nuoc. daz selb unkunder truoc einen altherren grıˆsen, den man wol moht prıˆsen von schœne und geziere. ouch was er zuo dem tiere mit guldıˆn banden an vüezen unde handen vil hart gebunden oben unde unden. er haˆt in der rehten hant von einem roˆten joˆchant ein vil schœn munsiol. daz was einer materjen vol, ˆ ventiure niht enseite, die mir diu A wan daz sıˆner arbeite mit al Gaˆwein vergaz, als er sach ditze vaz und dar zuo den geruch smaht: er gap ime ein alsolhe maht, diu alle gebresten an im daht. Gaˆwein sie lang an sach: ir ietwederz nihts ze im sprach, und lebten doch, daz sach er wol.

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er tet, als ein man tuon sol: er neigte ime und reit vür. nu kam er uˆf ein gespür, als ob ime ritter riten vor. er sazte sich uˆf die spor: er wolt niht erwinden, ob er möhte vinden, wer dise ritter wæren: ob er iht von mæren künd ervarn von in. alsoˆ reit er alles hin mit ˆılen vür sich uˆf dem wege, und duˆhte ine, wie er huofslege vil naˆhe hoˆrte bıˆ ime daˆ. nie kam er ab der slaˆ, bis sie ine braˆhte vür den walt. sıˆn arebeit diu reise galt: er wart die ritter ansehent, die vaste strichent vor im schehent gein einem huˆse, daz daˆ lac und wol groˆzer schœne pflac, wan zuo dem aˆbent neic der tac. Gein dem selben huˆse er keˆrt. sıˆn reise er ouch meˆrt durch gewisse nahtselde, und daz er die helde alle sæhe, die vor ime rıˆten: des wolt er niht bıˆten, wan er sie gern hete erriten. si envuoren niht in den siten, daz ez möht geschehen: er mohte sie niht wan an sehen. niht naˆher moht er in komen: alsoˆ haˆten sie sich vür genomen, wan ir gevert was snel.

97 Ditze Sch] die P 28704 ein SchEK ] einen P 7 rijse die P] rıˆse daz Sch, rijse das EK 12 Sch] tier P 25 Sch, vgl. 7322] smackt P 27 Diu Sch] Das P; alle SchEK ] allen P 43 SchEK ] vf slege P 48 Sch] an sehen P 53 Initiale nach Dreireim trotz fehlenden Capitulumzeichens in P mit SchGlEK 57.58 Sch] ritten : bitten P 97 herzeleide (stF.): ‘tiefe Betrübnis, Herzeleid’ 28704 unkunder (stN.): ‘Untier, Monster’ 6 weten (stV.): ‘zusammenjochen, verbinden’ 7 die = die kete; zu rise (swM., ‘Riese’) bzw. rijse vgl. EKA, Fe 19 munsiol: ‘Becher, Schale’, vgl. EKA, Fe 25 smecken (swV.): ‘kosten, schmecken, riechen’ 26 maht (stF.): ‘Kraft’ 33 gespür, gespor (stN.): Coll. zu spor, ‘Fußspur’ 36 erwinden (stV.): ‘ruhen, zurückkehren’ 48 finite Form von wesen mit Part. Präs. bezeichnet Handlungsbeginn 64 vür nemen (stV.): (refl.) ‘voraus sein’

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vor ime in daz castel sach er sie rıˆten alle mit michelem schalle. deˆswaˆr, des was er harte vroˆ. gein dem huˆse keˆrte er doˆ: dahin kam er naˆch in alsoˆ. Daz huˆs er offen vant, dar inne erbeizte er ze hant und schuof ime sıˆn gemach. nu hoˆrt er nieman noch ensach, des wunderte in vil seˆre. alle dises huˆses keˆre ersuochte er vil ange. alsoˆ gienc er vil lange, daz er niemans wart gewar, wan ein tavel vant er gar von der aller besten spıˆse, die in keiner wıˆse ieman kund erdenken. swer ime wolte schenken, des vant er allen raˆt. ouch was kein missetaˆt an tweheln noch an tischlachen, daz ieman moht geswachen, swie gerne er ez wolt. zwei becken von golt waˆren mit wazzer bereit. da enwas kein ander arbeit, wan daz man zuo dem tisch saz und alle wirtschaft az und tranc, ob er ez niht vergaz. Ditz vant er allez uˆf dem sal. alsoˆ tet er in dem marstal: aller erne genuoc, der diu erde ie getruoc von korn und von höuwe

77 SchA] dise P 88 zweheln P 28801.28802 Sch] heuw : streuw P 16 zerstörte P

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und von weicher ströuwe, ouch von luˆter süezer trenke. swie vil ein man gedenke gemaches, des was meˆr daˆ. Gaˆwein gienc uˆf den sal saˆ und tet der ritter aber war: den vant er bloˆz unde bar, als er vor haˆt getaˆn. doˆ er nieman vant, doˆ was sıˆn waˆn, sie heten sich zuo gemach gelaˆn. Nu vant er ein tür verspart: des er harte vroˆ wart und waˆnde, sie wæren dar inne. vil lıˆse mit sinne, daz er sie iht verstoˆrte, ob er ieman doˆ hoˆrte in der kamern oder vunde, ze luˆstern er begunde ein vil lange wıˆle an der tür: da enhoˆrte er wider unde vür nieman, des er moht versteˆn. daˆ von wolte er niht von dannen geˆn, bis er die waˆrheit vant: die türe stiez er mit der hant uˆf unde gie dar in. er suochte her unde hin: da envant er weder wıˆp noch man, anders wan ein bett vant er staˆn mit soˆ rıˆlicher vederwaˆt, daz diu werlt niht bezzers haˆt, und an kultern groˆzen raˆt. Groˆz wunder in des nam, daz ez allez soˆ eˆrsam was, swas in dem huˆse was, beidiu kamer und palas, und swaz dar inne werdes lac,

91 beckin P, becke Sch 8 Den SchEK ] Der P

99 Sin] eren P, eˆren Sch 12.13 Sch] verspert : wart P

77 keˆr (stM.): hier ‘Ecke, Winkel’, vgl. Sin, EKA, Fe 78 ersuochen (swV.): ‘erforschen, untersuchen’; ange (Adv.): ‘mit ängstlicher Sorgfalt’ 81 gar (Adj.): ‘bereit’ 88 twehele (stswF.): ‘Leinentuch’ 89 geswachen (swV.): ‘schwach machen’ 99 erne (stF.): ‘Ernte’ 28807 waˆr tuon: ‘sich umsehen, achten auf’ 11 ‘. . .sie hätte sich zur Ruhe begeben’ 16 verstoˆren, verstœren (swV.): ‘stören, beunruhigen’ 19 luˆstern (swV.): ‘lauern, horchen’ 22 versteˆn (stV.): ‘wahrnehmen, merken’ 32 kulter (stMNF.): ‘Steppdecke, dicke Bettdecke’; raˆt (stM.): ‘Vorrat’

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Gaweins Gralfahrt II 28838–28916 und des alles nieman pflac, wanne diu rede wære geschehen, und daz er doch hete gesehen ritter, die vor ime riten und des huˆses niht vermiten, waˆ hin die wæren komen, daz er des niht hete vernomen, wan er sie dar ˆın rıˆten sach. maniger hant gedaˆht er und sprach noch disem groˆzen wunder. nu gevie ine dar under ein hunger, der ine von dannen treip, daz er niht lenger daˆ beleip, und gie wider in den sal, daˆ er von ezzen michel schal deˆswaˆr, und von trinken vant. sıˆnen staˆlhuot er abe bant und twuoc sıˆne hend. der tavel an ein end saz er uˆf einem tapeiz, der aller von golde gleiz, dar uˆf ein küssıˆn was bereit. sıˆn swert er uˆf die tavel leit vür sich und sıˆnen staˆlhuot: daz was gewer und duˆhte in guot, wan alzıˆt naˆch strıˆte stuont ime sıˆn [muot. Er az seˆre unde tranc und haˆt manigen gedanc darunder iedoch: wan er meinte, daz noch die ritter wider kæment und sich des an næment ze laster, daz er ir niht beit. umb sust haˆt er die arebeit, daˆ mit er was bevangen. wolt ir dar umb belangen, daz er daˆ eine müese sıˆn? deˆswaˆr, daz muoste daˆ werden schıˆn. schier haˆt er genuoc gaˆz:

47 Nach PSch 52 michelen P, micheln Sch 28909.28910 Sch] versu´chte : beru´chet P

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niht lenger er daˆ saz, die tavel er gerihtet lie. er stuont uˆf unde gie herab vür daz bürgetor und stuont daˆ vil lange vor, ob er verre oder naˆhen daˆ ieman möhte vervaˆhen, der gein dem huˆse wolde. ob er immer daˆ solde steˆn, er sach daˆ niht. swaz ime daˆ nu geschiht, daz muoz er tragen, swie er mac. hie mit endte sich der tac, wan ime diu naht obe lac. In daz huˆs gie er wider und leite sich slaˆfen nider in die kamer saˆ ze hant, daˆ er vor hin daz bette vant, deˆswaˆr, sunder sorgen und slief bis an den morgen, daz er doˆ eˆrst erwachet. gering er sich daˆ uˆf machet und gie in den palas. diu tavel aber gerihtet was als eˆ und noch vil baz. Gaˆwein wunderte, wer daz soˆ geringe het bereit dar. von dannen gie er und nam war, ob er noch ieman sæhe, durch den daz geschæhe. er sach nieman über al. nu gie er in den marstal, umb daz er versuochet, wie sıˆn ros wære beruochet. daˆ vant er sıˆn ros alsoˆ sat, daz er sıˆn niht wandels bat. doˆ bereitet er ez an der stat. Daˆ mit gie er wider von dan uˆf den sal, daˆ er verlaˆn het disen rıˆchen imbıˆz,

70 Sch] beite P

82.83 Sch] nahe : verfahen P

46 sprechen (stV.): (mit Dat.) ‘sprechen von etwas’ 52 schal (stswF.): ‘Schale’ 55 twahen (stV.): ‘waschen’ 62 gewer (Adv.?) zu gewer (stF.): ‘Behutsamkeit, Vorsicht’ 73 belangen (swV.): ‘lange dünken, sich langweilen’ 74 müese: 3. Sg. Prät. Konj. zu müezen 76 gaˆz (Part. Perf.): ‘gegessen’

476r

Gaweins Gralfahrt II 28917–28988

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dar an lac micheler vlıˆz. er saz dar zuo und anbeiz aber uˆf jenen tapeiz, daˆ er vor was gesezzen. geringe naˆch dem ezzen bereitet er sich uˆf die vart. vil gering er bereit wart: daˆ mit er von dannen reit unde ouch niht lenger beit. und als er der brücke kuˆme haˆt gekeˆrt den rücke, diu brücke sich uˆf swief. naˆch ime mit süezer stimme rief ein magt, diu mit zühten sprach: „her Gaˆwein, wære iuwer gemach hie gewesen vil guot, ir heten sin, willen unde muot vunden an der huˆsvrouwen. des süllent ir ir getrouwen und an dem gesind alsam.“ als er nu die rede vernam, er wolt gesehen haˆn die magt, diu ime dise rede sagt. doˆ was sie hin, daz er klagt. ˆ f den wec er sich wande U und reit in dem lande einen gar ganzen maˆne, daz er nie wart aˆne kumber und gebresten. hete ine soˆ noˆtvesten manheit niht gemachet, ine hete soˆ verswachet der gebrest und diu arebeit, daz er müeste sıˆn verzeit. doch krankte ez ine gnuoc. dirre wec ine in ein lande truoc,

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daz groˆzer rıˆcheit pflac und soˆ erbuˆwen allez lac, daz daˆ nihts gebrast, swaz daˆ haben solte der erden mast von korn, boumen unde reben, und swes diu werlt solte geleben, an allerhande rıˆhtuom. daz wart Gaˆwein hart vrum: er was verdorben hart. reht als ein boumgart was ditz lant über al: ez was grüene und niht val und guots gesmacks vol in allen wıˆs. ein irdischez paradıˆs möhte daz lant wesen wol. ez was aller wünne vol, diu ein mensch ie haben sol. Eˆ denn er kam in daz lant, ein schœne aˆventiure er vant, der er ze sehen seˆre begert: er sach ein viurıˆn swert breit uˆzer maˆzen: ez huote der straˆzen gein einer vesten cluˆse, diu vor einem huˆse stuont, daz vil kluoc was, und was sıˆn muˆre als ein glas durchsihtic unde lieht: sich mohte dar in verhelen nieht, man het ez uˆzwendig gesehen. ich enweiz, wann ez wære geschehen, ez was mit alle lære. Gaˆwein duˆhte die mære vremde sıˆn und seltsæne. als ich mich wol verwæne, daz was kein unbild,

19 aber Krüger] V`ber P 23 Sch] bereitet P 32 PSch] Hie +niht Sin, Ie Ehr 43.44 Sch, vgl. 277] monad : one P 46 Sch] Hatte P 51 Sch] krenckte P 52 in ein SchEK ] in dem P 65.66 Sch] wijse : paradise P 69 iemer PSch 83 EK, Ichn weiz Sch] Jch wisz P 84 Sch] were P 86.87 Sch] seltzame : verwane P 28918 anbıˆzen, enbıˆzen (stV.): ‘essend oder trinkend genießen’ 19 tapeiz: vgl. afrz. tapis, ‘Teppich’ 28 sweifen (stV.): ‘schwingen’ 46 noˆtvesten (Adj.): ‘fest in der Not’ 51 kranken (swV.): ‘krank machen’ 56 mast (stMFN.): ‘Frucht’ 78 kluoc (Adj.): ‘zierlich, hübsch’ 84 lære (Adj.): ‘leer’ 87 verwænen (swV.): (refl.) ‘vermuten, glauben’ 88 unbilde (stN.): ‘das Unbegreifliche, Ungeheuerliche, Wunder’

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Gaweins Gralfahrt II 28989–29063 wan diu geschiht was gnuoc wild. hie liez er daz gevild. In dem lande vuor er: daˆ vant er alle sıˆn ger, swes ime zuo dem lıˆbe gezam, bis vil gar wider zuo genam sıˆn kraft, und er sich wider erholt des kumbers, den er haˆt gedolt. nu began ine uˆz dem wald tragen der wec inner zwelf tagen von dannen in ein ander lant, daˆ er sıˆne gesellen vant, Kalocreant und Lanzelet, daz ime von herzen wol tet. die zweˆn waˆrent irre worden gar: er hete ir niht umb ein haˆr gekant, wan durch daz waˆfen. nu vant er sie slaˆfen under einem boume durch gemach, dar ime ze rıˆtene noˆt geschach. diu selb vröude ir slaˆf brach. Key was gein Illes komen und haˆt von dem graˆle vernomen daˆ soˆ vil der mære, daz ein aˆventiure wære in einer cappel, in der hab, swer dar kæm, der möht dar ab der rede komen ze ende, von dem graˆle und von gebende lœsen vil manigen lıˆp, beidiu man unde wıˆp, die mit noˆt wæren gevangen. daˆ was ime missegangen von unglück, daz ist waˆr. in die cappel kam er dar: dar in vant er anders niht wan ein bild und ein geschiht, daz naˆch einem menschen was gestalt,

29008 Sch] not +hin P 59 EK ] Jne P

15 Sch] kam P

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20 waren P

reht als ein ritter alt ditze bilde bevie und was ime durch beidiu knie gestochen ein scharpfes sper. als er daz vant, daz brach er und suochte dar inne daz bluot. daz riet ime sıˆn vreveler muot: ez wær ime gewesen guot, hete er ez [behuot. Hie mit er sich selber vie, wan ez stuont alsoˆ hie: von swem diu aˆventiure geschach, daz er daz bilde zerbrach, der muoste daˆ immer sıˆn tage mit jaˆmer und in jaˆmers klage in der gevencnis leben, ern möhte ir ein ende geben mit uˆzgenomener manheit, ˆ ventiure seit: die mir die A hete er alsoˆ groˆze kraft und wære dar zuo soˆ manhaft, daz er getörste strıˆten sunderlıˆchen ze niwen zıˆten, ze iegelıˆchem maˆle gar aˆne undertwaˆle mit niwen recken unervorht, der nie keiner wart entworht, deˆswaˆr, noch mit ritters taˆt, und doch ir iegelıˆcher haˆt ez sıˆn tage versuochet und sich alsoˆ beruochet von zouberlıˆchen dingen, daz sie niht mac betwingen: ime kan niht misselingen. Nu ist Key missegangen, soˆ daz er ist gevangen, und moht nimmer wider komen, heten ine die vrouwen niht genomen

37.38 Sch] gescheh : zerbreh P

42 Er P

89 wan: ‘auch wenn’ 96 doln (swV.): ‘dulden, ertragen’ 29017 gebende (stN.): ‘Fessel’ 28 bevaˆhen (stV.): ‘erfassen, umschließen’ 48 niwen zıˆten: ‘neunmal’ 50 undertwaˆle (stF.): ‘Pause, Aufenthalt, Verzögerung’, vgl. GraEKA 52 entwürken (swV.): ‘zunichte machen, besiegen’ 60 missegaˆn (V. an. red.): (mit Dat.) ‘fehlschlagen, übel ergehen’

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Gaweins Gralfahrt II 29064–29145

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in ire gebet hin ze got. ob er ie geprüevet spot, des muost er nu ze buoze staˆn. nu laˆnt ime niht missegaˆn, süeze, sælige, reine wıˆp! waz hülf ez iuch, ob er den lıˆp niuwen durch den schimpf verlür und man an iuwer gnaˆde kür alsoˆ gar groˆze ungüete? nu wendent iuwer gemüete, ze welhem teil ir wellet. wellent ir: er vervellet; wellent ir: er ist genesen. diu wal muoz an iu wesen. swes aber ir niht wellent enbern, des wil er von iu begern iemer meˆr in sıˆnen tagen, und wil ez mit vröuden tragen, ob er anders kumet von dan. des süllent ir genaˆde haˆn: deˆswaˆr, aˆn iu möht sıˆn niht geschehen, als er selber giht. ist ez, daz er wider kumt, an zwein dingen iuch daz vrumt: einz ist, daz er iemer ist iuwer schirm, sıˆt er genist, wan daz von ime geschehen muoz. ouch enmac iuwer gnaˆden gruoz verwirken kein missetaˆt die wıˆle in iuwer gnaˆde begnaˆdet haˆt, daz ist iuwerm lobe guot; doch wirt noch verrücket huot, ob ine Gelücke ledic tuot. Dise rede ich hie laˆze. sust vant uˆf der straˆze her Gaˆwein dise zweˆn: doˆ muoste vröude ergeˆn. als sie nu einander ersaˆhen, Gaˆwein sie beide verjaˆhen vil kumbers unde arebeit, der ieglıˆcher sunderlıˆchen leit,

74.75 Sch] wellent : vervellet P ander P

77 Sch] wale P

65 prüeven (swV.): ‘hervorbringen, anstiften’ 29114 uˆf haben (swV.): ‘innehalten’

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und ouch mit einander liten, sıˆt sie mit einander geriten. ouch sagte ine Gaˆwein sıˆn geschiht. si entwelten daˆ lenger niht, wan ez was worden spaˆte: von dannen riten sie vil gedraˆte, und ir geziug gienc ine vor. gegen ine her daz selbe spor vaste ein guot kneht drabt mit ˆıle, der niht uˆf gehabt und wolt den wec niht begeben, bis er ine kam eneben. er tet wol vriundes schıˆn: vil groˆz willekomen sıˆn hiez er den herren Gaˆwein und sıˆne gesellen gemein ime und sıˆnem herren und got. deˆswaˆr, daz meint er sunder spot: daz er wol bescheinte sıˆt, wie er ez meinte. von sıˆnes herren wegen er sie bat, daz sie ime des tetent stat, daz er sie in sıˆnem lande (daz wære ime sunder schande) solte mit dienste eˆren und wolten mit ime keˆren ze huˆse: ez wære naˆhe daˆ, und wæren uˆf der rehten slaˆ. des antwurte im Gaˆwein saˆ: „Gnaˆde hab iuwer herre und ir,“ sprach er, „und wizzent, daz wir vil gern ze sıˆnem huˆse komen, ez sıˆ denn, daz uns werd benomen der wec mit swertes slegen.“ daˆ wider sprach dirre degen: „des wil ich iu sicher sagen: iuch sol dirre wec tragen rehte uˆf daz huˆs hin. sıˆt ich von iu gewert bin, soˆ wil ich wider gaˆhen (ez ist hie bıˆ vil naˆhen),

29105 SchEK ] riten P

6 SchEK ] sie ein

71 kiesen (stV.): ‘wahrnehmen, erkennen’

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Gaweins Gralfahrt II 29146–29217 und rıˆtent ir, swie sanft ir welt.“ hie mit gaˆhet von ine der helt und was ine vil snell entriten. nu wizzet ouch, daz sie niht biten uˆf dem wege naˆch ime lang: wan von hungers getwang liten kumber dise zweˆn. gar schier saˆhen sie vor ine steˆn ein huˆs, daz was wünneclıˆch unde allem raˆte gelıˆch, als ez uˆzen was an ze sehen. ob dem huˆse sach er schehen, deˆswaˆr, ein gevilde ritter vil, und uobten gewonlichez ritters spil ein wıˆle daˆ von zil ze zil, Aber aˆn sper und aˆne schilde. ritterlıˆch uˆf dem gevilde si loisierten durch banekıˆe. dirre werden massenıˆe waˆren sie komen soˆ naˆhen, daz sie die recken saˆhen: des wart ir spil gelaˆzen. über daz gevilde sie maˆzen gein dem wege ein rihte reht disen zuo gesihte, als ob sie dar kæmen gevlogen: gar gering haˆten sie ez erzogen und enpfiengen sie vil suoze mit minneclıˆchem gruoze, der wol naˆch liebe was gewant. daˆ in ires herren lant hiezen sie sie willekomen sıˆn: daˆ mit wurden sie genomen in ir geleit daˆ von in den wec bis uˆf die burc hin. Gaˆwein vant daˆ vröuden gewin.

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Daz huˆs was wol erbouwen. von rittern und von vrouwen was daz huˆs allez vol, den mit vröuden hart wol was, diu ine zam. Gaˆwein des wol war nam, und began ime gevallen. er wart ouch von ine allen, deˆswaˆr, alsoˆ enpfangen, daz ez ine niht belangen bedorft, daz er was komen dar under dise schar, wan sie ine vil gerne sach. aller sachen rıˆchen gemach schuof man ime mit vollen daˆ. mit disen zwein gienc er saˆ, Lanzelet und Calocreant, daˆ er des huˆses herren vant, als er ine gezeiget was, uˆf dem schœnsten palas, der ie wart erziuget, ob diu fabel niht entriuget, von der meisten rıˆcheit, daˆ ie von wart geseit, oder ieman künd erdenken. ouch moht niht gekrenken den wirt kein armuot: dar an was er wol behuot; gezogen was er unde guot. Er was aber guoter witze. ime was vür die hitze von roˆsen gar der sal geströut, der gesmac ine wol hart ervröut. sıˆne kleider waˆren wıˆz, (dar an lac michel vlıˆz) von einem dıˆasper gesniten.

46 Sch] wölt P 49 Sin] wisze P (vgl. 92, 1445, 4385, 9487 u.v.m.) 56 an was P 59 gewönlichen P 63 Sch] panthanij P, banchenye EK 92 SchEK ] das was P; Sch] dar komen P 29211 Initiale nach Dreireim trotz fehlenden Capitulumzeichens in P mit SchGlEK 57 schehen (stV.): ‘jagen, rennen, eilen’ 58 ein gevilde: Akk. d. Strecke/ des Raumes 63 loisieren zu afrz. eslaissier: ‘ein Roß in Lauf bringen’, refl. ‘sich in Galopp setzen, losreiten’; banekıˆe (stF.): ‘Erholung durch Leibesübung, Ertüchtigung’ 68.69 ein rihte mezzen: ‘eine gerade Strecke zurücklegen’ 96 mit vollen: ‘vollkommen’ 29202 erziugen (swV.): ‘zustande bringen’ 17 dıˆasper: ‘(weißer) Seidenstoff’, vgl. Fe

481r

Gaweins Gralfahrt II 29218–29291

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deˆswaˆr, daˆ was niht vermiten, swaz dar an vlıˆzes solde ligen. mit golde waˆren durchrigen die næte und genaˆt mit al. mit vröudenrıˆchem schal zwei schœne juncherren, von den er sich niht verren wolte, saˆzen ime eneben und begunden mit zühten geben einander wæhe zabelwort, diu gar waˆren ungehoˆrt; der wort vant man milten von ieglıˆchem, wan sie spilten vor sıˆnem bett schaˆchzabel. und haˆt er sich über tabel von dem bette geleinet zuo in uˆf daz schaˆchzabel hin, daz er daz spil an sach durch vröude, und ouch dar zuo sprach; daz was ime ein guot gemach. Als nu Gaˆwein uˆf den sale gienc, dirre wirt ine enpfienc und dise zweˆn harte wol. daz haˆt er niht getaˆn vol, daz er sie daˆ mit sitzen bat unde gap Gaˆwein stat zuo ime uˆf daz bette dar. uˆf einen kulter roˆsenvar saˆzen dise zweˆn zuo dem spil. hie wart kurzwıˆle vil, deˆswaˆr, von vraˆge und von sage, dar zuo von ritters bejage, daz der wirt und Gaˆwein tet. soˆ haˆten dise bıˆ dem bret schimpf und zabelwort genuoc. diu kurzwıˆle sie hin truoc, daz ez was worden naht.

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doˆ wurdent die tisch gedaht, als man solte ezzen: des wart niht vergezzen. dise waˆren gnuoc gesezzen. ˆ f stuonden dise zweˆn, U ouch wolte Gaˆwein geˆn. dirre wirt sie alle nant, wan er sie alle wol kant. bıˆ ime er sie sitzen hiez, daz ir keiner verliez. under diu kam michel kraft von vrouwen und von ritterschaft uˆf den palas gesigen, die disem altherren nigen schoˆne wol naˆch wıˆbes sit. unde saˆzen alle daˆ mit. dirre wıˆte und lange sal wart vol von ine über al und die tisch bevangen. naˆch den selben kaˆmen gegangen wol zweˆnzic kamerære, juncherren eˆrbære, mit michelen gevuogen, die alle vor ine truogen tweheln unde becke: daz marcte dirre recke. naˆch den kam ein michel schal, die kerzen unde kerzestal truogen vil aˆne zal. Daz machte den sal alsoˆ lieht, daz man mohte vervaˆhen nieht, ob ez tac oder naht wære. wol drıˆzic videlære naˆch disen hin drungen und andere, die sungen vil manige süeze wıˆse. vröude naˆch hoˆhem prıˆse

21 Sch] genate P 23 EK ] Zwein P 38 SchEK ] dem P 41 Sch] hatt niht P 54 Sin] wart P 71 Sch] sale vnd lang P 79 Sch] becken P 84 Initiale nach Dreireim trotz fehlenden Capitulumzeichens in P mit SchGlEK 20 durchrıˆhen (stV.): ‘in Reihen durchziehen, aneinanderreihen’ 27 wæhe (Adj.): ‘kunstreich’ 45 kulter (stMN.): ‘Steppdecke, Bettüberwurf’ 52 schimpf (stM.): ‘Spiel, Kurzweil’ 64 verlaˆzen (stV.): ‘unterlassen’ 77 gevuoge (stF.): ‘Schicklichkeit, Wohlanständigkeit’ 81 schal (stM.): ‘Menge, von der Getöse ausgeht’

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Gaweins Gralfahrt II 29292–29369 was ine allen gemein. disen zwein und Gaˆwein wart diu sidele gegeben dem wirte, deˆswaˆr, eneben, Gaˆwein oben, dise under, disen mit einander und ime besunder: der wirt saz under den drin. den sal umb und umb umb in die andern besaˆzen. mit einander daˆ aˆzen ein ritter und ein vrouwe ie. ze jungest in den sal gie, daˆ sie waˆrn gesezzen und iezuo wolten ezzen, ein wol schœner jungelinc, deˆswaˆr, dem allez sıˆn dinc naˆch prıˆse schein wol genuoc. ein swert er vor ime truoc, daz was schœn unde breit: vür disen wirt er daz leit, daz er daz niht vermeit. Gaˆwein ditze mære, und waz diu geschiht wære, began mit al bedenken. naˆch disem kaˆmen schenken gegangen dar in den sal und schancten den eˆ über al, die daˆ waˆren gesezzen, eˆ man ine braˆhte ezzen. vor ine allen wart Gaˆwein geschanct unde disen zwein. der wirt under disen saz ungetrunken und ungaˆz. Gaˆwein ouch niht entranc. der durst dise zweˆn twanc und tet ine soˆ harte weˆ (swie wol er ez ine verboten eˆ het, daz sie niht trunken), und daˆ von soˆ sunken

96 Sch] vnden P vertauscht

29341 Sch] lange P

42 die P

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in tiefen slaˆfe sie beide: daˆ von geschach vil leide Gaˆwein, doˆ er daz ersach. der wirt zuo Gaˆwein sprach vil dicke, daz er vaste trünke, als man dem gaste ze wirtschaft gerne tuot. doˆ stuont anders sıˆn muot: es wart von ime wol behuot. Hie mit kaˆmen gegangen in einem ringe langen, deˆswaˆr, der truhsæzen vür soˆ vil: bıˆ der tür der jungest noch was, doˆ was dirre palas besetzet gar und betragen. hie wil ich niht meˆr sagen: ez wære ungevüege. wan eˆ man vür trüege die jungeste rihte, ze ir aller gesihte kam dar in den sal gegaˆn zwoˆ juncvrouwen wol getaˆn, die truogen zwei kerzestal. durchslagen gar über al waˆren sie ouch beide. naˆch ieglıˆcher meide zweˆn juncherren giengen, die under ine beviengen, deˆswaˆr, ein vil kluoc sper. naˆch den giengen aber her zwoˆ ander juncvrouwen: die waˆren wol erbouwen an lıˆbe und an gewande sunder alle schande mit rıˆcher geziere. von golde ein tobliere und von edelem gesteine truogen sie gemeine

46 Besezzen P

58.59 SchEK ] Versfolge in P

94 sidele (stswF.): ‘Sitz, Bank’ 29344 jungest (Superl.): ‘letzter’ 46 besetzen (swV.): ‘bevölkern’ 54 kerzestal (stN.): ‘Kerzenhalter, Leuchter’ 55 durchslahen (stV.): ‘mit Metallschmuck, Edelsteinen o.ä. besetzen’ 67 tobliere: ‘Teller, Schüssel’ (vgl. zu 8891)

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Gaweins Gralfahrt II 29370–29447

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vor ine in einem sigelaˆt. naˆch disen vil lıˆse trat diu schœnste vrouwe, diu naˆch der werlde schouwe got ie geschuof ze wıˆbe: an kleidern und an lıˆbe was sie gar volkomen. diu haˆt vür sich genomen in einem tiuren plıˆalt ein kleinoˆt, daz was gestalt als ein roˆst von golde roˆt: daruˆf ein ander kleinoˆt was gestalt unde gemacht, deˆswaˆr, daz niht swacht: gestein was ez und goldes rıˆch. einer kefsen was ez glıˆch, diu uˆf einem alter steˆt. diu vrouwe uˆf dem houbet het ein guldıˆne kroˆne. naˆch ir gienc vil schoˆne ein vil wünneclıˆchiu magt, diu heimlıˆchen weinte unde klagt. die andern vil stille swigen. gein disem wirte sie sigen: mit zühten sie ime alle nigen. Hie mit stuonden sie umb in. Gaˆwein betrouc niht sıˆn sin: vil wol er sie kante. sıˆn herz ine des mante, daz ez diu vrouwe wære, diu ime vor hin diu mære von dem graˆle haˆt geseit, und ermant, daz er wære bereit der vraˆge, swaˆ daz geschæhe, daz er sie ersæhe und dise vünf mit ir. dar zuo haˆt er groˆz begir, daz ouch war volbraˆht. doˆ er des alsoˆ gedaˆht,

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dar giengen dise vier mit dem spere und dem toblier, die knappen mit den meiden, vil gar ungescheiden und stalten uˆf den tisch daz sper, (des was der alt gewer) den toblier dar under. doˆ geschach ein michel wunder vor Gaˆweins ougen: daz sper von gotes tougen warf groˆzer tropfen bluotes drıˆ in den tobliere, der ime bıˆ stuont: die nam der alt dar ab. diu vrouwe mit der rıˆchen hab, der wichent dise und gienc sie zuo (von der ich haˆn gesagt nuo) und jene magt daˆ mit. von der kefsen nam sie daz lit und stalte ez uˆf die tavel dar. des nam Gaˆwein alles war; eine brosem er dar inne sach, der dirre alt abe brach daz dritteil unde az daz. Gaˆwein niht lenger versaz die vraˆge unde sprach ze hant: „tuont mir daz durch got bekant, herre, und durch sıˆn magenkraft, waz disiu groˆz heˆrschaft und daz wunder bediute?“ naˆch der vraˆge dise liute, ritter unde vrouwen, alle mit michelem schalle sprungen von tischen über al, die daˆ saˆzen in dem sal und huop sich groˆzer vröuden schal. Der wirt geboˆt unde bat, daz ieglıˆcher an sıˆn stat wider sæze, alsam eˆ, und daz sie keinen schal meˆ

91 Sch] clagte P 95 Sch] jne P 29419 WaSin] Wart P 42 Sin] über al P (wohl aus 29442 heruntergekommen)

20 Sin] dem P

29 EK ] Einen P

70 sigelaˆt: ‘Seidenstoff, tlw. mit Gold durchwirkt’, vgl. Fe 73 ‘nach Ansicht der Welt, nach dem Urteil der Welt’ (vgl. EKA, Fe) 80 roˆst (stM.): wohl ein goldener ‘Gitteruntersatz’ 85 kefse (stswF.): ‘Reliquienbehälter’, zu lat. capsa ‘Behältnis’, im liturg. Sinn als ‘Hostienschale’ (auch mit Deckel), vgl. Fe 86 alter (stM.): ‘Altar’ 29426 lit (stN.): ‘Deckel’ 29 brosem (stswF.): ‘Krume’

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Gaweins Gralfahrt II 29448–29523 uobten, bis er geseit. daz geschehen was vil bald bereit. dirre schalle daz machet, daz die zweˆne waˆren erwachet, Kalocreant und Lanzelet, den daz trinken daz tet, daz sie sliefent sunder danc. als sie nu ersaˆhen ditz gedranc umb den tisch von den vrouwen und ouch begundent schouwen daz wunder, daz sie heten vor in, vor slaˆfe sunken sie aber hin: wol vünf stunt daz geschach, daz ine der slaˆf die wahte brach. daˆ zwischen der alt sprach: „Ditz gotes wunder, Gaˆwein, mac niht werden gemein, ez muoz wesen tougen. doch sol ich dir niht lougen, sıˆt du sıˆn gevraˆget haˆst, süezer neve und lieber gast: ez ist der graˆl, den du sihest. umb die arbeit du geschihest aller der werlt ze prıˆsen, daz dich ie getorst gewıˆsen dıˆn manlıˆch muot dar an, daz getorstestuˆ bestaˆn dise vreisenrıˆche arbeit. von dem graˆle wirt dir niht meˆ geseit, wan als du haˆst gesehen, und soˆ vil, daz geschehen von der vraˆge groˆziu vröude muoz, den ires kumbers wirt buoz, den sie lange zıˆt haben erliten und vil kuˆme haˆnt erbiten, daz sie daˆ von sint erloˆst. sie haˆten alle guoten troˆst und gedinge ze Parcevaˆl,

76 Sch] gesagt P 85.86 Sch] Parcifaln : grale P 29508 La] witze P, wıˆse SchEK

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daz er solte von dem graˆl ervarn die heimlıˆche sage. doˆ schiet er dan als ein zage, daz er sıˆn niht vraˆget und sich sıˆther niht enwaˆget, daˆ er dar an missevuor, daz er sıˆn daˆ niht ervuor, daz er ez sicher hete ervarn: soˆ hete er manic muoterbarn daˆ mit erloˆset von groˆzer noˆt, die beidiu lebent und ouch sint toˆt. wan disiu jaˆmers noˆt geschach von sıˆnem vettern, den erstach sıˆn bruoder durch sıˆn eigen lant. durch dise untriuwe het gewant got sıˆnen herten zorn, daz ez mit al was verlorn, über ine und daz künne al. daz was wol ein jæmerlıˆcher val: swaz sıˆn lebte, daz wart vertriben; die aber toˆt bliben, die vuorent doch in lebens schıˆn (daz muoz ir aller wıˆze sıˆn) und liten groˆze noˆt daˆ mit: doch haˆten sie troˆst unde bit von gote und gnaˆden soˆ vil, daz sie vunden kumbers zil, als ich dir nu sagen wil. Ob des geslehtes ieman wære, der ine dise swære daˆ mit enden wolte, daz er ervarn solte dise groˆze aˆventiure: daz wære liebes stiure, die sie leides ergetzet und würden gesetzet in gar gewone vröude wider: beide, die toˆt ligen nider,

90 Sin, sider La] sicher P

98 er erstach P ˙˙

80 buoz (stM.): ‘Abhilfe, Besserung’ 90 waˆgen (swV.): ‘aufs Geratewohl tun, wagen’ 93 sicher (Adv.): ‘gewiß, sicher, zuverlässig’ 97.98.99 ‘Diese jämmerliche Not kam von seinem Vetter, den sein Bruder um seines Landes willen erstach’ 29503 künne (stN.): ‘Geschlecht, Familie’ 8 wıˆze (stF.): ‘Fegefeuer, Höllenstrafe’ 10 bit (stF.): ‘Stillhalten, Verweilen, Ausdauer’

486v

Gaweins Gralfahrt II 29524–29597

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und ouch die, die noch lebent, die got und dir gnaˆde gebent, wan sie von dir sint erloˆst. ditze sper und dirre troˆst daz neret mich, und anders niht, wan ich an der geschiht vil gar unschuldic was; dar umb ich vor gote genas. ich bin toˆt, swie wol ich niht toˆt schıˆn, unde daz gesinde mıˆn, daz ist ouch toˆt mit mir. swie daz sıˆ, soˆ haben wir doch kein wıˆze über al, und haben aller dinge wal, diu naˆch vröuden ziehent und jaˆmers noˆt vliehent. wan dise vrouwen sint niht toˆt, sie haˆnt ouch kein ander noˆt, wan daz sie sint, daˆ ich bin. von got ist bevolhen in durch mich daz gotes tougen, daz sie vor dıˆnen ougen hie uˆf diser taveln habent, daˆ mit mich got und sie sich labent niwan ze einem maˆle in dem jaˆr. unde wizze daz vür waˆr, swaz du aˆventiure haˆst gesehen, daz sie von dem graˆle sint geschehen. der kumber ist volendet und mit al verswendet: dıˆn arbeit ist wol gewendet!“ Daˆ mit gap er ime daz swert und seite ime, er wære gewert vil gar vriuntlıˆch daˆ mit, und swie vil er daˆ mit gestrit, daˆ von gebrest ez niemer und geboˆt, daz er es iemer

27 Sch] Dis spere P 36 Sin] witze P 82 eincherhand P 83 Sch] gottes taugen P Dorch die gar erworchten P

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aˆne würde sıˆne tage. und alsoˆ endete er sıˆn sage, wan daz er soˆ vil meˆre seit, daz er lieze die arebeit, der er ime hete gedaˆht; ez würd ouch snelle volbraˆht mit Angaras von Karamphıˆ: er vünde ine an dem wege daˆ bıˆ morgens, soˆ er rite hin. dar zuo bewıˆsete er ouch in, daz ez morgen wære ein jaˆr, daz er wære komen dar und ime disen eit swüere, und ime ganz ervüere von dem graˆle diu wilde mære, oder wider komen wære in sıˆnen kerkenære. Von disen vrouwen er ouch seit, daz durch ire reine wıˆplıˆcheit hete ine daz verlıˆhen got, und wære gar von sıˆnem gebot und niht von einigerhand missetaˆt, daz dirre tougen gotes raˆt wære an nieman anders denn an in. daz wære ouch nu allez hin. sie wæren truˆric worden: daz wære von gotes orden. und seite im,e daz er wesse waˆr, daz immer meˆre soˆ offenbaˆr der graˆl würde gesehen, sıˆt daz wære geschehen, daz er ez hete ervarn, und nieman getörste erbarn von dem graˆl von gotes vorhte, durch die er gar verworhte daz gotlıˆche tougen: wan swaz man mit den ougen

46 Sch] haben P 47 Sch] sie labent P 94.95 P] vorchten : erworchten P 95 SchEK ]

36 wıˆze vgl. zu 29508 53 verswenden (swV.): ‘vertreiben’ 59 gebresten (stV.): ‘mangeln, fehlen’, hier wie bresten, ‘brechen, bersten’ 60 iemer (Adv.): steht im abh. Satz nach daz gelegentlich für niemer 89 zu immer im Sinn von nimmer vgl. zu 29560 93–96 erbarn (swV.): ‘kundtun, offenbaren’, vgl. EKA: ‘.. .und der Gottesfurcht halber sollte niemand wagen, von dem Gral zu künden. Damit würde er das göttliche Geheimnis völlig verwirken’

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Gaweins Gralfahrt II 29598–29677 dar an ersehen künde, daz wær von gotes günde; aber sıˆn bezeichenung die nie getorst keine zung vor gote vürbaz gesagen. disiu sage hete ime die naht entragen, daz ez began dar under tagen. Naˆch diser rede saˆ ze hant dirre altherre soˆ verswant vor sıˆnen ougen und der graˆle und mit ime zuo dem selben maˆle ditz gesinde über al, daz vor ime was uˆf dem sal, wan diu vrouwe und ir meide. daz tet Gaˆwein leide durch disen altherren doˆ. er wart sıˆn aber sıˆther vroˆ, doˆ ime diu vrouwe geseit, daz er alle sıˆn arebeit soˆ gar hete volbraˆht, als er ir haˆt gedaˆht, an dem rıˆchen graˆle vür waˆr. dise tugentrıˆche schar (als ich iu geseit haˆn: die gotinne wol getaˆn und die vünf juncvrouwen) und er daˆ giengen schouwen daz huˆs und den palas, daz allez soˆ kostlıˆch was, in einem sale rıˆchen und gar wünneclıˆchen, und ander vrouwen mit ir. doˆ wart volendet sıˆn gir, ˆ ventiure mir. soˆ seit diu A Sie enpfienc in harte wol, alsoˆ man vriunden tuon sol, als sie ouch haˆten getaˆn. si enwolt ine des niht erlaˆn: er muost den tac belıˆben bıˆ ir und vertrıˆben

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mit vraˆge und mit sage. sie seite ime an dem tage, daz daz lant ir wære und diu burc eˆrbære, und daz niergent anderswaˆ in keinem lande, niuwen daˆ, der graˆl gesehen würde, und sie müeste die bürde von gote bis dar tragen. dar zuo began sie ime sagen, daz wære gar zerstoˆrt: got hete sie erhoˆrt, daz er dar komen wære, daz er des jaˆmers swære alsoˆ hete verswant, und daˆ mit liute unde lant het erlœset alsoˆ vil, der nieman ende noch zil übel iemer künde geben. beide, den verzigen wær daz leben, und die lebendic noch wæren von allen iren swæren, ervröuten sich von den mæren. Den tac beleip her Gaˆwein aldaˆ bıˆ ir mit disen zwein, den disiu mæren taˆten wol. ir herze was aber jaˆmers vol daz sie der slaˆf daˆ von nam, doˆ der graˆl vür kam, daz sie ez niht rehte saˆhen, als sie selbe jaˆhen. harte wol man ir pflac. als nu morgens kam der tac, sie muosten von dannen scheiden. von vrouwen und von meiden wart Gaˆwein manic wunsch gegeben, daz er mit heil solte leben; mit ganzen triuwen sie des baˆten. daz sie darumb taˆten, daz er sie alsoˆ erloˆst het.

29607 Junk, S. 66] dem P; ougen mit dem Sin 24 EK ] ging P 56 EK ] ieman P 64 SinEK ] herre P 68 Sch] selbs P 29603 entragen (stV.): ‘wegtragen, entziehen, entwenden’ (swV.): ‘beseitigen, vertreiben’

49 Sch] hatte P

50 er = Gawein

51 Sch] mere P

52 verswenden

489r

Gaweins Gralfahrt II 29678–29756

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umb solich rede ez alsoˆ steˆt: ein guot suochet ander guot, daz ez wol billıˆchen tuot. waz touc die red? ez ist bekant. von dannen strichen sie durch daz lant gein Illes zuo der hab, daˆ sie mit groˆzer ungehab in einer capellen vunden hern Key: der was gebunden mit alsolhen banden, die ze vüezen noch ze handen nieman kiesen mohte, und ime doch niht entohte (swie vrıˆ er der bande wære und alles getwanges lære, daz man gesehen kund), daz ime diu cappel gund des, daz er gieng vür die tür vil kuˆme naˆch sıˆner kür, wan dar inne wider und vür. Underwegen daˆ vil naˆhe hin bıˆ Angaras von Karamphıˆ ine uˆf dem wege engegen reit, (als ime der alt haˆt geseit) der ouch uˆf aˆventiure waˆn aleine was gestrichen von dan von Karamphıˆ in daz lant. schier haˆten sie sich gekant: doˆ loˆste er sıˆn triuwe. ein geselleschaft niuwe huop sich doˆ under ine zwein, sıˆt Angaras mit Gaˆwein ouch mit sıˆnen gesellen gein Illes keˆrt, daˆ mit er Gaˆwein eˆrt: sıˆnen wec liez er durch in. alsoˆ kaˆmen dise vier hin, als sie nu in der cappel vunden Key gevangen und gebunden und daz bild, daz er brach, daˆ von ime der kumber geschach,

29704 EK ] Gein P 35 Sch] weg +sie P

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29750 29750a

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als man sach und er selber jach. Vil gern er die helde sach. ditz unerwant ungemach klageten sie vil tiure, und dise aˆventiure wolt ieglıˆcher, möhte ez sıˆn, vür ine lıˆden diesen pıˆn, mit gelıˆchem kumbers valle: des swuoren sie doˆ alle. ouch haˆt er doˆ selbs ein kleinen troˆst, daz er immer würd erloˆst. michel gnaˆde er ine sagt. als ez nu des andern morgens tagt, Gaˆwein ime sıˆnen halsperc liez, als ez ine diu gotinne hiez, und tet er den sıˆnen an. von Key alle vier von dan einen wec vil schiere ˆıleten die viere gein dem lande, den Gaˆwein wol kande. ir geziug gienc ine alles mit. swaz ieglıˆcher kumbers lit von arebeit, daz wizzent ir wol, als ez in reisen wesen sol, der was ir geverte vol. Niht sunders erliten dise drıˆ, daˆ von iu iht ze sagene sıˆ, noch Gaˆwein, für waˆre. in einem halben jaˆre durchstrichen sie vil kuˆme diu lant, swie wol ine der wec was bekant, der sie wıˆsete gein Karidol. ... daz heten sie vernomen, die wıˆle in daz kleinoˆt was komen. daz was waˆr, es was daˆ. da engegen keˆrte Gaˆwein saˆ, vast ˆılend mit disen drin. vil schier kaˆmen sie daˆ hin,

9 SchEK ] +vnd mit P 10 mit +andern P 24 Gri] lyden möhte es sin P 50 Reimvers fehlt, vgl. auch EKA 53 EK ] er P

80 billıˆchen (Adv.): ‘angemessen, ziemlich’ 84 ungehabe (stF.): ‘Aufregung, Klage’ 29706 ‘Da machte er ihn von seinem Gelübde los’ 20 unerwant (part. Adj.): ‘unabwendbar, unbeugsam’

490r

490v

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29760

Gaweins Gralfahrt II 29757–29767 daz sie dem huˆse soˆ naˆhen kaˆmen, daz sie saˆhen daz huˆs, und waz daˆ geschach, und daz man sie ouch ersach her rıˆten über daz gevild, unde kanten die schild

57 Sch] nahe P

29765

von den waˆfen dar an, daˆ von groˆz vröud gewan der hof über al. schier was der vröuden schal vür Artuˆs komen in den sal.

Hoffest (29768–29908) Während des abschließenden Hoffestes wird Angaras in die Tafelrunde aufgenommen. Keie hat sich dank Gaweins Rüstung die Freiheit erkämpfen können und kehrt zur Freude der Damen zurück.

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491r 29785

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29800

Die vröude truoc sie alle enbor. nu was vür daz bürgetor under diu Gaˆwein geriten. unlang sie innerhalb biten, der künic und diu künigin und beider gesinde mit in, herab sie gein ine giengen, mit vröuden sie die enpfiengen! ir merkent wol, daz daˆ vröude was. sie keˆrten uˆf den palas: doˆ wart ine endelıˆch geseit sunderlıˆch alle ir arebeit, und wie ez wære ergangen, und Key wære gevangen, und wie er müeste lœsen sich. ˆ ventiure mich, hie bewıˆset diu A daz er seˆre würd geklagt, daz beide vrouwe unde magt, deˆswaˆr, und ritter taˆten und got vil tiure baˆten, daz er ine wider sande gesunt und vrisch ze lande von dem sorglıˆchen bande. Ouch wart ine Angaras genant, daz er ine würd bekant, und geseit, daz er wære der selbe helt mære, dem Gaˆwein den eit het gesworn, und daz daz iht würd verlorn, man tet ime daz selbe reht, daz daˆ ein ieglıˆch guot kneht ze reht gehabt het bis her, doˆ er von sıˆner tugend ger und ouch des künigs gunde die stat ze der tavelrunde het oder haben sold; unde seit, daz er wold

78.79 Sch] gesagt : arbeit P 22 SchEK ] das P

92 Sch] gekant P

29808 hoˆchvart (stF.): ‘Pracht, Aufwand’

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sie haben und daz gesinde sıˆn. groˆzer eˆren wart doˆ schıˆn: ze hant ein hof geboten wart, der mit micheler hoˆchvart, deˆswaˆr, wart vür gekeˆrt. Angaras wart daˆ geeˆrt und enpfangen daˆ mit, wan daz was des künigs sit, soˆ er einen gesellen enpfie, daz er daz nimmer verlie: alsoˆ eˆrte er sie ie. Über zwelf tage was bereit der hof, als iu ist geseit, mit vil groˆzen eˆren. dar naˆch hiez keˆren Artuˆs, waˆ er kund, mit werken und mit gund. daˆ was des gesindes ze maˆle vil. ez uobte ouch manigerhand spil, daz ime michel vröude braˆht. an Key wart vil dick gedaˆht, und wart geklagt vil tiure. vil groˆz aˆventiure haˆt Key uˆzen ervohten, die niwen ritter enmohten ime in deheine wıˆse angesigen. sie muosten alle niwen geligen sigeloˆs von sıˆnen handen. daˆ mit er von den banden sich loˆste: daz muoste wesen. anders mohte er niht genesen, wan er muoste mit ine vehten. mit disen guoten knehten keˆrte er uˆz der hab von dan und wolte sie des niht erlaˆn: sie muostent mit ime rıˆten. wan der sit was zuo den zıˆten:

93 Sch] es P

29800 Daz +er von Sch, Da von P

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Hoffest 29842–29908 swaz ein man mit triuwen swuor, daz er dar an niht missevuor; aber iezuo touc niht solich vuor. Nu streich Key Gaˆwein alles naˆch mit disen (wan ime was vil gaˆch: er hete ine gern erriten; des wart entwelt noch gebiten,) deˆswaˆr, uˆf der straˆze in vil groˆzer maˆze. des het er vil wol gewant: wan er den hof ganz vant, und was daz an dem eˆrsten tag, doˆ umb ine was michel klag und der künic ob dem tische saz und weder getrunken noch gaˆz dennoch hete umb ein haˆr. über die brücke was er dar niden komen vür den sal, daz sıˆn nieman über al des gesindes innen worden was. mit disen uˆf den palas er alsoˆ gewaˆfent dranc und sprach: „der wirt habe danc, daz er mıˆn gebiten hab!“ gein ime daz gestüele her ab die ritter drungen al mit vil groˆzem schal und wurden sıˆner zuokunft vroˆ. groˆz vröude huop sich doˆ, daz er gesiget haˆt alsoˆ. Dise ritter wurden enpfangen wol. deˆswaˆr, ez wart ze Karidol nie kein groˆzer hoˆchzıˆt weder vor noch sıˆt.

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durch driu dinc daz geschach, diu man daˆ alle sach: daz ein was, daz Gaˆwein und sıˆne gesellen gemein diu mære braˆhten von dem graˆl; daz ander, daz von ritters maˆl ze der tavelrund wol was ir geselle, her Angaras; daz dritte was, daz her Key was mit solhen eˆren vrıˆ von der gevancnisse worden. diu dinc muosten orden groˆzer vröuden überkraft. ich haˆn von dirre geselleschaft an der kroˆne niht meˆr ze sagen, wan daz naˆch zwelf tagen der hof sich zerlie: die kunden beliben hie, die geste schiedent hin. nu ist Gaˆwein komen wider in. des müezte er mit heil wesen! laˆnt ouch durch got Key genesen! er haˆt sich wol erhouwen. nu vröuwen sich die vrouwen, daz got ir bet haˆt vernomen, daz er ine ist wider komen, wan er wil nu ir kempfe sıˆn. ich nim sıˆn niht uˆf die triuwe mıˆn, daz diu rede alsoˆ geschehe: ich vürhte, daz man noch sehe und hœre, daz er spottes pflege. die schult ich uˆf ine selben lege, trit er iergent uˆz dem wege.

45 Gaweinen P 48 Sch] wart +gar +wenig entwelt P 56 Sch] Vnd +noch weder getruncken vnd ) 29906 Sch] das man spottes P 7 Sch] selbs P gasz P 71 Sch] gesigen P 87 Sch] muste P 8 Sch] uszer P 44 vuore (stF.): ‘Art und Weise, Haltung’ 87 ordenen (swV.): ‘anordnen, anweisen, verordnen’, hier ‘verursachen’ 88 überkraft (stF.): ‘übergroße Fülle’ 98 erhouwen (stV.): (refl.) ‘sich durchschlagen’

493r

Epilog und Schreiberanhang (29909–30041) Heinrich schließt mit dem Bild der Krone, der er seinen Roman vergleicht – nur die besten Geschichten von Gawein hat er aufgenommen, nur aus edelsten Materialien sein Werk geschmiedet. Unverständnis des Betrachters liege an dessen tumbheit, entsprechend dem bıˆspel vom Hahn, der einen Edelstein im Mist findet und vergräbt. Die Widmung gilt den guoten und reinen Frauen. Die letzten vierzig Verse sind wohl Schreiberzusatz.

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Sie bliben bıˆ einander daˆ. die aˆventiure ich hie laˆ. ob ich halt hete ze sagen: daz wolt ich darumb verdagen, daz alle aˆventiure von Gaˆweins tiure sagent. swie vil sıˆn sıˆ, waz töhte denne swachez blıˆ soˆ wol gesmiter kroˆne, die edel gestein vil schoˆne in golde gezieret haˆt, als ez kunst und witze raˆt an dem adel bekennen kan? wirt vermischet etwaˆ dar an ein bluome oder ein bilde, daz ez tumben liuten wilde ist ze betrahten und ze sehen (daz villıˆhte mac geschehen, ob ez ze tief ergraben was), unde wil vür swachez glas ir edele gesteine kiesen: waz mac sie daran verliesen oder der meister, der sie haˆt gesmit? doˆ wirt niht wan jener mit betrogen, der sie kostet. daz golt niht enrostet, swie lange ez verborgen lıˆt. wann ime denn kumet diu zıˆt, daz ez dem meister zuo kumt, ze wert ez ine beiden vrumt: wan sie einander beide

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sint süeziu ougenweide, und erkennent sich ze rehte wol. darumb ich iu sagen sol ein vil kleinez bıˆspel, und wil dar an wesen snel, sıˆt ich sıˆn begunnen haˆn: ez vant uˆf einer misten ein han, daˆ er suochte sıˆn spıˆse naˆch sıˆner gewonlichen wıˆse, einen vil gar edeln stein. als er uˆz dem miste schein, er trat dar uˆf unde sprach: „daz dirre vunt niht geschach etwie eime, dem du wærest vrum! wan ich ze hilf niht enkum dir an iht, noch du mir: darumb soˆ müezen wir uns von einander scheiden. ez vrumt niht uns beiden, daz wir bıˆ einander sıˆn: mir mac dıˆn vil liehter schıˆn mıˆnen hunger niht benemen, des muost du mir missezemen!“ hie mit er ine under trat. sin möhte dem sıˆn worden stat, den sıˆn schıˆn het gemachet sat. Hie mit haˆt ein end diu kroˆne, die mıˆne hend naˆch dem besten gesmit haˆnt, als sie mıˆn sin vor ime vant, uˆz einem exemplar.

12 Sch] vertagen P 18 SchEK ] edeln P 20 SchSchrEK ] hat P o Jch vant P 48 gewonlicher P 62 Sch] mustu mir P

33 EKA] den P

46 SchSchr]

29912 verdagen (swV.): ‘verschweigen’ 21 adel (stNM.): ‘bildl. Vollkommenheit’ (für die kroˆne) 22 vermischen (swV.): hier im Sinn, daß der Betrachter die nötigen Unterscheidungen nicht machen kann und nur Durcheinander wahrnimmt, vgl. Fe 33 kosten (swV.): ‘prüfend beschauen, wahrnehmen’ 64.65 sin lies sie ne: ‘Sie [= die Krone] würde dem zuteil geworden sein, den sein [= des Edelsteins] Glanz satt gemacht hätte’

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Epilog und Schreiberanhang 29971–30042 und wizzent daz vür waˆr: si enmügent niht wol uˆf getragen zwispel herze, valsche zagen, wan sie ist ine ze enge. sie tragent aber wol die lenge die guoten und die reinen. mit soˆ guoten steinen ist sie über al beleit, daz sie wol ir wirdikeit ze reht trüeg unde zimt. swer sie vür sich ze schouwen nimt, wil er sie ze reht schouwen gar, soˆ mac er wol werden daˆ gewar vil manigez vremdez bilde, beidiu zam und wilde, dem gelıˆchez er vor nie gesach, ob er sie vor niht machet swach von unkunst oder von nıˆt. mit diser kroˆne gekrœnet sıˆt ir vrouwen, die naˆch werde lebent! wan iuwere grüeze der werlde gebent vröude unde hoˆhen muot: daz ist daz oberste guot, daz der werld mac geschehen. dirre arbeit wil ich iu jehen, wan ich ir durch iuch began. swie weˆnic ich noch dar an naˆch dienste haˆn gewunnen, ir süllent mir niht enbunnen iuwerre gnaˆden grüeze gunnen. Der ditz buoches herre ist, der sol leben lange vrist. mit vröuden und mit gnaˆden müeze er werden überladen! des hilf ime und mir, du reiner got! wan er behaltet dıˆn gebot

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gern an allen dingen. des müeze uns nimmer misselingen an eˆren und an guot. des wünschet uns der wol gemuot Heinrıˆch . . ., der ungern des verbære. er wünschet ime des besten bıˆ kunden und bıˆ gesten mit triuwen an aller stat, wan er daz buoch geschriben haˆt, als ez der edele selbe schuof. herre, vernim mıˆnen ruof und mıˆnes herzen bet, und behüete uns an aller stet, und gib uns ouch ze erkennen, daz wir eteswennen, soˆ ez müge sıˆn, gedenken der altvordern sıˆn; er weiz wol selber, wie. ouch bin ich armer hie vil tief uˆf sıˆne gnaˆde. sıˆn hilfe mich entlade mıˆner sorgen bürde; wie vrœlıˆch ich denn würde, solt mir genaˆde widervarn! mıˆn wıˆp von ahzic jaˆrn die wil got ze lange sparn: Der ich gern enbære, ob ez gotes wille wære, und soˆ, daz sie ze himelrıˆch wære von eˆwen eˆwiclıˆch, oder, ob sie lenger leben wold, daz sie einen Swaˆben haben sold und ich vür sie ze himel wære: daz wæren mir vil süeziu mære. AMEN

73 Sch] Zwispeln hertzen P 86 SchPiGt] Des glichen P 99 SinSchrEK ] mir enbunnen P o 30011 wolgemut PSch, aus 30010 heruntergekommen (falscher Dreireim); Konjekturvorschläge: der schrıˆbære Pfeiffer 1853/54, Sp. 32, Haupt 1867, der erbære SchA, der Türlinære Pi der tihtære Sa 13 ern wünschte Haupt 1867 17 SchPi] Als der P 24 SchEK ] Gedencke P 31 SchPi] Sal P 34 Initiale nach Dreireim trotz fehlenden Capitulumzeichens in P mit SchEK 41 Sch] meren P 42 Darauf folgt der Kolophon: Finitus est liber per me ludwicu¯ [Ludwicum] flu´gel/ In die Seueri ep¯i z mr¯is [episcopi et martyri] a¯no lxxix [anno 1479] (P fol 495v). Das Fest des Hl. Severus von Ravenna wird am 1. Februar gefeiert, vgl. Fe. 73 zwispel (Adj.): ‘zwiefach’

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