Franz Bopp, sein Leben und seine Wissenschaft: 1. Hälfte [Reprint 2018 ed.] 9783111426761, 9783111061870


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German Pages 344 [352] Year 1891

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Vorwort
Erstes Buch. Jugend, Lehr- und Wanderjahre
Zweites Buch. Mannesalter und Wirksamkeit
Anhang. Aus Briefen und anderen Schriften
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Franz Bopp, sein Leben und seine Wissenschaft: 1. Hälfte [Reprint 2018 ed.]
 9783111426761, 9783111061870

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Franz Bopp, sein Leben und seine Wissenschaft,

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Dr. S. Lefmann Professor an der Uni vers it At Heidelberg.

1. H ä l f t e .

Mit dem Bildnis Franz Bopps und einem Anhang: Aus Briefen und anderen Schriften.

B e r l i n . Druck und Verlag von G e o r g 1891.

Reimer.

Alle Rechte vorbehalten.

„. . . . und ich brauche Ihnen für jetzt nichts zu sagen, als fahren Sie fort immer tiefer einzudringen: ein jeder Schritt, den Sie da hineinthun, hängt mit den wichtigsten Entwickelungen zusammen, die der Menschheit annoch bevorstehen, und Ihr Name wird daneben dankbar genannt werden von der Nachwelt." — So schrieb K. J. Windischmann an Franz Bopp anfangs 1815, und wenn jener alte treue Freund und Prophete eines wahr gesagt, so war es dieses. Die Gelehrtenwelt feiert dankbar heute den hundertjährigen Geburtstag des Begründers der Vergleichenden Grammatik. Nur bis zum Erscheinen seines Hauptwerks darüber geht dieser Halbband. Wie ich dieß begonnen, vor zwanzig Jahren, da trieb von meinem Beginnen mich der Staub hinweg, den meine Schleicher-Skizze aufgewirbelt. Sollte es doch eine Biographie, sollte es auch Sanskrit sein: so war mir das Leben und die Lehre des Buddha Qäkya-Muni vorzunehmen, und wie dieses im Texte kaum vollendet, da packte mich die Versuchung zu einer Altindischen Geschichte. Und diese hielt mich fünfzehn Jahre lang fest, unaufhaltsam und gewaltsam, bis ich abschlofs, abbrach, und wieder dann zu diesem, zum Bopp zurück kam. Unterdessen waren hingegangen, die mein Werk als Sonderband zur Internation. Zeitschrift für Sprachwissenschaft begehrt hatten. Auch Freund Techmer sah nicht mehr was er eifrig betrieben und zuvor angekündigt. Und von seinen Verlegern war keiner mehr, als es galt, den Druck zu beginnen. — Bis es wieder dahin kam, waren Wochen, Monate verstrichen, und das ganze ließ sich nicht mehr fertig stellen. Aber unausgesetzt wird weiter

gearbeitet und gedruckt, und so Gott nur Leben, Gesundheit und Kraft gibt, soll auch das ganze in kurzer Frist vollendet sein. Einen mächtigen Anhang bildet das „Aus Briefen und anderen Schriften", was mir aus dem Nachlafs des Meisters zugestellt und was ich mir anders erworben. Auf einiges wohl ließ sichs, auf vieles konnte und durfte die Geschichte der Wissenschaft nicht verzichten. Solches in den Text bringen, einsetzen oder einweben, verbot sich aus innern und äußern Gründen. Wer alles übersieht wird mir recht geben. Bis dahin möge mir keiner tadeln, auch keiner loben wies gemacht worden. Allen aber, allen Freunden und Jüngern seiner Wissenschaft zur Centenarfeier Franz Bopps meinen herzlichsten Glückwunsch! W i e s b a d e n , Sept. 1891. S. L.

Crûtes Buch. Jugend, Lehr- und Wanderjahre.

L«(m>DD, Fraai Bopp.

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Erstes Kapitel. Mainz und Aschaffenburg. (1791—1812.)

Franz Bopp ist am 14. September 1791 geboren. Sein Vater, Andreas Bopp, war aus Stockstadt in Bayern, einem zur Zeit kurmainzischen Landflecken. In den siebziger Jahren nach Mainz gekommen, war er in die Dienste des Kurfürsten getreten und hatte sich mit Regina Linck, einer Mainzer Bürgertochter verehelicht. Aus ihrer Ehe entsproßten sechs Kinder, die drei älteren Mädchen. Und von den andern drei war nach dem ältesten, Friedrich, 1788, und dem zweiten, Jakob, 1789, der jüngste, Franz, zur Welt gekommen1. Die Familie des „Futter- und Wagenschreibers" — so wird der alte Bopp in dem kurmainzischen Hof- und Staatskalender dieser Jahre aufgeführt — wohnte in der kurfürstlichen Remise, dem jetzigen Artilleriebauhof auf der mittleren Bleiche, gegenüber dem alten Kurfüstenschlois, jetzt Museum und Stadtbibliothek. Ein weiter Hof- und Gartenraum, die Parade, wie der Platz früher hieß, trennt« die bescheidenen Dienstwohnungen der niedern Beamten von den Prunkgemächern der herrschaftlichen Residenz. Denn Kurfürst Friedrich Karl von Erthal liebte Pracht und Aufwand, und sein Hof halt durfte dem der größten Reichsfürsten in nichts nachstehen. — Doch kaum ein Jahr nach der Geburt des jüngsten Kindes seines Marstallbeamten waren die Soldaten der französischen Revolution gekommen und hatten den Freiheitsbaum 1*

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Erstes Buch.

in Mainz aufgepflanzt. Der alte Kurfürst war mit seinen Dom* herren geflohen. Er war dann wieder gekehrt, am einige Jahre später nochmals zu fliehen und Mainz auf immer zu verlassen. Sechs Jahre zählte Franz Bopp, als die französischen Truppen zum andern mal siegreich in die kapitulierte Festung einzogen, zehn Jahre, als im Frieden von Luneville das erste Stück vom heiligen deutschen Reich, seine Geburtsstadt Mainz und das linke Rheinufer unter die Fremdherrschaft kamen, und wie die der meistep niedern Beamten auch seine Familie ihrem Kurfürsten und Herrn nach Aschaffenburg nachfolgte. Das ist aber auch alles was aus dem ersten Jahrzehnt seines Lebens zu erzählen. Wie bald er gehen und sprechen, lesen, schreiben und rechnen gelernt, wußte uns niemand mehr zu sagen. Aber einige dunkle Erinnerungen an jene Ereignisse seiner ersten Jugend blieben der Seele des Knaben auf immer eingeprägt. Aschaffenburg ist eine alte Stadt am Einfluß der Aschaff in den Main. Die hohen Türme des Kurfürstenschlosses und der alten höher gelegenen Stiftskirche sehen weit hinaus ins Tal und in die Ebene, daraus in großen Windungen der Strom kommt, der seine Wasser hart an den Wällen der Stadt und des Schlosses vorbeitreibt. Gegenüber auf der andern Seite erheben sich sanft ansteigend die Höhen des Spessart, ihrem Besucher lohnenden Ausblick gewährend, ein anmutiges Bild von Stadt und Landschaft. Hier hatten die alten Kurfürsten von Mainz ihre zweite Residenz, und hierher war der letzte dieses Namens geflüchtet, ihm nach, einer um den andern, seine Diener und Getrtiuen. Denn bei aller Schwäche, die ihn zum Spielball für ehrgeizige Politiker, für herrschsüchtige Geistliche und habsüchtige Verwandte, für Höflinge und dergleichen machte, bei aller seiner Prunk- und Prachtliebe, bei aller Eitelkeit war der alte Erthal doch immer ein frommer und gütiger Herr, auch gegen den geringsten seiner Untertanen gewesen. Und als Erzbischof und Fürst von Regensburg, von Aschaffenburg, von Erfurt, dem ganzen Eichsfeld und anderem war er auch nach dem Verlust seiner linksrheinischen Gebiete noch immer groß und reich genug, um eine Anzahl hoher und höchster,

1. Kapitel (17^1—1812).

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geschweige denn niederer Beamten mit Haas nnd Familie zn versorgen. Er war übrigens ein achtziger, und sein Statthalter in Erfurt, sein Coadjutor und erwählter Nachfolger — er hatte sich während der französischen Occupation nur wenig, beim letzten Ueberfall in Mainz gar nicht blicken lassen — Karl Theodor von Dalberg, walkte man, war Freund des weimarschen Hofes und Dichterpaars, war nicht nur selber geistreicher Schriftsteller, sondern auch ein Mann von gutmütiger Gesinnung, der sich mit hohen Ideeen trug zur Einigung von Fürsten und Reichsständen und die besten Absichten hegte, seine zukünftigen Untertanen zu beglücken. Daß er sich hierbei weniger auf eigene Kraft und Selbstvermögen, weniger auf die eifersüchtigen und ohnmächtigen Reichsfärsten als auf den fremden Despoten und Kriegsherrn stützte, in dessen eiserner Hand damals die Geschicke unsere zerrissenen Vaterlandes lagen, das wußte ebenfalls alle Welt, und Dalberg selbst machte kein Hehl daraus, nachdem er das einzige was ihm anders übrig blieb, männlichen Rücktritt verschmähet. Bekannt ist seine glänzend traurige Rolle, welche er nach dem Tode Erthals, 1802, als Vorsitzender in der Versammlung der Rheinbundfürsten, als Kurfürst, Metropolitanbischof und Reichserzkanzler, als Fürstprimas von Deutschland und nachmaliger Großherzog von Frankfurt zu spielen begann Das altmainzische Aschaffenburg war ihm auch nach dem Reichsdeputationshauptschluß von 1803 verblieben, auch nach dem Wiener Frieden von 1809, da er Regensburg genommen, aber als neugeschaffener Großherzog von Frankfurt die Fürstenabtei Fulda und die hanauischen Lande zugeteilt bekam. Nur waren gerade diese einzigen weltlichen Besitztümer eines geistlichen Fürsten, inmitten älterer Gebietsteile, dem Wechsel und der Willkür des französischen Gewaltherrn am meisten ausgesetzt, und am wenigsten gesichert war die Herrschaft eines Mannes, der ein willenloses Werkzeug in der Hand jenes mächtigen und ein begünstigter Vasall seines Kriegsglücks geworden. Gab es noch patriotischen Sinn im Lande, so mufste der auf ein geringes hinabsinken bei dem Börger, der sich heute kurmainzisch, morgen frankfurtisch, übermorgen vielleicht bayerisch wuiste, um zuletzt doch noch franzö-

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Erstes Bach.

sisch zu werden. Indessen versöhnen konnte er sich mit einem Herrn, dem er manche Erleichterung, manche gnte Einrichtung verdankte, der selbst möglichst einlach und sparsam haus hielt, aber ein Herz hatte für die Armut und für die Not und Leiden seiner Untergebenen. Vollends war der kleine Beamte mit aller Liebe und Hingebung einem Fürsten zugetan, bei dem er auch für seine kleinsten Angelegenheiten geneigtes Ohr fand. Im Hause des alten Bopp herrschte eben diese Gesinnung. Mit treuer Anhänglichkeit und Ehrerbietung lur den Herrn, in dessen Diensten er stand, vereinigten sich altfränkische Sitte und Biederkeit, röhriger Fleiß und Sparsamkeit, schlichte altkatholische Frömmigkeit und auanehmende Familieneintracht. Wenn des Mannes Wunsch und Streben dahin gieng, dereinst ein kleines Ackeroder Weingut zu besitzen, darauf mit seinem Weibe den Rest ihrer Tage friedlich zu verleben, so war doch der Leute höchster Ehrgeiz das künftige Glück ihrer Kinder. Die Söhne sollten ihm anderes und besseres werden als Futterschreiber und „Kapaunenstopfor", wie sich der alte Andreas wohl scherzend nannte. Nicht jeder, meinte er, heiße Fesch und sei des Kaisers leiblicher Ohm, um so leicht vom Magazinauiseher zum Erzbischof und Kardinal aufzusteigen, zum Coadjutor und Nachfolger eines Dalberg ernannt xu werden. Andre gewöhnliche Menschenkinder müßten arbeiten und lernen, wenn sie höher hinaus wollten. So meinte der, aber fürs Lernen war auch nirgend besser gesorgt, ja wohl nirgend so gut als in kurmainzischen Landen. Schon unter dem Vorgänger Erthals, dem braven Kurfürsten Emmerich Joseph von Breidbach, 1763/74, waren überall Landschulen mit einem Lehrer auf je hundert Kinder eingerichtet worden. Mainz selbst hatte eine Normalschule, Trivial- und Realschulen und eine Schullehrer-Akademie erhalten. Die Gymnasien hatten neue Instruktionen und einen neuen Schulplan erhalten. An die Universität waren statt der verabschiedeten Jesuiten gebildete und tüchtige Männer von auswärts gekommen. Wir können die Einrichtungen hier nicht durchsprechen, die wie andere viele im Geiste der „Aufklärung" gemacht und trotz heftigen Widerstandes auch durchgeführt worden.

1. Kapitel (1791—1812).

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Nach des Emmerich Joseph frühem Tode — er starb plötzlich, um die gleiche Zeit wie Pabst Clemens XIV., der den Jesuitenorden aufgehoben, und beide, wie die böse Welt gesagt, an Gift — hatte sein Nachfolger die „freidenkenden" Lehrer bald entfernt und sich der vertrauten liäte seines Vorgängers, der Schüler des Grafen Stadion entledigt. Doch dauerte dieß nicht länger als bis der Einflufs des katholischen Oestreichs dem des protestantischen Preußens gewichen, wenige Jahre. Da wurde alles wieder anders. Anschauung und Zeitrichtung waren den „Finsterlingen" nicht günstig, und der Kurfürst zu eitel, um nicht auch ein etwas den Aufgeklärten und Freidenker zu machen. Die Normalschule wurde aufs neue gegründet, die vertriebenen Lehrer und Leiter des Unterrichtswesens zurück gerufen und neu bestallt. Der früher so fromme Kirchenfurst war jetzt stolz darauf, in seinem Lande jeden was er wollte lehren, glauben und denken und seiner Hochschule Glanz vor aller Welt leuchten zu lassen. Die Herrlichkeit dauerte bis das Geld ausgieng und mit dem Gelde die Lust, Hochschule zu spielen. Dann kamen die französische Revolution und die Franzosen, und die Mainzer Universität hatte ausgelebt. Wer von den Lehrern und Gelehrten nicht zu den Republikanern hielt, wie die Wedekind, Blau und Metternich, wen sein trostloser Mut nicht ins feindliche Lager trieb, wie den unglücklichen Georg Forster, wer nicht auf anderm und besserm Wege sich zurückzog, wie Sömmepng und Johannes von Müller, der folgte früher oder später dem alten Herrn nach Aschaffenburg. So taten die Ignatz Hofmann, Joh. Mich. Engel, Eonrad Ladrone, Seb. Rau, Franz Asmut, Phil. Frank, die da weiter lehrten und Vorlesungen hielten. Mit dem Gymnasium verband sich ein Lyceum, „Mittelschulen" mit philosophischen Klassen, ein Stück Universität, noch vor dem Namen. Wie dermalen in Mainz wurden Klöster aufgehoben, Kanonikate frei gemacht, geistliche Pfründen dazu verwandt, die Lehrer der Anstalt zu besolden, zuerst die Theologen, dann die Juristen, zuletzt die Philosophen bedacht. Und zu dem allem, bekräftigte ein Zeitgenosse, kam auch die päbstliche Einwilligung. Wie begreiflich erhielten diese Unterrichtsanstalten an dem Aufklärungsfreund und Untertanenbeglücker Dalberg ihren eifrig-

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Erstes Bach.

sten Förderer and Beschützer. Der Mann, welcher überall Arbeitshäuser, Armen- und Kinderschulen gründete nnd wo nötig auch aus eigenen Mitteln freigebig unterstützte, sah mit Freuden in seiner Residenz ein anderes Erfurt entstehen. AschafTenburg wurde ein Platz regen geistigen Lebens, und wer wollte konnte da lernen und sich ausbilden. Die drei Söhne des Bopp kamen einer nach dem andern aufs Gymnasium. Sie waren alle drei strebsam wie ihr Yater und gutmütig wie ihre Mutter. Ihre Neigungen waren aber verschieden. Der älteste, dreizehn Jahr alt bei der Uebersiedelung mainaufwärts, wollte Maler werden, später Philologe; er war unglücklich und ist im frühen Mannesalter gestorben. Der zweite hatte weniger an Kunst und Wissenschaft als an Garten- und Feldbau seine Freude bekommen; er wurde Gärtner und Bauer. Auch dem Franz war von kind auf eine stille Freude eigen an Wald, Feld und Blumen. Noch als Greis konnte er vor einem wogenden Kornfeld gerührt stehen bleiben und entzückt, wenn er nach Hause kam, davon erzählen. Aber nicht kurfürstliche Gartenanlagen noch Bildergallerie hatten es dem Knaben angetan und seine Neigungen bestimmt — eher die Mathematik, daran er besondere Lust und Gefallen fand. Willig aber folgte er den Einwirkungen, die Schule und Lehrer auf ihn machten. Wenn die Leute in Aschaffenburg — so erzählte man da vor etlichen Jahren noch — von guten Kindern sprachen, so nannten sie zuerst wohl die Lotte Windischmann, die älteste Tochter des Professors, ein wunderliebliches und gescheites Mädchenbild, und gleich hinterher des Boppen Franz, den jüngsten Sohn des Futterschreibers*. Das war eine fein sauber und zart angelegte Natur, hieß es, immer heiter und lebensfrisch, aber still und anspruchslos, aber offnen Sinnes und tiefen Gemüts. Seinen Geschwistern tat es der Knabe zuvor an Fleiß und froher Lernlust; er hatte seine Freude an den Büchern. Schade, dais wir aus seiner Schulzeit so wenig oder gar nichts mehr wissen, dais uns seine Lehrer, der Direktor Reising, ein Professor Braun, der klassische Sprache und Literatur gab, Brand, der Geschichtslehrer, der nachmalige Bischof von Limburg, und

1. Kapitel (1791—1812).

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wie sie sonst hießen, so gar nichts von sich oder ihm aufbewahrt, bis auf den einzigen Windischmann nnd sein bekanntes „ausgezeichnet durch alle Klassen". Und bis auf das was uns ein Jugendgenosse dort erzählt. „Es war ein wackrer Junge, der Franz Bopp, gar kein Wunderkind, aber fleißig und äußerst eifrig. Was er sollte tat er gut, mitunter auch weniger gut, aber meist besser als die andern. Da ich aufs Gymnasium gieng, erzählte unser Gewährsmann, war er bereits Student. Seines gleichen sahen wohl stolz und hochmütig auf uns herab. Das tat der Franz Bopp gar nie; er war gar nicht stolz und gar nie hochmütig, sondern im Gegenteil immer freundlich und bescheiden." Wirklich war Aschaffenburg einige Jahre lang Universitätsstadt, 1808/14. Nur waren nicht alle Fakultäten am Orte, sdndern wie in Fulda die theologische, in Frankfurt später die medizinische, so dort, neben einem Priesterseminar ohne Promotionsrecht, die juristische, eine École de Droit, wie sie hieß; denn französische Namen und französische Normen waren in allem bezeichnend. Jede École oder Fakultät hatte ihre philosophischen Kurse, so wie jeder Student die Verpflichtung, allgemein bildende, d. h. philosophische Lectionen zu haben. Auf Fachstudium sich beschränken war nicht üblich, noch auch möglich. — So hörte Franz Bopp nicht bloß Natur- und Völkerrecht bei Asmut, nicht bloß Kirchenrecht bei Frank, sondern auch Logik bei Engel, auch Aesthetik oder was man darunter verstand bei Ladrone, wie Geschichte und Philosophie bei Windischmann. Es ist nicht selten einer, der auf das Leben und den Bildungsgang eines Jünglings entscheidend einwirkt. Auch bei Franz Bopp war es vor allen einer. Und dieser eine war Karl Joseph Windischmann. Wie Franz Bopp geborner Mainzer hatte Windischmann in Würzburg Philosophie mit Medizin vertauscht Dann war er, einundzwanzig Jahr alt, nach Wien gegangen, aber nach Jahresfrist zurückgekehrt, um wieder in Mainz Geschichte und Philosophie zu treiben. Das war 1797, da eben Schöllings „Ideen zu einer Philosophie der Natur" erschienen. Den jungen Arzt, Philosophen

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Erstes Buch.

und Altertumsforscher packte diese Schrift mächtig geniig.

Wie

viele andre, wurde auch Windischmann ein eifriger und begeisterter Anhänger dieser Richtung. — 1801 folgte er einem Rufe seines Landesherrn

als kurfürstlicher Hofmedikus nach Aschaffenburg,

wurde 1803 Professor und 1811, im dritten Jahre der Universität zum Ordinarius für Philosophie und Universalgeschichte und zum Oberbibliothekar der großherzoglichen Bibliothek ernannt, eine Stellung, darin er bis zu seinem Abgange nach Bonn, bis 1817 verblieb. Doch Windischmann war damals, als er seine „Darstellung des Begriffe der Physik", 1802, seine „Ideen zur Physik",

1805,

und die „Selbstvernichtung der Zeit", 1807, herausgab, noch keineswegs der fromme, gottselige und wundergläubige Mann, der er später geworden, und den wir im Verfasser der „Philosophie im Fortgang der Weltgeschichte", 1827/34, voll erkennen. teil, er war Freimaurer, war Illuminat.

Im Gegen-

Man will auch wissen,

wie und wann die Umkehr bei ihm statt gefunden. — Windischmann hatte, wie

bemerkt, eine wunderbar anmutige, geistvolle

Tochter, um einige Jahre jünger als Franz Bopp.

Sie wurde krank

und starb in der Blüte ihrer Jugend. „Eine so schöne Seele kaun nicht verloren gehen," rief der gebeugte Vater, und seitdem, sagte man, wurde er gläubig und fromm. — Der Uebertritt vom „absoluten Erkennen" zum Glauben und mystischen Schauen ist aber auch sonst nicht schwer und nicht selten gemacht. Die Zeit liegt hinter uns, da man kurzweg den Stab gebrochen über Anhänger und Parteigänger der Schellingschen Naturphilosophie, über die Baader, Oken und Troxler, die Görres und Creuzer, die Steffen und Windischmann.

Ihren Gefühlsanschauungen und

Schwärmereien, ihren theosophischen Träumen und Gesichten, ihrer geistreichen Aesthetik und Mystik mag wohl niemand mehr das Wort reden.

Aber gewifs ist, dals unvergleichliche Tiefe des Ge-

müts, eine Wärme der Empfindung uns bei ihnen anweht, wie wir sie sonst gar selten finden. Gewifs ist auch, dais dieß manchem guten und schönen in Wissenschaft und Kunst, auch der Sprachwissenschaft sehr zu gute gekommen.

Denn es liegt in den An-

langen aller Geschichte und Erkenntnis, liegt auch in den Anfangen aller Sprache und Sprachforschung etwas nicht eben mystisches

1. Kapitel (1791—1812).

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aber mythisches, etwas was sich eher herausfühlen als heraussagen läistGenug, Windischmann hatte es dem jungen Franz Bopp angetan. Der Mann, der auch nachmals immer den geheimsten Geheimnissen im „Grundwesen der menschlichen Natur" nachhieng, hatte seinem Zögling in die innerste Seele geschaut und da seine Freude gesehen. Mit seltener Zuneigung liebte er den begabten und strebsamen Jüngling. Er lenkte dessen Fleiß und Aufmerksamkeit auf das was ihm selbst vor allem am Herzen lag und machte ihn zum Vertrauten seines Hauses und seines Umgangs. Franz Bopp war dagegen voll „sympathischer" Verehrung für den Lehrer, fiberließ sich willig dessen Leitung und folgte eifrigst dessen „philosophischen Lehrkursen". Diese waren im gründe ähnliches wie die Vorlesungen eines Creuzer in Heidelberg und verhältnismäßig eben so zahlreich besucht. — In den Vorträgen dieser Männer war etwas was den Hörer ergriff, ihn fesselte, man möchte sagen, bestrickte, was viel mehr bewundern als begreifen ließ. Junge, empfängliche Gemüter wurden darin voll und voller begeistert. — Während Fürsten und Völker dazumal den Ereignissen der Gegenwart ängstlich folgend ihre Augen nach Frankreich richteten, wo ein gewaltiger Kriegsherr die Erbschaft der Revolution angetreten, woher er seine Macht über Deutschland und Europa geworfen, hafteten die Blicke jener Philosophen und Gelehrten an einem fernen Osten und einer weit ferneren Vergangenheit. Alle Weisheit und alle Wissenschaft, alle Kunst und Bildung waren dort aufgegangen, dort, im Orient, wo die Wiege der Menschheit gestanden. Man mufste Orientalia treiben, orientalisches Altertum studieren, orientalische Philosophie, orientalische Sprachen — Hebräisch, Arabisch, Persisch, und was konnte man nicht? — die Kultur Aegyptens, die Sprache und Literatur des alten Indiens. Neben dem Wunderland Aegypten, durch Napoleons Zug dahin näher gebracht, seiner geheimnisvollen Priesterweisheit und Bilderschrift, ja mehr als dieses und als irgend ein anderes Land der Welt hielt Indien die Phantasie beschäftigt. Wenig war was man wuTste, desto mehr was man glaubte, beides aber genug, um

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Erstes Bach.

den frommen Enthusiasmus jener Zeit und Leute aufs höchste zu steigern. Mit dem Dämmerlicht, das dort eben erst angebrochen, war jenen bereits ein froher Morgen leuchtend, der die Erfüllung ihrer schönsten Träume und Ahnungen verhieß. Seit kaum zwei Jahrzehnten hatten die Engländer die Herrschaft in Indien erlangt, hatten deren Pionierarbeiten dort begonnen. Mit wahrhafter Begeisterung waren die ersten Berichte der Kalkuttaer Gesellschaft, mit gläubiger Verehrung alles von daher hingenommen worden, und mit Sehnsucht erharrte man neue Offenbarungen über eine „älteste" Sprache und Weisheit des Menschengeschlechts. Eine Sprache, „vollendeter als die griechische, reicher als die lateinische, feiner gebildet als beide", hatte Sir William Jones gesagt, und „doch mit beiden in nächster Verwandtschaft"; eine Literatur, die solch herrliches Kleinod, eine Sakuntala besaß, deren „himmlisch paradisische Schönheit" alle Welt entzückte; eine Religionsweisheit, die selbst angesichts kampfbereiter Heere zu Betrachtungen über die tiefsten Verborgenheiten göttlicher Weisheit herausforderte; das waren Dinge, ganz wohl dazu angetan, einen Nachfahren Herders, einen Jünger Schellingscher Natur- und Religionsphilosophie aufs mächtigste zu ergreifen. Und vor allem diese göttliche Urweisheit, womit Betrüger und Betrogene dazumal einander anführten. Zu Zweifel und Kritik war der Glaube viel zu groß und stark, die Mittel und Kenntnisse viel zu geling und schwach. Da erschien das Buch des jüngern Schlegel, und aller Zweifel war nun völlig ausgeschlossen. Auch Friedrich Schlegel hatte sie kennen gelernt — die Sprache, welche ähnlich und verwandt klang den Klängen des griechischen, römischen und germanischen Altertums, dabei so „schön und kunstreich", die Frucht eines „einfachen und seligen Wandels im Lichte der Besonnenheit" — die Literatur, worin Philosophie und Poesie unzertrennlich verschmolzen, Dichtungen, ohne jenes „wilde Feuer" einer glühenden Phantasie und dennoch an „Blumenschmuck und Bilderfülle" voll und reich — „die feinsten Begriffe von der Gottheit in den ältesten Systemen des Aberglaubens", Erzählungen von Büßer- und Betrachtungsleben, einem seligen Nichtstun, um dem Gedanken „der menschgewordenen

1. Kapitel (1791—1812).

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Gottheit", den verlornen Spuren „göttlichen Lichts", tiefsten Geheimnisses, „eines urspünglichen Aufgehens der Gefühle und misverstandener Offenbarung" nachzuhangen. Das alles und vieles dergleichen hatte er selber erfahren. Seine Erklärungen verhüllt mystisches Dunkel, sein Wissen und Nichtwissen umkleidet das kunstreiche Gewand der Romantik. Dennoch und gerade deswegen ward das Buch von der „Sprache und Weisheit der Inder", 1808, ein neues Evangelium. Auf dieses beriefen sich die Görres und Creuzer in ihren „Mythengeschichten der alten Welt", ihrer „Symbolik und Mythologie", 1810/12, auf dieses sie und andre in ihren Vorlesungen. Je vager ihre Kenntnis, desto kühner und voller ihr Reden. Ihre eigne Begeisterung entflammte die jugendlichen Herzen. Manche, vielleicht die meisten ihrer zahlreichen Hörer haben früher oder später darüber gelächelt. Aber seiner Zeit waren alle hingerissen, auch solche die weniger reiches Gemüt und empfanglichen Sinn hatten als Franz Bopp. Wie eine Seite aus Schlegels Buche klingt das Zeugnis, das ihm sein Lehrer später erteilt hat. — Insbesondere, heißt es darin, ließ er „in den philosophischen Kursen bedeutenden Scharfblick und vorwaltende Neigung zu ernster Wissenschaft an sich erkennen. Diese widmete er vor allem der Sprachforschung sogleich von anbeginn mit der Absicht, auf diesem Wege in das Geheimnis des menschlichen Geistes einzudringen und demselben etwas von seiner Natur und seinem Gesetz abzugewinnen. So lernte er denn — fährt Windischmann fort — minder aus einem vorhandenen Talente der bloßen Sprachfertigkeit, als aus dem lebhaften Gefühl für die im Sprachenreichtum des Menschengeschlechts verborgenen Harmonien die Sprachen des klassischen Altertums sowohl als die gebildetsten des neuen Europa und suchte dieselben seinem erforschenden Sinn gleichsam als Organ anzueignen. Dieß alles geschah in der Stille, und eben in ihr hegte er auch das Verlangen, den Sinn für die innere Natur der Sprache zu üben und zu schärfen. Er suchte sich mit dem größten Eifer den Charakter und die Denkart des morgenländischen Altertums bekannt zu machen, benutzte sowohl die Vorträge hiesiger Lehranstalt, als

14

Erstes Bach.

den vertrauten Umgang mit seinen Lehrern, vorzuglich in besag auf orientalischen Mythos und Philosophie und ließ endlich seinen Wunsch, sich in Paris mit der orientalischen und insbesondere mit der indischen Literatur vorerst genau bekannt zu machen und dann ferner sein ganzes Leben hindurch mit ihr sich zu beschäftigen, bestimmter hervortreten" 4 . So Windischmann. Wieviel davon auf Rechnung des Lehrers, wieviel auf Rechnung des Schülers zu setzen ist schwer zu sagen. An der Art der Abfassung und auch Abgabe dieses Zeugnisses war Franz Bopp sicher unschuldig. Gewifs ist nur, dais er in seiner ersten Studienzeit auch an Sprachenkenntnis soviel wie möglich erworben, dais er nicht nur sein Latein und Griechisch einigermaßen konnte, sondern auch vom Hebräischen und Arabischen einiges. Und viel mehr als Wissen hatte er in seiner Seele lauteres Wollen befestigt, das indessen sein Ziel noch keineswegs so bestimmt, so klar oder unklar kannte, als da sein Freund und Lehrer vier Jahre später angibt. Der Wunsch nach Paris zu gehen lag freilich nahe genug. Friedrich Schlegels Vorgang, dafs dieser die ersehnten Kenntnisse und Erfahrungen dorther geholt, war allein hinreichend. Dazu kam anderes und dieß. Ein studierender junger Mann, Jurist oder Orientalist, konnte in dem kleinen AschafTenburg nicht sitzen bleiben. Und am Ende war die Hauptstadt Frankreichs gewissermaßen die Haupt- oder Hauptuniversitätsstadt des Landes. — Also war Franz Bopp entschlossen, sein Entschluß aber um nichts weniger kühn. Ein stiller deutscher Jüngling, von Heimat und Vaterhaus nie entfernt, viel mehr in der orientalischen Mährchenund Sagen- als in der wirklichen Welt erfahren, allein, unbemittelt — denn was konnte auch sein Vater ihm viel geben? — in das Getriebe der fernen fremden Weltstadt versetzt, dazu gehörte etwas, noch jetzt, geschweige damals. Dabei war Kriegszeit, des Krieges noch kein Ende abzusehen. Noch nicht hatte eine brennende Zarenstadt dem Franzosenkaiser zum Rückzug geleuchtet, aber überall schon gährte es in deutschen Herzen und rüstete man sich im stillen zur Befreiung des Vaterlandes. Der junge Bopp dachte nur an die Worte Friedrich Schlegels.

1. Kapitel (1791-1812).

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„Auch jene für die Wissenschaften so ruhmvollen Zeiten der Medicäer — hatte Schlegel gesagt — waren unruhig, kriegerisch und gerade für Italien zum teil zerrüttend; dennoch gelang es dem Eifer einiger wenigen, alles dieß außerordentliche zu stände zu bringen, denn ihr Eifer war groß und fand in der angemessenen Größe öffentlicher Anstalten und in der edlen Ruhmbegierde einzelner Fürsten die Unterstützung und Begünstigung, deren ein solches Studium beim ersten Anfange bedarf. u 5 — Schlegel knüpfte an die Wirkung des indischen Studiums keine geringere Bedeutung als die der wieder erwachten Kenntnis des klassischen Altertums im 15. und 16. Jahrhundert. Und was die „Unterstützung und Begünstigung" angieng, so waren die Worte wie besonders auf Dalberg gemünzt. Schon in Erfurt war dem Coadjutor ein Interesse für altindische Literatur, schon durch seines Bruders Teilnahme an Uebersetzungen abgewonnen worden. In Aschaffenburg sorgte Windischmann dafür, dafs dem geistreichen Reichserzkanzler diese Dinge nicht fremd wurden. Der Mann, welcher übrigens die Familie unseres Schiller reichlich unterstützte, einem Jean Paul zeitlebens eine Pension gab, sonst überall so viel half und gutes tat, der ließ auch wohl den Sohn seines Unterbeamten nicht ganz leer von dannen — wir wissen es nicht, aber wir sollten meinen. Es war im Herbst 1812. Franz Bopp hatte eben sein zwanzigstes Lebensjahr vollendet, als er Abschied nahm von seiner Heimatstadt, von Lehrern und Jugendfreunden, von Windischmann und seiner Lotte — er sollte sie nimmer wiedersehen — von seinen Geschwistern, seineu Eltern. Allein, nur ein Stück Weges begleitet, fuhr er in die Fremde. Was in der Seele des Jünglings vorgieng, wie er auf der langen Fahrt betrübt und auch froh war, wie er träumte und schwärmte — er hat uus nie davon erzählt, in keinem Briefe, den wir haben, davon gesprochen. Seine glückliche Natur half ihm über alles so bald hinweg. Diese aber und was ein Jüngling gebraucht, gesundes Herz, frischen Mut und wenig Geld, die hatte ein gütiges Geschick ihm mit auf den Weg und die Wanderschaft gegeben. Und damit kam Franz Bopp nach Paris.

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Entes Buch.

Zweites Kapitel. Paris und die orientalischen Studien. (1812-1815.) Die Hauptstadt von Frankreich war in den ersten Zehenten unseres Jahrhunderts eine Hauptstätte orientalischer Sprachstudien. Reiche Sammlungen von Büchern und Handschriften harrten des kundigen Forschers; Lehr- und Lesesäle öffneten sich dem lernbegierigen; und Männer von Ruf und Gelehrsamkeit waren da, befähigt und bereit, den strebsamen zu unterstützen. Da waren Silvestre de Sacy und seine Schüler Etienne Quatremere und Leonard de Chezy; da war Abel Remusat, der große und seiner Zeit größte Sinolog, und Louis Langles, der mehr um seine Liebenswürdigkeit als seine Kenntnis gerühmte Konservator der Bibliothek und der orientalischen Handschriften. Auf dieses Mannes Betreiben hatte die Regierung im Jahre 1795 eine Spezialschule f ü r lebende orientalische Sprachen gegründet, ihn selbst zum Präsidenten der Anstalten und zu deren erstem Lehrer den berühmten Orientalisten de Sacy ernannt. Gründliches Wissen und wissenschaftlicher Geist vereinten sich bei de Sacy mit der Fähigkeit, Schüler zu bilden und zu begeistern, während Langles den herzlichen Willen und unter seinen Händen alle Mittel hatte, dem studierenden behilflich zu sein. Wer die Gunst und Freundschaft dieser beiden besaß, den Unterricht des einen auf der Schule genoß, die Unterstützung des andern auf der Bibliothek, dem konnte es nicht fehlen, er hätte es denn selber fehlen lassen an gutem Willen, an Geschick und an Eifer, um beides recht zu nutzen. Und das wollte und konnte keiner weniger als Franz Bopp, der frische Ankömmling in Paris. Einzig von seinem Streben erfüllt und wie gefeit vom heiligen Feuer seiner Lust, hatte er bald das Getriebe der Weltstadt außer acht, das den Fremdling da wie sinneverwirrend umrauscht. Was da drängte und trieb, das trieb und drängte ihn zur Arbeit. Denn er hatte sich bald zurecht und von allem andern unbeirrt den

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2. Kapitel (1812—1815).

engen Kreis seines Sachens und Strebens heraus gefunden, hatte bald die einigen Bekanntschaften gemacht, an die ihn seine Empfehlungen oder Absichten wiesen. Sein heiteres und jugendlich frisches Wesen gewannen ihm überall freundliches Entgegenkommen; seine schon nicht geringe Fertigkeit im Französischen kam ihm in aller Hinsicht wohl zu statten; und sein anderes, auch nicht geringes Wissen und Können, um so williger und höher geschätzt, je bescheidener er damit zurückhielt, je eifriger er es zu mehren bestrebt war, ließ ihn doppelt und dreifach die Achtung gewinnen, welche man jungen fremden Gelehrten in jenem Kreise entgegen trug. Genug, und sicher, er konnte seinen Lieben daheim alsbald beruhigende Nachrichten geben und "von der überall freundlichen Aufnahme erzählen, welche ihm in Paris zu teil geworden. Das Paris von 1812 war so wenig das von heute, wie die französische Gesellschaft von damals die von heutzutage. Noch waren die Straßen vielfach enge, auch die Häuser vielfach enge, aber die Herzen waren weit. Man freute sich, wenn ein fremder, auch ein fremder Deutscher zu sehen, zu hören, zu lernen kam, weil man sich selber groß und geehrt wufste, weil man ihn nicht scheute; die altgerühmte französische Höflichkeit war auch nicht nur Schein oder Schminke, um schlecht verhaltenes Miswollen zu verdecken. Mit offener Herzlichkeit hatte den jungen Bopp de Sacy empfangen, ein Mann in den fünfzigern damals. Er war das Haupt der französischen Orientalisten. Seine Schriften, seine zahlreichen Schüler, einheimische und fremde, hatten seinen Ruhm längst über Kanal und Rhein hinaus getragen. — De Sacy war Franzose. Jene Tiefe und tiefe Innerlichkeit des Gemüts, worin die deutsche Mystik und Romantik wurzelten, jenes Schaffensvermögen spekulativer Ideen, kurz, was alles einen Schelling, Fichte und Hegel, wie oft gesagt, drüben unmöglich machte, war auch ihm nicht eigen. Aber eigen war ihm eine ideale Geistesrichtung, die ihn seinerzeit und gleichzeitig mit deutschen Sprachgelehrten auch zu allgemeiner philosophischer Grammatik hingetrieben. Und eigen waren ihm echter Forscherfleiß und gediegene Gründlichkeit, KlarL e f m t D D ,

Franz Bopp.

2

18

Erstes Buch.

heit des Denkens und Klarheit des Ausdrucks,

neben einer Fülle

von Ginzelkenntnissen ein lebendiges Interasse für jedes, auch das entlegenste Wissen,

für Wissenschaft

überhaupt 6 .

Diese

Eigen-

heiten ließen ihn einen nachhaltigen Einfluis auf eine ganze Generation von Orientalisten üben, auf alle die seine Schüler wurden, auch auf den Zögling Windischmanns,

nicht minder für die Art

wie er sein Lernen trieb als für sein Lernen und Weiterlernen der semitischen Sprachen.



Franz Bopp wurde Schüler de Sacys,

nahm eifrigen Anteil an dessen arabischen, später auch persischen Lehrkursen, wurde, wie er sagt, eifriger Anhänger Muhameds und Studierer seines Gesetzbuchs. — „Ich habe mich seit dem ich hier bin einzig mit dem Arabischen beschäftigt, weil man mir geraten, mir in derselben einige Fertigkeit zu erwerben, ehe ich zu andern orientalischen Sprachen schreite." jahrsbriefe 1813 an Windischmann, ihm

haben.

So schreibt er in seinem Neuin dem ersten, den wir von

Er ließ davon nicht a b , ' auch

dann nicht,

als er

mittels Selbststudium sich der Erlernung einer Sprache beflifs, um derentwillen er vornehmlich nach Paris gekommen. Einen Lehrstuhl für Sanskrit gab es noch nicht.

Der ihn auf

de Sacys Verwendung später erhielt, Léonard de Chézy, war Professor des Persischen am Collège de France.

Er hatte sich durch

Uebersetzung eines persischen Gedichts, Medjnun und Leila, 1807, zuerst bekannt gemacht. wie Langlès,

Wie Claude Fauriel, der Literarhistoriker,

dessen Kollege an der Nationalbibliothek,

war

er

Schüler jenes englischen Marineoffiziers und Mitgliedes der Kalkuttaer Gesellschaft,

des Alexander Hamilton geworden,

hatte da

auch Friedrich Schlegel kennen gelernt und in dessen Hause die Enkelin der Karschin, die bekannte Helmine, die er später geheiratet. Seit 1810 von Chézy, ihrem zweiten Maone getrennt, diese ihr romantisches Leben wieder in Deutschland, war

führte auch

mitunter nach Aschaffenburg gekommen, so lange nämlich Dalberg, ihr Freund und Protektor dort residierte.

Daher kannte sie jenes

„heimatliche Tal, vom Spessart gekrönt, vom Main durchflutet", und kannte ihn selbst, den Franz Bopp, ehe er, wie sie sagt, „in rosiger Jugend und Hoffnung,

das Herz zum Springen

voll von

Wifsbegierde und Liebe zum Schönen nach Paris gieng". — Der

19

2. Kapitel ( 1 8 1 2 - 1 8 1 5 ) .

führte da zuweilen ihre beiden Jungen spazieren, „die Angehörigen seines künftigen Lehrers", heißts, und muíste bei solcher Gelegenheit einmal den jüngsten, der ins Wasser gefallen, herausziehen und vom Ertrinken retten. So steht auf einem aufgefundenen Blatte von unbekannter Hand aus irgendwo ausgeschrieben. — Uebrigens rühmte sich die Helmine nachmals, ihm zuerst das persische Alphabet — nicht die Sanskritbuchstaben, wie jenes Blatt sagt — gezeigt und wie noch wenige „sein jugendliches Sein, die stilltiefe Weihe seines Gemüts" verstanden zu haben 7 . Dieß beiläufig. Aber wie Chézy den jungen Aschaffenburger sah, in der tat so lebensfrisch und lernlustig, wie seine Frau ihn später geschildert, da mochte er wohl an diese und seine unversorgten Kinder denken, die bei ihr waren. Er mochte an den Schlegel und die andern denken, welche sich ehedem um den sanskritkundigen Engländer zusammen gefunden, an diesen selbst, der seit Jahren nun seiner Kriegsgefangenschaft entlassen, als Professor in Hertford bei London lebte. Mit entschuldbarem Neide mochte er auf den achtzehn Jahre jüngeren Deutschen sehen, mit weniger entschuldbarem von dessen Absicht hören, Sanskrit zu lernen, denn er selbst war kränklich und leidend, eine reizbare Natur und eifersüchtig, der einzige da zu sein, der Sanskrit verstand. Bei dem allem empfieng er ihn freundlich, hat ihm auch ferner und stets seine Achtung und Anhänglichkeit bewiesen, ihn bis zuletzt seinen „treuen und lieben Freund" genannt. Aber auch nur im Persischen hat Franz Bopp bei ihm Vorträge gehört; sein Lehrer im Sanskrit ist de Chézy nie geworden*. Auch nicht LangK-s, der doch einer der ersten in Frankreich durch Uebersetzung des Wilkinsschen Hitopade^a, 1790, sein Interesse für Altindisch an den tag gelegt, der die erste Gelegenheit wahrgenommen, die merkwürdige Sprache auch selbst zu lernen, und seinen Lehrer, eben jenen Alexander Hamilton auch bewogen, seine unfreiwillige Muße einem Katalog der Sanskrithandschriften zu widmen, die seit Jahr und Tag in der „Bibliothek des Königs" zusammen gebracht waren. Schon seine Stellung machte diesen Mann einflufsreich; seine Einsicht und Gefälligkeit erhöhten sein Verdienst und machten ihn 2*

20

Erstes Buch.

bei allen, besonders bei allen Orientalisten geschätzt. geraubten Schätze

seiner

Bibliothek

Wer nicht

etwa

die

zurückzufordern

kam,

wie Jacob Grimm nachmals, der lernte in Langlès weniger

den kalt höflichen und gemessen zurückhaltenden Bibliothekar als vielmehr den liebenswürdigen Menschen kennen, als den er früher gegen Schlegel sich erwiesen und nun auch gegen Bopp sich zeigte. Er hat ihn nach Windischmanns Ausdruck „stets auf ausgezeichnete Weise

behandelt" 9 .

Er unterwies und unterstützte ihn so

gut und so viel er konnte, stellte ihm nicht nur die Mittel der öffentlichen Bibliothek sondern später auch die seiner eigenen reichhaltigen Privatsammlung zu geböte.

Ohne die Aufmunterung und

„tätige Unterstützung" dieses Freundes — so hat es Franz Bopp dankbar

anerkannt

zurecht gekommen.



wäre er in der Hauptsache noch schwer

In der Hauptsache, d. h. im Sanskritlernen,

darin er nach seiner eignen wiederholten Aussage vom Anfang bis zu Ende Autodidakt geblieben 10 . Der Mangel an Hilfsmitteln,

wie er da vor einem Jahrzehnt

noch gewesen, war mittlerweile gehoben. englischer Gelehrter bücher

erschienen

in —

Indien H. Th.

eine von William Carey, erster Teil

Dank den Bemühungen

bereits eine Anzahl

Colebrookes

Grammatik,

Lehr1805,

1806, von Charles Wilkins, 1808,

ein

von H. P. Forsters „Versuch über die Elemente der

Sanskritgrammatik", waren

war

1810.

Und außer dem ersten

und besten

die andern auch schon in Paris und für Franz Bopp zu

haben. Sein Landsmann hatte früher nur die Handschrift eines ungenannten Missionars vorgefunden, dieselbe, wovon der Pater Coeurdoux seiner Zeit dem Hellenisten Barthélémy St. Hilaire geschrieben,

ein freilich

schwer

brauchbares Machwerk.

Darum

hatte

Friedrich Schlegel auch sein avia . . . peragro loca, sein Wandeln auf unbetretenen Pfaden

stolz verkündet.

Nur dafs dieser bei

seinein „herkulischen" Unternehmen, wie ers hieß, „einen am Ganges einheimisch gewordenen Wegweiser" gefunden, der ihn täglich die drei Stunden an der Hand geführt, während Franz Bopp „einzig auf sich selbst beschränkt", auf „eignes sich selbst überlassenes Studium" und auf seine paar gedruckten Führer angewiesen war 1 '.

2. Kapitel (1812-1815).

21

Und wie recht und verläfslich diese waren oder nicht waren, darauf können wir 8ie uns selber heute noch ansehen. Jene Lehrbücher — wir müssen von Colebrookes unvollendetem Werk und Forsters unfertigem Versuch hier absehen — sind nach Mustern altindischer Grammatiker und nach Diktaten gelehrter Brahmanen zu stände gebracht, gar verschieden von der Art unsrer Sprachlehren. Sie hatten unstreitig ihr Verdienst, schon ihre Abfassung war verdienstlich. Eines, das Buch Careys hatte seinen Reichtum an Paradigmen und Beispielen, das andere und bessere von Wilkins wollte „die Algebra der indischen Sprachlehre in die gewöhnliche Arithmetik ü b e r t r a g e n " A b e r es fehlte diesen Verfassern selbst noch an genügender Kenntnis der Sprache, die ihre Kompendien lehren sollten. Diese waren nicht für Anfänger. Man m u ß t e Sanskrit können, um aus ihnen Sanskrit zu lernen. Und wer nun nichts anders hatte, der konnte eben nichts besseres tun als was Franz Bopp t a t , sobald als möglich sanskritische Texte vornehmen. Was Carey seiner Grammatik als Leseproben beigegeben, ein paar Stücke jüngerer Puranen- oder Sagenliteratur, einige Kapitel aus dem Evangelium Matthäi ins Sanskrit übersetzt, war gewiis wenig zu gebrauchen, und von sonst gedruckten Werken wufste Franz Bopp „keines geliehen zu bekommen". Also nicht was Sir William Jones zuerst ediert, was freilich auch wenig dienlich, ein Gedicht Ritusamhara, „die Jahreszeiten", 1792, auch nicht, womit Jones und Wilkins selbst zuerst gelernt und ihre Uebersetzung versucht hatten, den Hitopade^a, jenes schon erwähnte Spruchund Fabelbuch, dessen Text auch zuerst Carey, 1806, und kürzlich wieder, 1810, Hamilton für seine Schüler in Hertford herausgegeben — er mulste gleich zu handschriftlichem und zu solchem greifen, davon ihm auch Uebersetzung zur hand war. Nur ihm zusagen konnte was er da nahm und fand, wie wenig anderes zusagen einem Schüler Windischmanns. Er nahm die Bhagavadgita, „das hehre Lied", jenes religionsphilosophische Gedicht, welches eine größte Episode im großen Epos der Inder bildet und englisch als erste Probe indischer Literatur und Weisheit herausgekommen. Auch Friedrich Schlegel

22

Erstes Bach.

h a t t e sich daran versucht und einige Proben daraus seiner „Sprache und Weisheit" beigegeben.

Was diesem an Handschriften vorge-

legen, ihrer vier, das konnte auch Franz Bopp benutzen, dazu die Wilkinssche Uebersetzung, deren Mängel und Misverständnisse die Jahreszahl 1785 a m

besten entschuldigt.

Diese mufste i h m ,

so

recht oder schlecht, das dritte Werkzeug, das Wörterbuch ersetzen, denn

außer

Missionars

dem was sich im Manuskripte jenes vorfand,

Amara-Kosha

und

die

Abschrift

einer

ungenannten

Wörtersammlung

des

eines verifizierten Wurzel Verzeichnisses,

Ka-

vikalpadruma betitelt, war ihm nichts dergleichen geboten. Schon 1807 hatte Colebrooke eine Anzahl jener altindischen Wörterbücher,

sogenannter Kosha oder Thesauren abdrucken und

alsbald auch das bedeutendste darunter, das des Amara-Sinha, eben jenen Amara-Kosha mit englischer Interpretation und Erklärungen erscheinen lassen 1 1 .

Nach dem europäischen Kontinent war aber

dieses wie so manches andre Werk englischer Gelehrten jener Zeit nicht gelangt. deres

hat

Die Kontinentalsperre war dagegen;

diese napoleonische Gewaltmaßregel

indischer Kenntnis

im wege gestanden

wie kein an-

der

Verbreitung

und die Fortschritte der

Wissenschaft aufgehalten. Nur wäre einem Anfänger auch mit Vokabularien wenig gedient gewesen.

einem jener indischen

Man mufs lesen, wie sie

der erste Herausgeber eines Sanskrit Wörterbuchs, s p ä t e r schildert. Schwierigkeit,

Darnach hat

der geübte

ein fragliches Wort

wie sie Wilson

Kenner

herauszufinden

die gegebene Bedeutung zu verstehen.

wohl

und

seine

gefunden

Genug, was sieben Jahre

später erklärt ward, da jenes Wörterbuch bevor stand, das wurde mit

fug und recht erklärt.

Noch immer

fehlten da eine ent-

sprechende Textsammlung, eine kurzgefaßte Grammatik, ein nicht allzu dürftiges alphabetisches Glossar, nisse für den ersten Unterricht". dazu gesagt,

„die dringendsten Erforder-

Sie wurden laut gefordert und

„dais wer es unternähme,

Lehrer zu bemeistern,

nicht

sich

des Sanskrit

mit der Mühe a b k o m m e ,

ohne

eine der

schwierigsten Sprachen zu erlernen, sondern in dem Falle sei, sie größtenteils entziffern und enträtseln zu müssen" 1 4 . Aber hierin eben lag auch der Heiz; hierin eben lag auch was

2. Kapitel ( 1 8 1 2 - 1 8 1 5 ) .

23

den mutigen Gifer des Anfängers spornte und gespannt hielt, was seine Kraft stärkte und stützte, wie er so gezwungen ward, sich selbst Grammatik und Wörterbuch zu schaffen. Jenes „Entziffern und E n t r ä t s e l n " , mit anderm Wort, jenes Analysieren schärfte seine Beobachtung und ernüchterte sein Denken. Franz Bopp verdankte ihm nicht nur sein Erlernen der Sprache, sondern auch sein weiteres Erkennen und „Entdecken", dieser Not, dürfte man sagen, seine Erfindung. Sanskrit, die beste Lehrmeisterin des Sanskrit, war ihm bei dem allem am besten behilflich. Sie zeigte sich ihm mehr und mehr in der hellen Durchsichtigkeit ihrer Bildung, in der deutlichen Struktur ihrer Glieder und Formen, in ihrer Verbindung von Wurzeln und Stämmen mit Flexions- und Ableitungssilben, in ihrer reichen Fülle und Fähigkeit der Zusammensetzung, in ihres ganzen Baus Regelmäßigkeit und Harmonie. Sie zog ihre Schwestern heran, die griechische und lateinische, sich ihm leichter verständlich zu machen, ihn unbekanntes durch bekanntes begreifen und behalten zu machen. So hat es Franz Bopp an Windischmann und so nachher in einem Schreiben nach München über sein Lernen der altindischen Sprache berichtet, und über seine Schwierigkeit, sie ohne Lehrer lernen zu müssen. „Doch nachdem ich den Anfang mit vieler Mühe und dem Aufwände aller meiner Geduld überwunden, und nachdem ich viele Worte durch öfteres Vorkommen kennen und gehörig zu trennen gelernt hatte, so beendigte ich das übrige, indem der Stil an und für sich leicht und einfach ist, mit viel geringerer Mühe; und ich habe alles ziemlich gut verstanden." — „Wegen der großen Regelmäßigkeit aber", heißt es in letzterem, „und der strengen Analogie, welche diese Sprache auszeichnet, sowie wegen ihrer auffallenden Verwandtschaft mit dem Griechischen, Lateinischen und andern europäischen Sprachen ist es mir dcnnoch möglich gewesen, bald zu einer gewissen Fertigkeit in derselben zu gelangen. Ich begann meine Lektüre mit dem Bhagavadgita — heißts da weiter — und las nach und nach all dasjenige was ins Englische übersetzt ist; hierdurch erwarb ich mir die Fähigkeit, das Sanskrit auch ohne Hilfe von Uebersetzungen zu verstehen 15 ." Und von der Bhagavadgita — es war im Frühjahr 1814, kaum

24

Erstes Buch.

ein Jahr nach Beginn seines Sanskritlernens — kam er zum Rämäyana. Wiederum war er seinem Vorgänger gefolgt. Auch Friedrich Schlegel hatte sich an dem Gedichte versucht und den „Anfang des Ramayon" in metrischer Uebertragung seinem Buche angefügt. Er hatte dazu eine Handschrift auf Baumwollenpapier gehabt, eine beste, wie er meinte, der Pariser Bibliothek. Und Franz Bopp hatte dazu, von de Sacy wie wir lesen, den ersten Band einer gedruckten Ausgabe geliehen erhalten, welche die beiden, William Carey und Joshua Marshman, 1806, begonnen, Text mit freier englischer Uebersetzung — aber eines wo möglich noch ärger als das andere gemacht. Wer übrigens die Bhagavadgita gelesen, dem konnte der Rämayana nicht mehr allzu schwer sein, und „der wunderbare Reiz", den diese prächtigen Gesänge des Valmiki ausübten, war ein frischer und andrer als welchen die religionsphilosophischen Wechselreden Arjunas und Krishnas gewähret. — Der ältere Schlegel, August Wilhelm, der spätere Herausgeber des Gedichts, hat nachmals geraten, Sanskrit mit dem Ramäyana anzufangen. Die Erzählung in diesem Heldengedicht schreite anschaulich fort wie die homerische; der epische „Urstil" sei großartig und einfach; man gewöhne sich so bald . . . Ueberdieß entfalte sich sogleich in der alten Götter- und Heroen weit eine Fülle schöpferischer Einbildung; die halte den Leser abwechselnd unter lieblichen und hohen Bezauberungen fest und lasse ihn keine Mühseligkeit gewahr werd e n " . Franz Bopp scheute keine Mühseligkeit; für seine Geduld brauchte ihn auch nichts anderes festzuhalten; er wollte lesen und lernen. Gar nicht lange und er hatte fünfzig Kapitel durchgemacht und war zur Vipvämitra-Episode gekommen. Das ist die bekannte Sage von Vi^vämitra und Vasishtha, dem Königshelden und dem Brahmaweisen, von ihrem Streit, dem uralten Streit zwischen geistlicher und weltlicher Macht. Groß und gewaltig, aber gewifs auch nicht ohne einen tiefen Grundzug von Ironie geht die Erzählung durch fast die ganze Hälfte des ersten Buches. Schon gegen Ende des Frühjahrs konnte Bopp seinen alten Freund und Lehrer daheim mit einem Stück möglichst treuer und metrischer

2. Kapitel

(1812—1815).

25

Uebersetzung dieser Episode überraschen, einer ersten Frucht seiner kaum anderthalbjährigen Sanskritstudien 1 7 . Eine größere Freude hätte er dem Manne nicht machen können; er hätte ihm denn gleich die ganze Episode, gleich den ganzen Ramäyana geschickt. „Die innigsten, menschlichsten Anklänge derjenigen Empfindungen, welche am tiefsten mit uns verwachsen sind", findet Windischmann in diesen indischen Poesien. „Wollte Gott", schreibt er, „wir hätten nur einmal dieses Gedicht wenigstens ganz im Deutschen." — Er selbst hatte eben sein „Gericht des Herrn über Europa" geschrieben; den Nachhall aus den politischen Stürmen der Zeit durchtönt das grelle Weh seines eigenen tieferschütterten Innern. Der letzte Winter hatte ihm seine geliebteste Tochter geraubt. Gern hätte er mit seinem Schmerze wie jene Weisen des Orients sich wohl selbst in die Einsamkeit und in den Büßerwald geflüchtet. Früher hatte er seinen jungen Freund um Schonung seiner Gesundheit und richtige Maßhaltung gebeten; jetzt hat er mit seinem herzlichen Danke nur den Wunsch: „aber bald, recht bald mul's ich mehr haben." So sehr ergreift ihn die indische Welt und ihre Lebensanschauung. -Er verkündigt dem andern das nahe Erscheinen seines größern Werkes „über die magischen K r ä f t e " , wozu er, durch die erhaltene Rämäyana-Stelle neu veranlaßt, einiger Notizen auch über das indische Wesen bedürfe; er verheißt ihm, wie schon früher, allerhand Fragen, zu deren Beantwortung er „die bequemste Gelegenheit und das nötige Geschick" habe, die für ihn selbst „fruchtbringende" Winke enthalten sollen. Dann verspricht er auch schon mit dem erhaltenen Fragment zunächst den königlich bayerischen Kommissarius, den Freiherrn von Aretin, und später den König selbst bekannt zu machen, will auf seines Schülers Talente und ausgezeichneten Fleiß als „etwas wirklich seltenes und kostbares" hinweisen und bewirken, dals man ihm Unterstützung gebe, vorerst nach England, dann auch wohl nach Indien zu reisen' Das kurmainzische Aschaffenburg war eben bayerisch geworden, und eine Regierung ist vielleicht niemals eher oder mehr zu Vergünstigungen geneigt als bei Erwerbung neuer Landesteile an

26

Erstes Buch.

neu erworbene Landeskinder. — Franz Bopp aber beeilte sich. Schon nach wenigen Monaten hatte er des wohlwollenden Freundes Wunsch erfüllt und ihm zur vollen Grundlage für sein beabsichtigtes Unterstützungsgesuch die ganze Episode übersandt. Aber sich zu beeilen war ihm auch anders wohl nötig. Nur zu begründet erscheint was Windischmann an bekannter Stelle von ihm rühmt, „in jeder Lage des Lebens seine große Mäßigung und Fügsamkeit". Was ihm sein Vater gab war wenig. Bei aller Arbeit war er froh gewesen, einige spanische Dramen ins französische zu übersetzen und damit einige Beisteuer für seinen Unterhalt zu bekommen. Immer wiederkehrend ist in seinen Briefen der Wunsch, Aufsätze als Mitteilungen, Uebersetzungen und dergl. in Zeitschriften zu veröffentlichen, sich damit einiges zu verdienen. Denn unerschwinglich teuer, klagt er, seien die Bücher aus Kalkutta. — Fürs Leben mochte er sich eher einschränken. — „Indessen ist doch, soviel ich weiß, den Brahmanen der Wein nicht ganz untersagt!" schrieb ihm Windischmann einmal zwischen den Zeilen. Er selbst, Franz Bopp versicherte später einmal, es könne für das schlechte pariser Trinkwasser ein Stück gut ausgebrannter Holzkohle geradeso wie Wein die gleichen Dienste leisten. — Doch alle Einschränkung hatte ihre Grenzen, auch „die Bedürfnislosigkeit eines echten Brahmanen". Genug, Windischmann erhielt vom Könige Max Joseph von Bayern die nachgesuchte Unterstützung für seinen Schützling gewährt, eine kleine und auf zwei Jahre vorab, auf die AschafFenburger Stiftungsfonds angewiesen 19 . Und froh war Franz Bopp und noch froher wo möglich Windischmann, sein väterlicher Freund. „Ich lebe so viel und so oft mit Ihnen — schrieb er ihm nach einiger Zeit, dal's es nur Ihrer Empfänglichkeit und Ihres Zutrauens bedarf, um ebenso auch in der größten Entfernung mit mir zu leben und meiner gewiis zu sein wie ich Ihrer bin." Dieß sei, fügte er hinzu, die „Gemeinschaft der Geister", welche von keinem Räume unterbrochen, von keiner Zeit zurück gehalten oder überwältigt werde. Das war mystisch, prophetisch, auch aufmunternd geschrieben, wie Windischmann seinem jungen Freunde schrieb; und der war jenem Berater auch von herzen dankbar, ließ sich indessen nicht

2. Kapitel (1812—1815).

27

stolz, aber auch nicht iwe machen. Seine Briefe werden nüchtern und nüchterner, wie die des andern an Ueberschwenglichkeit zunehmen. Anfanglich, lesen wir, ist er voll Enthusiasmus für das Studium „der Sprachen des Morgenlandes". Dann — er hat Sanskrit zu lernen kaum angefangen — und sein „sehnlichster Wunsch ist, dem Studium dieser in jeder Hinsicht wichtigen Sprache nie entrissen zu werden". Wieder einige Zeit, und er denkt daran, wie seine mühsam erworbene Kenntnis fruchtbar und verbreitet zu machen. Er sieht, das Sanskrit werde in Indien selbst auf mehr als zehnerlei Weise geschrieben. „Warum sollen wir Europäer, deren Sprachen doch auch von dem Sanskrit herkommen, nicht auch unser Alphabet jenem anpassen?" — Der Satz ist gewils unrichtig, in mehr als einer Hinsicht unrichtig, aber bezeichnend für die praktische nüchterne Verstandesrichtung eines Jünglings. — „Ich habe mir ein Alphabet ausgedacht", schreibt Bopp in dem zuvor erwähnten Briefe, „womit man das Sanskrit-Buchstabensystem rein wiedergeben kann, ein Alphabet, worin ich jeden einzelnen Sanskritbuchstaben ersetze, worin gar keine Verwechselung noch Irrtum stattfinden kann, ein Alphabet, welches in jeder Buchdruckerei zu haben, worin ich leicht viele Werke mit dem Originaltexte herausgeben kann, die zur Erlernung der Sanskritsprache viel beitragen können." Diese Werke könnten dann um einen verhältnismäßig billigen Preis gekauft werden. Was in Kalkutta im Originaltext gedruckt werde, käme so teuer, dai's kaum ein einzelner und nicht sehr reicher sich ohne große Aufopferung mehrere Bände anschaffen könne. Um sein Buchstabensystem erst bekannt zu machen, möchte er vorab die Bhagavadgita, Text mit lateinischer Uebersetzung herausgeben, daun aber sogleich eine Grammatik des Sanskrit. Die solle die Vorzüge der beiden englischen seines Gebrauchs vereinigen, hinsichtlich der Umschrift aber keineswegs so unvollkommen und ganz unbrauchbar sein wie jene des Paul von Bartholoms, der „alles untereinander geworfen", bei dem die indischen Buchstaben „bald auf diese bald auf jene Weise ausgedrückt, bald italienisch bald deutsch gelesen werden müssen." — Gemeint ist bekanntlich die „samskroudanische Grammatik" des Paulinus a

28

Erstes Buch.

St. Bartholomaeo

vom

J a h r e 1790,

zu deutsch

des Paul Wes-

der dieß und anderes aus den hinterla&senen Papieren des

din,

Paters

Hanxleden

in

der

Propaganda

zu Rom

darauf,

Franz

zusammen

ge-

bracht. Nur

wenige

Wochen

und

Bopp

verkündigt

seinem Freunde „den schon lange gehegten Plan, eine vergleichende Grammatik zu schreiben

— zwischen

Töchtern", wie es heißt.

dem Sanskrit

und

seinen

Er habe geglaubt, dafs auch die arme-

nische Sprache dazu gehöre, und sich vorbehalten, deren Grammatik „mit forschendem Blicke in diesem Betracht

durchzugehen.

Das

habe er neulich getan, „und ich war — schreibt er — höchst erstaunt

und

erfreut.

Die Aehnlichkeit geht alle Redeteile durch,

zeigt sich am auffallendsten in Fiir- und Zeitwörtern, meisten entscheiden."

welche am

Man müsse aber „freilich hauptsächlich auf

das wesentliche sehen und gehörig die charakteristischen Buchstaben in den Flektionen von den Endungen unterscheiden."

In hinsieht

der griechischen, lateinischen und deutschen Sprache könne er d a außer dem was schon Schlegel bekannt gemacht, „noch vieles wesentliche sagen, welches f ü r die Grammatiker dieser drei Sprachen von Wichtigkeit seines Briefes,

sein

wird."

Es werde, heißt es zum

Schlüsse

„jene vergleichende Grammatik eine Vorbereitung

zu einer besondern Sanskrit-Grammatik werden und das Studium dieser sehr erleichtern."



So, im August 1814, eine erste An-

kündigung. Indessen arbeitet er weiter an seiner Rämäyana-Uebersetzung. Mit der Gewifsheit, königliche Unterstützung zu erhalten, sind ihm Mut und Kraft gewachsen. Sorgfalt und Bemühung",

Seines Freundes „wahrhaft väterliche wie er sagt,

haben ihm die erfreuliche

Sicherheit verschafft, sich sein ganzes Leben lang einem Studium zu w i d m e n ,

das ihm von tag zu tag teurer

wird.

So

wieder

gegen Ende November des Jahres.

Er will in nur noch wenigen

Tagen die Episode fertig bringen.

Dabei freuts i h n , dals er der

englischen

Uebersetzung

nicht

immer zu folgen braucht,

er schon Fehler, die darin vorkommen, mit Sicherheit

dafs

verbessern

kann. Wirklich war die Uebersetzung in kürze fertig.

Aber mit d e m

2. Kapitel (1812—1815).

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„noch manchmal übergehen und ändern und verbessern" war es doch wieder Neujahr geworden, bis er es wagte, sie dem Urteil und Gefallen des Freundes vorzulegen. Dann aber — nur noch einige Noten wollte er schicken — sollte gedruckt, sobald als möglich gedruckt werdeu. — Er rechnete sich noch ein und zwanzig Monate für Paris, und darin wollte er sich bemühen, „etwas wichtigeres zu leisten". Wichtigeres aber hieß ihm, zum großen Epos der Inder zurückkehren und daraus noch unbekanntes bekannt geben. Eine bengalische Uebersetzung des Mahäbharata, die eben in Indien zu erscheinen begonnen, sollte ihm das Sanskrit und dieses wiederum das bengalische verständlich machen, und dieß, meinte er, solle ihm später zu dem Verkehr mit den Brahmanen Nutzen gewähren. Jugendmut und Eifer rechnen mehr mit sich als mit andern, und auch Franz Bopp rechnete damals wenig mit Napoleon und auch wenig mit seiner bayerischen Regierung. Da war es, dafs ihm Windischmann von der „Gemeinschaft der Geister" schrieb, ohne welche jener „wohl nicht die hohen Gedanken von viertausend Jahren her so kräftig und treffend verdeutschen" könne, und er selbst nicht so innigen Anteil an ihm nehmen, um ihm selbst unbewufst seine Schritte zu leiten. Dafs dieß wirklich geschehe, sehe er an der ganzen Art seiner Arbeit, die überall gleichsam seinen besten Wünschen entgegen komme. Für jetzt, heißt es dann, brauche er ihm nichts zu sagen als „fahren Sie fort, immer tiefer einzudringen: ein jeder Schritt, den Sie da hineintun, hängt mit deu wichtigsten Entwickeluugen zusammen, die der Menschheit annoch bevorstehen, und Ihr Name wird daneben dankbar genannt werden von der Nachwelt. Lassen Sie sich aber auch von dem Segen Ihrer Fortschritte nicht blenden — es ist noch vieles zu tun" i0 . An solche Ermunterung und Mahnung knüpft Windischmann seine Auslassungen über die empfangene Episode. Er ist „verwundert" über die Gewandtheit, mit welcher sein früherer Zögling die Sprache behandelt und meint, nur weniges ändern zu dürfen. Das Stück selbst findet er in seinem Charakter „großartig und mächtig" — eine heilige Sage vom großen Kampfe des innern

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Erstes Buch.

mit dem äußern Menschen in riesenhaftem Stil". — Aus dem Heiligen möchte er seinen jungen Freund nur alsbald ins „ innere Heiligtum Indiens", ins allerheiligste der Veda eintreten sehen, wo er ihm „im klarsten Lichte" zu begegnen hofft. Und wäre es für jetzt nur „ein kleines merkwürdiges Stück, auch nur einzelne Stellen", bittet er. Dazu fragt er nach etwelchen „Andeutungen ältester wirklicher Geschichte und Geographie Indiens", nach etwelchen „Spuren Aegyptens, Griechenlands, Nordlands in indischen Denkmalen" und was ihm noch wichtiger, nach genauerem über die philosophischen Systeme der Inder, ob sie denn „wirklich eine so scharfsinnige Dialektik an den tag legen, wie jene des Piaton und Aristoteles", denn „wirklich so scharf sich scheiden und von einander auszeichnen, wie Friedrich Schlegel sie ordnet und scheidet", den er ihm übrigens, „als in der Philosophie in die eigentliche Tiefe gehend nicht genug empfehlen kann". Endlich bittet er mit nächstem um Chezys Episode aus dem Rämäyana, das Stück, womit jener, wie ihm erzählt, seinen Lehrstuhl für Sanskrit eingenommen. Wir mögen nun lächeln über was alles der gute Mann da schon mit einem fordert, und auch Franz Bopp mochte darüber lächeln. Aber anerkennen müssen wir doch und würdigen zumal den richtigen Blick in jenen Forderungen und nicht minder die treue Liebe und herzliche Sorgfalt, die aus dem allem herausspricht. Und, um es hier einmal zu sagen, so anmutend dieser Briefwechsel ist, so gar herzerfreuend, so ist er anders noch viel mehr bedeutend, weil er zeigt, wie ein junger, kräftiger, in wachsendem Erkennen ernüchterter Geist sich allmählich loslöset und befreit von seinem Nährboden der Romantik, weil er eine Entstehungsgeschichte seiner Wissenschaft aufweist. Noch freilich steht der Zögling unter der Anschauung seiner Lehrmeister: es gilt die Erreichung einer ihm noch unnahbaren hohen oder tiefen, uranfänglichen Weisheit und Wissenschaft. Die Abhandlungen Colebrookes in den „Asiatischen Untersuchungen", daraus er seinem Freunde die gewünschte Auskunft gibt, sind nicht dazu angetan, den Zauber zu brechen oder das heilige Dunkel zu lichten. Jenes „alberne Vorurteil", wie es Bopp nennt, dais eine

2. Kapitel ( 1 8 1 2 - 1 8 1 5 ) .

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Uebersetzung der Veda kaum das Lesen, viel weniger das Uebersetzen verlohne, wirkt vielmehr anspornend als abschreckend. „Die Vedas — erklärt er — sind mein Ziel. Sind es immer gewesen. Was ich bisher getan habe und noch tue ist bloß Vorbereitung, Einweihung in die Mysterien. Ich werde mich später von den Mythen loswinden und lautere Wahrheit schauen. Doch sind auch jene Mythen, jene ehrwürdige Poesie nicht ohne reellen, philosophischen Wert. Die Wahrheit ist darin verschleiert, damit sie den Profanen nicht blende. Der Denker weiß den Schleier zu heben." — Das ist die Sprache Friedrich Schlegels und Windischmauns wie hier Franz Bopp spricht, um dann allerdings in nüchterner, vielmehr eigener Weise von seinen gegenwärtigen Arbeiten zu erzählen. Und das ist sein Arbeiten an einem ersten Stück vergleichender Grammatik, wie wir sagen, „an einem philologischen Aufsatz", wie Franz Bopp sagt, „der viele neue Ansichten enthält und großes Aufsehen machen wird". — „Wichtige Aufschlüsse über lateinische, griechische und selbst indische Konjugation", meint er und teilt seinem „liebsten Freunde" da einiges im voraus mit, um sich dessen Urteil und dessen Meinung darüber zu erbitten. Und wenn der es für gut lindet, so möchte er diese Abhandlung der Uebersetzung, deren beabsichtigter Ausgabe beifügen. — Hier ist klares bestimmtes Erkennen und auch die Sprache die der klaren bewußten Erkenntnis — nicht alles richtig was da als Probestück gegeben, gewii's nicht, aber die Art des Erkennens, der Auffassung, das „methodische" ist sogleich und vollkommen richtig". — Dieß, eine innere Nötigung vollen Verständnisses erstreckt sich dann über weiteres, wenn er dem Freunde verspricht, ihm alles mitteilen, aber nie täuschen, nie etwas für verstanden darlegen zu wollen, was er nur halb oder zum teil verstanden. Auch nicht betreffs philosophischer Schriften, die halb verstehen noch schlimmer sei als gar nicht verstehen, „wenn man Gebrauch davon machen" wolle. Solcher Sprache und ihrem Eindruck — wir mögen für weiteres die Briefe selbst lesen — konnte sich auch Windischmann nicht entziehen. „Ihr Brief", antwortet er, „hat mich sehr er-

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Erstes Buch.

freut; er ist aufrichtig, klar und verständig; so ein festes und bestimmtes Wesen begegnet mir in diesen Zeiten selten. Ich achte Sie sehr hoch darum, und Sie dürften wohl nicht leicht ermessen können, was Sie mir gelten." Dann bittet er, ihm in aller Eile Abschriften der merkwürdigsten Stellen aus Colebrookes Aufsatz über die Vedas zu besorgen. Jene „alberne Behauptung", wie sie Bopp bezeichnet, dünkt ihn in noch höherm Grade „alberner" als albern. Doch, wie gesagt, man möge dieß und anderes in den Briefen selbst lesen. „Freilich", erklärte auch Windischmann, „mufs die philologische Arbeit zu unserm Schriftchen; es wird hierdurch positiv gutes gestiftet." — Das war alles, und Bopp mochte das verstehen. Er sendet dem andern di^ begehrten Auszüge aus den „Asiatischen Untersuchungen", gibt ihm ferner Auskunft über Vedisohes und Philosophisches. Dazu ist jeder seiner Briefe voll von weitern neuen „Entdeckungen" in der Konjugation der verwandten und verglichenen Sprachen, mit immer weiterer Ausführung, immer weiterer Befestigung. Und es freut ihn augenscheinlich, wie er da mit anderm Verfahren auch weit und immer weiter über Friedrich Schlegel hinauskommt. Schon anfangs Mai des Jahres (1815) hatte er alles zusammengestellt und kann drei Monate darauf — so lange war der Briefverkehr überhaupt gehemmt — die Vollendung seines „Aufsatzes" anzeigen. In einem Werke (von Lanzi) über die etruskischen Denkmäler hatte er inzwischen „manche glückliche Bestätigung" gefunden, ebenso in dem Werke von Hickes über die altgermanischen Mundarten. Die gotische Sprache ist ihm „außerordentlich merkwürdig wegen ihrer Uebereinstimmung mit dem Sanskrit". Er glaubte — so wird später einmal gesagt — Sanskrit zu lesen, wenn er die ehrwürdige Sprache des Ulfila lese. Nur hatte er bereits das ganze seiner sprachvergleichenden Abhandlung an Windischmann abgeschickt, als er Gotisch „recht zu studieren" anfieng. Manches hieraus ist daher wie ergänzend und berichtigend später hinzu gekommen. Ueberhaupt bildet die weitere Zurechtstellung und Veröffentlichung dieser Arbeit fast noch ein volles Jahr durch den Hauptgegenstand jenes Briefwechsels zwischen Paris und Aschaffenburg.

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2. Kapitel ( 1 8 1 2 — 1 8 1 5 ) .

Ihrem jugendlichen Verfasser erschien diese Arbeit wichtiger als alle Uebersetzung, als alle namentlich bereits englisch übersetzter Texte. Doch widmete er ihr nur seine Mußestunden, das heißt die Stunden außer der Bibliotheks- und außer seiner „Schulzeit". In der letztern setzte er sein Arabisch und Persisch fort, jetzt aber vielmehr um des Gegensatzes willen, um, wie er sagt, „eine scharfe Parallele zwischen den semitischen und indischen Sprachstämmen zu ziehen" — ein Gesichtspunkt, der einem Windischmann, auch andern später wenig behagte, der ihm aber recht und notwendig däuchte und daran er mit einem gewissen Eigensinn sein lebelang festgehalten. Und in der andern Zeit las er Sanskrit, das Maha-Bhärata, darauf sein „erstes Augenmerk gefallen". Ein zweiter Band der Carey- und Marshmanschen RämäyanaAusgabe, 1808, war in folge erlittenen Schiffbruchs nur in wenigen Exemplaren nach Europa gelangt. Franz Bopp konnte erst später eines auf kurze Zeit geliehen erhalten, und darnach auch den dritten Band, welcher 1810 erschienen. Und damit war die Ausgabe, auf zehn Quartbände berechnet, ins Stocken geraten. Deshalb und weil es ihn drängte, zu lesen und herauszugeben was noch kein andrer übersetzt hatte, war er wieder zu dem großen Epos zurückgekehrt. — Auf der Pariser Bibliothek waren ihm dafür zwei Handschriften zu geböte, eine vollständige auf Palmblättern, sehr lesbar und genau in Bengali-Charakteren geschrieben, und eine andre, weniger lesbar und weniger genau in der gleichen Schrift auf gelbem Papier, aber vom ganzen M. Bhärata nur ein erstes Buch enthaltend. Franz Bopp hat ein Jahrzehnt später im Vorworte zu einer Ausgabe von M. Bhärata-Episoden einiges über Umfang, Inhalt und Bedeutung des Riesenwerkes angegeben, das er damals gegen Anfang des Jahres 1815 mit kühnem Mute zu lesen begonnen. „Den Plan des ganzen Gedichts kennen zu lernen", heißt es da, „seinen Gang getreu zu verfolgen und durch eine sorgfältige Abschrift mich in den Besitz des wichtigsten zu setzen" — oder wie es in seinen Briefen heißt, um historisch, geographisch oder mythologisch merkwürdiges auszuziehen und was durch vorzügliche Schönheit sich auszeichnete treu zu übersetzen — in dieser Absicht habe er in I.efnmnn,

F r i u x UOJIJI.

^

34

Erstes Buch.

Paris das Durchlesen dieses riesenhaften Epos unternommen, „aufgemuntert durch den bedeutsamen Inhalt dessen was Wilkins in englischer und Friedrich Schlegel in deutscher Sprache davon bekannt gemacht hatten" 2 1 . — Außer der Bhagavadgitä hatte Wilkins nämlich zehn Jahre später die Geschichte vom Dushyanta und der (,'akuntalä, worauf Kalidäsas berühmtes Drama beruht, aus dem ersten Buche des Epos mitgeteilt, und der jüngere Schlegel hatte aus dieser Episode auch einiges seinem bekannten Buche angefügt. Auch noch anderes aus dem ersten Buche wollte jener englische Gelehrte bekannt geben, wie das Bopp wui'ste und nachmals geschehen. Dafs noch ein Othmar Frank ähnliches vorhatte, wufste Bopp nicht, und wenn, so hätte ihn das auch wenig gestört. Seine spätem Veröffentlichungen, um das hier gleich anzubringen — eine erste erschien noch von Paris aus — sind die besten und fast einzigen, welche noch viele Jahre hindurch aus dem M. Bhärata gemacht wurden. Abgesehen von indischen Ausgaben blieb das mächtige Sammelwerk in Europa lange wenig bearbeitet. Erst in unsrer Zeit sind wieder Auszüge und Zusammenstellungen daraus, auch Gesamtübersichten des Inhalts an der hancl des Originals versucht worden. Damals saß also Bopp tag für tag über dem unbändigen Haufen seiner Handschriftenblätter. „Während den stürmischen Ungewittern, die hier über uns vorbei zogen" — das ist wie er selbst gesagt — „war ich zu eigenen Ausarbeitungen und Uebersetzungen nicht gestimmt; aber ich las mit vollkommener Ruhe im MahäBhärata." — Es ist das merkwürdige Bild eines Gelehrten, ja wohl eines indischen Weisen: der Donner deutscher Geschütze vor den Toren von Paris, und er selbst, der junge Deutsche inmitten der belagerten Feindestadt, vertieft in die Mythen und Sagen einer entlegenen Welt, davon ihm seine Palmblätter erzählen. Gewil's genügt es, die Jahre 1813/15 nur zu nennen, um die gewaltigen welthistorischen Ereignisse dieser Zeit in aller Gedächtnisse wach zu rufen. — Wiederholt war Frankreich und seine Hauptstadt damals von aller Verbindung mit der Außenwelt abgeschnitten; und monatelang erfuhr Franz Bopp nichts von den seinen und diese nichts von ihm. Der jene dann tröstete und

•>. Kapitel (1812 -1815).

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beruhigte war Windischmann. Er hatte seinem jungen Freunde geraten, ruhig so lange als möglich in Paris zu bleiben, auch wenn die Wogen da einmal hoch giengen. „Weil ich mit völliger Zuversicht auf Ihre Erhaltung rechnete — schrieb ihm der fromme Mann nachher — und glaube, dafs Gott Sie mit Ihrem guten Willen und Ihrer rastlosen Tätigkeit um seltene und doch zur letzten wahren Aufklärung so notwendige Güter niemals verlassen werde, dafs Sie vielmehr unter seiner besondern Obhut stehen" Indessen hegte Franz Bopp bei dem allem seine deutsche Treue und echten Vaterlandssinn. „Meine Freude", schrieb er nacli der ersten Einnahme von Paris durch die Verbündeten, „stimmte an jenem Tage nicht mit der allgemeinen Bestürzung, die auf allen Gesichtern zu lesen war, überein." Das war an jenem letzten Märztage 1814, da er sichs nicht hatte nehmen lassen, seines Vaterlandes Befreier die erstürmten Höhen des Montmartre herabkommen und mit klingendem Spiel in die feindliche Hauptstadt einziehen zu sehen. Und dann wieder im Sommer 1815, nach Napoleons Rückkehr, welche Windischmann in seinem „Gerichte des Herrn" vorausgesagt, nach jenen bangen hundert Tagen. Da war er abermals seine siegreichen Landsleute begrüßen gegangen, auch mehrmals ins deutsche Lager gekommen, dort einen jungen befreundeten Offizier, einen Herrn von Reden aufzusuchen. Sonst hatte er da in den drei Jahren nur wenig Landsleute gesehen. In de Sacys Kolleg hatte er anfänglich nur drei Ausländer angetroffen, außer einem Dänen und einem Mameluken noch einen Deutschen; sein Name ist nicht genannt. Und er „hätte geglaubt, (da) mehr Deutsche als Franzosen zu linden". — Mit einem andern, dem schon mehrfach genannten Otlimar Frank, dem gelehrten und geistlichen Verfasser des „Lichtes vom Orient", der 1813 auf königlich bayerische Kosten nach Paris gekommen, hatte ihn Windischmann verbinden wollen. Der Mann war eben so selbstsüchtig und verschlossen als Franz Bopp bescheiden und offenmütig. „Das wäre freilich gut", antwortete dieser nachher, als man ihm riet, mit jenem in Verkehr zu treten; „allein — meinte er — Herr Frank müfste dann freimütiger sein als da wir hier zusammen waren, da er mir sogar die Handschriften zu ver3*

36

Erstes Buch.

bergen suchte, worüber er arbeitete und nicht gerne über unser gemeinschaftliches Studium sprach. Wir waren übrigens", fügt er mildernd hinzu, „ganz gute Freunde." — Eine andre und bessere Bekanntschaft war die mit dem Philologen Friedrich Thiersch aus München, der in den Herbstferien 1813 dahin kam und dann noch zweimal nach der ersten und zweiten Restauration im Auftrage seiner Regierung. — Eine dritte oder vierte war Alexander von Humboldt im Winter 1814/15; er war nach Paris gegangen, sich für eine Reise nach Tibet und Indien vorzubereiten und hörte Persisch bei Chezy. Und eine fünfte war August Wilhelm von Schlegel. Der ältere Schlegel hatte sich auf Anregung seines Bruders als „Kandidat" bei C'hezy angemeldet, sogleich nachdem dieser Professor des Sanskrit geworden. In Paris zog er es aber vor, sich allein von Franz Bopp „die ersten Schritte erleichtern", d. h. unterrichten zu lassen. Er las dann mit diesem zusammen.das Rämayana, wogegen er sich herbeiließ, dem andern einige nützliche Bemerkungen bezüglich der Sprache und des Metrums seiner Uebersetzung zu machen. Im März, da Napoleons Rückkehr drohte, begab er sich mit Frau von Stael nach der Schweiz und richtete von einem Landsitze in Coppet bei Genf einen ersten Brief an seinen jungen „Mitarbeiter" in Paris. Darin mufs er es „recht sehr beklagen", nicht noch einige Wochen länger mit ihm den Rämayana gelesen zu haben; es würde ihm, meint er, „beträchtlich weiter geholfen haben". Er dankt wiederholt für die gütigen Bemühungen und bittet, wofern er ihm aus der Ferne oder Nähe nützlich werden könne, immer auf ihn zu rechnen 23 . In einem Briefe ließ sich das schon sagen. — Der ältere Schlegel war bei allem seinem Geiste und allen seinen Verdiensten ein eitler anmaßender Patron, damals wie später und später noch mehr wie damals. In seinem Verhalten zu Franz Bopp betritt uns von anfang an etwas herb verletzendes: die hohe Gönnerschaft, das „vornehme" Selbstgefühl des Weltmannes gegenüber dem ungeschminkten harmlosen Wesen eines jungen bescheidenen Gelehrten. Dieser empfand das noch um so weniger, bedauerte Schlegels eiliges Wreggehen um so aufrichtiger, je mehr er sich gefreut, wie

2. K a p i t e l ( 1 8 1 2 — 1 8 1 5 ) .

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er sagt, einigen Verkehr mit einem deutschen Gelehrten zu haben. Denn „in der indischen Sache", schrieb er damals an Windischmann, „gibt es hier keine verständigen". Aber der andere konnte in ihm auch nur noch den unbekannten jungen Mann sehen, der es ihm wohl dank wissen durfte, ihn seines nähern Umgangs gewürdigt, ihn dann sogar der Welt zuerst öffentlich genannt zu haben. Es war in den Heidelberger Jahrbüchern 1815, in einer Anzeige Schlegels von Chezys Uebersetzung einer kleinen RamäyanaEpisode und dessen Eröffnungsrede zum Antritt seiner SanskritProfessur. Die schon erwähnte Episode ist eine Kleinigkeit aus dem zweiten Buche des Heldengedichts, „Yajnadattas Tod" überschrieben, nur wenige Distichen umfassend. Windischmann, der das erbetene Stück von seinem Freunde zugesandt bekam, meinte, „daran hätte er nicht so lange vorzubereiten brauchen" — Schlegels Anzeige hält sich einzig an äußerlichem, was bisher geschehn und wohl ferner zu tun sei. — Die Schrift seines Bruders heißt ihm „der Grundstein des Gebäudes". — Für jetzt, erklärt er weiter, wäre es noch zu f r ü h , in Deutschland Lehrstellen für die indische Sprache stiften zu wollen. Bis man einen reichern gedruckten Vorrat habe, könne dieß nur da gedeihlich werden, wo eine Sammlung von Handschriften sei, und daran fehle es bei uns; wir hätten keinen NachlaJs von Missionaren. Das nützlichste würde also vor der hand sein, junge Männer von Geist und besonders von beharrlichem Eifer zu diesem behuf reisen zu lassen. Zuerst nach Paris, dann nach England, und wen sein Mut und seine Mittel so weit trügen, der wallfahrte zu den geheiligten Fluten des Ganges und befrage die Weisen zu Benares. „Wir freuen uns — heißts zum Schlufs — hier erwähnen zu können, dals dieß wirklich durch die Freigebigkeit einer deutschen Regierung geschieht. Herr Bopp aus Aschaffenburg, ein eben so fleißiger als bescheidener Forscher, hält sich seit mehreren Jahren mit königlich bayerischer Unterstützung in Paris auf, und hat neben seiner Kenntnis anderer morgenländischer Sprachen sehr beträchtliche Fortschritte im Sanskrit gemacht"

38

Erstes Buch.

Drittes Kapitel. Konjugationssystem. (1816.)

I m dieselbe Zeit, an seinem Geburtstage 1815, schrieb Franz Bopp an Windischmann: „Endlich kann ich Ihnen doch einen Teil meiner Arbeiten schicken. Ich habe einige Punkte weiter ausgeführt als ich anfangs glaubte und konnte daher nicht sobald fertig werden. Sie werden darin lauter neue Ideen finden, die sich mit den verkehrten Ansichten unsrer Grammatiker schlecht vertragen." — Er hätte, so fügt er nach einigen Sätzen hinzu, manches noch mehr beweisen und ein großes Buch darüber schreiben können; allein die Sacho sei zu klar; bloßes Aussagen sei da ohne Beweis hinreichend, wie bei der Auflösung eines Rätsels. Binnen acht Tagen sollte alles abgeschickt sein. 2 6 Indessen hatte Windischmann, nicht den Buchhändler Weilandt in Aschalfenburg, wie Bopp anfänglich gemeint, sondern die Andreäsche, die alte kurmainzische Hofbuchhandlung in Frankfurt gewonnen. Die wollte ihm gleich nach Ostern „ein nettes Büchlein" herstellen, und sollte auch der Verfasser nicht umsonst gearbeitet haben. Der aber freute sich wie ein Kind auf das Erscheinen seiner Erstlingsschrift und konnte die Herausgabe kaum abwarten. Jeder seiner Briefe an Windischmann ist voll davon. Dazu weitere Angaben und Anweisungen, dazu die wiederholte Aufforderung, zu ändern und zu bessern, wo ers nötig fände. Natürlich, besonders in bezug auf die Uebersetzungen. Denn diese interessierten W i n dischmanu auch besonders, der sich übrigens mit rührender Sorgfalt um alles annahm, was seinen „lieben Indier" irgend angieng. Was er an diesem vorab hochschätzte, was ihn sogar wunder nahm, das war. wie wir wissen, dessen „klare und verständige" Sprache, dessen, wie er sagte, „so festes und bestimmtes Wesen, wie ers da selten fände". — Franz Bopp war vielleicht sich selber unbewul'st ein andrer geworden, sein Freund aber wufste ge-

3. Kapitel (1816).

39

wifs noch weniger, woher jener jenes andre seltene Wesen genommen, wie nicht sowohl aus der Schule des Lehens als vielmehr aus der strengen und strengeren Schule des Sanskrit. Nicht dafs Windischmann die sprachvergleichenden Arbeiten seines ehemaligen Zöglings für gering achtete; doch waren sie ihm auch in günstigster Beurteilung nur wie eine „Zugabe zu Fr. Schlegels herrlichem Buche" anzusehen, vielleicht in einigen Stücken als eine Weiterführung und Verbesserung, im ganzen aber ungleich weniger bedeutend und hoch anzuschlagen als die Uebertragungen aus der Sprache und Weisheit der alten Indier 2 '. Er hatte Proben davon an Goethe geschickt und freute sich, dessen Wohlgefallen in dem Verlangen nach weiterem ausgesprochen zu erhalten. Auch den Uebersetzcr freute es herzlich, da/s .seine Lebersetzug „dem größten unserer vaterländischen Dichter wohl gefallen". Er wünschte nur, sie ihm bald gedruckt übersenden zu können. Und der Druck war endlich im Gange, Windischmann schrieb seine Vorrede, und Franz Bopp las weiter und weiter in seinen Palmblättern. „Weil ich ihn angefangen", sagt er vom Mahabhärata, „muls ich ihn auslesen"." Fünftausend achthundert und etliche Doppelverse, sogenannte (^'loka, waren gelesen, als er an eine Erzählung, „Hidimbas Tod" oder „der Kampf mit dem Riesen", kam. Sie erzählt, wie die Riesenschwester Hidimbä in der Wildnis den gewaltigen Pändusohn Bhiina antrifft, wie sie sich in ihn verliebt, und wie dieser dann ihren grausigen Bruder, der die Schwester mitsamt Geliebten zu töten gekommen, in furchtbarem Zweikampfe nieder schlägt. — Bopp hatte, wie er sagt, das Original „recht glücklich verstanden" und in seiner Freude darüber Vers um Vers mit großer Lust übertragen. Anfangs März schickte er dieLi an Wiudischmann, wünschend, dals es ihm und seiner lieben Familie „einige vergnügte Abendstündchen machen möge". Es kam „eben noch recht", um seinem im Druck befindlichen Werke noch eingefügt zu werden"''. So hatte er denn ein Probestück seiner gut bestandenen Lehre gegeben, hatte gezeigt, dafs er Sanskrit auch ohne fremde l'ebersetzung und Wörterbuch richtig verstehen gelernt. Noch zwei Monate — Windischmann hatte die Abschrift und Korrektur, sein

40

Erstes Buch.

Kollege Professor Merkel die letzte Revision besorgt — und die, Erstlingschrift Franz Bopps ward herausgegeben. Es war im Mai 1816 — das erste Frühjahr im Leben Franz Bopps das friedlich ohne Kriegsgetös und Revolutionsgeschrei heraufgekommen. l'eber die Brachfelder des Entscheidungs- und Freiheitskampfes hatte der Landmann wieder seine Furchen gezogen, und froh und unbedroht reifte seine Saat der gehofften Ernte entgegen. Denn der Feind und Friedensstörer war gebannt, und ob auch der Freiheiten nicht zuviel und des Herrschens und der Herrschaften nicht zu wenig, so waren doch Ruhe und Sicherheit im Lande, war jeglicher Arbeiter wieder an seine Arbeit zurück gegangen, und der deutsche Geist, welcher seine Fesseln gesprengt, fühlte sich verjüngt, neu gekräftigt und gestärkt. Auch Werke des Geistes, welche früher unterbrochen oder unterdrückt waren, traten ans Licht. Mit dem frischen AVirken und Schaffen verband sich glückliches Gelingen und Entdecken, um der Wissenschaft überall neue Wege anzubahnen. Da fand Niebahr die verlorne Gajushandschrift; da erschien Karl Lachmanns Schrift „über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts der Nibelunge Not" und seines Freundes Benecke Ausgabe von Boners Edelstein — jenes eine neue Grundlage der historischeil Rechtsforschung, dieses, worauf neben der altklassischen eine deutsche Philologie entstand — zur selben Zeit, als Jacob Grimm, der Herausgeber der „Altdeutschen Wälder" zur deutschen Grammatik übergieng, und Wilhelm von Humboldt, der Uebersetzer des Aeschylos Agamemnon zum allgemeinen Sprachstudium 3 0 . Im selben Frühjahr, am Iii. Mai 1816, unterschrieb Karl Joseph Windischmann seine Vorerinnerungen zu „Franz Bopp, über das Conjugationssystem der Sanskritsprache", zu seines Freundes Erstlingsschrift. Was der Herausgeber in seinen Vorerinnerungen gab war eben solches wie er es dem Verfasser brieflich angezeigt — und wir wollen hier und in allem folgenden so wenig als möglich wiederholen noch überhaupt nachbeten was in Büchern gedruckt steht. Mit unverhohlner Freude erzählt Windischmann von dem jugendlichen Leben und Streben seines ehemaligen Zöglings, wie er sich

(1816).

41

schon in der Schule überall hervor getan

und zu ern.ster Wissen-

3. Kapitel

schaft hingeneigt,

von

seinem Leben

und Lernen in Paris,

von

seiner Absicht, „ a n d e n Ufern des Ganges selbst der Sprache und W e i s h e i t der Indier nachzuforschen", und zu welchen schönen Erw a r t u n g e n sein Charakter, sein T a l e n t , sein beharrlicher Fleiß und Eifer berechtigten, wenn zumal angesehene und einsichtige Männer, wie die Herren von Schlegel u n d Humboldt ihm ihre Teilnahme bewiesen, und großmütige Regierungen, wie die königlich bayerische, ihm

ihre

Unterstützung

und

sein

erstes Buch

angedeihen einer

ließen.

Empfehlung

W e n n Franz Bopp

bedurften, um

in

die

wissenschaftliche und gelehrte Welt eingeführt zu werden, so konnte sie wahrlich w ä r m e r und wohlwollender nicht gegeben werden. I m übrigen wollte der Herausgeber sich darauf beschränken, was in der Schrift vorkommt,

denn

über

anderes zu reden

was

jener noch alles könne oder wolle, verbiete ihm dessen Bescheidenheit. und

Er habe „eine erste Probe seiner S t u d i e n " geben wollen

wohl am besten d a r a n getan,

sogleich

den

besondern Ent-

wickelungsgang eines so wichtigen Sprachelements, wie das Zeitwort ist, vor den Augen freundlicher Teilnehmer zu verfolgen und auf dem ganzen W e g e der U n t e r s u c h u n g zugleich auch diejenigen P u n k t e klar u n d bestimmt anzudeuten, in welchen andere S t a m m sprachen mit der altindischen zusammentreffen. allem Ohngefähr ein Ende

gemacht

und

Hierdurch

erhielten

werde

die Ueberein-

stimmungen oder Verschiedenheiten allmählich etwas gesetzmäßiges und sicheres,

was

durch Vergleichung

der Sprachelemente

bloß

nach dem Gleichlaut oder wenigstens der A n n ä h e r u n g in Ton und Charakter nie erreicht, einmal

der G r u n d b a u

wohl aber befördert werden könne, der Sprachen

offen und treu dargelegt werde.

in

wenn

durchgängiger Beziehung

Die Abhandlung „über das Kon-

jugationssystem u . s . w . " scheine wenigstens einen erfreulichen Anfang hierzu zu e n t h a l t e n . Das ist alles was Windischmann in der Hauptsache zu sagen hat und das alles, soviel es in der t a t schon ist, nach dem Sinn und Angaben des Verfassers.

Eine weitere Beurteilung wollte er

den „Kennern"

überlassen,

des Sanskrit

also

namentlich

einem

Friedrich von Schlegel, von dem das gelehrte P u b l i k u m schon wisse,

Erstes Buch.

42

dafs seiiie g r a m m a t i s c h e n B e m e r k u n g e n nur ein geringer T e i l derjenigen seien, die er über den indischen Sprachbau gesammelt und längst in B e r e i t s c h a f t gesetzt. Wirklich

hatte der M a n n

ungemein

Schlegels und ihrer Gönnerschaft.

großen Respekt vor den

Mehr als einmal hatte er seinem

F r e u n d e von der Gunst und T e i l n a h m e auch des jüngeren geschrieben, hatte ihm b e k a n n t l i c h

dessen Philosophie

als „in die eigent-

liche T i e f e g e h e n d " n i c h t genug empfehlen können.

E r wuiste sich

eines m i t j e n e r Philosophie, deren „tiefsinnige" S p r a c h e er d a selber redet. — W i e kurz a b e r die Abhandlung ebenso weitläufig bespricht e r „den G r u n d c h a r a k t e r zur Offenbarung,

des indischen

Lebens,

die Ursachen des I r r t u m s " ,

dessen

Verhältnis

das alles wozu ihm

die mitgeteilten Uebersetzuugen erwünschten Anlals geben. einmal

hören

wir da von j e n e m „Urgefiihl",

von j e n e r

Noch

Weisheit

welche in den indischen U r k u n d e n die Ueberreste einer urältesten Verlassenschaft, i n m i t t e n von Nacht und Verirrung, die herrlichsten Lichtspuren erschaut,

wie es heißt,

eines seligen W a n d e l s ,

darin

die Menschheit glücklich e i n h e r gieng, ehe sie abfiel vom G l a u b e n , und der G e i s t , loren,

immer

nachdem mehr

e r die E i n f a l t göttlicher E r k e n n t n i s ver-

grübelnd

und dichtend

seines Irrwahns und Unglaubens

zu den Ausgeburten

hinabsank.

Sie

sollen

uns

zu-

rückversetzen, j e n e heiligen B i l d e r und Gesänge, in eine Zeit,

da

„die U r s t ä m m e des Menschengeschlechts herabgezogen" kamen und hinab gezogen wurden „von den Höhen der V o r w e l t " .

G e n u g ; es

ist

Romantik,

der

letzte

Rücken

an

Ausdruck

Rücken

einer

frommen

dem

einer

mit

Mystik

und

nüchternen

E r k e n n t n i s , welche einer neuen Wissenschaft

Forschung

die B a h n

und

gebrochen.

Die wissenschaftliche Leistung Franz Ropps beruhte auf seiner Kenntnis

des S a n s k r i t

m e h r oder m i n d e r treten



den Missionaren

einem J o n e s , Schlegel,

und

einer Sprachenverwandtschaft,

allen aufgestoßen,

welche

die j e n e r einmal n ä h e r ge-

und Reisenden

wie

den

Engländern,

YVilkins. ('olebrooke u. a.. wie einem Friedrich

mit

dessen

Buche

„über

die

Sprache

und

von

Weisheit",

auch sein K o n j u g a t i o n s s y s t e m äußerlich so ähnlich als möglich gemacht

worden.

S e i n e K e n n t n i s des S a n s k r i t

war

größer,

freier

3. Kapitel (1816).

48

und selbständiger erworben als bei seinen Vorgängern, groß genug, um ihn Texte sicher und richtig verstehen zu lassen, wenngleich noch nicht so groß, um ihn die sprachliche Formenbildung überall auch ohne Fehler und Irrtum erkennen zu lassen. Und was die Sprachenverwandtschaft angeht, so war sie ihm nicht mehr wie seinen Vorgängern etwas, das er zu beweisen, sondern eine Voraussetzung, eine Tatsache, die sich zu bewähren hatte, die er in ihren Folgen aufzuspüren und aufzuhellen fand. Hierin liegt der große Unterschied, eine Kluft, welche Franz Bopp von seinen Vorgängern, auch von dem jüngern Schlegel scheidet, weiter als sie auf den ersten Blick erscheint, so weit wie zwischen Schein und Wahrheit, wie zwischen Glauben und Wissenschaft. Auch Friedrich Schlegel war über seine Lehrmeister nicht hinaus gekommen. Auch er war, trotz des eifrigen genialen Anlaufs, den er genommen, dabei stehen geblieben, wohin ihn eine erste Kenntnis vom Sanskrit gebracht hatte. Auch nach seinem Buche ließ sich von jener Sprachverwandtschaft nur sagen was der Fortsetzer des Adelungschen Mithridates gesagt, „dais weder Sprachnoch Geschichtsforscher einen andern Gebrauch davon machen können, als den gemeinschaftlichen Ursprung überhaupt anzuerkennen". Demnach war Schlegel vor allem daran gelegen, die behauptete Verwandtschaft des „alten, indischen Sanskrito", wie er sagt, mit der römischen und griechischen, mit der germanischen und persischen Sprache zu beweisen und vor jedem möglichen Einwände zu sichern. Er sucht und findet Aehnlichkciten, die nicht „bloß in einer Anzahl von Wurzeln" liegen, sondern auch „bis auf die innerste Struktur und Grammatik" sich erstrecken. Eben diese letzteren sollen zeigen, „dals die indische unter den verwandten Sprachen gerade die ältere und ihr gemeinschaftlicher Ursprung s e i . . die andern aber jünger und aus jener abgeleitet". Was er gesagt erscheint bedeutungsvoll. „Jener entscheidende Punkt aber, der hier alles aufhellen wird — sagte Schlegel — ist die innere Struktur der Sprachen oder die vergleichende Grammatik, welche uns ganz neue Aufschlüsse über die Genealogie der Sprache auf ähnliche Weise geben wird, wie die vergleichende Anatomie über die

44

Erstes Buch.

höhere Naturgeschichte Licht verbreitet hat." 31 — Das erscheint bedeutungsvoll. Allein was er unter „vergleichender" oder „harmonischer" Grammatik verstand, nichts anderes als was andere darunter verstanden, ein Zusammenstellen von Aehnlichkeiten oder lautlichen Gleichklängen, und worin sie ihm wesentlich bestand, in der Flexion und was er darunter begriff, dieß und jenes nahm seinem Satze die wahre, rechte, j a wohl alle Bedeutung. In der Tat ist es die Flexion, welche wie kein anderes einen Einblick in die innerste Werkstatt des sprachschaffenden Geistes gewährt. Jene unscheinbaren Zeichen, Laute, Silben und Endungen, welche die Kasus der Nomina, welche Personen, Zeit und Ausdrucksweise der Verba bedeuten, waren dem Grammatiker von jeher vielmehr etwas „selbstverständliches" denn ein rätselhaftes gewesen, dessen Auflösung sich einmal versuchen ließe. Eben darum hatte sie auch keiner begriffen, keiner über ihre Entstehung Aufschluis zu geben gewuist oder sich angestrengt. Erst die Kenntnis andrer Sprachen, denen solche Art der Bezeichnung gänzlich fehlt oder sich anders begibt als in den bekanntern Sprachen, erst die Kenntnis des Sanskrit, die unverweigerliche Wiederkehr der gleichen Zeichen in den verwandten Sprachen ließ die Sache als Rätsel oder Aufgabe herantreten, deren Lösung nicht nur gefordert sondern auch zngleich ermöglicht schien. So hatte in erster Hinsicht der alte Adelung nicht wohl schon ganz unrichtig gesehen, da er von den Flexionssilben oder Lauten meinte, dais sie ursprünglich ihre bestimmte, obgleich dunkle Bedeutung hatten, die sie in einsilbigen Sprachen noch haben. Sein geübtes Sprachgefühl leitete ihn bei aller rohen Mechanik mitunter sicherer als andere ihr Philosophieren bei aller geistreichen Mystik. Aber weiter gelangen, sein allgemeines Bemerken auch im einzelnen, etwa an griechischen oder lateinischen Wörtern nachzuweisen, wäre ihm unmöglich gewesen. AVas ihm dazu fehlte, einige Kenntnis vom Sanskrit, das hatte Schlegel. Doch merkwürdig, aus dem neuen Besitz erwuchs diesem Besitzer eine neue Unmöglichkeit. Sein getrübtes Auge oder verwöhntes Sehen ward durch den Schein vielmehr geblendet als erleuchtet; mit seinem Begriffe von Flexion ward ihm die Flexion unbegreiflich.

3. Kapitel (1816).

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Wenn man im Griechischen, so meiute Schlegel, noch einen Anschein von Möglichkeit fände, „als wären die Biegungssilben aus iu das Wort verschmolzenen Partikeln oder Hilfswörtern ursprünglich entstanden"; wenn man diese „Hypothese" auch nicht würde durchführen können, „ohne fast alle jene etymologischen Künste und Gaukeleien" zu gebrauchen, die man alle verabschieden sollte, wollte man „die Sprache und ihre Entstehung wissenschaftlich, d. h. durchaus historisch betrachten"; wenn sichs auch dann noch kaum durchführen lasse: so verschwinde beim Indischen „vollends der letzte Schein einer solchen Möglichkeit", und man müsse zugeben, „dafs die Struktur der Sprache durchaus organisch gebildet, durch Flexionen oder innere Veränderungen und Umbiegungen des Wurzellauts in allen seinen Bedeutungen ramifiziert, nicht bloß mechanisch durch angehängte Worte und Partikeln zusammen gesetzt sei, wo denn die Wurzel selbst eigentlich unverändert und unfruchtbar bleibt". — Man fragte und fragt sich, gegen wen dieser Widerstreit gerichtet gewesen, und hat, so nicht noch der Verfasser des letzten Mithridates, nicht noch Adelung in betracht kommt, auf dessen geistreichen Zeitgenossen Home Tooke hingewiesen und dann wohl auf die Meisterjünger der holländischen Schulen, die Lennep und Scheid und ihre Nachfolger, deren alberne Willkür, W o r t - und Wurzelklaubereien, die sie in ein System gebracht und den eingeweihten als heilige Geheimlehre zum besten gaben. — Wie dem sei, also „organisch" gebildet heißt durch Flexion gebildet, und Flexion ist „innere Veränderung des Wurzellauts". Aus der Wurzel — das ist Schlegels Theorie — ist wie aus einem lebendigen Keim alles hervorgegangen. J)a wird denn mit Herderscher Romantik ausgeführt, wie von daher alles was beweist, dafs der Mensch nicht jenes beschränkte und ungebildete Geschöpf gewesen, das mit tierischer Dumpfheit angefangen, daran sich hie und da ein wenig Vernunft angesetzt, sondern — „einfach aber selig" wandelnd „im Lichte der Besonnenheit"; wie dieser klarsten und innigsten Besonnenheit „Werk und Erzeugnis" eine Sprache gewesen, „die selbst in ihren ersten und einfachsten Bestandteilen die höchsten Begriffe der reinen Gedankenwelt . . in unmittelbarer

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Erstes Ruch.

Klarheit ausdrückt"; wie mit dem hellen Blick für die natürliche Bedeutung der Dinge, mit dem feinen Gefühl für die ursprüngliche Naturbedeutung der Buchstaben, der Wurzellaute. der Silben u.s.w. auch der feine bildende Sinn gegeben, der „Buchstaben" trennte und einte, den eigentlich geheimnisvollen und wunderbaren Teil der Sprache erfand und auffand, bestimmte und biegend veränderte, zu einem lebendigen Gewebe, das durch innere Kraft weiter fortwuchs und sich bildete, und wie so dieses schöne, einer unendlichen Entwickelung fähige, kunstvolle und noch so einfache Gebilde, die Sprache, die Wurzeln und die „Struktur" oder Grammatik, alles beides zugleich und zumal, die älteste Schrift auch zugleich und zumal — alles mit einem und aus einem und demselben tiefen Gefühl und hellen Sinn hervor gegangen 3 *. Dabei ist Schlegel halten geblieben. Seine Theorie erklärt nichts und konnte nichts erklären; denn Wunder lassen sich nicht erklären. Sie begründet nichts, denn auf ihr ließ sich nicht fortbauen. Sie schließt vielmehr die wissenschaftliche Weiterforschung aus, weil sie unfruchtbar ist, und wo der Glaube anhebt das Wissen aufhört. Wer mit unbefangenem Sinn und nüchternem Verstände und ohne vorgefaßte Meinung zu werke gieng, der konnte über jene Anschauung stillschweigend hinweggehen, um die Sprache selbst über ihre Formen und Bildungen zu befragen. Und das tat Franz Bopp. Seine Abhandlung beginnt mit einem Kapitel „Leber Zeitwörter im Allgemeinen" und dieses mit einer allgemeinen Begriffserklärung: „Unter Zeitwort oder Yerbum im engsten Sinne ist derjenige Redeteil zu verstehen, welcher die Verbindung eines Gegenstandes mit einer Eigenschaft und deren Verhältnisse zu einander ausdrückt." Wir dürfen in diesem Satze den Anfang einer neuen Aera wissenschaftlicher Sprachforschung erblicken. Denn so kühn und gewagt er erscheint, j a , so unrichtig der Ausspruch an sich sein mag, der ganz auf den Boden hergebrachter logischer Satzauffassung sich stützt, eben so fruchtbar erweist er sich unter der Hand des Forschers, welcher mit ihm zuerst seine kritische Methode in Anwendung bringt. Nach der angeführten Bestimmung

kauu

es uur ein einziges

3. Kapitel (1816).

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solches Verbum sein, „das so genannte verbum abstractum; sein, esse", und dieses nur abgesehen vom Begriffe der Existenz, den es in sich fal'st. Das ist, wies sonst heißt, die Kopula, „das grammatische Band zwischen Subjekt und Prädikat". W a s Franz Bopp dazu meint, dafs es wohl leicht eine Sprache geben könnte, „der es nicht an einer ganz bedeutungslosen Kopula gebräche, durch deren Umbiegung oder innere Veränderung die Verhältnisse zwischen Subjekt und Prädikat ausgedrückt würden", war freilich sein Irrtum — ein absolut logisches statt grammatisches — und zumal mit dem Schlegelschen Flexionsbegriff gleichsam der letzte Tribut, welcher einer altern Sprachanschauung gezollt ward. Im Sanskrit, erfahren wir, sind zwei Zeitwörter, „welche dem Verbum esse entsprechen", d . h . nach ihrer Bedeutung, „nämlich a.iti und b/tavatiu, in der dritten .Singular Präsens ausgedrückt. Beide werden „häufig mit einander verwechselt", das erstere wird „in den Zeiten, die ihm mangeln, durch letzteres ersetzt", und dennoch mufs „unter beiden Synonymen ein feiner Unterschied obwalten, der vielleicht (!) ursprünglich schärfer mag abgegrenzt gewesen sein". Nur asti dient, „die grammatische Verbindung" auszudrücken, während bhavati auch gesetzt wird, um Existenz auszudrücken. Und während von der Wurzel der letzteren (MM) eine Anzahl Nomina kommen, die alle auf Existenz hinweisen, ist von der Wurzel der ersteren (as) nur ein Partizipium und dessen Verneinung (sa

dem was besonders von Willems und Forster verdienstliches geleistet worden, eine weitere Förderung des Gegenstandes nicht etwa von einer ausgedehnteren Benutzung der eingebornen Grammatiker ausgehen könne, sondern nur von einer unabhängigen Kritik der Sprache selbst, welche den Weg auszumitteln strebt, auf welchem diese zu ihren Bildungen gelangt ist, oder die Gesetze zu bestimmen, nach welchen dieselben sich entwickelt haben." Freilich wohl, andre mochten andre Ueberzeugung hegen, auch andre als sie zuvor Humoldt ausgesprochen. Schon bald nach der ersten Aufrichtung des Lehrgebäudes rüsteten sich die Bonner Sanskritgelehrten, Christian Lassen namentlich, als Vorkämpfer, eine Lanze einzulegen für die kurz beiseite gesetzten altindischen Grammatiker und gegen den kühnen Baumeister, der ohne die Bau berech tigung zu werke gegangen, welche einzig die Voliherrschaft oder der Vollbesitz des „Stoffes" für die grammatische Darstellung gewähre, d. i. „der ganzen Masse von Erscheinungen, die lebendig oder literarisch in einer Sprache vorhanden sind". Nicht doch so bald erschien der Gegner auf dem Kampfplatz, und wir haben noch Zeit, dem Kampfe näher zu treten. — Bopp konnte unterdessen noch einige Episoden fertig stellen — er legt deren eine, Text und Uebersetzung, schon nach wenigen Tagen Freund Humboldt vor — konnte sein AVörterbuch fertig stellen, konnte auch die Grammatik schon teilweise in mehr hoffähiges Gewand kleiden. Er konnte unterdessen auf einem größeren umfänglicheren Gebiete der Grammatik weiter forschen und zurecht stellen. Das ist das Gebiet, auf dem wir ihn zuletzt als Kritiker der Grimmschen Grammatik gesehen. Das ist, wo er bei einzelnem gezeigt, „dafs man auf historischem Wege so gut wie auf philosophischem zu wahren commentis (zu Erdichtungen) in der Sprache kommen kann". Humboldt hatte so gesagt, und eigentlich nichts neues, wie er gesagt. Unser Kritiker sollte das gelegentlich an sich selbst erfahren, wenn er einmal die Grenze des sicher gewufsten überschritt und Vermutung für Geschichte ausgab. Aber in solchem und ähnlichem auch, triumphierte, wie jenem schien, die Bopp'sche Methode. — Wir müssen auf früher verlassenes hier zurück kommen.

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In drei akademischen Abhandlungen der Jahre 1820/24 hatte Wilhelm von Humboldt seine grundlegenden Anschauungen über Erforschung, über Wesen und Entwickelung der Sprache dargelegt 41 . — »Das vergleichende Sprachstudium, hatte er in der ersten gesagt, mufs zu einem eignen, seinen Nutzen und Zweck in sich selbst tragenden Studium" gemacht werden. Der Teil fordere das ganze. Denn das ganze ist ein organischer Bau, dessen erste, aber vollständige Bildung keinerlei Veränderung als durch ihre innere und feinere Ausbildung erfahrt. Jene, die Organisation, hat ihren Ursprung in Naturnotwendigkeit, „gehört zur Physiologie des intellectuellen Menschen", diese, „die Ausbildung zur Reihe der geschichtlichen Entwickelungen". Und vergleichende Forschung, die in beiden die Verschiedenheit menschlichen Sprachbaus zu erkennen strebt, hat fortgesetzt dem gleichen in allen Sprachen, unterschiedlichem in einer Sprache nachzugehen, dort in die Breite gerichtet, hier in die Tiefe dringend. „Die Aufgabe des Geschichtsschreibers", erklärt Humboldts zweite Abhandlung, „ist die Darstellung des geschehenen". Geschehenes a b e r . . doch wir können hier auch die ersten Grundzüge nicht aufführen, sondern nur ansagen, wie nach diesen erkannt wird. Wahre Wirklichkeit ist Notwendigkeit und folgt deren Gesetzen, den „Ideen". Und darum ist nun das Geschäft eines Geschichtsschreibers, ähnlich einigermaßen dem des Künstlers, in allen Teilen die Darstellung sich auswirkender, in der Erscheinung sich offenbarender Ideen — als welche „jede menschliche Individualität", als deren eigentümliche Form in „Erzeugung und Mitteilung" jede „bedeutende" Sprache erscheint. Auch der Sprachforscher ist Geschichtsforscher. „Ueber das Entstehen der grammatischen Form und ihren Einfluis auf die Ideenentwickelung" handelt endlich die dritte Abhandlung Humboldts. — „Was in einer Sprache ein grammatisches Verhältnis charakteristisch bezeichnet ist für sie grammatische Form." Stufenmäßigen Fortschritts, so wird dargetan, ist solche Bezeichnung innerhalb der Sprachen vom bloßen „Hinzudenken" und dessen Erleichterung durch Wortstellung, Redensarten, bis zur begrifflich oder wesentlich wahren Form durch „Modifikation der Sachen bezeichnenden Wörter". Das geeinte Wort, und dessen

2. Kapitel (1827—1830).

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vorwaltende Herrschaft „über die ihm beigegebenen Nebenlaute" läfst diese ihrer eigenen (stofflichen) Bedeutung verlustig gehen und sich im Gebrauch abschleifen, dafs sie aus ursprünglicher Anfügung nur als Beugung gelten bleiben, worin (abgesehen von „reiu grammatischen Wörtern") wahre Form sich erweist. — „Einheit des Wortes wird durch den Accent gebildet"; der Accent „ist an sich geistiger Natur" (mehr als die betonten Laute selbst), und die Prägung der Wörter „durch Einheit zu grammatischen Formen" ist der energische Akt „einer starken, nach formaler Abgrenzung strebenden Denkkraft". Und in Rückwirkung der Sprache auf den Geist ist wahre Form formale Verstandes- oder Geistesbildung hervorbringend. Sie geben noch wohl einigen Bedenken Raum, diese Humboldt'schen Sätze oder Abhandlungen. Doch nicht einer Kritik wegen sind sie hier angeführt. Im Jahre darnach wurde Franz Bopp Akademiker, und seine Vorträge als solcher sind wie unmittelbar an jene des ihm befreundeten uuiversalen Geistes sich anschließend. Seine akademischen Vorträge eröffnete Franz Bopp im April 1823, und eine erste Reihe hat, wie schon erwähnt, den Gesamtnamen: „Vergleichende Zergliederung des Sanskrits und der mit ihm verwandten Sprachen". Im Eingang des ersten wird an einigen besonderen Eigenheiten das verwandtschaftliche Uebereinkommen der betreffenden Sprachen aufgewiesen und darnach die Aufgabe bestimmt. Es soll „die vergleichende Zergliederung grammatischer Formen nicht nur das nähere oder entferntere Verhältnis der genannten Sprachen zu dem Sanskrit entwickeln, sondern auch zeigen, in wiefern mehrere unter ihnen neben der allgemeinen Verwandtschaft noch durch ein näheres mehr spezielles Band an einander geknüpft werden". — Ausdrücklich wird dabei an einen Satz Humboldts aus der ersten jener drei Abhandlungen erinnert. Die Wörter, so wird gesagt, sind es, die von Nation zu Nation überwandern; den grammatischen Formen wird dieß schwerer, da sie „von feinerer, intellektueller Natur, mehr in dem Verstände ihren Sitz haben, als materiell und sich selbst erklärend an den Lauten haften" 4 '.

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Zweites Buch.

Wir wollen hier übrigens im einzelnen nicht nachsehen, wie diese erste akademische Abhandlung ihrem besondern Titel — „von den Wurzeln und Pronominen erster und zweiter Person" — gerecht geworden, und nicht wie j e dem ihren die andern. Nur was den Forscher selbst angeht soll uns hier angehen und im besondern die Art und der Standpunkt seiner Forschung. Da ist zuerst seine Wurzeltheorie und seine Entgegenstellung von sanskritischen und semitischen Sprachwurzeln. Unser Einverständnis dürfte hier vor allem fehlen. — Sind denn das überall Wurzeln, was nach Abzug alles grammatisch nebenbedeutenden übrig bleibt? und sind dann auch Wurzeln, was in semitischen Sprachen so erhalten und genannt wird? und können diese Reste hier, in der tat Wortformen, wie gleichstufig entgegen gestellt werden jenen Abstraktionen der indischen Grammatiker? — Ist es wahr, dafs dort notwendig Zwei- oder Mehrsilbigkeit bedingt wird, oder was auch dieser zu gründe liegt, so viel weniger sprechbar, weniger wirklich erscheint, als was auf dem andern Gebiete überall als einsilbige Wurzel herauskommt? Und was sind endlich jene auf beiden Gebieten überein stimmenden Wurzelwerte, lautlich und bedeutsam übereinstimmende, die sogar am tage liegen, sich aufdringen, davon auch der Gegner aller Vergleichung hier, auch Bopp hier nicht absehen kann, indem er daneben hebräisches anführt? Auch Bopp kann sich diesen oder ähnlichen Fragen nicht entziehen. Er steht in seiner Wurzelanschauung aber auf einem hergebrachten Standpunkt, hält, wie schon bemerkt, vor allem fest an dem früher der verbalen Formen; er will semitisches und sanskritisches von der Wurzel auf streng geschieden haben. — Er hat auch recht, wenn nicht theoretisch, so doch praktisch. Praktisch — und daran hat Bopp sein lebelang fest gehalten — ist solche Scheidung vorteilhaft. Und weil es sich bei dem allem wohl um ein jenseits des historischen handelt, so ist mit seiner Anschauung im weiteren auch kein Nachteil zu fürchten. So will auch Bopp nicht versuchen, „den Benennungsgrund der Pronomina aufzudecken". Wir sollen uns mit ilnn begnügen, ihre älteste letzterreichbare Form gefunden und ihre Wurzelteile erkannt zu haben. Und von da ab kann er uns zeigen, was sie

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geworden, welchen Weg und Wandel .sie eingeschlagen haben. — Vor allem wird erklärt, dafs die Wurzelformen hier nicht, wie man früher annahm uud auch die indischen Grammatiker annahmen, verbale sind, „woraus Verba und andere Redeteile entstehen". Weiter erfahren wir, dafs die Pronomina „wohl treuer als andre Wörter die ältesten Formen der Sprache aufbewahren" und darum „die meisten und auffallendsten Uebereinstimmungen darbieten", dais sie auch im Semitischen „auf einen Urzustand der Sprache" hinweisen, in welchem sich „das Gesetz" der radikalen Dreikonsonanz oder der Zweisilbigkeit der Wurzeln noch nicht ausgebildet hatte, dais sie wenigstens „sich diesem Gesetze nicht unterworfen". Bopp hatte da seinen akademischen Zuhörern sehr viel neues, im wesentlichen lauter neues zu erzählen. Und das von Dingen, die jedem, wie er glauben mochte, von der Schulbank her bekannt waren. Aber wer hatte da zuvor von einer Geschichte solcher Pronomina, eines Wörtchens „ich", wie er sie nun in ihren Hauptzügen erzählt bekam, auch schon gehört? wer von einem und demselben in verschiedenen Formen und in verschiedenen Sprachen? wer auch nur gedacht, daJ's die sprachverwandten alten Inder einmal aharn gesagt, was mit ego, ik, ich eines ist? Jetzt hörte man solches von jenem und von andern Pronominen. Und der das vortrug, verstand klar und bestimmt und überzeugend vorzutragen; die alte Liebe zum Mathematischen war noch in seiner Darstellungsweise. Gewifs hatte Bopp später manches einzelne wohl andere und richtiger zu erklären. Aber, wie da noch, mit einem Valckenaer, einem Lennep und Scheidius und ihren Wurzelgrabungen hatte er sich nicht mehr auseinander zu setzen. Eine zweite Abhandlung „über das Reflexiv", hat Bopp im März 1824 gelesen. Er hätte ihr ebensowohl den besondern Titel „über das Pronomen dritter Person" geben können. Denn sie handelt von einer pronominalen Wurzel- oder solchen Stammform (ST«), welche die jüngern Schwestern des Sanskrit im ganzen treuer als die ältere gehütet haben. Letztere hat aus diesem Stamme nur ein Adjektivpronomen, ein s. g. Po.ssessivum, und ein Wort, das „sich" bedeutet, unveränderlich in Zahl und Geschlecht. lJaL e f m a i l n , FrAnz Bopp.

Q

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Zweites Buch.

gegen hat das Griechisch in seinen Dialekten, haben auch Litauisch und Altslawisch noch mehrere Formen des alten Personalpronomens aufbewahrt. — Auch hier, da wir in einzelnes doch nicht eingehen, ist noch einiges „Tasten" bei allem sichern und festen, darf man sagen, noch einiges versuchsweise Auftreten. Aber da warnt unser Führer wohl selbst, und seine Sprache ist überall Zuversicht erweckend. W i r kommen zur dritten Abhandlung, „über das Demonstrativum und den Ursprung der Kasuszeichen", aus dem April 1825 und aus dem Mai und Dezember 1826; denn sie wurde in drei Abteilungen gelesen. — Da berichtet Bopp vom Stamme eines Pronomens (ta), der im altindischen die Bedeutungen „er, .dieser und j e n e r " hat, im griechischen als sogenannter Artikel und ähnlich, als Pemonstrativum im gotischen und litauischen auftritt. Seine singulare Nominativform, männlich und weiblich, erscheint altindisch (zu sa, sa) erweicht, und die gleiche Erscheinung zeigen in ihren entsprechenden Formen die verwandten Sprachen. Und ein anderes noch, was sich so ebenfalls als uralte gemeinsame Stammeseigentümlichkeit erweist, ist trotz aller Analogie das Fehlen des Nominativzeichens (s) in jenen Formen, altindisch, mit Ausnahme einiger besondern Stellungen der Wortform, aber auch griechisch, aber auch germanisch und litauisch. — Was ist der Grund dieser gemeinsamen Eigentümlichkeit? Bopp sagt, es sei kein anderer als „dafs in dem Nominativzeichen (s) der wurzelhafte Konsonant des hier behandelten Pronomens sich kund gibt". Mit andern Worten. „Das schließende « sanskritischer, griechischer, lateinischer, gotischer und litauischer Nominative ist nichts anderes als ein personifizierendes lebensreiches Element, gleichsam ein nachgesetzter Artikel, und daher erklärt sich seine Scheu, sich mit dem Artikel selbst zu verbinden, in Sprachen, wo dieser seinen Nominativ vor den obliquen Kasus schon durch den Stamm auszeichnet." Dem gegenüber hat das Neutrum, „das weniger persönliche, weniger subjektive" Charakterzeichen, gar keines oder das des Objektskasus, des Accusativs, d. i. der Stammkonsonant, welcher in andern (obliquen) Kasus dem Nominativ- oder Subjektscharakter (s) gegenüber steht, nämlich t in jenem, m in einem andern Demon-

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strativpronomen. Ersteres ist in der Pronominaldekliuation (skr. ta-t, ahd. da-:, altnord. tha-t; lat. i-d, illu-d u. a.). letzteres (m, griech. v) in der nominalen und wo deren Analogie herrscht (skr. jutnya-m, lat. bonu-m, gr. (qaOo-v) gebräuchlich. Auch die andern Kasuszeichen versucht Bopp in ihrem Ursprung aus Pronominalstämmen (Präpositionsformen) aufzuhellen. — Das Gebiet ist ein dunkles, und mit dem Verluste der ursprünglichen Bedeutung ist auch die ursprüngliche Form dieser Endungen überall mehr oder minder abgeschliffen und verändert worden. Weniger als dort, beim Subjekts- und Objektskasus, mag darum hier die versuchte Erklärung als glückliche für sicher oder nur wahrscheinlich gelten. Nur auf offenbar richtiger Fährte erscheint der Forscher und seine Forschung überall geistvoll. Da ist denn auch sein Suchen oder Irren, sein am Wege finden sogar anziehend und belehrend. So kommen wir wieder zum Jahr 1827, darin nach Rosens Wurzelwörterbuch zuerst Ph. Buttmanns „Ausführliche Griechische Grammatik" und Franz Bopps „Ausführliches Lehrgebäude der Sanskrita-Sprache" fertig geworden. Bopp schrieb damals an Schlegel: „Da mir der junge Burnouf angezeigt hat, dafs er eine französische Uebersetzung (der Sanskritgrammatik) heraus geben wolle, so mufs ich eilen, dieser mir unwillkommenen Ehre durch eine lateinische Ausgabe zuvor zu kommen." Sie solle nächsten Sommer schon gedruckt werden. Auch seine Nalusausgabe, höre er, sei vergriffen, und müsse er, wenn dieß so sei, zu einer neuen schreiten 4 3 . — Bopp war eifrig tätig, aber auch andere waren rührig, auch seine Schüler, und noch andere, die da und dort nun sich emsig zu regen begannen. Friedrich Rosen, wissen wir, war in London mit dem ersten und ältesten, dem Rigveda beschäftigt. Ein anderer, Dr. Tullberg hatte ebenda auf Rosens Vorschlag den Samaveda zu bearbeiten begonnen. Und ein dritter, von Bohlen, der als kranker Mann nach England gekommen, schrieb an seinem „Alten Indien mit besonderer Rücksicht auf Aegypten", einem historischen Versuch. Der aber nahm auch bald au einem andern teil, das eben 9*

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Zweites Buch.

jetzt erst zu seiner Bedeutung und Geltung kam - das heilige Schrifttum des Zarathustra oder Zoroaster, der Zend-A vesta. dessen Sprache man später „altbaktrisch", im gewöhnlichen immer Zend geheißen. Davon hatte man bekanntlich schon anfangs der vorigen sechsziger Jahre Kunde erhalten, durch Anquetil Duperron, der sie aus dem Orient mitgebracht. Aber seiner Kunde — denn sie war danach — fehlte der Glaube. Namentlich wollte der Engländer Sir William Jones eine Zendsprache und Literatur nach Anquetils Vorstellung nicht anerkennen, und andre, Engländer und Deutsche teilten seinen Unglauben. Erst nachdem die Kenntnis des Sanskrit weiter gediehen, nachdem endlich Rask, ein dänischer Sprachgelehrter „über das Alter und die Echtheit der Zendsprache", 182G, entscheidend gesprochen, und dann alsbald der junge Burnouf und der deutsche Orientalist Justus Olshausen zu Wissen und Erkennen vorgiengen, da kam auch das Zend, die nächstjiingere Sanskritschwester zu Ehren und gebührendem Ansehen. Am Zend und seiner sprachlichen Bedeutung für die historische Grammatik war aber keiner mehr und keiner eifriger beteiligt als Franz Bopp. Und wenn er noch fürchtete, der jüngere Burnouf möchte ihm zuvorkommen, so war es bald weniger für Sanskritais für Zend-Grammatik. — Er war im Herbst auf einige Wochen nach Paris gegangen, hatte sich vom Stande der Zendstudien unterrichtet und sah nun mit nicht geringem Verlangen den Textund Erklärungsausgaben entgegen, welche Burnoufs Briefe ihm in Aussicht stellten; mit kaum geringerem auch Humboldt. Der hatte im Jahr zuvor an Abel-Remusat ein längeres Schreiben gerichtet „über die Natur der grammatischen Formen im allgemeinen und über den Geist der chinesischen Sprache im besonderen", und der Empfänger hatte das Schreiben, diese Abhandlung mit einigen eignen Bemerkungen an die Oeffentlichkeit gebracht. Sie war dadurch bekannt und berühmt geworden, diese „Lettre a M. Abel-Remusat"; man hat sie „epochemachend" genannt, hat darin wohl mehr Klarheit finden wollen als in manchem andern Humboldts, das er deutsch geschrieben. AVie man auch anders, im Punkte der Klarheit namentlich auch anders meinen kann, das dürfen wir hier nicht weiter verfolgen.

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Auch noch 1827 erschien Humboldts akademische Abhandlung „über den Dualis", eine geistvolle Monographie und voll fruchtbarer Ideen, der es auch im wesentlichen nicht abbruch tat, dalis die Vedasprache später bekannt geworden. Um deren Bekanntschaft bemühten sich, wie gesagt, Schüler liopps in den Handschriftensammlungen der Ostindischen Gesellschaft, während andere unter seinen Augen oder zu seinen Füßen für ihre Mitarbeiterschaft sich anschickten oder ausrüsteten. So ward noch im selben Jahre die Ausgabe eines lyrischen Gedichts vollendet, Ghataparkaram, nach dem Namen des Dichters, zu deutsch „das zerbrochene Gefäß" genannt. Dursch hieß der Herausgeber. Und so die andern, die Benary, Agathon und Ferdinand, die Pott, Robert Lenz, Stenzler — Namen, die in bälde Taten bedeuten. Diese waren damals in der Schule Bopps. Andere, wie bemerkt, waren außerhalb und waren oder taten wie Mitarbeiter. So namentlich in der allgemeinen und vergleichenden Sprachforschung, da die Frage nach der einen Ursprache wieder aufkam. „Ich will nur einen nennen, Schmitthenner, ein rechter Pfuscher" — sagt Jacob Grimm in einem Briefe an Bopp, einem schon angeführten, und dazu, es werde einem auch die Lust gedämpft durch (solche) schreibfertige Mitarbeiter". Bei Bopp war das weniger schlimm, denn bei ihm gehörte Sanskrit dazu oder anderes fremdsprachliches. Der damals, auch 1827, „über die Verwandtschaft des persischen, germanischen, und griechisch-lateinischen Sprachstamms" schrieb, Joh. Alb. Beruh. Dom, hat sich nachher als tüchtiger Arbeiter auf eranischcm Gebiete erwiesen. Doch genug hiervon. Auch Chezy hatte .sich in diesem Jahre wieder etwas aufgerafft. Er sandte Bopp mit Gelegenheit die lithographierte Textausgabe seiner kleineu Rämäyana-Episode, Yajnadatta-Badlia, auch eine kleine Abhandlung über den epischen Vers oder die Theorie des (,'loka, beides aus 1827. Dazu hoffte er seinem Kranksein, seiner traurigen „Mattigkeit" noch immer so viel abzugewinnen, um endlich die beabsichtigte (,'akuntalä-Ausgabe ans Licht zu bringen. Bopp sollte ihm dazu seine entsprechende M. Bhärata-Episode zukommen lassen. „Bitten Sie Brahma, lieber Bopp", heißts übersetzt am Schlüsse seines Briefes, „dais er mich am Leben erhalte,

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Zweites Buch.

meinen Freunden und besonders Ihnen, die Sie mir zu den geschütztesten und geliebtesten gehören" Und dann wars endlich im selben Jahre, dafs Friedrich Rückert mit Franz Bopp in Verbindung trat. Der war vom Arabischen, daraus er im Jahr zuvor die Makamen des Hariri deutsch bearbeitet, zum Persischen gekommen, zu einem Diwan des Chakani, und wartete, wie er schrieb, nur auf die fertige Sanskritgrammatik, um wieder zum Indischen überzugehen, sich dem andern, wie er sagt, auf dessen „eigenstem Felde" zu zeigen, „auf dessen äußerste Grenze er auch durch seine Hilfe den Fuß gesetzt". Mit dem Nala nämlich, wie wir lesen. Dem Dichter und sprachgewandten Uebersetzer sollte Bopp seine orientalischen Kenntnisse au den Mann bringen helfen. Dafür versprach er ihm, „fernerhin sein guter Sanskritschülcr zu bleiben", auch alsbald an seiner Hand „mit Ardschuna in Indras Himmel zu reisen" u. and. desgleichen. Längere Zeit dann ist er wegen einer Rezension seines „unglücklichen" llariri ungehalten, die er irrtümlich dem Bopp zugeschrieben. Rosen hatte sie verbrochen, den Rückert dagegen an seinem Wurzelwörterbuch straft. Davon betrifft einiges auch Bopps Grammatik, vor deren „philosophischem Geist, bündiger, klarer Darstellung und gedrängter Vollständigkeit" er übrigens allen Respekt hat. — Offenbar hatte ihm Bopp die Rezensionen, wie er sie gewünscht, verschafft, denn davon handeln seine Briefe. — Es gieng dem guten Rückert, wie so manchem; er hatte kein Geld. Um ein Handwerkszeug, W i l s o n s Sanskritwörtcrbuch zu haben, muliste sichs der Universitätsprofessor abschreiben. Er hatte seine Familie, hatte vier Knaben, wie er Bopp erzählt 4 6 . Es war das gegen Ende des Jahres. Wir dürfen und können uns in den nächstfolgenden beiden kürzer fassen. Denn das Haupttun Bopps in diesen beiden war, für die Schule fertig zu stellen was er begonnen, sein Glossar, ein neues Textbuch und eine lateinische Ausgabe seiner Grammatik. Davon ließ sich immer nur ein Stück nach dem andern herstellen. Denn um mehrcres gleichzeitig zu drucken fehlte es noch an Typen, an Einrichtung und geübter Setzerkraft.

2. Kapitel ( 1 8 2 7 — 1 8 3 0 ) .

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Wir sehen übrigens Gang und Folge dieser Ausgaben am besten aus den Briefen, besonders aus den Humboldt-Briefen. Seinem Freunde Humboldt wurde j a alles gleich mitgeteilt, ihm Freude zu machen, sein Urteil zu hören und wo recht und tuiilich auch noch zu ändern. Der Briefwechsel Bopps w a r , u m das hier gelegentlich anzusagen, damals wie immer kein geringer. AVer in sprachlichem etwas wissen oder etwas leisten wollte, der wandte sich an Bopp. Der mufste eben alles wissen und können. Dazu war er freundlich und hatte der Freunde gar viel. Und nehmen wir nun hinzu, wie er in der Zeit auch anderes, auch Anzeigen und Beurteilungen schrieb, manches, wovon in den Briefen schon viel eher als gedruckt zu lesen; nehmen wir seine zwei oder drei Vorlesungen hinzu und was in dieser Zeit, 1828/29, noch besonders hinzu kam, die Dekanatsgeschäfte, welche er selbst für ziemlich bedeutend erklärt, so werden wir immer wieder zugeben, der Mann mufste fleißig, sogar ausnehmend fleißig sein. Solch ein anderes ist wie zum Beispiel und um das hier vorweg zu nehmen, wovon Bopp nachher an Burnouf schrieb: „Ich sehe mit Vergnügen, dais Sie meinen Artikel über die Wurzeln aus den Wiener Jahrbüchern kennen." Das ist eine Anzeige des llosenschen Wurzelbuches vom Jahre 1828 und ein Aufsatz, der in mancher Hinsicht einen Fortschritt bedeutet gegenüber der Wurzeltheorie in der akademischen Abhandlung. — Erklärt wird, wie die indischen Grammatiker zum Erkennen und Aufstellen von Wurzeln gekommen, durch Abstraktion, wie Bopp meint. Sie haben darin nicht Einsilbigkeit für wesentlich gehalten, noch auf eine bestimmte Zahl von Konsonanten gesehen. Dagegen haben sie auf ihre Wurzeln auch solche Wörter zurückgeführt, die nach ihrer Natur oder Bedeutung solcher Herleitung widerstrebten. Um den Unterschied von sanskritischen und semitischen Wurzeln wieder aufzuweisen, vergleicht Bopp eine Anzahl von beiden, dem Arabischen und Altindischen, wie er meint, gemeinschaftlichen Wurzeln. Er findet die bekannten vorausgesetzten Eigenheiten. Im Sanskritischen sieht er die „anziehende und befriedigende" Möglichkeit eine Fülle von Wörtern (aus Zusammensetzung) „auf eine kleine Anzahl von

Zweites Buch.

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Urstoffen zurück zu f ü h r e n " , während es ihm im Semitischen „abs t o ß e n d " erscheint, in der ganzen Menge von Zeitwörtern, unangemessenen

Reichtum,

nur

Sprachgehrauchs" zu haben.

„die

positive

einem

Entscheidung

des

Dort werde Verstand und Phantasie,

Iiier nur das Gedächtnis in ansprach genommen.



Wir

wollen

hier nicht weiter nachsprechen, auch keine Einsprache versuchen. Mit recht aber erhebt Bopp den Vorzug des Rosenschen AVerkes gegen die Aufstellungen seiner Vorgänger, eines Carey u n d W i l k i n s nach indischen Vorlagen. stellten Bedeutungen

Nicht zwar überall kann er die aufge-

und deren O r d n u n g billigen, doch

f ü r gut uud recht und zuverlässig

anerkennen.

Auch

meistens hebt

er

r ü h m e n d hervor, dais Rosen in der W o r t t r e n n u n g weiter gegangen als bisher üblich gewesen.

Das w a r nämlich ein Gegenstand vielen

Zauderns und H a d e m s bei den ersten Sanskritjüngern und Schreibern.

Und Bopp erklärt bei dieser Gelegenheit,

wieviel

weiter

und w a r u m wir hierin so viel weiter gehen sollen als die indischen Handschriften.

Nur nicht so weit wie W i l h . von H u m b o l d t ,

im J a h r zuvor einer unbedingten

Worttrennung

und

der

Einführung

der I n t e r p u n k t i o n das W o r t geredet, der um des willen in einer Anzeige auch den Herausgeber des G h a t a p a r k a r a m getadelt in

einem seiner Briefe an Bopp sich

„ D u r s c h " , schrieb H u m b o l d t ,

ebendahin

und

ausgesprochen.

„ h ä t t e sein schon löcheriges Gefäß

i m m e r noch mehr zerschlagen k ö n n e n " 4 7 . In seiner Ausgabe von Sanskrittexten — Diluvium cum trihus aliis Mahäbharati praestantissimis episodiis



hat Bopp nun

in

dieser Hinsicht soviel und mehr getan als früher und mehr als er wohl selbst und andro später f ü r gut hielten.

Doch wollen

wir

u n s diese Ausgabe kurz nach ihrem Inhalte ansehen. Da war zuerst das Diluvium, die Sintflut- oder „Fisch-Erzählung", weil B r a h m a dem M a n u , wie erzählt wird, in Fischgeslalt erschienen, ihm den Eintritt einer großen

Flut,

den

Untergang

aller Wesen u n d seine R e t t u n g auf einem großen SchilVe verkündet. Es ist die epische Form der Sage, welche älter und einfacher schon im Vedischen auftritt. — Ein anderes Stück bildet die Sävitri-Episode, auch eine hübsche Erzählung von Gattentreue, die später noch mehrfach übersetzt ward.

Sävitri, eine einzige, wunderbar schöne

•2. Kapitel (1827—1830).

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Königstochter hatte sich einem Prinzen verlobt, dem nur ein Jahr zu leben beschieden. Doch sie verläßt ihn nicht, ihre feste Anhänglichkeit befreit den geliebten sogar endlich aus der Fessel Yamas, des Todesgottes. — Das dritte Stück erzählt den „Kaub der Draup;tdi u oder Drupadatochter oder Krishnä, der schönen Pandavagattin. Sie wurde während der Abwesenheit ihrer Gatten von Jagadratha, einem Sindhukönig gewaltsam entführt. Und dieß und ihre Wiedergewinnung bildet eines der vielen Abenteuer, welche die Pändusöhne in ihrer Waldeinsamkeit zu bestehen hatten. — Endlich das vierte und letzte S t ü c k , die Rückkehr Arjunas aus Indras Himmel. Das ist die Erzählung von wunderbaren Erlebnissen und Abenteuern des Helden, wie sie das Epos diesen selbst seinen Brüdern berichten läl'st. Sämtliche Stücke sind aus dem dritten Buche des M. Bhärata und durch Bopps Text und deutsche Uebersetzung zuerst bekannt gegeben. Letztere, „die Sündflut nebst drei andern Episoden", erschien in kleiner gesonderter Ausgabe noch vor dem vollendeten Textdruck, beide unter der Jahreszahl 1829. Eine lateinische Uebersetzung und Erklärung blieb versprochen. Nun mochte Schlegel immerhin sagen, wie er es in einem Briefe an Bopp später getan 4 8 . Die Wahl des Nalus hielte er für die glücklichste von der Welt; seine übrigen Episoden aber seien ihm zu fragmentarisch, zu sehr aus dem Zusammenhang gerissen. Warum Bopp nicht lieber etwas ganzes, etwa das erste Buch gäbe, um den Gang und Charakter des Gedichts besser kennen zu lehren, mit andern Worten, warum er nicht lieber ihn selbst sich zum Muster nähme, der nun den ersten Band seines Kamayana ihm zum Gegengeschenk machte, auch den fertigen Druck seines Ilitopadeva anzeigen konnte, den er mit Lassen zusammen herausgegeben. Doch es war dieli ein geringster von den Vorwürfen dieses Schleger.schen Briefes — so echt „schlcgelisch", mit Humboldt zu sprechen. In seiner Vorrede zum Ramayana, 1829, hatte Schlegel eine stattliche Reihe von Namen aufgeführt, solcher, die ihn bei der Herausgabe mit Rat und Hilfe unterstützt, auf deren Freundschaft er sich dankend berief. Franz Bopp ist nicht darunter. Den Ber-

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Zweites Buch.

liner Professor hat er zuvor gelegentlich als Herausgeber des Nalus genannt, dem er eine Menge Bemerkungen betreffs verdächtiger Verse gemacht, der „gelehrt und gewissenhaft", doch, wie schon gesagt, ihm viel zu schüchtern zu werke gegangen. Dai's er diesem schüchternen Gelehrten seine Sanskritkenntnis zu verdanken, ein tagtägliches Lesen und Ueben im Ramäyana, das zu sagen konnte Schlegel nicht über sich gewinnen. — „Schlegelischer gibt es nichts auf Erden", schreibt Humboldt. Er mochte übrigens im Prinzip nicht unrecht haben, der Schlegel. — Rosen, welcher im Frühsommer längere Zeit in Paris war und dort mit deutschen und französischen Gelehrten angenehm verkehrte, erzählt von Burnouf, dai's er damit beschäftigt sei, den Agni-Puräna herauszugeben. Derselbe sei für die Herausgabe ganzer Werke, da „jede Art von Excerpten von der eigentümlichen wissenschaftlichen Richtung des excerpierenden abhange", die späterhin mit dem Bedürfnis einer Gesamtausgabe, „unbrauchbar" werde. Er glaube wohl, dafs dieß „dem Princip nach" richtig sein möge. — So mochte es richtig oder richtiger sein, sogleich den ganzen MahäBharata herauszugeben, richtig oder richtiger vielleicht auch mit Sprachlehre auf eine umfassende Kenntnis der gesamten Literatur, der allerhand Sprachdenkmäler zu warten, mit Sanskritgrammatik auf die des altvedischen und der altindischen Grammatiker. Nur, dafs man in Wissenschaft wie im Leben nicht immer am besten „nach dem Prinzip" f ä h r t , dafs ein besseres sogar oft und bestimmt als ein Feind des guten sich erweist. Wie es nach solchem Prinzip überall geworden wäre, mit unserer Kenntnis vom Sanskrit, mit unserer Wissenschaft von der Sprache, mit anderem ferner, das ist glücklicherweise nun ein müßiges Fragen. Anfangs September schrieb Rosen wieder an seinen Lehrer nach Mommenheim. Der hatte jene Ausgaben, die ihm andere als Schlegel, die ihm ein Humboldt, Rückert, auch Windischmann herzlichst verdankten, schon fertig, auch schon eine Hälfte seines Glossars, auch schon die lateinische Bearbeitung eines Stücks seiner Grammatik, als er in die Ferien und wie meistens später allein zu seiner Familie an den Rhein gegangen. Hier konnte er unbehelligt und zwanglos wie er wollte mit klein und groß verkehren.

2. Kapitel (1827—1830).

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Oder auch gar nicht verkehren. Da kannte doch jedes Kind, wie m a n ihn hieß, den berühmten und freundlichen Sprachmeister aus Berlin. W a s ihm Rosen schrieb war wenig erfreulich. Er war damals zurück gewichen vor der Schwierigkeit seiner Rigvedastudien. Er war vorerst, wie ihm geraten, zu anderem übergegangen, das ihm gewissere Resultate versprach; er hatte auch mit dem Päli begonnen. Dabei lag ihm Rückerts Misfallen auf der Seele und dessen Aeußerungen über seine Hariri-Anzeige. Er meldete seinen Austritt aus der Gesellschaft der Berliner Jahrbücher und wollte seine Anzeige des Boppschen Lehrgebäudes lieber ungedruckt lassen So schlimm hatte es Riickert nicht gemeint. Er war kein Schlegel, war eine harmlose Dichternatur, harmlos wie seine Reime, darein er Bopps Sala umgedichtet. Und Bopp hatte es sich auch nicht nehmen lassen dieses Fr. Rückertsche Nal und Damajanti, auch noch im Jahre 1828 in deu Jahrbüchern anzuzeigen. Er lobte „die schönen Rhythmen des Bearbeiters, die leichte und freie Bewegung seiner Verse", vermerkte „einen schönen Wettstreit zwischen der antiken großartigen Einfachheit des indischen Originals und seiner lebensvollen deutschen Inkarnation" u. m. dergl., dessen sich der Erlanger Freund und Kollege kaum versehen. In seinem Briefe darauf bittet der wieder, ihm unter andern ein Gedicht zu besorgen, das dem Kälidasa zugeschrieben und wie er gehört noch künstlicher sei als jenes, um dessen Herausgabe sich Dursch so unverdient rühmt — Nalodaya, „Nalas Ausgang" geheißen. Das kleine Kunstepos wurde bald darnach von Ferd. Benary, dem andern Schüler Bopps ediert, 1830, und die Ausgabe wie die des Diluvium und der andern Episoden in einem selben Bande der Jahrbücher durch Rückert besprochen 50. „Vor allem meinen herzlichsten Wunsch, dafs Gott Ihnen und Ihrer lieben guten Frau und Ihrem Kindlein Seinen heiligen Segen im neuen Jahr geben . . möge", schreibt Windischmann an Bopp und dankt von herzen für dessen „schönes Neujahrsgeschenk". Dieß (die Episoden offenbar) sei „gerade an der rechten Stelle gekommen. Solche kleine schöne Fügungen Gottes gehen seit dem

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Zweites Buch.

Anfang der Arbeit (über indische Philosophie) mit mir, und ich kann nicht genug danken." Damit begann für das Jahr 1829 wieder ein lebhafter Briefverkehr, d. h. lebhaft von .seiten Windischmanns, denn von Bopp haben wir aus diesem Jahre und überhaupt nur nocli einen Brief an den guten alten. Er hatte eben seine „Sinica" herausgegeben, ein Buch über chinesische Weisheit, und nur bedauert, dabei nicht einen Remusat in der nähe gehabt zu haben, wie für seine „Indica" nun die hilfreiche Hand eines Lassen. Lassen hatte ihm auch von einem Fragment indischer Naturphilosophie im zwölften Buche des M. 13 ha rata gesprochen, das ihm Bopp mitteilen soll, aber bald, schreibt er, „da der Druck schon beim fünften Bogen ist". Wir wollen hoffeu, daJs ihm Bopp bestmöglichst seinen Willen getan. Leicht wars gerade nicht. Uebrigens hat Windischmann im Laufe des Jahres noch mancherlei über Personen und Sachen. Er hats mit dem Hegel wie der andere mit dem Schlegel, hat auch nichts mehr dagegen, daf's Bopp diesem einmal etwas „abgegeben". Das könne dem „eitlen Freund" gar nicht schaden. Er hat dann Fragen und Anliegen betreffs seiner Indica, hat am Ende auch Bopps Versprechen das fertige Werk anzuzeigen, dem sich dieser nun zu entziehen wünscht und darum seinen Brief schreibt. Er sei „zu voreilig gewesen mit dem Versprechen", habe die spekulative Philosophie lim sein „selbständiges Feld von Untersuchungen", das er an der Sprachwissenschaft gewonnen, ganz verlassen, und wer sich der Philosophie nicht ganz hingeben könne, der müsse darauf verzichten, fühle er, „über ein so gediegenes philosophisches Werk öffentlich zu reden". Der Spruch war nicht der rechte; die Erklärnng half nicht. „Aber so leicht", antwortet Windischmann, „so leicht, mein alter Freund, wie Sie mir entschlüpfen wollen, lasse ich Sie nicht los" 5 \ Indessen haben diese und die folgenden Schreiben Windischmanns noch etwas besonderes für Bopp, etwas was gewöhnlich am Rande oder Schlüsse kurz bemerkt den Empfänger vielleicht eben so sehr oder mehr berührte als der ganze übrige Inhalt. Das betraf seinen Bruder Friedrich, der damals in Bonn studierte oder als Prüfungskandidat sich aufhielt.

2. Kapitel ( 1 8 2 7 — 1 8 3 0 ) .

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Wir begreifen, warum der alte Bopp um diesen seinen ältesten recht bekümmert gewesen. In einem Alter, darin andere längst mit sich und ihrem Beruf und Leben im reinen sind, fieng der noch einmal zu studieren an, griechische Grammatik und griechische Syntax zu lernen, alsbald den Plato zu lesen, den Epiktet, den Anakreon, der ihm wenig Vergnügen macht, den Thukydides und anderes nötiges und unnötiges. Gewifs wohl aus innerem Trieb und Wissensdrang, aber möglich auch, dal's ihm die Lorbeeren seines Bruders Franz reizender vorkamen als die Weinstöcke und Kohlstrünke des Jakob. Das war 1825. Später möchte er in Heidelberg studieren, sofern dieß seiner Anstellung in Preußen nicht nachteilig sei; er möchte da, so schreibt er wieder im Juni 1827, „außer den Klassikern, Geschichte und philosophische Kollegia hören und zuletzt promovieren". Er hat auch schon ein Elaborat unter händen, das ihm gedruckt statt Dissertation gelten miiiste, einen andern „Schrcvelius", ein Buch, soviel wir verstehen, das alle griechischen Wortformen nach vokalischen Ausgängen bringt, linden oder suchen läfst. Und über das alles soll der Franz sich aussprechen, seine Absichten beim Vater unterstützen. Er habe, sagte der Friedrich, fünfhundert Gulden verstudiert: „was soll ich denn mit meinem Vermögen machen? ein Zimmer damit möblieren? wenn ich gehörig studiert und promoviert habe, kann ich in der Welt mein Glück suchen wo ich will 5 2 ". Das war 1829 der Lehramtskandidat in Bonn, über den Wimlisclunann nebenher berichtet: „Ihr Bruder ist ein treuer guter Mann, ist sehr fleißig; ich hoffe, er wird ein gutes Examen machen." Aber er war kein gesunder Mann, dieser Friedrich Bopp, häufig äugen- und magenleidend, war bei allem immer so, wie wir denken können, daJs ein Student von seinem Alter, von so unfester Körper- und Geistesverfassung eben sein kann. — Und dieß mag hier vorerst genügen. Wie aber Franz Bopp nach den Ferien weiter vor- und rüstig arbeitend ins Jahr 1829 eingieng, das zeigen uns wieder am besten die Briefe Humboldts. Dem wurde auch von der lateinischen Bearbeitung der Grammatik Stück für Stück vorgelegt. Im ganzen

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Zweites Buch.

fand er die Uebertragung gut und treffend, die einzelnen Kegeln klar und deutlich gefafst und sich selbst mit ihrem Inhalt in Ü b e r einstimmung. Geziemend und höflich, aber unverholen äußerte er anders auch seine Zweifel und Bedenken. So wollte ihm die Einteilung der Kasus selbst in starke und schwache nicht zusagen, da es vorkomme, dals ein und derselbe Kasus beiderlei Natur zeige; so war er abhold jeder unnötigen Einführung einer neuen Terminologie; so widerrät er zu einem besondern Fall überhaupt mutmaßliches ohne vorbehält in ein Lehrbuch aufzunehmen, gar tief in Dinge einzugehen, die ihm, wie er sagt, „in ein Raisonnement über Grammatik, nicht in eine Grammatik zu gehören scheinen"/ 3 und so gewifs mit recht. Man sieht da, die beiden, der Philosoph und der Grammatiker, erwogen alles sorgfältig, jeden Ausdruck, auch Bopp seinerseits in dem was ihm von Humboldt zukam. Der Verkehr war ein treulicher, auf gegenseitige Förderung bedachter und auf gegenseitiger Schätzung beruhender Austausch geistiger Erzeugnisse, und dabei wahrte jeder die natürlichen Grenzen seines Gebiets. Und in dieser Zeit, den ersten Monaten des Jahres 1829, da Bopp fleißig an seiner Grammatik arbeitete und Humboldt dazu seine Bemerkungen gab, und sie sich außerdem noch in einem besondern Stück der allgemeinen und vergleichenden Sprachlehre begegneten, in derselben Zeit beschwerte Bangen und Hoffen die befreundeten Herzen der beiden Männer. Humboldt zitterte damals aufs ängstlichste um das zarte Leben seiner Gattin; ein kurzes, sein Hoffen erweckendes Aufflackern, und dann gegen Ende des März ihr Tod, der ihn vereinsamt ließ in seiner Einsamkeit. Innigsten Anteil nahm Bopp an diesem Leide, und er hatte nun immer an die Gefahr zu denken, welche sein eigenes häusliches Glück schon einmal bedroht. — Dann kam der Mai und gegen Ende, nach mehrmonatlichem Schweigen, wieder der erste Brief Humboldts. Darin war zuerst von wissenschaftlichem gesprochen — von Bopps „ungemein gut gefallender" und wohl getroffener Uebersetzung und von der ersehnten Fortsetzung seiner Grammatik, von Schlegel und dein einen und andern „schlegelschen", von Burnoufs wichtiger Zendforschung und dessen schon vermeintlichem

•2. Kapitel

143

(1827—1830).

Verstehen, von Colebrookes „ungenießbarer" Grammatik und seinem Amara-Kosha,

und zuletzt — wie sie beide, Humboldt und seine

Tochter, sich über die glückliche Entbindung herzlich gefreut.

Das

war der erfüllte Neujahrssegen Windischmanns,

wozu auch dieser

j e t z t die gesegnete Familie beglückwünschte 5 4 .

Franz Bopp hatte

von seiner Frau einen Sohn erhalten, den er Alexander hieß nach dem Namen des jüngern Humboldt, der ihm von den beiden zuerst begegnet. Das war um Pfingsten, und um Pfingsten schrieb auch Rückert wieder an Bopp und verdankte die ihm geschenkten Episoden.

An

der Fischerzählung sei nicht viel,

weil darin vom Fisch so viel

sei und von der Flut so wenig.

Aber

Savitri werde mayanti".

später

Und,

hübsch,

die

anfangs langweilige

„ein würdiges Gegenstück zur Da-

vom dritten hier abgesehen, zeige numeio vier,

„dafs Indra seinen Herrn Sohn nicht zum Spaß in seinen Himmel hat holen lassen".

Beide Stücke, das von der Auffahrt und dieses

hier, ergänzten einander, schlössen aber in künstlerischer Beziehung einander aus und könnten schwerlich mit einander entstanden sein. W i e wunderlich erschiene doch die Komposition des Mahäbhärata! —

„ W ä r e doch nur Ihr Glossar fertig!" seufzt Rückert; er möchte

die Episoden nochmals und so vieles andere noch l e s e n " . Man hatte sich damals auf die so gen. Puräna-Literatur viel geworfen.

Schon der Name übte Anziehung.

erschien diesem „ ä l t e r e n "

oder „vormaligen"

den Veda beizukommen.

Wie

jetzt bei Stenzler. nach Paris

Er

gegangen

war

und

Und viel leichter als j e n e m ältesten,

bei Burnouf und Rosen so wars

von Berlin nach Bonn und von da

gab

dann

mit

einem Spezimen

vom

Brahma-Vaivarta-Purfina, 1 8 2 9 , auch eine erste Probe seiner Sanskritkenutnis. Und der und die anderen hatten ihr Sanskrit bei Bopp geholt, aus seiner Schule, seinem „Lehrgebäude", woher es auch holten, die nach ihnen k a m e n , gewöhnlich drei

an

bis sechs,

die sieben,

seinen Vorlesungen

zwölf oder vierzehn, die für über Sanskritgrammatik,

welche durchschnittlich

Episoden" des AI. B h ä r a t a teil nahmen. mit diesem Unterricht.

an seinen

die

„auserlesenen

Sie kamen auch alle aus

Und wo sie nicht auskamen,

weil noch

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Zweites Buch.

unbekanntes ihnen aufstieß, älteres, vedisches, da war duch immer Raum im Gebäude, eine Stelle im Fachwerk, um später erkanntes passend anzubringen. Sie hatten das verhältnismäßig leicht und gut gelernt, unvergleichlich leichter und besser als das früher möglich gewesen. Die Werke der Jünger lobten das Werk ihres Meisters. — Was wollten denn nun die Bonner Sanskritgelehrten, was wollte Schlegel, was Chr. Lassen, da er „über Herrn Professor Bopps grammatisches System der Sanskritsprache" schrieb, nicht sowohl eine Anzeige als vielmehr eine Gegenschrift? Denn das war dieß letzte große Stück der „Indischen Bibliothek" zu großem Teil, in Ton und Haltung. Doch zuerst was Schlegel schrieb. „In Ihrer Grammatik", schreibt Schlegel, „habe ich manche feine Bemerkungen, auch einige mir neue gefunden; aber ich habe auch, wie es zu gehen pflegt, gegen Methode und Inhalt allerlei Einwendungen zu machen. Zuvörderst gegen den Titel." — Und damit rückt Schlegel vor, wie die Grammatik zwar weit mehr enthielte als „für den nächsten praktischen Zweck" unentbehrlich sei, aber doch nicht leiste was „ein ausführliches System des Sanskrit" da leisten sollte, „den kritischen Herausgeber alter Texte in den stand setzen, in allen Fällen über die grammatische und orthographische Richtigkeit der Lesearten zu entscheiden". Ein Beispiel wird angeführt, wirklich nur eines (die Lingualisierung des Nasals) — und dann wird der Pänini vorgeschoben, „die Autorität der alten Grammatiker". Das sei j a vortrefflich, meint der Schreiber, „die Bildung des Sanskrit genetisch zu begreifen", und ein Ilauptmittel, das den Indischen Grammatikern fehle, die Sprachvergleichung. Aber darüber hinaus bleibe „doch alles konjektural, ohne historische Grundlage". Solche sei vorhanden: „der abweichende Sprachgebrauch der Vedas". Er könne sich nicht genug verwundern, dafs Bopp sich um diesen gar nicht bekümmert. „Im Pänini und dem (!) Siddhänta-Kaumudi stehen hunderte von Bemerkungen darüber. Z. B." — Nun wieder eines (jlhi, als urspriingl. Imperativendung), eine Vermutung Bopps, die dort als Tatsache gegeben. Den indischen Grammatikern sollte dergleichen entgangen sein? „Schwerlich — versichert Schlegel — falls Ihre Lesearten und Ihre Erklärungen die richtigen sind. Ks sind nicht Leute

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2. Kapitel (1827—1830).

darnach, sich irgend etwas entgehen zu l a s s e n " " . — Doch schon genug der Schlegeleien. Schlegel weiß hier was Lassen weiß, der gleichzeitig mit Rosen den Panini studiert, j a , wir dürfen kühn behaupten, er hat hier seine ganze Weisheit von Lassen, und dieser, der jüngere tüchtigere, der ihm die Waffen zubringt,

mufs sie später auch für ihn ge-

brauchen. — Und Franz Bopp? — W i r haben sein Antwortschreiben an Aug. Wilh. von Schlegel,

davon Lassen

dann Kenntnis

erhielt, aber auch andere, Freunde Bopps, denen es wohl ausnehmend gefallen. Der Anfang des Schreibens ist herzliche Danksagung. verdankt des „Freundes"



Bopp

„treffliche Ausgabe eines Teils des

Ramäyana", dessen Erscheinen er „längst mit der gespanntesten Erwartung entgegen gesehen". — Das ist natürlich ernst gemeint, auch weiter.

„Sie leisten dadurch der Indischen Philologie einen

ungemeinen Dienst — schreibt er — da Sie durch Lassens dankbar anzuerkennende Bemühungen Ausgabe in händen bewährt« Kritik

alles Material

zu einer guten

und ein weites Feld vor sich hatten,

zu üben."

Er

habe den ganzen Band,

Ihre wenn

auch nur flüchtig gelesen, und „nur wenige Fehler" wahrgenommen, darauf er sich erlaube, ihn aufmerksam zu machen.

Und das ist

wohl nur höflich gesagt, denn die „wenigen" sind doch eine ganze Anzahl und darunter eben Versündigungen gegen jene Regel, welche Schlegel (als Beispiel) in seinem Briefe „so hart mitgenommen" — ein ernster, wohlangebrachter, verdienter Schlag auf die Eitelkeit. Nun zur Grammatik. — Das Prädikat „ausführlich" sei ihm so anstößig?

warum doch?

er habe es gewählt, weil er sich

„durch keine

äußern Rücksichten in engere Grenzen wollte ein-

schließen lassen, als der wissenschaftliche, nicht praktische Standpunkt verstattet", von dem er ausgegangen.

Sei er gleichwohl

„weniger voluminös" als seine Vorgänger geworden, so sei das begründet „in der systematischen Sprachentwickelung", die. er verfolge, und „in der Weglassung von allem was ins Wörterbuch gehört". können.

Er

hätte

vielleicht

„kritisch"

oder

„organisch"

wählen

Aber kritisch müsse natürlich jede Grammatik sein, die

„nicht bloß ohne eigenes freies Urteil auf die Autorität der NationalLefmann,

F r a n z Bopp.

10

146

Zweites Bach.

Grammatiker sich stütze", die nicht „den ganz unwissenschaftlichen Gesichtspunkt verfolge, zum mechanischen Verständnis der Schriftsteller eine praktische Anleitung zu geben". Solche praktische Tendenz sei „ganz entgegen der höheren wissenschaftlichen Richtung". — Die indischen Grammatiker „stellen bloß todte Massen zusammen und vergessen den organischen Zusammenhang hinein zu bringen". Aus dieser Schule seien seine Vorgänger alle hervor gegangen, die „ohne selbständige Forschung und Zuziehung der Sprache selbst bloß nachsprechen". Er verkenne nicht die Verdienste dieser Leute, eines Wilkins, Forster, Colebrooke u. a.; aber sein Ziel sei ein anderes. Auch halte er das Studium der indischen Grammatiker gar nicht für fruchtlos; er habe seinen geschicktesten Schülern das Kommentieren ihres Systems als Desideratum dargestellt. Nur er selbst möge diese Arbeit nicht unternehmen, so lange nicht, als ihn noch „ein selbständiges Forschen und das Streben, die Sprache durch sich selbst zu begreifen und die Gesetze zu erkennen, nach denen sie sich entfalte, zu neuen Resultaten" führe. Schon im ersten Hefte seiner Indischen Bibliothek habe jener, Schlegel, „den Scharfsinn der indischen Grammatiker" gerühmt. Resultate daraus habe er aber seit jener Zeit noch keine geliefert. Nicht doch genug sei es, zu sagen: „es sind nicht Leute darnach". „Da Sie Panini so sehr rühmen und auf ihn verweisen, so mufs ich voraussetzen, dafs Sie ihn ganz gelesen haben, und somit werden Sie auch wissen, was ihm von den Ansichten, die ich in meinem Konjugationssystem oder Lehrgebäude entwickelt habe, entgangen ist oder nicht." Folgen Beispiele. — „Dafs die indischen Grammatiken die Vedas nicht ganz unerwähnt lassen", mufste man wohl erwarten. Er aber möchte die Sprache der Veda lieber aus ihnen selbst als „kümmerlich und zerstreut" aus den Grammatiken lernen. Das sei „ein wahrer Triumph" für die Richtung, die er verfolge und von der jener abmahne, dafe was er aus theoretischen Gründen und mit hilfe der Vergleichung als älteste Formen ansetze, sich nun auch factisch bestätigt. (Was Lassen im Panini gefunden und darüber an Humboldt geschrieben — d h i , als primitive Endung — das habe er, Lassen nämlich, schon in seiner lat. Gram-

2. Kapitel (1837—1830).

147

matik lesen können, die er in bänden gehabt. Auch Rosen habe in den Veda manches grammatisch wichtige gefanden.) Wenn es an der Zeit und Material genug vorhanden sei, wolle er einen Anhang über die Yedasprache geben. Seine Grammatik, erklärt Bopp, sei nicht entstanden, wie Schlegel sie herabwürdigend sage, dadurch, dafs er Wilkins durch Forster widerlege, dafs er die beiden vergleiche, sondern dadurch, dafs er „über beide nach durchgreifenden Sprachgesetzen richte". Nicht doch geringschätzig, nicht herabsetzend (so wie jener seine Vorgänger in der Herausgabe des Rämäyana) habe er des Wilkins zuweilen, seiner Versehen erwähnt, sondern „notgedrungen", um die autoritätsgläubigen sich bei ihrem Glauben nicht beruhigen, nicht seine eigenen Abweichungen für „Fehler oder Druckfehler" halten zu lassen. Die „hartnäckigen" aber, deren Schlegel in seinem Briefe gedenke, „die kein sprachwissenschaftliches Urteil habend zwischen Autoritäten schwanken — die lieber an einer altenglischen festhielten als eine deutsche, wohl begründete anerkennten — solche hartnäckigen Leser achte er keiner Berücksichtigung wert; er werde sie „auch nie zur wissenschaftlichen Sprachforschung bilden können" Dieß, sollten wir meinen, dürfte auch genügen. — Franz Bopp war doch nicht umsonst Göttinger Student gewesen, dort oder wo sonst immer auch schlagfertig und geübt geworden, den Hieben eines Gegners zu begegnen, dessen Blößen sogar gewandt und fest wahrzunehmen. — Schlegel war damit gründlich abgeführt. „Sie werden mir verzeihen, wenn ich künftig briefliche Erörterungen über diese Gegenstände vermeide", schrieb er nach einiger Zeit und dieß in einem letzten Briefe, den wir von ihm haben. Er hatte noch seinen Waffenträger, Christian Lassen. Der konnte und sollte den Kampf aufnehmen. Sie war gewifs nicht unbedeutend, Lassens Schrift, enthielt auch, „von manchen gewifs unhaltbaren Vermutungen abgesehen, manches schätzbare", wie Rosen einmal gesagt, war im allgemeinen wohl tüchtig und lehrreich, nur im besonderen eben feindlich. Auch die Waffenschmiedekunst ist eine Kunst, und Waffen können ein Kunstwerk sein, und Waflenhandwerk gilt eines edeln Mannes 10*

148

Zweites

Ruch.

würdig. Nur dafs ein edler Kämpe zu rechter Frist und in gerechter Sache kämpfend erscheint. Im allgemeinen und an der Spitze waren die Forderungen aufgestellt an denjenigen, der es unternimmt, die Grammatik einer Sprache zu lehren. Gefordert wird „eine vollständige Kenntnis seines Stoffs" — Kenntnis der Sprachdenkmäler in ihrem ganzen Umfang, von jedweder Art und in jeder Richtung, mit kritischer Behandlung aller Ueberlieferung. Wo einheimische Grammatik dem vorgearbeitet, ist das Geschäft kein leichteres, jene Forderung nicht zu erlassen: es müssen vielmehr die Texte dieser Grammatiker kritisch geprüft, hergestellt und voll verstanden, ihre Theorie prüfend erfafst, ihre Lehren im einzelnen erwogen werden. I)ieß, diese Forderungen, wie weit ihnen Bopp in seinem deutschen und, soweit erschienen, in seinem lateinischen Werke einer SanskritGrammatik gerecht geworden, dieß eben bildet die Grundlage der Beurteilung. Wir wollen uns dieses über hundert Seiten füllende Tentamen nun freilich nicht im einzelnen vorführen. Anhebend von dem Namen des Buches, „ausführliches Lehrgebäude", wozu einerseits in betracht gegeben wird, „dafs das Sanskrit vollständig auf uns herabgekommen", und anderseits, wie weit bis dahin Sanskritliteratur bekannt geworden — von da an, können wir sehen, fallen die Streiche auf den Gegner, geschickt, kunstgerecht geführt und doch nicht haftend, und doch wie spurlos abgleitend. — Da, so behauptet Lassen, „wir bei dem Sanskrit noch in dem falle sind, eine einigermaßen vollständige und sichere Kenntnis nicht aus den Texten allein nach ihrer Kritik und Exegese schöpfen zu können", so werden wir „genötigt, zu den eingebornen Lehrern der Sprache unsere Zuflucht zu nehmen". Wie ist das geschehen? sind die Originaltexte der ältesten Meister — der Frager kannte sie wohl selbst noch lange nicht — oder sind die nach ihnen berichtenden Engländer und welche zu rate gezogen? und was ist im ganzen, im einzelnen als Folge dieses Verfahrens anzusehen? — Das Werk selbst, ließ sich antworten, so gut und glänzend es da ist, daran die Makel, die du suchst, wirklich oder vermeintlich siehst, keinen abbruch tun, um so weniger als es eben schon so gut und glänzend da hergestellt ist. —

2. Kapitel (1827—1830).

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Wir wollen nicht auf einzelnes eingehen. Diese Schrift oder Streitschrift Lassens ist gedruckt. Nur noch erwähnt sei, was sich wohl wie „Seitenhiebe" anläfst. So der bekannte Vorwurf zu großen Vertrauens auf den geschriebenen Buchstaben oder zu großer Scheu, „etwas in Belegstellen zu ändern"; so der beiläufige Vermerk, später einmal bei mehr Muße „der edeln altrömischen Sprache eine größere Aufmerksamkeit zu widmen" u. a. dergl. Und auch nur noch auf den Schlufs sei kurz verwiesen. Am Schlüsse pflegen die Gegner einander die Hand zu reichen, sich wenigstens äußerlich zu versöhnen. — Bopp, sagt Lassen, hat mit dem Stoffe, den er aus Wilkins und Forster gewonnen, „getan was seines Amtes war"; er hat „ihn anders geordnet, anders aufgefalst". Dais er „seine beiden Vorgänger hierin übertroffen", sei unzweifelhaft; „er ist — erklärt Lassen — weit genauer als Wilkins, klarer als Forster, kürzer als beide". Und nichts sonst? Die Aufzählung der „einzelnen neuen Ansichten" des Verfassers, ihm eigentümlicher und, wie zugegeben, auch richtiger, „würde — nach Lassen — eine kleinliche Sucht des Lobens verraten", womit Bopp selbst „wenig zufrieden sein dürfte". Und es wäre auch „solche Aufzählung unbillig", meint Lassen, ohne „eine Abrechnung zwischen Hrn. Bopp und seinen indischen Vorgängern". Denn „den algebraischen Formeln der indischen Grammatiker ihre begriffsmäßige Geltung" unterlegend würden wir finden, „dals sie häufig dieselben Ansichten vorgetragen haben, nur auf andere Weise". — Ein „offenes Bekenntnis" — einen „Durchzieher" in Paukantensprache — „dals wir noch lange nicht zu der Stufe der Indischen Sprachkcnntnis gekommen sein würden, auf welcher wir gegenwärtig sind", sagt Lassen, „wenn die Indischen Grammatiker nicht ein so vorzügliches und scharfsinnniges System ihrer Sprache aufgestellt hätten". — Das heißt: was Bopp geleistet, gut und richtig gegeben, ist (mittelbar) Verdienst der altindischen Grammatiker, und Schuld seiner Nichtachtung oder Nichtberatung der altindischen Grammatiker ist was er versehen, was er noch nicht oder unrichtig gegeben. — Fürwahr, das ist alles weniger als versöhnlich, ist nur auch weniger Lassen als — Schlegel. Im gründe waren die Angriffe beider die gleichen geblieben,

150

Zweites Buch.

und das Antwortschreiben, das Bopp an den einen gerichtet, konnte im wesentlichen auch dem andern dienen. Bei Lassen — er stritt für die Ehre der Schlegel, indem er für die Ehre der indischen Grammatiker eintrat — das wußte jeder, war es „der fremde Einfluis" gewesen, und dieser, der fremde Einflufs „war wohl immer zu fürchten". So sagt Humboldt später, da er mitteilt, er habe dem andern sein Unrecht, nämlich die „Schärfe" seiner Aeußerungen vorgestellt „und ihn zur Friedfertigkeit ermahnt". Denn wiederholt hatte ihm Lassen nachmals geschrieben, er habe mit seiner Abhandlung „durchaus nichts feindseliges" gegen Bopp im Sinne g e h a b t " . — Man kennt das Sprichwort von Entschuldigung und Selbstanklage, auf französisch so kurz und geläufig ausgedrückt. Andrerseits war niemand für Belehrungen und nachgewiesene Irrtümer zugänglicher, auch niemand dankbarer als es Bopp gewesen. Nur auf kurze Zeit war er im Herbst 1829 in die Ferien gegangen. Unbeirrt hatte er seine rheinische Heim- und Erholungsstätten aufgesucht, und ebenso unbekümmert um noch drohende Angriffe war er nach Berlin zurückgekehrt, und hatte vor allem und neben allem die Weiterführung seiner lateinischen Sanskritgrammatik wieder aufgenommen. Ein Brief an den „Freund und Kollegen" in Bonn — auch der letzte, den wir von Bopp an Schlegel besitzen — verdankt diesem und Dr. Lassen einen übersandten Teil ihrer gemeinschaftlichen Hitopadefa-Ausgabe, bittet „um geneigte Aufnahme" des seinerseits überreichten ersten Teils seiner lateinischen Umarbeitung der Grammatik und verheißt nach Vollendung des eben im Druck befindlichen F. Benaryschen Nalodaya die volle Herstellung seines S a n s k r i t - G l o s s a r s — Das Jahr 1830 sollte den Sanskritschülern dieß und anderes bringen.

3. Kapitel

(1830-1832).

151

Drittes Kapitel. Im Weiterwirken.

Abschließen und Vorarbeiten. (1830—1832.)

„Sie läfst sich doch nicht weg raisonnieren", hatte Wilhelm von Humboldt kürzlich an Bopp geschrieben, „die Autorität der Grammatiker" nämlich. Auch Bopp sah das ein und lehrte, dafs der Anfangsnasal einer Wurzel nach demselben Präfix ( p r a ) in einigen Fällen „lingualisiert" oder „cerebralisiert" (n zu n) werde, in anderen nicht, ohne einen Grund für diesen Unterschied herauszufinden. — Wichtigeres aber als dergleichen, darum die Bonner Sanskritgelehrten mit dem Berliner Sprachmeister haderten, wichtigeres als die berufene Autorität der indischen Grammatiker, erregte und bewegte bald die Gemüter der Zeitgenossen. An fünfzehn Jahre hatte man Ruhe und Frieden genossen, hatte an Ruhe und Frieden sich gewöhnt. Da kamen die letzten Wochen von 1829, die Januar- und Märztage von 1830, die Vorboten der Julirevolution, und vor die Seele Bopps und anderer traten die Kriegs- und Schreckensbilder ihrer Jugend. Damals, in den letzten Monaten von 1829 und in den ersten von 1830, saß Humboldt auf seinem Landgute in Tegel, „friedlich", so sehr er das war, einsam, zurückgezogen, innerlich ruhig, so sehr er das wollte und konnte. Gr arbeitete an seinem großen sprachwissenschaftlichem Werk. Selten kam er zur Stadt, eben so selten sah er Freunde bei sich, auch Franz Bopp nur wenig und selten; „und diese Entfernung gerade von Ihnen, liebster Freund, tut mir unendlich leid", schrieb er. „Aber ich begreife, dafs niemand in diesem Wetter auf das Land kommen kann, und mit meinem Entschluß, ganz an einem Orte und gerade hier zu leben, gibt mir doch jeder Tag mehr Ursach zufrieden zu sein"®0. Weniger zufrieden, auch weniger ruhig, innerlich und äußerlich, waren damals die Brüder Grimm. — „Ich sitze jetzt nur noch mit halbem Fuß in Cassel und ziehe Neujahr als Professor und Bibliothekar ins nahe Göttingen, welche Neuigkeit Sie hoffent-

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Zweites Buch.

lieh mit freundschaftlicher Teilnahme vernehmen werden", schreibt Jacob, mitte November 1829, und bittet auch Humboldt davon zu unterrichten. Dazu verspricht er nun bald einen Abschnitt seines dritten Teils (Deutscher Grammatik) zu übersenden, „worin vom Pronomen und Adverb gehandelt ist und allerhand kleine Entdeckungen vorgetragen werden", erzählt von einem Besuche des Professor Rosen bei ihm, von einem neuen speeimen ulphilanum, das er in den Wiener Jahrbüchern beurteilt, auch von einem Dr. Schmidt, einem andern Schüler, der Bopp Ehre mache, der ihm „eine sehr gelehrte Abhandlung über die Präpositionen" geschickt und damit „wahres Vergnügen gemacht", ob sie gleich „etwas schwer und künstlich geschrieben" 61 . Und Bopp konnte man sehen, wie er den Druck seines Glossars und seines andern Nalus förderte, da weiter au seiner SanskritGrammatik schrieb und weiter an den Vorbereitungen seines Hauptwerks, an seinen akademischen Abhandlungen. Mufste man da nicht wünschen, wie jener schon in den Tagen der ersten französischen Revolution gewünscht, dafs doch dio Fürsten ihren Völkern wahre Freiheit gewährten, dafs Fürsten und Völker sich nicht sowohl des Friedens als vielmehr der „Friedlichkeit" erfreuen könnten 6 '. Denn Krieg und Umsturz und mehr noch der innere Sturm im Herzen sind geschworene Feinde fruchtbringender Arbeit und Wissenschaft. Am 7. Januar 1830 las Bopp in der Akademie der Wissenschaften seine vierte Abhandlung zur „Vergleichenden Zergliederung des Sanskrits" u. s. w., die sich mit ihrem besondern Titel — „Ueber einige Demonstrativ-Stämme und ihren Zusammenhang mit verschiedenen Präpositionen und Konjunktionen" — in der Zeit und Reihenfolge, aber auch im Inhalte wieder wie unmittelbar an eine vorauf gehende Humboldt'sche anschließt. Humboldt hatte um mitte Dezember „über die Verwandtschft der Ortsadverbien mit dem Pronomen in einigen Sprachen" gelesen. Allgemeine und besondere Sprachforschung trafen da zusammen. Hier war es nun zuerst, dafs Bopp der Zendsprache in seinen Darstellungen erwähnte, dafs er die Erforschung, welche sie seit

3. Kapitel (1830—1832).

153

seinem letzten Vortrag erfahren, und seine Teilnahme daran erkennen l ä ß t , dais er ihre Zeugcnschaft für seine Formenentwickelung aufruft. — Merkwürdig, eben in dem Punkte, worin er nachträglich ihr Zeugnis fordert — in der Nominativform des Demonstrativpronomens ta — bekundet sie entgegengesetztes Verhalten. Aber weit entfernt, seine Annahme zu entkräften, bewies dieß nur, dal's „das Zend in mancher Beziehung den Urzustand der Sprache weniger treu als das Sanskrit und Griechische aufbewahrt hat". Vollkommen richtig in diesem Fall. Wir können auch sagen, es beweise dieß, dafs Analogie in Sprachformen sehr bald über Etymologie mächtig wird. — Uebrigens veranlafst dieß auch gelegentlich zu zeigen, wie verschieden ein s (oder a-s) sich am Ende von Nominen verhalte, je nachdem es als der Kasus (Nominativ)-Bilduug oder dem Stamme angehörig erscheint. Nach dieser „Abschweifung" kehrt Bopp zu den Pronominen zurück, zu Demonstrativstämmen, den vier verschiedenen — i, a, ana und ima — die unter eine Deklination sich vereinigt finden. Der Hinweis hierauf soll an „die Uebereinstimmung der verwandten Sprachen" erinnern, um weiterhin den Zusammenhang dieser Pronomina „mit verschiedenen Präpositionen und Konjunktionen" aufzuzeigen. Wie und mit welchen, das ist in der Abhandlung selbst nachzulesen. Auch Bopp kommt da auf die erwähnte „treffliche Schrift" seines Schülers Schmidt zu sprechen, welche seine schon früher in dieser Hinsicht dargelegte Ansicht „weiter verfolgt und durch scharfsinnige Beobachtungen unterstützt". Er tritt ihm in einigem bei, macht aber darauf aufmerksam, wie es zur genügenden Beweisführung hier darauf ankomme, zu zeigen, dals eine Präposition „auch in ihrer weitern Umgebung" in ihren Bildungsansätzen sich gewissermaßen notwendig als Ausfluls aus einer bestimmten Pronominalwurzel erweise; die Ableitungssilbe müsse auch in andern Pronominal-Erzeugnissen in der einen oder andern stammverwandten Sprache vorkommen. Aus den betreffenden Listen der indischen Grammatiker seien solche „Bildungsstoffe" nicht zu suchen. Die grammatische Literatur der Inder sei größer, werde gesagt, als die Gesamtliteratur der Griechen. Was alles darin gelehrt werde oder

154

Zweites Ruch.

nicht, lasse sich mit Sicherheit viel aus diesen Quellen

noch nicht bestimmen.

Aber so-

und besonders durch grammatische und

lexikalische Arbeiten von Engländern gezogen, das zeuge nicht dafür, „dafs die indischen Grammatiker in Gegenstände einer höhern Sprachwissenschaft

sich

eingelassen

haben",

was sie von ihrem

Standpunkte aus auch nicht wohl konnten. So Bopp.

Er ist sich voll bewul'st, dafs er hier so zu sagen

in den dunkelsten Schichten seiner Forschung aufsucht.

der Sprachbildung

den vorsündflutlichen Zeiten der Sprache." schwerlich annehmen,

die Grundsteine

„Die Pronomina gehören gleichsam zu Er mochte darum auch

dafs seine eisten Ansätze hier, geschweige

seine vorsichtig aufgestellten Vermutungen auf die Dauer fest und sicher lagen.

Nur wieder,

dringens die richtigen seien,

dafs

Gang und Spuren

seines

Ein-

das war bei ihm und anderen nach

ihm unzweifelhaft. Im Februar

erhielt Bopp wieder ein Schreiben Rosens aus

London. — Der hatte mit frischem und größtem Eifer seine Haupttätigkeit wieder auf die Veda, „zunächst auf den Rigveda" geworfen. Unbeirrt durch das Fehlschlagen mehrerer Versuche,

zur Einsicht

in Sinn und Formen der Lieder zu gelangen, war er endlich dem Colebrookeschen Winke gefolgt

und hatte seine Zuflucht zu den

indischen Grammatikern genommen.

„Dankbar", schreibt er, „mufs

ich anerkennen, dafs ich diesen treuen,

wenn auch in dem Aus-

druck ihrer Lehre wunderlichen Priestern der Sarasvati einen beträchtlichen Teil von dem wenigen verdanke,

was mir nun nach

und nach an meinem Rigveda deutlicher wird. ich, hier gehen,

Es mufs,

denke

wie in so vielen Zweigen des Wissens, wo eine

traditionelle Lehre dem Wunsche des Anfängers und seine Fortschritte leitet,

entgegen kommt

bis er sich selbst stark genug fühlt,

der Vormundschaft aufzukündigen, und etwas eigenes, selbst erkanntes an die Stelle

des bloß überlieferten zu setzen 6 3 ."

Nun

wohl, vergleichende Grammatiker waren jene „Priester der Sarasvati" nicht; aber dafs man bei ihnen und sicher bei ihnen die Sprache ihrer ältesten Lieder lernte, das konnte niemand bezweifeln. Es kam nur darauf an, sie selbst, ihre Unterrichtsweise auch zu verstehen.

3. Kapitel

(1830—1832).

155

Rosen berichtet noch in seinem Briefe, dafs eben auch seine arabische Algebra — die des Mohamed ben Musa — eine erste, wie es heißt, gedruckt werde. Dabei erzählt er unter anderm von einem Vullers, dafs der „ein ziemlich umfassendes persisches Glossar" herauszugeben beabsichtige. Es ist das beiläufig derselbe Joh. Aug. Vullers, welcher eben aus Paris zurückgekehrt, wohin er nach seinem Studium in Bonn gegangen, und welchen Windischmann in seinen Briefen an Bopp diesem mehrfach und dringend zur Unterstützung empfohlen. — De Sacy hatte recht gehabt; Sanskrit war und konnte damals noch nicht alleiniges Studium sein; auch eine deutsche Sanskrit-Professur war damals noch nicht für sich bestehend, sondern gemeiniglich eine Professur für orientalische Sprachen. So hatte auch Bopp in diesem Winter „persische Grammatik" gelesen, das letztemal so viel wir sehen, so bisher auch immer „arabische Grammatik" oder arabische Texterklärung — Moallakat des Soheir, Hareth u. a. — die wir aber auch nur noch einmal angekündigt finden. Selben Frühjahrs trat ihm zuerst ein junger Dozent zur seite, August Friedrich Pott, aus dem hannoverschen gebürtig. Er war wohl auch einige Zeit sein Schüler gewesen, hatte übrigens in Göttingen studiert, und sich nun nach etlichen Jahren, die er als Lehrer in Celle zugebracht, zu Berlin habilitiert. Der war gleichfalls zuerst mit einer Dissertation über Präpositionalbeziehungen aufgetreten, 1827, hatte dann aber, tüchtig und strebsam begonnen, was sein Hauptwerk und Wirken blieb: „Etymologische Forschungen auf dem Gebiete der indogermanischen Sprachen". — Er wurde im echten Sinne des Wortes Mitarbeiter des Meisters. Wenn er beispielsweise später die Rosensche Wurzelsammlung zur hand nimmt und damit zu einer „Vergleicbung der Verbalwurzcln im Sanskrit mit denen verwandter Sprachen" heranschreitet, ihre Formen gruppenweise nach dem Lautwandel mustert, so ist diese Musterung eben so wohl eine ausdrückliche Warnung gegen den blinden Glauben an die Autorität der eingeborenen Grammatiker als nicht weniger ein kräftiger Widerspruch gegen Professor Lassens „mehr karphologischen als karpologischen", d. h. mehr Spreu als Frucht auftreibenden Aufsatz im dritten

156

Zweites Buch.

Bande der Indischen Bibliothek 64 . greifen.

Doch wir wollen nicht vor-

Wieder war es Frühjahr geworden, und der Winter auch in Bopps Familienkreise glücklich überstanden. Seine Gattin, die Mutter und das Söhnchen waren gesund, seine kleine „Damayanti" gedieh vortrefflich, und er selbst hatte bei gutem Mute ein gutes Stück Arbeit vor-, auch schon den Nala teilweis in Druck gebracht. Bekümmert machte ihn nur das Geschick seines ältesten Bruders. Und sorgenvoll sah er und alle Welt mit ihm die drohenden Wetterwolken im Westen sich auftürmen, hörte deren dumpfes Grollen, ihren Wiederhall schon an den Ostgrenzeu Deutschlands. Ein eigenes Zusammentreffen. W a s hatte auch die (,'akuntalä, die erste Lenzesblüte indischer Literatur mit Revolution zu tun? Sie war im Jahre der französischen Revolution, 1789, zuerst erschienen; der Text des Dramas wurde zuerst im Anfang der andern, der Julirevolution 1830 herausgegeben. Ende April schrieb der Herausgeber, de Chezy, an seinen alten Freund Bopp, empfahl ihm den Orientalisten Ch. Johannsen, einen seiner Schüler, äußerte sich mit besonderer Wertschätzung über Stenzler, und verkündete dazu die Ankunft seiner „Sacountala". Er schätze sich glücklich, so schrieb er, ihm endlich wenigstens einen Teil seiner schuldigen Erkenntlichkeit abtragen zu können 6 6 . Humboldt hatte vor einiger Zeit an Bopp geschrieben: „Ich habe unterwegs Chezys Yajriadattabadha gelesen . . . Ich habe aber, unter uns gesagt, einen recht kleinen Begriff von dem Verfasser durch diese Schrift bekommen." — Rosen schrieb in seinem nächsten Briefe: „Chezys Sakontala habe ich bei Haughton gesehen. Wenn die innere Sorgfalt der kritischen Behandlung dem äußern entspricht, so mul's es ein treffliches Werk sein." — WTir können dazu nur sagen was ein späterer Herausgeber der Ring(,'akuntala, auch ein Schüler Bopps, zu einem Worte seines Vorgängers in dessen Vorrede gesagt. „Es war die Frucht eines lange anhaltenden Fleißes", hieß es. „Nur ungern sagen wir", erklärt Otto Boehtiingk, „daJ's die Bemühungen nicht ganz durch den Erfolg belohnt worden sind" 6 i .

3. Kapitel

(1830—183-').

157

Gleich darauf, im Mai wieder konnte Franz Bopp sein Sanskritglossar versenden. Da waren nun alle die einfachen Wörter, wie sie einschließlich der Bhagavadgita in seinen MahfibharataEpisoden vorkommen, dazu eine Wurzel - Uebersicht mit Angabe einiger verwandter und nominaler Ableitungsformen, und das alles nicht viel mehr als zweihundert Seiten umfassend. Und doch wurde dieß Buch von allen Lehrern und Schülern des Sanskrit mit Freude begrüßt. Das Buch war ein Schulbuch, „für den Schülergebrauch" — ad tironum usum — allein bestimmt, mehr, viel mehr als seine Grammatik, auf deren Regeln es gelegentlich verwies, und mehr auch als die epischen Texte, auf deren Verständnis es allein abgesehen, aus deren Inhalt die gegebenen Bedeutungen der Wörter allein belegt waren. So hatte und so .erfüllte es seinen Zweck, besser, ungleich besser als seine allumfassende Aufgabe das große Wilsonsche Wörterbuch erfüllte, auch besser, viel mehr wissenschaftlich — dieß lag in der Natur der Sprache und in der Natur und Richtung des Sprachmeisters — als bis dahin überhaupt ein Wörterbuch seinen Zweck erfüllet. Und dabei erfüllte es endlich das dreifache Verlangen nach Texten, Grammatik und Wörterbuch, das sogar selbstverständlich vor mehr als einem Jahrzehnt gestellt war, als man zuerst in Deutschland Sanskrit zu lesen und zu lernen anfieng. So ward diese Ausgabe des Sanskritglossars im Mai das Jahres 1830 eine Art erster Abschlufs in der Tätigkeit Franz Bopps. Er hat seine Schulbücher wohl teilweise nochmals und abermals herausgegeben, ein Beweis ihres fortdauernden und gesteigerten Begehrens; er hat die neuen Ausgaben verbessert, zum Beweis, dafs sie dessen fällig und im einzelnen wohl gewils bedürftig waren; er hat sie, und (ließ betrifft vornehmlich das Glossar, auch bedeutend erweitert, ein Beweis für die Teilnahme an der fortschreitenden Kenntnis vom Sanskrit zur Gemeinschaft der Sanskritspracheu: aber er hat kein neues mehr gemacht. Auch an der neuen Entfaltung der Sauskritphilologie, wie sie durch das Vedastudium seiner Schüler nun bald eintrat, hat er keinen selbsttätigen Anteil mehr genommen. Nicht mehr und nicht anders als es seine vergleichende Sprachforschung angieng.

158

Zweites Buch.

In diese Richtung fällt nun der Zeit nach zunächst die Fortsetzung seiner akademischen Vorlesungen. — Humboldt hatte ihn dazu veranlagt. Der Einsiedler von Tegel, ständig mit seinem großen Sprachwerk beschäftigt, klagte damals, dafs die Masse des Stoffes bei der Arbeit in keinem Verhältnis wäre zu dem Produkte seiner Darstellung. Er wollte den Juni und Juli auf Reisen sein und bat seinen Freund in der Akademie für ihn einzutreten. So kam dort schon am 20. Juni des Jahres ein erstes Stück der fünften Abhandlung Bopps zur Verlesung. Die Abhandlung hat den besonderen Titel „lieber den Einflufs der Pronomina auf die Wortbildung" und behandelt vorweg noch einige Pronominalstämme und abgeleitete Pronomina, die in den früheren Abhandlungen noch „gar nicht oder nur flüchtig" berührt waren. Bei dieser Erörterung (von Stämmen, wie ma, ka, ya und audern verwandten) erhalten wir gelegentlich eine Erklärung für seine vorhin ausgesprochene Enthaltung. Bopp sagt und hebt hervor: „Um das größere oder geringere Alter einer Form darzutun, ist es (daher) nicht hinreichend, das Alter des Denkmals anzugeben, worauf sie vorkommt; sondern die ältesten Formen einer Sprache sind immer diejenigen, welche am besten zu ihrer folgerechten Entwickelung und zu ihrem Verhältnis zu alten Schwestersprachen stimmen." Sollte man nicht meinen, das müsse sich von selbst verstehen? Antwort: Beim Sprachforscher oder Linguisten, aber nicht immer beim Philologen. Seine Bemerkung hatte Bopp hier an den Interrogativstamm geknüpft (altind. ka, lat. quo, got. hva u. a.). An Beispielen fehlts nicht, am wenigsten in den Pronominalbildungen, da ältestes Sprachgut nicht nur frühen Lautwandel erfahren, sondern teilweise auch bis in spätere Zeiten hinaus seinen Lautwert erhalten. Wir dürfen einzelnes hier wieder nicht nacherzählen, so merkwürdig auch einzelnes, besonders damals noch, dem Zuhörer erschien. — Oder, um doch noch ein Beispiel anzuführen, wie mochte da einer wohl aufhorchen, wenn ihm die ursprüngliche Form und Bedeutung unserer gewöhnlichen Ableitungssilbe -lieh erklärt ward? wenn er hörte, dafs dieses -lieh, ahd. Ith, got. leik-s (ähnlich, engl, like), so griech. und lat. verwandt, in ältest erreichbarer Form skr. dr(a

3. Kapitel (1830 - 1882).

169

gelautet (d. i. drk-a aus der Wurzelf. darlc, griech. 8!px-, seheu, zusammengezogen)? dafs unser „welcher" und „solcher", mit Einbuße ihres mittleren i-lautes, eigentlich ein „wie" und „so aussehender" bedeuten? Da knüpfte sich ja ein Stück Geschichte an jedes dieser geläufigen Wörter, eine eigene Geschichte auch an jede Wortform, wenn sie einer nur zu erzählen weiß. Bopp versuchte das im einzelnen, vorsichtig, bedächtig, gar nicht leichtfertig, dem Zuhörer die Spuren und Gründe seines Suchens und Findens zeigend, auch seine Zweifel und Bedenken nicht verhehlend. Andere Geschichten freilich als solche von Sprachen und Wörter beschäftigten damals die Teilnahme der meisten Menschen auch der Gelehrten. — Wieder einmal war ja der Königstron in Paris ins Wanken geraten und gegen Ende Juli vor dem Volksansturme auch jäh zusammen gebrochen. Da war der entfesselte Geist des Umsturzes wieder nachhaltig und in die Ferne wirksam geworden, mächtig da und mächtiger dort, nur bekanntlich viel geringer als man befürchtet in Deutschland und Preußen. Denn man war hier so klug gewesen, den Dingen draußen bedächtig zuzusehen und das gewordene anzuerkennen, daheim aber Ruhe und Frieden zu wahren, so strenge als nötig und so „freigebig" als möglich schien. Und wie ein Zugeständnis in dieser Richtung war und wurde aufgefafst die Zurückberufung Wilhelms von Humboldt, des verjagten von 1819. Das war in der andern Woche des September, als Bopp noch oder schon — wir sehens nicht genau — in seiner Ferienheimat sich befand, als sein Schüler Rosen von London nach Detmold fuhr und auf seiner Fahrt rheinaufwärts anderthalb Tage in Bonn und dann einen Tag in Koblenz sich aufhielt. — Doch wir wollen von einem andern und von anderen hier zuerst einiges sagen, weil von einem Abschlüsse die Rede gewesen. Ein anderer war der auch schon genannte Schüler Bopps, Peter von Bohlen, damals Professor in Königsberg, und das andere dessen Buch, „das alte Indien, mit besonderer Rücksicht auf Aegypten". Das Buch erschien in zwei Teilen, 1830, gewidmet

160

Zweites Buch.

den beiden Lehrern des Verfassers, August Wilhelm von Schlegel und Franz Bopp, wie sie da heißen, „den Begründern der Sanskritliteratur in Deutschland". Und dieses Buch war auch ein Abschluß, weil es abschlofs mit dem was man von früher über Indien wufste oder zu wissen meinte, zusammen mit dem was man „in den letzten vier Dezennien" neu oder anders gelernt hatte. Aus dreifachem Antriebe hatte Bohlen, wie er sagt, „die Religion, Verfassung, Kunst und Wissenschaft des alten Indiens" zum Gegenstande seiner, „wo möglich aus den besten Quellen geschöpften", Forschung gemacht. Er wollte zuerst, „die unübertroffene Darstellung von Heeren", das bekannte Ideenbuch von 1824, aus seinem eigenen Studium des Sanskrit mit vielem „ergänzen". Dann wollte er, eine gleich mächtige Anregung, „dem Widerspruche gegen das Studium des Indischen Altertums von seiten geachteter Philologen und Historiker" begegnen, „die zu zeiten mit großer Bitterkeit wider dasselbe sich ausließen". Endlich wollte er nach allen Seiten hin „das im vorigen Jahrhundert fast allgemein angenommene Vorgeben" beleuchten, „als habe das alte Aegypten seine Kultur und Weisheit bis nach Indien hin ausgedehnt", und anfänglich sei es sein Hauptaugenmerk , gewesen, „nach kräften auf dasselbe einzugehen". Diese Tendenz, sehen wir, ist dem Werke doch geblieben, obwohl der Verfasser seiner Aussage nach manches dahin gehörige nachmals zurück behalten und sich im allgemeinen begnügt, „nur, wie der Titel besagt, einige Rücksicht auf das Niltal zu nehmen". Seine „Archaeologie" — so nennt Bohlen selbst sein Buch — ist die Vorläuferin einer andern, eines größeren Werkes, das ein Menschenalter später zuerst fertig geworden. Unzweifelhaft hat sie auch früheres der Art, so weit eigene Quellenkenntnis und Forschung darauf möglichst und recht verwandt ward, überwunden. Nur, dais sie selbst dann sogleich nach ihrem ersten sieghaften Auftreten auf den Standpunkt des überwundenen zurück wich. Die fortschreitende Wissenschaft ließ sie ihr Schicksal rasch ereilen, das mehr oder minder allgemein, im besondern aber vorzeitig abschließenden Werken zukommt. Und ein erster Schritt dahin war die Tat jenes Mitschülers und Freundes Rosen.

3. Kapitel (1830—1832).

161

Aus Koblenz schrieb Friedrich Rosen damals einen Brief an seinen verehrten Lehrer Bopp. — „Ich nehme mir die Freiheit", heißts darin, „Ihnen hierbei eine Probe der Hymnen des Rigveda vorzulegen, von deren beabsichtigter Herausgabe ich schon früher Meldung

getan.

Niemand,

das

weiß

ich,

wird

diesen

ersten

schwachen Versuch auf einem noch unbekannten Gebiete mit der Nachsicht aufnehmen, mit welcher Sie ihn, als die Arbeit eines alten Schülers betrachten werden.

So weit meine Zeit es ferner-

hin gestattet, will ich die angefangenen Untersuchungen fortsetzen. Vielleicht bin ich dann einst im stände, die mir selbst wohl bewufsten Mängel dieses Spezimen durch eine gründlichere und umfassendere löschen."

Arbeit —

in

dem Andenken

der beurteilenden

auszu-

Dazu bemerkt Rosen, dafs das Büchlein bis dahin

„nicht publiziert" sei; es seien ihm „einige Fehler gegen die Lalinität" entschlüpft,

und

„die dadurch entstellten Blätter" sollten

erst umgedruckt werden.

Er könne darum auch noch nicht Exem-

plare an manche ihrer gemeinsamen „sanskritischen Freunde und Gönner" entsenden Wie wir später sehen, betraf letzteres nur das erste Blatt der Vorrede, „wegen einiger Versehen", davon allerdings zu fürchten, dafs man sie nicht als Druckfehler würde passieren lassen. — „Betrachten

Sie

in dieser Rücksicht das Buch nur immerhin als er-

schienen", schrieb er wieder.

Denn nicht nur sehr bald hatte ihm

Bopp mit Uebersendung

eines

sein Vedisches verdankt,

ihm

Stückes

der neuen

Nala-Ausgabe

nicht nur warmen und herzlichen

Beifall geschenkt, sondern auch Hoffnung auf eine öffentliche Beurteilung gemacht. — Auch Humboldt mul's wohl bald ein Exemplar des neuen „Vedaversuchs"

erhalten

und trotz Politik

und

Statsrat die Zeit gefunden haben, dem wackern Herausgeber dafür zu danken.

Wir sehen aus einem dritten Briefe Rosens, wie sehr

er sich damit gefreut. Das

„Rigvedae Specimen"

enthielt

sieben

erste an die Ushas, die altindische Aurora, einige Strophen

an die Sonnengottheit

Hymnen:

eine

eine oder vielmehr

des Püshan und Savitar,

eine an Parjanya (Perkunas), den alten Regengott, und dazu verteilt noch vier an Agni, den alten L e f in a n n ,

Franz Bopp.

Feuergott.

Sie erschienen im X1

162

Zweites Ruch.

Urtext mit lateinischer Uebersetzung gegenüber und einer NotenErklärung darunter, die über Wortformen und Flexionen, über Eigentümlichkeiten des Vedadialekts gelegentlichen Aufschluß gab. Und mit Ausnahm^ der paar Strophen an Püshan und Savitar, deren Inhalt schon Colebrooke in seiner Abhandlung über die Veda, 1805, englisch mitgeteilt, waren die Stücke alle neu und unbekannt und aus dem ältesten des indischen Altertums glücklich ausgewählt 69 . Bopp hielt wort. Schon im Dezemberhefte der Berliner Jahrbücher stand seine Besprechung des Rosenschen Versuchs. Man sehe, heißt es darin, „ein gründliches Verständnis des Originals". Dafs in einigen Stellen noch Lücken und Dunkelheit verspürt würden, könne nicht befremden. Auch nur wenige Stellen forderten entschiedenen Widerspruch. — Dabei läfst sichs der Beurteiler nicht entgehen, auf mehreres aus seinen Forschungen hinzuweisen, das hier aus ältester Vedasprachform seine Bestätigung erhalte. Jener gerühmte „wissenschaftliche Geist der indischen Grammatiker" sei ihm noch von niemandem aufgezeigt worden; es müsse denn das Wort „Wissenschaft" bei Schlegel nicht in wissenschaftlichem Sinne gebraucht werden. — Man kann es dem viel gekränkten Gelehrten nicht verargen, wenn er gerade hier die erste und beste Gelegenheit ergreift, den Bonner „Freunden" sogar in etwas scharfem Tone einige nunmehr altbeglaubigte Wahrheiten entgegen zu halten. Darüber aber freute sich Bopp von herzen, dafs es ein junger Deutscher, dafs es sein Schüler war, der zuerst in das älteste verschlossene Heiligtum der Inder eingedrungen. Was ihm auch immer erst die Schule eines Panini ermöglicht haben mochte: es hatte Friedrich Rosen doch bei ihm sein Sanskrit gelernt. Und wohl ein anderes noch, das nicht minder zu schätzen, seine wahrhaft rührende köstliche Bescheidenheit. Unsere stolze Gelehrtenjugend könnte sich daran ein Muster nehmen. — Schüchtern, als begehe er wirklich einen „kühnen Leichtsinn", übergibt er der Oeffentlichkeit diese Probe seines tüchtigen tapferen Fleißes. Er bekennt dankbar seine Schulung durch die schwer zugänglichen altindischen Lehr- und Meisterwerke, preist den Vorgang Colebrookes

3. Kapitel ( 1 8 3 0 - 1 8 3 2 ) .

163

m i t seiner Abhandlung als wie eines Lichtscheins, der ihn sicher zu diesem Studium geleitet, und verspricht mit der Zeit und seiner wachsenden Einsicht durch ein größeres und besseres Herausgeben des Rigveda

diesen

seinen

ersten

mangelhaften Versuch im Ge-

dächtnis der Gelehrtenwelt „auszulöschen". — Wahrlich, eine edle J u g e n d , die noch entschuldigen und vergessen machen zu müssen glaubt, was ihr mit epochemachendem Glänze und zu bleibendem Gedenken in den Annalen der Wissenschaft verzeichnet wird. In dieser Zeit hatte Rückert

seine Anzeigen von F. Benarys

Nalodaya und Bopps Glossar geschrieben Schülers

und zu dem W e r k des

wie zu dem eigenen den Meister beglückwünscht.

Nur

noch mehr wünschte er solcher wie jenes und zu jedem auch das nötige Glossar. später

Oder mehr solcher wie der Nala, davon ihm Bopp

ebenfalls die neue Hälfte

schenke,

die

Abhandlungen

weniger.

„Ich

bewundere

über Ihren

geschenkt. die

Dessen andere Ge-

Pronomina behagten ihm

Scharfsinn in Auffindung von

Pronominalstämmen", schrieb er, „diese selbst aber sind mir ganz unerfreulich, weil man sich nichts dabei phantasieren kann.

Was

helfen mir eine Menge Wörtchen, die bloß Verhältnisse bezeichnen, ohne individuelle Bedeutung zu haben?" — Natürlich,

da waren

keine Götter, Halbgötter oder Menschen, keine Liebes- sondern n u r Wörtergeschichten, und die ließen

sich schwer in artige Verslein

bringen. — Er hatte die Abhandlungen seinem Kollegen Döderlein gegeben, ihn damit vielleicht noch fürs Sanskrit anzuwerben. So erzählte Rückert und auf Bopps Befragen, er sei jetzt selbst sein einziger Sanskritschüler. gelernt zu haben.

Einer, sein letzter, schiene sich aus-

Das war der junge

Vater, der Statsrat

Feuerbach

Feuerbach,

für den sein

bei Bopp um einen Gitagovinda-

Text gefragt, welcher dadurch zuerst in Rückerts Hände gelangt. Dieses nun und anderes ähnliche — amaru-Qatakam — studierte der Dichter, lauter erotisches, und dabei ist ihm in der einen und andern Beziehung auch mitunter die Geduld gerissen.

„Es ist doch

eine verwetterte Sprache", heißts, „und diese Generation wird sie noch nicht bändigen, so strenge wir auch gegen uns

und

gegen

einander sind 6 9 ." Strenge

war auch A. W. von Schlegel,

aber doch nicht so 11*

164

Zveites Buch.

sehr gegen sich selbst als gegen andere, nicht so sehr gegen die andern alle als gegen seine deutschen Landsleute, und gegen diese auclf nicht sowohl strenge als vielmehr geringschätzig. Er hatte im „Berliner Kalender" vom Jahre 18*29 und 31 zwei Abhandlungen gebracht „über die Zunahme und den gegenwärtigen Zustand unserer Kenntnisse von Indien", die letztere also zu ende dieses Jahres 1830. Was er da über den Völkerkampf um Indien und dessen endliche Besitznahme durch die Engländer erzählte, kann uns hier nichts angehen, und eben so wenig soll uns hier angehen seine Darstellung des Streites über die ersten Kenntnisse von Indien. Nur das ist wohl herauszuheben was er über die Bemühungen deutscher Gelehrten vorbringt, wie dieß wohl geeignet war, „die dürftige Vorstellung" von der damaligen Kenntnis „noch zu trüben und zu verkümmern", wie nicht nur „Gereiztheit und Empfindlichkeit", sondern Voreingenommenheit und Unwille oder Unvermögen des Einsehens seine formgewandten Berichte beherrschen. I n Deutschland führe die Halbgelehrsamkeit das große Wort. Die Sanskritliteratur sei da kaum weiter gediehen als etwa die griechische bei beginnender Wiederbelebung der Wissenschaft. „Unglückliche Wahl der herauszugebenden Stücke,* fehlerhafte Texte und mit Interpolationen überladen, geschmacklose und unverständliche Uebersetzungen", das alles wirft vor der selber eigentlich neues noch gar nichts gegeben. Und was noch mehr oder wohl einzig auf Bopp gemünzt erscheint, das ist nach Schlegel „eine einseitige und beschränkte Sprachkenntnis", die Einbildung, „vermöge deren man sich vermifst die einheimischen Grammatiker — jene drei(?) alten Stifter der Wissenschaft, deren Entscheidungen über den klassischen Sprachgebrauch seit Jahrtausenden wie die Richtersprüche eines Minos, Aeakos und Rhadamanthus gälten — zu meistern, ohne sie gelesen, gewils, ohne sie verstanden zu haben." — Dieses „Sichstützen auf Altersautorität", die man selbst kaum mehr als vom Hörensagen kennt, dieses und anderes hat ein Schüler Bopps, Agathon, der Bruder des Ferdinand Benary dann bald genügend beleuchtet' 0 . W i r können heute nur sagen, Schlegel hat sich hier mit allem seinem Verdienste selbst gerichtet. Sein jüngerer Bruder Friedlich

3. Kapitel

(1830-1832).

165

w a r das Jahr zuvor gestorben. Von August Wilhelm und seinem Streit für die Ansichten und das Ansehen des Bruders gilt was von jenen Staaten, den pyrenäischen, gilt, die in einer fernen Welt, auch in Indien Länder gewonnen und verloren, und deren Verlust zu suchen ist, wie es Benary dem Schlegel entgegen hält — „in jener unheilbaren zehrenden Krankheit des Mutterlandes". „Denn Staaten — heißt es — die, nachdem sie einmal geblüht, nicht folgen können dem Gedanken der Geschichte, zeigen sich hierdurch eben als dieser Zeit nicht angehörig." So wären wir mit Schlegel fertig und kommen auf Bopp zurück und was er tat, als das verhängnisvolle Jahr 1830 zu ende gieng. Weiter arbeiten an seiner neuen Nalusausgabe, wozu Rosen noch einige Seiten „Bemerkungen" geschickt, weiter an seiner lateinischen Sanskritgrammatik und weiter — und dieß dritte wars vornehmlich — weiter am Zend. Das sehen wir aus einem Briefe Humboldts, aus einem andern an Burnouf und im besondern aus den Berliner Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik, die darüber seine Darstellungen enthalten. Im März 1831 erschien eine erste über Eugene Burnoufs Ausgabe des Vendidad- Sa ausgesprochen wird, mit y , —

A n h a n g .

40*

ich thue dasselbe. Im Sanskrit giebt es zweyerley t und d; ich unterscheide das eine durch einen dnrchgezogenen Strich = 8 — t . Es giebt 4 N-, ich bezeichne sie: n, n, » , n. E s giebt 3 Sybilanti; ich be* zeichne sie s, / , f . Nun kann ich sämtliche Conson. geben:

Ausspr. Zeichen

Ausspr. Zeichen

Ausspr. Zeichen

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[SM.]

Es bleibe hierbey dem Buchhändler überlassen, meine angenommenen Zeichen durch andere entsprechende, etwa elegantere Zeichen zu ersetzen. Schreiben Sie mir, mein theuerster Freund, was Sie von diesem Unternehmen halten? Wenn ich es ausführe, so könnte ich erst nach Vollendung des Werkes zu Ihnen kommen, um zugleich den Druck zu besorgen, wobey ich gegenwärtig seyn muß. Es sind zu dem Werke 3 bis 4 Kupfertafeln nöthig, um den Devanagari-Charakter bekannt zu machen, damit man mit Hilfe meiner Sprachlehre Indische Schriften lesen lernen könne. — Die Verfertigung

I. Briefw. zw. Fr. Bopp u. K. J. Windischmann.

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dieser Sprachlehre m u ß geheim bleiben, bis der Druck beginnt, damit Chezy nicht angespornt werde. Die Grandzüge der Vergleichang des Indischen und Semitischen Sprachstammes werde ich Ihnen recht bald schicken. Auf heute ist es unmöglich. Ich empfele mich a u f s beste Ihrer wohlwollenden Freundschaft, und mit tausend zärtlichen Grüßen an Ihre liebe Familie Verbleibe ich Ihr Aufrichtigster und Ergebenster Freund Bopp. P. S. In meinem letzten Briefe schrieb ich Ihnen, daß Shanku KomAehren hieße (in Bezug auf die Ohren des fürchterlichen Riesen). Ich habe mich aber nun uberzeugt, daß Shanku auch der Nähme eines Meer-Ungeheuers ist (wahrscheinlich mit häßlichen langen Ohren). Meine Uebersetzung mag also beybehalten werden, oder wenn Sie diesen Vers ändern wollen, so haben [Sie] die Güte auf dieses Rücksicht zu nehmen. Könnte man mir nicht den Theil über die Sprachvergleichung, sobald dessen Druck vollendet, auf der Brieipost zuschicken? 25. [Paris, Eude Mai (oder Juni) 1816]. Theuerster, verehrungswürdigster Freund! Endlich kann ich Ihnen nun die verlangte Vergleichung der Semitischen Sprachen mit dem Sanskrit schicken. Es war mir unmöglich es früher zu thun, so sehr ich auch getrachtet habe, Ihrem Wunsche so bald als möglich zu entsprechen. Denn ich wollte alle mögliche Sorgfalt und Zeit darauf wenden, damit es einigermaßen Ihrer Aufmerksamkeit würdig werden möchte. Dabey mußte ich mir erst die Hebräische Grammatik eigen machen, welches mit einiger Schwierigkeit verbunden wegen der Buchstaben. Gegenwärtiges enthält so zu sagen die ganze Semitische Grammatik im Wesentlichen, und zeigt wie ich glaube, ziemlich deutlich ihren Charakter und Verschiedenheit von dem Sanskrit und den verwandten Sprachen, wie auch einige Uebereinstimmung. Möchte es Ihren Beifall gewinnen, so finde ich mich reichlich belohnt. — Sie werden zugleich hierdurch sehen, wie sehr das Arabische, wie es itzt noch gesprochen wird, mit dem Hebräischen so zu sagen eins u. dasselbe ist. — Mein Plan geht dahin, von allen Sprachen, wovon einige Kentniß zu erwerben möglich, das eigentliche Wesen aufzufassen und ihr Verhältniß und Beziehung zu andern Sprachen. Durch raeine Kentniß des Indischen und Semitischen habe ich zwei wichtige Haltpunkte und umfasse so zu sagen dadurch das ganze Sprachgebiet, von Pol zu Pol — nach F. Schlegels tiefsinniger und wahrer Eintheilung. — Wie sehr die Semitische Sprache zu seiner zweiten Klasse gehört, werden Sie sich hiedurch recht gut überzeugen können. — Von Langds kann ich nun Grammatiken mannigfacher Indischen Dialekten bekommen, die wichtig sind

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für den Sprachforscher. — 1814 ist ein Barmanisch Grammatik in Indien erschienen, die ich bey Langles durchgangen — eine merkwürdige Sprache. Die Nachricht Ihres Rufs nach Koblenz hat mich eben so sehr erfreut als betrübt. Wenn sich Ihre Einkünfte dadurch beträchtlich bessern, so wünsche ich Ihnen dazu, wie auch Ihrer theuren Familie, von ganzem Herzen Glück. Doch was mich anbelangt, thnt es mir sehr leid daß Sie unser Aschaffb. deßhalb verlassen müssen, und daß ich nun auch dort meinen innigsten Freund vermissen muß, der meinem Herzen stets so nah. Meine gute Eltern wird es gewiß auch recht schmertzen. Doch ist es nicht so weit, wir werden uns doch oft begegnen; ich werde Sie schon aufsuchen, wenn ich nach Teutschland komme, und wären Sie auch 100 Meilen weiter. Was die Grammatik anbelangt, so hat Schlegel Recht. Eine andere in Original-Tracht, würde sie in der Folge leicht verdrängen. Wenn man in München dieses Studium befördern will, so müssen sie auch Mittel an Händen geben, den devanagiri gießen zu lassen. Hier wird er gegossen. •— Mein Alphabet war freylich nicht sehr schön, ich schrieb es nur, um eine Idee von diesen Ausländern zu geben. Sie wissen, daß ich deutsch nicht schöner schreibe. Doch schreibe ich vielleioht noch besser Sanskrit. Wenn man nur wenige Sorgfalt darauf wendet, so lassen sich die devanagari Buchstaben nicht leicht verwechseln. Fried. Schlegel schreibt es, wie ich vernahm, recht schön. — Langles sagte mir, daß die Litographie sehr zweckmäßig wäre, um fremde Texte jeder Art zu geben. Remusat giebt hier ein Werk heraus, worin er auf diese Weise vielen Chinesischen, Tibetanischen und Mandschu Text giebt. Es soll sehr wohlfeil kommen, besonders in Bayern; was halten Sie davon? Die Sanskrit-Grammatik wollen wir also nun auf bessere Zeiten verschieben; doch da mir nun Langles 3 Grammatiken mitgetheilt hat — seit Beginn meines Indischen Studiums war mir noch keine Ind. Gram, unter mein Dach gekommen — so will ich nun zu meinem eignen Vortheil die wichtigsten Kapitel ausarbeiten: da mir auch dieß zu anderem nothwendig ist. Das Werk von Taylor habe ich bisher noch nicht bekommen können, werde es aber jetzo von Langles bald bekommen können. Um meine künftige Aussichten bin ich ganz außer Sorgen, da Sie sich derselben mit so seltener Freundschaft angelegen seyn lassen, und mir immer einige von Ihren kostbaren Augenblicken schenken. Gott gebe meinem Streben guten Erfolg, damit ich Ihrer väterlichen Sorgfalt und Freundschaft würdig werde. Sie sind mein Guru [Lehrer] in der edelsten Bedeutung des Wortes, und ich Ihr Ergebenster Shischya [Schüler] und Su-hrit [Freund] F. Bopp. Viele herzlichen Grüße an Ihre liebe und theure Familie — wie auch an Merkel. Könnten Sie von Frankfurt aus ein Exemplar meines Werkchens an

I. Briefw. zw. F r . Bopp u. K. J . Windischmann. A. W . von Schlegel schicken lassen, mich bestens dem H. Frd. Schlegel.

der in Italien ist.

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26. [Paris, Juli 181C], Theuerster, hochzuverehrender Freund! Nur einige Zeilen, um Ihnen vor allem meinen zärtlichsten Dank abzustatten, über die schöne Vorrede, womit sie meine Schrift begleitet; und Ihnen das Entzücken zu melden, welches mir deren Durchlesen gewährt. Ich hätte Ihnen sogleich die lebhaften Gefühle meiner Erkäntlichkeit hierüber ausgedrückt, wenn ich mich nicht zuvor von den hohen und wichtigen Ideen, die ihre Vorrede enthält, hätte recht durchdringen wollen; und dieß konnte nur nach mehrmaligem Durchlesen und Durchstudiren geschehen. Zudem l a ß ich sie das erste mal in einer Art von Rausch, der mich hinderte, den gantzen Sinn, wie erforderlich zu fassen. Sie wird mir in vielem Betracht ewig theuer bleiben diese schätzbare Vorrede, die mir sowohl von ihrer zärtlichen Freundschaft, als von Ihrem tiefen Wissen und gründlicher Forschung der unzweydeutigste Bürge ist. — Die Episode von Wiswamitra erhält wirklich großen Werth und Intresse durch die Art wie Sie dießelbe zu erklären und an das ganze System Indischer Denkart so treiflich anzuknüpfen g e w u ß t Wenn diese Episode Beyfail erlangt, so werde ich Ihnen denselben größtentheils zuschreiben. Ausnehmend hat mir Ihre Darstellung des Einflusses gefallen, den die Natur des Landes und das Klima auf Geist und Charakter der Indier hervorbringen muste; — die Vergleichung mit der Pflanzen und Thierwelt; — der Contrast mit Afrika — — Doch wenn ich die wichtigen Punkte all anführen wollte, so würden aus meinen wenigen Zeilen viele Bogen werden. — Zudem werden Sie mir auch bald mündlich hierüber Ihre Ideen mittheilen. — Ich denke nämlich, wenn unsere Plane gehen, zu Ende Augusts auf einige Zeit zu Ihnen zu kommen; jedoch wieder den Winter hier zuzubringen, und das Frühjahr nach London zu reisen. Langles ist von einem meiner Freunde, dem ich Ihre Vorrede zu lesen gab, gesagt worden, wie Sie seiner darin erwähnen. Er sprach hierauf mit mir davon, und schien sich sehr darüber zu freuen, worauf ich ihm ihre Vorrede selbst mittheilte. E r scheint geneigt von dem Werke in dem magasin encycl. zu reden. Schade daß mir nicht gleich ein ganzes Exemplar zu Gebote stand, oder wenigstens nebst Ihrer Einleitung mein Conjugationssystem. Er würde sich bey voller Lust gleich an's Werk gemacht haben. Leben Sie wohl. Tausend Grüße an Ihre liebe Familie, wie auch an unsera Freund Merkel, dem ich herzlich danke für den Antheil den er an unserm Werke genommen. Ewig Ihr getreuer Freund Bopp.

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Anhang. 27. München, am 29. Oktb. [1816].

Liebster, verehrungswürdigster Freund! Vor 14 Tagen habe ich Ihnen geschrieben, und Ihnen die freundliche Aufnahme, die mir hier geworden, und meine Aussichten bekannt gemacht. Weiter kann ich Ihnen bis itzt auch nichts schreiben, denn es steht mit meiner Sache noch so ziemlich beym Alten, nur so viel weiß ich, daß sie nicht an den Herrn von Ringel zum Berichte gekommen, sondern durch die Studien-Commission geht, wie das erste mal. Was mich aber vor allem bewegt, meinem theuersten und zärtlichst geliebten Freunde zu schreiben, ist, Ihm zu seinem Namensfeste aus Herzens Grunde Glück und Heil zu wünschen, und Ihm bey dieser Gelegenheit zu versichern, wie sehr ich dem Himmel danke, daß mir ein Freund geworden, wie er wenigen zu Theil wird. Den Lohn für Ihre freundschaftlichen und väterliche Gefühle können Sie nur in Ihrem edlen Gemüthe finden; mir möchte es jedoch vergönnt seyn, Ihnen fortan zu bewähren, wie sehr ich Ihrer großmüthigen Freundschaft zu entsprechen weiß, und wie die unzertrennbaren Bande der Liebe, die mich an Sie knüpfen, weder Zeit noch Raum zu lößen vermag. Auch Ihre liebenswürdige Gattin erlaube mir, Ihr zu Ihrem Geburtsfeste meine zärtlichsten Wünsche abzustatten. Sie möge die JahrenReihe einer Indischen Yuga an Ihrer Seite in ungestörtem Glücke durchwandeln, und immer ein unversiegbarer Quell reiner häußlicher Freude und Heiterkeit seynl Ihren lieben Brief mit dem F. Schlegels habe ich auf der Post vorgefunden, allein zur Ablieferung an H. v. Freyberg zu spät, weil dieser nach Wien gereißt; er wird aber, wie er mir den Tag vor seiner Abreiße sagte, nur 3 Wochen abwesend seyn, mich also bey seiner Rückkehr wohl noch hier treffen. Was mich außerordentlich gefreut, ist, daß mich Hofrath Martin hier überrascht hat. Es ist ein gar trefflicher und lieber Mann, wie es wenige giebt, man muß ihn wegen seiner Herzlichkeit lieb gewinnen. Wir sind neulich mit einander bey dem Fürsten Wallerstein gewesen, der ein recht achtungswertber und liebenswürdiger Mann. Bey Aretin bin ich auch gewesen, der mich gnädig aufgenommen; er freut sich, wie er mir sagte, daß Sie bey uns bleiben. Schlichtegroll, der es sehr gut mit mir meint, hat mir gerathen, bey Hr. von Ringel anzusuchen daß ich zum Adjunkten der Akademie ernannt werde. — Dieß wäre allerdings gut, weil ich alsdann mehr Anspruch auf eine Unterstützung der Akademie machen könnte. Jakobi findet die Auszüge aus den Veda's, die er aus dem Englischen noch nicht kannte, sehr interessant. — Sie kennen wahrscheinlich die Anzeige unserer Schrift in dem Göttinger journal? Auch in der Wiener Litteratur-Zeitung soll eine Rezension erschienen seyn, die mir aber noch nicht bekannt.

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Zu dem Minister habe ich immer noch nicht gelangen können, ich hoffe nun auf die nächste Woche, der Aufenthalt hier wird mir langweilig; ich sehne mich sehr nach Entscheidung. Leben Sie wohl! — Viele herzliche Grüße an Ihre theure Familie. Mit innigster Hochachtung Ihr Ergebenster Freund Bopp. 28. Paris, den 30ten April [1817].

Thenerster, hochgeehrtester Freund! Ich habe das Vergnügen Ihnen zu melden, daß ich gestern um 1 Uhr in den Mauern von Paris eingetroffen bin und bereits wieder meinen Sitz in meinem Dachstübchen, 5 Stockwercke über der Erde, aufgeschlagen habe. Ich kaDn sagen, daß ich noch im Winter hier angekommen bin, indem ich am verflossenen Sonntage zu Verdun die Felder mit Schnee bedeckt gefunden habe. Diesen Tag haben Sie wohl auch nicht zu Groß-Ostheäm im Grünen zu gebracht? Die Hälfte meiner Reise habe ich zu F u ß , die Hälfte mit der Portage zurückgelegt, denn die Fußwanderung ging mir zu langsam. Ich habe gar manchmal an den Kaminen in den Gasthäusern u. an den Tafel d'hoten die Franzosen sich in Lobsprüchen über die Preußen ergießen hören müssen, so daß ich aus Bescheidenheit hätte erröthen mögen. Doch halten meistentheils die Franzosen die Preußen nicht für Deutschen. Ich schmeichelte mir auf meiner Reise mit der Hoffnung, daß ich hier einen Brief von meinem Vater antreffen würde, der mir die Entschließung der Regierung meldete; allein ich ward in meiner Erwartung getäuscht. Glauben Sie, daß dieselbe noch im Laufe dieses Jahres erfolgen werde? oder wird man sie auf künftiges Jahr, oder auf ewig verschieben? Ich werde übrigens bey Zeit bedacht sein, mir durch Arbeiten in Litteratur-Zeitungen, durch Uebersetzungen etc., wie wir verabredet haben, einigen Erwerb zu verschaffen. Uebrigens kann ich Ihnen von hier gegenwärtig noch nichts schreiben, indem ich noch Niemanden gesprochen und auch, weil meine Sachen noch nicht angekommen, noch keine Besuche machen kann. Ich werde sogleich einige Briefe nach München expediren, um zu versuchen ob ich etwas erfahren kann. Ich habe Wilkens Ramajana in den Heidelberger Jhb. und Kanne's V.ergleichung der Griechischen mit der Deutschen Sprache mit genommen, und sie in der Tasche hier hergetragen. Ich habe Sie darum bitten wollen, vergaß aber darauf. Zu dem war ich überzeugt, daß Sie mir diese Bitte gewähren würden; früh oder spät werde ich Ihnen diese Bücher wieder zustellen. Leben Sie recht wohl, mein theuerster Freund!

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Viele herzliche Grüße an Ihre liebenswürdige Familie und nnsern Freund Merkel Ihr Ergebenster Freand Bopp. 29. Paris, Pfingst Mondtag [1817]. Theuerster, hochgeehrtester Freund! Direktor Schlichtegroll, welchem ich von hier aus geschrieben, hat die Güte gehabt mir sogleich zu antworten; so eben erhielt ich seinen Brief. Er schreibt mir, daß wirklich, wie mir Freyberg geschrieben, der Akademie abermals ein Gutachten abgefodert worden sei, nämlich in wiefern es ihre Fonds erlaubten, die beantragte Unterstützung auf mein Studium zu wenden. — Nun sei die Akademie seit 4 Jahren ohne Kenntniß ihrer Fonds, sie habe also berichtet: „daß sie solches zu bemessen nicht im Stande wäre, daß aber wie auch der Fonds der Akademie beschaffen sein möge, hier ein dringender Fall sei eineD hoffnungsvollen Gelehrten auf seinem Wege nicht aufzuhalten, und da die akademische Kasse zeither Prf. Franks Unterstützung zu tragen gehabt habe, die nun bei seiner Zurückkunft aufhöre, so werde sie doch auch einige für mich tragen können." — Hierauf hat die Akademie -weiter nichts gehört. Schlichtegroll räth mir hierbei meine Bitte zn erneuern mit Anzeige, daß ich, um keine Zeit zu versäumen nach Paris gegangen wäre, und daß ich, da ja Frank nun zurück sey, mir die Hoffnung machte, jetz werde meine Bitte um Unterstützung gewährt werden. — Wie mir mein Vater am 17ten geschrieben, hatten Sie übernommen eine Erinnerung in Ihrem Namen einzugeben, wofür ich Ihnen sehr dankbar verbunden. Wir haben hierdurch Zeit gewonnen, und es ist nun weiter nichts mehr zu thun. A. W. Schlegel ist noch hier; er war über meine Ankunft sehr erfreut; wir arbeiten nun wieder wöchentlich 2 mal mit einander, er hat seither bedeutende Fortschritte im Sanskrit gemacht und hält sich noch immer wacker dran. Er hat in meinen Angelegenheiten an den Kronprinzen geschrieben, bey dem er gut stehen soll. Der Brief den er mir vorlas ist sehr zu meinen Gunsten — „Er habe sich seit 2 Jahren mit Eifer auf das Sanskrit verlegt und könne also um so eher Ober meine Kenntnisse urtheilen"; auch fällt er ein vorteilhaftes Urtheil über meine Schrift. — Schlegel hat mir früher nach Aschaffb. geschrieben und seinen Brief seinem Bruder geschickt; dieser hat mir ihn aber nicht gesandt. Frank wird zu Ende Mai's von London zurückkommen. Chezy, der mich lieber am Ganges als an der Seine sähe, aber übrigens bey seiner Eifersucht ein guter Kerl ist, wird bald eine Rezension meiner Schrift in dem joumal des savants geben, welches mich sehr freut. — Seit kurzem ist erschienen von Colbrooke aus dem Sanskrit übersetzt eine Algebra und Geometrie der Indier, in 4to, es kommt

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auf 80 Frank. Schon früher war erschienen Bija Ganita or Algebra of the Hindos by Edward Strachey, 4to, Preiß 15 Schilling. Diese Nachricht für Dir. Hofmann. Ich hoffe, Sie werden zur Stande 5 Uhr, wo ich dies schreibe froh nnd vergnügt den Goldsberg, Bäsch- oder Jadenberg durchstreifen, wo ich mich jetzt (leider nur in Gedanken) an Ihre Seite versetze. — Mit Ihren Augen geht es hoffentlich besser? Leben Sie wohl, herzlich grüße ich auch Ihre liebe Familie und Freund Merkel. Ihr Bopp. 30. Liebster verehrungswürdigster Freund! Schon lange habe ich mich nicht schriftlich mit Ihnen unterhalten, am so öfter aber ist mein Geist mit Ihnen beschäftigt gewesen. Die herrlichen Tage, deren wir uns jetzt erfreuen, errinnern mich mit Wehmuth an die schönsten meiner Spaziergänge, die ich mit Ihnen gemacht, und die vergnügten Abende, die ich in Ihrer liebenswürdigen Familie zugebracht habe. Leider fangen die Bäume schon an ihre Zierde zu verliehren; dies errinnert mich, daß ich schon beynah ein halbes Jahr wieder hier bin. Recht glücklich bin ich seither mit meinem SanskritStadium fortgeschritten, ich habe den 2ten Theil des Maba Bharat gelesen nnd ausgezogen, den 3ten Theil auch bereits durchlesen, aber aus demselben habe ich vieles wörtlich abzuschreiben, denn ich habe ausgezeichnet schöne Stellen gefunden, wovon die eine eine für sich bestehende Episode von ungefähr 2 0 0 0 Versen. Diese Stelle wollen wir ans nicht entschlüpfen lassen. — Wenn ich nach London komme, so werde ich dort etwas im Original mit treuer lateinischer Uebersetzung und notwendigen Erläuterungen geben, and hierzu wahrscheinlich die erwähnte Episode wählen. Ich hoffe, daß dort ein Buchhändler der Compagnie eine solche Arbeit übernehmen wird, wenn ich sie umsonst gebe. — Den Auszug des ganzen Maha Bharat werde ich erst nach meiner Rückkehr nach Deutschland herausgeben, bis dahin werde ich auch noch andere wichtigen Werke ausgezogen haben; mit dem Mah. werde ich vielleicht mit Ende des Winters fertig werden und dann den Bhagavatam Purana anfangen, welcher mir für die Mythologie wichtig. Ich habe ein schönes reizendes Feld vor mir, reich an Blumen und Früchten. Es wird mir schwer ankommen, mich je von demselben zu scheiden. — Was meine Sprachuntersuchungen anbelangt, so steht mir ebenfalls ein großes Feld offen; ich sammle aber hierüber gegenwärtig blos Materialen, und schreibe einzelne Ideen nieder, die ich später verarbeiten werde. Mein System, welches dahinaus geht, die verschiedenartigen Elemente, welche in der Sprache zu einem Ganzen zusammengewachsen, zu unterscheiden, findet hier großen Beyfall. Chezy wird in einem der nächsten Nummern des journal des savants eine vollständige Recens. meiner Schrift geben, die um so besser werden wird, als ihm

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ein gelehrter Hellenist einen ansführlichen Auszug davon gegeben, and seine eigenen Bemerkungen mitgetheilt hat. Chezy hat in dem letzten Numero auf eine sehr schmeichelhafte Weise die Recension angekündigt, welche Note ich Ihnen hier beyfüge. — Ich habe vor einigen Monaten Hamilton (und andere Orientalisten), der lange in Indien gewesen hier kennen gelernt, auch habe ich hier unsern wackeren Dichter Tieck kennen gelernt, weleher hier durchgereist. Doctor Krause, welcher ein deutsches Wurzelwörterbuch herausgeben will, ist kurze Zeit hier gewesen; er will das Sanskrit zu seinem Werke benutzen und hat mich gebeten, ihm behälflich zu sein. A. W. Schlegel scheint sich nun auf immer hier zu fixiren. er wohnt bei dem Herzog v. Broglio; Frau v. Stael scheint ihn wohl in ihrem Testamente bedacht zu haben. Schlegel wird für das Sanskrit in der Folge vieles leisten können, indem er es zu seiner Hauptbeschäftigung macht; wir arbeiten wöchentlich 2 mal mit einander. — Der Kronprinz hat an ihn wie an Hnmboldt auf eine für mich sehr erfreuliche Weise geschrieben. — Wie kommt es, mein theuerster Freund! daß auf eine so ausgezeichnete Empfehlung des Kronpr. meine Sache nicht in 2 Monaten nicht entschieden werden konnte. — Meine Geduld wird wirklich auf das äußerste geprüft. Ich muß gestehen, diese Sache macht mich oft sehr verdrüßlich und mißmuthig. — Auf litterarischen Erwerb habe ich noch nicht gedacht, denn meine Aussichten waren zu zuversichtlich, und ich glaubte so besser zu thun, meine Zeit wichtigeren Arbeiten zu widmen. — Es bleibt mir jetz nichts mehr zu thun übrig, um das Unbewegliche in Bewegung za setzen. — Ich bin begierig was jetzt Frank hervorbringen wird. Wie geht es mit Ihrem Auge? Darf ich bald auf einen Brief von Ihnen hoffen? Sie würden mich sehr erfreuen. Adieu. Seyen Sie mir mit Ihrer liebenswürdigen Familie tausendmal herzlich gegrüßt. Ihr treuster Freund Bopp. Empfehlen Sie mich bestens Hofrath Kreutzer u. Lichtenthaler. Auch Freund Merkel meinen Graß. Ich lade sie sämmtlich zu einem Spaziergang in die Gallerie ein, wohin mich jetzt aufmache, man findet da eine sehr genußreiche Zerstreung. Paris am Sonntage 10 Uhr, 25. September laufenden Jahres 181". 31. Liebster und hochgeehrtester Freund! Nach langem und langem Warten haben wir nun doch etwas erlangt. Ich danke Ihnen nun noch einmal herzlich für den warmen Antheil und den thätigsten Beistand, womit Sie mich in dieser Sache erfreut. Dem Kronprinz haben wir viel zu danken, ohne ihn wäre es vielleicht nicht gut gegangen. Thürheim scheint mir nicht sehr freygebig. Ich bin zufrieden, obwohl ein Jahr in die Brüche gefallen;

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allein die Regierung wird wohl nicht denken, d a ß ich mit 1 0 0 0 Gulden übers Meer gehn solle; denkt sie e s , so thue ich als merke ich es nicht. Diese 2 Jahre will ich nun guten Muths bey den Franzosen verweilen. — Ich habe an Graf Thürheim ein Danksagungs Schreiben gerichtet und ihm, wie Sie mir weislich gerathen, die Hoffnung geäußert, d a ß er mir nach diesen 2 Jahren zu einem kurzen Aufenthalte in London eine mit der dortigen Theuerung im Verhältniß stehende Unterstützung bewilligen würde, und habe ihn im voraus um Nachsicht gebeten, wenn ich mich in der Folge abermals mit Bitten an ihn wenden würde. — Der hiesige Gesandte hat mir gerathen, nebst dem Könige an den Minister zu schreiben; an den Kronprinzen habe ich ebenfalls geschrieben. Es wird nothwendig seyn, daß ich in diesen 2 Jahren etwas herausgebe, um von neuem die Aufmerksamkeit zu erregen, ich möchte gern etwas im Original geben. — Dieses springt mehr in die Augen. — Ich sehe, daß diesesmal die Regierung meine Schrift nicht der geringsten Aufmerksamkeit gewürdigt hat, ohngeachtet der vielen Exemplare, womit wir sie bombardirt haben. — Das Rescript an die Akademie ist sonderb. recht bayerisch abgefaßt: ich soll meine Berichte an die Akd. m i t Zeugnissen belegen. — Wer soll mir denn Zeugnisse geben? — Ich werde in dem ersten halbjährigen Berichte der Akademie erklären, d a ß , da ich schon lange her keinen Cours mehr besuche und nur selbständig arbeite, ich außer den Zeugnissen in öffentlichen Blättern keine aufweisen könne. Langles hat mir eine brochure für Sie gegeben, die ich Ihnen überschickt habe. Sie werden also nun demselben recht bald einige Zeilen schreiben? Es freut mich recht sehr, daß es mit Ihrem Auge gut geht. Schreiben Sie mir welche Bände Sie von den Asiatischen researches wünschen, und ob ich sie Ihnen kommen lassen soll? — Ich habe mir eine andere Sanscrit Grammatik als die von Wilkins bestellt, ich bin Ihnen für Ihren Wunsch mir letztere zum Geschenke zu machen recht dankbar verbunden; ich weiß, wie sehr Sie mein Studium auf alle mögliche Weise zu befördern suchen, und mir stets neue Beweise Ihrer so schätzbaren aufrichtigen Freundschaft geben. Möchten Sie von der meinigen so überzeugt seyn, wie ich von der Ihrigen! Leben Sie recht wohl. Tausend herzliche Grüße an Ihre liebe Familie. Ihr Paris am 25t Oktob. [1817], Aufrichtiger Freund Bopp. 32. Theuerster, verehrungswürdigster Freund! Die Ursachen, warum Sie lange keinen Brief von mir erhalten haben, Sie. mit denen ich immer in freundschaftlicher und wissenschaftlicher Hinsicht in nächster und innigster Beziehung stehe, sind vielfach. Ihre Briefe durch Hr. Kürber habe ich spät erhalten, indem sich derL e f m a n n , F r a n z Bopp.

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selbe erst nach meiner Wohnung erkundigen mußte. Sogleich nach erfreulicher Erhaltung überbrachte ich Hr. Langles seinen Brief, der darüber erfreut mir bald Antwort zuzusenden versprach. Darauf warte ich nun zeither vergebens, obwohl ich ihn mehrmalen seitdem wieder gesehen habe. — Unterdessen rückte die Rezension, die ich Ihnen hiermit für die Heidelb. Jhb. überschicke, zu ihrer Vollendung heran, jedocli später als ich anfangs geglaubt hatte. Ich empfehle sie ihrer freundschaftlichen Theilnahme und Nachsicht. Ich habe sie nicht unmittelbar durch Schlegel nach Heidelberg wollen schicken lassen, indem ich die Besorgung lieber meinem liebsten Freunde Windischman verdanke. Ich habe in dieser Rez. Gelegenheit gehabt einige interessante Uebereinstimmungspunkte zu zeigen, besonders wird es Ihnen vielleicht nicht ganz unrichtig scheinen, d a ß , wie ich darin dargethan zu haben glaube, auch die Lateinische Sprache auf die Indische Licht verbreiten kann, und nicht blos letztere auf die verwandten europäischen Sprachen aufklärend wirkt. — In dem Uahabharat bin ich seither weit vorgerückt, ich habe nun den 5ten Theil unter den Händen; mein Plan ist nun das Ganze schnell durchzulesen, um dann nur das wichtigste auszuziehen. Im 3ten TheiJ sind mehre beträchtlichen Stellen, die ich ganz abschreiben m u ß ; auch habe ich schon eine schöne Episode wovon ich Ihnen früher geschrieben, kopirt u. bereits ' / ins deutsche übersetzt. Im dritten Theile traf ich auch die wichtige Uebereinstimmung mit der Sage von Xoe. Brahma erscheint dem Uanu in Gestalt eines Fisches, giebt ihm den Rath, er solle sich in ein Schiff begeben und Samen aller Art mit sich nehmen, denn das Menschengeschlecht, bei dem Sünde überhand genommen, würde mit Untergang bestraft werden. Gemäß der Nachricht, die ich gestern von meinem Vater erhalten habe, ist nun eine schleunige Veränderung in meinem Plane vorgegangen. Ich glaubte noch 19 Monate hier zu bleiben und zählte nachher auf ein Jahr für London. Indessen ist es mir auch nicht unangenehm früher dahin zu gehen, wenn es jedoch nur nicht mit einem Jahre dann abgethan ist; denn ich habe mich noch nach sehr vielem in der Indischen Litteratur umzusehen. — Die Gnade, die mir der Kronprinz bewiesen, indem er mir 5 0 0 fl. aus seiner Kasse bewilligt, freut mich recht sehr, um so mehr als ich es für eine ausgezeichnete Gunst ansehen darf. Ich werde suchen in London oben erwähnte Episoden im Original mit Latein. Uebersetzung, die ich bereit halten werde, herauszugeben, und ich denke diese Schrift, da es das erste ist, was ein Deutscher von der Art leistet, dem Kronprinzen aus Dankbarkeit zuzueignen. Was meinen Sie hierzu? theuerster Freund! Die Schwierigkeit ist nur, d a ß man solche Sachen auf eigene Kosten herausgeben muß, denn Buchhändler übernehmen es nicht, wegen des geringen Abgangs. Was mich sehr überrascht hat, war, zu sehen, daß Kalidasa meine Episode nach dem Mahabh. behandelt hat, in einem Gedicht von 4 Gesängen. Dieses Gedicht ist in Calcutta mit einem Commentar im Druck erschienen, von einem Pandit herausgegeben, und ich besitze es eigcnthümlich, finde aber die Behandlung im Mahbh. schöner und reitzender, weil die des

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Kalidasa zu künstlich and ganz in Wortspielen. Ich werde vielleicht in den Heidelb. Jhb. ein Wort hierßber sagen, wenn ich hierzu die Zeit finden kann. Es würde ganz in meinen Plan eingehen, wenn ich meiner Episode einen Gesang von Kalidasa beyfügte, um den überaus großen Unterschied zu zeigen zwischen der einfachen und großartigen Poesie im Ramayana und Uahabh. und der schmuckreichen und kunstvollen Kalidasa's. Es kann dieser Abstand zur Grundlage dienen, um etwas sicheres für das Alter jener Gedichte sagen zu können, denn das Alter von Kalidasa ist fast entschieden. Heute habe ich eiDen Theil des Skandha Purana, über Benares, nach Hauß gebracht, um denselben zu durchgehen, ich hatte beschlossen von einem philosophischen Werke, chintamani betittelt, von Gangesvara, einen Theil abzuschreiben, in der Absicht mich in Deutschland damit zu beschäftigen und dabey auch Ihre Beihülfe in Anspruch zu nehmen, ich fand aber die Handschriften des Textes allzu schlecht; ich hoffe in London bessere zu finden. Ich bedaure recht sehr, daß ich jenes Frauenzimmer aus Ffurt, wovon mir mein Vater schreibt, nicht gesehen und nicht so glücklich gewesen den Brief, womit mich Frau Professor beehrt, zu erhalten. Hr. Körber ist ein recht wackerer und achtungswerther junger Mann, der mir um so lieber ist, weil er recht sehr für Sie eingenommen ist. Ich wünschte, er hätte längere Zeit bei Ihnen zugebracht, um mir recht viel von Ihnen und Ihrer lieben Familie erzählen zu können. Er grüßt Sie vielmal. Leben Sie recht wohl. Viele herzlichen Grüße an Ihre liebe Familie, wie auch an Freund Merkel; ich hoffe daß letzterer eine GehaltsVergrößerung wird erhalten haben? Ihr Paris am 7ten März 1818. treulichst ergebenster Freund Bopp. 33. Liebster, hochgeehrtester Freund! Durch meinen Vater werden Sie bereits erfahren haben, daß ich die asiatischen Untersuchungen sogleich für Sie bestellt habe; ich hoffe, sie werden bald ankommen, Treuttel glaubt sie auf dem Wege. Es ist bis jetzt erst der 12te Band in Calcutta erschienen, ob aber derselbe schon in London nachgedruckt ist, weiß ich nicht. Ich habe zugleich den moon of intellect, jenes wichtige philosophische Drama für Sie bestellt, indem Sie früher den Wunsch geäußert. es zu besitzen und ich daher glaubte, daß es Ihnen nicht unwillkommen seyn werde. Es erscheinen in Calcutta immer mehr und mehr Indische Werke im Original, von gelehrten Brahmanen selbst herausgegeben, Menüs Gesetzbuch, der Bhagavatgita und Gitagovind sind gedruckt, kamen aber in so geringer Anzahl nach London, daß sie nicht mehr zu haben sind. Schlegel giebt sich viele Mühe um den Bhagavatgita zu erhalten, den er wahrscheinlich in Deutschland bearbeiten würde. Wir haben daD*

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von vieles zusammen gelesen. Die englische Uebersetzung ist nicht immer sehr richtig, und das Werk, noch immer das wichtigste was von Indischer Litteratur bekannt, verdiente wohl eine neue kritische Bearbeitung. Der Mahabharat hat leider nichts mehr von gleicher Wichtigkeit aufzuweisen. Dem ohngeachtet hoffe ich, daß meine Arbeiten darüber ihre Theilnehmer finden werden, es kommt doch vieles mythologisch wichtige darin vor, und Mythologie ist doch die älteste Tochter philosophischer Betrachtang und als solche dem Denker nicht imwerth. — Uebereinstimmungen mit mosaischen Sagen habe ich außer der jüngst erwähnten keine gefunden, es sey denn der große Kampf zwischen den Göttern und Titanen, dessen im Mahabh. oft gedacht, der aber nicht ausführlich darin erzählt wird. Es ist mir gegenwärtig unmöglich etwas auszuarbeiten, indem ich mich zu sehr eilen muß, den Mahabh. zu vollenden. Zu Ende Septembers werde ich in jedem Falle nach London abgehen. Dorfen werde ich mich vorzüglich an den Veda's halten, im besonderen an den Upanischat's und hoffe Ihnen von da manches schicken zu können. "Wissen Sie nicht, ob Frank wichtige Ausbeute in London gemacht hat? Es ist zufälliger Weise zu meiner Kenntniß gekommen, daß in diesem Monate eine Chrestomathie von ihm erscheinen soll. Lassen Sie mich doch sobald möglich deren Erscheinung wissen. Gestern erhielt ich Brief von Schlichtegroll, der sich sehr freut über die Unterstützung, die mir der Kronprinz bewilligt. Mein letzter Brief soll die Akademie sehr befriedigt haben; auch erhielt ich gestern meine Instruktion von derselben, die im Ganzen auf meinen Plan den ich eingeschickt habe gegründet ist. Ich wünsche, d a ß fneine Rezension bald gedruckt würde, bedaure aber recht sehr, d a ß die Einsendung für Sie nun umständlicher ist als ich glaubte. Konnten Sie sie nicht leichter nach Jena geben? Mir war es einerley, wo Sie f ü r gut gefunden hätten, sie einrücken zu lassen. Schlegel wird bald nach Frankfurt abreisen, wenn es nicht schon geschehen, welches ich jedoch nicht glaube, denn er versprach mir mich zu besuchen. Ihren Gruß habe ich noch nicht ausrichten können, denn das letzte mal sah ich ihn nur en passant und er war in der letzten Zeit außerordentlich beschäftigt, wegen Herausgabe eines Werkes v. MIle Stael, welches in dieser Woche erscheinen wird. — Humboldten bekommt man sehr selten zu sehen, man m u ß ihm schreiben, wenn man ihn zu treffen wünscht, sonst geht man in jedem Falle fehl. Herzlich grüßt Sie und Ihre liebe Familie Ihr Paris am 14ten May 1818. ergebenster Freund Bopp. 34. Theuerster, verehrungswürdigster Freund! Gestern erfuhr ich bei Treuttel und Würtz, daß die asiat. resear. an-

gekommen seyen, jedoch ohne den risse of t/ie moon,

den ich mit be-

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stellt hatte. Da diese Bücher über meine Erwartung theuer kamen ( 3 1 0 franc. 5 0 cent.) so konnte ich die Bezahlung nicht hier erstatten. Um aber die Absendung nicht zu verzögern und Ihnen die Ueberschickung des Geldes zu erleichtern, so beauftrage ich Hr. Treuttel die Bücher sogleich nach Strasburg abzuschicken, ihm bemerkend, daß Sie die Bezahlung an seine dortige Niederlage senden würden, (Treuttel und Würtz haben nämlich auch eine Buchhandlung in Strasburg). Die Bücher werden ungefähr in 20 Tagen in Strasburg ankommen, bis wann dann auch die Bezahlung allda eingetroffen seyn kann, und also die Sendung nicht aufgehalten werden wird. Sie erhalten 3 Bände von der Original Ausgabe, weil dießelben von dem Londoner Nachdruck nicht mehr vorhanden waren. Der Londoner Verleger that dies ohne anzufragen, wodurch denn der Preiß bedeutend erhöht ward; es wird Ihnen indessen dennoch Freude machen, nun diese schätzbare Sammlung bald ganz zu besitzen. A. W. Schlegel hat Paris verlassen ohne mich mit einer Zeile von seiner Abreise zu benachrichtigen; bey den Verhältnissen, in denen ich mit ihm stand, finde ich dies überaus grob. Ich werde ferneren Verkehr mit ihm vermeiden. Ich habe erfahren, daß Rosenmüller in Leipzig eine Sansk. Grammatik mit latein. Lettern angekündigt habe. Hierbey ist mir in den Sinn gekommen, d a ß , wenn die Herausgeber der Heidelberg. Jahrb. Schwierigkeiten machen sollten, nieine Arbeit aufzunehmen, ich sie durch diesen in die Leipz. Zeitung könnte einrücken lassen. Rosenmüller, der so viel ich weiß Mitarbeiter der Leipz. Lttr. Zeitung ist, und welcher dahin eine recht günstige Rezension meiner Schrift geliefert hat, wird sich gewiß für meine Arbeit am meisten interessiren und mir gerne eine Gefälligkeit erweisen, indem ich ihm auch von meiner Seite vielleicht nützlich seyn kann. Wenn es also in Betreff der Heidelb. Jhrb. Schwierigkeiten hat, und Sie es für gut halten, so schreibe ich an Rosenmüller. Es ist mir nun lieb, daß ich mich deshalb nicht an Schlegel gewendet habe, weil man solchen anmaßenden Leuten zeigen muß, daß man sie entbehren kann. Chezy hat nun die Umarbeitung seiner Rezension über meine Schrift vollendet, die nun bald erscheinen wird, welches mir sehr lieb, weil sie mir zur guten Empfehlung nach London dienen kann, wo das Deutsche sehr wenig gekannt ist. Ich hoffe, daß Ihr Auge nun ganz hergestellt ist, und daß Sie jetzt bey diesen schönen Tagen recht angenehme Spaziergänge machen, die ich gerne mit Ihnen theilen möchte. Leben Sie recht wohl, werthester Freund! ich grüße Sie nebst Ihrer liebenswürdigen Familie herzlich Ihr Paris am 27. May 1818. Ergebenster Freund Bopp.

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Anhang. 35.

Liebster, Tiochgeehrtester Freund! Wegen des Manuskriptes, das Pahlin herausgegeben haben soll, habe ich mich erkundigt, allein es will Niemand etwas davon wissen. Langles sagte mir bestimmt, er habe keines herausgegeben. — Pahlin hat blos einige Werke über die Hieroglyphen geschrieben. — Meine Abreise nach London habe ich auf das Ende Septembers oder den Anfang Oktobers festgesetzt, im Falle ich bis dahin mein Geld von München werde erhalten haben, ohne welches ich nicht abreisen kann. Meine Auszüge aus dem Mähbh. wachsen sehr heran, ich habe reichhaltigen Stoff zu einem interessanten Werke. Ich werde wichtige AnfschlSsse über die Religion und Denkart der Indier geben können. Ohnge&chtet vieler sehr sinnlichen and rohen Mythen und Märchen, die für den Schudra erfunden zu seyn scheinen, spricht sich nicht selten aufs deutlichste eine tiefe und volle Erkenntniß von einem ewigen und einzigen Gotte, der bald Schiwa, bald Brahma genannt wird, aus; in ersterem Falle hat Schiwa den Brahma, in letzterem dieser den Schiwa geschaffen. Aus dem 12ten Theile des Mhbh. habe ich einige sehr wichtigen Hymnen abgeschrieben, wo Schiwa als der ewige Gott und Schöpfer des Alls angebetet wird, und wo er genannt wird „das Seyende und das nicht Seyende (sadasat) das Sichtbare und Unsichtbare, der ewig eine und mannigfaltige, der weder Anfang, Mitte noch Ende hat, der Saame geworden aus Nicht-Saame, der alles kennt, alles giebt, allenthalben ist, der von den Banden der Ursachen frey ist, der Herr aller Wesen, der Gott, der den Gott Brahma schuf vormals, der Feuer, Wasser, Wind, Erde, Luft, Verstand und Geist geschaffen, dessen Zeugungskraft Brahma, Vischnu, Indra mit den unteren Göttern vermehren etc. — — Anderwärts heißt es: Du (Schiwa) bist Brahma, Rudra, Varuna (Gott des Wassers), Feuer, Wind, Luft, der Erhalter, der Erhabene, der nach allen Seiten schaut, aus Dir sind die Wesen geboren, was steht und sich bewegt, von Dir ward dieses All geschaffen, die Drey-Welt, was geht und steht, Du bist das Herz aller Wesen, die Seele, die von den Rischis gepriesen. — Du bist das Seyn und das Nicht-Seyn — Du bist das erhabene Brahma (die Gottheit, das Urprinzip) — Ach wir sind sinnlose Thoren all diese lange Zeit, wo wir nicht kennen den erhabenen Gott, den die Weisen als den Ewigen kennen. — Er ist das ewige Geheimniß der Götter, Asura's (der Titanen) und der Muni's, das in Geheimniß gehüllte Brahma, schwer zu erkennen selbst von den Muni's. Er ist die Seele von allem, der Alles sehende, der allerwärs hingehende, der Alles wissende. — Aus ihm kommt Alles hervor, in ihm verharrt alles, in ihm geht die VerlÖschung vor ( p r a l a y a m , das Verschmelzen, das Auflößen, Zerfließen in Gott); er ist der Eine, der Ewige, er ist die Welt der Wahrheit detjenigen, die da Wahrheit begehren, er ist das Einzige der Seelenkundigen — Wer in ihm seine Zuflucht sucht in Andacht und Forschung, dem offenbart er sich selbst durch sich selbst; wenn er erkannt ist, giebt es weder Geburt noch Tod; wenn er erkannt ist, der

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erhabene, zu erkennende, dann bleibt nichts mehr zu erkennen übrig — etc. etc. Diese Stellen sind gewiß für die Kenntniß der Indischen Religion sehr wichtig und aus ihnen und vielen anderen im Mhb. geht klar hervor, d a ß die Indier zu den wenigen Völkern gehören, die einen einzigen Gott erkennen, der unter verschiedenen Namen verehrt wird; wahrer Polytheismus ist eigentlich den Indiern fremd, die untern Götter und Geister, womit sie ihren Himmel bevölkern, spielen kaum eine so wichtige Rolle als die Engel und Heiligen der Christen, auch übersetzen die Engländer das Wort deva, wenn von den untern Göttern die Rede ist, häufig mit angel, vielleicht, weil sie glauben, daß beyde so ziemlich einerley Rang einnehmeil. Ich habe in dem Mahbh. eine Stelle gefunden, welcher eine Ansicht rechtfertigt, welche Sie in der Einleitung zu meinem Werk ausgesprochen haben, diese heißt: „Alles wird durch menschliche That erlangt; die Sterne, die dreyzehn Götter (die untern Götter) die Yakscha's, Sonne und Mond, die Winde, all diese sind durch menschliche That aus Menschheit zur Göttlichkeit übergegangen." Meine Rezension habe ich noch nicht erhalten, es freut mich, daß sie gedruckt, und ich bin Ihnen deshalb sehr verbunden. Wann die Sache wegen der Bücher im Reinen ist, so bitte ich Sie es mich wissen zu lassen, weil ich bei Treuttel und Würtz 6 0 Frank deponirt habe, die ich wieder erhalte, wenn die Bücher bezahlt sind; diese brauchte ich zu Anfang Septembers. — Treuttel und Würtz sind nicht sehr zutraulich und pflegen sich, wenn man theure Bücher kommen läßt, ein depot geben zu lassen, damit sie nicht zu befürchten haben, daß ihnen die Bücher anheim fallen und sie dadurch Schaden erleiden möchten. Tausend herzlichen Grüße an Sie und Ihre theure Familie Paris am 28 t. Juli 1818. Ihr treuster Freund Bopp. 36. Liebster, verehrtester Freund! Meinen innigsten Dank für die zugesandten Empfehlungs-Schreiben und für Ihre übrigen freundschaftlichen Bemühungen in Betreff meiner Reise nach London; eben so meine herzlichsten Glückwünsche zu Ihrem Rufe nach Bonn. Sie werden gewiß allda einen schöneren Wirkungskreiß haben, als in Aschaffenburg, denn Bonn wird sich allem Anscheine nach vor vielen Deutschen Universitäten auszeichnen, und die tüchtigsten Professoren die man da anstellt, werden, nebst der reitzenden Gegend, viele fremden Studenten dahin ziehen. — Mir thut es nur leid, daß ich nun mehr die Zeit, die mir bey meiner Familie zuzubringen vergönnt ist, nicht auch zugleich mit Ihnen theilen kann. Ich eile, Ihren Wünschen zu entsprechen und Ihnen einige Auszüge ans dem Mhbh. mitzutheilen.

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Ueber Schicksal oder Vorherbestiramung und Kraft der menschlichen Handlungen. (Schicksal heißt im Sansk. daivam, ein von deva Gott, abgeleitetes Wort). Ohne Saamen entsteht nichts, ohne Saamen wird keine Frucht; aus Samen wird Same, aus Samen wird auch die Frucht erzengt. Wie der Landmann auf dem Felde den Samen ausstreut, guten oder schlechten, so erlangt er die Frucht hierauf. Wie ohne Samen das Erdreich fruchtloß bleibt, so geht Schicksal ohne Menschenthun nicht in Erfüllung. Menschen-Thun ist das Erdreich und Schicksal ist der darauf gestreute Same. — Wie durch Ermanglung des Oels eine Lampe erlischt, so durch Ermanglung der That das Schicksal. — N. B. Es finden sich Stellen im Mahbh., wo dem Schicksal weit größere Macht beygelegt wird. — Stelle auf die Verschiedenheit der Indischen Systeme und Ansichten hindeutend. — „Ueber dem Körper (ist es) sagen die einen; es ist nicht, sagen andere; die einen preisen alles (vielleicht das All), andere preisen es nicht; nicht ewig, ewig, sagen einige; es ist nicht, es ist (sagen) andere; einen einige, besonderes andere, Vielheit wieder andere; Ort und Zeit, die beyden (sagen) einige; dieses ist nicht, sagen andere. Reinigung (oder Baden) wünschen einige, Nichtreinigung andere; That preisen einige, andere preisen Ruhe; Ort und Zeit, die beyden, einige; dieses ist nicht, so (sagen) andere; Erhebung über das Sinnliche preisen einige, verschiedenartige Genüsse andere; Opfer preisen einige, Gabe andere, Buße andere, Forschung (contemplativ) andere; das All preisen einige, nicht das All andere (dieses könnte auch a l l e s und n i c h t a l l e s übersetzt werden). Ueber die Elemente. „Erde, Wind, Luft, Wasser und Licht das fünfte. Dieses sind die Grund-Wesen aller Wesen, Seyn und nicht Seyn; aus diesen hervorgebracht gehen sie über in diese wieder und wieder; dies sind die UrWesen in den Dingen wie die Wogen des Meeres. Wie eine Schildkröte ihre Glieder ausstreckt und wieder einzieht, so zieht die Weltseele (bhutdtmd die Seele dessen was ist, der Dinge, der Geschöpfe) die Wesen, nachdem sie sie geschaffen hat, wieder ein. An einer anderen Stelle wird gesagt: „Aus der Ichheit sind 5 Ur-Wesen gezeugt worden, Erde, Wind. Luft, Wasser und Licht, das fünfte." Von der Weltseele wird gesagt: „Nicht mit dem Auge wird sie gefaßt, nicht mit allen Sinnen, durch das Licht des Geistes wird die Weltseele (mahdn dtmd, die große Seele) gesehen. Nach allen Seiten Hände und Füße, nach allen Seiten Auge, Kopf, Antlitz; nach allen Seiten hörend stellt sie (die Weltseele) alles umfassend (einschließend) in der Welt." — Anderswo heißt es: „Aus dem Unsichtbaren ist vordem die Weltseele entstanden, der Anfang aller Eigenschaften wird sie die erste Schöpfung genannt." An einer andern Stelle wird von der Seele gesagt: „Wie ein mit Frucht und Blüthe begabter, mit vielen Acsten ver-

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schener Baum von sich selber nicht w e i ß : „woher meine Blütbe, woher meine F r u c h t ? " so weiß die Seele n i c h t : wohin werde ich gehen und woher bin ich? Eine andere Seele ist hier innen, welche alles überschaut, durch die mit dem Lichte der Weisheit erleuchtete Seele sieht sie sich selber." — Diese Stellen befinden sich in dem Mahbh. zerstreut, ohne d a ß das was vorhergeht oder folgt, näheren Aufschluß und E n t w i c k l u n g dieser Ideen gäbe, daher ich Ihnen auch weniger über diese Gegenstände mittheilen kann als Sie vielleicht erwarten könnten. Der 5 Elemente wird im Mahabh. an unzähligen Stellen gedacht, aber immer auf dießelbe Weise wie oben. — Es ist zu w u n d e r n , d a ß die Indier L u f t und Wind als zwey verschiedene Elemente betrachten. Ich habe vor kurzem eine Rezension über meine S c h r i f t , die von einem Kenner des Sanskrits und gelehrten Sprachforscher in ein hiesiges journal eingerückt worden, an meinen Vater geschickt. Sie werden vielleicht einen Blick darauf geworfen haben. Da? günstige Urtheil welches darin über meine Schrift gefallt, übertrifft alle meine Erwartung und ist das höchste was ich mir wünschen k o n n t e ; es wäre mir lieb, wenn diese Rezension dem Kronprinzen zu Gesicht käme. Es wird auch des Werkes von F . Schlegel darin gedacht. Ich reise Donnerstag von hier ab, werde also vielleicht mit Ihnen zu gleicher Zeit auf der Reise seyn. Leben Sie recht wohl mein theuerster F r e u n d ! und seyen Sie mir nebst Ihrer lieben Familie recht herzlich gegrüßt. Ich wünsche Ihnen allen eine recht angenehme und glückliche Reise. Sie lassen also Freund Merkel, den ich vielmal g r ü ß e , allein in Aschaffb.? Wird er Ihnen nicht bald folgen? Ewig Paris am 4 Octob. 1818. Ihr treuster Freund Bopp. 37. Liebster, verehrtester

Freund!

Indem Sie durch meinen Vater meine glückliche Ankunft auf diesem Eilande erfahren haben, so habe ich deshalb weniger geeilt Ihnen selbst Nachricht von mir zu g e b e n ; weil ich, um Ihnen mehr schreiben zu können, mich erst ein wenig besser hier bekannt machen wollte. Als ich Paris verließ konnte ich kein Wort Englisch sprechen, denn ich hatte allda nicht so viel übrig, um mir einen Sprachmeister halten zu können. Ich verschob daher absichtlich einige mir wichtige Bekanntschaften zu machen, bis ich mich im Englischen so ziemlich aasdrücken konnte, welches ich bald lernte, weil ich ganz in einer Englischen Familie lebe und jetzo fast nichts als die hiesige Landessprache spreche. Vor kurzem habe ich Colbrooke's Bekanntschaft gemacht, der mich unter den hiesigen Orientalisten am meisten interessirt, sowohl wegen seiner Kenntnisse, als vorzüglich wegen seiner vortrefflichen Sammlung

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Anhang.

Indischer Handschriften, ohnstreitig um vieles besser als alle öffentlichen, sowohl hier als in Paris. Aus den öffentlichen Bibliotheken kann man hier auf keine Weise weder etwas gedrucktes, noch Handschriften nach Haus bekommen, selbst Personen von größtem Ansehen nicht, denn es besteht ein allgemeines und strenges Gesetz gegen das Ausleihen. Auch sind hier Privatleute keine Freunde vom Ausleihen ihrer Bücher. Glücklicher Weise macht Colbrooke hiergegen eine Ausnahme und ganz gegen meine Erwartung hat er mir bey meinem ersten Besuche erlaubt, ein Manuskript bey ihm abholen zu lassen. Auch gab er mir zu verstehen, daß er mir, wann mein Werk vollendet, welches ich jetzo drucken lasse und wovon ihm Hamilton, wie auch von meinem Conj. Syst. vortheilhaft geschrieben, — auch mit seiner kostbaren Sammlung über die Veda's aushelfen nnd mir gerne mit Rath und That beystehen werde. Ich habe es in vielfacher Hinsicht für sehr nützlich und meinem eigenen Interesse sehr zuträglich gehalten, hier die Gelegenheit zu benutzen um etwas in Sanskrit-Sprache heraus zu geben, um so mehr da der Versuch, den Frank mit der Lithographie gegeben, der äußeren Form nach nicht sehr gelungen ist. In künftiger Woche werde ich mit dem Drucke eines schönen Gedichtes aus dem Mahäbharat, von 2 tausend Versen beginnen, mit einer ganz wörtlichen lateinischen Uebersetzung gegenüber, und erläuternden Noten. Der Gegenstand dieses Gedichtes ist in Indien sehr beliebt und nach dem Mah. von vielen andern Dichtern, auch von Calidasa behandelt. Meine Uebersetzung ist jetzt vollendet. Ein Werk von dieser Art ist zur Erleichterung und Verbreitung des Sanskrit-Studiums unentbehrlich, und obwohl ich es wahrscheinlich auf meine Kosten muß drucken lassen, so glaube ich hierbey nichts zu verlieren; die Ostindische Comp, wird mir wahrscheinlich eine gewisse Anzahl von Exemplaren abnehmen. Wenn dieses Werk erschienen, so denke ich den guten Eindruck, den es vielleicht bey der Regierung machen wird, zu benutzen und um eine Anstellung anzuhalten. Ist mir eine Anstellung und ein Gehalt gesichert, so wird es dann nicht unmöglich seyn einen Zusatz zur Verlängerung meines hiesigen Aufenthaltes zu erlangen, vielleicht auf mehrere Jahre. Zeit ist nothwendig um die Veda's zu bearbeiten, denn es ist eine große und schwere Arbeit. Es ist zu vermuthen, daß sich die Münchner Akademie dafür interessiren werde, und in diesem Falle wird sich auch die Regierung bereitwillig finden. Ich glaube nicht, daß die Stelle, die man mir etwa geben kann, eine schleunige Gegenwart erfordern, und somit wird mir von dieser Seite kein Hinderniß entgegen stehen. Wissen Sie nicht, wann etwa Frank's längst angekündigtes Werk erscheinen wird? Es wäre mir lieb, wenn ihm das meinige zuvor käme. In der ersten Hälfte May's wird es erscheinen; ich wünsche aber jetzt das ganze noch geheim zu halten, um Frank keinen Ansporn zur Eile zu geben. Hier und in Paris hat man keine hohe Meinung von Frank. Mein Frennd Freytag, mit dem ich in gleichem Zwecke lange Zeit in Paris zugebracht und manchen vergnügten Spaziergang gemacht habe, kommt nun als Prf. nach Bonn. Er freut sich, Ihre Bekanntschaft zu

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machen, und ich empfehle ihn Ihrer Freundschaft. Seine Frau, eine Königsbergerin, ist ein gutes liebenswürdiges Weibchen und wird Ihrer theuren Familie gefallen; sein Töchterchen, eine Pariserin, ist meine Taufpathe. Haben Sie die Rezension in dem Archive phil. dem Kronprinzen geschickt, wie Sie "Willens waren, nach dem was mir mein Vater schrieb? Dieses würde mich sehr freuen, und ich würde Ihnen dafür herzlichst danken. Wie gefällt es Ihnen in Bonn? Sehen Sie öfters A. W. Schlegel? Ich sehe mit großer Erwartung einem Briefe von Ihnen entgegen; schreiben Sie mir recht bald. Leben Sie alle recht gesund. Meine herzlichsten Grüße Ihnen und Ihrer lieben Familie Ihr London den Ifen März [1819]. ergebenster Freund No. 8 Northampton Square Clerkenwell F. Bopp. at Mr. Smart. Die 60 Fr. habe ich von Treuttel und Würtz zurück erhalten. 38. London am 25ten August 1818 [1819]. Liebster, verehrtester Freund! Sie werden wahrscheinlich vor diesem Briefe ein Exemplar meines Werkes erhalten, welches ich nebst einem für meinen Freund Freytag über Aschaffenburg an Sie abgeschickt habe. Ich schmeichle mir, daß es bey Ihnen eine freundliche Aufnahme und Theilnahme finden werde. Ich habe so lange gezögert Ihnen zu schreiben, weil ich Ihnen etwas über den hiesigen Erfolg meiner Schrift melden und vor allem eine Antwort von der Ostindischen Comp., welcher ich meine Schrift presentirt, abwarten wollte. Von den Orientalisten ist mein Werk mit sehr erfreulichem Bey fall aufgenommen worden; Hamilton, welcher auswärtiges Mitglied der Akademie zu München ist, hat darüber überaus vortheilh&ft an dießelbe berichtet; Wilkins hat es der Ostind. Comp, bestens empfohlen und gerathen, sie solle 50 oder 100 Exemplare nehmen, letzteres, wenn man auf der Orientalischen Schule davon Gebrauch machen wollte; dieses wünschte Professor Hamilton besonders, der mein Werk für die Schule sehr passend findet. Bey diesen Aussichten durifte ich also auf einen bedeutenden Absatz rechnen und erwarten meine Kosten gedeckt zu bekommen, allein gegen alle Vermuthung habe ich heute erfahren, daß die Comp. 6 Exemplare nehmen wolle, um sie nach Hertford zu schicken; Wilkins war darüber sehr befremdet und will nochmals für die Sache reden. Die Kosten meines Werkes kommen viel höher als ich berechnete, nämlich auf 90 Pfund; ein Exemplar wird für einen Guinee verkauft, wovon ich von Treuttel und Würtz 13 1 /, Schilling erhalte. Indem Wilkins Hitopadesa, das einzige in Europa gedruckte Sanskrit-Bach, jetzo nicht mehr im Verkauf ist, so habe ich gute Aussicht, meine Kosten

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A n h a n p.

nach und nach zu gewinnen. Da aber das Ganze in 6 Monaten bezahlt werden m u ß , so sehe ich mich in dringender Noth auf einen litterarischen Gewinn recht ernsthaft zu denken. Meine Damayanti muß nun in deutschem Gewände erscheinen, nebst mehreren anderen Blüthen aus dem Mahabharat und Ramayana. Eine seit kurzem begonnene sehr mühsame Arbeit über die Veda's m u ß ich wenigstens so lange aussetzen, bis ich auf mein Gesuch um eine Anstellung und verlängerten hiesigen Aufenthalt eine günstige Entscheidung erhalten h a b e . — Es ist im Jahre 1 8 1 7 ein sehr interessantes Heft hier erschienen, enthaltend eine englische Uebersetzung des Cena-Upanishad und eines Auszugs des Vedanta, die Einheit Gottes beweisend. Ist diese Schrift noch nicht übersetzt, so werde ich sie meinem "Werke beyfügen, ich habe sie heute zum ersten male auf der Bibliothek der Ostind. Comp, gesehen und glaube nicht, d a ß sie sehr bekannt ist. Ich bitte Sie mich hierüber zu benachrichtigen. Die Uebersetzungen sind von dem gelehrten Brahmanen Rammohun Roy. — Ich habe Exemplare für den König und Kronprinzen sehr prachtvoll hier einbinden und alle Kunst des Buchbinders daran verschwenden lassen; sie enthalten auf der inneren Seite des Bandes eine Zueignungsschrift mit goldnen Lettern; auch habe ich ein Exemplar f ü r den Hinister Thürheim und Hr. von Ringel schön einbinden lassen. Ich hoffe, d a ß sie einen guten Erfolg haben werden; wo nicht, so komme ich in eine sehr mißliche Lage. Wenn Sie Gelegenheit haben an den Kronprinzen zu schreiben, so bitte ich Sie meiner zu gedenken, auch bitte ich Sie den Hrn. Lichtenthaler und Kreuzer meine Sache anzuempfehlen; ich habe für beyde Exemplare nach Aschaffenburg geschickt, und werde an letzteren jetzo schreiben, so wie auch wahrscheinlich an den Kronprinzen. Jene französische Rezension, wenn Sie sie noch nicht abgeschickt haben, wird jetzo zu einer sehr gelegenen Zeit kommen. W. Schlegel bitte ich Sie mir vielmal zu grüßen; ich habe ihm keine Exemplare meiner Schrift geschickt, weil er mir von einer Brochure über die romanische Sprache, welches während unseres Aufenthaltes in Paris erschienen und mit" deren Verschickung er übrigens sehr freygebig war, keines gegeben. Von meinem Werke sind nur 2 5 0 Exemplare gedruckt, wovon ich mich wegen erwähnten Grundes nicht entschließen kann eines für Schlegel zu bestimmen. — Wollen Sie die Güte haben mein beabsichtigtes Werk einem Verleger zu empfehlen? Glauben Sie, d a ß ich 2 Karolin für den Bogen erhalten könne? denn es muß hierbey nicht das kleine Verdienst des Uebersetzers sondern das des Indischen Originals berücksichtigt werden. Jene Episode des Mahabharat ist im Oriente sehr beliebt, es existirt außer den in meiner Vorrede erwähnten Gedichten auch eine persische Bearbeitung derselben, welches ich erst kürzlich erfahren habe. In Paris habe ich schon einen großen Theil davon ins Deutsche übersetzt, und ich denke sie bald vollenden zu können. Wenn ich erwähntes englische Heft übersetze so werde ich vielleicht einige Stellen aus dem Padma-Purana und andere über denselben Gegenstand beyfügen. Ich bitte Sie recht sehr mich so bald als möglich Ihre Meinung

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hierüber wissen zu lassen, denn indem mein Werk vor 3 Wochen erschienen, so bleiben mir nur noch 5 Monate zur Bezahlung übrig. 10 Pfund sind mir bis jetzt durch den Verkauf gesichert, und mein Vater hat mir •200 Gulden für die Kosten geschickt, mehr kann ich von ihm nicht erlangen. Ich habe den Vrihadaranyaka (aus den Veda's) abzuschreiben angefangen, es geht aber sehr langsam, weil sowohl Text als Commentar sehr schlecht geschrieben und schwer zu verstehen sind, doch glaube ich, daß durch Zeit und Geduld etwas zu Stande kommen wird. Colebrooke hat seine ganze Bibliothek der Ostind. Comp, geschenkt, von ihm haben wir also nichts mehr zu erwarten. Den Engländern liegt das Sanskrit sehr wenig an, überhaupt stehen sie an wissenschaftlichem Eifer den Franzosen weit nach. Wilkins hat mehr Sinn für die Indische Litteratur als Colebrooke, auf welchen der hohe Ernst, die Würde und liebliche Einfalt der Urpoesie der Indier wenig Eindruck machen; ihm gefallen die gekünstelten Verse ihrer späteren Gedichte besser. Leben Sie recht wohl, tlieuerster Freund, tausend herzliche Grüße an die Frau Professor und Ihre ganze liebe Familie. Wenn meine Damajanti deutsch sprechen gelernt, so werde ich sie mit vielem Vergnügen bey Ihren liebenswürdigen Frauenzimmern einführen. Empfehlen Sie sie Ihnen einstweilen im voraus und verdollmetschen Sie sie ein wenig. Ich habe Ihren Rath, meine Uebersetzung jemanden zum Durchlesen zu geben nicht befolgen können, so sehr ich es gewünscht hätte. Gute Lateiner sind hier selten, und ich hätte es zu theuer bezahlen müssen. Ich habe große Sorgfalt angewandt, doch mögen mir vielleicht einige Sprachfehler entschlüpft seyn. Meine Adresse: Stets Ihr ergebenster Freund Mr. Bopp Bopp. N. 38 Chiswell Street. Diese Adresse bitte ich Sie Freytag bekannt zu machen; viele Grüße an ihn und seine Frau. Schreiben Sie mir doch j a recht bald, ich bitte Sie sehr. 39. London den 9teu Jan. 1820. Liebster hochgeehrtester Freund! Es scheint nun ziemlich gewiß zu seyn, d a ß ich zu Ende künftigen Sommers London verlassen werde. Obwohl mir dieses in einer Beziehung leid tliut, nämlich wegen der unvergleichlich schönen Sammlung Indischer Handschriften, so freut es mich doch auch in mancher anderen Rücksicht recht sehr. Ich habe noch keinen Fremden gesehen, dem es in England gefällt. — Ich bedaure nur, daß es mit meiner jetzigen Arbeit (über die Veda's) so langsam von Statten geht und daß sich diese Schriften nicht so leicht übersehen lassen als die epischen Gedichte. An eine gute Uebersicht der unermeßlichen Indischen Litteratur ist bis jetzt noch nicht zu denken, mein lieber Freund, man muß sich mit eiserner Sündhaftigkeit au

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dem einzelnen halten nm etwas gutes zu liefern. Es geschieht nur leider zn oft, daß manche den Inhalt der Schriftsteller errathen und durch ihre eigene Schöpfungskraft dem Original nachhelfen: so macht es z. B. Hr. Frank, auch ist Friedrich Schlegel nicht ganz davon frey. — Ich mnß mich iD diesem Jahre damit begnügen, mir eine kleine und auserlesene Sammlung von Upanischad's aas den 4 Veda's zu machen. Es ist mir schon manches Interessantes vorgekommen, was denen die dafür empfänglich sind, besonders Ihnen, Freude machen wird. Ich arbeite indessen jetzo nichts aus, sondern studiere blos so viel als nothwendig ist um mich von der Wichtigkeit der Sache, die mich zum Abschreiben bestimmt, zu überzeugen. Ich kann Ihnen daher im voraus nichts mittheilen. Der erste und 2te Upanischad des Atharva-veda, worauf Colebrooke einen hohen Werth setzt, sind wirklich höchst wichtig; ich habe sie ganz abgeschrieben. Schade, daß das Dorohforschen nnd Ausziehen der Commentare mit so vieler Mühe und Zeitaufwand verbanden ist, auch ist die Ostindische Biblioth. nicht der rechte Ort zu solchen beschwerlichen Arbeiten; denn man ist da vieler Störung ausgesetzt. Ich würde zu Haus mehr als noch einmal so viel thun können. Wilkins beweißt mir viele Theilnahme, nnd ich glaube seine ganze Gunst gewonnen zu haben (dieses geht bey den Engländern nicht so leicht); er hat mir versprochen, mich einen Abgoß seiner Sanskrit-Lettern haben zu lassen. — Es wird dann mit dem Drucke in Deutschland wohl vorangehen; denn man scheint sich da viel für das Sanskrit zn interessiren; mein Werk hat auf mehreren Universitäten eine gnte Aufnahme gefunden, wie ich aus kürzlich erhaltenen Briefen ersehen. Auch hat mir Schelling, welches mich besonders freut, in einem sehr schmeichelhaften Briefe eine vorzügliche Theilnahme an meiner Schrift bezeigt. Ich glaube überzeugt seyn zu dürfen, daß einige Stellen derselben auch Sie angesprochen haben, obwohl ich wohl einsehe, daß Ihnen ein Fragment aus den Veda's willkommener gewesen wäre. Allein ich muß trachten verschiedenseitige Zwecke zugleich zu erreichen und ich bin gesonnen zur Beförderung des Sanskritstudiums, in Deutschland mehreres der Art im Urtexte heraus zu geben, besonders da ich auf Absatz nach England und Ostindien rechnen darf. Mit dem Verkauf meines Nalus geht es hier ziemlich gut; es sind auch mehrere Exemplare nach Indien geschickt worden. Wenn die Kosten nicht so groß wären, so dürfte ich hoffen dießelben bald gedeckt zu sehen. — Es ist Ihnen wohl bekannt, wie man Hr. Wolf, den ich hier kennen lernte, aus Rom nach Wien transportirt hat. Wolf hat sich nun an die Englische Missions Gesellschaft angeschlossen, wozu ich ihm herzlich Glück wünsche, denn ich muß gestehen, ich möchte es auch lieber mit dieser Gesellschaft zu thun haben als mit der Propaganda in Rom. Hierin wird mir nun freylich nicht jeder Katholik beystimmen. Allein, ich muß aufrichtig gestehen, ich hasse das Pabstthum wegen seiner abscheulichen und frechen Anmaßung und seiner groben Gebrechen, die sich immer gleich bleiben. Deßhalb habe ich oft bedauert, daß nicht ganz Deutschland dieses schändliche Joch abge-

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schüttelt hat, oder d a ß sich nicht noch j e t z t die Katholiken in D e u t s c h land von Rom scheiden, von wo ans der wackere u n d aufrichtige Mann verfolgt wird u n d wo nur d e r niedrige Heuchler sein Glück macht. Wolf ist hier mit offenen Armen aufgenommen worden u n d zieht wegen seiner kindlichen Unbefangenheit und Naivität alle Geinüther an sich. Er h a t aber sehr wenig Welt und M e n s c h e n k e n n t n i ß u n d ist daher bis j e t z t noch s e h r untauglich zu einem Missionar. E s hat mich g e f r e u t von i h m zu hören, d a ß Sie a u c h sein F r e u n d sind, e r spricht, wie es natürlich ist, mit vieler W ä r m e von I h n e n . Jetzo ist er in Cambridge, u m fleißig Orientalische Sprachen zu s t u d i e r e n ; man wird ihn wahrscheinlich nicht so bald abschicken. Meine herzlichsten Glückwünsche zum neuen J a h r e , Ihnen und Ihrer lieben Familie, nebst t a u s e n d freundlichen G r ü ß e n . Auch bitte ich Sie mir H r n . Schlegel vielmal zu g r ü ß e n . Schreiben Sie doch recht bald Meine A d r e s s e : Ihrem 37 Windsor T e r r a e e stets ergebensten F r e u n d e City Road. Bopp. Ich bitte Sie auch Hn. Professor Freytag meine j e t z i g e Adresse wissen zu lassen u n d mir ihn n e b s t seiner F r a u vielmal zu g r ü ß e n . 40. Bonn, den 5ten Februar 1820. [Nach Abschrift, in dem Besitze W.'s befind].] F a h r e n Sie n u r fort, eifrig in den Veda's zu arbeiten, u n d so viel als möglich davon h a b h a f t zu w e r d e n . Ich bin g e w i ß , dieses S t u d i u m wird Sie, w e n n Sie es mit aufrichtiger Critik betreiben, u n d m i t g r ü n d l i c h e r P h i l o s o p h i e , über die Steine des A n s t o ß e s , welche alle und jede heidnische Philosophie d e m Forscher in den W e g wirft, zu Ihrem Heil hinüberbringen, u n d Sie w e r d e n mehr und mehr e r k e n n e n lernen, d a ß auch die unaussprechlichste Zartheit, die unwiderstehlichste Kraft und Stärke d e r Phantasie eben so wenig wie aller Scharfsinn u n d Tiefsinn der Speculation nicht zu beschreiben und zu fassen vermögen die einfache G r ö ß e u n d Herrlichkeit des göttlichen Wortes, das uns verliehen ist in der Kirche, u n d d a ß u n s e r Herz zwar gewaltigen A u f s c h w u n g dort erhalten mag, u n d seine N a h r u n g — a b e r n i c h t d e n Frieden; and es wird sich eben durch das Indische Studium aufs höchste und vollkommenste bestätigen, d a ß der Herr nicht im Brausen des Windes wogt, und nicht im Gewitter, sondern im leisen Wehen d e r G n a d e ; die erste und g r ö ß t e Gnade aber ist: d a ß Er uns eine Kirche hinterlassen hat, rein in der Lehre, und reich an Gnadenmitteln. Wollten wir diese wohl unter d e n E n t s t e l l u n g e n , welche Menschen zu ihrem eignen Verderben daran wagen, übersehen? — Lieber F r e u n d , Ihre A e u ß e r u n g e n über den sichtbaren Mittelpunkt dieser Kirche, welcher sein m u ß , und von allen Zeiten von den Gründlichen als mit zur S t i f t u n g der Kirche gehörig angesehen w u r d e , und bis a n ' s Ende der Zeiten angesehen sein

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wird, und worüber nur Ungrfindliche oder Ketzer, die von irgend einer Leidenschaft getrieben sind, den Stab brechen — Ihre Aeußerungen, sage ich, sind von solcher Art, daß Sie das tiefste und gründlichste Studium der Kirchen-Geschichte gemacht haben müßten, um auch nur den hundertsten Theil derselben zu wagen. In der That aber haben Sie doch alle Ihre Notizen vom Hören Sagen, theils von Protestanten her, theils von solchen Verirrten, wie Wolf, dem Sie Selbst Welt- und Uenschen-Kenntniß absprechen, und dennoch gebrauchen Sie die grimmigen Ausdrücke: „ a b s c h e u l i c h e , f r e c h e A n m a ß u n g , — grobe Gebrechen etc. etc. — Auf welcher Seite ist die Anmaßung und das Gebrechen, wenn solche Urtheile ohne Basis und in's Blaue hinein gesprochen werden? Nennen Sie einstweilen es Vorurtheil, daß Rom für so viele Millionen noch ein väterliches Ansehen hat: so fordert doch eben die Achtung vor so vielen gläubigen Herzen, und die Furcht, ihnen etwas zu rauben, an dessen Stelle man doch gewissenlos genug nichts Besseres setzt, und zu setzen versteht, daß ein so tief begründetes Ansehen auch ehrfurchtsvoll untersucht und beurtheilt werde, und Sie würden es z. B. mit Ihren leichtsinnigen Aufwallungen doch nicht wagen, unserem heiligen Vater Ihre Frevel-Reden vorzubringen, und, wenn Sie es wagten es wenigstens mit bangem Herzen thun, um jede Verletzung zu vermeiden. So thun Sie es auch gegen jeden gründlich-Katholischen, und lassen Sie Sich, wenn Sie es nicht ein Mal wagen, in einem Fürstlichen Vorzimmer Sich ungebürlich auszudrücken, sondern von der Menschen Furcht ganz überwältigt sind, auch hier so lange wenigstens von der Furcht, Menschen zu verletzen, und in ihrem Glauben zu betrüben, leiten — bis Ihnen Gott Selbst den Glauben schenkt, was nicht ausbleiben wird, so fern Sie ernstlich nach der Wahrheit ringen, und nicht vor dem Gewichte falscher Lehren und Einflüsse, denen Sie in's besondere in Paris ausgesetzt waren, Sich fortdauernd niederziehen lassen. Ich begreife wohl, daß Sie von Ihren Indischen Studien seit Jahren eingenommen sind, und wenig nachdenken konnten über andre uns weit näher liegende Gegenstände. Ich hoffte stets, und hoffe noch, daß Sie früh oder spät auch dazu gelangen. Darum verwundere ich mich auch weniger über Ihre thörichten Wünsche, das katholische Deutschland von Rom abzureißen, was ja ohnehin jetzt von deutschen Hof-Theologen ganz plausibel vorgestellt wird. Wenn Sie aber diese Leute näher zu erkennen im Stande wären, so würden Sie wohl einsehen, welche unlautere Triebfedern die Meisten bewegen, und die Andern in die Verstrickung ziehen. Sie wissen nicht, was Sie reden, wenn Sie von Ab trennung Deutschlands von Rom sprechen — wir sind ohnehin schon auf dem gradesten Wege, Deutschland in ein soldatisches Zucht- und Stock-Haus einer Seits, und in eine Mörder- und Räuber-Höle ander Seits verwandelt zu sehen. Solche Insinuation des Teufels würde die Sache nur desto eher vollenden. Und vielleicht wird sie vollendet! — Roma habeat sibi, wenn und in sofern es Züchtigung verdient, und ihrer bedarf; aber es ist das Centrum Unitatis, und auch die Fehler und Laster der Mutter, welche noch dazu die heilsamsten Schätze der Lehre und der

I. Briefw. zw. Fr. Bnpp u. K. J. Windischmann.

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Mittel zur Seligkeit treu bewahrt, und noch nichts Wesentliches hingegeben hat, seit 1 8 0 0 Jahren — berechtigen niemals die Kinder, von ihr abtrünnig zu werden oder sie zu verstoßen. Reformation m u ß auf ganz andren still häuslichen Wegen betrieben werden, nicht dadurch, daß man aus dem Hause läuft, und Zeter schreit, statt d a ß man auch an sich gedenken, und über sich weinen sollte. Was nun den verirrten Joh. Wolf betrifft, so mag ihm wohl manches begegnet sein, was ihm bitter aufstieß, auch mancher Fehlgriff mag geschehen sein in seiner Behandlung — aber ich kenne ihn allzubestimmt als einen zwar eifrigen und wohl meinenden, jedoch gänzlich ungeschickten und unerfahrenen Menschen, dazu vielfach vereitelt, dünkelhaft und hartnäckig — als daß ich nicht seinem mit allen diesen Eigenschaften verbundenen Leichtsinne und seiner Unbesonnenheit den Schritt zutrauen sollte, den er gethan, und — denken Sie an mich — den er noch bitter bereuen wird. Wenn er mich, wie Sie sagen, nocli für seinen Freund hält, so geben Sie ihm mit einem gleichgültigen Siegel einliegendes Briefchen. Ich bin vor Gott gewiß, d a ß man im Wesentlichen gegen ihn Recht hatte; man hat aber vielleicht in der Form gefehlt. Das sage ich — ohne ein näheres Wort von seiner Geschichte zu wissen, aber ich sage es aus dem Blick, den ich in sein Herz gethan. Und nun — wenn Sie mich — nach dieser Expectoration, welche ich schon seit Ihrem vorigen Brief, der mir ihre Gesinnungen nur noch nicht deutlich genug aussprach — zurückgehalten — noch für Ihren Freund halten, wenn Sie glauben, d a ß ich durch dieselbe meine Pflicht mehr erfüllt habe dadurch, d a ß ich Ihnen Wahrheit sage, als verletzt dadurch, daß ich Ihnen etwa schmeicheln, und um den heißen Brei gehn, und Ihnen verhelen sollte meine wahre Gesinnung — wenn Sie also diese meine Erwiederung aus ehrlichem Herzen hinnehmen, und zu Herzen gehen lassen: — so schreiben sie bald wieder. 41. Liebster, verehrtester Freund. Es bietet sich mir jetzo eine Gelegenheit dar Ihnen ein Exemplar jener Abhandlung zu schicken, wovon ich Ihnen in meinem letzten Briefe Erwähnung gethan habe. Gern würde ich Ihnen auch eines für A. W. v. Schlegel schicken, allein indem die Erscheinung der Orienta! Annais vom ersten May auf den ersten Juny verschoben worden, so kann ich gegenwärtig nicht so viel Exemplare erhalten als ich wünschte. Ich bitte Sie indessen Hr. v. Schlegel mit jener Arbeit bekannt zu machen und mich Ihre und seine Meinung darüber wissen zu lassen. Ich habe Ihnen in meinem letzten Briefe geschrieben, d a ß ich bey der Regierung um 5 0 0 fl. angehalten habe, im Falle meine Anstellung noch nicht entschieden sey. Diese 5 0 0 fl., deren ich äußerst nöthig bedurfte, sind mir ganz gegen meine Erwartung verweigert worden, obwohl sich die Akademie ganz zu meinem Vortheile darüber ausgesprochen. Hr. v. SchlichteLefmanu,

Franz

Bopp.

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groll hat selbst mündlich dem Minister des Innern meine Lage auf das dringendste vorgestellt, und dieser hat sich endlich dazu bewegen lassen, das Versprechen zu geben für meine Ernennung als Professor zu sorgen. Allein dieses Versprechen konnte mir freylich nicht statt baaren Geldes dienen, und wenn mir unser Gesandter Baron Pfeffel nicht zwanzig Pfunde geliehen hätte, so würde es schlimm mit mir ausgesehen haben. Ich habe nun an den Minister des Innern geschrieben und ihm meine Lage kurz aber mit starken Zügen vorgestellt. Ich kann zwar vernünftiger Weise nicht daran zweifeln, daß mir Hülfe werde, weil es der Regierung Schande machen würde mich hier zu verlassen, allein die Ungewißheit macht mich doch manchmal mißmuthig und verdrüßlich. Meinen Vater werde ich um keinen Beystand mehr ansprechen, er hat bereits schon mehr für mich gethan als ich erwarten konnte. Vielleicht wird der Kronprinz, der jetzo wahrscheinlich in Aschaffenburg ist, mich nochmals dem Minister empfehlen. Ich schicke zu diesem Zwecke eine Englische Litteratur Zeitung nach Aschaffenburg, worin eine überaus schmeichelhafte Erwähnung meines Conjugat. Systems enthalten ist, in einem Artikel über Analogie der Indischen Sprache mit Europäischen, worin Friedr. Schlegels Werk rühmlichst erwähnt wird und worin den Engländern Vorwürfe gemacht werden, daß sie, obwohl an den Quellen, diesen Gegenstand kaum berührt haben. Dieser Artikel (in der ersten Nummer des London Magazin's) hat nicht wenig dazu beygetragen, daß ich es übernahm eine Englische Umarbeitung meiner Schrift zu verfertigen; auch hatte ich früher schon die Begierde, manches, besonders das Griechische betreffend, zu verbessern, und das Ganze in einem helleren Lichte zu zeigen. Ich habe von dieser Abhandlung ein Exemplar für den Kronprinzen nach Aschaffenburg geschickt. Wenn Sie an Hr. Hofr. Kreutzer schreiben, [so bitte] ich Sie demselben die Betreibung meiner Abstellung] bey dem Kronprinzen anzuempfehlen. Leben Sie recht wohl, mein theuerster Freund, und [erfreuen] Sie mich bald mit einem Briefe. Viele herzliche Grüße an Ihre liebe Familie. London den 16. May 1820.

Stets

Ihr treuster Freund Bopp.

37 Windsor Terrace City Road. 42.

Mommenheim d. Sten Aug. 1820.

Liebster, vereintester Freund! Indem sich die Bayerische Regierung nicht dazu verstehen wollte, mir das Notwendigste zu meinem Unterhalte in London zu bewilligen, so sah ich mich gezwangen London vor der bestimmten Zeit zu ver-

I. Briefw. zw. Fr. Bopp u. K. J. Windischmann.

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lassen, obwohl ich noch nicht vollendet habe was ich mir vorgenommen hatte. Ich bin gestern hier eingetroffen, nachdem ich mich 3 Wochen in Paris aufgehalten und 8 Tage auf der Reise zugebracht habe. Die Universität Würzburg hat sich gegen meine dortige Ernennung zum Professor der orientalischen Spr. erklärt und sie behauptet, daß das Sanskrit blos ein litterarischer Luxus sey. Ich habe indessen noch immer gute Hoffnung und werde bald nach München abreisen um meine Angelegenheit selbst zu betreiben. Alex. Humboldt hat mich abermals dem Kronprinzen auf das nachdrücklichste in seinem und seines Bruders Namen empfohlen, sowie auch dem Staatsminister v. Zentner. — Ich werde es also auf eine spätere Zeit verschieben müssen Sie in Bonn zu besuchen, welches ich bey weniger dringenden Verhältnissen sehr gerne sogleich thun würde. Vor einigen Monaten habe ich in London einem Reisenden ein Exemplar meiner Englischen Schrift für Sie mitgegeben, nebst einigen Zeitschriften für meinen Vater; diese Sachen sind aber nicht angekommen, deßhalb überschicke ich Ihnen das ganze Heft, nebst einem Exemplar meines Nalus, welches ich gerne in ein schönes Englisches Gewand hätte kleiden lassen, wäre ich vor meiner Abreise nicht zu sehr in Geldes Noth gewesen. Hr. Baron von Pfeffel hat mir das Notwendigste vorgeschossen gegen einen Wechsel von Treuttel und Würtz, welchen ich nun mein Werk verkauft habe. Nach Abzug der Kosten habe ich im Ganzen einen Gewinn von 33 Pfunden, welche mir zu meiner Reise und Bezahlung einiger Schulden zu Statten kamen. Ich beschäftige mich jetzo sehr fleißig mit dem Hebräischen um, wenn es darauf ankommt, als Lehrer dieser Sprache Genüge leisten zu können. Durch die Verwendung Humboldts wird jetzo meine Analytical Comparison in das Französische übersetzt, nämlich von Professor Bumouf, dem Verfasser einer in Frankreich sehr geschätzten griechischen Grammatik. Wahrscheinlich wird diese Uebersetzung in einigen Monaten erscheinen. Leben Sie recht wohl und seyen Sie mir nebst Ihrer theuren Familie herzlichst gegrüßt! — Auch mein Vater und meine Geschwister grüßen Sie alle recht vielmal. Stets Meine Adresse: Ihr — bey Hr. Kaufmann Marx aufrichtigster Freund Augustiner Gasse, Mainz. Bopp. (Lesen Sie, wenn es Ihnen beliebt, meinen Brief an Schlegel, und haben Sie dann die Güte ihm das Packet versiegelt zu übergeben.) 43. Göttingen den 14ten Novemb. [1820], Liebster, verehrtester Freund! Sie werden bereits durch meinen Vater den Erfolg meiner Reise nach München erfahren haben. Ich bin dort im Allgemeinen sehr gut E*

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aufgenommen worden. Zentner scheint auf Humboldts Empfehlung einen sehr großen Werth zu legen, und ich habe mich nicht getäuscht, wenn ich glaubte, daß es ihm schmeicheln würde. Auch der Kronprinz hat mich demselben empfohlen, weßhalb ich nun mit Vertrauen auf Zentner zählen kann, wie er mir denn auch die besten Zusicherungen gegeben hat. Ebenso Graf Thürheim. Ich glaube, daß das Ministerium geneigt ist mich in München anzustellen, im Falle die Universität dahin kömmt; dieses ist wohl auch der Grund, warum ich nicht in München meine Anstellung abwarten konnte. Zentner hat es gern gesehen, daß ich mich entschloß den Winter hier zuzubringen und sagte mir, daß sich bis zuru Sommerhalbjahr ein Platz für mich finden würde. Mir ist es gewissermaßen lieb, daß ich Zeit gewonnen habe mich im Hebräischen zu bestärken. Dieses, sowie das Arabische, welches ich seit einigen Jahren etwas vernachläßigt, ist jetz meine Hauptbeschäftigung. Ich höre täglich ein Collegium bey Eichhorn, worin er die Psalmen erklärt, welches mich sehr interessirt. Außerdem höre ich kein Collegium. Sie wissen wahrscheinlich, daß Frank eine Sanskrit - Chrestomathie herausgegeben bat; sie giebt mir keine vortheilhafte Meinung von seinen Kenntnissen, denn es wimmelt darin von Fehlern. Ich soll eine Anzeige davon für die Göttinger Anzeigen machen; dabey weiß ich nicht recht wie ich es anfangen soll nm etwas gutes davon zu sagen. — An Schelling habe ich im allgemeinen gar keine Veränderung wahrgenommen; auch hat er sich gegen mich ganz freundschaftlich erwiesen. Er wünschte, daß ich in Erlangen angestellt würde, in welchem Falle, wie er mir sagte, er selbst meinen Unterricht im Sanskrit benutzen wollte. Schelling hat mir, nebst Schlichtegroll vorzüglich gerathen Göttingen zu besuchen. Den Wissenschaften hätte ich wohl mehr nützen können, wenn ich statt dessen nach Paris gegangen wäre, allein ersteres kann mir in der öffentlichen Meinung mehr nützen, besonders weil ich mich nie auf einer deutschen Universität aufgehalten, denn daß Aschaffenburg eine Universität gewesen ist Niemanden bekannt. — In Erlangen habe ich mich einige Tage aufgehalten, es gefällt mir da wohl. Ich habe Kanne besucht, an dem man, so sehr man auch von seinen Ansichten abweichen mag, den Mann von Genie nicht verkennen kann. Hier bin ich erst seit 8 Tagen; zu meinem großen Vergnügen habe ich meinen alten Freund Louis Reden hier getroffen, er studirt Jurisprudenz und wird noch dieses ganze Jahr hier bleiben; er läßt Sie vielmal grüßen. In München habe ich mit Dr. Lippert manche angenehme Stunde zugebracht. — Meine Sanskritischen Auszüge habe ich bis jetzt noch nicht zur Hand nehmen können, ich muß Sie deßhalb um Nachsicht bitten. — Meine Adresse ist: Markt-Straße bey Hr. Sattler Schetler No. IOC. Meine herzlichsten Grüße an Sie und Ihre liebe Familie. Stets Ihr Aufrichtigster Freund Bopp.

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44. Berlin den 15. May 1821. Liebster vereintester Freund Ich kann es unmöglich unterlassen Ihnen auch von hier einige Zeilen zu übersenden, und wäre es nur um Ihnen zu sagen, d a ß ich auch hier wie überall und jetzt wie jeder Zeit recht oft an Sie denke, recht oft mich zu Ihnen hinsehne. Von Göttingen aus werden Sie meinen Brief von mir erhalten haben; hier gefällt es mir weit besser. In Göttingen wollte mir der pedantische schwerfällige Hofrathston nicht zu sagen, gegen welchen der freyere und unaffektirte Verkehr, der hier unter den Gelehrten herrscht, einen starken Contrast bildet. Ich m u ß indessen dankbar bekennen, daß man mir in Göttingen viele Theilnahme bewiesen h a t ; auch hat mir die Philos. Facultät die Doktorwürde honoris causa ertheilt, indem sie mein kleines Verdienst um die Sanskritsprache anerkennen wollte. An Prof. Müller habe ich einen lieben und schätzbaren Freund mir erworben, von dessen Talenten und wissenschaftlichem Eifer ich viel erwarte. Eichhorn ist mir durch längeren Umgang recht werth geworden; er ist mir ehrwürdig wegen seines unermüdlichen Ei/ers in so hohem Alter, er schreibt aber zu viel und liest zu wenig; ich fand ihn, so oft ich zu ihm kam, immer am Schreibtische. Ich habe hier seit 3 Wochen schon viele Bekanntschaften gemacht, und wurde in mehrere gelehrte Gesellschaften eingeführt. Ich war auch bey Minister Altenstein, bey den Staatsräthen Süvern und Nicolovius; da sich die RegieruDg für das Sanskrit interessirt, so verschafft mir dieses eine gute Aufnahme. Süvern sprach mir mit vieler Wärme von Ihnen, was mir natürlich sehr erfreulich war. Ich habe eine Probe von Schlegels Sanskrit-Typen gesehen; sie sind im Ganzen g u t , einige Charaktere aber vielleicht deswegen mislungen, weil er zu viel daran künsteln wollte. Dem schönen Charakter von Wilkins steht er noch weit nach, obwohl Schlegel glaubt ihn übertroffen zu haben. In der neuen Berliner Monatschrift steht ein sehr feindlicher Aufsatz gegen Schlegel, den ich aber noch nicht gelesen habe. Der Verfasser soll ein Schüler von Hegel seyn, Namens Förster, der, wie viele andere, seine oder seines Lehres Feindschaft gegen Schlegel auch auf die Indische Litteratur übertragen zu müssen glaubt. Bey Wilh. von Humboldt habe ich eine recht freundliche Aufnahme gefunden, jetzt ist er auf seine Güter gereist; ich sah ihn oft während seines Hierseyns, und las mitunter Sanskrit mit ihm, worin er schon ziemlich bedeutende Fortschritte gemacht hat. Ich unterhalte mich sehr gern mit ihm über sprachwissenschaftliche Gegenstände; er behandelt dies Studium mit philosophischem Geist und scharfsinniger Beobachtung. Von den eigentlichen Hellenisten ist wenig zu erwarten in dieser Hinsicht; sie sind zu befangen in ihrem Kreise und glauben eine Sünde zu begehen gegen die Kritik, wenn sie ihren Blick anderwärts hinrichten. Aber so etwas begegnet ihnen auch nicht leicht, und sie leben in dieser Hinsicht noch in paradisischer Unschuld. Dank Ihnen, mein vortrefflicher

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A n h a n g .

Freund, daß Sie höhere Ansichten in Ihren Schülern geweckt habe; ohne Sie würde ich es vielleicht für etwas Unwürdiges gehalten haben mich gegen den Orient hin zu wenden. Gegen den 8ten J u n i hin gehe ich an den Rhein zurück, um in Mommenheim in stiller Zurückgezogenheit zu arbeiten; dort werde ich meine Indischen Schriften durchgehen und sehen, ob ich etwas Würdiges Ihnen mitzutheilen finde. Ich sehne mich sehr nach einem Briefe von Ihnen, wenn Sie mir nicht hierher schreiben wollen, so addressiren Sie später Ihren Brief nach Mainz, Augustiner Str. bey Kaufmann Marx. Sie befinden sich doch sämmtlich recht wohl? Wie geht es mit Ihren Augen ? Herzlich grüße ich Sie und Ihre liebe Familie und verbleibe Ihr Meine hiesige Adresse: treuster aufrichtigster Freund Letzte Straße No. 5 2 . Bopp. Wenn Schlegel zurückgekehrt ist, grüßen Sie mir Ihn doch recht vielmal. 45. Bonn 4. Jul. 1821.

Lieber F r e u n d ! Ich bin Ihnen so lange Antwort schuldig, daß Sie mit Recht zweifeln können, ob ich lebe. Indessen ist dies ohne meine Schuld, denn mein Wille war zu schreiben nach Göttingen, wo ich Ihnen sogar eine interessante Bekantschaft zu machen wünschte, dann nach Berlin. Es scheint fast unglaublich, u. Sie müßten Selbst sehen, wie mir die Zeit dahingenommen wird, so daß ich zu nichts komme, was ich außer der Vorbereitung zu Collegien thun könnte. Darum dann nur einige Worte. Ich bin stets derselbige in meinem Herzen gegen Sie u. wünschte auch zu Ihrer Förderung in der Welt etwas beitragen zu können. Sagen Sie mir, ob u. wie ich das kann? — Schlegel ist wieder hier u. sähe gar gerne, daß Sie eine Zeitlang mit ihm arbeiteten. Wenn es ohne Beeinträchtigung Ihrer Aussichten geschehen könnte, so begreifen Sie wohl, d a ß mir dies lieb wäre. Tisch u. Wohnung bietet Ihnen Schi, freundlich an. Hier dann auch seine indische Probe. Haben Sie etwas für mich, so schicken Sie es mir. Ich g r ü ß e nebst den meinigen Sie u. die Ihrigen herzlich u. hätte viel, viel mit Ihnen zu reden. Kommen Sie doch wenigstens auf kurze Zeit. Ganz der Ihrige Windischmann. Mit den Augen gehts Gottlob! immer besser. 46. Liebster, verehrtester Freund! Sie erhalten diese Zeilen durch die Güte meines Freundes Scholz, der sich recht darauf freut Sie kennen zu lernen und der sich Ihnen

I. Briefe, zw. Fr. Bopp u. K. J. Windischmann. am besten selber empfehlen wird. Daß der Antrag der Preuß. Regierung, wovon ich Ihnen früher geschrieben habe, in Erfüllung gegangen, werden Sie wahrscheinlich durch Schlegel erfahren haben, an welchen ich vor einigen Wochen geschrieben. Gestern erhielt ich eine Entschließung der bayr. Regierung, die mich sehr befremdete und mich keineswegs befriedigt. Man versagt mir die Annahme der Berliner Professur, wegen der bedeutend. Unterstützung, die ich genossen habe; man bietet mir aber keine Professur in Bayern dagegen an, sondern blos Hoffnung; b e y e r s t e r s i c h e r g e b e n d e n G e l e g e n h e i t will man mich mit einem angemessenen Gehalte in Bayern anstellen. Wie angemessen der Gehalt seyn wird, und wann sich wohl die erste Gelegenheit darbieten könnte (etwa wenn ein Hebräisch lesender Prof., denen ich allen ein langes Leben wünsche, mit Tode abgeht) dieses bleibt mir zu errathen übrig. Um mich jedoch nicht ganz trostlos zu lassen bietet man mir auf ein Jahr eine Unterstützung von 1000 Gulden und verstattet mir dieses Jahr zuzubringen, auf welcher Universität ich für gut fände, ja sogar als Privatdozent Vorlesungen zu halten mich zu erbieten (so heißhungrig bin ich nicht nach Vorlesungen). Mein Entschluß ist nun, weil man sich aaf die mir verliehene Unterstützung beruft, deren Rückerstattung an die Kön. Ak. der Wissensch, anzubieten, und jetzo förmlich um meine Entlassung einzukommen, weil sich noch keine Stelle in Bayern für mich vorfindet, denn die Gewißheit kann ich für eine zu ungewisse Aussicht nicht hingeben, dies kann mir Niemand für Undankbarkeit auslegen. Mich verlangt endlich einmal selbständig zu werden und nicht von Jahr zu Jahr suppliziren zu müssen, oder fortwährend eigene Aufopferungen zu machen, was mir unmöglich. Somit ist die größte Wahrscheinlichkeit, mein vortrefflichster Freund, daß wir bald wieder Landsleute werden, ich will mich mit Dank der Preußischen Regierung hingeben, die mich viel artiger behandelt als die Bayrische, und den Wissenschaften lebend will ich versuchen, ob ich unserem schönen Süddeutschland entsagen kann, wo ich übrigens 2 Monate des Jahres zuzubringen gedenke. Es war mir recht erfreulich Hr. Prof. Sack hier kennen zu lernen und mit ihm recht viel von Ihnen zu sprechen. Leben Sie recht wohl, mit den herzlichsten Grüßen an Ihre liebe Familie Berlin den 16ten Oktober 1821 stets Ihr treuer meine Adresse: Freund Bo Letzte Straße No. 28. PPViele Grüße an Schlegel. 47. Bonn 5. Jan. 1822. Lieber Freund! Hundert Dinge haben mich gehindert, eher zu schreiben, nur einzig nicht Verminderung meiner Liebe zu Ihnen, die ich Ihnen bis ans Ende unserer Tage widmen werde. Gott gebe Ihnen alles Heil im neuen

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Jahr, fortdauernde und wachsende Zufriedenheit u. Wohlgefallen an Ihrer jezigen Stelle. Mir u. uns allen hat Er durch Seine Gnade vieles gegeben — vor allem den freien u. gesunden Gebrauch meines Gesichts seit dem 30. Aug., da der edle, so vielfach schändlich mishandelte, fromme Fürst Hohenlohe nach einer zwischen uns getroffenen Verabredung für mich betete u. das hl. Meßopfer hielt u. viele andre Priester u. Layen in derselben Stunde sich mit ihm vereinigten. Von dem Augenblick an ist die große Lichtscheue, Reizbarkeit u. Wundht der Augen verschwunden u. die Sehkraft so gestärkt, daß bis jezt auch die lezten Reste der neblichten Sehhindernisse im Abziehen begriffen sind u. die Augen, Gottlob, Licht in Masse, Rauch, Schnee u. was Sie wollen, ertragen; nur, so Gott will, mögte ich keine Würfe u. Stöße mehr daran aushalten. Mag dies nun dem Geist dieses Zeitalters gefallen o. nicht, e s i s t w a h r , u. ich werde es auch öffentlich bezeugen, in einer Schrift, worin ich den dämonischen Leichtsinn u. die Verkehrtheit der jezigen Philos. u. Medizin aufzudecken mich bestrebe, indem ich zugleich meine dem wahren Arzt höchst merkwürdige Krankengeschichte von 5 vollen Jahren einfach erzähle. Danken Sie Gott mit mir für diese Gnade, deren Erfolg Sie wohl auch an dieser meiner Schrift bemerken. Ein anderes erfreuliches Ereigniß ist, daß meine älteste Tochter Wilhelmine den Prof. Juris Walter, einen sehr wackeren, fleißigen und talentvollen jungen Mann von bester Gesinnung am 27. Dec. geehelicht hat, woran Sie gewiß auch freundlichen Antheil nehmen. Ihre Anstellung in B. vermuthete ich, so wie Sie mir schrieben, d a ß Sie dahin gingen. Man liebt dort die Ostentation. Daß ich Ihnen über d i e s e ganze Sache nicht eher schrieb, als jezt, nachdem sie abgethan ist, werden Sie wohl begreifen, wenn Sie bedenken, in welchem Verhältniß ich zu Ihrem Engagement an Bayern stand. Ich war besorgt um Sie, ohne Ihnen weiter rathen u. helfen zu können, da Ihre Schritte bereits geschehen waren u. bin nun froh, daß man Sie von Bayer. Seite so sehr honett behandelt u. Ihnen die Thür offen läßt, die ich Sie j a nicht Sich zuzuschließen bitte; denn es könnten Tage kommen, wo es Ihnen in B. nicht mehr behagen dürfte, wie ich dergleichen j a auch hier in vollem Maas erlebt habe. Dann ist es gut an e i n e n Ort nicht gebunden zu seyn. Uebrigens wünsche ich Ihnen von Herzen die Freude u. Lust der Arbeit, das Gelingen guter u. ersprieslicher Werke u. sorgfältige Bewahrung des Seelenheils, welches an einem Ort, wo die Meisten vom Dünkel u. von der Eitelkeit leben (u. wo der religiösen Verwirrungen u. feinster Irrthümer so viele sind), wohl ernstlich gefährdet werden kann. Ich freue mich gar sehr Sie in den Ferien bei uns zu sehen. Schlegel wird Ihnen auch nächstens schreiben. Einigermaßen war er frappirt über Ihre Anstellung. Wir grüßen Sie von Herzen. Wie oft möchte ich bei Ihnen [sein] o. Sie bei mir, denn in B. könnte mir nicht leicht wohl werden — ich hätte Vieles mit Ihnen zu sprechen. Für S i e als einen jungen Mann ist es gut, sich eine Periode seines Lebens an einem solchen llauptorte herum zu treiben. Gott laß es Ihnen wohl gehen, wie es mir täglich besser

I. Briefw. iw. Fr. Bopp u. K. J. Windischmann.

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geht in i n n e r e r Zufriedenheit u. besonders mit raeinen Augen. Ganz der Ihrige Windischmann. (Scholz, den ich aufrichtig liebe, läßt Sie grüßen u. wird Ihnen bald schreiben.) 48. Liebster F r e u n d ! Dieser Brief solte schon vor 14 tagen abgegangen s e y n ; aber ich konnte nicht und j e t z t m u ß ich Sie bitten, mir desto schleuniger in einem ostensiblen Schreiben darauf zu antworten. Schlegel ist in einigem Zorn über Sie und ruft mich zur Vermittlung auf. Er klagt, Sie w o l t e n . wie er von Berlin gehört, seine mühsam erworbenen Sanscritlettern sogleich nach Berlin h a b e n , und es sey doch billig, d a ß er zuerst Gebrauch davon mache, um so mehr, da Sie doch mancherlei an denselben auszusetzen hätten u. ihm dadurch sein Verdienst beim Minist, offenbar schmälerten, da dieses doch kein Urtbeil über die Sache haben könnte. Er klagt ferner, d a ß Sie über seine Indische Bibliothek so ganz stille schwiegen, die doch nun schon lange in der Welt s e y , i n d e ß er doch Ihren Nalus ins deutsche Publikum eingeführt habe. Es sey doch wohl schön gewesen, wenn Sie ihm gleiche Ehre erwiesen u. ein ö f f e n t l i c h e s Wort gesprochen h ä t t e n , denn mit Privatworten sey ihm in solchen Dingen nicht gedient. Es sey ihm leid, wenn er mit Ihnen in Streit gerathen solte, aber auch diesen brauche er nicht zu scheuen u. s. w. Alle diese Uisverhältnisse sind mir unangenehm, besonders da sie zwischen Männern herein zu brechen drohen, welche sich in so wichtigen Aufgaben eher vereinigen, als von einander scheiden solten. Und bei (fiesen Misstimmungen h a t doch der jüngere immer zu bedenken, d a ß es schön ist, dem älteren und manchfaltig verdienten Mann, dem jezigen Genossen auf einer gleichen L a u f b a h n , Ehre zu geben. Was Freund Schi, zu sagen i s t , habe ich ihm alles gesagt, besonders auch wegen seines cavalieren Benehmens gegen Sie in Paris u. dgl. m. Auch habe ich ihm die Eitelkeit u. Glanzsucht genugsam gerügt. Indessen fühle ich w o h l , d a ß , was ihn am tiefsten verlezt die ihm genommene Aussicht nach Bl. zu kommen ist, welche er, wenn er vielleicht nie hingegangen wäre, doch gerne offen g e w u ß t hätte. — Ich bitte Sie nun recht dringend, den kleinen Groll, den Sie gegen ihn haben und den Sie schon früher durch die gewiß nicht passende und löbliche Vorenthaltung des Nalus gegen ihn wenigstens mir zu erkennen gaben, ganz fahren zu lassen und mir eine freundliche Erklärung f ü r ihn zu schreiben. Das habe ich ihm indessen schon dringend genug gemacht, d a ß er sobald als möglich für den T y p e n a b g u ß für Berlin sorgen m ü ß t e durch Einsendung der Matrizen. Wir hoffen, d a ß Sie wohl sind. Uns geht es, Gottlob, gut und mir täglich noch immer besser, wofür ich nie genug danken kann. Schicken Sie mir doch etwas Merkwürdiges aus den Veda's,

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Purana's etc. etc., wie Sie mir schon in Wiesbaden versprachen. verlange sehr. Herzlichen Gruß von uns allen. Unveränderlich der Ihrige Bonn 28 Febr. 1822. Windischmann.

Ich

49. Mein verehrtester Freund. Da ich schwerlich in bevorstehenden Ferien die Freude haben werde Sie zu sehen, so kann ich mir das Vergnügen nicht versagen Sie einstweilen mit einigen Zeilen heimzusuchen. Ich mache mir darüber Vorwürfe, d a ß ich dieses nicht schon längst gethan, allein die vielfältigsten Litterarischen Beschäftigungen haben mich genöthigt in diesem Jahre mit Briefen außerordentlich sparsam zu seyn. Ich war indessen im Geiste recht oft bey Ihnen und denke immer mit dem größten Vergnügen an die angenehmen und schätzbaren Stunden, die ich in verflossenem Herbste mit Ihnen zugebracht, und freue mich der neuen Beweise der herzlichen und aufrichtigen Freundschaft, welche Sie mir gegeben haben. Durch unseren Freund Scholz hatte ich das Vergnügen zuweiJen von Ihrem und Ihrer theuren Familie Wohlbefinden Nachricht zu erhalten. Hr. v. Schlegel hat die Güte gehabt mir das 4te Heft seiner Ind. Bibl. zuzuschicken. Ich bitte Sie ihm einstweilen meinen verbindlichsten Dank abzustatten; ich werde ihm bald schreiben. Wenn er nicht die Gewohnheit hätte, meine Briefe unbeantwortet zu lassen, oder gar etwas ganz aufrichtig gemeintes übel zu denken nnd mir zum Vorwurfe zu machen, so würde ich ihm vielleicht schon geschrieben haben. Allein ich bin so saumselig im Briefschreiben, daß es nicht vielerlei Gründe bedarf es ganz zu unterlassen. Nächstens denke ich mit dem Drucke einer deutschen Uebersetzung des Nalus anzufangen, woran ich mir viele Mühe gegeben habe und die nun ganz vollendet istt In den Anmerkungen werde ich auf Schlegels Recension Rücksicht nehmen und ihm aufrichtig entweder beistimmen oder ihn zu widerlegen suchen, sowie es meiner Ueberzeugung gemäß ist. Ich hoffe aber ihm keinen Anlaß zum Mißfallen zu geben. Es sollte mich freuen, wenn meine deutsche Nachbildung ihm einigen Beyfall abgewinnen könnte. Nach den Ferien wird auch der Druck meiner Sanskrit-Grammatik beginner. Ich habe sie deutsch geschrieben um den möglichsten Grad der Deutlichkeit und Leichtigkeit erreichen zu können. Diese Arbeit, wovon das Wichtigste bereits vollendet, war mir ein wahres Vergnügen, weil nach dem was die Engländer geleistet noch ungemein viel an einer natürlichen, klaren und vollständigen Entfaltung des Baues der Sprache zu thun übrig blieb. Ich konnte mich also überall frey und selbständig bewegen, ohne etwa nur mit weniger Veränderung und Umgestaltung das Vorhandene wieder zu geben. — Ich habe in diesem Sommer in der Akademie eine Abhandlung über vergleichende Zergliederung des Sanskrits und der verwandten Sprachen gelesen und habe darin besonders von den Wurzeln und den Pronominen der lten und 2ten Person gehandelt, welche mir reichhaltigen Stoff zu

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B r i e f « , zw. Fr. Bopp u. K. J. Windischmann.

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Bemerkungen und Vergleichungen darboten. Ich habe neben den früher verglichenen Sprachen auch das Lettische, Littauische, Alt-Preußische und Slawische aufgenommen. Meine Abhandlung hat Theilnahme gefunden und ist zur öffentlichen Vorlesung in der Leibnitzischen Sitzung gewählt worden. Bey den Wurzeln habe ich zugleich die Semitischen Sprachen berücksichtigt und bin in dieser Beziehung etwas tiefer eingegangen als in meiner Englischen Abhandlung. Wenn es Sie interessirt, will ich Ihnen diese Stelle schicken, oder wenn Sie es wünschen die ganze Abhandlung. Zu einer vollständigen Vergleichung des Sanskrits mit den Semitischen Sprachen habe ich noch nicht kommen können. Ich halte es für besser nach und nach einzelne Punkte der Grammatik einander entgegen zu stellen; man geht auf diesem Wege tiefer ein. Ihnen etwas Oberflächliches zu schicken kann ich mich nicht entschließen; ich achte Sie hiezu viel zu hoch. Darum habe ich Ihnen auch noch nichts über die Veda's geschickt; ich hoffe, mein theuerster Freund, Sie erkennen hierbey keinen bösen Willen. Der Mahä Bhärat hielt mich noch immer zu fest umschlungen. So lange ich nicht meine beträchtlichen Sammlungen dieses gigantischen Epos herausgegeben habe, bin ich zu etwas anderem nicht wohl zu brauchen. Mit Hegel hatte ich das Vergnügen über Sie zu sprechen; es war mir recht erfreulich wahrzunehmen, daß er sehr viel Achtung und Liebe für Sie gewonnen hat. In Berlin gefällt es mir immer mehr und mehr, ich fühle wenig Verlangen es je wieder zu verlassen, glaube auch nicht, daß es dazu kommen wird. So sehr ich Baiern in anderer Beziehung liebe, so ziehe ich als Gelehrter bei weitem Preußen vor. Die Preußische Regierung weiß die Wissenschaften ohne alle Vergleichung besser zu würdigen und Zu befördern. Darum ist es angenehm ihr anzugehören. Leben Sie recht wohl und erhalten Sie mir stets Ihre mir überaus schätzbare Freundschaft, und wenn Sie mir eine große Freude machen wollen, so können Sie dies nicht besser als durch eine schriftliche Nachricht von Ihnen und Ihrer werthen Familie Wohlbefinden. Derselben bitte ich Sie mich freundlichst zu empfehlen. Auch bey Hr. v. Schlegel bitte ich mich in geneigtem Andenken zurückzurufen. Wird seine Ausgabe des Bhagavadgita bald erscheinen? Man kann die Calcuttaische neben der seinen nicht mehr ansehen, obwohl die vielen Fehler der Calcutter Ausgabe von der Art sind, daß sie dem Kenner keine Schwierigkeit machen. — Meinen Freund Scholz bitte ich Sie mir vielmal zu grüßen. Mit unwandelbarer Freundschaft und Hochachtung Berlin den 16t. Juli 1823. Ihr treuer Bopp. 50. Bonn, 3 Maerz 1824. Liebster Freund! Mein langes Schweigen kann ich nur durch einen anhaltenden

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A n h a n g .

Drang von Arbeit entschuldigen; denn obgleich mich Ihre ebenfalls 3 Vierteljahre dauernde Sprachlosigkeit gegen mich einigermaßen kränkte, da ich doch erfuhr, d a ß Sie andern indessen mehremal geschrieben hatten, so war doch jenes durchaus nicht Wiedervergeltung, sondern allein das angegebene lag zum Grunde. Lassen Sie uns also ohne weiteres wie vor Zeiten mit einander sprechen. Ich weiß zwar nicht, wie es Ihnen jetzt geht, aber ich hoffe, d a ß Sie fortdauernd zufrieden sind und ebenso auch unsrer fortdaurend in Liebe gedenken. Schöner wäre freilich, wenn wir an e i n e m Orte zusammen lebten, ich hätte Sie gar oft etwas zu fragen, und wir wollten freundliche Gespräche zusammen führen, die auch dem Geiste förderlich seyn sollten — indessen m u ß man sich ergeben. Was Sie nur immer Sonderbares über das Hebräische in Beziehung auf das Indische haben, theilen Sie mir doch bald mit. Ich bin jetzt mit Eifer über der Geschichte der Philosophie, um deren endliche Herausgabe zu bereiten. Ich bitte Sie also dringend. Nach Ihrer Abreiße von hier (im 7 b e r 1822) hatte ich noch einige Erklärungen mit A. W. Schi., mit dem ich zwar immer noch in freundlichem Verhältnisse stehe, der aber doch seit jener Zeit bei weitem nicht m e h r so vertraulich gegen mich ist als früher. Indessen hat er doch manchmal Gelegenheit gehabt, sich zu überzeugen, daß ich es ehrlich mit ihm meinen kann, wenn ich auch andern Freunden Gerechtigkeit wiederfahren lasse und d a ß ich troz unsern anderweitigen Differenzen in politischen Principien dennoch das persönliche Verhältniß mir nicht trüben lasse. Ich sehe daher seine Lauigkeit ruhig an und halte ihm stets ein dienstbereites Herz offen. Die persönliche Zusammenkunft mit Hrn. Prof. Hegel (kurz nach Ihrer Abreiße) hat mich zu meiner Freude in den Stand gesetzt, über wichtige Punkte mit ihm zu näherem Verständniß zu kommen, mehr als es durch Bücher geschieht oder gar durch das, was man von einander hört. Obgleich wir noch eine wesentliche Differenz untereinander haben, so hoffe ich doch, daß wir selbst von dieser noch manches beseitigen werden, so weit es unsere Verschiedenheit im religiösen Standpunkte zuläßt. Ich hatte mir eine ganz andere Persönlichkeit nach den Bildern, welche seine Feinde mir vorhielten, mir vorgestellt u. dagegen seine wirkliche Persönlichkeit sehr lieb gewonnen, und sehe es als eine recht erfreuliche Fügung a n , daß wir zusammen gekommen sind. Eine neue Schrift werden Sie von mir erhalten haben. Ihr Interesse daran kann dem Gegenstande gemäß nicht sehr groß seyn. Aber ich wolte Ihnen doch zeigen, daß ich an Sie denke. Gott erhalte Sie heiter und fleißig. Viele Grüße von den meinigen. Von Herzen der Ihrige NB. Ich habe, um jeden AufWindischmanu. enthalt zu vermeiden, den Brief an Hegel geradezu gehen lassen.

I. Briefw. zw. Fr. Bopp u. K. J. Windiscbmann.

77*

51. Camberg 30 Sept. 1826. Erst jezt, mein theurer Freund, komme ich nach einem schweren Sommer, worin auch meine geliebte Frau emstlich krank war (doch jetzt Gottlob! wieder wohl ist) u. worin sich Arbeit auf Arbeit häufte und dann nach einer Badecur in Wiesbaden dazu, Ihnen einige Worte zu sagen. Ihr freundliches Schreiben hat mir große Freude gemacht und ich nehme fortdauernd den herzlichsten Antheil an Ihrem Wohlergehen u. an Ihrem häuslichen Glück. Möge Sie Gott stets geleiten u. stärken, daß Sie nur zu seiner Ehre wirken und in Ihm Ihren wahren Frieden suchen. Ihre wissenschaftlichen Fortschritte u. Ihre mühsamen Arbeiten werden dann um so besser gedeihen u. um so größeren Nutzen stiften. Was Sie mir von Freund Hegel sagten, hat mich sehr erfreut; ich wünschte nur, d a ß ich endlich ein Wort von seiner Hand sähe u. inich seiner Bestimmung im Wesentlichsten erfreuen dürfte. Grüßen Sie ihn herzlich. Solte es Ihnen möglich seyn, mir einiges wichtige u. noch unbekannte Metaphysische u. auch anderes aus den Veda's mitzutheilen, so bitte ich Sie dringend darum, da der Druck meiner kritischen Gesch. d. Philosophie wahrscheinlich mit December beginnt. In Bonn ist ein fleißiger junger Theologe, (Vullers mit Namen) der sich gründlich mit dem Arabischen u. Hebr. beschäftigt. Er gibt jetzt auf Freytags Anrathen einen Gesang des — — heraus, den ich Ihnen, so bald er fertig ist, zuschicken werde. Dazu aber gehört die baldige Uebersendung der arabischen Lettern, die Sie Fr. zugesagt haben. Ich bitte Sie daher, dies zu beschleunigen u. empfehle diesen in jeder Hinsicht wackeren jungen Mann u. seine Angelegenheit Ihrem gütigen Andenken. Grüßen Sie Ihre liebe Frau recht herzlich u. gedenken Sie freundlich Ihres (Mein Sohn Moriz Lieber etc.) väterlichen Freundes Windischmann. 52. Bonn 5 April 1827. Dank, mein geliebter Freund, für Ihre neuliche Zuschrift; aber wie schmerzlich habe ich es vernommen, daß Sie so trauriges erfahren haben. Ihre liebe Frau, die wir freundlich grüßen, ist nun hoffentlich wieder ganz hergestellt u. Ihr Töchterchen möge Gott gedeihen lassen. Der Tod der guten Luise ist mir nahe gegangen, ich will in diesen Tagen einige Zeilen an Edelmann schreiben. Der Ueberbringer dieses ist Herr Ampère, ein junger franz. Gelehrter aus Paris, der sich emstlich mit der deutschen Litteratur bekannt machen will. Auch mit der orientalischen ist er viel umgegangen u. wird sich darum Ihres belehrenden Umgangs sehr erfreuen u. Sie hinwiederum werden einen talentvollen in jeder Hinsicht sehr schätzbaren Mann an ihm finden, den ich Ihnen bestens empfehle. Die Sache des guten Vullers lassen Sie Sich doch j a recht angelegen seyn. Er geht j e t z t , vor-

78«

A n h a n g .

erst auf Kosten seiner Eltern, nach Paris, und es ist sehr zu wünschen, daß er bald unterstüzt werde. Der 8te Bogen meines Buchs ist im Saz. Ich hoffe, das Orientalische insbesondere soll Ihnen Freude machen; aber aucli das Griechische ist, so wie ich es darstelle, noch nicht aufgefaßt worden in den Büchern über Gesch. der Philos., u. diese Darstellung dürfte vielleicht nicht ohne Interesse seyn, da sie nichts aus der Luft greift, sondern auf der Basis vieljähriger Studien ruht. Wir grüßen Sie mit Ihrer lieben Frau recht herzlich. Mit unveränderlicher Liebe der Ihrige Windischmann. 53. [2. Jan. 1829.] Geliebter Freund! Vor allem meinen herzlichsten Wunsch, daß Gott Ihnen und Ihrer lieben, guten Frau und theuren Kindlein Seinen heiligen Segen im neuen Jahre geben und letzteres insbesondere vom lieben Christkinde auf der Bahn des Heils geführt werden möge. Ihre freundliche Aufnahme meines Buchs hat mich sehr erfreuet. Das Indische, hoffe ich, soll Sie noch mehr befriedigen, denn da hatte ich die schöne Gelegenheit, den gründlichen Dr. Lassen um jedes Wort zu fragen und alles recht sicher zu stellen, wozu er denn wirklich aufs hülfreichste mir die Hand geboten hat. Hätte ich beim Sinesischen Remusat so in der Nähe gehabt, so hätte ich ihn ebenso, wie Lassen, bis auf's Blut ausgefragt und mit ihm geforscht und philosophirt. So wird nun manches zu berichtigen seyn und insbesondere bitte ich, Hrn. v. Humboldt gelegentlich nebst verehrungsvollem Gruß zu sagen, daß er es nicht zu scharf mit mir nehme. Die philosophische Kritik war mir die Hauptsache; im Philologischen lasse ich mich gern belehren. Welche Freude war mir Ihre gütige Sendung —- ein schönes Neujahrsgeschenk! wofür ich Ihnen von Herzen danke. Und gerade an der rechten Stelle ist es gekommen. Solche kleine, schöne Fügungen Gottes gehen seit dem Anfang der Arbeit mit mir, und ich kann nicht genug danken. Schon längst wollte ich Sie um Unterstützung aus dem Mahab. bitten, da Lassen mich versicherte, daß viel dort zu schöpfen wäre, besonders für die a l t e G e s c h i c h t e , weit mehr und fabelloser als im Ramaj. Aber ich kam vor Arbeit nicht zum Schreiben. Jetzt kommen Sie mir so schön entgegen. Tausend Dank! — aber auch noch eine Bitte. L. sagt mir, im XII Buch des Mahab., in dem Mokscha Dharma überschriebenen Abschnitt sey ein Fragment i n d i s c h e r N a t u r p h i l o s o phie. Wollten Sie mir dies nun wörtlich mittheilen? Auf rhytmische Uebertragung verwenden Sie ja keine Zeit, denn es eilt, da der Druck schon beim 5ten Bogen ist. Ueberhaupt soll in dem Abschnitte mit der Aufschrift Dharma noch manches stecken. Und nun noch eine Bitte, die ich gerne in diesen Brief einschließe,

I. Briefw. iw. Fr. Bopp u. K. J. Windischmann.

79»

weil ich jetzt keinen zweiten schreiben kann. Wollen Sie doch meinem Freund Schulze, den ich a u f ' s herzlichste g r ü ß e , gelegentlich (etwa, wenn Sie ihn in Gesellschaft sehen) sagen, ich empfehle seiner gütigen Aufmerksamkeit einen Dr. D e y k s , der jezt am Gymnasium in Düsseldorf ist. Dieser hat schöne Geschichtsstudien gemacht u. wünscht als Privatdozent im historischen Fache hier aufzutreten, was sehr wünschenswerth wäre, da wir [für] mittlere u. neuere Geschichte außer Hüllmami niemand haben, Hüllmann selbst wünscht seine Anstellung. Leben Sie wohl und seyn Sie mit Ihrer F r a u , die uns allen sehr lieb geworden, herzlichst gegrüßt. Auch Hegel gelegentlich meinen Gruß. Meine Darstellungen der wahren Lage des indischen Alterthums werden ihn hoffentlich etwas mehr damit versöhnen. Ich verwerfe mit ihm die Uebertreibuugen in Scbäzung dessen, was bei den Indiero wirklich ist, aber ich wünsche eben so sehr, daß jedem sein Recht eingeräumt werde. Mit unwandelbarer Liebe der Ihrige Windischmann. Mein Friz dankt sehr, er hat die Buchstaben schon g r o ß e n t e i l s gelernt und wird den Sommer bei Lassen hören. (Ihr Bruder ist ein treuer, guter Mann, dem es auch behaglich wird unter uns.) 54. Am 29. März 1829. Lieber Freund! Vor allem meine herzlichsten Glückwünsche zu dem Segen Ihrer Familie. Ich hätte schon längst geschrieben, glaubte aber immer mit meinen Indicis eher fertig zu seyn u. so Ihnen auch etwas schicken zu können. Indessen hat sich dies durch vielfache quälende Folgen meines vorjährigen schweren Leidens, durch Krankheit meiner lieben Frau, durch ungeheure Arbeitslast u. Schwierigkeit der Untersuchungen verzögert. In 4 Wochen ist endlich, so Gott will, die erste Lieferung von Indien in Ihren Händen u. ich bitte dann baldmöglichst eine kleine Anzeige etwa nach Güttingen o. in die Jahrbücher zu machen, wenn Ihnen die Sache zusagt. Ob man freilich in den Jahrb. etwas mich betreffendes aufnehmen wird, weiß ich nicht. Mein Freund Hegel soll so wohlwollend gewesen seyn, in seinen Vorlesungen öffentlich zu sagen: ich müßte die chines. Arbeit aus seinen Heften über Philos. d. Gesch. genommen haben. Es ist m i r freilich eine ganz gleichgültige Sache, wenn ich dergleichen höre, aber um s e i n e t w i l l e n thuts mir leid, denn es waren gleich einige Zuhörer dabei, die mich arbeiten gesehen und den andern sagten, das sey unverschämt. Ich habe 18 Jahre lang die Universalgeschichte vorgetragen, ehe H. daran dachte, sich um die Gesch. zu bekümmern, habe schon als Knabe mir Sammlungen über chines, u. oriental. Alterthümer gemacht, die Principien des chines. Reichs u. Alterthums schon inehrmal z . B . im J. 1807 u. 181.'} öffentlich u. gedruckt ausgesprochen, so daß ich mit gleichem Recht sagen könnte, er habe sie von mir. Und was die Ausführung des Einzelnen betrifft, so haben wir wohl aus

80*

Anhang.

denselben Qnellen geschöpft u. Uebereinstimmangen mußten sich finden, wenn wir beide die Wahrheit ins Auge gefaßt haben. Ich habe vielmehr vermieden, von Heften, die mir zu Gebote gestanden hätten, Gebrauch zu machen u. jeder wird erkennen, daß doch seine Darstellungen, so weit sie mir bekannt geworden die Quellen nicht ganz verdauet in sich haben. Wenn also jene Aeußerung im Collegio factisch ist, so ist sie mir zugleich ein Beweiß, wie leicht sein freundliches Verhältniß zu mir zu trüben war u. wie wenig mein Vertrauen auf seine aufrichtige Gesinnung gegen mich sich rechtfertigt. (Vom Indischen wird er nicht sagen, es sey aus seinen Heften, denn sein Zusammenwerfen aller indischen Principien in eine Masse und Brey wiederlegt sich durch die Darstellung der Sache von selbst). Auch Hrn. v. Humboldt scheint aus mancherlei Gründen mein erster Band nicht anzumunden; ich werde ihm jedoch, ohngeachtet er mir nicht einmal in einer höflichen Form geantwortet und mich gar keiner Erwiederung werth gehalten hat, den 2 t. Band zuschicken; aber ohne weiteres Schreiben. Dies sind die Dinge, aus denen ich mir im wesentlichen gar keinen Kummer mache. Sie gehören mit zu den übrigen Schnödigkeiten u. Misgünsten, die mich überall verfolgen u. die ich gewöhnt bin. Ich wünsche, daß Ihnen meine Arbeit so einleuchten möge, daß Sie wenigstens sie einiger Anerkennung werth halten, was mir als von einem Sachkenner kommend erfreulich und erheiternd seyn würde, dessen ich doch auch bedarf, so lange ich noch ein Uensch bin. Grüßen Sie Ihre liebe Frau aufs beste von uns allen u. segnen Sie Ihre lieben Kinder in meinem Namen. Gott mit Ihnen. Von Herzen der Ihr H. Bruder ist sehr fleißig; Ihrige ich hoffe, er wird ein gutes Examen Windischmann, machen. 55.

Bonn 30 Jul. 1829. Geliebter Freund! Vor allem den herzlichsten Dank für Ihre freundliche Gabe, die mir viele Freude gemacht hat. Die Einleitung zu Ihren Uebersetzungen hat mir um so mehr zugesprochen, da sie mich in vielem bestättigt hat, worin ich mir allein nicht ganz zu vertrauen wagte. Besonders aufmerksam hat mich Ihre Bemerkung über das gekünstelte der Ableitung des Wortes Brahma von vrih gemacht, die man überall wiederholt, weil man über jenes Wort nichts besseres weiß. Haben Sie eine gegründete Vermuthung über die Etymologie desselben, so theilen Sie mir dieselbe doch ja recht bald mit. Sollte vrih damit zusammenhängen, so wäre es wohl zunächst in der Bedeutung des deutschen: Brechen, aufbrechen, auseinanderbrechen, eine Ausdehnung des untheilbar Einen in das gränzenlos Weite, und dies könnte dann mit einer Vorstellungsweiße zusammenhängen, von welcher im Verlauf meiner Arbeit die Rede seyn wird. . . .

I. Briefw. zw. Fr. Bopp u. K. J. Windlscbmann.

81*

Ich höre von I h r e m B r u d e r , d a ß Sie die Güte haben w o l l e n , eine Anzeige meines Buchs zu machen und d a n k e Ihnen im voraus. Behalten Sie mich l i e b , was mir um so w ü n s c h e n s w e r t e r i s t , da ich mehr und m e h r erfahren m u ß , wie vielfach ich mich in Personen, denen ich j e d e r zeit Liebe e r w i e s e n , geirrt habe und wie wenigen die W a h r h e i t theuror ist, als ihr Vorurtheil und ihre subjective Meinung. Mein Leben ist durch solche und viele a n d e r e schwere P r ü f u n g e n , doch so m ü r b e geworden und w ü r d e d e r L a s t , die es d r ü c k t , unterliegen, wenn mein innerstes V e r t r a u e n nicht auf Gott gesezt wäre. Darf ich hoffen Sie in Maynz oder Wiesbaden zu sehen, wohin ich gegen den 2 0 s t e n August gehe? Ich hätte gar vieles mit Ihnen zu r e d e n : D a ß Sie unserm eitlen Freund v. Schi, etwas a b g e g e b e n , schadet ihm gar nichts. Er l ä ß t sich schwer z u r e c h t w e i ß e n und ich h a b e , seitdem ich ihm vor J a h r e n über sein Benehmen gegen Sie den T e x t gelesen, kein Einfluß mehr auf ihn. Wir g r ü ß e n Sie mit Ihrer lieben F r a u aufs beste. Gott segne Sie und Ihre Kinder. Ihrem B r u d e r w e r d e ich in Bezug auf sein E x a m e n so behülflich s e y n , als ich es vermag. Von Herzen der Ihrige Windischmann.

Berlin (Ion 21 Nov. 182!). Entschuldigen Sie, vereintester F r e u n d , meinen späten aber innigsten Dank f ü r das mir höchst erfreuliche Geschenk, welches Sie mir d u r c h Ueberschickung Ihres vortrefflichen W e r k e s über Indien gemacht haben. Ich habe dasselbe mit Bedacht u n d dem lebhaftesten Interesse gelesen und die Tiefe der Gedanken b e w u n d e r t , so wie den meisterhaften, hinreißenden Vortrag, den man selten mit so ernsten nnd schwierigen U n t e r s u c h u n g e n vereinigt findet. Zugleich habe ich aber auch bei j e d e r Seite meine eigne Schwäche gefühlt u n d e r k a n n t , d a ß ich zu voreilig gewesen mit dein Versprechen von Ihrem W e r k e eine Anzeige zu m a c h e n . In d e r T h a t kann ich aus einem solchen W e r k e n u r Belehrung schöpfen, aber zu einem öffentlichen Urtheile d a r ü b e r fühle ich mich nicht competent. Ich habe die speculative Philosophie, in die ich u n t e r Ihrer trefflichen Leitung eingeführt worden, seitdem ich ein selbständiges Feld von Untersuchungen an der Sprachwissenschaft gewonnen habe, ganz verlassen. Ich fühle zu sehr, d a ß wer sich der Philosophie nicht ganz hingeben k a n n , darauf verzichten m u ß über ein so gediegenes philosophisches Werk öffentlich zu r e d e n ; die gehörige wissenschaftliche Würdigung kann nur dem Philosophen von Fach anheiin fallen. Mir ist von allem was Indien anbelangt, die Sprache das wichtigste, und n u r in Zergliederung ihres Organismus, in U n t e r s u c h u n g e n über ihr V e r h ä l t n i ß zu den v e r w a n d t e n Dialekten und ihre Bedeutung in der allgemeinen Sprachenwelt trete ich mit wahrer Lust und innigem Vertrauen als Schriftsteller auf. Sie erhalten auch beiliegend wieder einen Beweis Lefmnnu.

Franz

Bo^ij).

f1

Anhang. meiner Thätigkeit in diesem Fache. Von den Quellen der Indischen Philosophie ist mir aber noch viel zu wenig bekannt, um vom Standpunkte der Philologie aus darübeT urtheilen zu können. Der Holwellischen Urkunde, welche Sie in Ihrem Werke inittlieilen, kann ich kein Vertrauen schenken, sie hat mir zu sehr das Ansehen von Verschmelzung verschiedenartiger Elemente. Dies thut aber meines Erachtens den Hauptergebnissen Ihrer gelehrten Forschungen keinen Eintrag, da sie sich weniger auf dieses einzige Fragment als auf den ganzen Umfang der bis jetzt zugänglichen indischen Litteratur sich stützen, woraus Sie den Grund-Charakter der indischen Denkart, Religion und Poesie bestimmen, welche letztere ich unter anderen S. 868 mit sehr treffenden Zügen bezeichnet finde. Ueber das Wort brahman weis ich, was seinen Ursprung anbelangt, nichts zuverlässiges zu sagen; mit unserem b r e c h e n hängt es seiner Wurzel nach nicht zusammen, denn dieses stimmt besser zum indischen bhak-tum, lateinisch fractum. Warum brahman S. 553 vereinigt mit dem Einigen, Großen heißen soll, sehe ich nicht ein. Sie gründen sich vielleicht auf die Identität des Namens mit dem des Gottes Brahman. Hegel hat sich gegen mich über den Eindruck, den Ihr Brief auf ihn gemacht hat, nicht geäußert. Humboldt, der jetzt ganz in Tegel wohnt, sehe ich sehr selten, und habe daher auch noch nichts von ihm über Ihr Werk vernommen. Leben Sie recht wohl. Meine Frau und ich grüßen Sie uud Ihre liebe Familie recht herzlich. Stets Die Einlagen bitte ich gefälligst zu Ihr treuer Freund ihrer Bestimmung zu befördern. Bopp. 57. Theurer Freund!

Bonn -1 I)ec. 1829.

Herzlichen Dank für Ihren freundlichen Brief und Ihr neues Geschenk, was meinem Friz, der nun schon ziemlich im Sanskrit orientirt ist, großen Nuzen bringen wird. Die Einlagen werde ich heute noch besorgen. So leicht aber, mein alter Freund, wie Sie mir entschlüpfen wollen, lasse ich Sie nicht los. Ihre eigenen Arbeiten haben mir wohl bewiesen, daß Sie der Philosophie nicht den Rücken gekehrt haben. Und sollten Sie Sich auf das Philosophische auch nicht näher einlassen wollen, so ist es ja doch keine schwere Aufgabe, den Gang meiner Darstellungen zu bezeichnen und den Eindruck auszusprechen, den diese Arbeit auf Sie gemacht hat. Eine solche kurze Anzeige würde ich als ein rechtes Zeugniß der Freundschaft ansehen und mit dem innigsten Dank anerkennen. Auch wäre es mir um so wiinschenswerther, da die Ungunst mich in den Berl. Jahrbüchern nichts erwarten läßt, und man auch sonst u. anderswo von solchen Büchern nicht gerne spricht, die nicht hervor-

I.

Brief«-, zw. Fr. Bopp u. K. J . Windischmann.

83*

gehoben werden s o l l e n . In den Göttingischen Anzeigen wäre wohl ein Pläzchen dafür. Was die Hollw. Urkunde betrifft, so habe ich wohl voraus gesehen, daß sie ein Stein des Anstoßes seyn wird. Ich habe sie nur ganz problematisch und als Frage behandelt, u. alles im Verlauf des Buches kann nicht besser eingeleitet werden, als durch eine solche Vorfrage, die gleich das I n n e r s t e der Lehren betrifft. Die Darlegung der Sache selbst berichtigt dann aber selbst den eigentlichen Werth und Inhalt jener Frage, die nicht umgangen werden durfte, weil sie noch unerörtert ist 11. führt auf die Ausscheidung des N i c h t i n d i s c h e n in jener Urkunde. Also stoßen Sie Sich nicht weiter daran — der Fortgang wird Ihnen das Nähere zeigen. H. v. Humboldt hat inir mittlerweile sehr freundlich geantwortet, recht eingehend in die Sache und befriedigend. Ich werde ihm bei Uebersendung der letzten Abtheilung schriftlich danken. Hegel läßt nichts von sich hören. Ich habe ihm freilich Dinge gesagt, die er nicht läugnen kann, u. er thut nun, als ob ich ihn gröblich beleidigt hätte. Indessen hoffe ich, er findet sich wieder; wo nicht, so tliut es mir leid um ihn. Ich habe nie etwas gethan, was ihn mit Recht kränken könnte. Mir aber hat er solches gethan, was ich ihm endlich sagen mußte, aber von Herzen verzeihe. Ihr Bruder ist fleißig in seiner Vorbereitung zur Lehrerprüfung. Ich habe ihm eine deutsche Arbeit gegeben, die ihm zusagt. Nebst den herzlichsten Grüßen von mir und den meinigen an Sie u. Ihre liebe Frau bin ich unveränderlich Dr. Lassen dankt u. wird Ihr Freund nächstens schreiben. Windischmann.

F*

II.

Briefwechsel

zwischen A. W. Schlegel und Fr. Bopp. (1815—1829.) 1. Coppet IG Avril 1815. Mein theuerster Herr und Freund, Ich bin so plötzlich von Paris abgereist, daß ich zu meinem großen Leidwesen nicht von Ihnen habe Abschied nehmen können. Ich hatte Auftrag ertheilt, Ihnen Fr. Schlegels Indien wieder zuzustellen, es ist aber versäumt und das Buch unter den meinigen mit eingepackt worden. Die Liste ist noch nicht hier, ich erwarte sie aber nächstens u. werde Sorge tragen, Ihnen mit erster Gelegenheit dieses Buch ohne Unkosten wieder zustellen zu lassen. Ich habe an Hr. Langles geschrieben, und ihn gebeten, die für mich angekommnen Indischen Bücher Hr. Baron von Stael zuzusenden, der Ihnen beyden seine Adresse wissen lassen wird. Hr. Langles könnte es aber vergessen, ich bitte Sie daher selbst zu ihm zu gehen und meine Angelegenheit zu betreiben. Wollten Sie auch gefälligst die Einlage an Treuttel u. Würtz bestellen, u. sich zugleich erkundigen, ob sie sich den Amarasinha für mich haben verschaffen können oder nicht? Im letzteren Falle bestellen Sie solchen entschieden ab, und bitten Sie Langles, das nächstemal wann er Bücher kommen läßt, ihn für mich mit zu verschreiben. Ich werde mich demnächst wieder mit allem Kifer an die Indischen Studien begeben, und hoffe dabey hier weniger Zerstreuungen ausgesetzt zu seyn als in Paris. Wahrscheinlich bringe ich den ganzen Sommer auf diesem angenehmen Landsitze zu, wenn wir nicht durch die öffentlichen Begebenheiten in unsrer ländlichen Ruhe gestört werden. Recht sehr muß ich es aber beklagen, daß es mir nicht wenigstens noch einige Wochen länger vergönnt gewesen, den Ramayana mit Ihnen zu lesen; es würde mir beträchtlich weiter geholfen haben, und ich wiederhohle Ihnen meinen lebhaftesten Dank fiir Ihre gütigen Bemühungen. Ich werde verabredeter Maßen an den Kronprinzen von Baiem

II.

B r i e f « , zw. A. W . Schlegel u. F r . Bopp.

85*

s c h r e i b e n , aber ich h a l t e den g e g e n w ä r t i g e n A u g e n b l i c k n i c h t für günstig dazu:

die F ü r s t e n

h a b e n j e t z t g a n z andre Dinge im K o p f e

förderung der W i s s e n s c h a f t e n .

Man m u ß erst s e h e n ,

zum K r i e g e oder zum F r i e d e n Wollen

Sie, daß

hat,

den

Herausgebern

der Heidelberger

im F a c h c der Indischen

Ramayana

n i c h t , weil mir s o l c h e

seitig sich anziehende

nur

Jahrbücher

Litteratur

einzu-

Sie

Ohne Zweifel

zu reisen gesonnen

Bemerkungen,

bestens zu erwiedern s u c h e n .

ein

theilen S i r mir

Zweifel u. s. w. m i t ;

U e b e r h a u p t bitte ich S i e ,

Mit a u s g e z e i c h n e t e r

kann,

Hochachtung Ihr

Coppet

ergebenster A.

de Vaud

es

w e n n ich Ihnen

rechnen.

Meine A d r e s s e : Canton

Ihre

ich werde

a u f irgend eine W e i s e , aus der F e r n e oder N ä h e , nützlich w e r d e n i m m e r a u f mich zu

Ver-

gegen-

ist.

S e t z e n S i e sich doch mit mir in B r i e f w e c h s e l , Entdeckungen,

sollten

würden S i e

zu machen h a b e n , d a e r nach A s i e n ,

Mittheilungen

nach Thibet

noch

verursacht.

bekannt?

suchen.

sich

Gelesen h a b e ieh es

Ekel

Humboldt

mit ihm a n z u k n ü p f e n

zwar i n s b e s o n d e r e

anzuzeigen.

Salbaderey

S i n d S i e mit Hrn. von

neuen

Be-

Dinge

I c h s e h e , d a ß Görres. der nichts von der S p r a c h e v e r s t e h t ,

angemaßt

hältniß

die

die

neigen.

ich den

v o r s c h l a g e , S i e zu R e c e n s i o n e n laden?

als

ob sich

W . von

Schlegel.

Suisse.

( V e r s c h a f f e n S i e s i c h doch

etc.) 2. Bonn d. 5ten März 20.

Schon

längst h a b e ich

schreiben w o l l e n ,

Ihnen,

mein

theuerster

Herr

und

Freund,

um I h n e n zur Herausgabe Ihres Nalus G l ü c k

zu

wün-

s c h e n , und I h n e n an m e i n e m T h e i l fiir diese F ö r d e r u n g der B r a h m a n i s c h e n S t u d i e n den herzlichsten musterhaft,

Dank

zu sagen.

und ich d a r f sagen

mal g e l e s e n ,

und k a u m drey b i s

ist v o r t r e f f l i c h :

Die R i c h t i g k e i t d e s T e x t e s

vier D r u c k f e h l e r e n t d e c k t .

diese E p i s o d e m a c h t ein Ganzes a u s ;

f a ß l i c h , und a l l e s ,

Sitten,

Leidenschaft,

der Indischen P o e s i e zu Das Buch

ist

ii. e s b e d a r f nun

setzung und die A n m e r k u n g e n über den Universelle

finden

für

den

ersten

die

und das

mäßig

Begriff von

U n t e r r i c h t als

Auch

Zustand Ich

anzuzeigen,

haben

foderte,

durch Ueber-

w a s ich von in e i n e m

benutze

den

Bibliothèque

meine nächste M u ß e ,

ich d e n k e in den W i e n e r

einem

Aufsatze

der Indischen P h i l o l o g i e ,

übersetzt, in der Genfer

der

kann,

Sie

wörtliche l a t e i n i s c h e

gerade das geleistet,

fehlerhaft

werden.

B u c h nach Verdienst

durch

Herausgeber neulich

gegenwärtigen freylich

ist

allgemein

o h n e h i n , wie ich höre, nicht m e h r haben

weiter k e i n e r Chrestomathie.

wahrhaft philologischen

Wahl

geben.

Vergleichung der H a n d s c h r i f t e n ,

Sie f r a n z ö s i s c h ,

Verwickelung,

und

geeignet den vortheilhaftesten

ist weit a n g e m e ß n e r

Hitopadesa, den man j a

Die

die G e s c h i c h t e

unendlich i n t e r e s s a n t ; die D a r s t e l l u n g ist zugleich erhaben eingemischte W u n d e r b a r e ,

ist

b e y s p i e l l o s : ich habe alles z w e y bis d r e y -

um das

Jahrbüchern.

86*

Anhang.

Die einzige Seite Ihrer Arbeit, die ich nicht unbedingt loben kann, ist die Lateinische. Ich will darauf keinen sonderlichen Nachdruck legen, daß die Uebersetzung häufig in classischerem Latein und doch wörtlicher hätte abgefaßt werden können. Bey den zusammengesetzten Bevwörtern wäre der Sprachgebrauch der älteren Lateinischen Dichter, z. B. incureicercicumpecus, zu benutzen gewesen. Scaliger hat davon in seiner Uebersetzung der Orphisclien Hymnen ein schönes Beyspiel gegeben, und neuerdings Hermann bey Uebertragung der mythologischen Namen aus dem Griechischen, wiewohl seine Deutungen oft nicht zu billigen sind. Ein wesentlicher Mangel scheint es mir aber, daß Ihre Uebersetzung für den, welcher das Original nicht vergleichen kann, in vielen Stellen ganz unverständlich bleiben muß. Auch sind Ihnen eigentlich grammatische Fehler entschlüpft, selbst in den Noten, wo Sie durch nichts gebunden waren. ZB. p. 211 steht interpretantur als Passivum, p. 216 ebenfalls. Ebenso p. 205 usitatur. p. 179. mirüsimum: unerhört! Doch dieß sind Einzelheiten; weit wichtiger ist es. daß die Ausdrücke u. Wendungen dem Geiste ächter Latinität im ganzen nicht gemäß sind. Befragen Sie darüber einen Kenner, wenn Sie meinem Urtheile nicht trauen. Ich habe jetzt vor, auch etwas Lateinisches drucken zu lassen, aber ich lege mein Manuscript mehreren philologischen Freunden zur Prüfung vor, um meiner Sache gewiß zu seyn, u. dieß rathe ich Ihnen auch für die Zukunft. Verzeihen Sie meine Offenherzigkeit der freundschaftlichen Gesinnung. Was mir unser gemeinschaftlicher verehrter Freund von Ihren Arbeiten und ferneren Unternehmungen aus Ihren Briefen mitgetheilt, hat mir lebhafte Freude gemacht. Wenn Sie nach Deutschland zurückkommen, so wollen wir, denke ich, einander in die Hände arbeiten. Erlauben Sie mir, Ihnen einige Fragen vorzulegen, und Sie um Nachrichten von den neuesten Erscheinungen im Fache der Indischen Litteratur zu bitten. Ich sehe, Sie haben das Wörterbuch von Wilson noch nicht gehabt? Ist gar keine Hoffnung da, daß dieß lange angekündigte Werk endlich erscheinen wird? Wäre es Ihnen nicht möglich, mir das Wurzel-Lexicon von Wilkins zu verschaffen? Hat es in der Tliat Vorzüge vor dem Careyschen? — Ist Wilkins wirklich stark in der Auslegung schwieriger Texte? Sic haben natürlich seine Uebersetzung des Bhagavad-Gita loben müssen, von der wir doch wissen, wie es damit beschaffen ist. Seine Uebersetzung des Hitopadesa ist ein einziges großes Mißverständniß, u. noch in seiner Grammatik hat er hier und da ganz einfache Zeilen falsch gedeutet. — Wilkins hat sich gegen mich sehr grob betragen; ich habe ihm zweymal geschrieben, ein Mitglied des Parlaments hat die Briefe an ihn gefördert u. er hat mit keiner Sylbe geantwortet. — Ist von Colebrooke noch etwas zu erwarten? Mir fehlen noch folgende Originale: die Gesetze des Manu — Bhagavad-Gita — Gita Govinda. Wenn Sie Gelegenheit haben, diese Bücher zu kaufen, beym Buchhändler, in Auctionen oder sonst aus der Hand,

II. Briefw. zw. A. W. Schlegel u. Fr. Bopp.

87*

so werde ich Ihnen unendlich verbunden seyn, und Sorge tragen, die Auslage schleunigst zu erstatten. Auch den K i r a t - A r j uni y a habe ich noch nicht. Mit diesen Ausnahmen ist meine Sammlung der in Devanagari gedruckten Texte ziemlich vollständig. Sie sind glücklicher als ich. mein Freund, Sic können Ihre ganze Muße auf dieses Eine Studium verwenden. Mir bleiben bey meinem Akademischen Lehramt nur Nebenstunden dazu übrig. Ich hatte eine Dissertation angekündigt: De usu linguae Brachmanum sacrae in caussts linguae Latinae et Graecae iiulagandis, als Probe eines größeren Werkes. Ich werde aber wohl gleich zur Ausführung dieses letzteren schreiten, welches heißen soll Etymolog ¡cum ?iocum s. Synopsis linguarum, Indien?. Graecae, Latinae, Etruscae, Gothicae, Anglosajconicae, Franci8 u. 8o z. B. kann man schon ziemlich weit ausreichen. Es freut mich sehr, daß Sie sich für die kleine Sanskritschrift interessiren, und daß Sie so gütig sind, mich mit Ihren einsichtsvollen Bemerkungen zu unterstützen. . . . Es leidet keinen Zweifel, daß das Ministerium Ihnen die Kosten zu einem Gusse dieser kleinen Schrift bewilligen werde. Sie werden sie zu den Anmerkungen und Scholien Ihres Ram. nicht entbehren können. Ich habe absichtlich den kleinsten Kegel für diese Schrift gewählt, weil sie für Anmerkungen, Wörterbücher, Abhandlungen u. s. w. bestimmt ist, überhaupt um untermischt mit Deutsch oder Lateinisch zu erscheinen, damit man um einzelner Sanskritwörter willen nicht nöthig habe ein Werk mit ganz großer Lat. Schrift

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Anhang.

drucken zu lassen. Ich glaube, daß eine kleine Schrift fiir das Auge nicht anstrengend ist. wenn man in einem Werke mir 7,erstreute einzelne Stellen darin zu lesen hat. So hätte sie sich, wie mich dünkt, für die Regeln in meiner Grammat. gut geeignet; die Beispiele hätte man durch die große Schrift mehr ins Licht stellen können. Der Deutlichkeit wegen ronßte ich bei der kleinen Schrift etwas mehr in die Breite gehen; denn Deutlichkeit mußte doch vor allem berücksichtigt werden Humboldt sagte mir, er wolle Ihnen schreiben: er ist jetzt sehr viel mit Auslegung aegvptischer Inschriften beschäftigt. Ihre vortrefflichen Anmerkungen zu Humboldts Abhandlung erweckten in mir die Sehnsucht nach einer neuen Ausgabe der Hitopadesa. Von England aus scheint mir nicht viel zu erwarten. Ich denke die Wörter des Hitop. in mein Glossar mit aufzunehmen, um hierdurch dem Werke eine größere Verbreitung in England zu sichern, da der Hit. in den Händen eines jeden Schülers in Hertfort ist. Es freut mich sehr aus Ihrem Briefe zu erfahren, daß es mit Ihrem Ram. gut voran geht. In warmem Interesse für das Gedeihen der Indischen Phil, nehme ich den lebhaftesten Antheil daran. — Könnten Sie sich nicht aus Indien, durch Ihre Verbindungen daselbst, eine Handschrift mit Scholien verschaffen? . . . Der König hat genehmigt der Asiatischen Gesellschaft ein Geschenk mit dem hier bestellten Guß des Sanskritschrift zu machen, was mich recht freut, und was man in Paris gewiß gut aufnehmen wird. Von Chezv ist aber nicht viel zu erwarten; vielleicht werden seine Schüler mehr leisten. Leben Sie recht wohl und erhalten Sie mir Ihre freundschaftlichen Gesinnungen. Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung verharre ich stets Ihr ganz ergebenster Bopp. 13. L o n d o n , d e n 5 t e u Febr.

I82(i.

Hochwohlgeborner Herr Professor, Hochgeehrtester Freund! Sehr spät erfülle ich mein Versprechen. Ihnen von hier aus zu schreiben, so oft und dringend ich es mir auch vorgenommen habe nnd so sehr ich wünsche, mich dadurch zu der angenehmen Hoffnung zu berechtigen mit einem Brief von Ihnen beehrt zu werden. Der Grund meiner Zögerung liegt, wie Sie mir gerne glauben werden, in meiner überhäuften Beschäftigung in Vergleichung meiner Auszüge des Mah., des bereits gedruckten wie des noch ungedruckten. Haughton hat kurz nach meiner Ankunft eine höchst wichtige Handschrift von Puna erhalten. mit einem anderen Commentar, nämlich von catuvbhujax eine ähnliche von mir früher noch nicht benutzte Handschrift befindet sich in der Colebrookischen Sammlung. Diese beiden Handschriften geben mir wichtige Lesarten, und stimmen unter sich eben so überein wie auf

II.

Briefw. zw. A. W . Schlegel u. Fr. Bopp.

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d e r a n d e r e n Seite die' Handschriften mit Xilakantha's Scholien, d. h. sie weichen mir in Schreibfehlern von einander ab. F.inc a n d e r e wichtige Handschrift ist in der Bibliothek d e r Asiatischen Gesellschaft und diese Handschrift wird mir nun auf den A n t r a g des Major T a d d , d e r viel freundschaftlicher und gefälliger ist als Wilkins, mitgetheilt w e r d e n . Der Nalns hat durch meine neue Vergleichung nicht wenig A u f k l ä r u n g e n erhalten, und Sie werden mir erlauben Ihnen einige Beispiele mitzutheilen Ich w ü r d e Sie bitten mir Ihre ferneren kritische Beobachtungen initzutheilen, wenn es mir nicht ein Vergnügen machte zu versuchen, wie weit ich es selber bei einer '2teil Auflage in Correktheit des T e x t e s und der Auslegung zu bringen im Stande seyn d ü r f t e . Ich behalte mir a b e r , mit Ihrer gütigen E r l a u b n i ß vor, Ihnen den Abdruck der 2ten Auflage, ehe ich sie erscheinen lasse, zu Ihrer P r ü f u n g zu übersenden, und ich werde mir zur Ehre r e c h n e n , die Verbesserungen, die Ihr kritischer Scharfblick nicht ermangeln wird Ihnen einzugeben, am Schlüsse des W e r k e s abdrucken zu lassen, wenn Sie die Güte haben wollen, mir zu diesem Zwecke Ihre Ansichten über die Stellen mitzutheilen. bei welchen Sie meine Auslegung o d e r den Text wie ich ihn gebe, nicht billigen. Mit großer S e h n s u c h t sehe ich der Erscheinung des l s t e n Bandes Ihres R a m . entgegen, u n d hoffe auch, d a ß Sie u n s bald mit einem anderen Hefte der Indischen Bibliothek erfreuen w e r d e n . — Mit Sir Alex. J o h n s t o n bin ich hier b e k a n n t geworden, und finde an ihm einen der liebenswürdigsten und freundschaftlichsten Engländer. Ich w e r d e erst im April London verlassen und b e d a u e r e , d a ß ich schwerlich das Glück haben werde Sie in Berlin zu s e h e n , wo ich nicht vor E n d e April's a n k o m m e n w e r d e , hoffe a b e r , d a ß Sie mich, zum E r s a t z , bald mit einem Briefe beehren und Ihr freundschaftliches Wohlwollen e r halten werden Meine A d r e s s e : Ihrem ganz ergebensten 4 3 . Windsor Terrace City Road. F r . Bopp.

14. B e r l i n , d e n ¿ 0 . J u n i '28.

Indem ich Sie, mein verehrtester F r e u n d , mit wenigen Zeilen herzlischst b e g r ü ß e , ersuche ich Sic ergebenst, mir aus der Bonnischen Universitäts-Druckerei Richtkegel von Ciceroschrift gütigst zu übersenden, oder sie unmittelbar der Dekkerischen Schriftgießerei z u k o m m e n zu lassen. Der Gießer w ü n s c h t sie so wenig abgenutzt als möglich. Sobald die Richtkegel angekommen, w e r d e ich d a f ü r sorgen, d a ß die vor k u r z e m vom Ministerium f ü r Sie bestellte kleine Sanskrit-Schrift so schnell als möglich gegossen werde. Mich Ihrer freundschaftlichen Gewogenheit empfehlend verbleibe ich mit d e r vollkommensten Hochachtung Ihr ergebenster Bopp.

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A n h a n g .

15. Herliu ili-u ¿11. De.-. 1827. Sie erhalten hiermit, mein verehrtester F r e u n d , das dritte Heft meiner Grammatik, welches ich Sie freundlich aufzunehmen und mit Nachsicht zu beurtheilen bitte. Es sollte mich sehr freuen, wenn Sie in m a n c h e n P u n k t e n , worin ich von meinen Vorgängern abweiche, mir Ihren Heifall schenken könnten. Auf die Versehen, die Sie wahrnehmen, bitte ich um so mehr, mich gütigst a u f m e r k s a m zu machen, als ich in n ä c h s t e m S o m m e r eine lateinische Ausgabe werde drucken lassen. Die beiden ersten Hefte sind g r ö ß t e n t e i l s v e r k a u f t , und da mir der j u n g e Burnouf angezeigt h a t , d a ß er eine französische Uebersetzung herausgeben wolle, so m u ß ich eilen, dieser mir unwillkommenen F.hre durch eine lateinische Ausgabe z u v o r z u k o m m e n . Die Fortsetzung Ihrer scharfsinnigen B e m e r k u n g e n über meinen Nalus würde icli ebenfalls mit g r o ß e m D a n k a u f n e h m e n , denn ich glaube, d a ß die Ausgabe vergriffen i s t , u n d w e r d e sobald ich darüber G e w i ß h e i t h a b e , zu einer neuen schreiten. Ich glaube n u n d e r wahren B e d e u t u n g der I'rä'p. ni, worüber ich f r ü h e r im Ungewissen w a r , auf die S p u r g e k o m m e n zu seyn, besonders d u r c h den Gegensatz von ucca und ntca (S. 355). Ich wünschte in dieser Beziehung mich Ihrer Beistimmung rühmen zu können. Es k n ü p f t sich daran eine n e u e Auslegung von n-iedta was ich durch u n t e r d e m W i n d e r k l ä r e , mit aller Achtung für den scharfsinnigen A u s w e g , den Sie gefunden h a b e n , um auch mit der dem ni gewöhnlich zugeschriebenen Bedeutung, bei der E r k l ä r u n g von nirdta auszureichen. — Der E r s c h e i n u n g des ersten Bandes Ihres R a m a j a n a sehe ich mit Ungeduld entgegen. Wenn Sie bald einen A b g u ß der Notenschrift w ü n s c h e n , so bitte ich Sie mir doch die Richtkegel Ihrer Cicero-Schrift zu s c h i c k e n ; so bald ich diese habe werde ich den Gießer so viel als möglich zur Beschleunigung antreiben. Es wird jetzt die neue Sanskritschrift gegossen, womit die neue A u s g a b e meiner neuen Gramm, u n d mein Glossar gedruckt w e r d e n soll. Dazu wird sie sich besonders g u t eignen . . . Meine Grammatik wird auf diese Weise um die Hälfte kleiner u n d wohlfeiler Mit der hochaclitungsvollsten Freundschaft Ihr ergebenster Bopp. 16. Herlin, den 30. Min/ 182S. Erlauben Sie mir, verehrtester F r e u n d , Ihnen in dem Ueberbringer dieser Z e i l e n . Hr. Stenzler, einen j u n g e n sehr talentvollen Orientalisten zu e m p f e h l e n , der sich im Sanskrit unter Ihrer einsichtsvollen Leitung weiter auszubilden wiiuscht und d a n n auf zwei J a h r e nach Paris gehen wird. Er treibt das Sanskrit erst seit einem halben J a h r e , hat a b e r außerordentlich schnelle Fortschritte g e m a c h t . Ich habe noch nie w i e

II.

Briefw. zw. A. W . Schlegel ti. Fr. Bopp.

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d i e s m a l in e i n e m S e m e s t e r m e i n e 4 E p i s o d e n , u n d d a s B r u c h s t ü c k in meiner Grammatik durchnehmen können. Zuletzt l i e ß ich noch ein u n iibersetztes Stiick aus m e i n e n h a n d s c h r i f t l i c h e n S a m m l u n g e n ü b e r s e t z e n , nnd Hr. S t e n z l e r n e b s t e i n e m Dr. B e n a r y , e b e n f a l l s ein s e h r t a l e n t v o l l e r u n d eifriger j u n g e r Mann, b e s t a n d e n zu m e i n e r g r o ß e n B e f r i e d i g u n g a u c h diese P r o b e . Ich s c h m e i c h l e mir also, d a ß Sie Hr. S t e n z l e r I h r e r A u f m u n t e r u n g u n d L e i t u n g w ü r d i g f i n d e n w e r d e n , u n d v o r b e r e i t e t , in die schwierige J o g a - L e h r e d e r B h a g a v a d - G i t a sich zu v e r t i e f e n o d e r den Hamas u n d L a k s c h m a n a s in die W i l d n i ß zu b e g l e i t e n . Möchten Sie u n s b a l d mit e i n e m T h e i l e I h r e r e r s e h n t e n A u s g a b e des K a m a v a n a zu H ü l f e k o m m e n , ich v e r l a n g e s e h r d a r n a c h . Einstweilen m u ß ich mich mit e i n e r Episode des Mah. b e g n ü g e n , die ein kleines R a m a j a n c h e n vorstellt u n d sich die Freiheit n i m m t I h r e n Helden R a m a s zu b e s i n g e n u n d d a r n a c h rdmopukhyanam zu h e i ß e n . Sie ist n i c h t so d u r c h g r e i f e n d schön wie d a s ndlopa"; doch e n t h ä l t sie s e h r a n z i e h e n d e Stellen. D e n R a u b der Sita u n d die E r o b e r u n g von L a n k a ist der Hauptgegenstand. N ä c h s t e n S o m m e r lasse ich einige a n d e r e E p i s o d e n d r u c k e n mit einem Glossar u n d A n m e r k u n g e n , l a t e i n i s c h : e i n e U e b e r s e t z u n g g e b e ich a b g e s o n d e r t in d e u t s c h e r Prosa. G e n e h m i g e n Sie die V e r s i c h e r u n g d e r h o c h a c h t u n g s v o l l s t e n F r e u n d schaft Ihres e r g e b e n s t e n Bopp. 17. Bonn (1. 5 teil Mai 1821». Ich w a r lange stark in I h r e r S c h u l d , m e i n v e r e h r t e s t e r H e r r u n d F r e u n d , sowohl mit Briefen als m i t S e n d u n g e n . E n d l i c h h a b e ich Gelegenheit e t w a s a b z u t r a g e n . E i n E x . vom 1 sten B a n d e d e s R ä m ä y . f ü r Sie ist in d e m P a c k e t an d a s Ministerium a b g e g a n g e n ; es w i r d vielleicht bereits o d e r doch bald in I h r e n H ä n d e n sevu. Der T e x t m e i n e r kritischen A u s g a b e d e s H i t ö p a d e s a ist a u c h f e r t i g g e d r u c k t ; ich h a b e g e b e t e n , das n a c h Berlin g e s e n d e t e E x . a n H r n . St. M. v o n H u m b o l d t a b z u g e b e n ; sobald die V o r r e d e d a i s t . w e r d e n Sie eines e r h a l t e n ; in d e r 2 t e n u. 3 t e n A b t h e i l u n g w e r d e n k r i t i s c h e A n m e r k u n g e n u. e i n e L a t e i n . U e b e r setzung f o l g e n , die e r s t e r e v o n Dr. L a s s e n , die z w e i t e von m i r a u s g e arbeitet. D a z u b r a u c h e ich n u n die k l e i n e n L e t t e r n , w o v o n d a s Ministerium l ä n g s t d e r hiesigen U n i v e r s i t ä t s - D r u c k e r e i einen G u ß von e i n e m C'entner bewilligt h a t . Ich s e h e , d a ß Sie seitdem auch die L e t t e r n von mittlerer G r ö ß e v o l l s t ä n d i g e r h a b e n a n f e r t i g e n lassen. Die e i n f a c h e n gefallen mir z u m T h e i l g a n z w o h l , a b e r die u n t e n a n g e f ü g t e n Vocale u, ti u. rf scheinen mir m i s r a t h e n zu s e y n ; das rl besonders h a b e ich e r s t gar n i c h t e r k a n n t . Um zu s e h e n , w a s ich a m b e s t e n b r a u c h e n k a n n , m u ß ich ein P r o b e - E x e m p l a r v o n j e d e r S o r t e in H ä n d e n h a b e n , w e l c h e s j a w o h l vorläufig aus i h r e m S e t z k a s t e n g e n o m m e n w e r d e n k a n n . Die v e r s c h i e d e n e n A r t e n , d i e s e l b e Letter zu g i e ß e n , m ü ß t e mit d a r u n t e r begriffen seyn. Ich w ü n s c h e d i e s e s alles in einem kleinen K ä s t c h e n , als U n i v e r s i t ä t s - S a c h e an Hrn. G e h . Rath v. R e h f u e s a d r e s s i r t u. b a l d m ö g -

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Anhang.

liehst zu erhalten. Vermuthlich werde ich die kleinsten zuerst angefertigten Lettern vorziehen, u. dabei nur einige Ergänzungen u. Verbesserungen vorsehlagen. Ich schreibe deswegen gleichzeitig an Hrn. Prof. Liehtenstein. Einer neuen Ausgabe Ihres Nalus sehe ich mit wahrer Freude entgegen. Meine kritischen Bemerkungen werden Ihnen gern dabei zu Dienste stehen, nur mit der Bedingung, bei denen, wovon Sie Gebrauch machen, meinen Namen zu nennen, wie es Haughton gemacht hat. Die nach Berlin mitgenommene Copie ist mir, ich weiß nicht wie. abhanden gekommen. Aber dieß tliut nichts, ich habe den ersten Entwurf, auch fällt mir bei meinen Zeichen am Rande alles wieder ein. Ich schicke diese Bemerkungen dann Lateinisch abgefaßt; über einen Hauptpunkt, die unächten Verse, werde ich mich nach der Erklärung in der Vorrede zum Rämäy. kürzer fassen können. Die Wahl des Nalus war die glucklichste von der Welt. Ich gestehe, Ihre übrigen Episoden sind mir zu fragmentarisch, zu sehr aus dem Zusammenhange gerissen. Warum geben Sie uns nicht lieber etwas ganzes, z. B. das erste Buch. Daraus würde man den Gang u. Charakter des Gedichtes besser kennen lernen. Die Weißagung des Dhritaräshtra's ist ja etwas ganz herrliches. In Ihrer Grammatik habe ich manchc feine Bemerkungen, auch einige mir neue gefunden; aber ich habe auch, wie es zu gehen pflegt, gegen Methode u. Inhalt allerlei Einwendungen zu machen. Zuvörderst gegen den Titel: ich glaube, meine Abneigung rührt noch von einer schreckhaften Erinnerung an das weitschweifige u. geistlose Buch von Adelung her. — Ohne Zweifel enthält Ihre Grammatik weit mehr, als für den nächsten praktischen Zweck, den Schülern in der Lesung der alten Epiker u. Gnomiker fortzuhelfen unentbehrlich ist. Die Indischen Grammatiker wollten lehren, wie man die Sprache mit vollkommner Correetheit sprechen u. schreiben soll. Diesen Zweck haben wir nicht; aber ein a u s f ü h r l i c h e s System des Sanskrit sollte doch, denke ich, den kritischen Herausgeber alter Texte in den Stand setzen, in allen Fällen über die grammatische u. orthographische Richtigkeit der Lesearten zu entscheiden. Glauben Sie in der That. daß Ihr Buch dieß leistet? Ich wähle zum Beispiel das natvam. — Sie handeln davon § 94 a). 94 b). — Mit dieser Belehrung gerathe ich gleich bei dem Titel meines r d m d yanam ins Stocken. Denn warum nicht na? — Doch hierauf wäre in Ihrer Grammatik noch eine Antwort zu finden: ayanu soll ein UnädiAffix seyn. Meines Erachtens, wenigstens für diesen Fall, ein ungegründetes Vorgeben: der Name würde seine ganze Bedeutsamkeit verlieren. Und was sollen wir mit der Riesin svrpanukhd anfangen? Was soll ich meinen Schülern aus Ihrem Buche antworten, wenn sie fragen: warum nicht na? Hier ist doch die Compositum unläugbar. Schlagen Sie nur den Pänini nach: er handelt die Lehre in 39 Sütras ab: dazu kommen die Nebenbestimmungen der Commentatoren n. die Beispiele: es füllt 20 enggedruckte Seiten. U. doch finde ich über manche Fälle noch keine Entscheidung. Pänini's erstes, zweites n. vierzehntes sütram erschöpft

II. Briefw. zw. A. W. Schlegel u. Fr. Bopp.

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den ganzen Inhalt Ihrer beiden Paragraphen. — Sie schreiben trshnoti: Wilkins hat es ganz richtig mit n. Es ist ein jrubhnadi. welche Ausnahmen machen. — Ihr Paragraph § 110 enthält einen großen Irrthum. Sie meynen, alle mit n anfangenden Wurzeln seyen der Verwandlung in n unterworfen. Nicht doch! Nur die in den Wurzelverzeichnissen mit n geschrieben. Es bleibt eine gute Anzahl übrig, wobei die Verwandhing nach den bekannten Präpositionen nicht Statt findet, deswegen haben ja eben die Indischen Grammatiker so weislich das natca thatva eingeführt, das dem Gedächtnisse vortreffliche Hülfe leistet. Sie sagen nach Wilkins u. andern bei samskrta, sain&kära u. s. w. sei das s des Wohllauts wegen eingeschoben. Es kann hier gar nicht von einer zu vermeidenden Kakophonie die Rede seyn, sonst dürfte man ja nicht samkara sagen. Das Wahre ist. daß einige mit k anfangenden Wnrzeln, vornämlich k r , nach gewissen Präpositionen, in besonders modificirten Bedeutungen ein s vorsetzen. Meistens sind beide Arten der Composition, mit und ohne s vorhanden. Lesen Sie nur den Pänini, Sie werden alles hierüber beisammen, u. vortreffliche Aufschlüsse finden. Sie äußern die Ueberzeugung, daß das Studium der Indischen Sprache nicht durch Benutzung der einheimischen Grammatiker gefördert werden könne. Ich bin, wie Sie sehen, ganz entgegengesetzter Meynung. Den guten Wilkins, dem wir doch alle von unsern Lehrjahren her [?], Sie vielen Dank schuldig sind, züchtigen Sie häufig pharshtradandena berichtigen ihn durch Forster. Es ist wahr, sogar in den Paradigmen hat er viele Druckfehler. Wenn nun aber einer Ihrer Leser sagte: „Hr. Bopp hat mehr Zutrauen zum Forster, ich aber zum Wilkins; u. ich bleibe dabei." — Wie wollten Sie einen solchen Widerspänstigen zum Gehorsam bringen? Durch Beispiele? Das dürfte schwer halten, da manche Formen so selten sind. U. dann kommt es auch auf die Richtigkeit der Lesearten an. Es bleibt nichts übrig als die Autorität der alten Grammatiker. Sie bemühen sich, die Bildung des Sanskrit genetisch zu begreifen. Das ist vortrefflich. Wir haben hiezu ein Hülfsmittel, das den Ind. Grammatikern fehlte: die Sprachvergleichung. Sobald es aber darüber hinausgeht, bleibt doch alles conjectural, ohne eine historische Grundlage. Eine solche ist noch vorhanden: der abweichende Sprachgebrauch der Veda's. Ich kann mich nicht genug verwundern, daß Sie sich um diesen gar nicht bekümmert haben. Im Pänini u. dem Siddhänta-Kaumudi stehen Hunderte von Bemerkungen darüber. — Z. B. Sie stellen als Vermuthung auf, das hi des Imperativs sey ursprünglich dhi gewesen. Dieß ist eine Tliatsache: die Verba werden aufgezählt, die es in den Veda's noch haben. Die Abweichungen der alten Epiker u. Gnomiker sind nur ein Ueberrest aus jener früheren Epoche. Deswegen werden auch vuidika n. drsha als Synonyme gebraucht. Sie haben einiges dieser Art beigebracht, aber wie mich dünkt, an der unrechten Stelle — denn in das allgemeine Schema gehört es einmal nicht — u. allzu isolirt. Denn es ist

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A n h a n g .

dessen so viel, d a ß es einen starken Abschnitt ausfülle» wird. Sie ä u ß e r n , den Ind. Grammatikern scheine d i e ß gänzlich entgangen 7.11 seyn. Schwerlich! falls Ihre l,esearten u. Ihre Erklärungen die richtigen sind. Ks sind nicht Leute d a r n a c h , sich irgend etwas entgehen zu lassen. Auch ist dergleichen den Commentatoren ganz geläufig. Z. B. etc. L'observation que vous avez fait à ce sujet est d'autant plus heureuse, qu'il n'y a en grec que très peu d'exemples de ce genre. Outre les exemples que vous donnez j'ai trouvé encore TOÇ> qui forme 9u'{uu et xsr/u; formant le comparatif ttaasmv. S'il y a encore d'autres exemples, il n'y a personne qui les connaîtra mieux que vous. J'ai lu avec le plus grand interet toutes vos observations judicieuses contenues dans l'article sur la grammaire de Thiersch. J'oserai seulement, si vous voulez bien me le permettre, vous contester l'explication que vous donnez (p. 712) du pl. 3 p dad-atî. La terminaison entière de la 3 pers. pl. du près, est, si je ne me trompe, anti et non pas nti, c'est ainsi que vid forme vid-anti. Tous les verbes qui ont un redoublement rejetent le n ainsi: dad-ati, bibr-ati etc. pour dadanti, bibranti. Il est vrai que nayati devrait former nayânti pour naya-anti, mais Va et l'a sont elidé très souvent devant les voyelles des terminaisons, et j'ai parlé de ces élisions dans la réglé 47 de ma grammaire. Les grammaires anglaises ne font mention de ces élisions qui ont le résultat que çahkadhmâ forme le datif "dhme pour dhmâi que pâ forme apuè pour apôs (apâ-w), que pata forme apat-am pour apat-âm, de apat-a-am. La l r e personne du prétérit a toujours un a devant Ym, sans cela vid formerait avêt (avêd) pour avêt-am, car la forme avêdm serait aussi peu possible que avett (avedt), car le Sanscr. ne souffre pas deux consonnes.à la fin d'un mot, réglé qui a beaucoup d'influence sur les formes grammaticales, et dont Wilkins ne fait pas mention, à ce que je crois. Excusez, je vous en prie, ces détails minutieux et de peu d'importance. Je voudrais bien savoir comment vous trouvez la théorie generale sur la formation des cas que je donne dans ma grammaire, et dans laquelle je n'avais pas de predecesseurs. Je vous prie de vouloir bien me faire connaître tous les défauts que vous ou Mr. votre fils, y découvrez; cela me sera d'autant plus utile, que je compte à publier par la suite un abrégé de ma grammaire en Latin. J'ai lu avec beaucoup d'intérêt un article de Mr. votre fils sur l'infinit. Sanscr., inséré dans le Jour, asiat. Je suis tout a fait d'accord avec votre heureuse explication de u l c i s c i n e q u i t u r . C'est vraiment une analogie fort frappante avec la construction Sanscrite, et je vous demande la permission à inserer votre note sur ce passage dans l'édition Latine de mes episodes. J'aurai aussi occasion a en faire mention dans ma grammaire, quoique en général je m'abstienne dans cet

A n h a n g .

144*

ouvrage de toute comparaison avec d'autres langues. J e n'ai pas encore reçu les ouvrages dont vous faites mention dans votre lettre, et pour lesquelles j e vous fais mes remerciments sincères ainsi qu'à Mr. votre fils. Ce qui est inséré dans le journal asiat. est déjà dans ma possession, mon libraire m'ayant fait venir les 2 4 premiers cahiers. Mr. de Homboldt a reçu par son frère votre article sur Thiersch, dans le temps qu'il paraissait; et il a eu la bonté de m'en faire part de suite. Je lui ai remis votre lettre. J e prendrai plus tard la liberté à écrire à Mr. votre fils, dont j ' a d m i r e la connaissance profonde qu'il s'est acquise en peu de t e m p s du Sanscrit. Permettez moi de remarquer seulement ici Ch. 1 si. 5 il faut lire yufcta: pour yukto qui est une faute d'ecriture. Chant. V si. 3 3 a il faut lire çucismite. Ch. V si. 2 6 châyddvitîya signifie, j e crois, ce dont l'ombre est le second, c'est a dire accompagné de l'ombre. L'ombre de Nalus était, pouT ainsi dire, un second Nalus, mais les corps surnaturels des dieux ne jetaient d'ombre du tout. C'est par cela qu'on pouvait voir que Nalus était homme, et les autres des dieux. — Daignez agréer l'assurance de la haute considération et de l'amitié sincère avec laquelle j'ai l'honneur d'etre Monsieur

La fonte finie . . .

de

Votre très humble serviteur Bopp caractères Sanscrits pour la Société Asiatique

sera

9. Monsieur,

Paris 5 Janvier 1825.

La lettre que vous m'adressez en réponse à la mienne d'août m'est d'autant plus agréable, qu'elle prouve l'intention si flatteuse pour moi de ne pas laisser s'éteindre entre nous une correspondance où j'ai tant à gagner. J ' a d o p t e entièrement les observations philologiques extrêmement ingénieuses qui y sont contenues. Le phénomène de Tït'jtpaTai pour TSTOîrvxai m'avait fait illusion sur ce qui paraît être la véritable nature de la 3" personne plurielle en sanskrit, c'est à dire anti, au lieu de nti. Vos reflexions sur l ' a supprimé dans nayanti me semblent concluantes. En grec aussi, dans le dialecte primitif des Doriens, il y a une voyelle modale avant nti dans les verbes ordinaires; si bien que la terminaison est réellement W R I ( / - Ô O V Ï I , T U I T T O V - I ) ; dans les verbes en ¡J.t, qui répondent aux verbes sanskrits à redoublement, il n'y en a pas ( T I ' Ô E V T I , S I O O V T I , c. à dire T T ' - & £ V T I , 3I-8ivtt); il n'y en a pas non plus aux parfaits passifs quels qu'ils soient (kélovrctt, et au lieu de TÉTuir-vtai Tsxûœotxat). Voilà des analogies qui me paraissent vraies et j'aurais dû me borner à ces r e m a r q u e s , au lieu de donner de dadati une explication qui n'est pas satisfaisante. Il faut pourtant bien quil y ait une raison de cette suppression du n. Peut-être la trouverez-vous un jour. J e suis charmé de me rencontrer avec vous pour l'aspiration du radical qui ne se perd pas. J ' a i cité § 1 9 6 et 2 1 3 de ma grammaire les mots que j e connais pour être dans ce cas en Grec; ce sont les mêmes que

V.

145*

Briefw. zw. Fr. Bopp u. Burnouf, Vater u. Sohn.

vous citez dans votre lettre; plus '¡>¿'¿10, 0p£;o>; s'il y en a d'autres, ce n'est guère que i)f>u—u> dont le radical ip'ys se trouve dans Tp'j'fi] d é l i c e s et dans l-^pù'f-r^. Il semblerait que cbr, t a c t u s dût avoir l'esprit doux à cause de l'aspirée y . Je suis d'autant plus porté à le croire, qu'on dit h z - a y r , , à--a'foio[i.ai. Si cela était, il faudrait joindre î t t t u » à la liste précédente. Du reste le grec admet quelques exceptions, car i X r / ' j î devrait faire s).a'33u>v pour âÀa/ûuv ; mais ici la raison de l'exception est qu'il y a une syllabe intermédiaire. Si l'on peut considérer ^33(ov pour contraction d'èXaaacov, alors la loi reparaît. Elle s'observe même quelquefois dans le passage d'une langue à une autre, KapyrTjoôvw:, Carthagéniensis, où l'on voit la dentale et gutturale changer de place et l'aspiration que l'une perd en latin se reporter sur l'autre. Je recevrai avec la plus grande reconnaissance votre ouvrage sur les radicaux et sur les pronoms ainsi que le 1 e r cahier de votre grammaire. Je n'ai pas eu l'avantage de voir Mr. Ritter; mais quand même ce savant célèbre m'aurait honoré d'une visite, il se serait déplacé en vain; car j'étais en vacances, j e veux dire en voyage de vacances, quand il était à Paris. Mr. Chézy qui doit avoir reçu votre mémoire ne m'en a pas parlé. Sa santé languissante ne lui permet pas d'apporter au Sanskr. le zèle que cette étude intéressante exige. Cependant j e me suis procuré votre ouvrage à la Société asiatique et même j e l'ai traduit en entier, j e puis le dire, avec un vif plaisir et avec la satisfaction que cause la réunion de la finesse, de la justesse et de la profondeur. Mon fils, qui ne peut pas donner au Sanskrit tout le temps qu'il désirerait, pareequ'en France la science seule ne fait pas vivre et n'offre pas en fait de chaires de professeurs les ressources de l'Allemagne, a pu cependant trouver le loisir de faire deux articles qui donnent le résultat de vos belles recherches; ils seront probablement insérés dans les numéros de février et de mars du journal asiatique. Il est infiniment touché de la mention que vous faites de lui, et de ce que vous voulez bien faire attention à ses observations, bien peu importantes, comme celles d'un écolier. Votre bienvéillance l'enhardit à oser se recommander à vous; car dans l'abandon où se trouve l'étude du Sanscrit en France, il est excusable lorsque aliéna circumspicit auxilia, comme dit Tite-Live. Vos explications lui paraissent de la pins grande vérité et l'admiration qu'il a pour votre science, n'est pas, j e vous assure, refroidie par le beau travail de l'Ard.scluina's Himmel-Reise; il commence à le lire autant que le lui permettent ses autres travaux. A cette occasion, il me prie de vous soumettre une petite remarque sur le mot Les caractères sanskrits vont bientôt arriver, mais de longtemps en France nous ne serons capables de rien imprimer. Mr. Chézy seul a les connaissances positives dans la langue, nécessaires pour entreprendre un travail de cette difficulté. Mais la position où il se trouve pourrait peut-être l'éloigner longtemps de ces opérations pénibles de l'impression; ceci au r e s t e s o i t d i t e n t r e n o u s . Si vos grandes lectures vous avaient fait découvrir dans le Maliûliliârat on ailleurs quelque morceau que pût faire le coup d'essai d'un commencement, je vous serais très reconnaissant I.efmunn,

Franz

llopp.

Jf

A n h a 11 g.

14G*

de voulair bien nous l'indiquer. J ' a u r a i s quelque intérèt h ce que mon fils pût livrer bientôt à l'impression quelquuchose de sanscrit et qu'il pût p r e n d r e les d e v a n t s sur le petit nombre de ceux, qui dans notre pays se livrent à cette étude. Kxcusez cependant ma liberté et prenezla pour l'expression d ' u n intérêt paternel bien naturel et d'une haute estime pour vos connaissances. Croyez, Monsieur, au plaisir que j'ai d e m'entretenir avec vous de ces études que mes travaux m'interdisent, et à l'honneur que me font les lettres que vous voulez bien m'adresser. J e suis avec un profond respect et amitié Votre t r è s humble et très obéissant Serv. Burnouf. Lorsque mon fils aura lu tout l ' A r d s c l u i n a s etc. il prendra la liberté de vous exposer ses observations sur ce qui l'aura embarrassé; et s u r votre réponse il fera un ou d e u x articles dans le j al asiatique. Il est trop heureux que vous ayez r e m a r q u é sa petite notice sur l'infinitif et t u r ulcisci nequitur. Faites-en l'usage qui vous somblera bon, Votre approbation étant le meilleur de tous les suffrages. C'est Mr. Klaproth qui avait bien voulu se charger de vous faire passer les deux petites brochures que vous nie dites n'avoir pas reçues; il m'assura il y a d é j à un mois, que vous deviez les avoir à présent. Elles seraient p e r d u e s , que ce serait peu de chose. Nous voulions surtout, mon fils et moi, vous offrir un hommage de respect et de reconnaissance. (A l'instant viennent d'arriver vous deux ouvrages dont nous vous remercions, moi et mon fils, avec les sentiments les plus reconnaissants.)

10. Berlin, le 30. janv. IS'i.j. Monsieur. J ' a i reçu la lettre d u 5. j a n v . , que vous m'avez adressée et j ' a i lu avec le p l u s grand interet les savantes remarques dont elle est r e m plie. J e suis- bien flatté du bon acceuil que vos avez fait, ainsi q u e Mr. votre fils, aux petits ouvrages que j e vous ai envoyés, et c'est un h o n n e u r que j e sais bien apprecier que Vous avez traduit mon mémoire sur les racines et les pronoms sancrits, et que Mr. votre fils daignera à publier à ce s u j e t quelques articles d a n s le J o u r n a l Asiatique. On p e u t j u s t e m e n t a t t e n d r e de son talent distingué et de sa grande activité, q u e , quand les caractères sancrits seront arrivés à Paris, il publiera bientôt un ouvrage, renfermant des textes originaux avec une traduction ou d ' a u tres éclaircissements. Alors cela sera pour moi un grand plaisir, si je peux contribuer en quelque chose par un article d a n s le j o u r n a l littéraire de Goettingue, à attirer l'attention des connoisseurs à ses mérités littéraires. L'etendue immense du Mahâ-Bhârata que j ' a i lu en e n t i e r , en prenant une copie de ce que j ' a i trouvé le plus intéressant, ne m'a pas laissé le t e m p s à lire d'autres manuscripts à Paris. Mais si Sir. votre fils veut publier

V.

Briefv 7.w. Fr. Bopp u. Burnouf, Vater u. Sohn.

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un morceau de ce grand et intéressant poeme, je veux lui en indiquer un. que peut-être il jugera digne à être publié. Il se trouve dans la première partie. Dans le manuscrit sur feuilles de palmier, cette partie est divisée en 2 boites. Dans la seconde, feuille 269 etc., il est raconté comme les fils de Pandou quittent la ville d'Ekatschakra pour se rendre à la cour du roi Droupada (cela se r'attache à l'episode brâhmanavilâpa) dont la fille leur était destinée pour épouse. Arrivés au bord du Gange, un Gandharva se leur oppose. Ce Gandharva cependant est vaincu par Ardschouna, qui lui fait grâce de la vie sur la recommendation de Youdhislithira, à qui l'épouse du Gandharva s'était adressée en suppliant. Il suit un dialogue entre Ardschuna et le Gandharva. Celui-ci donne à A. des réglés de prudence et des instructions sur la conduite que doit tenir un prince. Ensuite il lui raconte une mythe intéressante, savoir comment Tâpitî, la fille de Sourya, est devenue l'épouse de Samvarana, un ancêtre de Kourou. Cette mythe renferme les feuilles 272-277. — Après cela le Gandharva raconte ce qui s'est passé entre Visvamitra et Y'asishtha, ce qui est raconté aussi dans le Ramayana(l r e partie), dans une épisode que j'ai traduite (dans mon système de conjugation), — Peut-être Mr. votre fils sera-t-il bien à ajouter à ce morceau l'episode de Sakuntalâ. Elle est traduite en anglais, il est vrai, niais le texte de cette episode charmante mériterait bien à voir le jour. Vous trouverez facilement cette episode vers la fin d e l a l r e division de la ] partie du Mah. (la fin des chapitres est marquée par ) et je vous communiquerai fort volontiers les variantes du manuscrit de Mr. Hamilton, ainsi que les explications du commentateur, que j'ai transcrites à Londres. Quant au mot Il me fera beaucoup de plaisir si Mr. votre fils veut bien me communiquer, comme vous me le faites esperer, ses autres remarques sur ces episodes. Je vous prie à vouloir bien lui offrir mon respect, et agréer l'expression de la haute estime, et d'amitié sincere, avec lesquels j'ai l'honneur d'être, Monsieur Votre très humble et très obéissant serviteur Bopp (J'ai reçu votre ouvrage et ceux de Mr. votre fils et je vous en fais mes remeroiinents sincères.) 11.

Paris, 10 Février I82.">. Monsieur, Je ne puis m'empêcher d'admirer la promptitude avec laquelle vous avez bien voulu répondre à ma lettre. J'y vois une preuve d'amitié à laquelle je suis très sensible. Mais en même temps je crains que votre obligeance ne vous ait fait interrompre des travaux importants pour répondre à ma lettre dont l'intérêt n'était pas tel qu'elle ne pût attendre. ("est moi, Monsieur, qui devrais me presser; car la rapidité et tout ensemble l'importance de vos productions exposent celui qui veut K*

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A n h a n g .

se tenir au courant avec vous à rester quelquefois en arrière. Le dernier présent dont vous m'avez honoré m'a paru très beau : je n'ai pu encore, à cause de mes occupations, y donner une attention suivie. Mais mon fils, qui a lu votre grammaire d'un bout à l'autre, ne put se lasser d'admirer la science et la sagacité profonde, que vous avez déployée dans cet ouvrage. Il vous assigne, selon moi, le premier rang parmi les indianistes du continent, rang du reste que vous assignaient déjà votre Nala, votre Ardjouna et vos recherches grammaticales. Mon fils, qui après une première lecture l'a de nouveau examiné avec tout le soin qu'il peut y mettre, a déjà préparé un article qu'il se propose de faire insérer dans le journal asiatique. La tâche est bien agréable quand on a à parler d'ouvrages pareils. Au reste c'est de notre part un devoir que nous remplissons avec un vrai plaisir. L'intérêt et l'amitié que vous n'avez cessé de me témoigner depuis votre voyage à Paris m'en rend l'accomplissement facile. Mon fils à cet égard n'est nullement en arrière et c'est avec une profonde reconnaissance qu'il vous remercie, et moi avec lui, des indications que vous voulez bien lui donner. Aussitôt qu'il le pourra il extraira l'épisode en question et se mettra à le travailler. Le stile, l'âge et la manière homérique du Mahâbhârata me font espérer qu'il pourra l'entendre, au moins en grande partie. Mais j e crains que vous ne présumiez un peu trop favorablement de ces forces, en le croyant en état de donner un texte dans un délai assez rapproché. C'est une entreprise de haute importance et d'un rude travail et ce n'est qu'avec vos connaissances à la fois littéraires et grammaticales en sanskrit qu'on peut se charger hardiment de cette tâche. Toutefois il cherche une occasion de travail et comme le temps est devant lui il peut mettre à la traduction de l'épisode du Gandharva plus ou moins de temps, sauf plus tard à retirer un fruit quelconque de sa peine. Ce fruit, au reste, il vous le devra tout entier, et si votre extrême complaisance veut bien dans les endroits où il sera embarrassé lui donner les explications des scholiastes et vos remarques fécondes, on peut dire d'avance que c'est vous qui aurez été l'auteur de l'ouvrage. Permettez-moi de vous occuper encore un instant de nous. Dans le l r article de mon fils sur vos recherches il a été commis des fautes d'impression absurdes, qui dénaturent complètement le sens de quelques phrases, cela ne peut pas être autrement ici. Les membres de la société peuvent, il est vrai, faire insérer des articles dans le journal, mais ils n'ont pas le droit d'en revoir les épreuves et ils se trouvent abandonnés à la discrétion d'un prote ignorant. Un membre très savant est bien chargé de surveiller l'impression. Mais au milieu de mille autres occupations il serait surprenant qu'il sût prévenir ou réparer toutes les bévues de l'imprimeur. Aussi l'article de mon fils a-t-il été pitoyablement maltraité Pardonnez-moi, Monsieur, de vous entretenir de choses si légères, mais cela n'est pas tout-à-fait sans intérêt à mes yeux, puisque cela ine donne occasion de penser de nouveau à vos excellents travaux. Recevez cependant nos remerciments de votre bonne attention à notre égard et

V.

Biiefw. zw. Fr. Hopp u . B u r n o u f , Vater u. Sohn.

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avec la vive expression de la reconnaissance de mon fils le sincère témoignage de l'amitié avec laquelle j e m'honore d'être Monsieur Votre très humble et très obéissant Serviteur Burnouf Monsieur de Humboldt m'a honoré d'une lettre à laquelle j e compte répondre très prochainement.

12. L o n d r e s le G N o v e m b r e

1825.

Monsieur, J'espère que vous avez reçu et accepté avec bienveillance la seconde livraison de ma grammaire, que j'ai chargée mon libraire à vous envoyer avant de quitter Berlin, dans le mois d'Août. Il y avait encore, à mon départ, deux tableaux à imprimer, dont la correcture a été soignée par mon élève Mr. Rosen. Vous aurez aperçu dans cette livraison l'emploi d'un petit caractère sanscrit que j'ai fait graver à Berlin pour l'Academie royale. Je serai bien content si Vous et Mr. votre fils ne trouvez pas cette entreprise mal réussie; Vous en conviendrez, je me flatte, que ce petit caractère pourra être d'une grande utilité pour publier des dictionnaires et des recherches grammaticales. J e me propose à publier bientôt en Latin un vocabulaire, qui doit contenir tous les mots des lois de Manou, du Bitopadesa, du Nalus et des autres extraits du Mahâbhârata. C'est pour cette raison, en grande partie, que je passe cet hiver à Londres, pour revoir les manuscrits du Mahâbhârata et pour collationer soigneusement ceux de mes extraits que j e n'ai pu achever à mon premier séjour ici. J e publierai plus tard, en plusieurs volumes, un choix de fragmens intéressants du Mahâbhârata, avec une traduction latine sur le bord. Il ne tardera pas, j'espère, que par les soins de Mr. votre fils, les presses de Paris nous fourniront des textes Sanscrits avec de bons éclaircissements, car je vois par les savants articles dans le journal Asiatique, qu'il possède une connaissance profonde du Sanscrit. Il est donc à desirer qu'il mette bientôt en oeuvre le compositeur que j'ai envoyé à Paris, et dont j e peux garantir la plus grande exactitude. Si pendant mon séjour à Londres, je peux être de quelque service à Mr. votre fils, je le prie à être bien persuadé de l'empressement que j'y mettrai. Je voudrais bien savoir aussi si Mr. votre fils se décidé à publier le texte de Sakuntala, car dans ce cas je lui enverrai, aussitôt qu'il le voudra, les variantes et les gloses que j'ai trouvées ici. Je trouve que pour publier un bon texte la collation des manuscrits de Londres est d'une nécessité urgente. J'ai lu avec un très grand interet le savant article de Mr. votre fils sur la premiere livraison de ma grammaire Sanscrite, et je lui dois des remerciments sincères d'avoir attiré d'une manière si avantageuse pour moi, l'attention des philologues, sur cette petite production littéraire.

A ii h a 11 ir.

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J e v o u s p r i e , M u n s i e n r , d e vouloir bien ¡toréer l ' a s s u r a n c e de la liante e s t i m e e t d e l ' a m i t i é s i n c è r e . a \ e c lesquels j ' a i l ' h o n n e u r livraisons de cet ouvrage remarquable, que vous avez en la bonté de m'envoyer. Cette production précieuse était longtemps un trésor mort pour moi jusqu'à ce que l'envie d'en dire quelque chose dans nos Annales m'a jeté dans la nécessité à étudier une langue qui est devenue depuis ce temps mon occupation la plus agréable et j e peux dire aussi la plus recompensante par rapport à la grammaire comparative. J'ai fini depuis peu un second article concernant le Zend, dans lequel j'ai rendu compte des ouvrages de Rask et Bohlen, et que j'aurai l'honneur, aussitôt qu'il

V. Briefw. zw. Fr. Bopp u. Burnouf, Vater u. Sohn.

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aura paru, à soumettre à votre jugement. Il est peut-être peu digne de votre attention, mais vous y verrez au moins que j'ai fait quelques nouveaux progrès dans cette étude. J'ai été obligé, faute d'espace, à me serrer dans des limites assez étroites pour la richesse du matériel; cependant cet article est un peu plus etendu que le premier et vous y trouverez aussi un passage du Zendavesta contenant la forme en maidhê, dont vous faites mention dans votre lettre, et dont je ne doute pas qu'elle est le pluriel de la forme moyenne. Mais Anquetil traduit cette forme toujours par le singulier, comme il fait de mahi, dérivé de masi dans les Vêda's. Je voudrais bien savoir si Neriosengh a mieux compris ces formes. Puissiez-vous donner tout votre temps à vos recherches importantes sur le Zendavesta pour nous livrer bientôt votre commentaire et la mémoire comparative, dont vous avez donné un extrait si curieux! J'apprendrai avec un grand plaisir, que l'espoir que vous avez de pouvoir publier le texte d'une partie du Bhâgavata P. se soit accompli. Je vous prie de vouloir bien offrir mes respects à Mr. votre père et agréer l'expression des sentiments de la haute estime et de l'amitié avec lesquels j'ai l'honneur d'être Monsieur Votre très humble et très obéissant serviteur Berlin, le 2 0 Nov. 1831.

F.

Bopp.

22. Paris 6 X ^ «

1831.

Monsieur, Je vous suis bien reconnaissant des détails que vous avez bien voulu me donner sur le caractère devanagari; j'ai la certitude qu'on en fera l'acquisition à Paris ; Il s'agit seulement de savoir si c'est la société asiatique ou bien l'Imprimerie royale qui en feront les frais. La société asiatique est arrêtée par les dépenses qu'elle fait en ce moment pour le caractère zend qui réussit très bien, et dont je vous enverrai un Spécimen dans la lettre où j'aurai l'honneur de vous faire connaître nos arrangements définitifs pour les matrices du petit caractère. J'apprends avec un grand intérêt que vous travaillez activement à la langue zende; Mr. Hirzel qui est en ce moment à Paris m'a dit que c'était votre unique occupation en ce moment. Cette étude si intéressante ne peut que gagner beaucoup à vos ingénieuses recherches. Il n'y a que mon lourd travail d'explications, de collations de manuscrits, et d'édition de la glose si barbare de Nériosengh, qui puisse y perdre. J e crains bien que mes trois volumes in 4° ne paraissent contenir que bien peu de découvertes grammaticales, lorsque vous aurez fait goûter aux lecteurs allemands vos précieux articles. Quant à moi l'étendue et la minutie de la tâche que je me suis imposée, m'empêche de communiquer aussi fréquemment au public les résultats de mes recherches. Je serai même obligé d'aller à Londres au mois de Septembre 1832 pour y voir de très anciens mscts zends que possède la Compagnie. !,.is pas que je puisse en publier une partie avant l'année prochaine. J'espère aue vous aurez reçu une lettre que j'ai eu l'honneur 4e vois adresser il a quelques semaines, pour vous rendre compte des matrCes en question destinées pour la Société asiatique. '

Je vous prie de vouloir bien offrir mon respect i Monsieur votre père et agréer la nouvelle assurance de la haute estim- e t de l'amitié sincère de votre l|

ès de-oué

B PP 2G. ° SOCIÉTÉ ASIATIQUE. Pi is „ . »' ' le!) juin 1831 Monsieur, J'ai bien des excuses à vous adresser pour e retird que j'ai mis à répondre à vos deux dernières lettres, ainsi qu'a lenvoi de la se coude édition de votre Nalus, pour laquelle je vt u s s u i très reconnaissant. J'ai été vivement inquiet sur la santé d'un parte de ma famille et notamment sur celle de ma mère. J'ai été fort grèvement malade moi-même, et enfin je viens éprouver une vive d>uleurde la perte que vient de faire le monde savant dans la personne do j Abel-Rémusat qui vient de nous être enlevé à la force de 1'âgs m milieu de ses'

Anhang.

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plus beaux travaux. J e perds en Mr. Abel-Rémusat un ami sincère, et auquel je devais déjà beaucoup. Je vous prie, Monsieur, de vouloir bien présenter à L'académie Royale des Sciences de Berlin, dont vous faites partie, les remerciments sincères de la Société asiatique pour l'empressement avec lequel l'Academie a bien voulu ordonner la double frappe de matrices sanscrites, au profit de la Société. C'est une libéralité bien louable, et pour laquelle la Société est heureuse de témoigner à l'Académie l'expression de sa vive reconnaissance. J'aurai l'honneur de la lui transmettre au nom de la Société lorsque les matrices seront parvenues ici. En attendant la Société compte assez sur l'empressement que vous avez bien voulu mettre dans toute cette affaire, pour vous charger d'en faire agréer d'avance l'expression à votre savante compagnie. Quant au transport J e vous prie de nouveau. Monsieur, d'agréer les remerciments de la Société pour toutes les peines que avez vous bien voulu vous donner dans sons intérêt, et en même temps de recevoir l'expression des sentiments respectueux avec lesquels j'ai l'honneur d'être votre très humble et très obéissant serviteur Eug. Butnouf Secrétaire de la Soc. as. 27. Monsieur, J'ai reçu, il y a quelques jours, la première livraison de votre Glossarium sanscritum, et j'ai été bien sensible à cette marque de votre bon souvenir. J e suis heureux d'avoir une occasion de vous en exprimer tous mes remerciments. Cette occasion m'est offerte par l'administration de l'Imprimerie Royale, dont le Directeur, Mr. Lebrun, veut bien m'autoriser à vous informer que sur sa proposition le Garde des Sceaux, dans le département duquel a été publié le Bhagavata, vous en a destiné u n exemplaire. Je n'ai pas eu besoin de prononcer votre nom si Européen, et j'ai été heureux de ma rencontre avec le ministre. Mais, comme je n'ai pas à ma disposition un nombre assez considérable d'exemplaires pour en adresser à tous ceux auxquels j'aime à reconnaître que j'en dois, ç'a été pour moi une vive satisfaction de voir que vous ne pouviez manquer de recevoir l'hommage que j e suis heureux de vous faire. Agréez, Monsieur et savant professeur, l'hommage de tous les sentiments avec lesquels je suis, votre bien dévoué 22 8tbre 1840. Eugène Burnouf. 28. Monsieur, J e vous prie de vouloir bien accepter avec bienveillance un ouvrage, dans lequel j e crois avoir prouvé un rapport intime entre les langues océaniennes et le Sanscrit. Mes recherches sont fondées principalement sur les mots numéraux et les pronoms et j'ose affirmer, que, si deux langues ou deux familles de langues conviennent ensemble dans ces

V.

Briefw. zw. Fr. Bopp u. Burnouf, Vater u. Sohn.

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classes de mots, elles sont unies par une affinité primitive. Puissiez vous trouver dans ces investigations quelque chose digne de votre approbation! J'ose encore vous prier de vouloir bien faire parvenir les exemplaires ci-joints à leur adresse. J'ai reçu a son temps votre excellente édition du Bhâgavata et j e n'ai pas manqué d'exprimer à Mr. Lebrun mes remerciments sincères, que vous voudrez bien me permettre de renouveller à cette occasion au savant éditeur de cet important monument de la littérature sanscrite. Agréez, Monsieur, les sentiments de la considération parfaite avec laquelle j'ai l'honneur d'être Votre Berlin, le 22 Fevrier 1842. g j e n dévoué Bopp. 29. Monsieur et savant professeur, J'ai reçu il y a quelque temps la dernière livraison de votre grammaire comparative, que vous avez été assez bon pour m'adresser. Les voies commerciales sont encore si lentes entre l'Allemagne et la France, que ce volume ne m'est parvenu que bien longtemps après l'époque, où Mr. Goldstûcker m'en annonçait l'arrivée, d'après votre bienveillante indication. J e ne vous dirai pas, combien j'ai été frappé de la richesse des formes comparées, et de la sagacité si heureuse des rapprochements et des explications; j e ne vous apprendrais rien sur ce point que ne vous ai déjà dit l'Allemagne savante tout entière. Mais j e ne puis m'empêcher de vous exprimer tout ce que m'a fait de plaisir l'ordre excellent de votre travail et la clarté parfaite avec laquelle il est exposé. C'est sans doute un mérite secondaire, puisqu'il ne touche qu'à la forme; mais c'est un de ceux qui nous touchent le plus en France, et que l'on trouve le plus rarement dans les ouvrages de philologie. Le présent fascicule l'offre à un très haut degré et tel de vos articles peut, grâce à la précision et à la fermeté de la rédaction, passer pour un véritable modèle du genre. Au reste, vous savez que l'empressement j'ai mis en plus d'une occasion à exprimer ce que m'inspiraient vos beaux travaux, et je ne fais ici que vous répéter ce que j'en ai dit plusieurs fois en public, avec non moins de plaisir et autant de sincérité. Puissiez vous, Monsieur, faire jouir cet ouvrage et conserver assez de santé que vous saurez bien rendre dignes de Votre 25 mars 1843.

bientôt le public de la suite de pour en achever encore d'autres leurs aînés. très dévoué Serviteur Eugène Burnouf.

30. Monsieur, Je vous prie de vouloir bien accepter un exemplaire d'une nouvelle édition de ma grammaire sanscrite et agréer mes remerciments sincères des ourvages très importants que j'ai eu l'honneur de recevoir par votre

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bonté, savoir la dernière livraison du texte du Vendidad Sade ainsi que le tome second de votre excellente édition et traduction du Bhagavat Purana et votre Introduction à l'histoire du Budhisme indien. J'ai lu aussi avec un vif plaisir le savant article que vous avez publié dernièrement dans le journal asiatique „études sur la langue et sur les textes zendes." Puissiez vous, Monsieur, bientôt faire jouir le public de la continuation de votre commentaire sur le Yaçna. Pour le cas que vous y reviendrez au passage où se trouve l'impératif hunvanuha, j'oserais vous prier de ne vouloir pas croire que je rattache la racine zende hu à celle du hu sanscrit. Si j'ai traduit le verbe en question aux endroits que vous citez par celebrare, je n'ai pas voulu appuyer cette version qui s'approche à celle d'Anquetil, par la signification que hu a en sanscrit. Au moins cela ne s'accorderait pas avec ce que j'ai dit dans ma grammaire comparative p. 50 (§ 53). Aussi ai -je comparé le hu zend avec le grec u-uvoç sans admettre que le L grec puisse jamais repondre au h sanscrit, aussi est-ce le grec dûa> qui repond à la racine hu, et û-(ivoî si û en est la racine ne pourrait conduire qu'à su. Je n'insiste cependant pas sur la signification qu' Anquetil donne au verbe zend hu en le rendant par invoquer, car il s'agit dans ma grammaire comp. bien plus de reconnaître la valeur grammaticale des formes zendes que d'en rectifier ou justifier le sens lexical qu'Anquetil leur attribue. contre Je ne défendrai pas non plus ma traduction de yata ma paracita la vôtre que je trouve très-exacte dans tous les points; seulement je ne peux pas encore me convaincre tout-à-fait, malgré votre conjecture ingénieuse, sur le sens et l'origine de saoêyantd. Agréez, Monsieur, l'assurance de la haute estime de Votre très dévoué serviteur Berlin, 14 Avril 1845. Bopp.