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German Pages 241 [244] Year 2020
Janik, Lustig (Hrsg.) Die spanische Eroberung Amerikas
Dieter Janik, Wolf Lustig (Hrsg.)
Die spanische Eroberung Amerikas Akteure, Autoren, Texte Eine kommentierte Anthologie von Originalzeugnissen
Vervuert Verlag • Frankfurt am Main 1989
CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Die spanische Eroberung Amerikas: Akteure, Autoren, Texte: eine Anthologie von Originalzeugnissen / kommentiert u. hrsg. von Dieter Janik u. Wolf Lustig - Frankfurt am Main: Vervuert, 1989 ISBN 3-89354-041-3 NE: Janik, Dieter [Hrsg.]
© Vervuert Verlag, Frankfurt am Main 1989 Alle Rechte vorbehalten Printed in West-Germany
Inhalt Vorbemerkung
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Einleitung: Zum Charakter des frühen Schrifttums über die Neue Welt.... 9 I
Die Entdeckung: erste Sicht und Interpretation der Neuen Welt Einführung 14 Christoph Kolumbus 15
II Die Eroberung Einführung
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Die militärische Eroberung: La Conquista Hernán Cortés Bernal Díaz del Castillo Pedro Cieza de León
29 45 58
Missionsauftrag und religiöse Unterwerfung der Indios Fray Bartolomé de las Casas Fray Bernardino de Sahagún
77 91
Die kulturelle Aneignung und wissenschaßliche der Neuen Welt Gonzalo Fernández de Oviedo José de Acosta
Erforschung 105 119
III Stimmen der Besiegten: Akkulturation und Protest Einführung Garcilaso de la Vega, »El Inca« Felipe Huamán Poma de Ayala
132 133 151
IV Die Epik der Conquista Einführung Alonso de Ercilla y Zúñiga Juan de Castellanos
172 173 190
V Zur Entstehung einer 'kolonialen' Literatur im Umfeld von Kirche und Hof Einführung 214 Sor Juana Inés de la Cruz 215 Auswahlbibliographie (Monographien zu Grundfragen der Entdeckung und Eroberung der Neuen Welt) Karten 1. Altamerikanische Kulturen (Azteken, Maya, Inka) 2. Entdeckungsreisen in der Karibik (1492-1518) 3. Die Eroberungszüge von Cortés und Pizarro 4. Die koloniale Territorialordnung um 1700 (und die heutigen Staatsgrenzen)
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Die Beiträge z u den einzelnen Autoren haben jeweils folgende innere Gliederung: A. Biographisches B. Bedeutung der ausgewählten Texte C. Adressat, Intention, Edition D. Texte u n d Worterklärungen E. Thematischer K o m m e n t a r F. Bibliographische Hinweise
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Vorbemerkung In vielen bedeutenden Werken der spanischamerikanischen Gegenwartsliteratur geht der Blick wie gebannt zurück zu den Anfängen der eigenen geschichtlichen und sozio-kulturellen Wirklichkeit.1 Die sozio-historische Denkweise hat den Autoren die Augen dafür geöffnet, daß entscheidende Bestimmungsfaktoren des gegenwärtigen Daseins in den Ländern Spanischamerikas in Strukturen wurzeln, die im 16. Jahrhundert geschaffen und fest verankert worden sind. Nicht zuletzt sind es charakteristische Bewußtseinsformen, die als Reflexe jener von ferne her wirkenden gesellschaftlichen Ordnungen bis heute geschichtliche Kraft besitzen. Die Auseinandersetzung lateinamerikanischer Autoren mit der traumatischen Last ihrer Geschichte hat - in Entsprechung dazu - in der Literatur- und Kulturgeschichte zu einer Rückwendung zu jenen Texten geführt, in denen das Handeln der Entdecker, Eroberer und Kolonisatoren der Neuen Welt - mitsamt den expliziten oder impliziten Intentionen und Rechtfertigungen - aufgezeichnet ist. Ohne die Kenntnis dieser Vorgeschichte ist keine Analyse der gegenwärtigen Geschichte und Kultur denkbar. - Trotz mehrerer perspektivenreicher 'Iiteratur'geschichtlicher Darstellungen der frühen Kolonialzeit, die in den letzten Jahren in spanischer Sprache vorgelegt worden sind, fehlt es im deutschen Sprachraum - und hier besonders für die Studierenden an den Hochschulen - an Einführungen, die den Leser gezielt mit den Originaltexten vertraut machen. Es gibt darunter eine Anzahl von Schlüsseltexten, die für den Romanisten, den Historiker und Ethnologen gleichermaßen fundamental sind. Der Zugang zu den Werken einzelner Autoren ist allerdings angesichts des Umfangs und der sprachlichen Schwierigkeiten vieler dieser Texte am sinnvollsten über eine Textauswahl herzustellen.
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Der Vorsatz, eine kommentierte Anthologie zu entwerfen, entsprang der Erfahrung, daß reine Textsammlungen ohne hinreichende Skizzierung des Umfelds eines jeden Textes die angestrebte Vermittlung der Bewußtseinsformen, der Handlungs- und Argumentationsweisen der Spanier in der Neuen Welt nicht zu leisten vermögen. Aus diesem Grund ist der Verzicht auf weitere Texte zugunsten einer hinreichenden historischen und kulturellen Situierung der ausgewählten Texte bewußt in Kauf genommen worden. Bei der Auswahl sind zahlreiche Textpassagen berücksichtigt worden, die in Spanischamerika durch Anthologien und Lehrwerke Eingang in den Literaturfaittcm gefunden haben. Insgesamt repräsentieren die Textauszüge zentrale Problemfelder der Diskussion über die kulturelle und geschichtliche Gesamtbedeutung des europäischen Ausgreifens in die Neue Welt, welche mit Blick auf das Jahr 1992 schon jetzt eingesetzt hat.
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Nur einige wenige erzählende Werke seien aufgeführt: Miguel Angel Asturias, de Guatemala
(1930); Alejo Carpentier, Los pasos perdidos
región más transparente
(1958); Gabriel García Márquez, Cien años de soledad
diesem Zusammenhang muß jedoch auch der episch-lyrische Canto General Pablo Neruda genannt werden.
Leyendas
(1953); Carlos Fuentes, La (1967). In (1950) von
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Einleitung: Zum Charakter des frühen Schrifttums über die Neue Welt Christoph Kolumbus hat auf seiner ersten Reise täglich schriftliche Aufzeichnungen gemacht. Die Konquistadoren waren auf ihren Zügen von escribanos begleitet, die notarielle Beurkundungen der eroberten Regionen vornahmen. Die Konquistadoren selbst berichteten in offiziellen Schreiben an den König. Geistliche und Soldaten aus dem Gefolge einzelner Konquistadoren griffen mit oder ohne höheren Auftrag zur Feder, um die Chronik der Taten und Ereignisse zu schreiben. Ordensbrüder redigierten ihr gesammeltes Wissen über die Gebräuche und Kultformen der durch die Taufe ihrem Heidentum entrissenen Indios. Das geschriebene Wort begleitet das Handeln der Spanier in der Neuen Welt auf Schritt und Tritt. Die abstrakte Buchstabenschrift erobert einen Kontinent. Ein immer dichter werdendes Netz von Texten überzieht den neu entdeckten Erdteil, der von Spanien aus kontrolliert und schriftlich regiert wird. In vielen Fällen versagt freilich die geschriebene Anordnung gegenüber der faktischen Wirklichkeit und den realen Machtverhältnissen. Diese ungeheure Menge an Geschriebenem bildet ein neues Schrifttum, das seinen Zusammenhang und Mittelpunkt in der Inbesitznahme neuer Territorien, in der Zerstörung bisheriger Herrschaftsverhältnisse, in der Unterwerfung von Menschen und Kulturen und in der Errichtung einer neuen politischen und religiösen Ordnung hat. Nur der Bezugspunkt der Texte ist als Verbindendes wirksam. Ihre Funktion, ihre formale Gestaltung, ihre Adressaten und auch ihre Uberlieferung sind denkbar verschieden. So bilden alle diese Texte zusammengenommen keine homogene Gesamtheit,
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aus der man mühelos eine Auswahl vornehmen könnte, wobei jeder Text leicht als funktionaler Teil des Ganzen darzustellen wäre. Der Begriff spanischamerikanische 'Literatur' der Kolonialzeit ist vielmehr weitgefaßt zu verstehen, ohne die Beschränkung auf in künstlerischer Absicht verfaßte und mit ästhetischer Wirkung ausgestattete Texte. Die pragmatische Funktion dominiert in den ersten Texten der Entdecker und Eroberer; der stilistische oder künstlerische Wille tritt in den Hintergrund. In den ersten Dichtungswerken der Neuen Welt äußert sich andererseits eine pragmatische Nähe zu den zeitgeschichtlichen Ereignissen. - Der gemeinsame Horizont der in der vorliegenden Auswahl vereinten Texte ist ihr jeweils charakteristischer Zeugniswert für die konfliktive Begegnung der Alten mit der Neuen Welt. Texte, die zur Literatur - als Dichtung verstanden gehören, bilden zunächst einen zahlen- und bedeutungsmäßig untergeordneten Bereich. Die Entstehung einer kolonialen Literatur im engeren Sinne ist eine Erscheinungsform des in die Neue Welt verpflanzten höfischen Lebens, wie es sich an den Sitzen der Vizekönige in Mexiko und Lima nach dem unerreichbaren Vorbild Madrids organisierte. Die Autoren der hier versammelten Texte erscheinen in den traditionellen Geschichten der spanischen Literatur mit wenigen Ausnahmen allenfalls am Rande. Sie werden in unterschiedlichen Zusammenhängen genannt und knapp mit ihren Werken vorgestellt. Erst das Projekt einer eigenen Geschichte des spanischamerikanischen Schrifttums - Historiographie, Dichtung und andere Textarten umfassend - hat in den letzten Jahrzehnten zu einer bewußten Sichtung, Strukturierung und verbindenden Deutung lange vergessener oder sogar verschollener Texte geführt. Obwohl es eine Reihe generischer Bezeichnungen gibt, die zur Gliederung der Texte aufgrund ihrer explizit genannten Funktionen bereitstehen - wie Relación, Carta, Crónica, Historia, Natural Historia - kann hier nicht im gleichen Sinne wie in der traditionellen Literaturgeschichte von Gattungen gesprochen werden. Eher wäre es möglich, die Texte danach zu unterscheiden, ob sie sich auf das Handeln, das Wissen oder die Selbsterfahrung der Spanier im Umgang mit der Neuen Welt und ihren Menschen beziehen. Im Anschluß an die geistige Rekonstruktion der kolonialen Vergangenheit, die in zahlreichen neueren Arbeiten zur Geschichte der frühen Kolonialzeit zutage tritt, nimmt die Gliederung der vorgelegten Textauswahl bestimmte
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Interpretationskategorien als Ordnungsbegriffe zu Hilfe - z.B. Der Missionsauftrag und die religiöse Unterwerfung die in jedem Fall den konfliktiven Charakter der Begegnung der Spanier mit der Neuen Welt hervortreten lassen und das Problembewußtsein des Lesers schärfen können. Der Hinweis auf die geistige Rekonstruktion der Vergangenheit ist auch in dem Sinne zu verstehen, daß nur ein kleiner Teil der vorgestellten Texte zu Lebzeiten der Autoren publiziert wurde und eine breitere Leserschaft erreichte. Insofern stehen nur einige wenige Texte in unmittelbaren Textbeziehungen zu anderen, früheren Texten. Innerhalb der historiographischen Werke sind solche Filiationen am stärksten ausgeprägt (siehe z.B. das Verhältnis von Diaz del Castillo zu Lopez de Gömara). Aber auch in diesem Bereich gibt es Texte größter Bedeutsamkeit, die erst in unserem Jahrhundert der Öffentlichkeit zugänglich wurden (das Werk Huamän Pomas). So ist das Bild jener vergangenen Zeit, das sich aus den verschiedenen Einzeltexten zusammensetzen läßt, ein Konstrukt der Gegenwart, aber eben ein notwendiges Konstrukt als Ausdruck des Willens und des Wunsches, mit heutigem Bewußtsein die Vorgänge in der Neuen Welt vor nunmehr fast 500 Jahren adäquat zu begreifen.
I DIE ENTDECKUNG: ERSTE SICHT UND INTERPRETATION DER NEUEN WELT
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Die
Entdeckung
Einführung Kolumbus war mit seinen drei Schiffen aufgebrochen, um einen neuen Seeweg zu einem fernen Teil der bekannten Welt zu finden. Er war darauf gefaßt, auf Menschen zu stoßen und auf eine fremdartige - asiatische - Natur. Die Bezeiclmung Las Indias für die Inseln der Karibik und die von Kolumbus betretenen Festlandküsten sowie der Name indios für ihre Bewohner sind bleibendes Zeugnis seines geographischen Irrtums. Der Nachvollzug jener ersten Begegnungen von Europäern mit einem fremden und - wie seit Amerigo Vespucci bewußt geworden - bislang unbekannten Teil der Erde gehört zu den faszinierendsten Aufgaben historischen Verstehens. Dabei gilt es, die Vorbedingungen richtig einzuschätzen, die den Blick der ersten Entdecker- und Eroberergeneration lenkten und prägten. Dieser Blick ist nur selten unschuldiges Schauen. An das Gesehene heften sich Vergleiche, Wertungen und Absichten. Die Bezugsgrößen sind einerseits die naturhafte und kulturelle Erfahrungswirklichkeit Europas am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, andererseits die geistigen Wirklichkeiten: die traditionsgebundenen wissenschaftlichen Kenntnisse der Zeit und die Imaginationswelten der kollektiven Phantasie in Gestalt der Ritterromane (libros de caballería). Bei allem Erstaunen über das Neue, das sich in dem wiederholten Ausdruck der Verwunderung und Bewunderung (es maravilla ...) kundtut, fühlen sich die Spanier in der Neuen Welt nicht fremd. Vielmehr werden die 'Anderen' als fremd empfunden, ohne daß dies Rückwirkungen auf die eigene Selbsteinschätzung hatte. Das Selbstvertrauen der Entdecker und Eroberer in sich und die Welt, die sie repräsentieren, ist unerschütterlich.
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Christoph Kolumbus
Christoph Kolumbus (1451-1506) A. Biographisches Kolumbus, der einer Wollweberfamilie aus Genua entstammte, wandte sich in jungen Jahren der Seefahrt zu. Im Dienste großer Handelshäuser des mächtigen Stadtstaats befuhr er das Mittelmeer und später den damals bekannten Atlantik von Guinea bis nach Island. Auf diese Weise verschaffte er sich erste nautische und kartographische Kenntnisse. Ab 1476 lebte er hauptsächlich in Portugal und gewann durch persönliche Kontakte Zugang zu Wissen und Erfahrung der führenden Seefahrernation. Bildung erwarb er im Selbststudium: sein Weltbild prägten die damals maßgeblichen antiken Geographen (Plinius, Strabo, Ptolemäus), aber auch biblische Vorstellungen; ferner die legendendurchwobenen spätmittelalterlichen Kosmographien (z.B. Pierre d'Aillys ImagoMundi) und vor allem die Reiseberichte Marco Polos. Ein mystisches Sendungsbewußtsein und ein kaum aufzuschlüsselndes secreto waren weitere Faktoren, die in ihm die unerschütterliche Gewißheit entstehen ließen, Indien mit seinen sagenhaften Reichtümern sei auf dem westlichen Seeweg erreichbar. Zwar hatte die Vorstellung von der Kugelgestalt der Erde sich weitgehend durchgesetzt, aber die riesige Entfernung, die nach Berechnung der Gelehrten Westeuropa von Cipango (Japan) trennen mußte, schien trotz sprunghafter Fortschritte in Schiffsbau und Navigationstechnik unüberwindbar. Das portugiesische und andere Herrscherhäuser, an die Kolumbus 1483/84 herantrat, lehnten seinen Plan daher ab. Trotz seiner hochgreifenden Forderungen (Ernennung zum Almirante de la Mar Océana und Vizekönig der
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Die Entdeckung
neuen Ländereien) gingen Spaniens Katholische Könige schließlich auf Kolumbus' Vorschläge ein (Capitularíones de Santa Fe vom 17.4.1492). Die Fahrt nach Indien wurde damit zum Unternehmen der spanischen Krone, die die versprochenen Edelmetalle zur Förderung der wirtschaftlichen Infrastruktur im neuerstarkenden Königreich dringend benötigte. Weitere Beweggründe lagen in der Hoffnung auf Fortführung der territorialen Expansion in Ubersee, verbunden mit der Idee der Heidenmission. Diese Erwartungen der Reyes Católicos blieben nicht ohne Einfluß auf den Tenor von Kolumbus' Reiseberichten. Nach etwa zehn wöchiger Fahrt erreichte Kolumbus am 12.10. die von ihm San Salvador getaufte »Bahama«-Insel Guanahani und bald darauf Kuba und Haiti. Erst auf der 3. und 4. Reise (1498 und 1502) näherte er sich dem süd- und mittelamerikanischen Festland. Zwar beharrte Kolumbus bis zum Tod auf seinem Irrtum, nach Indien gelangt zu sein - unbestritten ist jedoch das Verdienst, welches in dem Versuch liegt, als erster Europäer die Neue Welt zu beschreiben und zu begreifen.
B. Bedeutung der ausgewählten Texte Die vorgestellten Textausschnitte sind die ersten schriftlichen Dokumente, in denen versucht wird, die Erfahrung der Neuen Welt mit den Ausdrucksmitteln der Alten zu begreifen und mitzuteilen. Um »Literatur« im engeren Sinne handelt es sich nicht. Zweifellos ist Kolumbus' Wahrnehmung selektiv und von seinem kulturellen Horizont sowie den Erwartungen geprägt, die er und die Könige mit der Reise verknüpften. In den Texten ist eine auch für spätere Interpretationen der Neuen Welt bezeichnende Diskrepanz angelegt: sie verraten das unschuldige Staunen über das Schöne und Unglaubliche, zugleich aber auch in zunehmendem Maße das Interesse an der materiellen Verwertbarkeit des Neuen. Kolumbus' Bordbuch legt überdies Zeugnis ab von einer absurd scheinenden und für die Indios folgenschweren Kulturberührung. Zwar ist die Carta das Dokument mit der unmittelbaren welthistorischen Bedeutung, der größere literarische Nachhall ging jedoch von der um vieles persönlicheren Darstellung im Bordbuch aus.
Christoph Kolumbus
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C. Adressat - Intention - Edition 1. Diario de a bordo (1492) In seinem »Bordbuch« verzeichnete Kolumbus täglich »auf das gewissenhafteste« nautische und meteorologische Daten sowie besondere Vorkommnisse von allgemeinem Interesse. Es handelt sich um einen im wesentlichen nüchternen Bericht, unter anderem dazu bestimmt, vor seinen Auftraggebern detaillierte Rechenschaft abzulegen und ihr Interesse an der Unternehmung wachzuhalten. Das Bordbuch ist nicht original überliefert. Eine Abschrift davon verwandte Kolumbus' Sohn Fernando bei der Redaktion seiner apologetischen Vida del Almirante, von der im 16. und 18. Jahrhundert zwei mangelhafte italienische Ausgaben erschienen. Die modernen Editionen stützen sich jedoch im wesentlichen auf ein Manuskript des Fray Bartolome de las Casas, das Kolumbus' Aufzeichnungen teils in 3. Person zusammenfassend, teils in 1. Person wörtlich zitierend wiedergibt (vgl. 9ff., 50). In dieser Form wurde der Text erstmals 1825 von Fernández de Navarrete publiziert und daraufhin umgehend in zahlreiche Sprachen übersetzt. Unser Text ist der Eintragung vom 11.10.1492 entnommen; der Bericht bezieht sich allerdings auf den Morgen des 12.10., der als Datum der »Entdeckung Amerikas« in den Staaten des hispanischen Kulturkreises als día de la raza gefeiert wird. Quelle: Diario de Colón. Libro de la primera navegación y descubrimiento de las Indias. Edición y comentario preliminar por Carlos SANZ, Madrid 1962, Fol. 8f. (Biblioteca Americana Vetustissima)
2. Carta del descubrimiento (1493) Die Carta spiegelt nicht den unmittelbaren Eindruck des Neuentdeckten, sondern Kolumbus verfaßte sie kurz vor seiner Ankunft in Spanien als Rechenschaftsbericht, der die Könige und andere Personen bei Hof, an welche Kopien gerichtet waren, umgehend und zusammenfassend von Erfolg und historischer Bedeutung seiner Fahrt unterrichten sollte. Wenige Wochen nach seiner Abfassung wurde der Brief in Barcelona zum ersten Mal gedruckt: innerhalb eines Jahres erfolgten dann allein in lateinischer Sprache 9 Auflagen, dazu zahlreiche - teilweise versifizierte - Übersetzungen in andere
Die Entdeckung
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&e3nfuUenupcr in mari3ndícorepcrtí0
Vignetten aus der Baseler Ausgabe von Kolumbus' Erstem Brief (1494)
Sprachen, so daß in kürzester Zeit weiteste Kreise in ganz Europa von der Ruhmestat des Kolumbus und den neuen Besitzungen der spanischen Krone Kenntnis erhielten. Quelle: Carlos SANZ, Henry Harrisse (1829-1910), »Principe de los americanistas«. Su vida - su obra. Con nuevas adiciones a la Biblioteca Americana Vetustissima, Madrid 1958, S. 8588, 93f.
Christoph
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Kolumbus
D. Texte 1.
Diario de Colón. Libro de la primera navegación. Jueves, 11 de octubre [12.10.1492] Puestos en tierra vieron árboles muy verdes, y aguas muchas y frutas de diversas maneras. El Almirante llamó a los dos capitanes y a los demás que saltaron en tierra, y a Rodrigo de Escobedo, escribano de toda la armada, y a Rodrigo Sánchez de Segovia, y dijo que 5
le diesen por fe y testimonio como él por ante todos tomaba, como de hecho tomó, posesión de la dicha Isla por el Rey y por la Reina sus señores, haciendo las protestaciones que se requerían, como más largo se contiene en los testimonios que allí se hicieron por escrito. Luego se juntó allí mucha gente de la Isla. Esto que se
1 o sigue son palabras formales del Almirante, en su libro de su primera navegación y descubrimiento de estas Indias: »Yo (dice él), porque nos tuviesen mucha amistad, porque conocí que era gente que mejor se libraría y convertiría a Nuestra Santa Fe con Amor que no por fuerza, les di a algunos de ellos unos bonetes colo15 rados y unas cuentas de vidrio 1 que se ponían al pescuezo, y otras cosas muchas de poco valor, con que tuvieron mucho placer y quedaron tanto nuestros que era maravilla. Los cuales después venían a las barcas de los navios a donde nos estábamos, nadando. Y nos traían papagayos y hilo de algodón en ovillos y azagayas 2 y otras 20 cosas muchas, y nos las trocaban por otras cosas que nos les dábamos, como cuenticillas de vidrio y cascabeles. En fin, todo tomaban y daban de aquello que tenían de buena voluntad. Mas me pareció que era gente muy pobre de todo. Ellos andan todos desnudos como su madre los parió, y tanbién las mujeres, aunque no 25 vide 3 más de una harto moza. Y todos los que yo vi eran todos mancebos, que ninguno vide de edad de más de 30 años. Muy bien hechos, de muy hermosos cuerpos y muy buenas caras. Los cabellos gruesos casi como sedas de cola de caballos, y cortos. Los cabellos traen por encima de las cejas, salvo unos pocos detrás 30 que traen largos, que jamás cortan. De ellos 4 se pintan de prieto, y ellos son de la color de los canarios, ni negros ni blancos, y de ellos se pintan de blanco, y de ellos de colorado, y de ellos
Die Entdeckung
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de lo que fallan 5 . Y dellos se pintan las caras, y dellos todo el cuerpo, y de ellos solos los ojos, y de ellos solo la nariz. Ellos 35 no traen armas ni las conocen, porque les mostré espadas y las tomaban por el filo, y se cortaban con ignorancia. No tienen algún hierro. Sus azagayas son unas varas sin hierro, y algunas de ellas tienen al cabo un diente de pece, y otras de otras cosas. Ellos todos a una mano son de buena estatura de grandeza y buenos gestos, 40 bien hechos. Y o vi algunos que tenían señales de heridas en sus cuerpos, y les hize señas que era aquello, y ellos me mostraron como allí venían gente de otras islas que estaban cerca y los querían tomar y se defendían. Y yo creí y creo que aquí vienen de tierra firme a tomarlos por cautivos. Ellos deben ser buenos ser45 vidores y de buen ingenio, que veo que muy presto dicen todo lo que les decía. Y creo que ligeramente se harían cristianos, que me pareció que ninguna secta tenían. Yo, placiendo a Nuestro Señor, llevaré de aquí al tiempo de mi partida seis a Vuestra Alteza para que aprendan a hablar. Ninguna bestia de ninguna manera vi, salvo 50 papagayos en esta Isla.« Todas son palabras del Almirante. 2. Carta de Colón, anunciando el descubrimiento del Nuevo Mundo. Señor 6 ' porque sé que habréis placer de la grand victoria que Nuestro Señor me ha dado en mi viage, vos escribo esta, por la cual sabréis como en 33 días pasé a las Indias, con la armada que los llustrísimos Rey e Reina nuestros señores me dieron donde yo fallé 55 muy muchas Islas pobladas con gente sin número, y dellas todas he tomado posesión por sus altezas con pregón y bandera real extendida, y no me fué contradicho. A la primera que yo fallé puse nombre San Salvador 7 , a conmemoración de su Alta Magestal 8 , el cual maravillosamente todo esto ha dado: los Indios la llaman Guanahani. A la 60 segunda puse nombre la isla de Santa María de Concepción: a la tercera Fernandina: a la cuarta la Isabela: a la quinta la isla Juana 9 , é asi a c a d a una nombre nuevo. [...] Yo entendía harto de otros Indios, que ya tenía tomados, como con65 tinuamente esta tierra era Isla: é así seguí la costa della al oriente ciento siete leguas fasta donde facía' 0 fin; del cual cabo vi otra isla al oriente distante desta diez é ocho leguas, á la
Christoph
Kolumbus
c u a l l u e g o p u s e n o m b r e la E s p a ñ o l a 1 1 : y f u i allí: y s e g u í la p a r t e d e l s e t e n t r i ó n , a s í c o m o d e la J u a n a , al o r i e n t e c i e n t o é o c h e n t a y o c h o g r a n d e s l e g u a s , p o r l i n e a r e c t a , la c u a l y t o d a s l a s o t r a s 70
s o n fértilísimas en d e m a s i a d o grado, y ésta en e x t r e m o : e n ella h a y m u c h o s p u e r t o s e n la c o s t a d e la m a r s i n c o m p a r a c i ó n d e o t r o s q u e y o s e p a e n c r i s t i a n o s , y f a r t o rios y b u e n o s y g r a n d e s q u e e s maravilla: las tierras della s o n altas y e n ella m u y b u e n a s sierras y m o n t a ñ a s a l t í s i m a s , s i n c o m p a r a c i ó n d e la i s l a d e T e n e r y f e , t o d a s
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f e r m o s í s i m a s , d e mil f e c h u r a s , y t o d a s a n d a b l e s y l l e n a s d e á r b o l e s d e mil m a n e r a s y a l t a s , y p a r e c e n q u e l l e g a n al c i e l o ; y t e n g o p o r d i c h o q u e j a m á s p i e r d e n la f o j a , s e g ú n lo p u d e c o m p r e n d e r , q u e los vi t a n v e r d e s y t a n h e r m o s o s c o m o s o n p o r m a y o e n E s p a ñ a . Y d e l l o s e s t a b a n floridos, dellos c o n fruto, y dellos en otro término, s e g ú n
so
e s s u c a l i d a d ; y c a n t a b a el r u i s e ñ o r y o t r o s p a j a r i t o s d e m i l m a n e r a s e n el m e s d e n o v i e m b r e p o r allí d o n d e y o a n d a b a . H a y p a l m a s d e s e i s o d e o c h o m a n e r a s , q u e e s a d m i r a c i ó n v e r l a s , p o r la d i f o r m i d a d f e r m o s a dellas, m a s así c o m o los otros árboles y frutos é y e r b a s : e n ella hay pinares á maravilla, é hay c a m p i ñ a s grandísimas, é hay
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m i e l , y d e m u c h a s m a n e r a s d e a v e s y f r u t a s m u y d i v e r s a s . E n l a s tier r a s h a y m u c h a s m i n a s d e m e t a l e s é h a y g e n t e in e s t i m a b l e n ú m e r o . L a E s p a ñ o l a e s maravilla: las sierras y las m o n t a ñ a s y las v e g a s y l a s c a m p i ñ a s , y las t i e r r a s t a n f e r m o s a s y g r u e s a s p a r a p l a n t a r y s e m b r a r , p a r a c r i a r g a n a d o s d e t o d a s s u e r t e s , p a r a e d i f i c i o s d e vi-
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Has y l u g a r e s . [...] En conclusión, a fablar desto solamente q u e se ha fecho este viage q u e fué así d e corrida, q u e p u e d e n v e r S u s Altezas q u e y o les d a r é o r o c u a n t o h o b i e r e n m e n e s t e r 1 2 , c o n m u y p o q u i t a a y u d a q u e s u s altezas me darán: agora especería y algodón cuanto Sus Altezas manda-
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ran cargar, y almastiga13 c u a n t o m a n d a r a n cargar; é d e la cual fasta h o y n o s e h a f a l l a d o s a l v o e n G r e c i a y e n la isla d e X i o , y el Señorío la v e n d e c o m o quiere, y lignaloe14 c u a n t o m a n d a r a n cargar, y e s c l a v o s c u a n t o s m a n d a r a n cargar, é s e r á n d e los idólatras; y creo h a b e r f a l l a d o r u i b a r b o 1 5 y c a n e l a , e o t r a s mil c o s a s d e s u s t a n c i a 1 6
100 f a l l a r é , q u e h a b r á n f a l l a d o la g e n t e q u e a l l á d e j o ; [...]
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Die
Entdeckung
Worterklärungen 1
Die rote Mütze war die übliche Kopfbedeckung der Seeleute; cuentas/ cuenticillas: Rosenkranzperlen.
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kleiner Wurfspieß
3
vi
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algunos de ellos
5
hallan (noch fluktuierender Gebrauch von f-/h-)
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Das als Textgrundlage dienende Exemplar der Carta war an Luis de Santängel, einen Beamten der Krone und Förderer Kolumbus', gerichtet.
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heute: Watling-Insel (Bahamas)
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Majestad
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Kuba
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hacia
11 Santo Domingo/Haiti 12
necesiten
13 Mastix 14 Aloe 15 Rhabarber (damals ebenso wie Aloe als Heilpflanze im Gebrauch und aus China eingeführt) 16
devalor
Christoph Kolumbus
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E. Thematischer Kommentar 1. Besitzergreifung Durch den beschriebenen Akt der notariell bezeugten Landnahme werden die »gefundenen« Ländereien Eigentum der spanischen Krone (2-9, 55-57). Dem entspricht die von Kolumbus praktizierte Umbenennung der Inseln (57-62). Auch wenn Guanahani bewohnt war und daher nicht als res nullius beansprucht werden konnte, handelten die Spanier doch im Einklang mit der herrschenden Rechtsauffassung, denn Land und Einwohner waren offenbar nicht Teil eines organisierten Staatswesens und lagen somit außerhalb der Zivilisation. Gleichzeitig war die Besitznahme durch das päpstlich abgesegnete Missionsvorhaben gerechtfertigt (13f.). Die juristischen Grundlagen einer solchen Mißachtung der Besitzrechte der Eingeborenen wurden jedoch bald Gegenstand der Diskussion (s. Las Casas). 2. Paradiesische Schönheit Für die Augen eines Europäers des 15. Jahrhunderts ist die »Schönheit« der wohlgestalteten Menschen und der üppigen Natur überwältigend und grenzt ans Wunderbare: es maravilla (17,72,82ff., 87). Die unschuldige Nacktheit dieser »guten Wilden« (24), ihre Ignoranz gegenüber Waffen (36) und ihre Unverdorbenheit durch »Sekten« erscheinen als Vorboten des Irdischen Paradieses, dem sich Kolumbus aufgrund seiner kosmographischen Lektüren naheglaubt. Zugleich wird das angetroffene Volk der Arahuacs dadurch dem Bereich der Natur (vs. Zivilisation) zugeordnet, was die rechtlichen Möglichkeiten der potentiellen Eroberer erweitert. Nicht weniger maßgeblich wird allerdings später die negative Ausprägung des Bilds vom unzivilisierten »wilden Mann«: die Vorstellung von »Kannibalen«, geboren aus der Begegnung mit dem weniger sanftmütigen Nachbarstamm der Kariben. 3. Namen, Bezeichnungen Beim Beschreiben dieser absolut neuen Welt, der unbekannten und vor allem so vielfältigen (76, 82) Pflanzen, Tiere und Gegenstände gehen Kolumbus die Begriffe aus. Dem versucht er durch Bezugnah-
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Die Entdeckung
me auf Vertrautes aus dem spanischen Mutterland abzuhelfen (31, 74, 78). Dennoch entsteht letztlich das Bild einer aus wenigen Elementen (Gewässer, Bäume, Gesang der Nachtigall) zusammengesetzten Ideallandschaft, wie sie ähnlich in der mittelalterlichen und petrarkistischen Lyrik gestaltet wurde (lf., 80f.). In einigen Fällen blieb nichts anderes übrig, als die indianischen Bezeichnungen zu übernehmen und dem Spanischen so die ersten Amerikanismen zuzuführen (canoa, hamaca). Bei der Beurteilung des Stils darf trotz mancher Passagen, die in ihrer »biblischen« Gestimmtheit ein Anklang an frühere Lektüren sein mögen, nicht vergessen werden, daß sich Kolumbus nicht mit literarischen Ambitionen trug. Von einigen Höhenflügen abgesehen geht den Bordbucheintragungen verständlicherweise jegliches stilistische Raffinement ab. Freilich war auch nicht Spanisch, sondern ein schriftloser genuesischer Dialekt Kolumbus' Muttersprache. 4. Der Nutzen der Entdeckung Die Entwicklung der Tagebucheintragungen, aber auch die hier vorgestellten Texte zeigen, wie die reine Begeisterung zunehmend der Frage nach dem wirtschaftlichen Nutzen untergeordnet wird. Kolumbus wird nicht müde, der Krone unerschöpfliche Goldvorkommen in Aussicht zu stellen (86,92f.), wobei allerdings Gold in der zeitgenössischen Vorstellung mehr als nur einen materiellen Wert verkörpert. Ahnlich zu werten ist der Hinweis auf die gleichwertigen »Spezereien« (94), die ja den Reichtum des Rivalen Portugal ausmachten. Land und Leute - zunächst nur schön - werden unter dem Aspekt der Nutzbarmachung bald zu potentiellem Siedlungsboden und zu Arbeitskräften (84ff., 44ff.) Auch dem an Entdeckung und Eroberung geknüpften Missionsvorhaben scheint nach Kolumbus' Berichterstattung nichts im Wege zu stehen (13f., 46f.) - nur scheinbar paradox ist der gleichzeitige Hinweis auf eine mögliche Versklavung dieser »Götzendiener« (98).
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F. Bibliographische Hinweise 1. Weitere Textausgaben FERNANDEZ DE NAVARRETE, Martin (Hg.), Colección de los viajes y descubrimientos que hicieron por mar los españoles desde fines del siglo XV, Tomo I: Viajes de Colón: Almirantazgo de Castilla, Madrid 2 1858 [Neuauflage: Madrid 1954] (Biblioteca de Autores Españoles, 75). COLON, Cristóbal, Diario del Descubrimiento. Estudios, ediciones y notas por Manuel ALVAR, 2 vols. con ed. paleográfica, facsímil y actualizada, Las Palmas 1976. COLON, Cristóbal, Los cuatro viajes del almirante y su testamento. Edición y prólogo de Ignacio ANZOATEGUI, Madrid '1977 (Colección Austral, 633). COLON, Cristóbal, Diario de a bordo. Edición de Luis ARRANZ, Madrid: Cambio 16, 1985 (Crónicas de América, 9). [Kommentierte Taschenbuchausgabe] COLON, Cristóbal, Textos y documentos completos. Relaciones de viajes, cartas y memorias, Madrid 1984. 2. Ubersetzungen »Eyn schön hübsch lesen von etlichen insslen di do in kurtzen funden synd durch den künig von hispania«,-Straßburg 1497 [Facs.], in: Carlos SANZ, Henry Harrisse, (s.o. »QUELLE«), S. 206-216. COLON, Cristóbal, Bordbuch, Briefe, Berichte, Dokumente, hg. v. E.G. JACOB, Bremen 1956. COLUMBUS, Christoph, Bordbuch. Mit einem Nachwort von Frauke GEWECKE u. zeitgenössischen Abbildungen, Frankfurt/M. 1981 (insel-taschenbuch, 476). 3. Forschungsliteratur - Historische und biographische Studien BALLESTEROS Y BERETTA, Antonio [Dir.], Historia de América y de los pueblos americanos, Tomo IV: A. BALLESTEROS Y BERETTA, Cristóbal Colón y el descubrimiento de América, Barcelona 1945. MADARIAGA, Salvador de, Kolumbus, Entdecker neuer Welten, Bern-München-Wien 1966. MANZANO MANZANO, Juan, Cristóbal Colón. Siete años decisivos de su vida (14851492), Madrid 1964. SANZ, Carlos, El gran secreto de la Carta de Colón (Crítica histórica) y otras adiciones a la Biblioteca Americana Vetustissima, Madrid 1959. - Literarische Studien ALVAR,Manuel, »Colón en su aventura«, in: España y América cara a cara, Valencia 1975, S. 49-93.
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CIORANESCU, Alejandro, Colón humanista, Madrid 1967. MENENDEZ PIDAL, Ramón, La lengua de Cristóbal Colón, Madrid 1942 (Colección Austral, 280). HERNANDEZ SANCHEZ-BARBA, Mario, »Una imagen desdoblada de la realidad«, in: Historia y literatura en Hispanoamérica C1492-1820). La versión intelectual de una experiencia, Valencia 1978, S. 22-31.
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Einführung Der Entdeckung der karibischen Inseln folgte schon bald nach der 1. Reise Kolumbus' aufgrund der territorialen Streitigkeiten Spaniens mit Portugal die schiedsrichterliche Besitzregelung durch eine Bulle Alexanders VI. (1493). Sie enthält wörtlich die Aufforderung an die Katholischen Könige, die entdeckten Inseln und das Festland zu unterwerfen - sugetar -, um die Bewohner zum katholischen Glauben zu führen. In den capitulaciones, den Verträgen der Krone mit den Konquistadoren, heißt die ständige Formel: »descubrir, conquistar e poblar«. Erstaunlich ist aus heutiger Perspektive, daß die Krone diese Aufgabe nicht vollständig in eigene Regie übernommen hat, sondern Privatunternehmer - eben die Konquistadoren - dafür unter Vertrag genommen hat. Die Eroberung der großen altamerikanischen Reiche - des Azteken- und des Inkareichs (1521 bzw. 1533) - fand erst erhebliche Zeit nach der Entdeckung und Besiedelung der großen karibischen Inseln statt. Hier hatte sich schon eine koloniale Infrastruktur ausgebildet, als Cortés zum ersten Mal vom Reich des Moctezuma hörte. Die Tatsache, daß Kolumbus auf seiner Reise zuerst auf die Inseln der Karibik zufuhr, und daß dort in der Folge ohne militärische Probleme Stützpunkte geschaffen werden konnten, muß man - aus der Perspektive der Spanier - als einen außerordentlichen strategischen Glücksfall werten. Auch eine bewußte Eroberung Amerikas bei Kenntnis der Landmassen und Herrschaftsverhältnisse hätte kaum klüger und effizienter verfahren können. Die Conquista als päpstlicher Auftrag schien anfangs nur eine Fortführung der eben siegreich beendeten Reconquista zu sein - die letzte maurische Stadt, Granada, fiel 1492. Erst im Verlauf der Ereignisse und aufgrund des Protests wahrhaft christlich gesinnter Ordensbrüder kam es zu einer juristischen und theologischen Auseinandersetzung über das Recht zur Conquista sowie die entwürdigende Ausbeutung und schuldhafte Dezimierung der Menschen der Neuen Welt. Insgesamt bleibt es schwer begreiflich, daß in Asien und Afrika viele Hochkulturen und einfache Stammeskulturen dem Druck der Europäer standhielten und sich weiterentwickelt haben, während die altamerikanischen Hochkulturen mit dem Auftreten der Spanier zum Untergang verurteilt waren.
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Die militärische Eroberung: La Conquista Hernán Cortés (1485-1547) A. Biographisches Hernán Cortés entstammte einer wenig begüterten Familie des kampferprobten Kleinadels der Grenzprovinz Extremadura. Ab 1502 war er Student an der Universität in Salamanca, die er nach Mitteilung von Las Casas mit dem Grad eines Bachiller verließ. Mit der lateinischen Sprache scheint er gut vertraut gewesen zu sein. Seine intellektuellen Fähigkeiten wurden besonders durch seine Rechtslehrer entwickelt. Von 1504 bis 1511 war er auf der Insel La Española (Haiti), danach in Diensten des Conquistador Diego Velázquez auf Kuba, wo er in wenigen Jahren ein sehr ansehnliches Vermögen erwarb. Zur geschichtlichen Figur wurde Cortés erst ab den Ereignissen des Jahres 1519, als er die zusammen mit Diego Velázquez ausgerüstete Expedition zum Festland - auf die Kunde von dem Reichtum des Königs Moctezuma - durch eigenwilligen Entschluß zum Instrument einer planmäßigen Eroberung machte. Die Stadtgründung von Vera Cruz (1519) diente ihm als Stützpunkt und Verbindungshafen zum spanischen Mutterland, während er nach Tenochtitlan, Mittelpunkt des aztekischen Staatswesens und Sitz des Herrschers, vorrückte. Auf dem Weg dahin schaffte sich Cortés unter den tributpflichtigen Völkerschaften des Moctezuma durch kluges Auftreten zahlreiche Verbündete, die ihm gerade dann von größtem Nutzen waren, als er nach der Begegnung mit Moctezuma in Tenochtitlan (11. November 1519) und einem längeren Aufenthalt
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in der Stadt als Usurpator der Macht der geplanten Gefangennahme und Tötung nur mit viel Glück und unter großen Verlusten entkommen konnte (Juni 1520). Erst nach dieser Niederlage beginnt die planmäßige Vorbereitung der militärischen Eroberung des Zentrums des Aztekenreichs, der Lagunenstadt Temixtitan, wie sie von Cortés selbst genannt wird. Die Einkreisung der Stadt, ihre Abriegelung vom umgebenden Festland und der Sieg über die gewaltigen Kriegerscharen der Azteken war Cortés nur durch das große Aufgebot von verbündeten Truppen aus einheimischen Völkern (naturales) und durch den Einsatz von 13 Brigantinen auf dem Lagunensee möglich. Ihr Bau und Transport bis zum Wasser der Lagune hat den entscheidenden Angriff verzögert, der erst am 13. August 1521 nach 75tägiger Belagerung mit der Gefangennahme des neuen Herrschers Guatimucin (Cuauthemoc) zum Erfolg führte. Drei Dinge beschäftigten Hernán Cortés in der Folgezeit: die weitere Eroberung des Landes in Richtung Süden, die Kolonisierung und Christianisierung der Nueva España genannten neuen Territorien der spanischen Krone und die Gegenwehr gegen seine Feinde in Madrid und Sevilla, die ihm seine großen Erfolge mißgönnten. Der König belohnte jedoch seine Leistungen im Jahr 1529 mit der Erhebung zum Marqués del Valle. Cortés starb 1547 bei Sevilla und verfügte, seine Gebeine sollten in Mexiko bestattet werden.
B. Bedeutung der Cartas-Relaciones Von Hernán Cortés sind eine größere Anzahl von Dokumenten erhalten, die mit wenigen Ausnahmen den Verlauf der Conquista und die Neuordnung der Lebensverhältnisse in den spanischen Neugründungen zum Gegenstand haben. Den größten Umfang, das meiste historische Interesse und den höchsten erzählerischen Reiz für den heutigen Leser haben die vier erhaltenen sog. Cartas-Relaciones, die Cortés an den spanischen Monarchen sandte (1520/1522/ 1524/1526). Es sind Texte, in denen das Unternehmen der Conquista des Aztekenreichs mit allen Schwierigkeiten, Gefahren, persönlichen Opfern, erfolgreichen diplomatischen Unterhandlungen und militärischen Siegen - aber auch unter Erwähnung von gescheiterten, verlustreichen Unternehmungen - chronologisch (aber mit nur
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wenigen genauen Daten) und minutiös, wenn nicht gar umständlich, geschildert wird. Während diese Texte offizielle und auf öffentliche Wirkung bedachte Dokumente darstellen, sind andere überlieferte Texte - Ordenanzas de Gobierno, Instrucciones und Memoriales - unmittelbar auf die Neugestaltung der Lebensordnung und Ökonomie des hinzugewonnenen Reiches bezogen und bestehen oft nur aus listenförmigen Vorschlägen oder Weisungen (Item: ... Item: ... Item: ... ect.). In den Cartas-Relaciones vollzog Cortés eine bewußte Stilisierung der faktischen Ereignisse, und zwar in mehrfacher Hinsicht. In bezug auf die dargestellten Ereignisse und ausgeführten Einzelszenen im 2. Brief konnte E. Straub überraschende Motiv-Parallelen mit Caesars De bello gallico nachweisen (z.B. der Brückenbau oder die Wahl eines ungangbaren Anmarschweges). Die Perspektive, aus der die Ereignisse überblickt und rekapituliert werden, ist die des allzeit besonnenen, kühlen und mutigen Feldherrn Cortés. In seine Sicht und Darstellung der Ereignisse ist zugleich seine persönliche Rechtfertigung - es geht um den Vorwurf der Eigenmächtigkeit - und die juristische und theologische Begründung der Rechtmäßigkeit der Zerstörung Tenochtitlans verwoben. Widersprüchliche Deutungen der Persönlichkeit von Hernán Cortés wurzeln bis heute in unterschiedlichen Bewertungen von Textaussage, geheimer Intention und faktischem Geschehen. Die ausgewählten Textabschnitte aus verschiedenen Cartas-Relaciones versuchen, die Komplexität der Persönlichkeit Cortés' sichtbar zu machen, die sich besonders in der Eigenständigkeit und 'modernen' Rationalität seines Handelns und der Vasallentreue gegenüber der »Heiligen Majestät« des Königs zeigt.
C. Adressat - Intention - Edition Der erste Bericht von Hernán Cortés an den König ist verloren gegangen. In der Zusammenfassung des Inhalts des zweiten Briefs, die im Vorspann der gedruckten Fassung von 1522 enthalten ist, wird als Absender genannt: »el capitán general de la Nueva España, llamado don Fernando Cortés.« Die offizielle Funktion, die Cortés zugeschrieben wird und der Name des Landes, in dem er diese
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Funktion ausübt, sind zum Zeitpunkt der Abfassung des Briefes (30. Oktober 1520) provisorische Größen. Hernán Cortés hat die Eroberung des heutigen Mexiko ohne königlichen Auftrag und ohne einen entsprechenden Vertrag mit der Krone - capitulación genannt - durchgeführt. Die Funktion eines capitán y justicia mayor wurde ihm durch Übereinkunft des Bürgerrats der neugegründeten Stadt Vera Cruz, vorbehaltlich der Bestätigung durch den König, übertragen. Nueva España ist zum Zeitpunkt der Abfassung des 2. Briefes noch kein klar umrissenes und der Krone unterstelltes Herrschaftsgebiet. Die Intention von Cortés zielt darauf, durch räumliche und zivilisatorische Vergleiche zwischen Spanien und dem besiegten Aztekenreich dem König die - im Vergleich zu den karibischen Inseln - unvergleichliche Bedeutung des neuen Besitzes vor Augen zu stellen. Deshalb versucht er, und mit Erfolg, den Namen Nueva España für diesen neuen spanischen Herrschaftsraum durchzusetzen. Bei allen Begegnungen mit den Herrschern und Edlen einheimischer Territorien verweist er ständig darauf, daß er im Namen eines fernen großen Königs handelt und gibt sich zunächst in vielen Fällen damit zufrieden, daß die einheimischen Fürsten die Oberhoheit des fernen Königs als neue Vasallen formell anerkennen. Auf diese Weise hoffte Cortés nach erfolgreichem Abschluß der Conquista die königliche Legitimation und entsprechende Belohnung für seine Taten zu erhalten. Auffällig ist auch, wie genau er die Buchführung über den königlichen Anteil an allen geldwerten Beutestücken und Schätzen - der sogenannte quinto real - nimmt. Daß in allem, was Cortés tut, sagt und schreibt, der König der Adressat ist, rührt daher, daß allein der König ihm die Anerkennung seiner Taten verschaffen kann. Der 2. Brief des Hernán Cortés erschien schon 1522 gedruckt in einer der ältesten Druckstätten Spaniens, bei Jakob Cromberger in Sevilla. Der Druck des 3. Briefs erfolgte in demselben Atelier im März 1523. Der 4. Brief erschien 1525 in Toledo. Eine lateinische Übersetzung des 3. Briefs erschien 1524 in Nürnberg; der 2. und 3. Brief, ebenfalls in lateinischer Sprache, kamen zusammen in Köln im Jahr 1532 heraus. Quelle: Die hier ausgewählten Texte sind folgender Ausgabe entnommen: HERNAN CORTES, Cartas y documentos. Introducción de Mario HERNANDEZ SANCHEZBARBA, México: Editorial Porrúa 1963.
Obem Cortés empfangt zusammen mit seiner einheimischen Begleiterin und Dolmetscherin Doña Marina (Malinche) mexikanische Häuptlinge; Unten: Schlachtszene (Bilder aus dem Lienzo de Tlascala)
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D. Texte 1. Segunda Carta-relación de Hernán Cortés al Emperador Carlos V. Segura de la Frontera 30 de octubre de 1520 Enviada a su sacra majestad del emperador nuestro señor, por el capitán general de la Nueva España, llamado don Fernando Cortés, en la cual hace relación de las tierras y provincias sin cuento que ha descubierto nuevamente en el Yucatán del año de diez y nueve a esta 5
parte, y ha sometido a la corona real de Su Majestad. En especial hace relación de una grandísima provincia muy rica, llamada Culúa, en la cual hay muy grandes ciudades y de maravillosos edificios y de grandes tratos 1 y riquezas, entre las cuales hay una más maravillosa y rica que todas, llamada Tenustitlan, que está, por maravi-
10 lioso arte, edificada sobre una grande laguna; de la cual ciudad y provincia es rey un grandísimo señor llamado Mutezuma; donde le acaecieron al capitán y a los españoles espantosas cosas de oír. Cuenta largamente del grandísimo señorío del dicho Mutezuma, y de sus ritos y ceremonias y de cómo se sirven. 15 Muy alto y poderoso y muy católico príncipe, invictísimo emperador y señor nuestro: En una nao que de esta Nueva España de vuestra sacra majestad despaché a diez y seis días de julio del año de quinientos y diez y nueve, envié a vuestra Alteza muy larga y particular relación de las 20 cosas hasta aquella sazón, después que yo a ella vine, en ella sucedidas. La cual relación llevaron Alonso Hernández Portocarrero y Francisco de Montejo, procuradores de la Rica Villa de la Vera Cruz, que yo en nombre de vuestra alteza fundé. Y después acá, por no haber oportunidad, así por falta de navios y estar yo ocupado en la 25 conquista y pacificación de esta tierra, como por no haber sabido de la dicha nao y procuradores, no he tornado a relatar a vuestra majestad lo que después se ha hecho; de que Dios sabe la pena que he tenido. Porque he deseado que vuestra alteza supiese las cosas de esta tierra, que son tantas y tales que, como ya en la otra re30 lación escribí, se puede intitular de nuevo emperador de ella, y con título y no menos mérito que el de Alemaña, que por la gracia de Dios vuestra sacra majestad posee. Y porque querer de todas las cosas de estas partes y nuevos reinos de vuestra alteza decir todas
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las particularidades y c o s a s que en ellas hay y decir se d e b í a n , se35 ría casi p r o c e d e r a infinito.
2. [Segunda carta] Q u e a ocho leguas de e s t a ciudad de Churultecai están d o s sierras muy altas y m u y maravillosas, porque en fin de agosto tienen t a n t a nieve q u e otra c o s a de lo alto de ellas si no la nieve, se parece. Y de la u n a que es la más alta sale muchas veces, así de d í a c o m o 40 de noche, tan grande bulto de humo c o m o u n a gran casa, y s u b e e n c i m a de la sierra h a s t a las nubes, tan derecho c o m o u n a vira 2 , que, s e g ú n parece, es t a n t a la fuerza c o n que sale que a u n q u e arriba en la sierra a n d a b a s i e m p r e muy recio viento, no lo puede torcer. Y porque yo siempre he d e s e a d o de t o d a s las cosas de esta tierra p o d e r hacer a 45 vuestra alteza m u y particular relación, quise de ésta, q u e me pareció algo maravillosa, s a b e r el secreto, y envié diez de mis c o m pañeros, tales cuales para semejante negocio eran necesarios, y con a l g u n o s naturales de la tierra que los guiasen, y les e n c o m e n d é mucho p r o c u r a s e n de subir la d i c h a sierra y saber el secreto de a50 quel humo, de d ó n d e y c ó m o salía. Los cuales fueron y trabajaron lo que fué posible para la subir, y j a m á s pudieron, a c a u s a de la muc h a nieve q u e en la sierra hay y de m u c h o s torbellinos que de la ceniza q u e de allí sale a n d a n por la sierra, y t a m b i é n porque no pudieron sufrir la gran frialdad que arriba hacía, pero llegaron 55 muy c e r c a de lo alto, y tanto que estando arriba c o m e n z ó a salir aquel humo, y dicen que s a l í a c o n tanto ímpetu y ruido q u e p a r e c í a que t o d a la sierra se c a í a abajo, y así se bajaron y trajeron m u c h a nieve y c a r á m b a n o s para que los viésemos, porque nos p a r e c í a c o s a muy n u e v a en estas partes a c a u s a de estar en parte tan cálida, se60 gún hasta a h o r a ha sido opinión de los pilotos, especialmente, que dicen q u e e s t a tierra está en veinte grados, que es en el paralelo de la isla Española, d o n d e continuamente hace muy gran calor.
3. [Segunda carta] P a s a d a e s t a puente, nos salió a recibir aquel señor M u t e z u m a con hasta doscientos señores, t o d o s descalzos y vestidos de otra librea 65 o m a n e r a d e ropa asimismo bien rica a su uso, y más q u e la de los
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otros, y venían en dos procesiones muy arrimados a las paredes de la calle, que es muy ancha y muy hermosa y derecha, que de un cabo se parece el otro y tiene dos tercios de legua, y de la una parte y de la otra muy buenas y grandes casas, así de aposentamientos co70 mo de mezquitas, y el dicho Mutezuma venía por medio de la calle con dos señores, el uno a la mano derecha y el otro a la izquierda, de los cuales el uno era quel3 señor grande que dije que había salido a hablar en las andas y el otro era su hermano del dicho Mutezuma, señor de aquella ciudad de Ixtapalapa de donde yo aquel día había 75 partido, [...]• Y allí me tomó de la mano y me llevó a una gran sala que estaba frontera del patio por donde entramos, y allí me hizo sentar en un estrado muy rico que para él lo tenía mandado hacer, y me dijo que le esperase allí, y él se fué. so Y dende4 a poco rato, ya que toda la gente de mi compañía estaba aposentada, volvió con muchas y diversas joyas de oro y plata, y plumajes, y con hasta cinco o seis mil piezas de ropa de algodón, muy ricas y de diversas maneras tejidas y labradas, y después de me las haber dado, se sentó en otro estrado que luego le hicieron allí jun85 to con el otro donde yo estaba; y sentado, prepuso5 en esta manera: »Muchos días ha que por nuestras escripturas tenemos de nuestros antepasados noticia que yo ni todos los que en esta tierra habitamos no somos naturales de ella sino extranjeros, y venidos a ella de partes muy extrañas; y tenemos asimismo que a estas partes trajo nues90 tra generación un señor cuyos vasallos todos eran, el cual se volvió a su naturaleza, y después tornó a venir dende en mucho tiempo, y tanto, que ya estaban casados los que habían quedado con las mujeres naturales de la tierra y tenían mucha generación y hechos pueblos donde vivían, y queriéndolos llevar consigo, no quisieron ir ni me95 nos recibirle por señor, y así se volvió; y siempre hemos tenido que los que de él descendiesen habían de venir a sojuzgar esta tierra y a nosotros como a sus vasallos; y según de la parte que vos decís que venís, que es a do sale el sol, y las cosas que decís de ese gran señor o rey que acá os envió, creemos y tenemos por cierto, 100 él sea nuestro señor natural, en especial que nos decís que él ha muchos días que tenía noticia de nosotros; y por tanto, vos sed cierto que os obedeceremos y tendremos por señor en lugar de ese gran señor que vos decís, y que en ello no habrá que yo en mi señorío po-
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seo, mandar a vuestra voluntad, porque será obedecido y hecho; y to105 do lo que nosotros tenemos es para lo que vos de ello qulsiéredes disponer. Y pues estáis en vuestra naturaleza y en vuestra casa, holgad y descansad del trabajo del camino y guerras que habéis tenido, que muy bien sé todos los que se vos han ofrecido de Puntunchán acá, y bien sé que los de Cempoal y de Tascaltecal os han di11 o cho muchos males de mí. No creáis más de lo que por vuestros ojos veredes 6 , en especial de aquellos que son mis enemigos, y algunos de ellos eran mis vasallos y hánseme rebelado con vuestra venida, y por se favorecer con vos lo dicen; [...] 4.
[Segunda carta] Porque para dar cuenta, muy poderoso señor, a vuestra real excelen115 cia, de la grandeza, extrañas y maravillosas cosas de esta gran ciudad de Temixtitan, del señorío y servicio 7 de este Mutezuma, señor de ella, y de los ritos y costumbres que esta gente tiene, y de la orden que en la gobernación, así de esta ciudad como de las otras que eran de este señor, hay, sería menester mucho tiempo y ser muchos relato120 res y muy expertos; no podré yo decir de cien partes una, de las que de ellas se podrían decir, mas como pudiere diré algunas cosas de las que vi, que aunque mal dichas, bien sé que serán de tanta admiración que no se podrán creer, porque los que acá con nuestros propios ojos las vemos, no las podemos con el entendimiento comprender. 125 Pero puede vuestra majestad ser cierto que si alguna falta en mi relación hubiere, que será antes por corto que por largo, así en esto como en todo lo demás de que diere cuenta a vuestra alteza, porque me parecía justo a mi príncipe y señor, decir muy claramente la verdad sin interponer cosas que la disminuyan y acrecienten. [...] 130 Esta gran ciudad de Temixtitan está fundada en esta laguna salada, y desde la tierra firme hasta el cuerpo de la dicha ciudad, por cualquiera parte que quisieren entrar a ella, hay dos leguas. Tiene cuatro entradas, todas de calzada hecha a mano, tan ancha como dos lanzas jinetas. Es tan grande la ciudad como Sevilla y Córdoba. Son las 135 calles de ella, digo las principales, muy anchas y muy derechas, y algunas de éstas y todas las demás son la mitad de tierra y por la otra mitad es agua, por la cual andan en sus canoas, y todas las calles de trecho a trecho están abiertas por do atraviesa el agua de
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las unas a las otras, y en todas estas aberturas, que algunas son 140 muy anchas, hay sus puentes de muy anchas y muy grandes vigas, juntas y recias y bien labradas, y tales, que por muchas de ellas pueden pasar diez de a caballo juntos a la par. Y viendo que si los naturales de esta ciudad quisiesen hacer alguna traición, tenían para ello mucho aparejo, por ser la dicha ciudad edificada de la manera que di145 go, y quitadas las puentes de las entradas y salidas, nos podrían dejar morir de hambre sin que pudiésemos salir a la tierra. Luego que entré en la dicha ciudad di mucha prisa en hacer cuatro bergantines, y los hice en muy breve tiempo, tales que podían echar trescientos hombres en la tierra y llevar los caballos cada vez que quisiésemos. 150 Tiene esta ciudad muchas plazas, donde hay continuo mercado y trato de comprar y vender. Tiene otra plaza tan grande como dos veces la ciudad de Salamanca, toda cercada de portales alrededor, donde hay cotidianamente arriba de sesenta mil ánimas comprando y vendiendo; donde hay todos los géneros de mercadurías que en todas las tierras 155 se hallan, así de mantenimientos como de vituallas, joyas de oro y plata, de plomo, de latón, de cobre, de estaño, de piedras, de huesos, de conchas, de caracoles y de plumas. Véndese cal, piedra labrada y por labrar, adobes, ladrillos, madera labrada y por labrar de diversas maneras. Hay calle de caza donde venden todos los linajes 160 de aves que hay en la tierra, así como gallinas, perdices, codornices, lavancos®, dorales, zarcetas9, tórtolas, palomas, pajaritos en cañuela, papagayos, búharos, águilas, halcones, gavilanes y cernícalos; y de algunas de estas aves de rapiña, venden los cueros con su pluma y cabezas y pico y uñas. [...] 165 La gente de esta ciudad es de más manera y primor en su vestir y servicio10 que no la otra de estas otras provincias y ciudades, porque como allí estaba siempre este señor Mutezuma, y todos los señores sus vasallos ocurrían siempre a la ciudad, había en ellas más manera y policía en todas las cosas. Y por no ser más prolijo en 170 la relación de las cosas de esta gran ciudad, aunque no acabaría tan aína, no quiero decir más sino que en su servicio y trato de la gente de ella hay la manera casi de vivir que en España, y con tanto concierto y orden como allá, y que considerando esta gente ser bárbara y tan apartada del conocimiento de Dios y de la comu1/5 nicación de otras naciones de razón, es cosa admirable ver la que tienen en todas las cosas. [...]
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5. Cuarta carta-relación de Hernán Cortés al emperador Carlos V Tenuxtitlan, 15 de octubre de 1524 T o d a s las v e c e s que a vuestra s a c r a majestad he escrito, he dicho a v u e s t r a alteza el aparejo que hay en algunos de los naturales de e s t a s partes para s e convertir a nuestra santa te católica y ser 180 cristianos; y he enviado a suplicar a vuestra c e s á r e a majestad, para ello, m a n d a s e proveer de personas religiosas de b u e n a vida y ejemplo. Y porque hasta a h o r a han venido muy pocos, a casi ningunos, y e s cierto que harían grandísimo fruto, lo torno a traer a la m e m o r i a a vuestra alteza y le suplico lo mande proveer con toda 185 brevedad, porque de ellos Dios Nuestro S e ñ o r s e r á muy servido y s e cumplirá el d e s e o que vuestra alteza en este caso, c o m o católico, tiene. [...] T a m b i é n he hecho s a b e r a vuestra c e s á r e a majestad la necesidad que hay que a e s t a tierra s e traigan plantas de todas suertes, y por 190 el aparejo que en esta tierra hay de todo género de agricultura, y porque hasta a h o r a ninguna c o s a se h a proveído, torno a suplicar a vuestra majestad, porque de ello s e r á muy servido, mande enviar su provisión 11 a la C a s a de la Contratación de Sevilla para que c a d a navio traiga cierta cantidad de plantas, y que no p u e d a salir sin 195 ellas, porque s e r á m u c h a c a u s a para la población y perpetuación de ella. C o m o a mí c o n v e n g a buscar toda la buena orden que s e a posible para que estas tierras s e pueblen, y los españoles pobladores y los naturales d e ellas se conserven y perpetúen, y nuestra santa 200 fe en todo s e arraigue, pues vuestra majestad me hizo merced de me dar cuidado, y Dios Nuestro S e ñ o r fué servido de me hacer medio por d o n d e viniese en su conocimiento, y debajo del imperial yugo d e vuestra alteza, hice ciertas ordenanzas y las mandé pregonar, y porque d e ellas envío c o p i a a vuestra majestad, no tendré que 205 decir sino que, a todo lo que a c á yo he podido sentir, e s c o s a muy conveniente que las dichas o r d e n a n z a s se cumplan. De algunas de ellas los e s p a ñ o l e s q u e en estas partes residen no están muy satisfechos, en especial de aquellas que los obligan a arraigarse en la tierra; porque todos, o los más, tienen pensamien210 tos d e s e haber con estas tierras c o m o s e han habido con las islas que antes se poblaron, que e s esquilmarlas y destruirlas, y d e s p u é s
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dejarlas. Y porque me parece que sería muy gran culpa a los que de lo pasado tenemos experiencia, no remediar lo presente y por venir, proveyendo en aquellas cosas por donde nos es notorio haberse per215 dido las dichas islas, mayormente siendo esta tierra, como ya muchas veces a vuestra majestad he escrito, de tanta grandeza y nobleza, y donde tanto Dios Nuestro Señor puede ser servido y las reales rentas de vuestra majestad acrecentadas, suplico a vuestra majested las mande mirar, y de aquello que más vuestra alteza fuere 220 servido me envíe a mandar la orden que debo tener, así en el cumplimiento de estas dichas ordenanzas, como en las que más vuestra majestad fuere servido que se guarden y cumplan; [...]
Worterklärungen 1
Handel
2
Pfeil
3
aquel
4
räumlich: von dort
5
begann zu reden
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vereis
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Verehrung
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Wildente
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Krickente
10 Umgang 11 Anordnung
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E. Thematischer Kommentar 1. Die politische Intention des 2. Briefes an den König Die Funktion des Briefes wird von Cortés mit der Wendung beschrieben »enviar relación«. Die Verpflichtung, relaciones über die Conquista und die Beschaffenheit der eroberten Gebiete an den König zu senden, war den Konquistadoren vertraglich aufgegeben. Die unterschiedliche Autorschaft von Vorspann des Briefes und relación zeigt sich in der abweichenden Benennung der aztekischen Hauptstadt: Tenustitlan (heute als Tenochtitlan geläufig) und Temixtitan - so die Schreibweise von Cortés. Schon in diesem 1. Brief des Hernán Cortés, der in die Hand des Königs gelangte, steht neben der Conquista gleichberechtigt das Vorhaben der pacificación. Hier kommt die juristische Vorstellung einer »pax hispanica« in Analogie zur »pax romana« ins Spiel. Noch komplexer sind die politischen und rechtlichen Implikationen der Anregung, das hinzugewonnene Herrschaftsgebiet als neues Kaisertum zu betrachten (30 ff.; vgl. dazu E. Straub). 2. Ein unerklärliches Naturphänomen Der Leser des 2. Briefes von Cortés wird im Lauf der Lektüre mit zahlreichen einheimischen Eigennamen konfrontiert, wie hier Churultecal, von denen Cortés insgesamt jedoch einen sparsamen Gebrauch macht. Sie beziehen sich fast ausnahmslos auf Provinzen, Städte, Dörfer und Einzelpersonen, deren Nennung für die Klarheit des Berichts unabdingbar ist. Die materielle Kultur der Azteken wird von Cortés nicht mit ihren Bezeichnungen wiedergegeben. Naturschilderungen wie die vorliegende bilden eher die Ausnahme. Die ausführliche Beschreibung der Erkundung des schneebedeckten Vulkans wird mit der sorgfältigen Wahrnehmung der Berichtspflicht begründet. Beachtung verdient der rationale Ablauf der Erkundung: ein auffälliges Naturphänomen (besonders die Rauchsäule) fordert eine Erklärung; eine Hypothese wird gebildet; die empirische Überprüfung gelingt nur teilweise; die konkreten Befunde - Eiszapfen - zwingen zur Korrektur traditioneller geographischer Auffassungen (Wo endet die zona tórrida?).
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3. Die Begegnung mit Moctezuma Höhepunkt des 2. Briefes ist die Begegnung von Cortés mit Moctezuma in der Hauptstadt des Reiches. Die zeremonielle Weise, in der sich das Zusammentreffen vollzog, gibt nur einen kleinen Eindruck von der durchgängigen Hierarchisierung und Funktionsdifferenzierung der aztekischen Gesellschaft. Die Redewiedergabe in direkter Rede ist in Geschichtswerken jeweils von besonderer Eindrücklichkeit - so schon bei Livius -, nährt aber zugleich den Argwohn der Historiker. Die Erwartung des ursprünglichen Herren, mit dem wohl der 'Gottkönig' Quetzalcoatl gemeint war, hat bei der Erklärung des unfaßbaren Untergangs der aztekischen Herrschaft seither eine wichtige Rolle gespielt. Der Inhalt der Rede Moctezumas ist besonders auf die Argumente hin zu überprüfen, die aus der Optik der Spanier als Rechtfertigung der Conquista gelesen werden können (90f.). Mehrere Begriffe entstammen spanischen Rechtsverhältnissen des Mittelalters, z.B. vasallo und señor natural (vgl. Poema de mio Cid, v. 895,1272). Die Formulierung »estáis en vuestra naturaleza y en vuestra casa« (106) verbindet ein juristisches Zugeständnis (.naturaleza) und eine schon damals in Spanien geläufige Höflichkeitsformel (su casa, vgl. Américo Castro, La realidad histórica de España, cap. VII). Die Stilisierung der Rede Moctezumas in der spanischen Version mag ein direkter Reflex der ausgesuchten Redekultur sein, die die aztekische Führungsschicht kennzeichnete. 4. Der Zivilisationsgrad der Azteken Die Darstellung der Organisation des Aztekenstaates und der Architektur der Stadtanlage von Tenochtitlan ist von Bewunderung und kultureller Anerkennung durchdrungen. Die Vergleiche mit spanischen Verhältnissen sind freilich nicht nur als Mittel der Veranschaulichung, sondern auch im Hinblick auf den erstrebten Status der neuen Besitzungen zu werten. Die begrifflichen Instrumente zur Beschreibung und Beurteilung einer fremden Kultur sind noch unzureichend ausgebildet: ritos, costumbres, gobernación, policía, concierto, orden. - Bei der Aufzählung der mexikanischen Vögel (159 ff.) beschränkte sich Cortés auf lauter aus Europa bekannte Arten. Dadurch wird der Eindruck der Fremdheit der neuen Umwelt vermieden. Diese Fremdheitserfahrung wird bei Cortés nur selten geäußert, vielleicht weil ihm aufgrund seiner langen karibischen Jahre
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(1504-1518) Fauna und Flora der Neuen Welt gut vertraut geworden waren. 5. poblar - Cortés als Kolonisator An der Ernsthaftigkeit und Aufrichtigkeit der Bitte von Cortés um die Entsendung von Ordensleuten zur Bekehrung der naturales - die Bezeichnungen indios und naturales werden unterschiedslos gebraucht - ist nicht zu zweifeln. Cortés bittet insbesondere um die Entsendung von Franziskanern und Dominikanern, die auch schon die Christianisierung der eroberten Inseln der Karibik zu ihrer Aufgabe gemacht hatten. Aber nicht nur um die Missionierung geht es Cortés, sondern auch um die Austeilung der Sakramente an alle ihrer bedürftigen Spanier in Nueva España. - Neben dem Aufbau eines geordneten Gerichts-, Verwaltungs- und Bildungswesens nach mutterländischem Vorbild gehört zur Kolonisationsleistung in Nueva España die Einführung europäischer Landwirtschaft. Die Gegenüberstellung der Kulturpflanzen, die von Europa nach Amerika gingen, und jener Gewächse, die aus Amerika stammend bald in Europa heimisch wurden, ist eine der erfreulichsten Einzelbilanzen der Kolonialisierung. Poblar - so lautet das Schlüsselwort einer weitsichtigen und 'lernfähigen' Politik, durch die Cortés in Nueva España im Namen des Königs geordnete städtische Gemeinwesen spanischer Bürger (vecinos) dauerhaft begründen wollte.
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F. Bibliographische Hinweise 1. Weitere Textausgaben Cartas de relación de Fernando Cortés sobre el descubrimiento y conquista de la Nueva España, Madrid 1946 (= Biblioteca de Autores Españoles, Tomo XXII). CORTES, Hernán, Cartas de relación. Edición de Mario HERNANDEZ, (=Crónicas de América, 28 vols., Madrid, 1984-1986, vol.10). 2. Ubersetzung und Teilübersetzung TERMER, Franz [Hg.], Durch Urwälder und Sümpfe Mittelamerikas. Der 5. Bericht des Hernán Cortés an Kaiser Karl V. Erstmalig in deutscher Ubersetzung hrsg., eingel. und mit einem wiss. Komm, vers., Hamburg 1941. Die Eroberung Mexikos. Drei Berichte von Hernán Cortés an Kaiser Karl V. Aus dem Spanischen von Mario Spiro und C.W. Koppe, hrsg. v. Claus LITTERSCHEID., Frankfurt/M.: Insel, 1980 (insel-taschenbuch, 393). 3. Ausgewählte Forschungsliteratur FRANKL, Victor, »Die Begriffe des mexikanischen Kaisertums und der Weltmonarchie in den Cartas de relación des Hernán Cortés«, in: Saeculum XIII,1 (1962). [Zur Biographie und kontroversen Bewertung der Persönlichkeit und Leistung von Cortés] MADARIAGA, Salvador de, Hernán Cortés, Madrid 1982 [1. Ausg. 1941]. FUENTES MARES, José, Cortés, el hombre, México 1982. HERNANDEZ SANCHEZ-BARBA, Mario, Historia y literatura en Hispanoamérica (14921820). La versión intelectual de una experiencia, Valencia 1978. STRAUB, Eberhard, Das Bellum ¡ustum des Hernán Cortés in México, Köln 1976. PAZ, Octavio, »Exorcismo y liberación de Hernán Cortés«, in: El País, 14.10.1985, Beilage: Hernán Cortés, S. VIII.
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Bernal Díaz del Castillo (1496-1584) A. Biographisches Bernal Díaz del Castillo war der Sohn eines Ratsherrn (regidor) aus Medina del Campo. Er hatte nur eine rudimentäre Bildung erhalten, als er mit 18 Jahren Eltern und Heimatstadt verließ, um mit der Expedition des Pedradas Dávila in die Neue Welt aufzubrechen (vgl. Oviedo). Nach Sevilla gelangt, vermutlich ganz mittellos, verpflichtete er sich als gemeiner Soldat. Eine offizielle Beförderung wurde ihm auch in späteren Jahren nicht zuteil. Nachdem er die ersten seiner - nach eigener Zählung -119 Schlachten in Mittelamerika bereits hinter sich hatte, trat er 1519 in den Dienst des Hernán Cortés und nahm während des folgenden Jahrzehnts an fast allen Eroberungs- und Beutezügen des großen Feldherrn teil. Dem erfolgreichen Kampf gegen die Azteken im Gebiet des heutigen Mexiko folgten Feldzüge nach Guatemala und Honduras. Als Lohn für seine Verdienste bei der Eroberung Mexikos erhielt Bernal Díaz nacheinander verschiedene encomiendas. Schließlich ließ er sich 1541 endgültig in Guatemala nieder. Der Sicherung und Mehrung seiner Besitztümer in der Neuen Welt galt denn auch sein Hauptinteresse während der zweiten Lebenshälfte. Allerdings ließ es die spanische Krone nach Bernais Auffassung an der den »wahren Konquistadoren« gebührenden ideellen und materiellen Anerkennung fehlen, erschwerte gar den encomenderos ihre Aufgabe durch weltfremde Verordnungen und Gesetze wie etwa die Leyes Nuevas (s. Las Casas). So reiste Bernal Díaz als regidor seiner neuen Heimatstadt 1549 sogar in offizieller Mission nach Spanien, um gegen die geplan-
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te Reform des encomienda-Systems (insbesondere die Abschaffung der Sklaverei) zu protestieren. Der Wunsch, die Verdienste der »anonymen Konquistadoren« vor Kritik und Vergessen zu schützen, veranlaßte ihn auch dazu, von 1552 bis zu seinem Tod trotz anderweitiger Belastungen beharrlich an seiner Historia verdadera zu arbeiten. So ausgesprägt waren Bernais Gedächtnis und sein Bemühen um »Wahrheit«, daß er auch dann noch unermüdlich akribische Korrekturen an einem Manuskript vornahm, als der zur Veröffentlichung bestimmte Text längst in den Archiven des Indienrats lagerte.
B. Bedeutung der Historia verdadera de la conquista de la Nueva
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Bernal Díaz del Castillo erzählt in den 212 Kapiteln seiner Chronik insbesondere die Eroberung Mexikos durch die Truppen des Cortés (Kap. LXXXCIII - CLVI), sowie die übrigen Erkundungsfahrten, Kämpfe, Märsche, »Befriedungen« (.pacificaciones) und Siedlungsgründungen, an denen der Autor von 1514 bis 1568 als Soldat bzw. Augenzeuge selbst beteiligt war. Bernais Historia verdadera wird vielfach als »bester« der Berichte über die Eroberung gewertet. Der besondere Charakter dieses Geschichtswerks rührt daher, daß sein Verfasser bewußt in Gegensatz tritt zu jener Form der offiziellen und gelehrten Historiographie, die von López de Gomaras Historia general de las Indias vertreten wurde. Nicht aus der Perspektive des über den Alltäglichkeiten stehenden Geschichtsschreibers berichtet Bernal Díaz, sondern aus der Sicht des unmittelbar Beteiligten und Mitbetroffenen; nicht der heldenhafte Feldherr Cortés ist sein Protagonist, sondern als verdaderos conquistadores erscheint das sonst namenlos bleibende Heer der die Last der Eroberung tragenden Soldaten. So kommt es in diesem Bericht zu einer Aufwertung der scheinbar unwichtigen, aber für die Nachwelt umso interessanteren Details, und dem Leser eröffnet sich eine persönliche Sehweise der inoffiziellen Seite der Conquista. Im Gegensatz zu anderen Autoren - teilweise sogar im Gegensatz zur damaligen Indienpolitik der Krone - liegt diesem Chronisten dabei nichts ferner als eine ideologische Kritik der spanischen Unternehmungen.
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Zahlreiche Historiker vom 17. bis zum 19. Jahrhundert (Herrera, Torquemada, Prescott) schätzten und benutzten Bernais Bericht als verläßliches Quellenmaterial. Für die stilistische rudeza des ungebildeten Soldaten begann man jedoch erst seit Ende des letzten Jahrhunderts Verständnis zu entwickeln (Menendez y Pelayo), und seitdem bescheinigen zahlreiche Neuauflagen und Übersetzungen die eindrückliche Wirkung dieser sehr persönlichen, farbigen und dramatischen Darstellung auch auf den modernen Leser.
C. Adressat - Intention - Edition Bernal Díaz del Castillo widmet sein Werk dem König, und in diesem Fall handelt es sich um mehr als ein zeitgemäßes Ritual, denn die Historia verdadera steht von ihrer Zielsetzung her in einer Reihe mit den zahllosen Eingaben des Autors an die Krone, mit seiner Jagd nach Ermächtigungsschreiben (cédulas) und den Motiven seiner Spanienreisen: er möchte auf die ihm und seinen Kameraden zustehenden Privilegien aufmerksam machen und seinem Anspruch öffentlich Geltung verschaffen, gleichzeitig freilich auch den wahren Konquistadoren vor der Nachwelt ein Denkmal setzen. Sein Ziel ist daher auch eine Korrektur der beim »geneigten Leser« vermuteten »unwahren« Vorstellung von Cortés als einsamem Helden der Conquista, wie sie von Gomara geprägt worden war. Dabei ist Bernais persönliches Minderwertigkeitsgefühl und eine dieses kompensierende Eitelkeit stets deutlich zu spüren. Erst etwa 30 Jahre nach den entscheidenden Ereignissen bei der Eroberung Mexikos faßte Bernal Díaz den Entschluß zur Abfassung der »wahren Geschichte« - eine für den ungebildeten conquistador und encomendero gewiß nicht einfache Aufgabe. Als Hilfsmittel standen ihm wohl zunächst nur sein außergewöhnliches Gedächtnis und die Cartas-Relaciones des Cortés (s. dort) zur Verfügung. Nachdem ihm um 1564 Gomaras Historia general zu Gesicht gekommen war, benötigte er noch weitere vier Jahre, um sein Werk zu vollenden. 1575 sandte er ein Manuskript nach Spanien zur Veröffentlichung. Das von den Reformbestrebungen eines Las Casas geprägte politische Klima verlangte in diesem Moment jedoch nicht nach »Augenzeugenberichten« eines unbequem gewordenen encomende-
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