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German Pages 370 [432] Year 1904
Die Renaissance. -Historische Scenen vom
Grafen Gobineau. deutsch von Ludwig Schemann.
Neue durchgesehene und verbesserte Ausgabe. Drittes und viertes Lausend.
Strasburg Verlag von Rarl I . Lrübner 1904.
Philipp v. Iabein'2 Druckerei, Mainz.
Inhalts -Verzeichnis. Seite
Vorrede des Übersetzers zur neuen Ausgabe . . VII Vorrede zur dritten und vierten Auftage. V o n demselben X Zur Einführung. V o n demselben . . . XI Widmung des Verfassers XXXIX
die Renaissance. Savonarola Cesare Borgia . J u l i u s II Leo X Michelangelo
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Vorrede zur neuen Ausgabe. dritten Male lasse ich hiermit meine Verdeutschung der Renaissancescenen hinausgehen. Das erste M a l , vor zehn Jahren, hatte ich sie nur dem kleinen, intimen Leserkreise der „Bayreuther Blatter" mitgeteilt, dem immer das Verdienst bleiben wird, daß er zuerst Gobineau ein volles und großes Verständnis entgegengebracht hat; dann, einige Jahre später (1896), im stärksten Gegensatze hierzu, denjenigen Weg öffentlicher Bekanntmachung gewählt, der gemeiniglich bei uns Büchern das denkbarste M a ß von Verbreitung zu sichern pflegt: ich hatte sie in Reclams „Universalbibliothet" neu erscheinen lassen. I n der Tat hat diese Veröffentlichung Alles, was ich mir von Wirkungen nur hätte erträumen können, reichlich gebracht, ja überboten. I n Tausenden und aber Tausenden von Exemplaren gelesen, ist die „Renaissance" wie über Nacht zu einem im besten Sinne Populären Buche bei uns geworden, die allgemeine Stimme hat es immer lauter und immer wärmer ausgesprochen, daß Gobineaus Werke unter a l l e n die Renaissance behandelnden die Palme gebühre; hervorragende Gelehrte und Künstler haben gewetteifert in der Beteuerung, daß Keiner jene ganze Epoche so tief wie er ergründet und so gewaltig wie er zur Darstellung gebracht habe. Eine nach der andern von den bedeutenden Persönlichkeiten unserer Bühnenwelt wendet dem Werke ihr regstes Interesse zu; schon haben in einer ganzen Anzahl norddeutscher Städte öffentliche Recitationen der Hauptscenen mit wahrhaft tiefgehender Wirkung stattgefunden, und Alles deutet darauf hin, daß dies nur erst Anfänge sind, daß die Renaissancescenen fest und dauernd bei uns Wurzel gefaßt haben und neben den Meisterwerken unserer eigenen und einiger bevorzugter ausländischer Klassiker einen Ehrenplatz behaupten werden.
VIII
Gleich beim Erscheinen der Reclam'schen Ausgabe ist, auf Grund eines leider ziemlich weitverbreiteten Vorurteils, vielfach gegen diese Einspruch erhoben und das Verlangen nach einer größeren, auch in der Ausstattung des Werkes in jeder Weise würdigen Ausgabe geäußert worden. Ich bereue nun zwar keinen Augenblick, daß ich damals, einem kräftigen Instinkte folgend, meine Verdeutschung diesem Riesenreservoir geistiger Güter, um das uns alle anderen europäischen Völker beneiden können, einverleibt habe, da ich vielmehr davon überzeugt bin, daß der vorerwähnte ganz ungemeine Erfolg nicht zum kleinsten Teile gerade diesem Schritte zuzuschreiben ist; ebensowenig aber kann ich die Berechtigung des anderen Gesichtspunktes, der der Renaissance neben, ja vor dem volkstümlichen den aristokratischen Charakter auch im Äußeren gewahrt wissen will, bestreiten; und somit habe ich, nachdem der Wunsch, den Deutschen eine stattliche Fest- und Geschenkausgabe des Werkes geliefert zu sehen, mir immer aufs Neue und immer dringlicher kundgegeben worden, mich dieser Pflicht endlich nicht länger entziehen zu dürfen geglaubt. Ich habe nunmehr aber diese Gelegenheit benutzt, um auch meinem deutschen Texte noch eine eingreifende Aufbesserung zu Teil werden zu lassen. Namentlich in den ersten Teilen, mit denen ich einst meine Übersetzertätigkeit begonnen, habe ich weit radikaler zu ändern gefunden, als ich selbst zuvor ahnen konnte: um es mit einem Worte zu bezeichnen, ich habe jetzt, nach einem Jahrzehnt, weit entschiedener deutsch zu empfinden gewagt, während ich damals diesem meinem Empfinden noch einen Zügel in Gestalt Peinlicher (mir heute vielfach im Lichte des Gallicismus erscheinender) Treue gegen das Original anlegte. Indem ich somit erst diese neue Tertesfassung für die letzte und endgiltige erkläre, die mich überdauern und die Herrlichkeiten des Werkes den Deutschen kommender Geschlechter zutragen möge, hoffe ich durch größere Freiheit im Sinne eines noch besseren Deutsch der wirklichen, dem Geist des Werkes zu wahrenden Treue Nichts vergeben, vielmehr Gobineau nun erst endgiltig in seine w a h r e H e i m a t i n der g e r m a n i s c h e n W e l t hinübergeleitet zu haben.
IX
Zahlreiche Inkorrektheiten in der Namenschreibung, die leider in der früheren Ausgabe sich eingeschlichen hatten — eine Folge des Umstandes, daß ich jene während eines längeren Aufenthaltes fern der Heimat und allen litterarischen Hilfsmitteln hatte herstellen müssen — sind jetzt ebenfalls berichtigt. Beiläufig bemerkt, habe ich bei solchen Gelegenheiten häufiger als früher auch Gobineau selbst korrigieren müssen.*) Was meine eigenen Worte zur Einführung der früheren Ausgaben betrifft, so hätte ich auch da wohl jetzt im Einzelnen Manches ändern und verbessern können. **) Aber ich vermochte mich dazu nicht zu entschließen. Dergleichen ist stets nur als ein Ganzes zu fassen und bedeutet als solches ein Erlebnis, eine Eingebung: der grübelnde Verstand hat da keine Rechte mehr, wo vor Jahren Geist und Herz sich übermächtig kundgegeben. Und nachdem denn so einmal, zu meiner höchsten Freude, jene meine Worte so, wie sie es getan, zu Tausenden gesprochen und ihnen ins Herz gesprochen haben, hoffe ich mir das Recht erworben zu haben, sie nunmehr auch, ohne der Übcrhebung geziehen zu werden, als integrierenden Bestandteil meines Buches unangetastet bestehen
zu lassen.
F r e i b u r g , 4. September 1902.
L. Schemann.
*) Den Freunden, die mich durch förderliche winke nach den beiden hier berührten selten hin unterstützt haben, sel auch an dieser stelle nochmals mein herzlichster Dank hierfür ausgesprochen. **) Ganz naturgemäß hat sich mir mit den Jahren, bei immer neuer Veschäftignng mit dem Werke, insbesondere auch für dessen schwächen der Vlick immer mehr ge» schärft; doch tann