Die Musikerfamilie Benda: Band 1 Franz Benda und seine Nachkommen [Reprint 2015 ed.] 9783110817805, 9783110009194


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German Pages 199 [228] Year 1967

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Table of contents :
Geleitwort
Vorwort
Verzeichnis der Abbildungen
Abkürzungen
Franz Benda
Heimat und Eltern
Lebensweg
Der Künstler und Lehrer
Der Komponist
Sonaten
Duette und Trios
Konzerte
Sinfonien
Capricen (Etüden)
Bildnisse Franz Bendas
Geschwister Franz Bendas
Franz Bendas Nachkommen
Kinder
Enkel
Juliane Reichardts Kinder
Von den Urenkeln bis zur Gegenwart
Anhang
Autobiographie Franz Bendas
6 Briefe aus dem Brandenburgischen Landeshauptquartier Potsdam
Bemerkungen Carl Bendas in der Allg. Musikal. Zeitung 1819
Literaturverzeichnis
Personenregister
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Die Musikerfamilie Benda: Band 1 Franz Benda und seine Nachkommen [Reprint 2015 ed.]
 9783110817805, 9783110009194

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LORENZ • FRANZ BENDA UND SEINE NACHKOMMEN

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Abb. 1,

Franz Benda

STAATLICHES INSTITUTFÜR MUSIKFORSCHUNG PREUSSISCHER KULTURBESITZ

Franz Lorenz DIE MUSIKERFAMILIE BENDA

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WALTER DE GRUYTER & CO- BERLIN 1967

Unter redaktioneller Mitarbeit von Dr. C. Schröder-Auerbach

© Copyright 1967 by Walter de Gruyter fic Co., vormals G. J . Gösdien'sche Verlagshandlung — J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J . Trübner — Veit & Comp., Berlin 30. — Alle Rechte, einschl. der Rechte der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen, vom Verlag vorbehalten. — Archiv-Nr. 1 383 671. — Satz und Druck: Saladrudc, Berlin. — Printed in Germany. — Ausstattung: Barbara Proksch.

Dieses Buch widme ich Hans von Benda, dem „Botschafter der Musik" in den fünf Erdteilen, dem wohl letzten Musiker seiner ruhmreichen Künstlerfamilie, mit herzlichem Dank für seine tatkräftige Hilfe und Förderung. Der

Verfasser

GELEITWORT

Eine Spanne von weit mehr als 250 Jahren umfaßt dieses Buch — die Entwicklung einer Familie, deren Urvater, als armer Leinwebersohn in einem unbekannten Dorf im alten Böhmen geboren, schon mit 23 Jahren in goldbestickter Uniform in der kronprinzlichen Kapelle in Neu-Ruppin die erste Geige spielte. Er nahm nach wenigen Jahren eine so hervorragende Stellung am preußischen Hofe ein, daß ihm bald Eltern und Geschwister nach Potsdam folgen konnten und im Laufe vieler Jahrzehnte eine ganze Bande Bendas als Komponisten, Geiger, Sänger, Schauspieler und Literaten das künstlerische Leben ihrer Zeit befruchteten. Neben vielen Abhandlungen und Einzelschriften über diesen oder jenen der Familie liegt heute zum ersten Male eine wissenschaftlich fundierte Zusammenfassung des künstlerischen Schaffens und Lebens der Benda-Dynastie vor. Daher danke ich im Namen meiner Vorfahren und der heute lebenden Generation Herrn Franz Lorenz für sein Forschen, Suchen und Finden und seinen Idealismus, in mehr als zehnjähriger unermüdlicher Arbeit in ungezählten Bibliotheken und Archiven Europas die geistigen Hinterlassenschaften der Bendas gesichtet und geformt zu haben — aber im besonderen auch dem Kurator der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Ministerialdirektor a. D. Hans Georg Wormit und dem Direktor des Musikinstrumenten-Museums beim Institut für Musikforschung, Dr. Alfred Berner, für die historische Erkenntnis und traditionelle Verantwortung, die in diesem Werk ihren Ausdruck finden. Hans von Benda

VORWORT

Der Tonkunst Freunden, Kennern, Meistern So jetziger als künftger Zeit; Kurz, allen groß und kleinen Geistern Ist dieses kleine Buch geweiht. Ernst Christoph (1734-1779) 1

Dressler

Das Motto, das Dressier, ein Mitarbeiter Georg Bendas in Gotha, seinem Buche voransetzte, soll auch für das hier vorliegende gelten. Es ist gleichfalls für alle die bestimmt, die Musik ausüben, lieben oder sonst irgendwie mit ihr zu tun haben — in der Terminologie des 18. Jahrhunderts also: für „Künstler, Kenner und Liebhaber". Hinzuzufügen ist nur noch, daß auch Genealogen und — besonders hervorgehoben — die musikalischen Berliner angesprochen werden sollen. Das Buch hat eine bedeutende Vorgeschichte: Hans von Benda führte in den dreißiger Jahren mit dem Berliner Philharmonischen Orchester Werke seiner Vorfahren und anderer Komponisten des 18. Jahrhunderts im Schlüterhof des Berliner Schlosses auf. Der musikgeschichtlich interessierte Hörer konnte hier erleben, wie von diesen Konzertveranstaltungen eine außerordentlich harmonische Wirkung ausging. Da stand also am Pult ein Dirigent, der den jedem Berliner Musiker teuren Namen Benda trug. Er brachte Musik zu Gehör, die an den gleichen Orten vor zweihundert Jahren Franz Benda mit seinen Brüdern, Söhnen und Neffen ebenfalls „exekutirt" hatte. Kein Zweifel: Tradition lag in der Luft; der Schloßhof, die Mauern und Wände wirkten mit. Ja, ein jugendlicher Phantast meinte, ihm sei gewesen, als hätten die BendaGeigen aus himmlischen Höhen mitgespielt. Die Idee zu diesem Buche kam dem Verfasser an einem solchen Konzertabend im Schlüterhof der Berliner Residenz. Die turbulenten Zeiten verzögerten den Beginn der Arbeit um 20, den Abschluß derselben um 30 Jahre. Da nun im Kriege sehr viel von den Schätzen der Bibliotheken verloren gegangen war, stieß die Materialbeschaffung auf große Schwierigkeiten. Diese wurden durch die Bemühungen treuer Helfer in aller Welt überwunden. Ihnen allen sei hier herzlichst gedankt: dem Staatlichen Institut für Musikforschung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Berlin, insbesondere Dr. Alfred Berner und Dr. Aus: „Fragmente einiger Gedanken des musikalischen Zuschauers, die bessere Aufnahme der Musik in Deutschland betreffend." 1

VIII

Werner Bollert, der Musikabteilung der Staatsbibliothek der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Berlin, der Bibliothek der Hochschule für Musik Berlin, Dr. Riedel und Dr. Hilmar vom Internationalen Quellenlexikon Kassel, den zuständigen Bibliotheken in Breiin, Wien, Brünn, Prag, München, Dresden, Leipzig, Schwerin, Kopenhagen, Stockholm, Brüssel, Paris, London und in den Vereinigten Staaten von Nordamerika; den Stiftsbibliotheken Kremsmünster, Melk, St. Paul; den Kirchengemeindeämtern in Weimar, Potsdam (Heiligengeist), Babelsberg, Alt-Töplitz, Bad Köstritz; den Mitgliedern der Benda-Familie, Generalleutnant Philipp Müller-Gebhard, Excellenz, Ludwigsburg, Robert von Benda, Lübeck, Frau Professor Mailard-Zechlin und dem Präsidenten Eccardt, Berlin; Sister M. Therese Cecile, Oakland, California, Frau Professor Vojtiiikovä und Herrn Celeda Prag; meinen täglichen Helfern, meiner Frau Mizzi, meinen Kindern Beatrix und Leopold und meinem jungen Freund André Neubelt; für die Durchsicht der Arbeit bin ich Frau Dr. SchröderAuerbach zu ganz besonderem Dank verpflichtet.

IX

Verzeichnis der Abbildungen Seite

1. Franz Benda v.d. Titel 2. Johann Georg Benda 4 3. Dorothea Benda, geb. Brixy 4 4. Benda — Haus in Alt-Benatky 5 5. Taufeintragung Franz Bendas 11 6. Saal im Clementinum 16 7. Franz Benda 17 8. Franziska Louise Eleonore Benda, geb. Stephanie 17 9. Pyrmonter Kurliste 24 10. Benda — Haus in Nowawes 25 11. Kurliste von Spa 27 12. Marsch, komponiert von Friedrich II 32 13. Franz Benda 33 14. Brief Friedrich Wilhelms III. an Carl H. H. Benda 34 15. Brief Friedrichs II. an Franz Benda 53 16. Joseph Benda 80 17. Anna Franziska Hattasch, geb. Benda 81 a8. Carl Hermann Heinrich Benda 81 19. Maria Carolina Wolf, geb. Benda 96 20. Ernst Wilhelm Wolf 96 21. Wilhelm Sebastian Bucholz 97 22. Johann Friedrich Reidiardt 97 23. Brief Carl H. H. Bendas an Frau von Knebel 98 24. Karl Friedrich Wilhelm Robert von Benda 112 25. August Heinrich Wilhelm Ferdinand von Benda 1x2 26. Photokopie einer Seite der Autobiographie Franz Bendas 213 27. Brief Karl Fr. W. Rob. von Bendas an den Fürsten von Thum und Taxis . . 121 28. Wappen der Familie von Benda 168

Abkürzungen

AB = Autobiographie Franz Bendas KB = Kirchenbuch ThK = Themenkatalog (im III. Band dieses Werkes) Staatsbibl. SPrK = Staatsbibliothek der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Berlin Bd. II = „Die Musikerfamilie Benda" II. Band Bd. III = „Die Musikerfamilie Benda" III. Band.

X

Inhalt Seite

Geleitwort VII Vorwort VIII Verzeichnis der Abbildungen X Abkürzungen X Franz Benda 1 Heimat und Eltern i Lebensweg 10 Der Künstler und Lehrer 44 Der Komponist 54 Sonaten 57 Duette und Trios 58 Konzerte 59 Sinfonien 60 Capricen (Etüden) 61 Bildnisse Franz Bendas 65 Geschwister Franz Bendas 68 Franz Bendas Nachkommen 80 Kinder 80 Enkel 1x1 Juliane Reichardts Kinder 123 Von den Urenkeln bis zur Gegenwart 130 Anhang 138 Autobiographie Franz Bendas 138 6 Briefe aus dem Brandenburgischen Landeshauptquartier Potsdam . . 160 Bemerkungen Carl Bendas in der Allg. Musikal. Zeitung 1819 . . . . 165 Literaturverzeichnis 169 Personenregister 176

FRANZ BENDA

Heimat und Eltern

Benda, von ewigem Nachruhm, faßt den gewaltigen Bogen, die Herzen schmelzen . . . Justus Friedrich Wilhelm Zachariä (1726-1777) Die Bendas stammen aus dem Musikland Böhmen, dem „Konservatorium Europas". Der englische in Europa reisende Musikschriftsteller Charles Burney erwähnt [21] in seinem „Tagebuch einer musikalischen Reise", Johann Christian Bach habe ihm versichert, daß die Böhmen die Italiener an Musikalität „ . . . übertreffen würden, wenn sie nur annähernd gleich günstige Bedingungen hätten wie jene". Er — Burney — selber habe in dem böhmischen Städtchen Caslav in einem Sdiulraum Kinder von 6—11 Jahren beobachtet, von denen einige lasen, andere schrieben und andere wieder Geige, Oboe, Kontrabaß und andere Instrumente spielten. In einem anderen Zimmer hätten vier Klaviere gestanden, an jedem hätte ein Knabe geübt. Johann Friedrich Reichardt [ 1 1 4 , II, 9, 1 6 1 ] hat ebenfalls beobachtet, daß in den Landschulen Böhmens neben dem Singen audi das Instrumentenspiel gelehrt wurde. In den Kirchen sah er „ . . . in jedem Dorf an Sonn- und Feiertagen den Chor voller Bauern, die ihrem Herrgott oder Heiligen zu Ehren . . . geigen, flöten, posaunen und trompeten, daß die Gewölbe und Gräber erschallen . . . " Audi Goethe befaßt sich mit den hervorragenden musikalischen Anlagen der Böhmen [50]. „Die Anlagen zur Musik sind in Böhmen bekanntlich äußerst verbreitet, diese Gabe wächst gleichsam freiwillig aus dem Volk hervor." Es sei dafür gesorgt, daß es „ . . . beinah auf keinem Dorfe weder an Unterricht noch an Vorbildern gänzlich gebricht" [s. auch 1 5 3 , 27]. Die böhmischen Adligen hatten häufig ihre eigenen Musikkapellen; ihre Bediensteten waren gleidizeitig ausgebildete Musiker. Der Graf Morzin z. B. (ein Gönner Vivaldis) hatte in seinem Schloß Lukavec Künstler wie Johann Friedrich Fasch und später Joseph Haydn als Kapellmeister. Graf Hoditz in Roßwalde in Mähren hatte seine Bauern und Bäuerinnen im Singen und Theaterspielen ausgebildet. Der Reisende konnte glauben, er befände sich in

1 1 Lorenz, Franz Benda

einem Zauberland. „Im Walde öffnen sich plötzlich die Bäume, es kommen Nymphen heraus und singen einem Loblieder . . . In der Nacht öffnet sich die Zimmerdecke, es steigen Genien herab, sagen Verse her, und eine Musik spielt ihre Weisen dazu" [82, II, 201]. Friedrich der Große war mehrmals in Roßwalde und Graf Hoditz in Potsdam, wo er vom Könige ein Boot mit mehreren prächtigen „Zimmern" geschenkt erhielt, das er zur Heimreise benutzte [160]. Seine letzten Lebensjahre verbrachte der verarmte Graf auf Einladung Friedrichs in Potsdam, wo er ein kleines Palais in der Jägerstraße (später Hoditzstraße) bewohnte [x, III, 488; 109,89; 100, 31]. Die Habsburger suchten nach dem 30jährigen Krieg die Überlebenden und im Lande Verbliebenen durch planmäßige Musikpflege sowohl zu rekatholisieren als auch von aller Politik abzulenken. In den Gottesdiensten herrschte größte Prachtentfaltung, in den Jesuiten-Seminaren wurde viel Musik getrieben. Italienische Operngesellschaften hielten sich auch noch während des ganzen 18. Jahrhunderts in Prag auf. Sie blühten besonders in den Jahren nach dem großen Musikfest, das 1723 anläßlich der Krönung Karls VI. in Prag stattfand. Nirgends auch fand Mozart als Opernkomponist soviel Verständnis wie in Prag [153, 29]. Ein bezeugter Ausspruch Glucks lautet: „In meiner Heimat [er ist zwar in der Oberpfalz geboren, aber vom dritten Lebensjahr an in Böhmen aufgewachsen] treibt alles Musik, selbst in den kleinsten Dörfern; die Jugend in der Schule, die Alten auf dem Kirchenchor" [124,285]. Dort war sonntags auch der Leineweber im Dörfchen Alt-Benatky (oder Benatek), Johann Georg Benda, als Musikant zu finden; vormittags dort und abends, ebenfalls musizierend, im Gasthof. Im 19. Jahrhundert hat Wilhelm Aug. von Benda (von dem später noch die Rede sein wird) in seinen „Aufzeichnungen" Angaben über die Abstammung der Familie mitgeteilt. Bei der Forschung in altböhmischen Dokumenten [34] hat sich herausgestellt, daß der Name in Böhmen schon im Mittelalter mehrfach vorkommt. 1 1 3 0 erscheint ein Beneda, 1x75 Beneda Ctiboric, und 1225 werden die „fratres Beneda und Petrus" erwähnt. Bischof Bernardus von Prag setzte unter dem 24. Mai 1238, Pragae in curia episcopali, ein Dokument auf, in dem die Schenkung einiger Güter an die Kirche in Zderaz niedergelegt ist. Als Zeugen werden genannt: Bischof Peregrinus von Prag, Priester und die Ritter Mrakota, Budislav, . . . Benda, Robert Albrecht. Ritter Benda wird ein Jahr später als Besitzer des Gutes Buchovo erwähnt. Camillo Schoenbaum [142, 140] stellt fest, daß neben Beneda auch Benedikt vorkommt und meint, die auftretenden verschiedenen Namensformen seien

2

alle nur alttschechische Umschreibungen von Benedictus. Ein Benda war im 1 3 . Jahrhundert Abt des Prager Prämonstratenser Klosters, dessen eigenhändige Unterschrift Hans von Benda am Strahof gesehen hat. Im 16. Jahrhundert taucht der Urahn Benda, Johann mit Vornamen, in den Grundbüchern der Stadt Brandeis a. d. Elbe auf. Johann lebte mit seiner Frau Susanne um 1570 in Tauschin bei Brandeis. Es folgt ein Thomas Benda, Tausdiin um 1600, und Bartolomäus Benda, geb. in Tausdiin, gestorben in Mstietitz am 10. 3.1690 als Gutsschaffner eines adligen Hofes. Er war verheiratet mit Dorothea, geb. Maka (den Kirchenbüchern der betreffenden Orte entnommen). Von den sieben Kindern des Ehepaares Bartolomäus und Dorothea Benda ist der am 1 5 . 1 . 1686 geborene Johann Georg das jüngste. Er hat am 30. 5 . 1 7 0 6 in Alt-Bunzlau Dorothea Brixi (geb. 1686 in Skalsko) geheiratet. Diese sind die Eltern von Franz Benda (s. Abb. 2 u. 3). Johann Georg und Dorothea siedelten sich im Dorfe Alt-Benatek (Staré Benätky) im Isertal, 30 km nordöstlich Prag, an und wurden Untertanen des Grafen Kleinau auf Schloß Neu-Benatek. In Böhmen bestand die Leibeigenschaft noch bis 1 7 9 1 (in Preußen bis 1809, in der sächsischen Oberlausitz sogar bis 1839!). Das Häuschen Johann Georgs wurde wohl bald nach dem Zuzug des jungen Paares, also etwa 1706/07, gebaut; es blieb bis in unsere Zeit hinein erhalten1 (s. Abb. 4). Johann Georg war Leinweber und brachte es bis zum Vorsteher seiner Zunft in Alt-Benatek. Nach dem Burgrechtsbuch im Bezirksarchiv Nimburg hat Benda im Jahre 1740 auch Getreidehandel betrieben, und viele Leute schuldeten ihm Geld. Außerdem aber spielte er in den Gasthäusern zum Tanze auf. Hackbrett, Oboe und Schalmei waren seine Instrumente. Seine Frau Dorothea stammte aus einem musikalischen Hause. Ihr Vater, Heinrich Brixi, war Kantor in Skalsko. Ihr Vetter Simon Brixi war Regens chori der Pfarrkirche St. Martin in Prag. Dessen Sohn Franz Xaver (1732—71), Domkapellmeister in Prag, war ein bedeutender Komponist, dessen Messen noch in unserem Jahrhundert in Böhmen gesungen wurden. Von den 1 0 Kindern Johann Georgs und Dorotheas blieben nur 6 am Leben, 5 Söhne und eine Tochter. Alle sind in der Matrikel des Pfarramtes in Neu-Benatek registriert: 1. 2. 3. 4.

Frantisek (Franz) Jan (Johann Georg) Viktorin Jiri Antonin (Georg Anton)

get. 2 2 . 1 1 . 1 7 0 9 , get. 30. 8 . 1 7 1 3 , get. 5. 9 . 1 7 1 9 , get. 30. 6.1722,

(+ 7. 3.1786 (+ 1752 (t 1762 (t 6 . 1 1 . 1 7 9 5

in in in in

Nowawes) Berlin) Nowawes) Köstritz)

1

Am 5.5.1926 hatte der Prager Musikschriftsteller JaroslavCeleda an dem Hause eine Gedenktafel enthüllt; am 7. 2 . 1 9 3 2 besuchte er mit Hans von Benda zusammen AltBenatky und das historische Häuschen. 1935 wurde dieses abgerissen. Die Gedenktafel wurde an dem dort neuerbauten Hause angebracht.

3 1»

5. Joseph 6. Anna Frantziska

get. 7. 5.1724, (t 22. 2.1804 in Berlin) get. 26. 5.1728, (t 1 5 . 2 . 1 7 8 1 in Gotha)

Alle Kinder, mit Ausnahme von Viktor, der Leineweber wurde, haben sich der Musik zugewandt und in ihrem Beruf Hervorragendes geleistet. Die beiden ältesten Söhne, Franz und Johann, traten 1733 (bzw. 1734) in die Kapelle des preußischen Kronprinzen Friedrich in Neu-Ruppin ein. In den gleichen Jahren besuchten die Eltern ihre Söhne dort. Nadi Böhmen zurückgekehrt, mußten sie sich vor einem geistlichen Gericht verantworten, weil sie in den Verdacht ketzerischer Umtriebe geraten waren, eben dieser Reise wegen. Die Verhandlung führte P. Wenzel Kreinsky, Missionär für Jungbunzlau und Umgebung. Die Untersuchungsakten wurden 1876 im Vikariatsamte in Bezno vom Oberlehrer Wenzel Vanek aufgefunden [67]. Das Verhandlungsprotokoll hat folgenden Wortlaut (Deutsche Übersetzung von Hnilicka). Das Examen des Hans Georg Benda: „Wie heißet Ihr?" „Hans Georg Benda, alt bin ich beinahe 50 J." „Wieviel Kinder habt Ihr?" „Sechs2 Söhne und eine Tochter." „Wo halten die sich auf?" „Die Tochter und vier Söhne sind zu Hause, und zwei Söhne sind in Berlin." „Was machen sie denn in Berlin, wann gingen sie hin oder warin sind sie hingekommen3 ?" „Den ältesten Sohn Franz kommandierte der Herr Graf nach Wien, und von dort kam er nach Siebenbürgen, von wo er wieder mit seinem Herrn nach Wien zurückkehrte. Dann ging er mit Georg Cart, einem Musiker aus DeutschBrod, nach Polen. Dort war er drei Jahre Musikant bei einem Gemeindevorsteher. Darauf kam er zu dem seligen Könige von Polen, wo er bis zu dessen Tode verbheb. Dann nahm ihn der Sohn desselben, der nunmehrige König, auf; da er ihn aber nicht brauchte, entließ er ihn, und Franz ging also nach Berlin4, wo er sich unter die Musikanten des jungen Prinzen, des Sohnes des preußischen Königs, einreihen ließ. Da schrieb er mir, ich solle auch den jüngeren Sohn dahinschicken, daß er ihn im Geigenspiele festigen werde, und so schickte ich ihn also mit Erlaubnis des Herrn Grafen hin." „Wievielmal wäret Ihr in Berlin und was habt Ihr dort gemacht?" „Zwei Wochen vor Weihnachten wird es ein Jahr sein, war ich dort einmal, und etwa vor drei Wochen war ich dort zum zweitenmal. Der ältere Sohn Franz schrieb mir, daß ich zu ihm kommen möge, daß er mir etwas an Kleidern und etliche Kreuzer an Geld geben werde, was er auch gab. Übrigens war ich dort mit der Erlaubnis des Grafen." 8

Offenbar ein Irrtum. 1 7 3 4 lebten nur fünf Söhne, davon drei zuhause. Für das Folgende sei auf den Abschnitt über den Lebensweg Franz Bendas sowie auf dessen A B S. 1 3 7 hingewiesen. * Die kronprinzliche Kapelle befand sich in Ruppin, nicht direkt in Berlin. 8

4

Abb. 2. Johann Georg Benda 25. 4. 1686—4. 1 2 - 1 757 (unbekannter

Abb. 3. Dorothea Benda, geb. Brixi 1686—23. 3.1762 (unbekannter

Maler)

Maler)

Abb. 4. Stammhaus der Bendas in Alt-Benatky

„Warum seid Ihr das erstemal hingegangen?" „Ich ging um Geld für unsere Herrschaft als Ablösungssumme des älteren Sohnes, iT?ttt4fl. t o n 1 é o o

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