Die Unternehmung und ihre Märkte: Eine vertragstheoretische Analyse [1 ed.] 9783428482887, 9783428082889

Alle ökonomischen Transaktionen werden durch Verträge, seien sie explizit oder implizit, legal oder illegal, geregelt. D

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German Pages 361 Year 1996

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Die Unternehmung und ihre Märkte: Eine vertragstheoretische Analyse [1 ed.]
 9783428482887, 9783428082889

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GÜNTER KRAUSE

Die Unternehmung und ihre Märkte

Volkswirtschaftliche Schriften Begründet von Prof. Dr. Dr. h. c. J, Broermann t

Heft 456

Die Unternehmung und ihre Märkte Eine vertragstheoretische Analyse

Von

Günter Krause

Duncker & Humblot · Berlin

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

Krause, Günter: Die Unternehmung und ihre Märkte : eine vertragstheoretische Analyse I von Günter Krause. - Berlin : Duncker und Humblot, 1996 (Volkswirtschaftliche Schriften ; H. 456) Zugl.: Würzburg, Univ., Diss., 1994 ISBN 3-428-08288-5 NE:GT

Alle Rechte vorbehalten © 1996 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fotoprint: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Germany ISSN 0505-9372 ISBN 3-428-08288-5 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706 @

Vorwort In den letzten Jahren hat sich das Interesse der theoretischen Analyse in der Volkswirtschaftslehre verstärkt auf die Analyse von Faktoren gerichtet, die die Möglichkeit von Transaktionen in der Realität beeinflussen. Ausgehend von den theoretischen Erkenntnissen der neoklassischen Theorie wurde im Rahmen der Prinzipal-Agent Theorie und in der Transaktionskostenöonomik theoretisch und empirisch diskutiert, wie optimale Verträge zu gestalten sind. In jüngster Zeit schließlich gibt es immer mehr Versuche, eine Synthese dieser beiden Theorieansätze vorzunehmen. Gleichzeitig ist diese Thematik nicht nur von akademischem Interesse, denn die Diskussion in der Öffentlichkeit über die Organisation von Unternehmungen, die Entlohnung von Arbeitskräften und Unternehmensmanagernund über die Gestaltung der Arbeitsorganisation in modernen Unternehmen der industrialisierten Länder benötigt solide Erkenntnisse darüber, wie die legalen Verträge in einer Gesellschaft das Verhalten aller Beteiligten und damit den erreichbaren Wohlstand beeinflussen. Die vorliegende Arbeit, die im Sommersemester 1994 von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Würzburg als Dissertation angenommen wurde, versucht einen Überblick über diese Entwicklungen zu geben. Mein besonderer Dank gilt meinem akademischen Lehrer Prof. Dr. Hans G. Monissen nicht nur für seine langjährige Förderung und Unterstützung sondern auch für die wissenschaftlich herausfordernde Atmosphäre an seinem Lehrstuhl. Desweiteren möchte ich Herrn Prof. Dr. Ekkehard Wenger, Herrn Prof. Dr. Hannes Streim und meinem früheren Kollegen Herrn Dr. Alexander Juchems ganz herzlich danken. Last but not least bin ich auch meinem guten Freund und früheren Kollegen Prof. Dr. Bernd Huber für seine stetige Hilfsbereitschaft und Unterstützung zu großem Dank verpflichtet. Ebenso möchte ich Frau Burmeister und Frau Hake vom Verlag Duncker & Humblot für ihre große Geduld bei der Erstellung dieser Druckfassung meiner Dissertation danken. Mein größter Dank schließlich gebührt meiner Familie, ohne die diese Arbeit überhaupt nicht möglich gewesen wäre. Würzburg, im Januar 1996

Günter Krause

Inhaltsverzeichnis Erstes Kapitel

Einleitung A. Die Bedeutung von Ronald Coase für die Theorie der Unternehmung B. Gang der Untersuchung . ........... . . . . ........ .. .... . C. Eine kurze Skizze der Entwicklung der Theorie der Unternehmung . . . . . . I. Neoklassik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Entwicklungen im Nahbereich der Neoklassik . . . . ... . ... . .. . .. 1. Erweiterungen der Handlungsmöglichkeiten . . . . . ...... . . . . . 2. Variationen der Zielfunktion ........ .. ........... . .. . . . III. Die Unternehmung als eigenständiger Untersuchungsgegenstand . . . . . I. Property-Rights Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Transaktionskostentheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Prinzipal-Agent Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Unvollständige Verträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D. Analyse von Verträgen in der Neoklassik .. . .............. . . .... I. Vertikale Lieferbeziehungen ......... . . .. ..... . ...... . .. . 1. Produktionseffizienz und vertikale Integration . . . . . . . . . . . . . . . 2. Alternativen zur vollständigen vertikalen Integration ...... . . .. a) Verbundene Verkäufe . . .. ... . . . .. . ......... . .. . ... b) Lizenzgebühren 3. Diskussion der Ergebnisse ..... .. . . . . . .. . . . ... . ... . .. . II. Kapitalmarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Die Annahmen des Modigliani-Miller Theorems . . . . . . . . . . . . . 2. Irrelevanz der Kapitalstruktur ................... . .. . .. . 111. Diskussion der Irrelevanzergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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17 21 22 22 24 25 25 27 28 28 29 30 31 31 32 34 35 36 39 40 40 42 44

Zweites Kapitel

Konzeptionelle und technische Aspekte in der neueren Theorie der Unternehmung

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A. Ein Überblick über die Transaktionskostentheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 I. Die besonderen Annahmen der Transaktionskostentheorie . . . . . . . . . 46

8

Inhaltsverzeichnis

1. Der ökonomische Akteur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 a) Beschränkte Rationalität ........ . .......... ... ..... 47 b) Opportunistisches Verhalten ........ . ............... 48 2. Die Umwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 a) Spezifische Wirtschaftsgüter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 b) Eigenschaften von Transaktionen ... . .. . ......... ..... . 54 3. Die möglichen Verträge zur Regelung von Transaktionen . . ... .. 55 . . . . . . . . . 55 a) Ursachen für die Unvollständigkeit von Verträgen b) Eine Klassifikation der möglichen Vertragsformen .. . . .. . . . 57 4. Die relativen Vor- und Nachteile unterschiedlicher Vertragsformen . 60 a) Die Auswirkungen auf Produktionsentscheidungen . . . . . . . . . . 60 b) Die Auswirkungen auf die Abwicklung von Transaktionen 61 II. Allgemeine Ergebnisse der Transaktionskostenökonomik . . . . . . . . . . 62 III. Transaktionen auf den Märkten der Unternehmung . . . . . . . . . . . . . 63 1. Faktormärkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 a) Arbeitsmarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 b) Kapitalmarkt .. . ... . . .... . .. . . .. . .. ..... .. .. .. .. 66 2. Gütermärkte ...... . ........ . .... .. ........ . .. . ... . 68 a) Konsumgütermärkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 b) Produktionsgütermärkte ........ . .. . ........... .. .. . 71 B. Die moderne mikroökonomische Theorie - Probleme divergierender Interessen und asymmetrischer Informationen ....... . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 I. Hidden Action . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 1. Modellstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 2. Das Problem des Prinzipals und seine Lösung ............ . .. 81 3. Neuverhandlungen ........ . .. .. .. . ... . . . ... . .. 83 4. Mehrere Tätigkeiten . . .......... .. .................. 85 5. Zusammenfassung .. . . . ... . . ........ . . ..... .. .. . .. . . 86 II. Hidden Information . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 1. Versicherungsmarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 2. Arbeitsmarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 3. Kapitalmarkt .......................... 91 III. Die Gestaltung optimaler Verträge für mehrere Akteure . . . . . . . . . . 92 1. Mechanismus Design . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 2. Verhandlungen ... .. . .. .. . . .. ... . .. . .. . . . . . .. .. . . .. 94 3. Ein einfaches Beispiel ... ..... ..... . ..... . . . .... . . ... 94 C. Exkurs: Einführung in die Spieltheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 I. Grundlagen der Spieltheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 1. Spielformen ............................. 104 a) Extensive Form . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 b) Normalform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 2. Lösungsmethoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108

9

Inhaltsverzeichnis

li.

a) Rekursive Lösung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Eliminieren dominierter Strategien . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Gleichgewichtskonzepte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Nash-Gleichgewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Teilspielperfektheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Focal-Punkte als intuitives Gleichgewichtskriterium Verhandlungstheorien . . ............. . ............ . .. 1. Die axiomatische Verhandlungstheorie .. .. .... . ... . a) Die Nash-Verhandlungslösung ...... . ............ . . b) Die Kalai-Smorodinsky-Lösung . . . . .. .. . . . .. . .. .... . 2. Die strategische Verhandlungstheorie ... . ........ . . a) Das strategische Verhandlungsmodell von Rubinstein b) Strategische Verhandlungen mit Alternativen 3. Der Shapley-Wert ....... . ............ . ..

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109 110 110 110 112 114 . 115 116 116 . 118 118 119 124 . 126

Drittes Kapitel

Ein Modell zur Bestimmung der optimalen Allokation von Verfügungsrechten A. Die Modellstruktur I. Die Akteure . .. . li. Die Produktionstechnologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Verhandlungen . . ....................... B. Formale Definitionen transaktionskostentheoretischer Begriffe I. Die Verteilung der Eigentumsrechte . . . . . . . . . . . . . II. Der Shapley-Wert als Verteilungsmaß . . . . . . . . . . . . III. Akteure . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Spezifische Güter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V. Die Unternehmung C. Die Investitionsentscheidungen der Akteure I. Unvollständige Verträge II. Pareto-Optimum ... . . . . . . ... . III. Die Möglichkeit von Wohlfahrtssteigerungen D. Optimale Allokationen von Kontrollrechten ..

... ... .. ... ... ... ...

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133 134 136 140 141 141 143 144 145 147 147 147 148 149 150

Viertes Kapitel

Die vertraglichen Beziehungen der Unternehmung auf Kapital- und Arbeitsmarkt A. Die Unternehmung und der Kapitalmarkt

162 162

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Inhaltsverzeichnis

Die Finanzierung eines einzelnen Investitionsprojektes . . . . . . . . . . 1. Die allgemeine Modellstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Analyse bei Sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Verhandlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Die Finanzierbarkeit von Investitionsprojekten c) Die Bestimmung der optimalen Rückzahlungsweise . . . ..... d) Allgemeine Eigenschaften der Rückzahlungsverträge . . . . . . . 3. Analyse bei Unsicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Die Kreditbeziehung im 2-Perioden-Modell . . . . . . . . . . . . . . b) Die Kreditbeziehung im 3-Perioden-Modell ........ . .. . . 4. Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse . . . . . . . . . . . Il. Die Finanzierung zusätzlicher Investitionsprojekte . . . . . . . . . . . . . I. Die Modellstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Die Akteure und die Umwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Die möglichen Vertragsformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Das Problem des Unternehmers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Die Auswirkungen von Änderungen der Neuverschuldung auf die Wohlfahrt der Kapitalgeber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Die Bestimmung der optimalen Kapitalstruktur in unterschiedlichen stochastischen Umwelten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Allgemeine Verteilungsfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Extreme Verteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Normalverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Gleichverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Die Bestimmung des Marktwertes von Eigen- und Fremdkapital B. Die Unternehmung und der Arbeitsmarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Investitionsentscheidungen bei bindenden Verträgen . . . . . . . . . . . . I. Die Modellstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Die Akteure und die Umwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Die Bedeutung der Größe der Gewerkschaft .. . . . .. . . . . .. c) Die Verhandlungen ........... . .. . .... .. ..... . . .. 2. Das Verhandlungsergebnis 3. Die optimalen Faktoreinsatzentscheidungen ... . ......... . . . Il. Faktoreinsatzentscheidungen ohne bindende Verträge ... . . ... . . . I . Die Modeliierung spezifischer Produktionsfaktoren .. . .. . . . . . 2. Die Analyse bei spezifischem Realkapital .. . .... . . .. . . . . . . a) Das Verhandlungsergebnis ... . . . .... . .... . . ... . . . .. b) Die optimale Entscheidung der Aktionäre . ........ . .. . .. 3. Die Analyse bei spezifischem Humankapital . ........ . ..... a) Das Verhandlungsergebnis b) Die optimalen Entscheidungen . ... . .. . . ....... . ... . . 4. Die Analyse bei spezifischen Produktionsfaktoren . . . . . . . . . . . I.

165 165 170 170 172 172 174 175 175 178 182 182 183 183 184 186 187 189 189 191 192 193 195 196 202 203 203 204 206 206 207 207 208 209 210 210 211 211

212 213

Inhaltsverzeichnis

11

a) Das Verhandlungsergebnis b) Die Bestimmung der optimalen Verhandlungsstärke ... . .... . 5. Eine wohlfahrtstheoretische Betrachtung des Verteilungskampfes zwischen Unternehmung und Gewerkschaft . . . . . . . . . . . . . . . . C. Interdependenzen zwischen Kapital- und Arbeitsmarktverträgen . . . . . . . I. Kreditverträge und Investitionen bei kooperativen Verhandlungen 1. Die Modellstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Die Akteure und die Umwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Die möglichen Finanzierungsverträge . ........... . ..... c) Die Verhandlungen 2. Die Entscheidung Ober den Einsatz von Arbeit . . . . . . . . . . . . . a) Die Auszahlung an den Kreditgeber . . ....... . .... .. . .. b) Die Bestimmung der Arbeitsreaktionsfunktion ...... . .. . . . 3. Die maximale Kreditsumme ......................... 4. Das Entscheidungsproblem des Managements und seine Lösung . . a) Das Verhandlungsergebnis b) Der optimale Kapitalstock c) Die optimale Kreditsumme .. . .. . ......... . . . .. 5. Die Wohlfahrtswirkungen der Kreditfinanzierung . . . . . . . . . . . . II. Kreditverträge und Investitionen bei strategischen Verhandlungen 1. Die Modellstruktur ..................... a) Die Umwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Die möglichen Verträge .... . ....... . ...... . .. . .. . . c) Die Verhandlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Das Verhandlungsergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Die Vergleichsverhandlungen ........ . .............. b) Die Tarifverhandlungen ... . . . ... . . . . ... ... ... .. .. . 3. Die Entscheidungen des Unternehmers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Der optimale Kreditbetrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Die Investitionsentscheidung .. ... .. .. . . . . . .... . . . . . . 4. Die Durchführbarkeit von Investitionsprojekten 111. Zusammenfassung ... . . . .............. . ..... . .. . .... .

213 213 215 220 222 223 223 225 226 227 227 228 229 230 230 231 233 234 236 238 238 238 239 240 240 242 244 244 245 246 249

Fünftes Kapitel

Die vertragliche Gestaltung vertikaler Lieferbeziehungen A. Vertragstypen zur Regelung vertikaler Lieferbeziehungen . . I. Marktverträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Die Unternehmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Lieferbeziehungen zwischen zwei Akteuren . . . . . . . . . . . .

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12

Inhaltsverzeichnis

Die Analyse von Investitionsentscheidungen . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Transaktionen bei Sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Die Modellstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Die Entscheidungen der Akteure .. . .............. . . . . c) Die Optimalität unterschiedlicher Regelungssysteme . . . . . . . . 2. Transaktionen bei Unsicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Die Modellstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Die ex post Entscheidungen der Eigentümer c) Das Verhandlungsergebnis d) Die optimalen ex ante Entscheidungen der Akteure .. . .. . . . e) Das optimale Regelungssystem ....... . ........ . ... . . II. Die Analyse von Lieferentscheidungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Die Modellstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Die Akteure und die Umwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Die möglichen Verträge . .. .. .. . . ... . ............ . . c) Die Unmöglichkeit von Neuverhandlungen ........ . ... . . 2. Die Ziele der Eigentümer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Nichtintegration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Integration durch den Käufer ... . . . . ......... . . . ... . c) Integration durch den Verkäufer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Die Unwirksamkeit von Side-Payments . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Eine graphische Darstellung der Entscheidungen in unterschiedlichen Regelungssystemen .... . ... . . . ...... . . . .. . . .. . 4. Wohlfahrtstheoretische Analyse unterschiedlicher Regelungssysteme a) Allgemeine Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Wohlfahrtsmaxima bei gleichverteilten Variablen ...... . .. . 5. Die Bestimmung des optimalen Regelungssystems . . . . . . . . . . . a) Zusammenfassung der Ergebnisse b) Die Einbeziehung von Neuverhandlungen .......... . . . . C. Lieferbeziehungen bei mehr als zwei Akteuren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Die Modellstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Die Akteure und die Umwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Die möglichen Verträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Die Verhandlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . li. Mögliche Regelungssysteme bei drei Akteuren ..... . ..... . . .. III. Das Verhandlungsergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Nichtintegration 2. Regelungssysteme mit zwei Eigentümern . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Horizontale Integration ......................... b) Vertikale Integration . . .... . . . .. . .. . . .. ..... . .. . . . 3. Totale Integration . .. . . .......... . . .. . .. ..... . .. .. . IV. Die Investitionsentscheidungen der Akteure I.

257 258 258 259 261 262 264 267 269 270 271 273 273 273 275 276 277 277 278 278 279 280 282 282 283 286 292 293 295 296 297 299 300 30I 302 302 304 304 305 306 306

Inhaltsverzeichnis 1. Die first-best Investitionsentscheidungen . . . . . . . . . . . . . . 2. Horizontale und totale Integration . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Vertikale Integration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Nichtintegration ........................... .. 5. Ein Vergleich von vertikaler Integration und Nichtintegration V. Die Bestimmung des optimalen Regelungssystems ....... .. VI. Die Analyse des Handels von Eigentumsrechten 1. Die Modeliierung von Transaktionen in Eigentumsrechten . . 2. Die Stabilität optimaler Regelungssysteme ......... VII. Zusammenfassung der Ergebnisse und mögliche Erweiterungen

13 . . . . 306 .. 307 308 309 .. 310 . . .. 311 312 . .. . 312 . . . . 314 315

Sechstes Kapitel

Schlußbetrachtung und Ausblick

317

Literaturverzeichnis

323

Sachwortverzeichnis

353

Abbildungsverzeichnis Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung

2.1. 2.2. 2.3. 4.1. 4.2. 5.1. 5.2. 5.3.1. 5.3.2. 5.3.3. 5.3.4. 5.4.

Abbildung 5.5. Abbildung 5.6. Abbildung 5.7.

Relative Kosten der Produktion und der Regelungssysteme Extensive Form mit vollkommener Information . . . . . . . . Extensive Form mit unvollkommener Information . . . . . . Im Durchschnitt positive Kapitalwerte . . . . . . . . . . . . . . Im Durchschnitt negative Kapitalwerte . . . . . . . . . . . . . . Nichtintegration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vertikale Integration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cE 1, so ist in diesem Fall R(E1,8) verteilt auf [R(E1)., R(E1)")C/R mit R(E1).0 erfüllt sein. Können bestimmte Umweltzustände durch die Anstrengungen des Agenten verhindert werden, dann ist es möglich, die first-best Entscheidungen zu realisieren. Vgl. H arris/Raviv ( 1979), S. 237f., Rees (1987a), S. 48f. 111 Vgl. Rees (1987a), S. 58f. Im Grenzfall wird angenommen, daß der Nutzen des Agenten durch vertraglich vereinbarte Strafen auf -co gesetzt werden kann. Vgl. das Beispiel bei Tirole (1988), S. 39r. 112 Vgl. Grassman/Hart (1983), S. 14, 26f. Mit anderen Worten, die Entscheidungen des Agenten filhren zu einer Erhöhung der erwarteten Auszahlung filr den Prinzipal im Sinne stochastischer Dominanz erster Ordnung. Stochastische Dominanz erster Ordnung ist dabei wie folgt definiert: Ist [R(E)., R(E)"] das abgeschlossene Intervall, auf dem die kumulative Verteilungsfunktion F(91E) definiert ist, so gilt filr alle E1 und E1 mit E1 >E 1, daß F(OIE 1)2:F(91E1) filr alle 9E[R(E)., R(E)"J. Vgl. Huang!Litzenberger (1988), S.40f.

80

2. Kapitel: Konzeptionelle und technische Aspekte

auswählen, als vom Prinzipal erwartet und erwünscht, oder auch zu wemg riskante. 113 Das Agency-Problem, also der Interessenkonflikt zwischen Agent und Prinzipal, wird nun relevant, wenn der Prinzipal die vom Agenten vorzunehmende Entscheidung entweder nicht beobachten kann, weil ihm dabei das realisierte Ergebnis der Tätigkeit des Agenten, d.h. der realisierte Umweltzustand, der sich meist in monetären Auszahlungen an ihn niederschlägt, nur bedingt Informationen über die Leistungen des Agenten bietet, oder wenn es nicht möglich ist, vor Gericht einklagbare Verträge abzuschließen, die den Agenten dazu zwingen, die vom Prinzipal gewünschte oder dessen Interessen maximierende Entscheidung zu treffen. 114 Eine weitere Komplikation tritt hinzu, wenn die beiden Akteure unterschiedliche Risikopräferenzen besitzen. Bei unterschiedlichen Risikopräferenzen, inbesondere wenn der Agent risikoscheu und der Prinzipal risikoneutral ist, kann generell keine First-Best-Lösung realisiert werden, da eine effiziente (first-best) Risikoallokation 11 $ und eine effiziente (first-best) Anreizstruktur sich wechselseitig ausschließen. Als letzte Komponente ist es erforderlich zu bestimmen, welchen Anteil der Agent an den Erträgen der Beziehung haben soll. 116 Da die hierbei eine Rolle spielenden Verteilungskonflikte und Verhandlungsprobleme nicht im Mittelpunkt des Interesses stehen, wird in der Literatur die Annahme gemacht, daß der Agent extern, d.h. am Arbeitsmarkt oder in Beziehungen mit anderen Prinzipalen, ein gewisses, vorgebenes Nutzenniveau U0 realisieren kann, das ihm der Prinzipal auch in der untersuchten Beziehung garantieren muß.

Vgl. Lambert (1986), Wenger/J'erberger (1988). Dies betriffi vor allem die möglichen Strafen, denen der Agent unterzogen werden kann. 11 $ Vgl. Shavell (1979), S. S9-63. Im Falle eines risikoaversen Agenten und eines riskoneutralen Prinzipals wäre die ftrSt-best-eff!Ziente Risikoallokation so, daß die risikoneutrale Partei das gesamt Risiko trAgt, da dieses ihren Nutzen nicht vermindert, während die risikoaverse Seite kein Risiko in ihren zustandsabhängigen Zahlungen tragen sollte, d.h. ein Fixum bekommen sollte. Anders ausgedrückt sinkt der Nutzen der risikoneutralen Partei durch die Verlagerung einer unsicheren Zahlung auf die risikoaverse Seite um den Erwartungswert der unsicheren Zahlung, während die risikoscheue Seite in Geld gemessen nur das Sicherheitsäquivalent des Erwartungswertes hinzugewinnt Vgl. McKenna (1986). Die Risikoprlmie, die der risikoscheue Agent verlangt, ist volkswirtschaftlich ein Wohlfahrtsverlust, da der risikoneutrale PririZipal sie nicht verlangen würde. Andererseits ftlhrt eine feste, vom Ergebnis unabhängige Zahlung an den Agenten dazu, daß dieser keine Anreize mehr hat, eine Arbeitsentscheidung im Sinne der Prinzipals zu treffen, sofern sein Nutzen dadurch sinkt. Wenn die Effortentscheidung daher nicht einklagbar ist, kann die effiziente (ftrSt-best) Risikoallokation nicht verwirklicht werden. 116 D.h. am monetären Gegenwert der erreichbaren Tauschvorteile. 113 114

B. Die moderne mikroökonomische Theorie

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2. Das Problem des Prinzipals und seine Lösung

Formal ergibt sich damit das Problem des Prinzipals in einem StandardPrinzipal-Agent-Modell als 117 Max T(Y(~).l)

J< V( Y(E,O ))- T( Y(E,O ), 1 ))dF( Y, t,O!E)

unter der Nebenbedingung, daß der Agent teilnimmt, d.h. der Teilnahmerestriktion

f U( T( Y(E,O ),

1

),E)dF( Y, 1 ,OiE) 2:

lfl ,

und unter der Nebenbedingung bzw. den Nebenbedingungen, daß der Agent für die abgeleitete T()-Funktion seinen Nutzen in Abhängigkeit von E mit der vom Prinzipal gewünschten Entscheidung E• maximiert, d.h., auch in seinem eigenen Kalkül E. wählt. 118 Dabei bezeichnet 8 den realisierten Umweltzustand, Y(E,8) den realisierten Output in Geld beim Prinzipal in Abhängigkeit vom realisierten Umweltzustand und den Anstrengungen E des Agenten, T(Y(E,8), t) die Transferregel mit der der Prinzipal den Agenten in Abhängigkeit vom realisierten Output Y(E,8) und realisierten zusätzlichen Informationen L bezahlt , wobei sich die Informationen auf E und auf den realisierten Umweltzustand 8 beziehen können, 119 und F(Y, t,81E) bezeichnet die gemeinsame Verteilungsfunktion von Output, Irrformationsvariablen und Umweltzustand in Abhängigkeit von der vom Agenten getroffenen Entscheidung.

Vgl. Shavell (1979), S. 58, Holmström (1979), S. 76, Rees (1987a), S. 53. Diesen Ansatz, daß der Prinzipal als sogenannte Anreiz·Kompatibilitäts-Bedingung ftlr die Entscheidungen des Agenten die Bedingungen erster Ordnung von dessen individuellem Maximierungskalkül verwendet, wird als First-Order-Approach bezeichnet. Die Bedingungen, die erfnllt sein müssen, damit diese Vorgehensweise zulässig ist, diskutiertKreps (1990b), S. 604-608. 119 In einem einfachen Modell ist t =8, d.h., die einzige Information, die der Prinzipal erhält, ist der realisierte Umweltzustand. Dies kann noch weiter vereinfacht werden, indem auch noch O=Y gesetzt wird. 117

118

6 KraliSe

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2. Kapitel: Konzeptionelle und technische Aspekte

Wenn die Nutzenfunktion des Agenten separabel in T(Y(E,8), L) und E ist, und eine der beiden Komponenten linear eingeht, 120 kann das Problem des Prinzipals analytisch in zwei Schritte untergliede11 werden:121 I. Schritt: Bestimmung der Transferzahlung T(), die jeweils erforderlich ist, um den Agenten dazu zu bringen, eine bestimmte Handlung E zu wählen. Dies bedeutet für den Prinzipal das Ableiten einer Arbeitsleid-Kostenfunktion K(E), die für jede mögliche Entscheidung die erwarteten Kosten angibt, die der Prinzipal in Kauf nehmen muß, um den Agenten dazu zu bringen, diese Entscheidung zu treffen. 122 2. Schritt: Auswahl der Handlung E, die den Erwartungswert des Nutzens des Prinzipals abzüglich der erwarteten erforderlichen Zahlung an den Agenten maximiert. D.h., nachdem K(E) abgeleitet ist, maximiert der Prinzipal seine Zielfunktion, wenn seine Vorteile in Geld gemessen allgemein der erzielbare Output Y(E) ist: 123 Y(OIE) • K(E),

mit einer eindeutigen 124 Lösung E". Auf der Grundlage dieser Ergebnisse in einem Ein-Perioden-Modell ist es möglich, dynamische Agency-Beziehungen in Mehr-Perioden-Modellen zu analysieren, und zu untersuchen, welche Faktoren im Ein-Perioden-Modell effizienzsteigernd wirksam werden oder wirksam eingesetzt werden können. 125 Es ist ein erstes, elementares Ergebnis der Prinzipal-Agent-Literatur, daß das Agency-Problem bei einem risikoneutralen Agenten in der Form gelöst werden kann, daß der Prinzipal die Unternehmung bzw. das gemeinsame Projekt gegen Zahlung einer fixen Summe an den Agenten verkauft, der dann die externen Ef-

120 Also entweder ist der Agent risikoneutral mit d'U/dT'=O, oder der Verlauf der Arbeitsleid· funktion in der Nutzenfunktion ist linear, während die Einstellung gegenüber dem Endvermögen risikoavers ist. Risikoneutralität kann dabei trotz der oben gemachten Erläuterungen gerechtfertigt werden, wenn die Annahme gemacht wird, daß der Agent exogenen Verschuldungsbeschränkungen unterliegt und daher dem Prinzipal die Untemehmung nicht, wie unten behauptet, abkaufen kann. 121 Vgl. Grassman/Hart (1983), S. 10-15. 122 Grassman/Hart (1983) untersuchen vor allem die Bedingungen, die gelten müssen, damit eine eindeutige Arbeitsleidkostenfunktion abgeleitet werden kann und eine Lösung lur das Problem des Prinzipals existiert. 123 Vgl. Grassman/Hart (1983), S. 14f. 124 Auf der Basis der gemachten Annahmen hinsichtlich der Funktionsverläufe ergibt sich eine eindeutige Lösung. Vgl. Grassman/Hart (1983), S. 13, 16. 125 Vgl. Lambert (1983), Laffantffirale (1988).

B. Die moderne mikroökonomische Theorie

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fekte der konfligierenden Interessen internalisiert und somit die First-BestLösung wählt. 126 Es ist ein Kennzeichen der Prinzipal-Agent-Modelle, daß die Informationsasymmetrie zwischen dem Agenten und dem Prinzipal, zumindest konzeptionell, eintritt, nachdem sie miteinander einen Vertrag über die Leistungserbringung durch den Agenten, der dafür entsprechend der abgeleiteten Transferfunktion T() entlohnt wird, abgeschlossen haben. Dies hat seine Ursache darin, daß der Agent seine Entscheidung über E erst trifft, nachdem ein Vertrag abgeschlossen wurde. 127 Dabei ist diese Informationsasymmetrie über den gewählten Arbeitseinsatz des Agenten nur konzeptionell vorhanden, da der Prinzipal in Kenntnis des gesamten Entscheidungsproblems des Agenten dessen optimale Entscheidung für eine gegebene Transferfunktion bei der Ableitung von K(E) berücksichtigt und somit genau weiß, welche Entscheidung der Agent treffen wird. 128 Wenn A den Lagrange-Multiplikator der Teilnahmerestriktion des Agenten bezeichnet und ~ den für die Anreizkompatibilitätsrestriktion, dann ist die Bedingung erster Ordnung des Prinzipals für die Festlegung der gewünschten Entscheidung des Agenten: 129 V'(T(Y(O,E)))

~ "A

+ J.1 (fe(Y(O,E))).

f(Y(O,E))

Damit wird der Agent in Abhängigkeit von den ex ante zufälligen Realisationen des Outputs entlohnt, selbst wenn er risikoavers ist.

3. Neuverhandlungen

Die ineffiziente Risikoallokation in den second-best optimalen Verträgen, daß der risikoaverse Agent einen Teil des Risikos tragen muß, damit er überhaupt

Vgl. Shavell (1979), S. 64, 68, Rees (1987a), S. 57f. Im Bereich des Schadensersatzrechts ist der "Vertrag" zwischen den beiden das von staatlichen Autoritäten gesetzte Recht, so daß der Agent/Schädiger seine Entscheidung ebenfalls trifft, nachdem der "Vertrag" mit dem Prinzipal/Geschädigten abgeschlossen wurde. 128 Dies ist die Methodik, die Grossman!Har/ (1983) anwenden. Vgl. Grossman!Hart (1983), S. 14. Damit besteht prinzipiell nicht zwischen Agent und Prinzipal eine asymmetrische Informationsverteilung, sondern sie besteht zwischen diesen beiden Akteuren auf der einen und dem Rest der Welt auf der anderen Seite. 129 Vgl. Kreps (1990b), S. 607f. 126 127

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2. Kapitel: Konzeptionelle und technische Aspekte

eine Arbeitsanstrengung unternimmt, obwohl der Prinzipal risikoneutral ist, ist eines der Effizienzprobleme die im Rahmen der Prinzipal-Agent-Theorie weiter untersucht werden. Wenn jetzt für die beiden Akteure die Möglichkeit besteht, den Entlohnungsvertrag zu verändern, nachdem der Agent seine Arbeitsentscheidung getroffen hat, aber bevor der Umweltzustand realisiert wurde, dann führt eine deterministische Arbeitsentscheidung des Agenten dazu, daß er immer die niedrigste mögliche Arbeitsanstrengung wählt. 130 Die Ursache hierfür liegt in der Möglichkeit einer effizienten Neuverhandlung des Entlohnungsvertrages. Wenn der Prinzipal in dieser Zwischenphase weiß, welche Entscheidung der Agent getroffen hat, so kann er anschließend dem Agenten eine sichere Entlohnung anbieten, ähnlich einem normalen Versicherungsvertrag, 131 indem er diesem das Sieherheilsäquivalent der erwarteten Entlohnung aus den unsicheren Umweltzuständen, gegeben seine getroffene Arbeitsentscheidung, auszahlt, während für ihn als risikoneutralem Akteur die Differenz zwischen diesem Erwartungswert und dem Sicherheitsäquivalent sein erwartetes Endvermögen erhöht. Die Antizipation dieses sicheren Einkommens führt jedoch auf der Seite des Agenten dazu, daß dieser ex ante keinen Anreiz mehr hat, eine Arbeitsentscheidung zu treffen, die über dem absoluten Minimum der möglichen Entscheidungen liegt. 132 Voraussetzung hierfür ist aber, daß der Agent eine eindeutige, sichere Arbeitsentscheidung für die gegebene Transferfunktion wählt. Falls der Agent seine Anstrengungen zufällig bestimmt, z.B. zwischen einem hohen und einem niedrigen Niveau seiner Arbeitsleistungen zufällig auswählt, dann existiert zwischen Agent und Prinzipal in der Interim-Phase ein Versicherungsmarkt, in

130 Vgl. Fudenbergffirole (1990), S. 1280. Eine derartige Modellstruktur ist zu unterscheiden von einer dynamischen, mehrperiodigen Betrachtung, wie sie z.B. Laffont/Jirole (1988) durchfllhren. Sie untersuchen in einem 2-Perioden Modell, wie sich eine Veränderung des Entlohnungsvertrages nach der ersten Periode auswirkt. Dabei kennt der Prinzipal bei der Anpassung des Entlohnungsvertrages aber nicht die tatsächlich getroffene Entscheidung des Agenten. 131 Vgl. z.B. McKenna (1986), S. 85-98, Kreps (1990b), S. 661-679, Borch (1990). 132 Dabei wird weiter an der oben gemachten Annahme festgehalten, daß der Prinzipal keine Strafen in Abhängigkeit von bestimmten Arbeitsleistungen des Agenten verhängen kann. Etwaige vereinbarte Strafen sollen vor Gericht nicht einklagbar sein, weil dieses die tatsAchlichen Leistungen des Agenten nicht kontrollieren kann. Daß es trotzdem zu Klagen kommen kann, wenn Prinzipale der Meinung sind, daß Fehlentscheidungen getroffen wurden, zeigen Beispiele aus den USA. Auch wenn diese Klagen gerichtlich nicht erfolgreich sind, sind viele Unternehmen bereit im Rahmen von Vergleichen zu zahlen, um die langwierigen Kosten eines Verfahrens zu vermeiden. Vgl. Serwer (1993).

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dem eine gewisse Besserstellung der beiden Akteure durch eine teilweise Versicherung des Agenten gegen die Einkommensunsicherheit aus den riskanten Projekterträgen erreicht werden kann. Ergebnis dieses Prozesses ist es, daß der Agent ex ante nicht mehr nur seinen Opportunitätsnutzen erzielt, sondern daß er ein Nutzenniveau realisieren kann, das über diesem liegt. 133

4. Mehrere Titigkeiten

Ein anderes Problem, auf das im Grundsatz schon Ross (1973) hinwies, besteht in der Abhängigkeit der Entlohnung des Agenten von den verfügbaren Informationen L über die von ihm gewählte Arbeitsleistung bzw. den realisierten Umweltzustand, wenn man nicht, wie oben erwähnt, die vereinfachende Annahme macht, daß die realisierten Auszahlungen die einzigen Informationen sind, die dem Prinzipal bei der Festsetzung der auszuzahlenden Entlohnung zur Verfügung stehen. Wenn die Entlohnung des Agenten von Informationen abhängig gemacht wird, die er durch seine Entscheidung beeinflussen kann, die aber nicht direkt mit den Auszahlungen und damit mit dem Nutzen des Prinzipals übereinstimmen, bzw. nicht mit diesem vollständig korreliert sind, so hat der Agent immer den Anreiz, diejenige Handlung zu wählen, die zu einem Signal L führt, das seine Auszahlung nicht aber den Nutzen des Prinzipals, wie es eigentlich beabsichtigt ist, maximiert. Kann der Agent z.B. verschiedene Tätigkeiten für den Prinzipal ausüben und seine Arbeitsleistung auf diese aufteilen, wie er es möchte, so beeinflussen die Beobachtbarkeit der Ergebnisse der einzelnen Tätigkeiten und deren stochastische Interdependenz die Wahl der Vergütungsfunktion durch den Prinzipal. So kann es, vorausgesetzt der Agent leistet eine gewisse Mindestleistung, optimal sein, ihm keine erfolgs-oder, allgemeiner, signalabhängige Entlohnung, sondern eine fixe Zahlung als Entgelt zu geben, wenn nur eine für den Prinzipal nicht so bedeutsame Ergebnisgröße direkt beobacht- oder meßbar ist. 134

133 Vgl. zum vorstehenden Ergebnis Fudenberg/l'irole (1990). Im Sinne von Marshall (1952), S. 341, Sl9ff., und Klein!Crawford!Alchian (1978) erzielt der Agent damit eine Quasi-Rente. 134 Dieses Ergebnis basiert auf dem sogenannten Indifferenz-Prinzip: Wenn der Agent zwischen beiden Tätigkeiten indifferent ist, so fllhrt eine konstante Entlohnung dazu, daß er die erbrachte Arbeitsleistung, unter der Annahme, daß diese eben eine Mindesthöhe, die nicht der üblichen Minimal-alternative, die die Beziehung unvorteilhaft machen würde, entspricht, zu gleichen Teilen

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2. Kapitel: Konzeptionelle und technische Aspekte 5. Zusammenfassung

Die bisher vorgestellten Überlegungen stammen übetwiegend aus dem Bereich der allgemeinen Prinzipal-Agent Theorie, die vor allem in der Analyse von Entlohungsverträgen im Bereich des Arbeitsmarktes und der internen Organisation angewendet wird. Neben diesen Bereichen stellen die vertraglichen Beziehungen zwischen der Unternehmung und dem Kapitalmarkt ein Gebiet dar, in dem seit dem Erscheinen des grundlegenden Beitrages von Jensen!Meckling (1976) neben der Analyse des Problems der sogenannten Trennung von Eigentum und Kontrolle, das auf Berle/Means (1932) zurückgeht, 135 auch die allgemeine Analyse vertraglicher Regelungen aus dem Blickwinkel des Prinzipal-Agent Verhältnisses eine dominierende Rolle spielt. 136 Dabei werden die verschiedensten Mechanismen, wie z.B. die Kapitalstruktur137 oder auch Dividendenzahlungen, sowohl auf theoretischer als auch auf empirischer Ebene als mögliche Lösungen der auftretenden Agency-Probleme, z.B. zwischen Topmanagement und Aktionären oder zwischen Eigen- und Fremdkapitalgebern diskutiert.138

auf die Tlltigk.eiten aufteilt. Ist die nicht-beobachtbare Tätigkeit. t 1, von größerer Bedeutung filr den Prinzipal als die beobachtbare ~. so wOrde eine Entlohnung T(~) in Abhlngigk.eit von der beobachtbaren Tätigkeit dazu führen, daß gar keine oder auf jeden Fall weniger Anstrengungen des Agenten auf 11 verwendet wOrden, als das Indifferenzprinzip impliziert. da dieser an einem hohen Einkommen interessiert ist und sich daher auf das für den Prinzipal weniger bedeutsame t, konzentrieren wOrde. Vgl. Holmstrlim!Milgrom (1991). 135 Jemen/Meckling (1976) stellen ihrem Beitragjedoch ein Zitat von Adam Smith voraus, der ähnliche Vermutungen, wie sie Berle/Means (1932) vertreten haben, schon 1776 hatte. Vgl. S. 644 der deutschen Übersetzung, Smith (1974). 136 Vgl. als frOhe Übersicht Barnea/Haugen!Senbet (1985). 137 Vgl. Grossman!Hart (1982). Ein risikoscheuer Manager muß in ihrem Beitrag ein Investitionsprojekt auswählen, bei dem es zum Konkurs kommen kann. Dieser hat filr ihn Nutzerverluste zur Folge, so daß er bei der Wahl der Kapitalstruktur hohe Konsumentscheidungen nur in Verbindung mit hohen Konkurswahrscheinlichkeilen erreichen kann, wAhrend geringe Konkurswahrscheinlichkeiten zu geringen Konsummöglichkeiten führen. Die Kapitalgeber sind dagegen risikoneutral, so daß bei Investitionsentscheidungen in einer fU'St-best Welt die Konkurswahrscheinlichkeit keine Rolle spielen wOrde. 138 Zu Beginn von Abschnitt A. in1 vierten Kapitel erfolgt ein kurzer Überblick Ober wichtige BeitrAge der fmanzwirtschaftlichen Agency-Theorie. Eine ausfUhrliehe Diskussion der Thesen von Berle/Means (1932) bieten die BeitrAge, die in einem Sonderheft des Journal of Law and Economics 1983 anlAßlieh des 50jAhrigen Erscheinuungsjubiläums veröffentlicht wurden.

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U. Hidden Information In der Klassifikation von Arrow (1985) werden die Probleme, die in Situationen auftreten, in denen eine oder beide der an einer Transaktion potentiell beteiligten Seiten bereits vor Abschluß eines Vertrages Informationen besitzt, die die andere Seite nicht besitzt, also asymmetrisch verteilte Informationen vorliegen, als Probleme bei Hidden Information bezeichnet. Nachdem Akerlof (1970) in seinem grundlegenden Aufsatz gezeigt hatte, daß ein Markt durch die asymmetrische Verteilung von Informationen zwischen Käufern und Verkäufern in dem Sinne zusammenbrechen kann, so daß bei Produkten mit unterschiedlichen Qualitäten nur noch diejenigen mit der geringsten Qualität angeboten werden, 139 wurde in vielen weiteren Beiträgen untersucht, welche Konsequenzen derartige Informationsprobleme, die bereits vor Abschluß eines Vertrages vorliegen, haben können. Dabei richtete sich das Interesse zum einen auf die Auswirkungen hinsichtlich des Phänomens des Marktzusammenbruches, wie es Akerlof aufgezeigt hatte, zum anderen auf die Analyse von Mechanismen und Instrumenten, die es den beteiligten Akteuren ermöglichen, den Zusammenbruch des Marktes zu verhindern.I40

139 Die Ursache hierfilr liegt darin begründet, daß die Käufer bei asymmetrischer Verteilung der Informationen zwischen Käufern und Verkäufern, wobei letztere die tatsächliche Qualität kennen, bereit sind, höchstens fllr die erwartete Qualität der angebotenen Produkte zu bezahlen. Falls ihre erwartete Bewertung aber niedriger ist als der Preis, zu dem die Verkäufer der höheren Qualitäten bereit sind, ihre Güter zu verkaufen, so werden diese ihre Güter behalten und nicht veräußern. Dadurch verringert sich aber der Erwartungswert der Qualität der noch am Markt angebotenen Güter, und darauf hin die Zahlungsbereitschaft der Käufer, was zum Austritt weiterer Anbieter von höheren Produktqualitäten fuhrt. Eine Fortftihrung dieses Argumentes kann dazu fuhren, daß schließlich nur noch die Anbieter der Produkte mit der niedrigsten Qualität am Markt verkaufen wollen. Damit ist aber nicht mehr sicher gestellt, daß ein Gleichgewicht, also ein Schnittpunkt von Angebots- und Nachfragekurve existiert. Vgl. Akerlof(l970). 140 Auf diejenigen Beiträge, die zur Lösung dieser Probleme auf staatliche Eingriffe zurückgreifen wollen, soll im folgenden nicht eingegangen werden, da dieser "Lösungsansatz", vgl. zu einer Demonstration Arrow (1971b), S. 153f., 160, eher auf einer Anwendung des NirwanaPrinzips, vgl. Demsetz ( 1969), basiert. Dabei werden dem Staat qua Annahme Informationsmöglichkeiten zugeschrieben, die den privaten Akteuren nicht zur Verfugung stehen, und deren Existenz fur den Staat nicht näher ökonomisch begründet wird. Ein Beispiel im Kontext der Theorie der Unternehmung ist Arrow (1975) in seiner Analyse der vertikalen Integration, in der die Ergebnisse der Vorteilhaftigkeil der Unternehmung als Organisationsform im Vergleich zum Markt darauf basieren, daß in einer Unternehmung die Existenz besserer Kommunikationsmöglichkeiten als außerhalb postuliert wird .

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2. Kapitel: Konzeptionelle und technische Aspekte 1. Versicherungsmarkt

Im Bereich der Versicherungsmärkte treten diese Probleme auf, wenn die Akteure, die sich versichern möchten, sich hinsichtlich der Wahrscheinlichkeiten über den Eintritt eines möglichen Schadensfalles, gegen den sie sich versichern wollen, unterscheiden, und nur sie, aber nicht die Versicherungsgesellschaften, diese Wahrscheinlichkeiten kennen. 141 In dieser Konstellation ist die first-best effiziente Risikoallokation nicht mehr erreichbar.142 Die Ursache hierfür liegt in der Unfähigkeit der Versicherungsgesellschaften, zwischen den unterschiedlichen Typen von Versicherungsnehmern, z.B. hinsichtlich ihrer Schadenswahrscheinlichkeiten, zu unterscheiden. Angenommen es gibt zwei Klassen von Versicherten, eine mit einer hohen Wahrscheinlichkeit für einen Schaden und eine mit einer niedrigen Schadenswahrscheinlichkeit. 143 Würden den Akteuren aus der niedrigen Risikoklasse Vollversicherungsverträge angeboten, so würden diese auch von den Akteuren mit hohem Risiko abgeschlossen und die Versicherungsgesellschaften würden einen erwarteten Verlust erleiden. Daher werden nur den Akteuren mit hohem Risiko Vollversicherungsverträge angeboten, während die Akteure mit niedrigem Risiko nur teilweise versichert werden können.144

141 Davon zu unterscheiden ist das Problem, daß die Akteure die Wahrscheinlichkeilen durch ihre Handlungen beeinflussen können. Derartige Situationen fallen wieder unter die obige Rubrik der Hidden Action. Bei der Suche nach optimalen Versicherungsverträgen geht es dabei dann wieder darum, den Versicherten Verhaltensanreize zu geben, die einen "Überkonsum" an Schäden verhindern. Vgl. zu einer kurzen Darstellung Laffont (1989), S. 125-128, während Shavell (1980) die Probleme ausfilhrlicher diskutiert. 142 Diese wäre dadurch gekennzeichnet, daß jedem riskoscheuen Akteur in Kenntnis seiner persönlichen Schadenswahrscheinlichkeit und seiner persönlichen Risikopräferenzen ein entsprechender Vollversicherungsvertrag angeboten würde, dessen Eigenschaften hinsichtlich der Aufteilung der möglichen Tauschvorteile von der Konkurrenzform auf dem Versicherungsmarkt abhängen. Vgl. zu einer zusammenfassenden Darstellung der Analyse, wenn zwischen den Versicherungsgesellschaften vollkommene Konkurrenz herrscht, Laffont (1989), S. 121-134, Kreps (1990b), S. 661-674. 143 Dabei muß angenommen werden, daß der Schaden, den beide Gruppen erleiden können, gleich groß ist, da die Versicherungsgesellschaften ansonsten ex post die Möglichkeit hätten, zwischen den beiden Klassen zu differenzieren, was wiederum ex ante die first-best optimale Allokation erleichetern würde, analog zum der Situation bei Hidden Action, wenn gewisse Umweltzustände durch die Handlungen des Agenten unmöglich werden. 144 Die maßgebliche Restriktion auf einem kompetitiven Versicherungsmarkt ist, daß ein schlechter Versicherungsnehmer gerade indifferent zwischen einem Vollversicherungsvertrag für seine Risikoklasse und einem Teilversicherungsvertrag fiir die gute Risikoklasse ist.

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In dieser Situation kommt jetzt bei dynamischer Betrachtungsweise ein neues Problem hinzu, ähnlich wie im obigen Beispiel, wenn die Akteure die Möglichkeit besitzen, einen neuen Vertrag abzuschließen. Haben nämlich die beiden Typen von Versicherten den jeweils für sie bestimmten Vertrag abgeschlossen, so führt die Einführung einer weiteren Verhandlungsrunde zum Abschluß neuer Verträge dazu, daß jetzt auch den Versicherten mit niedrigem Risiko ein Vollversicherungsvertrag angeboten werden kann, um die verbleibenden Tauschvorteile zu realisieren. Falls jedoch die Versicherten mit hohem Risiko dieses Verhalten der Versicherungsgesellschaften antizipieren, so bricht das ursprünglich existierende "Separating" 145-Gleichgewicht unter Umständen zusammen und es existiert nur noch ein sogenanntes "Pooling" -Gleichgewicht, in dem beiden Risikoklassen nur ein einziger, identischer Versicherungsvertrag angeboten wird. 146 Im Rahmen dieser Modelle ist es in Erweiterungen möglich, in der Realität vorzufindende Vertragsbestandteile wie unterschiedliche Beitragsklassen und Beitragshöhen in Abhängigkeit von realisierten Schadensfällen, Selbstbeteiligungen der Versicherten an Schäden in unterschiedlicher Höhe, aber auch Informationsaufdeckungsmaßnahmen wie ärztliche Untersuchungen vor Abschluß einer Lebensversicherung oder Wartezeiten vor Inanspruchnahme von Leistungen einer Versicherung, zu analysieren. 147

2. Arbeitsmarkt

Im Bereich des Arbeitsmarktes, auf dem hinsichtlich der Qualifikationen, Fähigkeiten und der individuellen Leistungsbereitschaft der aktuellen und potentiellen Arbeitnehmer ebenfalls derartige asymmetrisch verteilte Informationen vorliegen können, hat Spence (197 4) als erster untersucht, wie höher

145 Ein "separating"-Gieichgewicht liegt vor, wenn beiden Risikoklassen unterschiedliche Versicherungsverträge angeboten werden, und die Mitglieder jeder Klasse jeweils den fllr sie bestimmten Versicherungsvertrag abschließen. 146 Ein "Pooling-"Gieichgewicht ist das Gegenteil eines Separating-Gieichgewichts. Mit den Existenzbedingungen und Stabilitätsbedingungen derartiger Gleichgewichte auf Versicherungsmärkten haben sich vor allem Stiglitz (1977) und Wilson (1977) auseinandergesetzt 147 Vgl. z.B. Borch (1990), S. 299-304. Falls die Versicherten von sich aus diese Maßnalunen vorschlagen bzw. vornehmen, so könnte man sie als Signale, ähnlich wie nachfolgend filr den Arbeitsmarkt diskutiert. betrachten. Andernfalls, d.h., wenn die Versicherungsgesellschaften diese Maßnahmen von ihren Kunden verlangen, kann man von Filter- oder Prüfansätzen, die im englischen als "Screening"-Ansätze bezeichnet werden, sprechen.

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2. Kapitel: Konzeptionelle und technische Aspekte

qualifizierte Arbeitnehmer ihre unterschiedlichen Eigenschaften signalisieren können, um im Gegensatz zu einem dem Erwartungswert der möglichen Qualifikationen entsprechenden "Pooling" -Lohn höhere, ihrer tatsächlichen Qualifikation entsprechende, Vergütungen zu erzielen. 148 Eine Möglichkeit besteht in der Verwendung eines Signals durch diejenigen Arbeitnehmer, die eine höheres Wertgrenzprodukt besitzen. Dabei ist die Grundeigenschaft eines in diesem Zusammenhang verwendeten ökonomischen Signals, daß es glaubwürdig sein muß. Das bedeutet, daß diejenigen Akteure, die durch das Aussenden der Signale an andere Marktteilnehmer im Vergleich zur Welt ohne Signale schlechter gestellt werden, 149 keine Möglichkeit bzw. keinen Anreiz besitzen dürfen, das Signal nachzuahmen. Daraus folgt, daß nur Signale, die wohlfahrtsrelevante Kosten verursachen, 150 im diesem Sinne glaubhaft sein können, da sie andernfalls beliebig nachgeahmt werden können. Die Durchführung ökonomischer Aktivitäten als Signale, um unterschiedliche Eigenschaften zu demonstrieren, ist in einer ganzen Reihe von Bereichen untersucht wurde. Spence (1974) analysierte die Ausbildungsdauer der Akteure als Instrument, um unterschiedliche Qualifikationen nachzuweisen, wobei er von der Annahme ausging, daß die Kosten dieses Signals, das er als Ungut bei den

148 Vgl. zu einer kurzen DarstellungKreps (1990b}, S. 629-645. Die ursprüngliche Darstellung ist Spence (1974), S. 14-30 und S. 119·125 zur Analyse des formalen Modells. Dabei wird von den Anreizproblemen der Prinzipal-Agent-Literatur abstrahiert, in dem nur unterschiedlich produktive Typen von Arbeitnehmern postuliert werden, bei denen filr die Arbeitgeber, also die Unternehmung, das Problem darin besteht, den Typ des einzelnen Arbeitnehmers, im einfachsten Fall also sein Wertgrenzprodulct, herauszufmden. Dabei wird, um von anderen Problemen wie der Aufteilung eventuell entstehender Renten und Gewinne zu abstrahieren, davon ausgegangen, daß der Typ des Arbeitnehmers vorgegeben und sein Wertgrenzprodukt konstant ist, sowie daß auf dem Arbeitsmarkt auf der Nachfrageseite vollkommene Konkurrenz herrscht, so daß die Unternehmen aus der Beschäftigung von Arbeitnehmern keine Renten oder Gewinne erzielen können. 149 Dies sind z.B. auf einem Arbeitsmarkt, auf dem dadurch von einem "Pooling"- auf ein "Separating"-Gieichgewicht übergegangen wird, die weniger produktiven Arbeitnehmer, deren Lohn vom erwarteten, d.h. aus den Anteilen der jeweiligen Typen von Arbeitnehmern an der Population aller Arbeitnehmer gewichteten, Wertgrenzprodukt auf ihr tatsAchliches Wertgrenzprodukt fllllt 150 Vgl. Strong!Walker (1987}, S. 147f. Dies können, je nach betrachteter Modellwelt Signale sein, die reale Ressourcen verzehren, oder Signale, die bei gleichbleibenden realen Aktivitäten das Nutzenniveau der einzelnen Akteure relativ zu einer Welt ohne Informationsprobleme verringern. Diese Signale verursachen im strengen Sinne des ökonomischen Verständnisses von Kosten als Opportunitätskosten auf einer Transformationsfunktion einer Volkswirtschaft keine Kosten. Dies ist wohl auch der Grund, daß Schneider (1987) in diesem Zusammenhang die Verwendung des Ko· stenbegritfs scharf kritisiert.

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Akteuren einführte, 151 für einen produktiveren Akteur geringer sind als für einen weniger produktiven Akteur.

3. Kapitalmarkt Im Bereich der Kapitalmarktheorie wurde das Ergebnis des Modigliani-Miller Theorems aufgehoben, indem die Kapitalstruktur als Signalmechanismus diskutiert wurde. 152 Dabei können fähigere Manager oder solche, die weniger Konsum am Arbeitsplatz realisieren möchten, oder diejenigen, denen bessere Investitionsprojekte zur Auswahl zur Verfügung stehen, ihre unterschiedlichen Eigenschaften bzw. die ihrer Unternehmungen, durch die Bereitschaft zum Erwerb eines größeren Anteils des Eigenkapitals der Unternehmung demonstrieren.153 Die Kosten bestehen in diesem Fall in den Nutzenverlusten, die diesen Managern durch die ineffiziente Struktur ihrer Wertpapierportfolios relativ zum Halten des Marktportfolios entstehen. 154

151 Vgl. Spence (1974), S. 119. Damit abstrahiert er von den bildungspolitischen Aspekten der Ausbildung, speziell längerer Ausbildungswege, wie Gymnasium oder gar Studium, in denen die Bildung als Gut in der Nutzenfunktion der Akteure direkt und nicht nur auf dem Umweg über ein dadurch erwartetes höheres Lebenseinkommen positiv bewertet wird, wAhrend die produktivitätssteigernden Aspekte einer längeren Ausbildung, wie sie der Humankapitaltheorie von Becker ( 1962, 1964) zugrundeliegen, für die grundlegende Analyse nicht von Bedeutung sind. 152 Vgl. Ross (1977), Leland/Pyle (1977). Zu einer kurzen Darstellung und Diskussion siehe Strong/Walker ( 19&7), S. 151-156. Diese Betrachtungsweise trat ergänzend neben die Funktion der Kapitalstruktur bzw. der Wertpapiere der Kapitalstruktur als Anreizinstrument für das Topmanagement einer Unternehmung, mit dem das oben angesprochene Problem der Trennung von Eigentum und Kontrolle überwunden werden sollte. 153 Vgl. Leland/Pyle (1977). Dies setzt natürlich voraus, daß am Kapitalmarlet die Möglichkeit besteht, sich über die Eigentumsverhältnisse an der Unternehmung zu informieren. Diese Voraussetzung ist in den Vereinigten Staaten, in denen diese Modelle entwickelt wurden, besser erfüllt, da es dort zum einen nur Namensaktien gibt, also jederzeit bekannt ist, wer der Eigentümer einer Aktie ist. Eine weitere Eigenschaft des Kapitalmarktes in den USA ist die Meldepflicht des Aktienbesitzes der Insider, so wie sie in den USA rechtlich definiert sind, und zu denen neben den Eigentümern von mehr als 5% des Kapitals einer Aktiengesellschaft auch ihr Topmanagement, vor allem die Mitglieder des Board und der obersten Geschäftsführung gehören. Vgl. Demsetz (19&3), Demsetz/Lehn (19&5).

Darüber hinaus wird der Aktienbesitz der Insider von der Aufsichtsbehörede SEC regelmäßig veröffentlicht. In Deutschland ist aufgrund der weiten Verbreitung der auf den Inhaber lautenden Aktie diese Informationsmöglichkeit nicht gegeben. 154 Ein risikoscheuer Anleger, z.B. ein Topmanager einer börsennotierten Aktiengesellschaft, wird gemäß des CAPM-Modells am Kapitalmarkt nur das Marletportfolio der riskanten Wertpapiere halten. Zwar haben Untersuchungen ergeben, daß beim legalen Insiderhandel höhere Renditen erzielt werden können als bei der Alternativanlage im Marktportfolio, es ist aber nicht bekannt, ob dies einen Ausgleich für das höhere Risiko darstellt, dem die Manager durch die anreiztheoretisch

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2. Kapitel: Konzeptionelle und technische Aspekte

Die Existenz besserer Investitionsprojekte kann aber auch durch einen größeren Anteil des Fremdkapitals mit konstanten Zahlungsansprüchen an die Unternehmung im Gegensatz zu den residualanspruchsberechtigten Aktien signalisiert werden. Falls den Managern Nachteile entstehen, wenn ihre Unternehmung in Konkurs geht, weil die Zahlungsansprüche der Fremdkapitalgeber nicht mehr befriedigt werden, so können diejenigen Manager, die bessere Investitionsprojekte realisieren können oder die größere Fähigkeiten besitzen, dies durch einen größeren Anteil von Fremdkapital in der Kapitalstruktur signalisieren, wenn für die anderen Manager durch die Nachahmung des Signals die Konkurskosten stärker steigen als die Vorteile, die sie durch eine Nachahmung erzielen können. 155

m. Die Gestaltung optimaler Verträge für mehrere Akteure 1. Mechanismus Design

In den grundlegenden Hidden Action Modellen, wie sie oben kurz vorgestellt wurden, richtet sich das Interesse auf die Gestaltung optimaler Verträge für einen Agenten durch einen Prinzipal. Im Gegensatz dazu liegt einer der Schwerpunkte der Analyse der Hidden Information Modelle auf den Bedingungen, die die Existenz von Marktgleichgewichten sicherstellen. In der Anwendung der Theorie des sogenannten Mechanismus Design beschäftigt man sich dagegen mit Problemen, bei denen in der Regel mehr Akteure beteiligt sind, als in den ursprünglichen Hidden Action Modellen, aber weniger als in den Gleichgewichtsbetrachtungen der Hidden Information Modelle. 156

begründete, aber unter Risikoaspekten ineffiziente Struktur ihres Wertpapierportfolios ausgesetzt sind. Dies gilt aber nur unter der Voraussetzung, daß sie keine Möglichkeit haben, die im Rahmen des Entlohungsvertrages vereinbarte Portfoliostruktur durch verdeckte Transaktionen am Kapitalmarkt zu korrigieren. 155 Vgl. Ross (1977), Myers/Mafluff(1984). 156 Vgl. als Überblicksbeiträge Ober die Mechanismus Design Theorie Groves/Ledyard (1987), Fudenbergifirole (1991), S. 243-318, Trockel (1991) und Palfrey (1992). Die wichtigsten Ergebnisse sind allerdings filr viele Akteure abgeleitet wurde. Vgl. Fudenbergifirole (1991), S. 2.53-2.57. Anwendungen der Theorie, bei denen dann auch viele Akteure berücksichtigt werden sind z.B. die dynamische Preisdiskriminierung durch einen Monopolisten, die Festsetzung der Arbeitseinkommensteuer durch den Staat und die Bestimmung der optimalen Menge eines öffentlichen Gutes. Vgl. Fudenbergifirole (1991), S. 2.54f. zu diesen und einigen der folgenden Anwendungsbeispiele. Moore (1991 , 1992b) diskutiert im Gegensatz zu diesen Modellen ausfilhrlich die Probleme, die bei vollkommenen Informationen auftreten können, die analytische Perspektive, der im weiteren

B. Die moderne mikroökonomische Theorie

93

Im Bereich der Theorie der Unternehmung sind typische Anwendungsbereiche die Analyse von Einkaufsentscheidungen bei mehreren möglichen Lieferanten, 157 die Zusammenarbeit mehrerer Akteure in einem Team, 158 die Kontrolle von Untergebenen im Rahmen einer hierarchischen Unternehmensorganisation, in der es mehrere Hierarchieebenen gibt, 159 die Beziehungen zwischen unterschiedlichen Teilbereichen einer Unternehmung, wie z.B. Lieferbeziehungen zwischen verschiedenen Geschäftsbereichen eines Konzerns, 160 und die Beratung von Entscheidungsträgern in einer Linienstelle durch Stabsstellen mit eigenständigen Interessen. 161 Ein weiteres Beispiel wäre die Auswahl von Untergebenen für eine Beförderung. 162 In derartigen Situationen wird zum einen die in der Prinzipal-Agent-Literatur vorgegebene Teilnahmerestriktion teilweise internalisiert, zum anderen bietet sich für den jeweiligen Prinzipal die Möglichkeit, die Konkurrenz zwischen den Agenten auszunutzen, um deren Anstrengungen zu seinen Gunsten zu erhöhen. 163 Es kann aber das Problem auftreten, daß die Agenten gegen den Prinzipal zusammenarbeiten und diesen dadurch schädigen.164

Verlauf dieser Arbeit gefolgt wird. 157 Vgl. Tirole (1986). 158 Vgl. Alchian!Demsetz (1972), Holmström (1982b). 159 Im Sinne der "Monitors" von Alchian!Demsetz (1972). Ein Problem von deren Theorie der Unternehmung ist, daß sich ihre Beweggründe filr die Existenz von Unternehmungen nur auf relativ kleine EigentOmer-Unternehmen anwenden lassen und bei der Erlc.lärung der Existenz von Kapitalgesellschaften nur via vagem Analogieschluß und bei Lösung einer weiteren Reihe gravierender Probleme, eben jener, die in der Prinzipal-Agent Literatur diskutiert werden, gültig sind. Vgl. zu einer expliziten Analyse der Rolle des Unternehmers als Aufseher Barzel (1987). Vgl. zu einer formalen Analyse der Probleme bei der Überwachung von Agenten durch AgentenMirrlees (1976), S. 127-130, Bohn (1987) und Varian (1990). Die Ergebnisse basieren mit auf den Überlegungen zur optimalen Kontrollspanne, d.h. der Anzahl von Untergebenen, die ein Akteur wirkungsvoll Oberwachen kann. Vgl. grundlegend zu dieser Überlegung Wil/iamson (1967a) und nichttechnisch Tu/lock (1992), z.B. S. 23-27. 160 Vgl. Groves/Loeb (1979). Die Regelung derartiger Beziehungen bildet einen wichtigen Bestandteil der modernen Organisationstheorie. Dabei spielt die Findung eines effizienten Transferpreises filr innerbetriebliche Leistungen und dessen Einsatz bei asymmetrisch verteilten Informationen zwischen den Geschäftsbereichen untereinander und der Untemehmensfilhrung eine wichtige Rolle. Vgl. zu dieser Problematik in neuerer Zeit Kräkel (1992), der durchgehend Auktionen als lnformationsaufdeckungsmechanismen diskutiert und Holmströmil'irole (1991) zur Rolle von Transferpreisen in unterschiedlichen Organisationsformen. 161 Vgl. nichttechnisch Laux!Liermann (1990), S. 200f. 162 Ein dabei diskutierter Mechanismus sind Turniere, vgl. z.B. Rosen (1986). 163 Vgl. Holmström (1982b), S. 334-338, Mookherjee (1986). 164 Diese Möglichkeit wird allerdings nur relevant, wenn der Prinzipal in Umweltzuständen durch die Spielregeln verpflichtet wird, an die Agenten Zahlungen zu leisten, da sie sich nur in derartigen Situationen durch Absprachen zu Lasten des Prinzipals besser stellen können.

94

2. Kapitel: Konzeptionelle und technische Aspekte

Die Mechanismus Design Literatur stimmt aber mit den Prinzipal-AgentModellen darin überein, daß es einen Akteur gibt, der den Tauschmechanismus entwirft, den man auch als ein Spiel ansehen kann. Bezeichnet man diesen Akteur als Prinzipal, dann entwirft dieser die Spielregeln, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. 165 Beim Entwurf dieses Mechanismus muß er belilcksichtigen, daß die Agenten weiterhin bereit sein müssen, teilzunehmen, und es müssen alle Handlungsmöglichkeiten, die ihnen offen stehen, und alle Informationen, über die sie verfügen können, spezifiziert werden.

2. Vf'rhandlungen

Das Gegenstück zu derartigen Modellen stellen Verhandlungen bei asymmetrischen Informationen dar, bei denen sich die Akteure mit unterschiedlichem anfänglichen Informationsstand erst einmal auf bestimmte Spielregeln einigen müßten. Dabei tritt jedoch das Problem auf, daß jede Aktion und jeder Vorschlag im Rahmen der Verhandlungen Informationen offenbaren kann, die die andere Seite zu ihrem Vmteil verwenden kann. Da die daraus folgenden Interdependenzen jedoch äußerst komplex sind, ist die Theorie der Verhandlungen bei asymmetrisch verteilten Informationen bislang noch nicht sehr weit fortgeschritten.166

3. Ein f'infaches Beispiel

Im folgenden sollen die Grundgedanken der Mechanismus Design Literatur anband eines einfachen Beispiels lediglich kurz vorgestellt werden, da im weiteren Verlauf der Arbeit nicht asymmetrisch, sondern symmetrisch verteilte Informationen unterstellt werden. 167

165 Damit ist keineswegs gesagt, daß der Prinzipal deljenige ist, von dem die Initiative ausgeht. Er kann durchaus von den Akteuren, die dann die Rolle der Agenten erhalten, damit beauftragt werden, wenn diese mögliche Tauschvorteile alleine nicht realisieren können, weil sie sich z.B. nicht auf eine Entscheidung verständigen können. Dies sieht man an dem bekannten Beispiel von Cheung (1983), S. 8, zum Treideln von Schiffen durch Kulis in China, bei dem diese selbstständig waren und die Aufseher, die sie durch Peitschenhiebe antrieben, von der Gemeinschaft der Kulis anyeheuert wurden. 66 Vgl. zu Verhandlungen aber mehr in C.III.2. 167 Dieses Beispiel basiert aufKreps ( 1990b), S. 681-703. Bereits bei wenigen Akteuren werden allgemeine analytische Darstellungen sehr komplex, wie Laffontil'irole (1993) aufS. 582fT. mit

B. Die moderne mikroökonomische Theorie

95

Angenommen, ein Prinzipal P möchte genau eine Einheit des Gutes X kaufen. X wird von zwei miteinander konkurrierenden Agenten, die der Einfachheit halber Unternehmung 1 und 2 heißen sollen, hergestellt. Zur weiteren Vereinfachung sei unterstellt, daß die Produktionskosten der beiden Unternehmen nur zwei mögliche Werte annehmen können, 8h und 8n. Zu dem Zeitpunkt, zu dem der Prinzipal den Mechanismus entwirft, kennt er nur die Verteilungsfunktionen der Kosten der beiden Unternehmen. Diese bestehen jeweils aus den Wahrscheinlichkeiten 'TT'ih für hohe Kosten und 1-·rr} für niedrige Kosten bei Unternehmung i, i=1,2. Die Unternehmen selbst kennen jedoch ihre individuellen Kosten. Der Prinzipal möchte mit dem Mechanismus seine erwarteten Kosten, d.h. in diesem Fall seine Ausgaben für die Einheit von X, minimieren. Der zeitliche Ablauf des Modells ist so, daß der Prinzipal den Mechanismus entwirft und dann die beiden Unternehmen fragt, ob sie zur Teilnahme bereit sind. Nehmen beide Unternehmen teil, so machen sie anschließend gleichzeitig und in voller Kenntnis des Mechanismus und in dem Wissen, daß die andere Unternehmung dies ebenfalls weiß, dem Prinzipal eine Meldung Lj über ihre realisierten Kosten. Anschließend bezahlt der Prinzipal die im Mechanismus für die Meldungen ( L 1(8 1), L 2(8 2)) vorgesehenen Zahlungen, die durch die zu bestimmenden Funktionen t 1=t 1( L 1(8 1), L 2(8 2)) und t2=ti L 1(8 1) , L 2(8 2)) festgelegt sind, an die beiden Unternehmen und erhält dafür die damit verbundenen Liefermengen X;( L 1(8 1), L 2(8 2)), i=l ,2. Voraussetzung für das folgende ist jedoch noch zusätzlich, daß die Unternehmen weiter bereit sein müssen teilzunehmen, nachdem sie ihre Kosten erfahren haben. 168 Das "Revelation Principle" 169 erlaubt es, die Betrachtung der möglichen Mechanismen auf diejenigen zu beschränken, in denen die Menge der möglichen Informationen, die als Meldungen von den Unternehmungen verwendet werden können, auf die realisierten Kosten beschränkt werden. Des weiteren gestattet es, die Menge der möglichen Allokationen zu untersuchen, die mit der

einer vollständig ausformulierten Lagrangefunktion fllr ein Mechanismus Design Problem, in dem zwei Unternehmen mit unterschiedlichen Produktionskosten auch unterschiedliche Qualitäten produzieren können, sehr anschaulich demonstrieren, die sich über fast 2 Seiten erstreckt. 168 Ebenso ist wichtig, ob der Prinzipal Strafen verhängen kann. Vgl. Kreps (l990b), S. 685f. und 689. 109 Vgl. grundlegend Myerson (1979). Zum folgenden vgl. vor allem Kreps (1990b), S. 691697, Fudenberg!Tirole (1991), S. 255ff.

96

2. Kapitel: Konzeptionelle und technische Aspekte

Enthüllung der wahren Kosten der Unternehmen, ohne daß diese im Gleichgewicht noch einen Anreiz zum Lügen besitzen, verwirklicht werden können. Der Prinzipal muß also für die vier möglichen Kombinationen der realisierten Kosten bestimmen, 170 wie sich die beiden Unternehmen in dem Spiel unvollkommener Information verhalten werden, das er mit ihnen spielt, um die Auszahlungsfunktionen t() so zu bestimmen, daß die Unternehmen bei deren Gültigkeit teilnehmen und wahrheitsgemäß ihre Kosten offenbaren. 171 Man geht dabei davon aus, daß der Prinzipal glaubwürdig einmalige Vertragsangebote an die Unternehmen machen kann. Dies bedeutet, daß er ihnen ein Angebot der Form macht, daß er der Unternehmung i anbietet, die Einheit X zu den bekanntgegebenen Kosten von ihr zu kaufen, und daß die Unternehmung dieses Angebot annehmen kann oder nicht. Falls sie ablehnt, so wird der Prinzipal ihr kein zweites Angebot machen. Dies bezeichnet man als ein take-it-orleave-it Angebot. Diese Annahme ist recht stark, da auch hier wieder, wie schon bei den Versicherungen, 172 das Problem der Glaubwürdigkeit solcher einmaligen Angebote relevant wird. Man kann mit dieser Annahme aber die Grenzen dermöglichen Tauschallokationen finden. 173 Glaubwürdigkeitsprobleme werden diese Grenzen dann gegenüber den First-Best-Lösungen noch enger ziehen als es allein durch Probleme bedingt ist, die durch die asymmetrische Verteilung der Informationen verursacht werden. 174

D.h., für die vier möglichen Umweltzustände. Vgl. zu den spieltheoretischen Definitionen den Exkurs C. 172 Vgl. B.II. 173 Im Falle einer stochastisch verteilten Bewertung v des Prinzipals für das gewünschte Gut X würde die ex-post flfSt-best effiziente Tauschregel lauten, daß immer getauscht wird, wenn die realisierte Bewertung v des Prinzipals höher ist, als die niedrigsten realisierten Kosten der beiden Unternehmen. Ein wichtiges Ergebnis der Mechanismus-Design Literatur ist jedoch, daß kein Tauschmechanismus wie der obige, in dem die Akteure immer die Wahrheit sagen, weil dies filr sie individuell rational ist, tauscheffizient ist. Vgl. Fudenbergll'irole (1991), S. 275-278, Kreps (1990b), S. 689fT. 174 Häufig wird gegen Glaubwürdigkeitsprobleme in Situationen, in denen die gleichen Akteure wiederholt miteinander in Beziehung stehen, mit den sogenannten Trigger-Mechanismen oder auch "fmiten Automaten" argumentiert, die durch Reputationsetrekle die Probleme lösen sollen. Vgl. als Einfilhrung Rubinstein (1987). Die Verwendung von Trigger-Mechanismen, obwohl experimentell untermauert, vgl. Axelrod ( 1987), verursacht jedoch ebenso Probleme wie das der Glaubwürdigkeit. Dazu gehört zunächst die Auswahl eines konkreten Trigger-Mechanismus durch einen Akteur. Gleichzeitig wllhlen ja die anderen Akteure ihre Mechanismen, so daß eine gleichgewichtige Wahl der Trigger-Mechanismen erfolgen muß, da ansonsten auch inferiore Lösungen realisiert werden können und nicht, wie behauptet, pareto-superiore Gleichgewichte. Rationale Akteure, die individuell entscheiden können, stehen auch vor dem Problem, sich erst 170 171

B. Die moderne mikroökonomische Theorie

97

Damit die Unternehmen teilnehmen, muß der Prinzipal ihnen mindstens den erwarteten Nutzen ihrer nächstbesten Alternative garantieren. Es wird im folgenden unterstellt, daß die Unternehmen 1 und 2 risikoneutral den erwarteten Gewinn maximieren, und daß dieser alternativ, wenn sie nicht teilnehmen, einen Wert von 0 erreicht. Im Gleichgewicht, wenn jedes Unternehmen seine wahren Kosten offenbart und der Prinzipal die optimalen Funktionen t;•O und x;"() bestimmt hat, muß daher gelten 175

Oder, in Worten ausgedrückt, jede Unternehmung i, i=l,2, und j:li, kann, gegeben alle möglichen Realisationen von Kosten, und wahre Mitteilungen über ihre Kosten und die der anderen Unternehmung vorausgesetzt, einen nichtnegativen Gewinn erwarten. Dabei soll x;·O so festgelegt werden, daß es nur die Werte 0 oder 1 annehmen kann. Im Gleichgewicht müssen die Auszahlungsfunktionen t;•O sicherstellen, daß die Unternehmungen nicht lügen. Es müssen also für beide Unternehmungen i, i=l,2, die Anreiz-Kompatibilitätsbedingungen erfüllt sein: 176

einmal selbst glaubwürdig auf die dauerhafte VeJWendung eines Trigger-Mechanismus festzulegen. Kreps (1990a), S. 107, charakterisiert dieses Problem treffend damit, daß derartige Methoden nur funktionieren, weil sie funktionieren. Dies bedeutet einmal, daß Trigger-Mechanismen solange nur bedingt zur Lösung von Glaubwürdigkeitsproblemen herangezogen werden können, solange filr ökonomisch rationale Akteure das Glaubwürdigkeitsproblem ihrer VeJWendung nicht gelOst ist und daß die abgeleiteten Ergebnisse auch nicht sehr stabil sein müssen. Vgl. Kreps (1990a), S. 1ll. 175 Dabei wird im folgenden, da ja ein direkter Aufdeckungsmechanismus unterstellt wird, filr t ;. i= 1,2, in den t;( t ;• t ;) und X;( t ;. t ;) t ;=8; und t ;=8; veJWendet. 176 Vgl. Kreps (1990b), S. 687, Fudenberg!Tirole (1991), S. 270. 7 Krause

98

2. Kapitel: Konzeptionelle und technische Aspekte

Diese Bedingungen besagen, daß es für die Unternehmung i, i=l,2, unabhängig davon, welche Mitteilung die andere Unternehmung j dem Prinzipal über die Kosten von j macht, im Gleichgewicht optimal sein muß, die Wahrheit zu sagen. Dies bedeutet, daß ein Nash-Gleichgewicht in dominanten Strategien gesucht wird, in dem das Aufdeckung der wahren Kosten ein Gleichgewicht des Signalisierungs-Spiels zwischen den beiden Unternehmungen bei unvollkommener Information darstellt. 177 Da es Ziel des Prinzipals ist, seine erwarteten Ausgaben für die Einheit von X zu minimieren, kann man sein Problem analytisch jetzt so formulieren.

unter den Nebenbedingungen, daß

und

oder

erfüllt sein muß und weiter unter Einhaltung der obigen Teilnahme- und Anreizkompatibilitätsrestriktionen. Zunächst ist es jetzt möglich festzustellen, wie die First-Best-Lösung des Problems des Prinzipals bei Abwesenheit der asymmetrisch verteilten Informationen über die Produktionskosten der Unternehmungen aussehen würde. In dieser Situation würde der Prinzipal in den beiden Umweltzuständen, in denen die Unternehmungen unterschiedlich hohe Kosten realisiert haben, bei der Unternehmung kaufen, die die niedrigeren Kosten 8; realisiert hat. In den beiden 177

Eine Definition der spieltheoretischen Begriffe erfolgt in C.l.

B. Die moderne mikroökonomische Theorie

99

Zuständen, in denen beide Unternehmungen die gleichen Produktionskosten besitzen, kann er jedes Verfahren anwenden, 178 das sicher stellt, daß er nur von einer Unternehmung genau eine Einheit zu den wahren Kosten kauft. Im folgenden soll die Annahme gelten, daß der Prinzipal im Falle der Bekanntgabe gleich hoher Kosten den Auftrag mit gleicher Wahrscheinlichkeit 1/2 an eine der beiden Unternehmungen vergibt. Der Erwartungswert der Ausgaben des Prinzipals in der First-Best-Welt wäre damit

oder, wenn, wie zur weiteren Vereinfachung im folgenden angenommen, ist,

7T1h=rr2h

Es ist einsichtig, daß im Optimum die Teilnahmerestriktionen der beiden Agenten, also der zwei Unternehmungen, die liefern können, binden, d.h.,

+

(1-17';h Xl-17'1h ){t;(

o•i'o•J )-x;•(o•i'o•J) o•; ) -=

0

gilt. Der Grund hierfür ist, daß jeder positive Gewinn, den die Unternehmungen ex ante aus der Teilnahme am Spiel mit dem Prinzipal um die Lieferung erwarten könnten, zu Lasten des Prinzipals geht. Dies wären Zahlungen, von denen er erwarten kann, daß er sie leisten muß, die er aber nicht zusagen muß, da die Agenten auch zur Teilnahme bereit sind, wenn ihre Teilnahmerestriktionen gerade noch erfüllt sind. 179

178 Beispiele fllr mögliche Verfahren zur Allokation des Auftrages über eine Einheit von X in diesen beiden ZustAnden wären: - Den Auftrag immer Unternehmung I zu deren Kosten 8 1 übergeben. - Den Auftrag immer Unternehmung 2 zu deren Kosten 81 übergeben. - Den Auftrag nach einem Zufallsverfahren an die eine oder die andere Unternehmung vergeben. 179 Praktisch könnte der Prinzipal ausgehend von einer Lösung des Problems, bei der die Unternehmungen teilnehmen, die Wahrheit sagen und einen positiven Gewinn erwarten können, die Zahlungen t, alle um einen konstanten Betrag verringern. Dies würde marginal die Anreizkompatibilitätsbedingungen unbeeinflußt lassen, aber näher an die Bindung der Teilnahmerestriktion fuhren, da der erwartete Gewinn der Agenten kleiner und die erwarteten Auszahlungen des Prinzipals an

7•

100

2. Kapitel: Konzeptionelle und technische Aspekte

Als nächstes ist zu überlegen, welche der Anreizkompatibilitätsrestriktionen im Optimum binden müssen. Würde ti immer, entsprechend der Regel für die First-Best-Allokation, den niedrigsten Kosten, die die Unternehmungen melden, entsprechen, so hätte keine Unternehmung einen Anreiz, niedrige Kosten zu melden, wenn sie niedrige Kosten realisiert hat, da das beste Ergebnis das sie erreichen kann, nämlich ein Gewinn von 0, das gleiche ist, das sie bei Meldung hoher Kosten und Nichtvergabe des Auftrages an sie erzielen kann. Wenn sie andererseits mit positiver Wahrscheinlichkeit erwartet, daß die andere Unternehmung entweder wahrheitsgemäß oder fälschlicherweise hohe Kosten meldet, so hat sie, falls der Prinzipal nicht bei gleichen Kosten deterministisch den Auftrag an die andere Unternehmung vergibt, immer eine positive Wahrscheinlichkeit dafür, einen Gewinn zu erzielen, wenn sie (Jih meldet, obwohl ihre Kosten 8t sind, nämlich y(fJih_fJt). wobei y die Wahrscheinlichkeit bezeichnet, mit der der Prinzipal im Falle der Meldungen Li= Li=(Jh den Auftrag an die Unternehmung i vergibt. Damit muß also für eine Unternehmung, die Lt meldet, gelten, daß ti( Lt,.) ~ Lt, unabhängig von der Meldung der anderen Unternehmung. Um aber ei~en starken Anreiz zur Aufdeckung niedriger Kosten zu geben, wird ti( Lt, LN> tJ Lt, Lt) gelten, d.h. , die Unternehmung bekommt einen größeren erwarteten Gewinn, wenn sie alleine niedrige Kosten meldet, als wenn beide niedrige Kosten melden. Andererseits kann nicht ti( Lin,.) ~ Ljh gelten, da sonst bei hohen Realisationen niedrige Kosten gemeldet würden, um den Auftrag mit höherer Wahrscheinlichkeit zu erhalten und trotzdem für die Unternehmungen ein Gewinn möglich wäre. Wenn andererseits tl Ljh,.) ::S Ljh gilt, haben Unternehmungen mit hohen Kosten niemals einen Anreiz, niedrige Kosten zu melden, da sie mit ti( Lt,.) < Ljh erwarteten können, durch ihre Lüge einen Verlust zu erleiden. 180 Da die Unternehmen mit hohen Kosten, gegeben diese Eigenschaften der t-Funktionen, durch Lügen nicht gewinnen können, kann man erwarten, daß ihre Anreizkompatibilitätsbedingungen im Optimum nicht binden. Da dies für die Unternehmungen mit niedrigen Kosten nicht gilt, denn diese könnten durch falsche Angaben möglicherweise einen Gewinn erzielen, besteht Grund für die Vermutung, daß ihre Anreizkompatibilitätsbedingungen im Optimum binden werden. Zunächst kann daher versucht werden, das Problem des Prinzipals unter Vernachlässigung der Anreiz-Kompatibilitätsbedingungen für (Jih zu lösen und

die Agenten geringer würden. Somit wäre die neue Lösung filr den Prinzipal besser als die alte. Diesen Prozeß kann er solange wiederholen, bis die Teilnahmerestriktion bindet. Vgl. Kreps (1990b), s. 684. 180 Entweder bekommt die lOgende Unternehmung i den Auftrag nicht, dann ist ihr Gewinn Null, oder sie erhält ihn und erleidet einen Verlust von 8;"·t;(8;•• . ).

B. Die moderne mikroökonomische Theorie

101

danach zu überprüfen, ob dieses Lösungen auch die zuerst vernachlässigten Restriktionen erfüllen.181 Im Rahmen des vorgestellten Modells ergibt sich dann, daß die erwarteten Kosten für den Prinzipal minimal

werden, also immer größer als die Kosten bei vollständiger Information sind, da solange OS1rS I ist. Man kann zeigen, daß es keinen Mechanismus gibt, der für den Prinzipal zu niedrigeren Kosten führt, vorausgesetzt, daß die Agenten, die Unternehmungen, in der Lage sind, den vom Prinzipal aufgestellten Mechanismus zu durchschauen und ihre Strategien so wählen, daß sich ein Nash-Gleichgewicht ergibt.

1r2 S1r,

Natürlich ist es in der Realität möglich, daß der Prinzipal einen so komplizierten Mechanismus entwirft, daß die Agenten nicht in der Lage sind, ein solches Gleichgewicht zu finden, so daß der Prinzipal zu ihren Lasten niedrigere Kosten erzielen kann. Derartige Analysen mit irrationalem Verhalten der Akteure, wenn auch in der Simon'schen Tradition der beschränkten Rationalität stehend, sind in der formalen Literatur aber bislang weitgehend nicht durchgeführt worden. 182 Eine Alternative zu dem vorgestellten Modell aus dem Bereich der Literatur des Mechanismus-Design wäre für die gegebene Problemstellung des Prinzipals der Entwurf einer Auktion. 183 In einer solchen Auktion könnte der Prinzipal die von ihm benötigte Einheit des Gutes X bzw. seine Bereitschaft, dieses zu kaufen, an die Agenten, die Unternehmungen 1 und 2, versteigern. Dazu muß der Prinzipal ein geeignetes Versteigemngsverfahren finden, daß im Prinzip die gleichen Anforderungen wie der optimale Mechanismus, nämlich Teilnahme und Ehrlichkeit, erfüllen muß. 184 Nach dieser kurzen Einführung in die neuere mikroökonomische Theorie soll im folgenden ein kurzer Exkurs in die Spieltheorie den interessierten Leser mit

181

Vgl. Kreps (1990b), S. 681-683. Vgl. A.l.l. zur beschränkten Rationalität und Kreps (1990b), S.696f. 183 Vgl. als Übersicht Milgrom (1987). 184 Zu einer Darstellung und Einführung in die modeme Auktionstheorie und den unterschiedlichen Auktionsverfahren mit ihren Eigenschaften sieheKräkel (1992), zum hierangesprochenen Problem insbesondere 3.1., S. 129-172, vor allem 3.1.2. S. 136-138. 182

102

2. Kapitel: Konzeptionelle und technische Aspekte

den wichtigsten Begriffen und Ergebnissen bekannt machen, auf die im weiteren Verlauf der Arbeit immer wieder Bezug genommen werden wird.

C. Exkurs: Einführung in die Spieltheorie In der modernen mikroökonomischen Theorie stellt die Spieltheorie mit ihren verschiedenen Bereichen einen wichtigen Bestandteil des analytischen Instrumentariums zur Verfügung. 18' Dies gilt auch für Untersuchungen im Bereich der Theorie der Unternehmung. 186 Dabei gibt es innerhalb der Spieltheorie eine Reihe von Teilbereichen, die mehr oder weniger stark Anwendung finden. Diese Teilbereiche beziehen sich auf die möglichen Einteilungen von Spielen hinsichtlich der Anzahl von Entscheidungen oder SpielZÜgen, 187 die ein Spieler im Ablauf des Spieles hat, hinsichtlich der Informationen, die die Spieler über die Spielsituation und die Handlungen bzw. Eigenschaften der Mitspieler besit-

185 Die Grundlagen der modernen Spieltheorie entwickelten v.Neumann/}.forgenstern (1953/1961). Vgl. zur neueren Spieltheorie im allgemeinen Harsanyi (1977), Tirole (1988) Kapitel 11, Binmore/Dasgupta (1986), Friedman (1989), Fudenbergll'irole (1989, 1991), Kreps (1990b) Teil III, Myerson (1991) und Hollerlllling (1993). Einen kurzen Überblick gibt der Beitrag von Binmore (1992). Einen kritischen Kommentar zur Art und Weise der Anwendung der Spieltheorie gibt Rubinstein (1991, 1992), der zugleich einer ihrer filhrenden Vertreter ist. Zum Shapley-Wert siehe Harsanyi (1977), Kapitel II, Raiffa (1982}, Kapitel 17, der eine anschauliche Darstellung der Problematik von Verhandlungen gibt, M oulin ( 1988), S. 109-112, 116121 und Hart (1987). Zur Verhandlungstheorie vgl. insbesondere Stähl (1972), Krelle (1976), S. 598-629, Rubinstein (1982), Binmore/Rubinstein!Wolinsky (1986), Osborne/Rubinstein (1990). Eine Zusammenfassung gibt Sutton ( 1986). Anschauliche Beispiele aus allen Bereichen der Spieltheorie bieten Dixit/Nalebuff (1991). Lesenswert ist ebenso der nichttechnische Beitrag von Kreps ( 1990c). Eine gute allgemeine Einfilhrung ist Gibbons (1992). 186 Vgl. beispielhaftKreps (1990a), Schauenberg (1991). Siehe auch Gath (1992), der einen Überblick über die Anwendungen der Spieltheorie im Bereich der Industrieökonomik gibt, und Beuermann (1993), der die filr die Theorie der Unternehmung relevanten spieltheoretischen Konzepte kurz vorstellt und Hartmann-Wendeis (1993), der kooperative Verhandlungsmodelle vorstellt, die neueren strategischen Verhandlungsansätze jedoch nicht diskutiert. 187 Dies resultiert in der Einteilung in statische Spiele, in denen jeder Spieler nur einmal am Zug ist, und dynamische Spiele, in denen er möglicherweise mehrfach Entscheidungen treffen kann. Vgl. Fudenberg!I'irole (1991) Teil I und II zu einer Einfilhrung in beide Teilbereiche. Eine hervorragende Übersicht über die moderne dynamische Spieltheorie mit besonderem Bezug zu mikroökonomischen Modellen, wie z.B. dem Prinzipal-Agent-Modell aufS. 236-248, gibt Radner (1991). Im Bereich der IndustrieökOnomik sind die beiden Beiträge von Fudenbergll'irole (1986, 1989) bekannte Übersichtsbeiträge.

C. Exkurs: Einführung in die Spieltheorie

103

zen, 188 hinsichtlich der Häufigkeit, mit der die gleichen Spieler das gleiche Spiel oder ein verändertes Spiel miteinander spielen, 189 hinsichtlich der Möglichkeiten der Spieler, sich in ihren Handlungen vor Beginn des eigentlichen Spieles festzulegen 190, hinsichtlich der Anzahl der beteiligten Spieler191 und hinsichtlich ihrer Kommunikationsmöglichkeiten mit anderen Spielern, sowohl im Spiel als auch vor dem Spiel. 192 Im folgenden soll deshalb kein genereller Überblick über

188 Die daraus resultierende Aufteilung ist die in Spiele mit vollstAndigen Informationen, in denen ein Spieler alle seine Züge und die seiner Mitspieler kennt und auch alle Eigenschaften, die diese möglicherweise besitzen können, vgl. Fudenberg!Tirole (1991), Teil! und II, Hollerl!lling (1993), S. 45, und in Spiele mit unvollstAndigen Informationen, bei denen ein Spieler entweder im Bereich statischer Spiele mehrere mögliche sogenannte Typen haben kann, vgl. zu einer ausfilhrlichen Darstellung Fudenberg!Tirole (1991), Teil II, oder im dynamischen Kontext unter mehreren Spielzügen auswlhlen kann, wobei seine Mitspieler jeweils den Typ oder die getroffene Entscheidunis nicht beobachten können. 1 9 Dieser Bereich ist die Theorie der wiederholten Spiele, wenn sich die elementare Spielsituation in den Wiederholungen nicht lindert. Andernfalls ist es der Bereich der Theorie, in dem es um einmalige Spiele geht. Die folgenden Darstellungen beziehen sich auf den letzten Bereich, obwohl im Bereich der Theorie der Unternehmung langfristige Beziehungen im Vordergrund stehen, wie Schauenberg (1991), S. 336, betont. Kreps (1990a) und Schauenberg (1991) geben eine anschauliche Analyse der Bedeutung wiederboller Spiele filr die Analyse im Bereich der Unternehmung. Allgemeine Überblicke über diese Theorierichtung sind Sabourian (1989}, Fraysse (1991}, Fudenberg!Tirole (1991}, Kapitel 5 und 9, Fudenberg (1992), Pearce (1992) und Hollerl!lling (1993), Abschnitt 4.2 und 4.3. 190 Vgl. Nash (1953), S. 128f. Dies ist die Grundlage fllr die Unterscheidung der Spieltheorie in kooperative Spieltheorie und in nicht-kooperative Spieltheorie. Innerhalb der kooperativen Spieltheorie wird angenommen, daß die Spieler die Möglichkeit besitzen, den Mitspielern ihre zukünftigen Handlungen verbindlich zuzusagen, während sie in dernicht-kooperativen Spieltheorie keine Möglichkeit besitzen, sich ex ante auf eine bestimmte Handlungsweise so festzulegen, daß sie sie verfolgen, auch wenn es in einer konkreten Spielsituation gegen ihre dann gültigen Interessen

wlre.

Die grundlegenden BeitrAge in beiden Bereichen sind Nash (1951) zur unkeoperativen Spieltheorie und Nash (1950, 1953) zur kooperativen Spiel- oder auch Verhandlungstheorie. Zu dieser Theorierichtung gehört auch der Shapley-Wert, der in Kapital 3 verwendet werden wird, und der auf Shapley (1953) zurückgeht, obwohl es in neuerer Zeit Ansätze gibt, ihn als Ergebnis von unkeoperativen Verhandlungen abzuleiten, siehe Gul ( 1989) und HartJUoore ( 1988a), S. A 1ff. Auf die Bezüge zu früheren Verhandlungsmodellen wies erstmals Harsanyi (1956) hin. Umfangreiche Darstellungen der kooperativen Spieltheorie sind Roth (1979) und Moulin (1988). Eine kurze Darstellung geben Osborne!Rubinstein (1990), S. 9-27. 191 Man unterscheidet in der Regel Zwei-Personen-Spiele und n-Personen-Spiele. Die ursprüngliche Analyse von von Neumann und Morgenstern beschrAnkte sich auf 2-Personen-Spiele, filr die sie jedoch nur filr die Nullsummenspiele eine Lösung ableiten konnten. Später konnte zunächst Nash (1951) eine Lösung auch filr andere Spielformen ableiten. Dies erfolgte ursprünglich ebenfalls filr 2 Spieler und anschließend setzte eine Verallgemeinerung auf n Spieler ein. Siehe hierzu die Beiträge in Tei1IV- Generaln-Person Games in Kuhni!'ucker (1953). 192 Hierbei handelt es sich um Kommunikations- oder Signalspiele. Vgl. z.B. die Darstellung beiFudenberg!Tirole (1991}, KapitelS. Im folgenden werdenjedoch ausschließlich Spiele betrach-

104

2. Kapitel: Konzeptionelle und technische Aspekte

die Spieltheorie vermittelt werden, sondern es wird nur auf diejenigen spieltheoretischen Konzepte und Begriffe eingegangen, die im weiteren Verlauf der Arbeit für die Analyse notwendig sind.

I. Grundlagen der Spieltheorie 1. Spielforrnen 193

In der Spieltheorie werden für die analytische Darstellung einer gegebenen Situation mehrere Darstellungsformen, die als Spielformen bezeichnet werden, verwendet. Dabei handelt es sich zum einen um die extensive Form und zum zweitem um die strategische, Matrix-, oder auch Normalform genannte Spieldarstellung. Beidesollen im folgenden anhand eines sehr einfachen Spielbeispiels kurz vorgestellt werden. Die Spielsituation sei so, daß es zwei Spieler gibt, 1 und 2. Als erstes muß Spieler I eine Entscheidung, d.h. einen Spielzug, wählen. Er kann entweder nicht mitspielen, was als Entscheidung E bezeichnet werden soll, oder er kann l(inks) oder r(echts) wählen, worauf Spieler 2 am Zug ist. Dieser kann ebenfalls entweder l(inks) oder r(echts) wählen, worauf das Spiel beendet ist. Für die möglichen Spielenden muß jetzt noch angegeben werden, wie sie sich für die beiden Spieler auswirken. Wenn sie in den verschiedenen möglichen Endsituationen Geldbeträge194 oder auch nichtmonetäre Spielpreise erhalten, 195 so muß angegeben werden, wie sie diese bewerten. Es ist also erforderlich, für jeden Spieler eine Nutzenfunktion zu stipulieren, die angibt, wie er die Ergebnisse in den möglichen Spielenden bewertet, und mit der dies in Form einer reellen Zahl ausgedrückt wird, 196 damit die Spieler die unterschiedlichen Ergebnisse mit-

tet, bei denen derartige Phänomene nicht auftreten können. 193 Eine umfassende Darstellung der beiden im folgenden vorgefllhrten Spielformen, einschließlich der graphentheoretischen Anforderungen, gibt Hart (1992), nach dem im folgenden im wesentlichen vorgegangen wird. 194 Diese Geldbeträge können z.B. aus einem Marktprozeß resultieren oder von einem hypothetischen Spielveranstalter als Preise ausgezahlt werden. In diesem einfachen Beispiel wird unterstellt, daß sie gegeben sind. 195 Z.B. Sachpreise in Lotterien. 196 So könnte ja im Beispiel das Spielende Nicht-spielen (Zug E von Spieler I) zu einem Ergebnis in Form von Geld führen, während im Spiel ein Ergebnis in Form von Sachwerten von den Spielern erzielt werden können.

C. Exkurs: Einführung in die Spieltheorie

105

einander vergleichen können, um eine Entscheidung treffen zu können. 197 Die Ergebnisse in den fünf möglichen Endstadien des Spieles seien für die beiden Spieler nun nach Anwendung einer geeigneten Bewertungsfunktion die in der folgenden Tabelle dargestellten. Die beiden Spielformen unterscheiden sichjetzt in der Art und Weise, wie sie diese Spielsituationen wiedergeben. Dabei besitzen beide Vor- und Nachteile, die bei der konkreten Auswahl der Spielform zur Analyse einer gegebenen Situation gegeneinander abgewogen werden müssen. Tabelle

Kombinationen von Spielzügen und daraus resultierende Spielergebnisse für die beiden Spieler

Zug von

Spielergebnis für

Spieler 1 Spieler 2

Spieler 1

Spieler 2

2

2

E

r

0

r r

0

r

-1

3

197 Dies gilt, falls die Spielergebnisse nicht in Geld realisiert werden und damit auch eine Bewertung fllr risikoneutrale Spieler direkt in Geld ausgedrückt werden kann. Die in der Spieltheorie ansonsten verwendeten Nutzenfunktionen sind diejenigen, die die Axiome von von Neumann-Morgenstern erfilllen, und die von diesen beiden Forschern genau zu diesem Zweck entwickelt wurden. Vgl. von Neumann/Morgenstern (1953/1961). Vgl. zu einer frühen Darstellung Nash (1950), S. 156f. Zu einer ausfUhrliehen Diskussion der Axiome siehe Hirshleifer (1970), S. 216-224 und S. 224-231 zu einer Diskussion der Eigenschaften der elementaren Risikonutzenfunktionen, die die Axiome erfilllen.

106

2. Kapitel: Konzeptionelle und technische Aspekte

a) Extensive Form

In der extensiven Fonn würde die obige Spielsituation folgendennaßen dargestellt werden: 1

E

0-------. (1, 1) 1

r

1

(2,2)

r

(0,1)

"

(0,1)

(-1,3)

Abbildung 2.2. Extensive Form mit vollkommener Information

Mit leeren Kreisen werden in der graphischen Darstellung der extensiven Form Situationen gekennzeichnet, in denen das Spiel beginnen karm, in denen also erstmals ein Spieler am Zug ist. Im Beispiel ist dies Spieler 1. Für jede mögliche Entscheidung gibt es einen Pfeil, an den die jeweils damit verbundene Entscheidung zur Kennzeichnung geschrieben wird. Ein ausgefüllter Kreis mit der daneben stehenden Bezeichnung des Spielers, der eine Entscheidung zu treffen hat, gibt Situationen wieder, die im Spielablauf eintreten können, und in denen Entscheidungen zu treffen sind. Ein Auszahlungsvektor mit den individuellen Auszahlungen 198 für alle teilnehmenden Spieler kennzeichnet eines der möglichen Enden des Spieles. 199

198 Im folgenden wird zur Vereinfachung von Auszahlungen gesprochen, unabhingig davon ob es sich um direkte monetlre GrOßen oder Nutzeneinheiten handelt. 199 Vgl. zu einer prlzisen mathematischen Darstellung der Eigenschaften einer extensiven Form Hart (1992), S. 20-23, zu einer formalen Definition S. 22f. Vgl. zur verwendeten graphischen Darstellung Kreps (1990b), S. 360.

C. Exkurs: Einführung in die Spieltheorie

107

b) Normalform In der Normalform wird das obige Spiel dagegen in Form einer Matrix dargestellt. Dazu ist es aber noch erforderlich, kurz zu erläutern, was eine Strategie ist. Eine Strategie stellt zunächst einen vollständigen Handlungsplan eines Spielers für alle Situationen, in die er im Laufe des Spieles geraten kann, 200 dar. Er legt damit einmalig und unveränderlich vor Beginn des Spieles fest, wie er sich in diesen Situationen, wenn sie eintreten, verhalten wird. Bei Strategien werden zwei mögliche Verhaltensweisen unterschieden. Legt sich der Spieler unbedingt auf eine Strategie fest, so spricht man von einer reinen Strategie. 201 Entscheidet der Spieler jedoch, bevor er eine reine Strategie verfolgt, zufällig entsprechend einer von ihm bestimmten Verteilungsfunktion, welche der reinen Strategien, die ihm zur Verfügung stehen, er verwenden wird, so bezeichnet man dies als gemischte Strategie.202 Das angegebene Beispiel ergibt, da nur reine Strategien dargestellt werden können, die folgende Normalform:203 1\2

1

r

1

2,2

0,1

r

0,1

-1,3

E

1,1

1,1

Die möglichen Entscheidungen der Spieler sind die einzigen Strategien, die ihnen zur Verfügung stehen. Erst wenn ein Spieler mehrfach am Zuge wäre, würden die Strategien der Spieler komplexer werden.

200 Darllber hinaus, und das ist der Kritikpunkt von Rubinstein (1991), müssen sie jedoch auch Handlungsanweisungen fnr Situationen enthalten, in die ein menschlicher Spieler nicht geraten könnte, weil diese Situationen nur wegen der inneren Logik der spieltheoretischen Modeliierung einbezogen werden müssen und keine Entsprechung in der Wirklichkeit haben. Vgl. Rubinstein (1991), S. 912, 916f. 201 Vgl. Hart (1992), S. 25f. 202 Vgl. Hart (1992), S. 28. 203 In diesem Beispiel wäre der Strategieraum S, d.h. die Menge S 1 aller möglichen reinen Strategien s 1 von Spieler 1, S1={l,r,E} und der von Spieler 2 S1={l,r}. Die Räume der gemischten Strategien u;E~;. i=1,2, wären 0. /! /-1

Damit erhöht eine derartige Umverteilung der Kontrollrechte eines entbehrlichen Mitwirkenden die Investitionsanreize der übrigen Akteure und daher auch die Wohlfahrt. Aus diesem Ergebnis kann unmittelbar gefolgert werden, daß auch ein außenstehender Akteur keine Kontrollrechte besitzen sollte, allerdings nur wenn es möglich ist, die Kontrollrechte zufällig zu verteilen.87 Die Annahme, daß es möglich sein muß die Kontrollrechte zufällig zu verteilen ist allerdings erforderlich. Der Grund hierfür ist die positive, d.h. investitionsfördende, Rolle, die auch ein außenstehender Akteur spielen kann, wenn nur sichere Verteilungen der Eigentumsrechte erlaubt sind. 88

87

Vgl. Hart/Moore (1988a), S. 21f., (1990a), S. 1137. Gibt es zwei Akteure I und 2, die eine Maschine a benötigen, so kann man sich dies leicht verdeutlichen. Ist Akteur 2 immer Eigentümer der Maschine, so sind die Shapley-Werte der beiden Akteure: 1: 112 v({l,2},a)- 112 v({2},a) 2: 1/2 v({1,2},a) + 1/2 v({2},a) Existiert ein außenstehender Akteur 0, der gemeinsam mit I und 2 die Maschine kontrolliert und ist die notwendige Mehrheit zur Kontrolle der Maschine 2/3, dann ergeben sich die folgenden Shapley-Werte: 0: 1/6 v({1,0},a) + 116 v({2,0},a) 1: 112 v({O,l ,2},a) + 116 v({O,l},a)- 1/3 v({0,2},a) 88

160

3. Kapitel: Modell zur Bestimmung der optimalen Allokation

In der Erweiterung bedeutet die:;e~ Ergebnis, daß zwischen ökonomisch unabhängigen Bereichen (~.~)und(~.~) keine Kontrollverflechtungen bestehen sollten. Dies bedeutet, daß kein Akteur aus dem einen Bereich Kontrollrechte an Maschinen aus dem anderen Bereich besitzen sollte. Derartige Verflechtungen würden nur die Anreize der Gruppe, deren Maschinen Außenstehenden gehören, verringern, ohne daß diese Außenstehenden dadurch höhere Investitionsanreize, die vielleicht zu einer Wohlfahrtssteigerung führen könnten, in ihren eigenen Bereichen hätten.89 Diese Verringerung von Investitionsanreizen durch andere Akteure kann aber auch auftreten, wenn diese Mitglieder von ~ sind. Dies kann man für folgende Konstellation zeigen: Angenommen eine Maschine an sei für einen Akteur j notwendig und die Maschine am sei für einen entbehrlichen Akteur i notwendig. Falls nur die Anreize der betroffenen Akteure analysiert werden, dann ist es, falls ein dritter Akteur k die Maschine Bm besitzt, besser, wenn der Akteur i die Maschine~ nicht besitzt. Betrachtet man nämlich eine ursprüngliche Verteilung der Maschinen a, in der Akteur i ~ kontrolliert und k Bm· In der neuen Verteilung a besitzt k nicht nur das Eigentum an Bm sondern auch das an allen Maschinen, die vorher i besessen hat, insbesondere an. a( {k}) sei somit {~. Bro}. Die Investitionsanreize von Akteur i bleiben in der neuen Situation unverändert, denn er muß beide Male mit k zusammenarbeiten, da er ohne die Nutzung der für ihn notwendigen Maschine Bm nicht produktiv sein kann. Für Akteur j ist die Veränderung seiner Investitionsanreize

L

p(S)(vi(S,a(SUli)))- vi(S,a(S)))

s~s

JES.iES.IrES

L

p(S)( vi (S,a(S)) - vi (S,a(S\{i) ))).

s~s

jES,iES.kfS

2: l/2 v({O,l ,2},a)- l/3 v({O,l},a) + l/6 v({0,2},a) Wenn die Investitionen von Akteur I besonders wichtig sind, d.h. an der Grenze besonders produktiv, dann kann diese Erhöhung seines Anteils und die Verringerung der Anreize für Akteur 2 durchaus zu einem positiven Gesamteffekt filhren. Einen noch stllrkeren Effekt erzielt man jedoch, wenn Akteur 1 und 2 jeweils mit der Wahrscheinlichkeit 1/2 Alleineigentümer der Maschine sein können: 1: 1/2 v({1,2},a) + 1/4 v({1},a)- l/4 v({2},a) 2: l/2 v({1,2},a)- 114 v({1},a) + l/4 v({2},a) Man sieht, daß die Anreize von Akteur noch höher sind und gleichzeitig die von Akteur 2 weniger stark verringert werden müssen. 89 Vgl. Hart/Moore (1988a), S. 23, (1990a), S. 1138.

D. Optimale Allokationen von Kontrollrechten

161

Die Veränderung der Wohlfahrt hängt, da vi(S,a(S)) Null ist, wenn i nicht mit j zusammenarbeitet, und vi(S,a(S))=O ist, wenn k nicht in der Gruppe ist, nur von der Differenz

L jES.ifS.IrES

p(S)vj(S,a(SU!i)))-

L

p(S)vj(S,a(S))

S!;S jES,iES.IrfS

ab. Die erste Summe kann aber nicht kleiner als die zweite sein, da, bei paarweiser Betrachtung der möglichen Gruppen S, diese die gleiche Mitgliederzahl haben und damit auch die gleichen Wahrscheinlichkeilen p(S) in der Berechnung der Shapley-Werte, die Gruppen in der ersten Summe aber immer mehr Maschinen verwenden als die Gruppen in der zweiten und somit die Investitionen höher sind.

11 Kra111e

Viertes Kapitel

Die vertraglichen Beziehungen der Unternehmung auf Kapital- und Arbeitsmarkt Während im vorigen Kapitel im Rahmen eines eher allgemeinen Modells untersucht wurde, wie Eigentumsrechte an produktiven Sachgütern in einer second-best-optimalen Vertragswelt verteilt sind, soll in diesem Kapitel analysiert werden, wie sich gleichartige vertragliche Unvollkommenheiten in Verbindung mit bestimmten Eigenschaften von Akteuren und Maschinen, wie sie in Kapitel 3 formal definiert wurden, auf den Faktormärkten der Unternehmung, genauer auf dem Kapitalmarkt und auf dem Arbeitsmarkt, auswirken. Zu diesem Zweck werden weitere einschränkende Annahmen gemacht; in anderen Bereichen wird dagegen die Modellwelt erweitert, um Platz für interessante, auch in der Realität beobachtbare Phänomene zu schaffen. In Abschnitt A. wird zunächst untersucht, welche Probleme bei der Finanzierung von Investitionsprojekten auftreten können. Anschließend erfolgt in Abschnitt B. eine Betrachtung der Effekte, die bei unvollkommenen Verträgen auf dem Arbeitsmarkt, speziell wenn es dort zu Verhandlungssituationen zwischen Unternehmen und Gewerkschaften kommt, auftreten können. Abschließend erfolgt in Abschnitt C. eine gleichzeitige Betrachtung der beiden Märkte, wobei die Wechselwirkungen zwischen den vorher diskutierten Verträgen im Mittelpunkt des Interesses stehen.

A. Die Unternehmung und der Kapitalmarkt In der finanzwirtschaftliehen Agency-Theorie, so wie sie in zahlreichen Beiträgen in spezialisierten Zeitschriften in den letzten Jahren vertreten ist, 1 wird die Finanzierungs- oder Kapitalstruktur der Unternehmung, im Gegensatz

1 Vgl. als Übersichtsbeiträge zu dieser Thematik Barnea/Haugen!Senbet (1985), Baker!Jensen/Murphy (1988), Harris/Raviv (1991), Jensen!Warner (1988), Harris/Raviv (1992), Jensen (1988), Jensen!Zimmerman (1985), Raviv (1985).

A. Die Unternehmung und der Kapitalmarkt

163

zum Modigliani-Miller-Theorem, relevant für den Marktwert einer Unternehmung, weil die Entlohnung der Entscheidungsträger in der Unternehmung an die Entwicklung bestimmter Komponenten der Kapitalstruktur geknüpft wird. Durch diese Verbindung sollen die Entscheidungsträger bei der Auswahl der Investitionsprojekte diejenigen auswählen, die den Marktwert der Wertpapiere, an die ihre Entlohnung gebunden ist, maximieren. Die Annahmen des Modigliani-Miller Theorems, die dadurch aufgehoben werden, sind zum einen, daß die Investitionsprojekte der Unternehmung und damit deren erwartete Nettoeinzahlungen unabhängig von der Kapitalstruktur gegeben seien und zum anderen, daß ein vollkommener Kapitalmarkt vorliegt. Um diese Verbindung zwischen der Vergütung der obersten Entscheidungsträger einer Unternehmung und den Marktwerten bestimmter, von der Unternehmung emittierter Wertpapiere herzustellen, insbesondere um die Entscheidungsträger, die ja häufig genug auch über ihre eigene Vergütung mitentscheiden, zur Herstellung dieser Verbindung zu veranlassen, sind eine Reihe von Mechanismen diskutiert worden. Eine keineswegs erschöpfende Liste dieser möglichen Mechanismen umfaßt den InsiderhandeV die Entlohnung der Manager in Aktien oder das Halten eines entsprechenden Anteils am Eigenkapital einer Gesellschaft, 3 die Entlohnung in Optionen auf Aktien oder in spezialisierten Wertpapierformen, 4 den Arbeitsmarkt für Manage~, die Mitglied-

2 Mit Insiderhandel wird der Kauf und Verkauf von Wertpapieren einer Unternehmung, vor allem Aktien und Optionen auf Aktien, durch Mitglieder einer Unternehmung bezeichnet, die aufgrund ihrer Stellung in der Unternehmung Informationen besitzen, die der breiten Öffentlichkeit noch nicht zuginglieh sind. Die positive Anreizwirkung des Insiderhandels soll davon ausgehen, daß die Entscheidungsträger verstärkt von positiven Nachrichten über die Unternehmung, die sie durch ihre Entscheidungen herbeifilhren können, profitieren sollen. Eines der möglichen Gegenargumente lautet, daß sie auch von schlechten Inforn1ationen und riskanteren Entscheidungen profitieren können, zum behaupteten Nachteil der Aktionäre. Diese Idee geht zunlck auf Manne (1966). Vgl. befilrwortend Alchian (1969), Easterbrook (1985), kritisch Kitch (1980) und fnlh Schotland (1967). 3 Dies ist der Mechanismus der im grundlegenden Beitrag von Jensen!Meckling (1976) vorgeschlagen wurde. Vgl. Jensen!Murphy (1990), S. 235-238 zu einer empirischen Untersuchung. Vgl. auch Leland!Pyle (1977), bei denen er aber eine Informationsfunktion hat, wenn die Manager bessere Informationen über die in ihren Unternehmungen durchgefilhrten Investitionsprojekte haben als die übrigen Kapitalmarktteilnehmer. 4 Vgl. Jensen!Murphy (1990), S. 232-235. 5 Eine Möglichkeit, wie der Arbeitsmarkt fur Manager wirken kann, untersucht Fama (1980). Er diskutiert ex post settling up, d.h., wenn die Manager ex post entsprechende Nachteile erwarten können, weil die Informationen über ihr Verhalten öffentlich werden, dann kann die Antizipation dieser Effekte sie dazu bringen, daß sie richtige Entscheidungen treffen. Diese Überlegung steht auch hinter Pensionszahlungen, die die Manager in Abhängigkeit vom weiteren Erfolg der Unternehmung erhalten, wenn sie im Ruhestand sind. Haben sie schlechte Entscheidungen getroffen,

164

4. Kapitel: Vertragliche Beziehungen der Unternehmung

schaftvon Managern in Aufsichtsräten anderer Unternehmen,6 die Satzung von Aktiengesellschaften7 und den Markt für Unternehmenskontrolle. 8 Bei der Analyse der Funktionsweise des Marktes für Unternehmenskontrolle wurde lange Zeit vor allem auf die Konkurrenz zwischen unterschiedlichen Managementteams abgestellt, die die Kontrolle über eine Unternehmung durch eine Übernahme am Aktienmarkt erlangen können, wenn der Marktwert der Aktien einer Unternehmung so gesunken ist, daß eine gewinnbringende Übernahme möglich wird. In den letzten Jahren wurde darauf aufbauend damit begonnen, die unterschiedlichen Eingriffsrechte in die Abläufe in der Unternehmung und die Anspruchsrechte auf Zahlungen aus der Unternehmung, die die verschiedenen Wertpapierarten, die von Unternehmen emittiert werden, gewähren, zu untersuchen.9 So ist mit Aktien meistens10 ein Stimmrecht verbunden, mit dem über die

dann werden ihre Pensionen in der Zukunft geringer. Vgl. empirisch wieder Jensen!Murphy (1990), S. 238-242. Vgl. Murphy (1986) zu einer Diskussion, ob die Anreize filr oder die Erfahrung der Manager empirisch die Ursache filr derartige Verträge sind. Seine Ergebnisse sprechen gegen das AnreizmodelL 6 Wenn Manager Aufsichtsrite in anderen Unternehmungen sind, so soll ihre eigene Entlohnung und ihr Ruf davon abhllngen, inwieweit sie als Aufsichtsrat flir Entscheidungen zum Nutzen der Aktionare sorgen. Vgl. Fama/Jensen (1983a). Gilson (1990) und Kaplan!Reishus (1990) weisen nach, daß Aufsichtsräte, z.B. Topmanager in den AufsichtsrAten anderer Unternehmen, geringere zukünftige Einkommen als AufsichtsrAte erzielen, wenn diese Unternehmen wirtschaftliche Schwierigkeiten erleben, die zu Dividendensenkungen filhren, oder gar in Konkurs gehen. 1 Vgl. z.B. Grossman!Hart (1988), S. 182. Die Grnnder einer Unternehmung sollen durch geeignete Gestaltung der Satzung dafilr Sorge tragen, daß knnftig angestellte Manager im Interesse der Aktionare handeln. Derartige Satzungen filhren dann zu höheren Marktwerten, wenn die Grnnder ihre Anteile verkaufen. Dieser Mechanismus wird in Abschnitt C. angewendet. Eine ausfilhrliche Diskussion der Unternehmensverfassung von Großunternehmungen im Rahmen der Property-Rights Theorie filhren Picot/Michaelis (1984) durch. 8 Vgl. den grundlegenden Beitrag vonManne (1965). Die theoretischen Probleme des free-rider Verhaltens, die die Funlctionstüchtigk.eit dieses Marlctes einschrllnken können, diskutieren Grossman/Hart (198la). Holmstr6m/Nalebuff(l992) zeigen, daß die Einwllnde nicht so relevant sind, wenn man beachtet, daß die Aktionire in ihren Entscheidungen die Wahrscheinlichkeit berücksichtigen, daß ihre Stimme entscheidend flir den Erfolg der Übernahme ist. Neuere Überblick.sbeitrllge über die empirischen Ergebnisse des Marlctes filr Unternehmenskontrolle sind Jensen/Ru back (1983), Jensen (1988), JarrelVBrickley/Netter (1988) und im deutschen Sprachraum die BeitrAge in Gr6ner (1992). · 9 Vgl. Easterbrook/Fischel ( 1983), Jensen ( 1986), Grossman!Hart ( 1988), Harris/Raviv (1988), Williamson ( 1988). 10 Spezielle Arten von Aktien, wie Vorzugsalctien in Deutschland und preferred stock in den USA, vgl. z.B. Levy/Sarnat (1990), S. 465-467, gewllhren dieses Recht nur, wenn die anderen mit ihnen verbundenen Rechte, z.B. erhöhte Dividendenzahlungen im Vergleich zu anderen Ak.tienformen, verletzt werden.

A. Die Unternehmung und der Kapitalmarkt

165

Weiterbeschäftigung der obersten Entscheidungsträger mitentschieden werden kann. 11 Als Fremdkapital bezeichnete Finanzierungsformen gewähren dagegen in der Regel 12 der Höhe nach fixierte Auszahlungsansprüche an eine Unternehmung und, wenn diese nicht erfüllt werden, Eingriffs- oder Zugriffsrechte auf ihre Vermögenswerte. Es ist das Ziel dieses Abschnittes, mögliche Ursachen für diese charakteristischen Eigenschaften von Fremdkapitalansprüchen aufzuzeigen. 13 Die Darstellung faßt damit eine Reihe von Beiträgen zusammen, die sich in den letzten Jahren mit dieser Problemstellung befaßt haben. 14

I. Die Finanzierung eines einzelnen Investitionsprojektes 15 1. Die allgemeine Modellstruktur

In diesem Unterpunkt sollen Probleme analysiert werden, die bei der Finanzierung eines Investitionsprojektes auftreten, wenn keine vollständigen zustandsabhängigen Verträge abgeschlossen werden können. Es wird ein risikoneutraler, vermögensloser Unternehmer betrachtet, der ein Investitionsprojekt durchführen kann, das eine Anfangsauszahlung von e0 Geldeinheiten erfordert und einen positiven Kapitalwert besitzt. 16 Das notwendige Kapital kann er von einem ebenfalls risikoneutralen Kapitalgeber erhalten, der entweder über aus-

11 Zu den Problemen, auf die man bei der Wahrnehmung dieses Rechtes in der Realität stoßen kann, insbesondere durch geschickte Ausgestaltung institutioneller Arrangements wie des Depotstimmrechtes in Deutschland, vgl. Wenger (1992). 12 Ausnahmen bilden z.B. variabel verzinsliche Wertpapiere. 13 Eine alternative Erklärung auf der Basis exogen angenommener Konkurskosten geben Gale/Hellwig (1985), Townsend (1978). In ihrer Analyse sind fixe Auszahlungsansprüche optimal, da dadurch bei asymmetrisch verteilten Informationen zwischen Kapitalgeber und Kapitalnehmer über die realisierten Einzahlungen einer Unternehmung die erwarteten Überprüfungskosten, in Abhängigkeit von den Meldungen des Kapitalnehmers über die realisierten ProjektertrAge, minimiert werden. 14 Vgl. zum folgenden insbesondere Hart/Moore (1989, 1990b, 1991, 1993), Aghion!Bolton (1988, 1989, 1993), Bolton/Scharfstein (1988,1990), Xie (1990), S. 2-50. 15 Dabei handelt es sich nicht um Kapitalmarktunvollkommenheiten, wie sie in der traditionellen Finanzmarktliteratur diskutiert werden. Vgl. zu einer kurzen Übersicht Franke!Hax (1988), 111.2.5. 16 Vgl. Franke!Hax (1988), S. 116fT.

166

4. Kapitel: Vertragliche Beziehungen der Unternehmung

reichendes Vermögen verfügt, oder im Gegensatz zum Unternehmer nicht den im folgenden unterstellten vertraglichen Unvollkommenheiten unterliegt. 17 Eine Bank könnte ein derartiger Kapitalgeber als Vermittler sein. Sie führt häufig Transaktionen am Kapitalmarkt durch und könnte sich dadurch eine Reputation als verläßlicher Schuldner aufbauen, der zurückzahlt. 18 Damit gäbe es eine alternative Erklärung für die Existenz von Banken als die aus der Kreditrationierungsliteratur bekannte Hypothese, daß Banken spezialisierte Überwachungsfunktionen bei asymmetrisch verteilten Informationen wahrnehmen.19 Am Kapitalmarkt herrscht zwischen den potentiellen Kapitalgebern vollkommene Konkurrenz, so daß die Kapitalgeber in jedem abgeschlossenen Vertrag nur den Kapitalmarktzins als erwartete Rendite erzielen müssen. Die Verträge werden vom Unternehmer ausgearbeitet, wobei zwischen dem Unternehmer und den Kapitalgebern zu jedem Zeitpunkt symmetrisch verteilte Informationen über alle relevanten Projektparameter vorliegen. Zur weiteren Vereinf~chung wird im folgenden unterstellt, daß der Kapitalmarktzinssatz 0 Prozent beträgt, so daß keine Diskontierung der erzielten Projekteinzahlungen erforderlich ist. 20

Die zeitliche Struktur des Modells sieht so aus, daß vor dem Zeitpunkt 0 zwischen dem Unternehmer und dem Kapitalgeber Verhandlungen über einen Kapitalüberlassungsvertrag stattfinden. 21 Sind diese erfolgreich, d.h., sie können

17 Die Annahme, daß ein derartiger Kapitalgeber existiert ist notwendig, damit die im folgenden betrachteten Verhandlungen in dieser Form stattfinden können. Bei sehr vielen Kapitalgebern würden Neuverhandlungen der Verträge zum Problem des Free-Rider-Verhaltens fuhren, vgl. Grossman!Hart (198la), so daß sie eventuell unmöglich würden. Diese Annahme wird in Punkt A.Il. verwendet. Wenige Kapitalgeber bieten aber sehr viel Spielraum für Interdependenzen und Koalitionsbildungen, die in der folgenden, elementaren Darstellung nicht analysiert werden. 18 Vgl. Rowe (1989), S. 36-59, der allerdings kein teilspielperfektes Gleichgewicht ableitet, S. 53, Kreps (1990a) und Nippel (1992), der Informationsasymmetrien hinsichtlich einer nichtbeobachtbaren Projektwahl analysiert. Im Zeitablauf, d.h. bei mehrmaligem Spielen eines lnvestitionsspiels, können Kreditnehmer in seiner Analyse eine Reputation fllr ordnungsgemäße Rückzahlung aufbauen. 19 Vgl. grundlegend Alchian!Demsetz ( 1972) zur Notwendigkeit von Überwachungsmaßnahmen in einem ökonomischen Kontext. Die Kreditrationierungsliteratur geht zurück auf Stiglitz/Weiss (1981). Vgl. auch Stiglitz (1985). 20 Vgl. Hart/Moore (1991), S. 6f., Hart/Moore (1989), S. 6f. 21 D.h., daß der Unternehmer einen Vertrag entwirft, der einem potentiellen Kapitalgeber die Kapitalmarktrendite garantiert, und er die Zahlungsmittel für die Durchführung der Investition erhält. Voraussetzung hierfür ist, daß mit den maximal möglichen Kreditsummen das Investitionsprojekt auch durchgeführt werden kann. Vgl. Hax (1993), Sp. 1078, Hax (1982). Vgl. Ewert(1993)

A. Die Unternehmung und der Kapitalmarkt

167

sich auf einen Vertrag einigen, dann leistet der Kapitalgeber eine Zahlung an den Unternehmer, mit der dieser die Investition im Zeitpunkt 0 durchführt. 22 Dabei soll vertraglich sichergestellt sein, daß der Unternehmer, nachdem er die Zahlung des Kapitalgebers erhalten hat, die Investition auch tatsächlich durchführt und das Geld nicht anders als vertraglich vereinbart verwendet. 23 Nachdem die Investition durchgeführt wurde, können mit den dabei installierten Maschinen und Sachgütern in den folgenden Zeitpunkten t, t=l, .. .,T, d.h. am Ende der jeweiligen Periode t, die Nettoprojekterlöse R; erzielt werden. 24 Damit ist der Kapitalwert des Projektes zum Zeitpunkt t KWE1 = et+ 1+...+ey.. Nach dem Zeitpunkt T sind die im Projekt genutzten Sachwerte wertlos. In der Analyse wird zunächst in A.I.2. unterstellt, daß diese Projekterlöse dem Unternehmer und dem Kapitalgeber bei Abschluß des Finanzierungsvertrags bekannt sind. In A.I.3. wird unterstellt, daß sie unsichere Größen sind, aber beide Akteure die wahre gemeinsame Verteilungsfunktion aller zufälligen Variablen im Projekt kennen. Die Analyse lehnt sich an das Modell aus Kapitel 3 an, in dem unterstellt wird, daß die Gegenwart des Unternehmers, d.h. seine Mitwirkung an der Durchführung des Investitionsprojektes, zu einer Projektrente führt, die nur mit ihm erzielt werden kann. D.h., daß er notwendig für die Produktion mit den im Projekt verwendeten Maschinen und Sachgütern ist. Jedoch sollen sie ohne ihn für andere Akteure nicht wertlos sein, sondern diese können mit den Maschinen lediglich geringere Einzahlungen erzielen. Da die zeitliche Struktur der Projekterlöse ebenso wie die der alternativen Verwendung im weiteren Verlauf von Bedeutung sein wird, soll angenommen werden, daß mit den Maschinen, wenn sie vollständig in der anderen Ver-

zu älteren Darstellungen, die sich mit ähnlich gelagerten Problemen wie die im folgenden diskutierten Beiträge beschlftigen. 22 Vgl. Hax (1993), Sp. 1078. 23 Vgl. Harl/Moore (1989). 24 Vgl. HarliMoore (1991), S. 6. Damit ist die Annahme verbunden, daß die im folgenden betrachteten Probleme, die dadurch entstehen, daß der Unternehmer nicht in der Lage ist, sich gegenüber dem Kapitalgeber glaubwürdig zu den Zahlungen zu verpflichten, die zur Realisation der First-Best-Investitionsentscheidung filhren würden, nur gegenOber dem Kapitalgeber und nicht gegenüber anderen Mitwirkenden am Investitionsprojekt wie z.B. Arbeitnehmern und Lieferanten wirksam werden. Diese Annahme ist im vorliegenden Kontext das Äquivalent zur komparativ-statischen Analyse in der traditionellen Theorie. Eine Analyse bestimmter Interdependenzen zwischen den Vertrigen zur Finanzierung und Verträgen mit den Arbeitnehmern wird in Abschnitt C. erfolgen. An dieser Stelle richtet sich das Interesse jedoch zunächst allein auf die Finanzierungsverträge und aus diesem Grund erfolgt diese vereinfachende Annahme.

168

4. Kapitel: Vertragliche Beziehungen der Unternehmung

wendung eingesetzt werden, in jedem Zeitpunkt t, t=2, ... ,T,25 Erlöse 11 erzielt werden können. 26 Die Liquidation in einem Zeitpunkt t kann in der Form stattfinden, daß die Maschinen des Projektes veräußert werden. Der Käufer zahlt dann sofort den Kapitalwert, d.h. hier die Summe der verbleibenden Einzahlungen in der alternativen Verwendung, KWL1 = lt+1+... +lr. 27 Während für eine einzelne Periode keine allgemeine Aussage darüber möglich ist, in welchem Verhältnis Projekterlöse und Erlöse der alternativen Verwendung zueinander stehen,28 folgt aus der Annahme der Spezifität der im Projekt verwendeten Sachwerte zum Unternehmer, daß r

r

1-l

1-l

L:e,> 1:1,. Während die Zahlungen 11 in A.I.2. sicher sind, wird in A.I.3. unterstellt, daß sie wie die Projekteinzahlungen ebenfalls unsicher sind. 29 Die Durchführung des Investitionsprojektes soll in einer Welt vollkommen kontingenter Finanzierungsverträge, deren Existenz in den Lehrbüchern zur

25 Vgl. Hart/Moore (1991), S.6. Diese Annahme impliziert, daß, nachdem die Investition durchgcfllhrt wurde, das Projekt mindestens fllr eine Periode in der ursprünglich geplanten Version durchgefllhrt werden muß. Die Liquidationsentscheidung ist frühestens im Zeitpunkt 1 möglich. 26 Es soll ferner angenommen werden, daß die Entscheidung, die Maschinen in die alternative Verwendung zu llberfllhren, gleichbedeutend mit einer Liquidation des Investitionsprojektes ist Sie stellt damit eine irreversible Entscheidung dar. Eine Wiederaufnahme des Investitionsprojektes, um zusammen mit dem Unternehmer wieder die ursprünglichen Projekterlöse R; zu erzielen, soll damit aus~eschlossen sein. 2 Damit ist unterstellt, daß zwischen den möglichen Käufern des Investitionsprojektes vollkommene Konkurrenz herrscht, da sie aufgrund dieser Annahme bei ihrem Kauf nur die Kapitalmarktrendite erzielen. 28 Um das Verhandlungsspiellösen zu können, machen Hart/Moore (1991) die Annahme, daß die Projekteinzahlungen nur einmal die Erlöse in der alternativen Verwendung Oberholen und anschließend immer größer sind. Vgl. Hart/Moore (1991), S. 6,13,29. 29 In diesem Falllautet die Bedingung fllr die unternehmerspezifischen Vorteile

r

LE(e,) 1•1

>

r

LE(l,). .. ,

A. Die Unternehmung und der Kapitalmarkt

169

Investitions- und Finanzierungstheorie30 unterstellt wird, optimal sein. Es gilt damit, T

L

c1>-c0

,

bzw.

t-1

wobei e0 die notwendigen Investitionsausgaben im Zeitpunkt 0 bezeichnet. In den beiden folgenden Unterpunkten werden verschiedene vertragliche Unvollkommenheiten betrachtet. Zunächst kann sich in A.I.2. der Unternehmer nicht rechtlich verbindlich dazu verpflichten ,für die gesamte Projektdauer am Projekt mitzuwirken. In A.I.3. wird untersucht, wie ein Investitionsprojekt finanziert werden kann, wenn der Kapitalgeber keine Möglichkeit besitzt, auf die Projekteinzahlungen und das Privatvermögen des Unternehmers direkt zuzugreifen, falls dieser vertraglich vereinbarte Zahlungen nicht leistet. Dabei ist es in beiden Fällen erforderlich, zu bestimmen, was in den Situationen geschieht, für die der ursprüngliche Finanzierungsvertrag keine Regelungen enthält. Im Modell werden diese Situationen durch Annahmen eingeführt, die in der Realität zum einen durch staatliche Restriktionen bei der Ausgestaltung von Verträgen bzw. durch die Weigerung staatlicher Stellen, bestimmte vertragliche Bestimmungen auch durchzusetzen, verursacht werden. Zum anderen sind sie eine Folge der beschränkten Rationalität menschlicher Akteure, die als Vertragsparteien nicht für alle Eventualitäten Regelungen vereinbaren.31 Im folgenden soll darüber hinaus angenommen werden, daß die Haftung der Unternehmer sich nicht auf ihr Privatvermögen erstreckt,32 sondern daß der Kapitalgeber nur auf die im Projekt vorhandenen Maschinen und Sachgüter zurückgreifen kann, falls der Unternehmer sich weigert, vereinbarte Zahlungen an den Kapitalgeber zu leisten.33

30

Vgl. neben Franke/Hax (1988) z.B. Levy/Sarnat (1988, 1990), Brealey/Myers (1984). Dabei wird davon ausgegangen, daß die Akteure perfekt wissen, welche der Regelungen, die sie vereinbaren, im Streitfall von einem Gericht angewendet und durchgesetzt werden. 32 In Punkt A.l.2. kann der Unternehmer im Zeitablauf nicht an den Kapitalgeber gezahlte liquide Mittel ansparen und so ein Privatvermögen bilden. Vgl. Hart/Moore (1991), S.8. 33 Gegen den Einwand, daß in der Realität häufig auch das Privatvermögen als Sicherheit herangezogen wird, kann man mehrere Gegenargumente anfilhren. Das erste ist, daß im folgenden die theoretischen Probleme betrachtet werden, die zu dieser Entwicklung in der Realität mit beigetragen haben. Des weiteren ist auch ein Eingriffsrecht in das Privatvermögen nicht unbedingt eine Erweiterung der folgenden Betrachtungen. Liquide Mittel sind in der Realität leicht zu verbergen, z.B. im Ausland, und sie bilden den wesentlichen Bestandteil des Privatvermögens, das der Unternehmer in den folgenden beiden Punkte besitzt. Sind dagegen die Sachwerte des 31

170

4. Kapitel: Vertragliche Beziehungen der Unternehmung

Für die Analyse in einem Modell bedeutet dies, daß ein Spiel beschrieben werden muß, das die beiden Seiten in dieser Situation spielen werden. Für die Ergebnisse der beiden folgenden Unterpunkte werden dafür strategische Verhandlungsspiele in der extensiven Form verwendet, die zu einfachen spieltheoretischen Ergebnissen führen und dadurch eine ökonomische Analyse erleichtern.34

2. Analyse bei Sicherheit

Im Rahmen des Modells wurde unterstellt, daß die Nettoeinzahlungen des Investitionsprojektes, wenn der Unternehmer am Projekt mitwirkt, höher sind als diejenigen, die in der alternativen Verwendung erzielt werden können. Wenn sich der Unternehmer nicht rechtlich verbindlich dazu verpflichten kann, bis zum Zeitpunkt T am Investitionsprojekt mitzuwirken, 35 dann können nicht mehr alle Investitionsprojekte realisiert werden, die bei Vorliegen vollständiger Finanzierungsverträge durchgeführt würden. 36

a) Verhandlungen

Während der Unternehmer in den üblicherweise analysierten Verträgen im Zeitpunkt 0 den Gegenwartswert aller zukünftigen Projekteinzahlungen erhalten

Privatvermögens Gegenstand der eingerlumten Zugriffs- und Verwertungsrechte, so können diese als Bestandteil der im Rahmen des Projektes gekauften Sachwerte betrachtet werden, so daß die Ergebnisse der Analyse aufrechterhalten bleiben, da der Unternehmer keinerlei Anfangsvermögen besitzt. Des weiteren werden die Ergebnisse durch eine Aufhebung dieser Annahme nicht wesentlich verlndert. Vgl. Hart/Moore (1991), S. 8, Fußnote S. 34 Vgl. zur genauen Beschreibung der jeweils verwendeten Spielstrukturen Hart/Moore (1989), S. 10f., 27-34, Hart/Moore (1991), S. 8-16, A1-A4. 35 Diese Annahme ist durchaus plausibel, da jeder Vertrag, der, z.B. durch privat vereinbarte Geldstrafen oder durch den versuchten Rückgriff auf staatliche Zwangsmaßnahmen filr den Fall einer vorzeitigen Beendigung der Mitarbeit des Unternehmers, z.B. Schadensersatz wegen Vertragsbruchs, dem Unternehmer die Möglichkeit zur Beendigung seiner Mitarbeit wirksam nehmen wollte, dazu filhren würde, daß der Unternehmer de facto bis zum Ende des Investitionsprojektes Eigenturn des Kapitalgebers wAre. Derartige VertrAge werden aber in allen modernen Gesellschaften nicht mehr staatlich durchgesetzt. Vgl. Wenger (1986, 1989) zu einer harschen Kritik an Analysen, die dieses elementare Recht menschlicher Akteure, ihre Zusanunenarbeit mit anderen Menschen aus eigenem Entschluß zu beenden, vernachlllssigen oder ignorieren. 36 Vgl. Franke!Hax (1988), Kap. 111 zu einer Darstellung der traditionellen Finanzierungstheorie.

A. Die Unternehmung und der Kapitalmarkt

171

würde und im Gegenzug die Investition durchführt und alle nachfolgenden Projekteinzahlungen an den Kapitalgeber als Tilgungen zahlt, weil er bis zum Ende am Projekt mitwirken wird, 37 wurde er in der gegebenen Situation im Zeitpunkt 1 einen derartigen Vertrag mit dem Kapitalgeber kündigen, um mit diesem über die Rückzahlungen neu zu verhandeln. Nur wenn das Ergebnis der Neuverhandlungen wäre, daß der Unternehmer keine positiven Auszahlungen in den Neuverhandlungen erreicht und trotzdem am Projekt weiter mitwirkt, wären die first-best Investitionsentscheidungen realisierbar. Führt das Verhandlungsspiel, das nach einer Kündigung des Unternehmers in einer Periode t, die entweder als Kündigung seines Mitwirkungsvertrages, d.h. seines Arbeitsvertrages, am Anfang der Periode oder als Zahlungsverweigerung am Ende der Periode stattfinden kann, 38 als Ergebnis zum Gleichgewicht des Rubinstein-Verhandlungsspiels, so kann sich der Unternehmer die Hälfte des verbleibenden Kapitalwertes KWE1 der Projekteinzahlungen sichern. Bei geeigneter Wahl der Struktur des Verhandlungsspiels kann dieses Ergebnis auf die spieltheoretische Lösung mit Alternative verringert werden, wenn der Kapitalgeber durch die Liquidation des Projektes eine höhere Einzahlung erzielen könnte als die Hälfte von KWE1. 39 In dieser Konstellation WUrde der Kapitalgeber KWL, erhalten. Dies gilt jedoch nur, wenn die Zahlungen, die in dem Vertrag, der das Ergebnis der Neuverhandlungen ist, vom Unternehmer an den Kapitalgeber zu leisten sind, erstens nicht zu einem späteren Zeitpunkt erneut vom Unternehmer gekündigt werden, und sie, zweitens, nicht dazu führen, daß der Unternehmer zu einem der Zeitpunktes, tO, von dem ursprünglich vereinbarten Pfad von Rückzahlungen abweichen. Die Finanzierbarkeil von Investitionsprojekten richtet sich jetzt für ein gegebenes Investitionsprojekt danach, ob der maximal glaubwürdig zurückzahlbare Betrag (bei Diskontierung dessen Gegenwartswert) größer ist als die Investitionssumme I. lnvestitionsprojekte, für die diese Bedingung nicht erfüllt ist, können nicht realisiert werden.43

c) Die Bestimmung der optimalen Rückzahlungsweise Da der Pfad von möglichen Rückzahlungen, der dem größten möglichen Kredit entspricht, von den Projektparametern abhängig ist, kann man untersuchen, wie sich die Finanzierbarkeil des Projektes verändert, wenn bestimmte Eigenschaften des Investitionsprojektes oder der Beteiligten variiert werden. Veränderungen, die die Verhandlungsposition des Unternehmers stärken und damit seine Auszahlungen in den potentiellen Neuverhandlungen erhöhen,

Vgl. Hart/Moore (1991), S. 13fT., Al-A4. Vgl. Hart/Moore (1991), S. 15. 43 Die Annahme, daß der Unternehmer kein Anfangsvermögen besitzt, beeinflußt die qualitative Gültigkeit dieses Ergebnisses nicht. Vgl. Hart/Moore (1991), S. 15. 41

42

A. Die Unternehmung und der Kapitalmarkt

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führen dazu, daß weniger Investitionsprojekte durchgeführt werden können, da jede Mark, die der Unternehmer später zusätzlich in Verhandlungen erzielen kann, eine Mark ist, die der Kapitalgeber am Anfang weniger zur Verfügung stellen wird. Eine solche Stärkung seiner Verhandlungsposition würde sich ereignen, wenn der Unternehmer eine alternative Tätigkeit ausüben könnte, die ihm eine positive Auszahlung liefert und deren Aufnahme seine Mitwirkung am Projekt definitiv beendet. 44 Ein ähnliches Ergebnis stellt sich ein, wenn der Unternehmer in der Lage ist, diejenigen Maschinen und Sachwerte, die die Sicherheit des Kapitalgebers darstellen, zumindest teilweise zu ersetzen und das Projekt fortzuführen, selbst wenn der Kapitalgeber seine Drohung der dann allerdings nur noch teilweisen Liquidation des Projektes wahrgemacht hat. Eine Erhöhung der in jeder Periode möglichen Einzahlungen in der alternativen Verwendung führt dagegen tendentiell zu einer höheren Auszahlung für den Kapitalgeber und damit zu einer höheren möglichen Kreditsumme. Fallen die Projekteinzahlungen dagegen bei konstantem Kapitalwert früher an, so sinken die zu jedem Zeitpunkt noch möglichen Restschulden des Unternehmers, da dadurch nur noch geringere Beträge glaubwürdig zurückgezahlt werden. Dies kann auch zu einer Verringerung der möglichen Kreditsumme führen. 45 Die Rückzahlung an den Kapitalgeber entsprechend einem anfänglich vereinbarten Kreditvertrag stellt nur eine von vielen Möglichkeiten dar, wie der Unternehmer den anfänglichen Kredit t0 zurückzahlen kann. Da die Tilgungsraten immer geringer sind als die realisierten Projekterlöse, kann der Unternehmer mit den liquiden Mitteln, die ihm verbleiben, wenn er den glaubwürdigen Pfad einhält, zusätzliche Tilgungen leisten. 46 Verwendet er immer alle derart

44 Dies ist dann der Fall, wenn die Alternative des Kreditgebers nicht relevant filr die Auszahlung war, sondern die Hälfte des Kapitalwertes des Projektes. Bindet die Alternative des Unternehmers, dann verringert sich die Auszahlung an den Kreditgeber und damit der mögliche Kreditbetrag auf die Differenz zwischen dem Kapitalwert der Projekterlöse und der Alternative des Unternehmers, solange dies mehr ist als die Alternative des Kreditgebers. Falls der Wert der beiden Alternativen zu einem bestimmten Zeitpunkt größer als der entsprechende Kapitalwert der Projekterlöse sein sollte, so wird es zu diesem Zeitpunkt, wie es optimal ist, liquidiert werden. 45 Vgl. zu diesen Ergebnissen Hart/Moore (1991), S. 37-40. 46 Voraussetzung hierfilr ist, daß der Kapitalgeber kein Recht zur KOndigung des ursprOnglichen Vertrages besitzt. Falls er Ober ein solches KOndigungsrecht verfilgt, ist der einzige mögliche Kreditbetrag und der einzige mögliche ROckzahlungspfad der maximal mögliche Kreditbetrag und der dadurch bestinunte teilspielperfekte ROckzahlungspfad. Diese Ergebnisse hängen jedoch stark von der konkreten Ausgestaltung der extensiven Form des Verhandlungsspiels und den Handlungsmöglichkeiten, insbesondere Kontrollrechten Ober Sachgilter und Bargeld, die die beiden Akteure in den einzelnen Zeitpunkten der Verhandlungen, die ihren Entscheidungsknoten entsprechen, besitzen, ab~

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4. Kapitel: Vertragliche Beziehungen der Unternehmung

verfügbaren Mittel zur Tilgung, dann zahlt er den Kredit auf die schnellste mögliche Weise zurück, während die Rückzahlung entsprechend dem ursprünglich maximal glaubWürdigen Tilgungspfad die langsamste aller möglichen Tilgungsweisen ist. Zwischen diesen beiden Extremen liegen viele Möglichkeiten, wie der Unternehmer, z.B. auf der Basis intertemporaler Konsumentscheidungen, am besten den Kredit zurückzahlen kann. 47 Unter bestimmten Umstanden ist es jedoch möglich, eine bestimmte Rückzahlungsweise zu finden, die für den Unternehmer optimal ist. Verfügt er über eine Möglichkeit, mit seinen liquiden Mitteln in einer alternativen Verwendung mehr als den Kapitalmarktzins zu erzielen, so ist der langsamste Tilgungspfad der optimale, genauso wie der schnellste Tilgungspfad optimal ist, wenn der Kapitalgeber über eine solche Möglichkeit verfügt. 48

d) Allgemeine Eigenschaften der Rückzahlungsverträge Die ir.. diesem Unterpunkt vorgestellten Finanzierungsverträge, die auf das Verhalten des Unternehmers wirken, weil ein Vertragsverstoß oder die Kündigung des Vertrages durch den Unternehmer dazu führen, daß der Kapitalgeber auf die Maschinen zugreifen kann, die der Unternehmer im Rahmen des Projektes benötigt, bestehen aus ex ante der Höhe und dem Zeitpunkt nach bekannten Zahlungen zwischen Unternehmer und Kapitalgeber. In der Verbindung mit dem bedingten Kontrollrecht an den Maschinen haben sie damit die wesentlichen Eigenschaften von Verträgen, die allgemein als Kreditverträge bezeichnet werden. Im Gegensatz zu anderen Beiträgen in der Literatur folgt die Eigenschaft der der Höhe nach bekannten Zahlungen jedoch nicht aus exogenen Prüfkosten bei Unsicherheit, sondern aus der Forderung, daß die Rückzahlung des Kredites für die Akteure ein teilspielperfektes Gleichgewicht bei vollkommenen Informatio-

Vgl. Hart/Moore (1991), S. 20ff. Vgl. Hart/Moore (1991), S. 25-28. Die erste Aussage rührt daher, daß der Unternehmer dadurch die meisten Mittel zur Anlage in der alternativen Verwendung zur Verfügung hat. Analog ergibt sich die zweite Behauptung. Der Kapitalgeber muß mindestens seine Alternativverzinsung erhalten. Ist diese i>O, so würde eine Mark, die der Unternehmer in einem Zeitpunkt t zur Verfügung hat und die er nicht sofort zur Rückzahlung verwendet, dazu filhren, daß er eine Periode später ( 1+i) Mark zurückzahlen muß. Wenn er also keine Anlagemöglichkeit filr das Geld hat, die einen größeren Ertrag als i erzielt, dann kann es nicht optimal sein, nicht so schnell wie möglich zu tilgen. 47

48

A. Die Unternehmung und der Kapitalmarkt

175

nen unter Sicherheit darstellen soll. Dabei bestimmen die möglichen Verhandlungen die Aufteilung der Erträge zwischen den Akteuren, obwohl niemals tatsächlich Verhandlungen stattfinden. Dies ändert sich, wenn im folgenden Unsicherheit in die Finanzierungssituation eingeführt wird.

3. Analyse bei Unsicherheit

Wird in den im vorigen Unterpunkt verwendeten Modellkontext Unsicherheit eingeführt, so wird die Analyse rasch derart komplex, daß sie nur in der Beschränkung auf zwei oder drei Perioden sinnvoll möglich ist. 49

a) Die Kreditbeziehung im 2-Perioden-Mode/1 In der weiteren Analyse soll der Kapitalgeber, wie schon oben, das Recht besitzen, das Projekt zu liquidieren, wenn der Unternehmer eine vertragliche Zahlungsverpflichtung nicht erfüllt. 50 Dabei soll es jetzt möglich sein, das Projekt nur teilweise zu liquidieren. 51 Dies geschieht in der Weise, daß ein Gerichtsvollzieher mit der Versteigerung des entsprechenden Anteils an den Sachwerten beauftragt wird. 52 Diese Einbeziehung eines zusätzlichen Akteurs ist erforderlich, da im folgenden angenommen werden soll, daß der Unternehmer alle in der Unternehmung anfallenden liquiden Mittel vollständig kontrolliert und sowohl Kapitalgeber als auch Gerichtsvollzieher auch im Falle einer Zahlungsverweigerung keine Möglichkeiten haben, auf sie zuzugreifen. ~3 Der

49 Vgl. Hax (1993) und Franke/Hax (1988), Kapitel V, zu einer Darstellung der traditionellen Analyse. Bei T Zeitpunkten im obigen Modell gibtesTmögliche Teilspiele von Verhandlungen, die das Ergebnis des ursprllnglichen Vertrages bestimmen und alle rekursiv bestimmt werden müßten. Ist nur eine der Projektvariablen eine stetig verteilte zullllige Variable, so sind nach der Beseitigung der Unsicherheit bereits unendlich viele Verhandlungsspiele möglich. Aus diesem Grund sind die in diesem Unterpunkt vorgestellten Ergebnisse wenig allgemeingültig und machen nur gewisse charakteristische Eigenschaften der Verträge deutlich. Eine Analyse im Rahmen von 4 Perioden wäre zwar möglich, verspricht aber angesichts der zahlreichen dabei zu untersuchenden Fallkonstellationen keine grundsätzlich neuen Erkenntnisse über die 3-Perioden-Betrachtung hinaus. 50 Vgl. Hart/Moore (1989), S. 8. 51 Die folgende Analyse entspricht damit dem Vergleich und den Vergleichsverhandlungen, wie sie im deutschen Recht vorgesehen sind. Vgl. Maus (1993). Zur Vereinfachung der Analyse werden aber nur Verbandlungen zwischen Unternehmer und Kapitalgeber betrachtet. 52 Vgl. Hart/Moore (1989), S. 10. 53 Vgl. Hart/Moore (1989), S. 8.

176

4. Kapitel: Vertragliche Beziehungen der Unternehmung

Kapitalgeber erhält Zahlungen aus den Projekterlösen daher nur, wenn der Unternehmer sie freiwillig leistet. 54 Diese Situation bedeutet, daß der Unternehmer durch Zahlungen an den Kapitalgeber aus den vorhandenen liquiden Mitteln diesem das Recht zur weiteren Benutzung der im Projekt vorhandenen Sachwerte abkauft. In diesem Modell können jetzt reale Konkurskosten entstehen.55 Die Ursache hierfür sind die folgenden Überlegungen: Da der Unternehmer am Ende der letzten Periode niemals eine Zahlung an den Kapitalgeber leisten wird, 56 muß der Kapitalgeber mindestens eine Periode vorher seinen Kredit vollständig zurückerhalten haben. Besitzt der Unternehmer aber aufgrundder zeitlichen Struktur der Projekterlöse nicht genug liquide Mittel, um die dazu notwendige Zahlung vollständig zu leisten, dann wird der Kapitalgeber Teile des Investitionsprojektes liquidieren, um an sein Geld zu kommen. Dabei kann der Kapitalgeber auch auf einen Teil seiner Forderungen verzichten, falls der Unternehmer dann den verbleibenden Betrag bezahlen kann. 57 Die Illiquidität des Unternehmers verursacht damit reale Konkurskosten in Höhe der Differenz zwischen den Projekteinzahlungen und den Einzahlungen, die in der alternativen Verwendung erzielt werden können, bezogen auf den Teil des Investitionsprojektes, der vom Gerichtsvollzieher liquidiert wird. 58 Ist es möglich, das Projekt beliebig zu teilen, so daß es, falls der Unternehmer nicht über ausreichende Zahlungsmittel verfügt, nicht vollständig liquidiert

54 Eine entgegengesetzte Analyse fllhrt Xie (1990), Vgl. S. 5f. durch. In seinem Modell hat das Management, das angestellt wird, nachdem der Unternehmer die Unternehmung verilußert hat, keinerlei Möglichkeit, die liquiden Mittel zu verbergen. Dies ist die gleiche Vorgehensweise wie sie Hart/Moore (1991) verfolgen. 55 Dies steht im Gegensatz zu den rein exogenen Konkurskosten bei Gale/Hellwig (1985) und Townsend (1978). Die Methode, exogene Kosten, z.B. bei der Emission neuer Wertpapiere, zu unterstellen, verwenden auch Allen!Gale (1989). Sie ist kennzeichnend für die Vorgehensweise, die in der streng formalen Theorie zum Design optimaler Wertpapiere gewilhlt wird. 56 Dieses Ergebnis könnte sich durch ReputationsOberlegungen Indem, wenn der Unternehmer wiederholt Investitionsprojekte durchführen wilrde. Die Analyse beschränkt sich jedoch auf die Finanzierung eines einmaligen lnvestitionsprojektes. Vgl.die Überlegungen zur Existenz von Banken am Beginn von A.l.l. 57 Könnte der Kapitalgeber keine Forderungen erlassen, so hätte der Unternehmer keinen Anreiz eine teilweise Zahlung zu leisten, da er dafür keine Gegenleistung in Form eines Anteils am Pr~ekt, der nicht verilußert wird, erbalten wilrde. 8 Vgl. hierzu Hart/Moore (1989), S. 9-12.

A. Die Unternehmung und der Kapitalmarkt

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werden muß, dann ist die Bedingung, die in einem Zwei-Perioden-Modell59 zur Finanzierbarkeil des Projektes erfüllt sein muß, 60

Die Realisation e2 von e2 ist in den Verhandlungen die maximale Zahlungsbereitschaft des Unternehmers für die Weiterführung des Projektes bis zum Ende. Falls er im Zeitpunkt 1 nicht über ausreichende liquide Mittel verfügt, um die volle Summe e2 zu bezahlen, so erhält der Kapitalgeber alles, was der Unternehmer bezahlen kann, also e 1, und den Liquidationserlös des Teils des Projektes, der liquidiert wird, (l-(e/e2))1 2 . 61 Im Rahmen des Kreditvertrages stehen dem Unternehmer jetzt zwei Instrumente zur Verfügung, mit denen er die erwarteten Auszahlungen des Kapitalgebers in den Verhandlungen auf die Investitionskosten und damit die ursprüngliche Kreditsumme reduzieren kann, falls die obige Formel eine echte Ungleichung sein sollte, damit der Kapitalgeber nur die Kapitalmarktrendite erzielt. Diese beiden Instrumente sind die Tilgungsrate z 1 und die anfängliche Kreditauszahlung, sofern sie die notwendigen Investitionsausgaben übersteigt, Zo=e0+Z, wobei Z eine Zahlung bezeichnet, die der Unternehmer über die für die Investition benötigte Summe e0 hinaus erhält. z 1 ist ein Instrument, um ex post im Zeitpunkt 1, nachdem die Unsicherheit beseitigt ist, Verhandlungen zwischen dem Unternehmer und dem Kapitalgeber herbeizuführen. Z>O kann die Konkurskosten verringern, wenn bei niedrigen Realisationen von R1 ein sehr großer Anteil des Projektes, mit entsprechend hohen Konkurskosten, liquidiert würde. 62 Den Ausgleich erhält der Kapitalgeber, wenn er in hohen Realisationen

59 Dabei wird angenommen, daß F(e 1,e ,1J die gemeinsame Verteilungsfunktion der 3 zußlligen 2 Variablen e 1 1 und 12 ist. 60 Vgl. Hart/Moore (1989), S. 18, Proposition 1. Diesen Erwartungswert der ROckzahlungen in Neuverhandlungen kann der Kapitalgeber immer dann realisieren, wenn es im Zeitpunkt 1 zu Verhandlungen mit dem Unternehmer kommt. Eine Möglichkeit, um sicherzustellen, daß dies der Fall ist, stellt eine Tilgungszahlung z 1 dar, die der Unternehmer niemals leisten kann, z.B. z 1=oo. Vgl. zu den Details eines Verhandlungsspiels, das zu diesem Ergebnis filhrt Hart/Moore (1989), S. 15-18. 61 Der Unternehmer zahlt damit e filr einen Anteil von e /e des lnvestitionsprojektes, den er 1 1 2 bis zum Ende kontrollieren kamt. Damit erzielt er genau den Ertrag, den er bei einer Anlage am Kar,italmarkt erzielt hätte, e 1 ·e/e2=e1• 2 Dies wire z.B. dann der Fall, wenn das realisierte e1 hoch, aber die Realisationen von e 1 und 12 niedrig sind. Trotz hoher Zahlungsbereitschaft in einem solchen Umweltzustand wäre der Unternehmer nicht in der Lage, die Liquidation abzuwenden.

,e

12 KraUJe

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4. Kapitel: Vertragliche Beziehungen der Unternehmung

von e1 und 12 in den Verhandlungen eine höhere Zahlung für die Fortführung des Projektes durch den Unternehmer erhält. 63 Dazu muß z 1 entsprechend hoch sein, um entweder die erforderliche Zahlung zu garantieren oder um die notwendigen Verhandlungen herbeizuführen. Beide Instrumente wirken unterschiedlich stark, da der Kapitalgeber Z immer auszahlt, ein zum Ausgleich erhöhtes z1 jedoch nicht in allen Umweltzuständen in voller Höhe erhält. 64

b) Die Kreditbeziehung im 3-Perioden-Model/

Bei drei Perioden werden die möglichen Verhandlungen, deren Ergebnisse den ursprünglichen Vertrag beeinflussen, schon wesentlich komplexer. Neuverhandlungen können im Zeitpunkt 1 stattfinden oder im Zeitpunkt 2, falls vorher keine Neuverhandlungen stattgefunden haben. 65 Während die Verhandlungen im Zeitpunkt 2 wie in einem Zwei-PeriodenModell ablaufen, können diejenigen im Zeitpunkt 1 mehrere mögliche Ergebnisse haben. 66

63 Eine Ihnliehe Analyse gibt es auch im Bereich der makroökonomischen Theorie. Die maximalen Kredite, die ein Schuldnerland erhalten kann, um Investitionen durchzuf'O.hren, wenn es die Möglichkeit hat, seine Schulden nicht zu bezahlen, diskutiert Sachs (1984), S. 17-28. Eine neuere Analyse unter expliziter BeJilcksichtigung von Zeitkonsistenzproblemen, vgl. die Einleitung von Abschnitt B. im zweiten Kapitel, fllhren Schwartz/Zurita (1992) durch. 64 Vgl. dazu anband von Zahlenbeispielen Hart/Moore (1989), S. 19-26. 65 Haben im Zeitpunkt 1, nach Au1hebung der Unsicherheit, Neuverhandlungen stattgefunden, dann muß ihr Ergebnis, da dann bei Sicherheit und symmetrisch verteilten Informationen verhandelt wird, ein teilspielperfekter Rückzahlungspfad wie im vorigen Unterpunkt sein. Dann kann es im Zeirunkt 2 nicht erneut Verhandlungen geben. 6 Dabei werden die gesamten Forderungen des Kapitalsgebers an den Unternehmer, z 1+z1, sofort fllllig. Vgl. Maus (1993), Baird (1992), Kapitel4. Diese Ergebnisse werden realisiert, wenn im Verhandlungsspiel nur der Unternehmer einen neuen Vertrag vorschlagen kann. Die Optionen des Kapitalgebers sind dagegen entweder die Stundung der fllligen, aber nicht geleisteten Zahlung oder die sofortige Vollstreckung der gesamten Forderung z 1+z1, nicht aber der Vorschlag eines neuen Kreditvertrages z 1'+z1'. Hart/Moore (1989) geben dem Kapitalgeber in ihrem Verhandlungsspiel in den ex post Verhandlungen eine möglichst starke Verbandlungsposition. Die Ursache fllr diese Vorgehensweise ist, daß jede Stlrkung der Verhandlungsposition des Unternehmers dazu fllhrt, daß er, da er in den Verbandlungen in einem gegebenen Umweltzustand mehr erbllt, ex ante entsprechend geringere Kredite erbalten wird. Damit wird der Effekt, daß zuwenig Investitionsprojekte finanziert werden, verstärkt.

A. Die Unternehmung und der Kapitalmarkt

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(1) Der Unternehmer kann sofort zahlen, soviel er kann, der Kapitalgeber liquidiert einen Teil des Projektes, und die vertragliche Beziehung zwischen den beiden Akteuren ist beendet. 67

(2) Oder der Unternehmer bietet einen neuen Vertrag an, der aus einer Zahlung z 1' in 1, einer von z,_' in 2 und einem Teil des Projektes, der sofort, und einem Teil, der erst im Zeitpunkt 2 liquidiert wird, besteht. 68 (3) Als letzte Möglichkeit kann der Kreditgeber die Zahlungsverweigerung des Unternehmers im Zeitpunkt 1 ignorieren und seine Forderungen bis zum Zeitpunkt 2 stunden. In der letzten Situation kann der Kreditgeber die folgenden Auszahlung erreichen:

Diese Auszahlungen, die der Kapitalgeber im Zeitpunkt 2 in den Verhandlungen erhalten kann, setzen sich wie folgt zusammen: Der erste Term ist seine Auszahlung, wenn der Unternehmer über ausreichend liquide Mittel e 1+e2+Z verfügt, um die fällige Forderung z 1+z,_ zu bezahlen, und er diese auch leistet, weil seine Zahlungsbereitschaft e3 noch größer ist. Der zweite Term gibt an, wieviel der Unternehmer zahlt, wenn er genug Bargeld hat, um seine maximale Zahlungsbereitschaft für das Projekt in Periode 3, nämlich e3 , voll zu bezahlen, dies aber weniger ist, als die Forderung z 1+z,_ des Kapitalgebers. Der letzte Term schließlich gibt an, wie sich die Auszahlung entwickelt, wenn ein Teil des Projekts liquidiert wird, weil der Unternehmer nicht über genug Bargeld verfügt, um das ganze Projekt unter seiner Kontrolle zu behalten, obwohl e3, seine realisierte Bewertung für die Fortführung, hoch genug ist. 69 Dagegen wird das Ergebnis der Neuverhandlungen für den Kapitalgeber, wenn er einen Teil der Schulden erläßt und den Rest entsprechend der Zahlungsbereitschaft und -fähigkeit sofort eintreiben läßt oder der Unternehmer ein entsprechendes Angebot macht durch70

67 Dies entspricht den Regelungen im deutschen Recht nach einem etfolgreichen Vergleich. Vgl. Maus (1993), Sp. 4513 mit Verweis auf§1091 Ziff. 3 Vergleichsordnung. 68 Dieser neue Vertrag muß, wenn er vom Kapitalgeber angenommen werden soll, teilspielperfekt sein, da beide Akteure jetzt, wie eben, bei Sicherheit agieren. 69 Vgl. Hart/Moore (1989), S. 29. 70 Dies entspricht den maximalen Vergleichszahlungen, die der Gllubiger erzielen kann und die ihm der Unternehmer daher bieten muß. Da der Unternehmer nun ein Angebot machen kann, besteht jetzt die Möglichkeit, die Konkurskosten zu senken. Die Ursache hierfnr ist, daß bei der

12•

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4. Kapitel: Vertragliche Beziehungen der Unternehmung

charakterisiert. Hier ist der erste Tenn wieder relevant, wenn das Bargeld71 des Unternehmers, jetzt e 1+Z, ausreicht, die gesamte Forderung z 1 ~ zu bezahlen und diese geringer ist als die Zahlungsbereitschaft des Unternehmers für die Fortführung des Projektes e2+e3• Der zweite gibt wiederum die maximale Zahlungsbereitschaft für das Projekt, nun aber für die Nutzung in Periode 2 und 3 an. Sie wird bezahlt, wenn zwar das Barvermögen dazu ausreicht, aber die höhere Forderung z 1 ~ des Kapitalgebers nicht voll befriedigt wird. Der dritte Term wird von Bedeutung, wenn mangels vorhandenen Bargeldes ein Teil des Projekts liquidiert werden müßte. Dabei ist zu beachten, daß in diesem Fall die höheren Verkaufserlöse 12+1 3 für die Maschinen erzielt werden könnten. 72 Falls der Unternehmer in der Lage und bereit ist, die vereinbarte Tilgungsrate z 1 zu bezahlen und erst im Zeitpunkt 2 Neuverhandlungen erforderlich werden, lautet die Auszahlung für den Kapitalgeber

Erneut ist der erste Tenn in der Klammer die Auszahlung, wenn genug Bargeld vorhanden ist, um ~ zu bezahlen, und diese Forderung auch nicht höher ist, als die Zahlungsbereitschaft des Unternehmers für die Fortführung des Projektes e3 . Dann folgt der Term für den Fall, daß trotz ausreichendem Bargeld ~>e3 ist und der Kapitalgeber demnach nur e3 erhalten wird. Schließ-

Aktion des Gläubigers nur die vorhandenen liquiden Mittel, Z+e1 zur Verfilgung stehen, während der Unternehmer in seinem Vorschlag auch noch einen Teil der Mittel e 1 einbeziehen kann, soweit der Kapitalgeber glaubt, daß er sie bezahlen wird. Dadurch werden weniger Maschinen veräußert, der Kapitalgeber erhält aber Zahlungen, als ob Liquidationserlöse von 11+13, bezogen auf den veräußerten Anteil, erzielt worden wAren. 71 Man könnte darober diskutieren, ob an dieser Stelle der Begriff Bargeld oder der Begriff Vermögen angemessener ist. Da es sich um Vermögenswerte handeln muß, die jederzeit als Zahlungsmittel verwendet werden können, erscheint es sinnvoll, den BegriffBargeld zu verwenden, da Vermögen üblicherweise weiter gefaßt ist und auch Werte enthält, die nicht direkt liquide sind. 72 Damit verhindert die Zusage von Zahlungen z1', daß der Kapitalgeber tatsächlich im vollen Ausmaß Maschinen veräußern läßt. Vgl. Hart/Moore (1989), S. 3If., A2-AS.

A. Die Unternehmung und der Kapitalmarkt

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lieh folgt die Auszahlung für den Fall, daß wieder Liquidationen erforderlich sind.73 Es hangt jetzt vom realisierten Umweltzustand ab, welche der drei Auszahlungen der Kapitalgeber tatsächlich erzielen wird. Es existieren plausible Konstellationen, in denen die eine oder die andere Variante relevant werden wird. 74 Der Erwartungswert aller Auszahlungen des Kapitalgebers, der damit die Durchführbarkeit von Investitionsprojekten in diesem Drei-Perioden-Modell bestimmt, lautet dann

Sollte dies für einen Vertrag (z 1 ,~,Z) eine echte Ungleichung sein, dann kann der Unternehmer durch eine Variation der 3 Vertragsparameter die Teilnahmerestriktion des Kapitalgebers so lange verändern, bis eine Gleichung vorliegt. 75 Im Drei-Perioden-Modell ist jetzt auch eine Diskussion von unterschiedlichen Finanzierungsverträgen, und zwar kurz- und langfristigen Kreditverträgen, möglich. 76 Ein kurzfristiger Kreditvertrag ist ein Vertrag, bei dem ~=0 vereinbart wird, oder bei dem immer im Zeitpunkt 1 Neuverhandlungen stattfinden. Ein langfristiger Kreditvertrag ist ein Kreditvertrag, bei dem ~>0 vereinbart wurde und bei dem wenigstens in einigen der möglichen Umweltzustande im Zeitpunkt 1 keine Neuverhandlungen stattfinden. 77 Eine allgemeine Analyse, wie sich Veränderungen der Projektparameter auf die Vertragsinstrumente z 1, ~und Z auswirken, und welche negativen Wohlfahrtskonsequenzen in Form der erwarteten Konkurskosten sich daraus ergeben, ist nicht mehr möglich. Es können Zahlenbeispiele entwickelt werden, in denen die Finanzierung eines gegebenen Investitionsprojektes entweder mit einem kurz- oder mit einem langfristigen Kreditvertrag optimal ist. 78

73 Vgl. Hart/Moore (1989), S. 33f. Im Gegensatz zum eben gesagten mOssen aber in dieser Konstellation die Sachwerte im entsprechenden Ausmaß veräußert werden. 74 Vgl. Hart/Moore (1989), S. 34-37, Proposition 6 zum teilspielperfekten Gleichgewicht des Verhandlungsspiels in einem realisierten Umweltzustand. 75 Vgl. Hart/Moore (1989), S. 38f., Proposition 7. 76 Vgl. z.B. die Analyse von Hart/Moore (1993). 77 Vgl. Hart/Moore (1989), S. 40. 78 Vgl. Hart/Moore (1989), S. 43-55.

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4. Kapitel: Vertragliche Beziehungen der Unternehmung 4. Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse

In diesem Punkt wurde wttersucht, welche Effekte sich bei der Finanzierwtg eines Investitionsprojektes ergeben, wenn der Kapitalgeber nur wenige Möglichkeiten besitzt, das Verhalten des Unternehmers, der dazu noch für die planmäßige Entwicklwtg des Projektes erforderlich war, zu beeinflussen. Dabei standen die Rechte, die der Kreditgeber an den Vermögenswerten des Unternehmers besitzt, wenn dieser seinen vertraglichen Verpflichtwtgen nicht nachkommt, im Vordergrwtd. Wenn der Unternehmer Vermögenswerte benötigt, um für sich selbst im Rahmen des Investitionsprojektes Vorteile zu erzielen, dann bietet das Kontrollrecht über die Vermögenswerte eine Möglichkeit, die Handlwtgen des Unternehmers, wenn auch nur indirekt, zu beeinflussen. Diese eingeschränkten Möglichkeiten des Unternehmers, sich selbst glaubwürdig zu Handlwtgen in der Zukunft zu verpflichten, sei es zur Mitarbeit für einen bestimmten Zeitraum oder sei es zur Zurockzahlwtg einer ausstehenden Schuld, führen zu Ergebnissen, die, relativ zu den Lehrbuchergebnissen der traditionel!en Investitions- wtd Finanzierwtgstheorie, aus wohlfahrtstheoretischer Sichtweise suboptimal sind. Ein Ergebnis, das allgemein allerdings nicht überraschen wird, da im Vergleich zu einer first-best Welt eine Einschränkung der Handlwtgsmöglichkeiten von Akteuren zu Wohlfahrtsverlusten führt. Im Mittelpunkt des Interesses standen jedoch die Auswirkungen von Kontrollrechten in unterschiedlichen Situationen. Es hat sich gezeigt, daß sie, wenn auch wtvollkommen wirkende, mögliche Instrumente dazu sind, Akteure, die einen großen Grad an Freiheiten in ihren Handlungen zur Verfügwtg haben, in ihren Entscheidwtgen zu beeinflussen.

ll. Die Finanzierung zusätzlicher Investitionsprojekte

Gegenstand dieses Punktes ist die Analyse der Wirkung von Einwirkungsrechten, die mit wtterschiedlichen Finanzierungsverträgen verbwtden sind, auf die Verwendwtg von in der Unternehmung vorhandenen liquiden Mitteln, wenn die Möglichkeit besteht, zusätzliche Investitionsprojekte durchzuführen. Während im vorigen Punkt die charakteristischen Eigenschaften von Kreditverträgen im Vordergrwtd standen wtd nur ansatzweise Elemente einer Kapitalstruktur im üblichen Sinne zu erkennen waren, ist jetzt die Bestimmung einer optimalen Kapitalstruktur möglich. Dabei stehen nicht die Anreizwirkwtgen der wtterschiedlichen Wertpapierarten hinsichtlich der Arbeitsentscheidwtgen

A. Die Unternehmung und der Kapitalmarkt

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angestellter Manager oder der Auswahl zwischen unterschiedlichen Investitionsprojekten unter Risikoaspekten im Mittelpunkt, sondern es geht darum, ob die Manager Investitionsprojekte überhaupt finanzieren können, wenn deren Durchführung optimal ist, oder ob ihre Möglichkeiten zur Durchführung von Investitionsprojekten besser eingeschränkt werden. Darüber hinaus wird eine realitätsnähere Situation betrachtet, da es nicht um die Finanzierung eines einzelnen Investitionsprojektes geht, sondern untersucht wird, welche Finanzierungsentscheidungen getroffen werden, wenn zusätzliche Investitionsprojekte, so wie es in realen Unternehmungen in der Regel der Fall ist, finanziert werden sollen.79

1. Die Modellstruktur

a) Die Akteure und die Umwelt Zu Beginn, im Zeitpunkt 0, besitzt ein Unternehmer eine Unternehmung, die bereits Investitionsprojekte durchführt, die in den beiden zukünftigen Zeitpunkten I und 2 jeweils zufällige Erträge e1 und e2 erbringen. 80 Im Zeitpunkt 0 veräußert der Unternehmer die Unternehmung am Kapitalmarkt und versucht deshalb, den Marktwert aller Wertpapiere der Unternehmung,81 seinen Veräußerungserlös, zu maximieren. 82 Er gestaltet die Kapitalstruktur mit der Absicht, dieses Ziel zu erreichen. Das Problem, vor dem er dabei steht, ist, daß, nachdem er durch den Verkauf aus der Unternehmung ausgeschieden ist, ein Team von angestellten Managern die Unternehmung führt. Dieses Team soll eine

79 Diese Modellslnlktur geht zurück aufMyers ( 1977). Vgl. zum folgenden HartiMoore (1990), S. Stf. WAhrend im folgenden die Wechselwirkungen zwischen alten und neuen Investitionsprojekten einer Unternehmung diskutiert wird, haben Bolton/Scharfstein (1988, 1990) die Interdepcn· denz zwischen verschiedenen Unternehmungen analysiert. Wird es Managern durch die Kapitalstruktur erschwert, neue Investitionsprojekte durchzufllhrcn. wenn sie geringe Erfolge haben, oder wird eine Unternehmung durch den Einsatz dieses Instrument aufgelöst, wenn sie keinen Erfolg hat, dann kann dies dazu ftlhrcn, daß in einem Oligopol rivalisierende Unternehmen, die mehr Mittel zur Velfllgung haben, einen Verdrlngungswettbewerb ftlhren und gewinnen können. 80 Danach sind die vorhandenen Maschinen wertlos und die Unternehmung wird liquidiert. 81 Im folgenden wird angenommen, daß das spezifische Risiko der Unternehmung und ihrer Investitionsprojekte vollstlndig diversifiZierbar ist, und wir setzen zur Vereinfachung den Kapitalmarlct.zinssatz erneut auf 0 fest. 82 Diese analytische Perpektive geht zurOck auf Jensen/Meckling (1976).

184

4. Kapitel: Vertragliche Beziehungen der Unternehmung

uneingeschränkte Präferenz für die Durchführung von Investitionsprojekten haben. 83 Im Zeitpunkt 1 wird ein weiteres Investitionsprojekt durchführbar, ~essen Ertrag im Zeitpunkt 2, i', und dessen Investitionskosten im Zeitpunkt 1, i, zum Zeitpunkt der Entscheidung über die Kapitalstruktur unsicher sind. 84 Die Unsicherheit über alle Größen wird vor dem Zeitpunkt 1, wenn das angestellte Management über die Durchführung des zusätzlichen Investitionsprojektes entscheiden muß, beseitigt. Aufgrund der Präferenzen des Managements wird eine Investition selbst dann durchgeführt, wenn in einem Umweltzustand i>r eingetreten ist, sofern e12:i realisiert wurde. 85

b) Die möglichen Vertragsformen

Die einzelnen, relevanten Größen e1, e2, i' und i sollen ex ante nicht verifizierbar sein. Ex post, im Zeitpunkt 2, sollen die Gerichte lediglich in der Lage sein, die insgesamt aus der Unternehmung ausgezahlte Summe zu überprüfen. Diese soll im folgenden mit S bezeichnet werden. Alle Wertpapiere, die im Zeitpunkt 0 emittiert werden, müssen im Zeitpunkt 2 zurückgezahlt werden, aber nicht früher. Damit sind neben kurzfristigen Kreditvertragen auch Dividendenzahlungen an die Aktionare ausgeschlossen. 86 Ferner ist es nicht möglich, das Management im Zeitpunkt 1 im Rahmen des Marktes für Unternehmenskontrolle, z.B. durch Abstimmung der Aktionare oder Übernahme der Unternehmung, zu ersetzen. Es soll weiter angenommen werden, daß die Manager auch keine andere Möglichkeit haben, sich im Zeitpunkt ihrer Einstellung verbindlich zu ver-

83 Dies ist ein direkte Anlehnung an die Modelle der Managertheorien der Unternehmung. Der betrachtete Aspekt der verfilgung über in der Unternehmung vorhandene freie liquide Mittel, die noch nicht gebunden sind, geht auf Jensen (1986) zurück.. Vgl. Blanchard et. al. (1993) zu einer empirischen Untersuchung dieser Hypothese. Sie kommen zu dem Ergebnis, daß in Unternehmen, die keine guten Investitionsmöglichkeiten besitzen, überraschend erzielte Erträge von den Managern lieber intern veJWendet als ausgeschüttet werden. _ 84 Die gemeinsame Verteilungsfunktion der vier zufllligen Variablen sei F(e 1,e1,r,i). 85 Vgl. Hart/Moore (1990b), S. 6f. 86 Hart/Moore (1993) analysieren in ihrer Oberarbeiteten Version von Hart/Moore ( 1990b) auch kurzfristige Kreditverträge, die zu Auszahlungen im Zeitpunkt 1 verpflichten. Die agency-theoretische Begründung von Dividendenzahlungen geht zurück. auf Easterbrook (1984).

A. Die Unternehmung und der Kapitalmarkt

185

pflichten, im Zeitpunkt 1 nur Investitionsprojekte mit positivem Kapitalwert durchzuführen. 87 Die Kapitalstruktur bietet jetzt als Kombination verschiedener Verträge eine Möglichkeit, wie der Unternehmer den Entscheidungsspielraum des Managements im Zeitpunkt 1, der zur Vernichtung von Kapital verwendet werden kann, beschränken kann. Die verschiedenen Wertpapierformen oder Arten von Finanzierungsverträgen sollen jetzt nicht mehr danach unterschieden werden, welche Rechte sie hinsichtlich des direkten Zugriffs auf die Vermögenswerte der Unternehmung gewähren, sondern welche Rechte auf Auszahlungen sie gegenüber anderen Wertpapieren, die im Zeitpunkt I emittiert werden, im Zeitpunkt 2 verbriefen. Wird die Unternehmung im Zeitpunkt 0 nur mit Aktien finanziert, dann ist es im Zeitpunkt l möglich, Wertpapiere, z.B. Anleihen, zu emittieren, oder auch Kredite aufzunehmen, deren Anspruche im Zeitpunkt 2 an die vorhandenen liquiden Mittel S der Unternehmung befriedigt werden, bevor die Aktionäre in der Liquidation der Unternehmung den Rest der liquiden Mittel erhalten. 88 Werden dagegen im Zeitpunkt 0 Anleihen emittiert, für die die vorhandenen Vermögenswerte als Sicherheiten dienen und die im Zeitpunkt 2 absoluten Vorrang bei der Auszahlung garantieren,89 dann können im Zeitpunkt 1 nur zusätzliche Wertpapiere emittiert werden, wenn diese im Zeitpunkt 2 zu Auszahlungen an ihre Besitzer führen, die ihnen die Kapitalmarktrendite erbringen, nachdem die Zahlungsanspruche der Besitzer der Anleihen oder der Kreditgeber aus dem Zeitpunkt 0 vollständig befriedigt worden sind. 90

87 Im folgenden sind damit die in der finanzwirtschaftliehen Agency-Theorie diskutierten Entlohnungsvertrllge filr Manager vollst!ndig ausgeschlossen. Diese Annahme ist sehr streng. sie dient aber dazu, die Wirkungsweise der unterschiedlichen Finanzierungsvertrllge herauszuarbeiten. 88 Damit werden Aktien, entsprechend der Analyse von Fama/Jensen (1983a, 1983b), im folgenden als Wertpapiere betrachtet, die residuale Auszahlungsansprüche verbriefen, im weiteren aber keine Kontrollrechte besitzen. 89 Vgl. Baird (1992), Kapitel 3. 90 Dabei ist, damit Aktionäre in diesem Rahmen Oberhauptjemals eine Auszahlung erhalten, die Annahme erforderlich, daß die im Zeitpunkt 1 durch die Ausgabe zusätzlicher Wertpapiere erzielten Mittel vom Management nur zur Durchführung des Investitionsprojektes verwendet werden können und Mittel, die darüber hinaus vom Management angelegt werden, die Kapitalmarktrendite erzielen. Damit ist die Durchführung einer Investition mit negativem Kapitalwert die einzige Möglichkeit, die dem Management zur Verfügung steht, um Kapital zu vernichten. Diese Annahme könnte aus vertraglichen Verpflichtungen des Managements heraus begründet werden, wenn das Management eine treuhändensehe Verpflichtung gegenOber den Aktionären hätte, vgl. Clark (1985). Einzelne Investitionsentscheidungen können im Gegensatz dazu aber nicht oder

186

4. Kapitel: Vertragliche Beziehungen der Unternehmung

l. Das Problem des Unternehmers

Wenn das Management in der dargelegten Weise eine reine Präferenz zur Durchführung von Investitionsprojekten besitzt, so besteht für den Unternehmer bei der Auswahl der optimalen Kapitalstruktur ein Konflikt zwischen zwei Zielen: Einmal soll der Finanzierungsspielraum des Managements im Zeitpunkt 1 eingeschränkt werden, damit es nicht zu viele kapitalvernichtende Investitionsprojekte durchführt, zum anderen soll es aber den nötigen Spielraum besitzen, um Investitionsprojekte mit positivem Kapitalwert durchführen zu können, wenn die realisierten internen Mittel R 1 dazu nicht ausreichen. 91 Die Kapitalstruktur, d.h. im folgenden die Aufteilung der vorhandenen liquiden Mittel auf die Halter von Auszahlungsansprüchen in Form von Aktien A und Krediten oder Anleihen K, verfolgt damit den Zweck, im Zeitpunkt 1 diejenige Neuverschuldung NO zuzulassen, die den Erwartungswert des Kapitalwertes der zusätzlich durchgeführten Investitionsprojekte im Zeitpunkt 0 maximiert. 92 Die Neuverschuldung N(S) hängt wie die alten Auszahlungsansprüchen Z(S)=A(S)+K(S) von den verfügbaren Mitteln S im Zeitpunkt 2 ab, wobei der Zusammenhang zwischen alten und neuen Forderungen durch die Restriktion N(S}:SS-Z(S) hergestellt wird. Formal ist sie unter dieser Restriktion die Lösung des folgenden Problems: Mu N(")

f

(~i)dF(~.~.l,i) .

N(,..,):.i-o,

Handelt es sich bei der Restriktion in einem realisierten Umweltzustand um eine echte Ungleichung, so führt dann die Durchführung des Investitionsprojektes zu einer Erhöhung der Auszahlung an die Aktionäre in Höhe von S-Z(S)N(S).

nur schwer Oberpr1lft werden. Vgl. Easterbrook/Fischel (1991) dazu, S. 93, daß im Rahmen der Anwendung der Business Judgement Rule nicht einmal fahrllssige Investitionsentscheidungen verfolgt werden. 91 Wlren vollstlndige, kontingenteVertrAge möglich, so wO!de fllr jeden möglichen Umweltzustand (e 1,e1,r,i) als Realisation der zufllligen Variablen (e 1,e1,i',i) im Zeitpunkt 0 festgelegt. ob die Investition durchgefllhrt wird oder nicht. 92 Vgl. Hart/Moore (1990b), S. 10f. Hier bestehen deutliche Parallelen zur fmanzwissenschaftlichen Literatur. Dort wird die Staatsverschuldung als Mittel diskutiert, wie im Zeitpunkt 0 die Handlungen von Regierungen in Zeitpunkten t>O durch die Aumahme einer Staatsschuld beschrinkt werden kann. Vgl. beispielhaft Huber (1991), Huber (199111992) und Huber (1992).

A. Die Unternehmung und der Kapitalmarkt

187

Um die im Zeitpunkt 0 festgelegte Kapitalstruktur zu bestimmen, ist es wieder erforderlich, das Auszahlungs- und Investitionsspiel rekursiv ausgehend vom Zeitpunkt 2 zu lösen. In einem realisierten Umweltzustand (e1,e2,r,i) ist mit der vorhandenen Kapitalstruktur Z(S) die Neuverschuldung N(S) im Zeitpunkt 1 möglich. Das Management steht im Zeitpunkt 1 vor zwei möglichen Situationen. Entweder reichen die internen Mittel aus, um das Investitionsprojekt durchzuführen, e 12:i, oder sie reichen nicht aus, e 1S die möglichen Neuverschuldungen N(S') um eine Einheit sinken. Dies bedeutet, daß, ausgehend von einem ursprünglichen Optimum, Investitionsprojekte mit positivem Kapitalwert nicht mehr durchgeführt werden können. Damit entsteht ein erwarteter Verlust für die ursprünglichen Kapitalgeber von

J

(~i)dF(C.,a,_,i;I) ~o. falls Ns-l .

N(r+tlt)•i -e1

r+c;.:ot:S

War im Optimum N(S=r+R2)=i-R 1, dann führt eine Verringerung der linken Seite um 1 dazu, daß jetzt weniger Investitionsprojekte durchgeführt werden können als zuvor. Dies sind aber Investitionsprojekte mit einem positiven Kapitalwert.

98 Eine höhere Gesamtauszahlung fllhrt nicht notwendigerweise zu einer höheren möglichen Neuverschuldung, da ja auch A(S) steigen kann.

A. Die Unternehmung und der Kapitalmarkt

189

Für eine ZahlungS, bei der Ns=l und Ns+ 1=0 gilt, bedeutet eine gleichzeitige Verringerung von Ns auf 0 und Erhöhung von Ns+I auf I einen aggregierten erwarteten Verlust aus diesen beiden simultanen Maßnahmen in Höhe von99

J

N(r•-.l·i-e,

dF

i, dann führt eine Vergrößerung der Variabilität der Projekterträge dazu, daß die optimale Verschuldung steigt. 110 Andererseits verringert eine Erhöhung der Variabilität der Erträge der ursprünglichen Investitionsprojekte die optimale Verschuldung. Da neue Investitionsprojekte im Durchschnitt profitabel bleiben, führt eine Erhöhung von al dazu, daß für eine gegebene Verschuldung weniger Investitionsprojekte durchgeführt werden können, selbst wenn sie profitabel sind. Dies wird durch eine Verringerung der Verschuldung kompensiert. Sind die neuen Projekte aber im Schnitt unproduktiv, also J.L, 0.

3. Die maximale Kreditsumme

Die Reaktionsfunktion L •(K,F), die alle Beteiligten ex ante kennen, kann jetzt dazu verwendet werden, um rekursiv den Erwartungswert der Forderung F

194 Vgl. Jensen!Meckling (1976), Krahnen (1991), S. 101-115. Ein Kostenverstllndnis, das in der Literatur allerdings nicht unumstritten ist. Siehe Schneider (1987).

230

4. Kapitel: Vertragliche Beziehungen der Unternehmung

näher zu bestimmen. Für die Beziehung zwischen F und F0 muß jetzt, in Kenntnis der Reaktion des Managements und der Arbeitnehmer, die Gleichung195

,,

Po - J(E(K,L • (K,F),9)

+ s,!()h(9 )d9 + (I-H(9' ))F

0

gelten.

4. Das Entscheidungsproblem des Managements und seine Lösung

Mit diesen Informationen ist es jetzt möglich, das Entscheidungsproblem des Managements zu lösen, das das Vermögen der Aktionäre maximieren möchte, in Kenntnis der möglichen Kreditverträge und des Ergebnisses der nachträglichen Verhandlungen mit der Gewerkschaft über die Aufteilung der erzielten Einzahlungsüberschüsse. Seine Entscheidungsvariablen sind dabei das eingesetzte Real~apital und der vereinbarte Kredit.

a) Das Verhandlungsergebnis

Um die erwartete Auszahlung an die Aktionäre zu ermitteln, muß man zunächst die ex ante erwartete Wohlfahrt W(K.,F) bestimmen, da der Kapitalstock K und die Rückzahlungsforderung F die beiden Instrumente sind, die das Management zur Verfügung hat. 196 W(K.,F) ist definiert durch j

W(K,F) - J(E(K,L (K,F),9 )b(9 )d9+s,!(- V(L) . 0

Zwischen Management und Gewerkschaft kann jetzt in den Verhandlungen nicht mehr, wie in Abschnitt B. der gesamte erwartete Überschuß verteilt werden, sondern es ist zu berücksichtigen, daß der Kreditgeber F 0 , seine ursprüngliche Auszahlung an die Unternehmung, wieder zurückerwarten kann. 197 Damit wird in den Verhandlungen der Betrag w·(K.,F)-F0 verteilt. Dabei be-

Vgl. Dasgupta/Sengupta (1993), S. 209. ZwischenFund F0 besteht ja eine eindeutige funktionale Beziehung. 191 Vgl. auch Bronars/Deere (1991).

195 196

C. Interdependenzen zwischen Kapital- und ArbeitsmarktvertrAgen

231

zeichnet W"(K,F) die Lösung des obigen Maximierungsproblems. Während die Arbeitnehmer annahmegemäß eine alternative Auszahlung !!=0 erhalten, hängt die Auszahlung derAktionäre, y, von der Höhe von F, dem Kapitalstock K und dem Wiederverkaufspreis für ungenutztes Realkapital rK ab. Sie ist definiert durch y::Max(rKK-F,O). Wenn mit v erneut die Auszahlung der Aktionäre bezeichnet wird, die das Realkapital kaufen, und mit u die der Gewerkschaft bezeichnet wird, dann sind diese Auszahlungen gemäß der KS-Verhandlungslösung, wenn der Kreditvertrag (F0 ,F) abgeschlossen wurde, 198 v(K,F)

a (W'(K,F)- F0

=

-

y) + F0 + y- p"K,

was äquivalent mit v(K,F)

=

a W'(K,F) + (1-a)(:! + F0) - p"K

ist, und u(K,F)

=

(1-aXW'(K,F)- F0

-

y)

oder u(K,F)

=

(1-aXW'(K,F))- (1-a)(:! + F0).

b) Der optimale Kapitalstock Für das Entscheidungsproblem des Managements, die Maximierung von v(K,F), gibt es jetzt mehrere mögliche Lösungen, je nach dem ob die Finanzierung mit Krediten für die Entscheidung eine Rolle spielt oder nicht. Dabei gibt es drei Bereiche, in die die Rückzahlungsforderung F fallen kann, erstens O:SF:SsKK, zweitens sKKI ist. Mit F">I ist auch sicher gestellt, daß der Unternehmer ein positive Auszahlung v{F)>O erhält und damit ist garantiert, daß die Investition immer durchgeführt wird. In diesem Fall wird der Unternehmer die optimale Verschuldung F" als Kredit aufnehmen und hat, nachdem er die Investition durchgeführt hat, noch F"-I für seinen privaten Konsum zur Verfügung.233 Bezeichnet man sein Anfangsvermögen mit A 0 , dann treten Durchführungsproblerne auf, sobald F" Max (Wz, WA). (3) Wenn aO, b WNI· Wenn eine der beiden Variablen eindeutig stärkeren Schwankungen unterliegt als die andere, was in den Konstellationen (1) und (3) der Fall ist, dann sollte daher derjenige Akteur, in dessen Verantwortungsbereich sie fällt, der Eigentümer der gesamten, integrierten Unternehmung sein. Der Grund hierfür liegt darin, daß mit dem Eigentum das residuale Entscheidungsrecht verbunden ist, so daß in der gegebenen Modellwelt durch die Durchführung einer vertikalen Integration ex post besser auf die zufälligen Schwankungen reagiert werden kann. Diese erhöhte Flexibilität führt dazu, daß in diesen speziellen Fällen die integrierten Regelungssysteme zu einer höheren Wohlfahrt führen als die Alternative Markttausch. Die Überlegenheit der Nichtintegration, falls aO vorliegt, kommt zuerst daher, daß in der Nichtintegration keine Transaktionen durchgeführt werden, bei denen ex post insgesamt negative Wohlfahrtswerte realisiert werden, weil die Kosten größer sind als die erzielten Vorteile. Ferner ist in dieser Parameterkonstellation sichergestellt, daß ex ante ein Transferpreis t"=~+v)/2

101

Vgl. Grossman!Hart (1987), S. Sl9f., zum Beweis S. S38f.

B. Lieferbeziehungen zwischen zwei Akteuren

293

existiert, der überhaupt eine Lieferbeziehung zwischen den beiden Akteuren ermöglicht. In allen anderen Bereichen gibt es Verteilungsfunktionen von c und v, in denen kein derartiger Transferpreis existiert. Dieser Bereich, für den kein Marktvertrag abgeschlossen werden kann, ist bei a>O, bc realisiert wurde, dann wird Z am Ende der Neuverhandlungen immer liefern und A wird abnehmen. Dabei beeinflußt der ex ante vereinbarte Transferpreis t"=pL-PN allerdings die Positionen der beiden Akteure in den Verhandlungen. Das Ergebnis der Neu-

102 In OHAE und OFCG existiert filr die Hälfte aller Verteilungsfunktionen kein Transferpreis, dem ex ante beide Akteure zustimmen würden, wAhrend im Bereich OEBF sogar fllr drei Viertel aller möglichen Verteilungsfunktionen kein Transferpreis existiert. 103 Vgl. auch Moore (1992b), S. 31-43.

294

5. Kapitel: Vertragliche Gestaltung vertikaler Lieferbeziehungen

Verhandlungen ist ein neuer Vertrag, der einen anderen als den ursprünglich vereinbarten Preis PL für die Durchführung der Lieferung vorsieht. Sind z.B. die realisierten Kosten höher als der vereinbarte Preis bei Lieferung, dann hat der Zulieferer keinen Anreiz zu liefern. Dies ist der Fall, wenn c>pL-PN realisiert wurde, weil Z sich durch die Produktion und Lieferung schlechter stellt, als wenn er nicht liefert und demnach PN erhält. Damit muß A, falls, wie angenommen, v~c realisiert wurde, mindestens c+pN zahlen, aber, wie Hart/Moore zeigen, auch nicht mehr. 104 Die Idee hinter dem Beweis ist, daß der Abnehmer in einem nichtkooperativen Verhandlungsspiel als letzter ein Angebot macht, und dem Zulieferer damit nur soviel bezahlen muß, daß dieser liefert, eben c+pN. 105 Ist andererseits PL-p?v eingetreten, dann wird A einer Lieferung nicht zustimmen, da er sich dadurch schlechter stellen wQrde, als wenn er PN bezahlen muß. Da andererseits aber v~c realisiert wurde, kann jetzt Z neue Angebote machen. Analog zu eben wird er dann pN+v erzielen, da er nicht die volle Differenz zwischen PN und PL erhalten kann.106 Die Investitionsentscheidungen der Akteure, die sie zwischen dem Zeitpunkt des Vertragsabschlusses und der Auflösung der Unsicherheit durchführen, beeinflussen dabei die Verteilungsfunktionen so, daß günstigere Realisationen der Variablen wahrscheinlicher werden. Sie beschränken ihre Analyse jedoch auf Fälle, in denen die Investitionen der Akteure die Verteilungsfunktionen der zufälligen Variablen nur innerhalb eines vorgegebenen und nicht von den Investitionen abhängigen Intervalls [y,v] respektive ~.C) verschieben können. Dieses Intervall ist einmal dadurch gekennzeichnet, daß sowohl die Wahrscheinlichkeit dafür, daß vorteilhafte Lieferbeziehungen möglich werden, streng positiv ist, und ebenso, daß mit streng positiver Wahrscheinlichkeit Umwelt-

104

Zum Beweis siehe Hart/Moore (1988b), S. 777-779. Hart/Moore (1988b) analysieren ein detaillierteres Verhandlungsspiel, in dem die beiden Akteure auch Nachrichten austauschen können, die vor Gericht verifiZierbar sein können. Mögliche Nachrichten sind dabei Vertragsvorschläge mit Unterschrift. die nur bis zum Ende des Verhandlungsspiels abgeschlossen werden können. A wird zum letzten möglichen Zeitpunkt dann ein Angebot über PN+c abschicken, dem Z zustimmen wird, da er indifferent zwischen seiner Annahme und dem ursprünglichen Vertrag ist. Jedes vorherige Angebot des Z, das diesem mehr als PN+c sichern würde, kann A ablehnen, da er weiß, daß Z sein letztes Angebot annehmen wird. 106 Hart/Moore (1988a) unterstellen dabei, im Gegensatz zu den im zweiten Kapitel in Punkt C.ll.2. vorgestellten strategischen Verhandlungsspielen mit abwechselnden Angeboten, in den Verhandlungen, daß die Akteure gleichzeitig Angebote abgeben. Es ergibt sichjedoch keine lndeterminiertheit des Gleichgewichts, weil nur eine Seite ein Interesse an den Neuverhandlungen hat. 105

C. Lieferbeziehungen bei mehr als zwei Akteuren

295

zustände realisiert werden können, in denen eine Lieferung nicht sinnvoll, d.h. v der Verhandlungen im Gleichgewicht die Aufteilung der erzielbaren Vorteile im realisierten Umweltzustand 8 zu gleichen Teilen auf die Akteure Z und Ai. Z erhält dann als Auszahlung Rz=O,Sv 1(8,x 1)+0,5v2(8,x2), während Akteur A 1 R 1=0,5v 1(8,x 1) und A 2 R2=0,5v2(8,x2) erzielt. Steht nur eine Einheit des Zwischenproduktes zur Verfügung, so muß bestimmt werden, in welchen Umweltzuständen in den Verhandlungen die Alternativen binden und wann das nicht der Fall ist. Dies ist in Abbildung 5.7. dargestellt. 138 Zunächst bezeichne 8'k, k=Vl 1,Vl2,Hl,TI,NI, den Umweltzustand, in dem die realisierte Bewertung v 1=v2 ist. 139 Für alle Umweltzustände 8 zwischen dem Umweltzustand 8=0 und 8