Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur 3515120114, 9783515120111

Die 18 Bücher umfassende Chronik des Johannes Malalas stellt das älteste erhaltene Beispiel einer byzantinischen Weltchr

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German Pages 372 [374] Year 2019

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Table of contents :
Vorwort
Inhalt
Einleitung: Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur (Jonas Borsch, Olivier Gengler)
I. Geschichtsschreibung als memoria
Mythen, Monumente und Memorialkultur: die ‚Corporate Identity‘
der gens Fabia
(Karl-Joachim Hölkeskamp)
II. Memoria und Kaisertum
Schriftliche Bildnisse. Personalisierte Erinnerung in Malalas’ Porträts
(Jonas Borsch)
Antiochia und die historische Erinnerung an die Römisch-Parthischen Kriege
(Laura Mecella)
Hagiographie als Kaisermemorie – Kaiser Zenon in der Vita Danielis
(Hanns Christof Brennecke)
III. Ausformungen kirchlicher memoria
Johannes Malalas, die Rezeption des Konzils von Chalkedon
und die christlichen milieux de mémoire im 6. Jahrhundert
(Volker Menze)
Materielle Erinnerung. Formen der memoria in den kirchlichen
Mosaikpavimenten des Nahen Ostens
(Sebastian Watta)
IV. Die Stadt als Erinnerungsträger
Jean Malalas et la mémoire d’Antioche.
Construction de l’espace et du temps dans la Chronique, l’exemple d’Épiphania
(Emmanuèle Caire)
Byzantine Preservation of Ancient Monuments at Miletus in Caria.
Christian Antiquarianism in Western Asia Minor
(Philipp Niewöhner)
V. Memoria unter Justinian
Malalas and erudite memory in sixth-century Constantinople
(Raf Praet)
Memoria und Gesetzgebung: Vergangenheit und Gegenwart
in den Justinianischen Novellen
(Olivier Gengler)
VI. Die Chronik als Memorialgattung
Historische und theologische Diskurse in den lateinischen Chroniken
des 5. und 6. Jh. n. Chr.
(Carlo Scardino)
Klassisch-paganes Erbe: Was bleibt in der memoria der Weltchronik?
Memorialkultur des Chronicon Paschale
(Christian Gastgeber)
Spuren der christlichen Erinnerungskultur in der Osterchronik
(Erika Juhász)
Anhang
Namens- und Ortsregister
Stellenregister
Abbildungen zu Beitrag „Materielle Erinnerung“ von Sebastian Watta
Abbildungen zu Beitrag „Byzantine Preservation of Ancient Monuments
at Miletus in Caria“ von Philipp Niewöhner
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Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur
 3515120114, 9783515120111

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jonas borsch / olivier gengler / mischa meier (hg.)

Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur Altertumswissenschaft Franz Steiner Verlag

Malalas Studien 3

Jonas Borsch / Olivier Gengler / Mischa Meier (Hg.) Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur

malalas studien Schriften zur Chronik des Johannes Malalas Im Auftrag der Heidelberger Akademie der Wissenschaften herausgegeben von Mischa Meier (Tübingen). Band 3

jonas borsch / olivier gengler / mischa meier (hg.)

Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur

Franz Steiner Verlag

Dieser Band wurde im Rahmen der gemeinsamen Forschungsförderung von Bund und Ländern im Akademienprogramm mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg erarbeitet.

Umschlagabbildung: Allegorie der Erde (in der Mitte Gaia, links Xanthikos, rechts ein Jäger), Syrisches Mosaik, 6. Jahrhundert n. Chr. © akg-images / Jean-Louis Nou Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. © Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2019 Satz: DTP + TEXT Eva Burri, Stuttgart Druck: Hubert & Co, Göttingen Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier. Printed in Germany. ISBN 978-3-515-12011-1 (Print) ISBN 978-3-515-12015-9 (E-Book)

Vorwort Der vorliegende Band ist aus der internationalen Tagung „Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur“ hervorgegangen, die im Oktober 2016 im Evangelischen Stift in Tübingen stattgefunden hat. Veranstaltet wurde die Tagung durch das von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften finanzierte Projekt „Historisch-philologischer Kommentar zur Chronik des Johannes Malalas“. Inhaltliche zielte sie darauf ab, die in Malalas’ Schrift zutage tretende Konzeption von Vergangenheit zu analysieren und im breiteren Kontext der spätantiken Memorialkultur zu verankern. Dafür hat das Projekt Wissenschaftler verschiedener Disziplinen zusammengebracht, die mit spätantiken Formen der Übertragung und Ausformung von memoria in verschiedenen Medien befasst sind: Im Zentrum stehen dabei naturgemäß Johannes Malalas und die Chronistik, doch wird der Blick auch auf andere Genres wie Kirchengeschichte und Hagiographie oder auf materielle Hinterlassenschaften erweitert. Auf diese Weise sollte ein breites Bild zeitgenössischer Vergangenheitskonzeptionen entstehen, vor dessen Hintergrund Malalas’ Schrift entsprechend eingeordnet werden kann. Der Band versammelt fast alle Beiträge dieser Tagung, z.T. – auch angesichts der anregenden Diskussionen vor Ort – in aus- oder umgearbeiteter Form. Den involvierten Autorinnen und Autoren gebührt aufrichtiger Dank für ihr Engagement bei der Fertigstellung des Buchprojektes und für die Mühen, die sie beim Durchlaufen der verschiedenen Korrekturschleifen und in der Antwort auf die Hinweise und Wünsche der Herausgeber auf sich genommen haben. Unser Dank gilt zudem allen, die uns im Verlauf des Publikationsprozesses auf mannigfaltige Art und Weise unterstützt haben. Zuvorderst ist hier die Heidelberger Akademie der Wissenschaften zu nennen, die Tagung und Publikation gleichermaßen großzügig gefördert hat. Ebenfalls durch die Akademie bereitgestellte Zusatzmittel ermöglichten die muttersprachliche Korrektur der englischen Beiträge, die Dylan Ingram mit Kompetenz vorgenommen hat. Ihm gebührt genauso Dank wie den Projekthilfskräften Christine Mack und Isaac Smith, die zur Fertigstellung des Manuskriptes auf vielfältige Art und Weise beigetragen haben. Schließlich gilt unser Dank dem Franz Steiner Verlag für Annahme und Druck des Bandes sowie Frau Katharina Stüdemann für die abermals sehr gute Zusammenarbeit. Fachzeitschriften und in den Altertumswissenschaften gängige Lexika, Enzyklopädien und Referenzwerke sind entweder nach der Abkürzungsliste von Millenium oder nach derjenigen von L’Année Philologique angeführt; die wenigen nicht in diesen Abkürzungsverzeichnissen aufgeführten Titel sind vollständig ausgeschrieben worden (v. a. fachfremde Zeitschriften) oder finden sich suo loco aufgeschlüsselt (v. a. neuere und neueste Sammlungen). Für die Stellenverweise auf Werke von antiken Autoren

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Vorwort

sind keine Abkürzungen benutzt worden, sondern fast immer die im TLG und TLL zu findenden lateinischsprachigen Titel (e. g. Malalas, Chronographia; Suetonius, Vita Caesarum), um die Angaben der englischsprachigen und deutschsprachigen Beiträge so einheitlich wie möglich zu halten. In den seltenen Fällen, in denen keine entsprechenden Autorennamen oder Titel vorlagen – dies betrifft insbesondere die syrischsprachige Überlieferung –, wurden die in der jeweils verwendeten Textausgabe aufgeführten Titel ohne Latinisierung herangezogen (e. g. Textes Monophysites, Oracle of Baalbek). Bezüglich der Orts- und Personennamen ist wie schon im vorangegangenen Band auf eine konsequente Vereinheitlichung zugunsten einer praktikableren Lösung verzichtet worden, wonach die antiken Namen in ihrer deutschen bzw. englischen Form angegeben werden, soweit diese geläufig genug sind (e. g. ‚Antiochia‘ statt ‚Antiocheia‘, ‚Julian‘ statt ‚Ioulianos‘).

Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Einleitung. Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur Jonas Borsch, Olivier Gengler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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I. Geschichtsschreibung als memoria . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Mythen, Monumente und Memorialkultur: die ‚Corporate Identity‘ der gens Fabia Karl-Joachim Hölkeskamp . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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II. Memoria und Kaisertum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Schriftliche Bildnisse. Personalisierte Erinnerung in Malalas’ Porträts Jonas Borsch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Antiochia und die historische Erinnerung an die Römisch-Parthischen Kriege Laura Mecella . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Hagiographie als Kaisermemorie – Kaiser Zenon in der Vita Danielis Hanns Christof Brennecke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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III. Ausformungen kirchlicher memoria . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Johannes Malalas, die Rezeption des Konzils von Chalkedon und die christlichen milieux de mémoire im 6. Jahrhundert Volker Menze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Materielle Erinnerung. Formen der memoria in den kirchlichen Mosaikpavimenten des Nahen Ostens Sebastian Watta . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Inhalt

IV. Die Stadt als Erinnerungsträger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 Jean Malalas et la mémoire d’Antioche. Construction de l’espace et du temps dans la Chronique, l’exemple d’Épiphania Emmanuèle Caire . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Byzantine Preservation of Ancient Monuments at Miletus in Caria. Christian Antiquarianism in Western Asia Minor Philipp Niewöhner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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V. Memoria unter Justinian . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Malalas and erudite memory in sixth-century Constantinople Raf Praet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Memoria und Gesetzgebung: Vergangenheit und Gegenwart in den Justinianischen Novellen Olivier Gengler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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VI. Die Chronik als Memorialgattung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Historische und theologische Diskurse in den lateinischen Chroniken des 5. und 6. Jh. n. Chr. Carlo Scardino . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Klassisch-paganes Erbe: Was bleibt in der memoria der Weltchronik? Memorialkultur des Chronicon Paschale Christian Gastgeber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

287

Spuren der christlichen Erinnerungskultur in der Osterchronik Erika Juhász . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

315

Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

331

Namens- und Orsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333 Stellenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 342 Abbildungen zu Beitrag „Materielle Erinnerung“ von Sebastian Watta . . . . . . .

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Abbildungen zu Beitrag „Byzantine Preservation of Ancient Monuments at Miletus in Caria“ von Philipp Niewöhner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 366

Einleitung

Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur Jonas Borsch und Olivier Gengler

1. Malalas und memoria

Obwohl die Malalas-Forschung auch weiterhin in der Entwicklung befindlich ist, haben sich seit der Veröffentlichung der editio princeps im Jahr 1691 doch einige Schwerpunkte herausgebildet, die immer wieder diskutiert worden sind.1 Dazu gehören die außerordentlich komplexe Überlieferungslage sowie die Fragen nach der historischen Verortung des Autors selbst, nach dem Verständnis seines Werkes im Gattungskontext oder nach den Quellen, die Malalas nutzte, um seine über 6000 Jahre umspannende Geschichte zu verfassen.2 Die durch das Tübinger Kommentar-Projekt initiierten Forschungen haben diese Fragen zu ihrem Ausgangspunkt genommen und vertieft. Im Rahmen der beiden ersten Projekt-Tagungen und der daraus hervorgegangenen Publikationen wurden dabei eigene Schwerpunkte gesetzt – ein besonderes Augenmerk lag darauf, breite Expertisen aus den für die jeweiligen Fragen einschlägigen Disziplinen heranzuziehen und somit den Blickwinkel über die Malalas-Forschung hinaus zu erweitern.3 Die religiöse Haltung des Autors wurde so z. B. aus kirchenhistorischer Perspektive beleuchtet, Fragen der Textkritik von Spezialisten für die spätere byzantinischen Überlieferung, die Quellenverwendung aus Sicht von Experten für die jeweils (potenziell) zugrundeliegenden Texte. Der dritte Band knüpft an diese Forschungen an und baut auf sie auf, schaut dabei aber auf ein neues Thema, nämlich auf die Vergangenheitskonzeption des Malalas und ihre zeitgenössische Verortung. Malalas’ Chronik ist auch deswegen ein so wichtiges Zeugnis für ihre Zeit, weil sie eine ganz besondere, sich deutlich von den bekannteren 1

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Die erste Edition erfolgte auf einer noch unvollständigen Textbasis nach Bemühungen eines halben Jahrhunderts durch Chilmead (1691). Knapp eineinhalb Jahrhunderte später erschien die in wesentlichen Teilen auf Chilmeads Text beruhende Bonner Edition von Dindorf (1831), die erst durch die eine Vielzahl zusätzlicher Zeugnisse heranziehende, aber ihre eigenen Probleme mitbringende Neuausgabe von Thurn (2000) als meistbenutzte Textgrundlage ersetzt wurde. Zur Entwicklungsgeschichte vgl. Croke (1990b). Grundlegend die Arbeiten der australischen Forschergruppe rund um die Veröffentlichung einer auf neuer Textgrundlage beruhenden englischsprachigen Übersetzung ( Jeffreys/Jeffreys/Scott 1986), die in einen systematisch angelegten Sammelband mündeten: Jeffreys/Croke/Scott (1990). Die „Studies on John Malalas“ bieten eine Vermessung des Werkes, die nach regelmäßigen Strukturen (z. B. Einbindung öffentlicher Monumente, Chronologie, Sprache), nach der Überlieferungssituation und den Quellen fragt. Den Autor im Kontext seiner Zeit beleuchten Croke (1990a) und Scott (1990). Meier/Radtki/Schulz (2015); Carrara/Meier/Radtki-Jansen (2016).

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Jonas Borsch, Olivier Gengler

klassizistischen Geschichtswerken des 6. Jahrhunderts wie dem des Prokop absetzende, aber gleichzeitig in vielerlei Hinsicht zeittypische Form der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit abbildet: Zutiefst christlich geprägt, dabei alt- und neutestamentliche Einflüsse mit Elementen aus der griechischen Mythologie, der Kaisergeschichte oder lokalhistorischen Partikularia aus Malalas’ Heimatstadt Antiochia am Orontes verbindend. Schon im vorangegangenen Band zu Malalas’ Quellen hat das Vorhandensein solcher Elemente eine wichtige Rolle gespielt, wobei naturgemäß die Fragen der Herkunft und damit einhergehend des Textverhältnisses zwischen der Weltchronik und früheren Schriften im Vordergrund standen. Im hiesigen Band geht es nicht zuvorderst um die Genese der Weltchronik, sondern vielmehr um die Frage, wie wir sie als Text zu verstehen haben: Welches Bild der (älteren wie jüngeren) Vergangenheit transportiert sie und welchen Kriterien folgt der Auswahlprozess, der diesem Bild zugrunde liegt? Malalas beantwortet uns diese Fragen nicht explizit, und so kann man sich ihnen nur über einen Umweg nähern, der sich aber als produktiv erweist: Gefragt wird nicht alleine nach der Vergangenheitskonzeption des Malalas selbst, sondern darüber hinaus auch nach dem breiteren Kontext der Erinnerungspraxis – der Memorialkultur –, wie sie in anderen spätantiken bzw. frühmittelalterlichen literarischen Schriften, in der zeitgenössischen Gesetzgebung oder in den materiellen Hinterlassenschaften des 5./6. Jahrhunderts zutage tritt. Von hier aus wird mit der vierten Tagung (Februar 2018) der Bogen zu der Frage geschlagen werden, wie man den Chronisten Malalas als Zeithistoriker zu verstehen hat. Abermals war und ist es dabei von Bedeutung, Expertisen hinzuzuziehen, die diese Kontextualisierung empirisch aus Sicht benachbarter Disziplinen zu unterfüttern vermögen. 2. Memoria: Begriffliche Beobachtungen

Dem Begriff der memoria kann man sich aus vielen Perspektiven annähern. Das gilt schon für das antike Verständnis des Wortes. In seiner der römisch-republikanischen Zeit gewidmeten Studie „memoria und res publica“ hat Uwe Walter auf Basis des lateinischen Quellenbefundes nicht weniger als neun Signifikate unterschieden. So kann der Begriff sich auf das „Gedächtnis“ als mentalen Speicher beziehen, auf den Akt des Erinnerns als Handlung sowie auf die „Vergeschichtlichung“ von Gewesenem als Prozess – um nur einige zentrale der Funktionen beim Namen zu nennen. Diese Konnotationen machen den Begriff über eine bloße antikisierende Sprachregelung hinaus anschlussfähig, da sich mit ihm auch einige wichtige moderne Fragestellungen bzw. Erkenntnisinteressen greifen lassen.4 Das Themenfeld der Erinnerung hat aus soziologisch-historischer Perspektive insbesondere mit Blick auf seine gesellschaftliche Funktion früh das Interesse auf sich gezogen; dafür stehen sinnbildlich Maurice Halbwachs und seine in den 1920er Jahren 4

Walter (2004), S. 27–28 mit zahlreichen Belegen für die antike Begriffsverwendung.

Einleitung. Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur

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entwickelte Idee der „mémoire collective“, nach der das Gedächtnis nicht nur als individuelles mentales System, sondern als Funktion des sozialen Lebens zu begreifen ist.5 Jan Assmann unterschied in seiner 1992 erschienen Monographie „Das kulturelle Gedächtnis“ unter Rückgriff auf diese Ansätze zwischen einem kommunikativen, auf mündlicher Tradierung basierenden Gedächtnis und dem kulturellen Gedächtnis, das Institutionalisierungen unterliege und durch Texte, Monumente oder Riten geformt werde.6 Die Erinnerung als Akt und die Vergeschichtlichung als Prozess weisen eine enge Verwandtschaft auf. Stärker als der Gedächtnisbegriff verweisen beide auf den empirischen Untersuchungsgegenstand, d. h. auf das Entstehen dessen, was wir als kollektives, kommunikatives oder kulturelles Gedächtnis bezeichnen. Das Konzept der „lieux de mémoire“, das eng mit dem Namen Pierre Nora verbunden ist, beschreibt einen solchen Prozess: „Orte“, verstanden als materielle oder nicht-materielle Entitäten, können demnach für eine Gemeinschaft eine besondere symbolische Bedeutung erlangen, ja identitätsstiftend wirken.7 Was die „lieux de mémoire“ im Großen (konkret: die französische Nation) beschreiben, mag für kleinere Gruppen kleinere Entitäten umfassen. Gemeinsam ist allen Formen der memoria, dass sie in der Erinnerungspraxis starken Verformungstendenzen unterliegen können – was bei Historikern naturgemäß besonderes Interesse weckt; andersherum können sie aber auch eine bewahrende Funktion haben.8 Wenn im hiesigen Zusammenhang der Begriff der Memorialkultur verwendet wird, dann geschieht das nicht, um die Fragestellung gemäß der alltagssprachlich üblichen Zuspitzung auf das Totengedenken zu lenken – obwohl letzterem sowohl in der römischen als auch in der christlichen memoria ein zentraler Platz zukommt –, sondern im Gegenteil, um die Breite des untersuchten Feldes zu verdeutlichen, das sich auf alle Bereiche kulturellen Schaffens erstreckt. Für das Verständnis der Chronographia des Malalas interessieren in diesem Zusammenhang vor allen Dingen die spezifischen kulturellen Ausprägungen der Vergangenheitsbewahrung und -konstruktion am Übergang von der Antike zum Mittelalter. Die Fragen, mit denen man sich diesem Zusammenhang annähern kann, weisen wiederum eine große Bandbreite auf, die sich aber im Kontext des vorliegenden Bandes in einige wesentliche Bereiche gliedern lassen – auch wenn nicht wenige Beiträge gleich mehrere von ihnen betreffen. Einen gut begründeten Ausgangspunkt zur Erforschung der Thematik bilden die eigentlichen Träger der Erinnerung, also die verschiedenen ‚medialen‘ Formen, über die memoria transportiert wird. Ein besonderes Augenmerk muss dabei im hiesigen 5 6

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Halbwachs (1925/2004). Assmann (1992). Das Konzept des Ägyptologen hat gerade auf die der Vormoderne gewidmeten Forschungen zur memoria stimulierende Wirkung gehabt, bietet allerdings keine „matrix for routine imitation“, da sich der Umgang mit der Vergangenheit auch zwischen vormodernen Gesellschaften unterscheidet: Galinsky (2016), S. 12. Nora (1984). Auch für die Antike sind solche Erinnerungsorte vermessen worden: Vgl. Stein-Hölkeskamp/Hölkeskamp (2006); Stein-Hölkeskamp/Hölkeskamp (2010). Letzteres betonte jüngst Schwartz (2016).

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Jonas Borsch, Olivier Gengler

Zusammenhang naturgemäß der chronikalischen Überlieferung gelten;9 doch auch andere Schriftformen von der zeitgenössischen klassizistischen Geschichtsschreibung über die Hagiographie bis hin zur Gesetzgebung sind dabei von Interesse.10 Eine wichtige Rolle spielen aber auch nicht-textliche Formen der memoria, insbesondere in der materiellen Überlieferung, sowie bei gemeinschaftlichen Gedenkveranstaltungen wie z. B. Prozessionen.11 Eine weitere Frage betrifft die Zielrichtung der memoria: Geht es um die zukunftsgerichtete, intentionale Etablierung von Erinnerung für die Nachwelt oder um das Aufgreifen bzw. die Konstruktion von faktisch bzw. theoretisch Vergangenem? Beides hängt natürlich zusammen, was sich auch in den Beiträgen des Bandes widerspiegelt, die sowohl Versuche der aktiven Etablierung von Interpretationen als auch die langen Wege der Herausbildung von Vergangenheit(en) über die Zeiten hinweg, in unterschiedlichen Medien oder durch unterschiedliche Gruppierungen behandeln.12 Schließlich liegen auch die Gegenstände der Erinnerung auf unterschiedlichen Ebenen: Sie können sich auf ‚mythische‘ oder ‚historische‘ Ereignisse beziehen (die Grenzen verlaufen fließend), auf Personen und Personengruppen, aber auch auf abstraktere Entitäten wie z. B. Lieder oder Jahrestage und deren historische Konnotationen. Die Bezüge der memoria sind dabei mehrbödig: Eine Statue etwa dient in einer „memoria ‚erster Ordnung‘“ zunächst einmal als Erinnerungsträger für das spezifische Ereignis, aus dessen Anlass sie aufgestellt worden war. Sie kann aber auch eine „memoria ‚zweiter Ordnung‘“ entstehen lassen, die alleine durch die Präsenz im Stadtbild und die Interaktion mit anderen Monumenten hervorgerufen wird und die ihrerseits die erste Form der memoria durch symbolische Überhöhung bestärkt.13 Themenbereiche, die im Zusammenhang mit Malalas von besonderem Interesse sind, betreffen vorzugsweise die Kaiser-, Kirchen- und Stadtgeschichte, aber auch bestimmte Personenkreise, seien es die Kaiser der Gegenwart und Vergangenheit, die weltlichen und kirchlichen Eliten, christliche Märtyrer oder die Autoren des klassischen Bildungskanons.14

9 Vgl. dazu neben den Beiträgen zu Malalas selbst v. a. diejenigen zur zeitgenössischen lateinischen Chronistik (Carlo Scardino) sowie zum byzantinischen Chronicon Paschale (Christian Gastgeber, Erika Juhász). 10 Siehe die Beiträge von Raf Praet (Malalas, Cassiodor und Johannes Lydos), Hanns Christof Brennecke (Vita Danielis) und Olivier Gengler (justinianische Gesetzgebung). 11 Siehe die Beiträge von Sebastian Watta (Mosaiken) und Philipp Niewöhner (öffentliche Monumente in Milet) sowie von Karl-Joachim Hölkeskamp (Monumente und „performative Medien“ in Rom). 12 Zur zukunftsgerichteten Etablierung von (personen- oder gruppenbezogenen) Bildern siehe insbesondere die Beiträge von Karl-Joachim Hölkeskamp und Sebastian Watta; zu unterschiedlichen Ausformungen einzelner Ereignisse bzw. Ereigniskomplexe vgl. etwa die Beiträge von Laura Mecella (römisch-parthische Kriege) und Volker Menze (Konzil von Chalkedon). 13 Vgl. Hölkeskamp (2012), S. 397–402, insbes. 399–400, 401–402. 14 Zur Kaisergeschichte bzw. deren Personen siehe die Beiträge von Jonas Borsch, Laura Mecella, Hanns Christof Brennecke und Olivier Gengler, zur Kirche insbes. den Beitrag von Volker Menze, zur Stadtgeschichte Emanuèle Caire und Philipp Niewöhner, zu den Eliten ders. und Sebastian Watta, zu den Märtyrern Erika Juhász, zu den Autoren Christian Gastgeber.

Einleitung. Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur

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3. Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur: das Vorhaben

In der oben beschriebenen Perspektive gruppieren sich die Beiträge des vorliegenden Bandes um sechs Themengruppen. Im ersten Abschnitt („Geschichtsschreibung als memoria“) bietet Karl-Joachim Hölkeskamp („Mythen, Monumente und Memorialkultur: die ‚Corporate Identity‘ der gens Fabia“) als Einführung in die Gesamtproblematik des Bandes die exemplarische Analyse eines klassischen Fallbeispieles – die Selbstdarstellungsstrategie der gens Fabia –, in der er das Zusammenspiel des materiellen und immateriellen Gedächtnisses mit der entstehenden römischen Geschichtsschreibung erforscht. In Anlehnung an die mythische Vergangenheit Roms und an die Figur des Herakles inszenierte Q. Fabius Maximus Cunctator im ausgehenden 3. Jh. v. Chr. seinen Erfolg und jenen seiner gens. Gleichzeitig erweiterte das historiographische Werk des Q. Fabius Pictor die multimediale Darstellung der gentilizischen memoria; der Geschichtsschreiber „steigerte durch seine Art und Weise der memorialen Verwaltung des symbolischen Kapitals der gens deren Ruhm weit über den Tag hinaus“. Von hier ausgehend blickt der zweite Abschnitt des Bandes („memoria und Kaisertum“) auf eine Personengruppe, und zwar auf eine im Kontext der Weltchronik zweifelsohne besonders wichtige: Im Fokus steht die Gestaltung und Verbreitung des Gedächtnisses der römischen Kaiser. In seinem Beitrag zu den Personenbeschreibungen des Malalas betrachtet Jonas Borsch („Schriftliche Bildnisse. Personalisierte Erinnerung in Malalas’ Porträts“) dabei den breiteren Zusammenhang: Die Kaiser bilden neben den mythischen Heroen und den Aposteln Petrus und Paulus nur eine von insgesamt drei Gruppen von Personen, die mit eigenen ‚Porträts‘ versehen werden. In ihrer einfachen Gestaltung fallen diese Darstellungen bemerkenswert ähnlich aus, was die Forschung zum Teil an eine Abschrift aus einer Einzelquelle, z.T. an freie Erfindung durch Malalas selbst hat denken lassen. Eine nähere Betrachtung älterer wie zeitgenössischer Parallelen offenbart jedoch ein breites Spektrum an Einflüssen; Malalas hat nicht einfach Quellen abgeschrieben, sondern greift eine auf Aussehen und Charakter bezogene memoria auf, die teils an Individuen, teils an Personengruppen geknüpft ist. Seine Darstellung betont dabei in positiver Weise die Kontinuität von der mythischen zur christlich-römischen Erfahrungswelt. Ebenfalls mit einem vertieften Blick auf die Quellenforschung untersucht Laura Mecella („Antiochia und die historische Erinnerung an die Römisch-Parthischen Kriege“) die lokale Kaisermemoria bei Malalas in ihrer ganzen Plastizität. In seinem Bericht über den parthischen Feldzug Trajans erzählt Malalas von einer Besetzung von Antiochia, die sonst nirgendwo erwähnt wird. Manche Elemente der Ereignisse erscheinen fiktiv – ganz unabhängig davon, ob ihre Gestaltung auf Malalas oder seine Quellen zurückzuführen ist. Die Erzählung scheint die Erinnerung an verschiedene vergangene Ereignisse zusammenzuführen, mit der Absicht, Kaiser Trajan vorteilhaft in Szene zu setzen – wohl wegen der Verbindung seiner Person mit der Größe von Antiochia, einer Stadt, die er mehrmals geehrt hatte. Hanns Christof Brennecke („Hagiographie als Kaisermemorie – Kaiser Zenon in der Vita Danielis“) betrachtet die mannigfaltige memoria des Kaisers Zenon in der

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Jonas Borsch, Olivier Gengler

früheren Tradition. Abseits von Prokop, dessen Meinung eher zweideutig ist, überliefert die frühbyzantinische Historiographie ein ziemlich negatives Bild des Kaisers, das durch Malalas und Euagrios die spätere byzantinische Tradition beeinflusst hat. Für einige chalkedonische Kirchenhistoriker verließ Zenon die Lehre des Konzils, sobald er das sogenannte Henotikon herausgab, wogegen der gleiche Kaiser in der antichalkedonischen miaphysitischen Tradition als ein chalkedonischer Häretiker auftritt. Die lateinische Überlieferung wiederum ist gespalten. Die anonym überlieferte Vita Danielis (Anfang 6. Jh.) stellt Zenon schließlich als Beispiel eines wahren christlichen Herrschers dar, offensichtlich wegen seiner engen Beziehung zum Heiligen. Historiographische und Hagiographische Kaisermemorie unterscheiden sich in diesem Fall grundlegend. Die Vielfältigkeit der Ausformung einer persönlichen oder gemeinschaftlichen kirchlichen memoria in der frühbyzantinischen Zeit ist Thema des dritten Abschnitts. Die umstrittene Frage der lehrmäßigen Zugehörigkeit des Malalas – Chalkedonier oder Nicht-Chalkedonier – ordnet Volker Menze („Johannes Malalas, die Rezeption des Konzils von Chalkedon und die christlichen milieux de mémoire im 6. Jahrhundert“) in eine erweiterte Perspektive ein. Die Interpretation des Konzils wurde in den ersten hundert Jahren seit seiner Abhaltung selbst innerhalb der chalkedonischen und nichtchalkedonischen Kreise kontrovers diskutiert. Für verschiedene christliche Gruppen war die Wahrnehmung der chalkedonischen Lehre von verschiedenen lebenden Erinnerungen abhängig, so dass keine eindeutige Orthodoxie definierbar war. In diesem Zusammenhang konnte Chalkedon für Malalas kein fassbares Ereignis sein. Sebastian Watta untersucht die „Materielle Erinnerung: Formen der memoria in den kirchlichen Mosaikpavimenten des Nahen Ostens.“ Die christliche Erinnerungspraxis manifestiert sich in der Form und in der Ausstattung der Kirchenbauten. Insbesondere zeigt die Analyse frühbyzantinischer kirchlicher Mosaikpavimente des Nahen Ostens, wie Inschriften und Abbildungen die Erinnerung von Individuen und Gruppen vermitteln. Die Mosaikpavimente offenbaren Gründungsereignisse oder sakrale Elemente, die der Vergegenwärtigung der alt- und neutestamentarischen Vergangenheit durch den Ritus dienen. Die Inschriften, die die Mosaikpavimente des Öfteren begleiten, erlauben es den Stiftern, ihren Platz in der Erinnerung der Zeitgenossen wie auch in derjenigen Gottes zu finden. Im vierten Abschnitt, „Die Stadt als Erinnerungsträger“, werden Antiochia und Milet als lieux de mémoire von einem literarischen bzw. archäologischen Standpunkt aus untersucht. Emmanuèle Caire („Jean Malalas et la mémoire d’Antioche. Construction de l’espace et du temps dans la Chronique, l’exemple d’Épiphania“) zeigt, wie Malalas jedes Monument nicht nur in seiner geographischen und architektonischen Umgebung verortet, sondern auch vor dem Hintergrund des Laufes der Zeit. Das Ergebnis ist ein komplexer und origineller Weg, Antiochia zu beschreiben: Der Chronist interpretiert und reorganisiert die historische Dokumentation durch den vertrauten Blick eines Stadtbewohners. Die Chronik erzeugt eine Memorialkultur der genannten Orte, deren Namen eigentlich wichtiger sind als ihre Natur oder sogar ihre Wirklichkeit.

Einleitung. Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur

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In seinem Beitrag „Byzantine Preservation of Ancient Monuments at Miletus in Caria. Christian Antiquarianism in Western Asia Minor“ versucht Philipp Niewöhner den außergewöhnlichen Erhaltungszustand des antiken Milet während der frühen byzantinischen Periode zu verstehen. Diese muss offensichtlich durch einen bewussten Wunsch der christlichen Gesellschaft, das heidnische Patrimonium zu verewigen, erklärt und dementsprechend als eine Form des byzantinischen Antiquarianismus interpretiert werden. Der Vergleich mit ähnlich gut erhaltenen antiken Stadtlandschaften in Aphrodisias und Ephesos deutet darauf hin, dass der Antiquarianismus von den antiken Denkmälern selbst inspiriert wurde. Dies bietet auch eine Erklärung dafür, warum das westliche Kleinasien keinen eigenen byzantinischen architektonischen Stil entwickelt hat. Die Beiträge des fünften Abschnitts „memoria unter Justinian“ betrachten das sich wandelnde justinianische Reich, das seine ferne Vergangenheit hinterfragt, um sich neu zu definieren. Raf Praet („Malalas and erudite memory in sixth-century Constantinople“) wendet sich drei Figuren der justinianischen Zeit zu: Malalas, Cassiodor und Johannes Lydos, die neben ähnlichen intellektuellen und sozialen Profilen auch parallele Interessen für die ferne griechisch-römische Vergangenheit aufweisen. Ausgehend von der Analyse eines Fallbeispieles – das des Purpur als römischem MachtSymbol – äußert Praet die These, dass die drei Autoren zum gleichen intellektuellen Kreis gehörten. Olivier Gengler („Memoria und Gesetzgebung: Vergangenheit und Gegenwart in den justinianischen Novellen“) untersucht seinerseits die Gestaltung einer römischen memoria in einer Gruppe von 13 Novellen Justinians. Er versucht zu zeigen, dass Justinian in einem eng abgegrenzten Zeitraum (534–537) – im Anschluss an die (Rück)Eroberung Afrikas – ein Bild seines Reiches förderte, das die Kontinuität der antiken römischen Macht betont. Der letzte Abschnitt ist der Frage der Chronik als Memorialgattung gewidmet. In seinem Beitrag „Historische und theologische Diskurse in den lateinischen Chroniken des 5. und 6. Jh. n. Chr. “ zeigt Carlo Scardino anhand eines Vergleiches von Themen und Tropen, dass ungeachtet der Tatsache, dass die Konventionen der Gattung und die Zugehörigkeit ähnlicher intellektueller und sozialer Kreise das Innovationspotenzial der Chronisten einschränken, die Wahl des Materials und die rhetorische Anordnung der einzelnen Einträge dennoch eine Individualisierung der Werke erlaubt. Der Artikel von Christian Gastgeber, „Klassisch-paganes Erbe: Was bleibt in der memoria der Weltchronik? Memorialkultur des Chronicon Paschale“, untersucht die memoria der heidnischen Geschichte und Kultur in der Osterchronik. Da der Autor der Osterchronik hauptsächlich an der Genauigkeit der Chronologie interessiert ist und sein Werk mit wörtlichen Zitaten aus seinen Quellen zusammenstellt, wird seine Vergangenheitskonzeption am ehesten in der Auswahl relevanter Passagen sichtbar. Die schwindende Autorschaft eines kompilatorischen open-text schränkt jedoch die Interpretation dieser Auswahl ein. Zumindest lässt sich herausstellen, dass die christliche Perspektive des Werkes der memoria der klassischen Antike im 7. Jahrhundert nur noch wenig Raum lässt. Die Arbeit von Erika Juhász („Spuren der christlichen Erinnerungskultur in der Osterchronik“) ergänzt die Untersuchung desselben Textes um die spezifisch christ-

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Jonas Borsch, Olivier Gengler

liche Perspektive und analysiert den Platz, den der Verfasser der Chronik den Martyrien zuweist. Die Erwähnung der Märtyrer wird von dem Autor der Osterchronik vollständig dem Vorhaben des Verfassers – die bestehende Osterberechnung zu berichtigen – untergeordnet. Dieser Parcours durch die spätantike Memoriakultur, mit verschiedenen Fragestellungen, verschiedenen methodischen Ansätzen, die für verschiedenen Korpora eingesetzt wurden, zielt darauf ab, den Kontext, in welchem die Chronographia des Malalas entstanden ist, zu rekonstruieren. Nicht alle Themenfelder werden abgedeckt, nicht alle Quellenarten berücksichtigt, da inhaltliche Vollständigkeit bei einem solchen Thema kaum erreichbar ist. Mit einer Vielzahl von Einblicken kann aber – so meinen wir – das Verständnis sowohl der Besonderheiten von Malalas’ Text als auch des spezifischen Vergangenheitsbezuges, aus dem sich die spätantike memoria nährt, erweitert werden. Neue Perspektiven ergeben sich zur Untersuchung der Chronographia des Malalas vor allem mit Blick auf die Beziehung des Chronisten zur Gegenwart. Hier wird auch die kommende Projekttagung thematisch anknüpfen. Bibliographie Assmann (1992) = Assmann, J., Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen, München 1992. Carrara/Meier/Radtki-Jansen (2017) = Carrara, L. / Meier, M. / Radtki-Jansen, Ch. (Hrsg.), Die Weltchronik des Johannes Malalas. Quellenfragen (Malalas Studien 2), Stuttgart 2017. Chilmead (1691) = Chilmead, E., Johannis Antiocheni cognomento Malalae Historia Chronica, Oxford 1691. Croke (1990a) = Croke, B., Malalas, the man and his work, in: Jeffreys, E. / Croke, B. / Scott, R. (Hrsg.), Studies in John Malalas (Byzantina Australiensia 6), Sydney 1990, S. 1–25. Croke (1990b) = Croke, B., The development of a critical text, in: Jeffreys, E. / Croke, B. / Scott, R. (Hrsg.), Studies in John Malalas (Byzantina Australiensia 6), Sydney 1990, S. 313–324. Dindorf (1831) = Ioannis Malalae Chronographia, Bonn 1831. Galinsky (2016) = Galinsky, K., Introduction, in: Galinsky, K. (Hrsg.), Memory in Ancient Rome and Early Christianity, Oxford 2016, S. 1–39. Halbwachs (1925/2004) = Halbwachs, M., Les cadres sociaux de la mémoire, Paris 1925 (ND 2004). Hölkeskamp (2012) = Hölkeskamp, K.-J., Im Gewebe der Geschichte(n). Memoria, Monumente und ihre mythhistorische Vernetzung, in: Klio 94 (2012), S. 380–414. Jeffreys/Jeffreys/Scott (1986) = Jeffreys, E. / Jeffreys, M. / Scott, R., The Chronicle of John Malalas. A Translation (Byzantina Australiensia 4), Melbourne 1986. Jeffreys/Croke/Scott (1990) = Jeffreys, E. / Croke, B. / Scott, R. (Hrsg.), Studies in John Malalas (Byzantina Australiensia 6), Sydney 1990. Meier/Radtki/Schulz (2016) = Meier, M. / Radtki, Ch. / Schulz, F. (Hrsg.), Die Weltchronik des Johannes Malalas. Autor – Werk – Überlieferung (Malalas Studien 1), Stuttgart 2016. Nora (1984) = Nora, P., Entre Mémoire et Histoire : La problématique des lieux, in: Nora, P. (Hrsg.), Les Lieux de Mémoire I. La République, Paris 1984.

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Schwartz (2016) = Schwartz, B., Rethinking the Concept of Collective Memory, in: Tota, A. L.; Hegen, T. (Hrsg.), Routledge International Handbook of Memory Studies, New York 2016, S. 9–21. Scott (1990) = Scott, R., Malalas and his contemporaries, in: Jeffreys/Croke/Scott (1990), S. 67–85. Stein-Hölkeskamp/Hölkeskamp (2006) = Stein-Hölkeskamp, E. / Hölkeskamp, K.-J., Erinnerungsorte der Antike. Die römische Welt, München 2006. Stein-Hölkeskamp/Hölkeskamp (2010) = Stein-Hölkeskamp, E. / Hölkeskamp, K.-J., Die griechische Welt. Erinnerungsorte der Antike, München 2010. Thurn (2000) = Thurn, J., Ioannis Malalae Chronographia (CFHB 35), Berlin/New York 2000. Walter (2004) = Walter, Uwe, Memoria und res publica. Zur Geschichtskultur im republikanischen Rom, Frankfurt a. M. 2004.

I. Geschichtsschreibung als memoria

Mythen, Monumente und Memorialkultur: die ‚Corporate Identity‘ der gens Fabia* Karl-Joachim Hölkeskamp

Abstract By the end of the 3rd century BCE, the gens Fabia, one of the oldest and most prominent patrician gentes, developed a set of particularly densely interconnected strategies of self-presentation to peers and people, myths such as of the descent of the gens from Herakles, temples dedicated by its prominent members, monuments such as the statue of Herakles, which Q. Fabius Maximus Cunctator had carried off after his conquest of Tarentum and put up on the Capitol, his own equestrian statue in its immediate vicinity and other media on the one hand and performative strategies such as triumphs and other pompae on the other were replenished by a new medium: Fabius Pictor’s history of Rome and the laudatio funebris by the same Cunctator on his predeceased son, disseminated in written form, became part and parcel of the complex repertoire of the multi-media strategies of Fabian self-fashioning.

Im Jahre 209 v. Chr. wurde Tarent, das einige Jahre zuvor von der römischen Hegemonialmacht abgefallen war und sich auf Hannibals Seite geschlagen hatte, unter dem Oberbefehl des Consuls Q. Fabius Maximus Verrucosus zurückerobert – in diesem großen Krieg war es eigentlich der erste wirkliche militärische Erfolg dieses berühmtesten aller Fabier, der in diesem Jahr bereits zum fünften Mal Consul und princeps senatus war.1 Erst jetzt konnte er mit anderen, in den Jahren nach der Katastrophe von Cannae erfolgreicheren führenden Figuren gleichziehen – in jener permanenten Konkurrenz innerhalb der politisch-militärischen Elite, in der Reputation, Rang und Vorrang, dignitas und auctoritas permanent neu verhandelt und austariert werden mussten und die zu diesem Zeitpunkt bereits seit fast einem Jahrhundert in verschiedenen Medien und mit verschiedenen Strategien der Selbstdarstellung ausgetragen wurde.2 Im Jahre 209 galt dieser Fabius noch nicht als der große ‚Zauderer‘ und damit als Ikone einer unbeirrbaren strategischen Weitsicht – erst deutlich später sollte er als *

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Der vorliegende Text ist die um die notwendige Dokumentation erweiterte Fassung des Vortrages, den ich am 6. Oktober 2016 als Abendvortrag bei dem Kolloquium ‚Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur‘ gehalten habe. Die Form des Vortrags habe ich beibehalten. Eine ausführliche Behandlung des Themas ist in Vorbereitung. Ich danke Mischa Meier für die Einladung und seine (erneute) Gastfreundschaft sowie Hans Beck und – wie immer – Elke Stein-Hölkeskamp für kritische Anmerkungen, Rat und Tat. Siehe zu seiner Karriere insgesamt Münzer (1909) und jetzt grundlegend Beck (2005), S. 269–301. Siehe dazu generell Hölkeskamp (1987/2011), S. 241–258, 329 und passim; Hölkeskamp (1993/2004), Hölkeskamp (2010), S. 90–97, 103–106, 121–124, und Hölkeskamp (2006/2017), jeweils mit weiteren Nachweisen.

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Karl-Joachim Hölkeskamp

zentrale Gestalt des Existenzkampfes gegen Hannibal in das kollektive Gedächtnis des populus Romanus eingehen: Klassisch formuliert wurde sein (im doppelten Sinne des Begriffs) ‚historischer‘ Rang erstmals von Ennius: „Ein einziger Mann hat durch Zaudern unsere Sache wiederhergestellt, Gerede stellte er nicht vor das Wohl, daher strahlt sein Ruhm nun umso heller“.3 In dieser Charakterisierung scheint immer noch durch, dass Fabius’ berühmtberüchtigte Ausweich- und Abnutzungsstrategie als Dictator im Jahre 217 nach der ersten großen Niederlage am Trasimenischen See keineswegs unumstritten gewesen war – eher im Gegenteil. Und angesichts der Tatsache, dass Fabius in seinem immerhin schon dritten und vierten Consulat 215 und 214 zudem nur kleinere, strategisch unbedeutende Erfolge verbuchen konnte, war dieser Sieg besonders wichtig – vor allem im Vergleich zu dem großen M. Claudius Marcellus, dem die spektakuläre Eroberung von Syrakus gelungen war: Die Einnahme Tarents, „auch wenn sie eher durch List als durch virtus“ erreicht worden sei, brachte Fabius endlich genug gloria, um einen Triumph zu rechtfertigen – es war erst sein zweiter, wenn auch (so Plutarch) „weit glanzvoller“ als der erste, der immerhin schon 24 Jahre zurücklag und den Fabius in seinem ersten Consulat im Jahre 233 de Liguribus gefeiert hatte.4 Die in Tarent gemachte Beute – neben 30.000 Sklaven vor allem „gemünztes und sonstwie verarbeitetes Silber, 3080 Pfund Gold, Statuen und Gemälde“ – umfasste angeblich fast so viel an Kunstschätzen wie die Beutekunst, die Marcellus nach der Plünderung von Syrakus hatte nach Rom bringen lassen und die seine ovatio respektive seinen Triumph in monte Albano zu einem bis dahin nicht gekannten opulenten Spektakel gemacht haben soll:5 Marcellus ließ nicht nur eine große Menge von Gegenständen aus Silber und Bronze, Gemälde und Götterbilder, sondern auch berühmte Kunstwerke, „mit denen Syrakus unter den ersten Städten Griechenlands geschmückt war“, dem staunenden Volk vorführen. Marcellus habe „die meisten und schönsten Weihgeschenke“ nach Rom bringen lassen, damit „diese Schaustücke, die griechischen Reiz, Anmut und Zauber ausströmten“, zuerst „ihm für seinen Triumph und dann der Stadt zum Schmuck dienen“ sollten. Damit habe Marcellus die Stadt auf eine qualitativ ganz neue Weise verschönert – eine Stadt, die zwar schon zuvor „mit Trophäen und Erinnerungen an Triumphe vollgestopft“ gewesen sei, die allerdings nur in „barbarischen Waffen und blutbefleckten Beutestücken“ bestanden hätten und die Rom eher wie ein „temenos des kriegswütigen Ares“ hätte wirken lassen.6 Daraus speist sich offensichtlich die mehrfach erzählte Mär, Fabius habe anders als Marcellus

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Ennius, Annales XII 363–365 Skutsch (= Cicero, de Officiis I 84; Cato maior de senectute 10): unus homo nobis cunctando restituit rem, noenum rumores ponebat ante salutem. ergo postque magisque viri nunc gloria claret. Siehe zu den Triumphen Itgenshorst (2005), Nr. 148 und 160, mit allen Belegen. Livius, ab Urbe condita XXVII 16,7; vgl. Plutarchus, Fabius 22,6 (30.000 Sklaven, 3000 Talente). Siehe zu ovatio und Triumph des Marcellus wiederum Itgenshorst (2005), Nr. 158 und 159. Plutarchus, Marcellus 21,1–3, besonders 21,3 nach Pindarus, Pythiaka 2,1.

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auf „Beute dieser Art“ verzichtet und habe sogar befohlen, die riesigen Standbilder der Götter nicht anzutasten, sondern den Tarentinern ihre „erzürnten Götter“ zu lassen.7 Jedenfalls wird auch Fabius in seinem Triumph einige repräsentative Beutekunst gezeigt haben – die Spirale der Steigerung in Bezug auf Opulenz, die im Ritual des Triumphes ohnehin prinzipiell angelegt war, dürfte gerade um diese Zeit eben durch Marcellus und die Beute aus Syrakus an Dynamik gewonnen haben. Diese Spirale manifestierte sich konkret vor allem darin, dass einem fünfmaligen Consul, ehemaligen Dictator und Haupt einer der ältesten patrizischen gentes in dieser hochgradig kompetitiven politischen Kultur der Republik kaum etwas anderes übrig blieb als mit Marcellus auch in dieser Hinsicht zumindest gleichzuziehen. Tatsächlich ließ auch Fabius das unterworfene Tarent gründlich ausplündern – und die erwähnten monumentalen Götterstatuen blieben wohl nur aus banalen technischen Gründen davon ausgenommen: Sie dürften schlicht und einfach kaum zu transportieren gewesen sein.8 Jedenfalls hatte Fabius keinerlei Skrupel, so Plutarch, doch ein Meisterwerk besonderen Ranges nach Rom bringen zu lassen, um es in einer adäquaten Position aufstellen zu lassen: Die kolossale, fünffach überlebensgroße Statue des sitzenden und nachdenkenden Herakles, die von dem berühmten Lysipp geschaffen worden war, stand nun auf dem Capitol – und direkt daneben ließ Fabius ebenso ostentativ eine Reiterstatue seiner selbst aus Bronze platzieren.9 Damit schrieb sich Fabius nicht nur gleich in mehrfacher Hinsicht in eine etablierte Tradition der Selbstdarstellung triumphierender Imperatoren ein. Schon zuvor waren sprechende Monumente als Trophäen früherer Triumphe in zentralen öffentlichen Räumen – auf dem Capitol, am Comitium und auf dem Forum – aufgestellt worden: Dazu gehörten nicht nur die erwähnten „barbarischen Waffen“ – wie etwa die vergoldeten Samnitenschilde, die L. Papirius Cursor anlässlich seines Triumphes 309 an den tabernae des neu gestalteten Forums zur Schau stellen ließ.10 Dazu gehörten auch nicht nur ‚sprechende‘ Beutestücke wie die Schiffsschnäbel der Flotte von Antium, die schon 338 an der Rednertribüne angebracht worden waren und ihr den bekannten Namen rostra eingebracht hatten, und die columnae rostratae, die in foro bzw. in Capitolio errichtet wurden und an die Siege zur See des C. Duilius und des M. Aemilius Paullus in den Jahren 260 bzw. 255 erinnern sollten.11

7 Livius, ab Urbe condita XXVII 16,8; Plinius, Naturalis historia XXXIV 40; Plutarchus, Fabius 22,7 bzw. Marcellus 21,4–5. Vgl. zu Plutarchs implizit vergleichenden Charakterisierungen der beiden Protagonisten Beck (2002), S. 470–486 und passim. 8 So schon Plinius, Naturalis historia XXXIV 40. 9 Strabo, Geographica VI 3,1 (C278); Plutarchus, Fabius 22,8; Plinius, Naturalis historia XXXIV 40; Ps.-Aurelius Victor, de Viris illustribus urbis Romae 43,6. 10 Livius, ab Urbe condita IX 40,16 und dazu Oakley (2005a) ad loc.; vgl. Livius, ab Urbe condita X 39,13–14. Vgl. dazu und zum folgenden generell Hölscher (1978), S. 320 bzw. 318–324 passim; ders. (1990) S. 74–79 und passim. 11 Plinius, Naturalis historia XXXIV 20; Quintilian, Institutio oratoria I 7,12 bzw. Livius, ab Urbe condita XLII 20,1 und dazu Sehlmeyer (1999), S. 117–118 bzw. 119–120.

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Karl-Joachim Hölkeskamp

Auch Kunstwerke waren schon zuvor als Beuteanatheme öffentlich aufgestellt worden – wie die 2000 bronzenen Figuren (signa), die M. Fulvius Flaccus, Consul 264, nach der Eroberung der Stadt Volsinii nach Rom bringen und vor dem Doppeltempel der Fortuna und Mater Matuta am Nordrand des Forum Boarium wirkungsvoll präsentieren ließ, wie auch die erhaltene Inschrift auf dem Sockel bezeugt.12 Es ist fast selbstverständlich, dass die ebenso unmissverständliche wie demonstrative Zuschreibung öffentlich ausgestellter Beuteanatheme und sonstiger Monumente an individuelle Triumphatoren als Stifter durch Inschriften am Ende des 3. Jahrhunderts ebenfalls etablierte Praxis war – auch wenn diese Texte nicht immer so ausführlich gerieten wie die Inschrift auf der erwähnten columna rostrata des Duilius, dessen Großtat in Gestalt des Sieges über die karthagische Flotte bei Mylai bis in die Details beschrieben wurde – da ist eben nicht nur von der Leistung des Consuls die Rede, „als erster“ Römer eine karthagische Flotte besiegt zu haben; dabei wird etwa auch die Beute an Gold, Silber und anderen Werten genau beziffert – und schließlich bezeichnenderweise die „Schenkung“ von Beutegütern aus der Seeschlacht „an das Volk“.13 Solche „Schenkungen“ sowie der Hinweis auf den Stifter hatten längst Schule gemacht, als etwa auch Marcellus vergleichbare Weihungen zu seiner nachhaltigen memoria hinterließ – und nicht nur in Rom. Auch im Athena-Heiligtum in Lindos auf Rhodos ließ er sich durch mit Inschriften bestückte Statuen verewigen: „Dies, Fremder, ist der große Stern seines Vaterlandes, Rom, Marcellus Claudius, von berühmten Vätern, sieben Mal hatte er die consularische Macht im Krieg inne“ (seine Imperien pro consule wurden hier kurzerhand mitgerechnet) „und er brachte den Feinden vielfachen Tod.“14 Vor allem aber wählte Marcellus natürlich den von ihm selbst ausgebauten Tempel für Honos et Virtus, um seine eigene virtus und gloria dauerhaft in das kollektive Gedächtnis seiner aristokratischen peers, die zugleich notwendigerweise seine Rivalen um dignitas, Rang und Vorrang waren, und des populus Romanus insgesamt einzuschreiben15 – und Marcellus wird auch hier wohl kaum versäumt haben, durch derartige Hinweise in Gestalt von Inschriften auf die Stiftung der spektakulären Beutekunst aus Syrakus im Tempel der Honos et Virtus hinzuweisen, darunter ein später „im Volk“ allgemein bekanntes Kunstwerk des Archimedes, ein raffiniert konstruierter Himmelsglobus.16 Sein gleichnamiger Enkel, Consul 166, II 155, III 152, steigerte den familialen Anspruch noch, indem er die Statuen seines Großvaters, seines Vaters, der nur einmal Consul war, und seiner selbst mit der wiederum knappen, aber selbstbewussten Inschrift III MARCELLI NOVIES COS versehen ließ.17

12 CIL I2 2,4, 2836 = VI 8,3, 40895–40896; Plinius, Naturalis historia XXXIV 34. 13 CIL I2 25 u. p. 831= VI 1300, vgl. 31591=37040 und VI 8,3,1300 Add. = ILS 65 = InscrIt 13,3, Nr. 69 (mit Abb.) = ILLRP 319, und dazu Bleckmann (2002), S. 116–125; Kondratieff (2004), S. 10–26, und Beck (2005), S. 219–221, mit weiteren Nachweisen. 14 Poseidonios bei Plutarchus, Marcellus 30,6–9. 15 Siehe dazu unten, bei Anm. 25. 16 Cicero, de Re publica I 21–22; in Verrem II 4,121; Livius, ab Urbe condita XXV 40,3 vgl. 1; XXVI 32,4. 17 Asconius, in Pisonianam 18.

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Nicht nur die demonstrativ-opulente Ausstattung, sondern auch schon die Stiftung eines Tempels aus den Beutemitteln selbst, über die der kommandierende Feldherr ja weitgehend frei verfügen konnte, diente der memorialen Verstetigung seines (im metaphorischen wie konkreten Sinne) triumphalen Erfolges im Krieg. Diese Strategie der Selbstdarstellung hatte sich ebenfalls gerade im 3. Jahrhundert etabliert18 – die Serie dieser Stiftungen begann mit dem Tempel der Salus (rei publicae) auf dem Quirinal, der im Jahre 302 vom Dictator und dreimaligen Consul C. Iunius Bubulcus Brutus geweiht wurde.19 Dieser Stiftung folgte eine ganze Serie weiterer Heiligtümer, darunter vor allem für Gottheiten in Gestalt von Personifikationen zentraler Wertkonzepte der nunmehr etablierten patrizisch-plebeischen politischen Klasse: 296 für die Kriegsgöttin Bellona am Circus Flaminius, 294 für Victoria auf dem Palatin. Im folgenden Jahr 293 kam ein Heiligtum für Fors Fortuna am rechten Tiberufer hinzu – wieder ging es also um das ‚Schlachtenglück‘. Um 260 ließ dann der bereits erwähnte Duilius nach seinem triumphus navalis dem doppelgesichtigen Gott Janus ein Heiligtum auf dem Forum Holitorium errichten – also bezeichnenderweise in unmittelbarer Nähe der Docks der Kriegsflotte. Im Jahre 254 bzw. 250 folgten dann noch Heiligtümer für Fides (Publica) und Spes.20 Auch an der Entwicklung dieses Mediums der Selbstdarstellung waren bereits Fabier beteiligt – und zwar gleich in mehreren Hinsichten. Schon in den 290er Jahren hatte der Grossvater des Cunctator, der berühmte Q. Fabius Maximus Rullianus, ein Heiligtum des Iuppiter Victor gestiftet, das er als Consul V und Feldherr auf dem Höhepunkt der großen Schlacht bei Sentinum 295 gelobt hatte, in der über die Hegemonie Roms in Italien entschieden wurde.21 Der Cunctator selbst hatte bereits in seinem ersten Consulat 233 einen Tempel für Honos gestiftet, der an der porta Capena stand – also genau dort, wo die prachtvolle Parade der Ritterschaft begann, die transvectio equitum, die wiederum sein Großvater Rullianus in seiner Censur im Jahre 304 eingeführt hatte.22 Als Dictator 217 gelobte der Enkel dann noch den Tempel für Venus Erycina in Capitolio, den er 215 auch selbst weihte – damit markierte er den Endpunkt der Route der transvectio, die am Tempel der Dioskuren als Schutzgöttern der Reiterei vorbei über das Forum auf das Capitol führte, mit einem weiteren Monument, das sich nachhaltig und exklusiv mit seinem Namen und der Tradition seiner gens 18 Siehe Hölscher (1978), S. 349–350 und danach Hölkeskamp (1987/2011), S. 238–240; 328–329; Hölkeskamp (1996/2004), S.191–192. 19 F. Coarelli, s. v. Salus, aedes, LTUR 4 (1999), S. 229–230 mit den Nachweisen. 20 A. Viscogliosi, s. v. Bellona, aedes in Circo, LTUR 1 (1993), S. 190–192, bzw. P. Pensabene, s. v. Victoria, aedes, LTUR 5 (1999), S. 149–150; F. Coarelli, s. v. Fortis Fortunae fanum, templum, LTUR-S 2 (2004), S. 270–271; ders., s. v. Ianus, aedes (apud Forum Holitorium), LTUR 3 (1996), S. 90–91; Ch. Reusser, s. v. Fides populi Romani/Publica, LTUR 2 (1995), S. 249–252; F. Coarelli, s. v. Spes, aedes, LTUR 4 (1999), S. 336–337, jeweils mit Belegen und weiteren Nachweisen. 21 Livius, ab Urbe condita X 29,14 und dazu Oakley (1995b) ad loc.; F. Coarelli, s. v. Iuppiter Victor, aedes, LTUR 3 (1996), S. 161. 22 Livius, ab Urbe condita IX 46,15 und Oakley (2005a) ad loc.; Dionysius Halicarnassensis, Antiquitates Romanae VI 13,4; Valerius Maximus, Facta et Dicta memorabilia II 2,9; Plinius, Naturalis historia XV 19; Suetonius, Augustus 38,3; Ps.-Aurelius Victor, de Viris illustribus urbis Romae 32,3. Vgl. McDonnell (2006) S. 213–219.

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Karl-Joachim Hölkeskamp

M. Fabius Q.f.M.n. Vibulanus (oder Maximus) (cos. 442) ────────────────────────────┐ │ K. Fabius M.f.Q.n. Ambustus N. Fabius M.f.Q.n. Ambustus (tr.mil.c.p. I 404) (tr.mil.c.p. I 406) │ │ M. Fabius K.f.M.n. Ambustus M. Fabius N.f.M.n. Ambustus (tr.mil.c.p. I 381) ───────┐ (cos. I 360; pr.sen.) │ Fabia minor │ Fabia maior ∞ C. Licinius Stolo Q. Fabius M.f.N.n. Maximus Rullianus ∞ Ser. Sulpicius Praetextus (tr.pl. I 376;cos.361) (cos. I 322, V 295; pr.sen.) (tr.mil.c.p. I 376) │ Q. Fabius Q.f.M.n. Maximus Gurges (cos. I 292, III 265; pr.sen.) ──────────────────┐ │ (- Fabius Q.f.Q.n. ignotus) Q. Fabius Q.f.Q.n. Maximus Verrucosus │ (cos. I 233, V 209; pr.sen.) (Q. Fabius -f.Q.n. ignotus) │ │ Q. Fabius Q.f.Q.n. Maximus Q. Fabius (Q.f.-.n.) Maximus (cos. 213) (praet. 181) ───(Adoption)───┐ │ │ Q. Fabius Q.f.Q.n. Maximus Servilianus Q. Fabius (Q.f.Q.n.) Maximus (Adoption) (cos. 142) (aug. 203-196) │ Q. Fabius Q.f.Q.n. Maximus Aemilianus (cos. 145) │ Q. Fabius Q.Aemiliani f.Q.n. Maximus Allobrogicus (cos. 121) │ Q. Fabius Q.f.Q.Aemiliani n. Maximus │ Q. Fabius Q.f.Q.n. Maximus (aed.cur. 57; cos.suff. 45)

Abb. 1: Stemma der Fabii Ambusti/Maximi – K.-J. Hölkeskamp, nach Münzer, RE 6,2, 1909, S. 1777–1778

verbinden sollte.23 Denn damit setzte er zugleich diese Tradition insofern fort, als es sein Vater Maximus Gurges gewesen war, der das erste Heiligtum für Venus ad Circum Maximum gestiftet hatte – pikanterweise war die Errichtung dieses Tempels für die Göttin der Liebe mit den Mitteln der Bußen ermöglicht worden, die er als Aedil jenen vornehmen Damen auferlegt hatte, die ausgerechnet wegen Ehebruchs verurteilt worden waren.24 In Bezug auf den Tempel für Honos gelang die nachhaltige Etablierung eines gentilizischen Anspruchs auf alleinig-exklusive Zuständigkeit allerdings nicht – es war just dieser Tempel, den wiederum der erwähnte Marcellus als Tempel für Honos et Virtus erneuern lassen wollte. Dieser Plan stieß auf den Einspruch der Pontifices, die eine Weihung eines Heiligtums mit einer einzigen cella an zwei Gottheiten für unzulässig 23 Livius, ab Urbe condita XXII 9,10 und 10,10 bzw. XXIII 30,13–14 und 31,9. S. dazu F. Coarelli, s. v. Venus Erucina, aedes in Capitolio, LTUR 5 (1999), S. 114; Beck (2005), S. 276–277; 299–300. 24 Livius, ab Urbe condita X 31,9 und dazu Oakley (2005b) ad loc.; Livius, ab Urbe condita XXIX 37,2. S. dazu E. Papi, s. v. Venus Obsequens, aedes ad Circum Maximum, LTUR 5 (1999) S. 118, mit weiteren Nachweisen.

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erklärten. Daraufhin ließ Marcellus den Tempel für Honos um einen Anbau erweitern, und der neue Doppeltempel für Honos et Virtus – mitsamt der dort nun zur Schau gestellten Beutekunst aus Syrakus – wurde dann nach seinem Tod von seinem gleichnamigen Sohn 205 geweiht. Leider wissen wir nicht, wie der Cunctator auf diese Über- oder Aneignung (oder in moderne Metapher gekleidet: feindliche Übernahme) seines alten Tempels durch seinen größten Konkurrenten um den Vorrang als Feldherr des großen Krieges reagierte – man darf allenfalls vermuten, dass er als einflussreiches Mitglied des Pontificalkollegiums an dem erwähnten Einspruch maßgeblich beteiligt war.25 Auf andere Weise waren Fabier einer zweiten Linie an der Entwicklung und Ausgestaltung der monumentalen Medien der Selbstdarstellung beteiligt. Zunächst hat ein C. Fabius sich das Cognomen ‚Pictor‘ erworben, indem er den bereits erwähnten Tempel der Salus (rei publicae) mit Wandgemälden ausschmückte und diese auch noch mit seinem Namen signierte. Möglicherweise war dieses Werk ein frühes Beispiel jener Historien-, bzw. Schlacht- und Triumphalgemälde, die – wie die Stiftung von Tempeln ex manubiis, in denen diese Kunstwerke regelmäßig ausgestellt wurden – im Laufe des 3. Jahrhunderts gewissermaßen in Mode kamen.26 Das berühmte Wandgemälde aus einem Grab auf dem Esquilin, das allgemein als Fabier-Fresko bezeichnet wird und das noch in das frühe 3. Jahrhundert datiert, gibt einen unmittelbaren Eindruck von den einschlägigen Bildthemen und -formeln. Es zeigt offenbar Szenen aus den Samnitenkriegen, in denen der erwähnte Rullianus, der Sieger von Sentinum 295, die vielleicht wichtigste Rolle spielte – entweder er selbst oder auch sein Sohn Maximus Gurges, Consul 292 und Proconsul im folgenden Jahr, als ihm die Gefangennahme des samnitischen Feldherrn C. Pontius gelang und ihm ein Triumph gewährt wurde, dürfte der rechts stehende ‚Q. Fabius‘ sein, der in beiden Registern eine Lanze in der Hand hält. Ihm wendet sich ein ‚M. Fannius‘ zu – wohl ein samnitischer Feldherr, zunächst mit einem typischen Helm ausgestattet und darunter dann unbewaffnet dargestellt. Offensichtlich ist der Kampf um die Stadt, deren Mauern im oberen Register zu sehen sind, bereits zu Ende – oder soll gar nicht erst begonnen werden: Einerseits sind nämlich die Gestalten in ziviler Kleidung auf den Zinnen der Mauer ebenfalls unbewaffnet, und andererseits geht der Führer in beiden Registern auf den Feldherrn zu und streckt ihm die rechte Hand entgegen – eine Geste, die wahrscheinlich einen Appell an die fides des populus Romanus und seines Imperiumsträgers, also eine Kapitulation und Übergabe der Stadt in der rituellen Form einer deditio in fidem darstellen soll.27

25 Cicero, de Natura deorum II 61; Livius, ab Urbe condita XXVII 25,7–10, vgl. XXV 40,2–3; XXIX 11,13; Valerius Maximus, Facta et Dicta memorabilia I 1,8; Plutarchus, Marcellus 28,1. Siehe dazu D. Palombi, s. v. Honos et Virtus, aedes, LTUR 3 (1996) S. 31–33, mit weiteren Nachweisen; McDonnell (2006) S. 219–225. 26 Cicero, Tusculanae disputationes I 4; Plinius, Naturalis historia XXXV 19; Valerius Maximus, Facta et Dicta memorabilia VIII 14,6, vgl. bereits Münzer (1909), Sp. 1835–1836 und dazu Walter (2004), S. 230– 231. Siehe dazu grundlegend Hölscher (1978), S. 344–346. 27 Siehe dazu Hölkeskamp (2000/2004), S. 123–124 sowie bereits Hölscher (1978), S. 346–348.

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Abb. 2: ‚Fabier-Fresko‘ – nach C. L. Visconti, in: BCAR 1889, Tafeln XI u. XII

Ein ähnliches Thema brachte das Schlachtgemälde zur bildlichen Darstellung, das an Sieg und Triumph des M. Valerius Messala über die Karthager und Hieron von Syrakus im Jahre 263 erinnerte – es zierte die Wand des wichtigsten Versammlungsge-

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bäudes des Senates, der Curia Hostilia.28 Der bereits erwähnte M. Fulvius Flaccus ließ ein Porträt von sich selbst im Triumphalgewand malen und im Tempel des Vortumnus auf dem Aventin ausstellen, den er selbst dieser Hauptgottheit der von ihm unterworfenen Stadt Volsinii geweiht hatte.29 Und Ti. Sempronius Gracchus ließ ein Bild der Feier nach seinem Sieg über karthagische Truppen unter Hanno bei Benevent im Jahre 214 malen, das auch später noch in dem schon von seinem Vater errichteten Tempel der Libertas auf dem Aventin zu sehen war.30 Damit sind wir wieder in der Zeit des Fabius ‚Cunctator‘ und seines Monuments auf dem Capitol. Schließlich und endlich war damit nun auch die geradezu ostentative Kombination ganz unterschiedlicher Monumente mit memorialer Wirkmächtigkeit, also etwa eines Beutedenkmals mit einer Statue des Triumphators und Stifters, durchaus bereits üblich: Schon der homo novus Sp. Carvilius, Consul 293 und erfolgreicher Heerführer im 3. Samnitenkrieg, hatte aus den erbeuteten Rüstungen und Helmen nicht nur eine kolossale Statue des Iuppiter anfertigen lassen, die in Capitolio aufgestellt wurde und so groß war, dass man sie angeblich vom Heiligtum des Iuppiter Latiaris in den Albanerbergen sehen konnte; aus dem übrig gebliebenen Material ließ er eine Statue von sich selbst fertigen, die er ebenso selbstbewusst wie demonstrativ zu Füßen des kolossalen Iuppiter platzieren ließ.31 Die Weihung eines spektakulären Stückes Beutekunst und die Stiftung eines Tempels aus der Beute eines erfolgreichen Feldzuges war also ebenso wenig völlig neu und revolutionär wie die Vergesellschaftung eines Triumphmonuments mit einer Ehrenstatue des Stifters und vor allem die verschiedenen Varianten der Kombination dieser Medien der Selbstdarstellung. Darüber hinaus wollten aber die neuen, also gewissermaßen ‚jüngeren‘ Monumente die bereits bestehenden älteren Denkmäler immer auch an schierer Größe, glanzvoller Ausstattung, Originalität und Qualität übertreffen32 – durch die Strategien des Verweisens auf andere, gleichartige Monumente war die bereits erwähnte Spirale der permanenten Steigerung und des Überbietens zwar schon vor Marcellus und Fabius in Gang gesetzt worden, erhielt aber nun nicht zuletzt durch deren Rivalität einen weiteren Schub. Mit anderen Worten: die im vollen Sinne allgegenwärtige Konkurrenz um Rang und Ansehen wurde auch und gerade gewissermaßen medial ausgetragen. Auch die Weihung des Fabius verwies auf bereits bestehende Monumente des Herakles/Hercules und schrieb sich damit in eine am Ende des 3. Jahrhunderts bereits etablierte, weit bis in die mythische Frühzeit zurückreichende Tradition der kultischen Verehrung des Halbgottes ein. Schon im Jahre 305 war auf dem Capitol eine große Sta-

28 Plinius, Naturalis historia XXXV 22; Cicero, in Vatinium 21. Siehe zum Triumph des Messala Itgenshorst (2005), Nr. 127, mit weiteren Nachweisen. 29 Festus, de Verborum S. 228 Lindsay s. v. Picta. 30 Livius, ab Urbe condita XXIV 16,19 und dazu Hölscher (1978), S. 345. 31 Plinius, Naturalis historia XXXIV 43. 32 Siehe Roller (2013), der diese Dimension der Konkurrenz mit dem Konzept der ‚intersignification‘ beschreibt.

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tue des Halbgottes aufgestellt worden33 – mit der das nun hinzukommende Monument also in möglicherweise sogar sichtbarer Nachbarschaft plaziert wurde. Die ara maxima des Hercules Invictus und die Statue des Hercules Triumphalis auf dem Forum Boarium, die anlässlich der daran unmittelbar vorbeiführenden Triumphzüge mit den entsprechenden Insignien wie der toga picta bekleidet wurde, waren vermutlich noch älter.34 Zurück nach Rom in den Jahren um 200: die ‚Antwort‘ auf die Weihung des Cunctator ließ nicht lange auf sich warten: Im Jahre 190 wurde ausgerechnet am Eingang der Area Capitolina – in der nun ja nicht nur der Herakles und die Reiterstatue, sondern auch der erwähnte Tempel der Venus Erycina die Präsenz der gens Fabia im religiösen Zentrum repräsentierte – ein mindestens genauso spektakuläres Denkmal für einen weiteren Rivalen des Cunctator errichtet, nämlich der berühmte fornix Scipionis.35 Dieses Monument wurde zu Ehren des eigentlichen Siegers des Hannibalkrieges, P. Cornelius Scipio mit dem Ehrennamen ‚Africanus‘, errichtet – und der war nicht nur der letzte und formidabelste Rivale des Cunctator, dessen „letzte Lebensjahre“, so der unnachahmliche Münzer, „erfüllt“ gewesen seien „von dem ebenso vergeblichen wie unerfreulichen Kampfe“ gegen ihn.36 Der fornix Scipionis war ein weithin sichtbares und höchst auffälliges Bogenmonument, das den clivus Capitolinus genau an dem Punkt überspannt haben dürfte, an dem der Weg in die Area Capitolina mündete – ja, es sollte als eine Art monumentaler Eingang dienen und auch so wahrgenommen werden, und als solcher für alle Zukunft zugleich als markantes Monument am Ende der üblichen Route der Triumphzüge dienen. Es war besonders opulent ausgestattet, zunächst mit zwei Becken aus Marmor – angeblich wurde dieses edle Material hier erstmals verwendet. Vor allem standen darauf nicht weniger als sieben vergoldete Statuen (signa aurata) – wahrscheinlich waren es Statuen der Familie der Cornelii Scipiones, nämlich der prominenten Vorfahren des Africanus seit L. Scipio Barbatus, Consul 298. Damit nicht genug – hinzu kamen noch zwei Reiterstatuen, die entweder die Dioskuren oder auch einen Scipio und womöglich Africanus selbst darstellten.37 Erst Jahrzehnte später kam dann die höchst komplexe und mehrdeutige ‚Antwort‘ eines Fabiers auf den fornix Scipionis in Gestalt eines Monuments der gleichen Art: Der fornix Fabianus über der Sacra via am Eingang des Forum, also am entgegengesetzten Ende von clivus Capitolinus und dem Aufgang zum Capitol.38 Dieser Bogen wurde von Q. Fabius Maximus ‚Allobrogicus‘, Consul 121, nach seinem Sieg und Triumph über die „Allobroger und den König der Arverner“ gestiftet – und wenigstens 33 Livius, ab Urbe condita IX 44,16 und dazu Oakley (2005a) ad locum. 34 Siehe dazu Richardson (1992), s. v. Herculis Invicti Ara Maxima, S. 186–187; F. Coarelli, s. v. Hercules Invictus, ara Maxima, LTUR 3 (1996), S. 15–17, bzw. Livius, ab Urbe condita X 23,3 und dazu Oakley (2005b) ad loc., sowie Plinius, Naturalis historia XXXIV 33, und dazu Richardson (1992), s. v. Hercules Triumphalis, S. 188. 35 Livius, ab Urbe condita XXXVII 3,7. 36 Münzer (1909), Sp. 1827. 37 F. Coarelli, s. v. Fornix Scipionis, LTUR 2 (1995), S. 266–267; ders. (1972/1996), S. 208; Flower (1996), S. 49, 162–163. 38 Siehe Richardson (1992), s. v. Fornix Fabianus (or Fabiorum), S. 154 und L. Chioffi, s. v. Fornix Fabianus, LTUR 2, 1995, S. 264–266, jeweils mit den Belegen und Literatur.

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Abb. 3: Fornix Fabianus (Umzeichnung) – nach B. Andreae, in: Archäolog. Anzeiger 1957, S. 167, Abb. 23

nebenbei sei erwähnt, dass es bezeichnenderweise derselbe Allobrogicus war, der darüber hinaus die erwähnte besondere fabische Familientradition fortsetzte, indem er einen Tempel für Hercules in Gallien weihte.39 Das repräsentative Bogenmonument wurde dann zwei Generationen später vom gleichnamigen Enkel des Allobrogicus als Aedil 57 restauriert. Interessanterweise standen darauf auch Statuen des jüngeren Scipio Africanus und seines natürlichen Vaters L. Aemilius Paullus, wie die erhaltenen Inschriften bezeugen.40 Bei näherem Hinsehen ist die Präsenz dieser prominenten Figuren nicht so überraschend: Paullus, Consul II im Jahre 168, der Sieger in der berühmten Schlacht von Pydna, war ja der natürliche Großvater des Stifters – dessen Vater war nämlich in die gens Fabia adoptiert worden, als Q. Fabius Maximus (Aemilianus), Consul 145, während sein natürlicher Bruder als P. Cornelius Scipio (Aemilianus, Africanus minor) in die gens Cornelia adoptiert wurde. Die ‚Antwort‘ des späteren Fabiers auf das Monument des älteren Africanus ist also raffiniert-mehrdeutig: Dieses monumentale Gegenstück des fornix Scipionis dokumentiert zugleich die familiale Vernetzung mit den Nachfahren ebenjener Scipionen, deren Statuen den wichtigsten Schmuck des Monuments darstellten, und es beansprucht damit implizit sogar die Vereinnahmung von deren symbolischem Kapital. Nun aber wieder zurück zum fabischen Herakles-Monuments. In diesem speziellen Fall war es nämlich noch um mehr und qualitativ Anderes gegangen. Das Beutestück selbst – der monumentale Herakles – und seine Vergesellschaftung mit der 39 Siehe F. Münzer, s. v. Fabius 110, RE 6,2, 1909, Sp. 1794–1796. 40 CIL I2 762, 763 = VI 1303, 1304 (vgl. 31593) = VI 8.3, 4677 = ILS 43, 43a = ILLRP 392 = InscrIt 13, 3, 71.

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Reiterstatue des Fabius – konnte nämlich schon von den Zeitgenossen auch und gerade als Anspielung auf den Mythos der Abstammung der gens Fabia gelesen werden: Danach soll der Stammvater das Produkt eines ‚one-night stand‘ zwischen Herakles und einer namenlosen Nymphe oder auch einem sterblichen Mädchen gewesen sein – diese ebenso intensive wie folgenreiche Begegnung soll in einer Grube (fovea) am Ufer des Tiber stattgefunden haben, und aus diesem Wort habe sich dann der Gentilname der Fabier entwickelt. Damit noch nicht genug: zu einem nicht bekannten, wohl späteren Zeitpunkt wurde daraus eine Tochter des Euander, also jenes mythischen Helden und Kulturstifters aus Arkadien, der die erste Siedlung auf dem Palatin gegründet haben soll. Und nach einigen Überlieferungsvarianten, um die symbolische Vernetzung noch zu steigern, wurde eben diesem Euander auch die Etablierung der erwähnten Hercules-Monumente auf dem Forum Boarium zugeschrieben.41 Mit der Stiftung dieses doppelten Denkmals und durch die dadurch vermittelte hintersinnig-mehrdeutige Message gelang dem Cunctator ein Coup, durch den der ‚corporate identity‘ der gens Fabia eine ganz neue, eigene Dimension hinzugefügt wurde – diese Kombination eines Monuments der Erinnerung an die gewissermaßen ‚jungen‘ kriegerischen Großtaten des Stifters mit der Verortung der genealogischen Anfänge der uralt-ehrwürdigen patrizischen gens Fabia in den hehren mythischen Ursprüngen der Stadt stellte geradezu ein Alleinstellungsmerkmal dar, das auch noch auf Dauer in die politisch-sakrale und memoriale Topographie und das kollektive und eben monumentale Gedächtnis der Stadt eingeschrieben wurde, und dürfte damit eine besonders wertvolle Einlage in ihrem „symbolischen Kapital“ gewesen sein. Immerhin bot auch das Medium der Münzen den Münzmeistern eine allgemein akzeptierte Möglichkeit, auf den Abstammungsmythos ihrer jeweiligen gens hinzuweisen. Bereits im Jahre 269 war der Kopf des Herakles nämlich in einem doppelt interessanten Kontext aufgetaucht – und zwar auf der Vorderseite der ersten Silberprägungen, deren Rückseite mit der Wölfin, die die Zwillinge säugt, eine unmissverständliche Anspielung auf den Gründungsmythos zeigt:42 Die Darstellung bezieht sich sicherlich auf die bekannte Statue, welche die Brüder Ogulnii im Jahre 296 aus Strafgeldern hatten errichten lassen.43 Nun war einer der beiden Brüder, Q. Ogulnius Gallus, Consul – und nicht zufällig war es auch das Jahr des Consulats eines Fabius, nämlich des C. Fabius Pictor, des Sohnes des erwähnten Malers und Vaters des großen Geschichtsschreibers, auf den natürlich noch zurückzukommen sein wird. Es ist immerhin nicht ausgeschlossen, dass darin eine erste, frühe Andeutung des fabischen Abstammungsmythos zu sehen ist. In einem anderen, dem wichtigsten performativen Medium gentilizischer Selbstdarstellung war eine Anspielung auf einen solchen Mythos more maiorum allerdings 41 Plutarchus, Fabius 1,1; Festus, de Verborum S. 77 Lindsay s. v. Fovi; Ovidius, Fasti II, 237; Silius Italicus, Punica VII,35; VIII,227; Iuvenal, Saturae VIII 14, sowie zu Euander Macrobius, Saturnalia III 11,7; 12,4; Tacitus, Annales XV 41,1; Strabo, Geographica V 3,3 (C230). 42 Crawford, RRC Nr. 20/1 und S. 714. 43 Livius, ab Urbe condita X 23,11–12 und dazu Oakley (2005b) ad loc.; E. Papi, s. v. Statua: Lupa, Romulus et Remus, LTUR 5 (1999), S. 290–291, mit weiteren Nachweisen.

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Abb. 4: Didrachme, ca. 269 – Vorder- und Rückseite – Crawford, RRC 20 (Numismat. Bilddatenbank Eichstätt)

überhaupt nicht akzeptabel, nämlich in der pompa funebris: Es war ganz unmöglich, etwa einen womöglich nackten Herakles die Prozession der Ahnenmasken anführen zu lassen – hier durften nur jene maiores des jeweils verstorbenen Abkömmlings der gens durch ihre imagines symbolisch präsentiert werden, die republikanische und gewissermaßen zählbare Einlagen in Form von Consulaten, Censuren und vor allem von Triumphen in das akkumulierte symbolische Kapital der Familie eingebracht hatten. Die Einlage jedes einzelnen Vorfahren wurde dadurch genau und unmittelbar sichtbar markiert, dass die Träger der Masken die toga praetexta als Amtstracht des höchsten zu Lebzeiten erreichten honos oder eben die purpurne Tracht eines Triumphators trugen und von der dem gradus dignitatis präzise entsprechenden Zahl von Liktoren mit gesenkten Fasces begleitet wurden.44 Auch in der laudatio funebris des Cunctator bei dem Begräbnis seines gleichnamigen, vor ihm verstorbenen Sohnes, Consul 213, wird Herakles als Stammvater wohl kaum erwähnt worden sein. Die glorreiche Geschichte der gens Fabia von der Serie von Consulaten in der „fabischen Periode“ der ersten Jahrzehnte der Republik über die res gestae des schon mehrfach erwähnten fünfmaligen Consuls und mehrfachen Triumphators Rullianus bot ja mehr als reichlich Stoff, um das geradezu rekordverdächtige symbolische Kapital des fabischen Hauses ausführlich in Erinnerung zu rufen: Zu diesem Zeitpunkt standen etwa 40 Consulate und 15 Consulartribunate, ein halbes Dutzend Dictaturen und ebenso viele Censuren sowie mindestens sieben Triumphe zu Buche, und nicht nur der Cunctator selbst war ja auch noch princeps senatus, sondern mindestens drei seiner Vorfahren hatten die gleiche Ehre erhalten. Nicht zuletzt deswegen ließ wohl der Cunctator die Rede in Abschriften verbreiten, und noch Cicero und anscheinend auch Plutarch hat sie vorgelegen.45 44 Siehe zur pompa funebris generell etwa Flower (1996), S. 91–158, hier bes. 102; Flaig (2003), S. 49–68 und 69–74, hier bes. 52–53; Hölkeskamp (2008/2017), S. 218–221, hier 218–219, mit weiteren Nachweisen. 45 Cicero, Cato maior de senectute 12; de Natura Deorum III 88; Tusculanae disputationes III 70; Epistulae ad Familiares IV 6,1; Plutarchus, Fabius 1,9; 24,6.

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Damit stellt sich die grundsätzliche Frage nach Rolle, Funktionen und Gewichtung schriftlicher Zeugnisse im weitesten Sinne im Rahmen des Gesamtrepertoires der Medien, Strategien und konkreten Praktiken, welche für die Selbstdarstellung einer gens, für die nachhaltige Sicherung der memoria über den Tag hinaus und damit für die Bestätigung ihres Status als Teil der allerersten Garde der Nobilität spielen konnte. Dabei geht es um Texte, die sich absichtsvoll, direkt und gezielt an eine breitere Öffentlichkeit wandten, also an die peer group oder auch den populus Romanus insgesamt. Dazu gehörten einerseits die erwähnten Inschriften auf Monumenten aller Art, die genau das ganz explizit tun – wie etwa die ältesten Elogien der Scipionen, in denen demonstrativ betont wird, dass sie consol, censor, aidilis gewesen seien, und zwar apud vos, obwohl diese Anrede in einer geschlossenen Grabanlage wenig Sinn zu machen scheint:46 Hierbei handelt es sich offensichtlich um Zitate, vielleicht aus der jeweiligen laudatio funebris oder auch aus einer öffentlich zugänglichen und sichtbaren Inschrift, etwa auf einer Ehrenstatue. Gerade in dieser Zeit, in dem neuen Umfeld einer sich entwickelnden ‚literarischen Kultur‘, entsteht bekanntlich auch jene Gattung, die in jedem Falle eine Rolle in der Memorialkultur einer Gesellschaft allgemein und im Repertoire der konkreten Medien der Vermittlung, Bewahrung und Deutung spielt – nämlich das spezifische Genre der Historiographie. Und damit sind wir endlich bei jenem Zeitgenossen und Verwandten des Cunctator, der als Autor einer Geschichte Roms von den mythischen Ursprüngen bis auf seine eigene Zeit zum Archegeten der Geschichtsschreibung überhaupt wurde: Q. Fabius Pictor47 – geboren um 270, als C. f. Sohn des Consuls von 269, Enkel des erwähnten Schöpfers der Gemälde im Salus-Tempel und wahrscheinlich Urenkel des M. Fabius Ambustus, damit also Großneffe des berühmten fünfmaligen Consuls Rullianus und damit wiederum Cousin zweiten Grades des Cunctator. Über diese dürren Daten hinaus ist über den Mann selbst nicht viel bekannt, und davon ist manches auch noch umstritten: Dieser Fabius kämpfte in den Ligurischen Kriegen, vielleicht unter dem Oberbefehl seines Cousins als Consul 233. Pictor ist allerdings selbst nicht Consul geworden, war aber Senator und hat es vielleicht zur Praetur gebracht – die Inhaber dieses Amtes in den Jahren vor 218 sind ja nur sporadisch überliefert. Jedenfalls setzt ein besonderer offizieller Auftrag des Senats wie derjenige, nach der Katastrophe von Cannae als Gesandter das Apollon-Orakel in Delphi um Rat in dieser existentiellen Krise der res publica zu befragen, in der Regel mindestens praetorischen Rang voraus.48 Dieser Auftrag für Pictor verlangte nicht nur perfekte griechische Sprachkenntnisse, die er wiederum durch seine Übersetzung 46 CIL I2 6,7, cf. p. 718, 739, 859 = VI 1284, 1285 = VI 31587, 31588, cf. p. 3134, VI 37039, p. 4670–4671, und = ILS 1 und 2.3 = ILLRP 309 und 310. Siehe dazu Kruschwitz (2002), S. 32–48 und 58–70, mit weiteren Nachweisen. S. zu der Grabanlage generell immer noch Coarelli (1972/1996); Flower (1996) S. 160–180; Etcheto (2012) S. 209–259. 47 Siehe zu seiner Vita etwa H. Beck / U. Walter, FRH I, S. 56–57; E. Bispham / T. Cornell, FRHist I, S. 161–178, jeweils mit weiteren Nachweisen. 48 FRHist 1 T 3–4 (= Livius, ab Urbe condita XXII 57,4–5; XXIII 11,1–6; Plutarchus, Fabius 18,3). Vgl. etwa H. Beck / U. Walter, FRH I, S. 56–57.

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M. Fabius N.f.M.n. Ambustus (cos. I 360) │ C. Fabius M.f.(N.n.?) Pictor ─────┐ │ N. Fabius C.f.M.n. Pictor C. Fabius C.f.M.n. Pictor (cos. 266) (cos. 269) │ Q. Fabius C.f. (C.n.) Pictor (praet. vor 218?; Xvir s.f.?; leg. 216) │ Q. Fabius (Q.f.C.n.) Pictor (praet. 189, fl. Quir.) │ (N.) Fabius (Q.f.Q.n.) Pictor │ N. Fabius (N.f.Q.n.) Pictor (mon. 126)

Abb. 5: Stemma der Fabii Pictores – K.-J. Hölkeskamp

und Deutung der Antwort des Orakels im Senat nach seiner Rückkehr bewies, sondern auch eine besondere religiöse Expertise – daher ist es immerhin denkbar, dass er Mitglied des vor allem für griechische Kulte zuständigen Kollegiums der Decemviri sacris faciundis war. Dieser Fabius Pictor steht bekanntlich nicht nur am Anfang der römischen Geschichtsschreibung – sein in griechischer Sprache verfasstes Werk übte einen kaum zu überschätzenden Einfluss auf die Entstehung und Entwicklung der ‚Meistererzählung‘ der römischen Geschichte aus.49 Das „Kernproblem“ dieses Werkes – nämlich die Frage nach „Methode, Struktur und Formprinzip“ – ist bis heute strittig geblieben.50 Das gilt insbesondere für die Frage nach seinem Charakter, den etwa Dieter Timpe als „eine seltsame und bizarre Kompilation, Sagenerzählung und tendenziöser Kriegsbericht in einem“ beschrieben hat.51 Diese etwas abschätzig-zugespitzte Charakterisierung ist natürlich nicht unwidersprochen geblieben. Und selbst die hergebrachte Orthodoxie, die man als „Eieruhr-Theorie“ bezeichnet hat, ist jüngst deutlich kritisiert worden:52 Sie geht von einer Dreiteilung aus, nämlich in eine breite, detaillierte Erzählung von Ursprung und Frühzeit (ktisis) bis zu den Zwölftafeln, einen nur als „summarisch“ zu bezeichnenden knappen Mittelteil bis zum Ende des Pyrrhoskrieges und eine wiederum breit ausgestalteten Erzählung der Phase seit dem ersten punischen Krieg. Wichtiger ist hier die Frage nach Status, Funktionen, Gewicht und Wirksamkeit von Pictors literarischer Ergänzung und Erweiterung des Repertoires der mo49 Vgl. zu dem Werk und seinem Einfluss etwa Suerbaum (2002), S. 359–370, 369–370, mit erschöpfenden Nachweisen der älteren Literatur; H. Beck / U. Walter, FRH I, S.55; 61; Walter (2004), S. 229–255; E. Bispham / T. Cornell, FRHist I, S.178. 50 Beck (2003), S. 76. 51 Timpe (1996/2007), S. 76–77. 52 S. etwa die Kritik von E. Bispham / T. Cornell, FRHist I, S. 171–173, an Timpe (1972/2007).

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numentalen, visuellen und performativen Medien und Strategien des self-fashioning einer prominenten Familie der Nobilität. Zunächst ist festzuhalten, dass Pictor auch und zugleich zum Chronisten seiner Familie wurde, indem er anscheinend eine ganze Reihe von Episoden aus der offenbar reichen Familientradition aufgenommen und in sein Narrativ der Geschichte Roms bis auf seine eigene Zeit eingeflochten hat – darunter sehr wahrscheinlich auch den Mythos von der Abstammung der gens von Herakles, dessen Ankunft in Italien jedenfalls eine prominente Rolle in seiner Darstellung der Vor- und Frühgeschichte gespielt zu haben scheint.53 Darüber hinaus sind Mythen und Marksteine, einschneidende Ereignisse und nicht zuletzt die exemplarisch gedeuteten Geschichten um legendäre große Gestalten der Frühzeit, welche die ‚Meistererzählung‘ von Anfängen und Aufstieg der gens togata bereichern, eng mit der Geschichte der gens Fabia verwoben – sicherlich muss auf Fabius Pictor zurückgeführt werden, dass prominente Abkömmlinge dieses altpatrizischen Hauses auffällig oft gerade an dramatischen Wendepunkten der Geschichte auftauchen, und sie erscheinen dabei interessanterweise keineswegs immer als positivvorbildliche Helden. Die berühmte Geschichte vom Krieg der Fabier gegen das etruskische Veii, den sie gewissermaßen im Namen der und für die res publica führten und der schließlich im heroischen Untergang der 306 Gentilen am Cremera-Bach endete,54 gehört ebenso dazu wie die Episode von den drei Fabiern, die als Gesandte zu den Galliern nach Clusium geschickt wurden, um im Auftrag des Senats einen Frieden auszuhandeln, dann aber contra ius gentium und „ungestüm, eher den Galliern als Römern ähnlich“, mit dem clusinischen Heer gegen die Gallier kämpften, die sich nun erst gegen Rom gewandt hätten: Damit waren die drei Fabier – die zwar als nobilissimi fortissimique Romanae iuventutis gegolten hätten – direkt für die Katastrophe an der Allia verantwortlich.55 Ungestüm, audacia, voreilige Siegesgewissheit, mangelnde Vorsicht und Umsicht hatte auch schon bei der Katastrophe der gens in einem Hinterhalt an der Cremera eine Rolle gespielt.56 Ebenso „ungestüm“ wie diese Fabier war auch ein anderer Fabius – zumindest in seiner Jugend: Jener bereits erwähnte Rullianus, der als bedeutendster Feldherr der Samnitenkriege und Sieger von Sentinum 295 zu einer Ikone werden sollte, hatte sich zunächst als undisziplinierter und ungehorsamer Heißsporn kompromittiert: Gegen den ausdrücklichen Befehl des Dictators Papirius Cursor soll er als magister equitum die Schlacht gegen die Samniten gesucht und glanzvoll gewonnen haben – auf diesen schweren Verstoß gegen die althergebrachte disciplina militaris, der unnachgie53 In dem Dipinto aus Tauromenion wird sein Bericht über „die Ankunft des Herakles in Italien“ ausdrücklich hervorgehoben: FRH 1 F1 = FRHist 1 T7. 54 Livius, ab Urbe condita II 48,8–50,11; Dionysius Halicarnassensis, Antiquitates Romanae IX 15,2–7; 18,5– 22,6; Diodorus Siculus, Bibliotheca historica XI 53,6; Ovidius, Fasti II 193–242; Silius Italicus, Punica VI 637–640. Vgl. dazu bereits F. Münzer, Fabius 159, RE VI 2 (1909), Sp. 1873–1880, hier 1877–1879; Ogilvie (1970), S. 359–366, sowie die genaue Analyse von Smith (2006), S. 290–295. 55 Livius, ab Urbe condita V 35,5–38,10, Zitate: 36,6 bzw. 36,1; Dionysius Halicarnassensis, Antiquitates Romanae XIII 12 (wo allerdings nur von zwei Fabiern die Rede ist). 56 Livius, ab Urbe condita II 50,3–6; Dionysius Halicarnassensis, Antiquitates Romanae IX 20,1–21,6; Ovidius, Fasti II 213–234.

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big bestraft werden müsse, sprach der Dictator das Todesurteil gegen Fabius aus und schickte sich bereits an, es vollstrecken zu lassen. Erst nach den inständigen Bitten seines Vaters Ambustus, der selbst dreimal Consul und Dictator gewesen war, der Legaten des Dictators und der Volkstribune, des gesamten Senats und des Volkes wurde der Delinquent schließlich begnadigt. Fabius Pictor ließ interessanterweise ausgerechnet diesen nachmals so berühmten Fabius dabei nicht gerade in milde-positivem Licht erscheinen: Nicht nur habe Fabius seinen Sieg direkt dem Senat brieflich mitgeteilt und damit den Dictator als Oberbefehlshaber ebenso regelwidrig wie absichtsvoll übergangen. Obendrein habe er unmittelbar nach der Schlacht auch noch die erbeuteten Waffen einsammeln und verbrennen lassen, damit der Dictator nicht Fabius’ Ruhm ernten und die Beute in seinem Triumph mitführen könne – Fabius habe, so Pictor, den Ruhm eben schlicht nicht teilen wollen.57 Ein memorabile exemplum strikter Einhaltung althergebrachter religiöser Pflichten wiederum aus der Zeit der Gallierkatastrophe steht zu diesen Episoden über fabische Ambitionen und Anmaßungen in einem seltsamen Kontrast: Ein gewisser Fabius Dorsuo soll die Bewunderung der Bürger und sogar der feindlichen Gallier auf sich gezogen haben, als er rituell Gabino cinctu mit den sacra in der Hand das belagerte Capitol verließ, furchtlos durch die Reihen der „vor religiöser Scheu“ erstarrten Belagerer schritt und auf dem Quirinal das feierliche jährliche Opfer durchführte, das für die gens Fabia genau an diesem Ort zu vollziehen war; dann kehrte er mit genauso gleichmütiger Miene sicher und unbehelligt zurück.58 Ob diese Erzählung einen irgendwie gearteten authentischen Kern hat, ist zweifelhaft, aber hier auch nur von sekundärer Bedeutung – diese exemplarische Illustration des fabischen Anspruch auf besondere pietas ist jedenfalls sicherlich auf Pictor zurückzuführen, der ja nicht nur als Experte für religiöse Angelegenheiten, Orakel und Opfer im Senat gelten muss, sondern auch sonst nachweislich ein intensives Interesse an religiösen Ritualen zeigt, wie etwa die Hinweise auf Orakel, Prophetien und Tempelweihungen und detaillierte Beschreibungen des Ablaufs der pompa circensis bei den großen jährlichen Spielen eindeutig belegen.59 Nun stellen sich weitere Fragen – einerseits geht es darum, welche Botschaften Pictors Erzählungen eigentlich vermitteln sollten, und andererseits darum, an wen sie sich eigentlich richteten. Eine plausible Vermutung lässt sich nur formulieren, 57 FRH 1 F24 = FRHist 1 F17 (= Livius, Ab urbe condita VIII 30,8–10); vgl. die gesamte Episode bei Livius, Ab urbe condita VIII 30,1–35,12 und dazu ausführlich Oakley (1998), ad loc.; Walter (2001), S. 266–267; Beck (2003), S. 82–83. 58 Livius, ab Urbe condita V 46,1–3; 52,3 und dazu Ogilvie (1970) ad loc.; Valerius Maximus I 1,11. Siehe dazu Smith (2006), S.45–46; 61. Siehe zu den Varianten der Tradition – nach denen dieser Fabius ein Priester gewesen sei, der am zerstörten Tempel der Vesta ein offizielles Opfer zu vollziehen hatte (Cassius Hemina, FRH 6 F22 = FRHist 6 (F22); Florus, Epitome I 7, 16; Cassius Dio, Historiae Romanae VII frg. 25,5–6) – bereits F. Münzer, s. v. Fabius 68, RE 6,2, 1909, Sp. 1768. 59 Orakel etc.: FRH 1 F3 = FRHist 1 F1 (= Cicero, de Divinatione I 43); FRH 1 F19 = FRHist 1 F14 (= Cicero, De divinatione I 55); Tempelweihung: FRH 1 F25 = FRHist 1 F18 (= Livius X 37,14); pompa circensis: FRH 1 F20 = FRHist 1 F15 (= Dionysius Halicarnassensis, Antiquitates Romanae VII 71,1–73,5); siehe dazu etwa Walter (2004) 238–240.

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wenn man diese beiden Fragen als untrennbar interdependent nimmt. Charakter und Botschaften der erwähnten direkt oder zumindest indirekt auf Pictors Werk zurückzuführende Episoden deuten darauf hin, dass er sich sicherlich nicht nur – und nicht einmal in erster Linie – an ein griechisches Publikum wandte, um allgemein im Krieg gegen Hannibal für Rom und die römische Sache zu werben. Denn der im römischen Sinne des Begriffs ‚exemplarische‘ Charakter dieser Episoden, die als Illustrationen und Manifestationen von als urrömisch geltenden Tugenden, individuellen und kollektiven Eigenschaften, Wertmaßstäben, Orientierungen und Verhaltensmaximen gelesen werden müssen, ist wohl eher als Teil eines zutiefst römischen Diskurses zu verstehen60 – die ‚Moral‘ und die Botschaften drehen sich um virtus, fortitudo, sapientia, die schon in der ältesten Scipioneninschrift als typische Tugenden eines nobilis genannt werden, und nicht zuletzt um pietas, um Respekt vor göttlichem und menschlichem Recht, vor hergebrachten und bewährten Normen, Regeln und mores. Genau um diesen Respekt vor geltendem Recht und dem mos maiorum geht es übrigens auch und gerade – gewissermaßen e contrario – in den Geschichten der drei Fabier, die gegen das ius gentium verstoßen und damit die historische Verantwortung für den schwarzen Tag an der Allia zu tragen hatten, respektive des jungen Rullianus, der gegen die typisch römische disciplina militaris verstoßen und damit die unbedingte Geltung des imperium eines Dictators, die tief eingerasteten Über- und Unterordnungsverhältnisse als Grundlage römischer Macht in Frage gestellt hatte. Pictor thematisierte hier nicht nur die fatalen Folgen der audacia in Kombination mit arroganter Siegesgewissheit wie in der Cremera-Episode, sondern auch und zugleich die Ambivalenz des unbedingten und ungezügelten Strebens nach gloria auf dem Schlachtfeld – und kontrastierte damit einerseits die moderatio und sapientia älterer Fabier, etwa des Vaters des Rullianus bei seinem Appell an den Dictator, und hob andererseits dabei zugleich zumindest indirekt und implizit den Wert klugen Abwägens und besonnener Zurückhaltung hervor, für den sein gentilis Cunctator und seine Strategie stehen sollten. Damit sind wir bei dem konkreten historischen Kontext seines Werkes und seiner Entstehung: Es ist auch und vor allem als Übung in Selbstverständigung und -vergewisserung an die Adresse seiner eigenen peer group zu deuten, also der politisch-militärischen Elite – eine Übung, die auch als eine ganz konkrete und direkte Reaktion auf die existentielle Führungs- und Legitimitätskrise dieser Elite nach den katastrophalen Niederlagen am Trasimenischen See und bei Cannae sowie auf die daraus folgende Herausforderung Roms als Hegemonialmacht in Italien verstanden werden muss.61 Zugleich stand Pictor damit am Anfang und gleich im Zentrum eines permanent neu ver- und auszuhandelnden „Nobilitätsdiskurses“ über Werte und Normen, exempla und Regeln, der nun auch in den folgenden Generationen im Medium der ‚literarischen‘ (Re-) Konstruktion der Geschichte Roms geführt werden sollte – und wieder 60 Siehe Beck (2003), passim, auch zum folgenden, ferner Walter (2004), S. 239–255; E. Bispham / T. Cornell, FRHist I, S. 168. 61 Siehe etwa Walter (2001), S. 261–262; Walter (2004), S. 232–233.

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zunächst von Autoren aus der Mitte der classe dirigeante, von dem berühmten Cato ‚Censorius‘ und seinen unkonventionellen Origines bis zu dem patrizischen Consular A. Postumius Albinus und dem sittenstrengen Censorier L. Calpurnius Piso Frugi.62 Und der Consul des Jahres 142, Q. Fabius Maximus (Servilianus), gilt als Verfasser von historiae bzw. annales, die durchaus Beachtung gefunden zu haben scheinen – damit setzte er also gewissermaßen eine Familientradition fort.63 Wenn Pictors Werk und die Geschichtsschreibung generell als innovative Erweiterung der Medien der Memoria angesehen werden dürfen, stellt sich notwendig die grundsätzliche Frage nach dem Verhältnis dieser Innovation zu den erwähnten monumentalen, visuellen und performativen Trägern bzw. Praktiken der kollektiven Erinnerung. Und gerade diese Frage wird bis heute durchaus konträr beantwortet: Zumindest in der Republik, so hat man neuerdings etwas mutwillig zugespitzt formuliert, waren die Stadt selbst, die auratischen Orte, die uralten „terracotta-clad buildings“ und die sonstigen Monumente, die in ihre politisch-sakrale Topographie eingebettet waren, der eigentliche, zumindest der hauptsächliche „historische Text“, ja, das kulturelle Gedächtnis der Stadt gilt gewissermaßen als hochgradig verräumlicht.64 Daher hat Tonio Hölscher zumindest die frühe Geschichtsschreibung nur als einen „späten, komplexen Seitenzweig des geschichtlichen Gedächtnisses, von geringerer Öffentlichkeit, Monumentalität und Verbindlichkeit“ und „von eher begrenzter historischer Wirkungskraft“ bezeichnet65 und damit ihre Bedeutung für die republikanische Memorialkultur in bewusster Zuspitzung minimiert. Dagegen will Uwe Walter „der memoria in textuell-literarischer Form“ sogar „einen besonderen Rang“ einräumen – und zwar vor allem weil Monumente „trotz ihrer Funktion als „öffentliche Gedächtnismedien von beträchtlicher Breitenwirkung“ eben nicht in der Lage seien, „alle historisch relevanten Ereignisse und Fixpunkte“ gewissermaßen abzudecken – und insbesondere seien „viele Bezüge zwischen Vergangenheit und Raum“ überhaupt nur in „Geschichten“ bewahrt worden, zunächst als „Grundbestand der mündlichen Tradition“ und dann als „eine Säule der historiographischen Fixierung“. Es sei diese ‚Fixierung‘, die nicht nur allein zur Stiftung eines zeitlichen Kontinuums in der Lage gewesen sei, sondern gerade dadurch auch die „einzigartige Fähigkeit … zur Kontextualisierung und zur Bewahrung bzw. Neukonstituierung von Sinn“ gehabt hätte, und das gelte auch und vor allem für „Gedächtnisorte der Frühzeit“, deren „präsentischkommunikative“ Funktion genau das eben nicht leisten könne.66 Nun stellt sich die Frage, ob diese generellen Aussagen auch in diesem speziellen Fall der gens Fabia und ihrer memorialen Praktiken in dieser zugespitzten Polarisie62 Siehe zu Catos Origines H. Beck / U. Walter, FRH I, S. 148–154; Timpe (1970–1971/2007); Walter (2004), S. 279–296 und jetzt grundlegend T. J. Cornell, FRHist I, S. 191–218; zu Postumius Albinus: H. Beck / U. Walter, FRH I, S. 225–227; Walter (2004), S. 296–297; S. Northwood, FRHist I, S.187–190, und zu Calpurnius Piso: H. Beck / U. Walter, FRH I, S. 282–285; Walter (2004), S. 306–319; M. Pobjoy, FRHist I, S. 230–239. 63 Vgl. S. Northwood, FRHist I, S. 228–229. 64 Purcell (1989), S. 165; Edwards (1996), S. 30 (Zitate). 65 Hölscher (2001), S. 188. 66 Walter (2004), S. 212–220, Zitate: 220 bzw. 212, 213, 214–215.

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rung haltbar sind. Zunächst muss festgehalten werden, dass die Stadt ein ‚Text‘ war, welcher der Deutung und Sinngebung bedurfte – zumindest gilt das für jene Orte und Monumente der Frühzeit, die über keine eigenständige und autonome „Erinnerungsveranlassungskapazität“ sui generis verfügten:67 Orte wie die Hütte des Romulus auf dem Palatin, der geheimnisvolle lacus Curtius und die Quelle der Iuturna und nicht zuletzt auch die erwähnten Herakles/Hercules-Heiligtümer mussten geradezu nach Deutung schreien – einer Deutung in Gestalt von verbindlichen und damit identitätsstiftenden und -absichernden Interpretationen. Aber es gilt sicherlich nicht in gleichem Maße für die jüngeren, ‚historischen‘ Denkmäler: die rostra, die columna Duilia mit ihrer Inschrift, die neuen ex manubiis gestifteten Tempel und nicht zuletzt deren Ausstattung mit Bildern, Statuen und Beuteweihungen. Deren ‚Erinnerungsveranlassungskapazität‘ dürfte vielmehr einerseits robust genug gewesen sein und wurde andererseits durch einen im Wortsinne ‚Ross und Reiter‘ eindeutig identifizierenden ‚epigraphic habit‘ noch gestärkt, so dass diese monumentalen Anker der Selbstvergewisserung durch Erinnerung auf solche Deutungen nicht angewiesen waren. Gerade in der erwähnten Führungs- und Legitimitätskrise der ersten Jahre des zweiten punischen Krieges ist allerdings mit einer deutlichen Steigerung des Bedarfs an Sinnstiftung und Selbstvergewisserung durch Selbstverortung in den eigenen mythischen und historischen Traditionen zu rechnen – und hier leistete das Werk des Fabius Pictor zwei wichtige, miteinander eng verbundene und aufeinander bezogene Hilfestellungen: Die breite ktisis des Fabius Pictor war zunächst ein – durchaus erfolgreicher – Versuch, die Ursprünge und Anfänge Roms, die diesbezüglichen mündlichen Traditionen und die monumentalen Zeugen dieser fernen Vergangenheit (ob sie nun echt oder erst später produziert waren) in einen (im doppelten Sinne des Begriffs) eben sinn-vollen Zusammenhang zu bringen. Vor allem aber stiftete Pictor durch eine Innovation geradezu einen Überschuss an mythhistorisch fundamentierter kollektiver Selbstvergewisserung, indem er eben durch Geschichtsschreibung ein Narrativ der sinnfälligen und wiederum sinn-vollen Kontinuität von den Anfängen bis in die Gegenwart, von Romulus bis zum Cunctator, schuf – das hat selbst der Pictor-kritische Dieter Timpe nicht geleugnet, der zumindest „einen für Rom originellen Entschluss“ sehen will: „Es war noch niemandem eingefallen, in einem Buch zugleich ausführlich von der Wölfin und von Fabius Cunctator zu erzählen.“68 Darüber muss man noch hinausgehen: So hat Hans Beck zu Recht betont, dass Pictor seine „aus ganz verschiedenen Erinnerungsbeständen“ – von den Familienarchiven bis zur oral tradition – „konstituierte Gesamtgeschichte Roms“ eben nicht als „bloße Addition solcher zersplitterter Episoden und Streiflichter“ wie die oben erwähnten Erzählungen über Taten und Tragödien seiner gens angelegt hat, sondern als „die Geschichte eines Kollektivs“.69 67 Begriff nach Borsdorf/Grütter (1999), S. 5. Vgl. auch Assmann (1988), S. 12 und passim; Korff (2002), S. 142–144 und passim. 68 Timpe (1972/2007), S. 170. 69 Beck (2003), S. 87; vgl. auch Walter (2001), S. 261–272; (2004), S. 232–233, 246–247.

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Darüber hinaus wird man mit einiger Zuversicht sagen können, dass Pictor damit die Multimedialität der gentilizischen memoria der gens Fabia um eine ganz eigene, historisch-literarische Dimension erweitert hat – auch die Prominenz der Mythen um Herakles, welche das erwähnte Dipinto aus Tauromenion zu belegen scheint, wird damit erklärlich. Und in der Lebenswelt dieser genuin politischen Klasse, die exklusiv auf Politik und Krieg in Gegenwart wie in ihrer eigenen Geschichte ausgerichtet war, hatte er damit sogar Erfolg: Der erwähnte nachweisliche Einfluss seines Narrativs auf die Entwicklung der Meistererzählung ab urbe condita bis zur jeweiligen Zeitgeschichte der senatorischen Autoren der sogenannten älteren Annalistik und darüber hinaus ist der beste Ausweis dieses Erfolgs. Gerade durch diesen Erfolg konnte diese Art eines literarischen ‚self-fahioning‘ eben auch zu einem erfolgreichen ‚Alleinstellungsmerkmal‘ als Teil (und gewissermaßen im Dienst) der eigenen, besonderen ‚corporate identity‘ der gens Fabia werden – und das war ein nicht zu unterschätzender Gewinn in der ideologisch, in Bezug auf Orientierung und Wertehorizont ebenso wie bezüglich des Repertoires an zulässigen Medien und Strategien der öffentlichen Selbstdarstellung eigentlich hochgradig homogenen classe dirigeante; denn der Status von Geschichtsschreibung im Gesamtrepertoire kulturspezifischer, gesellschaftlich und ideologisch akzeptierter Medien und Strategien der Sicherung der Erinnerung und damit des akkumulierten symbolischen Kapitals war natürlich nicht immer und nicht bei allen gentes gleich. Und auch in dieser Hinsicht leistete der primus inventor der senatorischen Historiographie seiner gens einen guten Dienst: Die auch von anderen Familien beanspruchten Kerntugenden wie virtus, fortitudo, sapientia, die eben nicht nur von Figuren wie Fabius Rullianus und dem Cunctator exklusiv personifiziert werden konnten (wie schon die Rivalitäten mit Marcellus und Scipio Africanus belegen), ließ sich mit einem besonderen Repertoire an religiöser Expertise narrativ kombinieren, für das wiederum der Cunctator als langjähriger Augur und schließlich zugleich Pontifex, aber auch der Autor selbst standen. Diese Art einer gentilizischen Selbstverortung war eigentlich nur im Medium des histor(iograph)ischen Diskurses durch Einflechten in das große Narrativ zu erreichen. Dieser Fabius aus der vergleichsweise unbedeutenden Nebenlinie der Pictores, der es nicht einmal zum Consulat gebracht hatte, steigerte also durch seine Art und Weise der memorialen Verwaltung des symbolischen Kapitals der gens deren Ruhm weit über den Tag hinaus und machte sie – trotz oder gerade wegen der erwähnten Tragödien und Ambivalenzen – zu einem integralen Teil der Meistererzählung von den Ursprüngen der Stadt, den Niederlagen und Rückschlägen und ihrem letztlich dennoch unaufhaltsamen Aufstieg zu imperialer Größe.

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Münzer (1909) = Münzer, F., Fabius 116, RE VI 2 (1909), Sp. 1814–1830. Oakley (1998) = Oakley, S. P., A Commentary on Livy, Books VI–X, Bd. II: Books VII and VIII, Oxford 1998. Oakley (2005a) = Oakley, S. P., A Commentary on Livy, Books VI–X, Bd. III: Book IX, Oxford 2005. Oakley (2005b) = Oakley, S. P., A Commentary on Livy, Books VI–X, Bd. IV: Book X, Oxford 2005. Ogilvie (1970) = Ogilvie, R. M., A Commentary on Livy, Books 1–5, Oxford 1970. Purcell (1989) = Purcell, N., Rediscovering the Roman Forum, in: JRA 2 (1989), S. 156–166. Richardson (1992) = Richardson, L., A New Topographical Dictionary of Ancient Rome, Baltimore 1992. Roller (2013) = Roller, M., On the Intersignification of Monuments in Augustan Rome, in: AJPh 134 (2013), S. 119–131. Sehlmeyer (1999) = Sehlmeyer, M., Stadtrömische Ehrenstatuen der republikanischen Zeit. Historizität und Kontext von Symbolen nobilitären Standesbewußtseins, Stuttgart 1999. Smith (2006) = Smith, Ch., The Roman Clan. The gens from ancient ideology to modern anthropology, Cambridge 2006. Suerbaum (2002) = Suerbaum, W., VI. Historiographie und Verwandtes, in: ders. (Hrsg.), Die archaische Literatur von den Anfängen bis Sullas Tod (Handbuch der Altertumswissenschaft VIII 1), München 2002, S. 345–458. Timpe (1970–1971/2007) = Timpe, D., Catos Origines und die lateinische Historiographie (zuerst italien.: Le Origini di Catone e la storiografia latina, Atti e Memorie dell’Accademia Patavina 83 (1970–1971), S. 5–33), in: Timpe (2007), S. 182–208. Timpe (1972/2007) = Timpe, D., Fabius Pictor und die Anfänge der römischen Historiographie (zuerst in: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt I 2, 1972, S. 928–969), in: Timpe (2007), S. 132–181. Timpe (1996/2007) = Timpe, D., Memoria und Geschichtsschreibung bei den Römern (zuerst in: Gehrke, H.-J. / Möller, A. [Hrsg.], Vergangenheit und Lebenswelt. Soziale Kommunikation, Traditionsbildung und historisches Bewußtsein [ScriptOralia 90], Tübingen 1996, S. 277–299), in: Timpe (2007), S. 64–85. Timpe (2007) = Timpe, D., Antike Geschichtsschreibung. Studien zur Historiographie. Hrsg. von U. Walter, Darmstadt 2007. Walter (2001) = U. Walter, Die Botschaft des Mediums. Überlegungen zum Sinnpotential von Historiographie im Kontext der römischen Geschichtskultur zur Zeit der Republik, in: Melville (2001), S. 241–279. Walter (2004) = Walter, U., Memoria und res publica. Zur Geschichtskultur im republikanischen Rom (Studien zur Alten Geschichte 1), Frankfurt am Main 2004.

II. Memoria und Kaisertum

Schriftliche Bildnisse

Personalisierte Erinnerung in Malalas’ Porträts* Jonas Borsch

Abstract This paper evaluates the significance of the more than 100 physical descriptions of individuals incorporated into the narrative of Malalas’ Chronographia for the author’s historical concept. Malalas describes mythical heroes as well as biblical apostles and roman emperors following a constant, asyndetical scheme, while simultaneously making use of lavish vocabulary. Whereas modern scholarship has either supposed that the author simply copied these descriptions from his sources or that he deliberately invented them, this paper, by comparing the ‚portraits‘ to earlier as well as contemporary personal representations and thereby inserting them within a long-term perspective, shows how the Chronographia makes its own a memoria of individual persons and personal types shaped by a series of literary and (possibly) artistic influences. Malalas, in this context, exhibits a concept of history that highlights stability and continuity from ancient times up to the emperor Justinian.

1. Einleitung

Wenn in den Altertumswissenschaften oder in der Byzantinistik von Porträts die Rede ist, dann denkt man zuerst an rundplastisch ausgearbeitete Darstellungen in Marmor oder Bronze, an Münzen, Kameen, Mosaiken und Diptychen, jedenfalls aber an etwas, das sich (zumindest in der Theorie) mit den Händen greifen lässt. In den Bildwissenschaften erfreut sich die Porträtforschung weiterhin einiger Beliebtheit, was wohl nicht zuletzt mit dem Eindruck der Unmittelbarkeit zusammenhängt, den die persönliche ‚Begegnung‘ mit dem Bildnis einer lange verstorbenen Person beim Betrachter zu hinterlassen imstande ist. Unter Archäologen ist gleichzeitig die Erkenntnis lange etabliert, dass ein Porträt in Rundplastik, Relief oder Farbe nicht zuerst als möglichst naturgetreue Erfassung der Physiognomie des Dargestellten und erst recht nicht als kritische Charakterstudie zu verstehen ist, sondern dass diese Bildnisse

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Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um eine überarbeitete und erweiterte Fassung meines im Rahmen der Tübinger Tagung gehaltenen Vortrages. Für ihre wertvollen Hinweise danke ich allen Diskutanten sowie Olivier Gengler und Fabian Schulz (Tübingen), die den fertigen Text einer näheren Überprüfung unterzogen haben. Alle verbliebenen Fehler und Ungenauigkeiten liegen in meiner eigenen Verantwortung.

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zuvorderst als „Repräsentationsmonumente“ fungieren.1 In Antike wie Mittelalter waren bildliche Porträts Auftragswerke, welche die gezeigte Person in dezidiert positiver Weise abbilden sollten.2 Im Folgenden soll es um eine andere Art von „Porträts“ gehen, nämlich um physische Beschreibungen von Einzelpersonen in der historiographischen, biographischen oder auch fiktionalen Literatur. Der Begriff aus der Kunstgeschichte, der auf den ersten Blick grenzverwischend zu sein scheint, wird hier für diese Gruppe deswegen verwendet, weil er das semantische Potenzial verdeutlicht, das bildlichen Personendarstellungen in der klassisch-archäologischen Porträtforschung traditionell zugeschrieben wird: Sie sind dazu geeignet, Botschaften über bestimmte Werte zu vermitteln, die mit der jeweils porträtierten Person verbunden werden (sollen). Schriftliche Porträts – als welche hier alle Beschreibungen von historischen oder fiktiven Personen zusammengefasst werden, die sich ganz oder teilweise auf das Aussehen beziehen – können aber natürlich mit Darstellungen z. B. in der bildenden Kunst nicht einfach gleichgesetzt werden. So bedarf es eines besonders hohen Maßes an Vereinfachung und Abstraktion, um Menschen in Schriftform zu porträtieren, da Körperformen in der Literatur eben nicht visuell abzubilden sind, sondern der Autor sich ihnen nur umschreibend annähern kann. Das birgt auch ein Potenzial zur kritischen Stellungnahme, das hier vielleicht häufiger ausgeschöpft worden ist als in der antiken bildenden Kunst. Obwohl natürlich auch antike Schreiber äußeren Zwängen unterlegen haben, konnte ein Biograph oder Historiker zweifelsohne autonomere Wertungen vornehmen als ein mit der Anfertigung eines Porträts betrauter Bildhauer, der in den meisten Fällen im Auftrag des jeweils Dargestellten arbeitete. Schriftliche Porträts können insofern ganz andere Funktionen haben als materielle. Im hiesigen Kontext sind Porträts schon deswegen von Interesse, weil sie ein geradezu archetypisches Element der traditionellen römischen memoria betreffen. Die Bedeutung des Erinnerns und Erinnertwerdens trat in der römischen Welt kaum irgendwo so klar in Erscheinung wie in den Bildnissen: Von den republikanischen Ahnenbildern, die die Vorhallen senatorischer Häuser schmückten und in Leichenprozessionen durch die Stadt getragen wurden, über die Kaiserbildnisse, die in hunderten von Reproduktionen über das gesamte Reich verteilt wurden, bis hin zu einer prachtvoll inszenierten Galerie wie der der Julier, Trojer und summi viri auf dem Augustusforum, die das Gedenken an die Ahnen mit dem an die Lebenden verband und dabei gezielt den Brückenschlag zur Mythologie suchte, haben solche Bildnisse die Erinnerung der römischen Oberschicht maßgeblich bestimmt.3 1 2 3

Von den Hoff (2011), S. 15. Vgl. grundlegend Giuliani (1986), hier insbesondere S. 25–55. Zum griechischen Porträt einführend Fittschen (1988); Überblick über Kontext und Funktionen von Porträts: Fejfer (2008); Spätantike: Delbrueck (1933); Kiilerich (1993). Die Interpretation solcher Bildnisse als Resultat kritischer Auseinandersetzung mit dem Sujet ist insofern anachronistisch. Vgl. Fittschen (1988), S. 2: „Der Künstler als autonomer Charakterinterpret ist eine moderne Fiktion, geboren aus dem Geniekult des vorigen Jahrhunderts.“ Zur Einbindung von Mythos und Geschichte in die monumentale Repräsentation der augusteischen Herrschaft Zanker (1987), S. 196–217. Zur Erinnerungskultur in der römischen Republik siehe auch

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Inwieweit die physischen Beschreibungen von Personen bei Malalas sich in diesen Kontext einfügen lassen, wäre erst noch zu erfragen. Dass Porträts in der Chronographia eine wichtige Rolle spielen, steht jedenfalls schon aufgrund ihrer schieren Zahl außer Frage. Beinahe einhundert Kurzbeschreibungen von römischen Kaisern, mythischen Heroen und christlichen Heiligen finden sich in Malalas’ Schrift. Exemplarisch sei hier nur die Beschreibung des Kaisers Justinian angeführt, der gleich zu Beginn der Darstellung seiner Regierungszeit folgendermaßen charakterisiert wird: ἦν δὲ τῇ ἰδέᾳ κονδοειδής, εὔστηθος, εὔρινος, λευκός, οὐλόθριξ, στρογγυλόψις, εὔμορφος, ἀναφάλας, ἀνθηροπρόσωπος, μιξοπόλιος τὴν κάραν καὶ τὸ γένειον, μεγαλόψυχος, χριστιανός. ἔχαιρε δὲ τῷ Βενέτῳ μέρει, καὶ αὐτὸς δὲ ὢν Θρᾷξ ἀπὸ Βεδεριάνας. τὴν δὲ Ῥωμαϊκὴν γλῶσσαν ὁμιλῶν ἐσφάλλετο, ἀλλ’ ἔγραφεν αὐτὴν εὐχερῶς. Seinem Aussehen nach war er nun gedrungen, hatte eine gute Brust, eine stattliche Nase, hellen Teint, gelocktes Haar, ein rundes Gesicht, eine schöne Gestalt, zurückweichende Haare, sein Antlitz hatte blühende Farbe, er hatte graumelierte Haare auf dem Kopf und im Bart, er war hochgemut, ein (richtiger) Christ. Er favorisierte aber die Blaue Partei, und er war selber ein Thraker aus Bederiana. Beim Sprechen der griechischen Sprache machte er Fehler, schreiben konnte er mit Leichtigkeit.4

Auch die zugunsten von Les- und Nachvollziehbarkeit geglättete Übersetzung von Thurn und Meier vermag nicht den stark schematisierenden Charakter dieser Beschreibungsform zu verdecken, die im Wesentlichen in einer asyndetischen Aneinanderreihung von Adjektiven besteht. Die pure Masse dieser Beschreibungen, ihre im Stil repetitive, im Vokabular aber umso buntere Gestaltung sowie die heterogene Zusammensetzung der in ihnen dargestellten Personen drängen die Frage nach dem Zweck auf, dem diese seltsamen Miniaturen in der Chronographia dienen. Woher kommt die Idee, knapp einhundert Personen mit Kurzporträts zu versehen und warum widmet sich Malalas gerade den besagten Gruppen? Gehen diese Passagen alleine auf Malalas’ mögliche Quellen zurück oder kann das Auftreten dieser Porträts etwas über die spezifischen Eigenarten der Erinnerungskultur im 6. Jahrhundert n. Chr. sagen? Um diese Fragen zu beantworten, müssen sowohl die möglichen Vorbilder als auch die mit Malalas zeitgenössischen Entwicklungstendenzen betrachtet werden. Zunächst jedoch bedarf es eines kurzen Überblickes über die Porträts selbst.

4

Walter (2004); vgl. zur memoria der republikanischen Eliten den Aufsatz von Karl-Joachim Hölkeskamp in diesem Band. Malalas, Chronographia XVIII 1 (S. 354, 8–12 Thurn; Übers. Thurn/Meier 2009, S. 439–440). Kursivierungen sind hier wie für alle folgenden Malalas-Zitate aus der Edition übernommen und kennzeichnen Textergänzungen aus der slavischen Version der Chronik.

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2. Malalas’ Bildnisse und die Überlieferungsproblematik

Von den knapp 100 Beschreibungen von Einzelpersonen bei Malalas beziehen sich ca. 60 auf römische Kaiser und 30 auf Heldengestalten (insbesondere des trojanischen Krieges). Zwei weitere Porträts, die der beiden Apostel Peter und Paul, bilden eine eigene kleine Gruppe.5 Damit werden allerdings bei weitem nicht alle in der Chronographia erwähnten Personen mit einer eigenen physischen Skizze versehen. So fehlen, mit Ausnahme von fünf troischen Heroinnen sowie der Kleopatra, entsprechende Skizzen für die meisten Frauengestalten, wobei insbesondere das Fehlen bzw. die nur sehr kursorische Beschreibung von sonst prominent in Szene gesetzten Kaiserinnen wie Eudokia oder Theodora auffällig ist.6 Auch in der Reihe der männlichen Kaiser ergeben sich einige Lücken (dazu s.u.). Formal handelt es sich bei den Beschreibungen im Allgemeinen um einfache Aufzählungen von Adjektiven nach dem Muster der oben zitierten Darstellung des Justinian. In der Länge können sich diese Ausführungen stark unterscheiden; manche Personen werden mit einem Dutzend oder mehr Attributen belegt, für andere findet sich nur eines. Das in den Passagen verwendete Vokabular ist, wie die Untersuchung durch Elizabeth und Michael Jeffreys gezeigt hat, ungeachtet der breiten Streuung entsprechender Stellen im Werk, insgesamt einheitlich.7 Es ist dabei durchaus variantenreich und enthält eine Vielzahl von seltenen oder sogar nur einmal belegten Begriffen.8 Das ist schon insofern bemerkenswert, als dass die Kontexte, in denen die Porträts auftreten – insbesondere der trojanische Krieg und die Kaisergeschichte – ganz verschieden sind. Inhaltlich umfassen die Beschreibungen nicht immer nur physische Merkmale, sondern zuweilen auch charakterliche oder moralische Eigenschaften. Diese werden üblicherweise als letzte Attribute genannt. So heißt es etwa für Caligula, dass er περίγοργος, ὀργίλος, μεγαλοψύχος gewesen sei, was Thurn und Meier mit „sehr energisch, zum Zorne neigend und hochgemut“ übersetzen.9 Hier sind auch zahlreiche, teils ungewöhnliche Varianten möglich, die, wie beispielsweise der Hinweis auf ein Talent fürs Jagen, Sprechen oder auch Springen, nicht immer klar dem physischen oder moralischen Bereich zuzuweisen sind. Die Aufzählung dieser unterschiedlichen Attribute in zusammenhängenden Reihen suggeriert eine Verbindung zwischen den physischen und den charakterlich-moralischen Eigenschaften.

5

6 7 8 9

Für einen Überblick zur Thematik siehe Jeffreys/Jeffreys (1990). Vgl. außerdem im Rahmen der „Quellenforschung“ bereits Fürst (1902); Schissel von Fleschenberg (1908). Zu Malalas’ Kaiserporträts in jüngerer Zeit Carrié (2006); zu den Heroenporträts Grossardt (2006); Goldwyn (2015), S. 30–33; Goldwyn (2016), S. 12–18. Die hiesige Gruppeneinteilung orientiert sich an Jeffreys/Jeffreys (1990), S. 231; 242–243; Carrié (2006), S. 198–199. Vgl. Carrié (2006), S. 199, dem allerdings die Kurzcharakterisierung von Eudokia in Chronographia XIV 4 entgangen zu sein scheint: „sie war schön, intelligent, eine Hellenin“ (εὐπρεπῆ, ἐλλόγιμον, Ἑλλαδικήν). Jeffreys/Jeffreys (1990), hier: S. 232. Carrié (2006), S. 204; vgl. die Liste der Attribute in Jeffreys/Jeffreys (1990), S. 232–240. Malalas, Chronographia X 17 (Übers. Thurn/Meier 2009, S. 252).

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Ein besonderes Problem zeigt sich beim Blick auf die Liste der Kaiserporträts. Deren Darstellungen stehen, soweit vorhanden, systematisch am Beginn der Regierungszeit eines jeweiligen Herrschers. Bei Personen wie Augustus oder Justinian, die bereits vor der Übernahme der Alleinherrschaft in Erscheinung treten, werden die Beschreibungen auf den Punkt der alleinigen Herrschaftsübernahme gesetzt. Grundsätzlich bilden die physischen bzw. charakterlichen Eigenschaften nur einen Teil einer Reihe von möglichen persönlichen Informationen. Enthalten sein können etwa die Titulatur, die Umstände der Ernennung oder das Datum des Herrschaftsantrittes. Auch andere Informationen wie die Herkunft, die bisherige Stellung oder die präferierte Zirkuspartei werden zuweilen erwähnt. Immer miteinbezogen wird die Herrschaftsdauer des Kaisers.10 Das Aussehen wird in der ganz überwiegenden Zahl der Fälle zur Darstellung gebracht – aber, wie bereits erwähnt, nicht grundsätzlich. Lücken treten insbesondere in den Büchern XIII und XIV auf, wo die Porträts einiger Kaiser wie z. B. Konstantin II. oder Constans ganz fehlen und andere nur sehr kurz erwähnt werden. Jeffreys und Jeffreys haben hier vorsichtig die Vermutung geäußert, dass ein Quellenwechsel vorliegt.11 Hier könnte aber auch das im Falle des Malalas besonders brennende Problem der Textüberlieferung eine Rolle spielen.12 Das führt etwa die Beschreibung des Zenon in Buch XV vor Augen: Im codex unicus der Chronographia, dem Codex Baroccianus, fehlt für Zenon wie auch für den kurz darauf erwähnten Usurpator Basiliskos jedes beschreibende Attribut. In der slavischen Parallelüberlieferung hingegen findet sich jeweils ein einzelnes, bemerkenswerterweise für beide übereinstimmendes, allerdings auch nichtssagendes Beschreibungsmerkmal, nämlich der Hinweis „er war mittlerer Größe“.13 Es ist nicht völlig auszuschließen, dass es sich dabei um spätere Ergänzungen handelt; wahrscheinlicher ist aber, dass die Angaben, wie auch Thurn in seiner Edition annimmt, dem Ursprungstext entstammen.14 Das legt ein grundlegendes Problem offen, das sich bei den stark standardisiert erscheinenden Porträts vielleicht noch deutlicher auswirkt als anderswo in der Chronographia, nämlich die Frage nach der Rekonstruktion des Textes: Der Codex Baroccianus enthält eine so stark gekürzte Version der Chronographia, dass die Bewertung einzelner Passagen gar nicht immer sicher möglich ist. Die Reihe der überlieferten Kaiserporträts jedenfalls ist wahrscheinlich nicht vollständig.15 Zudem kann nicht ausgeschlossen werden, dass uns darüber hinaus zuweilen nur unvollständige, eventuell sogar modifizierte Versionen der Porträts überliefert sind. 10 Vgl. die Tabelle in Jeffreys (1990a), S. 139–141. 11 Jeffreys/Jeffreys (1990), S. 241; vgl. zu dieser „Lücke“ auch Carrié (2006), S. 200. 12 Der komplexen Thematik ist im immer noch grundlegenden australischen Sammelband zu Malalas ein ausführlicher Abschnitt gewidmet: Jeffreys/Croke/Scott (1990), S. 245–311. Einen zentralen Platz nimmt sie auch im ersten Band der neuen Tübinger Malalas-Reihe ein: Meier/Radtki/Schulz (2016). 13 Malalas, Chronographia XV 1; 3. Rekonstruierter Wortlaut nach Thurn (2000), S. 301–302: ἦν δὲ διμοιριαῖος. 14 Vgl. Thurn (2000), S. 301–302, der hier entsprechend dem in der Edition auch durchgehend zur Anwendung kommenden Vorgehen eine rückübersetzte griechische Version ergänzt. 15 So die gut begründete Vermutung bei Patzig (1904), S. 178.

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3. Die Quellenfrage

Angesichts ihrer Vielzahl und ihres auffälligen Charakters haben die Porträts bei Malalas in der Forschung schon früh einige Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Namentlich hat sich insbesondere die deutschsprachige „Quellenforschung“ mit dem Thema auseinandergesetzt. Sie hat naturgemäß die Frage nach der Herkunft der Darstellungen mit der größten Aufmerksamkeit bedacht. Die Einschätzungen schwanken dabei (passend zu dem geringen schriftstellerischen Stellenwert, den man der Chronographia insbesondere in der frühen Forschung zugeschrieben hat) meist zwischen zwei Extremen, nämlich dem der direkten Übernahme aus einer oder mehreren Vorlagen und dem der freien Erfindung durch den Autor. Die Vertreter der ersten Annahme haben insbesondere die Möglichkeit diskutiert, dass die Porträts ihren Ursprung in der von Malalas für seine Troja-Abschnitte direkt oder indirekt benutzten und wohl im 1. oder 2. Jahrhundert n. Chr. entstandenen so genannten Ephemeris des Diktys von Kreta haben.16 Zuerst vorgebracht hat diese Ansicht Josef Fürst in einer 1901/1902 erschienenen Abhandlung zu Diktys.17 Er rekonstruiert eine Jahrhunderte zurückreichende griechische Tradition des schriftlichen Porträtierens, die er bei den historischen Biographien des 4. Jahrhunderts beginnen lässt und bis in die Spätantike weiterverfolgt. Neben einer Vielzahl von literarischen Quellen führt er dabei als Beispiel auch eine Reihe von technisch-formal gestalteten Personenbeschreibungen in griechischsprachigen Papyri aus Ägypten (3. Jh. v. Chr. – 3. Jh. n. Chr. ) an, die dort ganz funktional der Identifikation von Individuen dienen.18 Der Vergleich mit diesen Papyri ist später verschiedentlich aufgegriffen worden; allerdings wurde auch zu Recht auf die Unterschiede zu Malalas nicht nur in Fragen des Kontextes bzw. Genres, sondern insbesondere mit Blick auf das Vokabular hingewiesen.19 Unmittelbar bedient habe sich Malalas für seine Beschreibungen nach Fürst aber an der (nur fragmentarisch erhaltenen) griechischen Originalfassung des Diktys; daneben habe er noch weitere, ebenfalls der geschilderten Tradition nahestehende Quellen genutzt, deren Inhalte er in ein eigenes (wiederum womöglich der

16 Die lateinische Version in der Edition von Eisenhut wird hier als Dictys, Ephemeris bezeichnet. Bei dieser Textversion handelt es sich allerdings sicher nicht um eine direkte Vorlage des Malalas. Der Chronograph dürfte sich – wenn überhaupt – wohl eher an einer früheren, griechischen Fassung dieser Schrift bedient haben, deren Existenz erst ab 1908 durch insgesamt vier Papyrusfunde bestätigt wurde. Zu der rezeptionsgeschichtlich bedeutenden, in der Forschung aber wenig beachteten Schrift Merkle (1989) mit ergiebiger Bibliographie sowie zuletzt Gainsford (2012). Vgl. zur Datierung Merkle (1989), S. 16; etwas früher Gainsford (2012), S. 59–60 mit terminus ante quem um die Mitte des 2. Jahrhunderts (auf Basis von im Jahr 2009 neu entdeckten Papyrusfragmenten). 17 Fürst (1902). Vgl. Jeffreys (1990b), S. 176–177; vgl. Jeffreys/Jeffreys (1990), S. 242. 18 Fürst (1902), insbes. S. 377–397; vgl. Misener (1924), S. 99–102, die den Ursprung dieser Identifizierungsmethode in der Registrierung von im Ausland dienenden griechischen oder makedonischen Söldnern vermutet (und nicht wie Fürst in ägyptischen Traditionen). 19 Vgl. ähnlich bereits Rohde (1914), S. 160, Anm. 1 (Zitat: S. 162); siehe außerdem Jeffreys/Jeffreys (1990), S. 241–242; contra Carrié (2006), S. 203–204.

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Diktys-Vorlage entliehenes) Schema einpasste.20 Schon Edwin Patzig hat in einer Rezension zu Fürsts Buch bemerkt, dass die vollständig erhaltene, von einem gewissen Septimius verfasste lateinische Version der Ephemeris diese Ansicht nicht bestätigt und dass sich mit Fürsts These zudem nicht erklären lässt, warum die Chronographia auch Porträts von Heroen enthält, die nicht mit dem Troja-Mythos in Verbindung stehen.21 Das Hauptproblem erwähnt er dabei noch gar nicht: Heroenporträts werden in der Ephemeris des Septimius gar nicht überliefert.22 Elizabeth und Michael Jeffreys haben die offene Frage durch eine hypothetische weitere Überarbeitungsstufe zu lösen versucht, in welcher die griechische Diktys-Version um die Heroenporträts ergänzt worden sei.23 Dagegen hat Peter Grossardt in einem jüngeren Aufsatz in die Waagschale geworfen, dass die lateinische Diktys-Version gegenüber dem Original starke Kürzungen enthalte, weswegen er wieder von einer direkten Verwendung ausgeht.24 Auch diese Ergänzung erklärt aber noch nicht, woher Malalas die Apostel- und Kaiserporträts hat, für die eine Herkunft aus einer Troja-Geschichte ganz sicher nicht in Betracht kommt. Jeffreys und Jeffreys denken als Vorlage für erstere an christliche Apokryphen, für letztere in Anlehnung an die Quellenforschungen Alexander Schenk von Stauffenbergs an eine Liste knapper Kaiserviten.25 Damit ergäbe sich in der Rekonstruktion eine ganze Serie möglicher Quellen, die von Malalas alle kombiniert worden sein müssten. Die zweite Möglichkeit, eine Erfindung durch Malalas, ist ebenfalls früh diskutiert worden. Prominent vertreten wurde die Ansicht bereits von Patzig: Er verweist auf die hohe Kohärenz der Passagen in Vokabular und Struktur, die eine Übernahme aus unterschiedlichen Quellen seiner Meinung nach nahezu unmöglich mache. Zudem ist er der Meinung, dass die gelisteten Attribute an einigen Stellen dem Inhalt des über die entsprechende Person Berichteten angeglichen wurden, weswegen Malalas hier das Gelesene selbst weiterverarbeitet haben müsse.26 Ähnliche Überlegungen haben in jüngerer Zeit auch Jean-Michel Carrié und Warren Treadgold geäußert, jedoch aus

20 Fürst (1902), S. 597; 619–620; so auch Misener (1924), S. 120. 21 Patzig (1904), S. 178–179. Vgl. die Porträts der Phaidra und des Hippolytos in Malalas, Chronographia IV 19. 22 So schon der Einwand von Schissel von Fleschenberg (1908), S. 20; vgl. Jeffreys/Jeffreys (1990), S. 243. 23 Dass sie überhaupt von einer Verwendung des Diktys ausgehen, liegt an einem direkten Verweis auf Diktys in Malalas, Chronographia V 10. Es handelt sich dabei allerdings nicht um eine Quellenangabe im Wortsinne. Malalas hängt an die Liste der Heroenporträts vielmehr folgende Formel an: „wie der sehr weise Diktys […] aufgezeichnet hat“ (καθὼς ὁ σοφώτατος Δίκτυς […] ὑπεμνημάτισεν; Übers. Thurn/Meier 2009, S. 129). Dem Wortlaut nach behauptet Malalas also, dass man das zuvor Gesagte auch bei Diktys finden könne – nicht, dass er selbst seine Informationen aus Diktys’ Werk gezogen habe. Die Formel kann also ebenso gut auf indirekte wie auf direkte Nutzung verweisen. Es sei zudem darauf hingewiesen, dass Malalas im Zusammenhang mit den Porträts der Phaidra und des Hippolytos (vgl. Anm. 22) einen ähnlichen Verweis bietet, der sich hier aber auf Domninos bezieht. 24 Grossardt (2006), S. 449–454; zur These von Jeffreys und Jeffreys S. 451. Zustimmend Gainsford (2012), S. 67 mit Anm. 39. 25 Jeffreys/Jeffreys (1990), S. 243; Jeffreys (1990a), S. 142; vgl. Schenk von Stauffenberg (1931), S. 508. 26 Patzig (1904), S. 177–179.

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unterschiedlichen Gründen. Carrié, der sich in einer 2006 erschienenen Studie alleine den Kaiserporträts zugewandt hat, fühlt sich in der seriellen Machart der Porträts an die (illustrierten) Wappenschilder der Notitia Dignitatum erinnert, deren Einzelmotive in der Forschung als rein generisch interpretiert worden sind.27 Treadgold, der in seiner idiosynkratischen Untersuchung Malalas eigentlich flächendeckendes Plagiieren unterstellt,28 hält gerade die Porträts für dessen eigenes Werk, weil Ähnliches in den Fragmenten des angeblich aus derselben Quelle schöpfenden Johannes von Antiochia nicht enthalten ist. Als Beweis führt Treadgold u. a. die geringe literarische Qualität der Beschreibungen sowie die mangelnde Akkuratesse der mit ihnen verbundenen Datierungen an.29 Diese Lösung entspricht einer Tendenz, die auch in der frühen Quellenforschung zuweilen greifbar wird, nämlich derjenigen, literarisch als minderwertig betrachtete Teile von Schriften als byzantinische Zusätze anzusehen, die einer qualitativ hochwertigeren, aber leider verlorenen Vorlage erst nachträglich ‚untergeschoben‘ worden seien. Die Diskussion, ob Malalas sich aus einer oder mehreren Quellen bediente, wie diese zu identifizieren sein könnten oder ob er die einschlägigen Passagen ganz bzw. zumindest zum Teil selbst erdichtet haben könnte, ist schwer zu führen. Für die erste These fehlt das „Beweismaterial“ (i. e. die angeblichen direkten Vorlagen sind nicht erhalten), während die zweite zwar aufgrund ihrer Einfachheit zunächst einleuchten mag, aber eine allenfalls unzureichende Erklärung für die zahlreichen Parallelen gibt, die sich für das schriftliche Porträtieren in der antiken Literatur finden lassen. Mir scheint es vor diesem Hintergrund die beste Idee zu sein, die Frage nach dem „Woher“ nicht so sehr als Quellenfrage zu stellen, sondern sie vielmehr aus einem anderen Blickwinkel zu formulieren. Im Folgenden geht es daher vor allem um die Voraussetzungen, unter denen physische Beschreibungen im Werk des Malalas nicht nur auftauchen, sondern auch einen so zentralen Platz einnehmen und ihre charakteristische asyndetisch-schematische Form annehmen konnten. Auf der vertikalen Zeitebene betrifft das vergleichbare Themen und Ideen in der antiken Literatur, auf der horizontalen Ähnlichkeiten zu zeitgenössischen Werken sowie mögliche spezifisch byzantinische Vorlieben.

27 Carrié (2006), hier: S. 199 mit Verweis auf Grigg (1983). 28 Demnach habe sich Malalas schamlos und ohne Kenntlichmachung bei Eustathios von Epiphania: Vgl. Treadgold (2007), S. 246–256. 29 Treadgold (2007), S. 318. Die Lebensdaten der Kaiser von Diokletian bis Konstantin II. will Treadgold allerdings gerade deswegen als von Ammian entliehen verstanden wissen.

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4. Physische Personendarstellungen in der antiken Tradition

Die Tradition,30 aus der sich Beschreibungen wie die bei Malalas erhaltenen womöglich herleiten lassen, ist bereits von Fürst, Misener oder Evans erfasst, seitdem allerdings nur noch kursorisch thematisiert worden.31 Eine Arbeit, die die Behandlung von Gesichtern und Körpern in der griechischen und römischen Literatur im Rahmen zeitgenössischer Mentalitäten und Diskurse auf breiter Basis kontextualisieren würde, steht m. W. bislang noch aus. Auch an dieser Stelle kann eine solch umfassende Leistung nicht erbracht werden. Zumindest aber erscheint es angebracht, einen kurzen Überblick über die relevanten Entwicklungen und insbesondere über mögliche Vorläufer und Verwandte des bei Malalas zu findenden Materials zu geben. Darstellungen von menschlichen Gesichtern und Körpern sind in der griechischrömischen literarischen Tradition von frühester Zeit an greifbar; sie betreffen gerade die auch von Malalas porträtierten Heroen des trojanischen Krieges. So wird im zweiten Gesang der Ilias der Hetzer Thersites in einer berühmten Passage als groteskhässlicher Antiheld in Szene gesetzt.32 In der Teichoskopie im dritten Gesang werden demgegenüber die Helden Agamemnon, Odysseus, Aias und Idomeneus von Priamos alleine aufgrund ihrer prachtvollen Erscheinung als herausragende Männer erkannt.33 Aussehen und innere Gesinnung stehen somit bei Homer in einem engen Wechselverhältnis.34 Die Stellen, an denen Fragen der äußeren Erscheinung explizit thematisiert werden, bleiben in Ilias und Odyssee allerdings selten; von einem systematischen Interesse an der menschlichen Physiognomie kann man hier nicht sprechen.35 Ein solches Interesse – namentlich für die Beeinflussung der Physis durch natürliche und 30 Diesen Begriff versteht Walter (2004), S. 13, Anm. 11 „als Sonderfall von Kommunikation, bei dem Nachrichten nicht wechselseitig und horizontal ausgetauscht, sondern vertikal zerdehnt sind und entlang der Zeitlinie über das Drei-Generationen-Gedächtnis hinaus als ‚kulturelles Erbe‘ weitergegeben werden.“ Im Kontext des hiesigen Aufsatzes steht dabei die Schriftlichkeit im Vordergrund: Zentral steht das Fortleben literarischer Motive. „Tradition“ besitzt gleichzeitig auch einen schöpferischen Aspekt, da der Erinnerung ein gezielter Akt der Auswahl vorangeht, der nicht zuletzt Machtstrukturen reflektieren kann. Assmann (1992), S. 34 hält den Begriff in diesem Zusammenhang für problematisch, da er Kontinuitäten betont und „den Bruch [verschleiert], der zum Entstehen von Vergangenheit führt“. Mit Blick auf das Fortleben literarischer Einzelmotive erscheint mir seine Verwendung dennoch vertretbar. 31 Fürst (1902), S. 377–397; Misener (1924), S. 103–121 unter dem prägnanten Stichwort des „Ikonismus“; Evans (1935), S. 47–51 zur griechischen Physiognomik; S. 51–57 zu deren Einflüssen auf die lateinische Geschichtsschreibung; dazu auch knappe Zusammenfassung bei Carrié (2006), S. 197–198; ausführlich Rohrbacher (2010). 32 Homerus, Ilias II 212–219. 33 Homerus, Ilias III 121–244. 34 Zum Körper in der Ilias Lostoriat-Delabroise (2001); Mehl (2008). Ob die homerischen Schriften als Vorläufer späterer Körperdarstellungen im engeren Sinne zu verstehen sind, ist unterschiedlich bewertet worden. Für Fürst (1902), S. 382 sind die Schriften vorhellenistischer Zeit, unter denen er insbesondere Homer hervorhebt, „in Schilderung der körperlichen Erscheinung“ noch durch größte „Enthaltsamkeit“ geprägt. Misener (1924), S. 103 sieht in Homer hingegen den ersten Vertreter der literarischen Tradition des „iconismos“; dazu zustimmend Jeffreys/Jeffreys (1990), S. 241–242. 35 Dem entsprechen die Ergebnisse der Analyse (und Kontextualisierung) des körperlichen Vokabulars Homers durch Snell (1946), S. 19–22: Der Körper wird demnach im archaischen Denken stärker als Summe seiner Glieder aufgefasst denn als Entität.

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geographische Gegebenheiten – wird im griechischen Schriftwesen erst ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. greifbar.36 In den Kontext dieser Entwicklung gehören etwa die Ausführungen bei Herodot über die körperlichen Eigenschaften von Ägyptern, Persern und Skythen, aber auch die hippokratische Schrift Über Luft, Wasser und Orte, die das Verhältnis von natürlicher Umwelt und körperlichen Zuständen thematisiert.37 Noch einen Schritt weiter geht das zweite Buch der hippokratischen Epidemien, das als besonders ausgeprägter, wenngleich nicht erster Zeuge für direkte Rückschlüsse von äußeren Körpermerkmalen auf innere Eigenschaften gelten kann.38 Katalogartig listet das Werk körperliche Eigenschaften und deren Signifikanz nicht nur für die individuelle Anfälligkeit gegenüber bestimmten Krankheiten, sondern auch für die moralischen Qualitäten des Betrachteten auf. Rotes Gesicht, spitze Nase und kleine Augen werden so zum Zeichen von Boshaftigkeit, während Menschen, die sich durch besondere Körpergröße, durch Kahlköpfigkeit und eine Neigung zum Stottern auszeichnen, eine gute Natur zugeschrieben wird.39 Solche Überlegungen gliedern sich ein in eine Schrifttradition, die seit dem späten 5./4. Jahrhundert v. Chr. an Fahrt gewonnen hat und als deren vielleicht prominentester Exponent die gegen Ende des 4. Jahrhunderts entstandene (pseudo-)aristotelische Schrift Physiognomica gelten kann.40 Der im Titel dieses kurzen Werkes verwendete Begriff lässt sich aus dem Verb φυσιο-γνωμονέω ableiten: Die „Physiognomik“ zielt wörtlich darauf ab, ‚das Wesen zu erkennen/zu beurteilen‘.41 Dem zunehmendem intellektuellen Interesse an der menschlichen Gestalt entspricht auch die Entwicklung in der griechischen bildenden Kunst, die sich seit dem mittleren/ausgehenden 5. Jahrhundert v. Chr. verstärkt für individuelle Gesichtszüge interessiert bzw. sie zur Darstellung gebracht hat. Porträtiert wurden Politiker wie Themistokles und Perikles, aber auch ein Philosoph wie Sokrates, dessen besonderes, silenenhaftes Aussehen von ihm selbst wie auch von seinen Zeitgenossen thematisiert worden ist und in seinen Porträts aufgegriffen wurde.42 Der entstandene Bildnistypus ist von Luca Giuliani als „physiognomisches Porträt wi36 Vgl. Misener (1924), 104; vgl. Snell (1946), S. 20; zur zeitgenössischen Herausbildung des „Individualporträts“ in der plastischen Kunst Vogt (1999), S. 73–87. 37 Vgl. Herodotus, Historiae III 12 zu den angeblich durch die Sonneneinstrahlung besonders starken Schädeldecken der Ägypter im Vergleich zu den besonders dünnen – da immer vor Sonne geschützten – der Perser; IV 23 zur ungewöhnlichen Physiognomie der skythischen Bergbewohner; Hippocrates, De Aere Aquis Locis zum Einfluss von Naturumständen auf die menschliche Physis. 38 Hippocrates, Epidemiae II. Vgl. aber etwa bereits Homerus, Ilias XIII 277–286, wo Idomeneus erläutert, dass die Feigen von den Tapferen durch ihre Gesichtsfarbe wie durch ihr ganzes Verhalten leicht zu unterscheiden seien; nach Mehl (2008), S. 34 der „premier texte physiognomique de la littérature antique“. 39 Hippocrates, Epidemiae II 5,1: Ὁκόσοι πυῤῥοὶ, ὀξύῤῥινες, ὀφθαλμοὶ σμικροὶ, πονηροί. […] Μεγάλοι, φαλακροὶ, τραυλοὶ, ἰσχνόφωνοι, ἐσθλοί. 40 Aristoteles, Physiognomica. Zur Datierung Vogt (1999), S. 192–197. 41 Vogt (1999), S. 37–38. 42 Zu dieser Entwicklung Vogt (1999), S. 73–87. Zur allgemeinen Zunahme des Interesses am menschlichen Aussehen auch Misener (1924), S. 104–105 mit Hinweis auf die physischen Beschreibungen berühmter Athener in einem nicht erhaltenen Werk des Ion von Chios sowie auf die zeitgenössischen Entwicklung in der Gestaltung von Theatermasken.

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der die Physiognomiker“ bezeichnet worden, weil an dem berühmten Denker gerade seine sprichwörtliche Hässlichkeit hervorgehoben und in eine ironisierende Interpretation eingespeist wird.43 Anders als im Falle der historischen Personen Themistokles und Sokrates bildet in der Wahrnehmung der sagenhaften griechischen Helden die äußere Schönheit ein geradezu konstitutives Merkmal der Exzeptionalität und Gottesähnlichkeit.44 Misener hat aufgrund der fragmentarischen Überlieferung gezeigt, dass das Aussehen von Heroen bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. in Schriften der peripatetischen Schule fiktiv rekonstruiert und in stichwortartige Skizzen gegossen wurde.45 Damit existierten offenbar bereits in hellenistischer Zeit Vorläufer für die bei Malalas zu findende Praxis der Heroenporträts. Für Misener bedeuten diese Porträts eine Umkehrung der physiognomischen Methode: Die äußere Gestalt des Helden wird erst aus seinem episch überlieferten Handeln rekonstruiert.46 Engere Parallelen zu den Heroendarstellungen des Malalas finden sich allerdings erst für spätere Zeit. Sie stehen in Verbindung mit den ab der Kaiserzeit belegten ‚alternativen‘ Geschichten des trojanischen Krieges. Einen solchen Bericht bietet etwa der Heroikos des Philostratos, der wohl Flavius Philostratos, dem bekannten Autor der Vita Apollonii und der Vita sophistarum, zugeschrieben werden kann und in die 230er oder 240er Jahre n. Chr. gehört.47 Er enthält als „center section“48 einen Katalog der achaiischen und trojanischen Heroen, der umfassend über die Eigenschaften der verschiedenen Helden berichtet und dabei auch regelmäßig über deren Aussehen informiert.49 Eine direkte Parallele findet sich auch in der Schrift de Excidio Troiae historia, einem romanartigen lateinischen Text des 5. Jahrhunderts n. Chr., der in Inhalt und Form stark an die „Ephemeris des Diktys“ erinnert, das Geschehen im Gegensatz zu dieser jedoch aus Sicht eines trojanischen Kriegsteilnehmers, eines gewissen Dares, schildert. Auch in diesem Fall könnte eine griechische Vorlage zugrunde gelegen haben, deren Existenz aber nicht bewiesen ist.50 Wie die Schrift des Philostratos bietet die Historia des „Dares“ (auch Acta Di43 Giuliani (1996); vgl. zur Widersprüchlichkeit von Sokrates’ Erscheinung und Wesensart in der physiognomischen Theorie auch Rohrbacher (2010), S. 99–100. 44 Mehl (2008), S. 36. 45 Misener (1924), S. 107–109. Neben einem einschlägigen Fragment des Dikaiarch (4. Jh. v. Chr. ) führt Misener (S. 109, Anm. 1) Hinweise auf entsprechende Praktiken bei Douris von Samos (4./3. Jh. v. Chr. ), Antigonos von Karystos (3. Jh. v. Chr. ), Neanthes von Kyzikos (wohl 3. Jh. v. Chr. ) und Hermippos (3. Jh. v. Chr. ) an. 46 Misener (1924), S. 108. 47 So die Einschätzung von Aitken/Berenson Maclean (2001), S. xlii–xlv. 48 Aitken/Berenson Maclean (2001), S. xxxviii. 49 Philostratus, Heroicus 25,18–42,4. Zum Aussehen vgl. 26,10–14 (Antilochos und Nestor); 27,13 (Sthenelos und Diomedes); 28,14 (Philoktet); 29,2 (Agamemnon); 29,5 (Menelaos); 31,1 (Aias der Lokrer); 32,1 (Cheiron); 33,39–41 (Palamedes); 34,5 (Odysseus); 35,2; 35,7 (Aias der Telamonier); 37,1–5 (Hektor); 38,3 (Äneas); 40,4–6 (Paris); 42,1; 42,3 (Euphorbos). Auch der von dem Katalog getrennte ausführliche Bericht über Achilles (44,5–57,17) enthält mehrere Passagen über dessen Aussehen (45,5 für den jugendlichen Achilles; 48,2–4 für den Erwachsenen). 50 Im Vorwort zu seiner Dares-Ausgabe äußerte Meister (1873), S. XIV–XV noch Zweifel an der Existenz eines griechischen Originals. Anders dagegen die Einschätzung in den Arbeiten von Schissel von Fle-

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urna) einen Heldenkatalog, der allerdings eine deutlich stärker komprimierte Form hat und der sich ganz auf die Beschreibung des Äußeren konzentriert. Ungeachtet des angeblich troischen Standpunktes des fiktiven Informanten umfasst auch dieser Katalog troische und griechische Helden gleichermaßen.51 Neben ihrem Gegenstand haben die Passagen in den beiden Werken aber noch mehr gemeinsam. Insbesondere bezeugen sie die Bedeutung, die das ‚Sichtbarwerden‘ der Heroen für die neuen, alternativen Troja-Narrative hatte. In der Historia kommt das schon in der Menge der einschlägigen Passagen zum Ausdruck; im Heroikos fallen sie zudem ganz ins Zentrum der Schrift und werden durch mehrfache Nachfragen eines der Dialogpartner akzentuiert.52 Beide Schriften werden als bessere, weil von Augenzeugen verfasste Versionen der troischen Geschichte beworben. Sie versprechen eine besondere Nähe zu den Hauptprotagonisten. Diese (fiktive) Qualität der einschlägigen Schriften erfährt durch die Autopsie der äußeren Gestalt der Heroen eine seriöse Beglaubigung. Es geht hier also gerade nicht um ‚wissenschaftliche‘ Rekonstruktion des Aussehens wie bei den peripatetischen Vorläufern, sondern um die Bestätigung des vermeintlichen persönlichen Kontaktes, um das Mit-eigenen-Augen-gesehen-haben: ein Eindruck, zu dem auch die schlichte Beschreibungsform beiträgt.53 Die zweite Gruppe der von Malalas beschriebenen Personen ist die mit Abstand kleinste: Es handelt sich um lediglich zwei Personen von allerdings herausragender Bedeutung für die christliche Chronographie, nämlich um die Apostel Petrus und Paulus. Auch die physische Beschreibung von christlichen Heiligen ist keineswegs ohne Vorbilder. Hier muss man jedoch abermals auf eine andere Tradition blicken, nämlich auf diejenige der (von Malalas für seine Darstellung insbesondere der Regierungszeit des Nero mit hoher Wahrscheinlichkeit benutzten) christlichen Apokryphen. Hervorzuheben ist hier insbesondere die berühmte Beschreibung des Paulus in den um die zweite Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. entstandenen Acta Pauli et Theclae. Dieses Porträt wird aus der Perspektive eines gewissen Onesiphorus berichtet, eines späteren Vertrauten des Paulus, der den Heiligen vor den Toren von Ikonion (Kleinasien) empfangen will, ihn bisher aber nur aus der Erzählung von dessen Schüler Titus kennt. Onesiphorus sieht einen kleinen, kahlköpfigen Mann mit krummen Beinen, zusammengewachsenen Augenbrauen und Hakennase – Merkmale, die nach modernen (und größtenteils wohl auch nach antiken) Kriterien nicht eben für äußere Schönheit stehen. Gleichzeitig wird Paulus jedoch positiv charakterisiert: Er ist χάριτος πλήρης, „voller Anmut“; er sieht mal wie ein Mensch, mal wie ein Engel aus. Das Bild, das hier gezeichnet wird, ist also ein widersprüchliches. Es steht nicht in Korrelation zu physiognomischen Deutungen, sondern vielmehr im Gegensatz zu ihnen: Paulus besticht nicht durch Größe, Kraft und äußere Schönheit, wie es griechischenberg (1908), S. 5 und passim, sowie Beschorner (1992), S. 231–243, 254–263. Vgl. zur Diskussion mit weiterer Literatur Garbugino (2011), S. 7 mit Anm. 10. 51 Dares, Historia XII–XIII. 52 Vgl. Philostratus, Heroicus 33,38; 48,1. 53 Dazu Misener (1924), S. 121, die hier eine direkte Anleihe an die Fotografie-ähnlichen Beschreibungen der erwähnten Papyri (s. o. Abschnitt 3) erkennt.

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sche Heroen und römische Kaiser vermögen, sondern durch Anmut bzw. Gnade und Engelhaftigkeit, also durch Merkmale, die auf seine inneren Qualitäten, namentlich seine Gottesfurcht, schließen lassen. Die bereits für Sokrates bekannte Idee eines Widerspruches zwischen körperlicher Gestalt und geistigen Qualitäten erhält hier eine dezidiert christliche Färbung. Wir dürfen an dieser Stelle wohl einen frühen Vorläufer des zu Malalas’ Zeiten allgegenwärtigen Motives des charismatischen Heiligen vermuten. Für die dritte Gruppe der Porträts bei Malalas, diejenige der Kaiser, gibt es eine ganze Reihe von möglichen Vorbildern oder Vorläufern, die z.T. ebenfalls mit physiognomischen Ansätzen in Verbindung gebracht worden sind. Für die griechische Tradition möchte man hier zuerst an Plutarch denken, der in seine historischen Biographien tatsächlich immer wieder physische Merkmale eingebunden hat. Er zeigt sich mit dem Gedanken, dass das Äußere des Menschen als Ausweis von dessen Seelenleben gelten kann, vertraut, weswegen ihm eine philosophische Orientierung an der peripatetischen Schule nachgesagt worden ist.54 Plutarch verzichtet allerdings darauf, die jeweilige Physis seiner Helden systematisch in seine Darstellungen einzuflechten. Er bringt stattdessen einzelne Merkmale immer dort an, wo sie sich besonders dazu eignen, bestimmte Charakterzüge hervorzuheben.55 Ausgearbeitete, dem oben skizzierten Verständnis entsprechende „Porträts“ fehlen in seinen Biographien – und gerade die zwei erhaltenen Kaiserviten, diejenigen des Otho und des Galba, enthalten nur wenige Hinweise auf das Äußere ihrer Protagonisten.56 Anders sieht die Situation hingegen in der lateinischsprachigen Literatur aus, wo die physische Beschreibung der Kaiser sich zu einem grundlegenden Bestandteil vieler biographisch-historischer Schriften entwickelte.57 Das Paradebeispiel dafür bildet zweifelsohne Sueton: Physische Darstellungen der Kaiser gehören in seinen Biographien zum Standardrepertoire: Sueton gibt für jeden einzelnen Kaiser von Augustus bis Domitian eine mehr oder weniger ausführliche Beschreibung, die typischerweise Angaben zur Größe und Statur, zu Gesicht, Haartracht und -farbe (oder gegebenenfalls zum fehlenden Haarwuchs) enthält, zuweilen auch Aussagen zur Form von Nasen und Ohren, zum Umfang des Bauches, zur allgemeinen Wirkung des Erscheinungsbildes, Gang, Angewohnheiten der Körperpflege, allgemeiner (auch geistiger) Gesundheit, körperlichen Defekten, manchmal sogar zum Essverhalten oder zur 54 Vgl. Plutarchus, Alexander I 3: ὥσπερ οὖν οἱ ζῳγράφοι τὰς ὁμοιότητας ἀπὸ τοῦ προσώπου καὶ τῶν περὶ τὴν ὄψιν εἰδῶν οἷς ἐμφαίνεται τὸ ἦθος ἀναλαμβάνουσιν […]. Dazu Misener (1924), S. 110–111. Die Passage ist allerdings Teil einer Gegenüberstellung: Diese Methode wird hier als diejenige der Maler bezeichnet und der eigenen, auf die Seele ausgerichteten Vorgehensweise gegenübergestellt. 55 Carrié (2006), S.197. 56 Vgl. zum nuancierten Einsatz physiognomischer Methoden bei Plutarch Rohrbacher (2010), S. 100. 57 Ein allgemeines Merkmal der römischen historiographischen Literatur bildet sie wohlgemerkt nicht. Tacitus etwa sprengt physische Beschreibungen nur gelegentlich in seine Darstellung ein: Vgl. Tacitus, Annales I 3,4, wo die Gestalt des Agrippa eher insinuiert als beschrieben wird; Tacitus, Annales IV 57 mit einer ebenso knappen wie konzisen und fantasiebeflügelnden Skizze zum alternden Tiberius. Vgl. Velleius Paterculus, Historia Romana II 29.

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sexuellen Orientierung.58 Maßgeblich tragen die Porträts auf diese Weise zur individuellen charakterlichen Definition der Caesaren bei. Bereits vor Jahrzehnten hat man zu zeigen versucht, dass Sueton in seinen Darstellungen physiognomische Ideen aufgegriffen hat, wie sie zeitgenössisch, namentlich in Schriften wie den Physiognomonika des Polemon, diskutiert wurden. Auch wenn mittlerweile ebenfalls deutlich ist, dass diese Methode weder durchgehend noch kohärent zur Anwendung kommt, sind die Verbindungslinien nicht völlig von der Hand zu weisen.59 Mit Recht hat man gleichzeitig auch darauf hingewiesen, dass die konsequente Hervorhebung des physischen Äußeren des Kaisers, gerade auch in der Konzentration auf die Beschreibung einzelner Körperteile, Parallelen zu den realistischen Darstellungstendenzen der zeitgenössischen plastischen Porträtkunst offenbart.60 Mag die bei Sueton vorzufindende Form nun in stärkerem Maße in der griechischen Philosophie oder im römischen Ahnenkult ihren Ursprung haben, so haben ähnliche Formen ihre Verbreitung nach Sueton doch jedenfalls vorwiegend im lateinischsprachigen Schrifttum gefunden – mit Blick auf die römischen Kaiser wohl wenig überraschend.61 Enge Anklänge an Sueton offenbart etwa die Historia Augusta. Nicht alle, aber doch eine Vielzahl der dort behandelten Kaiser werden hier mit Porträts versehen. Dabei ähneln die Beschreibungen dem bei Sueton verwendeten Muster in ihrer Struktur deutlich.62 Auch sie beziehen sich neben rein körperlichen Merkmalen wie Statur, Gesicht oder Frisur auf Verhaltensweisen und Angewohnheiten und greifen dadurch zuweilen stufenlos in den Bereich der sittlichen Bewertung über.63 Vermutlich etwa zeitgenössisch mit der Historia Augusta entstanden die Res gestae des Ammian, die ebenfalls eine Reihe von 58 Suetonius, de Vita Caesarum, Julius 45; Augustus 79; Tiberius 68; Caligula 50; Claudius 30; Nero 51; Galba 21; Otho 12; Vitellius 17; Vespasian 20; Titus 3; Domitian 18. Vgl. zu den Porträts Misener (1924), S. 117–118; Evans (1935); Couissin (1953); Cizek (1977), S. 139–141; Gascou (1984), S. 598–614; Stok (1995); Rohrbacher (2010), S. 94–103. 59 Anders zumindest mit Blick auf einzelne Elemente noch Misener (1924), S. 118. Vgl. jedoch Evans (1935), S. 57–70 sowie die Auflistung von möglichen Anklängen der einzelnen Sueton-Passagen an die „handbooks on physiognomy“ im Appendix S. 77–79; für eine in eine ähnliche Richtung gehende Untersuchung siehe auch Couissin (1953). Kritisch Gascou (1984), S. 598–614 sowie Stok (1995), der die Verbindung zwischen corpus und animus bei Sueton nicht so sehr von physiognomischen Konzepten als von einer „concezione deterministica più generale“ (S. 132) herrühren sieht. Den eklektischen Charakter von Suetons Vorgehensweise betont Rohrbacher (2010), S. 94–103. 60 Patzig (1904), S. 177–178; Evans (1935), S. 63; Bianchi Bandinelli (1970), S. 79–81; Carrié (2006), S. 197. 61 Für Parallelen bereits bei spätrepublikanischen und augusteischen Autoren vgl. Rohrbacher (2010), S. 99. 62 Vgl. schon Fürst (1902), S. 389–390; ähnlich Evans (1935), S. 70; gegen die Rückführung des verwendeten Schemas auf Sueton jedoch Misener (1924), S. 119–120. Zusammenstellung der einschlägigen Passagen in der Historia Augusta Evans (1935), S. 80–81. Rohrbacher (2010), S. 110 macht darauf aufmerksam, dass die einschlägigen Passagen im ersten Drittel des Werkes eine besonders hohe Frequenz haben und dass sie „more Suetonian in language and style“ erscheinen – eine Frage der Quellennutzung? 63 Siehe beispielhaft den Fall des Hadrian, der nicht nur über eine ansehnliche Gestalt verfügt, sondern sich auch regelmäßig körperlich ertüchtigt, der einen Löwen mit der eigenen Hand zu töten versteht und sich sowohl bei Jagdgesellschaften als auch bei Banketten spendabel zeigt: Historia Augusta Hadrian 26,1–4; dagegen Pertinax, ein alter, korpulenter und nur durchschnittlich redegewandter Mann, der zwar freundlich spricht, in seinen Taten – namentlich bei Banketten – jedoch durch einen Mangel an Großzügigkeit, ja sogar durch Habgier auffällt: Historia Augusta Pertinax 12,1–6.

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Kaiserporträts enthalten.64 Ammian gliedert seine Beschreibungen systematisch in die Gesamtbewertungen der von ihm behandelten Kaiser ein, die jeweils an das Ende von deren Darstellung fallen; die Physis erscheint dabei zuletzt. Dass Ammian die Ansätze der Physiognomiker kannte, steht außer Frage; dass er sich an entsprechenden Motiven auch gezielt bedient hat, ist wahrscheinlich.65 David Rohrbacher vermutet, dass er gerade durch eine systematischere Miteinbeziehung physiognomischer Ideen Sueton zu übertreffen trachtete.66 Natürlich haben auch Zeitgenossen des Malalas einzelne Kaiser beschrieben. So hat sich etwa Prokop in seinen Anecdota (Historia arcana) in einigen kurzen Ausführungen zum Aussehen Justinians und seiner Gattin Theodora geäußert.67 Diese Darstellungen bleiben in seinem Werk allerdings Einzelstücke; es fehlen bei ihm nicht nur (schon mangels Anlass68) weitere Kaiserbeschreibungen, sondern es ist beispielsweise auch nichts Näheres über das Aussehen so prominenter Figuren wie etwa des Kriegshelden Belisar zu erfahren. Prokop interessiert sich offenbar nur dort für physische Aspekte, wo sie sich, wie im Falle des Herrscherpaares, gezielt zur Invektive einsetzen lassen69 – und auch diese Technik wendet er nicht in großem Maßstab an. Eine weitere isoliert stehende Kaiserbeschreibung bietet das etwas früher entstandene so genannte Orakel von Baalbek. Es handelt sich hierbei um eine apokalyptische Schrift aus der Zeit des Anastasios, die, aufbauend auf eine in sibyllinische Prophezeiungen gekleidete Geschichte seit Christi Geburt in neun Generationen, das Ende der Welt für die unmittelbare Zukunft voraussagt.70 Anastasios als „Endzeitkaiser“ erhält als einzige Person in dieser Schrift ein eigenes Porträt – dessen Inhalt in der Forschung als apokalyptisch überprägt gedeutet worden ist.71 Womöglich gerade aufgrund dieses Aspektes hat speziell das Aussehen des Anastasios noch über diese Schrift hinaus besondere Aufmerksamkeit hervorgerufen.72 Auch hier haben wir es allerdings mit einem Einzelfall zu tun, der sich in Ursache und Funktionen mit den langen Kaiser- oder Heroenreihen des Malalas nur bedingt vergleichen lässt. Ganz ähnliche Reihen bieten hingegen spätere byzantinische Chronisten wie Leo Grammatikos (11. Jh. n. Chr. ) und Kedrenos (11./12. Jh.) für die Kaiser, oder, im Falle der Helden, eine 64 Zusammenstellung der einschlägigen Passagen: Evans (1935), S. 81–82; zu den Kaiserbildnissen und physiognomischen Einflüssen bei Ammian Sabbah (1978), S. 421–430; Boys-Stones (2007); Rohrbacher (2010), S. 103–109. 65 Ammianus, Res gestae XV 8,16 verweist dezidiert auf die alten Bücher, „deren Lektüre die innerste Seele durch körperliche Kennzeichen erkennen lehrt“ (quorum lectio per corporum signa pandit animarum interna; Übers. Seyfarth 1975, S. 141). 66 Rohrbacher (2010), S. 109. 67 Procopius, Historia arcana 8,12; 10,11. 68 Vgl. allerdings den Hinweis auf die überdurchschnittliche Größe Justins I. in Procopius, Historia arcana 6,3. 69 Die negative Charakterisierung des Justinian äußert sich vor allen Dingen in einem unvorteilhaften Vergleich mit Domitian (dazu s. u. S. 74): Vgl. Rubin (1960); Head (1980), S. 17–18; Leppin/Meier (2005), S. 298–299. 70 Edition, Übersetzung und Kommentar bei Alexander (1967). 71 Oracle of Baalbek Z. 166–168. Zur Deutung Brandes (1997), S. 58–62; Meier (2009), S. 59. 72 Dazu mit einer Reihe von Quellenangaben Baldwin (1981), S. 16–17.

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explizit dem Zweck der Heroenbeschreibung gewidmete Schrift des Isaak Porphyrogennetos (wohl 11./12. Jh.) sowie mehrere in Versform gebrachte Kataloge des Johannes Tzetzes (12. Jh.). Während die beiden letzteren mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Malalas zurückgehen, sind für die Kaiserporträts bei Leo und Kedrenos nicht erhaltene Passagen aus dem Werk des Johannes von Antiochia als Vorlagen vermutet worden.73 Zumindest was prominente Persönlichkeiten wie Kaiser und Helden betrifft, scheint die Technik der Personenbeschreibung in byzantinischer Zeit also eine neue Konjunktur erlebt zu haben.74 5. Malalas und die Porträt-Tradition

Die vorangegangene Skizze hat gezeigt, dass als direkte oder indirekte Vorbilder des Malalas eine Vielzahl von Schriften infrage kommen, die ganz unterschiedlichen Bereichen zuzuordnen sind. Dass die Versuche, einzelne dieser Schriften als konkrete Vorlagen für die Personenbeschreibungen in der Chronographia zu isolieren, vielfältige Probleme mit sich bringen, wurde bereits gezeigt. Dennoch kann eine Gegenüberstellung mit diesen Parallelen dabei helfen, die Besonderheiten von Malalas’ Porträts herauszuarbeiten. Für die zahlreichen Heroenbeschreibungen innerhalb des bereits für sich genommen sehr ausführlichen Troja-Narrativs in der Chronographia75 kann gerade jener „Autor“, auf den explizit verwiesen wird – Diktys von Kreta – nicht zum Vergleich herangezogen werden, da weder dessen lateinische Version noch die wenigen erhaltenen Fragmente des griechischen Textes überhaupt Porträts enthalten (s. o. Abschnitt 3). Malalas verweist hier auf Diktys vor allem als angeblichen Augenzeugen des Geschehens, um seiner Darstellung Autorität zu verleihen; die Stelle hat überdies transitorischen Charakter.76 Mit Malalas vergleichbare physische Beschreibungen weisen hingegen die angeblich auf Diktys’ troisches „Gegenüber“, den ebenfalls fiktiven Dares, zurückgehende De excidio Troiae historia sowie der Heroikos des Philostratos auf. Ähnlichkeiten zur Chronographia zeichnen sich hier insbesondere auf struktureller Ebene ab: In allen drei Schriften werden die Kriegsteilnehmer der griechischen und der troischen Partei jeweils nacheinander listenartig vorgestellt, sodass für jede Partei ein umfassender „Heroenkatalog“ entsteht.77 73 Zum Verhältnis zwischen Malalas, Isaak Porphyrogennetos und Johannes Tzetzes vgl. Jeffreys (1990), S. 265–266; Grossardt (2006), S. 449–451; vgl. auch Gainsford (2012), S. 71–72. Zur These der Heroenporträts bei Johannes von Antiochia vgl. Patzig (1898), S. 581–584, der Ammian als ursprüngliche Quelle vermutet; siehe dazu auch Patzig (1904), S. 178. 74 Vgl. Baldwin (1981), S. 9–10. 75 Goldwyn (2016), S. 11: „the longest single narrative in the work“. Die Heroenbeschreibungen nehmen innerhalb dieses Narrativs etwa ein Siebtel des Textes ein: Goldwyn (2016), S. 14. Porträts in: Malalas, Chronographia IV 19; V 1; 6; 7; 9; 10. 76 Goldwyn (2016), S. 12–14; vgl. zur Funktion des Zitates auch oben Anm. 24. 77 Vgl. Malalas, Chronographia V 9; 10.

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In seinem losen Schema eher indirekt mit Malalas verwandt ist dabei Philostratos, dessen Text zum einen auch hier die charakteristische Dialogform beibehält, und der zum anderen mit einer Vielzahl von weit über die äußere Gestalt hinausgehenden Details aus dem Leben der Helden aufwartet.78 Die eigentlichen physischen Porträts stehen meist am Ende der jeweiligen Darstellung. Sie unterscheiden sich in ihrer Machart signifikant von denen des Malalas: So ist Nestor zwar bei Philostratos wie auch bei Malalas als weiser alter Mann mit Bart gezeichnet, doch bedient sich der Heroikos im Vergleich einer weitaus lebhafteren, weil nicht nur Adjektive aneinanderreihenden Sprache. Er wolle, so lässt Philostratos seinen Erzähler dazu bildhaft erklären, „die Statue des Nestor porträtieren“.79 Dabei sprechen die Körperteile gewissermaßen für sich selbst: Nestors Ohren tragen noch die Spuren früherer Ringkämpfe, sein Nacken erholt sich von vergangenen Belastungen, seine Haltung ist trotz seines hohen Alters aufrecht. Anderswo verzichtet Philostratos ganz darauf, einzelne Merkmale zu schildern: Agamemnon etwa „[…] looked majestic and magnificent and like the sort of person who offered sacrifice to the Graces“.80 Wie genau man sich eine solche majestätische Person vorzustellen hat, wird der Fantasie des Lesers überlassen. Zu der überlieferten Version von Agamemnons Porträt bei Malalas weist diese Darstellung auf sprachlich-struktureller Ebene kaum Übereinstimmungen auf. Malalas zufolge war der König „groß, von weißer Hautfarbe, mit wohlgestalteter Nase, dichtem Bart, schwarzem Haar, großen Augen, er war unerschrocken, edler Herkunft, hochherzig.“81 Der Wortlaut des Textes ist an dieser Stelle unsicher und muss deswegen mit Vorsicht behandelt werden; eindeutig jedoch lässt sich aus der Beschreibung das Bild eines stattlichen und kriegstüchtigen Aristokraten ableiten – das hier genau wie bei Philostratos sicherlich gezielt evoziert wird. Die beiden verglichenen Darstellungen sind somit auf inhaltlicher Ebene kongruent, selbst wenn moralisierende Elemente im engeren Sinne bei Malalas fehlen,82 während Philostratos keinerlei konkrete körperliche Attribute bietet und die Gestaltung formal ganz unterschiedlich ausfällt.83 In der Struktur wesentlich enger mit der Darstellung des Malalas verwandt sind die physischen Beschreibungen in der Historia des „Dares“. Das zeigt sich zuerst daran, dass in beiden Schriften die Porträts kommentarlos und ohne weiteren Kontext aneinandergereiht werden, nur ergänzt um einem einleitenden Satz jeweils für den 78 Philostratus, Heroicus 25,18–42,4; vgl. bereits Abschnitt 4. 79 Philostratus, Heroicus 26,13: ἄγαλμα παραγαγεῖν τοῦ Νέστορος. Einer ähnlichen Herangehensweise bedienen sich die Eikones, die zwei verschiedenen Personen namens Philostratos zugeschrieben werden, von denen der ältere wohl mit dem hier fraglichen identisch ist: Hier wird eine Reihe von Gemälden meist mythischen Ursprunges beschrieben. Zum Verhältnis dieses Textes zu Malalas vgl. Goldwyn (2016), S. 15–18. 80 Philostratus, Heroicus 29,2: […] σεμνὸν γὰρ καὶ μεγαλοπρεπῆ φαίνεσθαι καὶ οἷον ταῖς Χάρισι θύοντα (Übers. Aitken/Berenson Maclean 2001, S. 93). 81 Malalas, Chronographia V 9: Ὁ βασιλεὺς Ἀγαμέμνων μέγας ἦν, λευκός, εὔρινος, δασυπώγων, μελάνθριξ, μεγαλόφθαλμος, ἀπτόητος, εὐγενής, μεγαλόψυχος (Übers. Thurn/Meier 2009, S. 124). 82 Vgl. Goldwyn (2016), S. 16–18. 83 Dazu allgemein Fürst (1908), S. 396, der trotz der thematischen Verwandtschaft „keinerlei Abhängigkeit“ sieht; vgl. auch Grossardt (2006), insbes. S. 449–451; 456–457.

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griechischen und den troischen Teil des Katalogs.84 Die Aufzählung erfolgt dabei in über weite Strecken identischer Reihenfolge.85 Der Autor der Historia bringt seinen Heroenkatalog zudem in seinem Narrativ etwa an der gleichen Stelle unter wie Malalas, nämlich unmittelbar vor dem obligatorischen, natürlich dem homerischen Vorbild entliehenen Schiffskatalog. Zwischen Malalas und „Dares“ ergeben sich darüber hinaus auch in der Darstellungsform enge Übereinstimmungen. So lautet etwa die Beschreibung des Hektor in der Historia folgendermaßen: Hectorem blaesum candidum crispum strabum pernicibus membris vultu venerabili barbatum decentem bellicosum animo magno in civibus clementem dignum amore aptum. Hektor: lispelnd, blendend weiß, kraushaarig, schielend, mit behenden Körpergliedern, ehrwürdiges Aussehen, bärtig, stattlich, kriegerisch, großmütig, gegen seine Mitbürger gütig, liebenswürdig, angemessen.86

In der asyndetischen Aufreihung von Adjektiven entspricht diese Beschreibung unmittelbar jener Form, die auch bei Malalas (in typischer Weise) zur Anwendung kommt: Ἕκτωρ μελάγχροος, μακρός, πάνυ εὔογκος, δυνατὸς ἐν ἰσχύϊ, εὔρινος, οὖλος, μελάνθριξ, εὐπώγων, στραβός, ψελλός, εὐγενής, φοβερὸς πολεμιστὴς καὶ βαρύφωνος. Hektor: dunkle Hautfarbe, groß, sehr wuchtig gebaut, kräftig an Stärke, mit einer stattlichen Nase, mit lockigem, schwarzen Haar, einem dichten Bart, schielend, mit einem Sprachfehler, von edler Abstammung, ein fürchterlicher Kämpfer und tiefstimmig.87

Deutliche Ähnlichkeiten offenbaren sich hier, wie die Hervorhebungen im Text zeigen, nicht zuletzt mit Blick auf die konkreten Merkmale, die dem Helden von den beiden Autoren zugeschrieben werden. Deren Reihenfolge ist zwar unterschiedlich, doch im Ganzen ergibt sich bei beiden das Bild eines großen und ansehnlichen, mit Bart und Locken versehenen Kämpfers, der zudem durch sein Schielen und durch einen Sprachfehler (nach Dares ein Lispeln) auffällt.88 Bemerkenswert ist schließlich, 84 Schissel von Fleschenberg (1908), S. 15 spricht in diesem Zusammenhang von einer „technischen Ähnlichkeit mit dem Personenverzeichnisse eines Dramas“. Vgl. auch Grossardt (2006), S. 452. 85 Quellenkritisch gilt es in diesem Kontext allerdings im Kopf zu behalten, dass die Thurn’sche MalalasEdition hier nicht aus dem zentralen Codex Baroccianus schöpft, sondern aus der slavischen MalalasÜberlieferung sowie aus Isaak Porphyrogennetos ergänzt ist (vgl. Thurn 2000, S. 75 ad cap. 9). 86 Dares, Historia XII (Übers. Hradský 2005, S. 21). Hektor eignet sich als Fallbeispiel deswegen, weil er von beiden Autoren mit einer längeren Beschreibung (13/12 Adjektive) gewürdigt wird, die im Falle des Malalas nahezu vollständig aus dem für die Malalas-Überlieferung zentralen Codex Baroccianus entnommen werden kann (zu den textkritischen Problemen bei der Rekonstruktion der Heroenporträts Jeffreys/Jeffreys 1990, S. 231) und die zudem einen Heroen betrifft, dessen Physis bei Homer nicht thematisiert wird (was die Rezeption sonst stark beeinflusst haben dürfte). 87 Malalas, Chronographia V 10 (Übers. Thurn/Meier 2009, S. 127 mit Modifikationen). 88 Zu möglichen physiognomischen Interpretationen der bei Dares genannten Attribute vgl. de Biasi (1979), S. 62–68; allerdings liegt den Porträts in der Historia wenn überhaupt, so allenfalls eine oberflächliche Miteinbeziehung physiognomischer Handbücher zugrunde: Ebd., S. 112.

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dass in der erhaltenen Malalas-Version genau wie in der Historia ein Verb (z. B. ἦν) fehlt. Dennoch führen beide Texte eine Reihe von Details auf, die sich beim jeweils anderen gar nicht finden. Stellt man die weiteren Beschreibungen bei Dares und Malalas einander gegenüber, bestätigt sich dieses Bild mehr oder weniger gut: In fast allen Heldenporträts des Malalas kehren einige, allerdings niemals alle Merkmale wieder, die sich in der Historia finden. Nicht immer betrifft das so distinkte Eigenarten wie das Schielen oder die schlechte Aussprache. Exemplarisch kann man dafür den Fall des Meriones anführen, in dem die Gemeinsamkeiten kaum mehr als oberflächlich sind. So lautet die Beschreibung bei Dares: Merionem rufum mediocri statura corpore rotundo viriosum pertinacem crudelem inpatientem. Meriones: rothaarig, von mittlerer Statur und rundlichem Körper, kräftig, hartnäckig, grausam, nicht leidensfähig.89

Malalas skizziert den Helden ausführlicher: Μηριόνης κονδοειδής, πλατύς, λευκός, εὐπώγων, μεγαλόφθαλμος, μελάγκορος, οὐλόθριξ, πολύθριξ, πλατόψις, στρεβλόρινος, περίγοργος, μεγαλόψυχος, πολεμιστής. Meriones: kurzgewachsen, breit, von heller Hautfarbe, mit einem dichten Bart, großen Augen, schwarzen Pupillen, mit gelocktem, dichten Haar, einem breiten Gesicht, einer Hakennase, sehr flink, wohlgesinnt, ein Kämpfer.90

Beide Darstellungen unterscheiden sich nicht nur in ihrem Umfang, sondern auch in fast allen verwendeten Adjektiven; allein die Verweise auf den rundlichen bzw. breiten Körperbau lassen sich mit gutem Willen miteinander übereinbringen. Zum Ende der Darstellung wird der Held in der Historia mit zwei explizit negativen Eigenschaften (Grausamkeit, mangelnde Leidensfähigkeit) belegt, während er bei Malalas eher positiv erscheint („wohlgesinnt, ein Kämpfer“). Die feindselige Betrachtung eines griechischen Helden im Dares-Text passt prinzipiell natürlich gut zu der troischen Perspektive, die die fiktive Person Dares in ihrem Bericht einnimmt. Andersherum erscheint es einleuchtend, wenn bei Malalas, der das Geschehen nach eigenem Bekunden aus Sicht des Achäers Diktys berichtet, die Polemik gegen dessen „Landsmann“ entfällt. Unterschiede lassen sich aber vor allem mit Blick darauf beobachten, welche Personen überhaupt zur Darstellung kommen: So fehlen bei Malalas die Porträts der beiden Ärzte Podaleirios und Machaon, während umgekehrt die Historia nichts über das Aussehen des Kreterkönigs Idomeneus, des Philoktetes, des Sehers Kalchas sowie der Andromache berichtet. Malalas hat abseits seiner beiden Listen zudem noch weitere, anders kontextualisierte Heldenporträts: Dazu gehören zum einen zwei ganz außerhalb des Troja-Narrativs angesiedelte Helden (wie bereits von Patzig beobachtet, s. o. Abschnitt 3); zum anderen bietet Malalas auch Porträts der verschiedenen von Pa89 Dares, Historia XIII (Übers. Hradský 2005, S. 22). 90 Malalas, Chronographia V 9 (Übers. Thurn/Meier 2009, S. 126 mit Modifikationen).

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ris, Achilleus und Aias geraubten Frauen, die er jeweils dort platziert, wo über deren Verschleppung berichtet wird.91 Bemerkenswerterweise beschreibt er alle diese Frauen mit vergleichbaren Attributen. Namentlich wird dabei ihre Jugend und Schönheit akzentuiert: Niedriges Alter, Anmut sowie blonde Haare und helle Haut gehören zu den wiederkehrenden Merkmalen. Damit passen sich die Beschreibungen in den narrativen Kontext ein. Dies verdeutlicht insbesondere das Bild der Helena: Ganz der klassischen Tradition entsprechend wird die Erzählung – Raub des Paris und dessen unheilvolle Folgen – hier durch die sprichwörtliche Schönheit der Helena überhaupt erst motiviert.92 Die Verschleppung weiterer jugendlicher Schönheiten durch Achilles lässt die einmalige Tat des Paris zum Muster gerinnen: Den Zeitgenossen des Malalas trat hier eine mythisch-pagane Vorzeit vor Augen, in welcher Frauenraub ein zentrales Motiv als Bestandteil der Kriegsführung und sogar als Ursache von Kriegen bildete. Wenn die in Gefangenschaft geratenen Frauen näher beschrieben werden und dabei ihr „Beutewert“93 zur Darstellung kommt, verleiht das diesem Motiv Nachdruck und macht es gleichzeitig plausibler. Obwohl in einen ganz anderen Kontext gehörend, fügt sich auch das Porträt der Kleopatra in einen ähnlichen Rahmen, da es offenbar primär dem Zweck dient, zu erklären, warum Marcus Antonius dieser Frau verfallen war.94 Die sichtbaren Unterschiede zwischen den Texten machen es unwahrscheinlich, dass Malalas’ Porträts in direkter Abhängigkeit von der Historia oder dem Heroikos entstanden sind. Gleichwohl stehen auch die Porträts – wie der gesamte Troja-Abschnitt – eindeutig in der Tradition des „Troja-Romans“.95 Die wichtigste Parallele besteht dabei in dem Umstand, welch hoher Stellenwert den Beschreibungen der mythischen Heroen zugeschrieben wird. Die Porträts bilden einen zentralen Bestandteil der Troja-Narrative: Sie erfüllen ein Bedürfnis nach Greifbarkeit und Anschaulichkeit und tragen so dazu bei, die homerische Vorlage (in frei abgewandelter Form) für das zeitgenössische Publikum aufzubereiten. Dass der spezifische Blick auf Troja und auf die Heroen des trojanischen Krieges, den Malalas durch die Wahl dieser Darstellungsform zum ersten Mal für uns sichtbar in die Chronistik eingebracht hat, in Byzanz dauerhaft goutiert worden ist, zeigt sich deutlich darin, wie viele spätere Autoren gerade die Heroenporträts des Malalas (häufig unter Herauslösung aus ihrem ursprünglichen narrativen Kontext) aufgegriffen und weitertradiert haben.96 91 92 93 94

Malalas, Chronographia V 1 (Helena); V 6 (Glauke; Diomede; Chryseis); V 7 (Briseis); V 8 (Tekmessa). Vgl. Schissel von Fleschenberg (1908), S. 15–16. Schissel von Fleschenberg (1908), S. 29. Malalas, Chronographia IX 10: „Antonius nun ließ sich täuschen, ihn ergriff die Leidenschaft, er gewann sie lieb und ordnete sich ihr unter. Kleopatra aber war gedrungen, dazu sehr schön, und sie kannte geheime Künste.“ – ὁ οὖν Ἀντώνιος ἠπατήθη καὶ ἔρωτι βληθεὶς ἐφίλησεν αὐτὴν καὶ ὑπετάγη αὐτῇ. ἦν δὲ κονδοειδὴς ἡ Κλεοπάτρα, εὐπρεπὴς δὲ πάνυ καὶ μυστική (Übers. Thurn/Meier 2009, S. 228–229). 95 Die am besten einleuchtende Lösung für das Quellenproblem wäre wohl die Abhängigkeit der Kataloge bei „Dares“ und Malalas von einer gemeinsamen Quelle – womöglich tatsächlich, wie von Malalas selbst angegeben, von der griechischen Version des Diktys: Vgl. Grossardt (2006), S. 452–454. 96 Dazu Goldwyn (2016), S. 18, der die Parallelen zwischen byzantinischen Autoren und Zweiter Sophistik auf geschmacklicher Ebene hervorhebt: „it seems most likely that physical description of ancient

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Im Falle der Apostelporträts sind die Parallelen – natürlich auch angesichts der geringen Zahl von nur zwei Beschreibungen – rar gesät. Die beste Vergleichsmöglichkeit bietet dabei die Darstellung des Paulus in den Acta Pauli et Theclae.97 Die Aposteldarstellungen bei Malalas weisen schon insofern eine Besonderheit auf, als dass sie sich an das Ende der jeweiligen Erzählung anschließen98: Sie bilden hier also gewissermaßen einen Teil des Epilogs. In den Acta Pauli et Theclae ist die Beschreibung hingegen inmitten der Erzählung untergebracht; sie stellt den heiligen Mann aus der Perspektive eines Anhängers dar (siehe Abschnitt 4). Die Darstellung selbst weist unter gleich mehreren Aspekten Ähnlichkeiten auf. So wird Paulus in der apokryphen Schrift nach dem bereits hinreichend bekannten asyndetischen Prinzip geschildert, also durch einfache Aufzählung von Attributen. Die beiden Apostelporträts des Malalas verfolgen dasselbe Schema, wenngleich sie eine deutlich höhere Zahl von Attributen umfassen. Wie in den Acta Pauli werden zudem auch hier Aspekte an das Ende der Beschreibung gesetzt, die das heilige Wirken des Beschriebenen in den Vordergrund rücken: Sowohl Petrus als auch Paulus nämlich sind bei Malalas direkt vom Heiligen Geist inspiriert und vermögen Wunder zu wirken.99 Diese Merkmale begegnen in den Acta Pauli nicht. Zwischen der Paulus-Beschreibung bei Malalas und derjenigen in der Apokryphe gibt es aber trotzdem auch eine ganze Reihe von inhaltlich-qualitativen Gemeinsamkeiten: Er ist klein (Acta Pauli: μικρὸν τῷ μεγέθει – Malalas: κονδοειδής), kahlköpfig (ψιλὸν τῇ κεφαλῇ – φαλακρός) und hat zusammengewachsene Augenbrauen (σύνοφρυν – σύνοφρυς). Seine Nase wird allerdings in beiden Beschreibungen unterschiedlich typisiert (μικρῶς ἐπίρρινον – εὔρινος); zwei der in den Acta verwendeten Merkmale schließlich haben bei Malalas gar keine Entsprechung, nämlich die krummen Beine (ἀγκύλον ταῖς κνήμαις) und die gute Gesundheit (εὐεκτικόν). Bemerkenswert ist zudem, dass bei Malalas nicht nur Paulus, sondern auch Petrus kahlköpfig ist und zusammengewachsene Augenbrauen hat: Handelt es sich demnach um ein generisches Bild einer heiligen Person? Abermals wird also erkennbar eine Tradition aufgegriffen, ohne dass eine direkte Verbindung im Sinne einer „Vorlage“ anzunehmen wäre. Genau wie in den Acta Pauli et Theclae werden die Apostel in der Chronographia erkennbar als alte Männer gezeichnet, die weit davon entfernt sind, durch prachtvolle Erscheinung zu glänzen, sich dafür aber durch positive Charaktereigenschaften und Heiligkeit hervortun. Im Falle der Kaiserporträts sind die direkten Übereinstimmungen mit erhaltenen früheren Schriften ebenfalls gering. Eine Gegenüberstellung der Beschreibungen des Malalas mit denen des Sueton und der Historia Augusta hat bereits vor einigen Jahren heroes (and heroines, since Malalas includes similar descriptions of the women) was something Second Sophistic and medieval readers valued.“ 97 Acta Pauli et Theclae 3. 98 Malalas, Chronographia X 35 (Petrus); X 37 (Paulus). 99 Malalas, Chronographia X 35 (Petrus): „er sprach unter Einwirkung des Heiligen Geistes und wirkte Wunder“ (φθεγγόμενος ὑπὸ πνεύματος ἁγίου καὶ θαυματουργῶν); X 37 (Paulus): „der Heilige Geist versetzte ihn in Begeisterung, und er vollzog Wunderheilungen“ (ὑπὸ πνεύματος ἁγίου ἐνθουσιαζόμενος καὶ ἰώμενος).

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Carrié vorgenommen. Er unterscheidet auf der Ebene der zur Darstellung gebrachten körperlichen Merkmale insgesamt sechs Konstellationen: Im Falle zweier Kaiser (Hadrian und Septimius Severus) beobachtet er tatsächlich deutliche Ähnlichkeiten zwischen Malalas und den lateinischen Schriften. Ansonsten unterteilt er in die Kategorien teilweise widersprüchlich, stark widersprüchlich, praktisch gegensätzlich, komplementär oder – hierbei handelt es sich bezeichnenderweise um die meisten Fälle – ohne nähere Berührungspunkte.100 Kontrastiert man exemplarisch die berühmte Darstellung des Tiberius bei Sueton mit der des Malalas, zeigt sich dabei, dass alleine die körperlichen Merkmale vielleicht gar nicht die richtige Ebene für einen Vergleich sind: Corpore fuit amplo atque robusto, statura quae iustam excederet; latus ab umeris et pectore, ceteris quoque membris usque ad imos pedes aequalis et congruens; sinistra manu agiliore ac validiore, articulis ita firmis, ut recens et integrum malum digito terebraret, caput pueri vel etiam adulescentis talitro vulneraret. Colore erat candido, capillo pone occipitium summissiore ut cervicem etiam obtegeret, quod gentile in illo videbatur; facie honesta, in qua tamen crebri et subiti tumores, cum praegrandibus oculis et qui, quod mirum esset, noctu etiam et in tenebris viderent, sed ad breve et cum primum e somno patuissent; deinde rursum hebescebant. Sein Körper war gedrungen und kräftig, seine Figur über Mittelgröße. Schultern und Brust waren breit, auch die übrigen Glieder bis zu den Füßen hinab ebenmäßig und wohlproportioniert. Seine linke Hand war geschickter und stärker und ihre Gelenke so fest, dass er einen frischen und fehlerlosen Apfel mit dem Finger durchbohren und den Kopf eines Knaben und selbst eines jungen Mannes durch Schnipsen mit den Fingern verwunden konnte. Seine Farbe war weiß. Das Haar am Hinterkopf fiel tiefer hinab, so dass es auch den Nacken noch bedeckte, was anscheinend Familieneigentümlichkeit war. Der Ausdruck seines Gesichts war edel, doch war er von vielen, plötzlich auftretenden Pickeln entstellt. Seine Augen waren sehr groß. Mit ihnen konnte er wunderbarerweise auch bei Nacht und im Finstern sehen, allerdings nur kurze Zeit und nur, sobald sie sich vom Schlafe geöffnet hatten. Sodann pflegten sie wieder an Sehkraft zu verlieren.101

Dass Sueton bei der Auseinandersetzung mit dem Körper des Kaisers implizit auch dessen Charakter mitverhandelt, zeigt sich an dieser Darstellung besonders gut, die einen starken und wohlproportionierten Körperbau mit furchteinflößenden, ja übernatürlichen Merkmalen wie der außerordentlichen Kraft von Tiberius’ Fingern und seiner Fähigkeit, im Dunkeln zu sehen, verbindet. Evans hat die Annahme vertreten, dass Tiberius hier auf Basis physiognomischer Traktate das ambivalente Bild des Kaisers anhand von zum Teil positiv, zum Teil negativ besetzten Eigenschaften symbolisch auf den Punkt bringt – dies muss hier nicht weiter bewertet werden.102 Die 100 Carrié (2006), S. 201–202. 101 Suetonius, de Vita Caesarum Tiberius 68,1–2 (Übers. Ihm/Heinemann 1951). 102 Evans (1935), S. 68; relativierend zu den physiognomischen Elementen Gascou (1984), S. 610–612, der eine stark negativ ausgerichtete Bewertung sieht, die sich aber v. a. in der Beschreibung von Tiberius’ habitus bemerkbar mache. Vgl. zu physiognomischen Ansätzen bei Sueton generell auch Rohrbacher (2010), S. 94–103.

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Darstellung in der Chronographia unterscheidet sich von der des Sueton jedenfalls grundsätzlich: ἦν δὲ διμοιριαῖος, γέρων, λεπτακινός, εὐόφθαλμος, μελάγχροος, κονδόθριξ, οὐλός, ὑπόσιμος, φιλοκτίστης. Er war aber von mittlerer Statur, alt, schmächtig, mit guten Augen, dunkelhäutig, mit kurzem, lockigen Haar, plattnasig, er baute gerne.103

Carrié hebt die Widersprüche zwischen den beiden Beschreibungen in Bezug auf Körpergröße, Statur und Hautfarbe hervor.104 Die offenkundig andere Machart der beiden Stellen lässt diese Unterschiede m. E. jedoch ganz in den Hintergrund rücken: Malalas’ Darstellung ist nicht nur bedeutend kürzer, sondern ihr fehlt auch jede suetonische Suggestionskraft. Wie überall, so behält der Chronograph auch hier seine typische Listenform bei. Dass Sueton Malalas direkt oder indirekt als Quelle gedient hat, erscheint insofern sehr unwahrscheinlich.105 Malalas’ Text offenbart auch keine vergleichbaren Hinweise auf moralisierende Elemente. Es kann zwar nicht völlig ausgeschlossen werden, dass seine Porträts sich allein mit dem „Schlüssel“ der physiognomischen Handbücher zielgerichtet als nach Eigenschaften gegliederte Positiv- oder Negativcharakterisierungen der Kaiser identifizieren lassen. Entsprechende Versuche mit den sehr ähnlichen Heroenporträts des Dares haben allerdings keine belastbaren Ergebnisse erbracht.106 Bewertungen ergeben sich bei Malalas in anderer Form, nämlich in Attributen wie demjenigen, das am Ende der Tiberius-Beschreibung steht: Wenn der Chronist diesen Kaiser als „bauliebend“, φιλοκτίστης, bezeichnet, dann darf man das als – eindeutig spätantike – Ehrenbezeichnung verstehen, die einen Charakterzug hervorhebt, den Malalas auch in seinen Berichten über die Taten der Kaiser immer wieder betont, nämlich die Bau- und Stiftertätigkeit.107 Für einen Betrachter wie Malalas waren Fragen wie die persönliche Disposition des Kaisers gegenüber dem Senat, die Autoren wie Sueton noch brennend interessiert hat, weitaus weniger wichtig als die Frage danach, was er der Nachwelt hinterlassen hatte: Das waren im Zweifelsfall eben jene Bauten (vornehmlich in den östlichen Provinzen), deren Errichtung in Malalas’ Narrativ über die Kaiserzeit immer wieder so stark im Zentrum steht. 103 Malalas, Chronographia X 7. 104 Carrié (2006), S. 201. 105 Auch Carrié (2006), S. 199–200 legt Wert auf die Feststellung, dass weder Suetons Vita Caesarum noch die Historia Augusta als „modèles“ für Malalas gedient haben könnten; vielmehr seien sie „à prendre […] plutôt comme une vulgate dont il [Malalas, Anm. d. Verf.] peut avoir eu connaissance à travers d’autres sources qui lui étaient plus aisément disponibles“, d. h. er vermutet einen zumindest indirekten Einfluss, für den es mir aber abseits des gemeinsamen Themas ebenfalls keine konkreten Anhaltspunkte zu geben scheint. 106 De Biasi (1979). 107 Zum Begriff des φιλοκτίστης zuletzt Begass (2014) mit einer ausführlichen Analyse der literarischen und epigraphischen Überlieferung; zur Verwendung bei Malalas, der damit ausschließlich Kaiser bezeichnet, S. 169–170; 185–186. Es handelt sich um einen für einen Kaiser wie Tiberius zweifelsohne anachronistischen, da genuin spätantiken Ehrentitel, der in nicht-formalisierter Form für Wohltäter – nicht nur Kaiser – verwendet werden konnte.

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Das Geschichtswerk Ammians ist von Carrié nicht zum Vergleich herangezogen worden. Das mag auf den ersten Blick verwundern, haben doch bereits Patzig und Fürst sowie zuletzt auch Bruno Bleckmann in den Porträts der byzantinischen Chronistik Spuren von Ammian erkannt.108 Gerade in Buch XIII der Chronographia, das in etwa mit dem von Ammian behandelten Zeitraum korrespondiert, fehlen in der erhaltenen Fassung jedoch für viele Kaiser Hinweise auf die Physis ganz oder fallen sehr kurz aus, sodass eine Gegenüberstellung nur in einigen wenigen Fällen überhaupt möglich ist; dabei bestehen zudem z.T. Überlieferungsprobleme.109 Die für einen Vergleich am besten geeigneten Porträts, nämlich diejenigen des Julian110 und des Jovian, haben dabei bei den beiden Autoren nicht allzu viel miteinander gemein: Nur die Hinweise auf die Schönheit der Augen ( Julian) und die christliche Glaubensfestigkeit ( Jovian) korrespondieren direkt miteinander, wobei gerade letzteres inhaltlich auf die geschilderte historische Situation anspielen könnte, da Jovian bei seiner Regierungsübernahme den letzten paganen Kaiser – eben Julian – ablöste. Darüber hinaus beziehen sich die Schilderungen auf unterschiedliche Bereiche oder sind sogar widersprüchlich: So stellt Ammian den Kaiser Jovian als Hünen dar, während er bei Malalas als klein beschrieben wird.111 Eine engere intertextuelle Beziehung ist insofern nicht anzunehmen. Erstaunlich ist allerdings, dass Malalas offenbar keine Vorbehalte dagegen hat, einen von seinen christlichen Zeitgenossen aufs Tiefste gehassten paganen Kaiser mit einer Vielzahl von eindeutig positiven Merkmalen zu belegen: Julian wird (nach Ausweis der Textrekonstruktion bei Thurn) u. a. nacheinander als εὔστηθος, εὔθετος, εὔρινος, εὐόφθαλμος bezeichnet (Chronographia XIII 18), also – die redundante Formulierung wörtlich mitübersetzt – als „schönbrustig, schöngestalt, schönnasig, schönäugig“. Auch wenn zu Ammians Darstellung keine engen Parallelen bestehen, erscheint die Vermutung durchaus begründet, dass Malalas hier Beschreibungsmerkmale aufgegriffen haben könnte, die in paganen Kontexten kursierten. Das gehäufte Auftreten des Präfixes „schön-“ deutet hier abermals darauf hin, dass man die Porträts des Malalas durchaus als Wertungen verstehen darf. Wendet man sich speziell den Darstellungen jener Kaiser zu, deren Regierung Malalas noch persönlich miterlebt hat,112 bieten sich nur wenige Parallelstellen zum 108 Patzig (1898), S. 581–584; Fürst (1902), S. 391; Bleckmann (2007), S. 20–22. 109 Ammianus, Res Gestae XXI 16,19 (Constantius II.); XXV 4,22 ( Julian); XXV 10,14 ( Jovian); XXX 9,6 (Valentinian I.); XXXI 14,7 (Valens). Dem lassen sich gegenüberstellen: Malalas, Chronographia XIII 18 (Constantius II.); XIII 18 ( Julian, Ergänzung aus der slavischen Parallelüberlieferung); XIII 26 ( Jovian); XIII 28 (Valentinian I., nur ein Merkmal); XIII 34 (Valens: nur charakterliche Merkmale). Dass darüber hinaus keine Porträts erhalten sind, bedeutet nicht zwangsläufig, dass Malalas sie niemals geschrieben hat: Vgl. dazu bereits Abschnitt 2. 110 Für Analysen der physischen Beschreibung Julians bei Ammian inklusive Diskussion von deren möglichen physiognomischen Anleihen vgl. Evans (1935), S. 72–74; de Biasi (1990); vgl. auch Sabbah (1978), S. 429–430. 111 Im Falle Julians sieht Bouffartigue (2006), S. 140 noch weitere Parallelen, die jedoch nicht über die allgemeine Beschreibung einer ansehnlichen Person hinausgehen. 112 Gemeinhin werden als solche die Kaiser Zenon, Anastasios, Justin I. und Justinian angesehen, auf die Malalas selbst im Vorwort der Chronographia in diesem Sinne anspielt: Malalas, Chronographia Praefatio. Vgl. dazu Croke (1990), S. 3–4.; Jeffreys (1990b), S. 168.

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Vergleich an.113 Die wohl größte Ähnlichkeit auf formaler Ebene weist dabei die Beschreibung des Anastasios im Orakel von Baalbek auf, die noch während der Regierungszeit dieses Kaisers entstanden ist: ἔστι δὲ φαλακρός, εὐπρεπής, ὡς ἄργυρος τὸ μέτωπον αὐτοῦ, τὴν δεξιὰν χεῖραν ἔχων μακράν, γενναῖος, φοβερός, μεγαλόψυχος καὶ ἐλεύθερος, μισῶν πάντας τοὺς πτωχούς. Er [Anastasios] ist kahlköpfig, ansehnlich, seine Stirn wirkt wie Silber, er hat einen langen rechten Arm, ist furchteinflößend, hochherzig und freimütig, er hasst alle Bettler.114

Die Ähnlichkeiten mit Malalas betreffen dabei abermals vor allen Dingen das Aneinanderreihen von Adjektiven, die Reduktion der Beschreibung auf einzelne Körperteile sowie die Hinwendung zu charakterlich-moralischen Eigenschaften zum Ende der Darstellung. Auch im Vokabular bestehen Parallelen: Die meisten hier verwendeten Adjektive finden sich innerhalb der Chronographia in gleich mehreren Porträts wieder.115 Abseits der Darstellungsform erscheint es gerade hier von besonderem Interesse, nach Parallelen auf der Ebene der körperlichen Merkmale zu fragen – es ist schließlich naheliegend, dass über das Aussehen eines lebenden oder erst vor kurzem verstorbenen Herrschers bessere oder doch zumindest einheitlichere Informationen kursierten (z. B. in Form von Bildern) als über die Physis von Kaisern, deren Regierungszeit Jahrhunderte zurücklag. Im Falle des Anastasios lässt sich das nur bedingt bestätigen. Dessen Beschreibung bei Malalas weist inhaltlich mit derjenigen im Orakel von Baalbek keine direkten Parallelen auf, wenn sie sich auch in einigen Punkten mit ihr übereinbringen lässt: ἦν δὲ μακρὸς πάνυ, κονδόθριξ, εὔστολος, στρογγυλόψις, μιξοπόλιος τὴν κάραν καὶ τὸ γένειον, ἐν τῷ δεξιῷ ὀφθαλμῷ ἔχων τὴν κόρην γλαυκὴν καὶ ἐν τῷ ἀριστερῷ μέλαιναν, τελείους ἔχων ὀφθαλμούς, τὸ δὲ γένειον αὐτοῦ πυκνῶς ἐκείρετο. Er war nun über die Maßen groß, trug kurzes Haar, war gut gebaut, hatte ein rundes Gesicht, graumeliertes Haupt und Barthaar; im rechten Auge hatte er eine graue Pupille, im linken eine schwarze, er verfügte über ausgezeichnete Sehkraft, sein Kinn aber ließ er häufig scheren.116

Das Orakel nennt nur vier physische Merkmale, von denen das erste, nämlich der Verweis auf die Kahlköpfigkeit, mit Malalas’ Angabe („kurzhaarig“) am schlechtesten 113 Nicht zum Vergleich herangezogen werden hier die bei Head (1980), S. 227–230 und Baldwin (1981), S. 12–18 zusammengestellten Beschreibungen frühbyzantinischer Kaiser bei späteren Autoren wie Leo Grammatikos oder Kedrenos, da ihre Abhängigkeit von Malalas selbst oder einer gemeinsamen Quelle nicht auszuschließen ist. 114 Oracle of Baalbek Z. 166–168 (S. 19 Alexander; Übers. Meier 2009, S. 59). 115 Dabei handelt es sich um die Adjektive φαλακρός (2× bei Malalas), εὐπρεπής (2x), γενναῖος (5x), μεγαλοψύχος (20x); dagegen kommen φοβερός und ἐλεύθερος nicht vor. Vgl. die Aufstellung des in Malalas’ Porträts verwendeten Vokabulars bei Jeffreys/Jeffreys (1990), S. 232–240. 116 Malalas, Chronographia XVI 1 (Übers. Thurn/Meier 2009, S. 406).

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zusammenpasst.117 Die „Ansehnlichkeit“ im Orakel korrespondiert hingegen durchaus mit den Hinweisen auf hohen Wuchs und guten Körperbau bei Malalas. Denkbar ist auch, dass die silberne Stirn im Orakel ein ähnliches Altersmerkmal darstellt wie die „graumelierten“ Haare in der Chronographia.118 Gleichzeitig führt gerade diese vage Eigenschaft aber auch den speziellen Charakter des sibyllinischen Textes mit seinen numinosen Anspielungen vor Augen.119 Auf eben dieser Ebene ergibt sich schließlich die deutlichste Parallele zwischen beiden Texten: Beide nämlich spielen auf asymmetrische Körpermerkmale (überlanger rechter Arm und ungleiche Pupillenfarbe) an, die in der antiken Literatur mit ominösen bzw. apokalyptischen Vorstellungen verbunden wurden.120 Diese Asymmetrie bildet in den Darstellungen des Anastasios seit Malalas die Grundlage für den verbreiteten Beinamen ὁ δίκορος – „mit zwei (verschiedenfarbigen) Pupillen“. Wir haben es hier offensichtlich mit einer Eigenschaft zu tun, die direkt auf die Interpretation des Anastasios als „Endzeitkaiser“ zurückgeht.121 Während für Justin m. W. außer der Darstellung des Malalas keine weitere schriftliche Beschreibung existiert,122 ist Justinian in Prokops Anecdota ebenfalls mit einem Porträt versehen worden. Die eigentlichen physischen Merkmale fallen hier betont neutral aus: τὸ μὲν οὖν σῶμα οὔτε μακρὸς οὔτε κολοβὸς ἄγαν, ἀλλὰ μέτριος ἦν, οὐ μέντοι ἰσχνὸς, ἀλλὰ κατὰ βραχὺ εὔσαρκος, τὴν δὲ δὴ ὄψιν στρογγύλος τε καὶ οὐκ ἄμορφος· ἐπυρρία γὰρ καὶ δυοῖν ἡμέραιν ἀπόσιτος ὤν. Er war weder groß noch klein, sondern von mittlerer Statur, nicht mager, eher etwas beleibt, und hatte ein rundliches, gar nicht unangenehmes Gesicht; selbst nach zweitägigem Fasten erschien er noch rosig.123

Ihre Tendenz offenbart diese Beschreibung erst im Folgenden Satz: „Wenn ich aber sein Antlitz im Ganzen kennzeichnen soll, so glich er am ehesten Domitian […]“.124 Der offenkundig invektive Charakter dieses Vergleiches wird noch durch den expliziten Hinweis auf die damnatio memoriae unterstrichen, der Domitian anheimgefallen war.125 Damit wischt Prokop eine mögliche positive Ausdeutung der Körpermerkmale sogleich vom Tisch: Diese Merkmale haben seiner Interpretation zufolge offenbar keinen hohen Aussagewert für den in den Anecdota als durch und durch schlecht be117 Vgl. Brandes (1997), S. 58. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass sich (Stirn-)glatze und kurze Haare nicht kategorisch gegenseitig ausschließen. 118 Die grauen Haare eines Kaisers stehen bei Malalas für einen Regierungsantritt in hohem Alter: Vgl. Carrié (2006), S. 200. 119 Vgl. die ähnlich verklausulierte Darstellung des Hadrian als ἀργυρόκρανος ἀνήρ in den Oracula Sibyllina: Alexander (1967), S. 37. 120 Vgl. Baldwin (1981), S. 16–17; Brandes (1997), S. 59 ff.; Meier (2009), S. 59. 121 Im Orakel von Baalbek ist der Beiname δίκορος noch nicht bekannt: Brandes (1997), S. 58. 122 Malalas, Chronographia XVII 1. Prokop (Historia arcana 6,3) verweist bloß auf seinen guten Körperbau. Vgl. Baldwin (1981), S. 17. 123 Procopius, Historia arcana 8,12 (Übers. Veh 1961, S. 71). 124 Procopius, Historia arcana 8,13: ὅπως δὲ ἅπαν αὐτοῦ τὸ εἶδος συλλήβδην σημήνω, Δομετιανῷ […] ἐμφερέστερος ἦν (Übers. Veh 1961, S. 71). 125 Vgl. Rubin (1960), S. 59; Baldwin (1981), S. 17–18; Leppin/Meier (2009), S. 298–299.

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werteten Charakter des Kaisers.126 Dem Zeitgenossen Malalas, dessen Darstellung schon dem Sprachduktus nach ganz anders, namentlich abermals schematischer, ausfällt, wird man ähnlichen Hintersinn wohl eher nicht zutrauen.127 Wenig überraschend deuten die von Malalas gelisteten Merkmale in ihrer Tendenz auf ein eher positives Bild.128 In der Darstellung ergeben sich darüber hinaus angesichts der Vagheit von Prokops Aussagen wenig Überschneidungen; zumindest eine ist jedoch auffällig: Beide Autoren weisen auf jene runde Gesichtsform des Kaisers hin, die auch in der berühmten Mosaikdarstellung Justinians in Ravenna deutlich hervortritt. Es muss an dieser Stelle ins Gedächtnis gerufen werden, dass auch die bildlichen Darstellungen natürlich nicht zwangsläufig ein „realitätsnäheres“ Bild der jeweiligen Person vermitteln und dass gerade die Münz- oder Mosaikbildnisse der (früh-)byzantinischen Kaiser zueinander jeweils in enger ikonographischer Beziehung stehen. Dennoch kann man mit aller Vorsicht vermuten, dass diese Parallelen einem physischen Merkmal Justinians entsprechen, das auch in der offiziellen Ikonographie Verbreitung fand und vielleicht tatsächlich über diesen Weg zu Malalas gelangt ist.129 6. Malalas’ Porträts und die Erinnerungskultur im (frühen) Byzanz

Malalas’ Form der Darstellung ist, so zeigt der vorangegangene vergleichende Blick auf Schriftporträts in der griechischen und lateinischen Literatur, sicher nicht unabhängig von früheren Personenbeschreibungen entstanden. Das Verhältnis lässt sich jedoch unter dem Stichwort der „Quellenverwendung“ nicht ideal subsumieren: Wir können hier eher von einer Verwandtschaft als von einer direkten Vorbildfunktion sprechen. Auffällig ist vor allen Dingen die Vielgestaltigkeit der Parallelen. Die Porträts in der Chronographia gehen auf eine Vielzahl von Einflüssen, z. B. aus den ‚Alternativgeschichten‘ des trojanischen Krieges, den Bibelapokryphen, der ‚Kaisergeschichte‘ und womöglich auch aus Bildwerken zurück, die hier jedoch zu etwas Neuartigem verschmolzen sind. Die Besonderheit besteht dabei darin, dass alle Porträtierten – seien es Heroen, christliche Heilige oder Kaiser – in der gleichen, nach ähnlichen Kriterien gestalteten Weise präsentiert werden. Das ist, wenn man die Verschiedenartigkeit der Vorläufer und Parallelen betrachtet, keineswegs selbstverständlich. Offenbar liegt der Entstehung der Porträts ein Prozess der nicht nur sprachlichen Vereinheitlichung zugrunde. Schon durch die Tatsache, dass sie überhaupt porträtiert werden, wird allen dargestellten Personen und Personengruppen eine besondere Bedeutung 126 Ähnliches gilt für Theodora, die in Prokops Darstellung ebenfalls durchweg negativ charakterisiert, physisch aber als schön beschrieben wird (Procopius, Historia arcana 10,11). Für Leppin/Meier (2005), S. 301 ist dieses aus dem Rahmen fallende Porträt „etwas unglücklich eingeschoben“. 127 Malalas, Chronographia XVIII 1; vgl. oben Abschnitt 1. 128 Während die geringe Körpergröße kein besonders vorteilhaftes Merkmal bildet, kommt beispielsweise bei gleich drei Bezugspunkten (Brust, Nase, Körperform) das Präfix εὖ- zum Einsatz. 129 Vgl. die Einschätzung für Prokops Justinian-Porträt in Leppin/Meier (2005), S. 299: „Da Prokop sich an Zeitgenossen wandte, dürfte seine Beschreibung Justinians durchaus realitätsnah sein.“ Zu möglichen Verbindungen zwischen Malalas’ Porträts und bildlichen Darstellungen Carrié (2006), S. 203–204.

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im historischen Prozess zugeschrieben. Bemerkenswert ist dabei, dass auch Kaiser wie Nero oder Julian, die sonst unter Christen außerordentlich schlecht beleumundet sind, in keineswegs abfälliger, ja sogar positiver Weise dargestellt werden.130 Solche ungewöhnlichen Charakterisierungen können ganz individuelle Gründe haben;131 sie können allerdings auch zu einer generellen Tendenz zur Vereinheitlichung in Beziehung gesetzt werden: Durch die stetige Wiederholung eines immergleichen Schemas in den unterschiedlichsten Varianten werden nicht nur individuelle Bilder jedes einzelnen Kaisers gezeichnet, sondern entsteht auch ein kohärentes Bild des Kaisertums an sich, hinter dem die individuellen Personen letztlich zurücktreten. Eine zentrale Funktion der Porträts ist damit die Vermittlung einer von der lange zurückliegenden Vergangenheit bis in die Gegenwart reichenden Stabilität und Kontinuität – mit dem positiven Höhepunkt der Regierungszeit Justinians. Hat sich Malalas also vollständig von einer Darstellung entfernt, die wie bei Sueton oder Prokop den jeweils Dargestellten als Individuum in den Blick nimmt (unabhängig davon, ob sich dort tatsächlich der Einsatz physiognomischer Handbücher belegen lässt)? Interessiert er sich, wie Carrié meint, für die Physis v. a. aus einer gewissermaßen lexikographischen Perspektive, in der das Sammeln von Materialien zum Selbstzweck wird?132 Haben die Personenbeschreibungen bei ihm damit am Ende also nur ornamentalen Charakter? Diese Vorstellung scheint mir zu kurz zu greifen. So mag die additive Form der Darstellung zwar gut zur spätantiken Lexikographie passen, doch handelt es sich bei dieser Art der Gestaltung – wie die hiesige Untersuchung gezeigt hat – um eine Anleihe an weitaus ältere Konventionen, die sich mindestens bis auf den ‚Troja-Roman‘, vielleicht auch darüber hinaus zurückverfolgen lassen. Die knappe und trockene Ausführung dient dabei dem Zweck, den Eindruck der Authentizität und Greifbarkeit zu steigern, indem eine Aura des Realismus versprüht wird. Mythische, christliche und schließlich auch kaiserliche „Heroen“ werden nahbar und erhalten gleichzeitig durch die Verwendung von wertenden Beschreibungselementen einen Charakter. Die angeführten körperlichen Merkmale entsprechen dabei zwar bei weitem nicht in allen, aber doch in einigen Fällen recht deutlich früheren oder zeitgenössischen literarischen und bildlichen Darstellungen. Eine direkte Quellenverwendung lässt sich in diesem Kontext nur selten nahelegen. Vielmehr hat man wohl davon auszugehen, dass Malalas hier die memoria jener Bilder (im übertragenen wie im wörtlichen Sinne) transportiert, die nicht nur für einzelne Personen konkret überliefert waren, sondern die auch einer verbreiteten Vorstellung vom Aussehen dieses Personentypus entsprachen: Ein Heros glänzt auch noch zu Malalas’ Zeiten durch Körperkraft und Schönheit, ein Apostel hingegen kann auf solcherlei Eigenschaften verzichten und besticht alleine durch Heiligkeit; der Endzeitkaiser Anastasios verfügt über apokalyptisch assoziierte Attribute, während am theiótatos Justinian positive Kör130 Nach Carrié (2006), S. 204 haben die Kaiserporträts des Malalas im Vergleich zu ihren Vorläufern allgemein einen „regard nettement plus flatteur“. 131 Vgl. etwa zu Nero Meier (2010). 132 Carrié (2006), S. 205: „Chez Malalas, le portrait […] se réduit à un „kit“ de matériaux sémantiques bruts prêts pour un emploi futur de type indéterminé.“

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pereigenschaften auffallen und nebenbei Kritikpunkte wie seine angeblich mangelnden Griechischkenntnisse relativiert werden. Die Aufnahme solcher Beschreibungen in das Werk des Malalas passt, so bleibt schließlich festzuhalten, zu einem Geschichtsbild, das in starkem Maße auf topographische und visuelle Verankerung setzt. Die Chronographia ist nicht nur voll von Verweisen auf lokale Bautätigkeit, sondern auch von solchen auf öffentliche Statuen, die z.T. mit der Information verbunden werden, dass das jeweilige Denkmal „heute“ noch sichtbar sei.133 Solche Hinweise sind zwar für eine mögliche Augenzeugenschaft des Chronographen kaum aussagekräftig;134 sie zeugen aber von dem Bestreben, die Vergangenheit in der Gegenwart erlebbar zu machen. Die Statuen als Repräsentanten dieser Vergangenheit zieren – wie die zahlreichen alten Gebäude, die Malalas beschreibt – das Stadtbild Antiochias und anderer poleis und evozieren die Vorstellung, dass die Zeitgenossen von dieser Vergangenheit unmittelbar umgeben waren. Die zahlreichen Porträts historischer Personen in Malalas’ Werk füllen diese Vorstellung weiter mit Leben: sie präsentieren eine Ahnengalerie der römischen Geschichte, die in der Welt des Malalas durch Kontinuität zwischen mythischer, römischer und christlich-byzantinischer Erfahrungswelt gekennzeichnet ist. Bibliographie

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Antiochia und die historische Erinnerung an die Römisch-Parthischen Kriege* Laura Mecella

Abstract This paper focuses on Malalas’ account of Trajan’s Parthian campaign, in which a fictitious occupation of Antioch is described. According to Malalas, the Parthians captured the city with the consent of the local nobility, and only after an explicit order from Trajan did the Antiochenes kill the invaders by treachery: after the slaughter, the emperor ordained rituals to purify the city. This episode is not attested elsewhere and looks like a local legend, reworked by Malalas himself or his source. Three distinct elements may have converged to give rise to the invention: i) the memory of a Parthian stay at Antioch supported by the citizens (an episode which could be identified with Pacorus’ taking of the city in the first century B. C.); ii) the intention of praising the courage of the Antiochenes and their close relationship with Trajan through the celebration of a glorious feat; iii) a recollection of the purification rites actually made in Antioch after the earthquake of A. D. 115.

Im Antiochia des Jahres 540, zwischen den Trümmern einer in Schutt und Asche liegenden Stadt, wurde die Zerbrechlichkeit des ehrgeizigen „Ewigen Friedens“ mit den Persern auf dramatische Weise sichtbar.1 Die Brutalität des Ereignisses prägte das Bewusstsein einer ganzen Generation zutiefst. Dies galt natürlich nicht nur für die Bürger der syrischen Metropole, doch offensichtlich rief der erlittene Schock vor allem in Antiochia Erinnerungen an weiter zurückliegende Gewalttaten wach, die lange im historischen Gedächtnis der Stadt erhalten geblieben waren. Aufgrund der geografischen Nähe war Syrien seit jeher das bevorzugte Ziel der sasanidischen Raubzüge im römischen Reich und seine Hauptstadt war im Laufe des 3. Jahrhunderts tatsächlich zweimal, zunächst im Jahr 253 und dann im Jahr 260 n. Chr., angegriffen worden.2 Es verwundert also nicht, dass in Malalas’ Chronogra* 1 2

Großen Dank schulde ich Tommaso Gnoli, Geoffrey Greatrex, Giusto Traina und Gianpaolo Urso für ihre wertvollen Anregungen und Vorschläge. Eventuelle Fehler liegen natürlich in meiner Verantwortung. Zum Persereinfall 540 und der Zerstörung Antiochias siehe Meier (2003), S. 313–320. Die Chronologie der Belagerungen Antiochias stellt einen der umstrittensten Aspekte bei der Rekonstruktion der römisch-parthischen Kriege des 3. Jahrhunderts n. Chr. dar. Gemäß Alföldi (1937), der sich hauptsächlich auf die numismatische Dokumentation stützt, wurde Antiochia drei Mal erobert (in den Jahren 253, 258/259 und 260); seine Meinung ist jedoch von der späteren Forschung widerlegt worden, die von nur zwei Angriffen ausgeht. Zwar stimmen alle darin überein, dass der zweite Angriff in das Jahr 260 einzuordnen ist; die Chronologie der ersten Eroberung ist aber noch nicht geklärt: die einen sagen, sie habe 253 stattgefunden, die anderen denken an 256. Grundlegend zu dieser Frage die umfangreiche

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phia die Beziehungen zwischen der Stadt und dem persischen Feind eine gewisse Beachtung erfahren, wobei der Chronist das Thema wie gewöhnlich auf seine eigene Weise ausarbeitet. Während der erste persische Raubzug des Jahres 253 mit einigen Ungenauigkeiten ausdrücklich im Zusammenhang mit dem zweiten Feldzug Šābuhrs I. gegen das Reich erwähnt wird,3 fehlt vom zweiten persischen Raubzug jede Spur. Der Grund dafür ist wahrscheinlich die verworrene Art und Weise, in der Malalas die Kriegsereignisse, die Valerian, Odaenathus und Gallienus betreffen, berichtet.4 Größere Aufmerksamkeit lässt Malalas demgegenüber einem sonst unbekannten Ereignis zukommen, das im Zusammenhang mit dem parthischen Feldzug Trajans steht und sich aufgrund seines eigentümlichen Charakters für eine nähere Überprüfung anbietet. 1. Malalas und Trajans Feldzug gegen die Parther

Im Anschluss an das übliche Kaiserportät5 wendet sich Malalas der Erzählung über die Herrschaft Trajans zu und erinnert an die Christenverfolgung (das Thema wird in der Folge in Buch XI im Zusammenhang mit dem Martyrium des Bischofs Ignatios und der fünf Jungfrauen wieder aufgenommen).6 Es folgt ein ungewöhnlich detaillierter Bericht über die römisch-parthischen Konflikte, gespickt mit einer Reihe von Ereignissen, deren Interpretation sehr unsicher erscheint.7 •

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Der persische Kaiser Μεερδότης dringt in das römische Euphratgebiet ein. Während der militärischen Handlungen stirbt er infolge eines Sturzes.8

Abhandlung von Baldus (1971), S. 255–265 (mit vorausgehender Bibliographie), die mit einer ausgezeichneten Argumentation für eine Datierung auf das Jahr 253 plädiert. Für eine neuere Untersuchung des Problems vgl. Hartmann (2006), S. 108–109; abseits davon die Position von Barnes (2009), nach dessen Meinung Antiochia ausschließlich im Jahr 253 von den Persern geplündert worden sei. Malalas, Chronographia XII 26 (S. 228, 60–229, 80 Thurn), dazu siehe unten. Über Valerian heißt es, dass er in Mailand ermordet worden sei – obwohl es sein Sohn Gallienus war, der wegen einer Verschwörung in der italienischen Stadt starb (Malalas, Chronographia XII 26 (S. 229, 96–99 Thurn)); Kaiser Gallienus werden, nicht ohne die üblichen phantasievollen Einwebungen, Taten zugeschrieben, die Odaenathus gegen die Perser und Aurelian gegen das palmyrenische Reich vollbracht haben; wie bereits erwähnt ist auch die Nachricht von seinem Tod infolge einer Erkrankung in Rom falsch. Schließlich wird Odaenathus irrtümlich als Sarazene und Herr Arabiens bezeichnet (Malalas, Chronographia XII 27 (S. 229, 5–230, 16 Thurn)). Es erscheint darüber hinaus bemerkenswert, dass in dem Bericht über die Regierung des Gallienus die Goteneinfälle im Orient und die Usurpation der Macriani verschwiegen werden, während sie in anderen Chronographien erwähnt werden. Malalas, Chronographia XI 1 (S. 204, 5–6 Thurn): zum Thema siehe den Beitrag von Jonas Borsch in diesem Band. Bzw. Malalas, Chronographia XI 2 (S. 204, 12–13 Thurn) und XI 10 (S. 208, 48–209, 68 Thurn). Siehe dazu die Beiträge von Garstad (2005); Decrept (2004); ders. (2006), dessen Schlussfolgerungen man jedoch nicht alle teilen muss (siehe unten). Malalas, Chronographia XI 3–4 (S. 204, 14–206, 78 Thurn) und XI 6 (S. 207, 92–15 Thurn). Mit einem seiner zahlreichen Anachronismen spricht Malalas über τὴν Εὐφρατησίαν χώραν, die Schenk Graf von Stauffenberg (1931), S. 267 Anm. 18 korrekterweise als die spätantike Provinz Euphratesia auslegt; siehe auch Longden (1931), S. 18, 30–31.

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Sein Sohn Σανατρούκιος aus dem Geschlecht der Arsakiden übernimmt die Macht und setzt den Angriff fort. Sein Onkel Ὀσδρόης, König Armeniens, schickt ihm zur Verstärkung ein großes Heer unter der Führung seines Sohnes Παρθεμασπάτης. Als Trajan dies erfährt, verlässt er Rom sofort und macht sich in Begleitung seines Schwagers Hadrian auf den Weg in den Osten. In der Zwischenzeit besetzen die Perser Antiochia, wo ihnen die Oberschicht aufgrund eines Abkommens mit dem König Σανατρούκιος die Tore öffnet. Ohne Blutvergießen lässt sich eine persiche Garnison von 3000 Mann unter der Führung der zwei βαρζαμανάτας Φούρτων und Γάργαρις in der syrischen Hauptstadt nieder. Trajan, der inzwischen im syrischen Seleukia angekommen ist, sendet eilig eine Nachricht an die Antiochener und fordert sie auf, alle Perser in der Stadt zu töten. Die Bewohner gehorchen dem Befehl des Kaisers sofort und töten in einer einzigen Nacht hinterrücks fast alle Feinde. Im Jubel über den Sieg Trajans werden die Körper der zwei βαρζαμανάτας durch die ganze Stadt gezerrt. Die wenigen Perser, die entkommen konnten, setzen einen Vorort von Antiochia in Brand. Trajan lobt die Tapferkeit der Antiochener und begibt sich zum Wallfahrtsort von Daphne, um Apollon zu danken; von dort erteilt er einige Anweisungen für die Reinigung der Stadt. Es wird angeordnet, die Leichen der Feinde außerhalb der Stadtmauern auf mit Weihrauch bedeckten Scheiterhaufen aus Lorbeeren zu verbrennen. Darüber hinaus sollen in der ganzen Stadt 30 Nächte lang die Trommeln erklingen, um die bösen Geister der getöteten Perser zu vertreiben. Dieser Ritus soll an jedem Jahrestag des Massakers wiederholt werden. Der Kaiser zieht im Triumph in die Stadt ein und organisiert von dort die Strafexpedition gegen den Feind. Mit geheimen Vereinbarungen besticht Trajan Παρθεμασπάτης, dem er das persische Reich als Dank für ein Bündnis verspricht; er zieht dann gegen Σανατρούκιος, den er in einer Schlacht tötet. Wie vereinbart krönt Trajan Παρθεμασπάτης zum König der Perser und ratifiziert seine Entscheidung beim Senat mit einer Nachricht. Da Παρθεμασπάτης direkt vom Kaiser ins Amt gehoben wird, ist er ein rex datus und untersteht der Macht der Römer (ὑποτεταγμένον τῷ τῶν Ῥωμαίων κράτει, wie es im Text lautet). Am Ende dieser Erzählung erinnert Malalas an das Erdbeben, das Antiochia am 13. Dezember 115 erschütterte, als sich der Kaiser in der Stadt aufhielt und sich mitten in den Vorbereitungen für das dritte Kriegsjahr befand.9

Typisch für die Chronographia ist, dass der lange Bericht eine Mischung aus verlässlichen Informationen und fantasievollen Erzählungen darstellt.10 9 Malalas, Chronographia XI 8 (S. 207, 21–208, 27 Thurn). Die finstere Darstellung der Auswirkungen des Erdbebens wurde wahrscheinlich durch den Schock, den die Antiochener beim Erdbeben des Jahres 526 erlitten hatten, negativ beeinflusst; zu dessen Darstellung bei Malalas siehe Carrara (2017). Das Erdbeben von 115 wird auch bei Cassius Dio, Historiae Romanae LXVIII 24–25 lebhaft wiedergegeben: siehe dazu Traina (im Druck a) und die unten angeführten Bemerkungen. 10 Für die Rekonstruktion der wichtigsten Kriegsphasen siehe, inter aliis, Dierauer (1868); Longden (1931), S. 8–23, 25–29 und ders. (19361), S. 236–252; Guey (1937); Lepper (1948); Debevoise (19692), S. 217–239;

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Besonders bemerkenswert sind vor allem die Hinweise auf die parthische Welt: Obwohl die Feinde immer als Perser bezeichnet werden, erhält Μεερδότης die Beschreibung „von parthischer Abstammung“ (ἐκ γένους Πάρθων), und Σανατρούκιος schmückt sich mit dem Beinamen Ἀρσάκης. Im Gegensatz zu anderen Autoren seiner Zeit, die die parthische Geschichte zugunsten der persischen vollkommen ausblenden, bewahrt Malalas hier eine schwache Erinnerung an die Besonderheiten der vorsasanidischen Geschichte und bestätigt das Vorhandensein einer verlässlichen Quelle. Dies geht auch aus anderen Elementen hervor: Der Weg, den der Kaiser genommen hat, ist zwar unvollständig beschrieben, stimmt aber mit den anderen erhaltenen Dokumenten überein;11 die Chronologie des Krieges ist teilweise glaubhaft;12 die Krönung von Παρθεμασπάτης sowie die Mitteilung an den Senat wird nicht nur durch genaue Entsprechungen in parallelen Quellen und in der Münzkunde untermauert,13 sondern spiegelt auch die wohlbekannten Gepflogenheiten und die Terminologie der diplomatischen Beziehungen zu den Klientelkönigen sowie zu den armenischen Dynasten ab Nero wider.14 Dennoch fehlt es nicht an bedeutenden Auslassungen (auf die Übernahme Mesopotamiens wird nur kurz hingewiesen;15 über das Schicksal Armeniens wird geschwiegen, usw.) und vor allem an eklatanten Missverständnissen. Der casus belli, der historisch einer dynastischen Krise in Armenien zwischen den beiden Söhnen des Ziegler (1964), S. 97–104; Angeli Bertinelli (1976), S. 5–22; Bivar (1983), S. 86–92; Lightfoot (1990), S. 115– 124; Millar (1993), S. 90–105; Michelotto (1996), S. 134–153; Bennett (1997), S. 188–202; Lerouge (2007), S. 149–151; Speidel (2009), S. 154–163; Brizzi (2016), S. 751–755; zu den Milizen, die dem Kaiser folgten, siehe jetzt die Neubearbeitung von Eck/Pangerl (2005) und Bennett (2010). Überblick über die parallelen Quellen bei Schenk Graf von Stauffenberg (1931), S. 261–266; hilfreich auch Migliorati (2001). 11 Malalas zum Beispiel beschreibt mit großer Präzision die Landung des Kaisers in Seleukia: zur logistischen Bedeutung des Hafens im Konflikt gegen die Parther siehe van Berchem (1985), bes. S. 77–78 zum betreffenden Feldzug. 12 Siehe Schenk Graf von Stauffenberg (1931), S. 276–279 und Lepper (1948), S. 28–96. Allgemeiner über die Probleme der Chronologie der Ereignisse vgl. – mit unterschiedlichen Positionen – Longden (1931), S. 1–8, 34–35 (der dem Zeugnis des Malalas keinen Glauben schenkt und unter anderem das Erdbeben auf die ersten Wochen des Jahres 115 vordatiert; derselben Meinung nun auch Kobes (2013), S. 73–81); Guey (1937), S. 39–42, 59–62, 66–67, 83–90, 95–109, 136–138, 147–152 (der zu einer Datierung des Erdbebens auf Dezember 115 zurückkehrt); González (1987), S. 238–248. 13 Siehe in primis Cassius Dio, Historiae Romanae LXVIII 30,3: Τραϊανὸς δὲ φοβηθεὶς μὴ καὶ οἱ Πάρθοι τι νεοχμώσωσι, βασιλέα αὐτοῖς ἴδιον δοῦναι ἠθέλησε, καὶ ἐς Κτησιφῶντα ἐλθὼν συνεκάλεσεν ἐς πεδίον τι μέγα πάντας μὲν τοὺς Ῥωμαίους πάντας δὲ τοὺς Πάρθους τοὺς ἐκεῖ τότε ὄντας, καὶ ἐπὶ βῆμα ὑψηλὸν ἀναβάς, καὶ μεγαληγορήσας ὑπὲρ ὧν καὶ κατειργάσατο, Παρθαμασπάτην τοῖς Πάρθοις βασιλέα ἀπέδειξε, τὸ διάδημα αὐτῷ ἐπιθείς. Zu den numismatischen Nachweisen siehe Keller (2010), S. 599–602. 14 Siehe die bereits von Schenk Graf von Stauffenberg (1931), S. 285, formulierten Bemerkungen, der diese verlässliche Information der Parthica des Arrian zuschreibt, deren Inhalt über Domninos zu Malalas gelangt sei; derselben Meinung bereits Roos (1928), S. 245 (siehe dazu auch unten). Zum Wert der Krönung von Tiridates in Rom, die durch die Anerkennung Armeniens als eine Sekundogenitur der arsakidischen Dynastie die römisch-parthische Krise 53–64 n. Chr. mit einem glänzenden Kompromiss beendete, siehe Longden (1931), S. 23–24; Debevoise (19692), S. 179–196; Ziegler (1964), S. 67–78; Wolski (1987), mit einer vielleicht allzu radikalen Einschätzung des parthischen Erfolges; Bivar (1983), S. 84–85; Lerouge (2007), S. 138–140, 143–145; Sommer (2008/2009). 15 Malalas, Chronographia XI 7 (S. 207, 17–19 Thurn).

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parthischen Königs Pakoros (Ἐξηδάρης und Παρθαμάσιρις) anzulasten ist,16 wird stattdessen einem persischen Einfall in römisches Gebiet zugeschrieben, für den jede Erklärung fehlt.17 Der parthische König Ὀσδρόης wird König der Armenier genannt. Allgemein gestaltet sich die Identifizierung der Mitglieder des Königshauses schwierig: Σανατρούκιος zum Beispiel ist nur schwer identifizierbar, da für denselben Zeitraum zahlreiche gleichnamige Personen bekannt sind;18 und Παρθεμασπάτης, der in der Erzählung des Cassius Dio erst zum Zeitpunkt der Inthronisation seitens Trajans in Ktesiphon erwähnt wird, ist hier einerseits entscheidend für den Ausgang des Konfliktes und wird andererseits vielleicht auch mit Παρθαμάσιρις verwechselt, da er als armenischer Prinz vorgestellt wird.19 Ohne Anspruch auf die Lösung der zahlreichen Probleme (auch im Zusammenhang mit der Rekonstruktion des Feldzuges) erheben zu wollen, sei nur erwähnt, dass es, wie bereits andere unterstrichen haben, mit derzeitigem Wissensstand unmöglich ist, für diese Periode einen exakten Stammbaum der Arsakiden zu erstellen.20 Schließlich muten auch die angebliche Etablierung einer persischen Besatzungsmacht Antiochias und der Massenmord an den Persern vollkommen unwahrscheinlich an.21 In der Vergangenheit ist vor allen Dingen dem letzten Punkt viel Aufmerksamkeit entgegengebracht worden. Insbesondere hat man versucht, die möglichen Vorlagen der Erzählung ausfindig zu machen. Die traditionelle These, wie sie von Gutschmid vorschlägt, sieht in dem Bericht eine Spiegelung der persischen Angriffe im 3. Jahrhundert: Malalas (oder, besser gesagt, seine Quelle) habe der Herrschaft Trajans ein Ereignis zugeschrieben, das fast ein Jahrhundert später stattfand, und habe es mit der für ihn typischen Erfindungsgabe neu ausgearbeitet. Man könnte also an die bereits 16 Beim Treffen von Elegeia im Jahr 114 beendete Trajan die Angelegenheit auf brutale Weise, indem er beschloss, Armenien in das römische Herrschaftsgebiet einzugliedern: siehe dazu jetzt die Analyse von Traina/Kéfélian (im Druck). 17 Contra Schenk Graf von Stauffenberg (1931), S. 275–276 und 279–281 (teilweise gefolgt von Debevoise (19692), S. 235), laut dem ein ortsansässiger parthischer Adeliger, Mithradates (der bei Malalas zu Μεερδότης wird), als Führer Mesopotamiens gemeinsam mit dem Sohn Σανατρούκιος im Jahr 113 tatsächlich überraschend das Eufratgebiet angegriffen habe: korrekt sind hier aber die Einwände von Longden (1931), S. 33 und Guey (1937), S. 45–47. Siehe auch Dierauer (1868), S. 177–180, in Anm.; Longden (1931), S. 18–19; Guey (1937), S. 33–34, 123–125 und Karras-Klapproth (1988), S. 75 (Meherdotes), 157– 158 (Sanatrukes) für die Diskussionen über die mögliche Identifizierung des Μεερδότης. 18 Siehe die Diskussion bei Longden (1931), S. 17–18; Frye (1984), S. 241–242; Sartre (2001), S. 631 Anm. 107. 19 So bereits Lagarde (1866), S. 228 (mit einem Verweis auf die Ausgabe von Chilmead) und Schenk Graf von Stauffenberg (1931), S. 274 und 276, der auf den bedenkenswerten Umstand aufmerksam macht, dass die Verwechslung zwischen Παρθεμασπάτης und Παρθαμάσιρις auch in der Historia Augusta vorkommt: Parthamasirin, quem Traianus Parthis regem fecerat, quod eum non magni ponderis apud Parthos videret, proximis gentibus dedit [scil. Hadrianus] regem (Vita Adriani 5,4). Gerade dieses Missverständnis habe seiner Ansicht nach Malalas (oder seine Quelle) dazu gebracht, aus Ὀσδρόης einen armenischen König zu machen; siehe auch Thommen (2010), S. 291. 20 Siehe bes. Schenk Graf von Stauffenberg (1931), S. 268–269; Frye (1984), S. 242. Vgl. auch Karras-Klapproth 1988, S. 42–43 (Axidares), 114–118 (Osroes), 123–125 (Pakoros II.), 128–129 (Parthamasiris), 130–131 (Parthamaspates). 21 Das Ereignis findet sich auch in der Kirchengeschichte (Historia ecclesiastica III 23) von Nikephoros Kallistos Xanthopulos wieder, der hier aber wahrscheinlich direkt auf Malalas zurückgreift: siehe Brodka (2016), S. 291–294.

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erwähnte Eroberung der Stadt im Jahr 253 denken, die vor allem in den östlich geprägten Quellen (Oracula Sibyllina, Libanios, Ammianus Marcellinus) großen Widerhall fand: Auch bei dieser Gelegenheit waren es wahrscheinlich die Antiochener, die den Persern die Tore geöffnet haben.22 Aus unterschiedlichen Gründen erscheint diese Rekonstruktion jedoch wenig glaubwürdig: Der hier untersuchte Abschnitt spricht von einer Dauerbelagerung der Stadt, nicht von einem einzelnen Angriff; während im 3. Jahrhundert die Kapitulation der Antiochener die Stadt nicht vor der Plünderung schützte, erscheint das Zusammenleben mit den Eindringlingen vor Trajans Befehl als vollkommen friedlich; und auch in Bezug auf den bewaffneten Widerstand gegen die Perser gibt Malalas’ Erzählung über den Feldzug Šābuhrs I. ein vollkommen anderes Geschehen wieder. In diesem Fall waren es nämlich die Bauern von Emesa unter Führung des Priesters Sampsigeramos, die laut Malalas den Feind zurückgeschlagen hätten. Es ist alles in allem sehr unwahrscheinlich, dass ein- und derselbe Feldzug Šābuhrs in der Chronographia auf so gegensätzliche Weise erzählt wird. Ganz anders erscheint die Erklärung, die Gagé ausgearbeitet hat.23 In ihr wird der politisch-militärische Faktor vollkommen ausgeblendet und der mystisch-religiöse Aspekt der Erzählung in den Vordergrund gerückt. Gagé hält die von Trajan angeordneten Reinigungsriten nach dem Massaker für den Schlüssel der Interpretation: Seiner Ansicht nach spiegelten sie die Maßnahmen nach dem Erdbeben 115 wider, die Trajan selbst verlangt habe.24 Geleitet durch böse Vorahnungen nach dem Beben habe der Kaiser auf Drängen einiger Hofmitglieder das Orakel von Heliopolis befragt, ob er jemals aus dem Krieg zurückkehren werde: Laut der Erzählung von Macrobius habe der Gott als Antwort einen in ein Leichentuch eingewickelten zerstückelten Zenturionenstab geschickt.25 Gagé weist die offensichtlichere und von Macrobius selbst dargelegte Interpretation des Orakels zurück, wonach es sich um eine Anspielung auf den Tod Trajans im Osten handele (nach Rom sollten nur die Knochen des imperator zurückkehren). Gagé hält es vielmehr für eine Warnung im Zusammenhang mit 22 A. von Gutschmid apud Dierauer (1868), S. 156–157, in Anm.; derselben Ansicht Guey (1937), S. 47–49, 123. Die bei von Gutschmid angegebene zeitliche Fixierung der Ereignisse auf das Jahr 256 rührt von der Unsicherheit bei der Datierung der Belagerungen von Antiochia im Laufe des 3. Jahrhunderts (dazu siehe oben, Anm. 2): der Hinweis auf Cyriades/Mareades beweist jedoch, dass sich der Wissenschaftler auf die erste Belagerung der Stadt und nicht auf die des Jahres 260 bezog. Für eine eingehende Analyse des Ereignisses mit sachdienlichen Bezügen auf die parallelen Quellen und weiterführender Literatur verweise ich auf Mecella (2009), wo unter anderem Hartmanns (2006) These einer Herrschaft des Mareades in Antiochia mit der persischen Unterstützung nach dem Feldzug des Jahres 260 widerlegt wird. 23 Gagé (1968), S. 173–212 (Trajan en Syrie et l’oracle d’Héliopolis). Seine Rekonstruktion wurde kürzlich von Decrept (2006), S. 7–9 wieder aufgenommen. 24 Gagé (1968) datiert das Erdbeben jedoch auf das Jahr 114; zur Diskussion über die Datierung des Ereignisses siehe oben, Anm. 12. 25 Macrobius, Saturnalia I 23,14–16: Sic et imperator Traianus initurus ex ea provincia Parthiam cum exercitu constantissimae religionis hortantibus amicis, qui maxima huiusce numinis ceperant experimenta, ut de eventu consuleret rei coeptae […]. Tunc aliis codicillis conscriptis signatisque consuluit, an Romam perpetuo bello rediturus esset? Vitem centurialem deus ex muneribus in aede dedicatis deferri iussit, divisamque in partes sudario condi ac proinde ferri. Exitus rei obitu Traiana apparuit ossibus Romam relatis. Nam fragmentis species reliquiarum, vitis argumento casus futuri tempus ostensum est.

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den Weihriten, die nach dem Erdbeben gefeiert werden sollten. Demnach spiele der Stab auf den baresman an, ein Astbündel, wie es die mazdaistischen Priester während der heiligen Feiern verwenden. Um also dem Rat des Gottes Folge zu leisten, habe Trajan angeordnet, die Stadt nicht nur durch Lorbeerscheiterhaufen und Trommelklänge, sondern auch durch mazdaistische Riten zu reinigen, durch die die für das Erdbeben verantwortlichen bösen Geister vertrieben werden sollten. Mit dem Begriff βαρζαμανάτας, der in Malalas’ Erzählung vorkommt, sei kein militärisches Amt gemeint, wie es traditionell interpretiert wird und wie es Malalas selbst sagt, sondern eine Anspielung auf den heiligen Gegenstand baresman; die Personen der zwei persischen Führer seien östliche Priester, die mit der Zeremonie betraut worden seien, während die Namen Φούρτων und Γάργαρις die Dämonen bezeichneten, die für die Tragödie verantwortlich und zum Zwecke der Austreibung angerufen worden seien. Die Erzählung des Malalas mag kryptisch und fantasievoll erscheinen, aber diese Rekonstruktion ist es trotz ihrer zweifellos faszinierenden Elemente wohl ebenso. Zunächst ist nicht nachvollziehbar, wie sich hinter den Personen der βαρζαμανάτας Φούρτων und Γάργαρις gleichzeitig sowohl die mit der heiligen Zeremonie betrauten Priester als auch die für das Erdbeben verantwortlichen Dämonen verbergen können. Und auch die Anbindung an den Ausdruck baresman scheint nicht auf sehr soliden Grundlagen zu fußen.26 Obwohl Malalas’ *βαρζαμανάτης ein hapax legomenon ist, kann man darin wahrscheinlich die griechische Transposition des weit verbreiteten Titels marzbān (frühparthisch marzpān) erkennen, der etymologisch vom altiranischen *marza-pāna- (wörtlich „Grenzbeschützer“, „Herrscher des Grenzgebietes“) abgeleitet ist: Die Metathese der Konsonanten p und m im Lauf der Überlieferung bereitet keine großen Schwierigkeiten.27 Obwohl die ersten Hinweise auf den Ausdruck bis zu einigen ins 1. Jahrhundert v. Chr. gehörenden Dokumenten aus Nisa zurückreichen (in Verbindung mit einer besonderen Kategorie von Ländereien), bleiben das Vorhandensein und die Art des Amtes in der parthischen Zeit und der frühen sasanidischen Zeit strittig (so ist zum Beispiel bemerkenswert, dass es in der berühmten Inschrift Šābuhrs I. an der Ka’aba Zardušt fehlt). Erst in der hochsasanidischen Zeit finden wir diese Bezeichnung in der Bedeutung eines Heerführers, der auch Zivilfunktionen ausüben kann, ausreichend bestätigt (sie bezeichnet häufig einen Mediator zwischen dem Lokaladel und der Ziviladministration, dem auch Aufgaben im steuerlichen Bereich zufallen). Vor allem die syrischen Quellen dokumentieren die 26 Nebenbei möchte ich noch anmerken, dass das griechische Wort Βαρεσμανᾶς nur bei Prokopios (De Bellis I 13,16 und I 14) als Eigenname in Bezug auf einen persischen Führer ausgewiesen wird, der sich in der Schlacht bei Dara 530 hervorgehoben hat. Im Chronicon Paschale I 732–733 spricht man von einem βαρισμάνας, dem Herrn der Κανζάκες in der Zeit des persischen Kaisers Σειρόης (Kavadh II). Justi (1895), S. 64 (s. v. Βαρεσμανᾶς) interpretiert auch diesen zweiten Namen als Eigennamen, aber der Kontext lässt eher auf ein politisch-militärisches Amt schließen. Zu baresman als heiligen Gegenstand der iranischen Tradition siehe auch Kanga (online). 27 Es sollte darauf hingewiesen werden, dass Malalas’ handschriftliche Überlieferung unsicher ist: im Codex Baroccianus 182 findet man einmal βαρζαμαράτας und einmal βαρζαμανάτας (in seinem Apparat hat Thurn die zwei Formen uniformiert). Für diesen wichtigen Hinweis bin ich Olivier Gengler sehr dankbar.

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Tätigkeit mehrerer Marzbāne – bei denen sich oft Abkömmlinge alter Adelsfamilien (wie die Mihrāniden) finden – ab dem 4. Jh. n. Chr.28 Der Titel war also offensichtlich vor allem im spätantiken Persien weit verbreitet, was gewiss Einfluss auf Malalas’ Sprachgebrauch (oder den seiner Quelle) gehabt hat; dass dieser Name jedoch in der parthischen Zeit der westlichen Geschichtsschreibung nicht unbekannt war, beweist das interessante Zeugnis von Flavius Josephos. Mit Blick auf den Feldzug nach Judäa unter dem parthischen Prinzen Pakoros in den Jahren 40 bis 38 v. Chr., auf den wir in Kürze noch zurückkommen werden, erinnert der Historiker daran, dass es an Pakoros’ Seite einen Heerführer namens Βα(ρ)ζαφράνης σατράπης gab.29 In der entsprechenden Zusammenfassung der Antiquitates Iudaicae von Photios wird sein Name zu Βαζαφαρμάνης, während er bei Zonaras (in einem Abschnitt möglicherweise von Cassius Dio, der für uns nicht erhalten ist) als Βαρζαφαρμάνης bezeichnet wird.30 Der Gleichklang mit Malalas’ Anrede ist so offensichtlich, dass er nicht übergangen werden darf: Es ist also wahrscheinlich, dass sich auch hinter dem von Josephos wiedergegebenen Namen (von dem Photios und Zonaras abhängen) ursprünglich ein marzbān verbirgt. Wie andere Verwaltungstermini konnte dieser schließlich auch als Eigenname verwendet werden31 und es ist auch nicht auszuschließen, dass Josephos selbst oder seine Quelle einen Amtstitel mit einem Eigennamen verwechselt hat. Wie wir später noch sehen werden, ist das Echo des parthischen/persischen marzbān sowohl in Josephus’ als auch in Malalas’ Erzählung wahrscheinlich nicht zufällig; außer Zweifel steht jedenfalls die Verbindung zwischen Malalas’ βαρζαμανάτας und der politisch-militärischen Sphäre, da auch in Josephos’ Erzählung Βα(ρ)ζαφράνης ein Satrap und Heerführer ist.32 28 Siehe den ausgezeichneten Überblick von Khurshudian (1998), passim und bes. S. 58–72 und 181–183, der die Kernelemente des Problems so zusammenfasst: „Die Marzbānen haben offenbar schon in parthischer Zeit aufgehört, Statthalter (Markgrafen) nur der Grenzprovinzen zu sein. Als vom Šāhānšāh eingesetzte Provinzverwalter erhielten die Marzbānen auch die Vorrechte der Militärmacht, eine Situation, die besonders für den spätsasanidischen Iran charakteristisch ist“ (Zitat auf S. 16). Zu den epigraphischen Nachweisen des Ausdrucks im parthischen Zeitalter siehe auch Weber (2010), S. 508–510. 29 Iosephus, Antiquitates Iudaicae XIV 330 und Bellum Iudaicum 248; siehe auch Antiquitates Iudaicae XIV 333, 341, 343, 346; XV 12; XX 245; Bellum Iudaicum 249, 255. Die Lektion Βαρζαφράνης ist jene, die immer in den Codices Ambrosianus F 128 sup., Laurentianus graecus 10 plut. 69 und Vaticanus graecus 984 in Bezug auf die Antiquitates Iudaicae bestätigt wird, während für den Bellum Iudaicum der Parisinus graecus 1425 zwischen Βαρζαφράνης und Βαζαφράνης schwankt; Βαζαφράνης ist manchmal auch in anderen Handschriften vorhanden und wird von Niese als die bessere Form beurteilt. In der restlichen handschriftlichen Tradition wimmelt es von Varianten: Βαρζαφάνης, Βαρζαφαρμάνης, βαρζαφραμάνης, βαρσαφραμάνης, βαζαφαρμάνης, βαζαρφαρμάνης (siehe die Apparate der kritischen Ausgaben von Niese und Pelletier). 30 Photius, Bibliotheca cod. 238, 315b und 318a; Zonaras, Epitome Historiarum V 9 (I 356, Z. 4 und 7). Die in Moses Chorenensis widergespiegelte Tradition gibt den Ausdruck in der englischen Transliteration von Thomson mit Barzap’ran wieder und macht aus der Figur einen armenischen Prinzen (Moses Chorenensis, Historia Armeniorum II 19, siehe dazu die Erwägungen unten). Zur Figur siehe Justi (1895), S. 65 (s. v. Βαρζαφάρνης) und Karras-Klapproth (1988), S. 45–47 (Barzapharnes). 31 Justi (1895), S. 197–198; Khurshudian (1998), S. 73. 32 Auch Schenk Graf von Stauffenberg (1931), S. 270 mit Anm. 25, war anhand des Vergleiches mit dem iranischen bar∂z (hoch, erhaben) der Ansicht, dass der Ausdruck mehr oder weniger mit dem griechischen ἀρχιεπίσκοπος vergleichbar sei und übersetzte ihn mit „Beauftragter“, „Oberaufseher“. Unsi-

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Auch Gagés Interpretation der Antwort von Heliopolis scheint weit hergeholt. Man hält sich besser an jene Erklärung post eventum, die Macrobius gegeben hat, und ordnet die Befragung des Orakels, falls man sie für historisch gesichert halten will, zeitlich an den Beginn des Feldzuges ein, also in den Winter 113–114, genauso wie es im lateinischen Text angegeben wird.33 Gagés These erklärt vor allem nicht den Zusammenhang zwischen den religiösen Riten nach dem Erdbeben und der parthischen Präsenz in Antiochia – gerade dieser Aspekt stellt aber den Kern der Erzählung bei Malalas dar. Die Tatsache, dass Malalas die Beschreibung der Kulte nach dem Erdbeben innerhalb seiner Erzählung über die Trajan-Herrschaft in einen falschen Kontext eingebettet hat, bereitet keine größeren Schwierigkeiten: Da der Abschnitt von Buch XI, der diesem Thema gewidmet ist (also dem Erdbeben und den darauffolgenden Opferzeremonien), direkt auf die Erzählung der „antiochenischen Vespern“ folgt und stark von der hagiographischen Tradition in Zusammenhang mit den Märtyrern von Antiochia geprägt ist, ist es möglich, dass der Chronist bewusst einen Teil der Ausführungen über die Reinigungsriten vorgezogen hat, um das Opfer der Christen stärker hervorzuheben. Die fehlende Erwähnung dieser Maßnahmen in anderen Quellen könnte auch mit Überlieferungslücken in Zusammenhang stehen (Cassius Dio ist in diesem Teil nur durch Xiphilinos’ Auszug auf uns gekommen und von Arrians Parthica haben wir nur eine kleine Anzahl von Fragmenten34); von diesem Gesichtspunkt aus erscheinen die Bemerkungen von Gagé vollkommen vertretbar.35 Da jedoch Malalas die gesamte Geschichte rund um die Anwesenheit der Feinde in Antiochia konstruiert, darf dieses Element nicht vernachlässigt werden; bei der Interpretation des Textes ist es deshalb viel sicherer, sich an einen militärischen Kontext zu halten. Da – wie bereits gesagt – die persischen Angriffe ab der Mitte des 3. Jahrhunderts immer als schnelle Einfälle mit Plünderungsabsicht ohne feste Belagerung des Gebietes stattgefunden haben, und da Malalas’ Informationen zwar chaotisch sind, aber doch die Erinnerung nicht nur an die Perser, sondern auch an die Parther bewahren, neige ich dazu, das mögliche Vorbild für Malalas’ Erfindung eher in der arsakidischen als in der sasanidischen Geschichte zu suchen.36

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cherer ist die Analyse der Anthroponyme, die keine präzise Bestätigung finden; Φούρτων könnte doch als die älteste Erwähnung des persischen Thraetaona-Firêdûn angesehen werden (daher vielleicht auch die Variante Φουρτοῦνος, die im Baroccianus bezeugt ist): siehe Lagarde (1866), S. 229; Justi (1895), S. 111 und 331 (s. v. Thraetaona, nr. 4); Schenk Graf von Stauffenberg (1931), S. 270 Anm. 26. Auf parthische Traditionen verweist auch die Verwendung der Trommeln, da dieses Instrument sowohl in der militärischen als auch in der schamanistischen iranischen Tradition Verwendung fand: siehe During (online); Piras (2001), S. 11–12; Traina (im Druck b). Dazu siehe auch Montero (2000), S. 109–116. Zu den Schwierigkeiten bei der Rekonstruktion von Arrians Werk siehe Bosworth (1983) mit einer Abwertung des Zeugnisses von Johannes Lydos; zu Xiphilinos’ Auszug vgl. nun allgemein BerbessouBroustet (2016). Diesbezüglich folgen ihm schließlich auch Downey (1961), S. 213 Anm. 58 und Montero (2000), S. 61– 62. Auch Brodka (2016), S. 292 Anm. 13 scheint zur parthischen Ära zu tendieren, ohne jedoch detailliertere Vorschläge zu bringen: „Möglicherweise ist die fehlerhafte Datierung der persischen Einnahme Antiochias auf Trajans Zeit daraus zu erklären, dass zwei unverbundene Informationen (Einnahme

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Mit einer von ihm selbst als gewagt bezeichneten Hypothese schlug Longden vor, das Ereignis auf den Aufstand der mesopotamischen Städte zurückzuführen, der die letzte Phase des trajanischen Feldzuges prägte und an dem auch Antiochia beteiligt gewesen sein könnte: „At such a time, with the legions widely dispersed and much of the remaining Syrian garrison away in Egypt, an invasion of ‚Euphratesia‘ is by no means out of the question, and even the defection of Antioch is conceivable.“37 Die Erzählung des Malalas scheint jedoch nicht die Erinnerung an einen einfachen Treuebruch der Orontes-Stadt zu bewahren, sondern an eine echte militärische Besatzungsmacht, die in keiner Weise auf das trajanische Zeitalter zurückgeführt werden kann. Schließlich war das Epizentrum des Aufstandes im Jahr 116 das soeben eroberte Mesopotamien und fiel dieser mit dem jüdischen Aufstand zusammen, der im Vorjahr in der Kyrenaika, in Ägypten und in Zypern ausgebrochen war: Keine Quelle berichtet von einem parthischen Vorrücken in römisches Gebiet und auch nicht von einer Beteiligung der syrischen Städte am Aufstand. In dieser schwierigen Lage waren es nur die seit Kurzem unterworfenen Völker längs der Ostgrenze, die zu den Waffen griffen.38 Ebenso ist eine Verbindung mit den parthischen Raubzügen in Syrien im Jahr 162 auszuschließen, die bald durch eine energische Intervention von Lucius Verus unterbunden wurden: Dass in jener heiklen Lage der Feind einzig in den Grenzgebieten anwesend war, zeigen einerseits der Einzug des römischen Kaisers in Antiochia bereits im Herbst des Jahres 162 (die Stadt war also nicht in die Hände des Feindes gefallen und Lucius Verus konnte dort sein Hauptquartier einrichten), andererseits die Auseinandersetzung in Sura, die den Beginn des römischen Gegenangriffes im Jahr 163 bedeutete: Die Parther scheinen also nur die Grenzgebiete entlang des Euphrats, nicht aber das Landesinnere der Provinzen kontrolliert zu haben.39 Antiochias, Krieg gegen die Parther) ursprünglich in einem nicht chronographischen Werk (vielleicht in einer Patria Antiocheias) nebeneinander gestanden hatten. Malalas oder seine unmittelbare Vorlage muss also beide unverbundenen Ereignisse in einen zeitlichen und kausalen Zusammenhang gebracht haben.“ Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass in ein- und derselben Geschichte eine „Einnahme Antiochias“ und ein „Krieg gegen die Parther“ behandelt worden sein könnten, die voneinander vollkommen unabhängig sind (von wem wäre in diesem Fall Antiochia erobert worden?). Es ist ganz offensichtlich, dass Malalas (oder seine Vorlage) sich durch die Nachricht von einer Eroberung Antiochias durch die Parther hat inspirieren lassen. 37 Longden (1931), S. 32–34 (Zitat auf S. 33). 38 Auch Guey (1937), S. 122–123, der mit Longden dazu tendiert, den Kriegsschauplatz auszuweiten, spricht von „une révolte générale des pays conquis“, und behauptet, dass „une invasion parthe, inadmissible en 113, a nécessairement eu lieu en 116–117, limitée à vrai dire aux seules provinces conquises par Trajan“. Von der Frage abgesehen, ob diese Rekonstruktion glaubwürdig ist oder nicht – die jüngere Forschung spricht, meiner Meinung nach zu Recht, den Parthern die Beteiligung an diesen Ereignissen ab (siehe zuletzt Brizzi (2016), S. 752–755) –, bleibt jedenfalls die Tatsache bestehen, dass Syrien, ein vor viel längerer Zeit provinzialisiertes Gebiet, in keiner Weise von dem Aufruhr betroffen war. 39 Siehe Cassius Dio, Historiae Romanae LXXI 2,1–2; Historia Augusta, Vita Marci 8,6 und Vita Veri 6,9; Orosius, Historiae adversus paganus VII 15,2; mit Hinweisen auf den Partherkrieg von Verus ist ein Großteil der kleinen lukianischen Abhandlung Quomodo historia conscribenda sit vor allem in den mittleren Kapiteln (15–32) verflochten. Zu dieser Episode und zur Fortsetzung des Feldzuges von Verus

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Nur für den Beginn des jahrhundertelangen Konfliktes zwischen Römern und Parthern haben wir Nachricht von einem Versuch der ständigen Eroberung ganz Syriens seitens der Parther, der in den Quellen als der einzige ausgewiesen wird. Bekanntlich gehen die ersten diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden imperia summa auf das Jahr 92 v. Chr. zurück, als Sulla, damaliger Statthalter von Kilikien, einen Gesandten des Königs Mithridates II. traf und de facto einen Nichtangriffspakt schloss; ab diesem Datum war die Situation bis zur verheerenden Niederlage des Crassus im Jahr 53 v. Chr. von wenigen Auseinandersetzungen abgesehen stabil.40 Die Parther versuchten sofort, den Sieg auszunutzen, und bereits 52 v. Chr. beschloss der Großkönig, eine stattliche Armee unter der Führung seines erstgeborenen Sohnes Pakoros nach Syrien zu senden. Dabei konnten die Eindringlinge aber keine größeren Ergebnisse erzielen. Ein neuerlicher Angriff im September 51 v. Chr. drängte die Parther bis in die Nähe von Antiochia, wo Cassius mit seinen Truppen lagerte, aber die Stadt wurde nicht eingenommen; und auch ein dritter Feldzug in Syrien im Juni 50 v. Chr. wurde rasch von den Römern gestoppt.41 Die Offensive wurde erst 40 v. Chr. im großen Stil wieder aufgenommen, diesmal, zumindest anfänglich, mit weit größerem Erfolg: Die Tradition schreibt die Verantwortung für den Angriff dem Druck des Überläufers Labienus zu, der, von Brutus und Cassius als Botschafter entsandt, hinterrücks zum Feind übergelaufen war. Die Quellen geben die Ereignisse recht oberflächlich wieder: Nach der Besetzung Syriens, wo Pakoros vorerst verblieb, teilten sich die Eindringlinge in zwei Gruppen: Die Truppen in Gefolgschaft des bereits erwähnten Βα(ρ)ζαφράνης und eines Mundschenkes, der denselben Namen trug wie der Prinz, zogen nach Judäa (wo die Parther den Prätendenten Antigonos gegen Hyrkanos unterstützten), Labienus und seine Männer nach Kleinasien. Für einen Moment fielen fast alle römischen Besitzungen in Asien entweder in die Hände der Parther oder wurden von diesen ernsthaft bedroht. Erst durch den überwältigenden Sieg in Gindaros im Jahr 38 v. Chr. konnte die Sache zugunsten Roms entschieden werden. Nachdem Ventidius im Jahr zuvor einen Teil der parthischen Armee und die Milizen unter Labienus besiegt hatte, zogen sich die Parther vorübergehend zurück, um jedoch bereits im darauffolgenden Jahr nach Syrien zurückzukehren: Die entscheidende Schlacht fand in der Kyrrhestike (im Nordteil der Region) statt, und markierte die endgültige Niederlage der restlichen parthischen Truppen gegen das Heer des Ventidius; unter den Gefallenen befand sich Pakoros selbst, der durch seinen siehe Downey (1961), S. 225–227; Debevoise (19692), S. 245–254; Ziegler (1964), S. 113; Millar (1993), S. 111–114; Birley (2000), S. 121–126, 128–130; Lerouge (2007), S. 152; Brizzi (2016), S. 762–763. 40 Überblick über diese Ereignisse (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) in Debevoise (19692), S. 46–48, 70–95; Ziegler (1964), S. 20–34; Lerouge (2007), S. 43–81. Für die Definition der beiden Mächte als imperia summa siehe Plinius, Naturalis Historia V 88. 41 Siehe Cicero, Epistulae ad familiares VIII 5,1; Cassius Dio, Historiae Romanae XL 28–29; Appianus, Bella civilia V 41. Nach Meinung der Mehrheit der Forscher hätten diese ersten Überraschungsangriffe nicht die Besetzung des Gebietes, sondern nur Raubüberfälle zum Ziel gehabt: siehe inter aliis Downey (1961), S. 150–151; Debevoise (19692), S. 96–104; Ziegler (1964), S. 34; Frye (1984), S. 233. Contra Lerouge (2007), S. 83–85, die die Parther bereits in dieser Phase für eine weit größere Gefahr für die östlichen Provinzen hält.

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Mut und seine militärische Tüchtigkeit aufgefallen war.42 Obwohl nur spärliche Informationen zur Verfügung stehen, ist offensichtlich, dass die Parther die Kontrolle über das gesamte Syrien noch zumindest ein Jahr lang, von 40 bis 39 v. Chr. halten konnten; Downey nimmt einleuchtenderweise an, dass in dieser heiklen Lage die wichtigste Stadt der Region, nämlich Antiochia, als Hauptquartier auserwählt wurde.43 Die Anwesenheit der Parther im Gebiet wird durch einen Wechsel in der Münzprägung bestätigt. Statt nach der cäsarischen Ära wird nunmehr nach der seleukidischen gezählt (die auch in Ktesiphon in Verwendung war), und auch die Ikonographie zeigt Motive, die sich auf den parthischen Sieg zurückführen lassen:44 Wir haben also Grund zu der Annahme, dass diese Präsenz zumindest für einen kurzen Zeitraum das Ausmaß einer echten Annexion annahm.45 Aber das ist nicht alles. Cassius Dio behauptet bezeichnenderweise, dass Pakoros’ Herrschaft von den Syrern sehr geschätzt wurde:46 Da die Syrer erst vor ein paar Jahrzehnten in die Gewalt des römischen Reiches geraten waren und bereits unter dessen strengem und ungerechtem Steuersystem litten, ist es wahrscheinlich, dass ihnen die hellenisierende parthische Kultur im Vergleich zu den brutalen Methoden der römischen Provinzialisierung näher erschien.47 Die Städte Syriens waren mit Ausnahme von Tyros ohne Schwierigkeiten zu 42 Livius, Periochae 127; Strabo, Geographica XVI 1,28 und 2,8; Velleius Paterculus, Historia Romana II 78,1; Iosephus, Antiquitates Iudaicae XIV 330–395, 420–421, 434; Iosephus, Bellum Iudaicum 248–292, 309, 317; Appianus, Syriaca 51–52 und Bella civilia V 65; Cassius Dio, Historiae Romanae XLVIII 24,3–26,5; XLVIII 39,1–41, 6; XL 19,1–21,3; Iulius Africanus, Chronographiae F89,9–15 und 22–32; Florus, Epitome II 19,3–7; Festus, Breviarium XVIII 1; Iustinus, Epitoma XLII 4,7–11. Vgl. auch Horatius, Carmina III 6,9–12 und Tacitus, Historiae V 9,1. Zum römischen Gegenangriff siehe Marasco (1987), S. 38–39, 43–46, 55–57; Brizzi (2016), S. 745. Allgemeiner Münzer (1924); Debevoise (19692), S. 108–120 und 207–208; Ziegler (1964), S. 34–35; Bivar (1983), S. 56–58; Karras-Klapproth (1988), S. 119–123 (Pakoros I.), 126–127 (Pakoros), 150–151 (Phranipates); Lerouge (2007), S. 85–86; dies. (2010), derzufolge die Episode eher für die Rekonstruktion der römischen Bürgerkriege als für die Geschichte der römisch-parthischen Beziehungen von Bedeutung ist. 43 Downey (1961), S. 159–160. 44 Seyrig (1950), S. 12, 19; Downey (1961), S. 160; Marasco (1987), S. 90–91. 45 Siehe e. g. das Urteil von Dąbrowa (2011a), S. 113–114: „Pacorus […] was dispatched by his father to Syria at the head of a large army to subjugate it on behalf of the Arsacids […]. In order to complete his mission, he was given authorization by his father that went beyond military command and included a right to make any necessary political and administrative decisions regarding captured territories“. Es ist darüber hinaus bedeutsam, dass sich Pakoros auf den in der Heimat geprägten Münzen nach römischer Mode mit kurzen Haaren und ohne Bart hat abbilden lassen: Sellwood (1983), S. 291. 46 Cassius Dio, Historiae Romanae XLVIII 26,1: τελευτήσαντος δὲ αὐτοῦ ὁ μὲν Πάκορος τὴν Συρίαν ἐχειροῦτο, καὶ πᾶσάν γε αὐτὴν πλὴν Τύρου κατεστρέψατο· ταύτην γὰρ οἵ τε Ῥωμαῖοι οἱ περιλιπεῖς καὶ οἱ ἐπιχώριοι οἱ ὁμοφρονοῦντές σφισι προκατέλαβον, καὶ οὔτ’ ἀναπεισθῆναι οὔτε βιασθῆναι (ναυτικὸν γὰρ οὐδὲν εἶχεν) ἠδυνήθησαν. οὗτοι μὲν οὖν ἀνάλωτοι ἔμειναν· τὰ δ’ ἄλλα ὁ Πάκορος λαβὼν ἐς Παλαιστίνην ἐσέβαλε […]. 47 Anders Marasco (1987), S. 32–34, nach dessen Meinung man das Ausmaß der von Labienus erzielten Zustimmung nicht überbewerten sollte. Ihm zufolge sei das Gelingen der parthischen Invasion eher der Desertion der römischen Truppen und der Unterstützung der anderen östlichen Herrscher zuzuschreiben. Es muss jedoch hervorgehoben werden, dass die Städte, die den Invasoren den größten Widerstand entgegenbrachten, jene in Kleinasien waren (Gnoli (2004), S. 264), und dass bereits für den vorhergehenden parthischen Einfall im Jahr 51 Cicero Aufstände in Syrien bestätigt, die wahrscheinlich durch proparthische Faktionen angefacht wurden (Cicero, Epistulae ad familiares XV 1,3–5 und 2,3).

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den Parthern übergegangen, und nach der Schlacht von Gindaros musste Ventidius den abgeschlagenen Kopf des Pakoros in der Provinz herumgehen lassen, um sie zur Vernunft zu bringen und jegliche Hoffnung auf Auflehnung im Keim zu ersticken.48 Rom war davon überzeugt, auf diese Weise Crassus’ Schmach mit Blut gerächt zu haben;49 im Partherreich bedeutete der Tod des jungen Prinzen den Beginn einer tiefen dynastischen Krise.50 Aber auch für die Geschichte Syriens sollte das Ereignis große Bedeutung gehabt haben: Da die Region nun endgültig zur römischen Welt gehörte, sollten die zwei antiken Seelen des Fruchtbaren Halbmondes, Syrien und Persien, bis zum Beginn des Islams getrennt bleiben.51 Es kann also nicht ausgeschlossen werden, dass Pakoros’ Abenteuer, so kurz es auch war, Spuren in den lokalhistorischen memoriae hinterlassen hat. Obwohl die syrische Tradition für uns verloren ist, bestätigt doch die Erzählung des Moses Chorenensis mitsamt ihren bezeichnenden Verzerrungen die Resonanz des Ereignisses zumindest in der nahen armenischen Literatur. In Historia Armeniorum II 19 bezeichnet Moses signifikanterweise Pakoros’ Vater als „König von Syrien“ und, nachdem er Ventidius’ Erfolg über die armenischen Truppen unter Pakoros’ Führung erwähnt hat, fügt Moses hinzu, dass die Armenier später Verstärkung von den Persern erhalten und einen siegreichen Gegenangriff gestartet haben, „bei dem Blut in Strömen floss“; dieses Massaker habe Antonius dazu verleitet, eine Strafexpedition zu organisieren.52 Abgesehen von der Unzuverlässigkeit der Rekonstruktion und von den

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Zu den hellenisierenden Elementen in der (auch politischen) parthischen Kultur – die natürlich keine unterwürfige Angleichung der Arsakiden an die fremden Traditionen bedeutet – siehe Dąbrowa (2011b), besonders für die Zeit zwischen der Mitte des 3. und der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. ; Martinez-Sève (2014); Lerouge (2014); Rougemont (2014). Cassius Dio, Historiae Romanae XLIX 20,4: Οὐεντίδιος δὲ τὰ μὲν ἄλλα τὰ ἐν τῇ Συρίᾳ μετέωρα πρὸς τὴν τοῦ πολέμου ἔκβασιν γιγνόμενα (τὸν γὰρ Πάκορον ὅμοια τοῖς μάλιστα τῶν πώποτε βασιλευσάντων καὶ ἐπὶ δικαιοσύνῃ καὶ ἐπὶ πρᾳότητι ὑπερηγάπων) ῥᾳδίως, τὴν κεφαλὴν αὐτοῦ κατὰ τὰς πόλεις περιπέμψας, κατεστήσατο. Vgl. auch Florus, Epitome II 19,7. Siehe Tacitus, Germania 37,3; Plutarchus, Vita Antonii 34,3; Florus, Epitome II 19,7; Cassius Dio, Historiae Romanae XLIX 21,2; Eutropius, Breviarium VII 5; Festus, Breviarium XVIII 1. Trotz des überwältigenden Sieges der Römer erscheint die These von Ramelli (2001) doch weit hergeholt, laut der es den Römern gelungen sei, den Parthern eine Steuer aufzuzwingen. Zur inneren Situation im parthischen Reich und zu deren Auswirkungen auf die Beziehungen zu Rom siehe Debevoise (19692), S. 121–142; Marasco (1987), S. 65–68, 82. Wie Frye (1984), S. 239 schreibt: „The struggle on the frontiers of the Roman and Parthian empires was to continue through Byzantine and Sasanian times to the coming of Islam, a period of more than half a millennium, and the two arms of the ‚Fertile Crescent‘, Syria and Iraq, although united in language and culture, were to develop different traditions, one looking to the west and the other to the east“. Moses Chorenensis, Historia Armeniorum II 20: „Bendidius arrived in Syria and put the Armenian army to flight. Leaving Silon to oppose the Armenians near the Euphrates, he killed Pacorus and returned to Jerusalem against Antigonus. But the Armenians, having again obtained help from the Persians, attacked Silon and threw him back in flight on Bendidius, causing infinite torrents of blood“ (Übers. R. W. Thomson). Zu einer ersten Untersuchung der widersprüchlichen Persönlichkeit des Autors und seines Werkes empfehlen sich die Zusammenfassungen von Thomson (1978), S. 1–61 – der eine Datierung auf die zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts n. Chr. vorschlägt (vgl. auch ders. (1981), S. xvii–xviii) –, und Traina (1991), S. 19–40, der hingegen zur traditionellen Chronologie zurückkehrt (zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts n. Chr.; siehe bereits von Gutschmid (1892b), S. 332–333). Zur Behandlung der parthischen Geschichte in der armenischen Literatur siehe Kettenhofen (1998), der jedoch dieser Epi-

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Problemen der Datierung des Werkes des Moses ist es beachtlich, welche Bedeutung dem Ereignis zugeschrieben wird, das hier zu nationalistischen Ansprüchen Anlass gibt. In Konstantinopel wurde die Erinnerung durch das Zeugnis des Cassius Dio wachgehalten, das in der justinianischen Zeit über die historia des Petros Patrikios neue Aufmerksamkeit erhielt. Von diesem Werk sind nur Fragmente erhalten, von denen das erste Labienus’ Abtrünnigkeit bei den Parthern betrifft.53 Da der restliche Teil des Textes verloren gegangen ist, ist es nicht möglich zu erkennen, aus welchem Blickwinkel der mächtige magister officiorum diese Seite der republikanischen Geschichte gelesen haben mag; aber die Gesamtheit der Zeugnisse lässt den Schluss zu, dass sie für das spätantike Publikum sowohl in der Hauptstadt als auch in den direkter mit den Ereignissen verbundenen peripheren Gebieten nicht vollkommen unbekannt war. 2. Die Genese der Erzählung: eine Hypothese

Mit Ausnahme des hier besprochenen Abschnittes wird die Geschichte der römischparthischen Beziehungen in der Chronographia eher oberflächlich skizziert. Malalas erinnert en passant an die Niederlage des Crassus, an einen Feldzug des Antonius (wahrscheinlich an den des Jahres 36 v. Chr. ) und an die von Tiberius geleiteten Verhandlungen über die Rückerstattung der römischen Insignien im Jahr 20 v. Chr.54 Er schweigt hingegen über das Verhältnis zu den Parthern während der Regierungszeiten des Nero, des Marc Aurel und Lucius Verus sowie der Severer. Offensichtlich konzentriert sich der Chronist nur auf Ereignisse, die direkt die Stadt Antiochia betreffen. In diesem Rahmen erscheint die große Bedeutung, die der Zeit Trajans zugeschrieben wird, vollkommen verständlich. Die Forschung stimmt darin überein, dass Trajans parthischer Feldzug den Beginn der außergewöhnlich günstigen Entwicklung Antiochias in der Spätantike marsode keine besondere Aufmerksamkeit widmet. Moses’ Darstellung überarbeitet teilweise den Text von Flavius Josephos, der ihm dank einer armenischen oder syrischen Übersetzung bekannt war: siehe von Gutschmid (1892a), S. 308–311; Thomson (1978), S. 15, 22, 25–31, 57–58, 155–158; ders. (1981), S. viii, xii–xiii; Traina (1991), S. 76–77, 89–90; ders. (2001). 53 Petrus Patricius, Excerpta de Sententiis 1 (aus Cassius Dio, Historiae Romanae LXVIII 24,5–6): ἐπὶ πρεσβείαν πεμφθεὶς πρὸς Πέρσας, ἐφ’ ᾧ συμμαχίαν αἰτῆσαι κατὰ Κασσίου καὶ Βρούτου· ὡς δὲ ὁ χρόνος ἐτρίβετο, τοῦ Περσῶν βασιλέως ἀμφιβόλου ὄντος καὶ τὴν ἔκβασιν τῶν πραττομένων ἀναμένοντος, εἵλετο Λαβιῆνος παρ’ αὐτοῖς καταμένειν, προτιμήσας τὸν μετὰ βαρβάρων βίον τοῦ οἰκείου ὀλέθρου. Zu dieser Stelle vgl. insbesondere Banchich (2015), S. 22–23; allgemein zur Abhängigkeit Petros’ vom Werk des Cassius Dio Roberto (2016a). 54 Bzw. Malalas, Chronographia IX 2 (S. 161, 8–12 Thurn); IX 9 (S. 165, 90–93 Thurn); X 7 (S. 177, 8–10 Thurn). Siehe auch Malalas, Chronographia VIII 1 (S. 146, 4 Thurn), wo Malalas in Bezug auf die Abfolge der Weltreiche mit einem Hendiadyoin an καὶ Πέρσαις καὶ Πάρθοις erinnert. Zu der translatio imperii in der Chronographia von Malalas siehe Fontana 2018, die hervorhebt, dass Malalas von einer einzigen östlichen βασιλεία auszugehen scheint, da er den Wechsel der einzelnen Herrschaften im antiken Nahen Orient als eine Reihe von einfachen Thronfolgen präsentiert, ohne zwischen Assyrern, Medern und Persern genauer zu unterscheiden.

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kiert: Der ausgedehnte Aufenthalt des Kaisers in der Stadt (im Winter 114, im Winter 115–116 und dann 117) machte sie nicht nur in jener Zeit zum Mittelpunkt des Reiches (wie ein berühmter Abschnitt bei Cassius Dio über das Erdbeben bestätigt), sondern er war der Beginn einer Reihe von adventus, die die östliche Metropole mit der Zeit in einen Kaisersitz verwandelte.55 Nach Augustus war Trajan der erste römische Kaiser, der die Stadt besuchte: Die Bedeutung dieses Ereignisses muss auf die Lokalhistoriographie zurückgestrahlt haben. Es ist kein Zufall, dass Malalas diesbezüglich auf Δομνῖνος verweist. Wie auch immer man diesen Namen verstehen will, gilt sein Träger doch als Bewahrer des historischen Gedächtnisses von Antiochia.56 Darüber hinaus darf man nicht vergessen, dass Antiochia bereits im Zentrum der politischmilitärischen Aktivität des Kaiservaters stand. Es ist jener Marcus Ulpius Traianus, legatus von Syrien, der zwischen 73/74 und 76/77 n. Chr. die Stadt zu einer logistischen Basis und einem Brennpunkt der römischen politischen Obrigkeit im Osten gemacht hat; der zukünftige Kaiser, der zur damaligen Zeit als tribunus militum in Syrien tätig war, hatte demnach bereits in jungen Jahren eine enge Bindung zu Antiochia aufbauen können.57 In einem Teil der Lokalhistoriographie konnte sich also eine Erzählung herausbilden, die die Größe von Antiochia in Verbindung mit Kaiser Trajan, der die Stadt so geehrt hatte, zu lobpreisen bezweckte; in diesem Sinne hat die Erzählung von einer feindlichen Besatzung, die dank der Synergie zwischen kaiserlichem Willen und Tugend der Antiochener vereitelt werden konnte, große Bedeutung. Ein Massaker unter den Parthern/Persern zu Ehren des βασιλεύς, der schlechthin der Parthicus ist: Wenn diese Geschichte nicht wahr ist, so ist sie doch gut erfunden.58 Verschiedene Elemente des Textes verstärken gemeinsam die triumphale Dimension des EreignisCassius Dio, Historiae Romanae LXVIII 24,1–2: διατρίβοντος δὲ αὐτοῦ ἐν Ἀντιοχείᾳ σεισμὸς ἐξαίσιος γίνεται· καὶ πολλαὶ μὲν ἔκαμον πόλεις, μάλιστα δὲ ἡ Ἀντιόχεια ἐδυστύχησεν. ἅτε γὰρ τοῦ Τραϊανοῦ ἐκεῖ χειμάζοντος, καὶ πολλῶν μὲν στρατιωτῶν πολλῶν δὲ ἰδιωτῶν κατά τε δίκας καὶ κατὰ πρεσβείας ἐμπορίαν τε καὶ θεωρίαν πανταχόθεν συμπεφοιτηκότων, οὔτε ἔθνος οὐδὲν οὔτε δῆμος οὐδεὶς ἀβλαβὴς ἐγένετο, καὶ οὕτως ἐν τῇ Ἀντιοχείᾳ πᾶσα ἡ οἰκουμένη ἡ ὑπὸ τοῖς Ῥωμαίοις οὖσα ἐσφάλη. Zur Bedeutung von Antiochia in dieser Zeit siehe auch die Bemerkungen von Millar (1993), S. 104–105; allgemeiner zu den Beziehungen zwischen der Stadt und der Zentralmacht in den ersten drei Jahrhunderten unserer Ära siehe BérengerBadel (2004). 56 Zur Bedeutung des Werkes von Domninos in der Chronographia von Malalas siehe Mecella (2017), S. 73–78, 87–88. Der Ἀρειανός, der hier zusammen mit ihm genannt wird, ist wahrscheinlich eine Verfälschung des Namens von Arrian, den Malalas wahrscheinlich nur durch seine Quelle kannte: siehe dazu A. von Gutschmid, apud Dierauer (1868), S. 155–156, 176–177; Schenk Graf von Stauffenberg (1931), S. 273; Longden (1931), S. 17–18, 30–31; Jeffreys (1990), S. 173–174, 196–197. Anders die Rekonstruktion von Brodka (2016), S. 292 Anm. 13, dem zufolge Malalas zwei ganz verschiedenen Quellentraditionen gefolgt sei: erstens jener, die auf Domninos zurückgeht, mit der falschen Nachricht über die Besetzung Antiochias (und siehe dazu auch oben, Anm. 14); zweitens jener, die auf Arrians Parthica zurückgeht, die die zuverlässigen in der Erzählung vorhandenen Informationen weitergegeben habe. 57 Mitchell (2014), S. 227–228, 229–232; hilfreich auch Gregoratti (2006), S. 263–267 und dies. (2015). 58 Dass Trajans Ruf als Sieger über die Parther/Perser im spätantiken Osten noch überall verbreitet war, wird durch einen bekannten Abschnitt bei Johannes von Ephesos, dem Zeitgenossen des Malalas, bestätigt, dem zufolge es in Persien noch eine Statue des Kaisers gab, an der es aus Angst niemand wagte, vorbeizureiten (Historia ecclesiastica III 6,23 (323/245 Brooks)). 55

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ses, von der Ankunft Trajans in der Stadt (er trägt eine Krone aus Olivenzweigen und schreitet durch das mit Lorbeeren bedeckte Tor von Daphne) bis zu den Anrufungen der Bürger als εἰς τὴν νίκην Τραιανοῦ.59 Die Künstlichkeit der Unternehmung wird jedoch nicht nur durch die historische Unwahrscheinlichkeit enthüllt, die für uns angesichts der dokumentarischen Daten offensichtlich ist, sondern durch die Konstruktion der Geschichte selbst. Der unvermittelte Frontwechsel der Bürger, die sich zuerst mit den Persern verbünden und dann unverzüglich der kaiserlichen Anweisung mit einem Massenblutbad Folge leisten, kann nicht logisch gerechtfertigt werden.60 Die Erzählung erscheint im Gegenteil als eine ungeschickte Aneinanderreihung von Umständen gegensätzlicher Natur: eine ausgedehnte parthische (oder persische) Belagerung der Stadt, die dank der Konnivenz (wenn nicht sogar der offenen Unterstützung) der Bürger möglich ist, und ein bewaffneter Widerstand derselben Antiochener gegen die Eindringlinge. Malalas (oder seine Quelle) könnte im Bericht über den kurzen Aufenthalt Pakoros’ und seiner Truppen hundertfünfzig Jahre vorher eine erste Spur – die einzige in Bezug auf eine parthische Anwesenheit in der Stadt61 – gefunden haben, auf der er die eigene Erzählung aufbauen konnte, zu der dann ein neuer Epilog mit der Absicht hinzugefügt werden sollte, den Kaiser patriotisch zu preisen.62 Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass das Detail der Schändung der Leichen von Φούρτων und Γάργαρις durch die Erinnerung an die makabre Ausstellung des Kopfes von Pako-

59 Schenk Graf von Stauffenberg (1931), S. 271 Anm. 28 weist darauf hin, dass die von den Antiochenern ausgesprochene Formel den Stil der byzantinischen Akklamationen nachahmt. Er hält sie dennoch für historisch „da eine Interpolation der Stadtchronik oder der chronographischen Quellen des Malalas unwahrscheinlich ist“; ich halte es demgegenüber für natürlicher, dass Malalas oder seine Quelle eine ältere Lokalerzählung an die Gepflogenheiten seiner Zeit angepasst hat (siehe unten). 60 Deswegen dachte Schenk Graf von Stauffenberg (1931), S. 271 Anm. 27 an die Existenz von zwei verschiedenen Faktionen unter den antiochenischen ἀξιοματικοί, und er hob als einziges Element der Wahrheit in der Erzählung von Malalas die Existenz einer propersischen Partei unter der Führung von feindlichen Vertretern hervor, zu denen die zwei im Text erwähnten Führer zählten (S. 281–283); die diesbezügliche Kritik Longdens (1931), S. 32–34 erscheint mir übertrieben, da er einige von Stauffenbergs Positionen überspitzt und missversteht. Wie schon mehrmals unterstrichen denke ich jedoch, dass sich die Erzählung des Malalas auf eine echte militärische Besetzung bezieht und dass diese, wie auch von Schenk Graf von Stauffenberg eingeräumt wird, auf gar keinen Fall auf die Zeit Trajans zurückgeführt werden kann. 61 Wie Frye (1984), S. 234 anmerkt: „it is, of course, unknown whether Orodes had any dream or plan of reestablishing the Achaemenid Empire, but this was the only opportunity given to the Parthians in their history to extend their sway beyond the Euphrates to the Mediterranean Sea“. Dieselbe Perspektive bei Kennedy (1996). 62 Sehr interessant hierzu auch der Verweis von Brodka (2016), S. 292–293 auf Procopius, de Bellis II 12,28–29: Der Nachfolger Abgars IX. auf dem Thron von Edessa übergab die Stadt aus Feigheit den Parthern/Persern, doch einige Zeit später schlachteten die Bewohner die Besatzungstruppen ab und übergaben die Stadt den Römern. Abgesehen von der Glaubwürdigkeit der Episode ist es bedeutsam, dass Traditionen über heldenhafte Taten durch Bürger im Umlauf waren, die die Heimat von Invasoren befreien wollten, auch wenn diese ursprünglich freundlich aufgenommen worden waren. Man kann also nicht ausschließen, dass die Verbreitung dieser Sagen in den Städten des römischen Ostens indirekt zur Konstruktion der Erzählung von Malalas beigetragen hat.

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ros in der gesamten Provinz inspiriert worden ist.63 Ebenso könnte die Verwendung des hintergründigen Ausdrucks βαρζαμανάτας besser gerechtfertigt werden, dessen Ursprung wir bereits zu eruieren versucht haben. Obwohl die Annahme legitim erscheint, dass Malalas (oder seine Quelle) bei der Konstruktion seiner Erzählung ganz einfach auf einen zur damaligen Zeit gut bekannten orientalischen Titel zurückgegriffen hat, kann man angesichts der bisher erläuterten Überlegungen auch nicht ausschließen, dass diese Wahl durch die Nennung eines Βα(ρ)ζαφράνης im Zusammenhang mit Pakoros’ Angelegenheit beeinflusst worden ist. Für uns ist es unmöglich zu bestimmen, in welchem Stadium der Tradition dieser Name (wie auch immer man ihn verstehen will) dank der Mehrdeutigkeit des parthischen/persischen marzbān sich mit der Bezeichnung des Amtes der in Antiochia anwesenden Garnisonsführer überlagern konnte. Fest steht jedoch, dass dieses Wort einen weiteren Hinweis auf die Beziehungen zwischen Malalas’ Erzählung und den Kriegshandlungen in Syrien in der spätrepublikanischen Zeit liefert. In Malalas’ Erfindung könnten also drei unterschiedliche Elemente zusammengeflossen sein: die Erinnerung an eine von den Bürgern unterstützte parthische Präsenz in Antiochia;64 die Absicht, den Stellenwert der Stadt und ihre privilegierte Beziehung zum Kaiser durch die Feier einer ruhmreichen Begebenheit hervorzuheben; und schließlich die Erinnerung an die Reinigungsriten nach der durch das Erdbeben ausgelösten Hekatombe (wie Gagé richtig festgestellt hat). Obwohl die spätantike christliche Tradition aufgrund der Christenverfolgungen im Allgemeinen sehr feindlich gegenüber Trajan eingestellt war – diese Tradition griff Malalas durch Eusebios von Cäsarea und die Akten der Heiligen Drosine ebenfalls auf – hat die starke Bindung des Kaisers zu Antiochia den Chronisten bemerkenswerterweise offenbar dazu veranlasst, diesen zu lobpreisen; Trajan ist nicht zufällig einer der wenigen Herrscher, der als θειότατος bezeichnet wird. Einen gewissen Einfluss könnte in dieser Überarbeitung die kaiserliche Propaganda ausgeübt haben – in Konstantinopel lobpreist Johannes Lydos Justinian als Nacheiferer Trajans im militärischen Bereich.65

63 Auch in Bezug auf die Episode, bei der es (ebenfalls im Buch XI) um den sonst unbekannten Statthalter von Palaestina Prima Tiberianus (PIR2 VIII 1, S. 52, nr. 199) geht, betont Malalas die Bindung zwischen Antiochia und Trajan: dem Chronisten zufolge habe der Kaiser auf Drängen des Statthalters die Christenverfolgung gerade in dem Moment aufgegeben, in dem er sich in der syrischen Stadt aufhielt (XI 5). Zu dieser Episode siehe – neben Schenk Graf von Stauffenberg (1931), S. 288–294 – Roberto (2016b), S. 272–274. 64 Ebenso kann man auch nicht vollkommen ausschließen, dass eine schwache Erinnerung an die vorhergehende armenische Besetzung Syriens unter Tigranes dem Großen (ca. 83–69 v. Chr. ) ihrerseits eine Rolle bei der Verwechslung zwischen Parthern und Armeniern gespielt haben könnte, die mehrmals in der Analyse der Episode angesprochen wird; siehe dazu Traina (2016), bes. S. 99–102, 107–110. 65 Lydus, de Magistratibus II 28: συνεῖδεν, αὐτὸς κατὰ μηδὲν Τραϊανῷ παραχωρῶν, περισῶσαι Ῥωμαίοις ἤδη ποτὲ ἀφηνιάζουσαν τὴν βορείαν. καὶ θαυμαστὸν οὐδὲν εἰ πάντα κατ’ εὐχὰς προῆλθεν αὐτῷ· οὐδὲ γὰρ Τραϊανὸν τοῖς ὅπλοις ἐζήλωσε μόνον […]. Allgemeiner über das das insgesamt positive Bild Trajans in der Spätantike und vor allem im 4. Jahrhundert siehe Lightfoot (1990), S. 124–125; Zecchini (1993), S. 128–143; Stickler (1999); Vitiello (2006), S. 57–63; Roberto (2008).

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Leider ist es unmöglich, die Schichtung der Erzählung in ihren verschiedenen Phasen näher zu bestimmen. Wahrscheinlich erschienen die Hauptelemente schon in Malalas’ antiochenischer Lokalquelle, aber die älteren Überlieferungskanäle (ursprünglich vermutlich mündliche Traditionen) bleiben unbekannt. In Bezug auf Trajans Aufenthalt in der Stadt wurde das soziale Gedächtnis durch die Legenden bereichert, die um die Riten nach dem Erdbeben im Jahr 115 entstanden und die dazu beitrugen, dass nach dem Muster von lange zurückliegenden Episoden, welche in einem ganz anderen Kontext stattgefunden hatten, die Erinnerung an eine fremde Besetzung unter diesem Kaiser etabliert wurde, zu der es in Wirklichkeit niemals gekommen war.66 Fest steht jedenfalls, dass Malalas’ Werk die verschlungenen Wege aufzeigt, auf denen die lokale Kultur die eigene Vergangenheit verformen – und neu schreiben – konnte. Bibliographie

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Hagiographie als Kaisermemorie – Kaiser Zenon in der Vita Danielis Hanns Christof Brennecke

Abstract The Byzantine historiographical tradition (Malalas, Malchus, John of Antioch, and others) shows Zeno, emperor of the Eastern part of the Roman Empire (474–491) and son-inlaw of emperor Leo, as an Isaurian barbarian and brutal tyrant. The church historian Evagrius follows this view. Later Byzantine historiography depends on John Malalas and Evagrius Scholasticus, with only Procopius offering a different view. For some Chalcedonian church historians like Theodore Anagnostes, Zeno left the faith of the Council of Chalcedon when he issued the so-called Henotikon. In opposition, in the anti-Chalcedonic Monophysite tradition, Zeno was a Chalcedonian heretic. The Latin tradition is not clear. The Anonymus Valesianus praises him as a wise ruler. For the strong Chalcedonians opposing Justinian and the fifth oecumenical council, Zeno was a Monophysite heretic. Only the anonymously delivered Vita Danielis written at the beginning of the 6th century, perhaps in the monastery of Daniel in Anaplous near Constantinople, shows Zeno as an example of a true Christian ruler who rules the Roman Empire according to the will of God. In this way, the Vita Danielis is not only dedicated to the memory of Daniel the Stylite but also to the memory of the blessed emperor Zeno and, as such, is an interesting example of different ideas in the Byzantine historiographical and the hagiographical traditions.

I. Das Bild Zenons in der spätantiken Historiographie und Kirchengeschichtsschreibung

„Von der Parteien Hass und Gunst verwirrt, schwankt sein Charakterbild in der Geschichte.“1 Schillers Wort über das Bild Wallensteins in den eineinhalb Jahrhunderten nach dessen Ermordung im Jahre 1634 in Eger kann man in mancher Hinsicht auch über das Bild des Kaisers Zenon2 (oströmischer Kaiser 474–491) in der Überlieferung stellen. Zenon hatte als isaurischer Truppenführer von Kaiser Leo I. Karriere gemacht und 466/67 Leos Tochter Ariadne geheiratet. Nach Leos Tod war zunächst Zenos und Ariadnes Sohn seinem Großvater nachgefolgt. Er machte seinen Vater zum Mitkaiser, starb aber siebenjährig, so dass Zenon ab 474 Alleinherrscher war. Zenon verstand sich als Vertreter der chalkedonensischen Orthodoxie. 476 ergriff Ba1 2

Friedrich Schiller, Wallensteins Lager, Prolog 102–103. PLRE II, s. n. Zenon 7, S. 1200–1202; Lippold (1972).

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Hanns Christof Brennecke

siliskos den Purpur unter dem Vorzeichen einer aggressiven miaphysitischen Ablehnung der Synode von Chalkedon. Zenon musste mit seiner Frau fliehen, konnte dann aber Basiliskos besiegen. Als Chalkedonanhänger musste er aber einen Ausgleich mit den Miaphysiten vor allem in Antiochia finden. Aus diesem Grund wurden seine kirchenpolitischen Maßnahmen vor allem im lateinischen Westen abgelehnt und führten zum akakianischen Schisma zwischen Rom und Konstantinopel, das erst 519 unter Kaiser Justin beigelegt werden konnte. Die zum Teil sehr unterschiedliche Beurteilung dieses Isauriers – wobei eine negative eindeutig überwiegt, das Bild also nicht so sehr schwankt, sondern sich bedenklich nach einer Seite neigt – findet sich schon in der erstaunlich reichen Überlieferung des sechsten Jahrhunderts. Die späteren Überlieferungen bis in spätbyzantinische Zeit sind dann alle von den Autoren des sechsten Jahrhunderts abhängig. Die Forschung seit dem 19. und 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart hat interessanterweise das negative Urteil über diesen Kaiser noch über die Quellen hinaus verstärkt und deren Urteil in erstaunlicher Weise zugespitzt.3 Mischa Meier hat dagegen jüngst gezeigt, dass es eben nicht um charakterliche Schwächen dieses Kaisers ging, wie in großer Einmütigkeit unsere Quellen und die moderne Literatur meinten, sondern dass es um eine Krise des Kaisertums überhaupt am Ende des fünften Jahrhunderts ging.4 In letzter Zeit ist diese recht unterschiedliche, aber in ihrem negativen Urteil dann doch ziemlich einmütige Überlieferung verschiedentlich thematisiert worden.5 Das ist hier nicht im Einzelnen zu wiederholen; außerdem soll und kann hier auch nicht ein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden, da die Fragestellung dieses Aufsatzes eine andere ist und deshalb Einzelnes hier auch anders zu gewichten ist als in den neueren Darstellungen. Angesichts der zu einem erheblichen Teil überaus fragmentarischen historiographischen Überlieferung des sechsten Jahrhunderts ist allerdings das Bild dieses Kaisers nicht bei allen Autoren ganz eindeutig. Zurecht ist immer wieder auf die wichtige Rolle der Kirchenpolitik bei der Beurteilung Zenons hingewiesen worden,6 aber gerade da gibt es dann in der Beurteilung dieses Kaisers in der spätantiken und byzantinischen Überlieferung erstaunliche Überraschungen. Ich unterscheide im Folgenden vier Hauptstränge in der Überlieferung: 1. Die byzantinische Historiographie, 2. Die byzantinische prochalkedonensische, vor allem kirchengeschichtliche Überlieferung, 3. Die antichalkedonensische (miaphysitische) Überlieferung, die allerdings nur noch vor allem in syrischen und koptischen Übersetzungen von in der Überlieferung verlorengegangenen griechischen Texten vorliegt. Die byzantinische und prochalkedonensische Überlieferung hat die z.T. ältere miaphysitische teilweise

3 4 5 6

Vgl. Lippold (1972), Sp. 150–151. Meier (2009), S. 26–33 mit Literaturhinweisen. Laniado (1991); Feld (2005) mit erstaunlichen Irrtümern; Kosínski (2010). Vgl. Lippold (1972) und die Anm. 5 genannten Untersuchungen.

Hagiographie als Kaisermemorie – Kaiser Zenon in der Vita Danielis

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ganz offensichtlich benutzt und ist dann gelegentlich auch als bewusster Gegenentwurf zu verstehen.7 4. Die lateinische Überlieferung. Die lateinische Überlieferung könnte man zusätzlich in verschiedene Stränge aufteilen, was aber nicht nötig ist, weil sie nicht sehr umfangreich ist. Sie überschneidet sich teilweise mit der byzantinischen und prochalkedonensischen Überlieferung, setzt aber erstaunlich eigene Akzente. Diese vier Hauptstränge sind nicht völlig isoliert voneinander überliefert, sondern überkreuzen sich gelegentlich. Abhängigkeiten und Beeinflussungen dieser Hauptstränge der Überlieferung untereinander laufen durchaus auch quer zu diesen Hauptsträngen.8 a. Die byzantinische Historiographie Das 15. Buch der Weltchronik des Johannes Malalas9 behandelt die Epoche der Regierung Zenons und beurteilt ihn relativ zurückhaltend, aber im Ganzen eher negativ: Der Kaiser ist feige, gewinnt die Macht durch Verrat und ist ein brutaler Gewaltherrscher.10 Ob bei Malalas kirchenpolitische oder konfessionelle Gesichtspunkte irgendeine Rolle spielen oder zumindest von ihm aufgenommen wurden, ist schwer zu beurteilen.11 Die überlieferten Fragmente der Βυζαντιακά des Malchos,12 wohl nicht lange nach dem Tod Zenons im Jahre 491 verfasst,13 zeigen Zenon als unkriegerischen und total unfähigen Kaiser, unter dem die Korruption blühte.14 Auch Johannes von Antiochia15 charakterisiert Zenon als geldgierigen Feigling, der nach seiner Rückkehr auf den Thron grausam Rache nimmt und viele hinrichten lässt.16 7 Die Historia ecclesiastica des Euagrios ist z. B. als Gegenentwurf zur miaphysitischen Darstellung der Kirchengeschichte des Zacharias zu verstehen, s. unten. 8 Um diese Hauptstränge deutlich zu machen ist auf eine strikt chronologische Abfolge im Folgenden verzichtet worden. 9 Malalas, Chronographia XV 1–16. Zu Johannes Malalas vgl. Jeffreys (1990); die Einleitung der Edition von Thurn, S. 1–30; Thurn/Meier (2009), S. 1–37; Meier/Radtki/Schulz (2016). 10 Malalas, Chronographia XV 2; 5; 16. 11 Vgl. Drecoll (2016). In Chronographia XV 6 zeigt Malalas allerdings gewisse antichalkedonensische Tendenzen, indem er den Chalkedonanhänger Stephanos von Antiochia polemisch als ‚Nestorianer‘ bezeichnet. Im miaphysitischen Milieu wurden allgemein die Anhänger des Konzils von Chalkedon als ‚Nestorianer‘ diffamiert. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass er diese Bezeichnung unkritisch aus einer Quelle übernommen hat. Hübner (2007), S. 57, sieht – allerdings ohne weitere Begründung – Malalas traditionell als Monophysiten an. 12 Müller, FHG IV 111–132; Blockley (1983), S. 402–462. 13 PLRE II, S. 703–704; Blockley (1981), S. 71–85. 14 Frag. 5; 16. Vgl. auch das bei Photius, Bibliotheca 79, überlieferte Exzerpt aus Candidus, Blockley (1983), S. 464–471, der sein Historiographisches Werk etwa gleichzeitig mit Malchos verfasst haben muss. 15 Zu Johannes von Antiochia vgl. die Einleitung der Editionen von Roberto, S. XI–CCVI und Mariev, S. 3*–56*. 16 Fragm. 233–234. Mariev (= Fragm. 302–303 Roberto).

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Das Urteil Prokops von Cäsarea dagegen erscheint eigenartig ambivalent: Am Beginn der „Gotenkriege“ charakterisiert er Zenon als geschickten und klugen Politiker, der Theoderich nach Italien geschickt hatte, um ihn so vom Osten abzulenken und dort Odoaker – natürlich im Auftrag des Kaisers – zu bekämpfen und Italien für sich und seine Goten zu gewinnen: Ζήνων δὲ βασιλεὺς, τὰ παρόντα εὖ τίθεσθαι ἐπιστάμενος, Θευδερίχῳ παρῄνει ἐς Ἰταλίαν πορεύεσθαι καὶ Ὀδοάκρῳ ἐς χεῖρας ἰόντι τὴν ἑσπερίαν ἐπικράτησιν αὑτῷ τε καὶ Γότθοις πορίζεσθαι.17

Auch in der Rede eines gotischen Gesandten vor Belisar erscheint Zenon bei Prokop als Rächer des Imperiums; er hatte Theoderich nach Italien gesandt, um Italien vom Tyrannen Odoaker zu befreien und dessen Verbrechen an (Romulus) Augustulus zu bestrafen: Ζήνων δὲ τότε τῆς ἑῴας κρατῶν καὶ τιμωρεῖν μὲν τῷ ξυμβεβασιλευκότι βουλόμενος καὶ τοῦ τυράννου τήνδε τὴν χώραν ἐλευθεροῦν, Ὀδοάκρου δὲ καταλῦσαι τὴν δύναμιν οὐχ οἷός τε ὢν, Θευδέριχον ἀναπείθει τὸν ἡμῶν ἄρχοντα, καίπερ αὐτόν τε καὶ Βυζάντιον πολιορκεῖν μέλλοντα, καταλῦσαι μὲν τὴν πρὸς αὐτὸν ἔχθραν τιμῆς ἀναμνησθέντα πρὸς αὐτοῦ ἧς τετύχηκεν ἤδη, πατρίκιός τε καὶ Ῥωμαίων γεγονὼς ὕπατος, Ὀδόακρον δὲ ἀδικίας τῆς ἐς Αὐγούστουλον τίσασθαι, καὶ τῆς χώρας αὐτόν τε καὶ Γότθους τὸ λοιπὸν κρατεῖν ὀρθῶς καὶ δικαίως.18

Ein völlig anderes Urteil über den Kaiser bietet Prokop dagegen in den Anecdota (Historia arcana). Zenon ist jetzt für Prokop der Kaiser, mit dem jener Niedergang des Reiches begonnen hat, der in Justinian dann seinen traurigen Höhepunkt finden sollte. Seit Zenon konnte jeder, auch der Feigste und Unkriegerischste, durch Bestechung in das Eliteregiment, die Scholarier, aufgenommen werden. Hier folgt Prokop im Grunde dem Hauptstrom der Überlieferung: ἐξ οὗ δὲ Ζήνων τὴν βασιλείαν παρέλαβε, πᾶσιν ἐξουσία ἐγένετο καὶ ἀνάνδροις καὶ ἀπολέμοις οὖσι παντάπασι τούτου δὴ τοῦ ὀνόματος ἐπιβατεύειν.19 17 Procopius, de Bellis V 1,10 (Bd. II S. 5,13–16 Haury/Wirth). „Kaiser Zenon, ein geschickter Politiker, ermunterte Theoderich, nach Italien aufzubrechen und Odoaker zu bekämpfen und den Westen für sich und die Goten zu erobern.“ 18 Procopius, de Bellis VI 6,16 (Bd. II S. 176,10–20 Haury/Wirth). „Zenon, damals Kaiser im Osten, wollte seinen Mitherrscher rächen und das Land von dem Tyrannen befreien. Da er aber die Herrschaft Odoakers nicht besiegen konnte, überredete er unseren Herrscher Theoderich, obwohl dieser sich anschickte, ihn selbst und Byzanz zu belagern, er solle doch die Feindschaft gegen den Kaiser beenden und eingedenk der Ehrungen, die er von ihm empfangen hatte, er war nämlich Patricius der Römer und Konsul, Odoaker wegen seiner Verbrechen an Augustulus zu bestrafen und dann selber mit den Goten gerecht und nach der Ordnung das Land fortan zu beherrschen.“ 19 Procopius, Historia arcana 24,17 (Bd. III S. 149,15–18 Haury/Wirth). „Seitdem aber Zenon die Herrschaft übernommen hatte, stand allen die Möglichkeit offen, auch Feiglingen und unkriegerischen Personen, diesen Titel zu führen.“

Hagiographie als Kaisermemorie – Kaiser Zenon in der Vita Danielis

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b. Die prochalkedonensische, vor allem kirchengeschichtliche und hagiographische Überlieferung An den Ausgang des sechsten Jahrhunderts ist die Kirchengeschichte des Euagrios Scholastikos zu datieren,20 die sich häufig auf Malalas als Quelle beruft.21 Das dritte Buch behandelt die Zeit der Herrschaft Zenons und bietet für diese Zeit – ganz in der Tradition des Eusebius von Cäsarea – auch ausführlich Quellen im Wortlaut.22 Euagrios, ein strikter Anhänger der Beschlüsse von Chalkedon und damit ein Vertreter der Orthodoxie des späten sechsten Jahrhunderts,23 zeichnet Zenon als Tyrannen unter reichlicher Benutzung der üblichen Tyrannentopik: Total von Begierden beherrscht lebt der Isaurier ein zügelloses Leben und lässt keine Untat aus. Seine Herrschaft ist ein Unglück für das Reich, so dass Barbaren ungehindert ins Reich einfallen können. Unter seiner Herrschaft leiden die Untertanen; was ihnen die räuberischen Barbaren lassen, hat ihnen dann Zenon auf barbarische Weise mit Gewalt genommen: 1. Ζήνων δέ, ἐπεὶ τὴν βασιλείαν τοῦ παιδός οἱ τελευτήσαντος μόνος περιεβάλετο, ὥσπερ οὐκ οἰόμενος τῶν ὅλων ἐγκρατὴς γενέσθαι εἰ μὴ καὶ πάσαις ταῖς ἐπιούσαις ἡδοναῖς μετ’ ἐξουσίας ἐπεξέλθοι, τοσοῦτον ἐκ προοιμίων ἑαυτὸν ταῖς ἐπιθέσεσι τῶν ἐπιθυμιῶν ἐκδέδωκεν ὡς μηδὲν αὐτὸν ἐπισχεῖν τῶν ἀπρεπῶν τε καὶ ἀθέσμων, ἀλλ’ οὕτως τούτοις ἐμπολιτεύσασθαι ὡς τὸ σκοτίως ταῦτα καὶ ἐν παραβύστῳ γίγνεσθαι χαμερπὲς σκοτίως εἶναι νομίζειν, τὸ δέ γε ἀναφανδὸν καὶ ὥσπερ ἐξ ἀπόπτου βασιλικὸν καὶ αὐτοκράτορι μόνῳ πρέπον, – κακῶς καὶ δουλοπρεπῶς κρίνας. Οὐκ ἐξ ὧν γὰρ ἑτέρων κρατεῖν πέφυκεν ὁ αὐτοκράτωρ γνωρίζεται, ἀλλ’ ἐξ ὧν ἑαυτοῦ πρῶτον ἄρχει τε καὶ κρατεῖ, μηδενὶ τῶν ἀτόπων παρείσδυσιν ἑαυτῷ διδούς, οὕτω δὲ ἀνάλωτος ταῖς ἀκρασίαις ὑπάρχων ὡς ζῶν ἄγαλμα τῶν ἀρετῶν εἶναι πρὸς μίμησιν,ἐκπαιδεύων τὸ ὑπήκοον. Ὁ δὲ ταῖς ἡδοναῖς ἑαυτὸν ἀνοιγνὺς λέληθε κατὰ σμικρὸν δοῦλος αἴσχιστος δορυάλωτος ἀνάποινος γιγνόμενος, δεσποτείας συχνὰς ἀμείβων ἴσα τοῖς ἀχρείοις τῶν δούλων, εἴπερ ἀναρίθμητοι τῶν ἡδονῶν αἱ δέσποιναι καθεστᾶσιν, ἥκιστα πέρας τῆς συνεχείας τε καὶ τῆς σφῶν ἀλληλουχίας ἔχουσαι· ἀεὶ τῆς ἐν χερσὶν ἡδονῆς οὐχ ἱσταμένης, ὑπέκκαυμα δὲ καὶ προοίμιον ἑτέρας γιγνομένης, ἕως ἢ αὐτοκράτωρ τις ὄντως γιγνόμενος τὴν ὀχλοκρατείαν τῶν ἡδονῶν ξενηλατήσοι, βασιλεύων λοιπὸν οὐ τυραννούμενος, ἢ μέχρι τελευταίας ῥοπῆς δουλεύων τὰ ἐν Ἅιδου καταλάβοι. 2. Τοιαῦτα μὲν οὖν κατ’ ἀρχὰς ὁ Ζήνων ἐκδεδιῃτημένος τὸν βίον· οἱ δέ γε ὑπήκοοι πρός τε ἀνίσχοντα πρός τε δυόμενον ἥλιον κακῶς ἔπασχον, ἔνθεν μὲν τῶν Σκηνιτῶν 20 Allen (1981), Hübner (2007), S. 98–100. 21 Hübner (2007), S. 57–58. 22 Evagrius, Historia ecclesiastica III 4 (Encyclion des Basiliskos); III 5 (Brief der kleinasiatischen Bischöfe an Basiliskos); III 7 (Antencyclion des Basiliskos); III 98 (Brief der Bischöfe der Provinz Asia an Akakios); III 14 (Henoticon [edictum Zenonis] Kaiser Zenons). 23 Euagrios ist somit ein Vertreter des sogenannten Neuchalkedonismus; vgl. Allen (1981), S. 21–44, 119–14; Hübner (2007), S. 9–16, 82–98; Brennecke (2013), S. 71–74. Zum Phänomen des Neuchalkedonismus vgl. Gray (1994); van Oort/Roldanus (1998), darin vor allem der Beitrag von Karl-Heinz Uthemann.

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Hanns Christof Brennecke

βαρβάρων πάντα ληϊζομένων, Θρᾴκην δὲ πλῆθος Οὔννων τῶν πάλαι Μασσαγετῶν ἐπιδραμόντων, καὶ τὸν Ἴστρον διαβάντων μηδενὸς ἀμύνοντος, αὐτοῦ δέ γε Ζήνωνος τὰ ἐπίλοιπα βαρβαρικῷ τῳ τρόπῳ πρὸς βίας ἀφαιρουμένου.24

Die Charakterisierung Zenons durch Euagrios erinnert an die des Maxentius durch Eusebius von Cäsarea.25 Der Usurpation des nun auch für Euagrios eindeutigen miaphysitischen Häretikers Basiliskos26 kann er so sogar eine gewisse Berechtigung nicht absprechen: Auch Basiliskos verabscheut den schändlichen Lebenswandel Zenons: Ἐπαναστάντος δέ οἱ Βασιλίσκου τοῦ Βερίνης ἀδελφοῦ – καὶ τὰ οἰκεῖα γὰρ αὐτῷ ἐκπεπολέμωτο, πάντων ἐπ’ ἴσης τὸν αἴσχιστον αὐτοῦ βίον ἀποστρεφομένων –, ἀνδρικὸν μὲν οὐδὲν ὅλως ἐφρόνησεν – ἀγεννὲς γὰρ καὶ δύσελπι ἡ ἀνοσιουργία, ἐκ τῆς περὶ τὰς ἡδονὰς ἥττης τεκμηριοῦσα τὸ ἄνανδρον –, φεύγει δὲ προτροπάδην τῆς τοσαύτης ἀρχῆς ἀκονιτὶ παραχωρήσας τῷ Βασιλίσκῳ.27 24 Evagrius, Historia ecclesiastica III 1–2 (S. 99,4–100,13 Bidez/Parmentier) „1. Als Zenon nach dem Tod seines Sohnes die Herrschaft allein ausübte, meinte er anscheinend, dass er das Ganze nicht beherrschen könnte, wenn er nicht auch allen ihm begegnenden Lüsten in voller Freiheit nachginge, und lieferte sich von Anfang an dermaßen dem Ansturm der Begierden aus, dass er nichts Unschickliches und Ungesetzliches unterließ, sondern so darin zu Hause war, dass er glaubte, für einen niedrigen Menschen gehöre es sich, das im Dunkeln und Verborgenen zu tun, es sei aber kaiserlich und nur für einen Selbstherrscher angemessen, das vor aller Augen und gleichsam weithin sichtbar zu tun – ein schlechtes Urteil und eines Sklaven würdig. Denn einen Selbstherrscher erkennt man nicht daran, dass er fähig ist, über andere zu herrschen, sondern daran, dass er zuerst über sich selbst herrscht und Gewalt hat und nichts Ungebührliches an sich heranlässt und für Unmäßigkeiten so unannehmbar ist, dass er als ein lebendes Abbild der Tugenden zur Nachahmung einlädt und die Untergebenen erzieht. Wer sich aber den Lüsten öffnet, wird bald, ohne es zu merken, ein schändlichster Sklave, ein Gefangener, den man nicht auslösen kann, der, wie die unbrauchbaren unter den Sklaven, ständig seine Herrschaften wechselt, da ja die Lüste, die ihn beherrschen, zahllos sind und ohne Ende aufeinander folgen und aneinander hängen; denn die gerade gegenwärtige Lust bleibt nicht stehen, sondern wird Zündstoff und Vorstufe für eine weitere, bis einer entweder wirklich ein Selbstherrscher wird und die Pöbelherrschaft der Lüste vertreibt, nunmehr herrschend ohne beherrscht zu werden, oder bis er, ein Sklave bis zu seinem Lebensende, in den Hades hinabfährt. 2. So führte Zenon von Anfang an ein zügelloses Leben; die Untertanen im Osten und Westen machten Schlimmes durch, da hier die skenitischen Barbaren alles verwüsteten, dort die Hunnen, die früher Massageten hießen, Thrakien in großen Scharen überrannten und die Donau überschritten, ohne dass jemand sie hinderte, und Zenon das, was diese übriggelassen hatten, auf barbarische Weise gewaltsam wegnahm.“ (S. 333–335 Hübner). 25 Eusebius, Historia ecclesiastica VIII 14; IX 9; Eusebius, Vita Constantini I 26; 33–38. 26 Evagrius, Historia ecclesiastica III 3 (S. 100,24–27 Bidez/Parmentier): Οὕτω γοῦν ὁ Βασιλίσκος τὸν στέφανον τῆς Ῥωμαίων ἀρχῆς ἀναδησάμενος, καὶ τὸν παῖδα Μάρκον ἀνειπὼν Καίσαρα, ἀπ’ ἐναντίας τῷ Ζήνωνι καὶ τοῖς προβεβασιλευκόσιν ᾔει. „So setzte sich also Basiliskos die Krone des römischen Reiches auf, ernannte seinen Sohn Marcus zum Caesar und schlug einen Weg ein, der dem Zenons und seiner Vorgänger entgegengesetzt war.“ Es folgt Historia ecclesiastica III 4 das gegen die Beschlüsse von Chalkedon gerichtete miaphysitische Encyclion des Basiliskos. (S. 335 Hübner). 27 Evagrius, Historia ecclesiastica III 3 (S. 100,14–20 Bidez/Parmentier). „Als sich Basiliskos, der Bruder der Verina, gegen ihn erhob – denn auch die Verwandten waren mit ihm verfeindet, die alle in gleicher Weise seinen schändlichen Lebenswandel verabscheuten –, zeigte Zenon keine Spur von Tapferkeit – denn die Schändlichkeit ist unedel und ohne Hoffnung und zeigt schon durch ihre Schwäche gegen-

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Die Flucht Zenons ist somit nicht nur ein Beweis für seine Feigheit, sondern für Euagrios ist es die sich zwangsweise ergebende Folge seines Lebenswandels. Auffällig erscheint, dass das Bild Zenons bei dem Kirchenhistoriker Euagrios überhaupt nicht dogmatisch oder kirchenpolitisch bestimmt ist. Zenon gilt durchaus als Vertreter der Beschlüsse des Konzils von Chalkedon,28 das Henoticon von 482,29 immerhin für Rom der Anlass, die Gemeinschaft mit Konstantinopel aufzuheben (weil Konstantinopel dadurch angeblich die Beschlüsse von Chalkedon zumindest verwässert hatte),30 wird von Euagrios dagegen nicht als gegen die Beschlüsse von Chalkedon gerichtet kritisiert.31 Das absolut negative Urteil des Kirchenhistorikers Euagrios über Zenon wird also nicht mit häretischen Neigungen des Kaisers oder der Unterstützung häretischer Gruppen durch ihn begründet, sondern ist offenbar ganz aus der historiographischen Überlieferung des 6. Jahrhunderts übernommen. Der byzantinische Historiograph Malalas und der Kirchenhistoriker Euagrios Scholasticus haben die spätere byzantinische Überlieferung besonders stark geprägt. Die grundsätzlich negative Beurteilung Zenons findet sich später bei Theophanes,32 Kedrenos33 und Zonaras34 bis hin zu Nikephoros,35 auf die hier im Einzelnen nicht weiter einzugehen ist. Ein etwas anderes und sehr neutrales Bild bietet dagegen das Chronicon Paschale.36 Die Frage ist: Wovon sind die Autoren des sechsten Jahrhunderts, vor allem Malalas und Euagrios in ihrem negativen Urteil abhängig? Euagrios hat sich bei seiner Darstellung der Herrschaft Zenons mehrfach auf einen sonst weithin unbekannten Eustathios von Epiphania37 bezogen. Fragmente dieses Historikers sind allerdings nur bei Euagrios überliefert.38 Karl Feld hat angenommen, dass das überaus kritische Urteil des Euagrios über Zenon auf diesen sonst

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über den Lüsten den Mangel an Tapferkeit an –, sondern floh Hals über Kopf und überließ ein so großes Reich kampflos dem Basiliskos.“ (S. 335 Hübner). Evagrius, Historia ecclesiastica III 3; 5; 8. Bei Euagrios (Historia ecclesiastica III 14) die griechische Fassung; vgl. dazu Brennecke (1998). Brennecke (1998); ders. (2013); Kötter (2013). Evagrius, Historia ecclesiastica III 13–23. Theophanes, Chronographia AM 5966–5983 (S. 119–136 de Boor): Zenon ist feige, flieht vor Basiliskos mit zusammengerafftem Geld, ist ein Gewaltherrscher. Theophanes ist besonders von Euagrios abhängig. Nach AM 5968 (122, 24 de Boor) soll Akakios gegen Basiliskos und Zenon gepredigt haben. Historisch kann es sich hier nur um einen Irrtum handeln. De Boor vermutet, dass hier eigentlich Aelia Zenonis, die Frau des Basiliskos (PLRE II, S. 1203) gemeint ist. Cedrenus, Compendium historiarum, PG 121, Sp. 665–681; zur negativen Charakteristik vgl. besonders PG 121, Sp. 669. Zonaras, Epitome historiarum (S. 126–132 Büttner-Wobst). Nicephorus, Historia ecclesiastica XVI 1–24 (PG 147, Sp. 115–162). Eine grundsätzlich negative Charakteristik Historia ecclesiastica XVI 1 (PG 147, Sp. 115–118). Chronicon Paschale 599,8–607,11 (PG 92, Sp. 827–830). Über Eustathios ist fast nichts bekannt; vgl. PLRE II, s. n. Eustathius 10, S. 435–436; Allen (1981), S. 7–8; Hübner (2007), S. 56–57. Müller, FHG IV, S. 138–142.

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unbekannten Eustathios zurückgehe.39 Aber gerade da, wo Euagrios sich explizit auf Eustathios beruft, wird ein negatives Urteil des Eustathios über Zenon nicht recht deutlich.40 Für die byzantinische kirchengeschichtliche Überlieferung über die Herrschaft Zenons ist noch der etwas ältere Theodoros Anagnostes (Lektor)41 wichtig, den die späteren Byzantiner viel benutzt haben.42 Theodoros stand als strikter Anhänger der Beschlüsse der Synode von Chalkedon in Opposition zu der den Miaphysitismus begünstigenden Kirchenpolitik des Kaisers Anastasios (491–518), des Nachfolgers Zenons,43 und hat seine Kirchengeschichte vielleicht sogar im Exil verfasst.44 Völlig im Gegensatz zu Euagrios, der ja ebenfalls eine ‚Kirchengeschichte‘ verfasst hatte, beurteilt er Zenon offenbar eher aus ausschließlich theologischer und kirchenpolitischer Sicht und kritisiert, dass Zenon die Bischöfe im Osten gezwungen hatte, das Henotikon zu unterschreiben und mit dem Häretiker Petros Mongos in Gemeinschaft zu treten: Ὁ δὲ Ζήνων τῇ βουλῇ Ἀκακίου τοὺς κατὰ τὴν ἑῴαν ἐπισκόπους ἐβιάζετο ὑπογράψαι τῷ ἑνωτικῷ καὶ κοινωνῆσαι Πέτρῳ τῷ Μογγῷ.45 Πολλοὶ τῶν ἐπισκόπων ἀνατολῆς φόβῳ Ζήνωνος καὶ Ἀκακίου τῷ Μογγῷ ἐκοινώνησαν, πολλοὶ δὲ μέχρι θανάτου ὑπὲρ τῆς ἀληθείας διηγωνίσαντο.46

Allerdings geben die wenigen Fragmente des Theodoros zu seiner Beurteilung Zenons sehr wenig her.47 Aber dass bei diesen beiden chalkedonensischen Kirchenhistorikern des sechsten Jahrhunderts Zenon zwar negativ beurteilt wird, dies aber aus völlig unterschiedlichen Gründen, erscheint zumindest bemerkenswert. Die nur noch in einer syrischen Übersetzung überlieferte Chronik des Styliten Josua48 aus der Zeit der Regierung des Anastasios49 beurteilt zwar eigentlich Zenon selbst nicht, bestätigt aber, dass Zenon von der Konstantinopolitaner Oberschicht und 39 Feld (2005), S. 279–280. Warum Feld Eustathios als Kirchenhistoriker bezeichnet, ist mir nicht klar geworden. 40 Vgl. die Fragmente bei Müller: Fragment. 2 = Evagrius, Historia eccelsiastica II 15; Fragment 3 = Evagrius, Historia ecclesiastica III 25; Fragment 4 = Evagrius, Historia ecclesiastica III 27; Fragment 5 = Evagrius, Historia ecclesiastica III 29. 41 Theodorus Anagnostes, Historia ecclesiastica, Epitome 400–445 (S. 112–125 Hansen); zu Theodorus vgl. die Edition von Hansen, S. IX–XXXIX. 42 Hansen (1971), XIX–XXIV; XXIX–XXXIV. Euagrios hat aber Theodorus offensichtlich nicht benutzt; vgl. Hansen (1971), S. XIX; Allen (1981), S. 6–11; Hübner (2007), S. 53–56. 43 PLRE II, s. n. Anastasius 4, S. 78–80; Meier (2009). 44 Hansen (1971), S. IX–XI; Brennecke (2013), S. 70–71. 45 Theodorus Anagnostes, Historia ecclesiastica, Epitome 429 (S. 118, 29–30 Hansen = Theophanes, Chronographia AM 5980 [S. 132, 18–20 de Boor]: „Auf den Rat des Akakios hin zwang Zenon die Bischöfe im Osten, das Henoticon zu unterschreiben und in Gemeinschaft mit Petros Mongus zu treten.“ 46 Theodorus Anagnostes, Historia ecclesiastica, Epitome 430 (S. 118, 31–32 Hansen): „Viele Bischöfe des Westens traten aus Furcht vor Zenon und Akakios mit Petros Mongus in Gemeinschaft; viele aber kämpften bis zum Tod für die Wahrheit.“ Für diese Behauptung gibt es sonst keinerlei Beleg. 47 Vgl. Laniado (1991), S. 156–157. 48 Ed. von Luther. 49 Luther, S. 1–28.

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besonders aus dem Umfeld des Palastes als isaurischer Barbar verhasst war, dem vorgeworfen wurde, seine isaurischen Landsleute einseitig zu bevorzugen: „Die Angehörigen des Palastes hassten nämlich den Kaiser Zenon, weil er seiner Abstammung nach Isaurier war. Gegen ihn erhob sich Basiliskos und herrschte an seiner statt. Daraufhin erstarkte jedoch Zenon und wurde in seine Würde als Kaiser wiedereingesetzt. Da er aber den Hass vieler gegen sich erfahren hatte, errichtete er sich eine starke Festung in seinem Land, damit sie als eine Stätte der Zuflucht für ihn diene, wenn ihm etwas Böses widerfahre. Er hatte als Vertrauensmann in dieser Angelegenheit den Feldherrn von Antiochia, dessen Name Illus war, und der Isaurier war. An alle Angehörigen seines Volkes gab er nämlich Ehren- und Amtsstellen, und aufgrund dessen wurde er von den Römern noch mehr gehasst.“50

Ein besonderer und in seinen historischen Urteilen nicht leicht einzuschätzender Text ist das wohl ebenfalls in die Zeit des Anastasios zu datierende sogenannte Orakel von Baalbek in seiner griechischen Überlieferung.51 Mit Kaiser Zenon beginnt die letzte Epoche der Weltgeschichte. Von ihm wird gesagt, dass er zunächst die Einwohner von Konstantinopel hasst, und dass seine Herrschaft eben nicht vom Himmel kommt: καὶ μετὰ ταῦτα γενηθῇ Ἴσαυρος βασιλεὺς καὶ ἔσται μισῶν τοὺς τῆς πόλεως αὐτοῦ καὶ φύγῃ τὴν χώραν αὐτοῦ.52 καὶ μετὰ ταῦτα ὑποστρέψει Ἴσαυρος εἰς τὴν βασιλείαν αὐτοῦ, πλὴν οὐκ ἔστι διδομένη ἐξ οὐρανοῦ ἡ βασιλεία αὐτοῦ.53

Positiv dagegen wird sein Einsatz für die Armen und seine Maßnahmen gegen die Reichen vermerkt: „er liebt die Armen und erniedrigt die Reichen“.54 Deutlich ist, dass die byzantinische Überlieferung Zenon ziemlich einhellig negativ sieht, wobei selbst aus der Sicht der dann siegreichen chalkedonensischen byzantinischen Orthodoxie – ganz anders als in der lateinischen westlichen Tradition – das Henoticon nicht unbedingt wie bei Theodoros Anagnostes als Häresie und Abfall von den Beschlüssen von Chalkedon aufgefasst wird, wie die moderne Forschung häufig angenommen hat.55

50 Josua Stylites, Chronik 12 (S. 41 Luther). 51 Oracle of Baalbek; Alexander (1967). Zur lateinischen Überlieferung vgl. Alexander (1967), S. 48–66. 52 Oracle of Baalbek Z. 148–150 (S. 18 Alexander): „Und danach wird ein Isaurier Kaiser werden. Und er wird die Einwohner seiner Stadt hassen, und er wird in sein Heimatland fliehen.“ Oracle of Baalbek Z. 150–155 dann die Prophetische Schau der Usurpation das Basiliskos. 53 Oracle of Baalbek Z. 155–157 (S. 18 Alexander): „Und danach wird der Isaurier in seine Herrschaft zurückkehren, aber seine Herrschaft ist ihm nicht vom Himmel gegeben.“ 54 Oracle of Baalbek Z. 159–161 (S. 19 Alexander): καὶ ἔσται ἡ βασιλεία αὐτοῦ δυνατή, ἀρέσκουσα παντὶ τῷ λαῷ. φιλῶν τοὺς πένητας δυνάστας καὶ πλουσίους ταπεινώσει. „Und seine Herrschaft wird machtvoll sein, und sie wird bei dem ganzen Volk beliebt sein. Und indem er die Armen liebt, wird er die Mächtigen und Reichen erniedrigen.“ 55 Z. B. Lippold (1972); Feld (2005); Laniado (1991).

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Dass die hagiographische Überlieferung oder ein Text wie das sog. Orakel von Baalbek anderen Gesetzen folgt als die historiographische Überlieferung, ist dabei aber evident. c. Die antichalkedonensische (miaphysitische) Überlieferung Ein ganz anderes Bild dagegen bietet die antichalkedonensische, und das heißt in diesem Fall miaphysitische Überlieferung, die meist nur noch in Übersetzungen aus dem Griechischen ins Syrische oder Koptische auf uns gekommen ist. Die wenigen Fragmente der Historia ecclesiastica des Johannes Diakrinomenos,56 eines Zeitgenossen des Kaisers Zenon, die auf Griechisch überliefert sind, und den Theodoros Anagnostes benutzt hatte,57 lassen eigentlich keine sicheren Schlüsse auf sein Urteil über Zenon zu. Die wichtigste antichalkedonensische Darstellung der Geschichte der Kirche stammt von Zacharias Rhetor58 und wurde wohl zur Zeit der Herrschaft des Kaisers Anastasios zu Beginn des sechsten Jahrhunderts in Konstantinopel verfasst.59 Sie liegt nur noch in einer Epitome (Ps.-Zacharias) in syrischer Übersetzung des ursprünglich griechischen Textes aus nachjustinianischer Zeit vor, die ein unbekannter Autor in eine Weltchronik integriert hat.60 Zacharias ist für Euagrios eigentlich die wichtigste Quelle für die Geschichte der Kirche und des Reiches nach der Synode von Chalkedon.61 Dessen Kirchengeschichte muss direkt als eine Art Gegendarstellung zu Zacharias angesehen werden.62 Adolf Lippolds Interpretation einer positiven Sicht Zenons bei Zacharias wegen angeblich miaphysitischer Neigungen des Kaisers kann ich so nicht folgen.63 Sie entspricht nach meinem Eindruck der bis in die siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts üblichen dogmengeschichtlichen Interpretation des Henoticons als eigentlich miaphysitisch und gegen die Beschlüsse von Chalkedon gerichtet.64 Im Gegensatz dazu wird von Zacharias aber das Henoticon als chalkedonensische Häresie abgelehnt.65 Positiv dagegen wird Basiliskos und sein Vorgehen gegen die Beschlüsse von Chalkedon gesehen.66 In der allein überlieferten Epitome des Zacharias ist zwar keine direkte Polemik gegen Zenon enthalten, aber der eigentlich wahre und erlauchte Kaiser ist für ihn – wie auch für den Epitomator – ohne Zweifel der Usurpator Basiliskos. 56 Hansen (1971), S. 152–157. 57 Hansen (1971), S. XIX. 58 Edition von Brooks (1953); vgl. vor allem die ausführliche Einleitung bei Greatrex/Phenix/Horn/ Brock/Witakowski (2011), S. 1–92; Brennecke (2013), S. 68–70. 59 Greatrex/Phenix/Horn/Brock/Witakowski (2011), S. 3–12. 60 Greatrex/Phenix/Horn/Brock/Witakowski (2011), S. 32–65. 61 Allen (1980); Allen (1981), S. 8–9; Hübner (2007), S. 54–56. 62 Hübner (2007), S. 55. 63 Lippold (1972), Sp. 150–151. 64 Brennecke (1998). 65 Ps.-Zacharias, Historia ecclesiastica V pr. V 2; 5; 7; VI 1. 66 Ps.-Zacharias, Historia ecclesiastica V pr. V 2; 5.

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Ganz ähnlich in der Vita Petrus des Iberers67 aus dem sechsten Jahrhundert, die teilweise Johannes Rufus zugeschrieben wird, vermutlich nicht von ihm selbst verfasst wurde, aber in sein monastisches Umfeld gehört, und die ebenfalls nur in einer syrischen Übersetzung überliefert ist.68 Auch hier ist Basiliskos der positiv gesehene Herrscher,69 Zenon, der als Verfolger der Rechtgläubigen (also der Gegner von Chalkedon) gezeigt wird, will sogar den Segen des Heiligen, der ihm diesen aber verweigert.70 Das setzt sich in der späteren miaphysitischen Überlieferung fort, die hier nicht weiter verfolgt werden soll. Für Johannes von Nikiu ist allein Basiliskos der legitime Nachfolger Leos; Zenon dagegen verfolgt die Rechtgläubigen.71 Für Michael Syrus, den jakobitischen Patriarchen Antiochias im 12. Jahrhundert, der die ältere miaphysitische Überlieferung übernommen hat, verwirrt Zenon die Kirche.72 Die griechische Überlieferung ist nicht in erster Linie von theologie- oder kirchenpolitischen Optionen der Verfasser abhängig. Das trifft allerdings eindeutig für die miaphysitische Überlieferung zu. Vor allem bei Euagrios scheint die Parteinahme des Kaisers für die Beschlüsse der Synode von Chalkedon keine Rolle in seiner Beurteilung gespielt zu haben, ganz anders dagegen bei Theodoros Anagnostes, der allerdings während der Herrschaft des Anastasios sein Werk aller Wahrscheinlichkeit nach im Exil verfasst hat. Das Urteil Prokops ist in seiner Widersprüchlichkeit nur schwer zu deuten. d. Die lateinische Überlieferung73 Der Anonymus Valesianus74 bietet ein erstaunlich positives Bild Zenons. Zenon ist ein vornehmer Mann aus Isaurien und kriegerisch: Ergo postquam factus est imperator Zenon a filio suo Leone, qui natus fuerat de filia Leonis Ariadne nomine, regnat cum filio suo anno uno et merito Leonis regnum remansit

67 Vgl. die Einleitung der Edition von Raabe, S. 1–11; Schwartz (1912). 68 Raabe hat 1895 eine Edition des syrischen Textes mit deutscher Übersetzung veröffentlicht; Horn und Phenix haben eine englische Übersetzung 2008 gegeben. 69 Vita Petri Iberi 80. 70 Vita Petri Iberi 103. 71 Ioannes Niciensis, Chronicon S. 88, 26 Charles, wird eigentlich Basiliskos als der legitime Nachfolger Kaiser Leos angesehen. 72 Michael Syrus, Chronica IX 6. 73 In der lateinischen Überlieferung soll hier nicht eigens zwischen allgemeiner Historiographie und Kirchengeschichte unterschieden werden. Die lateinische Überlieferung steht auch in vielfältigen Beziehungen zur byzantinischen chalkedonensischen Überlieferung. Da die miaphysitische Überlieferung aber in einem engeren Zusammenhang zur griechischen chalkedonensischen Überlieferung steht, beide teilweise direkt aufeinander bezogen sind, soll die lateinische Überlieferung hier an den Schluß des Überblicks gestellt werden. 74 Excerpta Valesiana pars posterior VII 36–XI 57; vgl. König (1997), S. 1–63. Die deutschen Übersetzungen aus den Excerpta Valesiana ebenfalls nach König.

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apud Zenonem. Zenon vero cum filio iam regnans anno uno, imperavit annos XIIII, nobilissimus Isauriae, qui dignus esset filiam imperatoris accipere, exertus in arma.75

Zenon hat die Zuneigung des Volkes, während seiner Herrschaft herrschte Frieden: Zenon recordatus est amorem senatus et populi, munificus omnibus se ostendit, ita ut omnes ei gratias agent. senatum Romanum et populum tuitus est, ut etiam ei imagines per diversa loca in urbe Roma levarentur. cuius tempora pacifica fuerunt.76

Seine Herrschaft wird als providentissimus charakterisiert.77 Dass Zenon Theoderich nach Italien geschickt hatte, wird ganz positiv gesehen: Theoderich hat den Auftrag, Italien für das Imperium Romanum zurückzugewinnen: Zenon itaque recompensans beneficiis Theodericum, quem fecit patricium et consulem, donans ei multum et mittens eum ad Italiam. cui Theodericus pactuatus est, ut, si victus fuisset Odoacar, pro merito laborum suorum loco eius, dum adveniret, tantum praeregnaret. ergo superveniente Theoderico patricio de civitate Nova cum gente Gothica, missus ab imperatore Zenone de partibus Orientis ad defendendam sibi Italiam.78

Seine Quellen sind unbekannt, in seiner Beurteilung Zenons erinnert er an den etwa gleichzeitigen Prokop der Gotenkriege. Ganz anders dagegen der in Konstantinopel schreibende Victor von Tunnuna,79 der sich standhaft geweigert hatte, die Verurteilung der drei Kapitel zu unterzeichnen. Für ihn, der wegen seiner Treue zu den Beschlüssen von Chalkedon seine afrikani75 Excerpta Valesiana pars posterior IX 39 (S. 72–73 König): „Nachdem also Zenon von seinem Sohn Leo, den Leos Tochter mit dem Namen Ariadne geboren hatte, zum Kaiser gemacht worden war, regierte er zusammen mit seinem Sohn ein Jahr lang, und so blieb durch das Verdienst Leos die Herrschaft in den Händen Zenons. Zenon aber, der bereits ein Jahr zusammen mit seinem Sohn Leo regiert hatte, herrschte vierzehn Jahre lang; er war ein sehr vornehmer Mann aus Isaurien, der würdig befunden worden war, die Tochter des Kaisers zu erhalten; auch war er in Waffen geübt.“ 76 Excerpta Valesiana pars posterior IX 44 (S. 72–73 König): „Eingedenk der Zuneigung, die ihm Senat und Volk bezeugt hatten, verhielt sich Zenon allen gegenüber großzügig, so dass ihm alle dankbar waren. Den römischen Senat und das Volk beschützte er, so dass ihm sogar an verschiedenen Plätzen Roms Standbilder errichtet wurden. Zu seiner Zeit herrschte Frieden.“ Auffällig ist die strikt entgegengesetzte Charakterisierung Zenons als feige und geldgierig in fast der gesamten griechischen Tradition. 77 Excerpta Valesiana pars posterior IX 40 (S. 72–73 König): In re publica omnino providentissimus, favens genti suae. „Überhaupt bewies er in der Leitung des Staates große Sorsamkeit, begünstigte (aber) seine Volksgruppe.“ 78 Excerpta Valesiana pars posterior IX 49 (S. 76–77 König): „Zenon dankte also Theoderich mit Wohltaten; er erhob ihn zum Patricius und Konsul, machte ihm große Geschenke und sandte ihn nach Italien. Theoderich vereinbarte mit ihm, dass er, falls Odoacar besiegt werde, als Lohn für seine Anstrengungen wenigstens bis zur persönlichen Ankunft Zenons an des Kaisers Stelle regieren dürfe. Und so kam der Patricius Theoderich aus der Stadt Nova mit dem Volk der Goten, von Kaiser Zenon aus dem Osten geschickt, um für ihn Italien zu behaupten.“ Nach der Auffassung des Verfassers der Excerpta handelt Theoderich bei der Eroberung Italiens ausschließlich im Auftrag Zenons und herrscht über Italien als Statthalter des Kaisers in Konstantinopel; vgl. aber deutlich anders Procopius, de Bellis V 1,10; VI 6,16 (oben Anm. 17–18). 79 Edition von Cardelle de Hartmann (2001), S. 3–55.

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sche Heimat verlassen und im Exil im Osten leben musste,80 war Zenons Henoticon natürlich häretisch und eine Verleugnung der Beschlüsse der Synode von Chalkedon. Zenon ist für ihn im Grunde ein Usurpator, der gegen die consuetudo zum Kaiser gemacht worden war.81 Nur bei Victor findet sich die Behauptung, dass Zenon seinen Sohn Leo ermorden wollte, um dadurch an die Macht zu kommen, dass ihm aber von seiner Frau Ariadne, der Tochter des Kaisers Leo, seines Vorgängers, ein anderer, ähnlich aussehender Knabe untergeschoben wurde, den er ermorden ließ. Der wahre Kaiser Leo, so Victor, habe noch incognito in einem Kloster in Konstantinopel bis in die Zeit Justinians gelebt.82 Natürlich soll auf diese Weise vor allem auch die Herrschaft Justinians als illegitim erscheinen. Umso mehr erstaunt, dass im Breviarium des Afrikaners Liberatus,83 der ebenfalls noch zur Zeit der Herrschaft Justinians in Konstantinopel sein Werk verfasste, diese Sicht seines aus Afrika vertriebenen Kollegen keine Rolle spielt. In seiner Darstellung über das akakianische Schisma,84 in der er bekanntlich die römische Position gegen Konstantinopel vertritt, wird Zenon eigentlich nicht kritisiert und ganz und gar nicht als Häretiker charakterisiert, sondern allein Akakios, wie Hartmut Leppin jüngst ausführlich und überzeugend gezeigt hat.85 Auch in den wohl von Gelasius I. vor seinem Episkopat verfassten Gesta de nomine Acaci,86 die Bruno Bleckmann als wichtige Quelle des Liberatus hat erweisen können,87 spielt weder eine kirchenpolitische Kritik an Zenon eine Rolle, noch wird er sonst negativ gezeichnet. Die byzantinische Überlieferung, dazu gehört auch die Kirchengeschichte des Euagrios, sieht in Zenon in erster Linie einen feigen, geldgierigen und brutalen Barbaren, die antichalkedonensische dagegen den die Rechtgläubigen verfolgenden Häretiker, die lateinische wiederum ist nicht eindeutig. Als Häretiker sehen ihn afrikanische Theologen, die im Dreikapitelstreit in Opposition zur Kirchenpolitik Justinians standen wie Victor von Tunnuna.88 Liberatus teilt diese Sicht nicht, der Anonymus Valesianus dagegen, dessen Quellen wir nicht kennen, sieht Zenon im Ganzen eher positiv.

80 PLRE IIIB, S. 1373; Geerlings (2002), S. 717. 81 Victor Tunnunensis, Chronicon (S. 13, 203 Cardelle de Hartmann): Zenon a Leone Augusto filio in Septimo contra consuetudinem coronatur. 82 Victor Tunnunensis, Chronicon (S. 14, 206 Cardelle de Hartmann): Zenon imperator querens Leonem Augustum proprium filium occidere et eius imperium peruadere, alium pro eo eius uxor Arriagne Augusta similem puerum ad mortem obtulit et Leonem eundem Augustum occulte totondit eum que clericum unius ecclesie Constantinopolitane fecit. Qui Leo usque ad Iustiniani tempora principis uixit. 83 Liberatus, Breviarium; vgl. dazu die Beiträge der von Volker Henning Drecoll und Mischa Meier veranstalteten Tübinger Liberatus – Tagung im April 2009 in: Zeitschrift für antikes Christentum 14 (2010), S. 4–249. 84 Liberatus, Breviarium 15–18; dazu Brennecke (2010). 85 Leppin (2010). 86 Collectio Avellana 99. 87 Bleckmann (2010). 88 Vgl. auch Facundus Hermianensis, pro Defensione XII 4; ders., contra Mocianum Scholasticum 11; 13; 18; 64.

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II. Die Vita Danielis

Ein vollkommen anderes und völlig eigenes Bild bietet nun die anonym überlieferte Vita Danielis Stylitae,89 die eigentlich in die byzantinische Überlieferung gehört, aber hier völlig aus dem Rahmen fällt, und in ihrer Beurteilung der Herrschaft und Person des Kaisers Zenon keinerlei Parallelen in der übrigen byzantinischen historiographischen und hagiographischen Überlieferung hat.90 Die Vita ist in drei Fassungen überliefert: 1. Die älteste und ursprüngliche Fassung (Vita antiquior)91 – so vom Herausgeber Delehaye genannt – ist in die Zeit des Kaisers Anastasios, also bald nach dem Tod des Styliten im Jahre 493, zu datieren; sie ist in sechs Handschriften, darunter fünf aus dem 10./11. Jahrhundert überliefert.92 2. Eine nur in zwei Handschriften des 11./12. Jahrhunderts überlieferte Epitome93 3. Die weit verbreitete metaphrastische Bearbeitung aus dem 10. Jahrhundert, die in mehr als 50 Handschriften seit dem 11. Jahrhundert überliefert ist.94 Ich will mich hier auf der Vita antiquior beschränken, die das lebendigste zeitgenössische Kolorit bietet, wobei Simeon Metaphrastes seine Fassung natürlich den Bedürfnissen seiner Zeit angepasst, aber gerade am Bild Zenons zwar Straffungen, jedoch keine wesentlichen Korrekturen etwa im Sinne der übrigen byzantinischen historiographischen Überlieferung vorgenommen hat. In der Danielsvita geht es natürlich in erster Linie um den Styliten Daniel, der während der Herrschaft der Kaiser Leo und Zenon bis an den Anfang der Herrschaft des Anastasios in Anaplous bei Konstantinopel auf seiner Säule stand.95

89 BHG 489–490c; Delehaye (1923). Seiner eigentlich sehr gelungenen deutschen Übersetzung konnte Hans Lietzmann (Lietzmann [1911]) nur den Codex graecus 187 (L) der Leipziger Stadtbibliothek zugrunde legen, für dessen Überlassung nach Jena er übrigens der Leipziger Stadtbibliothek ausdrücklich dankt (Lietzmann [1911], S. 100)! 90 Das anonym und sehr fragmentarisch überlieferte Encomium auf einen namentlich nicht genannten Kaiser Pap. Gr. Vindebon. 29788C, bei dem es sich vielleicht um Zenon gehandelt haben könnte, möchte ich hier vorerst übergehen, weil mir vieles an diesem Text noch zu unklar ist. Irgendeine Beziehung zur Vita Danielis sehe ich im Moment nicht; vgl. McCail (1978). Ob es sich wirklich um ein Encomium auf Kaiser Zenon handelt, wie McCail annimmt, erscheint mir im Moment noch zu unsicher. 91 Delehaye (1923), S. 1–94. 92 Delehaye (1923), S. XXXV–XLI. Zu ergänzen nach http://pinakes.irht.cnrs.fr/ (Zugriff am 29. 5. 2017). Eine Brüsseler Handschrift ist erst im 17. Jahrhundert geschrieben. Alle fünf Handschriften entstammen der Menologienüberlieferung. In der Überlieferung ist von zwei Redaktionen auszugehen, die aber nicht direkt auf die vorliegenden Handschriften aufzuteilen sind. 93 BHG 490c; Delehaye (1923), S. 95–103; vgl. zur handschriftlichen Überlieferung Delehaye (1923), S. XLI, zu ergänzen ist eine Athener Handschrift des 12. Jahrhunderts (vgl. http://pinakes.irht.cnrs.fr/). Die Epitome gehört in die Synaxarienüberlieferung. 94 BHG 490–490b; Delehaye (1923), S. 104–147. Delehaye (1923), S. XLII–XLV kannte erst 7 Handschriften; vgl. http://pinakes.irht.cnrs.fr/ (Zugriff 29.5.2017). 95 Delehaye (1923), S. XLV–LVIII (mit Testimonien), Brennecke (2002), S. 23–30; ders., (2007); Lane Fox (1997); Kaplan (2001).

Hagiographie als Kaisermemorie – Kaiser Zenon in der Vita Danielis

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Daniel erscheint – wie schon vorher Simeon – als eine Art Reichspatron.96 Sein Gebet und seine Fürsprache bei Gott sichern die salus imperii, wobei die Vita Danielis als imperium ausschließlich das oströmische Reich im Blick hat. Sicherheit und Frieden hängen im Grunde an der Stellung der Kaiser zu diesem Styliten. Daniel erscheint hier als Erbe und Nachfolger des Styliten Simeon,97 dessen eigentlich für Kaiser Leo bestimmten Mantel er bekommt: Μετ’ οὐ πολλὰς δὲ ἡμέρας παραγίνεταί τις μοναχὸς ἀπὸ τῆς ἀνατολῆς ὀνόματι Σέργιος, μαθητὴς τοῦ ἁγίου Συμεῶνος, ἀπαγγέλλων τὸ χρηστὸν τέλος τοῦ ἁγίου, ἔχων ἐν χερσὶ δερμοκούκουλλον τοῦ ἁγίου Συμεῶνος πρὸς τὸ δοῦναι αὐτὸ τῷ μακαρίῳ Λέοντι λόγῳ εὐλογίας. Ἀσχολουμένου δὲ τοῦ βασιλέως εἰς δημοσίας χρείας, οὐκ ἠδύνατο παθεῖν ἀπόκρισιν ὁ προλεχθεὶς Σέργιος, μᾶλλον δὲ τοῦ Θεοῦ οὕτως οἰκονομήσαντος, ἵνα λάβῃ ὁ νέος Ἐλισσαῖος τὴν μηλωτὴν Ἡλιοῦ … Καὶ ἀπελθὼν ὁ Σέργιος ἠσπάσατο τὸν ἅγιον. Καὶ ἐν τῷ διαλέγεσθαιαὐτοὺς καὶ ἀκοῦσαι τὸν δοῦλον τοῦ Θεοῦ Δανιὴλ περὶ τῆς τελειώσεως τοῦ ἁγίου Συμεῶνος ἐξηγεῖται τὴν ὀπτασίαν τῷ Σεργίῳ, καὶ ἀκούσας εἶπεν· ‚Μᾶλλον οὖν ὁ Θεὸς πρός σέ με ἀπέστειλεν· ἰδοὺ ὁ μαθητὴς τοῦ πατρός σου· ἰδοὺ καὶ ἡ εὐλογία αὐτοῦ.‘ Καὶ ἐκβαλὼν τὸ δερμοκούκουλλον τίθησιν αὐτὸ πρὸς τὴν θυρίδα.98

Als Syrer, der der griechischen Sprache nicht mächtig ist, wird er zunächst in Konstantinopel als häretischer Barbar verdächtigt: Ἰδὼν δὲ ὁ φθονερὸς καὶ μισόκαλος δαίμων τὰ τοιαῦτα ἐν Χριστῷ κατορθώματα, ἐξεμάνη καὶ ὑποβάλλει τισὶ τῶν κληρικῶν τοῦ ἀρχαγγέλου Μιχαήλ, τῶν πλησίον τὴν κατοίκησιν ποιουμένων ἁπλουστέρων ἀνδρῶν, λογισμοὺς τοιούτους, ὅτι· ‚Οὐ καλὸν πρᾶγμα ποιεῖτε‘, φησίν, ‚καταλιμπάνοντες τὸν ἄνδρα τοῦ ἐνταῦθα κατοικεῖν· ἰδοὺ πᾶς ὁ κόσμος πρὸς αὐτὸν ὑπάγει καὶ λοιπὸν ὑμεῖς ἀδιοίκητοι μένετε· ἀλλ’ εἰσελθόντες ἀναγγείλατε τῷ ἐπισκόπῳ ὑμῶν, ὅτι ἄνθρωπός τις, οὐκ οἴδαμεν πόθεν παραγενόμενος ἐνέκλεισεν ἑαυτὸν πλησίον ἡμῶν καὶ παρασυνάγει μὴ ὀρθῶς φρονῶν· Σύρος δὲ ἐστὶν τῷ 96 Brennecke (2007), S. 116–117. Peter Brown (Brown 1993, S. 21–47; 87–99) hatte den Styliten Daniel zuerst von der Institution des Patronats her gedeutet; er erscheint in der vita aber als Patron des (oströmischen) Reiches. 97 Zu Simeon Stylites vgl. Brennecke (1999); ders. (2002), S. 13–18. 98 Vita antiquior 22 (S. 23,5–24,12 Delehaye). „Nach wenigen Tagen kam aber aus dem Osten ein Mönch, ein Schüler des heiligen Simeon. Der meldete das erbauliche Ende des Heiligen und hatte dessen härene Kutte in der Hand, um sie als Segensgabe dem seligen Kaiser Leo zu überreichen. Da der Kaiser aber durch Regierungsgeschäfte in Anspruch genommen war, konnte Sergius keine Audienz erlangen: das war aber eine wahre Fügung Gottes, damit der neue Elisa den Mantel des Elias erhielte … Und Sergius ging hin und begrüßte den Heiligen, und als sie miteinander redeten und Daniel von dem Ende des heiligen Simeon hörte, erzählte er dem Sergius von seinem Gesicht. Da rief dieser: ‚Dann hat mich Gott ja zu dir geschickt! Du bist der Schüler deines Vaters, sieh, hier ist sein gesegnetes Geschenk!‘ Und er legte die Kutte aus seinen Händen vor den Türspalt.“ (S. 9–10 Lietzmann); vgl. dazu Brennecke (2007), S. 118. Zur Mantelübergabe als Zeichen der Berufung zum legitimen Erben vgl. 2 Kön 2 (Elia – Elisa) und Athanasius, Vita Antonii 91 (Athanasius als Erbe und Nachfolger des Antonius).

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γένει καὶ ἀγνοοῦμεν αὐτῷ διαλεχθῆναι.‘ Καὶ τοιαῦτα καθ’ ἑαυτοὺς λογισάμενοι, εἰσελθόντες ἀνήγγειλαν τῷ κατὰ τὸν καιρὸν ἐκεῖνον ἐπισκόπῳ, λέγω δὴ τῷ μακαρίῳ Ἀνατολίῳ τῷ Κωνσταντινουπόλεως.99

Leo aber sucht immer seinen Rat, weil sein Gebet die salus des Reiches sichert. Nach einer verheerenden Feuersbrunst in Konstantinopel bittet Kaiser Leo ihn um seine Fürbitte: Παρὰ τὴν ἡμετέραν ἀμέλειαν ἡ ὀργὴ αὐτὴ συνέβη·εὖξαι οὖν παρακαλῶ, ἵνα ὁ Θεὸς ἐκ τοῦ λοιποῦ ἵλεως ἡμῖν γένηται.100

Leo und Zenon, die dem Rat des Styliten in schwierigen politischen Situationen folgen, erscheinen hier als die exemplarisch frommen Kaiser. Unter ihrer Herrschaft blüht das Reich unter dem Schutz des Styliten Daniel.101 Daniel und Zenon werden nun als von Anfang an aufeinander bezogen geschildert. Wegen seiner Treue/εὐνοία102 erhebt Leo Zenon zum Obersten der Leibgarde. Der Kaiser bittet Daniel, bevor Zenon zu einem Feldzug nach Thrakien aufbricht, für den inzwischen auch zum Schwiegersohn des Kaisers und Konsul aufgestiegenen Zenon zu beten: Ἐν ἐκείνῳ τῷ καιρῷ ὁ εὐσεβὴς βασιλεὺς Λέων ζεύγνυσιν τὴν ἑαυτοῦ θυγατέρα Ἀριάδνην τῷ προλεχθέντι ἀνδρὶ Ζήνωνι, ποιήσας αὐτὸν καὶ ὕπατον. Καὶ μετ’ οὐ πολὺν χρόνον, ταραχῆς βαρβαρικῆς γεναμένης ἐν τῇ Θρᾴκῃ, ζώννυσιν αὐτὸν καὶ στρατηλάτην τῆς Θρᾴκης· καὶ ποιήσας πρόκενσον ἐν τῷ Ἀνάπλῳ ἀνῆλθεν πρὸς τὸν ὅσιον· καὶ παρεκάλει αὐτὸν λέγων· ‚Εἰς τὴν Θρᾴκην ἀποστέλλω Ζήνωνα στρατηλάτην ἕνεκεν τοῦ ἐπικειμένου πολέμου· καὶ νῦν παρακαλῶ εὖξαι ὑπὲρ αὐτοῦ, ἵνα διασωθῇ.‘ Λέγει ὁ ὅσιος τῷ βασιλεῖ· ‚Ἔχων μεθ’ ἑαυτοῦ τὴν ἁγίαν Τριάδα καὶ τὸ ἀκαταμάχητον ὅπλον τοῦ ἁγίου σταυροῦ ἀβλαβὴς ἐπανέρχεται· ἐπιβουλὴν δὲ ἕξει καὶ θλιβήσεται πρὸς μικρόν· ἀλλ’ ἀνεπηρέαστος διασωθήσεται.‘103 99 Vita antiquior 17 (S. 17,1–13 Delehaye). „Da das der Teufel sah, der neidische Feind alles Guten, ergrimmte er und gab den Klerikern des benachbarten Heiligtums des Erzengels Michael, einfältigen Menschen, solcherlei Gedanken ein: ‚Ihr tut nicht recht, wenn ihr den Mann da hausen lasst: die ganze Welt läuft ihm zu, und um euch kümmert sich niemand. Geht in die Stadt und meldet eurem Bischof: Da ist ein Mensch, woher er gekommen ist, wissen wir nicht, der hat sich in unserer Nähe eingeschlossen. Er treibt sektiererisches Wesen und ist nicht rechtgläubig. Er ist ein Syrer von Abkunft, und wir können nicht mit ihm reden.‘ Das überlegten sie bei sich und gingen hinein und zeigten es dem zur Zeit amtierenden Bischof, dem seligen Anatolios von Konstantinopel an.“ (S. 7 Lietzmann). Vgl. damit die Einschätzung Zenons in Konstantinopel als eines isaurischen Barbaren. 100 Vita antiquior 46 (S. 44,5–7 Delehaye). „Durch unsere Unachtsamkeit ist Gottes Zorn über uns gekommen; nun bete du zu ihm, dass er uns in Zukunft gnädig sei.“ (S. 21 Lietzmann). 101 Vgl. für die Zeit der Herrschaft Kaiser Leos Vita antiquior 38; 39; 45; 46; 48; 50; 56. 102 Vita antiquior 55. 103 Vita antiquior 65 (S. 64,7–18 Delehaye). „Um jene Zeit vermählte der fromme Kaiser Leo seine Tochter Ariadne dem vorhin erwähnten Zenon und machte ihn zum Konsul: und als bald darauf ein Barbareneinfall in Thrakien stattfand, ernannte er ihn auch zum Befehlshaber der Truppen in Thrakien. Und bei einem Ausflug nach Anaplous stieg er zu dem Heiligen herauf und bat ihn: ‚Ich schicke den General

Hagiographie als Kaisermemorie – Kaiser Zenon in der Vita Danielis

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Zenon, so versichert Daniel ihm, stehe unter dem Schutz der Trinität und des Kreuzes und wird dann auch mit Gottes Hilfe gerettet. καὶ τῇ τοῦ Θεοῦ ἐπικουρίᾳ διασωθεὶς καταλαμβάνει τὸ μακρὸν τεῖχος, κἀκεῖθεν διαπεράσας ἔρχεται ἐν Πύλαις· εἶτα πάλιν ἐπέβη τῇ Χαλκηδονέων πόλει.104

Die Übernahme der Herrschaft durch Zenon, die bekanntlich auf erheblichen Widerspruch gestoßen war, und in der Konstantinopolitaner Elite bis in den Palast als Usurpation angesehen wurde,105 wird gleichsam von Gott durch seinen Heiligen, den Styliten Daniel, legitimiert. Zenon „regiert das römische Reich nach Gottes Willen so in schöner Ordnung, die Politeia war in Ruhe106 und die Kirchen lebten ἐν εἰρήνη καὶ ὁμόνοια.“107 Von daher ist für den Verfasser die Usurpation des Basiliskos nur als Angriff des Satans zu verstehen, durch den εἰρήνη καὶ ὁμόνοια zerstört werden, nicht nur im Reich, sondern eben ganz besonders in der Kirche: ὁ ἀεὶ φθονερὸς καὶ βάσκανος διάβολος μῖσος ἄδικον ἐνέσπειρεν εἰςτὰς ψυχὰς τῶν δῆθεν συγγενῶν τοῦ ασιλέως Ζήνωνος, λέγω δὴ Βασιλίσκον καὶ Ἀρμάτον καὶ Μαρκιανὸν καὶ λοιποὺς τῆς συγκλήτου.108

Zenon ist für die Vita Danielis der einzig legitime Herrscher des römischen Reiches, weil seine Herrschaft durch Daniel legitimiert ist, Basiliskos dagegen ist ein Werkzeug des Satan.109

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Zenon nach Thrakien wegen des drohenden Krieges; ich bitte dich, bete für ihn, dass ihm nichts widerfährt‘. Antwortet der Heilige dem Kaiser: ‚Er hat ja mit sich die heilige Dreieinigkeit und die unbesiegbare Waffe des heiligen Kreuzes, und so wird er unversehrt wieder heimkehren. Man wird zwar einen Anschlag auf ihn machen und ihn eine kleine Weile in Not bringen, aber ungeschädigt wird er gerettet werden.‘“ (S. 33 Lietzmann). Vita antiquior 65 (S. 64,22–25 Delehaye): „Aber durch Gottes Hilfe kam er davon und gelangte zur Langen Mauer und von dort setzte er über und kam nach Pylai und zog dann wieder in Chalkedon ein.“ Vgl. im Gegensatz dazu vor allem Victor von Tunnuna, aber auch die miaphysitische Überlieferung über Zenon. Vita antiquior 68 (S. 65,20–22 Delehaye): Τῶν δὲ Ῥωμαϊκῶν πραγμάτων βουλήσει Θεοῦ καλῶς διοικουμένων καὶ τῆς πολιτείας ἡσυχαζούσης ἐν καταστάσει καὶ τῶν ἁγίων ἐκκλησιῶν ἐν εἰρήνῃ καὶ ὁμονοίᾳ διαγόντων, … „Während nun das Römische Reich nach Gottes Willen so in schöner Ordnung regiert wurde und der Staat in Ruhe war, und die heiligen Kirchen in Frieden und Eintracht lebten, …“ (S. 34 Lietzmann). ἡσυχία ist in der monastischen Überlieferung der Begriff für das monastische Vollkommenheitsideal, der zu erreichende Idealzustand, mit dem eigentlich das Eschaton, Gottes Reich und seine endgültige Herrschaft begonnen hat; vgl. Lampe (1968), S. 609–610. Zu εἰρήνη καὶ ὁμόνοια als Ziel der Kirchenpolitik Konstantins vgl. Eusebius, Vita Constantini I 51,2; III 20,2; 21,1. Vita antiquior 68 (S. 65,22–26 Delehaye): „ …, säte der immer neidische und tückische Teufel bösen Samen in die Seelen der Verwandten des Kaisers Zenon: ich meine den Basiliskos und Armatus und Marcianus und andere Senatoren.“ (S. 34 Lietzmann). Vgl. damit die miaphysitische Überlieferung, für die Basiliskos der allein legitime Herrscher ist, Zenon dagegen ein Usurpator. Aber auch bei Victor von Tunnuna, dem strikten Anhänger von Chalkedon und theologischem Gegner des Miaphysitismus erscheint Zenon als Usurpator.

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Daniel prophezeit Zenon und Ariadne den bevorstehenden Putsch, Bedrängung, Gefahr und endliche Rückkehr auf den Kaiserthron: Γνοὺς οὖν τὴν μελετωμένην κατ’ αὐτοῦ σκαιωρίαν, ἀνελθὼν πρὸς τὸν ὅσιον ἐγνώρισεν αὐτῷ τὰ περὶ τῆς ἐπιβουλῆς αὐτοῦ. Εἶπεν δὲ αὐτῷ ὁ ὅσιος· ‚Μὴ λυπηρὸν ἔστω ἐνώπιόν σου περὶ τούτου· δεῖ γὰρ πάντα τὰ προωρισμένα ἐν σοὶ πληρωθῆναι· ἐκ γὰρ τῆς βασιλείας σε ἐκδιώξωσιν· καὶ ἐν ᾧ τόπῳ διασωθῇς, θλιβήσῃ, ὥστε ἐν τῇ ὑστερήσει σου τὴν χλόην τῆς γῆς μεταλαβεῖν σε. Ἀλλὰ μὴ ἀθυμήσῃς· δεῖ γὰρ σὲ ἄλλον Ναβουχοδονόσορ εὑρεθῆναι· οἱ γὰρ νῦν σε ἀπωθούμενοι αὐτοὶ πάλιν τοῦ καιροῦ πληρουμένου ἐν σοὶ ἐπιζητήσαντες ἀνακαλέσονταί σε· καὶ εἰς τὴν βασιλείαν σου ἐπανέλθῃς καὶ τιμὴ καὶ δόξα περισσοτέρα προστεθήσεταί σοι καὶ ἐν αὐτῇ τελειωθήσῃ. Εὐχαρίστως οὖν φέρε· δεῖ γὰρ ταῦτα γενέσθαι οὕτως.‘ Εὐχαριστήσας οὖν ὁ βασιλεὺς ἐπὶ τούτοις, διότι καὶ ἐν ἄλλαις προρρήσεσιν πεῖραν αὐτοῦ ἔσχηκεν, εὐλογηθεὶς ὑπὸ τοῦ ὁσίου καὶ συνταξάμενος κατῆλθεν εἰς τὴν πόλιν.110

Die Flucht nach Isaurien ist hier nicht als feige angesehen, wie in der übrigen byzantinischen Überlieferung, sondern geschieht nach Gottes Willen auf den Rat des Heiligen hin. Übergangen werden muss hier leider der ausführliche und überaus dramatische Bericht über die Aktion Daniels zusammen mit dem Konstantinopolitaner Patriarchen Akakios, durch die Basiliskos zur Rücknahme seiner häretischen miaphysitischen Encyclia gezwungen wird, wodurch im Grunde die Entmachtung des Basiliskos und die Rückkehr Zenons zur Macht beginnt,111 und die auch in der übrigen Überlieferung einen gewissen Niederschlag gefunden hat.112 Nach Gottes Willen rettet so Daniel das Reich, wobei der Konstantinopolitaner Patriarch Akakios nur als Statist und eine Art Hilfskraft des Heiligen erscheint.113 Hier erscheint Daniel nun wirklich als der Patron des Reiches: 110 Vita antiquior 68 (S. 65,26–66,14 Delehaye). „Als der Kaiser von der gegen ihn geplanten Tücke erfuhr, stieg er zu dem Heiligen herauf und erzählte ihm von dem Anschlag. Da sprach der Fromme zu ihm: ‚Laß dir dies fürder nicht vor Augen stehn! Denn alles, was vorher bestimmt ist, muss an dir erfüllt werden. Vom Throne werden sie dich jagen und statt der Sicherheit wirst du in Bedrängnis kommen, und in deiner Not wirst du das Gras der Erde essen. Aber sei guten Muts! Denn als ein zweiter Nebukadnezar sollst du erfunden werden: die dich jetzt verjagen, die werden, wenn die Zeit vollendet ist, wieder nach dir suchen und dich zurückrufen, und du wirst auf deinen Thron zurückkehren und größere Ehre und höherer Ruhm wird dich umgeben, und in ihm wirst du vollendet werden‘. Da dankte ihm der Kaiser für seine Worte, da er ihn ja schon bei anderen Weissagungen als wahr erprobt hatte, und empfing den Segen des Frommen, sagte ihm Lebewohl und stieg hinab in die Stadt“ (S. 34 Lietzmann). Zenon wird hier von Daniel als ‚zweiter Nebukadnezar‘ bezeichnet. Nach Dan 4,2–34 hatte auch der babylonischen Großkönig Nebukadnezar wegen seiner Frömmigkeit die Macht, im Grunde die Weltherrschaft durch Gott wiedererlangt. 111 Vita antiquior 70–85; vgl. Brennecke (2007). 112 Ps.-Zacharias, Historia ecclesiastica V 5; Theodorus Anagnostes, Historia ecclesiastica, Epitome 406–408; Evagrius, Historia ecclesiastica III 7; Theophanes, Chronographia AM 5967 (121,26–122,1); Nicephorus, Historia ecclesiastica XVI 6. 113 Brennecke (2007).

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„Als dies so nach Gottes Willen vollendet war, kehrte nach kurzer Zeit Kaiser Zenon wieder auf den Thron zurück samt seinem Weibe, der Kaiserin und Kaisertochter Ariadne. Nun waren fürderhin die heiligen Kirchen in wohlgefälligem Stande (εὐφροσύνη)114 und der Staat (πολιτεία) in Blüte und das römische Reich (Ῥωμαική) in Macht und Ansehen.“115

Die εὐσεβεία Zenons zeigt sich in seiner engen Verbindung mit dem Styliten: „Der Kaiser Zenon aber stieg häufig zu dem Heiligen hinauf und stattete dem menschenfreundlichen Gott (φιλανθρώπῳ θεῷ) seinen Dank ab und dankte auch dem heiligen Mann, in Erinnerung an das, was er ihm prophezeit hatte.“116 Interessanterweise übergeht die Vita Danielis den Bau des Theklaheiligtums in Seleukia durch Zenon117 wie auch seine zahlreichen sonstigen Kirchengründungen,118 vermutlich weil er sich ganz auf das Verhältnis zum Styliten Daniel und damit ausschließlich auf Ereignisse in Konstantinopel beschränken will. Es handelt sich bei dieser Heiligenvita um mehr als nur eine positive oder auch nur freundliche Beurteilung des Kaisers119 wie etwa beim Anonymus Valesianus oder auch bei Prokop. Deutlich ist, dass das Kaiserlob ganz an das Verhältnis des Kaisers zu dem heiligen Daniel gebunden ist, und das unterscheidet diesen Text natürlich von der christlichen Kaiserpanegyrik eines Eusebius über Konstantin120 oder eines Sozomenos über Theodosius II.121 Indem erst Leo122 und dann vor allem Zenon123 das Schicksal des Reiches dem heiligen Daniel anvertrauen, erweisen sie sich als exemplarisch fromme und somit auch gute Kaiser, auf denen der Segen Gottes ruht. Über den anonymen Autor wissen wir nichts, ebenso über seine Quellen. Vermutlich handelt es sich um einen Mönch des Danielklosters in Anaplous, das bis ins 13. Jahrhundert bestanden hat,124 der aber über detaillierte Kenntnisse über den Hof in Konstantinopel verfügt haben muss. Das Kloster, das vermutlich von Zenon und dann auch von seinem Nachfolger Anastasios besonders gefördert wurde,125 hat vielleicht

114 Εὐφροσύνη ist in der zeitgenössischen und vor allem der monastischen Literatur terminus technicus für die Stimmung im Paradies; vgl. Lampe (1968), S. 587. 115 Vita antiquior 85 (S. 80,7–12 Delehaye): Τούτων οὕτως βουλήσει Θεοῦ τελεσθέντων, οὐ μετὰ πολὺν χρόνον ἐπανῆκεν ὁ βασιλεὺς Ζήνων σὺν τῇ αὐτοῦ γυναικὶ καὶ βασιλίδι καὶ ἐκ βασιλέων τεχθείσῃ Ἀριάδνῃ. Καὶ λοιπὸν αἱ ἁγιώταται ἐκκλησίαι ἐν πολλῇ εὐφροσύνῃ ὑπῆρχον καὶ ἡ πολιτεία ἐλαμπρύνετο καὶ ἡ Ῥωμαϊκὴ κατάστασις ἐκραταιοῦτο. 116 Vita antiquor 85 (S. 80,14–17 Delehaye): Συχνῶς δὲ λοιπὸν ὁ βασιλεὺς ἀνῄει πρὸς τὸνὅσιον, τῷ φιλανθρώπῳ Θεῷ τὴν εὐχαριστίαν ἀποδιδοὺς καὶ ῷ ὁσίῳ ἀνδρί, ἐφ’ οἷς προειρήκει αὐτῷ, ὑπομιμνήσκων ηὐχαρίστει. 117 Feld (2005), S. 297–299. 118 Vgl. dazu ausführlich Kosínski (2010), S. 203–215. 119 Das Urteil von Feld (2005), S. 283–284, erscheint zu undifferenziert. 120 Eusebius, Vita Constantini; Bleckmann (2007), S. 7–106. 121 Sozomenus, Historia ecclesiastica, Proömium; vgl. Brennecke (2013), S. 58–62. 122 Vita antiquor 54–67. 123 Vita antiquor 68–91. 124 Delehaye (1923), S. LVIII. 125 Vita antiquor 92–102; Meier (2009), S. 40; 58.

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Hanns Christof Brennecke

über eigene Überlieferungen verfügt, worauf vielleicht das Desinteresse an Kirche und Klerus und die Fokussierung auf Konstantinopel hinweisen können. Wirksam geworden ist die Vita Danielis dann allerdings nicht in ihrer ältesten Überlieferung, sondern in der metaphrastischen Rezeption. Aber auch deren breite Überlieferung hat erstaunlicherweise das Bild Zenons in der byzantinischen Historiographie nicht beeinflusst; Historiographie und Hagiographie können eben durchaus völlig getrennte Wege nebeneinander her gehen. Bibliographie

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III. Ausformungen kirchlicher memoria

Johannes Malalas und die Rezeption des Konzils von Chalkedon

Johannes Malalas, die Rezeption des Konzils von Chalkedon und die christlichen milieux de mémoire im 6. Jahrhundert1 Volker Menze

Abstract Johannes Malalas’ doctrinal persuasion has been discussed in scholarship throughout the last century: was he a Chalcedonian or a non-Chalcedonian? From the meager evidence in his chronicle, it remains difficult to convincingly argue either way, although attempts have been made. This paper will not investigate Malalas’ personal beliefs but instead look at how the Council of Chalcedon was received within the first hundred years after its convocation. It argues that the council’s reception was not only controversial but also confused and contradictory among Chalcedonians as well as non-Chalcedonians. Different Christian parties lived within their milieux de mémoire and battled over what an „orthodox“ perception of the council was supposed to look like. As no definite meaning of „Chalcedon“ was available, and therefore „orthodoxy“ was no more than a snapshot, the chronicler remained on the sidelines of the controversy.

1. Kirchenpolitik, das Konzil von Chalkedon und Johannes Malalas

Das 6. Jahrhundert war eine theologisch extrem produktive Zeit in den Nachfolgestaaten des weströmischen Reiches wie auch im oströmischen Reich selbst. Theologen in Ost wie West – in Nordafrika, Italien, Konstantinopel, Ägypten, Syrien wie auch Palästina beteiligten sich rege an den brennenden christologischen Fragen ihrer Zeit. Allerdings waren theologische Fragen in der christlichen Spätantike auch immer politische Fragen, die das Potential hatten, intellektuelle Debatten zu politisch disruptiven Prozessen werden zu lassen. Christologische Fragen dominierten die theologischen Streitigkeiten seit der theotokos-Kontroverse im frühen 5. Jahrhundert bis in die Zeit der islamischen Eroberung im 7. Jh.2 Eine Mehrheit der Bischöfe konnte sich zwar schnell darauf einigen, Maria eine theotokos, eine „Gottesgebärerin“ (=Muttergottes), zu titulieren, aber die Frage nach der menschlichen und göttlichen Natur Christi, die Fleischwerdung des Wortes, erwies sich als höchst komplexes Problem. Das Konzil von Ephesos (431) bekräf1 2

Der Beitrag lehnt sich thematisch an meinen Vortrag an, den ich auf der Tagung in Tübingen gehalten habe; er ist aber konzeptionell – nicht zuletzt dank des regen Austausches auf der Tagung – neu fokussiert. Ich danke insbesondere den Organisatoren Jonas Borsch und Mischa Meier für die Einladung. Lange (2012) bietet im ersten Kapitel (470 Seiten!) einen ausführlichen Überblick zur Entwicklung der Kontroverse(n).

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tigte die fides Nicaena, aber konnte in den Augen der antiochenischen Fraktion nicht den exegetischen Entwicklungen seit 325 gerecht werden. Das Konzil von Chalkedon zwanzig Jahre später (451) war deutlich forscher, indem es eine neue Glaubensformel beschloss, die allerdings in Ägypten und in Teilen Palästinas und Syriens auf resoluten Widerstand stieß. Die kontroversen kirchlichen Entwicklungen zwischen den Gegnern und Anhängern des Konzils von Chalkedon beschäftigten die Innenpolitik des oströmischen Reiches während des gesamten 6. Jahrhunderts. Fraglos haben zeitweise der NikaAufstand (532) oder die Pest (ab 540/541) die religiösen Auseinandersetzungen der beiden größten christlichen Gruppen überlagert, aber auf Dauer beanspruchte kein innenpolitisches Thema mehr kaiserliche Aufmerksamkeit als die Nachwirkungen des umstrittenen Konzils von 451. Vor 20 Jahren hat Roger Scott „the importance of Christianity, the church and the pious emperor in everday society“ in Malalas herausgearbeitet, während er gleichzeitig konstatierte, dass Malalas kaum Interesse an den heiß debattierten theologischen Fragen seiner Zeit zeige.3 Das Konzil selbst findet nur in einem Satz im 14. Buch Erwähnung, ohne dass Gründe, Protagonisten oder Ergebnisse genannt werden. Malalas stellt lediglich die falsche Behauptung auf, dass sich hier 630 Bischöfe versammelt hätten. Michael Gaddis und Richard Price haben errechnet, dass etwa 370 Bischöfe am Konzil teilgenommen haben dürften, aber diese Zahl wurde schon in den ersten Jahren nach dem Konzil von Papst und Kaiser auf 500+ Bischöfe aufgebläht.4 Timotheos Ailouros, ein erklärter Gegner des Konzils und Patriarch von Alexandria (457– 460 und 475–477) berichtet, dass die Anzahl der am Konzil teilnehmenden Bischöfe offiziell mit 630 angegeben wurde, um zu zeigen, dass sich in Chalkedon doppelt so viele Bischöfe wie am Konzil von Nizäa 325 versammelt hätten.5 Johannes Malalas übernimmt diese offizielle chalkedonische Sichtweise konsequent, denn auch für das erste Regierungsjahr Kaiser Justins (519) hält er fest: Τῷ δὲ πρώτῳ ἔτει τῆς βασιλείας αὐτοῦ ἔφυγεν Σέβηρος ὁ πατριάρχης Ἀντιοχείας εἰς Αἴγυπτον, φοβηθεὶς Βιταλιανόν· καὶ ἐγένετο ἀντ’ αὐτοῦ Παῦλος πατριάρχης ἐν τῇ Ἀντιοχείᾳ ὁ ἀπὸ ξενοδόχων Κωνσταντινουπόλεως τῶν Εὐβούλου. ὅστις τοὺς τῆς συνόδου Χαλκηδόνος ἑξακοσίους τριάκοντα ἐπισκόπους ἐνέταξε τοῖς διπτύχοις τῶν ἐκκλησιῶν ἑκάστης πόλεως· καὶ διὰ τοῦτο ἐγένετο σχίσμα μέγα, καὶ οὐκ ἐκοινώνουν αὐτῷ πολλοί, λέγοντες, ὅτι οἱ τῆς συνόδου ἀκολουθοῦντες τὰ Νεστορίου φρονοῦσιν. Im ersten Jahr aber seiner Kaiserherrschaft floh der Patriarch von Antiocheia Severos nach Ägypten; er hatte vor Vitalianos Angst. Und an seiner Stelle wurde Paulos Patriarch von Antiocheia, der exxenodochos des Hospitium im Eubulos-Viertel von 3 4 5

Scott (1996), S. 24–28; siehe auch Croke (1990), S. 11–17; Jeffreys (2003), S. 506–507. Zu den Zahlen der Bischöfe, die am Konzil teilnahmen, siehe Price/Gaddis (2005), Bd. 3, S. 193–196. Papst Leo spricht von fast 600 Bischöfen im Januar 452 in ep. 102, (ACO II 4, S. 53–55). Textes Monophysites, ed. Nau, S. 205. Am Konzil von Nizäa nahmen nach spätantiker Vorstellung 318 Bischöfe teil – eine Zahl, die kanonisch wurde.

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Konstantinopel. Dieser schaltete in die Diptychen der Kirchen einer jeden Stadt die 630 Bischöfe der Synode von Chalkedon ein. Und deshalb trat eine große Kirchenspaltung ein, und viele hielten zu ihm keine Kirchengemeinschaft mehr; als Grund geben sie an, daß die Anhänger der Synode die nestorianische Richtung verträten.6

Volker Henning Drecoll hat kürzlich den in der Literatur unterstellten „miaphysitischen Tendenzen“ des Malalas widersprochen.7 Drecolls Beispielen könnte die widerspruchslose Übernahme der überhöhten Anzahl von Konzilsteilnehmern als Mosaikstein hinzugefügt werden, die nicht für eine Opposition des Malalas gegen das Konzil von Chalkedon spricht. Allerdings dürfte – wie Drecoll ausführt – die Diskussion einer möglichen pro- oder antichalkedonischen Haltung des Malalas nicht weit führen. Die kirchenpolitischen Passagen im erhaltenen Werk des Malalas bleiben so dürftig, dass sie keine klaren Rückschlüsse auf die Denomination des Malalas erlauben.8 Die zweimalige Anführung der 630 Bischöfe mag schlicht bedeuten, dass Malalas offiziöschalkedonische Quellen benutzte bzw. dass im Fall der Diptycha eben die Zahl von 630 Bischöfen inkludiert wurde.9 Das „widerliche Zelotentum, das sich selbst in der kleinsten Chronik breit macht, kennt er [Malalas] nicht. Er weiß nichts von theologischem Gezänke, nichts von dogmatischen Streitigkeiten, nichts von den kirchlichen Bewegungen, die unter Zenon und Anastasios das Reich erschütterten“, formulierte schon Edwin Patzig im sprachlichen Duktus des 19. Jahrhunderts treffend.10 Ähnlich – wenn auch nüchterner – äußersten sich jüngst die Herausgeber der deutschen Malalas-Übersetzung in ihrer Einleitung: „Ebenfalls ist in der Chronik ein überraschend deutliches Desinteresse des Autors an den brennenden religiösen Fragen seiner Zeit festzustellen.“11 Drecoll kommt in seiner bereits erwähnten Studie zum selben Schluss.12 Der Befund befremdet insofern, als viele Texte der Zeit eine Welt zeigen, in der Christentum und Frömmigkeit untrennbar mit – einer durchaus recht verschieden interpretierten – „Orthodoxie“ einhergehen.13 6 Malalas, Chronographia XVII 6, S. 338; Übersetzung Thurn/Meier (2009), S. 425. 7 Drecoll (2016), S. 45–57; so auch schon Croke (1990). Für einen miaphysitischen Malalas argumentierte zuletzt Blaudeau (2006), S. 243–256. 8 Blaudeau argumentiert für einen Malalas, der zwar gegen das Konzil von Chalkedon war, aber seine Überzeugung in seinem Werk weitgehend maskierte. 9 Siehe umgekehrt Schulz (2016), S. 153–166, der für eine Skandalgeschichte unter Kaiser Theodosius II. eine miaphysitische Urfassung ausmacht, die erst später chalkedonisch überarbeitet wurde. Auch hier muss nicht zwangsläufig von einem miaphysitischen Malalas ausgegangen werden: der Autor kann durchaus die Geschichte – ohne bewusste christologische Parteinahme – schlicht aus seiner Vorlage übernommen haben. 10 Patzig (1898), S. 113. 11 Meier/Drosihn/Priwitzer (2009), S. 16. 12 Drecoll (2016), S. 55. 13 Whitby (2003), S. 492 stellt aber richtigerweise – in Bezug auf Kirchenhistoriker, die das Konzil von Chalkedon behandeln – die „diversity of authors“ heraus.

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Die Forschung hat in den letzten Jahren kontrovers diskutiert, ob Malalas (wie auch andere Autoren des 6. Jh.) vielleicht Angst hatte, seine – von der offiziellen „Orthodoxie“ abweichende – religiöse Überzeugung darzulegen.14 Das ist ohne Zweifel möglich und könnte Malalas’ Zurückhaltung bezüglich der chalkedonischen Kontroverse erklären, bleibt aber kaum belegbar. Roger Scott argumentiert, dass Malalas die doktrinären Streitigkeiten ausblendet, um seine christliche Weltchronik auf den Triumph des Christentums zu fokussieren.15 Er sieht hier Malalas im Gegensatz zu dem mehr als 200 Jahre später schreibenden Theophanes, der vor allem den Sieg der „Orthodoxie“ des byzantinischen Christentums aufzuzeigen wünschte. „For Malalas, that imperial responsibility consisted in ensuring the victory of Christianity against paganism which thus gained security for the state. For Theophanes and later chroniclers, the responsibility had the same purpose but now consisted in ensuring orthodoxy against heresy.“16 Letzteres ist ohne Zweifel richtig, aber die Überlegung, dass es Malalas nach jahrhundertelanger christlicher Dominanz vor allem um den Triumph des Christentums und die Verteidigung gegen das Heidentum gegangen sei, erscheint nicht zwingend. Im folgenden soll die hochgradig komplizierte Rezeption des umstrittenen Konzils von Chalkedon skizzenhaft bis in die Zeit des Malalas aufgezeigt werden, um die Probleme zu verdeutlichen, die Malalas als Autor einer christlichen Weltchronik bzw. eines christlichen Universal-Breviarium eine klare Einordnung des Konzils und seiner Bedeutung verunmöglichten.17 Dabei stehen nicht die theologischen Entwicklungen im Vordergrund, sondern die z.T. überraschenden Kapriolen der Konzilsrezeption, die das Konzil auch hundert Jahre nach seiner Einberufung als noch nicht abgeschlossenes Ereignis zeigen. Für was „Chalkedon“ stand, befand sich noch im Fluss, denn die verschiedenen christlichen Gruppen verharrten in ihren – wie Pierre Nora es nannte – milieux de mémoire: d. h., die Erinnerung an Chalkedon hatte Bedeutung für ihr Selbstverständnis und setzte den Rahmen, in dem sie ihre Rezeption von Chalkedon tradierten und modifizierten, und so eine historische Einordnung und allgemein akzeptierte Bewertung des Konzils verhinderten. 2. Die Rezeption von Chalkedon bei den Gegnern des Konzils

Die Ziele, die sich das Konzil von Chalkedon gesetzt hatte, wurden nicht erreicht.18 Zwar wurden die Beschlüsse des zweiten Konzils von Ephesos (449) zurückgenommen wie von Papst Leo (440–461) gewünscht, und eine neue Glaubensformel be14 15 16 17

Siehe z. B. Scott (2013) mit Rückgriff vor allem auf Anthony Kaldellis. Scott (2013), S. 218. Scott (2013), S. 219. Burgess und Kulikowski argumentieren für ein „Universal-Breviarium“, weil die Bezeichnung „Chronik“ auf die Epitome des Malalas nicht zutreffe; Burgess/Kulikowski (2016), S. 110. So auch schon Burgess/Kulikowski (2013), S. 223–224. 18 Für die Akteure, die die Richtung des Konzils beeinflussten und damit auch auf die Beschlüsse hinarbeiteten, siehe die Einleitung in Price/Gaddis (2005) Bd. 1; besonders für den Einfluss Kaiser Markians siehe Keßler (2011).

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schlossen, die wohl Kaiser Markian (450–457) auf die Agenda der Kirchenväter gesetzt hatte, aber die Ökumenizität des Konzils konnte nicht durchgesetzt werden. Juvenal von Jerusalem (422–458), altgedienter Verbündeter des alexandrinischen Bischofsstuhls, hatte sich in einer aufsehenerregenden Volte während des Konzils von Dioskoros von Alexandria (444–451) losgesagt, und alle Beschlüsse von Chalkedon mitgetragen. Dafür wurde er bei seiner Rückkehr nach Palästina von entrüsteten Mönchen empfangen, die ihn als Verräter am Glauben ansahen und am Einzug nach Jerusalem hinderten.19 Diese „Palestinian Insurrection“, wie Ernest Honigmann es nannte, dauerte weniger als zwei Jahre, aber die Ermordung eines chalkedonischen Metropoliten (Severianus von Skythopolis) und die Ordinierung nichtchalkedonischer (Gegen)Bischöfe für Jerusalem und weitere Orte in Palästina zeigen exemplarisch, wie tief die Gräben zwischen Anhängern und Gegnern des Konzils waren.20 Auch in Syrien bildeten sich in den folgenden Jahrzehnten starke Widerstandszentren, ab 485 unter der intellektuellen Führerschaft des Metropolitanbischofs Philoxenus von Mabbug/Heliopolis (485–521).21 Stammland und bedeutendste Provinz des Widerstandes gegen das Konzil von Chalkedon war aber zweifellos Ägypten. Zwar saß nach der Absetzung des Dioskoros durch das Konzil von Chalkedon mit Proterius (451–457) ein Patriarch auf dem Stuhl von Alexandria, der das Konzil und seine Beschlüsse anerkannte,22 aber seine Ermordung nach dem Tode Kaiser Markians verdeutlicht, dass ein chalkedonischer Patriarch einen schweren Stand in Ägypten hatte.23 In der nichtchalkedonischen Literatur der Zeit erfuhr das Konzil von Chalkedon eine nachhaltige Dämonisierung. Für Timotheos Ailouros, den nichtchalkedonischen Nachfolger des Proterius auf dem Patriarchenstuhl, kommt Chalkedon in die Welt, weil dem Widersacher Gottes, dem „Teufel“, die Kirche zu friedlich erschien.24 Mit Berufung auf Timotheos führt ein paar Jahrzehnte später Johannes Rufus, nichtchalkedonischer Bischof von Maiuma, weiter aus, daß der Widersacher Chalkedon als Vorbereitung für den Antichristen organisiert habe (2 Thess 2, 3–10).25 Die wichtigsten Protagonisten der Nichtchalkedonier erhalten nach und nach Heiligenstatus – z.T. ohne ein einziges Wunder bewirkt zu haben, sondern allein ihrem Widerstand gegen das Konzil, die chalkedonische Reichskirche und Papst Leo, der zu einer Reizfigur der Nichtchalkedonier wurde, geschuldet. Dioskoros’ Vita hat

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Für Juvenal siehe immer noch Honigmann (1950). Für Palästina und die Nichtchalkedonier siehe Steppa (2002) und Horn (2006). Für Philoxenus siehe insbesondere Michelson (2014). Als Erzpriester oder Verwalter der Kirche von Alexandria war Proterius sicherlich ein Vertrauter des Dioskoros vor 451 und anerkannte das Konzil wahrscheinlich aus opportunistischen Gründen; siehe Siebigs (2010), S. 111. 23 Siebigs (2010), S. 288–293. 24 Textes Monophysites, ed. Nau, S. 205. 25 Johannes Rufus, Plerophoriae, ed. Nau, S. 67. Wahrscheinlich schrieb Johannes Rufus das Werk kurz nach 512. Die genauen Lebensdaten des Johannes Rufus sind nicht bekannt. Kurzer Überblick in Steppa (2011), 231–232. Siehe auch Johannes Rufus, Plerophoriae, ed. Nau, S. 154 für eine weitere Vision.

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sich in Syrisch und Arabisch erhalten;26 Petrus der Iberer, involviert in den Aufstand gegen Juvenal in Palästina und kurzzeitig Bischof von Maiuma, bekommt kurz nach seinem Tod 491 eine Vita durch Johannes Rufus;27 Severos, Patriarch von Antiochia (512–518) und einer der bedeutendsten Theologen der Spätantike, erhielt kurz nach seinem Tod 538 zwei Viten wie auch Johannes von Tella (519–521), Begründer einer Untergrundhierarchie nichtchalkedonischer Kleriker im Nahen Osten.28 Die Datierungen sind für einige Viten nicht gesichert, aber es dürfte unstrittig sein, dass diese Viten bzw. deren Vorläufer oder Vorlagen in dem Jahrhundert nach dem Konzil von Chalkedon entstanden sind. Einen Höhe- wie auch Endpunkt dieser Entwicklung stellen Johannes von Ephesos’ Leben der östlichen Heiligen dar, eine nichtchalkedonische Heiligensammlung, die der nichtchalkedonische (Titular)Bischof von Ephesos in den 560ern verfasste.29 Die nichtchalkedonischen Hagiographien legitimierten und tradierten den Kampf gegen das Konzil für die sich entwickelnden (koptischen und) syrisch-orthodoxen Kirchengemeinden. Allerdings ist die Rezeption des Konzils von Chalkedon bei seinen Gegnern nicht ganz so eindeutig wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Eine syrische Handschrift aus Mabbug – sehr wahrscheinlich aus dem Jahre 501 – tradiert die 27 Kanones des Konzils von Chalkedon, die Unterschriften der anwesenden Bischöfe, die Chalkedon zustimmten, wie auch die Glaubensformel.30 Diese Handschrift, die sogar zwei Briefe Papst Leos enthält, ist in einer Zeit entstanden, als in Mabbug der offensiv für die nichtchalkedonische Sache eintretende Philoxenus Metropolit war. Werner Selb rechnet sie den nichtchalkedonischen Westsyrern zu, da sie offensichtlich auch innerhalb der syrisch-orthodoxen Kirche tradiert wurde.31 Unzweifelhaft nichtchalkedonisch ist die ebenfalls in der British Library aufbewahrte Handschrift Syr. Add. 12155, die neben einem miaphysitischen Florilegium, das Argumente von Chalkedon-Gegner zusammenstellt, auch die Kanones der Konzilien von Nizäa, Ankyra, Neocäsarea, Gangra, Antiochia, Laodikeia, Konstantinopel, Ephesos I und eben von Chalkedon versammelt.32 Eine Handschrift des 7. Jahrhunderts, die auch der nichtchalkedonischen Tradition entstammen dürfte, beinhaltet ebenfalls die 27 Kanones und das Glaubensbekenntnis.33 Wie kommen die Kanones und sogar das Glaubensbekenntnis von Chalkedon in die nichtchalkedonischen, syrischen Sammlungen? Die 27 Kanones, die disziplinari26 Siehe neben der Dioskoros-Vita des Theopistus auch den Panegyricus auf Makarios von Tkōou; Moawad (2010). 27 Siehe Horn (2006); Text und Übersetzung: Johannes Rufus, Vitae, ed. Horn/Phenix. 28 Kurze Einführung zu Severos Allen/Hayward (2004); für Johannes von Tella siehe Menze/Akalın (2009), S. 7–17. 29 Siehe Ashbrook Harvey (1990). 30 Wright (1871), S. 1030–1033; für die 27 Kanones siehe unten. 31 Selb (1989), S. 145. 32 Wright (1871), S. 921–955, hier S. 949. 33 Wright (1871), S. 1033–1036, hier S. 1035–1036. Die Kanones des Rabbula und des Johannes von Tella (S. 1035) deuten auf einen miaphysitischen Kopierer hin. Eine edierte und übersetzte Version der Kanones von Chalkedon aus dem Syrischen findet sich in Vööbus (1975), S. 129–139 (S. 130–138).

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sche Regeln für Kleriker und Mönche beinhalten, erscheinen im griechischen Text des Konzils in der siebten Sitzung.34 Sie sind aber von keinem Konzilsteilnehmer unterschrieben worden, und Michael Gaddis und Richard Price nehmen an, dass sie nie auf dem Konzil debattiert wurden, sondern von Anatolios von Konstantinopel im Anschluss an das Konzil herausgegeben wurden.35 Es ist also davon auszugehen, dass diese 27 Kanones von Konstantinopel an alle Kirchen verschickt und anscheinend auch anstandslos akzeptiert worden sind, da sie Missstände beseitigen wollten, die unabhängig von doktrinären Streitigkeiten jede Kirche treffen konnten. Nichtsdestotrotz ist die Aufnahme der disziplinarischen Regeln unter dem Titel des Konzils von Chalkedon in der syrisch-orthodoxen Tradition bemerkenswert, wenn man die Dämonisierung des Konzils in den narrativen Texten bedenkt.36 Anders ausgedrückt: trotz aller öffentlicher – auch polemischer – Ablehnung des Konzils, fanden die disziplinarischen Regeln, die Chalkedon aufstellte, bei den Nichtchalkedoniern und später bei den Syrisch-Orthodoxen problemlos Akzeptanz und Anwendung. Jenseits des öffentlichen polemischen Kontextes wurde das Konzil von Chalkedon auch bei einem Religionsgespräch 532 in Konstantinopel diskutiert. Kaiser Justinian lud sechs nichtchalkedonische und sechs chalkedonische Bischöfe nach Konstantinopel ein, damit die beiden Gruppen ihre Differenzen diskutieren konnten. Da sich Berichte von beiden Seiten – in Latein bzw. Syrisch – erhalten haben, bekommen Forscher einen exzellenten Einblick, was beide Seiten an Vorwürfen an die Gegner richteten bzw. was sie zu ihrer Verteidigung vorbrachten.37 Anders als die für den öffentlichen Diskurs bestimmten Texte wie die Heiligenleben, legen die beiden erhaltenen Berichte – wenn auch deutlich voreingenommen und parteiisch – ungeschminkt die Konfliktpunkte zwischen den beiden Parteien offen.38 Das Treffen fand in Anwesenheit und unter Leitung eines kaiserlichen Gesandten statt, der auch an den Kaiser berichten sollte. Es war ein „nicht-offizielles“ Gespräch, denn der kaiserliche Gesandte lehnte eine Protokollierung, die die nicht-chalkedonischen Bischöfe forderten, ab.39 Die einzelnen Streitpunkte der beiden Seiten – es ging vor allem um Protagonisten der doktrinären Streitigkeiten des 5. Jahrhunderts: 34 ACO II 1,2, S. 158–163. 35 Price/Gaddis (2005), Bd. 3, S. 92. Der berühmte sogenannte 28. Kanon erscheint lediglich in der Debatte der 16. Sitzung, in der die päpstlichen Legaten dem Kanon die Legitimität absprechen (vor allem in der lateinischen Version – die griechische scheint die päpstlichen Einsprüche glätten zu wollen; siehe Price/Gaddis (2005) Bd. 3, S. 84–91). 36 Schwartz verdeutlicht, dass Glaubensbekenntnis, Kanones und Subskriptionslisten unabhängig von den redigierten Akten des Konzils zirkulierten: Schwartz (1937), S. 88–89. Für eine Edition der syrischen Kanonessammlungen siehe Schulthess (1908) mit Schwartz (1936). 37 Das Gespräch ist in der Literatur schon diskutiert worden: Brock (1981) mit syrischen Text und Übersetzung der nichtchalkedonischen Berichtes; der lateinische Bericht des Innocentius findet sich in ACO IV 2, S. 169–84; siehe auch Speigl (1984) und Menze (2008), S. 58–105. 38 Der syrische Bericht klingt insgesamt vertrauenswürdiger als der Innocentius’, da in Innocentius’ Darstellung die chalkedonischen Bischöfe ihre Gegner mit Fragen vor sich hertreiben und diese anscheinend unfähig sind, Paroli zu bieten. Der syrische Bericht ist zwar auch parteiisch gefärbt, aber sowohl Angriffsziele wie auch die Verteidigungslinien beider Seiten werden deutlich. 39 Conversations with the Syrian Orthodox, ed. Brock, S. 96–97.

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Eutyches und Dioskoros auf Seiten der Chalkedonier, Ibas von Edessa und Theodoret von Kyrrhos auf Seiten der Nichtchalkedonier – können hier nicht weiter dargelegt werden. Bemerkenswert sind aber die Aussagen der Chalkedonier, dass Dioskoros kein Häretiker sei, obwohl dies 532 offizieller chalkedonischer Standpunkt war. Die Nichtchalkedonier hingegen mussten zugeben, dass Chalkedon durchaus zu Recht einberufen wurde, weil Dioskoros sich beim zweiten Konzil von Ephesos 449 nicht untadelig verhalten habe.40 Als sie zum Abschluss der Gespräche zur Audienz zu Kaiser Justinian kamen, fragte dieser die Nichtchalkedonier, ob sie nicht das Konzil von Chalkedon bezüglich der Verdammung des Eutyches – ohne die neue Glaubensformel – anerkennen könnten.41 Vielleicht wären die nichtchalkedonischen Bischöfe dieser Forderung nachgekommen, wenn Justinian nicht gleichzeitig gefordert hätte, auch den Lehrbrief Papst Leos und Hormisdas’ libellus anzuerkennen, der Dioskoros als Häretiker verdammte und damit nicht nur den nichtchalkedonischen Standpunkt, dass Dioskoros eben kein Häretiker war, unterminiert, sondern auch die gesamte post-chalkedonische Tradition der Nichtchalkedonier als häretisch gebrandmarkt hätte.42 Zusammenfassend lassen sich bezüglich der nichtchalkedonischen Rezeption des Konzils von 451 zwei gegensätzliche Entwicklungen ausmachen: der Dämonisierung des Konzils und der Heiligsprechung ihrer Gegner standen die Akzeptanz der disziplinarischen Kanones wie auch die Anathematisierung des Eutyches gegenüber. Dies war nicht nur widersprüchlich, sondern vor allem war die Dämonisierung des Konzils einerseits und explizite Verdammung des Eutyches (was Kritik an Dioskoros und dem zweiten Konzil von Ephesos impliziert) andererseits zu komplex für den öffentlichen Diskurs. Überraschenderweise hatten die Sieger des Konzils aber noch größere Schwierigkeiten, das Konzil einzuordnen und eine Rezeption zu kanonisieren. 3. Die Rezeption von Chalkedon bei den Anhängern des Konzils in Ost und West

Der unbestrittene Champion des Konzils von Chalkedon, Papst Leo der Große (440– 461), war zunächst ganz und gar nicht angetan von dem Gesamtpaket, das seine Legaten wie auch die Abgesandten des Patriarchen Anatolios von Konstantinopel ihm vom Konzil von Chalkedon Ende 451 übermittelten. Anfang November 451 dürfte das Konzil von Chalkedon zu Ende gegangen sein und die päpstlichen Legaten reisten

40 Conversations with the Syrian Orthodox, ed. Brock, S. 96–97 für Dioskoros als nicht-häretisch. Innocentius übergeht diesen Punkt, aber es gibt keinen Grund, den syrischen Bericht anzuzweifeln. ACO IV 2, S. 171 für die Rechtmäßigkeit der Einberufung des Konzils von Chalkedon. Der syrische Bericht übergeht ebenfalls diesen Punkt, aber der Diskussionsverlauf im Bericht spricht dafür, dass die Chalkedonier diesen Punkt vorbrachten und die Nichtchalkedonier das nicht ganz abstreiten konnten. 41 Conversations with the Syrian Orthodox, ed. Brock, S. 116–117. 42 Siehe Menze (2008), S. 89–101.

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wahrscheinlich sofort nach Rom ab, um Leo den Brief des Konzils zu übergeben.43 Kaiser Markian und Patriarch Anatolios schickten weitere Briefe und eine Delegation unter Bischof Lukian von Bizye am 18. Dezember 451 nach Rom.44 Insgesamt schickte Anatolios zwei Delegationen, die einerseits χάρτας mit τὰ πεπραγμένα des Konzils und andererseits ὀφείλοντας χάρτας mit dem Glaubensbekenntnis überbringen sollten.45 Eine Antwort blieb Leo dem Konzil, dem Kaiser und dem Patriarchen zunächst wohl schuldig. Dass sein Glaubensbekenntnis sich am Konzil durchgesetzt hatte, dürfte den Papst natürlich mit Befriedigung erfüllt haben. Denn theologisch war das Konzil ein vollständiger Sieg für Leo, der neben Kyrill von Alexandria zur (wenn auch im Osten umstrittenen) Referenzgröße aufstieg. Allerdings hatte sich eine Front eröffnet, die weder der Papst noch seine Delegierten erwartet hatten: das Bistum von Konstantinopel, das sich schon unter Johannes Chrysostomos (398–404) in Bischofswahlen in Asia Minor eingemischt hatte, wurde praktisch zum Patriarchat erhoben und nur Rom sollte noch einen Ehrenvorrang innehaben.46 Es erhielt damit eine neue Vorrangstellung im Osten – unter Berufung auf Kanon 3 des zweiten Konzils von Konstantinopel von 381. Der Papst dürfte sich zunächst ziemlich überfahren gefühlt haben, hatte er bisher nicht einmal eine Ahnung, dass ein solcher Kanon existierte, da das Konzil von Konstantinopel im Westen nie rezipiert wurde.47 Rom beharrte auf der Gültigkeit der Kanones von Nizäa, dessen sechster Kanon Alexandria den zweiten Platz nach Rom einräumte, aber für eine qualifizierte Antwort an Konstantinopel hätte der Papst sicher gerne den genauen Wortlaut des Konzils gelesen. Das scheint allerdings nicht möglich gewesen zu sein, da Leo kein Griechisch konnte und noch am 11. März 453 – also fast eineinhalb Jahre nach dem Konzil! – in einem Brief seinen Vertrauten, Bischof Julian von Kos, bat, ihm die gesta des Konzils zu übersetzen.48 Konstantinopel zeigte sich erheblich irritiert, dass der Papst Chalkedon nicht offiziell guthieß – dies umso mehr als man inzwischen mit dem entschlossenen Wider43 Siehe die Diskussion um das Datum der letzten Sitzung in Price/Gaddis (2005) Bd. 3, S. 72–73; ACO II 1,3, S. 116–118 (Price/Gaddis (2005) Bd. 3, S. 120–124); für die lateinischen Versionen siehe Price/ Gaddis (2005) Bd. 3, S. 120 Anm. 60. Dieser Brief ist in seiner lateinischen Fassung von 65 Bischöfen unterschrieben. 44 ACO II 4, S. 167–168 und ACO II 1,2, S. 52–54; Der Brief des Patriarchen ist nicht datiert, muss aber – da es ganz offensichtlich mit der selben Delegation nach Rom ging – um den 18. Dezember 451 verfasst worden sein; siehe auch Price/Gaddis (2005) Bd. 3, S. 138 Anm. 113. 45 ACO II 1, S. 248 (Price/Gaddis (2005) Bd. 3, S. 139 n. 114 interpretieren Anatolios’ Umschreibung von seiner eigenen Arbeit als die (Glaubens)Definition von Chalkedon). Leo ließ sich von der Delegation des Anatolios nicht überzeugen, obwohl sie sich nach päpstlicher Aussage redlich Mühe gab (ACO II 4, S. 62). 46 Diskussion der Akten und der Politik Konstantinopels in Keßler (2011), S. 216–228. Soweit ich sehe, wird der Titel „Patriarch“ nicht in den zeitgenössischen Quellen gebraucht, aber darauf lief der sogenannte 28. Kanon von Chalkedon hinaus. 47 Die Proteste der päpstlichen Legaten wurden in den Akten von Chalkedon auch notiert; für das Konzil in Konstantinopel 381 und seine Rezeption im Westen siehe de Vries (1973). 48 Leo ep. 113: Brief an Julian von Kos vom 11. März 453 (ACO II 4, S. 65–67).

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stand der Nichtchalkedonier im Osten beschäftigt war. Am 15. Februar 453 drängte Kaiser Markian den Papst, endlich das Konzil öffentlich als orthodox zu bestätigen.49 Erst am 21. März 453 schrieb Leo an Kaiser Markian, dass er die definitiones des Konzils, die auf dem päpstlichen Glaubensbekenntnis beruhen, natürlich gutheiße, aber Leo bestand weiterhin darauf, dass auch die kirchlichen Vorrechte (vor allem Roms), die das Konzil von Nizäa festgelegt hatte, erhalten bleiben müssten.50 Es scheint aber, dass Leo in den folgenden Jahren das Ergebnis des Konzils und die Unterstützung Konstantinopels für das Konzil und die päpstliche Glaubensformel mehr und mehr zu schätzen wusste, nachdem ihm die Wucht des östlichen Widerstandes gegen Chalkedon und die Glaubensformel deutlich wurde.51 Es bleibt festzuhalten, dass in den ersten Jahren auch aus dem Westen Widerstand gegen Chalkedon kam und Papst Leo überraschend spät sein Plazet zu einem Konzil gab, dem er selbst theologisch seinen Stempel aufgedrückt hatte.52 Die päpstliche Zustimmung kam zustande, ohne dass der Papst die gesta des Konzils gelesen hätte, und die erste lateinische Übersetzung wurde wohl erst im Zuge der Dreikapitelkontroverse in den 540er Jahren angefertigt.53 Mit anderen Worten, die Päpste agierten in den ersten Jahrzehnten nach dem Konzil „pro-chalkedonisch“, ohne den Wortlaut des Konzils überhaupt jemals gelesen zu haben.54 Wie verbreitet die gesta des Konzils nach 451 waren – und damit überhaupt gelesen werden konnten –, dürfte heute kaum mehr rekonstruierbar sein. Einige Äußerungen in den Quellen deuten allerdings darauf hin, dass vollständige Versionen wohl kaum weit verbreitet waren. Alypios, Bischof von Cäsarea in Kappadokien, behauptet im Jahre 458, dass er wenig zum Konzil sagen könne, da er die gesta nie gelesen habe und sein Vorgänger Thalassios keinen Bericht, sondern nur die Glaubensdefinition mitgebracht habe.55 Auch wenn es sich um eine diplomatische Ausrede handeln könnte, ist es sehr unwahrscheinlich, dass außerhalb Konstantinopels viele vollständige Versionen zirkulierten.56 Selbst in Konstantinopel dürften nur wenige Exemplare oder Versionen archiviert gewesen sein: Kaiser Anastasios (491–518) versuchte anscheinend auf dem 49 ACO II 1, S. 257 (Price/Gaddis (2005) Bd. 3, S. 150–151). 452 hatte der Papst zwar an Markian wie auch an Anatolios geschrieben, aber er beschäftigte sich hauptsächlich mit dem 28. Kanon – das Ergebnis des Konzils war für ihn Nebensache. 50 Leo ep. 115 (ACO II 4, S. 67–68). 51 So beruft sich Leo in späteren Briefen (z. B. in ep. 164 an Kaiser Leo aus dem Jahr 458, ACO II 4, S. 110–112) auf Chalkedon ohne auf den Zwist um die Stellung Konstantinopels einzugehen. 52 Leo ep. 114 (ACO II 4, S. 70–71). 53 Zu den drei lateinischen Übersetzungen und ihren Datierungen siehe ACO II 3,1, S. vi–xiii; II 3,2, S. v–vii; II 3,3, S. v–xxiii und Price/Gaddis (2005) Bd. 1, S. 83–85. 54 Von einer Übersetzung durch Julian von Kos oder andere Vertraute Leos (oder der nachfolgenden) Päpste ist zumindest nichts bekannt. 55 ACO II 5, S. 76. Es dürften aber einige Zusammenfassungen des Konzils kursiert haben, die dann auch in späteren Chroniken und Kirchengeschichten Eingang fanden. 56 Siebigs (2010), S. 407–408 hält Alypios’ Behauptung für eine diplomatische Ausrede. Liberatus läßt in sein Breviarium einfliessen, dass er – um die Mitte des 6. Jh. – in Alexandria eine lateinische Übersetzung der Akten erstand (ACO II 5, S. 119). Ob es sich dabei um die vollständigen gesta handelt oder eine Zusammenfassung, lässt sich nicht sagen.

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Höhepunkt des Konfliktes mit dem Patriarchen Makedonios 511 die Herausgabe von Konzilsaufzeichnungen aus dem Archiv der hauptstädtischen Kirche zu erzwingen.57 Es war aber nicht nur ein Mangel an exaktem Wissen bezüglich der Beschlüsse des Konzils, der zu Fehlinterpretationen Chalkedons in den christologischen und ekklesiologischen Streitigkeiten des ausgehenden 5. und der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts führte. Die Akteure stellten z.T. auch polemische Falschbehauptungen auf. Das Beispiel des Patriarchen Dioskoros, dessen Orthodoxie bzw. Häresie auf dem Konzil debattiert wurde, sei hier pars pro toto angeführt. Nachdem fast alle Bischöfe, die zwei Jahre zuvor am Konzil von Ephesos an Dioskoros’ Seite gestanden hatten, sich von Alexandria abgewandt hatten, wurde in der dritten Sitzung am 13. Oktober 451 über Dioskoros Gericht gehalten.58 Dioskoros wird der Häresie, Blasphemie, unkanonischen Verhaltens wie auch der Tötung des vorigen Patriarchen von Konstantinopel, Flavian, beschuldigt etc.59 Da er der dreimaligen Aufforderung zum Erscheinen vor dem Konzil keine Folge leistet, wird er für sein unkanonisches Verhalten in Abwesenheit seiner Bischofswürde beraubt und von allen priesterlichen Funktionen ausgeschlossen. Der päpstliche Legat fordert eine (weitere) Verurteilung, aber Anatolios, der Patriarch von Konstantinopel stimmt lediglich der καθαίρεσις/Absetzung des Dioskoros zu.60 Der griechische Text – wohl kurze Zeit nach dem Konzil am Hof Kaiser Markians redigiert61 – bietet im Anschluss die Namen der Bischöfe, die zustimmten und dann die Unterschriften derselben bezüglich Dioskoros’ καθαίρεσις.62 In der fünften Sitzung am 22. Oktober 451 greift Anatolios die Absetzung wegen unkanonischen Verhaltens noch einmal explizit auf und erinnert seine Kollegen, dass Dioskoros nicht wegen seines Glaubens abgesetzt worden sei.63 Die moderne Forschungsliteratur macht meist keinen Unterschied zwischen Absetzung und Verdammung (bzw. benutzt beide Termini austauschbar), obwohl es kirchenrechtlich einen sehr gewichtigen Unterschied macht und deshalb 532 auch zwischen den nichtchalkedonischen und den chalkedonischen Bischöfen zur Diskussion stand. Allerdings kann sich die Forschungsliteratur in ihrer Einschätzung auf die Rezeption berufen, die Dioskoros nach dem Konzil durch die Chalkedonier erfahren hat. Dioskoros erscheint nämlich keine drei Monate nach Chalkedon in einem Brief Papst Leos, in dem er den Bischöfen in Gallien am 27. Januar 452 mit Genugtuung 57 Marcellinus Comes, Chronicon ad an. 511 (S. 35 Croke): tomum sanctorum patrum apud Calchedonam. Allerdings bestätigen weder Zacharias Rhetor noch Euagrios diese Version; Ps.-Zacharias, Historia ecclesiastica VII 7–8 weiß hingegen von einem dyophysitischen Florilegium des Macedonius zu berichten. 58 Zur Diskussion, ob es sich um die zweite oder dritte Sitzung handelt, siehe Keßler (2011), S. 40–46. 59 Siehe die dritte Sitzung in ACO II 1, die die Anklagen zusammenträgt. 60 Vielleicht muss man hierin eine Parteinahme für Dioskoros – der immerhin Anatolios erst zum Patriarchen von Konstantinopel machte – sehen, indem Anatolios eine Anathematizierung des Dioskoros verhinderte. 61 Price/Gaddis (2005) Bd. 3, S. 180 und Price (2009b), S. 92. 62 Siehe Price/Gaddis (2005) Bd. 2, S. 93–110 für die Übersetzung des griechischen Textes, mit anschließender Übersetzung des lateinischen Textes. 63 ACO II 1,2, S. 124 (Price/Gaddis (2005) Bd. 2, S. 198).

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vom Konzil von Chalkedon berichtet, als Häretiker: das Konzil habe „den Dioskoros von Alexandria für seine Ungläubigkeit verdammt, damit die Kirche […] nicht in unwürdiger Gefangenschaft unter der Herrschaft eines Häretikers leide.“64 In weiteren Briefen aus dem Jahre 453 stellt der Papst dann Dioskoros in eine Reihe mit Eutyches und spricht von Eutychis ac Dioscori impium dogma.65 Da Dioskoros in der Tat Eutyches am zweiten Konzil von Ephesos zurück in den Schoß der Kirche geholt hatte, ist Leos Gleichstellung des Dioskoros mit Eutyches nicht ganz abwegig. Die Häresie des einen (Eutyches), machte auch den anderen (Dioskoros) zu einem Häretiker.66 Damit legte der Papst – ohne wohl jemals die Konzilsakten gelesen zu haben – den Grundstein für ein westliches Verständnis von Chalkedon als dem Konzil, das Eutyches und Dioskoros verdammt habe. Päpste in der zweiten Hälfte des 5. Jhs. taten es ihm gleich, wie auch Hormisdas in seinem päpstlichen libellus aus dem Jahre 515.67 Da diesen libellus jeder Bischof und vielleicht auch andere Kleriker im Oströmischen Reich unterzeichnen sollten, stellt sich die Frage, wie Dioskoros bei den Chalkedoniern im Osten rezipiert wurde. Nach Dioskoros’ Tod 454 im Exil versuchte Kaiser Markian die Wahl eines nichtchalkedonischen Nachfolgers zu verhindern, indem er auf Dioskoros’ Häresie verwies, die angeblich bei Apollinaris von Laodikeia im 4. Jh. begann.68 Allerdings blieb der Kaiser mit der Etablierung einer solchen Häresiologie in Ägypten erfolglos; bis 537 waren die meisten Patriarchen Nichtchalkedonier, die eine Verdammung Dioskoros’ ablehnten. Inoffiziell gaben die Nicht-Verurteilung auch die chalkedonischen Bischöfe 532 zu, aber nichtsdestotrotz war die Entrüstung unter chalkedonischen Klerikern groß, als Anthimos 535 als neuer Patriarch von Konstantinopel in seinem Synodalbrief wohl nur Eutyches, aber nicht Dioskoros verdammte. Das Konzil von Konstantinopel ein Jahr später verdammte dann Anthimos als Häretiker, und setzte ihn (wie weitere prominente Nichtchalkedonier) in Beziehung zu Eutyches und Dioskoros.69 In den folgenden Jahren, in denen der Dreikapitelstreit sich intensivierte, begann der Kaiser die angebliche Häresie des Dioskoros ideologisch zu untermauern. In einem Brief an die Mönche in Ägypten 542/3 entwickelte Justinian eine Häresiologie von Apollinaris und Mani über Dioskoros bis zu Timotheos Ailouros, der er die alexandrinisch-orthodoxe Tradition mit Athanasius und Kyrill gegenüberstellte. Damit 64 Leo ep. 102 (ACO II 4, S. 54). 65 Leo ep. 109 und ep. 114 (ACO II 4, S. 137–138 und ACO II 4, S. 70–71). 66 Allerdings distanzierten sich sowohl Dioskoros (in Chalkedon) als auch die späteren Nichtchalkedonier von Eutyches. 67 Für Simplicius und Felix III. siehe Grillmeier (1991), S. 281. Für Hormisdas Fortescue (1955) und Menze (2008), S. 68–70. 68 Marcianus ep. an die Mönche von Alexandria; ACO II 1, S. 488–489 (Price/Gaddis (2005) Bd. 3, S. 155). Die Paarung Eutyches und Dioskoros erfolgte indirekt erstmalig auf dem Konzil von Chalkedon: nach der Absetzung des Dioskoros sollten die ägyptischen Bischöfe gezwungen werden, der Glaubensformel zuzustimmen. Sie verdammten Eutyches, aber die anwesenden Bischöfe anathematisierten auch Dioskoros. 69 Siehe Menze (2008), S. 201–204, aber auch Grillmeier (1989), S. 370–371.

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reklamierte er die Alexandrinische Theologie unter Ausgrenzung des Dioskoros und seiner Nachfolger für Chalkedon und die Reichskirche.70 In diesem historischen Kontext wurde das Konzil von Chalkedon wohl in Konstantinopel erstmalig ins Lateinische übersetzt. Konsequenterweise wurde Dioskoros’ καθαίρεσις hier auch mit damnatio übersetzt, was kaum etwas anderes als Verdammung meinen kann. Die Übersetzer folgten damit der seit Papst Leo unter Chalkedoniern allgemein verbreiteten Ansicht, dass Chalkedon Dioskoros als Häretiker aus der Kirche ausgestoßen habe. 100 Jahre mündliche Rezeption von Dioskoros als Häretiker fanden nun auch ihre offizielle Grundlage in den lateinischen Akten des Konzils. Die Absetzung bzw. Verdammung des Dioskoros ist natürlich nur ein Teilaspekt des Konzils von Chalkedon, aber wichtig für die Frage, wofür – oder wogegen – das Konzil von Chalkedon auch noch im 6. Jh. eigentlich stand. Ähnliche Diskussionen und Entwicklungen könnten für andere Protagonisten des Konzils wie auch für Texte, die vom Konzil behandelt bzw. nicht behandelt wurden, aufgemacht werden. Die bekanntesten Beispiele sind selbstverständlich zwei der Dreikapitel, Theodoret von Kyrrhos und Ibas von Edessa. Diese Theologen – wie auch Theodoros von Mopsuestia, der dritte im Bunde der Dreikapitel, der aber schon lange vor dem Konzil im Jahre 428 starb – galten den Nichtchalkedoniern als Nestorianer, und im 6. Jh. kamen auch zunehmend in chalkedonischen Kreisen Zweifel auf. Hier kann nicht auf diese theologische Entwicklung, auch Neuchalkedonismus genannt, die Chalkedon gegen den Vorwurf des „Nestorianismus“ verteidigen wollte, eingegangen werden.71 Aber die Überlegung, die dyophysitisch(-„nestorianischen“) Interpretationsmöglichkeiten der Orthodoxie zu limitieren, erfreute sich tatkräftiger kaiserlicher Unterstützung, die dann auch den Weg zum zweiten Konzil von Konstantinopel im Jahre 553 freimachte. Bezüglich Theodoret von Kyrrhos standen die Väter des Konzils von 553 vor einem Dilemma, denn Theodoret war nicht nur der bedeutendste Theologe der sogenannten antiochenischen Schule, sondern auch profiliertester Gegner Kyrills von Alexandria gewesen.72 Mit anderen Worten, Theodorets Streitschriften gegen Kyrill mit Kyrill als anerkanntem Grundpfeiler der Orthodoxie in Einklang zu bringen, war schlicht unmöglich. Konstantinopel verdammte die inkriminierten Schriften Theodorets, was zumindest impliziert eine Modifikation des Konzils von Chalkedon gleichkam, das diese Schriften Theodorets widerspruchlos akzeptiert hatte. Noch bizarrer war die Behauptung des Konzils von 553, dass Ibas – der wie Theodoret von Dioskoros 449 verdammt und vom Konzil von Chalkedon wieder in die Kirche aufgenommen worden war – seinen viel kritisierten Brief an Mari gar nicht geschrieben habe. Dies kann nur als Taschenspielertrick gewertet werden, um das Konzil

70 Iustinianus, Contra monophysitas, ed. v. Schwartz, S. 24; Übersetzung Wesche (1991), S. 65–67. 71 Siehe den Überblick bei Lange (2012), S. 371–414 mit weiterführender Literatur. 72 Und natürlich der profundeste Gegenspieler des Dioskoros, der Theodoret 449 beim zweiten Konzil von Ephesos abgesetzt und verdammt hatte.

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Chalkedon unbefleckt dastehen zu lassen.73 Ebenso abenteuerlich sind die Aussagen Justinians, dass das Konzil von Chalkedon (wie auch Papst Leo) Kyrills zwölf Kapitel anerkannt habe,74 wie auch die Behauptungen des Papstes Vigilius und des Konzils von 553, dass Chalkedon den Patriarchen Domnus von Antiochia verdammt habe.75 Das sind schlicht „fake news“ des 6. Jhs., die aber zur offiziellen Doktrin der Reichskirche erhoben wurden!76 4. „Chalkedon“, die milieux de mémoire und Johannes Malalas

Auch wenn die Rezeptionsgeschichte Chalkedons hier nur auszugsweise dargestellt wurde, sollte deutlich geworden sein, dass das Konzil nicht nur zwischen zwei christlichen Gruppen wegen seiner christologischen Glaubensformel umstritten war, sondern auf beiden Seiten vielschichtige Konfliktpunkte aufwarf. Jenseits des Schlagwortes „Chalkedon“, das Gegner wie Unterstützer in den Polemiken des 6. Jhs. benutzten, zerfaserte das Konzil im 5. und 6. Jh. in verschiedene Problemkomplexe. Das beginnt mit dem (Nicht)Vorhandensein einer vertrauenswürdigen Textgrundlage. Aber selbst wenn diese vorlag, scheint der Interpretationsspielraum gerade in der kirchenpolitisch aufgeheizten Stimmung des 6. Jh. beträchtlich. Theologisch entwickelten sich sowohl Chalkedonier als auch Nichtchalkedonier weiter, was auch zu einer Ausdifferenzierung der Überzeugungen in beiden Lagern bezüglich dem Leiden Christi im Fleisch, seinem Körper – mit Implikationen für die Soteriologie der Menschheit – etc. führte.77 Kirchenpolitisch wurde um das Erbe Kyrills gerungen und wer es legitimer Weise für sich reklamieren konnte. Damit ging natürlich auch die Frage nach der Rechtgläubigkeit oder Häresie seines Nachfolgers Dioskoros und seiner nichtchalkedonischen Anhänger einher, was wiederum die Einheit der Kirche im Imperium Romanum tangierte. Daher war auch die Rechtmäßigkeit Chalkedons als ökumenisches Konzil – mit oder ohne dessen Glaubensformel – und die Bedeutung seiner Kanones für das Kirchenrecht zu klären. Zudem blieb kirchenrechtlich das Verhältnis des Papsttums zu(m Patriarchen von) Konstantinopel – und umgekehrt – ungeklärt. Die Lösung, die das zweite Konzils von Konstantinopel nach jahrelangem Streit ausarbeitete, sollte ideologisch die Ökumenizität von Chalkedon bestärken, allerdings auf Kosten historischer Tatsachen und der Glaubwürdigkeit gerade im chalkedonischen Lager.

73 Siehe die Diskussion in Price (2009a), Bd. 1, S. 92–95. 74 Iustinianus, Epistula contra tria capitula, ed. v. Schwartz, S. 61; Übersetzung Wesche (1991), S. 144. 75 ACO IV 1, S. 179 und ACO IV 2, S. 153–154 (Price (2009a), S. 67 und S. 244–245). Dioskoros verdammte Domnus 449 und Chalkedon setzte ihn wohl aus kirchenpolitischen Erwägungen nicht wieder ein. 76 Wenn Price argumentiert, dass das zweite Konzil von Konstantinopel die Bedeutung Chalkedons verschoben, aber nicht geändert habe, verweist er auf die theologischen Implikationen, nicht die historischen; Price (2009a), Bd. 1, S. 73–74. 77 Siehe dazu jetzt auch Moss (2016).

Johannes Malalas und die Rezeption des Konzils von Chalkedon

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Was heißt das für Johannes Malalas? Als Pierre Nora sein voluminöses Sammelwerk zu Erinnerungsorten der französischen Geschichte in den 1980ern veröffentlichte, merkte er an, dass lieux de mémoire nur existieren können, sobald es keine milieux de mémoire mehr gäbe, also kein Umfeld, in dem die Erinnerung noch die tägliche Erfahrung beeinflusst: „Il y a des lieux de mémoire parce qu’il n’y a plus de milieux de mémoire.“78 In der Zeit des Malalas war das Konzil Chalkedon aber noch nicht Geschichte, sondern ein mémoire vivante, da es noch keinen Bruch in den postchalkedonischen Erinnerungen gab.79 Die Kontinuität dieser divergierenden Erinnerungen war verantwortlich für zahlreichen Umdeutungen und Traditionsbildungen christlicher Gruppen, die eine allgemein anerkannte Deutung des Konzils verhinderten. Roger Scott bemerkte vor ein paar Jahren ganz richtig, dass Geschichtsschreibung das Genre sei, das auch theologische Debatten hinterfragen darf – aber nicht die Chronik: „The genre for raising doubts was, however, not the chronicle but history, which by tradition permitted, even encouraged, the exploration of uncertainty on theological issues, even for a committed Christian.“80 Wie ein Chronist damit umging, dürfte je nach zeitlichen und persönlichen Umständen zu unterschiedlichen Antworten geführt haben. Mehr als 100 Jahre vor Malalas propagierte der Kanzleischreiber Papst Leos, Prosper Tiro, der in den Jahren unmittelbar nach Chalkedon seine Chronik schrieb, die päpstliche Sicht auf das Konzil: Eutyches hatte eine Häresie erfunden, der auch Dioskoros folgte, und beide wurden unter päpstlichen Federführung verdammt.81 Anders hingegen Marcellinus Comes, der seine Chronik in Konstantinopel in einer Zeit heftiger Auseinandersetzungen zwischen Chalkedoniern und Nichtchalkedoniern in den 520iger Jahren (mit Nachträgen bis 534) schrieb.82 Er ist zwar klar als Chalkedonier erkennbar, aber zum Konzil selbst bemerkt er korrekt, dass Dioskoros 451 durch das Konzil von Chalkedon aus dem Bischofsamt entfernt wurde – ohne weitere polemische Spitze.83 Als Johannes Malalas sein Werk zu seinem Abschluss brachte (wohl gegen Ende der Regierungszeit Kaiser Justinians, vielleicht erst nach dessen Tode 565)84 dürfte ihm des Kaisers letztes dogmatisches Projekt, sein Aphtharthodoketismus, ein warnendes Beispiel gewesen sein, dass eine Definition reichskirchlicher Orthodoxie nicht von Dauer war.85 Nicht nur die Interpretationen änderten sich, sondern auch die Faktengrundlage, auf der Kaiser und Kirche theologische Dogmen sanktionierten. Chalkedon konnte deshalb für Malalas kein historisches Ereignis sein, das er seiner Chronik einfügte wie die Regierungszeit eines Kaisers, sondern es entpuppte sich als kontinu78 79 80 81 82

Nora (1984), S. XVII. Siehe auch Nora (1984), S. XXIII–XXV. Scott (2013), S. 220. Siehe Prosper Tiro, Chronicon c. 1358 und 1369 (v. Becker/Kötter, S. 126–129 und S. 132–133). Brian Croke konstatierte, dass Marcellinus – obwohl er seine Chronik in Latein abfasste – „closer affinities with eastern works such as the chronicle of John Malalas“ hatte als mit lateinischen Chroniken; Croke (2001), S. 257. 83 Marcellinus Comes, Chronicon ad an. 451 (S. 20 Croke). 84 Malalas schrieb sein Werk in zwei Stufen – um 532 und nach 565; siehe Croke (1990), S. 17–25. 85 Zu Justinians „Bekehrung“ zum Aphtarthodoketismus siehe zuletzt Menze (2018).

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ierliches, aber sich gleichzeitig auf verschiedenen Ebenen ausfächerndes Geschehen. Chalkedonische oder nichtchalkedonische Orthodoxie basierten auf divergierenden Erinnerungen und sich wandelnden Traditionsbezügen. Als Referenzsystem war (chalkedonische) Orthodoxie für Malalas – anders als später für Theophanes – nur temporär greifbar, und damit für eine Universalchronik, die nicht in Vergessenheit geraten wollte und als Quelle für spätere Autoren dienen sollte, unbrauchbar.86 Bibliographie

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86 Das soll nicht heißen, dass „Orthodoxie“ z. B. zur Zeit des Theophanes für alle Zeit festgelegt war: was „orthodox“ war, änderte sich auch in Byzanz im Laufe der Jahrhunderte, aber zumindest die ökumenischen Konzilien standen in Byzanz außer Frage.

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Materielle Erinnerung

Formen der memoria in den kirchlichen Mosaikpavimenten des Nahen Ostens Sebastian Watta

Abstract In the furnishings of Late Antique to Early Byzantine church buildings, various media were used to express concepts of remembrance and to communicate them to different groups of addressees. Analysis of ecclesiastical mosaic floors of the Near East in particular shows to what extent inscriptions and pictorial themes served the personal memories of individuals and groups. Through the mosaics, sacralization strategies of church building were also implemented in material form by referring to the past, to events of salvation history, and to past cult practices. The spatial arrangement of these aspects in the churches points to the contact points of a Christian culture of remembrance with the late antique concept of holy space and its hierarchy.

Erinnerung ist eine Grundlage und Voraussetzung menschlichen Zusammenlebens und kultureller Entwicklung. Verschiedene Erscheinungsformen des Erinnerns gehören daher auch zu den wesentlichen Merkmalen christlicher Religion. Memorialpraktiken bilden einen Zentralaspekt christlicher Kultausübung, wobei vergangene Ereignisse als Bestandteile der Heilsgeschichte, als Momente von Gottes direktem oder indirektem Einwirken interpretiert, in der Liturgie erinnert und so vergegenwärtigt werden. Das Christentum als „Offenbarungsreligion“ ist damit, wie Christoph Markschies und Hubert Wolf es formulierten, zugleich auch eine „Erinnerungsreligion“.1 Erinnerung an die in der Vergangenheit liegenden Begebenheiten und die beteiligten Personen wird mit Hilfe verschiedener Medien und Handlungen wachgerufen.2 Wenn es nun allerdings das Ziel ist, einem derartigen Geflecht von Erinnerungsaspekten für eine bereits selbst in der Vergangenheit liegende Phase des Christentums, wie etwa die Spätantike, nachzuspüren, so stellt sich zwangsläufig die Frage nach den für einen solchen Ansatz auswertbaren Quellen. Spätantike und mittelalterliche Vorstellungen zu Erinnerung und Memorialpraxis, besonders im Kontext von Kult und Kirchenbau, werden vielfach anhand der aus den schriftlichen Quellen destillierbaren 1

2

Markschies/Wolf (2010), passim; Zitate, S. 15. Zu verschiedenen Erinnerungsaspekten im Christentum siehe etwa die Beiträge in Petzel/Reck (2003). Jacques Le Goff verwies auf die umfassende Bedeutung der Erinnerungspraxis im Christentum und Judentum, die er als „Religionen der Erinnerung“ beschrieb; Le Goff (1992), S. 102. Vgl. dazu auch Oexle (1976), S. 80–81; ders. (1995), S. 33–37. Zu Formen und Hintergründen christlicher erinnerungsgebundener Glaubenspraxis zusammenfassend Arens (2003), S. 48–54.

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Informationen umrissen.3 Das kulturelle Gedächtnis fußt laut Jan Assmann zwar generell auf der kulturell-medialen und rituellen Fassung der Erinnerung4, wie sie sich in den Schriftquellen etwa in der Erwähnung theologisch-exegetischer, liturgischer und normativer Aspekte widerspiegelt, allerdings kann diese Fassung und Gestaltung der memoria sich unterschiedlicher Medien bedienen. Es gilt also, neben der Auswertung der schriftlichen Überlieferung auch die materielle Kultur für eine solche mentalitätsgeschichtliche Frage heranzuziehen.5 Im Hinblick auf Erinnerungsphänomene, die sich im Zusammenhang mit Kirchenbauten der Spätantike manifestieren, sind es damit die Architekturen selbst, in ihrer architektonischen Ausführung, ihrer Ausstattung und ihrer Nutzung im Kontext des Ritus, die weitergehende Aussagen erlauben. Bodenmosaiken als ortsfeste Komponente der Raumausstattung spätantiker und frühbyzantinischer Kirchenbauten stellen hier ein lohnendes Untersuchungsfeld dar, wobei gerade der Nahe Osten eine besonders reiche Befundlage bietet.6 Mosaikpavimente des Nahen Ostens binden in ihrer vielschichtigen Gestaltung diverse Medien ein und vermitteln mit ihrer Hilfe unterschiedliche Aspekte christlicher Erinnerungspraxis. Hierbei muss die Konzeption und materielle Umsetzung des Gestaltungsentwurfs als Akt der Kommunikation verstanden werden; einer Kommunikation, die sich auf historischer Ebene zwischen den Erbauern/Financiers der Kirchen samt ihrer Ausstattung und den historischen Kirchenbesuchern abspielte. In der Folge möchte ich mich an diesen spezifischen Aspekt der Raumausstattung der Kirchen annähern, indem ich vom Großen ins Kleine fortschreite – vom Memorialort selbst über die dort durch die Gemeinschaft der Gläubigen vollzogene Erinnerungshandlung bis hin zu Formen der memoria, die an die einzelnen Mitglieder der Gemeinschaft geknüpft waren. Die Fülle christlich konnotierter Erinnerungsphänomene veranlasste Markschies und Wolf dazu, das Christentum als „nichts anderes als eine große Topographie von Erinnerungsorten“ zu bezeichnen. Hierbei bezogen sie sich allerdings auf einen stark erweiterten Ortsbegriff, der neben tatsächlichen geographischen Arealen auch Handlungen, Personen und Dinge einzuschließen in der Lage ist.7 Dennoch sind es in der Spätantike gerade die geographischen Orte, mit denen man heilsgeschichtliche Er3 4 5 6

7

Siehe zu mittelalterlichen Erscheinungsformen etwa Oexle (1976) und Oexle (1995); Borgolte (2005). Assmann (1988), bes. S. 12 mit dem Begriff der „Erinnerungsfiguren“ für diese Umsetzungen von Erinnerungen; Assmann (1997), passim, bes. S. 48–66. Eine Auswertung der materiellen Kultur für religionssoziologische und -geschichtliche Fragestellungen verfolgt auch die Forschungsrichtung der „material religion“, dazu Morgan (2010); Arweck/Keenan (2006). Mit Blick auf die mittelalterlichen kirchlichen Mosaikpavimente Italiens verfolgten diesen Ansatz in der jüngeren Vergangenheit auch Lucy Donkin und Arturo Carlo Quintavalle. Während Donkin die Memoria-Funktion der Mosaikböden vor allem unter dem Aspekt des liturgischen Totengedächtnisses und dessen Verräumlichung im Flächendekor gegeben sah, betonte Quintavalle den Vergangenheitsbezug in christlich konnotierten kosmologischen Programmen; Donkin (2009); Quintavalle (2009). Mein Ansatz in diesem Text ist es, die verschiedenen Ebenen christlicher Erinnerungspraxis, die in den nahöstlichen Ausstattungen zum Tragen kommen, zueinander in Beziehung zu setzen. Markschies/Wolf (2010), S. 11–13, Zitat S. 11. Angeknüpft wird hierbei an das von Pierre Nora entwickelte und seither mehrfach adaptierte Konzept der „lieux de mémoire“; Nora (1984–1992). Eine programmatische Einführung in das Gesamtwerk bietet Nora (1984).

Materielle Erinnerung. Formen der memoria in den kirchlichen Mosaikpavimenten

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eignisse assoziierte, die die Aufmerksamkeit der Gläubigen auf sich zogen und diese zu weiteren Ausgestaltungen und einer architektonischen Überhöhung veranlassten. Die Ereignisse, von denen die Evangelien erzählten, wurden von den Gläubigen mit diesen Orten verbunden, indem sie vor Ort das Vergangene erinnerten und auch liturgisch nachvollzogen, etwa durch Gebet und Lesungen, ferner auch durch die Predigt des Klerus.8 Hierbei wurde, so wird besonders aus den Berichten der Pilger in der Spätantike klar, der Charakter des Ortes als heilig durch diese in den biblischen Texten beschriebenen Ereignisse und damit durch die Vergangenheit der Orte selbst bedingt.9 Doch inwiefern wurde diese Tradition in den Ausstattungen der Kirchen umgesetzt? Bereits in der Spätantike wurde der Ort Heptapegon („Gebiet der sieben Quellen“) am nordwestlichen Ufer des See Genezareth, heute En Sheva/Et-Tabgha, mit dem in den Evangelien berichteten Speisewunder Jesu, bei dem er Brot und Fische vermehrte (Mt 14,13–21; Mk 6,34–44; Lk 9,11–17; Joh 6,1–14), verbunden.10 Erstmalig erfahren wir von einem Besuch Heptapegons durch die weitgereiste Pilgerin Egeria im ausgehenden 4. Jh., überliefert durch Petrus Diaconus. Sie berichtet, dass bereits zu ihrer Zeit am Ort ein Sakralbau existierte, dessen Altar man aus jenem Stein errichtet habe, auf dem Jesus der Tradition nach das Brot und die Fische ablegte: 3. Ibidem vero super mare est campus erbosus, habens fenum satis et arbores palmarum multas et iusta eas septem fontes, qui singuli infinitam aquam emittunt, in quo campo Dominus de quinque panibus et duobus piscibus populum saciavit. Sane lapis, super quem Dominus panem posuit, nunc est factum altarium, de quo lapide frustra tollunt venientes pro salute sibi et prodest omnibus. Iusta cuius ecclesie parietes via publica transit, ubi Matheus apostolus theloneum habuit. 3. Dort liegt oberhalb des Meeres eine Wiese mit viel Gras und vielen Palmen und nahe dabei sieben Quellen, von denen jede einzelne ununterbrochen fließt. Auf dieser Wiese sättigte der Herr das Volk mit fünf Broten und zwei Fischen (vgl. Mk 6,32–44 par; 8, 1–10 par; Joh 6,1–15). Und in der Tat, der Stein, auf den der Herr das Brot legte, ist nun zum Altar gemacht worden. Von dem Stein nehmen die, die kommen, kleine Stücke für ihr Heil; und es nutzt allen. Nahe bei den Mauern dieser Kirche führt die öffentliche Straße vorbei, wo der Apostel Matthäus seine Zollstation hatte.11 8 Markus (1994), S. 265–266; MacCormack (1990), S. 17–20. 9 MacCormack (1990), S. 20–29; Markus (1994), passim, bes. S. 257; Yasin (2009), S. 24; Czock (2012), S. 27–50. 10 Schneider (1934), S. 40–50; Avi-Yonah/Negev (1993). Bereits Hieronymus erwähnt den Ort der Brotvermehrung in seinem 108. Brief: in qua multa populorum milia paucis saturata sunt panibus; Hieronymus, Epistulae 108, S. 323. Erwähnung findet er zudem in mehreren Pilgerberichten der Spätantike und des Frühmittelalters: Bericht der Egeria, 4. Jh. (Egeria, Itinerarium V 3, S. 99), im Zusammenhang mit der Pilgerreise des hl. Sabas, 5./6. Jh. (Cyrillus, Vita Sabae 24, S. 108), im Reisebericht des Theodosius, um 530 (Theodosius, de situ terrae sanctae 2, S. 138), im auch unter dem Verfassernamen des Antoninus überlieferten Bericht des anonymen Pilgers aus Piacenza, um 570 (Antonini Placentini, Itinerarium 9, S. 133) sowie in der Reisebeschreibung des gallischen Bischofs Arculf, 7. Jh. (Adamnanus, de Locis sanctis II 24, S. 218). 11 Egeria, Itinerarium V 3, S. 99, Übersetzung Röwekamp (1995), S. 337, 339.

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Wohl in der ersten Hälfte des 5. Jhs. ersetzte man diese Architektur durch eine große basilikale Kirchenanlage mit Atrium, die man in aufwändiger Form, unter anderem auch mit Fußbodenmosaiken, ausstattete (Abb. 1).12 Bereits im 6. Jh. erneuerte man aber Teile des Mosaikbodens im mittels einer Schranke vom Kirchenschiff abgesonderten Sanktuariumsareal. Bei dieser Gelegenheit brachte man im Bereich des Tischaltars der Kirche im Mosaik die Darstellung eines Brotkorbes und zweier diesen flankierender Fische an (Abb. 2).13 In Form der bildlichen Darstellung erinnerte man damit an das Gründungsereignis des Ortes als die Begebenheit der Heilsgeschichte, die verantwortlich war für die Annahme und Verehrung als heiliger Ort.14 Neben der erinnernden Botschaft des Bildes wurde durch seine dauerhafte materielle Platzierung aber auch die Architektur des Kirchenbaus bzw. sein zentraler Bereich, das Areal des eucharistischen Altars, im Sinne einer typologieartigen Verbindung sakral aufgeladen.15 Die Assoziation von wundersamer Speisung und Mahl in der Vergangenheit im Zusammenhang mit dem Tisch des Abendmahls in der Gegenwart der spätantiken Kirchenverantwortlichen und -besucher, beide Aspekte verknüpft durch die Person und das Wirken Jesu, übertrug hier eine über die reine Erinnerung hinausreichende Bedeutung.16 Die geringe Sichtbarkeit der Darstellung für die allgemeinen Kirchenbesucher im abgeschrankten Sanktuarium scheint hierbei zweitrangig gewesen zu sein und hinter dem Aspekt der Bedeutung vermittelnden Präsenz des Bildes in Altarnähe zurückzutreten.17 Dass eine solche Strategie keinen Einzelfall darstellt, wird durch ein weiteres Beispiel aus der Großregion deutlich. Nicht nur der geographisch fixierte christliche Erinnerungsort, auch die praktizierte und vielfach variierte christliche Liturgie ist von Aspekten der Kommemora12 Schneider (1934) zu den Untersuchungen zur Basilika, zum Vorgängerbau Avi-Yonah/Negev (1993), S. 615–616. Zur Datierung des basilikalen Neubaus in das 5. Jh. Brenk (1995), S. 110, Avi-Yonah/Negev (1993), S. 116. Schneider (1934), S. 33 hatte noch eine Einordnung in das 4. Jh. vorgeschlagen. 13 Zum Mosaik Schneider (1934), S. 57; Avi-Yonah/Negev (1993), S. 116; Brenk (1995), S. 110. Der rohe und im Zentrum teilweise zerstörte Kalksteinblock als Unterkonstruktion (1,70 × 0,95 m) des Altars mit den flankierenden Einlassungen für die Stützen des Tisches wurde von A. M. Schneider als Hinweis auf die von Egeria berichtete Praxis der Pilger angesehen, sich heilsvermittelnde Stücke vom örtlich vorhandenen Steinmaterial abzubrechen. Der Block sei wohl mit dem verehrten „heiligen Stein“ der Überlieferung zu identifizieren; Schneider (1934), S. 16–17, Zitat S. 16; Avi-Yonah/Negev (1993), S. 615. 14 Schneider (1934), S. 57; Hachlili (2009), S. 228; Talgam (2014), S. 203. Beat Brenk verwies darauf, dass die Darstellung der Fische nach der Dokumentation durch Schneider restauratorisch ergänzt worden sei. Eindeutige Aussagen seien daher heute kaum mehr möglich; Brenk (1995), S. 110. Allerdings war die Darstellung bereits bei der Untersuchung des Areals durch Schneider eindeutig zu identifizieren, vgl. Schneider (1934), S. 17 Abb. 2, Taf. 1, so dass an ihrem Vorhandensein im Mosaikkonzept des 6 Jhs. kein Zweifel besteht. 15 Siehe zu diesem Aspekt Watta (2015), S. 356–357. 16 Talgam (2014), S. 203. Zum Aspekt der Bedeutungsübertragung durch Raumausstattungen in Sakralbauten mit besonderem Blick auf Fußbodenmosaiken Jäggi (2007), S. 84; Branham (2012), S. 202, 209– 212; Watta (2015), passim. 17 Auch der mutmaßlich als Reliquie der Brotvermehrungsgeschichte verehrte Stein lag im Altarbereich und damit innerhalb der Schranke des Sanktuariums. Auch er wäre damit für die Pilger nur aus der Distanz zu betrachten und nicht zu berühren gewesen; Brenk (1995), S. 110.

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tion durchzogen.18 In besonderer Weise in dieser Hinsicht auf die Person Jesu Christi und ihr Handeln ausgerichtet ist das in der Eucharistie begangene Erinnern an das Abschiedsmahl mit seinen Jüngern, eingeleitet und auch gefordert durch seine eigenen Worte „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ (Lk 22,19).19 Die Eucharistie wird in Erinnerung an den Herrn gefeiert (εἰς τὴν ἐμὴν ἀνάμνησιν; 1 Kor 11,24). Hierbei wird im Vollzug des Ritus der Vorstellung nach ein „wirkliches Gegenwärtigwerden des Erinnerten“ bewirkt.20 Im Verlauf der Spätantike verschob sich dieser Aspekt des Erinnerungsmahls zunehmend hin zur inhaltlichen Betonung des Opfercharakters der Eucharistie, eine Deutung, die in unterschiedlichen Kontexten ihre mediale Umsetzung fand.21 Das Bodenmosaik der Theotokoskapelle des Mosesheiligtums auf dem Berg Nebo wurde im beginnenden 7. Jahrhundert verlegt (Abb. 3, 4).22 Im Mosaikfeld des Bemas schufen die ausführenden Handwerker eine Darstellung zweier Stiere und außen stehender Gazellen zuseiten einer Architekturabbreviatur, deren Einzelelemente sie als Wiedergabe des Tempels in Jerusalem identifizierbar machen (Abb. 3).23 Diese Bildidee steht in Verbindung mit einer darüber angebrachten Inschrift, einem Zitat der Psalmpassage Ps 50 (51),21 τότε ἀνοίσουσιν ἐπὶ τὸ θυσιαστήριόν σου μόσχους.24 Bild und Inschrift wurden damit in diesem Fall angewandt, um die Assoziation des Kultortes in Jerusalem und der dort praktizierten Kulthandlung des Tieropfers für JHWH einerseits inhaltlich einmalig für ihren Betrachter auf ihren Anbringungsort zu beziehen, andererseits aber auch durch ihre materielle Umsetzung permanent dort zu kommunizieren.25 Bezugnahmen auf das Alte Testament, mit deren Hilfe der christliche Kirchenbau ausgedeutet, besonders aber in seinem Heiligkeitscharakter bestimmt werden sollte, stellen eine weit verbreitete Strategie dar, die sich unterschiedlicher Medien und Kontexte bediente.26 Für den spätantiken Betrachter ergab 18 Zu den Grundlagen rituellen Erinnerns in Judentum und Christentum siehe Arens (2003), S. 45–48. 19 Markschies/Wolf (2010), S. 21–24; Schilson (2006); Arens (2003), S. 49. Siehe auch Yasin (2009), S. 41– 44 zum spätantiken Verständnis der Eucharistie als nachvollziehendem Erinnerungsmahl und zum an den Ritus gekoppelten Heiligkeitsverständnis. 20 Zitat Markschies/Wolf (2010), S. 19. Christliche Anamnese hat in Bezug auf das Opfer Jesu insofern eine vergegenwärtigende Wirkung, dass in der Gruppe der feiernden Gemeinde und im erinnernden Individuum dieses Gedächtnis „die urspr[üngliche] Heilstat selbst wirksame [Gegenwart] werden“ lässt; Zitat Schilson (2006), Sp. 591. 21 Zur Umsetzung in der materiellen Kultur siehe z. B. Schrenk (1995), S. 186, 197, 200 und passim; Branham (2012), S. 209. 22 Saller (1941), S. 91–107, 233–241 Taf. 109–111; Piccirillo (1998), S. 300–304; Piccirillo (1997), S. 151 Abb. 198–200; Michel (2001), S. 338–339. 23 So erstmals Saller (1941), S. 238. 24 Übersetzung: „Dann wird man Stiere auf deinem Altar opfern“; Gatier (1986), S. 92 Nr. 79; Di Segni (1998), S. 434–435 Nr. 15. 25 Saller (1941), S. 254–255, 234–235; Gatier (1986), S. 92; Piccirillo (1989), S. 337; Piccirillo (1997), S. 40; Jäggi (2007), S. 81, 84; Watta (2015), S. 211–212. 26 Ousterhout (2010), S. 230. Branham (2012), bes. S. 209–213 und passim identifizierte eine von ihr als „mapping“ charakterisierte Vorgehensweise, die dazu diente, Opfer- und Heiligkeitskonzepte von einer Institution auf eine andere zu übertragen.

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sich damit eine Inbezugsetzung von bereits in der Vergangenheit als heilig konnotierten Kulthandlungen des AT mit der eigenen gegenwärtigen Liturgie der Eucharistie. Deren Bedeutung wiederum fußte auf den ebenfalls in der Vergangenheit liegenden heilsgeschichtlichen Begebenheiten, von denen das NT berichtet. Die Liturgie der spätantiken Gegenwart erinnerte an diese Ereignisse und ließ sie gleichzeitig im Vollzug wiederum wirkmächtig werden. Bezüge auf die Vergangenheit und deren erinnerndes Vergegenwärtigen in der spätantiken Gegenwart übertrugen in diesem Fall nicht nur einen Sakralitätscharakter, sondern bildeten den Kern der gesamten christlichen liturgischen Handlung. Die Mosaikdarstellung in den Medien Bild und Inschrift transferierte durch die kleinräumige Verdichtung der zentralen Elemente alttestamentlicher Tempelsakralität (Opferaltar, Allerheiligstes) diesen Charakter auch auf das Sanktuarium des Kapellenbaus und auf die dort agierenden Kleriker.27 Die vieldiskutierte Frage, ob Annexkapellen, wie im vorliegenden Beispiel, auch für die Eucharistie oder etwa schlicht als Ablage- und Sammelbereich für die Gaben der Gemeinde dienten, wird in diesem Fall mit einiger Sicherheit wiederum durch die verwendeten Medien im Kontext mit dem liturgischen Mobiliar beantwortet.28 Nicht nur war die Theotokoskapelle durch das abgeschrankte Sanktuarium und den Tischaltar für die Eucharistie nutzbar. Die inschriftliche Bezeichnung θυσιαστήριόν, die das Zentrum der oben geschilderten, Zeitebenen übergreifenden Ausdeutung und Bedeutungsübertragung bildet, findet sich in den zeitgenössischen Texten zur Liturgie nur mit Bezug auf den Abendmahlstisch.29 In diesem Fall zeigen sich Formen der Vergegenwärtigung von Erinnerung im liturgischen Vollzug der Eucharistie ebenso wie in der Ausgestaltung ihres Ortes, des Sanktuariums. Medial, durch Bild und Inschrift, in Beziehung gebracht und damit parallelisiert werden diese mit kultischen Handlungen des Alten Testaments zum Zwecke einer Bedeutungsübertragung, einer Sakralisierung von Kulthandlung und Kultbau. Als thematischer Nukleus der Erinnerungshandlung wird in diesem Fall allerdings eindeutig die Opferthematik in das Zentrum der medialen Umsetzung gebracht. Welche Rolle spielte aber die memoria persönlich für die einzelnen Angehörigen der spätantiken christlichen Gemeinde? Einige von ihnen treten uns in ihrer Rolle als Geldgeber für Kirchenbau und Ausstattung, als Stifter und Donatoren, entgegen.30 Die Stifter suchten durch ihr Engagement zunächst einmal, das eigene Seelenheil und das ihrer Angehörigen zu sichern. Auch dieser Aspekt war mit Strategien der Erinnerung verbunden. Die Mosaikpavimente der nahöstlichen Kirchen weisen ein breites Repertoire von Stifterbildern auf. Durch diese Darstellungen vermittelten die Stifter ihren Zeitgenossen Vorstellungen der eigenen sozialen Bedeutung, indem traditionelle Bildformeln zum Einsatz kamen, Genrekategorien der Jagd, des Land27 28 29 30

Jäggi (2007), S. 81, 84; Branham (2012), S. 202, 209–212. Zur Diskussion siehe etwa Michel (2001), S. 92–94; Michel (2007), S. 596. Lampe, G. W. H.: A Patristic Greek Lexicon, Oxford 1961, S. 660; Gatier (1986), S. 78 Nr. 62. Dazu für die nahöstlichen Kirchenbauten umfassend Baumann (1999).

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lebens, der Ernte und weiterer Themengebiete einer privaten Repräsentation.31 Die durch Namensbeischriften auf die einzelne Stifterpersönlichkeit bezogenen Bilder erweckten so Assoziationen von gesellschaftlichem Status, sozialen Idealen und von Anspruchsdenken beim Betrachter, Vorstellungen, die dieser auf das hinter der Darstellung stehende Individuum beziehen sollte. Hier wirkte eine im privaten Wohnambiente verbreitete Prestigestrategie auch im Kirchenraum.32 Durch diese Bilder und Inschriften wurden die Geldgeber der Kirche zugleich aber auch im Kirchenbau vergegenwärtigt, wobei besondere Bereiche und liturgisch genutzte Areale, an denen man den Kontakt zum Heiligen als besonders eng und wirkungsvoll ansah, besonders beliebt waren.33 Neben dem weiten Feld der Wünsche nach Heil und Errettung, die sich im Formular der in den Mosaiken eingesetzten Gebetsinschriften finden, bildet die Hoffnung auf Erinnerung, durch die Zeitgenossen ebenso wie durch Gott selbst, das zweite große Themenfeld dieser Texte. Die Hoffnung wird hierbei für Lebende ebenso wie für Tote ausgedrückt.34 Doch welcher Art ist eine solche „Erinnerung durch Gott“? Hierbei sind Vorstellungen wirksam, die bereits im antiken Judentum vorgeprägt waren. Die Texte der hebräischen Bibel verweisen für das Judentum auf die Vorstellung einer komplementären Erinnerungsbeziehung zwischen Gott und den Menschen. Hat die Erinnerung Gottes an sein Volk grundsätzlich einen heilvollen Charakter, so ist zugleich die verehrende Erinnerung an diese Zuwendung durch die Menschen Grundlage und Voraussetzung dieser Heilsbeziehung.35 Auch in der christlichen Übernahme schien es wichtig, diese Form des Erinnerns durch Gott nicht nach menschlichen Maßstäben zu beurteilen. Schon der im 6. Jh. tätige Kirchenschriftsteller Pseudo-Dionysios Areopagita bemühte sich, deutlich zu machen, dass eine solche Erinnerung Gottes keiner menschlichen Kategorie folge, sondern diese übersteige. Die Erinnerung sei in diesem Fall vielmehr als eine permanente und nicht zu trennende Verbindung zwischen Gott und dem auf diese Weise „Erinnerten“ zu betrachten: Σκόπει δέ, ὅτι καὶ μνημοσύνοις ἱεροῖς ἀνατέθεινται τῆς θείας μνήμης οὐκ ἀνθρωπικῶς ἐν τῇ τοῦ μνημονικοῦ φαντασίᾳ δηλουμένης, ἀλλ’ ὡς ἄν τις φαίη θεοπρεπῶς κατὰ τὴν ἐν θεῷ τῶν τετελεσμένων θεοειδῶν τιμίαν καὶ ἀμετάστατον γνῶσιν. „Ἔγνω“ γὰρ ἔφη τὰ λόγια „τοὺς ὄντας αὐτοῦ“ καὶ „Τίμιος ἐναντίον κυρίου ὁ θάνατος τῶν ὁσίων αὐτοῦ“ (τοῦ θανάτου τῶν ὁσίων ἀντὶ τῆς ἐν ὁσιότητι τελειώσεως εἰρημένου). Καὶ τοῦτο δὲ ἱερῶς ἐννόησον, ὡς ἐπιτεθέντων τῷ θείῳ θυσιαστηρίῳ τῶν σεβασμίων συμβόλων, δι’ ὧν ὁ Χριστὸς σημαίνεται καὶ μετέχεται, 31 32 33 34 35

Baumann (1999), S. 195–267. Baumann (1999), S. 5, 195–196. Bauer (2013), S. 185–233; Baumann (1999), S. 289–291; Watta (2015), S. 200–202. Baumann (1999), S. 293–294; Watta (2015), S. 193. Die Hoffnung darauf, dass Gott sich erinnern möge, zielt also auf sein heilbringendes Einwirken: „Wenn JHWH sich erinnert, so der Glaube Israels in der Not, dann lässt er sich zu neuerlichem rettenden Eingreifen bewegen.“; Fischer (2003), bes. S. 14–18, Zitat S. 17.

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πάρεστιν ἀδιαστάτως ἡ τῶν ἁγίων ἀπογραφὴ τὸ συνεζευγμένον αὐτῶν ἀδιαιρέτως ἐμφαίνουσα τῆς πρὸς αὐτὸν ὑπερκοσμίου καὶ ἱερᾶς ἑνώσεως. Beachte aber, dass die Toten in die geheiligten Gedenklisten eingetragen sind nicht in dem Sinn, dass das Gedächtnis Gottes nach Menschenart in der Vorstellung des Erinnerungsorgans sich offenbart, sondern so, wie einer mit einer richtigen Vorstellung sagen könnte, im Sinne einer zu verehrenden, unverrückten Kenntnis der vollendeten Gottähnlichen, die in Gott vorhanden ist. ‚Er hat nämlich die Seinen erkannt‘ (2 Tim 2,19), wie die Worte sagen, und ‚Ehrenvoll ist vor dem Herrn der Tod seiner Heiligen‘ (Ps 115,6) – gemeint ist mit ‚dem Tod der Heiligen‘ die Vollendung der Heiligkeit. Und auch das bedenke in der geheiligten Weise: Wenn die verehrungswürdigen Symbole, durch die Christus bezeichnet und empfangen wird, auf den göttlichen Altar gelegt werden, ist ununterbrochen die Liste der Heiligen dabei. Sie deutet auf die untrennbare Verbundenheit derselben mit der die Sinnenwelt übersteigenden, geheiligten Einswerdung mit ihm.36

Die Funktion der genannten, Gott um Erinnerung anrufenden Texte im Raum zeigt sich durch eine Gegenüberstellung mit einer in der Großregion vollzogenen Fürbittenliturgie, in der etwa die inschriftlich häufig zu findende Wendung Μνήσθιτη Κύριε ebenfalls Anwendung findet. Ich beziehe mich hierbei beispielhaft auf die in Jerusalem praktizierte Jakobus-Liturgie, ohne damit andeuten zu wollen, dass diese etwa in den Kirchenbauten der Provincia Arabia in gleicher Form angewandt worden sein muss, auch wenn dies bereits angenommen wurde.37 Auch im Formular der Fürbitten, wie sie der Ablauf der Liturgie vorsah, brachte man die Hoffnung auf Erinnerung für Institutionen und Einzelpersonen im liturgischen Zusammenhang mit der Eucharistie vor – damit also in dem Zeitraum, in dem man Gott selbst als am Altar gegenwärtig dachte.38 Eine vergleichbare funktionale Beziehung lässt sich zwischen der Ausgestaltung und Positionierung der Medien Bild und Inschrift, die die Erinnerung durch Gott und die Zeitgenossen evozieren und auf die jeweilige Person übertragen sollten, und dem Ort der Eucharistie, dem Altar im abgeschrankten Sanktuarium, festmachen. So wurde die Großzahl der Stifterbilder und Stifterinschriften im Kirchenbau möglichst weit östlich, in größtmöglicher Nähe zum eucharistischen Altar platziert, aber den36 Pseudo-Dionysius Areopagita, de Ecclesiastica hierarchia III 7, S. 88–89; Übersetzung nach Heil (1986), S. 118. 37 Die Edition der Liturgia Sancti Jacobi von Mercier fußt auf dem möglicherweise bereits im 8. aber wohl eher im 9. Jahrhundert im Umkreis von Damaskus und damit in der Einflusssphäre der griechischen Kirche von Antiochia verfassten Cod. Vat. graec. 2282, der die älteste griechische Handschrift der Jakobus-Anaphora darstellt. Frühe Formen dieses Liturgieformulars wurden in der Jerusalemer Kirche wohl bereits seit dem späten 4., frühen 5. Jh. verwendet. Witvliet (1997), S. 155–156 untersuchte die Redaktion und Tradition der weiteren fünf Sprachversionen und der Problematik ihrer zeitlichen Einordnung. Siehe zur Quelle und ihrer zeitlichen Genese auch zusammenfassend Watta (2015), S. 195–198. Alain Desreumaux sprach sich unter anderem dafür aus, dass die Jerusalemer Liturgie möglicherweise auch in den Kirchen östlich des Jordan angewandt wurde, dazu Desreumaux, Alain: Rez. zu Michel (2001), in: Byzantinische Zeitschrift Bd. 97/1, 2004, S. 229–233, bes. S. 230. 38 Liturgia Sancti Jacobi, S. 206–222.

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noch in einem Bereich, der der Aufmerksamkeit der anderen Gemeindeangehörigen zugänglich war.39 In vielen Fällen war dies das Areal der Sanktuariumsstufen vor der Schranke des Altarraums. Als deutliches Beispiel lässt sich hier der Mosaikboden des Naos der Kirche des hl. Stephanos in Umm er-Rasas anführen.40 Vor der Längsachse der Sanktuariumsschranke finden sich in den Seitenschiffen der Kirche des hl. Stephanos in Khirbet Umm er-Rasas – der Naos wurde dort im Jahre 718 n. Chr. mit Mosaiken belegt – separat gerahmte Bildfelder mit mehreren Stifterdarstellungen und Inschriften mit Fürbitten um Erinnerung (Abb. 5–7).41 Das annähernd rechteckige Feld des nördlichen Seitenschiffs zeigt eine Komposition in zwei Registern (Abb. 6). Im unteren Bereich stehen vier später im Kontext der sogenannten „ikonophoben Eingriffe“ unkenntlich gemachte Personen, die Objekte in ihren Händen halten und durch Inschriften als Stifter der Kirche ausgewiesen sind, zwischen zwei fruchttragenden Bäumen und einer langstieligen Pflanze.42 Der obere Feldbereich wird von einem mit der Beischrift Δηβ|λᾶτ|ον („Diblaton“) verbundenen Giebelhaus mit einem von Säulen flankierten Eingang sowie zwei südlich angrenzenden Inschriftenblöcken eingenommen: Μνήσθιτη, | Κ(ύρι)ε, τῶν δού|λōν σου 0 Πετρ|όνα Ραββου‖ς (καὶ) τον αὐτο|ῦ τέκνōν; Μνίσθητη, | Κ(ύρι)ε, τō ν δούλον | σου Σαμουίλου | (καὶ) Αβεσοβεου ‖ πατρὸς Ουαι|ας.43 Bei der inschriftlich benannten Architekturabbreviatur „Diblaton“ handelt es sich offenbar um eine Siedlung der Region, deren Bewohner ebenfalls zur Ausstattung der Kirche beigetragen hatten, was in dieser zusammenfassenden Bildform verewigt wurde.44 Das östliche Feld des südlichen Seitenschiffs vor dem Sanktuarium ist ähnlich gestaltet (Abb. 7): In der Bildfläche steht eine später gelöschte Gestalt mit Namensbeischrift (Αβιβ |υἱὸς Ζω|γο|ν.; „Abib, Sohn des Zogon“) zwischen einem Fruchtbaum und einer aus mehreren Giebelhäusern gebildeten Architekturabbreviatur, die mit Λιμβον („Limbon“) benannt wird. Die linke Partie der Bildfläche nehmen zwei Inschriftenblöcke ein: Κ(ύρι)ε, μνήσ|θιτη τοῦ δ|ούλου σου Κ̣|αηουμ μον‖αχοῦ πρ(εσβυτέρ)ου Φισγα; Μνήσθη|τι, Κ(ύρι)ε, τοὺς δ|ούλους σου τοὺ|ς ψιφωθέτ‖ας οὓς γινόσκις τὰ ὠνόμα(τα).45 39 Baumann (1999), S. 289–291; Michel (2001), S. 56. Siehe zu diesem Aspekt auch Watta (2015), S. 358–359. 40 Piccirillo (1994a), S. 82–92; Piccirillo (1994b), S. 134–164; Piccirillo (1997), S. 218–231, 238–239 Abb. 344– 358, 380–387; Michel (2001), S. 388–394 Nr. 144c Abb. 364–369; Talgam (2014), S. 387–391. 41 Bei der Jahresangabe zur Bauausstattung in der Bauinschrift der Kirche handelt es sich offenbar um eine nachträgliche Veränderung. Zur Rekonstruktion der ursprünglichen Angabe und damit zur Datierung des Mosaikpavimentes des Naos in das Jahr 718 n. Chr. siehe Schick (1991), S. 75–78; Schick (1995), S. 472–473 Taf. 12–13. 42 Zum Phänomen der „Ikonophobie“ im Nahen Osten und seinen Auswirkungen siehe zuletzt zusammenfassend Schick (2015). 43 Edition der Inschrift nach Piccirillo (1994c), S. 249–250 Nr. 6 a–d.; Übersetzung: „Erinnere dich, Herr, deiner Diener, des Petros, Sohn des Rabbos und seiner Kinder; Erinnere dich, Herr, deiner Diener, des Samuelos und des Abesobeos, des Vaters des Ouaias.“ 44 Diblaton, als „Almon Diblataim“ bereits im Alten Testament genannt, wird mit der zwischen Maʿin und Madaba befindlichen Ortslage et-Taim identifiziert; Piccirillo (1994c), S. 253 Nr. 10. 45 Inschriften nach Piccirillo (1994c), S. 251–253 Nr. 8 a–c; Übersetzung: „Herr, erinnere dich deines Dieners, des Kaioum, Mönch und Presbyter von Phisga; Erinnere dich, Herr, deiner Diener, der Mosaizis-

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Die Darstellungen dokumentierten so in Verbindung mit den beigefügten Inschriften einerseits den finanziellen Aufwand, den einzelne Individuen, aber auch die beiden Dorfgemeinschaften, für den Kirchenbau vor Ort aufzubringen gewillt und in der Lage waren. Zugleich vertraten sie zudem die Beteiligten in dieser besonderen Zone vor dem Altarraum. Die Vertretungsinstanzen Bild und Inschrift sollten damit einerseits die Erinnerungshandlung der Zeitgenossen in Gedenken und Gebet anregen, andererseits aber auch, durch ihre materielle Form permanent kommunizierend, Person und Erinnerungswunsch vor dem Allerheiligsten des Kirchenbaus vergegenwärtigen, besonders, wenn dort im Vollzug der Eucharistie der Vorstellung nach Christus selbst präsent war. Diese Vertreterinstanzen für Einzelpersonen, Gruppen und Ortgemeinschaften verweisen auf die Vorstellung von Heilsübertragung durch räumliche Nähe.46 Ihre Platzierung erfolgt in einem Spannungsverhältnis zwischen größtmöglicher Annäherung an den heiligen Bereich und dem Wunsch nach Wahrnehmung durch die Zeitgenossen. Dass das Bestreben nach einer Dauerhaftigkeit der Erinnerung auch im Fall einer Neuausstattung der Kirche seinen Ausdruck finden konnte, erweist das Beispiel der Erneuerung der Mosaikausstattung der Marienkirche von Rihab47, auf die die dortige Bauinschrift vor dem Sanktuarium verweist: †ἐψηφόθη καὶ ἐτελειόθη ὁ ναòς οὗτος τῆς ἁγία Μαρίας ἐπὶ Μαρτυρίου (καὶ) Ἠλιου (καὶ) Ὀλέφου υιῶν Ὀλέφου | τῶν μακαρ(ίων) ὑπὲρ ἀναπαύσεως αὐτῶν καὶ τῶν αὐτῶν γονέων τοῦ ἔτους υκη’ μη(νὶ) Πανέμου θ’ χρό(νων) ια’ ἰνδ(ικτιῶνος) | νῦν δὲ ἀνανεοθέσαντα ψηφία ταῦτα ἐπὶ Ἠλιου Βάσσου τοῦ θεοσεβ(εστάτου) πρεσβ(υτέρου) καὶ παραμ(οναρίου) τοῦ ἔτους υοζ’ χρ(όνων) α’ ἰνδ(ικτιῶνος. Mit Mosaiken ausgestattet und fertiggestellt wurde dieser Tempel der heiligen Maria unter Martyrios, Elias und Olephos, den Söhnen des Olephos, den seligen (Verstorbenen), für ihre ewige Ruhe und die ihrer Eltern im Jahr 428, dem neunten Tag des Monats Panemos, im elften Jahr der Indiktion (= 533 n. Chr. ). Nun aber wurden diese Mosaiken erneuert unter Elias, Sohn des Bassos, dem frömmsten Presbyter und Paramonarios im Jahr 476, in der Zeit des ersten Jahres der Indiktion (= 582/583 n. Chr).48

Dass man neben dem Hinweis auf die Erneuerung des Mosaiks, deren Urheber und Zeitpunkt auch die Datierung der ursprünglichen Bauerrichtung, der Ausstattung ten, deren Namen du kennst.“ Mit Kaioum, Mönch und Presbyter von Phisga, ist vermutlich ein Angehöriger der Mönchsgemeinschaft des Mosesheiligtums auf dem Nebo gemeint. Bei Limbon handelt es sich wohl um die wenige Kilometer südlich von Madaba liegende Siedlung Libb, zur Identifikation ebd., S. 253 Nr. 11–12. 46 Bauer (2013), S. 195, 219. 47 Piccirillo (1980), S. 336–341 Taf. 52–58 Abb. 16, 37–45; Piccirillo (1997), S. 310–311 Abb. 622–625; Michel (2001), S. 221 Nr. 80 Abb. 195–196. 48 Edition der Inschrift nach Piccirillo (1980), S. 338, Inschrift A (eigene Übersetzung).

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sowie die daran beteiligten Stifter und ihre Gebetsanliegen erneut inschriftlich verewigte, zeigt, dass man die heilvermittelnde Erinnerung auch für frühere Generationen zu sichern bestrebt war.49 Die Analyse macht deutlich, dass Mosaikpavimente frühbyzantinischer Kirchenbauten des Nahen Ostens in ihrer Konzeption in vielfältiger Weise durch Erinnerungsaspekte und Vorstellungen des medial vermittelten Heils geprägt sind. Die Heilshoffnung knüpft sich hierbei an ein mehrschichtiges „Erinnerungsgefüge“. Die liturgische Memoria durch Klerus und Gemeinde wird parallelisiert in den in Altarnähe platzierten Medien von Stifterinschrift und -bild. Der Altar selbst ist wiederum Ort des eucharistischen Opfers, des Erinnerungsmahls, eingesetzt durch den zentralen „Erinnerungsfokus“ des Christentums, die Gestalt Jesu Christi.50 Der Kirchenbau wird geheiligt durch die Erinnerungshandlungen der in ihm vollzogenen Liturgie, durch die Präsenz der ebenfalls mit Kommemoration bedachten Heiligen in Form ihrer Reliquien bzw. durch die in der Vergangenheit an diesem Ort geschehenen Ereignisse der Heilsgeschichte.51 Ziel der Erinnerungshandlungen als Teil des „kulturellen Gedächtnisses“ ist die Schaffung von Kontinuität, ein Fortleben der Tradition. Gerade dieser Aspekt wird durch die materielle, dauerhafte und gegenwärtige Ausstattung des Kirchenbaus, sofern Erinnerungsaspekte mit ihr verknüpft sind, in idealer Weise erfüllt. Die Mosaikpavimente vermitteln damit als Quellengattung in der modernen Analyse historische Vorstellungen von Erinnerungspraktiken und ihrer Wirkmächtigkeit im frühbyzantinischen Christentum. Die Materialität des Mosaiks bildete hierbei für die Erbauer der Kirchen und die Entwerfer der Ausstattungsprogramme die entscheidende Qualität, um Erinnerung und Bezüge zur Vergangenheit umzusetzen und im Kirchenbau gegenwärtig zu halten – eine Erinnerung, die bis in die Gegenwart wirkt. Bibliographie

Quelleneditionen Adamnanus, de Locis sanctis, ed. von Bieler, Ludwig, Adamnani de locis sanctis libri tres in: Itineraria et alia geographica (CCSL 175), Turnhout 1965, S. 175–234. Antonini Placentini, Itinerarium, ed. von Geyer, Paul, Antonini Placentini Itinerarium, in: Itineraria et alia geographica (CCSL 175), Turnhout 1965, S. 127–174. Cyrillus, Vita Sabae, ed. und übers. von Schwartz, Eduard, Kyrillos von Scythopolis (TU 49/2), Leipzig 1939, S. 85–200. Egeria, Itinerarium, ed. von Franceschini, Ezio/Weber, Robert, Itinerarium Egeriae/Appendix ad Itinerarium Egeriae, in: Itineraria et alia geographica (CCSL 175), Turnhout 1965, S. 35–103. 49 Bereits in der paganen kaiserzeitlichen Stiftungspraxis lassen sich diese „generationsübergreifenden“ Wiederherstellungsinitiativen fassen, die zumeist das soziale Prestige und die Legitimität der jüngeren Geldgeber und die Anbindung an eine Tradition in besonderer Weise stärkten; Yasin (2009), S. 106–107. 50 Christoph Markschies und Hubert Wolf sprechen von Jesus Christus als „zentrale[m] Erinnerungsort[…] des Christentums“; Markschies/Wolf (2010), Zitat S. 18. 51 S. o. Anm. 9.

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Abbildungsnachweise

Abbildung 1: Bearbeitung Watta nach Schneider (1934), Plan 1.; Abbildung 2: Foto Watta; Abbildung 3: Bearbeitung Watta nach Piccirillo/Alliata (1998), Taf. IV.; Abbildung 4: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?search=Mosaics+Mount+Neb o&title=Special:Search&go=Go&uselang=de&searchToken=3cf7l5n8n4g507rac46utk d8n#/media/File:Mosaic_at_MountNebo.jpg (letzter Abruf 10. Juli 2017); Abbildung 5: Bearbeitung Watta nach Piccirillo (1997), S. 239 Abb. 383; Abbildung 6: Foto Watta; Abbildung 7: nach Piccirillo (1997), S. 239 Abb. 384.

IV. Die Stadt als Erinnerungsträger

Jean Malalas et la mémoire d’Antioche

Construction de l’espace et du temps dans la Chronique, l’exemple d’Épiphania Emmanuèle Caire1

Abstract It is well known that the Chronographia of John Malalas devotes special attention to references to monuments. Constructions, reconstructions or restorations of buildings punctuate accounts of each « reign ». Thus, the founding of a city, the visit of a Hellenistic king (or, later, of a Roman emperor), imperial gifts after an earthquake or the architectural programs developed by a sovereign in a city are for the chronicler opportunities to dwell on the most remarkable and the most significant monuments in the urban space, to the extent that the chronicle has been described as « a record of public buildings. » Paradoxically, references to monuments are numerous, but descriptions are scarcely detailed. Malalas usually reports that monuments are « beautiful », « great », « numerous », and that they received a particular name (or that their name has been changed). Sometimes, he notes an inscription, reports an architectural detail, mentions an ornament or describes a statue or a mosaic nymphaeum. More frequently, he adds topographical details. In the case of Antioch, Malalas’ home-town, for which mentions of monuments are particularly numerous, we notice two characteristics. First, because of his intimate knowledge of the Antiochean urban space, Malalas locates each monument in its geographical and architectural environment, giving seemingly precise indications, although his reference system remains implicit. Second, Malalas portrays the monuments of Antioch by overlapping the extension in space and the thickness of time. The result is a complex and original way of « saying Antioch ». We will attempt to understand and to evaluate the result of such a process through the case study of the Epiphania area.

On sait que la Chronique de Jean Malalas réserve une place importante à l’évocation de monuments. En effet les mentions de constructions, de reconstructions ou de restaurations d’édifices ponctuent les notices consacrées aux « règnes ». Ainsi la fondation d’une ville, la visite d’un roi hellénistique ou, plus tard, d’un empereur romain, indifféremment considérés comme des basileis, les largesses impériales accordées à la suite d’un tremblement de terre ou encore les programmes architecturaux développés dans telle ou telle cité sont autant d’occasions, pour le chroniqueur, de s’arrêter sur les monuments 1

Aix-Marseille Université/CNRS, UMR 7297 TDMAM. Cette enquête, dont une première version avait été présentée en octobre 2010, lors du colloque Dire l’Architecture dans l’Antiquité à Aix-en-Provence, est issue de la recherche collective conduite par le groupe aixois « Malalas », sous la direction de Joëlle Beaucamp.

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Emmanuèle Caire

les plus remarquables ou les plus significatifs qui occupent l’espace urbain, au point que l’on a pu voir dans la Chronique « a record of public buildings ».2 Mais, paradoxalement, si les mentions abondent, les descriptions sont rarement détaillées. Habituellement Malalas se contente de signaler que les monuments sont « beaux », « grands », « nombreux », qu’ils ont reçu tel ou tel nom – ou que ce nom a été modifié. Parfois l’auteur relève une inscription, fait état d’un détail architectural, mentionne un ornement, décrit une statue ou la mosaïque d’un nymphée. Plus fréquemment, il ajoute quelques précisions topographiques. Le cas d’Antioche, ville d’origine du chroniqueur,3 pour laquelle les mentions d’édifices sont particulièrement nombreuses, présente une double spécificité : d’une part, en raison de l’intime connaissance qu’il a de l’espace urbain, Malalas situe chaque monument dans son environnement géographique et architectural avec des indications précises, semble-t-il, mais dont le système de référence reste en grande partie implicite ; d’autre part, il donne à voir les monuments d’Antioche en superposant l’extension dans l’espace à l’épaisseur du temps. Le but de cet article n’est donc pas de chercher comment utiliser Malalas comme source pour reconstituer la réalité architecturale d’Antioche à une époque donnée, ni même de s’interroger sur l’origine ou la fiabilité de sa documentation. Il s’agit seulement d’analyser la manière originale et complexe qu’a le chroniqueur de « dire Antioche », quand sa voix interprète et réorganise la documentation historique au filtre d’un regard familier porté sur des lieux qui sont lieux de mémoire, à la fois parce qu’ils permettent d’ancrer le passé dans le présent de la ville et parce qu’ils sont porteurs de la mémoire collective des Antiochéens. Nous nous proposons de chercher à comprendre cette voix, ce regard et la complexité de cette mémoire à travers l’étude de cas du quartier d’Épiphania. Prolégomènes : repérage dans l’espace, organisation générale et marqueurs

Ce sont en premier lieu les éléments naturels – la montagne, la plaine, le fleuve, les torrents – qui servent de repères pour structurer l’espace urbain d’Antioche dans la Chronique. Lorsque Malalas mentionne la fondation de la ville par Séleucos il écrit : Par crainte des torrents du Mont Silpios et des ruisseaux qui en descendaient, c’est là, dans la partie plane de la vallée, (ἐν τῇ πεδιάδι τοῦ αὐλῶνος), face à la montagne (κατέναντι τοῦ ὅρους), à proximité du grand fleuve Dracon (πλησίον τοῦ Δράκοντος) qu’on appela plus tard Oronte, sur l’emplacement du village du nom de Bottia, en face de Iopolis (ἄντικρυς τἠς Ἰωπόλεως) qu’il traça les fondations du rempart.4 2 3

4

Moffatt (1990). Les renseignements biographiques sur Malalas sont rares. La version slave de la Chronique identifie l’auteur comme « Jean d’Antioche ». C’est sur la foi de ce témoignage et en raison de l’importance accordée à Antioche dans la Chronique que la critique moderne s’accorde sur l’origine antiochéenne de l’auteur. Voir Croke (1990), p. 1–11. Malalas, Chronographia VIII 12.

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La ville de Séleucos, qui se réduit encore à la fondation de son rempart, s’inscrit donc dans un espace géographique caractérisé par les deux repères majeurs que sont la montagne et le fleuve. L’emplacement dans la plaine à proximité du fleuve est étrangement présenté comme un face-à-face de la future ville avec la montagne (κατέναντι τοῦ ὅρους). Mais ce face-à-face est surtout un éloignement justifié par la crainte des torrents. De fait, lorsque Malalas rappelle les circonstances de la fondation, à propos des constructions de Tibère, il reprend les mêmes indications avec une expression légèrement différente : Tibère César fut informé que le roi Séleucos, par crainte des eaux torrentielles qui dévalaient du mont à la mauvaise saison et qui stagnaient, s’était écarté de la montagne (ἀποφυγὼν τὸ ὅρος) et avait édifié la ville dans la plaine (ἐν τῇ πεδιάδι).5

Aux repères géographiques naturels se superposent toutefois, dans le premier passage, des repères urbanistiques, avec la mention de deux localités dont l’une – Iopolis – a déjà été évoquée et décrite dans la Chronique6 : puisque Iopolis avait été fondée sur le mont Silpios (εἰς τὸ Σίλπιον ὅρος), le face-à-face de la future Antioche avec la montagne est naturellement un face-à-face avec l’antique cité de Iopolis (ἄντικρυς τἠς Ἰωπόλεως). Si l’on accorde de l’importance au changement de préposition et si l’on suppose que ἄντικρυς apporte une notion d’alignement plus nette que κατέναντι, il faut sans doute comprendre que cette dernière indication sert surtout à localiser la nouvelle fondation par rapport au cours de l’Oronte en donnant comme point de repère l’emplacement supposé de Iopolis. De fait, la forme allongée de la montagne qui s’étend parallèlement au fleuve ne permet pas de situer assez précisément le nouvel emplacement choisi par Séleucos. Mais en réalité, la localisation exacte de Iopolis restait sans doute assez floue dans l’imaginaire des Antiochéens du vie siècle, et sans doute déjà du ive siècle comme en témoignent les hésitations de Libanios à ce sujet.7 5 6

7

Malalas, Chronographia X 9. Malalas, Chronographia II 6 : Les Argiens Iopolites, partis en Syrie à la recherche de Io, la fille d’Inachos, apprennent qu’elle est morte et repose « dans la montagne » (ἐν τῷ ὄρει). Alors, « après lui avoir édifié un temple, ils s’établirent là, sur le Mont Silpios, où ils fondèrent une ville pour eux-mêmes, qu’ils appelèrent Iopolis ; chez les Syriens on les appela Ionites jusqu’à aujourd’hui. » (κτίσαντες αὐτῇ ἱερὸν ᾤκησαν ἐκεῖ εἰς τὸ Σίλπιον ὄρος, κτίσαντες καὶ πόλιν ἑαυτοῖς, ἣν ἐκάλεσαν Ἰώπολιν· οἵτινες ἐκλήθησαν παρὰ τοῖς αὐτοῖς Σύροις Ἰωνῖται ἕως τῆς νῦν.) L’emplacement exact de Iopolis n’est pas explicité chez Malalas. La localité est dite εἰς τὸ ὄρος (II 12, VIII 11), et visiblement, pour le chroniqueur, elle se situe en hauteur puisque Séleucos « fait descendre » les Iopolitains pour les établir dans sa nouvelle cité (Malalas, Chronographia VIII 14 : καὶ κατήγαγε καὶ αὐτοὺς ἐκ τῆς Ἰωπόλεως ἐν τῇ αὐτῇ Ἀντιοχείᾳ οἰκεῖν). Libanios est ambigu : si le village que découvrent les Argiens partis à la recherche de Io est établi en hauteur (Libanius, Orationes XI 47 : ἀνῄεσαν ἐπὶ τὸ ὄρος παρὰ τοὺς ἐνοικοῦντας ὀλίγους δή τινας), c’est en revanche « au pied de la montagne » (ὑπὸ τῷ ὄρει) que Triptolème établit la ville fondée en l’honneur de Io (Libanius, Orationes XI 51). L’hésitation sur le nom même de la ville, que Libanios appelle Ionè, et Malalas Iopolis, tout en attribuant parfois aux habitants le nom de Ionitai pour les distinguer des Iopolitai venus d’Argos (cf. II 6 ; II 12) souligne ce flottement de la tradition concernant les origines d’Antioche, entre histoire et légende. Il semble que Malalas ait en partie associé la situation de Iopolis et d’Acropolis, deux habitats pré-séleucides, établis tous deux εἰς τὸ ὄρος, et qui connurent un destin identique. Il ne les confond pas toutefois, distinguant leurs noms et leur noyau de population originel (voir infra, n. 25).

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La précision apportée ici par Malalas sur la position relative des deux établissements primitifs a sans doute moins pour fonction de fournir une information sur l’emplacement exact de la fondation de Séleucos que d’esquisser, avec cet alignement de Iopolis et de Bottia par rapport à l’Oronte, la continuité de la future Antioche. Cette disposition initiale structure ensuite durablement l’espace antiochéen dans la Chronique. L’expression ἐν τῇ πεδιάδι reste associée à la ville de Séleucos, par opposition aux constructions hors les murs dont une partie se fait justement sur les flancs du mont Silpios. Lorsqu’à partir du règne de Tibère, l’extension du rempart fait que la ville de Séleucos ne peut plus être identifiée à la ville, cette partie d’Antioche continue cependant à être associée à sa localisation initiale et « la plaine » devient pour ainsi dire le nom d’un quartier. Par exemple, lorsque sous le règne de Sévère un bain public est édifié par les dirigeants d’Antioche sur l’emplacement d’une maison et d’un jardin appartenant à une certaine Livie, les seules indications données par Malalas concernent le nom de ce bain, le Livianon, et sa situation εἰς τὴν πεδιάδα τῆς πόλεως.8 C’est également « dans la plaine » (εἰς τὴν πεδιάδα) que Malalas situe le bain public édifié par Domitien.9 Le premier point de repère est donc la distinction entre la plaine et la montagne, la ville basse et la ville haute, la ville séleucide à l’intérieur de son rempart et les constructions au-delà des murs. Les prépositions et les adverbes prennent de ce fait une importance majeure10 : ils renvoient à cet agencement initial de l’espace urbain et à des parties implicitement identifiées de la ville, bien plus qu’à une localisation relative des monuments dans le contexte où ils apparaissent. Ainsi lorsque Malalas évoque les constructions faites par les sénateurs Pontus et Varius sur leurs fonds propres, sous le règne de Caligula, il mentionne le « grand bain public que l’on appelle le « Bain de Varius », et il le situe « en bas, le long du rempart, près du fleuve »,11 c’est-à-dire dans le quartier séleucide. Ainsi localisé, ce bain devient à son tour un marqueur topographique permettant de situer lesdites constructions, à propos desquelles Malalas se contentera par la suite d’ajouter qu’après la confiscation des propriétés des sénateurs par Caligula, elles furent désormais appelées « les

8 Malalas, Chronographia XII 22. 9 Malalas, Chronographia IX 21. La précision supplémentaire selon laquelle ce bain était situé « à proximité du vieil hippodrome » (πλησίον τοῦ παλαιοῦ ἱππικοῦ), renvoie le lecteur aux mentions antérieures de l’hippodrome dont Malalas attribue la construction à Q. Marcius Rex, proconsul de Cilicie, sous le règne de Philippe II, et la reconstruction après un tremblement de terre à Agrippa. 10 L’usage que fait Malalas des prépositions et des adverbes a souvent été jugée aléatoire et, de fait, on peine parfois à distinguer le sens d’expressions comme ἐπὶ τὸ ὄρος, εἰς τὸ ὄρος, παρὰ τὸ ὄρος, et à en interpréter exactement d’autres comme πρὸς τὸ ὄρος. Il semble toutefois que ces expressions ne soient pas choisies par hasard, et qu’il faille accorder une attention particulière à leurs variations, comme dans le cas examiné ci-dessus de ἄντικρυς et κατέναντι, ou pour le doublet πλησίον/ἔγγιστα. Nous reviendrons sur ce point plus loin. 11 Malalas, Chronographia X 19 : ἔκτισαν … ἐκ τῶν ἰδίων αὐτῶν χρημάτων δημόσιον λουτρὸν μέγα τὸ λεγόμενον Οὐάριον κάτω παρὰ τὸ τεῖχος, πλησίον τοῦ ποταμοῦ, ἔνθα καἰ τἀ οἰκήματα αὐτῶν ἔκτισαν πλησίον τοῦ δημοσίου …

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demeures impériales » (τὰ βασιλικὰ).12 En effet, comme ce Bain de Varius, dans la suite de l’œuvre les monuments vont à leur tour constituer autant de repères par rapport auxquels situer les constructions nouvelles. Ainsi se construit et se déploie progressivement l’espace urbain d’Antioche dans l’espace de la Chronique. Toutefois cette construction se heurte à deux difficultés majeures. Tout d’abord les données topographiques sont disséminées à travers la Chronique, comme autant de pièces d’un puzzle qu’il convient de rassembler pour comprendre l’organisation générale ou même relative de l’espace urbain, la mention d’un monument s’accompagnant souvent de références implicites à d’autres notices, parfois distantes de plusieurs livres. D’autre part l’espace d’Antioche se construit aussi à travers l’épaisseur du temps. Malalas n’hésite pas à superposer plusieurs états d’un lieu ou d’une construction, associant à l’état correspondant à l’époque dont il traite un état antérieur, voire un état à venir, qu’il s’agisse de mentionner une transformation architecturale, un changement d’affectation ou seulement une évolution de la dénomination. De ce fait les points de repères deviennent mouvants pour le lecteur, dans la mesure où ils peuvent intégrer des éléments qui n’existent plus ou qui n’existent pas encore au moment où Malalas situe sa description. Étude de cas : le quartier d’Épiphania :

De la ville « hors les murs » à la ville « sur la montagne » Ce quartier apparaît pour la première fois dans la Chronique au livre VIII, à propos des constructions d’Antiochos Épiphane : Le roi Antiochos Épiphane édifia (ἔκτισε) d’abord, à Antioche la Grande, en dehors de la ville (ἔξω τῆς πόλεως), ce qu’on appelle le Bouleuterion (τὸ λεγόμενον βουλευτήριον) […]. Il fit aussi d’autres édifices en dehors de la ville (ἔξω τῆς πόλεως), appelant ces quartiers (τὰ αὐτὰ μέρη), à partir de son surnom, la ville d’Épiphania (Ἐπιφανίαν πόλιν). Il ne lui édifia pas de rempart (μὴ κτίσας αὐτῇ τεῖχος) et l’habitat resta ainsi, sur la montagne (ἐπὶ τὸ ὄρος).13

La localisation du monument principal, le Bouleuterion, se fait d’abord par référence implicite à l’élément architectural précédemment évoqué, le rempart de Séleucos, et le point de vue adopté par Malalas est celui de l’époque d’Antiochos : le nouveau quartier est caractérisé par sa situation hors les murs14 (ἔξω τῆς πόλεως, μὴ κτίσας αὐτῇ τεῖχος, repris par δίχα τείχους en X.9). Mais, de même que la référence au fleuve et à 12 Malalas, Chronographia X 20 : καὶ τοὺς διαφέροντας αὐτοῖς ἐν Ἀντιοχείᾳ οἴκους ἐτίτλωσεν· ἅτινα οἰκήματα ἐκλήθη τὰ βασιλικὰ ἐξ ἐκείνου ἐν τῇ αὐτῇ Ἀντιοχείᾳ τῆς Συρίας. 13 Malalas, Chronographia VIII 21. 14 L’absence d’enceinte pour le quartier fondé par Antiochos a été contestée, en particulier en raison du témoignage de Strabon (cf. note suivante). Voir la discussion sur ce point dans Downey (1961), p. 102 et 177.

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la plaine a durablement servi à caractériser la ville de Séleucos,15 la référence à la montagne devient très vite une manière d’évoquer le quartier d’Épiphania dont le nom n’est ensuite plus jamais mentionné dans la Chronique. Les constructions « sur la montagne » (ἐπὶ τὸ ὄρος) évoquées ici ne doivent évidemment pas être localisées au sommet du mont Silpios, mais sur ses flancs, voire à son pied, dans l’espace laissé libre par Séleucos lorsqu’il avait fondé sa ville « en s’écartant de la montagne » (ἀποφυγὼν τὸ ὅρος). Et lorsque Malalas lui-même, rappelant à l’occasion du programme de constructions qu’il attribue à Tibère les origines de ce quartier d’Antioche, évoque τὸ παρὰ τὸ ὄρος μέρος τῆς πόλεως16 (« la partie de la ville qui s’étend sur le flanc de la montagne/ contre la montagne »), la périphrase plus longuement développée reflète sans doute mieux la réalité topographique que la formulation rapide ἐπὶ τὸ ὄρος. Quoi qu’il en soit, l’expression παρὰ τὸ ὄρος et sa variante ἐπὶ τὸ ὄρος, fréquemment répétées, forment le pendant de ἐν τῇ πεδιάδι, et la ville s’organise désormais entre le haut (ἄνω) et le bas (κάτω).17 Les constructions césariennes : une description complexe C’est ainsi que les constructions de César sont, elles aussi, édifiées « hors les murs ». Malalas ne juge pas utile de préciser si elles sont ou non dans le quartier d’Épiphania. Mais il multiplie les références à la montagne, tout en les accompagnant d’autres indications de localisation : Il édifia une basilique (βασιλικήν), qu’il appela le Caesarion, en face du temple d’Arès (κατέναντι τοῦ ἱεροῦ τοῦ Ἄ̓ρεως) qu’on appela ensuite le Macellon (τοῦ 15

En ce qui concerne la ville basse, ou la ville « dans la plaine », Malalas ne paraît pas faire de distinction entre ce que Strabon considère comme trois quartiers différents faisant, avec l’ajout Épiphania, d’Antioche une tétrapole, avec ses quatre parties distinctes remontant à des époques différentes (Strabo, Geographica XVI 2,4 : Ἔστι δ´ ἡ μὲν Ἀντιόχεια καὶ αὕτη τετράπολις, ἐκ τεττάρων συνεστῶσα μερῶν· τετείχισται δὲ καὶ κοινῷ τείχει καὶ ἰδίῳ καθ´ ἕκαστον τὸ κτίσμα· τὸ μὲν οὖν πρῶτον αὐτῶν ὁ Νικάτωρ συνῴκισε μεταγαγὼν ἐκ τῆς Ἀντιγονείας τοὺς οἰκήτορας, ἣν πλησίον ἐτείχισεν Ἀντίγονος ὁ Φιλίππου μικρὸν πρότερον, τὸ δὲ δεύτερον τοῦ πλήθους τῶν οἰκητόρων ἐστὶ κτίσμα, τὸ δὲ τρίτον Σελεύκου τοῦ Καλλινίκου, τὸ δὲ τέταρτον Ἀντιόχου τοῦ Ἐπιφανοῦς). Malalas n’évoque jamais en particulier le quartier de l’île de l’Oronte, dont Strabon fait remonter l’origine à Seleucos Callinicos et que Libanios appelle la « Ville nouvelle », même lorsqu’il évoque l’Hippodrome ou le Palais de Dioclétien (XII 38), qui s’y trouvaient vraisemblablement (cf. Downey (1961), p. 643–647). Le peu d’intérêt manifesté par Malalas pour ce quartier en tant que tel tient peut-être au fait que ce dernier avait grandement perdu de son importance depuis le milieu du ve siècle, après le tremblement de terre de 458 (Downey (1961), p. 480). Sur le développement et l’histoire de ce quartier voir en dernier lieu Brands (2016), p. 32–34 et 40–41. 16 Malalas, Chronographia X 9 : ᾠκεῖτο γὰρ δίχα τείχους πρῴην τὸ παρὰ τὸ ὄρος μέρος τῆς πόλεως, κτισθὲν ὑπὸ Ἀντιόχου τοῦ ἐπιφανεστάτου βασιλέως. 17 On retrouve cette opposition et ces différentes dénominations au livre XIII 39, lorsque, à propos de « ceux qu’on appelle les Acropolites », Malalas revient sur les circonstances de la fondation d’Antioche : τοῖς λεγομένοις ἀκροπολίταις τοῖς ἀπομείνασιν καὶ οἰκήσασιν ἄνω μεθ’ οὓς κατήγαγεν Σέλευκος ὁ Μακεδὼν ὁ Νικάτωρ ἐν τῇ πόλει τῇ κτισθείσῃ ὑπ’ αὐτοῦ ἐν τῷ λεγομένῳ αὐλῶνι· οὕστινας καὶ παρεκάλεσεν οἰκεῖν ἅμα αὐτῷ τὴν κάτω πόλιν Ἀντιόχειαν τὴν μεγάλην.

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ματακληθέντος Μακέλλου), et là, il éleva une statue de bronze de la Tychè de Rome. De même, il édifia aussi en haut (ἔκτισε δὲ ὡσαύτως καὶ ἄνω), sur ce qu’on appelle l’Acropolis (εἰς τὴν καλουμένην ἀκρόπόλιν), sur la montagne (εἰς τὸ ορος) d’Antioche la grande, un bain public pour les acropolites, amenant l’eau depuis les eaux de la route de Laodicée, par l’aqueduc qu’il édifia. Il édifia aussi là, en haut (ἐκεῖ ἄνω), un amphithéâtre et un théâtre. Il restaura également le Panthéon, qui était sur le point de s’effondrer et releva son autel.18

Le passage est complexe car les éléments de localisation ont beau être nombreux, ils restent difficiles à appréhender avec exactitude et soulèvent plusieurs questions : celles de l’articulation entre les deux parties de la notice et de l’identification de l’Acropolis, celle également que pose la référence au temple d’Arès et au Macellon (transposition du terme latin macellum « le marché aux viandes »). Notons tout d’abord que dans la deuxième partie de la notice on retrouve le même système de localisation que celui que nous avons identifié précédemment. Le bain public (et l’aqueduc qui l’alimente), l’amphithéâtre et le théâtre sont « en haut » (ἄνω), « sur la montagne », et plus précisément sur « ce qu’on appelle l’acropole ». L’emploi du participe καλουμένη suggère que « l’acropole » est sans doute une appellation locale et qu’il peut s’agir d’une manière de désigner un quartier plutôt qu’un élément topographique bien délimité dans l’espace urbain. Et, de fait, la façon dont le chroniqueur introduit cette phrase est ambiguë : dans l’expression ἔκτισε δὲ ὡσαύτως καὶ ἄνω, il est difficile de décider avec certitude si le καὶ porte, comme le suggère la lecture, sur ἄνω, ou si, selon une tendance bien représentée dans la Chronique, il s’agit d’un enchaînement assez lâche pour introduire une deuxième série de constructions. Dans le premier cas il faudrait considérer que Malalas réunit les alentours du Caesarion et le lieu-dit Acropolis en un seul et même quartier, évoqué par ἄνω, celui de la « ville hors les murs », c’est-à-dire Épiphania ; dans le second, il s’agirait de distinguer deux lieux bien distincts, situés à une hauteur différente sur les pentes du Mont Silpios. Cette distinction est suggérée par l’emploi d’une préposition différente pour les localiser sur la montagne : les constructions d’Épiphania sont généralement situées par Malalas ἐπὶ τὸ ὄρος ou παρὰ τὸ ὄρος, alors que toutes les références à l’Acropolis sont accompagnées d’une localisation εἰς τὸ ὄρος. Cette différence d’usage, que l’on peine à traduire en s’appuyant sur les nuances de sens des prépositions peut trouver une explication dans l’utilisation d’expressions usuelles utilisées par les habitants d’Antioche pour parler de ces différents lieux. On suggèrera une troisième possibilité : la distinction ne serait pas à faire entre plusieurs espaces urbains distincts, mais seulement entre la partie et le tout. L’Acropolis serait alors une manière de désigner la partie la plus élevée d’Épiphania, délimitant ainsi un quartier plus restreint19 dans la ville « sur la montagne » qui inclut, de fait, d’autres ilots 18 Malalas, Chronographia IX 5. 19 Ce quartier peut trouver son unité dans la topographie proprement dite ou dans son peuplement. Lorsque Malalas revient, en XIII 39, sur les constructions césariennes, il rappelle que César avait édifié le bain « pour ceux qu’on appelle les Acropolites », c’est-à-dire le noyau de population pré-séleucide qui n’était pas venu habiter « en-bas », dans la ville fondée par Séleucos (cf. supra, n. 16).

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de bâtiments, ceux du Bouleuterion ou du Caesarion, situés sur les premières pentes, voire au pied même du Mont Silpios (παρὰ τὸ ὄρος).20 Il est tout aussi difficile pour le lecteur, à ce stade de la Chronique, de comprendre comment s’organise cet espace ou ces espaces urbains, et de situer l’emplacement respectif des différents monuments. Le seul élément précis est la référence à un temple d’Arès en face duquel aurait été édifié le Caesarion. Mais aucun temple d’Arès n’a été mentionné jusque-là.21 On peut toutefois supposer que ce monument devait compter au nombre des temples construits dans le quartier d’Épiphania, que Malalas avait évoqués de façon très allusive dans la notice consacrée au règne d’Antiochos Épiphane22 (ἔκτισε δὲ καὶ ἄλλα τινὰ), et de façon un peu plus précise lorsque, à propos du règne de Tibère, il revient sur les constructions d’Antiochos Épiphane (ἔκτισε καὶ ἄλλα ἱερά) et d’Antiochos Philadelphe (ἔκτισεν ἔξω τῆς πόλεως πολλά).23 Mais au livre IX, c’est seulement l’insistance sur la topographie élevée qui permet de relier les diverses constructions césariennes au quartier d’Épiphania. Si le temple d’Arès appartient bien au programme architectural séleucide, sa mention ici permet d’établir un lien aussi bien spatial que temporel entre les constructions romaines et les constructions hellénistiques. Il faut toutefois relever la rapide allusion au changement de nom ultérieur du temple d’Arès, devenu à une époque indéterminée le Macellon. Cette mention anachronique, tout à fait énigmatique pour le lecteur à ce stade de la Chronique, n’a sans doute d’autre fonction que de permettre à un lecteur familier d’Antioche et contemporain de Malalas (ou de sa source directe)24 de situer dans l’espace 20 On ne pourrait trancher qu’en sachant si, à l’époque de Malalas (et donc dans l’esprit de Malalas), Épiphania fait précisément référence à la zone originelle des constructions séleucides, à laquelle Antiochos Épiphane est censé avoir donné son nom, ou si le terme désigne plus généralement toute la partie d’Antioche située au pied et sur les flancs du Silpios. Comme Malalas est le seul à utiliser le terme Épiphania, et qu’il ne le fait qu’une fois, on ne peut guère aller au-delà des hypothéses. Il est possible qu’initialement, le terme ait été réservé à la zone urbanisée par Antiochos Épiphane, autour du Bouleuterion, tandis que d’autres groupes d’édifices disséminés sur le mont avaient des dénominations propres (Acropolis, Iopolis). L’extension de la ville « sur la montagne » a dû au bout d’un certain temps ne plus permettre de distinguer ces noyaux originels, sauf peut-être dans la toponymie. 21 Il est bien sûr possible que cette absence soit imputable à l’état dans lequel nous est parvenue la Chronique, mais il n’est pas rare que Malalas fasse ainsi allusion à un monument, et particulièrement à un temple, sans donner aucune précision sur son origine (voir infra les exemples des temples d’Athéna ou d’Aphrodite). Sur les temples d’Antioche, voir Cabouret (1997). 22 Voir supra. 23 Malalas, Chronographia X 9 : […] ᾠκεῖτο γὰρ δίχα τείχους πρῴην τὸ παρὰ τὸ ὄρος μέρος τῆς πόλεως, κτισθὲν ὑπὸ Ἀντιόχου τοῦ ἐπιφανεστάτου βασιλέως· ὅστις καὶ τὸ βουλευτήριον ἔκτισε καὶ ἄλλα ἱερά. ὡσαύτως δὲ καὶ Ἀντίοχος ὁ βασιλεὺς πάλιν ὁ λεγόμενος Φιλάδελφος ἔκτισεν ἔξω τῆς πόλεως πολλά. « En effet, la partie de la ville sur le flanc de la montagne, qu’avait édifiée le très illustre roi Antiochos était auparavant habitée sans qu’il y eût de rempart. Celui-ci avait aussi édifié le Bouleuterion ainsi que des temples. De même, à son tour, le roi Antiochos dit Philadelphe avait édifié de nombreux monuments à l’extérieur de la ville. » 24 Il arrive que Malalas précise l’origine de son information : par exemple il conclut son exposé sur les constructions de Tibère à Antioche par une référence à Domninos (voir infra). Mais même dans ce cas, il reste difficile de savoir si le mode de présentation est imputable à Malalas ou à sa source. En tout état de cause, il s’agit bien d’un regard antiochéen rétrospectif sur un état disparu de la ville. Pour les hypothèses sur l’identité et l’époque de Domninos, voir Jeffreys (1990), p. 178–179.

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ce temple d’Arès utilisé ici comme point de repère mais entre-temps disparu, tout comme, on l’apprendra par la suite, le Caesarion lui-même. Quant au bain public, au théâtre et à l’amphithéâtre, que Malalas appelle monomachion, rien n’en est dit sinon qu’ils se situent dans la même zone dite Acropolis, à proximité de l’aqueduc dont Malalas attribue la construction à César. La situation relative de ces différents monuments n’est pas précisée.25 Mais pour un lecteur antiochéen il est probable que les mentions de l’Acropolis et de l’aqueduc césarien (bien que ce dernier ait été détruit, au moins partiellement, au début du ve siècle) suffisaient comme points de repère dans leur image mentale d’Antioche et que le terme « Acropolis », permettait de surcroît d’établir une fois encore une continuité temporelle entre la période romaine et la période antérieure, puisque cette zone était déjà habitée avant la venue de César.26 Jusqu’au règne de Tibère il suffit donc à Malalas de préciser que des édifices s’élèvent hors les murs et sur la montagne (ou contre la montagne), ou seulement en « en haut » pour les localiser topographiquement dans le quartier précédemment défini comme celui d’Épiphania ou d’Acropolis. La juxtaposition à leur nom originel d’un autre nom, plus tardif, n’est pas rare. On pourrait s’étonner de ces mentions anachroniques qui, lorsqu’elles ne sont accompagnées d’aucune explication ou d’aucun élément de datation pour ce changement de nom, apparaissent inutiles au lecteur et rendent parfois l’exposé confus. Mais l’emploi fréquent du participe présent λεγόμενος, parfois précisé par νῦν, suggère que ces indications ont une fonction réelle : celle de permettre à un lecteur antiochéen, contemporain de l’auteur de la notice, de situer beaucoup plus précisément les lieux évoqués dans l’espace urbain. C’était le cas du temple d’Arès, devenu plus tard le Macellon,27 c’est le cas aussi du bain public édifié par Agrippa sous 25 L’amphithéâtre peut être situé au sud de la zone, non loin de l’aqueduc. C’est ce qui ressort du passage dans lequel Malalas évoque la construction du rempart Théodosien entre la porte Philonauta et le lieudit Rhodion, le long du torrent Phyrminios (sur ce rempart et le développement des quartiers méridionaux, voir Saliou (2013). Pour la construction du rempart, écrit Malalas, Théodose « fit apporter les pierres du vieil amphithéâtre qui se trouvait en haut, sur l’Acropolis, et il détruisit aussi l’aqueduc qui allait jusqu’à l’Acropolis depuis ce qu’on appelle les ‹ eaux de la route de Laodicée › et qu’avait fait construire Jules César lorsqu’il avait édifié un bain public, en haut, sur la montagne, pour ceux qu’on appelle les acropolites. » (Malalas, Chronographia XIII 39 : ἐνεγκὼν τοὺς λίθους ἐκ τοῦ μονομαχείου τοῦ παλαιοῦ τοῦ ὄντος εἰς τὴν ἀκρόπολιν ἄνω, λύσας καὶ τὸν ἀγωγὸν τὸν ἐρχόμενον εἰς τὴν αὐτὴν ἀκρόπολιν ἀπὸ τῶν λεγομένων ὑδάτων ἐκ τῆς Λαοδικηνῆς ὁδοῦ· ὅντινα ἀγωγὸν ἐποίησεν Ἰούλιος ὁ Καίσαρ, κτίσας τὸ δημόσιον ἄνω εἰς τὸ ὄρος τοῖς λεγομένοις ἀκροπολίταις). La situation du théâtre est moins évidente et dépend de l’extension de la zone dite Acropolis. O. Müller en restituait l’emplacement à proximité immédiate de l’amphithéâtre (voir carte en annexe), G. Downey, plus au nord, près du forum de Valens. Voir les hypothèses actuelles dans Leblanc/Poccardi (1999), p. 95–98 et Brands (2016), p. 53, n. 30. 26 Au livre VIII, à propos de la fondation d’Antioche par Séleucos, Malalas rappelle l’origine des Acropolites : il s’agit de Crétois « auxquels le roi Kasos, fils d’Inachos, avait permis d’habiter en-haut » et auxquels s’étaient joints des Chypriotes arrivés avec Amykè, l’épouse de Kasos. (VIII 14 : κατήγαγε δὲ καὶ τοὺς Κρῆτας ἀπὸ τῆς ἀκροπόλεως, οὓς ἔασεν ὁ Κάσος ὁ υἱὸς Ἰνάχου ἄνω οἰκεῖν· οἵτινες μετοικήσαντες εἰς τὴν αὐτὴν Ἀντιόχειαν μετὰ καὶ τῶν Κυπρίων, ἐπειδὴ ὁ Κάσος βασιλεὺς ἠγάγετο Ἀμυκὴν τὴν καὶ Κιτίαν, θυγατέρα Σαλαμίνου τοῦ Κυπρίων βασιλέως· καὶ ἦλθον μετ’ αὐτῆς Κύπριοι καὶ ᾤκησαν τὴν ἀκρόπολιν.) 27 Sur l’association du temple d’Arès au Macellon, voir infra.

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le nom originel d’Agrippianon, mais à propos duquel Malalas ajoute: « on l’appelle aujourd’hui ampelion loutron »,28 (« le bain des vignes »), appellation familière qui peut trouver son origine dans une décoration architecturale (une mosaïque par exemple) ou dans son environnement immédiat. Mais avec la multiplication des constructions dans cette partie de la ville et surtout avec l’extension du rempart sous le règne de Tibère, les indications précédentes deviennent soit obsolètes, soit décidément trop vagues (telle l’expression παρὰ τὸ ὄρος). Dès lors ce sont les monuments eux-mêmes, ou plutôt certains d’entre eux, qui vont servir de marqueurs pour la topographie d’Antioche. Le tournant du règne de Tibère : les monuments comme repères La notice consacrée au programme architectural de Tibère est particulièrement riche. Malalas évoque d’abord de façon très détaillée la construction des colonnades.29 Nous nous contenterons de relever qu’il les situe ἔξω τῆς πόλεως, πρὸς τῷ ὄρει τῷ λεγομένῳ Σιλπίῳ, c’est-à-dire à l’extérieur du rempart côté montagne, entre la ville de Séleucos et le quartier d’Épiphania. De fait elles suivent le tracé du rempart séleucide à l’extérieur.30 Mais c’est surtout la description du nouveau rempart sur laquelle s’attarde Malalas. Prenant appui sur l’ancien, il englobe les pentes du Mont Silpios, avec la ville « sur le mont », c’est-à-dire Épiphania jusqu’à Iopolis et Acropolis.31 Dès lors, si la référence à la montagne peut encore servir à situer certains lieux ou monuments, la référence au rempart ne peut plus être utilisée pour désigner le quartier anciennement ἔξω τῆς πόλεως, qui, de fait, ne l’est plus, comme le souligne Malalas en précisant que les nouvelles constructions de Tibère sont désormais incluses à l’intérieur du rempart : […] Il édifia également un bain public à proximité (πλησίον) de la source d’Olympias […] La source se trouve sur le flanc de la montagne (παρὰ τὸ ὄρος) et Tibère l’enferma à l’intérieur du rempart (ἔσω τοῦ τείχους ἀπέκλεισεν). L’empereur Tibère édifia aussi un sanctuaire de Dionysos du côté du mont (πρὸς τῷ ὄρει) et 28 Malalas, Chronographia IX 14 : ὅστις Ἀγρίππας τερφθεὶς τῆς τοποθεσίας τῆς πόλεως Ἀντιοχείας, κτίζει ἐκεῖ δημόσιον λουτρὸν ἔξω τῆς πόλεως παρὰ τὸ ὄρος, εὑρὼν ἐκεῖ πηγήν, ὅπερ ἐκάλεσεν εἰς ὄνομα ἴδιον τὸ Ἀγριππιανόν, τὸ νυνὶ λεγόμενον Ἀμπέλιον λουτρόν. « Agrippa charmé par la configuration naturelle d’Antioche édifie là un bain public, à l’extérieur de la ville, sur les flancs de la montagne où il avait trouvé une source. Il appela Agrippanion, à partir de son nom, ce bain qu’on appelle aujourd’hui ‹ le bain des vignes ›. » 29 Sur la description des colonnades par Malalas, voir Beaucamp (2016). 30 Downey (1961), p. 117–179. La route est également dite ἔξω τῆς πόλεως Ἀντιοχείας τῆς μεγάλης au moment de son pavement par Hérode le Grand (Malalas, Chronographia IX 17). 31 Malalas, Chronographia X 8 : […] ἦλθεν ἐν Ἀντιοχείᾳ τῇ μεγάλῃ καὶ ἔκτισεν ἔξω τῆς πόλεως ἐμβόλους δύο μεγάλους πρὸς τῷ ὄρει τῷ λεγομένῳ Σιλπίῳ. […] καὶ τειχίσας τοὺς αὐτοὺς ἐμβόλους καὶ τὸ ὄρος ἀποκλείσας ἔσωθεν, προσεκόλλησε τὸ αὐτὸ τεῖχος τὸ νέον τῷ παλαιῷ τείχει τῆς πόλεως τῷ ὑπὸ Σελεύκου γενομένῳ, ἀποκλείσας διὰ τοῦ ἰδίου αὐτοῦ τείχους καὶ τὴν ἀκρόπολιν καὶ τὴν Ἰώπολιν. « Il vint à Antioche la grande et édifia deux grandes colonnades, à l’extérieur de la ville, du côté du mont que l’on appelle Silpios […] Il protégea ces colonnades d’un rempart en enferma le mont à l’intérieur : il accola ce nouveau rempart à l’ancien rempart dû à Séleucos et, grâce à son rempart à lui, enferma aussi bien l’Acropole que Iopolis.

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dressa, à l’extérieur du temple deux grandes statues des Dioscures […] Il aménagea aussi le théâtre, en ajoutant une série de gradins du côté du mont (πρὸς τῷ ὄρει) et sacrifia une jeune vierge du nom d’Antigonè ; il n’acheva pas entièrement (οὐκ ἐπλήρωσεν εἰς τέλειον) le théâtre. Au-dessus de la Porte orientale ἐπάνω τῆς ἀνατολικῆς πόρτας) que lui-même fit édifier, il dressa une statue de pierre de la louve nourrissant Rômos et Rémos, pour signifier que le rempart ajouté à la ville était un édifice romain. Il édifia aussi, derrière le théâtre (ὄπισθεν τοῦ θεάτρου), un sanctuaire de Pan. Voilà ce qu’a exposé Domninos, le savant chroniqueur.32

Dans ce nouvel espace urbain élargi, c’est la situation relative des monuments qui est désormais privilégiée. Mais, nous le verrons, cette situation relative soulève de réelles difficultés. Dans l’immédiat on peut constater que certains monuments servent en quelque sorte de marqueurs : les Portes (ici la « Porte orientale ») permettent de se situer par rapport à la nouvelle enceinte.33 Le théâtre césarien devient un point de repère majeur, avec ses agrandissements successifs par Agrippa34, Tibère et enfin Trajan,35 qui constituent ce que C. Saliou a identifié comme un « cycle narratif » dans la Chronique.36 C’est par rapport à ce théâtre, mentionné d’abord comme un théâtre, puis comme le théâtre, ou comme le théâtre d’Antioche, que Malalas situe désormais un certain nombre d’autres monuments : le sanctuaire de Pan édifié par Trajan derrière le théâtre (c’est-àdire très vraisemblablement en amont), le temple de Vents, que Vespasien élève près du théâtre (πλησίον τοῦ θεάτρου).37 Un autre monument césarien, l’amphithéâtre, sert à son tour d’élément de localisation pour les constructions de Domitien : Domitien édifia à Antioche la Grande un bain public, celui qu’on appelle « bain de Médée » parce qu’il y avait dressé une admirable statue de Médée : c’est le nom que les citoyens donnaient au bain public et non plus celui de Domitianon. Ce bain public était édifié sur le flanc de la montagne (παρὰ τὸ ὄρος) près de l’amphithéâtre et du temple d’Aphrodite. (πλησίον τοῦ μονομαχίου καὶ τοῦ ἱεροῦ τῆς Ἀφροδίτης). À cet endroit l’empereur édifia aussi un temple d’Asclépios.38

32 Malalas, Chronographia X 10. 33 Sur la « porte orientale » de Tibère (située en réalité au nord-est de l’enceinte) et les autres portes d’Antioche mentionnées par Malalas, voir Downey (1961), p. 615–621. 34 Malalas, Chronographia IX 14 : προσέθηκε δὲ κτίσας ἐν τῷ θεάτρῳ Ἀντιοχείας ἄλλην ζώνην ἐπάνω τῆς πρώτης διὰ τὸν πολὺν δῆμον ὁ Ἀγρίππας. « Agrippa ajouta aussi au théâtre d’Antioche une autre série de gradins qu’il édifia au-dessus de la première, à cause de l’importance de la population.» 35 Malalas, Chronographia XI 9 : καὶ τὸ θέατρον δὲ τῆς αὐτῆς Ἀντιοχείας ἀνεπλήρωσεν ἀτελὲς ὄν, στήσας ἐν αὐτῷ ὑπεράνω τεσσάρων κιόνων ἐν μέσῳ τοῦ νυμφαίου τοῦ προσκηνίου τῆς σφαγιασθείσης ὑπ’ αὐτοῦ κόρης στήλην χαλκῆν κεχρυσωμένην. « Il acheva aussi le théâtre d’Antioche, qui était resté inachevé. Et là, au sommet de quatre colonnes au milieu du nymphée de l’avant-scène, il plaça une statue en bronze doré de la jeune fille qu’il avait sacrifiée. » 36 Saliou (2016), p. 72–73. 37 Malalas, Chronographia X 46 : Ἔκτισε δὲ καὶ ἐν Ἀντιοχείᾳ τῇ μεγάλῃ πλησίον τοῦ θεάτρου ἱερόν, ὃ ἐκάλεσε τῶν Ἀνέμων. « Il édifia aussi à Antioche la Grande, près du théâtre, un temple qu’il appela le temple des Vents. » 38 Malalas, Chronographia X 50.

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Le bain public, dont on notera une fois encore le double nom, l’appellation populaire venant remplacer le nom officiel,39 et le temple d’Asclépios sont bien localisés sur les flancs de la montagne, mais cette localisation est précisée par la proximité de deux autres monuments, l’amphithéâtre césarien et un temple d’Aphrodite, qui n’avait pas été évoqué encore dans la Chronique mais qui peut également faire partie des constructions hellénistiques de l’ancienne ville « hors les murs ». Alors que, dans la notice sur les constructions de César à Antioche, le théâtre et l’amphithéâtre étaient situés dans une même zone (ἐκεῖ ἄνω), celle de l’Acropolis, ils organisent désormais deux espaces différents, comme si l’extension de l’urbanisation sur cette partie du versant nécessitait des points de repère plus précis que les indications précédentes. Dans l’ensemble de la Chronique, le recours fréquent à des marqueurs de proximité, avec la préposition πλησίον, vise sans doute moins à préciser la position relative des monuments les uns par rapport aux autres – la juxtaposition immédiate étant plutôt évoquée par la proposition ἔγγιστα40 – qu’à indiquer avec ce voisinage un quartier facilement identifiable dans la topographie urbaine : le quartier du Théâtre, celui de l’Amphithéâtre ou du Panthéon.41 Cependant, lorsqu’à ce maillage de plus en plus étroit de l’espace urbain se rajoute de surcroît la mémoire des différents états de construction d’un ensemble architectural, l’exposé devient beaucoup plus complexe.

39 Dans ce cas précis, le changement de nom, évoqué au passé, peut remonter à la mort de Domitien et être lié à la damnatio memoriae attachée à son nom (cf. Downey (1961), p. 208). 40 Voir infra. 41 Le Panthéon, qui est vraisemblablement un ancien temple hellénistique restauré à l’époque césarienne (Malalas, Chronographia IX 5), sert de repère au livre X pour situer une rue où prêchèrent Paul et Barnabé, appelée « la rue (des maisons) de Siggon » (X 15 : ἐν τῇ ῥύμῃ τῇ πλησίον τοῦ Πανθέου τῇ καλουμένῃ τῶν Σίγγωνος). Sur l’appellation de cette rue, voir Downey (1961), p. 275. Dans la Chronique d’autres monuments sont utilisés comme marqueurs pour localiser des rues. Ainsi, en XVI 6, deux monuments plus tardifs situés face-à-face, le bain d’Olbia et la basilique de Rufinus (dont Malalas, Chronographia, XIII 3, place la construction sous le règne de Constantin, sur l’emplacement d’un ancien temple d’Hermès) déterminent l’emplacement de la « rue des Talassioi » (εἰς τὴν ῥύμην τῶν θαλασσίων). Ces monuments s’élevaient selon toute vraisemblance à proximité du Bouleuterion, dans le noyau originel d’Épiphania (Downey (1961), p. 621–624), mais le Bouleuterion, qui, en état de délabrement, avait été restauré par Pompée (VIII 29), n’est plus mentionné dans la Chronique après son incendie et celui des environs de l’agora hellénistique sous le règne de Tibère (X 10). Un exemple concernant Constantinople montre plus nettement encore comment un monument pouvait donner son nom à un quartier et servir de repère pour localiser une rue : à propos de la construction d’un temple d’Artémis par Théodose, Malalas (XIII 38) écrit que « cet endroit est appelé aujourd’hui encore « le Temple » et la rue à côté « le faon » : τὸν δὲ τῆς Ἀρτέμιδος ναὸν ἐποίησε ταβλοπαρόχιον τοῖς κοττίζουσιν· ὅστις τόπος κέκληται ἕως τῆς νῦν ὁ ναός· ἡδὲ πλησίον ῥύμη τὸ ἐλάφιν. À Antioche même, certaines constructions sont étroitement associées au nom d’un quartier ou d’un ilot, telles les habitations et le bain édifiés par Agrippa (Malalas, Chronographia IX 14 : κτίζει δὲ καὶ δίαιταν οἰκημάτων καὶ βανιάριν, καλέσας τὴν γειτνίαν Ἀγριππιτῶν), ou les habitations construites par Pontus et Varius, qu’après leur confiscation par Caligula on appela désormais « les demeures impériales » (τὰ βασιλικὰ). Cf. supra, n. 11.

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Les mutations spatiales et temporelles d’un quartier : le temple d’Arès, le Caesarion et le Macellon Autre édifice évoqué dans la notice consacrée aux constructions de César, la basilique portant son nom avait été présentée par Malalas comme située « en face du temple d’Arès qu’on appela plus tard le Macellon ». L’association de ces trois noms revient à plusieurs reprises dans la Chronique pour évoquer ce quartier et ses mutations. La « Porte Médiane », édifiée sous le règne de Trajan, est située dans ce voisinage : […] le très pieux Trajan commença par construire, à Antioche la Grande un premier édifice, la porte dite « Médiane » (τὴν λεγομένην μέσην πύλην), à proximité du temple d’Arès (πλησίον τοῦ ἱεροῦ τοῦ Ἄ̓ρεως), là où descend le torrent Parménios (ὅπου ὁ Παρμένιος χείμαρρος κατέρχεται,), juste à côté de ce qu’on appelle maintenant le Macellon (ἔγγιστα τοῦ νυνὶ λεγομένου Μακέλλου) ; dessus, il fit placer une statue de la louve nourrissant Rômos et Rémos pour faire savoir que l’édifice était romain.42

Si le torrent Parménios constitue un marqueur géographique stable, la localisation grâce aux monuments est plus complexe. En effet elle est double et a vraisemblablement une double fonction. Selon notre précédente hypothèse, la mention πλησίον τοῦ ἱεροῦ τοῦ Ἄ̓ρεως indiquerait le quartier. En revanche l’ajout de ἔγγιστα τοῦ νυνὶ λεγομένου Μακέλλου peut surprendre, car il s’agit cette fois de marquer une proximité immédiate, mais avec un lieu qui, à l’époque de Trajan n’existe pas encore, et qui de surcroît, si l’on se réfère à la notice précédente, aurait précisément remplacé le temple d’Arès ! S’agit-il, avec cette deuxième précision d’indiquer l’emplacement exact de cette Porte dans le quartier, et cela non par rapport à un monument qui n’existe plus à l’époque où est rédigé le texte et qui de ce fait ne serait d’aucune utilité pour le lecteur, mais par rapport à ce qu’est devenu ce lieu dans l’Antioche contemporaine de l’auteur de la notice ? La même redondance et la même complexité se retrouvent dans la notice consacrée à l’instauration de la fonction d’alytarque à Antioche sous le règne de Commode. Expliquant que durant la période des jeux l’alytarque dormait dans la partie extérieure du Caesarion, Malalas revient sur l’origine et la localisation de l’édifice : Ces jours-là (ie pendant les Olympia), il dormait dans la partie extérieure (εἰς τὸ ἐξάερον) de la basilique qu’on appelle le Caesarion (τῆς λεγομένης βασιλικῆς τὸ Καισάριον), édifiée par le dictateur Jules César, là où se dressait la statue de César qui est à l’extérieur de l’abside de la basilique (ἔξω τῆς κόγχης τῆς βασιλικῆς). Le Caesarion se trouvait en face du temple d’Arès (κατέναντι τοῦ ἱεροῦ τοῦ Ἄ̓ρεως), à l’endroit que l’on appelle Macellon (ὅπου τὸ λεγόμενον Μάκελλον) parce que c’est le seul lieu où l’on débite la viande de porc, près du temple d’Arès (πλησίον τοῦ Ἄ̓ρεως τοῦ ἱεροῦ).43 42 Malalas, Chronographia XI 9. 43 Malalas, Chronographia XII 7.

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La double mention, explicite cette fois, du temple d’Arès soulève un nouveau problème : elle paraît être utilisée une première fois pour préciser la position relative du Caesarion et du temple d’Arès (κατέναντι), de façon parfaitement concordante avec ce qui avait été indiqué dans la notice sur les constructions de César, puis une seconde fois pour le situer dans son environnement plus large, le quartier du temple d’Arès (πλησίον τοῦ Ἄ̓ρεως τοῦ ἱεροῦ). Mais la relative qui introduit le nom du Macellon est plus étrange : soit elle se rapporte directement au Caesarion et entre alors en contradiction avec ce que Malalas a affirmé plus haut, à savoir que c’était le temple d’Arès qui avait plus tard été remplacé par le Macellon, soit elle se rapporte bien au temple d’Arès et superpose son état ancien à son état futur, sans tenir du compte de l’incongruité qu’il peut y avoir à affirmer que son lieu d’implantation est « à proximité du temple d’Arès » ! En réalité, ces hésitations sur l’identification et la position relative de ces trois éléments, le temple d’Arès, le Caesarion et le Macellon ne sont peut-être qu’apparentes. Elles résultent de la difficulté qu’éprouve le chroniqueur à inscrire trois édifices d’époques différentes dans un même espace qui entre temps a profondément évolué. À l’époque où écrit Malalas, le temple d’Arès a disparu, tout comme le Caesarion : le premier a peut-être laissé son nom au quartier immédiat, le second a connu des remaniements successifs, et seul demeure le souvenir de la tradition selon laquelle ces deux édifices avec leurs vastes espaces extérieurs se faisaient face dans leur état initial et s’étendaient sur l’emplacement postérieur du Macellon où, peut-être, ils se rejoignaient. En effet, la configuration des lieux tout comme la nature des édifices qui s’y trouvent ont connu des évolutions successives. Et il est difficile de décrire cet ensemble architectural en l’inscrivant dans une topographie qui veut prendre en compte aussi bien les positions relatives des monuments que leurs destinations successives. De fait, à partir du ive siècle, le voisinage du temple d’Arès/Caesarion/Macellon s’intègre désormais dans un contexte architectural beaucoup plus vaste avec la construction du forum de Valens sous le règne de Valentinien. Inscrire la chronologie dans l’espace : la description du forum de Valens. Dès l’époque du règne de Commode un nouvel espace urbain avait été évoqué dans la Chronique à propos du programme architectural de l’empereur à Antioche : […] il édifia à Antioche la Grande un bain public qu’il appela Commodion. Il restaura (ἀνενέωσεν) le temple d’Athéna situé en face du bain (κατέναντι αὐτοῦ) et, entre les deux (εἰς τὸ μέσον αὐτῶν), il fit ce qu’on appelle le Xyste en édifiant gradins et portiques. À l’extrémité, du côté de la ligne de départ (εἰς τὴν ἀρχὴν δὲ τὴν κάτω τοῦ Ξυστοῦ), il édifia un temple de Zeus Olympien.44

Cet ensemble de constructions n’est pas rattaché à un lieu déjà évoqué dans la Chronique, mais une nouvelle fois à un temple, que l’on peut supposer d’époque hellénis44 Malalas, Chronographia XII 2.

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tique, le temple d’Athéna.45 En revanche la position relative des différents monuments est décrite de façon précise : le Xyste occupe une position centrale et, à l’époque de Commode, on trouvait de part et d’autre, se faisant face, le Commodion et le temple restauré d’Athéna, tandis qu’à l’une des extrémités se trouvait le temple de Zeus. Dans cet ensemble architectural, le Xyste et le Commodion deviennent à leur tour des monuments-repères, comme le montre la notice consacrée à la construction du Plèthre, peu de temps après, sous le règne de Didius Julianus : […] Il (Didius Julianus) édifia à Antioche la Grande ce qu’on appelle le Plèthre (τὸ λεγόμενον Πλεθρίν) […] (les propriétaires de la cité) l’édifièrent à proximité du Caesarion (πλησίον τοῦ Καισαρίου) après avoir acheté la maison d’Asabinos, un dirigeant de la cité de confession juive, à proximité du Xyste et du bain public Commodion (πλησίον τοῦ Ξυστοῦ καὶ τοῦ Κομμοδίου δημοσίου).46

Ce nouvel édifice, de dimensions sans doute modestes à l’origine, mais dont l’importance s’accrut considérablement à partir du ive siècle, tant par ces dimensions que par sa popularité auprès des habitants d’Antioche,47 fait l’objet d’une double localisation, ce qui indique vraisemblablement sa position médiane entre les deux ilots précédemment identifiés : celui, tout récent, qui s’organise autour du Xyste, et celui, ancien, du Caesarion. On remarquera que dans cette notice, les monuments-repères retrouvent une cohérence chronologique dans la mesure où tous ceux qui sont mentionnés, le Xyste, le Domitianon et le Caesarion existaient encore sous ce nom à l’époque de la construction du Plèthre. Malalas ne semble pas ici se préoccuper d’un état antérieur ou postérieur de cet espace : ni les anciens temples hellénistiques, ni le Macellon à venir ne sont mentionnés. C’est sans doute qu’avec la construction du Plèthre apparaît un nouvel espace, plus vaste, englobant les ilots précédents, autrefois séparés par des habitations privées (la maison d’Asabinos). Le nouvel espace public ainsi créé acquiert également une nouvelle identité. Mais sa transformation ultérieure, avec l’aménagement du forum de Valens au siècle suivant, pose un défi autrement plus difficile au chroniqueur, quand il s’agit de décrire et de faire comprendre à son lecteur la réalité du changement. Charmé par la disposition des lieux, le climat et les eaux, (Valens) commença par édifier, à Antioche la Grande, le forum, entreprenant un vaste édifice. Il détruisit la basilique autrefois appelée le Caesarion (λύσας τὴν βασιλικὴν τὴν λεγομένην πρῴην τὸ Καισάριον), située à proximité de l’Horologion (τὴν οὖσαν πλησίον τοῦ ὡρολογίου) et du bain public Commodion – qui est maintenant le praetorium du gouverneur consulaire de Syrie – (καὶ τοῦ Κομμοδίου δημοσίου, τοῦ νυνὶ ὄντος πραιτωρίου ὑπατικοῦ Συρίας ἄρχοντος) jusqu’à ce qu’on appelle le Plèthre (ἕως τοῦ λεγομένου Πλεθρίου), Il restaura son abside (τὴν κόγχην ἀνανεώσας αὐτῆ) et bâtit des voûtes (καὶ εἰλήσας ἁψῖδας) au-dessus du cours 45 Sur le culte d’Athéna à Antioche, voir Cabouret (1997), p. 1018–1019. 46 Malalas, Chronographia XII 16. 47 Libanios, dans son discours « sur le Plèthre » (oratio X) proteste vigoureusement contre le projet d’un nouvel élargissement de l’édifice et contre l’importance qu’il doit prendre désormais dans la vie de la cité. Sur la construction, la localisation et l’évolution du Plèthre, voir Downey (1961), p. 237–238 ; p. 435–436.

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d’eau torrentueux qu’on appelle Parménios et qui descend de la montagne et traverse en son milieu la ville d’Antioche. Il fit une autre basilique en face du Commodion (κατέναντι τοῦ Κομμοδίου) et orna les quatre basiliques de grandes colonnes de marbre de Salona […] il compléta son forum en recouvrant d’un pavement de marbre tout l’espace intérieur (πᾶν τὸ μέσαυλον) situé au-dessus des voûtes du torrent (ἐπάνω τῶν εἰλημάτων τοῦ χειμάρρου) et en procurant divers ornements aux quatre basiliques et en y élevant des statues […].48

La description de ces différents aménagements oblige Malalas à faire coexister des repères qui n’ont pas le même statut et qui appartiennent soit à des états antérieurs, soit à des états postérieurs. La construction du forum a affecté en tout premier lieu le Caesarion et comme il ne s’agit plus, comme dans les notices précédentes, de situer le Caesarion dans l’espace urbain d’Épiphania avec les références habituelles au temple d’Arès ou au Macellon, mais bien de préciser ce qu’était son emprise sur l’espace du forum, le chroniqueur doit se référer à des bâtiments existant encore après la transformation. L’Horologion, dont l’origine n’a pas été précisée,49 sert maintenant de point de repère, ainsi que le Commodion (pour lequel, au moment de sa construction, le Caesarion avait justement été utilisé comme marqueur de proximité). Mais dans le mesure où le Commodion n’existe plus en tant que bain à l’époque où écrit Malalas et qu’il a changé d’affectation, et donc de nom, le chroniqueur est dans l’obligation de préciser qu’il s’agit maintenant du « Praetorium du gouverneur consulaire de Syrie ». Le Xyste, dont il n’est pas fait état ici, mais dont Malalas souligne à plusieurs reprises la proximité avec les différents états du Commodion/Praetorium,50 devait donc se trouver en dehors de l’emprise du forum. En revanche le Plèthre, dont nous avons vu qu’il pouvait être présenté comme assurant la jonction entre l’espace du Xyste et celui du Casesarion, est repris ici pour marquer la limite de la démolition du Caesarion. En même temps il constitue apparemment, avec le Commodion/Praetorium, l’abside conservée et restaurée du Caesarion et la nouvelle basilique de Valens, l’entourage du nouveau forum.51 Très vraisemblablement, bien que Malalas n’en parle pas ici, c’est dans le même contexte que fut démoli le temple d’Arès et aménagé, dans l’espace ainsi dégagé, le Macellon, dans la continuité ou dans la proximité immédiate du forum : en effet ce dernier s’étend désormais au-dessus du Parménion dont le lit, à proximité du temple d’Arès et du futur Macellon avait servi à localiser la Porte Médiane construite sous Trajan.52 Au cœur d’Épiphania, le forum de Valens est typiquement un lieu de mémoire en raison des transformations architecturales successives qu’il a connu, avec des construc48 Malalas, Chronographia XIII 30. 49 Downey (1961), p. 404 et 639, suggère que l’Horologion pourrait être en réalité le Temple des Vents » construit sous Vespasien « à proximité du théâtre » (cf. supra n. 36), ce qui le conduit à situer le théâtre à proximité immédiate du forum de Valens (Downey (1961), pl. 11). 50 Le Xyste se trouve entre le Commodion et le temple d’Athéna (Malalas, Chronographia XII 2 ; cf. supra) ; sous le règne de Zénon, le Xyste est incendié « jusqu’au Praetorium du gouverneur » (Malalas, Chronographia XV 15, d’après la version slave). 51 Sur la disposition du forum de Valens, voir les propositions de Downey, 1961, p. 632–640 (surtout p. 638– 639) et l’interprétation de Müller, 1839, pl. A (voir reproduction en annexe). 52 Malalas, Chronographia XI 9. Cf. supra.

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tions qui viennent en remplacer d’autres, des édifices qui sont reconstruits sous un même nom et marquent durablement le lieu, comme ce temple d’Arès, sans doute élevé à l’époque hellénistique, détruit par un tremblement de terre sous le règne de Claude et relevé sans doute peu après, qui existait encore à l’époque où Julien vint à Antioche53 et qui fut finalement détruit pour laisser place au Macellon, d’autres qui changent d’affectation ou de nom, comme le bain de Domitien devenu le Praetorium du gouverneur de Syrie, d’autres enfin dont il ne subsiste que des traces, comme l’abside de l’ancien Caesarion. Mais la tradition que transmet le chroniqueur est moins la mémoire précise des monuments qui s’y sont succédés que le souvenir de leurs noms et de leurs emplacements approximatifs. Conclusion

La Chronique de Malalas n’est pas un traité architectural ni un guide topographique. Mais la récurrence d’expressions telles que ἐν τῇ πεδιάδι ou εἰς τὸ ὄρος, d’indications de localisation introduites par πλησίον, de noms de lieux ou de monuments accompagnés du participe formulaire λεγόμενον, l’insistance à mentionner certains monuments après leur disparition ou avant même leur construction, paraissent être autant d’indices de l’inclusion dans la Chronique d’une culture mémorielle qui est celle des lieux-dits, dont le nom importe plus que la nature ou même la réalité. Ils constituent autant de marqueurs pour le lecteur contemporain de Malalas (ou, avant lui, de ses sources), sur leur carte mentale d’Antioche. L’édifice ou l’état de l’organisation urbaine auxquels fait allusion leur appellation peuvent être depuis longtemps disparus. Mais les noms sont restés et le fantôme d’époques évanouies hante encore la mémoire collective des habitants d’Antioche. Que cette mémoire soit précise ou incertaine, appuyée sur des sources écrites ou transmise par la tradition orale, conforme à la réalité historique ou étiologiquement reconstruite n’y change rien : la toponymie familière permet à la fois d’ordonner l’espace et de remonter le temps. Œuvre d’un Antiochéen utilisant des sources antiochéennes, la Chronique de Jean Malalas est irriguée par cette mémoire, offrant ainsi un paysage déroutant, à la fois détaillé et confus, précis mais contradictoire, précieux pour les renseignements qu’il distille mais irritant pour le lecteur moderne, qui n’en finit pas de s’interroger sur la pertinence et la signification des informations qu’il cherche à y trouver.

53 Cf. Libanius, Orationes XV 79.

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Bibliographie

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Annexe

Carte d’Antioche restituée par O. Müller (Antiquitates Antiochenae, 1839) Cette restitution repose sur une interprétation des données littéraires. Elle ne correspond pas aux données réelles, en particulier pour ce qui concerne l’orientation générale de la cité d’Antioche. Outre la localisation des principaux ensembles architecturaux dans l’espace urbain (fig. 1), la carte propose également une interprétation de la disposition relative des monuments les uns par rapport aux autres, en particulier pour le forum de Valens (fig.2).

Fig. 1

Fig. 2

Byzantine Preservation of Ancient Monuments at Miletus in Caria Christian Antiquarianism in Western Asia Minor Philipp Niewöhner

Abstract This paper tries to understand the extraordinary preservation of ancient Miletus throughout the early Byzantine period, which did not occur due to abandonment or neglect but due to intentional conservation. This qualifies as Byzantine antiquarianism, appears to have been unrelated to paganism, and was practised by Christians. Comparison with similarly well-preserved ancient cityscapes at Aphrodisias and Ephesus suggests that Byzantine antiquarianism was inspired by the ancient monuments themselves, because they continued to distinguish old cities even after their former privileges had been abolished by Byzantine administration. Other Byzantine settlements elsewhere in Anatolia lacked ancient monuments and displayed no antiquarian tendencies. Conversely, a focus on the preservation of ancient cityscapes may also explain why western Asia Minor, despite being the most urbanised part of the region, did not develop a Byzantine architectural style of its own.

Much late antique building activity at Rome appears to have been informed by a desire to preserve and emulate the city’s great past and may thus be termed antiquarian.1 Antiquarian attitudes could be entertained by pagans and Christians alike, and when Constantine established his new capital at Byzantium, he imitated ancient Rome and had Constantinople fitted out with a capitol and with ancient statues.2 However, in the fifth and sixth centuries, during the early Byzantine period, rapid growth and many new buildings marginalized the late antique beginnings of Constantinople and whatever remained of ancient Byzantium.3 The Byzantine buildings established a new look that no longer depended on ancient monuments and their imitation.4 Thus, as opposed to late antique Rome, antiquarianism would not appear to have played an important part in the urban development of early Byzantine Constantinople. However, some provincial cities in western Asia Minor preserved their ancient cityscapes throughout the early Byzantine period and bear witness to the fact that 1

2 3 4

The term ‘antiquarianism’ is here and in the following employed to describe such a desire to preserve and emulate the ancient past during the early Bzantine period. Cf. Rojas (2013); Wellington Gahtan/ Pegazzano (2015). For antiquarian attitudes in late antique Rome see Behrwald (2009); Behrwald/ Witschel (2012). Leppin (2006); Grig/Kelly (2012); Bassett (2014); Puech (2016). Mango (1990); Berger (2010). Krautheimer (1984); Ćurčić (2010); Bassett (2015), pp. 260–261.

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antiquarian interest in, and care for, ancient monuments could have prevailed as late as the sixth century. This paper is based on archaeological evidence from Miletus in Caria as a primary case study. The subsequent detailed discussion of the early Byzantine situation at Miletus establishes that it was brought about by conscious antiquarianism rather than abandonment or neglect and that this antiquarian attitude was shared by Christians and does not seem to have depended on pagan leanings. Comparisons with similarly well-preserved ancient cityscapes at Aphrodisias and Ephesus on the one hand and with thoroughly modernized Byzantine settlements elsewhere in Asia Minor on the other hand lead to the conclusion that Byzantine antiquarianism may have been a matter of civic pride in the places where impressive ancient monuments happened to exist and survived. This may also explain why western Asia Minor, which was particularly rich in well-preserved ancient monuments, tended to hold on to them and thus failed to develop a Byzantine architectural style of its own. Miletus

As one of the oldest and largest cities in western Asia Minor,5 Miletus would seem to be a likely candidate for Byzantine antiquarianism. In late antiquity, the region was dominated by large landowners that would have resided in the cities and maintained the kind of education that formed a necessary prerequisite for an appreciation of the ancient past.6 The sixth-century historian Hesychius as well as Isidore, the architect of Justinian’s Hagia Sophia at Constantinople, both of Miletus, and Isidore’s nephew, Isidore the Younger, who repaired Hagia Sophia after a collapse of the dome in 557, would have been products of such an education.7 In fact, Hesychius’ familiarity with ancient paideia has led so far as to make him suspect of pagan leanings to certain scholars.8 More to the point, the early Byzantine city centre of Miletus was dominated by ancient buildings and their marble façades,9 as has been revealed by excavations since 1899.10 The central square that is made up of the ‘Agora’ to the south and the ‘Processional Street’ to the north was surrounded exclusively by Hellenistic and Roman buildings that outlived the early Byzantine period;11 these are known as the bouleu-

5 Kleiner (1968); Niewöhner (2016b). 6 Trombley (1993/1994), vol. 2, pp. 71 f. Cf. Poulsen (1995); Thonemann (2007). 7 Hesychius: Flach (1880); Martindale (1971–1992), vol. 2, p. 555; Tinnefeld (1998). Isidore: Procopius, De aedificiis, 1, 1, 24. 50. 70; 2, 3, 7; 2, 8, 16–18; Martindale (1971–1992), vol. 3, p. 724. 8 Kaldellis (2005). Cf. Kaldellis (2013). 9 Kleiner (1968); Niewöhner (2016b). 10 Panteleon (2015). 11 They were found to have collapsed later, probably due to an earthquake, when the city was deserted in the middle Byzantine period: Niewöhner (2013a), p. 228.

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terion,12 Market Gate,13 Propylon,14 nymphaeum,15 and Ionic Colonnade (Fig. 1).16 Other notable ancient monuments elsewhere in the city centre that remained standing throughout the early Byzantine period include the porch of a temple for Serapis,17 the porch of the disused stadium,18 and three heroa.19 A so-called ‘Building of Laodice’ may also have remained standing until its parts were re-used for the building of the Byzantine city walls in the seventh century.20 In addition, half a dozen large bath buildings have survived in varying stages of decay, indicating that they were never replaced.21 At least two of them, the Baths of Faustina and the Southern Baths, were renovated and continued to be used during the early Byzantine period,22 whilst a third one west of Humeitepe, a hill that forms the north-eastern quarter of the city, seems to have been transformed into a palatial mansion.23 Finally, two large squares that are known as the North and South Market appear to have also been preserved and remained free of any buildings.24 Preservation through abandonment?

However, before any of the above can be claimed as a result of Byzantine antiquarianism, it needs to be established that the ancient centre of Miletus remained in use throughout the early Byzantine period and that its preservation was not due to aban12 13 14 15 16 17 18 19

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Knackfuß (1908). Knackfuß (1924), pp. 69–73. Knackfuß (1924), p. 229. Hülsen (1919). von Gerkan/Krischen (1928), p. 39. Knackfuß (1924), pp. 185–187 fig. 196–197; Niewöhner (2013a), pp. 181–186. For the porch see von Gerkan (1921), pp. 32–37. As to the stadium itself, the seats were re-used in various early Byzantine buildings: Niewöhner (2015a); Niewöhner (2016a), pp. 20, 44; Niewöhner (2016c), pp. 136–137. The vaulted burial chamber of Heroon I still stands: Kleiner (1968), pp. 129–131; its superstructure is lost and may have been razed in the late Byzantine period, when it would have obstructed the killing field of the late Byzantine fortifications. Heroon II survives including the superstructure that was transformed into a tower house some time after the end of antiquity: Weber (2004), pp. 3–4. Heroon III appears to be another case of middle Byzantine earthquake collapse: Weber (2004), p. 158; before it collapsed, it may in the early seventh century have been the model for the architectural decoration of St Michael (see below). Knackfuß (1924), p. 263. Baths of Capito: von Gerkan/Krischen (1928), pp. 23–36; baths to the east of Humeitepe: Niewöhner (2013a), pp. 168–175; baths to the west of the stadium: Tuttahs (2007), pp. 318–321; baths (?) opposite the museum: Tuttahs (2007), pp. 311–318. von Gerkan/Krischen (1928), pp. 48–94; Schneider (2009); Niewöhner (2015a). von Gerkan/Krischen (1928), p. 142. The ‘North Market’ has been excavated: von Gerkan (1922), p. 99; for the function of the square cf. Emme (2013). The South Market has been charted by geophysical prospection: Stümpel/Wöltz/Musmann/Rabbel (2005), pp. 186–187 fig. 3; it appears as an unobstructed square with a flanking market basilica (cf. von Gerkan [1935], p. 116) that would have remained standing, too, until it had to be razed in the seventh century, as it would otherwise have obstructed the killing field of the newly built Byzantine city walls.

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donment, as was for example the case at Pergamum, where the Hellenistic acropolis is unusually well preserved because it was abandoned, and the Roman to early Byzantine city relocated to the plain below.25 At Miletus, such a move is known to have taken place in the late Byzantine period, when the ancient centre was deserted and a new town with a new name (Palatia) was established on the Theatre Hill (Fig. 1).26 In the early Byzantine period a similar move could have been prompted by the flooding that had affected the low-lying city centre since late antiquity,27 when the siltation of the Maeander River started to engulf the former peninsula.28 Might the floods, as well as ensuing abandonment and relocation, explain why the excavations of the ancient centre have come across few new buildings from the early Byzantine period (for which see below), even though Miletus became an archbishopric around 53729 and the number of sixth-century inscriptions is considerable?30 This question can now be answered thanks to large-scale and long-term archaeological field work that has recently been concluded at Miletus. Comprehensive geophysical surveys and selective excavations throughout the urban area, including the Theatre Hill and Humeitepe to the north as well as Kalabaktepe und Zeytintepe Hills to the south (Fig. 1), have proven beyond reasonable doubt that Miletus did not form a new centre during the early Byzantine period. To the contrary, parts of the southern city fell into disrepair and were deserted by the sixth century,31 which leaves little doubt that the well-preserved ancient centre continued to form the core of the settlement during the early Byzantine period. This appears to be confirmed by the fact that the Byzantine city walls of the seventh century concentrated around the ancient centre, which was obviously still considered the most important part of town (Fig. 1).32 The many sixth-century inscriptions are offset by a dearth of sixth-century coins,33 which contrasts with abundant coin finds from the prosperous Theodosian period and suggests that the number of inscriptions reflects epigraphic habit rather than prosperity and a large population.34 Preservation through neglect?

If, then, the ancient centre of Miletus was not abandoned in the early Byzantine period, its preservation could still have been due to neglect rather than intentional conservation, as for example in early medieval Rome, where many ancient monuments 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34

Grüßinger/Kästner/Scholl (2015). Niewöhner (2013a), pp. 224–231; Niewöhner (2016e). Niewöhner (2015a), p. 205; Niewöhner (2016a), pp. 10–11. Müllenhoff (2005), pp. 199–202; Brückner/Müllenhof/Gehrels/Herda/Knipping/Vött (2006), p. 69 fig. 2. von Graeve (1997–2006), vol. 1, pp. 35–36, 201 cat. 206. von Graeve (1997–2006), vol. 2, pp. 137–146; vol. 3, pp. 289–296. Niewöhner (2016d), pp. 229–240. Niewöhner (2008), pp. 187–193; Niewöhner (2013a), pp. 181–189. Niewöhner (2016d), pp. 258–270. Cf. Witschel (2006).

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remained standing as empty shells, because population, needs, and means had dropped below earlier levels.35 Miletus fared even worse in the middle Byzantine period, during which the site appears to have been abandoned altogether,36 but during the early Byzantine period the ancient city centre was continuously maintained, renovated, and redeveloped, as is attested by the following archaeological evidence. The orthogonal street grid that dates back from the Archaic period,37 but later became associated with Miletus’ Classical city planner Hippodamus, remained in use, and some streets appear to have been paved with marble for the first time.38 Previously, in Greek and Roman times, normal streets had simple dirt floors,39 and the new marble pavements may have been laid in response to the annual flooding that started in late antiquity and would have turned dirt floors impossibly muddy. Numerous medium-sized lyre capitals that consist of marble from Proconnesus near Constantinople and were imported in the fifth or sixth century may also be related to the renovation of streets: the finding places of the capitals are not recorded, but they were found in the early twentieth century, when the city centre was explored through long trenches along the streets, and the capitals may thus have been used to build or renovate porticoes along streets,40 as was customary in late antiquity.41 The Market Gate was renovated at an unknown point in time during late antiquity or the early Byzantine period, and an inscription found among the debris of the gate, crediting the rule of Emperor Justinian with the “building” of a gate, may in fact refer to the renovation in question.42 The Baths of Faustina were subject to a major renovation,43 for which Hesychios, son of Hesychios, was honoured with a statue and a dedicatory inscription that includes crosses, thus apparently confirming that Hesychios was a Christian.44 It is not clear whether this Hesychios was identical with, or related to, the homonymous historian.45 Other ancient buildings in the centre of Miletus were not simply renovated but fundamentally redeveloped in the early Byzantine period: a late Roman peristyle house and an adjacent temple of Dionysus were converted into the episcopal residence and

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Harris (1999); Lancon (2000); Behrwald/Witschel (2012). Niewöhner (2013a), pp. 224–231; Niewöhner (2016e). von Graeve (2006), pp. 258–262; Niewöhner (2016c), pp. 68–77. Niewöhner (2015b), pp. 202–205. von Graeve (2005), pp. 168–170 fig. 1–2; Niewöhner (2015b), pp. 202–205; Niewöhner (2016c), p. 70; Niewöhner (2016d), pp. 236–240 fig. 22–21. Niewöhner (2016a), pp. 107–108. All other known buildings from the early Byzantine period employed tailor-made capitals from local marble (see below) rather than standardized imports from Proconnesus/ Constantinople. For example at Didyma in the immediate neighbourhood of Miletus: Tuchelt (1980), pp. 120–121; Schneider (1990). A sixth-century date may be deduced from the porticoe’s capitals: cf. Peschlow (1975), pp. 216–218, cat. 9–11 pl. 39, 3–5. Foss (1972), p. 481 n. 45; Foss (1977), p. 478 n. 49. Schneider (2009). von Graeve (1997–2006), vol. 1, pp. 116–117, 213–214 cat. 341–343. Feissel (2004), pp. 319–321; Thonemann (2011), pp. 315–317.

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its chapel in the fifth century.46 The peristyle house had overbuilt an ancient street already in the late Roman period, and the Bishop’s Palace continued to block this and an adjacent street, but other streets that provided access to the palace and the chapel were among those fitted with new marble pavement, and the overall arrangement confirms the continuity of the orthogonal grid plan.47 Another palatial mansion from the late Roman period or late antiquity was located inside an ancient sanctuary to the north of the former Temple of Athena.48 The temple itself seems to have gone out of use much earlier and was also replaced with secular buildings during the late Roman or late antique period.49 A shop across the street remained in use until the later sixth century.50 The Southern Baths were reconfigured around the turn of the sixth century, when they were divided into two smaller units, probably to enable both sexes to wash simultaneously but separately.51 At the same time, a new hypocaust heating system was put in on a higher level, as the original Roman hypocaust filled with water and could not be heated any more since the flooding had started in late antiquity. Similarly, the ‘Great Church’ was also built on an elevated floor level in the later sixth century.52 The church replaced what may have been a sanctuary of the imperial cult, but continued to use its propylon, behind which the new Christian cult building was well hidden and would not have altered the time-honoured prospect of the ‘Agora’ out front. Finally, when the Byzantine city walls were built in the seventh century, the Market Gate and the porch of the serapeion were included in the new circuit and became the two main landward gates of Miletus (Fig. 1). Whilst the colonnaded front of the Market Gate continued to face the city, its undecorated back side was now fortified; the westernmost of the Roman gate’s three passages gave access to a Byzantine tower, the central passage was converted into a doorway, and the easternmost passage was completely blocked (Fig. 2).53 The porch of the serapeion that faced in the opposite, landward direction became the outward decoration of the Byzantine city’s main gate (Fig. 3–5).54 Intentional conservation?

The above leaves no doubt that the well-preserved ancient centre of Miletus was neither abandoned nor neglected during the early Byzantine period, but one may ask whether preservation was intentional and motivated by antiquarianism or whether it 46 Niewöhner (2015b). 47 In contrast to the widespread deterioration and abandonment of ancient infrastructure in the early Byzantine period; cf. Saradi (2006), pp. 186–207; Niewöhner (2007), pp. 87–88; Martens (2007), pp. 321–365. 48 von Gerkan (1925), p. 125. 49 von Gerkan (1925), p. 125; Held (2000), p. 184. For late Roman references to a cult of Athena polias at Miletus see Herrmann (1971). 50 Niewöhner (2013a), pp. 175–181. 51 Niewöhner (2015a). 52 Niewöhner (2016a), pp. 5–35. 53 Knackfuß (1924), pp. 154–155; Niewöhner (2008), pp. 189–193. 54 Niewöhner (2013a), pp. 181–186.

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was merely a matter of convenience, as it was for example at Spalato/Split, where Diocletian’s palace is exceptionally well preserved, because it could conveniently be used as a stronghold and safe haven throughout the medieval period.55 In the case of Miletus there is definite archaeological evidence for intentional antiquarianism that was not convenient but required extra labour and care as well as defying some near universal trends in Byzantine architecture that had been set by the capital Constantinople and were followed most everywhere else. The early Byzantine renovation of the Baths of Faustina is a case in point: following the renovation, the baths were newly decorated with numerous ancient sculptures, some of which may have stood in the baths before, but not in the same positions, while others were probably salvaged from elsewhere in the city.56 The statues now seem to have been arranged according to dress, as if to mirror the experience of the bathers, dressed or semi-dressed in the entrance and changing area and nude in the bathing rooms. Moving and placing the large, heavy, and fragile marbles was a major undertaking, and as the main decorative feature the sculptures would have greatly enhanced the antiquarian atmosphere of the ancient building. The Serapeion Gate of the Byzantine city walls should also be considered in this context. Apart from the former temple door, the gate had two additional doors, one on each side of the temple porch (Fig. 3–4). The planning of a tripartite city gate around the pre-existing porch required forethought, and the easternmost of the three doors, which opened onto a side street or lane and appears to make little sense in terms of traffic, seems to have been added mainly for the sake of symmetry, in order to frame the porch as the centrepiece of a tripartite gate. Tripartite gates are known to have served as urban showpieces on ceremonial occasions, for example the Golden Gate at Constantinople, the only marble gate of the capital, which figured in triumphal processions when the emperor passed through the central door.57 Focusing such a gate, the largest and most elaborate gate of Byzantine Miletus, on the serapeion was a strong antiquarian statement, as it turned the former temple porch into a signature monument for the Byzantine city. Antiquarianism of a different quality becomes apparent in the architectural decoration of the city’s early Byzantine churches: in the later sixth century the ‘Great Church’ and the round church of St Mary employed newly carved capitals in the Corinthian tradition (Fig. 6),58 which at Constantinople had gone out of fashion a century earlier, when, in the fifth century, it was superseded first by composite capitals of the so-called Theodosian type and then by the various hybrids of the sixth century.59 Most provincial workshops followed the trends that were set in the capital and widely disseminated through the export of Proconnesian marble, for example to Lycia and 55 Marasović (2004); Jović Gazić (2011). 56 Schneider (1999), pp. 8–12; Bol (2011), pp. 11–12; Dally (2012); Schneider (2012); Dally/Maischberger/ Scholl (2015), pp. 336–338. 57 Meyer-Plath/Schneider (1943), pp. 39–60; Bardill (1999); Asutay-Effenberger (2007), pp. 54–61. 58 Niewöhner (2016a), pp. 30–32. 115–116; Feld (1996). 59 Peschlow (2004), cc. 96–103.

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Cilicia, along the southern coast of Asia Minor, and the leading central Anatolian quarry and workshop of Docimium in Phrygia.60 In comparison, by denying the current trends, the Corinthian capitals at Miletus seem to reference the city’s ancient past and helped the churches, rather than stand out as contrasting novelties, fit in harmoniously with the surrounding antiquities. The same may be said about fluted architraves in the basilica of St Michael (Fig. 7). This basilica was built in the early seventh century, making it one of the latest dated early Byzantine basilicas of Asia Minor.61 It replaced the earlier chapel of the Bishop’s Palace, until then no more than the cella of the Temple of Dionysus, to which a simple apse had been added. All this was now razed, and the basilica built instead. The new building had colonnades and newly carved architraves that were decorated with fluting and a cross in the centre of each block or intercolumniation. The use of colonnades with architraves was anachronistic; arcades had long since become standard in early Byzantine church building, as they were relatively inexpensive and simple to build.62 Going to the extraordinary expense of having architraves carved seems to make another antiquarian statement, in particular as their equally unusual fluting, which at Constantinople had gone out of fashion more than a century earlier,63 appears to hark back to the fluted friezes in the entablature of the Roman Heroon III that remained standing diagonally across the street from the church of St Michael throughout the early Byzantine period.64 Pagan antiquarianism?

It would seem, then, that the unusual preservation of ancient monuments in the centre of Miletus throughout the early Byzantine period was the result of conscious antiquarianism and that this attitude affected even the ways in which new churches were built and decorated. The next question is, of course, what informed this antiquarianism, and here one might think of paganism as an obvious candidate.65 Indeed, the pagan residue in Christian paideia as well as an atmosphere of competition with the greater and thus more venerable age of pagan monuments could conceivably have also inspired antiquarian choices in church building.66 However, other than antiquarianism itself there seems to be no evidence for early Byzantine paganism at Miletus. To the contrary, all available data suggests that paganism came to an end in the fourth century and that the city was thoroughly Christianized by the fifth. The closure of a cave sanctuary underneath the theatre of Miletus 60 61 62 63 64 65 66

Peschlow (1998); Mietke (2006); Niewöhner (2007). Niewöhner (2016a), pp. 37–57. Krautheimer (1984). Niewöhner (2017b). Weber (2004), p. 158. Kaldellis 2007. Cf. fifth-century Rome: Brandenburg (2013).

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appears to have marked a turning point. The central spring of the healing shrine was filled in and hidden around the turn of the fifth century. This was done with care, involving (a) a top layer of broken roof tiles for drainage, (b) 44 oil lamps, probably the last pagan votive offerings that were thus buried inside the sanctuary as required by custom, and (c) half a dozen ancient marble sculptures, mostly or possibly all mythological and from the theatre – therefore from the same cultic context as the cave.67 The noses of some marbles were broken intentionally, apparently when they were still on display at the theatre and probably by zealous Christians, and it is not obvious why the same or other Christians should have bothered to carry the heavy marbles into the cave. Rather, burying the marbles in a fittingly numinous location and combining this with an appropriate deposition of the votive offerings suggests pagan authorship. The last pagans may have taken this opportunity to deconsecrate their cave sanctuary and hide their sacred spring, their votive offerings, and their mythological sculptures, thereby giving them a fitting burial and protecting them from further abuse. According to this scenario the pagans themselves complied with the Theodosian laws that prohibited pagan cults and required sanctuaries to be shut down.68 Such compliance would have enabled the pagans to close their sanctuary themselves in a dignified manner, thus saving face and protecting the memory of their ancestral rites, and it would avoid vengefulness and ill feelings that might otherwise have undermined social cohesion within the citizenry of Miletus, as has been suggested happened elsewhere.69 Such an understanding between the creeds would also explain why the Christians were willing to preserve ancient monuments and to embrace the city’s glorious past even in their own church buildings: the pagan aspects of that past had been put to rest without becoming the object of factional dispute.70 The conversion of the former temple of Dionysus into the bishop’s palace chapel in the fifth century suggests that the temple had gone out of use much earlier and was not associated with a pagan community anymore,71 as such conversions normally only happened after long vacancies, once a temple had lost its pagan affiliations and connotations.72 Entablature blocks and other large marbles from the city’s oldest and most important pagan sanctuary, dedicated to Apollo Delphinios, were re-used in the foundations of a cemetery church around the turn of the sixth century.73 The Delphinion and the necropolis basilica were far apart, but both were located close to the shore, making it convenient for the bulky items to be shipped from one site to the other. More marbles of the Delphinion served as raw material when the ‘Great Church’ was built with 67 68 69 70 71 72

Niewöhner (2016c). Trombley (1993/1994), vol. 1, pp. 10–35; Chuvin (2009), pp. 63–84. Chaniotis (2002); Chaniotis (2008). Cf. Behrwald (2009) for a similar process at fourth-century Rome. Niewöhner (2016a), pp. 39–42. Vaes (1984–1986), p. 326; Meier (1996), pp. 369–370, 372; Bayliss (2004), pp. 55–56; Niewöhner (2007), pp. 153–155; Pülz (2008), pp. 67–68; Talloen/Vercauteren (2011). 73 Niewöhner (2009).

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newly carved columns in the later sixth century.74 All this re-use happened long after the Delphinion would have gone out of use as a sanctuary,75 and its eventual demolition seems to have lacked any religious overtones, as some pagan altars were left standing inside the shrine’s interior courtyard, probably because their round shapes did not lend themselves to re-use.76 Similarly, a small naiskos or altar on the ‘Agora’ appears to have remained standing until the later sixth century, when its parts were re-used nearby in the atrium of the ‘Great Church’.77 The ‘Great Church’ replaced a Roman predecessor that also had an apse, contained the larger than life-sized hand of what could have been a monumental bronze statue of an emperor, and flanked a Roman market basilica, all of which makes it a potential candidate for the sanctuary of the imperial cult that is known to have existed at Miletus.78 This cult would have ended two centuries before the ‘Great Church’ was built, and it is not clear what happened in the meantime. The name of the ‘Great Church’ is misleading; it is larger than St Michael, but small in comparison with most early Byzantine churches elsewhere, and this could not have been otherwise, as the building site was restricted by pre-existing monuments on all sides. A larger plot was not available in the centre of Miletus due to the continued preservation of ancient buildings, streets, and squares, and this may explain the absence of a large early Byzantine basilica that could have served as cathedral. Such a church from the fifth/sixth century seems to have occupied at least two blocks and the intermediate street in the southern part of the city,79 where this did not pose the same problems as in the centre, because the southern city was already in decline in the early Byzantine period, leading to abandoned and vacant plots, and any pre-existing buildings were likely utilitarian and thus of less antiquarian interest than the elaborate marble architecture in the civic centre.80 Christian antiquarianism?

With no more paganism evidenced in Miletus after the fourth century, the city’s early Byzantine antiquarianism should be conceptualized otherwise, and some of it was expressly Christian: some of the ancient sculptures that were re-arranged during the early Byzantine renovation of the Baths of Faustina were incised with crosses, and all genitals were carefully erased with a fine chisel, as the sense of modesty had seemingly changed with Christianisation and the display of sexual organs no longer agreed with

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Müller-Wiener (1973/1974). Herda (2006), pp. 24–27; Erhardt/Weiß (2011), p. 261. Kaverau/Rehm (1914), pp. 153–155 fig. 42–44 pl. 1, 4, 6, 7; Niewöhner (2009), p. 183. Knackfuß (1924), pp. 211–213 fig. 221; pl. 25 fig. 222. Niewöhner (2016a), p. 8 with discussion of the complex evidence and earlier bibliography. Niewöhner (2016a), pp. 103–105. Niewöhner (2016d), pp. 229–240.

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early Byzantine mores.81 Similarly, nude sculptures and reliefs on the façades of the Nymphaeum, the Market Gate, and the theatre were treated in this manner, thus reconciling the public presentation of ancient art with Christian morals throughout the city.82 In addition, the theatre came to bear an inscribed invocation to the archangels, asking for the protection of the city and its inhabitants,83 possibly in relation to the late Roman and Byzantine city walls that were located beneath the inscription.84 A related graffito on behalf of two men extended the plea for help to God.85 The highly decorative porch of the serapeion that remained standing throughout the early Byzantine period and decorated the main gate of the Byzantine city walls (Fig. 4) was also subjected to Christian scrutiny: the face of a bust of Serapis with a radiate crown in the centre of the porch’s pediment was erased some time before the gate collapsed and was eventually buried by sediments in the middle Byzantine period (Fig. 5).86 Most probably, the erasure was a Christian measure aimed at discrediting the pagan roots of the building and/or the pagan tradition of cult images that would have disagreed with the largely aniconic decoration of late antique and early Byzantine churches at Miletus and in Asia Minor.87 The late Roman Propylon to the east of the Agora may originally have belonged to a temple of the imperial cult, but its purely ornamental decoration did not require any deletion. Instead, some cross-inlays and Christian graffiti were added to its door frames, which may have been related to the Propylon’s new Christian function as porch of the ‘Great Church’.88 The Christian nature of antiquarian choices in church building (the Corinthian capitals of the ‘Great Church’ and of St Mary as well as the fluted architraves of St Michael) is self-evident and poses the question of why Christians should have embraced antiquarianism. At Miletus, the answer may be sought in the fact that the striking preservation of intact urbanity that was thus achieved is known to have been a matter of civic pride,89 and, by the seventh century, distinguished Miletus from most other Byzantine cities (see below). Accordingly, antiquarianism may have been inspired by the well-preserved ancient cityscape itself.

81 Schneider (1999), pp. 8–12; Bol (2011), pp. 11–12; Dally (2012); Schneider (2012); Dally/Maischberger/ Scholl (2015), pp. 336–338. 82 Dally/Maischberger/Schneider/Scholl (2009), p. 104 fig. 9; p. 105 fig. 10; p. 113 fig. 11; p. 125 fig. 7; p. 126 fig. 9; p. 137 fig. 22; p. 147 fig. 4; p. 152 fig. 9; pp. 180–181 cat. 11; pp. 184–185 cat. 13; pp. 196–197 cat. 19; pp. 198–199 cat. 20; Bol (2011), p. 11; Niewöhner (2016c), pp. 125–127 fig. 112–116. 83 von Graeve (1997–2006), vol. 2, pp. 127–128 cat. 943; pl. 47 fig. 287; Cline (2011). 84 Niewöhner (2016c), pp. 136–142. 85 von Graeve (1997–2006), vol. 2, p. 127 cat. 942; pl. 49 fig. 301; Niewöhner (2016c), p. 140 n. 256. 86 Niewöhner (2016e). 87 Niewöhner (2014), pp. 263–269; Niewöhner (2016a). 88 Knackfuß (1924), p. 242, fig. 246; p. 245; Niewöhner (2016a), p. 13. 89 Saradi (2006).

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Aphrodisias and Ephesus

The suggested relation between antiquities and antiquarian choices in urban development and church building may be further corroborated by comparison with other large old cities in western Asia Minor that shared ancient monuments as well as antiquarian tendencies with Miletus. The foremost example appears to be Aphrodisias, the provincial capital of Caria, several days’ journey inland of Miletus. There, too, the ancient centre was largely preserved and underwent few changes during the early Byzantine period.90 A temple of the imperial cult was dismantled and replaced by shops and workshops, but long mythological friezes that flanked the approach to the pagan shrine were left standing, with only a few gods, sacrificial scenes, and genitals removed.91 A monumental tetrapylon that used to form the entrance to a sanctuary of Aphrodite was restored around 400 AD, after it had been damaged by an earthquake, and remained intact throughout the early Byzantine period once certain images, like that of Aphrodite, had been erased. The bouleuterion and the stadium were reconfigured and continued to serve as auditorium and as a venue for games. The gate to the South Agora became the monumental backdrop of a new fountain. Squares and colonnades remained in use, including for the presentation of statues, that continued to be carved throughout the early Byzantine period.92 A building with portraits of philosophers may have housed a philosophical school93 that is attested as late as the fifth century.94 Church buildings invaded the centre of Aphrodisias relatively late. Instead, three or four early Byzantine churches were erected in the necropolis outside the city walls.95 This situation is reminiscent of Rome or Milan in the fourth century, where most large and important churches also stood in the necropoleis, and rarely in the city centres.96 At Aphrodisias, this situation appears to have lasted until the sixth century, when the temple of Aphrodite was converted into the city’s largest church.97 A. Chaniotis interprets this conversion as a propaganda victory of a new Christian establishment over the traditional pagan elites of the city, to whom he assigns graffiti and inscriptions, some of which he dates as late as the sixth century.98 In fact, the cult of Aphrodite could have remained alive until the seventh century, when the city was renamed Stauropolis and an inscription above the north-eastern city gate was modified accordingly,

90 91 92 93 94 95 96

Dalgıç/Sokolicek (2017). Smith (2013), pp. 44–49. Smith (2016). Smith (1990). Roueché (2004), V 8–17. Dalgiç (2012). Krautheimer (1983), pp. 69–92, in particular 79; McLynn (1994), pp. 226–237; Brandenburg (2013); Dassmann (2004), pp. 128–133; de Blaauw (2008); Leppin/Ristow (2010), cc. 1172, 1191. 97 Cormack (1990); Herbert (2000); Ratté (2001), pp. 130–133. 98 Chaniotis (2002), pp. 103–112; Chaniotis (2008). Cf. Trombley (1993/1994), vol. 2, pp. 52–73; Roueché (2004), VII 4; Trombley (2007), p. 201; Dalgiç (2012), pp. 370, 394.

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apparently because the ancient name’s reference to the pagan goddess Aphrodite still had enough currency to offend and to provoke the change.99 However, with Miletus in mind, one may question whether the preservation of the ancient cityscape and name of Aphrodisias was due to a longevity of paganism. Alternatively, Christians could also have advocated the preservation of ancient traditions, in which they were involved anyhow, as is confirmed by the removal of various pagan images and of genitals. Independent confirmation of Christian commitment to the local building tradition of Aphrodisias is provided, as at Miletus, by the architectural sculpture that was newly carved for early Byzantine churches: four different capitals or series of capitals are known from Aphrodisias: two of them belong to churches in the western necropolis and are re-used and modified composite capitals from the Roman imperial period (Fig. 8).100 Another composite capital that was also found outside the walls in the necropolis area dates from the early Byzantine period (Fig. 9): the lower leaves touch one another at the tips, as was typical for the late period, and the relief is comparatively flat and doughy; otherwise, the shape of the leaves diverges from what was customary at Proconnesus/Constantinople and would instead have been conceived locally in western Asia Minor, as with the said capitals from Miletus (Fig. 6) as well as the composite capitals of the first church of St John at Ephesus (Fig. 10) and of the first martyrium of Philip at Hierapolis.101 A fourth series of early Byzantine capitals from Aphrodisias was used for a Triconch church inside an ancient four-column gate.102 These capitals are of an advanced type with two zones, the lower in the shape of a basket, which is not attested before the sixth century. Thus, the capitals show that the modern Constantinopolitan repertoire was known and available at Aphrodisias.103 The absence of other modern capitals suggests little interest in metropolitan fashion and a preference for local tradition. A similar case can be made for Ephesus, the largest and most important early Byzantine city in western Asia Minor, from which the entire region was administered. Unlike Miletus and Aphrodisias, Ephesus suffered severe earthquake destruction in the late Roman period, and many pagan buildings thus already lay in ruins before Christianisation. For example, a temple of Domitian and one on the Upper Agora, a prytaneion, a so-called ‘Felsspalttempel’, an olympieion, and the artemision.104 Other monuments survived at least as façades, for example the Library of Celsus as backdrop of a Byzantine fountain, a temple of Hadrian as backdrop for honorary statues from the Byzantine period, and a serapeion that became a church.105 As the ancient façades were integrated into new buildings, the focus shifted from the squares and agorae of old to streets as venues for processions, with the main street receiving a new cere99 Roueché (2004), VI 48–54. 100 Dalgiç (2012), p. 374 fig. 7 (Northwest Church); p. 378 fig. 11 (Southwest Church). 101 D’Andria (2003), p. 190 fig. 166; Gümgüm (2012), pp. 73–76. 102 Roueché 2004, cat. 101. 103 Peschlow (2004), cc. 101–102. 104 Thür (2003), pp. 261–265. 105 Bauer (2015).

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monial gate that was decorated with re-used ancient marble reliefs of Heracles and his deeds.106 Numerous honorary statutes continued to be erected as late as the sixth century107 and will, like at Aphrodisias,108 have imparted antique flair of a kind that had become rare in the Byzantine period. Unlike Miletus and Aphrodisias, early Byzantine Ephesus was thus characterized by a dynamic development, much of which may have been necessitated by previous earthquake-related destruction. However, due to their antique stylization, the innovations make it clear that Ephesus, too, was committed to the cultivation of ancient tradition. This also applies to Ephesian church buildings: the church claimed the ancient centre of Ephesus earlier and with more buildings than at Miletus and at Aphrodisias, but the architecture was similarly informed by an endeavour to make the new sanctuaries fit in with the pre-existing cityscape, for example by converting ancient monuments as in the cases of the church of St Mary inside the olympieion, the so-called Grave of Luke inside a macellum(?), and churches in the serapeion, artemision, East Gymnasium, Gymnasium of Vedius, and Harbour Gymnasium.109 Much building material was also re-used, which was economical and seems to reflect appreciation of the city’s ancient heritage. The latter appears to be confirmed by the newly carved capitals of the first memorial church above the grave of the Apostle John (Fig. 10):110 The capitals were produced locally, and their layout as well as the shape of their acanthus leaves are based on regional tradition, ignoring what was fashionable in Constantinople, just like the said carvings from Miletus and Aphrodisias. In contrast, Justinian’s second church of St John was a modern domed basilica with imported marbles from Constantinople/Proconnesus and could have stood in the capital just as well as at Ephesus.111 The new capitals bore monograms with the names of Justinian and his wife Theodora and proclaimed for all to see that the largest and most splendid church of Ephesus was an imperial rather than a local building. The new imperial presence in the region included John, a monk and native of Amida/Diyabakir in Mesopotamia, who served as Justinian’s emissary in western Asia Minor and, according to his own statements, baptized 70,000 heathens there,112 who may in fact have been Christian heretics.113 Later, the same John was ordained bishop of Ephesus. All these imperial initiatives may have been intended to counteract particularistic tendencies in the cities and the local churches of western Asia Minor by promoting integration with the centre, Constantinople. Accordingly, the antiquarian character of early Byzantine urbanism in western Asia Minor may reflect local patriotism and traditional urban autonomy, instead of pagan tendencies. 106 107 108 109 110 111 112

Pülz (2010); Ladstätter (2017). Auinger (2009); Auinger/Aurenhammer (2010). Roueché (1999). Pillinger (1996); Ladstätter/Pülz (2007), pp. 408–409; Bauer (2015). Büyükkolancı/Russo (2010). Hörmann (1951); Thiel (2005); Russo (2010). John of Ephesus, Lives, ed. Brooks, p. 681; cf. Ps.-Dionysius, Chronicle, trans. Witakowski, p. 72, Michael Syrus, Chronica IX 24, ed. Chabot. 113 Trombley (1985), pp. 330–333; Whitby (1991).

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Local autonomy used to characterize ancient urbanism, but was curbed by the centralized Byzantine administration and church, with particularly adverse consequences for cities in western Asia Minor114 that were the largest and oldest on the Anatolian peninsula and had once derived much benefit from the urban autonomy of old.115 As late as the fourth century, during the last urban building boom of antiquity,116 cities in western Asia Minor appear to have fared particularly well, judging by the long new city walls, which were built at Aphrodisias and Sardis at that time,117 or by the many large peristyle houses that were newly built or sumptuously renovated there, as in other cities of the region.118 This was followed by steep decline in the fifth to seventh centuries,119 apparently due to interventions of the central government and changes in administration that deprived the urban elites of their former privileges and favoured rural settlements and small towns.120 These policies would explain a disaffection toward the capital as the seat of the central government and toward Constantinopolitan fashion and, instead, a preference for ancient monuments that had once been erected as urban status symbols and continued to distinguish large and old cities from smaller and more recent settlements, even after the loss of other urban privileges. Lack of ancient monuments

Antiquarianism may thus have been a means of maintaining privilege and distinction, at least in appearance, when the cities had in fact been downgraded and – ancient urban infrastructure and monuments aside – hardly differed from large and newly prosperous villages or towns. To substantiate this hypothesis, the cities of western Asia Minor are compared in the following section to other Byzantine settlements – cities and towns – that, for one reason or another, lacked an equivalent ensemble of ancient monuments and displayed no comparable antiquarian tendencies in their church buildings either. This applies to Andriake,121 Olympos,122 Corycus,123 Antioch,124 Amorium,125 and Barata(?)/Binbirkilise,126 to name only six examples, four on the south coast of Asia 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126

Niewöhner (2007), p. 101; Niewöhner (2011a); Niewöhner (2016d.) Winter (1996); Halfmann (2001); Marek (2010), pp. 542–555. Niewöhner (2007), pp. 87–94; Ladstätter (2010). Greenewalt (2001), p. 228; De Staebler (2008). The city walls of Smyrna/Izmir and of Hierapolis, Blaundos, and Laodicea in western Phrygia appear to date from the same period: Müller-Wiener (1962), pp. 62–63; D’Andria (2003), p. 115; Filges (2006), pp. 116–122; Şimşek (2007), pp. 111–114. Niewöhner (2011b), p. 113 (earlier bibliography); Rose (2011), p. 160; Summerer (2011), pp. 75–120; Scheibelreiter-Gail (2011); Uytterhoeven (2014); Stroth (2017). Niewöhner (2017a), pp. 43–46 (bibliography). Brandes/Haldon (2000); Liebeschuetz (2001); Brandes (2002). Niewöhner (2012); Aygün/Bulut/Çevik (2014). Olcay Uçkan (2017). Guyer/Herzfeld (1930), pp. 90–161. Brands (2016). Lightfoot (2007); Ivison (2010). Bell/Ramsay (1909); Restle (1966); Eyice (1971); Jackson (2017).

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Minor and two on the central Anatolian high plateau. Like Byzantine Constantinople,127 the provincial sites are also known primarily through early Byzantine buildings that dominated the town- and cityscapes, with few, if any, traces of ancient monuments. The Byzantine buildings were uncompromisingly modern, without any obvious concessions to antiquarianism, and their architectural sculptures reflected the latest Constantinopolitan fashion rather than any ancient tradition. On the south coast, in Andriake, Olympos, and Corycus, some buildings were equipped with imported Proconnesian marble carvings and others with local limestone imitations.128 Amorium employed marble from the leading central Anatolian quarry and workshop at nearby Docimium,129 and at Binbirkilise local basalt was used to roughly imitate the more sophisticated marble carvings of the period.130 Ancient Antioch appears to have been destroyed by a series of disasters in the earlier sixth century –earthquakes, the Persian conquest, and the plague, after which the city seems to have been reconfigured and rebuilt on Byzantine terms.131 Andriake did not have city status, but its Byzantine buildings and townscape are not unlike many cities in the region, and it is not clear whether the site of Binbirkilise (Turkish: Thousand and One Churches) comprised the city of Barata or whether it should be conceptualised in different terms. Byzantine urbanism was often undistinguished, reflecting the diminished value of the urban status on the one hand and rural prosperity on the other.132 In this late context the ancient monuments of Miletus and other similarly old and well-preserved cities would have stood out even more than in antiquity and may thus have inspired antiquarianism as a claim to the now waning status and privileges of former times.133 Lack of Byzantine architecture in western Asia Minor

In addition, such antiquarianism may also explain why western Asia Minor did not develop a Byzantine architectural style of its own. Other regions like the provinces of Lycia and Cilicia on the south coast of Asia Minor or those of Phrygia, Galatia, and Lycaonia on the central Anatolian high plateau each produced a distinct regional style of church building and architectural carving. Characteristic provincial features include distinctive types of limestone capitals in Lycia and Cilicia,134 annexed chapels as well 127 See above, notes 3 and 4. 128 For Corycus, see also Mietke (2006), pp. 384–386. 129 For examples see Harrison (1988), p. 182 pl. 14 b; Lightfoot (1994), p. 120 pl. 20; Niewöhner (2007), pp. 126–127 n. 708. 130 See also Mert/Niewöhner (2010). 131 Brands (2016), pp. 37–58. 132 Niewöhner (2017a). 133 Cf. Behrwald (2009) for a comparable scenario at late antique Rome. 134 Peschlow (1998); Grossmann/Severin (2003); Mietke (2006); Westphalen (2006) with some qualifications.

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as triconch churches in Lycia,135 inscribed apses with flanking side rooms in Cilicia,136 Docimian marble capitals as well as ambos and their local imitations in Phrygia,137 and arcaded as well as barrel vaulted churches, often with wide nartices and galleries, in Galatia and Lycaonia.138 In contrast, western Asia Minor, in spite of being by far the best researched region with the largest and most numerous excavations of the longest standing,139 has so far not revealed a distinct church architecture of its own, except for a certain kind of ambo.140 Ambos were a new invention that could not very well be made from re-used parts, and most every region developed its own type.141 Otherwise, church building in western Asia Minor appears to have been informed by the re-use of ancient buildings or parts thereof and by local antiquarian traditions, all of which differed from place to place and made for a great variety of individual solutions, even within a single city like Miletus.142 An explanation for this regional peculiarity may again be sought in the greater number of old cities that distinguished western Asia Minor from other parts of Anatolia and can explain why re-use and antiquarian tendencies were more marked there. Bibliography

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V. Memoria unter Justinian

Malalas and erudite memory in sixth-century Constantinople Raf Praet

Abstract This paper places the Chronographia of John Malalas in the context of the historiographical and erudite production of sixth-century Constantinople. In order to do this, this paper addresses possible social connections between Malalas and two contemporary historians: Cassiodorus and John the Lydian. Their common bureaucratic and erudite networks are not their only resemblances. Their treatments of different aspects of the history of Rome and the Roman Empire also exhibit striking parallels, as one case study, on the colour purple, shows. The paper concludes with an assessment of this coincidence in textual resemblances and networks between the three authors. Although the attractive hypothesis of an erudite school around the university of Constantinople with John the Lydian as one of its professors remains in the realm of speculation for want of conclusive evidence, the work of Malalas is clearly an exponent of a continued common culture of Roman erudition in the sixth century.

Introduction

Sixth-century Constantinople was an exciting and bustling community. Its bureaucratic, educational and political networks had many similarities with the academic world of today; many vented vociferous complaints on budget cuts in their own departments; many tight-knit groups and cliques viciously competed for power, prestige and funding; everybody knew each other, competed with or contested with each other to some extent, and for an outsider it was difficult to see the scale and implications of these acquaintances, collaborations and feuds. We, as historians of the sixth century, a period far removed from us in time, space and mentality, share this view of the outsider. Within, or better above, seemingly detached from these networks, hovers a resident of Constantinople: John Malalas (ca. AD 490 – ca. AD 570). In order to embed the man and his work in the Constantinopolitan context of historiographical production in which he and his chronicle functioned, I shall consider his work in relation to contemporary examples of Roman erudition. This exercise requires first ascertaining the possible relationships between John Malalas and two other historians who, to the best of my knowledge, have until now not been considered as a group: John the Lydian (ca. AD 490 – ca. AD 565) and Cassiodorus (ca. AD 485 – ca. AD 585). Second, I shall emphasise the commonality of the textual themes and materials used by these Constantinopolitan historians, focusing on a case study: the erudite treatment of the

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origins and use of the colour purple. I shall end this paper by interpreting the possible implications of these biographical and textual links for the existence of a shared contemporary culture of erudite education and research.1 1. Three contemporaries

One of the main causes of the elusiveness surrounding the person of John Malalas (ca. AD 490 – ca. AD 570) is the lack of direct biographical evidence. Since the publication of the seminal edited volume Studies in John Malalas in 1990,2 scholars, mainly from the English-speaking tradition, have projected several aspects of Malalas’ Chronographia onto the person of Malalas in the hopes of filling this gap. B. Croke used the following characteristics of the chronicle to make a reconstruction of Malalas’ life:3 the chronicle’s initial focus on the city of Antioch and its administrative jargon4 suggest that Malalas was a rhetorically trained bureaucrat active in Antioch, possibly in one of the scrinia of the comes Orientis, who was a subordinate of the praetorian prefecture of the East. The abrupt change in focus in the chronicle, from Antioch to Constantinople, implies that Malalas at some point in time commuted to the capital of the Eastern Roman Empire–perhaps after the reform of the diocese of the oriens. This shift also seems to imply that Malalas wrote his chronicle in at least two redactions, one executed in Antioch and one in Constantinople.5 Since the 1990’s, scholars have elaborated on this inferential hypothesis to flesh out Malalas’ biography.6 E. Jeffreys proposed, next to the reform of the diocese of the oriens in AD 535, the Sasanian sack of the city of Antioch in 540 as a possible trigger for Malalas’ relocation to Constantinople.7 W. Treadgold in his work8 took this inferential hypothesis one step further, by assuming that detailed mentions of specific officials from Antioch in the chronicle implied that Malalas functioned in their retinue 1 2 3 4 5 6

7 8

One of the first analyses of the commonality in sources, networks and audience between authors such as Procopius, Malalas and John the Lydian was conducted by Greatrex (2016). Meier/Radtki/Schulz (2016b), pp. 9–11; cf. Jeffreys/Croke/Scott (1990). Croke (1990). Scott (1981). Croke (1990), pp. 17–25. Malalas is a rhetorically trained bureaucrat active in Antioch, possibly in one of the scrinia of the comes Orientis according to Thurn (2000), p. I, Métivier (2006), p. 156, Treadgold (2007), p. 236–237), Bjornlie (2013), pp. 117–118, Greatrex (2016), pp. 175–176), Thesz (2016), p. 28. Treadgold (2007) considers Malalas to be part of the lower bureaucracy, whereas Croke (1990) places Malalas higher on the bureaucratic ladder. On the social status of Malalas and its implications for his Bildung, see Thesz (2016), pp. 28–29. On Malalas’ bureaucratic background and his interest in legislation, see Métivier (2006), p. 156. On the redactions of the chronicle, see Treadgold (2007), pp. 239–240). On his relocation from Antioch to Constantinople between AD 528 and AD 540, see Treadgold (2007), p. 238, Bjornlie (2013), p. 117. On the reform of the Diocese of the oriens in AD 535, see Honoré (1978), p. 59, Jeffreys (2003), p. 505, Kelly (2004), pp. 71–76. Jeffreys (2003), p. 505. Treadgold (2007), pp. 237–238.

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on missions to Constantinople; in the periods 512–519/520, 522–523, and 527, Malalas was, according to Treadgold, possibly present in Constantinople–first in the service of Praetorian Prefect Marinus,9 second in the retinue of the new urban prefect Theodotus,10 and third on an embassy with the comes orientis Zacharias.11 As might be clear, the inferential hypothesis is a makeshift for a want of any direct biographical data which must be used with caution. Therefore, I would consider it unwise to go beyond the careful inferences posited by Croke. As these inferences have been acquiesced to in previous scholarship, I will in this contribution assume these biographical inferences to be correct. Malalas was thus a historian from Antioch who between AD 528 and AD 540 relocated to Constantinople and there made a second redaction of his historical work. Malalas’ relocation to Constantinople is furthermore plausible as it was not only triggered by the more or less dramatic changes in the political and administrative landscape of the sixth-century Roman world, but rather the historian leaving his local context also conforms to a general pattern within the social dynamics of the later Roman Empire. In Constantinople, there was a constant influx of lawyers and administrators from the provinces who hoped to attract patronage and an office in the imperial administration by a display of their literary prowess.12 We can surmise the same was the case for John Malalas, when he entered Constantinople with the first redaction of his Chronographia in hand. For the furthering of his historiographical, literary and didactic ambitions, he would have found in Constantinople a very fertile ground indeed. In fact, sixth-century Constantinople was the theatre of an intense debate on and remoulding of the erudite memory of Rome and the Roman Empire. One of the pivotal figures in these debates was the professor of Latin, civil servant and polymath John the Lydian (ca. AD 490 – ca. AD 565),13 hereafter also called Lydus. Lydus was born around 490 and left in 511 his hometown of Philadelphia in Lydia to test his luck in the city of Constantinople. With the help of Zoticus,14 a patron from Lydia, he secured a posting in the praetorian prefecture of the East – his choice for an administrative career path can be interpreted as a conscious avoidance of connecting himself 9 10 11 12 13

PLRE II, s. n. Marinus 7, pp. 726–728. PLRE II, s. n. Theodotus 2, pp. 1104–1105. Zacharias 3, possibly identical with Zacharias 2 (PLRE II, p. 1194). Rapp (2005), pp. 382–392. For a short introduction on the life and works of John the Lydian see Bandy (1983), pp. ix–xxxviii; Bandy (2013), pp. 1–29, Maas (1992), pp. 28–37), Kelly (2004), pp. 11–17), Treadgold (2007), pp. 258–264, Bjornlie (2013), pp. 113–117, more specifically 114–115. 14 John the Lydian composed a now lost verse panegyric on Zoticus (PLRE II, pp. 1206–1207) to thank him for his patronage (de Magistratibus III 27), cf. Bandy (1983), p. xii, Maas (1992), p. 31, Kelly (2004), pp. 44, 53, Treadgold (2007), p. 259. Other persons who were part of Lydus’ network are Ammianus (PLRE II, p. 70), cf. Maas (1992), p. 31, Kelly (2004), p. 45, Treadgold (2007), p. 259, Sergius 7 (PLRE II, pp. 994–995), cf. Kelly (2004), p. 45, Fl. Ioannes Theodorus Menas Narses Chnoebammon Horion Hephaestus (PLRE IIIA, pp. 582–583), Kelly (2004), p. 45 and Phocas 5 (PLRE II, pp. 881–882), cf. Bandy (1983), pp. xxi, Maas (1992), pp. 33–34, 78–82, Kaldellis (2003), pp. 304–305, Kaldellis (2004), p. 11, Kelly (2004), pp. 45, 53–56.

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to a high official of the imperial consistory.15 As well as to Zoticus, he attributed his initial successes to emperor Anastasius I, whose intellectualist policies he praises in his de Magistratibus.16 During his long career in this department, he rose to the prestigious high office of cornicularius. His learnedness attracted the attention of no less than Emperor Justinian himself, who invited him to deliver an encomium around 532 and commissioned from him a history of the Persian Wars. Perhaps around 543, under the urban prefecture of Gabriel, Lydus was appointed to a chair of Latin language and literature at the ‘university’17 of Constantinople.18 He composed two of his erudite treatises, On the Months (de Mensibus) and On Portents (de Ostentis), during his early teaching, and dedicated them to Gabriel.19 The tract On the Months deals with the Roman calendar. The treatise On Portents is a compilation on various portents, with translations by Lydus from Latin into Greek.20 After his retirement from the prefecture in 552, he embarked on the redaction of an ambitious treatise, On the Magistracies of the Roman State (de Magistratibus reipublicae Romanae), in which he describes different military and civil institutions of the Romans, from their mythological origins up to the present. He probably also continued his teaching after his retirement from office, and died between AD 557 and 561.21 As a professor of Latin in Constantinople, Lydus could have attracted a wide and variegated audience. In this paper, therefore, we will not only consider the unilateral connections between John Malalas and John the Lydian. As a testimony to an existing common historiographical culture in sixth-century Constantinople, we shall also consider the possible connections between John the Lydian, John Malalas and a third contemporary from the Latin West, namely Cassiodorus. Flavius Magnus Aurelius Cassiodorus Senator (ca. AD 485 – ca. AD 585)22 served under the Ostrogothic king Theoderic and his successors until the collapse of the kingdom under the assaults of the Byzantine armies (535 – ca. 540). During his long bureaucratic career, Cassiodorus functioned as member of a core of trusted individuals and advisers to the Ostrogothic king.23 As quaestor he was active in legal drafting for the government,24 and his service culminated with his appointment to the office of praetorian prefect of Italy. During his long political career, he used his pen, as many of 15 Bjornlie (2013), p. 47. 16 Lydus, de Magistratibus III 26.1–4; Maas (1992), pp. 28–29), Bjornlie (2013), p. 114. 17 In order to avoid the controversies surrounding the precise nature of this “institution of higher education” (Kazhdan 1991, p. 2143), we use the term university as a conventional term. 18 Lydus, de Magistratibus III 26.1–III 30.10; cf. Chastagnol (1960), p. 65 n. 58, Maas (1992), pp. 35–36, Kelly (2004), p. 13, Bjornlie (2013), p. 114. Treadgold (2007), p. 261 proposed the earlier date of around AD 533 for Lydus’ professorship. 19 PLRE IIIA, s. n. Gabrielius 1, p. 498, Maas (1992), p. 10, Kaldellis (2003), p. 313, Treadgold (2007), p. 261. 20 Maas (1992), p. 107. 21 Maas (1992), p. 11. 22 An overview of the life and works of Cassiodorus can be found in O’Donnell (1979), Bjornlie (2013), pp. 16–19. 23 Bjornlie (2013), p. 28. 24 Bjornlie (2013), p. 17.

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his colleagues did, to further his political ambitions. He wrote panegyrics, a Chronicle (Chronica) and a lost Gothic History (Historia Gothorum) before AD 533. Apart from his political activities Cassiodorus was mainly concerned with the preservation of educational standards. Already during his service in the Ostrogothic state he conceived of a translation programme of logical and mathematical works, and he had a keen interest in medicine and architecture.25 During his term as praetorian prefect (533–540) he and Agapetus of Rome26 tried to raise funds for a Christian school of higher learning in the city of Rome.27 These particular plans are framed within the need, generally felt at the time, to establish a Christian form of higher learning.28 It materialised elsewhere in the Didascalion at Alexandria, the biblical School of Nisibis, and the state university at Constantinople.29 These plans were abandoned due to the Gothic wars. At the end of his service he compiled the Variae, a collection of state letters in twelve books, to which the treatise On the Soul (De anima) was appended. Cassiodorus wrote these letters on behalf of King Theoderic, his successors, or on his own account as praetorian prefect. The encyclopaedic digressions in these letters betray Cassiodorus’ erudite and didactical interests.30 Recently, M. S. Bjornlie has posited the date of the compilation and rewriting of the Variae between 540 and the mid-540’s, which would imply that Cassiodorus revised and completed his collection in the city of Constantinople.31 For the purpose of this paper, therefore, we will only use Cassiodorus’ Variae as a testimony to his literary production in Constantinople. Indeed, after the toppling of the Ostrogothic regime, Cassiodorus went to Constantinople, of his own free will, as a refugee or as a prisoner of war with the captured Ostrogothic king Vitiges and the remainder of his court.32 He also worked on his monumental Commentary on the Psalms (Expositio psalmorum) in Constantinople and finished his Tripartite history (Historia Tripartita) in the same city, a historical work which consists of translations of Greek Church historians.33 He also wrote a short biographical pamphlet, the Ordo generis Cassiodororum, which he addressed to the Roman aristocrat Cethegus.34 Although we should not remain blind to the sociological differences between the three authors – Cassiodorus is a high-ranking aristocrat and official, whereas Lydus and Malalas enjoyed a less prominent social status – these short biographical sketches show the similar social and intellectual profiles of the three authors. All three were 25 Cracco Ruggini (2008), pp. 30–31 gives an elucidating sketch of Cassiodorus’ scientific activities during his political career. 26 PLRE IIIA, s. n. Agapetus 1, p. 23. 27 O’Donnell (1979), p. 31, Gribomont (1985), p. 145, Bjornlie (2013), p. 15. 28 Peretto (1993), p. 217. 29 Fuchs (1926), p. 5, Peretto (1993), p. 218, Halporn/Vessey (2004), p. 25. 30 Bjornlie (2013), p. 4. 31 Bjornlie (2013), pp. 19–26, 32. 32 Bjornlie (2013), pp. 17–18. 33 Bjornlie (2013), p. 22. For these translations Cassiodorus sought the assistance of a certain Epiphanius Scholasticus: Weissengruber (1972), PLRE IIIA, s. n. Epiphanius 1, p. 446. 34 Bjornlie (2013), pp. 145, 159–162.

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connected to the same governmental department of the praetorian prefecture.35 They exhibited a literary, erudite and educational interest in the distant past of Rome and the Roman Empire for the purpose of furthering their personal careers. More importantly, these authors were in the same city of Constantinople at the same time; Malalas from between AD 528 and AD 540 onward to the end of his life, Cassiodorus from ca. AD 540 to AD 554. Lydus was a permanent resident of the city from AD 511 onwards, with the sole exception of a visit to Cyprus before AD 536.36 Most significantly, both John Malalas and Cassiodorus were present in the capital at exactly the same time as Lydus began his teaching career (around AD 543). As such, the three authors as a group shared many interests. This common outlook is exhibited in the fact that they interacted with the heritage of Rome and the Roman Empire in a similar manner. 2. Amongst bureaucrats: the commonality of erudite themes

In addition to the similarities in their intellectual and social profiles, the three authors examined here exhibit striking parallels in their treatment of different facets of the Graeco-Roman distant past. A systematic overview of these parallels would surpass the scope of this paper. Therefore, it suffices to take some examples which can prove insightful in ascertaining how the three intellectuals used the Roman past to further their own agendas. Such examples are their antiquarian analyses of the origin and history of different offices of state, and especially their beloved praetorian prefecture.37 We also have the history and origin of different sciences and arts such as music, geometry, mathematics and astrology.38 The three authors also worked on the origin of 35 In this case we also have to take into consideration the differences between the impact and functioning of the praetorian prefecture in the Eastern Roman Empire and the Ostrogothic Kingdom. 36 Bandy (1983), p. xiv, Maas (1992), p. 34, Treadgold (2007), p. 261. 37 On the different offices of state see Malalas: on the alytarch Chronographia XII 7, XII 12, XII 44, XII 46; on the amphitales Chronographia XII 9; on the augustales Chronographia IX 18; on the candidatus Chronographia XII lacuna (2x), XIII 46; on different comites Chronographia VII 9, XIII 4; on the consul Chronographia II 8, VII 9, VII 13–14, IX 3; on the cubicularii Chronographia X 21, XIV 15; on the delegator Chronographia XIII 4; on the imperator Chronographia VI 29, VII 13, XI 3; on the patricians Chronographia XIV 15; on the praefectus urbi Chronographia XIII 10; on the praepositi Chronographia XIV 15; on the praetorian prefect Chronographia VII 9, XIII 4, XIII 10, XIII 38; on the scholarii Chronographia XII lacuna (2x), XIII 46; on the secretary of Antioch Chronographia XII 8; on the spatharii Chronographia X 21; on the syriarch Chronographia XII 5; on the vernaculi Chronographia VII 10–12; Lydus, de Magistratibus passim; Cassiodorus: on the augurs Variae VI 2; on the cancellarius Variae XI 6; on different comites Variae VI 7–9; on the consul Variae VI 1–2; on the consularis Variae VI 20; on the cornicularius Variae XI 36; on the curiales Variae VI 3, IX 2; on the high priests Variae VI 2; on the imperator Variae VI 1; on the iudex Variae III 27, XI 40; on the magister officiorum Variae VI 6; on the patricians Variae VI 2; on the praefectus annonae Variae VI 18, VII 8; on the praefectus urbi Variae VI 4, VII 8; on the Praetorian Prefect Variae VI 3, on priests Variae VI 2–3; on the quaestor Variae VI 5; on the rector provinciae Variae VI 21; on the rex Variae VI 2–3, VII 46. 38 On the history and origin of different sciences and arts see Malalas: on astronomy Chronographia I 5, I 7, I 11, IV 4; on music Chronographia IV 3, IV 7; Lydus: on agriculture de Mensibus IV 71; on astronomy de Ostentis; on geometry de Mensibus IV 76; on medicine de Mensibus IV 142; on music de Mensibus IV 39, de Mensibus IV 36, de Mensibus IV 51, de Magistratibus I 33; Cassiodorus: on agriculture Variae XII 25;

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currency,39 on the history of the alphabet40 and on the minutiae of the administrative process such as different writing materials41 and the fences of the law courts or cancelli.42 They exhibited special interest in the foundation and earliest history of cities such as Rome, Antioch and Constantinople, and digressed on the hippodrome and horse racing.43 This extensive list allows for the hypothesis that the outlook of these authors as bureaucrats living and working in Constantinople is one of the fundamental factors determining their antiquarian interest.44 Their focus on different departments of state and their own department of the praetorian prefecture was a result of and informed their pride and identity as parts of the administration.45 This identity was shielded from the outsider or from hostile cliques in other bureaus by a cultivation of intellectualism, which explains their focus on different arts and sciences.46 For the same reason, the different attributes and minutiae of the administrative process are emphasised and even sacralised in their analyses.47 Finally, their focus on important administrative centres and on the hippodrome unveils their mental horizon – in my opinion, it is not a coincidence that the hippodrome featured extensively in the writings of our three authors, as this building in Constantinople also housed the imperial archives,48 and was therefore fixed in the daily routine of these three administrators with historiographical interests. This paper will focus on one case study which happens to be one of the fundamental trappings of the Roman state present in all three authors, namely the colour purple. We will analyse how the three authors use the colour to indicate whom they consider to be the true heir to the Roman Empire and the possible threats to these claims. Furthermore, this case study demonstrates how the three authors se-

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on architecture Variae VII 5; on astronomy Variae I 10, I 45, XI 36, XII 25; on geometry Variae III 52, III 53; on mathematics Variae I 10; on mechanics Variae I 45; on music Variae I 20, II 40. On the origin of currency see Malalas, Chronographia XVIII 14; Lydus, de Mensibus IV 157, de Mensibus IV 9, de Mensibus I 17, de Magistratibus I 21; Cassiodorus, Variae I 10, VII 32. On the history of the alphabet see Malalas, Chronographia I 1, II 9, II 14, III 5, IV 3; Lydus, de Mensibus I 8, de Mensibus I 9, de Ostentis 3; Cassiodorus, Variae VIII 12. On writing materials see Lydus de Mensibus I 28, de Magistratibus III 14; Cassiodorus, Variae XI 38. On the fences at the law courts or cancelli see Lydus, de Magistratibus III 11, III 36–37; Cassiodorus, Variae XI 6. On the hippodrome and horse racing see Malalas, Chronographia IV 11, IV 14, VII 4–6, IX 21; Lydus, de Mensibus I 12, de Mensibus IV 30, de Magistratibus I 12, de Magistratibus I 30; Cassiodorus, Variae I 20, III 51, XI 35. Apart from this bureaucratic outlook, we can also mention the personal and local interests which inform the antiquarian writings of the three authors, and which will be treated in my PhD dissertation. On Malalas’ localist focus on Antioch, see Croke (1990), pp. 4, 6–11, Jeffreys (1990a), pp. 55–59, 64, Liebeschuetz (2004), p. 143, Beaucamp (2006), p. 20, Saliou (2006), pp. 69–70, Saliou (2016), pp. 59, 62, Agusta-Boularot (2006), pp. 134–135), Cabouret (2006), pp. 182, 184, Bernardi and Caire (2016), pp. 128–131 and Greatrex (2016), p. 176. Kelly (2004), pp. 18–26. Kelly (2004), pp. 26–36. Kelly (2004), pp. 22–23, 31–32. Rapp (2005), pp. 381–382. See, for instance de Magistratibus III 19. For John the Lydian’s use of these archives, see de Magistratibus III 35.

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lected from a common pool of antiquarian ideas, or perhaps even depended on each other for their own accounts. Although the colour purple was a status symbol in many ancient civilisations,49 it explicitly became an emblem of Roman imperial reign in late antiquity.50 Most possibly, the emperor Diocletian instituted the ritual kissing of the purple garments of the emperor, the adoratio purpurae. Around 337 AD, the kissing of the purple was an established custom.51 By the 6th century, the colour was a powerful, almost mystical symbol of the eternity of imperial rule as opposed to the transitional human entity who happened to be donned in the purple garments.52 The gradual growth of the symbolic significance of the colour appears to be a natural evolution which should not give rise to any serious antiquarian explanation or debate: “The evolution of the court ceremonial from simple adoratio to adoratio purpurae probably came so naturally that little if any rationalization was wasted on an explanation of the significance of the new rite”.53 In the sixth century, however, the colour purple does receive ample attention in the writings of Cassiodorus, John the Lydian and John Malalas. In the works of John the Lydian,54 the colour purple is present throughout his account of Roman history up to his own day. The colour was instituted in the time of the kings by Numa Pompilius (Mens. I 21) and was part of the attire of different offices of the Roman republic, such as the consuls (Magistr. I 32), patricians (Magistr. I 17) and cavalry commanders. Both Julius Caesar (Magistr. II 2) and Augustus (Magistr. II 4) wore purple as part of their insignia, and the colour became part of the customary attire of the emperors (Magistr. I 4) and the praetorian prefect in the imperial period, who inherited the colour from the insignia of the cavalry commander (Magistr. II 13).55 In Magistr. II 2, John the Lydian uses the colour purple as a leitmotiv to connect specifically the practices of the hallowed past to his own day; the purple attire of Julius Caesar became the customary clothing for emperors during a triumphal procession, and was therefore also worn by Justinian when he celebrated his triumph over the last Vandal king Gelimer in AD 534. As such, the colour purple serves as a leitmotiv to legitimate the contemporary eastern Roman emperors as heirs to the Roman legacy, by connecting them to Rome’s earlier history. 49 For a history of the use of the colour purple as a status symbol, see Reinhold (1970). “The most enduring status symbol of the ancient world was the color purple. Indeed, it was in continuous currency in antiquity and the medieval age for over 3000 years.” (Reinhold 1970, p. 71). 50 Avery (1940), pp. 66, 73, Reinhold (1970), pp. 59–61, Blum (1998). For a discussion of the use of the colour in the later Roman empire, see Reinhold (1970), pp. 62–70. 51 Avery (1940), pp. 69–73. 52 Avery (1940), pp. 75–97. “The robe had clearly become a fetish and was looked upon as a sacred object which alone conferred upon its wearer supreme sovereignty over the Roman world. […] The purple remained the symbol of the absolute dominion over the Roman State regardless of who wore it. One emperor might die and another succeed him; the purple robe endured and conferred upon its next “momentary wearer,” to use the expression from Alföldi, the quasi-mystic power by right of which he ruled.” (Avery 1940, pp. 78–79). 53 Avery (1940), p. 79. 54 Reinhold (1970), p. 39 n. 2. 55 Kelly (2004), p. 21.

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Lydus’ emphasis on purple could also be read as an implicit warning to Emperor Justinian, for Justinian is known to have issued changes in the court ceremonial. He also liberalised the use of purple outside the imperial court by rescinding the decree promulgated in 424 AD by Theodosius II.56 The preservation of the Roman imperial rule is, in the thoroughly bureaucratic opinion of John the Lydian, implicitly tied to the meticulous cultivation of the purple colour in imperial dress and court ceremony. Justinian’s love for reforms was not the only possible threat to the use of the colour purple. The claims of other players in the late antique political patchwork concerning the Roman legacy, and the colour that expressed it, were also a potential challenge to the Eastern Roman Empire. Cassiodorus’ Variae are an example of such a threat. In his state letters, Cassiodorus also stresses the use of the colour purple. Yet in the case of Cassiodorus, the colour is closely associated with Theoderic and the Ostrogothic dynasty of the Amals, clearly in defiance of the eastern Roman claims to the Roman legacy.57 Before turning to the case study on the colour purple in John Malalas, which will ascertain parallels with the works of Lydus, one important implication of such an analysis needs to be clarified. Did Malalas directly read the works of John Lydus? Although proving this direct readership goes far beyond the aim of this paper, I am confident that Malalas indeed had access to the works of John the Lydian. There is a significant amount of textual parallels with every part of Lydus’ oeuvre, which allows for the hypothesis of a systematic borrowing.58 Some passages in Malalas dealing with 56 Avery (1940), pp. 79–80. Procopius, for instance, uses Justinian’s changing of the court ceremonial as an argument against the emperor in his Historia arcana 30,21–23. For Justinian’s rescinding of the restrictions on the use of purple see Reinhold (1970), pp. 66–69. 57 Apart from letter I 2, which will be analysed further onward, Cassiodorus has fourteen instances of the colour purple in his Variae. In letters I 26, VI 12, XI 22 and XI 31, the colour neutrally refers to the (Ostrogothic) state. In letter XII 4, the colour is used to describe wine as a royal beverage. In letter XI 1 the colour is used in connection with the Roman empress Placidia and her son Valentinian III. Yet in the vast majority of instances, the colour is used in connection with the Amal royal dynasty (letters VI 39, VIII 1, VIII 5, IX 1, IX 23, IX 25, X 1). In letters VIII 1 and X 1 this use of the colour purple as a marker of the Amal house is especially significant, as the two letters are addressed to the Roman emperor Justinian and have a conspicuous position, at the beginning of books VIII and X respectively. 58 Namely, Chronographia I 1 and de Mensibus II 3, Chronographia I 6 and de Mensibus IV 107, Chronographia I 8 and de Mensibus I 32, Chronographia I 14 and de Mensibus IV 67, Chronographia I 15 and de Mensibus III 5, Chronographia II 1 and de Mensibus III 5 and IV 86, Chronographia II 2 and de Mensibus IV 86, Chronographia II 3 and de Mensibus III 1, Chronographia II 8 and de Mensibus I 21 and de Magistratibus I 4, I 17, I 23, I 32, II 2, II 4, II 13 and II 24, Chronographia II 17 and de Magistratibus I 46, Chronographia IV 5 and de Mensibus IV 47, Chronographia IV 10 and de Mensibus IV 47, Chronographia IV 11 and de Mensibus I 12, Chronographia IV 14 and de Mensibus I 12, Chronographia VI 18 and de Mensibus I 13, Chronographia VI 24 and de Magistratibus II 6 and de Mensibus IV 4, Chronographia VI 29 and de Magistratibus I 21, Chronographia VII 1 and de Mensibus IV 4 and de Magistratibus II 6, Chronographia VII 3 and de Mensibus IV 33, 34, and 41, Chronographia VII 4 and de Mensibus I 12 and IV 30, Chronographia VII 5 and de Mensibus I 12 and IV 30, Chronographia VII 6 and de Mensibus IV 29 and de Magistratibus I 16, I 19 and I 21, Chronographia VII 7 and de Mensibus IV 158, Chronographia VII 8 and de Mensibus IV 47, Chronographia VII 9 and de Mensibus IV 29, and de Magistratibus I 9 and I 14, Chronographia VII 10 and de Mensibus IV 27 and de Magistratibus I 50, Chronographia VII 11 and de Mensibus IV 27 and de Magistratibus I 10, Chronographia VII 12 and de Mensibus I 14, I 16, I 17, III 5, IV 1, IV 25,

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etymologies are furthermore unintelligible without the intertext of Lydus.59 This direct readership is not precluded by the most conservative estimates of Malalas’ whereabouts as sketched above, and as taken for granted by the academic community; it is possible that in the period between his arrival in Constantinople and his rewriting of the Chronographia Malalas did come into contact with Lydus’ works. Indeed, Malalas working on his chronicle at intervals between his first and last redaction is far more logical than the prevailing but unsatisfying hypothesis of a man taking up his historiographical work after an interval of more than thirty years (late 520’s/early 530’s to after AD 565).60 The dependency of Malalas on Lydus will be treated in depth in my PhD dissertation. For the case study on the origin of the colour purple, we start with the account of John Malalas, in Chron. II 8.61 The story is divided in two parts. The first part treats the discovery of the colour purple: the philosopher Heracles of Tyre saw how a dog ate a murex shellfish and how a shepherd wiped the dog’s snout with a piece of wool. Heracles noticed the colour of the cloth and brought it to king Phoenix of Tyre. The king consequently used the colour for his own clothing and forbade his subjects to use the colour, so that it became a distinctive sign of kingship. This distinctive practice was imitated by subsequent rulers. Malalas mentions how later kings and emperors “devised for themselves robes, or else golden brooches and mantles, which they dyed purple or red with dye from certain plants; and they wore these so they could be recognised by their own people, as the most learned Palaiphatos has written.”62

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IV 30, IV 31, IV 32, IV 33, IV 49, IV 102 and IV 152, Chronographia VII 13 and de Mensibus III 5, III 6, IV 102. IV 105, IV 111, and de Ostentis 25, Chronographia IX 1 and de Mensibus IV 102 and IV 105, Chronographia IX 3 and de Mensibus III 5 and III 6, Chronographia IX 18 and de Mensibus Inc. Sed. 3, Chronographia XI 17 and de Mensibus I 18, Chronographia XII 20 and de Mensibus I 12 and de Magistratibus III 70, Chronographia XIII 8 and de Mensibus IV 138, Chronographia XVII 4 and de Mensibus IV 116 and de Ostentis 10a and 15, Chronographia XVIII 52 and de Mensibus IV 116 and de Ostentis 10a and 14, Chronographia XVIII 122 and de Mensibus IV 116 and de Ostentis 10a and 13. One example will suffice here. In Chronographia I 8, Malalas provides the reader with an etymology which seems at first glance incomprehensible, by stating that Belus, Βῆλος, was called thus because he was very swift, ὀξύτατος. This etymology becomes sensible only through the extra step of the Latin language; Belus, phonetically “Vilos” resembles the Latin word velox, which indeed means swift. We could wonder where Malalas, who otherwise does not know Latin, acquired the knowledge to generate this etymology. In Lydus, de Mensibus I 32, we happen to have an explanation of the term velox, which used the same word as Malalas used in his etymology: “Velox means swift, which is also called even now veredaricus.”, Βήλωξ, ὀξύς, ὃς καὶ βεραιδαρικὸς ἔτι καὶ νῦν λέγεται. (Wünsch 1898, p. 15, trans. Bandy 2013, p. 304). Croke (1990), pp. 17–25. Jeffreys (1990a), p. 60, Moffatt (1990), p. 98. Caire (2006), p. 42: “Mais, du règne de Phoenix, Malalas ne retient que la découverte de la pourpre par Héraclès tyrien, ce qui le conduit à une digression sur l’usage de la pourpre dans l’habit impérial. Cette digression mêle la conquête de la Phénicie par les Romains, l’introduction de la pourpre à Rome à l’époque de Numa Pompilius et l’histoire du vêtement consulaire jusqu’à son propre temps.” Malalas, Chronographia II 8 (Thurn 2000, p. 24): λοιπὸν οὖν οἱ κατὰ τόπον βασιλεῖς, ἤτοι ῥῆγες καὶ τοπάρχαι, ἀκηκοότες τοῦτο, οἱ μὲν περιβόλαια, οἱ δὲ φίβλας χρυσᾶς καὶ μανδύας ἐπενόησαν ἑαυτοῖς, πορφύρεα ἢ ῥούσεα βάπτοντες αὐτὰ ἀπὸ βοτανῶν τινων, καὶ

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The second part immediately turns to how the Romans implemented the purple colour in the insignia of their own rulers. The purple attire used by the consuls was called a toga, and king Numa Pompilius, the respectable second founder of Rome, established the dress code for ruler and ruled alike after an embassy from Pelasgians, who wore cloaks with red stripes (ταβλία).63 The emperor had to wear a purple cloak with gold stripes, whereas the senators and civil servant had to wear cloaks with purple stripes. As in the case of Cassiodorus and John the Lydian, Malalas explicitly describes the colour as an emblem of imperial rule.64 In the first part of the story, for instance, Malalas contrasts the lack of distinction between ruler and ruled before the use of the distinguishing colour by emperor Phoenix and “emperors in each area, or rulers and toparchs”65 after him. Numa explicitly conceives his dress code as a means to perpetuate the imperial hierarchy, as the purple stripes “were a symbol of imperial apparel and showed their [= the senators’ and Roman officials’] rank in the Roman state and their loyalty to it”.66 A conspicuous feature of Malalas’ account is his emphasis on the fact that the invention and use of the purple colour was an achievement of Tyrians, which was later taken over by the Romans. Both the philosopher Heracles and king Phoenix are designated as Tyrian, and Malalas explicitly mentions that Phoenix “was the first to wear a robe of purple”.67 The colour purple, an emblem which is vital to the image of Roman rule, is thus, according to Malalas, actually from the Near East. Throughout his Chronographia, indeed, Malalas consistently traces different cultural practices and achievements to origins in the Near East. When we look into Malalas’ possible sources and similar accounts on the origin of the colour purple in John the Lydian and Cassiodorus, we can conclude that the version of Malalas is an idiosyncratic conflation of different traditions. The first part of Chron. II 8 with the tale of the dog and Heracles contains parallels with accounts on the discovery of purple by Julius Pollux (second century AD), Achilles Tatius (second century AD), Gregory of Nazianzus (fourth century AD), Nonnus of Panopolis (fourth to fifth century AD) and Cassiodorus.68 Pollux, Tatius, Nonnus and Cassiodorus mention the Tyrian context of the tale, whereas Gregory of Nazianzus uses

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ἐφόρουν διὰ τὸ γινώσκεσθαι τῷ ἰδίῳ πλήθει, καθὼς Παλαίφατος ὁ σοφώτατος συνεγράψατο, trans. Jeffreys/Jeffreys/Scott (1986), p. 16. Reinhold (1970), p. 39 n. 2. The same association between the colour and rule can be found in Malalas’ description of the setting up of golden and porphyry statues by Heracles’ descendants in his honour (Moffatt 1990, p. 102). Malalas, Chronographia II 8 (Thurn 2000, p. 24): οἱ κατὰ τόπον βασιλεῖς, ἤτοι ῥῆγες καὶ τοπάρχαι, trans. Jeffreys/Jeffreys/Scott (1986), p. 16. Malalas, Chronographia II 8 (Thurn 2000, p. 24): δηλοῦντα ἀξίαν Ῥωμαϊκῆς πολιτείας καὶ ὑποταγήν, trans. Jeffreys/Jeffreys/Scott (1986), p. 16. Malalas, Chronographia II 8 (Thurn 2000, p. 24): καὶ ἐφόρεσεν αὐτὸς πρῶτος ἐκ πορφύρας περιβόλαιον, trans. Jeffreys/Jeffreys/Scott (1986), p. 16. Iulius Pollux, Onomasticon I 45–48, Achilles Tatius, Leucippe et Clitophon II 11, Gregorius Nazianzenus, Orationes 4 (Contra Iulianum I) 108, Cassiodorus, Variae I 2.

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the anecdote in his invective against Emperor Julian to theorise on the imperial aspect of the colour as emblem of Roman rule. Julius Pollux says Heracles directly discovers the colour on the lips of a dog and offers a garment in this colour to the nymph Tyrus in exchange for a reciprocation of his amorous feeling towards her. Achilles Tatius only mentions the shepherd discovering the colour on the snout of the dog. Both Gregory and Nonnus only succinctly mention the dog without mentioning the person behind the discovery. Malalas conflates the two versions represented in Pollux and Tatius, for he does not simply mention Heracles or a shepherd, but Heracles seeing a shepherd. In comparison with Tatius, who mentions how Heracles used the purple colour to bribe a nymph into having sex, Malalas’ account has a more virtuous touch; Heracles appears as a wise man, or φιλόσοφος, who directly presents his discovery to king Phoenix. This virtuous interpretation of the mythology is more explicit in Cassiodorus’ account, who only mentions the dog. Not by coincidence, the same demythologised account appears in the account of the church father Gregory Nazianzus, who in his invective against Julian explicitly makes a point of the colour purple being a neutral, non-pagan emblem of empire. The second part of Chron. II 8, which narrates how later rulers and especially Numa applied the purple colour, appears to be a conflation and simplification of different detailed descriptions of Roman attire in the works of John the Lydian. Malalas mentions how rulers after Phoenix “devised for themselves robes, or else golden brooches and mantles, which they dyed purple or red with dye from certain plants”.69 This part of the account seems to have been borrowed from John the Lydian, Mens. I 21 who digresses on the etymology of the trabea: “It has been named trabea, namely, thrice-dyed, for it is composed of three colors, purple, scarlet and that of the woad plant called by the many lulacium, which is peculiar to Ares”.70 We can easily imagine Malalas giving only a cursory look to the detailed account of John the Lydian and only retaining the essence; namely that the garments were dyed in purple, red or with the dye of some plant – his omissions also fit his profile; Malalas’ omission of the Latin name of the plant reflects his lack of interest in the Latin language,71 whereas the omission of Ares neatly fits in with his euhemerizing of Heracles as a philosophos.72 His account on Numa’s dress code for the Romans is distilled from detailed descriptions in John the Lydian. The imperial cloaks “of purple with gold stripes”73 can be found in a more detailed description of the different garment of Augustus in Magistr. II 24. The purple-striped garments of Nu69 Malalas, Chronographia II 8 (Thurn 2000, p. 24): οἱ μὲν περιβόλαια, οἱ δὲ φίβλας χρυσᾶς καὶ μανδύας ἐπενόησαν ἑαυτοῖς, πορφύρεα ἢ ῥούσεα βάπτοντες αὐτὰ ἀπὸ βοτανῶν τινων, trans. Jeffreys/Jeffreys/Scott (1986), p. 16. 70 τραβαία δὲ εἴρηται ὡσανεὶ τρίβαφος· ἐκ τριῶν γὰρ ἀποτελεῖται χρωμάτων, πορφύρας, κόκκου καὶ ἰσατίδος βοτάνης ἣ παρὰ τοῖς πολλοῖς λουλάκιον λέγεται, ἥτις ἐστὶν Ἄ̓ρεος. (Wünsch 1898, pp. 11–12), trans. Bandy (2013), p. 65. 71 On Malalas’ use and knowledge of Latin see Jeffreys (1990a9, p. 60, Jeffreys (1990b), p. 171, Agusta-Boularot (2006), pp. 132, 134 and Rochette (2012), p. 330. 72 On Malalas’ euhemerizing tendencies see Jeffreys (1990a), pp. 62–63 and Bernardi (2004), pp. 53–54. 73 Malalas, Chronographia II 8 (Thurn 2000, p. 24): τὰς μὲν βασιλικὰς πορφυρᾶς, ἐχούσας ταβλία χρυσᾶ, trans. Jeffreys/Jeffreys/Scott (1986), p. 16.

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ma’s subject officials are mentioned in two passages of John the Lydian. In Magistr. I 17 there is a description of the cloaks of the patricians with mention of purple stripes and Latin terminology. In addition, Magistr. I 23 mentions purple stripes and Latin terminology in a detailed description of the consuls’ clothing. Both these passages were summarized by Malalas with omission of the Latin terminology: “others [= cloaks] for his senators and men of civil and military rank with purple stripes”.74 Another indication of Malalas simplifying John the Lydian can be gleaned from a comparison with Magistr. II 13. In this passage, which offers a description of the Praetorian Prefect’s clothing, John the Lydian is at pains to distinguish between the stripes for the garments of the Praetorian Prefect, the ταβλία, and the stripes for the garments of the emperor, sementa or segmenta. This detailed terminological nuance is lost in Malalas; both the imperial as other cloaks have stripes which are called ταβλία. The analysis of Chron. II 8 showed how Malalas shrewdly collected and selected from a wide array of sources and traditions in order to form an idiosyncratic narrative on the travel of the colour purple from the Near East to Rome. To create this narrative, Malalas used different traditions on the discovery of purple in Tyre. If Malalas knew and consulted the oeuvre of Lydus, he combined these traditions with John the Lydian’s account on the institution of the colour by Numa Pompilius. Malalas in that case further elaborated his account of Numa’s dress code with materials from John the Lydian which betray a rather cursory reading. If Malalas did not know the oeuvre of Lydus, the ramifications of this case study are even more interesting; both Malalas and Lydus exhibited a common attitude towards the distant past of Rome and the Roman Empire. 3. Amongst Professors: a contemporary culture of erudite education and research

The selective overview of parallels with the accompanying case study shows that Malalas’ writings are embedded in a common pool of erudite ideas and notions of Rome’s distant past and the origin of the trappings of state. Malalas shared these erudite materials with his contemporaries and peers from the same city. The question is how to interpret this occurrence of, on the one hand, close links in terms of textual production and, on the other hand, close links in social networks. One hypothesis is to posit the existence of a so called “school of Roman érudits” around John the Lydian, which functioned in the framework of the state university of Constantinople. The state university of Constantinople,75 and the networks which developed around it, can indeed function as a framework to further contextualise and 74 Malalas, Chronographia II 8 (Thurn 2000, p. 24): τὰς δὲ τῶν συγκλητικῶν αὐτοῦ καὶ τῶν ἐν ἀξίαις καὶ στρατείαις χλαμύδας ἐχούσας σήμαντρον τῆς βασιλικῆς φορεσίας ταβλία πορφυρᾶ, trans. Jeffreys/Jeffreys/Scott (1986), p. 16. 75 Fuchs (1926), pp. 1–8, Chastagnol (1960), pp. 283–289), Hemmerdinger (1966), p. 175), Glück (1967), p. 56 n. 2), Lemerle (1971), pp. 62–65, Kelly (2004), p. 85. As regards the procedures behind the daily business,

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understand the connections between the lives, careers and oeuvres of the three authors under scrutiny. The university was founded by the decree of Theodosius II. on 27th of February 425.76 This decree determined that private teachers were henceforth prohibited to teach in public and that the only public teaching was to take place at the university. The university was funded by the state, located at the auditorium Capitolii,77 and under the direction of the urban prefect of Constantinople. The second part of the decree outlined the disciplines given at the university and the number of teachers for each discipline. The role of the urban prefect of Constantinople in the university’s organisation was considerable. For instance, the urban prefect was omnipresent and the primary judge in the procedure for the enrolment of a professor.78 After a preliminary exam or probatio by the urban prefect and a vote by the senate, the prefect informs the emperor of the outcome of the vote, after which a decree of the emperor confirms the enrolment. Furthermore, the prefect guarantees the privileges granted to the professors.79 All in all, the appointed professors at the university had strong ties to the urban prefect, who was their patron and to whom they dedicated literary works. Moreover, the prefect monitored students and reported to the scrinia of the court on the most distinguished students for enrolment into administration.80 When we look at the networks of the three authors, we can note how both Malalas and John the Lydian were connected to the urban prefects responsible for the management of Constantinople’s state university. Under Justin I, we have, among other urban prefects, in AD 522?–523 Theodotus.81 This urban prefect, who was previously Malalas’ superior in Antioch as comes Orientis, possibly recruited him in his retinue when he came to Constantinople; this would bring Malalas directly into the administration of Constantinople’s university and in direct contact with its personnel.82 Under Justinian,83 we have, amongst other prefects,84 in AD 543, and perhaps between 542–54785

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treatment of the students and the recruitment of the professors, we can safely deduce information extant on the parallel situation of university life in Rome (Chastagnol 1960, pp. 284, 289). Codex Theodosianus XIII 3.16–18. On the location of the auditorium, see Janin (1964), pp. 174–176. Chastagnol (1960), pp. 285–286. A testimony of the procedure of enrolment can be found in Cassiodorus, Variae XI 21 (Chastagnol 1960, p. 286). Chastagnol (1960), p. 286. Fuchs (1926), p. 7, Chastagnol (1960), pp. 288–287. End of the sixth century Asterius, end of the sixth century Fl. Theodorus Petrus Demosthenes, before AD 519 Theodorus, AD 518/519 Theodorus, AD 520 Theodorus, and AD 522?–523 Theodotus (PLRE II, p. 1256). During this period, Malalas was also in contact with the diplomatic service (Treadgold 2007, p. 238). PLRE IIIB, pp. 1479–1481. AD 527/565 Tribonian, who is either a relative of or identical to the legal scholar Tribonian (PLRE IIIB, s. n. Tribonianus 3, pp. 1340–1341), AD 528 Victor, AD 530/531 Eustathius, AD 532 the urban prefect Eudaemon, who was removed from office after the Nika revolt (Honoré 1978, p. 54), AD 532 Tryphon, AD 536 Patricius, twice before AD 539 Plato, possibly identical with the Plato who was prefect under Anastasius (PLRE IIIB, p. 1044), AD 536?, 537–541 Longinus. Treadgold (2007), p. 261.

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Gabriel, the urban prefect who appointed Lydus to his professorship and who was the dedicatee of two treatises by John the Lydian.86 Both John Malalas and Cassiodorus could have attended the lectures of Lydus and could have used materials from these lectures to expand upon their accounts. Indeed, as already mentioned, both Cassiodorus and Malalas were present in Constantinople at the beginning of Lydus’ teaching career around AD 543. We do know that Malalas made multiple redactions of his Chronographia in Constantinople,87 and the analyses of M. S. Bjornlie have made a considerable case for Cassiodorus’ reworking of some of his state letters during the compilation of the Variae in Constantinople.88 Further indications of borrowings from Lydus are the bundled appearance of parallels in Malalas and Cassiodorus. Malalas’ use of Lydus is conspicuous in book VII on the foundation of Rome and the earlier books. In Cassiodorus, the parallels with Lydus appear most notably in books VI and VII with model letters of appointment and in so-called rhetorical showcases at the beginnings and endings of a book.89 Furthermore, the treatises of Lydus betray their didactical origin.90 For instance, the de Mensibus is structured according to the leitmotiv of the annual calendar. This calendar is interspersed with encyclopaedic digressions based on loose associations. These digressions are indicated in the text as such,91 next to some explicit references 86 PLRE IIIA, s. n. Gabrielius 1, p. 498, Maas (1992), pp. 9–11, 80, Kaldellis (2003), p. 313. Gabriel also composed a poem on Eros, Anthologia Palatina XVI 208 (Kaldellis 2003, p. 313). 87 Croke (1990), pp. 17–25), Treadgold (2007), pp. 239–240. 88 Giardina (1993), pp. 69–72, Haarer (2006), p. 98, Bjornlie (2013), pp. 19–26, 32, 163–184. For Cassiodorus’ substitution of names, anonymization and different hypotheses for these practices, see Bjornlie (2013), p. 175. “Attempting to reconstruct an epistolary record of the Amal regime over a span of thirty years, and quite possibly lacking access to original documents at the time, Cassiodorus relied on his innate capacity to elaborate and reconstruct as he saw fit. […] But that same lack of command over the events also provided Cassiodorus with enough latitude to reinvent particular moments embedded within an epistolary narrative.” (Bjornlie 2013, p. 176). We could also presume Cassiodorus added erudite subject matter which circulated in Constantinople around John the Lydian and the state university of Constantinople. 89 “It is often the case that Cassiodorus positioned diplomatic letters at the beginning and end of a book in order to ‘bracket’ letters concerning the internal administration of Italy with letters demonstrating Amal foreign policy.” (Bjornlie 2013, p. 175). 90 “Lydus had something of a “handbook mentality” that gave credence to the pronouncements of recognized authorities.” (Maas 1992, p. 97). 91 Some examples from Lydus’ de Magistratibus follow: de Magistratibus I 51 “Ὅτι δὲ ἀναγκαῖον οἶμαι ἐμβραδῦναι τῷ λόγῳ” (Schamp 2006a, p. 51), de Magistratibus I 43 “Τοιαῦτα μέν τινα παρατραπεὶς τοῦ σκοποῦ εἴποιμ’ ἂν περὶ τούτου” (Schamp 2006a, p. 53), de Magistratibus II 1 “καὶ δῆλα τὰ λοιπά” (Schamp 2006b, p. 2), de Magistratibus II 4 “περὶ ὧν κατὰ λεπτὸν ἀφηγεῖσθαι περιττὸν ὑπολαμβάνων πάρειμι” (Schamp 2006b, p. 6), de Magistratibus II 14 “περὶ οὗ μακρηγορεῖν ἀηδὲς εἶναι κρίνων ἐξ ἀνάγκης ἀναλαβεῖν τὴν ἀφήγησιν συνωθοῦμαι, (…) πρὸς δὲ τὸ προκείμενον ἐπανέλθωμεν” (Schamp 2006b, p. 19), de Magistratibus III 2 “περὶ ὧν ἂν κατὰ τὴν τῶν τακτικῶν παράδοσιν ἀφηγησάμην εἰ μὴ πόρρω τοῦ σκοποῦ παρωθούμην” (Schamp 2006b, p. 43), de Magistratibus III 13 “καὶ τί χαλεπὸν ἐμβραδῦναι τῷ λόγῳ πρὸς ἀπόδειξιν τοῦ προκειμένου” (Schamp 2006b, p. 60), de Magistratibus III 31 “ἐμοὶ δὲ δοκεῖ βραχὺ παρατραπέντι τοῦ σκοποῦ περὶ τῆς προσηγορίας τοῦ ποταμοῦ διὰ βραχέων εἰπεῖν (…) ὥστε δεήσει διδασκαλίας” (Schamp 2006b, p. 82), de Magistratibus III 32 “καὶ ταῦτα μὲν περὶ τῶν ποταμῶν, ὡς ἐν παρεκβάσει” (Schamp 2006b, p. 84), de Magistratibus

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to the educational context of lessons.92 This structure mirrors the educational methods of antiquity;93 a grammaticus used the framing he discussed as a mnemonic peg to communicate all sorts of encyclopaedic knowledge.94 Fortunately, we have a written example of this method in the treatise of the sixth century grammarian Priscian of Caesarea (end of the fifth century – ca. AD 530),95 namely the Partitiones duodecim versuum Aeneidos principalium.96 The structure of de Mensibus is similar. Furthermore, some of the lists of Latin terminology from the sphere of law, taxes and the military in Lydus recall similar glossary lists in the works of Priscian.97 As it behoves a good teacher, John also quoted different handbooks.98 In fact, the parallels in the didactical methods used by Priscian and Lydus should not surprise us. For both authors were professors of Latin in Constantinople, possibly at the same institution, with Priscian’s teaching career only slightly earlier than Lydus’ – perhaps John’s appointment as professor could be linked to Priscian’s death in the 530’s, which would make John the successor to Priscian. A passage in the works of John the Lydian, indeed, could hint at the otherwise elusive figure of Priscian. In de Magistratibus III 73, Lydus recounts how somebody asked his advice in his search for a Latin teacher:

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III 63 “Ὅτι δὲ τυχὸν ἕλοντος τοῦ ἰχθύος μνήμη παρῆλθεν, περὶ αὐτοῦ τὰ γνωσθέντα μοι παραθήσομαι” (Schamp 2006b, p. 122), de Magistratibus III 64 “Τοιαῦτα μέν τινα τοῦ ἰχθύος χάριν εἰρήσθω” (Schamp 2006b, p. 123), de Magistratibus III 64 “πρὸς βραχὺ δὲ τὸ προκείμενον ἀφείς” (Schamp 2006b, p. 123), de Magistratibus III 65 “Τοιαῦτα μὲν ἄν τις ὡς ἐν παρεκβάσει λέγοι” (Schamp 2006b, p. 124). For example, de Magistratibus III 31 “ὥστε δεήσει διδασκαλίας” (Schamp 2006b, p. 82). Maas (1992), p. 36) fails to see this educational method in Lydus’ works: “It has been suggested that the material compiled in his books originated as his “lecture notes”, but this sort of information would have filled awkwardly into the usual curriculum.”. An overview of educational trends in late antique Egypt can be found in Cribiore (2007), pp. 47–66. In a first stage of education, the elementary teacher taught children to read. The second phase focused predominantly on poetry under the guidance of the grammarian. The ultimate aim of these preliminary phases was a rhetorical education with the rhetor, who focused on prose composition. The grammarian started with a grammatical and metrical word-by-word analysis, or praelectio, of the text under scrutiny and continued with the explanation of subject-matter or historia, which provided ample opportunity for a wide range of encyclopaedic digressions (Clarke 1971, pp. 23–24). For Priscian’s biography, see Salamon (1979), p. 92, Passalacqua (1987), p. xiii, Kaster (1988), pp. 346–348, Ballaira (1989), pp. 17–19, Baratin (2005), pp. 247–249, Baratin (2009), pp. 1214–1217, Copeland and Sluiter (2009), pp. 167–170. On Priscian’s teaching career see Fuchs (1926), p. 6, Kaster (1988), p. 346, Ballaira (1989), pp. 38–39, Rochette (1997), pp. 325–327. The testimonies to his teaching career are the subscriptions of the Institutiones, letter of dedication of the Institutiones to Julian and Cassiodorus, de Orthographia 12 (Keil, GL VII 207.13) (Ballaira 1989, pp. 38–39). On the didacticism of his works, see Copeland/Sluiter (2009), p. 170 and Kaster (1988), p. 347 for the Partitiones and Kaster (1988), p. 347 for the Institutio de nomine, pronomine et verbo. His known students were Theodorus Flavianus, Eutyches (Craterus), and Terentius (Salamon 1979, p. 92). Clarke (1971), pp. 23–24. Lydus, de Magistratibus I 46 (Schamp 2006a, pp. 56–62), de Magistratibus III 70 (Schamp 2006b, p. 131), and Priscian de Figuris numerorum (Passalacqua 1987, pp. 12–13). Kelly (2004), p. 34.

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“[…] he asked me to think of someone to teach him the Italian language, though he was searching for a Libyan; for he said that he had perceived that the latter conversed more elegantly than the Italians.”99

Perhaps this reference to African Latin speakers using Latin more elegantly referred to Priscian, who hailed from Caesarea in Mauretania, North Africa. Although attractive, the hypothesis of a “school of Roman érudits” must necessarily remain in the field of speculation for a want of conclusive evidence. One might even say differences in social status preclude the possibility of, for instance, Cassiodorus’ attending lectures of Lydus.100 Furthermore, there are other hypotheses which can explain the concurrence of social links and textual parallels. Perhaps the three authors were in the habit of attending literary soirées where antiquarian lore circulated. They possibly selected from common sources which they could have found in the imperial archives. Nevertheless, the data and connections as presented above can attest to a common culture of Roman erudition in which the historiographical oeuvres of John Lydus, John Malalas and Cassiodorus functioned, often in dialogue with each other. The existence of a common pool of erudite historical material which was used by different authors hailing from different parts of the former empire, with different agendas and different outlooks, is significant. In spite of the apparent fragmentation of the Roman Empire in late antiquity and the parting of ways between East and West, the Roman historical erudition underlying the variegated literary production of the sixth century remained in content and outlook essentially the same. This was the outlook of a changing Roman Empire which looked to its distant past in order to redefine itself. Not coincidentally, the writings under scrutiny were contemporary to Justinian’s compilation and restoration of Roman law, and his Reconquista of the western parts of the empire. Bibliography

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Memoria und Gesetzgebung: Vergangenheit und Gegenwart in den Justinianischen Novellen* Olivier Gengler

Abstract A number of Justinian’s Novellae have been noted for their historical references, the source of which Tony Honoré asserts to be the erudition of the quaestor Tribonian. This paper shows that these references were part of Justinian’s strategy of building a Roman imperial memoria, to give his empire’s power a new, greater dimension after Africa’s (re)conquest from the Vandals. Rather than providing a justification for the reform of provincial Administration laid out in the relevant constitutions, the historical references were determined by the present context and aim to reaffirm the Roman identity of the Empire.

In den Vorworten zu zahlreichen Gesetzen des Kaisers Justinian werden administrative Änderungen anhand von Argumenten diskutiert, die sich auf die Vergangenheit beziehen. Dabei entsteht ein Geschichtsbild, das zur Prägung und Verbreitung der memoria im Römischen Reich der justinianischen Zeit signifikant beigetragen hat. Die memoria unterscheidet sich von der Geschichte als Darstellung der Vergangenheit dadurch, dass sie jemandem gehört (einem Individuum bzw. einer Gruppe) und grundsätzlich selektiv ist. Das universalistische Ziel der Geschichte wiederum führt diese zwangsläufig zur Vollständigkeit, wenngleich nur theoretisch. Der Begriff der memoria schildert also eine besondere Art, die Gegenwart mit der Vergangenheit zu verbinden. In diesem Beitrag möchte ich zeigen, wie die Elemente der Vergangenheit, die in bestimmten legislativen Texten auftreten, eine memoria des Römischen Reiches aufbauen, die die kaiserliche Ideologie zu einem Zeitpunkt widerspiegelt, zu dem Justinian vielversprechende Erfolge feierte.1 Die weite Verbreitung dieser Texte, ihre Anpassung an unterschiedliche Zielgruppen und ihre Kohärenz zeigen, dass sie das Medium einer abgestimmten Propaganda waren. Die betroffenen Gesetze bilden eine zusammenhängende Gruppe und zielen darauf ab, die administrative Organisation einiger Provinzen zu reformieren. Sie zeich* 1

Für ihre Hilfe und Hinweise bin ich meinen Kollegen der Malalas-Forschungstelle Jonas Borsch und Laura Carrara, unseren Hilfskräften Christine Mack und Isaac Smith sowie meiner Frau Dagmar Schenk sehr dankbar. Zu diesem Aspekt siehe Hunger (1964). Mit Recht betont Dillon (2015), S. 341, dass „the imperial constitutions of the Later Roman Empire are not only legal documents that demand careful reading and interpretation, but also consciously rhetorical formulations intended to impress and persuade us.“ – wobei unter „us“ eher die ursprünglichen Adressaten der Gesetzgebung zu verstehen sind.

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nen sich besonders durch die Dichte und die Einheitlichkeit ihrer Hinweise auf die glorreiche Vergangenheit Roms aus. Es gibt insgesamt dreizehn Reformgesetzestexte, die innerhalb von gut einem Jahr zwei chronologischen Hauptphasen entsprechen: Mai bis Juli 535 und März bis Juli 536. Alle diese Texte betreffen die Erhebung eines Provinzstatthalters zu einem höheren Rang und die Konzentration von zivilen und militärischen Mächten in seinen Händen, in einigen Fällen im Zusammenhang mit der Neudefinition der Grenzen der betroffenen Provinz. Die Reform der Provinzverwaltung wurde durch ein Edikt vom 17. Mai 535 eingeleitet (Nov. 8). Zweck dieses Textes ist es, dem Ämterkauf ein Ende zu bereiten und die Macht in verschiedenen Provinzen umzugestalten, die fortan unter der Aufsicht eines comes stehen. Darauf aufbauend beginnt mit der Nov. 24 ein ambitionierteres Programm, das neuere Ämter einführt.2 Kumulative Rückverweise offenbaren die Einheitlichkeit des Programms. Verantwortlich für die Vorbereitung der Gesetze war der quaestor sacri palatii. Von spätestens September 529 bis Januar 532 und von Januar 535 bis spätestens Dezember 542 übte Tribonian dieses Amt aus. Er wurde während des Nika-Aufstands seines Amtes entbunden und erst nach drei Jahren wieder zurückberufen, war aber schon ab November 533 als magister officiorum tätig und entwarf in der Zwischenzeit weitere Gesetzestexte, wie Tony Honoré durch eine stilistische und inhaltliche Analyse gezeigt hat.3 Laut demselben Autor sind die historischen Hinweise ein Merkmal für die Autorschaft Tribonians und finden sich nur in den Texten, die er entworfen hat.4 Es ist unmöglich, den Entstehungsprozess dieser Texte bis ins Detail zu rekonstruieren und genau zu erkennen, inwieweit Justinian die Redaktionsarbeit beeinflusst hat.5 Allerdings: ein bestimmter Zusammenhang erklärt meiner Meinung nach, warum die memoria des alten Rom in den justinianischen Gesetzen für eine kurze Zeit eine besondere Rolle spielte. Dabei ist die Person des quaestor sacri palatii Tribonian nicht allein entscheidend. Auf der Ebene der Enunziation ist der Ich-Erzähler mit Kaiser Justinian zu identifizieren. Er ist der Adressant des Textes, der die Gesetze unterschreibt und erlässt. Ich gehe also davon aus, dass Justinian die volle Verantwortung für ihren Inhalt übernimmt6 – und wahrscheinlich sogar mehr als das, wie im Folgenden zu sehen sein wird. Die Texte, die uns interessieren, folgen nicht immer einer gleichartigen Gliederung und legen nicht den gleichen Wert auf verschiedene Aspekte der Reform; sie alle erklären aber systematisch die Notwendigkeit, die Struktur der Provinz bzw. der Provinzen zu ändern. Sie vermitteln außerdem, welchen Titel und welchen Rang der zukünftige Statthalter innehaben wird und gegebenenfalls, woher der verliehene Titel stammt.7 2 3 4 5 6 7

Die Nov. 24 ist ausdrücklich als das erste dieser Reformgesetze dargestellt: Nov. 24,1 (S. 190,24–25 Schöll/Kroll) mit Kruse (2015), S. 234. Honoré (1978), bes. S. 47–64. Honoré (1978), S. 252–253. Vgl. Kruse (2018), S. 187. Procopius, Historia arcana 14,3 behauptet, dass Justinian sich in die Arbeit des quaestor einmischte. Honoré (1978), S. 24 und 26 hält diese Äußerung für übertrieben. So stimme ich diesbezüglich mit Maas (1986), Roueché (1998) und Kruse (2018) überein. Hier interessiert uns der Diskurs, mit welchem der Kaiser diese Reformen einführt, und nicht ihr Umfang, ihre Wirksamkeit oder ihre Folgen; siehe dafür z. B. mit Blick auf Kappadokien Métivier (2005), bes. S. 87–128.

Memoria und Gesetzgebung: Vergangenheit und Gegenwart in den Justinianischen Novellen Nov.

Datierung

Inhalt

8

17. Mai 535

Ende des Ämterkaufs Phrygia Pactiana, Galatia Prima, Syria Prima

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Pisidien

Hinweis auf die Geschichte Pisidiens. Das Amt des praetor (mit Hinweis auf Nov. 8).

25

Lykaonien

Rückblick auf die Geschichte Lykaoniens Das Amt des praetor (mit Hinweis auf Nov. 8 und 24).

26

Thrakien

Kriegslust der Thraker. Das Amt des praetor (mit Hinweis auf Nov. 8, 24 und 25).

27

Isaurien

Das Amt des comes (mit Hinweise auf Nov. 8 und 24–26).

28

Hellenopontos

Geschichte der Teilung der pontischen Provinzen. Das Amt des moderator.

29

Paphlagonien

Kurzer Rückblick auf die Geschichte Paphlagoniens und auf die Geschichte der Teilung der paphlagonischen Provinzen. Das Amt des praetor.

30

Kappadokien

Rückblick auf die Geschichte Kappadokiens. Das Amt des proconsul (mit Hinweis auf Nov. 24–26).

Armenien

Geschichte der armenischen Provinzen (mit Hinweis auf CJ 1,29,5).8 Das Amt des comes (mit Hinweis auf Nov. 8 und 24–27).

Karien, Zypern usw.

[Nur als Zusammenfassung erhalten] Das Amt des quaestor.

Arabien

Zusammenfassung der gesamten Reform. Das Amt des moderator (mit Hinweis auf Nov. 28).

Phönizien

Zusammenfassung der gesamten Reform. Das Amt des moderator.

Palästina

Hinweise auf frühere Reformen. Rückblick auf die Geschichte Palästinas.

18. Mai 535

16. Juli 535

18. März 536 31 41

18. Mai 536

102

27. Mai 536

Edikt 4 103

1. Juli 536

Der Umfang der jeweiligen Einführung und des historischen Arguments ist unterschiedlich. Es ist diesbezüglich notwendig, zwischen der Begründung der Reform selbst und der Wahl eines passenden Amtstitels zu unterscheiden. Ein Rückblick auf die Vergangenheit der verschiedenen Provinzen ist fast immer enthalten – wenngleich manchmal in einer kürzeren Form – und trägt dazu bei, die Identität der Region anzuerkennen und gleichzeitig ihre Zugehörigkeit zum römischen Staat zu bekräfti-

8

Vgl. Malalas, Chronographia XVIII 10.

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gen.9 Ihre Geschichte wird meist lobend wiedergegeben und in Bezug auf die ferne Vergangenheit bzw. auf den Ursprung des Römischen Reiches betrachtet. So z. B. in der Nov. 25: Lykaonier und Römer (durch die Oinotrier) haben einen gemeinsamen Vorfahren, nämlich den Arkadier Lykaon, noch in einer Zeit vor Äneas und Romulus. In der Nov. 29: Paphlagonien ist das Mutterland von Aquileia, der größten Stadt des Westens und Kaiserresidenz. Die Nov. 30 baut ihr Argument auf den Namen von Cäsarea auf: πόλιν παρέχεται μεγίστην τὴν τοῦ φιλοτάτου Καίσαρος ἡμῖν ἐπώνυμον τοῦ δόντος ἀρχὴν ἀγαθὴν τῇ καθ’ ἡμᾶς μοναρχίᾳ, δι’ ὃν ἐν ἅπασι τοῖς τῆς γῆς ἔθνεσιν ὀνομαστότατόν ἐστι τὸ τοῦ Καίσαρος ὄνομα καὶ ᾧπερ ἡμεῖς ἀντ’ ἄλλου τινὸς τῶν τῆς βασιλείας συμβόλων σεμνυνόμεθα. [Das Land] hat eine große Stadt, welche den uns geliebten Namen Cäsars trägt, der eine gute Grundlage für unsere Herrschaft geschafft hat, wodurch der Name Cäsars bei allen Nationen der Erde der berühmteste ist und unter allen Zeichen unserer Majestät unser größter Stolz ist.10

Der Name Cäsars verbindet Kappadokien mit Rom, aber auch mit Justinian, der auch den Namen bzw. den Titel Cäsar trug. Der Satz führt somit zeitlich von der Gegenwart bis zum Anfang der römischen Kaiserherrschaft, und von dahin zurück zur Gegenwart, und räumlich von Kappadokien über das römische Reich und die ganze Welt wiederum zurück zu Justinian. Jedoch bleibt die Zeit der Äußerung selbst erkennbar: τοῦ φιλοτάτου Καίσαρος ἡμῖν…, τῇ καθ’ ἡμᾶς μοναρχίᾳ, ἡμεῖς … Wie dieser Text zeigt, verbindet die kaiserliche Rhetorik den Hinweis auf die Vergangenheit und auf die Ferne mit dem hic et nunc der römischen Identität und der Gegenwart. So wird das alte Rom durch die Wiederverwendung antiker Amtstitel als Paradigma für die Zeit Justinians dargestellt. Dieses historische Argument findet sich nur in jenen Gesetzestexten, die einen neuen Titel einführen, nämlich in den Nov. 24, 28 und – wahrscheinlich – 41, soweit die uns erhaltene Zusammenfassung dieser Novelle es erkennen lässt. Die Nov. 24 bietet die umfangreichste historische Vorstellung eines solchen Titels. Sie wird durch ein allgemeines Argument eingeleitet: Καὶ τοὺς πάλαι Ῥωμαίους πεπιστεύκαμεν οὐκ ἄν ποτε δυνηθῆναι τοσαύτην πολιτείαν ἐκ μικρῶν καὶ ἐλαχίστων ἀρχῶν συστήσασθαι καὶ πᾶσαν ἐξ αὐτῆς τὴν οἰκουμένην, ὡς εἰπεῖν, προσλαβεῖν τε καὶ καταστήσασθαι, εἰ μὴ μείζοσιν ἄρχουσιν ἐν ταῖς ἐπαρχίαις πεμπομένοις σεμνότεροί τε ἐντεῦθεν ἐφάνησαν καὶ παρέσχον αὐτοῖς ἐξουσίαν ὅπλων τε καὶ νόμων, καὶ πρὸς ἑκάτερον εἶχον αὐτοὺς ἐπιτηδείους τε καὶ ἀξιοχρέους καθεστῶτας.

9

Siehe die systematische Analyse von Maas (1986), S. 19–25 mit der Schlussfolgerung (S. 24): „the prefaces use historical data selectively to pinpoint and describe, and even invent if necessary, past circumstances supposedly parallel to those of the present, circumstances that would be appropriate and beneficial to imitate“. 10 Nov. 30 pr. (S. 224,7–12 Schöll/Kroll), Übersetzung Freiesleben, mit Modifikationen.

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Wir sind der Überzeugung, dass die alten Römer aus einem so kleinen und geringen Anfang niemals ein so großes Reich begründen, und von dort ausgehend sozusagen die ganze Welt erobern und unterwerfen hätten können, wenn sie nicht dadurch, dass sie Beamte von einem höheren Ansehen in die Provinzen sandten, sich mit einem größeren Glanze umgeben hätten, und wenn sie nicht letzteren sowohl die militärische als auch die Zivilgewalt übertragen und diese für beide Aufgaben nützlich und vertrauenswürdig gemacht hätten.11

In einer vorbildlichen Analyse hat Marion Kruse gezeigt, dass diese Darstellung der Entstehung der römischen Macht einerseits dem von Polybios verbreiteten Geschichtsbild entspricht und andererseits im 6. Jh. durch Prokop und Jordanes in Frage gestellt wurde, wahrscheinlich in Reaktion auf die kaiserliche Propaganda.12 Die antiken Amtstitel verleihen den Beamten Würde, semnotēs, genauso wie der Name Cäsar Justinian Würde verleiht. Das Thema kehrt ständig in allen Provinzgesetzen wieder. Dies bezeugt noch einmal die Einführung der Nov. 103, die die gesamte Reform wie folgt zusammenfasst: Ἤδη μὲν καὶ ἄλλας ἐθνῶν ἡγεμονίας μείζους κατεστήσαμεν χθαμαλάς τε πρότερον οὔσας καὶ πράττειν οὐδ’ ὁτιοῦν τῶν ἐρρωμενεστέρων δυναμένας, καὶ τοῦτο μὲν spectabilias κατεστήσαμεν, τοῦτο δὲ αὐταῖς ηὐξήσαμεν τὰς σιτήσεις παρέδροις τε καὶ τάξει, καὶ τὰ ἄλλα πάντα ἐφιλοτιμησάμεθα ἐφέσεών τε ἀκούειν δεδώκαμεν· καὶ τὰς μὲν ταῖς τῶν ἀνθυπάτων ἐπεκοσμήσαμεν τιμαῖς τὰς δὲ τῶν καλουμένων κομήτων καὶ ἑτέρας πραιτώρων καὶ μοδερατώρων ἄλλας. καὶ ἀεί τι προσεξευρίσκοντες λαμπρὸν τῇ καθ’ ἡμᾶς πολιτείᾳ νέον δεδώκαμεν ἄνθος. Wir haben bereits manchen Provinzstatthalterschaften, welche früher niedrig waren und nichts Kräftiges auszuführen vermochten, eine höhere Stellung gegeben, und teils die Inhaber derselben unter die Spectabiles versetzt, teils das Gehalt derselben, der Beisitzer und des Dienstpersonals erhöht, und ihnen vieles verliehen, und besonders gestattet, Appellationen anzunehmen. Und einige haben Wir mit den Ehrenzeichen der Prokonsuln, andere mit denen der sogenannten comites, noch andere mit denen der Prätoren, und wieder andere mit denen der Moderatoren geschmückt, und indem Wir stets etwas Glänzendes erfanden, haben Wir unserem Staat eine neue Zierde gegeben.13

Die neu eingeführten Titel werden systematisch erklärt, unter anderem durch die Etymologie. Aber der Hauptgrund ihrer Verwendung scheint der Glanz zu sein, den sie ihren Trägern und dem Reich verleihen. So weiter in der Nov. 24: Ταῦτα ἐννοοῦντες ἡμεῖς, καὶ τὴν παλαιότητα πάλιν μετὰ μείζονος ἄνθους εἰς τὴν πολιτείαν ἐπαναγαγόντες καὶ τὸ Ῥωμαίων σεμνύναντες ὄνομα … 11 Nov. 24 pr. (S. 189,7–15 Schöll/Kroll), Übersetzung Freiesleben mit Modifikationen. 12 Kruse (2015) für Prokop und Jordanes und Kruse (2018) weiter für Prokop. 13 Nov. 103 (S. 496,6–16 Schöll/Kroll), Übersetzung nach Schneider.

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Indem Wir nun dies in Überlegung ziehen, und das Altertum mit größerem Glanze in das Reich wieder zurückführen und den römischen Namen mit Ruhm umgeben …14

Laut Michael Maas suchte Justinian in der Vergangenheit passende Präzedenzfälle, die seine Reformen eher in ein Licht der Wiederherstellung einer verlorenen Ordnung als einer Innovation setzen. Die physis schafft Chaos in der Welt und die Rolle des Kaisers war es, die Ordnung wiederherzustellen, wie Gott es ihm befohlen hatte.15 Es sei aber angemerkt, dass die auf Entropie beruhende Begründung der Reformen nicht in Verbindung mit den Hinweisen auf die römische Vergangenheit auftaucht. Diese spielen eine andere Rolle: Sie sollen den Weg zur Restaurierung der Pracht Roms zeigen, wobei die Vergangenheit (τὴν παλαιότητα) durch die vom Kaiser herbeigeführte Reform in der Gegenwart wieder auflebt (πάλιν … ἐπαναγαγόντες). Die Hinweise auf die Vergangenheit scheinen dann eine memoria des justinianischen Reiches aufzubauen, eine Darstellung der Romanität, die für die Gegenwart nützlich und effizient ist.16 Die Novelle 41, das Gesetz, das einen neuen quaestor exercitus einführt, ist uns nur durch die Zusammenfassung von Theodoros von Hermoupolis bekannt. Aber die Einführung des quaestor exercitus findet sich im Buch von Johannes Lydos über die Ämter des römischen Staates wieder.17 Interessanterweise ist Johannes Lydos’ Darstellung dem Ton der justinianischen Reformgesetzestexte sehr ähnlich: Μετ’ ἐκεῖνον δέ, Ἰουστίνου ἐν ἡσυχίᾳ βιοῦντος καὶ μηδὲν νεώτερον ἐξευρόντος, ὁ μετὰ ταῦτα, ἀδελφιδοῦς αὐτῷ γενόμενος, πᾶν ὅ τι χρήσιμον περιποιεῖν τοῖς κοινοῖς ἐπειγόμενος, ὅλην τε τὴν ὀφρὺν τῆς ἀρχαίας ὄψεως ἀνακαλούμενος, πρῶτον μὲν ἐξεῦρε τὸν λεγόμενον τῆς Σκυθίας ὕπαρχον. σοφὸς γὰρ ὢν καὶ διὰ τῶν βιβλίων εὑρὼν ὡς εὐδαίμων μὲν ἡ χώρα τοῖς χρήμασιν, ἰσχυρὰ δὲ τοῖς ὅπλοις ἐστί τε νῦν καὶ πάλαι γέγονεν (…) συνεῖδεν, αὐτὸς κατὰ μηδὲν Τραϊανῷ παραχωρῶν, περισῶσαι Ῥωμαίοις ἤδη ποτὲ ἀφηνιάζουσαν τὴν βορείαν.18 Aber nach ihm ( Justin hatte in Ruhe gelebt und hatte keine Neuerungen eingeführt) hatte der nächste Kaiser, der der Neffe des letzteren war, ständig etwas Sinnvolles zum Gemeinwohl beigetragen und rief den Glanz des antiken Prunkes zurück. Erstens erfand er den sogenannten Präfekt Skythiens. Da er ein Gelehrter ist und in den Büchern gefunden hatte, dass die Region an Reichtümern verwöhnt ist und an Waffen heute genauso stark ist, wie sie es damals war (…), beschloss er (und stand Trajan in nichts nach), für Rom den schon lange widerspenstigen Norden zu sichern. 14 15 16 17

Nov. 24,1 (S. 189,26–28 Schöll/Kroll), Übersetzung Freiesleben mit Modifikationen. Maas (1986). Vgl. Roueché (1998). Zum Titel des Traktats siehe die Einführung zur Übersetzung von Dubuisson/Schamp, Bd. 1, S. cxvii– cxix. 18 Lydus, de Magistratibus II 28,1–2.

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Es folgt ein lobender Vergleich Justinians mit Trajan, Augustus, Titus und Marc Aurel und eine Darstellung des Machtgebiets des neuen quaestor, der dem Kaiser direkt untergeordnet und für eine hochstrategische Region verantwortlich war, nämlich Skythien, Moesia Secunda, die Kykladen und die Inseln der anatolischen Küste, sowie Zypern.19 Im Text des Johannes Lydos lassen sich die Schwerpunkte der historischen Einführungen zu den Provinzgesetzen wiedererkennen: Die Ämter vermitteln den antiken römischen Glanz, zudem wird die antike Größe der unterworfenen Provinzen zur Darstellung gebracht. Sogar der Hinweis auf antiquarische Autoren findet eine Entsprechung in den Novellen, wie in der Nov. 25 pr. (S. 196,4–5 Schöll/Kroll): οἱ τὰ παλαιὰ συγγράφοντές τε καὶ διηγούμενοι, oder in der Nov. 30 pr. (S. 223,35–36 Schöll/Kroll): οἱ τῆς ἀρχαίας πολυμαθείας … ἐρασταί. Der Justinian des Johannes Lydos ist belesen und neigt zum Antiquarianismus, was vielleicht weniger der Wirklichkeit als dem Bild entspricht, das die Gesetze vermitteln, wobei Lydos sich hier weniger naiv als schmeichlerisch zeigt.20 Falls Johannes Lydos hier der Nov. 41 nicht sogar direkt folgt, so ist sein Text doch jedenfalls von den Prinzipien der kaiserlichen Rhetorik geprägt. Natürlich hatte Johannes Lydos ein besonderes Interesse an der antiquarischen Untersuchung der römischen Verwaltung. Offensichtlich hat er jedoch das Ziel der Reformen Justinians – den er für dieses Werk am Anfang seines 3. Buches lobt – gut verstanden.21 Er gehörte eigentlich zum natürlichen Kernpublikum der kaiserlichen Rhetorik, nämlich zu den in der Reichsverwaltung tätigen Angehörigen der gebildeten Oberschicht.22 Die Rhetorik jener Nov. 8, durch welche die Reform der Provinzverwaltung eingeleitet wird, unterscheidet sich deutlich von den rhetorischen Mustern der direkt folgenden Gesetzestexte. Der Hinweis auf die Vergangenheit tritt hier hinter den Hinweis auf Justinians Engagement für seine Untertanen und die damit von ihm erfüllte göttliche Mission zurück. Die ersten Worte der Vorrede sind in diesem Zusammenhang ganz explizit – und werden deswegen auch in der Sekundärliteratur oft zitiert: Omnes nobis dies ac noctes contingit cum omni lucubratione et cogitatione degere semper volentibus, ut aliquid utile et placens deo a nobis collatoribus praebeatur … Alle Tage und Nächte verbringen wir in größter Wachsamkeit und Sorge, in ständigen Überlegungen, wie wir etwas Nützliches und Gott Wohlgefälliges den Untertanen zukommen lassen könnten …23

19 Johannes Lydos ist hier etwas ungenau. Zum quaestor exercitus: Stein (1949), S. 474. 20 Dennoch ist das Urteil von Honoré (1978), S. 25 über die intellektuellen Interessen des Kaisers wahrscheinlich zu stark vereinfachend. Zu den gemischten Gefühlen des Johannes Lydos gegenüber Justinian siehe Maas (1992). 21 Lydus, de Magistratibus III 1–2. 22 Vgl. Kruse (2015) und Roueché (1998), S. 88–89, die richtigerweise auf die provinziale Oberschicht hinweist. 23 Nov. 8 pr. (S. 64, 10–13 Schöll/Kroll), Übersetzung Hunger (1964), S. 98.

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Wiederholt begegnet in der Vorrede die Aussage, dass der Kaiser zu Gunsten seiner Untertanen wirke:24 ut nostri subiecti sub omni quiete consistant (…) utilitatem nostris subiectis,25 nostris subiectis incrementum maximum percipientibus,26 … Eine Idee, die noch im Schluss des Gesetztextes deutlich und kräftig geäußert wird: Haec igitur tua celsitudo universa cognoscens in omnibus gentibus sub se constitutis fieri manifesta procuret, sollemniter praeceptis utens apud omnes provinciarum praesides, ut ipsi cognoscentes nostrum circa subiectos studium et quam habemus circa ordinationem iudicum voluntatem, considerent, quanta eis bona participantur, neque imperii medelae pro eorum felicitate parcentes. Von dem Ganzen wird Deine Hoheit mithin Kenntnis nehmen, und wird dafür Sorge tragen, dass es allen Uns untergebenen Nationen bekannt werde, indem Du, wie es Brauch ist, an alle Statthalter der Provinzen Befehle ergehen lassen wirst, damit sie von Unserem Eifer zugunsten Unserer Untertanen und von Unserem Willen in Betreff der Einsetzung der Obrigkeiten unterrichtet werden und dadurch betrachten, welcher großen Vorteile Wir sie teilhaftig gemacht haben, indem Wir, um ihr Wohlsein zu begründen, nicht einmal die kaiserlichen Diener geschont haben.27

Der Adressat des Gesetzes ist hier das Volk selbst. Im 10. Kapitel richtet Justinian sogar direkt das Wort an seine Untertanen: Das Ende des Ämterkaufs wurde vorangehend als Möglichkeit dargestellt, eine Ausbeutung der Provinzen durch die Beamten zu vermeiden; im Gegenzug erwartet der Kaiser von seinen Untertanen die faire Bezahlung des Tributs, da der Kaiser Geld für seine Feldzüge braucht: scientibus vobis nostris subiectis, quia militares expensae et hostium insecutiones multa egent diligentia, et non possunt citra pecunias haec agi, causa videlicet nullam recipiente dilationem, neque nobis concedentibus despici Romanorum terram diminutam: qui et Libyam omnem reparavimus et Vandalos in servitutem redegimus et plurima adhuc et maiora horum speramus a deo percipere et agere, pro quibus competens est fiscalia tributa sine imminutione et devote et secundum definita exigi tempora. Denn es ist euch, Unsere Untertanen, bekannt, dass die Kriegsbedürfnisse und die Verfolgung der Feinde eine große Berücksichtigung erheischen und ohne Geld unmöglich sind, da die Sache keinen Aufschub duldet, und Wir Uns nicht damit abfinden, das römische Reich verkleinert zu sehen; Wir haben vielmehr das ganze Libyen wieder erobert, die Vandalen unterjocht, und hoffen, dass wir mit Gottes Hilfe noch weit größere Dinge als diese ins Werk setzen werden, zu deren Bestreitung es erforderlich ist, dass die öffentlichen Abgaben unverkürzt und willig, und zu den gesetzten Zeiten entrichtet werden.28

24 25 26 27 28

Vgl. Hunger (1964), S. 84–102 und 123–130. Nov. 8. pr. (S. 64,16–17 und 20–21 Schöll/Kroll). Nov. 8. pr. 1 (S. 65,15–16 Schöll/Kroll). Nov. 8. ep. (S. 78,8–15 Schöll/Kroll), Übersetzung nach Freiesleben. Nov. 8,10,2 (S. 74,21–31 Schöll/Kroll), Übersetzung Freiesleben mit Modifikationen.

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Die Reform wird nicht historisch gerechtfertigt. Sie bezieht sich jedoch auf ein bestimmtes Geschichtsbild, das implizit bleibt, aber das eindeutig durchscheint. Explizit wird zuvor bloß die Praxis, die das Gesetz reformiert, auf eine undefinierte Vergangenheit zurückgeführt: non olim, sed ex quibusdam temporibus (…) ex aliquo tempore imperatores.29 Diese Art der Kritik an seinen Vorgängern ist in der Gesetzgebung Justinians nicht selten.30 Die hiesige Besonderheit besteht eher darin, dass die Kritik nicht wirklich thematisiert wird, und dass der Hinweis auf die Vergangenheit undefiniert und beiläufig begegnet. Der Schwerpunkt des Arguments liegt anderswo: Die Reform wird nicht als eine Wiederherstellung präsentiert, sondern als eine Maßnahme Justinians für seine Untertanen. Ein zu starker historischer Hinweis auf den status quo ante wäre in diesem Zusammenhang kontraproduktiv gewesen. Es war aber notwendig zu betonen, dass die reformierte Praxis nicht antik war (non olim), um das historische Paradigma Roms zu schützen. Die Rhetorik passt sich der Zielgruppe an: das Engagement des Kaisers zu Gunsten seiner Untertanen und die Notwendigkeit für jene, ihre Loyalität zu bezeugen, werden eng mit einander verknüpft. Gott hilft dem Kaiser, seine Mission zu erfüllen, und begrüßt dessen Handeln: Magno itaque deo et salvatori nostro Iesu Christo omnes similiter offerant hymnos pro hac lege, quae eis dabit et patrias habitare caute et proprias facultates habere firmissime et iudicum frui iustitia. (…) dedignantes imitari eos qui ante nos imperaverunt (…). Nos autem sufficientem imperio quaestum esse putamus, ut collatores sola fiscalia conferant tributa, et nihil aliud extrinsecus quaeratur, quod subiectis omnem commoveat vitam. Wir wollen also dem allmächtigen Gott und Unserem Heilande Jesus Christus alle zugleich Danklieder anstimmen für das gegenwärtige Gesetz, welches [den Untertanen] gewähren wird, dass sie mit Sicherheit im Vaterlande bleiben, ihr Vermögen ohne Gefährdung besitzen und sich der Gerechtigkeit ihrer Obrigkeiten getrösten können. (…) Wir haben es für Unserer unwürdig gehalten, in die Fußstapfen unserer Vorgänger zu treten (…). Wir halten es für hinlänglich zur Bestreitung der Staatsbedürfnisse, wenn die Untertanen bloß ihre Abgaben entrichten, nicht aber soll außer diesen noch auf andere Weise von ihnen etwas beigetrieben werden, was ihnen das ganze Leben zerrüttet.31

Nur in diesem Zusammenhang bietet der Text einen Vergleich zwischen Justinian und seinen Vorgängern – aber in einer Art, die die Initiative des Kaisers nochmals betont (dedignantes imitari eos qui ante nos imperaverunt), und dabei sein Engagement für seine Untertanen. In diesem Fall gibt die Propaganda, die sich an die Untertanen richtet – dies scheint angesichts der im Abschluss getroffenen Publizitätsmaßnahmen sowie der 29 Nov. 8. pr. (S. 64,25 und 31–32 Schöll/Kroll). 30 Honoré (1978), S. 22. 31 Nov. 8, 11 (S. 74,41–75,2, 75,16–17 und 24–27 Schöll/Kroll), Übersetzung Freiesleben mit Modifikationen.

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direkt an die Untertanen gerichteten Rede in Kapitel 10 offensichtlich –, also keinen direkten Hinweis auf die Vergangenheit, keine ambitionierte Anspielung auf die römische Geschichte. Die Aufmerksamkeit wird auf die Gegenwart und auf die jetzigen Aktivitäten des Kaisers gelenkt. Dies zielt vor allem darauf, die römische Identität des Reiches zu fördern. Implizit bezieht sich die Erwähnung der Rückeroberung Afrikas (reparavimus) im Kapitel 10,2 auf einen historischen Prozess: Afrika war Teil des Reiches, wurde verloren, und ist jetzt wieder unter römischer Herrschaft. Dennoch ist das Denkschema eher geographisch als historisch: Das Territorium des Reiches, Romanorum terram, darf nicht amputiert werden, der Kaiser hat ganz Afrika zurückerobert, Libyam omnem reparavimus. Die Fokussierung auf die geographische Ebene führt dazu, die Kontinuität des Römischen Reiches, vom alten zum neuen Rom, als gesichert zu betrachten. Obwohl die eher an die Bevölkerung gerichteten Texte sich von solchen, die sich eher an die Eliten wenden, in der Rhetorik unterscheiden, findet sich doch beiderseits die gleiche Ideologie wieder.32 Das Thema der Kontinuität des Römischen Reiches war ebenfalls ein Kernstück eines Gesetzes des 1. April 534 (CJ 1,27,1),33 mit dem Justinian die administrative Organisation des frisch zurückeroberten Afrika festlegte. Es ist ausdrücklich zu betonen, dass dieser Text laut Honoré von Justinian selbst entworfen wurde.34 Der allgemeine Ton des Textes ergibt sich aus den ersten Worten: Quas gratias aut quas laudes domino deo nostro Ihesu Christo exhibere debeamus, nec mens nostra potest concipere nec lingua proferre. Wie innig Wir Unserem Herrn Jesus Christus zu danken und wie laut Wir ihn zu preisen haben, lässt sich mit menschlichem Sinne nicht fassen, noch auch mit Worten ausdrücken.35

Der Kaiser richtet an Gott eine demonstrative Danksagung für die Befreiung Afrikas: … ut Africa per nos tam brevi tempore reciperet libertatem, ante centum et quinque annos a vvandalis captivata, qui animarum fuerant simul hostes et corporum. … dass Afrika in einer so kurzen Zeit seine Freiheit durch Uns zurückerhalten hat, Afrika, welches bisher 105 Jahre lang unter dem Druck der Vandalen schmachtete, die sowohl Geist als Körper zu verderben trachteten.36 32 Die Sprache bzw. das (schriftliche) Medium ist kein Hindernis für die Verbreitung der kaiserlichen Ideologie, da die Gesetze übersetzt und gegebenenfalls öffentlich vorgelesen wurden. Außerdem: auch wenn die anderen Reformgesetze nicht, wie Nov. 8, explizit alle Untertanen als Adressat haben, wurden sie ebenfalls offiziell bekannt gemacht, wenn auch nicht genau so breit (s. Scott 1981, S. 18 und Anm. 30). 33 Zur Datierung siehe Corcoran (2016). Lillington-Martin (2018) bietet eine Gesamtinterpretation von CJ 1,27,1–2, die den strategischen und wirtschaftlichen Hintergrund des Textes beleuchtet, die jedoch einige Ungenauigkeiten enthält (z. B. S. 164 über die Datierung von CJ 1,27,1–2 oder passim die Bezeichnung von Prokop als quaestor). 34 Honoré (1957), S. 117–119. 35 CJ 1,27,1, pr. (S. 125,31–126,1 Krüger, Übersetzung Schilling). 36 CJ 1,27,1,1 (S. 126,5–7 Krüger, Übersetzung Schilling).

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Die Schnelligkeit des Feldzuges, brevi tempore, steht der Dauer der Gefangenschaft gegenüber. Der Hinweis auf die Vergangenheit, ante centum et quinque annos a vvandalis captivata, verstärkt in erster Linie die Last der körperlichen und religiösen Unterwerfung Afrikas bzw. den Wert seiner Befreiung. Der Schwerpunkt liegt auf der Gegenwart und auf dem Handeln Justinians. Nochmals vergleicht sich Justinian mit seinen Vorgängern, denen Gott nicht gestattet hatte, Afrika zu befreien, und die sogar Roms Eroberung zugelassen hatten: Quod beneficium dei antecessores nostri non meruerunt, quibus non solum Africam liberare non licuit, sed et ipsam Romam viderunt ab eisdem vvandalis captam et omnia imperialia ornamenta in Africam exinde translata. Nunc vero deus per suam misericordiam non solum Africam et omnes eius provincias nobis tradidit, sed et ipsa imperialia ornamenta, quae capta Roma fuerant ablata, nobis restituit. Einer solchen Gnade Gottes können sich Unsere Vorgänger nicht rühmen, die nicht nur nicht Afrika befreit haben, sondern welche selbst Rom von denselben Vandalen erobert und den Kaiserschmuck von dort nach Afrika entführt sahen. Jetzt aber hat uns Gott durch seine Gnade nicht nur Afrika und dessen sämtliche Provinzen verliehen, sondern auch den kaiserlichen Schmuck, der nach Roms Überwindung entführt worden war, zurückgegeben.37

Zur Befreiung Afrikas fügt Justinian hier ein neues Element hinzu: Die Rückgabe der imperialia ornamenta, die die Vandalen bei der Eroberung Roms (Romam captam … capta Roma) geraubt hatten. Deus nobis restituit, das Paradigma ist klar: Gott steht hinter Justinian und sichert die Kontinuität des Römischen Reiches. Geographisch geht es um eine Verlegung: Die ornamenta wurden aus Rom genommen und nun nach Konstantinopel zurückgebracht. Symbolisch aber handelt es sich um eine restitutio: Die ornamenta sind wieder in den Händen des römischen Kaisers.38 Der Triumph, den Justinian 534 veranstaltet, offenbart die Bedeutung des Sieges gegen die Vandalen.39 Gelimer wurde von Belisar bis vor den Kaiser im Hippodrom geführt: „Dann nahm man ihm, als er vor dem kaiserlichen Bema stand, den Purpur ab und nötigte ihn, vor Kaiser Justinian die Proskynese zu vollziehen. Und dies tat auch Belisar (…)“40 Es war nicht der Triumph des Feldherren Belisar, sondern des Justinian41 und dieser ließ ihn sogar später als Mosaik in seinem Palast darstellen.42 Der

37 CJ 1,27,1,6–7 (S. 126,15–19 Krüger, Übersetzung Schilling). 38 Roueché (1998), S. 87–88 betont, dass die römische Identität im Osten nach dem Fall Roms 476 immer wichtiger wurde; eine Tatsache, die Dimitriev (2010) ungenügend berücksichtigt. 39 Procopius, de Bellis IV 9. 40 Procopius, de Bellis IV 9,12, Übersetzung Veh mit Modifikationen von Börm (2013), S. 64–65. Vgl. Malalas, Chronographia XVIII 81, Lydus, de Magistratibus II 2. 41 Börm (2013), S. 68 mit der Bibliographie. 42 Procopius, de Aedificiis I 10,16–18. Für ein weiteres Echo des Triumphs siehe Croke (2001), S. 32–34, der davon ausgeht, dass Marcellinus seine Chronik erweitert hat, um die Siege gegen den Vandalen zu integrieren.

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Purpurmantel, den Gelimer vor Justinian ausziehen muss, materialisiert die Rückkehr der römischen ornamenta zum Kaiser.43 Prokop erzählt, dass Belisar jedoch ebenfalls einen Triumph „nach der antiken Art“ veranstaltet habe, da er im Januar 535 sein Konsulatsjahr mit einem Umzug eröffnet hatte, im Verlaufe dessen er als congiaria Teile der vandalischen Beute verteilte. Marion Kruse hat festgestellt, dass Prokop in seiner Erzählung dieses zweiten Triumphs die Rhetorik der kaiserlichen Gesetzgebung umkehrt. Denn Prokop stellt die Verteilung von Geld aus Anlass von Belisars Konsulatsantritt als die Restaurierung einer alten Sitte dar – übermäßige Ausgaben; ein Brauch, der 537 mit der Nov. 105 abgeschafft wurde.44 Im Hintergrund der Kritik von Prokop steht meines Erachtens ebenfalls die kaiserliche Propaganda, die aus dem Triumph über Gelimer und aus der Rückgabe der Beute an den römischen Kaiser ein Gründungsereignis für Justinians Macht über ein restauriertes Römisches Reich machte. Die Erwähnung der Vergangenheit in den justinianischen Novellen ist knapp und selektiv, ganz einer bestimmten Botschaft untergeordnet, nämlich der Bekräftigung der Unversehrtheit des Römischen Reiches unter der Herrschaft Justinians und dem Schutz Gottes. Die Reformen zielen darauf ab, das Reich neu und effizienter zu ordnen, weil eine harmonische Welt ein Spiegelbild der göttlichen Gnade ist. Die neue Ordnung ist fest in der römischen Tradition verwurzelt – dies jedoch nicht, oder jedenfalls nicht nur, um ihre innovativen Aspekte zu verdecken.45 Die Gegenwart wird nicht in die Vergangenheit gezogen, sondern vielmehr die Vergangenheit in die Gegenwart. Die Distanz radiert man aus und integriert nur einige sorgfältig ausgewählte Bausteine, oder sogar nur Muster, des antiken Roms in die neue Konstruktion. Die Assimilation wird vielleicht am deutlichsten dadurch bestätigt, dass die Gesetze explizit die Ergänzung von Amtstiteln durch den Beinamen Justinianus verfügen. In der Nov. 47 (31. Aug. 537), mit der Justinian beschließt, dass seine Regierungsjahre Teil der offiziellen Zeitrechnung sein sollen,46 kommt die Rhetorik der memoria in vollem Umfang zum Einsatz: Ἐκεῖνο πάντων εἶναι σεμνότατον καὶ συμβόλαιον καὶ ὑπόμνημα καὶ εἴ τί περ ὅλως εἰς χρόνου μνήμην ἀνθρώποις ἐξεύρηται νομιστέον, ὅπερ καὶ αὐτῇ κοσμεῖται τῇ τῆς βασιλείας μνήμῃ. ὕπατοι μὲν γὰρ καὶ ἐπινεμήσεις καὶ εἴ τί περ δεῖγμα τῶν χρόνων ὅλως ἐστὶ παρ’ ἡμῖν, ἔστι 43 Laut Meier (2003), S. 157 Anm. 279, entspricht die von Prokop beschriebene Szene dem „üblichen Umgang mit besiegten Usurpatoren“ (mit dem Hinweis auf McCormick 1986, S. 97 und Anm. 79 und S. 128–129). 44 Kruse (2018). 45 Contra Maas (1986); vgl. Roueché (1998), S. 87. Die Neuartigkeit der Reformen wird zwar heruntergespielt, aber nicht ganz verschwiegen. Siehe z. B. Nov. 28,2 (S. 214,3 Schöll/Kroll), wo die Bekräftigung des Vorhabens, die Anzahl der Bischöfe in den zusammengefügten pontischen Provinzen nicht zu ändern, den innovativen Charakter anderer Elemente des Textes enthüllt: „Hinsichtlich der Kirchenämter wollen wir nämlich dort keine Erneuerung (οὐδὲν … καινίζομεν); es ist der Vergangenheit, wie der von uns wohlgeordneten Gegenwart bekannt, dass in einer Provinz mehrere von Gott geliebte Bischöfe eingesetzt sind.“ (Übersetzung Freiesleben, mit Modifikationen). Vgl. Nov. 29,1 (S. 219,33–34 Schöll/Kroll) und 31,2,1 (S. 238,17–19 Schöll/Kroll). 46 Zu dieser Reform Feissel (1996).

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μὲν ἴσως καὶ αὐτὰ δηλωτικὰ τούτων ὧν βούλεταί τις, οὐ μὴν ἡμεῖς τι τούτων ἀναιροῦμεν, ἀλλὰ μείζονα προσθήκην αὐτοῖς ἐπιτίθεμεν, ἵνα ἐκ μειζόνων τε καὶ τελεωτέρων αὐτοῖς ὁ τῶν χρόνων δηλῶται δρόμος. εἰ γάρ τις ἀπίδοι πρὸς τὰ παλαιότατα πάντων καὶ ἀρχαῖα τοῦ πολιτεύματος, Αἰνείας ἡμῖν ὁ Τρὼς ὁ βασιλεὺς τῆς πολιτείας ἐξάρχει, Αἰνεάδαι τε ἡμεῖς ἐξ ἐκείνου καλούμεθα· εἴτε τις καὶ εἰς τὰς δευτέρας ἀρχὰς θεωρήσειε τὰς ἐξ οὗ καθαρῶς τὸ ῥωμαϊκὸν ὄνομα παρ’ ἀνθρώποις ἐξέλαμψε, βασιλεῖς αὐτὰς κατεστήσαντο Ῥωμύλος τε καὶ Νουμᾶς, ὁ μὲν τὴν πόλιν οἰκοδομήσας, ὁ δὲ αὐτὴν νόμοις τάξας τε καὶ κατακοσμήσας· εἴτε καὶ τὰ τρίτα προοίμια λάβοι τις τῆς βασιλείας, τὸν Καίσαρα τὸν μέγαν καὶ Αὔγουστον τὸν σεβαστὸν καὶ οὕτω τὴν πολιτείαν ἡμῖν ἐξευρήσει τὴν νῦν δὴ ταύτην κρατοῦσαν (εἴη δὲ ἀθάνατος) ἐξ ἐκείνων προϊοῦσαν. ἔστιν οὖν ἄτοπον ἐν τοῖς συμβολαίοις καὶ τοῖς ἐν δικαστηρίοις πραττομένοις καὶ ἁπλῶς ἐν ἅπασιν, ἐν οἷς μνήμη τις γένηται χρόνου, μὴ τὴν βασιλείαν ἡγεῖσθαι τούτων. Dies ist von allen für die ehrwürdigste Urkunde und das ehrwürdigste Memorandum zu halten und für ein solches, was von den Menschen zum Gedächtnisse der Zeit errichtet worden, ein solches nämlich, was auch sogar durch das Gedächtnis an den Kaiser verherrlicht ist. Denn die Konsuln, die Indiktionen und was sonst bei uns die Zeiten ansieht, das zeigt zwar auch das an, was man dadurch darlegen will; auch heben wir davon etwas nicht auf, sondern wir fügen demselben noch eine größere Zugabe bei, damit der Lauf der Zeit auf noch wichtigere und vollständigere Weise dargelegt werde. Denn will man auf die allerältesten Zeiten und auf das Altertum des Staats zurückschauen, so hat der trojanische König Äneas den Staat für uns gegründet und wir heißen nach ihm Aeneaden; oder betrachtet man auch den zweiten Ursprung, woraus der römische Name unter den Menschen hell aufglänzte, so rührt es von den Königen Romulus und Numa her, von welchen jener die Stadt gründete, dieser aber ihn ordnete und ihm Gesetze gab; oder nimmt man auch den dritten Anfang des Reiches an, nämlich jenen großen Cäsar und den ehrungswürdigen Augustus, wird man auch auf diese Art finden, dass unser Staat, der jetzt blüht (und möge dies unsterblich sein), durch sie seine Bedeutung erhalten hat. Es ist daher unpassend, wenn den Urkunden und den gerichtlichen Verhandlungen, so wie überhaupt überall, wo der Zeit gedacht wird, der Name des Kaisers nicht vorgesetzt wird.47

Der Text weist noch einmal sehr deutlich auf die Vergangenheit hin, die in Bezug zur Gegenwart gestellt wird. Dies ist zuerst in der rückblickenden Sicht (wortwörtlich) zu sehen: –

εἰ γάρ τις ἀπίδοι πρὸς τὰ παλαιότατα πάντων καὶ ἀρχαῖα τοῦ πολιτεύματος

„Denn will man auf die allerältesten Zeiten und auf das Altertum des Staats zurückschauen …“ 47 Nov. 47 pr. (S. 283,12–284,3 Schöll/Kroll, Übersetzung Freiesleben, mit Modifikationen).

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εἴτε τις καὶ εἰς τὰς δευτέρας ἀρχὰς θεωρήσειε

„oder betrachtet man auch den zweiten Ursprung …“ –

εἴτε καὶ τὰ τρίτα προοίμια λάβοι τις τῆς βασιλείας

„oder nimmt man auch den dritten Anfang des Reiches an …“ Die enunziative Verankerung in der Gegenwart wird regelmäßig betont (ἡμῖν, ἡμεῖς … καλούμεθα, ἡμῖν, νῦν), genauso wie die Überbrückung zwischen Vergangenheit und Gegenwart (ἐξάρχει, ἐξ ἐκείνου, ἐξ οὗ, ἐξ ἐκείνων). So werden insbesondere die drei Anfänge des römischen Staates in Bezug auf die justinianische Zeit betrachtet: Gründung des Staates durch Äneas, Gründung Roms durch Romulus und Gesetzgebung des Numa, tatsächliche Gründung der Kaiserherrschaft durch Cäsar und Augustus. Die Zweideutigkeit des Begriffes βασιλεὺς erlaubt es, die Kontinuität von Äneas über Romulus und Numa bis Justinian zu inszenieren.48 Die politeia wird schrittweise zur basileia assimiliert. Jede Figur der Vergangenheit wird auch als Eponym dargestellt, weil das Gesetz die Ausschmückung der Jahresangabe mit Justinians Namen betrifft, aber auch weil die Etymologie wiederum die Gegenwart mit der Vergangenheit verbindet und eine Art sprachlicher memoria bildet: Äneas als Eponym des dynastischen Namens Äneaden, Romulus für Rom, Cäsar und Augustus für die gleichnamigen Kaisertitel. Die Rolle Numas in der Entstehung Roms wird interessanterweise explizit geäußert: Während Romulus die Stadt physisch erbaut, gründet Numa Rom politisch mit seiner Gesetzgebung und übernimmt dadurch eine Rolle, die Justinian auf hervorragende Weise wieder aufgenommen hat. Laut Honoré müssen die Hinweise auf die Vergangenheit in der Gesetzgebung Justinians dem quaestor Tribonian zugeschrieben werden. Ihm sei die Belesenheit zuzurechnen, die sich in zahlreichen während seiner Amtszeiten erlassenen gesetzlichen Texten spüren lässt. Am Ende unserer Analyse zeigt sich jedoch, dass die Anspielungen auf die Geschichte Roms in den Provinzgesetzen nicht bloß pedantischer Gelehrtheit entsprechen, sondern Ausdruck einer weitreichenden Absicht sind. Die Wörter stammen wahrscheinlich von Tribonian – der Diskurs jedoch geht auf Justinian zurück.49 Natürlich war Tribonian der richtige Mann, um die Reformgesetze zu entwerfen. Dennoch war es Justinian, der ihn damit beauftragte. Nachdem Justinian die Krise des Nika-Aufstands überstanden hatte, öffnen die Abfertigung der Digesten und der Institutionen, die Rückeroberung Afrikas und die Verkündigung des Codex in seiner zweiten Fassung neue Perspektiven und neue Hoffnungen.50 Der Kaiser nutzte die Gelegenheit nicht nur, um Reformen einzuführen, sondern auch, um seine Macht in einem römischen Rahmen zu inszenieren und dadurch zu verstärken. Laut Charlotte Roueché zeigen die Provinzgesetze, dass 48 Die lateinische Fassung des Authenticums (S. 283,23–24 Schöll/Kroll) hat hier: Aeneas nobis Troianus rex reipublicae princeps. 49 Maas (1986), S. 27; Roueché (1998), S. 86–87. 50 Siehe dazu Meier (2003), S. 101–233.

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es für Justinian notwendig war, die alte römische Sitte zu restaurieren, um die römische Macht und Autorität zurückzugewinnen.51 Es scheint mir, dass die (Rück)Eroberung Afrikas, welche Justinian virtuell zum Kaiser des gesamten Römischen Reiches machte, die Rhetorik der Reformgesetze inspiriert hat, sodass die Restaurierung der Romanität und die Restaurierung der imperialen Macht eher voneinander abhängig waren. Die Nov. 45 genauso wie die Reformen des Senats im Januar und des Konsulats im Dezember 537 machen auch deutlich, dass Justinian nicht auf eine Rückkehr der alten Romanität abzielte. Der eigentliche Kern seiner Propaganda besteht darin, die Gegenwart in der Kontinuität der römischen Vergangenheit einzuordnen und dafür die passende memoria zu beschaffen.52 Die Gesetze nach 537 verfügen über keine vergleichbaren historischen Einführungen, weil sich die Zeiten geändert hatten und ein anderes Zeitalter Justinians angebrochen war. Die Prooimia sind nicht die einzigen Propagandamittel des Kaisers,53 aber sie spielen sicherlich eine wichtige Rolle, insbesondere bei den gebildeten Eliten, die das Reich verwalteten. Justinian hat für den Codex die Prooimia der Gesetze seiner Vorgänger kürzen lassen (C. Haec, pr. 2; C. Summa pr. 1)54 – vielleicht nicht nur, weil sie überflüssig waren, sondern vielleicht auch deshalb, weil sie ein unpassendes Bild des Reiches hätten verbreiten können. Nicht nur Johannes Lydos, sondern auch Prokop in seiner scharfen Kritik gegen Justinian und Jordanes zeigen, dass die Propaganda gewirkt hat. Ich glaube, dass sie ebenfalls bei Malalas erkennbar ist: Die Chronographia selbst verbreitet ein teleologisches Geschichtsbild, das das Zeitalter Justinians als einen, wenn nicht den Höhepunkt der Geschichte darstellt. Die Wirkung lässt sich auch konkret fassen: So bieten etwa die Art und Weise, in der Malalas die Wanderung des Palladiums von Troja über Rom nach Konstantinopel erzählt – in Parallele zur Wanderung der ornamenta imperialia – (Chronographia V 12, VI 22–24, 29, VII 1, XIII 7), aber auch die Thematisierung des Purpur-Symbols (Chronographia II 8) Beispiele dafür, dass der Chronist sich die memoria-Propaganda des Justinian zu eigen gemacht hat.55

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Roueché (1998), S. 88: „It is in order to recover Roman power and authority that it is necessary to recover the old Roman way of doing things: this seems central both to the work of Lydus and to Justinian’s provincial reform legislation.“ 52 Das gesamte legislative Werk von Justinian schließt sich dieser Perspektive an: siehe Pazdernik (2005). 53 Hunger (1964), S. 213. 54 Hunger (1964), S. 33–34 und 211: „Er war sich also bewusst, dass derartige Prooimia nichts zum Inhalt der betreffenden Gesetze beitrugen und daher ohne Schaden für den Juristen wegbleiben konnten.“ 55 Dieser Aspekt wird im Kommentar zur Chronik des Johannes Malalas systematisch behandelt. Zum Purpur bei Malalas, Johannes Lydos und Cassiodor siehe den Beitrag von Raf Praet in diesem Band. Im Gegensatz zu Praet scheint es mir, dass die Konvergenz zwischen diesen Autoren eher auf einen gemeinsamen historischen Kontext als auf einen direkten Kontakt zurückzuführen ist.

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VI. Die Chronik als Memorialgattung

Historische und theologische Diskurse in den lateinischen Chroniken des 5. und 6. Jh. n. Chr. Carlo Scardino

Abstract Fifth- and sixth-century Latin scholars extended Eusebius-Jerome’s Chronici canones, recording significant events. Although the conventions of the genre – recording the most important occurrences year by year – and their intellectual and social context restricted the chroniclers’ potential for innovation, a comparison of topics and tropes (methodological reflections, authorial presence, the role played by barbarians, inclusion of antiquarian and cultural-historical information, treatment of natural disasters, church history) reveals considerable differences between individual writers. The choice of material to be recorded and the stylistic and rhetorical arrangement of separate entries allows for interpretation and individualizes the works. In this way, the chroniclers consciously guide their readers.

Die mit Iulius Africanus’ Chronographiae begründete und von da an christlich geprägte Gattung der Chronik1 ist im 5. und 6. Jh. die bedeutendste Vertreterin des historiographischen Genres.2 Bei fast allen Chroniken handelt es sich um Fortsetzungen der von 1

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Die bisherige, etwa von Cardelle de Hartmann (2000), S. 113–117 geäußerte communis opinio, gemäß der die Gattung durchweg christlich sei, wurde zuletzt von Burgess/Kulikowski (2013a), S. 34–35 kritisch hinterfragt. Die beiden Forscher betonen die Kontinuität zu älteren chronikartigen Werken aus Mesopotamien und Griechenland. Indessen ist festzuhalten, dass seit Iulius Africanus und Eusebius dieses Genre in der Form, in der es bis ins Mittelalter fortgesetzt wurde, und mit der Intention seiner Verfasser, die Geschichte als Teil eines göttlichen Plans zu betrachten, im Gegensatz zur narrativen Geschichtsschreibung fast ausschließlich in einem christlichen Milieu gepflegt wurde. Es ist interessant festzustellen, dass die terminologische Unterscheidung zwischen historia und chronica in den Chroniken selbst nicht strikt eingehalten wird. Die Chronisten zählen ihre Werke in der Regel zur Gattung der historia: so bezeichnen etwa Hieronymus, Chronicon, praefatio (313F Helm) und Hydatius, Chronicon, praefatio §§ 2, 3 und 5 den Inhalt ihrer Werke als historia, wobei Hydatius (§ 2) den Ausdruck mit dem spezifizierenden Genitiv chronografiae … historiam beschreibt und Hieronymus (§ 3) mit dem sonst nirgends belegten Epitheton syngrafus versieht, das wohl vom griechischen συγγραφεύς abgeleitet ist und den Historiker bezeichnet. Zur Verwendung des seit Nepos gebrauchten griechischen Lehnworts chronicon, das meistens im Plural chronica verwendet wird (vgl. ThLL s. v. 692,20–75) und das seit dem späten vierten Jahrhundert vornehmlich die christlichen Chroniken des Eusebius und Hieronymus (z. B. Augustinus, de Civitate Dei XVIII 31; Hieronymus, in Danielem IX 24; Gregorius Turonensis, Historia Francorum I, praefatio (ThLL s. v. chronicus, 1030,28–58) bezeichnet, vgl. Becker in Becker/Kötter (2016), S. 143–144. Ebenso Burgess/Kulikowski (2013a), S. 278–287 zur Geschichte des Begriffs. Der Pluralbegriff χρονικά geht auf den hellenistischen Historiker Apollodoros zurück. Definitionen von Chroniken findet man etwa bei Cassiodor, der Institutiones I 17,2, die Chroniken als imagines historiarum brevissimaeque commemorationes temporum („Abbilder von Geschichtswerken und sehr konzise Darlegungen zeitlicher Abfolgen“) bezeichnet. Auch Isidorus, Etymologiae I 44,4 definiert in seinem Überblick über die Geschichtsschreibung die Chronisten Eusebius und Hieronymus als

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Eusebius von Cäsarea begonnenen und von Hieronymus übersetzten und bis ins Jahr 378 n. Chr. fortgeführten Weltchronik. Zu den wichtigsten Autoren, die größtenteils Gegenstand des in Düsseldorf angesiedelten Projekts ‚Kleine und fragmentarische Historiker der Spätantike‘ (KFHist) sind, gehören Prosper Tiro (*G 5 = Chronica minora I 460–85)3, die Gallische Chronik von 452 (*G 7 = Chronica minora I 646–62), die Gallische Chronik von 511 (*G 8 = Chronica minora I 663–66), Hydatius (G 9 = Chronica minora II 13–36), Marcellinus Comes (G 14 = Chronica minora II 60–108), Cassiodor (G 16 = Chronica minora II 157–61), Marius Aventicensis (G 19 = Chronica minora II 232–39), Victor von Tunnuna (G 20 = Chronica minora II 184–206), Johannes von Biclarum (G 21 = Chronica minora II 211–20) und Isidor von Sevilla (Chronica minora II 424–481). Diese Autoren schließen sich direkt an Hieronymus (Prosper, die Gallische Chronik von 452, Hydatius, Marcellinus Comes) bzw. an dessen Fortsetzer (Victor von Tunnuna, Johannes von Biclarum, Marius Aventicensis) an, während die Gallische Chronik von 511, Cassiodors und Isidors Chroniken als einheitliche Werke konzipiert sind, in denen die exzerpierten Vorgänger nicht explizit genannt werden und die ohne Überleitungsformeln auskommen. Die Chroniken unterscheiden sich gemäß weit verbreiteter Auffassung strukturell von den narrativen Geschichtswerken dadurch, „dass sie die historische Darstellung der Zeitmessung unterordnen. Diese Präsentation der Geschehnisse ist nicht die für eine historische Darstellung adäquate. Zusammenhängende Ereignisse werden auseinandergerissen, und eine kritische Reflexion ist in dieser Struktur kaum unterzubringen.“4 Dennoch haben auch Chroniken, welche Ereignisse in einer zeitlichen Sequenz wiedergeben, wie die narrative Geschichtsschreibung notwendigerweise eine Plot-Struktur und weisen daher wie jede andere Erzählung eine ideologische Tendenz auf, sind also, wie White gezeigt hat, ebenso wenig wie die narrative Geschichtsschreibung eines Herodot oder Livius in dem Sinne objektiv, dass sie lediglich ‚nackte‘ Fakten wiedergeben.5

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Mischung von historia und annales, während er 5,28 bei der Behandlung der christlichen Literatur nochmals spezifisch eine Definition der Chronik als temporum series („Abfolge von Ereignissen“) gibt, die derjenigen Cassiodors ähnlich ist. Zur Terminologie vgl. auch Burgess/Kulikowski (2013b). In Klammern werden jeweils die Siglen der Bände in der Reihe KFHist sowie die entsprechenden Seiten in den drei von Theodor Mommsen 1892–98 herausgegebenen Bänden zu den Chronica minora in der Reihe Monumenta Germaniae Historica (MGH, Bände 9, 11 und 13) angegeben, wobei die mit Asteriskus versehenen Bände in der Reihe KFHist bereits erschienen sind. Cardelle de Hartmann (2000), S. 109. Ähnlich Burgess/Kulikowski (2013a), S. 33: „Chronicles have no obvious internal narrative thread, as do narrative histories. They are not required to instruct their readers in the specific value of the events they record. They do, however possess an overall or ‚macro-narrative‘ which is implicit in the totality of chronology, events, and individuals accumulated in a text.“ Ebenso White (1980), S. 11 anhand einiger Einträge der mittelalterlichen Annales Sangallenses maiores: Diese sind „a list of events that occurred in Gaul during the eighth, ninth, and tenth centuries of our era. Although this text is ‚referential‘ and contains a representation of temporality, it possesses none of the attributes that we normally think of as a story: no central subject, no well-marked beginning, middle, and end, no peripeteia, and no identifiable narrative voice. In what are, for us, the theoretically most interesting segments of the text, there is no suggestion of any necessary connection between one event and another.“ White (1980), S. 13: „Nonetheless, there must be a story since there is surely a plot – if by ‚plot‘ we mean a structure of relationships by which the events contained in the account are endowed with a meaning

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Funktionell erfüllen also die Chroniken ähnliche Aufgaben wie die narrativen Geschichtswerke; dazu gehört auch, ‚das Geschehene nicht der Vergessenheit anheimfallen zu lassen‘6 und es implizit als Etappe der göttlichen Heilsgeschichte zu deuten.7 Natürlich widerspiegeln die Chroniken ein bestimmtes religiöses, kulturelles und intellektuelles Umfeld, in dem sie entstanden sind, und richten sich an ein bestimmtes Publikum von gebildeten Lesern, die sich für diese Gattung interessieren und mit einer bestimmten Erwartungshaltung an die jeweilige Chronik herangehen.8 Da wir über einige Chronisten wie die anonymen Verfasser der beiden Gallischen Chroniken von 452 und 511 nichts oder wie über Hydatius nur sehr wenig – das meiste aus kurzen Hinweisen aus dem Werk selbst – wissen, ist es nur auf der Grundlage der einzelnen Chronik möglich, die Intention ihres jeweiligen Autors zu erschließen. Neben der Verfügbarkeit von schriftlichen und mündlichen Quellen und den sozialen und individuellen Merkmalen der einzelnen Autoren spielt auch der geographische Raum, in dem eine Chronik entstanden ist, eine wichtige Rolle; so nehmen etwa bei Prosper und den Gallischen Chroniken Gallien, bei Hydatius Galizien, das besonders ab der Mitte des 5. Jh. fast alleiniger Fokus der Chronik bildet,9 und bei Marcellinus Konstantinopel einen wichtigen Platz ein. Daher können wichtige Vorfälle, die sich in anderen Gegenden ereignet haben, durchaus fehlen, da durch die Zerstückelung des Reiches die Informationen nicht mehr gleichmäßig flossen. Während Eusebius und Hieronymus die verschiedenen Stränge und Schauplätze des Geschehens (Israel, Assyrien, Griechenland und Ägypten) nebeneinander führten und zu synchronisieren versuchten, blieb nach der Eroberung des Mittelmeerraums durch die Römer und der Zerstörung des Tempels in Jerusalem durch Titus 70 n. Chr. nur noch der römische Strang, der ab dem 4. Jh. christlich wurde, übrig.10 Grundlage der Chronologie bildeten bei Hieronymus, Hydatius und den anonymen Gallischen Chronisten die Herr-

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by being identified as parts of an integrated whole. By the plot of this story … I am referring to the list of dates given in the left-hand file of the text which confers coherence and fullness on the events by registering them under the years in which they occurred. To put it another way, the list of dates can be seen as the signifieds of which the events given in the right-hand column are the signifiers. The ‚meaning‘ of the events is their registration in this kind of list.“ Dieses Ziel ὡς μήτε τὰ γενόμενα ἐξ ἀνθρώπων τῷ χρόνῳ ἐξίτηλα γένηται, nannte bereits Herodot im Anfangssatz seines Werks. Cardelle de Hartmann (2000), S. 109: „Der Erfolg der Chronik beruhte wohl darauf, dass sie eine anschauliche christliche Geschichtsinterpretation anbot.“ So etwa Croke (2001), S. 209: „The expectations and understanding of an audience are linked to contemporary life and culture, as well as to the nature of the literary genre. In the case of the late antique chronicler the well-defined tradition of the genre (based mainly on Eusebius and Jerome) required a writer to include entries of renowned rulers and events, on the foundation of cities, and on famous writers, philosophers, and poets. Especially important too were the numerous prodigies (earthquakes, famines, floods, eclipses etc.) experienced in all parts of the world, because these events demonstrated the hand of God at work in human affairs.“ Darauf verweist auch Cardelle de Hartmann (2000), S. 120: „Bis zum Ende der theodosianischen Dynastie lässt seine Chronik noch Vertrauen in das Römische Reich und den Anspruch, seine Geschichte zu schreiben, erkennen. Ab diesem Punkt zerfranst die Chronik: die Nachrichten werden zwar häufiger und länger, sie kommen jedoch fast ausschließlich aus der eigenen Provinz des Autors.“ Eusebius, Hieronymi Chronicon, ab 269F Helm.

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schaftsjahre der römischen Kaiser, daneben wurden oft auch die Olympiadenzählung, Abrahamjahre und bei Hydatius zusätzlich die Jahre der sogenannten ‚Spanischen Ära‘ berücksichtigt. Anstelle der Herrschaftsjahre der Kaiser bildete bei Prosper, seinem Nachfolger Victor von Tunnuna, Marius Aventicensis sowie bei Marcellinus das aus den Consularia11 stammende Modell, die Jahre nach den jeweiligen der Konsuln zu zählen, das chronologische Gerüst, während Cassiodor die Jahre entsprechend seiner jeweiligen Quelle nach Herrscherjahren bzw. Konsuln zählt. Hingegen legen Isiodor und Johannes von Biclarum, der Fortsetzer des Victor von Tunnuna, ihrer Chronologie die Kaiserjahre zugrunde, besonders da seit Justinians Erlass 541 niemand mehr außer dem Kaiser selbst Konsul sein durfte. Abgesehen von diesen die chronologische Gliederung des Materials betreffenden Unterschieden weisen die verschiedenen Chronisten innerhalb des von Hieronymus auch stilistisch vorgegebenen Modells weitere, individuelle Merkmale auf, die von der Zeit, dem Ort, der gesellschaftlichen Rolle als Mitglied der spätantiken Elite12 und dem Charakter des Schreibenden abhängen. Diese Eigenheiten und Nuancen zeigen sich besonders auch in der Auswahl und Gestaltung des in der Chronik behandelten Stoffes,13 der nach dem Willen des Chronisten aufgezeichnet werden sollte.14 Punktuell sind diese Eigenheiten in Monographien über einzelne Chronisten dargelegt und erklärt worden,15 doch fehlt bisher eine systematische synoptische Analyse, die alle nachhieronyminianischen Chroniken berücksichtigt. Im Rahmen dieses Beitrags sollen anhand einiger ausgewählter Beispiele Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei der Auswahl und Behandlung der erzählten Ereignisse paradigmatisch illustriert werden.16 Somit steht nicht die Rekonstruktion der von den einzelnen Chronisten verwendeten Quellen im Mittelpunkt, sondern, da der Chronist über weite Strecken auch 11

Zu den Unterschieden zwischen Consularia und Chroniken vgl. Burgess/Kulikowski (2013a), S. 35–57 und Becker in Becker/Bleckmann/Groß/Nickbakht (2016), S. 2–7. 12 Dafür, dass sich, wie Cardelle de Hartmann (2000), S. 116 meint, die Chroniken im Gegensatz zu den narrativen Geschichtswerken auf Grund ihrer Kürze und des einfacheren Stils an ein breiteres Publikum richteten, gibt es keine schlüssigen Hinweise. Die Vorliebe für diese Gattung kann auch den Geschmack und den Bildungsgrad der damaligen Elite widerspiegeln, die, wie etwa Cassiodors Ausführungen in seinen Institutiones zeigen, nicht mehr sehr gehoben waren, was Cardelle de Hartmann selbst einräumt. 13 Vgl. Croke (2001), S. 11: „The very process of the selection and omission of facts, and the way they are configured within the author’s narrative, often tells us much about an author.“ 14 Cardelle de Hartmann (2000), S. 116 betont die stete Präsenz des Autors: „Vor allem macht er sich durch seine Themenauswahl und seine spezifischen Darstellungen der Nachrichten bemerkbar. Die Anordnung nach Jahren und die fehlende Reflexion können dies verdecken. Bei einer aufmerksamen Lektüre kann man jedoch bemerken, dass eine solche Auswahl durchaus getroffen und von der Ideologie des Autors gelenkt wurde. Sogar die Narrativität ist im Ansatz zu erkennen: bestimmte Themen werden verfolgt, wenn auch die chronologische Anordnung zur Verwirrung der Erzählfäden führen kann, nur ein Abschluss wird vermisst.“ 15 So etwa Muhlberger (1990) oder Burgess (1993) sowie die Einzelstudien von Cardelle de Hartmann (1994), Croke (2001) oder die Einleitungen zu den jeweiligen Werken in den neuen Ausgaben von Becker/Bleckmann/Groß/Nickbakht (2016), Becker/Kötter (2016) und Kötter/Scardino (2017). 16 Für die Zukunft ist eine systematische Monographie zu diesem Themenkomplex geplant.

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Selbsterlebtes oder von Augenzeugen mündlich bzw. schriftlich Erzähltes berichtet, die Gestaltung der erzählten Ereignisse und ihre Interpretation durch die Verwendung bestimmter Deutungsmuster und Diskurse, die trotz der Aufsplitterung der oft extrem kondensierten Geschehensabläufe in mehreren Einträgen klar zum Vorschein kommen. Diese Unterschiede illustrieren somit die Eigenheiten jedes Chronisten, der, wie zu zeigen sein wird, bei allen gattungsgebundenen Kriterien doch einen nicht zu unterschätzenden gestalterischen und interpretatorischen Spielraum besaß.17 1. Überleitungsformeln und methodologische Überlegungen

Da sich diese Werke an Hieronymus’ Chronik, die in den Handschriften bisweilen in einer etwas veränderten (verkürzten) Fassung erscheint, anschließen und diese weiterführen, wird der Übergang zur Fortsetzung meistens durch eine einfache Formel markiert, die bereits Hieronymus verwendet hat.18 Dieser hatte die schon im Vorwort (5F Helm)19 erwähnte Fortsetzung zum Jahre 326 mit dem folgendem Satz kenntlich gemacht, in dem er die Werkgrenze (huc usque) seines namentlich erwähnten Vorgängers nennt und kurz in 1. Person Plural auf seinen bevorstehenden Beitrag verweist: „Bis hierhin hat Eusebius, der Gefährte des Märtyrers Pamphilos, die Geschichte geschrieben. Daran haben wir das folgende unten hinzugefügt“ (huc usque historiam scribit Eusebius Pamphili martyris contubernalis. cui nos ista subiecimus 313F Helm). Diese Formel nimmt Prosper (c. 1166) auch hinsichtlich der Syntax wieder auf und markiert damit den Übergang im Jahr 378 n. Chr. zu dem von ihm bearbeiteten Teil: „Bis hierhin hat der Priester Hieronymus die Reihe der vorangehenden Jahre geordnet. Wir haben es besorgt, die Ereignisse hinzuzufügen, die folgten“ (hucusque Hieronymus presbyter ordinem praecedentium digessit annorum. nos, quae consecuta sint, adicere curavimus).20 Ebenso weist die in den Handschriften Prosper zugeschriebene, in Wirklichkeit aber von einem unbekannten Chronisten verfasste Gallische Chronik von 452 fast dieselbe Formel auf, wobei aber anstelle des Pluralis modestiae der Name des Fortsetzers steht: „Bis hierhin hat der Priester Hieronymus die Reihe der vorangehenden Jahre 17 Darauf weisen auch Burgess/Kulikowski (2013a), S. 53 hin: „Chronicles … allowed for authorial intrusion and comment, even as they lacked the ample internal narrative of regular classicizing histories. Chroniclers could provide descriptions, make judgements, explain causality, and offer comments on people ad events, if only in the form of an adjective or adverb.“ 18 Ausnahmen bilden, wie schon erwähnt, die Gallische Chronik von 511, Cassiodor und Isiodor, deren Werke jeweils eine einheitlich konzipierte Epitome ohne Überleitungsformeln darstellen. 19 a Constantini (= 326 n. Chr. ) autem supra dicto anno usque ad consulatum Augustorum Valentis sexies et Valentiniani iterum totum meum est (= 378 n. Chr. ). 20 Der lateinische Text stammt für Prosper, die beiden Chroniken von 452 und 511 und Hydatius aus den Editionen von KFHist, für Hieronymus aus Helm (1984) und für die anderen Autoren aus Mommsens Chronici Minores. Die deutsche Übersetzung von Prosper stammt aus der Edition von Becker/Kötter (2016), diejenige der beiden Gallischen Chroniken aus Kötter/Scardino (2017). Die Übersetzungen der übrigen Texte (Hieronymus, Hydatius, Marcellinus, Marius) stammen vom Verfasser dieses Beitrags.

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geordnet. Diejenigen Jahre, die folgen, hat Prosper geordnet“ (hucusque Hieronymus presbyter ordinem praecedentium digessit annorum; quae sequuntur, Prosper digessit).21 Dagegen hat Hydatius in einem Vorwort, auf das eine ausführliche Vorrede folgt, diese einfache Formel ausgeweitet: „Bis hierhin wird die vom heiligen Hieronymus, der ebenfalls, wie die erste Vorrede zu Beginn dieses Buchs erklärt, den Beinamen Eusebius trägt, geschriebene Geschichte in ziemlich vielen spanischen Provinzen aufbewahrt. … Daran anschließend habe ich, der unwissende und unwürdigste aller Diener Gottes, Hydatius, Diener Jesu Christi, unseres Gottes und Herrn, das Nachfolgende ab dem ersten Jahr des Theodosius Augustus, wie ich es erfahren habe, es auch beschrieben, nachdem ich eine aus der Vorrede bestehende kurze Bemerkung vorausgeschickt habe“ (hucusque a sancto Hieronymo, et ipso sicut in capite istius voluminis praefatio prima declarat, cognomine Eusebio, historia in aliquantis Hispaniarum provinciis conscripta retinetur. … verum ad haec ignarus indignissimus omnium servorum dei Hydatius servus Iesu Christi dei et domini nostri, quae secuntur ab anno primo Theodosii Augusti, ut comperi et descripsi brevi antelato praefationis indicio). Am Anfang und Ende sind die Elemente der Hieronymianischen Formel noch klar zu erkennen. Hydatius fügt zwei weitere Informationen hinzu, die er ausführlicher in seiner praefatio bespricht: Zum einen sagt er, dass alle Kopien von Hieronymus’ Werk, die sich in Spanien befinden, an diesem Punkt aufhören, dass er aber nicht weiß, ob Hieronymus selbst später noch etwas hinzugefügt hat. Zum anderen führt er seine eigene, namentlich genannte Person als Berichterstatter mit der Angabe des Anfangspunktes, mit dem Rückgriff auf den Topos der Bescheidenheit (emphatisch mit dem Superlativ indignissimus und dem Begriff servus), mit der Bekundung seines christlichen Glaubens und mit dem Prädikat in der 1. Person Singular ein. Es folgt darauf die angekündigte Vorrede, in der sich Hydatius am Anfang und Ende (§§ 1 und 7) als spanischer Kirchenmann vorstellt, der Bischof geworden ist. Des Weiteren reiht er sich in die von Eusebius und Hieronymus initiierte Tradition der Chroniken ein (§§ 2–4), die er selbst unter Angabe des Anfangspunkts weiterzuführen gedenkt, wobei er auch kurz einen Einblick in seine Arbeitsweise gewährt (§§ 5–6): Er unterscheidet dabei zwischen dem Gebrauch von schriftlichen Quellen, mündlichen Berichten und Selbsterlebtem (§ 5 partim ex studio scriptorum, partim ex certo aliquantorum relatu, partim ex cognitione quam iam lacrimabile propriae vitae tempus offendit), und fügt an, dass er sich bis zum dritten Herrschaftsjahr von Valentinian (427 n. Chr., c. 88 des Werks) auf schriftliche Quellen und mündliche Berichte anderer stützt (§ 6 vel ex scriptorum stilo vel ex relationibus indicantum), während das, was danach folgt, von ihm erlebte Zeitgeschichte ist. In seiner praefatio, die nicht mehr nach dem Schema von Hieronymus’ Überleitungsformel gebildet ist, stellt sich Marcellinus, der sich explizit in die von Eusebius und Hieronymus begründete Tradition der Chronik einfügt, kurz als oströmischer 21 Aber nicht alle Codices weisen denselben Text auf: Dem ältesten Kodex L fehlt der Mittelteil der Formel presbyter bis annorum, während der Codex M statt digessit analog zu Prosper adiecit bietet, vgl. Scardino in Kötter/Scardino (2017), S. 77.

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Amtsträger (ego vero vir clarissimus Marcellinus comes … Orientale tantum secutus imperium) vor, gibt in 1. Person Singular Auskunft über den Umfang seiner Fortsetzung und steckt den chronologischen Rahmen ab. Während der Prosper-Fortsetzer Victor von Tunnuna einfach die Überleitungsformel hucusque Prosper vir religiosus ordinem praecedentium digessit annorum; cui et nos ista subiecimus anfügt, begnügt sich Johannes von Biclarum nicht mit der einfachen Formel hucusque Victor Tunnennensis ecclesiae episcopus Africanae provinciae ordinem praecedentium digessit annorum; nos, quae consecuta sunt, adicere curavimus, sondern fügt wie Hydatius, wenn auch viel kürzer, eine praefatio hinzu, in der er alle seine Vorgänger Eusebius, Hieronymus, Prosper und Victor von Tunnuna aufzählt, die die Geschichte fast aller Völker konzis verfasst, bis in sein Lebensalter die Reihe der Jahre fortgesetzt und das Geschehene überliefert haben (qui historiam omnium paene gentium summa brevitate et diligentia contexere visi sunt et usque ad nostram aetatem congeriem perduxerunt annorum et quae acta sunt in mundo ad agnitionem nostram transmiserunt). Er bestimmt seinen Anteil, der in der Fortsetzung von Victors Chronik besteht (quae temporibus nostris acta sunt … ad posteros notescenda), gibt als seine Quellen – ähnlich explizit wie Hydatius – Autopsie (quod oculata fide pervidimus) und Fremdberichterstattung (quae ex relatu fidelium didicimus) und als seinen Typus der Geschichtsschreibung den kurzen Bericht (brevi stilo transmittere) an. 2. Persönliches Auftreten des Chronisten als Akteur bzw. als Historiker

Zwar ist ein unpersönlicher Stil ein typisches Merkmal aller Chroniken: der Chronikfortsetzer beschränkt sich in der Regel auf die Angabe der Tatsache, dass er die Chronik fortsetzt, und gibt manchmal seinen Namen an. Danach tritt der Chronist in der Regel als hetero- (in der 3. Person Singular) und extradiegetischer (nicht persönlich in die Erzählung involvierter) Erzähler22 auf, der eine gewisse Vorliebe für unpersönliche Konstruktionen aufweist. Eine Ausnahme bildet Hydatius, der nicht nur ein Vorwort und eine ausführliche Einleitung verfasst hat, in der er über seine Tätigkeit als Chronist in der 1. Person (Singular und Plural) Auskunft gibt. Hydatius tritt auch an anderen Stellen seiner Chronik in eigener Person auf; so gibt er in der 3. Person Singular offen zu, den Namen eines Bischofs nicht kennen zu können, den er als kleiner Junge gesehen hat (Hydatius, qui haec scribit, scire non potuit. hunc vero sanctum … vidit et infantulus et pupillus c. 40). Ebenso weiß er nicht – wie er in 1. Person Singular zugibt –, wer in Alexandria nach Theophilos Patriarch geworden ist (ignoravit haec scribens c. 61). Ebenso verstärkt er eine Aussage durch die Angabe einer schriftlichen bzw. mündlichen Quelle, aus der er die Dinge, die außerhalb Galiziens stattfanden, erfahren hat. So werden etwa in Bezug auf den Bischof Juvenal von Jerusalem und die Häresie der Ebioniten als Quellen ein Priester aus Arabien und andere Griechen, die nach Galizien gereist waren, 22 Zu diesen Kategorien vgl. Genette (1972), S. 204–206.

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genannt (Germani presbyteri Arabicae regionis exinde ad Gallaeciam venientis et aliorum Graecorum relatione comperimus c. 106). Doch waren diese Gewährsmänner weder imstande mitzuteilen, wann Johannes und Hieronymus gestorben sind, noch wussten sie, wer vor Juvenal die Nachfolge antrat (quo vero tempore sancti Ioannes, Hieronymus et alii quos supra diximus, obierint, vel quis nomine Ioanni ante Iuvenalem successerit, sicut et fecisse cognitum est in brevi seniorem quemdam, referentum sermo non edidit). Doch beschränkt sich Hydatius nicht darauf, im Werk als Historiker aufzutreten, der über seine Quellen und sein Material Auskunft gibt. Vielmehr ist er selbst eine historische Figur. Nicht nur hat er als Kind in Jerusalem den Heiligen Hieronymus getroffen (c. 40, vgl. praef. § 3), sondern ist als Bischof auch eine handelnde Figur der Chronik (c. 130), die sogar in Gefangenschaft geraten (c. 201) und nach drei Monaten wieder freigelassen worden ist (c. 207). Nicht nur in Bezug auf die Überleitungen und die methodologischen Überlegungen variieren die einzelnen Werke, sondern, was bedeutender ist, auch in Bezug auf die Auswahl, die Darstellung und die Wertung der erzählten Ereignisse. 3. Die Rolle der Barbaren

Im Gegensatz zur narrativen Geschichtsschreibung, die neben auktorialen Kommentaren und erklärenden Glossen auch direkte und indirekte Reden einsetzt, um das politisch-militärische Geschehen zu deuten und dadurch die Rezeption zu lenken, fehlen in den Chroniken in der Regel längere auktoriale Passagen und Exkurse, in denen die tieferen Ursachen der Ereignisse und die Motive der handelnden Figuren und Gruppen erklärt werden. Dies zeigt sich besonders eindrucksvoll angesichts der durch die tiefe Krise ausgelösten Zerfallserscheinungen des Römischen Reiches, deren Symptome zwar gezeigt, deren Ursachen aber nicht analysiert werden. Ein bedeutendes Symptom sind dabei die Einfälle der Barbaren und ihre Landnahme im ganzen Reich, welche die Chronisten dokumentieren. Indessen wird nirgends über die tieferen Ursachen reflektiert, die dazu geführt haben. Der Verfasser der Gallischen Chronik von 452 berichtet über die Einfälle der Barbaren, die er, eine Metapher verwendend, mit der ungestümen Gewalt eines Sturms vergleicht (saeva … tempestas c. 50). Er betont auch ihre Wildheit (rabies), die Gallien zu zerfleischen begann (c. 55). Er weist auf die Zerstörungswut und die Plünderungen hin, etwa des Gotenkönigs Radagaisus, der Italien zu verwüsten trachtete (vastaturus c. 51, vgl. auch c. 63). Die Barbaren überwinden alle natürlichen Hindernisse (wie z. B. die Alpen c. 67) und erscheinen als eine Plage, die wie Naturkatastrophen nicht verhindert werden können, sondern plötzlich über das Römische Reich hereinbrechen. Die Auswirkungen der Handlungen der Barbaren sind negativ, so beim Sturm Alarichs auf Rom, das unter den Plünderungen sehr litt (Roma depraedationi Gothorum foedissime patuit c. 65), und der Vandalen gegen Karthago, das nach der Eroberung „zum beklagenswerten Unglück und Schaden die Oberherrschaft des Römischen Reichs abgeworfen“ hat (lacrimabili clade et damno imperii Romani potentiam deiecit

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c. 129); ebenfalls wird am Ende sehr emphatisch auf das neue, durch die Hunneneinfälle ausgelöste Elend im Osten des Reichs infolge der Plünderung von über 70 Städten (nova iterum Orienti consurgit ruina qua LXX non minus civitates Chunorum depraedatione vastatae c. 132) hingewiesen. Nur einmal wird erwähnt, dass zwischen den Barbaren und führenden römischen Politikern durchaus Beziehungen bestanden: So hetzte Stilicho die Barbaren auf, weil er über die mangelnde Anerkennung seines Sohnes empört war (maxime Stiliconis indigne ferentis filio suo regnum negatum c. 55). Am Rande wird die Tatsache erwähnt, dass die Barbareneinfälle und ihre Etablierung in ehemals von den Römern beherrschten Gebieten den aus dem Reich vertriebenen Arianern Auftrieb gaben (c. 51). Auf diese Korrelation zwischen den Barbaren und den Arianern weist er auch am Ende hin: „In dieser Zeit ist der äußerst beklagenswerte Zustand des Staatswesens sichtbar geworden, da nicht einmal eine einzige Provinz frei von einem barbarischen Bewohner ist und die unsägliche Häresie der Arianer, die sich mit den barbarischen Volksstämmen vereinigt hat, sich den Namen des katholischen Glaubens anmaßt, nachdem sie sich über den gesamten Erdkreis ergossen hat“ (hac tempestate valde miserabilis rei publicae status apparuit, cum ne una quidem sit absque barbaro cultore provincia et infanda Arrianorum haeresis, quae se nationibus barbaris miscuit, catholicae nomen fidei toto orbe infusa praesumat c. 138). Auch Prosper weist darauf hin, dass etwa der Vandalenkönig Geiserich in seinem Herrschaftsgebiet den arianischen Glauben förderte und die Katholiken verfolgte (c. 1327). Weil einige Bischöfe in Nordafrika diesem Glauben nicht beitreten wollten, „geriet der Barbar in rasenden Zorn, woraufhin sie – zuerst geächtet, anschließend in die Verbannung getrieben, sodann durch die abscheulichsten Foltern gepeinigt und schließlich durch verschiedene Todesarten hingerichtet – in glänzendem Martyrium auf bewundernswerte Weise starben“ (sed illi hoc facinus constantissime respuentes excitato in rabidissimam iram barbaro primum proscripti, deinde in exilium acti, tum atrocissimis suppliciis excruciati, ad postremum diversis mortibus interempti illustri martyrio mirabiliter occubuerunt (c. 1329), wobei auch hier das Bild des ungestümen und jähzornigen Barbaren evoziert wird. Hingegen gibt, bedingt durch die noch größere Raffung der Ereignisse, der Chronist der Gallischen Chronik von 511 die Ereignisse kürzer und ohne Emphase wieder. So wird etwa Alarichs Eroberung Roms lediglich mit dem Verb ingredi, das weder auf Verwüstungen noch Plünderungen hinweist (c. 28 [553]), bezeichnet.23 Dasselbe gilt auch für Karthago (Carthago capta a Geserico (c. 53 [598–99]) und Attilas Verwüstungen im Osten, über die konziser als in der Gallischen Chronik von 452 berichtet wird (regrediens Attila Aquileiam frangit, qui et antea plus LXX civitates Orientis vastavit c. 62 [617–18]); der Verlust Britanniens, den die meisten Chronisten nicht erwähnen, wird recht emotionslos mitgeteilt: „Die britannischen Provinzen sind von den Römern aufgegeben worden und fielen in die Gewalt der Sachsen“ (Britanniae a Romanis amissae in dicionem Saxonum cedunt c. 55 [602]), während in der Gallischen Chronik von 452, 23 Aber auch die Gallische Chronik von 452 gibt Alarichs Eroberung Roms ohne Emphase mit dem Verb capere wieder (Alarico duce Romam ceperant c. 67).

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die wohl an dieser Stelle die Vorlage war, dasselbe emphatischer ausgedrückt wird: „Nachdem die britischen Provinzen bis zu diesem Zeitpunkt durch verschiedene Niederlagen und Katastrophen zugrunde gerichtet worden waren, wurden sie unter die Gewalt der Sachsen gebracht“ (Britanniae usque ad hoc tempus variis cladibus eventibusque laceratae in dicionem Saxonum rediguntur c. 126). Auch Hydatius erwähnt die Einfälle der Barbaren, die besonders Spanien hart getroffen haben. Diese erscheinen aber neben anderen Naturkatastrophen und Plagen. Hydatius zitiert in seinem Vorwort im Zusammenhang mit seiner Klage über die von Häresien im Innern und von Einfällen und Landnahme der Barbaren geprägten Zeitumstände Hieronymus’ Formel: „Aber da die Barbaren schon auf römischem Boden wüten, ist alles ungewiss“ (sed quoniam dibacchantibus adhuc in terra nostra barbaris incerta sunt omnia 5F Helm), in leicht veränderter Form: „Da die Barbaren schon auf römischem Boden wüten, befindet sich alles in Verwirrung und Chaos“ (debacchantibus iam in Romano solo barbaris omnia habent permixta atque confusa § 4). Diese ein zweites Mal wiederaufnehmend (debacchantibus per Hispanias barbaris … c. 48), schildert er die Lage in seiner von verschiedenen Plagen und Seuchen betroffenen Heimat. Wo Barbaren handelnde Subjekte sind, werden sie ebenso mit all den negativen Stereotypen versehen, die wie die Hinterlist, Verlogenheit oder sinnlose Grausamkeit und Verwüstungen seit jeher für diese typisch sind: So werden etwa die Goten bei ihrem Einfall als treulos und hinterhältig beschrieben (c. 186): sie täuschen den Frieden nur vor; ihre Zerstörungswut schont weder Menschen noch Kirchen, wie Hydatius eindrucksvoll und emphatisch in der nach dem Gesetz der wachsenden Glieder und dank der asyndetischen Reihung prägnant gebildeten Periode aussagt.24 Im gleichen Kapitel wird die Tatsache, dass eine Festung in Asturien von den Barbaren nicht erobert werden konnte, Gottes Hilfe zugeschrieben (unum Coviacense castrum … auxilio Dei, hostibus et obsistit et praevalet). Indessen werden die Barbaren für Vergehen gegen Heiligtümer von Gott bestraft, was auch schon ein pattern der klassischen Geschichtsschreibung25 ist: So wurde etwa „nach der Eroberung Sevillas der Vandalenkönig Gunderich, weil er in gottlosem Übermut seine Hände gegen die Kirche dieser Stadt ausgestreckt hatte, von einem Dämon gepackt und kam ums Leben“ (Gundericus, rex Vandalorum, capta Hispali, cum impie elatus manus in ecclesiam civitatis ipsius extendisset, mox dei iudicio daemone correptus interiit c. 89). Ebenso ist es Gottes Gnade zu verdanken, wenn mit den Barbaren ein friedliches Einvernehmen vereinbart werden kann (barbari ad pacem ineundam, domino miserante conversi c. 49). Sogar der Sieg über Attila, den auch andere Quellen schildern, wird (wohl wegen des Vertragsbruchs der Hunnen) göttlicher Hilfe zugeschrieben, während die Rolle des Aëtius und des Gotenkönigs Theoderich von untergeordneter Bedeutung ist: „Nach dem Bruch des Friedens plünderte das Volk der Hunnen die Provinzen Galliens. Sehr 24 Hydatius, Chronicon c. 186 nec mora promiscui generis reperta illic caeditur multitudo, sanctae effringuntur ecclesiae, altaribus direptis et demolitis sacer omnibus ornatus et usus aufertur, duo illic episcopi inventi cum omni clero abducuntur in captivitatem, invalidior promiscui sexus agitur miseranda captivitas; residuis et vacuis civitatis domibus datis incendio, camporum loca vastantur. 25 Vgl. Herodot beim persischen Überfall gegen Delphi VIII 35–39.

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viele Städte wurden verwüstet. Auf den Katalaunischen Feldern, nicht weit von der verwüsteten Stadt Metz entfernt, wurden sie mit göttlicher Hilfe durch den Heerführer Aëtius und den König Theoderich … in einer offenen Schlacht überwunden“ (gens Hunnorum pace rupta depraedatur provincias Galliarum: plurimae civitates effractae, in campis Catalaunicis, haud longe de civitate quam effregerant, Mertis, Aëtio duci et regi Theodori … aperto marte confligens, divino caesa superatur auxilio c. 150). Zwar behandelt Prosper das Thema der Barbaren nicht so häufig, betont aber ebenfalls die Wildheit und die von ihnen verursachten Verwüstungen, etwa in Bezug auf die Hunnen, die „das Illyricum furchtbar plünderten und verwüsteten“ (Chunis Thracias et Illyricum saeva populatione vastantibus c. 1346) oder die Verfolgungen der Katholiken durch die dem Arianismus zugewandten Vandalen (c. 1327, s. o.). Sonst sind die Barbaren – was in der Gallischen Chronik von 452 c. 55 nur kurz bezüglich Stilichos Handeln angedeutet wird – bei Prosper ein weiterer Akteur auf dem politischen Schauplatz, die sich nur dank der Spannungen und der Intrigen in der römischen Führungsschicht, mit der sie in Kontakt standen, im Reich festsetzen können. So wird die ebenso von anderen Chronisten mit all ihren negativen Konsequenzen für die Römer emphatisch beschriebene Eroberung Karthagos durch Geiserich mit der Ablenkung des Aëtius begründet: „Während Aëtius mit den Angelegenheiten beschäftigt war, die in Gallien verhandelt wurden, besetzt Geiserich, bezüglich dessen Freundschaft nichts befürchtet wurde, unter Missbrauch des Friedens Karthago und bringt all den Reichtum der Stadt in seinen Besitz, indem er die Bürger auf verschiedene Art foltern lässt. … Er war gegenüber dem gesamten gefangenen Volk grausam, aber vor allem der Nobilität und dem Klerus gegenüber feindlich gesinnt, so dass nicht zu entscheiden war, ob er mehr gegen die Menschen oder mehr gegen Gott Krieg begonnen hatte.“ (Aëtio rebus, quae in Gallia componebantur, intento Gisiricus, de cuius amicitia nihil metuebatur, Carthaginem dolo pacis invadit omnesque opes eius excruciatis diverso tormentorum genere civibus in ius suum vertit … in universum captivi populi ordinem saevus, sed praecipue nobilitati et religioni infensus, ut non discerneretur, hominibus magis an deo bellum intulisset c. 1339). Der schmerzliche Verlust Karthagos ist weder eine Strafe Gottes noch ereilt die Barbaren im Gegensatz etwa zu Hydatius in einem ähnlichen Fall (c. 89) wegen ihrer Übergriffe gegen Zivilisten und Kirchen eine göttliche Strafe. Vielmehr liegen die Gründe, welche diese Ereignisse verursachen, durchaus auf der Ebene des Menschlichen. Häufig ist nicht die ungestüme Macht der Barbaren, sondern die Rivalität unter den Generälen die Ursache für den Misserfolg, wie Prosper am Beispiel des Feldherrn Litorius klar zum Ausdruck gibt, der „danach strebte, Aëtius an Ruhm zu übertreffen, und weil er den Orakeln der Opferbeschauer und den Zeichen der Götzen vertraute, begann er unvorsichtigerweise einen Kampf mit den Goten. Dadurch erkannte man allseits, wie sehr jene Schar, die zusammen mit ihm umkam, hätte nützen können, wenn er es vorgezogen hätte, den Ratschlägen des Bedeutenderen zu folgen und nicht seiner eigenen Verwegenheit. Denn er selbst fügte den Feinden einen so großen Schaden zu, dass zweifelhaft war, welcher Seite der Sieg hätte zugerechnet werden sollen, wenn er nicht durch seine unbesonnene Kampfweise in Gefangenschaft geraten wäre“

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(dum Aëtii gloriam superare appetit dumque haruspicum responsis et daemonum significationibus fidit, pugnam cum Gothis imprudenter conseruit fecitque intellegi, quantum illa, quae cum eodem periit, manus prodesse potuerit, si potioris consiliis quam sua temeritate uti maluisset, quando tantam ipse hostibus cladem intulit, ut, nisi inconsideranter proelians captivitatem incidisset, dubitandum foret, cui potius parti victoria adscriberetur c. 1335). Litorius ist also gemäß Prosper nicht nur ehrgeizig und vertraut den heidnischen Opferschauern, sondern handelt in der Schlacht unvorsichtig, verwegen und wider besseren Rat. Verstärkt wird dies durch die Verwendung irrealer Bedingungssätze – ein sonst nur in der narrativen Geschichtsschreibung verwendetes literarisches Mittel –, mit denen ein alternativer Ausgang entworfen wird.26 Insofern sind für Prosper, also im Gegensatz zu den beiden Gallischen Chronisten und Hydatius, die Barbaren keine Naturkatastrophe oder Strafe Gottes, sondern ein Feind, der durchaus zu bezwingen ist, vorausgesetzt, dass die römischen Feldherren besonnen und taktisch klug handeln. Während bei Hydatius der Sieg über Attila göttlicher Hilfe (c. 150 divino auxilio) zugeschrieben wird, ist für Prosper Aëtius’ vorausschauendes Handeln, dessen positive Folgen rhetorisch wirksam im zweiten Konsekutivsatz geschildert werden, ausschlaggebend. Dank dessen Maßnahmen wurde die mit Begriffen, die denjenigen des Chronisten der Gallischen Chronik von 452 ähneln, beschriebene Wut der Barbaren, in diesem Fall Attilas, erfolgreich abgewehrt: „Als er aber den Rhein überschritten hatte und viele gallische Städte seine überaus heftigen Attacken erfuhren, beschlossen sowohl unsere Leute als auch die Goten rasch, der Raserei der hochmütigen Feinde durch vereinte Heere Widerstand zu leisten. Die Vorausschau des patricius Aëtius war so groß, dass er durch eilig von überall her versammeltes Kriegsvolk der gegnerischen Menge nicht ungleich entgegentrat“ (sed cum transito Rheno saevissimos eius impetus multae Gallicanae urbes experirentur, cito et nostris et Gothis placuit, ut furori superborum hostium consociatis exercitibus repugnaretur, tantaque patricii Aëtii providentia fuit, ut raptim congregatis undique bellatoribus viris adversae multitudini non impar occurreret c. 1364). Marcellinus Comes befasst sich ebenso mit dem Thema der Barbaren, wobei aus seiner oströmischen Sicht neben den Germanen- und Hunneneinfällen auch der Konflikt mit den Sasaniden erwähnenswert ist. Diese Konflikte werden ohne besondere Emphase geschildert, wobei sowohl die Verwüstungen und die Friedensschlüsse (etwa ad an. 422 und ad an. 441) als auch die Übergriffe gegen Kirchen und die daraus resultierende göttliche Strafe (ad an. 431) dokumentiert werden. Ebenso wird die Eroberung Karthagos durch die Vandalen ohne Emphase registriert (mit dem Verb occupare und ohne Hinweis auf Verwüstungen oder Plünderungen ad an. 439). Kurz werden auch die Intrigen erwähnt, welche die römische Abwehr im Kampf gegen die Barbaren schwächten. So wurde etwa ein gewisser Marcellinus, der gegen die Vandalen kämpfte, „von den gleichen Leuten hinterlistig erdolcht, für die er öffentlich zum

26 Ähnlich bei Homer, Herodot, Thukydides die sogenannten ‚Beinahe-Episoden“, vgl. Scardino (2007), S. 42, Anm. 43.

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Kampf gekommen war“ (ab iisdem dolo confoditur, pro quibus palam venerat pugnaturus (ad an. 468).27 Marcellinus berichtet als einziger, aus einer späteren Perspektive in einer Prolepse urteilend, dass die Tötung des Orestes und die Absetzung des Augustulus ins Exil nach Kampanien durch Odoaker 476 n. Chr. den Untergang des Weströmischen Reichs bedeutete: „Das weströmische Reich, über das im 709. Jahr nach der Stadtgründung als erster der Augusti Octavianus Augustus zu herrschen begann, ging mit diesem Augustulus unter.“ (Hesperium Romanae gentis imperium, quod septingentesimo nono Urbis conditae anno primus Augustorum Octavianus Augustus tenere coepit, cum hoc Augustulo periit ad an. 476).28 Dagegen erwähnen die Gallische Chronik von 511 und Victor von Tunnuna dieses Ereignis nicht, während Cassiodor nur berichtet, dass Odoaker Orestes und dessen Bruder Paulus tötete und sich zum König machte (ab Odovacre Orestes et frater eius Paulus extincti sunt nomenque regis Odovacer adsumpsit c. 1303), und Marius Aventicensis zum Jahr 476 lediglich festhält, dass Odoaker zum König gemacht wurde (levatus est Odovacer rex). Die Chronisten im 6. Jh. finden sich mit der neuen Situation ab und akzeptieren die Germanen nunmehr als ihre neuen Herrscher. Cassiodor, der selbst eine wichtige politische Figur war, fügt ab dem 5. Jh. der Jahreszählung nach römischen Konsuln auch diejenige nach den ostgotischen Herrschern hinzu. Im 6. Jh. sind sie die handelnden Subjekte, deren Taten erwähnenswert erscheinen. Schon in der Schlacht gegen Attila wird nicht wie bei Prosper c. 1364 das vorausschauende Handeln des Aëtius, der immerhin Anführer (dux) genannt wird, sondern die Tüchtigkeit der Goten hervorgehoben, dank der Attila besiegt wurde (virtute Gothorum superatus abscessit, c. 1253). In seiner Zeit lobt er vor allem Theoderich (etwa c. 1339), unter dem er selbst 514 Konsul gewesen ist (c. 1356). Johannes von Biclarum stellt bereits bei der Angabe der Regierungsjahre die Könige der Westgoten ebenbürtig neben die oströmischen Kaiser und behandelt Ereignisse aus beiden Reichen, wobei byzantinische und westgotische Herrscher gleichermaßen handelnde Subjekte sind. Höhepunkt und Abschluss der Chronik bilden die Taten des Westgotenkönigs Rekkared. 4. Naturkatastrophen

Ein weiteres wichtiges Symptom dieser Krisenzeit sind die vielen Naturkatastrophen wie Erdbeben und die außergewöhnlichen Erscheinungen am Himmel, die implizit oder explizit als Zeichen kosmischer συμπάθεια bzw. göttlicher Willensäußerung (Warnungen bzw. Strafen) gedeutet wurden und in der gesamten antiken Literatur 27 Dieser war wohl kein Verwandter des Historikers Marcellinus, vgl. Croke (1995), S. 98. 28 Zur quellenkritischen Diskussion dieser Passage vgl. Croke (2001), S. 190–195, für den diese Information durchaus eine oströmische Perspektive widerspiegelt, S. 193: „The equation of the end of the western empire with Romulus’ deposition is found in successive generations of Byzantine chroniclers and depends on a local tradition which underpins them.“

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ein wichtiges, die Rezeption steuerndes Deutungsmuster bildeten.29 Dies wird von allen Chronisten mit Ausnahme Prospers thematisiert. So berichtet die Gallische Chronik von 452 ohne erklärenden Kommentar von einem einer Säule ähnlichen Zeichen am Himmel (c. 26 terribile in caelo signum columnae per omnia simile apparuit), Sonnenfinsternissen (c. 46 und c. 82)30, merkwürdigen Geräuschen im Boden im Forum Uticas (c. 56) und einer Hungersnot in Gallien (c. 72); nur einmal wird ein Himmelszeichen in Konstantinopel explizit mit Gottes Zorn in Verbindung gebracht: „Da es das über einer Wolke entsetzlich blitzende Feuer fürchtete, entging Konstantinopel dem außerordentlichen Zorn Gottes dadurch, dass es sich mit ganzem Herzen zur Buße bekehrte“ (Constantinopolis eminentem dei iram igne super nube terribiliter fulgente formidans toto ad paenitentiam animo conversa subterfugit c. 33). Marcellinus gleicht in dieser Hinsicht insofern dem anonymen gallischen Chronisten, als er die Phänomene wie Hagel oder starke Regenfälle, durch die Vieh und Bäume zugrunde gingen (per idem tempus grando crepitans per biduum continuum pro pluvia cecidit, pecorum arborumque pernicies ad an. 389), in der Regel nicht explizit deutet. Dies gilt auch für eine Himmelserscheinung im gleichen Jahr: „Ein Stern, der im Norden am frühen Morgen aufging, schien mehr in der Art des Morgensterns feurig als leuchtend, verschwand aber am 26. Tag“ (stella a septentrione gallicinio surgens et in modum luciferi ardens potius quam splendens apparuit, vicensimo sexto die esse desiit); im darauffolgenden Jahr wird von einer säulenartigen Erscheinung am Himmel berichtet (signum in caelo quasi columna pendens ardensque ad an. 390). Auch ein starker Schneefall, der so reichlich war, dass es sechs Monate dauerte, bis der Schnee schmolz, und der großen Schaden anrichtete (tanta nix cecidit, ut per sex menses vix liquesci potuerit; multa hominum et animalium milia frigoris rigore confecta perierunt ad an. 443), wird vermerkt. Ebenso nehmen bei ihm Erdbeben mit ihren für die Menschen verheerenden Auswirkungen einen wichtigen Stellenplatz ein. So wird ein in verschiedenen Gebieten Europas über mehrere Monate spürbares Erdbeben (ad an. 394) aufgezeichnet; die Stadt Kibyra und ihr Umland wurden dadurch zerstört (ad an. 417), ebenso Kyzikos mitsamt der Stadtmauer (ad an. 460), wobei die Schäden besonders in Konstantinopel sehr ausführlich geschildert werden: „Durch ein gewaltiges Erdbeben, das verschiedene Gebiete in Mitleidenschaft zog, ist der größte Teil der erst vor kurzem renovierten Stadtmauern der kaiserlichen Stadt mitsamt 57 Türmen eingestürzt. Auch riesige Steine, die seit langem schon im Forum des Taurus in einem Gebäude aufeinandergeschichtet waren, und viele Statuen sind ohne sichtbare Beschädigung eingestürzt. Auch viele andere Städte wurden in Mitleidenschaft gezogen. Hungersnot und 29 Vgl. zur Bedeutung von Naturkatastrophen und Zeichen in der klassischen Historiographie Furley (1990). Zu den Erdbeben in christlichen Autoren der Spätantike vgl. den Überblick mit weiterer Literatur von Waldherr (2016). So zeigt auch Orosius, Historiae, pr. 10 dafür Interesse und gibt an, auf Anregung des Augustinus, aus allen historischen Quellen Kriege, Naturkatastrophen, Seuchen und Hungersnöte zusammengetragen zu haben. Orosius selbst vermerkt etwa 30 Beben. 30 Diese Ereignisse werden auch von der Gallischen Chronik von 511 c. 10 (528) signum in caelo columna pendens per dies XXX und c. 22 (544) sol eclipsim passus erwähnt.

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der verseuchte Geruch der Luft tötete abertausend Menschen und Lasttiere“ (ingenti terrae motu per loca varia inminente plurimi urbis augustae muri recenti adhuc reaedificatione constructi cum quinquaginta septem turribus corruerunt. saxa quoque ingentia in foro Tauri dudum super sese in aedificio posita statuaeque plurimae sine ullius videlicet laesione collapsae sunt, plurimis nihilominus civitatibus conlapsis; fames et aerum pestifer odor multa milia hominum iumentorumque delevit ad an. 447; vgl. ebenso ad an. 480). Daneben wird der Ausbruch des Vesuvs, dessen Asche bis nach Konstantinopel getragen wurde, auch deswegen erwähnt, weil dieses außergewöhnlichen Ereignisses jährlich am 6. November gedacht wird und es einen Bezug zur Gegenwart des Chronisten und seiner Leser aufweist (Vesuvius mons Campaniae torridus intestinis ignibus aestuans exusta evomuit viscera nocturnisque in die tenebris incumbentibus omnem Europae faciem minuto contexit pulvere. huius metuendi memoriam cineris Byzantii annue celebrant VIII idus Novembris ad. an. 472). Gleichfalls verzeichnet er wie die Gallische Chronik von 452 c. 56 die merkwürdigen Geräusche, die aber im Gegensatz zum anonymen Chronisten in Rom lokalisiert werden (ad. an. 408). Ebenso notiert er eine Sonnenfinsternis (ad. an. 418) und einen Kometen im gleichen Jahr (stella ab Oriente per septem menses surgens ardensque apparuit). Ebenso registriert er Hungersnöte und Seuchen (etwa ad an. 446). Interessant ist der Bericht eines verheerenden Erdbebens in Palästina (multae Palaestinae civitates villaeque terrae motu conlapsae ad an. 419) und die im gleichen Jahr sonst nirgends erwähnte Epiphanie Jesu in einer Wolke über dem Ölberg, durch die viele Menschen bekehrt wurden und sich taufen ließen (Dominus noster Iesus Christus … super montem oliveti Hierosolymae vicinum sese de nube manifestavit), wobei aber der Chronist zwischen den beiden Ereignissen explizit keine kausale Beziehung erkennt (dass z. B. das Erdbeben die Epiphanie angekündigt hätte). Ebenso nehmen bei Hydatius oft auch gehäuft auftretende Katastrophen und Zeichen am Himmel eine prominente Rolle ein, auch wenn meist Spanien das Epizentrum der Ereignisse ist. So berichtet er, dass sich in Galizien neben regelmäßigen Erdbeben der Himmel im April blutrot färbte und speerförmige Linien erschienen, die, wie er am Ende angibt, ein Vorzeichen für den Einfall der Hunnen in folgendem Jahr waren (in Gallaecia terraemotus assidui, signa in coelo plurima ostenduntur. nam pridie nonas Aprilis tertia feria, post solis occasum, ab Aquilonis plaga coelum rubens sicut ignis aut sanguis efficitur, intermixtis per igneum ruborem lineis clarioribus in speciem hastarum rutilantium deformatis: a die clauso usque in horam noctis fere tertiam signi durat ostensio, quae mox ingenti exitu perdocetur c. 149). Im Jahr nach dem Hunneneinfall trat zunächst eine Mondfinsternis ein, dann erschien ein Komet (luna fuscatur. … stella cometes a decimo quarto kal. Iulias apparere incipit c. 151). Ebenso werden schlechte Wetterverhältnisse und die daraus entstehenden Schäden für die Landwirtschaft vermerkt (durissimus extra solitum hoc eodem tempore annus hiberni, veris, aestatis, autumni in aeris, et omnium fructuum permutatione diffunditur c. 252), (z. B. c. 34) und Kometen als Vorzeichen von Seuchen erwähnt (cometae sidus apparere incipit mense Decembri; quod per menses aliquot visum, subsequentis in pestilentia plagae quae fere in toto orbe diffusa est c. 126). Zudem kann ein Erdbeben, wie Hydatius im Falle des ihm zufolge im Erdboden versunkenen (isaurischen?) Antiochia explizit

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sagt, die Folge der Missachtung göttlicher Ratschläge sein (Antiochia maior †isauriae† inobediens monitis salutaribus, terra dehiscente demergitur … c. 215). Im letztem Kapitel, in dem Hydatius seinen Unmut und seine Verzweiflung über die Gegenwart äußert, häufen sich diese apokalyptischen Zeichen: „Ferner wurden manche Zeichen und Vorzeichen in Gebieten der Callaecia beobachtet. Im Fluss Minius, von der Stadt Lais aus etwa am fünften Meilenstein, wurden vier Fische ungewöhnlicher Gestalt und Art gefangen, wie die Männer, die christlich und fromm waren, berichtet haben, die sie gefangen hatten. Diese waren mit hebräischen und griechischen Buchstaben, aber auch mit lateinischen Zahlenangaben zu den Ären versehen und umfassten auf diese Weise den Zyklus des 365. Jahres. Wenige Monate später fiel nicht weit von der oben genannten Stadt eine Art von Körnern vom Himmel in Gestalt von Linsen, die grasgrün und äußerst bitter waren. Es gibt auch viele andere Vorzeichen, die zu erwähnen reichlich langwierig wäre.“ (signa etiam aliquanta et prodigia in locis Gallaeciae pervidentur. in flumine Minio, de municipio Lais milliaro ferme quinto, capiuntur pisces quatuor novi visu et specie, sicut retulere qui ceperant Christiani et religiosi, Hebraeis et Graecis litteris, Latinis autem aerarum numeris insigniti, ita CCCLXV anni circulum continentes. parvo mensium intervallo haud procul de supra dicto municipio in speciem lenticulae viridissimorum ut herba quaedam forma granorum plena amaritudine defluxit e coelo, et multa alia ostenta quae memorare prolixum est (c. 253), wobei Hydatius mit der praeteritio, die an Stelle eines Schlusswortes steht, seinem Gedanken Nachdruck verleiht.31 Auch Marius Aventicensis beschreibt Naturkatastrophen wie den durch einen Bergsturz im Rhonetal ausgelösten Tsunami, der in der ganzen Region des Genfersees große menschliche und materielle Schäden verursachte und sogar die Brücke in Genf zerstörte (ad an. 563), ohne jedoch diesen als göttliches Zeichen oder Strafe zu deuten. Es wird also deutlich, dass bei vielen Autoren die Häufung von solchen Nachrichten vor bedeutenden Ereignissen wie dem oben erwähnten Hunneneinfall (c. 149 und 151 des Hydatius), diesen einen übernatürlichen Rahmen verleiht und implizit als Kommentar dient, indem eine Korrelation zwischen den Phänomenen der Natur bzw. des Himmels und den von den Menschen verursachten Katastrophen hergestellt wird.32 5. Antiquarische Nachrichten

Neben politisch-militärischen Ereignissen werden wie in der narrativen Historiographie auch andere Themen berücksichtigt, die für den Autor und seine Rezipienten von Interesse sind. So erwähnt etwa die Gallische Chronik von 452 bei der Nachricht, dass Karthago mit einer Mauer geschützt wurde, in einem analeptischen Exkurs, dass 31

Vgl. dazu etwa die Erklärung von Tranoy (1974), S. 127–128. Ob dies, wie Burgess (1993), S. 9–10 meint, ein Indiz dafür sei, dass Hydatius an ein nahes Ende der Welt im Jahre 482 glaubte, kann nicht nachgewiesen werden, da ja Hydatius selbst in der praefatio seine Nachfolger auffordert, die Chronik weiterzuschreiben und keinen Endpunkt dafür nennt. 32 Ähnliche Beobachtungen bezüglich Malalas hat Odorico (1995), S. 305–315 gemacht.

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die alte Mauer von den Römern zerstört worden war und aus Angst vor Aufständen nicht wiederaufgebaut werden durfte (muro Carthago circumdata, quae ex tempore, quo vetus illa destructa est, sanctione Romanorum, ne rebellioni esset munimentum, muris non est permissa vallari c. 98). Die Zerstörung des berühmten Serapistempels in Alexandria deutet er symbolisch als Zerstörung des Heidentums: „In Alexandria sind Tempel zerstört worden, unter diesen der überaus alte und überaus bekannte Tempel des Serapis, der, gewissermaßen wie eine Säule, den niedersinkenden Götzendienst aufrecht hielt“ (apud Alexandriam templa destructa, in quis Serapis antiquissimum et notissimum templum, quod quasi quaedam columna ruentem sustentabat idolatriam c. 28), wobei die Verwendung der beiden Superlative antiquissimum und notissimum sowie das Bild der einstürzenden Säule als Sinnbild für das untergehende Heidentum seine Aussage verstärkt.33 Dagegen gibt Marcellinus dasselbe Ereignis recht trocken und ohne kommentierenden Zusatz wieder: „Der Serapistempel in Alexandria wurde auf Befehl von Kaiser Theodosius zerstört“ (templum Serapis apud Alexandriam Theodosii imperatoris edicto solutum est ad an. 389). Aber auch andere sensationelle Ereignisse können vermerkt werden, so etwa die Ankunft eines gezähmten indischen Tigers in Konstantinopel als Geschenk für Kaiser Theodosius, von der Marcellinus berichtet (provincia India Theodosio principi tigrim domitam pro munere misit ad an. 448). Diese auf den ersten Blick belanglose Nachricht dient dazu, indirekt Theodosius’ Macht und Prestige hervorzuheben, die so groß waren, dass sogar aus Indien ein wertvolles Geschenk gesendet wurde. Ebenfalls aus Indien kommen als Geschenke zu Anastasios Giraffen und ein Elefant, den Marcellinus mit dem Hinweis auf Plautus, der in der Casina 845 einen Elefanten luca bos nennt, ebenso bezeichnet, womit er auch seine klassische Bildung anzeigt und seine kulturelle Identität bezeugt (India Anastasio principi elephantum, quem Plautus poeta noster lucabum nomine dicit, duasque camelopardalas pro munere misit ad an. 496). Dasselbe gilt für die Erwähnung der Aufstellung eines Obelisken im Zirkus und einer in der Gegenwart des Autors noch vorhandenen Statue von Kaiser Theodosius (ad an. 390).34 Ähnlich werden bei Marius Aventicensis die Stiftung eines Klosters und der Name seines Stifters erwähnt (ad an. 515). Zu den erwähnenswerten Persönlichkeiten gehören vor allem christliche Theologen und Dichter, so z. B. Claudian bei Prosper (c. 1205) und in der Gallischen Chronik von 452 (c. 35), wo ebenso Prudentius gelobt wird (Prudentius, lyricus poeta noster, Hispanus genere inlustre ingenii sui robur exercet c. 37). Von den weltlichen Leistungen wird der Codex des Theodosius genannt (Theodosianus liber omnium legum legitimorum principum in unum collatarum hoc primum anno editus c. 120). Marcellinus zitiert den Vers aus Claudians in Eutropium 1,8 omnia cesserunt eunucho consule monstra (ad an. 399) und erwähnt Orosius’ Geschichtswerk (Orosius presbyter Hispani generis septem 33 Ähnlich, aber mit weniger Emphase, wird die Zerstörung der antiken Tempel erwähnt (c. 40 toto orbe Romano antiquae superstitionis templa destructa). 34 Zum Verweis auf in der Gegenwart des Autors noch sichtbare Statuen bei Malalas, die den Eindruck einer bis in die eigene Zeit lebendigen memoria hervorrufen sollen, vgl. Saliou (2006).

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libros Historiarum descripsit ad an. 416). Hingegen erwähnt Hydatius keine weltlichen Autoren, sondern nur Männer der Kirche wie Hieronymus (c. 39–40) oder Augustinus, den auch die anderen Chronisten mehrmals nennen. Gerade in Bezug auf Augustinus fallen beim Vergleich, wie die einzelnen Chronisten die Person und ihre Leistungen behandelt haben, durchaus Unterschiede auf. Gallische Chronik von 452

Gallische Chronik von 511

c. 17: Augustinus Mediolani rhetoricam adprime docens omissis scholis ad fidem rectam convertitur, cum ante Manichaeus fuisset. (387 n. Chr. )

c. 47: Augustinus plurima libris innumerabilibus disserit. (404 n. Chr. )

c. 81: Praedestinatorum haeresis, quae ab Augustino accepisse initium dicitur, his temporibus serpere exorsa. (419 n. Chr. )

c. 19: sanctus Augustinus plurima scribit.

Prosper

Hydatius

c. 1204: Augustinus beati Ambrosii discipulus multa facundia doctrinaque excellens Hippone in Africa episcopus ordinatur. (395 n. Chr. )

c. 53: Augustinus Hipponeregiensis episcopus habetur insignis, inter cuius studia magnifica, Donatistas ab eo Dei adiutorio superatos, probata fides demonstrat auctorum. (412 n. Chr. )

Marcellinus

c. 1261: quo tempore Pelagianis iam a papa Innocentio praedamnatis Afrorum industria ac maxime Augustini episcopi scientia resistebatur. (416 n. Chr. ) c. 1304: Aurelius Augustinus episcopus per omnia excellentissimus moritur V Kal. Sept., libris Iuliani inter impetus obsidentium Vandalorum in ipso dierum suorum fine respondens et gloriose in defensione Christianae gratiae perseverans. (430 n. Chr. )

c. 99a: sanctus insignis Augustinus recedit corpore. (432 n. Chr. )

ad an. 429: beatissimus Augustinus Hipponensis ecclesiae elegantissimus Christi sacerdos doctorque praecipuus placida morte quievit.

Diese Synopse zeigt, wie die einzelnen Chronisten ihre Einträge, die außer beim Tod nicht in dieselben Jahre fallen, zu Augustinus individuell gestaltet haben, wobei sie, teilweise wohl auch abhängig von den Quellen, diejenigen Aspekte ausgewählt und unterstrichen haben, die sie für wichtig hielten. So legt der Chronist der Gallischen Chronik von 452 den Akzent auf Augustinus’ heidnische Tätigkeit als Rhetor und Manichäer sowie seine spätere Bekehrung zum rechten Glauben (c. 17) und die Ab-

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fassung vieler Bücher (c. 47; nur diesen Aspekt erwähnt der Chronist der Gallischen Chronik von 511). Es fehlt aber die Erwähnung seines Todes und somit eine abschließende Würdigung; stattdessen erwähnt er, dass die Häresie der Prädestinaten von Augustinus ausging (c. 81). Dies lässt eine gewisse Distanz des Autors zum Kirchenvater erkennen, da er die ambivalenten Aspekte hervorhebt, während er die positiven recht unterkühlt anmerkt (dagegen urteilt derselbe Chronist gegenüber Martin von Tours c. 4 viel positiver: Martinus, Turonensium episcopus, apostolicis virtutibus insignis habetur). Prosper hingegen, der Augustinus am ausführlichsten behandelt, betont neben dessen rhetorischen Fähigkeiten auch die Tatsache, dass er Schüler des Ambrosius gewesen und Bischof von Hippo geworden ist (c. 1204). In der zweiten Erwähnung wird seine Rolle im Kampf gegen die Pelagianer gewürdigt (c. 1261). In der abschließenden Würdigung anlässlich seines Todes drückt er mit dem Superlativ per omnia excellentissimus seine Wertschätzung aus (c. 1304). Ebenso würdigt ihn Hydatius bei seiner ersten Erwähnung habetur insignis, inter cuius studia magnifica fast überschwänglich (c. 53), erwähnt ihn aber nur kurz bei seinem Tod (sanctus insignis c. 99). Durchweg positiv ist auch der konzise Eintrag anlässlich seines Todes bei Marcellinus Comes, der wie Prosper Superlativ und positives Attribut in chiastischer Stellung verwendet (elegantissimus Christi sacerdos doctorque praecipuus ad an. 429). Jeder Chronist hat also Augustin an verschiedenen Stellen seines jeweiligen Werks, die vom Beginn seiner Tätigkeit bis zu seinem Tod reichen, erwähnt, wobei aber nur Prosper, Hydatius und Marcellinus seinen Tod registrieren. Durch die Auswahl der zu erwähnenden Fakten bzw. durch ihr Auslassen und durch ihre Färbung mit verschiedenen Attributen entwirft jeder Chronist ein individuelles Bild des Augustinus, das er der Nachwelt zu überliefern gedenkt. 6. Kirchengeschichte

In einer nunmehr weitgehend christlich geprägten Gesellschaft bezweckten im Gegensatz zu Africanus und Eusebius die Chronisten nicht mehr die Rechtfertigung ihrer Religion gegenüber den Heiden, sondern zeigten für die Entwicklungen innerhalb der nun etablierten Kirche Interesse.35 Da mit Ausnahme von Marcellinus Comes und Cassiodor alle Verfasser von Chroniken wohl Personen waren, die der Kirche und dem damit verbundenen sozio-kulturellen Milieu angehörten, erstaunt die Erwähnung von berühmten Kirchenvätern, wie das oben illustrierte Beispiel des Augustinus zeigt, nicht. Besonders hervorgehoben werden auch Martin von Tours (Gallische Chronik von 452 c. 4, 43 und 48, wo zudem Severus’ Werk über Martin erwähnt wird; Gallische Chronik von 511 c. 16 und 20; Prosper c. 1175; Hydatius c. 8), Paulinus von Nola (Gallische Chronik von 452 c. 41; Hydatius c. 81) und Hieronymus (Prosper c. 1186; Hydatius c. 39–40 und 59, Marcellinus ad an. 35 Vgl. Cardelle de Hartmann (2000), S. 116.

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392 sehr ausführlich); Marcellinus erwähnt als einziger den im Osten bedeutenden Gregor von Nazianz (ad an. 380). Doch fehlen, zumindest in der Gallischen Chronik von 452, kritische Berichte über Skandale mitnichten. So wird etwa gegen einen Bischof der Vorwurf der Unzucht erhoben (magna de suspecto adulterio Remedi episcopi quaestio agitatur c. 60) und der Versuch des Bischofs von Arles, Priesterämter zu verkaufen, negativ gewertet (Patroclus, Arelatensis episcopus, infami mercatu sacerdotia venditare ausus c. 74). Marius Aventicensis hingegen berichtet vom (wohl missglückten) Anschlag einiger Mönche auf ihren Bischof: „Die Mönche von Acaunum versuchten in einem Wutanfall in der Nacht ihren Bischof Agricola mit dem Klerus und den Bürgern, die ebendort waren, zu töten und brachen daher das Kirchengebäude auf; während den Bischof seine Geistlichen und die Bürger zu verteidigen suchten, wurden sie von diesen Mönchen schwer verletzt“ (monachi Agaunenses iracundiae spiritu incitati, noctis tempore episcopum suum Agricolam cum clero et cives, qui cum ipso erant, occidere nitentes domum ecclesiae effregerunt; et dum episcopum suum clerici vel cives defensare conati sunt, graviter ab ipsis monachis vulnerati sunt ad. an. 565). Indessen gibt der Chronist keine Hinweise auf die tieferliegenden Motive, die zum Zerwürfnis zwischen den Mönchen und ihrem Bischof geführt hatten, sondern schreibt diesen Angriff einem (irrationalen) Wutanfall zu. Da Marius wohl selbst Zeuge des Vorfalls war oder wenigstens Augenzeugen dazu befragen konnte, da sich der Vorfall in seiner Gegend ereignete, kann man davon ausgehen, dass er einen Raptus für den wahrsten Grund hielt und andere Motive, falls er sie kannte, absichtlich verschwieg. Hingegen erwähnt Prosper die Zwietracht (discordia) zwischen den beiden Heiligen Johannes und Theophilos, die mit Johannes’ erzwungenem Exil endete (c. 1220); als Ursache dafür, dass Heros, ein Schüler Martins und Bischof von Arles, ohne Schuld abgesetzt und ins Exil getrieben worden ist, führt er politische Intrigen an: „Zur selben Zeit wurde Heros, ein heiliger Mann und Schüler des seligen Martinus, als er der Stadt Arles als Bischof vorstand, vom Volk eben dieser Stadt vertrieben – unschuldig und keiner Anklage ausgesetzt. An seiner Stelle wurde Patroclus geweiht, ein Freund und Vertrauter des magister militum Constantius, dessen Gunst dadurch erstrebt wurde. Dieser Vorfall war Anlass für große Uneinigkeiten zwischen den Bischöfen jener Region“ (eodem tempore Heros vir sanctus et beati Martini discipulus cum Arelatensi oppido episcopus praesideret, a populo eiusdem civitatis insons et nulli insimulationi obnoxius pulsus est inque eius locum Patroclus ordinatus, amicus et familiaris Constantii magistri militum, cuius per ipsum gratia quaerebatur, eaque res inter episcopos regionis illius magnarum discordiarum materia fuit c. 1247). Eine wichtige Rolle spielen in den Chroniken natürlich auch die Erwähnungen der vielen Häresien, die entsprechend dem theologischen Standpunkt des Chronisten kommentiert werden. So vermerkt der Chronist der Gallischen Chronik von 452 mit Genugtuung, dass Ambrosius gewichtige Streitschriften gegen die Arianer verfasst habe (c. 8) und dass in Trier der Usurpator Maximus die Manichäer hinrichten ließ (c. 12), wobei er aber – im Gegensatz zu Prosper (c. 1187) – verschweigt, dass es sich um Priscillian und seine Anhänger handelte. Während Kaiser Gratian der Kirche sehr ge-

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wogen war (valde religioni favens et ecclesiis per omnia promptus fuit c. 3), hegte Justina, die Mutter Valentinians, Sympathien für die Arianer und gegen Ambrosius (Iustina mater Valentiniani Arrianis favens in Ambrosium et omnem Mediolanensem ecclesiam diversa iniuriarum genera congerit c. 13). Ohne wertende Attribute wird dagegen die Häresie des Apollinaris vermerkt (c. 21, ebenso die Gallische Chronik von 511 c. 5 [519]); dasselbe gilt für diejenige des Nestorius (c. 58) und der Prädestinaten (c. 81), wohingegen Pelagius für verrückt erklärt und seine Lehre verdammt wird (Pelagius vesanus doctrina execrabili ecclesias conmaculare conatur c. 44) und Eutyches’ Häresie, ohne dass ihr Begründer (absichtlich?) beim Namen genannt wird, als frevelhaft bezeichnet wird (haeresis nefaria a quodam archimandrite commota … c. 135). Ähnlich behandelt Prosper das Thema, jedoch aus einer vom anonymen Chronisten abweichenden Position: So tadelt auch er die Häresie des Priscillian (c. 1171), die er in die Nähe von Gnosis und Manichäismus setzt und über deren Ende er ausführlich berichtet: „Als Priscillian erkannte, dass auf der Synode von Bordeaux seine Verdammung bevorstand, appellierte er an den Kaiser. Nachdem ihn daraufhin in Trier Evodius, der praefectus praetorio des Maximus, verhört hatte, wurde er dem Schwert preisgegeben“ (Priscillianus in synodo Burdigalensi damnandum se intellegens ad imperatorem provocavit auditusque Treveris ab Euvodio praefecto praetorio Maximi gladio addictus est c. 1187). Ausführlicher als der gallische Chronist setzt sich Prosper mit Nestorius’ Häresie auseinander, die er als Irrlehre (error) und Gottlosigkeit (impietas) bezeichnet und deren Kerndogma er erklärt, gemäß dem „Christus von Maria nur als Mensch, nicht aber auch als Gott geboren und ihm die Göttlichkeit wegen seines Verdienstes verliehen worden sei.“ (Christum ex Maria hominem tantum, non etiam deum natum eique divinitatem conlatam esse pro merito c. 1297). Ausführlicher und mit genauer Erklärung, die seine theologische Bildung offenbart, behandelt er die Pelagianer in mehreren Einträgen, wobei er zunächst die als error bezeichnete Lehre des Pelagius illustriert, gemäß der „jeder einzelne aus eigenem Willen zur Gerechtigkeit geleitet werde und so viel an Gnade empfange, wie er verdient habe, weil Adams Sünde allein ihn selbst verletzt, nicht aber auch seine Nachkommen gefesselt habe. Deshalb auch sei es denjenigen, die es wollten, möglich, frei von aller Sünde zu sein. Ferner würden alle kleinen Kinder so unschuldig geboren, wie der erste Mensch vor dem Sündenfall gewesen sei; und nicht deswegen seien sie zu taufen, damit sie die Sünde ablegten, sondern damit sie mit dem Sakrament der Adoption geehrt würden“ (praedicans unumquemque ad iustitiam voluntate propria regi tantumque accipere gratiae, quantum meruerit, quia Adae peccatum ipsum solum laeserit, non etiam posteros eius obstrinxerit, unde et volentibus possibile sit omni carere peccato omnesque parvulos tam insontes nasci, quam primus homo ante praevaricationem fuit, nec ideo baptizandos, ut peccato exuantur, sed ut sacramento adoptionis honorentur c. 1252).36 Diese für die Gattung der Chronik sehr ausführliche Schilderung der Häresie, die einem Exkurs gleicht, zeugt vom Interesse des Chronisten (und wohl auch seiner aus demselben sozialen Milieu stammenden Rezipienten) 36 Dasselbe gilt auch für die c. 1358 behandelten Eutychianer. Die Verurteilung dieser Häresie wird c. 1369 berichtet.

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für diese Thematiken. Prosper erwähnt auch die Erklärung der Lehre zur Häresie (c. 1266) und die erfolgreiche Bekämpfung ihrer Anhänger in Britannien (c. 1301). Daneben wird über die Verfolgung der Manichäer berichtet. Papst Leo veranlasste diese, „alle Schändlichkeiten ihrer Lehre zu verdammen und zu verraten; ihre Schriften, von denen große Massen konfisziert worden waren, wurden verbrannt“ (omnes dogmatis sui turpitudines et damnare fecit et prodere incensis eorum codicibus, quorum magnae moles fuerant interceptae c. 1350). Im Nachsatz lobt Prosper ausdrücklich die seiner Meinung nach göttlich legitimierten Maßnahmen gegen die Manichäer, die auch im Osten Nachahmer fanden, als für Rom und die Welt nützlich: „Diese Sorgfalt, die dem heiligen Mann, wie es schien, von Gott eingegeben worden war, nutzte nicht allein der Stadt Rom stark, sondern auch dem ganzen Erdkreis, weil durch die Geständnisse der in Rom Ergriffenen ans Licht gebracht wurde, welche ihrer Lehrer, welche Bischöfe und welche Priester sich in welchen Provinzen oder Städten aufhielten“ (quae cura viro sancto divinitus, ut apparuit, inspirata non solum Romanae urbi, sed etiam universo orbi plurimum profuit, si quidem confessionibus in urbe captorum, qui doctores eorum, qui episcopi quive presbyteri in quibus provinciis vel civitatibus degerent, patefactum sit). Auch Hydatius beschäftigt sich detailliert mit der in seiner Heimat virulenten Häresie des Priscillianus, die für ihn gnostisch ist und die er als Irrlehre (pravitas) verdammt (c. 13). Im gleichen Kapitel berichtet er über den Misserfolg dieser Lehre bei den übrigen Kirchenleuten; ebenso wird von der Absetzung des Priscillianus als Bischof und seiner durch den Usurpator Maximus veranlassten Hinrichtung berichtet (c. 16). Nochmals äußert sich Hydatius negativ über diese Häresie (haeresem … blasphemissimam) anlässlich der Bischofssynode von Toledo (c. 32). Die Häresie der Pelagianer erwähnt er bei seinem Lob des Hieronymus, den er als wichtigen Gegner dieser Sekte anführt: „Zuletzt rieb er die Sekte der Pelagianer mitsamt ihrem Urheber mit dem stählernen Hammer der Wahrheit auf. Gegen diese und gegen andere Häretiker sind seine äußerst bewährten Werke erhalten“ (ad ultimum Pelagiani sectam cum eiusdem auctore adamantino veritatis malleo contrivit. adversum hos et adversum alios haereticos exstant eius probatissima monimenta c. 59). Marcellinus berichtet dagegen vor allem über die Häresien und Konflikte, die im Osten des Reichs verbreitet waren: So bespricht er recht ausführlich das auch von Prosper (c. 1220) kurz erwähnte Schicksal des auf Betreiben seiner Rivalen und gegen den Willen des Kaisers nach Armenien verbannten Johannes (ad. an 398 und 403). Nach seinem Tod bewirkte ein als Zeichen gedeutetes Feuer, das vom ehemaligen Thron des Johannes ausging und die ganze Kirche niederbrannte (ecclesiam Constantinopolitanam flamma ignis, quae de beati Iohannis throno quondam episcopi nata fuit, subito conflagrauit vicinamque ecclesiae urbis faciem serpens nihilo minus exussit ad an. 404), dessen Rehabilitation und die Festlegung eines Gedenktags am 26. September (beatissimi Iohannis episcopi, dudum malorum episcoporum invidia exsulati, apud comitatum coepit memoria celebrari mense Septembrio die XXVI ad. an. 428). Natürlich berichtet er ebenfalls mit Verwendung emphatischer rhetorischer Mittel (Antithese, Chiasmus) negativ über Nestorius, der zwar ziemlich redegewandt, aber zu wenig klug war (vir satis quidem eloquentiae, sapientiae vero parum ad. an. 428) und der nicht auf Papst Caelestinus’ Forderung zur

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Widerrufung der Irrlehre einging und daher abgesetzt wurde (ad an. 430). Ebenso wird auf die syrische Tradition angespielt, so etwa auf die Schriften des Isaak von Antiochia gegen die Nestorianer und die Eutychianer (ad an. 459). Marcellinus berichtet als einziger explizit über das Konzil von Chalkedon, beschränkt sich aber in seiner Berichterstattung auf die Verurteilung von Eutyches’ Häresie und die Absetzung des Patriarchen von Alexandria Dioscurus, ohne die weiteren theologischen Fragen zu erörtern (ad an. 451).37 Zusammenfassung

Der kurze Überblick hat gezeigt, wie die verschiedenen lateinischen Chronisten des 5. und 6. Jh. n. Chr., die sich alle vorgenommen haben, das von Eusebius von Cäsarea begonnene und von Hieronymus ins Lateinische übersetzte und fortgesetzte Werk zu ergänzen, trotz der Ähnlichkeit der behandelten Themen und Diskurse, trotz der Zugehörigkeit zu einem ähnlichen sozialen Milieu, das aus Männern der Kirche und Staatsdienern bestand und aus dem höchstwahrscheinlich auch die Rezipienten ihrer Werke stammten, dennoch auf recht eigenständige Weise ihre Aufgabe erfüllt und ihre jeweilige Persönlichkeit hinter den ‚trockenen‘ Fakten zum Vorschein gebracht haben. Die Auswahl der zu berichtenden Ereignisse und ihre Gestaltung zeigt, dass jeder einzelne Chronist über die ihm zur Verfügung stehenden Quellen hinaus den von der Gattung gegebenen Spielraum genutzt hat, um die von ihm berichtete Ereigniskette individuell zu gestalten und literarische Elemente zu deren Deutung einzulegen. So ist es natürlich, dass entsprechend der geographischen Verortung des Chronisten die Auswahl der berichteten Ereignisse und die Tendenz unterschiedlich sind.38 Bei Hydatius scheint sich etwa die gesamte Weltgeschichte in Galizien abzuspielen, Marcellinus Comes hingegen stellt den Osten des Reichs in den Mittelpunkt, Prosper und die gallischen Chronisten konzentrieren sich auf Südgallien. Aber auch in den Fällen, in denen über dasselbe Ereignis oder über dieselbe Persönlichkeit berichtet wird, hat sich, wie am Beispiel des Augustinus illustriert worden ist, gezeigt, dass sich die einzelnen Chronisten bezüglich der Selektion und der stilistisch-rhetorischen Gestaltung der jeweiligen Einträge durchaus unterscheiden. Dasselbe gilt in geringerem Maße auch für die verschiedenen Häresien. Besonders deutlich aber treten beim Thema der Barbaren Differenzen in der Beurteilung dieses Phänomens zutage: Bei allen Chronisten sind sie ein deutliches Symptom der Krise, die analog zu den Naturkatastrophen hereinbrechen und wie die Naturgewalten nicht von Menschenhand (die Gallische Chronik von 452), sondern nur mit Gottes Hilfe (Hydatius) oder aber teilweise durch eine kluge und einträchtige Kriegsführung (Prosper) gebremst werden können.

37 Prosper erwähnt ebenso die Häresie des Eutyches c. 1358. 38 Ebenso weist Cardelle de Hartmann (2000), S. 120 darauf hin, dass die meisten Chronisten keine Verbindung mehr zu den Machtzentren besaßen.

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Auch wenn den Chronisten des 5. und 6. Jh. auf Grund der gerafften annalistischen Darstellungsweise der Ereignisse nicht dieselben gestalterischen Stilmittel (etwa direkte und indirekte Reden) wie den narrativen Historikern zur Verfügung standen, haben diese es dennoch geschafft, den engen vom Genre vorgegebenen Spielraum vollständig zu nutzen und dabei ihren subjektiven, ideologischen Standpunkt mit dem Bericht subtil zu verbinden. Die Selektion der zu berichtenden Ereignisse und die stilistisch-rhetorische Gestaltung der einzelnen Einträge lassen den Chronisten großen interpretatorischen Freiraum und geben somit diesen Werken eine individuelle Prägung, durch welche die Rezeption gesteuert und die Erinnerung der folgenden Generationen geprägt werden sollte. Dieser Ansatz, die verschiedenen Chroniken hinsichtlich der Auswahl und der Präsentation des Stoffes synoptisch zu analysieren und dabei nicht mehr die Quellenfrage, sondern ideologische, soziale und literarische Motive der Chronisten in den Mittelpunkt der Untersuchung zu stellen, kann neue interessante Einblicke in die historische Produktion des 5. und 6. Jh. n. Chr. in lateinischer Sprache vermitteln, deren Vielfalt und Facettenreichtum durch einen systematischen Vergleich über diese einführende Betrachtung hinaus gewiss vertieft und umfassend gezeigt werden kann. Bibliographie

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Klassisch-paganes Erbe: Was bleibt in der memoria der Weltchronik? Memorialkultur des Chronicon Paschale Christian Gastgeber

Abstract The article scrutinizes the idea of the memoria of pagan history and culture in the Chronicon Paschale. Since this chronicle is a patchwork of sources quoted verbatim (the chronicle becomes a historical report only at the end, when it focuses on the time of Emperor Heraclius), whose author is not as much interested in the narrative as in correct chronology, the chronicle’s creativity is not expressed in the author’s way of describing, but in his selection of relevant passages (and the system of Easter reckoning). Three topics are treated: the Olympian Gods (in Euhemerian interpretation), the myth about the foundation of Rome, and the Classical (pagan) authors selected in the Chronicle. A possible conclusion about the ‚reading culture‘ of the chronicle’s author is reached.

Einleitung: Zum Problem des Autors des Chronicon Paschale und seiner Quellenbenutzung

Die intensive Beschäftigung mit dem Chronicon Paschale1 im Rahmen der Neuedition des Textes führte in der Erklärung von dessen sehr ambivalentem Charakter immer zu der Frage, was sein Autor beabsichtigt hat. Schon hier ist man mit der ersten Aporie konfrontiert, wenn man von einem Autor spricht; denn es bleibt die Hypothese im Raum – die ich anderenorts noch vertiefen werde2 –, dass es eventuell einen Nucleus und einen Fortsetzer und somit also zwei Autoren/Redakteure gab. Das könnte eine plausible Erklärung für Änderungen sein, die ganz besonders in der Beschreibung der Zeit der letzten behandelten Kaiser, Phokas (602–610) und Herakleios (610–628 im erhaltenen Teil), zutage treten. Das Chronicon Paschale bot sich aber nicht nur idealerweise in seiner Struktur für eine Fortsetzung an, auch der Nucleus gestattete beliebige Ergänzungen. Denn das Werk wollte keine stilistisch homogene Weltgeschichte und innerhalb der chronologischen Fixdaten ein Narrativ der Ereignisse bieten, sondern sein Autor beabsichtigte eine streng annalistische Struktur, die jedes Jahr anführen 1 2

Gefördert vom Österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Arbeit (FWF); Projektnummer P 25485. In Vorbereitung ist im Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften vom Autor die Monographie „Studien zum Chronicon Paschale“, die 2018 erscheinen wird.

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und das pagane Erbe durch Harmonisierung der Daten mit der biblischen Geschichte (bis zur Passion Christi) verbinden sollte – nicht durch ausführliche Erklärungen, sondern durch eine Konkordanz der Daten bzw. der Herrschaftsären, wie dies Eusebios von Kaisareia so übersichtlich in seinen Canones vorgeführt hat.3 Die biblischen Daten wurden traditionell als historische Eckpfeiler gesehen, nach denen man Ereignisse datieren kann; ihnen wird zur Seite gestellt, was es sonst noch an vorhandenen Datierungssystemen gab. Man könnte dies als einen Beweis der Historizität des Alten (und Neuen) Testaments sehen; doch ist diese Betrachtungsweise zu modern und von einer kritischen Quellenanalyse her betrachtet. Für einen Byzantiner stellt sie sich nicht. Auch symbolisch-mystische Zeiteinheiten oder -punkte wurden nicht in Zweifel gezogen oder korrigiert, solange man die Jahresdaten aus den Bücher des Alten und Neuen Testaments nicht in einer direkten Abfolge bis zur Gegenwart herausfilterte und in ein kongruentes System einpasste, das mit astronomischen Zyklen (Mondzyklus, Sonnenzyklus) übereinstimmen sollte. Dann musste man sich der Frage möglicher Abweichungen vor dem Faktum der Zyklenberechnung stellen oder diese entsprechend manipulieren. In dieser Hinsicht, d. h. in der Berechnung und Zuordnung von Daten, zeigt das Chronicon Paschale eigene Initiative und einen innovativen Zugang.4 Im Fokus des Chronicon Paschale ist die Berichtigung bestehender Osterberechnung, einerseits anhand einer (Neu)Berechnung der Basisdaten des Christentums,5 andererseits in der korrekten Abfolge der Jahresdaten – eine essentielle Aufgabe, die mit dem ersten Punkt eng verbunden ist; denn sie führt zum Anfangspunkt der Weltschöpfung, an dem Mond- und Sonnenzyklus ihren Anfang genommen haben und fortan von diesem Anfangspunkt aus berechnet werden. Der Nucleus ist bis zur Zeit der Passion Christi deutlich noch von einem starken christozentrischen Aspekt geprägt: Sämtliche Ereignisse des alten Testaments sind typologische Vorboten des Wirkens Christi. Daher wird auch den Propheten und der typologischen Interpretation ihrer Aussagen großer Raum gewidmet – all dies keine genuine Schöpfung des Chronicon Paschale, dieselben Erklärungen finden sich bereits tale quale bei Kosmas Indikopleustes.6 Diese Ausführungen sprengen den annalastischen Charakter und betonen stark das Narrativ. Es ist aus der Christozentrik auch erklärlich, dass zu den umfangreichsten narrativen Passagen der Evangelismos an Elisabeth und Maria, die Geburt Johannes des Täufers und Jesu, Jesu Taufe im Jordan und sein Kreuzestod gehören, jedoch nicht so sehr mit faktischen Information (bzw. mehr oder weniger dem neutestamentlichem Narrativ wörtlich folgend) als vielmehr mit erklärenden Berechnungen, die das Weltjahr 55077 als Geburtsjahr Christi stützen sollten. 3 4 5 6 7

Zum Werk vgl. zuletzt Burgess (1999). Eine Bewertung der Besonderheit des Chronicon Paschale (in der allgemeinen Tendenz der Verbindung biblischer Daten mit der Weltgeschichte) bei Beaucamp/Bondoux/Lefort/Rouan/Sorlin (1979), S. 285– 287. Diese werden im Vorwort aufgezählt: CP 25, Z. 1–11. Siehe Schermann (1907), S. XVIII–XXII; Schneider (2010), S. 103–106; zur Konkordanz der Stellen mit Kosmas Indikopleustes siehe die Edition von Wolska-Conus, S. 53–56. Nur en passant sei hier angeführt, dass im Chronicon noch eine weitere Zählung angewandt wird, jedoch nicht bei den Christuspassagen und den ausgewählten Rechenbeispielen im Werk. Eine genaue

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Die pagane Geschichte erfüllt in diesem Werk hauptsächlich den Zweck, als Datierungsabfolge und chronologische Konkordanz zu dienen. Der Versuch, Ereignisse anhand des Wirkens der Tyche oder besonderer Aretai (bzw. Pathe) zu erklären und damit Muster des Handelns zu bieten, wird gar nicht erst unternommen. Und doch finden sich – mit der Hauptquelle Malalas für die pagane Geschichte – gelegentlich recht umfangreiche Anleihen, allen voran zu Kronos und Zeus sowie zur Gründungsgeschichte Roms. Über mehrere Seiten wird – das annalistische Schema durchbrechend – aus der Vorgängerchronik zitiert, und zwar tale quale, der Text wird – soweit prüfbar – weder sprachlich noch stilistisch revidiert bzw. angepasst (selbst Vulgarismen können dabei neben den klassischen Formen auftreten; lateinische Fremdworte werden kommentarlos übernommen, auch in Fällen, wo berechtigter Zweifel besteht, ob der Kompilator diese auch wirklich verstanden hat; mitunter treten sogar Schreibvarianten desselben Wortes auf, ohne dass eine Endrevision versucht hätte, diese zu vereinheitlichen).8 Darin trifft sich diese Zitierweise mit den sonstigen Zitaten in der Osterchronik: als ein reines Mosaik von Quellen, die verbatim und unkommentiert kopiert werden. Da also eine selbständige Be- oder Überarbeitung nicht der Intention des Autors entsprach, ist man bei inserierten Zitaten mit einem großen Problem konfrontiert: Was ist der Parameter, der ein Zitat als genuinen Bestandteil des Chronicon Paschale erkennbar macht? Die Antwort ist ernüchternd: Es gibt einen solchen Parameter nicht, und jedes Zitat, gerade für die pagane Geschichte, dessen Narrativ a priori – d. h. zu Datierungsangaben – nicht im Hauptinteresse des Autors lag, kann ebenso vom Autor stammen wie von einem späteren Bearbeiter ergänzt sein. Gäbe es unmittelbar nachfolgende Benützer des Chronicon Paschale, die ein Textstratum zeitlich genau fixieren ließen, wäre man schon auf sicherem Boden, doch dies fehlt; und so bleibt einzig der codex unicus vom Ende des 10. Jahrhunderts, und dazwischen die hypothetische Bandbreite von einer „ursprünglichen“ Version (cum grano salis, wenn man die oben beschriebene Erweiterung in Betracht zieht) bis zu einer (in unbestimmten Grad durchgeführten) Befüllung der Jahresabfolgen mit zusätzlichen Daten oder sogar Narrativen im Sinne eines annalistischen open text.9 Dass es ganz gewiss Eingriffe gegeben hat, zeigen Korrekturen, die für den Osterberechnungsteil nachzuweisen sind.10 Die Berechnungen des Autors entsprachen nicht mehr dem aktuellen Analyse wird in der eingangs erwähnten Spezialstudie zur Osterchronik erfolgen. Siehe dazu auch Mosshammer (2008) 378–311 (die bisherige Diskussion zusammenfassend). 8 Dies ist eine der Herausforderungen für die neue Edition: Wo darf man noch eingreifen, weil ein Fehler in der handschriftlichen Überlieferung vorliegt, und wo hat der Autor selbst beim Kompilieren einfach seine Quelle wortgetreu abgeschrieben und waren Varianten schon von diesem Stratum her gegeben? 9 Hier nicht leserbezüglich und interpretatorisch im Sinne Umberto Ecos (1979) verstanden, sondern als physische Einheit, die als „öffentlicher Text“ jederzeit Erweiterungen und Ergänzungen erfahren durfte, wenn sich solche ergänzenden Angaben den Nucleus sinnvoll erweiternd einfügten (idealerweise in der Chronistik und Annalistik); diese Änderungen können immer auch intentional Teile des bestehenden Nucleus verändern (wie im Falle des Chronicon Paschale bei der Anpassung der Rechenbeispiele). 10 Schwartz (1899), Sp. 2473–2475; Beaucamp/Bondoux/Lefort/Rouan/Sorlin (1979), S. 276–283; Mosshammer (2008), S. 278–316, bes. S. 287–288, 308–310.

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Berechnungsmodell und mussten adaptiert werden11 – ein Beweis, dass man die umfangreiche Sammel- und Konkordanzarbeit des Nucleus mit einer vollständigen Jahresliste zu schätzen wusste, jedoch grundlegende Berechnungsdaten anpassen wollte. Wie gesagt ist jedoch gerade das Datenskelett mit den partiellen Befüllungen eine ideale Grundlage, um als open text weiterbearbeitet werden zu können. Lässt sich auf solch einer unsicheren Basis eine konkrete Aussage über die Memoria, noch dazu des paganen Erbes, machen? Wenn man dies nicht auf eine bestimmte Person (den Autor) zu einem genau bestimmten Zeitpunkt (traditionell ca. 630) fixieren will, sondern als die Eintragung eines Chronisten und Kompilators – oder (mehrerer) spätere(r) – etwa ab dem 7. Jahrhundert sieht, sehr wohl. Es zeigt das Interesse der Byzantiner, ein vorhandenes Datenskelett mit erinnerungswürdigen Fakten zu befüllen; sehr wahrscheinlich gehen die erwähnten christozentrischen Passagen und die Exzerpte aus Malalas auf den originären Autor zurück. Es gibt aber auch kurze Zusätze aus unsicherer Quelle, die teils in anderen Fasti oder Chroniken auftauchen und die immer auch späterer Zusatz sein können (hierbei handelt es sich beispielsweise um die kurzen Erwähnungen eines wichtigen Lebensmoments von herausragenden [Natur]philosophen oder Schriftstellern, d. h. Poeten oder Historikern). Die Besonderheit einer Erwähnung und Ausführung eines paganen Ereignisses (das über den Rahmen einer Datierungsgrundlage hinausgeht – derartige Fakten sind in diesem Beitrag auch nicht weiter behandelt) liegt also bei der Osterchronik nicht in der Darstellungsform oder in einer gar intentionellen Einbindung im Sinne einer Synkrisis. Denn solche Versatzstücke sind eben wörtlich aus der Vorlage übernommen; der Autor schreibt sogar Stellenangaben und persönliche Standpunkte bzw. Wertungen, sofern angeführt, daraus ab.12 Der Vergleich mit sicher identifizierbaren Zitaten aus nicht-biblischen Quellen macht auch auf ein weiteres Problem aufmerksam: Wenn der Autor einmal aus seiner auktorialen Erzählposition zum persönlichen Erzähler wird,13 11

Dazu gehören auch massive spätere Eingriffe im Vorwort zur Ausführung der Berechnungsgrundlage für den Ostertermin; siehe bereits Beaucamp/Bondoux/Lefort/Rouan/Sorlim (1979), S. 298–301. 12 Vgl. etwa unter den zahlreichen Belegen CP 69, 12–14 ὁ δὲ σοφώτατος Βρούττιος ὁ ἱστορικὸς καὶ χρονογράφος ἐξέθετο ὡς ὁ αὐτὸς Πῖκος ὁ καὶ Ζεὺς … = Malalas, Chronographia II 11, ed. Thurn, S. 25, Z. 30–31; CP 117, 11–12: Εὐπόλεμος δέ φησι Μωϋσῆν πρῶτον σοφὸν γενέσθαι καὶ γράμματα παραδοῦναι τοῖς Ἰουδαίοις πρῶτον … = wörtlich Eusebius, Praeparatio evangelica IX 26, ed. Mras/des Places, S. 519; CP 430, Z. 20–431, Z. 2: Τιβέριος θάνατον ἠπείλησεν τοῖς χριστιανοκατηγόροις, ὡς ἱστορεῖ Τερτυλλιανὸς ὁ Ῥωμαῖος vgl. in der Chronik des Eusebios von Kaisareia, ed. Helm, S. 177 (in der erhaltenen Übersetzung des Hieronymus): Tiberius per edictum accusatoribus XPianorum comminatus est mortem. Scribit Tertullianus in Apologetico. – Hierzu zählen auch Passagen, die einen chronologischen Bezugspunkt zum ursprünglichen Autor herstellen und ohne Anpassung übernommen werden: z. B. über Vespasian und seinen triumphalen Einzug in Antiochia nach dem Sieg über die Juden πρὸς ὕβριν αὐτῶν τὴν συναγωγὴν αὐτῶν λύσας ἐποίησε θέατρον, στήσας ἑαυτῷ ἄγαλμα μαρμάρινον ἐκεῖ, ὅπερ ἕως τῆς νῦν ἵσταται (Malalas, Chronographia X 45, ed. Thurn, S. 197, Z. 10–12; dieser Satz ist mit einem längeren Exzerpt aus Malalas wortwörtlich übernommen in CP 462, 19–463, 2). 13 Eine der wenigen Stellen der Einbringung seiner Person (sonst fast ausschließlich bei den Rechenformeln, in der Personalform der 1. Person Plural): λοιπὸν ἐπὶ τοὺς τέσσαρας μεγάλους βαδιοῦμεν, πληρώσαντες σὺν θεῷ τοὺς ιβʹ (CP 286, Z. 20–21) = wörtlich Vitae Prophetarum in der Recensio Dorotheana bei Schermann (1907), S. 37, Z. 23–24; CP 443, Z. 1–2 καὶ εἰ θελήσομεν πάσας τὰς τοῦ

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so kann auch dies schlicht aus der Vorlage übernommen sein; der Wechsel des Aspektes war für diesen Kompilator belanglos. Memoria einer Weltchronik

Der individuelle Zugang und das Besondere einer jeden Weltchronik ist das selektive Verfahren: Einerseits was noch erwähnenswert ist, andererseits was als bereits unwichtig ausgelassen wird oder nicht mehr im Fokus des zeitgenössischen Interesses steht. Denn die Weltchroniken sind stets nach dem Konzept aufgebaut, nicht alle Informationen im Sinne moderner Gelehrsamkeit zu präsentieren, sondern nach einem Auswahlverfahren, das ihren persönlichen Interessen entspricht. Selbst wenn Vorlagen tale quale abgeschrieben werden, wird bei aller Worttreue nicht ein Text in toto übernommen, sondern nach relevanten Passagen kopiert. Hieraus lässt sich in Summe der besondere Zugang einer Weltchronik herausarbeiten, nämlich in der Auswahl und im Filter. In der Diachronie zeigt sich dann im Vergleich der einzelnen Weltchroniken eine neue Wertigkeit von zunächst Epoche machenden Ereignissen zu kurzen Eintragungen, bis auch diese eventuell wieder für obsolet und entbehrlich erachtet wurden. In dieser Hinsicht war auch das sehr abfallende Urteil in den Literaturgeschichten von Karl Krumbacher und Herbert Hunger nur einseitig vom Gesichtspunkt des literarischen Anspruches gefällt14 – immerhin konnte eine kürzlich erfolgte Neubeurteilung der Weltchroniken deren Wert und Besonderheit hervorstreichen.15 Unter dieser Prämisse passt sich auch ein Werk wie der Quellencento des Chronicon Paschale mit seiner bemühten Neuberechnung der Jahresabfolge und ganz besonders der Zentraldaten aus dem Leben Christi in die Fragestellung einer Memoria ein; denn der Verfasser – bzw. ein (mehrere?) nachfolgende(r) Bearbeiter – haben Daten aus der Weltgeschichte ausgewählt und der Erinnerung für würdig befunden. Euhemeristische Tendenz

Das Christentum hatte sich nach einer Phase der heftigen Angriffe gegen das Heidentum und sein Schrifttum einer nüchterneren Neubeurteilung der paganen Literatur gestellt. Dahinter standen jedoch keine humanistischen Überlegungen, sondern die schlichte Anerkennung der realen Tatsachen: Das heidnische Schrifttum war sowohl im Schulunterricht als auch in der Bildungselite schlichtweg die Grundlage der gehobenen Sprache und in der Unterhaltungs- sowie Fachliteratur unersetzbar. Die ἀποστόλου χρήσεις ἀναλέξασθαι περὶ τούτου … ist Teil eines längeren Exzerptes, das wortwörtlich auch bei Kosmas Indikopleustes, Topographia Christiana V 219, ed. Wolska-Conus, S. 329, Z. 12–13, vorkommt. 14 Mariev (2015); Mariev (2016). 15 Im Rahmen der internationalen Konferenz „Chronicle as Literature at the Crossroad of Past and Present“, München 29.–30. April 2016, organisiert von Ingela Nilsson und Sergei Mariev.

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Versuche der Christen, eine ebenbürtige Literatur in den einzelnen Genres entgegenzustellen, misslangen. Folglich war ein Kompromiss des richtigen Gebrauches, der χρῆσις,16 zu finden, der darin bestand, dass man heidnische Literatur als Mittel zum Zweck akzeptierte; das Mittel wurde dabei auf die Erlernung der Sprache – bzw. der ethischen Propädeutik zur tieferen religiösen Erkenntnis17 – reduziert,18 der Zweck waren die höheren theologischen Studien. Als eindrucksvoller Vergleich wurde das Sammeln des Honigs durch Bienen herangezogen: Wie diese nur das Beste aus der Blüte sammelten, so müsse es auch der Christ bei der heidnischen Literatur machen. In dieser Weise versuchte der Kirchenvater Basileios in seiner berühmten Schrift „An die Jugend wie man aus heidnischen Werken Nutzen ziehen könnte“19 der Klassischen Literatur einen neuen Stellenwert im christlichen Bildungssystem zu geben. Man durfte die Aussagen über die Götter nur nicht glauben und amoralische Verhaltensweisen nicht zum Vorbild nehmen. Oratio ad adolescentes IV 9, ed. Naldini, S. 92–94 (verfasst ca. 370–375): Κατὰ πᾶσαν δὴ οὖν τῶν μελιττῶν τὴν εἰκόνα τῶν λόγων ἡμῖν μεθεκτέον. Ἐκεῖναί τε γὰρ οὔτε ἅπασι τοῖς ἄνθεσι παραπλησίως ἐπέρχονται, οὔτε μὴν οἷς ἂν ἐπιπτῶσιν ὅλα φέρειν ἐπιχειροῦσιν, ἀλλ’ ὅσον αὐτῶν ἐπιτήδειον πρὸς τὴν ἐργασίαν λαβοῦσαι, τὸ λοιπὸν χαίρειν ἀφῆκαν· ἡμεῖς τε, ἢν σωφρονῶμεν, ὅσον οἰκεῖον ἡμῖν καὶ συγγενὲς τῇ ἀληθείᾳ παρ’ αὐτῶν κομισάμενοι, ὑπερβησόμεθα τὸ λειπόμενον. „Ganz nach dem Vorbild der Bienen also müssen wir uns an die Literatur halten. Denn jene gehen weder zu allen Blüten in gleicher Weise, noch versuchen sie, wenn sie welchen verfallen, alles mit sich wegzuführen; sondern soviel davon zur Verarbeitung geeignet ist, das nehmen sie, alles Andere lassen sie zurück. Wenn wir klug sind, so werden wir uns von ihnen [d. h. den heidnischen Autoren] verschaffen, was uns eigen und der Wahrheit [d. h. dem wahren Glauben] verwandt ist, und werden alles Restliche übergehen.“

Dem Christentum kam hierbei eine schon in paganer Zeit erarbeitete rationale Erklärung des Götterwesens zugute. Diese stammte von Euhemeros (340–260 v. Chr. ) und 16 Siehe zur Thematik des richtigen Gebrauchs Gnilka (2012). 17 So bei Basileios von Kaisareia, Oratio ad adolescentes II 7, ed. Naldini, S. 86: ἕως γε μὴν ὑπὸ τῆς ἡλικίας ἐπακούειν τοῦ βάθους τῆς διανοίας αὐτῶν (sc. der ἱεροὶ λόγοι) οὐχ οἷόν τε, ἐν ἑτέροις οὐ πάντη διεστηκόσιν, ὥσπερ ἐν σκιαῖς τισι καὶ κατόπτροις, τῷ τῆς ψυχῆς ὄμματι τέως προγυμναζόμεθα, τοὺς ἐν τοῖς τακτικοῖς τὰς μελέτας ποιουμένους. 18 So definiert bei Basileios von Kaisareia, Oratio ad adolescentes III 2, ed. Naldini, S. 88: οὐκ ἄχαρί γε μὴν οὐδὲ τὴν θύραθεν σοφίαν περιβεβλῆσθαι, οἷόν τινα φύλλα σκέπην τε τῷ καρπῷ καὶ ὄψιν οὐκ ἄωρον παρεχόμενα; IV 1–8: ἀλλ’ ὅτι μὲν οὐκ ἄ χ ρ η σ τ ο ν ψυχαῖς μαθήματα τὰ ἔξωθεν δὴ ταῦτα ἱκανῶς εἴρηται, … καὶ ποιηταῖς καὶ λογοποιοῖς καὶ ῥήτορσι καὶ πᾶσιν ἀνθρώποις ὁμιλητέον, ὅθεν ἂν μέλλῃ πρὸς τὴν τῆς ψυχῆς ἐπιμέλειαν ὠφέλειά τις ἔσεσθαι. Er geht dann die einzelnen literarischen Kategorien (IV: ποιηταί, συγγραφεῖς, ῥήτορες) durch. Zur besonderen Betonung der Nützlichkeit von Beispielen der ἀρετή für die Jugend, die in ihrem unreifen Lebensalter noch nicht für gründlichere (theologische) Unterweisungen geeignet ist, aus der Lektüre der paganen Literatur siehe V 2. 19 Siehe dazu Büttner (1908); Lamberz (1979); Schucan (1973).

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ist in seiner Hiera Anagraphe angeführt, einem utopischen Reiseroman zu der fiktiven Insel Panchaia.20 Im dortigen Zeustempel entdeckte Euhemeros die besagte Heilige Aufzeichnung der Taten der ersten Könige. Es sind dies Uranos, Kronos und Zeus, bei denen es sich um menschliche Herrscher handelt, die aufgrund herausragender Taten bzw. einer entsprechend eingeforderten Verehrung wie göttliche Mächte verehrt wurden. Mit diesem Erklärungsmodell des Euhemeros konnte die heidnische Mythologie ihrer Göttlichkeit entzaubert werden; es stellte sich – bei Herrschern, als die sie nun aufgezeigt wurden – für den Christen jedoch die Frage, wie man sie zeitlich erfassen und in das Weltchronikgefüge einpassen konnte. Die Eingliederung in ein zeitliches Gefüge (freilich lange nach Gottes Schöpfung der Welt) erlaubte dem Christentum zugleich, im Vergleich zu ihrem wahren Gott die Zeitlichkeit und Vergänglichkeit dieser mythischen Helden aufzuzeigen. Kennzeichen der Zeitlichkeit und vor allem der Vergänglichkeit wie Geburt oder Tod wurden dabei jeder dieser mythischen Gestalten zugeordnet. Der große Vorteil lag darin, dass man auf eine pagane Tradition zurückgreifen konnte und nicht, wie in der frühen christlichen Apologetik, mit kritischer Stellungnahme zu Darstellungen der Götterwelt in der Klassischen Literatur, allen voran bei Homer, Attacken reiten musste. Der Euhemerismus nimmt auch in der Osterchronik einen breiten Raum ein, eben bei der Eingliederung des Götterolymps in eine Herrschaftsabfolge. Doch dieser sehr lange Exkurs ist eine wörtliche Übernahme aus Malalas; eine persönliche Stellungnahme oder auch nur ein Kommentar dazu seitens des Autors fehlen. Die lange Passage zu Kronos, Zeus, Hermes, Hephaistos, Helios, Sosis, Osiris, Horus, Thoulis sowie Hermes Trismegistos (CP 64–86 = Malalas, Chron. I 7–13; II 11–13, 6–8; I 13–15; II 1–5 in der Abfolge 1–2, 5, 3–4, ed. v. Thurn) wird teils unter einem thematischen Schwerpunkt zur Astronomie,21 d. h. zur Benennung von Persönlichkeiten nach Planeten, abgehandelt. Diesem umfangreichen Abschnitt folgt eine Erklärung über diese Periode des Ἑλληνισμός – mit einer bemerkenswerten christlichen Neuinterpretation eines (positiven) Fachterminus der Rhetorik22 in negativer Konnotation: Der Hellenismos fand im christlichen antihäretischen Schrifttum als Begriff für eine der fünf Mütter aller folgenden Häresien Eingang.23 Die Definition des Hellenismus wird

20 Siehe hierzu Winiarczyk (2002), Adler (2016), Garstad (2016); Winiarczyk (1991) hat auch die gesammelten Fragmente über Euhemeros und sein Werk in der Bibliotheca Teubneriana ediert. 21 So die erste Rubrik im codex unicus der Osterchronik Codex Vaticanus gr. 1941, f. 32v; zu den einzelnen heidnischen Göttern ist sodann marginal ἀστήρ (von α´ bis ε´, Ende f. 33r) erklärend hinzugefügt. 22 So in der stoischen Lehre; vgl. Diogenes Laertius, Vitae philosophorum 7 59: ἀρεταὶ δὲ λόγου εἰσὶ πέντε, ἑλληνισμός, σαφήνεια, συντομία, πρέπον, κατασκευή. Ἑλληνισμὸς μὲν οὖν ἐστι φράσις ἀδιάπτωτος ἐν τῇ τεχνικῇ καὶ μὴ εἰκαίᾳ συνηθείᾳ. 23 Vgl. Ephiphanios von Zypern, Panarion haereticorum 80, 10, 4, ed. v. Holl/Dummer, S. 495, Z. 9–10: φύσει μὲν γάρ εἰσιν ἑβδομήκοντα πέντε καὶ τούτων αἱ μητέρες πέντε, ὥσπερ Ἑλληνισμòς ἀφ’ οὗ Ἕλληνες. Man vgl. dazu auch CP 42, 9–11: αἱ τῶν αἱρέσεων πασῶν μητέρες τε καὶ πρόκριτοι καὶ ὀνομασταί εἰσιν αὗται· βαρβαρισμός, σκυθισμός, ἑλληνισμός, ἰουδαϊσμός· ἑξ ὧν μητέρων καὶ ἄλλαι ἐφύησαν αἱρέσεις (= nach Ps.-Epiphanius, Anakephalaiosis zu Buch I, Vorspann, ed. v. Holl/Bergermann/Collatz 2013, S. 162, Z. 4–5).

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im Chronicon Paschale auch wörtlich aus der pseudoepiphanischen Anakephalaiosis24 (die aus dem Panarion des Epiphanios schöpft)25 übernommen. Anhand von Ausschnitten über Kronos (wie gesagt, tale quale aus Malalas übernommen) sei das Prinzip des euhemeristischen Erklärungsmodells kurz aufgezeigt. Hervorgehoben werden in diesem Beispiel die jeweiligen Termini, die die Götter zu (mächtigen) Menschen in einer Machtposition umfunktionieren, woraus sich ein Status von Superiorität ergab, aber eben keine Göttlichkeit; entscheidend ist dabei, wie gesagt, auch die Eingliederung dieser Machthaber in bestehende Genealogien und eine zeitliche Fixierung der Regierungsdauer sowie eines Todesdatums: CP 64, Z. 19–65, Z. 15: Ἐκ δὲ τῆς αὐτῆς φυλῆς τοῦ Σὴμ τῆς κρατησάσης Συρίαν καὶ τὴν Περσίδα καὶ τὰ λοιπὰ μέρη τῆς ἀνατολῆς τοῦ πρώτου υἱοῦ τοῦ Νῶε ἐγεννήθη καὶ ἀνεφάνη ἄνθρωπος γιγαντογενής, ὀνόματι Κρόνος, ἐπικληθεὶς ὑπὸ Δάμνου τοῦ ἰδίου πατρὸς εἰς τὴν ἐπωνυμίαν τοῦ πλάνητος ἀστέρος. ἐγένετο δὲ δυνατὸς οὗτος, ὅστις πρῶτος κατέδειξε τὸ βασιλεύειν ἤτοι ἄρχειν καὶ κρατεῖν τῶν ἄλλων ἀνθρώπων· καὶ ἐβασίλευσεν αὐτὸς πρῶτος τῆς Ἀσσυρίας ἔτη πολλά, καὶ ὑπέταξε πᾶσαν τὴν γῆν Περσίδος ἀπὸ τῆς Ἀσσυρίων ἀρξάμενος. ἦν δὲ φόβον ἔχων πρὸς πάντας, ὡς πολέμιος καὶ ἀναιρῶν πάντας, ὅστις εἶχε γυναῖκα Σεμίραμιν τὴν καὶ Ῥέαν καλουμένην παρὰ Ἀσσυρίοις διὰ τὸ καὶ αὐτὴν εἶναι ὑπερήφανον καὶ ἀλαζόνα. ἦν δὲ καὶ αὐτὴ ἐκ τῆς φυλῆς τοῦ Σὴμ τοῦ υἱοῦ Νῶε. ἔσχεν δὲ υἱὸν ὁ Κρόνος ὀνόματι Πῖκον, ὅστις ἀπὸ τῶν γονέων ἐκλήθη Ζεὺς εἰς ὄνομα καὶ αὐτὸς τοῦ πλανήτου ἀστέρος. ἔσχε δὲ καὶ ἄλλον υἱὸν ὁ αὐτὸς Κρόνος ὀνόματι Νίνον· ἔσχε δὲ καὶ θυγατέρα ὀνόματι Ἥραν. „Aus demselben Stamm Sems des ersten Sohnes Noahs, einem Stamme, der Syrien, Persien und die übrigen Teile des Osten beherrschte, entstammte und trat in Erscheinung ein gigantenähnlicher Mensch namens Kronos, der von seinem eigenen Vater Damnos nach dem Namen des Planeten benannt wurde. Dieser wurde mächtig und zeigte als erster Gebietertum, d. h. das Herrschen und Macht-Ausüben über die anderen Menschen. Er herrschte selbst als erster über Assyrien viele Jahre und unterwarf das Gebiet Persiens, von Assyrien aus beginnend. Er war aber allen zu fürchten, da er feindlich gesinnt war und alle beseitigte; er hatte zur Frau Semiramis, die auch Rhea bei den Assyrern genannt wurde, weil auch sie übermütig und prahlerisch war. Auch sie war aus dem Stamm Sems, des Sohnes Noahs. Kronos hatte einen Sohn namens Pikos, der von den Eltern Zeus genannt wurde, auch in seinem Fall nach dem Namen des Planeten. Derselbe Kronos hatte auch einen anderen Sohn namens Ninos. Er hatte aber auch eine Tochter namens Hera.“ CP 65, Z. 19–66, Z. 5: ὁ δὲ προπάτωρ Κρόνος ἐάσας τὸν ἑαυτοῦ υἱὸν Πῖκον ἐν τῇ Ἀσσυρίᾳ καὶ τὴν ἑαυτοῦ γυναῖκα Ῥέαν τὴν καὶ Σεμίραμιν μετὰ τοῦ Πίκου τοῦ καὶ Διὸς υἱοῦ αὐτοῦ. καὶ λαβὼν πολλὴν βοήθειαν ὄχλου ἀνθρώπων γενναίων ἀπῆλθεν ἐπὶ τὴν δύσιν ἀβασίλευτον οὖσαν, 24 Ps.-Epiphanius, Anakephalaiosis I 3, ed. v. Holl/Bergermann/Collatz, S. 163–164. 25 Siehe Holl (1910), S. 95–98.

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μὴ κρατουμένην ὑπό τινος βασιλεύοντος· καὶ ἐκράτησεν τῶν δυτικῶν μερῶν, ἀφανὴς ἐκ τῆς Συρίας γενόμενος. καὶ ἔμεινεν κρατῶν καὶ βασιλεύων τῆς δύσεως πάσης ἐ π ὶ ἔ τ η π ο λ λ ά … „Der Stammvater Kronos ließ seinen Sohn Pikos in Assyrien, ebenso seine Frau Rhea, die auch Semiramis genannt wurde, mit seinem Sohn Pikos, der auch Zeus genannt wurde. Mit der großen Unterstützung einer Schar edler Männer entwich er in den Westen, der ohne Herrscher war und dessen sich kein Herrscher bemächtigt hatte; und so herrschte er über die westlichen Teile, nachdem er aus Syrien verschwunden war, und er blieb Herrscher und Gebieter des ganzen Westens über viele Jahre …“ CP 66, Z. 15–67, Z. 9: μετὰ δὲ τὸ βασιλεῦσαι τὸν Πῖκον τὸν καὶ Δία τῆς Ἀσσυρίας ἔτη τριάκοντα ἐάσας καὶ αὐτὸς τὴν ἑαυτοῦ μητέρα καὶ τὴν Ἥραν τὴν ἑαυτοῦ ἀδελφὴν καὶ γυναῖκα, καὶ ποιήσας τὸν ἑαυτοῦ υἱὸν Βῆλον βασιλέα τῆς Ἀσσυρίας, ἀπῆλθεν ἐπὶ τὴν δύσιν πρὸς τὸν ἑαυτοῦ πατέρα τὸν Κρόνον. ὁ δὲ Βῆλος ἐβασίλευσεν τῶν Ἀσσυρίων ἔ τ η δ ύ ο , καὶ τ ε λ ε υ τ ᾷ , ὅντινα οἱ Πέρσαι ἀπεθέωσαν. ὁ δὲ Κρόνος ἑωρακὼς τὸν ἑαυτοῦ υἱὸν Πῖκον τὸν καὶ Δία ἐλθόντα πρὸς αὐτὸν ἐν τῇ δύσει, παρεχώρησεν αὐτῷ τὴν βασιλείαν τῆς δύσεως· ἦν γὰρ γεγηρακὼς καὶ ταλαιπωρήσας ὁ αὐτὸς Κρόνος. καὶ ἐβασίλευσεν τῆς δύσεως, ἤγουν τῆς Ἰταλίας, Πῖκος ὁ καὶ Ζεὺς ὅ λ α ἔ τ η ξ β ʹ , τῆς δὲ Ἀσσυρίας μετὰ τὸν Βῆλον ἐβασίλευσεν Νίνος ὁ ἄλλος υἱὸς Κρόνου, ὅστις καὶ τὴν ἑαυτοῦ μητέρα τὴν Σεμίραμιν ἔλαβεν γυναῖκα· … καὶ τ ε λ ε υ τ ᾷ ὁ Κρόνος. „Nachdem Pikos, der auch Zeus genannt wurde, 30 Jahre über Assyrien herrschte, verließ auch er seine Mutter und Hera, seine Schwester und Frau, und machte seinen Sohn Belos zum Herrscher von Assyrien; er entwich in den Westen zu seinem Vater, der auch Kronos genannt wurde. Belos herrschte über die Assyrer zwei Jahre und stirbt dann; ihn erhoben die Perser zu einem Gott. Als Kronos sah, dass sein Sohn Pikos, der auch Zeus genannt wurde, zu ihm in den Westen kam, überließ er ihm die Herrschaft des Westens; denn es war derselbe Kronos gealtert und erschöpft; und so herrschte Pikos, der auch Zeus genannt wurde, über den Westen, nämlich Italien, ganze 62 Jahre; über Assyrien aber herrschte Ninos, der andere Sohn des Kronos, nach Belos; er nahm auch seine Mutter Semiramis zur Frau … und es stirbt Kronos“

Geschichte der Gründung Roms

Für die Geschichte Roms gilt im Chronicon Paschale dasselbe Schema: Der Mythos wird geschichtlich eingegliedert und zu einer Stadtgeschichte mit Herrschaftsabfolge in die parallel laufende biblische Geschichte eingeordnet. Es geht also auch hier nicht um die Bewahrung eines antiken Mythos, sondern um die Einbindung einer Dynastie in den gesamten Herrschaftsabfolgerahmen. Die entsprechenden Daten hat das Chronicon Paschale wiederum wörtlich aus Malalas übernommen; die übernommene Passage erhält (gegenüber Malalas) bloß eine einleitende genaue chronologische Fixierung, der Satz geht dann direkt in das folgende (lange) Exzerpt aus Malalas (Anfang Buch 7, hier kursiv hervorgehoben) über:

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CP 204, Z. 1–5: Τούτῳ τῷ ἔτει ἀνέβη Σαλμανάσαρ εἰς Σαμάρειαν. Τούτῳ τῷ δεκάτῳ ἔτει τοῦ Ἀχὰζ καὶ τετάρτῳ ἔτει ἑβδόμης Ὀλυμπιάδος εἰκοστοτέταρτον τῆς οἰκείας ἡλικίας ἄγοντες ἐνιαυτὸν Ῥῶμος καὶ Ῥῆμος κτίζουσι τὴν Ῥώμην, ὅθεν μετεκλήθησαν Ῥωμαῖοι …

(bei Malalas, Chron. VII 1, Z. 1–2, ed. v. Thurn, S. 132, Z. 1–2, lautet der Beginn Καὶ λοιπὸν ἐβασίλευσεν Ῥῶμος ὁ κτίστης τῆς Ῥώμης καὶ Ῥῆμος ὁ ἀδελφὸς αὐτοῦ· ὅθεν μετεκλήθησαν Ῥωμαῖοι …). Pagane Gelehrte

Neben Daten aus der Herrschaftsgeschichte, Berichten von Naturereignissen und sonstigen Besonderheiten wird aus den Quellen immer wieder auch die besondere Erwähnung von heidnischen Gelehrten der Antike übernommen, die wie gesagt der Sphäre Naturphilosophie und Literatur zuzuordnen sind (unter den Schriftstellern scheinen dann ebenso auch teils christliche Autoren auf; diese werden hier wegen des Fokus auf der memoria der Antike nicht weiter verfolgt). Diese Angaben sind minimalistisch und beschränken sich fast ausschließlich auf einen besonderen Zeitpunkt im Leben dieser Personen: Geburt (ἐγέννηθη), Bekanntwerden (ἐγνωρίζετο), Blütezeit (ἤκμαζεν), Tod (ἀπέθανεν). Derartige Daten stammen in dieser Form aus der annalistischen Tradition. Betrachtet man diese Angaben im breiteren Kontext der Leserezeption (und damit der Intention des Autors), stellt sich zwangsläufig die Frage, ob die memoria dieser Personen so gefestigt war, dass es keiner weiteren Erklärung – betreffend Wirkungsort und Wirkungsform – bedurfte (diese Personen also zum Wissenskanon eines gelehrten Lesers/Zuhörers des 6./7. Jahrhunderts gehörten). Wieder einmal steht man beim Chronicon Paschale vor dem Problem des wörtlichen Abschreibers aus der Vorlage, der, wie sich z. B. bei Malalas-Exzerpten nachweisen lässt, ebenso Zitatangaben über Autoren tale quale übernimmt.26 In diesen Fällen ist dann auch keinesfalls von der Kenntnis des Werkes dieses Autors auszugehen, ja nicht einmal des Autors selbst. Gerade diese Praxis lässt Zweifel aufkommen, ob die erwähnten Personen wirklich der memoria-Pflege des Autors des Chronicon Paschale entspringen oder nicht eher nur das Ergebnis seiner Kopiertätigkeit sind, indem er zu den Jahresdaten solche Angaben mitgeschöpft hat. Einige Autoren sollten vom Schulkanon bekannt sein. Problematischer wird es bereits bei den griechischen Philosophen; ob sie für einen deutlich an christlicher Annalistik interessierten Autor relevant waren, sei dahingestellt. Erschwerend kommt hinzu, dass all diese Angaben keine Wertung mitüberliefern, sondern bloß das Faktum einer ‚Auftrittsform‘ zu einer bestimmten Zeit. Zweifel kommen vor allem bei vier angeführten lateinischen Autoren auf, deren Lektüre man beim Verfasser des Chronicon Paschale (und selbst bei einem späteren 26 Siehe oben, Anm. 12.

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‚Bearbeiter‘) mit Sicherheit nicht annehmen kann.27 In Fällen, in denen die Erwähnung der Persönlichkeiten durch ein zusätzliches Detail eine Vergleichsmöglichkeit mit anderen Quellen bietet, zeigt sich fast durchgehend, dass das Chronicon Paschale aus der Chronik des Eusebios von Kaisareia – direkt oder indirekt – geschöpft hat (mit Ausnahme der lateinischen Autoren; siehe die Angaben unten). Beachtenswert ist bei Doppel- oder Mehrfachnennungen die erste Erwähnung einer solchen Persönlichkeit, d. h. ob es wie angesprochen für den intendierten Leserkreis nötig war, die Person beim ersten Mal zu qualifizieren oder ob der bloße Name ausreichte und keiner weiteren Spezifizierung bedurfte. Hierbei zeigt sich folgende bemerkenswerte Praxis im Chronicon Paschale: Während Homer, Simonides, Pindar, Euripides, Bakchylides, Xenophon, Ktesias, Aischines und Eratosthenes bloß mit dem Namen erwähnt werden, war bei den folgenden Autoren ein erklärender Zusatz ihres Wirkungsbereiches (siehe im Detail die Zitate unten) nötig: Theognis, Hellanikos, Sophokles, Herodot, Pherekydes II., Isokrates, Eudoxos, Demosthenes, Menander, Archimedes, Aristarchos. Auffällig sind jene Fälle, in denen die Person zunächst bei der ersten Nennung bloß mit dem Namen angeführt wird, jedoch bei einer weiteren mit einem Wirkungszusatz (Platon, Sokrates bzw. bei Xenophon mit dem Vaternamen) – dies könnte auf einen nachträglichen Zusatz hindeuten oder zumindest auf ein nicht akkordiertes Abschreiben verschiedener Quellen. Da man für die griechischen Autoren also die Chronik des Eusebios als eine Hauptquelle ansehen darf, stellt sich für die memoria wiederum die Frage der Selektion: Denn folgende Autoren sind unberücksichtigt geblieben: Hesiod28 (Salomon/20, p. 71b; Iuda:Ozias/17, Israel:Hieroboam/29, p. 84b; Ol. 3/2, p. 87b), Arktinos versificator29 (Ol. 1/2, p. 86b; Ol. 5/2, p. 87a), Kinaithon (Ol. 4/1, p. 87b), Eumelos poeta30 (Ol. 5/2, p. 87a; Ol. 9/1, p. 89b), Hipponax (Ol. 23/1, p. 93b), Archilochos31 (Ol. 29/1, p. 94b), Aristoxenos (Ol. 29/1, p. 94b), Alkma{io}n32 (Ol. 30/2, p. 94b; Ol. 42/4, p. 98b), Lesches33 (Ol. 30/2, p. 94b), Terpander34 (Ol. 34/3, p. 96b), Arion35 (Ol. 40/3, p. 97b), 27 Eine minimale Kenntnis des Lateinischen vermutet Treadgold (2007), S. 345, allerdings ist dies nicht nachweisbar; und die spezifische Verwendung von Latina spricht vielmehr für das Gegenteil. 28 Siehe auch Mosshammer (1979), S. 193–197. 29 Siehe auch Mosshammer (1979), S. 198–203. 30 Siehe auch Mosshammer (1979), S. 198–203. 31 Siehe auch Mosshammer (1979), S. 210–217. 32 Siehe auch Mosshammer (1979), S. 218–225. 33 Siehe auch Mosshammer (1979), S. 226–233. 34 Siehe auch Mosshammer (1979), S. 226–233. 35 Siehe auch Mosshammer (1979), S. 226–233.

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Stesichoros36 (Ol. 42/2, p. 98b; Ol. 55/1, p. 102b), Sappho und Alkaios37 (Ol. 45/1, p. 99b), Anaximander38 (Ol. 51/1, p. 101b) Aisopos (Ol. 54/1, p. 102b), Theognis (Ol. 59, p. 103b), Ibykos39 (Ol. 59/4, p. 103b), Anakreon40 (Ol. 61/1, p. 104b), Aischylos41 (Ol. 71/1, p. 108; Ol. 75/4, p. 109), Diagoras et sectatores eius physici philosophi (Ol. 74/2, p. 109), Evenus poeta (Ol. 80/1, p. 111), Kratinos und der Komiker Plato (Ol. 81/3, p. 111–112), der Tragiker Aristarchos42 (Ol. 81/3, p. 112), die Dichterinnen Telesilla, Praxilla, Cleobulina (Ol. 82/2, p. 112), Melissus physicus (Ol. 84/1, p. 113), der Sophist Protagoras, cuius libros decreto publico Athenienses combusserunt (Ol. 84/2, p. 113), Theaitetos mathematicus (Ol. 85/3, p. 114), Hippokrates medicus (Ol. 86/1, p. 114), Gorgias (Ol. 86/1, p. 114), Hippias (Ol. 86/1, p. 114), Prodikos (Ol. 86/1, p. 114), Zenon (Ol. 86/1, p. 114), Thukydides (Ol. 87/3, p. 115); der Komiker Eupolis (Ol. 88/1, p. 115), Speusippos (Ol. 96/2, p. 118; siehe auch als Nachfolger Platons zu Ol.108/4, p. 122; und zu seinem Tod sowie der Nachfolge durch Xenokrates Ol.110/2, p. 122), Aristoteles XVIII aetatis annum agens Platonis auditor (Ol.103/2, p. 120), die Dichterin Erinna (Ol. 107/1, p. 121), Anaximenes43 und Epikur (Ol. 112/4, p. 124; Tod zu Ol. 128, p. 130), Theophrast philosophus qui divinitate loquendi, ut ait Cicero (!, lateinische Erweiterung) nomen accepit (Ol. 114/4, p. 125), Demetrios Falereus (Ol. 115/1, p. 126), Menedemus und Speusippus philosophi (Ol. 116/1, p. 126), Theodoros von Athen (Ol. 117/4, p. 127), Aratos (Ol. 127/1, p. 130), 36 37 38 39 40 41 42 43

Siehe auch Mosshammer (1979), S. 218–225. Siehe auch Mosshammer (1979), S. 246–254. Siehe auch Mosshammer (1979), S. 274–289. Siehe auch Mosshammer (1979), S. 290–304. Siehe auch Mosshammer (1979), S. 290–304. Siehe auch Mosshammer (1979), S. 305–319. Siehe auch Mosshammer (1979), S. 305–319. Siehe auch Mosshammer (1979), S. 274–289.

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Polemon philosophus (Ol. 127/3, p. 130), Arkesilaos und Krates (Ol. 127/3, p. 130), Zenon stoicus und Nachfolger Kleanthes (Ol. 129/1, p. 131), Erasistratos medicus (Ol. 130/4, p. 131), der lateinische Dichter Ennius qui a Catone quaestore Romam translatus habitavit in monte Aventino parco admodum sumptu contentus et unius ancillulae ministerio (Ol. 135/1, p. 133, zum Tod ausführlich Ol. 153/1, p. 140), Es folgen – wohl wiederum unter lateinischem Einfluss – weitere lateinische Autoren wie der Komiker Naevius (Ol. 144/4, p. 135), Plautus (Ol. 145/1, p. 135), Livius (Ol. 148/1, p. 137), der Komiker Caecilius (Ol. 150/1, p. 138), Terenz (Ol. 155/3, p. 142), der Tragiker Pacuvius (Ol. 156/3, p. 142), Lucilius (Ol. 158/1, p. 143), der Tragiker Accius (Ol. 160/2, p. 144), Varro philosophus et poeta (Ol. 166/1, p. 147); danach reihen sich die Daten vorwiegend lateinischer Autoren an (unter den griechischen etwa Plutarch: Ol. 211/4, p. 185), die zwar auch im Chronicon Paschale Erwähnung finden, aber nicht im Wortlaut übereinstimmen und in der Jahreszuweisung abweichen. Man mag bei einigen (griechischen) Autoren, deren Werk nur beschränkte Verbreitung fand, deren Nichtberücksichtigung noch akzeptieren (immer freilich in einer auffälligen Diskrepanz zu ebenso minder bedeutenden Persönlichkeiten, die sehr wohl genannt sind). Doch gerade das Fehlen von Hesiod, Sappho, Aisopos, Aischylos, Hippokrates, Aristoteles, Theophrast und Plutarch ist sehr auffällig. Einen Überlieferungsbruch mag man bei Aischylos ins Treffen führen, aber bei den anderen sind mindestens bis zum 6. Jahrhundert (und teils darüber hinaus) Abschriften und damit eine Rezeption belegt.44 Bei den zitierten Autoren stellt sich die Frage, ob sich dahinter eventuell die Verbreitungspraxis der besagten Autoren widerspiegelt. Eine gewisse Nagelprobe ergibt sich aus der Streuung der erhaltenen (in der Regel fragmentarischen) Textzeugen über die Jahrhunderte. Dies sei zu jenen Autoren dokumentiert, die ohne Wirkungszusatz erwähnt werden.45

44 Nach der Leuven Database of Ancient Books, siehe die folgende Anmerkung. 45 Alle Daten stammen aus der online-Datenbank der Leuven Database of Ancient Books (letzte Abfrage: 10.09.2017); sämtliche Diagramme stammen aus den Direktexporten dieser Datenbank; ich danke W. Clarysse für die Verwendung dieser Diagramme.

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Christian Gastgeber

Klassisch-paganes Erbe: Was bleibt in der memoria der Weltchronik?

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Klassisch-paganes Erbe: Was bleibt in der memoria der Weltchronik?

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Im Zeitraum des Kompilators des Chronicon Paschale (und möglicher Fortsetzer) darf man mit Ausnahme von Homer, Pindar, Euripides und – schon wiederum beschränkt – Aischines nur mit großem Vorbehalt die breitere Kenntnis in nicht belletristisch ausgerichteten ‚Lesekreisen‘ voraussetzen; sofern eine Schulausbildung und damit eine literarische Basislektüre vorausgesetzt werden kann bzw. aus dem Werk offensichtlich ist, wird man vorbehaltlos die in den Schulkanon übernommenen Autoren als ‚gelesenes Kulturerbe‘ akzeptieren, doch jede Erwähnung oder Zitierung über diese Basis hinaus muss in das Gesamtbild der literarischen Bildung eines Autors passen – mit allen Abstrichen von Varietäten im Hinblick auf das Zielpublikum. Gerade in diesem Punkt – und im Vergleich zu Malalas – spricht beim Chronicon Paschale wenig für eine bewusste memoria Klassischer Autoren. Die bloße Namensnennung der besagten Autoren ohne Zusatz ist also wohl wieder einmal als ‚nicht weiter reflektierte‘ Übernahme aus einer Quelle zu interpretieren. Ergänzend sei dazu noch ein Überblick insgesamt der literarischen Belege der Klassischen (nicht-christlichen) Literatur (wie gesagt in der Regel in Fragmenten und nicht als überlieferte Gesamteinheiten) im Vergleich zur Gesamtüberlieferung gegeben:

(der schwarze Balken zeigt die gesamte Überlieferung an, der weiße die rein Klassische Literatur)

Es zeigt sich somit eine generelle Abnahme der Schriftbelege, so dass zur Zeit der Abfassung des Chronicon Paschale der Klassische Kanon bereits reduziert war. Das macht freilich die Frage der Rezeption und Nennung solcher Autoren noch umso interessanter, als sie zu einer Zeit einer deutlich schwindenden Kenntnis stattfindet. Dieses Faktum lässt einmal mehr die Frage aufkommen, wie sehr man die konkrete Relevanz der Erwähnung eines Klassischen Autors zu bewerten hat – als anachronistisches Zitat, das aus der Vorlage übernommen wird, oder als kulturelles Gedächtnis, das gepflegt und vorsätzlich gewahrt werden soll.

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Christian Gastgeber

Vice versa zeigt sich bei einigen Autoren, die im Chronicon Paschale näher spezifiziert sind, dass man deren Kenntnis – in literarisch aktiven Zirkeln – durchaus im 6. und teils im 7. Jahrhundert voraussetzen darf, wie die Quellenbefunde bezeugen:

Klassisch-paganes Erbe: Was bleibt in der memoria der Weltchronik?

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Bei den (Natur)Philosophen werden fast alle mit einem entsprechenden Zusatz eingeführt (Thales, Phytagoras, Demokrit, Anaxagoras, Empedokles, Parmenides, Diogenes, Aristobulos [sehr ausführlich als jüdischer Peripatetiker beschrieben, der Ptolemaios VI. Ausführungen zur Schrift Mose widmet]), nur bei wenigen ist darauf verzichtet worden (Xenophanes, aber mit Zusatz „aus Kolophon“; Heraklit, nur als der „Dunkle“, d. h. „schwer Verständliche“). Bei Thales und Sokrates treten wieder die Sonderfälle ein, dass die genauere Bestimmung erst bei einer späteren Nennung erfolgt (Tod des Philosophen Thales von Milet auf Tenedos, Tod des ersten Naturphilosophen Thales von Milet, Sohn des Examyos, nach einem Leben von 91 Jahren; Geburt des Sokrates, Tod des Philosophen Sokrates im Gefängnis nach dem Schierlingsbecher im Alter von 90 Jahren). Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass sich angesichts der Praxis der Osterchronik, tale quale zu exzerpieren, nicht ablesen lässt, inwieweit diese speziellen

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Christian Gastgeber

Daten unreflektiert mitübernommene Zusätze aus Eusebs Chronik sowie anderen Quellen sind; zumindest im Vergleich mit den ausgelassenen Persönlichkeiten kann ein gewisses selektives Verfahren attestiert werden, eben in der Absicht, eine entsprechende Person in ihrer memoria zu würdigen. Zweifel ist vor allem auch deshalb angebracht, da es bei einigen (griechischen) Persönlichkeiten zu verschiedenen Daten Mehrfachnennungen gibt. Es besteht hier wie gesagt die Möglichkeit, dass der Nucleus als open text eine Ergänzung erfahren hat, indem ein bereits eingetragenes Lebensereignis einer solchen Persönlichkeit noch einmal zu einem anderen Datum erwähnt wurde. Oder aber es zeigt sich darin die Disharmonie verschiedener verwendeter Quellen, die nicht entsprechend angepasst wurden (wie dies ja auch an anderen Stellen der Osterchronik vorkommt). Dies könnte hingegen für die (nachlässige) Exzerpierungsart des Autors sprechen, der nicht mehr beachtet hat, dass er entsprechende Daten schon längst in einem anderen Exzerpt übernommen hat. Hervorzuheben bleibt schließlich noch eine fehlende Wertung im Chronicon Paschale: Persönlichkeiten werden angeführt, ihr Tätigkeitsfeld (Dichter, Philosoph etc.) wird zumeist mitangegeben, aber es findet sich kein wertendes Attribut, das einen konkreten Hinweis auf den Stellenwert für den Verfasser gibt. Freilich ist alleine die Nennung in einem sehr selektiven Annalenwerk, das auf ein Minimum an historischen Details – wenn überhaupt – reduziert ist, schon eine indirekte Wertung. Mit gewisser Kautel lässt sich als eine positive Wertung schon aus diesem Faktum ablesen, ganz im Sinne einer schriftlichen memoria: Wer sich auszeichnet, dessen Name wird für die Nachwelt erhalten. Allerdings lässt sich zu diesen Daten über Persönlichkeiten doch ein anderer Zugang als bei Malalas feststellen: Malalas ist aufgrund seiner narrativen Struktur bei vergleichbar angeführten Personen nicht so ausführlich wie das Chronicon Paschale und vor allem nicht so akribisch in der Jahreszuweisung. Im Chronicon Paschale werden Daten einem bestimmten Jahr genau zugewiesen, wie solche Daten eben auch in der Annalistik oder in den Fasti consulares in einer Jahreszeile ihren Platz fanden. Es handelt sich dabei um folgende Personen, die im Datierungsmodell des Chronicon Paschale folgenden Jahren zugeschrieben werden:46

46 Ergänzend seien auch die Angaben in der Chronik des Eusebios von Kaisareia (und zwar aus dem zweiten Teil der so genannten Canones in der Übersetzung des Hieronymus) angeführt (jeweils mit dem Kürzel EusHier; zitiert nach der Edition von Helm).

Klassisch-paganes Erbe: Was bleibt in der memoria der Weltchronik?

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Olympiade

Herrscher

Person

(CP 156, 10)

Saul (13)

Homer (Ὃμηρος κατά τινας ἐγνωρίζετο) EusHier (zu Sampson/17, p. 63b): quo tempore quidam Homerum fuisse dicunt

10/3 (CP 214, 21–22)

Ezekias (5)

Thales v. Milet47 (Θαλῆς ὁ Μιλήσιος φιλόσοφος ἐν Τενέδῳ ἀπέθανεν) EusHier (Ol. 58/1, p. 103b): Thales moritur

53/3 (CP 267, 3)

Kyros (7)

Simonides48 (Σιμωνίδης ἐγνωρίζετο) EusHier (Ol. 59/1, p. 94b): Archilochus et Simonides et Aristoxenus musicus inlustres habentur

54/1 (CP 267, 8)

Kyros (9)

Pythagoras49 (Πυθαγόρας φυσικὸς φιλόσοφος ἐγνωρίζετο) EusHier (Ol. 62/3, p. 104b): Pythagoras physicus philosophus clarus habetur

54/2 (CP 267, 10)

Kyros (10)

Xenophanes (Ξενοφάνης Κολοφῶνος ἐγνωρίζετο.) EusHier (Ol. 56/3, p. 103b): Xenophanes Colofonius clarus habetur

55/4 (CP 268, 10–11)

Kyros (16)

(2) Thales v. Milet (Θαλῆς ὁ Ἐξαμύου Μιλήσιος πρῶτος φυσικὸς φιλόσοφος ἀπέθανεν ζήσας ἔτη ϟα´) EusHier (Ol. 25/1, p. 96a): Thales Milesius, Examyis filius, primus physicus philosophus agnoscitur, quem aiunt vixisse usque ad LXVIII Olympiaden

56/4 (CP 269, 6)

Kyros (20)

Theognis (Θέογνις ποιητὴς ἐγνωρίζετο) EusHier (Ol. 59, p. 103b): Theognis poeta clarus habetur

57/2 (CP 269, 9)

Kyros (22)

Pherekydes,50 (2) Phytagoras (Φερεκύδης ἱστοριοποιὸς ἐγνωρίζετο καὶ Πυθαγόρας) EusHier (Ol. 59/4, p. 103b): Ferecydes historicus clarus habetur; (Ol. 62/3, p. 104b), siehe oben bei Pythagoras

67/1 (274, 4–6)

Dareios (23)

Hellanikos, Demokritos, Heraklit, Anaxagoras (Ἑλλάνικος ἱστοριογράφος καὶ Δημόκριτος φιλόσοφος καὶ Ἡράκλειτος ὁ σκοτεινὸς καὶ Ἀναξαγόρας φυσικὸς φιλόσοφος ἐγνωρίζοντο) EusHier (Ol. 70/1, p. 107) Hellanicus historiografus et Democritus philosophus et Heraclitus cognomento tenebrosus et Anaxagoras physicus clari habentur; (Ol. 80/1): Anaxagoras moritur, Heraclitus clarus habetur; (Ol. 81/1): Zeno et Heraclitus tenebrosus agnoscitur

73/1 (CP 303, 6)

Xerxes (11)

Pindar (Πίνδαρος ἐγνωρίζετο) EusHier (Ol. 73/3, p. 108): Pindarus et Simonides lyrici poetae insignes habentur

47 48 49 50

Siehe auch Mosshammer (1979), S. 255–273; siehe hierzu Schwab (2011), S. 155–199. Siehe auch Mosshammer (1979), S. 218–225. Siehe auch Mosshammer (1979), S. 274–289. Siehe auch Mosshammer (1979), S. 274–289.

308

Christian Gastgeber

Olympiade

Herrscher

Person

73/3 (CP 303, 10)

Xerxes (13)

Sophokles51 (Σοφοκλῆς τραγωδοποιὸς πρῶτος ἐπεδείξατο) EusHier (Ol. 77/2, p. 109): Sofocles tragoediarum scriptor primum ingenii sui opera publicavit; (Ol. 77/4, p. 109): Sofocles et Euripides clari habentur

74/1 (CP 303, 14)

Xerxes (15)

Euripides52 (Εὐριπίδης ἐγνωρίζετο) EusHier (Ol. 77/4), siehe zu Sophokles; (Ol. 84/2): Euripides tragoediarum scriptor clarus habetur

74/3 (CP 304, 4)

Xerxes (17)

Herodot (Ἡρόδοτος ἱστοριογράφος ἐγνωρίζετο) EusHier (Ol. 78/1): Herodotus historiarum scriptor agnoscitur

74/4 (CP 304, 6)

Xerxes (18)

Bakchylides (Βακχυλίδης ἤκμαζεν) EusHier (Ol. 78/1): Bacchylides et Diagoras Atheus plurimo sermone celebrantur; (Ol. 82/2): Crates comicus et Telesilla ac Bacchylides lyricus clari habentur; (Ol. 87/1): Bacchylides carminum scriptor agnoscitur

75/2 (CP 304, 9)

Xerxes (20)

Sokrates (Σωκράτης ἐγεννήθη) EusHier (Ol. 78/3): Socrates nascitur

80/1 (CP 306, 1)

Artabanos (11)

Herodot (Ἡρόδοτος Ἁλικαρνασσεὺς ἱστοριογράφος ἐγνωρίζετο), siehe oben bei Herodot

80/3 (CP 306, 3)

Artabanos (13)

Empedokles, Parmenides (Ἐμπεδοκλῆς καὶ Παρμενίδης φυσικοὶ φιλόσοφοι ἐγνωρίζοντο) EusHier (Ol. 81, p. 111): Empedocles et Parmenides physici philosophi notissimi habentur

81/1 (CP 306, 7)

Artabanos (15)

Pherekydes II. (Φερεκύδης ὁ δεύτερος, ἱστοριογράφος, ἐγνωρίζετο) EusHier (Ol. 81/2, p. 111): Ferecydes secundus historiarum scriptor agnoscitur

89/1 (CP 310, 15)

Dareios νόθος (6)

Platon (Πλάτων ἐγεννήθη) EusHier (Ol. 88/4, p. 115): Plato nascitur

94/3 (CP 312, 19)

Artaxerxes (2)

(2) Euripides, (2) Sophokles (Εὐριπίδης τελευτᾷ καὶ Σοφοκλῆς ἐν Ἀθήναις EusHier (Ol. 93/1, p. 116): Euripides aput Archelaum et Sofocles Athenis moritur

96/3 (CP 313, 11)

Artaxerxes (10)

Isokrates (Ἰσοκράτης ὁ ῥήτωρ ἐγνωρίζετο) EusHier (Ol. 94/4, p. 117): Isocrates rhetor agnoscitur; (Ol. 101/1, p. 119): Isocrates rhetor agnoscitur

99/2 (CP 314, 12)

Artaxerxes (21)

Eudoxos (Εὔδοξος ἀστρολόγος ἐγνωρίζετο) EusHier (Ol. 89/2, p. 115); ferner (Ol. 97/1, p. 118): Eudoxus astrologus agnoscitur

51 Siehe auch Mosshammer (1979), S. 305–319. 52 Siehe auch Mosshammer (1979), S. 305–319.

Klassisch-paganes Erbe: Was bleibt in der memoria der Weltchronik?

309

Olympiade

Herrscher

Person

99/4 (CP 314, 17)

Artaxerxes (23)

Platon (Πλάτων φιλόσοφος ἤκμαζεν) EusHier (Ol. 98/1, p. 118): Plato philosophus agnoscitur

102/4 (CP 315, 17)

Artaxerxes (35)

(2) Isokrates (Ἰσοκράτης ὁ ῥήτωρ ἐγνωρίζετο), siehe oben bei Isocrates

103/2 (CP 316, 2)

Artaxerxes (37)

(2) Platon, Xenophon, ἄλλοι Σωκρατικοί (Πλάτων καὶ Ξενοφῶν καὶ ἄλλοι Σωκρατικοὶ ἐγνωρίζοντο) EusHier (Ol. 101/3, p. 119): Plato et Xenofon nec non et alii Socratici clari habentur

104/1 (CP 316, 7–8)

Artaxerxes (40)

(2) Xenophon, Ktesias; (2) Sokrates (Ξενοφῶν ὁ Γρύλλου καὶ Κτησίας ἐγνωρίζοντο, καὶ Σωκράτης φιλόσοφος ἐν τῷ δεσμωτηρίῳ πιὼν τὸ κώνειον ἀπέθανεν, ζήσας ἔτη ϟʹ) EusHier (Ol. 95/1): Xenofon, filius Grylli, et Ctesias clari habentur; (Ol. 95/2): Socrates venenum bibit

104/4 (CP 317, 1)

Artaxerxes Ochos (3)

Diogenes (Διογένης Ἱκεσίου ὁ κυνικὸς ἐγνωρίζετο) EusHier (Ol. 96/1): Diogenes Cynicus agnoscitur

105/2 (CP 317, 5)

Artaxerxes Ochos (5)

(2) Demokrit (Δημόκριτος τελευτᾷ ζήσας ἔτη ρʹ) siehe oben bei Hellanicus; (Ol. 86/1, p. 114): Democritus Abderites et Empedocles et Hippocrates medicus, Gorgias Hippiasque et Prodicus et Zeno et Parmenides philosophi insignes habentur; (Ol. 94/4): Democritus moritur

105/4 (CP 317, 14)

Artaxerxes Ochos (7)

(2) Eudoxos (Εὔδοξος ἀστρολόγος ἐγνωρίζετο); siehe oben bei Eudoxos

106/4 (CP 318, 4)

Artaxerxes Ochos (11)

(3) Isokrates (Ἰσοκράτης ὁ ῥήτωρ ἐγνωρίζετο); siehe oben bei Isocrates

108/2 (CP 318, 13)

Artaxerxes Ochos (17)

Demosthenes (Δημοσθένης ὁ ῥήτωρ ἐγνωρίζετο) EusHier (Ol. 105/1, 121): Demosthenes orator agnoscitur; (Ol. 108/2, 121–122) Demosthenes orator omnium rumore celebratur

110/3 (CP 319, 8–9)

Artaxerxes Ochos (26)

(3) Platon, Aischines, Symmachos, Aristophanes, (2) Demosthenes (Πλάτων καὶ Αἰσχίνης καὶ Σύμμαχος καὶ Ἀριστοφάνης κωμῳδοποιὸς ἐγνωρίζοντο καὶ Δημοσθένης) EusHier (Ol. 85/3, 114): Aristofanes clarus habetur et Sofocles poeta tragicus; (Ol. 88/1): Eupolis et Aristofanes scriptores comoediarum agnoscuntur

120/2 (CP 324, 18)

Ptolem. I. (28)

Menandros (Μένανδρος ὁ κωμικὸς τελευτᾷ) EusHier (Ol. 122/1, p. 128): Menander comicus moritur

310

Christian Gastgeber

Olympiade

Herrscher

Person

138/3 (CP 332, 2)

Ptolem. III. (23)

Eratosthenes (Ἐρατοσθένης ἐγνωρίζετο) EusHier (Ol. 141/4): Eratosthenes agnoscitur

139/1 (CP 332, 6)

Ptolem. III. (25)

Archimedes (μηχανικὸς ἐγνωρίζετο) Der Name wird weder in der lateinischen noch in der armenischen Version der Chronik des Eusebios erwähnt

150/3 (CP 337, 17–19)

Ptolem. VI (4)

Aristobulos (Ἀριστόβουλος Ἰουδαῖος περιπατητικὸς φιλόσοφος ἐγνωρίζετο, ὃς Πτολεμαίῳ τῷ Φιλομήτορι ἐξηγήσεις τῆς Μωϋσέως γραφῆς ἀνέθηκεν) EusHier (Ol. 151/1, p. 139): Aristobulus natione Iudaeus peripateticus philosophus agnoscitur, qui ad Philometorem Ptolemaeum explanationum in Moysen commentarios scripsit

155/2 (CP 340, 17)

Ptolem. VI. (23)

Aristarchos (Ἀρίσταρχος γραμματικὸς ἤκμαζεν) EusHier (Ol. 156/1, p. 142): Aristarchus grammaticus agnoscitur

172/2 (CP 347, 11)

Ptolem. X. (10)

Sallust (Σαλούστιος ἐγεννήθη καλάνδαις ὀκτωβρίαις)53 EusHier (Ol. 173/3, p. 151): Sallustius Crispus scriptor historicus in Sabinis Amiterni nascitur

176/3 (CP 350, 5)

Ptolem. XII (9)

Vergil (Βιργίλιος ἐγεννήθη)54 EusHier (Ol. 177/3, p. 153): Vergilius Maro in pago, qui Andes dicitur, haut procul a Mantua nascitur Pompeio et Crasso consulibus idibus Octobribus

180/2 (CP 352, 5)

Ptolem. XII (24)

Cicero (Κικέρων ὁ ῥήτωρ ἀπὸ ἐξορίας μετεκλήθη διὰ μηνῶν ιςʹ)55 EusHier (Ol. 179/4, p. 154): Cicero in exilio annum facit honorifice susceptus a Plancio

184/1 (CP 359, 10)

Kleopatra (9)

Sallust (Σαλούστιος ἀπέθανεν πρὸ τριῶν ἰδῶν μαΐων)56 EusHier (Ol. 186/1, p. 159): Sallustius diem obiit quadrienno ante Actiacum bellum

53 Vgl. Consularia Constantinopolitana, a. u. c. 668, ed. v. Mommsen, S. 214 = ed. v. Burgess, S. 224 (ad a. 86 v. Chr. ). 54 Vgl. Consularia Constantinopolitana, a. u. c. 685, ed. v. Mommsen, S. 215 = ed. v. Burgess, S. 224 (ad ann. 69 v. Chr. ). 55 Nicht erwähnt in den Consularia Constantinopolitana. 56 Vgl. Consularia Constantinopolitana, a. u. c. 716, ed. v. Mommsen, S. 217 (selber Tag, aber unter den Konsuln Pulcher und Flaccus = folgendes Jahr im CP) = ed. v. Burgess, S. 225 (ad ann. 38 BC). 57 Vgl. Consularia Constantinopolitana, a. u. c. 720, ed. v. Mommsen, S. 216 (aber am 28. April, unter den Konsuln Antonius II und Libo = drei Jahre später als in CP) = ed. v. Burgess, S. 225 (ad a. 34 BC). Alternativer Eintrag seines Todes unter den Konsuln Pansa und Hirtius = 6 Jahre früher als in CP = 9 Jahre früher als der andere Eintrag in Consularia Constantinopolitana, 28. April (Consularia Constantinopolitana, a. u. c. 711, ed. v. Mommsen, S. 216 = ed. v. Burgess, S. 225 [ad a. 43 BC]) = EusHier, Chronicon, ed. v. Helm, S. 157 (aber im 2. Jahr der 184. Olympiade).

Klassisch-paganes Erbe: Was bleibt in der memoria der Weltchronik?

311

Olympiade

Herrscher

Person

184/3 (CP 360, 16–17)

Kleopatra (11)/Augustus (1)

Cicero (Ἐπὶ τούτων τῶν ὑπάτων Κικέρων ῥήτωρ ἀπέθανεν καλάνδαις μαΐαις)57 EusHier (Ol. 184/2, p. 158): Cicero, ut quibusdam placet, in Caietis interficitur; Cicero in Formiano suo ab Herennio et Popilio occiditur LXIIII aetatis suae anno

In Summe handelt es sich also um folgende Kategorien von Gelehrten (unterstrichen sind die Namen, die einen erklärenden Zusatz tragen, wie Historiograph, Dichter) Philosophie: Thales, Pythagoras, Xenophanes, Demokrit (Demokrit), Heraklit, Anaxagoras, Sokrates (Sokrates), Empedokles, Parmenides, Platon (Platon), Xenophon (Xenophon), Diogenes, Aristobulos Dichtung: Homer, Simonides, Theognis, Pindar, Sophokles, Euripides, Bakchylides, Aristophanes, Menander Geschichtsschreibung: Hellanikos (5. Jh.), Pherekydes (6. Jh.), Herodot, Pherekydes II. (6./5. Jh.), Xenophon, Ktesias (5./4. Jh.) Rhetorik: Isokrates, Demosthenes (Demosthenes), Aischines Astronomie, Naturwissenschaft: Eudoxos, Eratosthenes, Archimedes Grammatik: Aristarch Lateinische Autoren: Sallust, Vergil, Cicero, Lucan (CP 450, 8; Quelle?) Als Kontrast dazu seien die entsprechenden Erwähnungen bei Malalas angeführt, sonst eine der Hauptquellen des Chronicon Paschale, die für diese Daten aber völlig außer Acht gelassen wird. Es würde sich vor allem auch aus den Angaben bei Malalas nicht die Jahreszuweisung, die für die Osterchronik wichtig ist, erschließen lassen: Malalas, Chron. VI 16, ed. v. Thurn, S. 125, Z. 31–35 (zur Zeit des Königs Artaxerxes): Heraklit, Euripides, Herodot, Sokrates, Pythagoras Ἐν δὲ τοῖς αὐτοῖς χρόνοις ἐβασίλευσεν ἡ Μακεδονία χώρα· ἐν ᾗ πρῶτος ἐβασίλευσεν ὁ Κραναὸς ἔτη κή. καὶ λοιπὸν ἐβασίλευσαν ἄλλοι κγʹ ἕως Φιλίππου. ἦσαν δὲ τότε τὰ τῶν Ἑλλήνων διδάσκοντες φιλόσοφοι καὶ ποιηταὶ Σ ο φ ο κ λ ῆ ς κ α ὶ Ἡ ρ ά κ λ ε ι τ ο ς κ α ὶ Ε ὐ ρ ι π ί δ η ς κ α ὶ Ἡρόδοτος καὶ Σωκράτης καὶ ὁ μέγας Πυθαγόρας.

Malalas, Chron. VI 27, ed. v. Thurn, S. 130, Z. 1–131, Z. 10 (zur Zeit des Königs Dareios des Jüngeren), Hippasios (fehlt im Chronikon Paschale), Isokrates, Thukydides, Stesichoros (fehlt im Chronicon Paschale), Bakchylides, Demosthenes, Aristophanes Ἐν δὲ τοῖς αὐτοῖς χρόνοις ἦν Ἱ π π ά σ ι ο ς , φιλόσοφος Πυθαγορικός· ὅστις τὴν σφαῖραν τοῦ οὐρανοῦ πρῶτος ἐξήνεγκεν ἐκ τῶν δεκαδύο ζῳδίων, καὶ κατὰ θάλασσαν ναυαγήσας ἐτελεύτα. ἦν δὲ καὶ Ἰσοκράτης τότε καὶ Περικλῆς καὶ Θ ο υ κ υ δ ί δ η ς ὁ συγγραψάμενος τὸν πόλεμον τῶν Πελοποννησίων καὶ Ἀθηναίων. ἐν δὲ τοῖς χρόνοις Θουκυδίδου ἦν καὶ Φειδίας ὁ ἀγαλματοποιὸς καὶ Στησίχορος καὶ Βακχυλίδης, οἳ ἦσαν

312

Christian Gastgeber

ὀρχήσεως εὑρεταὶ καὶ ποιηταί, μετὰ τοὺς προειρημένους φιλοσόφους ἄνδρας· μετὰ δὲ χρόνον οἱ προρρηθέντες τῶν Ἑλλήνων ἦσαν παιδευταί. ἀναφαίνεται δὲ μετὰ ταῦτα καὶ Δ η μ ο σ θ έ ν η ς κ α ὶ Ἀ ρ ι σ τ ο φ ά ν η ς ὁ κωμῳδός.

Von den oben bereits angesprochenen lateinischen Autoren finden nur Cicero und Sallust bei Malalas eine Würdigung, und auch diesmal wieder summarisch und ohne weitere Information (VIII 32, zur Zeit des Königs Antiochos Makedon ὁ Διονίκους): Ἐν τοῖς αὐτοῖς οὖν χρόνοις ἦν ὁ Κικέρων καὶ ὁ Σαλλούστιος, οἱ σοφώτατοι Ῥωμαίων ποιηταί. Als Fazit dieser Ausführungen bleibt festzuhalten, dass die memoria des Klassischen Erbes, wie sie aus dem Chronicon Paschale zu eruieren ist, bereits deutliche Abstriche gegenüber vorangehenden Autoren desselben Genres und mit einem christlichen Fokus erfahren hat. Es ging bei diesem Werk nicht darum, dem Bildungsbürgertum eine „schöne“, d. h. rhetorisch ausgefeilte, mit Anspielungen an die Klassische Literatur gespickte Chronik zu präsentieren, sondern in erster Linie um ein korrektes Datengerüst, das – in eusebianischer Tradition – die verschiedenen Ären verbindet und damit die Geschichte als eine Einheit erfasst. In dieser annalistischen Tradition konnte entliehen und eingefügt werden, was gerade für nützlich erachtet wurde. Das waren im Falle der Osterchronik vor allem das Alte Testament und die Christuspassagen der Evangelien, aus der patristischen Literatur waren es jene Stellen, die Datierungen gerade zur Vita Christi beisteuerten. Kaum wird man sich ein derartiges Werk als einen ‚Lesetext‘ vorstellen können, der etwa in einem literarischen Zirkel vorgetragen wurde. Dies war offensichtlich auch nicht die Absicht für den Textnucleus. Vielmehr sollte in einem Ambiente konkurrierender Osterfestberechnungen gerade am Anfang des 7. Jahrhunderts58 eine neu definierte Datierungsabfolge als Grundlage für den Computus zur Anerkennung gebracht werden. Im Umfeld der computistischen Fachliteratur und der Annalistik hat auch eine memoria der Klassischen Antike wenig Platz; in der Annalistik gerade noch in der Einbeziehung der antiken Herrscher und – euhemeristisch umgedeutet – der heidnischen Götterwelt. Dennoch bleibt am Ende dieser Analyse die Frage, wieso – zwar reduziert – aber dennoch gewisse Klassische Autoren Aufnahme finden konnten – Autoren, von denen in einigen Fällen mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann, dass sie vom Verfasser des Chronicon Paschale gelesen wurden oder ihm bekannt sein konnten. Wir stoßen hier an die Grenzen einer Untersuchung zu einem kompilatorischen Werk und auf die Frage, wann die Selektion aus der Vorlage in einen nicht mehr reflektierten Automatismus übergeht und somit auch Passagen übernommen werden, die man a priori nicht einem durchdachten Selektionsprozess zuschreiben wird. Das führt aber weiter zu der Frage, ob eine Analyse des Werkes wirklich jeweils ein wohlausgewogenes Selektionsverfahren aus der Vorlage voraussetzen muss. Eine solche Analyse wird noch mehr an die Grenzen einer 58 Siehe dazu Beaucamp/Bondoux/Lefort/Rouan/Sorlin (1979), S. 284–285; Tihon (2004), Lempire (2007).

Klassisch-paganes Erbe: Was bleibt in der memoria der Weltchronik?

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sicheren Aussage stoßen, wenn man bedenkt, dass annalistische Werke als open texts einer willkürlichen Erweiterung und Veränderung offenstanden. Da sich das Werk im codex unicus als ein Autorenstratum präsentiert, muss die Frage der bewussten memoria des „Hauptautors“ in einigen Punkten, etwa bei der Erwähnung Klassischer Autoren zu einem bestimmten Jahr, offenbleiben und eröffnet gegebenenfalls die nachfolgende Überlegung, was man – aus welchen Gründen und auf welcher Bildungsbasis auch immer – eventuell noch zusätzlich für ergänzenswert hielt. Bibliographie

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Spuren der christlichen Erinnerungskultur in der Osterchronik* Erika Juhász

Abstract The 7th century Byzantine world chronicle known under the title Chronicon Paschale discusses world history from the Creation to the twentieth year of the rule of Emperor Heraclius. As the title given by its modern publishers suggests, the author laid great emphasis on the calculation of the Easter cycle. The central figure of the universal chronicle is the Saviour; naturally, his disciples and followers as well as the persecution of Christians play an important role in the work. The martyrs who appear in the Chronicon Paschale, however, are not described in the unknown author’s own words, and it thus seems interesting to examine what the chronicler considered worth recording about the martyrs from his sources (primarily Eusebius, Malalas and an unknown author). Having looked into the particular loci it appears that in the selection of his sources the chronicler’s priority and main ambition was to fill in his chronological framework.

Eine Untersuchung der Spuren christlicher Erinnerungskultur im Chronicon Paschale ist ein schwer zu ermessendes Unterfangen: Angesichts des Umfangs dieser Weltchronik aus dem 7. Jahrhundert,1 der Vielfalt des verwendeten Quellenmaterials sowie aufgrund des eklektischen Charakters des entstandenen „Werkes“ kann man schwerlich ein diesbezüglich auch nur annähernd umfassendes Bild entwerfen. Vielmehr erscheint es angemessen, sich im vorliegenden Beitrag auf ein klar umgrenztes Feld zu konzentrieren, nämlich auf die Rolle und die Darstellung von Märtyrern im Chronicon Paschale. Um einen Überblick über die Berichte über christliche Märtyrer und Glaubensbekenner im Chronicon Paschale zu gewinnen, reicht es in diesem Falle nicht aus, die Suchprogramme des Thesaurus Linguae Graecae anzuwenden. Die verschiedenen Formen des Verbes μαρτυρέω (vor allem in der 3. Person Singular/Plural des Aorist Indikativ Aktiv) werden vom Verfasser häufig in Bezug auf die Namen der zur Belegung seiner Aussagen zitierten (oder nur erwähnten) Autoren – in vielen Fällen als *

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Diese Arbeit entstand im Rahmen des Projektes NKFIH (Nationales Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationsbüro) NN 124539 „Textual Criticism in the Interpretation of Social Context: Byzantium and Beyond“ des Eötvös-József-Collegiums (Budapest) und des Projektes P25485 „The Chronicon Paschale. Critical Edition and Enhanced Edition Method“ des österreichischen Fonds zur Förderung derWissenschaft (FWF). Das Werk über die Weltgeschichte von der Schöpfung bis ins erste Drittel des 7. Jahrhunderts ist im Pergamentcodex Codex Vaticanus Graecus 1941 überliefert und umfasst 293 Folien. Seine Bonner Ausgabe (Dindorf 1832) ist mehr als 730 Seiten stark.

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Einleitung zu einem wörtlichen Zitat – benutzt. In insgesamt 31 Fällen begegnen das Substantiv μάρτυς (in verschiedenen Formen) sowie das Verb μαρτυρέω jedoch im Zusammenhang mit einer „Bezeugung“ des Christengottes. Gleichzeitig wird nicht jeder Erwähnung eines Märtyrertodes auch mit einem expliziten Verweis auf den Opfertod (also auf das Martyrium) versehen; zuweilen teilt der Autor bloß mit, durch welche grauenhafte Todesart der jeweilige Verfolgte ums Leben kam. Der aus dem zweiten Brief des Paulus an Timotheus bekannte Ausdruck τὸν δρόμον τετέλεκα (2 Tim 4,7), der auch in den Taten der Apostel auftaucht (ὡς τελειῶσαι τὸν δρόμον μου; Ac 20,24), wurde zu einer beliebten Formel in der späteren christlichen Literatur. Neben dem Verb τελέω steht δρόμος an solchen Stellen im Allgemeinen im Akkusativ (wenn das Wort selbst überhaupt verwendet und stattdessen nicht einfach eine flektierte Form des Verbs τρέχω eingesetzt wird). Der Verfasser der Osterchronik benutzt das Idiom allerdings mit der Dativform von δρόμος, mancherorts wird unter Weglassung des Substantivs lediglich durch den Aorist Passiv des Verbs τελέω auf das mit dem Märtyrertod gekrönte Leben verwiesen. Auch das Verb διαπρέπω wird typischerweise nur im Zusammenhang mit jenen Märtyrern verwendet, die sich durch ihr Glaubensbekenntnis unter ihren Genossen auszeichneten. Darüber hinaus kann im Text durch Wendungen, die aus anderen Quellen bekannt sind (so beispielsweise durch den Ausdruck θείῳ στεφάνῳ τῷ τοῦ μαρτυρίου κατακοσμεῖται – Dindorf 482,6–7) auf einen Märtyrertod hingewiesen werden. Die Wortwahl ist – wie später noch gezeigt werden soll – nicht dem anonymen Kompilator des Chronicon Paschale zu verdanken, zumal dieser in den meisten Fällen nur die ihm aus seinen Quellen bekannten Ausdrücke in identischer Form beibehielt. Zur Verfolgung von Christen auf kaiserlichen Befehl kam es zum ersten Mal unter Neros Herrschaft (54–68) – über diese Zeit enthält unsere Chronik jedoch keine Angaben. Dieses Defizit ist wohl damit zu erklären, dass der einschlägige Teil des Textes in der uns überlieferten Handschrift fehlt: In der Vatikanischen Handschrift sind nach Fol. 172 zwei ganze Lagen ausgefallen und mit diesen die Beschreibung der Ereignisse zweier Jahrzehnte verloren gegangen – erst nach der lacuna werden wir über Neros Tod informiert. Wie weiter unten noch gezeigt werden soll, lässt sich anhand der Schilderung der späteren Christenverfolgungen nachweisen, dass der Verfasser des Chronicon Paschale das Werk Chronikoi Kanones des Eusebios als Primärquelle herangezogen hat. Das griechischsprachige Original des Werkes gilt zwar als verschollen,2 doch werden wir durch die armenische Übersetzung der Tafeln (im Folgenden in Karsts deutscher Übersetzung zitiert)3 sowie die lateinische Fassung des Textes, die der Heilige Hieronymus angefertigt hat,4 über den Märtyrertod der beiden Apos2 3 4

Zur Textüberlieferung und Forschungsgeschichte siehe Mosshammer (1979). Zum Inhalt, zu den Quellen und dem Aufbau des Werkes vgl. die Arbeiten von Burgess, so z. B. Burgess (1999). Zu den breiteren Zusammenhängen vgl. Burgess – Kulikowski (2013). Karst (1911). Helm (19562).

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tel Petrus und Paulus unter Nero unterrichtet.5 Es ist nicht auszuschließen, dass ursprünglich auch der Verfasser der Osterchronik über den Tod der beiden berichtet hat. Gleich zwei Angaben des Chronisten scheinen für diese Annahme zu sprechen: Einerseits erwähnt er, dass Kaiser Vespasian (69–79) – im Traum dazu aufgefordert – die Überreste der Apostel habe bestatten lassen;6 andererseits stoßen wir für das zweite Regierungsjahr der Kaiser Arkadios (395–408) und Honorius (395–423) auf eine relative chronologische Datierung, die sich auf den 335 Jahre zurückliegenden Tod der Apostel bezieht: Εἰσὶν ἀφ’ οὗ ἐτελειώθησαν οἱ ἅγιοι ἀπόστολοι Πέτρος καὶ Παῦλος μέχρι τῶν προκειμένων ὑπάτων, ἤγουν κηʹ καὶ αὐτῆς τοῦ ἰουνίου μηνός, ἔτη τλεʹ πλήρη.7 Demzufolge dürfte also deren Märtyrertod schon früher erwähnt und die Angabe selbst aus den Chronikoi Kanones übernommen worden sein. Im Bericht des Eusebios heißt es an späterer Stelle, dass Domitian (81–96) der erste Kaiser nach Nero gewesen sei, unter dem Christen verfolgt wurden.8 Das Zitat wiederholt sich wörtlich im Chronicon Paschale,9 ähnlich einem Eintrag ein paar Zeilen weiter unten (nach dem 14. Regierungsjahr des Domitian).10 Bezüglich der Christenverfolgungen unter Kaiser Trajan (98–117) benutzt der Chronist für die Beschreibung des Todes des Simon Kananäus, des Evangelisten Markus und des Crescens11 eine andere Quelle,12 folgt in seinem Bericht anschließend jedoch wieder Eusebios. Nach dem 10. Regierungsjahr Kaiser Trajans vermerkt dieser erstens, dass Simon, Sohn des Kleopas und Bischof von Jerusalem, verstorben und Iustus zu seinem Nachfolger geworden sei; zweitens, dass auch Ignatios, Bischof von Antiochia, den Märtyrertod erlitten habe.13 Das Chronicon Paschale14 bietet beide 5 Karst (1911), S. 216; Helm (19562) 185c. 6 Dindorf (1832), S. 460,7–10. In der Handschrift am Blattrand (182r) stehen auch die Namen der Apostel ausgeschrieben: Μετὰ ἔτη ιδʹ ταφῇ παρεδόθησαν τὰ σώματα τῶν ἀποστόλων Πέτρου καὶ Παύλου. 7 Dindorf (1832), S. 566,16–18. 8 Karst (1911), S. 218; Helm (19562) 192a. 9 Dindorf (1832), S. 467,19–468,2. 10 Karst (1911), S. 218; Helm (19562) 192e ; Dindorf (1832), S. 468,7–8. 11 Dindorf (1832), S. 471,1–10: κατὰ τὸν αὐτὸν χρόνον καὶ Σίμων ὁ Κανανίτης ὁ ἐπικληθεὶς Ἰούδας Ἰακώβου, ὁ γενόμενος ἐπίσκοπος μετὰ Ἰάκωβον τὸν ἀδελφὸν τοῦ κυρίου, ζήσας ἔτη ρκʹ, ἐσταυρώθη. Ἐπὶ τούτου τοῦ Τραϊανοῦ καὶ Μάρκος ὁ εὐαγγελιστὴς καὶ ἐπίσκοπος Ἀλεξανδρείας γενόμενος, κάλων λαβὼν καὶ συρεὶς ἀπὸ τῶν καλουμένων τὰ Βουκολίων ἕως τῶν λεγομένων Ἀγγέλων, ἐκεῖσε πυρὶ κατεκαύθη φαρμουθὶ πρώτῃ, καὶ οὕτως ἐμαρτύρησεν. Κρήσκης κηρύξας τὸ εὐαγγέλιον τοῦ κυρίου ἡμῶν Ἰησοῦ Χριστοῦ ἐν Γαλλίαις ἐπὶ Νέρωνος ἀποθνήσκει, καὶ ἐκεῖσε θάπτεται. In der Vatikanischen Handschrift (186r, Zeile 22) stand ursprünglich ἐπὶ τούτου Νέρωνος, woraus jemand – vielleicht der Schreiber des 10. Jahrhunderts selbst – anstelle des wahrscheinlich infolge eines Abschreibfehlers mitgeschriebenen (und möglicherweise auf Trajans Beinamen Nerva zurückzuführenden) Namen Νέρωνος das Pronomen τούτου getilgt hat. 12 Vgl. Epiphanius, Index apostolorum 113; Epiphanius, Index apostolorum 115–116; Epiphanius, Index discipulorum 120; Appendices ad indices apostolorum discipulorumque 127. 13 Karst (1911), S. 218; Helm (19562) 194 f.,h. 14 Dindorf (1832), S. 471,13–472,2.

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Informationen, geht dazwischen aber auch auf die Ursache und die Art von Simons Tod ein.15 In den Chronikoi Kanones führt Eusebios für das 4. Jahr des Antoninus Pius und seiner Söhne16 den Philosophen Justin als Beschützer der Christen17 an. In seiner Kirchengeschichte berichtet er auch detaillierter über die Bedeutung und den Märtyrertod dieses Mannes.18 In Bezug auf die Entstehungszeit von Justins Werken teilt er allerdings widersprüchliche Daten mit: So behauptet er zunächst, Justin habe seine Apologie an Antoninus Pius und dessen Söhne gerichtet.19 Bald darauf (nach der Schilderung des Martyriums des Polykarp) lesen wir, dass Justin den Opfertod gestorben sei, nachdem er den genannten Kaisern sein zweites Buch über die christlichen Glaubenslehren vorgelegt hatte.20 Im Kapitel zu Justins Werken behauptet Eusebios hingegen, der Philosoph habe seine erste Rede zum Schutz der Christen für Antoninus Pius und dessen Söhne, die zweite erst für den Kaiser Marc Aurel verfasst, der bei ihm als Antoninus Verus bezeichnet wird.21 Tatsächlich starb Justin den Märtyrertod erst unter der Herrschaft des Letzteren (bzw. dessen Mitkaisers Lucius Verus). Polykarp, der bereits erwähnte Bischof von Smyrna, wurde hingegen unter Antoninus Pius zum Märtyrer; in den Chronikoi Kanones wird er im Abschnitt über die Zeit dieses Kaisers (und zwar für das selbe Jahr, in dem ihm zufolge auch Justin verstarb) bloß erwähnt;22 bei Eusebios wiederum wird seines Martyriums erst anlässlich der Herrschaft der Mitkaiser gedacht.23 Eusebios’ widersprüchliche Daten werden vom Verfasser der Osterchronik auf einen gemeinsamen Nenner gebracht, indem er ihrer beider Martyrien in die Zeit des Marc Aurel und des Lucius Verus setzt: Über Polykarps Tod berichtet er für das 4., über den des Justin für das 6. Regierungsjahr der beiden Kaiser. Dabei verschweigt er auch Polykarps Auftritt gegen die Ketzer nicht (er bietet eine Zusammenfassung der entsprechenden Stelle der Kirchengeschichte),24 und mag dessen Martyrium wohl deshalb unmittelbar vor dem des Justin angesetzt haben, weil die beiden auch in Eusebios’ Kirchengeschichte in dieser Reihenfolge, d. h. direkt nacheinander behandelt werden. Bezüglich des Zeitpunkts von Polykarps Martyrium kann der Verfasser der Osterchronik allerdings auch durch eine andere Quelle beeinflusst worden sein: Im Falle einiger Märtyrer – so auch bei Polykarp – wird der Platz des Todes in der chronologischen Tabelle über die traditionellen Datierungselemente hinaus (Olympiaden, 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24

Die Ergänzung ist auf Eusebios’ Kirchengeschichte zurückzuführen. Der Schluss des Zitats zeigt wortwörtliche Übereinstimmungen mit dem 32. Kapitel des 3. Buches; der vorangehende Abschnitt lässt wiederum an das von Eusebios zitierte – verschollene – Werk Hypomnemata des Hegesippos denken. Aufgrund der eigenartigen römischen Sitten der Namensgebung ist in der Bezeichnung der einzelnen Kaiser eine gewisse Unsicherheit zu beobachten. Karst (1911), S. 223; Helm (19562) 202d. Eusebius, Historia Ecclesiastica IV 11–12, dann IV 16–18. Eusebius, Historia Ecclesiastica IV 11,11–IV 12,1. Eusebius, Historia Ecclesiastica IV 16. Dieses Datum begegnet auch in den Chronikoi Kanones: Karst (1911), S. 221; Helm (19562) 203d. Eusebius, Historia Ecclesiastica IV 18,1–2. Karst (1911), S. 221; Helm (19562) 203e. Karst (1911), S. 222; Helm (19562) 205c. Eusebius, Historia Ecclesiastica IV 14.

Spuren der christlichen Erinnerungskultur in der Osterchronik

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Namen der amtierenden Konsuln sowie Regierungs- bzw. Indiktionsjahr) auch durch eine weitere Angabe bestimmt, nämlich die Anzahl der seit Christi Himmelfahrt vergangenen Jahre. Im Falle des Polykarp verzeichnet der Verfasser des unbekannten Werkes hierfür (zumindest nach dem Autor des Chronicon Paschale) 133 Jahre – deshalb konnte es passieren, dass der Märtyrer in der Chronik an dieser Stelle eingeordnet wurde (anstatt an derjenigen, die sich auf den faktischen Zeitpunkt seines Martyriums bezieht). In der Chronik lassen sich insgesamt 15 Zeitangaben belegen, die ab Christi Himmelfahrt berechnet sind.25 Neben Berichten über Ökumenische Konzilien (vier Erwähnungen) betrifft dieses Datierungsmittel am häufigsten (fünfmal) Martyrien. Mit großer Wahrscheinlichkeit schöpfte der Verfasser bei den auf diese Weise eingeleiteten Abschnitten aus derselben – zur Zeit nicht näher bestimmbaren – Quelle. Übrigens wurde auch die Malalas-Forschung mit diesem Problem konfrontiert:26 Im Werk des syrischen Geschichtsschreibers kommt eine derartige Datumsbestimmung ebenfalls fünfmal vor;27 dabei verweisen die beiden Autoren insgesamt zweimal auf dasselbe (bzw. ein ähnliches) Ereignis.28 Es ist nicht festzustellen, ob beide eine gemeinsame Quelle herangezogen haben oder ob der Verfasser des Chronicon Paschale auf diese 25 Dindorf (1832), S. 430,6–9; 431,4–9; 461,11–14; 463,3–6; 470,14–15; 480,20–481,4; 500,9–10; 510,2–3; 512,11– 13; 513,1–3; 524,18–525,3; 529,11–19; 562,9–16; 581,11–17; 591,1–4. 26 Gelzer (1885), S. 166–7; Jeffreys/Croke/Scott (1990), S. 122–123; 187. 27 Malalas, Chronographia X 15; X 24; X 26; X 43; X 45. 28 Malalas, Chronographia X 15: Μετὰ δὲ ἔτη τέσσαρα τῆς ἀναστάσεως καὶ ἀναλήψεως τοῦ σωτῆρος ἡμῶν Ἰησοῦ Χριστοῦ, ἐπὶ τῆς Βασιλείας τοῦ αὐτοῦ Τιβερίου Καίσαρος, μετὰ τὸ ἐξελθεῖν τὸν ἅγιον Παῦλον ἀπὸ Ἀντιοχείας τῆς μεγάλης, κηρύξαντα ἐκεῖ πρῶτον τὸν λόγον ἐν τῇ ῥύμῃ τῇ πλησίον τοῦ Πανθέου τῇ καλουμένῃ τῶν Σίγγωνος ἅμα Βαρνάβᾳ, καὶ ἐπὶ τὴν Κιλικίαν ἐξελθεῖν, ὁ Πέτρος ἀπὸ Ἱερουσολύμων ἐν τῇ αὐτῇ Ἀντιοχείᾳ παρεγένετο καὶ τὸν λόγον ἐδίδασκεν. καὶ ἐκεῖ αὑτὸν ἐνθρονίσας, πεισθεὶς τοῖς ἀπὸ Ἰουδαίων γενομένοις χριστιανοῖς, τοὺς ἐξ ἐθνῶν πιστοὺς οὐκ ἐδέξατο οὔτε ἠγάπα, ἀλλ’ οὕτως ἐάσας αὐτοὺς ἐξῆλθεν ἐκεῖθεν. Dindorf (1832), S. 431,4–9: Τετάρτῳ ἔτει τῆς εἰς οὐρανοὺς ἀναλήψεως τοῦ κυρίου Πέτρος ὁ ἀπόστολος ἀπὸ Ἱεροσολύμων ἐν Ἀντιοχείᾳ τῇ μεγάλῃ τὸν λόγον τοῦ θεοῦ ἐδίδασκεν, καὶ τὴν χειροτονίαν τῆς ἐπισκοπῆς δεξάμενος ἐκεῖσε ἑαυτὸν ἐνεθρόνισεν, πεισθεὶς τοῖς ἀπὸ Ἰουδαίων γενομένοις χριστιανοῖς· καὶ τοὺς ἐξ ἐθνῶν πιστοὺς οὐκ ἐδέξατο οὐδὲ ἠγάπα, ἀλλ’ οὕτως ἐάσας αὐτοὺς ἐξῆλθεν ἐκεῖθεν. Malalas, Chronographia X 45: Τῷ δὲ ληʹ ἔτει μετὰ τὸ ἀναληφθῆναι τὸν σωτῆρα Χριστὸν ὁ Τίτος τὴν Ἰουδαίαν παρέλαβεν καὶ τὴν Ἱερουσαλὴμ ἐπὶ τῆς ὑπατείας Κομμόδου καὶ Ῥούφου, βασιλεύοντος τοῦ πατρὸς αὐτοῦ Οὐεσπασιανοῦ· καὶ ἐπόρθησε τὴν Ἱερουσαλὴμ καὶ πᾶσαν τὴν Παλαιστίνην καὶ τὸ ἱερὸν τῶν Ἰουδαίων κατέστρεψεν ἐν τῇ αὐτῇ τῆς ἑορτῆς ἡμέρᾳ, ὅτε παρέλαβε τὴν πόλιν, καὶ ἀπώλεσε ψυχῶν μυριάδας ριʹ, ξίφεσιν αὐτοὺς κατακόψας· ἄλλας δὲ μυριάδας ιεʹ διαπέπρακεν αἰχμαλώτων νεανίσκων καὶ παίδων ἀρρενικῶν καὶ παρθένων κορασίων, καθὼς καὶ Ἰώσηπος ὁ σοφώτατος συνεγράψατο· Dindorf (1832), S. 461,11–20: Τριακοστῷ ἐνάτῳ ἔτει τῆς εἰς οὐρανοὺς ἀναλήψεως τοῦ κυρίου Τίτος υἱὸς Οὐεσπασιανοῦ τὴν Ἰουδαίαν παρέλαβεν καὶ τὴν Ἱερουσαλήμ, πορευθεὶς εἰς πᾶσαν τὴν Παλαιστίνην, τὸ ἱερὸν τῶν Ἰουδαίων κατέστρεψεν. ἦν δὲ ἡ ἡμέρα τῆς ἑορτῆς τοῦ πάσχα, ὅτε παρέλαβε τὴν πόλιν Ἱερουσαλὴμ καὶ ἀπώλεσε ψυχῶν μυριάδας ριʹ ξίφεσιν αὐτοὺς κατακόψας, καὶ ἄλλας δὲ μυριάδας ιεʹ διαπέπρακεν αἰχμαλώτων νεανίσκων καὶ παιδίων ἀῤῥενικῶν καὶ παρθένων κορασίων, καθὼς Ἰώσηππος ὁ σοφώτατος χρονογράφος συνεγράψατο·

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Angaben im „Ur-Malalas“ gestoßen war. Aufgrund einer entsprechenden Mitteilung des Malalas ist es eventuell möglich, den Autor des als Quelle benutzten unbekannten historiographischen Werkes mit einem gewissen Nestorianus zu identifizieren,29 über den uns allerdings keine näheren Daten zur Verfügung stehen; seine Arbeit, die mit der Regierung von Kaiser Leo II. (474) geendet haben soll,30 ist bedauerlicherweise verloren gegangen. Über Polykarp – wie oben gesehen – berichtet Eusebios in den Chronikoi Kanones recht wenig,31 er deutet andererseits auch an, dass für das Martyrium des heiligen Mannes auch schriftliche Zeugnisse vorlägen. Eventuell ist es möglich, dass der Verfasser des Chronicon Paschale32 hier nicht auf Eusebios zugreift, sondern tatsächlich die Akte des Polykarp verwendet hat.33 Zwar schöpft auch Eusebios in seiner häufig zitierten Kirchengeschichte aus einem Brief der Brüder von Smyrna über den Opfertod des Polykarp,34 doch kommen die erwähnten Datierungselemente bei ihm nicht vor. Die Elemente des auf das Martyrium folgenden Abschnittes nehmen sich bei Eusebios ähnlich aus wie in der Osterchronik:35 Auch Eusebios gedenkt der Märtyrer von Philadelphia36 und verweist auf die Blutzeugen von Pergamon;37 statt der Namen der Märtyrer der Kirchengeschichte (Karpos, Papylas, Agathonike) taucht in der Osterchronik allerdings nur der Name des Papias, des Bischofs von Hierapolis, auf – hier liegt wohl eine Verwechslung mit Papylas vor; Papias war allerdings (wie es auch bei Eusebios nachzulesen ist) in der Tat Zeitgenosse des Polykarp.38 Die Schlussformel des Abschnitts über Polykarp basiert ebenfalls auf Eusebios’ Text.39 Für den Justin-Bericht hat der Verfasser der Osterchronik Eusebios’ Kirchengeschichte herangezogen.40 Dabei wird der Text beinahe wörtlich übernommen; doch tauchen in der Chronik zusätzlich die Namen der Kaiser Marc Aurel und Antoninus Verus auf.41 Die genauen Namen der zum besagten Zeitpunkt regierenden Kaiser lauten dem Chronisten zufolge Marcus Aurelius Antoninus (Verus) und Lucius Aurelius Commodus.42 Die Einfügung kommt also schlichtweg durch Auflösung des Namens 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38

39 40 41 42

Malalas, Chronographia XIII 14. Malalas, Chronographia XIV 47. Siehe Anm. 23. Dindorf (1832), S. 480,20–481,17. Martyrium Polycarpi 21,1; 9,3; 9,1. Eusebius, Historia Ecclesiastica IV 15. Dindorf (1832), S. 481,17–22. Eusebius, Historia Ecclesiastica IV 15,45. Eusebius, Historia Ecclesiastica IV 15,48. Eusebius, Historia Ecclesiastica III 36,1–2. Einen noch besseren Grund für ein Missverständnis liefert vielleicht eine andere Textstelle bei Eusebios, in deren Zusammenhang der Autor den Heiligen Irenäus zitiert: ταῦτα δὲ καὶ Παπίας ὁ Ἰωάννου μὲν ἀκουστής, Πολυκάρπου δὲ ἑταῖρος γεγονώς, ἀρχαῖος ἀνήρ, … (Eusebius, Historia Ecclesiastica III 39,1). Eusebius, Historia Ecclesiastica IV 15,42. Eusebius, Historia Ecclesiastica IV 16. Dindorf (1832), S. 482,4–483,12. Dindorf (1832), S. 480,10–12: Ῥωμαίων ιδʹ ἐβασίλευσεν Μάρκος Αὐρήλιος Ἀντωνῖνος ὁ καὶ Οὐῆρος, υἱὸς Ἀντωνίνου τοῦ Εὐσεβοῦς, καὶ Λούκιος Αὐρήλιος Κόμμοδος ἀδελφὸς αὐτοῦ ἔτη ιθʹ.

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ein- und desselben Kaisers (Marc Aurel) zustande. Die Ergänzung wird ursprünglich wohl vom Chronisten selbst stammen (der dadurch den übernommenen Text mitsamt Eusebios’ Rückverweisen auf vorangehende, bei ihm unerwähnte Ereignisse deutlicher machen wollte), die Einfügung selbst ist in ihrem heutigen Zustand jedoch zweifelsohne mit einem verderbten Text zu erklären. Dem 8. Jahr des Kaisers Severus (193–211) fügt Eusebios in den Chronologischen Tabellen folgende Anmerkung hinzu: Nachdem eine Verfolgung der Alexandriner Kirche zugestoßen, ward Leonides, Vater des Orogenes, des Schriftstellers, Märtyrer.43 Im Chronicon Paschale wird Leonides namentlich zwar nicht erwähnt, zum 8. Regierungsjahr des Severus jedoch vermerkt der Chronist, dass in dieser Zeit eine Christenverfolgung stattgefunden habe;44 vier Jahre später wird wiederholt, dass Severus die Christen in Alexandria verfolgen ließ und dabei bis nach Theben hin viele den Märtyrertod fanden.45 Eusebios berichtet auch in den Chronikoi Kanones über Origenes46 und erzählt in der Kirchengeschichte detailliert über dessen Leben, seinen Glaubenseifer und seine Schüler (auf Leonides’ Martyrium und den Wunsch des kindlichen Origenes, den Opfertod zu erleiden, kommt er in Kapitel 2 des 6. Buches mehrmals zu sprechen). Der anonyme Chronist übergeht diese Informationen; in der Osterchronik ist als einziger diesbezüglicher Hinweis zu lesen: Ὠριγένης ἐν Ἀλεξανδρείᾳ ἐγεννήθη.47 Ein solcher Eintrag findet sich nicht in den überlieferten Übersetzungen der Chronikoi Kanones und es ist sehr wahrscheinlich, dass der Satz auch im Originaltext des Chronicon Paschale nicht enthalten war. Wenn man die vatikanische Handschrift näher unter die Lupe nimmt, so zeigt sich, dass der Eintrag – gleichsam als Titel – in der ersten Zeile von Fol. 193v in Majuskelbuchstaben in der Mitte der Zeile angeführt ist. Dabei mag hier während des wiederholten Abschreibens ein (zwischen dem 7. und dem 10. Jahrhundert entstandener) Marginaleintrag in den Text der Chronik gelangt sein. Beim fünften Ökumenischen Konzil (sog. Zweites Konzil von Konstantinopel im Jahr 553) waren verschiedene von Origenes’ Lehren verurteilt worden48 – der anonyme Verfasser der Osterchronik konnte im 7. Jahrhundert dessen und seines Vaters Martyrium daher nicht mehr lobpreisen. Im darauffolgenden Abschnitt der Chronologischen Tabellen findet sich in der armenischen Übersetzung der Reihe der römischen Bischöfe ein Fehler: Die bei Fabianus angegebene Amtszeit von 13 Jahren läuft nicht im von Eusebios angegebenen Jahr ab; er vermerkt bereits acht Jahre später, dass als nächster Bischof Cornelius dieses 43 Karst (1911), S. 224; Helm (19562) 212c: Persecutione in Christianos facta Leonides, Origenis pater gloriosa martyrii morte transfertur. 44 Dindorf (1832), S. 496,2–3. 45 Dindorf (1832), S. 496,19–497,2. Cf. Eusebius, Historia Ecclesiastica VI 1. 46 Karst (1911), S. 224: „Orogenes der Wunderbare war zu Alexandria im zarten Alter bekannt“; Helm (19562) 215 g: Origenes Alexandriae clarus habetur. Karst (1911), S. 225: „Orogenes war zu Alexandria in der Schule um diese Zeit“; Helm (19562) 212 l: Origenes Alexandriae studiis eruditur. Karst (1911), S. 225: „Orogenes verließ Alexandria und kam nach Kesaria Palestines zur Unterrichtung“; Helm (19562) 216a: Origenes de Alexandria ad Caesariam Palaestinae transit. 47 Dindorf (1832), S. 492,3. 48 Dindorf (1832), S. 635,9–17.

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Amt bekleidete,49 obwohl das 13. Jahr in die Regierungszeit des Kaisers Decius (249– 251) gefallen wäre, und Fabianus den Märtyrertod tatsächlich im Zuge von Decius’ Verfolgungen erlitt. In der lateinischen Übersetzung des Hieronymus wird Fabianus noch nach dem Tod des Decius erwähnt; dieser Eintrag dürfte aber wohl – teilweise oder vollständig – eine Ergänzung des Hieronymus sein.50 Nicht auszuschließen ist, dass auch dem Verfasser des Chronicon Paschale ein falsches Datum zur Verfügung stand – welches ihm jedoch hätte auffallen sollen, zumal er ja sein ganzes Werk auf ähnlichen Berechnungen aufbaute. Um den Irrtum zu klären, suchte der Chronist einen anderen Text, den er schließlich in Eusebios’ Kirchengeschichte fand,51 wobei er den übernommenen Text auf eine eigenartige Weise benutzte, indem er nämlich nach dem Eintrag für Fabianus nicht auf das Martyrium des bei Eusebios erwähnten Bischofs von Jerusalem, Alexandros,52 sondern auf dasjenige des Babylas zu sprechen kam.53 Warum dieser sterben musste, teilt er erst nach dem Eintrag zu Leontios, dem Bischof von Antiochia, mit.54 Wir lesen, dass Kaiser Decius gegen Babylas besonderen Hass hegte: Er habe diesem nicht nur sein Christentum übelgenommen, sondern auch, dass er dem christlichen Kaiser Philippus Arabs (244–249) und dessen Frau den Eintritt in die Kirche verweigert hatte.55 Babylas selbst soll diesen Auftritt mit einer sündhaften Tat des Philippus erklärt haben: Dieser hatte nach dem Tod des Kaisers Gordian (Gordian III., 238–244) angeblich dessen Sohn ermorden lassen, um an die Macht zu kommen. Den Bericht des Eusebios über Alexandros fügt der Verfasser der Chronik am Ende des Abschnittes über diese Verfolgungen ein;56 noch davor erwähnt er jedoch den Opfertod des smyrnischen Pionios und seiner Schicksalsgenossen.57 Eusebios erwähnt Pionios früher (gleichzeitig mit Polykarps Märtyrertod) und verweist den 49 Karst (1911), S. 225. 50 Helm (19562) 218i: Romanae ecclesiae episcopatum post Fabiani gloriosam mortem ·XX· suscipit Cornelius ·ann·II·, qui et ipse martyrio coronatus est. Extant ad eum Cypriani ·VIII · epistolae (*). 51 Eusebius, Historia Ecclesiastica VI 39,1–4. 52 Dindorf (1832), S. 503,9–504,6. Die in der Kirchengeschichte gefundenen Daten mag der Chronist aufgrund der Chronikoi Kanones ergänzt haben (z. B. um die dreijährige Zeitspanne des Episkopats des Cornelius). In der armenischen Übersetzung steht statt Phabios zwar Phabianos (Karst 1911, S. 226: „Der Antiochener Kirche ward als 12. Episkopos gesetzt Babilas; nach welchem 13. Phabianos.“), was aber wohl als Textverderben zu erklären ist. Nach der Kirchengeschichte (siehe oben) folgte nach Babylas Fabius im Bischofssitz und auch bei Hieronymus ist Fabius zu lesen: Helm (19562) 218 g: Alexandro Hierosolymarum episcopo aput Caesariam Palaestinae ob martyrium interfecto et Antiochiae Babyla Mazabanus et Fabius episcopi constituuntur. 53 Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass er die Ernennung der beiden Bischöfe aufgrund einer anderen Textstelle in der Kirchengeschichte nebeneinanderstellt: Eusebius, Historia Ecclesiastica VI 29,1–4. 54 Leontios’ Werk ist nicht überliefert, der Arianerbischof (344–358) wird vom Chronisten jedoch hoch geschätzt. Siehe Dindorf (1832), S. 535,14–19. 55 Die Geschichte wird auch von Eusebios aufgezeichnet (Historia Ecclesiastica VI 34), allerdings ohne Erwähnung des Babylas; in seinem Text begegnet nur ein προεστῶτος. Nach Eusebios’ Bericht ließ der Vorsteher den Kaiser am Tag vor der letzten Ostervigilie solange nicht die Kirche betreten, bis dieser alle seine Sünden gebeichtet hatte und sich auf die Liste der reuigen Sünder eintragen ließ. Der Kaiser soll übrigens willig gehorcht haben. 56 Dindorf (1832), S. 504,12–16. 57 Dindorf (1832), S. 504,7–11.

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Leser im Zusammenhang mit dessen ruhmreichem Leben und Tod auf eine von ihm selbst verfasste Vita innerhalb seines Werkes über die alten Märtyrer.58 Der Autor des Chronicon Paschale hat wahrscheinlich – wie auch schon früher im Falle des Polykarp – auch zu Pionios’ Martyrium noch über Eusebius’ Kirchengeschichte hinaus Recherchen angestellt. Wir wissen nicht, ob ihm die heute verschollene Vita bekannt war;59 die in der Chronik befindlichen Datierungselemente stimmen jedoch mit den Daten in der Märtyrerakte des Pionios überein.60 Aus dieser Akte geht übrigens auch hervor, dass Pionios während der Verfolgung des Decius starb; der Chronist vermerkt seinen Tod damit übereinstimmend für dessen Regierungsjahr. Die Christenverfolgungen des Kaisers Valerian (253–260) werden in der armenischen Version der Chronikoi Kanones nur ganz allgemein behandelt: Valerianos erhob eine Verfolgung der Christen; und zur Stunde verfiel er der Knechtschaft durch die Barbaren.61 Der Verfasser des Chronicon Paschale erwähnt an der gegebenen Stelle hingegen explizit das Martyrium des Heiligen Cyprian.62 Der anonyme Verfasser berichtet über den Bischof von Karthago in Wirklichkeit gleich zweimal, dass dieser den Märtyrertod erlitt: zuerst für das 13. Regierungsjahr des Kaisers Alexandros Mammaias (bekannt als Severus Alexander, 222–235), für dessen dreizehnjährige Herrschaft dieses das einzige Ereignis darstellt, das von ihm aufgezeichnet wird.63 Die zweite Erwähnung betrifft das zweite Jahr Valerians, wo auch der Tag von Cyprians Tod angegeben wird.64 Die zweite Datierung entspricht wohl den Tatsachen: Der Heilige Cyprian erlitt den Märtyrertod im Jahr 258 im Zuge der Christenverfolgung durch Kaiser Valerian. Woher aber kann der Autor seine Angaben zum Martyrium des Bischofs bezogen haben? Die Märtyrerakte des Cyprian enthält die Namen der beiden Konsuln (Tuscus und Bassus),65 in deren Amtszeit er angeklagt und hingerichtet wurde. Auch in der Osterchronik wird dieses Ereignis unter dem Eintrag für diese beiden Konsuln behandelt. Ebenfalls aus der Akte erfahren wir, dass der Heilige Cyprian den Märtyrertod am 14. September (am 18. Tag vor den Kalenden des Oktober) erlitt.66 Das frühere Datum ist hingegen wahrscheinlich auf die unbekannte Quelle zurückzuführen, die die Ereignisse ab Christi Himmelfahrt datiert. Demnach fällt Cyprians Martyrium auf das Jahr 205. Der Verfasser des Chronicon Paschale folgte dieser Quelle, 58 59 60 61 62 63 64 65 66

Eusebius, Historia Ecclesiastica IV 15,47. Edition der Fragmente: Antiquorum martyriorum collectio (fragmenta) PG 20 Paris 1857–1866. 1520–1533. Martyrium Pionii 23,1. Karst (1911), S. 226; der in der lateinischen Übersetzung befindliche Eintrag enthält wahrscheinlich die Ergänzung des Hieronymus: Helm (19562) 220d: Ualerianus in Chr(ist)ianos persecutione commota statim a Sapore Persarum rege capitur ibique seruitute miserabili consenescit (*). Bei Hieronymus zwar so zu lesen, vermutlich hat man es jedoch wieder mit einem späteren Zusatz zu tun: Helm (19562) 220c: Cyprianus primum rhetor, deinde presbyter, ad extremum Carthaginiensis episcopus martyrio coronatur (*). Dindorf (1832), S. 500,9–10: Ἔτους σεʹ τῆς εἰς οὐρανοὺς ἀναλήψεως τοῦ κυρίου ὁ ἅγιος Κυπριανὸς ἐμαρτύρησεν. Dindorf (1832), S. 507,1–2: Ἐπὶ τούτων τῶν ὑπάτων ὁ ἅγιος Κυπριανὸς ἐμαρτύρησεν πρὸ ιηʹ καλανδῶν ὀκτωβρίων. Acta Cypriani 2,2. Acta Cypriani 3,1.

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deren Text zu diesem Zeitpunkt bereits verderbt gewesen sein dürfte: möglich ist, dass die an der Zehnerstelle stehende Zahl (κ) im Laufe des Abschreibeprozesses aus der Jahreszahl verschwand. Danach kommt der Chronist auf die Christenverfolgung unter der Herrschaft des Carus (282–283), Carinus (283–285) und Numerianus (283–284) zu sprechen, die er zusammen mit einem Bericht über den Tod dieser Kaiser dem Text des Malalas entlehnte, wobei er seine Quellen allerdings nicht vollständig harmonisieren konnte. Mit Überraschung wird er erfahren haben, dass Babylas, den er selbst schon bei Decius erwähnt hatte, laut Malalas erst in der Zeit des Numerianus starb.67 Deshalb erwähnt er zwar den Namen des Babylas, spart die Geschichte von Babylas’ Tod jedoch aus und zeichnet lediglich die wirren Umstände des Todes der drei Kaiser nach. Hierin folgt er wortwörtlich dem Malalas, wobei er die Namen des Carinus und Numerianus jedoch konsequent vertauscht.68 Zu den unter Diokletian (284–305) einsetzenden Verfolgungen zog der Chronist die Chronikoi Kanones, deren in den armenischen Codices überlieferter Text im 16. Jahr des Diokletian abbricht, wohl nicht mehr heran.69 Von der Chronik des Eusebios existierte auch eine überarbeitete und erweiterte Ausgabe, die die Ereignisse bis zu den Vicennalien des Konstantin verfolgte (dieser folgen die lateinische Übersetzung des Hieronymus und die syrische Tradition); im Chronicon Paschale werden die in Hieronymus’ lateinischer Version auftauchenden Märtyrer hingegen nicht erwähnt. Bei Hieronymus kann man beispielsweise über Licinius’ antichristliche Taten hinaus auch etwas über den Blutzeugentod des Basileios, des Bischofs von Amasia, lesen,70 der im Chronicon Paschale nicht erwähnt wird. Dabei dürften die beiden Einträge gar nicht von Hieronymus stammen: Parallelen zu ihnen liegen ja auch in Eusebius’ Kirchengeschichte vor.71 Im Rahmen seines Berichtes über die Christenverfolgungen des Diokletian erwähnt Malalas bloß den Märtyrertod des Heiligen Menas.72 Der Autor des Chronicon Paschale berichtet ebenfalls über dieses Martyrium, bietet allerdings detailliertere Daten. Er scheint sich hier nochmals auf die bereits erwähnte, unbekannte Quelle mit ihren ab Christi Himmelfahrt rechnenden Bezugsdaten gestützt zu haben, sodass der Bericht über Menas’ Martyrium acht Jahre vor dem Beginn der offiziellen Verfolgungen fällt.73 Die – verhältnismäßig lange – Geschichte des Heiligen Gelasinos wiederum stimmt beinahe wörtlich mit Malalas’ Bericht überein; mit dem Unterschied, dass der zum Christentum bekehrte Mime bei dem syrischen Chronisten der Verfolgung unter 67 Zur Platzierung der Geschichte des Babylas an dieser Stelle in Malalas’ Werk siehe Mecella (2017), S. 89–90. 68 Malalas, Chronographia XII 35; Dindorf (1832), S. 510,2–15. 69 Karst (1911), S. 226. 70 Helm (19562) 230 f. 71 Eusebius, Historia Ecclesiastica X 8,10; X 8,14–15. 72 Malalas, Chronographia XII 43. 73 Dindorf (1832), S. 512,11–13.

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Kaiser Licinius zum Opfer fällt, im Chronicon Paschale hingegen – was wiederum der anonymen Quelle zu verdanken sein mag – für das 13. Regierungsjahr des Diokletian erwähnt wird.74 Drei Jahre später lesen wir über den Blutzeugentod des alexandrinischen Bischofs Petros, den der Chronist – der Schilderung im 7. Buch akribisch folgend – unter Zuhilfenahme von Eusebios’ Kirchengeschichte aufzeichnet.75 Hierbei springt im Vergleich zum Original besonders die Ergänzung ins Auge, nach der der Bischof im 16. Jahr des Diokletian geköpft worden sein soll.76 Seltsam mag in diesem Kontext der Umstand anmuten, dass der Verfasser über den Tod des Märtyrerbischofs bereits hier, d. h. drei Jahre vor den kaiserlichen Verordnungen zur Christenverfolgung, berichtet. Nach einer Erklärung müssen wir wohl bei Eusebios suchen, der im erwähnten Kapitel seiner Kirchengeschichte behauptet, dass dessen Nachfolger Petros das Episkopat zwölf Jahre lang innehatte, von denen bis zum Beginn der Verfolgungen drei Jahre vergingen, und dass die Verfolgungen selbst wiederum neun weitere Jahre dauerten. Der Verfasser der Osterchronik wird also logischerweise der Meinung gewesen sein: Wenn die Verfolgung im 19. Jahr des Diokletian begann, muss Petros von Alexandria drei Jahre früher – im 16. Jahr des Diokletian – das Bischofsamt übernommen haben. Die Chronikoi Kanones weichen von dieser Angabe ab: Der armenischen Fassung ist zu entnehmen, dass Petros’ Vorgänger Theonas (der 15. Bischof von Alexandria) sein Amt gleichzeitig mit Diokletians Thronbesteigung antrat und der alexandrinischen Kirche insgesamt 19 Jahre vorstand.77 Hieronymus berichtet über den alexandrinischen Bischof Peter für das 19. Jahr des Diokletian, wobei seine Angabe ebenfalls auf Eusebios zurückzuführen ist: Alexandrinae ecclesiae · XVI · post Theonam episcopus ordinatur Petrus. Qui postea nono persecutionis anno gloriose martyrium perpetrauit.78 All dies legt nahe, dass der Verfasser des Chronicon Paschale die Chronologischen Tabellen hier nicht mehr benutzte. Für diese Annahme scheint auch der Umstand zu sprechen, dass der sich auf den Beginn der Verfolgungen beziehende Satz, der in der armenischen Version beim 14., in der lateinischen beim 16. Jahr des Diokletian zu lesen ist79 und auch für das Chronicon Paschale von Belang hätte sein können, in der Chronik nicht auftaucht. Die die großen Verfolgungen einleitenden offiziellen kaiserlichen Verordnungen wurden im 19. Regierungsjahr des Diokletian erlassen. Die Vorlage des diesbezüglichen Berichts des Chronicon Paschale findet man in zwei Arbeiten des Eusebios: im zweiten Kapitel des 8. Buches der Kirchengeschichte und ganz am Anfang eines Werkes 74 Malalas, Chronographia XII 50; Dindorf (1832), S. 513,1–18. 75 Eusebius, Historia Ecclesiastica VII 32,31; Dindorf (1832), S. 514,7–12. 76 Der Bericht ist beim 16. Jahr des Diokletian zu lesen; die Einfügung kann auch aus einer früheren Marginalnotiz in den Text gelangt sein. 77 Von den 19 Jahren kann man in der überlieferten Fassung erst 16 Jahre sehen, ebenso wie im Falle des Diokletian. 78 Helm (19562) 227k. 79 Karst (1911), S. 227: „Veturios, der Feldherr, bedrückte insgeheim die im Heere vorhandenen Christen; und von da ab dehnten sich auf die gesamte Gemeinde der Gläubigen die Verfolgungen aus“; Helm (19562) 227d: Ueturius magister militiae Chr(isti)anos milites persequitur paulatim ex ilio iam tempore persecutione aduersum nos incipiente.

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über die Märtyrer von Palästina.80 Es liegt nahe, dass der Chronist sich im Laufe des Datensammelns auch auf dieses letztere Werk des Eusebios hätte stützen können. Wir sehen stattdessen, dass die Osterchronik nur in diesem einen Fall eine Parallele zu Eusebios’ genanntem Werk aufweist. Die Entstehungsgeschichte des Werkes De Martyribus Palaestinae, das in einer kürzeren und einer längeren Fassung überliefert ist, wird von den Eusebios-Forschern seit längerer Zeit diskutiert. Vor Kurzem wurde überzeugend nachgewiesen,81 dass die kürzere Version ursprünglich einen Teil (vielleicht einen Appendix) des 8. Buches der Kirchengeschichte bildete. Im Laufe der (mehrfachen) Überarbeitung des Werkes wurden dessen einzelne Teile von Eusebios in sein 8. Buch über die zeitgenössischen Verfolgungen eingebaut; die Leiden weiterer Schicksalsgenossen in Palästina wurden in einem gesonderten Werk, der sog. längeren Fassung, behandelt. Erwähnenswert ist, dass der Wortlaut der beiden Eusebios-Zitate zwar weitgehend identisch ist, in den ersten Zeilen – namentlich bei der Datierung der ersten Verordnungen – aber auch wesentliche Abweichungen zu beobachten sind. Das Chronicon Paschale greift in diesem Zusammenhang auf die Variante der Kirchengeschichte zurück.82 Da man auch in anderen Fällen keine Parallelen zu De Martyribus Palestinae ziehen kann, ist zu vermuten, dass der Autor des Chronicon Paschale das Werk über die Märtyrer von Palästina nicht benutzt hat. Auch im Weiteren dürfte er aus der Kirchengeschichte geschöpft haben: Für seine Berichte über die Opfertode der Märtyrer des Kaiserpalastes, Dorotheos und Gorgonios, sowie des Anthimos, des Bischofs von Nikomedia, fertigte er zwar lediglich Exzerpte zu Eusebios’ Werk an,83 dort, wo er die Hinrichtung der Kirchenhäupter beschreibt, zitiert er jedoch den einschlägigen Abschnitt aus der Kirchengeschichte bereits wieder wörtlich.84 Für die Martyrien des Tyrannion und des Zenobios sowie des Silvanus von Emesa ist eine gewisse Abweichung vom Eusebios-Text zu beobachten, die wahrscheinlich auf eine andere Textstelle in der Kirchengeschichte zurückzuführen ist.85 Erwähnt wird von Eusebios auch Pamphilos von Cäsarea – versehen mit dem Hinweis, dass auf dessen Verdienste an anderer Stelle eingegangen werde.86 Der Autor des Chronicon Paschale führt ihn wohl aus diesem Grund nicht im korrespondierenden Abschnitt auf. Seinen geliebten Meister hat Eusebios in einem gesonderten Werk behandelt87 und ihm auch in seiner Schrift über die Märtyrer von Palästina ein Denkmal gesetzt.88 Der Chronist scheint zu diesen Texten jedoch keinen Zugang gehabt zu haben. 80 Eusebius, Historia Ecclesiastica VIII 2,4–5; Eusebius, de Martyribus Palaestinae (recensio brevior) Praef. 1–2. 81 Farkas (2005), S. 42–52; 100–111. 82 Dindorf (1832), S. 515,1–13. 83 Eusebius, Historia Ecclesiastica VIII 6,5–6; Dindorf (1832), S. 515,16–516,2. 84 Eusebius, Historia Ecclesiastica VIII 12,11–13,5; Dindorf (1832), S. 519,11–520,10. 85 Eusebius, Historia Ecclesiastica IX 6,1. 86 Eusebius, Historia Ecclesiastica VIII 13,6. 87 Eusebius, Historia Ecclesiastica VII 32,25. 88 Eusebius, de Martyribus Palaestinae 11, mit dem Verweis, die Tugenden des Pamphilos in einem gesonderten Werk gewürdigt zu haben (11,3).

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Über die unter Julian Apostata (361–363) an den Christen verübten Grausamkeiten konnte Eusebios nicht mehr berichten, bei Malalas hat der Chronist jedoch auch hierfür Informationen gefunden und den Bericht über das Martyrium des Heiligen Dometios wortwörtlich abgeschrieben.89 Die Bonner Ausgabe fürht diese Geschichte unter einem gesonderten Titel an, was allerdings irreführend ist: Im Codex Vaticanus Graecus 1941 (215v) wird in einer einfachen Randnotiz auf den Inhalt hingewiesen. Schlussbetrachtung

Über die „unzählbare Schar von Märtyrern“ (um den Verfasser selbst zu zitieren), die in den ersten vier nachchristlichen Jahrhunderten ihr Leben für ihren Glauben gelassen haben, kann man vom Chronisten selbstverständlich keine Rechenschaft verlangen; ebensowenig ist von ihm zu erwarten, dass er das Martyrium, die Einkerkerung, die Folter und den qualvollen Todes jedes einzelnen Blutzeugen niederschrieb. Wie er mehrfach bemerkt, wäre die bloße Aufzählung aller Namen ein aussichtsloses Unterfangen. Es scheint jedoch lohnend, abschließend kurz darüber nachzudenken, nach welchen Aspekten er seine Auswahl von den ihm in seinen Quellen zur Verfügung stehenden Daten getroffen haben mag. Über die oben erwähnten hinaus gibt es kaum Einträge im Chronicon Paschale, die nicht irgendwelche Entsprechungen zu anderen erhaltenen Texten (spätestens aus dem 7. Jahrhundert) aufweisen. Um einen solchen Eintrag handelt es sich z. B. bei einem Ausschnitt aus einem Brief des Lukian,90 der ausschließlich in der Osterchronik erhalten geblieben ist; da dieser aber an aus Eusebios stammende Partien anschließt (und wir sicher wissen, dass Eusebios mit Vorliebe Dokumente zitierte), ist nicht auszuschließen, dass der Chronist diese Passage letztlich dem Eusebios entlehnt hatte. Die Opfer der Verfolgungen unter Kaiser Iulian – Artemius, Aemilianus sowie deren unzählige namentlich nicht erwähnte Glaubensbrüder91 – werden auch von Theophanes behandelt,92 wobei unklar ist, wer die gemeinsame Quelle der beiden Historiographen gewesen sein mag. Im Allgemeinen hat sich der Chronist von seinen Hauptquellen nie wirklich entfernt. In vereinzelten Fällen mag er zwar nach den in seinen Quellen auftauchenden Märtyrern geforscht, ja sogar auch die Märtyrerakten des Pionios und des Polykarp eingesehen haben, wir können aber nicht ausschließen, dass die zusätzlichen Daten auf andere Fassungen der uns bekannten Texte zurückzuführen sind. Angesichts des Vorangehenden scheint für den Chronisten bei der Aufzeichnung der Leiden christlicher Märtyrer – wie auch in sonstigen Fällen – die Auffüllung des chronologischen Gerüsts die primäre Aufgabe gewesen zu sein. Der anonyme Autor 89 90 91 92

Malalas, Chronographia XIII 20; Dindorf (1832), S. 550,6–19. Dindorf (1832), S. 516,2–6. Dindorf (1832), S. 549,12–21. Theophanes, Chronographia AM 5855 (S. 51,14–27 de Boor).

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bediente sich in der Regel an Texten, die mit Datierungselementen irgendwelcher Art aufwarten; auf Basis der Herrscher- oder Konsuldaten, eventuell ergänzt durch relative chronologische Berechnungen, konnte dann das Todesdatum des gegebenen Märtyrers entsprechend am chronologischen Gerüst angebracht werden. Ein Vergleich mit den Quellen des Chronisten wird vor allem durch den Umstand erschwert, dass diese ausnahmslos verschollen sind oder eine mehrfache Überarbeitung erfahren haben, deren Zwischenstationen nur noch teilweise rekonstruierbar sind. Die Untersuchung der Berichte über die christlichen Märtyrer kann uns jedoch weiterhelfen, wenn wir – im Rahmen des Möglichen – feststellen wollen, welche Werke dem Chronisten zugänglich waren. Als Hauptquellen benutzte er in diesem Zusammenhang die die Ereignisse ab Christi Himmelfahrt datierende Arbeit eines anonymen Verfassers sowie Eusebios’ Chronologische Tabellen. Um diese zu ergänzen, griff er auch zu weiteren Werken: vor allem bezog er sich auf Eusebios’ Kirchengeschichte, fand aber Brauchbares auch in der Arbeit des Malalas. Im Lichte der obigen Ausführungen kann man vermuten, dass der Chronist die Chronikoi Kanones für die Herrschaft des Diokletian (und spätere Begebenheiten) nicht mehr benutzte; ebensowenig wird er Eusebios’ Werk über die Märtyrer von Palästina (zumindest nicht dessen längere Fassung) in der Hand gehabt haben, sondern schöpfte wohl aus einer Version der Kirchengeschichte, in der die Märtyrer von Palästina nicht erwähnt werden. Neben dem Zustand seiner Quellen müssen freilich auch die aus der Texttradition des Chronicon Paschale resultierenden Probleme berücksichtigt werden,93 wobei die möglicherweise intendierte Auslassung einzelner Daten auch auf ein bewusstes Arbeitskonzept des Autors schließen lassen kann. Die vielleicht augenfälligste Auslassung ist die ‚Unterschlagung‘ des Origenes und seines Vaters, des Blutzeugen Leonides, die trotz des dem Autor zur Verfügung stehenden reichen Quellenmaterials – wahrscheinlich absichtlich – unerwähnt bleiben.94 Bei einem Vergleich mit dem Werk des Malalas fällt auf, dass die Osterchronik die Heiligen Kosmas und Damian nicht erwähnt, obwohl Malalas (womöglich dank des regen Interesses von Kaiser Justinian an den Heiligen Ärzten)95 der Schilderung ihrer Taten und ihres Todes längere Partien widmet.96 Laut Malalas wurden sie unter Carinus von einem Felsen gestürzt. Wie oben angesprochen, hatte der Verfasser des Chronicon Paschale jedoch die beiden Herrscher Carinus und Numerianus vertauscht; somit hätte der Bericht über die Heiligen nur mit Mühe in das chronologische Gerüst eingefügt werden können. Der Verfasser der Osterchronik ließ noch eine weitere Textstelle in Malalas’ Werk außer Acht: Malalas überliefert auch den Tod der Märtyrer Pantoleon, Hesychios, 93 94 95 96

Siehe die Ausführungen zum Tod der Apostel Petrus und Paulus (oben). Siehe oben. Procopius, de Aedificis I 6,5–6; II 11,4. Malalas, Chronographia XII 36.

Spuren der christlichen Erinnerungskultur in der Osterchronik

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Hermippos, Hermolaos und Hermokrates,97 über die im Chronicon Paschale – wahrscheinlich aus den oben schon genannten Gründen – ebenfalls nichts zu lesen ist. Malalas zufolge hatte nach Diokletians Rückzug Maximianus Herculius für 19 Jahre die Macht ergriffen, der die Christenverfolgung, welcher die genannten Märtyrer zum Opfer fielen, weiter vorantrieb. Im Chronicon Paschale erscheint Maximian jedoch nicht als selbständiger Herrscher: Dort werden – nach Carus und seinen Söhnen – als 33. römischer Herrscher Diokletian, als 34. wiederum Konstantin der Große angeführt.98 Nach einer verhältnismäßig klaren Zusammenfassung über die Entstehung der Tetrarchie folgt in der Osterchronik die Herrschaft der einzelnen Augusti und Caesares in einem ziemlichen Durcheinander und mit zahlreichen irrtümlichen Daten gewürzt. Zu einem Kaiser namens Maximian suchte der Chronist keine Daten – so wird er den bei Malalas befindlichen diesbezüglichen Abschnitt absichtlich außer Acht gelassen haben. Wie bereits gezeigt, schöpfte der Autor des Chronicon Paschale sein Material größtenteils aus dem Werk des Eusebios. Für das Geschichtsverständnis des Historiographen und Bischofs von Cäsarea waren die Christenverfolgungen von entscheidender Bedeutung.99 Natürlich hielt es auch der Verfasser des Chronicon Paschale für wichtig, die Martyrien der Blutzeugen zu erinnern, doch spielen diese bei ihm keine vergleichbar herausragende inhaltliche Rolle. Für den Chronisten waren die verfolgten und unter grausamsten Qualen getöteten Märtyrer in erster Linie als Zeugen für sein chronologisches Gerüst von Belang; am meisten Aufmerksamkeit erhielten ihre Geschichten von ihm deshalb dann, wenn sie zu diesem Gerüst einen ‚Beitrag‘ zu leisten vermochten. Bibliographie

Quellen Acta Martyri, ed. v. Musurillo, H., The Acts of the Christian Martyrs, Oxford 1972. Chronicon Paschale, ed. v. Dindorf (1832). Eusebius, Hieronymi Chronicon, ed. v. Helm (19562); vgl. Übers. armen. Fassung Karst (1911). Eusebius, Historia Ecclesiastica, ed. v. Schwartz, E., Eusebius Caesariensis, Werke, Bd. II 1–3, Die Kirchengeschichte (GCS NF 6/1–3), zweite Auflage, Leipzig 1999; vgl. Bardy, G., Eusèbe de Césarée. Histoire ecclésiastique 1–3 (Sources chrétiennes 31, 41, 55), Paris 1952–1958 (Nachdruck 1967). Malalas, Chronographia, ed. v. Thurn, J., Ioannis Malalae Chronographia (CFHB 35), Berlin/New York 2000. Procopius, de Aedificiis, ed. v. Haury, J. / Wirth, G., Procopii Caesariensis opera omnia 4 (BT), Leipzig 1964. 97 Malalas, Chronographia XII 45. 98 Dindorf (1832), S. 510,18; 518,8–10. 99 Zu Eusebios’ Geschichtsauffassung, der Rolle der Christenverfolgungen und anhand dieser zu den Entstehungsumständen seiner Werke siehe Farkas (2005).

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Erika Juhász

Prophetarum Vitae Fabulosae, ed. v. Schermann, Th., Prophetarum Vitae Fabulosae Indices Apostolorum Discipulorumque Domini Dorotheo, Epiphanio, Hippolyto Aliisque Vindicata (BT), Leipzig 1907. Theophanes, Chronographia, ed. v. de Boor, C., Theophanis Chronographia, Leipzig 1883–85.

Literatur Burgess (1999) = Burgess, R. W., Studies in Eusebian and Post-Eusebian Chronography, Stuttgart 1999. Burgess/Kulikowski (2013) = Burgess, R. W. / Kulikowski, M., Mosaics of Time. The Latin Chronicle Traditions from the First Century BC to the Sixth Century AD. I. A Historical Introduction to the Chronicle Genre from its Origins to the High Middle Ages (Studies in the Early Middle Ages 33), Turnhout 2013. Dindorf (1832) = Dindorf, L. (Hrsg.), Chronicon Paschale I–II (CSHB 4–5), Bonn 1832. Farkas (2005) = Farkas Z., Teleios logos. Eusebios-tanulmányok (Apollo Könyvtár 25), Budapest 2005. Gelzer (1885) = Gelzer, H. (Hrsg.), Sextus Julius Africanus und die byzantinische Chronographie. II/1. Die Nachfolger des Julius Africanus, Leipzig 1885 (Nachdruck New York 1967). Helm (19562) = Helm, R. (Hrsg.), Eusebius Caesariensis, Werke, Bd. VII 1–2, Die Chronik des Hieronymus. Hieronymi Chronicon (Die Griechischen Christlichen Schriftsteller), zweite Auflage, Berlin 1956 Jeffreys/Croke/Scott (1990) = Jeffreys, E. / Croke, B. / Scott, R., Studies in John Malalas (Byzantina Australiensia 6), Sydney 1990. Karst (1911) = Karst, J. (Hrsg.), Die Chronik aus dem Armenischen übersetzt mit textkritischem Kommentar (Eusebius Werke V/GCS 20), Leipzig 1911. Mecella (2017) = Mecella, L., Malalas und die Quellen für die Zeit der Soldatenkaiser, in: Carrara, L. / Meier, M. / Radtki-Jansen, Ch. (Hrsg.), Die Weltchronik des Johannes Malalas. Quellenfragen (Malalas Studien 2), Stuttgart 2017, S. 73–98. Mosshammer (1979) = Mosshammer, Alden A., The Chronicle of Eusebius and Greek Chronographic Tradition, Lewisburg 1979.

Anhang

Namens- und Ortsregister Aus Platzgründen konnte nur ein Teil der Namen berücksichtigt werden. Die Sprache der Register ist grundsätzlich Deutsch: Orts- und Eigennamen, die in den englischsprachigen Beiträgen vorkommen, sind daher unter dem deutschen Äquivalent zu suchen. Der Name ‚Johannes Malalas‘ ist nicht erfasst worden. Achilles Tatius: 229–230 Achilles: 59 Anm. 49, 68 Adam: 281 Aelia Zenonis: 113 Anm. 32 Aemilius Paullus, L.: 31 Aemilius Paullus, M.: 23 Aëtius: 270–273 Afrika/Nordafrika/(die) Afrikaner: 15, 118–119, 133, 235, 241, 250–251, 254–255, 269 Agamemnon: 57, 59 Anm. 49, 65 Agapet: 223 mit Anm. 223 Agricola: 280 Agrippa: 61 Anm. 57, 174 Anm. 9, 179–182 passim Ägypten/(die) Ägypter: 54, 58 mit Anm. 37, 92, 133, 134, 137, 144, 234 Anm. 94, 263 Aias der Lokrer: 59 Anm. 49 Aias der Telamonier: 57, 59 mit Anm. 49, 68 Aischines: 297, 302, 303, 309, 311 Akakios: 111 Anm. 22, 113 Anm. 32, 114 Anm. 45 u. 46, 119, 124 Alarich: 268–269 Albanerberge: 22, 29 Alexandria: 134, 137 mit Anm. 22, 141, 142 Anm. 56, 143, 144 Anm. 68, 223, 267, 277, 283, 321 mit Anm. 46, 325 Alexandros, Bischof von Jerusalem: 322 Allia: 36, 38 Allobroger: 30 Alypios: 142 mit Anm. 56 (die) Amaler: 227 Ambrosius: 279, 280–281 Amida: 204 Ammian/Ammianus Marcellinus: 56 Anm. 29, 62–63, 64 Anm. 73, 72 mit Anm. 110, 88 Amorion: 205–206 Amyke: 179 Anm. 26 Anaplous: 107, 120, 122 Anm. 103, 125

Anastasios: 63, 72 Anm. 112, 73–74, 76, 114–117 passim, 120, 125, 135, 142, 222, 232 Anm. 84, 277 Anatolia/Anatolien/Anatolische Küste: 198, 205–207 passim, 247 Anatolios: 122 Anm. 99, 139–143 passim Anaxagoras: 305, 307, 311 Andriake: 205–206 Andromache: 67 Äneas/(die) Äneaden: 59 Anm. 49, 244, 253–254 Ankara: 138 Anthimos, Bischof von Nikomedia: 326 Anthimos, Patriarch von Konstantinopel: 144 Antigone: 181 Antigonos von Karystos: 59 Anm. 45 Antigonos, Thronprätendent in Judäa: 93, 95 Anm. 52 Antilochos: 59 Anm. 49 Antiochia am Orontes/(die) Antiochener: 10, 13, 14, 77, 83–100, 108, 115, 117, 138, 160 Anm. 37, 171–187, 189, 205–206, 220–221, 224 Anm. 37, 225 mit Anm. 44, 232, 290 Anm. 12, 317, 322; siehe im Einzelnen zu Akropolis/(die) Akropoliten: 173 Anm. 7, 176–179, 180 mit Anm. 31, 182; AphroditeTempel: 178 Anm. 21, 181–182; Ares-Tempel: 176–179, 183–187; Artemis-Tempel: 182 Anm. 41; Asklepios-Tempel: 181, 182; Athena-Tempel: 24, 178 Anm. 21, 184–185 mit Anm. 45, 186 Anm. 50; τὰ βασιλικά („kaiserliche“ Häuser): 174–175; Bad der Medea/Domitianum: 181; Bad des Varius: 175; Bouleuterion: 175, 178 mit Anm. 20 u. 23, 182 Anm. 41; Caesarium: 176–179 passim; 183–184; 184–187 passim; Commodium/Praetorium: 184–186; DionysosTempel: 180–181; Epiphania (Stadtteil): 14, 172, 175–187; Haus des Asabinos: 185;

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Namens- und Ortsregister

Hermes-Tempel: 182 Anm. 41; Horologium: 185–186 mit Anm. 46; Livianon: 174; Macellon: 176–179 passim; 183–184; 185–187 passim; Mittleres Tor: 183; Olbier-Bad: 182 Anm. 41; Olympias-Quelle: 180; Plethrin: 185–186; Rufinus-Basilika: 182 Anm. 41; Siggon-Straße: 182 Anm. 41; Straße der Talassier: 182 Anm. 41; Taurus-Forum: 274; Tyche-Statue: 177; Valens-Forum: 179, Anm. 25, 184–187; Xystum: 184–186; ➞ Orontes ➞ Parmenios ➞ Silpios Antiochia in Isaurien: 275–276 Antiochos IV. Epiphanes: 175 mit Anm. 14, 178 mit Anm. 20 u. 23 Antiochos XIII. Philadelphos: 178 mit Anm. 23 Antiochos Makedon: 312 Antium: 23 Antoninus Pius: 318 Antoninus, Autor: 155 Anm. 10 Antonius, Asket: 121 Anm. 98 Aphrodisias: 15, 192, 202–205 Apollinaris von Laodikeia: 144, 281 Apollodoros: 261 Anm. 2 Arabia/Arabien: 84 Anm. 4, 160, 243, 267 Archimedes: 24, 297, 310, 311 Arculf: 155 Anm. 10 Argos/(die) Argiver: 173 Anm. 6 u. 7 Ariadne, Kaiserin: 107, 117–118, 119, 122 Anm. 103, 124, 125 Aristarchos: 297, 298, 310 Aristobulos: 305, 310, 311 Aristophanes: 309, 311 Arkadien: 32 Arkadios: 317 Arles: 280 Armatus: 123 Anm. 108 Armenien/(die) Armenier: 85, 86–87, 95, 99 Anm. 65, 243, 282 Arrian: 86 Anm. 14, 91 mit Anm. 34, 97 Anm. 56 (die) Arsakiden: 85, 86 Anm. 14, 87, 91, 94–95 Anm. 45 u. 47 (die) Arverner: 30 Asia Minor/Kleinasien: 15, 93, 94 Anm. 47, 141, 191–207 Assyrien/(die) Assyrer: 96 Anm. 54, 263, 294–295

Asturien: 270 Athanasius: 121 Anm. 98,144 (die) Athener: 58 Anm. 42 Attila: 269–273 passim Augustinus: 274 Anm. 29, 278–279, 283 Augustus: 53, 61, 97, 226, 230, 247, 253, 254, 273, 311 Aurelian: 84 Anm. 4 Baal/Belos: 228 Anm. 59 Babylas: 322 mit Anm. 52 u. 55, 324 mit Anm. 67 Bakchylides: 297, 301, 308, 311 Barata: 205–206 Barnabas: 182 Anm. 41 Barzapharnes/Barzaphranes: 90 mit Anm. 30 Basiliskos: 53, 108, 111 Anm. 22, 112–113 mit Anm. 26, 27 u. 32, 115 mit Anm. 52, 116–117 mit Anm. 71, 123 mit Anm. 108 u. 109, 124 Bederiana: 51 Belisar: 63, 110, 251–252 Bendidius: 95 Anm. 52 Benevent: 29 Binbirkilise ➞ Barata Blaundos: 205 Anm. 117 Boethius: 235 Anm. 100 Bottia: 172, 174 Britannien: 269–270, 282 Brutus, C. Iunius Bubulcus: 25 Brutus, M. Iunius: 93 Byzanz/Byzantium/(die) Byzantiner: 68, 75, 110 Anm. 18, 114, 148 Anm. 86, 191, 288, 290 Caelestinus: 283 Caligula: 52, 174–175, 182 Anm. 41 Cannae: 21, 34, 38 Carinus: 324, 328 Carus: 324, 329 Cäsarea, Mauretanien: 235, 321 Anm. 46 Cassiodor/Cassiodorus: 15, 219, 222–224, 226, 227 mit Anm. 57, 229–230, 233 mit Anm. 88 u. 89, 235, 261 Anm. 2, 262, 264 mit Anm. 12, 265 Anm. 18, 273, 279 Cassius Dio: 87, 90, 91, 94, 96 mit Anm. 53, 97 Cassius Longinus, C.: 93 Cethegus: 223 Chalkedon: 14, 107–119 passim, 123 Anm. 104 u. 109, 133–148, 283 Cheiron: 59 Anm. 49

Namens- und Ortsregister

Cicero: 33, 94 Anm. 47, 298, 310, 311, 312 Claudius: 187 Clusium: 36 Commodus: 183–185 passim, 320 Constans: 53 (die) Cornelier/gens Cornelia: 31; C. Scipio, P. (Africanus): 30–31, 41; C. Scipio, P. (Aemilianus, Africanus Minor): 31; C. Scipio Barbatus, L.: 30 Cornelius Nepos: 261 Anm. 2 Cremera: 36, 38 Crescens: 317 Damaskus: 160 Anm. 37 Damnos: 294 Daniel Stylites: 120–126 Daphne: 85, 98 Dara: 89 Anm. 26 Dares: 59 mit Anm. 50, 64, 65–68, 71 Decius: 322–324 passim Delphi: 34, 270 Anm. 25 Demokrit: 305, 309, 311 Demosthenes: 297, 305, 309, 311 Diabakir ➞ Amida Didius Julianus: 185 Didyma: 195 Anm. 41 Dikaiarch: 59 Anm. 45 Diktys: 54–55 mit Anm. 23, 59, 64, 67, 68 Anm. 95 Diogenes: 305, 309, 311 Diokletian: 56 Anm. 29, 176 Anm. 15, 197, 226, 324–325 mit Anm. 76 u. 77, 328, 329 Diomedes: 59 Anm. 49 Dioskoros: 137–138 mit Anm. 22 u. 26, 139–140 mit Anm. 40, 143–145, 146 mit Anm. 75, 147, 283 Dokimeion: 198, 206 Dometios: 327 Domitian: 61, 63 Anm. 69, 74, 174, 181–182 mit Anm. 39, 187, 203, 317 Domninos: 55 Anm. 23, 86 Anm. 14, 97 Anm. 56, 178 Anm. 24, 181 Domnus von Antiochia: 146 mit Anm. 75 Donau: 112 Anm. 24 Douris von Samos: 59 Anm. 45 Duilius, C.: 23–25 passim Edessa: 98 Anm. 62 Egeria: 155 mit Anm. 10, 156 Anm. 13

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Elegeia: 87 Anm. 16 Elias: 121 mit Anm. 98 Elisabeth: 288 Emesa: 88 Empedokles: 305, 308, 311 Ennius: 22 Ephesos: 15, 133, 136, 138, 140, 143–145 passim, 192, 203–204 Epiphanios Scholastikos: 223 Anm. 33 Epiphanios von Zypern: 294 Eratosthenes: 297, 302, 310, 311 Euagrios: 14, 109 Anm. 7, 111–114, 116, 117, 119, 143 Anm. 57 Euander: 32 mit Anm. 41 Eudaimon: 232 Anm. 84 Eudokia: 52 mit Anm. 6 Eudoxos: 297, 308, 309, 311 Euhemeros: 292–293 mit Anm. 20 Euphorbos: 59 Anm. 49 Euphrat/Euphratesia/Euphratgebiet: 84 mit Anm. 8, 87 Anm. 17, 92, 95 Anm. 52, 98 Anm. 61 Euripides: 297, 301, 303, 308, 311 Euseb von Cäsarea: 99, 111, 112, 125, 261 Anm. 1 u. 2, 262, 263 mit Anm. 8, 265–267 passim, 279, 283, 288, 290 Anm. 12, 297, 306 mit Anm. 46, 310, 316–329 passim Eustathios von Epiphania: 56 Anm. 28, 113–114 mit Anm. 37 u. 39 Eutyches: 140, 144 mit Anm. 66 u. 68, 147, 281, 283 mit Anm. 37 Evodius: 281 (die) Fabier/gens Fabia: 13, 21–41; F. Ambustus, M.: 26, 34, 35, 37; F. Dorsuo: 37; F. Maximus Aemilianus, Q.: 26, 31; F. Maximus Servilianus, Q.: 26, 39; F. Maximus Allobrogicus, Q.: 26, 30, 31; F. Maximus Gurges, Q.: 26, 27; F. Maximus Rullianus, Q.: 25, 26, 27, 33, 34, 36, 37, 38, 41; F. Maximus Verrucosus (Cunctator), Q.: 13, 21–27, 29, 30, 32, 33, 34, 38, 40, 41; F. Pictor, Q.: 13, 21, 27, 32, 34– 41 Felix III.: 144 Anm. 67 Firêdûn: 91 Anm. 32 Flavian: 143 Flavius Josephos: 90, 95–96 Anm. 52 Flavius Philostratos: 59, 64, 65 mit Anm. 79 Fulvius Flaccus, M.: 24, 29

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Namens- und Ortsregister

Fulvius Iunius Macrianus (Minor), T.: 84 Anm. 4 Fulvius Iunius Quietus, T.: 84 Anm. 4 Fulvius Macrianus (Maior): 84 Anm. 4 Gabriel, praefectus: 222 mit Anm. 19, 233 mit Anm. 36 Galatia/Galatien: 206–207, 243 Galba: 61 Galla Placidia: 227 Anm. 57 Gallaecia/Galizien: 263, 267–268, 275–276, 283 Gallien/(die) Gallier: 31, 36, 37, 143, 263, 268, 270–271, 274, 283 Gallienus: 84 mit Anm. 4 Gangra: 138 Geiserich: 269, 271 Gelimer: 226, 251–252 Genfersee: 276 (die) Germanen: 272–273 Gindaros: 93, 95 Gordian III.: 322 (die) Goten: 84 Anm. 4, 110 mit Anm. 17 u. 18, 118 mit Anm. 78, 268–273 passim Gratian: 280–281 Gregor von Nazianz: 229–230, 280 Griechenland: 22, 261 Anm. 1, 263 Gunderich: 270 Hadrian: 62 Anm. 63, 70, 74 Anm. 119, 85, 87 Anm. 19 Hannibal: 21–22, 30, 38 Hanno: 29 Hektor: 59 Anm. 49, 66–67 mit Anm. 86 Helena: 68 mit Anm. 91 Heliopolis: 88, 91 Helios: 293 Hellanikos: 297, 307, 311 Hellenopontos: 243 Hephaistos: 293 Heptapegon: 155 Hera: 294 Herakleios: 287 Herakles von Tyros: 228–230 Herakles/Hercules: 13, 23, 29, 30–33 passim, 36 mit Anm. 53, 40, 41, 204 Heraklit: 305, 307 Hermes Trismegistos: 293 Hermes: 293 Hermippos: 59 Anm. 45

Herodes: 180 Anm. 30 Herodot: 58, 262, 263 Anm. 6, 270 Anm. 25, 272 Anm. 26, 297, 304, 308, 311 Heros: 280 Hesychios: 192 mit Anm. 7 Hierapolis: 203, 205 Anm. 117, 320 Hieron von Syrakus: 28 Hieronymus: 155 Anm. 10, 261–268, 270, 278, 279, 282, 283, 290 Anm. 12, 306 Anm. 46, 316, 322 mit Anm. 52, 323 Anm. 61 u. 62. 324, 325 Hippodamos: 195 Hippolytos: 55 Anm. 21 u. 23 Homer: 57 mit Anm. 34 u. 35, 66 mit Anm. 85, 272 Anm. 26, 293, 297, 303, 307, 300, 311 Honorius: 317 Hormisdas: 140, 144 mit Anm. 67 Humeitepe: 193 mit Anm. 21, 194 (die) Hunnen: 112 Anm. 24, 268–273 passim, 275, 276 Hydatius: 261–284 passim Hyrkanos: 93 Ibas: 140, 145 Idomeneus: 57, 58 Anm. 38, 67 Ignatios: 84, 317 Ikonion: 60 Illus: 115 Illyricum: 271 Inachos: 173 Anm. 6, 179 Anm. 26 Indien: 277 Innocentius: 139 Anm. 37 u. 38, 140 Anm. 40 Io: 173 Anm. 6 u. 7 Ion von Chios: 58 Anm. 42 Iopolis/Ione/Iopolitanier: 172–174, 178 Anm. 20, 180 mit Anm. 31 Irak: 95 Anm. 51 Iran: 90 Anm. 28 Irenäus: 320 Anm. 38 Isaak Porphyrogennetos: 63–64 mit Anm. 73, 66 Anm. 85 Isaak von Antiochia: 283 Isaurien: 117–118 mit Anm. 75, 124, 243 Isidor d.Ä., Architekt: 192 Isidor d.J., Architekt: 192 Isidor von Sevilla: 262 Isokrates: 297, 308, 309, 311 Israel: 159 Anm. 35, 263

Namens- und Ortsregister

Italien/(die) Italer: 25, 36 mit Anm. 53, 38, 110 mit Anm. 17, 118 mit Anm. 78, 133, 154 Anm. 6, 222, 233 Anm. 89, 235, 268, 295 Iustus: 317 Jerusalem: 95 Anm. 52, 137, 157, 160 mit Anm. 37, 263, 268 Jesus Christus: 155, 156, 157 mit Anm. 20, 162, 163 mit Anm. 50, 249, 250, 266, 275, 281, 288, 291, 312; Leiden Christi: 146; Natur Christi: 133 Johannes Chrysostomos: 141, 280, 282 Johannes der Täufer: 288 Johannes Lydos: 15, 91 Anm. 34, 99, 219–235, 246–247 mit Anm. 19 u. 20, 255 mit Anm. 55 Johannes Rufus: 117, 137 mit Anm. 25, 138 Johannes Tzetzes: 64 mit Anm. 73 Johannes von Antiochia/Jean d’Antioche/John of Antioch: 56, 64 mit Anm. 73, 109 mit Anm. 15, 172 Anm. 3 Johannes von Biclarum: 262, 264, 267, 268, 273 Johannes von Ephesos: 97 Anm. 58, 138 Johannes von Nikiu: 117 Johannes von Tella: 138 mit Anm. 28 u. 33 Jordan: 160 Anm. 37, 288 Jordanes: 245 mit Anm. 12, 255 Josua Stylites: 114 Jovian: 72 mit Anm. 109 Judäa: 90, 93 Julian, Bischof von Kos: 141 mit Anm. 48, 142 Anm. 54 Julian, Kaiser: 72 mit Anm. 111, 76, 187, 230, 234 Anm. 95, 327 (die) Julier: 50 Julius Africanus: 261 mit Anm. 1, 279 Julius Cäsar, C.: 176, 177 Anm. 19, 179 mit Anm. 25, 182, 183–184, 226 Julius Pollux: 229–230 Justin I., Kaiser: 63 Anm. 68, 72 Anm. 112, 74, 108, 134, 232 Justin, Philosoph: 318, 320 Justina: 281 Justinian: 15, 51–53 passim, 63 mit Anm. 69, 72 Anm. 112, 74–75 mit Anm. 129, 76, 99, 110, 119, 139–140, 144, 146, 147 mit Anm. 85, 192, 195, 204, 222, 226–227 mit Anm. 56 u. 57, 232, 235, 241–255 passim, 264, 328

337

Juvenal von Jerusalem: 137 mit Anm. 19, 138, 267 Ka’aba Zardušt: 89 Kalabaktepe: 194 Kalchas: 67 Kampanien: 273 Kappadokien: 242 Anm. 7, 243, 244 Karien: 192, 202, 243 Karpos: 320 Karthago/(die) Karthager: 28, 268, 269, 271, 272, 276 Kasos: 179 Anm. 26 Kavadh II.: 89 Anm. 26 Kedrenos: 63–64, 73 Anm. 113, 113 Kibyra: 274 Kilikien/Cilicia: 93, 174 Anm. 9, 198, 206–207 Kleinasien ➞ Asia Minor Kleopatra: 52, 68 mit Anm. 94, 310, 311 Konstantin der Große: 123 Anm. 107, 125, 182 Anm. 41, 191, 324, 329 Konstantin II.: 53, 56 Anm. 29 Konstantinopel: 96, 99, 108, 113, 115, 116, 118 mit Anm. 78, 119 mit Anm. 82, 120, 121, 122 mit Anm. 99, 125, 126, 133, 135, 138, 139, 140–148 passim, 182 Anm. 41, 191, 192, 195 mit Anm. 40, 197, 198, 203, 204, 206, 219–235, 251, 255, 263, 274, 275, 282, 321 Korykos: 205–206 mit Anm. 128 Kronos: 289, 293–295 Ktesias: 297, 302, 309, 311 Ktesiphon: 87, 94 Kykladen: 247 Kyrenaika: 92 Kyriades ➞ Mareades Kyrill: 141, 144–146 Kyrrhestike: 93 Kyzikos: 274 Labienus: 93, 94 Anm. 47, 96 Lais: 276 Laodike: 193 Laodikeia: 138, 177, 179 Anm. 25, 205 Anm. 117 Leo Grammatikos: 63–64, 73 Anm. 113 Leo I., Kaiser: 107, 118 Anm. 75, 119 mit Anm. 82, 120–122 mit Anm. 103, 125, 142 Anm. 41 Leo II., Kaiser: 119 mit Anm. 82, 320 Leo, Papst: 134 Anm. 4, 136–147 passim, 282

338

Namens- und Ortsregister

Libanios: 88, 173 mit Anm. 7, 176 Anm. 15, 185 Anm. 47 Licinius Crassus, M.: 93, 95, 96 Licinius, Kaiser: 324, 325 Lindos: 24 Litorius: 271–272 Livius: 262, 299 Longinus: 232 Anm. 84 Lucius Verus/„Antoninus Verus“: 92, 96, 318 Lydia: 221 Lykaon: 244 Lykaonien/(die) Lykaonier: 206–207, 243, 244 Lykien: 197, 206–207 Lysipp: 23 Mäander: 194 Mabbug: 138 Macedonius: 143 mit Anm. 57 Machaon: 67 Macrobius: 88, 91 Mailand/Milan: 84 Anm. 4, 202 Makarios: 138 Anm. 26 Malchos: 109 mit Anm. 14 Mani/(die) Manichäer: 144, 280, 282 Marc Anton: 68 mit Anm. 94, 95, 96 Marc Aurel: 96, 247, 318, 320–321 Marcellinus Comes: 147 mit Anm. 82, 251 Anm. 42, 262– 267 passim, 272–283 passim Marcellus, M. Claudius: 22–23, 24, 26–27, 29, 41 Marcius Rex, Q.,: 174 Anm. 9 Mareades/Kyriades: 88 Anm. 22 Mari: 145 Maria: 133, 157, 158, 281, 288 Marinos: 221 Marius Aventicensis: 262, 264, 265 Anm. 20, 273, 276, 277, 280 Markian: 136 Anm. 18, 137, 141–144 passim Markus, Evangelist: 317 Martin von Tours: 279–280 Matthäus: 155 Maxentius: 112 Maximian: 329 Maximus, Usurpator: 280–282 passim Meherdotes: 87 Anm. 17 Menander: 297, 305, 309, 311 Menelaos: 59 Anm. 49 Meriones: 67

Mesopotamien: 86, 87 Anm. 17, 92, 204, 261 Anm. 1 Metz: 271 Michael Syrus: 117 Michael, Erzengel: 122 Anm. 99 Milet/Miletus: 14, 15, 191–207 Minius: 276 Mithridates II.: 93 Mittelmeer/Mittelmeerraum: 98 Anm. 61, 263 Moesia Secunda/Mösien: 247 Moses Chorenensis: 90 Anm. 30, 95–96 mit Anm. 52 Mylai: 24 Neanthes von Kyzikos: 59 Anm. 45 Nebo: 157, 162 Anm. 45, 333 Nebukadnezar: 124 Anm. 110 Neocäsarea: 138 Nero: 60, 62 Anm. 58, 76 mit Anm. 76, 86, 96, 316, 317 Nestor: 59 Anm. 49, 65 Nestorius: 281, 282 Ninos: 294, 295 Nisa: 89 Nisibis: 223 Nizäa: 134, 138, mit Anm. 5, 141, 142 Noah: 294 Nonnos: 229–230 Nova: 118 Anm. 78 Numa Pompilius: 226–231, 253–254 Numerianus: 324, 328 Odaenathus: 84 mit Anm. 4 Odoaker: 110 mit Anm. 17 u. 18, 118 Anm. 78, 273 Odysseus: 57, 59 Anm. 49 Ogulnius Gallus, Q.: 32 Olympos in Lykien: 205, 206 Orestes: 273 Origenes: 321 mit Anm. 46, 328 Orodes: 98 Anm. 61 Orontes: 172–174, 176 Anm. 15 Orosius: 274 Anm. 29, 277 Osiris: 293 Otho: 61 Pakoros: 83, 87 mit Anm. 20, 90, 93, 94 mit Anm. 42 u. 45, 95, 98, 99 Palaiphatos: 228 Palamedes: 59 Anm. 49

Namens- und Ortsregister

Palästina: 133, 134, 137 mit Anm. 20, 138, 243, 275, 326, 328 Pamphilos: 265, 326 mit Anm. 88 Paphlagonien: 243, 244 Papirius Cursor, L.: 23, 36 Paris: 59 Anm. 49, 67–68 Parmenides: 305, 308, 311 Parmenios: 183, 185–186 (die) Parther: 83, 84, 86 Anm. 11, 91–99 passim Patroclus: 280 Paulinus von Nola: 279 Paulos, Patriarch von Antiocheia: 134 Paulus, Apostel: 13, 52, 60, 69, 182 Anm. 41, 316, 317, 328 Anm. 93 Paulus, Bruder von Orestes: 273 Pelagius: 281 Pergamon: 194, 320 Perikles: 58 Persien/(die) Perser: 58 mit Anm. 37, 83–88 passim, 90, 91, 95–98 passim, 294, 295 Pertinax: 62 Anm. 63 Petros Mongos: 114 mit Anm. 45 Petros Patrikios: 96 Petrus der Iberer: 117, 138 Petrus Diaconus: 155 Petrus, Apostel: 13, 52, 60, 69, 317, 328 Anm. 93 Phaidra: 55 Anm. 21 u. 23 Philadelphia in Lydien: 221, 320 Philipp II.: 174 Anm. 9 Philipp, Märtyrer: 203 Philippus Arabs, Kaiser: 322 Philoktet: 59 Anm. 49, 67 Philostratos ➞ Flavius Philostratos Philoxenus: 137 mit Anm. 21, 138 Phoenix: 228–230 Phokas: 287 Phönizien: 228 Anm. 61, 243 Photios: 90 Phrygien: 198, 205 Anm. 117, 206, 207, 243 Phytagoras: 305, 307 Pikos ➞ Zeus Pindar: 297, 300, 303, 307, 311 Pisidien: 243 Platon: 297, 298, 308, 309, 311 Plautus: 277, 299 Plutarch: 22, 23, 33, 61 mit Anm. 57, 299 Podaleirios: 67

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Polemon: 62 Polybios: 245 Polykarp: 318–323, 327 Pompeius Magnus, Cn.: 182 Anm. 41 Pontius, C.: 27 Pontos, Senator: 174, 182 Anm. 41 populus Romanus: 22, 24, 25 Anm. 20, 27, 34 Poseidonios: 24 Anm. 14 Postumius Albinus, A.: 39 mit Anm. 62 Priamos: 57 Priscillian: 281, 282 Priskian von Cäsarea: 234–235 Prokonnesos/Konstantinopel: 195 mit Anm. 40, 203, 204 Prokop von Cäsarea: 10, 14, 63, 74–75 mit Anm. 126 u. 129, 76, 89, 107, 110, 117, 118, 125, 220 Anm. 1, 227 Anm. 56, 245 mit Anm. 12, 250 Anm. 33, 252 mit Anm. 43, 255 Prosper Tiro: 147, 261–284 Proterius: 137 mit Anm. 22 Prudentius: 277 Pydna: 31 Pylai: 123 Anm. 104 Pyrrhos: 35 Pythagoras: 307, 311 Rabbula: 138 Anm. 33 Radagaisus: 268 Ravenna: 75 Rekkared: 273 Remus: 181, 183 Rhea: 294, 295 Rhein: 272 Rhodos: 24 Rhône/Rhônetal: 276 Rihab: 162 Rom/(die) Römer: 13, 21–41 passim, 50, 84 Anm. 4, 85, 86 Anm. 14, 85, 88, 93, 95 Anm. 49, 98 Anm. 62, 108, 110 Anm. 18, 113, 115, 118 mit Anm. 76, 141 mit Anm. 44, 142, 177, 191 mit Anm. 1, 194, 198 Anm. 66, 199 Anm. 70, 202, 206 Anm. 133, 219–235 passim, 241–255 passim, 263, 268, 269 mit Anm. 23, 271, 275, 277, 282, 289, 295–296 Romulus Augustulus: 110 mit Anm. 18, 273 mit Anm. 28 Romulus: 40, 181, 183, 244, 253–254 Sabas: 155 Anm. 10

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Namens- und Ortsregister

Šabuhr I.: 84, 88, 89 (die) Sachsen: 269–270 Sallust: 310, 311, 312 Salona: 186 (die) Samniten: 23, 27, 29, 36 Sampsigeramos: 88 Sanatrukes: 87 Anm. 17 Sardis: 205 (die) Sasaniden: 272 (die) Scipionen: 31, 34, 38 ➞ (die) Cornelier Seleukia: 85, 86 Anm. 11, 125 Seleukos I. Nikator: 172–180 passim Seleukos II. Kallinikos: 176 Anm. 15 Semiramis: 294–295 Sempronius Gracchus, T.: 29 Sentinum: 25, 27, 36 Septimius Severus: 70, 174, 321 Septimius, Autor: 55 Serapis: 193, 201, 277 Severianus von Skythopolis: 137 Severos, Patriarch von Antiochia: 134, 135–136, 138 mit Anm. 28 Severus Alexander: 323 Sevilla: 270 Silon: 95 Anm. 52 Silpios: 172–180 passim Simeon Metaphrastes: 120–121 Simon Kananäus: 317, 318 Simonides: 297, 300, 307, 311 Simplicius: 144 Anm. 67 Skythien/(die) Skythen: 58 mit Anm. 37, 246–247 Smyrna: 205 Anm. 117, 318, 320 Sokrates: 58–59 mit Anm. 43, 61, 297, 305, 308, 309, 311. Sophokles: 297, 304, 308, 311 Sosis: 293 Sozomenos: 125 Spalato/Split: 197 Spanien: 266, 270, 275 Spes: 25 Spurius Carvilius: 29 Stauropolis ➞ Aphrodisias Stephanos von Antiochia: 109 Anm. 11 Sthenelos: 59 Anm. 49 Stilicho: 269, 271 Strabon: 175 Anm. 14, 176 Anm. 15

Sueton: 61–62, 63, 69–71, 76 Sulla: 93 Sulpicius Severus: 279 Sura, Babylonien: 92 Symmachos: 309 Symmachus: 235 Anm. 100 Syrakus: 22–23, 24, 27 Syria/Syrien/(die) Syrer: 83, 92–95, 97, 99 mit Anm. 64, 121, 133, 134, 137, 138, 173 Anm. 6, 185–187, 243, 294–295 Tacitus: 61 Anm. 57 Tarent/(die) Tarentiner: 21–23 Tauromenion: 36 Anm. 53, 41 Thalassios: 142 Thales: 305, 307, 311 Theben: 321 Themistokles: 58, 59 Theoderich: 110 mit Anm. 17 u. 18, 118 mit Anm. 78, 222–223, 227, 270, 271, 273 Theodora: 52, 63, 75 Anm. 126, 204 Theodoret: 140, 145 Theodoros Anagnostes (Lektor): 114–117 passim Theodoros von Hermoupolis: 246 Theodoros von Mopsuestia: 145 Theodosius der Archidiakon: 155 Anm. 10 Theodosius I.: 179 Anm. 25, 182 Anm. 41, 199, 277 Theodosius II.: 125, 135 Anm. 9, 227, 266, 232, 277 Theodotos: 221, 232 Theognis: 297, 307, 311 Theophanes: 113 mit Anm. 32, 136, 148 mit Anm. 86, 327 Theophilus: 267, 280 Theopistos: 138 Anm. 26 Thersites: 57 Thoulis: 293 Thrakien: 112 Anm. 24, 122–123 mit Anm. 103, 243 Thukydides: 272 Anm. 26, 311 Tiber: 25, 32 Tiberius, Kaiser: 61 Anm. 57, 70–71 mit Anm. 107, 96, 173–179 passim, 180–182 Tigranes: 99 Anm. 64 Timotheos Ailouros: 134, 137, 144 Tiridates: 86 Anm. 14

Namens- und Ortsregister

Titus: 60, 247, 263 Toledo: 282 Trajan/Traian: 13, 84–100, 181, 183, 186, 246–247, 317 mit Anm. 11 Trasimenischer See: 22, 38 Tribonian: 242, 254 Trier: 280–281 Triptolemos: 173 Anm. 7 Troja/(die) Trojer: 50, 52–60 passim, 64–68, 76, 255 Tyros: 94, 231 Umm er-Rasas: 161 Uranos: 293 Valens: 72 Anm. 109, 185–186, 265 Anm. 19 Valentinian I.: 72 Anm. 109, 184 Valentinian II.: 265 Anm. 19, 281 Valentinian III.: 227 Anm. 57, 266 Valerian: 84 mit Anm. 4, 323 Valerius Messala, M.: 28–29 mit Anm. 28 (die) Vandalen: 248, 250–252, 268, 271, 272 Varius, Senator: 174, 182 Anm. 41 Veii: 36

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Ventidius Bassus, P.: 93, 95 Vergil: 310, 311 Verina: 112 Anm. 27 Vespasian: 181, 186 Anm. 49, 290 Anm. 12, 317 Vesuv: 275 Victor von Tunnuna: 118–119, 123 Anm. 105 u. 109, 262, 264, 267, 273 Vigilius: 146 Volsinii: 24, 29 Witigis: 223 Xenophanes: 305, 307, 311 Xenophon: 297, 301, 309, 311 Xiphilinos: 91 mit Anm. 34 Zacharias: 109 mit Anm. 7, 116, 143 Anm. 57 Zenon: 13–14, 53, 72 Anm. 112, 107–126, 135, 186 Anm. 50 Zeus: 289, 293, 294–295 Zeytintepe: 194 Zonaras: 90, 113 Zotikos: 221–222 Zypern/(die) Zyprioten: 92, 179 Anm. 26, 224, 243, 247

Stellenregister Achilles Tatius, Leucippe et Clitophon II 11: 229 Anm. 68

Anthologia Palatina XVI 208: 233 Anm. 86

Acta Conciliorum Oecumenicorum (➞ Leo, Epistulae) II 1: 143 und Anm. 59 II 1, S. 248: 141 und Anm. 45 II 1, S. 257: 142 und Anm. 49 II 1, S. 488–489: 144 Anm. 68 II 1,2, S. 52–54: 141 und Anm. 44 II 1,2, S. 124: 143 und Anm. 63. II 1,2, S. 158–163: 138–139 und 139 Anm. 34 und 35 II 1,3, S. 116–118: 140–141 und Anm. 43 II 3,1 s. vi–xiii: 142 Anm. 53 II 3,2 s. v–vii: 142 Anm. 53 II 3,3 s. v–xxiii: 142 Anm. 53 II 4, S. 62: 141 Anm. 45 II 4, S. 167–168: 141 und Anm. 44 II 5, S. 76: 142 und Anm. 55 II 5, S. 119: 142 Anm. 56 IV 1, S. 179: 146 Anm. 75 IV 2, S. 153–154: 146 Anm. 75 IV 2, S. 169–184: 139 und Anm. 37 IV 2, S. 171: 140 Anm. 40

Antoninus Placentinus, Iitinerarium 9 (S. 133 Geyer): 155 Anm. 10

Acta Cypriani 2,2: 323 Anm. 65 3,1: 323 Anm. 66 Acta Pauli et Theclae 3: 69 Anm. 97 Adamnanus, de Locis sanctis (Bieler) II 24 (S. 218): 155 Anm. 10 Ammianus, Res gestae XV 8,16: 63,Anm. 65 XXI 16,19: 72 Anm. 109 XXV 4,22: 72 Anm. 109 XXV 10,14: 72 Anm. 109 XXX 9,6: 72 Anm. 109 XXXI 14,7: 72 Anm. 109

Appianus Bella civilia V 41: 93 Anm. 41 V 65: 94 Anm. 42 Syriaca 51–52: 94 Anm. 42 Asconius, in Pisonianam 18: 24 Anm. 17 Athanasius, Vita Antonii 91: 121 Anm. 98 Augustinus, de Civitate Dei XVIII 31: 261 Anm. 2 Basileius Caesariensis, Oratio ad adolescentes IV 9 (S. 92–92 Naldini): 292 II 7 (S. 86 Naldini): 292 Anm. 17 III 2 (S. 88 Naldini): 292 Anm. 17 Biblia Vetus Testamentum 2 Kön 2: 121 Anm. 98 Dan 4,2–34 : 124 Anm. 110 Ps 50 (51),21: 157 Ps 115,6: 160 Novum Testamentum Mt 14,13–21: 155 Mk 6,34–44: 155 Mk 8,1–10: 155 Lk 9,11–17: 155 Lk 22,19: 157 Joh 6,1–14: 155 Ac 20,24: 316 1 Kor 11,24: 157 2 Thess 2,3–10: 137 2 Tim 2,19: 160 2 Tim 4,7: 316

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Calpurnius Piso Frugi 39 Candidus, Historiae 109 Anm. 14 Cassiodorus Chronica 264, 265 Anm. 18 c. 1253: 273 c. 1303: 273 c. 1339: 273 c. 1356: 273 de Orthographia 12 (Keil GL VII 207,13): 234 Anm. 95 Variae I 2: 227 Anm. 57, 229 Anm. 68 I 10: 225 Anm. 38 u. 39 I 20: 225 Anm. 38 u. 43 I 26: 227 Anm. 57 I 40: 225 Anm. 38 I 45: 225 Anm. 38 III 27: 224 Anm. 37 III 51: 225 Anm. 43 III 52: 225 Anm. 38 III 53: 225 Anm. 38 VI: 233 VI 1: 224 Anm. 37 VI 1–2: 224 Anm. 37 VI 2: 224 Anm. 37 VI 2–3: 224 Anm. 37 VI 3: 224 Anm. 37 VI 4: 224 Anm. 37 VI 5: 224 Anm. 37 VI 6: 224 Anm. 37 VI 7–9: 224 Anm. 37 VI 12: 227 Anm. 57 VI 18: 224 Anm. 37 VI 20: 224 Anm. 37 VI 21: 224 Anm. 37 VI 39: 227 Anm. 57 VII: 233 VII 5: 225 Anm. 38 VII 8: 224 Anm. 37 VII 32: 225 Anm. 39 VII 46: 224 Anm. 37 VIII 1: 227 Anm. 57

VIII 5: 227 Anm. 57 VIII 12: 225 Anm. 40 IX 1: 227 Anm. 57 IX 2: 224 Anm. 37 IX 23: 227 Anm. 57 IX 25: 227 Anm. 57 X 1: 227 Anm. 57 XI 1: 227 Anm. 57 XI 6: 224 Anm. 37,225 Anm. 42 XI 21: 232 Anm. 78 XI 22: 227 Anm. 57 XI 31: 227 Anm. 57 XI 35: 225 Anm. 43 XI 36: 224 Anm. 37,225 Anm. 38 XI 38: 225 Anm. 41 XI 40: 224 Anm. 37 XII 4: 227 Anm. 57 XII 25: 224–225 Anm. 38 Institutiones I 17,2: 261 Anm. 2 Cassius Dio, Historiae Romanae VII frg. 25,5–6: 37 Anm. 58 XL 19,1–21,3: 94 Anm. 42 XL 28–29: 93 Anm. 41 XLVIII 24,3–26,5: 94 Anm. 42 XLVIII 26,1: 94 Anm. 46 XLVIII 39,1–41,6: 94 Anm. 42 XLIX 20,4: 95 Anm. 48 XLIX 21,2: 95 Anm. 49 LXVIII 24–25: 85 Anm. 9 LXVIII 24,1–2: 97 Anm. 55 LXVIII 24,5–6: 96 Anm. 53 LXVIII 30,3: 86 Anm. 13,87 LXXI 2,1–2: 92 Anm. 39 Cassius Hemina FRH 6 F22 = FRHist 6 (F22): 37 Anm. 58 Cato Censorius, Origines 39 Cedrenus, Compendium historiarum PG 121,Sp. 665–681: 113 Anm. 33 Chronicon Paschale 25,1–11: 288 Anm. 5

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42,9–11: 293 Anm. 23 64–86: 293 64,19–65,15: 294 65,19–66,5: 294–295 66,15–67,9: 295 69,12–14: 290 Anm. 12 117,11–12: 290 Anm. 12 156,10: 307 204,1–5: 296 214,21–22: 307 267,3: 307 267,8: 307 267,10: 307 268,10–11: 307 269,6: 307 269,9: 307 274,4–6: 307 286,20–21: 290 Anm. 13 303,6: 307 303,10: 308 303,14: 308 304,4: 308 304,6: 308 304,9: 308 306,1: 308 306,3: 308 306,7: 308 310,15: 308 312,19: 308 313,11: 308 314,12: 308 314,17: 309 315,17: 309 316,2: 309 316,7–8: 309 317,1: 309 317,5: 309 317,14: 309 318,4: 309 318,13: 309 319,8–9: 309 324,18: 309 332,2: 310 332,6: 310 337,17–19: 310 340,17: 310 347,11: 310

350,5: 310 352,5: 310 359,10: 310 360,16–17: 311 430,6–9: 319 Anm. 25 430,20–431,2: 290 Anm. 12 431,4–9: 319 Anm. 25, Anm. 28 443,1–2: 290 Anm. 13 450,8: 311 460,7–10: 317 Anm. 6 461,11–14: 319 Anm. 25 461,11–20: 319 Anm. 28 462,2: 290 Anm. 12 462,19–463,2: 290 Anm. 12 463,3–6: 319 Anm. 25 467,19–468,2: 317 Anm. 9 468,7–8: 317 Anm. 10 470,14–15: 319 Anm. 25 471,1–10: 317 Anm. 11 471,13–472,2: 317 Anm. 14 480,10–12: 320 Anm. 42 480,20–481,4: 319 Anm. 25 480,20–481,17: 320 Anm. 32 481,17–22: 320 Anm. 35 482,4–483,12: 320 Anm. 41 482,6–7: 316 492,3: 321 Anm. 47 496,2–3: 321 Anm. 44 496,19–497,2: 321 Anm. 45 500,9–10: 319 Anm. 25, 323 Anm. 63 503,9–504,6: 322 Anm. 52 504,7–11: 322 Anm. 57 504,12–16: 322 Anm. 56 507,1–2: 323 Anm. 64 510,2–3: 319 Anm. 25 510,2–15: 324 Anm. 68 510,18: 329 Anm. 98 512,11–13: 319 Anm. 25, 324 Anm. 73 513,1–3: 319 Anm. 25 513,1–18: 325 Anm. 74 514,7–12: 325 Anm. 75 515,1–13: 326 Anm. 82 515,16–516,2: 326 Anm. 83 516,2–6: 327 Anm. 90 518,8–10: 329 Anm. 98 519,11–520,10: 326 Anm. 84 524,18–525,3: 319 Anm. 25

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529,11–19: 319 Anm. 25 535,14–19: 322 Anm. 54 549,12–21: 327 Anm. 91 550,6–19: 327 Anm. 89 562,9–16: 319 Anm. 25 566,16–18: 317 Anm. 7 581,11–17: 319 Anm. 25 591,1–4: 319 Anm. 25 599,8–607,11: 113 Anm. 36 602–610: 287 610–628: 287 635,9–17: 321 Anm. 48 732–733: 89 Anm. 26

1,27,1: 250–251 1,27,1 pr.: 250 1,27,1,1: 250 1,27,1,6–7: 251 1,27,1–2: 250 Anm. 33 1,29,5: 243

Cicero Cato maior de senectute 10: 22 Anm. 3 12: 33 Anm. 45 de Divinatione I 43: 37 Anm. 59 I 55: 37 Anm. 59 de Natura deorum II 61: 27 Anm. 25 III 88: 33 Anm. 45 de Officiis I 84: 22 Anm. 3 de Re publica I 21–22: 24 Anm. 16 Tusculanae disputationes I 4: 27 Anm. 26 III 70: 33 Anm. 45 in Vatinium 21: 29 Anm. 28 in Verrem II 4,121: 24 Anm. 16 Epistulae ad Familiares IV 6,1: 33 Anm. 45 VIII 5,1: 93 Anm. 41 XV 1,3–5: 94 Anm. 47 XV 2,3: 94 Anm. 47

Conversations with the Syrian Orthodox (Brock) 139 und Anm. 38 S. 96–97: 139 Anm. 39, 140 und Anm. 40 S. 116–117: 140

Claudianus, in Eutropium I,8: 277 Codex Iustinianus C. Haec pr. 2: 255 C. Summa pr. 1: 255

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Codex Theodosianus 277 XIII 3,16–18: 232 Anm. 76 Collectio Avellana 99: 119 Anm. 86

Cyrillus, Vita Sabae 24 (S. 108 Schwart): 155 Anm. 10 Dares, Historia XII–XIII: 60 Anm. 51 XII: 66 Anm. 86 XIII: 67 Anm. 89 Dionysius Halicarnassensis, Antiquitates Romanae VI 13,4: 25 Anm. 22 VII 71,1–73,5: 37 Anm. 59 IX 15,2–7: 36 Anm. 54 IX 20,1–21,6: 36 Anm. 56 IX 18,5–22,6: 36 Anm. 54 XIII 12: 36 Anm. 55 Diogenes Laertius, Vitae philosophorum 7 59: 293 Anm. 22 Diodorus Siculus, Bibliotheca historica XI 53,6: 36 Anm. 54 Egeria, Itinerarium V 3 (S. 99 Franceschini/Weber): 155 Anm. 10 u. 11

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Ennius, Annales XII 363–365 (Skutsch): 22 Anm. 3 Epiphanius Cypriensis Panarion haereticorum 80,10,4 (S. 495,9–10 Holl/Dummer): 293 Anm. 23 Eusebius Antiquorum martyriorum collectio 323 Chronica 261–262, 261 Anm. 2, 263, 283, 316 Armenische Fassung (Karst) 216: 317 Anm. 5 218: 317 Anm. 8, 10, 13 221: 318 Anm. 20; 318 Anm. 22 222: 318 Anm. 23 223: 318 Anm. 17 224: 321 Anm. 43, Anm. 46 225: 321 Anm. 46, 322 Anm. 49 226: 322 Anm. 52, 323 Anm. 61, 324 Anm. 69 227: 325 Anm. 79 Hieronymi Chronicon (Helm) 7: 265 und Anm. 19, 270 71b 84c 86l: 297 87c: 297 87f: 297 87g: 297 89b: 297 89d: 297 93c: 297 94e: 297, 307 94i: 297 96b: 307 96e: 297 97k: 297 98d: 298 99d: 298 101g: 298 102d: 298 102g: 298 103d: 307 103h: 307 103n: 307

103o: 298 104f: 298 104i: 307 107e: 307 107h: 298 108k: 307 109b: 298 109g: 298 109m: 308 109p: 308 109p: 308 110a: 308 110b: 308 110e: 308 111d: 307 111e: 307 111f: 298 111h: 308 111i: 307 111k: 308 111l: 298 112a: 298 112e: 298 113d: 298 113e: 298, 308 114b: 298, 309 114d: 309 114h: 308 115b: 298 115d: 298, 309 115g: 308 115i: 308 116d: 308 117d: 308 117f: 309 118a: 309 118b: 309 118f: 298 118i: 308 118l: 309 119f: 308 119g: 309 120c: 298 121g: 298 121k: 309 122c: 298 122h: 298

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124b: 298 125k: 298 126a: 298 126c: 298 127a: 298 128c: 309 130d: 298 130f: 299 130g: 298 131b: 299 131f: 299 133a:299 134e: 299 135g: 299 135h: 299 137c: 299 138b: 299 139a: 299 140a: 299 142a: 299 142c: 299 142e: 299 143e: 299 144h: 299 147a: 299 151a: 299 153a: 299 154d: 299 158a: 299 158b: 299 159g: 299 176g: 290 Anm. 12 185c: 317 Anm. 5 187b: 263 Anm. 10 188e: 309 192a: 317 Anm. 8 192b: 317 Anm. 9 192e: 317 Anm. 10 194f: 317 Anm. 13 194h: 317 Anm. 13 202d: 317 Anm. 17 203d: 318 Anm. 20 203e: 318 Anm. 22 205c: 318 Anm. 23 212c: 321 Anm. 43 212l: 321 Anm. 46 215g: 321 Anm. 46

216a: 321 Anm. 46 218i: 322 Anm. 50 218g: 322 Anm. 52 220d: 323 Anm. 61 220c: 323 Anm. 62 227d: 325 Anm. 79 227k: 325 Anm. 78 230f: 324 Anm. 70 231f: 261 Anm. 2, 265 Historia ecclesiastica 318 Anm. 15 III 32: 318 Anm. 15 III 36,1–2: 320 Anm. 38 III 39,1: 320 Anm. 38 IV 11–12: 318 Anm. 18 IV 11,11–IV 12,1: 318 Anm. 19 IV 14: 318 Anm. 24 IV 15: 320 Anm. 34 IV 15,42: 320 Anm. 39 IV 15,45: 320 Anm. 36 IV 15,47: 323 Anm. 58 IV 15,48: 320 Anm. 37 IV 16: 318 Anm. 20, 320 Anm. 40 IV 16–18: 318 Anm. 18 IV 18,1–2: 318 Anm. 21 VI 1: 321 Anm. 45 VI 29,1–4: 322 Anm. 53 VI 34: 322 Anm. 55 VI 39,1–4: 322 Anm. 51 VII 32,25: 326 Anm. 87 VII 32,31: 325 Anm. 75 VIII 2,4–5: 326 Anm. 80 VIII 6,5–6: 326 Anm. 83 VIII 12,11–VIII 13,5: 326 Anm. 84 VIII 13,6: 326 Anm. 86 VIII 14: 112 Anm. 25 IX 6,1: 326 Anm. 85 IX 9: 112 Anm. 25 X 8,10: 324 Anm. 71 X 8,14–15: 324 Anm. 71 de Martyribus Palestinae 326 pr. 1–2 (recensio brevior): 326 Anm. 80 11: 326 Anm. 88 Preparatio evangelica IX 26: 290 Anm. 12 Vita Constantini

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125 und Anm. 120 I 26: 112 Anm. 25 I 33–38: 112 Anm. 25 I 51,2: 123 Anm. 107 III 20,2: 123 Anm. 107 III 21,1: 123 Anm. 107

FRH 1 F1 = FRHist 1 T7: 36 Anm. 53 FRH 1 F3 = FRHist 1 F1: 37 Anm. 59 FRH 1 F19 = FRHist 1 F14: 37 Anm. 59 FRH 1 F20 = FRHist 1 F15: 37 Anm. 59 FRH 1 F24 = FRHist 1 F17: 37 Anm. 57 FRH 1 F25 = FRHist 1 F18: 37 Anm. 59

Eustathius Epiphaniensis 56 Anm. 28, 113–114 Fr. 2 (Müller): 114 Anm. 40 Fr. 3 (Müller): 114 Anm. 40 Fr. 4 (Müller): 114 Anm. 40 Fr. 5 (Müller): 114 Anm. 40

Facundus Hermianensis pro Defensione XII 4: 119 Anm. 88 contra Mocianum Scholasticum 11: 119 Anm. 88 13: 119 Anm. 88 18: 119 Anm. 88 64: 119 Anm. 88

Eutropius, Breviarium VII 5: 95 Anm. 49 Evagrius, Historia ecclesiastica 109 Anm. 7, 111 und Anm. 23, 113, 116, 117, 119 II 15: 114 Anm. 40 III 1–2: 111–112 und 112 Anm. 24 III 3: 112 und Anm. 27, 112 Anm. 26, 113 Anm. 28 III 4: 111 Anm. 22, 112 Anm. 26 III 5: 111 Anm. 22, 113 Anm. 28 III 7: 111 Anm. 22, 124 Anm. 112 III 8: 113 Anm. 28 III 13–23: 113 Anm. 31 III 14: 111 Anm. 22, 113 Anm. 29 III 25: 114 Anm. 40 III 27: 114 Anm. 40 III 29: 114 Anm. 40 III 98: 111 Anm. 22 Excerpta Valesiana pars posterior 119, 125 VII 36–XI 57: 117 Anm. 74 IX 39: 117–118 und Anm. 75 IX 40: 118 Anm. 77 IX 44: 118 und Anm. 76 IX 49: 118 und Anm. 78 Fabius Maximus 39 Fabius Pictor 34–41 passim FRHist 1 T3–4: 34 Anm. 48

Festus, Breviarium XVIII 1: 94 Anm. 42 XVIII 1: 95 Anm. 49 Festus, de Verborum S. 228 Lindsay s.v. Picta: 29 Anm. 29 S. 77 Lindsay s.v. Fovi: 32 Anm. 41 Florus, Epitome I 7,16: 37 Anm. 58 II 19,3–7: 94 Anm. 42 II 19,7: 95 Anm. 48 u. 49 Gallische Chronik von 452 263, 269, 272 pr.: 265–266 c. 3: 281 c. 4: 279 c. 8: 280 c. 12: 280 c. 13: 281 c. 17: 278 c. 21: 281 c. 26: 274 c. 28: 277 c. 33: 274 c. 35: 277 c. 37: 277 c. 40: 277 Anm. 33 c. 41: 279 c. 43: 279

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c. 44: 281 c. 46: 274 c. 47: 278, 279 c. 48: 279 c. 50: 268 c. 51: 268, 269 c. 55: 268, 269, 271 c. 56: 274, 275 c. 58: 281 c. 60: 280 c. 63: 268 c. 65: 268 c. 67: 268, 269 Anm. 23 c. 72: 274 c. 74: 280 c. 81: 278, 279, 281 c. 82: 274 c. 98: 277 c. 120: 277 c. 126: 270 c. 129: 268–269 c. 132: 269 c. 135: 281 c. 138: 269 Gallische Chronik von 511 263, 265 Anm. 18, 273 c. 5: 281 c. 10: 274 Anm. 30 c. 16: 279 c. 19: 278 c. 20: 279 c. 22: 274 Anm. 30 c. 28: 269 c. 53: 269 c. 55: 269 c. 62: 269 Gelasius, Gesta de nomine Acaci (➞ Collectio Avellana) 119 Gregorius Nazianzenus, Orationes 4 (Contra Iulianum I) 108: 229 Anm. 68, 230 Gregorius Turonensis, Historia Francorum I pr.: 261 Anm. 2

Hegesippus, Hypomnemata 318 Anm. 15 Herodotus, Historiae 262 pr.: 263 Anm. 6 III 12: 58 Anm. 37 VIII 35–39: 270 Anm. 25 Hieronymus Chronicon ➞ Eusebius in Danielem IX 24 (S. 876 Glorie): 261 Anm. 2 Epistulae 108 (S. 323 Hilberg): 155 Anm. 10 Hippocrates De Aere Aquis Locis 58 und Anm. 37 Hippocrates, Edpidemiae II 5,1: 58 Anm. 39 Historia Augusta Vita Hadriani 5,5: 87 Anm. 19 Vita Hadriani 26,1–4: 62 Anm. 63 Vita Veri 6,9: 90 Anm. 39 Vita Marci 8,6: 92 Anm. 39 Vita Helvii Pertinacis 12,1–6: 62 Anm. 63 Homerus, Ilias II 212–219: 57 Anm. 32 III 121–244: 57 Anm. 33 Horatius, Carmina III 6,9–12: 94 Anm. 42 Hydatius, Chronicon 263–264 pr.: 266 pr. § 2: 261 Anm. 2 pr. § 3: 268 pr. § 3: 261 Anm. 2 pr. § 4: 270 pr. § 5: 261 Anm. 2, 266 c. 8: 279 c. 13: 282 c. 16: 282

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c. 32: 282 c. 34: 275 c. 39–40: 278, 279 c. 40: 267, 268 c. 48: 270 c. 49: 270 c. 53: 278, 279 c. 59: 279, 282 c. 61: 267 c. 81: 279 c. 89: 270, 271 c. 99: 279 c. 99a: 278 c. 106: 268 c. 126: 275 c. 130: 268 c. 149: 275, 276 c. 150: 270–271, 272 c. 151: 275, 276 c. 186: 270 und Anm. 24 c. 201: 268 c. 207: 268 c. 215: 276 c: 252: 275 c. 253: 276 Inscriptiones Asia Minoris Milet I 7,206 = Grégoire 219 Milet I 9,341–343: 195 Anm. 44 Milet VI 2,943: 201 Anm. 83 Milet VI 2,942: 201 Anm. 85 Roueché (2004) 42: 203 Anm. 99 Roueché (2004) 101: 203 Anm. 102 Syria et Arabia IGLS 21/2 79: 157–158 Piccirillo (1994c) 6a–d: 161 und Anm. 43 Piccirillo (1994c) 8a–c: 161–162, 161 Anm. 45 SEG 30 1715: 162–163 Iohannes Antiochenus fr. 233–234 Mariev = 302–303 Roberto: 109 und Anm. 16 Iohannes Biclarensis, Chronica 264 pr. (S. 211 Mommsen): 267

Iohannes Diacrinomenus, Historia eccle­ siastica 116 Iohannes Ephesinus Historia Ecclesiastica III 6,23 (323/245 Brooks): 97 Anm. 58 Lives of the Eastern Saints 138 S. 681 Brooks: 204 Anm. 112 Iohannes Lydus de Magistratibus 222, 224 Anm. 37 I 4: 226, 227 Anm. 58 I 9: 227 Anm. 58 I 10: 227 Anm. 58 I 12: 225 Anm. 43 I 14: 227 Anm. 58 I 16: 227 Anm. 58 I 17: 226, 227 Anm. 58, 231 I 19: 227 Anm. 58 I 21: 225 Anm. 39, 227 Anm. 58 I 23: 227 Anm. 58, 231 I 30: 225 Anm. 43 I 32: 226, 227 Anm. 58 I 33: 224 Anm. 38 I 43: 233 Anm. 91 I 46: 227 Anm. 58, 234 Anm. 97 I 50: 227 Anm. 58 I 51: 233 Anm. 91 II 1: 233 Anm. 91 II 2: 226, 227 Anm. 58, 251 Anm. 40 II 4: 226, 227 Anm. 58, 233 Anm. 91 II 6: 227 Anm. 58 II 13: 226, 227 Anm. 58, 231 II 14: 233 Anm. 91 II 24: 227 Anm. 58, 230–231 II 28,1–2: 245–246 III 1–2: 247 Anm. 21 III 2: 233 Anm. 91 III 11: 225 Anm. 42 III 13: 233 Anm. 91 III 14: 225 Anm. 42 III 19: 225 Anm. 48 III 26,1–4: 222 Anm. 16 III 26,1–III 30,10: 222 Anm. 18

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III 27: 221 Anm. 14 III 31: 233 Anm. 91, 234 Anm. 92 III 32: 233 Anm. 91 III 35: 225 Anm. 48 III 36–37: 225 Anm. 42 III 63: 234 Anm. 91 III 64: 234 Anm. 91 III 65: 234 Anm. 91 III 70: 228 Anm. 58, 234 Anm. 97 III 73: 234–235 und Anm. 99 de Mensibus 222, 233–234 Inc. Sed. 3: 228 Anm. 58 I 8: 225 Anm. 40 I 9: 225 Anm. 40 I 12: 225 Anm. 43, 227 Anm. 58, 228 Anm. 58 I 13: 227 Anm. 58 I 14: 227 Anm. 58 I 16: 227 Anm. 58 I 17: 225 Anm. 39, 227 Anm. 58 I 18: 228 Anm. 58 I 21: 226, 227 Anm. 58, 230 und Anm. 70 I 28: 225 Anm. 41 I 32: 228 Anm. 59 II 3: 227 Anm. 58 III 1: 227 Anm. 58 III 5: 227 Anm. 58, 228 Anm. 58 III 6: 228 Anm. 58 IV 1: 227 Anm. 58 IV 4: 227 Anm. 58 IV 9: 225 Anm. 39 IV 25: 227 Anm. 58 IV 27: 227 Anm. 58 IV 29: 227 Anm. 58 IV 30: 225 Anm. 43, 227 Anm. 58, 228 Anm. 58 IV 31: 227 Anm. 58 IV 32: 227 Anm. 58 IV 33: 227 Anm. 58, 228 Anm. 58 IV 34: 227 Anm. 58 IV 36: 224 Anm. 38 IV 39: 224 Anm. 38 IV 41: 227 Anm. 58 IV 47: 227 Anm. 58 IV 49: 228 Anm. 58 IV 51: 224 Anm. 38 IV 67: 227 Anm. 58 IV 71: 224 Anm. 38

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IV 76: 224 Anm. 38 IV 86: 227 Anm. 58 IV 102: 228 Anm. 58 IV 105: 228 Anm. 58 IV 107: 227 Anm. 58 IV 111: 228 Anm. 58 IV 116: 228 Anm. 58 IV 138: 228 Anm. 58 IV 142: 224 Anm. 38 IV 152: 228 Anm. 58 IV 157: 225 Anm. 39 IV 158: 227 Anm. 58 de Ostentis 222, 224 Anm. 38 3: 225 Anm. 40 10a: 228 Anm. 58 13: 228 Anm. 58 14: 228 Anm. 58 15: 228 Anm. 58 25: 228 Anm. 58 Iohannes Malalas, Chronographia pr.: 72 Anm. 112 I 1: 225 Anm. 40, 227 Anm. 58 I 5: 224 Anm. 38 I 6: 227 Anm. 58 I 7: 224 Anm. 38 I 7–13: 293 I 8: 227 Anm. 58, 228 Anm. 59 I 11: 224 Anm. 38 I 13–15: 293 I 14: 227 Anm. 58 I 15: 227 Anm. 58 II 1: 227 Anm. 58 II 1–5: 293 II 2: 227 Anm. 58 II 3: 227 Anm. 58 II 6: 173 Anm. 6 u. 7 II 6–8: 293 II 8: 224 Anm. 37, 227 Anm. 58, 228 Anm. 59, 229 Anm. 65, 66 u. 67, 230 Anm. 69 u. 73, 231, 255 II 9: 225 Anm. 40 II 11: 290 Anm. 12 II 11–13: 293 II 12: 173 Anm. 7 II 14: 225 Anm. 40

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II 17: 227 Anm. 58 III 5: 225 Anm. 40 IV 3: 224 Anm. 38, 225 Anm. 40 IV 4: 224 Anm. 38 IV 5: 227 Anm. 58 IV 7: 224 Anm. 38 IV 10: 227 Anm. 58 IV 11: 225 Anm. 43, 227 Anm. 58 IV 14: 225 Anm. 43, 227 Anm. 58 IV 19: 55 Anm. 21, 64 Anm. 75 V 1: 64 Anm. 75, 68 Anm. 91 V 6: 64 Anm. 75, 68 Anm. 91 V 7: 64 Anm. 75, 68 Anm. 91 V 8: 68 Anm. 91 V 9: 64 Anm. 75 u. 77, 65 Anm. 81, 67 Anm. 90 V 10: 55 Anm. 23, 64 Anm. 75 u. 77, 66 V 12: 255 VI 16: 311 VI 18: 227 Anm. 58 VI 22–24: 255 VI 24: 227 Anm. 58 VI 27: 311–312 VI 29: 224 Anm. 37, 227 Anm. 58, 255 VII 1: 227 Anm. 58, 255, 296 VII 3: 227 Anm. 58 VII 4: 227 Anm. 58 VII 4–6: 225 Anm. 43 VII 5: 227 Anm. 58 VII 6: 227 Anm. 58 VII 7: 227 Anm. 58 VII 8: 227 Anm. 58 VII 9: 224 Anm. 37, 227 Anm. 58 VII 10: 227 Anm. 58 VII 10–12: 224 Anm. 37 VII 11: 227 Anm. 58 VII 12: 227 Anm. 58 VII 13: 224 Anm. 37, 228 Anm. 58 VII 13–14: 224 Anm. 37 VIII: 175, 179 Anm. 26 VIII 1: 96 Anm. 54 VIII 11: 173 Anm. 7 VIII 12: 172 Anm. 12 VIII 14: 173 Anm. 7, 179 Anm. 26 VIII 21: 175 VIII 29: 182 Anm. 41 VIII 32: 312 IX 1: 228 Anm. 58

IX 2: 96 Anm. 54 IX 3: 224 Anm. 37, 228 Anm. 58 IX 5: 177, 182 Anm. 41 IX 9: 96 Anm. 54 IX 10: 68 Anm. 94 IX 14: 180 Anm. 28, 181 Anm. 34, 182 Anm. 41 IX 17: 180 Anm. 30 IX 18: 224 Anm. 37, 228 Anm. 58 IX 21: 174 Anm. 9, 225 Anm. 43 X 7: 71, 96 Anm. 54 X 8: 180 Anm. 31 X 9: 173 Anm. 5, 176, 178 Anm. 23 X 10: 180–181, 182 Anm. 41 X 15: 182 Anm. 41, 319 Anm. 27 u. 28 X 17: 52 Anm. 9 X 19: 174 Anm. 11 X 20: 175 Anm. 12 X 21: 224 Anm. 37 X 24: 319 Anm. 27 X 26: 319 Anm. 27 X 35: 69 Anm. 98 u. 99 X 37: 69 Anm. 98 u. 99 X 43: 319 Anm. 27 X 45: 290 Anm. 12, 319 Anm. 27 u. 28 X 46: 181 Anm. 37 X 50: 181 Anm. 38 XI 1: 84 Anm. 5 XI 2: 84 Anm. 6 XI 3: 224 Anm. 37 XI 3–4: 84–85 XI 6: 84 Anm. 7 XI 7: 86 Anm. 15 XI 8: 85 Anm. 9 XI 9: 181 Anm. 35, 183, 186 Anm. 52 XI 10: 84 Anm. 6 XI 17: 228 Anm. 58 XII VIIIc (Chron. Pasch. 501,13–18 Dindorf ) IXd (Chron. Pasch. 502,14–19 Dindorf ): 224 Anm. 37 XII 2: 184, 186 Anm. 50 XII 5: 224 Anm. 37 XII 7: 183 Anm. 43, 224 Anm. 37 XII 8: 224 Anm. 37 XII 9: 224 Anm. 37 XII 12: 224 Anm. 37 XII 16: 185 XII 20: 228 Anm. 58

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XII 22: 174 Anm. 8 XII 26: 84 Anm. 3 u. 4 XII 27: 84 Anm. 4 XII 35: 324 Anm. 68 XII 36: 328 Anm. 96 XII 38: 176 Anm. 15 XII 43: 324 Anm. 72 XII 44: 224 Anm. 37 XII 45: 329 Anm. 97 XII 46: 224 Anm. 37 XII 50: 325 Anm. 74 XIII: 53, 72 XIII 3: 182 Anm. 41 XIII 4: 224 Anm. 37 XIII 7: 255 XIII 8: 228 Anm. 58 XIII: 72 XIII 10: 224 Anm. 37 XIII 14: 320 Anm. 29 XIII 18: 72 mit Anm. 109 XIII 20: 327 Anm. 89 XIII 26: 72 Anm. 109 XIII 28: 72 Anm. 109 XIII 30: 185–186 XIII 34: 72 Anm. 109 XIII 38: 182 Anm. 41, 224 Anm. 37 XIII 39: 176 Anm. 17, 177 Anm. 19, 179 Anm. 25 XIII 46: 224 Anm. 37 XIV: 53 XIV 4: 52 Anm. 6 XIV 6: 182 Anm. 41 XIV 15: 224 Anm. 37 XIV 47: 320 Anm. 30 XV 1: 53 Anm. 13 XV 1–16: 109 XV 2: 109 Anm. 10 XV 3: 53 Anm. 13 XV 5: Anm. 10 XV 6: 109 Anm. 11 XV 15: 186 Anm. 50 XV 16: Anm. 10 XVI 1: 73 Anm. 116 XVII 1: 74 Anm. 122 XVII 4: 228 Anm. 58 XVII 6: 135 Anm. 6 XVIII 1: 51 Anm. 4, 75 Anm. 127 XVIII 10: 243 Anm. 8

XVIII 14: 225 Anm. 39 XVIII 52: 228 Anm. 58 XVIII 81: 251 Anm. 40 XVIII 122: 228 Anm. 58 Iohannes Niciensis, Chronicon S. 88,26 (Charles): 117 Anm. 71 Iohannes Rufus Plerophoriae S. 67 Nau: 137 und Anm. 25 S. 154 Nau: 137 Anm. 25 Vitae 117, 138 Iosephus Antiquitates Iudaicae XIV 330: 90 Anm. 29 XIV 330–395: 94 Anm. 42 XIV 333: 90 und Anm. 29 XIV 341: 90 Anm. 29 XIV 343: 90 Anm. 29 XIV 346: 90 Anm. 29 XIV 420–421: 94 Anm. 42 XIV 434: 94 Anm. 42 XV 12: 90 Anm. 29 XX 245: 90 Anm. 29 Bellum Iudaicum 248: 90 Anm. 29 248–292: 94 Anm. 42 249: 90 Anm. 29 255: 90 Anm. 29 309: 94 Anm. 42 317: 94 Anm. 42 Isidorus Chronica 264, 265 Anm. 18 Etymologiae I 44,4: 261 Anm. 2 I 5,28: 262 Anm. 2 Iulius Africanus, Chronographiae 261 F89 (Wallraff et a.) ,9–15 und 22–33: 94 Anm. 42

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Iulius Pollux,Onomasticon I 45–48: 229–230 und 229 Anm. 68 Iustinianus Contra monophysitas (Schwartz) S. 24: 144–145 Epistula contra tria capitula (Schwartz) S. 61: 146 und Anm. 74 Iustinus, Epitoma XLII 4,7–11: 94 Anm. 42 Iuvenal, Saturae VIII 14: 32 Anm. 41 Josua Stylites, Chronik 12 (S. 41 Luther): 115 Anm. 50 Kosmas Indikopleustes, Topographia Chris­ tiana V 219 (S. 329,12–13 Wolska-Conus): 291 Anm. 13 Leo, Epistulae 102 (ACO II 4, S. 53–55): 134 Anm. 4 102 (ACO II 4, S. 54): 143–144 und Anm. 64 109: 144 Anm. 65 109 (ACO II 4, S. 137–138): 144 Anm. 65 113 (ACO II 4, S. 65–67): 141 Anm. 48 114 (ACO II 4, S. 70–71): 141 Anm. 52, 144 Anm. 65 115 (ACO II 4, S. 67–68)): 142 Anm. 50 164 (ACO II 4, S. 110–112): 142 Anm. 51 Libanius, Orationes X: 185 Anm. 47 XI 47: 173 Anm. 7 XI 51: 173 Anm. 7 XV 79: 187 Anm. 53 Liberatus, Breviarium (ACO II 5, S. 119):142 Anm. 56 15–18: 119 und Anm. 84 Liturgia Sancti Jacobi S. 206–222 (Mercier): 160 Anm. 38

Livius ab Urbe condita 262 II 48,8–50,11: 36 Anm. 54 II 50,3–6: 36 Anm. 56 V 35,5–38,10: 36 Anm. 55 V 36,1: 36 und Anm. 55 V 36,6: 36 und Anm. 55 V 46,1–3: 37 Anm. 58 V 52, 3: 37 Anm. 58 VIII 30,1–35,12: 37 Anm. 57 VIII 30,8–10: 37 Anm. 57 IX 40,16: 23 Anm. 10 IX 44,16: 30 Anm. 33 IX 46,15: 25. Anm 22 X 23,3: 30 Anm. 34 X 23,11–12: 32 Anm. 43 X 29,14: 25 Anm. 21 X 31,9: 26 Anm. 24 X 37,14: 37 Anm. 59 X 39,13–14: 23 Anm. 10 XXII 9,10: 26 Anm. 23 XXII 10,10: 26 Anm. 23 XXII 57,4–5: 34 Anm. 48 XXIII 11,1–6: 34 Anm. 48 XXIII 30,13–14: 26 Anm. 23 XXIII 31,9: 26 Anm. 23 XXIV 16,19: 29 Anm. 30 XXV 40,1: 24 Anm. 16 XXV 40,2–3: 27 Anm. 25 XXV 40,3: 24 Anm. 16 XXVI 32,4: 24 Anm. 16 XXVII 16,7: 22 Anm. 5 XXVII 16,8: 23 Anm. 7 XXVII 25,7–10: 27 Anm. 25 XXIX 11,13: 27 Anm. 25 XXIX 37,2: 26 Anm. 24 XXXVII 3,7: 30 Anm. 35 XLII 20,1: 23 Anm. 11 Periochae 127: 94 Anm. 42 Lucianus, Quomodo historia conscribenda sit 15–32: 92 Anm. 39 Malchus Philadelphensis, Byzantiaca fr. 5 u. 16: 109 und Anm. 14

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Macrobius, Saturnalia I 23,14–16: 88 Anm. 25 III 11,7: 32 Anm. 41 III 12,4: 32 Anm. 41 Marcellinus Comes, Chronicon 263, 264 ad an. 380: 280 ad an. 389: 274, 277 ad an. 390: 274, 277 ad an. 392: 279–280 ad an. 399: 277 ad an: 394: 274 ad an. 398: 282 ad an. 403: 282 ad an. 404: 282 ad an. 408: 275 ad an. 416: 277–278 ad an. 418: 275 ad an. 419: 275 ad an. 417: 274 ad an. 422: 272 ad an. 428: 282, 283 ad an. 429: 278, 279 ad an. 430: 283 ad an. 431: 272 ad an. 439: 272 ad an. 441: 272 ad an. 443: 274 ad an. 446: 275 ad an. 447: 275 ad an. 448: 277 ad an. 451: 147 Anm. 83, 283 ad an. 459: 283 ad an. 460: 274 ad an. 468: 273 ad an. 472: 275 ad an. 476: 273 ad an. 480: 275 ad an. 496: 277 ad an. 511: 143 Anm. 57 Marius Aventicensis 264 ad an. 476: 273 ad an. 515: 277 ad an. 563: 276 ad an. 565: 280

Martyrium Pionii 23,1: 323 Anm. 60 Martyrium Polycarpi 9,1: 320 Anm. 33 9,3: 320 Anm. 33 21,1: 320 Anm. 33 Michael Syrus, Chronica IX 6: 117 und Anm. 72 IX 24: 204 Anm. 112 Moses Chorenensis, Historia Armeniorum II 19: 90 Anm. 30 II 19: 95 II 20: 95 Anm. 52 Nicephorus, Historia ecclesiastica III 23: 87 Anm. 21 XVI 1: 113 Anm. 35 XVI 1–24: 113 Anm. 35 XVI 6: 124 Anm. 112 Novellae 8: 242, 243, 247–250 8 pr.: 247, 248, 249 8 pr.1: 247 8 ep.: 247 8,10,2: 247–248, 250 8,11: 249 24: 243, 244 24 pr.: 244–245 24,1: 242 Anm. 2; 245–246 25: 243, 244 25 pr.: 247 26: 243 27: 243 28: 243, 244 28,2: 252 Anm. 45 29: 243, 244 29,1: 252 Anm. 45 30: 243, 244 mit Anm. 10 30 pr.: 247 31: 243 31,2,1: 252 Anm. 45 41: 243, 244, 246, 247 45: 255

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47 pr.: 252–254 102: 243 103: 245 Edikt 4: 243 Oracle of Baalbek 115–116 Z. 148–150: 115 und Anm. 52 Z. 150–155: 115 Anm. 52 Z. 155–157: 115 und Anm. 53 Z. 159–161: 115 und Anm. 54 Z. 166–168: 63 und Anm. 71, 73–74 und 73 Anm. 114 Orosius, Historiae adversus paganus pr. 10: 274 Anm. 29 VII 15,2: 90 Anm. 39 Ovidius, Fasti II 237: 32 Anm. 41 II 193–242: 36 Anm. 54 II 213–234: 36 Anm. 56 Petrus Patricius, Historiae Excerpta de Sententiis 1 (S. 241 Boissevain): 96 und Anm. 53 Philostratus Heroicus 59, 64–65 25,18–42,4: 59 Anm. 49, 65 Anm. 78 26,10–14: 59 Anm. 49 26,13; 65 Anm. 79 27,13: 59 Anm. 49 28,14: 59 Anm. 49 29,2: 59 Anm. 49, 65 Anm. 80 29,5: 59 Anm. 49 31,1: 59 Anm. 49 32,1: 59 Anm. 49 33,38: 60 Anm. 52 33,39–41: 59 Anm. 49 34,5: 59 Anm. 49 35,2: 59 Anm. 49 35,7: 59 Anm. 49 37,1–5: 59 Anm. 49 38,3: 59 Anm. 49 40,4–6: 59 Anm. 49

42,1: 59 Anm. 49 42,3: 59 Anm. 49 44,5–57,17: 59 Anm. 49 45,5: 59 Anm. 49 48,1: 60 Anm. 52 48,2–4: 59 Anm. 49 Imagines 65 Anm. 59 Photius, Bibliotheca cod. 79: 109 Anm. 14 cod. 238, S. 315b und 318a Bekker: 90 und Anm. 30 Pindarus, Pythica 2,1: 22 Anm. 6 Plautus, Casina 845 Plinius, Naturalis historia V 88: 93 Anm. 40 XV 19: 25 Anm. 25 XXXIV 20,23 Anm. 11 XXXIV 33: 30 Anm. 34 XXXIV 34: 24 Anm. 12 XXXIV 40: 23 Anm. 7 u. Anm. 8 XXXIV 43: 29 Anm. 31 XXXV 19: 27 Anm. 26 XXXV 22,29 Anm. 28 Plutarchus Alexander I: 61 Anm. 54 Fabius 1,1: 32 Anm. 41 1,9: 33 Anm. 45 18,3: 34 Anm. 48 22,6: 22 Anm. 5 22,7: 23 Anm. 7 22,8: 23 Anm. 8 24,6: 33 Anm. 45 Marcellus 21,1–3: 22 Anm. 6 21,4–5: 23 Anm. 7 28,1: 27 Anm. 25 30,6–9: 24 Anm. 14

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Antonius 34,3: 95 Anm. 49 (Plutarchus,Vita Antonii) Postumius Albinus 39 Priscianus de Figuris numerorum 234 Anm. 97 Institutiones grammaticae 234 Anm. 95 Institutio de nomine, pronomine et verbo 234 Anm. 95 Partitiones duodecim versuum Aeneidos prin­ cipalium 234 und Anm. 95 Procopius de Aedificiis I 1,24: 192 Anm. 7 I 1,50: 192 Anm. 7 I 1,70: 192 Anm. 7 I 6,5–6: 328 Anm. 95 I 10,16–18: 251 II 3,7: 192 Anm. 7 II 8,16–18: 192 Anm. 7 II 11,4: 328 Anm. 95 Historia arcana 63, 76, 117 6,3: 63 Anm. 68, 74 Anm. 122 8,12: 63 Anm. 67, 74 Anm. 123, 75 Anm. 129 8,13: 74–75 und 74 Anm. 124 14,3: 242 Anm. 5 10, 11: 63 Anm. 67, 75 Anm. 126 24,17: 110 und Anm. 19 30,21–23: 227 Anm. 56 de Bellis 117, 118, 125, 245 I 13,16: 89 Anm. 26 I 14: 89 Anm. 26 II 12,28–29: 98 Anm. 62 IV 9: 251–252 IV 9,12: 251 V 1,10: 110 und Anm. 17, 118 Anm. 78 VI 6,16: 110 und Anm. 18, 118 Anm. 78

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Ps.-Aurelius Victor, De viris illustribus Urbis Romae 32,3: 25. Anm. 22 43,6: 23 Anm. 9 Ps.-Dionysius Aeropagita, de Ecclesiastica hierarchia III 7 (S. 88–89 Heil): 160 Anm. 36 Ps.-Dionysius, Chronicon (übers. v. Witakowski) S. 72: 204 Anm. 112 Ps.-Dorotheos, Vitae Prophetarum 37,23–24 Schermann: 290 Anm. 13 Ps.-Epiphanius Cypriensis Anakephalaiosis I pr. (S. 162,4–5 Holl/Bergermann/Collatz): 293 Anm. 23 I 3 (S. 163–164 Holl/Bergermann/Collatz): 294 Anm. 24 Index apostolorum S. 113 Schermann: 317 Anm. 12 S. 115–116 Schermann: 317 Anm. 12 Index discipulorum S. 120 Schermann: 317 Anm. 12 Appendices ad indices apostolorum discipulo­ rumque S. 127 Schermann: 317 Anm. 12 Ps.-Zacharias, Historia ecclesiastica (➞ Zacharias) V pr.: 116 Anm. 65 u. 66 V 2: 116 Anm. 65 u. 66 V 5: 116 Anm. 65 u. 66; 124 Anm. 112 V 7: 116 Anm. 65 VI 1: 116 Anm. 65 VII 7–8: 143 Anm. 57 Prosper Tiro 264, 274 c. 1166: 265 c. 1171: 281 c. 1175: 279 c. 1186: 279 c. 1187: 280, 281

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c. 1204: 278, 279 c. 1205: 277 c. 1220: 280 c. 1247: 280 c. 1252: 281 c. 1261: 278, 279 c. 1266: 282 c. 1297: 281 c. 1301: 282 c. 1304: 278, 279 c. 1327: 269, 271 c. 1329: 269 c. 1335: 271–272 c. 1339: 271 c. 1346: 271 c. 1350: 282 c. 1358: 281 Anm. 36, 283 Anm. 37 c. 1364: 272, 273 c. 1369: 281 Anm. 36 Silius Italicus, Punica VI 637–640: 36 Anm. 54 VII 35: 32 Anm. 41 VIII 227: 32 Anm. 41 Sozomenus, Historia ecclesiastica pr.: 125 Anm. 121 Strabo, Geographica V 3,3: 32 Anm. 41 VI 3,1: 23 Anm. 9 XVI 1,28: 94 Anm. 42 XVI 2,4: 176 Anm. 15 XVI 2,8: 94 Anm. 42 Suetonius, de Vita Caesarum 61–63, 62 Anm. 59 und 62, 69–71, 70 Anm. 102, 71 Anm. 105, 76 Julius 45: 62 Anm. 58 Augustus 79: 62 Anm. 58; 38,3: 25 Anm. 22 Tiberius 68: 62 Anm. 58; 68,1–2: 70 Anm. 101 Caligula 50: 62 Anm. 58 Claudius 30: 62 Anm. 58 Nero 51: 62 Anm. 58 Gabla 21: 62 Anm. 58 Otho 12: 62 Anm. 58 Vitellius 17: 62 Anm. 58

Vespasian 20: 62 Anm. 58 Titus 3: 62 Anm. 58 Domitian 18: 62 Anm. 58 Quintilian, Institutio oratoria I 7,12: 23 Anm. 11 Septimius ➞ Dares Tacitus Annales I 3,4: 51 Anm. 57 IV 57: 61 Anm. 57 XV 41,1: 32 Anm. 41 Germania 37,3: 95 Anm. 49 Historiae V 9,1: 94 Anm. 42 Textes Monophysites S. 205 Nau: 134 Anm. 5, 137 Anm. 24 Theodorus Anagnostes, Historia ecclesiastica excerpta et fragmenta, Epitome 400–445 (S. 112–125 Hansen): 114 Anm. 41 406–408 (S. 113–114): 124 Anm. 112 429 (S. 118, 29–30 Hansen): 114 Anm. 45 430 (S. 118, 31–32 Hansen): 114 Anm. 46 Theodosius, de situ terrae sanctae 2 (S. 138 Geyer): 155 Anm. 10 Theophanes, Chronographia 136, 148 und Anm. 86 AM 5855 (S. 51,14–27 de Boor): 327 Anm. 92 AM 5966–5983 (S. 119–136 de Boor): 113 Anm. 32 AM 5967 (S. 121,26–122,1 de Boor): 124 Anm. 112 AM 5968 (S. 122,24 de Boor): 113 Anm. 32 AM 5980 (S. 132,18–20 de Boor): 114 Anm. 45 Valerius Maximus, Facta et Dicta memorabilia I 1,8: 27 Anm. 25 I 1,11: 37 Anm. 58 II 2,9: 25 Anm. 22 VIII 14,6: 27 Anm. 26

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Velleius Paterculus, Historia Romana II 29: 61 Anm. 57 II 78,1: 94 Anm. 42 Victor Tunnunensis, Chronicon 118–119, 123 Anm. 105 und 109, 264, 273 pr. (S. 184 Mommsen): 267 c. 474 (S. 13, 203 Cardelle de Hartmann, S. 188 Mommsen): 119 Anm. 81 c. 475 (S. 14, 206 Cardelle de Hartmann, S. 188 Mommsen): 119 Anm. 82 Vita Danielis Stylitae (Vita antiquior) 120–126 passim 17: 121–122 und Anm. 99 22: 121 und Anm. 98 38: 122 Anm. 101 39: 122 Anm. 101 45: 122 Anm. 101 46: 122 Anm. 101 46 (S. 44,5–7 Delehaye): 122 und Anm. 100 48: 122 Anm. 101 50: 122 Anm. 101 54–67: 125 Anm. 122 55: 122 Anm. 102 56: 122 Anm. 101

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65 (S. 64,7–18 Delehaye): 122 und Anm. 103 65 (S. 64,22–25 Delehaye): 123 und Anm. 104 68 (S. 65,20–22 Delehaye): 123 und Anm. 106 68 (S. 65,22–26 Delehaye): 123 und Anm. 108 68 (S. 65,22–26 Delehaye): 124 und Anm. 110 68–91: 125 Anm. 123 70–85: 124 Anm. 111 85 (S. 80,7–12 Delehaye): 124–125 und Anm. 115 85 (S. 80, 14–17 Delehaye): 125 und Anm. 116 92–102: 125 Anm. 125 Vita Petri Iberi (➞ Iohannes Rufus) 80: 117 Anm. 69 103: 117 Anm. 70 Zacharias, Historia ecclesiastica (➞ Ps.-Zacharias) 109 Anm. 7, 116 Zonaras, Epitome Historiarum V 9 (Bd. I S. 356 Dindorf = Bd. I S. 411 Büttner-Wobst): 90 Anm. 30 XIV 1,27–2,31 (Bd. III S. 254–258 Dindorf = Bd. III S. 126–132 Büttner-Wobst): 113 Anm. 34

Abbildungen zu Beitrag „Materielle Erinnerung“ von Sebastian Watta

Abb. 1: Brotvermehrungskirche, Tabgha, Israel, 1. Hälfte 5. Jh., Grundriss

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Abbildungen zu Beitrag „Materielle Erinnerung“

Abb. 2: Brotvermehrungskirche, Tabgha, Israel, Mosaikpartie des Sanktuariums, 6. Jh.

Abbildungen zu Beitrag „Materielle Erinnerung“

Abb. 3: Theotokoskapelle des Mosesheiligtums auf dem Nebo, Jordanien, frühes 7. Jh., Sanktuarium, Grundriss und Umzeichnung der Mosaiken

Abb. 4: Theotokoskapelle des Mosesheiligtums auf dem Nebo, Jordanien, frühes 7. Jh., Blick in das Sanktuarium

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Abbildungen zu Beitrag „Materielle Erinnerung“

Abb. 5: Kirche des hl. Stephanos, Khirbet Umm er-Rasas/Kastron Mefaa, Jordanien, Zustand nach 756 n. Chr., Grundriss mit Umzeichnung der Mosaiken

Abbildungen zu Beitrag „Materielle Erinnerung“

Abb. 6: Kirche des hl. Stephanos, Khirbet Umm er-Rasas/Kastron Mefaa, Jordanien, nördliches Seitenschiff, Ostpartie, Mosaikphase 718 n. Chr.

Abb. 7: Kirche des hl. Stephanos, Khirbet Umm er-Rasas/Kastron Mefaa, Jordanien, südliches Seitenschiff, Ostabschnitt, Mosaikphase 718 n. Chr., Feld mit Stifterdarstellung und -inschriften

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Abbildungen zu Beitrag „Byzantine Preservation of Ancient Monuments at Miletus in Caria“ von Philipp Niewöhner

Fig. 1: Miletus in the Byzantine period; the highlighted areas in the southern city were deserted by the sixth century; the centre was newly fortified in the seventh century (red) and abandoned in the middle Byzantine period; later, a new town with new walls (green) and a new name (Palatia) was established on the Theatre Hill (B. Weber – H. Stümpel – P. Niewöhner)

Abbildungen zu Beitrag „Byzantine Preservation of Ancient Monuments“

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Fig. 2: Miletus, Market Gate of the Byzantine city walls (H. Knackfuß, with modifications)

Fig. 3: Miletus, Byzantine city walls between the Baths of Faustina (left) and the South Market (right), in the centre the Serapeion Gate (S. Giese, with modifications)

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Abbildungen zu Beitrag „Byzantine Preservation of Ancient Monuments“

Fig. 4: Miletus, Serapeion Gate in the Byzantine city walls, from south (S. Giese)

Fig. 5: Miletus, Serapeion, pediment of the porch with a bust of Serapis partly erased

Abbildungen zu Beitrag „Byzantine Preservation of Ancient Monuments“

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Fig. 6: Archaeological Museum Aydın, Corinthian capital, probably from the ‘Great Church’ at Miletus

Fig. 7: Miletus, St Michael, fluted architrave blocks with crosses from the seventh-century basilica

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Abbildungen zu Beitrag „Byzantine Preservation of Ancient Monuments“

Fig. 8: Aphrodisias, composit capital from a church in the northwest necropolis

Abbildungen zu Beitrag „Byzantine Preservation of Ancient Monuments“

Fig. 9: Aphrodisias, Corinthian capital found in the necropolis area

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Abbildungen zu Beitrag „Byzantine Preservation of Ancient Monuments“

Fig. 10: Ephesus, St John, Corinthian capital of the first church

Die 18 Bücher umfassende Chronik des Johannes Malalas stellt das älteste erhaltene Beispiel einer byzantinischen Weltchronik dar und bietet damit singuläre Einblicke in die Frühphase einer literarischen Gattung, die für das byzantinische Mittelalter zentrale Bedeutung besessen hat. Die moderne Forschung sieht das Werk als eine wichtige zeithistorische Quelle für die Geschichte des 5. und 6. Jahrhunderts n. Chr., das auch Einblicke in kulturund mentalitätsgeschichtliche Aspekte erlaubt. Im dritten Band der Malalas-Studien wird die in der Chronik zutage tretende Konzeption von memoria thematisiert: Welches Bild der älteren wie jüngeren Vergangenheit transportiert sie? Welchen Kriterien folgt der historische und literarische Auswahlprozess, der diesem Bild zugrunde liegt? Im Zentrum steht dabei eine Kontextualisierung im Rahmen der zeitgenössischen Erinnerungspraxis – der Memorialkultur – in Literatur, Prosa und materiellen Hinterlassenschaften.

ISBN 978-3-515-12011-1

9

7835 1 5 1 201 1 1

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