Die Medialität der Französischen Religionskriege: Frankreich und das Heilige Römische Reich 1589 3515120149, 9783515120142

Welche Faktoren waren es, die Ende des 16. Jahrhunderts mediale Kommunikation in Frankreich und im Heiligen Römischen Re

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German Pages 556 [558] Year 2018

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Table of contents :
INHALTSVERZEICHNIS
DANKSAGUNG
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
1 Einleitung: Die Französischen Religionskriege und die mediale
Konstellation in Frankreich und im Heiligen Römischen Reich
im späten 16. Jahrhundert
1.1 Die Eckpunkte der Arbeit
1.2 Thema: Die Französischen Religionskriege und die Medien
1.3 Konzeptioneller Rahmen: Medialität
1.4 Ansatz: Historischer Vergleich
1.5 Quellen: Flugschriften und Flugblätter
1.6 Fragestellung und Zielsetzung: Entwicklung der medialen
Konstellationen in Frankreich und im Reich anhand
der Religionskriegsnachrichten 1589
1.7 Aufbau der Arbeit
2 Frankreich im Jahr 1589: Scheitelpunkt der Religionskriege
2.1 Gründung der Liga
2.2 Vom Tag der Barrikaden zur Generalständeversammlung in Blois
2.3 Ermordung der Guise
2.4 Offene Auseinandersetzung
2.5 Vom Waffenstillstand der beiden Könige bis zum Königsmord
in Saint-Cloud
3 Religionskriegsnachrichten in Frankreich 1589
3.1 Rahmenbedingungen der Religionskriegsnachrichten
3.2 Medienverbund und Kommunikationsspektrum
der Religionskriege
3.3 Akteure der gedruckten Religionskriegsnachrichten
3.4 Praxis der Druckproduktion
3.5 Darstellungsweise der Flugschriften und Flugblätter
3.6 Themen und Inhalte
3.7 Zirkulation der Religionskriegsnachrichten
4 Das Heilige Römische Reich 1589 und sein französischer Nachbar
4.1 Die Französischen Religionskriege als ein
Konfliktherd neben anderen. Die ereignisreichen Jahre 1588/1589
4.2 Die französischen Werbungen im Heiligen Römischen Reich
und der Eidgenossenschaft 1589
4.3 Deutsche Interessen für ein Engagement in Frankreich
4.4 Weitere Anknüpfungspunkte: Französische und
niederländische Migranten im Reich
5 Religionskriegsnachrichten im Heiligen Römischen Reich 1589
5.1 Rahmenbedingungen der Religionskriegsnachrichten
5.2 Medienverbund und Kommunikationsspektrum
der Religionskriege
5.3 Akteure der gedruckten Religionskriegsnachrichten
5.4 Praxis der Druckproduktion
5.5 Darstellungsweise der Flugschriften und Flugblätter
5.6 Themen und Inhalte
5.7 Zirkulation der Religionskriegsnachrichten
6 Historischer Vergleich der Flugschriften und Flugblätter zu
den Religionskriegen in Frankreich und im Heiligen
Römischen Reich 1589
6.1 Rahmenbedingungen
6.2 Medienverbund
6.3 Akteure
6.4 Druckproduktion
6.5 Darstellungsweise
6.6 Themen
6.7 Zirkulation
7 Fazit: Entwicklung der medialen Konstellation in Frankreich und
im Heiligen Römischen Reich anhand
der Religionskriegsnachrichten 1589
Anhang I: Wiederaufnahmen im Reich, ergänzende Beispiele
zu KAP. 5.7.2
Anhang II: Auswahl zentraler Abbildungen in Flugschriften, Flugblättern
und Einblattdrucken
Quellen- und Literaturverzeichnis
1 Flugblätter und Flugschriften mit Religionskriegsnachrichten 1589
2 Weitere Quellen
3 Literatur
Ortsregister
Personenregister
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Die Medialität der Französischen Religionskriege: Frankreich und das Heilige Römische Reich 1589
 3515120149, 9783515120142

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BKG - Band 30

Alexandra Schäfer-Griebel

Die Medialität der Französischen Religionskriege Frankreich und das Heilige Römische Reich 1589

Geschichte Franz Steiner Verlag

Beiträge zur Kommunikationsgeschichte - Band 30

Alexandra Schäfer-Griebel Die Medialität der Französischen Religionskriege

beiträge zur kommunikationsgeschichte Herausgegeben von Bernd Sösemann Band 30

Alexandra Schäfer-Griebel

Die Medialität der Französischen Religionskriege Frankreich und das Heilige Römische Reich 1589

Franz Steiner Verlag

Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Gutenberg-Akademie der Universität Mainz

Umschlagabbildung: Ausschnitt von: Wunderbarlicher Abschiedt vnd seltzamer dot Henrici des 3 dieses namens vnd letzten der Valloiser, gewesenen Königs in Franckreich; [Frankfurt a. M. 1589]; Radierung, Blatt: 25,5 cm × 29 cm, Bild: 19,5 cm × 26 cm © Wolfenbüttel: HAB, Sign. T: 946.4 Helmst. (24a)

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. © Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2018 Zugl. Diss. Univ. Mainz (2016) u. d. T.: „Die Medialität der Französischen Religionskriege. Entwicklung der medialen Konstellation in Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich anhand der Religionskriegsnachrichten in Flugblättern und Flugschriften 1589“. Satz: DTP + TEXT Eva Burri, Stuttgart Druck: Hubert & Co., Göttingen Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier. Printed in Germany. ISBN 978-3-515-12014-2 (Print) ISBN 978-3-515-12017-3 (E-Book)

Für B., C. & J.

DANKSAGUNG Nach einer anregenden genauso wie herausfordernden Zeit ist die Phase der Promotion zu Ende. Auf vielfältige Weise haben mich Menschen begleitet und unterstützt, denen mein Dank gilt. Zuvorderst möchte ich diesen gegenüber Prof. Dr. Ludolf Pelizaeus, meinem Doktorvater, aussprechen. Dieser hat stets mit der richtigen Mischung aus Freiräumen und Rat meinen Weg zuerst von Mainz (Johannes Gutenberg-Universität) und dann Amiens (Université de Picardie Jules Verne) aus unterstützt und begleitet. Herzlichen Dank dafür! Meiner Zweitbetreuerin Prof. Dr. Gabriele Haug-Moritz (Karl-Franzens-Universität, Graz) verdanke ich viele spannende und äußerst anregende fachliche Diskussionen, die mir immer wieder einen neuen Impuls für die Doktoarbeit gegeben haben. Daher möchte ich an dieser Stelle auch meinen Dank gegenüber dem Christine de Pizan-Programm an der Johannes Gutenberg-Universität aussprechen, im Rahmen dessen der Austausch mit Frau Haug-Moritz in Graz gefördert wurde. Auch Prof. Dr. Matthias Schnettger, dem Lehrstuhlinhaber für Neuere Geschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, der die Arbeit interessiert begleitet hat, gilt mein Dank. Parallel zur Doktorarbeit gestattete mir eine Stelle zuerst als wissenschaftliche Hilfskraft, dann als Mitarbeiterin am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte weitere Projekte (Rezensionsplattform, Religionsfriedensedition) zu verfolgen und so neben der Doktorarbeit wertvolle transdisziplinäre Anregungen zu erhalten und weitere Forschungsschwerpunkte auszubauen. Nichtsdestoweniger war ich sehr dankbar durch ein Stipendium der Stipendienstiftung Rheinland-Pfalz zwei Jahre eine ,Auszeitʻ nehmen zu können, um mich ganz auf meine Doktorarbeit zu konzentrieren. In dieser sehr produktiven Zeit ist ein Großteil der Arbeit niedergeschrieben worden. Auch in der Phase meiner Recherchen habe ich vielfältige Unterstützung erfahren, für die ich Danke sagen möchte. Die Deutsch-Französische Hochschule und das Deutsche Historische Institut Paris ermöglichten meine Recherchen im Ausland durch eine gelungene Mischung aus finanzieller Unterstützung, organisatorischen Hilfen sowie inhaltlichen Anregungen. Besonders möchte ich die guten Gespräche mit Prof. Dr. Rainer Babel am Deutschen Historischen Institut hervorheben. Auch vonseiten des Forschungsschwerpunkts Historische Kulturwissenschaften unter der Leitung von Prof. Dr. Jörg Rogge und der Gutenberg-Akademie an der Universität Mainz profitierte ich sowohl durch finanzielle Reiseunterstützung als auch durch inhaltliche sowie methodische Denkanstöße und spannende Diskussionen. Ihnen allen sei herzlich gedankt, denn die umfangreichen Recherchen und vielen Reisen, die für das breite Quellenkorpus meiner Arbeit so wichtig waren, wären sonst nicht möglich gewesen. In den zahlreichen Forschungsbibliotheken, in deren Beständen ich recherchiert habe, erfuhr ich eine unkomplizierte Zusammenarbeit und freundliche Unter-

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Danksagung

stützung. Bei der langen Liste an konsultierten Bibliotheksbeständen, u. a. in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel, der Bayerischen Staatsbibliothek in München, der Staatsbibliothek in Berlin und der Bibliothèque nationale de France in Paris, ist Dank an vielfacher Stelle angebracht. Nach Verteidigung der Arbeit galt es noch den entscheidenden Schritt zum Buch zu tun. Hier gilt mein Dank zuerst Prof. Dr. Bernd Soesemann als Herausgeber der Reihe „Beiträge zur Kommunikationsgeschichte“ für seine überaus freundliche Zusage. Vonseiten des Franz Steiner Verlags habe ich eine kompetente und unkomplizierte Zusammenarbeit erlebt, für die ich mich herzlich bei Katharina Stüdemann (Programmplanung Altertumswissenschaften/Geschichte) und Stefanie Ernst (Herstellung) bedanken möchte. Für die großzügige finanzielle Förderung der Drucklegung gebührt der Gutenberg-Akademie mein Dank. Nicht zuletzt habe ich Unterstützung von Freunden und Kollegen erfahren, die mit mir kontrovers diskutiert und mir vielfältige Anregungen gegeben haben. Hier möchte ich gerne Prof. Dr. Cornel A. Zwierlein meinen Dank aussprechen, dass er mir Einblick in unveröffentlichte Teile seiner Arbeit gewährt hat. Unter den vielen Menschen, die mich auf vielfältige Weise unterstützt und begleitet haben, möchte ich hier besonders Dr. Benjamin Conrad, Dr. Johanna Leithoff, Dr. Monika Frohnapfel-Leis und Cathleen Sarti hervorheben, die in der Endphase das Korrekturlesen übernommen haben. Danke hierfür! Der größte Dank gilt aber meinen Eltern und meinem Ehemann Dr. Björn Griebel, deren Geduld, Verständnis und Zuversicht mir die wichtigste Stütze überhaupt auf dem Weg von der ersten Idee zum Buch waren. Wiesbaden im Herbst 2017

Alexandra Schäfer-Griebel

INHALTSVERZEICHNIS Danksagung........................................................................................................

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Abkürzungsverzeichnis ......................................................................................

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1 Einleitung: Die Französischen Religionskriege und die mediale Konstellation in Frankreich und im Heiligen Römischen Reich im späten 16. Jahrhundert .............................................................................. 1.1 Die Eckpunkte der Arbeit ....................................................................... 1.2 Thema: Die Französischen Religionskriege und die Medien................. 1.2.1 Das Jahr 1589 der Französischen Religionskriege und die zeitgenössischen Medien ........................................................ 1.2.2 Forschungsstand: Religionskriege und Medien ........................... Frankreich, die Religionskriege und die Medien ......................... Das Heilige Römische Reich, die Religionskriege und die Medien .................................................................................... 1.3 Konzeptioneller Rahmen: Medialität ..................................................... 1.3.1 Die mediale Konstellation der Französischen Religionskriege............................................................................. 1.3.2 Kommunikations-, Medien-, Nachrichten- und Öffentlichkeitsbegriff ................................................................... 1.3.3 Forschungsstand: Medien- und Kommunikationsforschung........ 1.4 Ansatz: Historischer Vergleich ............................................................... 1.4.1 Die Religionskriege zwischen Historischem Vergleich und kulturellem Austausch ........................................................... 1.4.2 Bestimmung der Untersuchungsräume ........................................ 1.4.3 Forschungsstand: Historischer Vergleich ..................................... 1.5 Quellen: Flugschriften und Flugblätter .................................................. 1.5.1 Flugschriften und Flugblätter in den/über die Französischen Religionskriege(n) .......................................... 1.5.2 Abgrenzung: Einblattdruck, Flugblatt, Flugschrift, Neue Zeitung, Tagesschrifttum .................................................... 1.5.3 Forschungsstand: Flugschriften und Flugblätter .......................... 1.6 Fragestellung und Zielsetzung: Entwicklung der medialen Konstellationen in Frankreich und im Reich anhand der Religionskriegsnachrichten 1589 ..................................................... 1.7 Aufbau der Arbeit ................................................................................... 2 Frankreich im Jahr 1589: Scheitelpunkt der Religionskriege ....................... 2.1 Gründung der Liga ................................................................................. 2.2 Vom Tag der Barrikaden zur Generalständeversammlung in Blois ....... 2.3 Ermordung der Guise .............................................................................

17 17 18 18 21 21 24 27 27 29 31 36 36 38 40 42 42 44 47 50 53 54 54 57 60

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Inhaltsverzeichnis

2.4 Offene Auseinandersetzung.................................................................... 2.5 Vom Waffenstillstand der beiden Könige bis zum Königsmord in Saint-Cloud ........................................................................................

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3 Religionskriegsnachrichten in Frankreich 1589 ............................................ 3.1 Rahmenbedingungen der Religionskriegsnachrichten ........................... 3.1.1 Druckmarkt und Druckzentren ..................................................... 3.1.2 Postrouten, Botendienste und Kommunikationswege.................. 3.1.3 Zeiträume und Dauer der Nachrichtenübermittlung .................... 3.1.4 Zensur, Kontrolle, Lenkung ......................................................... Zensur und Kontrolle ................................................................... Lenkungsversuche ........................................................................ 3.2 Medienverbund und Kommunikationsspektrum der Religionskriege ................................................................................ 3.2.1 Handschriftliche Kommunikation ................................................ 3.2.2 Mündliche Kommunikation ......................................................... 3.2.3 Symbolisches Handeln ................................................................. 3.2.4 Ausblick auf weitere Medien: Medaillen ...................................... 3.3 Akteure der gedruckten Religionskriegsnachrichten ............................. 3.3.1 Autoren und Bearbeiter ................................................................ 3.3.2 Drucker und Verleger ................................................................... Ausrichtung auf die Religionskriege ............................................ Gelegenheitsproduktion zu den Religionskriegen........................ Druckproduktion als Aufstiegschance, kurzlebiges Engagement .............................................................. 3.4 Praxis der Druckproduktion ................................................................... 3.4.1 Organisation und Abläufe............................................................. 3.4.2 Informationsgewinnung ............................................................... 3.4.3 Auswahl und Bearbeitung ............................................................ 3.5 Darstellungsweise der Flugschriften und Flugblätter............................. 3.5.1 Gestaltung..................................................................................... Formale Beschreibung.................................................................. Textsorten ..................................................................................... Bildtypen ...................................................................................... 3.5.2 Argumentation .............................................................................. Beglaubigungen............................................................................ Einbeziehung und Lenkung des Lesers ........................................ Wiederholungen und Muster ........................................................ Gegensätze und Kontraste ............................................................ Bildhaftes und Analogien ............................................................. 3.6 Themen und Inhalte................................................................................ 3.6.1 Ermordung der Guise ................................................................... Verteidigung des Königs .............................................................. Bewertung der Guise und der Liga .............................................. Unterminierung des Königs .........................................................

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94 94 98 102 106 107 107 111 112 118 120 122 123 126 132 139 139 139 142 145 147 147 150 152 157 159 163 164 164 167 171

Inhaltsverzeichnis

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3.6.2 Bürgerkrieg, Rebellion oder Widerstand? .................................... Heinrich III. und Heinrich von Navarra ....................................... Situation der Liga ......................................................................... 3.6.3 Ermordung Heinrichs III. ............................................................. Bewertung der Tat ........................................................................ Von Heinrich III. zu Heinrich IV. ................................................. 3.7 Zirkulation der Religionskriegsnachrichten ........................................... 3.7.1 Distribution und Zirkulation......................................................... 3.7.2 Wiederaufnahme .......................................................................... 3.7.3 Rezeption und Rezipienten........................................................... Faktoren und Voraussetzungen ..................................................... Zuschnitt der Flugschriften und Flugblätter .................................

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4 Das Heilige Römische Reich 1589 und sein französischer Nachbar ............ 4.1 Die Französischen Religionskriege als ein Konfliktherd neben anderen. Die ereignisreichen Jahre 1588/1589 ...... 4.2 Die französischen Werbungen im Heiligen Römischen Reich und der Eidgenossenschaft 1589 ............................................................ 4.2.1 Heinrich III. .................................................................................. 4.2.2 Heinrich von Navarra ................................................................... 4.2.3 Liga............................................................................................... 4.3 Deutsche Interessen für ein Engagement in Frankreich ......................... 4.4 Weitere Anknüpfungspunkte: Französische und niederländische Migranten im Reich......................................................

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5 Religionskriegsnachrichten im Heiligen Römischen Reich 1589 ................. 5.1 Rahmenbedingungen der Religionskriegsnachrichten ........................... 5.1.1 Druckmarkt und Druckzentren ..................................................... 5.1.2 Postrouten, Botendienste und Kommunikationswege.................. 5.1.3 Zeiträume und Dauer der Nachrichtenübermittlung .................... 5.1.4 Zensur, Kontrolle, Lenkung ......................................................... Zensur und Kontrolle ................................................................... Lenkungsversuche ........................................................................ 5.2 Medienverbund und Kommunikationsspektrum der Religionskriege ................................................................................ 5.2.1 Handschriftliche Kommunikation ................................................ 5.2.2 Mündliche Kommunikation ......................................................... 5.2.3 Ausblick auf weitere Medien: Messrelationen ............................. 5.3 Akteure der gedruckten Religionskriegsnachrichten ............................. 5.3.1 Autoren, Bearbeiter und Übersetzer ............................................. 5.3.2 Drucker und Verleger ................................................................... Ausrichtung auf die Religionskriege ............................................ Gelegenheitsproduktion zu den Religionskriegen........................ Druckproduktion als Aufstiegschance, kurzlebiges Engagement ..............................................................

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258 259 262 264 266 266 268 269 273 276

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Inhaltsverzeichnis

5.4 Praxis der Druckproduktion ................................................................... 5.4.1 Organisation und Abläufe............................................................. 5.4.2 Informationsgewinnung ............................................................... 5.4.3 Auswahl, Bearbeitung und Übersetzung ...................................... 5.5 Darstellungsweise der Flugschriften und Flugblätter............................. 5.5.1 Gestaltung..................................................................................... Formale Beschreibung.................................................................. Textsorten ..................................................................................... Bildtypen ...................................................................................... 5.5.2 Argumentation .............................................................................. Beglaubigungen............................................................................ Einbeziehung und Lenkung des Lesers ........................................ Wiederholungen und Muster ........................................................ Gegensätze und Kontraste ............................................................ Bildhaftes und Analogien ............................................................. 5.6 Themen und Inhalte................................................................................ 5.6.1 Ermordung der Guise ................................................................... Verteidigung des Königs .............................................................. Bewertung der Guise und der Liga .............................................. Unterminierung des Königs ......................................................... 5.6.2 Bürgerkrieg, Rebellion oder Widerstand? .................................... Heinrich III. und Heinrich von Navarra ....................................... Situation der Liga ......................................................................... 5.6.3 Ermordung Heinrichs III. ............................................................. Bewertung der Tat ........................................................................ Von Heinrich III. zu Heinrich IV. ................................................. 5.7 Zirkulation der Religionskriegsnachrichten ........................................... 5.7.1 Distribution und Zirkulation......................................................... 5.7.2 Wiederaufnahme .......................................................................... 5.7.3 Rezeption und Rezipienten........................................................... Faktoren und Voraussetzungen ..................................................... Zuschnitt der Flugschriften und Flugblätter .................................

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6 Historischer Vergleich der Flugschriften und Flugblätter zu den Religionskriegen in Frankreich und im Heiligen Römischen Reich 1589 .................................................................................. 6.1 Rahmenbedingungen .............................................................................. 6.2 Medienverbund....................................................................................... 6.3 Akteure ................................................................................................... 6.4 Druckproduktion .................................................................................... 6.5 Darstellungsweise................................................................................... 6.6 Themen ................................................................................................... 6.7 Zirkulation ..............................................................................................

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Inhaltsverzeichnis

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7 Fazit: Entwicklung der medialen Konstellation in Frankreich und im Heiligen Römischen Reich anhand der Religionskriegsnachrichten 1589 ............................................................ 407 Anhang I: Wiederaufnahmen im Reich, ergänzende Beispiele zu KAP. 5.7.2 ..................................................................................................... 422 Anhang II: Auswahl zentraler Abbildungen in Flugschriften, Flugblättern und Einblattdrucken ........................................................................................... 426 Quellen- und Literaturverzeichnis ..................................................................... 1 Flugblätter und Flugschriften mit Religionskriegsnachrichten 1589 ..... 1.1 Bestimmung des Quellenkorpus: Erfassungskriterien ................. 1.2 Formale Aufnahmerichtlinien ...................................................... 1.3 Verzeichnis der Flugblätter und Flugschriften ............................. Französische Flugschriften........................................................... Französische Flugblätter und Einblattdrucke ............................... Deutsche Flugschriften................................................................. Deutsche Flugblätter und Einblattdrucke ..................................... 2 Weitere Quellen ...................................................................................... 2.1 Ungedruckte Quellen.................................................................... 2.2 Gedruckte Quellen........................................................................ 3 Literatur ..................................................................................................

431 431 431 433 434 434 452 457 478 482 482 482 492

Ortsregister......................................................................................................... 541 Personenregister ................................................................................................. 547

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS Häufig genannte Institutionen und Bibliotheken, fachsprachliche Kürzel und allgemeine Abkürzungen Abb. Abs. Anm. Aufl. Ausg. Beitr. bes. Bl. BL BM BNF BNU BSB Bsp. bspw. BVH d. Ä. d. J. fol. Gallica GBV GNM GWLB HAB HAAB Hennin JALB Kat. LB ld ls Ms. Fr. N. F. o. A.

Abbildung Absatz Anmerkung Auflage Ausgabe Beiträger besonders Blatt British library, London Bibliothèque municipale Bibliothèque nationale de France, Paris Bibliothèque nationale universitaire, Straßburg Bayerische Staatsbibliothek, München Beispiel beispielsweise Bibliothèques virtuelles humanistes der Ältere der Jüngere Folio (Blatt) Bibliothèque numérique, Bibliothèque nationale de France, Paris Gemeinsamer Bibliotheksverbund der Länder Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, Hannover Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Weimar Recueil. Collection Michel Hennin. Estampes relatives à l’histoire de France, Bd. 9: Pièces 810–923, Période: 1588–1589 Johannes a Lasco Bibliothek, Emden Katalog(e) Landesbibliothek Liber decrepitudinis (Weinsberg: Gedenkbuch) Liber senectutis (Weinsberg: Gedenkbuch) Manuscrit en français (BNF) Neue Folge ohne Angabe

16 ÖNB r Repr. RGB SB sog. StaBi SUSB SUB Taf. TEMPO ThULB u. a. UB UB LMU Übers. UFB ULB USTC v v. a. VD16 Verf. Vorl. WLB ZB z. B. z. T.

Abkürzungsverzeichnis

Österreichische Nationalbibliothek, Wien recto (Vorderseite) Reproduktion Rossijskaja Gosudarstvennaja Biblioteka, Moskau Stadtbibliothek sogenannt(e/er/en…) Staatsbibliothek/Staatliche Bibliothek Staats- und Stadtbibliothek, Augsburg Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek, Göttingen (Kupferstich-/Holzschnitt-)Tafel The early modern pamphlets online Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek, Jena unter anderem Universitätsbibliothek Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität, München Übersetzer Universitäts- und Forschungsbibliothek, Erfurt/Gotha Universitäts- und Landesbibliothek Universal short-title catalogue (hosted at: University of St Andrews) verso (Rückseite) vor allem Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts Verfasser(s) Vorlage Württembergische Landesbibliothek, Stuttgart Zentralbibliothek zum Beispiel zum Teil

1 EINLEITUNG: DIE FRANZÖSISCHEN RELIGIONSKRIEGE UND DIE MEDIALE KONSTELLATION IN FRANKREICH UND IM HEILIGEN RÖMISCHEN REICH IM SPÄTEN 16. JAHRHUNDERT 1.1 DIE ECKPUNKTE DER ARBEIT „Vnd setzen wir gantz in keinen zweiffel/ ein jeder guthertziger werde begirde || vnd verlangen haben/ dieser Sachen halber ein bestendi=||gen Bericht einzunem̅ en/“.1 So unterstellte es 1589 eine deutsche Flugschrift, die sich mit den jüngsten französischen Ereignissen auseinandersetzte. In dieser Aussage sind zentrale Aspekte dieser Arbeit – die dem jüngsten Geschehen der Religionskriege zugesprochene Bedeutung und die Relevanz der medialen Vermittlung, die zentrale Rolle der Druckpublikationen und der aktive Transfer von Nachrichten ins benachbarte Reich – angesprochen. (1) Im Zentrum der Untersuchung stehen Thematisch die Religionskriegsnachrichten einer Phase der Französischen Religionskriege als französische In- und deutsche Auslandsnachrichten. Der Zeitraum von der Ermordung des Herzogs von Guise im Dezember 1588 bis zur Ermordung König Heinrichs III. im August 1589 erreichte eine mediale Präsenz in Frankreich und im benachbarten Heiligen Römischen Reich wie keine andere Phase der Französischen Religionskriege. Zum einen kam dem Konfliktaustrag auch eine wesentliche me­ diale Dimension zu, zum anderen waren die Konflikte vielfach schon für die Zeitgenossen nur in medialer Vermittlung zugängig, womit die Medialität der Französischen Religionskriege notwendig in den Forschungsfokus rückt. (2) Die Medialität, unter der hier das Gewebe der medialen Konstellation einer Zeit zu verstehen ist, wird anhand des Phänomens der Religionskriegsnachrichten analysiert und bildet den konzeptionellen Rahmen. Um Medien und Religionskriege in ihrem komplexen Verhältnis zu analysieren, müssen verschiedene Forschungsfelder und -ansätze, welche bislang, sofern überhaupt, nur isoliert betrachtet wurden, zusammengeführt und im Nachrichtenfluss von der ersten Fassung als informative Mitteilung zu Tatsachen oder einem Ereignis bis zur Lektüre von Druckpublikationen nachverfolgt werden. Durch die Konzentration auf einige Monate in den Jahren 1588/1589 können die verschiedenen Aspekte der Medialität der Französischen Religionskriege ausgeleuchtet und verallgemeinerte Aussagen zu Rahmenbedingungen von Produktion und Distribution, zu Praktiken und Abläufen von Informationsgewinnung und -verarbeitung, zu Akteuren im Druckgewerbe, zu Themen und stilistischen, rheto1

Andere beglaubte Zeitungen (Fls-HRR2), fol. A2v; Die Transkriptionsrichtlinien für die Titel der Druckpublikationen sowie die Zitate finden sich dem Quellenverzeichnis vorgeschaltet.

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1 Einleitung: Die Französischen Religionskriege und die mediale Konstellation

rischen, argumentativen und formalen Darstellungsweisen bis hin zu Aneignungs- und Rezeptionsprozessen überprüft und präzisiert werden. (3) Die Absicherung und Einordnung der Ergebnisse der Untersuchung erfolgt durch den Ansatz des Historischen Vergleichs. Von der Annahme ausgehend, dass Nachrichten „orts-, situations- und handlungsabhängig“2 sind, werden entlang des Vergleichsgegenstands ‚Nachrichtenʻ die jeweils spezifischen Ausprägungen von In- und Auslandsnachrichten in Frankreich und im Heiligen Römischen Reich systematisch gegenübergestellt. Durch die Betrachtung von Nachrichten als tertium comparationis in verschiedenen Kontexten kann ein schärferes, präziseres Bild von der zeitgenössischen medialen Konstellation im Reich und in Frankreich gewonnen und der Forderung in der Forschung nachgekommen werden, Fragestellungen der Medien- und Kommunikationsgeschichte stärker vergleichend zu denken.3 (4) Die Analyse baut auf einem bislang fast gänzlich unbearbeiteten Quellenkorpus deutscher und französischer Flugblätter und Flugschriften, den zeitgenössisch dominierenden Druckmedien, auf. Von den Flugschriften und Flugblättern ausgehend werden ‚Spurenʻ4 verfolgt, die von Brüchen im Textfluss, die in Bezug auf die Arbeitspraktik und Informationsvorgänge befragt werden können, bis zu Paratexten reichen, welche Hinweise u. a. auf Transportwege und verwendete Vorlagen geben. Durch diese kulturgeschichtlich bestimmte Quellenanalyse können zu bislang kaum erforschten Aspekten der medialen Konstellation, wie bspw. der Praxis der Informationsverarbeitung, Erkenntnisse gewonnen werden. Diese vier Eckpunkte spiegeln sich in der Ausgangsfrage: Wie stellte sich die Medialität der Religionskriege in der Phase von der Ermordung der Guise bis zum Mord an Heinrich III., von den zeitgenössischen Flugschriften und Flugblättern in Frankreich und im Heiligen Römischen Reich ausgehend, in vergleichender Perspektive dar? 1.2 THEMA: DIE FRANZÖSISCHEN RELIGIONSKRIEGE UND DIE MEDIEN 1.2.1 Das Jahr 1589 der Französischen Religionskriege und die zeitgenössischen Medien Die Zuspitzung der Französischen Religionskriege von der Ermordung des Herzogs von Guise, Führer der katholischen Liga, im Dezember 1588 über den offenen Aufstand großer Teile des katholischen Frankreichs bis zur Ermordung des Königs im 2 3 4

Brendecke/Friedrich/Friedrich: Information, S. 31. Vgl. Hüser: Einleitung. Mediengeschichte, S. 11, S. 22. Dies schließt mit dem Verständnis von indexikalischen Zeichen als Symptom von etwas, dem sie selbst zugehören, an die semiotische Forschung an (vgl. Frings: Denunzianten der Vergangenheit, bes. S. 17–29; Kjørup: Traces of traces, S. 35–61).

1.2 Thema: Die Französischen Religionskriege und die Medien

19

August 1589 fand im Heiligen Römischen Reich eine intensivere Auseinandersetzung in Flugschriften und Flugblättern als jede andere Phase der Religionskriege.5 Der Höhepunkt medialer Präsenz der Religionskriege wurde im Reich weitgehend parallel zu demjenigen in Frankreich erreicht.6 Auch in Frankreich selbst war das jüngste Geschehen der Religionskriege den Zeitgenossen vielfach nur in medialer Vermittlung zugängig7 und die Medien gestalteten wiederum den Diskursrahmen mit, in dem das Bild der Ereignisse ausgehandelt wurde, wie David A. Bell anschaulich zusammenfasste: „Throughout the final years of his reign, the preachers and pamphleteers of the Catholic League doused the hapless monarch with a steady stream of virulent abuse. In early 1589 (following the murder of the Leagueʼs leader the Duke of Guise on Henriʼs orders), this stream became a raging deluge that would not abate until Jacques Clémentʼs knife found its assassinʼs mark eight months later.“8

Mit dem Verständnis der Religionskriege als bereits für die Zeitgenossen in einem wesentlichen Maße medial verdichtet, transformiert und kommunikativ vermittelt,9 rücken die kommunikativen Aspekte der Französischen Religionskriege unweigerlich in den Fokus des Interesses der Forschung. Das äußerst weite Spektrum an Zuweisungen verdeutlicht,10 wie sehr die Religionskriegsnachrichten kontextabhängige, wandelbare Erzeugnisse eines Bearbeitungs- und Aneignungsprozesses waren. Für das Reich als ein Nachbarland, das sehr aktiv dem jüngsten Geschehen in Frankreich folgte, werden ebenso wie für Frankreich zentrale Aspekte,11 welche von der ersten Informationsvermittlung und -verarbeitung bis zur Lektüre von Flugschriften und Flugblättern reichen, in dieser Arbeit untersucht. Das Heilige Römische Reich war in vielfältiger Weise in die Religionskriege als einem der zentralen Konflikte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts involviert. Dies schloss die finanziellen und militärischen Hilfeleistungen der traditionell 5 6 7 8 9 10

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Vgl. Zwierlein: Discorso und Lex Dei, S. 727; Als Einzelereignis erreichte die Bartholomäusnacht eine noch höhere Aufmerksamkeit: 32 Ausgaben erschienen 1572 und 19 weitere 1573 (vgl. Zwierlein: Discorso und Lex Dei, S. 727). Vgl. Yardeni: Antagonismes nationaux, S. 270; Kunzle: History of the comic strip, S. 44. Vgl. Foa/Mellet: Guerres de Religion, S. 24–25; als Reflektion über die mediale Vermittlung historischen Geschehens vgl. Tschopp: Forschungskontroversen, S. 84; ausführlich und recht weitgehend Crivellari u. a.: Einleitung, S. 9–45. Bell: Unmasking a king, S. 371. Vgl. hierzu Carrier: Conclusion, S. 129: „rien nʼest plus important dans une guerre civile que lʼopinion publique.“ Vgl. Foa/Mellet: Guerres de Religion, S. 31; Für die Zeitgenossen stellten sich die Französischen Religionskriege als Abfolge von Konflikt­ und Friedenszeiten – situativ als Rebellion der Untertanen, als Bürgerkrieg mit Fremdbeteiligung, als militärische Durchsetzung des legitimen Königs, als katholische Repression, als Konkurrenz verschiedener Familien oder als Konflikt um die lokale Herrschaft empfunden – dar und waren mit einem wechselnden Grad persönlicher Involvierung verbunden, der von Nachrichten über entfernte Konfliktherde bis zur persönlichen Erfahrung mit durchziehenden Truppen oder der Verhaftung der politischen Eliten vor Ort reichte. Vgl. hierzu Kap. 1.3.1; Nach Pittion war die mediale Auseinandersetzung im Reich weit intensiver als in England, wo die Religionskriegsnachrichten stärker selektiert wurden (vgl. Pittion: Ni livres ni gazettes, S. 14).

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1 Einleitung: Die Französischen Religionskriege und die mediale Konstellation

eng mit der französischen Krone verbundenen protestantischen12 Reichsstände, die Betroffenheit der Anrainer vom Kriegsgeschehen (Truppendurchzüge, Verlagerung des Kampfgeschehens, Plünderungen), die Intensivierung französischer Gesandtschaften ins Reich, die frankophonen Exilgemeinden im Reich sowie die Nutzbarkeit der Handelswege und Veränderung der Handelsbeziehungen u. a. durch Sondersteuern und Zwangsanleihen der französischen Krone ein.13 Nicht zuletzt wurde in der französischen Auseinandersetzung ein Indikator über die weitere Entwicklung der Religionskonflikte, die in ganz Europa ausgetragen wurden, gesehen14 und in einigen Flugschriften der Zusammenhang aus der eigenen Situation im Reich mit derjenigen Frankreichs hergestellt.15 Diese vielfältigen Beziehungen nach Frankreich lassen eine ausgeprägte, aber bis dato in der Forschung kaum reflektierte, Produktion und Rezeption von Nachrichtenpublikationen zu den Religionskriegen erwarten. Trotz der länderübergreifenen Komponente der Französischen Religionskriege ist deren Geschichte bislang v. a. als Nationalgeschichte geschrieben worden.16 Insbesondere der enge Konnex von Religionskriegen und Medien wird gerade erst in einem europäischen Rahmen17 bzw. im binären oder ternären Beziehungsgeflecht von der Forschung entdeckt.18 12

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Protestantisch und Protestanten wird als Oberbegriff verwendet, der prinzipiell alle „christlichen Kirchen, Gruppen und Bewegungen, die aus der Reformation des 16. Jahrhunderts hervorgegangen sind und sich als Erben des reformatorischen Protests verstehen“, einschließt (Graf: Protestantismus, S. 7). Hierunter können die französischen Reformierten ebenso wie Evangelisch-Lutherische subsumiert werden. Vgl. ausführlich hierzu Kap. 4.2. „They were significant because ordinary Catholics and Protestants throughout Europe conceived events in France as part of a wider confessional struggle.“ (Carroll: Martyrs and murderers, S. VI). Mit etwas anderer Schwerpunktsetzung stellte auch Charles Giry-Deloison die Französischen Religionskriege als Orientierung dar: „The ideological confusion, the breakdown of the social fabric and the barbarity of the civil wars provoked by the Reformation (particularly in France) created throughout Europe a dramatic climate of fear of the present and uncertainty for the future, destroying most peopleʼs social and intellectual bearings. Confronted with the extreme difficulty of interpreting the events they were witnessing or partaking in, many looked to other countries to find similarities or differences which could help them to make sense of their own experiences. News from abroad was therefore important. It also built on the new interest for history and foreign worlds […]“ (Giry-Deloison: France and England, S. 233). Vgl. Arndt: Der spanisch-niederländische Krieg, S. 412; Schäfer: Spuren der Religionskriege, passim. Einen Überblick über die jüngst zunehmenden transnationalen Forschungsperspektiven zur Zeit der Liga gibt Zwierlein: Political thought, S. 9–10. Eine europäische Rahmung kann sowohl hinsichtlich der Involvierung zahlreicher Nachbarländer in die Französischen Religionskriege untersucht werden als auch hinsichtlich länderübergreifender Kommunikation (Umfang und Qualität verfügbarer Nachrichten im Ausland, Organisation des Postsystems, Eingreifen französischer politischer Akteure in den Nachrichtenmarkt in den Nachbarländern etc.). Zur zeitgenössischen Vorstellung von Europa vgl. Schmale: Europa, Abs. 10. Vgl. Foa/Mellet (Hrsg.): Bruit des armes; Haug-Moritz/Schilling (Hrsg.): Médialité des guerres de Religion.

1.2 Thema: Die Französischen Religionskriege und die Medien

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1.2.2 Forschungsstand: Religionskriege und Medien Frankreich, die Religionskriege und die Medien Innerhalb der Forschung zu den Französischen Religionskriegen19 hat die Regierungszeit des letzten Valois-Königs mit einer gewissen Fokussierung auf den gewaltsamen Tod Heinrichs III. 1589 und den letzten Monaten davor intensives Interesse gefunden, während Untersuchungen zur letzten Phase der Religionskriege (1585–1598) im Regelfall stark auf Heinrich von Navarra bzw. Heinrich IV. fixiert sind. Bis in die 1970er Jahre20 war die Bewertung der Zeit Heinrichs III. von den Deutungen der Geschichtsschreibung des 17. Jahrhunderts (bes. Franz Eudes von Mézeray) beeinflusst, die das Bild Heinrichs III. in Übernahme der diffamatorischen, stigmatisierenden Vorwürfe der Liga zeichneten.21 Sein Nachfolger Heinrich IV. setzte sich zudem nur in begrenztem Rahmen für eine Re-Etablierung des letzten Valois ein.22 Mit der Biographie Heinrichs III. von Pierre Chevallier (1985)23 wurde dieser französische König als „Roi shakespearien“ neu bewertet. Den Wandel vom unfähigen und grausamen Herrscher zum ungeliebten König bilanzierte dann Denis Richet 1992.24 Seitdem haben umfangreiche Darstellungen des Hofs Heinrichs III.25 und seiner Favoriten-Beziehungen,26 seiner Mäzenatentätigkeit,27 seiner Friedensbemühungen und politischen Reformen28 unterschiedliche Aspekte der Regierung Heinrichs III. ausgeleuchtet und ein zunehmend facettenreiches Bild des letzten Valois gezeichnet.29 Nichtsdestoweniger fragte noch 2015 eine Rezension zu der jüngsten Biographie Heinrichs III. von Robert Knecht: „Peut-on espérer qu’un jour l’histoire de ce règne sera enfin libérée de l’emprise de clichés caricatu-

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Einen guten allgemeinen Überblick gibt die – allerdings nur Literatur bis 1998 einschließende – Bibliographie in Jouanna u. a. (Hrsg.): Histoire; jüngeren Datums z. B. Carpi: Guerres de Religion, S. 675–693 (Auswahlbibliographie); Diskussion der zentralen Forschungsliteratur zur französischen Reformation unter Einschluss der Religionskriege: Greengrass: Grande cassure, S. 71–92. Z. B. Mousnier: Königsmord, hier bes. S. 191–193; Dort wird auf Basis der Schmähschriften der Liga der Fall Heinrichs III. umrissen. Abriss zur Entwicklung der Forschung bei Poirrier: Henri III, S. 199; Einige Sammelbände sind der frühen Geschichtsschreibung zu den Religionskriegen gewidmet: Berchtold/Fragonard (Hrsg.): Mémoire des guerres; Provence (Hrsg.): Mémoires. Vgl. Wolfe: Afterlife of Henri III, S. 476; Mercier: Mise en scène de la justice, Abs. 34. Vgl. Chevallier: Henri III. Vgl. Richet: Henri III, S. 16; 1993 zeigte Jacqueline Boucher auf, wie das Bild des letzten Valois-König in Auseinandersetzung mit dem Mord an Heinrich III. während des Ancien Régime geprägt wurde (vgl. Boucher: Lʼassassinat dʼHenri III, S. 175–184). Vgl. Boucher: Société et mentalités; Le Person: Pratiques; Auch Boucher wurde kritisiert, sie habe sich noch zu stark von den zeitgenössischen Verurteilungen gegen den König beeinflussen lassen (vgl. Knecht: French wars of religion, S. 63). Bes. Le Roux: Faveur du roi; auch Jouanna: Faveur et favoris, S. 155–165; Le Roux: Henri III et ses mignons, S. 37–43. Vgl. Conihout/Maillard/Poirier (Hrsg.): Henri III. Vgl. Greengrass: Governing Passions. Vgl. auch die neuesten Biographien: Pernot: Henri III; Knecht: Hero or tyrant.

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1 Einleitung: Die Französischen Religionskriege und die mediale Konstellation

raux“?30 Während eine intensive Forschung zu diesem (diffamierenden) Bild Heinrichs III. in den zeitgenössischen Medien fassbar ist,31 wurde der königlichen Mediennutzung bislang kaum Aufmerksamkeit geschenkt.32 Zur sog. ‚Zeit der Ligaʻ (1585–1594) sind seit Jules Michelets „La Ligue et Henri IV“ (1856) zahlreiche Arbeiten zu Teilaspekten wie der Sozialstruktur der Partei bzw. Bewegung,33 der politischen Ideengeschichte,34 den lokalen bzw. regionalen Ausprägungen dieser Phase der Religionskriege,35 einzelnen Persönlichkeiten36 und Gruppen37 neben der Gesamtschau von Jean-Marie Constant erschienen.38 Bereits unter den frühen Studien des 19. Jahrhunderts fand die Rolle der Medien für die Liga Beachtung39 und seitdem blieb für diese Phase der Blick der Forschung auf die Mediennutzung der Liga gerichtet: Neben Flugschriften und Flugblättern40 wurden Predigten und Prozessionen der Liga berücksichtigt, meist in Form von Untersuchungen zu Einzelmedien.41 Zeitzeugen als Leser, Sammler von Druckpublikationen und Kommentatoren der letzten Jahre der Regierung Heinrichs III. wurden durch Editionen von Tagebüchern, Sammlungen, Chroniken oder

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Daubresse: Rezension (Knecht). Einige zentrale Werke: Duprat: Rois de papier; Cameron: Maligned king; Bell: Unmasking a king, S. 371–386. Eine Beachtung sowohl der königlichen als auch der protestantischen bzw. navarrischen und ligistischen Partei in der Mediennutzung boten ausschließlich Smither: Myth and reality of kingship; Wilkinson: Homicides royaux, S. 129–153. Vgl. Barnavi: Parti de Dieu; Descimon: Les seize; auch Salmon: The Paris Sixteen, S. 235– 266; zum Partei-Begriff dieser Arbeit in Abgrenzung zu anderen Formen von Zusammenschlüssen, besonders Verbünden: „parties had a more hierarchical structure with a greater inequality among members, and their leader had a more prominent role. Parties were groups […] who shared the same ideas or interests, and were often linked by patron-client ties reinforcing their membership. […] Partisans swore oaths of loyalty and signed written conventions.“ (Kettering: Political parties, S. 184–185). Vgl. Baumgartner: Political thought; Quin: Personenrechte; Salmon: Catholic resistance theory, S. 219–253; auch De Lamar: Diplomacy and dogmatism. Vgl. Greengrass: Sainte Union, S. 469–496; Gal: Grenoble; Le Goff: La Ligue en Bretagne; Benedict: Rouen; Carpi: République catholique, S. 77–88; Konnert: Local politics; Roberts: City in conflict; Micallef: Désordre européen, bes. S. 63–80. Vgl. Cameron: Maligned king; Chevallier: Henri III; Carroll: Martyrs and murderers; Hauser: La Noue; Drouot: Mayenne et la Bourgogne; Drouot: Mayenne au lendemain des assassinats, S. 1–13; vgl. auch die jüngeren Publikationen zu Jean Boucher: Defaye: Jean Boucher; Hayes/ Scott (Hrsg.): Jean Boucher. Vgl. Lebigre: Révolution des curés; Angelo: Curés de Paris, bes. S. 485–496; auch Daubresse: Parlement de Paris; Amalou: Le lys et la mitre. Vgl. Constant: Ligue; Constant zählt zu den Forschern, welche das Negativbild Heinrichs III. relativierten (vgl. Constant: Ligue, S. 81). Ältere Arbeiten des 19. Jahrhunderts, u. a. Lenient: Satire en France; Labitte: Démocratie chez les prédicateurs. Zentrale Werke: Pallier: Recherches sur l’imprimerie; Duprat: Rois de papier; Cameron: Maligned king; Cameron: Satire, S. 157–176. Eine Auswahl: Haynie: Image of Henri III; Labitte: Démocratie chez les prédicateurs; Benedict: Divided memories, S. 381–405; Crouzet: Processions blanches, S. 511–563; Blum: L’estampe satirique.

1.2 Thema: Die Französischen Religionskriege und die Medien

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Briefwechseln erfasst;42 v. a. von den Aufzeichnungen des Pariser Juristen Pierre de LʼEstoile erfolgten intensive Auswertungen.43 Hinsichtlich der Flugschriften und Flugblätter wurde bislang fast ausschließlich die inhaltliche Ebene der Medien betrachtet,44 wozu in jüngerer Zeit vereinzelt Stil- und Argumentationsanalysen hinzugetreten sind.45 Zugleich wurden die Einbeziehung der medialen Ebene der Konflikte in den letzten Jahren stark betont,46 das Medienspektrum bspw. um Körpermedien erweitert,47 die gegenseitige Verschränkung von Medienentwicklung in Frankreich und den Religionskriegen diskutiert48 und in einer breiteren Forschungsdiskussion die Verfahren, Kontexte und Akteure der Textproduktion im 16. Jahrhundert in den Blick genommen.49 Ein Tagungsband von 2014 forderte angesichts der Bedeutung der medialen Vermittlung der Religionskriege ein, die noch erheblichen Forschungslücken anzugehen.50 Für die Spätphase der Regierungszeit Heinrichs III. bestehen diese Leerstellen nicht allein in der Vernachlässigung der königlichen Mediennutzung. Vielmehr sind auch umfangreichere Kontextualisierungen der Flugschriften und Flugblätter und Arbeiten zur Einbeziehung der Produktions-, Vertriebs- und Rezeptionsbedingungen bisher ein Ausnahmefall geblieben. Zur Herausarbeitung von Zensur, infrastrukturellen Voraussetzungen, Informationswegen, Prozessen der Nachrichtenakquise und 42

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Bes. Brûlart: Journal dʼun Ligueur; Burel: Mémoires; Fayet: Journal; La Fosse: Mémoires; Gassot: Sommaire; Patte: Journal; Richart: Mémoires; [Rozée]: Histoire; Vaissière: Récits; Chronique de la guerre, S. 397–425; einen Überblick gibt Fragonard: Mémoire individualisée, S. 29–85. Editionen: LʼEstoile: Mémoires­journaux; L’Estoile: À Paris; L’Estoile: Journal Henri III; L’Estoile: Journal Henri IV; Forschungsliteratur: u. a. Greffe/Lothe: Vie, livres et lectures; zu LʼEstoile als Rezipient von Tagesschrifttum: El Kenz: La propagande, S. 1–12; L’Estoile als wichtige Quelle in Roelker: One king, one faith; kürzlich auch zu Antoine Richarts „Mémoires“ als Quelle zur ligistischen Mediennutzung: Greengrass: Rumeur et bien public, S. 1–21. Vgl. Duprat: Regalia au crible, S. 1–14; Cameron: Polémique et l’assassinat, S. 185–194; El Kenz: Temps de Dieu, S. 3–11; Yardeni: Henri III sorcier, S. 57–66; Yardeni: Mythe de Paris, S. 279–289. Vgl. bes. Debaggi Baranova: Coups de libelles; auch Bernard: Vox populi, S. 245–266; vgl. auch die ältere Analyse: Zilli: Meurtre des Guises, S. 581–593; für die Anfangsphase der Religionskriege kürzlich (2012): Haug-Moritz: Hugenottische Pamphletistik, S. 115–134. Vgl. Foa/Mellet (Hrsg.): Bruit des armes; Berchtold/Fragonard (Hrsg.): Mémoire des guerres; Benedict: Graphic history; Haug-Moritz/Schilling (Hrsg.): Médialité des guerres de Religion. Vgl. Foa: Banalité du corps, S. 122–134; zur Einbeziehung von Klängen und Lauten: GravesMonroe: Soundscapes, S. 55–72; Haug-Moritz: Von Instrumentenklängen, S. 65–84. Vgl. Haug-Moritz/Schilling: Médialité des guerres de Religion, S. 21; hierzu eine Auswahl an jüngeren Studien, welche die zeitgenössische kommunikative Verdichtung mit den Religionskriegen verbinden: Haug-Moritz/Schilling (Hrsg.): Médialité des guerres de Religion; Foa/ Mellet (Hrsg.): Bruit des armes; Debaggi Baranova: Rôle des écrits, S. 113–122; Debaggi Baranova: Coups de libelles; El Kenz: Mediale Inszenierung, S. 51–73; El Kenz: La propagande, S. 1–12. U. a. Berchtold/Fragonard (Hrsg.): Mémoire des guerres; Bolher/Magnien-Simonin (Hrsg.): Écritures de l’histoire; Viallon-Schoneveld (Hrsg.): Histoire au XVIe siècle; Für den Königsmord an Heinrich IV. (1610) hat die Forschung auch bereits die Kommunikationspraktiken stärker beachtet (vgl. hier Cassan: Transformer l’événement, S. 83–93; Infelise: Mécanismes de lʼinformation, S. 365–381). Vgl. Haug-Moritz/Schilling: Médialité des guerres de Religion, S. 20–21.

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1 Einleitung: Die Französischen Religionskriege und die mediale Konstellation

konkreten Praktiken der Informationsverbreitung, zu Funktionsweisen der Druckwerkstätten etc. liegen kaum Studien vor. Denis Palliers Monographie „Recherches sur l’imprimerie“ bildet hier die Ausnahme.51 Auch die Einbettung der Religionskriege in einen europäischen medialen Bezugsrahmen ist bislang kaum erforscht,52 was für das Reich mehr als für England53 oder auch Italien54 gilt. Ist die langjährige Fixierung der Religionskriegsforschung als Nationalgeschichtsschreibung auf der Ebene politischer Geschichte schon vor einigen Jahren aufgebrochen worden,55 gilt dies bislang nicht gleichermaßen für die medial-kommunikative Ebene der Französischen Religionskriege. Mit dem Fokus auf der Medialität der Religionskriege soll die Dimension des – neben militärisch, diplomatisch und religionspolitisch – auch medial ausgetragenen Konflikts systematisch, unter Einschluss aller Parteien der Religionskriege, der Liga, der Königlichen und der Anhänger Navarras, einbezogen werden. Die Bedeutung der vielfach ausschließlich medial vermittelten Zugänglichkeit der Französischen Religionskriege schon für die Zeitgenossen wird in der ausführlichen Analyse der Religionskriegsnachrichten reflektiert. Das Heilige Römische Reich, die Religionskriege und die Medien Das Verhältnis von Frankreich zum Heiligen Römischen Reich während der Religionskriege ist für einzelne Phasen unterschiedlich intensiv erforscht: Die Studien zur Beziehung von Frankreich und dem Reich im 16. Jahrhundert nach den französisch-habsburgischen Kriegen kaprizieren sich zum einen auf die enge Beziehung einzelner Reichsfürsten zu den französischen Reformierten bzw. dem Prinzen von Condé zu Beginn der Religionskriege,56 zum anderen auf Heinrich von Navarra 51

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Pallier bezog neben Themen, Personen und Netzwerken auch die Rahmenbedingungen von Produktion, Distribution und Rezeption ein und bot eine wertvolle Einschätzung der Binnendifferenzierung innerhalb des Druckgewerbes, allerdings auf das Paris der Liga enggeführt, d. h. er bezog die Provinzen und die königliche sowie protestantische Partei nicht ein. Ergänzend sollte die Dissertation von Berkley Wells Latimer „Pamphleteering in France“ herangezogen werden, welche ganz Frankreich im Blick hat, allerdings durch die Einbeziehung der Religionskriege von 1562 bis 1598 für 1589 nur punktuell Anschluss bietet. Vgl. Zwierlein: Propagande huguenote, S. 397. Vgl. Daniel: Laws of warre, S. 277–292; Daniel: Récits de la mort d’Henri III; Barker: News pamphlets, S. 145–156; Huffmann: Elizabethan impressions, bes. S. 69–97; Scherneck: Identitätsbildung in der Pamphletistik, S. 282–300; Parmalee: French anti-League propaganda; Schäfer: Religionskriege als Medienereignisse; Pittion: Ni livres ni gazettes. U. a. Hurtuhise: Rome apprit la nouvelle, S. 187–209; Korsch: Bilder der Macht; Alazard: Appropriations italiennes, S. 115–128; Zwierlein: Discorso und Lex Dei; Lamal: Promoting the Catholic cause, S. 675–694. Vgl. bes. Sutherland: Massacre of St. Bartholomew; jüngst z. B. Micallef: Désordre européen. U. a. Heidenhain: Unionspolitik; Barthold: Deutschland und die Hugenotten; Hahn: Herzog von Weimar, S. 1–174; Baguenault de Puchesse: Duc de Wurtemberg, S. 173–197; Platzhoff: Frankreich; Richter: Württemberg, S. 252–263; Vogler: Rôle des electeurs palatins, S. 51–85; Wirsching: Konfessionalisierung, S. 333–360; Potter: Allemands (I), S. 1–20; Potter: Allemands (II), S. 1–61; Handschuher: Das Reich in Europa; Malisch: Pfalzgraf von Zweibrücken, S. 111–115; Nicollier: Languet; Nicollier: Informations de guerre, S. 383–395; Zwierlein: Pro-

1.2 Thema: Die Französischen Religionskriege und die Medien

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bzw. die Zeit Heinrichs IV.57 Blieb schon die Beziehung zu Frankreich in der Regierungszeit Heinrichs III. bislang in der Forschung weitgehend unbeachtet, wurde die Spätphase 1589 fast gänzlich ausgeblendet.58 So bildet die Studie von Otto Mittler (1919) zu den französischen Werbungen 1589–1591, mit Schwerpunkt auf der Eidgenossenschaft, einen absoluten Ausnahmefall.59 Eine Erschließung der deutsch-französischen politischen Beziehungen 1589, als Hintergrund der Religionskriegsnachrichten, muss auf Basis von Quellen erfolgen, wobei Editionen bspw. von den Nuntiaturberichten und den Briefen des kurpfälzischen Administrators Johann Casimir Ausgangspunkte bilden.60 Die medial-kommunikative Ebene der Französischen Religionskriege im Reich ist bis heute weitgehend unbekanntes Forschungsterrain.61 In der älteren Forschung fanden v. a. die Schriften protestantischer Monarchomachen62 Aufmerksamkeit, welche vornehmlich als Zeugnisse der politischen Ideengeschichte zum Widerstandsrecht untersucht wurden.63 Auf mediale und kommunikative Aspekte der Französischen Religionskriege gingen erst einige der jüngeren Studien zum Zei-

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pagande huguenote, S. 397–415; Tol: Germany; auch Cohn: Territorial princes, passim; vgl. auch den Forschungsüberblick zu den deutsch-französischen Beziehungen im ‚Zeitalter der französischen Religionskriege‘ in Babel: Deutschland und Frankreich, S. 218–220. Eine Auswahl: Anquez: Henri IV; Babeau: Ambassade, S. 28–49; Baudrillart: Politique de Henri IV, S. 406–484; Vogler: Henri IV, S. 371–383; Vogler: Rôle des electeurs palatins, S. 51– 85; Dotzauer: Heinrich IV., S. 71–146; jüngere Studien: Bott: Jacques Bongars, S. 113–122; Kohlndorfer: Bongars, S. 1–15; Kohlndorfer: Diplomatie; Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise; Beiderbeck: Deutsche kulturelle Referenzen, S. 185–203; Beiderbeck: Heinrich IV. (I), S. 1–32; Beiderbeck: Heinrich IV. (II), S. 1–26; Daussy: Schomberg, S. 103–112; Zwierlein: Heidelberg und der Westen, S. 27–92; Vogler: Rolle der Pfalz, S. 187–198; Beiderbeck: Frankreich und das Reich, S. 35–59; Malettke: Entwicklung der Außenpolitik, S. 285–305. Vereinzelte Hinweise zu den außenpolitischen Beziehungen mit dem Reich in der Regierung Heinrichs III. bieten Beiderbeck: Heinrich IV. (I), bes. S. 9–32; Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise; Kohlndorfer: Diplomatie; Labouchère: Ancel, bes. S. 174–180 (gerade die Tätigkeit von Ancel für Heinrich III. 1589 ist hier ausgespart); Waddington: La France et les Protestants, S. 241–277; Menk: Landgraf Wilhelm IV., S. 55–82; zu den außenpolitischen Beziehungen Frankreichs in der Zeit Katharinas von Medici mit allerdings nur wenigen auf 1588/1589 bezogenen Hinweisen vgl. Gellard: Reine épistolaire; Die Forschungsliteratur zu Heinrich IV. geht häufig auch auf die Zeit vor der Thronfolge ein, springt aber meist von 1587 (deutscher Frankreichfeldzug) zu 1590/1591 (Verhandlungen um ein protestantisches Bündnis) und ignoriert die Jahre 1588/1589 (z. B. Vogler: Henri IV, S. 374–375). Vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy. Vgl. Nuntiaturberichte; Johann Casimir: Briefe. Vgl. Zwierlein: Propagande huguenote, S. 397; Umfangreiche Arbeiten zum deutsch-französischen Verhältnis, die auch die mediale Ebene thematisieren, sind mit einer verblüffenden Ausschließlichkeit erst nach 1600 entstanden (vgl. hier nur Schillinger: Pamphlétaires allemands; Niggemann: Hugenottenverfolgung, S. 59–108; Lüsebrink/Reichardt (Hrsg.): Kulturtransfer). William Barclay bezeichnete in „De regno“ (1600) stigmatisierend eine Gruppe von Autoren, die sich mit Fragen der Volkssouveränität, Vertragstheorie und dem Widerstandsrecht sowie der Beschränkung der Monarchie beschäftigten als ‚Monarchomachenʻ. Diese zunächst von Protestanten formulierten Theorien wurden in Frankreich am Ende der Regierungszeit Heinrichs III. von katholischer Seite rezipiert (vgl. Jouanna: Monarchomaques, S. 1109–1111). Vgl. hier nur Bildheim: Calvinistische Staatstheorien; Mellet: Horizon des monarchomaques, S. 79–100; Schorn-Schütte: Gottes Wort, S. 143–154; zur Frage deutsch-französischer Bezie-

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1 Einleitung: Die Französischen Religionskriege und die mediale Konstellation

tungswesen, zu den diplomatischen Netzwerken und zur deutschen Beteiligung an den Religionskriegen ein, doch blieben dies meist Randbemerkungen.64 Béatrice Nicolliers Untersuchung von Hubert Languet als Informant des sächsischen Kurfürsten während des zweiten und dritten Religionskriegs bildet hier eine Ausnahme.65 Unter den Einzelstudien zu den Werkstätten im Reich setzten sich nur die Arbeiten zu der Offizin Franz Hogenbergs in Köln und dem Wirken Johann Fischarts für Bernhard Jobin in Straßburg mit Aspekten der Religionskriegsnachrichten explizit auseinander.66 Für die Rezeption von und Auseinandersetzung mit Auslandsnachrichten bspw. in Chroniken oder Memoiren blieben Flugschriften und Flugblätter in der Forschung bislang „von sekundärer Bedeutung“.67 In dieser sehr lückenhaften Forschungslandschaft bedeuteten die Arbeiten von Cornel A. Zwierlein einen wichtigen Schritt hin zur Erschließung wesentlicher Aspekte von Medialität,68 insbesondere zu Netzwerken der Nachrichtentransmission, den Aneignungsprozessen und Deutungsrahmen. Auf die Zeit der ersten Religionskriege und die Ebene der Reichsfürsten im Südwesten des Heiligen Römischen Reiches, besonders der Kurpfalz, konzentriert, analysierte Zwierlein in seiner Monographie „Discorso und Lex Dei“ den Wandel politischer Entscheidungsfindungsprozesse vor dem Hintergrund der Nachrichtenzirkulation zu den Französischen Religionskriegen, wobei er ausgewählte handgeschriebene Zeitungen und zeitgenössische Druckpublikationen einbezog.69 Jüngst kam die Studie von Jonas van Tol hinzu, in der anhand der Fürstenkorrespondenz die Sichtweise der protestantischen Reichsfürsten auf die ersten drei Religionskriege und ihre Interessen und Beweggründe, in den Konflikt einzugreifen, behandelt werden.70 Studien Zwierleins zu

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hungen in der monarchomachischen Literatur auch Schubert: Französische Staatstheorie, bes. S. 26–30. Zum Zeitungswesen: Bauer: Zeitungen, S. 208–231 (zur Königswahl von Heinrich von Anjou in Polen), S. 331–342 (zum Krieg zwischen Genf und Savoyen); zum diplomatischen Netzwerk: Kohlndorfer: Bongars, passim; zu der medialen Auseinandersetzung mit den Hilfszügen: Hahn: Brandenburgischer Bericht, bes. S. 192–202. Vgl. Nicollier: Informations de guerre, S. 383–395; auch Nicollier: Languet. Zu den Hogenbergschen Offizinen und ihren Druckpublikationen zu den Französischen Reli­ gionskriegen: Schäfer: Guerres de Religion, S. 98–120; zu den Niederlanden: Voges: Augenzeugenschaft, S. 159–181; Voges: Macht und Repräsentation, S. 29–69; zu Johann Fischart als Autor, Übersetzer und Bearbeiter für Bernhard Jobin: bes. Hauffen: Verdeutschungen (I), S. 529– 571; Hauffen: Verdeutschungen (II), S. 637–656; Hauffen: Verdeutschungen (III), S. 1–22; zu Jobins Programm an Einblattdrucken: Weber: Bibliographie von Jobin, S. 270–290; allgemein zur Nürnberger Werkstatt Leonhard Heußlers ohne Fokus auf den Religionskriegen: Bezzel: Leonhard Heußler; zur Kölner Werkstatt Nikolaus Schreibers: Stoll: Kölner Presse. Tschopp: Nachrichten, S. 37, auch S. 38–39; Augenzeugenberichten oder Materialsammlungen von Münzen, Urkunden etc. wurde eine größere Bedeutung als gesammelte Zeitzeugnisse per se zugesprochen, ohne dass dies empirisch begründet wäre, wie Tschopp exemplarisch ausführt (vgl. Tschopp: Nachrichten, S. 37, Anm. 8). Was als wesentliche Aspekte von Medialität bestimmt wird, führt Kap. 1.3.1 ein und ausführlich Kap. 1.6 aus. Die Maîtrise von Zwierlein zu den Franzettes ist bedauerlicherweise unpubliziert geblieben. Ich danke Cornel A. Zwierlein für die Zurverfügungstellung des Manuskripts. Vgl. Tol: Germany. Die Doktorarbeit wird voraussichtlich 2018 erscheinen. Ich danke Jonas van Tol für die Zurverfügungstellung des Manuskripts vorab.

1.3 Konzeptioneller Rahmen: Medialität

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Einzelaspekten, von den Rahmenbedingungen der Religionskriegsnachrichten71 über die europäische Dimension der Religionskriege72 bis zu der Methodik des Kulturtransfers,73 schlossen teilweise auch die Spätphase der Religionskriege stärker ein. Zwischen diesen Schlaglichtern bestehen für die Zeit um 1589 in Ermangelung einer umfänglicheren systematischen Studie noch viele Lücken und offene Fragen zu den Religionskriegsnachrichten, von den inhaltlichen Schwerpunktsetzungen bis zu Verfahren der Druckproduktion, welche angesichts der vielfältigen Beziehungen des Reichs nach Frankreich und der umfänglichen medialen Vermittlung der Religionskriege im Reich einer präzisen Untersuchung wert sind und bedürfen. 1.3 KONZEPTIONELLER RAHMEN: MEDIALITÄT 1.3.1 Die mediale Konstellation der Französischen Religionskriege Der zeitgenössische Nachrichtenfluss verdichtete sich 1589 zunächst in den die Untersuchungsphase flankierenden beiden Morden (Tötung der Guise, Königsmord an Heinrich III.), die als Medienereignisse beschreibbar sind.74 Sie waren nicht nur Auslöser und Sujet umfänglicher medialer Darstellungen, zeigten strukturelle politische Gegebenheiten der Zeit in einem Geschehen kristallisiert auf, das einschneidende Folgen zeigte, sondern erfuhren auch ihrerseits einen Bedeutungszuwachs und eine sinnhafte Einordnung durch die mediale Zuschreibung.75 Das Wissen um die Bedeutung der medial kommunizierten Interpretation des jüngsten Geschehens lässt sich auch mit unterschiedlichen Akzentuierungen bei den politischen Akteuren

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75

Vgl. Zwierlein: Religionskriegsmigration, Französischunterricht, S. 97–129; Zwierlein: Heidelberg und der Westen, S. 27–92. Vgl. Zwierlein: Genese eines Erinnerungsortes, S. 91–129; Zwierlein: Europäische Referenznetzwerke, S. 83–120; Zwierlein: Propagande huguenote, S. 397–415. Vgl. Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte; auch Zwierlein: Fuggerzeitungen, S. 169–224. Zu den Charakteristika von Medienereignissen: Bösch: Europäische Medienereignisse, Abs. 7; Bösch: Ereignisse, Performanz, S. 10; mit Hinweis auf Nora: Retour de lʼévénement, bes. S. 212; vgl. auch Carl/Weißbrich: Information, S. 75–98; Nünning: Geschehen, S. 188–208; Lenger/Nünning (Hrsg.): Medienereignisse; Nanz/Pause: Politiken des Ereignisses, bes. S. 13– 14; wegweisend für die Erforschung von Medienereignissen: Dayan/Katz: Media Events; zur französischen aktuellen Forschungsdiskussion: Foa/Mellet: Guerres de Religion, S. 33; vonseiten der Publizistik als ‚Kommunikationsereignisʻ diskutiert in Wilke: Geschichte als Kommunikationsereignis, S. 129–144. Medienereignis „bezeichnet eine besonders intensive, meist grenzübergreifende Verdichtung der Kommunikation auf ein Thema, das von den Zeitgenossen als besonderer Einschnitt gesehen wird. Ereignisse mit öffentlichen Zuschreibungen zu verbinden, bedeutet nicht, dass alle Begebenheiten konstruktivistisch in Diskurse aufgelöst werden sollten. […] Aber ob und wie sie zu einem Ereignis werden und sinnhaft sowie folgenreich die Zeit in ein Vorher/Nachher strukturieren [Ereignisbegriff nach Reinhard Koselleck (Anm. d. Verf.)], ist in hohem Maße durch mediale Kommunikation bedingt.“ (Bösch: Ereignisse, Performanz, S. 9).

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1 Einleitung: Die Französischen Religionskriege und die mediale Konstellation

beobachten, die in den zeitgenössischen Nachrichtenfluss eingriffen.76 Inwieweit sie diesen zu lenken vermochten oder ein recht eigenständiges mediales Gefüge, ein Mediensystem im Sinne von Johannes Arndt,77 zu beobachten ist, wird die Arbeit differenziert klären.78 Um komplexe mediale Konstellationen zu fassen, müssen verschiedene Aspekte in einem weiterreichenderen Maße Beachtung finden als bisher geschehen, forderten zwei Tagungsbände zu den Religionskriegen jüngst (2012, 2014) ein: Darunter zählen die Medienwahl, Sprache und rhetorische Verfahren, Argumentationsweisen, der Stil, die formale und materielle Medienbeschaffenheit, die diskursive Einbettung und der politische Kontext, der Medienverbund der Zeit, Praktiken der Produktion und Vermittlung, Träger und Mittler, verschiedene Akteure und ihre Netzwerke, Kommunikationswege, die Distribution und Zirkulationsmodi, Netzwerke und Transferprozesse, Erwartungshaltungen und Denkrahmen.79 Damit schlossen sich die programmatischen Einleitungen der beiden Bände einem seit Jahren wiederholten Forschungsdesiderat an.80 In die vorliegende Studie wird der Kommunikationsprozess von der Informationsgewinnung und -verarbeitung bis hin zur Aneignung durch den Leser einschließlich der historischen Kontextualisierung einbezogen,81 was, wie gerade umrissen wurde, unterschiedliche Forschungsfelder und -perspektiven einschließt (u. a. Medienverbund, Transferprozesse, Praktiken).82 Erst dadurch wird es möglich, sich dem anzunähern, was als Medialität zu verstehen ist, d. h. nach Gabriele Haug-Moritz und Lothar Schilling das Gewebe der medialen Konstellation einer bestimmten Zeit („constellation médiatique spécifique dʼune époque“83). Dabei stellt das integrative Konzept der Medialität ein unhierarchisch gedachtes, verzahntes Gebilde aus 76 77

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Vgl. die Kap. 3 und 5, passim. Vgl. Johannes Arndts Aneignung der Luhmannschen Systemtheorie: „Zunächst ist das Mediensystem nicht zu sehen als Teil einer Hierarchie, sondern als ein Teilsystem der frühmodernen Gesellschaft, das sich gleichrangig neben zahlreichen anderen Teilsystemen befindet. […] In dieser Hinsicht entwickelte das Mediensystem eine eigene Dynamik und auch Logik, die sich der direkten Einwirkung durch einzelne Personen wie auch durch andere Systeme zu entziehen suchte.“ (Arndt: Herrschaftskontrolle, S. 35; vgl. auch Arndt: Mediensystem, bes. S. 78–93). System wird hier jedoch alltagssprachlich als strukturierte Gesamtheit von aufeinander bezogenen Einzelteilen/-aspekten, die mit einer gewissen Zweckgebundenheit interagieren, verwendet, bspw. als Botensystem im Nachrichtentransportwesen. Vgl. zu den Fragestellungen im Einzelnen Kap. 1.6. Vgl. Foa/Mellet: Guerres de Religion, S. 36; Haug-Moritz/Schilling: Médialité des guerres de Religion, S. 20–21. U. a. Arndt/Körber: Einleitung, S. 1; Würgler: Medien, S. 115; Lardellier: Entretiens, S. 28 (Roger Chartier); 2001 äußerte Brendan Dooley: Die Kombination verschiedener Ansätze wie die Materialerfassung und -beschreibung, die Inhaltsanalyse, die Untersuchung von Produktion und Rezeption, die Einbeziehung der Biographien sowie die politische, kulturelle, rechtliche und ökonomische Kontextualisierung, die Einbeziehung der Informationswege und der Einbettung der Druckpublikationen in die mediale Landschaft ermögliche erst, die frühneuzeitliche mediale Kommunikation zu erfassen (vgl. Dooley: Introduction, S. 5). Der Aufbau der Arbeit vollzieht diese Struktur nach, vgl. Kap. 1.7. Zu den inkludierten Forschungsfeldern und -perspektiven, mit einer Diskussion der aktuellen Forschung verbunden, vgl. ergänzend KAP. 1.3.3. Haug-Moritz/Schilling: Médialité des guerres de Religion, S. 11.

1.3 Konzeptioneller Rahmen: Medialität

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einer Vielzahl an Faktoren vor, welche Kommunikation, die sich durch ein konkretes Medium vollzieht, bedingen und ausmachen. Dieses komplexe Gewebe mit einer Vielzahl an Fäden und Anschlusspunkten lässt sich typologisch in sieben Untersuchungsbereiche mit unterschiedlichem Fokus, nämlich praxisorientiert, akteurszentriert, strukturell-kontextualisierend, intermedial, rezeptionsbezogen, ästhetischrepräsentativ und inhaltsbezogen untergliedern. Hieraus ergeben sich die Untersuchungsfelder von Rahmenbedingungen, Medienverbund, Akteure im Druckgewerbe, Praxis der Druckproduktion, Darstellungsweise, Themen und Zirkulation.84 Konkret wird Medialität hier als Medien (Flugschriften und Flugblätter)85 mit ihrem spezifischen Charakter, ihrer Materialität, der funktionalen, argumentativen und inhaltlichen Ausrichtung sowie in ihrem Verhältnis zu anderen Medien der Zeit (u. a. handgeschriebene Zeitungen, Nachrichtenbriefe oder auch Predigten), in ihren Beziehungen und Abhängigkeiten, verstanden. Dabei sind sowohl anhängige Prozesse von Produktion, Distribution und Rezeption, die Praktiken und Motivationen der beteiligten Akteure bzw. Offizinen einzubeziehen als auch die jeweiligen medientechnologischen, kulturellen, politischen, ökonomischen und sozialen Kontexte bzw. Rahmenbedingungen zu betrachten.86 1.3.2 Kommunikations-, Medien-, Nachrichten- und Öffentlichkeitsbegriff Kommunikation wird in dieser Arbeit als der Prozess der Vermittlung einer Botschaft über einen medialen Träger in einem bestimmten Kommunikationskanal (Schrift, Bild, Ton) durch einen Kommunikator verstanden, welche einem Rezipienten zur Aufnahme bereitsteht.87 Dieser Prozess verläuft in der Massenkommunikation indirekt, technisiert, öffentlich sowie an ein prinzipiell anonymes, disperses Publikum gerichtet.88 Medien sind wesentlich durch den Kommunikationsprozess, in dem sie stehen, mitbestimmt und beeinflussen ihrerseits wiederum den Ablauf von Kommunikation.89 Nach der bislang am weitesten ausgereiften Definition von Ulrich Saxer mit einer Modifikation von Werner Faulstich sind „Medien […] komplexe institutionalisierte Systeme um organisierte Kommunikationskanäle von spezifischem Leis­ tungsvermögen“90 „mit gesellschaftlicher Dominanz.“91 Das bedeutet, dass Me84 85 86 87 88 89 90 91

Die insgesamt sieben Untersuchungsbereiche werden einschließlich eines umfassenden Fragekatalogs in KAP. 1.6 vorgestellt. Zum Zuschnitt auf Flugblätter und Flugschriften vgl. Kap. 1.5. Als ähnlich strukturiertes integratives Konzept, das semiotische, technologische und sozialsystemische Aspekte sowie das Medienangebot als vierten Aspekt einschließt, vgl. Schmidt: Kalte Faszination, S. 94–95. Vgl. Silbermann: Handwörterbuch Massenkommunikation, Bd. 1, S. 227. Vgl. Giesecke: Diskussionsbeitrag (Buchdruck), S. 18; Faulstich: Medienwissenschaft, S. 15; Maletzke: Kommunikationswissenschaft, S. 45–46. Vgl. Crivellari u. a.: Einleitung, S. 30–31; Haug-Moritz/Schilling: Médialité des guerres de Religion, S. 11. Saxer: Mediengesellschaft, S. 54. Faulstich: Medienwissenschaft, S. 12.

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1 Einleitung: Die Französischen Religionskriege und die mediale Konstellation

dien als Träger einer Botschaft allgemein bekannt und akzeptiert sind in der Rolle als Vermittler in Kommunikationsprozessen, welche sie strukturieren. Mit den einzelnen Medien, die sich jeweils durch spezifische Charakteristika auszeichnen, sind nämlich bestimmte etablierte Kanäle wie Schrift oder Bild, Übertragungstechniken wie bspw. die Drucktechnik und spezifische Zeichensysteme verbunden. Dabei ist die gesellschaftlich zugeschriebene Bedeutung jedes Mediums wandelbar und jeweils im historischen Kontext zu betrachten.92 Als technisch produzierte Massenmedien zählen Flugschriften und Flugblätter zu den sog. ‚sekundären Medienʻ.93 Durch die Vermittlung über Raum und Zeit machen sie – zumindest idealiter – Informationen allgemein zugängig und damit öffentlich und unterstützen durch ihre Speicherfunktion Erinnerungsprozesse.94 Medien sollen hier speziell als Träger von Nachrichten in der Rolle als Mittler im Kommunikationsprozess betrachtet werden. Nachrichten sind über die Themenwahl (politisch, militärisch oder sensationell95), die Einbettung in den Kommunikationszusammenhang96 und die aktuelle Relevanz der Inhalte bestimmt. Aktualität bedeutet hier entweder jüngst vergangene Ereignisse und mit ihnen in Bezug stehende Personen oder Debatten im engeren Sinne oder für die Gegenwart Relevantes im weiteren Sinne. Somit können Nachrichten im weitesten Sinne als informative und gestaltende Mitteilungen zu Tatsachen und Ereignissen gefasst werden, die durch ihre Bedeutsamkeit auf Interesse stoßen und mittels Massenmedien in spezifischen Kommunikationskanälen weitergeleitet werden.97 Ende des 16. Jahrhundert nahmen Nachrichten nicht notwendig eine bestimmte Publikationsform (als Neue Zeitung98) ein und waren ebensowenig an eine rhetorisch-sprachliche Aufbereitung (darstellend, berichtend) oder funktionale Ausrichtung (Zielsetzung: informieren) gebunden, da eine klare Trennung der zeitgenössischen Medien in Zuständigkeitsbereiche erst im Entstehen begriffen war. Darstellungsmodi wie unterhaltend, informierend und belehrend konnten in sämtlichen Medien vertreten sein.99 So erlaubt der hier entworfene Nachrichtenbegriff Ereignisberichte ebenso wie Diskussionen über den Charakter der Monarchie, schmä92 93

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Zur Ausdeutung der Definition von Saxer/Faulstich vgl. Faulstich: Medienwissenschaft, S. 12; Burkart: Kommunikationswissenschaft, S. 42–44; mit leichter Abweichung: Maletzke: Kommunikationswissenschaft, S. 52. Einteilung nach Pross: Medienforschung, S. 126–262: Primäre Medien werden ohne technische Hilfsmittel produziert und rezipiert. Für sekundäre Medien sind in der Produktion technische Hilfsmittel nötig, für tertiäre Medien zusätzlich auch technische Hilfsmittel aufseiten des Rezipienten. Inzwischen ist die Bezeichnung quartäre Medien für digitale Medien ergänzt worden (vgl. Burkart: Kommunikationswissenschaft, S. 38). Vgl. Haug-Moritz: Reich als Kommunikationsraum, S. 60. Hier Naturereignisse, Katastrophen, Verbrechen und Bestrafung, Wunder und Kurioses. Zur Schwierigkeit Gerücht, Klatsch und Nachricht voneinander zu scheiden vgl. Pettegree: Invention of news, S. 4. D. h. Techniken, Verfahren, Wege, Effekte und Auswirkungen des Austauschs (vgl. Brendecke/ Friedrich/Friedrich: Information, S. 17–18). Vgl. Silbermann: Handwörterbuch Massenkommunikation, Bd. 2, S. 319. Vgl. Kap. 1.5.2. Vgl. Lang: Neue Zeitung, S. 57; zur engen Verzahnung von Information und Meinung in Nachrichtenmedien vgl. Dooley: Introduction, S. 1.

1.3 Konzeptioneller Rahmen: Medialität

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hende ebenso wie informierende, gedruckte wie handgeschriebene Mitteilungen, Amtsschriften ebenso wie Neue Zeitungen und Meinungsschrifttum in diese Untersuchung als Religionskriegsnachrichten einzubeziehen.100 Obgleich Öffentlichkeit nicht als Leitbegriff dieser Arbeit dient, macht die intensive Diskussion über den Öffentlichkeitsbegriff es notwendig, einige Eckpunkte von Öffentlichkeit, wie sie in dieser Arbeit verstanden wird, zu benennen. In der Frühneuzeitforschung wird der Öffentlichkeitsbegriff bisher zwischen den Polen ‚reformatorischer Öffentlichkeitʻ und ‚bürgerlicher Öffentlichkeitʻ der Aufklärungszeit gespannt.101 Die allgemeine Zugänglichkeit bzw. Bekanntmachung dient als Voraussetzung für Öffentlichkeit, welche eine qualitative und quantitative Veränderung durch den Buchdruck in einem sich verändernden Bezugssystem102 erfuhr. Durch die Verhandelbarkeit von Themen, Teilnehmern und Formen der Kommunikation durch die Akteure waren diese Öffentlichkeiten nicht stabil, sondern sie formierten sich vielmehr situationsbezogen. Von einer gesamtgesellschaftlichen Öffentlichkeit kann nicht gesprochen werden. Es bestanden verschiedene (Teil-) Öffentlichkeiten, die sich bedingten, konkurrierten, überschnitten, überlagerten und wieder auflösen konnten. Den Öffentlichkeiten wohnte ein Potential zur politischen Einflussnahme inne.103 1.3.3 Forschungsstand: Medien- und Kommunikationsforschung Ab den 1980er Jahren erlebte die Kommunikations- und Mediengeschichte ein sprunghaft wachsendes Interesse in der frühneuzeitlichen Forschung104 in Reaktion auf zeitgenössische Entwicklungen zum digitalen Medienwandel105 und zu den 100 Inbegriffen sind bspw. auch Druckpublikationen, die sich mit der Verlegung des parlement beschäftigen, weil diese Maßnahme aus den Reaktionen auf die Ereignisse in Blois resultierte, die Beeinflussungsversuche auf die Bevölkerung, das königliche oder aber ligistische parlement anzuerkennen, Teil des Versuchs der Meinungsbeeinflussung potentieller Rezipienten waren und dieser Typ von Flugschriften und Flugblättern auch als Information für die Bevölkerung anzusehen ist, an wen sich künftige Rechtsfragen zu richten hatten. Einen breiten Nachrichtenbegriff, welcher die Integration von Neuen Zeitungen, agitatorischen Flugschriften sowie Amtsschriften erlaubt, schlägt auch Oliver Duntze vor (vgl. Duntze: Verleger sucht Publikum, S. 93). 101 Vgl. hier bes. Schwerhoff: Stadt und Öffentlichkeit, S. 8; Jürgens/Weller: Einleitung, S. 9; mit der Einbeziehung der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ein Sonderfall: Hoffmann: Öffentlichkeit, S. 89–95. 102 Verändertes Bezugssystem, d. h. schnellere Kommunikation über vielfältigere Themen in einem sich erweiternden Medienverbund, über weitere Entfernungen und an ein breiteres Publikum als zuvor. 103 Vgl. Rau: Orte, Akteure, Netzwerke, S. 61; Bauer: Zeitungen, S. 160; Schulze: Deutsche Geschichte, S. 235; Schnurr: Religionskonflikt und Öffentlichkeit, S. 14–15. 104 Für das gewachsene Interesse steht die seit 1999 erscheinende Fachzeitschrift „Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte“; zur Forschungsentwicklung in Frankreich vgl. Lardellier: Entretiens, S. 20–21 (Armand Mattelart). 105 Die Arbeiten Manuel Castells zum Zusammenspiel von technischer Infrastruktur, Transportwegen und Information in der Kommunikation (vgl. Castells: Information age, bes. Bd. 1)

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1 Einleitung: Die Französischen Religionskriege und die mediale Konstellation

Massenmedien.106 Hieran schloss sich eine Diskussion über den wirklichkeitsgestaltenden Einfluss von Medien an.107 Die Medien- und Kommunikationsforschung ist zunehmend – durch die Fülle an parallelen Diskussionen unterschiedlicher Fächer, die Schwierigkeit, die Modelle auf frühere Jahrhunderte zu übertragen,108 oder auch die teils zeitversetzt und mit abweichender Schwerpunktsetzung geführten Debatten in der englisch-, deutsch- und französischsprachigen Forschung109 sowie die Verzahnung mit ‚andockbarenʻ Forschungsfeldern wie demjenigen zu Erinnerungskultur und kollektivem Gedächtnis110 – zu einem unüberschaubareren Feld geworden. Selbst über grundsätzliche Definitionen wie den Öffentlichkeitsbegriff111 oder den Medienbegriff selbst112 fehlt eine Einigung.

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dienten als wichtiger Impulsgeber für die frühneuzeitliche Forschung (u. a. Behringer: Im Zeichen des Merkur, S. 24; Rau: Orte, Akteure, Netzwerke, S. 46; Arndt: Herrschaftskontrolle, S. 195). Z. B. Schulz (Hrsg.): Massenkommunikation; für eine Zusammenfassung der jüngeren Diskussion vgl. Burkart: Kommunikationswissenschaft, bes. S. 166–177. U. a. Darnton: Introduction, S. XIII–XIV; Tschopp: Wahrnehmungsmodi, S. 78; Crivellari u. a.: Einleitung, S. 20; auch Behringer/Havelka/Reinholdt: Mediale Konstruktionen, S. 23; zur französischen Diskussion: Foa/Mellet: Guerres de Religion, S. 24. Vgl. Behringer: Im Zeichen des Merkur, S. 10–11. Einen Kurzüberblick über französische Mediologie vs. angelsächsische Media Studies bietet Spoiden: Sur la médiologie, S. 117–128; für eine Einschätzung zur Rezeption der jeweiligen Konzepte vgl. Haug-Moritz/Schilling: Médialité des guerres de Religion, S. 11, Anm. 13; Spoiden: Medio/Media, bes. 7–11. Vgl. hier Assmann/Assmann: Gestern im Heute, S. 114–140; Erll: Medium des kollektiven Gedächtnisses, S. 3–22; zu Erinnerungskultur und Medien in der Forschung zu den Religionskriegen vgl. z. B. Huchard: Mémoires, S. 87–106; Fragonard: Mémoire individualisée, S. 29–85. Der von Jürgen Habermas konstatierte „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ (vgl. Habermas: Strukturwandel der Öffentlichkeit) wurde wegen der schematischen Kontrastierung ‚bürgerlicher und repräsentativer Öffentlichkeitʻ, der Datierung der Entstehung von Öffentlichkeit(en) und dem bürgerlichen Charakter der modernen Öffentlichkeit in der Frühneuzeitforschung kritisiert. In Auseinandersetzung mit seiner These wurden die Vor- und Frühformen der ‚bürgerlichen Öffentlichkeitʻ im Verhältnis zum ‚Absolutismusʻ neu bestimmt (vgl. Hölscher: Öffentlichkeit und Geheimnis; Gestrich: Absolutismus und Öffentlichkeit) und das Konzept einer spezifisch ‚reformatorischen Öffentlichkeitʻ Anfang des 16. Jahrhunderts herausgearbeitet (vgl. Wohlfeil: Reformatorische Öffentlichkeit, S. 41–52; Ukena: Tagesschrifttum und Öffentlichkeit, bes. S. 36–44). In der deutschen Frühneuzeitforschung hat die Öffentlichkeitsdebatte zahlreiche neuere Anregungen von der Diskussion von (Teil-)Öffentlichkeiten im Plural bzw. der Einbeziehung verschiedener Kommunikationskreise (vgl. Körber: Öffentlichkeiten; Körber: Vormoderne Öffentlichkeiten, S. 3–25) bis zu der Vorstellung eines konkreten raumbezogenen Zugriffs erhalten (vgl. Rau: Orte, Akteure, Netzwerke, bes. S. 47; Schwerhoff: Stadt und Öffentlichkeit, S. 11–17). Die Betonung der Raumdimension von Öffentlichkeit dominiert auch die Rezeption von Habermas in England (public sphere) und Frankreich (lʼespace public), allerdings oft mit einer gewissen Diskrepanz zu dem von Habermas Intendierten (vgl. Hohendahl: Einleitung, S. 2; Moos: Öffentlich und privat, v. a. S. 167, S. 172). Von den ungezählten Beiträgen zur Diskussion vgl. hier nur den hilfreichen Überblick von Hoffmann: Öffentlichkeit, S. 69–110. Die mit unterschiedlichen Medientheorien verbundenen wichtigsten Medienbegriffe sind der zeichentheoretische/semiotische (Roland Barthes, Juri M. Lotmann, Ernst Cassirer), der technikzentrierte (Friedrich Kittler, Jonathan Crary), der anthropologische (André Leroi-Gourhan,

1.3 Konzeptioneller Rahmen: Medialität

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Grundsätzlich sind zwei Richtungen in der Forschung zu unterscheiden, diejenige welche Medien- und Kommunikationsgeschichte als Teildisziplin begreift und diejenige welche alles als kommunikativ vermittelt sieht und damit Kommunikation und ihre Erforschung als Metaebene entwirft.113 Während Mediengeschichte auf technische Mittel fokussiert, „durch die Menschen im Verlaufe der Jahrhunderte Nachrichten verbreitet, Wissen gespeichert, Unterhaltung gestaltet und Meinungen gelenkt haben“,114 liegt in der Kommunikationsgeschichte die Schwerpunktsetzung auf „kommunikativen Praktiken, durch die Gesellschaften ihre Ordnung im Laufe der Jahrhunderte konstituiert, stabilisiert und reproduziert haben“.115 Diese unterschiedlichen Ausrichtungen verweisen zunächst einmal auf die Wurzeln der Kommunikationsgeschichte in den Sozialwissenschaften und diejenigen der Mediengeschichte in den Kulturwissenschaften,116 werden jedoch teils auch als Meta- und Subperspektive interpretiert.117 Medialität ist ein in der Forschung vielfach undefiniert gebrauchtes Konzept, das nichtsdestoweniger eine Reihe höchst unterschiedlicher Auslegungen innerhalb der einzelnen Disziplinen ebenso wie in verschiedenen Sprachräumen gefunden hat.118 Hierzu traten noch alternative Konzepte wie die Mediologie in Frankreich (bes. Régis Debray),119 welche Vermittlungsprozesse und die Produktion, Zirkulation und Spei-

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Vilém Flusser; technikzentriert und anthropologisch: Marschall McLuhan), der gesellschaftsorientierte (Theodor W. Adorno, Walter Benjamin) sowie der systemtheoretische Medienbegriff (Niklas Luhmann) (vgl. Liebrand (Hrsg.): Einführung, dort bes. S. 61–131; zur Vielzahl an Medienbegriffen vgl. auch Böhn/Seidler: Mediengeschichte, S. 15–26). McLuhan (vgl. McLuhan: Kanäle; auch McLuhan: Gutenberg galaxy) wurde in der Geschichtswissenschaft intensiv rezipiert und stark kritisiert (u. a. Neddermeyer: Von der Handschrift zum Buch, S. 5; Behringer: Im Zeichen des Merkur, S. 12–15; jüngere Position: Behringer/Havelka/Reinholdt: Mediale Konstruktionen, S. 10–11). Luhmanns systemtheoretische Forschung (vgl. Luhmann: Kommunikation, S. 94–110; Luhmann: Soziale Systeme, S. 191–241) fand in der Frühneuzeitforschung v. a. Aufnahme im Kreis um Rudolf Schlögl (vgl. Schlögl: Vergesellschaftung unter Anwesenden, S. 9–60; Schlögl: Politik beobachten, S. 581–616; auch Crivellari u. a.: Einleitung, S. 9–45; Sandl: Medialität und Ereignis). Zum Medienbegriff der vorliegenden Arbeit, der technik- und gesellschaftsorientierte Aspekte zusammenführt, vgl. Kap. 1.3.2. Vgl. Hüser: Einleitung. Mediengeschichte, S. 10; Haug-Moritz/Schilling: Médialité des guerres de Religion, S. 12; Crivellari u. a.: Einleitung, S. 20; Lardellier: Entretiens, S. 24 (Philippe Breton). Depkat: Kommunikationsgeschichte, S. 9. Depkat: Kommunikationsgeschichte, S. 10. Vgl. Hickethier: Einführung, S. 6–8. Volker Depkat hat Kommunikationsgeschichte als solch eine übergreifende Perspektive entworfen, welcher er die Mediengeschichte als Teilgebiet unterordnet (vgl. Depkat: Kommunikationsgeschichte, bes. S. 11). Zum undefinierten Gebrauch vgl. z. B. Müller: Medialität, S. 49–70; Haug­Moritz/Schilling haben darauf verwiesen, dass gegenwärtig (2014) nur eine französische Publikation das Medialitätskonzept behandelt (vgl. Haug-Moritz/Schilling: Médialité des guerres de Religion, S. 11, Anm. 13). Zur geringen Aufmerksamkeit für das Konzept Medialität im französischsprachigen Raum vgl. Wetzel/Flückiger: Introduction, S. 10. Vgl. Debray: Mediologie, S. 67–75; gebündelte Darstellung des Ansatzes in Debray: Geschichte der vier M, S. 17–39; Auf das in Deutschland wenig bekannte Konzept der Mediologie haben jüngst Haug-Moritz und Schilling aufmerksam gemacht (vgl. Haug-Moritz/Schilling: Médialité des guerres de Religion, S. 11, Anm. 13).

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1 Einleitung: Die Französischen Religionskriege und die mediale Konstellation

cherung von Zeichen im Zusammenspiel von Medientechnologie, politisch-gesellschaftlicher Machtkonstellation und Semantik des Diskurses erforscht.120 Außerdem ist hier die als Metatheorie verstandene mediatization zu nennen.121 Medialität wird kommunikationstheoretisch als „die mediale Vermittlung von Informationen“122 verstanden und epistemologisch als Prämisse eines medial vermittelten Zugangs zur Welt, die in Medien nicht nur repräsentiert, sondern auch geformt wird.123 Medienphilosophisch dient Medialität als Startpunkt einer „Theorie derjenigen Elemente und Verfasstheiten […], die Bezüge zu etwas oder Verfasstheiten von etwas (als Effekten gleich welcher Art) ermöglichen“.124 Im Sinne einer medienspezifischen Abgrenzung bzw. Differenzierung wird Medialität einerseits als „eine Eigenschaft, die für alle Medien in gleicher Weise determinierend ist“, andererseits als „das als typisch genommene Set von Eigenschaften, das für einzelne Medien als konstitutiv angesehen wird“, verstanden.125 Zeichentheoretisch formen Medien als Träger kultureller Übertragungs­ bzw. Übersetzungsprozesse „tout un réseau de significations, de présences et dʼéchanges que lʼon peut désigner par le terme ‚médialitéʻ (Medialität, mediality)“.126 Daneben wurde auch ein integratives Konzept „am Kompaktbegriff ‚Mediumʻ“ von Siegfried J. Schmidt entworfen, das semiotische, technologische, soziale und medienspezifische Perspektiven zusammenbindet, das Beziehungsverhältnis zum Menschen ebenso wie die Wirkungsdimension der Medien einbezieht,127 und damit dem hier entworfenen Konzept der Medialität nahesteht. Medialität kann – in dem hier zugrunde gelegten Verständnis als Gewebe der medialen Konstellation einer bestimmten Zeit – als übergeordneter konzeptioneller Rahmen verschiedene Forschungsfelder und -ansätze zusammenbinden, wie dies seit Jahren als Desiderat postuliert wird,128 von der Leseforschung129 bis zum Post-

120 Vgl. Debray: Mediologie, bes. S. 67, S. 72–73; vgl. hierzu auch die eingängige Formel der vier Eckpunkte: „die Message, das Medium, das Milieu, die Mediation“ (Debray: Geschichte der vier M, S. 17). 121 Vgl. Zierold: Mass media, S. 348–350: Mediatization beschreibt den Prozess der fortschreitenden Medienentwicklung und einer Zunahme des Einflusses von Medien in Kommunikation auf Gesellschaft und Kultur. 122 Behringer/Havelka/Reinholdt: Mediale Konstruktionen, S. 16. 123 Crivellari u. a.: Einleitung, S. 20: „Die nunmehr in den Blick rückende ‚Medialität der Geschichteʻ akzentuiert also nicht nur die Tatsache, dass uns Geschichte ja immer nur in me­ dialer Überlieferung überhaupt zugänglich ist, sondern stellt sehr viel weitergehender darauf ab, dass Medien selbst elementare Produktivkräfte des Geschichtlichen sind.“ 124 Hubig: Medialität/Medien, S. 1516. 125 Hickethier: Einführung, S. 26. 126 Wetzel/Flückiger: Introduction, S. 10. 127 Vgl. Schmidt: Kalte Faszination, bes. S. 93–97; knapp gebündelt: Zierold: Mass media, S. 339–340. 128 Die mangelnde Beachtung verschiedener Aspekte medialer Kommunikation und deren kombinierte Untersuchung hat u. a. Zierold als Defizit in der bisherigen Forschung formuliert (vgl. Zierold: Mass media, S. 340). Ähnliche Forderungen erhoben auch schon Arndt/Körber: Einleitung, S. 1; Würgler: Medien, S. 115; Dooley: Introduction, S. 5; Lardellier: Entretiens, S. 28 (Roger Chartier); Foa/Mellet: Guerres de Religion, S. 36; Haug-Moritz/Schilling: Médialité des guerres de Religion, S. 20–21.

1.3 Konzeptioneller Rahmen: Medialität

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wesen,130 vom Medienverbund/Medienensemble131 bis zum Nachrichtenwert und Nachrichtenfaktor,132 von der Frage der ökonomischen Gewinnorientierung im Druckgewerbe133 bis zur religionspolitischen Prägung.134 Rahmenbedingungen, inhaltliche Schwerpunktsetzungen ebenso wie Darstellungsweisen, beteiligte Akteure, Praktiken der Informationsverarbeitung sowie der Aneignungs- und Rezeptionsprozesse werden in der vorliegenden Arbeit unter Einbeziehung von bisher unbeachteten Quellenbeständen zu den Französischen Religionskriegen herausgearbeitet. Durch die konsequente Fokussierung auf 1589 werden Allgemeinaussagen präzisiert135 und sich schließlich in einer Synthese der medialen Konstellation der Zeit im Reich und in Frankreich unter dem konkreten Phänomen der Religionskriege angenähert.

129 In Frankreich wurde die Leseforschung früher und systematischer angegangen, vgl. Chartier (Hrsg.): Histoires de la lecture; Chartier: Stratégies éditoriales, S. 87–124; Chartier: Lesestoff, S. 397–418; Labarre: Le livre dans la vie amiénoise; zur jüngeren Entwicklung: Lyons: A history of reading, bes. S. 1–11. 130 Zum Reich v. a. Behringer: Thurn und Taxis; Behringer: Im Zeichen des Merkur; zu Frankreich bes. Vaillé: Histoire des postes françaises. 131 Vgl. Würgler: Medien, S. 66; Haug-Moritz/Schilling: Médialité des guerres de Religion, S. 13; van Laak/Hattendorff: Medienereignisse, S. 15; Bickenbach: Medienevolution, S. 117; zur Annahme eines enthierarchisierten Medienverbundes: Neu aufkommende Medien lösen nicht bereits bestehende Medien ab, sondern bestehen neben diesen bzw. oft vernetzt mit den älteren Medien (z. B. Müller: Medialität, S. 50; Haug-Moritz/Schilling: Médialité des guerres de Religion, S. 11). 132 Vgl. Uhlemann: Nachrichtenwert, bes. S. 29–74; überblicksartig bei Schneider: Nachrichtenfaktoren, S. 13–24; Nachrichtenwerttheorien, wonach Nachrichtenfaktoren, d. h. Zuschreibungen an ein Ereignis wie Bedeutsamkeit, Außergewöhnlichkeit, Negativität etc., bestimmen, ob über ein Geschehen berichtet wird, betrachten unter Einbeziehung der historischen Perspektive: Wilke: Nachrichtenauswahl; Körber: Öffentlichkeiten, S. 336–347; modellhaft für die Reformation: Meier: Kirchengeschichte, S. 13–26; Überblick über die zentralen Nachrichtenfaktoren, um den Nachrichtenwert zu ermitteln: Schulz: Nachricht, S. 391. 133 Zur Marktorientierung: Heintzel: Propaganda, S. 26; Stoll: Kölner Presse, S. 28; Arndt: Mediensystem, S. 86. 134 Vgl. hierzu Arndt: Mediensystem, S. 86; zur religiösen Prägung: Alexander Heintzel urteilte in seiner Untersuchung zu persuasiver Kommunikation über die religiöse Dichotomie: „Zudem gingen alle Veröffentlichungen […] auf die Religion als das in der Öffentlichkeit zentrale Thema ein.“ (Heintzel: Propaganda, S. 30) und weiter: „Glaubenskämpfe und Standeskämpfe, konfessionelle Propaganda und politische Publizistik fielen zusammen.“ (Heintzel: Propaganda, S. 40). Auch Andrew Pettegree betonte, dass die Nachrichtenauswahl von der Religionszugehörigkeit bestimmt sei (vgl. Pettegree: Invention of news, S. 7). 135 Zu dem Problem, dass häufig aus älteren Editionen und Überblickwerken oder aus anderem Kontext stammenden/gewonnenen Aussagen Verallgemeinerungen formuliert werden vgl. z. B. Neddermeyer: Von der Handschrift zum Buch, S. 51; Die Kontextabhängigkeit von Nachrichten und die Verzahnung verschiedener Faktoren der medialen Kommunikation werden dabei unzulässigerweise ignoriert.

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1 Einleitung: Die Französischen Religionskriege und die mediale Konstellation

1.4 ANSATZ: HISTORISCHER VERGLEICH 1.4.1 Die Religionskriege zwischen Historischem Vergleich und kulturellem Austausch „Lʼhistoire des guerres de Religion de France, devrait être, plus quʼelle ne lʼa été jusquʼà aujourdʼhui, une histoire européenne.“136 So wurde kürzlich in einem französischen Tagungsband die bislang vorherrschende Fixierung der historischen Forschung zu den Französischen Religionskriegen auf die Nationalgeschichte beklagt. Angesichts der Ereignisdichte und der intensiven medialen Kommunikation 1589, die noch nicht ausreichend aufgearbeitet ist, erfolgte bisher eine Konzentration der Forschung auf die französische Binnenperspektive.137 Mit dem Ansatz des Historischen Vergleichs, den diese Studie wählt, werden die gedruckten Religionskriegsnachrichten in Frankreich in ihren historischen Bedingungen und Voraussetzungen systematisch, analytisch-vergleichend untersucht und zu denjenigen im Heiligen Römischen Reich in Beziehung gesetzt.138 Diese beiden Untersuchungsräume, die Vergleichseinheiten, sind nach den sich wechselseitig ergänzenden Kriterien der geographisch-politischen Entitäten139 (Verortung der Druckorte) und der Sprachräume (Vernakularsprache der gedruckten Religionskriegsnachrichten) bestimmt.140 Es ist ein Vorteil des Historischen Vergleichs, dass im Bewusstsein der Konstruiertheit der Vergleichsgegenstand (Nachrichten) und die Untersuchungsräume (Frankreich und das Reich), die Fragestellung und die Analysekategorien (konzeptioneller Rahmen der Medialität) reflektiert und offengelegt werden.141 Als zunächst individualisierender, kontrastierender Vergleich fokussiert die Studie auf die Ausprägungen und Unterschiede im Reich und in Frankreich, welche durch die Scheidung in In- und Auslandsnachrichten schon auf Ebene der politischen Involvierung 1589 oder des Umfangs verfügbarer Flugblätter und Flugschriften erwartbar sind, aber in ihrer konkreten Ausprägung erst noch bestimmt werden

136 Zwierlein: Propagande huguenote, S. 397. 137 Im Sinne von exceptio probat regulam (in casibus non exceptis) vgl. Daniel: Récits de la mort d’Henri III. 138 Zum analytischen Vergleich: Kaelble: Der historische Vergleich, S. 49–55; auch Haupt: Comparative history, S. 2400–2401. 139 Dass die Zugehörigkeit zu einer der beiden Entitäten Relevanz hatte, zeigt sich u. a. im Geltungsbereich der Zensurordnung sowie in der rechtlichen Verpflichtung, offiziell­amtliche Schreiben der Obrigkeit zu publizieren. Die Erfassung durch das Kriegsgeschehen, die Organisation des Postwesens oder auch Korrespondenznetzwerke der Fürsten waren dagegen oft grenzüberschreitend. 140 Ausführlich zum Zuschnitt der Untersuchungsräume: Kap. 1.4.2. 141 Die kontinuierliche Reflektion über die Konstruiertheit, die selbst als ein Prozess und kein ‚Gegebenesʻ zu sehen und damit in permanenter Anpassung begriffen ist, hilft dabei zu hinterfragen, ob beobachtete Ähnlichkeiten und Unterschiede durch die Quellenlage, die Forschungssituation oder den gewählten Blickwinkel bedingt sind oder auf der Ebene der Untersuchungsräume bzw. Vergleichseinheiten liegen. Dies ist als wichtiges Korrektiv zu sehen.

1.4 Ansatz: Historischer Vergleich

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müssen. Hierzu treten die Gemeinsamkeiten als übergreifende Charakteristika.142 Eine als bedeutungsvoll angenommene Unterscheidung in In- und Auslandsnachrichten wird nicht allein als Prämisse formuliert, sondern ihre Ausgestaltung, die Herstellung der Unterschiedlichkeit und Grenzziehung ist Teil des dynamisch verstandenen Untersuchungsgegenstands. Da die Religionskriegsnachrichten im Reich nur durch den Austausch mit Frankreich verfügbar sein konnten, werden Prozesse der Transmission als integrale Bestandteile des Vergleichs behandelt, der auch die Ebene von Austausch und Abgrenzung einschließen soll.143 In dem komplexen Wechselspiel von Faktoren, welche die Religionskriegsnachrichten bedingen und ausmachen, bilden die Beziehungsebene und Transmissionsprozesse einen der vielen zu analysierenden Aspekte.144 Indem der Vergleich diesen Gesichtspunkt in einen breiteren Ansatz integriert, kann dem Anliegen dieser Studie, verschiedene Untersuchungsbereiche und damit auch Forschungsperspektiven und -felder gleichberechtigt miteinander zu verbinden, Rechnung getragen werden. Austauschprozesse sind mit Lutz Musner folgendermaßen beschreibbar: „Bei diesen Austauschprozessen handelt es sich um Vorgänge der interkulturellen Übertragung und Vermittlung von Texten, Diskursen, Medien […], die durch je spezifische Muster der Selektion, Mediation und Rezeption gesteuert werden“.145 Kommunikation und Kulturtransfer treffen sich also in diesem Punkt des Austauschs – mit einem wesentlichen Unterschied, der auf der Ebene des Strukturwandels beim Empfänger im Kulturtransfer liegt.146 Die medial vermittelte Kommunikation von Frankreich in das Heilige Römische Reich wird als weitgehend monodirektionaler Prozess entlang des Vergleichsgegenstands ‚Nachrichtenʻ erforscht, was um Rückwirkungen aus den medial vermittelten Religionskriegsnachrichten im Reich auf Frankreich als Ausblick ergänzt wird. Die Vergleichbarkeit garantiert der Zuschnitt des zunächst abstrakt gefassten tertium comparationis:147 Nachrichten. Darunter sind konkret aktuelle Flugblätter, Einblattdrucke und Flugschriften mit Religionskriegsnachrichten aus dem Heiligen 142 Zum individualisierenden und generalisierenden Vergleich vgl. Haupt/Kocka: Historischer Vergleich, bes. S. 11; Kaelble: Der historische Vergleich, bes. S. 26–27; Kaelble: Die interdisziplinären Debatten, S. 480–481; in außerdeutscher, internationaler Perspektive: Green: Forms of comparison, S. 43–45. 143 Zur Notwendigkeit, die Beziehungsgeschichte im Vergleich einzuschließen vgl. Welskopp: Vergleichende Geschichte, Abs. 14; auch Hartmann/Rahn: Kulturtransfer, S. 490. 144 Eine Studie, die vornehmlich auf den Austausch fokussiert, könnte z. B. die Vertiefung des Aspekts der Übersetzungen in den Flugschriften und Flugblättern mit Religionskriegsnachrichten beitragen. 145 Musner: Kultur als Transfer, S. 173. 146 Um Kulturtransfer und Kommunikation voneinander abzugrenzen, hat Cornel A. Zwierlein überzeugend vorgeschlagen, dass ein Strukturwandel auf der Ebene des Empfängers beobachtbar sein muss, auf den Kommunikation einwirkt, wobei die Fremdreferenzen des Kommunizierten zum Verschwinden gebracht werden, um von Kulturtransfer sprechen zu können. Eine Veränderung des in Kommunikation Übermittelten ist auch Kommunikationsprozessen eigen und reicht daher zur Abgrenzung von Kulturtransfer und Kommunikationsprozess nicht aus (vgl. Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte, S. 107–108). 147 Nähere Ausführungen zum tertium comparationis: Welskopp: Vergleichende Geschichte, Abs. 17; Problematisierung: Haupt: Comparative history, S. 2401.

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1 Einleitung: Die Französischen Religionskriege und die mediale Konstellation

Römischen Reich und Frankreich zu verstehen, die sich mit der Phase von der Ermordung der Guise bis zur Ermordung Heinrichs III. beschäftigen.148 Um den beiden Vergleichsfällen gerecht zu werden, ist auch das zeitversetzte Auftreten zu beachten,149 d. h. dass einige der gedruckten Religionskriegsnachrichten erst mit etwas zeitlicher Verzögerung (1590) im Heiligen Römischen Reich zirkulierten. Für die Analyse der Medialität anhand der Religionskriegsnachrichten des Reichs ist die Wahl des Historischen Vergleichs unter Einschluss von Prozessen der Transmission zielführend, da erst in der Gegenüberstellung mit der französischen Situation Auswahl, Umdeutung und Bruchstellen deutlich werden, die als wesentliche Aspekte der Nachrichtenvermittlung auftreten. Da keine Studie mit dem hier gewählten Zuschnitt eines integrativen Konzepts von Medialität vorliegt, muss die französische Situation zunächst für eine Reihe von Faktoren erschlossen oder weiter präzisiert werden, um die Gegenüberstellung zu den Religionskriegsnachrichten im Heiligen Römischen Reich zu gewährleisten. Zudem kann die in der Forschung konstatierte Ausnahmesituation in Frankreich 1589 und die damit verbundene Radikalisierung des Druckgewerbes sowie der Flugschriften und Flugblätter in der vergleichenden Betrachtung mit anderen Ländern, hier dem Heiligen Römischen Reich, deutlicher und mit größerer Tiefenschärfe herausgearbeitet werden.150 1.4.2 Bestimmung der Untersuchungsräume Frankreich und das Heilige Römische Reich wurden als zwei Untersuchungsräume für die in Flugschriften und Flugblättern kursierenden Religionskriegsnachrichten im Bewusstsein bestimmt, dass sich die Gebilde ‚Frankreichʻ und ‚Reichʻ zeitgenössisch nicht durch klare Grenzlinien eindeutig abstecken lassen.151 (1) Um den Zuschnitt in der Studie praktisch umsetzen zu können, wurden erstens die Angaben in den Druckeradressen, d. h. das enge Kriterium der geogra148 Vgl. den beschriebenen Zuschnitt des Quellenkorpus in Kap. 1.5.1. 149 Vgl. Haupt/Kocka: Historischer Vergleich, S. 26. 150 Wie der Vergleich Besonderheiten herauszuarbeiten verhilft und durch die Kontextualisierung Verallgemeinerungen relativiert, differenziert und reflektiert, stellte z. B. Hannes Siegrist heraus (vgl. Siegrist: Perspektiven, S. 319; auch Welskopp: Vergleichende Geschichte, Abs. 13). 151 Ein Überblick zu Grenzbegriff, Grenzvorstellung und Grenzveranschaulichung findet sich neben der Analyse des Wandels der deutsch-französischen Grenze in der Frühen Neuzeit bei Schmale: Grenze, S. 50–75; zur Auffassung eines Grenzraums: Etienne/Seifarth/Struck: Einleitung, hier bes. S. 20–24; Vogler: Borders, S. 25–27; zur Veranschaulichung der zeitgenössischen Auffassung: Ab 1587 ließ Heinrich Rantzau, der Statthalter des dänischen Königs in Holstein, Fragebögen erstellen, die in Form von Beschreibungen den Charakter von Ländern, Städten und befestigten Plätzen zu erfassen suchten, statt Grenzen abzustecken (vgl. Vogler: Borders, S. 26–27). Die Auseinandersetzungen zwischen Habsburgern und Valois gaben Anstoß, die Grenze in materieller wie ideeller Hinsicht zwischen den Territorien, die dem jeweiligen kaiserlichen oder französisch-königlichen Herrschaftsbereich zugehörten, festzulegen (vgl. Schmale: Grenze, S. 50). Für Frankreich ist spätestens mit Heinrich IV. eine Binnenintegration festzustellen, während sich im Reich dieser Prozess vorrangig auf der Ebene der einzelnen Territorien vollzog (vgl. Schmale: Grenze, S. 73–74).

1.4 Ansatz: Historischer Vergleich

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phisch-politischen Zugehörigkeit zu einem Herrschaftsbereich, gewählt.152 Obgleich geographische Karten im 16. Jahrhundert ohne Grenzen blieben und kulturelle Gebilde mit proto-nationalem Charakter sich erst langsam herausbildeten, lassen sich doch politische Entitäten als voneinander geographisch abgrenzbare Einheiten fassen.153 So begrenzte der Zeitgenosse der Religionskriege, Jacques Auguste de Thou, das Reich durch die Flüsse Rhein und Weichsel, während einige Jahre später Théodore Godefroy, Mitglied der französischen Verhandlungsdelegation auf dem Westfälischen Friedenskongress, die Begrenzung durch die Anrainer Polen, Ungarn, Italien, Frankreich und Dänemark zur Beschreibung des Reichs nutzte.154 Innerhalb dieser groben Grenzen wurde in dieser Studie auf ein Kerngebiet fokussiert. Dabei sind die Eidgenossenschaft mitberücksichtigt, aber die Habsburgischen Länder nur randständig in ihrer Druckproduktion mitbehandelt.155 Das Gebiet von Frankreich grenzte der berühmte erste französische Straßenführer „La guide“ Mitte des 16. Jahrhunderts mithilfe von Bergen, Meeren und Flüssen sowie der Anrainer ab: Während der Kanal („mer Oceane“) Frankreich von den Inseln (England, Schottland, Island) abschließe, trenne das Mittelmeer Frankreich von Afrika, die Pyrenäen von Spanien und die Alpen von der Schweiz und Italien. Während die Rhône die Grenze zu Deutschland bilde und die Saône Lothringen vom Herzogtum Burgund trenne, grenze die Schelde (frz. Escaut) Flandern ab und schließlich die Maas (frz. Meuse) das alte Frankreich von der Picardie, die erst mit der Burgundischen Teilung an Frankreich fiel.156 (2) Zweitens dient die Verwendung der Vernakularsprache, d. h. das weite Kriterium der Sprachräume,157 als Zuordnungsmerkmal. Die Aufnahme und Verbreitung von Nachrichten fast ausschließlich in der Landessprache bestätigte die Zuge152 Zum Gebiet des Reichs im 16. Jahrhundert: Maron u. a.: Deutschland, S. 577; zu Frankreich: Schmale: Grenze, S. 50–75. 153 Vgl. Schmale: Konzept Kulturtransfer, S. 55. 154 Vgl. Beiderbeck: Deutsche kulturelle Referenzen, S. 185. 155 Die Eidgenossenschaft hatte mit dem Frieden von Basel (1499) eine weitreichende faktische Eigenständigkeit erreicht. Zum Gebiet des Reichs im 16. Jahrhundert: Maron u. a.: Deutschland, S. 577; Dagegen wurden die Niederlande nicht eingeschlossen, die formal noch zum Reich gehörten, aber bereits als realpolitisch eigenes Gebilde betrachtet werden können (zum schrittweisen Ausscheiden der Niederlande aus dem Reichsverband, trotz der rechtlich fortdauernden Zugehörigkeit vgl. Arndt: Das Reich und die Niederlande, S. 32–96). 156 Vgl. [Etienne:] La guide, S. 1–2; vgl. auch die Darstellung von Räumen, statt Grenzen auf einer Kölner Frankreichkarte von 1589: Quad: Franciae accurata descriptio. 157 Trotz der fortdauernden Präsenz diverser Regionalsprachen und unzähliger Dialekte sowie Mischformen, neben Varianten des Latein (vgl. Keller: Das rhetorische Zeitalter, S. 72; überblicksartig Knape: Humanismus, deutsche Sprache, S. 103–138), war doch Ende des 16. Jahrhunderts die Vereinheitlichung mit der Durchsetzung des Neuhochdeutschen auch in den Flugschriften und Flugblättern abzulesen. Daneben waren aber auch die überregional verbreiteten dialektalen Texte zumindest passiv einem größeren Publikum verständlich (vgl. Oelke: Konfessionsbildung, S. 29; Hartweg: Buchdruck und Druckersprachen, S. 45–46; Pfarr: Neue Zeitung, S. 195). Das Niederländische lässt sich bereits als eigene Sprache vom Deutschen scheiden, inklusive eigener Grammatiken (vgl. Burke: Languages, S. 83, S. 90), während sich in der Eidgenossenschaft noch keine unabhängige Sprache herausgebildet hatte. Vgl. zu der sprachlichen Vereinheitlichung in Frankreich: Babel: Sprache, bes. S. 35–40; Schmitt: Nation und Sprache, hier v. a. S. 683–687.

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1 Einleitung: Die Französischen Religionskriege und die mediale Konstellation

hörigkeit eines bestimmten Gebiets zu einem Sprachraum und steckte gleichzeitig dessen Grenzen mit ab.158 Allerdings weichten die Aufnahme von fremdsprachlichen Nachrichtenpublikationen sowie die Verbreitung von Fremdsprachenkenntnissen (z. B. bei Übersetzern, Diplomaten, Kaufleuten, Exulanten159) diese Grenzen teilweise auf. Nichtsdestoweniger ist zeitgenössisch eine Unterscheidung in Sprachräume bspw. in den Verhandlungen um die Jahrhundertmitte bezüglich der deutsch-französischen Westgrenze160 oder auch in Sebastian Münsters „Cosmographia“ (1543) greifbar, „wo auch die Streitfrage der Grenzen zwischen politischen Herrschaftsbereichen nach Maßgabe der Verbreitung des Gebrauchs einer bestimmten Sprache diskutiert und entschieden wird.“161 Auch noch Maximilian von Béthune, Herzog von Sully, Minister Heinrichs IV., orientierte sich in seinen „Mémoires“ (um 1632) für seine Grenzziehungsvorstellungen an einer Mischung aus ‚nationalenʻ Sprachen und historisch­politischen Entitäten.162 1.4.3 Forschungsstand: Historischer Vergleich Die historische Vergleichsforschung wurde ab den 1960er Jahren zunächst programmatisch als Forschungsansatz entwickelt, ab den 1980er Jahren dann auch in empirischen Studien in der Geschichtswissenschaft breit implementiert.163 In dem neueren Historischen Vergleich werden stärker Gemeinsamkeiten (generalisierender Vergleich) neben Besonderheiten (individualisierender Vergleich) betrachtet, Austauschbeziehungen ebenso wie prozesshafte Entwicklungen und gesellschaftliche sowie kulturelle Aspekte eingebunden und die Fixierung auf den nationalstaatlichen Rahmen gelöst.164 Seit den 1980er Jahren werden die Methoden und Erkenntnismöglichkeiten des historischen Vergleichs im Verhältnis zu interkulturellen Studien diskutiert: Die Kulturtransferforschung (bes. Michel Espagne, Michael Werner)165 setzte sich kritisch mit der Konstruktion des als undynamisch begriffenen Vergleichsgegenstands 158 Zum wechselseitigen Verhältnis der Bedingung durch Distinktionsprozesse und Mitwirkung an ihnen vgl. Siegrist: Perspektiven, S. 321; Die Rolle des Buchdrucks für die Vereinheitlichung der Sprache in unterschiedlichen Sprachräumen reflektiert Burke: Languages, S. 91–94, S. 106–108. 159 D. h. Glaubensflüchtlinge. 160 Vgl. Beiderbeck: Deutsche kulturelle Referenzen, S. 186; Lutz: Karl V., Frankreich, bes. S. 8; Pariset: Les relations, S. 10. 161 Medick: Grenzziehung, hier S. 219. 162 Vgl. Schmale: Konzept Kulturtransfer, S. 55. 163 Vgl. Welskopp: Vergleichende Geschichte, Abs. 7–9; Hartmann/Rahn: Kulturtransfer, S. 486, zu Karl Lamprecht und Marc Bloch als Vordenkern: S. 485–486. 164 Vgl. Welskopp: Vergleichende Geschichte, Abs. 9; Kaelble/Schriewer: Zum Thema, S. IX–X; Die Kritik an der nationalstaatlichen Fixierung richtete sich eher gegen das ältere programmatische Verständnis als gegen die Umsetzung in jüngeren empirischen Studien, welche den Anspruch erheben, nationalstaatlich abgegrenzte Vergleichsgegenstände zu relativieren und nationale ‚Meistererzählungenʻ infrage zu stellen (vgl. Welskopp: Vergleichende Geschichte, Abs. 10–11; ferner Middell: Kulturtransfer, S. 9). 165 Vgl. Espagne/Werner (Hrsg.): Transferts.

1.4 Ansatz: Historischer Vergleich

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und der als zu gering erachteten Berücksichtigung interkultureller Austauschprozesse auseinander.166 Jürgen Osterhammel erweiterte den Ansatz des Kulturtransfers um eine außereuropäische Perspektive,167 was Shalini Randeria und Sebastian Conrad mit einer besonderen kolonialen Schwerpunktsetzung mit der entangled history bzw. shared history weiterführten.168 Mit dem Konzept der histoire croisée (Michael Werner, Bénédicte Zimmermann) rückte die Notwendigkeit eines multiperspektivischen Ansatzes, das Prozesshafte und Wandelbare gegenseitiger Einflussnahmen und der Charakter eines vernetzt zu denkenden Beziehungsgefüges verstärkt ins Blickfeld. Dezidiert wurde die Fixierung auf die Nation als Ausgangspunkt, wie sie in der älteren Vergleichsforschung mit ihrem Schwerpunkt auf dem 19. Jahrhundert vorherrschend war, zurückgewiesen.169 Auf einem Verständnis von Kultur als dynamisches, hybrides Gebilde (métissage-Charakter) beruhend, sind in jüngerer Zeit Austauschprozesse (cultural exchange) und Übersetzungen verstärkt diskutiert worden,170 was die pluridirektionelle Ausrichtung ebenso wie die Wechselseitigkeit des Prozesses hervorhebt. Dabei wurde immer wieder versucht, ein übergeordnetes Konzept zu entwerfen.171 In kritischen, selbstreflexiven Auseinandersetzungen mit verschiedenen interkulturellen Ansätzen172 wurde der Ansatz des historischen Vergleichs präzisiert und weiterentwickelt.173 „Der historische Vergleich dreht sich um die Beschreibung, Analyse und Typisierung von Unterschieden und Gemeinsamkeiten, Divergenzen und Konvergenzen, Transfers und Abschließungen zwischen historischen Gesellschaften“.174 So beschrieb Hartmut Kaelble den Ansatz einer integrativen Vergleichsforschung, welche eine oder mehrere Beziehungsebene(n) bzw. die Dimension des Austauschs einschließt.175 Die Einbeziehung von dynamischen Ver166 Vgl. Hartmann/Rahn: Kulturtransfer, S. 481; Eine Entkräftung dieser Kritikpunkte bietet Welskopp: Vergleichende Geschichte, Abs. 13–14. 167 Vgl. Osterhammel: Jenseits des Nationalstaats. 168 Vgl. Conrad/Randeria (Hrsg.): Eurozentrismus; auch Epple/Lindner: Introduction, bes. S. 7–10. 169 Vgl. Werner/Zimmermann: Vergleich, Transfer, S. 607–636. 170 U. a. Burke u. a. (Hrsg.): Cultural translation; Bachmann-Medick: Translation, S. 23–43. 171 Vgl. z. B. Cohen/OʼConnor: Comparative history, hier S. XIII; für einen Kurzüberblick über die Forschungsentwicklung vgl. Kaelble: Debatte über Vergleich; Schmale: Kulturtransfer; Siegrist: Perspektiven, S. 305–339. 172 Zur Kritik vgl. z. B. Werner/Zimmermann: Histoire croisée, hier S. 10–12; Espagne: Transferts culturels; unter Aufnahme der Reflektionen Marc Blochs zum Vergleich auch Middell: Kulturtransfer, S. 10–12; jüngere Überlegungen dazu, inwieweit die vorgebrachten Vorwürfe gerechtfertigt sind, in Welskopp: Vergleichende Geschichte, bes. Abs. 13–15. 173 Zu Problemen, Lösungsvorschlägen und jüngeren Debatten zum Vergleich: Cohen/OʼConnor: Comparative history, S. XIV–XXI; zur Entwicklung des historischen Vergleichs bis ca. 2010: Kaelble: Mutations du comparatisme, S. 9–19. 174 Kaelble: Vergleich, historischer, S. 303; auch Kaelble: Die interdisziplinären Debatten, S. 477– 478. 175 Zur Verbindung von Vergleich und Beziehungsgeschichte vgl. Middell: Kulturtransfer, S. 12; auch Welskopp: Vergleichende Geschichte, Abs. 15; Daum/Riederer/Seggern: Fallobst, S. 11; Kocka/Haupt: Comparison, S. 2, S. 20; Schon in den Ausführungen von Marc Bloch von 1928 zum historischen Vergleich wird die Beziehungsebene zwischen den Vergleichsfällen thematisiert (vgl. Bloch: Histoire comparée, S. 19).

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gleichsanordnungen, prozesshaften Entwicklungen und der Abhängigkeit von Kontexten gehört für Studien mit längerem Untersuchungszeitraum fest zur Vergleichsanordnung.176 Eine stärker vergleichs- und transferhistorische Perspektive in medien- und kommunikationsgeschichtlichen Arbeiten wurde jüngst, gerade mit einem Schwerpunkt auf deutsch-französische Forschungsprojekte, eingefordert.177 Die bislang fehlende Integration dieser Perspektive bedeute, „dem Lesepublikum selbst das Aufdecken von Unterschieden und Ähnlichkeiten, von Abgrenzungen und Annäherungen, von Parallelentwicklungen und Ungleichzeitigkeiten, von Wechselwirkungen und Austauschprozessen, von Verflechtungen und Beeinflussungen, von Selbst- und Fremdwahrnehmungen aufzubürden, da letztlich transnationale Brückenschläge im bilateralen oder europäischen Rahmen außen vor bleiben“.178

Die vorliegende Arbeit nimmt die Herausforderung an, den Ansatz des Historischen Vergleichs mit einem konkreten historischen Thema, den Französischen Religionskriegen und den Medien, das in einem medien- und kommunikationsgeschichtlichen konzeptionellen Rahmen erforscht wird, zu verbinden. Im Vergleichsdesign wird die Medialität in konkrete Untersuchungsbereiche überführt, welche die Vielfalt an Faktoren und an Forschungsperspektiven und -feldern medial vermittelter Kommunikation widerspiegeln, was die Ebene der Beziehung und des Austauschs als einen wichtigen Aspekt einschließt. Ist die Einbeziehung der französischen Situation für die Einordnung der Religionskriegsnachrichten 1589 als tertium comparationis im Reich unerlässlich, profitiert auch die Forschung zu Religionskriegsnachrichten in Frankreich von der Kontrastfolie des Reichs.179 Zugleich wird damit der Forderung, die Geschichte der Religionskriege aus ihrem ausschließlich nationalen Bezugsrahmen zu lösen und stärker europäisch zu verorten,180 Rechnung getragen. 1.5 QUELLEN: FLUGSCHRIFTEN UND FLUGBLÄTTER 1.5.1 Flugschriften und Flugblätter in den/über die Französischen Religionskriege(n) 1589 wurden die Religionskriege von einem geradezu flutartigen medialen Aufkommen innerhalb Frankreichs begleitet: „des lecteurs [étaient] frappés par le flot des nouvelles, gavés d’images, assourdis de proclamations“.181 Mehr als 40 Darstellungen trug der Pariser Jurist Pierre de LʼEstoile allein in einem Album „Les belles Figures“ in der ersten Jahreshälfte 1589 zusammen, mehrheitlich ligistische Flugblätter und Einblattdrucke,182 und der Augsburger Handelsschreiber Georg 176 177 178 179 180 181 182

Vgl. Osterhammel: Transferanalyse, S. 443. Vgl. Hüser: Einleitung. Mediengeschichte, S. 11, S. 22. Hüser: Einleitung. Mediengeschichte, S. 12. Vgl. ausführlicher hierzu Kap. 1.4.1. Vgl. Zwierlein: Propagande huguenote, S. 397. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 130. Vgl. LʼEstoile: Figures; online: http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k859264h.

1.5 Quellen: Flugschriften und Flugblätter

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Kölderer ebenso wie der Kölner Ratsherr Hermann Weinsberg dokumentierten ihre Auseinandersetzung mit den Französischen Religionskriegen 1589 auf Basis der zeitgenössischen Flugschriften und Flugblätter.183 Während in Frankreich Flugblätter und Flugschriften als ein wichtiger Träger von Religionskriegsnachrichten neben interaktiven, face-to-face basierten Formen der Kommunikation auftraten, dominierten diese Druckmedien, Flugblatt und Flugschrift, im Heiligen Römischen Reich neben den handgeschriebenen Zeitungen, welche wiederum in Frankreich nicht präsent waren.184 Die Wahl von Flugschriften und Flugblättern als in beiden Untersuchungsräumen dominante und stark rezipierte Medien bietet sich also als sinnvoller Quellenzuschnitt an. In den Quellenkorpus werden sämtliche Religionskriegsnachrichten aus dem Gebiet des Heiligen Römischen Reichs und Frankreichs aufgenommen, welche auf die Phase von der Ermordung der Guise bis zur Ermordung Heinrichs III. bezogen und zeitnah, d. h. bis 1590, erschienen. Für die Zuordnung zu Frankreich und zum Reich wurden die Angaben in den Druckeradressen und die Verwendung der Vernakularsprache als Zuordnungskriterien angesetzt.185 Mit diesen Parametern lässt sich ein umfänglicher Korpus von Flugschriften und Flugblättern bestimmen. Die Flugschriften und Flugblättern werden vor dem Hintergrund des Medienverbundes der Zeit analysiert und auf ihre spezifischen Funktionen und Charakteristika hin befragt. Knapp 50 französische und 25 deutsche Flugblätter, rund 760 Ausgaben französischer Flugschriften und rund 90 deutsche Flugschriften liegen der Untersuchung zugrunde. In einer Datenbank sind Angaben auf dem Titelblatt, eine formale Beschreibung, Standorte, Erhaltungszustand und die Normnummern in übergeordneten Katalogen (VD16 und USTC) vermerkt. Daneben wurden Publikationstyp, Parteizugehörigkeit (mit Quellenbelegen), Inhaltsabriss, Bildteile nach Anzahl, Motiv und Position sowie weitere selbständige und unselbständige enthaltene Schriften erfasst. Übergreifende Charakteristika (z. B. wichtigste Druckorte, zentrale Akteure, Argumentationsmuster, wiederkehrende Themen) konnten aus der Datenbank, die alle Quellen umfasst, herausgearbeitet werden. Besonders aussagekräftige Beispiele für diese aus der Datenbank gewonnenen Beobachtungen wurden dann als Belege ausgewählt. Hieraus ergibt sich der Korpus von 160 französischen Flugschriften, auf die unmittelbar in der Arbeit Bezug genommen wird. Ausführlich sind die Erfassungskriterien für den Quellenkorpus ebenso wie die durchsuchten Kataloge, Datenbanken und Bibliotheken im Quellenverzeichnis erläutert. Von den Flugschriften und Flugblättern ausgehend werden ‚Spurenʻ verfolgt; Spuren verstanden im Sinne der indexikalischen Semiotik als Symptome, die auf 183 Zur Ermordung der Guise: Weinsberg: Gedenkbuch, 1589, ld 97r; Kölderer: Beschreibunng, bes. S. 1198–1206; zur Ermordung Heinrichs III.: Weinsberg: Gedenkbuch, 28. August 1589, ld 138v; Kölderer: Beschreibunng, bes. S. 1335–1341. 184 Handgeschriebene Nachrichten bildeten sich in Frankreich als wichtiges Strukturelement der Nachrichtenlandschaft erst Ende der 1590er Jahre heraus (vgl. Moureau: Répertoire des nouvelles, S. X–XI, S. 3 (Katalog)). Vgl. auch Kap. 3.2 und 5.2. 185 Zur Problematisierung dieser Einheiten ‚Reichʻ und ‚Frankreichʻ sowie der Frage der Grenzziehung vgl. Kap. 1.4.2.

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etwas verweisen, dem sie selbst zugehören.186 Brüche im Textfluss können Erkenntnisse zu Verfahrensweisen und Praktiken der Informationsverarbeitung liefern, Paratexte auf verwendete Textvorlagen oder auch die Distributionsorganisation (z. B. durch Nennung der genauen Adresse des Verkaufsladens) hinweisen187 und Textgestaltungselemente bereits die Ausrichtung auf die Rezeptionssituation verraten. Ergänzend werden Editionen und vereinzelt auch unveröffentlichte Quellen zur zeitgenössischen medialen Vermittlung der Konflikte in anderen Medien188 sowie zur Verortung der Druckerverleger und ihrer Werkstätten, zur obrigkeitlichen Kontrolle189 und Fragen der Rezeption190 einbezogen, der Schwerpunkt liegt jedoch deutlich auf den vielfach noch unbearbeiteten zeitgenössischen Flugschriften und Flugblättern aus dem Heiligen Römischen Reich und Frankreich. 1.5.2 Abgrenzung: Einblattdruck, Flugblatt, Flugschrift, Neue Zeitung, Tagesschrifttum Eine schier unüberschaubare Fülle an unterschiedlichen Definitionen existiert in diesem Feld, da nach Form, Inhalt, Sprachstil, Verbreitung, Umfang, Wirkung und Funktion die unterschiedlichen Medien voneinander geschieden werden können.191 Hier wird aufgrund der enormen Heterogenität auf inhaltlicher und funktionaler 186 Vgl. Frings: Denunzianten der Vergangenheit, bes. S. 17–29; Kjørup: Traces of traces, S. 35– 61; In dem hier verwendeten Sinn gebrauchen Böhn und Seidler Spuren bzw. Indexe als Hinweise auf ihre Entstehungsbedingungen und den Gebrauch, allerdings auf Bildmedien gewandt (vgl. Böhn/Seidler: Mediengeschichte, S. 75–76). 187 Zum Umgang mit Paratexten in Anlehnung an Gérard Genette und auf die Anwendung in frühneuzeitlichen Studien zu Flugschriften und Flugblättern hin vgl. Moisi: Medialität des Liedes, S. 36–37. 188 So wurden u. a. Messkataloge durchforstet und als Beispiel für die Verflechtung handgeschriebener Zeitungen mit Druckpublikationen die sog. ‚Fuggerzeitungenʻ einbezogen. Die Sammlung an Nachrichten aus ganz Europa und auch aus Übersee – die 27 Bände mit 19.500 Blättern und 16.200 Einzelnachrichten umfasst und heute in Wien liegt – wurde von den Brüdern Octavian Secundus (federführend) und Philipp Eduard Fugger zwischen 1568 und 1605 in Augsburg angelegt (vgl. Bauer: Zeitungen, S. 59–60; Wilke: Korrespondenten, S. 63; Keller: Fuggerzeitungen, S. 19). Vgl. auch die aktuelle Bestandsbeschreibung in Bauer: Zeitungen, S. 59–76. 189 Ergänzend wurden Briefe, Ratsprotokolle, Beschlüsse des parlements, Gerichtsprotokolle und einige Memoiren sowie zeitgenössische Geschichtswerke eingesehen, u. a. Johann Casimir: Briefe; Actes du parlement; Nürnberger Buchgewerbe; Nevers: Mémoires; Poulain: Procèzverbal, S. 289–323; Bongars: Lettres latines; Registres des délibérations, bes. S. 210–422. 190 Chroniken und Tagebücher: u. a. Kölderer: Beschreibunng; Weinsberg: Gedenkbuch; LʼEstoile: Mémoires-journaux; Patte: Journal, S. 183–374; Dohna: Selbstbiographie; La Fosse: Mémoires; Brûlart: Journal dʼun Ligueur. 191 Vgl. Köhlers Untersuchung von 170 Publikationen auf ihre Definition von Flugschrift hin (Köhler: Die Flugschriften, S. 36–61; kritisch hierzu Gilmont: Typologie du Flugschrift, S. 788–809). Eine gewisse Parallele bildet die Vielfalt frühneuzeitlicher sich ebenfalls überschneidender Bezeichnungen, bspw. Libell, Neue Zeitung, Pasquill, Traktat, Dialog, Büchlein, Copey, Bildnis (vgl. Rosseaux: Flugschriften und Flugblätter, S. 102; Schwitalla: Flugschrift, S. 2–4). Auch im französischsprachigen Bereich existierte im 16. Jahrhundert eine Reihe von zeitgenössischen, teils stark überlappenden Begriffen, u. a. pamphlet, libelle, pasquil, placard,

1.5 Quellen: Flugschriften und Flugblätter

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Ebene und der damit einhergehenden mangelnden Trennschärfe eine formale Abgrenzung von Flugblatt und Flugschrift bevorzugt. Ist von Flugschriften und Flugblättern die Rede, kann der etablierte Oberbegriff des Tagesschrifttums verwendet werden, der – wie ihn Oliver Duntze gebraucht – sämtliche auf ein aktuelles Geschehen bezugnehmenden Druckpublikationen umfasst, ob sie als Einblattdruck, Flugblatt oder Flugschrift erschienen, ob sie agitatorisch oder informierend, ob als Bericht, Kommentar oder obrigkeitliches Mandat verfasst waren.192 Politiktheoretische Schriften, die anhand des aktuellen Geschehens 1589 entwickelt wurden, lassen sich allerdings nicht recht unter Tagesschrifttum subsumieren. Als neutraler Oberbegriff werden hier die Begriffe ‚gedruckte Religionskriegsnachrichten‘ oder auch ‚Druckpublikationen mit Religionskriegsnachrichten‘ verwendet.193 Zwar lassen sich diese weiten Begriffe auch auf bspw. Messrelationen anwenden, doch kapriziert sich die Arbeit auf Einblattdrucke, Flugblätter und Flugschriften. Flugblätter gehören zu den Einblattdrucken, welche sämtliche nur ein Einzelblatt umfassende Druckpublikationen ohne eine inhaltliche oder funktionale Festlegung umfassen194 und somit hinsichtlich Sprache, Genre, Bild-Text-Anteilen, Stil und inhaltlicher Ausrichtung nicht festgelegt sind.195 Als ein spezifischer Typ des Einblattdrucks waren Flugblätter in der Frühen Neuzeit einseitig im Typendruck bedruckte Blätter, seltener mit einem xylographischen, also in Holz geschnittenen, oder gravierten Text versehen, meist im Hochformat, einen halben oder ganzen Druckbogen groß, bei denen Text und Grafik (Holzschnitt, Kupferstich, Radierung) im ausgewogenen Verhältnis zueinander standen.196 Die Ausrichtung variierte stark von informierend über belehrend bis unterhaltend und je nach Themenwahl197 und angestrebtem Publikum wurden unterschiedliche sprachliche, stilistische und rhetorische Mittel sowie Bildgebungsverfahren und Inszenierungen ge-

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quatrain, chanson (vgl. Tissier de Mallerais: Propagande sous Henri III, S. 29; auch Schrenck: Jeu du pamphlet, S. 69–70). Vgl. Duntze: Verleger sucht Publikum, S. 93. Vgl. bspw. „DE IVSTA“ (Fls-FRK18): Entstehung der politiktheoretischen Schrift kontextabhängig von der Etablierung der Liga in der ersten Jahreshälfte 1589 in Frankreich; Positionierung zum Königsmord in der Schrift; als Kommentierung und Fortentwicklung des zeitgenössischen Diskurses über die Berechtigung von Widerstand bis hin zum Tyrannenmord Teil der Religionskriegsnachrichten. Mandate, Ablassbriefe, Gebetszettel, amtliche Druckpublikationen oder Nachrichtendruckpublikationen zählten ebenso zu den Einblattdrucken wie Satiren, Liedzettel, Rezepte, Kalender, Landkarten, Porträtstiche, Andachtsbilder, Werbezettel, Leichenpredigten oder Kunstgraphiken. Vgl. Münkner: Eingreifen und Begreifen, S. 8; Schilling: Bildpublizistik, S. 3; Scribner: For the sake of the folk, S. 3, S. 6; Harms/Schilling: Flugblatt der Barockzeit, S. VII–VIII. Vgl. Schilling: Bildpublizistik, S. 3; Münkner: Eingreifen und Begreifen, S. 8; Rosseaux: Flugschriften und Flugblätter, S. 109; Oelke: Konfessionsbildung, S. 18. Flugblätter verhandelten religiöse Fragen, moralische Belehrungen und Alltagsprobleme ebenso wie zeitgenössische politische oder militärische Ereignisse oder Wunder, Missgeburten, Verbrechen, Himmelserscheinungen und Katastrophen (vgl. Harms/Schilling: Das illustrierte Flugblatt, S. 25; Münkner: Eingreifen und Begreifen, S. 9–10; Faulstich: Herrschaft und Revolte, S. 96; Oelke: Konfessionsbildung, S. 19).

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1 Einleitung: Die Französischen Religionskriege und die mediale Konstellation

wählt. Meist stand die Meinungsbildung gegenüber der Information im Vordergrund.198 Flugschriften waren selbständige, nicht-periodische Publikationen, die als mehrblättrige Druckschriften im Quart- oder Oktav-Format in zunächst ungebundener Form erschienen. Diese funktional und thematisch nicht weiter spezifizierten Druckschriften wandten sich mit einem Aktualitätsbezug199 an einen prinzipiell offenen Kreis potentieller Rezipienten (‚an die gesamte Öffentlichkeitʻ). Die aktuelle Relevanz reichte dabei von der Sorge um das Seelenheil bis zur obrigkeitlichen Information über ein neues Gesetz.200 Teilweise wurden die Flugschriften durch ein Bild – im Regelfall einen einfachen Holzschnitt auf dem Titelblatt oder im Textteil – ergänzt.201 Zwar wurde zur Beschreibung von Flugschriften der leicht verständliche Stil und der eher geringe Umfang,202 die ungebundene Form203 ebenso wie ihre Zielrichtung, nämlich die Beeinflussung von Handlungen (Agitation) und/oder Überzeugungen (Propaganda) in der Forschung angeführt, doch ist dies keineswegs unumstritten.204 Jüngere Versuche, Pamphlet als international anschlussfähigeren Begriff zu etablieren, haben sich bislang nicht durchgesetzt.205 Die gedruckten neuen Zeitungen gehörten von ihrer formalen Gestaltung her zu den Flugblättern oder Flugschriften und bildeten als tendenziell informativer, 198 Vgl. Ukena: Tagesschrifttum und Öffentlichkeit, S. 46; Harms/Schilling: Das illustrierte Flugblatt, S. 25; Rosseaux: Flugschriften und Flugblätter, S. 109; Harms/Schilling: Flugblatt der Barockzeit, S. VII. 199 Das Aktualitätskriterium bietet eine Möglichkeit zur Abgrenzung zum Buch: Die nicht zwingende Zeitnähe zum Berichtsgegenstand im Buch eröffnete die Möglichkeit zu größerer sprachlicher und inhaltlicher Komplexität und verringerte durch den Anstieg von Anspruch und Kosten den Publikumskreis (vgl. Harms/Schilling: Das illustrierte Flugblatt, S. 12, S. 23–24; Horst: De Opstand, S. 23; Faulstich: Herrschaft und Revolte, S. 152–153, S. 160–161). 200 Zu den Flugschriften zählten rechtliche Abhandlungen, theologische Traktate und Genealogien ebenso wie Schmähschriften, Schlachtenberichte, Briefe, Staats- oder Amtsschriften, insofern sie einen Aktualitätsbezug für die Rezipienten hatten (vgl. Köhler: Die Flugschriften, S. 55–56; zur Vielfalt der Themen und Inhalte vgl. auch Rosseaux: Reich als Kommunikationsraum, S. 79; Arndt: Herrschaftskontrolle, S. 47). 201 Vgl. Köhler: Fragestellung und Methoden, S. 3, Anm. 5; Schilling: Bildpublizistik, S. 105– 106; Rosseaux: Flugschriften und Flugblätter, S. 106; Köhler: Die Flugschriften, S. 50, S. 52; zur Problematisierung der einzelnen Kriterien: Schwitalla: Flugschrift, S. 5–7. 202 Konkrete Zahlen sind höchst umstritten und erscheinen immer ein wenig willkürlich gesetzt. Hans­Joachim Köhler hält eine definierte Obergrenze sogar per se für ein unzureichendes Kriterium (vgl. Köhler: Die Flugschriften, S. 47; ähnlich auch Roth: Die neuen Zeitungen, S. 6). 203 ‚Ungebundenʻ taugt nicht als Unterscheidungskriterium, da sämtliche Texte ungebunden vertrieben und erst auf Wunsch des Käufers mit einem Einband versehen wurden (vgl. Rosseaux: Flugschriften und Flugblätter, S. 105; Rosseaux: Reich als Kommunikationsraum, S. 80, Anm. 19). 204 Vgl. Köhler: Fragestellung und Methoden, S. 3, Anm. 5; Schwitalla: Flugschrift, S. 6; kritisch hierzu Bellingradt: Forschungsüberblick, S. 84–85; Propaganda ist als nicht zeitgemäßer Begriff in der Forschung mehrfach zurückgewiesen worden (z. B. Barnavi: Parti de Dieu, S. 173), doch auch als Konzept für die Frühe Neuzeit mehrfach fruchtbar gemacht worden (z. B. Horst: De Opstand, S. 15–16; Heintzel: Propaganda, S. 4–5). 205 Vgl. Mörke: Pamphlet und Propaganda, bes. S. 16–17; Rosseaux: Flugschriften und Flugblätter, S. 106; zur französischen Debatte über den Pamphletbegriff: Carrier: Conclusion, S. 123–136.

1.5 Quellen: Flugschriften und Flugblätter

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deskriptiver Neuigkeitsbericht eine Subgattung.206 ‚Newe Zeytungʻ bzw. Neue Zeitung bezeichnete zunächst eine Nachricht oder Meldung im weitesten Sinne, wozu im 16. Jahrhundert noch die Bezeichnung des Trägermediums der Nachricht als Zeitung (Flugschriften und Flugblätter; Handschriften) trat. In einigen Fällen, aber nicht zwingend, trat auf dem Titelblatt die Selbstzuweisung als Neue Zeitung auf.207 Unter der Bezeichnung ‚Newe Zeytungʻ wurden aber nicht nur Nachrichten von aktueller Relevanz verhandelt, sondern auch Satirisches, und Informationen wurden mit Dramatisierungen in der Darstellungsweise und deutlichen Parteinahmen bzw. expliziten Wertungen verbunden.208 Im Bereich der Druckmedien war die funktionale Ausdifferenzierung in Meinungs- und Informationsmedien Ende des 16. Jahrhunderts noch nicht abgeschlossen.209 1.5.3 Forschungsstand: Flugschriften und Flugblätter Der Durchbruch in der Erforschung von Flugschriften und Flugblättern setzte mit ihrer systematischen Erfassung ein: Vornehmlich seit den 1970er/1980er Jahren wurden die Flugschriften durch Hans-Joachim Köhler210 und die Flugblattbestände in Deutschland durch Wolfgang Harms und seinen Schüler Michael Schilling aufgelistet und ediert.211 Während in Frankreich besonders Jean-Pierre Seguin und Louis Desgraves ab den 1960er Jahren das Forschungsfeld für die Flugschriften absteckten,212 blieben die Editions- und Erfassungsarbeiten zu Flugblättern und 206 Vgl. Roth: Die neuen Zeitungen, S. 81; zu Neuen Zeitungen als eigene Mediengattung: Schnurr: Religionskonflikt und Öffentlichkeit; Wilke: Mediengattungen, Abs. 9. 207 Vgl. Bauer: Zeitungen, S. 21; Sporhan-Krempel: Nachrichten- und Zeitungswesen, Sp. 1001; Faulstich: Herrschaft und Revolte, S. 52; Im 17. Jahrhundert wurde der Begriff ‚Zeitung‘ dann mit dem Medium verbunden, das idealiter aktuelle, neutrale, universale und periodische Berichterstattung bot. 208 Zu diesen Grundzügen der Neuen Zeitungen vgl. Pfarr: Neue Zeitung, S. 194; auch Wilke: Medien- und Kommunikationsgeschichte, S. 20–24. 209 Vgl. Voges: Macht und Repräsentation, S. 34; In diesem Sinne äußerte Marie-Madeleine Fragonard, dass bestimmte Darstellungweisen und -funktionen in unterschiedlichen Textsorten gleichermaßen präsent seien und nicht etwa von einem Genre des Pamphlets gesprochen werden könne (vgl. Fragonard: Réécriture de genres, S. 111). 210 Vgl. Köhler: Flugschriften (I); Köhler: Flugschriften (II); Bereits 1980 zog Köhler eine Zwischenbilanz über den bisherigen Forschungsstand (vgl. Köhler (Hrsg.): Flugschriften). Unter den älteren Forschungen ist bes. hervorzuheben: Schottenloher: Flugblatt und Zeitung; Die Erforschung einzelner Bereiche wie die Liedflugschriften (v. a. Brednich: Liedpublizistik) ist teilweise noch recht lückenhaft (vgl. den aktuellen Forschungsüberblick in Moisi: Medialität des Liedes, S. 31–35). 211 Vgl. Harms (Hrsg.): Flugblätter; zu den die Erfassung begleitenden empirischen Untersuchungen vgl. hier exemplarisch Schilling: Bildpublizistik; weitere wichtige Editionsprojekte: Strauss (Hrsg.): Single-Leaf Woodcut; Coupe (Hrsg.): German broadsheet; Paas (Hrsg.): Broadsheet; umfangreiche Projekte: Hollstein u. a. (Hrsg.): Hollsteinʼs engravings (seit 1954); Bartsch u. a. (Hrsg.): Illustrated Bartsch (seit 1978); daran anschließend Brückner: Populäre Druckgraphik; Eine Forschungszwischenbilanz folgte bereits 1979: Brückner: Massenbildforschung, S. 207–272. 212 Bes. Seguin: Information en France; Desgraves u. a. (Hrsg.): Répertoire bibliographique.

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1 Einleitung: Die Französischen Religionskriege und die mediale Konstellation

Einblattdrucken trotz Vorreitern wie Jean Adhémar213 stärker „auf herausragende, künstlerisch anspruchsvolle Kupferstecher“ beschränkt.214 Zu den Erfassungsarbeiten traten unterstützend umfängliche Nachschlagewerke, für das Reich von Josef Benzing (erste Ausgabe 1963), fortgeführt von Christoph Reske, und für Frankreich ergänzend zu dem älteren Nachschlagewerk von Georges Lepreux das „Dictionnaire“ von Maxime Préaud, hinzu.215 Inzwischen wird die meist standort-, teils auch themenbezogene Bestandserfassung auch in Digitalisierungsprojekten vorangetrieben,216 wozu Großprojekte wie die retrospektive Nationalbibliographie für das 16. Jahrhundert (VD16) in Deutschland217 und Gallica in Frankreich getreten sind.218 Neben den Erschließungsarbeiten setzten verstärkt ab den 1980er Jahren thematisch ausgerichtete Einzelstudien sowohl im Bereich der Flugblatt- als auch der Flugschriftenforschung ein.219 Intensive Beachtung fanden die Inkunabel- ebenso wie die Reformationszeit,220 das Aufkommen der gedruckten periodischen Zeitungen zu Beginn des 17. Jahrhunderts,221 die Aufklärungszeit und die Französische Revolution.222 Die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde in der Forschung zum 213 Vgl. Adhémar u. a.: Druckgraphik; 1963 gründete Adhémar, Kurator im Cabinet des estampes der BNF, auch die Zeitschrift „Nouvelles de lʼestampe“. 214 Lüsebrink: Kauft schöne Bilder, S. 25. 215 Vgl. Reske: Buchdrucker; Préaud u. a.: Dictionnaire des éditeurs; als regionalspezifisches Nachschlagewerk vgl. bes. Desgraves: Dictionnaire des imprimeurs; außerdem zu Lyon: Baudrier: Bibliographie (hier Bd. 2, Bd. 3); zu Paris: Renouard: Imprimeurs et libraires. 216 Bspw. Flugschriften des 16. Jahrhunderts, auf: TEMPO (http://tempo.idcpublishers.info/ content/endorsements.php; inzwischen abrufbar unter: http://primarysources.brillonline.com/ browse/sixteenth-century-pamphlets-online); BVH (http://www.bvh.univ-tours.fr/); French Political Pamphlets (https://lib.byu.edu/collections/french-political-pamphlets/); BEL16 – Bibliographie des éditions lyonnaises du seizième siècle (Blog: http://bel16.hypotheses.org/). 217 Vgl. VD16: https://opacplus.bib­bvb.de/TouchPoint_touchpoint/start.do?SearchProfile=Altbes tand&SearchType=2; vgl. auch das ZVDD: http://www.zvdd.de/startseite/. 218 Vgl. Gallica: http://gallica.bnf.fr. 219 U. a. Bangerter-Schmid: Erbauliche Flugblätter; Tschopp: Heilsgeschichtliche Deutungsmuster; Jouhaud: Mazarinades; Angenot: Parole pamphlétaire; Grivel: Commerce de lʼestampe; 1979 wurde die Arbeit von Elisabeth L. Eisenstein publiziert, welche zu einer intensiven Debatte darüber anregte, in welcher Beziehung die Druckentwicklung zur Renaissance, Reformation und ‚Wissenschaftsrevolutionʻ stand (vgl. Eisenstein: Druckerpresse, S. 101–252). 220 Einige zentrale Werke: Scribner: For the sake of the folk; Schwitalla: Deutsche Flugschriften; Wohlfeil: Reformatorische Öffentlichkeit; aktueller Überblick: Haberer: Beobachtungen zum Mediengeschehen, S. 1–10; zum Konnex Reformation und der sog. ‚Revolution der Druckmedienʻ vgl. z. B. Burkhardt: Reformationsjahrhundert, S. 17, S. 26; Sandl: Medialität und Ereignis, hier bes. S. 52–58. 221 Zum 17. Jahrhundert vgl. Arndt: Herrschaftskontrolle; Tschopp: Heilsgeschichtliche Deutungsmuster; Repgen: Der Westfälische Friede, S. 38–83; Körber: Deutschsprachige Flugschriften, S. 1–47; Bellingradt: Flugpublizistik; Rosseaux: Kipper und Wipper; Bauer (Hrsg.): Entstehung des Zeitungswesens; Gestrich: Absolutismus und Öffentlichkeit; Schmidt: Universalmonarchie. 222 Eine Auswahl zur Aufklärung: Stöber (Hrsg.): Aufklärung; Vogel (Hrsg.): Medienereignisse; Walton (Hrsg.): Into print; zur Französischen Revolution: Herding/Reichardt: Bildpublizistik; Cilleßen/Reichardt: Begräbnis-Rituale, S. 17–82; Danelzik-Brüggemann/Reichardt (Hrsg.): Bildgedächtnis.

1.5 Quellen: Flugschriften und Flugblätter

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Heiligen Römischen Reich lange vernachlässigt,223 so dass noch in einem jüngeren Forschungsüberblick leicht überspitzt konstatiert wurde: „Wäre die frühneuzeitliche Druckpublizistik-Erforschung eine Landkarte, so wären die Kontinente Zeitungs- und Zeitschriftenperiodika, Chroniken, Bücher, Meßrelationen etc. mehr oder minder gut kartografiert, während die Medien der akzidentiellen Flugpublizistik als terra in­ cognita zu bezeichnen wären.“224

Seit etwa der Jahrtausendwende wurde der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts als Zeit der Professionalisierung des Nachrichtengewerbes und Ausdifferenzierung der Medien wachsende Bedeutung zugemessen225 und die ‚vergessenenʻ akzidentiellen Quellen226 aufzuarbeiten begonnen. In jüngster Zeit sind vielfältige Aspekte vom Zusammenspiel verschiedener Medien227 über die Nachrichtenvermittlung aus dem Ausland228 bis hin zu religionspolitischen Aushandlungsprozessen und Öffentlichkeit229 angeschnitten worden. Diese Forschungsfragen bzw. -bereiche werden auch – anhand eines größeren Korpus von bislang fast gänzlich unbekannten Flugschriften und Flugblättern – in der vorliegenden Studie behandelt, die somit einen Beitrag zur notwendigen weiteren Ausdifferenzierung der Kenntnisse zum Tagesschrifttum in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts im Reich leisten wird. Französische Flugschriften und Flugblätter der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts haben gerade in der Forschung zu den Französischen Religionskriegen intensiv Beachtung gefunden.230 Recht einseitig wurde jedoch ein Akzent auf die Inhalte 223 Zur Forschungslücke vgl. Burkard: Repression, S. 319; Arndt: Herrschaftskontrolle, S. 11–12; auch Rosseaux: Reich als Kommunikationsraum, S. 74; Würgler: Medien, S. 100–101; Schwerhoff: Stadt und Öffentlichkeit, S. 8; Den Sprung von der Reformationszeit zu Barock und Aufklärung unter Aussparung der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts vollzieht z. B. Schön: Geschichte des Lesens. 224 Bellingradt: Forschungsüberblick, S. 79. 225 Neuere Untersuchungen mit Fokus besonders auf Flugschriften und Flugblättern, handgeschriebenen Zeitungen und Messrelationen im ausgehenden 16. Jahrhundert: Zwierlein: Discorso und Lex Dei; Mauelshagen: Netzwerke des Nachrichtenaustauschs, S. 409–442; Pieper: Vermittlung einer Neuen Welt; Pieper: Informationszentren, S. 45–60; Körber: Öffentlichkeiten; Dauser: Informationskultur; Bauer: Zeitungen; Jürgens/Weller: Einleitung, S. 7–14; HaugMoritz: Reich als Kommunikationsraum, S. 58–69; Haug-Moritz: Sterben, Tod, S. 229–256; Vogel (Hrsg.): Bilder des Schreckens; Pirożyński: Berichterstattung aus Polen, S. 83–120; Klug: Das konfessionelle Flugblatt; einige ältere Untersuchungen: Oelke: Konfessionsbildung; Bangerter-Schmid: Erbauliche Flugblätter; Schulze: Reich und Türkengefahr; Traitler: Konfession und Politik. 226 Vgl. Bellingradt: Forschungsüberblick, S. 79. 227 Vgl. Schnurr: Religionskonflikt und Öffentlichkeit; Bellingradt: Fliegende Popularität, bes. S. 32–33. 228 Bes. der Achtzigjährige Krieg ist hier zu nennen mit Arbeiten von Arndt: Der spanisch-niederländische Krieg, S. 401–418; Arndt: Das Reich und die Niederlande; auch Horst: De Opstand; Geurts: Nederlandse Opstand; daneben zu Auslandsnachrichten z. B. Ramalheira: Schlacht von Alcazarquivir, S. 127–152; Damnitz: Drei anonyme Flugschriften. 229 Z. B. Jürgens/Weller (Hrsg.): Streitkultur und Öffentlichkeit. 230 In französischen Überblickswerken zu Flugschriften und Flugblättern hat die Zeit der Religionskriege einen selbstverständlichen Platz (vgl. z. B. Bellanger u. a.: Histoire de la presse, S. 63–71). Eine Auswahl wichtiger Werke: Bell: Unmasking a king, S. 371–386; Cassan: Guerre en discours, S. 259–275; Wilkinson: Homicides royaux, S. 129–153; Duprat: La carica-

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gesetzt und häufig hierbei ein Teilaspekt herausgegriffen (z. B. der Blutsauger als Motiv ligistischer Publikationen; Maria Stuarts Hinrichtung in den Medien im Umfeld des französischen Königsmords).231 In überblicksartig angelegten Darstellungen232 dagegen wurde sich – angesichts der Vielzahl der Flugschriften und Flugblätter – darauf konzentriert, einige als zentral betrachtete Druckpublikationen mit Religionskriegsnachrichten herauszugreifen.233 Daher ist sowohl eine Vielzahl der Flugschriften und Flugblätter als auch eine Fülle an Aspekten dieser Quellen bislang noch nicht analysiert. In diese Lücke stößt die vorliegende Arbeit, welche zahlreiche der französischen Flugschriften und Einblattdrucke bzw. Flugblätter erstmals sichtet,234 ihre medialen Charakteristika, zentralen Darstellungsweisen und thematischen Schwerpunktsetzungen herausarbeitet sowie Spuren zu Akteuren, Arbeitsprozessen, Rezeptionssituation etc. nachgeht, womit Präzisierungen und Ergänzungen der bisherigen Forschungskenntnisse geliefert werden. 1.6 FRAGESTELLUNG UND ZIELSETZUNG: ENTWICKLUNG DER MEDIALEN KONSTELLATIONEN IN FRANKREICH UND IM REICH ANHAND DER RELIGIONSKRIEGSNACHRICHTEN 1589 Die Bedeutung der medialen Dimension in der ersten Jahreshälfte 1589, einem politischen Scheitelpunkt der Religionskriege, liegt darin, dass diese einerseits Teil des Konfliktaustrags war, andererseits der Konflikt schon für die Zeitgenossen vielfach nur in medialer Vermittlung zugängig war. Zentrale Medien mit Religionskriegsnachrichten im Reich und in Frankreich waren Flugschriften und Flugblätter, welche spezifische Ausprägungen in In­ und Auslandsnachrichten zeigten, deren konkrete Charakteristika helfen, mit größerer Tiefenschärfe die Medialität beider Untersuchungsräume zu entwerfen. Medialität als integratives Konzept wird dabei als verzahntes Gebilde aus einer Vielzahl an Faktoren verstanden, welche Kommu-

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ture S. 103–116; Duprat: Rois de papier; Cameron: Polémique et l’assassinat, S. 185–194; Cameron: Maligned king; Cameron: Illustration, S. 89–104; Cameron: Satire, S. 157–176; vgl. auch Kap. 1.2.2 (Forschungsstand zu Frankreich). Vgl. Wells: Xenophobia and witchcraft, S. 351–377; Cameron: Polémique et l’assassinat, S. 185– 194; ausführlich zu Maria Stuart in französischen Medien: Wilkinson: Mary, Queen of Scots. Besonders hilfreich sind: Bell: Unmasking a king, S. 371–386; Cassan: Guerre en discours, S. 259–275; Wilkinson: Homicides royaux, S. 129–153; Duprat: La caricature S. 103–116; Duprat: Rois de papier; Le Roux: Régicide; Cameron: Maligned king; Cameron: Henry III, S. 152–163; Cameron: Illustration, S. 89–104; Cameron: Satire, S. 157–176. In der Regel werden stets die gleichen Flugschriften (vgl. bes. LA VIE (Fls-FRK19), DE IVSTA (Fls-FRK18), LES || SORCELERIES (Fls-FRK95), HISTOIRE (Fls-FRK61)), Einblattdrucke und Flugblätter (bes. La Marmitte (Fbl-FRK22), Tumbeau (Fbl-FRK48)) bzw. einzelne Abbildungen (Abb. aus LA VIE (Fls-FRK19), dämonenhaftes Porträt Épernons u. a. in LES REGRETS (Fls-FRK109), S. 2, Le soufflement (Fbl-FRK33)) entweder als typische Beispiele für die zeitgenössischen gedruckten Religionskriegsnachrichten präsentiert oder als außergewöhnliche Fälle (bes. DE IVSTA (Fls-FRK18)) diskutiert. Es wurde aus dem ermittelten Korpus französischer Flugschriften, Flugblätter und Einblattdrucke mit Religionskriegsnachrichten jedes Werk und einige der Werke in mehreren Ausgaben eingesehen. Zur Bestimmung des Korpus vgl. die Ausführungen im Quellenverzeichnis.

1.6 Fragestellung und Zielsetzung: Entwicklung der medialen Konstellationen

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nikation im Vollzug durch ein Medium bedingen und ausmachen. Sieben zentrale Untersuchungsbereiche lassen sich ausmachen: Rahmenbedingungen, Medienverbund, Akteure im Druckgewerbe, Praxis der Druckproduktion, Darstellungsweise, Themen und Zirkulation. Die Synthese der Erkenntnisse aus den einzelnen Untersuchungsbereichen wird die Ausgangsfrage dieser Studie beantworten: Wie stellte sich die Medialität der Religionskriege in der Phase von der Ermordung der Guise bis zum Mord an Heinrich III., von den zeitgenössischen Flugschriften und Flugblättern in Frankreich und im Heiligen Römischen Reich ausgehend, in vergleichender Perspektive dar? Aus dieser Frage lassen sich eine Vielzahl an Forschungsinteressen und Folgefragen ableiten, welche den einzelnen Untersuchungsbereichen zugeordnet sind: (1) Zunächst werden die politischen Kontexte wie auch medial-kommunikative Rahmenbedingungen für das Druckgewerbe bzw. den Druckmarkt dargestellt, einschließlich der Druckzentren, Zensurmaßnahmen bzw. obrigkeitlichen Einflussnahmen, der Anbindung an Infrastruktur und der ökonomischen Voraussetzungen. Dabei steht im Fokus, in welchem Grad Druckmarkt und Druckgewerbe durch die Religionskriege erfasst, mobilisiert und politisiert wurden, d. h. auch in welchem Verhältnis situativ bedingte Lösungen 1589 zu strukturellen Prägungen im Druckgewerbe standen, bspw. hinsichtlich der relevanten Druckzentren und genutzten Transportsysteme. Ein zentrales weiteres Anliegen ist, das Verhältnis von Eigenständigkeit des Druckgewerbes und politischer Lenkung herauszuarbeiten: Inwiefern bedingte die Involvierung in die Religionskriege, ob politisch, wirtschaftlich oder anderweitig, ein stärkeres Engagement auch auf dem Druckmarkt? Kristallisierte sich ein Profil der Mediennutzung verschiedener Akteure oder Akteursgruppen heraus? Beleuchten diese Fragen die Perspektive der Mediennutzung der politischen Akteure, muss aus der Perspektive des Druckgewerbes Weiteres geklärt werden: Wie war 1589 der Stand der Professionalisierung und was waren Kriterien oder Bereiche, welche eine Professionalisierung des Druckgewerbes deutlich werden ließen? (2) Im Medienverbund der Zeit werden die relevanten Medien und Kommunikationsformen mit ihrem jeweiligen spezifischen Charakter und der Funktion 1589 in ihrer Beziehung zueinander erfasst. Wird hier zunächst untersucht, wie weit die Entwicklung verschiedener Medien und die Ausdifferenzierung im Medienverbund, d. h. unterschiedliche Ausformungen, Zuständigkeiten und Funktionen, fortgeschritten war, steht im Besonderen die Klärung der Frage im Mittelpunkt, inwieweit Flugschriften und Flugblätter in formaler, inhaltlicher und funktionaler Hinsicht spezifische Charakteristika zeigten. (3) Die Darstellung der an der Produktion beteiligten Akteure im Druckgewerbe, d. h. der Autoren, Drucker und Verleger, Buchführer, Übersetzer und ihrer Werkstätten, erfolgt im Hinblick auf die Frage, ob sich spezifische Profile der Werkstätten und an den Religionskriegsnachrichten beteiligten Autoren, Bearbeiter und Übersetzer herausarbeiten lassen (Typisierungen). Dem ist die Frage untergeordnet, inwiefern die Offizinen und Autoren, Bearbeiter etc. eine konkret fassbare ökonomische, religionspolitische oder anderweitige Motivation zeigten. (4) Als Praxis der Druckproduktion werden sowohl die Arbeitsgestaltung in den Werkstätten als auch die Informationsgewinnung und -verarbeitung, Aneig-

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1 Einleitung: Die Französischen Religionskriege und die mediale Konstellation

nungs-, Selektions- und Umschreibeprozesse sowie Übersetzungspraktiken analysiert. Neben der Darstellung und Einordnung der praktischen Druckproduktion im Spannungsfeld von Pragmatik und Programmatik steht die Bewertung der Auswahlkriterien von Nachrichten im Mittelpunkt. (5) Bei der Darstellungsweise, d. h. Form, Stil, Sprache, Rhetorik und Argumentationslinien in Text und Bild, tritt die Frage in den Vordergrund, welche spezifischen Darstellungsweisen in den Flugschriften und Flugblättern an konkrete Zielsetzungen und Zwecke gebunden waren. Wie wurde die für die Flugschriften und Flugblätter zentrale Glaubwürdigkeit stilistisch, rhetorisch und formal hergestellt? Gab es parteispezifische Unterschiede? Hierbei muss einbezogen werden, welchen Einfluss bereits vorgeprägte Deutungen und etablierte Denkrahmen235 auf die Einordnung des jüngsten Geschehens ausübten. (6) Hinsichtlich der Themen der Flugschriften und Flugblätter und inhaltlichen Schwerpunktsetzungen wird das Spannungsfeld von kontext- bzw. situationsabhängigen Interpretationen des jüngsten Geschehens und dem Verhältnis zu zeitgenössischen übergreifenden Diskursen wie v. a. der Widerstandsrechtsdebatte ausgeleuchtet werden müssen. Welche Themenschwerpunktsetzungen wurden also in den gedruckten Religionskriegsnachrichten vorgenommen? Dominierten einige wenige politische Kristallisationspunkte, die als Medienereignisse ausdeutbar waren? Nicht zuletzt stellt sich die Frage, in welcher Form die medial vermittelte Kommunikation selbst zum Gegenstand der Flugschriften und Flugblätter wurde. (7) Die Zirkulation umfasst den Vertrieb, die Nachdruckpraxis und Wiederaufnahmen innerhalb des Druckgewerbes sowie eine Untersuchung der Leser und Rezeptionsanreize. Ergänzt eine Analyse der Wiederaufnahmen die Frage nach der Einordnung der praktischen Druckproduktion im Spannungsfeld von Pragmatik und Programmatik, steht hier im Zentrum, auf welche Weise versucht wurde, ob durch Anlage der Publikationen oder auch durch die Vertriebswege, gezielt die Rezeption zu bestimmen oder zu beeinflussen. Lassen sich verschiedene Gruppen von (konkreten) Rezipienten der Flugschriften und Flugblätter der Religionskriege fassen? Wie ist Öffentlichkeit im Hinblick auf die Religionskriegsnachrichten zu interpretieren? Wie diese letzte Frage deutlich zeigt, lassen sich nicht alle hier formulierten Forschungsfragen und Erkenntnisinteressen einzig einem der sieben Untersuchungsbereiche zuordnen. Sie verlaufen vielmehr auch quer zu diesen bzw. überschreiten sie und zwingen, verschiedene Aspekte von Medialität zusammenzudenken. Diese Synthese ermöglicht, die Ausgangsfrage nach der spezifischen medialen Konstellation in Frankreich und im Heiligen Römischen Reich, wie sie anhand der Religionskriegsnachrichten 1589 entwickelt werden kann, zu beantworten. 235 Denkrahmen wird nach Cornel A. Zwierlein als transsubjektive, für eine Gemeinschaft bedeutungsvolle „Ideen, Semantiken, Diskurse […]“ verstanden, welche durch die medial vermittelte Kommunikation mit konstantem Wandel konfrontiert sind und zugleich vielfältige Überschneidungen zu anderen Denkrahmen aufweisen. Weltwahrnehmung, Einordnung und Entscheidungsfindung erfolgen vor dem Hintergrund dieses Denkrahmens (vgl. Zwierlein: Discorso und Lex Dei, S. 17–21; zur Nützlichkeit der Denkrahmen-Perspektive vgl. auch SchornSchütte: Kommunikation über Politik, S. 9).

1.7 Aufbau der Arbeit

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1.7 AUFBAU DER ARBEIT Der Aufbau der Arbeit orientiert sich – in loser Anlehnung an Renate Pieper – am Nachrichtenfluss,236 der vom historischen Geschehen über seine sinnhafte Aneignung bis hin zum Rezipienten nachverfolgt wird. Nach der Vorstellung von Thema, Konzept, Quellen, Ansatz und Fragestellung (Kap. 1) wird zunächst der politische Kontext in Frankreich geklärt (Kap. 2): Unter Einbeziehung der Vorgeschichte ab 1585 wird der Konfliktverlauf 1589 dargelegt, wobei auch Akteure und Ereignisse vorgestellt werden, die Relevanz für die gedruckten Nachrichten erhalten.237 Die sich anschließende Analyse der Religionskriegsnachrichten in Frankreich (Kap. 3) reflektiert eben diese Ebene eines medial vermittelten Zugangs zu den Religionskriegen für die Zeitgenossen. Das Kapitel umschließt die sieben Untersuchungsbereiche, die als diejenigen Aspekte, welche eine Annäherung an die Medialität ermöglichen, bestimmt wurden, also (1) die Rahmenbedingungen, (2) den Medienverbund der Zeit, (3) die Akteure im Druckgewerbe, (4) die Praxis der Druckproduktion, (5) die Darstellungsweise und (6) die Themen sowie (7) die Zirkulation der Flugschriften und Flugblätter. Mit diesen sieben Untersuchungsbereichen wird auch in der Binnenstruktur des Analysekapitels die Orientierung des Narrativs am Nachrichtenfluss beibehalten. Als politischer Kontext der Religionskriegsnachrichten im Heiligen Römischen Reich (Kap. 4) wird zunächst das französische Geschehen innerhalb der ereignisreichen Jahre 1588/1589 eingeordnet, bevor die vielfältigen Involvierungen in die Religionskriege bzw. die Beziehungen zu Frankreich in der Untersuchungsphase aufgezeigt werden. Hiernach folgt die Analyse der Religionskriegsnachrichten im Reich (Kap. 5), welche in Aufnahme der Struktur des Kap. 3 die sieben Untersuchungsbereiche von Rahmenbedingungen, Medienverbund, Akteuren, Druckproduktion, Darstellungsweise, Themen und Zirkulation behandelt. Hieran anschließend werden die Ergebnisse der vorangegangenen Kapitel im Historischen Vergleich zusammengeführt (Kap. 6), wobei Spezifika und Gemeinsames ebenso wie Beziehungs- und Abschließungsprozesse in Frankreich und im Heiligen Römischen Reich innerhalb der vorgestellten sieben Untersuchungsbereiche herausgearbeitet und erläutert werden. Das Fazit (Kap. 7) greift die eingangs formulierten Forschungsfragen und Erkenntnisinteressen auf einer Metaebene auf und formuliert übergreifende Antworten auf die Ausgangsfrage, wie sich, von den zeitgenössischen Flugschriften und Flugblättern zu den Religionskriegen ausgehend, das Gewebe der medialen Konstellation der Zeit in Frankreich und im Heiligen Römischen Reich darstellte.

236 Renate Pieper spricht vom „Nachrichtenfluss“ (Pieper: Vermittlung einer Neuen Welt, u. a. S. 16, S. 50) oder auch der Verfolgung von „Nachrichtenströmen“ (S. 16). Da ihre Studie als Netzwerkanalyse angelegt ist, unterscheidet sie sich jedoch grundlegend von der Anlage dieser Arbeit. 237 Selbstredend basiert auch der Ereignisabriss, der zur politischen Verortung der medialen Kommunikation gegeben wird, auf einer Bündelung zahlreicher medial kommunizierter Interpretationen des Geschehens und stellt eine – plausible, aber subjektive – Lesart der Ereignisse dar.

2 FRANKREICH IM JAHR 1589: SCHEITELPUNKT DER RELIGIONSKRIEGE Die Französischen Religionskriege prägten mit der Auseinandersetzung um die religionspolitische Landkarte, die Ausrichtung der französischen Monarchie, die Konkurrenz der adligen Häuser sowie die lokalen Konflikte und sozialen Missstände drei Jahrzehnte (1562–1598) nicht nur französischer Geschichte, sondern auch die der Nachbarländer.1 In Frankreich hatte bis zur Jahrhundertmitte die Reformation nach Jean Calvin neben der alten Kirche an Einfluss gewonnen.2 Die Krone griff angesichts der drohenden Zersplitterung Frankreichs gegenüber den Reformierten zu Repressalien.3 Als sich 1559 nach dem überraschenden Tod Heinrichs II. an einer Turnierverletzung die Monarchie in einer Phase der Schwäche befand, brach der erste Religionskrieg aus. Versuche der Befriedung des Konflikts scheiterten wiederholt.4 2.1 GRÜNDUNG DER LIGA Als 1574 der Herzog von Anjou als Heinrich III. nach dem Tod seines Bruders den französischen Thron bestieg, wofür er aus Polen, wo er erst wenige Monate zuvor die Regierung angetreten hatte, zurückkehren musste, empfingen ihn in Frankreich übersteigerte Erwartungen an seine Herrschaft. Schon nach kurzer Zeit schlugen diese in eine umso größere Enttäuschung um, als das ‚Wunderʻ von Frieden und Einheit ausblieb.5 Als am 10. Juni 1584 der jüngere Bruder des Königs und potentielle Thronfolger Franz von Anjou starb, spitzte sich aufgrund der Kinderlosigkeit des Monarchen die angespannte Situation in Frankreich zu: Nach salischem Erbrecht war Heinrich von Navarra, der zugleich Schwager des Königs war, als nächster männlicher Verwandter nach strikter Primogenitur der Thronerbe. Dieser war jedoch als Reformierter für viele Franzosen, gleich welchen politischen oder sozia1

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Vgl. Benedict: Prophetische Politik, S. 505–506; zur europäischen Dimension: Zwierlein: Propagande huguenote, S. 297; Vogler: Rôle des electeurs palatins, S. 51; zur Diskussion des Begriffs Religionskrieg: Repgen: Was ist ein Religionskrieg, S. 334–349; Brendle/Schindling: Religionskriege, S. 19–22. Vgl. Diefendorf: Beneath the cross, S. 118–120; Berthoud: Calvin et la France, S. 8–9; Holt: Wars of Religion, S. 30; zur Reformation in Frankreich vgl. Crouzet: Genèse de la Réforme. Vgl. Jouanna: Temps des guerres de Religion, S. 51; Holt: Wars of Religion, S. 28–30. Für einen Abriss über die Religionskriege vgl. u. a. Jouanna: Temps des guerres de Religion, S. 1–445; Holt: Wars of Religion; Knecht: French wars of religion; Le Roux: Guerres de Religion; Le Roux: Guerre et paix; vgl. auch die älteren Überblicksdarstellungen: Livet: Guerres de Religion; Miquel: Guerres de Religion. Vgl. Carroll: Martyrs and murderers, S. 227; Poirier: Henri III, S. 150; Garrisson: Derniers Valois, S. 63–72.

2.1 Gründung der Liga

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len Standes, ein inakzeptabler Kandidat für den Thron, der an die Katholizität des Monarchen gekoppelt war.6 Hierauf gründete sich die katholische adlige Liga unter Führung des Herzogs von Guise, zu der Anfang des Jahres 1585 die städtische Liga mit Paris als Zentrum hinzutrat.7 Doch die Liga war ein polyzentrisches Gebilde, in dem gemäßigte und radikale, revolutionäre Kräfte nebeneinanderstanden, städtische und adlige Akteure, politische und religiöse Ausrichtungen, sowie Peripherie und Zentrum. Trotz der Konzentration der zentralen Einrichtungen in Paris und der formellen Führerschaft der Guise agierten die Adligen, Städte und Provinzen durchaus autonom und aus ihren Partikularinteressen heraus.8 Zunächst war die Liga Instrument zur Bekämpfung der Häresie, worin sie die als defizitär bewertete Monarchie in der Rolle als Verteidiger der Kirche unterstützte, sich aber auch berechtigt sah, mit der Krone zu konkurrieren und gegen sie zu agieren. Daneben teilte ein Teil der Ligisten das Ziel der Beschränkung der Souveränität der Krone zugunsten einer Aufwertung der Stände. Die Unzufriedenheit mit den königlichen Maßnahmen gegen die Reformierten und die unbedingte Ablehnung des Kopfs der Reformierten in Frankreich als König, Heinrich von Navarra, einte die Anhänger.9 Zwischen der adligen Liga und Spanien wurde der Vertrag von Joinville geschlossen (31. Dezember 1584), womit ein mächtiger Finanzgeber gefunden war, zugleich aber auch den Spaniern die Möglichkeit eröffnet wurde, ein Eingreifen in die französische Innenpolitik zu begründen. Als blutsmäßig nächster Verwandter zur Krone wurde der Kardinal von Bourbon zum Thronkandidaten der Liga erklärt.10 Trotz der spanischen Unterstützung der Opposition zur Krone rissen die 6 7

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Vgl. Knecht: French wars of religion, S. 67; Garrisson: Derniers Valois, S. 132–133; Le Roux: Régicide, S. 8. Vgl. Poirier: Henri III, S. 117; Crouzet: Henri III, S. 27; für einen kurzen Abriss der LigaGeschichte vgl. Constant: Ligue, S. 112–125; Der Liga von 1584 waren bereits lokale Gründungen zur Verteidigung der Katholizität Frankreichs in den 1560er Jahren und die übergreifende Heilige Liga von Péronne (1576) mit einem gewissen Modellcharakter vorausgegangen (vgl. Jouanna: Dévoir de révolte, S. 182–183; Descimon: La Ligue à Paris, S. 73; Carroll: Martyrs and murderers, S. 231). Ausführlich zu den Vorläufern der Liga von 1584: Constant: Ligue, S. 55–80. Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 182; Le Roux: Guerres de Religion, S. 274; Pernot: Henri III, S. 329; auch Carroll: Guise affinity, S. 144–149; überblicksartig Mißfelder: Das Andere der Monarchie, S. 45–49; Mark Greengrass urteilte, dass die Liga zwar als ‚nationaleʻ Bewegung erschien, aber es sich viel eher um eine Reihe von regionalen und lokalen Phänomenen handelte (vgl. Greengrass: Rumeur et bien public, S. 3). Vgl. Crouzet: Henri III, S. 27; Carroll: Martyrs and murderers, S. 232; Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 590; Die (mögliche) Thronfolge Navarras ließ einen Austausch der hohen politischen Amtsträger und den dauerhaften Ausschluss führender katholischer Familien vom Hof erwarten, so dass sich hier religiöse und politische Interessen vermischten. Die adlige Liga wandte sich gegen die Bemühungen Heinrichs III. um eine Zentralisierung der Herrschaft, die mangelnde Zugänglichkeit des Königs und die Errichtung eines herkunftsunabhängigen, ausschließlich auf die Person des Königs ausgerichteten Beraterstabs (vgl. Jouanna: Devoir de révolte, S. 180–181, S. 185–187). Zum Programm der Liga vom März 1585 vgl. Jouanna: Devoir de révolte, S. 189; Benedict: Wars of Religion, S. 166. Vgl. Constant: Ligue, S. 115; Crouzet: Henri III, S. 27; Holt: Wars of Religion, S. 122; Karl von Bourbon, der Onkel Heinrichs von Navarra, konnte, da er eine Generation älter war, die

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2 Frankreich im Jahr 1589: Scheitelpunkt der Religionskriege

diplomatischen Kontakte zwischen Heinrich III. und Philipp II. nicht ab.11 Das Anliegen der Liga, einen Protestanten auf dem Thron zu verhindern, unterstützte der neue Papst Sixtus V., indem er im September 1585 Heinrich von Navarra wie auch den Prinzen von Condé, neben Navarra das wichtigste Haupt der französischen Reformierten, exkommunizierte.12 Neben Spanien und dem Heiligen Stuhl standen der Herzog von Savoyen und der Herzog von Lothringen aufseiten der katholischen Liga, während die französischen Protestanten in England, Dänemark, den Niederlanden und bei den deutschen Fürsten Unterstützung fanden.13 Von mehreren Seiten sah sich Heinrich III. v. a. innen-, aber auch außenpolitisch unter Druck gesetzt und in eine passiv-reagierende Haltung gedrängt. Versuche, die Handlungsinitiative zurückzugewinnen – durch eine Annäherung an die Liga (Vertrag von Nemours, Juli 1585) – blieben erfolglos. Auch auf dem militärischen Schlachtfeld konnte Heinrich III. keine entscheidenden Erfolge verzeichnen, vielmehr gelangen seinen Gegenspielern prestigeträchtige Siege.14 Indem sich der Herzog von Guise als katholische Leitfigur behauptete, trat er in eine sich immer stärker zuspitzende Konkurrenz zum König.15 Allerdings war auch die Handlungsfreiheit von Guise beschränkt – durch Verpflichtungen gegenüber den eigenen Klienten, der Abhängigkeit von spanischen Geldern sowie der Notwendigkeit, mit der städtischen Liga zusammenzugehen, um seiner Position Gewicht zu verleihen.16 Die adlige Liga hatte unter Führung des Hauses Guise Anfang des Jahres 1588 einen Katalog von Forderungen erstellt, die beim König durchgesetzt werden sollten: die Annahme der Beschlüsse des Trienter Konzils, die Einrichtung von Inquisitionstribunalen in den einzelnen Provinzen, die Durchsetzung neuer Steuern für den Krieg gegen die Häresie, die Erlaubnis für die führenden Köpfe der Liga, Si-

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blutsmäßig nähere Verwandtschaft zum Königshaus beanspruchen, während Heinrich von Navarra seine Ansprüche auf der Primogenitur gründete. Es war absehbar, dass der betagte Kardinal keine erbberechtigten Nachkommen stellen würde (vgl. Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 601; Knecht: French wars of religion, S. 67; Garrisson: Derniers Valois, S. 132–133). Vgl. De Lamar: French diplomacy, S. 28; Philipp II. platzierte Mendoza gezielt zur Unterstützung der Liga als Diplomat in Frankreich (vgl. Pettegree: Invention of news, S. 107) und stellte ihm größere Geldsummen zur Verfügung, die zum Schüren von Unruhen gedacht gewesen sein sollen (vgl. Le Roux: Le roi, la cour, S. 204). Vgl. Pernot: Guerres de Religion, S. 137. Vgl. Vogler: Rôle des electeurs palatins, S. 51; zur protestantischen Union vgl. Beiderbeck: Deutsche kulturelle Referenzen, S. 189–190. Heinrich von Navarra (Schlacht von Coutras, 20. Oktober 1587) und Heinrich von Guise (Niederschlagung der deutschen Söldner bei Vimory, 26. Oktober 1587 und bei Auneau, 24. November 1587); Ende der 1580er Jahre rückten, wie Wolfgang Kaiser für Marseille gezeigt hat, die königstreuen Katholiken zunehmend, als „hérétiques“ diffamiert, ins Zentrum ligistischer Kritik, nachdem lokal bereits durch Zwang zur Konversion 1585 entschieden gegen die Reformierten vorgegangen worden war (vgl. Kaiser: Marseille im Bürgerkrieg, S. 270–271). Vgl. Poirier: Henri III, S. 117; Garrisson: Derniers Valois, S. 134; Pernot: Guerres de Religion, S. 138; zur Bedeutung des Vertrags von Nemours für die Liga und die Krone vgl. Pernot: Henri III, S. 334; Constant: Ligue, S. 125–131. Vgl. Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 589; zu den Klientelbeziehungen der Guise vgl. Carroll: Guise affinity; Einen Überblick über die finanziellen Verhältnisse der Guise gibt Meiss-Even: Les Guise et leur paraître, S. 200–231.

2.2 Vom Tag der Barrikaden zur Generalständeversammlung in Blois

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cherheitsplätze einzurichten, sowie die Entlassung Épernons aus dem königlichen Rat.17 Der Herzog von Épernon, Jean-Louis Nogaret de La Valette, war im Verlauf der 1580er Jahre neben Anne de Batarnay, Herzog von Joyeuse, aus einem Kreis von Getreuen zum archimignon am Hof aufgestiegen.18 Indem der König ein Netzwerk von ihm abhängigen und daher besonders loyalen Parteigängern aus mittlerem Adel schuf, versuchte er sich dem Einfluss der Großen Frankreichs, die Anspruch auf Beteiligung an der Regierung erhoben, zu entziehen.19 Durch Kumulation von Ämtern, Gütern und Privilegien sowie dem Ausbau von Klientelbeziehungen waren Joyeuse und Épernon zu einem Machtmonopol gelangt, das sich nach dem Tod von Joyeuse 1587 bei der Schlacht von Coutras nur noch auf Épernon konzentrierte.20 2.2 VOM TAG DER BARRIKADEN ZUR GENERALSTÄNDEVERSAMMLUNG IN BLOIS Im Mai 1588 eskalierte die Situation im sog. ‚Tag der Barrikadenʻ von Paris, wo bereits eine höchst angespannte Atmosphäre herrschte. Zu den Durchsetzungsschwierigkeiten Heinrichs III. in Paris und dem Fehlen einer vollständig loyalen Beamtenschaft kamen die Teuerungs- und Versorgungskrise (v. a. 1586 und 1587) und die große Seuche im Südosten des Landes 1587 hinzu, was von den permanenten Subsidienanfragen des Königs und Erhöhungen der direkten Steuern und der Salzsteuer flankiert wurde. Zudem war die streng katholische Mehrheit der Pariser Bevölkerung mit den Maßnahmen des Königs gegen die Reformierten und der mangelnden Distanzierung gegenüber dem reformierten Thronkandidaten äußerst unzufrieden. Diese Stimmung heizten die Prediger weiter an.21

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Vgl. Benedict: Wars of Religion, S. 166; Pernot: Guerres de Religion, S. 140; Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 591. Seit 1578 waren die aus Provinzadel stammenden Anne de Batarnay und Jean Louis Nogaret de La Valette die wichtigsten Favoriten. La Valette hatte zunächst dem Herzog von Guise und dem König von Navarra gedient, bevor er über den Haushalt des Herzogs von Alençon zum Günstling des Königs aufstieg. Heinrich III. überhäufte seine Favoriten mit Titeln und Besitzungen. Im Zeremoniell erhielten sie mit Ausnahme der Prinzen von Geblüt Vorrang (vgl. Le Roux: Henri III et ses mignons, S. 41; Jouanna: Faveur et favoris, S. 157; Jouanna: Devoir de révolte, S. 185; Benedict: Wars of Religion, S. 164). Vgl. Jouanna: Faveur et favoris, S. 159; Cameron: Satire, S. 167; Benedict: Wars of Religion, S. 164; Constant: Ligue, S. 97; zur Bedeutung der Zugänglichkeit des französischen Königs und Einordnung des Falls Heinrichs III. in einen größeren Zusammenhang vgl. Schilling: Zugänglichkeit des Königs, S. 81–115. Vgl. Jouanna: Faveur et favoris, S. 156; Knecht: French wars of religion, S. 64; Pernot: Henri III, S. 300–303; zu den beiden archimignons vgl. Knecht: Hero or tyrant, bes. S. 205–224. Vgl. Malettke: Bourbonen, S. 25; Salmon: The Paris Sixteen, S. 238; Benedict: Wars of Religion, S. 166; Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 590; Eine Zusammenschau der Konfliktfälle der Regierung Heinrichs III. bietet Constant: Ligue, S. 81–107.

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2 Frankreich im Jahr 1589: Scheitelpunkt der Religionskriege

In dieser Situation kam Herzog von Guise auf Drängen der Pariser Seize22, einem radikalen Flügel der Liga, und wohl auch auf Wunsch des spanischen Botschafters Bernardino de Mendoza nach Paris, obgleich dies dem ausdrücklichen königlichen Willen entgegenstand. Die Pariser Bevölkerung feierte den Herzog als katholischen Helden.23 Heinrich III., der eine Eskalation befürchtete, ließ am 12. Mai die Schweizer Soldaten und Regimenter der Französischen Garde in die Stadt kommen und sich an strategischen Stellen positionieren. In ihrem Selbstverteidigungsrecht angegriffen, reagierte die Pariser Bevölkerung mit der Errichtung von Barrikaden. Um die Ruhe in der Stadt zu bewahren, die Truppen und sich selbst zu retten, musste der König eine Demutsgeste vor Guise vollziehen und ihn um die Beruhigung der Bevölkerung und Schonung der Soldaten ersuchen. Heinrich III. gelang es, sich aus Paris zurückzuziehen und so einen Restspielraum zu behalten.24 Die Königinmutter war allerdings praktisch eine Geisel in Paris bis zum Oktober 1588, als sie, schwerstkrank, zu ihrem Sohn in Blois stoßen konnte.25 Der Herzog von Guise konnte sich geschickt als Retter der Schweizer Garde des Königs vor dem wütenden Pariser Mob inszenieren.26 Die radikalen Kräfte der städtischen Liga27 besetzten nach den Barrikaden wichtige Schaltstellen der Pariser Stadtregierung, so die Leitung der Bastille mit Jean Bussy-Leclerc und den prévot des marchands28 mit Michel La Chapelle-Marteau, 22

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Die Seize waren eine radikale Bewegung aus dem städtischen Zweig der Liga, v. a. aus niederen und mittleren Rängen der juristischen Berufe, die sich als Alternative zu den als ausbeuterisch betrachteten königlichen Beamten verstanden. Nach dem Tag der Barrikaden besetzten sie zentrale politische und militärische Schaltstellen (vgl. Salmon: The Paris Sixteen, S. 241–246; auch Barnavi: Parti de Dieu, S. 124–126). Vgl. auch die ausführliche Analyse der Seize von Descimon: Les seize. Vgl. Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 592; Pernot: Guerres de Religion, S. 141; Sutherland: Henry III, S. 33; Ob die Barrikaden von langer Hand von den Seize, den Guise oder Philipp II. im Hintergrund vorbereitet waren oder sich spontan ereigneten, ist umstritten (vgl. Barnavi: Parti de Dieu, S. 120; Salmon: The Paris Sixteen, S. 245; Descimon: La Ligue à Paris, S. 74; jüngst Knecht: Hero or tyrant, bes. S. 253, S. 256; Diskussion der Hintergründe in Constant: Les Guise, S. 189–192). Für eine Neubewertung der Rolle der Guise in den Pariser Barrikaden vgl. Carroll: Revolt of Paris, S. 301–337. Vgl. Pernot: Henri III, S. 366–375. Vgl. Stegmann: Henri III et Henri de Navarre, S. 249. Vgl. Salmon: The Paris Sixteen, S. 245; dazu, wie Guise seine Beliebtheit über Jahre hinweg erarbeitete, vgl. Carroll: Martyrs and murderers, S. 223; Carroll: Guise affinity, S. 125. Die städtische Liga war durch Juristen von mittlerem Stand (ca. 40 Prozent) und Juristen an den souveränen Gerichtshöfen (weitere 10 Prozent) geprägt. Während in Paris viele Kaufleute (ca. 29 Prozent), dagegen kaum Handwerker in der Liga vertreten waren (ca. 10 Prozent), wich dieses Berufs­ und Sozialprofil der Liga andernorts merklich ab: In Grenoble bspw. waren neben den Juristen (39 Prozent), v. a. Handwerker in der Liga aktiv (24 Prozent), dagegen Kaufleute nur zu geringen Teilen (12 Prozent). In Limoges wiederum waren die Handwerker führend (31 Prozent), während kaum Juristen (10 Prozent) in der Liga vertreten waren (vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 275, S. 279–280). Zu den Pariser Zahlen auch Constant: Les Français, S. 239; zur Zusammensetzung der Liga in Marseille vgl. Kaiser: Marseille im Bürgerkrieg, S. 280–284; vgl. auch die Überlegungen in Richet: Aspects socio-culturels, S. 779–780; für einen Überblick über die widerstreitenden Ansätze zur Zusammensetzung bzw. Rekrutierungsbasis der städtischen Liga: Bernstein: Bourgeoisie seconde, S. 342–351; auch Kettering: Political parties, S. 183–185. Vorsteher der Pariser Stadtgemeinde mit bürgermeisterartigem Status.

2.2 Vom Tag der Barrikaden zur Generalständeversammlung in Blois

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neu. Auch drei der vier échevins wurden ebenso wie Kapitäne und Leutnante der Miliz ausgetauscht.29 Trotz der eigenmächtigen Machtnahme suchten die Pariser Seize das Einverständnis des Königs für die neue städtische Regierung und Verwaltung zu erlangen.30 Dass Guise nun über die Staatskassen verfügte, eröffnete ihm in Bezug auf seine Klientel wie auch Spanien neue Handlungsspielräume.31 Ähnlich wie in Paris war auch in der katholischen Provinz die Situation unentschieden: Obgleich sich einige Städte der Liga annäherten, vermieden sie doch den offenen Bruch mit dem König.32 Aus der Hauptstadt vertrieben, zog sich Heinrich III. zwischenzeitlich nach Tours zurück, wobei ihm ein Teil des Hofs und der politischen Amtsträger folgte.33 Die Anwesenheit in der Nähe des Königs war ein Loyalitätsbeleg und versprach unmittelbare Aufstiegsmöglichkeiten, da die von Ligisten besetzten Stellen neu vergeben wurden bzw. spätere Rekompensationen für die gezeigte Treue zu erwarten standen.34 Nach der Ankunft in Tours setzten die Verhandlungen mit der Liga-Vertretung ein, die in das édit dʼUnion mündeten: Am 15. Juli 1588 unterzeichnete Heinrich III. das Unionsedikt in Rouen (am 21. Juli 1588 in Paris registriert), das in wesentlichen Punkten eine Wiederaufnahme des Edikts von Nemours war und vom König die Erneuerung seines sacre, den bedingungslosen Einsatz für die katholische Kirche und Auslöschung der Häresie, verlangte. Zudem musste Heinrich III. unter Druck die Thronfolge eines Nichtkatholiken ausschließen und einer Amnestie für die Ereignisse am Tag der Barrikaden zustimmen.35 Selbst die administrativ-politischen Neuregelungen in Paris nach den Barrikaden wurden vom König bestätigt.36 Anfang August wurde Herzog Heinrich I. von Guise zum Generalleutnant der königlichen Armeen (lieutnant général des armées) ernannt und Heinrich III. erkannte den Kandidaten der Liga, Kardinal Karl von Bourbon, als seinen Thronfolger an. Zudem musste sich der Favorit des Königs, der Herzog von Épernon, vom Hof zurückziehen.37 Mit dem Unionsedikt war die Verpflichtung des Königs zum 29 30 31

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Vgl. Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 597; Le Roux: Guerres de Religion, S. 254; Malettke: Bourbonen, S. 25–26. Vgl. Pernot: Henri III, S. 379–380. Vgl. Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 593; Pernot: Henri III, S. 379; Trotz der Erfolge sah Emmanuel Bourassin Guise unter Rechtfertigungsdruck gegenüber seiner Familie und der Anhängerschaft (vgl. Bourassin: Assassinat du Duc de Guise, S. 91; exemplarisch zu den Klientelbeziehungen der Guise anhand des Falls von Châlons-en-Champagne: Konnert: Provincial governors, S. 823–840) und Sutherland beurteilte die Barrikaden gar als Rückschlag und Gefährdung des Herzogs von Guise (vgl. Sutherland: Henry IV, S. 193–198). Vgl. Konnert: Local politics, S. 197–208; Zum Zeitpunkt der Barrikaden sollen allerdings bereits 300 Städte zur Liga übergegangen sein (vgl. Barnavi: Centralisation, S. 336). Unter anderem die Sekretäre Villeroy und Brulârt, der Superintendent Bellièvre, der Kanzler Cheverny, der Herzog von Montpensier und die Marschälle Biron und Aumont. Vgl. Augereau: Tours, S. 214; Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 592. Vgl. Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 592–593; Benedict: Wars of Religion, S. 168; Wilkinson: Homicides royaux, S. 129–130; Le Roux: Guerres de Religion, S. 256. Vgl. Quin: Personenrechte, S. 82. Vgl. Pernot: Henri III, S. 381–382; Jouanna: Devoir de révolte, S. 186; Le Roux: Guerres de Religion, S. 256; Épernon verzichtete auf die Normandie, die an den Herzog von Montpensier

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2 Frankreich im Jahr 1589: Scheitelpunkt der Religionskriege

Krieg gegen die Häresie erneuert worden, während ihm gleichzeitig kaum Geldmittel zur Verfügung standen. Unter anderem war nach dem Tag der Barrikaden die Besteuerung des Klerus zusammengebrochen. In Paris protestierte die Liga dagegen, dass der König die Zehntabgabe aus den Einkünften des Klerus inadäquat verwende und verlangten, dass fortan Abgaben nur an die Liga gezahlt werden dürften.38 Bei all dieser Bedrängnis schien der Misserfolg der Armada-Expedition von Spanien, dem wichtigsten Verbündeten der Liga, dem König wieder mehr Handlungsspielräume zuzugestehen.39 2.3 ERMORDUNG DER GUISE Für den Herbst hatte der König die Generalständeversammlung in Blois zusammengerufen, von welcher er sich die Wiedererlangung der Autoritätsposition und der politischen Handlungsspielräume versprach, wozu wesentlich die Gewährung neuer Steuermittel zählte.40 Kurz vor dem Zusammentreten der Ständeversammlung entließ Heinrich III. seinen kompletten Regierungsstab und tauschte alte Vertraute, die seiner Mutter Katharina von Médici oder aber den Guise nahestanden, in seinem Haushalt aus.41 Die Generalständeversammlung wurde dann wegen des verzögerten Eintreffens der Delegierten mit einem Monat Verspätung am 16. Oktober 1588 feierlich eröffnet.42 Trotz der königlichen Interventionen bei der Wahl waren die Generalstände, zumindest im Klerus und dritten Stand, mehrheitlich von Liga-Abgeordneten dominiert. Der Adel verteilte seine Sympathie gleichmäßig zwischen König und Liga.43

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vergeben wurde, und zog sich vom Posten des Admirals zurück (vgl. Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 593). Im April 1589 rief der König ihn an seine Seite zurück (vgl. Le Roux: Régicide, S. 232; Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 593). Vgl. Michaud: Recette du clergé, hier S. 173; zur Besteuerung des Klerus vgl. Mieck: Heinrich III., S. 134. Vgl. Benedict: Wars of Religion, S. 168; Pernot: Guerres de Religion, S. 147; Mieck: Heinrich III., S. 140; Roelker: One king, one faith, S. 367. Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 130; Le Roux: Guerres de Religion, S. 258; Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 593; Navarra leitete parallel eine Versammlung der Reformierten in La Rochelle ein, die vom 16. November bis 17. Dezember 1588 tagte (vgl. Stegmann: Henri III et Henri de Navarre, S. 250). Vgl. Stegmann: Henri III et Henri de Navarre, S. 249; Garrisson: Derniers Valois, S. 135; ausführlicher Le Person: Pratiques, S. 274–279; Knecht: Hero or tyrant, S. 259–260; eine andere Lesart der Ereignisse bei Dickermann/Walker: Language of blame, S. 77–98; Den Kanzler Philippe Hurault de Cheverny, den Superintendenten für Finanzen Pomponne de Bellièvre, die Staatssekretäre Nicolas de Neufville (Villeroy), Pierre Brûlart und Claude Pinart entließ der König. François d’O, der mit Bellièvre gearbeitet hatte, blieb dagegen im Amt. An die Stelle der Entlassenen berief er François de Montholon für Cheverny, Robert Miron, Seigneur de Chenailles, als Superintendent der Finanzen und als Sekretäre Martin Ruzé, Seigneur de Beaulieu, und Louis de Revol (vgl. Pernot: Guerres de Religion, S. 145; Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 594; Lebigre: Révolution des curés, S. 148–149; Wernham: After the Armada, S. 51). Vgl. Chevallier: Henri III, S. 656; Le Roux: Guerres de Religion, S. 259. Vgl. Bourassin: Assassinat du Duc de Guise, S. 90; Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 594; zu den Wahlen vgl. Pernot: Henri III, S. 383–384; Als Sprecher des Klerus fungierten der Kar-

2.3 Ermordung der Guise

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Guise war in weit geringerem Maße, als es den Anschein hatte, in der Lage, die Generalstände und die Liga zu lenken.44 In der Generalständeversammlung setzten die Stände auf für den König demütigende Weise ihre Begehren durch. Heinrich III. musste das Unionsedikt als loi fondamentale anerkennen, was eine gravierende Verfassungsänderung bedeutete.45 Das salische Erbfolgerecht wurde durch den Ausschluss eines Nichtkatholiken von der Thronfolge eingeschränkt, womit Navarra und seine Nachkommen von der Sukzession ausgeschlossen wurden.46 Von einer geschlossenen Front gegen den König konnte aber keine Rede sein: Der um seine Vorrechte besorgte Adel schwor zwar das Unionsedikt, aber nur mit der Einschränkung, dass die Privilegien, Prärogativen, Immunitäten und Freistellungen unantastbar sein sollten.47 Hatte der König sich von den erhofften finanziellen Mitteln mehr Handlungsfreiraum versprochen, gewährten die Stände nur einen Bruchteil hiervon: 120.000 Ecus, von denen zudem 100.000 direkt an den Herzog von Nevers und den Herzog von Mayenne weiterzuleiten waren.48 Im Gegenzug erklärte der König auf das Vorrecht der Steuererhebung zu verzichten und künftig mit den Ständen zu regieren, was als taktisches Manöver angeprangert wurde und damit Heinrich III. weiter in die Enge trieb.49 Währenddessen nutzte der Herzog Karl Emmanuel von Savoyen die Schwäche der französischen Krone, um Ende September 1588 die noch französisch verbliebene Markgrafschaft Saluzzo (frz. Saluces) in Italien einzunehmen.50 Parallel stießen die Truppen Navarras weiter bis ins Poitou vor.51

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dinal von Bourbon und Kardinal Ludwig von Guise, Erzbischof von Reims. Dem Dritten Stand saß La Chapelle-Marteau, prévot des marchands in Paris und Anhänger der Seize, vor, während als Sprecher der Abgeordnete Étienne Bernard aus Dijon, ein militanter Ligist, fungierte (vgl. Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 594; Lebigre: Révolution des curés, S. 151). Protestanten waren kaum vertreten (vgl. Jouanna: Temps des guerres de Religion, S. 342). Vgl. Jouanna: Temps des guerres de Religion, S. 346; Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 595; Carroll: Revolt of Paris, S. 336; zur Überschätzung des Einflusses von Guise vgl. Smither: Myth and reality of kingship, S. 438; Nancy Lyman Roelker schildert die Generalständeversammlung als ergebnisoffenen Aushandlungsprozess, in dem die Guise nur als – wenn auch wichtige – Akteure neben anderen vorkamen (vgl. Roelker: One king, one faith, S. 369–371). Vgl. Quin: Katholische Widerstandslehre, S. 39; Zum einen handelten die Generalstände als konstitutionelle Versammlung, zum anderen wurde eines der älteren Grundgesetze des Königreichs durch eine neue Gesetzgebung modifiziert. Vgl. Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 595; Chevallier: Henri III, S. 657–661; Garrisson: Guerre civile, S. 202–203; Solnon: Henri III, S. 355–356. Vgl. Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 596; zur Positionierung des Adels gegenüber der Liga vgl. den knappen Forschungsüberblick: Boltanski/Bourquin: Noblesse et la Ligue, S. 29–36. Vgl. Chevallier: Henri III, S. 661; Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 596; Le Roux: Guerres de Religion, S. 260; Garrisson: Derniers Valois, S. 135–136. Vgl. Pernot: Henri III, S. 394. Vgl. Chevallier: Henri III, S. 660; Le Roux: Guerres de Religion, S. 260; Lebigre: Révolution des curés, S. 152–153; Der Herzog von Guise und der Herzog von Mayenne sollen ebenso wie Papst Sixtus V. und der spanische König Philipp II. über die Pläne des Herzogs von Savoyen zur Einnahme von Saluzzo informiert gewesen sein (vgl. Sutherland: Henry IV, S. 220, Anm. 120, S. 224). Vgl. Garrisson: Guerre civile, S. 203.

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2 Frankreich im Jahr 1589: Scheitelpunkt der Religionskriege

Zu dem Druck auf Heinrich III. durch die militärischen Vorstöße und die Haltung der Stände kamen Mitte Dezember 1588 Gerüchte hinzu, dass Guise seine Ermordung oder doch zumindest Absetzung plane.52 In der Forschung bleibt allerdings umstritten, ob der Herzog von Guise versuchte, die Krone für sich selbst zu sichern, den König stärker unter die Kontrolle der Stände zu stellen, wie vom dritten Stand in Blois gefordert, oder ob sich Guise lediglich die exklusive Einflussposition an der Seite des Königs zu verschaffen versuchte, wie sie sein Vater Franz von Guise gegenüber Franz II. innehatte.53 Die Entscheidung des Königs, den als Rivalen wahrgenommenen Herzog von Guise zu töten, wurde in einer Ratsversammlung am 18. Dezember 1588 gefällt.54 Am frühen Morgen des 23. Dezembers ließ Heinrich III. den Herzog von Guise in seine Kammer kommen, wo Mitglieder der königlichen Elite-Leibwache, den Fünfundvierzigern,55 ihn erstachen.56 Um zu verhindern, dass die sterblichen Überreste als Märtyrerreliquie verklärt werden, wurde der Leichnam zerteilt und verbrannt.57 Währenddessen setzte die Garde unter Leitung des grand prévôt Richelieu nahe Familienangehörige von Guise unter Arrest, seinen Bruder Kardinal Ludwig II. von Guise, seine Mutter Anna von Este, Herzogin von Nemours,58 und den Sohn von Guise, Fürst Karl von Joinville. Weitere katholische Führungspersönlichkeiten, darunter der Thronkandidat der Liga, Kardinal Karl von Bourbon, hoch52

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Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 130; Chevallier: Henri III, S. 662; Garrisson: Derniers Valois, S. 136; Selbst der Herzog von Mayenne, Bruder des Herzogs von Guise, soll den König vor diesbezüglichen Plänen gewarnt haben, doch lassen sich hier kaum Ereignisbericht und Propaganda trennen (vgl. Cooper: Blois assassinations, S. 55–56). Vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 261; zur Debatte um die Motivation der Guise vgl. Jouanna: Devoir de révolte, S. 190; Pernot: Henri III, S. 387–388. Vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 261; Girault: Scène de crime, S. 63; Die Entscheidung vom 18. Dezember soll erst am 20. Dezember definitiv geworden sein (vgl. Chevallier: Henri III, S. 663; Le Person: Pratiques, S. 572). Ab dem 18. Dezember kursierten aber Gerüchte und Warnungen gegenüber Guise (vgl. Cooper: Blois assassinations, S. 56). Einige Quellen sprachen allerdings von langgehegten Plänen des Königs (vgl. hierzu Lebigre: Révolution des curés, S. 150; Bercé: Coups de majesté, S. 492–493). 1584 wurde eine ständige Leibwache des Königs aus 45 Männern aus der Gascogne, dem Béarn und Languedoc eingerichtet, welche unter dem Kommando von François de Montpezat, Baron von Laugnac, stand (vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 261; Pernot: Henri III, S. 330; Cameron: Maligned king, S. 142). Vgl. Girault: Scène de crime, S. 64; Wilkinson: Homicides royaux, S. 130; Le Roux: Guerres de Religion, S. 261; Die älteren französischen Darstellungen bieten meist eine sehr lebhafte, detailgespickte Darstellung inklusive wörtlicher Rede, z. B. Bordonove: Henri III, S. 279–281, aber auch noch: Le Roux: Régicide, S. 157–159. Vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 261; Garrisson: Guerre civile, S. 204; Quellen berichteten, dass die Köpfe des Herzogs und seines Bruders, des Kardinals, abgetrennt und aufgehoben wurden (vgl. Cooper: Blois assassinations, S. 61). Während der 1580er Jahre war Anna von Este, Herzogin von Nemours, v. a. als mäßigender Einfluss auf die Brüder Guise und die Liga betrachtet worden, doch stellte sie sich nach der Ermordung ihrer Söhne offen gegen Heinrich III.: Anna von Este wohnte den Sitzungen des ‚Staatsratsʻ der Liga in Paris bei und bezog die ehemaligen Gemächer der Königinmutter Katharina von Médici. Bereits ab dem Sommer 1589 arbeitete sie aber auf eine für ihre Familie vorteilhafte Einigung mit Heinrich IV. hin (vgl. Coester: Anna d’Este, v. a. S. 253–255, S. 267–268).

2.4 Offene Auseinandersetzung

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rangige Geistliche wie Pierre d’Espinac, Erzbischof von Lyon, sowie weitere Mitglieder des Hochadels, darunter Herzog Karl von Elbeuf und Graf Karl II. von Brissac wurden ebenso verhaftet wie in Blois anwesende ligistische oder liganahe Ständevertreter wie La Chapelle-Marteau, Vertreter der Pariser Seize, der Präsident des parlement de Neuilly sowie die Abgeordneten des dritten Standes Jean de Compans und Louis Dorléans. Am Folgetag, Heiligabend, ließ Heinrich III. den Kardinal von Guise erst erwürgen und erstechen und dann seinen Leichnam verbrennen.59 Mit den Morden an den beiden Brüdern Guise handelte Heinrich III. eigenständig und informierte die Königinmutter erst nach der Tat.60 Wenige Tage später, am 5. Januar, verstarb Katharina von Médici, die über Jahre hinweg die dominierende Figur der französischen Politik gewesen war.61 2.4 OFFENE AUSEINANDERSETZUNG Positive Signale an die katholische Bevölkerung waren notwendig: Am 31. Dezember 1588 bestätigte der König das Unionsedikt und bekräftigte seine Absicht, die Häresie auszurotten. Kurze Zeit später bot er als Rekonziliationsgeste einigen der adligen Führer der Liga Statthalterschaften und Geld an.62 Von der Beseitigung des Liga-Hauptes hatte sich der König deren Handlungsunfähigkeit erhofft, stattdessen trat die Liga in den aktiven, offenen Widerstand (ligistische Position) bzw. Aufstand (königliche Position).63 Parallel zu der noch fortlaufenden Generalständeversammlung, die erst am 15./16. Januar 1589 geschlossen wurde,64 sammelte der König seine Truppen im Poitou sowie unter dem aus dem Exil wiederkehrenden Herzog von Épernon und ließ in der Schweiz und im Reich Truppen anwerben.65 Über 10.000 Schweizer 59 60 61 62 63

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Vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 261–262; Chevallier: Henri III, S. 672–673; Wilkinson: Homicides royaux, S. 130; Cassan: Guerre en discours, S. 269. Vgl. Girault: Scène de crime, S. 64; Chevallier: Henri III, S. 672; Cooper: Blois assassinations, S. 59; Die Aussagen in den Quellen klaffen auseinander, ob die Königinmutter die Tat begrüßte oder scharf verurteilte (vgl. Chevallier: Henri III, S. 672; Le Roux: Régicide, S. 207). Vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 263; Garrisson: Derniers Valois, S. 138; Jouanna: Temps des guerres de Religion, S. 346. Vgl. Chevallier: Henri III, S. 676, S. 678; De Waele: Réconcilier les Français, S. 92; Mohr: Geschichte des Herzogtums Lothringen, S. 235. Vgl. Malettke: Bourbonen, S. 26; Benedict: Wars of Religion, S. 168; Constant: Ligue, S. 212; Pelizaeus hat in einem Eskalationsmodell die Diskussion und Praktik von rechtlichem Widerstand zwischen Ungehorsam gegen als unrecht empfundenen Forderungen und gewaltsamem Widerstand eingeordnet (vgl. Pelizaeus: Dynamik, S. 19–20). Auch ausländische Beobachter hatten mit der Schwächung der Liga durch den Schritt der Beseitigung der Liga-Führung gerechnet, wie der Herzog von Parma in einem von englischen Agenten abgefangenen Brief an Philipp II. geschrieben haben soll (vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 130, Anm. 4). Vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 262; Chevallier: Henri III, S. 677; Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 596. Vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 263; zu den Rüstungsausgaben vgl. Michaud: Ordonnancement des depenses, S. 110–111, bes. Anm. 125–127; zu den Werbungen vgl. Kap. 4.2.

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2 Frankreich im Jahr 1589: Scheitelpunkt der Religionskriege

wurden auf Kredit geworben und mit Bann und Nachbann die verbliebenen Königstreuen in Frankreich rekrutiert.66 Der König fuhr eine Politik zwischen Rigidität und Konzessionen: So ließ er bspw. einige der Gefangenen frei, während andere der in Blois Inhaftierten zunächst in Gefangenschaft blieben.67 Am 7. Januar 1589 erließ die Theologische Fakultät, deren Mitglieder im Wesentlichen aus Angehörigen des Kollegiums und des Hauses der Sorbonne bestanden, ohne eine päpstliche Weisung abzuwarten, eine Erklärung, welche die Untertanen von ihrer Treueverpflichtung gegenüber dem König entband.68 Obgleich fraglich ist, ob die Theologische Fakultät die Kompetenz für eine Absetzung besaß, war diese Erklärung wirkmächtig: Bis Sommer 1589 wandten sich etwa die Hälfte der französischen Städte und einige Provinzen vom König ab.69 Mit Spannung wurde erwartet, wie sich der Papst zu den jüngsten französischen Ereignissen, besonders zu dem Übergriff gegen Kardinal Ludwig von Guise, stellen würde. Über die Frage der Legitimität hinaus stellte sich diejenige nach der Legalität des Vorgehens: Nach dem Kirchenrecht war ein Prälat zunächst der kirchlichen Justiz unterworfen.70 Nach der Bulle „Coena Domini“ war für die Tötung, Verstümmelung oder aber Gefangennahme eines Kardinals der katholischen Kirche die Exkommunikation vorgesehen, ebenso für Ratgeber und Unterstützer.71 Dennoch agierte der Papst zunächst vorsichtig-taktierend angesichts der Anfang des Jahres bestehenden Unsicherheit, ob die Liga nicht innerhalb kürzester Zeit zusammenbrechen würde.72 In Paris wurde unmittelbar nach den Ereignissen in Blois eine neue LigaRegierung eingesetzt: Der Herzog von Aumale wurde als einziger Familienangehöriger der Guise, der in Paris anwesend war, neuer Statthalter. Des Weiteren wurden die Magistrate vielfach ausgetauscht und die in Paris verbliebenen Funktionsträger durch radikalere Vertreter ersetzt. Während die Königstreuen wie die Gerichtsprä66 67 68 69

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Vgl. Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 598. Vgl. Chevallier: Henri III, S. 678. Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 137; Le Roux: Guerres de Religion, S. 265; Salmon: The Paris Sixteen, S. 248; Malettke: Bourbonen, S. 26; Abdruck des Textes in Archives curieuses, hier S. 349–353. Vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 274, S. 280; Benedict: Wars of Religion, S. 170; Eine traditionell starke Basis besaß die Liga in den nordöstlichen Provinzen, in denen Mitglieder der Familie Guise als Statthalter ausgeprägte Klientelbeziehungen etabliert hatten: Herzog Karl von Guise in der Champagne, sein Onkel Herzog von Mayenne im Burgund, dessen Cousins ersten Grades, nämlich Herzog von Aumale und Herzog von Elbeuf, in der Picardie und Normandie sowie der entfernte Cousin Herzog von Mercœur in der Bretagne. Hinzu kam die Klientel Karls III. als Herzog von Lothringen (vgl. Holt: Wars of Religion, S. 122; Carroll: Guise affinity, S. 144; zu den Klientelbeziehungen: Kettering: Clientage, bes. S. 231–235 (zu Mayenne)). In der Mitte Frankreichs sicherte der Herzog Karl Emmanuel von Nemours, Halbbruder der Guise-Brüder, das Lyonnais (vgl. Constant: Les Guise, S. 14). Im Pariser Becken entschlossen sich Anfang 1589 drei Viertel der 56 Städte auf die Seite der Liga zu wechseln (vgl. Amalou: Le lys et la mitre, S. 216). Vgl. El Kenz: La propagande, S. 7. Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 151–152; Debaggi Baranova: Coups de libelles, S. 106. Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 135; zur schwankenden Haltung des Papstes in den ersten Tagen und Wochen nach den Morden in Blois vgl. Knecht: Hero or tyrant, S. 284–285.

2.4 Offene Auseinandersetzung

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sidenten Achille de Harlay, Nicolas Potier de Blancmesnil und Christophe de Thou in der Bastille inhaftiert wurden,73 wurde ein Großteil der führenden Köpfe der Liga nun auf Positionen gesetzt.74 Die verbliebenen, noch vom König berufenen mindestens 70 Magistraten, die weder ihres Amtes enthoben und verhaftet worden waren noch Paris verlassen hatten, zeigten sich v. a. um Neutralität und Unauffälligkeit bemüht. Nur ca. eine Handvoll Ligisten und einige Liga-Opponenten waren unter ihnen.75 Der Herzog von Mayenne, der Bruder der beiden ermordeten Guise, war dem königlichen coup entgangen, weil er sich in Lyon aufhielt, wo er den nächsten Truppenzug vorbereitete. Nach anfänglichem Zögern bekannte sich Mayenne ostentativ zur Rolle als neues Haupt der adligen Liga und wurde am 17. Februar 1589 als Chef der Liga und Generalleutnant des Königreichs (lieutnant général de l’Estat et Couronne de France), der die Regierungsgeschäfte an Stelle des für abgesetzt erklärten Königs führte, anerkannt.76 In Paris formte sich mit dem Allgemeinen Rat (Conseil général) der Liga mit 40 Mitgliedern aus Klerus (neun), Adel (sieben) und drittem Stand (24), v. a. Magistraten, eine Gegenregierung zur königlichen. Nach seiner Ankunft in Paris fügte der Herzog von Mayenne dem Allgemeinen Rat noch 14 seiner eigenen Anhänger hinzu77 und errichtete einen Regierungsrat, in dem die mit ihm verwandten Herzöge von Aumale und Elbeuf, eine Reihe ehemaliger Magistrate Heinrichs III. wie Nicolas de Neufville, Seigneur de Villeroy, und einige der Seize vertreten waren und der Erzbischof von Lyon, Pierre dʼEspinac, das Kanz73

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Vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 265; Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 597; Chevallier: Henri III, S. 678–679; zum Ablauf, zu den Umstrukturierungen der Regierung, zu den beteiligten Akteuren und ihrer Verortung vgl. Salmon: The Paris Sixteen, S. 247–249; Barnavi: Parti de Dieu, S. 130–131; Descimon: La Ligue à Paris, S. 77–83; bes. zum parlement: Daubresse: Parlement de Paris, S. 443–457; Nach Baumgartner waren rund zwei Drittel der Mitglieder des Pariser parlement bereit, den Treueeid zu schwören, den die Liga verlangte (vgl. Baumgartner: Party alignment, S. 37). Vgl. Baumgartner: Political thought, S. 150, Anm. 3; zu den führenden Köpfen der Pariser Liga vgl. Constant: Ligue, S. 238–239; Gut drei Viertel der Ligisten nahmen in der Zeit der Liga in Paris eines der von den Königlichen eingezogenen Ämter ein. Die führenden Geistlichen (u. a. Jean Guincestre, Nicolas de Villars, Jean Boucher) wurden für ihr Engagement mit Bischofssitzen oder zumindest Pensionen belohnt (vgl. Barnavi: Parti de Dieu, S. 137–138). Vgl. Beam: Basoche, S. 385; Daubresse: Parlement de Paris, S. 463; Holt: Wars of Religion, S. 135; Da die Parteinahme der Magistrate nicht immer klar und offen erfolgte, ist das Verhältnis der Royalisten und Ligisten äußerst umstritten (vgl. De Waele: De Paris à Tours, S. 556– 557). Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 134; Cassan: Guerre en discours, S. 270; Le Roux: Guerres de Religion, S. 264; Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 597; Neben die Aberkennung der Leitung der Regierungsgeschäfte trat die Auswechselung des königlichen Siegels (die neue Umschrift lautete „Scel du royaume de France“) und die Einführung einer neuen Formel in den Schriftstücken der Kanzlei sowie den Abschieden des parlements (vgl. Wolgast: Religionsfrage, S. 47; Drouot: Conseils provinciaux, S. 415). Vgl. Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 597; Barnavi: Parti de Dieu, S. 132; Le Roux: Guerres de Religion, S. 274; Chevallier: Henri III, S. 681; Auflistung der Mitglieder bei Lebigre: Révolution des curés, S. 163; Hier deutet sich schon das Misstrauen an, das die Beziehung zwischen der radikalen Pariser Liga und dem Herzog von Mayenne, als adligem Führer der Liga, begleiten sollte (vgl. Baumgartner: Political thought, S. 152).

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leramt innehatte.78 Das Pariser parlement wurde von der Liga übernommen, offen opponierende Mitglieder verhaftet79 und in den Beschlüssen des Gerichtshofs die Königstitular durch „le gens tenans le parlement“ bzw. „tenans la chancellerie“ ersetzt.80 Parallel baute der Rat der Seize die Polizeiarbeit aus. In jedem Stadtviertel wurde ein Rat aus neun Personen gewählt, der als Mittler zwischen Regierung und Bevölkerung fungierte und Kontrollfunktionen ausübte. Diesem wiederum stand als Chef der Überwachungskomitees der einzelnen Viertel ein Mitglied der Seize vor.81 Mit der Machtübernahme befand sich die Liga, von einer klandestinen Organisation zum Regierungsapparat aufgestiegen, in enormen finanziellen Nöten, was sich unmittelbar in hohen Steuererhebungen und einer rigiden Eintreibungspolitik niederschlug.82 Die Liga finanzierte sich und ihre Einrichtungen durch die Aneignung königlicher Steuern und die Konfiskation von Gütern, die hingerichteten oder ausgewiesenen Royalisten gehörten.83 Im Verlauf des Februar/März zog sich König Heinrich III. aus Blois nach Tours zurück, wo er am 6. März eintraf. Tours avancierte nun vorübergehend zur königlichen Zentrale: Die Mitglieder des Pariser Gerichtshofs sowie der chambres des comptes wurden ebenso wie die königlichen Finanz- und Justizbeamten aus Orléans, Amiens und Abbeville als Gegengewicht zu der weiterhin von Paris aus ausgeübten Regierung unter Liga-Kontrolle mit einem Ultimatum (bis zum 15. April) zusammenberufen. Im Fall ihres Fernbleibens sollte das Amt neu besetzt werden.84 Das Konkurrieren um Magistrate, Städte, Adlige und Provinzen stellte sich als schwer einschätzbarer Machtkampf dar: In der Champagne und der Picardie waren fast alle Städte auf die Seite der Liga gewechselt, mit Ausnahme von Châlons und Saint-Quentin.85 Einige Städte gingen auch mit einer gewaltsamen Machtübernahme an die Liga über: Am 5. Februar fand in Rouen ein Tag der Barrikaden statt, am 23. Februar in Lyon. In Toulouse wurde der Gerichtspräsident ermordet (10. Februar), bevor der Rat der Liga eingerichtet wurde.86 Liga-Räte (conseils provinciaux de la Sainte Union) entstanden – als teilweise nur kurzlebige Einrichtungen 78 79

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Vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 274. Vgl. Daubresse: Paris à Tours, S. 303; Ab dem 7. März 1589 wurden sämtliche Entscheidungen mit „par les gens tenans la court de Parlement“ unterzeichnet, die Justiz also nicht mehr im Namen des Königs geübt (vgl. Daubresse: Paris à Tours, S. 471; Wolgast: Religionsfrage, S. 47). Ausführlich zum Verhältnis des Pariser parlement zur Liga: Maugis: Histoire du parlement, S. 51–92. Vgl. Wolgast: Religionsfrage, S. 47. Vgl. Barnavi: Parti de Dieu, S. 133; Baumgartner: Political thought, S. 150; Le Roux: Guerres de Religion, S. 274; Holt: Wars of Religion, S. 123. Vgl. Barnavi: Parti de Dieu, S. 134–135; Baumgartner: Political thought, S. 151. Vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 275; Sutherland: Henry IV, S. 231. Vgl. Daubresse: Paris à Tours, S. 309; Garrisson: Guerre civile, S. 205; Frémy: Essai sur les diplomates, S. 241; Augereau: Tours, S. 214; zum Aufbau des Hofs in Tours vgl. De Waele: De Paris à Tours, S. 554–555; bezüglich der Verlegung der minderen Justiz- und Finanzinstitutionen vgl. Daubresse: Paris à Tours, S. 361–362. Vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 268; auch Chevallier: Henri III, S. 681; zu Châlons vgl. Konnert: Provincial governors, S. 837; De Waele: Réconcilier les Français, S. 92. Vgl. Jouanna: Temps des guerres de Religion, S. 372, S. 374–375; zur Machtnahme in Lyon vgl. Reure: Presse politique, S. 10–16; zum politischen, wirtschaftlichen und militärischen

2.4 Offene Auseinandersetzung

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– in Amiens, Rouen, Nantes, Le Mans, Poitiers, Bourges, Troyes, Dijon, Lyon, Riom, Agen, Toulouse, Le Puy sowie Aix-en-Provence und Reims.87 Formell unterstanden die Liga-Städte und Provinzen einem meist hochrangigen Adligen wie Herzog Karl von Aumale in der Picardie, Herzog Philippe-Emmanuel von Mercœur in der Bretagne oder Sieur Claude de la Châtre im Berry,88 agierten aber mitunter unabhängig von ihrer aristokratischen Führung. In einigen Städten wie Arles und Marseilles regierte eine radikale Liga, die sich weder den Guise noch den Pariser Seize oder der Provinzregierung unterstellte.89 Die genaue Organisation und Funktionsweise der ligistischen Regierung waren lokal höchst unterschiedlich90 und teilweise blieb selbst bei Durchsetzung einer Seite die städtische Obrigkeit umstritten.91 Fiel Grenoble an die Liga, konnte der König Bordeaux und Rennes halten sowie sämtliche der großen Städte im Loiretal (La Charité, Beaugency, Blois, Amboise, Tours, Saumur, Angers) außer Orléans und Nantes. Mehrere der Städte mit hohen Gerichtshöfen, d. h. Paris, Rouen, Toulouse, Dijon und Aix-en-Provence, waren in den Händen der Liga, so dass alternative königliche Gerichte in Tours, Caen, Flavigny, Pertuis und später Carcassonne (unter Heinrich IV.) errichtet wurden.92 In der Folge waren die meisten parlements gespalten. Das Bedürfnis, Legitimation durch personelle und institutionelle Kontinuität zu erhalten, bestand auf beiden Seiten, so dass konkurrierend die Aneignung der etablierten Institutionen betrieben wurde.93 Viele Städte orientierten sich an Paris als politischer und organi-

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Druck, den Paris auf die Provinzstädte aufbaute, um sie zur Annahme der Union zu bewegen, vgl. Barnavi: Centralisation, S. 341–342. Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 130; Le Roux: Guerres de Religion, S. 265–266, S. 275; Holt: Wars of Religion, S. 134; Teilweise bildeten sich regionale oder lokale Räte der Sainte Union, teils traten die bestehenden Institutionen in den Provinzen zur Liga über (vgl. Kaiser: Marseille im Bürgerkrieg, S. 287; Drouot: Conseils provinciaux, S. 422–423 (zur Normandie, bes. Rouen), S. 423–424 (zu Le Mans), S. 424–425 (zur Champagne, bes. Troyes), S. 425–426 (zum Poitou, bes. Poitiers), S. 426–429 (zu Lyon), S. 429–431 (zum Languedoc, bes. Toulouse), S. 431 (zu Le Puy), S. 431–433 (zur Provence, bes. Aix)). Zu der regionalen bzw. lokalen Situation in der Auseinandersetzung zwischen Krone und Liga vgl. z. B. Gal: Grenoble; Benedict: Rouen, bes. S. 167–190; Carpi: République catholique, S. 77–88; Carroll: Noble power, bes. S. 207–242; Kettering: Political parties, S. 181–211. Vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 281. Vgl. Holt: Wars of Religion, S. 135. Vgl. Drouot: Conseils provinciaux, S. 421–422, S. 433; weiterführend zu Lyon, Amiens, Grenoble und Marseille: Le Roux: Guerres de Religion, S. 275–279; vgl. auch die Fallstudien von z. B. Holt: League in Burgundy, S. 352–366; Greengrass: Sainte Union, S. 469–496; Kaiser: Marseille im Bürgerkrieg, bes. S. 280–297. Vgl. Smither: Myth and reality of kingship, S. 443; Barnavi: Centralisation, S. 342 (zu Montereau-faut-Yonne). Vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 266; Le Roux: Régicide, S. 224; Daubresse: Paris à Tours, S. 311–312; zur Verlegung des parlement nach Flavigny vgl. auch Challe: Histoire des guerres, S. 63; zu den parlements in Pertuis und Aix-en-Provence vgl. Kettering: Political parties, S. 181–182. Vgl. z. B. den lit de justice vom 23. März 1589, womit der König das exilierte parlement von Paris in Tours zu etablieren suchte (vgl. De Waele: De Paris à Tours, S. 555–556).

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2 Frankreich im Jahr 1589: Scheitelpunkt der Religionskriege

satorischer Zentrale der Liga,94 folgten aber auch Partikularinteressen und verstanden sich in Rivalität zueinander.95 Präzedenzfragen wurden durch die Notwendigkeit von Neuordnungen und Umstrukturierungen 1589 neu gestellt.96 Die Entscheidung der Städte für oder gegen die Liga hing von einem komplizierten, jeweils spezifischen lokalen Geflecht aus Rivalitäten, dem Einfluss adliger Netzwerke sowie dem Gewicht der aktiven Liga-Anhänger vor Ort ab.97 Die Motivation, sich der Liga anzuschließen, reichte von dem Zugzwang durch Klientelbeziehungen (bspw. Adrien de Tiercelin) über die Unzufriedenheit durch gescheiterte Ambitionen im Dienst des Königs (bspw. Marquis de Beauvais-Nangis) bis hin zu Karrierehoffnungen. Nicht zuletzt spielten Überzeugungen eine Rolle: die religiöse, die Häresie einzudämmen sowie die politische, gegen die Tyrannei der Mignonherrschaft anzukämpfen (bspw. Jean de Saulx-Tavannes).98 So zeichneten sich in den Provinzen der Liga immer wieder partikularistische Tendenzen ab, die sich nach der Ermordung des Königs am 1. August 1589 noch verstärkten.99 War die Mehrheit der großen Städte, nämlich 29 von 50, in Händen der Liga und mehr als die Hälfte des Klerus stand der Bewegung nahe, waren im Adel, v. a. im Kleinadel, mehr königstreue oder aber neutrale, abwartende Positionen zu finden.100 Die königliche Politik stützte sich auf den Gnadenbeweis und Ausgleich mit 94 Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 153; Politisch ebenso wie kulturell und publizistisch kam Paris bzw. den verschiedenen Liga-Autoritäten in Paris die Führungsrolle zu. In den Provinzen wurde der fortschreitenden Zentralisierung misstrauisch begegnet (vgl. Barnavi: Parti de Dieu, S. 265). 95 Vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 274; Carroll: Guise affinity, S. 150–151. 96 Vgl. Daubresse: Paris à Tours, S. 326; vgl. die Diskussion um die Behandlung der Repräsentanten des parlement von Toulouse, vom Rang her das zweite parlement in Frankreich (nach Paris), in der Sitzung vom 3. Juni 1589 vor dem Pariser Obersten Gerichtshof in Actes du parlement, S. 135–136. 97 Vgl. Benedict: Wars of Religion, S. 169; Le Roux: Guerres de Religion, S. 268; bspw. für Troyes: Roberts: City in conflict, S. 172–178; für Châlons­en­Champagne: Konnert: Provincial governors, S. 837; für Angers: Bourquin: Soumettre et défendre une ville, S. 137–155; für Senlis: Amalou: Le lys et la mitre; für Nantes: Tingle: Nantes and the League; für die Städte der Champagne: Konnert: Local politics, S. 209–227; überblickartig bei Bernstein: Bourgeoisie seconde, S. 342–351; eine Diskussion des Forschungsstands bei Carpi: Élites citadines, S. 255–272; Mit der Frage, wer dem König 1589 nach Tours folgte und aus welchen Gründen, beschäftigt sich Augereau: Tours, bes. S. 215; zur Abtei von Saint-Denis und ihrer Beziehung zur Krone und zur Liga vgl. Le Gall: Saint-Denis, hier bes. S. 166–178. 98 Vgl. Jouanna: Devoir de révolte, S. 193–195; Michel De Waele nennt als Beweggründe: Klientelbeziehungen der Guise, politische Unzufriedenheit mit der Regierung Heinrichs III. und religiös motivierte Bekämpfung der Häresie (vgl. De Waele: De Paris à Tours, S. 557). Sharon Kettering sieht für den Fall der Provence zuvorderst die religiöse Überzeugung, daneben Herkunft (alter Adel, italienische Wurzeln, wohnhaft im Comtat Venaissin), Klientel- und Familienbeziehungen sowie die Zugehörigkeit zu einer Akteursgruppe (katholische Richter im parlement der Provence) als entscheidende Faktoren für das Engagement aufseiten der Liga an (vgl. Kettering: Political parties, S. 185, Bsp. für ihre These: S. 185–190). 99 Vgl. Jouanna: Devoir de révolte, S. 197; Frémy: Essai sur les diplomates, S. 242. 100 Vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 274, S. 280; Knecht: Hero or tyrant, S. 291; zum Adel vgl. Le Roux: Régicide, S. 194; Kettering: Political parties, S. 182–183; zu der zurückhaltenden, abwartenden Haltung auch unter den (v. a. höheren) Mitgliedern des parlements vgl. Daubresse: Paris à Tours, S. 324; bes. zum parlement in Aix-en-Provence: Kettering: Political

2.5 Vom Waffenstillstand der beiden Könige bis zum Königsmord in Saint-Cloud

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den traditionellen ‚Elitenʻ.101 Mehr als die Hälfte des Adels in der Normandie, Champagne und Île-de-France sowie im Orléanais und Lyonnais war royalistisch, während eine klar ligistische Orientierung nur in der Bretagne und Picardie vorherrschte. Die Motivation, sich der Liga anzuschließen, reichte im Adel von religiöser Überzeugung über Loyalität zum Haus Guise bis hin zu Unzufriedenheit mit dem königlichen Regierungsstil.102 In dem Konflikt zwischen Liga und Königlichen kristallisierte sich als ein außerfranzösischer Schauplatz der Krieg zwischen dem Herzog von Savoyen und der Stadt Genf mit ihren Verbündeten heraus. Der savoyische Herzog Karl Emmanuel I. versuchte die alte Dominanz über Genf zurückzuerlangen, das unter Berner Schutz stand und im Verbund mit dem französischen König agierte. Am 6. April 1589 erklärte Genf Savoyen den Krieg, musste jedoch bald ohne die nach Frankreich abziehenden Schweizer Truppen agieren und stand, nachdem Bern in einen Separatfrieden eingewilligt hatte (Oktober 1589), allein gegen Savoyen.103 Dass der Krieg gegen Savoyen im Namen des französischen Königs geführt wurde, gab Philipp II. die Gelegenheit, das eigene Vorgehen in Frankreich als Verteidigung seines Schwiegersohns Karl Emmanuel und der angegriffenen Liga zu legitimieren.104 2.5 VOM WAFFENSTILLSTAND DER BEIDEN KÖNIGE BIS ZUM KÖNIGSMORD IN SAINT-CLOUD Neben der Liga und ihren Verbündeten und den intervenierenden Nachbarn sah sich Heinrich III. auch mit dem Vordringen der Reformierten unter Führung Heinrichs von Navarra bis in den Norden des Poitou konfrontiert.105 Heinrich III. war außerstande angesichts der verbliebenen, stark geschrumpften Ressourcen den Mehrfrontenkrieg fortzuführen. Da in einer Reihe von Provinzen die Steuerverwaltung in die Hände der Liga gefallen war, konnten die königlichen Forderungen nicht mehr durchgesetzt werden.106 In der Folge trat die Krone zunächst sowohl mit dem Herzog von Mayenne als auch mit Heinrich von Navarra in Verhandlungen.107 In Tours verhandelte Duplessis-

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parties, S. 183: Ca. ein Viertel (24,5 Prozent) unterstützte aktiv die Liga, mehr als zwei Fünftel (42,5 Prozent) den König, während ein Drittel (33 Prozent) sich abwartend-neutral verhielt, aber in dem von der Liga übernommenen parlement in Aix-en-Provence ihren Sitz behielt. Vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 268; Le Roux: Régicide, S. 228–229. Vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 280; Die Liga hatte ihre ersten Erfolge in den Einflussbereichen von adligen Klienten des Hauses Guise in Grenoble (Charles d’Albigny) und Limousin (Edmund de Hautefort und der Bischof Henri de La Marthonie). Obgleich auch einige Magistrate von Limoges in der Liga wirkten, gelang dreimal (am 24. Juni 1588, am 1. Mai 1589 und am 15.–21. Oktober 1589) ein coup de force nicht (vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 280). Vgl. Bauer: Zeitungen, S. 331–334; auch Dufour: Seigneurie de Genève, S. 21–97. Vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 296. Vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 268; zum Vordringen der Armee Navarras vgl. Le Roux: Régicide, S. 213–214. Vgl. Le Roux: Régicide, S. 259. Vgl. Le Roux: Régicide, S. 232–233; Sutherland: Henry IV, S. 251–254.

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Mornay ab Mitte März im Namen Navarras mit den Vertretern des Königs, dem Erzbischof von Bourges, Renaud de Beaune, und dem Generalmarschall Gaspard de Schomberg, Graf von Nanteuil, über einen Waffenstillstand. Am 3. April 1589 wurde das auf ein Jahr befristete Abkommen beschlossen, am 26. April von Heinrich III. und Heinrich von Navarra unterzeichnet und am 29. April in Tours im parlement registriert, woraufhin die beiden Könige am 30. April in dem kleinen Ort Plessis-lès-Tours (heute Departement Indre-et-Loire) zusammentrafen.108 Laut dem Waffenstillstandsabkommen mussten dem König alle Städte unter Kontrolle der Reformierten, mit Ausnahme eines Ortes pro Vogtei, übergeben werden, wofür im Gegenzug den Reformierten ihr Status quo bestätigt wurde, d. h. Kultfreiheit in den eroberten Städten. Außerdem sollte Saumur für die Reformierten als Brückenkopf zum Übergang über die Loire geöffnet werden.109 War im Verlauf des März eine Aussöhnung mit dem Papst möglich erschienen, hatte die Annäherung an Navarra die Möglichkeit zur Einigung zunichte gemacht.110 Kurz nach dem Anstand, d. h. dem Waffenstillstand, Heinrichs III. mit Navarra stellte der Papst ein Ultimatum. Am 26. Mai wurde das Monitorium veröffentlicht, in welchem Sixtus V. die Freilassung des Kardinals von Bourbon und Erzbischofs von Lyon innerhalb einer Zehntagesfrist verlangte sowie nachdrücklich einforderte, dass Heinrich III. in Rom persönlich oder durch einen Prokurator innerhalb von 60 Tagen vorstellig werde. Nach wie vor versuchte Heinrich III. den Papst zu besänftigen, ohne dessen Forderungen ganz nachzukommen.111 Ein Angriff des Herzogs von Mayenne auf Tours (8. Mai 1589), der nur durch die Intervention Navarras zurückgeschlagen werden konnte, und eine Verschwörung in Tours unter Gilles Du Verger, Parteigänger der Liga, erschütterten die königliche Seite. Während an den Verschwörern ein Exempel statuiert wurde, suchte sich Heinrich III. die Loyalität mit einem System von Anreizen und Belohnungen zu sichern (u. a. Bestätigung von Privilegien).112 In der Folge konzentrierte sich Heinrich III. ganz auf Paris. Die vereinigten Armeen verzeichneten eine Reihe von Erfolgen auf dem Weg zur Hauptstadt: der Sieg bei Senlis Ende April, bei Bonneval Mitte Mai, bei Jargeau nahe Orléans Ende Juni und bei Pithiviers und Étampes Anfang Juli. Am 11. Juli belagerten beide königlichen Heere Pontoise, das sich trotz der entsandten Hilfe Mayennes am 26. Juli ergab. Trotz des raschen Vordringens konnten die königlichen Armeen keine militärische Entscheidung erzwingen.113 Dank der Gascogner Arkebusiere unter dem Herzog von Épernon und neu ausgehobenen Schweizern wie auch deutschen Söldnern verfügte der König über eine 40.000 Mann starke Armee, als er in Saint-Cloud vor den Stadttoren von Paris 108 Vgl. Stegmann: Henri III et Henri de Navarre, S. 250; Chevallier: Henri III, S. 686–687; Le Roux: Régicide, S. 234–239; zu den Vorbereitungen und Verhandlungen in Tours vgl. Daussy: Les Huguenots et le roi, S. 414–419. 109 Vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 268; De Waele: Réconcilier les Français, S. 93. 110 Vgl. Chevallier: Henri III, S. 684; Sutherland: Henry IV, S. 258. 111 Vgl. Chevallier: Henri III, S. 692. 112 Vgl. Daubresse: Paris à Tours, S. 331–332; De Waele: Réconcilier les Français, S. 99. 113 Vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 269; Chevallier: Henri III, S. 690–691; Le Roux: Régicide, S. 260–268; zu dem raschen Wechsel aus Sieg und Niederlage Ende April/Anfang Mai 1589 vgl. Chevallier: Henri III, S. 690–691.

2.5 Vom Waffenstillstand der beiden Könige bis zum Königsmord in Saint-Cloud

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am 30. Juli das Lager einrichtete und im Haus des Pariser Bischofs, Kardinal Jérôme de Gondi, Quartier bezog. Heinrich von Navarra schlug in Meudon das Lager auf.114 Am Folgetag, dem 31. Juli 1589, trat der Dominikanermönch Jacques Clément aus dem Pariser Konvent der Rue Saint-Jacques an den Generalprokurator Jacques de La Guesle in Saint-Cloud heran, um ein Gespräch mit dem König zu vereinbaren. Zu seiner Beglaubigung wies Clément einen Passierschein von dem gefangengesetzten königlichen Hauptmann Charles de Luxembourg, Graf von Brienne, dem Schwager von Épernon, vor. Clément erklärte gegenüber La Guesle, dass er von dem königstreuen, in Haft sitzenden Gerichtspräsidenten Achille de Harlay beauftragt worden sei, dem König einen Brief zu überbringen, der relevante Informationen zur Eroberung von Paris enthielte.115 Bei der Audienz am 1. August gelang es Clément, Heinrich III. ein möglicherweise zusätzlich vergiftetes Messer, das er unter der Kutte verborgen hatte, in den Unterleib zu stoßen. Dass die beiden Anwesenden, La Guesle und Roger II. de Saint-Lary, der Baron von Bellegarde, erster Kammerjunker des Königs, gemeinsam mit der im Vorzimmer wartenden Leibwache der Fünfundvierziger Clément unmittelbar töteten,116 machte eine Klärung der Hintergründe der Tat unmöglich.117 Diesem Mordversuch waren bereits ab dem Frühjahr 1589 mehrere Attentatsversuche auf den König vorausgegangen.118 In der Nacht zum 2. August verstarb Heinrich III., nachdem er auf dem Sterbebett den Schwager Heinrich von Navarra zum legitimen Thronfolger erklärt hatte. Alle im Lager Anwesenden ließ Heinrich III. den Treueeid auf Navarra schwören.119 Clément, der unmittelbar nach der Tat durchbohrt worden war, wurde gevierteilt und verbrannt und die Asche in die Seine gestreut.120 Die sterblichen Überreste des Königs wurden in der Abtei Sainte114 Vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 269; Chevallier: Henri III, S. 693; Le Roux: Régicide, S. 271; zu den Söldnerwerbungen vgl. Kap. 4.2. 115 Vgl. Chevallier: Henri III, S. 696–697; Chevallier: Régicides, S. 28–31; Le Roux: Guerres de Religion, S. 270; zu der vom Dominikanerorden ausgegebenen Alternativerzählung der Ereignisse vgl. Lebigre: Qui a tué Henri III, S. 271–274; auch Le Roux: Mort d’un roi, S. 442. Die vielen offenen Fragen und Ungereimtheiten in den Abläufen der Tat haben Arlette Lebigre über eine Verschwörung im Haushalt des Königs und Zusammenarbeit mit Clément spekulieren lassen (vgl. Lebigre: Qui a tué Henri III, S. 273). 116 Vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 270; Mercier: D’un couteau à l’autre, S. 73; Chevallier: Henri III, S. 700–701; ausführliche Darstellung in Le Roux: Régicide, S. 11–31. 117 Vgl. Mercier: D’un couteau à l’autre, S. 73; Greengrass: Regicide, S. 180; Auch in den unter Heinrich IV. geführten Prozessen gegen mögliche Hintermänner konnten die Hintergründe des Mords nur ansatzweise geklärt werden (vgl. Greengrass: Regicide, S. 180). Zu dem Prozess gegen Edmond Bourgoing, den Prior von Cléments Kloster, vgl. die ausführliche Darstellung in Chevallier: Régicides, S. 56–84; Chevallier: Lumières sur Clément, S. 39–66. 118 Vgl. Knecht: Hero or tyrant, S. 298: Unter anderem erfolgte im Mai das Attentat von Georges DʼAvoy, der angeblich auf Befehl des Herzogs von Mayenne handelte. Am 20. Juni 1589 berichtete der Herzog von Nevers von einem weiteren Anschlagsversuch gegen den König. 119 Vgl. De Waele: Réconcilier les Français, S. 105, S. 110; Chevallier: Henri III, S. 702–704; Malettke: Bourbonen, S. 27; Knecht: French wars of religion, S. 73; für eine ausführliche Version der Ereignisse vgl. Angoulême: Mémoires, S. 13–27. 120 Vgl. Chevallier: Régicides, S. 47; Le Roux: Guerres de Religion, S. 270.

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2 Frankreich im Jahr 1589: Scheitelpunkt der Religionskriege

Corneille de Compiègne (Provinz Valois) bestattet, einem der wenigen Orte im Norden Frankreichs in königlicher Hand, während seine Eingeweide in Saint-Cloud bewahrt wurden.121 Heinrich von Navarra versuchte die Bedingungen seiner Thronfolge als König Heinrich IV. von Frankreich zu verbessern, indem er am 4. August 1589 erklärte, die katholische Religion nicht anzutasten, sich dem Beschluss eines allgemeinen Konzils in Religionsfragen zu unterwerfen und die Generalstände innerhalb von sechs Monaten einzuberufen.122 Dennoch zerstreute sich die königliche Armee123 und die Belagerung von Paris musste abgebrochen werden.124 Die Liga rief als eigenen Kandidaten am 5. August in der Nachfolge Heinrichs III. den Kardinal von Bourbon, den Onkel Heinrichs von Navarra, als Karl X. aus.125 Obgleich nun eine Phase der Neuaushandlung der politischen Beziehungen einsetzte, änderte sich in der Positionierung der Städte durch den Thronwechsel zunächst nicht viel: Schon Anfang 1589 war deutlich gewesen, dass die Parteinahme für die Liga die Anerkennung des Kardinals von Bourbon als Karl X. und die Loyalität gegenüber dem amtierenden König Heinrich III. die Möglichkeit eines protestantischen Thronfolgers einschloss.126

121 Vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 270; Greengrass: Regicide, S. 177. 122 Vgl. Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 600; Le Roux: Guerres de Religion, S. 273; Le Roux: Le roi, la cour, S. 247; Knecht: Hero or tyrant, S. 308; Außerdem schwor Heinrich IV. am 4. August 1589 für sechs Monate keinen Protestanten als königlichen Amtsträger oder Statthalter zu berufen, wobei die Sicherheitsplätze unter protestantischer Kontrolle eine Ausnahme bildeten (vgl. Benedict: French Protestants, S. 12). 123 Vgl. Wernham: After the Armada, S. 147; Einige Anhänger Heinrichs III. wechselten in die Armee Navarras/Heinrichs IV., darunter der Herzog von Montpensier, der Baron von Biron und Alfons von Ornano, Generalleutnant der Dauphiné, der Baron von Givry und der Marschall dʼAumont. Einige machten ihre Gefolgschaft von der Konversion Heinrich von Navarras abhängig (u. a. der Markgraf François dʼO, sein Bruder Jean dʼO, Seigneur de Manou, die Herzöge von Luxembourg-Piney und von Longueville), andere zogen sich zurück wie der Herzog von Épernon, der Baron von Bellegarde sowie der Herzog von Nevers. Nur wenige wechselten auf die Seite der Liga, darunter Sieur Louis de lʼHospital­Vitry, Charles de Balsac (Entraguet) und der Jurist Jean Bodin. Einige der reformierten Anhänger Navarras, die sich nun den Truppen aus der Gascogne und dem Poitou anschlossen, verließen sein Lager, nachdem er die Wahrung der katholischen Religion zugesichert hatte, darunter Agrippa d’Aubigné und Claude de la Trémoïlle (vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 273; Le Roux: Faveur du roi, S. 705; Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 600; Holt: Wars of Religion, S. 133–134; Angoulême: Mémoires, S. 34–35). Zu internen Spannungen im protestantischen Lager vgl. Greengrass: Financing the cause, S. 252–253. 124 Vgl. Benedict: Wars of Religion, S. 170; Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 600. 125 Vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 274; Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 601; Broch: École des Politiques, S. 348; Der Kardinal befand sich allerdings schon seit den Ereignissen in Blois in Gefangenschaft der Königlichen (vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 274; Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 601). 126 Vgl. Konnert: Local politics, S. 226–227.

3 RELIGIONSKRIEGSNACHRICHTEN IN FRANKREICH 1589 3.1 RAHMENBEDINGUNGEN DER RELIGIONSKRIEGSNACHRICHTEN Ende des 16. Jahrhunderts konnte Frankreich auf eine über hundertjährige Phase der Produktion und Verbreitung von Flugblättern und Flugschriften zurückblicken,1 in welcher die Herausbildung von Druckmonopolen, zunächst in Lyon, dann Paris,2 und die Erweiterung der kommunikativen Infrastruktur durch Ausbau der Verkehrswege und die Einrichtung einer königlichen Post neben den zahlreichen Botenwesen erfolgt waren.3 Zwar wuchs um die Jahrhundertmitte die Nachrichtenproduktion stetig,4 doch blieb insgesamt die Ausrichtung des französischen Druckmarkts auf religiöse Publikationen bestehen.5 Eine stark interessegeleitete Nutzung der ‚neuen Medienʻ erfolgte in größerem Maßstab seit Beginn der Religionskriege, zunächst v. a. durch die in den Konflikten als politische Akteure beteiligten Hochadligen.6 Die Zeit der Liga (ab 1585) bedeutete hier einen Einschnitt in Bezug auf die Menge und den Charakter der Flugschriften und Flugblätter7 sowie die Akteursgruppen und Praktiken der Mediennutzung. 3.1.1 Druckmarkt und Druckzentren Die Metropole Paris, die mit ca. 300.000 Einwohnern die weitaus größte Stadt Frankreichs war, war 1589 der wichtigste Druckort mit den meisten Pressen und der umfangreichsten Druckproduktion. In fast sämtlichen auf die Religionskriege bezogenen Drucksektoren kam Paris eine klare Dominanz zu.8 Durch den erzwungenen 1 2 3 4 5 6

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Vgl. Benedict: Graphic history, S. 86; zur Entwicklung von gedruckten Nachrichtenpublikationen auf dem französischen Druckmarkt bis in die Anfangsphase der Religionskriege hinein vgl. Benedict: Graphic history, bes. S. 86–111. Vgl. Neddermeyer: Von der Handschrift zum Buch, S. 414. Vgl. Bauer: Zeitungen, S. 49, Anm. 88; zur Konkurrenz von Post und Botenwesen: Marchand: Maître de poste, S. 21–22, S. 97; Mience: Histoire des postes, S. 117; Belloc: Postes françaises, S. 46. Vgl. Benedict: Graphic history, S. 90–91. Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 14; Chartier: Stratégies éditoriales, S. 103. Vgl. Haug-Moritz: Sterben, Tod, S. 233: Im Reich wie auch in Frankreich bedienten sich unabhängig von der Religionszugehörigkeit die adligen Häuser der neuen Medien (vgl. Haug-Moritz: Sterben, Tod, S. 250–251). „Wie schon für den Schmalkaldischen Krieg (1546/1547) gezeigt, sind es auch in diesen [französischen (Anm. d. Verf.)] Konflikten v. a. die hochadligen Akteure, die in ihrem Tun und Lassen im printmedialen Diskurs repräsentiert sind resp. sich in diesem repräsentieren können.“ Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 131; Cassan: Guerre en discours, S. 261. Zu den Einwohnerzahlen: Quin: Personenrechte, S. 24; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 56; Die folgenden aus dem USTC [24.06.2014] gewonnenen Zahlen zeigen, trotz partieller

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3 Religionskriegsnachrichten in Frankreich 1589

Rückzug der Krone aus Paris wurden dortige Werkstätten zum Großteil von der Liga genutzt,9 die so auf ein bereits etabliertes Netzwerk an Nachrichtenproduzenten und eine ausgebaute Infrastruktur ebenso wie in der Stadt Lyon, welche im Februar 1589 an die Liga fiel, zurückgreifen konnte.10 Die politische Machtübernahme bedeutete keineswegs die komplette Umstellung und Indienstnahme des Druckgewerbes vor Ort, sondern eine (kommunikations-)politische Rahmensetzung für Produktion, Vertrieb und Rezeption des Tagesschrifttums.11 Lyon, das als östlicher kommunikativer Knotenpunkt fungierte, kam nach Paris als einziger Stadt noch eine entscheidende Rolle auf dem Druckmarkt zu.12 Während die Pariser Druckproduktion im Norden Frankreichs allein dominierte, konkurrierten im Süden Lyon und Paris auf dem Druckmarkt miteinander.13 Neben der Einbindung in ein übergreifendes Kommunikationsnetzwerk (u. a. Taxis-Post) war Lyon als Messestandort und europäischer Transitmarkt ein kommunikativer Knotenpunkt, trotz Einschränkungen durch die Religionskriege.14 Der Spitzenwert, der 1589 – gemessen an der gesamten Druckproduktion in Frankreich im 16. Jahrhundert – erreicht wurde, war zu einem Großteil diesen beiden etablierten Druck- und Nachrichtenzentren, Paris und Lyon, mit ihren v. a. ligistisch druckenden Pressen geschuldet.15 Aus den insgesamt 30 ligistischen Druckorten stachen, Paris und Lyon nachgeordnet, Rouen, Toulouse, Orléans und Troyes

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Unzuverlässigkeiten des USTC, Tendenzen auf: 1588/1589 erschienen in Paris 689 politische Traktate (1589: 436 Ausgaben), 143 Ordonanzen und Edikte (1589: nur 31) sowie 31 Publikationen aus dem Bereich politischer Theorie (1589: 11). Zu beachten ist, dass im USTC unter politische Traktate die Neuigkeitsberichte zu Frankreich gefasst sind, während unter Neuen Zeitungen neben v. a. Auslandsnachrichten auch bspw. die Erklärung zur Waffennahme von Lyon 1589 (USTC 9235) aufgelistet wird. Das Zuordnungsprinzip im USTC erschließt sich also nicht immer. Dieses Kapitel stützt sich für die Darstellung der Druckzentren vorrangig auf die Auswertung der Flugschriften, da auswertbare Angaben für Flugblätter nicht für ganz Frankreich vorliegen. Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 136; Cassan: Guerre en discours, S. 260. Vgl. Blum: L’estampe satirique, S. 237; Pallier: Réponses catholiques, S. 342; Neddermeyer: Von der Handschrift zum Buch, S. 414. Vgl. bes. Kap. 3.3.2; Dort wird verhandelt, wie die einzelnen Personen im Druckgewerbe bzw. Werkstätten auf dieses veränderte Umfeld reagierten, was von Parteinahme aus Überzeugung über (vordergründige) Assimilation oder den Versuch von Neutralität bis zu Widerstand durch z. B. Umzug in eine andere Stadt reichte. Als Hintergrundbedingung spielt diese religionspolitische Rahmensetzung für die mediale Kommunikation durchgängig eine wichtige Rolle (z. B. für Zirkulation und Rezeption, vgl. Kap. 3.7). Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 140; Für Lyon 1588/1589 gibt der USTC [24.06.2014] 137 politische Traktate (1589: 91), und 24 Ordonanzen und Edikte (1589: 16) an sowie drei politisch-theoretische Publikationen (1589: 3). Vgl. Pallier: Diffusion de l’imprimé, S. 387. Vgl. Schneider/Brübach: Messeplätze, S. 185; Pfeiffer: Bemühungen der oberdeutschen Kaufleute, S. 425; Nach den Barrikaden vom 23. Februar 1589 in Lyon führten Zwangsanleihen und Güterkonfiskationen bei französischen Protestanten und Behinderung der Kaufleute zu Beeinträchtigungen (vgl. Pfeiffer: Bemühungen der oberdeutschen Kaufleute, S. 426). Zu Lyon als kommunikativem Knotenpunkt vgl. Keller: Fuggerzeitungen, S. 45 (Karte und Tabelle zum Nachrichten-Einzugsgebiet von Lyon). Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 131; Cassan: Guerre en discours, S. 261.

3.1 Rahmenbedingungen der Religionskriegsnachrichten

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hervor.16 Mit Rouen und Toulouse waren zwei der wichtigsten wirtschaftlichen und kommunikativen Zentren, die zugleich Anschlussstellen an die Nachbarländer waren, in der Hand der Liga wie auch eine Reihe weiterer etablierter Druckorte wie die Universitätsstädte Orléans, Nantes und Bourges, die Sitze der Provinzialgerichtshöfe Le Mans, Poitiers oder auch Troyes und einige kleinere Druckorte in Ostfrankreich mit Anbindung an die Niederlande und das Reich wie Reims.17 Erfahrungen im Bereich der gedruckten Nachrichtenpublikationen waren fast ausschließlich auf die zur Liga übergewechselten Städte konzentriert, nämlich in den Druckorten Paris und Lyon sowie ferner Le Mans, Poitiers, Rouen und Troyes.18 Politisch gemäßigte Städte wie Rouen behaupteten ihre Rolle als traditionelle Druckzentren, während Städte, in denen die Liga besonders radikale Ausprägungen erreichte, wie Amiens oder Dijon, die auf dem Druckmarkt weniger präsent waren, dies auch in der Zeit der Liga blieben.19 Bis in die Provinzen waren zahlreiche Publikationen verfügbar, stammten aber zum Großteil aus Pariser Pressen20 oder als Nachdrucke der Pariser Publikationen aus Lyon, Toulouse und Troyes,21 soweit sich die Herkunft im Einzelnen feststellen lässt. Teilweise unterdrückten die Offizinen Angaben in der Druckeradresse. Aufgrund der frankreichweiten Präsenz des Pariser Tagesschrifttums übte dieses besonderen Einfluss auf die Interpretation der Ereignisse und die Ausbildung einer gemeinschaftlichen Identität der Liga.22 Während sich Paris und Lyon als führende Druckorte für Darstellungen politischen und militärischen Geschehens sowie auf die Religionskriege bezogenen Meinungsschriftums behaupteten, erschienen in Tours als Ausweichort der königlichen Regierung die meisten Amtsschriften (Edikte, Ordonanzen, Verordnungen, Erlasse, Ausschreiben, Mandate). Erst durch den Umzug der königlichen Regierung gewann Tours den Status eines zentralen Druckorts,23 dem 1589 die führende Stel16

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Nach dem USTC [24.06.2014] folgten in der Anzahl an ‚politischen Traktatenʻ (d. h. Druckpublikationen mit Religionskriegsnachrichten) 1589 auf Paris (436 Ausgaben) und Lyon (91), Troyes (37) und Toulouse (33), dann Rouen (zwölf) und Orléans (neun). Dies bedeutete nur geringfügige Verschiebungen gegenüber dem Vorjahr. 1588 war Poitiers deutlich präsenter auf dem Druckmarkt gewesen (acht Ausgaben). Diese Tendenzen stimmen mit den Zahlen für die Phase 1585 bis 1594, d. h. die Zeit der Liga, überein, die Denis Pallier ermittelt hat: 870 Ausgaben ligistischer Druckpublikationen, die in Paris gefertigt wurden, 420 in Lyon, 120 in Troyes, 70 in Toulouse, 50 in Rouen (vgl. Pallier: Réponses catholiques, S. 342–343). Vgl. Pallier: Réponses catholiques, S. 342–343; Grivel: Printmakers, S. 35; Seguin: Information en France, S. 14; Überblick über die Druck-Provinzen: Aquilon: Réalités provinciales, S. 350–363. Vgl. Pallier: Réponses catholiques, S. 339. Zur politischen Ausrichtung der Städte: Mißfelder: Das Andere der Monarchie, S. 47–48. Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 140; Mehr als die Hälfte der Druckpublikationen aus der Zeit der Liga stammte aus Paris (vgl. Pallier: Diffusion de l’imprimé, S. 394). Vgl. Cassan: Guerre en discours, S. 262; Pallier: Réponses catholiques, S. 343; Smither: Myth and reality of kingship, S. 431. Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 140, S. 153. Vgl. Walsby: Printer mobility, S. 265; Aus Tours lagen 1588/1589 laut USTC [24.06.2014] 58 Ordonanzen und Edikte (davon 1589: 52 Ausgaben) und 25 politische Traktate (alle 1589) vor. Für die Zeit der Liga lassen sich insgesamt 260 königliche Druckpublikationen in Tours ausma-

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lung für die königlichen Publikationen zukam. Neben Tours war das königstreue Blois nicht nur zeitweise Ort der königlichen Exilregierung, sondern auch der wichtigste Druckort der Royalisten.24 Ähnlich wie in Tours und Blois wurden in Caen parallel zum Ausbau als politische Zentrale, d. h. der Ernennung als Sitzungsort des königlichen Provinzialgerichts nach dem Übergang Rouens zur Liga, neue Druckwerkstätten eingerichtet. Über die beim König verbliebenen Städte der Provinzialgerichtshöfe Bordeaux und Angers standen Heinrich III. auch einige etablierte Druckwerkstätten zur Verfügung.25 Kleinere Druckorte in Grenznähe erhielten angesichts der scharfen Kontrolle der Verkehrswege, der Korrespondenz und des Druckwesens 1589 eine situative Aufwertung als kommunikative Mittler, wie dies für die königstreue Stadt Langres fassbar wird.26 Für die protestantischen bzw. navarrischen gedruckten Religionskriegsnachrichten war La Rochelle der wichtigste Druckort,27 für den sich jedoch 1589 kaum Publikationen fassen lassen.28 Auch die wichtigen weiteren protestantischen Druckstätten Nîmes und Montauban, Embrun, Niort, Orthez, Pons, Saumur sowie Sedan und in der Schweiz Genf29 zeigten sich in der ersten Jahreshälfte 1589 wenig aktiv. Bei der machtpolitischen Setzung des Rahmens für die medial vermittelte Kommunikation konnte die Liga durch Übernahme der meisten etablierten Druckorte (bes. Paris, Lyon, Toulouse, Rouen) profitieren, während Heinrich III. an den neuen politischen Zentralen (bes. Tours) erst Druckwerkstätten etablieren musste,

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chen (vgl. Pallier: Réponses catholiques, S. 343), was die Bedeutung der Stadt für die königliche Mediennutzung untermauert. Im USTC [24.06.2014] sind zwölf Ausgaben von Edikten und Ordonanzen in Blois für 1589 genannt. Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 136; Cassan: Guerre en discours, S. 260; Pallier: Réponses catholiques, S. 342; zum Ausbau des Druckmarkts in Caen: Girard: Imprimeurs à Caen, S. 153; Nach dem USTC [24.06.2014] folgten auf Tours (52 Ausgaben von Edikten und Ordonanzen und 25 Ausgaben von ‚politischen Traktatenʻ), Blois (zwölf und neun) und Caen (acht und fünf). 1588 tendierte die Produktion zu den Religionskriegen in Tours und Caen noch gegen Null. An königlichen Druckpublikationen in der Zeit der Liga (1585–1594) lassen sich, laut Pallier, 260 Druckpublikationen aus Tours ausmachen, 50 in Châlons und Caen, knapp unter 50 in Angers und Bordeaux, ca. 30 in Blois und etwas mehr als zehn aus Chartres, Melun und Langres (vgl. Pallier: Réponses catholiques, S. 343). Zu Langres vgl. Kap. 5.1.1., 5.1.3, 5.2.3, 5.5.2 und 5.5.3. Zur besonderen Stellung von La Rochelle und dem Verhältnis der Stadt zur Krone: Mißfelder: Das Andere der Monarchie, passim, zusammenfassend S. 306–307; zum Druckort La Rochelle: Pettegree: French book, S. 104. Nach dem USTC [24.06.2014] erschienen in La Rochelle die meisten reformierten Druckpublikationen (fünf ‚politische Traktateʻ), wobei die Produktion aus La Rochelle gegenüber dem Vorjahr (1588: neun) zurückgegangen war. In der Zeit der Liga stammten insgesamt 65 Publikationen aus La Rochelle, so Pallier (vgl. Pallier: Réponses catholiques, S. 343). Nach Alexander Wilkinson lässt sich trotz Verschleierungsversuchen für die meisten 1589 kursierenden protestantischen Druckpublikationen zumindest eine der Ausgaben La Rochelle als Druckort zuordnen (vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 135). Vgl. Giry-Deloison: France and England, S. 233–234; Wolfe: Henry IV and the press, S. 187; Pallier: Réponses catholiques, S. 342; Wilkinson: Homicides royaux, S. 135; zur Überschätzung der Rolle von Genf in der Forschung vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 303–304.

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was dort eine zeitweilige lokale Aufwertung mit sich brachte. Im Norden Frankreichs konzentrierten sich die konkurrierenden königlichen und ligistischen Druckorte weit stärker als im Osten und Süden, die von den ligadominierten Zentren Lyon und Toulouse geprägt waren. 3.1.2 Postrouten, Botendienste und Kommunikationswege 1589 bestanden verschiedene Post-30 und Botennetzwerke in Frankreich nebeneinander, die für den Austausch von Informationen über die Religionskriege, teilweise auch für den Druckvertrieb eine wichtige Rolle einnahmen, nämlich die königliche Pferdepost, der vom König initiierte Botendienst, das universitäre Botenwesen sowie die städtischen und von einzelnen Gruppen wie bspw. Kaufleuten organisierten Botendienste, wobei die etablierten Einrichtungen teils an den Orten, die sich zur Liga bekannten, von dieser übernommen wurden. Die königlichen Ausgaben 1589 für Postboten und Kuriere belegen, wie sehr Heinrich III. bemüht war, die etablierte kommunikative Infrastruktur aufrechtzuerhalten.31 Die königliche Pferdepost war mit einem ausgebauten Relaisstationensystem und dem exklusiven Recht, durchgängig im Galopp zu reiten, das schnellste Beförderungsmittel,32 welches ausschließlich für den Transport von Depeschen der königlichen Regierung sowie Briefen zur Verfügung stand. Nur im Einzelfall erfolgte eine Öffnung für andere Nutzer, insbesondere den Papst und hochrangige Adlige.33 Als Infrastruktur bestanden in den 1580er Jahren 14 Routen mit 252 Relaisstationen in Frankreich,34 davon allein 20 im unmittelbaren Umland von Paris, der Stadt mit dem dichtesten Kommunikationsnetz, mit den meisten direkten Botenkursen sowie dem größten Einzugsgebiet.35 Dies unterstreicht die monopolartige Ausrichtung der kommunikativen Infrastruktur in Frankreich, die bereits in Bezug auf Paris als Druckort deutlich wurde. Mit dieser Dominanz ging die herausgehobene Stellung von Paris als Nachrichtenort einher, von dem aus die Informationsselektion und Themen bestimmt wurden.36 30

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Post, d. h. „die hoheitliche oder vom Hoheitsträger beauftragte Organisation, welche Briefe, Geld, Pakete und Personen über Relais- oder Poststationen […] übermittelte […] im Laufe des 16. Jahrhunderts […] mit regelmässigen und publizierten Kursen“ (Glauser: Kommunikation und Innovation, S. 4). Vgl. Michaud: Ordonnancement des depenses, S. 124–125. Vgl. Reverdy: Histoire des routes, S. 93; Marchand: Maître de poste, S. 43, S. 239. Vgl. Behringer: Im Zeichen des Merkur, S. 676; Behringer: Netzwerk, S. 41; Allen: Post, S. 3–4; mehr dazu bei Vaillé: Postes françaises. Vgl. Marchand: Maître de poste, S. 184–186, S. 231; Vaillé: Histoire des postes françaises, S. 91; Dank der Aufstellung („État des Postes assises pour le service du roi Henri III en ce royaume“), die Heinrich III. beauftragte, liegen für 1584 konkrete Zahlen vor. Vgl. Marchand: Maître de poste, S. 192; In den 1580er Jahren unternahm sogar die französische Krone den Versuch, die Direktroute zwischen Bordeaux und Lyon zu sperren, um die Einbeziehung von Paris zu erzwingen (vgl. Strohmeyer: Kommunikation, S. 133–134). In Bezug auf die Pariser Pressen: Wilkinson: Homicides royaux, S. 140; Nachrichtenort, d. h. ein Ort, an dem Nachrichten gesammelt und für die weitere Verbreitung niedergeschrieben wurden.

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Die königlichen Routen gingen von Paris sternförmig aus nach Irun, Calais, Péronne, Metz und Lyon. Von Lyon wiederum bestand ein Kurs auf der Strecke nach Saluzzo (frz. Saluces) und nach Marseille, mit Anschluss zwischen Bagnols und Toulouse. Dank der über Blois führenden Strecke nach Irun an der spanischen Grenze war auch die Route zwischen Blois und Nantes an Paris angebunden. Hinzu kamen die nicht vom König gezahlten, sondern von den Provinzen finanzierten Dienste, wie die Route zwischen Paris und Rouen sowie mehrere Anschlüsse an die großen königlichen Routen: Über die Abzweigung auf der Strecke Paris-Lyon bestand Anschluss auf der Strecke Bessy-Riom, von Orléans aus nach Limoges und von dort nach Toulouse sowie ebenfalls von Orléans Richtung Bourges, woran sich der Kurs Bourges-Moulins anschloss.37 Das Postwesen der französischen Krone erstreckte sich bis in das benachbarte Ausland, darunter eine weit ausgebaute Strecke auf dem Gebiet der Schweiz.38 Lokale Anschlussstellen wurden innerhalb der Provinzen oder auf Initiative einzelner Gruppen organisiert.39 Laon in der Picardie bspw. erhielt 1589 Informationen aus Paris meist nur über die größere Stadt Soissons, während Laon wiederum umliegende kleinere Ortschaften mit Nachrichten versorgte. Etablierte Kontakte mit anderen Orten und dem lokalen Adel bildeten die Basis des Kommunikationsnetzwerks.40 Die Nachrichtenwege waren 1589 – neben der üblichen Probleme durch Wetter, Abnutzung oder andere Gefahren, welche zwangen die Routen aufzugeben bzw. zu verlegen41 – durch den Kriegsverlauf punktuell empfindlich gestört.42 Besonders um Orléans und Poitiers sowie in weiten Teilen Südfrankreichs kam es immer wieder zu Überfällen43 ebenso wie in Grenznähe im Norden, rund um die königstreue Stadt Langres.44 Ein Großteil der zentralen Knotenpunkte des ausgebauten Postnetzes wie Lyon, Rouen, Nantes, Toulouse und Orléans, v. a. aber Paris, musste, weil dieses Gebiet von der Liga kontrolliert war, weiträumig umgangen werden. Damit war die königliche Kommunikationsinfrastruktur stark eingeschränkt.45 Hierzu trat die offene Verweigerung ligistischer Städte, königliche Boten anzuerkennen: Als ein Bote Heinrichs III. am 12. Januar 1589 Amiens aufsuchte, um ein 37 38 39 40

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Vgl. Vaillé: Histoire des postes françaises, S. 91–93; Reverdy: Histoire des routes, S. 93. Vgl. Vaillé: Histoire des postes françaises, S. 93. Vgl. Vaillé: Histoire des postes françaises, S. 92–94; Zwischen Rouen und Antwerpen bspw. wurde ein regelmäßiger Dienst auf Initiative von Kaufleuten hin organisiert und die Duldung durch den König mit dem Erwerb eines office erkauft (vgl. Bottin: Négoce et circulation, S. 46). Vgl. Greengrass: Rumeur et bien public, S. 16–17; zu Auxerre und Sens im Burgund als regionale Informationsmittler zu den kleineren Ortschaften wie Chablis, Cravant, Toucy, Villeneuvele-Roi etc. vgl. Challe: Histoire des guerres, S. 61; zur hierarchischen Kommunikationsstruktur: Durch eine direkte Korrespondenz mit Paris und Unterstellung unter die dortige LigaFührung versuchten einzelne Orte wie Abbeville in der Picardie die lokale Dominanz größerer Städte, hier Amiens, Sitz der chambre du conseil des états de Picardie, in der ersten Jahreshälfte 1589 gezielt zu unterlaufen (vgl. Barnavi: Centralisation, S. 340–341). Vgl. Behringer: Visualisierung von Straßenverkehrsnetzen, S. 263–264. Vgl. Bottin: Négoce et circulation, S. 50; Moureau: Répertoire des nouvelles, S. X; zu Straßenpatrouillen und nächtlichen Spähtrupps: Greengrass: Rumeur et bien public, S. 16–17. Vgl. Strohmeyer: Kommunikation, S. 136–137. Vgl. Lepreux: Gallia typographica (Champagne), S. 208. Vgl. Mience: Histoire des postes, S. 184.

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Bündel an Briefen auszuhändigen, verbrannten die Stadtväter die Briefe und schickten den Boten ohne Antwort fort.46 Schon vor 1589 war der königliche Exklusivanspruch in der Postorganisation,47 die Etablierung eines Hauptpostmeisters (contrôleur général des postes) als Kontrollinstanz und die Bindung der Universitätsboten an eine königliche provision aufgrund von Partikularinteressen und lokalen Souveränitätsansprüchen kaum durchzusetzen gewesen:48 Auf Ebene der Verwaltungseinheiten (u. a. Vogtei, sénéchaussées, Amt, Grafschaft) hatte Heinrich III. 1576 ein Botenwesen als käufliches Privileg eingerichtet. Zu regelmäßigen Zeiten gingen die Reiter, teils auch Wagen ab, die Gerichtssachen, Korrespondenzen einzelner Untertanen, aber auch Reisende, Handelsgüter etc. transportierten.49 Damit bestand ein königsnahes, privilegiertes System neben den etablierten Universitätsboten,50 die in Konkurrenz zueinander den lukrativen Transport der nicht-amtlichen Post betrieben.51 Die Preise von zehn livres tournois für einen Brief, 15 für ein Päckchen von drei bis vier Briefen und 20 livres für größere Sendungen52 verdeutlichen die Exklusivität und Profitabilität des Nachrichtenverkehrs. Dass die Pariser Universität mit der ligistischen Regierung sympathisierte, optimierte die Möglichkeiten der Nachrichtensteuerung und Distribution seitens der Liga.53 Die Liga profitierte von bereits etablierten Botendiensten.54 Auf Anerbieten der Pariser Stadtregierung konnte der Allgemeine Rat der Liga 1589 Korrespondenzen und Tagesschrifttum aus Paris über die Boten, die in die Provinzen verkehrten, transportieren.55 Schon vor den Ereignissen in Blois hatte die Pariser Liga ihr Korrespondenznetz aufgebaut, organisatorische Knotenpunkte in der Picardie, der Nor46 47 48 49

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Vgl. Patte: Journal, S. 226; ähnlich in Paris vgl. Constant: Ligue, S. 218; De Waele: De Paris à Tours, S. 563; vgl. die Schilderung vom 26. Januar 1589 in L’Estoile: Journal Henri III, S. 139. Vgl. Mience: Histoire des postes, S. 64. Vgl. Belloc: Postes françaises, S. 47. Vgl. Vaillé: Histoire des postes françaises, S. 211–212; Marchand: Maître de poste, S. 21–22, S. 43; Reverdy: Histoire des routes, S. 91; Belloc: Postes françaises, S. 43–45; Die Boten durften nur tagsüber verkehren, lediglich Schritt und Trab war gestattet und die Nutzung von Relaisstationen, die der königlichen Pferdepost vorbehalten waren, war nicht autorisiert. Vgl. Belloc: Postes françaises, S. 46. Vgl. Marchand: Maître de poste, S. 21–22, S. 97; Mience: Histoire des postes, S. 117; Belloc: Postes françaises, S. 46. Vgl. Mience: Histoire des postes, S. 64; Belloc: Postes françaises, S. 46; Der spanische Botschafter Bernardino de Mendoza gab für die Strecke von Paris nach Irun 80 Escudos als Beförderungspreis für eine Sendung an, was 1590 dem Preis von vier Kühen entsprach (vgl. Allen: Courriers diplomatiques, S. 236). Zur Bedeutung der Universität für den Nachrichten- und Druckmarkt: Salmon: The Paris Sixteen, S. 248; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 112. Teilweise konnten die Netzwerke der Orden durch die Liga genutzt werden, wie bspw. ab Dezember 1588 die Netzwerke der Kapuziner für den Nachrichtentransport zwischen Frankreich und Rom (vgl. Zwierlein: Political thought, S. 71–72). Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 75; Pallier: Réponses catholiques, S. 342; Im April 1589 wurden sechs neue Boten von der Pariser Stadtregierung gesucht, welche auch dem Allgemeinen Rat der Liga zur Verfügung stehen sollten. Die Boten sollten jeweils mit einem Einkommen von 30 sols pro Tag und zehn sols an Ruhetagen beschäftigt werden (vgl. Registres des délibérations, S. 330–331, Nr. 558).

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mandie, dem Burgund sowie in Orléans und Lyon etabliert, u. a. in Chartres, Blois und Tours für ein Netzwerk der Liga-Städte geworben, und auch zur Generalständeversammlung in Blois bereits einen eigenen Boten entsandt.56 Der Botendienst der Liga wurde 1589 dann mit eigenen sowie den übernommenen städtischen Boten bestellt, die sich abseits der regulären, dauerhaft von den Truppen der verschiedenen Parteien besetzten Poststraßen bewegten.57 Überzeugte Anhänger der Liga, besonders Pariser Kaufleute mit Netzwerken, Sprachkenntnissen und Reiseerfahrung, fungierten auch als Boten zu anderen städtischen Obrigkeiten oder sogar als Gesandte ins Ausland.58 Der Pariser Buchhändler und Verleger Nicolas Nivelle bspw. wurde aus Paris nach Amiens gesandt, um dort die Nachricht von der Ermordung der Guise bekannt zu machen und sich bei dem Entsatz der Stadt zu engagieren.59 Organisierte die Pariser Liga ihr Netzwerk v. a. um Paris mit Monopolstellung, von wo aus Boten in die Provinzen abgingen,60 hing der Grad an Informiertheit in den anderen Städten von der jeweiligen lokalen Initiative ab: So richtete Lyon erst Ende Mai 1589 vier Boten zum Hauptheer der Liga ein. Zwei Boten gingen von Lyon, zwei von der Armee des Herzogs von Mayenne an regelmäßigen Tagen zweimal wöchentlich ab.61 Neben königlichen, universitären und städtischen Botendiensten bestanden – zumindest situativ – von einzelnen Berufsgruppen, besonders Kaufleuten, sowie führenden Adligen, von Funktionsträgern und Gouverneuren betriebene Botendienste.62 Nicht zuletzt konnten Beziehungen im Druckgewerbe als Nachrichtenkanäle genutzt werden, wie der Fall des Hauses Wechel in Frankfurt am Main 1589 zeigt.63 Eigeninitiativ richtete bspw. Heinrich von Navarra eine gegenüber der kö56

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Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 68; Pallier: Réponses catholiques, S. 342; Drouot: Conseils provinciaux, S. 419; Barnavi: Centralisation, S. 338; Nach Benedict gab es in Rouen bereits ab 1585 eine Niederlassung der Liga, die im Geheimen agierte (vgl. Benedict: Rouen, S. 179: „a clandestine bureau of the League“). Kommissare und Boten sowie Prediger besuchten bereits vor den Ereignissen in Blois seitens der Pariser Seize systematisch alle französischen Provinzen, um für den Beitritt zur frankreichweiten Union unter Pariser Führung zu werben (vgl. Barnavi: Centralisation, S. 338–339). Vgl. Mience: Histoire des postes, S. 185; Der Agent des Herzogs von Savoyen, René de Lucinge, berichtete im Januar 1589 von Spähern an den Wegen, Durchsuchungen der Boten und abgefangenen Nachrichten, weshalb die bisherigen Kommunikationswege überdacht werden müssten (vgl. Lucinge: Lettres, S. 428). Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 141. Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 139; Patte: Journal, S. 223, bes. Anm. 1; Nivelle traf am 26. Dezember 1588 in Amiens ein und berichtete unmittelbar in der Ratskammer von den Neuigkeiten (vgl. Patte: Journal, S. 223, Anm. 1). Vgl. Reure: Presse politique, S. 54; Barnavi: Centralisation, S. 338, S. 343; zur Bewerbung der Liga von Paris aus vgl. Registres des délibérations, passim, u. a. S. 231–233, Nr. 371, S. 238– 239, Nr. 385, S. 243–244, Nr. 391–398, S. 270, Nr. 340, S. 297–299, Nr. 494, S. 317, Nr. 529. Vgl. Mience: Histoire des postes, S. 185. Vgl. Bottin: Négoce et circulation, S. 45; Vittu: Instruments of information, S. 163; Mience: Histoire des postes, S. 65; Allen: Courriers diplomatiques, S. 227; Die genauere Entschlüsselung dieser verschiedenen Netzwerke steht bislang in der französischen Forschung noch aus (vgl. Bottin: Négoce et circulation, S. 45). Mehr zu der Familie und Offizin Wechsel und einem französisch­deutschen Nachrichtenaustausch in Kap. 5.1.1., 5.2.1, 5.5.3.

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niglichen Post schnellere und effizientere Variante ein: Bereits Monate vor den Ereignissen von Blois ging Navarra dazu über (Januar 1587), eigene berittene Boten, u. a. auf der Strecke zwischen Bordeaux und Agen, einzusetzen.64 Ein eigener regelmäßiger Botendienst blieb für einzelne Personen aber, selbst Hochadlige, die absolute Ausnahme, so dass der Nachrichtenaustausch v. a. über die Nutzung der etablierten existierenden Botendienste, auf die je nach machtpolitischer Verteilung Zugriff bestand, und über situativ eingesetzte Sonderboten erfolgte. 3.1.3 Zeiträume und Dauer der Nachrichtenübermittlung Im Regelfall lagen Nachrichten binnen einer Woche, zumindest aus dem Norden und aus Zentralfrankreich, in Paris vor.65 Von dem Attentat am 1. August 1589 in Saint-Cloud waren am gleichen Tag Nachrichten nach Paris gekommen und die Liga-Autoritäten wussten am Morgen des 2. August über den Tod des Königs in der Nacht Bescheid, was ab dem Nachmittag in den Straßen von Paris verbreitet wurde.66 Nach der Bestätigung der Nachricht von dem Mord in Saint-Cloud am 3. August publizierte der Rat der Liga dann offiziell am Nachmittag des gleichen Tages die Neuigkeit.67 Auf das Attentat von Clément reagierte Heinrich III. noch am 1. August 1589 durch Briefe an königstreue Städte wie Tours und Langres und an adlige Verbündete im In- und Ausland, wie Friedrich I. von Württemberg, den Grafen von Mömpelgard.68 Am 2. August sandte Navarra Werbung für die Anerkennung seiner Thronfolge an Hochadlige wie den Herzog von Nevers aus, die zugleich als Informationsschreiben über den Tod des Königs abgefasst waren.69 Hier wird deutlich, wie ein Wettlauf in der Nachrichtenübermittlung der verschiedenen Parteien inszeniert wurde, um sich den Vorteil der Erstinformation zu sichern: Die Nachricht von der Ermordung von Guise, die sich am 23. Dezember 1588 um ca. acht Uhr morgens ereignet hatte, erreichte bereits zwischen fünf und sechs Uhr 64 65

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Vgl. Belloc: Postes françaises, S. 48. Von den Scharmützeln im Vorort von Tours (8. Mai 1589) schrieb der Herzog von Mayenne aus Brie-Comte-Robert, ca. 30 Kilometer südöstlich von Paris, einen undatierten Brief, der am 15. Mai 1589 im Pariser parlement diskutiert wurde (vgl. Actes du parlement, S. 131–132). Ein Schreiben aus Noyon, nordöstlich von Compiègne, benötigte vier Tage (28. April bis 2. Mai) (vgl. Actes du parlement, S. 126, bes. Anm. 2) und aus Montoire-sur-le-Loir sechs Tage (1. Mai bis 7. Mai) (vgl. Actes du parlement, S. 129, dort Anm. 2). Das würde einen Tagesschnitt von ca. 35 Kilometer ergeben – abhängig von der gewählten Route, der Straßenbeschaffenheit, den Kontrollen unterwegs und der Nähe zum Kampfgeschehen. Matthieu Gellard hat Richard Gascon folgend als übliche Tagesdistanz 40 Kilometer für berittene Boten angegeben und 90 für die Pferdepost (vgl. Gellard: Reine épistolaire, S. 249). Vgl. Le Roux: Régicide, S. 32; Knecht: Hero or tyrant, S. 306. Vgl. Knecht: Hero or tyrant, S. 306. Vgl. Actes du parlement, S. 143–144; Knecht: Hero or tyrant, S. 301–302. Vgl. Nevers: Mémoires, Bd. 2, S. 207–208; Bis zum 14. August war die Erklärung Heinrichs IV. inklusive des Eids der Prinzen in Saint-Cloud vom 4. August in Tours verlesen, ausgehängt sowie durch das parlement registriert worden (vgl. DECLARATION (Fls-FRK54), S. 10–11).

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abends am 24. Dezember Paris. Die gut 180 Kilometer weite Strecke war in ca. 33 Stunden von einem gewissen Verdureau zurückgelegt worden, der vor der Schließung der Stadttore Blois hatte verlassen können.70 Damit war Verdureau, der sich unmittelbar an einen der Pariser Seize wandte, Stunden vor den königlichen Boten in der Hauptstadt eingetroffen.71 Als der königliche Bote den obersten Gerichtspräsidenten Achille de Harlay mit Instruktionen erreichte und sich an die Royalisten in Paris wie Marschall von Retz wandte, hatte die Liga bereits ihre Reaktion eingeleitet.72 Im Norden Frankreichs fielen die politischen Schaltzentralen (Paris, Tours), wichtigsten kommunikativen Knotenpunkte und zentralen Ereignisschauplätze (u. a. Blois, Paris, Tours, Saint-Cloud) zusammen. In die Provinzen benötigten Neuigkeiten abhängig von der politischen Bedeutung der Städte, Amtsträger oder Adelsfamilien, der Anbindung an die Straßennetze und Botendienste sowie von der aktuellen militärischen Lage erheblich länger und der Austausch mit dem Süden Frankreichs, selbst den politischen und kommunikativen Zentren, war oft nur mit großen Zeitverzögerungen möglich.73 Während die Stadtregierung in Orléans schon am 23. Dezember 1588 über die Ereignisse in Blois erstmals informiert wurde, traf die Nachricht in Amiens am 26. Dezember und in Toulouse erst am 3. Januar 1589 ein.74 In den Zentren im Süden, Marseille und Aix-en-Provence, wurde sogar erst am 6. Januar 1589 durch einen aus Lyon kommenden Maultiertreiber die Nachricht von der Ermordung der Guise-Brüder bekannt.75 In Lyon war die Neuigkeit von der Ermordung der Guise binnen weniger Stunden verfügbar, wohingegen die Nachrichten über die Ermordung des Königs erst mit Verspätung ab dem

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Vgl. Chevallier: Henri III, S. 678; auch Lebigre: Révolution des curés, S. 161; Frémy: Essai sur les diplomates, S. 232; Nach Gellard konnten Eilboten bis zu 200 Kilometer am Tag zurücklegen (vgl. Gellard: Reine épistolaire, S. 249), während Seggern noch weitere Distanzen annimmt: Bereits im ausgehenden 15. Jahrhundert seien die Strecken Tours-Amiens (300 km) und Tours-Bordeaux (350 km) von berittenen königlichen Boten mit Eilmeldungen binnen eines Tages zurückgelegt worden (vgl. Seggern: Entstehung des Postwesens, S. 198). Vgl. Baumgartner: Political thought, S. 148; Daubresse: Parlement de Paris, S. 443. Vgl. Daubresse: Parlement de Paris, S. 443; Die Bestätigung der Nachricht der Ermordung beider Brüder Guise erfolgte dann am 26. Dezember 1588 durch den Ritter Breton (vgl. Chevallier: Henri III, S. 678). Am 26. Dezember soll auch der Herzog von Mayenne in Lyon informiert worden sein. Der Sekretär des Herzogs von Guise, Rossieux, der aus Blois fliehen konnte, hatte einen Eilboten von Orléans aus an Mayenne abgefertigt (vgl. Sutherland: Henry IV, S. 234). In Orléans, Dijon und Lyon neben Paris konnte die Liga den Vorteil der schnelleren Information über die Ereignisse in Blois gegenüber den Königlichen nutzen (vgl. Bercé: Échos du drame, S. 597). Ein Brief des parlement in Toulouse benötigte bis zum Pariser parlement im Frühjahr 1589 (3. Februar bis 13. März) mehr als fünf Wochen (vgl. Actes du parlement, S. 86–87, bes. Anm. 1), während ein Schreiben des parlement von Aix-en-Provence sogar drei Monate (11. August bis 7. November) unterwegs war (vgl. Actes du parlement, S. 150, bes. Anm. 2). Vgl. Le Roux: Régicide, S. 189–190; Reure: Presse politique, S. 10. Vgl. Kaiser: Marseille im Bürgerkrieg, S. 284; Allerdings soll der Baron de Vins, einer der adligen Führer der Liga in der Provence, bereits am 1. Januar 1589 in Brignoles, nordöstlich von Marseille, die Nachrichten aus Blois erfahren haben (vgl. Bercé: Échos du drame, S. 603).

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10. August, also eine gute Woche später, zirkulierten.76 Das heißt: Die Zeiträume der Nachrichtenübermittlung konnten situationsabhängig stark variieren. Die zeitlich verzögerte und oft nur ausschnittsweise Informationsweitergabe von Fürsten, städtischen Autoritäten und militärischen Führern an die Untertanen war der Regelfall:77 Waren die Nachrichten von der Ermordung Heinrichs III. bspw. in Amiens bereits am 3. August eingetroffen, erfolgte die offizielle Bekanntgabe erst am 8. August.78 Über die Ermordung der Guise wurde der Herzog von Nevers, Luigi Gonzaga, durch eine anonyme Notiz, die ihn aus Blois bei La Garnache im heutigen Département Vendée erreichte, Ende Dezember 1588 informiert, noch bevor mehrere Schreiben vom königlichen Hof mit Datierung auf dem 26. Dezember und den Folgetagen eintrafen, darunter die offizielle königliche Deklaration über das Vorgehen in Blois. Erst nachdem ein Soldat aus dem Regiment der Picardie, der die Neuigkeit erfahren hatte, sie im Lager verbreitete, sah Nevers sich veranlasst, gegenüber den adligen militärischen Führern, darunter Sieur de la Châtre und Messieur de Sigogne, die Meldung von der Ermordung der Guise zu bestätigen.79 Die Weiterverarbeitung der Neuigkeiten in den Medien erfolgte im Regelfall innerhalb von wenigen Tagen, wobei mündliche Reaktionen den Druckpublikationen vorausgingen: Nach Eintreffen der Nachricht vom Mord an den Guise wurde parallel über die Haltung der Stadtregierung verhandelt und eine mediale Verarbeitung der Neuigkeiten eingeleitet, welche in den Städten der Liga von Feierlichkeiten zu Ehren der Guise über erste Predigten bis zur visuellen Repräsentation seines ‚Martyriumsʻ reichte.80 Bereits am ersten Weihnachtstag nahmen Predigten in Paris Bezug auf die Ereignisse vom Vortag. Nur wenige Tage später, am 1. Januar 1589, wurde bereits ein Gemälde zur Ermordung in der Kirche St. Geneviève-des-ardents

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Vgl. Le Roux: Régicide, S. 314. Vgl. Nevers: Mémoires, Bd. 1, S. 881–882; Bspw. war das Abkommen von Heinrich III. mit Heinrich von Navarra vom 3. April 1589 zunächst geheim gehalten und erst am 26. April offiziell bekannt gegeben worden (Registrierung durch das parlement von Tours: 29. April). Dennoch kursierten die Nachrichten schon vorab dank Informanten vor Ort. In Paris wurden die Neuigkeiten ab dem 17. April – von den Liga­Autoritäten gefiltert – diskutiert. Luigi Gonzaga war bereits am 12. April brieflich informiert worden, während der spanische Botschafter Mendoza sogar schon ab dem 11. April an Philipp II. berichtete (vgl. Le Roux: Régicide, S. 234– 235). Hierzu auch exemplarisch ein Zeitzeugenbericht aus Amiens: Am 26. Dezember traf ein Pariser Bote ein, der die Neuigkeiten von der Ermordung der Guise verkündete. Bereits am Folgetag erhielt der Bürgermeister über einen Pariser Advokaten ebenfalls Nachricht von den Morden in Blois. Diese interne Information war jedoch dem Tagebuchschreiber Patte nicht bekannt. Nach seinen Aufzeichnungen wurde erst durch eine Meldung eines Boten am 29. Dezember die Neuigkeit bestätigt (vgl. Patte: Journal, S. 223–224, bes. S. 223, Anm. 1). Vgl. Patte: Journal, S. 232–233, bes. S. 232, Anm. 4. Vgl. Nevers: Mémoires, Bd. 1, S. 881–882; Im königlichen Schreiben, das auf den 26. Dezember 1588 datiert war, wurde Nevers bereits die Statthalterschaft der Champagne, welche zuvor dem Herzog von Guise unterstanden hatte, angetragen (vgl. Collection Mémoires (I), fol. 218r (Heinrich III. an den Herzog von Nevers, 26. Dezember 1588)). Zur Stellung des Herzogs von Nevers vgl. Boltanski: Clientélisme, hier bes. Abs. 8. Vgl. Le Roux: Régicide, S. 189–190.

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gezeigt.81 Die ersten Druckpublikationen erschienen um die Jahreswende 1588/1589.82 Für das Erscheinen der Religionskriegsnachrichten war eine Verzögerung von nur einer Woche vom Ereignis bis zur Druckpublikation zumindest in den Druckzentren Paris, Lyon und Rouen für Flugblätter und kurze Flugschriften gleichermaßen möglich.83 So lag für die Schlacht bei Tours am 28. April 1589, die für das Liga-Heer unter dem Herzog von Mayenne siegreich ausgegangen war, Anfang Mai bereits eine Flugschrift aus Paris, der „DISCOVRS“ (Fls-FRK27), vor.84 Auch die Amtsschriften erzielten eine große Zeitnähe, da diese offiziellen Schriftstücke unmittelbar an die Offizin eines der privilegierten königlichen oder ligistischen Drucker meist vor Ort gegeben wurden, so dass kaum Zeitverzögerungen entstanden.85 Bestand keine Privilegierung der Werkstatt, so dass eine Einzelgenehmigung für die Druckpublikation eingeholt werden musste, verging meist nach dem Ereignis eine Woche bis diese vorlag. Aber auch längere Zeiträume von zwei bis vier Wochen waren nicht ungewöhnlich.86 Für das Verfassen längerer politischer Traktate, die im Regelfall nicht ereignisgebunden waren, konnten Monate vergehen, doch sollte nach Einreichen des Manuskripts die Publikation zeitnah erfolgen, wie Beschwerden über Verschleppungen zeigen, die im Extremfall der Flugschrift „CHARMES“ (Fls-FRK22) mehr als vier Monate von der Einreichung des Manuskripts bis zur Drucklegung umfassten.87 Das bereits im März 1589 vorliegende Manuskript „De justa populi Gallici ab Henrico IIIo defectione“ wurde zur Druckpublikation erweitert,88 anlässlich des Königsmords kurzfristig überarbeitet und unter Einbeziehung der jüngsten Entwicklungen im August 1589 (Privileg vom 17. August 1589) als „DE IVSTA“ (FlsFRK18) herausgebracht.89 Der Zeitpunkt spielte neben der Zeitnähe beim Erscheinen der gedruckten Religionskriegsnachrichten eine wichtige Rolle.

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Vgl. Richet: Politique et religion, S. 624; Le Roux: Guerres de Religion, S. 265. Der auf den 2. Januar 1589 datierte Einblattdruck „DECLARATION“ (Fbl-FRK6) machte bspw. in Amiens, in Reaktion auf die Rechtfertigung des Königs vom 24. Dezember 1588, die Entscheidung für die Liga öffentlich. Vgl. Cassan: Guerre en discours, S. 264; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 131, S. 191; Seguin: Information en France, S. 17; für eine Berechnung der Produktionszeit auf Basis der technischen Voraussetzungen und beteiligten Arbeitskräfte vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 239–240. Vgl. Cassan: Guerre en discours, S. 264. Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 132; Vittu: Instruments of information, S. 162; z. B. zu Jamet Mettayer Kap. 3.3.2 (dort Ausrichtung auf die Religionskriege). Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 132–133: Die Flugschrift „L’EFFROIABLE || ESCLAT“ (Fls-FRK82), welche anlässlich der Exkommunikation Heinrichs III. (23. Juni 1589) erschien, datierte erst auf den 14. Juli. Die Flugschrift „RESPONSE“ (Fls-FRK138), welche auf ein königliches Schreiben vom 26. Mai 1589 antwortete, kam erst nach dem 30. Juni heraus. Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 132. Vgl. Zwierlein: Political thought, S. 20, S. 24. Vgl. Greengrass: Regicide, S. 182; Salmon: The Paris Sixteen, S. 248; Mercier: D’un couteau à l’autre, S. 75; Bell: Unmasking a king, S. 385.

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Zeitnähe war ein Wettbewerbsvorteil, den v. a. die politisch bedeutenden, in ein Kommunikationsnetzwerk eingebundenen Städte im Norden Frankreichs für sich behaupten konnten. 3.1.4 Zensur, Kontrolle, Lenkung Zensur und Kontrolle 1589 konkurrierten verschiedene Institutionen und Personen um die Einflussnahme auf den Druckmarkt. Schon in den 1580er Jahren hatte die Abwesenheit einer effizienten Organisation der Genehmigungen, Rivalitäten zwischen den Zensurinstanzen (Universität bzw. Theologische Fakultät, parlement, königlicher Rat) sowie das Fehlen einer übergreifenden Organisation der im Druckgewerbe Tätigen bspw. in einer Gilde dazu geführt, dass die Reglementierungen im Wesentlichen auf eine im Einzelfall reagierende Nachzensur beschränkt blieben.90 Das Problem konkurrierender Institutionen wurde mit der Etablierung der Liga, welche die königlichen Edikte weitgehend aushebelte, spätestens ab 1587 noch virulenter.91 Nach dem Tag der Barrikaden (12. Mai 1588) musste der lieutenant civil Jean Séguier, der für die königliche ‚Bücherpolizeiʻ zuständig war, Paris verlassen. Übergangsweise übernahmen nach den Ereignissen in Blois der Herzog von Aumale als Statthalter der Pariser Liga sowie der neue lieutenant civil, Matthieu de La Bruyère, die Regelung der Druckerlaubnis und Vergabe der Privilegien, die dann unter der Ägide des Rektors der Universität, Jean Boucher, neu organisiert wurde:92 Das wichtigste Kontrollorgan war der Allgemeine Rat der Liga, der die Privilegien nach der Begutachtung durch die Doktoren der Universität oder durch die Mitglieder des Rates vergab,93 wobei sich die Rolle der Zensur und Kontrolle zunehmend auf die Uni90

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Vgl. Soman: Press, pulpit, S. 455; zu den widerstreitenden Zensurinstanzen: Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 37; Pallier: Réponses catholiques, S. 327; Versuche des Königs, die Zensur neu zu ordnen und ganz in königliche Hand zu legen: Édit de Chateaubriand (1551), Ordonnance royale de Moulins (1566), Édit de Gaillon (1571), wiederholt in den Lettres patentes royales (1586) (vgl. Racaut: Hatred in print, S. 10; Chartier/Martin: Édition française, S. 19; Soman: Press, pulpit, S. 454; Pittion: Le livre, S. 281–282). Die 24 geschworenen Buchhändler der Universität und vier grands libraires waren bis 1571 die einzige Berufsvertretung des Buchgewerbes. Hinzu kamen die königlichen Drucker (vgl. Guilleminot-Chrétien: XVIe siècle, S. 106). Bis zu den Regelungen unter Heinrich III. vom Dezember 1581 gab es für das Druckhandwerk keine Eingangsvoraussetzungen, so dass prinzipiell jeder eine Werkstatt eröffnen konnte (vgl. Grivel: Printmakers, S. 39). Vgl. Racaut: Hatred in print, S. 10–11; Tissier de Mallerais: Propagande sous Henri III, S. 31; zu den neuen Freiräumen: Im Dezember 1587 versuchte Heinrich III. gezielt die offen geäußerte Kritik durch Pariser Prediger zu unterbinden, welche sich jedoch die freie Predigt auch in Bezug auf politische Fragen vorbehielten, wie Jean Boucher, Pfarrer von Saint-Benoît, programmatisch formulierte (vgl. Le Roux: Faveur du roi, S. 649; Le Roux: Le roi, la cour, S. 232–233). Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 67, S. 69; zu Boucher: Labitte: Démocratie chez les prédicateurs, S. 61–64. Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 70: Im Bereich der Zensur waren insbesondere Boucher, De Creil, Jullien, Morenne, Persée, Viseur, Ancelin, Génébrard, Feuardent, Prévost, Cueilly, Dadré und Aubourg für die Universität tätig.

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versität konzentrierte.94 In der ersten Hälfte des Jahres 1589 unterzeichneten Matthieu de Launoy und Pierre Senault, die beide zu den Pariser Seize gehörten, die meisten der Druckprivilegien.95 Mit diesen zusammen waren Jean Boucher und Jean Prévost – Doktor an der Universität, Hauptprediger von Saint-Séverin und Generalvikar des Pariser Bischofs – die Hauptverantwortlichen der Zensur.96 Wurden im Regelfall nur Einzelpublikationen genehmigt, erhielten einige wenige Drucker mit Großoffizin, die sich eindeutig als Liga­Anhänger positionierten, eine allgemeine Druckgenehmigung der Liga, nämlich Rolin Thierry gemeinsam mit Nicolas Nivelle und im Herbst 1589 Jean Pillehotte, wie auch einige Drucker über exklusive königliche Privilegierungen verfügten (bes. Jamet Mettayer). Unter der Liga konnte das Pariser parlement seinen Anspruch behaupten, die Privilegien zu registrieren, wodurch sie erst Rechtskraft erhielten. Zudem blieb das parlement zuständiges Tribunal für sämtliche Druckerstreitfragen.97 Durch die institutionelle Kontinuität konnte die Liga nicht nur auf erprobte Verfahren zugreifen, sondern auch ihre Legitimität und Autorität behaupten.98 Zudem wurden, um die eigenen Ansprüche nicht durch die Anmaßung falscher Rechtstitel zu unterlaufen, seitens der Liga ein neues Siegel für die offiziellen Publikationen beschafft („Scel du royaume de France“) und die Regierungsorgane und Institutionen umbenannt.99 In den Provinzstädten bestimmten an den Standorten der parlements, die 1589 allerdings vielfach zersplittert waren (z. B. Rouen vs. Caen, Dijon vs. Flavigny, Paris vs. Tours),100 diese als oberste Gerichte die Zensur und je nach politischer Positionierung die königlichen Beamten vor Ort, während die städtischen Magistrate meist nur geringen Einfluss auf die Zensur übten.101 Erschienen die offiziellen Druckpublikationen 1589 zum Großteil mit Privileg des Königs oder der Liga als exklusivem Recht von Produktion und Vertrieb für eine bestimmte Offizin (bes. Jean Mettayer, Nicolas Nivelle/Rolin Thierry), bestand nur für wenige Ereignisberichte und Kommentare oder Meinungsschriften ein Privileg entweder für die Offizin oder die einzelne Publikation.102 Die Druckgenehmigung war zwar verpflichtend, wurde aber nur von einem Bruchteil der Drucker eingeholt, wie das Fehlen der entsprechenden Hinweise auf den Flugschriften nahe94 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 69, S. 112; Wilkinson: Homicides royaux, S. 140; Cassan: Guerre en discours, S. 262. 95 Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 140, Anm. 48; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 70. 96 Vgl. Barnavi: Parti de Dieu, S. 176; zu Jean Prévost: Barnavi: Parti de Dieu, S. 30; Jean Prévost, Jean Boucher und Matthieu de Launoy gehörten zu den Gründungsmitgliedern der städtischen Liga neben dem 1589 bereits verstorbenen Charles Hotman, Sieur de La Rocheblond (vgl. Constant: Ligue, S. 117; Labitte: Démocratie chez les prédicateurs, S. 35). 97 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 71. 98 Vgl. Baumgartner: Party alignment, S. 37. 99 Vgl. Baumgartner: Political thought, S. 153; Wolgast: Religionsfrage, S. 47; auch Kap. 2.4. 100 Vgl. Daubresse: Paris à Tours, S. 311; ausführlich in Kap. 2.4. 101 Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 268–269; Daubresse: Paris à Tours, S. 333. 102 Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 281–282; In „ADVERTIS-||SEMENT“ (FlsFRK147) bspw. wurde unter Verweis auf das allgemeine Privileg, das Nicolas Nivelle am 28. April 1589 durch Senault im Namen der Liga ausgestellt worden war, anderen Werkstätten jeglicher Nachdruck ohne Genehmigung durch Nivelle untersagt. Bei Zuwiderhandlung sollten sämtliche Exemplare eingezogen und eine Geldstrafe verhängt werden (S. 56).

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legt. In den Flugblättern und Einblattdrucken waren noch seltener Druckgenehmigungen angegeben, häufig nicht einmal die Druckeradressen.103 Die königlichen Privilegien wurden, mit dem Verlust an Autorität Heinrichs III. und der faktisch fehlenden Durchsetzungsmöglichkeit einhergehend, bereits vor 1589 durch einige Drucker missachtet, was teilweise im Sinne der Liga geschah, wesentlich aber auch aus ökonomischen Gründen motiviert war.104 Der Existenzdruck war angesichts der wirtschaftlichen Krise, eine Folge der allgemeinen Rezession, in welche auch die Druckbranche ab 1587/1588 geraten war und die sich im Verlauf des Jahres 1589 noch weiter zuspitzte, hoch.105 Bei Missachtung der Zensurregelungen waren in weit stärkerem Maße Drucker und Verleger als Verantwortliche der Druckpublikationen, statt den Autoren von Strafen betroffen. Solche Strafen wurden einzelfallabhängig bestimmt und reichten von Verwarnungen, Einziehung inklusive der Druckplatten über Auspeitschen, Gefängnis oder Verbannung bis zur Todesstrafe im Extremfall.106 Auch die Überarbeitung bestimmter Druckpublikationen konnte eingeklagt werden wie im Fall der Flugschrift „LE || MARTYRE“ (Fls-FRK123), wenn einzelne Personen oder Gruppen eine Klage wegen Diffamierung anstrengten.107 Norm und Umsetzung fielen aber keineswegs in eins: Das Gebot in Rouen, die Morde in Blois nicht zu thematisieren, weil dadurch Unruhen befördert werden könnten, konnte ebensowenig wie das Verbot von Prozessionen durchgesetzt werden.108 Defizite in der Umsetzung der Kontroll­ und Zensurbestimmungen zeigen sich zudem in der Notwendigkeit der Wiederholung der Regelungen: Im September 1589 erging ein allgemeines Verbot vonseiten des Pariser parlement an alle Drucker, Buchhändler und Kolporteure109, keine diffamierenden Druckpublikationen zu vertreiben und für alle übrigen Druckpublikationen zwingend die Genehmigung des parlement oder eines ordentlichen Richters einzuholen. Zugleich schärfte das parlement den Kommissaren und sergents110 der Pariser Châtelets die ordentliche Überwachung des Druckgewerbes und besonders der Genehmigungspflicht ein.111 103 Als Ausnahme: L’ADIOVRNEMENT (Fbl-FRK21) mit Genehmigung und Approbation der Theologischen Fakultät. Mit vollständiger Druckeradresse, aber ohne Verweis auf eine Genehmigung wurden z. B. „Tumbeau“ (Fbl-FRK48), „Le depart“ (Fbl-FRK25) und „LES || PROPOS“ (Fbl-FRK32) publiziert. 104 Zur Missachtung der Privilegien oder aber Ausdeutung den persönlichen Interessen folgend vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 20, S. 72; zur Abhängigkeit des Druckmarkts von ökonomischen Gesetzen vgl. Martin: Pouvoirs de l’écrit, S. 223–235. 105 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 68. 106 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 133; Pallier: Réponses catholiques, S. 345; Latimer: Pamphleteering in France, S. 291–293. 107 Im September 1589 wurde die Flugschrift „LE || MARTYRE“ (Fls-FRK123) von den Zensurbehörden kassiert. Zunächst musste die Schrift umgeschrieben werden, in der die Benediktiner als Hugenotten bezeichnet worden waren, bevor sie erscheinen durfte (vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 290; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 71). 108 Vgl. Benedict: Rouen, S. 177–178. 109 Kolporteure erledigten den Vertrieb von Druckpublikationen als wandernde Händler ohne festen Verkaufsladen. 110 Für die Justizvollstreckung und Polizeiaufgaben zuständige Beamte der beiden Châtelets. 111 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 71–72.

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Gemeinsam mit dem lieutenant civil, der für Polizei- und Ordnungsaufgaben zuständig war, führten in Paris und Lyon der Syndikus und vier gewählte Vertreter des Druckgewerbes, zwei Buchhändlermeister sowie zwei Buchdruckermeister, Kontrollfunktionen aus.112 Die sog. ‚Bücherpolizeiʻ agierte unter der Kontrolle des ligistisch dominierten Pariser parlement,113 während in den königstreuen Orten wie Tours die königlichen Gerichtshöfe die analoge Rolle bei der Überwachung des Druckmarkts ausübten.114 Warnungen und Drohungen, Visiten, Hausbesuche und Durchsuchungen, ein System von Informanten und Polizeispitzeln, Befragungen der Nachbarschaft und der Verdächtigen selbst, Verfolgungen und Verhaftungen von Königstreuen auf Verdacht waren im Paris der Liga üblich, wobei diese Überwachungspraktiken teilweise bereits unter Heinrich III. eingeführt worden waren.115 Die Pariser Liga konnte in der ersten Jahreshälfte 1589 aber ein engeres Kontrollnetz, als je mit der königlichen Zensur unter Heinrich III. bestanden hatte, spannen,116 das neben der Druckproduktion auch mündliche Äußerungen, deviantes Verhalten, den Anschein politisch-kritischer Haltung u. Ä. einschloss. So verbot die Liga die Unterstützung der königlichen Untersuchung zu Blois,117 parteinehmende mündliche Aussagen zugunsten des Königs hatten die Verhaftung zufolge118 und das parlement stellte im Februar 1589 die Behinderung der Liga unter Strafe.119 Der anti-ligistische Jacques-Auguste de Thou musste täglich die Pariser Unterkunft wechseln, zog sich dann in einen Franziskanerkonvent und danach ganz aus Paris zurück.120 Im Druckgewerbe Tätige wurden teilweise unter Druck zu einer aktiven Unterstützung der Liga gezwungen121 und unter Drohungen die Weitergabe von für die Liga ungünstigen Neuigkeiten einzudämmen versucht.122 Da auch der Besitz von Druckpublikationen kontrolliert wurde, verbrannte der Pariser Jurist und Chronist Pierre de L’Estoile ab Januar 1589 in großem Umfang (Schaden von 500 Ecus) zensierte oder als bedenklich eingestufte Stücke seiner Sammlung.123 112 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 5, S. 40; Wolfe: Henry IV and the press, S. 184. 113 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 84; Tissier de Mallerais: Propagande sous Henri III, S. 31. 114 Vgl. Pallier: Réponses catholiques, S. 342. 115 Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 150, S. 224, S. 286–288; Greengrass: Rumeur et bien public, S. 10–19; zu Behinderungen, Verhaftungen und Lösegeldforderungen vgl. auch Pallier: Diffusion de l’imprimé, S. 387; zur Situation in Lyon, wo Spione und eine ligistisch kontrollierte Polizei, Sondersteuern und Güterkonfiskationen zur Finanzierung der Liga, Durchsuchungen von Postsendungen und Nachverfolgung von Waren bis hin zur Selbstzensur im Druckgewerbe fassbar waren, vgl. Reure: Presse politique, S. 14. 116 Vgl. Tissier de Mallerais: Propagande sous Henri III, S. 31. 117 Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 147. 118 Mit Beispielen aus den Jahren 1590/1591 vgl. Greengrass: Rumeur et bien public, S. 12. 119 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 184. 120 Vgl. Frémy: Essai sur les diplomates, S. 233. 121 In Dijon wurde bspw. der ortsansässige Drucker Des Planches – durch Androhung der Ausweisung mitsamt seiner Familie – dazu bewegt, eine Publikation zu den Ereignissen in Blois zu drucken (vgl. Pallier: Réponses catholiques, S. 344; Clément-Janin: Imprimeurs, S. 113). 122 Vgl. Greengrass: Rumeur et bien public, S. 18–19. 123 War L’Estoile als einer der Ersten am 28. Dezember 1588 von einer Hausdurchsuchung betroffen, suchte ihn Ende Juli 1589 einer der führenden Zensoren der Liga Pierre Senault auf, um

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Außerhalb von Paris waren die Kontrollen teilweise deutlich durchlässiger. Selbst im Druckzentrum Lyon wurden 1589 Zensurmaßnahmen wie Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmungen von Druckwerken nicht flächendeckend, sondern nur punktuell in den 36 Stadtvierteln umgesetzt. Zudem konnten die LigaAutoritäten nicht verhindern, dass antiligistische Druckpublikationen, die wohl aus Tours stammten, in der Stadt kursierten.124 Auch der Transport von Flugschriften und Flugblättern war strengen Überwachungen unterworfen: 1589 wurden die Kontrollen an den wichtigsten Stellen der großen Straßen ebenso wie die städtischen Kontrollen von Kurieren wie auch Reisenden verschärft, wobei an den Stadttoren oder anderen sensiblen Punkten wie an Flussläufen Posten eingerichtet wurden, um die heimliche Ein- oder Ausreise oder auch das Einschleusen von feindlichen Nachrichten zu verhindern. In Lyon führten nach den Ereignissen in Blois die échevins125 selbst die Inspektion der Kontrollpunkte durch und veranlassten den Bau einer Zugbrücke für eines der Tore (Porte de St. Just).126 Kurzzeitige lokale Kontrollen kamen hinzu, wie etwa die Abriegelung von Amiens nach Eintreffen der Nachricht von der Ermordung der Guise für zwei Tage (26.–28. Dezember 1588), wobei Wachen vor dem Tor Tag und Nacht patrouillierten.127 Zeitweise führten Boten mehrere Passierscheine mit sich, welche sie bei einer Kontrolle durch die Liga oder aber durch die Reformierten vorlegen konnten, ohne dass dies absoluten Schutz vor Übergriffen, Festnahmen und Durchsuchungen geboten hätte.128 Poststationen wurden niedergeworfen, mit Gewalt die Felleisen von Postreitern der Gegenseite geöffnet und sämtliche abgefangenen Briefe aufgeschnitten und teilweise die Beilagen entfernt.129 Auch die Post- oder Botenkurse der benachbarten Länder auf französischem Boden130 wurden rigide kontrolliert.131 Ein nach Straß-

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sein Haus erneut zu durchsuchen. Einige Freunde retteten einen Teil der Bibliothek (vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 73, bes. Anm. 79; Barnavi: Parti de Dieu, S. 135; auch Latimer: Pamphleteering in France, S. 181–183). Zu weiteren Hausdurchsuchungen durch die Liga vgl. Greengrass: Rumeur et bien public, S. 9. Vgl. Estier: Maîtrise de l’opinion, Abs. 17. Magistratsbeamte in Lyon, Teil des consulat (d. h. der Stadtregierung). Vgl. Mience: Histoire des postes, S. 183–185. Vgl. Patte: Journal, S. 223–224. Vgl. Allen: Courriers diplomatiques, S. 229–230 (die Beispiele dort stammen noch aus einer früheren Phase der Religionskriege); zur Ausstellung der königlichen Passagierscheine vgl. Lucinge: Lettres, S. 431. Vgl. Bauer: Zeitungen, S. 186–187, auch S. 181, v. a. Anm. 79, S. 184; Lucinge: Lettres, S. 428; Auch Kleingruppen bspw. von Predigern, die im Auftrag der Liga in den Provinzen Informationen weitervermittelten und für die Liga warben, wurden von den Königlichen kontrolliert, verhaftet und gefangen gesetzt (vgl. Bercé: Échos du drame, S. 606). Vgl. Vaillé: Histoire des postes françaises, S. 93. Vgl. Pettegree: Invention of news, S. 176; Selbst die mit der Taxis-Post transportierten kaiserlichen Briefe kamen mit Verspätung und geöffnet in Augsburg an (vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1233). Der französische Königs versuchte einerseits zu verhindern, dass Boten der Liga Frankreich verlassen (vgl. Zwierlein: Political thought, S. 31, bes. Anm. 38). Andererseits versuchte der königliche Botschafter Vivonne in Rom gezielt die ligistischen Gesandten daran zu hindern, aus Rom zurück nach Frankreich zu reisen. Die Gesandten mieden den Weg über

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burg beorderter Gesandter des französischen Königs fing Ende Juni 1589 in der Nähe der Stadt einen italienischen Boten aus Florenz ab, der gerüchteweise mehrere tausend Kronen und Briefe, welche die Bestimmung dieses Geldes für die Liga belegten, transportierte. Er wurde unmittelbar gefangengenommen, seine Felleisen gewaltsam geöffnet und sämtliche Briefe aufgeschnitten. Angeblich versuchte der Gefangene sich gegen die Zahlung einer höheren Summe freizukaufen.132 Aufgrund dieser intensiven Überwachung der Straßen wurde das Tagesschrifttum teils als Schmuggelware transportiert, von Paris aus in die Provinzen und ebenso aus Tours und La Rochelle nach Paris.133 Neben Zwang, Kontrolle und Verängstigung wurde versucht, die Drucklandschaft durch positive Anreize zu lenken, wie die Vergabe von Privilegien und Aufträgen an Autoren, Stecher und Drucker134 und nicht zuletzt der Schutz für die Drucker und Verleger zeigten, die sich für den König oder die Liga engagierten: Ligatreue Drucker konnten finanzielle Entschädigungen durch die Stadtregierung aus eingezogenen Gütern erhalten, wenn die Druckpublikationen beim Vertrieb abgefangen und eingezogen worden waren.135 Zahlungen aus den eingezogenen Gütern der Gegenseite waren auch unter den Königlichen üblich, so bspw. um den Lohn eines Boten aus Loudun zu begleichen.136 Den Wegfall bisheriger Tabus nutzten zahlreiche Drucker für provokante königsfeindliche Publikationen, die in den Städten, die sich zur Liga bekannten, nach den Ereignissen in Blois nicht mehr als Majestätsbeleidigung geahndet wurden.137 Lenkungsversuche Für die Königlichen bestimmte Heinrich III. weitestgehend Art und Umfang der Nutzung des Druckmarkts, was Heinrich von Navarra zum Großteil auch für die protestantische Seite gelang.138 Heinrich III. beauftragte und subventionierte die

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Florenz, das mit dem französischen König sympathisierte (vgl. Zwierlein: Political thought, S. 57). Vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1245. Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 298; vgl. auch den gut belegten Fall von Bichon 1592: Als der Pariser Liga-Drucker Guillaume Bichon Teile seiner Druckproduktion in die Provinzen nach Amiens, Soissons und Reims ausliefern ließ, wurde der Transport von Königlichen durchsucht, die Druckpublikationen konfisziert und nach Senlis und Crécy gebracht, wo sie verbrannt wurden (vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 221). Z. B. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 74; weiterführend zur obrigkeitlichen „Mediensteuerungskompetenz“ als Zusammenspiel aus positiven Anreizen neben Zensurmaßnahmen: Pelizaeus/Pelgen: Einführung, S. 7. Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 220–221; allgemein zur Praxis, Drucker als Klientel von Bischöfen, Adligen und parlements zu führen, und bes. zum Fall von Claude Guyot 1589: McLeod: Licensing loyalty, S. 14–17. Vgl. Daubresse: Paris à Tours, S. 328–329. Vgl. Soman: Press, pulpit, S. 460; Unter Heinrich IV. wurde mit den Gerichtsbeschlüssen von Tours (19. September 1589 und 10. März 1592) die Diffamierung Heinrichs III., v. a. aber die Begrüßung seiner Ermordung, dann wieder als Majestätsverbrechen geahndet (vgl. Chevallier: Poursuites, S. 255; Cottret: Tuer le tyran, S. 126–127). Vgl. Pallier: Diffusion de l’imprimé, S. 391.

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Druckproduktion der Edikte, Deklarationen und anderer Schreiben, deren Verbreitung er wünschte.139 Der Herzog von Épernon gehörte zu den wenigen Royalisten, die daneben Flugschriften und andere Medien angeblich auf eigene Kosten produzieren und verbreiten ließen.140 Aufseiten der Liga agierten sehr viel mehr konkurrierende Akteure: Die verschiedenen Pariser Liga-Instanzen (d. h. Herzog von Aumale, Allgemeiner Rat der Liga, Stadtregierung, Seize) versuchten die Vormacht bzw. Überlegenheit von Paris als politische wie auch kommunikative Zentrale der Liga gegenüber der französischen Peripherie sicherzustellen und zu demonstrieren.141 So gingen die in Paris gefassten Beschlüsse als kleine Heftchen per Boten in die Provinzen, wo sie verlesen und als Einblattdrucke plakatiert werden sollten.142 Auch die noch unentschlossenen, schwankenden Gebiete wurden von der Pariser Liga einbezogen.143 Allerdings war die Pariser Liga dabei auf die Kooperationsbereitschaft vor Ort angewiesen, da sie im Wesentlichen nur über die Autorität bei den lokalen Liga-Organisationen verfügte, die diese zuzugestehen bereit waren.144 Die so politisch lancierten Flugschriften und Flugblätter machten nur ein Segment der kursierenden Druckpublikationen aus und die Vereinheitlichung war mehr Wunsch und Bemühen als Realität.145 Einige der führenden katholischen Adligen agierten als Auftraggeber, um ihre Siege, Erfolge und Bedeutung für die Liga in Druckpublikationen herausstellen zu lassen und somit auch ihre Stellung zu zementieren.146 Gerade der Herzog von 139 Vgl. Michaud: Ordonnancement des depenses, S. 111. 140 Vgl. [Boucher:] REPLIQVE || à lʼantigauerston, S. 4–5: Dort werden 31 Werke aufgezählt. 141 Vgl. Cassan: Guerre en discours, S. 263; Salmon: The Paris Sixteen, S. 248; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 76; Wolfe: Henry IV and the press, S. 186; vgl. hierzu das Urteil von Elie Barnavi: „puisque Paris a décidé quʼHenri III nʼest plus roi de France, les villes doivent obéir, sous peine dʼêtre tenues pour déloyales. Il y a là comme lʼaffirmation de liens de fidélité de ville à ville, analogues à ceux noués dʼhomme à homme, de patron à client. Tel est du moins le principe.“ (Barnavi: Centralisation, S. 337, zur Interpretation der Liga als föderativer Städtebund mit Paris als Hauptstadt: S. 343–344); zur Briefkampagne der ligistischen Stadtregierung von Paris (bureau de ville) ab Januar 1589 vgl. Greengrass: Rumeur et bien public, S. 13; eine Bestätigung der Sonderstellung von Paris mit negativer Konnotierung: DEPLORA-||TION (Fls-FRK12), S. 3; zur besonderen Rolle von Paris in der Propaganda zur Zeit der Liga: Yardeni: Mythe de Paris, S. 279–289; zum weitgehend eigenständigen Agieren der Liga bspw. in der Provence, unabhängig von den verschiedenen Pariser Liga-Autoritäten, vgl. Kaiser: Marseille im Bürgerkrieg, S. 287. 142 Vgl. Reure: Presse politique, S. 54. 143 Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 146; über die Etablierung der Pariser Dominanz gegenüber den Provinzen: CONSEIL (Fls-FRK23), S. 81[= 82]. 144 Vgl. Smither: Myth and reality of kingship, S. 443; Mißfelder: Das Andere der Monarchie, S. 46. 145 Zur Frage der einheitlichen Linie der Publikationen: Smither: Myth and reality of kingship, S. 443; Das Fehlen eines gemeinsamen Programms und einer einheitlichen Struktur der Liga außerhalb von Paris sowie die mangelnde Durchsetzungsfähigkeit konstatierte auch Mißfelder: Das Andere der Monarchie, S. 48. Hierzu auch das Urteil von Mark Greengrass: „lʼimaginaire de la Ligue étant plus grand que sa capacité dʼeffectuer le résultat.“ (Greengrass: Rumeur et bien public, S. 14). 146 So wandte sich der Herzog von Mercœur an einen Drucker in Nantes, der Herzog von Nemours beauftragte Jean Pillehotte in Lyon und der junge Herzog von Guise beschäftigte Jean Moreau

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Mayenne, der im Konkurrenzkampf mit den anderen ligistischen Hochadligen und den Pariser Seize um die Kontrolle der Liga stand,147 nutzte seine Repräsentation als Teil des Machtkampfs.148 Auf königlicher Seite konnte die adlige Selbst-Bewerbung nicht in gleicher Weise in Druckpublikationen inszeniert werden, weil hier stets die Argumentation auf den König hin gerichtet blieb. Im Januar 1589 verfasste der Herzog von Nevers bspw. eine Erklärung zu seiner Waffennahme, die er in Paris drucken ließ, aber nur in 25 bis 30 Exemplaren, um sie gezielt an den König und ausgewählte hohe Magistrate zu versenden.149 Als überzeugte Ligistin – aber eben nicht Teil einer Liga-Institution – fungierte Katharina Marie von Lothringen, Herzogin von Montpensier, Schwester des Herzogs und Kardinals von Guise, als Schaltstelle in der Weitergabe und Lenkung von liganahen Predigten, Flugschriften, Flugblättern und Gerüchten.150 Die Herzogin gab schon vor den Ereignissen in Blois Informationen und Anweisungen an Prediger und auch Drucker in Paris aus, die durch ein System von Gratifikationen gebunden wurden.151 Bestand im Fall zumindest der Prediger, die als rhetorisch geschickte Meinungsmacher und Autoritäten durchaus umworben werden mussten, keine einseitige Abhängigkeit,152 standen doch alle wichtigen Namen mit Boucher, Guincestre, Prévost und Pigenat auf dem Gehaltszettel der Herzogin,153 die selbst

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(Troyes) (vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 103; Cassan: Guerre en discours, S. 271). Vgl. Cassan: Guerre en discours, S. 273; zu den Durchsetzungsschwierigkeiten Mayennes in längerfristiger Perspektive: Le Roux: Régicide, S. 275–276; Diskussion der Interessen des Herzogs von Savoyen: Lucinge: Lettres, S. 431–433. Präsentation von Mayennes – symbolisch wichtigem – Vordringen bei Tours: DISCOVRS (FlsFRK27). Anfang Mai erschienen sechs Ausgaben in Paris und Troyes, die den Erfolg des Herzogs von Mayenne deutlich übertrieben darstellten. Tatsächlich gelang es Mayenne weder Tours militärisch einzunehmen, noch die königliche Seite empfindlich zu schwächen (vgl. Cassan: Guerre en discours, S. 273). Vgl. Nevers: Mémoires, Bd. 2, Vorwort (fol. E3r–E3v); Abdruck: Nevers: Mémoires, Bd. 2, S. 1–156; Eine Analyse von Nevers Versuch, sich von keiner Partei vereinnahmen zu lassen, bietet mit einer Konzentration auf 1588 Le Roux: Faveur du roi, S. 691–696. Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 146; Chevallier: Régicides, S. 24; Cameron: Satire, S. 163; Latimer: Pamphleteering in France, S. 149; bes. auf Gerüchte bezogen: Carroll: Revolt of Paris, S. 337; Der König hatte die Herzogin von Montpensier schon Anfang 1588 wegen ihrer anti-royalistischen Propagandatätigkeit aus Paris verwiesen, doch hatte sie die Stadt nicht verlassen (vgl. Chevallier: Régicides, S. 21; Pernot: Henri III, S. 362). Zur Agitation der Herzogin von Montpensier für die Liga vgl. L’ANTIMAR-||TYR (Fls-FRK119), S. 16, S. 39; L’Estoile: Journal Henri III, S. 139. Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 137, S. 146; Chevallier: Régicides, S. 20; Soman: Press, pulpit, S. 448; L’Estoile: Journal Henri III, S. 174–177. Vgl. Barnavi: Parti de Dieu, S. 180; Im Fall der drei Gemeinden Saint-Eustache mit René Benoît, Saint-Sulpice mit Aymard de Chavagnac und Saint-Merry mit Claude de Morenne halfen auch keine Drohungen, um eine Unterordnung unter die Liga zu erreichen (vgl. Barnavi: Parti de Dieu, S. 125; Labitte: Démocratie chez les prédicateurs, S. 76; zu Benoît: Lebigre: Révolution des curés, S. 165; Richet: Politique et religion, S. 629). Vgl. Chevallier: Régicides, S. 20; zur Bezahlung der Prediger, hier bes. Pigenat, durch die Liga: CONSEIL (Fls-FRK23), S. 25.

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Verkäufer von Flugschriften und Flugblättern, die mit Privileg der Liga gedruckt worden waren, bezahlte.154 Die mangelnde flächendeckende Durchsetzungsfähigkeit der einzelnen Akteure bzw. Parteien 1589 eröffnete Spielräume auf dem Druckmarkt.155 Ein Großteil der Drucker fertigte seine Flugschriften und Flugblätter selbständig an, in Nähe zu einer Partei, aber nicht zwangsläufig mit deren offizieller Linie kompatibel.156 Als Navarra Anfang 1589 Mäßigung und Stillschweigen bezüglich der Ereignisse in Blois diktierte,157 erschienen dennoch protestantische Publikationen, welche die Morde an den Führern der Liga feierten.158 Publikationen, die sich zwar mit LigaInteressen überschnitten, aber nicht von dieser gesteuert waren, kamen nicht nur aus Frankreich selbst, sondern auch aus Rom, Spanien und Lothringen.159 In den Flugschriften und Flugblättern kamen zahlreiche Zwischenpositionen in Bezug auf die politische sowie religiöse Selbstverortung und Zugehörigkeit zum Ausdruck,160 deren Präsenz auf dem Druckmarkt erst durch die Spielräume, welche die Konkurrenz der politischen Parteien und der verschiedenen Zensurinstitutionen schufen, ermöglicht wurden. Zunächst bedeuteten die Doppelung der Kontrollen und Verdrängung von Teilen des Druckgewerbes ins Klandestine jedoch eine erhebliche Behinderung. Den Autoritäten der Liga gelang es, mehr als jemals unter Heinrich III., den Druckmarkt so weit zu durchdringen, dass sie verschiedene Medien und durch diese die Bevölkerung beeinflussen und partiell auch steuern konnten.161 Die von der Liga angesprochenen Rezipienten umfassten auch die breitere Bevölkerung.162 Wenn in den Druckpublikationen von ‚den Franzosenʻ oder ‚dem Volkʻ die Rede war, konnte hiermit je nach Kontext das politisch verfasste Gemeinwesen, die an der Herrschaft Beteiligten oder die Bevölkerungsmasse gemeint sein.163 154 155 156 157 158 159

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Vgl. Chevallier: Régicides, S. 23; L’Estoile: Journal Henri III, S. 139. Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 308. Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 135. Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 134–135; Als Nachrichten von der Ermordung der Guise in La Rochelle eintrafen, verbat Heinrich von Navarra ein Freudenfeuerwerk zu veranstalten (vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 135). Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 135. Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 103; Bspw. wurden in Spanien gefertigte Druckpublikationen, welche die Thronfolge der Infantin Isabella, Enkelin von Heinrich II., in Frankreich forcierten, in Paris in Umlauf gebracht (vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 107, bes. Anm. 306). Vgl. die instruktiven Ausführungen von Wanegffelen: Plat-pays, bes. S. 411. Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 193. Pierre de L’Estoile berichtete über die zeitgenössischen Flugschriften und Flugblätter als Massenmedien, vgl. L’Estoile: Journal Henri III, u. a. S. 139, S. 175–177; auch El Kenz: La propagande, S. 3–5; zum Zuschnitt der ligistischen Druckpublikationen für ein breites Publikum vgl. Kap. 3.7.3 (dort Zuschnitt der Flugschriften und Flugblätter). Vgl. Quin: Personenrechte, S. 223–228; z. B. DECLARA-||TION (Fls-FRK112), S. 6: „tous || bons François“, S. 17: „vn Peuple“, präzisiert S. 10 (Klerus), S. 11 (Adel und Justiz), S. 12 (dritter Stand), S. 21 (Gerichtshöfe, Statthalter, verschiedene königliche Magistrate); LETTRE (Fls-FRK113), S. 13: „vous […], comme François“, S. 16: „nostre Noblesse, nostre Clergé, || nos villes, nostre peuple. C`est à eux que ie par-||le“; ADVERTIS-||SEMENT (Fls-FRK6),

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3.2 MEDIENVERBUND UND KOMMUNIKATIONSSPEKTRUM DER RELIGIONSKRIEGE Eine Reihe unterschiedlicher Medien wie Flugschrift, Flugblatt, Predigt oder Graffiti etc. konkurrierten teilweise, wurden teils in enger Verzahnung gebraucht und ergänzten sich wechselseitig. Dadurch wurde sowohl ein größeres Publikum erreicht, als auch die Wirkung durch Ton, Bild, Schrift und Körper multisensual verstärkt.164 3.2.1 Handschriftliche Kommunikation Gezielt versuchten die Liga und Heinrich III. Einfluss auf den Informationsfluss zu nehmen, während Heinrich von Navarra Anfang 1589 eine offensive Positionierung vermied. Heinrich III. präferierte den Einsatz handgeschriebener Briefe,165 die gegenüber Druckpublikationen den Vorteil persönlicher Ansprache und damit einer unmittelbareren Involvierung und durch Antwortschreiben eine direkte Rückmeldung boten. Hinzu kam die Option, Schreiben exklusiv an ein bestimmtes Publikum zu richten und unterschiedlichen Kreisen anzupassen und damit die Rezeption zu steuern, indem unterschiedliche Informationen und Deutungen für verschiedene Kreise bereitgestellt wurden.166 Nach der Ermordung der Guise startete Heinrich III. unmittelbar eine große Briefkampagne an Adel und städtische Magistrate sowie die Gerichtshöfe,167 die seine Absichten und Forderungen weiterkommunizieren und umsetzen sollten. Allerdings funktionierten die etablierten Netzwerke nur noch partiell.168 Es folgten ausführlichere lettres patentes, die das Vorgehen in

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S. [14]: „Et quand nous parlons du || peuple, nous nʼentendons pas parler dʼvne simple, || & menue populasse […] Mais […] de Messieurs les Prelatz: & de toute || la noblesse, & autres personnages de dignité, gens || de vertu, dʼhonneur, & dʼentendement“. Vgl. Tissier de Mallerais: Propagande sous Henri III, S. 29; Wilkinson: Homicides royaux, S. 153; Debaggi Baranova: Coups de libelles, S. 175; zur Verzahnung der Medien: Bildteile aus Flugschriften wurden bspw. auch als großformatige Flugblätter, d. h. als eigenständige Druckpublikationen, herausgebracht (vgl. Mercier: La Vie et faits, S. 107), Predigten als Druckpublikationen veröffentlicht oder auch aus Druckpublikationen in Predigten zitiert (vgl. Bell: Unmasking a king, S. 375). Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 132; Smither: Myth and reality of kingship, S. 438; weiterführend zum Brief als strukturierendem Faktor der politischen Beziehungen Heinrichs III. vgl. Gellard: Reine épistolaire, S. 239. Vgl. z. B. die Ermahnung Heinrichs III. an die Pariser Magistrate und Einwohner von Paris vom 16. Juli 1589 wegen ihrer andauernden Rebellion: Actes du parlement, S. 142–143; Eine Reihe der Schreiben finden sich in der Collection Informations. Zu einer Auswahl an königlichen Briefen vgl. Documens sur lʼassassinat (III), S. 432–455; Documens sur lʼassassinat (IV), S. 193–242; zahlreiche Lokalstudien geben zudem königliche Ausschreiben wieder, z. B. Patte: Journal, S. 225, Anm. 1. Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 132. Bezüglich der Schwierigkeiten für Heinrich III., herkömmliche Kommunikationswege zu nutzen, vgl. exemplarisch folgende Episode: Heinrich III. entsandte einen Herold nach Paris mit Anweisungen an die königlichen Beamten und Richter, der nicht vorgelassen wurde (26. Januar

3.2 Medienverbund und Kommunikationsspektrum der Religionskriege

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Blois erklärten. Zahlreichen dieser Schreiben hing eine handschriftlich abgefasste Sammlung von Vorwürfen gegenüber dem Herzog von Guise an („Mémoire Sommaire“).169 Heinrich III. wandte sich an Hochadel, königliche Beamte und städtische Magistrate sowie die parlements, d. h. die Schaltstellen im Verwaltungsapparat und in der Rechtsprechung des Königreichs. Für die Koordination der Regierung und die Informationsversorgung in den Provinzen war für den König, die Anhänger Navarras wie auch die Liga der handschriftliche Austausch zentral. Nachrichten aus der Region und von anderen vernetzten Städten wurden ebenso wie obrigkeitliche Anweisungen und städtischer Geschäftsverkehr in Briefen, die im Regelfall der Ratsschreiber verfasste, abgewickelt und per Boten transportiert.170 Unmittelbar nachdem ein Bote in Paris von den Ereignissen in Blois berichtet hatte, bereitete die Pariser Stadtregierung ein Rundschreiben vor, das an die Städte der Liga herausging.171 Durch umfangreiche Briefkampagnen versuchten der König und die Liga die Städte für ihre Seite zu gewinnen.172 Auch das Bild im Ausland wurde nach dem Geschehen in Blois v. a. über Briefe173 sowie durch Gesandte und Mittelsleute zu lenken versucht.174 Insbesondere wetteiferten die Liga und der französische König darum, ihrer Sache die päpstliche Autorität zur Seite stellen zu können.175 In der Liga waren viele überzeugt,

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1589). Stattdessen wurde der Bote inhaftiert und bedroht, erhängt oder erwürgt zu werden, und schließlich ohne Antwort zum König zurückgeschickt (vgl. L’Estoile: Journal Henri III, S. 139). Vgl. Mémoire Sommaire, in: Collection Informations, fol. 7v–11v; zur Briefkampagne des Königs vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 132–134; Le Roux: Régicide, S. 208, S. 215. Vgl. Gellard: Reine épistolaire, passim; in Bezug auf die Liga vgl. Barnavi: Centralisation, S. 338; allgemein hierzu Sandl: Anwesenheitskommunikation, S. 16. Vgl. Frémy: Essai sur les diplomates, S. 232; zum Rundschreiben: Robiquet: Paris et la Ligue, S. 488–489; vgl. die zwei Rundschreiben der Pariser Stadtregierung vom 24. Dezember 1588, in: Registres des délibérations, S. 210, Nr. 331, S. 211, Nr. 332. Vgl. Konnert: Local politics, S. 214; hinsichtlich der Pariser Stadtregierung vgl. Registres des délibérations, bes. S. 210–422. Bspw. der König an den Papst: Smither: Myth and reality of kingship, S. 438; Katharina von Kleve an Sixtus V.: Coester: Anna d’Este, S. 264; Heinrich IV./Navarra an deutsche Fürsten: Chevallier: Régicides, S. 89; die Pariser Stadtregierung an den Herzog von Lothringen: Registres des délibérations, S. 210, Nr. 330. Vgl. Cooper: Aftermath of the Blois assassinations, S. 404; Bereits von Blois aus versuchte Heinrich III. die gefangengesetzte Anna von Este, Herzogin von Nemours, einzusetzen, per Brief ihren Sohn, den Herzog von Mayenne, zur Niederlegung der Waffen zu bewegen (vgl. Coester: Anna d’Este, S. 264). Der Magistrat André Hurault de Maisse wurde nach Ferrara geschickt, um gegenüber dem Onkel der Guise-Brüder den coup de majesté als notwendige Bestrafung und zugleich als Rechtsakt zu rechtfertigen (vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 264). Vgl. Cooper: Aftermath of the Blois assassinations, S. 404; Wilkinson: Homicides royaux, S. 151; Ribera: Diplomatie et espionnage, S. 574; zur Konkurrenz: Am 3. Januar 1589 kam die Nachricht der Morde in Blois um zehn Uhr mit einem königlichen Boten aus Blois für den Kardinal von Joyeuse, der die französischen Angelegenheiten am päpstlichen Hof vertrat, nach Rom. Um elf Uhr traf ein Bote des Herzogs von Savoyen für dessen Gesandten in Rom, gegen Mitternacht dann ein Bote des Großherzogs von Toskana (mit einem Bericht von Orazio Rucellai aus Frankreich) und am Folgetag ein Bote des französischen Königs für seinen Botschafter in Rom, Jean de Vivonne, ein. Die verschiedenen Parteien versuchten dem Papst ihre Lesart der

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dass der Papst Heinrich III. exkommunizieren werde, wie es die Bulle „Coena Domini“ erwarten ließ.176 Aufgrund der lenkenden Einflussnahme des Königs und der zentralen Liga­ Institutionen auf die in Frankreich zirkulierenden Informationen ist ein knapper Exkurs über ihre Praktik der Informationsgewinnung erforderlich: Um sich selbst informiert zu halten, stand König Heinrich III. 1589 ein Netz von getreuen Fürsten und loyalen städtischen Magistraten, von ihm geförderte und abhängige Klienten und undercover-Informanten, die ihm Vereinbarungen aus geheimen Beratungen zukommen ließen, zur Verfügung.177 Nicolas Poulain war als Agent der Liga in Paris und zugleich als königlicher Spion bei der Liga tätig178 und berichtete in handschriftlichen Berichten sowie auf mündlichem Weg an Heinrich III. über den Umfang der Mobilmachung in Paris, die führenden Köpfe der Liga, Netzwerke sowie geplante Anschläge.179 Königliche Spione sammelten Informationen über die Größe der lokal bzw. regional unter Waffen stehenden Einheiten, ihre Organisation und Finanzierung, über die Verteidigungspläne der jeweiligen Stadt bis zur Zusammensetzung der aktuellen Stadtregierung, der verschiedenen Fraktionen, Sympathisanten des Königs und tatsächlichen Machthabern. Auch zur Einbindung der jeweiligen Stadt und ihrer Magistrate in politische wie kommunikative Liganetzwerke, zur Unterstellung unter einen Prinzen oder Anbindung an die Pariser Zentrale, zur

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Ereignisse zu präsentieren (vgl. Pettegree: Invention of news, S. 156; Zwierlein: Political thought, S. 26). In den zahlreichen Gesprächen des Legaten Morosini am königlichen Hof und der französischen Gesandten bei Sixtus V. verlangte der Papst das Eingeständnis des Königs, die Bitte um Absolution, ohne das königliche Argument der gallischen Libertät gelten zu lassen, sowie die Freilassung der gefangengesetzten hochrangigen Geistlichen, d. h. des Erzbischofs von Lyon und des Kardinals von Bourbon (vgl. Chevallier: Henri III, S. 684). Zu den Initiativen, den Papst zu gewinnen vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 147; Chevallier: Henri III, S. 684; Le Roux: Régicide, S. 244–254; Cooper: Aftermath of the Blois assassinations, passim; Sutherland: Henry IV, S. 239–246. Vgl. z. B. die Flugschriften: EXCOMMVNICATION (Fls­FRK44); DE || Lʼexcommunication (Fls-FRK25), bes. S. 87–89; ORDONNANCE (Fls-FRK17), hier fol. A4r–A4v; SENTENCE (Fls-FRK145); DEVX DEVIS (Fls-FRK84), bes. S. 95; Für Papst Sixtus hatte das Privileg von 1587 nur Gültigkeit ante quem, während Heinrich III. sich auf die Absolution nach Blois durch seinen Beichtvater Jacques Coulomb berief (vgl. Le Roux: Régicide, S. 245–246; Zwierlein: Political thought, S. 37). Vgl. Augereau: Tours, S. 219; für Blois vgl. Le Person: Pratiques, S. 560; exemplarisch zum Nachrichtenverlauf bezüglich der Einnahme von der Markgrafschaft Saluzzo durch den Herzog von Savoyen: Nevers: Mémoires, Bd. 1, S. 774–847 (u. a. Brief des Herzogs von Nevers, Brief vom Markgraf von Pisani). Zu Nicolas Poulain: Debaggi Baranova: Coups de libelles, S. 304; Constant: Ligue, S. 117; Pernot: Henri III, S. 365; Konnert: Local politics, S. 195; Einen Eindruck über die Anbahnung des Agentenverhältnisses, die Informationspraxis und Stellung als (Doppel-)Spion gibt: Poulain: Procèz-verbal, S. 289–323 (die Niederschrift ist allerdings als Rechtfertigung Poulains verfasst). Für die Provinzen exemplarisch: Nachdem Rasse de Saint-Simon den königlichen Statthalter Nicolas de Livry verdrängt hatte, sorgten politische Agenten in Senlis dafür, dass Guillaume de Montmorency-Thoré am 26. April 1589 die Stadt für die königliche Seite zurückerobern konnte (vgl. Brûlart: Journal dʼun Ligueur, S. 134, Anm. 387). Auch Sébastien Zamet war zeitweise für Heinrich III. als Spion tätig (vgl. Documens sur lʼassassinat (III), S. 308–309). Vgl. Quin: Personenrechte, S. 110; Poulain: Procèz-verbal, S. 289–323.

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Rolle des Klerus vor Ort und zur Position der Bevölkerung zogen die königlichen Agenten Erkundigungen ein, die sie handschriftlich an Heinrich III. nach Blois und dann Tours meldeten.180 Ergänzend, aber auch konkurrierend pflegten Höflinge eigene Netzwerke.181 Wo das Postwesen im Dienst des Königs funktionierte, fungierte auch der Postmeister als Nachrichtenmittler, indem er Auffälligkeiten wie Truppenbewegungen an den Provinz-Statthalter meldete oder die nächste (größere) Stadtregierung informierte.182 1589 verließ kurz vor dem Mord in Saint-Cloud eine Notiz heimlich Paris, welche den König vor dem Angriff zweier Mönche auf sein Leben warnte, erreichte den König jedoch wegen des Versäumnisses eines Sekretärs nicht rechtzeitig.183 Waren individuelle, von Agenten verfasste Nachrichtenbriefe sowohl Heinrich III. als auch einzelnen Fürsten(höfen) und städtischen Magistraten, der LigaSpitze ebenso wie Heinrich von Navarra zugängig,184 wurden als Abonnement vertriebene handgeschriebene Zeitungen erst unter Heinrich IV. üblich.185 Im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten des Einzelnen wurden Informationen aus verschiedenen Medien und Kommunikationskanälen wie Augenzeugenberichte, Zeugnisse von Informanten, persönliche und geschäftliche Briefkorrespondenz, mündlich kursierende Gerüchte sowie Druckpublikationen (Flugblätter, Flugschriften, Druckgraphik) kombiniert, wie es sich für den Pariser Juristen Pierre de LʼEstoile nachvollziehen lässt.186 Die offiziellen handgeschriebenen Nachrichten machten dabei nur ein Segment, selbst innerhalb der handschriftlich kursierenden Neuigkeiten, aus: Abschriften von Druckpublikationen oder handschriftliche Vorlagen, die später gedruckt wurden, individuelle Kreationen von Schmähungen, Gedichten und Kommentaren wurden als handschriftlich gefertigte Zettel kursieren lassen oder ausgehängt.187 180 Vgl. Le Roux: Régicide, S. 227. 181 Vgl. exemplarisch zu den Netzwerken des Herzogs von Épernon: Le Roux: Faveur du roi, u. a. S. 512–519. 182 Vgl. Mience: Histoire des postes, S. 184. 183 Vgl. Knecht: Hero or tyrant, S. 299; L’Estoile: Journal Henri III, S. 203. 184 Zu Liga-Agenten bspw. in Tours vgl. Le Roux: Régicide, S. 235; zu René de Lucinge als geheimer Agent des Herzogs von Savoyen: Supple: Introduction, S. 13; Informanten aller Seiten zu militärischen Entwicklungen benennt Mience: Histoire des postes, S. 183. 185 Diese handgeschriebenen Zeitungen stammten von Nachrichtenschreibern, die gegen Bezahlung die jüngsten Neuigkeiten in standardisierter Form allgemein zugänglich darboten und von einer kleineren Gruppe von Abonnenten (v. a. Adlige, politische Funktionäre, kirchliche Würdenträger) bezogen wurden (vgl. Moureau: Répertoire des nouvelles, S. X). Die ältesten französischen handgeschriebenen Zeitungen entstanden erst ab 1595 (vgl. Moureau: Répertoire des nouvelles, S. X–XI, S. 3 (Katalog)). Zu dem lange vernachlässigten Quellenbestand der handgeschriebenen Zeitungen vgl. Moureau: Dictionnaire des nouvelles, S. 21–22. 186 Zu Druckpublikationen: z. B. El Kenz: La propagande, S. 3–5; zu handgeschriebenen Gedichten: L’Estoile: Journal Henri III, S. 158; als Augenzeuge: u. a. L’Estoile: Journal Henri III, S. 139; L’Estoile: À Paris, S. 229; zu Netzwerken: Zwierlein: Rezension (Lazard/Schrenck). 187 Vgl. Crouzet: Règne de Henri III, S. 220; Als große Sammlung auch handschriftlich zirkulierender Schriften während der Religionskriege: Rasse des Noeux: Recueil (zur Person und der Sammlung vgl. z. B. Veyrin-Forrer: Collectionneur, S. 389–417; jüngst Greengrass: Desserrant les Nœuds, S. 64–80). Eventuell war Rasse des Noeux schon 1587 verstorben (so Greengrass:

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LʼEstoile ließ sich von einigen Ligisten ungedrucktes Material, wie ein handschriftliches Sonett anlässlich der Ermordung der Guise, weiterleiten188 und beteiligte sich selbst daran, königsfreundliche Schriften in Umlauf zu bringen: Im März 1589 erreichte ihn das aus der Bastille herausgeschmuggelte Sonett von Leutnant Rapin, das König Heinrich III. gewidmet war. L’Estoile schrieb es ab und verteilte seine handschriftlichen Versionen an ihm bekannte Royalisten weiter.189 Des Weiteren waren in Paris an sämtlichen gutbesuchten Orten Graffitis angebracht, besonders an Kreuzungen oder an den Mauern städtischer Gebäude sowie an den Wänden der Häuser der Gegenpartei.190 Die Spannbreite reichte von lateinischen Textpassagen bis zu obszönen Zeichnungen, so dass ein äußerst heterogenes, von Fall zu Fall abweichendes Publikum angesprochen wurde. Durch Schreiben und Überschreiben wurde das Graffiti im Paris der Liga Teil eines kollektiven, dynamischen Austauschprozesses,191 welcher den weitgehend monodirektionalen, hierarchisch bestimmten Informationsfluss von der Obrigkeit an die Untertanen ergänzte. 3.2.2 Mündliche Kommunikation Von dem Geschehen vor Ort, von den Schlachtfeldern, dem Sitzungsort der Generalständeversammlung oder auch vom königlichen Hof, berichteten Augenzeugen wie Kammerherren und Diener, anwesende Fürsten und Gesandte, Soldaten und Wachen mündlich oder per Brief an Verwandte, Freunde, ihre Herren oder die Stadtregierung.192 Innerhalb der Orte wurden eintreffende Neuigkeiten teils öffentlich diskutiert, gerüchteweise kursierenden Informationen allerdings ein grundsätzliches Misstrauen entgegengebracht: Jacques-Auguste de Thou hielt die Meldung von der Ermordung der Guise für eine Hetzkampagne der Liga, bis nach mehreren Tagen verschiedene Bestätigungen vorlagen.193 Die Verbreitung von Gerüchten konnte teilweise bis zu einigen hochrangigen Adligen als Initiatoren zurückverfolgt werden, so zu der Herzogin von Nemours und der Gattin des Marschalls von Jo-

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Desserrant les Nœuds, S. 65) oder aber er ist durch einen Brief vom 9. Mai 1589 in England belegt (so Veyrin-Forrer: Collectionneur, S. 413). Vgl. L’Estoile: À Paris, S. 222; Abdruck in L’Estoile: Journal Henri III, S. 112–114. Vgl. L’Estoile: Journal Henri III, S. 158; hierzu auch Schrenck: Jeu du pamphlet, S. 75. Vgl. El Kenz: La propagande, S. 4; Wolfe: Henry IV and the press, S. 181. Vgl. El Kenz: La propagande, S. 4. Z. B. Lucinge: Lettres, S. 428: Boten, ein Diplomat (Sieur de Rides) sowie Lucinges Bruder als Überbringer mündlicher und handgeschriebener Nachrichten an den Herzog von Savoyen; zu den Gesandten bei der Generalständeversammlung in Blois als Zeugen und Informationslieferanten vgl. Bercé: Échos du drame, S. 604–605; vgl. auch die Augenzeugenberichte innerhalb des von Katharina von Kleve gegen den König angestrengten Prozesses: Documens sur lʼassassinat (IV), S. 193–242; zu Augenzeugen als Grundlage einer Flugschrift vgl. z. B. ADVIS (Fls-FRK8). Vgl. Frémy: Essai sur les diplomates, S. 232–233.

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yeuse, Marie de Batarnay.194 Die mündlich zirkulierenden Gerüchte und Stimmungen in der Bevölkerung fingen politische Agenten auf den Straßen und in der Nähe der offiziellen Gebäude (Gerichte, Königspalast …) ein, worüber sie die lokalen politischen Akteure oder Gremien informierten.195 Selbst für kleinere Städte ist belegt, dass sie ein Netz von Informanten in den umliegenden kleineren Ortschaften organisierten. Daneben ließen Kleriker auch in den Provinzen den jeweiligen Autoritäten politische Informationen ebenso wie bspw. Berichte über Vorkommnisse während der Messfeiern zukommen.196 Offizielle Erklärungen und Schreiben der Krone oder Liga­Autoritäten wurden öffentlich vorgetragen und diskutiert. So wurden, nachdem der Waffenstillstand zwischen Heinrich III. und Heinrich von Navarra am 26. April 1589 vereinbart worden war, königliche Gesandte von Tours aus in die Provinzen geschickt, um den Anstand bekannt zu machen und seine Annahme zu bewerben.197 Von der Liga wurde der Pariser libraire Nicolas Nivelle nach den Ereignissen in Blois nach Amiens und möglicherweise noch in andere Städte geschickt. Gemeinsam mit dem Prediger Jean Boucher sorgte Nivelle für die Verbreitung der Liga-Lesart der jüngsten Ereignisse.198 Es war nicht ungewöhnlich, dass die im Nachrichtengewerbe Tätigen – ebenso wie Durchreisende – als kommunikative Mittler fungierten. Nicolas Nivelle reiste Anfang Februar im Auftrag der Sorbonne und des Pariser Rats nach Rom, wobei er eine Fassung der Artikel der Theologischen Fakultät vom 7. Januar 1589 mitführte.199 Nach dem Mord an Heinrich III. begab sich Nivelle gemeinsam mit dem Bankier Anroux nach Rom, um Briefe (vom 4. August 1589) an den Ritter Jacques de Diou, den Gesandten von Mayenne in Rom, zu überbringen.200 Auch der ligatreue Drucker Jean Baptiste Du Puys wurde im August 1589 vom Herzog von Mayenne

194 Vgl. Coester: Anna d’Este, S. 263; Ein Exempel: Über Claude de la Châtre wurde nach den Ereignissen in Blois Gerüchte gestreut, er sei mit den Guise-Brüdern ermordet worden oder zumindest verhaftet. Diese Gerüchte platzierten ihn einerseits eindeutig aufseiten der Liga, während La Châtre selbst eine zunächst abwartende Position einnahm, andererseits unterstellten sie den Zusammenbruch seines Hauses, womit seine politische Stellung untergraben wurde (vgl. Le Roux: Catholic nobility, S. 42). 195 Vgl. Poulain: Procèz-verbal, passim, zur Ansetzung Poulains auf den prévôt Hardy: S. 291, zum ‚Herumtreibenʻ im Hof des Louvre: S. 313, zu den Gerüchten von der Straße: S. 314, zur Spionage in der Anhängerschaft des Königs, auch in Blois und Tours: S. 322–323; zu Spitzeln der Liga auf den Straßen von Laon vgl. Greengrass: Rumeur et bien public, S. 10; zu Lucinges Berichten von Gerüchten an den Herzog von Savoyen vgl. Supple: Introduction, S. 20. 196 Vgl. Greengrass: Rumeur et bien public, S. 10–11, S. 13. 197 Vgl. Le Roux: Régicide, S. 237; Poulain berichtete auch von dem lauten gemeinsamen Lesen der Briefe des Herzogs von Guise, wobei führende städtische Ligisten (u. a. La Bruyère, La Chapelle, Bussy-Leclerc) zu den Zusammenkünften in wechselnde Häuser einluden (vgl. Poulain: Procèz-verbal, S. 310). 198 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 139; Patte: Journal, S. 223, bes. Anm. 1. 199 Vgl. Zwierlein: Political thought, S. 31, S. 35, S. 70; Das im März 1589 entstandene Manuskript „De defectione“, welches die Artikel erläuterte und kommentierte, diente für die später bei Nivelle erschienene Flugschrift „DE IVSTA“ (Fls-FRK18) als Grundlage (vgl. Zwierlein: Political thought, S. 35). 200 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 139–140; Le Roux: Régicide, S. 321.

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als Bote eingesetzt, wofür er bei der Rückkehr das Amt eines Kommissars der Unionsarmee erhielt.201 Wurde also die mündliche Streuung von den politischen und kommunikativen Zentralen aus zu steuern versucht, initiierten auch lokale Autoritäten und Einzelpersonen die öffentliche Diskussion: In Grenoble wurde bspw. am 4. Januar 1589 eine allgemeine Versammlung auf der Straße abgehalten, in welcher das Rechtfertigungsschreiben des Königs bezüglich der Ereignisse in Blois diskutiert wurde.202 Anfang des Jahres 1589 lasen einige Pariser Kaufleute öffentlich in Rennes aus Schmähschriften gegen den König vor.203 Und in den Pariser Straßen verbreiteten die Herzogin von Montpensier und die Herzogin von Nemours, ihre Mutter, persönlich die Nachricht von der Ermordung Heinrichs III.204 Neben dem Gerücht war die Predigt eines der wichtigsten Kommunikationsmedien in den Religionskriegen, das zur Information in der Sache sowie Meinungsbeeinflussung eingesetzt wurde.205 Üblicherweise wurden in Predigten politische Belange von regionaler oder übergreifender Bedeutung angesprochen und in Abstimmung mit den städtischen Magistraten teils auch die Kanzeln genutzt, um gezielt auf die Bevölkerung einzuwirken.206 Unter den mehrheitlich ligistischen Predigern in Paris, die in fast allen Gemeinden mehrfach am Tag predigten,207 waren Jean Boucher und Jean Guincestre besonders einflussreich.208 Sie gehörten zu den von der Herzogin von Montpensier bezahlten Predigern.209 Die ligistischen Prediger formulierten konkrete Anschuldigungen und riefen zu aktivem Handeln auf, wozu sie unmittelbar Handlungsanweisungen lieferten wie in dem von Guincestre initiierten gemeinsamen Schwur der Gemeinde, die Guise zu rächen, wenn nötig mit 201 202 203 204 205 206

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Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 140–141. Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 133. Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 77. Vgl. Chevallier: Régicides, S. 85; Bély: Murder and monarchy, S. 202; Wilkinson: Homicides royaux, S. 153; ausführlich Frémy: Essai sur les diplomates, S. 250–253. Vgl. Soman: Press, pulpit, S. 440; Wilkinson: Homicides royaux, S. 131; zur Bedeutung der Predigt für die Liga vgl. z. B. Labitte: Démocratie chez les prédicateurs, S. 50. Vgl. Soman: Press, pulpit, S. 448; mit einem Bsp. zu Paris (19. Mai 1589) vgl. Registres des délibérations, S. 358–359, Nr. 640; auch Angelo: Curés de Paris, S. 490; In Laon wurde bspw. von dem Kanoniker Jean Boilleau die Angst vor einer Verschwörung der Reformierten geschürt, um die Einsatzbereitschaft der Bevölkerung aufseiten der Liga zu steigern (vgl. Greengrass: Rumeur et bien public, S. 10). Die Pariser Stadtregierung forderte in einem Schreiben an die Provinzstädte vom 27. Januar 1589, dass die lokalen Regierungen die Pfarrer und andere Kleriker dazu veranlassen sollten, dass sie in ihren Predigten die mitgesandte Erklärung der Sorbonne vom 7. Januar aufnehmen (vgl. Registres des délibérations, S. 273, Nr. 446). Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 136; kritisch wurde die Predigertätigkeit von Ligisten (hier bes. Guincestre) auch immer wieder in den Flugschriften thematisiert, z. B. CONSEIL (Fls-FRK23), S. 11–14, S. 17. Jean Guincestre, auch Gincestre und Lincestre, der durch die Liga Karriere machte, gehörte zu ihren begabtesten und eifrigsten Predigern (vgl. Barnavi: Parti de Dieu, S. 31; Richet: Politique et religion, S. 630–631). Des Weiteren lassen sich nennen: Christophe Aubry, Jean Hamilton und François Pigenat (vgl. Le Roux: Régicide, S. 178). Zu den wichtigsten ligistischen Pfarrern in Paris vgl. Angelo: Curés de Paris, S. 485–486. Vgl. Chevallier: Régicides, S. 20; zu Predigern, welche von der Herzogin von Montpensier bezahlt wurden, vgl. Robiquet: Paris et la Ligue, S. 550.

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dem eigenen Blut.210 Nach dem Tod des Königs wurden an die Liga-Prediger als Vorgaben für die nächste Predigt drei Schwerpunkte weitergereicht, aus denen sie wählen konnten: die Rechtfertigung der Tat Cléments durch Rekurs auf den biblischen Fall Judiths, die Begründung der Unmöglichkeit der Thronfolge Navarras sowie das Einfordern neuer Gesetze, um gegen die Anhänger Navarras vorgehen zu können. Der Bischof von Senlis, Guillaume Rose, wählte, der Vorgabe folgend, für die Predigt am folgenden Sonntag das Thema von Judith und Holofernes.211 Racheforderungen und Angriffe gegen den König waren dominante Themen.212 Um Unterstützung für die Liga zu gewinnen und Informationen gezielt weiterzuvermitteln, sandten die parlements oder größeren Städte wie bspw. Paris oder Toulouse Kleingruppen von fünf bis sechs Personen, nur von kleinen Eskorten begleitet, zu den jeweiligen Städten und Orten der Umgebung und in die Provinzen (u. a. Orléans). An der anti­royalen Kampagne beteiligten sich viele der Prediger, die häufig aus den Orden stammten, aus Überzeugung.213 In Rouen wurde bspw. am 29. Dezember 1588 zuerst von dem Jesuiten Jacques Commolet die Ermordung der GuiseBrüder in einer Predigt aufgenommen.214 Wenige Prediger wie Jean Lefebvre und Denis Sorbin verteidigten die Autorität des Königs oder wandten sich wie der Pfarrer von Saint-Eustache in Paris, René Benoît (pape des Halles), offen gegen die Liga.215 210 Vgl. L’Estoile: À Paris, S. 235; Richet: Politique et religion, S. 624; Le Roux: Guerres de Religion, S. 265; Chevallier: Régicides, S. 22. 211 Vgl. Greengrass: Regicide, S. 180; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 74; Chevallier: Régicides, S. 86; Bourgoing hatte noch vor den Augustereignissen 1589 zehn Mal im Beisein Cléments über Judith gepredigt (vgl. Boucher: Culture des notables, S. 347). Zu Bourgoings Geständnis, nach dem Königsmord vierzehn Tage lang über Judith gepredigt zu haben, vgl. Chevallier: Lumières sur Clément, S. 44; auch Le Roux: Le roi, la cour, S. 255). 212 Vgl. Greengrass: Regicide, S. 183; Smither: Myth and reality of kingship, S. 434. 213 Vgl. Armstrong: Politics of piety, S. 29; Bercé: Échos du drame, S. 606; vgl. hierzu CONSEIL (Fls-FRK23), S. 25–25[= 26]; Wie stark in Paris die Prediger und Orden die Radikalisierung mittrugen, zeigt sich darin, dass bereits am 29. Dezember der Prediger Guincestre als Erster die Loslösung vom Gehorsam gegenüber dem König propagierte und bereits Ende Dezember 1588 die Franziskaner Heinrich III. für exkommuniziert erklärten (vgl. Armstrong: Politics of piety, S. 135; Barnavi: Parti de Dieu, S. 129; Labitte: Démocratie chez les prédicateurs, S. 43). 214 Vgl. Benedict: Rouen, S. 178. 215 Vgl. Barnavi: Parti de Dieu, S. 125; Labitte: Démocratie chez les prédicateurs, S. 49; Die wenigen von der Liga nicht dominierten Gemeinden, nämlich Saint-Eustache, Saint-Sulpice und Saint­Merry, „finiront par donner des cauchemars à la Ligue“ (Barnavi: Parti de Dieu, S. 125; auch Labitte: Démocratie chez les prédicateurs, S. 76; Descimon: La Ligue à Paris, S. 105, Anm. 11). Einige Doktoren der Theologischen Fakultät, darunter Jacques Fabre, der Pfarrer von Saint-Paul, weigerten sich, das Edikt vom 7. Januar 1589 zu unterzeichnen (vgl. Angelo: Curés de Paris, S. 490). Zu den königsfreundlichen Predigten und den Konsequenzen vgl. Labitte: Démocratie chez les prédicateurs, S. 53–60; In den Provinzen ließen sich weitere Anhänger des Königs benennen, die sich wie Jacques Aymont, Bischof von Auxerre, der nach Blois für den exkommunizierten Heinrich III. eine Messe las, deutlich positionierten (vgl. BegenatNeuschäfer: Rezension (Le Clech-Charton)). Der Jesuitenpater Edmond Auger, der zeitweise Beichtvater des Königs war, positionierte sich durch seine Predigten, durch Zusammenkünfte, Sendbriefe und offene Mahnungen königstreu, woraufhin der Rat der Liga seinen Handlungsspielraum stark zu beschränken versuchte (vgl. Estier: Maîtrise de l’opinion, Abs. 18; Labitte: De la Démocratie, S. 22; Le Roux: Faveur du roi, S. 598; Martin: Jesuit politicians, S. 222).

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Als weiteres primär mündlich kursierendes Medium, das vielfach nur indirekt überliefert wurde, sind Lieder zu nennen, denen durch ihren interaktiven ‚Aufführungscharakterʻ eine gemeinschaftsbildende Komponente eigen war. Lieder kursierten v. a. anlässlich der Ermordung der Guise und der Ermordung des Königs sowie zu einigen militärischen Zügen.216 Gab es eine Druckfassung, so handelte es sich im Regelfall um mehrspaltige Einblattdrucke ohne Druckeradresse217 oder Sammlungen, die allerdings mit Zeitverzögerung erschienen, wie die erste Liedsammlung zur Zeit der Liga aus Lyon.218 Trotz der nur indirekten Überlieferung der mündlichen Kommunikation lässt sich ein breites Spektrum von Liedern über Gerüchte bis zu Predigten fassen, was die Bedeutung der interaktiven, persönlichen ‚Kommunikation unter Anwesendenʻ bezeugt. 3.2.3 Symbolisches Handeln Neben Druckpublikationen und Predigten bildete das gemeinschaftliche Handeln in Gebeten, Messfeiern und Prozessionen, denen dezidiert eine Ebene der Herstellung und Darstellung auch politischer Ordnung zukam, den dritten Pfeiler der liga-spezifischen Mediennutzung.219 So wurden für die beiden Brüder Guise drei Monate lang mit hoher Dichte Prozessionen, Gebete und Messen in Paris abgehalten und erneut eine Welle von Prozessionen sowie öffentlichen Gebeten nach der Ermordung Heinrichs III. initiiert.220 Das rituelle Abstecken des politischen Machtraums fand auch durch die Prozessionsinszenierung statt: Ein Leichenzug in Paris war 216 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 164–165; ausführlicher bei Debaggi Baranova: Coups de libelles, S. 231–239; Pierre de L’Estoile erwähnte bspw. drei auf die Ermordung Heinrichs III. bezogene Lieder: „Pontoise afin qu’à l’advenir“ über die Verteidigung von Pontoise und die Ermordung von Heinrich III., „Peuple dévôt de Paris“, ein Lobgesang auf Clément, sowie „Celuy qui avoit tant trompé“, eine Abrechnung mit dem Leben Heinrichs III. (vgl. L’Estoile: À Paris, S. 297–298). In dem „Receuil des plusieurs excellentes chansons qu’on chante à présent“, der 1590 in Paris bei Nicolas Bonfons erschien, wurden die Ereignisse zwischen 1587 und 1589 in insgesamt 21 pro-ligistischen Liedern behandelt (vgl. Debaggi Baranova: Coups de libelles, S. 231). Anlässlich der Krankheit Heinrichs von Navarra um die Jahreswende 1588/1589 erschien ein Lied, das auf Basis des Gesangs des sechsten Psalms verfasst war (vgl. Desgraves: Les Haultin, S. 49). 217 Vgl. Reure: Presse politique, S. 52; z. B. das Blatt „CHANSON“ (Fbl-FRK1): Am unteren Rand des Blattes erfolgte die Angabe „Sur le chant France reduicte en vertu.“ 218 Da sich zwischenzeitlich die Königlichen durchgesetzt hatten, dominierte der pro-royalistische Tenor in den Sammlungen, während die Liga v. a. über ihre Verfehlungen charakterisiert wurde (vgl. Reure: Presse politique, S. 52). 219 Zu handlungsbezogenen, auch performativen Aspekten der Liga vgl. Ramsey: Liturgy, politics, passim; Fogel: Cérémonies de lʼinformation, S. 174–178; zu Prozessionen in den französischen Religionskriegen vgl. Haug-Moritz: Von Instrumentenklängen, bes. S. 66–67, S. 81–82; Während der religiöse Teil der Liga den Prozessionen große Bedeutung zumaß, wurde der politische Teil stärker über Predigten angesprochen (vgl. Richet: Politique et religion, S. 630; Bell: Unmasking a king, S. 374, Anm. 15). 220 Vgl. Chevallier: Régicides, S. 86; Richet: Politique et religion, bes. S. 627; Wilkinson: Homicides royaux, S. 137, S. 139; zum zeitlichen Ablauf der Liga-Prozessionen in Paris vgl. Richet: Politique et religion, S. 624–628.

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traditionell den französischen Königen vorbehalten.221 Durch die Einbindung der Bevölkerung, unabhängig von Alter, Geschlecht und Rang, wohnte den Prozessionen ein integratives Moment inne.222 Die Teilnahme von Kindern wurde in den Prozessionen als Verkörperungen von Reinheit und Unschuld symbolisch aufgeladen.223 Fanden in den Provinzen nach Pariser Vorbild Feierlichkeiten zu Ehren der Guise statt, u. a. in Rennes oder Amiens, setzte mit Ausnahme einiger Städte wie Rouen und Bourges erst ab März 1589 eine Büßerwelle ein.224 Durch Bußpraktiken und exzessives Fasten225 wurde dem Bewusstsein der Schuldhaftigkeit gegenüber Gott zu begegnen gesucht.226 Dieses Sündenbewusstsein und die eschatologische Erwartungshaltung führten zu einem exaltierten Aktionismus vieler Katholiken 1588 und 1589.227 Der ligistischen Obrigkeit drohte zeitweise auf Gemeindeebene die Handlungsinitiative zu entgleiten, da sich die Bevölkerung spontan – sich anmaßend an Stelle der Autoritäten zu handeln – sowohl zu Prozessionen als auch zur Selbstjustiz versammelte.228 Im Gegenzug versuchten ligistische Autoritäten politisches Handeln ebenso wie das Gedenken zu kanalisieren, was die ostentative Inszenierung der Bestrafung der Verantwortlichen für die Morde in Blois229 ebenso einschloss wie die Bestätigung der besonderen Verknüpfung des Hauses Guise mit dem katholischen Frankreich,230 221 Schon 1563 war für den Leichenzug für Franz von Guise diese ungeschriebene Regel durchbrochen worden (vgl. Haug-Moritz: Von Instrumentenklängen, S. 70). 222 Vgl. Cassan: Guerre en discours, S. 269, S. 274. 223 Vgl. Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 598; Richet: Politique et religion, S. 625; zu den Kinderprozessionen vgl. L’Estoile: À Paris, S. 245–246. 224 Vgl. Amalou: Le lys et la mitre, S. 148; Crouzet: Guerriers de Dieu, S. 384–386; Wilkinson: Homicides royaux, S. 138–139; Soman: Press, pulpit, S. 450; zum Ablauf der Feierlichkeiten vgl. z. B. Patte: Journal, S. 227–228, Anm. 2; unter den zahlreichen Prozessionsbeschreibungen vgl. exemplarisch für Auxerre diejenige des Tuchhändlers Joseph Félix (in Challe: Histoire des guerres, S. 65–66). 225 Vgl. Greengrass: Regicide, S. 186; zur Teilnahme an den Prozessionen barfuß im Winter vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 139; Le Roux: Guerres de Religion, S. 265; Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 598; L’Estoile: À Paris, S. 229; Die Prozessionsteilnehmer kleideten sich nur notdürftig in ein weißes Tuch als Zeichen von Buße und Reinheit (vgl. L’Estoile: Journal Henri III, S. 145; Richet: Politique et religion, S. 630). 226 Vgl. Greengrass: Regicide, S. 187; Crouzet: Règne de Henri III, S. 212, S. 221. 227 Vgl. Crouzet: Guerriers de Dieu, S. 379; zur Kritik am exzessiven Charakter der Buße und Infragestellung der Motive vgl. L’Estoile: Journal Henri III, S. 145. 228 Vgl. Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 598; Barnavi: Parti de Dieu, S. 183; auch Crouzet: Guerriers de Dieu, S. 501; Fogel: Cérémonies de lʼinformation, S. 176; zu Versuchen der Liga, die Bevölkerungsinitiativen zu kanalisieren: Richet: Politique et religion, S. 628–629. 229 Dem angeblich federführenden Fünfundvierziger bei der Ermordung des Herzogs wurden Hand und Kopf abgeschlagen und der Kopf nach Montfaucon getragen. Der Leichnam wurde an den Füßen aufgehängt (vgl. Crouzet: Guerriers de Dieu, S. 481; L’Estoile: Journal Henri III, S. 183). 230 Die Herzogin von Guise brachte nach dem Tod ihres Mannes einen Sohn zur Welt, der am 7. Februar 1589 unter Beteiligung des prévôt des marchands und der échevins in Paris getauft wurde. Ihm wurde als dritter Vorname Paris (Franz Alexander Paris von Lothringen) gegeben (vgl. Chevallier: Henri III, S. 694; Bordonove: Henri III, S. 286; auch Fogel: Cérémonies de lʼinformation, S. 177).

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die lokale Inszenierung der Zugehörigkeit zur Liga231 oder auch das verordnete Gedenken an politische Erfolge und Jubeltage in Form der Jahrestagsfeiern für den Tag der Barrikaden (12. Mai) und die Ermordung Heinrichs III. (1. August).232 Nicht zuletzt wurde der Treueeid auf die Liga nach Pariser Vorbild organisiert und öffentlich inszeniert. Dies diente der Zurschaustellung der ligistischen städtischen Gemeinschaft und zugleich war die öffentliche Inszenierung der Annahme des Treueeids ein Druckmittel gegenüber den (potentiellen) Unterzeichnern.233 Durch die Erklärung der Theologischen Fakultät vom 5. April, dass die Gebete für den König aus dem Messkanon gestrichen und seine Wappen von den Kirchentüren entfernt werden sollten,234 wurden die gemeinschaftlich verrichteten, anti-königlichen Handlungen sanktioniert, die neben dem Abschlagen der Valois-Wappen und der Vernichtung königlicher Porträts auch die Zerstörung der Gräber der königlichen Favoriten in der Kirche Saint-Paul in Paris umfassten.235 Am 5. Juli wurde in effigie Heinrich III. durch Mitglieder des Franziskanerordens in Paris durch Köpfen hingerichtet, womit auch symbolisch der politische Körper seines Hauptes entledigt wurde.236 Nach dem Tod Heinrichs III. wurde ein gemeinschaftliches, von königlicher Seite initiiertes Gedenken unmittelbar durch Trauerfeiern in den königlichen Städten wie Bordeaux, Angers und Tours sowie als jährlich stattfindende Gedenkfeiern verordnet: Per Gerichtsbeschluss wurden vier Messen pro Jahr als Gedenkgottesdienste bei den verschiedenen Orden eingerichtet – bei den Dominikanern in St. Jakob, aus deren Kloster Jacques Clément stammte, am 1. August, bei den Franziskanern am 1. November, bei den Karmelitern am 1. Februar und bei den Augusti231 In Laon spendierte der im Sinne der Liga agierende Prediger Boilleau am Fastnachtsdienstag 1589 ein Fass Wein auf dem öffentlichen Platz, um die Bevölkerung zum Feiern anzuregen, was als ostentatives Bekenntnis der Zugehörigkeit zur Liga ausgelegt wurde (vgl. Greengrass: Rumeur et bien public, S. 11). 232 Jährlich wurden diese Jahrestage mit Gottesdienst, Gebeten und Prozessionen sowie einem gemeinsamen Festmahl der Pariser Seize begangen (vgl. Chevallier: Régicides, S. 25; Greengrass: Regicide, S. 180). Unmittelbar nach der Tat am 1. August 1589 war ein Fest mit Prozessionen und Freudenfeuern veranstaltet worden (vgl. Mercier: Mise en scène de la justice, Abs. 16). 233 Vgl. Bercé: Échos du drame, S. 604; In Aix-en-Provence bspw. wurden bei einer Versammlung im Rathaus im Februar 1589 die lokalen Familienoberhäupter aufgefordert, ihre Zustimmung zur Liga durch ihre Unterschrift zu bekräftigen. Im Anschluss zirkulierte in allen Haushalten in Aix-en-Provence ein Büchlein, in dem auch öffentlich inszeniert die Juristen am parlement unterschrieben. Das zeremonielle Bekenntnis zur Liga wurde während der Religionskriege mehrfach wiederholt (vgl. Bercé: Échos du drame, S. 604). 234 Vgl. Barnavi: Parti de Dieu, S. 177; Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 597; Baumgartner: Political thought, S. 154; Die Formel „pro rege nostro Henrico“ wurde durch „pro Christianis nostris principibus“ ersetzt (vgl. Wolgast: Religionsfrage, S. 47). 235 Vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 265; Armstrong: Politics of piety, S. 143; Chevallier: Henri III, S. 680; Bell: Unmasking a king, S. 374; zur Zerstörung der königlichen Herrschaftszeichen bes. Thiry: Emblanzoned kingdom, S. 337–339; Eine Gruppe Pariser Katholiken zerstörte im Januar das Grab der königlichen Favoriten Caylus, Maugiron und Saint-Mégrin, das als Zeichen der schlechten Regierung Heinrichs III. betrachtet wurde (vgl. L’Estoile: À Paris, S. 236; Le Roux: Henri III et ses mignons, S. 40–41). 236 Vgl. Armstrong: Politics of piety, S. 143–144.

3.2 Medienverbund und Kommunikationsspektrum der Religionskriege

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nern am 1. Mai –, bei denen alle königlichen Beamten zur Anwesenheit verpflichtet waren.237 Heinrich von Navarra suchte als Heinrich IV. im Gedenken die Legitimität und formale Kontinuität seiner Nachfolge auf dem französischen Thron herauszustellen und in der Behauptung des Monopols zur politischen und rechtlichen Regelung der Erinnerung an Heinrich III. seinen neuen Status zu zementieren. Eine inhaltliche Anlehnung an den Vorgänger auf dem Thron war dagegen durch Heinrich IV. nicht erwünscht.238 Wurde der Körper als Teil kommunikativen Handelns in den Liga-Prozessionen bspw. in den Reinheit verkörpernden Kinderprozessionen eingesetzt, zeigte auch die königliche Seite ein Bewusstsein für die Bedeutung des Körpers als Teil symbolisch aufgeladener Kommunikation: An dem Attentäter Jacques Clément ließ Heinrich von Navarra als Heinrich IV. ostentativ die Bestrafung durch mehrfache Hinrichtung vollziehen, wobei der Leichnam von den Königlichen als Beweismittel und Identitätsausweis eingesetzt wurde.239 Unmittelbar nach dem Königsmord wurde ein Prozess gegen den toten Clément angestrengt.240 Auf die ostentative Bestrafung sollte die Vernichtung des Leichnams durch Verbrennen und Verstreuen der Asche folgen, um keine Anknüpfungspunkte für einen Erinnerungskult zu bieten.241 Auch Heinrich III. intendierte nach den Ereignissen in Blois die Vernichtung der Erinnerung zusammen mit der des Körpers: Der französische König ordnete die Verbrennung der Leichen der Guise an, um keine Reliquien als mögliche Erinnerungsanker zu bieten.242 Allerdings wurde der Akt des Vernichtens selbst ins Bild gesetzt243 und die abwesenden Körper durch Stellvertreter ersetzt: Gemälde und Graphiken,244 selbst Funeralpuppen stellten die Körper der als Märtyrer verehrten Guise aus,245 welchen eine kultische Verehrung entgegengebracht wurde (‚Verewi-

237 Vgl. Le Roux: Mort d’un roi, S. 434; Chevallier: Poursuites, S. 256. 238 Bemühen um formale Kontinuität zum letzten Valois: u. a. Le Roux: Mort d’un roi, S. 425, S. 433–437; inhaltliche Distanzierung Heinrichs IV. von Heinrich III.: Becherer: Bild Heinrichs IV., S. 187; vgl. auch Kap. 3.6.3 (dort Von Heinrich III. zu Heinrich IV.). 239 Vgl. Chevallier: Régicides, S. 47–48. 240 Vgl. Daubresse: Paris à Tours, S. 409; Bonnaud: Procès du moine Clément, S. 25, S. 31. 241 Vgl. Bonnaud: Procès du moine Clément, S. 32; „Sa majesté de lʼadvis de son dict conseil a ordonné et ordonne que le dict corps dudict feu clement soit tiré a quatre chevaux, ce faict ledict corps bruslé et mis en cendres, jettées en la riviere, a ce quʼil nʼen soit a lʼadvenir aucune mémoire.“ (aus den Unterlagen des posthumen Prozesses gegen Clément, zitiert in Bonnaud: Procès du moine Clément, S. 32). 242 Vgl. LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 39; DISCOVRS (Fls-FRK31), fol. A4v; Wilkinson: Homicides royaux, S. 146, Anm. 84; Bell: Unmasking a king, S. 373. 243 Vgl. Comme Henry (Fbl-FRK9). 244 LʼEstoile berichtete, dass der Einblattdruck „Les Effigies“ (Fbl-FRK31) von Jacques Lalouette bei den Prozessionen im Januar und Februar 1589 in Paris durch die Straßen getragen wurde (vgl. LʼEstoile: Figures, fol. 10r; auch Grivel: Les graveurs à Paris, S. 162). 245 Bei den in Toulouse abgehaltenen Totenfeiern wurden der Herzog und Kardinal von Guise an drei Stationen als aufwändig gestaltete Puppen dargestellt, zunächst im Gebet, dann schlafend auf herrschaftlichen Liegen, schließlich von Stichen durchbohrt (vgl. Schlosser: Tote Blicke, S. 37–39, S. 47; ausführliche Beschreibung in ADVERTISSEMENT (Fls-FRK7), S. 24). Für den Hinweis auf Schlosser danke ich Judith Ostermann.

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gungstendenzʻ).246 Der königliche Akt des Vernichtens hatte eine gegenläufige Reaktion provoziert. Von dem Gerichtsprozess in Paris gegen den König Anfang des Jahres 1589, der mit einer Verurteilung des Königs endete,247 bis zur Sichtbarmachung der Zugehörigkeit zur Liga oder zu den Königlichen in der Kleidung248 bildeten unterschiedlichste Aspekte symbolischen Handelns einen Teil des weit gespannten Kommunikationsspektrums der Französischen Religionskriege. 3.2.4 Ausblick auf weitere Medien: Medaillen Angesichts der außergewöhnlichen Mediennutzung durch die Liga wurde bisher in der Forschung ein königliches Defizit ante quem unterstellt, ohne dass eine Analyse der vielfältigen medialen Kommunikation Heinrichs III. in den krisenhaften letzten Monaten seiner Regierung erfolgt wäre. Heinrich III. nutzte andere Medien und Kanäle als die Liga.249 So wurden bspw. Medaillen mit zentralen Aussagen zum Regierungsprogramm, wie in jedem Jahr der Regierung, auch 1588 und 1589 geprägt und durch Abbildung auf Einblattdrucken weiter verbreitet.250 Eine Medaille mit der Prägung 1588 bspw. zeigte ein offizielles Porträt des Königs mit dem Kreuz des Ordens vom Heiligen Geist und einer Beischrift, die sein Selbstverständnis als frommer, von Gottes Gnaden stammender König von Frankreich sowie seinen fortdauernden Anspruch in Polen formulierte („HENRICVS. PIVS. DEI. GRACIA. FRANCORVM. ET POLONIAE. REX.“). Auf der Rückseite war die Komposition in zwei allegorische Szenen geteilt, welche die letzten Monate vom Sommer 1588 bis zum Frühjahr 1589 als Abfolge zweier zentraler politischer Bündnisentscheidungen des Königs zusammenfassten: Die erste Szene stellte Verhandlungen mit dem Herzog von Guise dar, die auf das Unionsedikt anspielten, die zweite Szene die

246 Vgl. El Kenz: La propagande, S. 7. 247 Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 137, S. 147; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 77; Barnavi: Parti de Dieu, S. 135; zum Prozessausgang: Wilkinson: Homicides royaux, S. 147; Smither: Myth and reality of kingship, S. 446. 248 Die Zugehörigkeit zur Liga wurde durch Kreuze an Hut oder Kleidung bzw. die schwarze Schärpe, die seit den Ereignissen in Blois getragen wurde, sichtbar gemacht. Nach der Ermordung Heinrichs III. verteilte die Herzogin von Montpensier grüne Schärpen als Zeichen von neuem Leben (vgl. Barnavi: Parti de Dieu, S. 174; Turrel: Blanc de France, S. 52; Crouzet: Guerriers de Dieu, S. 492; Mercier: Mise en scène de la justice, Abs. 16; zu den Kreuzen an Hut oder Umhang vgl. Kaiser: Marseille im Bürgerkrieg, S. 272). Der Herzog von Mayenne weigerte sich jedoch, die grüne Schärpe zu tragen (vgl. Le Roux: Le roi, la cour, S. 254). Zeitweise trugen die Königlichen weiße Schärpen als Kennzeichen ihrer Partei (vgl. L’Estoile: Journal Henri III, S. 183; Turrel: Blanc de France, S. 40). 249 Zum besonderen Bildprogramm der Regierung Heinrichs III. (mit teils überspitzten Thesen) vgl. z. B. Haquet: Lʼénigme Henri III, bes. S. 93–98, S. 217–223, S. 357–360. 250 Z. B. NVMMI (Fbl-FRK42): sie (d. h. seine Widersacher) erkennen das Licht [der Wahrheit, des Glaubens (Anm. d. Verf.)] nicht; 1589 behandelten die Medaillen u. a. wie sich der König Gott empfiehlt, Heinrich III. als neuen Alexander, wie die Frömmigkeit den Sieg davonträgt (vgl. HENRICVS. III. (Fbl-FRK18); HENRICVS. III. (Fbl-FRK19)).

3.3 Akteure der gedruckten Religionskriegsnachrichten

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Verhandlungen Heinrichs III. mit dem König von Navarra (30. April 1589, Schloss von Plessis-lès-Tours), die das Unionsedikt hinfällig machten.251 3.3 AKTEURE DER GEDRUCKTEN RELIGIONSKRIEGSNACHRICHTEN 3.3.1 Autoren und Bearbeiter Ein Kreis von Vertrauten und professionellen Schreibern, wie bspw. Philipp DuplessisMornay für Heinrich von Navarra,252 fertigte jeweils die offiziellen Schreiben für Heinrich III. und für Heinrich von Navarra, die sich beide in ihren Druckproduktionen v. a. auf offizielle Verlautbarungen konzentrierten. Daneben wurden vereinzelt auch Sonderaufträge auf Honorarbasis vergeben.253 Die von Duplessis-Mornay für Heinrich von Navarra verfasste Erklärung zum Anstand soll auch zunächst von Heinrich III. approbiert worden sein, bevor sie gedruckt wurde.254 Funktionsträger wie der Generalprokurator am Gerichtshof Jacques de La Guesle fungierten als Autoren für Gesetzesentwürfe Heinrichs III. ebenso wie die Staatssekretäre qua Amt als königliche Autoren tätig waren. Anfang 1589 wurden ihre Funktionen und Aufgabenbereiche neu bestimmt und präzisiert, womit Heinrich III. auf die kommunikativen Anforderungen nach den Ereignissen in Blois reagierte: Louis de Revol war für die Korrespondenz mit dem Ausland zuständig, Martin Ruzé neben den Häusern von König und Königin für Paris, Île-de-France und Berry, während die neuen Sekretäre Louis Potier de Gesvres und Pierre Forget de Fresnes sich die Zuständigkeit für den Rest Frankreichs teilten.255 Die Wahl der Sekretäre war zugleich eine Bekräftigung der Loyalitätsbeziehungen Heinrichs III., im Fall von Pierre Forget, Seigneur de Fresnes, mit der Touraine, woher dieser stammte, und mit Navarra, für den Forget de Fresnes zuvor tätig gewesen war.256 Neben höheren Regierungsbeamten, Diplomaten, königlichen Räten und städtischen Magistraten übten Mitglieder der Gerichtshöfe die Funktion offiziell beauftragter Autoren aus oder betätigten sich selbständig als Schreiber von royalistischen 251 Vgl. Jacquiot: Iconographie sous Henri III, S. 143, S. 148, Anm. 9. 252 Duplessis-Mornay verfasste im März/April 1589 „LETTRE“ (Fls-FRK113) und „DECLARA||TION“ (Fls­FRK112) im Namen Navarras und die „Justification de lʼunion du roy de Navarre au service du roy Henry III.“ im April, welche anonymisiert als Schrift eines französischen Reformierten aus dem Umfeld Navarras erschien (vgl. Daussy: Les Huguenots et le roi, S. 296). 253 Vgl. Le Roux: Régicide, S. 210, S. 232; einige Beispiele: Navarra veranlasste François Hotman die Verteidigung seiner Thronfolgeansprüche als Auftragsarbeit zu verfassen (vgl. Debaggi Baranova: Coups de libelles, S. 460). Der Advokat Gascon soll am siège présidial in Toulouse im Namen des Königs zahlreiche Schriften gegen das Haus Guise-Lorraine verfasst haben ebenso wie auf den Advokaten Pierre de Belloy, einen Politique (vgl. HISTOIRE (Fls-FRK64), S. 16– 17, S. 21; LE || FAVX-VISAGE (Fls-FRK85), S. 19). Auch die Antwort auf die königliche Deklaration vom Februar 1589 war eine Auftragsarbeit für einen bezahlten Autor (vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 74). 254 Vgl. Daussy: Les Huguenots et le roi, S. 418–419. 255 Vgl. Le Roux: Régicide, S. 210–211; Knecht: Hero or tyrant, S. 272. 256 Vgl. Le Roux: Régicide, S. 211.

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Publikationen.257 Die von Magistraten ebenso wie Universitätsangehörigen und Klerikern im Regelfall unentgeltlich verfassten Schriften dienten als Karriereempfehlung.258 Autorenschaft war eine Nebenbeschäftigung, eher eine Tätigkeit als ein Beruf, mit dem das Auskommen allein nicht hätte gesichert werden können.259 Konkret lassen sich 1589 auf königlicher Seite nur wenige Publikationen jenseits der Auftragsarbeiten einem Autor zuordnen. Einige nach dem Königsmord im August 1589 verfasste Klageschriften und Lobpreisungen auf Heinrich III. stammten von einem Akademiker, zwei königlichen Beamten, einem weitgehend unbekannten Pariser Dichter, einem Provinzpfarrer, einem aus dem Reich stammenden Magister und dem bekannten Humanisten Scévole de Sainte-Marthe.260 Diese kleine, heterogene Gruppe spiegelt wider, dass selbst in den vom königlichen Hof protegierten Kreisen Heinrich III. umstritten war, so dass kaum den König stützende Publikationen vonseiten der Hofzirkel erschienen und z. T. sogar offene Kritik wie von Bernard Du Haillan, dem königlichen Historiker, geäußert wurde.261 Zudem erfolgte unmittelbar nach dem Tod Heinrichs III. eine schnelle Umorientierung der finanziell vom Hof abhängigen protegées auf Heinrich IV. hin: „au lendemain du 1er août, la majorité semble oublier bien vite le dernier Valois pour encenser le nouvel Hercule gaulois“.262 Heinrich von Navarra selbst nutzte erst ab Mitte 1589 als Heinrich IV. die Druckmedien aktiver, als er nicht mehr zu politischen Rücksichten gegenüber Heinrich III. gezwungen war und zudem nun zum Mittelpunkt der ligistischen Kritik und angreifenden Schmähungen avancierte.263 Während die royalistischen und protestantischen Publikationen zu einem überwiegenden Teil zentral, von Heinrich III. und Heinrich von Navarra her, organisiert 257 Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 95; Pierre de Belloy hatte sich als Provinzmagistrat mit juristischer Ausbildung durch seine publizistische Tätigkeit, teils im Sinn Heinrichs III., teils im Sinn Navarras zu profilieren gesucht. Als anti­ligistischer Autor wurde Belloy 1589 nach Ermordung der Guise in der Bastille inhaftiert (vgl. Boucher: Belloy, S. 714–715). Zu den vom König bereitgestellten Geldmitteln für beauftragte Schreiber vgl. Michaud: Ordonnancement des depenses, S. 111. 258 Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 96; François Salommeau de La Blanchardière empfahl sich bspw. durch seine Schrift dem Herzog von Aumale (vgl. LES LARMES (Fls-FRK69)). „DE LA DIGNITÉ“ (Fls-FRK86) war von François Le Jay mit einer Widmung an Navarra verfasst (fol. A2r–A3v). 259 Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 82. 260 Die nach August 1589 fassbaren royalistischen Autoren umfassten Antoine Pichon, Lehrer am collège in Tours, die beiden königlichen Beamten René Bouchet, königlicher Rat in Saumur, Neffe von Scévole de Sainte-Marthe, und Pierre Ayrault, lieutenant général du présidial in Angers, den bekannten Humanisten Scévole de Sainte-Marthe, den Pariser Dichter Claude Palliot, der mit mehreren Publikationen hervortrat, den Pfarrer J. V. D. Bechet aus Langé bei Tours und den Magister Nicolas Poupinques (vgl. Augereau: Tours, S. 222–224). Pierre Ayrault lässt sich als Verfasser von „DEPLORA-||TION“ (Fls-FRK12) und J. V. D. Bechet von „ORAISON“ (Fls-FRK14) fassen. Ein weiterer Autor, der mit D. D. R. zeichnete, ließ sich bislang nicht zuordnen. Die beiden von Nicolas Rapin verfassten Gedichte und sein lateinisches Epitaph blieben unveröffentlicht (vgl. Augereau: Tours, S. 223, S. 225). 261 Vgl. Augereau: Tours, S. 224–225; zur Kritik am König, insbesondere an seinem Vorgehen in Blois, innerhalb der Hofkreise vgl. Bercé: Échos du drame, S. 598. 262 Augereau: Tours, S. 226. 263 Vgl. Kap. 3.6.3 (dort Von Heinrich III. zu Heinrich IV.).

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waren, fehlte der Liga im Bereich der Auftragsvergabe für die Druckpublikationen eine zentrale, durchsetzungsfähige Organisation. Neben das von der städtischen Pariser Liga aus bestimmte Segment des Druckmarkts traten 1589 viele lokale, teils individuelle Initiativen.264 Für die Entscheidung als Autor im Sinne der Liga aktiv zu werden, spielten eine Reihe unterschiedlichster Motive eine Rolle: Diese reichten von den über Jahre hinweg von den Königlichen wie der Liga aufgebauten Patronagebeziehungen u. a. durch Spenden an die Orden, durch Beichtväter-Beziehungen oder die errichteten Kapellengrabplätze, was zu einem Geflecht von Verpflichtungen und Loyalitäten zwischen den Magistraten, Adligen und den Ordensgeistlichen geführt hatte (für die Liga bspw. Jean-Papire Masson und Edmond Bourgoing), über gescheiterte Karrieren und individuelle Enttäuschungen unter Heinrich III. (u. a. Gilbert Génébrard) bis zur persönlichen religiösen Überzeugung.265 Die Autoren der Liga-Publikationen waren v. a. Gelehrte, zuvorderst Kleriker, darunter Bischöfe, Pfarrer, Mönche und Prediger sowie Theologieprofessoren.266 Aus dem Pariser Klerus stammten bspw. liganahe Autoren wie François Pigenat und Loys de Creil, die Doktoren der Theologie an der Pariser Universität waren, und teils zugleich als zentrale Zensoren in Paris wie Jean Boucher und Gilbert Génébrard tätig waren.267 Génébrard, der Professor am königlichen Kolleg und Benediktiner-Prior von St-Denis de la Châtre und Ferrières war, unterhielt, wie dies auch für andere universitätsnahe und/oder dem Klerus entstammende Autoren der Liga üblich war, persönliche Kontakte zu Druckerverlegern, hier Sébastien Nivelle und 264 Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 148–149; Der katholische Niederadlige Sieur de Varaine bspw. trat situativ als Autor der „HARANGVE“ (Fls-FRK156) in Erscheinung, die noch in zwei weiteren Ausgaben unter abweichenden Titeln erschien: „ADVIS“ (Fls-FRK155) und „LA || REMONS-||TRANCE“ (Fls-FRK157). Edmond Bourgoing verfasste als Prior des Dominikanerkonvents der Rue Saint-Jacques in Paris eine Ausdeutung des Attentats von Jacques Clément, der aus eben diesem Kloster stammte, als „DISCOVRS“ (Fls-FRK20) (zu Bourgoing vgl. Boucher: Bourgoing, S. 736–738). 265 Vgl. Boucher: Culture des notables, S. 343; Armstrong: Politics of piety, S. 94–101; zu den Pariser Netzwerken vgl. Carroll: Revolt of Paris, S. 314–321; zu Génébrard vgl. Labitte: Démocratie chez les prédicateurs, S. 69–71; Die Franziskaner traten nicht nur als Prediger der Liga auf, sondern beteiligten sich auch an bewaffneten Prozessionen, an der Beseitigung der königlichen Stadtregierung und stellten der Liga ihre Konvente als Arsenale zur Verfügung (vgl. Armstrong: Politics of piety, S. 149). 266 Vgl. Boucher: Culture des notables, S. 340–341; Latimer: Pamphleteering in France, S. 96–97; Teilweise wurde durch komplexe Wortspielereien oder die ungewöhnliche Wahl eines Genres bereits, wie bei Charles Pinselet, der Bildungshintergrund deutlich (vgl. Boucher: Culture des notables, S. 342). Informationen zur Verortung des Autors waren in den Flugschriften selbst nicht selten: In „DEVX DEVIS“ (Fls-FRK84) verwies der Titel schon auf Bruder Jacques Le Bossu, einen Geistlichen aus Saint-Denis und Doktor der Theologischen Fakultät, der die Annahme des Eids auf die Liga in Nantes als Schreibanlass nahm. Auf den Autor erfolgte ein Lobgedicht, mit einem Anagramm und einem Akrostichon verbunden, auf der Rückseite des Titelblattes „Jacobin Le Maître“ zugeordnet (fol. A1v). Darin waren in topischer Manier Frömmigkeit und Zurückhaltung neben Gelehrsamkeit und Scharfsinn (Offenlegen von Misständen) gestellt. 267 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 70, S. 73; Barnavi: Parti de Dieu, S. 82, S. 173.

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Gilles Gourbin.268 Ideologisch der Liga nahestehend, prägten diese Kleriker den Druckmarkt, ohne sich völlig von der Liga vereinnahmen zu lassen.269 Zu den Klerikern traten Adlige, Juristen, professionelle Schreiber sowie Beamte als Autoren ligistischer Publikationen.270 Nicht alle greifbaren Autoren waren freiwillig und wissentlich für die Liga tätig, da diese dazu neigte, für sie vorteilhafte Positionen zu vereinnahmen. So wurde ein im März 1589 verfasster Brief des Juristen und Magistraten Jean Bodin in Laon, dessen Ansichten bspw. zum göttlichen Gericht über Frankreich im Sinne der Liga waren, von ligistischen Druckern in eine Pariser Druckpublikation vom Januar 1590 integriert.271 Der Fall Jean Bouchers, Pfarrer von Saint-Benoît, Prior der Sorbonne, Rektor der Universität, Gründungsmitglied der Seize und Autor und Prediger der Liga, illustriert, wie mehrere Tätigkeiten und Rollen im Umfeld der Liga akkumuliert wurden und sich dabei Eigeninteresse und Parteiengagement verzahnten.272 Das breite Spektrum an Druckproduktionen Bouchers verdeutlicht, dass es zwischen den Schreibern gelehrter politischer oder religiöser Traktate und den Schmähschriften nicht zwingend eine personelle Trennung gab.273 Im Fall von Guillaume Rose, Bischof von Senlis, fielen rhetorisches Geschick und Autorität des Amtes mit der unmittelbaren Nähe zum politischen Geschehen zusammen: Rose war ehemals Beichtvater des Königs gewesen, was seinen polarisierenden gegen Heinrich III. gerichteten Publikationen aufseiten der Liga eine besondere Glaubwürdigkeit verlieh.274 Schon der Umstand selbst, dass führende Ligisten beanspruchten, die Legitimation der Herrschaft zu diskutieren und den Rahmen dieses Diskurses mitzubestimmen, stellte einen zentralen Rechts- und Machtanspruch dar, welcher der inhaltlichen Argumentation der Schriften vorausging. In vielen Fällen lassen sich die Verfasser des Tagesschrifttums zu den Religionskriegen 1589 nicht greifen und nur mutmaßen, ob auch Buchhändler und Dru268 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 134; weitere Netzwerke z. B. bei Armstrong: Politics of piety, S. 135. 269 Vgl. Barnavi: Parti de Dieu, S. 180; Unter Ideologie wird in loser Anlehnung an Karl Mannheim eine Weltsicht verstanden, welche insoweit absolut gesetzt wird, dass sie als Denkrahmen für verschiedenste Lebensbereiche fungiert. Ihrerseits besteht ein Abhängigkeitsverhältnis zu gesellschaftlichen und geschichtlichen Kontexten oder Lebenszusammenhängen. 270 Jacqueline Bouchers Auswertung von Flugschriften aus dem Zeitraum 1587 bis 1589 (77 identifizierte Autoren) ergibt folgende Verteilung: 26 Kleriker, 14 Edelmänner, 14 Juristen, sieben Schreiber, sechs königliche Beamte, zwei Klienten von Hochadligen, zwei Handwerker oder Kaufleute, sechs ohne Zuordnung (vgl. Boucher: Culture des notables, S. 340–341). 271 Vgl. Greengrass: Rumeur et bien public, S. 19. 272 Vgl. Holt: Wars of Religion, S. 131; Cameron: Satire, S. 166; Barnavi: Parti de Dieu, S. 29–30. 273 Jean Boucher fertigte wohl die systematischste katholische Schrift zum Tyrannenmord, die Druckpulikation „DE IVSTA“ (Fls-FRK18), und verfasste ebenso die populäre diffamierende Anklage „LA VIE“ (Fls-FRK19) gegen den letzten Valois (vgl. Boucher: Culture des notables, S. 341). Allerdings wurde Bouchers Autorenschaft von „LA VIE“ (vgl. z. B. Baumgartner: Political thought, S. 160, Anm. 6; Boucher: Bourgoing, S. 738) und auch seine Autorenschaft von „DE IVSTA“ immer wieder diskutiert (vgl. Zwierlein: Political thought, bes. S. 19, S. 59–64, S. 73–77). 274 Vgl. Chevallier: Régicides, S. 86; Bell: Unmasking a king, S. 380; über Rose: Labitte: De la Démocratie, S. 64–67.

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cker selbst als Autoren auftraten.275 Pseudonyme oder Initialen kamen häufig vor276 ebenso wie Scheinzuschreibungen von Publikationen an den politischen Gegner oder einen Rivalen.277 Die schlichte Irrelevanz des Namens eines Autors für die Publikation war allgemein ein ebenso gewichtiger Grund für Anonymität wie die Befürchtung eines Ansehensverlusts bekannter Autoren und die Angst vor Zensur. Mit der Anonymisierung konnte auch der Versuch verbunden sein, eine größere Allgemeingültigkeit, d. h. eine übersubjektive Lesart, die mit Wahrheitsanspruch vertreten wird, zu erreichen.278 In diesem Sinne beanspruchte „RESPONSE“ (FlsFRK138) für das ganze Volk zu sprechen. Blieb ein größerer Teil der Flugschriften 1589 anonym, gilt dies für fast sämtliche der Flugblätter, mit Ausnahme der zu amtlichen Zwecken kursierenden Einblattdrucke, die von den zuständigen Autoritäten unterzeichnet waren, wie bspw. die Erklärung des Bürgermeisters (Nicolas de Hault) und der Schöffen von Troyes für die Liga.279 Nur in wenigen Fällen sind darüber hinaus Kennzeichnungen durch Initialen oder die Zuordnung zu einem Verantwortlichen für die Bildproduktion erhalten.280 Die Verfasserangaben wurden bei Flugblatt wie Flugschrift nur aufgenommen, wenn sie einen Mehrwert bedeuteten, der autorenbezogen im – ideologisch motivierten oder karrierebezogenen – Bekenntnis zu einer der Parteien der Religionskriege liegen konnte oder publikationsbezogen in der Marktwertsteigerung. 3.3.2 Drucker und Verleger Auf dem Druckmarkt agierten 1589 verschiedene, sich überschneidende Netzwerke von Druckern, Buchhändlern und Verlegern – zu denen knapp 70 Prozent der Druckeradressen Angaben machten281 – sowie von führenden Köpfen der unterschiedlichen Parteien in Frankreich, wobei einige wenige Werkstätten mit Monopolstellung den Markt dominierten.

275 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 134; Barnavi: Parti de Dieu, S. 173. 276 Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 296; z. B. VERITABLE || DISCOVRS (Fls-FRK42) von A. F.; REMONSTRANCE (Fls-FRK140) von I. D. R. 277 Zu dieser Praxis: Latimer: Pamphleteering in France, S. 86, S. 296–297. 278 Vgl. Schilling: Bildpublizistik, S. 14; Oelke: Konfessionsbildung, S. 103; Arndt: Herrschaftskontrolle, S. 148–149; zu den verschiedenen Funktionen von Anonymität: Raymond: Pamphlets, S. 64–65. 279 Bürgermeister und Schöffen von Troyes: DECLARATION (Fbl-FRK5); zu Nicolas de Hault vgl. Konnert: Local politics, u. a. S. 28, S. 151, S. 238; vgl. auch LE Conseil (Fbl-FRK3); Messieurs (Fbl-FRK2); DECLARATION (Fbl-FRK6); ORAISONS (Fbl-FRK47). 280 Initialen: A. D. R. L. (Verf.): CHANSON (Fbl-FRK1); Bildproduzent: [Leu, Thomas de (Stecher)]: KATHARINA (Fbl-FRK34). 281 Diese Angabe beruht auf einer Auszählung der 760 Editionen in der Datenbank.

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Ausrichtung auf die Religionskriege 1589 engagierten sich in einer Mischung aus Überzeugung, Zwang und ökonomischem Anreiz v. a. aufseiten der Liga zahlreiche Druckwerkstätten, die sich in Paris konzentrierten, während Heinrich III. auf einen kleinen Kreis loyaler Offizinen zurückgreifen konnte, die ihm vielfach nach Tours folgten. Großunternehmen mit beträchtlicher Kapitalausstattung und einflussreichen Verbindungen, die auch auf den internationalen Märkten vertreten waren,282 wie das Haus Nicolas Nivelle, Jacques Du Puys, Michel d. J. Sonnius und Guillaume Chaudière, waren nicht dem ökonomischen Handlungsdruck der kleineren Betriebe ausgesetzt. Als die Druckproduktion sich zwischen 1588 und 1590 auf das Kleinschrifttum, zu einem beträchtlichen Teil Religionskriegsnachrichten, verengte, waren einzig diese etablierten Großunternehmen und die größeren Offizinen von Guillaume de La Nouë und Nicolas Bonfons noch in der Lage, editorische Projekte zu finanzieren.283 Die Buchhändler übernahmen auch häufiger Verlegeraufgaben wie die Auswahl der Verlagsthemen, das Vorstrecken von Produktionskosten und die Organisation des Vertriebs.284 Trotz der Option zu wählen, unterstützten die großen namhaften Pariser Druckwerkstätten fast sämtlich die Liga, besonders Nivelle und Chaudière. Der Buchhändler Nicolas Nivelle arbeitete mit dem Drucker Rolin Thierry zusammen, dessen Aufstieg in Kooperation mit den Nivelle (erst Nicolas, dann Robert) in engster Verbindung mit der Durchsetzung der Liga erfolgte.285 Ab 1587/1588 brachten beide ligakonforme, stark parteinehmende Druckpublikationen auf den Markt. Am 17. April 1589 wurden Nivelle und Thierry als einzige Offizin mit einer allgemeinen Druckgenehmigung durch den Allgemeinen Rat der Liga ausgestattet. Zusätzlich konnte sich Nivelle auf seine privilegierte Stellung bei der Pariser Stadtregierung stützen.286 Damit besaßen Nivelle und Thierry ein weitreichendes Monopol, das sie zudem weiträumig auf alle Schriften „concernant l’Estat public et affaires de France“ auslegten: auf Edikte, Ordonnanzen, Deklarationen, lettres patentes et closes ebenso wie Ansprachen, Remonstrationen, Diskurse, Bescheide, Abkommen, Anordnungen sowie Schlacht- und Belagerungsberichte.287 Wie stark Nivelle ideologisch hinter 282 Vgl. Guilleminot-Chrétien: XVIe siècle, S. 108; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 22– 23; Die großen im Druckgewerbe tätigen Dynastien verbanden sich sowohl untereinander als auch mit der lokalen Geistlichkeit und höheren Beamtenschaft (vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 34). 283 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 122, S. 127; Die Phase der Rezession überstanden nur die Häuser Du Puys und Sonnius neben der Witwe von Jacques Kerver und auch Claude Micard ohne einschneidende Verluste (vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 30). 284 Vgl. Parent: Métiers du livre, S. 141–142; zur Herausbildung des Buchhändler-Verlegers als eigenständiger Beruf neben dem reinen Drucker vgl. Pittion: Le livre, S. 293. 285 Vgl. Mellot/Queval: Thierry, S. 522. 286 Vgl. Cassan: Guerre en discours, S. 262; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 73–74; Bichon versuchte nach dem Tod von Nivelle 1590 erfolglos dessen Privileg zu erhalten, druckte dann in Kooperation mit Thierry unter dessen Privileg wie auch Robert Nivelle und Guillaume Chaudière (vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 128, bes. Anm. 126). 287 Vgl. Pallier: Réponses catholiques, S. 342; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 73; Erstabdruck des Privilegs vom 18. April in Auszügen in ESTABLISSEMENT (Fls-FRK10); Nivelle

3.3 Akteure der gedruckten Religionskriegsnachrichten

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der Liga stand, verdeutlicht sein Einsatz auch für militärische und diplomatische Missionen, mit denen die Liga ihn betraute wie bspw. mit der Entsetzung von Amiens im Dezember 1588.288 Auch der Buchhändler Guillaume Chaudière war eine der zentralen Stützen der Liga im Pariser Druckgewerbe mit guten Kontakten zur Theologischen Fakultät der Pariser Universität, während er zugleich eine politische Rolle als Vertreter seines Viertels in den Stadtversammlungen ausübte.289 Robert Le Fizelier, Klient des großen, vermögenden Hauses Kerver, druckte aufseiten der Liga, ebenso wie Guillaume Bichon, Protegé sowie Schwager des erwähnten Michel d. J. Sonnius, der seine eigene Presse 1589 aus der Tagespolitik heraushielt.290 Guillaume Bichon, der von 1588 bis zu seiner Ausweisung aus Paris 1594 exklusiv für die Liga druckte, gelang es, sich 1589 als selbständiger Drucker zu etablieren.291 Im Jahr 1589 druckte Bichon allein sieben Schriften von Matthieu de Launoy, Kanoniker von Saint-Gervais de Soissons und Mitglied des Rats der Liga, was die engen Klientel- und Netzwerkbeziehungen im ligistischen Paris verdeutlicht.292 Von den in der Rue Montorgueil ansässigen etablierten Familien von Buchmalern und Formschneidern engagierten sich 1589 besonders Nicolas Le Roy, François Gence, Simon Graffart und sein Schwiegervater Jacques Lalouette für die Liga, während Jean IV. Leclerc wegen seiner königstreuen Haltung 1590 von Paris nach Tours ausweichen musste.293 Von den bedeutenden Pariser Offizinen entschied sich Jamet Mettayer für Heinrich III. und dominierte 1589 mit monopolartiger Stellung die königliche

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brachte 1589 allein 63 Berichte und weitere sieben Druckpublikationen von Ordonnanzen und Edikten heraus und damit mehr als die Hälfte seiner Gesamtproduktion (107 Berichte, zehn Ordonnanzen und Edikte) unter der Liga (vgl. USTC [24.06.2014]). Vgl. Mellot/Queval: Nivelle, S. 421; Guilleminot-Chrétien: XVIe siècle, S. 109; Pallier: Réponses catholiques, S. 344. Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 74, S. 138; Guillaume Chaudière druckte 1589 laut USTC [24.06.2014] 16 Religionskriegsnachrichten. Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 137; zur Beziehung von Bichon zu Sonnius auch Renouard: Bichon, S. 382; zu den Klientelbeziehungen: Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 25; Laut USTC [24.06.2014] brachten 1589 Guillaume Bichon 24 und Robert Le Fizelier acht Flugschriften heraus, so dass ca. ein Drittel bis ein Viertel ihrer Gesamtproduktion unter der Liga (Bichon: 73; Chaudière: 32) in der Hochphase des Konflikts selbst auf den Markt kam (vgl. Pallier: Réponses catholiques, S. 346). Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 73; Nachdem Bichon zunächst für Sonnius gearbeitet und sich dann erst als Buchhändler, später als Drucker in Paris selbständig gemacht hatte, pachtete Bichon innerhalb kurzer Zeit eine Reihe unterschiedlicher Häuser, darunter 1589 von der Witwe von Michel Sonnius, ab November 1589 von der Witwe von Jacques Kerver (vgl. Renouard: Bichon, S. 382; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 490–491). Nach der Zeit der Liga wurden nur die führenden Köpfe bestraft, Bichon bspw. wurde beim Einzug Heinrichs IV. aus Paris verbannt (vgl. Pallier: Réponses catholiques, S. 346). Vgl. Renouard: Bichon, S. 413, Nr. 523, S. 415, Nr. 525, S. 417, Nr. 529 und Nr. 530, S. 419– 420, Nr. 536, S. 422, Nr. 543, S. 425, Nr. 550; weiterführend zur Patronage im Druckgewerbe: Kingdon: Patronage, S. 19–36. Vgl. Adhémar u. a. Druckgraphik, S. 49–50; Mistler: Origines de lʼimagerie, S. 36; Gemeinschaftsarbeit von Le Roy und Gence: La Marmitte (Fbl-FRK22).

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Druckproduktion.294 Mettayer, der als imprimeur-libraire des Königs das Privileg zur Druckproduktion und zum Vertrieb der offiziellen königlichen Schriften, also Edikte, Ordonnanzen und Deklarationen, innehatte und 1589 auf der königlichen Gehaltsliste firmierte, folgte diesem von Paris nach Blois (Privileg: 21. Oktober 1588) und dann nach Tours (Erneuerung: 31. März 1589).295 Mettayer hatte in Paris möglicherweise zuvor anti-ligistische Publikationen für den König gedruckt und verbreitet, so zumindest deutete Laurence Augereau die außerordentlichen Zahlungen von 500 Ecus, die Heinrich III. 1587 an Mettayer leistete.296 Indem die verschiedenen Parteien immer wieder die gleichen Druckwerkstätten beauftragten, etablierte sich ein Vertrauens- und Abhängigkeitsverhältnis,297 während zugleich Drucker und Autoren versuchten, sich gezielt in der Klientel einflussreicher Familien oder Personen zu etablieren (u. a. Dedikationen; panegyrische Gedichte).298 Der protestantische Adel rund um François de La Noue, Statthalter von La Rochelle, bevorzugte die Presse der Witwe von Barthélemy Berton in La Rochelle.299 Heinrich von Navarra griff 1589 bevorzugt auf den Drucker Jérôme Haultin aus La Rochelle zurück.300 Daneben ging der Großteil der königlichen Drucker, d. h. Jamet Mettayer aus Tours, Claude Guyot aus Châlons-en-Champagne, Barthélemy Gomet aus Blois, Jacques Le Bas aus Caen, Zacharie Griveau aus Tours, Jean Richer und Claude de Montrœil aus Tours, in der zweiten Jahreshälfte 1589 dazu über, für Heinrich IV. zu drucken.301

294 Laut USTC [24.06.2014] druckte Mettayer 1589 46 Ausgaben von Ordonnanzen und Edikten sowie 24 Neuigkeitsberichte. 295 Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 136; Michaud: Ordonnancement des depenses, S. 111, Anm. 129; auch Lepreux: Gallia typographica (Paris), S. 387. 296 Vgl. Augereau: Tours, S. 219. 297 Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 218; So vergab der Magistrat von Lyon am 2. März 1589 den Auftrag an den privilegierten städtischen Drucker Jean Pillehotte, den Beitritt der Stadt zur Liga und den Treueeid auf die Liga als Druckpublikation herauszubringen (vgl. Archives curieuses, hier S. 326). 298 Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 144; zur Klientel der Guise: Carroll: Guise affinity, S. 125–152; Der Titel und mehr noch das angehängte Gedicht (fol. B2v) in „ACTION“ (FlsFRK2) waren eine Empfehlung an den Herzog von Mayenne, dem auch – gemeinsam mit der Herzogin von Montpensier – die Druckpublikation „EPITAPHES“ (Fls-FRK37) gewidmet war. An den Herzog von Mercœur richtete sich ein einleitender Brief in „DEVX DEVIS“ ((FlsFRK84), fol. A2r­ē1v[= B1v]), auf den 15. Juli 1589 datiert. 299 Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 218–219; La Noue, der Prinz von Condé sowie Heinrich von Navarra und die protestantische Partei unterhielten mit ihren Zahlungen die Offizin Berton/Portau (vgl. Droz: Veuve Berton, S. 100). Portau druckte 1589 u. a. „LETTRE“ (Fls-FRK57) und „REMONSTRANCE“ (Fls-FRK143). 300 Zwischen 1588 und 1590 trat Jérôme Haultin mit zwölf politischen Berichten, Kommentaren und gelehrten politischen Diskursen hervor (vgl. USTC [24.06.2014]). Zu einigen der bei Haultin gedruckten Schriften zu den Religionskriegen vgl. Desgraves: Les Haultin, S. XXVIII– XXXII); Haultin folgte 1588 nach Jahren in London seinem Onkel Pierre Haultin als führender Drucker in La Rochelle nach, wo er zudem als Buchhändler tätig war. An die Werkstatt war vermutlich auch eine Bleigießerei für Drucklettern angeschlossen (vgl. Desgraves: Les Haultin, S. XVIII–XIX). 301 Vgl. die 24 in Frankreich gedruckten Ordonnanzen und Edikte Heinrichs IV. 1589, für welche

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Heinrich III. protegierte die königstreuen Drucker und Buchhändler, die sich aus ihren Werkstätten vertrieben erst neu etablieren mussten, indem er v. a. auf diese Gruppe zurückgriff. In Blois druckte und vertrieb Mettayer mit königlichem Privileg die Beschlüsse von Blois gemeinsam mit dem ebenfalls aus Paris abgewanderten Buchhändler Pierre L’Huillier, der sich nach der Verlegung des Hofs nach Tours dann in Saint-Denis niederließ, und gemeinsam mit dem in Blois ansässigen Barthélemy Gomet, den auch die rôles de dépenses als vom König subventionierten Drucker belegen. Die Pariser Drucker Jean Richer und Claude de Montrœil folgten dem König nach Blois und dann nach Tours, wo sie 1589 die königliche Druckproduktion mitbestimmten.302 Kleinere Gemeinschaftsprojekte und Kooperationen waren üblich: Barthélemy Gomet bspw. schloss sich in Tours mit Jamet Mettayer und Zacharie Griveau für eine Druckpublikation zusammen.303 Neben den in Paris ansässigen Großoffizinen (bes. Chaudière, Nivelle, Bichon) und den aus Paris abgewanderten bedeutenderen Werkstätten (bes. Jamet Mettayer) gelang es noch dem libraire Jean Pillehotte in Lyon und den Colomiès in Toulouse, beide Häuser im Dienste der Liga, einen gewissen Einfluss auf den gesamten Druckmarkt in Frankreich aufzubauen.304 Pillehotte war wie einige weitere königliche Drucker in den ligistisch besetzten Städten dazu übergegangen, die offiziellen Druckpu­ blikationen der neuen städtischen Obrigkeit zu veröffentlichen.305 Bezahlungen für mehrere der offiziellen Druckpublikationen im Dienste der Liga sind v. a. für 1589– 1590 belegt.306 Im Herbst 1589 (17. Oktober 1589) wurde Pillehotte dann mit einer ähnlichen Sonderstellung wie Thierry und Nivelle in Paris ausgestattet: Er erhielt ein allgemeines Druckprivileg der Liga.307 Neben Pillehotte traten in Lyon Benoît Rigaud, ein konvertierter Protestant im Dienst der Liga, der ein Viertel der Lyoner Druckproduktion bestritt, darunter ein Großteil offizieller Erlasse und gedruckter

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sich weitere Drucker wie Jean Durand in Clérmont, Antoine Hernault in Angers und Jérôme Olivier in Le Mans fassen lassen (vgl. USTC [24.06.2014]). Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 136; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 120; Pallier: Réponses catholiques, S. 342; Augereau: Tours, S. 218–219; Tissier de Mallerais: Propagande sous Henri III, S. 33–34; zur Bezahlung Gomets durch die Krone vgl. Michaud: Ordonnancement des depenses, S. 111, Anm. 129; zum Verhältnis Mettayer und Gomet: Walsby: Printer mobility, S. 266; Jamet Mettayer und Pierre L’Huillier wurden von Heinrich IV. als offizielle Drucker weitergeführt (vgl. Wolfe: Henry IV and the press, S. 182). Vgl. INSTRVCTION || DV ROY (Fls-FRK53). Vgl. Pallier: Réponses catholiques, S. 346. Vgl. Cassan: Guerre en discours, S. 262; Pallier: Réponses catholiques, S. 346; Pillehotte verteidigte dieses ökonomisch und sozial bedeutsame Privileg, Ordonnanzen und Edikte des Königs zu drucken. Im Dezember 1587 strengte er gegen Benoît Rigaud wegen Missachtung des Privilegs eine Klage an (vgl. Baudrier: Bibliographie, Bd. 3, S. 182–183). Vgl. Baudrier: Bibliographie, Bd. 2, S. 238. Vgl. Pallier: Réponses catholiques, S. 342; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 73; Reure: Presse politique, S. 32; Baudrier: Bibliographie, Bd. 2, S. 238; Während der Zeit der Liga druckte Pillehotte 309 Schriften (vgl. Pallier: Réponses catholiques, S. 346), davon 161 Neuigkeitsberichte im engeren Sinne und 60 Edikte und Ordonnanzen sowie drei unter news books verzeichnete Werke (vgl. USTC [24.06.2014]).

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Nachrichtenpublikationen,308 sowie Jean Patrasson, der als Bindeglied in der Kommunikation der Liga zwischen Paris und Lyon bis 1594 fungierte,309 und Louis Tantillon.310 Patrasson brachte 1589 eine Druckpublikation, die für die Offizin Pierre Méniers in Paris fertiggestellt worden war, mit Genehmigung und vollständiger Druckeradresse heraus,311 was für eine willentliche Überstellung der Vorlage spricht und das Kooperationsverhältnis zu einigen der Pariser Druckwerkstätten unterstreicht. In Paris und Lyon prägten einige wenige Drucker und Buchhändler den Markt, wozu kleinere Druckbetriebe wie derjenige von Pierre Des Hayes traten, die ihre Produktion 1589 ganz auf eine der Parteien ausrichteten (im Falle von Des Hayes auf die Liga)312 oder auch Pierre Ménier und Hubert Velu, deren Produktionen für die Liga – darunter auch Eigenproduktionen – qualitativ herausstachen.313 In den kleineren Druckorten dominierte noch exklusiver meist ein einzelner Betrieb mit privilegierter Stellung, was eine gewisse Stabilität, wirtschaftliche Vorteile und Exklusivität bedeutete: Jean Moreau leitete die führende Offizin in Troyes und Jacques und Raymond Colomiès in Toulouse und mit einer deutlich kleineren Produktion Martin Le Mégissier in Rouen sowie die Witwe von Jean de Foigny in Reims.314 Jacques Le Bas in Caen, Simon Millanges in Bordeaux sowie Abraham Faber in Metz traten 308 Vgl. Chartier: Stratégies éditoriales, S. 108; Crouzet: Représentation du temps, S. 342; Benedict: Graphic history, S. 93, bes. Anm. 41; Zwischen 1557 und 1596 brachte Rigaud 1571 Editionen heraus, von denen 48 Religionskriegsnachrichten aus der Zeit der Liga (1585–1594) umfassten. Allerdings erschienen 1589 nur vier Editionen zu den Religionskriegen (vgl. USTC [24.06.2014]). Seine Geschäftskontakte legen die Verbreitung der Schriften bis nach Toul, Le Puy, Saint-Flour, Pau, Montpellier und Aix-en-Provence nahe (vgl. Vittu: Instruments of information, S. 176, Anm. 14; Benedict: Graphic history, S. 93, bes. Anm. 41; ausführlich zu Benoît Rigaud: Baudrier: Bibliographie, Bd. 3, S. 175–471). 309 Vgl. Cassan: Guerre en discours, S. 262–263; zu Patrasson vgl. Baudrier: Bibliographie, Bd. 2, S. 189–190, zu den 1589 erschienenen Druckpublikationen: S. 201–206; zu Pillehotte vgl. Baudrier: Bibliographie, Bd. 2, S. 224–240, zu seinen Publikationen 1589: S. 277–297. 310 Diese vier, Pillehotte, Patrasson, Rigaud und Tantillon, machten den Kern der Liga-Produktion aus Lyon aus, wenn auch insgesamt ca. 20 Drucker in Lyon für die Liga tätig waren (vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 130; Pallier: Réponses catholiques, S. 344). 311 Vgl. DE LA || SVCCESSION (Fls-FRK160), fol. 28v: „Acheué d imprimer le 17. de Septembre || 1588. Par Pierre Menier.“ 312 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 137; Pierre des Hayes lässt sich zwischen 1574– 1594 als aktiver Drucker nachweisen, aber nur 1589 fertigte er eine größere Produktion (17 Flugschriften). 313 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, u. a. S. 74, S. 137; Pierre Ménier hatte zwischen 1584 und 1589 seine produktive Hochphase (bes. 1587: 17, 1588: 13, 1584: zwölf; 1589 nur vier Werke), auch wenn sich ‚Ausreißerʻ in der Produktion 1573 und 1600 finden lassen. Für Hubert Velu finden sich zwar vereinzelt weitere Editionen, doch konzentriert sich seine Produktion auf die Zeit der Liga: 1587: 14 Ausgaben, 1588: 17, 1589: 30 und 1590: sieben (vgl. USTC [24.06.2014]). 314 Vgl. Cassan: Guerre en discours, S. 262–263; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 76; Pallier: Réponses catholiques, S. 346; zur Stellung dieser Offizin 1589: Bei Jean Moreau erschienen 1589 35 Berichte und fünf Ordonnanzen und Edikte, bei den Colomiès 1589 33 Berichte und eine Flugschrift aus dem Bereich Ordonnanzen und Edikte. Kamen sechs Editionen aus der Werkstatt von Martin Le Mégissier (insgesamt fertigten die Mégissier 285 Edikte und Ordonnanzen), verantwortete die Witwe von Jean de Foigny 1589 fünf auf die Religionskriege bezogene Publikationen (vgl. USTC [24.06.2014]). Für die gesamte Phase der Liga hat Pallier weniger als zehn

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1589 mit ihren royalistischen Druckpublikationen hervor.315 Die königstreuen Offizinen publizierten eine Fülle von offiziellen Dokumenten, wozu einzelne königsfreundliche Ereignisberichte traten, ließen aber offen parteinehmende Publikationen kaum zirkulieren.316 Neben diese im Regelfall älteren, etablierten Druckwerkstätten und größeren Häuser von Buchhändlern bzw. Buchhändler-Verlegern traten 1589 einige junge Offizinen: Claude Guyot war erst in Langres, dann in Châlons­en­Champagne als königstreuer Drucker tätig.317 Didier Millot etablierte sich als zentrale Stütze der Liga auf dem Pariser Druckmarkt318 ebenso wie Denis Binet, der erst 1589 seine Werkstatt gründete, und Antoine Du Brueil, der zunächst als Kolporteur gearbeitet hatte.319 Binet brachte als Gemeinschaftsprojekt mit Antoine Du Brueil 1589 vier Flugschriften heraus320 und mit Jacques I de Varangles zwei weitere.321 Als wichtigster Produzent von Einblattdrucken und Flugblättern der Liga erarbeitete sich Antoine Du Brueil eine Sonderstellung, an die auch Roland Guérard und Nicolas Prévost mit ihrer Einblattdruckproduktion nicht heranreichten.322 Dass die Konzentration bzw. Spezialisierung einzelner Offizinen auf bestimmte Publikationstypen und Themen (Militärberichte, Schmähgedichte, politische Analysen etc.) auf freiwilliger Absprache unter den im Druckgewerbe Tätigen beruhte, ist quellenmäßig

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Drucker in Troyes, Toulouse, Rouen, Orléans und Poitiers ausmachen können, für die anderen Liga-Druckorte sogar nur ein oder zwei Personen (vgl. Pallier: Réponses catholiques, S. 344). 1589 zeigten diese Offizinen eine klare Konzentration in ihrem Programm auf königsnahe Publikationen innerhalb der Religionskriege: Jacques Le Bas fertigte 1589 acht Ordonnanzen und Edikte (während seiner Druckertätigkeit erschienen insgesamt 27 Ordonnanzen und Edikte) sowie drei Nachrichtenberichte zu den Religionskriegen (insgesamt 26 Berichte), und Simon Millanges drei Ordonnanzen und Edikte (insgesamt 42 Ausgaben), brachte jedoch 1589 keinen Bericht heraus. Abraham Faber druckte eine Edikt-Flugschrift (während seiner Druckertätigkeit insgesamt acht) sowie zwei Berichte (insgesamt 15) (vgl. USTC [24.06.2014]). Zu Jacques Le Bas und seiner Offizin in Caen: Girard: Imprimeurs à Caen, S. 146, S. 153. Zur Frage der Parteinahme: Augereau: Tours, S. 222. Claude Guyot war bei Ausbruch des Kriegs gegen die Liga von Paris nach Langres gezogen, wo er als Drucker des Königs fungierte. Nur zwei Druckpublikationen fertigte Guyot vor 1589. Aus diesem Jahr stammten dann drei Amtsschriften (insgesamt 31) und ein Bericht (insgesamt 23) (vgl. USTC [24.06.2014]). Im Dezember 1589 übersiedelte Guyot dann von Langres nach Châlons-en-Champagne, wo er neben anti-ligistischen Schriften auch die Dokumente des königstreuen parlement druckte (vgl. Walsby: Printer mobility, S. 267; Lepreux: Gallia typographica (Champagne), S. 268–269). Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 73; Seine umfangreichste Produktion fertigte Didier Millot zwischen 1587 und 1589 (1587: 14, 1588: 38, 1589: 42). Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 121; Denis Binet fertigte allein 1589 30 Berichte mit Religionskriegsnachrichten an, insgesamt 35 in der Zeit der Liga (vgl. USTC [24.06.2014]). Etwa die Hälfte der Produktion von Binet aus dieser Phase waren gegen Heinrich III. oder Navarra, dann Heinrich IV. gerichtet (vgl. Renouard: Binet, S. 2). Der Pariser Drucker Binet setzte sich auch aktiv für die militärische Verteidigung von Paris ein, wobei er sich während der Belagerung durch Heinrich IV. im November 1589 verletzte (vgl. Renouard: Binet, S. 2). Vgl. Renouard: Binet, S. 12, Nr. 17, S. 14, Nr. 23, S. 16, Nr. 29 und Nr. 30. Vgl. Renouard: Binet, S. 7, Nr. 4, S. 15, Nr. 27. Vgl. Grivel: Les graveurs à Paris, S. 162; zu den Bildproduzenten der Liga allgemein: Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 155.

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nicht belegt. Angesichts der stark angestiegenen Zahl an Publikationen, die fast ausschließlich gedruckte Nachrichtenpublikationen abdeckten, und angesichts des Wegfalls einer einheitlichen Ordnung im Druckgewerbe ist eine freiwillige Aufteilung des Druckmarkts 1589 zwecks Konkurrenzminderung fraglich. Zwar gelang es Heinrich III. die royalistischen Publikationen weit mehr zu monopolisieren und effektiv zu lenken als die Liga die ihrigen, doch hatte das weit geringere freie Engagement von Königstreuen gegenüber den Ligisten auch die geringere Präsenz auf dem Druckmarkt zur Folge. Gelegenheitsproduktion zu den Religionskriegen Eine Reihe der etablierten Druckwerkstätten und Verlagsunternehmen positionierten sich nicht eindeutig auf einer Seite oder widmeten zumindest ihr Programm nicht gänzlich dem aktuellen Konflikt. Unter den Pariser Großoffizinen zeigten sich einzig die Du Puys 1589 zurückhaltend,323 während von den mittelgroßen Offizinen, die im Regelfall über mindestens zwei eigene Pressen verfügten,324 die meisten sich nicht politisch exponierten: Lediglich eine bis zwei Druckpublikationen, im Ausnahmefall drei Editionen aufseiten der Liga brachten 1589 bspw. Jérôme de Marnef (neben v. a. religiösen Publikationen) und Gilles Gourbin, beides Buchhändlerfamilien mit kleineren Betrieben, sowie die Drucker Mamert Patisson (neben Poesie) und Étienne Prévosteau (neben antiken Klassikern) hervor. Auch Jean Le Blanc, Drucker des Bischofs von Paris, publizierte 1589 zwei ligistische Druckpublikationen, darunter die offizielle Vorlage für den Treueschwur auf die Liga (formulaire pour jurer lʼunion). Andere etablierte Offizinen mit einem religiösen bis humanistischen Programmschwerpunkt beteiligten sich nicht an den Religionskriegsnachrichten 1589, darunter die etablierten Buchhändlerfamilien Jean II. Charron (v. a. religiöse Werke) und Gervais Mallot (v. a. Inventare) ebenso wie die Verleger Gabriel Buon (v. a. französische Poesie), Abel LʼAngelier (v. a. Werke Montaignes), der Drucker Robert Ballard (v. a. Musikstücke, offizieller Drucker des Königs) und der Unternehmer Claude Micard.325 Michel de Roigny, der in den 323 Um 1589 erfolgte der zeitlich nicht genau fixierbare Übergang der Werkstatt von Jacques I Du Puys auf den Sohn Jacques II (vgl. Mellot/Queval: Du Puis, I, S. 208; Mellot/Queval: Du Puis, II, S. 208). Ob dies Einfluss auf das Ausbleiben einer Positionierung der Werkstatt hatte, ist jedoch ungeklärt. Das Werkstattprogramm aus religiösen (sieben Editionen), juristischen (elf) und historischen (14) Werken, Klassikern (elf), politischer Theorie (sechs Ausgaben) und wissenschaftlichen Publikationen (u. a. Medizin: sechs, Agrarkultur: vier) setzten die Du Puys auch in der Zeit der Liga fort (vgl. USTC [24.06.2014]). 324 Vgl. Veyrin-Forrer: Lettre et texte, S. 273; Pittion: Le livre, S. 73; Um eine Druckwerkstatt eröffnen zu dürfen, mussten nach einer königlichen Regelung von 1586 die finanziellen Mittel zur Unterhaltung von zwei Druckerpressen nachgewiesen werden (vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 33). 325 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 26–27, S. 137–138; Pallier: Réponses catholiques, S. 346; Die Produktionszahlen des USTC [24.06.2014] geben einen Anhaltspunkt über die Orientierung der einzelnen Drucker(familien): Für die Liga bzw. mit ligistischer Tendenz publizierten Jérôme de Marnef gemeinsam mit Léon Cavellat und der Witwe Cavellat (ein Werk: USTC 10910), Gilles Gourbin (drei Ausgaben: USTC 10925, USTC 1831, USTC 170935), Mamert Patisson (ein Werk: USTC 1834), Nicolas Le Roy (ein Werk: USTC 20308),

3.3 Akteure der gedruckten Religionskriegsnachrichten

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Vorjahren königsnahes Tagesschrifttum gedruckt hatte, publizierte 1589 nur eine religiöse Schrift des royalistischen Predigers René Benoît.326 Einige Drucker, Verleger oder Buchhändler siedelten aus Paris in die bei der Krone verbliebenen Städte um (z. B. LʼAngelier nach Melun)327 oder sammelten sich am neuen Hof in Tours, um sich dem Zugriff der Liga zu entziehen, ohne dass dies unbedingt ein publizistisches Engagement aufseiten Heinrichs III. nach sich zog.328 Nichtsdestoweniger druckten immer wieder Offizinen situativ auch im Sinne des Königs,329 wie der in Angers dominierende Drucker Antoine Hernault, der mit seinen königsnahen Publikationen in der zweiten Jahreshälfte 1589 aktiv wurde.330 Die Offizin Cottereau (Claude und Martin) in Chartres, die auch in den rôles de dépenses als vom König subventionierte Drucker firmierten, brachten 1589 nur eine Druckpublikation heraus.331 Sich als Drucker oder Verleger den Religionskriegspublikationen zu entziehen, war letztlich auch eine Frage der finanziellen Möglichkeiten: Innerhalb von Paris herrschte großer Druck auf die im Druckgewerbe Tätigen durch die Viertelvorsteher, die Pfarrgemeinden, die fast sämtlich in Händen der Liga waren (mit Ausnahme von Saint-Eustache, Saint-Sulpice und Saint-Merry), sowie die liganahen Kollegien und Konvente, von denen viele Drucker finanziell abhingen. Die Universität, insbesondere die Theologische Fakultät, hatte als wichtiger Arbeitgeber und eine der zentralen Zensurinstanzen Einfluss auf die Druckereien im Viertel St. Jacques auf dem linken Seineufer in unmittelbarer Nähe zur Universität, d. h. auf das größte Pariser Druckerviertel, neben das die Druckereien und Verkaufsläden um die Kathedrale Notre-Dame, den Justizpalast und das Rathaus traten.332 Der Pariser Drucker Fédéric Morel schaffte es in besonderer Weise zwischen den Parteien zu lavieren. Morel, der neben Nivelle auch als Privilegierter der Pariser Stadtregierung firmierte,333 behauptete im ligistischen Paris die fortdauernde Gültigkeit der ihm vom König verliehenen Privilegien334 und der damit einherge-

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Étienne Prévosteau (ein Werk: USTC 9226) sowie Jean Le Blanc (zwei Werke: USTC 37396, USTC 5377). Vgl. u. a. 1585: USTC 1631, USTC 54752; 1587: USTC 8866; 1588: USTC 8989; Benoîts Druckpublikation von 1589: USTC 88195. Vgl. Augereau: Tours, S. 218–219; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 121. Vgl. Augereau: Tours, S. 218: Unter den nach Tours Umgesiedelten waren u. a. der Buchhändler Matthieu Guillemot und Marc Orry, der Schwager von Mettayer, und der Buchbinder des Königs Georges Drobet ebenso wie der Drucker Gabriel Tavernier. Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 137. Bes. USTC 8998 und USTC 12321. Vgl. Michaud: Ordonnancement des depenses, S. 111, Anm. 129. Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 75, S. 112–116; Wolfe: Henry IV and the press, S. 186; Grivel: Printmakers, S. 36; zur Rolle der Universität: Pallier: Réponses catholiques, S. 328, S. 344. Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 20. Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 72; Lepreux: Gallia typographica (Paris), S. 430; So druckte Fédéric II Morel 1589 neun Ordonnanzen und Edikte sowie zwei Berichte, laut USTC [24.06.2014], u. a. eine Erklärung des Herzogs von Mayenne vom Juli 1589, hier unter Berufung auf sein Privileg von 1583, welches durch den Pariser Gerichtshof verliehen worden war (vgl. REGLEMENT (Fls-FRK106), S. 29).

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3 Religionskriegsnachrichten in Frankreich 1589

henden Sonderrechte wie Vorrang vor anderen Druckern, Steuerbefreiung sowie das Recht, offizielle Schreiben (Edikte, Ordonnanzen etc.) exklusiv veröffentlichen zu dürfen.335 Morel nutzte die ökonomischen Möglichkeiten aus, indem er sich ideologisch nicht eindeutig positionierte und zwischen Nutznießen der königlichen Vorrechte und ligistischem Zwang lavierte. Nach dem Tod Heinrichs III. näherte sich Morel dann der Liga an.336 Auch in Troyes verwendete Jean Moreau nach seiner Entscheidung für die Liga weiterhin den Titel als königlicher Drucker neben dem des Druckers für die Liga („M. Imprimeur de Saincte Union“).337 Schwankende Haltungen, ein Lavieren zwischen den Parteien und Bemühungen, sich nicht politisch zu exponieren, prägten die Haltung eines Großteils der im Druckgewerbe Tätigen 1589. Druckproduktion als Aufstiegschance, kurzlebiges Engagement Ein Segment des Druckmarkts machten 1589 diejenigen aus, die nur in dieser Phase Religionskriegsnachrichten publizierten oder überhaupt mit Druckpublikationen nur um 1589 hervortraten. In den Orten, die sich zur Liga bekannten, waren die königlichen Regelungen und Auflagen für Druckbetriebe außer Kraft gesetzt.338 Mit dem Wegfall der strengen Regelungen der französischen Krone hinsichtlich der Ausbildung sowie der professionellen und ökonomischen Voraussetzungen für die Gründung einer Offizin339 bot sich Gesellen und Lehrlingen die Chance, eigene Druckbetriebe zu eröffnen. Mit der ab 1587/1588 einsetzenden und sich im Verlauf des Jahres 1589 weiter zuspitzenden Rezession fiel die Zahl der Drucker und Buchhändler stark ab, zahlreiche Buchläden schlossen, Drucker waren vermehrt auf Lohnaufträge angewiesen und Ausbildungsverträge wurden nicht mehr abgeschlossen.340 Ein Großteil der im Druckgewerbe Tätigen befand sich in einer prekären finanziellen Situation.341 Neben die autorisierten Drucker und Buchhändler traten nun illegale Produzenten und Verkäufer, teils Kolporteure, Papierhersteller oder Lehrlinge, welche die bisher geltenden Grenzen im Druckgewerbe überschritten 335 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 20. 336 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 138; Augereau zählt Morel bereits 1589 zu den Druckern der Liga (vgl. Augereau: Tours, S. 219). 337 Vgl. Lepreux: Gallia typographica (Champagne), S. 168. 338 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 112, S. 119. 339 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 31–33. 340 Vgl. Neddermeyer: Von der Handschrift zum Buch, S. 413; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 31, bes. Anm. 88, S. 121; Pallier: Réponses catholiques, S. 345. 341 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 29; zu den Finanzverhältnissen auch Grivel: Printmakers, S. 48–50; Ungefähr 600 Leute arbeiteten in dem Gewerbe, davon 120 Drucker. Nach einer kurzen selbstfinanzierten Ausbildungszeit und einer sich anschließenden meist zwei- bis vierjährigen Tätigkeit bei ihrem Meister war der Gesellenstatus erreicht. Selbständigkeit setzte Grundkapital voraus, so dass viele die benötigten Pressen nur innerhalb von Gesellenverbünden erwerben konnten. Zusätzlichen Druck bauten die königlichen Regelungen (1586) mit Finanzierungsvorgaben auf. Im Gegensatz zu den Druckergesellen waren die Gesellen der Buchhändler an den Gewinnen ihrer Meister beteiligt und damit finanziell besser gestellt (vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 32–33; auch Pallier: Réponses catholiques, S. 346; Wolfe: Henry IV and the press, S. 183).

3.3 Akteure der gedruckten Religionskriegsnachrichten

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und selbsttätig druckten. Diese Neugründungen in der Rezession hielten sich meist nur ein bis zwei Jahre.342 Obgleich Michel Jouin und Pierre Mercier zu den engagiertesten Liga-Druckern 1589 zählten, die in der Verbindung von ökonomischen Eigeninteressen mit ideologisch ligistischen Interessen ihren Aufstieg 1589 erlebten, konnten sie sich nicht länger als 1589 behaupten ebenso wie Nicolas Givry, Jean des Nois und Jean Huby, die allerdings mit teilweise nicht mehr als einer Publikation 1589 fassbar waren.343 Einen Ausnahmefall bildete Denis Binet, der seine 1589 eröffnete eigene Offizin über die Zeit der Liga hinaus etablieren konnte, indem er sein Programm flexibel den politischen Gegebenheiten anpasste.344 Dass der Wegfall strenger Regularien als Karrierechance begriffen wurde, zeigt sich besonders deutlich bei den Druckern, die kein ideologisches Interesse mit ihrem Engagement verbanden wie der 1588 und 1589 nachgewiesene André Le Coq oder der von 1586 bis 1588 aktive Antoine Sallé. Sie fertigten v. a. Nachdrucke, nahmen ältere Publikationen mit neuem Titelblatt auf und lieferten häufiger auch fehlerhafte Angaben.345 Je nach situativem Kaufinteresse und wirtschaftlicher Konjunktur nahmen die Druckpublikationen dieser Gruppe zu oder ebbten stark ab.346 In sehr viel geringerem Maße wurden Gelegenheitsdrucker, die kaum mehr als die 1589 fassbare Produktion lieferten, auch für Heinrich III. aktiv, so die Drucker Jacques Brenouzet in Caen oder Jean Ruffin und Mathurin Le Mercier in Tours, die nur situativ mit einigen wenigen Druckpublikationen hervortraten.347

342 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 120–122; Cameron: Satire, S. 162; Pallier: Réponses catholiques, S. 346; Reure: Presse politique, S. 29; Insgesamt waren unter den ca. 120 zwischen 1585 und 1594 fassbaren Druckern knapp 80 nur mit einem bis zwei Werken vertreten, ca. 20 weitere blieben mit ihrer Produktion unter zehn Druckpublikationen und nur knapp 25 Drucker waren mit einer gewissen Regelmäßigkeit aktiv, wovon neun mehr als 30 individuelle Publikationen aufweisen konnten (vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 130). 343 Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 212–213; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 137; Michel Jouin war bis 1587 Geselle gewesen und Pierre Mercier hatte sich 1586 erst gemeinsam mit Pierre Des Hayes, Didier Millot und François Plumyon († 1587; Witwe, 1588/1589) zusammengeschlossen (vgl. Cassan: Guerre en discours, S. 262; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 121, S. 137). Michel Jouin war laut USTC [24.06.2014] nur 1588 und 1589 tätig (1588: sieben Editionen, 1589: 20) ebenso wie Pierre Mercier (1588: zwei, 1589: 14). 344 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 137–138; Binet blieb als Drucker und Buchhändler bis 1610 aktiv. Nachdem sich 1593/1594 die politische Situation grundlegend veränderte, etablierte Binet einen Zweig mit großen Buchprojekten (u. a. religiöse Literatur) und erhielt 1596 gar ein königliches Privileg für eine seiner Publikationen (vgl. Renouard: Binet, S. 2–3). 345 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 136–137. 346 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 137; Wolfe: Henry IV and the press, S. 184. 347 Jacques Brenouzet brachte 1589 zwei royalistische Flugschriften heraus und vier von insgesamt sechs für ihn nachweisbare Werke stammten aus der Phase 1587 bis 1589. Vereinzelte weitere Druckpublikationen folgten 1593 und 1597. Aus dem Bereich politischer Theorie stammte 1589 die einzige Druckschrift von Mathurin Le Mercier, der von 1588 bis 1592 als Drucker nachweisbar ist, während Le Mercier im Vorjahr (1588) drei königliche Ordonnanzen bzw. Edikte herausgebracht hatte. Für Jean Ruffin lässt sich insgesamt nur ein Werk auffinden, eine königliche Erklärung (vgl. USTC [24.06.2014]).

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3 Religionskriegsnachrichten in Frankreich 1589

Einflussreiche Großoffizinen dominierten 1589 den Druckmarkt, auf dem sich neben den etablierten Unternehmen zahlreiche Aufsteiger einzurichten suchten. Diese verbanden religiöse und ökonomische Interessen im Dienste der Liga, auch wenn eine größere Gruppe, v. a. an der persönlichen Karriere interessiert, im Fahrwasser der Liga agierte. Heinrich III. griff v. a. auf einen kleinen Kreis loyaler Drucker zurück. Wenn auch die Politisierung und Mobilisierung des Druckmarkts in Frankreich 1589 deutlich zutage treten,348 kann doch von einer einseitigen Instrumentalisierung der Medien durch die Politik nicht gesprochen werden. Eigeninteressen, Zwischenpositionen und Marktorientierung waren ebenso greifbar. 3.4 PRAXIS DER DRUCKPRODUKTION Im Verlauf des Jahres 1589 erschienen 1.479 Druckschriften, darunter 1.294 offizielle Erklärungen, Amtsschriften, Ereignisberichte, Kommentierungen, Meinungsund Schmähschriften mit einem Bezug zu der aktuellen Situation der Religionskriege.349 Von diesen sind 1.035 der Liga zuzuordnen (ca. 80 Prozent), 129 der königlichen Seite (ca. 10 Prozent) und 18 protestantisch bzw. pro-navarrisch (knapp 1,5 Prozent), während die restlichen 112 Druckschriften nicht eindeutig zuordenbar sind (ca. 8,5 Prozent).350 348 Vgl. Grivel: Les graveurs à Paris, S. 165: „Lʼestampe est devenue arme et moyen de propagande, elle nʼa pas pour but de plaire, mais de convaincre.“ 349 Als Grundlage dieser von Wilkinson ermittelten Daten diente The French Vernacular Books (vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 135). 350 Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 135–136; Die Verteilung 1589 ist zwar radikaler polarisiert, entspricht aber der generellen Tendenz während der Religionskriege: Ca. 50 Prozent der einordenbaren Druckpublikationen zwischen 1562 und 1598 waren katholisch und rund 35 Prozent königsnah, aber nur etwa elf Prozent protestantisch (vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 94). Selbst zu Beginn der Religionskriege (1562/1563) waren protestantische Druckpublikationen weit weniger präsent als bislang angenommen (vgl. Haug-Moritz: Hugenottische Pamphletistik, S. 116). Die angegebenen Zahlen weichen in der Literatur voneinander ab, schon aufgrund der unterschiedlich gewählten Bezugsgrößen, Medien und Zeiträume: In Paris sollen nach Denis Pallier 1588 157 und 1589 361, 362 bzw. 363 Flugschriften erschienen sein, eine Angabe, die eine Reihe von Autoren von ihm übernommen haben (vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 55; Christin: Les Réformes, S. 115; Benedict: Marmites, S. 127; Le Roux: Guerres de Religion, S. 251; Cassan: Guerre en discours, S. 261, Latimer: Pamphleteering in France, S. 42). Unter Einbeziehung nicht nur der Liga-Publikationen ermittelte Debaggi Baranova 447 Flugschriften für 1589, wobei sie ausschließlich die Bestände der BNF einbezog (vgl. Debaggi Baranova: Coups de libelles, S. 465). Le Roux gibt für den Zeitraum Januar bis Juli 1589 237 Flugschriften an, wobei er sich auf Palliers Aufstellung bezieht (vgl. Le Roux: Mort d’un roi, S. 428; Le Roux: Régicide, S. 174; Le Roux: Le roi, la cour, S. 243), während Mathilde Bernard von über 200 libelles, die in Paris allein zwischen 25. Dezember 1588 und 1. August 1589 erschienen, ausgeht (vgl. Bernard: Vox populi, S. 245). David El Kenz spricht von 50 Flugschriften, die unmittelbar nach der Ermordung der Guise veröffentlicht wurden (vgl. El Kenz: La propagande, S. 3). Berkley W. Latimer geht von mindestens 32 Publikationen zur Ermordung der Guise aus, ohne zu präzisieren (vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 43). Nach der Ermordung des Königs sollen unmittelbar 20 Flugschriften in Paris erschienen sein, so Le Roux (vgl. Le Roux: Régicide, S. 314). Wilkinson wiederum stellt 81 Edikte von Hein-

3.4 Praxis der Druckproduktion

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Der Druckmarkt war 1589 von den aktuellen Religionskriegsnachrichten dominiert, wobei die Ermordung der Guise und die sich anschließende Auseinandersetzung mit der Person des Königs die stärksten Schwerpunkte bildeten. Die Zahl an Flugblättern erreichte ein hohes Maß, doch kann aufgrund fehlender Zahlen für den gesamten Druckmarkt in Frankreich nur gemutmaßt werden, ob bzw. dass die Produktion 1589 wie diejenige im Bereich der Flugschriften komplett auf die Religionskriege umgestellt wurde.351 3.4.1 Organisation und Abläufe Da das gesamte Druckgewerbe 1589 durch die aktuellen Religionskriegsnachrichten dominiert war, findet sich das ganze Spektrum an Betrieben vom Großunternehmen mit festem Mitarbeiterstab bis zum situativen Zweckbündnis von Gelegenheitsdruckern im Feld der Nachrichtenproduktion, die 1589 eine nur geringe Spezialisierung aufwies. Große vermögende Häuser wie Kerver, Sonnius und Du Puys sowie Chaudière und Nivelle, d. h. geschworene Buchhändler mit international operierenden Unternehmen, verfügten über feste Mitarbeiter, wobei vielfach Verwandte und Verschwägerte wichtige Positionen einnahmen, wie die der Faktoren (u. a. die Söhne von Jacques Du Puys, Sébastien Nivelle, Pierre LʼHuillier), welche vor Ort in Frankreich und im Ausland den Vertrieb organisierten und eigene Läden eröffneten.352 Die Ehefrau von Nicolas Nivelle bspw., Madeleine Girard (auch Gérard), regelte, während ihr Mann im Frühjahr 1588 die Frankfurter Buchmesse besuchte, den Aufkauf der Bestände des verstorbenen libraire-juré Thomas Brumen.353 Das Netzwerk von Alliierten und Schützlingen der führenden Häuser, Guillaume Bichon als Protegé von Sonnius oder Robert Le Fizelier als Klient der Kerver,354 ist als erweiterter Mitarbeiterstab zu sehen. Diese wenigen Großbetriebe besaßen Kapital und Einfluss am Markt und betrieben ihre Verleger­ und Buchhändlertätigkeit als eine neben anderen Verdienstmöglichkeiten: So unterhielten die Du Puys und die Witwe Kerver bspw. auch Mietshäuser.355 Mit dem Aufstieg der Buchhändler-Verleger war die Zurückdrängung der reinen Drucker, die auf einem translokalen Markt nicht konkurrenzfähig waren, ver-

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rich III., die bis zum August 1589 erschienen, 31 Edikten Heinrichs IV. für das Jahr 1589 gegenüber (vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 136). Nach Philipp Benedict erschienen allein nach der Ermordung der Guise 30 Flugblätter (vgl. Benedict: Marmites, S. 127). L’Estoile verzeichnete für die Zeit mehr als 40 Einblattdrucke und Flugblätter. Für die hier vorliegende Untersuchung wurden über L’Estoile hinausgehend insgesamt 48 Einblattdrucke und Flugblätter einbezogen. Selbst für Lyon als wichtigsten Druckort nach Paris sind Einblattdrucke und Flugblätter aus der Zeit der Liga der Forschung nicht bekannt (vgl. Estier: Maîtrise de l’opinion, Abs. 12). Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 22–23; zu den Faktoren: Parent: Métiers du livre, S. 145. Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 531–532. Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 137, zu den Klientelbeziehungen: S. 25. Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 25.

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3 Religionskriegsnachrichten in Frankreich 1589

bunden.356 Als Höchstleistung konnten bei einer Besetzung mit zwei Druckern in einer Werkstatt an einem Tag etwa 1.250 beidseitig bedruckte Blätter an einer Presse hergestellt werden.357 In den Druckbetrieben war ähnlich wie im Verlagswesen die Einbeziehung von Familienmitgliedern üblich: Die Söhne, die das Handwerk des Vaters erlernten, gingen bei diesem auch in die Lehre und waren dann als Mitarbeiter tätig. Martin III. Le Mégissier bspw. unterstützte ab 1588 seinen Vater als offiziell privilegierter Drucker des Königs in Rouen – druckte 1589 allerdings ligistische Publikationen – und übernahm 1596 die Offizin. Als Buchhändler und Verleger brachten die Mégissier kaum eigene Druckproduktionen heraus, da sie im Wesentlichen von den lukrativen Aufträgen für den König, das parlement in Rouen sowie die städtische Verwaltung lebten.358 In den größeren und mittleren Druckbetrieben waren als Mitarbeiter eigene Setzer beschäftigt und Korrektoren und Binder teils an die Werkstätten angegliedert. Im Bereich der Tagesschrifttums war die Tendenz zur Ausdifferenzierung des Druckgewerbes allerdings nicht sehr ausgeprägt.359 Während meist mehrere der Funktionen und Aufgaben innerhalb der Werkstatt in der Hand einer Person lagen, wurden andere Aufgaben als Auftragsarbeiten vergeben. Für Großaufträge schlossen sich auch Assoziationen zusammen, um gemeinschaftlich die Herausgabe eines Werks zu organisieren, doch konzentrierten sich diese unter den großen Häusern und etablierten Druckern und Buchhändler-Verlegern auf religiöse Schriften oder gelehrte Klassiker.360 Kredite ermöglichten auch mittleren Unternehmen größere Projekte: Die Papierfabrikanten aus Troyes (Gouault und Nivelle), Paris (Le Blé) und Clérmont (Pascal, Gargheau) fungierten als Kreditgeber für zahlreiche Buchhändler, darunter die

356 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 27–28. 357 Vgl. Chrisman: Lay culture, S. 7; Als durchschnittliche Produktion hat Chrisman am Fall Straßburgs – an der Schwelle zwischen deutschem und französischem Druckmarkt – bei einem Setzer ein Arbeitsvolumen von zweieinhalb bis drei Masterformen der Druckplatten in einer Woche ermittelt und 130 auf das Jahr bei 260 Arbeitstagen hochgerechnet. Bei Höchstauslastung hätten von 260, durch zwei Setzer bereitgestellten Masterformen zwei Drucker gemeinsam jeweils bis zu 1.250 Abdrucke täglich über das Jahr fertigen können, doch lag die Auslastung im Regelfall niedriger, bei ca. 85 Prozent, was 218 Masterformen entspräche (vgl. Chrisman: Lay culture, S. 6–7). Vgl. mit abweichenden Berechnungen Veyrin-Forrer: Lettre et texte, S. 307–313. 358 Vgl. Lepreux: Gallia typographica (Normandie), S. 263; dazu, dass die Mégissier zeitweise für die Liga druckten, vgl. Pallier: Diffusion de l’imprimé, S. 395. 359 Verleger, Autor bzw. Kompilator, Drucker und, falls ein Bildteil enthalten war, auch Bildentwerfer, Zeichner und Stecher bzw. beim Holzschnitt Formschneider, Patronierer und Briefmaler bildeten sich erst langsam als eigenständige, klar abgrenzbare Berufe heraus. 360 Zu der in Tours (erst 1591) gegründeten Gruppe, der u. a. Jamet Mettayer, Jean Richer und Claude de Montrœil angehörten, vgl. Giraudet: Assocation d’imprimeurs, u. a. S. 6–9; Überblick zu der Compagnie de la grand navire und der Compagnie des usages: Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 553–555; für einen Überblick über Abläufe im französischen Druckgewerbe des 16. Jahrhunderts, allerdings ohne Schwerpunktsetzung auf akzidentiellen Druckpublikationen, vgl. Veyrin-Forrer: Lettre et texte, S. 273–319.

3.4 Praxis der Druckproduktion

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Buon (dokumentiert am 6. Juli 1589) und die Gourbin (27. Mai 1589).361 Durch die Zusammenarbeit von Großverlegern, Auftraggebern und Assoziationen wie in der Kooperation von Nicolas Nivelle und Rolin Thierry verteilte sich das finanzielle Risiko. Da Nivelle in der ersten Jahreshälfte 1589 häufig mit diplomatischen Aufgaben für die Liga betraut wurde und daher nicht in Paris war, dürfte ein Großteil der logistischen sowie praktischen Arbeiten von Thierry durchgeführt worden sein.362 Ein hauptberufliches Engagement, bspw. als Korrektor, schloss nicht die Tätigkeit in weiteren Bereichen der Druckproduktion aus.363 Als Autoren, Kompilatoren oder zumindest Verfasser von Vorworten waren auch einige Buchhändler und Verleger selbst tätig, wie etwa der ligistische libraire Jean Parant für die Flugschrift „CHARMES“ (Fls-FRK22).364 Das Setzen, Gegenlesen, Drucken und Sortieren war dagegen Aufgabe von Gesellen und Lehrlingen.365 Angesichts der Druckmarktkrise 1589 stellten allerdings selbst etablierte Unternehmen kaum neue Gesellen oder gar Festangestellte ein, sondern behalfen sich zumeist mit Lehrlingen, die aus dem eigenen Viertel bzw. Bekanntenkreis rekrutiert wurden oder aber aus der Provinz in die Stadt kamen.366 Angesichts der finanziellen Notlage sowie der sich unter der Liga eröffnenden Spielräume schlossen sich für die Druckproduktion von Gelegenheitsschriften auch Verbünde von Gesellen zusammen, die sich eine Druckerpresse – deren Erwerb sonst außerhalb ihrer Möglichkeiten lag – teilten wie Pierre Des Hayes, Pierre Mercier, Didier Millot und (die Witwe von) François Plumyon.367 Lohndruckerarbeiten, Leihgebühren für die Nutzung von Pressen,368 die Notwendigkeit, sich mit anderen im Druckgewerbe zusammenzuschließen sowie die geringe Reichweite auf dem Lokalmarkt369 prägten die Druckproduktion dieser Gruppe von vermögenslosen Kleinstbetrieben. Für den Vertrieb konnte nicht auf etablierte Buchhändler zurückgegriffen werden, diesen erledigten Kolporteure. Einerseits versuchten diese Kleinstbetriebe in enger Marktorientierung das Risiko für die Druckproduktion angesichts fehlender Kapitalrücklagen niedrig zu halten, weswegen bereits kursierende, auch offizielle Dokumente mit geringer Investition und sicherem Absatz nachgedruckt wurden. Andererseits druckten gerade diese Unternehmen auch provokante Schriften, was die Gefahr von Zensureingriffen potenzierte.370 361 362 363 364 365 366 367 368

Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 25. Vgl. Zwierlein: Political thought, S. 72. Vgl. Parent: Métiers du livre, S. 121–125. Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 134. Vgl. Wolfe: Henry IV and the press, S. 183. Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 31. Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 137. Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 29; Die Pressen wurden für höchstens ein Jahr, meist sogar nur für einige Monate angemietet, so dass Drucker ohne eigene Presse regelmäßig eine neue, gerade verfügbare anmieten mussten (vgl. Parent: Métiers du livre, S. 93). 369 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 28. 370 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 30; vgl. z. B. Didier Millots Produktion, der von diffamierenden Schriften wie „LES || SORCELERIES“ (Fls-FRK95) bis zu politiktheoretischen Traktaten wie „DIALOGVE“ (Fls-FRK26) druckte, oder auch Pierre Merciers Programm, das von der anti-königlichen Schrift „LES || PROPOS“ (Fls-FRK94) bis zu dem Kommentar des Sieur de Varaine (in: HARANGVE (Fls-FRK156); ADVIS (Fls-FRK155); LA || REMONS-||TRANCE (Fls-FRK157)) reichte.

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3 Religionskriegsnachrichten in Frankreich 1589

Durch die Unruhen bedingt waren Umsiedlungen und Neugründungen 1589 häufig: Pierre L’Huillier bspw. war bis 1588 als königlicher Buchhändler­Verleger in Paris tätig, wo er auch Auftragsarbeiten an wechselnde Lohndrucker vergab. 1589 etablierte er sich neu als Drucker und Buchhändler in Saint-Denis.371 Auf der Presse von L’Huillier in Blois ließ Jamet Mettayer, libraire et imprimeur du Roi, 1588/1589 die offiziellen königlichen Schriften, für deren Druckproduktion und Vertrieb er das Privileg innehatte, fertigen. Nach der Übersiedlung nach Tours im Gefolge Heinrichs III. verfügte Mettayer über mindestens vier eigene Pressen, die zusammen mit Material aus seiner Werkstatt nach Tours transportiert worden waren.372 Claude Guyot war im Dezember 1588 auf Anweisung Heinrichs III. als königlicher Drucker von Paris nach Langres gezogen, wurde aber 1589 bereits vom Generalprokurator des parlement in Châlons-en-Champagne dazu bewegt, im Dezember 1589 erneut umzusiedeln. Der Stadtrat von Châlons-en-Champagne, das zuvor keine Druckerei hatte, unterstützte die Einrichtung der Offizin Guyots. Er erhielt eine Kammer im alten königlichen Magazin und einmalig eine Subvention von zwölf Ecus. Parallel organisierte der Stadtrat eigens eine vierköpfige Zensurkommission, der auch zwei Doktoren der Theologie angehörten, um die Druckproduktion in Châlons-en-Champagne zu überwachen.373 Das Festhalten an der engen Regulierung des Markts, die Förderung bereits etablierter Drucker durch politische Instanzen374 und die Herausforderung einer hohen horizontalen, also territorialen, Mobilität prägten die königsnahen Werkstätten, während im Einflussbereich der Liga eine stärkere vertikale, also soziale, Mobilität Auswirkungen auf den gesamtfranzösischen Druckmarkt zeigte. 3.4.2 Informationsgewinnung Die Nachrichtenauswahl erfolgte im Allgemeinen aus einer Fülle an verfügbarem Material, das nach den Kriterien der Einschätzung des Markts, also der Verkaufbarkeit, und der Beschränkung durch die Zensur gesichtet wurde. Als Informationsquellen dienten den Druckproduzenten 1589 situativ Augenzeugenberichte des Geschehens aus Blois oder Saint-Cloud ebenso wie von den Schlachtfeldern, von wo Fürsten und Gesandte, Diener oder auch Soldaten und Wachen mündlich, v. a. aber handschriftlich in Briefen an Verwandte und Freunde oder in offiziellen Schreiben an ihre adligen Herren bzw. ihre städtische Regierung berichteten.375 Bei den lokalen und regionalen Versammlungen, wie bspw. dem Conseil des centeniers, der ab 371 Vgl. Lepreux: Gallia typographica (Paris), S. 355. 372 Vgl. Lepreux: Gallia typographica (Paris), S. 355, bes. Anm. 3, S. 387; zu Mettayer vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 136. 373 Vgl. Lepreux: Gallia typographica (Champagne), S. 268, S. 348; auch McLeod: Licensing loyalty, S. 16; zur Subventionierung der Drucker an kleineren Orten, wo sie nur über geringe Verdienstmöglichkeiten verfügten, am Bsp. von Guyot: Pallier: Diffusion de l’imprimé, S. 399–400. 374 Zur königlichen Gehaltsliste vgl. Michaud: Ordonnancement des depenses, S. 111. 375 Vgl. z. B. die Verweise auf Augenzeugenberichte in ADVIS (Fls-FRK8), Titelblatt; LETTRE (Fls-FRK74), S. 5, S. 11; Hinweis auf eine Briefvorlage z. B. in VRAY || DISCOVRS (Fls-

3.4 Praxis der Druckproduktion

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April 1589 in Laon an jedem Mittwoch tagte, wurden sämtliche an die Stadt gerichteten Briefe laut verlesen, die Inhalte von den Anwesenden weitergetragen und auf den Straßen und Märkten diskutiert.376 Mündlich wurden auch durch Boten und andere im Nachrichtenverkehr Beschäftigte Informationen zirkulieren lassen, wie La Place aus Beausse berichtet: „I’ay appris ce que ie || vous mande par vn Gentilhomme || porteur d’vne lettre dont ie vous enuoye la coppie. Il auoit sceu les || particularitez par ceux qui se sont trouuez à la deffaite.“377 Aus unverschlossen versandten Briefen konnten sich die Boten teils noch vor der Zustellung der Post über Neuigkeiten informieren, die auch entgegen dem Willen der obrigkeitlichen Briefkorrespondenten mündlich weitergereicht wurden.378 Des Weiteren waren den Druckern und Verlegern offene Ausschreiben379 der Obrigkeit, zirkulierende Redetexte und offizielle Fassungen von Rechtsdokumenten, welche verlesen oder ausgehängt oder durch persönliche Kontakte erlangt wurden, zugänglich, die ebenso wie (abgefangene) Briefe der politischen Akteure zusammengestellt, kopiert und ediert wurden,380 wie in der Druckpublikation „Aduis“ (Fls-FRK11) deutlich wird.381 Hubert Velu, Guillaume Chaudière und Rolin Thierry stützten sich auf handschriftliche Vorlagen (Briefe), wobei sie die Bestätigung von Informationen aus verschiedenen Quellen sowie die Kürze und Verständlichkeit der Darstellung als Auswahlkriterien für die Aufnahme in ihre Publikationen heranzogen.382 Auch kursierende Traktate und Situationskommentare wurden, wenn sie der eigenen Position dienlich waren, aufgegriffen, angeeignet und weiterverbreitet: J. V. D. Bechet, Pfarrer von Langé bei Tours, berichtete, dass der Prediger Charron, ein Kanoniker aus Bordeaux, während seiner Zeit als Prediger in Angers, eine Abschrift seines Briefs an einen Pariser Freund, der als Doktor an der Sorbonne angesiedelt war, einigen angesehenen Bewohnern von Angers überlassen habe, kurz bevor er selbst die Stadt verließ. Von diesen erhielt Bechet Einsicht in die Abschrift, welche seine eigene Haltung so überzeugend ausdrückte, dass er sich – nach Beratung mit einigen Herren und Freunden – entschloss, den Brief in seiner eigenen

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FRK158): „A LYON. || Iouxte la Copie de la lettre mis-||siue enuoyee de Rouen.“ Zu Augenzeugenberichten vgl. auch Kap. 3.2.2. Vgl. Greengrass: Rumeur et bien public, S. 8–9; Diesem ligistischen Gremium gehörten in Laon je drei Abgeordnete aus den 14 centaines (Hundertschaften) an (vgl. Greengrass: Rumeur et bien public, S. 8). LETTRE (Fls-FRK74), S. 11. Vgl. Greengrass: Rumeur et bien public, S. 18–19. Öffentlich bekanntgemachte Verordnungen der Obrigkeit. Vgl. z. B. EXTRAICT (Fls-FRK3); LA || RODOMONTADE (Fls-FRK13), inklusive einer Problematisierung des Briefs, der als Beleg des Verrats von Pierre Baillon (prévôt des marchands) an der ligistischen Regierung in Lyon gewertet wurde. In „LETTRE“ (Fls-FRK16) war ein undatierter Brief über die Schlacht bei Senlis aus Chartres von Seigneur Bernardin wiedergegeben. LʼEstoile beschreibt anhand eines Briefs von Antoine Hennequin an den Herzog von Mayenne vom 18. Mai 1589, wie das Prozedere vom Abfangen von Briefen der Gegenseite und Abschreiben bis hin zur Druckproduktion ablief (vgl. L’Estoile: Journal Henri III, S. 185–187). Vgl. Aduis de Rome || TIRE DES LETTRES DE || L’EVESQVE DV MANS ESCRI-||tes le quinziesme de Mars à Henry || iadis Roy de France (Fls-FRK11). Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 133.

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3 Religionskriegsnachrichten in Frankreich 1589

Schrift anlässlich der Ermordung des Königs abzudrucken.383 Diese erzählerische Rahmung Bechets spiegelt – außer möglichen Entstehungshintergründen von „ORAISON“ (Fls-FRK14) – eine offenbar für die Zeitgenossen plausible Darstellung der Informationsakquise für eine Flugschrift wider. Handschriftlich kursierende Gedichte (Sonette, Vierzeiler, Epigramme etc.) wurden, wie sich mindestens für Paris und Lyon nachweisen lässt, in Flugschriften an Prosatexte angefügt oder diesen vorangestellt, im Regelfall aber nicht als selbständige Publikation herausgebracht.384 Auch die kursierenden Druckpublikationen anderer Offizinen stellten eine Informationsquelle für die Drucker dar, wie schon die häufigen Nachdrucke durch andere Offizinen zeigen.385 Daneben war auch die Aufnahme bereits älterer Textbausteine oder schon verwendeter Bildteile in eine Publikation zu den jüngsten Ereignissen durchaus üblich. So fand ein Porträt von Jacques Clément sowohl auf dem Einblattdruck „F. IAQVES CLEMENT“ (FblFRK13) als auch „F. IAQVES CLEMENT“ (Fbl-FRK14) und „HISTOIRE“ (FblFRK46) Aufnahme und das Titelbild von „ACTION“ (Fls-FRK2) griff auf die Bilderfindung von „LA VIE“ (Fls­FRK81) zurück.386 Insgesamt sind die Bildvorlagen für Einblattdrucke und Flugblätter sowie der Informationsablauf und die Übermittlungswege bisher noch blinde Flecken der Forschung. Der Informationsstand hing vom persönlichen Netzwerk der Druckverantwortlichen ab, was im Einzelfall Autoren ebenso wie Drucker und Buchhändler in der Rolle als Verfasser, Kompilatoren oder Bearbeiter sein konnten. Weitere Neuigkeiten wurden von Informanten erlangt, zu denen neben professionellen Nachrichtenschreibern ‚Insiderʻ zählten, d. h. Mitglieder des Hofs, Mitarbeiter von Behörden und Schreiber im Militär.387 Der Pariser Jurist Pierre de L’Estoile bestätigte in seinen „Mémoires-Journaux“, dass die Informationen im Tagesschrifttum in einer 383 Vgl. ORAISON (Fls-FRK14), S. 82–85; als Beispiel für eine Vereinnahmung durch die königliche Seite: Bei Jamet Mettayer erschien die Rede von Etienne Bernard, Sprecher des dritten Standes auf der Generalständeversammlung in Blois, welcher die Einigkeit mit dem König und die fortdauernde Anerkennung von dessen Machtposition vertrat. Auf die veränderten Umstände durch die Morde und Gefangennahmen ging Bernard nur ganz marginal (nämlich in der Bitte um Freilassung eines der gefangenen Ligisten) ein (vgl. Smither: Myth and reality of kingship, S. 439). 384 Vgl. Reure: Presse politique, S. 46. 385 Benennung von Vorlagen: REGELEMENT (Fls-FRK105): „A TROYES, || Par Nicolas Girardon: en la || Ruë nostre Dame. || Iouxte la Copie Imprimée || à Paris. || M. D. L XXXIX. || AVEC PRIVILEGE.“; ADVIS (Fls-FRK15): „A PARIS, || Au mont S. Hilaire à l’enseigne du Pelican, || Suiuant la copie imprimée à Dijon. || 1589. || AVEC PRIVILEGE.“; LA GRANDE || DIABLERIE (Fls-FRK72): „Suyuant la copie imprimee à Paris. || M. D. LXXXIX.“ Der Nachdruck lässt sich allerdings nicht immer einwandfrei belegen, da oft Marker fehlen, um den Erstdruck zu identifizieren. Mitunter lässt sich selbst bei großer textlicher Nähe nicht sicher sagen, ob die Druckpublikationen voneinander abhingen oder ob eine in mehreren Exemplaren verbreitete handschriftliche Vorlage verschiedenen Druckern vorlag, so dass ihre Publikationen unabhängig voneinander entstanden (vgl. Fuchs: Entwicklung des Nürnberger Zeitungswesens, S. 68). 386 Ausführlich behandelt diese Wiederaufnahmen Kap. 3.7.2. 387 Grundsätzlich hierzu Arndt: Herrschaftskontrolle, S. 141; Teilweise wurden durch die Informanten bereits drucktaugliche Berichte weitergereicht, teilweise blieb die Ausarbeitung der Druckpublikation den Druckverantwortlichen vor Ort überlassen (vgl. Arndt: Herrschaftskontrolle, S. 54).

3.4 Praxis der Druckproduktion

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Reihe von Fällen aus dem königlichen Palast („nouvelles du Palais“) oder den Kreisen der Magistrate stammten.388 Einige der größeren Unternehmen, die mit der Liga eng kooperierten, nämlich Nivelle, Thierry, Chaudière und Bichon, zeigten sich besonders gut informiert, wie Wahrheitstreue und Vollständigkeit ihrer Publikationen anzeigen.389 Neben diese von den Druckern oder Verlegern selbst verantworteten Publikationen traten als ein Segment des Druckmarkts die Auftragsarbeiten, bei denen durch den König, die Liga-Institutionen, die parlements oder städtischen Instanzen fallabhängig der gesamte Text oder äußere Rahmenbedingungen wie Titel, Thema oder auch die grundsätzliche Argumentation vorgegeben wurden. Im Fall des Flugblatts „Le martire“ (Fbl-FRK27) bspw. fertigte der Bildproduzent selbsttätig eine Darstellung der Ereignisse unter einem vorgegebenen Titel, wie Pierre-Gilles Girault ausführt.390 Für den 1589 aktiven königstreuen Drucker Barthélemy Gomet in Blois ist eine königliche Auftragsarbeit von 1587 besonders gut dokumentiert: Heinrich III. ließ die Druckfertigung der lettres patentes vom September 1587 aus Gien bei Barthélemy Gomet mit einer Stückzahl von 100 in Auftrag geben. Der Text wurde an Gomet durch die lokalen Behörden weitergereicht und sollte dann von Blois aus in die Städte und Orte der Region versandt werden. Für die achtseitige Flugschrift im Oktav-Format erhielt Gomet drei Ecus, was ca. 20 livres entsprach. Raymon Viart, Vogt von Blois, leitete am 7. Oktober 1587 die Anweisung an den ersten Amtsdiener Guérin weiter, die Bezahlung Gomets über Jacques Signoret, den Fiskalverwalter der Grafschaft von Blois, zu organisieren. Am 5. November quittierte Gomet dann im Beisein des Notars Chicoyneau aus Blois und zweier Schreiber die Auszahlung.391 Die im obrigkeitlichen Auftrag weitergereichten Druckvorlagen waren im Regelfall mit einer Publikationsanordnung verbunden.392 Da Authentizität und Verlässlichkeit des Textes als zentrale Anforderungen an den offiziellen Drucker (des Königs oder einer Institution) galten, war die enge Orientierung an der mitgereichten handschriftlichen oder bereits als Druckpublikation ausgehändigten Vorlage Pflicht.393 Zahlreiche der Druckpublikationen von 1589 dokumentierten diese institutionalisierte Form der Informationsweitergabe durch Hinweise auf die zugrunde liegende Vorlage, den Informationsweg, die Kollation, also den Textabgleich auf Vollständigkeit und Richtigkeit hin, und die Umstände der Veröffentlichung und Verbreitung als Druckpublikation.394 388 389 390 391 392

Vgl. El Kenz: La propagande, S. 6. Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 136. Vgl. Girault: Assassinat du cardinal de Guise, S. 114. Vgl. Porcher: Sur les imprimeurs, S. 63–66. Z. B. DECLARATION (Fls-FRK47): „A BOURDEAVS. || Par S. MILLANGES, Imprimeur || ordinaire du Roy. || 1589. || Par commandement de la Cour.“ 393 Vgl. Lepreux: Gallia typographica (Paris), S. 34. 394 Z. B. DECLARATION (Fls-FRK48): Beschreibung der Siegelung und Kollation, gedruckte Unterschrift, Publikationsgebot, Dokumentation der Verlesung durch den örtlichen sergeant Thomas Moreau; „LE Conseil“ (Fbl-FRK3) bspw. behauptete durch den Verweis auf den Beschluss des Allgemeinen Rats der Liga, die Aufnahme durch den prévôt des marchands und die

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3 Religionskriegsnachrichten in Frankreich 1589

Bei den privilegierten Druckern der Liga und des Königs finden sich häufiger auch Hinweise in den Publikationen auf die verwendete Vorlage, was eine politisch gewollte, sogar forcierte Kooperation vermuten lässt, ohne dass eine Auftragsarbeit belegt wäre. Nicht nur Amtsschriften, sondern auch Berichte und Kommentare besonders der offiziellen Offizinen wurden als Druckvorlagen genutzt, wie diejenigen von Jamet Mettayer u. a. in Blois, Tours und Angers.395 Auf lokale Ereignisse bezogene Publikationen blieben zumeist auf die Provinzen beschränkt,396 wenn es sich nicht um militärische oder politische Erfolge handelte, denen eine übergeordnete Bedeutung zugeschrieben wurde.397 Paris war dagegen nicht nur wichtigster Druckort, sondern auch zentraler Berichtsort und bevorzugter Gegenstand der Flugschriften und Flugblätter.398 Dass keine vollständige Abhängigkeit der Provinzen von Paris bestand und somit auch kein frankreichweit einheitliches Programm der Liga, zeigt sich nicht zuletzt darin, dass in der Pariser Produktion die Schmähschriften dominierten, während in den Provinzen militärische Berichte und offizielle Schreiben einen größeren Anteil ausmachten.399 Da es kostengünstiger war einige Handschriften oder aber eine einzelne Druckschrift als Vorlage zu verschicken, statt eine komplette Ausgabe in die Provinzen zu transportieren, entstanden häufig Nachdrucke auf Basis dieser Vorlagen, besonders der Pariser Produktion. Bisweilen war dieser Versand von Vorlagen in andere Druckorte von den Druckern selbst organisiert, aber dies wurde auch von der Liga gefördert.400 Denis Binet, Didier Millot, Benoît Rigaud, Guillaume Bichon, Nicolas Nivelle und Rolin Thierry, die mehrheitlich in engem Austausch zu Liga-Autoritäten standen, wurden häufig als Verantwortliche der verwendeten Druckvorlagen genannt401 und beeinflussten mit ihren Werkstätten das Angebot in den Provin-

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échevins sowie die Bestätigung durch den Schreiber Bonnaventure Heverard die Authentizität und rechtliche Gültigkeit des Einblattdrucks. Vgl. z. B. LETTRE (Fls-FRK75): „A ANGERS, || Suyuant la coppie imprimée à Tours, par || Iamet Mettayer, Imprimeur || ordinaire du Roy. || M. D. LXXXIX.“; DECLARATION (FlsFRK48): „A TOVRS. || Par Zacharie Griueau, Imprimeur du || Roy & Libraire. Iouxte la copie impri-||mee à Blois Par Iamet Mettayer Impri-||meur du Roy. 1589.“ Z. B. LA || RODOMONTADE (Fls-FRK13); DECLARATION (Fbl-FRK5). Z. B. SECONDE || VICTOIRE (Fls-FRK144). Siehe hier nur zu Paris als Ereignis- und/oder Berichtsort z. B. DISCOVRS (Fls-FRK20); REGLEMENT (Fls-FRK106); REMONSTRAN-||CES (Fls-FRK132); SIGNES (Fls-FRK146); HARANGVE (Fls­FRK156); zum Typ des Parisers als ‚guter Katholikʻ, wie er als Adressat oder Absender bereits auf dem Titelblatt angesprochen wird, vgl. u. a. La Resolution (FlsFRK76); LE || SONGE (Fls-FRK91); LE || TYRANNICIDE (Fls-FRK102); LES || CHOSES (Fls-FRK88): „vn || Enfant de Paris“; LES VRAIS || PIEGES (Fls-FRK96); RESPONSE (FlsFRK111); RESPONSE (Fls-FRK139). Vgl. Pallier: Réponses catholiques, S. 344. Vgl. Wolfe: Henry IV and the press, S. 186; Pallier: Réponses catholiques, S. 344; Pallier: Diffusion de l’imprimé, S. 390. U. a. DISCOVRS (Fls-FRK28): „A ROVEN, || Iouxte la forme & exemplaire Imprimé || à Paris, par Nicolas Niuelle, || & Rolin Thierry. || M. D. LXXXIX.“; LA || RESISTANCE (Fls-FRK36): „A ROVEN, || Iouxte la forme & exēplaire Im­||primé à Paris, par Denis Binet. || Auec Permission.“; für einen Überblick über die Beziehungen zwischen Paris und den Provinzen vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 475–477.

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zen.402 Die Flugschrift „DISCOVRS“ (Fls-FRK20), die Didier Millot und Hubert Velu in Paris mit einer Druckgenehmigung herausbrachten, erschien in den großen Liga­Druckorten der Provinz in den wichtigsten Liga­Offizinen, d. h. bei Jean Pillehotte in Lyon, bei Jean Moreau in Troyes, der mit mehreren Buchhändlern in Paris zusammenarbeitete, darunter Didier Millot,403 und bei Jacques Colomiès in Toulouse. Spätere Nachdrucke bezogen sich nicht nur explizit auf die Pariser Editionen, sondern auch auf die Ausgabe von Colomiès aus dem wichtigsten südlichen Druckzentrum Toulouse.404 Das hier gezeichnete Bild unterstreicht ganz das Urteil von Latimer über die zeitgenössische Mediennutzung im Dienste der Liga: „What coordination existed was purposeful but informal.“405 Obgleich das schmale protestantische Drucksegment wesentlich von Heinrich von Navarra bestimmt wurde, lässt sich das Urteil Latimers für einige protestantische Aktivitäten auf dem Druckmarkt übertragen: So sollte die 1588 erschienene Flugschrift „EXCELLENT || ET LIBRE DISCOVRS“ von Michel Hurault de lʼHôpital, Sieur du Fay,406 1589 in Genf auf Initiative von François de Laubéran, Sieur de Montigny, nachgedruckt werden. Den protestantenfreundlichen Diskurs hatte der aus Paris vertriebene Pastor Laubéran zur Fertigung einer Druckpublikation informell wohl von Sedan nach Genf geschickt. Dort sollte Theodor von Beza, mit dem Laubéran für einige Zeit eine Briefkorrespondenz pflegte, dafür sorgen, dass die gedruckten Exemplare über Metz nach Frankreich geschickt würden.407 In diesem Fall blieb der Drucker selbst anonym und in einer passiven Rolle, was veranschaulicht, wie sehr sich Eigeninitiative mit Macht, Einfluss und Kontakten 1589 von Fall zu Fall zu einer je eigenen Konstellation verbanden.

402 Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 140. 403 Zu Moreaus Kontakten vgl. Lepreux: Gallia typographica (Champagne), S. 170; Verschiedene Beschlüsse des Pariser parlement erschienen bei Léger Delas in Paris (USTC 10960; USTC 6388; mit Charles du Souchet: USTC 3961 und USTC 52279) und Jean Moreau in Troyes (USTC 26574; USTC 26572; USTC 20359). Auch die Flugschrift „Action“ (Fls-FRK1), die Moreau publizierte, erschien in einer Pariser Ausgabe (Pierre des Hayes). 404 Unter den insgesamt acht französischen Ausgaben von „DISCOVRS“ (Fls-FRK20) laut USTC [24.06.2014] waren zwei ohne Orts- und Druckerangabe publizierte Nachdrucke, von denen sich einer (USTC 8077) auf die Ausgabe Millots (USTC 12296) als Vorlage bezog, der andere (USTC 62546) auf Colomiès (USTC 64589). 405 Latimer: Pamphleteering in France, S. 140. 406 Michel Hurault, der Enkel von Michel de lʼHôpital, hatte 1588 als Diplomat für Heinrich von Navarra England, die Niederlande und das Reich bereist. 1589 befand er sich dann in Frankreich im Gefolge Navarras (vgl. Beza: Correspondance, S. 137, Anm. 2). 407 Vgl. Beza: Correspondance, S. 136–137, zu Laubéran: S. 137, Anm. 3; Bereits am 4. März hatte Laubéran Beza auch die „LETTRES“ (Fls-FRK59) von Navarra zugeschickt, welche dieser wiederum an seinen Korrespondenzpartner Grynaeus in Basel weiterempfohlen hatte. Ende Mai sandte Laubéran nun zudem die Erklärung Navarras über den Waffenstillstand mit Heinrich III. (als Druckpublikation: DECLARATION (Fls-FRK55)) nach Genf an Beza (vgl. Beza: Correspondance, S. 136–137, bes. Anm. 4 und 5).

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3.4.3 Auswahl und Bearbeitung Bei der Materialwahl wurden im Regelfall die Wahrheitsnähe und aktuelle Relevanz einer Nachricht, teils auch die Exklusivität der Information hervorgehoben,408 wozu noch der sensationelle, außergewöhnliche Charakter der Ereignisse kam.409 Häufig wurde auch die Verbindung zu den politischen ‚Elitenʻ (d. h. König, Adel oder Militärführer) betont, die entweder als Verfasser oder als Gegenstände der Religionskriegsnachrichten genannt waren.410 Neben Ereignisse von übergeordneter Bedeutung traten lokale Berichte, die zumeist auf die Provinzen beschränkt blieben,411 und moralische, wertende Kommentierungen.412 Die verfügbaren Vorlagen dienten entweder den Druckern oder BuchhändlerVerlegern als Informationsquelle für eine eigenständige Schrift413 oder wurden direkt in die Druckpublikation übernommen.414 Bei Auftragsarbeiten wurde die handschriftliche oder bereits gedruckte Vorlage, insbesondere bei offiziellen Schreiben, kaum überarbeitet, was durch Formulierungen wie „Iouxte la Copie“ auf dem Titelblatt – durchaus als Qualitätsmerkmal (Vorlagentreue) – hervorgehoben wurde.415 Neben den Einzelschriften kursierten häufig Schriften, die verschiedene Textvorlagen zusammengruppierten416 und auch von Hand mehrerer Autoren stamm408 Z. B. DISCOVRS (Fls-FRK27): hinlänglich, wahrhaft, Diskurs; DISCOVRS (Fls-FRK32): vollständig, wahrhaft, Diskurs; L’HISTOIRE (Fbl-FRK40): Geschichte, wahr; EXTRAICT (Fls­FRK3): Hinweis auf Briefvorlage; DECLARATION (Fls­FRK46): offizielles, beglaubigtes Schreiben. 409 Z. B. DISCOVRS (Fls-FRK20): seltsam, plötzlich, Tod; ADMIRABLE || ET PRODIGIEVSE || MORT (Fls-FRK4, Fls-FRK5): bewundernswert, außergewöhnlich, Tod; LES CRVAV-||TEZ (Fls-FRK38): Grausamkeit, blutig, abscheulich; HISTOIRE (Fls-FRK61): Tötung, Mord, perfide, barbarisch; SIGNES (Fls­FRK146): wunderbar, Zeichen. 410 Z. B. DE LA || SVCCESSION (Fls-FRK160): erster Prinz von Geblüt, Karl, Kardinal von Bourbon; DEPLORA-||TION (Fls-FRK12): Heinrich III.; HISTOIRE (Fls-FRK61): Heinrich III., Herzog von Guise, Kardinal von Guise; HISTOIRE (Fls-FRK62): Heinrich III.; CRVAVTE (Fbl-FRK11): Heinrich III. und Kardinal von Guise. 411 Z. B. LA || RODOMONTADE (Fls-FRK13); DECLARATION (Fbl-FRK5). 412 Vgl. z. B. ADMIRABLE || ET PRODIGIEVSE || MORT (Fls-FRK5), u. a. S. 4–5: Bündnis Heinrichs III. mit den Hauptfeinden der katholischen Kirche; GRACES (Fls-FRK45), z. B. S. 16: die totale Ausrottung der Feinde des katholischen Glaubens; SIGNES (Fls-FRK146), fol. A4v: diejenigen, welche die Kirchen zerstören und die Katholiken töten, müssen mit dem Leben bestraft werden, um den göttlichen Zorn zu mildern; CHARITABLE || ADMONITION (Fls-FRK21), Titelblatt: Barmherzigkeit Gottes durch strenge Bestrafung der Häretiker und Majestätsverbrecher gewinnen. 413 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 133 (zu Hubert Velu, Guillaume Chaudière, Rolin Thierry). 414 „EXTRAICT“ (Fls-FRK3) bezeichnete sich selbst als Lagebericht eines Gefolgsmannes des Herzogs von Montpensier, eines der militärischen Führer des Königs, an einen Freund am Hof in Tours. Inhalt und Stil bestätigten die Selbstzuschreibung als Lagebericht vom Schlachtfeld, welcher den Zeitraum vom 4. April (der letzte Bericht) bis 23. April (jüngstes Ereignis) abdeckte (S. 7). 415 Vgl. DECLARATION (Fls-FRK48): „Iouxte la copie impri-||mee à Blois Par Iamet Mettayer Impri-||meur du Roy.“; REGELEMENT (Fls-FRK105): „Iouxte la Copie Imprimée || à Paris.“ 416 Z. B. LES CRVAV-||TEZ (Fls-FRK38): Porträts (S. 1–2), kommentierter Bericht (S. 3–10), Beschwerde (S. 11–12), Sinnsprüche (S. 13); LE MARTIRE (Fls-FRK121): Porträts (S. 1–2),

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ten.417 In „LA || RODOMONTADE“ (Fls-FRK13) bspw. war im Anhang ein Brief abgedruckt, der zugleich als Informationsquelle, als Authentizitätsausweis, als Beweisstück und als Anlass der Flugschrift über den Verrat von Pierre Baillon fungierte.418 Obgleich die Vorlagen meist überarbeitet wurden, blieben sie in mancher Hinsicht in den Flugschriften und Flugblättern sichtbar: „DISCOVRS“ (Fls-FRK29) bot zunächst eine stark wertende, von biblischen Anspielungen durchzogene, bildhaft-metaphorische Rahmenerzählung,419 in welche der titelgebende Ereignisbericht eingebettet war.420 Der Wechsel der Textsorte, der schroffe Bruch im Stil und die Zurücknahme des parteilichen Tenors hin zu einem deskriptiven, detailreichen und sachlichen Militärbericht421 ließ deutlich den Teil erkennen, der aus einer recht kurzen Darstellung der jüngsten militärischen Vorkommnisse übernommen worden war.422 Uneinheitlichkeiten und Brüche blieben bei der Verarbeitung von Material unterschiedlicher Provenienz vielfach bestehen, was sich für die Flugschriften wie auch die Einblattdrucke und Flugblätter gleichermaßen fassen lässt.423

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kommentierter Bericht (S. 3–54), Bildfelder (S. 31, S. 41), Anagramm (S. 54), vier Sonette (S. 55–56); CHARITABLE || ADMONITION (Fls-FRK21): Sonett (fol. 1v), Mahnung (fol. 2r–27r), Gebet (fol. 27v–28r), Anagramme (fol. 28r), ferner die Druckgenehmigung (fol. 28v); LE || FAVX-VISAGE (Fls-FRK85): Anagramme (S. 2, S. 23–24), Gebet (S. 2), Schmähschrift (S. 3–21), Gedichte (S. 21–23), Distichon (S. 24); LES || CHOSES (FlsFRK88): Kommentar (S. 3–10), Dialog (S. 11–12), Gedicht (S. 13); Auch die Flugschrift „Relation de la mort de messieurs le duc et cardinal de Guise, par le sieur Miron, médecin du roy Henri III“ entstand aus verschiedenen Informationsangeboten, die ein Adeliger aus dem Umfeld Heinrichs III. zusammengetragen haben soll (vgl. Zilli: Meurtre des Guises, S. 584). Vgl. Bernard: Vox populi, S. 258–259. Vgl. LA || RODOMONTADE (Fls-FRK13), S. 14–19; zu Beglaubigungen im Fall von Pierre Baillon vgl. Estier: Maîtrise de l’opinion, Abs. 25. Z. B. DISCOVRS (Fls-FRK29), S. 5, S. 13–14. Vgl. DISCOVRS (Fls-FRK29), S. 10–13. Vgl. DISCOVRS (Fls-FRK29), S. 10: faktenbasierte Aufzählung von Namen, Daten, Orten; kaum Wertungen. Auch in „DISCOVRS“ (Fls-FRK27) wechselte ein kommentierender, stark wertender allgemeiner Diskurs über den Krieg, in eine scharf formulierte Generalverurteilung über den grausam und tyrannisch geschilderten König (S. 6), um dann unvermittelt in einen deskriptiven Bericht über die jüngsten militärischen Ereignisse überzugehen, der nur latent Wertungen (z. B. S. 11: „lʼvn des nostres“) enthielt. Hinter dem im ersten Teil kommentiert wiedergegebenen Brief in „Aduis“ (Fls-FRK11) schloss der zweite Teil in einer Mischung aus freiem Kommentar und Ereignisabriss (Anstand der beiden Könige, Übergang über die Loire, Treffen in Tours) an, wobei eine Verzahnung beider Darstellungsformen versucht wurde (S. 13–15). Die beiden längeren Textpassagen in „CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA-||TIONS“ (Fls-FRK24) waren in ähnlichem Duktus als scharfe Verurteilung von Heinrich III. und als parteiliche Einordnung der Morde in Blois verfasst, wobei sie sich inhaltlich überschnitten, so dass der zweite Teil den ersten in Vielem wiederholte. Sechs lateinische und französische Gedichte grenzten die beiden Textteile voneinander ab (S. 53–56). „GAYETÉ“ (Fls-FRK43) war eine Sammlung von Sonetten und Gedichten, die um einen Dialog in Versform gruppiert waren und durch das gemeinsame Thema, die Ermordung der Guise, zusammengehalten wurden. In „Le portraict“ (Fbl-FRK28) bildeten der ausführliche Titel, die ausgearbeitete Initiale und der Textteil eine Einheit, von der ein doppelter Rahmen das Porträt Cléments mit Bildüberschrift und einem knappen Vierzeiler abgrenzte.

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Ein Beispiel dafür, wie die Bearbeitung in den Druckpublikationen sichtbar blieb, ist das Flugblatt „L’HISTOIRE“ (Fbl-FRK40). Dieses wurde nach dem Flugblatt „L’histoire“ (Fbl-FRK39) gestaltet, das für Antoine Du Brueil, den zentralen Druckerverleger und Händler von Einblattdrucken und Flugblättern im Paris der Liga, gefertigt worden war. Bildfeld und Textteil von „L’HISTOIRE“ (Fbl-FRK40) waren eng an der Vorlage orientiert, doch die Gesamtkomposition wesentlich verändert worden, u. a. durch die Einfügung eines zweiten Bildfelds und die Wahl des Quer-, statt Hochformats. Um das ergänzte Bildfeld einzubeziehen, war der Titel erweitert worden: Explizit verwies dieser nun auf den im Bilderhintergrund des zweiten Bildfelds gezeigten, trauernden Herzog von Épernon, dessen Darstellung Ähnlichkeiten mit der Hintergrundszene in „La mort“ (Fbl-FRK23) zeigte. Das in „L’HISTOIRE“ (FblFRK40) ergänzte Bildfeld wich in Größe und Stil sowie der Gestaltung der Protagonisten von den aus „L’histoire“ (Fbl-FRK39) übernommenen Blattteilen ab.424 Dass keine homogene Darstellung erfolgte, legt die Aufnahme einer weiteren, unüberarbeitet übernommenen Vorlage nahe. Aus der Aufnahme von zwei ursprünglich eigenständigen Bilderzählungen in dem Flugblatt resultierte eine gewisse Inkonsistenz: Der Königsmord war nicht nur gedoppelt, sondern auch mit zwei abweichenden inhaltlichen Schwerpunktsetzungen wiedergegeben.425 Trotz des Rückgriffs auf bereits kursierende Materialien erhielten durch Neukontextualisierung und Zusammengruppierung verschiedener Bausteine die Flugblätter wie auch die Flugschriften – die zudem oft mit Paraphrasierungen und Kürzungen sowie Kommentierungen der Vorlage arbeiteten – einen eigenständigen Charakter.426 Vor- und Nachreden waren zur Einordnung, welche die gewünschte Lesart des Haupttexts vorgab, ebenso üblich wie Kommentare im Textverlauf,427 welche partiell noch von Marginalien ergänzt wurden.428 Diese Einfügungen wurden auch genutzt, um an bestehende Diskurse anzuknüpfen, eine moralische Bewertung des Textes vorzunehmen, die Relevanz des Themas herauszustellen,429 die

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Bild und Text waren in der Breite des Druckspiegels nicht aufeinander abgestimmt, was noch unterstrich, dass diese Elemente trotz der gemeinsamen Gruppierung auf dem Blatt formal und auch inhaltlich ihre Eigenständigkeit bewahrten. Die statisch wirkende, distanzierte Szene links kontrastierte mit der nah herangeholten, lebendigen und emotionaleren Darstellung im rechten Bildfeld. Dort (rechts) war in einer feineren Linienführung in Orientierung an perspektivischen Gesetzen die Ausgestaltung mit Fokus auf Jacques Clément erfolgt (vgl. L’HISTOIRE (Fbl­FRK40)). Beide Blätter finden sich als Abb. in Anhang II. Augenfällig tritt dies in der Anwesenheit von zwei Zeugen bei dem Mord im rechten Bildfeld zutage, die links fehlen (vgl. L’HISTOIRE (Fbl-FRK40)). Vgl. z. B. L’HISTOIRE (Fbl-FRK40); Aduis (Fls-FRK11); RESPONCE (Fls-FRK134). Z. B. DE || Lʼexcommunication (Fls­FRK25), S. 12, S. 14, S. 20 (Kommentare in Klammern), S. 32, S. 46 (Kommentare im Textverlauf); LETTRE D’VN GENTIL-||HOMME, S. 3–12 (Vorrede/Einordnung zum abgedruckten Brief); ADVERTISSEMENT (Fls-FRK7), S. 13 (Kommentierung in Klammern). Vgl. CHARITABLE || ADMONITION (Fls­FRK21); DE || Lʼexcommunication (Fls­FRK25); LA || HARANGVE (Fls-FRK104); DIALOGVE (Fls-FRK26); DEVX DEVIS (Fls-FRK84). Z. B. LETTRE (Fls-FRK99), S. 3: Einordnung des nachfolgenden Briefs, der Nutzen und Verdienst der Liga um die katholische Religion herausstellt; Aduis (Fls-FRK11), S. 4: die Absichten des Königs bewertete der eingefügte Kommentar als gänzlich falsch („tresfaulsement“);

3.4 Praxis der Druckproduktion

135

Gelehrsamkeit des Autors zu behaupten oder im Hintergrund stehende – oft historische – Wissensbestände aufzurufen430 oder einige wenige Neuigkeiten durch Exkurse erst zu einer Publikation ‚aufzublähenʻ.431 In einigen Fällen wurde die Informationsakquise als fiktive oder reale Rahmenhandlung eingearbeitet: In „DIALOGVE“ (Fls-FRK26) wurde eine Gesprächssituation in einem privaten432 Haus für den politischen Diskurs gewählt.433 Auch „TROISIESME || DEVIS“ (Fls-FRK83) war als Dialog gestaltet, wobei ein Politique434 als Stichwortgeber für den Katholiken diente, dessen Redeanteil umfänglicher und besser begründet präsentiert wurde, womit eine implizite Positionierung erfolgte.435 In Einzelfällen eröffneten die Autoren durch eine metasprachliche Rahmung dem Leser gezielt einen Blick auf den Schreib-, Auswahl- oder Bearbeitungsprozess wie in „ADVERTIS-||SEMENT“ (Fls-FRK147).436 Die „RESPONCE“ (Fls-FRK134), die in Reaktion auf eine vorangegangene „Complainte“ über die Morde in Blois verfasst war, druckte direkt den Referenztext in Abschnitten ein und nummerierte die einzelnen Argumente durch, so dass die „RESPONCE“ (FlsFRK134) in der Entgegnung jeweils gezielt auf die einzelnen Argumente unter Angabe der Nummerierung referenzieren und reagieren konnte.437 Diese strukturierte und transparente Bezugnahme auf eine Vorlage und Organisation des eigenen Textes war jedoch eine Ausnahme.438

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ADVERTIS-||SEMENT (Fls-FRK147), S. 3: die Zitation eines vergleichbaren historischen Falls und hierbei des Heiligen Basilius implizierten eine Vor-Verurteilung; zum Rückgriff auf zentrale vorgeprägte Diskurse vgl. Kap. 3.5.2 (dort Wiederholungen und Muster). Exempel aus der Geschichte stellten eine beliebte Form der Abschweifung dar (vgl. CHARITABLE || ADMONITION (Fls-FRK21), fol. 6r–8v; DE || Lʼexcommunication (Fls­FRK25), S. 3). Zu Anspielungen auf antike Autoren vgl. z. B. IVSTI LIPSI (Fls-FRK103); ausführliche Rekurse auf die Bibel z. B. in LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 41–57; ausführlich hierzu Kap. 3.5.2 (dort Bildhaftes und Analogien). Vgl. z. B. ACTION (Fls-FRK2); DISCOVRS (Fls-FRK29). Privat wird hier im Sinne von nicht­amtlich, inoffiziell und auch von nicht allgemein zugänglich bzw. nicht für die Allgemeinheit gedacht verwendet (vgl. Moos: Öffentlich und privat, S. 168). Vgl. DIALOGVE (Fls-FRK26), u. a. S. 3, S. 40, S. 76, S. 103[= 101], S. 124[= 122]. Politique, d. h. ein gemäßigter Katholik, der die zeitgenössischen Probleme aus einer politischpragmatischen Perspektive betrachtete, womit ihm in pejorativer Manier eine gewisse religiöse Gleichgültigkeit unterstellt wurde. Vgl. TROISIESME || DEVIS (Fls-FRK83), passim, u. a. S. 6; Präsentation verschiedener Positionen als fiktive Dialogsituation in DEVX DEVIS (Fls­FRK84). Vgl. ADVERTIS-||SEMENT (Fls-FRK147), S. 52: Parallel zu der Einleitung, für die ein Brief des Heiligen Basilius gewählt worden war, suchte der Verfasser nach einem adäquaten Schlusswort, für das er schließlich den achten Brief des Heiligen Anselm von Canterbury wählte, um auf diese Weise einen Kirchenvater bzw. Kirchenlehrer des Orient und Okzident in seine Ausführungen einbeziehen zu können. Metasprache verwendeten auch weitere Schriften wie bspw. DEPLORA­||TION (Fls­FRK12), S. 21: „Retournons plustost (sʼil faut di­||re ainsi) au […]“. Vgl. RESPONCE (Fls-FRK134), S. 13–30. Weitere Exempel: Die wichtigsten in der Regierungszeit Heinrichs III. erhobenen Vorwürfe, besonders diejenigen, die in „LE || MARTYRE“ (Fls-FRK123) aufgezählt waren, wurden in „L’ANTIMAR-||TYR“ (Fls-FRK119) nacheinander durchgegangen und widerlegt, z. B. der Vorwurf überhöhter Steuern (S. 13–14) oder die Frage des Gehorsams gegenüber Königen und Tyrannen (S. 23–25). Einen weiteren Ausnahmefall bildete „COPPIE“ (Fls-FRK35), welche

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3 Religionskriegsnachrichten in Frankreich 1589

Die Flugschrift „Aduis“ (Fls-FRK11) gab selbst als Publikationshintergrund an, dass ein Brief des Bischofs von Le Mans, dem Fürsprecher Heinrichs III. in Rom, abgefangen worden sei und nun publiziert werden solle.439 In groben Zügen stimmte die Schrift mit dem überein, was aus anderen Quellen über die Verhandlungen des Königs mit Papst und Kardinälen in Rom bekannt war. Selbst wenn das Schreiben als Fiktion entstanden sein sollte, eröffnet es einen Blick darauf, wie man sich die zeitgenössische Praxis, einen Brief als Vorlage umzuarbeiten, vorstellte: Neben die formalen Umgestaltungen wie die Verwendung der indirekten Rede und den Wechsel zur dritten Person trat die Neuordnung des Texts, indem der Bearbeiter bzw. Autor der Flugschrift die Vorlage straffte, die Erzählfolge änderte und spätere Aussagen antizipierte.440 In anderen Druckpublikationen wie „LETTRE“ (Fls-FRK58) war dagegen durch die Beibehaltung der äußeren Form – was die suggerierte inhaltliche Nähe zur Vorlage sichtbar werden ließ – die Flugschrift klar vorstrukturiert.441 In „Aduis“ (FlsFRK11) erfolgte eine nach erstem Augenschein zuverlässige Textwiedergabe, in welcher Kommentierungen, Distanzierungen, Relativierungen oder Widerspruch klar abgegrenzt vom Fließtext standen.442 Die vorgeführte Praktik, Kommentierungen klar zu kennzeichnen, legte nahe, dass das Fehlen entsprechender Markierungen das unverfälschte Referieren des vorliegenden Schreibens der Gegenseite bedeutete. Allerdings war auch der der Brief selbst (der Referenztext) deutlich bearbeitet worden, so dass Aussagen des Papstes nahtlos in Positionen der französischen Liga übergingen, womit eine breite Übereinstimmung Sixtus V. mit der Liga suggeriert wurde.443 Auch der anschließende Kommentar, der den Inhalt des Schreibens einordnete, beharrte auf der angeblich offenkundigen Unterstützung des Papstes für die Liga und fügte die Falschheit Heinrichs III. als zentrales Motiv hinzu.444

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eine Nummerierung der jeweiligen Argumente übersichtlich als Marginalien anbot (u. a. S. 7–9, S. 11, S. 18–19). Zum Verweis auf Vorlagen als Teil der Glaubwürdigkeitsrhetorik bzw. Beglaubigungsstrategie vgl. Kap. 3.5.2 (dort Beglaubigungen). Vgl. Aduis (Fls-FRK11), S. 3. Vgl. LETTRE (Fls-FRK58), fol. A1v (Anrede in Briefform, Ich-Erzähler), fol. A4v (Schlussformel, Unterschrift), Titelblatt (Ausstellungsdatum des Briefs); zur Beibehaltung der Briefform vgl. LETTRE (Fls-FRK16), S. 3 (Anrede in Briefform, Ich-Erzähler), S. 7 (Angabe einer neuen Adresse, erwartete Antwort, Unterschrift); LETTRE (Fls-FRK99), S. 3 (Brief-Anrede, Ich-Erzähler), S. 15 (Datierung des Briefs), S. 15–16 (Postskriptum: eine erst nach Verfassen des Briefs eingetroffene Neuigkeit); COPPIE (Fls-FRK35), S. 3, S. 13, S. 36 (Ich-Erzähler, Anrede in Briefform (fehlt dem dritten Brief)), S. 12, S. 35 (Abschlussformel, Ausstellungsdatum des Briefs, im zweiten und dritten Brief auch Grußformel, Unterschrift). Vgl. Aduis (Fls­FRK11), u. a. Distanzierung von der Bezeichnung ‚Majestéʻ für Heinrich III., indem explizit herausgestellt wird, dass der Bischof von Mans oft diese Bezeichnung („le-||quel mot de Maiesté est souuent re-||peté par l’Euesque du Mans“) verwendet habe (S. 4); Ergänzung zum 23./24. Dezember 1588, dass es ein grausames, perfides, barbarisches Massaker gewesen sei (S. 5); Worterläuterungen wie „queste bagatelle“ (S. 10); zur Kenntlichmachung von Kommentaren wurden – allerdings nicht durchgängig – Klammern und Kursive verwendet (z. B. S. 5). Z. B. Aduis (Fls-FRK11), S. 6. Vgl. Aduis (Fls-FRK11), S. 13.

3.4 Praxis der Druckproduktion

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Abhängig vom Tenor der Publikation variierten die Bezeichnungen für die einzelnen Parteien stark, von „ceux de la Ligue“445 bis Monster, Hydra und Chimäre446 und von „ceux de la Religion“447 bis Häretiker und Atheisten,448 wobei diese Bezeichnungen in vielen der Liga-Schriften auch die Politiques und Heinrich III. einschlossen.449 Kommentierend­wertende Darstellungen – mit einer klassifizierenden Wortwahl verbunden450 – dominierten den Druckmarkt mit ihren zumeist offensiven, teils aggressiven Parteinahmen, die sich nicht nur auf die Interpretation des jüngst vergangenen Geschehens bezogen, sondern häufig auch mit einem Aufruf an die Leser bzw. einem Handlungsappell verbunden waren.451 Fielen anspruchsvolle Darstellungen, wie gelehrte Abhandlungen zum Widerstandsrecht,452 mit einer linearen Argumentation und gehobenen Sprachwahl in einem stimmigen Gesamtbild zusammen, zeichneten sich auch einzelne Situationsanalysen und Kommentare durch ihre Geschlossenheit aus.453 Durchkonstruierte Blätter verwiesen durch ihr stimmiges Gesamtbild auf den Entwurf aus einer Hand.454 Die Gelegenheitsdrucker richteten sich in ihren sporadischen Berichten nach Zugänglichkeit von Informationen, Nachfrage, Überarbeitungsaufwand und den Möglichkeiten der Gewinnmaximierung und stellten dabei auch nachlässig gefertigte Druckpublikationen her.455 Dagegen brachten die Werkstätten, die 1589 ihr 445 446 447 448 449 450 451 452 453 454

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Vgl. DECLARATION (Fls-FRK55), S. 4; Aduis (Fls-FRK11), S. 4. Vgl. LE || PARADIS (Fls-FRK87), S. 9. Vgl. DECLARATION (Fls-FRK55), S. 4. Vgl. LETTRE (Fls-FRK99), S. 6; LE THEATRE (Fls-FRK127), fol. 68v; COMPARAISON (Fls-FRK78), Titelblatt. Z. B. CHARITABLE || ADMONITION (Fls-FRK21), fol. 9r: die beiden Heinriche; LETTRE (Fls-FRK99), S. 15: Häretiker Heinrich III., Heinrich von Navarra und Herzog von Épernon; HISTOIRE (Fls-FRK64), S. 4: einige libertins und Politiques am Hofe stützen die Häretiker. Z. B. Benennung der Liga-Führer als Rebellen (vgl. EXTRAICT (Fls-FRK3), Titelblatt); über Navarra: „Henry Bastard dʼAlbret […] pretend la Courõne“ (ADVIS (Fls­FRK9), S. 6). Z. B. CHARITABLE || ADMONITION (Fls-FRK21), u. a. fol. 2r–3r; CONSEIL (Fls-FRK23), S. 3; CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA-||TIONS (Fls-FRK24), u. a. S. 78; LES MEVRS (Fls-FRK142), bes. S. 95; L’ANTIMAR-||TYR (Fls-FRK119), S. 56. Bes. DE IVSTA (Fls-FRK18). Vgl. z. B. DECLARA-||TION DE MONSI-||EVR DE LA NOVE; DE LA DIGNITÉ (FlsFRK86); auch DEPLORA-||TION (Fls-FRK12). In „Moyse“ (Fbl-FRK41) war die Ermordung Heinrichs III. als theatralische Bühnenhandlung mit dem dynamisch agierenden Clément als Hauptfigur inszeniert, während die Tötung von Clément in Anlehnung an Martyriendarstellungen gestaltet war. Die Bezeichnung des Königsmörders als Moses, der von Gott beauftragt war, das Volk Israel vor dem Pharao-König zu retten, war als religiöse Verklärung des Täters zu verstehen und als solche im Bild sowie im Text klar formuliert. Die einzelnen Blattbestandteile korrespondierten miteinander. Noch vor dem Regizid war bereits Moses neben anderen biblischen Helden als Retter vor dem Tyrannen beschworen worden (vgl. LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 93). Die ohne Druckort und Druckerangabe erschienene Flugschrift „RESPONCE“ (Fls-FRK137) bspw. war wohl eine Kopie der zunächst von Hubert Velu gedruckten Flugschrift „La Nullité“ (Fls-FRK73). Wenige, eher grobe Schmuckelemente waren auf dem Titelblatt und der ersten Textseite (vgl. RESPONCE (Fls-FRK137), S. 3) enthalten. Mehrfach waren Kanten der Lettern bzw. Druckplatten aufgrund unachtsamer Arbeit mit abgedruckt worden (u. a. S. 3, S. 9, S. 16). Seiten waren teils schief (S. 9, 12, S. 13) und einzelne Lettern unsauber gedruckt (z. B. S. 8: „u“

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3 Religionskriegsnachrichten in Frankreich 1589

Programm ganz in den Dienst einer der Parteien (Heinrich III., Liga, Navarra) gestellt hatten, nur selten eine typographisch unsaubere oder inhaltlich fehlerhafte Publikation heraus.456 Ideologisches Engagement und die inhaltliche sowie handwerkliche Qualität der Arbeit gingen oft miteinander einher. Nur vereinzelt wurde auf ältere Vorlagen zurückgegriffen, die wieder neu aufgelegt wurden.457 Situative Lösungen und Marktanpassungen prägten jedoch ein breites, heterogenes Segment des Druckmarkts 1589: Der Text von „LA VIE“ (Fls-FRK19) war Anfang des Jahres 1589 redigiert worden, wurde aber nach der Ermordung Heinrichs III. ergänzt und dann als „LA VIE ET || LA MORT DE || HENRY DE || VALOIS. || Maintenant tout au long, sans || rien requerir. […]“ verbreitet.458 Nach dem Königsmord ergänzte Jean Boucher innerhalb kurzer Zeit zu seinem weitgehend fertiggestellten Text noch das Vorwort sowie die zwei letzten Kapitel, die sich explizit auf den Königsmord an Heinrich III. bezogen, so dass noch im August 1589 (Privileg vom 17. August 1589) die Druckpublikation „DE IVSTA“ (Fls-FRK18) erschien.459 „CHARITABLE || ADMONITION“ (Fls-FRK21) war bereits am 22. Juli 1589 durch Richard, einen der Doktoren für Theologie an der Pariser Universität, und durch Matthieu de Launoy, einen der beiden Hauptzensoren des Rats der Liga, genehmigt worden, doch wurde vor der Publikation kurzfristig auf der freien Rückseite des Titelblatts ein Gedicht über den Tod Heinrichs III. am 2. August eingefügt.460 Die Anspielung auf die jüngsten Ereignisse in Frankreich wurde offenbar als verkaufsrelevant eingestuft. Zwischenpositionen, Pragmatismus und Praktikabilität traten neben Auftragsarbeiten und das ideologische Engagement einiger Drucker und BuchhändlerVerleger. Trotz der Weiterverwendung von bereits kursierenden Bausteinen in Flug-

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460

in „nuict“, „peuple“, „que“) worden. Zudem waren einige Satzfehler unterlaufen wie bspw. „ilfait“ (S. 3) und „plu smalheureux“ (S. 9). Vgl. bspw. die Arbeiten von Jamet Mettayer (z. B. DECLARATION (Fls-FRK49)), Nicolas Nivelle und Rolin Thierry (z. B. DISCOVRS (Fls-FRK27)). Z. B. REGRETS (Fls-FRK130); zu dieser Praxis: Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 136– 137. Vgl. Duprat: La caricature, S. 114. Vgl. Greengrass: Regicide, S. 182; Salmon: The Paris Sixteen, S. 248; Mercier: D’un couteau à l’autre, S. 75; Bell: Unmasking a king, S. 385; Zwischen Anfang Januar und Mitte März entstand unter Federführung Jean Bouchers das Manuskript „De justa populi Gallici ab Henrico IIIo defectione“ mit Approbation der Theologischen Fakultät (16. März 1589). Dieser Text bot eine Erklärung gegenüber Rom zu der Entscheidung der Theologischen Fakultät vom 7. Januar 1589 (vgl. Zwierlein: Discorso und Lex Dei, S. 530; ausführlich zur Entstehung und Zirkulation des Textes: Zwierlein: Political thought, S. 20–59). Der Herzog von Mayenne und der Allgemeine Rat der Liga beriefen sich ebenfalls auf dieses Dokument in ihren Verhandlungen mit dem Papst (vgl. Zwierlein: Political thought, S. 58). Ab Mai/Juni 1589 arbeitete Boucher das Manuskript zur Druckfassung um. Der Umfang stieg auf das ca. Vierfache als die Gesamtargumentation für die Druckpublikation neu gegliedert, Beispiele ergänzt sowie neue Unterkapitel eingezogen wurden. Zum Zeitpunkt des Königsmords stand die Druckfassung wohl kurz vor der Fertigstellung (vgl. Zwierlein: Political thought, S. 20, S. 73, Anm. 141). Vgl. CHARITABLE || ADMONITION (Fls-FRK21), fol. 1v (Gedicht), fol. 28v (Druckgenehmigung).

3.5 Darstellungsweise der Flugschriften und Flugblätter

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blättern und Flugschriften erhielten diese durch Überarbeitungen, neue Zusammenstellungen und Kommentierungen einen eigenständigen Charakter. 3.5 DARSTELLUNGSWEISE DER FLUGSCHRIFTEN UND FLUGBLÄTTER 3.5.1 Gestaltung Formale Beschreibung Die 1589 zirkulierenden Flugschriften kamen im Regelfall im Oktavformat, ca. 15 auf zehn Zentimeter messend, in Antiqua-Schrift auf einfachem Papier gedruckt heraus. Eine einfache Gestaltung, grobe Ausführung und schlechte typographische Qualität, wenig Zierelemente und Fehler in der Seitenzählung und Rechtschreibung gingen damit einher. In den Texten traten häufig leicht zu memorierende Verse neben Prosa, während bei den Bildteilen in Flugschriften und Flugblättern ligistischer Provenienz grobe Holzschnitte mit typenhaften Darstellungen dominierten. Einige Publikationen griffen ereignisunspezifische, bereits ältere Illustrationen wieder auf.461 Die Schriften orientierten sich an dem beliebten Format der fait divers.462 Neben den Einzelflugschriften wurden auch Sammelpublikationen, die meist einem Thema gewidmet waren, herausgebracht. Diese Sammelpublikationen schlossen entweder mehrere Schriften oder Prosatexte, um die Gedichte, Sonette, Epigramme etc. gruppiert waren, ein.463 Einige der traditionellen Druckwerkstätten wie diejenige Fédéric Morels oder Rolin Thierrys in Paris wichen mit ihrer Qualitätsproduktion erheblich von diesem Typ ab.464 Die königlichen Druckpublikationen zeigten mit Oktavformat, gleichmäßiger Typographie, Art der Titelgestaltung (königliches Wappen), vollständiger Druckeradresse sowie Verweis auf die Stellung als Drucker des Königs, auf Privilegierung oder Auftragsarbeit einige gemeinschaftliche Charakteristika,465 die jedoch nicht in allen offiziellen Druckschriften eingehalten waren. Bei den meisten Flugschriften handelte es sich um Beschlüsse und Deklarationen sowie kurze Ereignisberichte, welche bis zu 16 Seiten, meist mit einer Seiten-

461 Vgl. Cassan: Guerre en discours, S. 263; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 149–150; Bell: Unmasking a king, S. 376; Wilkinson: Homicides royaux, S. 140; für diesen Publikationstyp vgl. z. B. LA GRANDE || DIABLERIE (Fls-FRK72). 462 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 149; Bell: Unmasking a king, S. 377; Fait divers bezeichnet Gelegenheitsschriften zu spektakulären, sensationellen Vorkommnissen wie Verbrechen und Strafen, Naturkatstrophen, Unfällen, Justizurteilen, Wunderzeichen, medizinischen Besonderheiten etc. 463 Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 33; Reure: Presse politique, S. 46; auch Kap. 3.4.2 und 3.4.3; Als Beispiel für eine Schrift mit begleitendem Gedicht vgl. DISCOVRS (FlsFRK30); für eine Sammelpublikation vgl. z. B. REMONTRANCE (Fls-FRK40). 464 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 150. 465 Vgl. z. B. DECLARATION (Fls-FRK47); DECLARATION (Fls-FRK48); DECLARATION (Fls-FRK49).

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3 Religionskriegsnachrichten in Frankreich 1589

zählung versehen, umfassten. Ausführlichere Fassungen mit Kommentaren und Situationsanalysen bewegten sich im Rahmen von bis zu 24 Seiten, während nur wenige zeithistorische und politische Traktate über 100 Seiten erreichten.466 Trotz der hohen Produktionszahlen und qualitativen Weiterentwicklung gerade 1589 war der Markt für Flugblätter weniger ausgebildet als der Flugschriftenmarkt467 und auch der Prozess der Standardisierung weniger fortgeschritten. Die Flugblätter zu den Religionskriegen erschienen, sofern es sich nicht um einfache, einseitige Mandate handelte,468 als einseitig bedruckte Blätter im Folio-Format (ca. 21 cm auf 33 cm), mit großformatigem Titel, größtenteils einem Holzschnitt als Bildteil, unter dem ein Textteil in Versen mit einer einfachen Sprachstruktur, in Spalten oder als Block angeordnet, stand.469 Im Regelfall enthielt der Titel neben einigen Eckdaten (Namen, Ort, Datum etc.), teils auch einem Hinweis auf den Ausgang des Geschehens, bereits eine erste Bewertung von Themen, Personen oder Ereignissen,470 bspw. durch die Bezeichnung Heinrichs III. als König, als Heinrich von Valois oder Tyrann.471 Der nachfolgende Text bot dann Details, Argumente und Exempel zu dem vorab gegebenen Urteil, während er sukzessive die jüngsten Ereignisse entwickelte, wobei Hintergründe und eine Verortung des Geschehens meist hinzutraten.472 Viele der Berichte waren eher an der Plausibilität der Darstellung als an belegbaren Fakten orientiert

466 Für die gesamte Phase der Liga (1585–1594) hat Pallier in Paris mehr als 150 Druckpublikationen ausgemacht, die unter acht Seiten blieben, 200 zwischen acht und 16 Seiten, etwa 100 mit 16 Seiten, rund 100 Druckpublikationen, die zwischen 16 und 24 Seiten umfassten, und etwas weniger als 200 Werke mit mehr als 24 Seiten, davon ca. 40 mit etwa 100 Seiten (vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 156). 467 Vgl. Debaggi Baranova: Coups de libelles, S. 176. 468 Vgl. z. B. LE Conseil (Fbl-FRK3); Messieurs (Fbl-FRK2); DECLARATION (Fbl-FRK5); DECLARATION (Fbl-FRK6). 469 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 151; El Kenz: Temps de Dieu, S. 3; z. B. POVRTRAIT (Fbl-FRK45); LES ARTICLES (Fbl-FRK30). 470 Vgl. Cassan: Guerre en discours, S. 264; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 152; als Bsp. für die Aufnahme von Eckdaten und einer ersten Bewertung auf dem Titelblatt: ACTION DE || GRACES A DIEV POVR LES || BEAVX EXPLOITS FAICTS A SAINCT || Ouyn pres la ville de Tours, par monseigneur le Duc || de Mayenne, où plusieurs enseignes que le Conte de || Brienne menoit furent defaictes, & plusieurs aultres || gentils-hommes de marque, & grand nombre de pri-||sonniers pris. (Fls-FRK2); DISCOVRS || VERITABLE DE L’E-||STRANGE ET SVBITE || mort de Henry de Valois, adue-||nuë par permission diuine, luy || estant à S. Clou, ayant assiegé la || Ville de Paris, le Mardy premier || iour d’Aoust 1589. || Par vn Religieux de l’ordre || des Jacobins. (Fls-FRK20); ADVIS || DONNE’ || A MONSEIGNEVR, || LE DVC DV MAYNE, APRES || le retour de son armee à Pa-||ris, au Conseil de l’Vnion, || Au Preuost des Marchans & || Escheuins. || PAR VN GENTIL-HOMME || Catholique, tres-affectionné en ceste saincte || cause, pour le repos de la France (Fls-FRK155). 471 Bezeichnung auf dem Titelblatt als König: ORAISON (Fls-FRK14); als Heinrich von Valois: HISTOIRE (Fls-FRK62); HISTOIRE || VERITABLE; als Tyrann: ADVERTIS-||SEMENT (Fls-FRK6); GRACES (Fls-FRK45). 472 Z. B. LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 3–30: ausführliche Vorgeschichte von der Rolle Heinrichs von Valois in der Regierung Karls IX. bis zur Ermordung der Guise.

3.5 Darstellungsweise der Flugschriften und Flugblätter

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und schlossen auch erfundene Nachrichten und geschönte Episoden ein.473 Unter den Flugblättern dominierten die direkten, parteilichen bis angreifenden Kommentare, entweder zum jüngsten Geschehen oder einem Themenfeld wie dem Verhältnis des Königs zu seinen mignons.474 In enger Anknüpfung an traditionelle Erzählmuster bot sich die präferierte Präsentation im Großteil der vornehmlich ligistischen Flugschriften als histoire dar, d. h. in Rückgriff auf eine lehrhaft ausgerichtete Erzählung, deren Motivik bereits bekannt war, die aber noch erweitert und ergänzt wurde.475 Dem stand der argumentative Zugriff in einigen vorrangig politiktheoretischen Traktaten gegenüber.476 Elemente wie ein Schreibkonzept und die rhetorische Ausgestaltung des Textes waren im Tagesschrifttum unüblich, doch war 1589 unter den Verfassern der zeitgenössischen Flugschriften eine Gruppe von professionellen, an Rhetorik und Dialektik geschulten Schreibern (Höflinge, städtische Beamte, Theologen).477 Großteils wurde von der auktorialen Erzählperspektive her ein Einblick in die Beweggründe verschiedener Akteure geboten, der Erzählfluss zugunsten von Digressionen verlassen, welche neben allgemein gehaltenen politischen Abhandlungen und geschichtlichen Exkursen auch Kommentierungen und direkte Ansprachen an den Leser enthielten.478 In dem häufig verwendeten Briefformat wurde meist ein personaler Erzähler verwendet, der nicht zwingend mit dem Briefschreiber und/ oder Autor der Flugschrift identisch war.479 Auch sprachlich deckten die Druckpublikationen ein breites Spektrum von Latein (einige wenige Publikationen) bis Französisch und von Hexametern bis zu Knittelversen ab,480 wobei auch unterschiedliche Textsorten, konkrete und abstrakte Argumentationen, narrative und analytische Darstellungen sowie verschiedene Formen der Positionierung gegenüber dem aktuellen Geschehen nebeneinander gruppiert waren.481 Aufgrund dieser Fülle an Publikationsformen lassen sich nur schwer gemeinschaftliche Charakteristika der 1589 zu den Religionskriegen erschienenen Flugschriften und Flugblätter bestimmen. 473 Vgl. Cassan: Guerre en discours, S. 264–265; zu erfundenen Nachrichten vgl. z. B. DISCOVRS (Fls-FRK70); als geschönten Bericht vgl. SECONDE || VICTOIRE (Fls-FRK144); zu Beglaubigungstrategien vgl. Kap. 3.5.2 (dort Beglaubigungen). 474 Z. B. Le depart (Fbl-FRK25); Le soufflement (Fbl-FRK33). 475 Vgl. Bell: Unmasking a king, S. 376; Schulz/Hübner: Mittelalter, S. 185; z. B. HISTOIRE (FlsFRK141); L’histoire (Fbl-FRK39); HISTOIRE (Fls-FRK62); HISTOIRE (Fls-FRK64); HISTOIRE (Fls-FRK63). 476 Vgl. Bell: Unmasking a king, S. 376; Duprat: La caricature, S. 108; u. a. DE IVSTA (FlsFRK18); DIALOGVE (Fls-FRK26); REMONSTRAN-||CES (Fls-FRK132); VERITABLE || DISCOVRS (Fls-FRK42). 477 Zur zeitgenössischen Praktik vgl. Chrisman: Lay culture, S. XX; Sawyer: Printed poison, S. 19–20; zu den Autoren vgl. Kap. 3.3.1. 478 Leseransprachen, Digressionen, Kommentare z. B. in LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 41; LE || FAVX-VISAGE (Fls-FRK85), u. a. S. 10–11; DEPLORA-||TION (Fls-FRK12), S. 21–23. 479 Z. B. LETTRE (Fls-FRK74); LETTRE (Fls-FRK16); LETTRE (Fls-FRK58). 480 Vgl. Bell: Unmasking a king, S. 376; lateinische Werke: z. B. RESPONSVM (Fls-FRK152); DE IVSTA (Fls-FRK18); gereimte Schriften: z. B. LA GRANDE || DIABLERIE (Fls-FRK72). 481 Vgl. Kap. 3.4.3.

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3 Religionskriegsnachrichten in Frankreich 1589

Textsorten Offizielle Schriften, welcher sich notwendig alle Parteien bedienten, machten einen Großteil des gesamten Druckmarkts aus: Das direkte Umfeld des Königs konzentrierte sich auf das Drucken von Deklarationen und ferner Artikeln, Instruktionen und lettres patentes, die im Regelfall in Tours erschienen.482 Verwaltungsregelungen oder Erklärungen von allgemeinem Belang banden Information, Handlungsregelung mit rechtlicher Implikation und Meinungsbeeinflussung zusammen, wie bspw. die Verlegung der königlichen Jurisdiktion aus den rebellierenden Städten oder die Achterklärung gegen die königlichen Widersacher.483 Offizielle Schriften, besonders Deklarationen und Ausschreiben, setzte auch Heinrich von Navarra ab März 1589 ein.484 Liganahe offizielle Druckschriften umfassten neben den Beschlüssen des Rats der Liga und anderer zentraler Institutionen bspw. auch die Verfahrensschriften am Pariser Gerichtshof im Prozess gegen Heinrich III.485 oder die Positionierungen der Theologischen Fakultät.486 Streit- und Schmähschriften, die mit oft satirischer Einfärbung die zeitgenössische politische Situation kommentierten,487 fanden sich v. a. aufseiten der Liga,488 während nur einige wenige gegen die Liga gerichtete Schmähschriften protestantischer Provenienz oder parteinehmende königsfreundliche Druckpublikationen von

482 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 83. 483 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 83; Pallier: Réponses catholiques, S. 342; z. B. DECLARATION (Fls-FRK48). 484 „LETTRE“ (Fls-FRK113) erschien auf den 4. März 1589 datiert als Druckpublikation und zirkulierte dann in mindestens acht Ausgaben (vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 135; Wolfe: Henry IV and the press, S. 189). 485 Bes. REQVESTE (Fls-FRK68); ARRESTS (Fls-FRK116); hierzu Wilkinson: Homicides royaux, S. 137, S. 147; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 77; Barnavi: Parti de Dieu, S. 135; Befragungsmitschrift aus dem parlement, in: Actes du parlement, S. 73–86; Für die gesamte Zeit der Liga (1585–1594) machte der Anteil der offiziellen Druckpublikationen 20 Prozent der Produktion aus (35 Prozent der königlichen), ohne dass die Publikationen von der Theologischen Fakultät, dem Papst oder Legaten eingerechnet wären (vgl. Pallier: Réponses catholiques, S. 343). 486 Vgl. ADVIS (Fls-FRK151). 487 Bspw. nahmen ligistische Flugschriften den königlichen Sinnspruch verfremdend auf: Aus der dritten Krone, der Himmelskrone, die Heinrich laut seines Sinnspruchs einst erwarte, wurde die Tonsur im Diesseits (vgl. LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 62–63; CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA-||TIONS (Fls-FRK24), S. 79). Die Tonsur-Anspielung war als Drohung der Absetzung und Verbannung des Königs in ein Kloster zu verstehen. In den Flugblättern „Le depart“ (Fbl-FRK25) und „La mort“ (Fbl-FRK23) wurde die Trauer der Anhänger Heinrichs III. über dessen Tod als lächerlich überzogen dargestellt. Laut dem „DISCOVRS“ (Fls-FRK20) weinte Épernon wie ein Kalb (S. 14). Für weitere Bsp. von Satire vgl. Kap. 3.5.2 Argumentation. 488 Vgl. Raymond: Pamphlets, S. 20; hierzu auch der Kommentar von Charles Félix Lenient: „Henri III, qui ne fut pas un saint, est à coup sûr un des plus grands martyrs du genre satirique.“ (Lenient: Satire en France, S. 359). Von einer zunächst an Horaz und Juvenal orientierten Satire wandelte sich im Verlauf der 1580er Jahre das Genre hin zu einem freieren, formloseren Gebrauch unter der Liga (vgl. Salmon: French satire, S. 84).

3.5 Darstellungsweise der Flugschriften und Flugblätter

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Protestanten wie Royalisten in der ersten Jahreshälfte 1589 kursierten.489 Schon um die angestrebte Rekonziliation mit dem Haus Lothringen und der Liga, gerade zu Beginn des Jahres 1589, nicht zu torpedieren, verzichteten die königlichen Darstellungen weitestgehend auf diffamierende Äußerungen in den Medien.490 Zu diesen Streit- und Schmähschriften bildeten Beschwerden, Klagen, politische Lieder, Epitaphien, Urteilssprüche und verschiedene weitere Textformen Untergruppen.491 Einige der Schriften waren mit literarischen Anleihen u. a. bei der Parabel492 versehen oder auch als Brieffiktion verfasst,493 Theaterstücke wie die ligistische Tragödie „La Guisiade“ von Pierre Matthieu (datiert auf den 1. Mai 1589),494 die wieder aufgenommenen Gedichte von Pierre de Ronsard495 und die zeitgenössische Geschichtsschreibung traten hinzu,496 was das breite Spektrum an Textsorten und Gattungen, Präsentationsformen und Erzählmodi, welche die Liga-Publikationen bedienten, umreißt.497 489 Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 134; z. B. CONSEIL (Fls-FRK23), u. a. S. 3 (die Guise als Fremde), S. 7 (Verurteilung der Rebellion), S. 15 (Kritik an den aufwiegelnden Priestern), S. 125 (Aufruf, sich zum König und Vaterland zu bekennen); auch DISCOVRS (Fls-FRK31); LETTRE (Fls-FRK100); LE || PARADIS (Fls-FRK87). 490 Vgl. Debaggi Baranova: Coups de libelles, S. 317: Debaggi Baranova machte auch das stoische Ideal, das unter den königlichen Schreibern verbreitet war, für das Ausbleiben von Diffamierungen verantwortlich. 491 Vgl. hier eine Auswahl: DISCOVRS (Fls-FRK20); EPITAPHES (Fls-FRK37); LES || Considerations (Fls-FRK89); REQVESTE (Fls-FRK68); DIALOGVE (Fls-FRK26); LES REGRETS (Fls-FRK39); REMONTRANCE (Fls-FRK40); SENTENCE (Fls-FRK145); EXTRAICT (FlsFRK41); IVSTIFICATION (Fls-FRK65); La Resolution (Fls-FRK76); COMPARAISON (FlsFRK78); LES || PLAINTES (Fls-FRK92); LES || PROPHETIES (Fls-FRK93); LES || PROPOS (Fls-FRK94); ADVIS (Fls-FRK114); LAMENTATION (Fls-FRK108); REMONSTRANCE (Fls-FRK107); ORAISON (Fls-FRK115); REFVTATION (Fls-FRK129); CHANSON (FblFRK1); DECLARATION (Fbl-FRK5); Le Pourtraict (Fbl-FRK29); LES ARTICLES (FblFRK30); HISTOIRE (Fbl-FRK46). 492 Vgl. z. B. die Legende von Childerich in „LES || PROPHETIES“ (Fls-FRK93): Das dort entworfene pessimistische Zukunftsbild einer völligen Anarchie wurde mit der Situation unter Heinrich III. parallelisiert (S. 19–21). Hinweise auf die Legende fanden sich bereits in der bei Jean Poupy in Paris 1574 publizierten „L’Anthologie ou Receuil de plusieurs discours notables“ von Pierre Bresslay (vgl. Poirier: Henri III, S. 136). 493 Vgl. Smither: Myth and reality of kingship, S. 446; Reure: Presse politique, S. 41; z. B. EXTRAICT (Fls-FRK3). 494 Vgl. Coester: Anna d’Este, S. 262; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 159; Die ligistische Tragödie „Le Guysien“ von Simon Belyard erschien erst mit etwas zeitlichem Abstand 1592. 495 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 158; LES LARMES (Fls-FRK69); La Resolution (Fls-FRK76). 496 Mit vier Jahren Abstand zu den Ereignissen erschien 1593 in einer Mischung aus Materialsammlung und zeithistorischer Darstellung „LE || TROISIESME || RECVEIL“ von Simon Goulart in Genf als dritter von sechs Bänden, welcher von der Ermordung der Guise bis zur Ermordung Heinrichs III. reichte (vgl. Huchard: Mémoires, S. 94). Durch die Auswahl der Quellen und die kurzen, den Leser führenden Hinleitungen wurde eine klar pro-protestantische Position eingenommen (S. 96–106). Als Überblick zur Entwicklung der Geschichtsschreibung von den Zeitgenossen und ihrer Re-Lektüre bis Ende des 18. Jahrhunderts vgl. Fragonard: Mémoire individualisée, S. 29–85. 497 Zur Breite des Publikationsspektrums auch Bernard: Vox populi, S. 250–251.

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Bereits viele der Verweise auf dem Titelblatt waren programmatisch und gaben neben der thematischen Verortung (z. B. „mort“, „assassinat“) v. a. die Textform der Schrift, als Brief, Predigt, Bulle, lettres patentes bzw. Kopie oder Auszug, und ihren Funktionszusammenhang im öffentlichen Diskurs an:498 Während „Histoire“, „Récit“ oder „Mémoires“ einen Ereignisbericht und „Avis“, „Advertissement“ oder auch „Remonstrance“ einen Kommentar in Aussicht stellten, ließ „Harangue“ oder „Ordonnance“ eine rechtliche Auseinandersetzung erwarten.499 Eine „Déclaration“, die im engeren Sinne die königliche Ausdeutung (oder auch Korrekturen) eines Edikts oder einer Ordonnanz meinte, folgte bestimmten Formalkriterien.500 Diese Adaptionen aus z. T. anderen diskursiven Kontexten prägten die Verfahrensweisen und argumentativen Strategien ebenso wie die Erwartungshaltungen, wobei diese Selbstzuweisungen jedoch teils bewusst oder unbewusst unterlaufen bzw. nicht erfüllt wurden.501 Anders als im Fall der Flugschriften betonten die illustrierten Flugblätter die erzählerische und bildhafte Komponente – auch im übertragenen, metaphorischen Sinn – stark, so dass „Figure“ und „Pourtraict“ neben „Histoire“ und gattungsspezifischen Zuordnungen wie „Declaration“502 oder „Chanson“503 als Selbstbeschreibungen dominierten.504 Personennamen505 und thematische Schlagwörter, sowohl auf die Morde („mort“, „assassinat“) bezogen als auch auf übergeordnete Themen wie Grausamkeit, Heuchelei und Falschheit, dienten in den Flugblättern häufiger

498 Laut USTC [24.06.2014]: 184 Editionen trugen „Discours“ (Suche nach jeweils nur einer Schreibweise) im Titel, 30 „Advis“, 26 „Propos(ition)“, zwölf „Article“, sechs „Dialogue“ und nur zwei „Réponse“. „Regret“ wurde 27 Mal im Titel genannt, 45 Mal „Advertissement“, elf Mal „Complainte“, fünf Mal „Déploration“, vier Mal „Consolation“ sowie drei Mal „Apologie“ und zehn Mal „Justification“. 162 Editionen von „Lettre“ wurden genannt, 21 „Missive“, 23 „Mémoire“, 16 „Serment“ und ebenso viele „Oraison“, 14 „Bulle“, 23 „Lettres patentes“, zehn „Ordonnance“, 69 „Arrêt“ und 23 „Chant“ sowie sieben „Epitaphes“, um nur eine kleine Auswahl anzuführen, sowie 27 „Copie“ und 18 „Extraict“ (ein Beispiel für die Suchproblematik im USTC: Bei der Suche nach „Extraict“ erhält man 18 Treffer, bei „Extrait“ einen). 140 „Déclaration“ sind darüber hinaus fassbar. 97 Editionen zeigten „Mort“ und 35 „Assassin(at)“ im Titel, überraschend wenige dagegen: „Victoire“ (22), „Défaite“ (vier) und „Siège“ (16). „Trève“ fand sich nur fünf Mal. Breiter angelegten Bezugsworten wie „Tyran(nicide)“ (19), „Héro(isme)“ (vier) oder „Martyre“ (13), „Tragédie“ (vier), „Signe“ (14) oder auch „Cruauté“ (34) war ebenfalls – wenn auch thematisch sehr verstreut – eine größere Zahl an Druckpublikationen zuzuordnen. 499 Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 30, S. 33, S. 39. 500 Vgl. Furetière: Dictionnaire universel, S. 580. 501 Vgl. z. B. LE || TESTAMENT (Fls-FRK97). 502 Z. B. DECLARATION (Fbl-FRK5); DECLARATION (Fbl-FRK6); LE Conseil (Fbl-FRK3). 503 Z. B. CHANSON (Fbl-FRK1); CHANSON (Fbl-FRK8). 504 Z. B. Le portraict (Fbl-FRK28); Le Pourtraict (Fbl-FRK29); Pourtrait (Fbl-FRK44); Figure (Fbl­FRK15); En ceste figure (Fbl­FRK12); Année 1589 (Fbl­FRK4); L’histoire (Fbl­FRK39); L’HISTOIRE (Fbl-FRK40); HISTOIRE (Fbl-FRK46); Auch Titelanfänge wie „Icy“ und „ceci“ unterstreichen den bildhaften Charakter der Darstellung (vgl. Cʼest ycy (Fbl­FRK7); Icy se voit (Fbl-FRK20)). 505 U. a. HENRICVS. III. (Fbl-FRK18; Fbl-FRK19); HENRICVS (Fbl-FRK17); F. IAQVES CLEMENT (Fbl-FRK13; Fbl-FRK14).

3.5 Darstellungsweise der Flugschriften und Flugblätter

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als in den Haupttiteln der Flugschriften zur Verortung.506 Durch formale, funktionale, gattungsspezifische und inhaltliche Bezugnahmen erfolgten in den offiziellen Erklärungen und Ausschreiben ebenso wie bei Schmäh- und Streitschriften aktive Positionierungen im öffentlichen Diskurs. Bildtypen Die Verwendung von Bildern in Flugschriften und Flugblättern, meist Holzschnitte, erreichte in der Zahl, Streuung ebenso wie Intensität unter der Liga eine neue Qualität.507 In den Bildern waren Brutalität, Körperlichkeit und Präsenz sowie eine starke Gefühlsbetontheit bei gleichzeitiger Reduzierung und damit Simplifizierung greifbar und dementsprechend auch emotional besetzte Personen am häufigsten vertreten: Neben Heinrich III. und dem Herzog von Guise waren dies der Herzog von Épernon und Jacques Clément.508 In Flugschriften waren Bildteile meist auf dem Titelblatt, dessen Rückseite oder aber auf der letzten Seite zu sehen.509 Sie kamen häufig als Schmuckwerk (Zierelemente, auch Druckerembleme) auf dem Titelblatt vor oder als thematische Darstellung ohne konkreten Ereignisbezug, d. h. als Porträt oder Wappen des französischen Königs oder Navarras, 1589 auch der Guise­Familie, meist auf offiziellen Druckpublikationen. Selten wurden auf den Titelblättern der Flugschriften Ereignisbilder gezeigt.510 Einerseits wurde auf vorhandenes Bildmaterial zurückgegriffen, das meist in einem recht unspezifischen Zusammenhang zu der Schrift stand (ein Reiter, ein Kreuz etc.), andererseits wurden auf die Ereignisse zugeschnittene Bilder gefertigt,511 wobei die darstellerische Reduktion ein wesentliches Element darstellte, mit dem die Konzentration auf eine bildliche Kernaussage einherging.512 Ein anderer Zuschnitt der Bildmaterialien zeigte sich 1589 in den Flugblättern, die ein Spektrum von (teils auch satirischen) Porträts über Ereignisbilder bis zu Allegorien boten.513 Mehrere Porträtserien und Einzelporträts, die einen gut kalkulierbaren und daher risikoarmen Bereich darstellten, da zumeist der Porträtierte als

506 Vgl. Tumbeau (Fbl-FRK48); La mort (Fbl-FRK23); Comme les deux Princes (Fbl-FRK10); CRVAVTE (Fbl-FRK11); Le martire (Fbl-FRK27); LE FAUX MVFLE (Fbl-FRK26). 507 Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 140–141. 508 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 164; auch Tissier de Mallerais: Propagande sous Henri III, S. 36; z. B. L’HISTOIRE (Fbl-FRK40). Zum Herzog von Épernon: Allein acht Kupferstiche bzw. Holzschnitte zeigten Épernon entweder als Dämonen oder dabei, dem König etwas einzuflüstern (vgl. Le Roux: Faveur du roi, S. 666). 509 Für den gesamten Zeitraum der Liga vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 151. 510 Z. B. SIGNES (Fls-FRK146). 511 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 154; ereignisspezifische Titelbilder z. B. LE MARTIRE (Fls-FRK122); LE MARTIRE (Fls-FRK121); LES || SORCELERIES (Fls-FRK95); LA VIE (Fls-FRK81); LES || REGRETS (Fls-FRK67); LE CHANT (Fls-FRK66). 512 Vgl. Cameron: Illustration, S. 92. 513 Zu Porträts vgl. z. B. Cameron: Illustration, S. 90; Wilkinson: Homicides royaux, S. 141; zu Allegorien vgl. Tissier de Mallerais: Propagande sous Henri III, S. 36; z. B. La Marmitte (FblFRK22); Tumbeau (Fbl-FRK48).

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Adressat oder Auftraggeber fungierte,514 entstanden nach Blois mit Fokus auf der Familie Guise.515 Neben Ereignisbildern, die überwiegend die Morde an den Brüdern Guise und an Heinrich III. zum Thema hatten, dominierten die Erzählungen und Kommentierungen zur Person Heinrichs III., welche von dessen Luxus über seine Beeinflussung durch Favoriten bis zu seinem angeblich heuchlerischen Gebaren reichten und in einer großen Zahl an neuen Bilderfindungen, eng auf das aktuelle Geschehen bezogen, reflektiert wurden.516 Der außergewöhnliche Charakter der Ereignisse von der Ermordung der Guise bis zum Mord an Heinrich III. kam in den originellen Bildteilen der bei Du Brueil, Guérard, Prévost, le Roy und Gence erschienenen Flugblätter zum Tragen, während die häufig bebilderten Flugschriften­Publikationen von bspw. Millot, Ménier und Velu weit weniger originelles Bildmaterial boten.517 Die Bilder waren durch die synchrone Erzählstruktur, die dem Visuellen zugeschriebene persuasive Qualität sowie die Möglichkeit eines Rezipientenzugangs auf mehreren Ebenen geprägt.518 Metaphorische Anspielungen und plausible Visualisierungen traten neben mimetische Exaktheit; eine ebenso bedeutsame Rolle erhielten die Anknüpfung an Darstellungstraditionen sowie die Sehgewohnheiten der Zeit.519 In „Comme les deux Princes“ (Fbl-FRK10) war im Bild die Herzogin von 514 Vgl. Schilling: Bildpublizistik, S. 19. 515 Vgl. Cameron: Illustration, S. 90; Von Thomas De Leu kursierte ab 1589 eine Serie von Porträts der Familie Guise, d. h. Herzog und Kardinal von Guise, Herzog von Mayenne, Herzog von Aumale, aber auch Porträts des Königs. Nicolas Leblond fertigte 1589 ebenfalls Porträts des Herzogs von Guise und des Herzogs von Mayenne (vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 162, bes. Anm. 70), wobei Porträts lebender Personen eine Ausnahme in LigaPublikationen darstellten (vgl. Cassan: Guerre en discours, S. 273). 516 Vgl. Benedict: Marmites, S. 128; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 155. 517 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 155; Debaggi Baranova: Coups de libelles, S. 176; z. B. die von Hubert Velu publizierte Flugschrift „LA DEFFAITTE“ (Fls-FRK71), welche auf dem Titelblatt das Wappen des Herzogs von Mayenne trug und auf der letzten Seite ein ereignisunspezifisches Schlachtenbild zeigte. Dieses Schlachtenbild war auch in der von Velu gedruckten Schrift „SECONDE || VICTOIRE“ (Fls-FRK144) auf der letzten Seite aufgenommen. Als Ausnahme vgl. „LES || SORCELERIES“ (Fls-FRK95), die bei Didier Millot in Paris erschien. 518 Vgl. Jouhaud: Lisibilité, S. 313–315; So stellte bspw. in „LA VIE“ (Fls-FRK19) der Übergriff auf eine Nonne durch Heinrich III. (S. 78) wörtlich ihre Vergewaltigung, metaphorisch seine religiöse Heuchelei und Missachtung der katholischen Kirche dar. Auch „Le soufflement“ (FblFRK33) war auf mehreren Ebenen lesbar: Zum einen trichterte Épernon dem König mit seinem Blasebalg Gedanken, die aus der Hölle stammten ein, zum anderen wurde angedeutet, der König lasse sich in seiner Politik zu sehr fremdbestimmen. Zwar standen Text und Bild noch in einem hierarchischen Wahrnehmungsverhältnis, doch kam Bildern – geprägt von den Evidenzansprüchen einer Augenzeugenkultur – als zentrales Medium von Glaubwürdigkeit eine besondere Beweiskraft zu (vgl. Wimböck: Autorität des Bildes, S. 19; Wimböck/Leonhard/Friedrich: Evidentia, S. 18; Willems: Anschaulichkeit, S. 131). 519 Vgl. z. B. ACTION (Fls-FRK2), Titelbild: In Anknüpfung an bekannte und daher leicht entschlüsselbare Darstellungen verwies das durchbohrte Herz auf das Martyrium der Brüder Guise. Der in „Tumbeau“ (Fbl-FRK48) als Skelett sinnbildlich gezeigte Tod zielte mit überdimensionierten Pfeilen auf die beiden Brüder Guise. Allgemein hierzu Körber: Öffentlichkeiten, S. 341.

3.5 Darstellungsweise der Flugschriften und Flugblätter

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Nemours neben den aufgebahrten Körpern ihrer Söhne an der Seite Heinrichs III. gezeigt, was als Verbildlichung der Motivation ihres Besuchs beim König zu lesen war, nämlich der Versuch, die Herausgabe der Leichname ihrer Söhne zu erreichen.520 Die Einblattdrucke und Flugblätter konnten durch Gestaltungsmittel wie Reduktion, Zentrierung, Verwendung der Bedeutungsperspektive sowie durch die Anordnung in den verschiedenen Bildebenen, häufig auch eine architektonische Gliederung eine Lesehilfe bzw. Interpretationsempfehlung geben.521 Teils waren Bildund Textteil unabhängig voneinander zu lesen, meist waren sie aber zur wechselseitigen, verschränkten Lektüre gedacht: Bildteile illustrierten, ergänzten, verdichteten, vereinfachten, vergegenwärtigten, kommentierten, korrigierten den Text oder widersprachen ihm.522 In einigen Fällen konnte das Bildprogramm nur mithilfe des Textes bzw. vice versa entschlüsselt werden,523 so dass eine gleichrangige Bedeutung und enge Relation von Text und Bild in den Flugblättern dominierte, während in den Flugschriften eine vielfach illustrative Verwendung vorherrschte. 3.5.2 Argumentation Beglaubigungen Um der eigenen Darstellung Glaubwürdigkeit zu verleihen, wurde auf erkennbare Detailtreue gerade bei nachprüfbaren Details geachtet. Das Flugblatt „Figure“ (FblFRK15) bspw. demonstrierte große Genauigkeit bei den topographischen Zitaten, hier Notre-Dame, Montmartre und die Brücke von Saint-Cloud,524 was gleichwohl 520 Vgl. Comme les deux Princes (Fbl-FRK10); Neben dem Bild konzentrierte sich interessanterweise auch der Text auf die persönliche Begegnung. 521 Reduktion: z. B. Tumbeau (Fbl-FRK48); LE VRAY POVRTRAICT (Fbl-FRK36); architektonische Ausgestaltung: z. B. La sorcellerie (Fbl-FRK24); La mort (Fbl-FRK23); verschiedene Bildebenen: u. a. La mort (Fbl-FRK23); Betonung durch Zentrierung: z. B. Le depart (FblFRK25); En ceste figure (Fbl-FRK12); zur Bedeutungsperspektive (hier Heinrich III. und der Kardinal von Bourbon): Le soufflement (Fbl-FRK33). 522 Vgl. z. B. Lüsebrink: Kauft schöne Bilder, S. 27; Scribner: For the sake of the folk, S. XXV. In „Icy se voit“ (Fbl-FRK20) bspw. schilderte der Text die Tyrannei Heinrichs III. als Ursache für das nur kurz erwähnte Attentat Cléments, während der Bildteil die Tat ausführlicher schilderte (im Bild: Stich in den Bauch, Versuch des Königs, die Waffe abzuwehren, Durchbohren des Täters…). In „Le martire“ (Fbl-FRK27) waren ergänzende Parallelen in Text und Bild vorhanden (der Kardinal verbarg die Augen), aber auch voneinander abweichende Interpretationen: Während Heinrich III. die Szene der Ermordung des Kardinals ohne Gemütsregungen beobachtete, schilderten die Verse ihn „sautelle d’allégresse“. 523 Vgl. Duprat: La caricature, S. 115; Nur mithilfe der Bildunterschrift – oder sehr gutem Kontextwissen – konnte die Kreuzesdarstellung in „LA VIE“ ((Fls-FRK19), S. 47) als Verkauf des Reliquiars aus der Sainte­Chapelle an die Venezianer identifiziert werden (wie z. B. in LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 10 geschildert). Als symbolische Darstellung des Verstoßes Heinrichs III. gegen die kirchlich-sakrale Ordnung blieb das Bild auf einer anderen Ebene auch ohne den Text dechiffrierbar. 524 Vgl. Mercier: Guérard et Prevost, Figure, S. 120; In Frankreich florierte die Druckproduktion kartographischer sowie topographischer Werke. Das Kartenmaterial wurde u. a. in gedruckten

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1589 nicht der Regelfall war. Materiell-dingliche, außerhalb der Schriften stehende ‚Beweiseʻ wurden häufig als nachprüfbare bzw. offenkundige, weil sichtbare, Belege angeführt.525 Noch häufiger rekurrierten die Publikationen auf bereits bekannte Eckdaten oder etablierte Interpretationsmuster, was vorgängiges Wissen bekräftigte und die Annahmebereitschaft für die gesamte Publikation erhöhte.526 Neben faktenbasierten wurden nachvollziehbare und plausible, d. h. den Sehgewohnheiten und der Erwartungshaltung entsprechende Szenen, Handlungen und Argumentationen bevorzugt, aber auch mit Informationsfülle die Informiertheit des Verfassers herausgestrichen.527 Im Sinne der Verständlichkeit und Übersichtlichkeit wurde besonders in Bildern ein Substrat des Geschehens präsentiert, so dass zentrale Personen, Ereignisse und Orte gebündelt und durch ordnende, bspw. architektonische, Elemente gegliedert wurden, was zugleich Verfremdungseffekte mit sich brachte.528 Daneben traten Selbstzuschreibungen auf dem Titelblatt, das Berichtete sei „vrai“, „véritable“ etc.,529 und die Behauptung eines privilegierten Zugangs des Autors zu Informationen und Beweisen (z. B. Augenzeugenmotiv) diente häufig als Beglaubigung. Durch explizite Hinweise auf Vorlagen wurde Nähe zum Geschehen suggeriert, das möglichst unbearbeitet in der Form weitergegeben wurde, wie es von Augenzeugen, Beteiligten oder durch Informanten aus den Bereichen der ‚politischen Arkanaʻ berichtet worden war – so zumindest die Suggestion in den Flugschriften und Flugblättern.530 Gerade die zentralen politischen Akteure zielten auf öffentliche Bekanntmachung des eigenen Standpunkts; ihre Position sollte als wahr und beglaubigt und allen offenbar vorgeführt und das Thema als gemeine Sache oder gar Gemeinwohl definiert werden.531 Neben der gesellschaftlichen und politischen Bedeutung der Handelnden (bes. hochrangige Adlige wie Herzog von Aumale oder Herzog von Mercœur), deren Autorität und Vorbildcharakter der Position Gewicht verlieh und

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Nachrichtenpublikationen mit stilisierten Darstellungen von Truppenanordnung, -größe und -bewegung genutzt (vgl. Benedict: Graphic history, S. 83, S. 101). In diesem Sinn verwies „DECLARATION“ (Fls-FRK46) auf Briefe des Herzogs von Guise sowie dessen Besitz des Schlüssels zu den Gemächern des Königs und die Waffen in seiner Verfügung, um den Vorwurf der Rebellion zu belegen (S. 11). Vgl. Kap. 3.5.2 (dort Wiederholungen und Muster). Vgl. „EXTRAICT“ (Fls-FRK3) mit einer Fülle technischer Details einer Belagerung; zur Beglaubigung durch Detailfülle auch Estier: Maîtrise de l’opinion, Abs. 25. Z. B. Moyse (Fbl-FRK41); Figure (Fbl-FRK15); L’histoire (Fbl-FRK39); Verfremdungseffekte wie an eine Theaterbühne erinnernde Vorhangdrapierungen zeigte „Le martire“ (Fbl-FRK27). U. a. VRAY || DISCOVRS (Fls-FRK158); LE VRAY PORTRAICT (Fbl-FRK35); DISCOVRS (Fls-FRK20). Verweis auf Berichte von Beteiligten bzw. Augenzeugen u. a. in LA || RODOMONTADE (FlsFRK13); LETTRE (Fls-FRK16); LETTRE (Fls-FRK74), bes. S. 5, S. 11; VRAY || DISCOVRS (Fls-FRK159), bes. S. 15–16; auch ADVIS (Fls-FRK8), Titelblatt; außerdem Cassan: Guerre en discours, S. 265; Le Roux: Faveur du roi, S. 650; Wolfe: Henry IV and the press, S. 185; Bell: Unmasking a king, S. 376; Cameron: Satire, S. 167. Wie schon für die „Déclaration“ von Louis de Bourbon, Prinz von Condé, vom 8. April 1562 greifbar, vgl. Haug-Moritz: Hugenottische Pamphletistik, S. 118–119.

3.5 Darstellungsweise der Flugschriften und Flugblätter

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zugleich dem adligen Interesse an Repräsentation ihrer Verdienste entgegenkam,532 untermauerte das Ansehen des Autors, als Persönlichkeit wie im Fall von Agrippa d’Aubigné533 oder auch qua Amt bzw. Funktion, die Verlässlichkeit des Dargestellten.534 Die offiziellen Schriften wiesen zudem durch die Titelgestaltung und die Zitation eines Beglaubigungsapparats wie die Unterschrift von König und Secretarius, die Beschreibung des Siegels, teils auch die Kollation sowie der Abdruck der Registrierung im parlement ihre Authentizität nach, aber auch durch die besondere Publikationssituation (lautes Verlesen etc.), in welcher zugleich die Rechtsgültigkeit der Schrift zugewiesen, bekräftigt und demonstriert wurde.535 Die Propagierung der eigenen Glaubwürdigkeit ging mit der Infragestellung der Gegenseite Hand in Hand: So zielte die Behauptung für die ‚richtige Sacheʻ einzustehen, nämlich für die Verteidigung der Religion und Interessen des Landes, darauf, die Publikation schon vorab über mögliche Kritik zu erheben.536 Der Gegenseite wurden nicht nur die vertretenen Ansprüche abgesprochen, sondern zugleich das Recht zur Äußerung im öffentlichen Diskurs.537 Die königliche Seite begründete mit der Neigung der Liga, Täuschungen, Falschaussagen und geschönte Berichte herauszubringen, das Erscheinen pro-königlicher Gegendarstellungen,538 während die seitens der Liga wiederum Heinrich III. unterstellte Meisterschaft in der Täuschung sämtliche medialen Äußerungen des Königs als Lügen und alle Aburteilungen der Liga als unberechtigte Diffamierungen erscheinen ließ, womit die Liga ihre Publikationen stützte.539 In dem Vorwurf, der König gehe gegen diejenigen vor, welche die 532 Vgl. Cassan: Guerre en discours, S. 269–271, S. 273; z. B. DISCOVRS (Fls-FRK29); Die demoralisierenden Niederlagen der Liga machten wiederum die Königlichen zum Thema: VRAY || DISCOVRS (Fls-FRK159). Zum weitgehend selbständigen, von Eigeninteressen geleiteten Agieren der katholischen Prinzen, d. h. Mayenne, Nemours, Joyeuse, Mercœur, Villars, Elbeuf, La Châtre, Aumale und Guise und ihrer jeweiligen Klientel in den Provinzen vgl. Barnavi: Centralisation, S. 335. 533 Vgl. Fragonard: Stratégie de la diffamation, S. 47–48. 534 Dieser Autoritätszuwachs galt für anonyme Pfarrer oder Prediger als Autoren ebenso wie für Persönlichkeiten wie Guillaume Rose, den ehemaligen Beichtvater des Königs (vgl. Boucher: Culture des notables, S. 340; zu Rose: Chevallier: Régicides, S. 86; Bell: Unmasking a king, S. 380). 535 U. a. DECLARATION (Fls-FRK47), fol. A4r–A4v; DECLARATION (Fls-FRK48), fol. C4v; DECLARATION (Fls-FRK49), S. 20–22; DECLARATION (Fls-FRK55), S. 7–8; EDIT (FlsFRK51), S. 10. 536 Vgl. Wolfe: Henry IV and the press, S. 185; vonseiten der Königlichen: REMONSTRANCE, in: Pasquier: Écrits politiques, u. a. S. 133–135, S. 147–148; vonseiten der Liga: z. B. RESPONCE (Fls-FRK137), S. 9–11; LETTRES (Fls-FRK101), S. 9–11. 537 Z. B. die Liga gegenüber Navarra („Le Biernois“) in LE THEATRE (Fls-FRK127), fol. 69r. 538 Vgl. RESPONCE (Fls-FRK134), S. 38; In „LETTRE“ (Fls-FRK74) wurde betont, dass ein Herr aus Beausse an seinen Freund in Paris berichtete, da diesem nur die von der Liga verbreiteten verfälschten Berichte in Paris zugängig seien (S. 3). Vorwürfe der Liga gegenüber dem König seien verpestet und verbrecherisch und damit ohne Gehalt, so dass kein Franzose sie erwägen würde (vgl. CONSEIL (Fls-FRK23), S. 13–14). 539 Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 142; Duprat: Rois de papier, S. 45; zu den Täuschungen des Königs: DE || Lʼexcommunication (Fls­FRK25), u. a. S. 15, S. 22–23, S. 27–28; RESPONCE (Fls-FRK137), S. 3, S. 6; CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA-||TIONS (FlsFRK24), passim; REMONSTRANCE (Fls-FRK131), S. 3–4, S. 11; In der „RESPONCE“ (Fls-

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Krone kritisierten, verbarg sich einerseits eine Kritik an tyrannischer Willkür, andererseits die sublime Unterstellung, dass die Opposition gegen den König viel weiter verbreitet sei, als die in den Medien präsenten Gegenstimmen erahnen ließen.540 Auf subtile Weise unterwanderten die Parteien sich gegenseitig, indem vordergründig eine Position vertreten, diese aber unterlaufen wurde.541 Stellte „LE || TESTAMENT“ (Fls-FRK97) offenkundig ein von der Liga Heinrich III. in den Mund gelegtes Schuldeingeständnis dar, argumentierte „HARANGVE“ (Fls-FRK156) subtiler: Während auf vordergründiger Ebene offen Kritik an den französischen Reformierten geübt wurde, streute die Schrift Spitzen gegen die Liga, welche vom fehlenden militärischen Erfolg Mayennes und Ignorieren guter Ratschläge über Untreue und Verrat geschworener Liga-Städte bis zu Bestechung und persönlichen Interessen als Gründe für ein Engagement in der Liga reichten.542 Einbeziehung und Lenkung des Lesers Der Leser wurde mit dem kompletten sich bietenden Spektrum, von belehrend über unterhaltend bis emotional bewegend, einzubeziehen und zu lenken versucht: Zwar wurde dem Leser in den Flugschriften 1589 vermeintlich selbst die Beurteilung in die Hand gelegt, aber zugleich eine Position deutlich präferiert bzw. andere Lesarten moralisch diskreditiert, so dass keine wirklichen Alternativen bestanden.543 Scheinbar lagen die Missstände offen, so dass die Publikation nach eigener Darstellung nur augenscheinlich Bekanntes referierte.544 Die Notorität der königlichen

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FRK135) erklärte der Autor, dass schon die Obskurität der königlichen Argumentation nahelege, dass der König keine richtigen Beweise gegen die Guise vorliegen habe (bes. S. 3–4). Auch die Schriften „RESPONCE“ ((Fls-FRK137), S. 6) und „LETTRES“ ((Fls-FRK101), S. 3–4) stellten die königliche Erklärung zu Blois grundsätzlich infrage. Vgl. LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 79–80. Vgl. „Procession dans Paris pour la canonisation de Jacques Clément“ (Tuschzeichnung, Paris: BNF, Coll. Hennin, Sign.: Qb4), wohl eine Vorstudie für ein nicht realisiertes Gemälde, das vordergründig den Königsmörder feierte; Dort waren im Bildvordergrund von links nach rechts betrunkene Mönche, einige, die ihre Notdurft verrichteten, die Streit suchten und mit Prostituierten verkehrten zu sehen (vgl. Mercier: Procession dans Paris, S. 122, Abb. 94). In „DISCOVRS“ (Fls-FRK31) wurde eine zunächst positiv konnotierte Liga, welche gegen die Reformierten errichtet sei, präsentiert und der gute Eifer um die Einigung unter der katholischen Religion betont (fol. A1v–A2r), aber die Verführung der Guise durch den Teufel zu persönlichen ehrgeizigen Plänen eingeflochten und unterstellt, dass die Erfolge der Reformierten in Frankreich den Anschein erweckten, dass diese von Gott bevorzugt würden (fol. A2v). Vgl. HARANGVE (Fls-FRK156), S. 3–9. Z. B. DE || Lʼexcommunication (Fls­FRK25), S. 41; EXCOMMVNICATION (Fls­FRK44), S. 1: „CE SEROIT VNE || chose fort absurde, […] reuoquer en doute, || si […]“; auch CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA-||TIONS (Fls-FRK24), S. 7: „Car qui ne scait que“; RESPONCE (Fls-FRK134), S. 31; RESPONCE (Fls-FRK135), S. 3–4. Vgl. DE || Lʼexcommunication (Fls­FRK25), S. 28: „Voicy vne briefue narration de ce || qui sʼest dernierement passé deuant nos || yeux, fraische encore & quasi en la veuë || dʼvn chacun. Ce que iʼay faict tout expres || pour rendre plus intelligible & clair ce || que iʼay à deduire […]“; DISCOVRS (Fls­FRK20), S. 3: „Il nʼy a celuy dʼentre nous || qui ne soit certain auec || suffisante & deplorable || espreuue […]“; DEPLORA­||TION (Fls­FRK12), S. 3: „Ce nʼest pas nouueauté de voir […]“; CONSEIL (Fls-FRK23), S. 64[= 65]: „Le temps || pere de Verité, leur

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Verstöße gegen das Gemeinwohl wurde in dieser impliziten Behauptung, dass ein übereinstimmendes öffentliches Urteil über den König bestehe, sichtbar.545 Rhetorische Fragen wurden unterstützend eingesetzt, um dem Leser Urteile und Bewertungen als eigene Schlussfolgerungen nahezulegen, wobei ihre Qualität als Aussagen teils schon durch die Verwendung des Akklamationszeichens statt des Fragezeichens offenbart wurde.546 Mit diesen Suggestiväußerungen gingen Appelle einher, die mitunter gruppenspezifisch zugeschnitten waren.547 Teils zielten diese auf das Gewissen der Leser, teils riefen sie unmittelbar zum Handeln auf (‚agitatorisches Potentialʻ).548 Spielerische, ironisch-witzige Wendungen, die unterhaltsam und leicht einprägsam waren, setzte die Liga oft ein, um zeitgenössische Personen und Positionen infrage zu stellen:549 So wurde aus Henri de Valois in Anspielung auf den stark negativ konnotierten biblischen König Herodes das Anagramm „Herodes Vilain“.550 Dem setzte die königsnahe Flugschrift „LE || PARADIS“ (Fls-FRK87) ein Wortspiel mit dem Namen der Guise (déguiser, d. h. verkleiden, maskieren, verbergen) entgegen,551 doch blieb dies ein Einzelfall. Erst nach der Ermordung Heinrichs III. setzte Navarra als Heinrich IV. verstärkt emotional aufgeladene Anagramme und Wortspielereien gegen die Liga ein.552 Neben diese teils sehr geschickten Wortspielereien traten in ligistischen Religionskriegsnachrichten auch derbe, drastische bis

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a fait voir iusques au || fond de leurs cœurs: & toutes […] ont esté finablement si es­||uëtees, si publiques & notoires, quʼil nʼy || a plus personnne, si le sens comun ne luy || manques tout à fait, qui face conscience || de blasmer sa credulité […]“. Vgl. auch DISCOVRS (Fls-FRK20), S. 3. Zu dieser Argumentation vgl. Haug-Moritz: Hugenottische Pamphletistik, S. 125. Vgl. TOMBEAV (Fls-FRK153), S. 15–16; LES VRAIS || PIEGES (Fls-FRK96), S. 15; CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA-||TIONS (Fls-FRK24), u. a. S. 78; RESPONCE (FlsFRK137), S. 7; REFVTATION (Fls-FRK129), S. 12–13; CONSEIL (Fls-FRK23), u. a. S. 5–7, S. 117[= 118]–119[= 120]. Vgl. LETTRE (Fls-FRK113), S. 21 (Königliche), S. 21–22 (die Ligisten); LE THEATRE (FlsFRK127), fol. 22v (katholischer Adel); DECLARA-||TION (Fls-FRK112), S. 10 (Klerus), S. 11 (Adel und Justiz), S. 12 (dritter Stand); CHARITABLE || ADMONITION (Fls-FRK21), fol. 2r (Damen, Fräulein und Bürgerinnen); zu den Leseransprachen auch Kap. 3.7.3. Z. B. LETTRE (Fls-FRK113), u. a. S. 16, S. 20; LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 7; TOMBEAV (Fls-FRK153), S. 10; L’ANTIMAR-||TYR (Fls-FRK119), S. 56; LE THEATRE (Fls-FRK127), passim u. a. fol. 53r–61v (Leseransprachen, Suggestiväußerungen, Fragen, Ermahnungen, Handlungsaufforderungen). Vgl. Anagramm „O le Ivdas“ (de Valois): LE || FAVX-VISAGE (Fls-FRK85), S. 2; LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 3; LE || MARTYRE (Fls-FRK123), S. 53; Anagramm „O crudelis hyena“ (Henric de Valois [= Ualyos]): LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 4; andere spielerische Varianten waren das Akrostichon in „TOMBEAV“ ((Fls-FRK153), S. 23: „HENRY DE LORRAIN“) oder die Paronomasie in „LA GRANDE || DIABLERIE“ ((Fls-FRK72), fol. A1v). Z. B. EPITAPHES (Fls-FRK37), fol. A3v; LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 4, S. 16, S. 37; LE || FAVX-VISAGE (Fls-FRK85), S. 21; DIALOGVE (Fls-FRK26), S. 119[= 117]. Vgl. LE || PARADIS (Fls-FRK87), S. 14; auch L’ANTIMAR-||TYR (Fls-FRK119), S. 29 (Iaques Inclemēt, als Spiel mit Namen und Charakter des Königsmörders). Aus Frère Jacques Clément wurde „c’est l’enfer qui m’a créé“ (L’Estoile: Journal Henri III, S. 218), während der König in Anagrammen wie „Lis hardi, ou Ené“ (kühne Lilie oder Äneas) oder „L’enhardi Josué“ (der kühne Josua) bspw. in „LE TRIPLE ENFER“ (Fls-FRK98) idealisiert wurde (vgl. Le Roux: Régicide, S. 328).

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hin zu groteske Darstellungen, welche darauf abzielten, Personen, Denkweisen und Handlungen der Gegenseite lächerlich zu machen:553 In „RECEPTE“ (Fls-FRK128) wurde durch Fäkalhumor wie u. a. Verdauungsstörungen die Person des Königs entmystifiziert und infrage gestellt. Die affektive Ansprache des Rezipienten in Bildern erfolgte durch dramatische Zuspitzungen, die lebhaften, teils drastisch brutalen Darstellungen, die Nahsicht der Protagonisten,554 eine scheinbar unmittelbare Erfahrbarkeit des Bildes, welches die zeitliche, räumliche und emotionale Distanz zum Betrachter zu überbrücken verstand (‚Präsenzeffektʻ)555 – so dass bspw. die Bilder in effigie den Platz der Brüder Guise in Prozessionen einnehmen konnten556 – und eine Gedächtnisbrücke zum Memorieren bildete.557 Auf die emotionale Einbeziehung des Lesers zielte daneben der Rekurs auf Alltagsrelevantes,558 ein spannender (fiktiver) Erzählrahmen559 und die Verwendung wörtlicher Rede560 genauso wie die Anknüpfung an Lese- und Sehgewohnheiten.561 Wiederholungen und Muster Wiederholungen, ob Doppelungen und Wortpaare,562 die gehäufte Verwendung bestimmter Begriffe aus einem Wortfeld563 oder die Wiederaufnahme eines Gedankens erhöhte die Einprägsamkeit, Bedeutung und Überzeugungskraft. Dies galt besonders, wenn mehrere unabhängige Quellen die Aussagen bestätigten, auch

553 Vgl. Bernard: Vox populi, S. 254: „La diffamation ne passe pas ici par la peur, mais par le rire“. 554 Vgl. Le martire (Fbl-FRK27); CRVAVTE (Fbl-FRK11); Moyse (Fbl-FRK41). 555 Vgl. Wimböck/Leonhard/Friedrich: Evidentia, S. 13, S. 18; Wimböck: Autorität des Bildes, S. 20; Voges: Augenzeugenschaft, S. 171. 556 Vgl. El Kenz: La propagande, S. 7; „Les Effigies“ (Fbl-FRK31) wurde bei den Prozessionen in Paris herumgetragen (vgl. LʼEstoile: Figures, fol. 10r). Ausführlich hierzu Kap. 3.2.3. 557 Vgl. Benedict: Graphic history, S. 98–99. 558 Z. B. Lebensweisheiten: ACTION (Fls-FRK2), S. 3; Notwendigkeit zu Einkehr und Buße: CHARITABLE || ADMONITION (Fls-FRK21), u. a. fol. 2r–3v; Danksagungen an Gott, Gebete, Anrufung um Hilfe und Beistand: ACTION (Fls-FRK2), S. 10; ADMIRABLE || ET PRODIGIEVSE || MORT (Fls-FRK5), S. 15; CONSEIL (Fls-FRK23), S. 24; CHARITABLE || ADMONITION (Fls-FRK21), fol. 27v–28r; LE || FAVX-VISAGE (Fls-FRK85), S. 2. 559 Z. B. abgefangene Briefe: EXTRAICT (Fls-FRK3); In „L’ADIOVRNEMENT“ (Fbl-FRK21) war ein fiktives Geständnis des Königs als Hexer inszeniert und ebenso in „LES || PROPOS“ (Fls­FRK94). Als Erzählerfiktion taugten anonyme Personen wie auch Protagonisten der eigenen oder der gegnerischen Seite: ein englischer oder polnischer Katholik oder der König von Spanien ebenso wie der Herzog von Épernon (vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 98). 560 Z. B. LA VIE (Fls-FRK19), u. a. S. 55[= 57], S. 133[= 136]; LE || MARTYRE (Fls-FRK123), u. a. S. 38, S. 43. 561 U. a. Anleihen bei Erzählformaten (vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 149; Bell: Unmasking a king, S. 377); Aufnahme von bereits bekannten Motiven (z. B. La Marmitte (FblFRK22)); ausführlich behandelt in Kap. 3.5.2 (dort Wiederholungen und Muster). 562 Z. B. ADMIRABLE || ET PRODIGIEVSE || MORT (Fls-FRK5), S. 13: „à feu & à sang“; LA GRANDE || DIABLERIE (Fls-FRK72), S. 4: „en pleurs & en souspirs“. 563 Vgl. ACTION (Fls-FRK2), S. 11: heimlich, Mord, Hydra, bedrohend, Häresie, Tyrann, Krallen, Feind, Uneinigkeit; ADMIRABLE || ET PRODIGIEVSE || MORT (Fls-FRK5), S. 8: Vor-

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wenn es sich teils um zirkuläre bzw. selbstreferentielle Bezüge handelte.564 Zirkulierende Gerüchte, dass Heinrich III. am 8. Januar 1589 sieben Personen habe enthaupten und dann in die Seine werfen lassen, nahm „LA VIE“ (Fls-FRK19) verallgemeinernd auf: Überall in Frankreich fände man enthauptete Leichname in den Flüssen schwimmen, Belege einer sichtbargewordenen Tyrannei, welche der begleitende Holzschnitt in Nahsicht vor Augen führte.565 Weitere Publikationen wie „La Nullité“ (Fls-FRK73) lehnten sich kursorisch an einen bereits propagierten Vorwurfskatalog, wie ihn „LA VIE“ (Fls­FRK19) entwarf, an und ‚bestätigtenʻ durch die Wiederholung Glaubwürdigkeit und Belastbarkeit des Negativbildes Heinrichs III.566 Besonders die Liga griff zudem bestehende intellektuelle wie affektive Muster auf,567 womit die Annahmeschwelle gesenkt wurde, die Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft der Darstellung erhöht und stereotype Zuweisungen und emotionale Aufladungen auf das eigene Anliegen übertragen wurden,568 wie bspw. in der Adaption von dämonischen Helfern der Hölle.569 Die Flugschriften und Flugblätter spielten mit dem Spannungsverhältnis aus Wiederholung und Einmaligkeit, aus Neuem und Erwartbarem, Abweichungen und Normalität.570 Die christliche Ikonographie diente als wichtiger Fundus allgemein bekannter und stark affektiv besetzter Bilder: vom flammenspuckenden Leviathan, der Heinrich III. erwartete, über den in Christus-Ikonographie gezeigten Herzog von Guise bis zur Kreuzsymbolik.571 So belegte die Kreuzesdarstellung in „Les effigies“ (Fbl­ FRK31) die Frömmigkeit der Guise und ihre unmittelbare Nähe zu Christus, womit sie – durch die Nachahmung der Leiden Christi – die sichere Erlösung erlangten und einen Platz unter den Märtyrern.572 Während in „LE VRAY POVRTRAICT“ (Fbl-FRK36; Fbl-FRK37) die Leichname des Herzogs und Kardinals von Guise in Nahaufnahme mit zahllosen Wunden und den Werkzeugen des Martyriums (beim Herzog ein Schwert, beim Kardinal die Hellebarde) gezeigt wurden, wurde Hein-

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wand, massakrieren/ermorden, grausam, Raserei, verdorbene Seele, verräterisch (über Heinrich III.) vs. heilig, Gott geweiht, Verteidiger und Beschützer der Kirche (auf den Herzog und Kardinal von Guise bezogen); LA || DETESTATION (Fls-FRK154), S. 3: Abscheu, Grausamkeit, blutrünstig, abscheulich, Bedauern, Mord, grausam, Ermordung (Heinrich III.) vs. höchstbedeutend, mächtig, Prinz, Pair, Großmeister, Glaubenseiferer (Heinrich von Guise). Vgl. Debaggi Baranova: Coups de libelles, S. 174; Cassan: Guerre en discours, S. 268; Cameron: Satire, S. 163; zu Wiederholungen als Glaubwürdigkeitsstrategien und Autoritätsteilhabe vgl. Wimböck: Autorität des Bildes, S. 29; Pütz: Autorität durch Wiederholung, S. 694–695. Vgl. LA VIE (Fls-FRK19), S. 84–85. Vgl. La Nullité (Fls-FRK73), S. 5; hierzu Bernard: Vox populi, S. 257. Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 167. Vgl. El Kenz: La propagande, S. 6. Vgl. Le soufflement (Fbl-FRK33); LE FAUX MVFLE (Fbl-FRK26). Vgl. Bösch: Ereignisse, Performanz, S. 17–19. Leviathan: L’HERMITAGE (Fbl-FRK38); Christus-Ikonographie: L’assassinat du duc de Guise à Blois le 23 décembre 1588, nach El Kenz: La propagande, S. 7; zur Verwendung der Christus-Ikonographie für Darstellungen der Guise vgl. Constant: Ligue, S. 217; Kreuz: Les effigies (Fbl-FRK31). Vgl. auch die Christusanspielung in „HISTOIRE“ (Fls-FRK64): Herzog von Guise nimmt letztlich freien Willens den Kelch an, der ihm bestimmt ist (S. 27).

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rich III. im Bildfeld als Täter nur durch das Lilienwappen angedeutet.573 Diese Interpretation der Guise als Märtyrer wurde multimedial verbreitet: Predigten, Gebete und Gesänge, Prozessionen und Umzüge, Banner, Druckpublikationen und Gemälde sowie Bußrituale unterstützten sich wechselseitig.574 Mit größerer Distanz zu den Ereignissen wurde die Märtyrer-Darstellung stärker ausgearbeitet und um Züge einer typenhaften Repräsentation des Martyriums ergänzt wie die simple, naive Unschuld des Märtyrers angesichts der Schlechtigkeit seines Peinigers.575 In Bezug auf Heinrich III. war durch die konstante mediale Wiederholung einiger Vorwürfe bereits seit Jahren ein diffamierendes Bild des Königs etabliert worden.576 An die Stelle einer Kritik konkreter einzelner Verfehlungen des Königs (Maskerade, Luxus, Unsittlichkeit) oder auch einer indirekten Kritik über seine Favoriten, den Hof oder seine Ratgeber trat 1589 ein unmittelbar auf Heinrich III. gerichtetes Generalurteil: Der monströse, widernatürliche König mit seinem diabolischen Beraterstab habe Frankreich an den Abgrund getrieben.577 Von Lügner, Heuchler, Verräter und Eidbrecher über Dieb und Feigling bis zu Tyrann, Mörder, gar Vatermörder, Teufel, Atheist und Häretiker reichten die Vorwürfe.578 Die Drastik der Sprache war, bildlich wie textlich, ins Extreme gesteigert.579 Eine besondere Qualität lag im Hexereivorwurf,580 der an Beschuldigungen gegen die Königinmutter anknüpfte, welche als bluttrinkende Fremde, als Hexe, pervers und dämonisch bezeichnet worden war.581 Diese nicht mehr zu steigernde Anschuldigung rief abso573 Vgl. LE VRAY POVRTRAICT (Fbl-FRK36); LE VRAY POVRTRAICT (Fbl-FRK37); Diese Bildteile wurden ebenfalls in „LA VIE“ (Fls-FRK19) gezeigt: die Ermordung des Herzogs S. 137[= 140], die des Kardinals nach S. 138[= 141]. 574 Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 139; Le Roux: Guerres de Religion, S. 265; Kritik an der Erklärung der Guise-Brüder zu Märtyrern: CONSEIL (Fls-FRK23), S. 75[= 76]. 575 Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 143; hierzu LE MARTIRE (Fls-FRK122), S. 24–25; HISTOIRE (Fls-FRK61), S. 91. 576 Vgl. Poirier: Henri III, S. 3; Chevallier: Régicides, S. 13–22; zur Wiederholung als argumentativer Strategie bspw. bei Charles Pinselet: Bernard: Vox populi, S. 250; als besonders markantes Beispiel: „Advertissement des Catholiques Anglois“ (1587) von Louis Dorléans (ausführliche Besprechung in Debaggi Baranova: Coups de libelles, S. 306–316). 577 Vgl. Poirier: Henri III, S. 135, S. 158; auch Le Roux: Faveur du roi, S. 652. 578 Vgl. Bell: Unmasking a king, S. 371; z. B. Boucher: LA VIE (Fls-FRK19), Titelblatt, S. 5; COMPARAISON (Fls­FRK78), Titelblatt; DE || Lʼexcommunication (Fls­FRK25), S. 28. 579 Vgl. Tissier de Mallerais: Propagande sous Henri III, S. 35; z. B. der Herzog von Épernon als Dämon in LA GRANDE || DIABLERIE (Fls-FRK72), u. a. fol. A1v; das königliche Handeln als „vray acte de || Diable“ in CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA-||TIONS (Fls-FRK24), S. 48. 580 Vgl. bes. Pourtrait (Fbl-FRK44); CHARMES (Fls-FRK22); LES || SORCELERIES (FlsFRK95); La sorcellerie (Fbl-FRK24); als Teil eines ganzen Vorwurfskatalogs (Tyrann, Atheist, Ungläubiger, Hexer): LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 36; Die gegenüber der Liga erhobenen Hexereivorwürfe, von Fetisch-Puppen und Bildern, die mit Nadeln durchstochen wurden, bis zu Zaubersprüchen, welche den Tod des Königs herbeiführen sollten (vgl. L’Estoile: Journal Henri III, S. 139–140), erlangten bei weitem nicht die Präsenz der Anklagen gegen Heinrich III. 581 Vgl. Wells: Xenophobia and witchcraft, S. 365; Yardeni: Henri III sorcier, S. 58; Cameron: Henry III, S. 158; zu Vorwürfen der Hexerei auch schon gegenüber Karl IX. vgl. Le Roux: Faveur du roi, S. 665.

3.5 Darstellungsweise der Flugschriften und Flugblätter

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lute Ablehnung, den vollständigen Ausschluss aus der nach göttlichem Recht geordneten Gesellschaft und zugleich tiefsitzende Emotionen wie Furcht vor Verdammnis hervor, denen ein hohes Mobilisierungspotential innewohnte.582 In einer zirkulären Argumentation wurde die königliche Verschlagenheit und Skrupellosigkeit vorausgesetzt und im Handeln, das vor dem Hintergrund dieser Vorannahme gelesen wurde, als bestätigt angesehen, womit wiederum die Vorannahme als gerechtfertigt dastehen konnte.583 Somit konnte 1589 die Verurteilung des Königs fortgeschrieben werden. Dies geschah in einer Mischung aus bekannten Rahmendaten, der Anknüpfung an bereits etablierte Urteile, der Ausdeutung des Geschehens im Sinne der von der Liga stimulierten Erwartungshaltung und der Hinzufügungen von missing links, um eine kohärente Erzählung für die Zeitgenossen zu erzeugen.584 Durch die einseitige Medienpräsenz der Liga entstanden der Anschein andauernder Erfolge der Liga gegen Heinrich III. und Heinrich von Navarra sowie der Eindruck von Einhelligkeit im ‚öffentlichen Urteilʻ585 und auf diese Weise gelang es der Liga, Themen und Bewertungskriterien der Tagespolitik mitzubestimmen.586 Nach dem Mord von Saint-Cloud wurde durch die von königlicher Seite forcierte Erinnerung an eine permanente Bedrohung der Krone („le temps des régicides“)587 medial ein eigenes wirkmächtiges, affektiv besetztes Motiv platziert: 582 Vgl. Yardeni: Henri III sorcier, S. 61; zur Diabolisierung vgl. Le Roux: Faveur du roi, S. 663– 664. 583 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 101. 584 Vgl. Cameron: Satire, S. 166–167, S. 175–176; Le Roux: Faveur du roi, S. 667; Debaggi Baranova: Coups de libelles, S. 188; zur Kohärenz: Die homosexuelle Neigung erklärte die enge, wenig transparente Bindung des Königs an seine Favoriten. Der vermeintliche radikale Gesinnungswandel Heinrichs III. seit seinem Amtsantritt, der unter Gottes Segen zu stehen schien, konnte nur durch dämonische Besessenheit verständlich werden. Die Frage, wie Clément an die Mordwaffe gelangt sei, wurde mit dem Erscheinen eines Engels gelöst (vgl. DISCOVRS (Fls-FRK20), S. 6). In der anti-ligistischen Schrift „DEPLORA-||TION“ (Fls-FRK12) wurden bekannte Fakten wie die Erklärung der Theologischen Fakultät zum Treueeid der Untertanen und die Beteiligung Geistlicher an der Liga mit bereits vorgefassten Annahmen über die Verdorbenheit der katholischen Kirche zu einem kausalen Erklärungsmodell zusammengebracht. Die Ereignisse wurden so selektiert, dass sie als Belege der vorgefassten Annahme dienten und selbst wiederum eine Aufladung als verurteilungswürdiges Handeln dadurch erhielten, dass sie in das Erklärungsmodell von der korrupten katholischen Kirche eingepasst waren (hier S. 3–19). 585 Vgl. Cameron: Satire, S. 163; Cassan: Guerre en discours, S. 269; zur Verbreitung der Vorwürfe gegen Heinrich III. vor den Ereignissen in Blois vgl. Potter: Kingship, passim. 586 Vgl. Cameron: Satire, S. 163; zur einseitigen Dominanz: „Lʼexplosion de 1589 est un phénomène proprement ligueur.“ (Pallier: Diffusion de l’imprimé, S. 394). 587 Vgl. Cottret: Tuer le tyran, S. 124; Mercier: D’un couteau à l’autre, S. 77; Trotz früherer Attentate seit Mitte des 16. Jahrhunderts war der Mord an Heinrich III. durch Jacques Clément 1589 ein Wendepunkt. In der Folge reihten sich die Mordversuche auf seinen Nachfolger, sieben oder acht allein zwischen 1593 und 1595, darunter die bekannten Attentate durch Pierre Barrière 1593 und Jean Châtel 1594. 1610 folgte schließlich der Königsmord von François Ravaillac an Heinrich IV. (vgl. Mercier: D’un couteau à l’autre, S. 73–76; Cottret: Tuer le tyran, S. 129–138, S. 146–152; auch Wolfe: Henry IV and the press, S. 192–193). Mit der Ermordung Heinrichs IV. am 14. Mai 1610 wurde neu über das Thema des Königsmords und eines katholischen Kom-

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Mönche wurden einerseits durch das verallgemeinerte Bild vom fanatischen, konspirativen, im Verborgenen agierenden Majestätsverbrecher in der Mönchskutte, der mit angeblichen Verschwörungen der Jesuiten, Papisten, Spanier usw. in Verbindung gebracht wurde, vorverurteilt. Andererseits wurde der ‚mörderische Mönchʻ zum Beleg der Korruption in der katholischen Kirche ausgedeutet.588 Auf Vorerwartungen, eingeschliffene Seh- und Lesegewohnheiten und emotionale Aufladungen griff man auch beim Brechen von Mustern zurück. So wurde im Flugblatt „La Marmitte“ (Fbl-FRK22) ein Motiv mit anti-katholischer Tradition umgedeutet:589 Während „LE RENVERSEMENT“ und verwandte Blätter zu Beginn der Religionskriege den kippenden Kessel mit Insignien der katholischen Kirche als Zeichen einer baldigen Durchsetzung des Protestanismus in Frankreich einsetzten, wurden die im Kessel Brennenden in „La Marmitte“ (Fbl-FRK22) als Katholiken, Leidtragende der Politik von Heinrich III., Navarra und ihren Anhängern, gezeigt; der Herzog von Épernon fachte das Feuer mit einem Blasebalg weiter an. Jedoch brachte der im Bildvordergrund zu sehenden Königsmörder Jacques Clément den König zu Fall, der dabei den Kessel mit sich zog, was suggerierte, dass in baldiger Zukunft die Bedrückung der katholischen Kirche beendet sein würde.590 Den politischen Umschwung kündigte auch der Text von „La Marmitte“ (FblFRK22) an: Auf Heinrich von Navarra und den Herzog von Épernon sowie die weiteren königlichen Favoriten warte nur noch die Bannung aus Frankreich. Zahlreiche Publikationen beschäftigten sich mit der Umkehr der bisherigen Ordnung unter dem Gesichtspunkt, dass der König in Blois zum Majestätsverbrecher geworden war,591 während man die Guise in Frankreich wie Könige betrauerte

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plotts diskutiert, wobei Jacques Clément zur Referenzfigur wurde. Selbst das Begräbnis für Heinrich IV. und das Gedenken an ihn waren von Anspielungen auf Jacques Clément durchzogen (vgl. Mercier: D’un couteau à l’autre, S. 73, S. 75, S. 77; auch Becherer: Bild Heinrichs IV., S. 114). Vgl. Smither: Myth and reality of kingship, S. 465–466; Mercier: D’un couteau à l’autre, S. 75; Chevallier: Régicides, S. 89; z. B. DEPLORA-||TION (Fls-FRK12), S. 142[= 132]; L’ANTIMAR-||TYR (Fls-FRK119), S. 29, S. 35; zu den Jesuiten als Hexern, Apostaten, die ihre Seele den Teufeln vermachen und im Hintergrund von Morden und Giftanschlägen agieren, vgl. CONSEIL (Fls-FRK23), S. 16. Vgl. Chartier: Stratégies éditoriales, S. 104; Blum: L’estampe satirique, S. 219; zu „La Marmitte“ (Fbl­FRK22) vgl. Benedict: Marmites, S. 110–111; Eine Abb. findet sich in Anhang II. Vgl. Benedict: Marmites, S. 110–111 (zu La Marmitte (Fbl-FRK22)), S. 115–116 (zu LE RENVERSEMENT); Cameron: Maligned king, S. 86–88; Die Kritik gegen eine Reihe unterschiedlicher Akteure (Reformierte, Royalisten, Politiques) konnte mit dem mehrschichtigen Motiv „Marmite“ aufgerufen werden (vgl. hierzu Mellet/Mellet: Marmitte renversée, Abs. 33–34). Durch die Verletzung einer Reihe von dem Schutz der Krone unterstehenden sakralen Räumen (Weihnachtszeit, königliche Gemächer, Generalständeversammlung) wurde die Verurteilungswürdigkeit des königlichen Handelns noch unterstrichen (vgl. El Kenz: La propagande, S. 6; z. B. LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 30). In „LA VIE“ (Fls-FRK19) war bei dem Diebstahl des Heiligen Kreuzes aus der Sainte-Chapelle und dem Übergriff auf eine Nonne jeweils von dem Täter nicht mehr als der Arm, in ein mit Lilien bedrucktes Kleidungsstück gehüllt, zu sehen. Zur Umdeutung der Valois-Lilien auch LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 33: Beschmutzung und Verwelken der fleur de lis; Verteidigung: CONSEIL (Fls-FRK23), S. 84[= 85]–86[= 87]; positive Anspielung auf die Valois-Lilie: LE || PARADIS (Fls-FRK87), S. 4; LE TRIPLE ENFER (Fls-FRK98), S. 3.

3.5 Darstellungsweise der Flugschriften und Flugblätter

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und den Tod des Kardinals als Patrizid deklarierte.592 Diese Inversionen waren an das Motiv der ‚Verkehrten Weltʻ (le monde à lʼenvers) angelehnt: Die durch den Monarchen verkörperte göttliche Ordnung wurde von Heinrich III. in Unordnung gebracht und die Präsenz des Teufels in der Welt gestärkt.593 Gegensätze und Kontraste Antithetische Argumentationen, die Zuspitzung auf Polaritäten und damit einhergehende Simplifizierungen finden sich durchgehend in Flugschriften und Flugblättern 1589:594 Während Heinrich III. mit überraschender Vollständigkeit die Charakterzüge und Handlungsweisen, welche das Gegenteil eines guten Monarchen ausmachen, zugeschrieben wurden, waren sämtliche Herrschertugenden in Darstellungen des Herzogs von Guise als gleichsamem Prototyp des Heroen versammelt.595 Während in „LES || PLAINTES“ (Fls-FRK92) der grausam, unmenschlich und furienhaft agierende König den Schmeichlern mit ihren Eigeninteressen folgte, handelte der ehrenhafte und gottgefällige Herzog im Dienste des Vaterlandes.596 Die Offenlegung der wahren, bis dato verborgenen Natur des Königs in Blois stellte die Regierungsbefähigung und Tragbarkeit Heinrichs III. massiv infrage,597 so dass in „LA VIE“ (Fls-FRK19) Heinrich III. sogar in Rückblende schon beim sacre mehrfach während der Zeremonie die Königskrone vom Kopf gerutscht war.598 Durch Hyperbeln, Polarisierungen und ironische Brechungen wurde das königliche Verhalten in ligistischen Publikationen so überspitzt, dass die Darstellung entlarvend und unterminierend wirken musste und teils damit die königlichen Aussagen in ihr Gegenteil verkehrt wurden.599 So zog „LES ARTICLES“ (Fbl-FRK30) die Verurteilung, Diffamierung und Verspottung des Königs in einem politischen Testament auf, worin der König u. a. seinen mignon Épernon mit einer Flöte, einer 592 Vgl. L’Estoile: Journal Henri III, S. 141; Le Roux: Mort d’un roi, S. 428; Bernard: Vox populi, S. 247, bes. Anm. 11; Kardinal Ludwig von Guise als „Père || nommé des Rois“: LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 30; Heinrich III. als „atheiste & parricide“: LE MARTIRE (Fls-FRK122), fol. D4v; zur Verehrung der Guise u. a. in Trauerreden, Leichenprozessionen, Massengebeten vgl. ausführlich Kap. 3.2.3. 593 Vgl. Bernard: Vox populi, S. 255–256; zum monde à lʼenvers-Motiv vgl. Le Roux: Faveur du roi, S. 652. 594 Zum Einsatz von Antithesen (oft in paralleler Struktur), Übertreibungen und Polarisierungen sowie einer emotional aufgeladenen Sprache 1589 vgl. auch Zilli: Meurtre des Guises, S. 586, S. 589. 595 Vgl. z. B. CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA-||TIONS (Fls-FRK24), S. 18; HISTOIRE (FlsFRK64), S. 6; zur fehlenden Basis der Vorwürfe vgl. Poirier: Henri III, S. 127–128; Bell: Unmasking a king, S. 383; Cameron: Henry III, S. 157; Fragonard: Stratégie de la diffamation, S. 48, S. 53; auch ORAISON (Fls­FRK14), S. 58: „Mais ie vous prie, surquoy fonde­lʼon ce || mauuais gouuernement?“. 596 Vgl. LES || PLAINTES (Fls-FRK92), S. 3 (Herzog), S. 5 (König). 597 Vgl. Soman: Press, pulpit, S. 458; Bell: Unmasking a king, S. 382; El Kenz: La propagande, S. 7; z. B. CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA-||TIONS (Fls-FRK24); LA || DETESTATION (Fls-FRK154), u. a. S. 13–14. 598 Vgl. LA VIE (Fls­FRK19), S. 40; Eine Abb. findet sich in Anhang II. 599 Vgl. LE || TESTAMENT (Fls-FRK97).

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dicken Wampe und einer Wiese, um dort Magie zu praktizieren, bedachte. Während die Royalisten das positiv besetzte Bild eines gelehrten und frommen Königs entwarfen als „vostre pi-||lote, vostre patron, vostre protecteur“ oder auch „nostre Hercul“,600 setzten Ligisten u. a. die Verweiblichung des Königs dagegen, welche mit dem militärischen Ideal des Kriegsheroen kontrastierte, das zeitgleich eine Konjunktur erlebte und das auch der Herzog von Guise und Heinrich von Navarra in ihrer Selbstdarstellung bedienten.601 In Reaktion auf die emotional besetzte, utopische Vorstellung beim Herrschaftsantritt Heinrichs III. (z. B. Apotheose als Vorschusslorbeeren der Regierung Heinrichs III.) wurde ein ebenso starkes Gegenbild am Ende seiner Regierungszeit kreiert, in der nun ein diabolischer Zug erkannt wurde:602 Flugschriften und Flugblätter wie „Le soufflement“ (Fbl­FRK33) oder „LES || CHOSES“ (Fls­FRK88) stellten Heinrich III. als Hexer, von Dämonen beeinflusst und der Hölle verschrieben dar.603 Durch das lebendig gehaltene Bild von der Erwartungshaltung gegenüber dem König verstärkte sich der Kontrast zu den Verfehlungen des Monarchen und zu der problembefrachteten historischen Wirklichkeit 1589.604 Heinrich III. wiederum betonte in seinen Schreiben scharf den Gegensatz, zum einen zwischen der rechtmäßigen Herrschaft und der illegitimen Gewalt, zum anderen zwischen der eigenen Geduld, Milde und Nachsicht und dem Eifer, übermäßigen Ehrgeiz und der Illoyalität des Herzogs von Guise,605 was auch die königsnahen Schriften reflektierten: Elysium­Valois sowie Titanen­Guise wurden in „LE || PARADIS“ (Fls-FRK87) kontrastiert oder auch in „RESPONCE“ (Fls-FRK134) „throne royal“ auf „Guisard desloyal“ gereimt.606 In den ligistischen Vorwürfen erkannten die königsfreundlichen Schriften v. a. eine Selbstentlarvung der Liga:

600 CONSEIL (Fls-FRK23), S. 4 (erstes Zitat), S. 127[= 128] (zweites Zitat); auch Benedict: Wars of Religion, S. 164; Yardeni: Henri III sorcier, S. 63; zum König als Kunstförderer und Mäzen vgl. „Henri III mécène“, bes. Boucher: Réalité du mécénat de Henri III, S. 15–26; auch ORAISON (Fls-FRK14), S. 17. 601 Vgl. Poirier: Henri III, S. 198; Benedict: Wars of Religion, S. 164; zu den Vorwürfen des verweiblichten Königs vgl. z. B. LE MARTIRE (Fls-FRK122), S. 11, S. 41; zu den effeminierten mignons vgl. LA || DETESTATION (Fls-FRK154), S. 9; zum Selbstbild Navarras vgl. LETTRE (Fls-FRK113), S. 7. 602 Vgl. Carroll: Martyrs and murderers, S. 233; z. B. LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 40; LES ARTICLES (Fbl-FRK30). 603 Zum Einblasen diabolischer Gedanken: Le soufflement (Fbl-FRK33); zur Begünstigung von Hexerei: LES || CHOSES (Fls-FRK88), S. 4; als Geleit zur Hölle: L’ADIOVRNEMENT (FblFRK21). 604 Vgl. Poirier: Henri III, S. 150, vielfach wiederholtes Urteil, u. a. S. 153, S. 197; ähnlich bei Cameron: Satire, S. 157–159; LA VIE (Fls-FRK19), S. 3 (Erwartungshaltung), S. 140[= 143]– 141[= 144] (Situation 1589); DE || Lʼexcommunication (Fls­FRK25), S. 5 (Erwartungshaltung), u. a. S. 91 (Wahrnehmung der Regierung 1589). 605 Vgl. DECLARATION (Fls-FRK46): Heinrich III. als gütiger, guter Monarch und Bewahrer der Kirche und der Religion (S. 3, S. 16) vs. Guise als Ehrgeizling, der die Religion missbraucht und ein Majestätsverbrechen plant (S. 6, S. 10–12). Vgl. auch die Kontrastierung des legitimen Königs mit den ligistischen Ursurpatoren in CONSEIL (Fls-FRK23), S. 69[= 70]–72[= 73]. 606 Vgl. LE || PARADIS (Fls-FRK87), S. 4; RESPONCE (Fls-FRK134), S. 10.

3.5 Darstellungsweise der Flugschriften und Flugblätter

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„Et pour luy doñer toute asseurance || de vostre perfide fidelité, & vous engager || dʼauantage sous sa domination tyranni-||que; Vous auez foulé aux pieds le nom || de vostre Roy; Vous auez violé son ima-||ge; Vous auez taché sa renommee auec || tant de sortes de mensonges & outrages, || que ses ennemis mesmes ont en horreur || vos diaboliques inuentions.“607 „Si cela est || comme vous le preschez escriuez & pu-||bliez par tout, vous estes par vostre bou-||che mesme iugez & condānez.“608

Die medial vertretene Kriminalisierung von Aufruhr gegen die Krone und Qualifizierung als Verrat oder gar Majestätsverbrechen ermöglichte, da rechtlich nicht exakt definiert, ein weites Spektrum politisch­rechtlicher Reaktionen, für die diskursiv in den royalistischen Flugschriften der Rahmen abgesteckt wurde, in dem diese Reaktionen als berechtigt und notwendig gelten durften.609 Bildhaftes und Analogien Sprachbilder, Metaphern und Vergleiche610 kamen als Gestaltungsmittel in den Flugschriften häufiger vor als auf Flugblättern. Die zahlreichen Metaphern aus dem Tierreich wurden biblisch aufgeladen oder mit der Fabeltradition verbunden611 und außerdem auf aussagekräftige Motive wie das Ausbluten des Landes612 oder Verbergen hinter Masken rekurriert.613 Der emotional stark aufgeladene Vergleich mit den Türken diente häufig als Kontrastfolie, um eine Unverhältnismäßigkeit anzuprangern, d. h. entweder eine tyrannische Herrschaft, welche den Sultan in den Schatten stelle, oder eine als unberechtigt eingestufte Kritik an den Protestanten, welche noch über die Verurteilung der Türken hinausgehe.614 In unterschiedlichen 607 608 609 610 611

CONSEIL (Fls-FRK23), S. 10. CONSEIL (Fls-FRK23), S. 38[= 39]. Vgl. Härter: Revolts in the media, S. 310, S. 314. Vgl. ADMIRABLE || ET PRODIGIEVSE || MORT (Fls-FRK5), S. 10. Z. B. für Heinrich III. der listige Fuchs (u. a. LES VRAIS || PIEGES (Fls-FRK96), S. 2, S. 12[= 21]; LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 29, S. 84, S. 111; RECEPTE (Fls-FRK128), Titelblatt; CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA-||TIONS (Fls-FRK24), Titelblatt), die Hyäne als Synonym für Perversität (vgl. LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 4), die Schlange sowie der Wolf im Schafspelz (vgl. RESPONCE (Fls-FRK137), S. 11; nur als Wolf: LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 126), der Tiger (vgl. LA || DETESTATION (Fls-FRK154), S. 6); für Navarra der heuchlerische Fuchs und der häretische Wolf (vgl. Duprat: La caricature, S. 109; Duprat: Rois de papier, S. 225; Cassan: Guerre en discours, S. 268); für Guise der Löwe (vgl. CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA-||TIONS (Fls-FRK24), S. 54); für die Liga ausgehungerte Löwen (vgl. LE || PARADIS (Fls-FRK87), S. 11), Vipern (vgl. RESPONCE (Fls-FRK134), S. 4), im Blut badende Wölfe, Schlangengift und Krokodilslächeln (vgl. GAYETÉ (Fls-FRK43), S. 8); Vipern für die Päpste (vgl. DEPLORA-||TION (Fls-FRK12), S. 31); zur Tiersymbolik vgl. Niemetz: Antijesuitische Bildpublizistik, S. 185. 612 Vgl. Wells: Xenophobia and witchcraft, S. 373. 613 Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 150; Chevallier: Régicides, S. 22; Duprat: Rois de papier, S. 45; zur Maskierung Heinrichs III. vgl. LES VRAIS || PIEGES (Fls-FRK96), fol. C4v; RESPONCE (Fls-FRK137), S. 4. 614 Zum Umgang mit protestantischen und muslimischen ‚Häretikernʻ: LETTRE (Fls­FRK113), S. 10; Heinrich III. und das türkische Herrschaftsmodell: LE THEATRE (Fls-FRK127), fol. 57r; Anspielung auf die Türken u. a. CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA-||TIONS (FlsFRK24), S. 70, S. 73, S. 77; LA VIE (Fls-FRK19), S. 35; LE THEATRE (Fls-FRK127), fol. 16,

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Ausprägungen trat daneben die Körpermetapher auf, um den äußerlichen Verfall (Krankheit) des Königs mit seinem sittlich-psychischen Verfall zu parallelisieren und den Körper des Königreichs mit demjenigen des Königs.615 Der infektuöse Teil des Körpers, mit dem Heinrich III. identifiziert wurde, sollte entweder behandelt oder radikal abgetrennt werden.616 Die Androhung der Absetzung Heinrichs III. und Verbannung ins Kloster verbarg sich hinter Anspielungen, dem König eine Tonsur zu schneiden, weswegen die Herzogin von Montpensier als eine der ligistischen Wortführer in Paris eine übergroße Schere bei sich getragen haben soll.617 Anschaulichkeit und Konkretheit der Sprache und Bilder waren zentrales Ausdrucksmittel, dessen Eindringlichkeit auch als Beweis diente: So präsentierte die Liga in verschiedenen Medien die im Wald von Vicennes sowie im Haus des königlichen Arztes Miron sichergestellten Beweisstücke für die Hexerei des Königs: kleine Statuen von Satyrn, geschändete Splitter des heiligen Kreuzes, Schriften auf Hebräisch und Chaldäisch ebenso wie magische Symbole auf der getrockneten Haut eines Kindes.618

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fol. 58, fol. 71; ein fiktives Konversionsszenario als Metapher für die verfehlten Bemühungen der Liga um die Religion: CONSEIL (Fls-FRK23), S. 89[= 90]–90[=91]; die Türkei als das geeignete Zufluchtsland der verhassten Italiener, die aus Frankreich verjagt werden (vgl. DISCOVRS (Fls-FRK30)). Vgl. Poirier: Henri III, S. 131; z. B. LE || TESTAMENT (Fls-FRK97), bes. S. 5–7 (Heinrich III. verteilt in seinem fiktiven Testament seine Körperteile an Erben); Die angeblich homosexuelle Orientierung des Königs, eines der vorherrschenden Motive, spiegelte das als unnatürlich bewertete Verhältnis zu den mignons im Politischen und die durch Fehlverhalten des Königs ins Chaos gestürzte gesellschaftliche Ordnung wider (vgl. Le Roux: Faveur du roi, S. 655; hierzu LE || SONGE (Fls-FRK91), S. 9: Verweiblichung, Wunsch nach Geschlechtsumwandlung, Bisexualität wurden mit Kinderlosigkeit, Dekadenz und dem Niedergang des Landes zusammengebracht). Vgl. LES VRAIS || PIEGES (Fls-FRK96), S. 6; zur Arztmetapher: ORAISON (Fls-FRK14), S. 6; LETTRE (Fls-FRK113), S. 6, S. 12; CONSEIL (Fls-FRK23), S. 5; REFVTATION (FlsFRK129), S. 11; zu Medizin, um die Pest Frankreichs zu heilen: LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 120; Mit dem Versagen Heinrichs III. als König wurde auch das Fehlen der mystischen Fähigkeit der französischen Könige, Skrofulose zu heilen, thematisiert und bis hin zu einer eigenen Erkrankung des Königs weitergetrieben (vgl. Teasley: Legends of the last Valois, S. 95; auch Bernard: Vox populi, S. 257–258; Bloch: Rois thaumaturges, S. 341). Vgl. Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 599; Chevallier: Régicides, S. 21; Mieck: Heinrich III., S. 140; Androhungen der Tonsur wurden auch in ligistischen Druckpublikationen mit Rückgriff auf den königlichen Sinnspruch (nach der Krone Polens und Frankreichs erwarte Heinrich III. im Himmel eine dritte Krone) laut (vgl. LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 62–63; CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA-||TIONS (Fls-FRK24), S. 79). Vgl. LES || SORCELERIES (Fls-FRK95), S. 8–12 (Beschreibung der Beweisstücke), S. 11 (Abb. der Satyrn); auch LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 73–77; Yardeni: Henri III sorcier, S. 60; Cameron: Maligned king, S. 122, S. 126; Debaggi Baranova: Coups de libelles, S. 185– 188; Mit der materiellen Präsenz der Beweisstücke ergänzend zu Wort und Bild untermalte Guincestre in seiner Predigt zum Aschermittwoch 1589 die Hexerei-Vorwürfe gegen Heinrich III. (vgl. L’Estoile: Journal Henri III, S. 146; Boucher: Culture des notables, S. 347; Baumgartner: Political thought, S. 159). Zur Ausstellung der Beweisstücke vgl. Smither: Myth and reality of kingship, S. 452; Cameron: Maligned king, S. 124.

3.5 Darstellungsweise der Flugschriften und Flugblätter

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Daneben traten historische, biblische und teils auch mythische Vergleiche, mit denen affektiv und intellektuell an Bestehendes angeknüpft wurde und Akteure sowie ihre Handlungsweisen charakterisiert und stellvertretend kritisiert wurden.619 Neben Nero rekurrierten die Flugschriften auf Elagabal (Héliogabale), Caligula und Herodes620 sowie zahlreiche weitere, v. a. biblische und antike Tyrannen.621 Auch Machiavelli622 und selbst Judas und der Antichrist wurden angeführt:623 Heinrich III. habe von Clément den Judaskuss empfangen. Dieses Bild verknüpfte den Königsmörder mit dem Verräter Christi und stellte den französischen König als

619 Als historische Parallelen zur Regierung Heinrichs III. verschwanden spätestens Anfang 1589 die für den amtierenden König schmeichelhaften Verweise auf Herkules oder Alexander (Ausnahme: LE || PARADIS (Fls-FRK87), S. 10; RESPONCE (Fls-FRK134), S. 12), wohingegen Parallelen zu dem polnischen König Popiel und mehr noch dem fränkischen König Childerich sich häuften (vgl. Poirier: Henri III, S. 131; z. B. LES || PROPHETIES (Fls-FRK93), S. 19–21 (Childerich); LE || SONGE (Fls­FRK91), S. 15–18 (Popiel); DE || Lʼexcommunication (Fls­ FRK25), bes. S. 73 (Childerich); LE THEATRE (Fls-FRK127), fol. 50r–50v (Childerich); ORAISON (Fls-FRK14), S. 34 (Childerich); HISTOIRE (Fls-FRK63), passim). Die in „RESPONCE“ (Fls­FRK137) angeführten Herrscher übertraf der ‚degenerierteʻ Heinrich III. alle (S. 13–14). „LES VRAIS || PIEGES“ (Fls-FRK96) war gar als Abfolge historischer Erzählungen, aus denen heraus auf die zeitgenössische Situation verwiesen wurde, konstruiert. 620 U. a. CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA-||TIONS (Fls-FRK24), u. a. S. 9 (Heliogabale, Nero), S. 30–31 (Herodes); LE THEATRE (Fls-FRK127), fol. 13v (u. a. Herodes, Nero, Caligula, Domitian); LE MARTIRE (Fls-FRK122), fol. A2v (Herodes); GAYETÉ (FlsFRK43), S. 6 (Herodes); RESPONCE (Fls-FRK135), S. 6 (Caligula, Nero); LA || DETESTATION (Fls-FRK154), S. 8 (Nero); hierzu auch Poirier: Henri III, S. 138; Le Roux: Henri III et ses mignons, S. 37; Duprat: La caricature, S. 112; zur Parallele von Herodes dagegen mit den Guise vgl. RESPONCE (Fls-FRK134), S. 30. 621 Eine Auswahl: RESPONCE (Fls-FRK134), S. 25 (Sardanapal); CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA-||TIONS (Fls-FRK24), S. 16, S. 23 (Sardanapal); RESPONCE (Fls-FRK135), S. 18 (u. a. Kaiser Maximianus und Maxentius, Agathokles von Syrakus, Julian Apostata); CHARITABLE || ADMONITION (Fls-FRK21), fol. 7r–8r (König Assuerus und Aman, Saul und König Ahab); Agag, König der Amalekiter, der sich im ersten Buch Samuel gegen das Volk Israel und Saul stellte (vgl. ADVIS (Fls-FRK9), S. 6), Ahab, der im ersten Buch der Könige unter Einfluss seiner Frau Isebel, verschiedene religiöse Kulte in seinem Königreich gestattete (vgl. LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 44; DEPLORA-||TION (Fls-FRK12), S. 20) und Ahitophel als Verkörperung des schlechten, von Gott abgefallenen Beraters aus dem zweiten Buch Samuel (vgl. RESPONCE (Fls-FRK137), S. 15; CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA-||TIONS (FlsFRK24), Titelblatt) wurden als Parallele zur Regierung Heinrichs III. bemüht. 622 Vgl. LES MEVRS (Fls­FRK142), u. a. S. 11, S. 27, S. 76; DE || Lʼexcommunication (Fls­ FRK25), S. 9, S. 57, S. 55; CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA-||TIONS (Fls-FRK24), S. 19–20; LE THEATRE (Fls-FRK127), fol. 6r; zum Machiavelli-Motiv in der Regierung Heinrichs III.: Anglo: Henri III, S. 5–20. 623 Vgl. Duprat: Regalia au crible, S. 3; Duprat: La caricature, S. 112; Weber: Journée des barricades, S. 6; Bell: Unmasking a king, S. 371; Le Roux: Faveur du roi, S. 669; zu Judas: LE || FAVX-VISAGE (Fls-FRK85), S. 2, S. 22–24; LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 29, S. 37; LE || TESTAMENT (Fls-FRK97), S. 7; LA || DETESTATION (Fls-FRK154), S. 7; DIALOGVE (Fls-FRK26), S. 119[= 117] (Marginalie); Das Judas-Motiv war bereits in einem Gedicht von 1583 aufgetreten, gewann 1589 jedoch eine sehr viel stärkere Präsenz (vgl. Yardeni: Henri III sorcier, S. 62). Unter den biblischen Anspielungen firmierte auch Kain als Brudermörder (vgl. LA || DETESTATION (Fls-FRK154), S. 6).

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frommen, Gott nahestehenden Monarchen dar.624 Einige Episoden der jüngeren Geschichte ergänzten das historische Repertoire.625 Die Möglichkeit durch Vergleiche, Analogien und Metaphern auf Vorverurteilungen zurückzugreifen, wurde v. a. in ligistischen Druckpublikationen eingesetzt (z. B. der Königsmörder Clément als Judith),626 während die zurückhaltende königliche Positionierung erst nach der Ermordung Heinrichs III. unter Navarra bzw. Heinrich IV. zugunsten stärker affektiver und auch offensiv-angreifender Darstellungen aufgegeben wurde.627 Von sämtlichen Parteien wurde die eigene Position durch historische Beispiele als berechtigt dargestellt,628 oft allein schon aus der Möglichkeit eines bestimmten Handelns in der Geschichte begründet629 und zur Nachahmung aufgefordert.630 Als Präzedenzfall zitiert, dienten die Exempla dazu, Handlungsoptionen für die Zeitgenossen, im Umgang mit einem tyrannischen Monarchen (z. B. König Rehabeam,

624 Vgl. Le Roux: Régicide, S. 328; zur Judas-Anspielung auf die Liga vgl. LE TRIPLE ENFER (Fls-FRK98), S. 10. 625 U. a. Anspielung auf Poltrot und den Mord an Franz von Guise (vgl. CONSEIL (Fls-FRK23), S. 16; LE || FAVX-VISAGE (Fls-FRK85), S. 8; zu den historischen Anspielungen auch Kap. 3.6.1 (dort Bewertung der Guise und der Liga); der Fall Gaveston in England (vgl. Walsingham: HISTOIRE || TRAGIQVE); Parallelen zur Hinrichtung Maria Stuarts (z. B. LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 86; LE MARTIRE (Fls-FRK122), S. 53; LE THEATRE (FlsFRK127), fol. 69v–70r; vgl. Cameron: Polémique et l’assassinat, S. 191; Wilkinson: Homicides royaux, S. 148). 626 Vgl. LE THEATRE (Fls-FRK127), fol. 40v; zur Judith-Anspielung: CHARITABLE || ADMONITION (Fls-FRK21), fol. 6v–7r; L’HISTOIRE (Fbl-FRK40); zu Judith und David: L’HISTOIRE (Fbl-FRK40); zu Judith und Esther: CHARITABLE || ADMONITION (FlsFRK21), fol. 6v–7v; zu Judith, Aod, Iehu, David, Samson: TROISIESME || DEVIS (FlsFRK83), S. 34–35; zu Noah, Judith, Moses und David: LE || MARTYRE (Fls-FRK123), S. 2, S. 15; zu Vergleichen von Clément mit dem Heiligen Petrus, weil das Ereignis auf den Tag von Petri Kettenfeier, der wundersamen Befreiung des Apostels aus dem Gefängnis des Königs Herodes, fiel (1. August): LE || MARTYRE (Fls­FRK123), S. 47; zu den Anspielungen auf Tyrannenmörder in der Bibel vgl. Crouzet: Guerriers de Dieu, S. 478, S. 481; Le Roux: Mort d’un roi, S. 432; zum Motiv der Judith: Cottret: Tuer le tyran, S. 120–121. 627 Vgl. Le Roux: Régicide, S. 328. 628 Vgl. DIALOGVE (Fls-FRK26): „Il est || donc loisible de reprendre le meschant || Prince, voire publiquement, quand & || puis quʼil est loisible de sʼopposer à luy. || Celà nʼest pas aussi sans nouueaux e-||xemples.“ (S. 98[= 96]); Die königsnahe „REMONSTRANCE“ zählte zahlreiche historische Fälle auf (u. a. Spurius Melius und Manlius Capitolin; Appelles, Leontius und Megaleas), die mit ihrem Versuch, sich gegen den amtierenden König aufzulehnen, scheiterten (vgl. Pasquier: Écrits politiques, hier bes. S. 138–139, S. 145–146). 629 Vgl. LE THEATRE (Fls-FRK127), bes. fol. 41r–45r; LE || SONGE (Fls-FRK91), S. 10–15; DIALOGVE (Fls-FRK26), passim; dagegen als rechtliche Herleitung von Herrschaftsbeschränkung und Widerstandsrecht, v. a. aus der Bibel: LES MEVRS (Fls-FRK142), u. a. S. 41– 57; Rekurse auf das Gedankengebäude antiker Autoren waren sehr selten (z. B. in „IVSTI LIPSI“ (Fls-FRK103) auf die philippischen Reden von Cicero) und den wenigen politiktheoretischen Traktaten dieser Phase vorbehalten (vgl. Cornette: Chronique de la France, S. 562). 630 Z. B. „CHARITABLE || ADMONITION“ (Fls-FRK21) schloss an eine Reihe von v. a. biblischen Beispielen für gewaltsamen Widerstand bis hin zur Tötung des Tyrannen an (fol. 8v).

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Sohn des Salomon;631 Eduard II. und sein Favorit Piers Gaveston632) oder einer rebellischen Bevölkerung, konkret-anschaulich zu präsentieren.633 Die jüngere französische Geschichte mit Rekurs auf die Bartholomäusnacht oder die Regierung Heinrichs von Valois in Polen antizipierte die 1589 virulenten Klagen gegen Heinrich III.634 Bildhaftes war zugleich Veranschaulichung und Konkretisierung, Beweisstück und Teil des Arguments und diente der affektiv-emotionalen Ansprache. 3.6 THEMEN UND INHALTE In Frankreich drängten die aktuellen Nachrichten von den Religionskriegen andere Themen zurück, zu denen entweder wegen der Behinderungen des Nachrichtenlaufs nach und in Frankreich kaum Informationen verfügbar waren oder die in Konkurrenz zu den Religionskriegsnachrichten einen geringeren ‚Nachrichtenwertʻ635 besaßen. Obwohl Auslandsnachrichten aus den Niederlanden, Spanien, von den Türkenkriegen sowie aus Polen und dem Heiligen Römischen Reich durchaus in Frankreich kursierten,636 machten diese einen verschwindend geringen Anteil gegenüber den auf die Französischen Religionskriege bezogenen Flugschriften und Flugblättern 1589 aus. Das zentral stehende Thema der Veröffentlichungen 1589 war die Ermordung der Brüder Guise in Blois.637 Daneben sorgten zum einen die Vereinigung von Heinrich III. und Heinrich IV. nach den April-Verhandlungen in Plessis-lès-Tours und zum anderen die Ermordung Heinrichs III. für einen enormen Ausstoß an Pu631 Vgl. LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 60, S. 93; LE || MARTYRE (Fls-FRK123), S. 8–9. 632 Vgl. LE THEATRE (Fls-FRK127), fol. 84v; LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 115–117; LES || CHOSES (Fls-FRK88), S. 9; Vor allem die „HISTOIRE || TRAGIQVE“ Walsinghams von 1588, die pikanterweise dem durch die Schrift geschmähten Herzog von Épernon gewidmet war, hatte diese Parallele prominent vertreten (vgl. Le Roux: Faveur du roi, S. 660–663; auch Knecht: Hero or tyrant, S. 250; Salmon: French satire, S. 83). 633 Nach „LE THEATRE“ (Fls-FRK127) war die Regierung Heinrichs III. eine Wiederholung der Regierung Neros (fol. 66r). In „LES MEVRS“ (Fls-FRK142) wurde zu einer Nachahmung der israelischen biblischen Helden aufgefordert, die sich gegen eine mit der Regierung Heinrichs III. vergleichbare tyrannische Herrschaft gestellt hatten (S. 95). 634 Z. B. LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 8–9; zur Flucht aus Polen vgl. RESPONCE (FlsFRK137), S. 16; LA VIE (Fls-FRK19), u. a. S. 60[= 63]–63[= 66]; LA || DETESTATION (FlsFRK154), S. 12; zur Bartholomäusnacht: LE THEATRE (Fls-FRK127), fol. 79v. 635 Zu Nachrichtenfaktoren in der Nachrichtenauswahl, auch aus historischer Perspektive vgl. Wilke: Nachrichtenauswahl; Körber: Öffentlichkeiten, S. 336–347; Luhmann: Realität der Massenmedien, S. 70. 636 Zum Osmanischen Reich bspw. verzeichnet der USTC [24.06.2014] für beide Jahre 1588 und 1589 nur sieben Werke in zwölf Ausgaben, die in Paris, Lyon und Verdun herauskamen: USTC 53038 (zweite Ausgabe: USTC 66809, dritte Ausgabe: USTC 5934); USTC 12841 (zweite Ausgabe: USTC 3477); USTC 34963; USTC 20378 (zweite Ausgabe: USTC 47391); USTC 34960 (zweite Ausgabe: USTC 39990); USTC 34964; USTC 20298. Zu Spanien (vgl. USTC [24.06.2014]) fünf Werke in acht Ausgaben: USTC 19553 (zweite Ausgabe: USTC 89716, dritte Ausgabe: USTC 6358); USTC 14328 (zweite Ausgabe: USTC 12346); USTC 19491; USTC 9262; USTC 9650. 637 Vgl. Cassan: Guerre en discours, S. 261; Bell: Unmasking a king, S. 371.

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blikationen. Jenseits der konkreten Einzelereignisse bildeten die Herrschaft Heinrichs III., seine Legitimation und die Frage der Berechtigung von Widerstand Schwerpunkte. Fortlaufende Berichte über den militärischen Fortgang, d. h. Angriffe, Truppenverlagerungen, Belagerungen oder kleinere Feuergefechte, machten einen weiteren beachtlichen Teil der Druckproduktion aus.638 3.6.1 Ermordung der Guise Verteidigung des Königs Heinrich III. verteidigte sein Vorgehen in Blois in einer exklusiv an Adel, städtische Magistrate und Gerichtshöfe gerichteten Briefkampagne direkt nach den Ereignissen als Reaktion auf die Provokationen der Guise und ihre Pläne einer Entmachtung („crimes || de leze maiesté“) und als eine Hinrichtung, einen notwendigen Rechtsakt zum Schutz der Person des Königs, der Krone und ganz Frankreichs.639 Dem stellte Heinrich III. ein positiv belegtes, integratives Bild vom König als Verteidiger des katholischen Frankreich zur Seite.640 Die wenigen Druckpublikationen, die Anfang 1589 von königlichen Parteigängern erschienen, folgten der Argumentation, der Herzog von Guise sei korrumpiert von Ehrgeiz gewesen und habe das königliche Handeln in Blois provoziert.641 Dem seitens der Liga verbreiteten Eindruck, der König agiere willkürlich und überzogen und arbeite gar an einer Auslöschung des Hauses Guise wurde klar widersprochen.642 Die „REMONSTRANCE“ (FlsFRK120), welche Etienne Pasquier zwischen April und August 1589 verfasste,643 argumentierte, dass das Naturgesetz, das Zivilrecht und die Tradition den Gehorsam

638 Vgl. Cassan: Guerre en discours, S. 261; Reure: Presse politique, S. 39. 639 Vgl. DECLARATION (Fls-FRK46), S. 12; hierzu Wilkinson: Homicides royaux, S. 132–133; Le Roux: Régicide, S. 208–209; Girault: Scène de crime, S. 64; Abdruck der königlichen Schreiben, u. a. Heinrich III.: Instruction, S. 433–440; Aufnahme der Argumentation u. a. in DISCOVRS (Fls-FRK31), fol. A4r; hierzu bereits ausführlich Kap. 3.2.1; Laut dem königlichen Rechtfertigungsschreiben wurden unmöglich erfüllbare Forderungen auf der Generalständeversammlung an Heinrich III. herangetragen. Sollte er sie erfüllen, würde sein Ansehen leiden, sollte er sie ablehnen, würde die Fraktion der Liga einen Grund haben, die Generalständeversammlung zu sprengen (vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 133). 640 Vgl. Heinrich III.: Instruction, S. 437–438; propagiertes Selbstbild: DECLARATION (FlsFRK46), S. 3 (gütiger, guter Monarch), S. 16 (Bewahrer der Kirche und der katholischen Religion); CONSEIL (Fls-FRK23), S. 4 (der König als Lotse, Patron, Beschützer); Aufnahme dieses positiven Bildes von Heinrich III. in LE || PARADIS (Fls-FRK87), S. 9. 641 Z. B. LE || PARADIS (Fls-FRK87), S. 9; RESPONCE (Fls-FRK134), S. 24; auch DECLARATION (Fls-FRK46), S. 12; zu dieser Argumentation vgl. Smither: Myth and reality of kingship, S. 455–456. 642 Vorwurf der Liga z. B. HISTOIRE (Fls-FRK61), S. 92; CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA||TIONS (Fls-FRK24), S. 14; HISTOIRE (Fls-FRK64), S. 6–7; expliziter Widerspruch gegen diese Position vonseiten des Königs: DECLARATION (Fls-FRK46), S. 6. 643 Zum Entstehungszusammenhang und der Zuschreibung vgl. Pasquier: Écrits politiques, S. 123–126.

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gegenüber dem natürlichen und legitimen König vorschrieben.644 Die Brüder Guise seien daher als Aufwiegler vom König, der die göttliche Justiz ausübt, rechtmäßig bestraft worden.645 Heinrich III. selbst vermied es, die rechtlich problematische Tötung des Kardinals anzusprechen, wofür ihm der politisch-taktierende Papst Sixtus V. angesichts der noch ungewissen Entwicklung der Machtverhältnisse in Frankreich zunächst noch Raum ließ.646 Nicht nur die als unstrittig behauptete Legitimität seines Handelns in Blois, sondern auch die Überzeugung, dass der König allein die authorité publique verkörpere und nur Gott gegenüber zur Rechtfertigung verpflichtet sei,647 ließ Heinrich III. über die Ereignisse in Blois hinweggehen.648 Zwar erkannte er so den Vorwürfen keine Relevanz zu, doch ließ sich die ehrenrührige Infragestellung sowohl des Handelns als auch der Person des Königs durch seine Untertanen nicht verhindern,649 so dass Heinrich III. der Lesart der Liga von den Ereignissen in Blois keine Alternative für eine breitere Bevölkerung gegenüberstellte.650 In den königlichen Druckpublikationen vom Februar 1589 stand dementsprechend die aktuelle Opposition, der Herzog von Mayenne und der Herzog von Aumale als neue Köpfe der Liga, im Fokus der „DECLARATION“ (Fls-FRK46), die in insgesamt 13 Ausgaben verbreitet wurde. Darin wurde Widerstand als Bruch göttlichen wie positiv-menschlichen Rechts dargestellt.651 Indem eine klare Fokussierung in der Schuldzuweisung auf die führenden Köpfe der Liga erfolgte, hielt Heinrich III. eine Rekonziliation mit der katholischen Bevölkerung, die ‚verführtʻ worden war, zunächst offen.652 Hinzu trat die gegen die rebellischen Städte Paris, 644 Vgl. Pasquier: Écrits politiques, bes. S. 131, S. 176; auch DECLARATION (Fls-FRK46), S. 2; DECLARATION (Fls-FRK47), S. 9; vgl. hierzu die 1588 kursierenden Positionen von De Harlay und dem Autor von „Avis“ bei Broch: École des Politiques, S. 329. 645 Vgl. Pasquier: Écrits politiques, S. 133–135, S. 140, S. 147–148; auch LE || PARADIS (FlsFRK87), S. 9; zur Rechtmäßigkeit der Tat vgl. RESPONCE (Fls-FRK134), Titelblatt, S. 10. 646 Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 152; Chevallier: Henri III, S. 682–683; In seiner Stellungnahme „PLAINTE“ (Fls-FRK124) ließ Sixtus V. eine Rekonziliationsmöglichkeit bestehen, obgleich die Schrift betonte, dass der König ohne Verfahren und ohne die päpstliche Autorität gegen einen Kardinal vorgegangen war (vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 152). Bewertung der päpstlichen Position gegenüber Heinrich III. vonseiten der Liga z. B. in HISTOIRE (Fls-FRK64), S. 36–37; Kritik am Schweigen Heinrichs III. über den Mord am Kardinal von Guise: RESPONCE (Fls-FRK135), S. 17. 647 Vgl. Smither: Myth and reality of kingship, S. 455–456; Le Roux: Faveur du roi, S. 647; ausschließliche Bindung des Königs an Gott vgl. DECLARATION (Fls-FRK47), S. 3–4; Aufnahme des Arguments in RESPONCE (Fls-FRK135), S. 10; später in DISCOVRS (FlsFRK33), S. 14; CONSEIL (Fls-FRK23), S. 19–20, S. 43[= 44]; Le Caron begründete anlässlich der Generalständeversammlung die Autorität des Königs von Gott her (vgl. Broch: École des Politiques, S. 321). 648 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 84; Wilkinson: Homicides royaux, S. 135. 649 Vgl. Arndt: Herrschaftskontrolle, S. 45; hierzu der königliche Kommentar über die LigaPublikationen nach Blois: DECLARATION (Fls-FRK46), S. 6. 650 Vgl. Soman: Press, pulpit, S. 461; zum Verlust der emotionalen Beziehung Heinrichs III. zu seinen Untertanen vgl. Sawyer: Printed poison, S. 22. 651 Vgl. DECLARATION (Fls-FRK46), S. 2; hierzu Wilkinson: Homicides royaux, S. 133–134. 652 Vgl. DECLARATION (Fls-FRK46), S. 9; auch DECLARATION (Fls-FRK47), S. 5; Aufnahme des Verführungsvorwurfs in der königsnahen Schrift CONSEIL (Fls-FRK23), S. 44[= 45],

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Orléans, Amiens und Abbeville gerichtete „DECLARATION“ (Fls-FRK47). Im Sinne einer absoluten, allein Gott gegenüber verantwortlichen Monarchie, welche aus der Position der Stärke Recht, Ordnung und Wohlstand garantieren sollte, war jeglicher Widerstand unberechtigt.653 Statt als Beiträge zur zeitgenössischen politiktheoretischen Debatte, waren die königlichen Positionierungen als situationsbezogene Auseinandersetzungen mit der politischen Herrschaft konzipiert, was ihnen eine auf den Fall bezogene Unmittelbarkeit und Glaubwürdigkeit verlieh.654 Angesichts der sich überstürzenden Ereignisse nach den Morden in Blois ging der Tod der Königinmutter Anfang Januar 1589 fast völlig unter.655 Vonseiten Navarras erschienen zunächst keine offiziellen Stellungnahmen und nur einige wenige Druckpublikationen, die sich nicht an die offizielle Linie, zu schweigen und v. a. keine ostentative Freude über Blois zur Schau zu stellen, hielten.656 Mit dieser zurückhaltenden Position in den Medien sollte die Möglichkeit zur Annäherung Navarras an Heinrich III. offengehalten werden.657 In diesem Sinne wurde Navarra in den Flugschriften als notwendige Stütze Heinrichs III. und dessen erster Diener präsentiert, zugleich friedliebend sowie militärisch erfolgreich und durchsetzungsfähig.658 Im Wesentlichen stellten die königsnahen Publikationen die Position Heinrichs III. als unstrittig und über die öffentliche Diskussion erhaben dar. Falls über-

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S. 61[= 62]–63[= 64] (Scheidung in Anführer und Mitläufer); als Schuldzuweisung an die Sorbonne, welche die Bevölkerung täuscht, in DEPLORA-||TION (Fls-FRK12), S. 47. Vgl. z. B. REMONSTRAN-||CES (Fls-FRK132); VERITABLE || DISCOVRS (Fls-FRK42); DECLARATION (Fls-FRK47), bes. S. 3–4; Pasquier: Écrits politiques, S. 131–132; CONSEIL (Fls-FRK23), S. 19–21, S. 43[= 44]. Vgl. z. B. die Position des niederländischen Rechtsphilosophen Justus Lipsius in „IVSTI LIPSI“ (Fls-FRK103). Die 1589 von Plantijn neu aufgelegte politiktheoretische Schrift kursierte von Antwerpen und Leiden aus auch in Frankreich, wo 1590 eine weitere Ausgabe in La Rochelle herauskam (vgl. Cornette: Chronique de la France, S. 562). Laut Mellet sollte der starke Rückgang der theoretischen Schriften zum Widerstandsrecht eine Gefährdung der Position Navarras vermeiden (vgl. Mellet: Traités, S. 195). Ausnahme: REMONSTRANCE (Fls-FRK107); Laut L’Estoile kündigten die Seize in Paris an, den Leichnam in den Fluss zu werfen, sollte die Königinmutter nach Paris gebracht werden und der Prediger in Saint-Barthélemy stellte den Anwesenden anheim, selbst zu entscheiden, ob sie die Königinmutter eines Gebets für wert befänden oder nicht (vgl. L’Estoile: Journal Henri III, S. 131–132). Zurückhaltende Einschätzung der Ereignisse in Blois: LETTRE (Fls-FRK59), u. a. S. 5; dagegen begrüßten die Morde: RESPONCE (Fls-FRK134), S. 13: „Henri de Valois a tué deux serpens, || En fierté & venin tous les deux [Pyton des Phebus und Drache des Cadmus (Anm. d. Verf.)] surpassans“; GAYETÉ (Fls-FRK43), u. a. S. 5; LE TRIPLE ENFER (Fls-FRK98), passim, u. a. S. 8; Wilkinson: Homicides royaux, S. 134–135; Ab 1584 als Navarra zum Thronkandidaten wurde, lässt sich bereits der Rückgang protestantischer Publikationen beobachten (vgl. Mellet: Traités, S. 195). Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 134–135; Smither: Myth and reality of kingship, S. 459; Sutherland: Henry IV, S. 247; zur Annäherung vgl. Daussy: Les Huguenots et le roi, S. 414– 416. Vgl. LE || PARADIS (Fls-FRK87), S. 10–11; zu den dahinterstehenden politischen Interessen Navarras vgl. Becherer: Bild Heinrichs IV., S. 234–235.

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haupt eine Rechtfertigung notwendig sei, erfolge diese ausschließlich gegenüber Gott. Bewertung der Guise und der Liga Von königlicher Seite wurden der Herzog von Guise wie auch der Kardinal als überehrgeizige, treulose Aufrührer dargestellt, welche die Religion als Deckmantel gebrauchten.659 Das sachliche Urteil steigerte sich punktuell in königsnahen Publikationen bis hin zu eindringlichen Diffamierungen („diables blancs“, „Anges faux“).660 So wurde die Herzogin von Montpensier, Schwester der Guise-Brüder, als Verkörperung des rebellischen Geistes der Pariser mit Lasterhaftigkeit und Widernatürlichkeit in Verbindung gebracht.661 Das Haus Guise wurde aber nicht als Ganzes in die Kritik einbezogen662 und der Herzog von Mayenne noch Anfang des Jahres 1589 königlicherseits als monarchietreu vereinnahmt: Er habe den König vor Plänen seines Bruders, des Herzogs von Guise, gewarnt.663 Nachdem sich der Herzog von Mayenne, der Herzog von Aumale sowie der Ritter von Aumale als neue Köpfe der Liga etablierten, richteten sich die gedruckten Bannerklärungen, welche neben dem Verlust von Vermögen 659 Vgl. Pasquier: Écrits politiques, S. 153–154; DECLARATION (Fls-FRK46), S. 6 (Missbrauch der Religion), S. 10–11 (Ehrgeiz der Guise); RESPONCE (Fls-FRK134), S. 6 (Ehrgeiz); LE || PARADIS (Fls-FRK87), S. 4, S. 9 (Tyrannis der Guise); GAYETÉ (Fls-FRK43), S. 7 (Guise als Verräter und Mörder, der Tod als späte Rache für die Bartholomäusnacht); zum religiösen Opportunismus vgl. Pasquier: Écrits politiques, S. 154–155; auch DECLARATION (FlsFRK46), S. 7; Vermutlich versuchten die Guise sich als unverzichtbare Berater an der Seite Heinrichs III. zu platzieren und mit dem Beleg der Herkunft von Karl dem Großen ihrer Partei die legitimierende Präsenz eines Prinzen von Geblüt zu verschaffen, statt – wie ihnen vorgeworfen wurde (z. B. DEPLORA-||TION (Fls-FRK12), S. 73–74; L’ANTIMAR-||TYR (FlsFRK119), S. 8) – eigene Thronansprüche anzumelden (vgl. Jouanna: Devoir de révolte, S. 190; Pernot: Henri III, S. 387–388). 660 LE TRIPLE ENFER (Fls-FRK98), S. 34; auch RESPONCE (Fls-FRK134), S. 16 (Guise als Viper), S. 33 (die Hölle erwarte Guise); DISCOVRS (Fls-FRK31), fol. A1v, fol. A2v, fol. A3v– A4r (vom Teufel verführt, vom religiösen Eifer abzulassen und aus persönlichem Ehrgeiz nach der Krone zu streben). 661 Vgl. Le Roux: Régicide, S. 280; zu magischen Praktiken der Herzogin von Montpensier und Herzogin von Nemours vgl. L’ANTIMAR-||TYR (Fls-FRK119), S. 10; zum rebellischen Charakter bes. der Pariser vgl. CONSEIL (Fls-FRK23), u. a. S. 3, S. 53. 662 Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 143, S. 145; Debaggi Baranova: Coups de libelles, S. 317. 663 Vgl. DECLARATION (Fls-FRK46), S. 6–7; wiederaufgenommen in L’ANTIMAR-||TYR (Fls-FRK119), S. 21; anonymisiert, als einige der Liga zugehörige Personen, die den König gewarnt hatten: DISCOVRS (Fls-FRK31), fol. A3v; hierzu Wilkinson: Homicides royaux, S. 144; zur angeblichen Warnung des Königs durch den Herzog von Mayenne und den Herzog von Aumale vgl. Sutherland: Henry IV, S. 227, zur Annäherung Heinrichs III. an Mayenne: S. 234–235; In seinem Brief an den Papst vom 17. Januar 1589 sah sich Mayenne veranlasst, Äußerungen über seine Monarchietreue richtigzustellen (vgl. Cooper: Aftermath of the Blois assassinations, S. 410; relativiert in Wilkinson: Homicides royaux, S. 132, Anm. 10). In „LE MARTIRE“ ((Fls-FRK122), S. 46) und „RESPONCE“ ((Fls-FRK135), S. 4) wurde die suggerierte Rolle von Mayenne als Informant des Königs – und in „DEVX DEVIS“ ((Fls-FRK84), S. 83) auch der Herzogin von Aumale – strikt zurückgewiesen.

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und Stellung den öffentlichen Ehrverlust bedeuteten, explizit gegen ihre konkreten, individuellen Verfehlungen gegenüber der Krone.664 Bedrohung und Verrat durch die Liga und speziell die Guise wurden durch die detailliert beschriebenen Verfehlungen von der Anmaßung über die Waffennahme bis zur Instrumentalisierung der Religion anschaulich gemacht und als real existent belegt.665 In „LE || PARADIS“ (Fls-FRK87), einer der wenigen königsnahen offensiv-angreifenden Schriften, erfuhr die Liga eine Charakterisierung als Monster, Hydra und Chimäre oder aber als rasende und ausgehungerte Rebellen und Tyrannen, die sich unter dem Deckmantel der Religion versteckten.666 Ganz im Gegensatz hierzu traten die Guise in Flugschriften und Flugblättern der Liga als modellhafte Vorbilder an Tugend hervor und wurden als Märtyrer und Helden der Kirche und ganz Frankreichs, selbst als Väter der Franzosen bzw. Frankreichs, präsentiert.667 Mit dem idealisierten Bild wurde zugleich die Unschuld der Guise vor den Vorwürfen des Aufstands herausgestellt und der Vorwurf gegenüber dem verbrecherischen König bestärkt.668 Auch die Umstände der Tötungen wie die Stellung des Kardinals, seine Popularität unter den französischen Katholiken sowie die Wahl des Weihnachtstags für die Tat verstärkten die Verurteilung des königlichen Handelns in Blois noch.669 Zwar wurden beide Brüder verehrt, doch der Tod des Kardinals, obgleich er sich als konventionelle Märtyrerdarstellung mit Vorbildcharakter anbot, weniger häufig thematisiert,670 da Heinrich von Guise als militärisch-aktives Vorbild politisch besser instrumentalisierbar war und daher den klaren Fixpunkt der ligistischen 664 Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 134; Le Roux: Régicide, S. 216; hierzu DECLARATION (Fls-FRK46), S. 6, S. 8; EDIT (Fls-FRK51), S. 5; Verurteilung Mayennes als Führer einer ‚höllischenʻ Liga in RESPONCE (Fls­FRK134), S. 37. 665 Vgl. DECLARATION (Fls-FRK46), S. 11–12; RESPONCE (Fls-FRK134), S. 7; Anschaulichkeit und Konkretheit der Sprache und Bilder als Ausdrucksmittel werden ausführlich in Kap. 3.5.2 (dort Bildhaftes und Analogien) behandelt. 666 Vgl. LE || PARADIS (Fls-FRK87), S. 9, S. 11–12; ähnlich LE TRIPLE ENFER (Fls-FRK98), S. 8; zur Charakterisierung der Liga als höllisch, dämonisch, teuflisch vgl. GAYETÉ (Fls­ FRK43), S. 7; RESPONCE (Fls-FRK134), S. 23, S. 34. 667 Z. B. TOMBEAV (Fls­FRK153), S. 5: „qui || cōme vn vray pasteur nous alloit gar­||dant & defendant de tous perils“, S. 15: „le protecteur de la France“; auch LES VRAIS || PIEGES (FlsFRK96), S. 8; CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA-||TIONS (Fls-FRK24), S. 44; LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 37–39; LE || FAVX-VISAGE (Fls-FRK85), S. 6; DEPLORATION (Fls-FRK110), u. a. fol. A2r; HISTOIRE (Fls-FRK61), S. 3; Crouzet: Guerriers de Dieu, S. 513; Wilkinson: Homicides royaux, S. 142; El Kenz: La propagande, S. 6; Guise als Vater: LA || DETESTATION (Fls-FRK154), S. 4, S. 7; Vatermord: HISTOIRE (Fls-FRK62), S. 4. 668 Vgl. Smither: Myth and reality of kingship, S. 441; hierzu LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 38; TOMBEAV (Fls-FRK153), S. 17; LETTRES (Fls-FRK101), S. 6; REMONSTRANCE (FlsFRK131), S. 3–4; Gutgläubigkeit von Guise, der die Warnungen in Blois ausschlug: HISTOIRE (Fls-FRK64), S. 26–27. 669 Vgl. LE || FAVX-VISAGE (Fls-FRK85), S. 13, S. 22; zum Kardinal: LA || DETESTATION (Fls-FRK154), S. 13; HISTOIRE (Fls-FRK61), S. 4. 670 Vgl. Crouzet: Imaginaire du zèle ligueur, S. 112–113; Wilkinson: Homicides royaux, S. 143; zu Guise als militärischem Führer des katholischen Frankreichs vgl. ORAISON (Fls-FRK115), S. 9–10; Eine nur auf den Herzog von Guise bezogene Darstellung zeigte „LE || FAVX-VISAGE“ ((Fls-FRK85), S. 8). Auch HISTOIRE (Fls-FRK64), S. 27–36; DEPLORATION (Fls-

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Publikationen bildete.671 In dem Flugblatt „En ceste figure“ (Fbl­FRK12) trat der Kardinal nur als Zeuge für das Schicksal seines Bruders in den Bildhintergrund gedrängt auf. Diesen Märtyrerkult hatte der König durch die Vernichtung der Leichname zu verhindern versucht.672 Die Liga-Publikationen bezogen die ganze Familie Guise ein.673 Erst Franz, dann Heinrich von Guise hätten angesichts der königlichen Regierungsunfähigkeit (Karl IX. und Heinrich III.) die Regierungssicherung übernommen.674 Während der französische König in der Bekämpfung der Häresie gefehlt habe, sei der Herzog von Guise an seiner Stelle im Interesse der Krone und des Gemeinwohls aktiv geworden.675 Die Betonung der Bedeutung der Familie Guise für die Liga in Flugschriften und Flugblättern bestätigte die Position des Herzogs von Mayenne als neuem LigaOberhaupt.676 Mayenne wurde in der Rolle des katholischen militärischen Helden gefeiert, der die Helden Homers übertreffe677 und Judas Makkabäus gleichkomme.678

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FRK110), passim; Schwerpunkt auf dem Martyrium des Kardinals: Le martire (Fbl-FRK27); LAMENTATION (Fls-FRK108), Titelblatt. Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 144, S. 151; Bell: Unmasking a king, S. 373; ein klarer Fokus auf dem Martyrium des Herzogs von Guise: TOMBEAV (Fls-FRK153), u. a. S. 11; ORAISON (Fls-FRK115), S. 3, S. 7, S. 13–14; Guise als Mars: RESPONCE (Fls-FRK134), S. 20; EPITAPHES (Fls-FRK37), S. 5. Vgl. DISCOVRS (Fls-FRK31), fol. A4v; LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 39; Wilkinson: Homicides royaux, S. 146, Anm. 84; Bell: Unmasking a king, S. 373; zu den Gerüchten um die Vernichtung der Leichen vgl. Bercé: Échos du drame, S. 600–601; zur Bewahrung der Erinnerung an den Herzog von Guise vgl. HISTOIRE (Fls-FRK64), S. 35–36. Vgl. Coester: Anna d’Este, S. 260–261; Wilkinson: Homicides royaux, S. 143; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 103; Franz von Guise und sein Sohn Heinrich waren Wächter der Katholizität Frankreichs, als die Krone hinter ihrer Pflicht zurückblieb (z. B. CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA­||TIONS (Fls­FRK24), S. 5; DE || Lʼexcommunication (Fls­FRK25), S. 16–17; RESPONCE (Fls-FRK137), S. 7). Beide Herzöge wurden ermordet (u. a. DE || Lʼexcommunication (Fls­FRK25), S. 45; zum Tod von Franz von Guise: LE || FAVX­VISAGE (Fls-FRK85), S. 8). Angebliche Eigeninteressen der Guise wurden als Anfeindungen durch Protestanten und eifersüchtige Adlige dargestellt (z. B. HISTOIRE (Fls-FRK61), S. 37, S. 56; CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA-||TIONS (Fls-FRK24), S. 5). Auch der Fürst von Joinville, Sohn Heinrichs von Guise, wurde Gegenstand von Flugschriften (vgl. LES || PLAINTES (Fls-FRK92)). Zu Parallelen zwischen den Guise aus anti-ligistischer Sicht vgl. GAYETÉ (FlsFRK43), S. 8; RESPONCE (Fls-FRK134), S. 34. Vgl. LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 38; TOMBEAV (Fls-FRK153), S. 16–17; RESPONCE (Fls-FRK137), S. 7; Coester: Anna d’Este, S. 260–261. Vgl. LA GRANDE || DIABLERIE (Fls-FRK72), S. 10; LETTRES (Fls-FRK101), S. 4; auf die ganze Liga gewandt, vgl. HISTOIRE (Fls-FRK64), S. 38–40. Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 144; Cassan: Guerre en discours, S. 272. Held: LES VRAIS || PIEGES (Fls-FRK96), S. 8; EPITAPHES (Fls-FRK37), S. 7; HomerAnspielung: Action (Fls-FRK1), fol. A4v; auch Wilkinson: Homicides royaux, S. 145; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 103. Vgl. LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 37, auf die Brüder Guise bezogen: S. 100–101; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 106, S. 170; Cassan: Guerre en discours, S. 271–272; Smither: Myth and reality of kingship, S. 436; zur Beliebtheit des Judas Makkabäus-Motivs als Heroe, der bereit ist, für seine Überzeugung zu sterben, vgl. Signori/Emich: Kriegs/Bilder, S. 16.

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Für seine Repräsentation war die Hervorhebung göttlicher Legitimation mindestens so entscheidend wie Mayennes militärisches Geschick.679 In den stark personenzentrierten ligistischen Druckpublikationen dienten die Witwe des Herzogs von Guise, Katharina von Kleve, und die Mutter der Ermordeten, Anne von Este, Herzogin von Nemours, für Flugblätter und Flugschriften wie auch Predigten als emotional aufgeladene Identifikationsfiguren und Vorbilder.680 Trauer und Verzweiflung, die sich in diesen beiden Frauen der Guise­Familie kristallisierten, waren als durchgängiges Motiv der ligistischen Flugschriften und Flugblätter präsent.681 Neben den Guise fungierte der Kardinal von Bourbon als Thronkandidat der Liga und damit offizielles Oberhaupt in einer gewissen Konkurrenz zu den Guise als Autorität,682 obgleich der alte Kardinal sich v. a. durch Inaktivität und eine eher geringe Präsenz auszeichnete.683 Autorität versuchte die Liga auch über die päpstliche Zustimmung zu erreichen, so dass im Spannungsverhältnis zur vorsichtig-taktierenden Haltung des Papstes Druckschriften über eine erste Reaktion des Papstes und der Kardinalskongregation in Rom auf die Ereignisse in Blois von der Liga beauftragt wurden.684 Personenbezogene Darstellungen waren offenkundig in königlichen wie auch ligistischen Präsentationen präferiert, wobei die konkrete Kritik vonseiten der kö679 Vgl. Cassan: Guerre en discours, S. 274; z. B. LA || HARANGVE (Fls-FRK104), S. 2; Für die Flugschrift „Action“ (Fls-FRK1) zu den militärischen Erfolgen des Herzogs von Mayenne wurde als Titelbild die Anbetung des Kreuzes durch einen fürstlichen Herren gewählt, was die Gottesfürchtigkeit und wahre Frömmigkeit des Herzogs heraushob. Göttliche Vorsehung hatte Mayenne ebenso wie Mercœur und Aumale davor bewahrt, den Morden von Blois zum Opfer zu fallen (vgl. LETTRES (Fls-FRK101), S. 5; auch REMONSTRANCE (Fls-FRK131), S. 6; HISTOIRE (Fls-FRK62), S. 22). 680 Vgl. Coester: Anna d’Este, S. 262–263, S. 265; Cooper: Aftermath of the Blois assassinations, S. 411; Wilkinson: Homicides royaux, S. 145; Die Herzogin von Nemours trat als fingierte Autorin von zwei von Liga-Sympathisanten verfassten Texten auf (vgl. REMONTRANCE (Fls­FRK40); LES REGRETS (Fls­FRK39); zur fingierten Autorenschaft vgl. Coester: Anna d’Este, S. 259, Anm. 10; zur Verbreitung der „REMONTRANCE“ (Fls-FRK40) vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 146, Anm. 86), während unter dem Namen Katharinas von Kleve, Witwe des Herzogs von Guise, zwei weitere Flugschriften erschienen (vgl. LES || REGRETS (Fls-FRK67); LE CHANT (Fls-FRK66)) sowie ihre Anfrage an den Pariser Gerichtshof vom Januar 1589 (vgl. REQVESTE (Fls-FRK68)). Beide Frauen wurden in der Liga-Kampagne zwischen Stärke und Schwäche changierend präsentiert (vgl. Coester: Anna d’Este, S. 260; Frémy: Essai sur les diplomates, S. 235–236). Vgl. z. B. die Schrift „TOMBEAV“ (FlsFRK153), worin Katharina von Kleve als verzweifelte, trauernde Witwe (z. B. S. 23) und zugleich als Vorstreiter der Opposition gegen den König auftrat (S. 21–22). Hierzu auch HISTOIRE (Fls-FRK61), S. 105; zur Herzogin von Guise als Bindeglied zu den Seize und Repräsentantin der politischen Interessen ihres Mannes: Carroll: Revolt of Paris, S. 337. 681 U. a. DEPLORATION (Fls-FRK110), passim, u. a. fol. A2r; HISTOIRE (Fls-FRK61), S. 3; TOMBEAV (Fls-FRK153), passim. 682 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 105–106; z. B. DE LA || SVCCESSION (FlsFRK160), fol. 4r. 683 Der Kardinal wurde zumeist nur knapp erwähnt, so z. B. in CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA-||TIONS (Fls-FRK24), S. 10, S. 29; LETTRES (Fls-FRK101), S. 8. 684 Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 151; Le Roux: Régicide, S. 249; zur (angeblich) sofortigen, scharfen Verurteilung der Ereignisse durch den Papst vgl. EXTRAICT (Fls-FRK41), u. a. S. 3–4.

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niglichen Partei an einzelnen Liga-Häuptern als Rebellen der gezielten Überhöhung der Mitglieder des Hauses Guise vonseiten der Liga gegenüberstand. Unterminierung des Königs Der größte Teil der Liga-Publikationen in der ersten Jahreshälfte 1589 zielte auf die Diffamierung Heinrichs III.685 War zuvor die Kritik gegen Heinrich III. vielfach auf einen Teilaspekt beschränkt, durch den Verweis auf die schlechten Ratgeber verschleiert oder als allgemeine Auseinandersetzung mit Tugenden und Lastern nur implizit geäußert worden, begann nach Blois eine Diffamierungskampagne gegen den König ohne Parallele.686 Die Kriminalisierung der königlich-legitimierten Ermordung der Guise begründete die Verweigerung seiner Anerkennung. Durch sein Handeln in Blois hatte Heinrich III. selbst seine Absetzung ausgeführt687 und wurde ab Dezember 1588 als auf die Privatperson reduziert betrachtet und daher nur noch als Heinrich von Valois bezeichnet.688 Für die Liga war die Unterordnung unter die königliche Gewalt nicht absolut, sondern den göttlichen Gesetzen und kirchlichen Regeln unterworfen.689 Wenn der Monarch diesen zuwiderhandelte, galt die Gehorsamspflicht der Untertanen nicht mehr.690 Nach Ansicht der Liga hatte in Blois nicht nur kein reguläres juristisches Verfahren stattgefunden,691 sondern die Verschwörungspläne der Guise waren auch erst als nachträgliche Legitimation aufgetaucht,692 während der König tatsächlich

685 Vgl. Poirier: Henri III, S. 119. 686 Vgl. Debaggi Baranova: Coups de libelles, S. 73, S. 315–316; Cameron: Illustration, S. 89; Boucher: Culture des notables, S. 347; Blois „opened the polemical floodgates, unleashing a torrent of print of unprecedented proportions“ (Pettegree: French book, S. 269). Zur Verlagerung der Vorwürfe von den mignons auf Heinrich III. selbst vgl. Baumgartner: Political thought, S. 163; Eine systematische Auflistung der Vorwürfe in zehn Punkten findet sich in DIALOGVE (Fls-FRK26), S. 138[= 136]–141[= 139]. 687 Vgl. DE || Lʼexcommunication (Fls­FRK25), S. 78: „pour auoir fait assassiner monsieur le Duc || de Guise, lequel faict porte quant & soy || priuation de son estat, […] pour avoir assassiné monsieur le || Cardinal de Guise, lequel faict contient || en soy outre depositiō, encore autre cha-||stiement“. 688 Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 148; Smither: Myth and reality of kingship, S. 437; Duprat: La caricature, S. 107; z. B. DE || Lʼexcommunication (Fls­FRK25), S. 89–90; LA || DETESTATION (Fls-FRK154), S. 3; LE MARTIRE (Fls-FRK122), fol. A2v; ADVERTIS||SEMENT (Fls-FRK147), S. 3; zur politischen Dimension von Privatheit im Sinne einer Nichtidentität von Amt und Person knapp: Melville/Moos: Vorbemerkungen, S. XV. 689 Vgl. LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 41–42; RESPONCE (Fls-FRK135), S. 19–20. 690 Vgl. Quin: Personenrechte, S. 262. 691 Vgl. HISTOIRE (Fls-FRK64), S. 42; In den Quellen dominierte die Bezeichnung „assassinats“, „massacres“ oder auch „martyrs“ klar gegenüber der „exécution“ (vgl. Girault: Scène de crime, S. 64; z. B. CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA-||TIONS (Fls-FRK24), Titelblatt; LE MARTIRE (Fls-FRK122), fol. A2r; LETTRES (Fls-FRK101), S. 3. 692 Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 148; RESPONCE (Fls-FRK137), S. 8–9; LETTRES (Fls-FRK101), S. 4.

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in unkontrollierbarer, gar irrsinniger Wut und Rage gehandelt habe.693 Mit der Entlarvung des Königs (Offenbarungscharakter von Blois)694 als einer, der nur königliches Verhalten mime, aber jeglicher Majestät entbehre, wurde seine Regierungstauglichkeit und -fähigkeit und damit auch seine Legitimität infrage gestellt.695 Unter dem Eindruck der jüngsten Entwicklungen bewerteten Liga-Publikationen die Regierung Heinrichs III. unter Einbeziehung der Ereignisse ab dem Tod des Herzogs von Anjou oder zumindest der Barrikaden, vereinzelt auch der Zeit der Valois-Vorfahren neu:696 Aus der Retrospektive war die gesamte Regierung Heinrichs III. von Verfehlungen durchzogen.697 Einer der zentralen Vorwurfskomplexe betraf den mangelnden Einsatz Heinrichs III. zur Wahrung der katholischen Religion, Grundlage des gemeinen Besten, wozu der König sich im sacre verpflichtet hatte.698 Die exzessiv gelebte Religiosität, besonders die Teilnahme an Prozessionen, an Flagellation und das persönliche Engagement Heinrichs III. in den von ihm neu gegründeten kirchlichen Orden, galt als eines Königs nicht würdiges Verhalten699 und stand mit dem sonstigen Lebenswandel des Königs (Prunk, Feierlichkeiten, Luxus) in starkem Kontrast, so dass die Ernsthaftigkeit seiner religiösen Überzeugung angezweifelt und ihm Heuchelei vorgeworfen wurde.700 Die Verletzung der Sakralität der Kirche und der Vorwurf 693 Z. B. LA || DETESTATION (Fls-FRK154), S. 6, S. 12–13; zum Handeln aus Rage vgl. RESPONCE (Fls-FRK137), S. 5. 694 Vgl. Chevallier: Régicides, S. 74; Crouzet: Imaginaire du zèle ligueur, S. 112; Wiederaufnahme in ADMIRABLE || ET PRODIGIEVSE || MORT (Fls-FRK5), S. 8; Teils wurden auch die Pariser Barrikaden als Offenbarung bzw. Demaskierung des Königs, eine Art Bartholomäusnacht der Katholiken, eingestuft (vgl. HISTOIRE (Fls-FRK64), S. 21–22), dabei jedoch die Berechtigung des Handelns unterschiedlich bewertet (S. 43–44). 695 Vgl. Bell: Unmasking a king, bes. S. 385; z. B. CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA-||TIONS (Fls-FRK24), S. 18–19; Dagegen behauptete „CONSEIL“ (Fls-FRK23) den ganz und gar königlichen Charakter („vrayement Royalle“) Heinrichs III. (S. 37[= 38]). 696 Vorgeschichte ab 1576: HISTOIRE (Fls-FRK64), S. 7–27; ab 1587: ADMIRABLE || ET PRODIGIEVSE || MORT (Fls-FRK5), S. 5–9; ab Heinrich II.: LA VIE (Fls-FRK19), S. 7; LE THEATRE (Fls-FRK127), fol. 4r; ab Ligagründung: DEVX DEVIS (Fls-FRK84), S. 1–82; ausführliche Präsentation der Vorgeschichte auch in DE || Lʼexcommunication (Fls­FRK25), S. 3–27. 697 Z. B. LA VIE (Fls-FRK19); HISTOIRE (Fls-FRK141); Smither: Myth and reality of kingship, S. 451; Poirier: Henri III, S. 198; Cameron: Satire, S. 167; Im Einzelfall führte die Beachtung längerfristiger Entwicklungen bzw. die Historisierung der Regierung Heinrichs III. auch zu einer Relativierung der Schuldzuweisungen an Heinrich III.: Schon in der Regierungszeit seiner beiden Brüder war Frankreich, laut der „ORAISON“ (Fls-FRK14) von den Kriegen im Inneren korrumpiert, so dass Heinrich III. bei Amtsantritt keine Handlungsmöglichkeiten hatte; er war vielmehr Opfer als Ursache von Unruhe und Tumult (S. 24). 698 Vgl. Crouzet: Henri III, S. 28; auch Quin: Katholische Widerstandslehre, S. 52; LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 42, S. 48; HISTOIRE (Fls-FRK64), S. 38; zu Verstößen gegen die Religion vgl. REMONSTRANCE (Fls-FRK131), u. a. S. 7–9. 699 Vgl. Poirier: Henri III, S. 152; Holt: Wars of Religion, S. 125; zu den verschiedenen Aspekten des religiösen Lebens des Königs vgl. Pernot: Henri III, S. 277–281, S. 285–294. 700 Vgl. Duprat: Regalia au crible, S. 4; Crouzet: Henri III, S. 25; Wilkinson: Homicides royaux, S. 150; Poirier: Henri III, S. 154–155; L’HERMITAGE (Fbl-FRK38); bes. zum Heucheleivorwurf: GAYETÉ (Fls-FRK43), S. 2; LES MEVRS (Fls-FRK142), u. a. S. 16, S. 77, S. 123; RESPONCE (Fls-FRK137), S. 5; LA || DETESTATION (Fls-FRK154), S. 5.

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der Instrumentalisierung der Religion wurden durch konkrete Anschuldigungen illustriert und belegt, welche von Übergriffen auf Kirchengut zur persönlichen Bereicherung, besonders dem Verkauf der Splitter des Heiligen Kreuzes aus der SainteChapelle,701 über sexuelle Praktiken mit Mönchen und Lustbefriedigung durch nackte Flagellanten bis zum Missbrauch einer Nonne reichten.702 Gewalttaten, als abnorm bewertete Sexualität und Entweihungen des Religiösen vermischten sich – besonders eindringlich in der Bilderfolge von „LA VIE“ (Fls-FRK19)703 – in der Argumentation.704 Falschheit, List und Lügenhaftigkeit (dissimulation) wurden zum Charakterzug des Königs erklärt, der sich hinter einer Maske oder unter einem Deckmantel verberge.705 In dem Flugblatt „LE FAUX MVFLE“ (Fbl-FRK26) entlarvten den mit Büßergewand und Rosenkranz gezeigten Heinrich III. das mit Hörnern bekrönte Dämonengesicht und die Leiche von Guise zu seinen Füßen. Mit der Entsakralisierung der Person des Königs ging die Legitimation des Aufstands der Liga einher: Der Tyrann gefährde für alle öffentlich sichtbar die Katholizität Frankreichs.706 Indem die Liga den Verstoß Heinrichs III. gegen das Gemeinwohl als Urteil im öffentlichen Diskurs zu platzieren verstand, erzeugte die Liga selbst diskursiv den Rahmen, innerhalb von dem ihre Existenz und das eigene Handeln als begründet und berechtigt gelten konnte.707 Der Vorwurf, die katholische Religion zu verraten oder nur als Deckmantel zu verwenden, war eng mit der Beobachtung verbunden, dass die Politiques sich mit Protestanten in Frankreich und außerhalb verbrüderten, v. a. mit der „englischen 701 Vgl. Duprat: La caricature, S. 111; Cameron: Satire, S. 168; LA VIE (Fls-FRK19), S. 47; LE || FAVX-VISAGE (Fls-FRK85), S. 17; LES || CHOSES (Fls-FRK88), S. 3; zur Bereicherung auf Kosten von Kirche und Religion vgl. LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 77, S. 88. 702 Vgl. LES MEVRS (Fls-FRK142), zu den sexuellen Übergriffen: bes. S. 89. 703 Vgl. LA VIE (Fls-FRK19): Ob der göttliche Segen auf Heinrich ruhe, wurde mit der Krönungszeremonie (S. 40: Krone rutschte vom Kopf) infrage gestellt, die Verletzung der traditionsgemäßen Regierung im Konsens mit den ‚Großenʻ des Königsreichs (S. 34: Thronen des Königs hinter Balustraden) vorgeführt, der Verstoß gegen die kirchlich-sakrale Ordnung (S. 47: Verkauf des Kreuzes aus der Sainte-Chapelle; S. 78: Übergriff auf eine Nonne) angeprangert und die außergewöhnliche Grausamkeit (S. 84: seine Schergen töteten, misshandelten und köpften) demonstriert. Die Zerstörung von Wappen und anderen Herrschaftszeichen Heinrichs III. als Stellvertreter bzw. symbolische Verweise auf den König (S. 62) veranschaulichte die Entmachtung durch ‚Bilderstürmerʻ in Polen, was als Handlungsvorbilder für Frankreich gezeigt wurde (hierzu Duprat: Regalia au crible, S. 13; Duprat: La caricature, S. 112; Cameron: Satire, S. 168–175; zu Bildersturm und Machtverhältnis vgl. Roeck: Macht und Ohnmacht, S. 34). Die Vergewaltigung von Nonnen, der Übergriff auf Kirchengut, die nur vordergründige Frömmigkeit und den Verkauf des Heiligen Kreuzes prangerte auch „RESPONCE“ ((Fls-FRK137), S. 5) an. 704 Vgl. Duprat: Regalia au crible, S. 6; Yardeni: Henri III sorcier, S. 58; Cameron: Satire, S. 175; z. B. LES MEVRS (Fls-FRK142); CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA-||TIONS (FlsFRK24), u. a. S. 78. 705 Vgl. Bell: Unmasking a king, S. 378; Potter: Kingship, S. 497; z. B. L’ATHEISME (FlsFRK77), Titelblatt; LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 34, S. 112; LA || DETESTATION (FlsFRK154), S. 5; zur Wechselhaftigkeit und Falschheit des Königs auch LES MEVRS (FlsFRK142), S. 72. 706 Z. B. RESPONCE (Fls-FRK137), S. 6. 707 Zu diesem Verfahren vgl. ausführlich Kap. 3.5.2 (dort Wiederholungen und Muster).

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Isebell“ (Elisabeth I.).708 Stereotype über die Reformierten verbanden Atheismus, Hexerei und sexuelle Devianz, was 1589 zur Unterfütterung der Vorwürfe gegenüber Heinrich III. eingesetzt werden konnte.709 Als Politiques galten die moderaten Katholiken als schlimmere Feinde als Häretiker710 und Magistrate, Geistliche und Adlige im Gefolge Heinrichs III. gerieten in Verdacht der Täuschung, persönlichen Vorteilsnahme und mangelnden Glaubensfestigkeit.711 Die Neuorganisation des Hofes, besonders die mangelnde Zugänglichkeit des Königs,712 womit eine geringe Transparenz seiner politischen Entscheidungen einherging, verschärfte die Vorwürfe: Heinrich III. habe den etablierten Adel, der ein althergebrachtes, gewohnheitsmäßiges und natürliches Recht auf Beteiligung an der Herrschaft hatte, zugunsten von Favoriten von der Regierung ausgeschlossen.713 Nach ligistischer Lesart wurde im Verständnis vom Hof als Mikrokosmos der Gesellschaft in der Favoritenpolitik des Königs deutlich, dass er persönliche nichtöffentliche Interessen höher stelle als königliche öffentliche Verpflichtungen und Aufgaben, worin sich die Durchbrechung der natürlichen gottgegebenen Ordnung in der Regierung Heinrichs III. offenbare.714 Besonders dem Favoriten Her708 Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 148; z. B. ADMIRABLE || ET PRODIGIEVSE || MORT (Fls-FRK5), S. 4–5; LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 15, S. 81, S. 114; LA GRANDE || DIABLERIE (Fls-FRK72), S. 10; CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA-||TIONS (Fls-FRK24), S. 19, S. 35–38; LA VIE (Fls­FRK19), S. 106[= 109]; DE || Lʼexcommunication (Fls­FRK25), S. 11; zur Unterdrückung der Katholiken in England vgl. EPITAPHES (Fls-FRK37), S. 9; HISTOIRE (Fls-FRK64), S. 11–12; Wilkinson: Homicides royaux, S. 148; Teasley: Legends of the last Valois, S. 162–163. 709 Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 149; Cameron: Satire, S. 176; Die Protestanten als Atheisten, die dem Teufel nacheiferten (vgl. LE THEATRE (Fls-FRK127), fol. 68v), die nicht ganz richtig im Kopf waren, so „LE || FAVX-VISAGE“ (Fls-FRK85), voller Irrtümer und perverser Ansichten (S. 4), gleich wilden Tieren (S. 5), voll Gift und Verrat (S. 8), die sich, nach „LES MEVRS“ (Fls-FRK142), als Schmeichler bei Hof betätigten, wo sie den König statt Gott zu ihrem Maßstab erklärten (S. 70, S. 81). Ein diabolisches Wesen verband sich in Navarra und Heinrich III. mit Häresie, Perfidität, Grausamkeit und Verrat (vgl. CHARITABLE || ADMONITION (Fls-FRK21), fol. 9r). 710 Z. B. LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 70; LA || DETESTATION (Fls-FRK154), S. 5; HISTOIRE (Fls-FRK64), S. 4; die Politiques als widerlicher, stinkender Odem, der über Frankreich liegt: LE || FAVX-VISAGE (Fls-FRK85), S. 3; zu den Politiques vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 80; El Kenz: Temps de Dieu, S. 6; Parrow: From defense to resistance, S. 57; zum Charakter der Politiques und den katholischen Debatten hierüber 1589 vgl. Turchetti: L’origine des Politiques, S. 375–382. 711 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 181–182; z. B. in LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 64–65 oder auf konkrete Personen bezogen: S. 82 (Bischof von Senlis), S. 83–84 (Alfons von Ornano); DEVX DEVIS (Fls-FRK84), S. 109; zur Kritik am königlichen Rat vgl. RESPONCE (Fls-FRK135), S. 16; Verteidigung vor diesem Vorwurf: DECLARATION (FlsFRK46), S. 10–11. 712 Die mangelnde Beteiligung an der Herrschaft entzog Heinrich III. nicht nur die notwendige Unterstützung potenter Partner, sondern lud auch zu Spekulationen ein, was sich im Verborgenen der königlichen Kammer abspiele (vgl. Le Roux: Faveur du roi, S. 650–651). 713 Z. B. HISTOIRE (Fls-FRK64), S. 18–19; LA GRANDE || DIABLERIE (Fls-FRK72), S. 12, S. 15; RESPONCE (Fls-FRK137), S. 5; LE THEATRE (Fls-FRK127), fol. 75v–76v; LES REGRETS (Fls-FRK109), S. 15. 714 Vgl. Le Roux: Faveur du roi, S. 657–658.

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zog von Épernon warfen ligistische Publikationen vor, er infiltriere den König unrechtmäßig, behexe ihn gar, und habe selbst ein diabolisches Wesen.715 In „LA GRANDE || DIABLERIE“ (Fls-FRK72) wie auch „LES REGRETS“ (Fls-FRK109) wurde das „portraict, Du Diable de Nogaret“ gezeigt, d. h. Épernon mit Fell, Schwanz, Klauen und einer dämonenhaften Fratze.716 Die Ansprache als „Animal“ unterstrich die Entmenschlichung Épernons noch weiter.717 Auch dem Arzt Miron, einem Vertrauten Heinrichs III., wurde vorgeworfen, mit dem König Hexerei praktiziert zu haben, was die im Haus Mirons sichergestellten Funde ‚belegtenʻ.718 Neben der Favoritenpolitik waren unzeitgemäße Reformen,719 der Einfluss der Fremden bei Hof, eine ausgeprägte Xenophobie, v. a. gegenüber Italienern,720 Eidbrüchigkeit und mangelnde politische Zuverlässigkeit,721 Verletzung der beim sacre geschworenen politischen Agenda722 sowie die übermäßige Steuerbelastung, die Käuflichkeit der Ämter und die Verteilung der Ausgaben723 Eckpunkte der poli715 Vgl. Le soufflement (Fbl­FRK33); LE || TESTAMENT (Fls­FRK97); LES || SORCELERIES (Fls-FRK95), S. 8; LES || CHOSES (Fls-FRK88), S. 5; Épernon behexte den König in Blois: CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA-||TIONS (Fls-FRK24), S. 54, S. 58; zur Willkürherrschaft Épernons vgl. LES MEVRS (Fls-FRK142), u. a. S. 22, S. 27, S. 94; RESPONCE (FlsFRK137), S. 7; LA VIE (Fls-FRK19), S. 74[= 77]; LE THEATRE (Fls-FRK127), fol. 57r, fol. 76v; auch andere Favoriten wie Armand de Gontaut (Biron) und François dʼO wurden explizit von der Liga geächtet: LA || DETESTATION (Fls-FRK154), S. 8. 716 Vgl. LES REGRETS (Fls-FRK109), S. 2; LA GRANDE || DIABLERIE (Fls-FRK72), fol. A1v; Cʼest ycy (Fbl­FRK7); als Bezeichnung für Èpernon, „les diables de Nogaret“, vgl. L’ATHEISME (Fls-FRK77), S. 28. 717 Vgl. LES REGRETS (Fls-FRK109), S. 3; auch LES || CHOSES (Fls-FRK88), S. 7: Épernon (d. h. Nogaret, Teragon) „n’est point vn homme natu-||rel“; zur Entmenschlichung Épernons: Le Roux: Faveur du roi, S. 666–667. 718 Vgl. LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 73–75; CHARMES (Fls-FRK22), passim; ausführlich Kap. 3.5.2 (dort Bildhaftes und Analogien). 719 Zu den Reformen, u. a. von Steuersystem, Haushalt, Ämterkäuflichkeit, Verwaltungsstrukturen, Armee und Wirtschaft vgl. Mieck: Heinrich III., S. 134; Pernot: Henri III, S. 303–312; Constant: Ligue, S. 81–107; Heinrich III. setzte sich u. a. für eine Professionalisierung mit Spezialisierungen in Recht und Finanzen, für eine Verrechtlichung durch Kodifizierung der Ordonnanzen („Code Henri III“, 1587) und den Kampf gegen die Korruption ein (vgl. Crouzet: Henri III, S. 26). 720 Vgl. CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA-||TIONS (Fls-FRK24), S. 19; DISCOVRS (FlsFRK30), passim, u. a. S. 6; Wells: Xenophobia and witchcraft, S. 369–370; Zorach: The matter of Italy, S. 8; Yardeni: Antagonismes nationaux, S. 267; zu den deutschen Söldnern (1587) als „canailles du Rhin, harpies passagères“, grob, einfältig und häretisch vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 175; auch Yardeni: Antagonismes nationaux, S. 274; hierzu DEPLORATION (Fls-FRK110), fol. A3r. 721 Vgl. El Kenz: La propagande, S. 7; Die Ereignisse von Blois wurden als geplante Falle gelesen (vgl. PARTICVLARITEZ (Fls-FRK118), fol. A2v). Alle Versöhnungs- und Einigungsversuche des Königs (Verfolgung der Häresie, Anerkennung der Liga, freundschaftliches Verhältnis zu Guise etc.) seien nur vorgetäuscht gewesen (vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 150). 722 Vgl. DE || Lʼexcommunication (Fls­FRK25), S. 37; LE THEATRE (Fls­FRK127), fol. 45r, fol. 53v. 723 Z. B. LA VIE (Fls-FRK19), S. 45–46; LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 22, S. 88; LA GRANDE || DIABLERIE (Fls-FRK72), S. 6–7; RESPONCE (Fls-FRK137), S. 5; LE THEATRE (FlsFRK127), fol. 75v–76v; vgl. Parrow: From defense to resistance, S. 56; Duprat: Rois de papier,

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tischen Versäumnisse Heinrichs III., welche die ligistischen Druckpublikationen thematisierten. Eng verwoben mit den politischen und religiösen Vorwürfen waren die moralisch-sittlichen Verfehlungen, welche die Liga dem König vorwarf:724 Neben Charakterschwächen wie Wankelmütigkeit, Jähzorn und Treulosigkeit725 traten der übertriebene Luxus bei Hof und die orgiastischen Feiern,726 sexuelle Zügellosigkeit und zahllose Affären,727 Vergewaltigungen und homosexuelle Beziehungen zu seinen mignons (Sodomie und Obszönität)728 sowie das Durchbrechen der Geschlechterordnung.729 Die als ungehörig begriffenen politischen Gunstbezeugungen gegenüber den Favoriten spiegelten sich im Vorwurf der körperlich-sexuellen Beziehungen zwischen Heinrich III. und seinen mignons wider.730 Die angebliche Verweiblichung des Königs wurde als unmenschliche Widernatürlichkeit und Akt des Aufbegehrens gegen Gott herausgestellt, woraus, so die weitverbreitete Interpretation, auch die Zeugungsunfähigkeit des Königs resultierte.731 Damit war es unmöglich, noch länger in Heinrich III. den Vater der Franzosen zu sehen.732 Einen Schritt weiter gingen noch die Schriften, die Heinrich III. aufgrund seiner Arroganz, Exzentrik, sexuellen Maßlosigkeit und Heuchelei als prädisponiert

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S. 49; Smither: Myth and reality of kingship, S. 449–450; Der König hatte ein Budget zur freien Verfügung eingerichtet, was bei den nur vage verfügbaren Informationen hierüber Spekulationen anheizte (vgl. Michaud: Ordonnancement des depenses, S. 113, S. 148). Vgl. HISTOIRE (Fls-FRK64), S. 20; Cassan: Guerre en discours, S. 268; Nach „LE THEATRE“ (Fls-FRK127) kultivierte Heinrich III. im Kreis ungeeignetster Berater Sittenlosigkeit, wofür vom türkischen Herrschaftsmodell bis hin zu Caligula, der seine Hunde und Pferde zu Beratern machte, Parallelen bemüht wurden (fol. 57r; hierzu Poirier: Henri III, S. 136). Vgl. LE || TESTAMENT (Fls-FRK97), S. 5; HISTOIRE (Fls-FRK64), S. 19; LE || FAVXVISAGE (Fls-FRK85), S. 22 („nous esperons dompter, de ce Tyran la rage.“). Vgl. Duprat: La caricature, S. 110; Wells: Xenophobia and witchcraft, S. 375; z. B. CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA-||TIONS (Fls-FRK24), S. 14; LE || FAVX-VISAGE (Fls-FRK85), S. 22; zu Ausgaben für Spielereien der mignons vgl. RESPONCE (Fls-FRK135), S. 8. Katherine Crawford deutete den offensiv praktizierten, ausschweifenden Lebenswandel Heinrichs III. als Versuch, Potenz und Männlichkeit zu inszenieren, um damit seine Kinderlosigkeit sozial zu kompensieren (vgl. Crawford: Sexual Culture, S. 222–223). Vgl. LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 89; CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA-||TIONS (FlsFRK24), S. 78 (Sodomie); RESPONCE (Fls-FRK137), S. 5 (Vergewaltigungen von Nonnen und Jungfrauen); GAYETÉ (Fls-FRK43), S. 6 (Sodomie); HISTOIRE (Fls-FRK64), S. 20 (Sodomie, Vergewaltigung und Prostitution von Nonnen); LA VIE (Fls-FRK19), S. 5; LE || FAVXVISAGE (Fls-FRK85), S. 22 (Sodomie; Vergewaltigung von Nonnen); z. B. DIALOGVE (FlsFRK26), S. 112[= 110] (Sodomie, Vergewaltigungen, Prostitution, Laster); vgl. auch Bell: Unmasking a king, S. 371; Wells: Xenophobia and witchcraft, S. 370; zu den Hintergründen der Vorwürfe vgl. Crawford: Love, sodomy, S. 513–542. Vgl. LE || SONGE (Fls-FRK91), S. 8–9; Poirier: Henri III, S. 131; zu weiblicher Kleidung und femininen Verhaltensweisen vgl. Benedict: Wars of Religion, S. 164; Walker/Dickermann: Henri III, gender, S. 265; Kunzle: History of the comic strip, S. 44; Zorach: The matter of Italy, S. 8. Vgl. Le Roux: Faveur du roi, S. 656–658. Vgl. LE || SONGE (Fls-FRK91), S. 9; zur Zeugungsunfähigkeit des Königs vgl. Walker/ Dickermann: Henri III, gender, S. 263; Crawford: Sexual Culture, u. a. S. 215, S. 222, S. 229. Vgl. Le Roux: Faveur du roi, S. 659.

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sahen für ein Teufelsbündnis und Hexerei733 und dem König eine diabolische Seite734 zusprachen. Nach Blois erschien Heinrich III. nicht mehr als Opfer der Hexerei seiner Favoriten, sondern selbst als Hexenmeister des Zirkels.735 Die aus dieser völligen Untragbarkeit des Königs resultierenden, in den Medien diskutierten Konsequenzen reichten von der Zukunftsprojektion des Gottesgerichts über Heinrich III. über eine diffuse Trauer und Rachegefühle wegen der Ereignisse in Blois bis zur Diskussion über die Absetzbarkeit des Königs und die Berechtigung zum Widerstand.736 Stellvertretend wurden die Absetzung und Delegitimierung an Symbolen der Herrschaft Heinrichs III. praktisch vollzogen und hierüber zur Rechtfertigung des eigenen Vorgehens und als handlungsleitendes Vorbild für andere in Druckpublikationen berichtet.737 Auf politisch-theoretischer Ebene knüpfte einer der Publikationsstränge vom Anfang 1589 an die Debatten an, die vor und während der Generalständeversammlung in Blois, in Auseinandersetzung mit älteren Debatten (u. a. den protestantischen Monarchomachen), über die Einhegung der Gewalt des Monarchen und eine stärkere Rückbindung an die Ständeversammlung bis hin zur Frage der Kompetenz der Generalstände zur Absetzung des Monarchen und eines möglichen Verfahrens geführt worden waren.738 Als gutes, ge733 Z. B. L’ADIOVRNEMENT (Fbl-FRK21); CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA-||TIONS (Fls-FRK24), S. 58, S. 61; LE || TESTAMENT (Fls-FRK97), S. 4–5; Yardeni: Henri III sorcier, S. 59. 734 Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 149; Cameron: Satire, S. 175; hierzu LA || DETESTATION (Fls-FRK154), S. 10; LE || FAVX-VISAGE (Fls-FRK85), S. 23; Hintergrund: In den 1580er Jahren erlebte die Hexenverfolgung in Frankreich einen Anstieg. Gelehrte Traktate wie Bodins „Demonomanie“, Prozesse und vollstreckte Todesurteile nahmen in der Regierungszeit Heinrichs III. rapide zu (vgl. Mandrou: Magistrats et sorciers, S. 73, S. 133; Yardeni: Henri III sorcier, S. 58; zur Demonomanie: Le Roux: Faveur du roi, S. 665). 735 Vgl. Yardeni: Henri III sorcier, S. 58; Wells: Xenophobia and witchcraft, S. 373; Le Roux: Faveur du roi, S. 665–669; zur Hexerei bei Hof vgl. LA GRANDE || DIABLERIE (Fls-FRK72), S. 9–10; LES || SORCELERIES (Fls-FRK95), S. 4, S. 13; auch LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 123; LES || CHOSES (Fls-FRK88), S. 4–5. 736 Vgl. Greengrass: Regicide, S. 181; zum Rachemotiv vgl. Smither: Myth and reality of kingship, S. 434; z. B. LE || FAVX-VISAGE (Fls-FRK85), S. 8, S. 20; zum Widerstand vgl. LES MEVRS (Fls-FRK142), passim, u. a. S. 43, S. 47–48, S. 95; LE THEATRE (Fls-FRK127), fol. 39r. 737 Vgl. ADVERTISSEMENT (Fls­FRK7), S. 7, S. 21: In Toulouse wurde das offizielle Porträt des Königs, nachdem Beratungen über seine Legitimität abgehalten worden waren, am 25. Januar 1589 abgehängt und durch ein Bild der Muttergottes ersetzt. Am 10. Februar wurde das Porträt des Königs unter Beschimpfungen durch die Straßen getragen. 738 Vgl. Benedict: Wars of Religion, S. 168; Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 595; zur Pflicht zum Widerstand, der Berechtigung, einen entarteten König zu töten, der Diskussion des Handlungsvorrechts der Prinzen von Geblüt und der Magistrate, der Handlungsberechtigung der Bevölkerung vgl. LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 41–59; Die Stände hatten im Umfeld der Generalständeversammlung in Blois Ende 1588 Verfassungsänderungen gefordert (u. a. Matteo Zampini: Des Estats de la France et de leur puissance, Oktober 1588): Einbeziehung der Generalstände für jegliche Besteuerung und für Krieg-und-Friedens-Fragen, dauernde Vertretung der Stände (durch ein Komitee in den Phasen, wenn die Versammlung nicht tagte), Kontrolle der Einhaltung von Ordonnanzen, im Fall von Rechtsverstößen Recht der Generalständeversammlung, den König abzusetzen (vgl. Benedict: Wars of Religion, S. 168). Mit der Anerkennung des Unionsedikts als eines der grundlegenden Gesetze des Königreichs hatten sich die

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setzmäßiges und gerechtes Handeln im Einklang mit Gottes Ordnung erklärte „LES MEVRS“ (Fls-FRK142) den Widerstand gegenüber einem verderbten und ungläubigen König in einem offenen Handlungsappell zur Pflicht aller.739 Den vorläufigen Höhepunkt stellte die Erklärung der Theologischen Fakultät dar, dass die Untertanen nicht länger an den Eid gegenüber Heinrich III. gebunden seien.740 Diese teils theoretisch, teils stärker handlungspraktisch orientierten Flugschriften ergänzten die emotional besetzten, moralisch argumentierenden Auseinandersetzungen mit der Person, dem Amt und der Herrschaft des Königs. 3.6.2 Bürgerkrieg, Rebellion oder Widerstand? Heinrich III. und Heinrich von Navarra Den Waffenstillstandsvertrag der beiden Könige in Tours begründete Heinrich III. als einen offensiv ausgerichteten Zusammenschluss gegen die Liga, welche in den Augen der Königlichen eine aufständische, mit dem Ausland gegen den König verbündete Vereinigung darstellte, welche die katholische Religion als Handlungsvorwand verwendete.741 Dabei trennte Heinrich III. im Sinne seiner Rekonziliationsbestrebungen die verbrecherischen Anführer der Rebellion und die getäuschten, gutgläubigen Mitläufer voneinander, wobei er letzteren die Wiederaufnahme in seine Gnade in Aussicht stellte.742 Heinrich III. und Heinrich von Navarra versuchten beide, das Abkommen von Tours als logische Konsequenz eines kontinuierlichen politischen Kurses, der das jeweilige Bemühen um das Wohl Frankreichs widerspiegelte, auszudeuten,743 während sie in den Publikationen der Liga als Kriegstreiber bzw. Verantwortliche der Bürgerkriege firmierten.744 Navarra präsentierte sich schon mit den ersten offiziellen Schreiben ab Frühjahr 1589 – ein offener Brief an die Generalstände, auf den 4. März 1589 datiert, kursierte als Druckschrift745 kurz vor Beginn der Verhandlungen um den Anstand

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Generalstände die Kompetenz angeeignet, in die loi fondamentale ‚korrigierendʻ einzugreifen (vgl. Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 595; auch Quin: Personenrechte, S. 83–84). Vgl. LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 95. Vgl. ADVIS (Fls-FRK150); Anspielungen auf diese prominente Erklärung u. a. in LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 58–59, S. 92. Vgl. Chevallier: Henri III, S. 687; DECLARATION (Fls-FRK49), S. 5–14; EDIT (Fls-FRK51), S. 3–4; DECLARA-||TION (Fls-FRK112), S. 3–4; DECLARATION (Fls-FRK55), S. 4; „REMONSTRAN-||CES“ (Fls-FRK132) lehnte die aus Paris stammende ligistische Begründung der Waffennahme vom 1. März 1589 ab, weil sie sich gegen den legitimen König wende, einen Zwiespalt zwischen den französischen Katholiken provoziere und die Religion nur als Vorwand gebrauche (S. 3–6). Vgl. Declaration du Roy du XII may 1589, in: Brûlart: Journal dʼun Ligueur, S. 139–140. Navarras politischer Kurs: LETTRE (Fls-FRK113), S. 3–4, S. 8–9; Einsatz zum Wohl Frankreichs: LETTRE (Fls-FRK58), fol. A4v; politischer Kurs Heinrichs III.: DISCOVRS (FlsFRK33), S. 3–4. Zu Heinrich III. vgl. LE || FAVX-VISAGE (Fls-FRK85), S. 17; zu Navarra vgl. RESPONCE (Fls-FRK137), S. 8; Reaktion Navarras auf den Vorwurf: LETTRE (Fls-FRK113), S. 4. Vgl. LETTRE (Fls-FRK113).

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in Tours746 – als loyaler, treuer Gefolgsmann des Königs.747 Bisherige Friedensbemühungen seien nur an der Liga bzw. den Guise gescheitert, wie Heinrich von Navarra betonte: „Si jʼestois Espagnol ou de Lorraine || […] je me plairois de || voir la guerre“.748 In „LETTRE“ (Fls-FRK113) präsentierte Heinrich von Navarra programmatisch seine politische Position von der Haltung in der Thronfolgefrage, nämlich seine unbestreitbare Berechtigung, wenngleich er keine persönlichen Ambitionen hege, über den Umgang mit der Religionsproblematik (d. h. Sicherung auch der katholischen Religion und ein freies, nationales Konzil) bis zum Friedenswunsch zur Einigung der Franzosen, wobei ihm stets der Beistand Gottes sicher gewesen sei.749 Werbend trat Navarra für die erneute Unterordnung aller Franzosen unter Heinrich III. ein, an den sie durch ihren Treueeid unverbrüchlich gebunden seien. Wohl schon im Hinblick auf die eigene Thronfolge vertrat Navarra uneingeschränkt die Bestätigung Heinrichs III. durch göttliches, natürliches und positives Recht.750 Die beiden Könige betonten in der Bekanntgabe des Anstands in ihren jeweiligen Stellungnahmen – denn eine gemeinsame Erklärung erschien nicht – den nichtreligiösen Charakter ihres Waffenstillstands.751 In der königlichen Erklärung wurde die für Heinrich III. problematische Wiederanerkennung Navarras, u. a. wegen eines Vertrags mit einem Häretiker und Exkommunizierten, der Anerkennung der Thronfolgeansprüche des Anführers der französischen Reformierten und dem Verrat am im sacre geschworenen Auftrag, zunächst einmal nicht zum Thema gemacht bzw. nur indirekt,752 da Heinrich III. ein positives Gegenbild von sich als le plus catholique und unermüdlich im Einsatz für Religion und Kirche entwarf.753 746 Vgl. Le Roux: Régicide, S. 232; Wilkinson: Homicides royaux, S. 135. 747 Vgl. LETTRE (Fls-FRK59); LETTRE (Fls-FRK113), z. B. S. 6, S. 13; DECLARATION (FlsFRK55), S. 3. 748 LETTRE (Fls-FRK58), fol. A4v; auch LETTRE (Fls-FRK113), S. 18; Wilkinson: Homicides royaux, S. 135; Smither: Myth and reality of kingship, S. 459; aus Sicht der Liga: Da die Konzilsforderung Navarras die Ablehnung der Beschlüsse des Trienter Konzils einschloss, war der ‚Vorschlagʻ Navarras von vornherein für die Liga­Anhänger nicht annehmbar (vgl. DE || Lʼexcommunication (Fls­FRK25), S. 18). 749 Vgl. LETTRE (Fls-FRK113), S. 3–4 (Thronfolge), S. 4 (göttliche Erwähltheit), S. 9 (Religionsfrage, Konzil), S. 12 (Friedenswunsch), S. 24 (Schutz der katholischen Religion); LETTRE (Fls-FRK58), fol. A1v (Friedenswunsch Navarras), fol. A3v (kein Ehrgeiz in Bezug auf die Krone); DECLARA-||TION (Fls-FRK112), S. 18 (Friedenswunsch); DECLARATION (Fls-FRK55), S. 6 (Schutz der katholischen Religion); vgl. zu den Schlüsselthemen Navarras Daussy: Les Huguenots et le roi, S. 416; „DIALOGVE“ (Fls-FRK26) wies die Ansprüche Navarras knapp aufgrund seiner Religion zurück (S. 118[= 116]). 750 Vgl. LETTRE (Fls-FRK58), fol. A2r; LETTRE (Fls-FRK113), u. a. S. 13; DECLARA-||TION (Fls-FRK112), S. 4, S. 7; auch REMONSTRAN-||CES (Fls-FRK132), S. 46. 751 Vgl. Smither: Myth and reality of kingship, S. 460–461; DECLARATION (Fls-FRK49), S. 14; DECLARATION (Fls-FRK55), S. 5–6; diese Deutung auch in LETTRE (Fls-FRK113), S. 23; später wiederaufgenommen in DEPLORA-||TION (Fls-FRK12), S. 105[= 95]. 752 Vgl. z. B. den Exkurs zum exkommunizierten Kaiser Friedrich in DISCOVRS (Fls-FRK33), S. 20–21. 753 Vgl. LETTRE (Fls-FRK58), fol. A3v; DECLARATION (Fls-FRK49), S. 4; DISCOVRS (FlsFRK33), S. 4; Declaration du Roy du XII may 1589, in: Brûlart: Journal dʼun Ligueur, S. 139– 140.

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Die königliche Seite ließ zudem Gerüchte über eine baldige Konversion Navarras kursieren, was den Vertrag mit dem ‚Häretikerʻ akzeptabler erscheinen ließ und zugleich Navarra unter Handlungs- oder zumindest Rechtfertigungsdruck setzte.754 Die offizielle Erklärung Heinrichs III. zu dem Anstand mit Navarra nutzte die königliche Seite, um auf Blois zurückzukommen: Die königliche Entscheidung wurde als begründet, alternativlos, mit dem Recht im Einklang und unhinterfragbar dargestellt.755 Eine Reihe von Publikationen begleiteten die militärischen Erfolge der alliierten Könige ab Frühsommer 1589:756 Einerseits boten die informativ, faktenbasiert und deskriptiv gestalteten Berichte Informationen über militärische Entwicklungen, die Größe der Armee, das Geschick der militärischen Führer etc. (z. B. Blaise de Monluc),757 andererseits wurde in prophetisch-providenzieller Lesart das militärische Geschehen als Beweis göttlicher Erwähltheit interpretiert, was v. a. seitens der Liga, aber auch der französischen Protestanten unter Navarra propagiert wurde. Siege wurden errungen, weil Gott auf der eigenen Seite stand, während Niederlagen als Probe oder aber Strafe für sündige Gläubige gelesen wurden.758 Die Liga warf dem König exzessive Gewalt und Täuschungen auch in seinen Militärkampagnen vor.759 Der Anstand vom April 1589 wurde seitens der Liga diskreditiert,760 aber nur nachgeordnet Thema von ligistischen Publikationen, doch radikalisierten sich mit dem Waffenstillstand zwischen Heinrich III. und Heinrich von Navarra die Publikationen der Liga weiter.761

754 Vgl. Le Roux: Régicide, S. 237; DISCOVRS (Fls­FRK33), S. 19–20, S. 24 („lʼintention de nostre Roy en faisant la || treué a vn but semblable, qui est de redui-||re & conuertir le Roy de Nauarre & les || siens à la foy de nostre Eglise Catholique, || Apostolique & Romaine.“), auch S. 26–27, S. 33 („Le Roy aime || ses Princes […]. Ils sont tous Catho­||liques, fors vn dʼeux: mais il nʼest impeni­||tent. Dieu luy fera la grace de reuenir à || lʼEglise“); zur Verurteilung Heinrichs III. aufgrund seiner Annäherung an den exkommunizierten Heinrich von Navarra vgl. HISTOIRE (Fls-FRK64), S. 16. 755 Begründet, weil ein Majestätsverbrechen der Guise und ihr Abfall von Gott bestand, alternativlos, weil ein Präventivschlag nötig war, mit dem Recht im Einklang, da historische Präzedenzfälle fürstlicher Rechtsübung gegen Majestätsverbrecher vorlagen, unhinterfragbar, da eine Verantwortung des Königs nur gegenüber Gott bestand (vgl. Crouzet: Guerriers de Dieu, S. 550; DISCOVRS (Fls-FRK33), bes. S. 10–14; LETTRE (Fls-FRK58), fol. A3v–A4r). 756 Z. B. LETTRE (Fls-FRK74), u. a. S. 11; VRAY || DISCOVRS (Fls-FRK159). 757 Vgl. Cassan: Guerre en discours, S. 266–267; zur Auseinandersetzung um Tours im Mai 1589 z. B. SECONDE || VICTOIRE (Fls-FRK144); Auch diese informativ ausgerichteten Berichte wurden in einem bestimmten Denkrahmen wahrgenommen und entsprechend ausgedeutet (vgl. Dooley: Entstehung von Gleichzeitigkeit, S. 62). 758 Vgl. Cassan: Guerre en discours, S. 266; Tissier de Mallerais: Propagande sous Henri III, S. 34; Smither: Myth and reality of kingship, S. 448; z. B. LETTRE (Fls-FRK113), S. 6. 759 Vgl. LE THEATRE (Fls-FRK127), fol. 8r, fol. 28v; HISTOIRE (Fls-FRK62), S. 21. 760 Verurteilung des Anstands, indem der verhasste Herzog von Épernon als Stifter des Waffenstillstands angeführt wurde: LE THEATRE (Fls-FRK127), fol. 80v. 761 Vgl. Chevallier: Régicides, S. 24; Wilkinson: Homicides royaux, S. 149; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 78.

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Situation der Liga Die Liga stellte sich selbst als Vorstreiter für die gerechte Sache und größten Widersacher der Häresie dar, aufgrund derer der Zorn Gottes in Frankreich spürbar sei.762 „Cʼest vne saincte guerre“ zitierte der Herzog von Mayenne einen zeitgenössischen Dichter.763 Mit der Begründung, zur Sicherung der Religion und im Interesse des Gemeinwohls zu agieren, wiesen daher zahlreiche Vertreter der Liga, welche der König als Aufständische und Rebellen bezeichnete,764 in ihren öffentlichen Rechtfertigungen den Vorwurf zurück, aus partikularem, persönlichem Interesse heraus zu handeln.765 Zwei der prestigeträchtigsten Einrichtungen, die Pariser Theologische Fakultät und das Pariser parlement, hatten bereits mit dem Absetzungsdekret gegen Heinrich III., das die Liga in mehreren Ausgaben frankreichweit zirkulieren ließ, und seiner Registrierung am 7. und 14. Januar 1589 der Liga eine bedeutende Hilfe geleistet.766 Mit der anerkannten Autorität der Theologischen Fakultät konnte die Liga ihre Ansprüche unterstreichen767 und durch die institutionelle und personelle Kontinuität den Eindruck einer politischen Unterwanderung Frankreichs durch die Liga abwenden.768 Im Mai 1589 forderte Sixtus V. von Heinrich III. die Freilassung der in Blois gefangen genommenen Geistlichen und verurteilte die Morde an den Guise (Monitorium-Bulle). Diese Bulle brachten die Gesandten des Herzogs von Mayenne und der Pariser Seize, Jacques de Diou und Lazare Coqueley, nach Frankreich. Zwar teilte Sixtus V. die Position der Theologischen Fakultät nicht, dass Heinrich III. 762 Vgl. LE || FAVX-VISAGE (Fls-FRK85), S. 3–4; LETTRES (Fls-FRK101), S. 5, S. 9; RESPONCE (Fls-FRK135), S. 19; HISTOIRE (Fls-FRK64), S. 38; Zorn Gottes: CHARITABLE || ADMONITION (Fls-FRK21), Titelblatt, fol. 5v–6r; Cassan: Guerre en discours, S. 267; zur Kritik, dass Ligistsein und Gläubigsein gleichgesetzt wurden, vgl. CONSEIL (Fls-FRK23), S. 81[= 82]. 763 Vgl. LA || HARANGVE (Fls-FRK104), S. 5; auch REMONSTRAN||CE (Fls-FRK133), S. 29: „troupeau sacré“. 764 Vgl. hierzu EDIT (Fls-FRK51). 765 Z. B. REFVTATION (Fls-FRK129), S. 3–4; vgl. auch die Erklärung der städtischen Magistrate von Lyon für die Liga am 24. Februar 1589, in: Archives curieuses, S. 303–326; zu diesem Argumentationsmuster vgl. auch Haug-Moritz: Hugenottische Pamphletistik, S. 120–121. 766 Vgl. Baumgartner: Political thought, S. 156; Salmon: The Paris Sixteen, S. 248; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 77; Chevallier: Henri III, S. 679; „LE THEATRE“ (Fls-FRK127) behauptete die Konformität von Autoritäten der Sorbonne und anderer Theologen sowie des Papstes samt Konsistorium mit der Liga, womit die Berechtigung und Autorität der Liga aufgewertet wurde (fol. 71r). Im Dezember 1587 war bereits in einem Schreiben der Theologischen Fakultät die Absetzung eines schlechten Monarchen gerechtfertigt worden (vgl. Debaggi Baranova: Coups de libelles, S. 315). 767 Vgl. Chevallier: Régicides, S. 25; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 77; Barnavi: Parti de Dieu, S. 177; Heinrich III., Heinrich IV. sowie der Herzog von Mayenne bemühten sich sämtlich, die einflussreiche Fakultät und besonders die Theologen der Sorbonne wohlgesonnen zu stimmen (vgl. Barnavi: Parti de Dieu, S. 178). „ADVERTISSEMENT“ (Fls-FRK7) gab explizit an, dass die Theologische Fakultät von Toulouse in ihrer Entscheidung gegen Heinrich III. dem Vorbild der Pariser Theologischen Fakultät gefolgt sei (S. 23). 768 Vgl. Smither: Myth and reality of kingship, S. 442, S. 449.

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durch sein Handeln in Blois unmittelbar exkommuniziert sei, allerdings ließ sich die päpstliche Bulle mit der Mahnung und Kritik gegenüber dem französischen König im Sinne der Liga vereinnahmen, die so öffentlich das eigene Tun legitimieren konnte. Mit zeitlicher Verzögerung brachten mehrere Liga-Städte lateinische und französische Ausgaben der Bulle in Umlauf und eine Reihe von Flugschriften reagierte unmittelbar auf das Monitorium.769 Die Schrift „DISCOVRS“ (FlsFRK33) stellte dem päpstlichen Supremat die Forderung einer klaren Trennung von geistlich­kirchlichem und weltlich­königlichem Einflussbereich gegenüber, womit der König sich nur in spirituellen Fragen dem Papst unterzuordnen habe und auch über Bischöfe in seinem Herrschaftsbereich Jurisdiktionsgewalt besitze.770 Daneben führten die ligistischen Publikationen ausschließlich politische und militärische Erfolge der Liga vor, welche zur Stabilisierung, Anerkennung und Legitimierung der Liga beitragen sollten. Der Anschluss von Herrschaftsträgern aus dem Adel und Stadtregierungen an die Liga bezeugte ihre breite Basis in Frankreich, gab noch Unschlüssigen ein Vorbild und baute Druck zum öffentlichen Bekenntnis auf.771 Der eigens von der Pariser Zentrale formulierte, als Druckpublikation zirkulierende Treueeid auf die Liga bildete die Grundlage für den formellen Treueschwur beim Übergang zur neuen Liga-Regierung.772 Militärische Erfolge, 769 Vgl. Zwierlein: Political thought, S. 57–58; Le Roux: Régicide, S. 254–255; Wilkinson: Homicides royaux, S. 152; Debaggi Baranova: Coups de libelles, S. 107; hierzu BVLLE (FlsFRK149); zu der Fülle an Publikationen vgl. USTC [24.06.2014]: Bulle contre Henry de Valois: vier Ausgaben in Paris (eine von Nicolas Nivelle; zwei von Nicolas Nivelle mit Rolin Thierry; eine o. A.), eine Ausgabe in Troyes (Jean Moreau), eine Ausgabe in Lyon (Jean Pillehotte), eine Ausgabe in Reims (Witwe von Jean de Foigny); Bulla contra Henricum III: zwei Ausgaben in Paris (Nicolas Nivelle mit Rolin Thierry), eine Ausgabe in Lyon (Jean Pillehotte), eine Ausgabe ohne Ortsangabe; Bulle d’excommunication: eine Ausgabe in Toulouse (Jacques Colomiès); Bulla excommunicationis: eine Ausgabe in Toulouse (Jacques Colomiès); Advertissement aux catholiques sur la bulle: eine Ausgabe in Troyes (Jean Moreau), zwei Ausgaben in Paris (Nicolas Nivelle; Guillaume Chaudière); für weitere Liga-Publikationen zur päpstlichen Bulle vgl. z. B. TROISIESME || DEVIS (Fls-FRK83), S. 3. 770 Vgl. DISCOVRS (Fls-FRK33), S. 34–35, zur Unterordnung der Kirche unter die weltliche Herrschaft: S. 37; Die anlässlich des Königsmords kursierende „DEPLORA-||TION“ (FlsFRK12) lehnte das päpstliche Urteil in der Berechtigung sowie den Akt seines Zustandekommens ab und sprach Heinrich III. das Recht zum Urteil auch über einen Geistlichen zu (S. 23– 29, bes. S. 25, zur Trennung in weltliche-politische und geistliche-kirchliche Sphäre: S. 41, auch S. 126[= 116]–135[= 125]). 771 Vgl. Smither: Myth and reality of kingship, S. 445–446; z. B. ARTICLES (Fls-FRK117); Eidleistung auf die Liga in Nantes (8. Juni 1589, St. Peter) als Publikationskontext für „DEVX DEVIS“ (Fls-FRK84); zum Schwur auf die Liga in Toulouse, deren Beispiel die Städte der Gascogne, des Languedoc, der Guyenne und in der Auvergne nachfolgten, vgl. ADVERTISSEMENT (FlsFRK7), S. 23; von der Liga organisierte Veröffentlichung der Erklärung von Claude de la Châtre zu seinem Übertritt zur Liga (4. April 1589 in Bourges), vgl. Le Roux: Catholic nobility, S. 44; Appellation an den gemeinschaftlichen Geist und das gemeinsame Ziel: LA || HARANGVE (FlsFRK104), passim; zur abwartenden Haltung vieler Städte, bis die Nachricht von der Machtübernahme der Liga in anderen Städten zur offensiven Positionierung ermutigte, vgl. Kaiser: Marseille im Bürgerkrieg, S. 284, auch Anm. 64; Greengrass: Rumeur et bien public, S. 15. 772 Vgl. Le Roux: Régicide, S. 191; zum Treueeid auf die Liga vgl. Registres des délibérations, S. 291, Nr. 481; Währenddessen drängte Heinrich III. darauf, dass der Treueeid unter Führung

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welche die Liga oder ihre Verbündeten errungen hatten, erfolgreicher Widerstand, vereitelte Verschwörungen, verhinderte Übergriffe und wundersame Wendungen, erfundene Meldungen wie der angebliche Thronverzicht und Rückzug Heinrichs III., oder erdachte militärische Erfolge,773 welche neben die ohnehin selektierten und geschönten Nachrichten und Euphemismen traten, brachten Enthusiasmus im eigenen Lager und Spott für den Anderen.774 Mit der Offenlegung dieser Praxis parierten die königsnahen Druckpublikationen: „afin que ne || soyez ignorant de ce qui sʼest passé || le iour dʼhier, sçachant bien que le || rapport vous en sera faict biē loing de la verité, pour nʼoster le coura-||ge à voz citoyens“775. Neben der fehlenden Glaubwürdigkeit der Liga hoben die königsnahen Publikationen auch die innere Uneinigkeit und mangelnde Tragfähigkeit, die persönlichen Ambitionen und Interessen, die mangelnden Erfolge und die Zerstrittenheit der verschiedenen Liga-Gruppierungen heraus.776 Die auf den 23. Juni datierte Flugschrift „HARANGVE“ (Fls-FRK156) stellte, während vordergründig Kritik an den französischen Reformierten geübt wurde, wiederholt die Liga infrage.777 Erlebte die anti-spanische königliche Argumentation erst unter Heinrich IV. ihre volle Ausgestaltung,778 positionierte die Liga sich in der ersten Jahreshälfte 1589 zur ‚proto­nationalen Frageʻ deutlich: Die Sicherung der katholischen Reli-

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des Erzischofs von Bourges und des Präsidenten des parlement auf ihn als legitimen König erneuert werden sollte (vgl. Zwierlein: Political thought, S. 36). Zum Gerücht eines angeblichen Rückzugs Heinrichs III. vgl. Bercé: Échos du drame, S. 60; „DISCOVRS“ (Fls-FRK70) berichtete von einer Niederlage des Vicomte von Turenne gegen die ligistischen Truppen, obgleich gar keine Schlacht stattgefunden hatte (vgl. Cassan: Guerre en discours, S. 264). Als geschönte Berichte vgl. z. B. SECONDE || VICTOIRE (Fls-FRK144); DISCOVRS (Fls-FRK27). Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 78, S. 98; Barnavi: Parti de Dieu, S. 181; Cassan: Guerre en discours, S. 264; Smither: Myth and reality of kingship, S. 447–448, S. 461; L’Estoile: Journal Henri III, S. 176–177. LETTRE (Fls-FRK74), S. 3–4. Vgl. Debaggi Baranova: Coups de libelles, S. 318; LA || CONTRE LIGVE (Fls-FRK80), passim; zum Fehlen eines geeigneten Thronkandidaten vgl. DECLARA-||TION (Fls-FRK112), S. 14–15; zu den zunehmenden Problemen Mayennes, sich zu behaupten, vgl. Le Roux: Régicide, S. 275–276; zum nur vorgeblichen Kampf gegen die französischen Reformierten vgl. CONSEIL (Fls-FRK23), S. 88[= 89]. Vgl. HARANGVE (Fls-FRK156), S. 3–9, und die anschließenden Sonette: S. 13–14; mehr hierzu in Kap. 3.5.2 (dort Beglaubigungen). Vgl. Yardeni: Antagonismes nationaux, S. 271; Babel: Kreuzzug, S. 115; DEPLORA-||TION (Fls-FRK12), S. 3; CONSEIL (Fls-FRK23), S. 3, S. 125[= 126] (Kontrastierung der spanischlothringischen und der französischen Katholiken); L’ANTIMAR-||TYR (Fls-FRK119), S. 5 (abwertend: „Fran-||çois Espagnolisez“), S. 59–60 (Spanien, Lothringen, Savoyen als Nutznießer der französischen Krise); gegen Spanien gerichtete Passagen, z. B. in LETTRE (FlsFRK58), fol. A4v; zur Kritik, dass Heinrich III. Franzosen gegen Ausländer hetze, dass er seine persönliche Garde mit Ausländern besetze, vgl. DIALOGVE (Fls-FRK26), S. 140[= 138]; Schon 1587 war vonseiten der französischen Reformierten der Liga entgegengehalten worden, dass es besser sei ein Reformierter und wahrer Franzose zu sein als ein verräterischer französischer Spanier (vgl. Gaganakis: Rival constructions, S. 163).

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gion sollte notfalls auch durch Intervention ausländischer Mächte erfolgen.779 Kontinuierlich wurde von königlicher Seite der Vorwurf gegenüber der Liga, Usurpatoren, Rebellen und Kriegstreiber zu sein, das Volk zu verführen, die Städte des Königreichs mit Gewalt oder List einzunehmen, die königliche Regierung abzusetzen und eigene Magistrate einzusetzen sowie gegen die Person des legitimen Königs zu intrigieren und gar die Thronübernahme zu planen, wiederholt. Partikulare ligistische Interessen wurden mit den öffentlichen, am Gemeinwohl ausgerichteten Interessen kontrastiert und die Liga für das Verderben Frankreichs verantwortlich gemacht.780 Grundsätzlich verweigerte die königliche Seite das Recht zum Widerstand und den öffentlichen Diskurs über diese Frage mit dem Argument, dass der König nur Gott gegenüber Rechenschaft schulde.781 Daneben formte sich aus einer Vielzahl von Ausführungen ligistischer Autoren wie Jean Boucher, Louis Dorléans und Matteo Zampini, die mehrheitlich den Pariser Seize angehörten, eine heterogene politisch-theoretische Fundierung der LigaPosition782 zur religiösen Natur des Gemeinwesens, der Bewahrung der Gesellschaftsordnung, der Beschränkung der Monarchie (Doppelvertrag, Kroneid als Herrschaftsvertrag, Bindung des Königs an Rechtsnormen), der Souveränität der Stände und dem Verhältnis zu Papst und Kirche.783 Der König war göttlichem und natürlichem Recht sowie den lois fondamentales unterworfen und durch einen Doppelvertrag gegenüber Gott und dem Volk, das Träger der Souveränität war, an die Erfüllung seiner Regierungspflichten gebunden.784 Das Recht der Generalstände und besonders des Adels zur Teilhabe an der Herrschaft und die Pflicht zur Kontrolle des Monarchen gründete im Naturrecht und der Tradition.785 Sollte der König 779 Vgl. Gaganakis: Rival constructions, S. 163; 1589 tauchte Philipp II. noch als aufgrund der Verdienste um die katholische Religion positiv besetztes Gegenbild zu Heinrich III. auf, u. a. LE || FAVX-VISAGE (Fls-FRK85), S. 18. 780 U. a. DECLARA-||TION (Fls-FRK112), u. a. S. 3–4, S. 7–8, S. 11; DISCOVRS (Fls-FRK33), S. 14; DECLARATION (Fls-FRK55), S. 4; DECLARATION (Fls-FRK49), S. 7, S. 10; auch in der königsfreundlichen Schrift CONSEIL (Fls-FRK23), passim, u. a. S. 6–7, S. 21–24, S. 44[= 45], S. 59[= 60], S. 69[= 70]–70[= 71]; DISCOVRS (Fls-FRK31), fol. A2v–A3v. 781 Vgl. DISCOVRS (Fls-FRK33), bes. S. 12–15; ähnlich DECLARA-||TION (Fls-FRK112), S. 13: der König brauche sich die Aburteilung durch seine Untertanen nicht gefallen zu lassen. 782 Vgl. Quin: Katholische Widerstandslehre, S. 41–43; z. B. DE LA || SVCCESSION (FlsFRK160); COPPIE (Fls-FRK35). 783 Vgl. Quin: Katholische Widerstandslehre, S. 44–56; z. B. RESPONCE (Fls-FRK135), bes. S. 20–30. 784 Vgl. die Äußerungen zum Doppelvertrag von Jean Boucher, Louis Dorléans, Antoine Hotman 1588/1589 in Quin: Personenrechte, S. 176–180; das Manuskript „Mémoire sur lʼobeissance“ von 1588 in: Zwierlein: Political thought, S. 107–109; COPPIE (Fls-FRK35), S. 21 (zu den königlichen Pflichten gegenüber Gemeinwesen und Gemeinwohl), S. 25–26 (zum Doppelvertrag und Kroneid sowie den Herrschaftspflichten); zur Unterstellung des Königs unter die Gesetze vgl. Quin: Personenrechte, S. 209, S. 254. 785 Vgl. Jouanna: Devoir de révolte, S. 346 (zum Adel); Quin: Personenrechte, S. 241–242 (zu den Generalständen); zum Vorwurf einer mangelnden Einbeziehung des Adels durch Heinrich III. vgl. z. B. LA VIE (Fls-FRK19), S. 34–35; hierzu auch Kap. 3.6.1 (dort Unterminierung des Königs); Vereinzelt sprachen sich ligistische Autoren explizit für eine Mischverfassung aus, so Jean de Saulx-Tavannes (vgl. Jouanna: Devoir de révolte, S. 196).

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seiner herrschaftlichen Pflicht, die zuvorderst die Sicherung der Religion beinhaltete, nicht gerecht werden, kam den Prinzen und Adligen sowie den Generalständen, den höheren Magistraten und parlements sowie dem Klerus, besonders den Prälaten, das Recht und die Aufgabe zu, den König zu mahnen und sich zum Widerstand zu bewaffnen.786 Die Bewaffnung zur Verteidigung des Königreichs und der Krone, des Gemeinwohls und der Untertanen, falls nötig auch gegen den König, wurde mit dem ‚Naturrecht der Notwehrʻ begründet.787 In der ligistischen Debatte zur Legitimation und Beschränkung von Herrschaft und zum Widerstandsrecht wurden verschiedene Rechtstraditionen, kanonisches und römisches Recht sowie Lehnsrecht, herangezogen und politische und religiöse Begründungselemente miteinander verwoben.788 Zwar stand die Infragestellung des Königs zentral, doch investierten die ligistischen Publikationen auch eine erhebliche Energie in die Rechtfertigung ihres Zusammenschlusses als Liga, ihres Handelns und ihrer Positionierung in der öffentlichen medialen Debatte. 3.6.3 Ermordung Heinrichs III. Bewertung der Tat Die Anhänger Heinrichs IV. wie auch des verstorbenen Valois-Königs waren sich darin einig, den Königsmord als außerordentliches Verbrechen an dem gesalbten, göttlich legitimierten König ohne Vorläufer und Parallelen zu beschreiben, ein Akt

786 Vgl. Quin: Personenrechte, S. 296; Zwierlein: Political thought, S. 109; zu den Herrschaftsträgern vgl. ADVERTIS-||SEMENT (Fls-FRK6), S. 7, S. [14], S. 19 (Prinzen und Adelige, Klerus, bes. die Prälaten, der dritte Stand); COPPIE (Fls-FRK35), S. 5, S. 7 (Kirche, Generalstände, Prinzen, Magistrate, „le peuple“); zur Berechtigung des Widerstands vgl. z. B. DE || Lʼexcommunication (Fls­FRK25), S. 53; Einige ligistische Autoren sprachen auch dem Papst in weltlichen Dingen das Recht zu, die Absetzung des Herrschers zu erklären (vgl. Quin: Personenrechte, S. 275–276; zum Supremat des Papstes vgl. DE || Lʼexcommunication (Fls­ FRK25), S. 35; L’EFFROIABLE || ESCLAT (Fls-FRK82), S. 13). 787 Vgl. DE || Lʼexcommunication (Fls­FRK25), S. 33: „Car la defense est permise à cha­||cun par la loy de nature, laquelle nous o-||blige de batailler pour la patrie“, was bes. für die Herrscher und Prinzen gilt; ADVERTIS-||SEMENT (Fls-FRK6), S. 13. 788 Vgl. Zwierlein: Political thought, S. 182; zum Lehnsrecht vgl. Quin: Personenrechte, S. 171; „COPPIE“ (Fls-FRK35) führte bspw. als Berechtigung zur Waffennahme das göttliche, kirchliche und natürliche Recht, die (vertragliche) Verpflichtung gegenüber Gott, das Unionsedikt, die Generalständeversammlung, königliche Gesetze und Erklärungen zum Kampf gegen die Häresie sowie die Nichtigkeit der Autorität der fehlgeleiteten Obrigkeit an (S. 19–20). Bibelstellen, Zitate antiker Autoritäten wie Cicero, von Kirchenvätern (Athanasius) und zeitgenössischen Autoren (Hotman) ergänzten ebenso wie historische Fallbeispiele die Argumentation (S. 20–24, S. 28). Weiterführend zur Verzahnung von Rechtstraditionen im gesamteuropäischen Kontext vgl. Schorn-Schütte: Gottes Wort, S. 188.

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von Perfidie, Heuchelei und ganz und gar widernatürlichem Verhalten.789 Waren schon die vergangenen Monate der Rebellion als Majestätsverbrechen bewertet worden,790 stellte der Königsmord das ultimative, nicht steigerbare Verbrechen dar, v. a. in dem Verständnis als Patrizid (König als Vater der Franzosen).791 Nur eine kleine Gruppe von Autoren, darunter Agrippa d’Aubigné, bewerteten die Ereignisse als kausale politische Entwicklung: Der König hatte durch seine Missregierung die Ermordung durch Jacques Clément provoziert.792 In den royalistischen, mehr noch den reformierten Schriften wurde der mordende Mönch als Typus konstruiert, der sich durch die soziale Sonderstellung und den damit verbundenen praktischen (Kloster und Kutte) sowie ideellen Schutz gegenüber der monarchisch-herrschaftlichen Kontrolle auszeichnete.793 Hinter dem streng-katholischen Einzeltäter wurde schon unmittelbar nach der Tat eine großräumige Verschwörung gesehen, worin u. a. der Herzog von Aumale, die Herzogin von Montpensier, der Herzog von Mayenne, der prévot des marchands La ChapelleMarteau, der spanische Botschafter Mendoza sowie nicht zuletzt der Prior des Dominikaner-Ordens von St. Jakob, Edmond Bourgoing, als Hintermänner vermutet wurden.794 Heinrich von Navarra nutzte die Ermordung des Königs, um die ligistische Gegenseite zu denunzieren und so die eigenen Ansprüche aufzuwerten, was teilweise bis zur Generalkritik an der katholischen Kirche reichte:795 Der Aufruf 789 Z. B. ORAISON (Fls-FRK14), S. 76; L’ANTIMAR-||TYR (Fls-FRK119), S. 22; DEPLORA||TION (Fls-FRK12), S. 4–5, S. 122[= 112]–123[= 113]; weder Gottesfurcht noch die königliche Würde konnten die Tat verhindern: DERNIERS PROPOS (Fls-FRK50), S. 1. 790 Z. B. CONSEIL (Fls-FRK23), S. 40[= 41]; zum verbrecherischen Charakter der Liga vgl. L’ANTIMAR-||TYR (Fls-FRK119), S. 63–64. 791 Vgl. CONSEIL (Fls-FRK23), S. 20; DEPLORA-||TION (Fls-FRK12), S. 5, S. 7–8, S. 142[= 132]; als Vatermord: L’ANTIMAR-||TYR (Fls-FRK119), u. a. S. 4, S. 31, S. 33, S. 51; DIALOGVE (Fls-FRK26), S. 127[= 125] (dort als eine unter mehreren referierten Positionen); auch Cottret: Tuer le tyran, S. 124; Le Roux: Régicide, S. 328; Bonnaud: Procès du moine Clément, S. 21–22; Äußerung des Zeitgenossen Etienne Pasquier: „Ô exécrable parricide! Qu’un moine ait esté si malheureux et meschant d’assassiner son Roy! Roy, dis-je, le plus Catholic qui fut oncques, entre tous les Catholics!“ (zitiert nach: Le Roux: Régicide, S. 11). 792 Zu Aubigné vgl. Fragonard: Stratégie de la diffamation, S. 52; Aubigné: Histoire, S. 69; auch LE || TYRANNICIDE (Fls-FRK102), S. 14 (Epitaph); Auch Etienne Pasquier stellte Vorzüge und Fehler des letzten Valois-König gegenüber, wobei er zu einem kritischen Gesamturteil kam (vgl. Roelker: One king, one faith, S. 381). 793 Vgl. Mercier: D’un couteau à l’autre, S. 78; zur Sonderstellung des Mönchs vgl. DEPLORA||TION (Fls­FRK12), S. 142[= 132]–147[= 137]; Behandlung des ‚mörderischen Mönchsʻ auch in Kap. 3.5.2 (dort Wiederholungen und Muster). 794 Vgl. Mercier: D’un couteau à l’autre, S. 77; Chevallier: Régicides, bes. S. 75–76, S. 81–82; Baumgartner: Political thought, S. 173; Le Roux: Régicides, S. 281–283; Chevallier: Lumières sur Clément, S. 39–66; als Anklage an die Führungsriege der Liga vgl. DISCOVRS (FlsFRK32), passim; L’ANTIMAR-||TYR (Fls-FRK119), S. 51; ORAISON (Fls-FRK14), S. 26– 27; Vermutung eines von der Liga geplanten Attentats durch einen als Mönch verkleideten Soldaten: DISCOVRS (Fls-FRK20), S. 13; LE || MARTYRE (Fls-FRK123), S. 54; zur Wiederholung der Vorwürfe einer übergreifenden katholischen Verschwörung unter Beteiligung Spaniens in den Prozessen 1590 und 1594 gegen angebliche Hintermänner des Königsmords an Heinrich III. vgl. Mercier: Mise en scène de la justice, Abs. 9. 795 Vgl. Le Roux: Régicide, S. 326; DEPLORA-||TION (Fls-FRK12), S. 5.

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der Theologischen Fakultät, die Rolle Geistlicher in der Liga, die Exkommunikation durch den Papst und auch der Mord durch einen Mönch wurden als Belege der katholischen Verdorbenheit und politischen Subversivität gedeutet.796 Dagegen bewerteten ligistische Publikationen den Königsmord als unmittelbare, göttliche Rache für die Morde in Blois.797 Auf eine neue Rechtfertigungssituation durch den Königsmord reagierte die Liga, indem sich ein Teil der Publikationen verstärkt an die Debatte um das Widerstandsrecht anlehnte,798 während aber das breite Gesamtspektrum der Publikationen – von Schmähschriften bis zu Ereignisberichten – fortgeführt wurde. Die von Jean Boucher verantwortete Schrift „DE IVSTA“ (Fls-FRK18), die zum überwiegenden Teil noch vor dem Königsmord fertiggestellt worden war,799 bot eine qualitative Neuerung nicht nur durch die Bündelung der kursierenden Argumente und Strukturierung der Gesamtargumentation, sondern auch weil die Schrift in entscheidenden Punkten über die bisherigen Publikationen hinausging.800 Für Boucher bestand die Pflicht jedes Einzelnen zum Widerstand, nachdem die Urteilsinstanzen, d. h. die weltlichen Amtsträger (Stände, parlement, magistratus inferiores) oder die kirchlichen Autoritäten (Pariser Theologen, Papst) über dessen Regierungsunwürdigkeit und -unfähigkeit geurteilt hatten, wobei das Kriterium der religiösen Verfehlungen ausschlaggebend war. Der König musste sowohl gegenüber Gott als auch dem Volk, von dem er die Herrschaftsgewalt übertragen bekommen hatte, die Vertragspflichten einhalten und sich dem ius communis unterordnen. War der König nicht katholisch, galt er als per se tyrannisch und damit aus dem Amt entsetzt. Blieb ein Urteil von weltlichen oder kirchlichen Instanzen aus, konnte das Volksurteil durch den offenen Aufstand zum Ausdruck gebracht werden, womit der Monarch auf die Privatperson reduziert wurde. Da Heinrich III. vertragsbrüchig geworden war, war es rechtens, sich gegen ihn zu bewaffnen und ihn als tyrannischen Herrscher zu töten, was Boucher als Recht jedes Einzelnen festlegte.801

796 Vgl. DEPLORA-||TION (Fls-FRK12), S. 5–8; zur Rolle einzelner Instanzen in der Delegitimierung Heinrichs III. in der ersten Jahreshälfte 1589 vgl. DEPLORA-||TION (Fls-FRK12), S. 17–19 (Verfahrensunregelmäßigkeiten bei der Sorbonne, 7. Januar 1589). 797 Vgl. TROISIESME || DEVIS (Fls-FRK83), S. 43–44; LE || MARTYRE (Fls-FRK123), S. 50– 53; der Mord sei mit göttlicher Zulassung geschehen: DISCOVRS (Fls-FRK20), Titelblatt. 798 Vgl. Greengrass: Regicide, S. 177–178; als Überblick über den Diskussionsstand im 16. Jahrhundert: Wolgast: Religionsfrage, S. 8–17, zu Frankreich in der Zeit der Liga: S. 44–53. 799 Nach dem Königsmord wurden noch das Vorwort sowie die zwei letzten Kapitel ergänzt (vgl. Greengrass: Regicide, S. 182). 800 Vgl. Smither: Myth and reality of kingship, S. 467; Wolgast: Religionsfrage, S. 48. 801 Vgl. DE IVSTA (Fls-FRK18); Wolgast: Religionsfrage, S. 48–50; Greengrass: Regicide, S. 182–183; Holt: Wars of Religion, S. 131–132; Smither: Myth and reality of kingship, S. 467; für eine ausführliche Besprechung vgl. Baumgartner: Political thought, S. 181–211; zur Legitimation des Königs durch das Volk, aber nicht direkt von Gott, vgl. bereits: DE || Lʼexcommunication (Fls­FRK25), S. 81; zum Vertragsbruch aus royalistischer Sicht: Nach „CONSEIL“ (Fls­FRK23) hatte zunächst ein mehrfacher Bruch der Verpflichtungen gegenüber dem König stattgefunden, so dass das königliche Vorgehen gegen die Guise – nach „CONSEIL“ das Hauptargument der Liga für ihren Aufstand – im Vergleich kaum wog (S. 42[= 43]).

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Die katholischen Konzepte lehnten sich an verschiedene Traditionsstränge an,802 doch erhielt mit der Diskussion der Ermordung Heinrichs III. die katholische Debatte zum Widerstandsrecht in Frankreich eine neue Qualität, besonders im Hinblick auf die causa religionis und auf die Tyrannenmordfrage.803 Gab es neben „DE IVSTA“ (Fls-FRK18) wenige programmatische Schriften,804 ermöglichen wiederkehrende Elemente in den zeitgenössischen Publikationen dennoch, die Eckpfeiler eines französischen katholischen Widerstandsrechts zu rekonstruieren.805 Besonders schwer wog das Versagen Heinrichs III. in religiösen Fragen (Verfolgung der 802 Zur Anlehnung an die protestantischen Monarchomachen vgl. Greengrass: Regicide, S. 183; Smither: Myth and reality of kingship, S. 467; Wolgast: Religionsfrage; S. 29; zu den protestantischen Vorläufern vgl. Bildheim: Calvinistische Staatstheorien; „DIALOGVE“ (FlsFRK26) diskutierte verschiedene Konzepte auf Basis protestantischer Positionen zur Herrschaftslegitimation und zum Widerstandsrecht (vgl. ausführlich hierzu Debaggi Baranova: Coups de libelles, S. 200–206). Jüngst brachte Cornel A. Zwierlein vor, dass die Wurzel des Denkens der Liga nicht bei den protestantischen Monarchomachen zu finden sei. Boucher stütze sich, so Zwierlein, in seiner Argumentation auf kanonisches Recht (u. a. bei der Definition von Häresie oder päpstlicher Suprematie), auf die thomistische Tradition der Schule von Salamanca (v. a. zur Souvernität des Volkes) und auf humanistische Traditionen (vgl. Zwierlein: Political thought, S. 182–183). 803 Vgl. Crouzet: Guerriers de Dieu, S. 518; Chevallier: Régicides, S. 115–119; Jouanna: Monarchomaques, S. 1111; Wolgast: Religionsfrage, S. 46; Gegenüberstellung von protestantischmonarchomachischer und ligistischer Theorie: Mellet: Traités, S. 328–334, bes. zur Frage des Tyrannenmords: S. 44–48; auch Broch: École des Politiques, S. 308–309. 804 Zu den anderen zentralen Schriften der katholischen Monarchomachen in Frankreich: „De justa rei-publicae in reges impios authoritate“ von 1590 (Pseudonym: Gulielmus Rossaeus, möglicherweise Guillaume Rose oder William Reynolds), die inhaltlich kaum über Bouchers Abhandlung hinausging, sich jedoch einer radikaleren Sprache bediente, und „Sermons sur la simulée conversion et la nullité de lʼabsolution dʼHenry IV“ von 1594 bzw. „LʼApologie pour Jean Chastel“ von 1595 (beide Jean Boucher) vgl. Jouanna: Monarchomaques, S. 1111; hierzu auch Wolgast: Religionsfrage, S. 50–51; Außerhalb Frankreichs verfasste der spanische Jesuit Juan Mariana mit „De rege et regis institutione“ (1599; weitere Ausgaben: 1605, 1611) die prominenteste Verteidigung des Tyrannenmords (vgl. Crouzet: Henri III, S. 29; Mercier: D’un couteau à l’autre, S. 75; Cottret: Tuer le tyran, S. 136–137; Mellet: Traités, S. 47). 805 Der König erhielt die Souveränität durch das Volk übertragen, dem er wie auch Gott im Doppelvertrag verpflichtet war. Als unabhängige, von Gott eingesetzte Institution wurden die Generalstände zu Mitregierenden (Finanzen, Gesetzgebung, Überwachung/Kontrolle, Judikative) – statt eine nur konsultative Funktion zu haben – aufgewertet. Prälaten, parlements, Generalstände, Hochadel und höchste Beamte standen in besonderem Maße in der Verantwortung. Bei Verletzung der Pflichten gegenüber Gott und der Kirche, den Gesetzen des Königreichs, denen auch der Monarch unterstellt war, sowie des ‚gemeinen Bestenʻ bestand die Pflicht zum Widerstand aller. Erst wenn alle anderen Mittel erschöpft waren, war das gewaltsame Vorgehen bis hin zur Tötung zulässig. War der tyrannische Herrscher durch sein Handeln bereits delegitimiert, sollte die Ständeversammlung den Monarchen offiziell für abgesetzt erklären, um das weitere Vorgehen gegen den Tyrannen zu legitimieren. Dem Papst kam daneben das Recht zu, die Exkommunikation des Herrschers und seine Absetzung zu erklären. Wo das offizielle Urteil über den Tyrannen praktisch nicht erfolgen konnte (z. B. Hinderung durch den Gewaltherrscher), sollte das allgemeine, öffentliche Urteil ausreichen. Bei Gefahr im Verzug war jeder Einzelne zum Vorgehen gegen den Tyrannen aufgerufen (Aspekte z. B. in LE THEATRE (FlsFRK127), fol. 38v–40r; DIALOGVE (Fls-FRK26), bes. S. 91[= 89]–99[= 97]; TROISIESME || DEVIS (Fls-FRK83), S. 25–26; Pallier: Réponses catholiques, S. 341; Quin: Katholische

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Häresie, religiöse Einigung Frankreichs etc.), da die Wahrung, Sicherung und Verbreitung des Reichs Gottes auf Erden als wichtigste Aufgabe des Königs definiert wurde.806 Zahlreiche Schriften nutzten die Auseinandersetzung mit dem Königsmord daher auch als Aufruf zur religiösen Besinnung, zu Einkehr, Buße und größerer Frömmigkeit.807 Clément hatte die Konsequenz aus der Reduktion des Königs auf die Privatperson gezogen und quasi im Namen des Kollektivs das Urteil über den Tyrannen ausgeführt.808 Die Entsakralisierung der Person des Königs und die Verpflichtung des Einzelnen zum aktiven Widerstand, wie sie ligistische Schriften, Predigten und Bilder propagierten, hatten diskursiv die Denkbarkeit des physischen Königsmords über Monate hinweg vorbereitet:809 „vous [Liga (Anm. d. Verf.)] lʼauez pres­||ché & dogmatisé. Vostre saincte || doctrine en fin la tué & assassiné.“810 Waren explizite Aufforderungen zum Königsmord vor der Tat Cléments nur sehr vereinzelt und informell geäußert worden, waren die Konsequenzen des Todes Heinrichs III. durchaus thematisiert worden: von der Vorbereitung von Heinrichs Grab und seiner letzten Beichte bis zu dem Empfang in der Hölle.811

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Widerstandslehre, S. 56–59; Quin: Personenrechte, S. 267–269, S. 283–333; Barnavi: Parti de Dieu, S. 150–163). Vgl. Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 599; Barnavi: Parti de Dieu, S. 150; HISTOIRE (Fls­FRK64), S. 38–39; DISCOVRS (Fls­FRK20), S. 7–8; Verpflichtung des Königs auf die Wahrung von Religion und Recht: DIALOGVE (Fls-FRK26), S. 128[= 126]; CONSEIL (FlsFRK23), S. 124[= 125]; Heinrich III. bekämpfe nur scheinbar die französischen Reformierten: LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 23–24; RESPONCE (Fls-FRK137), S. 9; LE THEATRE (FlsFRK127), fol. 38v. Z. B. CHARITABLE || ADMONITION (Fls-FRK21), passim, u. a. fol. 4r–5r; DEPLORA||TION (Fls-FRK12), u. a. S. 8–11, S. 39–40. Vgl. Crouzet: Guerriers de Dieu, S. 486; Yardeni: Guerre de propagande, S. 295; z. B. TROISIESME || DEVIS (Fls-FRK83), S. 27; Über die Bewertung der Tat herrschte allerdings auch innerhalb der Liga nicht sofort Einigkeit: Erst nach einem Monat bezeichnete die Stadtregierung von Lyon Heinrich III. als den getöteten Tyrannen (vgl. Le Roux: Le roi, la cour, S. 253). Vgl. Duprat: La caricature, S. 107: „De nombreux textes et plusieurs images politiques expriment le désir de mort à l’encontre du roi Henri III et rendent possible son assassinat“. Exemplarisch hierfür Pierre Matthieus „La Guisiade“ (Mai 1589) (vgl. Becherer: Bild Heinrichs IV., S. 350); Ein ähnliches Urteil wie dasjenige Duprats findet sich in Bell: Unmasking a king, S. 383; Chevallier: Régicides, S. 23; Cameron: Satire, S. 159, S. 176; Bernard: Vox populi, S. 250; Der Königsmord wurde auch als Handlungsoption in dem von der Theologischen Fakultät approbierten Text „De justa populi Gallici ab Henrico IIIo defectione“ diskutiert, welchen der Herzog von Mayenne und der Allgemeine Rat der Liga als offizielle Stellungnahme gegenüber Rom annahmen (vgl. Zwierlein: Political thought, S. 181). Sollte man so weit gehen, den Regizid als von den Medien hervorgebracht anzusehen? Zur aktuellen Diskussion der Frage, inwieweit Medien Ereignisse produzieren und diese als präfiguriert betrachtet werden können, vgl. van Laak/Hattendorff: Medienereignisse, S. 14; Jürgen Wilke kommentierte: „Massenkommunikation [gilt] als notwendige Vorbedingung [Hervorhebung d. Vorl.] für das Entstehen bestimmter Ereignisse“ (Wilke: Geschichte als Kommunikationsereignis, S. 131). DEPLORA-||TION (Fls-FRK12), S. 122[= 112]. Vgl. Greengrass: Regicide, S. 181; zu den Diskussionen Anfang des Jahres 1589 vgl. Kap. 3.6.1 (dort bes. Unterminierung des Königs); Zeugnisse für informelle Gespräche über die Legitimität eines Tyrannenmords vor dem August 1589 nennt: Greengrass: Regicide, S. 184–185. Das

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Clément wurde als das handlungsleitende Vorbild eines rechtgeleiteten, frommen, göttlich inspirierten Befreiers und als göttliches Instrument, Märtyrer oder katholischer Heroe und Tyrannenmörder und die Ermordung Heinrichs III. als Zeichen des göttlichen Willens ausgedeutet, womit die Liga ihre Deutung, im Bund mit Gott zu stehen, behaupten konnte.812 Zwar äußerte der Papst in der Vollversammlung der Kardinäle vom 12. September 1589, dass der Tod des Königs als Gottesurteil erscheine, schloss sich aber nicht dem verklärenden Urteil über Clément in den ligistischen Publikationen an.813 Cléments mystische Visionen, die göttliche Inspiriertheit (Engelserscheinungen,814 gefolgt von Fasten, Beichten, Kommunion) und die Sorge um die katholische Religion als hehre Handlungsmotive ließen Clément in den Flugschriften und Flugblättern der Liga als Arm göttlicher Gerechtigkeit erscheinen.815 In der Bildtafel in der Flugschrift „LE || MARTYRE“ (Fls-FRK123) war Cléments ‚Heldentat‘ in die Bildmitte gerückt, umgeben von den Stationen seines Martyriums in vier Bildfeldern.816 Französische Einzelporträts zeigten Clément als simplen Mann („vn bien simple Religieux“)817 ohne hervorstechende Charakteristika, während die Flugschriften und

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Höllenmotiv setzte sich auch bei der Repräsentation des Todes Heinrichs III. durch (vgl. z. B. LES ARTICLES (Fbl-FRK30)). Vgl. Smither: Myth and reality of kingship, S. 464; Chevallier: Régicides, S. 85; Mercier: D’un couteau à l’autre, S. 75; z. B. LE || TYRANNICIDE (Fls-FRK102), S. 3 (Eloge auf den Tyrannenmörder), S. 11; HISTOIRE (Fls-FRK141), S. 14–15; DISCOVRS (Fls-FRK20), Titelblatt („par permission diuine“), S. 6 (göttlicher Auftrag zum Tyannenmord); LE || MARTYRE (FlsFRK123), Titelblatt (Märtyrer, göttlicher Auftrag), S. 17 und S. 26 (Instrument Gottes); ADMIRABLE || ET PRODIGIEVSE || MORT (Fls-FRK5), S. 14–15 (katholischer Heroe, selig); zur Verehrung Cléments vgl. DEPLORA-||TION (Fls-FRK12), S. 4–5; LE || MARTYRE (FlsFRK123), S. 44–45. Vgl. Chevallier: Régicides, S. 86; Lebigre: Révolution des curés, S. 190; Die Witwe Heinrichs III., Louise von Lothringen, setzte sich vergeblich wiederholt beim Papst für eine posthume Rehabilitierung des Verstorbenen ein (vgl. Le Roux: Mort d’un roi, S. 436; Le Roux: Le roi, la cour, S. 262; Mercier: Mise en scène de la justice, Abs. 17). Vgl. Greengrass: Regicide, S. 187; Chevallier: Régicides, S. 88; Le Roux: Mort d’un roi, S. 431; DISCOVRS (Fls-FRK20), S. 6; eine göttliche Stimme: LE || MARTYRE (Fls-FRK123), S. 19; Im Prozess gegen Bourgoing wurde als eine von verschiedenen Varianten des Geschehens angeführt, Bruder Chantebien aus dem Jakobinerkonvent habe Clément über ein Blasrohr engelsgleiche Stimmen hören lassen (vgl. Chevallier: Lumières sur Clément, S. 43). Vgl. Crouzet: Henri III, S. 29; Mercier: D’un couteau à l’autre, S. 75; Greengrass: Regicide, S. 178; u. a. ADMIRABLE || ET PRODIGIEVSE || MORT (Fls-FRK5), S. 12; TROISIESME || DEVIS (Fls-FRK83), S. 30; DISCOVRS (Fls-FRK20), S. 6; LE || MARTYRE (Fls-FRK123), S. 17; durch die göttliche Inspiration war der Tyrannenmord gerechtfertigt und verdienstvoll, so DIALOGVE (Fls-FRK26), S. 127[= 125]. Vgl. LE || MARTYRE (Fls-FRK123), Titelblatt; Bildtafel auch als Einzelblatt in Paris: BNF, Qb1, Histoire de France 1589–1610, Sign. M 87836 und M87837; zur Vorbereitung und Bestrafung des Königsmörders vgl. Figure (Fbl-FRK15). TROISIESME || DEVIS (Fls-FRK83), S. 16–17: Cléments Unbedeutsamkeit und Schwäche ‚beweistʻ, dass er als Werkzeug Gottes diente, weil er sich sonst gegen den Tyrannen nicht hätte behaupten können. Vgl. auch LE || MARTYRE (Fls-FRK123), S. 15; Mehrere Zeitgenossen – u. a. der Generalprokurator Jacques de La Guesle, der Mönch Michel Mergey und der Prior von St. Jacques Edmond Bourgoing – beschrieben Clément als stumpfen Einfaltspinsel (vgl. Greengrass: Regicide, S. 184; Chevallier: Régicides, S. 32–33; Cottret: Tuer le tyran, S. 126), was die

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Flugblätter die immer gleichen äußeren Eigenschaften (Name, Alter, Herkunft, Beruf) sowie Eckpunkte, wie die Versuche, eine Absolution einzuholen, sein Fasten, Beichten und seine Kommunion als Vorbereitung auf die Tat, wiederholten.818 Aufgrund seiner Unbesetztheit taugte Clément als Projektionsfläche,819 so dass Edmond Bourgoing, Prior des Dominikanerklosters St. Jakob in Paris, aus dem Clément stammte, den jungen Mönch als Identifikationsfigur darstellte, d. h. einen von vielen von den jüngsten Ereignissen betroffenen Katholiken. Gleichzeitig erhielt Clément die Züge eines Visionärs und Quasi-Heiligen.820 Mit seiner Verteidigung der Tat in „DISCOVRS“ (Fls-FRK20) bestärkte Bourgoing bei der Krone den Verdacht, als Hintermann agiert zu haben.821 Neben dem Märtyrermotiv, das ligistische Publikationen schon im Fall der Guise erfolgreich ausgedeutet hatte, wurden auch weitere erfolgreiche Komponenten der Mediennutzung im Fall Cléments erneut aufgenommen: Motive wie die Verehrung der Mutter des Märtyrers, Kommunikationsformen wie Gedenkgottesdienste, Gebete und Prozessionen, Ausgestaltungsweisen wie die antithetische Kontrastierung von Clément und Heinrich III. sowie die Verzahnung der Medien wie bspw. die Integration von Einblattdrucken in Prozessionen.822 Königliche Versuche, den Märtyrerkult durch Verbrennen des Körpers und Verstreuen der Asche zu verhindern, waren wie schon im Fall der Guise-Brüder durch die fortdauernde mediale Präsenz erfolglos.823

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Frage nach möglichen Strippenziehern im Hintergrund aufwarf (vgl. Boucher: Culture des notables, S. 341; Chevallier: Lumières sur Clément, S. 49). Vgl. Chevallier: Régicides, S. 49–51, S. 81; TROISIESME || DEVIS (Fls-FRK83), bes. S. 16, S. 20; DISCOVRS (Fls-FRK20), S. 5, S. 9; LE || MARTYRE (Fls-FRK123), S. 17, S. 23; ADMIRABLE || ET PRODIGIEVSE || MORT (Fls­FRK5), S. 10, S. 12; Die Auflistung der bekannten Eckpunkte fand sich dann nur noch mit etc. abgekürzt in „L’ANTIMAR-||TYR“ ((FlsFRK119), S. 30). Viele Fragen blieben dagegen unangesprochen, u. a.: Wie kam Clément an den Brief und Passagierschein? Wieso wurde bei seinem häufigen Thematisieren des Königsmords niemand misstrauisch? Warum konnte er die Audienz beim König ohne Durchsuchung besuchen? (vgl. Lebigre: Qui a tué Henri III, S. 273). Vgl. Greengrass: Regicide, S. 179. Vgl. DISCOVRS (Fls-FRK20), S. 5–6: Leiden Frankreichs unter dem Tyrannen, Cléments Hinwendung zu Gott und seiner Erwählung zum Märtyrer, Engelsvision, S. 15: Tod Cléments für die Kirche und das französische Volk, sichere Erlösung seiner Seele; LE || MARTYRE (FlsFRK123), S. 15–19: Clément als simpler Mann ohne hervorstechende Merkmale und als göttlich Erwählter. Vgl. Greengrass: Regicide, S. 180; Crouzet: Guerriers de Dieu, S. 487; Chevallier: Régicides, S. 57; Cléments Konvent war über seine Pläne informiert, aber nicht bzw. nur randständig an diesen beteiligt: LE || MARTYRE (Fls-FRK123), u. S. 19, S. 23, S. 34–35; ADMIRABLE || ET PRODIGIEVSE || MORT (Fls-FRK5), S. 11; Nach einem kurzen Verfahren an dem exilierten Gerichtshof in Tours erfolgte die Hinrichtung Bourgoings am 23. Februar 1590 (vgl. Chevallier: Régicides, S. 56, S. 64; Chevallier: Lumières sur Clément, S. 39; Greengrass: Regicide, S. 180; Le Roux: Mort d’un roi, S. 434). Vgl. Greengrass: Regicide, S. 180; Chevallier: Régicides, S. 86; Cottret: Tuer le tyran, S. 120; zur Einbeziehung der Mutter Cléments durch die Liga vgl. Bonnaud: Procès du moine Clément, S. 30. Vgl. Greengrass: Regicide, S. 179; Chevallier: Régicides, S. 47; Cottret: Tuer le tyran, S. 119; TROISIESME || DEVIS (Fls-FRK83), S. 19; LE || MARTYRE (Fls-FRK123), S. 54–55; mehr-

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Äußerungen der ersten Jahreshälfte vom ‚ehemaligenʻ König824 wurden nun als mystische Vorahnungen gedeutet.825 Zu diesem Tenor passte auch die Einbeziehung von Prophezeiungen, Wundern und Zeichenhaftem wie Himmelserscheinungen, Kometen und Naturkatstrophen als symbolische Botschaft Gottes.826 Dies reichte von der eschatologischen, millenaristischen Erwartungshaltung, mit dem Tyrannen Heinrich III. sei das Zeitenende eingetreten, über das mirakulöse Eingreifen durch Clément bis zur strafenden Hand Gottes, die sich in der Ermordung Heinrichs III. zeigte,827 wobei in der Auslöschung einer ganzen Dynastie in besonderer Weise der Fingerzeig Gottes gesehen wurde.828 Offenheit und Ausmaß der Thematisierung des Königsmords als tatsächliche Handlungsoption bedeuteten einen Bruch zur Debatte der ersten Jahreshälfte 1589.829 Von Heinrich III. zu Heinrich IV. Heinrich III. wurde post mortem vonseiten der Royalisten, Anhängern Heinrichs III. wie auch Anhängern Heinrichs IV., der Tugendkatalog des guten Monarchen – mit einigen individuellen Charakteristika versehen – zugeschrieben und ein Urteil über Heinrich III. auf die schwierigen Zeiten seiner Regierung bezogen, statt auf indivi-

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fache Hinrichtung Cléments: DISCOVRS (Fls-FRK20), S. 14–15; abwertend über Devotionalien Cléments: L’ANTIMAR-||TYR (Fls-FRK119), S. 5–6; Einige Pariser Ligisten sollen mit einem Boot auf der Seine drei Wochen später (24. August 1589) noch nach Überresten von Clément gesucht haben (vgl. Greengrass: Regicide, S. 180) und blutbeschmierte Kleider, die angeblich Clément gehörten, sollen in den Pariser Straßen zum Verkauf angeboten worden sein (vgl. Baumgartner: Political thought, S. 173). Doch handelt es sich möglicherweise um royalistische Legenden über die Liga (vgl. Le Roux: Régicide, S. 312). Z. B. LES MEVRS (Fls-FRK142), S. 37: „ce Roy iadis“. Vgl. Greengrass: Regicide, S. 178; mit Bezug auf LʼEstoiles Einschätzung der wundersamen Thronfolge Navarras: Roelker: One king, one faith, S. 379. Vgl. Bell: Unmasking a king, S. 377; Yardeni: Guerre de propagande, S. 292; zur Verbindung von Liga-Publikationen und Vorhersagen, Mythen und Wunderberichten vgl. Bernard: Écrire la peur, S. 269; Crouzet: Représentation du temps; SIGNES (Fls-FRK146) (Himmelsformation als Schlacht, unheilverkündender Komet); LETTRE (Fls-FRK113), S. 6–7 (das wundersame Eingreifen Gottes); DIALOGVE (Fls-FRK26), S. 75–76 (göttliche Geißel, Hunger, Krieg, Pest als Ausdruck des göttlichen Unmuts), S. 132[= 130] (Komet, der auf die Einsetzung Navarras verweist), S. 133[= 131]–134[= 132] (Prophezeiung für „lʼannee admir­||able“ 1588). Vgl. Crouzet: Guerriers de Dieu, S. 463–464, S. 485–486; Duprat: La caricature, S. 116; Greengrass: Regicide, S. 178; Jouanna: La France du XVIe siècle, S. 598; zur Reinigung der Gesellschaft in messianischer Gewalt vgl. Crouzet: Guerriers de Dieu, S. 464; Le Roux: Mort d’un roi, S. 427; El Kenz: Temps de Dieu, S. 3; Crouzet: Représentation du temps, S. 304. Vgl. Le Roux: Régicide, S. 304; z. B. HISTOIRE (Fls-FRK141), S. 14: „Tua Henry, le dernier de sa race.“ Vgl. Crouzet: Guerriers de Dieu, S. 476, S. 480, S. 483–485; Potter: Kingship, S. 489–490; Greengrass: Regicide, S. 182; Eine der wenigen Ausnahmen vom Frühsommer 1589: IVSTIFICATION (Fls-FRK65); vgl. Crouzet: Guerriers de Dieu, S. 484; Die Äußerungen in den Predigten gingen in dieser Hinsicht weiter als die Druckpublikationen (vgl. Baumgartner: Political thought, S. 169–171).

3.6 Themen und Inhalte

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duelle Verfehlungen des Königs.830 Als Verteidiger des natürlichen, legitimen Monarchen konnten die französischen Reformierten retrospektiv ihre Opposition zum Valois-König während der Religionskriege – besonders in Relation zum weitreichenden Widerstand der Liga, den Usurpationsbestrebungen der Guise und dem Attentat Cléments – relativieren.831 Mit der Behauptung Heinrichs III. als guter und gerechter König, welcher sich gar den heiligen Ludwig IX. in seiner Regierung nachzuahmen bemüht hatte, wurde die aktuelle Widerstandsrechtsdiskussion als unbegründet und damit unberechtigt abgetan und die liganahen Untertanen pauschal zu widernatürlich handelnden Rebellen erklärt.832 Andere royalistische Autoren bedienten – wie schon nach Blois – die Argumentation, dass ein Urteil über den König, unabhängig von seinem Handeln, allein Gott unterliege, womit Widerstand grundsätzlich ungerechtfertigt sei.833 Im Kontrast hierzu schrieben die Ligisten die légende noire des entarteten Monarchen fort,834 welche in den königsnahen Schriften als Erfindung der Liga, um die Vertretung ihrer persönlichen Interessen im öffentlichen Raum begründen zu 830 Vgl. Le Roux: Mort d’un roi, S. 439; Le Roux: Régicides, S. 328; ORAISON (Fls-FRK14), u. a. S. 13, S. 19; CONSEIL (Fls-FRK23), S. 9, S. 37 (Milde, Gutmütigkeit, Väterlichkeit, Güte, Gnädigkeit); DEPLORA­||TION (Fls­FRK12), S. 49: „le bon Roy […] en ce tēps || plain de seditions troubles“, aber Kritik an dem mangelnden Durchgreifen des Königs gegenüber den Guise und der Liga: S. 67–68, S. 101; L’ANTIMAR-||TYR (Fls-FRK119), S. 9: Mühen und Gefahren seit seiner Jugend; Heinrich III. aber ist voller frommem Eifer und Tugendhaftigkeit; Der König sei höfisch, galant, gelehrt, geistreich, kunstsinnig, dabei zurückhaltend, gutmütig, großzügig, freundlich, stets majestätsvoll, nobel und höchst fromm, nicht zu liberal, aber reformwillig, korruptionsfeindlich, ratsfähig und friedensliebend (vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 273). 831 Vgl. Mellet: Traités, S. 47; DEPLORA-||TION (Fls-FRK12), bes. S. 48–53, S. 63–64, S. 100[= 90]–101[= 91], S. 115[= 105]–117[= 107]; ORAISON (Fls-FRK14), S. 68 (passive, verteidigende Haltung der Reformierten), S. 34 (die Guise als Usurpatoren); LETTRE (FlsFRK58), fol. A2v–A3r; CONSEIL (Fls-FRK23), S. 89[= 90] (katholische, royalistische Position). 832 Vgl. ORAISON (Fls-FRK14), S. 53–55, S. 58; Allerdings wurde Heinrich III. auch vorgeworfen, dem negativ besetzten Ludwig XI. zu ähneln (vgl. L’ATHEISME (Fls-FRK77), S. 29). 833 Vgl. Smither: Myth and reality of kingship, S. 468–471; L’ANTIMAR-||TYR (Fls-FRK119), S. 6, S. 22; DIALOGVE (Fls-FRK26), S. 43; Usurpatoren waren stets illegitime Tyrannen, während ein König unabhängig von der Regierungsführung stets legitim war, so dass Heinrich III. als natürlichem, legitimem, erblichem König unter allen Umständen Folge zu leisten war (vgl. DEPLORA-||TION (Fls-FRK12), S. 58–59, S. 131[= 121]–132[= 122]). Ausführlich zur Verteidigung der Gehorsamspflicht vgl. ORAISON (Fls­FRK14), S. 88–94. 834 Vgl. Crouzet: Henri III, S. 29; Le Person: Pratiques, S. 587; zur schwarzen Legende vgl. Potter: Kingship, S. 490; z. B. LE || MARTYRE (Fls-FRK123), u. a. S. 10–12 (von Tyrannei über ungerechte Steuern bis zur Beleidigung Gottes), S. 18 (Anhängerschaft aus Atheisten, Häretikern, Politiques und Exkommunizierten), S. 47 (Beratungsresistenz, Häresie, Hexerei, Ungläubigkeit und Boshaftigkeit, Beförderung des Ruins Frankreichs), S. 51 (Heuchelei, Frömmigkeit als Deckmantel); DISCOVRS (Fls-FRK20), S. 4 (Bündelung des ganzen Vorwurfsspektrums), S. 5 (Heinrich III. bereitete den totalen Ruin Frankreichs vor); ADMIRABLE || ET PRODIGIEVSE || MORT (Fls-FRK5), S. 4–6 (Bündnisse mit Protestanten, häretische mignons, Vernichtung der katholischen Religion); TROISIESME || DEVIS (Fls-FRK83), S. 12–16 (zum Tyrannen und seiner Strafe).

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können, gebrandmarkt wurde.835 Das Bedürfnis, die Legitimität des Königsmords zu behaupten, verfestigte das Bild des Königs und seines Umfeldes als häretisch, der Abgötterei, Prostitution und Hexerei sowie dem Verrat verfallen.836 So zeigte ein Flugblatt den archimignon Épernon als Hexer mit Navarra und von Dämonen umgeben neben der Leiche Heinrichs III., die ein Dämon in Richtung des Höllenschlunds zerrte,837 während andere Flugblätter und Flugschriften der Liga die trauernden Anhänger des Königs als exaltierte Klageweiber verspotteten.838 Vereinzelt wurde zwischen Heinrich III. und Heinrich von Navarra nicht mehr getrennt, sondern Häresie und Atheismus, Perfidität und Verrat, ein diabolisches Wesen, Tyrannei und Grausamkeit den deux Henrys unterstellt.839 Für die Anhänger Heinrichs III. stand angesichts des vorherrschenden ligistischen Bildes des Königs die Behauptung seiner Katholizität und die posthume Rehabilitierung im Fokus,840 während sich Heinrich IV. und sein Umfeld zuvorderst zur Sicherung der Thronfolge um den letzten Valois bemühten.841 Von den Anhängern Navarras wurde nicht nur die Kontinuität, der reibungslose Regierungsübergang und die Legitimität Navarras als Nachfolger betont,842 sondern auch die Umstände seiner Thronnahme als wundersam vorherbestimmt, göttlich-providentiell, gedeutet.843 835 Vgl. DEPLORA-||TION (Fls-FRK12), S. 95[= 85]–96[= 86]. 836 Vgl. Le Roux: Henri III et ses mignons, S. 43; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 79; z. B. CHARITABLE || ADMONITION (Fls-FRK21), fol. 1v; HISTOIRE (Fls-FRK141), S. 5–16; zu Gottlosigkeit, Prostitution, Laster, Heuchelei, Nähe zum Türken und zu Machiavelli vgl. CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA-||TIONS (Fls-FRK24), S. 76–77. 837 Vgl. La sorcellerie (Fbl-FRK24). 838 Vgl. Le Roux: Mort d’un roi, S. 433; Le Roux: Le roi, la cour, S. 259; z. B. Le depart (FblFRK25); La mort (Fbl-FRK23). 839 Vgl. CHARITABLE || ADMONITION (Fls-FRK21), fol. 9r, fol. 19v. 840 Verteidigung der Frömmigkeit des Königs: ORAISON (Fls-FRK14), bes. S. 44–46, S. 51; Rechtfertigung des Handelns in Blois: DEPLORA-||TION (Fls-FRK12), S. 13–14, ausführlich S. 65–92[= 82], Ankündigung, Heinrich III. mit der Feder zu rächen, wenn sein Nachfolger dies nicht mit dem Schwert tue: S. 125[= 115]; die Exkommunikation des Königs sei in der Form und Sache ungültig: L’ANTIMAR-||TYR (Fls-FRK119), S. 43; Diskussion der Katholizität des Königs zum Zeitpunkt seines Todes in TROISIESME || DEVIS (Fls-FRK83), S. 8–9, S. 45–47; Ein auf den 3. August datiertes Schreiben, das in mehreren handschriftlichen Kopien zirkulierte, richtete sich nach Rom, worin Augenzeugen der letzten Stunden des Königs quittierten, dass dieser in der katholischen Religion verstorben sei, d. h. nach frommer und demütiger Einkehr, nach Beichte, Buße und Kommunion, seinen Feinden vergebend und in Unkenntnis des genauen Inhalts des päpstlichen Ultimatums, gleichwohl im Willen, sich mit dem Papst zu versöhnen (vgl. Le Roux: Régicides, S. 23–26, S. 354, Anm. 32; Knecht: Hero or tyrant, S. 303–304; Abdruck des Dokuments: Actes du parlement, S. 145–148). 841 Vgl. Le Roux: Mort d’un roi, bes. S. 425, S. 433–437; Le Roux: Le roi, la cour, S. 242; Lob des Vorgängers und Betonung der Kontinuität: DECLARATION (Fls-FRK54), bes. S. 4–5. 842 Z. B. DERNIERS PROPOS (Fls-FRK50), S. 2–3; Le Roux: Régicide, bes. S. 26. 843 Vgl. Le Roux: Mort d’un roi, S. 433; Becherer: Bild Heinrichs IV., S. 280; zur göttlichen Erwähltheit Navarras in den Publikationen anlässlich seiner Thronnahme vgl. Yardeni: Guerre de propagande, S. 297; Als 1559 Heinrich II. starb, war angesichts von vier lebenden männlichen Nachkommen eine Thronfolge Navarras kaum wahrscheinlich. Doch alle starben relativ jung und ohne einen erbberechtigten Nachkommen zu hinterlassen. Auch sein Überleben im Krieg

3.6 Themen und Inhalte

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Seitens der Liga folgte auf den schlagartigen Wegfall Heinrichs III. als wichtiger Handlungsmovens, zentrales Sujet der ligistischen Medien und einheitsgebietender Gegenpart für die Liga844 eine rasche Umorientierung auf Heinrich IV., der nun, nach der Ermordung Heinrichs III., in den Fokus der ligistischen Publikationen rückte.845 Der Mord an Heinrich III. wurde daher schon kurz nach dem Ereignis entweder zu einer Episode in der Geschichte der Liga oder der Thronnahme Heinrichs IV., „an essential motor for the plot, but not, in fact, its central subject“.846 Die aktive Mediennutzung der französischen Protestanten setzte 1589 nach der Ermordung Heinrichs III. ein und fokussierte auf Heinrich IV. und seine Thronnahme.847 Dass einige der langlebigen Vorurteile gegenüber Heinrich III. auch der medialen Darstellung seines Nachfolgers geschuldet waren, dürfte heute kaum noch strittig sein.848 Der Eid einiger Prinzen von Geblüt, Hochadliger, Pairs sowie Amtsträger und einfacherer Adliger auf Heinrich IV. vom 2. und 4. August 1589 wurde als Druckpublikation inklusive der Titel und Namen zirkulieren lassen,849 was das breite Spektrum hochrangiger Unterstützer – mit vorbildhafter Wirkung oder als Druckmittel – in Szene setzte. Navarra suchte mit einer Flut an gedruckten wie handschriftlichen Erklärungen zur Sicherung der Ordnung, zum Erhalt des Status quo, zur Kontinuität der Regierung, Bewahrung der katholischen Religion und gerechten, strengen Bestrafung des Mörders seines Vorgängers seinen neuen Status zu

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wurde von Navarra als göttlich vorherbestimmtes, wundersames Wirken gedeutet (vgl. LETTRE (Fls-FRK113), S. 6). Vgl. L’Estoile: Journal Henri III, S. 221. Vgl. Baumgartner: Political thought, S. 163; Navarra wurde als „Biarnois“ oder „Roy de Bearn“ benannt (z. B. ADVERTIS-||SEMENT (Fls-FRK147), S. 32; LE || MARTYRE (FlsFRK123), S. 10; L’ADIOVRNEMENT (Fbl-FRK21); zur diffamierenden Bezeichnung Navarras vgl. Gassot: Sommaire, S. 207), um seine Ansprüche auf die französische Krone zu unterlaufen. Ihm und seinen Unterstützern wurden Täuschung und Falschheit (z. B. CHARITABLE || ADMONITION (Fls-FRK21), fol. 9r) vorgeworfen und die Thronansprüche negiert (vgl. HISTOIRE (Fls-FRK141), S. 14; Cassan: Guerre en discours, S. 268; Daussy: Les Huguenots et le roi, S. 289). In der königsfeindlichen Schrift „HISTOIRE“ (Fls-FRK64) dagegen war Navarra ebenso wie das Haus Guise als Opfer der Launenhaftigkeit und des Wankelmuts von König Heinrich III. erschienen (S. 19). Greengrass: Regicide, S. 177; ähnlich Le Roux: Régicide, S. 327. Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 134, Anm. 19; DERNIERS PROPOS (Fls-FRK50); DE LA DIGNITÉ (Fls-FRK86), fol. A2r–A3v (mit einer Widmung an Navarra); zu Regierungsbedingungen Heinrichs IV., besonders zum Umgang mit der religiösen Frage vgl. DEPLORA||TION (Fls-FRK12), S. 149[= 139]-S. 139[= 156]. Vgl. Becherer: Bild Heinrichs IV., S. 187; Erfolgte eine enge Anlehnung an Heinrich III. hinsichtlich rechtlicher und formaler Umstände des Regierungsantritts, wurde das von der Liga entworfene Negativbild Heinrichs III. als Kontrastfolie von Navarra für die eigene Repräsentation eingesetzt und damit an dem diffamierenden Bild seines Vorgängers durch Navarra weitergeschrieben (vgl. Wolfe: Afterlife of Henri III, S. 476). Vgl. DECLARATION (Fls-FRK60); DECLARATION (Fls-FRK54), S. 8–11; DERNIERS PROPOS (Fls-FRK50), S. 3–6 (Eid Navarras), S. 6–8 (Eid der Prinzen); ausführlich zur Frage, wie Navarra sich im Augst 1589 zu den französischen Katholiken stellte: Love: Winning the Catholics, S. 361–379.

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zementieren.850 In Briefen an Fürsten im Ausland (u. a. den Herzog von Sachsen) vertrat Navarra nicht nur seine Lesart der Ereignisse, sondern präsentierte sich auch, um Anerkennung werbend, als neuer französischer König.851 Dem setzte die Liga eigene Werbungen im In- und Ausland entgegen.852 Daher urteilte in der jüngeren Historiographie Robert Jean Knecht im Hinblick auf die Flugschriften und Flugblätter, die nach der Ermordung Heinrichs III. vonseiten der Liga-Autoritäten und Heinrichs von Navarra bzw. Heinrichs IV. kursierten, zurecht: „Most, if not all of these accounts, were clearly written with an eye to the future rather than the past.“853 3.7 ZIRKULATION DER RELIGIONSKRIEGSNACHRICHTEN 3.7.1 Distribution und Zirkulation Die Distribution der Druckpublikationen erfolgte unter Nutzung existierender Netzwerke und Vertriebswege zwischen den Städten, politischen Institutionen und Autoritäten einerseits und im Druckgewerbe Tätigen andererseits,854 wozu noch Initiativen von Einzelpersonen traten. Informationen über die jüngsten politischen wie militärischen Entwicklungen sowie offizielle Erklärungen gingen, häufig handschriftlich, den regionalen und lokalen Autoritäten aus Adel und führenden städtischen Magistraten zu, welche diese 850 Vgl. Chevallier: Régicides, S. 89; Le Roux: Mort d’un roi, S. 433–434; z. B. DECLARATION (Fls-FRK54), bes. S. 4–7; INSTRVCTION (Fls-FRK52); DECLARATIONS (Fls-FRK56); Aufnahme des Programms Navarras in DEPLORA-||TION (Fls-FRK12), S. 151[= 141]; Wurde die Bestrafung für den Mord des Amtsvorgängers in den ersten Monaten engagiert betrieben, trat sie recht bald hinter eine Politik der Rekonziliation zurück (vgl. Cottret: Tuer le tyran, S. 125; Le Roux: Mort d’un roi, S. 433–436). Unter Vorbehalt, dass Navarra seine Haltung in Religionsfragen überdenke, erbat auch die auf Heinrich III. verfasste apologetische Schrift „ORAISON“ (Fls-FRK14) für ihn den göttlichen Segen (S. 78). 851 Vgl. Chevallier: Régicides, S. 89; Becherer: Bild Heinrichs IV., S. 196; vgl. bspw. das Schreiben Navarras als Heinrich IV. von Frankreich zur Söldnerwerbung im Reich in Collection Mémoires (II), fol. 230r–230v (14. August 1589). Navarra entsandte genau wie die Liga fast täglich einen Sonderkurier nach Rom, um dort die eigene Interpretation des jüngsten Geschehens in Frankreich durchzusetzen (vgl. Pettegree: Invention of news, S. 156). 852 Vgl. Konnert: Local politics, S. 227–228; Aufruf an die Städte, sich vom König ab- und der Liga zuzuwenden: LE || MARTYRE (Fls-FRK123), S. 48–49; exemplarisch auf die Stadt Langres bezogen, wo Navarra und u. a. Karl von Lothringen für ihre Seite warben, vgl. Beza: Correspondance, S. 198–199; zur Deklaration Mayennes vom 5. August 1589 vgl. Le Roux: Le roi, la cour, S. 254; zu La Châtres Umwerbung des Herzogs von Nevers vgl. Le Roux: Catholic nobility, S. 46; Bericht über die aktuelle Orientierung der Städte und Adligen zwischen den Religionsparteien in Collection Mémoires (II), fol. 233r, August 1589; „L’ANTIMAR-||TYR“ (Fls-FRK119) sah die Liga durch fehlende Unterstützer im Ausland und ihre Verhandlungen mit protestantischen Fürsten (Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel, Markgraf von Baden) um Hilfeleistungen diskreditiert (S. 44). 853 Knecht: Hero or tyrant, S. 304. 854 Vgl. Pallier: Diffusion de l’imprimé, S. 390, S. 397; hierzu auch Kap. 3.1.2, Kap. 3.3.

3.7 Zirkulation der Religionskriegsnachrichten

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dann weiterverbreiteten. Dieses exklusive Netzwerk des handschriftlichen Nachrichtenaustauschs unter fürstlicher und städtischer Obrigkeit diente zugleich dazu, das Beziehungssystem zu stabilisieren.855 Die Königlichen und die Liga versuchten die Nachrichtendistribution zu lenken: Heinrich III. bestimmte von Blois, dann von Tours aus, welche Publikationen gestreut werden sollten856 und die Pariser Autoritäten (Herzog von Aumale, Pariser Stadtregierung, Seize, Allgemeiner Rat der Liga) veranlassten, dass sowohl Druckpublikationen der in Paris gefassten Beschlüsse in die Provinzen transportiert und dort öffentlich gemacht wurden als auch dass liganahe Flugschriften und Flugblätter Verbreitung fanden.857 Von den Druckschriften zu regierungspolitischen Fragen fertigten privilegierte Drucker die meist leicht variierenden Ausgaben in den verschiedenen Druckzentren, soweit sich diese jeweils der Autorität des Königs oder der Liga unterstellt sahen.858 So wurden die Schreiben Heinrichs III. in Paris unmittelbar verbrannt und die Gesandten nicht mehr empfangen.859 Durch die Rechtsverpflichtung lokaler Beamter, ob Royalisten oder Ligisten, die offiziellen Schreiben durch Verlesen und Ausrufen zu streuen, fanden sie auch in ländlichen Gebieten und bei illiterater Bevölkerung Verbreitung. Durch den procureur général bzw. procureur du Roi wurden die Schriften verlesen, publiziert und dem örtlichen parlement zur Registrierung vorgelegt sowie zur weiteren Bekanntmachung an den bailli oder sénéchal oder die Gouverneure, Konsuln, Kapitäne etc. weitergeleitet. Der unterzeichnende verantwortliche Amtsinhaber war zwecks Autorisierung teilweise in den Flugschriften und Flugblättern ebenfalls aufgeführt.860 Nach dem Ausrufen und Verlesen wurden die meisten von den königlichen Erklärungen ebenso wie die offiziellen Bekanntmachungen des Pariser parlement und der Liga-Autoritäten als Einblattdrucke an Brückenaufgängen, Stadttoren und Kirchenmauern ausgehängt.861 Vor allem seitens der Liga wurden auch andere, teils auch handschriftlich verfasste Flugblätter neben den offiziellen Kundgebungen durch Plakatieren verbreitet.862 Dies war eine kostengünstige, vielseitige, leicht zugängliche und breitenwirksame und damit effiziente Form der Bekanntmachung – 855 Vgl. Smither: Myth and reality of kingship, S. 438; Cassan: Guerre en discours, S. 263. 856 Vgl. Michaud: Ordonnancement des depenses, S. 111. 857 Vgl. Reure: Presse politique, S. 54; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 75; Pallier: Réponses catholiques, S. 342. 858 Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 133; z. B. EDIT (Fls-FRK51): Das Werk erschien in Tours bei Jamet Mettayer und in einer Ausgabe bei Barthélemy Gomet, in Châlons-en-Champagne bei Claude Guyot, in Metz bei Abraham Faber und in Rennes für Michel Logerois. Vgl. auch DECLARATION (Fls-FRK49), S. 17: „Et ces presen||tes faire lire publier, & enregistrer, par || tout & ainsi que besoing sera, à ce que || nul nʼen pretende cause dʼignorance.“ 859 Vgl. Constant: Ligue, S. 218; De Waele: De Paris à Tours, S. 563; ähnlich in Amiens, vgl. Patte: Journal, S. 226. 860 Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 133; hierzu z. B. EDIT (Fls-FRK51), S. 10; DECLARATION (Fls-FRK47), S. 11; DECLARATION (Fls-FRK49), S. 21; für Schreiben Navarras vgl. z. B. DECLARATION (Fls-FRK55), S. 7–8. 861 Vgl. Reure: Presse politique, S. 54; Wolfe: Henry IV and the press, S. 181; Jouhaud: Réflexions sur les placards, S. 403; Vittu: Instruments, S. 162. 862 Z. B. L’HISTOIRE (Fbl-FRK40); Le depart (Fbl-FRK25).

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dabei jedoch auch der unmittelbaren Reaktion der Gegenseite ausgesetzt (z. B. Herunterreißen der Plakate) – neben dem Vertrieb über Ladengeschäfte und Kolporteure sowie dem adressatenspezifischen, gezielten Versand.863 Auch die Einbindung einzelner Flugblätter und Flugschriften in Prozessionen, Gedenkfeiern und Messen bot eine Möglichkeit, einigen Interpretationen der jüngsten Ereignisse eine besonders große Präsenz zu verschaffen.864 Die Marktorientierung, Balance zwischen Maximierung von Profit, Minimierung der Investition und Vermeidung von politischen Risiken, wurde durch das Eingreifen politischer Akteure neu austariert,865 indem bspw. die Pariser Stadtregierung vereinzelt ligatreue Drucker finanziell entschädigte,866 das parlement den Verkauf einer Schrift untersagte, weil darin inkriminierende Passagen enthalten waren867 oder auch kostenfrei Flugschriften und Flugblätter von sämtlichen Parteien als gezielte Einflussnahme an einzelne einflussreiche Personen oder Gruppen verteilt wurden. Für unbestimmte anonyme Rezipienten auf der Straße erfolgte die kostenlose Verteilung von Druckpublikationen allerdings nur ausnahmsweise. Griff v. a. die Liga auf diese populäre Maßnahme zurück, soll der König veranlasst haben, dass zumindest seine Erklärung der Ereignisse in Blois auch kostenfrei auf den Pariser Straßen verteilt wurde.868 Nicht immer ist zu klären, ob ein Netzwerk der Liga, des Königs oder aber das Vertriebsnetz von Buchdruckern und Buchhändlern im Hintergrund des Massenaufgebots an Druckpublikationen stand.869 Die meisten Buchhändler verfügten über translokale Kontakte zu Kolporteuren und anderen Buchhändlern und organisierten im Bedarfsfall selbst den Absatz, um ihr eigenes Auskommen zu gewährleisten:870 Jean Patrasson aus Lyon fungierte bspw. nicht nur als Bindeglied 863 Vgl. El Kenz: La propagande, S. 4; Jouhaud: Lisibilité, S. 309; Jouhaud: Réflexions sur les placards, S. 403; Tissier de Mallerais: Propagande sous Henri III, S. 36. 864 Vgl. Patte: Journal, S. 227: Die beiden am 19. Februar 1589 in Notre-Dame in Amiens präsentierten Porträts, „LE VRAY POVRTRAICT“ (Fbl-FRK37) und „LE VRAY POVRTRAICT“ (Fbl-FRK36), blieben für sechs Jahre in der Kirche ausgestellt. Zum Einsatz von Flugblättern u. a. in Andachten und Prozessionen vgl. auch Kap. 3.2.3. 865 Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 232; auch Kap. 3.1.4. 866 Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 220–221. 867 Das Pariser parlement untersagte im September 1589 den Verkauf sämtlicher Exemplare von „LE || MARTYRE“ (Fls-FRK123) in Reaktion auf eine Beschwerde wegen Diffamierung vonseiten der Benediktinermönche von Saint-Germain-des-Prés, bis eine Überarbeitung erfolgt war (vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 71; Latimer: Pamphleteering in France, S. 290). 868 Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 243; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 76; Der Beleg für Latimers Interpretation der Distribution der königlichen Erklärung „RESPONSE“ (Fls-FRK139) ist allerdings missverständlich. 869 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 76. 870 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 75–76; Pallier: Réponses catholiques, S. 342; In Laon verkauften reisende Kaufleute ein Sortiment von Druckschriften, darunter die Flugschrift „La vie de Henry qui rien ne vaut“, welche der Prediger Jacob am 27. Mai 1589 erwähnte. Bereits einen Monat zuvor war diese Schrift in Paris vertrieben worden (vgl. Boucher: Culture des notables, S. 345). Zur Praxis, Druckvorbilder aus Paris in die Provinzen zu verschicken, vgl. Reure: Presse politique, S. 54; Wilkinson: Homicides royaux, S. 140.

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zur Pariser Liga, sondern stand auch mit Claude Bouvier, Buchhändler in Nantes an der Westküste Frankreichs, für den Verkauf und Vertrieb von Druckerzeugnissen in Verbindung.871 Jean Pillehotte pflegte mit Claude Monteil, Buchhändler aus Grasse, sowie über ihn mit dessen Schwiegervater Jean Baro, Kaufmann und Buchhändler in Sisteron in Südfrankreich, Kontakt,872 was die Reichweite des Netzwerks der Drucker und Buchhändler in Lyon umreißt. Für die großen, vermögenden Häuser wie Kerver, Sonnius und Du Puys sowie Chaudière und Nivelle besorgten feste Mitarbeiter in Filialen in mehreren französischen Städten und teils auch im Ausland den Vertrieb.873 Michel Sonnius kooperierte mit der Offizin Plantijn, deren Außenstelle in Paris er bereits 1577 erworben hatte, für den Vertrieb: Die beiden Großunternehmen hatten untereinander den Austausch ihres jeweiligen Angebots vereinbart.874 Durch diese Netzwerke erfolgte die Streuung der Druckpublikationen über den lokalen und auch regionalen Markt hinaus, wie auch die zahlreichen Nachdrucke durch Offizinen frankreichweit belegen.875 Innerhalb der Städte fand der Vertrieb über die Druckwerkstätten, Buchläden und mobile Verkäufer statt. In Paris erfolgte der Verkauf vorrangig auf der linken Flussseite im Universitätsviertel, wo die Druckwerkstätten, die Buchhändlerläden und Bücherstände zu einem Großteil zu finden waren, und rund um die Gerichtshöfe, v. a. das palais de justice sowie um das parlement.876 In der Nähe der Sorbonne in der Rue Saint-Jacques allein bestanden 1589 Betriebe von Nicolas Nivelle, Robert Le Fizelier, Didier Millot, Guillaume Bichon, Antoine Le Riche, Charles Michel, Hubert Velu, Jacques de Varangles, Michel Jouin und Jean Parant.877 Auf diese festen Verkaufsläden verwiesen Straßenname oder andere Marker im Stadtbild (u. a. Kirchengebäude, Stadttore) im Druckvermerk des Titelblatts, so 871 Vgl. Cassan: Guerre en discours, S. 262–263; Wie eine Notiz vom 11. März 1588 belegt, schuldete Bouvier Patrasson 75 Gold-Ecus für Verkauf und Lieferung von Büchern, eine Summe, die auf dem Markt an Allerheiligen 1589 fällig sein sollte (vgl. Baudrier: Bibliographie, Bd. 2, S. 190). 872 Zu dem Kontakt: Nach einer Notiz vom 21. Mai 1588 schuldeten Monteil und Baro gemeinsam Pillehotte 110 Ecus für Verkauf und Lieferung von Büchern (vgl. Baudrier: Bibliographie, Bd. 2, S. 237). 873 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 22–23; zu den Faktoren vgl. Parent: Métiers du livre, S. 145. 874 Vgl. Renouard: Imprimeurs et libraires, S. 313; Zwischen 1589 und 1593 musste die Offizin Plantijn ihren Vertrieb in Frankreich wegen der Beeinträchtigungen durch die Religionskriege umstrukturieren (vgl. Pallier: Diffusion de l’imprimé, S. 387–388). 875 Zur Benennung von Vorlagen vgl. REGELEMENT (Fls-FRK105): „A TROYES, || Par Nicolas Girardon: en la || Ruë nostre Dame. || Iouxte la Copie Imprimée || à Paris. || M. D. L XXXIX. || AVEC PRIVILEGE.“; ADVIS (Fls-FRK15): „A PARIS, || Au mont S. Hilaire à l’enseigne du Pelican, || Suiuant la copie imprimée à Dijon. || 1589. || AVEC PRIVILEGE.“; zur Praxis, Vorlagen offen zu benennen, auch Kap. 3.4.2. 876 Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 183, S. 245. 877 Vgl. die Druckeradresse von ADVERTIS-||SEMENT (Fls-FRK147): Nivelle; LE || MARTYRE (Fls-FRK123): Le Fizelier; DISCOVRS (Fls-FRK20): Millot; CHARITABLE || ADMONITION (Fls-FRK21): Bichon; GRACES (Fls-FRK45): Le Riche; HISTOIRE (Fls-FRK64): Michel; LA DEFFAITTE (Fls-FRK71): Velu; LE || FAVX-VISAGE (Fls-FRK85): Varangles; DEPLORATION (Fls-FRK110): Jouin; RESPONCE (Fls-FRK136): Parant.

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dass der rechtlich verpflichtende Erscheinungsvermerk zugleich eine werbende Funktion erfüllte.878 In einigen Fällen mag der Name des Druckers oder Verlegers wie Nivelle oder Chaudière auch als inhaltlicher und stilistischer Qualitätsausweis fungiert haben.879 Vereinzelt warben die Druckpublikationen auch gezielt für weitere ähnliche Veröffentlichungen der Offizinen oder eine Folgepublikation: „FIN DV PREMIER LIVRE: || attendant le deuxiesme.“880 Daneben suchten autorisierte Kolporteure ebenso wie Gelegenheitsverkäufer mit ihren Bauchläden allgemein zugängliche Orte um den Justizpalast, an Kirchen, Tavernen, Marktplätzen und Straßenecken zum Verkauf der Flugschriften und Flugblätter auf.881 An öffentlichen Orten wie bei der Pont Neuf wurden die Schriften vorgelesen, teils kostenfrei, teils gegen Bezahlung882 und durch die Verkäufer mit den Anwesenden ebenso diskutiert wie untereinander im Bekanntenkreis.883 Teilweise wurden auch Haustürbesuche durchgeführt, da so eine leichte Zugänglichkeit, flächendeckende Verteilung und ein stärkerer Kaufdruck gegeben waren.884 Diese mobilen Verkäufer führten auch häufiger als Buchhändler und Drucker mit festem Laden verbotene Flugschriften und Flugblätter,885 was mindestens mit dem Risiko finanzieller Verluste durch Einziehung der Druckpublikationen, eventuell auch der Druckplatten für die am Vertrieb Beteiligten verbunden war.886 In den Provinzen wie bspw. Laon erledigten 1589 lokale Buchführer neben den mobilen, nicht ortsansässigen Kolporteuren den Verkauf der hier v. a. anti-royalen, ligistisch geprägten Druckpublikationen, während sich die städtischen Autoritäten um eine Eindämmung des Druckvertriebs bemühten.887 Neben den politisch forcierten und professionellen Vertrieb der Flugschriften und Flugblätter traten weitere Wege der Distribution, die teilweise wiederum politisch motiviert waren: Im März 1589 streute LʼEstoile handschriftlich gefertigte Abschriften des aus der Bastille herausgeschmuggelten königsfreundlichen Sonetts 878 Vgl. ADMIRABLE || ET PRODIGIEVSE || MORT (Fls-FRK5), Titelblatt: „A PARIS, || Chez Pierre Des-hayes, Imprimeur, || en la rue du Bon-puits, pres la || porte sainct Victor.“; LES || SORCELERIES (Fls-FRK95), Titelblatt: „Chez Didier Millot, pres la porte S. Iaques.“; COPPIE (Fls-FRK35): „A ORLEANS, || Par André Habert, demeurant deuant l’Eglise || de S. Croix.“; REMONSTRAN||CE (Fls-FRK133), Titelblatt: „A PARIS, || Pour Anthoine du Brüeil, de-||meurant en la rüe neufue no-||stre Dame, à l’enseigne du || faulcheur.“ 879 Zum Profil dieser Akteure vgl. Kap. 3.3.2 (dort Ausrichtung auf die Religionskriege). 880 DIALOGVE (Fls-FRK26), S. 142[= 140]; auch DEVX DEVIS (Fls-FRK84), fol. A1v: „Quant il [der Drucker (Anm. d. Verf.)] pourra il vous fera veoir vn troisies-||me Deuis sur la mort de Henry troisiesme, qui est || tout prest à mettre sous la Presse.“ Die angekündigte Fortsetzung erschien als „TROISIESME || DEVIS“ (Fls-FRK83). 881 Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 184; Wolfe: Henry IV and the press, S. 180. 882 Vgl. Jouhaud: Lisibilité, S. 312. 883 Vgl. Wolfe: Henry IV and the press, S. 185–186; Kap. 3.7.3. 884 Vgl. Reure: Presse politique, S. 28; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 76; LʼEstoile berichtete, dass der gegen die Seize gerichtete Einblattdruck „Protestation des Catholiques de Paris“ 1589 in großer Stückzahl nicht nur auf der Straße, sondern auch an den Haustüren verkauft wurde (vgl. LʼEstoile: Figures, fol. 13v). 885 Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 246. 886 Vgl. Kap. 3.1.4 (dort Zensur und Kontrolle). 887 Vgl. Greengrass: Rumeur et bien public, S. 9.

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des inhaftierten Leutnant Rapin „plus hardiment que prudemment“ unter ihm als königsnah bekannten Leuten.888 Flugschriften und Flugblätter wurden auch innerhalb von Familien- und Freundeskreis gemeinschaftlich gelesen und weitergereicht oder nach der Lektüre – insofern die Druckpublikationen nicht weggeworfen oder verbrannt wurden – weiterverkauft.889 Empfahl Theodor von Beza seinem Korrespondenzpartner Johann Jakob Grynaeus in Basel, sich selbst eine deutsche Übersetzung von Navarras „LETTRE“ (Fls-FRK59) zu beschaffen,890 tauschte der Pariser Jurist Pierre de LʼEstoile direkt mit Freunden und Bekannten, v. a. anderen Juristen, Flugschriften und Flugblätter, die er häufig in ausführlichen handgeschriebenen Notizen kommentierte, bevor er sie weiterreichte.891 Durch solche Tauschzirkel sowie auch durch Reisende, die eine Flugschrift oder auch ein Flugblatt in Paris erwarben und andernorts wieder verkauften, kam jenseits der offiziellen Wege und gesteuerten Informationsweitergabe Gedrucktes in Umlauf. Drucker und Buchhändler kauften daneben ihnen von Personen außerhalb des Druckgewerbes angebotene Schriften an, die sie mit Preissteigerung weitervertrieben: So erwarb LʼEstoile eine Flugschrift („Dialogue du Maheustre et du Manant“) von einem Buchhändler aus der Rue Saint-Jacques für einen Ecu, welche dieser, nachdem er ein Exzerpt erstellt hatte, an die von der Witwe Roffet geleitete Offizin für drei Ecus weiterverkaufte. Am Folgetag veräußerte die Witwe die Flugschrift für sechs Ecus, während der Käufer sie drei Tage später dann in Saint-Denis einem gewissen Dubacq für zehn Ecus anbot, der die Flugschrift als Spiegel der öffentlichen Meinung an den König (bereits Heinrich IV.) weiterleitete.892 Die Preisspanne – die gewöhnlich zwischen einem und 20 sols für eine Flugschrift lag893 – und die Gewinnmargen variierten offenbar selbst innerhalb kürzester Zeit stark, auch abhängig vom Verkaufskontext. Aufgrund von Weiterverkauf und Tauschpraxis, der Fertigung handschriftlicher Abschriften894 sowie Gesprächen, umlaufenden Gerüchten und Predigten auf den Pariser Straßen, wie sie Nicolas Brûlart u. a. für die Nachricht von der Ermordung 888 Vgl. L’Estoile: Journal Henri III, S. 158. 889 Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 182; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 128; Barnavi: Parti de Dieu, S. 82, S. 176; zur Praxis des Weiterverkaufens oder auch des Gemeinschaftserwerbs bei kostspieligeren Publikationen vgl. Houston: Literacy, S. 186. 890 Vgl. Beza: Correspondance, S. 101. 891 Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 186: „the bourgeois legal circles in which lʼEstoile moved formed an eager and receptive audience for the pamphleteer; it was a large, curious, and highly literate public which frequented the palais.“ 892 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 128 (basierend auf: LʼEstoile: Mémoires­journaux, 13. Dezember 1593). 893 Die Angaben gehen auf einen Katalog von Flugschriften der königlichen Seite aus der Zeit der Liga in den Dokumenten von De Mesme zurück (vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 127). Ein Pariser Bücherkatalog aus der Zeit der Liga mit einer Liste königlicher Flugschriften bestätigt diese Preisspanne (vgl. hierzu Latimer: Pamphleteering in France, S. 247). 894 LʼEstoile fertigte u. a. eine Abschrift von „LES || CHOSES“ (Fls­FRK88) (vgl. LʼEstoile: Fi­ gures, fol. 9r–9v) und schrieb einen Abschnitt aus „LE || MARTYRE“ (Fls-FRK123) ab, wobei er die Ausgabe durch den Druckvermerk und die Angabe der zitierten Seite (S. 53) näher bestimmte (vgl. LʼEstoile: Figures, fol. 8v).

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der Guise belegt,895 lässt sich der tatsächliche Verbreitungsgrad von konkreten Publikationen anhand von Auflagenzahlen, d. h. der Anzahl der in einem Druckvorgang hergestellten Exemplare, kaum fassen: Während für offizielle Druckpublikationen wie Ordonnanzen, Edikte oder lettres patentes 200 bis 500 Exemplare für eine Auflage realistisch erscheinen, dürften für andere Flugschriften 500 bis 1.000 Exemplare, teils auch Auflagen bis zu 2.500 Exemplare anzusetzen sein. Der Zeitgenosse Pierre Victor Palma Cayet bemerkte jedenfalls über eine 1591 in Angers gedruckte Liga­Flugschrift, dass deren Auflage mit 200 Exemplaren ungewöhnlich klein sei.896 3.7.2 Wiederaufnahme Innerhalb der Religionskriegsnachrichten erfolgten unterschiedlichste Formen der Wiederaufnahme von Flugschriften und Flugblättern als Ganzes oder in Teilen, teilweise auch dadurch bedingt, dass ein Großteil der Publikationen auf ein gemeinsames Repertoire an Themen und Bildern wie Bibelanspielungen (z. B. Judith)897 und antike Zitate (wie bspw. von Aristoteles und Cicero zur Tyrannei in einem guten Dutzend von Schriften)898 sowie auf gängigen Metaphern (Körper- und Arztmetaphern) zurückgriff.899 Wurde eine Schrift gut verkauft, gab es Nachdrucke, Erweiterungen oder auch Übersetzungen:900 „DECLARATION“ (Fls-FRK46) erlebte insgesamt 13 Ausgaben,901 „LES CRVAV-||TEZ“ (Fls-FRK38) 15 Editionen902 sowie „LA VIE“ (Fls-

895 Vgl. Brûlart: Journal dʼun Ligueur, S. 111. 896 Vgl. Reure: Presse politique, S. 27; Latimer: Pamphleteering in France, S. 234; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 127; Bei den Berechnungen sind häufig die Maximalhöhen bis zur Abnutzung des Holzstocks berechnet worden. Nach neueren Erkenntnissen wurden aufgrund der Kosten für Material und Lagerung oft deutlich kleinere Auflagen gefertigt und im Bedarfsfall nachgedruckt (vgl. Wolfe: Henry IV and the press, S. 185). 897 Vgl. LE THEATRE (Fls-FRK127), fol. 40v; CHARITABLE || ADMONITION (Fls-FRK21), fol. 6v–7r; L’HISTOIRE (Fbl-FRK40). 898 Vgl. Bell: Unmasking a king, S. 376. 899 Zur Metapher vom guten Arzt, der den Patienten liebt, vgl. übereinstimmend: DECLARA||TION (Fls-FRK112), S. 20; LETTRE (Fls-FRK113), S. 6. 900 Selbst wenn die Druckpublikation sehr eng an der Vorlage orientiert war, lassen die Nachdrucke den Bearbeitungsprozess der Vorlage durch das abweichende Schriftbild, andere Bildmaterialien, Varianten in der Rechtschreibung und Zeichensetzung bis hin zu Fehlern in der Übernahme des Textes nachvollziehen: Z. B. wich auf der zweiten Textseite „DECLARATION“ ((Fls-FRK48) fol. A2r) von „DECLARATION“ ((Fls-FRK46), S. 2) ab: „ce los“ war nicht übernommen. 901 Vgl. USTC [31. Januar 2015]: acht Ausgaben ohne Ort, zwei in Blois (eine von Jamet Mettayer) und je eine in Metz (o. A.), Middelburg (Richard Schilders) und Tours (Zacharie Griveau). 902 Vgl. USTC [31. Januar 2015]: zehn Ausgaben ohne Ort, zwei aus Paris und drei aus Douai, davon zwei bei der Witwe Jacques Boscard.

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FRK19) zehn903 und „DISCOVRS“ (Fls-FRK20) acht Ausgaben.904 „ADVIS“ (FlsFRK151) kursierte nicht nur in sechs französischen, sondern auch in drei lateinischen Editionen. Während in diesem Fall die Verbreitung der Schrift weitgehend von einer Offizin (Chaudière in Paris) ausging,905 beteiligten sich im Regelfall weitere Druckwerkstätten an bereits erfolgreich zirkulierenden Publikationen durch Nachdrucke, die teilweise autorisiert waren, da die politischen Autoritäten oder kooperierenden Druckwerkstätten Vorlagen an Druckbetriebe in den Provinzen weitergaben.906 Daher bedeuteten mehrfache Ausgaben einer bestimmten Druckpublikation nicht unbedingt die Zustimmung eines breiten Publikums. Häufig resultierten die Überschneidungen aus nicht gekennzeichneten Übernahmen von bereits publizierten, zirkulierenden Flugblättern und Flugschriften: So übernahm das Flugblatt „L’HISTOIRE“ (Fbl-FRK40) den Text- und Bildteil von „L’histoire“ (Fbl-FRK39),907 während der Einblattdruck „LE VRAY POVRTRAICT“ (Fbl-FRK37) und das Flugblatt „CRVAVTE“ (Fbl-FRK11) die gleiche Bilderfindung zeigten wie auch der Einblattdruck „LE VRAY POVRTRAICT“ (Fbl-FRK36) und das Flugblatt „POVRTRAIT“ (Fbl-FRK45). In „LE || MARTYRE“ (Fls-FRK123) war in der beigebundenen Bildtafel mittig die Komposition des Königsmordes und links oben die Szene, in der Clément von Wachen überwältigt wird, gezeigt, die beide auch in „Moyse“ (Fbl­FRK41) zu finden waren. Das Bildfeld links unten mit der Vierteilung Cléments fand sich im Hintergrund eines anderen Blattes, der „Figure“ (Fbl-FRK15), wieder.908 Dieselben Holzschnitte der Ermordung der Guise wurden mehrfach wiederverwendet909 ebenso wie die Bilderfindung einer bestimmten Porträtansicht Jacques Cléments, die in „F. IAQVES CLEMENT“ (Fbl-FRK13), „F. IAQVES CLEMENT“ (Fbl-FRK14) und „HISTOIRE“ (Fbl-FRK46) aufgenommen war, während die Ausführung sowie die beigegebenen Texte in Umfang, Stil und Formulierungen deutlich variierten. In „HISTOIRE“ (Fbl-FRK46) begleitete ein Textteil des Advo-

903 Vgl. USTC [31. Januar 2015]: fünf in Paris (vier von Didier Millot), drei ohne Ortsangabe und je eine in Lyon (o. A.) und Toulouse (Jacques Colomiès). 904 Vgl. USTC [31. Januar 2015]: je zwei Ausgaben in Lyon (Jean Pillehotte) und Paris (eine von Didier Millot; eine für Hubert Velu), zwei ohne Ortsangabe, je eine in Toulouse (Jacques Colomiès) und Troyes (Jean Moreau). 905 Vgl. USTC [31. Januar 2015]: ADVIS (Fls-FRK151): zwei Ausgaben in Paris (Guillaume Chaudière), vier Ausgaben ohne Ortsangabe; RESPONSVM (Fls-FRK152): zwei Ausgaben in Paris (Guillaume Chaudière), eine Ausgabe ohne Ortsangabe. 906 Vgl. Pallier: Diffusion de l’imprimé, S. 397; z. B. REGELEMENT (Fls-FRK105): „A TROYES, || Par Nicolas Girardon: en la || Ruë nostre Dame. || Iouxte la Copie Imprimée || à Paris. || M. D. L XXXIX. || AVEC PRIVILEGE.“; DISCOVRS (Fls-FRK28): „A ROVEN, || Iouxte la forme & exemplaire Imprimé || à Paris, par Nicolas Niuelle, || & Rolin Thierry. || M. D. LXXXIX.“; LA || RESISTANCE (Fls­FRK36): „A ROVEN, || Iouxte la forme & exēplaire Im­||primé à Paris, par Denis Binet. || Auec Permission.“; LA GRANDE || DIABLERIE (Fls-FRK72): „Suyuant la copie imprimee à Paris. || M. D. LXXXIX.“ 907 Vgl. zu Übernahme und Weiterverarbeitung der Text- und Bildteile Kap. 3.4.3; Abb. beider Blätter in Anhang II. 908 Vgl. Le Roux: Le roi, la cour, S. 257–258. 909 Vgl. Bell: Unmasking a king, S. 376.

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katen und Dichters André Rossant910 das Porträt in einer insgesamt wenig stimmigen Komposition, welche auf die Entstehung in Kompilationstechnik verwies. Mit geringem Aufwand, d. h. einer nur leicht veränderten Zusammenstellung oder einem abweichenden Titelblatt, wurden bereits erfolgreich kursierende, gut verkäufliche Publikationen erneut gedruckt911 wie der erste Teil von „DISCOVRS“ (Fls-FRK34) als „HISTOIRE“ (Fls-FRK62).912 „ADVIS“ (Fls-FRK155) kam ebenfalls als „HARANGVE“ (Fls-FRK156) sowie als „LA || REMONS-||TRANCE“ (Fls-FRK157) heraus.913 Katharina von Kleves „REQVESTE“ (Fls-FRK68) an den Pariser Gerichtshof (Januar 1589) erschien nicht nur in sechs Ausgaben, sondern wurde auch in „ARRESTS“ (Fls-FRK116) sowie in „Trois arrests“ abgedruckt.914 Das Titelbild von „LA VIE“ (Fls-FRK81) kursierte auch als separater titelloser Einblattdruck (Fbl­FRK43) und eine Reihe weiterer Bilderfindungen wurden, häufig aus Gründen der Effizienz und Kostenminimierung, in höchst unterschiedlichen Druckpublikationen gezeigt.915 Auch ältere Publikationen wurden – nur durch Abänderung von Daten und Namen in den Texten aktualisiert – wiederaufgenommen, wie „REGRETS“ (Fls-FRK130) anlässlich der Ermordung des Herzogs von Guise (1588), nachdem die Flugschrift bereits zum Tod des Herzogs von Anjou (1584) und des Herzogs von Joyeuse (1587) erschienen war und erneut im Folgejahr beim Tod des Grafen von Sagonne (1589) gedruckt wurde.916 910 Falls man der Auflösung der Initialen A. D. R. L. als André Rossant – wie im USTC vorgeschlagen – folgt. 911 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 135. 912 Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 145, Anm. 80; „LA VIE“ (Fls-FRK19) wurde als „LA VIE ET || LA MORT DE || HENRY DE || VALOIS. || Maintenant tout au long, sans || rien requerir. […]“ neu gedruckt (vgl. Duprat: La caricature, S. 114). „LES || Considerations“ (FlsFRK89) und „HISTOIRE“ (Fls-FRK62) zeigten eine über mehrere Seiten reichende Übereinstimmung (vgl. Bell: Unmasking a king, S. 377). „RESPONCE“ (Fls-FRK137) war textgleich mit der Flugschrift „La Nullité“ (Fls-FRK73). 913 Vgl. den Hinweis im Kat. BNF. Alle Ausgaben erschienen bei Pierre Mercier in Paris. 914 „Trois arrests de la Cour de Parlement“ ist nachgewiesen bei Pallier: Recherches sur l’imprimerie, Dok. 388; Es kursierte noch eine weitere Fassung der „REQVESTE“ (Fls FRK67), welche der in Troyes von Moreau gefertigten Ausgabe folgte (vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 147, Anm. 96). 915 Vgl. z. B. die Übereinstimmungen der beiden im Bildvordergrund angeordneten Gruppen in „La mort“ (Fbl-FRK23) mit „Moyse“ (Fbl-FRK41), während in „Moyse“ (Fbl FRK41) die Szenen fehlen, welche in „La mort“ (Fbl-FRK23) im Hintergrund gezeigt sind. Das ungewöhnliche Bildprogramm eines gekrönten, doppelgesichtigen Skeletts, welches mit Pfeilen auf den Herzog und Kardinal von Guise zielte, die den Knochenmann flankierten, wurde nicht nur auf dem Blatt „Tumbeau“ (Fbl-FRK48), sondern auch auf dem Flugblatt „Complainte de la France sur le meurtre commis aux personnes de Monseigneur le duc de Guyse, et monsieur le Cardinal de Guyse son frère, aux estats, à Blois, le 26 Décembre (sic)“ gezeigt (vgl. Tissier de Mallerais: Complainte de la France, S. 71). 916 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 136; Ein weiteres Bsp.: In dem 1588 erschienenen ligistischen Diskurs von dem bretonischen Niederadligen Quillian, der dem Herzog von Guise gewidmet war, wurden – in Anschluss an Heldendichtung – die militärischen Erfolge des Herzogs über die Protestanten gefeiert. Dieser Diskurs wurde 1589 nach der Ermordung des Herzogs gleich zweimal erneut gedruckt, als „PANEGYRIC“ (Fls-FRK126) sowie „LES || GRANDEVRS“ (Fls-FRK125) (vgl. Banks: Confessional identity, S. 65).

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Eine andere Form der Wiederaufnahme zeigte sich in Bezugnahmen und Anspielungen auf bereits erschienene Publikationen, worauf häufiger schon im Titel als „Reponse“ oder auch als Zurückweisung der Gegenseite wie in der „REFVTATION“ (Fls-FRK129), welche als Reaktion auf „LES || IMPOSTVRES“ (FlsFRK90) erschien, Bezug genommen wurde.917 Auf die Flugschrift „HISTOIRE || TRAGIQVE“ von 1588, eine verschleierte Diffamierung Épernons,918 reagierte der Herzog, indem er die heute verlorene Schrift „Antigaverston“ beauftragte. Dies veranlasste wiederum Jean Boucher zu dem nun offenen Angriff auf Épernon in „REPLIQVE || à lʼantigauerston“, woraufhin der Herzog von Épernon die kurze Flugschrift „Lettre missiue en for-||me de response“ als Gegendarstellung verbreiten ließ.919 Auch innerhalb des Textverlaufs erfolgten eindeutige Bezugnahmen auf vorangegangene Flugschriften,920 teilweise ohne die Grundzüge der Argumentation zu wiederholen, was eine recht umfassende Informiertheit der Rezipienten und weite Verbreitung der entsprechenden Publikation voraussetzte.921 Als eine ungekennzeichnete Referenz nahm „ACTION“ (Fls-FRK2), welche den militärischen Erfolgen Mayennes gewidmet war, das Titelbild von „LA VIE“ (Fls-FRK81) auf, das anlässlich der Ermordung der Guise in Blois die betenden Brüder Heinrich und Ludwig unter dem Kreuz präsentierte, womit die Kontinuität zwischen Mayenne 917 Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 187. 918 „HISTOIRE || TRAGIQVE“ zog eine Parallele zwischen dem Herzog von Épernon und seiner Beziehung zu Heinrich III. und dem aus Frankreich stammenden Favoriten Eduards II., Piers Gaveston, und dessen Beziehung zum englischen König. U. a. wurde Gaveston der exklusive Zugang zum König und seine angebliche homosexuelle Beziehung mit Eduard II. vorgeworfen. Nachdem Gaveston mehrfach ins Exil gesandt, aber zurückgekehrt war und schließlich vom Erzbischof von Canterbury exkommuniziert wurde, setzten ihn einige englische Adlige gefangen und bestimmten, dass er getötet und dann enthauptet werden sollte. 919 Vgl. Le Roux: Faveur du roi, S. 660–661. 920 Vgl. DE || Lʼexcommunication (Fls­FRK25), u. a. S. 83: Anspielungen auf ein Werk von Pierre de Belloy von 1588, nämlich [Belloy]: De lʼauthorité; Auch in „HISTOIRE“ (Fls­FRK64) wurden mehrere Schriften de Belloys (gegen die Exkommunikation Navarras; Verteidigung Elisabeths I.) angeführt (S. 16). Die 1588 erschienene französische Schrift „HISTOIRE || TRAGIQVE“ (nach Thomas Walsingham) wurde explizit als Quelle für die Episode um König Eduard und seinen Favoriten in „LES MEVRS“ (Fls-FRK142) benannt (S. 115). Auf „lʼaccomplissement & ca­||tastrophe du conte tragique de Ga­||uerston“ verwies auch „DIALOGVE“ (Fls-FRK26) im Textverlauf (S. 119[= 117]). Recht allgemein wandte sich „CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA-||TIONS“ (Fls-FRK24) gegen fünf oder sechs Publikationen aus königlicher Sicht, welche angeblich eine lügenhafte Version der Ereignisse in Blois darstellten (S. 4–5). Die Flugschrift „DEPLORA-||TION“ (Fls-FRK12) zitierte u. a. einen Paragraph aus der Publikation „APOLOGIE“ ((Fls-FRK79), S. 134[= 124], dort als: Oraison pour defendre la iuste reuolte || des François contre le Roy Henry III.). „L’ANTIMAR-||TYR“ (FlsFRK119) benannte exakt mit Angabe des Titels, des Druckers und selbst dessen Adresse die Flugschrift, auf die reagiert wurde (nämlich LE || MARTYRE (Fls-FRK123)), des Weiteren deren Hauptthesen – Heinrich III. sei ein Tyrann, daher die Tötung durch Clément berechtigt und dieser ein Märtyrer –, gefolgt von einer unmittelbaren scharfen Verurteilung (S. 5). Zur Bezugnahme auf „CHARMES“ (Fls-FRK22) und „LES || SORCELERIES“ (Fls-FRK95) in „De justa populi Gallici ab Henrico IIIo defectione“ vgl. Zwierlein: Political thought, S. 42–43. 921 Vgl. Cassan: Guerre en discours, S. 260.

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und den als Märtyrern präsentierten Brüdern im Hinblick auf die besondere Nähe zu Gott, aber auch die herausgehobene Stellung innerhalb der Liga betont wurde.922 Als Anspielungen, die durch Wiederholung auf unmittelbare Wiedererkennbarkeit zielten, erfüllten Porträts und Wappen einen eigenen Zweck. Die Wiederaufnahmen, Übernahmen und Bearbeitungen setzten sich transmedial bspw. durch Bezugnahmen von Predigten auf Flugschriften oder Flugblättern auf Gemälde fort.923 So hielt Jean Boucher am 14. Februar 1589 eine Predigt, in der er mit genau den Worten, wie sie am Ende der Flugschrift „LE MARTIRE“ (Fls­FRK121) von Charles Pinselet zu finden waren, das Bild Heinrichs III. beschwor, d. h. mit dem Kopf eines Türken, dem Körper eines Deutschen, den Klauen einer Harpyie, dem Hosenband eines Engländers, den Füßen eines Polen und der Seele eines Teufels.924 Die Flugschriften und Flugblätter bedienten sich immer wieder aus dem gleichen Angebot an Informationen, Argumentationsweisen und Darstellungsmöglichkeiten als Bausteine, welche variiert, interpretiert und neu zusammengestellt wurden. 3.7.3 Rezeption und Rezipienten Faktoren und Voraussetzungen 1589 wurden die Franzosen von Flugschriften und Flugblättern und weiteren medialen Angeboten geradezu überschwemmt: „des lecteurs frappés par le flot des nouvelles, gavés d’images, assourdis de proclamations“.925 Der Umfang und die Qualität sowie die Breite des Spektrums an Flugschriften und Flugblättern, welche einem Rezipienten zur Verfügung standen, war dabei einerseits von Interessenlage, Lesefähigkeit und den finanziellen Mitteln bestimmt,926 andererseits von der Anbindung an Nachrichtenzentren, Zugänglichkeit von Informationen und der Zensur abhängig.927 Rund 30 Prozent der in den französischen Städten lebenden Erwachsenen – v. a. die männliche Bevölkerung – konnte lesen, was neben dem Adel und dem Großteil 922 Vgl. hierzu Cameron: Illustration, S. 91–92; Eine andere Ausgabe von „Action“ (Fls-FRK1) konzentrierte sich auf Mayennes Frömmigkeit und Gottvertrauen, sprach indirekt auch die Verantwortlichkeit Gottes für militärische Erfolge und Niederlagen an, ohne jedoch die komplexe Autoritätszuschreibung von „ACTION“ (Fls-FRK2) aufzunehmen. 923 Der Bildteil von „Le martire“ (Fbl-FRK27) entspricht – nach Pierre-Gilles Girault – dem Ölgemälde „Assassinat du cardinal de Guise“ (um 1589) aus dem Museum des Château de Blois (vgl. Girault: Assassinat du cardinal de Guise, S. 114). 924 Vgl. LE MARTIRE (Fls-FRK122), fol. G3r; zur Predigt von Boucher vgl. L’Estoile: Journal Henri III, S. 140–141; Boucher: Culture des notables, S. 346; Le Roux: Régicide, S. 177; Bell: Unmasking a king, S. 375; In einer Predigt vom März 1589 spielte der Kanoniker Jean Boilleau, laut dem Bericht von Antoine Richart, auf „Théâtre des Cruautés“ an (vgl. Greengrass: Rumeur et bien public, S. 10). 925 Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 130. 926 Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 159. 927 Vgl. Kap. 3.1.

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der Höfe, dem höheren Klerus sowie Amtsträgern bzw. Magistraten auch die heterogene Gruppe der Gebildeten (u. a. Universitätsmitglieder, Juristen, Ärzte) einschloss und auch einige Handwerker und Kaufleute, besonders die Meister und reichen Kaufmannsfamilien.928 Unter den niedrigeren sozialen Ständen und Berufsständen wie einfachen Handwerkern und Bediensteten wie auch der bäuerlichen Bevölkerung und ebenso einem Großteil der Frauen, welche nur eine kurze schulische Bildung erfuhren, war häufig nur eine eingeschränkte Lesefähigkeit vorhanden, welche kaum ausreichte, um einen längeren zusammenhängenden Text lesen und verstehen zu können.929 Diesen Befund der Abhängigkeit der Lesefähigkeit von sozialer Stellung, Beruf, Geschlecht und Verortung in Stadt oder Land bestätigt und konkretisiert ein Bericht aus Rennes vom 24. April 1589, der bei einer vom Statthalter Guy Meneust initiierten Augenzeugenbefragung zum Angriff der Liga auf die Stadt neben den Personenangaben (Titel, Beruf, Wohnort) festhielt, wer unterzeichnen, wer lesen und wer schreiben konnte.930 Konkrete Leser schlossen das Königshaus und hochrangige politische Akteure, von Katharina von Médici über den Herzog von Guise bis zu Heinrich von Navarra und dem Herzog von Mayenne ein, die sich über das vorherrschende Bild der jüngsten Ereignisse und die öffentliche Bewertung ihrer eigenen Person aus zeitgenössischen Druckpublikationen informierten.931 Magistrate, Adlige und Gelehrte wie bspw. der Chirurg François Rasse des Noeux als Leser ligistischer Druckpublikationen932 oder der Jurist Pierre de L’Estoile, der eine Sammlung aus insgesamt 870 Dokumenten, darunter Flugschriften, Druckgraphiken, Flugblätter und Abzeichnungen anderweitiger Publikationen (z. B. Graffiti) in dem Album „Les belles fi­ gures et drolleries de la Ligue“ zusammentrug,933 zählten ebenfalls zu Käufern und 928 Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 140; Chartier: Stratégies éditoriales, S. 96; zu den Lesergruppen vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 164–169; War der Besitz von umfänglichen und breit aufgestellten Sammlungen von Druckpublikationen in der Hand von Gelehrten, Adeligen und Klerus konzentriert, besaßen Kaufleute und Handwerker v. a. auf ihren Beruf bezogene oder religiöse Schriften, im Verlauf des 16. Jahrhunderts zunehmend auch Gelegenheitsschrifttum (vgl. Chartier: Stratégies éditoriales, S. 92–93; Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 43; Houston: Literacy, S. 187–188). 929 Vgl. Houston: Literacy, S. 130, S. 134–135; Walsby: Printed book, S. 166. 930 Vgl. Walsby: Printed book, S. 165–166; Von den 164 Personen gaben 101 an, literat zu sein. Sämtliche Adligen und der Oberschicht Zugehörige (42) sowie Meister (32) und Kleriker und Amtsträger, mit Ausnahme von zwei Männern in niederen Positionen, konnten lesen und unterzeichnen. Unter den Kaufleuten waren sechs Analphabeten (nämlich: Gasthausbetreiber und Weinhändler) und unter den 22 Handwerkern gaben nur vier an, lesefähig zu sein. Die befragten Diener und die bäuerliche Bevölkerung waren sämtlich illiterat. Nur fünf Frauen waren unter den Zeugen, von denen zwei lesen konnten (vgl. Walsby: Printed book, S. 166). 931 Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 187–188 (Belege hierfür finden sich u. a. bei Brantôme, Palma Cayet, LʼEstoile); Claude Marchant, Schatzmeister der Nevers, sandte in den späten 1580er Jahren Druckpublikationen aus Paris an die Herzogin von Nevers, welche sie nach der Lektüre an ihren Mann weitergab. Nevers betrachtete das Tagesschrifttum als Indikator für aktuelle Stimmungen in einer breiten Bevölkerung (vgl. Le Roux: Le roi, la cour, S. 234). 932 Vgl. Veyrin-Forrer: Collectionneur, S. 413. 933 Vgl. LʼEstoile: Figures; zu L’Estoiles eigener Einschätzung seiner Materialsammlung vgl. L’Estoile: À Paris, S. 268; L’Estoile: Journal Henri III, S. 174–176; hierzu auch El Kenz: La propagande, S. 2.

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Lesern der Flugschriften und Flugblätter. Über den bei weitem größten Teil der Rezipienten liegen allerdings keine Informationen vor.934 LʼEstoile versah handschriftlich einige ligistische Einblattdrucke zur Ermordung des Königs mit gereimten Gegendarstellungen und kommentierte kritisch die Praxis der Druckgenehmigungen der Doktoren der Theologischen Fakultät,935 so dass seine Kommentare und Randnotizen einen seltenen Einblick in den Umgang von Rezipienten mit den kursierenden Druckpublikationen und die Lesepraxis geben.936 Seine scharfen Verurteilungen sämtlicher ligistischer medialer Äußerungen, der ligistischen Akteure und ihrer Handlungen erfolgten vor dem Hintergrund eines bereits existierenden (Vor-)Urteils, das die Leitlinie für die Bewertung der aktuellen Ereignisse darstellte, was zirkulär das bestehende Urteil wiederum bestätigte:937 So schilderte LʼEstoile aus der Überzeugung der Unrechtmäßigkeit der Guise­Brüder ihre Tötung als gottgewollte und daher gerechte Strafe,938 die ausladenden Trauerfeierlichkeiten für die Guise, eher eines Königs würdig, wurden im Kontext des Usurpa-

934 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 186; Wolfe: Henry IV and the press, S. 185; Denis Pallier untersuchte 25 Inventare zwischen 1589 und 1593, von denen nur in einem (Guillaume Martin) zwei Flugschriften der Religionskriege erwähnt waren, die jedoch beide nicht von 1589 stammten (vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 187). Bedauerlicherweise führt auch die Liste von publizierten Inventaren bzw. Bibliotheksbeständen zum 16. Jahrhundert von Labarre nicht weiter (vgl. Labarre: Le livre dans la vie amiénoise, S. 421–445). Die zahlreichen zeitgenössischen Chronisten und Tagebuchschreiber beschäftigen sich selten intensiv mit medialen Aspekten mit Ausnahme von L’Estoile. Brûlart äußerte sich nur punktuell zu Flugschriften und Flugblättern, Patte nur zur Informationspraktik außerhalb des Tagesschrifttums, während La Fosse gar keine Stellung zu Druckmarkt und Informationspraxis bezog und der anonyme Verfasser der „Chronique de la guerre“ sich hierzu nur an wenigen Stellen äußerte (vgl. Brûlart: Journal dʼun Ligueur, bes. S. 109–147; Patte: Journal, passim; La Fosse: Mémoires; Chronique de la guerre, bes. S. 416, S. 423–424; weitere gesichtete Zeitzeugnisse von Fayet: Journal; [Rozée]: Histoire, hier S. 165–169; Burel: Mémoire, bes. S. 112–155). Polizeiprotokolle und Gerichtsakten, die über Besitzer verbotener Druckpublikationen Auskunft geben könnten, sind bislang noch nicht systematisch untersucht (vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 184–185). 935 Vgl. die Kommentierungen zu „Moyse“ (Fbl-FRK41) und „La mort“ (Fbl­FRK23) in LʼEstoile: Figures, fol. 15r; abschätziger Kommentar zur Druckgenehmigung für „L’HERMITAGE“ (Fbl­FRK38) in LʼEstoile: Figures, fol. 19r. 936 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 187; Wolfe: Henry IV and the press, S. 185; Bedauerlicherweise liegen zu den Randnotizen zeitgenössischer Leser noch keine systematischen Untersuchungen vor. Exemplarisch zeigt die Untersuchung von Gabriel Harveys Lesenotizen auf Flugschriften zu den Französischen Religionskriegen den Wert dieser Quellen auf (vgl. Schäfer: Religionskriege als Medienereignisse). 937 Die Liga-Prediger waren für L’Estoile verblendete Aufwiegler, die katholischen Führer charakterlich-moralisch verdorben (Trinker, Vergewaltiger, Diebe) und die Anführer in Paris Spitzbuben (vgl. Le Roux: Guerres de Religion, S. 495, S. 498; auch Roelker: One king, one faith, S. 378). L’Estoile urteilte: „leur propre auctorité (laquelle ils s’attribuoient sous la faveur d’un sot peuple, beste à plusieurs testes, qu’ils s’avoient gaingné), ordonnoient et disposoient de tout comme il leur plaisoit“ (L’Estoile: Journal Henri III, S. 147). Die Vorwürfe gegen die Liga reichten in L’Estoiles Urteil von der Bestechlichkeit, Machtgier und persönlichen Bereicherung bis zum Missbrauch der Religion (u. a. S. 135, S. 148). 938 Vgl. L’Estoile: Journal Henri III, S. 86–90.

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tionsvorwurfs gegenüber dem Haus Guise eingeordnet.939 Gleichwohl nahm LʼEstoile auch königskritische Gegenstimmen wahr und in seine Darstellung auf.940 Die Bandbreite der Käufer variierte stark. Dies war schon durch die schwankenden regulären Preise zwischen einem und 20 sols bedingt.941 Bei einem Einkommen von zwölf sols pro Tag, also 18 livres tournois pro Monat, waren für einen ausgebildeten Handwerker (hier einen Schriftsetzer im Druckgewerbe) die Druckpublikationen erschwinglich, während ein einfacher Arbeiter, der zwischen drei bis sechs sols pro Tag verdiente, sich den Erwerb höchstens sporadisch leisten konnte.942 Arme und auch Illiterate konnten indirekt an den Druckpublikationen partizipieren, da – v. a. in den Städten – in Gruppen Flugschriften und Flugblätter teilweise kostenlos, teils auch gegen Bezahlung laut (vor)gelesen wurden.943 Von der Praktik des lauten Vorlesens, eher jedoch von Nachrichtenbriefen als Druckpublikationen, profitierten auch Angehörige von adligen Höfen, die mittelbar am Korrespondenznetzwerk hochrangiger Fürsten oder des Königs partizipierten.944 Hinsichtlich des gedruckten Tagesschrifttums lag die Möglichkeit besonders in Druck- und Wirtschaftszentren mit politischer Bedeutung wie Paris und Lyon945 zur indirekten Teilhabe an den Flugschriften und Flugblättern ebenso wie die Zahl der Lesefähigen und der Druckerbetriebe selbst höher. Dies hing von der Relevanz der Stadt als Wirtschaftsstandort und der infrastrukturellen Anbindung, der Dichte an Bildungsund Verwaltungseinrichtungen bzw. von Institutionen und Berufszweigen ab, die eine höhere Bildung erforderten und potentiell als Arbeitgeber der Druckoffizinen fungierten wie die Pariser Universität oder das parlement.946 Gerade in Paris sorgte allerdings 1589 das enge Überwachungskorsett durch die Seize mit ihren Komitees in den einzelnen Vierteln und Hausdurchsuchungen für eine Lenkung und Kontrolle der Käufer und Besitzer von Druckpublikationen bis hin zur Selbstzensur,947 was noch durch eine Atmosphäre ständiger Beobach939 Vgl. L’Estoile: Journal Henri III, S. 141; Dass einer der Seize Mayenne mit einer Königskrone habe malen lassen, erschien L’Estoile sofort eingängig, als er erste Gerüchte hörte, und dem Ritter von Aumale wurde gar die Planung einer Bartholomäusnacht für Royalisten unterstellt (vgl. L’Estoile: Journal Henri III, S. 149–150, S. 155). 940 Z. B. wurde dem Leichnam von Guise ins Gesicht getreten, was als übermäßige, unangemessene Gewalt durch den Vergleich mit dem Vorgehen gegenüber Admiral Coligny in der Bartholomäusnacht gebrandmarkt wurde (vgl. L’Estoile: Journal Henri III, S. 86–87). Der König zeigte sich zu versöhnlich, statt Gehorsam zu erzwingen (S. 136, S. 143–144). 941 Die Preisangaben basieren auf einen Katalog von königlichen Flugschriften aus der Zeit der Liga (vgl. hierzu Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 127). 942 Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 248. 943 Vgl. Jouhaud: Lisibilité, S. 312; Chartier: Stratégies éditoriales, S. 96; zum Lesegefälle auf dem Land vgl. Chartier: Stratégies éditoriales, S. 98. 944 Vgl. Gellard: Reine épistolaire, S. 241; Dass Heinrich III. einige Briefe laut las, bestätigte Bellièvre (vgl. Le Roux: Le roi, la cour, S. 219). 945 Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 169–170. 946 Vgl. Houston: Literacy, S. 137, S. 141; auch McLeod: Licensing loyalty, S. 18. 947 LʼEstoile vernichtete ab Januar 1589 einen Großteil seiner Hausbibliothek (vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 73). Obgleich LʼEstoile 1588 nach den Barrikaden Heinrich III. nicht nach Tours folgte und, auch als per königlichem Edikt vom März 1589 das parlement von Paris nach Tours verlegt wurde, in Paris blieb, wo er dem parlement der Liga diente, schlug ihm

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tung und latenter Aggression auf der Straße begleitet wurde.948 Wer das Attentat Cléments als Mord und Verrat bezeichnete, machte sich verdächtig, ein Politique oder Häretiker zu sein.949 Zuschnitt der Flugschriften und Flugblätter Politische Parteinahmen, oft mit religionspolitischem Impetus, waren eine Form, wie die Flugschriften und Flugblätter bestimmte Lesergruppen gezielt ansprachen,950 ständische Differenzierungen oder lokale Zugehörigkeiten (bes. Paris) traten daneben,951 auch wenn häufig formal ‚alle Franzosenʻ direkt in die Druckpublikationen einbezogen wurden: „Ie vous coniure donc tous […] Ie vous || appelle, comme François.“952 Ein abgestuftes System verschiedener Medien, Kommunikationswege und Differenzierungen nach Lesergruppen richtete sich – angesichts der Legitimationsprobleme des Königs wie auch der Liga – zu einem wesentlichen Anteil nach den an der Herrschaft Teilhabenden: Wurden die führenden Adligen und Magistrate unmittelbar nach Blois von Heinrich III. persönlich angeschrieben, initiierte der König für eine breitere Öffentlichkeit zeitverzögert ab Februar 1589 eine

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vonseiten der Seize Misstrauen entgegen: Im Juli und August 1589 wurde LʼEstoile inhaftiert und später (1591) auf die Liste der pendus, dagués, chassés seiner Pfarrgemeinde gesetzt (vgl. Wanegffelen: Plat-pays, S. 398). Eine Hausdurchsuchung fand bspw. auch bei dem Juristen und Magistraten Jean Bodin in Laon statt mit dem Verdacht, dass dieser häretische Werke in seiner Bibliothek habe (vgl. Greengrass: Rumeur et bien public, S. 9). Dass in Inventaren Pariser Bibliotheken neben Rechtsschriften und religiösen Traktaten nur selten Schmähschriften verzeichnet waren, dürfte neben ihrem Status als Verbrauchsgut auch einer semi-freiwilligen Selbstzensur der Inventarisierenden geschuldet sein (vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 42; Latimer: Pamphleteering in France, S. 181–182; z. B. das Inventar der Bibliothek Dupuys: Delatour: Bibliothèque). Vgl. Crouzet: Règne de Henri III, S. 214–215; Barnavi: Parti de Dieu, S. 187. Vgl. Broch: École des Politiques, S. 316; Zugespitzt formulierte LʼEstoile, dass selbst ein lächelndes Gesicht nach der Ermordung der Guise und ein melancholisches nach der Ermordung Heinrichs III. zur Stigmatisierung als Royalisten ausreichen konnte (vgl. L’Estoile: Journal Henri III, S. 184; Crouzet: Règne de Henri III, S. 215; Chevallier: Régicides, S. 85). Zu Verhaftungen auf den bloßen Verdacht hin zu den Königlichen zu gehören und zu willkürlichen Freilassungen vgl. L’Estoile: Journal Henri III, S. 155–156. Z. B. durch Leseransprachen: LETTRE (Fls-FRK113), S. 21 (Königliche), S. 21–22 (Ligisten); CONSEIL (Fls-FRK23), S. 60[= 61] (die nicht aus Überzeugung der Liga Anhängenden); LE || FAVX-VISAGE (Fls-FRK85), S. 17 (Katholiken), S. 9 (Christen); L’ANTIMAR-||TYR (FlsFRK119), S. 56 (wahre Franzosen), S. 59 (die ‚Schlechtberatenenʻ), S. 63 (Chefs der Liga). Vgl. Pasquier: Écrits politiques, S. 157–167 (Geistlichkeit), S. 168–173 (Adel), S. 173–175 (dritter Stand); LE || FAVX-VISAGE (Fls-FRK85), S. 13–14 (Klerus), S. 14–17 (Pariser); L’ANTIMAR-||TYR (Fls-FRK119), S. 61 (Paris, Klerus); DECLARA-||TION (Fls-FRK112), S. 10 (Klerus), S. 11 (Adel), S. 12 (dritter Stand) oder mit einem anderen Kategorisierungszugriff: S. 11 (Berufsstand: Juristen). LETTRE (Fls-FRK113), S. 13; vgl. auch Pasquier: Écrits politiques, S. 131; Mit der Bezeichnung ‚alle Franzosenʻ waren hier wohl die an der Herrschaft Beteiligten, d. h. Klerus, Adel und Magistrate, gemeint (vgl. hierzu Quin: Personenrechte, S. 225–226).

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Reihe von Druckpublikationen, die eine andere, nämlich tagespolitische Schwerpunktsetzung auf die neue Liga-Führung zeigten.953 In sehr viel stärkerem Maße als die königliche Seite versuchte die Liga gezielt ein breites Publikum zu erreichen, wie die Ausgestaltung der Flugschriften und Flugblätter zeigt:954 Die häufig biblischen Referenzen in ligistischen Publikationen waren aus Predigten und der repetitiven Lektüre der Bibel bekannt,955 Wiederholungen setzten die Zugangsschwelle niedrig,956 lateinische Zitate wurden ins Französische übersetzt,957 zahlreiche direkte Ansprachen an den Leser wie auch rhetorische Fragen eingearbeitet, womit die Flugschriften und Flugblätter für das laute Vorlesen geeignet waren.958 Nur selten erschien eine Publikation exklusiv in Latein, fast immer erfolgte auch eine französische Ausgabe.959 Des Weiteren verwendete die Liga in größerem Umfang, als dies bislang im französischen Tagesschrifttum üblich gewesen war, Bilder, die Anschaulichkeit, Unmittelbarkeit und Authentizität vermittelten, eine Konzentration auf einige ausgewählte Aspekte boten und ein affektives Potential bargen.960 Beim gemeinschaftlichen Lesen wurden die Bilder herumgezeigt, so dass sie einen weit über den Käufer hinausreichenden Rezipientenkreis erreichen konnten. So verwiesen nicht nur einige Blätter explizit auf den bedeutungstragenden Bildteil,961 sondern im Sinne einer affektiven Ansprache des Rezipienten wurde die durch die Repräsentationssituation bedingte 953 Vgl. Wilkinson: Homicides royaux, S. 133; hierzu auch Kap. 3.6.1 (dort Verteidigung des Königs). 954 Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 190. 955 Vgl. Boucher: Culture des notables, S. 345; Bell: Unmasking a king, S. 375; zu biblischen Zitaten und Anspielungen vgl. Kap. 3.5.2 (dort Bildhaftes und Analogien). 956 Vgl. Bell: Unmasking a king, S. 375; zu den Wiederholungen vgl. Kap. 3.5.2 (dort Wiederholungen und Muster). 957 Vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 155; Bell: Unmasking a king, S. 374–375; z. B. LE || MARTYRE (Fls-FRK123), passim, u. a. S. 10, S. 12–17, S. 30–31, S. 38, S. 43; LE || FAVX-VISAGE (Fls-FRK85), u. a. S. 2, S. 4, S. 7; ADVERTIS-||SEMENT (Fls-FRK147), S. 3: „Et afin de contenter vn chacun, iʼay pensé || quʼil estoit expedient de la reciter de mot à mot || en latin: & par apres de la traduire en François.“ 958 Z. B. SIGNES (Fls-FRK146), fol. B1r; In „LE || FAVX-VISAGE“ (Fls-FRK85) bestand ein Großteil des Textes aus direkt an den Leser gerichteten Fragen (u. a. S. 11: „Ne sçais tu pas […] Nʼest­ce pas […] Que veux tu […] Desires tu […]“). Zu dieser Praxis auch: CONSEIL (Fls­ FRK23), u. a. S. 5; Bell: Unmasking a king, S. 375; Kap. 3.5.2 (dort Einbeziehung und Lenkung des Lesers). 959 Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 55; z. B. BVLLA (Fls-FRK148) und BVLLE (FlsFRK149); RESPONSVM (Fls-FRK152) und ADVIS (Fls-FRK151); Das Vorwort von „EXCOMMVNICATION“ (Fls-FRK44) begründete die Übersetzung der lateinischen Druckpublikation ins Französische damit, dass diese Laien zugänglich gemacht werden sollte. 960 Vgl. Le Roux: Faveur du roi, S. 666; Illustrierte Flugblätter waren in der Zeit vor der Liga in Frankreich kaum verfügbar, Kupferstiche oder Radierungen fast ausschließlich im Kunsthandel (v. a. religiöse Themen und Porträts) oder als Buchillustrationen zu finden (vgl. Benedict: Graphic history, S. 188; Grivel: Printmakers, S. 50; auch Wilkinson: Homicides royaux, S. 141). Zu den illustrierten Flugschriften und Flugblättern, die vor 1589 in Frankreich kursierten, vgl. Cameron: Illustration, S. 95–96. 961 Vgl. Comme Henry (Fbl-FRK9); Comme les deux Princes (Fbl-FRK10); Cʼest ycy (Fbl­ FRK7); Icy se voit (Fbl-FRK20).

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Distanz zum Betrachter zu überbrücken versucht: In „En ceste figure“ (Fbl­FRK12) legte der Begleittext nahe, der König vollziehe die Ermordung der Guise gleichsam im Bild selbst.962 Emotionale Einbeziehung und Enthusiasmus vermittelten auch die oft übertriebenen Darstellungen der Liga-Siege. Die Verschleierung der Niederlagen und Verluste legt nahe, dass die Liga-Führung von der Uninformiertheit ihres Publikums und mangelnden Möglichkeiten der Nachprüfbarkeit jenseits der ligistisch dominierten Nachrichtenkanäle ausging.963 Die geschönten Deutungen wurden durch kontrafaktische Schreiben als anschaulich­materielle ‚Beweiseʻ unterstützt. Zudem schmückten die lokalen Autoritäten für die Liga vorteilhafte Nachrichten bei der Weitergabe vor Ort aus und platzierten sie gezielt zum Kaschieren von ungünstigen anderen Neuigkeiten.964 Trotz der plakativen Ausrichtung eines Großteils der Flugblätter und Flugschriften forderten einige Bildprogramme oder Schriften965 bspw. durch symbolische Verschlüsselung eine größere Lesekompetenz ein oder funktionierten auf verschiedenen Interpretationsniveaus.966 Für gebildete Rezipienten dienten die lateinischen Editionen, die einerseits den Rezipientenkreis auf ein internationales Publikum erweiterten, ihn andererseits intellektuell und sozial auf eine kleinere Gruppe eingrenzten.967 Innerhalb der französischen Schriften wie „ORAISON“ (FlsFRK14) wurden lateinische Zitate unübersetzt eingestreut und in „LE TRIPLE ENFER“ (Fls-FRK98) neben lateinischen griechische Anagramme und Gedichte aufgenommen, was teils als autoritätsbefördernder Ausweis der Bildung des Autors eingesetzt wurde, teilweise aber auch der Unübersetzbarkeit von Wortspielen geschuldet sein konnte.968 962 Vgl. En ceste figure (Fbl­FRK12): „En ceste figure Henry de vallois faict assassiner trahitrement monsieur le duc || de guise: puis le montre a monsieur le cardinal son frere.“ 963 Vgl. Cassan: Guerre en discours, S. 274; Cameron: Satire, S. 165; Pallier: Réponses catholiques, S. 343–344; Auch Gerüchte über die lokale Bedrohung durch eine Verschwörung der Reformierten oder Königlichen, die seitens der Stadtregierung kolportiert wurden, waren häufig nicht faktenbasiert (vgl. Estier: Maîtrise de l’opinion, Abs. 21). 964 Vgl. Greengrass: Rumeur et bien public, S. 15–18; Für Laon ist Anfang des Jahres 1589 ein aussagekräftiges Täuschungsmanöver fassbar: Abgeordnete der Stadt hatten bereits mit der Pariser Liga verhandelt, Laon sich aber noch nicht öffentlich gegen den König erklärt. Mit einem formellen Schreiben an Heinrich III. wurde daher ein Bote abgefertigt, der insgeheim vom städtischen Rat instruiert war, bereits vor Erreichen des Ziels, nämlich bei Soissons, umzukehren und bei der Rückkehr über das Scheitern der Mission aufgrund der Beeinträchtigung der Wege durch das Kriegsgeschehen zu berichten (vgl. Greengrass: Rumeur et bien public, S. 15–16). 965 Z. B. Le Pourtraict (Fbl-FRK29); LE THEATRE (Fls-FRK127); TROISIESME || DEVIS (FlsFRK83); COPPIE (Fls-FRK35). 966 Z. B. konnte „Les Effigies“ (Fbl-FRK31) mindestens als verklärende Darstellung des Martyriums der Guise (aufgebahrte Körper, Wappen) gelesen werden, als Bestätigung der eigenen (hier katholischen) Glaubensgewissheit in Jesus Christus (Aufnahme der Arma Christi, darunter die Dornenkrone, Lanze und Geißelsäule, das Schweißtuch der Veronika, ferner die Zange und Würfel, der Hahn, die Münzen für Judas etc.), als Aufruf zu Rache und Gegenwehr gegen den Tyrannen (Heinrich III.) oder auch als symbolisch aufgeladene Selbstdarstellung der Liga. 967 Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 161. 968 Vgl. ORAISON (Fls-FRK14), S. 23; LE TRIPLE ENFER (Fls-FRK98), S. 4–6; auch REMONSTRAN||CE (Fls-FRK133), S. 4; Bsp. für ein lateinisches Wortspiel: LE || PARADIS

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Zu einem Großteil wurden die Flugschriften und Flugblätter allerdings von Zeitgenossen, meist Klerikern oder Magistraten, distanzierend als Massenmedien wahrgenommen,969 deren Unzuverlässigkeit und emotionale Aufmachung sich für die ‚naive Masseʻ eigne, so Pierre de L’Estoile.970 Allerdings stützte sich L’Estoile selbst für seine zeitgeschichtliche Darstellung auf Flugschriften und Flugblätter971 und auch andere gebildete Zeitgenossen wie bspw. Antoine Richart, ein Finanzbeamter aus Laon, übernahmen in ihren Memoiren, Tagebüchern und Briefwechseln Deutungen und Urteile aus Druckpublikationen.972 In Distanz zur einfacheren Bevölkerung als ‚naiver Masseʻ und zu den Massenmedien versuchten sich gehobene Schichten wie Magistrate, Juristen und Doktoren durch außerhalb von Paris verfasste Briefe, durch mündlichen Austausch und Druckpublikationen gleichermaßen zu informieren.973 Nicolas Brûlart bspw., Kanoniker und maître des requêtes in Paris, bezog seine Neuigkeiten zu einem Großteil aus Gerüchten auf den Pariser Straßen, partizipierte am Austausch zwischen den Pariser Klerikern und wurde vermutlich über seinen Freund Lazare Coqueley in einige Interna der ligistischen Autoritäten eingeweiht. Über seine familiären Beziehungen erhielt er wohl Neuigkeiten sowohl aus dem Pariser als auch dem Burgundischen parlement.974 Daneben griff Brûlart auf die zeitgenössisch kursierenden Publikationen der Liga wie auch der königlichen Seite zurück und integrierte einige Schreiben in seine chronikartigen Tagebuchaufzeichnungen.975

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(Fls-FRK87), S. 3 (Anagramm); zu lateinischen Zitaten als Bildungsverweis vgl. Schilling: Bildpublizistik, S. 42. Vgl. Boucher: Culture des notables, S. 339–340. Vgl. Chartier: Stratégies éditoriales, S. 109; El Kenz: La propagande, S. 3–5; Wolfe: Henry IV and the press, S. 180–181; L’Estoile: Journal Henri III, u. a. S. 139 („les vilaines figures et libelles diffamatoires“), S. 175–177. Zur Diskrepanz zwischen dem Urteil über Tagesschrifttum und dem Umgang mit den ‚neuen Medienʻ bei LʼEstoile vgl. Schrenck: Jeu du pamphlet, S. 73, zur Bedeutung des Tagesschrifttums für L’Estoiles „Journal“: S. 78; zur kompilatorischen Praxis von L’Estoile vgl. Trinquet: Méthode de LʼEstoile, bes. S. 289–290. Antoine Richart notierte in seinen „Mémoires“ kolportierte Gerüchte, Heinrich III. habe einen Dämon bei sich gehabt, den er stets nach dem Ausgang seiner verschiedenen Angelegenheiten befragte, und der König habe regelmäßig einen unterirdischen Raum aufgesucht, um dort mit dem Teufel zu sprechen (vgl. Mémoires d’Antoine Richart, nach: Le Roux: Faveur du roi, S. 669, Anm. 5; auch Bercé: Échos du drame, S. 601). Richart positionierte sich allerdings in Laon als Royalist, weswegen er 1590 von der lokalen Liga-Regierung verhaftet wurde (vgl. Greengrass: Rumeur et bien public, S. 5). Vgl. Wolfe: Henry IV and the press, S. 180–181. Vgl. Brûlart: Journal dʼun Ligueur, S. 26; Brûlart war zwar über seine Familie dem König verpflichtet, blieb jedoch 1589 in Paris, wo er sich bei der Organisation der Kanzlei der Liga engagierte und zeitweise das Siegel verwaltete (vgl. Brûlart: Journal dʼun Ligueur, S. 12, S. 22–23). Nicolas Bruder Pierre Brûlart war bis September 1588 Sekretär Heinrichs III. und wurde dann gemeinsam mit weiteren Regierungsmitgliedern ausgetauscht, hatte aber auch zuvor Nicolas Brûlart nicht exklusiv mit geheimen Informationen versorgt (vgl. Brûlart: Journal dʼun Ligueur, S. 26). U. a. ein Mandat der Liga mit einem Spendenaufruf zu ihrer Unterstützung, 7. Januar 1589 (vgl. Brûlart: Journal dʼun Ligueur, S. 115), ein Auszug aus den Registern des parlement, 26. Januar 1589 (S. 121–122) und eine Deklaration des Königs, 12. Mai 1589 (S. 139).

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3 Religionskriegsnachrichten in Frankreich 1589

Abhängig von der sozialen Stellung, dem Bildungsgrad und Einkommen ebenso wie politischen Kontakten, der Anbindung an Kommunikationszentren und dem Grad an Zensureingriffen bestand ein abgestuftes Informationslevel sowohl hinsichtlich Umfang, Qualität und Fülle verfügbarer Flugschriften und Flugblätter als auch hinsichtlich alternativer Informationsmöglichkeiten. Die Liga versuchte ihrerseits sehr viel stärker als der König, eine breite Bevölkerung mit adressatenspezifisch zugeschnittenen Flugschriften und Flugblättern zu erreichen.

4 DAS HEILIGE RÖMISCHE REICH 1589 UND SEIN FRANZÖSISCHER NACHBAR 4.1 DIE FRANZÖSISCHEN RELIGIONSKRIEGE ALS EIN KONFLIKTHERD NEBEN ANDEREN. DIE EREIGNISREICHEN JAHRE 1588/1589 Die Jahre 1588/1589 waren auch außerhalb Frankreichs von einer dichten Ereignisfolge geprägt, so dass die Prophezeiung von dem deutschen Mathematiker und Astronom Regiomontanus über das Jahr 1588 vielfach aufgegriffen wurde:1 „Tausent/ Fuenff hundert/ Achtzig acht/ Das ist das Jahr/ das ich betracht/ Geht in dem die Welt nicht vnter/ Geschehen doch groß mercklich wunder.“2 So erlag die von Philipp II. entsandte, als unbesiegbar geltende Armada 1588 dem Zusammenspiel aus widrigem Wetter und der englischen Flotte mit ihren wendigeren Schiffen und neuartiger Artillerietaktik, v. a. aber dank des Einsatzes von Brandern (Juli 1588).3 Als Gegenreaktion zu der angestrebten spanischen Invasion Englands wies Elisabeth I. Sir John Norris und Sir Francis Drake 1589 an, Überfälle vor der iberischen Küste auf spanische Schiffe zu unternehmen und Lissabon und die Azoren einzunehmen. Der Plan, Philipp II. über den Einfall in Portugal maßgeblich zu schwächen, hatte nicht nur die Störungen des Handels, sondern auch angespannte Beziehungen Englands zu Dänemark, Polen, den Hansestädten und den Niederländern zur Folge.4 Nicht zuletzt zeigte sich England interessiert im Bündnis mit den deutschen Protestanten in Frankreich einzugreifen, um Spanien weiter zu schwächen.5 Gegen Philipp II. von Spanien unterstützte England auch die aufständigen Niederländer, denen Ende 1588 (September-November) die Verteidigung des strategisch wichtigen Bergen-op-Zoom gegen spanische Truppen gelang, die jedoch im März 1589 ihrerseits Geertruidenberg einnehmen konnten.6 Doch durch den Mehrfrontenkrieg war die spanische Monarchie unter Philipp II. logistisch und finanziell überfordert, denn zu dem spanischen Engagement in den Niederlanden und Frankreich kamen die Auseinandersetzungen mit England in Übersee und mit dem 1 2 3 4 5 6

Vgl. Knecht: Hero or tyrant, S. 251. Zitiert nach: Damnitz: Drei anonyme Flugschriften, Titelblatt. Vgl. Maczkiewitz: Der niederländische Aufstand, S. 314–315; Colin/Parker: Spanish Armada, S. 192. Vgl. Wernham: After the Armada, S. IX–X, ausführlich S. 92–135. Vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 211–212; zum englischen Interesse an einem übergreifenden Bündnis: Gräf: Konfession und internationales System, S. 174; zu konkreten Plänen William Cecils, Baron Burghley, vom Juli 1589: Wernham: After the Armada, S. 143. Vgl. Wernham: After the Armada, S. IX, S. 83; Elisabeth I. reduzierte zum Sommer 1589 die Hilfen für die Niederlande und koordinierte die Mission von Norris und Drake neu, um ein Eingreifen gegen die Liga in Nordfrankreich zu ermöglichen (vgl. Wernham: After the Armada, S. 52–53).

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4 Das Heilige Römische Reich 1589 und sein französischer Nachbar

Reich in Oberitalien hinzu, wo Spanien eine Arrondierung seiner Lehen anstrebten.7 Um 1589 zur Unterstützung der Liga in Frankreich intervenieren zu können, wurden Truppen, die der Herzog von Parma im Namen Philipps II. führte, aus Flandern abgezogen, woraufhin es den Niederländern gelang, Gebiete nördlich des Rheins sowie Teile Brabants zu erobern.8 Dass der wichtigste Feldherr, Alexander Farnese, Herzog von Parma, ab Ende April wegen seines Gesundheitszustands wochenlang nicht einsatzfähig war, schwächte Spanien zusätzlich.9 Mit dem niederländischen Konflikt verband sich zeitweise der Kölner Krieg, nicht zuletzt in der Person des Heerführers Martin Schenck von Nideggen, der zunächst auf spanischer Seite, ab 1585 für die Generalstaaten und Truchsess von Waldburg kämpfte, doch bei der Belagerung von Nimwegen am 10. August 1589 den Tod fand. Da Gebhard Truchsess von Waldburg, der umstrittene konvertierte Erzbischof, seine niederländischen Unterstützung im Kölner Krieg einbüßte, musste er das Kölner Erzbistum endgültig an Ernst von Bayern abtreten.10 Der Religionskonflikt verlagerte sich zunehmend von Köln auf die Straßburger Diözese, wo vier der in Köln Gebannten, darunter auch Truchsess von Waldburg selbst, ebenfalls dem Domkapitel angehörten. Gerade 1588/1589 verschärfte sich die Situation weiter durch die Einnahme des Gürtlerhofs durch die protestantische Partei, die Festnahme des katholischen Domprobsts und nicht zuletzt durch den Rückzug der Kölner Mitglieder des Domkapitels nach Straßburg.11 Mit den Interzessionen aus Dänemark, Sachsen, Brandenburg, Hessen, Pfalz, Braunschweig, Baden und weiteren Territorien, gegen die Kaiser Rudolf II. eine katholische Gegenfront 1589 mithilfe von Bayern und Tirol sowie der Erzbistümer Mainz, Köln und Trier zu organisieren suchte, erreichte der Straßburger Kapitelstreit einen vorläufigen Höhepunkt. Als katholischer Kandidat für den Bischofssitz wurde Kardinal Karl von Lothringen, Bischof von Metz, gehandelt, der in Frankreich und im Westen des Reiches eine streng katholische, liganahe Politik verfolgte. Die offene militärische Auseinandersetzung, der Bischofskrieg, brach allerdings erst 1592 nach dem Tod Bischof Johanns von Manderscheid aus.12 Nicht nur in Köln und Straßburg zeigte sich in den späten 1580er Jahren die Zuspitzung der religiösen Konflikte im Reich: 1588 wurde die Visitation des Reichskammergerichts – welche die Revisionsbegehren gegenüber Urteilen des Speyrer Kammergerichts erledigte – erstmals vertagt, weil dem protestantischen Administrator des Erzstifts Magdeburg, dem turnusmäßig die Leitung der Kommis7 8 9 10 11 12

Vgl. Rabe: Deutsche Geschichte, S. 591–592. Vgl. Maczkiewitz: Der niederländische Aufstand, S. 315; zu den Ressourcen der spanischen Krone: Rabe: Deutsche Geschichte, S. 591. Vgl. Wernham: After the Armada, S. 135; Nuntiaturberichte, S. 306, S. 322. Vgl. Schnurr: Religionskonflikt und Öffentlichkeit, bes. S. 19, S. 79–80, Abriss des Kölner Kriegs: S. 53–87; zu Schenck: Wernham: After the Armada, S. 136; Müller: Schenck von Nydeggen, S. 62–64. Vgl. Gfrörer: Straßburger Kapitelstreit, S. 21–22; Meister: Straßburger Kapitelstreit, S. 76, S. 330–337; Schindling: Humanismus in Straßburg, S. 153–155. Vgl. Gfrörer: Straßburger Kapitelstreit, S. 22–24; Schindling: Humanismus in Straßburg, S. 155; zu dem Jahr 1589 im Straßburger Kapitelstreit: Meister: Straßburger Kapitelstreit, S. 311–365; zu Karl von Lothringen: Rapp: Lothringen S. 230–231.

4.1 Die Französischen Religionskriege als ein Konfliktherd neben anderen

217

sion zufiel, die Anerkennung verweigert wurde. Dieser Konflikt um paritätisch besetzte Gremien und ihre Arbeitsweise, um die Ausdeutung des ius reformandi und den geistlichen Vorbehalt (Augsburger Religionsfrieden), aber auch um das Verhältnis von Kaiser und Reichsfürsten, mündete in der Lähmung der Reichsorgane, eine Entwicklung, die sich bereits 1582 mit dem Magdeburger Sessionsstreit angedeutet hatte.13 Ein weiterer Konfliktherd bestand 1589 im Umfeld der Doppelwahl (August 1587) in Polen: Mit dem Transakt von Beuthen und Bȩdzin (9. März 1589) verzichteten die Habsburger für den inhaftierten Erzherzog Maximilian, der im Sommer 1589 aus der Haft entlassen wurde, auf den polnischen Thron zugunsten von Sigismund III. Wasa, dem Sohn des schwedischen Königs.14 Ein Kräftemessen von Kaiser und Reichsfürsten war vorangegangen, als der Prager Hof vergeblich von Kurbrandenburg und Kursachsen eine Vermittlerrolle in Polen und die Bereitstellung militärischer Hilfe für die Krone Böhmen gemäß der Erbeinungen einforderte und die Stände der habsburgischen Länder letztlich die Pazifikation von Beuthen und Bȩdzin selbständig an Kaiser Rudolf II. vorbei initiierten.15 Die Aushandlungen Kurbrandenburgs mit Polen, um das Herzogtum Preußen als Lehen der polnischen Krone zu halten, brachten weitere Partikularinteressen in den Konflikt.16 Die schleppend vorangehenden Verhandlungen zwischen habsburgischen und polnischen Unterhändlern banden Kräfte, die für die Unterhandlungen mit den französischen Gesandten im Reich oder zur Organisation schneller Hilfeleistungen in Frankreich fehlten, wie der Kölner Nuntius kommentierte.17 In den östlichen Grenzgebieten des Reichs schwelte zudem der Konflikt mit dem Osmanischen Reich unter Sultan Murad III., der sich in zahlreichen Einfällen, Streifzügen und Scharmützel 1589 bemerkbar machte, während offiziell der Waffenstillstand mit der Hohen Pforte fortbestand.18 Im Folgejahr, 1590, nach Beendigung des Kriegs der Osmanen gegen das safawidische Persien verschlechterte sich die Beziehung der Habsburger zum Osmanischen Reich, trotz der Versuche des Kaiserhofs eine Verlängerung des Waffenstillstands durch Geschenke (nach kaiserlicher Interpretation) bzw. durch Tribute (nach Sichtweise des Sultans) zu erkaufen.19 13 14

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Vgl. Schulze: Deutsche Geschichte, S. 188–189; Jahns: Reichskammergericht, S. 57; Rabe: Deutsche Geschichte, S. 609–610; zum Magdeburger Sessionsstreit: Schulze: Deutsche Geschichte, S. 176; Rabe: Deutsche Geschichte, S. 608–609. Vgl. Bauer: Zeitungen, S. 232–233; Ott: Präzedenz, S. 444–449; Leitsch: Sigismund III., S. 91–95; Zwar hatten der Kaiser, die Brüder des Erzherzogs und die Delegierten der Landtage den Eid auf den Vertrag geleistet, doch verzichtete Maximilian selbst erst am 8. Mai 1598 auf alle Rechte an der polnischen Krone (vgl. Leitsch: Sigismund III., S. 95). Vgl. Ott: Präzedenz, S. 447–448, S. 457. Vgl. Ott: Präzedenz, S. 453–455; ausführlich bei Hartmann: Preußische Gesandtschaft, S. 68–94. Dohna bspw., der Vertraute von Johann Casimir, verbrachte einen Großteil der ersten Jahreshälfte mit den polnischen Angelegenheiten (u. a. Johann Casimir: Briefe, S. 190; Dohna: Selbstbiographie, passim), die der Nuntius in Köln direkt für den nur schleppenden Fortgang der Werbungen Heinrichs III. im Reich verantwortlich machte (vgl. Nuntiaturberichte, S. 291). Vgl. Schulze: Deutsche Geschichte, S. 164; Vocelka: Politische Propaganda, S. 222. Vgl. Vocelka: Politische Propaganda, S. 224; Rabe: Deutsche Geschichte, S. 602; zur Interpretation von Geschenk vs. Tribut vgl. Baramova: Übersetzung der Macht, S. 201.

218

4 Das Heilige Römische Reich 1589 und sein französischer Nachbar

1588 war zudem mit der Thronfolge des minderjährigen Christian IV. in Dänemark ein Machtwechsel an einem der einflussreichsten protestantischen Höfe der Zeit erfolgt. Mit dem Wegfall des moderierenden und mäßigenden Einflusses König Friedrich II. konnte Dänemark angesichts interner Konflikte unter der Regentschaftsregierung für Christian IV. keine Führungsrolle in einem übergreifenden (‚transnationalenʻ) protestantischen Bündnis einnehmen, wie dies noch unter Friedrich II. angestrebt war.20 Diese gesamteuropäischen Ereignisse gaben den Rahmen für die Handlungsund Bündnisoptionen sowohl der französischen Parteien als auch der deutschen Reichsstände vor. 4.2 DIE FRANZÖSISCHEN WERBUNGEN IM HEILIGEN RÖMISCHEN REICH UND DER EIDGENOSSENSCHAFT 1589 Mit Frankreich war das Reich als Nachbarland in vielfältiger Weise verbunden, durch die Kontakte der Reichsfürsten nach Frankreich, die Einbindung in ein internationales protestantisches Netzwerk, die grenzübergreifenden Kontakte der Städte und nicht zuletzt die frankophonen Exilgemeinden auf dem Boden des Reichs, was die gedruckten Religionskriegsnachrichten über die jüngsten französischen Konflikte flankierte. Finanzielle und militärische Unterstützung der französischen Konfliktparteien und politische Maßnahmen, die v. a. zur Konflikteindämmung dienten, wurden von der Involvierung in die militärische Auseinandersetzung selbst, d. h. Bedrohung der Randgebiete des Reichs und Konfliktaustrag auf dem Reichsgebiet, begleitet.21 Katholische und mehr noch protestantische Reichsstände kamen den französischen Werbungen 1589 nach, obgleich fremde Aushebungen im Reich de jure nach dem Beschluss auf dem Wormser Reichsdeputationstag 1586 nicht gestattet waren. Das Werbungsverbot22 wurde jedoch nicht offen missachtet, was sich in Verzögerungen der Mobilisierung, der Geheimhaltung der Verhandlungen und dem Versuch, besonders der protestantischen Fürsten, nur im Verbund zu agieren, niederschlug.23

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Vgl. Lockhart: Frederik II, S. 308–314; Lockhart: Denmark, S. 57, ausführlich S. 128–130; zu den Interessen Dänemarks unter Friedrich II., sich in einem protestantischen Bündnis zu engagieren, vgl. Lavery: Rolle der Konfession, S. 254–257. Die Aufzählung folgt in loser Anlehnung an: Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise. Vgl. Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise, S. 83–84; Hahn: Brandenburgischer Bericht, S. 181; zu den Werbungsverboten vgl. Nuntiaturberichte, S. 291, S. 305. Zu Johann Casimirs Warnung vor einem Alleingang vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 198–199, S. 205.

4.2 Die französischen Werbungen im Heiligen Römischen Reich

219

4.2.1 Heinrich III. Im Auftrag Heinrichs III. reiste Nicolas de Harlay, Sieur de Sancy, der bereits Erfahrungen als Diplomat in der Schweiz besaß,24 am 3. Februar 1589 (Vollmacht: 2. Februar) von Blois nach Genf,25 wo er gemeinsam mit Nicolas Brûlart de Sillery die Werbungen für Heinrich III. bei den Schweizer Städten aufnahm. Sillery war bereits Ende Dezember 1588 in Reaktion auf die Einnahme der Markgrafschaft Saluzzo durch den Herzog von Savoyen mit Werbungen beauftragt worden.26 Obgleich die französische Krone bereits über ständige Residenten zur Kontaktpflege und als Informationsmittler verfügte wie Guillaume d’Ancel am Hof Rudolfs II., setzte Heinrich III. 1589 v. a. Sondergesandte mit konkreten Verhandlungsaufträgen über militärische und finanzielle Hilfeleistungen ein.27 Im Reich übernahm Wilhelm von Baradat mit der königlichen Instruktion vom 21. Februar 1589 die Vorsondierung bei den deutschen Fürsten und den Reichsstädten, besonders Straßburg, Nürnberg und Frankfurt am Main, für die Werbungen von Gaspard de Schomberg, welcher aufgrund seiner Erfahrungen und Kontakte die Anleihen abschließen und die Führung der Truppen nach Frankreich übernehmen sollte.28 Nach den Werbungen in der Schweiz sollte Sancy zudem im Reich die Verhandlungen unterstützen.29 24

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1579 war Sancy als ordentlicher Gesandter in der Schweiz tätig (vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 14; Kurzbiographie: Vindry: Ambassadeurs français, S. 46–47). Sancy konvertierte mehrfach von der katholischen zur reformierten Kirche und vice versa (vgl. Vindry: Ambassadeurs français, S. 46; Le Roux bezeichnete Sancy als Crypto-Calvinist: Le Roux: Régicide, S. 258–259). Vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 37–39; zur Vollmacht vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 180, Anm. 1. Vgl. Le Roux: Régicide, S. 258; Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 29; zur Person Brûlarts vgl. Vindry: Ambassadeurs français, S. 48. Vgl. Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise, S. 85, S. 149; Beiderbeck: Deutsche kulturelle Referenzen, S. 186; Zwar stand eine klare Ausdifferenzierung des Diplomaten (ambassadeur, résident, agent) noch aus, doch kristallisierten sich grundlegend unterschiedliche Aufgabenbereiche der ständigen Gesandten und Sondergesandten heraus (vgl. Kohlndorfer: Diplomatie, S. 34–37). Der Ausbau des französischen Gesandtschaftswesens fand einen vorläufigen Höhepunkt mit der Einrichtung des Secrétariat dʼÉtat aux affaires im Januar 1589 (vgl. Gellard: Reine épistolaire, S. 192; Beiderbeck: Deutsche kulturelle Referenzen, S. 186; De Lamar: French diplomacy, S. 30, S. 44; auch Enjalran/Denis-Combetz/Jeannel: Ancien Régime, bes. S. 56–57, S. 71). Guillaume d’Ancel war als ständiger Gesandter insgesamt 37 Jahre (1576– 1613) am kaiserlichen Hof bei Rudolf II. und Matthias für Heinrich III., dann Heinrich IV. und Ludwig XIII. tätig und führte auch Sondergesandtschaften zu den protestantischen Höfen aus (vgl. De Lamar: French diplomacy, S. 30; Labouchère: Ancel, S. 160). Vgl. Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise, S. 123, Anm. 106; Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 102–103; Der aus Sachsen stammende Schomberg (dt. Schönberg), Graf von Nanteuil, war als Diplomat und Feldmarschall des französischen Königs Verantwortlicher für die deutschen Truppen im französisch-königlichen Heer (vgl. Beiderbeck: Deutsche kulturelle Referenzen, S. 193; Babel: Deutschland und Frankreich, S. 198; ausführlich zu Schomberg: Waddington: La France et les Protestants, S. 241–277) und besaß das Vertrauen einer Reihe von Reichsfürsten, darunter Pfalz-Zweibrücken und Sachsen (vgl. Johann Casimir: Briefe, u. a. S. 197, Anm. 3, S. 201, Anm. 1; auch Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 105). Die

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4 Das Heilige Römische Reich 1589 und sein französischer Nachbar

Baradat wurde zuerst, am 2. April 1589, in Zweibrücken bei Pfalzgraf Johann vorstellig, von dem er Empfehlungsschreiben für die anderen protestantischen Fürsten sowie Salomon von Ketschaw als Begleitung erhielt.30 Baradat benötigte Fürsprecher angesichts der ungenügenden Beglaubigungen, seiner geringen Kenntnisse der Sachlage und niederen Stellung, wie Johann Casimir beklagte.31 Wilhelm von Hessen-Kassel, den Baradat am 19. April aufsuchte, und Joachim Friedrich von Brandenburg, der Administrator des Erzstifts Magdeburg (26. April), hielten sich zunächst bedeckt, ebenso wie der Dresdener Hof Christians I. von Sachsen (4. Mai) und der Berliner Hof Johann Georgs von Brandenburg (13. Mai). Die untereinander abgestimmten Antworten der Fürsten, die sich parallel zu der Reise des königlichen französischen Gesandten über die Frage von Hilfeleistungen und deren Organisation austauschten, sollte Baradat erst gesammelt in Kassel, der „Drehscheibe des diplomatischen Verkehrs“ in dieser Zeit, erfahren.32 Zwar konnte die französische Krone auf ein Klientel-Netzwerk zurückgreifen, dem humanistische Gelehrte, Heidelberger Räte, im Druckgewerbe und dem Nachrichtenverkehr Tätige und Pensionäre der französischen Krone wie der Landgraf von Hessen-Kassel angehörten,33 doch blieb ein beträchlicher Teil der Beratungen der Reichsfürsten unter Verschluss. Waren Anfang des Jahres von königlicher Seite 8.000 Landsknechte und 5.000 Reiter als Hilfeleistungen anvisiert sowie eine Kreditsumme von mindestens 200.000 Ecus, war in Schombergs Instruktion vom 12. Mai 1589 von 12.000 Landsknechten und 8.000 Reitern die Rede. In den Verhandlungen bemühten sich die französischen Bevollmächtigten dann um Anleihen in Höhe von 300.000 Ecus, d. h. ca. 450.000 Gulden.34 Der Versuch einen ersten Mobilisierungstrupp bis Ende April

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harsche Kritik von Johann Casimir an den Brüdern Schomberg bezüglich ihrer mangelhaften Reputation, ihrer Ränkeschmiede und der angeblichen Feindschaft gegenüber den französischen Reformierten war durch eine persönliche Auseinandersetzung begründet (vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 189; auch Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 106–105 [vertauschte Seiten]). Vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 26. Vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 102; Johann Casimir: Briefe, S. 194–195, Anm. 2. Vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 184–185. Gräf: Konfession und internationales System, S. 157; vgl. auch Johann Casimir: Briefe, S. 194–195, Anm. 2; Pfalzgraf Johann verfasste Empfehlungsschreiben an Hessen, Magdeburg, Sachsen und Brandenburg (2. April). Am 18. April schrieb Wilhelm von Hessen-Kassel an Christian von Sachsen seine Befürwortung einer Unterstützung Heinrichs III., während er am 22. April gegenüber Pfalzgraf Johann Bedenken, Heinrich III. zu unterstützen, wegen der Verfolgung der französischen Reformierten, äußerte. Joachim Friedrich befürwortete am 26. April gegenüber Sachsen und Brandenburg eine heimliche Unterstützung des Königs. Trotz Brandenburgs Gegenstimme entschied Christian auf Vermittlung von Hessen-Kassel einer heimlichen Unterstützung Heinrichs III. mit Reitern und Geldmitteln zuzustimmen (4./6. Mai) (vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 194–195, Anm. 2). Vgl. Beiderbeck: Deutsche kulturelle Referenzen, S. 186, S. 195; Kohlndorfer: Diplomatie, passim; zu Wilhelm IV. von Hessen-Kassel u. a. als zeitweiligem Pensionär der französischen Krone vgl. Ribbeck: Wilhelm IV., S. 32–39. Vgl. Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise, S. 124, Anm. 108.

4.2 Die französischen Werbungen im Heiligen Römischen Reich

221

oder Anfang Mai mit 400 Reitern nach Metz zu bringen, um sie gegen die frisch ausgehobenen Ligatruppen unter dem Hauptmann Antoine de Saint-Paul einzusetzen, scheiterte allerdings,35 wenn auch einige Schweizer Söldner in der zweiten Maihälfte bereits für den französischen König Richtung Jametz im Herzogtum Bouillon marschierten.36 In der Schweiz versuchte Sancy, der die Anwerbungen ohne königliche Geldmittel betreiben musste,37 zunächst in Separatverhandlungen Bern zu gewinnen, wovon er sich eine Signalwirkung für die zwölf mit Frankreich verbündeten Orte (d. h. die 13 Alten Orte, außer Zürich) versprach.38 Zwar konnte Sancy ein Darlehen von 100.000 Ecus von Bern erhalten, musste aber bei dem gemeinsam gegen Savoyen angestrengten Krieg, der als Schutzmaßnahme für Genf deklariert wurde, Bern Sonderrechte einräumen.39 Mit Bern als Fürsprecherin erreichten Sancy und Sillery in Verhandlungen mit den einzelnen Schweizer Städten bis April 1589, dass katholische und protestantische Städte insgesamt über 10.000 Soldaten in etwa 36 Kompanien für Heinrich III. stellten.40 Im Reich ließen die Gesandten weitere Söldner für den Krieg gegen Savoyen, aber auch den Zug in die Champagne werben.41 In einer zweiten Werbungsrunde bemühte sich Sancy um die Finanzierung: Neben den 100.000 Ecus von Bern stellte Basel 20.000 als Darlehen zur Verfügung und Zürich, obgleich es nicht mit Frankreich verbündet war, 30.000.42 Zudem konnte Sancy Graf Friedrich I. von Mömpelgard, aus einer Seitenlinie des Hauses Württemberg, der als Anrainer unmittelbar von Kriegsauswirkungen betroffen war,43 von einer Anleihe

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Vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 183. Vgl. Mohr: Geschichte des Herzogtums Lothringen, S. 236. Vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 34, S. 37. Vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 40, S. 45. Vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 47; Beza: Correspondance, S. IX; Dufour: Seigneurie de Genève, S. 13. Vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 58, S. 65; Dufour spricht von 12.000 und Wernham von 13.000 bis 14.000 von Sancy geworbenen Schweizern (vgl. Dufour: Seigneurie de Genève, S. 50; Wernham: After the Armada, S. 138). Solothurn bewilligte sechs Kompanien unter Oberst Lorenz Aregger als katholisches Regiment (20. März / 5. April), dem möglicherweise auch Soldaten aus Glarus angehörten. Basel stellte zwei Kompanien (30. März / 3. April), zu denen zwei Freifähnlein hinzukamen, Glarus zwei oder drei Kompanien, Schaffhausen zwei Fähnlein und Wallis vier Kompanien. Zudem brachten Neuenburg, Biel und die Stadt St. Gallen kleinere Truppenkontingente auf. Die Berner sowie die weiteren reformierten Regimenter unterstanden Oberst Ludwig von Erlach aus Bern. Die drei Bünde stellten ein eigenes Regiment mit sieben Kompanien unter dem Oberst Rudolf von Schauenstein auf (vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 61–68). Mitte März hatte sich zudem der lothringische Söldnerhauptmann Nicolas de Haraucourt in Solothurn verpflichtet, für das mit dem König verbündete Genf 200 leichte Reiter und 600 Fußsoldaten zu werben, während der Hauptmann Lambour 1.000 Landsknechte gegen Savoyen aufbringen sollte (vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 187; Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 104). Vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 188–189; Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 103. Vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 47, S. 71. Vgl. Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise, S. 118; Krinninger-Babel: Friedrich I. von Württemberg, S. 277; ausführlich Tuetey: Les Allemands en France.

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4 Das Heilige Römische Reich 1589 und sein französischer Nachbar

über 20.000 Ecus und der Bereitstellung von Kriegsleuten für die Schweizer Rüstungen überzeugen (25. März 1589).44 Für Balthazar de Cressier, einen aus Solothurn stammenden Oberst, der bereits als Übersetzer für den französischen König und als Sekretär des Gesandten in der Schweiz gedient hatte, ebenso wie für Jean Sandras war vorgesehen, dass sie die Werbungen in der Schweiz unterstützten und sich danach zu den Reichsfürsten begeben sollten.45 Als Stütze für Sancy sollte v. a. Schomberg, der aus Frankreich die Werbungen bereits schriftlich befürwortet hatte,46 im Mai auf seiner Gesandtschaft ins Reich über die Schweiz reisen, wo er mit großzügigen Bestechungsgeldern die Werbungen der Liga unterbinden sollte.47 Kurzfristig begab sich Schomberg dann jedoch gemeinsam mit Jacques Auguste de Thou nach Italien. In Florenz verhandelte Schomberg mit Ferdinand I. von Medici, dem Herzog von Toskana, der erst kürzlich die Schwester von Louise von Lothringen, der Ehefrau Heinrichs III., geheiratet hatte, um eine Anleihe für den König zu erwirken.48 Ende Juni/Anfang Juli gab Herzog Ferdinand eine Zusage über 200.000 Ecus, von denen die Hälfte unmittelbar über Augsburg Richtung Frankreich gebracht wurde.49 Nach dem Monitorium des Papstes signalisierten das Großherzogtum Toskana, das Herzogtum Mantua und die Stadtrepublik Venedig Heinrich III. Unterstützung, um den Ausbau des spanischen Einflusses in Italien zu verhindern.50 Während sich der Zuzug der Schweizer verzögerte,51 sah sich Heinrich III. gezwungen, Truppen aus den französischen Randgebieten, insbesondere zwei Regimenter von Alfons von Ornano in der Dauphiné, abzuziehen.52 Am 13. Mai 1589 setzte Sancy jedoch bei den Schweizer Orten durch, die Pläne zur Eroberung Savoyens zugunsten einer Vereinigung der ausgehobenen Schweizer mit französischen und deutschen Truppen an der Grenze zur Champagne und zum Burgund fallen zu lassen.53 Genf und Bern, die mit dem Krieg gegen Savoyen nun weitgehend alleingelassen waren, beteiligten sich nicht an dem Zug der Schweizer, der am 44 45 46 47 48

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Vgl. Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise, S. 124, Anm. 109; Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 69–70. Vgl. Gellard: Reine épistolaire, S. 605; zu Cressier vgl. Poncet: Bellièvre, S. 179. Z. B. Schreiben vom 26. Februar 1589, in: Johann Casimir: Briefe, S. 184, Anm. 3. Von den 25.000 Ecus Bestechungsgeld waren allein zwischen 10.000 bis 12.000 Ecus für den Luzerner Alt-Schultheiß Ludwig Pfyffer vorgesehen (vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 56, Anm. 15, S. 105). Mehr zu Pfyffer in Kap. 4.2.3. Vgl. Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise, S. 123, Anm. 106; Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 105; auch Bezold: Zündelin, S. 159; Schombergs Auftrag, die Reiseroute, die Begegnungen und Verhandlungen und die Fortsetzung der Reise nach dem Tod Heinrichs III. dokumentierte Jacques Auguste de Thou, der Schomberg begleitetete (vgl. De Thou: Mémoires, S. 204–224). Vgl. Wernham: After the Armada, S. 139. Vgl. Sutherland: Henry IV, S. 261; Im Juni 1589 wurde daher François Hurault nach Venedig gesandt, wo bereits André Hurault stationiert war (vgl. Vindry: Ambassadeurs français, S. 23, zu den Personen: S. 47–48). Der Herzog von Mayenne blockierte mit seinen Streitkräften den Weg durch Lothringen und Burgund (vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 72). Vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 87. Vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 88; auch Dufour: Seigneurie de Genève, S. 51.

4.2 Die französischen Werbungen im Heiligen Römischen Reich

223

24. Mai Richtung Mömpelgard abging. Bern versuchte nun seinerseits bei Zürich, Glarus, Basel, Schaffhausen, den drei Bünden, Biel und Wallis um Unterstützung zu werben.54 Sancy selbst begab sich Ende Mai über Solothurn, dem Sitz des französischen ständigen Gesandten in der Schweiz, und Basel nach Straßburg, um die deutschen Werbungen zu fördern.55 Für den französischen König konnte er jedoch in Straßburg, das eher gewillt war, Navarra als Heinrich III. zu unterstützen, nur 12.000 Ecus für die bedrängte Garnison von Metz erhalten. Immerhin gewährte Straßburg Durchzugsrecht für die königlichen Truppen.56 Im Reich änderte sich die Situation der königlichen Werbungen durch den Waffenstillstand zwischen Heinrich III. und Heinrich von Navarra im April 1589,57 wenn auch die beiden Monarchen nach dem Anstand weiterhin ihre Anliegen separat bei den Reichsständen vertraten.58 Im Reich war Wilhelm von Hessen-Kassel die treibende Kraft für Hilfeleistungen an den französischen König: Wilhelm IV. hatte Kurfürst Christian von Sachsen bei einer Zusammenkunft in Langensalza am 19. Juni 1589 von einem gemeinsamen Darlehen von 100.000 Gulden überzeugt.59 Das Beispiel Kursachsens hätte möglicherweise einige protestantische Fürsten ein Engagment in Frankreich erwägen lassen, doch bestand Christian I. auf absoluter Geheimhaltung.60 Parallel zu den Verhandlungen wurden in Frankfurt am Main, dem Hauptwerbeplatz für Söldner im Reich,61 von verschiedenen Hauptleuten bereits Reiterregimenter geworben, wozu zunächst die Gelder des Herzogs von Nevers, Luigi Gonzaga, des Grafen Friedrich I. von Mömpelgard und der Städte Nürnberg und Ulm 54

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Vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 91–98; zur Situation Genfs vgl. Beza: Correspondance, S. X–XI; Die Klausel, dass nur ein gemeinsamer Friedensschluss getroffen werden dürfe, bot die Handhabe, Druck zur Fortsetzung des Kriegs auf Genf und Bern auszuüben (vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 96–97). Vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 95; zur französischen ständigen Gesandtschaft in der Schweiz vgl. Enjalran/Denis-Combetz/Jeannel: Ancien Régime, S. 176–177. Vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 198–199, Anm. 2; Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 108; Sancy hatte auf 60.000 Ecus gehofft, während Straßburg 40.000 anbot unter der Voraussetzung, dass Basel und Schaffhausen die Kaution leisteten, da der Rat „sich in keiner engen Verbindung mit dem französischen König befinde“. Da diese Städte ablehnten, war Straßburg nur zur Zahlung von 12.000 Ecus bereit (vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 108). Vgl. Kap. 4.3. Vgl. Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise, S. 122–123. Vgl. Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise, S. 125, bes. Anm. 112; zu den Absprachen vorab und dem kurfürstlich-sächsischen Memorial vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 199–200, auch Anm. 1–5, zum Abschied von Langensalza: S. 206–207; Wilhelm IV. bot bei einem Haushalt von etwas mehr als 100.000 Gulden alleine 40.000 Gulden auf (vgl. Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise, S. 114). Zur Vorbildwirkung Kursachsens vgl. Vogler: Rôle des electeurs palatins, S. 76; zur Geheimhaltung vgl. Gräf: Konfession und internationales System, S. 156; Johann Casimir: Briefe, S. 206–207; 1588 erst hatte Sachsen auf dem Speyrer Kurfürstentag Werbungen der französischen Parteien und die Bereitstellung eines eigenen Aufgebots für einen Frankreichzug abgelehnt (vgl. Ott: Präzedenz, S. 450), so dass Christian I. 1589 zurückhaltend agierte. Vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 103.

224

4 Das Heilige Römische Reich 1589 und sein französischer Nachbar

dienten, bis weitere Unterstützungen (u. a. aus England) eintrafen.62 Sancy hatte, noch bevor die Zusagen der Reichsfürsten feststanden, Oberst Dietrich de Schomberg, dem Bruder des königlichen Diplomaten Gaspard de Schomberg, den Auftrag zur Werbung von Reitern gegeben,63 während parallel der Hauptmann Georg Erasmus Schregel in Frankfurt am Main Werbungen für Johann Casimir betrieb.64 Nach zähen Verhandlungen konnte am 18. Juli 1589 Baradat die Zusage von Unterstützungen durch Hessen-Kassel, Kursachsen, Pfalz-Zweibrücken, Johann Casimir für die Pfalz sowie kurz darauf Magdeburg und Brandenburg-Ansbach melden.65 Neben der Auflage, die Mittel nur gegen die französische Liga und ihre spanischen Verbündeten einzusetzen, forderten die protestantischen Stände, das ‚Notwehrbündnisʻ (Vertrag von Chambord, 1552) mit dem französischen König neu zu beleben. Vermutlich erreichte diese Einigung vom 18. Juli über die deutschen Hilfeleistungen Heinrich III. nicht mehr.66 Kurz vor seinem Tod traf jedoch noch der erste große Hilfstrupp, den Sancy Mitte Juni von Mömpelgard aus nach Frankreich geführt hatte und der nun die Truppen von Herzog Henri de Longueville und von François de La Noue verstärkte, bei Heinrich III. ein (24./26. Juli 1589).67

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Vgl. Nuntiaturberichte, S. 305, Anm. 3; Erst im Mai 1589 fertigte Heinrich III. den Gesandten Pierre de Mornay, Seigneur de Buhy, zu Elisabeth I. ab, um formell Unterstützung zu erbitten (vgl. Wernham: After the Armada, S. 137). Zu den Verhandlungen Heinrichs III. mit dem englischen Hof, v. a. bzgl. finanzieller Unterstützung der Werbungen vgl. Wernham: After the Armada, S. 87–91, S. 137–142. Vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 109; Diese Kontingente sollten zusammen mit den 1.000 Landsknechten von Baron Thomas von Kriechingen, einem der in Köln abgesetzten Domherren (vgl. Nuntiaturberichte, S. 303), über das Oberelsass Sancys Truppen zugeführt werden (vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 109). Zu den Werbungen Kriechingens vgl. Nuntiaturberichte, S. 303. Vgl. Nuntiaturberichte, S. 303. Vgl. Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise, S. 124–125; Unter den Reichsfürsten war zunächst eine interne Abstimmung über die Hilfeleistungen für Frankreich erfolgt: Neben Hessen-Kassel und Sachsen sollten Johann Casimir (Administrator der Kurpfalz), Philipp Ludwig (Fürst von Pfalz-Neuburg), Johann I. (Fürst von Pfalz-Zweibrücken) und Ernst Friedrich (Markgraf von Baden-Durlach) weitere 100.000 Gulden stellen und Joachim Friedrich (Administrator von Magdeburg), Georg Friedrich I. (Markgraf von Brandenburg-Ansbach) und Ludwig (Herzog von Württemberg) mit anderen ungenannten Fürsten nochmals 50.000 Gulden aufbringen (vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 197, S. 214). Auch wenn Wilhelm, Johann Casimir und Christian I. (Fürst von Anhalt-Bernburg), der bei dem sächsischen Kurfürsten Christian I. am Dresdener Hof weilte, behaupteten, Braunschweig werde sich beteiligen, stand Heinrich Julius (Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel), der zwischenzeitlich dem am 3. Mai 1589 verstorbenen Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel nachgefolgt war, einer Hilfeleistung ablehnend gegenüber (vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 197, Anm. 3, S. 207, Anm. 1). Vgl. Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise, S. 124, bes. Am. 109, S. 125; zum Katalog an Forderung von Christian I. vor dem Treffen in Langensalza sowie beim Abschied vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 200, S. 206–207. Vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 109–112; Sutherland: Henry IV, S. 263, Anm. 106; Dufour: Seigneurie de Genève, S. 53.

4.2 Die französischen Werbungen im Heiligen Römischen Reich

225

4.2.2 Heinrich von Navarra Neben den königlichen Diplomaten warben 1589 die Gesandten Navarras selbständig unter den Fürsten und Reichsstädten, auch wenn sie sich teilweise mit den königlichen französischen Gesandten abstimmten und gegenseitig unterstützten.68 Der Agent Navarras in Genf, Philippe Canaye de Fresnes, sowie François de La Noue und Jean de Chaumont, Sieur de Guitry, beeinflussten Sancy, die Werbungen in der Schweiz aufzunehmen, obgleich Heinrich III., für den Sancy die Werbungen betrieb, keine Geldmittel bereitsstellte.69 De Fresnes und Sancy kristallisierten sich in dieser Krisenphase als zentrale Figuren der französischen Außenpolitik heraus.70 De Fresnes wurde von Heinrich von Navarra gemeinsam mit Antoine de Moret, Sieur de Réaux, am 1. Januar 1589 beauftragt, die Werbungen im Reich zu übernehmen, wohin auch Coignet de la Tuilerie über England reiste.71 Jacques de SégurPardaillan, der Navarra bisher bei den deutschen Reichsfürsten vertreten hatte,72 bei denen Navarra seit 1583 sein Gesandtschaftssystem systematisch ausgebaut hatte,73 konnte wegen einer Erkrankung die Werbungen 1589 nicht leiten. Aufgrund seiner Erfahrungen und Kontakte im Reich wurde dann Jacques Bongars, Seigneur de la Chesnay et de Bauldry, der seit 1585 als Diplomat, Übersetzer und Berater bei den protestantischen Ständen im Reich tätig war, im Februar 1589 abgefertigt.74 Hatte Johann Casimir im Reich bislang in der Vertretung französisch-protestantischer Interessen eine monopolartige Sonderstellung behauptet, war dieser Exklusivanspruch nach dem Scheitern des Hilfszugs 1587 zum Erliegen gekommen.75 1589 stützten sich Navarra und die französische Krone jeweils stark auf den hessischen Landgrafen Wilhelm IV., der im deutschen protestantischen Lager ausgleichend wirkte.76 Nichtsdestoweniger spielte Johann Casimir eine wichtige Rolle bei 68 69 70 71 72 73 74 75

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Vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 196; Kohlndorfer: Diplomatie, S. 52. Vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 33; Dufour: Seigneurie de Genève, S. 9, zu Navarras Agenten in Genf: S. 7–10; Beza: Correspondance, S. VII. Vgl. Beiderbeck: Deutsche kulturelle Referenzen, S. 195. Vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 180, Anm. 4; zu Navarras Auftrag (1. Januar 1589) an de Fresnes für Werbungen im Reich vgl. Beza: Correspondance, S. 125, Anm. 5. Vgl. Vogler: Henri IV, S. 373–374; Le Thiec: LʼEmpire, S. 586; Personeninformation in Jouanna: Temps des guerres de Religion, S. 319, S. 1511 (Index). Vgl. Beiderbeck: Heinrich IV. (I), S. 16; Kohlndorfer: Diplomatie, S. 48. Vgl. Franz: Nürnberg, Kaiser, S. 227; Johann Casimir: Briefe, S. 180, Anm 3; Kohlndorfer: Bongars, S. 2–4; Benedict: French Protestants, S. 2; über die Bedeutung Bongars: Kohlndorfer: Diplomatie, S. 261; zu den Netzwerken Bongars vgl. ausführlich Kohlndorfer: Diplomatie. Vgl. Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise, S. 117; Vogler: Rôle des electeurs palatins, S. 81; zur dominierenden Rolle der Kurpfalz für die Beziehung zu Frankreich während der Religionskriege vgl. Vogler: Rôle des electeurs palatins, passim, u. a. S. 51; Der erfolglose Hilfszug von 1587 unter Fabian von Dohna im Auftrag von Johann Casimir hatte die ohnehin angespannte Beziehung zwischen Heinrich von Navarra und Johann Casimir weiter verschlechtert (vgl. Kohlndorfer: Diplomatie, S. 50; Vogler: Henri IV, S. 374–375; ausführlich bei Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise, S. 92–104; Hahn: Brandenburgischer Bericht, S. 180–202). Vgl. Beiderbeck: Heinrich IV. (I), S. 22; Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise, S. 115; auch Ribbeck: Wilhelm IV., S. 32–39; Gräf: Konfession und internationales System, S. 156.

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4 Das Heilige Römische Reich 1589 und sein französischer Nachbar

dem Versuch der protestantischen Reichsfürsten, ihr Vorgehen in Frankreich mit England und Dänemark zu koordinieren.77 Eine übergreifende Mobilisierung strebte auch Navarra selbst an. Neben seine Werbungen von 20.000 Mann in der Schweiz und dem Reich traten auch Waffenkäufe und Darlehen aus England und Söldnerwerbungen in Italien.78 Nach dem Waffenstillstandsvertrag der beiden Monarchen Heinrich III. von Frankreich und Heinrich III. von Navarra im April zeigten die Werbungen Navarras, die zunächst nur zögernd beantwortet worden waren, Erfolg: Christian I. von Sachsen gewährte Navarra 100.000 Gulden, Pfalzgraf Johann Casimir für die Pfalz und Baden-Durlach 80.000, Joachim Friedrich von Brandenburg, Administrator des Erzstifts Magdeburg, 30.000 und Kurfürst Johann Georg von Brandenburg 34.000 Gulden sowie Pfalzgraf Johann von Zweibrücken und Landgraf Wilhelm von Hessen-Kassel weitere Unterstützung.79 Die Gesandten Navarras mussten jedoch Bedenken im Reich zerstreuen, dass der Waffenstillstand der beiden Monarchen Navarras Einsatz für die protestantischen Interessen geschmälert hätte.80 Während Christian von Anhalt sich als Vermittler der Interessen Navarras bei den deutschen Fürsten profilitierte,81 besaß unter den Städten Straßburg eine Sonderstellung als Ausgangspunkt für Werbungen im Reich und der Schweiz, bei der Sicherung von Durchzügen nach Frankreich, als Flüchtlingsort und auch aufgrund der Darlehen für die französische protestantische Partei.82 So konnte De Fresnes 42.000 Ecus zur Unterstützung der Werbungen Navarras mit Straßburg im Herbst

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Vgl. die Auszüge aus dem Briefverkehr von Johann Casimir mit Walsingham in Johann Casimir: Briefe, S. 195–196, S. 211–212; War die dänische Regentschaftsregierung für Christian IV. nicht in der Lage, die Führungsrolle in einem übergreifenden protestantischen Bündnis zu übernehmen (vgl. Kap. 4.1), unterstützten einzelne dänische Räte wie Heinrich Ramel und Gert Rantzau diese Bestrebungen weiterhin (vgl. Lockhart: Frederik II, S. 308–314). Vgl. Le Roux: Régicide, S. 259; Als Sicherheiten für die Hilfeleistungen aus dem Ausland verpfändete Navarra die eigenen Krondomänen, verkaufte Monopole und Privilegien und zog alle Geldmittel aus den Handelsstützpunkten (an den Flüssen Garonne und Dordogne), welche ihm die Krone zugesprochen hatte, um den Krieg zu finanzieren (vgl. Greengrass: Financing the cause, S. 247). Zu den Schwierigkeiten der französischen Protestanten, ein funktionstüchtiges Kreditwesen zu etablieren: Greengrass: Financing the cause, S. 246. Vgl. Kohlndorfer: Diplomatie, S. 52. Vgl. Kohlndorfer: Diplomatie, S. 51–52; z. B. der Brief von Bongars an einen Minister des brandenburgischen Kurfürsten (29. April 1589): „Cʼest pourquoi sa Majesté a crû quʼelle devoit mʼenvoyer en Allemagne, pour vous assurer de sa part que dans ce changement des affaires de France, la disposition de son esprit est toûjours la même“ (Bongars: Lettres latines, S. 3–4, Zitat: S. 4). Vgl. Kohlndorfer: Diplomatie, S. 52; zur Rolle von Christian von Anhalt für die Beziehung der protestantischen Reichsstände zu Frankreich vgl. Kohlndorfer: Diplomatie, S. 172. Vgl. u. a. Schreiben Navarras aus Tours, 6. Mai 1589 und Werbungen von Pfalzgraf Johann für Heinrich III., 29. Mai 1589, in: Johann Casimir: Briefe, S. 196, Anm. 2, S. 198–199, Anm. 2; zu Straßburgs Rolle: Le Thiec: LʼEmpire, S. 586; Durch das Schutz­ und Trutzbündnis von 1588 war Straßburg zudem Bern und Zürich gegenüber verpflichtet, die bereits im März/April 1589 Straßburg um finanzielle Hilfe ersuchten (vgl. Meister: Straßburger Kapitelstreit, S. 271, bes. Anm. 1; zu dem Verteidigungsbündnis: Schindling: Humanismus in Straßburg, S. 155).

4.2 Die französischen Werbungen im Heiligen Römischen Reich

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1589 aushandeln.83 Neben Straßburg, Nürnberg und Ulm gehörte auch Frankfurt am Main als Hauptsitz der französischen Gesandten bei den Reichsständen und wichtiger Werbungsort84 zu den Städten, die Navarra eng verbunden waren.85 Nürnberg zählte zu den wichtigen Kreditgebern Navarras. Bereits als Heinrich IV. erhielt er von Nürnberg 1589 einen Kredit von 36.000 Gulden. Denoch sprach Nürnberg sich gegen Pläne eines deutschen Hilfszugs 1589/1590 aus86 und Frankfurt am Main lehnte 1589 die Anfrage zur Unterstützung der Rüstungen der Reichsfürsten ab.87 Zurückhaltung und Zögern beim Beistand für die französischen Protestanten zeigte sich noch deutlicher in den norddeutschen Städten Bremen, Lübeck und Hamburg, die 1589 die Gesuche Navarras um Unterstützung zurückwiesen.88 Nach dem Tod Heinrichs III. standen Heinrich IV. nicht nur die eigenen langjährigen Verbindungen im Reich zur Verfügung, sondern er konnte sich auch auf die Heinrich III. gemachten Zusagen stützen: Bis Oktober 1589 wurde ihm die Bewilligung von zwei Drittel der Heinrich III. zugesagten Gelder versprochen.89 Auch die Mehrheit der für Heinrich III. geworbenen Schweizer blieb (zumindest zunächst) in der Armee Heinrichs IV.90 Mit der Bestätigung der wichtigen Gesandten Ancel, Schomberg und Sancy setzte Heinrich IV. auf Kontinuität in den Beziehungen der französischen Krone zu den Reichsständen.91 4.2.3 Liga Die Liga bzw. ihre Verbündeten organisierten ebenfalls Werbungen in der Schweiz und dem Reich. Anfang 1589 wies Philipp II. seinen Gesandten in Frankreich, Bernardino de Mendoza, an, dem Herzog von Mayenne 600.000 Ecus (ca. 900.000 Gulden) für die Werbung von deutschen Söldnern zuzusagen.92 83 84 85 86

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Vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 108; zu de Fresnes Werbungen in Straßburg auch Nuntiaturberichte, S. 350, Anm. 1. Vgl. Beiderbeck: Deutsche kulturelle Referenzen, S. 197–198; zur Rolle Frankfurts am Main im französischen diplomatischen Netzwerk: Kohlndorfer: Diplomatie, S. 129–140. Vgl. Kohlndorfer: Diplomatie, S. 129; Ritter: Deutsche Geschichte, S. 5. Vgl. Franz: Nürnberg, Kaiser, S. 227–230; Kohlndorfer: Diplomatie, S. 139; Nürnberg hatte bereits zuvor ausdrücklich erklärt, sich nicht in einem Bündnis aller protestantischen Stände engagieren zu wollen, wozu die Stadt sich in einem programmatischen Schreiben gegenüber den protestantischen Städten und Fürsten positionierte (vgl. Franz: Nürnberg, Kaiser, S. 227–229). Zu Frankfurts ablehnender Antwort an Pfalzgraf Johann, 1. Juni 1589, vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 199, Anm. 2. Vgl. Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise, S. 119. Vgl. Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise, S. 126–127; zu den Verhandlungen unter den Fürsten über die Übertragung der Bewilligung für Heinrich III. auf Navarra/Heinrich IV. vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 214–215, Anm. 2. Vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 324–328. Vgl. Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise, S. 86, S. 91, S. 127; Der 1589 wichtige Gesandte Navarras Philippe Canaye de Fresnes wurde von 1589 bis 1593 Resident bei den protestantischen Reichsfürsten. Navarra pflegte nach der Thronnahme das protestantische Netzwerk im Reich weiter, dem u. a. Jacques Bongars angehörte (vgl. Benedict: French Protestants, S. 3, S. 15). Vgl. Frémy: Essai sur les diplomates, S. 240.

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4 Das Heilige Römische Reich 1589 und sein französischer Nachbar

In der Schweiz unterstützten die mit Spanien im Bündnis stehenden katholischen Orte93 Herzog Karl Emmanuel von Savoyen. Der Konkurrenzkampf um die weiteren Schweizer Städte wurde unter Führung des Luzerner Alt-Schultheiß Ludwig Pfyffer ausgetragen,94 der dem Gesandten des Herzogs von Mayenne, Pierre Buatier de la Motte, zuarbeitete und mit Pobel du Pressy, dem savoyischen Gesandten, sowie Pompeius della Croce, dem spanischen Gesandten, kooperierte. Allerdings fehlten La Motte die Mittel zur Rekrutierung, da ihm weder die zugesagten spanischen Gelder zugegangen waren, noch wie erhofft der spanische Statthalter in Mailand, Herzog von Terranova, eine finanzielle Unterstützung bereitstellte.95 Immerhin genossen die ligistischen Werber noch einen Vertrauensvorschuss, den der französische König bereits verspielt hatte.96 In einer Konferenz in Luzern (7. März) versicherten daher die fünf katholischen Orte, Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, königliche Werbungen nur zu erwägen, wenn zunächst die Schulden aus Frankreich bezahlt wurden und eine Erklärung über die Verwendung der Truppen abgegeben wurde. Für ihre Position warben die fünf Orte bei Solothurn, Freiburg, katholisch Glarus, Appenzell, dem Abt von St. Gallen und dem Bischof und Landrat des Wallis.97 La Motte und Pfyffer einerseits sowie Sancy andererseits versuchten mit gegenseitigen Unterstellungen nicht nur die unentschlossenen Schweizer Städte zu gewinnen, sondern auch die Werbungen der Gegenseite zu verhindern.98 Ende März entschieden die inneren Orte und Freiburg sich zunächst gegen die Werbungen Heinrichs III., dem sich unter dem Druck Luzerns auch Zug und 93 94 95 96

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Seit 1587 bestand ein Bündnis der katholischen Orte mit Spanien als Schutzmacht (vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 27; Beza: Correspondance, S. 49, Anm. 4). Vgl. Dufour: Seigneurie de Genève, S. 43; Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 29, S. 36. Vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 49; kurze Erwähnung von La Mottes Auftrag in Sutherland: Henry IV, S. 236; zu Terranovas Unterstützung von Savoyen vgl. Dufour: Seigneurie de Genève, S. 42. Aufgrund der französischen Zahlungsrückstände an Sold und Pensionen war schon im Sommer 1588 diskutiert worden, Söldnerwerbungen der französischen Krone zu verbieten (vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 29). Die neuesten Vorschläge des Königs sahen vor, 300.000 Ecus jährlich aus der Salzsteuer, der Generalrezeptur von Lyon und der Sanierung des Beamtentums zur Abbezahlung der Schulden abzuziehen. Durch die Verschlechterung der Lage des Hofs und den Übertritt Lyons zur Liga (24. Februar 1589) war dieses Modell jedoch nicht mehr umsetzbar (vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 52; Dufour: Seigneurie de Genève, S. 14). Vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 49–50. Zu Anschuldigungen und Verleumdungen vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 52– 55, auch Anm. 14; Das dem französischen König wohlgesonnene Solothurn verhandelte intern mit Zug, Schwyz und Glarus, während Freiburg trotz des Bündnisses mit Savoyen durch seinen Schultheiß Affry Kontakt zu Sancy suchte (vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 50, auch S. 38, Anm. 37). Auf Pfyffers Werbungen reagierte Basel mit einem Verbot der ligistischen Werbungen und bat Straßburg, den Verkauf von Waffen und Rüstungen für die Liga bzw. Savoyen zu verhindern (vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 69). Unterdrückungen der katholischen Werbungen im Thurgau und ein Mandat der Luzerner gegen die königlichen Werbungen folgten (vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 101). Aus Zug zogen sowohl eine Kompanie mit Sancy als auch weitere Truppen mit der Liga (vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 57, S. 101).

4.2 Die französischen Werbungen im Heiligen Römischen Reich

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Schwyz sowie Appenzell bis Anfang April anschlossen.99 Am 4. Mai erfolgte dann die Entscheidung auf der Luzerner Tagsatzung für die Liga: Die sechs Orte Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug und Freiburg bewilligten dem Gesandten des Herzogs von Mayenne 6.000 Mann sowie dem Herzog von Savoyen, dem sie durch das Bündnis von 1577 verpflichtet waren, fünf Fähnlein, worauf Luzern den Bündnisvertrag mit Frankreich von 1582 aufkündigte. Am 6. Juni zogen die dann ca. 8.000 Mann starken Truppen nach Frankreich der Liga zu.100 Zu den katholischen Werbungen und Hilfeleistungen im Reich ist bislang kaum etwas bekannt.101 Besonders in katholischen Territorien in Grenznähe zu Frankreich, wie dem Stift Trier, wurden Werbungen durch die Liga betrieben.102 Im Moselraum sollten spanische Truppen aus den Niederlanden, die sich dort auch teilweise versorgten, den Vorstoß der protestantischen Reichsfürsten auf Lothringen und den Durchzug der für König Heinrich III. geworbenen Soldaten durch Lothringen, bspw. über Metz, nach Frankreich verhindern. Ob diese Truppen aus den Niederlanden selbst letztlich nach Frankreich weiterziehen sollten, war Gegenstand zahlreicher Spekulationen:103 Philipp II. plane Reiter und Fußsoldaten des Herzogs von Parma, die unter Graf Karl von Mansfeld, Seigneur Valentin Pardieu de La Motte und Markgraf Marc de Rye von Warembon standen, zur Unterstützung des Herzogs von Mayenne über die angrenzenden nördlichen Provinzen, Picardie, Normandie und Bretagne, in welchen die Liga eine starke Stellung hatte, nach Frankreich marschieren zu lassen.104 Möglichen Hilfen aus England sollte der Herzog von Parma den Weg abschneiden.105 Philipp II. hatte Anfang des Jahres Parma 1.200.000 Ecus gesandt, von denen eigens 300.000 zur Unterstützung der Liga vorgesehen waren.106 Der Sondergesandte La Planche wandte sich im Namen von Baron Christophe de Bassompierre und François de Roncherolles, Seigneur de Maineville, Vertrauten des ermordeten Herzogs von Guise, an Karl von Mansfeld, wäh99 Vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 56–57. 100 Vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 98–99: Da durch Sancy der Weg über Burgund versperrt war, wählte man die umständliche Route über St. Gotthard nach Oberitalien, dann über die Westalpen durch Savoyen nach Frankreich (vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 99). 101 Vgl. z. B. die sehr allgemein gehaltene Aussage in Challe: Histoire des guerres, S. 64: „Mayenne, de son côté, envoyait recruter en Allemagne des reîtres et des lansquenets.“ 102 Vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 184, S. 187. 103 Vgl. Nuntiaturberichte, S. 309; u. a. Alexander von Parma aus Spa, 7. Juni 1589, in: Johann Casimir: Briefe, S. 201, auch S. 184, Anm. 2, S. 187–188; zur Verlagerung von Parmas Truppen vgl. auch die Einschätzung von Frangipani, 26. Januar 1589: Nuntiaturberichte, S. 229– 230. 104 Vgl. Nuntiaturberichte, S. 243 (Montalto an Frangipani, 25. Februar 1589), S. 262 (Frangipani an Montalto, 23. März 1589); Wernham: After the Armada, S. XI, zu den wichtigsten militärischen Führern Parmas: S. 83–84; Aus Gesundheitsgründen war Parma Anfang des Jahres 1589 aber über Wochen hinweg nicht einsetzbar (u. a. Nuntiaturberichte, S. 306, S. 322; Wernham: After the Armada, S. 135). 105 Philipp II. drängte Parma mit 6.000 Mann in kleinen schnellen Booten den Truppen von Norris und Drake den Weg abzuschneiden und Hilfen für Heinrich III. aus England über See zu verhindern (vgl. Wernham: After the Armada, S. 135). 106 Vgl. Wernham: After the Armada, S. 83, S. 135.

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rend der Herzog von Mayenne und der Herzog von Aumale mit Parma Kontakt aufnahmen.107 Doch zogen sich die Verhandlungen um die Gegenleistungen für die Hilfe Parmas hin.108 Im Verlauf des März und April warb Graf Jacopo di Collalto (Treviso) 3.000 deutsche Fußsoldaten im Reich für den Herzog von Mayenne mit spanischem Geld („col denaro di S. M. Catt.“), wozu unter Herzog Otto Heinrich von BraunschweigLüneburg-Harburg weitere 1.500 Reiter kamen.109 Doch verzögerte sich aufgrund des Werbungsverbots des Kaisers der Truppenzug unter Otto Heinrich.110 Weitere Hilfeleistungen für die Liga kamen, wenn man den Nuntiaturberichten folgt, im Reich nicht zustande.111 Neben den Hauptwerbungen von Heinrich III. von Frankreich, dem König von Navarra und dem Herzog von Mayenne und Philipp II. für die Liga erhielten die deutschen Fürsten und Reichsstädte auch Gesuche einzelner Städte wie Genf, Fürsten wie bspw. Karl III. von Lothringen oder Heerführer wie Thomas von Kriechingen, die teilweise eigenständig agierten, teilweise in Koordination mit den Hauptwerbungen.112 Der lothringische Herzog Karl III., einer der wichtigeren Akteure mit eigener Interessenpolitik, stand über Monate in geheimen Verhandlungen mit Johann Casimir,113 um zu verhindern, dass Lothringen zum Kriegsschauplatz werden oder durch durchziehende Truppen verheert werden könnte.114 Für die Konflikte um Jametz erhielt Herzog Karl von Lothringen nach Anfragen u. a. an Graf von Mansfeld und an Philipp II. eine Truppenverstärkung aus den spanischen Niederlanden durch 107 Vgl. Sutherland: Henry IV, S. 237. 108 Vgl. Nuntiaturberichte, S. 304, Anm. 1 (Mitte Juni 1589), S. 345 (Ende August 1589); auch Sutherland: Henry IV, S. 237. 109 Hierauf kommt Frangipani wiederholt zu sprechen: Nuntiaturberichte, S. 262, S. 269, S. 286, S. 297, S. 303. 110 Vgl. Nuntiaturberichte, S. 295 (8. Juni 1589). 111 Vgl. Nuntiaturberichte, S. 297–298; Es war nur ein Gerücht, dass die 2.000 lothringischen Soldaten, die unter dem spanischen Oberst Belmonte an der Belagerung von Bonn teilgenommen hatten, Ende Mai/Anfang Juni nach Lothringen ziehen sollten, um sich mit den Reitern von Herzog Otto Heinrich zu vereinigen (vgl. Nuntiaturberichte, S. 291). In Tirol allerdings gelang es dem Grafen von Lodron, kaiserlicher Obrist und Statthalter von Tirol, im Frühsommer 1589 ein katholisches Regiment von 3.000 Mann für den spanischen König zu werben (vgl. Nuntiaturberichte, S. 291–292, S. 303). Im Frühsommer (1. Juni 1589) notierte der päpstliche Nuntius Frangipani, dass weitere 1.000 italienische Fußsoldaten unter dem spanischen Oberst Camillo Capizucchi und vier Reiterkompanien unter dem spanischen Oberst Georgio Crescia dem Herzog von Aumale nach den Verlusten bei Senlis zuzögen (vgl. Nuntiaturberichte, S. 292). Die Männer Capizucchis zersprengten bereits Mitte Juni die dem König zuziehenden Reiter des Barons Thomas von Kriechingen (vgl. Nuntiaturberichte, S. 312, Anm. 1). 112 Die Stadt Genf wandte sich auch mit eigenständigen Werbungen an die Reichsfürsten (Juni 1589), von denen jedoch nur Johann Casimir ein Darlehen bewilligte. Hessen-Kassel lehnte ebenso das Gesuch ab wie Magdeburg und Braunschweig-Wolfenbüttel (vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 206). Zum Baron von Kriechingen vgl. Kap. 4.2.1. 113 Vgl. La Huguerie: Mémoires, S. 267–307. 114 Vgl. La Huguerie: Mémoires, S. 307; zu den verschiedenen Motivationen vgl. Ritter: Deutsche Geschichte, S. 36–37.

4.3 Deutsche Interessen für ein Engagement in Frankreich

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Alexander Farnese, den Herzog von Parma.115 Gegen die Verpfändung der Grafschaft Bitsch konnte Lothringen den Markgraf Jakob von Baden-Hachberg gewinnen, zunächst fünf und später noch vier Fähnlein für Karl III. zu werben. Der dem Katholizismus nahe stehende Markgraf konvertierte im Folgejahr 1590.116 Nach der Ermordung von Heinrich III. ließ Herzog Karl Ende August 1589 durch Michel de La Huguerie in Speyer die Anwerbungen der französischen Protestanten behindern und positionierte sich nun deutlich gegen Navarra (Heinrich IV.).117 4.3 DEUTSCHE INTERESSEN FÜR EIN ENGAGEMENT IN FRANKREICH Das Interesse aufseiten der Fürsten und Städte und die Bereitschaft zum Eingreifen in den französischen Konflikt war von einem Geflecht von religionspolitischen und dynastischen, reichsrechtlichen und gesamteuropäischen, aus Klientelbeziehungen und Wirtschaftsinteressen resultierenden Gründen und Faktoren bestimmt. Die Bereitschaft im Reich für die Liga gegen den französischen König Partei zu nehmen, war durch die Nachricht von der Ermordung der Guise unter Katholiken prinzipiell befördert worden,118 aber dies fand kaum Niederschlag in Form aktiver, offensiver Beteiligung an den Französischen Religionskriegen.119 Entfernte jeder der Schritte – vom Vorgehen gegen Guise über das päpstliche Monitorium und die drohende Exkommunikation bis zum Waffenstillstand mit Heinrich von Navarra – den französischen König weiter von den Katholiken im Reich, gab dies für die protestantischen Reichsstände den Anlass, an einen Richtungswechsel in der Politik Heinrichs III. zu glauben und damit ihre Unterstützung zu rechtfertigen.120 Das Spektrum der gegenüber dem französischen König dialog- und kooperationsbereiten Stände im Reich war zum Großteil deckungsgleich mit den Ansprechpartnern Navarras.121 Doch bestand Anfang 1589 ein Dilemma: Die leitenden Kriterien außenpolitischen Handelns, Legitimität, religiöse Solidarität und die Frage

115 Vgl. Mohr: Geschichte des Herzogtums Lothringen, S. 236. 116 Vgl. Nuntiaturberichte, S. 227; Stieve: Jakob III., S. 535; Der badische Markgraf Jakob traf zudem 1589 Vorkehrungen mit der Regierung Vorderösterreichs, um zu verhindern, dass die für Navarra geworbenen Reiter im Breisgau ihr Lager nahmen (vgl. Stieve: Jakob III., S. 535). 117 Vgl. Longnon: Agent politique, S. 242; La Huguerie: Mémoires, S. 307–311; La Huguerie hatte zuvor im Reich als Gesandter und Unterhändler der französischen Reformierten, v. a. für den Prinzen von Condé, sowie am Kurpfälzischen Hof für Johann Casimir gearbeitet (vgl. Boucher: La Huguyere, S. 1011–1013). 118 Vgl. z. B. die Reaktionen der katholischen Partei am Reichskammergericht in Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte, S. 96; Kommentar des Nuntius Frangipani an Kardinal Montalto, 4. April 1589: Nuntiaturberichte, S. 269. 119 Vgl. den Brief Johann Casimirs an Dohna (3. April 1589): „car depuis la mort de Guise et son frère le cardinal hat sich vil dings verendert und ist heutigs tags ein gross gewerb sonderlich uf der Liga seiten; besorg aber, was sie nit in den stiften bekomen, sunsten schwerlich ufkomen werden.“ (Johann Casimir: Briefe, S. 187). 120 Vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 107. 121 Vgl. Beiderbeck: Deutsche kulturelle Referenzen, S. 189.

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4 Das Heilige Römische Reich 1589 und sein französischer Nachbar

von Hegemonie und Ausgleich auf europäischer Ebene, waren untereinander unvereinbar.122 Mit ihrem Einsatz für die Gewissensfreiheit der Reformierten in Frankreich unter Heinrich III.123 sowie der Sicherung der Thronfolge Navarras124 erhofften sich die deutschen protestantischen Fürsten eine Stabilisierung bzw. gar Kräfteverschiebung zugunsten der Protestanten in Europa, wenn auch ein übergreifendes protestantisches Bündnis nicht zustande kam;125 aber die protestantischen Stände koordinierten ihre Hilfeleistungen untereinander.126 Im Gegensatz zu den protestantischen Reichsfürsten organisierte sich keine gemeinschaftlich handelnde katholische Partei im Reich. Vielmehr blieben der Feldzug Herzog Otto Heinrichs von Braunschweig-Lüneburg-Harburg und die Werbungen von Markgraf Jakob von Baden-Hachberg jeweils Solistenunternehmungen, welche das Bemühen um Ansehensgewinn und die Behauptung fürstlicher Souveränität widerspiegelten. Aber auch die Nähe des Markgrafen zum Katholizismus sollte als Handlungsgrund ernst genommen werden.127 Militärische Großunternehmungen bedeuteten einen Anse122 Die Unterstützung Heinrichs III. gegen Spanien und die Liga könnte implizit die Gefährdung des französischen Protestantismus bedeuten, während eine Hilfeleistung für Navarra zugleich die Förderung der Opposition gegen einen legitimen Monarchen mit sich brächte, urteilte sowohl Christian von Sachsen als auch Johann Casimir (vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 200, S. 205). 123 Die von Wilhelm IV. initiierte Gesandtschaft von protestantischen Kurfürsten, Fürsten und Städten (Ulm, Straßburg, Frankfurt am Main, Nürnberg), welche für die Befriedung des Religionskonflikts und Gewährung von Gewissensfreiheit für die Reformierten bei Heinrich III. intervenieren sollte, war im Herbst 1586 gescheitert (vgl. Franz: Nürnberg, Kaiser, S. 227; Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise, u. a. S. 91, S. 115, S. 124; Vogler: Henri IV, S. 374). 124 Vgl. Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise, S. 81, S. 124; Die Fürsten versuchten den in die Enge getriebenen König zu Zugeständnissen und der Benennung Navarras als Thronfolger zu bringen (vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 200, S. 206). 125 Vgl. Beiderbeck: Deutsche kulturelle Referenzen, S. 189–190; zum ‚internationalen Systemʻ und den vier ‚bewegenden Kräften‘ Dynastie, Konfession, Staatsinteresse und Tradition vgl. Schilling: Formung des internationalen Systems, S. 22–23; Der Lüneburger Fürstentag von 1588, an dem Friedrich von Dänemark, Johann Georg von Brandenburg, Christian von Sachsen, Johann Casimir von der Pfalz, Wilhelm von Hessen-Kassel, Julius von Braunschweig, Gesandte Heinrichs von Navarra und Elisabeths von England teilgenommen hatten, endete ohne einen engeren Zusammenschluss der protestantischen Stände und Mächte. Die Bemühungen der navarrischen Gesandten wurden aber fortgesetzt (vgl. Kohlndorfer: Diplomatie, S. 233; Kohlndorfer-Fries: Unternehmertum, S. 38). Die Verhandlungen der protestantischen Fürsten in den Jahren 1590 und 1591 zur Gründung einer Union (Torgauer Beschlüsse) wurden durch den Tod der zwei federführenden Fürsten ausgebremst (vgl. Franz: Nürnberg, Kaiser, S. 231– 232; Wolgast: Calvinismus, S. 24; Rabe: Deutsche Geschichte, S. 595–597; zur Torgauer Einigung vgl. Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise, S. 136–147). 126 Vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 198–199, S. 205. 127 Zur Religion des Markgrafen vgl. Stieve: Jakob III., S. 535–538. In der Religionskriegsforschung wurde bisher, so Jonas van Tol, pauschal das Engagement protestantischer Fürsten auf katholischer Seite mit dem Streben nach Geld, Ruhm und Abenteuer erklärt. Ebenso lassen sich aber Loyalitätsbeziehungen, der Wunsch nach Ordnung und Stabilität und religiöse Überzeugungen als Beweggründe ermitteln (vgl. Tol: Germany, S. 215, S. 320–321). Diese These verdient weitere Beachtung in der Erforschung der Rolle der Reichsfürsten in den Religionskriegen.

4.3 Deutsche Interessen für ein Engagement in Frankreich

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henszuwachs für die Fürsten und signalisierten den Anspruch zur Beteiligung an gesamteuropäischen Fragen – ohne dass eine explizite Thematisierung von fürstlicher Souveränität in außenpolitischen Belangen stattgefunden hätte.128 Im Sinne eines fürstlichen, religionsübergreifenden Interesses setzten sich die fürstlichen Reichsstände zudem für Navarras Thronanspruch nach dem salischen Erbprinzip ein.129 Zugleich Libertäts- und Souveränitätsansprüchen und einem dezidierten religionspolitischen Interesse geschuldet, versuchten die protestantischen Fürsten eine weitere Stärkung der katholischen spanischen Habsburger zu verhindern, die als übermächtige expandierende Bedrohung empfunden wurden.130 Katholischerseits diente die Wahrung der Katholizität Frankreichs dem übergreifenden Interesse der Aufrechterhaltung der religiösen Machtverteilung in Europa ebenso wie der Sicherung des eigenen Territoriums.131 Seitens der protestantischen Fürsten sollte zudem die Schutzfunktion des französischen Königs für die reichsständische Libertät gestärkt werden, wozu neue Verhandlungen über ein Defensivbündnis mit Heinrich III. angedacht waren.132 Hilfeleistungen für Navarra gegen den französischen König, den legitimen Souverän und Verbündeten der protestantischen Reichsfürsten, könnten als Rechtsverletzung ausgelegt werden.133 Zudem bestand die Gefahr einer Involvierung oder gar eines Übergreifens auf das Reich, d. h. eine Internationalisierung des französischen Konflikts oder eine Militarisierung der Probleme im Reich, und es drohte eine empfindliche Störung des Verhältnisses zum Kaiser, was katholische wie protestantische Reichsstände unbedingt zu vermeiden suchten.134 128 Vgl. Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise, S. 81; Daher war die Frage von Respekt und Anerkennung der Fürsten durch Heinrich III. im diplomatischen Verkehr sowie der Umgang mit deutschen Gesandtschaften und die Frage der Person und Vollmacht der königlichen Gesandten nicht nebensächlich, wie Christian von Sachsen beharrte (vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 199–200). Dass der königliche Gesandte Sieur de Saint-Martin nur Schreiben von Sancy und der Stadt Langres bei sich hatte, aber keinen königlichen Befehl vorweisen konnte, veranlasste Johann Casimir Hilfeleistungen abzulehnen (vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 209, auch S. 184; möglicherweise ein vorgeschobener Grund, vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 104). 129 Vgl. Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise, S. 120. 130 Vgl. Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise, S. 81; Vogler: Rôle des electeurs palatins, S. 52; zur Bedeutung eines Gegengewichts zum Ausbalancieren des spanischen Einflusses vgl. auch De Lamar: French diplomacy, S. 44; Die Reichsstände gewährten „Heinrich IV. gerade so viel Unterstützung, wie notwendig erschien, um seine Niederlage zu verhindern und ihn als Gegenpart zu Spanien zu stützen.“ (Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise, S. 90). 131 Zur Furcht bei den deutschen katholischen Territorien vor einer übergreifenden protestantischen militärischen Organisation vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 184, Anm. 2. 132 Vgl. Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise, S. 124. 133 Christian von Sachsen sprach die mögliche Vorbildwirkung für Widerstand gegen die deutsche Obrigkeit an (vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 200), während Johann Casimir die Unrechtmäßigkeit des französischen Widerstands gegen Heinrich III. anmerkte (vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 205). 134 Vgl. das Scheiben von Christian von Sachsen an Wilhelm von Hessen-Kassel, 12. Mai 1589, in: Johann Casimir: Briefe, S. 199–200; auch Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise, S. 83, zur Rechtsdiskussion: S. 120–121, zum Sicherheitsbedürfnis: S. 111; zur Problematisierung

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Erst durch den Waffenstillstandsvertrag der beiden Monarchen, Heinrich III. und Heinrich von Navarra, wurden die handlungsverzögernden Skrupel, die seitens der protestantischen Reichsstände bestanden, beseitigt. Nach dem Waffenstillstand vom April sahen die deutschen Stände die Möglichkeit eines überparteilichen französischen Königtums wieder gegeben. „Hilfe für Heinrich III. wurde zu einer Pflicht fürstlicher Solidarität“,135 wie zahlreiche Schreiben protestantischer Reichsfürsten 1589 belegen.136 Daneben traten selbstverständlich Partikularinteressen wie die von einigen der protestantischen Reichsfürsten forcierte Auslieferung der seit 1552 französisch besetzten Bistümer Metz, Toul und Verdun (trois-évêchés) an das Reich,137 die heimlichen Verhandlungen über ein Separatbündnis von Johann Casimir mit dem katholischen Herzog von Lothringen,138 die Frage des Eingreifens im benachbarten Fürstentum Sedan (Reichslehen), das im Dauerkonflikt mit dem Herzogtum Lothringen lag,139 oder die Machtverteilung an einzelnen Höfen. Am Heidelberger Hof standen bspw. die für eine Unterstützung Navarras Votierenden um den Prediger Daniel Toussanus und die Sekretäre und Mitglieder des Oberrats Justus Reuber und Adam Gans, Herr von Putlitz, den gegen eine Hilfe Votierenden um den Pfälzer Rat und Obristen Fabian von Dohna, den Obristen Georg Erasmus Schregel und den französischen Sekretär Michel de La Huguerie gegenüber, wobei es auch um die Sicherung von Positionen, Einfluss und die Nähe zum Administrator Johann Casimir ging.140 Für die Reichsstädte standen neben der Profilierung durch eine eigenständige Außenpolitik, welche an religionspolitischen Leitlinien orientiert war, die Stabilität

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des Verhältnisses zum Kaiser: Franz: Nürnberg, Kaiser, S. 227–231; zur Verhinderung des Übergreifens des Konflikts: Gräf: Konfession und internationales System, S. 156–157. Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise, S. 122 (Zitat), auch S. 122–124. Zu den Schreiben von u. a. Johann von Zweibrücken an Wilhelm von Hessen-Kassel (4. April 1589), Christian von Sachsen an Wilhelm von Hessen-Kassel (12. Mai 1589), Johann Casimir an Wilhelm von Hessen-Kassel (14. Juni 1589) vgl. Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise, S. 123, Anm. 105. Vgl. Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise, S. 125, bes. Anm. 112; zu den Partikularinteressen vgl. die Vorabsprachen zwischen Sachsen und Hessen-Kassel, das kurfürstlich-sächsische Memorial sowie den Abschied in Johann Casimir: Briefe, S. 199–200, auch Anm. 1–5, S. 206– 207; zu den trois-évêchés: Johann Casimir: Briefe, S. 189 (Johann Casimir), S. 194 (Wilhelm von Hessen-Kassel), S. 195, Anm. 2 (Joachim Friedrich von Brandenburg). Vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 203, Anm. 2; La Huguerie zu den Beziehungen von Karl von Lothringen und Johann Casimir bis zur Ermordung von Heinrich III.: La Huguerie: Mémoires, u. a. S. 267–307, Ermahnungsschreiben an Karl III., sich von der Liga zu lösen: S. 208, S. 209– 210. Zu den Hintergründen des Konflikts vgl. Boucher: La Marck, S. 1013–1014; Huseman: Personnalité littéraire, S. 16–17; Mohr: Geschichte des Herzogtums Lothringen, S. 232–237; zum Charakter Sedans als Reichslehen vgl. Dickerman: Bellièvre and Villeroy, S. 111; Joachim Friedrich von Brandenburg versuchte Kurfürst Christian von Sachsen von einem aktiven Eingreifen zu überzeugen: Ruhm für ihn persönlich, die Eheschließung von Christian von Anhalt mit der Erbin von Bouillon und ein Einkommen von 120.000 Franken wurden ebenso debattiert wie die Positionierung eines vertrauten protestantischen Nachbarn und die Sicherung des Passes (vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 196). Vgl. Press: Calvinismus, S. 350–356, bes. S. 356, Anm. 141, S. 364.

4.3 Deutsche Interessen für ein Engagement in Frankreich

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in der Region sowie die Handelsinteressen und Sicherung von Absatzmärkten im Fokus.141 Die deutschen protestantisch geprägten Städte, v. a. im Süden, sowie individuelle Kaufmannsfamilien verliehen seit Jahren Geld an die französische Krone, zahlten aber auch Darlehen für die französischen Protestanten. Dabei riskierten sie nicht nur ausbleibende Rückzahlungen wegen drohendem Staatsbankrott und Illiquidität von Frankreich, sondern auch durch Unterstützung der französischen Reformierten das Verhältnis zum Kaiser zu belasten oder die Handelsinteressen zu gefährden.142 Durch französische Sondersteuern und Zwangsanleihen wurden die Handelsbeziehungen nach Frankreich zeitweise stark beeinträchtigt.143 Während sich 1589 die recht unabhängig agierende Reichsstadt Straßburg für Heinrich III. oder aber Navarra engagierte, waren viele nicht zu einer weitergehenden Involvierung in den französischen Konflikt bereit.144 Wie unter den Fürsten blieb auch unter den Reichsstädten die aktive Unterstützung der Liga im Reich äußerst verhalten. Ganz anders stellt sich dies in der Schweiz dar: Bündnisverpflichtungen, religionspolitische Interessen und nicht zuletzt das ausgeprägte Schweizer Söldnerwesen sorgten hier für ein hohes Engagement aufseiten des Königs wie der Liga.145 Dabei waren für die Schweizer ebenso wie für sämtliche der (potentiellen) Partner der französischen Parteien praktische Erwägungen wie die Frage der Zuverlässigkeit und ausreichenden Sicherheiten für die vorgestreckten Geldmittel von zentraler Bedeutung.146 141 Exemplarisch zu Nürnbergs diesbezüglicher Haltung vgl. Franz: Nürnberg, Kaiser, S. 230; Bereits 1587: „Aus all diesen Gründen, wovon die Rücksicht auf den Kaiser, die Scheu vor einem Krieg im Reiche, die Gefahr, vom bösen brandenburgischen Nachbarn überfallen zu werden, und die Sorge um Nürnberger Handelsbeziehungen und die Nürnberger Bürger in Frankreich die wichtigsten sind, lehnt es die Stadt ab, sich in dieses außenpolitische Wagnis zu stürzen; die bisherigen Aufwendungen betrachtet der Rat ‚als ein verlorenes Geld […] daran niemand nichts wiedergibtʼ“ (nach den Ratsverlässen, 14. März 1587, in: Franz: Nürnberg, Kaiser, S. 229–230). Vgl. auch den Brief des Nürnberger Stadtrats an Straßburg vom 10. Januar 1587 (auszugsweise in Franz: Nürnberg, Kaiser, S. 228–229). 142 Vgl. Franz: Nürnberg, Kaiser, S. 227–231; auch Schultheiß: Nürnberger Beiträge, S. 105; Kellenbenz: Wirtschaftsleben, S. 295; Nürnberger Kaufmannsfamilien hatten jahrelang über Lyon in die Anleihen der französischen Krone investiert. Zwar stiegen die Zinsen, doch bemühten sich die Delegationen an den Königshof vergeblich um Rückzahlungen. Stattdessen erfolgten neue Darlehensaufnahmen (vgl. Pfeiffer: Bemühungen der oberdeutschen Kaufleute, S. 420– 421; Ver Hees: Oberdeutsche Kaufleute, S. 236; Schultheiß: Nürnberger Beiträge, S. 105; Kellenbenz: Wirtschaftsleben, S. 299). Zu den Anleihen Heinrichs von Navarra bei der Stadt Nürnberg vgl. Pfeiffer: Bemühungen der oberdeutschen Kaufleute, S. 427; Kellenbenz: Wirtschaftsleben, S. 299; Franz: Nürnberg, Kaiser, S. 230–231; zu Straßburger Anleihen für die französische Krone vgl. Vogler: Straßburg, S. 1844–1845; für eine knappe Bewertung der Anleihen durch Villeroy und Bellièvre vgl. Dickerman: Bellièvre and Villeroy, S. 110. 143 Vgl. Pfeiffer: Bemühungen der oberdeutschen Kaufleute, S. 426; Franz: Nürnberg, Kaiser, S. 218; zum Handel der süddeutschen Städte über die Lyoner Messe während der Religionskriege: Glück/Häberlein/Schröder: Mehrsprachigkeit, S. 28–29. 144 Zu Frankfurt am Main: Johann Casimir: Briefe, S. 199, Anm. 2; zu Nürnberg: Franz: Nürnberg, Kaiser, S. 227–230. 145 Zu den Bündnissen vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 27, zur Bedeutung der Geldfrage: S. 49, S. 53, zur Frage religionspolitischen Engagements: S. 65. 146 Vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 199–200, S. 206.

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4 Das Heilige Römische Reich 1589 und sein französischer Nachbar

4.4 WEITERE ANKNÜPFUNGSPUNKTE: FRANZÖSISCHE UND NIEDERLÄNDISCHE MIGRANTEN IM REICH Die im Reich vorhandenen Frankreichkenntnisse, -kontakte und -interessen waren nicht zuletzt – außer durch diplomatische, intellektuelle, militärische und handelspolitische Kontakte – durch die frankophonen Zuwanderer geprägt.147 Die protestantischen Schweizer Orte, zuvorderst Genf, die Territorien mit reformiertem Landesherren wie die Kurpfalz unter dem Administrator Johann Casimir, in Grenznähe gelegene, kulturell und wirtschaftlich eng mit Frankreich (z. B. Straßburg) oder den französischsprachigen südlichen Niederlanden verflochtene Städte und schließlich die großen Wirtschaftszentren wie Köln, Nürnberg oder Frankfurt am Main waren bevorzugte Zuwanderungsorte.148 Aber auch Städte wie Bremen oder Hamburg149 beherbergten Ende des 16. Jahrhunderts eine größere Zahl Immigranten, vereinzelt französische Reformierte, ein Großteil niederländischer Reformierter und einige katholische Wallonen.150 Glaubensgründe und Wirtschaftsinteressen vermischten sich häufig in der Motivation zur Emigration. Die französischsprachigen Zuwanderer aus Frankreich und den Niederlanden zeichneten sich durch die kulturelle Nähe zu Frankreich, ihre Sprachkenntnisse, die nicht selten durch Fremdsprachenunterricht am Zuwanderungsort weitervermittelt wurden, und bestehende Kontakte zur alten Heimat aus.151 In Köln legten frankophone Exilanten als Sprachmittler, Fran147 Vgl. Greive: Französische Sprachlehre, S. 171. 148 Vgl. Schilling: Konfessionsmigration, S. 70–71, S. 80; zur Kurpfalz: Bütfering: Niederländische Exulanten, S. 355–356; zu Straßburg: Bischoff: Lexikon deutscher Hugenotten-Orte, S. 262; zu Köln: Bischoff: Lexikon deutscher Hugenotten-Orte, S. 164; Schilling: Niederländische Exulanten, u. a. S. 33–35, S. 38, S. 41, S. 59–65, S. 110–121, S. 152–154; Deeters: Hilfe für die Glaubensbrüder, S. 193–194; Ehrenpreis: Kaufleute als Grenzgänger, S. 225; zu Nürnberg: Bischoff: Lexikon deutscher Hugenotten-Orte, S. 211–212; zu Frankfurt am Main: Schilling: Niederländische Exulanten, u. a. S. 35–36, S. 39–41, S. 52–59, S. 125–134, S. 154–155; Bischoff: Lexikon deutscher Hugenotten-Orte, S. 105; auch Lausberg: Hugenotten in Deutschland, S. 63–64; zu den Exilgemeinden von flämischen, wallonischen und französischen Reformierten: Magen: Hugenotten, S. 144–152; Eine Karte „Französischsprachige Drucker und Exulantengemeinden in Süddeutschland ca. 1550–1620“ findet sich in Zwierlein: Discorso und Lex Dei, S. 570. 149 Zu Bremen: Bischoff: Lexikon deutscher Hugenotten-Orte, S. 72; zu Hamburg: Schilling: Niederländische Exulanten, S. 122–123. 150 Vgl. Magen: Hugenotten, S. 145; Gelderen: Political thought, S. 56; für einen Überblick über die v. a. reformierten Exulantengemeinden im Reich vgl. Bischoff: Lexikon deutscher Hugenotten­Orte; Waren vor 1585 zahlreiche Katholiken aus Antwerpen geflohen, kehrten viele nach der Einnahme der Stadt durch den Herzog von Parma zurück, während zugleich eine protestantische Auswanderungswelle einsetzte (vgl. Braun: Katholische Konfessionsmigration, S. 79). 151 Zur Rolle des Französischen in den Exilgemeinden im Reich vgl. Eschmann: Sprache der Hugenotten, S. 10; In Köln sind bspw. Französischgrammatiken und Sprachlehrbücher aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts fassbar, die in Deutsch auf einige wenige Grundregeln reduziert die französische Sprache für die Erfordernisse der Kaufleute im wallonisch­flämischen Handel erklärten (vgl. Greive: Französische Sprachlehre, S. 172–175). Weiterführend zur Fremdsprachenkompetenz im Kaufmannsmilieu der Reichsstädte vgl. Glück/Häberlein/Schröder: Mehrsprachigkeit, S. 82–84, S. 86–91, zu Französisch-Sprachenlehrern in Augsburg und

4.4 Weitere Anknüpfungspunkte

237

zösischlehrer und Übersetzer die Basis für eine intensive Übersetzungstätigkeit im Bereich des Tagesschrifttums.152 Die im Druck- und Verlagsgewerbe tätigen Immigranten wie die Brüder Basse und die Brüder Wechel in Frankfurt am Main153 konnten als kommunikative Mittler fungieren.154 Für ihre Korrespondenz 1589 nutzten die beiden französischen Diplomaten Jacques Bongars für Navarra und Guillaume d’Ancel, der für Heinrich III. am Prager Hof bei Rudolf II. weilte, den internen Botendienst der Frankfurter Offizin Wechel. Diese ging auf eine reformierte französische Familie zurück, welche kurz nach der Bartholomäusnacht aus Frankreich emigriert war155 und sich im Reich eine Druckwerkstatt aufgebaut hatte, zu der auch eine Niederlassung in Prag gehörte.156 Im Gegensatz zu den humanistischen Druckwerkstätten wie den Wechel in Frankfurt am Main sind die im Bereich des Tagesschrifttums tätigen Offizinen frankophoner Immigranten bislang fast gänzlich unerforscht.157 Dass die vielfältigen Beziehungen zwischen Frankreich und dem Reich zu einem gesteigerten Interesse führten, sich entweder über die französischen Ereignisse zu informieren oder aktiv in den Nachrichtenfluss im Reich einzugreifen, ist nach gegenwärtigem Forschungsstand mehr Vermutung als bewiesen.158

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Nürnberg: S. 144–148, zu Sprachlehrern in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Augsburg, Nürnberg, Altdorf: S. 421, S. 426–427, S. 432. Vgl. Zwierlein: Religionskriegsmigration, Französischunterricht, S. 120–124. Vgl. Zwierlein: Propagande huguenote, S. 402. Vgl. Zwierlein: Discorso und Lex Dei, S. 568–569. Zur Beziehung des Wechel­Offizin mit den französischen Diplomaten und der Krone vgl. Kohlndorfer: Diplomatie, S. 132–137; knapp zu den Netzwerken der Wechel­Offizin: MacLean: Économie du livre, S. 233. Vgl. Kohlndorfer: Diplomatie, S. 246–247. Vgl. Zwierlein: Discorso und Lex Dei, S. 569; zu den Wechel vgl. Evans: Wechel presses; MacLean: Économie du livre; Der Sohn des aus Valenciennes (Flandern) ausgewanderten Nikolaus Basse (Bassaeus, Bassée) bspw., Johannes Basse, lässt sich um 1590 als eigenständiger Drucker mit Religionskriegsnachrichten fassen, ist bislang aber kaum bekannt (kein eigener Eintrag in Reske/Benzing; zum Vater Nikolaus Basse vgl. Reske: Buchdrucker, S. 232–233). Vgl. zu Bongars Kap. 4.2.1, 4.2.2, 5.1.4; zu La Huguerie Kap. 4.2.3, 5.1.4.

5 RELIGIONSKRIEGSNACHRICHTEN IM HEILIGEN RÖMISCHEN REICH 1589 5.1 RAHMENBEDINGUNGEN DER RELIGIONSKRIEGSNACHRICHTEN Ende des 16. Jahrhunderts konnte man im Reich für die Produktion und Verbreitung gedruckter Nachrichten auf einer Reihe von Entwicklungen aufbauen: Neben der Erfahrung der spezifischen, interessegeleiteten Nutzung des Buchdrucks in der Reformation1 schloss dies die Herausbildung einer Reihe von Druckzentren wie Nürnberg und Augsburg,2 des überregionalen Umlaufs von Nachrichten durch handgeschriebene Zeitungen3 und der Verkehrswege, festen Poststationen und normierten Kurse ein.4 Dank der Struktur des Reichs als heterogenes territoriales Gebilde bestanden Freiräume für die Entwicklung einer breiten Ausdifferenzierung medial vermittelter Kommunikation.5 Neben die dominierende religiöse Inhaltsorientierung der Druckpublikationen traten in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zunehmend die Neuigkeitsberichte, auch aus dem Ausland, die handgeschrieben und gedruckt vermittelt wurden.6 Im Reich erfolgte mit Beginn der Religionskriege eine intensive publizistische Auseinandersetzung, die zunächst von den (kurpfälzischen) Reformierten im Reich dominiert wurde.7

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Vgl. z. B. Burkhardt: Reformationsjahrhundert. Vgl. Benedict: Graphic history, S. 88. „Es handelt sich dabei um ein oder mehrere Papierblätter, auf denen unter dem Datum des Ortes, an dem der Schreiber sich befand, die verfügbaren Nachrichten kompiliert und anschließend entweder als eigene Briefe oder aber als Briefbeilagen an die Abonnenten bzw. Empfänger der Nachrichten versandt wurden.“ (vgl. Bauer: Zeitungen, S. 21). Einige Fürsten im Reich hielten sich regelmäßig durch Nachrichtenbriefe über die Ereignisse in Frankreich informiert, so der Kurfürst von Sachsen. Zwischen 1559 und 1581 berichtete Hubert Languet als professioneller Informant an ihn (vgl. Nicollier: Informations de guerre, S. 383–384; Kleinpaul: Nachrichtendienst des sächsischen Hofes, S. 411–412). Jüngere Ergebnisse zur Entwicklung der handgeschriebenen Zeitungen: Zwierlein: Fuggerzeitungen, hier bes. S. 176–178. Vgl. Behringer: Netzwerk, S. 39. Vgl. Arndt: Herrschaftskontrolle, S. 20. Vgl. Zwierlein: Discorso und Lex Dei, S. 562, S. 567, S. 589; zur Zunahme der gedruckten Nachrichtenpublikationen auch Mauelshagen: Was ist glaubwürdig, S. 338; zur religiösen Prägung der Publizistik vgl. Oelke: Konfessionelle Bildpropaganda, S. 155–156. Vgl. Zwierlein: Discorso und Lex Dei, S. 646.

5.1 Rahmenbedingungen der Religionskriegsnachrichten

239

5.1.1 Druckmarkt und Druckzentren Im Reich zeichneten eine Reihe von Druckzentren für die Religionskriegsnachrichten verantwortlich: Straßburg, das am Rhein neben Köln wichtigste deutschsprachige Druckzentrum,8 dominierte gemeinsam mit Basel, einem der Drehpunkte zwischen Frankreich und dem Reich, den Druckmarkt zu Religionskriegsnachrichten.9 Die großen deutschsprachigen Druckzentren Straßburg und Basel10 waren zum einen als Anrainer durch die geographische Nähe unmittelbar sowie mittelbar von den nicht nur wirtschaftlichen Auswirkungen des Kriegs betroffen11 und verfügten zum anderen aufgrund der Grenzlage über infrastrukturelle Vorteile, nicht zuletzt Übersetzer mit Französischkenntnissen.12 Beide Druckorte konnten ebenso wie Köln, Frankfurt am Main, Nürnberg sowie Heidelberg und Augsburg bereits auf jahrelange Erfahrungen in Produktion und Vertrieb von gedruckten Religionskriegsnachrichten zurückblicken.13

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In Straßburg erschienen 1589 elf Ausgaben von fünf Werken (Fls-HRR3, weitere Ausgaben: Fls-HRR4, Fls-HRR5, Fls-HRR6, Fls-HRR7, Fls-HRR8, Fls-HRR9; Fls-HRR43; Fls-HRR46; Fls-HRR55(?); Fls-HRR58), daneben weitere zwei Werke in fünf Ausgaben (vgl. [Hurault de lʼHospital]: DISCOVRS.; [Hurault de lʼHospital]: Discursus || DE REBVS || GALLICIS, weitere Ausgabe: [Hurault de lʼHospital]: Discursus; Fischart: Vncaluinisch Gegen Bastüblein, weitere Ausgabe: Fischart: Vncaluinisch Gegen Bad=||stuͤ blein). Letztere beschäftigten sich aber rückblickend noch mit den Ereignissen 1587/1588. Die Quantität und Ausrichtung der Druckpublikationen mit Bezug zu Frankreich änderte sich in Straßburg grundlegend mit der Etablierung von Jobins Offizin, die Ende des 16. Jahrhunderts eine der größten der Stadt war (vgl. Zwierlein: Franzettes, S. 58–59; ferner Chrisman: From polemic to propaganda, S. 181). Zu Straßburg als Druckzentrum vgl. Arndt: Der spanisch-niederländische Krieg, S. 402; Da auswertbare Angaben für das Heilige Römische Reich fast ausschließlich für Flugschriften vorliegen, bezieht sich die Darstellung der Druckzentren hier vorrangig auf deren Auswertung. Basel konnte 1589 zehn Ausgaben von sieben Werken vorweisen (Fls-HRR12; Fls-HRR26, weitere Ausgaben: Fls-HRR44, Fls-HRR45; Fls-HRR31; Fls-HRR38, weitere Ausgabe: FlsHRR39; Fls-HRR63; Fls-HRR74; Fls-HRR84) sowie ein weiteres Werk (vgl. La Noue: Declaration), das sich noch mit den Ereignissen 1587/1588 befasste. Straßburg hatte im 16. Jahrhundert 57 Drucker, Basel 54 Drucker (vgl. Arndt: Köln als kommunikatives Zentrum, S. 126; Chrisman: Lay culture, S. 316, Anm. 5; zu Basel: Bietenholz: Basle and France, bes. S. 44–54). Die Kriegsauswirkungen waren phasenweise besonders stark, so auch in der Zeit von 1587 bis 1597 (vgl. Zwierlein: Discorso und Lex Dei, S. 17). In Lyon wurden bspw., ähnlich wie in Antwerpen, die Religionskriegsnachrichten der Fuggerzeitungen anfangs stets auf Italienisch (Kaufmannssprache) und Deutsch verfasst. Dabei verwendeten die deutschen Meldungen häufiger die italienische Fassung als Grundlage. Das französische Original blieb oft nachweisbar durch die Übernahme französischer Begriffe in den übersetzten Text, die Verwendung des Titels in Originalsprache oder die Verweise im Text auf die zugrunde liegende, übertragene Version (vgl. Zwierlein: Religionskriegsmigration, Französischunterricht, S. 120). Vgl. Zwierlein: Franzettes, S. 57; Während in Straßburg und Augsburg, v. a. aber Heidelberg, schon in der Frühphase der Religionskriege erste Flugschriften entstanden, setzten in Köln und Frankfurt am Main erst ab 1568 die Druckpublikationen mit Religionskriegsnachrichten ein, in Nürnberg und Basel erst ab 1573 (vgl. Zwierlein: Franzettes, S. 57–58).

240

5 Religionskriegsnachrichten im Heiligen Römischen Reich 1589

1589 war Nürnberg nach Straßburg und Basel der nächstgrößte Druckort für Publikationen zu den Religionskriegen,14 die in allen drei Städten einen beträchtlichen Teil (ca. 15–19 Prozent) der gesamten Druckproduktion ausmachten.15 Die Verflechtung einiger protestantischer Reichsstädte mit der französischen Politik (v. a. Straßburg, Nürnberg und Frankfurt am Main)16 fällt auffällig mit den zentralen Druckorten 1589 zusammen. Mit dem Messestandort Frankfurt und Augsburg, dem Knotenpunkt des Postsystems,17 beteiligten sich weitere wirtschaftliche und kommunikative Zentren an den gedruckten Religionskriegsnachrichten.18 In Nürnberg und Augsburg, beides druckgraphische Zentren mit einem hohen Anteil an Nachrichtenblättern, erschienen auch einige Flugblätter und Einblattdrucke zu den Religionskriegen.19 Zu dem hier umrissenen protestantisch dominierten Druckmarkt zu Religionskriegsnachrichten trat Köln als einziges katholisches Druckzentrum von übergeordneter Relevanz, das zugleich der größte Druckort im Reich war. Köln verfügte über enge Beziehungen zu einem der wichtigsten europäischen Nachrichtenmärkte, nämlich Antwerpen.20 Zum regulären Einzugsgebiet von Köln und Antwerpen zählte Nordfrankreich mit regelmäßigen Berichten besonders aus Dieppe, Rouen und Paris.21 Als Sitz des Nuntius war Köln zudem in ein spezifisch katholisches 14

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In Nürnberg kamen 1589 neun Ausgaben von drei Flugschriften (Fls-HRR13, weitere Ausgaben: Fls-HRR14, Fls-HRR15, Fls-HRR16, Fls-HRR17; Fls-HRR47, weitere Ausgaben: FlsHRR49, Fls-HRR50; Fls-HRR64, weitere Ausgabe: Fls-HRR65) heraus. Für Nürnberg können im 16. Jahrhundert insgesamt 62 Drucker nachgewiesen werden (vgl. Arndt: Köln als kommunikatives Zentrum, S. 126). Laut VD16 [24.06.2014] erschienen 1589 in Basel 66 Flugschriftenausgaben, in Straßburg 56, in Nürnberg 62 und in Augsburg 13. In Augsburg fiel der Anteil an der Druckproduktion prozentual nur deshalb so hoch aus (ca. 23 Prozent bzw. 30 Prozent, wenn die nur in der Literatur nachweisbare Ausgabe ebenfalls einbezogen wird), weil die Gesamtproduktion in Augsburg 1589 sehr niedrig war. Ausführlich besprochen in Kap. 4. Vgl. Enderle: Buchdrucker, S. 179, Anm. 2. Drei Ausgaben von zwei Werken erschienen in Augsburg (Fls-HRR51, weitere Ausgabe: FlsHRR52; Fls-HRR90) und drei Werke in Frankfurt am Main (Fls-HRR30; Fls-HRR40; FlsHRR57) sowie jeweils eine nur in der Literatur nachweisbare weitere Ausgabe (Augsburg: Fls-HRR89; Frankfurt am Main: Fls-HRR18). In Frankfurt am Main lassen sich im 16. Jahrhundert 37 Drucker fassen, in Augsburg 32 (vgl. Chrisman: Lay culture, S. 316, Anm. 5). Drei Ausgaben von zwei Werken erschienen in Nürnberg (Fbl-HRR17, weitere Ausgabe: FblHRR18; Fbl-HRR19), ein Werk in zwei Ausgaben in Augsburg (Fbl-HRR13, Fbl-HRR14). Eine Recherche nach Einblattdrucken und Flugblättern mit Nachrichten im USTC [24.06.2014] für die Phase 1588/1589 benennt Augsburg (zwölf Ausgaben) und dann Nürnberg (acht) als wichtigste Druckorte, eine Tendenz, die sich für den gesamten Zeitraum um 1590 (1585–1594) zeigt: Mit Abstand führen Augsburg (41 Ausgaben) und Nürnberg (24) den Druckmarkt an. Drei Ausgaben von Flugschriften sind in Köln (Fls-HRR54; Fls-HRR77; Fls-HRR53) fassbar sowie zwei weitere Ausgaben nur in der Literatur nachweisbar (Fls-HRR80; Fls-HRR81). Köln kam mit 93 nachgewiesenen Druckern im 16. Jahrhundert eine herausragende Stellung zu (vgl. Arndt: Köln als kommunikatives Zentrum, S. 126). Zum Kölner Druckmarkt vgl. Enderle: Buchdrucker, S. 167; Legt man die Gesamtzahl der Publikationen als Kriterium an, besaß Frankfurt am Main das größte Druckgewerbe (vgl. Codex Nvndiarivs, S. 25). Vgl. Schobesberger: Einzugsgebiete der Fuggerzeitungen, S. 75; vgl. zum Einzugsgebiet auch die Karten in: Keller: Fuggerzeitungen, S. 41, S. 44.

5.1 Rahmenbedingungen der Religionskriegsnachrichten

241

Nachrichtennetzwerk eingebunden.22 Französische Zeitungen, die über Antwerpen ins Reich gelangten, wurden in Köln übersetzt, wo aufgrund frankophoner Exilanten und der Grenzlage Französischkenntnisse vorhanden waren und eine gute Anbindung an die Taxis-Post bestand.23 Angesichts der umfangreichen Druckproduktion machten 1589 die Religionskriegsnachrichten in Köln allerdings ähnlich wie in Frankfurt nur einen geringen Anteil an der Gesamtjahresproduktion aus (ca. zwei bis drei Prozent).24 1589 behauptete Köln auch den größten Anteil an zuordenbaren Flugblättern und Einblattdrucken mit Religionskriegsnachrichten.25 In erster Linie waren die Druckorte, die 1589 das Tagesschrifttum zu den Französischen Religionskriegen dominierten, wirtschaftlich potente, große Reichsstädte, welche über die notwendigen Voraussetzungen wie Kapital, Infrastruktur, Vorhandensein von Autoren, Nachfrage usw. verfügten, um einen lebendigen und vielfältigen Druckmarkt herauszubilden.26 Teilweise überschnitten diese Druckzentren sich mit den Orten, die für die Professionalisierung des Nachrichtengewerbes, der handgeschriebenen Zeitungen oder des Postwesens eine Schlüsselrolle einnahmen wie Augsburg, Köln und Frankfurt am Main.27 Die meisten der universitären Druckorte waren allerdings ebensowenig wie Druckwerkstätten an Residenzorten in die Produktion von Druckpublikationen mit Religionskriegsnachrichten 1589 involviert.28 Gegenüber der recht kontinuierlichen Produktion und Verbreitung gedruckter Religionskriegsnachrichten im Süden und Westen des Reiches erhielten 1589 im Norden und Osten als Druckorte die Messestadt Leipzig,29 Dresden, der Residenzort des sächsischen Kurfürsten, dessen reges Interesse an den Konflikten in Frank22 23

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Zum Nachrichtenaustausch mit dem Nuntius vgl. Nuntiaturberichte, S. 218, S. 241, S. 337. Vgl. Zwierlein: Religionskriegsmigration, Französischunterricht, S. 120; zum großen Anteil niederländischer und französischer Übersetzungen unter den gedruckten Nachrichtenpublikationen (hier auf Nikolaus Schreiber bezogen) auch: Stoll: Kölner Presse, S. 20, S. 29; Die Etablierung Kölns als Schaltstelle für aktuelle frankreichbezogene Nachrichten scheint in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Zugewinn an Sprachkompetenz durch die frankophonen Immigranten zu stehen (vgl. Zwierlein: Religionskriegsmigration, Französischunterricht, S. 124). Vgl. auch Kap. 4.4. 1589 kamen, laut VD16 [24.06.2014], 138 Ausgaben in Köln und gar 154 in Frankfurt am Main heraus. Vier Flugblätter erschienen in Köln: Fbl-HRR9; Fbl-HRR10; Fbl-HRR11; Fbl-HRR12. Vgl. Mölich/Schwerhoff: Stadt Köln, S. 17. Vgl. Behringer: Im Zeichen des Merkur, S. 330; Kleinpaul: Fuggerzeitungen, S. 42. Die laut der Messjahrbücher des deutschen Buchhandels 1589 aktivsten Druckorte im Reich waren Frankfurt am Main (100 Druckpublikationen: 66 Latein, 34 Deutsch), Tübingen (51: 21 Latein, 30 Deutsch), Köln (43: 35 Latein, acht Deutsch), Ingolstadt (31: 22 Latein, neun Deutsch), Leipzig (26: sieben Latein, 19 Deutsch), Basel (26: 18 Latein, acht Deutsch), Heidelberg (26: 22 Latein, vier Deutsch), Straßburg (22: zwölf Latein, zehn Deutsch) und weit abgeschlagen Nürnberg (zehn Druckpublikationen: acht Latein, zwei Deutsch). Die Angaben zur Gesamtproduktion zeigten sich 1588 recht ähnlich, sieht man davon ab, dass in Frankfurt am Main kaum mehr als die Hälfte der Produktion von 1589 fassbar war (vgl. Codex Nvndiarivs, S. 25). Zwei Ausgaben eines Werkes kamen in Leipzig unter verschiedenen Titeln heraus (Fls-HRR40; Fls-HRR63) heraus. Zum Messestandort Leipzig vgl. Enderle: Buchdrucker, S. 179, Anm. 2.

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5 Religionskriegsnachrichten im Heiligen Römischen Reich 1589

reich30 sich nicht auf die Druckerpressen niederschlug,31 sowie die reformierte Stadt Bremen nur punktuell Bedeutung. Im Hinblick auf Interessenlage und Ausrichtung des Druckmarkts hob sich Bremen ab, wo fast sämtliche der (wenigen) lateinischen Druckpublikationen zu den Religionskriegen, für einen europäischen Markt gedacht, erschienen. Die randständige Bedeutung von Heidelberg, Sitz des kurpfälzischen Hofes, als Druckort 158932 ist angesichts der herausragenden Rolle, welche Heidelberg während der ersten Religionskriege für die reformierten Publikationen gespielt hatte (‚Achse Orléans­Heidelbergʻ), augenfällig. Nach der Niederlage von 1587 zog sich Heidelberg vorläufig aus der Produktion von gedruckten Religionskriegsnachrichten zurück.33 Die Druckorte als Rahmen für die medial vermittelte Kommunikation zu den Religionskriegen waren im Reich v. a. auf die Reichsstädte im Süden und Westen konzentriert, die zum einen etablierte Druckorte mit einer ausgeprägten Produktion an Tagesschrifttum waren und zum anderen in einer politischen, wirtschaftlichen und/oder kommunikativen Beziehung zu Frankreich standen. Sämtliche der zentralen Druckorte waren bereits zuvor mit Nachrichten zu den Französischen Religionskriegen hervorgetreten.

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Zu der politischen Involvierung von Sachsen: Kap. 4.2.1, 4.2.2; vgl. auch die auf die Französischen Religionskriege, Werbungen im Reich und das Abstimmen eines gemeinschaftlichen Vorgehens der evangelischen Reichsstände bezogene Korrespondenz, u. a. Schreiben von Johann Casimir vom 11. März 1589 (Johann Casimir: Briefe, S. 184), das Schreiben von Pfalzgraf Johann an Christian von Sachsen (erwähnt im Brief vom 16. März 1589, in: Johann Casimir: Briefe, S. 185), der Brief von Landgraf Wilhelm vom 18. April 1589 an Christian von Sachsen (Johann Casimir: Briefe, S. 194), das Schreiben aus Magdeburg vom 27. April 1589 an den sächsischen Kurfürsten (Johann Casimir: Briefe, S. 196), die Korrespondenz Christians mit Landgraf Wilhelm vom 12. Mai 1589 (Johann Casimir: Briefe, S. 199–201). Nicht zuletzt ist das Darlehen von Christian von Sachsen und Landgraf Wilhelm von 100.000 Gulden zu nennen, welches in Langensalza ausgehandelt wurde (19. Juni 1589) (vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 206–207). In der Sammlung handgeschriebener Zeitungen am kursächsischen Hof (Stichjahr 1588) lagen Berichte aus Straßburg, Genf, St. Gallen und Lyon, welche die französischen Religionskriege einschlossen, vor. Laut Keller korreliert die politische Annäherung des Kurfürsten an Frankreich mit der Zunahme von Berichten aus der Schweiz und aus Heidelberg (vgl. Keller: Zeitungssammlungen, S. 60–61, auch S. 95). In einer Zeitung aus Venedig vom 2. Juni 1589 wurde allerdings gerade die Meldung über Kämpfe und Truppenverstärkungen in Frankreich und Savoyen bei der Übermittlung nach Dresden herausgekürzt, da offenbar diese Meldung als nicht relevant oder interessant für den kursächsischen Hof bewertet wurde (vgl. Keller: Zeitungssammlungen, S. 67). In Dresden erschien eine Druckpublikation (Fls-HRR75), die heute ausschließlich über Forschungsliteratur nachzuweisen ist. Während der gesamten Religionskriege lässt sich nur noch eine weitere Flugschrift aus Dresden von 1563 fassen: VD16 F 2382 (vgl. VD16 [24.06.2014]). Die einzige zuordenbare Heidelberger Druckpublikation von 1589 (Fls-HRR78) erschien unter Besançon als fingiertem Druckort. Vgl. Zwierlein: Franzettes, S. 137, Anm. 544; Zwierlein: Propagande huguenote, S. 402–404.

5.1 Rahmenbedingungen der Religionskriegsnachrichten

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5.1.2 Postrouten, Botendienste und Kommunikationswege Ende des 16. Jahrhunderts konkurrierten im Reich das von den Habsburgern initiierte Postwesen, die städtischen Botenkurse und verschiedene nicht-amtliche Initiativen wie die von Kaufleuten bzw. Handelskonsortien organisierten Kurse – innerhalb des Reiches sowie um die Anbindung nach Frankreich – miteinander. Für den überregionalen Austausch von Nachrichten über die Religionskriege stellte die Taxis-Post mit ihrer ausgebauten Infrastruktur, der Regelmäßigkeit der Kurse, der Verlässlichkeit und Kalkulierbarkeit der Kosten sowie Allgemeinzugänglichkeit eine Möglichkeit dar.34 Die Fuggerzeitungen bedienten sich bspw. in gleich zweifacher Hinsicht, mit der Informationssammlung und der gebündelten Übermittlung, effizienzsteigernd des ausgebauten regulären Post­Kurses.35 1589 war Lyon der wichtigste Berichtsort der Fuggerzeitungen zu den Religionskriegen, wozu situativ auch Genf trat.36 Für das gesamte Reich nahm Paris aber – schließlich bildeten die Fuggerzeitungen nur einen (gut erhaltenen) Ausschnitt des Nachrichtenmarkts37 – die wichtigere Rolle als Informationslieferant ein.38 Damit wird bereits deutlich, dass das habsburgische Postwesen in ein europaweites, übergreifendes Netzwerk von Postlinien und Poststationen eingebunden war. Als Nebenlinie Richtung Spanien war Frankreich an die Hauptroute Antwerpen und Rom/Venedig angebunden.39 Unterschiedliche Routen nach Frankreich existierten nebeneinander: Der Kurs aus Spanien ins Reich verlief über Bayonne und Bordeaux entweder über Paris nach Brüssel oder alternativ durch Lothringen über Speyer und Augsburg, der wichtigsten Schaltzentrale der Taxis-Post im Reich,40 nach Wien. Bei Bordeaux ging eine weitere Strecke nach Lyon und von dort über Genf und Zürich nach Augsburg ab. Eine andere Route führte über Montpellier, Nîmes und Avignon nach Lyon und von dort ins Reich. Auch die Pariser Nachrichten wurden meist über Lyon befördert.41 Genf, wo zugleich eine Niederlassung der Reichspost und der königlich-französischen Post bestand, war ein Angelpunkt zwischen dem Reich, Frankreich und Savoyen.42 Die beiden von Paris ausgehenden Postkurse in der Schweiz führten zum einen über Straßburg nach Basel und Solothurn, zum anderen über Genf und Lausanne nach Bern.43 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43

Vgl. Behringer: Gutenberg-Galaxis, S. 51, ferner S. 39, S. 48; Behringer: Im Zeichen des Merkur, S. 304; Mölich/Schwerhoff: Stadt Köln, S. 16. Zu den ‚beiden Rationalisierungswegenʻ: Körber: Öffentlichkeiten, S. 123. Vgl. Bauer: Zeitungen, S. 334, bes. Anm. 682; 1589, während des Krieges zwischen Genf und Savoyen, wurde wöchentlich aus Genf in den Fuggerzeitungen berichtet (vgl. Keller: Fuggerzeitungen, S. 23). Vgl. Schobesberger: Einzugsgebiete der Fuggerzeitungen, S. 69; Keller: Zeitungssammlungen, S. 49; Eine Einordnung der Fuggerzeitungen vor dem Hintergrund anderer zeitgenössischer Sammlungen bietet Bauer: Zeitungen, S. 347–368. Vgl. Schobesberger: Einzugsgebiete der Fuggerzeitungen, S. 73. Vgl. Behringer: Im Zeichen des Merkur, S. 59–60, S. 67; Behringer: Netzwerk, S. 41. Vgl. Bauer: Zeitungen, S. 44; Behringer: Im Zeichen des Merkur, S. 97. Vgl. Bauer: Zeitungen, S. 48, Anm. 86, S. 49; Strohmeyer: Kommunikation, S. 132–133. Vgl. Glauser: Kommunikation und Innovation, S. 12–13, S. 17. Vgl. Bauer: Zeitungen, S. 48, Anm. 86; Henrioud: Postbeziehungen, S. 200.

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5 Religionskriegsnachrichten im Heiligen Römischen Reich 1589

Auf die verschiedenen alternativen Routen über die Schweiz, über Italien (Rom und Venedig) und die südlichen Niederlande (von Brüssel, Antwerpen nach Köln und Frankfurt am Main)44 verwies 1589 auch Georg Kölderer45 in Augsburg: Zur Ermordung der Guise lagen dem Chronikschreiber Kölderer vorrangig Zeitungen aus Blois, Paris, Genf und Lyon entlang der süd-östlichen Poststrecke vor,46 während er bezüglich der Ermordung Heinrichs III. auf Informationen, die über die südlichen kommunikativen Zentren Rom und Venedig nach Augsburg gekommen waren sowie die Orte entlang der nord-westlichen Poststrecke, nämlich Antwerpen, Middelburg und Köln, verwies.47 Durch den Krieg zwischen Genf und Savoyen waren ab Frühjahr 1589 die Wege durch die Schweiz eingeschränkt.48 Um 1589 machten sich auch die scharfen Zensurkontrollen in der französischen Grenzregion49 und der Wegfall von Nachrichtenmittlern vor Ort aufgrund von Kriegsauswirkungen50 bei der Organisation der Transportwege bemerkbar. 44

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Vgl. Stolp: De eerste couranten, S. 16; Bauer: Zeitungen, S. 68–69; Schobesberger: Einzugsgebiete der Fuggerzeitungen, S. 75; Vom Krieg zwischen Genf und Savoyen bspw. stammte ein Großteil der Nachrichten 1589 in den Fuggerzeitungen aus Venedig, nur noch von Lyon als Nachrichtenort übertroffen (vgl. Bauer: Zeitungen, S. 334, bes. Anm. 682). Von den ursprünglich acht Manuskriptbänden der Chronik Georg Kölderers (ca. 2.400 Seiten) existieren heute noch sechs. Hinter den kurzen chronikartigen Einträgen zu Nachrichten aus Augsburg, dem Reich und dem Ausland folgte eine ausführlichere Auseinandersetzung mit einzelnen Ereignissen. 1589 fertigte Kölderer zusammenhängende Sonderberichte zur Ermordung der Guise und den unmittelbaren Folgen (bis in den März 1589) (vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1198–1210) sowie eine Auseinandersetzung mit Widerstand und Aufruhr gegen den König (bis Ende Juni) (vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1229–1245). Zwischenzeitlich behandelte er die wichtigen Religionskriegsnachrichten nur in der Chronik (Stellungnahme hierzu: Kölderer: Beschreibunng, S. 1245), setzte aber mit dem Königsmord im August und dem Thronantritt Navarras wieder mit einem Sonderbericht ein (vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1335–1349). Der Krieg zwischen Genf und Savoyen erfuhr in einer eigenen ausführlichen Beschreibung Beachtung (Ende Juli bis Mitte Oktober 1589) (vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1333–1335). Zu Person und Werk vgl. Maurer: Kölderer, S. 19–26. Vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1198, S. 1201. Vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1336. Bereits am 10. April 1589 wurden in den Fuggerzeitungen aus Lyon Bedenken über die Störung der Verkehrswege auf der bevorzugten Route (aus Spanien) über Lyon und Genf nach Augsburg geäußert, aber auch von der Route durch Burgund als Alternative abgeraten. Am 24. Mai (14. Mai alten Stils) kam dann aus Genf die Meldung über die tatsächliche Unterbrechung der Postwege. Spätestens ab dem Frühjahr 1590 waren die Wege wieder sicher genug, dass die Fuggerzeitungen über diese Route transportiert wurden (vgl. Bauer: Zeitungen, S. 186, S. 335, S. 342). Mehrere Kopien der Meldungen liefen nun stets auch über Italien neben dem Weg über Lyon (vgl. Bauer: Zeitungen, S. 187). Von der Störung der Postwege in dem Zeitraum Mai/Juni 1589 berichtete auch Khevenhüller an Rudolf II. (in: Strohmeyer: Kommunikation, S. 134, Anm. 120 und 121). Vgl. Bauer: Zeitungen, S. 186–187, auch S. 181, v. a. Anm. 79, S. 184; auch Kölderer: Beschreibunng, S. 1233; zu den Kontrollen der Straßen in Frankreich vgl. Kap. 3.1.2 und zu den Kontrollen auch von ausländischen Boten und Sendungen vgl. Kap. 3.1.4 (dort Zensur und Kontrolle). 1590 teilte eine Nürnberger Kaufmannsfamilie den Georg-Fuggerschen Erben (Philipp Eduard und Octavian Secundus) mit, dass sie aufgrund der Französischen Religionskriege ihr Lager in Lyon aufgeben würden. Sie empfahl den Fuggern einen Kontaktmann in Lyon, damit dieser für

5.1 Rahmenbedingungen der Religionskriegsnachrichten

245

Das grobmaschige Netz der Taxis-Post wurde durch lokale Anschlussstellen von den Städten oder Handelskonsortien mit Botendiensten ergänzt:51 Nürnberg erfüllte im Süden eine Verteilerrolle mit regelmäßigen Kursen der Kaufmannsboten nach Frankfurt am Main, Wittenberg, Breslau, Leipzig ebenso wie Wien, Salzburg, Lyon und Straßburg, nach Antwerpen über Frankfurt am Main und Köln sowie nach Hamburg. Zu Augsburg, Regensburg und Ulm bestanden enge Verbindungen.52 Für den Austausch mit Frankreich war allerdings der über St. Gallen laufende Botenkurs nach Nürnberg mit Anschluss nach Genf und Lyon zentral.53 Wichtige Linien von Lyon aus erschlossen wiederum einen Großteil der Schweiz, führten von Solothurn nach Luzern, nach Basel und über Zürich nach Chur und schlossen Bern ein.54 Konkurrenz und Krisenerscheinungen machten sich bemerkbar.55 Während die Reichspost in den 1580er Jahren im Zuge der sog. ‚Postreformationʻ professionalisiert und umgestaltet wurde,56 wurde in einzelnen Reichsstädten bereits das Botenwesen als regelmäßig verkehrende und öffentliche Einrichtung mit Pferden

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sie den Nachrichtentransport als Schaltstelle zwischen Spanien und Augsburg regle (vgl. Bauer: Zeitungen, S. 66, S. 180–181). Die Augsburger Botenanstalt bspw. verband Frankfurt am Main, Köln und Antwerpen mit Venedig (vgl. Zwierlein: Discorso und Lex Dei, S. 592–593), wobei zwischen den Augsburger Kaufleuten und dem Postmeister eine Einigung mit Exklusivrechten der Beförderung für den Postmeister und fixen Förderkursen für die Kaufleute erzielt worden war (vgl. Dallmeier: Reichsstadt und Reichspost, S. 59–60). Sämtliche der großen Handelszentren verfügten auch über engmaschige kommunikative Netzwerke, vgl. zu Köln: Behringer: Im Zeichen des Merkur, S. 144, S. 325; Bauer: Zeitungen, S. 169; zur Anbindung von Bremen: Böning: Ohne Post keine Zeitungen, S. 25; zu Leipzig: Bauer: Zeitungen, S. 48, Anm. 83; allgemein zu Organisation der Botendienste: Gerteis: Reisen, Boten, Korrespondenz, S. 22. Vgl. Sporhan-Krempel: Nachrichten- und Zeitungswesen, Sp. 1003; Sporhan-Krempel: Nürnberg als Nachrichtenzentrum, S. 26; Diefenbacher: Botenwesen, S. 153; Walter: Nürnberg in der Weltwirtschaft, S. 152, S. 156. Vgl. Glauser: Kommunikation und Innovation, S. 29–30; Seit 1575 verkehrte der auf Initiative der Kaufleute von St. Gallen eingerichtete Botendienst vierzehntägig mit fixen Zeiten nach Genf, von wo Anschluss über die Chasse-Marée – ein Wagendienst zur Beförderung von Briefpost, Waren und Geld – nach Lyon bestand. Die Städte, die diesen Dienst intensiv nutzten, was neben St. Gallen und Lyon Schaffhausen, Nürnberg, Ulm, Augsburg und Biberach betraf, legten die Kosten um. Gegen erhöhte Gebühren konnte auch jeder Einzelne auf der Strecke Briefe transportieren lassen. Hinzu trat ab 1585 der Schaffhausener Botendienst, eine Initiative des dort ansässigen Hauses Peyer, der ebenfalls regelmäßig zu fixen Zeiten abging und als schnellere Alternative zu den St. Gallener Boten in Konkurrenz trat, bis eine gemeinschaftliche alternierende Lösung gefunden wurde (vgl. Henrioud: Postbeziehungen, S. 203–204; Vaillé: Histoire des postes françaises, S. 333). Vgl. Glauser: Kommunikation und Innovation, S. 17–19; zum französischen Postwesen in der Schweiz Ende des 16. Jahrhunderts: Vaillé: Histoire des postes françaises, S. 330–333. An den Orten der Reichspostämter, Augsburg, Köln, Frankfurt am Main, später auch Nürnberg, war die Konkurrenz besonders intensiv und mündete in die Zurückdrängung des Stadtbotenwesens (vgl. Dallmeier: Reichsstadt und Reichspost, S. 61–62). Vgl. Behringer: Netzwerk, S. 41; zu den Postreformen: Behringer: Köln als Kommunikationszentrum, S. 191; Dallmeier: Quellen des Postwesens, S. 36–37.

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5 Religionskriegsnachrichten im Heiligen Römischen Reich 1589

und Wechselstationen mit postartigen Strukturen umorganisiert.57 Arbeitsteilig griffen die Botendienste ineinander, wie 1589 die Botenketten zwischen den sieben katholischen Orten in der Eidgenossenschaft.58 Für Nachrichtentransporte wurden Post und Boten gleichermaßen genutzt, wie 1589 bspw. durch den Reichskammergerichtsadvokat Andreas Pancratius in Speyer für seine Berichte an Philipp-Ludwig von Pfalz-Neuburg.59 Je nach Verfügbarkeit und Preis-Leistungsverhältnis der konkurrierenden Einrichtungen wurde entweder auf die Post oder das Botenwesen zurückgegriffen.60 Die Schweizer Orte nutzten für eigene Transporte die deutsche und französische Post in ihrem Territorium.61 Die deutschsprachigen Schweizer Orte bildeten neben grenznahen, vernetzten Orten wie Straßburg und Speyer bzw. Rheinhausen Ausgangspunkte für alternative Kommunikationswege zu den zentralen Postläufen: Speyer verfügte über gute Anbindungen an Metz, Bar-le-Duc, Straßburg und Nancy62 und war als Ort des Reichskammergerichts ein kommunikativer Umschlagplatz für das Reich.63 Zudem bestand aus Rheinhausen, dem Postamt gegenüber Speyer am Rhein, über Darmstadt nach Frankfurt am Main ein Ordinari-Postkurs,64 an den auch Straßburg den Anschluss suchte.65 Straßburg bildete den Verkehrs-Knotenpunkt am Oberrhein.66 Ebenso waren die französischen Städte und Territorien im Nordosten in Grenznähe 57 58 59 60

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Vgl. Behringer: Im Zeichen des Merkur, S. 133–135; ferner Helbig: Postvermerke, S. 105; zur Konkurrenz von Post und Boten: Dallmeier: Reichsstadt und Reichspost, S. 57. Vgl. Glauser: Kommunikation und Innovation, S. 12; zur arbeitsteiligen Organisation der Botendienste bei längeren Transportstrecken vgl. Gerteis: Reisen, Boten, Korrespondenz, S. 28. Vgl. Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte, S. 93–94, S. 115, Anm. 59; zu dem noch unterbelichteten Feld der lokalen Post- und Botennetze vgl. Wüst: Reichsstädtische Kommunikation, hier bes. S. 685 (zu Augsburg und Nürnberg). Vgl. Behringer: Im Zeichen des Merkur, S. 322; Schobesberger: Einzugsgebiete der Fuggerzeitungen, S. 71 und bes. S. 76; Für einen Gulden transportierte die Taxis-Post Briefsendungen zwei deutsche Meilen (d. h. zweimal ca. 7,5 km), wofür sie zwei Stunden benötigte (vgl. Arndt: Herrschaftskontrolle, S. 198). Vgl. Glauser: Kommunikation und Innovation, S. 20. Vgl. Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte, S. 93; Andreas Pancratius griff bspw. im Januar 1589 in Speyer u. a. auf lothringische Schreiben und Nachrichten aus Straßburg sowie Lyon im Umfeld der Ermordung der Guise zurück (vgl. Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte, S. 95–96, S. 116, Anm. 75). Vgl. das Beispiel von Andreas Pancratius: Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte, passim. Vgl. Dallmeier: Reichsstadt und Reichspost, S. 60. Vgl. Behringer: Im Zeichen des Merkur, S. 106; zu Straßburgs Anschluss an Rheinhausen: Gachot: Histoire de la poste, S. 35. Die Straße nach Paris, aus Leipzig mit der Verbindung Königsberg über Nürnberg kommend, traf ebenso wie die Verkehrswege nach Lyon und Basel bei Straßburg zusammen, das auch über die Breusch mit Lothringen verbunden war. Eine der Postlinien aus Paris führte über Straßburg nach Solothurn, wobei von Straßburg auch Anschluss an die österreichische Hofpost in einem Abzweig der Hauptpoststrecke Brüssel-Innsbruck bestand. Zu dem süddeutschen Städtenetz (Ulm, Augsburg, Nürnberg) bestanden ebenso Kontakte wie nach Nordwesten Richtung Frankfurt am Main, Köln, Aachen. Eine Verbindungsachse nach Flandern und Italien (Gotthard-Pass) führte ebenfalls über Straßburg (vgl. Vogler: Straßburg, S. 1833, S. 1844; Bauer: Zeitungen, S. 49, bes. Anm. 88; Schilling: Stadt, S. 22). Zu den verschiedenen zeitgenössischen Routen, die von Straßburg ausgingen, vgl. Gachot: Histoire de la poste, bes. S. 31–33, S. 35, S. 252–253.

5.1 Rahmenbedingungen der Religionskriegsnachrichten

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zum Reich zentrale Mittler für Nachrichten im Reich und in der Eidgenossenschaft, wie die situative Präsenz der Stadt Langres, aber auch von Mömpelgard als Nachrichtenort belegt.67 Kleinere, regionale Netzwerke gerade in Grenznähe zu Frankreich ergänzten die etablierten großen Postwege und florierenden übergreifenden Botendienste, die eng mit einem bereits professionalisierten Nachrichtenaustausch verbunden waren. Sonderboten zu einzelnen Städten und Fürstenhöfen wie dem Kurpfälzer Hof in Heidelberg traten situativ hinzu.68 5.1.3 Zeiträume und Dauer der Nachrichtenübermittlung Die Neuigkeiten aus Frankreich waren im Reich meist nach zwei bis drei Wochen in den kommunikativen Zentren und an den Orten, die enge politische Verbindungen nach Frankreich pflegten, verfügbar. Der Heidelberger Hof wurde bspw. exklusiv über einen reitenden Boten aus Frankreich von der Ermordung der Guise am 8. Januar 1589 informiert, also sechzehn Tage nach dem Ereignis. Speyer konnte dabei von seiner günstigen Lage profitieren, da der nach Heidelberg reitende Bote die Stadt bereits am 7. Januar 1589 durchquerte.69 In Köln erfuhr der Nuntius Ottavio Mirto Frangipani erst am 12. Januar 1589 die Neuigkeiten,70 während vor dem 8. Januar 1589 bereits dem Kurfürsten von Trier vom lothringischen Hof ein Nachrichtenbrief vorgelegen hatte71 und in Augsburg bereits ab 11. Januar 1589 erste handgeschriebene Zeitungen über die Morde in Blois kursierten.72 Die Nachrichten wurden innerhalb der eigenen Korrespondenznetzwerke weitergegeben,73 so dass die kleineren Höfe und die Städte, die kei67

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Vgl. Abdruck von Schreiben an und von Langres in DISCOVRS (Fls-HRR45) (Basel: Cesaree), fol. B3v–C1v; Jurament (Fls-HRR63) (Basel: Steiger), fol. A2v–A4r; Aus Langres kamen bspw. auch zwei Schreiben von de Fresnes und M. dʼOrigny über den Königsmord, das Rundschreiben und die Deklaration von Navarra vom 2. August, ein Bericht über die anti-ligistische Bewegung in Langres und der Eid auf den neuen König Heinrich IV., der in Langres geleistet worden war, über den Student Guillaume Pinette in Basel nach Genf an Theodor von Beza, an den Pinette schon zuvor das Schreiben Heinrichs III. an Langres vom 1. August 1589 weitergeleitet hatte (vgl. Beza: Correspondance, S. 194–202). Abdruck von Schreiben an Mömpelgard: DISCOVRS (Fls-HRR29), fol. B2r–B2v; Warhaffte vnd eigent=||liche Beschreibung (Fls-HRR53), fol. B1v– B2v; Zur engen Beziehung von Mömpelgard (frz. Montbéliard) mit Basel vgl. Bietenholz: Basle and France, u. a. S. 246; Mömpelgard und Langers wurden auch als Nachrichtenorte für Straßburg erwähnt (vgl. Drey Warhafftige newe Zeitung (Fls-HRR12), fol. A1v). Vgl. Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte, S. 95. Vgl. Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte, S. 95. Vgl. Nuntiaturberichte, S. 218; In Bezug auf die Ermordung Heinrichs III.: Frangipani berichtete bereits am 17. August an Kardinal Montalto über die Ermordung, erkundigte sich aber am Folgetag bei dem Sekretär Parmas nach Bestätigung der umlaufenden Gerüchte, die ihm keineswegs gesichert schienen (vgl. Nuntiaturberichte, S. 337, S. 241, Anm. 2). Vgl. Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte, S. 95. Vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1198 (1. Januar alten Stils). Vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 179, Anm. 1: Der Heidelberger Kanzler Reuber schrieb bereits am 8. Januar über die Ermordung der Guise an Hotman.

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5 Religionskriegsnachrichten im Heiligen Römischen Reich 1589

nen Anschluss an die Haupt-Postrouten besaßen, mit einiger Zeitverzögerung die Neuigkeiten erfuhren: Bei dem Pfalz-Neuburger Grafen Philipp-Ludwig traf das Schreiben seines Speyrer Informanten Pancratius zur Ermordung der Guise erst am 27. Januar, 20 Tage nachdem der Bote Speyer passiert hatte, ein.74 Bei einer ähnlichen Distanz zum Ereignisort funktionierte die professionelle Nachrichtenübermittlung in etwa genauso schnell wie die durch fürstliche Sonderboten: Die Neuigkeit von der Ermordung des Königs war in Köln am 17. August dank einer in Antwerpen (12. August) verfassten Meldung, die in der Fuggerzeitung zu finden ist, verfügbar,75 während Pfalzgraf Johann von Pfalz-Zweibrücken spätestens am 15. August Nachricht von der Ermordung des französischen Königs hatte und Johann Casimir am Heidelberger Hof zumindest vor dem 20. August.76 Allerdings konnten die Beförderungszeiträume stark variieren: War in Heidelberg die Nachricht vom Tod der Guise nach sechzehn Tagen verfügbar, lag ein Schreiben aus Frankreich von Heinrich III. vom 20. Februar 1589 in Heidelberg erst am 22. März vor, also mehr als einen Monat später, in Kassel dann am 15. April.77 Bei den über die Schweiz ins Reich laufenden Neuigkeiten traten zur Jahresmitte wegen der Behinderung der Nachrichtenwege Verzögerungen auf. Eine auf den 8. August datierte Zeitung aus Paris78 traf erst nach vierzehn Tagen in Lyon ein,79 von wo aus die Meldung mit Verspätung nach Augsburg weiterlief. Die reguläre Beförderungszeit nach Augsburg über die Poststrecke umfasste elf Tage von Paris nach Lyon80 und zwölf Tage von Lyon nach Augsburg,81 wobei zwischen 1587 und Ende 1589 teilweise eine wöchentliche Frequenz auf der Route erreicht wurde.82 Einige Schreiben aus Paris lagen aber auch bereits nach knapp 74 75

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Vgl. Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte, S. 100; zu der Transportdauer von Nachrichten nach Pfalz-Neuburg vgl. Hahn: Nachrichtendienst von Pfalz-Neuburg, S. 81. Die Kölner Nachrichten vom 17. August (vgl. Fuggerzeitungen, Köln, 17. August 1589, Codex 8962, fol. 273r/470r) waren auf dem gleichen Blatt wie die Antwerpener Neuigkeiten notiert (vgl. Fuggerzeitungen, Antwerpen, 12. August 1589, Codex 8962, fol. 272v/469v). In einem weiteren Beitrag aus Köln vom 17. August – auf dem gleichen Blatt wie die Middelburger Neuigkeiten vom 11. August, die noch nicht vom Königsmord berichteten – ist bereits von mehreren vorliegenden Meldungen in Köln zur Ermordung des Königs die Rede (vgl. Fuggerzeitungen, Köln, 17. August 1589, Codex 8962, fol. 274r/467r–275r/468r). Fabian von Dohna, ein Vertrauter Johann Casimirs, notierte in seinem Schreibkalender, dass er am Morgen des 20. August kurz nach dem Eintreffen in Heidelberg vom Attentat, Tod des Königs und Regierungsantritt Navarras erfuhr. Bei seinem Aufenthalt in Frankfurt am Main und Hanau am 17. August (7. August alten Stils) lag dort offenbar die Neuigkeit noch nicht vor (vgl. Dohna: Selbstbiographie, S. 121). Zur Diskussion des genauen Zeitpunkts, wann die Nachricht von der Ermordung Heinrichs III. in Heidelberg vorlag vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 211, Anm. 2; Am Kaiserhof in Prag waren nach ca. einem Monat die Nachrichten vom Königsmord bekannt und bestätigt (vgl. Bezold: Zündelin, S. 139). Vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 180, Anm. 1. Vgl. Fuggerzeitungen, Paris, 8. August 1589, Codex 8962, fol. 262r/479r–262v/479v. Der Folgeeintrag auf die Pariser Meldung vom 8. August datierte erst auf den 22. August: Fuggerzeitungen, Lyon, 22. August 1589, Codex 8962, fol. 262v/479v–263r/480r. Vgl. Bauer: Zeitungen, S. 178; z. B. Fuggerzeitungen, Paris, 13. Januar 1589, Codex 8962, fol. 38v. Vgl. Bauer: Zeitungen, S. 177. Vgl. Bauer: Zeitungen, S. 63, S. 66; Stolp: De eerste couranten, S. 19.

5.1 Rahmenbedingungen der Religionskriegsnachrichten

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20 Tagen in Augsburg vor.83 Meldungen aus Genf, welche u. a. den Fortgang des Kriegs zwischen Genf und Savoyen behandelten, konnten schon nach acht Tagen in Augsburg eintreffen.84 Über die alternative Route von Paris nach Rouen (zwei Tage) und Antwerpen (acht Tage), über Köln (fünf Tage) und Frankfurt am Main (zwei Tage) nach Augsburg (weitere drei bis vier Tage) benötigten die Nachrichten ca. 20 Tage.85 Lokale Botendienste vermittelten Nachrichten weiter: Innerhalb von 18 Stunden konnten bspw. per Fußbotendienst die Nachrichten von Augsburg nach Nürnberg gelangen und von dort binnen 36 Stunden nach Leipzig, das von Nürnberg aus mit Neuen Zeitungen versorgt wurde.86 Die Weiterverarbeitung der Neuigkeiten in den Medien ist zeitlich kaum eingrenzbar, wozu das Fehlen von Datierungen,87 der Verzicht auf Druckgenehmigung und Privilegierung,88 die geringen Kenntnisse über die einzelnen Offizinen, die Tagesschrifttum produzierten,89 sowie das Kalenderproblem90 beitragen.

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19 Tage laut Kölderer: Beschreibunng, S. 1198; 21 Tage: Am 24. Juni (14. Juni alten Stils) erhielten einige vornehme Augsburger Nachrichten aus Paris, die auf den 3. Juni 1589 datiert waren (vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1241). Vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1233: Am 7. Mai kamen auf den 29. April datierte Schreiben aus Genf in Augsburg an. Eine Alternative zu den Postwegen bestand in der reitenden Schnellpost in der Schweiz, die bspw. innerhalb von einem Tag die Strecke zwischen Zürich und Straßburg zurücklegte. Der reguläre Botendienst nach Bern benötigte sieben Tage und nach Augsburg zwischen fünf und sechs Tagen, doch war auch eine Beförderungszeit von nur drei Tagen möglich (vgl. Gachot: Histoire de la poste, S. 11–13). Vgl. Bauer: Zeitungen, S. 175–176; Fuggerzeitungen, Antwerpen, 12. August 1589, Codex 8962, fol. 272v/469v. Vgl. Bauer: Zeitungen, S. 48, Anm. 83; zur Versorgung Leipzigs mit ‚Nürnberger Zeitungenʻ: Sporhan-Krempel: Nürnberg als Nachrichtenzentrum, S. 115–116; Bauer: Zeitungen, S. 359, Anm. 65, Dikussion der ‚Nürnberger Zeitungenʻ als Teil der Leipziger Zeitungssammlungen in: Keller: Zeitungssammlungen, S. 80–87. Im Fall der Flugschrift „Drey Warhafftige newe Zeitung“ (Fls-HRR12) wurden präzise Angaben zur verwendeten Vorlage getroffen, so dass der Weg der Nachricht vom ersten Gerücht über die Verschriftlichung bis zur Basler Druckpublikation nachverfolgt werden kann (fol. A3v), doch die Datierungsangabe der Druckfertigung fehlt auch hier. Da die Religionskriegsnachrichten im Reich ohne Privilegien erschienen, entfällt die Option, sich über das Ausstellungsdatum der Privilegien, das im Regelfall in großer zeitlicher Nähe zum Erscheinen der Druckpublikation lag, an eine Datierung anzunähern (vgl. Zwierlein: Franzettes, S. 31). Die weitere Aufarbeitung der Geschichte einzelner Offizinen (Apiarius, Jobin, Käppler, Hogenberg) auf einer umfassenden Quellenbasis könnte der Forschung wertvolle Hinweise auch zu den Religionskriegsnachrichten liefern. Fehlende Kennzeichnungen des verwendeten Kalenders und der Wechsel zwischen altem julianischem und neuem gregorianischem Kalender innerhalb einer Quelle erschweren die Datierung. Georg Kölderer wechselte in seiner Chronik zwischen dem neuen, in Frankreich gültigen Stil (z. B. Kölderer: Beschreibunng, S. 1199, S. 1203, S. 1207) und für die recht häufigen Genfer Neuigkeiten dem alten Stil (z. B. Kölderer: Beschreibunng, S. 1238, S. 1242, S. 1333). Vereinzelt datierte die Ermordung der Guise auf den 13. Dezember alten Stils (z. B. Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. C1v), weshalb der Zeitgenosse Hermann Weinsberg für irrelevant hielt, dass bzw. ob der Mord am Weihnachtstermin geschah (vgl. Weinsberg: Gedenkbuch, 1589, ld 97r), was in Frankreich intensiv diskutiert wurde.

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5 Religionskriegsnachrichten im Heiligen Römischen Reich 1589

Abhängig vom Ereignis-, Berichts- und Druckort sowie der verfügbaren Vorlage hat Cornel A. Zwierlein einen Zeitraum von zwei bis sechs Wochen als Minimum angesetzt, bis erste Nachrichtenpublikation im Reich vorlagen.91 Für 1589 konnte der Zeitraum von ca. einem Monat vom Zeitpunkt des Ereignisses bis zur Fertigstellung der gedruckten Religionskriegsnachrichten im Reich als plausible Größe ermittelt werden: Anhand der Bezugnahme auf verschiedene Vorlagen kann für die Augsburger Flugschrift „Warhafftige vnd Ge=||wisse new Zeytung“ (FlsHRR82) und das Flugblatt „Warhafftige newe Zeytung“ (Fbl-HRR13, Fbl-HRR14) zum Mord an Heinrich III. der Zeitpunkt der Fertigung auf Anfang September terminiert werden.92 Ende August/Anfang September lag offenbar auch bereits eine Druckvorlage zur Ermordung Heinrichs III. in der Kurpfalz vor.93 Den aussagekräftigsten Beleg gibt ein Tagebucheintrag des Kölner Ratsherrn Hermann Weinsberg.94 Dieser konnte Ende August in Köln zwei Einblattdrucke 91 92

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Vgl. Zwierlein: Franzettes, S. 33. Die Augsburger Flugschrift „Warhafftige vnd Ge=||wisse new Zeytung“ (Fls-HRR82; fol. A4r: „Erstlich Gedruckt zu Augspurg/ || Bey Bartholome Kaͤ ppeler. || 1589.“ Der Erstdruck ist in keinem Exemplar überliefert.) und das Flugblatt „Warhafftige newe Zeytung“ (Fbl-HRR13, Fbl-HRR14) aus der gleichen Werkstatt (Bartholomäus Käppler) stützten sich auf ein vom 20. August datierendes Schreiben aus Lyon zum Königsmord, das – bei einer durchschnittlichen Transportdauer auf der Strecke von zwölf Tagen – Anfang September in Augsburg vorgelegen haben dürfte. Binnen weniger Tage muss die Druckproduktion erfolgt sein, mithin ca. ein Monat nach der Ermordung Heinrichs III., da Flugschrift und Flugblatt sich noch explizit bemühten, das im Reich kursierende Schreiben Heinrichs III. an die Stadt Langres vom 1. August zu entkräften, welches vom dem Scheitern des Attentats berichtete (vgl. Glaubwürdige Copia. Vnd Abschrüfft einer || Missiff. Von Kön: Maÿt. Jnn Franckhreich. || so Er an sein Statt Langres gethon, s. l., s. d., Codex 8962, fol. 301v/fol. 440r–302v/441r; auch Kölderer: Beschreibunng, S. 1336, Anm. 2). Für die Richtigkeit des Berichts aus Lyon sprachen weitere Mitteilungen, die sich mit diesem deckten (vgl. Warhafftige vnd Ge=||wisse new Zeytung (Fls-HRR82), fol. A3v). Die Aufnahme in Flugschrift und Flugblatt war nur dann sinnvoll, wenn dieses Schreiben aus Langres nicht schon allgemein für veraltet erachtet wurde. Da mehrfach in den vergangenen Monaten das Gerücht, König Heinrich III. sei tot, gestreut worden war, blieben die Augsburger misstrauisch, bis sich Ende August 1589 die Meldung aus unterschiedlichen Quellen erhärtete (vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1335). Käpplers Publikation müsste also unmittelbar in diese Phase fallen. Ein weiteres Indiz ist die Erwähnung von eben diesem Flugblatt „Warhafftige newe Zeytung“ (Fbl-HRR14) in Georg Kölderers Chronik Ende August/Anfang September, jedoch ohne eine exakte Datierung (vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1340). Vgl. das Schreiben des Heidelberger Kanzlers und der Räte vom 25. August/4. September 1589 an Johann Casimir in: Johann Casimir: Briefe, S. 217–218. Der Fall wird im Kap. 5.1.4 (dort Lenkungsversuche) näher besprochen. In den sog. ‚Gedenkbüchernʻ schrieb der Kölner Ratsherr Hermann Weinsberg zwischen 1560 bis 1597 kontinuierlich Autobiographisches wie auch zeitgeschichtliche Ereignisse im Stil eines (fiktiven) vertraulichen Gesprächs mit seinem potentiellen Nachfolger als Vater des Hauses Weinsberg nieder, um diesem ein Nachschlage- und Auskunftsbuch an die Hand zu geben (vgl. Groten: Zum Werk Weinsbergs; Jancke: Hermann von Weinsberg; Herborn: Hermann von Weinsberg, S. 15–16; Rau: Geschichte und Konfession, S. 388). Die mehr als 2.500 Blatt umfassenden Gedenkbücher sind in drei Bücher unterteilt: Liber iuventutis (die Jugend), 1518– 1577, Liber senectutis (das Alter), 1578–1587 und Liber decrepitudinis (das hohe Alter), 1588– 1597. Wiederholt äußerte Weinsberg sich darin zu den in Köln verfügbaren Religionskriegsnachrichten (hier Weinsberg: Gedenkbuch, 23. Dezember 1588, ld 94r – 30. August 1589, ld

5.1 Rahmenbedingungen der Religionskriegsnachrichten

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zur Ermordung Heinrichs III., welche nach seiner Angabe in Frankfurt am Main gedruckt worden waren, erwerben: „Wunderbarlicher Abschiedt“ (Fbl-HRR25) und „Ware abcontrafeitung“ (Fbl-HRR21).95 26 Tage nach dem Königsmord waren also nicht nur bereits die Nachrichten im Reich zu Druckpublikationen verarbeitet worden, sondern diese standen auch über den engen städtischen Lokalmarkt hinaus zum Verkauf. Da in Frankfurt die Nachrichten spätestens am 19. August vorlagen,96 müssten die Blätter zwischen dem 19. und 24. August gefertigt worden sein, damit sie am 26. August in Köln Weinsberg vorliegen konnten. Binnen fünf Tagen dürften also beide Blätter produziert worden sein.97 Auch wenn im Einzelfall Publikationen zur Phase von der Ermordung der Guise bis zur Ermordung Heinrichs III. erst 1590 erschienen, kam der Großteil des Tagesschrifttums innerhalb einiger Wochen oder zumindest Monate v. a. in den großen Druckorten heraus.98 Diese konnten teilweise durch die Anbindung an Postund Botenkurse (bes. Köln) in der Geschwindigkeit der Nachrichtenübermittlung mit den mit Frankreich politisch eng verbundenen Fürstenhöfen konkurrieren. 5.1.4 Zensur, Kontrolle, Lenkung Zensur und Kontrolle Im Reich bot sich 1589 als Rahmen der Religionskriegsnachrichten im Tagesschrifttum ein „Geflecht von Autoritäten und Zuständigkeiten, die sich gegenseitig bedingten, gemeinsam handelten, gegeneinander konkurrierten oder sich ablösten“.99 Die territoriale Heterogenität des Reichs, die vielfältigen Herrschaftsräume und die verwaltungsrechtliche Doppelstruktur bedingten eine regional bzw. lokal stark variierende Form der Kontrolle.100 Zwar lag die Ausübung der Zensur bei den Reichsständen, doch blieb die kaiserliche Oberhoheit bei der Aufsicht über

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139r). Zu Weinsberg als Rezipient von Religionskriegsnachrichten vgl. Schäfer: Acquisition of news, S. 695–715. Vgl. Weinsberg: Gedenkbuch, 28. August 1589, ld 138v–139r; für eine Abb. von „Ware abcontrafeitung“ (Fbl-HRR21) vgl. Anhang II. Die Fuggerzeitung (Fuggerzeitungen, Köln, 17. August 1589, Codex 8962, fol. 273r/470r) benötigte zwei Tage von Köln nach Frankfurt am Main. Dass dies realistische Produktionszeiträume waren, zeigt sich an der Hogenberg-Werkstatt, die innerhalb von vier bis sechs Tage nach lokalen Kölner Ereignissen Blätter zum Verkauf vorlegte (vgl. Hellwig: Einleitung, S. 14; Benedict: Graphic history, S. 190). Für die „Frantzoͤ sische Zeittung“ (Fls-HRR16) zur Ermordung der Guise lässt sich bspw. das Erscheinen der Druckpublikation auf frühestens Ende März 1589 festlegen: An den Haupttext wurde am Ende ein Paragraph angefügt, in dem die Vorbereitung der Belagerung von Cambrai durch den Herzog von Parma geschildert wurde. Entsprechende Pläne für die Belagerung wurden ab Anfang März bekannt, so dass die Druckpublikation nicht früher zu datieren sein dürfte (vgl. die Einträge von Anfang und Ende März, William Homberston in Saint-Omer, in: March 1589, 26–31, in: Calendar of State Papers). Burkard: Repression, S. 311; zum Verhältnis von kaiserlicher und landesherrlicher Ebene: Hemels: Pressezensur, bes. S. 24–27. Vgl. Rosseaux: Reich als Kommunikationsraum, S. 76; Wilke: Pressezensur, S. 82–83.

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Buch- und Pressewesen bestehen,101 neben die die päpstlichen Zensurbehörden auf dem Boden des Reichs traten.102 Druckereien waren nur in Reichs-, Residenz- oder Universitätsstädten zugelassen,103 was sich in der Drucklandschaft 1589 widerspiegelt. Für die Umsetzung der Zensurregelungen war der Kaiser auf die lokalen Behörden angewiesen, auch wenn das Eingreifen der kaiserlichen Organe an den landesherrlichen vorbei rechtlich erlaubt war.104 Die verpflichtende Vorzensur sollte durch die örtliche bischöfliche Behörde oder die Theologische Fakultät der nächsten Universität ausgeübt werden,105 doch behielt sich bspw. der Kölner Rat die Kontrolle der Flugschriften selbst vor.106 Als Kontrollorgan fungierte die städtische Polizei, die jedoch weniger ein Netzwerk der Kontrolle darstellte als vielmehr situativ punktuelle Prüfungen vornahm.107 Durch die dezentrale Organisation und Heterogenität der Kontrolle boten sich im Reich Spielräume.108 Als der Kölner Rat im August 1589 einen Nachrichtenstopp im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung mit Martin Schenck verfügte, fiel dies zeitlich mit der Ermordung Heinrichs III. zusammen. So war zwar die Nachricht vom Königsmord und der Thronfolge Navarras gerüchtehalber in Köln bekannt, aber die Fertigung und Verbreitung einer Druckpublikation verboten.109 Innerhalb kürzester Zeit konnten aber aus dem benachbarten Frankfurt, das eigenen Zensurregeln unterworfen war, Druckpublikationen in Köln beschafft werden.110 Die Zensur wurde als Ordnungs- und Regulierungsinstrument vielfach von den örtlichen Obrigkeiten, kirchlichen Instanzen und den Druckern und Verlegern 101 Vgl. Rosseaux: Reich als Kommunikationsraum, S. 86. 102 In Bezug auf die Zensur von Tagesschrifttum vgl. Hemels: Pressezensur, S. 22–23. 103 Zur entsprechenden Zensurregelung von 1570: Muckel: Zensur in Köln, S. 19–22, S. 26–27; Eisenhardt: Kaiserliche Aufsicht über Buchdruck, S. 6–7, S. 28–34; Stremmel: Bemerkungen zur Pressefreiheit, S. 101, S. 103. 104 Vgl. Hemels: Pressezensur, S. 25, besonders zum Konkurrenzverhältnis: S. 32–33; Wilke: Pressezensur, S. 82–83; zur kaiserlichen Buchzensur vgl. Burkard: Repression, bes. S. 313– 314, S. 317; Hemels: Pressezensur, S. 25–30. 105 Vgl. Eisenhardt: Kaiserliche Aufsicht über Buchdruck, S. 29; Schneider: Pressefreiheit, S. 41; zur europaweiten Einordnung vgl. Tortelado: Zensur als Institution, S. 277–294. 106 Vgl. Muckel: Zensur in Köln, S. 34. 107 Vgl. Rau: Orte, Akteure, Netzwerke, S. 54; Schwerhoff: Öffentliche Räume, S. 126–128; Lesting-Buermann: Reformation, S. 119–120; Jegel: Altnürnberger Zensur, S. 58–62. 108 Vgl. Rosseaux: Reich als Kommunikationsraum, S. 86; Stephan Fitos spricht von Misserfolg und Scheitern der Zensur im 16. Jahrhundert (vgl. Fitos: Zensur als Misserfolg, S. 219), während Arndt zum einen bewusst gelassene Freiräume anführt, weil die Zensur nur die Reglementierung bestimmter Bereiche (Religion, Ehre des Herrschers, ‚gute Sittenʻ) betrieb, zum anderen hervorhebt, dass die im Druckgewerbe Tätigen selbst die Zensur durchaus befürworteten, die „durch die rechtssetzende und -schützende Staatsgewalt“ ausging (Arndt: Herrschaftskontrolle, S. 40–41). 109 Vgl. Weinsberg: Gedenkbuch, 1. August 1589, ld 133v; Die Druck- und Vertriebssperre für Nachrichten in Köln wurde wohl bald wieder aufgehoben: Am 30. August 1589 setzte sich Weinsberg mit strukturellen Problemen des Nachrichtenverkehrs auseinander („die zeitungen lauffen seltzam und ungewiß wie alle zit, alß eß jeder gern hett, sege, und hoirt werden sie erzelt.“), ohne eine Behinderung durch den Rat zu erwähnen (Weinsberg: Gedenkbuch, 30. August 1589, ld 139r). 110 Vgl. Weinsberg: Gedenkbuch, 28. August 1589, ld 138v.

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grundsätzlich befürwortet,111 dabei aber Pragmatismus und Wirtschaftlichkeit untergeordnet: 1589 findet sich weder ein Privileg noch eine Druckgenehmigung auf einer der Flugschriften oder einem der Flugblätter zu den Französischen Religionskriegen und nur teilweise eine Druckeradresse angegeben.112 Obrigkeitliche Eingriffe bezogen sich weit häufiger auf gewerblich­organisatorische Fragen wie bspw. die Überschreitung von Berufsgrenzen – und dies oft auf Drängen und in Kooperation mit den ortsansässigen Offizinen113 – als auf inhaltliche Beschneidungen.114 Die Eindämmung von Konkurrenz und damit Steigerung der eigenen Wirtschaftlichkeit steuerte zu einem wesentlichen Grad den Druckmarkt. In Nürnberg hatten sich Ende des 16. Jahrhunderts monopolartige Zuständigkeitsbereiche herausgebildet, die sich auch in der Produktion der Religionskriegsnachrichten 1589 wiederfinden: Ab Ende der 1570er Jahre war Leonhard Heußler konkurrenzlos als Nachrichtendrucker, dessen Neuigkeitsberichte andere Offizinen wie Nikolaus Knorr, Christoph Lochner und Valentin Fuhrmann nur vereinzelt ergänzten.115 Als einziger Verleger, der in großem Umfang im Nachrichtengeschäft tätig war, fungierte Ende des 16. Jahrhunderts Joachim Lochner,116 der mehrfach mit Heußler kooperierte. Auch für die Produktion von Flugblättern mit Nachrichten ist in dieser Zeit v. a. ein Formschneider in Nürnberg zu nennen: Lucas Mayer, der auch 1589 die Religionskriegsnachrichten bestimmte.117 Zu einem gewissen Grad erfolgte offenbar durch

111 Vgl. Arndt: Herrschaftskontrolle, S. 40–41, S. 256–257; zum Paradigmenwechsel in der Zensurforschung vgl. Tortelado: Zensur als Institution, S. 277. 112 Die Privilegierung durch Territorialherrn oder den Kaiser zum Schutz vor Nachdrucken war ein allzu aufwändiges Verfahren für das Tagesschrifttum und stand dem Aktualitätsgedanken entgegen (vgl. Wittmann: Geschichte des Buchhandels, S. 69). 113 Vgl. Dresler: Augsburg und die Presse, S. 36–37; Fuchs: Entwicklung des Nürnberger Zeitungswesens, S. 73–74; Staatsarchiv Nürnberg (StAN), Ratsbücher Nr. 54, fol. 399, ebd. Ratsverlass Nr. 1651, fol. 27 (25. September 1595), zitiert nach: Nürnberger Buchgewerbe, S. 327, Nr. 2042; zur Eingabe von lokalen Buchhändlern und Briefmalern an den Nürnberger Rat gegen die mobilen Nachrichtenhändler, was in einen Ratserlass am 1. Februar 1594 mündete, vgl. Behringer: Im Zeichen des Merkur, S. 309. 114 Z. B. Hauffen: Fischart, Bd. 1, S. 44; zur Vielfalt regulierender und kontrollierender Eingriffe in den Druckmarkt vgl. Pelizaeus/Pelgen: Einführung, S. 6; Aufgrund der fehlenden Organisation des Druckgewerbes als Zunft wurden zahlreiche Fälle situativ, zumeist vom städtischen Rat, entschieden wie bspw. Beschwerden wegen Nachdrucks. Dabei wurden die Regelungen immer wieder neu ausgehandelt, etwa ob das Überschreiten des Berufsstands (z. B. ein druckender Briefmaler) strafbar sei oder nicht (vgl. Schilling: Bildpublizistik, S. 22–23). 115 Vgl. Bezzel: Leonhard Heußler, S. 57. 116 Vgl. Fuchs: Entwicklung des Nürnberger Zeitungswesens, S. 69. 117 Ähnliches lässt sich auch vom Augsburger Druckmarkt sagen: Fertigten 1588/1589 drei Drucker Flugschriften mit aktuellen Nachrichten, Michael Manger, Valentin Schönigk und Josias Wörli, war nur Wörli 1589 mit Religionskriegsnachrichten präsent. Unter den Briefmalern und Formschneidern teilten sich Hannes Schultes d. Ä. und Bartholomäus Käppler den Markt, wobei nur Käppler 1589 Flugblätter zu den Französischen Religionskriegen fertigte (vgl. Dresler: Augsburg und die Presse, S. 12–13). In Bremen lässt sich gar (vgl. VD16 [23.06.2013]) für 1589 insgesamt nur ein Drucker nachweisen (Bernhard Peters), der den Druckmarkt gänzlich, dementsprechend auch die Religionskriegsnachrichten, bestimmte.

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die Druckbetriebe selbst eine Etablierung von Zuständigkeiten im Sinne einer Aufteilung des Druckmarkts.118 Bei Auslandsnachrichten wurde zudem die Zensur weniger streng gehandhabt als bei den auf die Politik in der eigenen Stadt oder im Fürstentum bezogenen Publikationen,119 deren politisch-aufrührerische, schmähende sowie moralischanstößige Tendenzen scharf kontrolliert wurden.120 Das ökonomische Risiko, die Investition in die Publikation durch Einziehung sämtlicher Exemplare und Vernichtung der Druckstöcke zu verlieren, beförderte eine Selbstzensur bei potentiell kritischen Themen.121 Meist bestand die Strafe bei Zensurverstößen in kurzen Haftstrafen, Ermahnungen und Geldbußen sowie Konfiskation und Vernichtung der zensierten Ausgaben und der Druckstöcke.122 Gegen ungerechtfertigte Anschuldigungen verteidigte der Stadtrat aber auch die ortsansässigen Drucker.123 Versuche, den Informationsfluss, Nachrichtentransport und die Druckproduktion zu den Französischen Religionskriegen zu steuern, lassen sich dennoch ausmachen: Punktuell ist die Unterdrückung und Förderung von Religionskriegsnachrichten in der Kurpfalz 1589, abhängig von der religiösen Ausrichtung der Berichte, fassbar.124 Brisante Informationen zu den Religionskriegen wurden von Fürsten und Stadträten verschleppt, selektiert oder ganz unterdrückt.125 Ein themenspezifi118 Als ein Aspekt der Charakterisierung der Drucker und Verleger der Religionskriegsnachrichten 1589 wird die Monopolbildung anhand weiterer Fälle auch in Kap. 5.3.2 (dort Ausrichtung auf die Religionskriege) behandelt. 119 Vgl. Arndt: Herrschaftskontrolle, S. 41; Arndt: Das Reich und die Niederlande, S. 229; Schilling: Bildpublizistik, S. 174; Im Sinne eines guten nachbarschaftlichen Auskommens reagierte bspw. der Nürnberger Stadtrat 1584 auf Beschwerden des Bamberger Bischofs bzgl. einer beleidigenden Flugschrift mit demonstrativem Gebaren (Verhaftung, Befragung, Drohungen) gegenüber dem Drucker Leonhard Heußler (vgl. Bezzel: Leonhard Heußler, S. 21, S. 56; zu dem Fall auch Wunderzeichen und Winkeldrucker, S. 45). 120 Vgl. Oelke: Konfessionelle Bildpropaganda, S. 157; Stremmel: Bemerkungen zur Pressefreiheit, S. 103; Schneider: Pressefreiheit, S. 17; Rosseaux: Reich als Kommunikationsraum, S. 86. 121 Vgl. auf die offene Diskussion von Herrschaft und Widerstandsrecht bezogen Kap. 5.6.2 (dort Situation der Liga). 122 Vgl. Arndt: Das Reich und die Niederlande, S. 290; Würgler: Medien, S. 124. 123 Vgl. Bezzel: Leonhard Heußler, S. 33. 124 Vgl. Zwierlein: Discorso und Lex Dei, S. 769–770. 125 Der Augsburger Stadtrat bspw. unterdrückte Neuigkeiten bezüglich der Ermordung der Guise, die für Unruhen sorgen könnten (vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1198). Auch ein Brief aus Paris, der am 14. Juni eintraf, wurde unter Verschluss gehalten, so dass die interessierte Bevölkerung in Augsburg wie der Handelsdiener bzw. -schreiber Georg Kölderer über die jüngsten Entwicklungen weiterhin nur mutmaßen konnte (vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1241). Aus Heidelberg leitete Johann Casimir an Dohna das Rechtfertigungsschreiben, das ihn von Heinrich III. erreicht hatte, weiter, das dieser jedoch 14 Tage lang geheim halten sollte bzw. nur ansprechen sollte, ohne zu nennen, woher er das Dokument erhalten habe. Zudem gab Johann Casimir Dohna zu bedenken, dass er einbeziehen müsse, dass dieses königliche Dokument bald auch anderen Fürsten vorliegen werde (vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 188–189). In den Nürnberger Verordnungen fanden sich keine Niederschläge zu Eingriffen in die Religionskriegsnachrichten in dem Zeitraum (vgl. Nürnberger Buchgewerbe, hier S. 10 (zum Untersuchungszeitraum)).

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sches Nachrichtenverbot zur Ermordung der Guise wurde durch den Herzog von Lothringen ausgesprochen126 und ein generelles Verbot von Brüssel aus in den spanischen Niederlanden verhängt, über die Französischen Religionskriege zu berichten,127 während das allgemeine Kölner Nachrichtenverbot sich zwar auf die Religionskriegsnachrichten auswirkte, aber durch den Kölner Krieg veranlasst war.128 Der Nachrichtentransport wurde 1589 v. a. durch die französischen Eingriffe beeinflusst, was von der unmittelbaren Behinderung der Wege durch Kriegsauswirkungen über die rigiden Kontrollen von Routen und Postsendungen bis hin zur Bedrohung der Boten und Unterbindung von Beschwerden reichte.129 Ab Mai 1589 trat noch eine Nachrichtensperre hinzu, d. h. das Verbot, Neuigkeiten aus Frankreich herauszuschicken.130 Aus Frankreich waren über Wochen hinweg v. a. bruchstückhafte Informationen und nur schwer nachprüfbare Gerüchte verfügbar.131 Lenkungsversuche Zur Verunklarung der Nachrichtenlage trug bei, dass kontinuierlich Fehlmeldungen ausgegeben wurden: In weiten Teilen des Reichs kursierte das Gerücht, dass in Blois neben den Brüdern Guise noch weitere Häupter der Liga getötet worden seien, wie in – jeweils abweichenden Varianten – in der Fuggerzeitung132 und in aus Straßburg eintreffenden Berichten in Speyer diskutiert wurde.133 Auch in Köln und Augsburg war das Gerücht bekannt,134 das in der Flugschrift „New Zeytung“ (FlsHRR77), die in Köln erstmals erschien, abgedruckt wurde.135 Nach dem evange126 Vgl. Zeitung (Fls-HRR88), fol. A4v. 127 Vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1341, Anm. 3: Fuggerzeitungen, Köln, 5. Oktober 1589, Codex 8962, fol. 569r. 128 Vgl. Weinsberg: Gedenkbuch, 1. August 1589, ld 133v. 129 In Solothurn in der Schweiz, dem Sitz des französischen Gesandten, wurde bspw. ein spanischer Postreiter, der Beschwerde wegen der Öffnung des Felleisens und sämtlicher Briefe einreichen wollte, bedroht (vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1233). Spanische und kaiserliche Boten beschwerten sich wiederholt über das Abfangen von Boten und Öffnen der Briefe, die teilweise gänzlich kassiert wurden (vgl. Strohmeyer: Kommunikation, S. 137). 130 Vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1233, S. 1234, S. 1238, S. 1240; In „Drey Warhafftige newe Zeitung“ (Fls-HRR12) erfolgte eine Auseinandersetzung mit der Nachrichtensperre (fol. A2r), was aus der Vorlage einer handgeschriebenen Zeitung übernommen war. Aufgrund der Erwartungshaltung gegenüber dem kontinuierlichen Erscheinen von Ordinari-Zeitungen machten diese, anders als dies für Flugschriften und Flugblätter im Regelfall gilt, auch Behinderungen im Nachrichtenfluss zum Thema. 131 Vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1234, S. 1238, S. 1240. 132 Vgl. Fuggerzeitungen, Köln, 10. Februar 1589, Codex 8962, fol. 64v. 133 Zu den Gerüchten, die Mitte Januar von Straßburg kommend in Speyer umliefen, vgl. Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte, S. 96, S. 116, Anm. 75. 134 Vgl. Weinsberg: Gedenkbuch, 23. Dezember 1588, ld 94v; Kölderer: Beschreibunng, S. 1200; Erst im Verlauf des März kam in Augsburg Georg Kölderer zu Ohren, dass der für tot gehaltene Kardinal von Bourbon noch lebe und gemeinsam mit dem Erzbischof von Lyon freigelassen werden solle (vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1207). 135 Vgl. New Zeytung (Fls-HRR77), S. 6.

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lisch-lutherischen Reichskammergerichtsadvokat Pancratius handelte es sich bei diesen Gerüchten um katholische Propaganda, welche die königliche Seite unterminieren sollte.136 Das französisch-deutsche Netzwerk, wie es Jacques Bongars im Reich aufbaute, diente nicht nur der Gewinnung von Informationen und der laufenden Übermittlung an den französischen königlichen Hof, sondern auch der gezielten, gesteuerten Weitergabe von Nachrichten aus Frankreich.137 Da weder der Prager Hof noch die einzelnen Stände über Residenten verfügten, mussten sie sich auf die französischen (und am Kaiserhof die spanischen) Gesandten, persönliche Netzwerke und die Zeitungen aus Frankreich verlassen.138 Eine Lenkung der Nachrichten versuchte auch Heinrich III. 1589 im Reich durchzusetzen: Die Anklage der Liga und Rechtfertigung der Tötung von Guise wurde als Teil der handschriftlich und gedruckt ausgefertigten Instruktion von Sancy verarbeitet.139 Zudem ließ der französische König die Rechtfertigung seines Vorgehens in Blois in französischer Fassung an Verbündete im Reich, darunter

136 Vgl. Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte, S. 96. 137 Vgl. De Lamar: French diplomacy, S. 45–46; Bedauerlicherweise ohne Belege für 1589: „Die Anweisungen in Bongarsʼ Instruktionen reichten von propagandistischer Stimmungsmache bis zu konkreter Agitation in Krisenherden des Reichs.“ (Kohlndorfer: Diplomatie, S. 109); Die Rekonstruktion der Kommunikationsnetzwerke von Jacques Bongars bildet eine Ausnahme in der Forschungslandschaft: Für Bongars spielte neben den Kontakten bei Hof (v. a. Heidelberg und Kassel) und gelehrten Bekanntschaften (bes. Joachim Camerarius d. J.) die Anbindung an das professionalisierte Nachrichtensystem bei der Informationsbeschaffung eine enorme Rolle. Unter anderem über den Leidener Kaufmann Daniel van der Meulen (weilte 1588/1589 noch in Bremen), der bereits mit Guillaume dʼAncel, Hubert Languet, Jacques de Ségur­Pardaillan u. a. in Kontakt gestanden hatte, ließ Bongars sich handgeschriebene Zeitungen in fast wöchentlicher Taktung zukommen – auch Frankreichnachrichten, da er die in Frankfurt am Main verfügbaren Nachrichten für unzuverlässig hielt. Van der Meulen erhielt im Gegenzug von Bongars Nachrichten, politische ‚Insiderinformationenʻ und Einschätzungen. Der mit van der Meulen verwandte Frankfurter Kaufmann Nikolaus Malapert leitete die Nachrichten, die er über Kanäle seines Unternehmens bezog, an Bongars weiter und besorgte den Transport von diplomatischer französischer Korrespondenz. Den Transport des Briefwechsels zwischen Bongars in Frankfurt und dem französischen Gesandten am Kaiserhof, Guillaume d’Ancel, erledigte z. T. ebenfalls van der Meulen (vgl. Kohlndorfer: Bongars, S. 11–12; Kohlndorfer: Diplomatie, S. 137–139, S. 231–236; Kohlndorfer-Fries: Unternehmertum, S. 38–43). In einem Brief (15. März 1589) an seinen Kollegen Bongars berichtete Ancel bspw., wie er sich Informationen bezüglich der Guise, die ihm König Heinrich III. mitgeteilt hatte, von Freunden außerhalb des Hofs bestätigen ließ (vgl. Kohlndorfer: Diplomatie, S. 246, Anm. 9). 138 Vgl. Beiderbeck: Religionskrieg, Reichskrise, S. 88–89; Der Kaiserhof unterhielt lediglich zwei ständige Gesandte in Rom und in Madrid, weshalb er sich in seinen politischen Einschätzungen stark auf die Informationen der spanischen Gesandten stützte, die auch in Frankreich, den Niederlanden und England vertreten waren (vgl. Kohlndorfer: Bongars, S. 1; Kohlndorfer: Diplomatie, S. 262). Die Abhängigkeit von Zeitungen zur politischen Information bestätigten die Pfalz-Neuburger Archivbestände ebenso wie ein Gutachten Fabian von Dohnas (um 1585), in welchem er anführte, dass sich die Fürsten und Stände im Reich für ihre außenpolitischen Entscheidungen auf handgeschriebene ‚Kaufmanns­Zeitungenʻ stützten (vgl. Zwierlein: Discorso und Lex Dei, S. 588–592). Kritisch hierzu: Keller: Zeitungssammlungen, S. 89. 139 Vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 35.

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Sachsen, Braunschweig-Wolfenbüttel, Kurpfalz und Hessen-Kassel, versenden.140 Einem Brief an Christian von Sachsen vom 20. Februar 1589 lag eine Rechtfertigung der „punition du duc de Guise et cardinal son frere“ bei. Durch die Weitergabe an Räte und Vertraute zirkulierte das königliche Schreiben in weiteren Kreisen. Johann Casimir leitete bspw. das Rechtfertigungsschreiben des Königs an Dohna weiter.141 Nur in Einzelfällen lässt sich allerdings die Lücke zwischen der forcierten Informationspolitik an gezielte Schaltstellen im Reich, besonders bei den Fürsten und Reichsstädten, und der Weitergabe dieser Nachrichten in die Druckproduktion schließen.142 Lenkende Eingriffe der Obrigkeit durch die Tätigkeit als Auftraggeber, Mäzen und Widmungsempfänger, durch Druckkostenzuschuss, Materialbereitstellung, Druckauftragsvergabe oder auch durch Privilegierung waren keineswegs der Regelfall.143 1589 könnte Pfalzgraf Johann Casimir möglicherweise für eine Flugschrift der Straßburger Werkstatt Jobin als Auftraggeber fungiert haben.144 Eindrücklich führt der Fall La Huguerie Versuche und Praktiken der Informationssteuerung vor: Durch Kontakte nach Speyer erhielt der Drucker Abraham Smesmann, der erst 1589 eine eigene Werkstatt in Heidelberg eingerichtet hatte, eine Textvorlage einer französischen Druckpublikation zur Ermordung Heinrichs III. zugesandt, vermutlich den „DISCOVRS“ (Fls-FRK20) von Edmond Bourgoing. Michel de La Huguerie wollte den Text in Speyer, wahrscheinlich bei Bernard Albin, drucken lassen. La Huguerie agierte als Agent von Karl III. von Lothringen, einem Verwandten der Brüder Guise und einem der Häupter der Liga, zu dem La Huguerie 1588 aus dem Dienst des Pfalzgrafen Johann Casimir, für den er als französischer Sekretär tätig gewesen war, gewechselt hatte. Bernard Albin sandte die Druckpublikation jedoch an Smesmann, welcher sich wiederum an die Räte in Heidelberg wandte. Wegen der eindeutig ligistischen Stoßrichtung verboten

140 Vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 180, Anm. 1, S. 188–189. 141 Vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 180, Anm. 1, S. 189, bes. Anm. 1. 142 Bspw. diente ein an Kaspar Peucer, fürstlicher Rat und Leibarzt am Dessauer Hof, gerichtetes Schreiben offenbar für die „Zeitung aus N. vom 9. Januarii anno etc. 89“ als Grundlage, was für die aktive Rolle des deutsch-französischen Netzwerks in der Nachrichtenverbreitung im Reich spricht (vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 179, Anm. 2). Dieses Netzwerk umfasste französische Gesandte, frankophone Drucker oder Nachrichtenschreiber, kooperierende Kaufleute sowie Räte und Amtsleute, die eine aktive Frankreichpolitik forcierten, Klienten der französischen Krone und Gelehrte (vgl. Kohlndorfer: Diplomatie). Die französischen Gesandten Bongars und Ségur-Pardaillan sandten regelmäßig aus Frankfurt an den Superintendenten Christoph Pezel in Bremen Nachrichten über die Religionskriege (vgl. Kohlndorfer-Fries: Unternehmertum, S. 38–39). Pezel war einer der beiden wichtigsten Auftraggeber für den Bremer Drucker Bernhard Peters. Es scheint plausibel, dass Peters von Pezel die Vorlagen für die beiden Flugschriften mit Religionskriegsnachrichten, die er 1589 und 1590 druckte, erhielt (vgl. Kap. 5.3.2 (dort Gelegenheitsproduktion zu den Religionskriegen)). 143 Vgl. Arndt: Herrschaftskontrolle, S. 62; Rosseaux: Reich als Kommunikationsraum, S. 80. 144 Vgl. Zwierlein: Discorso und Lex Dei, S. 769–770; Die angeblich Heidelberg-freundliche Haltung der Straßburger Werkstatt erscheint als Beleg etwas dünn. Die behauptete Nähe des Programms Jobins (1572–1593) zu dem des Heidelberger Druckers Michael Schirat (1563–1578) lässt sich nicht ohne Weiteres nachvollziehen.

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diese die Druckschrift.145 Zum einen wird mit diesem Versuch La Hugueries, eine ligistische Flugschrift in den Druckmarkt einzuspeisen, deutlich, dass die französischen Parteien das Bild der Religionskriege 1589 auch im deutschen Nachbarland zu beeinflussen suchten. Zum anderen zeigt sich, dass in den Fürstentümern im Reich die Steuerung der medialen Verhältnisse recht weitreichend möglich war und Akteure des Druckgewerbes die Zensur mittrugen. Residenzstädte und Höfe, v. a. Kassel und Heidelberg, dienten 1589 weit mehr als kommunikative Schaltzentralen (Gesandte, briefliche Korrespondenz),146 denn als Druckzentralen. Die Reichsstädte, die zu den französischen Protestanten die engsten Beziehungen unterhielten, nämlich Nürnberg, Straßburg und Frankfurt am Main,147 zählten dagegen auch zu den zentralen Druckorten. Bislang fehlt es aber an einer systematischen Untersuchung, um die Informations- und Kommunikationspolitik der städtischen und fürstlichen Obrigkeit in Bezug auf den Frankreichkonflikt auszuloten und zu klären, wie intensiv sich politische, kaufmännische und nachrichtliche Netzwerke überlagerten.148 5.2 MEDIENVERBUND UND KOMMUNIKATIONSSPEKTRUM DER RELIGIONSKRIEGE Im Reich dominierten handgeschriebene und gedruckte Berichte die Religionskriegsnachrichten, d. h. Ereignisberichte, Kommentare, Situationsanalysen und Auseinandersetzungen mit einzelnen Akteuren, wobei wiederholt Überschneidungen und Verzahnungen der unterschiedlichen Kanäle (mündlich, schriftlich und visuell) auftraten. Vielfach zeigten sich intermediale Bezüge sowohl zwischen den 145 Vgl. Zwierlein: Discorso und Lex Dei, S. 770; Johann Casimir: Briefe, S. 217–218; Longnon: Agent politique, S. 239–241; Nachdem La Huguerie für Ludwig von Nassau, Henri de Condé und Johann Casimir im Sinne eines übergreifenden protestantischen Bündnisses tätig gewesen war, immer jedoch in Opposition zu Heinrich von Navarra, trat er 1588 nach Unstimmigkeiten mit dem Heidelberger Hof in den Dienst des katholischen lothringischen Herzogs ein (vgl. Longnon: Agent politique, S. 238–252). 146 Vgl. Beiderbeck: Deutsche kulturelle Referenzen, S. 195; zu den Beziehungen Frankreichs, besonders des französischen Gesandten Bongars, zu den Höfen in Heidelberg und Kassel: Kohlndorfer: Diplomatie, S. 170–199. 147 Vgl. Kohlndorfer: Bongars, S. 129–169. 148 Die wenigen Beiträge, welche sich mit der deutschen Involvierung in die Französischen Religionskriege beschäftigen, sind ausschließlich Navarras Beziehungen gewidmet und springen zumeist von dem Hilfszug 1587 direkt zu den Bündnisverhandlungen 1590/1591 mit bestenfalls einer knappen Erwähnung von 1588/1589 (vgl. z. B. Vogler: Rôle des electeurs palatins, S. 80; auch die Überblicksdarstellung: Babel: Deutschland und Frankreich, S. 66; Rabe: Deutsche Geschichte, S. 595). Ob die in Frankfurt am Main gedruckten Publikationen auf die Gesandten Navarras und dann Heinrichs IV. Jacques de Ségur-Pardaillan und Jacques Bongars, die in Frankfurt residierten, zurückzuführen sind, wie Cornel Zwierlein vermutet (vgl. Zwierlein: Franzettes, S. 79), ist bislang nicht erwiesen. Möglicherweise leiteten sie Texte weiter und/oder betätigten sich als Auftraggeber, doch reicht hierfür das Indiz, dass die in Frankfurt erschienenen Druckpublikationen eine Schwerpunktsetzung auf Heinrich von Navarra und eine pro-navarrische Argumentation aufwiesen, nicht aus.

5.2 Medienverbund und Kommunikationsspektrum der Religionskriege

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Flugschriften und Flugblättern als auch zwischen Gedrucktem und Handschriftlichem. Mündliche Berichte lassen sich zwar nur punktuell fassen, nahmen aber eine wichtige Rolle zumindest für die lokale Zirkulation ein. 5.2.1 Handschriftliche Kommunikation Die verschiedenen französischen Parteien wandten sich 1589 gezielt an ihre (potentiellen) Verbündeten im Reich mittels Briefen,149 während innerhalb des Reichs sich v. a. die protestantischen Reichsstände, die der französischen Krone oder Heinrich von Navarra nahestanden, untereinander mit Neuigkeiten, Lageeinschätzungen und Planungen zu einem gemeinschaftlich organisierten Vorgehen in Frankreich über Briefkorrespondenz austauschten.150 Die meisten Stadträte unterhielten Netzwerke mit anderen städtischen Räten: Der Straßburger Rat leitete u. a. an den Nürnberger Rat regelmäßig Nachrichten über die Französischen Religionskriege weiter.151 Die handgeschriebenen Zeitungen professioneller Novellanten waren v. a. für den Adel und die Mitglieder der Fürstenhöfe, Großkaufleute, Gelehrte und Magis­ trate in Städten, aber auch in Klöstern und Stiften ein zentrales Informationsmedium.152 Philipp-Ludwig von Pfalz-Neuburg informierte sich bspw. 1589 über die Französischen Religionskriege mittels handgeschriebener Zeitungen aus Augsburg und Nürnberg.153 In Frankreich beschafften Agenten oder Novellanten Informationen, die von Kontakten in Regierungskreisen über situativ verfügbare Augenzeugenberichte bis zu gerüchteweise Vernommenem reichen konnten, um diese als 149 Vgl. z. B. die Edition Johann Casimir: Briefe, S. 179–183: Im Frühjahr 1589 schrieb Heinrich III. bspw. an Johann Casimir von der Pfalz, Christian von Sachsen, Johann von PfalzZweibrücken, Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel und Wilhelm von Hessen-Kassel (20. Februar 1589). Jacques de Ségur-Pardaillan wandte sich im Namen Heinrichs von Navarra an Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel (14. Februar 1589) und Gaspard de Schomberg für Heinrich III. an Johann von Pfalz-Zweibrücken (15. März 1589). Von katholischer Seite wandte sich bspw. der lothringische Hof an katholische Reichsfürsten, so mit der Nachricht von der Ermordung der Guise an den Kurfürsten von Trier (vgl. Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte, S. 95). 150 Z. B. Johann Casimir an Christian von Sachsen, 11. März 1589 und Johann Casimir an Pfalzgraf Johann, 26. März 1589, Bürgermeister und Rat zu Frankfurt am Main an Johann Casimir, 28. März 1589, in: Johann Casimir: Briefe, S. 184–185; Ein ausgeprägtes Korrespondenznetzwerk, das sich in der ersten Jahreshälfte 1589 v. a. dem Konflikt in Frankreich widmete, pflegte bspw. auch Theodor von Beza (vgl. Beza: Correspondance, S. 6–215, zur Kommentierung der Informationszirkel anlässlich der Ermordung Heinrichs III.: S. 192–194). Vgl. z. B. auch das Netzwerk von Landgraf Wilhelm von Hessen-Kassel, dem u. a. Theodor von Beza in Genf, Johannes Sturm in Straßburg und François Hotman in Basel angehörten (vgl. Bezold: Zündelin, S. 142). 151 Vgl. Kohlndorfer: Diplomatie, S. 140. 152 Vgl. Bauer: Zeitungen, S. 371; Böning: Alle gedruckten Zeitungen, S. 210; Pieper: Informationszentren, S. 48–49; Behringer: Im Zeichen des Merkur, S. 323; zu den Fuggerzeitungen und der höfischen Nachrichtenanbindung auch schon Kleinpaul: Fuggerzeitungen; Kleinpaul: Nachrichtenwesen der Fürsten; kritisch zu Kleinpaul: Böning: Kleinpauls Beitrag, bes. S. 96– 102. 153 Vgl. Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte, S. 93.

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handgeschriebene Nachrichten über Post- oder Botendienste zu vertreiben.154 In den Fuggerzeitungen,155 stammte 1589 der Großteil der Religionskriegsnachrichten aus Lyon, Paris und Genf,156 wobei Lyon sich mehr noch als Paris in der Phase 1588 bis 1590 als zentraler Berichtsort herauskristallisierte.157 Bis zu drei Nachrichten (zwei deutschsprachige und eine italienische) gingen am gleichen Tag aus Lyon ab, wobei zwischen 1587 und Ende 1589 zeitweise eine wöchentliche Taktung auf dieser Strecke umgesetzt werden konnte.158 Neben der regelmäßigen Berichterstattung aus den Nachrichtenzentren (u. a. Lyon, Köln) waren ereignisabhängige Informationen in handgeschriebenen Zeitungen verfügbar, die aus den Provinzen stammend in den Nachrichtenzentren gesammelt und weitervermittelt wurden, wie die Flugschrift „Drey Warhafftige newe Zeitung“ (Fls-HRR12) darlegt.159 Daneben traten punktuell Berichtsorte (z. B. 1589 Nancy), abhängig von den jüngsten Ereignissen, deren Quantität, Intensität und Dichte der Nachrichten stark variierte.160 Situativ avancierten auch verschiedenste Personen zu Nachrichtenschreibern: Im August 1589 erhielt Theodor von Beza bspw. von einem selbsternannten allié, 154 Vgl. Dörfler/Pensold: Macht der Nachricht, S. 25; zu den Informationspraktiken der Nachrichtenschreiber vgl. Bauer: Zeitungen, S. 163; zu Verfassern geschriebener Zeitungen: Böning: Alle gedruckten Zeitungen, S. 212; auch Arndt: Herrschaftskontrolle, S. 64–67; zu Hans Fuggers kommerziellem Nachrichtenvertrieb vgl. Karnehm: Korrespondenznetz Hans Fuggers, S. 306; Für den Untersuchungszeitraum besteht jedoch eine größere Bestandslücke (vgl. Fugger: Korrespondenz, S. 1426: Sprung von 1586 zu 1592). 155 Zu den Fuggerzeitungen: Zwischen 1568 und 1605 kamen wöchentlich Meldungen professioneller Zeitungsschreiber aus Rom, Venedig, Antwerpen, ab 1578 mit der Anbindung an die Poststrecke auch aus Köln sowie ca. vierzehntägig aus Lyon, Wien, und Prag nach Augsburg. Als Korrespondenten machten Firmenangehörige der Fugger neben Bekannten, Freunden sowie Agenten und professionellen Novellanten weitere Nachrichten verfügbar. Für ihr weitreichendes Informationsnetz konnten die Fugger auf die Taxis-Post und auf Augsburger Stadtboten zurückgreifen. Entgegen älterer Vermutungen waren die wirtschaftlich relevanten Informationen keineswegs ausschlaggebend, sondern traten hinter Nachrichten aus den Bereichen Politik, Militär und Gesellschaft zurück (vgl. Bauer: Zeitungen, passim). Für die Georg Fuggerschen Erben, Octavian Secundus und Philipp Eduard, lässt sich nur punktuell die Weitergabe von Nachrichten belegen, während die Augsburger Fuggerhandlung unter Leitung von Hans und Markus Fugger in großem Umfang handgeschriebene Nachrichten weiterverbreitete (vgl. Bauer: Zeitungen, S. 165, bes. Anm 67; Bauer: Pasquille, S. 209; Zwierlein: Discorso und Lex Dei, S. 588). 156 Vgl. Zwierlein: Religionskriegsmigration, Französischunterricht, S. 119. 157 War Lyon von lokaler Bedeutung für die Religionskriegsnachrichten, kam im gesamteuropäischen Vergleich Lyon nur eine nachgeordnete Rolle zu (vgl. Behringer: Im Zeichen des Merkur, S. 96; Bauer: Zeitungen, S. 69; zum Einzugsgebiet von Lyon als Nachrichtenort vgl. die Karte „Einzugsgebiete Wien und Lyon“: Schobesberger: Einzugsgebiete der Fuggerzeitungen, S. 74 (oben), auch S. 75). 158 Vgl. Bauer: Zeitungen, S. 63, S. 66. 159 Die „Drey Warhafftige newe Zeitung“ (Fls-HRR12) benannte u. a. in Straßburg gesammelte Nachrichten, die auf Korrespondenz aus Baden in der Schweiz basierten, einschließlich u. a. Nachrichten aus Mömpelgard, einem Aviso aus Metz und einem Brief aus Lyon. Neuigkeiten aus Madrid, die sich jedoch nicht mit den Religionskriegen befassten, kamen hinzu (fol. A1v– A2r). 160 Vgl. Bauer: Zeitungen, S. 67.

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dem aus La-Charité-sur-Loire stammenden Basler Student Guillaume Pinette, ein kleines Dossier mit Briefen über die Ermordung Heinrichs III., die Thronnahme Navarras und die Reaktionen in Langres und der Champagne, welches Beza unmittelbar an den Genfer Stadtrat weiterreichte. Diese Sammlung kursierte offenbar auch außerhalb des Rathauses, denn Jean du Perril nahm Ausschnitte daraus in sein „Journal de la guerre de 1589“, eine Chronik des Kriegs von Genf und Savoyen, auf.161 Durch die Weitergabe der Zeitungen und Fertigung von Abschriften sowie Bezugsgemeinschaften von Zeitungen und die Überführung in Druckpublikationen erreichten einzelne Exemplare handgeschriebener Zeitungen einen recht großen Leserkreis.162 Verse und Lieder, die als handschriftlich gefertigte Zettel kursierten, wurden teilweise auch als Beilagen der handgeschriebenen Zeitungen weitergereicht, wodurch sich einige Belege erhalten haben wie bspw. „Pasquillus Von ietzigem Stand Ime vnd vmb Franckreich“ (1588), „Franckreichische Vers den Ermordten de Guise Betröffent“ (1589) oder auch „Ein Schön new Lied von dem Nauarrischen Höer zug von Schweyzeren Reütteren vnd Landsknechts“ (1590).163 Neben dem Abonnement geschriebener Zeitungen investierten im Fall persönlicher Interessen einige Fürsten auch in eigene Agenten oder gingen zu dem kostspieligeren und aufwändigeren Nachrichtenbriefwechsel über, der die Informationssteuerung (d. h. Nachfrage nach weiteren Berichten, Vertiefungen zu einem Thema) erlaubte.164 Je nach Brisanz der Informationen variierte auch die Bezahlung: Ein politischer Agent wie Hubert Languet, der aus seiner Haupttätigkeit qua Amt Zugang zu exklusiven Informationen besaß, erhielt vom sächsischen Kurfürsten 200 Taler, während Informanten wie Wolfgang Zündelin und professionelle Zeitungsschreiber wie Philipp Breu, die als hauptberufliche Nachrichtenschreiber über weniger exklusive Informationen verfügten, mit 100 Talern jährlich entlohnt wurden.165 Für Philipp-Ludwig von Pfalz-Neuburg diente 1589 der Reichskammerge161 Vgl. Beza: Correspondance, S. XIV, bes. Anm. 13, S. 194–202, Nr. 2034. 162 Vgl. Böning: Alle gedruckten Zeitungen, S. 216; Wilke: Korrespondenten, S. 61; Handgeschriebene Zeitungen als Ausgangspunkt für die gedruckten Religionskriegsnachrichten werden in Kap. 5.4.2 besprochen. 163 Vgl. Schilling: Mündlichkeit und Druck, S. 720–721; zu „Ein Schön new Lied […]“ ausführlich Bauer: Pasquille, S. 201–202, als Abdruck von der handschriftlichen Fassung in den Fuggerzeitungen: Bauer: Pasquille, S. 175–185. 164 Vgl. Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte, S. 97, S. 103; weiterführend Bezold: Zündelin, S. 140–141; Bspw. schrieb 1589 der Nürnberger Arzt Joachim Camerarius, der auch mit dem Zeitungsschreiber Wolfgang Zündelin in Venedig in Austausch stand, dem Kanzler Dr. Nikolaus Crell am kursächsischen Hof Neuigkeiten. François Hotman schickte Nachrichten zwischen Mai und Dezember 1589 aus Genua an den Dresdener Hof (vgl. Kleinpaul: Nachrichtendienst des sächsischen Hofes, S. 407, S. 413, S. 415; zu Camerarius Rolle in dem frankreichaffinen Korrespondenznetzwerk: Kohlndorfer: Diplomatie, bes. S. 142–146, S. 152). 165 Vgl. Kleinpaul: Nachrichtendienst des sächsischen Hofes, S. 415; Schröder: Origins of the press, S. 132; zu Zündelin, der in Venedig von den frühen 1570er Jahren bis 1589 als Agent mehrerer protestanischer Reichsfürsten diente, vgl. Bezold: Zündelin, S. 143; Fürstliche Korrespondenten und Novellanten kontaktierten selbst potentielle Kunden oder wurden durch Ansprache eines Nachrichtenhändlers für eine solche (Neben-)Tätigkeit angeworben (vgl. Arndt: Herrschaftskontrolle, S. 143). Hans von Kobenzl, Hofvizekanzler und geheimer Rat von Ferdi-

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richtsadvokat Andreas Pancratius (ab 1586) als Informant,166 der ihm aus Speyer – nicht nur – Neuigkeiten aus Frankreich schickte.167 Bei den Abschriften der Zeitungskopien, die den Briefen an den Pfalzgrafen beigelegt wurden, unterstützte Pancratius ein Mitarbeiter. Eine Zeitung vom 1. Februar 1589 aus Lyon übersetzte Pancratius selbst aus dem Französischen, wie die Handschrift und am Rand notierte französische Vokabeln nahelegen.168 Neben der Versorgung mit geschriebenen Zeitungen von professionellen Novellanten oder Nachrichtenbriefen von Informanten pflegten Fürsten, städtische Magistrate und Großkaufleute eine Kombination aus persönlicher und geschäftlicher Briefkorrespondenz, direkten Gesprächskontakten sowie der Lektüre von Flugschriften und Flugblättern,169 wie dies bspw. für die Georg Fuggerschen Erben herausgearbeitet wurde.170 Neben den aus Frankreich gesteuerten, gezielt weitergeleiteten Informationen standen im Reich – im Umfang der jeweils möglichen finanziellen Investition, abhängig von sozialer und politischer Stellung, der Beziehungen nach Frankreich, der geographischen Verortung im Reich und der Nähe zu den Reichsstädten, die als kommunikative Zentren fungierten – ergänzende Nachrichten zur Verfügung. 5.2.2 Mündliche Kommunikation Mündlichen Informationen kam in Städten und an Höfen, die eng mit den französischen Konflikten verbunden waren, sei es durch die Nähe zum Konfliktherd wie im Fall Straßburgs oder durch regen Botenverkehr wie im Fall Heidelbergs, eine nicht unbedeutende Rolle zu.171 Die im Nachrichtengewerbe Tätigen (Druckproduzenten, Boten, Nachrichtenschreiber etc.) hatten regelmäßigen Zugriff auf die aktuellen Nachrichten aus Frankreich und waren damit neben den Käufern potentielle Schaltstellen für die

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nand II., erhielt gegen eine Zahlung von 200 Goldgulden alle französischen und niederländischen Zeitungen von einem Kölner Informanten, wie er 1584 Erzherzog Ferdinand II. von Tirol mitteilte (vgl. Arndt: Herrschaftskontrolle, S. 144; Stieve: Über die ältesten Zeitungen, S. 5). Zum Hintergrund von Pancratius: Nachdem Andreas Pancratius d. J. im Zuge der Re-Calvinisierung der Kurpfalz seine Ämter verloren hatte, erhielt er 1584 durch den Pfalzgrafen PhilippLudwig (Pfalz-Neuburg) ein Stipendium für das Reichskammergericht, wo er ab 1586 als Advokat und Informant diente. 1592 wurde Pancratius zum Kanzler des Pfalzgrafen Reichard von Simmern (vgl. Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte, S. 114, Anm. 50). Vgl. Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte, S. 93; Gegen Ende der Religionskriege baute der Pfalz-Neuburger Graf sein Nachrichtensystem weiter aus, so dass als regelmäßige Informanten 1590 Johannes Bennonius in Köln, 1594 Hans Joachim Camerarius in Leipzig, 1595 David Gering in Prag und 1598 Dietrich Hess in Paris zu den gelegentlichen Informanten hinzutraten (vgl. Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte, S. 93; Hahn: Nachrichtendienst von Pfalz-Neuburg, bes. 27–64). Vgl. Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte, S. 115, Anm. 60, S. 116, Anm. 76. Vgl. Bauer: Zeitungen, S. 134–135, S. 165. Vgl. Bauer: Zeitungen, passim; zu den Informationsmöglichkeiten der Rezipienten vgl. Kap. 5.7.3. Vgl. Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte, S. 94.

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Streuung von Informationen.172 Durch den Bericht eines Kuriers aus Frankreich auf der Durchreise zu Johann Casimir erfuhr der Reichskammergerichtsadvokat Andreas Pancratius in Speyer bspw. erstmals von der Ermordung der Guise gut zwei Wochen nach den Ereignissen (7. Januar 1589).173 Neben Boten brachten reisende Kaufleute, die Messen besuchende Händler, aber auch heimkehrende Landsknechte sowie Besucher oder reisende Studenten Neuigkeiten mit.174 Besonders waren allerdings mit den Religionskriegen in Beziehung stehende Truppensammlungen und Durchzüge auf deutschem Boden Richtung Frankreich in mündlichen Berichten präsent.175 In den kommunikativen Zentren wie Köln oder Augsburg wurden handschriftliche und gedruckte Nachrichten sowie die laut vorgelesenen Neuigkeitsberichte oder Mitgehörtes öffentlich diskutiert und fand somit weitere Verbreitung.176 Ein namentlich nicht spezifizierter Adliger hatte am 8. Januar 1589 gegenüber Pancratius geäußert, dass er einen laut verlesenen Nachrichtenbrief vom lothringischen Hof an den Kurfürsten von Trier mitgehört habe.177 Auch die Nachrichten von Pancratius wurden am Pfalz-Neuburger Hof von dem Sekretär Georg Fröhlich in lautem Vortrag Philipp-Ludwig präsentiert.178 Auch als vorläufig und unzuverlässig erachtete Informationen wurden weitergereicht und in Druckpublikationen verarbeitet, dort oft mit der Formel ‚Man sagt auchʻ versehen.179 Während Anfang/Mitte August Gerüchte über die Ermordung Heinrichs III. in Augsburg vorlagen, wurde aus Köln gemeldet, dass „nichts An der Schädlichen thatt“ wäre.180 Aufgrund der vielen Falschmeldungen über den Tod des Königs in den Vormonaten dauerte es teilweise bis Ende August 1589, bis die Nachricht vom Tod des Königs im Reich ernst genommen wurde.181 Gerüchte, welche 172 Vgl. Zwierlein: Discorso und Lex Dei, S. 590. 173 Vgl. Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte, S. 95; Auch vom Tag der Barrikaden hatte Pancratius mündlich durch einen aus Frankreich kommenden Kurier die Neuigkeit erhalten (15./25. Mai 1588), die er an den Pfalzgraf von Pfalz-Neuburg weiterreichte (23. Mai / 2. Juni) (vgl. Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte, S. 95, S. 115, Anm. 63). 174 Vgl. Fuchs: Entwicklung des Nürnberger Zeitungswesens, S. 53. 175 Z. B. Weinsberg: Gedenkbuch, 11. Mai 1589, ld 121v; Kölderer: Beschreibunng, S. 1149; Drey Warhafftige newe Zeitung (Fls-HRR12), fol. A3v. 176 Vgl. Kap. 5.7.3. 177 Vgl. Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte, S. 95. 178 Vgl. Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte, S. 94. 179 Vgl. Drey Warhafftige newe Zeitung (Fls-HRR12), fol. A1v; auch Warhaffte vnd eigent=||liche Beschreibung (Fls-HRR53), fol. B1r. 180 Vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1178; Gaspard de Schomberg, der königliche Gesandte im Reich, schrieb am 20. August 1589 noch aus Florenz, dass er die Nachrichten von der Ermordung des Königs für unglaubwürdige Gerüchte halte. Am 26. August besaß er dann Gewissheit, wie er einige Tage später (30. August) an drei königliche Agenten in Frankfurt am Main meldete (vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 214, bes. Anm. 1). 181 Vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1335; Andreas Pankratius berichtete im Januar 1589, direkt nach den Ereignissen in Blois, dass die Nachricht im Reich zirkuliere, der König sei ermordet worden. Doch konnte das Gerücht, da keine Bestätigungen von anderen, unabhängigen Quellen erfolgten, schnell entlarvt werden (vgl. Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte, S. 96). Die häufige Wiederholung dieser Fehlmeldung führte dazu, dass im August 1589, als

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die Gegenseite unterminieren sollten, waren offenbar ebenso gegen den König182 wie auch gegen die katholische Liga gerichtet: Eine Zeitung von der ‚Erlegungʻ des Herzogs von Mayenne und ebenso von dem Tod des Herzogs von Parma kursierte im Juni 1589 in Heidelberg im Umfeld des Hofes, wie der kurpfälzische Diplomat und Feldherr Fabian von Dohna notierte.183 Fand ein Gerücht Aufnahme in einer Druckpublikation, was die Glaubwürdigkeit und Relevanz in den Augen der Zeitgenossen erhöhte, wie Georg Kölderer belegt, erwies es sich oft auch als besonders langlebig.184 Auch einer der wenigen Fälle, Religionskriegsnachrichten mittels Predigt im Reich weiterzuvermitteln und zu kommentieren,185 stammte aus Heidelberg, sieht man von den protestantischen Schweizer Gemeinden ab: Diese brachten wiederholt in Predigten und Gebeten zu dem Teilkonflikt zwischen Savoyen und Genf sowie in den laut verlesenen Briefen Bezas in den Kirchenversammlungen eine dezidiert religionspolitische Lesart der jüngsten Ereignisse zum Ausdruck.186 In Heidelberg hielt der Hofprediger Daniel Toussanus d. Ä. am 10. Januar 1589, d. h. zwei Tage nach dem Eintreffen der Neuigkeiten von der Ermordung der Guise in Blois am Kurpfälzer Hof, eine Predigt, in welcher Gott für die Befreiung von den Guise gedankt wurde.187 Ob Johann Casimir auf die ostentative Positionierung in der Predigt mit Verstimmung oder Zustimmung reagierte, ist widersprüchlich bewertet worden.188 5.2.3 Ausblick auf weitere Medien: Messrelationen Die Messrelationen bildeten ein Genre, das nur im Heiligen Römischen Reich verbreitet war.189 In den zweimal jährlich zur Frühjahrs- und Herbstmesse in Frankfurt am Main erscheinenden Messrelationen des Kölners Michael von Aitzing fanden die Religionskriegsnachrichten neben zahlreichen anderen v. a. zeitgenössischen

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über den Königsmord berichtet wurde, den Meldungen erst kein Glauben geschenkt wurde (vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1335). Im Schreiben an die königstreuen Städte (u. a. Angers) hatte Heinrich III. selbst noch unmittelbar nach dem Mordanschlag davor gewarnt, Meldungen der Liga Glauben zu schenken, dass das Attentat auf sein Leben geglückt sei (vgl. Heinricus der dritt (Fls-HRR47), fol. A3v). Vgl. Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte, S. 96, S. 116, Anm. 75. Vgl. Dohna: Selbstbiographie, S. 119–120; Bedauerlicherweise ist der Ursprung dieser Gerüchte unbekannt. Vgl. Tschopp: Nachrichten, S. 76. Da Einzelstudien zu der kommunikativen Beziehung der Städte und Höfe im Reich zu Frankreich dieser Phase ausstehen, sind Revisionen des bisherigen Bildes denkbar. Vgl. Beza: Correspondance, S. XI. Vgl. Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte, S. 116, Anm. 69; Auch der Kurpfälzer Kanzler Justus Reuber sprach in einem Schreiben an François Hotman vom 6. Februar 1589 von einem Befreiungsschlag (vgl. Mittler: Sendungen des Seigneur Sancy, S. 26). Vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 179, Anm. 1. Zu den Messrelationen als deutschsprachige Besonderheit vgl. Rosseaux: Reich als Kommunikationsraum, S. 82; eine ausführliche Behandlung des Genre findet sich in Glüer: Meßrelationen.

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europäischen Ereignissen Platz, die Aitzing aus verschiedenen Quellen zu einem eigenständigen Text zusammenfasste.190 Behandelte ein gutes Drittel der Relation „APPENDICIS“ zur Frühjahrsmesse 1589191 die Neuigkeiten aus Frankreich, darunter prominent die Ermordung der Guise,192 folgte zur Herbstmesse 1589 die „RELATIONIS“, in welcher ebenfalls mit rund einem Drittel aller Berichte die Religionskriegsnachrichten dominierten. Wiederum war den Ereignissen in Blois, den Begründungen, Rechtfertigungen und Folgen umfassend Raum gegeben, während der Mord an Heinrich III. v. a. in Auseinandersetzung mit dem Königsmörder Jacques Clément behandelt wurde.193 Trotz des sachlichen, chronikartigen Stils194 der Relation waren der pro-katholische Tenor Aitzings und die Einordnung des jüngsten Geschehens in einen religiös bestimmten Denkrahmen unverkennbar.195 Sowohl in Köln als auch in Frankfurt fanden Aitzings Relationen Fortsetzung, besonders mit Conrad Lautenbach (Pseudonym Jacobus Francus) und Sigismund Latomus.196 In Straßburg brachte Tobias Steger 1590 eine Messrelation heraus, die mit ihrem Berichtszeitraum vom Herbst 1589 bis Herbst 1590 die französischen Ereignisse erst ab den Thronfolgestreitigkeiten nach dem Tod Heinrichs III. einschloss.197

190 Vgl. Behringer: Im Zeichen des Merkur, S. 312–313; Behringer: Köln als Kommunikationszentrum, S. 189; Schnurr: Religionskonflikt und Öffentlichkeit, S. 16; zu den an der Relation Beteiligten vgl. Zwierlein: Discorso und Lex Dei, S. 568. 191 Vgl. auch den Eintrag im Katalog zur Fastenmesse 1589 (Teutsche historische Buͤ cher), in: Willer: Messkataloge, S. 177. 192 Mit dem Verhältnis von König Heinrich III. und dem Herzog von Guise setzte „APPENDICIS“ ein (vgl. Aitzing: APPENDICIS, ab S. 1; zum Mord an Guise: S. 97–106). 193 Die „RELATIONIS“ setzte mit der Auseinandersetzung zum Mord in Blois ein (S. 1). Schon vor dem Königsmord (vgl. Aitzing: RELATIONIS, S. 101[= 99]–103[= 101]) wurde Clément mehrfach erwähnt (u. a. S. 46, S. 88[= 86]). 194 Neben der Unparteilichkeit zählen die (relative) Aktualität, die Periodizität sowie Universalität zu den Merkmalen, weswegen die Messrelation als Vorläufer der gedruckten periodischen Zeitung ausgemacht wurde (vgl. Zwierlein: Discorso und Lex Dei, S. 599; Behringer: Im Zeichen des Merkur, S. 312). 195 Vgl. u. a. persönliche Rache und Aufsässigkeit gegen die Guise als Ursache für das Vorgehen in Blois; ehrbare, standhafte Haltung bei Guise und große Gottesfurcht angesichts des Todes (vgl. Aitzing: APPENDICIS, S. 97–100); Bezeichnung der Königlichen immer wieder als Feinde der Guise; die Vorwürfe gegen die Guise wurden in Distanzierung vorgebracht, in indirekter Rede, im Konjunktiv, mit Einschränkungen wie „geben der von Guyse feindt/ wei-||ter zuuerstehen“, „sagen sie“ (Aitzing: RELATIONIS, S. 2–3); zur Behandlung der Religionsfrage in Aitzings Relationen mit einer kritischen Diskussion der Forschung: Körber: Zeitungsextrakte, S. 113; Körber: Selbstverständnis Michaels von Aitzing, S. 11–13, S. 16, S. 19; auch Glüer: Meßrelationen, S. 117. 196 Vgl. Hellwig: Einleitung, S. 22; Behringer: Im Zeichen des Merkur, S. 315–317; Körber: Selbstverständnis Michaels von Aitzing, S. 7–8. 197 Vgl. Bender: Meßrelation, bes. S. 347, S. 352–353.

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5.3 AKTEURE DER GEDRUCKTEN RELIGIONSKRIEGSNACHRICHTEN 5.3.1 Autoren, Bearbeiter und Übersetzer Im Reich wurden die Autoren und Bearbeiter der gedruckten Religionskriegsnachrichten nur im Einzelfall benannt:198 Conrad Memmius unter dem Pseudonym Jacob Francken als Autor,199 Bernhard Jobin unter dem Pseudonym Bernhart Janot als Beiträger200 und Hans Weber als Autor eines Flugblattes.201 Weitere Zuweisungen sind nur an Johann Fischart möglich, dessen Beiträge und Übersetzungen zu den Französischen Religionskriegen sämtlich in der Offizin Jobins in Straßburg erschienen,202 vermutlich als Auftragsarbeit, da Korrekturen und Übersetzungsleistungen grundsätzlich auf Honorarbasis vergeben wurden.203 Fischarts Tätigkeit als Bearbeiter, Korrektor, Übersetzer und Autor für die Offizin seines Schwagers Jobin in Straßburg, der sich wiederum auch selbst als Kompilator und Bearbeiter betätigte,204 spiegelt die Gemengelage an Interessen eines zeitgenössischen Autors zwischen literarischer Verwirklichung, religionspolitischem Programm und Auftragslage wider.205 Fischart entwickelte einen eigenen assoziativen Schreibstil und griff wie im Fall der „Wolbedenckliche Beschreibung“ 198 Im Gegensatz zu humanistisch-ausgerichteten Werkstätten mit ihren Produktionslisten und Korrespondenznetzwerken in Gelehrtenkreisen (z. B. die Wechel­Offizin in Frankfurt am Main: Kohlndorfer: Diplomatie, S. 132–137) fehlen im Bereich des Tagesschrifttums sowohl Autorenangaben und Druckeradressen als auch Quellen zur weiteren Verortung der Werkstätten oft völlig. 199 Für die Auflösung des Pseudonyms vgl. den Kat. HAB; Memmius verfasste die Flugschrift „IEHOVA VINDEX“ (Fls-HRR70, Fls-HRR71) sowie die deutsche Ausgabe „IEHOVA VINDEX“ (Fls-HRR69). Memmius verwendete das gleiche Pseudonym wie Conrad Lautenbach für seine Messrelationen (vgl. Kap. 5.2.3). 200 Als Kompilator arbeitete Bernhard Jobin (Pseudonym Bernhart Janot) an der Flugschrift „Wolbedenckliche Beschreibung“, die in sieben Ausgaben erschien (Fls-HRR3, Fls-HRR4, FlsHRR5, Fls-HRR6, Fls-HRR7, Fls-HRR8, Fls-HRR9). 201 Vgl. Newe Zeütung (Fbl-HRR19). 202 Für Hurault de l’Hôpitals „EXCELLENT || ET LIBRE DISCOVRS“ ist Johann Fischart (vgl. Kat. GBV und UB LMU) als Übersetzer fassbar ebenso wie für „Wolbedenckliche Beschreibung“ (u. a. Fls-HRR3) (vgl. Kat. HAB). Für „Wolbedenckliche Beschreibung“ soll Fischart auch das enthaltene Gedicht verfasst haben und möglicherweise auch größere Textpassagen. Für beide Werke fungierte Bernhard Jobin als Druckerverleger. Zu der teils freien Übertragung des „EXCELLENT || ET LIBRE DISCOVRS“ ins Deutsche mit einigen fischart­typischen Wendungen vgl. Hauffen: Verdeutschungen (II), S. 649. Weitere, möglicherweise Fischart zuordenbare Übersetzungen von Nachrichtenpublikationen der Phase finden sich in Hauffen: Verdeutschungen (III), S. 16–22. 203 Vgl. Rainer: Sprachliche Kampfmittel, S. 25; Hauffen: Fischart, Bd. 1, S. 49. 204 Vgl. Zwierlein: Franzettes, S. 61; Ab 1588 übersetzte Fischart vermehrt französische (und andere ausländische) Flugblätter und Flugschriften für Jobins Offizin, erweiterte und kommentierte sie (vgl. Rainer: Sprachliche Kampfmittel, S. 29; Reske: Buchdrucker, S. 894; Wittmann: Geschichte des Buchhandels, S. 72; Mühlemann: Fischarts Geschichtsklitterung, S. 11). 205 Zum religiösen Engagement: Chrisman: Lay culture, S. 30–31, S. 247, S. 260; zum literarischen Programm: Mühlemann: Fischarts Geschichtsklitterung, S. 15; zur finanziellen Abhängigkeit: Chrisman: Lay culture, S. 24–25.

5.3 Akteure der gedruckten Religionskriegsnachrichten

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(Fls-HRR5) durch Kommentierungen und Erweiterungen in die französische Textvorlage ein,206 wobei er zugleich eine gegen den Papst und die Guise gerichtete scharfe Kritik darlegte.207 Die in der Forschung postulierte Tendenz zur Annäherung von Autoren, die zumeist Theologen, gebildetere Bürger oder Akademiker mit oft juristischem Hintergrund waren, und den großen Druckoffizinen am Ort im Bereich von humanistischen und wissenschaftlichen Werken oder Klassikern setzte sich in der engen, fast schon exklusiven Zusammenarbeit von Jobin und Fischart auch im Bereich der gedruckten Nachrichtenpublikationen fort.208 Arbeiteten einige Verfasser aus ideellen Beweggründen oder aber von der Hoffnung auf Bekanntheit und sozialem Aufstieg motiviert, wurden seltener auch bezahlte Auftragsarbeiten vergeben.209 Es war für Schreiber üblich in der Übergangszeit zwischen zwei Berufstätigkeiten, nach einem Karriereknick oder in einer Profilierungsphase auch als Autoren für Historienschriften, Messrelationen und Flugblättern hervorzutreten oder auch vorübergehend als Lektoren und Korrektoren zu arbeiten.210 So verfasste der Nürnberger Meistersinger Hans Weber wohl den Text für das Flugblatt „Newe Zeütung“ (Fbl-HRR19) als eine Gelegenheitsarbeit.211 Conrad Memmius konnte als akademisch gebildeter Autor (Studium in Rostock und Helmstadt) zur Akzeptanz der Publikation und damit auch dem Absatz beitragen, womit er zugleich die Bekanntheit seines Pseudonyms Jacob Francken steigern konnte, denn Memmius war im Begriff, sich im Feld der jüngsten Geschichte und Nachrichten zu profilieren.212 Da die verkaufsfördernde Relevanz, v. a. das Potential, der Publikation Autorität und Authentizität zu verleihen, über die Aufnahme von Verfasserangaben bestimmte, wurden besonders höhere Amtsträger

206 Vgl. Hauffen: Fischart, Bd. 2, S. 69; Rainer: Sprachliche Kampfmittel, S. 29. 207 Vgl. Chrisman: Lay culture, S. 265. 208 Vgl. Chrisman: Lay culture, S. 24–26; zu den Autorenprofilen: Arndt: Herrschaftskontrolle, S. 143. 209 Vgl. Schilling: Bildpublizistik, S. 15–16; Faulstich: Herrschaft und Revolte, S. 118; Oft waren Autoren nicht ausschließlich als Textverfasser, sondern, wie im Fall Fischarts, auch als Korrektoren und Übersetzer tätig oder als Buchhändler. Einige Autoren waren auch z. B. als Ratsherren oder institutionell angebundene Gelehrte (Universitätsangehörige, Bibliothekare, Stadtschreiber, Hofangestellte …) versorgt (vgl. Wittmann: Geschichte des Buchhandels, S. 72–73; zu Fischarts vielfältigen Funktionen in Jobins Offizin: Hauffen: Fischart, Bd. 1, S. 49; Rainer: Sprachliche Kampfmittel, S. 25). Autorenhonorare waren zwar nicht üblich, aber für die Tätigkeit als Korrektor und Übersetzer dürfte Fischart bezahlt worden sein (vgl. Rainer: Sprachliche Kampfmittel, S. 25; Hauffen: Fischart, Bd. 1, S. 49). Zum Autorengehalt im 16. Jahrhundert: Krieg: Entwicklungsgeschichte der Bücher-Preise, S. 55–64. 210 Vgl. Arndt: Herrschaftskontrolle, S. 89, S. 169. 211 Es dürfte sich bei dem angegebenen Hans Weber um den Nürnberger Meistersinger Hans Weber d. Ä. handeln, der seit Ende der 1580er Jahre das Amt des Spruchsprechers innehatte, ab 1587 seine erste Singschule führte und im März 1589 in die Meistersingergesellschaft eintrat. Weber dichtete v. a. Sprüche und Meisterlieder (vgl. Grieb u. a.: Weber, S. 1626). 212 Vgl. IEHOVA VINDEX (Fls-HRR69, Fls-HRR70, Fls-HRR71); Eckdaten zu Memmius, Conrad, auf: http://thesaurus.cerl.org/record/cnp01427160 [27.11.2013].

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und akademisch Gebildete, Experten in einem Feld (z. B. Heerführer) sowie Augenzeugen als Verfasser ebenso genannt wie bereits bekannte Autoren, denen ein Vertrauensvorschuss entgegengebracht wurde.213 In eben diesem Sinne einer Beglaubigung durch die Autorität des Autors zitierten zahlreiche Publikationen die Verfasser der französischen Vorlagen, von Heinrich III. und Heinrich von Navarra (zusammen 43 Ausgaben) bis zur Zuschreibung an einen anonymen französischen Bischof, einen Adligen im Gefolge des Herzogs von Montpensier als Verfasser oder einen savoyischen Rat als Beiträger.214 Im Fall des savoyischen Rats erscheint die Anonymität zum einen als eine angemessene Vorsichtsmaßnahme angesichts der kritischen Äußerungen, zum anderen als Würdigung des Ratsherrenamts, worin Recht und Pflicht, sich zu äußern, begründet lagen und wohinter die sprechende individuelle Person zurücktreten musste.215 Durch die Anonymisierung sprach scheinbar eine Gruppe, statt eines konkreten Verfassers, mit größerer Allgemeingültigkeit eine Interpretation aus, die mit Wahrheitsanspruch vertreten wurde.216 5.3.2 Drucker und Verleger Im Reich dominierten einige wenige Werkstätten, v. a. auf gedruckte Nachrichtenpublikationen spezialisierte Offizinen, den Markt gedruckter Religionskriegsnachrichten. Allerdings muss einbezogen werden, dass knapp die Hälfte der Druckpublikationen ohne Druckerangabe blieb.217

213 Vgl. Schilling: Bildpublizistik, S. 14; auch Schwitalla: Flugschrift, S. 15; Augenzeugen kommt eine besondere Stellung zu: „das Selbstgesehenhaben befreit von allen Zweifeln.“ (Mauelshagen: Was ist glaubwürdig, S. 316); zum Augenzeugenmotiv vgl. Schilling: Bildpublizistik, S. 83; zu mit Autorität verbundenen Geltungsansprüchen vgl. weiterführend Fohrmann/Kasten/ Neuland: Einleitung, bes. S. 11–13. 214 Französischer Bischof: Erzehlung (Fls-HRR19); Adliger im Gefolge des Herzogs von Montpensier: Außzug (Fls-HRR1); savoyischer Rat: Erklerung (Fls-HRR56). 215 Die Nutzung des Rechts, sich zu äußern, wurde zugleich als eine Pflicht begriffen, was eine Verantwortungsverlagerung bedeutete von der sprechenden individuellen Person auf das Amt (hier Ratsherr), womit eine Entlastung des Sprechenden wie auch ‚Entindividualisierungʻ verbunden war wie im Fall des savoyischen Rats (vgl. Erklerung (Fls-HRR56), S. 20). 216 Vgl. Schilling: Bildpublizistik, S. 14; Oelke: Konfessionsbildung, S. 103; Arndt: Herrschaftskontrolle, S. 148–149. 217 Für 49 Ausgaben (von 91 Flugschriften-Editionen im Korpus) lassen sich Drucker oder Verleger zuordnen, zumeist durch Erscheinungsvermerk auf dem Titelblatt oder Kolophon. Eine stilistische Zuweisung zu einzelnen Offizinen ist aufgrund wechselnder Kooperationen und des Austauschs von Zierelementen und Drucktypen, teilweise sogar Signeten (z. B. Nikolaus Schreiber und Gottfried von Kempen) zwischen den Werkstätten kritisch zu bewerten (vgl. Stoll: Kölner Presse, S. 33, S. 38–39, S. 43).

5.3 Akteure der gedruckten Religionskriegsnachrichten

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Ausrichtung auf die Religionskriege Im Reich lassen sich zwei unterschiedliche Typen von Druckunternehmen ausmachen, die 1589 einen Schwerpunkt auf Religionskriegsnachrichten legten, zum einen die etablierte Nachrichten-Druckwerkstatt mit v. a. königsnahen,218 uneindeutig positionierten219 oder neutralen Publikationen, in denen der religionspolitische Gegensatz nicht konfrontativ herausgestellt wurde,220 zum anderen die klar religionspolitisch engagierte Offizin, worunter sich 1589 nur die Werkstatt Bernhard Jobins in Straßburg subsumieren lässt. Die 1589 dominierenden Offizinen, im Regelfall kleinere oder mittelgroße Unternehmen in einem der großen Druckzentren des Reichs (Köln, Nürnberg, Augsburg, Straßburg, Basel), die auf Nachrichtenpublikationen spezialisiert waren, hatten fast sämtlich bereits über einen längeren Zeitraum hinweg Flugschriften oder Flugblätter bzw. Einblattdrucke mit Religionskriegsnachrichten produziert. In der Zeit der Liga (1585–1593) intensivierten sie ihre Produktion: Nach ersten frankreichbezogenen Flugschriften 1556 nahm Samuel Apiarius verstärkt ab 1585 bis 1590 gedruckte Nachrichten zu den Religionskriegen auf, wobei allein 1589 in seiner Werkstatt fünf Werke in sieben Ausgaben erschienen.221 Franz Hogenberg in Köln wurde ab 1570 mit Einblattdrucken zu den Religionskriegen aktiv, doch brach 218 Vgl. z. B. die königsnahe, anti-ligistische Schrift „Erklaͤ rung“ (Fls-HRR31), welche die königliche Strafe für die Guise als rechtmäßig und verdient einstufte und daher die Ereignisse in Blois als Hinrichtung bewertete. 219 Einige Publikationen vermieden eine klare Positionierung, indem Titel, Handlungskompetenz sowie legitime Stellung Navarras und katholischer Protagonisten (hier der Papst) gleichermaßen anerkannt wurden (vgl. „Frantzoͤ sische Zeittung“ (Fls-HRR15), u. a. fol. A1v). Die Positionierung von „Warhaffte vnd eigent=||liche Beschreibung“ (Fls-HRR53) bspw. dagegen war aufgrund der zusammengestellten Beiträge nicht eindeutig: In der Materialauswahl (Abdruck königlichen Briefs) und inhaltlichen Ausrichtung (Thronfolgeregelung) königsfreundlich, in den Formulierungen vorsichtig (Navarra nenne sich König und Jacques Clément behaupte, er würde Frankreich einen großen Dienst leisten (fol. A4v–B1v)), waren eindeutig königskritische Anhänge in Form einer Prophezeiung und eines Epitaphs beigefügt. 220 Vgl. die Bezeichnung der Parteien: Von den französischen Reformierten war als Hugenotten (z. B. Koͤ n. Mayestat (Fls-HRR41), fol. A4r; Warhafftige Zeittunge (Fls-HRR84), fol. A2r), Anhänger Navarras (vgl. Newe Zeitung (Fls-HRR73), fol. A2r), seltener als Calvinisten (vgl. Newe Zeitung (Fls-HRR73), fol. A2r: „der Caluinischen verwanten“) die Rede. Nur im Ausnahmefall wurde explizit die Differenzierung in C. A. (Anhänger der Confessio Augustana) und R. (Reformierte) angesprochen (vgl. Koͤ n. Mayestat (Fls-HRR41), fol. A4r). Für die Katholiken tauchte neben der Bezeichnung als Katholische auch die Zuordnung als diejenigen der alten Religion (vgl. Newe Zeitung (Fls-HRR73), fol. A3r) oder der römischen Religion auf (vgl. Warhafftige Zeittunge (Fls-HRR84), fol. A2r). Guisische, Papisten etc. war genauso für diffamierende Schriften reserviert wie Ketzer oder Häretiker für die Protestanten und fand daher in nur wenigen Publikationen 1589 Verwendung. 221 Für Samuel Apiarius lassen sich in seinen 24 Jahren (1566–1590) in Basel (zur Werkstatt von Apiarius vgl. Reske: Buchdrucker, S. 85; Benzing: Buchdrucker, S. 42; Benzing: Apiarius, S. 327) 21 Editionen zu den Religionskriegen belegen, was einen Großteil der gedruckten Nachrichtenpublikationen der Offizin (35 Editionen nach VD16 [23.06.2013]; 39 laut USTC [24.06.2014]; 270 Editionen insgesamt) ausmachte. Seine Religionskriegsflugschriften reichten vom historischen Überblick, dem Nachdruck französischer Amtsschriften und öffentlicher Erklärungen über den Abdruck von Gebeten und Liedpublizistik bis hin zu Schmähschriften.

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seine Produktion 1573 ab und setzte erst ab 1587 wieder ein. 1589 können aus der Kölner Werkstatt vier Einblattdrucke nachgewiesen werden.222 Der aus dem französischsprachigen Teil des Bistums Basel stammende Bernhard Jobin fertigte 1574 seine erste Druckpublikation zu den Religionskriegen, nach 1579 folgten vereinzelte Flugschriften, bevor Jobin sich zwischen 1588 und 1593 dann verstärkt den Französischen Religionskriegen widmete, so dass 1589 sieben Werke in 13 Ausgaben mit Religionskriegsnachrichten aus seinen Offizinen erschienen.223 Unter den der Werkstatt zuordenbaren Einblattdrucken finden sich mit Frankreichbezug ausschließlich Porträts, die sämtlich bereits in den 1570er Jahren entstanden.224 In Kooperation mit Fischart zeigten die Jobinschen Flugschriften-Produktionen einen deutlich religionspolitischen Impetus225 und fielen darüber hinaus gegenüber dem übrigen zeitgenössischen Druckmarktangebot durch eine Reihe von Charakteristika auf, darunter das breite Spektrum an Textsorten (z. B. auch Diskurse, zeitkritische Kommentare), die Aufnahme von lateinischen Publikationen und die Verwendung eines Pseudonyms.

222 Vgl. Hellwig: Einleitung, S. 12; auch Hellwig: Gesamtverzeichnis, S. 32–34; Hogenberg/Hogenberg: Geschichtsblätter, Abb. 18a–99 bzw. 105b; 1589 entstanden in der Kölner Werkstatt (ca. 1570–1590) des Stechers, Radierers, Druckers und Verlegers Franz Hogenberg, der aus Antwerpen zugewandert war (vgl. Hellwig: Einleitung, S. 12–13): „Ecce Ducis“ (Fbl-HRR11), „Anstandt“ (Fbl-HRR9), „König Heinrich“ (Fbl-HRR12) und „DISTICHON“ (Fbl-HRR10). Im Kat. BNF wurden zudem „Kurtzer vnd gruntlicher bericht“ (Fbl-HRR16) in deutscher und lateinischer Fassung (Fbl-HRR3) sowie „Wie Konig Henrich“ (Fbl-HRR24) Hogenberg zugeschrieben, die jedoch in keiner einschlägigen Publikation oder Edition oder einem der zahlreichen zeitgenössischen Alben der Werkstatt aufgenommen wurden. Da sich 1589 verschiedene Hände und eine für die Werkstatt ungewöhnliche stilistische Experimentierfreude zeigten, ist eine stilistische Zuordnung schwierig. Insgesamt machten Hogenbergs Religionskriegsnachrichten (75 Blätter) 16 Prozent seiner Nachrichtenpublikationen (468 Werke) aus (vgl. Hellwig: Gesamtverzeichnis, S. 32–34; Hogenberg/Hogenberg: Geschichtsblätter, Abb. 18a–99). 223 Vgl. Hauffen: Fischart, Bd. 1, S. 44; Benzing: Buchdrucker, S. 449; Strauss (Hrsg.): SingleLeaf Woodcut, Bd. 1, S. 459; Reske: Buchdrucker, S. 894; Bernhard Jobin arbeitete in Straßburg 21 Jahre lang sowohl als Drucker als auch als Verleger (1572–1593) (vgl. Reske: Buchdrucker, S. 894). Als Haloyonium Windstill verantwortete Jobin eine Ausgabe des den Religionskriegen gewidmeten „DISCOVRS.“, dessen französische Vorlage von Michel Hurault de l’Hôpital stammte, und als Speculâ Halcyonia die lateinische Fassung (vgl. [Hurault de lʼHospital]: Discursus || DE REBVS || GALLICIS; [Hurault de lʼHospital]: Discursus), die noch der Zeit vor dem Mord in Blois gewidmet waren. Unter dem Pseudonym Bernhart Janot erschien „Wolbedenckliche Beschreibung“ (Fls-HRR3, Fls-HRR4, Fls-HRR5, Fls-HRR6, FlsHRR7, Fls-HRR8, Fls-HRR9). Des Weiteren wurden Ausgaben von „Koͤ nigliche Declaration“ (Fls­HRR55), „Außschreiben“ (Fls­HRR58) und „EDICT“ (Fls­HRR46) an die Offizin Jobin durch die Kat. GWLB und UB Rostock, VD16 und ThULB und BSB zugewiesen, ohne dass diese Zuordnungen präzisiert wurden, was eine Überprüfung unmöglich macht. In der Werkstatt Jobins machten die Religionskriegsnachrichten ca. 58 Prozent seiner Nachrichtenpublikationen aus und elf Prozent seiner Gesamtproduktion (318 Editionen, laut VD16 [23.06.2013]). 224 Vgl. Weber: Bibliographie von Jobin, S. 283, Nr. 23, 24, 25 und S. 288, Nr. 50, 51. 225 Die geographische Nähe zu Frankreich, die Befürchtung der Ausweitung der Konflikte auf das Reich, die eigene religiöse Überzeugung und der ausgeprägte eigenwillige Schreibstil Fischarts kamen nach Adolf Hauffen in Fischarts Flugschriften zu den Religionskriegen zusammen (vgl. Hauffen: Fischart, Bd. 2, S. 21–22). Vgl. Kap. 5.3.1.

5.3 Akteure der gedruckten Religionskriegsnachrichten

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Zu den dominierenden Offizinen mit gedruckten Religionskriegsnachrichten im Reich zählte 1589 auch die Nürnberger Druckwerkstatt Leonhard Heußlers, der v. a. 1588 bis 1590 seine Flugschriftenproduktion auf die Religionskriege ausrichtete, womit er in Nürnberg konkurrenzlos blieb.226 Der evangelisch-lutherische Heußler verwendete in „Koͤ nigkliche Declaration.“ (Fls-HRR64) – in der Übernahme aus der katholischen, bei Johann Waldorf in Köln gedruckten Vorlage – durchgehend für die Protestanten ohne Distanzierung bzw. Kommentierung die Bezeichnung Ketzer227, obgleich er an anderer Stelle eine Überarbeitung der Publikation vornahm, um sie durch Ergänzung aktueller Nachrichten attraktiver zu gestalten. Die primäre Ausrichtung Heußlers auf Marktorientierung und Gewinnmaximierung spiegelt sich hier wider; das wirtschaftliche Argument der geringen Investition durch Verzicht auf Überarbeitung und die Einschätzung der Absatzmöglichkeiten ließ die eigene religiöse Überzeugung zurücktreten.228 Die Druckerbetriebe besonders von Apiarius, Jobin und Heußler übernahmen lokal die führende Rolle oder gar einen monopolartigen Status im Nachrichtendruckgewerbe. Während in Straßburg Jobin den Markt monopolisierte, erschienen in Basel neben den Flugschriften von Apiarius auch Druckpublikationen anderer Druckoffizinen (Jost Steiger) und Verleger (Petrus Cesaree). Trotz der unmittelbaren Nähe zum Konflikt zeichnete sich in den deutschen Anrainer­Städten kein deutlich sichtbarer Publikationsanstieg oder gar eine Erfassung von Großteilen der Drucklandschaft ab. In Köln lassen sich die Einblattdrucke und Flugblätter einer einzigen Offizin zuweisen (Hogenberg­Werkstatt), neben welche die Werkstätten von Nikolaus Schreiber229 und Gottfried von Kempen230 mit Flugschriften zu den 226 Die Religionskriegsnachrichten machten in der Offizin Leonhard Heußlers in Nürnberg (1570; 1574/1576–1597) (vgl. Reske: Buchdrucker, S. 695; Nürnberger Buchgewerbe, S. 376, Nr. 2372) einen beträchtlichen Anteil an der Gesamtproduktion aus (15 Ausgaben von insgesamt 156 Werken laut Bezzel: Leonhard Heußler, S. 1; 152 Publikationen laut VD16 [23.06.2013]), die etwa zur Hälfte aus Nachrichtenpublikationen bestand. Zur Marktdominanz vgl. Kap. 5.1.4 (dort Zensur und Kontrolle). 227 Vgl. Koͤ nigkliche Declaration. (Fls-HRR64), z. B. fol. A2r, fol. A2v. 228 Vgl. Arndt: Der spanisch-niederländische Krieg, S. 406; Johannes Arndt hat für die Druckproduktion zum Niederländischen Krieg beobachten können, dass Buchdrucker und Verleger auch Flugschriften, die ihrer eigenen Religion entgegenstanden, produzierten und vertrieben, solange hierfür Käufer vorhanden waren (vgl. Arndt: Mediensystem, S. 86). 229 Nikolas Schreiber (auch Nicolaus; Schreyber, Graph(a)eus), ein aus Nimwegen stammender Drucker, der 35 Jahre lang in Köln eine eigene Werkstatt (1563–1598) führte (vgl. Reske: Buchdrucker, S. 449–450; Benzing: Buchdrucker, S. 244–245; ausführlich Stoll: Kölner Presse, S. 3–47), berichtete über die Spätphase der französischen Konflikte (1585–1593) kontinuierlich, wobei er v. a. Berichte zu Schlachten und Friedensverhandlungen brachte und nur in einem Fall die Übersetzung eines Mandats aufnahm (Heinrich III. von Frankreich; VD16 F 2429). Insgesamt lag die Produktion der Werkstatt zu den Religionskriegen (elf Ausgaben) mit elf Prozent an der Gesamtproduktion (104 Editionen) recht hoch (vgl. VD16 [23.06.2013]). 230 Gottfried von Kempen arbeitete 20 Jahre lang als Drucker in Köln (1577–1597) in einer recht kleinen Werkstatt, die er vom Vater übernommen hatte (vgl. Reske: Buchdrucker, S. 453–454; Benzing: Buchdrucker, S. 246). Von Kempens Druckschriften konzentrierten sich in der Phase 1585 bis 1589, wobei neben Erklärungen und Manifesten von Protagonisten beider Seiten (Heinrich von Navarra; Sixtus V.; auch Karl von Guise d. J.) ereigniszentrierte Berichte von Schlachten, Aufruhr und Mord dominierten. In von Kempens Werkstatt in Köln machten die elf

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5 Religionskriegsnachrichten im Heiligen Römischen Reich 1589

Religionskriegen traten. Beide befassten sich ausschließlich zwischen 1585, dem Aufkommen der Liga, und 1593, der Konversion Heinrichs IV., mit Religionskriegsnachrichten, doch publizierten sie gerade 1589 nur wenige Ausgaben.231 Eine dezidiert katholische oder gar ligistische Parteinahme war den Kölner Publikationen Schreibers, von Kempens sowie auch Johann Waldorfs nicht zu eigen, die neutral bis königsfreundlich blieben.232 Gilt dies für den Tonfall des Großteils der Publikationen, machte sich doch in der Materialauswahl und Bewertung meist die religionspolitische Orientierung bemerkbar.233 Für die einzelnen Offizinen zeigten sich 1589 keine deutlichen Spezialisierungen auf bestimmte Publikationstypen wie Amtsschriften, Militärberichte, Schmähschriften oder Situationskommentare, doch ist auffällig, dass ca. doppelt so viele Neuigkeitsberichte wie offizielle Dokumente (Ausschreiben, Deklarationen) von den nachrichtenaffinen Druckern und Verlegern 1589 produziert wurden. Überschneidungen im Programm, Nachdrucke, Übernahmen von Bildteilen und übereinstimmenden Textpassagen lassen Kooperationen unter den Druckern vermuten, doch weder zwischen Heußler (Nürnberg) und Wörli (Augsburg) noch Waldorf (Köln) und Basse (Frankfurt am Main) oder Kempen (Köln) und Smesman (Heidelberg) oder Stöckel (Dresden) sind Beziehungen bekannt. Zwar druckte Heußler von Apiarius (Basel) Vorlagen nach und dieser konnte wiederum auf einen Erstdruck Heußlers zurückgreifen, doch ist eine wirkliche Kooperation nicht nachgewiesen.234

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Ausgaben mit Religionskriegsnachrichten ca. sechs Prozent an der Gesamtproduktion (176 Ausgaben) aus und zugleich einen recht hohen Anteil an der Nachrichtenproduktion der Werkstatt (38 Editionen; nach VD16 [23.06.2013]), die auch Relationen des in Köln ansässigen Michael von Aitzing mit Nachrichten aus Frankreich einschlossen (vgl. Kap. 5.2.3) und einige durchnummerierte Frankreichzeitungen zwischen 1585 und 1587 (Teil 1: VD16 D 435; Teil 2: VD16 N 301, zweite Ausgabe: VD16 N 302; Teil 3: VD16 D 2790). Kempen: New Zeytung (Fls-HRR77); Schreiber: Warhaffte vnd eigent=||liche Beschreibung (Fls-HRR53); Für die Schreiber zugewiesene „Warhaffte vnd eigent-||liche Beschreibung“ (Fls­HRR81) ist ebensowenig ein Exemplar auffindbar wie für „Wahrhafftige Zeitung“ (Fls­ HRR80) (vgl. Stoll: Kölner Presse, S. 78). Vgl. Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR54): Verantwortlichkeit von Guise für die Bürgerkriege, Missbrauch der Religion als Deckmantel, Auflehnung gegen den legitimen König und Behinderung des Kampfs gegen die Ketzerei (fol. A2r, fol. B1r); Das königliche Vorgehen in Blois war als Reaktion auf die Konspiration von Guise legitimiert (fol. A3r, fol. B1v). Das Hilfsangebot Navarras wurde positiv konnotiert (fol. B3v), allerdings war auch die Nichtigkeitserklärung des Untertaneneids beigefügt (fol. B1r). Z. B. Einordnung des jüngsten Geschehens als katholische Verschwörung: Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. B4v–C2v; Warhafftig vnd Kur=||tzer Jnhalt (FlsHRR57), S. 7–9; Verklärung des Attentäters Clément als religiöser Held und Märtyrer: Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt (Fls-HRR85), fol. A3v; Aufnahme von der Absetzungserklärung gegen Heinrich III. in: Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR54). Zwei Religionskriegspublikationen von Heußler (1588: VD16 ZV 13099; zweite Ausgabe: VD16 ZV 25016; 1590: VD16 ZV 6082) gingen auf Basler Erstdrucke aus der Offizin von Apiarius zurück (1588: VD16 ZV 14819; 1590: VD16 F 2439), wobei auf den Status als Nachdruck bzw. auf den Basler Erstdruck hingewiesen wurde. Apiarius wiederum fertigte einen Nachdruck (VD16 ZV 24289) einer von Leonhard Rot bei Heußler gedruckten Schrift an (Erstdruck ist verloren), wobei er explizit Rots Druckpublikation als Vorlage benannte (vgl. Bezzel: Leonhard Heußler, S. 23, S. 155). Die von Heußler gedruckte Flugschrift zur Belagerung von

5.3 Akteure der gedruckten Religionskriegsnachrichten

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Neben den Ende des 16. Jahrhunderts vorherrschenden Druckerverlegern traten als Verantwortliche für einige der Druckpublikationen zu den Religionskriegen auch Buchhändler-Verleger auf, die Auftragsarbeiten als Lohngeschäfte an Druckereien vergaben und für Organisation, Finanzierung und Vertrieb der Druckpublikationen sorgten.235 Damit trennten sich das Handwerkliche und Kaufmännische des Druckgewerbes in eigenständige Zweige. 1589 lässt sich der in Basel angesiedelte Verleger Petrus Cesaree mit einigen Ausgaben ebenso wie der Verleger Paul Brachfeld fassen, für den Drucker in Leipzig (Drucker: Zacharias Bärwald) und Frankfurt am Main (Drucker: Martin Lechler) sowie 1590 auch in Straßburg tätig waren.236 Brachfeld bildete in seiner Verlegertätigkeit einen Nachrichtenschwerpunkt heraus, innerhalb dessen die Religionskriege zwischen 1589237 und 1591 einen Fokus bildeten. Wie der Kölner Drucker von Kempen so zeichnete auch Brachfeld als Verleger zusätzlich zu den Nachrichtenflugschriften für eine Reihe von Messrelationen verantwortlich, in denen auch die jüngsten Ereignisse in Frankreich behandelt wurden.238 Gelegenheitsproduktion zu den Religionskriegen Eine Reihe von Druckern und Verlegern, Stechern und Briefmalern bzw. Formschneidern, die in den Orten, die politisch in engem Kontakt zu den Parteien in Frankreich standen sowie den Städten, die über ein großes Druckgewerbe und eine gute infrastrukturelle Anbindung verfügten, angesiedelt waren, widmeten einige wenige Druckpublikationen in ihrem Programm den Religionskriegen. Diese Publikationen reichten von neutral über königsfreundlich239 bis protestantisch parteinehmend.240

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Marseille verantwortete der Verleger Joachim Lochner. Da Heußler für die meisten Flugschriften zu den Religionskriegen auf bereits kursierende Publikationen zurückgriff, stützte er sich vermutlich für „Henricus der dritt“ (Fls-HRR47, Fls-HRR49, Fls-HRR50) auf die Ausgaben von Josias Wörli (Fls-HRR51, Fls-HRR52) oder die anonym erschienene Ausgabe (FlsHRR48). Vgl. Arndt: Das Reich und die Niederlande, S. 215; Der Typus des reinen Verlegers hatte sich bereits Ende des 15. Jahrhunderts herauszukristallisieren begonnen, doch dominierte noch durch das 16. Jahrhundert hindurch der Druckerverleger (vgl. 500 Jahre Buch, S. 16). Vgl. Zwierlein: Franzettes, S. 27. Vgl. Edict (Fls-HRR30); IEHOVA VINDEX (Fls-HRR69); INDVCIAE (Fls-HRR40); Französische Zeitung (Fls-HRR18). Die Religionskriegsnachrichten waren mit acht Ausgaben, Nachrichtenpublikationen allgemein mit 20 Ausgaben im Verlagsprogramm Brachfelds präsent und machten rund ein Fünftel der Gesamtproduktion aus (98 Publikationen laut VD16 [23.06.2013]). Der aus Antwerpen stammende Paul Brachfeld arbeitete elf Jahre lang in Frankfurt am Main (1588–1599), v. a. als Verleger, aber auch als Buchführer mit wechselnden Druckern zusammen (u. a. Martin Wittel in Erfurt; Johann und Friedrich Hartmann in Frankfurt an der Oder; Johann Kollitz in Frankfurt am Main und dessen Witwe). Laut Benzing kam Brachfeld erst Ende 1591 oder Anfang 1592 nach Frankfurt am Main, doch erschienen die ersten von Brachfeld verlegten Werke ab 1588 bereits in Frankfurt (vgl. VD16; zu Brachfeld: Benzing: Verleger, Sp. 1105–1106). Vgl. z. B. Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR54). Vgl. IEHOVA VINDEX (Fls-HRR69): Bestätigung des Königs, während die Guise „sich selbst zum Heubt auffgeworffen/ || vnd in das Koͤ nigreich eingedrungen haben/ als eine Wun=||dergeburtt/ die jres auch monstrosischen Leibs wol werth ist“ (fol. A2r); Darstellung der drei Parteien: Die

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5 Religionskriegsnachrichten im Heiligen Römischen Reich 1589

Die mit breitem Angebot aufgestellten Drucker, die 1589 Religionskriegsnachrichten aufnahmen, waren von Lohntätigkeit Abhängige, deren Druckprofil nach der Auftragslage variierte:241 Während Johann Waldorf in Köln in einem anderen Bereich des Druckgewerbes tätig war, als Buchhändler, und Druckpublikationen meist nur als Auftragsarbeiten fertigte, so dass „Koͤ nigkliche Declaration“ (FlsHRR54) die einzige Nachrichtendruckpublikation in seinem Programm blieb,242 verdiente Zacharias Bärwald in Leipzig zur Tätigkeit als selbständiger Drucker durch Lohnarbeit hinzu, wobei Nachrichtenpublikationen einen verschwindend geringen Anteil seiner Produktion ausmachten.243 Der Frankfurter Drucker Martin Lechler arbeitete fast ausschließlich als Lohndrucker für Sigmund Feyerabend und Simon Hüter, während Paul Brachfeld offenbar nur für die beiden Religionskriegspublikationen Lechlers als Verleger verantwortlich zeichnete.244 Der Augsburger Josias Wörli dagegen besaß einen Nachrichtenschwerpunkt im Programm, brachte aber nur 1589 Flugschriften zu dem jüngsten Geschehen in Frankreich heraus.245 Auch die auf Nachrichtenflugblätter spezialisierten Werk-

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Reformierten waren v. a. Gott verpflichtet, zugleich aber königstreu, die Königlichen weltlich gesinnte Politische und die Guise strebten v. a. danach, die „Warheit des Euangelij“ und die Christenheit auszurotten (fol. A2v). Die vereinten Kräfte von Liga und Königlichen könnten nichts gegen die von Gott erwählten Protestanten erreichen (vgl. Erzehlung (Fls-HRR19), fol. A2v). Martin Lechler bspw. fertigte nur fünf Nachrichtenpublikationen insgesamt in seiner Werkstatt, wovon vier von verschiedenen Verlegern herausgegeben wurden: Edict (Fls-HRR30) und INDVCIAE (Fls-HRR40) von Paul Brachfeld und je ein Werk von Sigmund Feyerabend und Simon Hüter (1577: VD16 G 3388; 1585: VD16 M 6593). Johann Waldorf arbeitete in Köln v. a. als Buchhändler mit Läden am Domhof und der Drachenpforte. Der Großteil seiner Druckpublikationen (41 Editionen zwischen 1577–1593, vgl. VD16 [23.06.2013]) waren Auftragsarbeiten für Johann Michael Cronenburger (vgl. Reske: Buchdrucker, S. 454; Benzing: Buchdrucker, S. 246). Zwischen 1585 und 1598 war Zacharias Bärwald in Leipzig als selbständiger Drucker tätig (vgl. Reske: Buchdrucker, S. 527; Benzing: Buchdrucker, S. 282), fertigte v. a. Erbauungsliteratur und Personalschriften, besonders Leichenpredigten (VD16; auch Reske: Buchdrucker, S. 527), aber nur fünf Editionen (drei Werke: 1588: VD16 ZV 21265; zweite Ausgabe 1588: VD16 ZV 4369; 1589: VD16 F 2253; andere Ausgabe (Latein) 1589: VD16 F 2251; 1595: VD16 ZV 28122) als Nachrichtenpublikationen (Gesamtproduktion von 202 Druckschriften, vgl. VD16 [23.06.2013]). Vgl. Edict (Fls-HRR30); INDVCIAE (Fls-HRR40); Martin Lechler fertigte zwischen 1563 und 1593 129 Druckschriften in Verlegung Sigmund Feyerabends und 75 in Verlegung Simon Hüters und damit den Großteil seiner Gesamtproduktion (222 Editionen, zwei Fehleinträge im VD16 [23.06.2013]) als nichtselbständige Arbeiten (vgl. Reske: Buchdrucker, S. 233–234; Benzing: Buchdrucker, S. 125; weiterführend zu Feyerabend: Terrahe: Frankfurts Aufstieg, S. 177–194). Lechler druckte äußerst vielfältige Themen von moralischen Schriften über Kriegstheorie und Rittergeschichten bis zu medizinischen Traktaten. Vgl. Zeyttung (Fls-HRR90); Henricus der dritt (Fls-HRR51, Fls-HRR52); In den zwölf Jahren als selbständiger Drucker in Augsburg (1579–1591) fertigte Josias Wörli 50 im VD16 nachgewiesene Werke und arbeitete daneben als Lohndrucker für Hans Schultes d. Ä., bevor er zu der Klosterdruckerei Thierhaupten wechselte (Reske: Buchdrucker, S. 42–43, S. 918–919; Benzing: Buchdrucker, S. 20, S. 461). Die drei Ausgaben zu den Religionskriegen von 1589 stellten seine einzige Druckpublikation zu den Französischen Religionskriegen dar (vgl. VD16 [23.06.2013]).

5.3 Akteure der gedruckten Religionskriegsnachrichten

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stätten des Formschneiders Lucas Mayer in Nürnberg246 und des Briefmalers Bartholomäus Käppler in Augsburg247 ließen keinen expliziten Frankreichschwerpunkt erkennen, doch sind quantifizierbare Aussagen vor dem Hintergrund der Erhaltungs- und Erfassungssituation von Flugblättern problematisch. 1589 lässt sich nur für Käppler die parallele Produktion von Flugblättern und Flugschriften mit Religionskriegsnachrichten in einer Werkstatt belegen.248 Zu dem Programm der Drucker, die auf Amtsschriften sowie Universitätsdruckschriften spezialisiert waren, gehörte Tagesschrifttum bestenfalls randständig, da diese Drucker eine gewisse Stabilität und Auslastung durch regelmäßige Aufträge dank der Anbindung an lokale Behörden, kirchliche Amtsträger bzw. Institutionen und die Universität genossen. Aber einige dieser Drucker produzierten 1589 auch Flugschriften zu den Religionskriegen: Abraham Smesman, der in Heidelberg v. a. als Universitätsdrucker tätig war,249 veröffentlichte eine im Reich weit verbreitete Flugschrift über die Ereignisse in Blois, die auch von Gottfried von Kempen in der katholischen Reichsstadt Köln und von Matthes Stöckel d. J., der vielfach für den Dresdener Hof druckte,250 in der evangelisch-lutherischen Residenzstadt Dres246 Lucas Mayer, der als Formschneider, Briefmaler und Drucker 39 Jahre (1566–1605) in Nürnberg aktiv war, fertigte 1589 drei Ausgaben von zwei Flugblättern, „Newe Zeütung“ (FblHRR19), „Warffhaftige Neui Zeitung“ (Fbl-HRR17) und die zweite Ausgabe „Warffhaftige newe Zeitung“ (Fbl-HRR18). Wie lückenhaft bislang die Erfassungssituation ist, zeigt sich auch hier: Strauss oder auch die Datenbank Deutsche Einblattholzschnitte nennen für Mayer jeweils nur das Blatt zur Ermordung Heinrichs III. (vgl. Strauss (Hrsg.): Single-Leaf Woodcut, Bd. 2, S. 699; Deutsche Einblattholzschnitte, S. 2273/Bilddatenbank: Mayer, Lucas, S. 1; zu Mayer: Benzing: Verleger, Sp. 1212). Daneben ist für Mayer ein weiteres Flugblatt zu den Religionskriegen bekannt, die Teilung des Bistums Straßburg (1593) betreffend. Zu Mayers Spezialisierung auf Nachrichten vgl. Deutsche Einblattholzschnitte, S. 2273–2275/Bilddatenbank: Mayer, Lucas, S. 1–3. 247 Für den als Briefmaler in Augsburg (1577–1596) arbeitenden Bartholomäus Käppler (vgl. Benzing: Buchdrucker, S. 18) lässt sich nur „Warhafftige newe Zeytung“ in zwei Ausgaben (FblHRR13, Fbl-HRR14) 1589 fassen. Für eine weitere Druckpublikation mit Religionskriegsnachrichten vgl. „Newe Zeittung. || Welcher massen die alte vnd veste Stat/ schloß vn Port/ Ca||les […] erobert“ (d. h. Einnahme von Calais durch Herzog Albrecht von Österreich, 17. und 24. April 1596, Blatt abgebildet bei Strauss (Hrsg.): Single-Leaf Woodcut, Bd. 2, S. 496, Abb. 19). Zur Ausrichtung Käpplers auf Nachrichtenblätter vgl. Strauss (Hrsg.): Single-Leaf Woodcut, Bd. 2, S. 477–498, dort 21 Einzelarbeiten von Käppler, worunter das Blatt zu den Religionskriegen 1589 fehlt. 248 Durch den Vermerk „Erstlich Gedruckt zu Augspurg/ || Bey Bartholome Kaͤ ppeler. || 1589.“ (Warhafftige vnd Ge=||wisse new Zeytung (Fls-HRR82), fol. A4r) lässt sich auf einen Erstdruck Käpplers schließen, der heute in keinem Exemplar mehr nachweisbar ist. 249 Smesman war von 1587 bis 1595 in Heidelberg tätig und druckte ab 1589 mit eigener Werkstatt (Genehmigung am 21. April 1589) (vgl. Reske: Buchdrucker, S. 359). Nur drei Nachrichtenpublikationen – davon zwei zum Tod Johann Casimirs – fallen unter Smesmans Arbeiten (216 Editionen, vgl. VD16 [23.06.2013]). 250 Matthes Stöckel d. J. übernahm 1586 die Dresdener Werkstatt seines Vaters, wo er bis 1607 18 Neuigkeitsberichte fertigte, v. a. zu den Türkenkriegen, wozu eine Reihe von Amtsschriften des Dresdener Hofs traten (Gesamtproduktion: 99 Editionen; zur Werkstatt vgl. Reske: Buchdrucker, S. 166). Jedoch befasste sich nur das (ausschließlich in der Literatur nachgewiesene) Werk von 1589 mit den Französischen Religionskriegen (vgl. VD16 [23.06.2013]).

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5 Religionskriegsnachrichten im Heiligen Römischen Reich 1589

den gedruckt wurde.251 Spielte hier offenbar Druckerprofil und Religion für die Materialwahl keine Rolle, stand Smesman mit einer anderen Publikation 1589 zwischen dem Interesse, an dem florierenden Druckmarkt252 zu Religionskriegsnachrichten zu partizipieren und einem religionspolitisch geprägten Bewusstsein: Die Vorlage zu einer katholischen Publikation über die Ermordung Heinrichs III. meldete Smesman an den Kurpfälzer Rat, welcher die Druckpublikation dann verbot.253 Bernhard Peters, ein aus den Niederlanden stammender, in Bremen aktiver Drucker, der v. a. für die dortigen Superintendenten arbeitete, widmete nur wenige Druckpublikationen in seinem Programm den Religionskriegen, gleichwohl mit einem spezifischen Profil.254 Mit dem auf Latein publizierten Ausschreiben Navarras und einem ebenfalls in Latein gehaltenen politischen Diskurs 1589 und 1590 wandte sich Peters an ein gebildetes, überregionales Publikum.255 Wie Peters in Bremen druckte auch Bärwald in Leipzig eine anspruchsvollere Publikation, die in Deutsch und Latein herauskam. Hier zeigte sich die Tendenz, mit der größeren Entfernung zum Ereignisort, statt Neuigkeitsberichten stärker lehrreiche politische Diskurse von allgemeinerer Bedeutung zu wählen, welche die Religionskriegsereignisse als Ausgangspunkt nahmen. Druckproduktion als Aufstiegschance, kurzlebiges Engagement Von einigen Druckern und Verlegern ist (fast) nichts außer ihren Religionskriegspublikationen 1589 überliefert. In Basel lassen sich der Drucker Jost Steiger256 und der Verleger Petrus Cesaree257 nur durch ihre gedruckten Religionskriegs-

251 Vgl. New Zeytung (Fls-HRR76, Fls-HRR77, Fls-HRR78). Die Druckerangabe wies die Flugschrift (Fls-HRR78) als Produktion Smesmanns in Besançon aus, was sowohl auf eine Auftragsarbeit verweisen könnte als auch, und dies ist wahrscheinlicher, auf einen fingierten Druckort. 252 1588/1589 erschienen mehr Druckpublikationen zu den Religionskriegen im Reich als in jeder anderen Phase. Neben der erhöhten Produktion in diesem Zeitraum legt der hohe Anteil an Mehrfacheditionen und Nachdrucken im Bereich der Religionskriegsnachrichten eine gestiegene Nachfrage nahe. 253 Vgl. Zwierlein: Discorso und Lex Dei, S. 770. 254 Peters stammte aus dem niederländischen Kampen bei Overijssel und arbeitete von 1588 bis 1595 v. a. für die Superintendenten Christoph Pezel und Eberhard Bonhorst in Bremen (zu Peters: Reske: Buchdrucker, S. 124, S. 199–200; Benzing: Buchdrucker, S. 63, S. 107). Die beiden Religionskriegspublikationen 1589 und 1590 bildeten die einzigen Nachrichtenpublikationen unter den insgesamt 70 Druckschriften in der Offizin (vgl. VD16 [23.06.2013]). 255 1589: LITERAE (Fls-HRR62) und IEHOVA VINDEX (Fls-HRR71); des Weiteren Memmius: AD IEHOVAM VINDICEM (zwei Bände, 1590). 256 Benzing nennt Steiger nicht. Reske kennt Steiger nur als Drucker der beiden Nachrichtenpublikationen 1589: Jurament (Fls-HRR63) und Lieddruck (VD16 ZV 8361; mit Samuel Apiarius) (vgl. Reske: Buchdrucker, S. 90). 257 Benzing und Reske nennen Cesaree nicht als Buchdrucker, während er als Verleger von Benzing nur mit dem 1589 publizierten Diskurs zur Ermordung Heinrichs III. aufgeführt wird (vgl. Benzing: Verleger, Sp. 1113). Von „DISCOVRS“ erschienen drei Ausgaben in Verlegung Cesarees (Fls-HRR26, Fls-HRR44, Fls-HRR45).

5.3 Akteure der gedruckten Religionskriegsnachrichten

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nachrichten 1589 fassen. Kaspar Schmid in La Rochelle war gar nicht zuordenbar.258 Hier kann nur spekuliert werden, ob ein Branchenwechsel, ein Rückfall in Gehilfentätigkeit durch Bankrott, ein Sterbefall oder die Umstellung auf anonyme oder fingierte Druckerangaben hierfür die Gründe waren. Die Gründung einer eigenen Offizin war mit erheblichen Risiken verbunden, da die Drucker sowohl für die Inhalte (gegenüber den Zensurbehörden) als auch für die finanziellen Investitionen hafteten.259 Dass ein hoher Konkurrenzdruck herrschte, belegen die Versuche etablierter Drucker und auch Buchhändler bspw. in Nürnberg und Augsburg, Neuansiedlungen zu verhindern.260 Auch die Aufteilung des Druckmarkts unter den etablierten Werkstätten vor Ort, wie die Monopolstellung einzelner Offizinen für bestimmte Druckbereiche nahelegt, ließ neue Offizinen nur schwer Fuß fassen. Johannes Basse (oder Bassé), Sohn eines aus Flandern stammenden Druckers, Verlegers und Buchhändlers in Frankfurt am Main, druckte unter eigenem Namen nur für kurze Zeit um 1590.261 Die offensiv-angreifende Ausrichtung der Publikationen 1589, gegen den Papst und die katholischen Fürsten gerichtet, legt nahe, dass sich bei Basse ideologische Orientierung mit ökonomischem Interesse in den gedruckten Religionskriegsnachrichten verband. Basses Familie gehörte wie auch diejenige von Hogenberg, Smesman und Peters zu den Exilanten, die während des Achtzigjährigen Kriegs die südlichen und nördlichen Niederlande verließen, um sich im Reich mit ihren Offizinen neu anzusiedeln. Von diesen beteiligte sich aber nur die Hogenbergsche Offizin in größerem Umfang an Nachrichtendrucken zu den Ereignissen in den Niederlanden und in Frankreich. Weitere frankophone oder reformierte Immigranten waren in ein Kommunikations-Netzwerk für Religionskriegsnachrichten im Reich eingebunden, wie der Fall der Wechel­Offizin zeigt.262 Während die etablierten Nachrichtendrucker und -verleger 1589 mit ihren kontinuierlichen Berichten über den französischen Konflikt dominierten und sich nur wenige religionspolitisch engagierten, zeigte sich eine größere Gruppe, die als bereits etablierte Druckbetriebe oder Verlagsunternehmen Religionskriegsnachrichten situativ in ihre Produktion integrierte oder aber einzig mit Tagesschrifttum zu den Religionskriegen um 1589 überhaupt auf dem Druckmarkt fassbar wird, was primär als Anpassungsleistung an ökonomische Möglichkeiten des Druckmarkts,

258 In Wellers Verzeichnis der fingierten und falschen Druckorte findet sich keine Angabe (vgl. Weller: Druckorte). Auch die Durchsicht der bei Reske geführten Schmidts war nicht weiterführend, ebensowenig die Durchsicht von Muller: Dictionnaire des imprimeurs. 259 Vgl. Latimer: Pamphleteering in France, S. 215. 260 Vgl. Dresler: Augsburg und die Presse, S. 36–37; Nürnberger Buchgewerbe, S. 327, Nr. 2042. 261 1589: „Warhafftig vnd Kur=||tzer Jnhalt“ (Fls-HRR57); zu der Familie Basse vgl. Benzing: Verleger, Sp. 1092, Sp. 1282; Reske: Buchdrucker, S. 232–233; Benzing: Buchdrucker, S. 124–125; Reske und Benzing führen Johannes Basse nur unter dem Eintrag seines Vaters Nikolaus mit einigen kurzen Bemerkungen. Zwischen 1589 und 1592 erschienen fünf Werke von Johannes Basse (1589: VD16 ZV 15399; 1590: VD16 E 696; 1590: VD16 T 1665; 1592: VD16 ZV 23293; 1592: VD16 F 2455), sämtlich Nachrichtenpublikationen, für die Basse laut Druckeradresse teils als Verleger, teils als Drucker verantwortlich war. 262 Vgl. Kap. 4.4.

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5 Religionskriegsnachrichten im Heiligen Römischen Reich 1589

auf dem 1589 eine erhöhte Nachfrage nach Religionskriegsnachrichten herrschte, erscheint. 5.4 PRAXIS DER DRUCKPRODUKTION Im Reich zirkulierten mindestens 91 Editionen (52 Werke) von Flugschriften,263 die auf die Phase von der Ermordung der Guise bis zur Ermordung Heinrichs III. bezogen waren. Von den 1589 insgesamt erschienenen 1.681 Flugschriften264 bildeten sie nur ein kleines Segment. Mehr als die Hälfte der Ausgaben nahm eindeutig Partei für den König, ca. ein Fünftel positionierte sich aufseiten der französischen Protestanten um Navarra und nur zwei Werke kamen der Liga265 zu. Zu den Flugschriften traten im Reich eine Reihe von Flugblättern und Einblattdrucken, von denen hier 25 Ausgaben (20 Werke) zusammengetragen wurden. Hierzu traten noch 1589 zirkulierende Publikationen zu den französischen Konflikten, die sich jedoch mit schon weiter zurückliegenden Ereignissen beschäftigten.266 5.4.1 Organisation und Abläufe Für die Religionskriegsnachrichten 1589 lassen sich v. a. kleinere und mittlere Werkstätten, die zumeist schon über einen längeren Zeitraum an einem Ort etabliert waren, fassen, bei denen Druckproduktion und Verlegung, teils auch der Verkauf konzentriert in der Hand eines Druckerverlegers bzw. einer Familie stattfanden.267 Bernhard Jobin arbeitete in Straßburg v. a. mit seinem Schwager Johann Fischart zusammen, der für die Religionskriegspublikationen Autor, Übersetzer und Bearbeiter war, auch wenn andere Übersetzer ebenfalls für Jobin tätig waren und dieser auch im Einzelfall selbst seine Druckpublikationen bearbeitete (Pseudonym: 263 Vgl. Quellenverzeichnis Kap. I.III (dort Deutsche Flugschriften); In „Warhafftige vnd Ge=||wisse new Zeytung“ (Fls-HRR82) erfolgte zudem im Kolophon (fol. A4r) ein Hinweis auf eine verschollene Erstausgabe: „Erstlich Gedruckt zu Augspurg/ || Bey Bartholome Kaͤ ppeler. || 1589.“ Zur Zuverlässigkeit der Zuweisung „Erstlich gedruckt…“ im Erscheinungsvermerk vgl. Bezzel: Bambergische Zeitung, S. 164–165; ausführlicher Bezzel: Erstlich gedruckt, S. 309–328. 264 Vgl. VD16 [24.06.2014]. 265 Vgl. Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt (Fls-HRR85); Zeyttung (Fls-HRR90); Die Flugschrift „Zeyttung“ (Fls-HRR90) zeigte im Vergleich zu dem aggressiven Tenor von „Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt“ (Fls-HRR85) eine eher verhalten ligafreundliche Positionierung: Clément dankte Gott für den leichten Tod (vgl. Zeyttung (Fls-HRR90), fol. A2v–A3r) und bewertete selbst den Königsmord als großen Nutzen für Frankreich (fol. A3v). Heinrich III. konnte nicht mehr die letzte Beichte auf dem Sterbebett ablegen (fol. A3v). Navarra ernannte sich selbst zum König, während der Pariser Rat den Kardinal von Bourbon zum Thronerben bestimmte. Zwar warb Navarra mit allen Mitteln um Anhänger, doch verließen zahlreiche Adlige seine Seite (fol. A4r). 266 Vgl. ausführlich hierzu die Hinleitung zu Kap. 5.6. 267 Vgl. Enderle: Buchdrucker, S. 167; Lüsebrink: Kauft schöne Bilder, S. 24.

5.4 Praxis der Druckproduktion

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Bernard Janot).268 Auch die in Köln angesiedelte Werkstatt des aus den Niederlanden stammenden Franz Hogenberg war ein Familienbetrieb mit wechselndem Mitarbeiterbestand, welcher im rheinischen Raum rund um Köln rekrutiert wurde, besonders häufig aber niederländische Immigranten umfasste, darunter Abraham de Bruyn, Matthias Quad und Simon Novellanus.269 Für die Druckwerkstätten, die im Reich 1589 zu den Religionskriegen druckten, lässt sich eine nur geringfügig ausgeprägte Arbeitsteilung bei der Nachrichtenproduktion feststellen, meist lagen mehrere der Funktionen und Aufgaben innerhalb der Werkstatt in der Hand einer Person.270 Lucas Mayer in Nürnberg und Bartholomäus Käppler in Augsburg vereinten in ihrer Person die Funktionen des Briefmalers bzw. Formschneiders mit Verleger- oder Druckertätigkeiten, was für diese Berufsgruppe nicht selten war.271 Damit trugen sie auch das Gesamtrisiko der Publikationen, die notwendig in starkem Maße auf Marktinteressen ausgerichtet waren, ohne den finanziellen Rückhalt eines Auftraggebers zu besitzen.272 Bei der Auswahl ebenso wie der Weiterverarbeitung bestand eine Selbstkontrolle der Drucker.273 Mehrere Tätigkeiten entlang der vertikalen Wertschöpfungskette im Druckgewerbe erlaubten eine flexible Anpassung an den Markt. Leonhard Heußler war neben seiner Tätigkeit als Drucker im Buchhandel tätig und besaß Buchbinderwerkzeug, entweder zum Eigengebrauch oder um im Fall einer mangelnden Auslastung der Druckerei auf die Binderei ausweichen zu können.274 Er erledigte neben den eigenen Werkstattproduktionen auch Auftragsarbeiten und stellte gegen Entgelt Druckern ohne eigene Presse oder Briefmalern seine Räume zur Verfügung.275 Um das Risiko der Investition (Papier, Druckkosten, Zeitaufwand, Lagerraum) möglichst gering zu halten, testeten die Werkstätten zunächst das Absatzpotential durch niedrige Auflagen und, falls dies rentabel schien, fertigten sie einen Nachdruck an. Zudem hatten die meisten Offizinen eine nur kleine Druckkapazität zur Verfügung 268 Vgl. Wolbedenckliche Beschreibung (u. a. Fls-HRR3): „Auß dem Frantzoͤ sischen der eygentlichen Meynung nach || verteutschet/ vnd mit noͤ tigen Erinnerungen ersetzt: || Durch Bernhart Janot.“; Zwierlein: Franzettes, S. 61; zur Zusammenarbeit von Jobin und Fischart: Reske: Buchdrucker, S. 894; Rainer: Sprachliche Kampfmittel, S. 29; Chrisman: Lay culture, S. 24– 25, S. 55; Hauffen: Fischart, Bd. 1, S. 49. 269 Vgl. Muller: De Nederlandsche Geschiedenis, S. 41; Hellwig: Einleitung, S. 28. 270 Vgl. Faulstich: Herrschaft und Revolte, S. 118; Schilling: Bildpublizistik, S. 13; Arndt: Herrschaftskontrolle, S. 171. 271 Vgl. Benzing: Verleger, Sp. 1077. 272 Vgl. Schilling: Bildpublizistik, S. 16–17; In „Newe Zeütung“ (Fbl-HRR19) wurde Mayer als Drucker benannt, während „Warffhaftige Neui Zeitung“ (Fbl-HRR17) und die zweite Ausgabe „Warffhaftige newe Zeitung“ (Fbl-HRR18) offen lassen, ob Mayer als Verleger oder Drucker fungierte. Auch für den Briefmaler Bartholomäus Käppler aus Augsburg wurde die Rolle als Druckerverleger nur angedeutet (vgl. Warhafftige newe Zeytung (Fbl-HRR13, Fbl-HRR14)). 273 Wie Arndt ganz richtig schrieb: „Sicherlich gab es Grauzonen, in denen ein Medienproduzent ein persönliches Risiko einging, aber normalerweise wusste er, was er durfte und was nicht.“ (Arndt: Herrschaftskontrolle, S. 41). 274 Vgl. Bezzel: Leonhard Heußler, S. 19; Heußlers Buchbinderwerkzeug stammte aus einem aufgekauften Nachlass. Das für den Verkauf des Nachlasses gefertigte Verzeichnis ist nicht erhalten (vgl. Bezzel: Leonhard Heußler, S. 19). 275 Vgl. Bezzel: Leonhard Heußler, S. 21–22.

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5 Religionskriegsnachrichten im Heiligen Römischen Reich 1589

und lagerten bei Bedarf Arbeiten an kleinere selbständige Drucker oder Lohndrucker aus.276 Nur im Bereich der großen Druckbetriebe, die allerdings nicht auf Tagesschrifttum spezialisiert waren, lässt sich Ende des 16. Jahrhunderts die Ausdifferenzierung des Gewerbes und eine arbeitsteilige Organisation fassen.277 Feste Mitarbeiter hatte die Heußlersche Offizin nicht, doch beschäftigte seine Nürnberger Werkstatt die meiste Zeit über einen Setzer, der sehr häufig wechselte. 1589 arbeitete zum einen Georg Gutknecht für Heußler, der bereits 1585 bis 1587 in der Offizin tätig gewesen war, zum anderen Hanns Müllner. 1587 hatte Müllner Gutknecht zunächst abgelöst, war 1588 aber aus dem Ämterbüchlein in Nürnberg gestrichen worden, bevor er bei seinem früheren Arbeitgeber Valentin Fuhrmann eine Anstellung fand. Von 1589 bis 1590 arbeitete Müllner dann erneut in Heußlers Werkstatt, wurde 1591 aber erneut aus dem Ämterbüchlein gestrichen.278 Diese Fluktuation spiegelt die organisatorische wie finanzielle Unsicherheit der Werkstätten wider, die ihren Schwerpunkt im Bereich des Tagesschrifttums setzten. Auch die Hogenberg-Werkstatt war bei einer Spezialisierung auf das Stechen zugleich auch für die Druckproduktion von Bildplatten und Texten eingerichtet und organisierte selbst den Vertrieb.279 Hogenberg bestimmte Themenwahl und Bildgestaltung und dürfte, wenn er nicht den Entwurf eigenhändig fertigte, recht enge Vorgaben für den Zeichner gemacht haben, wie die Geschlossenheit der Bildteile (u. a. in Größe, Stil, Bildaufbau) seiner sog. ‚Geschichtsblätterʻ nahelegt.280 Die Beteiligung verschiedener Stecher-Hände blieb gerade in der 1589 ungewöhnlich heterogenen Produktion der Offizin sichtbar, was zusammen mit der Dichte der Publikationen auf einen größeren Mitarbeiterstab schließen lässt.281 Die Identifikation der Mitarbeiter und ihre Anteile an den Blättern sind im Einzelnen jedoch 276 Vgl. Corsten: Blütezeit des Kölner Buchdrucks, S. 132; Enderle: Buchdrucker, S. 173; Eine sehr hohe Auflage war wegen Kapitalknappheit und dem damit verbundenen Konkursrisiko nicht lohnenswert. Auch die Schwierigkeit der Lagerung vorrätiger Werke war, besonders für kleinere Werkstätten, ein Grund, nicht die maximale Möglichkeit an Abzügen herzustellen, sondern bei größerer Nachfrage einen Nachdruck oder eine Neuauflage herzustellen (vgl. Fischer: Buchmarkt, Abs. 17; Neddermeyer: Von der Handschrift zum Buch, S. 391–392; Roth: Die Neuen Zeitungen, S. 67). 277 Vgl. Mölich/Schwerhoff: Stadt Köln, S. 13; Schilling: Bildpublizistik, S. 13; Lesting-Buermann: Reformation, S. 137; Dank der Rechnungsbücher, die exakte Angaben für die Zeit von 1577 bis 1586 liefern, kann die Großdruckerei Quentel in Köln als Vergleichsgröße dienen. Drei Pressen gehörten zu der Quentelschen Offizin, vier Drucker und ebenfalls vier Setzer zum festen Mitarbeiterstab, wobei noch zehn bis zwölf Gesellen dazukamen. Darüber hinaus wurden zeitweise bis zu drei Schriftgießer, fünf Buchbinder, Formschneider und Korrektoren beschäftigt. Drei Buchführer (reisende Buchhändler) vertrieben die Quentelschen Druckpublikationen und daneben auch fremde Werke (vgl. 500 Jahre Buch, S. 24, S. 27). 278 Ausführlich Reske: Buchdrucker, S. 696. 279 Vgl. Skelton: Einführung, S. IX; Während Abraham Ortelius Hogenberg als Buchdrucker bezeichnete, nannte Christoph Plantjin ihn Buchhändler (vgl. Skelton: Einführung, S. IX). Reske bezweifelt die Drucktätigkeit der Werkstatt, wobei er sich nur auf Druckschriften und nicht auf Einblattdrucke bezieht. Aus der Hogenberg­Offizin ist nur eine Neue Zeitung von 1585 bekannt (vgl. Reske: Buchdrucker, S. 456). 280 Vgl. Horst: De Opstand, S. 20; Füssel: Natura sola magistra, S. 32. 281 Vgl. Hellwig: Einleitung, S. 15; Voet: Inleiding, S. 7; Skelton: Einführung, S. IX.

5.4 Praxis der Druckproduktion

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kaum auseinanderdividierbar, was ebenso für die Autoren der Einblattdrucke zu den Religionskriegen gilt.282 Der bei der Fertigung der Kupferstiche und Radierungen engste Mitarbeiter Hogenbergs war Simon Novellanus,283 der nicht ausschließlich für Hogenberg tätig war, sondern daneben noch andere Auftragsarbeiten fertigte.284 Für Großaufträge beschäftigten die Druckoffizinen befristet zusätzliche Arbeitskräfte wie Lohndrucker bzw. vergaben Aufträge an Externe, darunter Autorentätigkeiten, Korrekturarbeiten oder auch Kolorierungen der Bildteile, wie sich dies für die Hogenberg-Werkstatt nachvollziehen lässt, doch gehörten diese Arbeiten nicht dem Bereich gedruckter Nachrichtenpublikationen an.285 So lassen sich Lohndruckertätigkeiten im Bereich der gedruckten Religionskriegsnachrichten 1589 nicht für andere Druckoffizinen, sondern nur vereinzelt als Auftragsarbeiten der wenigen im Bereich des Tagesschrifttums agierenden Verleger fassen: Petrus Cesaree in Basel, Paul Brachfeld in Leipzig (Drucker: Zacharias Bärwald) und Frankfurt am Main (Drucker: Martin Lechler). Diese Verleger zeichneten für die Organisation, Finanzierung und den Vertrieb – u. a. durch Messebesuche in Frankfurt am Main286 – der an Druckereien vergebenen Auftragsarbeiten verantwortlich. Häufig übten sie mehrere Tätigkeiten aus bzw. investierten in verschiedene Geschäfte (z. B. Aufkauf einer Papiermühle).287 282 Vgl. Hellwig: Einleitung, S. 25; Mielke: Frans Hogenberg, S. VII; Erst für die Zeit nach dem Tod Franz Hogenbergs 1590 können einige der Nachrichtendrucke an Crispin de Passe d. Ä. und Jacob von der Heyden zugeordnet werden (vgl. Hellwig: Einleitung, S. 16–17). Dass die Verfasser der großen historiographischen Werke des Hogenberg-Verlags, die auch Nachrichtendrucke in ihre Schriften aufnahmen, an der textlichen Gestaltung der Geschichtsblätter beteiligt waren (u. a. Michael von Aitzing), konnte bislang nicht belegt werden (vgl. Hellwig: Einleitung, S. 21–22). 283 Die Widmungen der Bände I (1572), II (1575) und IV (um 1588) des Städtebuchs nennen Novellanus neben Braun und Hogenberg als Herausgeber (vgl. Merlo: Kölnische Künstler, Sp. 368–369; Füssel: Natura sola magistra, S. 25; Hellwig: Einleitung, S. 15). Zusammen mit Novellanus erarbeitete Hogenberg drei Bilderserien zu Zeitereignissen bzw. der jüngeren dänischen und schwedischen Geschichte (vgl. Voet: Inleiding, S. 7; Hellwig: Einleitung, S. 8; Merlo: Kölnische Künstler, Sp. 372; Hollstein: Frans Hogenberg, S. 54). Bislang ist eine eindeutige Zuordnung der Anteile von Simon Novellanus an der Werkstattarbeit in der Hogenberg­Offizin nicht gelungen (vgl. u. a. Hellwig: Einleitung, S. 15; Mielke: Frans Hogenberg, S. VII). 284 Vgl. Hellwig: Einleitung, S. 15; Skelton: Einführung, S. IX. 285 Die Hogenberg-Werkstatt vergab im Rahmen größerer Projekte (große Geschichtswerke, topographischer Atlas) Aufgaben an Externe. Vor allem die Textproduktion wurde an nicht festbeschäftigte Autoren (u. a. Michael von Aitzing, Emanuel von Meteren, Matthias Quad, Caspar Enß) ‚outgesourctʻ. Daneben wurden auch andere Drucker für Großprojekte wie das Städtebuch eingebunden: Theodor Graminaeus, Heinrich von Aich, Gottfried von Kempen, Johannes Sinniger, Bertram Buchholtz, Peter von Brachel d. Ä. (vgl. Hellwig: Einleitung, S. 25; Füssel: Natura sola magistra, S. 40; Skelton: Einführung, S. XXVI). Allgemein zur Praktik der Auftragsvergabe vgl. Lesting-Buermann: Reformation, S. 137; Enderle: Buchdrucker, S. 170. 286 Vgl. Klöß: Frankfurter Drucker-Verleger, S. 318; Brachfeld bspw. baute mit den Messrelationen von Jacobus Francus und einem eigenen Messkatalog einen Schwerpunkt rund um die Frankfurter Messe aus (vgl. Benzing: Verleger, Sp. 1106). 287 Vgl. Klöß: Frankfurter Drucker-Verleger, S. 318–324.

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5.4.2 Informationsgewinnung Um an Informationen zu den Französischen Religionskriegen zu gelangen, gab es für die im Druckgewerbe Tätigen verschiedene Möglichkeiten: Handschriftliches in Briefform war vom Netzwerk der Autoren, Drucker und Verleger abhängig, wobei ein Kontakt aus der Ausbildungszeit, ein Verwandter oder eine beim Vertrieb kooperierende Werkstatt am Geschehensort oder in einem der übergreifenden Nachrichtenzentren wie Antwerpen genutzt werden konnte (z. B. HogenbergWerkstatt).288 Zu Auftragsarbeiten von Religionskriegspublikationen im Reich ist bislang nichts bekannt.289 Mündlich tradierte Informationen können nur in den wenigsten Fällen als Grundlage von gedruckten Zeugnissen tatsächlich nachgewiesen werden, wie die auf mündlichen Augenzeugenberichten beruhende Meldung über die durchziehenden Hilfstrupps des Braunschweiger Herzogs Otto Heinrich (Ende Mai 1589) nach Frankreich in „Drey Warhafftige newe Zeitung“ (Fls-HRR12).290 Nur selten wurde die Informationsakquise innerhalb der Flugschriften, noch seltener innerhalb der Flugblätter explizit reflektiert.291 Vorlagen blieben jedoch durch die Beibehaltung der äußeren Form wie der Anrede beim Brief oder Datum und Ort in den handgeschriebenen Zeitungen auch in den Druckpublikationen sichtbar.292 Regelmäßige aktuelle handgeschriebene Zeitungen – den Postmeistern kam eine Schlüsselrolle in der Sammlung von Informationen und deren Weitergabe zu293 – waren Druckern, Verlegern und Autoren zugängig und wurden im Reich 288 Das Netzwerk von Franz Hogenberg wird in Kap. 5.7.1 näher besprochen. 289 Ein möglicher, aber nicht belegbarer Auftrag Johann Casimirs wird in Kap. 5.1.4 (dort Lenkungsversuche) diskutiert. 290 Vgl. Drey Warhafftige newe Zeitung (Fls-HRR12), fol. A3v. 291 Angesichts der als ungesichert geltenden Nachricht über die Ermordung des Königs war die kritische Auseinandersetzung mit dem Informationsstand und die Thematisierung der Informationsgewinnung zentraler Bestandteil der Meldung in „Warhafftige vnd Ge=||wisse new Zeytung“ (Fls-HRR82) und „Warhafftige newe Zeytung“ (Fbl-HRR14). Eine explizite Auseinandersetzung mit Nachrichten und Informationsgewinnung findet sich auch in Abtruck (Fls­ HRR20), fol. A2r; Warhaffte vnd eigent=||liche Beschreibung (Fls-HRR53), fol. B1r; Andere beglaubte Zeitungen (Fls-HRR2), fol. C3v. 292 Vgl. Drey Warhafftige newe Zeitung (Fls-HRR12); Andere beglaubte Zeitungen (Fls-HRR2), bes. fol. C1v; Jurament (Fls-HRR63); zur Beibehaltung der Anrede vgl. Abtruck (Fls-HRR20), fol. A1v; Heinricus der dritt (Fls-HRR47), fol. A3v; Abschrifft (Fls-HRR66), fol. A2r; zu Briefen als Präsentationsform, Abbild der Informationsquelle bzw. Beglaubigungsmittel in Bezug auf die Religionskriege vgl. Zwierlein: Franzettes, S. 25. 293 Vgl. Dooley: Entstehung von Gleichzeitigkeit, S. 58; An den Poststationsorten wurden die Nachrichten gesammelt, abgeschrieben, um die lokalen Neuigkeiten ergänzt und weiterverbreitet. Postmeister, Postverwalter und Postsekretäre waren oft zugleich als Novellanten tätig, konnten die Postkurse kostenfrei nutzen, während die Kanäle allen anderen als zahlenden Kunden (professionellen Zeitungsschreibern, Druckern, Kaufleuten) offenstanden (vgl. Mölich/ Schwerhoff: Stadt Köln, S. 13; Pieper: Informationszentren, S. 48; Behringer: GutenbergGalaxis, S. 43; Behringer: Im Zeichen des Merkur, S. 306, S. 324–325). Die Postmeister gaben interessante Neuigkeiten auch für Druckpublikationen weiter (vgl. Dresler: Beziehungen zwischen Post und Presse, S. 96).

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mehrfach als Vorlage für Flugblätter wie auch Flugschriften herangezogen:294 Meldungen in den Fuggerzeitungen stimmten für mehrere der Flugschriften ganz oder in Teilen überein.295 Da verschiedene handgeschriebene Zeitungen im Reich teils wortgleiche Überschneidungen mit den Fuggerzeitungen zeigten, lässt sich nach aktuellem Forschungsstand nicht mit Bestimmtheit sagen, ob es tatsächlich die Fuggerzeitungen waren, die für die untersuchten Druckpublikationen als Vorlage dienten.296 Dass Meldungen, die in verschiedenen Fuggerzeitungen nachzuweisen sind, in einer Flugschrift aufgenommen wurden, legt eine regelmäßige Zugriffsmöglichkeit auf handgeschriebene Zeitungen nahe. Offenbar waren einige der Drucker oder Verleger an dieses Informationsnetz angebunden,297 das aktuellere und umfangreichere Informationen als die Druckpublikationen bot, aber nicht unbedingt näher an den ‚Arkanaʻ stand.298 Vor allem längere Sonderberichte (Ermordung der Guise, Ermordung Heinrichs III.) aus den Fuggerzeitungen stimmten mit Flugschriften zu Einzelereignissen überein, aber auch für Überblicksdarstellungen wurden die handgeschriebenen Zeitungen herangezogen.299 In „Drey Warhafftige 294 Vgl. Keller: Fuggerzeitungen, S. 31–35 (mit einigen Beispielen); Dörfler/Pensold: Macht der Nachricht, S. 26; Schilling verweist auf wörtliche Übereinstimmungen zwischen Fuggerzeitungen und gedruckten Nachrichtenpublikationen in 23 Fällen, bedauerlicherweise ohne eine ausführliche Auflistung mitzureichen (vgl. Schilling: Mündlichkeit und Druck, S. 722). 295 Die beiden Flugschriften „Zeyttung“ (Fls-HRR90) und „Warhaffte vnd eigent=||liche Beschreibung“ (Fls-HRR53) stimmten überein mit: Bericht des König in Franckreichs || zugefügter entleibung. (s. l., 26. August 1589, Codex 8962, fol. 248r/492r–250v/494v); „New Zeytung“ (Fls-HRR77) sowie „Newe Zeitung“ (Fls-HRR73) zeigten eine Textkongruenz mit: Waher vnd wie sich, die Erschröcklich || Mörderrey, Jetz verschinen. 23. vnd || 24. December. A[nn]o: 88. Jn Franckh=||reich zvegetragen. (s. l., s. d., Codex 8961, fol. 915v–917v [ohne neue Zählung]; zur Sortierung: auf fol. 915r ist die letzte Seite enthalten, auf fol. 915v der Kurztitel, auf fol. 916r beginnt der Bericht). „Abtruck“ (Fls-HRR20) und die beigebundene Schrift in „Jurament“ (Fls-HRR63) sowie „DISCOVRS“ (Fls-HRR45) waren textgleich mit: Glaubwürdige Copia. Vnd Abschrüfft einer || Missiff. Von Kön: Maÿt. Jnn Franckhreich. || so Er an sein Statt Langres gethon (Fuggerzeitungen, s. l., s. d., Codex 8962, fol. 301v/440r–302v/441r). 296 Zu Überschneidungen in den Zeitungssammlungen vgl. Keller: Zeitungssammlungen, passim, bes. S. 89–90; Verschiedene Sammlungen handgeschriebener Zeitungen müssten systematisch gesichtet und mit den Druckpublikationen in Beziehung gesetzt werden. Hier fehlen empirische Untersuchungen (vgl. Keller: Fuggerzeitungen, S. 31). Weitere Forschungen in diesem Bereich stellen ein dringliches Desiderat dar, dürften sie doch weitere handschriftliche Mittler zwischen gedruckten Nachrichten in Frankreich und im Reich zu Tage fördern, was ein besseres Verständnis der Nachrichtenübermittlung, des Verhältnisses von handschriftlichen und gedruckten Nachrichten sowie den Auswirkungen von Medienwechseln verspricht. 297 Vgl. Keller: Fuggerzeitungen, S. 35; Infragestellung des exklusiven Charakters der geschriebenen Zeitungen: Keller: Zeitungssammlungen, S. 91; In „New Zeytung“ (Fls-HRR77) war neben „Waher vnd wie sich, die Erschröcklich || Mörderrey […]“ (s. l., s. d., Codex 8961, fol. 915v–917v) auch die zweite Schrift (fol. A4r: „Zu Weinmar wonet ein Buͤ rger …“ (Incipit)) textkongruent mit einer Fuggerzeitung (Weimar, 20. Januar 1589 (alten Stils), Codex 8961, fol. 719r/22r–719v/22v). 298 Eine ähnliche Beobachtung machte auch Arndt: Herrschaftskontrolle, S. 67–68. 299 Die regulären kurzen Einträge wurden als ergänzende Informationsquelle herangezogen, taugten aber kaum als Grundlage für eine komplette Druckschrift, z. B. Fuggerzeitungen, Paris, 8. August 1589, Codex 8962, fol. 262r/479r–262v/479v: Über die Ermordung Heinrichs III. war nicht mehr geschrieben, als dass der König von einem Jakobiner in Saint-Cloud ermordet

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newe Zeitung“ (Fls-HRR12) wurde der Prozess der Informationsgewinnung offen thematisiert: In Straßburg lagen Zeitungen aus der Schweiz, aus Mömpelgard und aus den französischen Städten Langres, Metz und Lyon vor,300 die – unter Kennzeichnung ihrer Provenienz – nach Basel weiterliefen, wo der Druckerverleger Samuel Apiarius auf sie zugreifen konnte. Für die Flugschrift „Koͤ nigkliche Declaration“ (Fls-HRR64) diente die Klageschrift „Mémoire Sommaire“ als Vorlage, eine vom König beauftragte Sammlung von Argumenten gegen den Herzog von Guise, welche Heinrich III. den personalisierten Briefen anhängte, die er unmittelbar nach den Ereignissen in Blois an den französischen Adel und die Städte versandte. Französischsprachige Fassungen zirkulierten handschriftlich und als Druckpublikation.301 Das Dokument gelangte unabhängig, wie die voneinander im Wortlaut abweichenden Übersetzungen ins Deutsche nahelegen, sowohl über die niederländische Route (Ausgabe von Johann Waldorf in Köln) als auch über die Schweizer Verbindungen (Ausgabe von Samuel Apiarius in Basel) ins Reich302 und wurde dann in einem gerafften Auszug in einer handgeschriebenen ‚Nürnberger Zeitungʻ aufgenommen.303 Neben diesen handschriftlichen Informationen fanden dank Kooperationen von Druckwerkstätten, Außenfilialen der Offizinen sowie Messebesuchen auch französischsprachige Flugschriften und Flugblätter Verbreitung. Diese Druckpublikationen kursierten im Allgemeinen zwischen Stadträten, Bekannten am Ereignisort oder in anderen Kommunikationszentren, durch (Handels-)Reisende sowie Gesandte und Kanzleien, Agenten und professionelle Novellanten, welche handschriftlichen Neuigkeiten auch Druckpublikationen als Beilage hinzufügten.304 Im

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sei und Navarra sein Nachfolger. Der anschließende Ausblick zur Ernennung von Karl X., den Schwierigkeiten, die Leiche Heinrichs III. in die Königsgrablege in Saint-Denis zu bringen, und dem Zusammenziehen von neuen Armeen unter Herzog von Nemours und dem Herzog von Mayenne (vgl. Fuggerzeitungen, Paris, 8. August 1589, Codex 8962, fol. 262r/479r– 262v/479v) war im Anschluss an den Bericht über die Ermordung Heinrichs III. in „Heinricus der dritt“ (Fls-HRR47) aufgenommen (fol. A3r). Vgl. Drey Warhafftige newe Zeitung (Fls-HRR12), fol. A1v–A2r. Vgl. Heinrich III.: Instruction, S. 433, Anm. 1, Abdruck: S. 433–440; Anschreiben an Rouen: Documens sur lʼassassinat (III), S. 442–443; INSTRVCTION (Fls­FRK52); Diese Schrift kursierte noch in weit größerem Rahmen: Buznaval berichtete in einem auf den 2. Januar datierten Schreiben an William Cecil, Lord Burghley, in England von den jüngsten Ereignissen in Frankreich und hängte seinem Schreiben den Text der königlichen Klage „Mémoire Sommaire“ an, die an den Statthalter von Dieppe, Aymar de Chaste, adressiert war (vgl. Eintrag vom 2. Januar, Buzanval to Burghley, in: January 1589, 1–5, in: Calendar of State Papers). Waldorf druckte eine abstrahierte Version des Anschreibens an die Städte (ohne konkrete Adresse) gemeinsam mit dem Vorwurfskatalog gegen Guise. In der ‚Nürnberger Zeitungʻ und „Koͤnigliche Declaration“ (Fls-HRR55) deuteten charakteristische Stellen (z. B. Heinrich III. äußerte nach dem Mord, dass er nun erst wieder König sei und die Krone auf sein Haupt gesetzt habe) auf den Text von „Mémoire Sommaire“ als Vorlage hin (vgl. Fuchs: Entwicklung des Nürnberger Zeitungswesens, S. 66–67). Vgl. Stolp: De eerste couranten, S. 30–31; Briesemeister: Die antispanischen Flugschriften, S. 148; Kleinpaul: Fuggerzeitungen, S. 122; Dass im Fall der Fuggerzeitungen die jeweiligen lokalen Informanten nicht nur handgeschriebene Nachrichten übermittelten, sondern auch am jeweiligen Ort kursierende andere Texte beifügten, hat Bauer untersucht (vgl. Bauer: Pasquille, S. 201–202; auch Keller: Fuggerzeitungen, S. 35–36). Vgl. für 1589: Theodor von Beza war in

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Fall von „Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt“ (Fls-HRR85) wurde auf dem Titelblatt der – heute anderweitig nicht mehr nachvollziehbare – Nachrichtenweg nachgezeichnet: Nach der in Paris bei Guillaume Bichon sowie Pierre des Hayes erschienenen Schrift „ADMIRABLE || ET PRODIGIEVSE || MORT“ (Fls-FRK5) hatte Charles Michaël in Bergen einen Nachdruck erstellt, der „letz=||lich auß den Frantzoͤ schen exemplärn || verteütscht vnd vbersetzt“ als Flugschrift im Reich kursierte.305 Die meisten im Reich gedruckten Flugschriften gaben schon auf dem Titelblatt an, dass es sich um Übersetzungen aus dem Französischen handelte (40 Ausgaben), eine französische, meist offizielle Druckpublikation als Vorlage gedient hatte (weitere 14 Ausgaben)306 oder französische Briefe, Ausschreiben oder andere Dokumente in Übersetzung mit abgedruckt waren.307 Mit dem Verweis auf die Nähe von Bericht und Geschehen wurde Authentizität suggeriert. Entsprechende Verweise auf französische Vorlagen fanden sich hingegen auf keinem der Flugblätter. Nicht nur französische Amtsschriften,308 sondern auch Berichte und Kommen309 tare wurden als Druckvorlagen in den Flugschriften aufgenommen: „Erklaͤ rung“ (Fls-HRR32) rekurrierte bspw. auf die „INSTRVCTION“ (Fls-FRK52) Hein-

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die Druckproduktion von Hurault de l’Hôpitals „EXCELLENT || ET LIBRE DISCOVRS“ involviert und erhielt in seinem Korrespondenznetzwerk Druckpublikationen und Informationsdossiers und leitete auch solche weiter (vgl. Beza: Correspondance, S. XIV, bes. Anm. 13, S. 136–137, S. 192–202, Nr. 2034). Sein Brief vom 21. Mai 1589, der in Abschriften an den Theologieprofessor Johann Wilhelm Stucki und den Pastor Johann Rudolf Stumpf (beide Zürich) sowie den Theologieprofessor Johann Jakob Grynaeus (Basel) gegangen war, diente als Grundlage für den in Basel 1589 gedruckten lateinischen Bericht „Expositio verissima juxta et succincta de rebus nuper Bello gestis inter Allobrogum regulum et Helveticas Regis Galliarum auxiliaris copia“. Vorliegende Neuigkeiten aus Italien und Spanien wurden ergänzt und der Bericht Bezas zwecks Dramatisierung der Darstellung stark überarbeitet (vgl. Beza: Correspondance, S. X). „ADMIRABLE || ET PRODIGIEVSE || MORT“ (Fls-FRK5) lässt sich in keiner bekannten Ausgabe „Charles Michaël“ zuordnen. Möglicherweise handelt es sich um eine Verwechslung: Der als Drucker in Bergen angesiedelte Charles Michel zeigte keine Affinität zu den Französischen Religionskriegen, während ein nur 1589 in Paris fassbarer Drucker Charles Michel mit einigen ligistischen Druckpublikationen hervortrat und auch die Ausgabe von „ADMIRABLE || ET PRODIGIEVSE || MORT“ (Fls-FRK5) verantwortet haben könnte. Z. B. Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR54); Des Koͤ nigs von Nauarren || Außschreiben (FlsHRR60). Vgl. z. B. INDVCIAE (Fls-HRR40), Titelblatt: „Jtem/ Gemeltes Koͤ nigs inn Franckreich || Edict vnnd außschreiben/ auch kurtz vor seinem || Todt an die Hertzogen von Maine vnd Aumal.“ Die „Warnung || An deu Hertzogen von Savoien/ daß jhre || F. Durchleicht wider Franckreich nichts || vornemen oder anfangen sollen/ gestelt durch einen auß J. || F. D. Raͤ then.“ (in: Erklerung (Fls-HRR56), S. 20–48) ging auf die „REMONSTRANCE“ (Fls-FRK143) eines savoyischen Rats zurück. „Abschrifft“ (Fls-HRR66) griff auf „REMONSTRANCE“ (Fls-FRK107) zurück, „Außschreiben“ (Fls-HRR59) auf „DECLARATION“ (Fls-FRK55), „Außzug“ (Fls-HRR1) auf „EXTRAICT“ (Fls-FRK3). Im Fall von „Declaration“ (La Noue) war die französische Vorlage die bereits im Verlauf des Jahres 1588 zirkulierende „DECLARA-||TION“ von François de La Noue. „Wolbedenckliche Beschreibung“ (Fls-HRR5) verwendete Bourgoings „DISCOVRS“ (FlsFRK20), „Erzehlung“ (Fls-HRR19) den „DISCOVRS“ (Fls-FRK31) und der ebenfalls 1589 erschienene „DISCOVRS.“ sowie „Discursus || DE REBVS || GALLICIS“, die beide allerdings

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richs III., die auch Aufnahme in „Koͤ nigkliche Declaration“ (Fls-HRR54) fand.310 Ganze Materialzusammenstellungen aus unterschiedlichen französischen Quellen wurden zusammengetragen und ebenso häufig in mehreren deutschen Druckpublikationen auf dieselbe französische Vorlage zurückgegriffen311 bzw. auf die textgleiche deutsche handschriftliche Vorlage wie im Fall der Fuggerzeitungen. Auch das kursierende Tagesschrifttum anderer Offizinen war eine Informationsquelle für die Drucker, wie die häufigen Nachdrucke offenbaren.312 Die bedeutenden politischen Einschnitte, d. h. die Morde in Blois, der königliche Bann, der Waffenstillstand von Tours, der Königsmord in Saint-Cloud, waren dabei am stärksten in den Druckpublikationen mit Religionskriegsnachrichten präsent. Die Buchmesse erfüllte bei der Vermittlung offenbar eine untergeordnete Rolle: Die auf der Messe in Frankfurt vertriebenen Flugblätter und Flugschriften fanden im Regelfall nicht in die Verzeichnisse der Buchhändler und die Messkataloge Eingang, doch belegen die beiden französischsprachigen Flugschriften zu den Religionskriegen im Messkatalog Georg Willers,313 dem zentralen Messverzeichnis in

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die Ereignisse vor Blois behandelten, „EXCELLENT || ET LIBRE DISCOVRS“ von Michel Hurault de l’Hôpital. Während die französische Vorlage Teil eines größeren Diskurses aus mehreren Antwortschreiben war (u. a. RESPONCE (Fls-FRK135); RESPONCE (Fls-FRK137); La Nullité (FlsFRK73); RESPONCE (Fls-FRK136)), wurde im Reich nur die königliche Deklaration selbst übersetzt und nachgedruckt. „Außschreiben“ (Fls-HRR43) rekurrierte auf drei französische Vorlagen: „DECLARATION“ (Fls-FRK49), „EDIT“ (Fls-FRK51) und „DECLARA-||TION“ (Fls-FRK112). Alle drei Schreiben waren in „EDICT“ (Fls-HRR46) aufgenommen, wobei aufgrund der starken Varianz in Wortwahl und Ausdruck eine direkte Übernahme aus „Außschreiben“ (Fls-HRR43) in „EDICT“ (Fls-HRR46) und vice versa ausgeschlossen werden kann. „DECLARATION“ (FlsFRK49) fand sich noch in drei weiteren Druckpublikationen abgedruckt: INDVCIAE (FlsHRR40); Declaration (Fls-HRR22); Erklaͤ rung (Fls-HRR34). Das französische „EDIT“ (FlsFRK51) war – in wörtlicher Übereinstimmung mit einem Teil von „EDICT“ ((Fls-HRR46), S. 16–24) – in „Edict“ (Fls-HRR30) wiedergegeben. Die Version in „Außschreiben“ (FlsHRR43) muss eine eigenständige Übersetzung sein. Auf den von Heinrich IV. verfassten Brief vom 4. März 1589, „LETTRE“ (Fls-FRK113), griffen sowohl „Außschreiben“ (Fls-HRR58) als auch „Des Koͤ nigs von Nauarren || Außschreiben“ (Fls-HRR60) und „Ein schrieben“ (FlsHRR61) sowie in lateinischer Fassung „LITERAE“ (Fls-HRR62) in jeweils eigenständigen Übersetzungen (Varianz in Wortwahl und Ausdruck) zurück. „Erklerung“ (Fls-HRR56) verwendete in sinngemäßer, aber nicht wörtlicher Übereinstimmung mit „Koͤ n. Mayestat“ (FlsHRR41) und „Frantzoͤ sische Zeittung“ (Fls-HRR35) als Vorlage „DECLARATION“ (FlsFRK47). „DISCOVRS“ (Fls-HRR44) nutzte für die Eidleistung Navarras die gleiche Vorlage wie „Jurament“ (Fls-HRR63), die weitgehend auch mit „Wahrhaffter vnd Gruͤ ndlicher || Bericht“ (Fls-HRR42) übereinstimmte. „Warhafftig vnd Kur=||tzer Jnhalt“ (Fls-HRR57) griff die Antwort der Theologischen Fakultät auf, d. h. die „ADVIS“ (Fls-FRK150), die ebenfalls in „Koͤ nigkliche Declaration“ (Fls-HRR54) als Vorlage diente. Vgl. Kap. 5.7.2. Katalog zur Fastenmesse 1589 (Außlendische Buͤ cher), in: Willer: Messkataloge, S. 178: „La harangue faicte par le roy Henri troisiesme […] à Bloys par Barthellemi Gomet & Iamet Mestayer imprimeur du roy, 4.“ und „Discours sur lʼestat de France avec la copie de lettres patentes du roy […]“. Vgl. auch Pettegree: French book, S. 159–160.

5.4 Praxis der Druckproduktion

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Frankfurt am Main, sowie die Angaben im „Codex Nvndiarivs“314, dass der französische Druckmarkt auch unter den erschwerten Bedingungen 1589 nicht völlig auf den Binnenmarkt beschränkt war. Allerdings waren diese Nachrichten aus Frankreich mindestens ein halbes Jahr alt.315 Für die überregionale Verbreitung geeignete lateinische Nachrichtendruckpublikationen, die eine parallele oder spätere deutsche Ausgabe erfuhren, scheinen sämtlich 1589 im Reich entstanden zu sein.316 Die Bild- oder Textvorlagen für die deutschen Flugblätter konnten in nur wenigen Einzelfällen ausgemacht werden. Der Einblattdruck „Ware conrafaiung“ (FblHRR22) griff auf das in Frankreich in mehreren Varianten zirkulierende Porträt Jacques Cléments zurück,317 wobei der Bildteil, aber keine der Textvarianten, übernommen wurde. Stattdessen wurde ein neutral-beschreibender Titel gewählt. Ob anhand der Einblattdrucke und Flugblätter selbst als Vorlage oder mithilfe von Nachzeichnungen oder Abpausungen gearbeitet wurde, lässt sich aus den vorliegenden Quellen nicht ersehen. Der deutsch-französisch-lateinische Einblattdruck „GVISIA TEMERITAS“ (Fbl-HRR8), der auf ein Blatt zurückging, welches den identischen Holzschnitt mit französischem Text zeigte,318 dürfte zeitgleich oder vor dem in der Hogenberg-Werkstatt gefertigten Blatt „Anstandt“ (Fbl-HRR9) entstan314 Im „Codex Nvndiarivs“ waren die im Reich verfügbaren französischsprachigen Druckpublikationen gelistet. Allerdings gab der Katalog zumeist nur die überregional absetzbaren und anspruchsvolleren Publikationen, nicht jedoch die dünnen Broschüren oder Flugblätter an (vgl. Würgler: Medien, S. 90). Die meisten Werke waren in Latein verfasst und stammten in der Mehrzahl aus Lyon (18 Druckpublikationen) und Paris (14). 1588 war Lyon mit 32 Druckpublikationen noch weit dominanter gegenüber Paris (elf). Zwar zeigt sich eine gewisse Kontinuität bei den Druckorten und Namen der französischen Drucker, sowohl aus den Provinzen als auch den großen Druckzentren (Douai: Jean Bogard; Blois: Barthélemy Gomet und Jamet Mettayer; Lyon: Jean Pillehotte, Jean de Tournes, Bartholom. Vicentius; Paris: Claude Chappelet), doch waren auch eine Reihe von Druckern 1589 nicht mehr vertreten und zwei Druckorte von 1588 (das ligistische Toulouse und das den französischen Reformierten unterstellte La Rochelle) ein Jahr später nicht auf der Messe präsent (vgl. Codex Nvndiarivs, S. 25–26; auch Pallier: Diffusion de l’imprimé, S. 389, Tabelle 1). 315 Die beiden französischsprachigen Werke im Messkatalog Willers behandelten Ereignisse aus den Französischen Religionskriegen vom Frühjahr bis Herbst 1588, waren also mindestens ein halbes Jahr alt, als sie auf der Frankfurter Messe zum Verkauf standen (vgl. Katalog zur Fastenmesse 1589 (Außlendische Buͤ cher), in: Willer: Messkataloge, S. 178). 316 Vgl. die Schrift „Gottes des Allerhoͤ chsten Rath“ (Fls-HRR67), die auf „IEHOVA VINDEX“ (Fls-HRR70) zurückging, und die Publikation „LITERAE“ (Fls-HRR62), zu der verschiedene deutsche Ausgaben kursierten: „Außschreiben“ (Fls-HRR58), „Des Koͤ nigs von Nauarren || Außschreiben“ (Fls-HRR60) und „Ein schrieben“ (Fls-HRR61). 317 Neben dem Kupferstich-Porträt „F. IAQVES CLEMENT“ (Fbl-FRK14), das mit einem Vierzeiler versehen war, kursierte das Holzschnitt-Porträt „Le portraict“ (Fbl-FRK28) mit einem abweichenden Vierzeiler und einem kurzen Ereignisbericht mit panegyrischen Zügen. Eine Variante hierzu stellte das Flugblatt „F. IAQVES CLEMENT“ (Fbl-FRK13) dar mit Porträt, Bericht und wiederum einem anderen Vierzeiler. Als „HISTOIRE“ (Fbl-FRK46) schließlich erschien ein großformatiges Flugblatt, das neben dem Porträt und Bericht sowie dem Vierzeiler aus „Le portraict“ (Fbl-FRK28) auch 50 Vierzeiler von André Rossant enthielt. 318 Vgl. Mousnier: Königsmord, Abb. vor S. 209; Bei Mousnier findet sich leider die Reproduktion ohne Besprechung. Von dieser Blattvariante stammte auch der Einblattdruck „La maintenue des Roys“ (C./Parentans), welcher vermutlich anlässlich des Attentats von Jean Châtel 1594 erschien.

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den sein. Die Idee zu dem Stammbaummotiv könnte entweder von einer gemeinsamen Vorlage oder aus „GVISIA TEMERITAS“ (Fbl-HRR8) in „Anstandt“ (FblHRR9) übernommen worden sein.319 Belegen Vorlagen und Bezugnahmen der Einblattdrucke die Orientierung an französischen Materialien im Einzelfall, ist im Hinblick auf den Flugschriftenkorpus eine unmittelbare Abhängigkeit von französischen Druckpublikationen und handschriftlichen deutschen Zeitungen augenscheinlich. 5.4.3 Auswahl, Bearbeitung und Übersetzung Bei der Materialwahl zeigte sich eine klare Präferenz für königsnahe und offiziell­ amtliche Druckpublikationen, ohne dass sich eine Druckzentrale für die Verbreitung dieser offiziellen Positionen im Reich herauskristallisiert hätte.320 Die Titel stellten die Wahrheitstreue und aktuelle Relevanz als Faktoren der Nachrichtenwahl heraus sowie den außergewöhnlichen, sensationellen Charakter der Ereignisse und die Bekanntheit der beteiligten Personen.321 Elemente, die in einer der ersten Nachrichten mit dem Berichten über dieses Ereignis eng verbunden worden waren, wurden in den nachfolgenden Flugschriften und Flugblättern wieder aufgenommen.322 Auf französische Vorlagen wurde dabei nicht nur explizit verwiesen, sondern die mediale Auseinandersetzung mit den Ereignissen in Frankreich selbst zu einem Gegenstand der deutschen Flugschriften.323 319 Auf die verschiedenen Blattvarianten wird in Kap. 5.7.2 noch näher eingegangen. Eine Abb. von „Anstandt“ (Fbl HRR9) findet sich in Anhang II. Ein weiteres Blatt der Hogenberg­Werkstatt lässt sich unmittelbar mit in Frankreich zirkulierenden Blättern in Verbindung bringen: In „König Heinrich“ (Fbl-HRR12) entsprach die vierte Szene, in der Clément gevierteilt wird, der entsprechenden Szene in „LE || MARTYRE“ (Fls-FRK123) und „Figure“ (Fbl-FRK15). 320 Die in deutscher Übersetzung kursierenden offiziellen Schreiben mit Druckvermerk verteilten sich über das ganze Reich, u. a. LITERAE (Fls-HRR62) in Bremen; Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR54) in Köln; Edict (Fls-HRR30) in Frankfurt am Main; Erklaͤ rung (Fls-HRR31) in Basel; Außschreiben (Fls-HRR43) in Straßburg. 321 Vgl. z. B. die Reizwörter in Frantzoͤ sische Zeittung (Fls-HRR14), Titelblatt: Wahrhaftig, jüngst vergangen, den regierenden französischen König, die Königinmutter, Fürsten und andere hohe Personen betreffend, Hinrichtung und Gefangennahme; Newe Zeitung (Fls-HRR73), Titelblatt: schreckliches, wundersames Geschehen, Mord, jüngst ereignet; Heinricus der dritt (FlsHRR47), Titelblatt: wahrhaft, den König von Frankreich und Polen sowie den König von Navarra anbelangend, Mönch mit vergiftetem Messer, Königsmord, Thronnahme. 322 Berichte über den Königsmord griffen z. B. auf, wie Clément den Rat von den Ordensbrüdern einholte, die Kommunion empfing und beichtete (z. B. Als achtzig neun (Fbl­HRR1); Wunderbarlicher Abschiedt (Fbl-HRR25); König Heinrich (Fbl-HRR12); Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt (Fls-HRR85), fol. A3r) oder auch, wie er den Brief von dem in Paris inhaftierten Präsidenten des Obersten Gerichtshofs, Harlay, beschaffte (z. B. Warhafftige newe Zeytung (Fbl-HRR23)). 323 Über die königliche Erklärung zu den Ereignissen in Blois berichteten mehrere der Flugschriften (vgl. Gewisse Zeytung (Fls-HRR39), fol. A4v; Erzehlung (Fls-HRR19), u. a. fol. A3r–A3v; Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR54), fol. A3v). Auch das Ausschreiben zur Fortsetzung der Generalständeversammlung, die Briefe an die Städte, um die Ursachen der Morde zu erklären sowie die Unterordnung unter die königliche Gewalt einzufordern, wurden selbst zum Be-

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Obgleich hier Selektionsmuster deutlich werden, dürften doch die Druckverantwortlichen im Reich eher ein Problem mit der Informationsbeschaffung als der Selektion aus einer Überfülle an Material gehabt haben,324 worauf die Zusammengruppierung unterschiedlicher Textsorten,325 verschiedener Stile326 und unterschiedlicher Positionierungen327 sowie die Verwendung von randständig erscheinenden Publikationen als Vorlage328 verweisen. Dass die verschiedenen Texte sich teils ergänzten, sich teils aber auch überschnitten und widersprachen,329 veran-

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richtsgegenstand (vgl. Gewisse Zeytung (Fls-HRR39), fol. A4v). Vgl. auch Kap. 5.6.1 (dort Verteidigung des Königs). Ähnlich auch Körber und Arndt: „Eine […] Medienkritik war schon deshalb unmöglich, weil es noch kein Überangebot, sondern eher einen Mangel an publizierbaren Nachrichten gab. Drucker und potentielle Leser (oder Hörer) mußten froh sein, überhaupt Nachrichten zu bekommen“ (Körber: Zeitungsextrakte, S. 112; so auch Körber: Öffentlichkeiten, S. 337–338). „Zu vielen Themen gab es nur eine verfügbare Darstellung, die mangels abweichender Dokumente von späteren Betrachtern weder verifiziert, noch falsifiziert werden konnte, sondern geglaubt werden musste.“ (Arndt: Herrschaftskontrolle, S. 126). Zum beschränkten Zugang zu Auslandsnachrichten auf die englische Rezeption der französischen Religionskriege 1588– 1590 bezogen vgl. zudem Pittion: Ni livres ni gazettes, S. 9. Z. B. DISCOVRS (Fls­HRR44): Bericht, Abdruck eines Briefs, offizielles Ausschreiben, Gedicht/Epitaph, Bildtafel. Z. B. DISCOVRS (Fls-HRR44): zunächst eine langfristige Entwicklung als plausible Kausalkette, kommentierend und wertend dargestellt, dann ereigniszentriert eine lebendige, emotional gestaltete, detailreiche Erzählung, dagegen in der letzten Schrift (fol. B3r–B4v) eine diffamierend dargebotene Kritik. In „Anstandt“ (Fbl-HRR9) waren die in Nahsicht gezeigten Figuren im Bildvordergrund fein ausgestaltet, mit weichen, fließenden Übergängen, zahlreichen Details (z. B. Zierborte des Kissens) und dank der Schattierungen von Körper und Gesichtszügen äußerst lebendig. Die obere Partie von Stammbaum und Himmel war statischer und schematischer. Die Hintergrundszenen wirkten mit ihrem skizzenhaften, groben Entwurf und der Inszenierung vor einer angedeuteten Architekturkulisse als stammten sie aus einem anderen Bildentwurf (vgl. Abb. in Anhang II). In „Newe Zeitung“ (Fls-HRR74) und „Zeitung“ (Fls-HRR88) war in dem Prosatext keine klare Positionierung ablesbar, während das jeweils angehängte Gedicht anti-ligistisch war und „Zeitung“ (Fls-HRR88) gar die französischen Reformierten aufrief, den König für die Hinrichtung der Guise zu rühmen (fol. A8v). In „Wahrhaffter vnd Gruͤ ndlicher || Bericht“ (Fls-HRR42) betonten Titel und Titelbild die einvernehmliche Thronfolgeregelung und Kontinuität von Heinrich III. zu Heinrich IV. (vgl. die Abb. des Titelbildes in Anhang II). Dem folgte die ligafeindliche Hauptschrift (z. B. arglistige Praktiken der Guise (fol. A2r)), während die angefügte „Copia“ die katholische Position (u. a. Heinrich III. als Tyrann, Heuchler, Apostat) in Distanzierung referierte (fol. C3r) und das folgende Gedicht und die Psalmen (fol. C4v) dezidiert gegen den König gerichtet waren, ebenso wie die Darstellung des aufgebahrten janusköpfigen Königs, um den sich die Unglücksboten Krähen und Raben sammelten. Dass bspw. gerade ein Schreiben an Angers in „Heinricus der dritt“ (Fls-HRR47) als Vorlage genannt wird, ist inhaltlich nicht begründet. „Koͤ nigkliche Declaration“ (Fls-HRR54) enthielt eine bunte Mischung aus Bericht, Deklaration und Artikel des parlement, wobei sich die zwei aufgenommenen Ereignisberichte stark überschnitten. Der letzte Beitrag in „DISCOVRS“ (Fls-HRR44) nahm – wenn auch in schärferem Ton – das bereits Geschilderte aus dem ersten Bericht erneut auf. Andere Druckpublikationen führten die Engelsvisionen Cléments auf und zitierten, wie Clément Gott für den leichten, wenig schmerzvollen Tod dankte (vgl. Warhafftige newe Zeytung (Fbl-HRR14); Warhafftige vnd Ge=||wisse new Zeytung (Fls-HRR82), fol. A3r), gaben andererseits der Thronfolgerege-

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schaulicht die Praktik, verfügbare Materialien unterschiedlicher Provenienz in eine Publikation zu integrieren, ohne diese Bausteine zu einer einheitlichen Darstellung zusammenzuführen. Waren die ersten Meldungen in „Drey Warhafftige newe Zeitung“ (Fls-HRR12) Kompilationen aus mehreren Quellen, die zu einem Bericht aufaddiert wurden, wobei teilweise Informationen einer konkreten Quelle zugeordnet wurden oder auf abweichende Darstellungen verwiesen wurde,330 übernahmen die letzten Berichte jeweils eine Meldung, wie sie in den Fuggerzeitungen zu finden war.331 Mit sämtlichen verfügbaren Informationen sollte eine möglichst genaue Darstellung angefertigt werden, wobei trotz der Verwendung von Textbausteinen das Gesamtprodukt durch Selektion, Kompilation und Neugruppierung einen eigenständigen Charakter erhielt. Trotz der Übernahme der gleichen Vorlage konnte durch Zusammenstellung und Umgang mit den Materialien ein stark abweichendes Gesamtbild entstehen: „Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt“ (Fls-HRR85) gruppierte zu einer ligistischen Textvorlage332 eine Prophezeiung des Todes König Heinrichs III. Die Flugschrift „DISCOVRS“ (Fls-HRR25) zeigte sich als eine pro-königliche und protestantenfreundliche Sammelschrift. Dementsprechend wurde die mit „Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt“ (Fls-HRR85) textgleiche, aber im Wortlaut variierende beigefügte Schrift „Copia“333 in „DISCOVRS“ (Fls-HRR25) als vermeintliche Selbstentlarvung der Katholiken kommentiert, statt bei einer Diffamierung des Königs stehenzubleiben. Als Vorlage diente eine Antwerpener Ausgabe.334 Situationsgebundenheit, ein improvisatorischer Charakter und die Ausrichtung des Druckgewerbes an Angebot und Nachfrage werden in Leonhard Heußlers Praxis sichtbar:335 Heußler verwendete die bei Johann Waldorf in Köln gedruckte „Koͤ nigkliche Declaration“ (Fls­HRR54) als ‚Steinbruchʻ und übernahm nur die erzählerischen, handlungsorientierten Abschnitte. Die dezidiert katholische, proligistische „Antwort der Theologi=||scher Faculteten“ sortierte er ebenso wie die

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lung und Anerkennung Heinrichs von Navarra Raum. In „Jurament“ (Fls-HRR63) stand die Bestätigung von Navarras Thronfolge (fol. A1v) neben der Wahrung der katholischen Religion und Unterstützung von Paris gegen die Anhänger der Ketzerei (fol. A2v–A3r), worauf ein gegen die Widersacher Heinrichs III. gerichtetes Schreiben folgte (fol. A3v). Vgl. Drey Warhafftige newe Zeitung (Fls-HRR12), fol. A1v. „Die Dritte Zeitung auß Rom. || vom 3. Junij Anno 89.“ (in: Drey Warhafftige newe Zeitung (Fls-HRR12), fol. A4r), welche das Monitorium des Papstes für Heinrich III. behandelte, stimmte mit der Fuggerzeitung aus Rom vom 3. Juni 1589 (Codex 8962, fol. 306r/795r– 306v/795v) und die Meldung „Aus Venedig/ von dem || 9. Junij/ Anno 89.“ (fol. A4v) mit der Fuggerzeitung aus Venedig vom 9. Juni 1589 (Codex 8962, fol. 306v/795v–307r/796r) überein. Wie handgeschriebene Zeitungen bei der Aufnahme in gedruckte Nachrichtenpublikationen sprachlich und inhaltlich überarbeitet wurden, fasst Schilling weiterführend zusammen: Schilling: Mündlichkeit und Druck, S. 723–725. Französische Textvorlage: ADMIRABLE || ET PRODIGI-||EVSE MORT (Fls-FRK5). Vgl. Copia, in: DISCOVRS (Fls-HRR25), fol. B3r–B4v. Vgl. DISCOVRS (Fls-HRR25), fol. B3r. Vgl. Dörfler/Pensold: Macht der Nachricht, S. 29: „das Publizieren von Neuigkeiten ist nicht Berufung, sondern Geschäft“; so auch Rosseaux: Reich als Kommunikationsraum, S. 80.

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„Copie eines Schreibens von || dem Koͤ nig“ aus.336 Den ersten Teil brachte der Nürnberger Drucker als „Koͤ nigkliche Declaration“ (Fls-HRR64), d. h. mit dem gleichen Titel wie Waldorfs Schrift, heraus, ohne diese ausführlich zu überarbeiten.337 Den letzten Abschnitt aus Waldorfs Ausgabe338 übernahm Heußler sogar wörtlich in „Frantzoͤ sische Zeittung“ (u. a. Fls-HRR15), die er als Nachdruck benannte, aber ohne Hinweis auf Waldorf. Hier ergänzte Heußler an zwei Stellen die jüngsten Entwicklungen in den Niederlanden mit Verbindung zu den französischen Ereignissen.339 Dass Heußler in „Frantzoͤ sische Zeittung“ (Fls-HRR15) mit Vorlagen unterschiedlicher Autoren arbeitete, lässt sich an bestimmten Formulierungen und häufig gebrauchten Wendungen feststellen. Ein farbloser, reihender Stil und die häufige Verwendung von „allbereit“ lösten im zweiten Teil des Dokuments einen mit zahlreichen Stilmitteln geschmückten ersten Textabschnitt ab,340 in dem häufig „dieweil“ gebraucht worden war. Eine weitere Ausgabe von „Koͤ nigliche Declaration“ (Fls-HRR55) glättete dagegen Brüche und Widersprüche, bettete die Legenden, die auf den beigefügten Einblattdruck „Aŭszlegŭng“ (Fbl­HRR2) als Bildtafel verwiesen, in den Text ein und brachte die im Bild gezeigten Szenen und die Textvorlage durch Ergänzungen in Übereinstimmung.341 Werden aufwändigere Überarbeitungen im Einzelfall greifbar, dominierte doch die pragmatische Orientierung bei den Religionskriegsnachrichten 1589.342 Die Publikationen irrten oft, wichen untereinander mit ihren Angaben ab343 und wiesen 336 Die beiden Schreiben „Copie eines Schreibens von || dem Koͤ nig in Franckreich an die Staͤ tte || seines Reichs.“ (in: Koͤ nigkliche Declaration (Fls HRR54), fol. A4r) und „Antwort der Theologi=||scher Faculteten/ in der Uniuersite=||ten zu Pariß.“ (fol. A4v–B1r) druckte Heußler nicht nach. 337 Vgl. Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR64), fol. A2r, fol. A2v. 338 D. h.: „Ursach/ Welcher massen Heinricus der dritte || diß Namens Regierender Koͤ nig in Frankreich/ zu Bloiß || beide Herren von Guisa/ hat hinrichten lassen.“ (in: Koͤ nigkliche Declaration (Fls HRR54), B1r–B3v) und „Verzeichnuß derer Personen/ so Koͤ nig: May: in Franckreich || zu Gefengnuß angenommen/ vnd also gefengklich auff das || Schloß Amboesa vnd Losche fuͤ hren lassen.“ (B3v–B4r). 339 Der Herzog von Parma stelle zur Unterstützung von Guise 13.000 Fußsoldaten und Reiter auf (vgl. Frantzoͤ sische Zeittung (Fls-HRR15), fol. A2r) und bereite die Belagerung von Cambrai vor (fol. A4r). 340 Vgl. Frantzoͤ sische Zeittung (Fls-HRR15), bis fol. A3v. 341 „Koͤ nigliche Declaration“ (Fls-HRR55) zeigte einige inhaltliche Abweichungen gegenüber dem Erstdruck (Fls-HRR54) und Heußlers Nachdruck (Fls-HRR64): die Guise seien geköpft worden und ihre Köpfe ausgestellt, bevor man sie verbrannte (fol. B3r); die bei Heußler und Waldorf zu findende Erwartung, bald mehr über den Tod der Königinmutter zu erfahren, war nicht aufgenommen. 342 Stöckel, Smesman und von Kempen druckten bspw. für die höchst unterschiedlichen Publikumskreise in Dresden, Heidelberg und Köln die gleiche Schrift ohne größere Überarbeitungen: New Zeytung (Fls-HRR75, Fls-HRR77, Fls-HRR78). 343 Hier nur eine kleine Auswahl: So wurde Jacques Clément zu „Laques“ (vgl. Warhafftige vnd Ge=||wisse new Zeytung (Fls-HRR82), fol. A1v, A3r), der Aussteller seines Beglaubigungsbriefs tauchte als „Charlan“, statt Harlay auf (vgl. Wunderbarlicher Abschiedt (Fbl-HRR25)) und Cléments letzte Messe wurde auf den 13., statt 30. Juli datiert (vgl. DISCOVRS (FlsHRR25), fol. B4r). Das Datum 22. Februar für die Ermordung Heinrichs III. auf einem Einblattdruck war gestrichen worden und oberhalb der 1. August ergänzt (vgl. Ein Munch (Fbl-

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einen unreflektierten Umgang mit den in Frankreich stark aufgeladenen Bezeichnungen bzw. Begrifflichkeiten auf.344 Die meist rasche Ausführung und Massenproduktion deuteten sich auch bei den Einblattdrucken, bspw. in der oft ungenauen Ausführung der Schablonenkolorierungen, an.345 Daneben gab es aber auch verschiedene Versuche, Materialien zu strukturieren, entweder nach der gemeinsamen thematischen Ausrichtung von Nachrichten unterschiedlicher Provenienz,346 nach dem gleichen Publikationstyp347 oder nach einer gemeinsamen Argumentationslinie.348 Diskrepanzen waren nicht zwingend Ergebnis geringer Investitionsbereitschaft: In dem Einblattdruck „König Heinrich“ (Fbl-HRR12) zeigte sich der längere deutsche Text königsnah, während die französischen Verse in der Spalte daneben eine kritischere Beurteilung Heinrichs III. vertraten.349 Dass hier die jeweils vorherrschende Position gegenüber den französischen Ereignissen als Grundtenor für zwei unterschiedliche Vertriebsräume (Reich und Frankreich) adaptiert wurde, liegt nahe. Wie sich an den Platten und den Blättern nachvollziehen lässt, wurden in der Hogenberg-Werkstatt die französischen Texte entweder neben oder unter den deutschen Versen auf der Platte eingestochen oder die Platten weiterverwendet, nachdem der ursprüngliche Textteil entfernt oder abgedeckt worden war, oder aber den Blättern mit deutschem Text für den Vertrieb im Ausland Schnittbogen mit

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HRR6)). Eine Flugschrift korrigierte den Datumsfehler für den Mord vom 20. August (vgl. Warhafftige newe Zeytung (Fbl-HRR14)) in den folgenden Ausgaben auf den 2. August (FblHRR13, Fbl-HRR23). In Bezug auf die Morde in Blois kursierte u. a. die Fehlmeldung, nicht nur der Herzog von Guise und der Kardinal seien getötet worden, sondern auch der Bischof von Lyon, von Bourges und andere Häupter der Liga (vgl. Gewisse Zeytung (Fls-HRR39), fol. A4r), welche die Flugschrift „Zeitung“ (Fls-HRR88) aufzählte (fol. A3v–A4r). So wurde der König im gleichen Einblattdruck auf die bürgerliche Person reduziert als „Henricus Valoisus“ und als „Konig“ und „Konigliche Maiestat“ bezeichnet (vgl. Als achtzig neun (Fbl-HRR1)). In „Erzehlung“ (Fls-HRR19) übernahm die Schrift einerseits die Bezeichnung heiliger Vater für den Papst und benannte die Stärkung und Ausbreitung der katholischen Kirche in Frankreich als ein gottesfürchtiges Vorhaben, obgleich sie andererseits urteilte, dass die Ausbreitung des Katholizismus misslingen müsse, weil Gott die Protestanten schütze (fol. A2v). Georg Kölderer notierte einerseits, der König habe seinen Feinden den Prozess gemacht (vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1201), sprach aber andererseits von dem „Masacer“ von Blois (vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1206). In „Warhafftige newe Zeytung“ (Fbl-HRR14) wurde bspw. vergessen, sowohl die Blutspritzer beim Durchbohren Jacques Cléments als auch das Zepter neben Heinrich III. (im Bildvordergrund am Boden) vom Untergrund abzuheben. Zum Haupttext wurden ergänzend, illustrierend oder als Beleg weitere Dokumente zum Königsmord an Heinrich III. beigefügt, wobei unterschiedliche Textsorten ebenso wie verschiedene Stile und unterschiedliche Positionierungen nebeneinandertraten (z. B. DISCOVRS (FlsHRR44)). Z. B. Sammelzeitungen aus mehreren handgeschriebenen Zeitungen unterschiedlichen Inhalts: In „Drey Warhafftige newe Zeitung“ (Fls-HRR12) reichte das Spektrum vom spanisch-englischen Seekrieg über die Entwicklung in Frankreich bis zum Unwetter an der Mosel. Im Regelfall die offiziell­königliche Position wie in „EDICT“ (Fls­HRR46). In der französischen Kurzfassung rückte Clément als Handelnder in den Mittelpunkt, wogegen der König passiv verblieb, namentlich nicht genannt war und nur als das Objekt des Handelns von Clément vorkam. Für eine Abb. von „König Heinrich“ (Fbl HRR12) vgl. Anhang II.

5.4 Praxis der Druckproduktion

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französischen Texten beigelegt, die ausgeschnitten und unter die Bilder aufgeklebt werden konnten.350 Die hier deutlich werdende effiziente Nachnutzung, Improvisation der Werkstatt und Optimierungsprozesse zeigten sich auch an anderer Stelle: In dem Blatt „König Heinrich“ (Fbl-HRR12) wurden nochmals nachträglich Änderungen vorgenommen, die im ersten Entwurf nicht vorgesehen waren, nachdem die Platte bereits in Arbeit bzw. fertiggestellt war.351 Einen Sonderfall bildete die Werkstatt Jobins in Straßburg, welche „systematisch Nachrichten und Flugschriften aus ganz Europa“ als Vorlagen für eigene Nachrichtenpublikationen sammelte.352 Obgleich die zu den Religionskriegen verfügbaren Informationen nur eine begrenzte Auswahlmöglichkeit boten, zeigt das Spektrum von der Übernahme nur geringfügig bearbeiteter Vorlagen über die intensive Kommentierung bis zur Erstellung eigener Schriften auf Grundlage unterschiedlicher Quellen die Möglichkeiten auf, die sich dem Druckverantwortlichen im Bearbeitungsprozess eröffneten: Johann Fischart übersetzte Flugschriften zu den aktuellen Ereignissen in Frankreich, rund 20 Druckpublikationen zwischen 1575 und 1590, meist mit religionspolitischem Impetus im freien, nacherzählenden Stil, erweiterte diese, u. a. mit Vorreden und Gedichten, und kommentierte die Schriften meist ausführlich.353 Durch seine Sprachwahl, den assoziativen Schreibstil, die zahllosen Abschweifungen und umfangreichen Aufzählungen, die Vorliebe für Groteskes sowie die Neigung zum Polemisieren schuf Fischart in seinen Bearbeitungen etwas Eigenes.354 In der zentralen Publikation der Werkstatt 1589, „Wolbedenckliche Beschreibung“ (Fls-HRR3), die insgesamt sieben Ausgaben erlebte,355 war die französische Vorlage Edmond Bourgoings ohne Kürzungen wiedergegeben, aber um Kommentare im Textverlauf ergänzt. Als Rahmen schloss ein Vor- und Nachwort, das eine klare Schuldzuweisung an die Liga enthielt, den Haupttext ein. Einige Verse Fischarts am Ende der Schrift unterstrichen mit ihren

350 Z. B. Hogenberg-Album, Paris: BNF, Sign. 4-QE-64 (A); zur Praxis der Werkstatt vgl. Mielke: Frans Hogenberg, S. VII; Hellwig: Einleitung, S. 10; Villa: Gravures historique, S. 505; Voet: Inleiding, S. 7. 351 Die Namen der Protagonisten wurden in Bildfeld eins und zwei gut lesbar an freien Stellen auf der Platte eingefügt, doch in Bildfeld drei und vier liefen die Konturen und Schattierungen auch an den Stellen durch, an denen Schrift aufgebracht war. Auch der Wahlspruch Heinrichs III. wurde in den beengten Raum der Architekturrahmung zwischen zwei Bildfeldern hineingepresst, was für die nachträgliche Aufnahme spricht. 352 Arndt: Das Reich und die Niederlande, S. 293; Unter anderem von Hurault de l’Hôpitals „EXCELLENT || ET LIBRE DISCOVRS“ ist ein Exemplar in Fischarts Besitz nachgewiesen (vgl. Hauffen: Fischart, Bd. 2, S. 68; Hauffen: Verdeutschungen (II), S. 646). 353 Vgl. Rainer: Sprachliche Kampfmittel, S. 27, S. 29; Mühlemann: Fischarts Geschichtsklitterung, S. 17. 354 Vgl. Mühlemann: Fischarts Geschichtsklitterung, u. a. S. 13, S. 17, S. 28–29, S. 36–37, S. 76, S. 78; Vogler: Straßburg, S. 1861; zu Fischarts typischer Arbeitsweise mit Vorlagen, die zusammengestellt, paraphrasiert, bearbeitet, erweitert, übersetzt und persifliert wurden, vgl. auch Oelke: Konfessionelle Bildpropaganda, S. 163. 355 Vgl. Wolbedenckliche Beschreibung (Fls-HRR3, Fls-HRR4, Fls-HRR5, Fls-HRR6, Fls-HRR7, Fls-HRR8, Fls-HRR9).

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scharfen Angriffen gegen alles Katholische356 noch den Eindruck, dass trotz der Beibehaltung des Haupttextes die bearbeitete deutsche Fassung eine gänzlich andere Stoßrichtung erhalten hatte. Religionspolitisches Engagement und die umfangreiche Überarbeitung der Religionskriegspublikationen fielen zusammen. Einige weitere zentrale Aspekte der Übersetzungspraxis 1589 können an „Koͤ nigkliche Declaration“ (Fls-HRR64), die auf „INSTRVCTION“ (Fls-FRK52) zurückging, exemplarisch nachvollzogen werden: Durch Kürzungen entfiel in „Koͤ nigkliche Declaration“ (Fls-HRR64) die kontrastive Gegenüberstellung von Verfehlungen der Guise einerseits und gesetzmäßigem Handeln Heinrichs III. andererseits357 und ein ganzer inhaltlich relevanter Paragraph wurde gestrichen, so dass die französischen Verhältnisse auf die plakative Gegenüberstellung Heinrichs III. und Heinrichs von Guise reduziert wurden.358 Stattdessen wurde eine Partie über das obrigkeitliche Bemühen um die Eintracht aller Untertanen eingefügt.359 Diese publikationsstrategisch begründbare Entscheidung, Zensureingriffen durch die Betonung des herrschaftlich forcierten einträchtigen Miteinanders zuvorzukommen, ist vor dem Hintergrund der um 1590 schon brüchigen Friedensordnung im Reich zu sehen. Die Entscheidung, die Umsetzungsbestimmungen am Ende der „INSTRVCTION“ (Fls-FRK52) nicht in die deutsche Fassung zu übernehmen, verdeutlicht, wie durch den Übergang der Flugschrift in einen anderen Herrschaftsraum diese um ihren rechtsverbindlichen Charakter reduziert zu einer Informationsquelle bzw. Vorlage neben anderen für den deutschen Druckmarkt wurde.360 Nicht zuletzt veränderte die Verwendung von Begriffen mit unterschiedlicher Aufladung die Betonungen und Schwerpunktsetzungen innerhalb der Texte: Während in der französischen „INSTRVCTION“ (Fls­FRK52) Guise die Pflichten gegenüber dem König („obligations“), d. h. bindende Rechtspflichten, erkennen sollte, traten an diese

356 Fischart äußerte seine überspitzte, offensiv-angreifende Kritik nicht nur gegen die Guise und die Liga, sondern alles Katholische, d. h. gegen die Orden (bes. Jesuiten), gegen katholische Publizisten, katholische Überzeugungen, politische Exponenten und einzelne Ereignisse wie die Ligagründung 1585 (vgl. Mühlemann: Fischarts Geschichtsklitterung, S. 154; Chrisman: Lay culture, S. 265). 357 Verstöße der unter Guise Verschworenen gegen Rechte und Gesetze des Königreichs, ihr brutales und rücksichtsloses Vorgehen, die Verbindung selbst mit französischen Reformierten und den muslimischen Albanern (d. h. die katholische Treue war nur ein Vorwand) wurden in der französischen Vorlage ausführlich erzählt. Während der gesetzmäßige König für Vergebung eintrete, gutmütig sei und ein Feind der Ketzer, müsse Guise als hochmütiger, extremer und verschwörerischer Majestätsverbrecher gelten (z. B. Pariser Barrikaden). Während der König gegen die Ketzer handelte, gab der Herzog von Guise nur Parolen von sich (vgl. Heinrich III.: Instruction, S. 434–435). 358 Wies die „INSTRVCTION“ dem Kardinal von Guise die Rolle als Hintermann konkreter Planungen für den Mord an Heinrich III. zu, der seinen Bruder, den Herzog von Guise, erst von der Tat überzeugt hatte (vgl. Heinrich III.: Instruction, S. 437), beschränkte sich die deutsche Fassung, in welcher der Kardinal keine Erwähnung fand, auf den Gegensatz zwischen König und Herzog. 359 Vgl. Koͤ nigkliche Declaration (Fls HRR64), fol. A2v. 360 Vgl. Heinrich III.: Instruction, S. 438–440.

5.4 Praxis der Druckproduktion

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Stelle in der deutschen „Koͤ nigkliche Declaration“ (Fls-HRR64) die ihm erwiesenen Gnaden, d. h. eine ideelle, moralische Verpflichtung.361 Die Übersetzungen wechselten also zwischen eng am Text orientierten, wörtlichen Übersetzungen362 und sinngemäßen Übertragungen.363 Dabei wurde versucht, die Bedürfnisse des erwarteten Publikums einzubeziehen, so dass Verständlichkeit und die Relevanz des Dargestellten eine höhere Priorität als die literale Wiedergabe erlangten.364 Selbst wenn umfangreichere Kommentare, Marginalien und Vorreden fehlten, erzielten schon die Wortwahl und Einfügung von Konjunktionen, die Satzstellung und Verwendung von Aktiv und Passiv subtile Bedeutungsverschiebungen.365 Vor allem aber durch Kommentierungen und Neugruppierungen von Vorlagen erhielten die Publikationen einen eigenständigen Charakter, obgleich die Vorlagen durch die enge Orientierung an dem verwendeten Material weiterhin sichtbar und präsent blieben. Pragmatismus, auch in religionspolitischen Fragen, stand bei der Wahl und Bearbeitung der Vorlage neben und teils auch in einem Spannungsverhältnis zu der ebenfalls beobachtbaren religionspolitisch motivierten Materialwahl der Druckverantwortlichen.

361 Vgl. Heinrich III.: Instruction, S. 435; Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR64), fol. A2v; Wurde „lʼusurpation de cette couronne“ mit der Formulierung „zugang zu der Kron“ abgeschwächt (Heinrich III.: Instruction, S. 433; Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR64), fol. A2r), trat an die Stelle der neutralen Formulierung „sʼen servait“ in der deutschen Übertragung die stärkere Formulierung ‚mißbrauchtʻ (Heinrich III.: Instruction, S. 435; Koͤnigkliche Declaration (FlsHRR64), fol. A2v). Ein aussagekräftiges Beispiel bildet auch die abweichende Bezeichnung von Guisischer Anhang oder Rotte, trotz gleicher Textgrundlage in IEHOVA VINDEX (FlsHRR69), u. a. fol. A2r, fol. A2v, fol. C2v: Guisische Rotte; Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (FlsHRR67), u. a. fol. A2r: Haus Guise, fol. A2v: die Guisianer. 362 Zum Bemühen um Exaktheit: Z. B. wurde „insolence“ durch Stolz, Übermut, Unverschämtheit (Heinrich III.: Instruction, S. 436; Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR64), fol. A3r) wiedergegeben, um verschiedene Konnotationen des Begriffs anzusprechen. Es entsprach der humanistischen Praxis des Übersetzens Doppelt- oder Mehrfachbezeichnungen zu wählen, um eine Wortbedeutung möglichst exakt wiederzugeben (vgl. Mühlemann: Fischarts Geschichtsklitterung, S. 91). Teils traten auch Synonyme auf, die keinen Bedeutungszugewinn darstellten: Bspw. war „soulevation“ durch „auf=||ruhr vnd tumult“ wiedergegeben (Heinrich III.: Instruction, S. 433; Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR64), fol. A2r) und „protecteur“ im Französischen als „Protectorn, || beschuͤ tzer vnd beschirmer“ (Heinrich III.: Instruction, S. 434; Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR64), fol. A2r). Durch Akkumulationen, Reihungen, Pleonasmen etc. wurden Textstellen auch gezielt hervorgehoben und damit neue Schwerpunktsetzungen gegenüber der Vorlage erzielt. 363 Besonders frei zeigte sich „Charles Roÿ“ (Fbl-HRR4), wo z. B. aus „Ha este massacre de un Moine Jacopin“ in der deutschen Fassung „Ein elendt munch sturtzen sein bluet.“ wurde. 364 Zur Übersetzungspraxis im 16. Jahrhundert vgl. Burke: Translation, S. 14–15. 365 Durch die passivische Formulierung „verursacht || worden“ ordnete der König in „Koͤ nigkliche Declaration“ (Fls-HRR64) das Handeln in Blois als bloße Reaktion auf das Verhalten von Guise ein, womit diesem die Verantwortung übertragen wurde (fol. A3v). Auch in „Außschreiben“ (Fls-HRR72) wurde grammatisch durch ein Bedingungsgefüge herausgestellt, dass auf der inhaltlichen Berichtsebene die Verfehlungen der Gegenseite zum eigenen Handeln provoziert hatten, womit eine Verantwortungszuschreibung verbunden war (fol. A3r).

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5 Religionskriegsnachrichten im Heiligen Römischen Reich 1589

5.5 DARSTELLUNGSWEISE DER FLUGSCHRIFTEN UND FLUGBLÄTTER 5.5.1 Gestaltung Formale Beschreibung Die deutschen Flugschriften wurden im Regelfall – die Ausnahmen in Oktav waren meist in Latein – im Quartformat herausgebracht.366 Die grobe Ausführung, einfache Papierqualität und mitunter schlechte typographische Beschaffenheit entsprach dem Standard zeitgenössischer gedruckter Nachrichtenpublikationen.367 In den Texten dominierte Prosa, welche nur vereinzelt zu Textbeginn oder -schluss Knittelvers-Gedichte, meist im Paarreimschema, ergänzten.368 Während die Flugschriften fast ausschließlich auf Deutsch erschienen,369 waren einige Flugblätter und Einblattdrucke zwei- oder dreisprachig (Deutsch, Französisch, Latein).370 Titelbilder waren entweder themenbezogen (Wappen, Porträts) oder ereignisspezifisch gestaltet, grob ausgeführt und von typenhaften Darstellungen geprägt.371 Der fortschreitende Prozess der Standardisierung zeichnete sich u. a. in der Verwendung nur weniger Drucktypen ab,372 im Regelfall Fraktur und Schwabacher, wobei fremdsprachige Einsprengsel und hervorgehobene Abschnitte oft in Antiqua standen.373 Die 1589 erschienenen Flugschriften umfassten zum Großteil bis zu 16 Seiten, meist ohne Seitenzählung, darunter Ereignisberichte neben Amtsschriften, oft Deklarationen,374 während die Kommentierungen der Situation, ob zu den verschiedenen Parteiungen, der Rebellion oder der Thronfolgeregelung, umfangreicher waren, wenn auch die meisten der Religionskriegspublikationen unter 24 Sei-

366 U. a. LITERAE (Fls-HRR62); Jurament (Fls-HRR63). 367 Für die gesamte zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts (1559–1600) lässt sich eine schlechte Qualität der Druckpublikationen mit Religionskriegsnachrichten feststellen (vgl. Zwierlein: Franzettes, S. 22). 368 Z. B. Wahrhaffter vnd Gruͤ ndlicher || Bericht (Fls-HRR42), fol. C4v; als Beispiel für eine gereimte Flugschrift: Der DOMINICANER Muͤ nche (Fls-HRR11). 369 Ausnahmen: IEHOVA VINDEX (Fls-HRR70); LITERAE (Fls-HRR62); Zwischen 1559–1600 waren die Flugschriften zu den Religionskriegen aus dem Reich im Regelfall in Deutsch verfasst (ca. 85 Prozent), einige in Latein (ca. elf Prozent) und ein geringer Prozentsatz auf Französisch (ca. vier Prozent) (vgl. Zwierlein: Franzettes, S. 24). 370 Sechs Werke in sieben Ausgaben waren in Deutsch und Latein verfasst, eines in Deutsch und Französisch und vier in Deutsch, Französisch und Latein. 371 Vgl. Als achtzig neun (Fbl-HRR1); Newe Zeütung (Fbl-HRR19); Ein Munch (Fbl-HRR6); QVI DEDIT (Fbl-HRR20); Wunderbarlicher Abschiedt (Fbl-HRR25); Warhafftige newe Zeytung (Fbl-HRR14); als Ausnahmen mit feingliedrigen Figurengestaltungen, individualisierten, wenngleich nicht porträthaften Gesichtern vgl. bes. Anstandt (Fbl-HRR9); Charles Roÿ (FblHRR4). 372 Vgl. Juchhoff: Anfang des Kölner Buchdrucks, S. 20; Corsten: Blütezeit des Kölner Buchdrucks, S. 144; Wittmann: Geschichte des Buchhandels, S. 61; Würgler: Medien, S. 80. 373 Vgl. Zwierlein: Franzettes, S. 24; z. B. Heinricus der dritt (Fls-HRR47). 374 Bei den Schriften mit bis zu 16 Seiten (67 Ausgaben) handelte es sich v. a. um Ereignisberichte, daneben um Schriften Heinrichs III. von Frankreich und Heinrichs von Navarra.

5.5 Darstellungsweise der Flugschriften und Flugblätter

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ten blieben.375 Nicht zuletzt, weil im Reich neben Einzelflugschriften Kompilationen aus verschiedenen Dokumenten, die teils mehrere (selbständige) Nachrichten, teils eingefügte Belege oder angehängte Verzeichnisse enthielten,376 ein Großteil der Flugschriften ausmachten, kursierten auch einige recht umfängliche Publikationen mit bis zu 50 Seiten.377 In den Titeln wurden neben Eckdaten teilweise auch Art, Anlass und Ursache des Geschehens sowie die Informationsquelle angesprochen und eine erste kurze Bewertung vorgenommen.378 Auf den Flugblättern wurden meist nur die wichtigsten Eckpunkte wie die Art des Ereignisses, die Beteiligten, der Ort und die Zeit schon auf dem Titelblatt benannt.379 Neben einem aussagekräftigen Titel war bei den meist im Querformat erschienenen Einblattdrucken, ca. 20/30 cm auf 25/30 cm messend (mit deutlichen Abweichungen), ein recht dominanter Bildteil üblich, unter dem der Text aufgebracht war.380 Die Varianzbreite war trotz der Tendenz zu Vereinheitlichungen und Standardisierungen wie Randausgleich oder Zentrierung erheblich.381 Während die Einblattdrucke sich mehrheitlich auf Fokussierung und Zuspitzung eines Ereignisses konzentrierten, entwickelten die Flugschriften, den jeweiligen Voraussetzungen der Medien entsprechend, Entwicklungen und Hintergründe mit einer großen Detailfülle382 und boten komplexere Darstellungen wie bspw. 375 Zehn Ausgaben mit einer Seitenzahl zwischen 17 und 24 traten zu den 67 Ausgaben mit bis zu 16 Seiten hinzu. 376 Vgl. Kap. 5.4.3. 377 Elf Ausgaben umfassten mehr als 24 Seiten, davon drei Werke um die 50 Seiten: Erklerung (Fls-HRR56); EDICT (Fls-HRR46); ANTIMARTYRION (Fls-HRR79). 378 Z. B. Heinricus der dritt diß Namens/ Koͤ nig || inn Franckreich/ erstochen. || Beschreybung und War=||hafftige Zeyttung/ was gestallt Heinricus der || dritt diß Namens/ gekroͤ nter Koͤ nig in Poln/ vnd 62. Re=||gierende König inn Franckreich/ von einem Moͤ nnich mit vergifftem || Messer/ den ersten Augusti diß lauffenden 1589. Jares erstochen/ gesche=||hen im koͤ niglichen Laͤ ger al ponte di santo Clou. […] Auß dem Frantzoͤ sischen in Teutsch gebracht. (Fls-HRR47); New Zeytung || Auß Franckreych/ Von || der Erschrocklichen Moͤ rderey/ so sich || zu Bleß/ in deß Koͤ niges beywesen/ zuge=||tragen An der Person deß Hertzogē von || Guise/ deß Cardinals seines Brudern/ vnd zweyr Bischoffen/ einer von Lion/ || vnd des ander von Amiens/ vnd noch || mehr anderer ansehnlicher Perso=||nen/ die hernach bena=||met werden. || Geschehen den 23. vnd 24. || Tag deß negstverschienen Mo=||nats Decembris/ Anno 1588. (Fls-HRR78). 379 Vgl. z. B. Der Hertzog von Guisa wird nebst seinen Brŭder den Cardinal aŭs geheiß des Königs hingericht. 1588 den 24. Decemb. (Fbl-HRR5); Ware conrafaiung Brueder Iacob Clements Iacobi||ners. Der den .I. Augustmonats a. °j589. Henricū || dėn dritten. Königen in FrancKreich vmbracht. (Fbl-HRR22). 380 In fast allen Blättern nahm das Bild mehr als die Hälfte des Blattes ein, während der Text sich zwischen einer Titelzeile, meist zwölf bis 40 Zeilen und teils bis zu mehr als 50 Zeilen (zwei Editionen) bewegte. Die längeren Texte waren ebenso wie Einzeiler in Prosa (vgl. Warhafftige newe Zeytung (Fbl-HRR14); Warffhaftige Neui Zeitung (Fbl-HRR17)), kürzere Textteile dagegen in Versen (Paarreime) verfasst (vgl. Kurtzer vnd gruntlicher bericht (Fbl-HRR16); Newe Zeütung (Fbl-HRR19); Charles Roÿ (Fbl-HRR4); Ein Munch (Fbl-HRR6)). 381 Textteile variierten z. B. vom typographischen Druckverfahren (vgl. Warhafftige newe Zeytung (Fbl-HRR14)) bis zu frei Hand gestochener Handschrift (vgl. Wie Konig Henrich (Fbl-HRR24); Ware abcontrafeitung (Fbl-HRR21)); zur Standardisierung vgl. Schilling: Bildpublizistik, S. 57, S. 61; Lüsebrink: Kauft schöne Bilder, S. 24; Münkner: Eingreifen und Begreifen, S. 7. 382 Bezüglich der Ermordung Heinrichs III. führte ein Publikationsstrang den argumentativen Bogen vom Beginn der Liga bzw. der Bürgerkriegssituation über Blois bis Saint-Cloud (vgl. DIS-

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politische Traktate, Auseinandersetzungen mit der Bürgerkriegssituation und Kommentare. Sachinformation und Bewertung waren dabei, wie in zeitgenössischen Nachrichtenpublikationen üblich, miteinander eng verwoben.383 Großteils traten auktoriale Erzählinstanzen auf, die sich Voraus- und Rückblenden bedienten, Einblicke in das Innere sämtlicher Akteure boten, direkte Ansprachen an den Leser und Kommentierungen verwendeten.384 Die Religionskriegspublikationen nahmen verschiedene zeitgenössische Erzählformate auf: Knüpften sachliche, faktenorientierte Darstellungen im Stil und der äußeren Aufmachung an handgeschriebene Zeitungen an, die teils auch die Vorlage bildeten, orientierten sich die stärker ausgeschmückten, wertenden Darstellungen eher an der gedruckten Neuen Zeitung. Auch andere erprobte Formate von Schmähschriften bis zu politischen Traktaten griffen die Religionskriegspublikationen in Stil, Sprachwahl und Aufbau auf,385 so dass sich ein breites Spektrum an Gestaltungsmöglichkeiten bei gleichzeitigem Rückgriff auf Erprobtes zeigte. Textsorten Offizielle Schriften, Edikte, Deklarationen, Erklärungen und Ausschreiben, v. a. des französischen Königs,386 machten einen Großteil der deutschen Publikationen zu dieser Phase der Religionskriege aus. Dazu traten ab dem Frühjahr 1589 auch

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COVRS (Fls-HRR25), fol. A2r–A3v, fol. B3r–B3v; Heinricus der dritt (Fls-HRR47), fol. A1v; Wahrhaffter vnd Gruͤ ndlicher || Bericht (Fls-HRR42), fol. A4r; Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt (Fls-HRR85), fol. A2r–A3r; Wunderbarlicher Abschiedt (Fbl-HRR25); Warffhaftige Neui Zeitung (Fbl-HRR17)), während eine andere Gruppe von Schriften sich eng auf das Attentat in Saint-Cloud konzentrierte und nur die unmittelbare Vorgeschichte (Vorbereitungen von Clément) und die Folgen (Ernennung Navarras zum Thronerben) einschloss (u. a. Als achtzig neun (Fbl-HRR1); Wunderbarlicher Abschiedt (Fbl-HRR25); König Heinrich (Fbl-HRR12); Ein Munch (Fbl-HRR6); DISCOVRS (Fls-HRR44), fol. B1v–B2r). Vgl. z. B. emotional-pathetische Einschübe: Außschreiben (Fls-HRR58), fol. A2v–A3r; auch Des Koͤ nigs von Nauarren || Außschreiben (Fls-HRR60), fol. A3v; zu der Einschätzung, wie sich Ereignisschilderung und Wertung vermengten, vgl. Briesemeister: Die antispanischen Flugschriften, S. 149; Bauer: Pasquille, S. 201. Prolepse: Frantzoͤ sische Zeittung (Fls-HRR15), fol. A2v; Innenleben: Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. A3v; Erklerung (Fls-HRR56), S. 6; Leseransprache: Wahrhaffter vnd Gruͤ ndlicher || Bericht (Fls-HRR42), fol. A2r; Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. D2r; Zeitsprünge: Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR64). Handgeschriebene Zeitungen: Drey Warhafftige newe Zeitung (Fls-HRR12); Neue Zeitungen: Warhafftige newe Zeytung (Fbl-HRR14); Schmähschriften: Fischart: Vncaluinisch Gegen Bastüblein; Warhafftige Zeittung (Fls-HRR83); Relationen: Die Flugschrift „IEHOVA VINDEX“ (Fls-HRR70) lehnte sich an das Publikationsformat der Relation an, u. a. durch Nennung des Autors, lateinische Sprache, klare Gliederung, sauberes Druckbild, Verwendung von Marginalien, Konzentration auf den Text, d. h. Unterordnung der Bildelemente (nur Zierstücke), Rückgriff auf die jüngere Geschichte, genealogische Exkurse oder auch übergreifende ‚europäischeʻ Verortung unter Einbeziehung von u. a. Spanien, Niederlande. Z. B. Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR54); Declaration (Fls-HRR22); Erklaͤ rung (FlsHRR31); Erklaͤ rung (Fls-HRR34); Erklerung (Fls-HRR56); Edict (Fls-HRR30); EDICT (FlsHRR46); Außschreiben (Fls-HRR43).

5.5 Darstellungsweise der Flugschriften und Flugblätter

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Schreiben Navarras, v. a. Briefe und offene Ausschreiben,387 während ligistische oder liganahe Institutionen mit ihren Positionierungen nicht im Reich vertreten waren, mit einer Ausnahme: „Antwort der Theologi=||scher Faculteten“.388 Neben den offiziellen Schreiben dominierten die Ereignisberichte mit meist königsfreundlichem Tenor neben Parteinahmen zugunsten der Protestanten,389 während politiktheoretische Publikationen fast gänzlich ausblieben: „Warnung || An deu Hertzogen von Savoien“ bildet eine Ausnahme. Die Schrift verband die tagespolitische Analyse mit einem gelehrten Diskurs über das zeitgenössische Kriegsrecht, das Verhältnis von Motivation und Legitimation, Handlungsangemessenheit und politischer Klugheit im realpolitischen Rahmen.390 Ebenso selten wie politiktheoretische Schriften kamen offensive Angriffe und Diffamierungen oder eine aggressive Sprache vor,391 wenn auch einige protestantenfreundliche, ligakritische Kommentare und Analysen zur Bürgerkriegssituation sowie eine Handvoll protestantischer Schmähschriften,392 vereinzelt klar positionierte Gedichte, Pasquille und Epitaphe – katholischer- und protestantischerseits – und außerdem eine noch auf das Jahr 1587 bezogene Satire 1589 erschienen.393 Ansichten der Liga kursierten v. a. in kritischer Distanzierung oder ironischer Verfremdung in protestantischen Publikationen.394 Nur handschriftlich und mündlich zirkulierende spötti387 U. a. Ein schrieben (Fls-HRR61); LITERAE (Fls-HRR62). 388 Vgl. Antwort der Theologi=||scher Faculteten, in: Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR54), fol. A4v–B1r; Deklarationen und Edikte des Pariser parlement gehörten nach Zwierlein – neben denjenigen des Königs – zu den im Reich am häufigsten rezipierten Texten der Religionskriege (vgl. Zwierlein: Franzettes, S. 26). 1589, nachdem das Pariser parlement zur Liga übergetreten war, fanden diese Texte im Reich allerdings keine breite Aufnahme. 389 Vgl. Zwierlein: Franzettes, S. 129; z. B. Guise als Kriegstreiber, Heinrich IV. als göttlich legitimierter Retter (vgl. GVISIA (Fbl-HRR8)); demonstrative Bestrafung Cléments im Bild, Betonung von List und Verrat Cléments im Text (vgl. Ein Munch (Fbl-HRR6)); Konzentration auf die militärischen Erfolge der Königlichen und Würdigung der protestantischen Militärführer, François de La Noue und François de Coligny (vgl. EDICT (Fls-HRR46), bes. S. 43–44, S. 49). Selbst die streng katholischen Druckpublikationen im Reich waren nicht per se königsfeindlich: „New Zeytung“ (Fls-HRR77) z. B. verurteilte zwar die Tat (u. a. fol. A3r–A3v), aber ohne offene Kritik am König zu üben. „Wie Konig Henrich“ (Fbl-HRR24) zeigte sich königskritischer: Am Ende des Textes war Gott anheimgestellt, über die Seligkeit des Königs zu entscheiden. 390 Vgl. Warnung || An deu Hertzogen von Savoien, in: Erklerung (Fls-HRR56), S. 20–48. 391 Vgl. Zwierlein: Franzettes, S. 129; als Ausnahme vgl. den Kommentar eines deutschen protestantischen Bearbeiters gegen den „Antichristlich || hauff“ und die „Babilonischen || Huren zu Rom“ (EDICT (Fls-HRR46), S. 10); vgl. auch die radikale katholische, königsfeindliche Flugschrift „Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt“ (Fls-HRR85). 392 Vgl. Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67); Wolbedenckliche Beschreibung (Fls-HRR5); Andere beglaubte Zeitungen (Fls-HRR2); Warhafftig vnd Kur=||tzer Jnhalt (Fls-HRR57); Warhafftige Zeittung (Fls-HRR83). 393 Gedichte: Newe Zeitung (Fls-HRR74), ab fol. A2v; Zeitung (Fls-HRR88), fol. A5r–A8v; Wahrhaffter vnd Gruͤ ndlicher || Bericht (Fls-HRR42), fol. C4v; Epitaph: Warhaffte vnd eigent=||liche Beschreibung (Fls-HRR53), fol. B2v; Pasquille: Warhafftige Zeittung (FlsHRR83); Warhafftige Zeittunge (Fls-HRR84), fol. A4v–B4r; Zeittung (Fls-HRR86), fol. A3r– B2v; Zeitung (Fls-HRR88), fol. A5r–A8v; Satire: Fischart: Vncaluinisch Gegen Bad=||stuͤ blein. 394 Vgl. DISCOVRS (Fls-HRR25), fol. B3r–B4v.

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sche und schmähende Schriften (Pasquille) dürften die gedruckten Nachrichtenpublikationen begleitet haben.395 Abdrucke von Reden oder Liedern, die unter den Religionskriegsnachrichten in früheren Phasen vertreten gewesen waren, entfielen 1589.396 Durch die Selbstbeschreibungen auf dem Titelblatt wird greifbar, dass ein Großteil der Flugschriften im Reich sich über die Zuweisung „Edikt“, „Ausschreiben“ oder „Deklaration“ nahe dem königlich­offiziellen Diskurs verortete,397 während in Einblattdrucken und Flugblättern inhaltliche Schlagwörter und Personennamen stärker präsent waren.398 Zuordnungen nach der Textsorte oder Präsentationsform (u. a. Diskurs, Erzählung, Auslegung, Beschreibung, Bericht, Erklärung oder Abzeichnung) waren in Flugschriften wie Flugblättern und Einblattdrucken üblich,399 wobei Adjektive wie wahr, neu, beglaubigt oder auch wunderbar und seltsam Neuigkeitswert und Sensationscharakter unterstrichen.400 Die Ankündi395 Zur Überlieferungssituation: Bauer: Pasquille, S. 27; vgl. hierzu z. B. die Pasquille in den Fuggerzeitungen zur französischen Situation 1588, dem Kriegszug des Herzogs von Lothringen gegen Navarra/Heinrich IV. im Elsass, Spätherbst 1589, dem Separatfrieden Berns im Krieg von Genf und Savoyen, Oktober 1589, und dem sich zuspitzenden Straßburger Konflikt, 1590 (vgl. Bauer: Pasquille). 396 Vgl. Zwierlein: Franzettes, S. 26; Lieder zu 1587 und 1590 in Bauer: Pasquille, S. 185–186; Satiren finden sich unter den Einblattdrucken 1589 ebenfalls nicht, obgleich Einblattdrucke im Reich die französischen Ereignisse häufiger zum Publikationsanlass nahmen, wie z. B. die Diffamierungen gegen das Mönchstum und die katholische Kirche in „Des Teuffels Gar kuchen“ oder „PFVH TEVFEL FRISS PFAFFEN SCHEISS LANDTSKNECHT“, die in Verbindung mit dem Feldzug 1587 entstanden (vgl. Niemetz: Antijesuitische Bildpublizistik, S. 42–43). Ob die tagesaktuellen Ereignisse in Frankreich andersgelagerte Publikationen (hier ereignisunspezifische satirische Kommentare) zeitweise verdrängten oder v. a. die Überlieferungssituation diese Verschiebungen auf dem Druckmarkt 1589 erklärt, ist angesichts der Quellenlage Spekulation. 397 Vgl. EDICT (Fls-HRR46); Edict (Fls-HRR30); Außschreiben (Fls-HRR58); Außschreiben (Fls-HRR59); Außschreiben (Fls-HRR72); LITERAE (Fls-HRR62); Ein schrieben (FlsHRR61); Abtruck (Fls-HRR20); Jurament (Fls-HRR63); Erklaͤ rung (Fls-HRR34); Erklerung (Fls-HRR56); Frantzoͤ sische Zeittung (Fls-HRR16); Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR54); Koͤ n. Mayestat (Fls-HRR41); Im Zeitraum 1559–1600 insgesamt tauchen im Titel, nach Zwierlein, am häufigsten Zeitung (43 Prozent), Bericht (13 Prozent), Edikt oder Ausschreiben (13 Prozent), Erklärung oder Deklaration (zwölf Prozent), Beschreibung (sieben Prozent), Brief (sechs Prozent) und ferner Bezeichnungen wie Protestation, Bekenntnis etc. auf (vgl. Zwierlein: Franzettes, S. 24–25). 398 Flugblätter: Anstandt (Fbl-HRR9); Ein Munch (Fbl-HRR6); Wunderbarlicher Abschiedt (FblHRR25); Wie Konig Henrich (Fbl-HRR24); Charles Roÿ (Fbl-HRR4); König Heinrich (FblHRR12); Flugschriften: Heinricus der dritt (Fls-HRR47); Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt (FlsHRR85); INDVCIAE (Fls-HRR40). 399 Flugschriften: DISCOVRS (Fls-HRR44); Erzehlung (Fls-HRR19); Warhaffte vnd eigent||liche Beschreibung (Fls-HRR81); Wolbedenckliche Beschreibung (u. a. Fls-HRR6); Erklaͤ rung (Fls-HRR32); Wahrhaffter vnd Gruͤ ndlicher || Bericht (Fls­HRR42); Flugblätter: Aŭszlegŭng (Fbl-HRR2); Kurtzer vnd gruntlicher bericht (Fbl-HRR16); Ware abcontrafeitung (FblHRR21). 400 Z. B. Drey Warhafftige newe Zeitung (Fls-HRR12); Gewisse Zeytung (Fls-HRR39); Andere beglaubte Zeitungen (Fls-HRR2); New Zeytung (Fls-HRR77); Warhafftige vnd Ge=||wisse new Zeytung (Fls-HRR82); Newe Zeütung (Fbl-HRR19); Warffhaftige Neui Zeitung (Fbl-

5.5 Darstellungsweise der Flugschriften und Flugblätter

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gung und Anknüpfung an Erwartungshaltungen erfüllten die nachfolgenden Texte jedoch nicht immer.401 Bildtypen Sämtliche Einblattdrucke und Flugblätter, die sich 1589 mit Bezug zu den Religionskriegen fassen lassen, waren illustriert, die Mehrzahl in der nachgefragten Technik von Kupferstich oder Radierung gefertigt.402 Eine emotionale Präsentation, die Konzentration auf wenige Ereignisse und zentrale Akteure, d. h. Heinrich III., Herzog von Guise und Jacques Clément, prägten die Bilder. Die Kondensation in einem Moment – etwa dem dramatischen Augenblick des Mords – war vorherrschend, doch ordneten Textverweise teils auch das Ereignis in den größeren Zusammenhang der Religionskriege knapp ein403 und nutzten die Möglichkeit der Verlaufsdarstellung im Bild durch Aufnahme mehrerer Szenen.404 Ereignisbilder, v. a. zu Blois und Saint-Cloud,405 dominierten gegenüber symbolischen oder allegorischen Darstellungen406 und brachten eine Reihe von neuen, originellen Bilderfindungen hervor. Vorhandenes Bildmaterial der Druckwerkstätten wurde kaum nachgenutzt, im Gegensatz zu den Flugschriften: Zeigten fast sämtliche der Flugschriften (78 Ausgaben) einen Holzschnitt-Bildteil, dominierten hier Wappen Heinrichs III. und Navarras407 sowie Porträts des Königs,408 welche vielfach bereits verwendet worden waren und an vorgängige Erwartungshaltungen sowie eine etablierte Ikonographie anknüpften.409 Dabei fungierten die Porträts und Wap-

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HRR17); Warhafftige newe Zeytung (Fbl-HRR14); Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt (Fls-HRR85); zur werbenden Verwendung von Reizwörtern wie „wahrhafftig/eigentlich/gewiß“ vgl. Mauelshagen: Was ist glaubwürdig, S. 310; Schilling: Bildpublizistik, S. 76; als Modell einer Beglaubigungsmechanismen offenlegenden Sprachanalyse vgl. Haß-Zumkehr: Glaubwürdige Nachrichten, S. 30–32. Vgl. Zwierlein: Franzettes, S. 25; So erwies sich die „Koͤ nigkliche Declaration.“ (Fls-HRR64), anders als der Titel suggerierte, als Ereignisbericht zu Blois. Vgl. Brückner: Massenbildforschung, S. 215; Oelke: Konfessionelle Bildpropaganda, S. 158– 159; Schilling: Bildpublizistik, S. 18. Vgl. Wunderbarlicher Abschiedt (Fbl-HRR25); Warffhaftige Neui Zeitung (Fbl-HRR17). Mehrere, getrennte Bildfelder in Wunderbarlicher Abschiedt (Fbl-HRR25); König Heinrich (Fbl-HRR12). In 18 Editionen war ein Ereignisbild dargestellt, wozu noch Szenen in dem Porträtblatt „QVI DEDIT“ (Fbl-HRR20) und im Hintergrund der Blätter „Anstandt“ (Fbl-HRR9) und „Geburt lini“ (Fbl-HRR7) kamen. Allegorie: Anstandt (Fbl-HRR9); Symbolsprache: Während einige Hunde Clément verbellten, schliefen sie ruhig bei der Thronübernahme Navarras (vgl. Ware abcontrafeitung (FblHRR21)). Sie zeigten hier wohl Treue und Verrat an (zur polyvalenten Symbolik des Hunds vgl. Warncke: Sprechende Bilder, S. 141–143). Bei der Darstellung der Wappen (27 Ausgaben) zeigte sich eine große Varianz: vier Darstellungstypen beim Wappen Navarras, neun Typen für Heinrich III. Vgl. detailliert hierzu Kap. 5.7.2. U. a. Erklaͤ rung (Fls-HRR34); Abschrifft (Fls-HRR66); Abtruck (Fls-HRR20); Das Porträt Heinrichs III., das anlässlich des Thronantritts in Frankreich gefertigt worden war, erschien auch als eigenständiger Holzschnitt „Ware Contrafeitung“ [ca. 1574] im Reich. Es dürfte hier einen hohen Wiedererkennungswert erlangt haben. Vgl. Weißbrich: Ereignis und Graphik, S. 36.

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pen als Zuweisung der Schrift an den König, als Kennzeichnung der Textsorte (Amtsschrift) oder als eine allgemeine Zuordnung als Frankreichnachricht.410 Porträts der französischen Protagonisten wurden, mit Ausnahme von Heinrich III., 1589 allerdings nur ausnahmsweise in Flugschriften und Flugblättern aufgegriffen.411 Mit Ereignisbildern von Blois (zwei Werke, drei Ausgaben) und Saint-Cloud (zwei Werke, sechs Ausgaben) – von der dramatisch zugespitzten Überwältigung von Guise oder dem Messerstich Cléments über die Thronfolgeregelung bis zur Aufbahrung Heinrichs III.412 – sowie den auch als eigenständige Einblattdrucke kursierenden, angehängten Bildtafeln zu den Morden in Blois und Saint-Cloud (fünf Werke, acht Ausgaben)413 trat eine Reihe von spezifisch auf diese Phase der Religionskriege zugeschnittenen Bilderfindungen auf. Diese Bereitschaft zur Investition in die Bildteile belegt die hohen Gewinnerwartungen und einen gewissen Konkurrenzdruck angesichts des ‚boomendenʻ Markts für Religionskriegsnachrichten 1589. Die Bildteile erfüllten einen eigenen Zweck, unterstützten Textaussagen, ergänzten sie, spitzten zu, verallgemeinerten oder widersprachen den Texten.414 In „Ecce 410 Zur Verwendung der Wappen und Porträts auf unterschiedlichsten Schriften vgl. nicht-königliche Schreiben aus Frankreich: Außzug (Fls-HRR1); Ereignisberichte: u. a. Warhafftige Zeittunge (Fls-HRR84); Zeyttung (Fls-HRR90); Henricus der dritt (Fls-HRR51, Fls-HRR52); ‚Verwechslungʻ eines Schreibens Heinrichs III., auf dem das Wappen Navarras aufgebracht war: Edict (Fls-HRR30). 411 Flugschriften: Ein großflächiges Porträt von Clément und eine Darstellung des Typus ‚mörderischer Mönchʻ finden sich nur in „Wolbedenckliche Beschreibung“ ((u. a. Fls­HRR4; Fls­ HRR5), vgl. die Abb. des Titelblatts in Anhang II). Flugblätter: typenhaftes, aber individualisiertes Porträt Cléments in: Ware conrafaiung (Fbl-HRR22); Brustbilder von Heinrich III. und Heinrich IV. in Medaillons in: QVI DEDIT (Fbl-HRR20); fein gearbeitetes Dreiviertelporträt des Königs mit individuellen Zügen zwischen Real- und Idealporträt in: DISTICHON (FblHRR10); Porträts von Mördern im Flugblatt des 16. Jahrhunderts waren eine Seltenheit, v. a. als Abbildung von Personen niederen Standes und als Einzelbilder ohne Einbettung in ein größeres Bildprogramm, welches die Tat und Hinrichtung einschloss (vgl. Mauelshagen: Was ist glaubwürdig, S. 321, Anm. 17). Porträt-Einblattdrucke mit deutschsprachigen Titeln kursierten in kleiner Zahl und im Regelfall undatiert (Publikationsanlass, Datierungszeitpunkt und damit Zugehörigkeit zum Blattkorpus der Untersuchung blieben unklar) mit einer z. T. sehr kritischen Bewertung der französischen Akteure: z. B. Bezeichnung der Königinmutter über ihre Rolle in der Bartholomäusnacht (vgl. [Leu]: Blu̾ tbad); Das Altersporträt Heinrichs III. von Salomon Savary (vgl. [Savary]: Henricus der Dritte) zeigte den verlebten Heinrich III. als König aus (statt: von) Frankreich. 412 Zur Überwältigung von Guise: Erklaͤ rung (Fls-HRR31); Gewisse Zeytung (Fls-HRR38, FlsHRR39); zum Attentat Cléments: DISCOVRS (Fls-HRR25, Fls-HRR45, Fls-HRR44); Wahrhaffter vnd Gruͤ ndlicher || Bericht (Fls-HRR42); für eine Abb. des Titelbildes vgl. Anhang II; zur Thronfolgeregelung: DISCOVRS (Fls-HRR25); Wahrhaffter vnd Gruͤ ndlicher || Bericht (Fls-HRR42); zur Aufbahrung Heinrichs III.: DISCOVRS (Fls-HRR45, Fls-HRR44). 413 Vgl. Wolbedenckliche Beschreibung (Fls-HRR6): 4 Taf.; DISCOVRS (Fls-HRR44): 1 Taf.; DISCOVRS (Fls-HRR45): 1 Taf.; DISCOVRS (Fls-HRR26): 2 Taf.; DISCOVRS (FlsHRR27): 2 Taf.; Gewisse Zeytung (Fls-HRR38): 1 Taf.; Henricus der dritt (Fls-HRR52): 1 Taf.; Koͤ nigliche Declaration (Fls-HRR55): 1 Taf. 414 Die zunächst unklare Anordnung einzelner Bildszenen (im Zickzack) in „Wie Konig Henrich“ (Fbl-HRR24) ordnete der Text in eine sinnvolle Abfolge. In „Warffhaftige Neui Zeitung“ (FblHRR17) konzentrierte der Text sich stärker auf die Vorgeschichte des Königsmords, während

5.5 Darstellungsweise der Flugschriften und Flugblätter

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Ducis“ (Fbl-HRR11) verwies der Begleittext mit „Ecce“ oder „Schaw an“ explizit auf die Konkretisierung im Bild gegenüber dem, was der Text nur andeutete oder auf abstrakter Ebene verhandelte.415 Zugleich wurde auf die Unmittelbarkeit des Bildes als gleichsam Abbild des Geschehens hingewiesen (‚Vergegenwärtigungsleistungʻ).416 Die Komposition war Teil der Argumentation: Durch Zusammengruppierung und Auslassung, die Positionierung,417 Bedeutungsperspektive,418 den zugestandenen Bildraum,419 durch Kontrastierung,420 Reduktion und Simplifizierung,421 und archi-

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der Bildteil auf die Bestrafung Cléments fokussierte. Jeweils nur in Bild oder Text gegebene exklusive Informationen ergänzten sich in „König Heinrich“ (Fbl-HRR12) (vgl. deutsche Verse: Details zu Ort, Zeitpunkt, Tatwaffe, Hintergründe zum Täter; im Bild u. a. Vorbereitung des Täters, der Brief, um zum König zu gelangen). Der dramatisch zugespitzte Einblattdruck „Ware abcontrafeitung“ (Fbl-HRR21) wurde als Tafel in der Flugschrift „DISCOVRS“ ((FlsHRR44), nach fol. C2v) mit der Auflösung der Legenden aus dem Bildteil im Fließtext in eine zusammenhängende Darstellung einbezogen, in der Text und Bild wechselseitig aufeinander Bezug nahmen (vgl. Abb. in Anhang II). In „Wunderbarlicher Abschiedt“ (Fbl-HRR25) stellte das Bild Clément in den Fokus, ohne weitere Hinweise auf die Positionierung zu geben, während der Textteil gegen seine List, den Missbrauch der Ordenstracht und die Ermordung selbst Position bezog. Der Bildteil in „Wahrhaffter vnd Gruͤ ndlicher || Bericht“ ((Fls-HRR42), fol. C4v) – um den auf einer Tumba aufgebahrten janusköpfigen König, der als Hermaphrodit gezeigt war, sammelten sich die Todes- und Unheilboten Krähen und Raben – stand der Titelwahl und dem Tenor des Haupttextes entgegen. Vgl. Voges: Augenzeugenschaft, S. 177; Wimböck: Autorität des Bildes, S. 10–11. Vgl. Wimböck/Leonhard/Friedrich: Evidentia, S. 12; Boehm: Repräsentation, S. 5; Voges: Augenzeugenschaft, S. 167. Im Bildvordergrund, d. h. Aufmerksamkeitsfokus, der Mord an Heinrich III.: Als achtzig neun (Fbl-HRR1); Ein Munch (Fbl-HRR6); Guise als Bildmittelpunkt: Kurtzer vnd gruntlicher bericht (Fbl-HRR16); Brevis & perfecta descriptio (Fbl-HRR3); Parallelität des Schicksals von Heinrich III. und seinem Mörder, angedeutet über eine Inszenierung über Kreuz (Beide wurden in dem Moment, in dem sie durchbohrt wurden, gezeigt sowie bei der Zurschaustellung der toten Körper.): Warhafftige newe Zeytung (Fbl-HRR14); In „DISCOVRS“ ((Fls-HRR25), Titelblatt) war die Übergabe der Krone von Heinrich III. an Heinrich von Navarra wie zwei leicht verschobene Dreiecke (unten: die Adligen und der kniende Navarra; oben: der Betthimmel) aufgebaut, was den im Bett sitzenden Heinrich III. mit der Krone in den Händen in den Mittelpunkt rückte. Z. B. Hervorhebung des Königs in Bedeutungsperspektive: Warhafftige newe Zeytung (FblHRR14); DISCOVRS (Fls-HRR25), Titelblatt; Wahrhaffter vnd Gruͤ ndlicher || Bericht (FlsHRR42), Titelblatt (vgl. die Abb. in Anhang II). „Warffhaftige Neui Zeitung“ (Fbl-HRR17; Fbl-HRR18) wies der Bestrafung des Königsmörders durch die Platzierung im Bild (mittig, zentral, Vordergrund), die Anzahl der Szenen (vier Szenen) und den eingeräumten Bildraum (mehr als die Hälfte) die herausragende Bedeutung zu, wohingegen die Ermordung Heinrichs III. selbst in den Hintergrund rückte. Auch in „Wunderbarlicher Abschiedt“ (Fbl-HRR25) wurde mit der Konzentration auf Jaques Clément (Beauftragung, Vorbereitung, Vordringen zum König, Überwältigung) der Königsmord in den Hintergrund gedrängt (Bildfeld drei als Hintergrundszene). Z. B. zur Pracht des Königs vs. Schlichtheit des Mönchs: Wunderbarlicher Abschiedt (FblHRR25); ausführlich zu dieser Argumentation vgl. Kap. 5.5.2 (dort Gegensätze und Kontraste). Z. B. König Heinrich (Fbl-HRR12); Wunderbarlicher Abschiedt (Fbl-HRR25).

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tektonische Rahmung422 wurden Interpretationsangebote unterbreitet. Neben den dominierenden Darstellungstyp des Simultanbildes423 trat das jüngere Mehrfelderbild mit seinem diachronen Erzählmodus,424 wobei hier die intendierte Ordnung (ob temporal oder kausal) durch die Bilderfolge stärker als im Simultanbild vorgegeben war.425 Bezüglich Personen, Räumen etc. zeigte sich eine große Varianz: Im Zusammenspiel von Physiognomie und Kleidung, Attributen, Raumgestaltung und Beischriften wurde oft keine bildinterne Kohärenz und konsequente Zuordnung erreicht.426 Das breite Darstellungsspektrum, die Einbeziehung neuer Techniken und Formen prägten insgesamt den stark vom Bildteil bestimmten Einblattdruck bzw. das Flugblatt mit Religionskriegsnachrichten 1589. 5.5.2 Argumentation Beglaubigungen Der eigenen Darstellung Glaubwürdigkeit zu verleihen, war ein zentrales Anliegen in den Flugschriften und Flugblättern.427 Neben Selbstzuweisungen als wahr und glaubwürdig428 und auch dem expliziten Eingeständnis von Unwissenheit in unbe422 Z. B. QVI DEDIT (Fbl­HRR20); Als achtzig neun (Fbl­HRR1); Aŭszlegŭng (Fbl­HRR2); Newe Zeütung (Fbl-HRR19); Besonders in „Ein Munch“ (Fbl-HRR6) war die architektonische Gliederung geschickt in die Bilderzählung eingebunden. 423 Z. B. Ecce Ducis (Fbl-HRR11). 424 Vgl. Als achtzig neun (Fbl-HRR1); König Heinrich (Fbl-HRR12); Wunderbarlicher Abschiedt (Fbl-HRR25); Eine Besonderheit war die Anlage des Blatts „Charles Roÿ“ (Fbl-HRR4), da hier eine Ereignisabfolge in einer Szene zusammengezogen wurde, die Ermordung und die Grablegung. Der bereits aufgebahrte Heinrich III. versuchte, seinen Mörder abzuwehren. Auch als Titelbild in: DISCOVRS (Fls-HRR44, Fls-HRR45). 425 Vgl. Schilling: Bildpublizistik, S. 74; Warncke: Sprechende Bilder, S. 117, zur Einheit von Handlung, Ort und Zeit: S. 135. 426 In „Wunderbarlicher Abschiedt“ (Fbl-HRR25) variierte der Raum, bes. in den Bildfeldern, in denen Clément Heinrich III. attackiert und der Täter überwältigt wird, stark: ein zusätzlicher Türbogen, anderer Fußboden und veränderter Zuschnitt des Raums. Die Wiedererkennbarkeit der Protagonisten (Heinrich III.; Clément) war wechselnd durch Kleidung, kontextspezifische Attribute (Brief Cléments), teils auch die Insignien (Königsstab) möglich. Vgl. auch die wechselnde Darstellung in „Aŭszlegŭng“ (Fbl­HRR2); Nach zeitgenössischer Vorstellung spielte bei Porträts weniger die Ähnlichkeit als vielmehr die Eignung zur Repräsentation eine Rolle. Physiognomie, Mimik, selbst Charakterzüge waren variabel. Häufig erlaubt erst die textliche Zuweisung die Identifikation der konkreten historischen Person (vgl. Schmoldt: Nadelstiche des Kupferstechers, S. 67–68). In „Wie Konig Henrich“ (Fbl-HRR24) wechselten sich die Beischriften „Jacob Clement“ und „monch“ mit einer fehlenden Kennzeichnung Cléments ab. 427 Zu Evidenzverfahren vgl. Campe: Evidenz als Verfahren, S. 109–110; auch Maurer: Kölderer, S. 50–51. 428 Z. B. Warffhaftige Neui Zeitung (Fbl-HRR17); Abtruck (Fls-HRR20), fol. A1v; Heinricus der dritt (Fls-HRR47); auch Mauelshagen: Was ist glaubwürdig, S. 310; Schilling: Bildpublizistik, S. 76; „Koͤ nigkliche Declaration.“ (Fls­HRR64) reflektierte den Diskurs über die jüngsten zeitgeschichtlichen Ereignisse auf äußerst anschauliche Weise und erstellte einen Kriterienkatalog für Flugschriften, von Faktenbasiertheit und Wahrheitsorientierung über Kürze bis zur notwendigen Einordnung, um Glaubwürdigkeit zu vermitteln (fol. A3v).

5.5 Darstellungsweise der Flugschriften und Flugblätter

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deutenderen Fragen, was auf Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit des Autors verwies,429 dienten der Verweis auf Informationen aus erster Hand bzw. die Nähe zu Augenzeugenberichten sowie die Erwähnung mehrerer miteinander übereinstimmender Vorlagen zur Beglaubigung der Publikation.430 Durch die Aufnahme bereits bekannter Eckdaten431 wurde die Bereitschaft, die jeweilige Flugschrift oder das einzelne Flugblatt anzunehmen, niedrig gesetzt und zugleich vorhandenes Wissen bestätigt. Die Texte verwiesen auf erprobte, zuverlässige Schreiber432 sowie Rang und Stellung der Urheber des Textes, im Regelfall der verwendeten französischen Vorlage (z. B. Rat des Herzogs von Savoyen; Seigneur de La Noue).433 In Bezug auf die französischen Texte galt eine geringe Bearbeitung als Ausweis von Glaubwürdigkeit, so dass die Übernahme von französischen Vorlagen als Kopie, Abdruck, Übersetzung etc. gekennzeichnet wurde434 und auf das Original, häufig ein königliches Schreiben,435 oder zur Beglaubigung des Berichteten beigefügte Zusatzmaterialien verwiesen wurde.436 Stimmigkeit und Plausibilität, Konkretheit und Detailfülle konnten bedeutsamer sein als der Wahrheitsgehalt der Darstellung: Durch die Schilderung der Verfehlungen des Herzogs von Guise, der Entdeckung der konspirativen Pläne, die Vorlage vorhandener Beweismittel (Briefe) und namentliche Benennung von Zeugen wurde

429 Wie Clément an die Tatwaffe gelangt war und sich Zugang zum König verschaffte, war nicht bekannt (vgl. Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt (Fls-HRR85), fol. A3r). Welche Regelungen Heinrich III. unmittelbar vor seinem Tod getroffen habe, wurde als unklar bezeichnet (vgl. Warhaffte vnd eigent=||liche Beschreibung (Fls-HRR53), fol. A3v–A4r). Zur Relativierung als Strategie der Beglaubigung vgl. Kästner/Schütz: Beglaubigte Information, S. 457. 430 Z. B. Abtruck (Fls-HRR20); Heinricus der dritt (Fls-HRR47); Andere beglaubte Zeitungen (Fls-HRR2), bes. fol. C1v; Zeitung (Fls-HRR88), fol. A3r; Auch der Chronist Georg Kölderer und der Informant Andreas Pancratius sahen Nachrichten als bestätigt an, wenn voneinander unabhängige Quellen übereinstimmend berichteten (vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1206; Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte, S. 95). 431 Bspw. Aufnahme der Übergabe eines Briefs von Jacques Clément an Heinrich III. in fast allen Darstellungen (u. a. König Heinrich (Fbl-HRR12)). 432 In „Andere beglaubte Zeitungen“ (Fls-HRR2) wurde neben der Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit des römischen Schreibers sein Geschick, sich auch geheime Informationen zu beschaffen, erwähnt (fol. C3v). 433 Vgl. Drey Warhafftige newe Zeitung (Fls-HRR12), fol. A1v; Erklerung (Fls-HRR56), S. 20. 434 Vgl. Abtruck (Fls-HRR20); Copia, in: Koͤ nigliche Declaration (Fls-HRR55), fol. A4r; Copia des Schreibens, in: Heinricus der dritt (Fls-HRR47), fol. A3v; Declaration/ || Heinrici deß vierdten, in: Heinricus der dritt (Fls-HRR47), fol. A4r. 435 „Erzehlung“ (Fls-HRR19) verwies mehrfach auf die Übereinstimmung der eigenen Darstellung mit dem königlichen Edikt vom Dezember 1588 (fol. A3r–A3v). „DISCOVRS“ (FlsHRR44) zitierte innerhalb des Fließtexts ein königliches französisches Schreiben wörtlich (fol. A4v). Die deutschen Flugschriften übernahmen häufiger auch den Beglaubigungsapparat des französischen Schreibens (vgl. EDICT (Fls-HRR46), S. 15, S. 24) und teilweise die Registrierung im parlement, Hinweise zur Ausrufung oder die Umsetzungsbestimmungen (u. a. EDICT (Fls-HRR46), S. 24; Declaration (Fls-HRR22), fol. B2r), obgleich diese im Reich keine Rechtsverbindlichkeit und praktische Handlungsrelevanz besaßen. 436 Z. B. Eydt der Printzen, in: DISCOVRS (Fls-HRR44), fol. B4r; NOTA, in: Warhafftige vnd Ge=||wisse new Zeytung (Fls-HRR82), fol. A3v.

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der abstrakte Vorwurf des Verrats anschaulich nachvollziehbar.437 Dagegen war die Kulisse von Schloss und Stadt Blois in „Ecce Ducis“ (Fbl-HRR11) zwar detailreich gestaltet, aber nicht an dem zeitgenössischen Blois orientiert,438 obgleich die Hogenberg-Werkstatt über Expertise bei kartographischen und topographischen Darstellungen verfügte.439 Einige Aspekte ordneten sich dem Authentizitätsgedanken gar nicht unter: Die Farbgebung bspw. war wenig effektiv und inkonsequent eingesetzt, Blutspuren gingen auf ähnlich eingefärbter Kleidung oder dem Boden unter, während der starkfarbige Hintergrund ablenkte und wiederkehrende Personen und Räume durch die uneinheitliche Gestaltung nur schwer zuordenbar waren.440 Im Sinne der Verständlichkeit und Übersichtlichkeit, Nachvollziehbarkeit und Plausibilität wurden Anpassungen des Dargestellten für deutsche Leser unter Einbeziehung von deren (angenommenem) Erfahrungshorizont vorgenommen.441 Gerade im Bild wurde die Reduktion und Konzentration auf einige Schlüsselmomente, d. h. zentrale Personen, Ereignisse und Orte angestrebt,442 womit auch ideell, örtlich wie zeitlich weit voneinander entfernte Elemente zusammengruppiert wurden. Der hieraus resultierende Verfremdungseffekt wurde durch die Inszenierung des Moments der Offenlegung bzw. Enthüllung in Bezug auf die beiden Morde, durch einen beiseite gezogenen Vorhang, einen bühnenartigen Raum oder das Öffnen von Hauswänden, noch verstärkt.443 In mehreren Flugblättern stand das illegitime Ein437 Als Beweis für den Verrat der Guise diente ein Bündel von Briefen des Herzogs von Guise und anderer Ligisten an den spanischen König und an den Papst, worin sie Unterstützung, den französischen König zu vertreiben oder zu töten, erbaten, was von Navarra abgefangen und an den König weitergeleitet worden sein soll (vgl. Gewisse Zeytung (Fls-HRR39), fol. A2v; Zeitung (Fls-HRR88), fol. A4v; Kurtzer vnd gruntlicher bericht (Fbl-HRR16); Wahrhaffter vnd Gruͤ ndlicher || Bericht (Fls-HRR42), fol. A3r–A3v). 438 Die Gestaltung war mehr an eine italienische Stadt angelehnt als Blois zu ähneln (vgl. PébayClottes: Attribué à Hogenberg, S. 114). Zu authentisch erscheinenden Stadtkulissen in Flugblättern vgl. Schilling: Bildgebende Verfahren, S. 73. 439 Zu dem Städtebuch vgl. Füssel: Natura sola magistra, S. 8–44. 440 Vgl. die kolorierten Exemplare: Warffhaftige newe Zeitung (Fbl-HRR18) (Nürnberg: GNM, Sign. HB14604, Kapsel 1373); Warhafftige newe Zeytung (Fbl-HRR14) (Paris: BNF, Collection Hennin, Sign. G 151100). 441 Z. B. erklärende Hinweise zu Orten, Personen und Institutionen wie bspw. zu den Jakobinern: Warhafftige newe Zeytung (Fbl­HRR14); zur Situierung von Blois: Aŭszlegŭng (Fbl­HRR2); Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR54), fol. B1r; zum gefangengehaltenen Präsident des Gerichtshofs: Warhafftige newe Zeytung (Fbl-HRR14); Warhafftige vnd Ge=||wisse new Zeytung (Fls-HRR82), fol. A2r; zur Parallelisierung der Generalständeversammlung mit dem Reichstag: Gewisse Zeytung (Fls-HRR39), fol. A2r; Newe Zeitung (Fls-HRR74), fol. A1v; Warhafftig vnd Kur=||tzer Jnhalt (Fls-HRR57), S. 7; wechselnde Bezeichnung als Landtag und Reichstag: „Frantzoͤ sische Zeittung“ (Fls-HRR15), u. a. fol. A1v; Koͤ nigkliche Declaration. (FlsHRR64), u. a. fol. A3r; zur Anpassung an Kenntnisstand und Erwartungshorizont des Lesers als Teil der Beglaubigungsstrategie vgl. Kästner/Schütz: Beglaubigte Information, S. 459. 442 In „Ecce Ducis“ (Fbl-HRR11) waren die Tötung des Herzogs von Guise im Schloss von Blois und seines Bruders des Kardinals am Folgetag im Nachbarzimmer sowie die (angebliche) Hinrichtung weiterer Adliger in den darauffolgenden Tagen auf dem Schafott im Freien unmittelbar nebeneinander gestellt. 443 Vgl. Aŭszlegŭng (Fbl­HRR2); Als achtzig neun (Fbl­HRR1); Ecce Ducis (Fbl­HRR11); Ein Munch (Fbl-HRR6); Ware abcontrafeitung (Fbl-HRR21); Wie Konig Henrich (Fbl-HRR24);

5.5 Darstellungsweise der Flugschriften und Flugblätter

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dringen Cléments in den Schutzraum des Königs kontrastiv zur Bestrafung des Täters unter freiem Himmel – sinnbildlich für ‚in aller Öffentlichkeitʻ.444 Glaubwürdigkeit hing nicht nur von der geschickten Inszenierung von Authentizität, Plausibilität und Nachvollziehbarkeit, sondern wesentlich auch davon ab, für die ‚richtige Seiteʻ zu stehen: Wegen ihrer Herkunft sprach „Wolbedenckliche Beschreibung“ (Fls-HRR5) einer französischen Nachricht aus Paris die Vertrauenswürdigkeit ab und erklärte, ebenso wie „EDICT“ (Fls-HRR46), per se die Argumente der Ligisten für unzulässig.445 Mit der Behauptung der eigenen Glaubwürdigkeit ging die Infragestellung der Gegenseite Hand in Hand, so dass versucht wurde, die Gegenseite in die Defensive zu drängen446 oder zu unterwandern, um sie in angeblichen Selbstaussagen zu ironisieren und lächerlich zu machen.447 In „Warhafftig vnd Kur=||tzer Jnhalt“ (Fls-HRR57) wurde eine vermeintliche heimlich abgehaltene Besprechung des Papstes mit seinen geheimsten Räten als Rahmenhandlung gesetzt, wobei die referierten Vorstellungen auf ironische Weise die katholische Seite diskreditierten.448 Für ein anspruchsvolleres Publikum war die Einbeziehung mehrerer Positionen, die gegeneinander abgewogen wurden, glaubwürdigkeitssteigernd. Dabei erfolgte stets implizit, in „Frantzoͤ sische Zeittung“ (Fls-HRR15) bspw. durch Umfang und Qualität der Argumente, eine eindeutige Parteinahme.449 Einbeziehung und Lenkung des Lesers Strategisch angebrachte Leseransprachen, die mit ihrer unmittelbaren Einbeziehung auf intellektuelle und affektive Gewinnung abzielten, waren übliche Vorgehensweisen, um den Leser geschickt zu beeinflussen.450 Die Bewertung des Darge-

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auch Mauelshagen: Was ist glaubwürdig, S. 317; vgl. Münkners Überlegungen zum Hogenberg-Blatt „Zu Delft in Hollant 10. Julij 1584“: „Die gesamte Fassade des Palastes ist entfernt und das Gebäude einsichtig gemacht, die tief-räumliche Fokussierung korrespondiert der Intrusion des Mörders, der Einbruch wird als architektonischer ‚Aufbruchʻ inszeniert.“ (Münkner: Eingreifen und Begreifen, S. 205). Vgl. König Heinrich (Fbl-HRR12); Ein Munch (Fbl-HRR6); Wie Konig Henrich (Fbl-HRR24); Warffhaftige Neui Zeitung (Fbl-HRR17). Vgl. Wolbedenckliche Beschreibung (Fls-HRR5), fol. A2r–A2v; Die Flugschrift „EDICT“ (Fls-HRR46) führte aus, dass in Frankreich von der Liga gegenteilige Darstellungen zu denjenigen im Reich kursierten, aber weitläufig bekannt sei, dass von der Liga Berichte geschönt und gefälscht würden (S. 43). Zum einen wurden die Politiques als Feinde benannt, zum anderen behauptet, dass jeder Widerspruch gegen die vorliegende Flugschrift jemanden als Politiques entlarve (vgl. Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt (Fls-HRR85), fol. A3v), was Kritiker in eine defensive Position versetzte. Vgl. Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67); Copia, in: DISCOVRS (Fls-HRR44), fol. C1r–C2v. Wenn der exkommunizierte Ketzer Heinrich von Navarra auf dem Thron nachfolge, so „Warhafftig vnd Kur=||tzer Jnhalt“ (Fls-HRR57), ergäbe sich endlich Gelegenheit, im Zuge des folgenden Widerstands den wahren Erben der Krone, nämlich den Guise, diese zurückzugeben (S. 4). Dann könne der Treueeid künftig auf den Papst geleistet werden (S. 10). Vgl. Frantzoͤ sische Zeittung (Fls-HRR15), fol. A1v. Ansprache des Lesers: Wahrhaffter vnd Gruͤ ndlicher || Bericht (Fls-HRR42), fol. A2r; Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. D2r; Frantzoͤ sische Zeittung (Fls-HRR16), fol. A3r;

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stellten wurde scheinbar an den Rezipienten weitergegeben,451 doch zugleich nahegelegt, dass jeder Vernünftige, Rechtschaffene und Gläubige nur eine augenscheinliche, offenkundige Lesart teilen könne,452 womit jegliche andere Interpretation unter Rechtfertigungszwang gestellt wurde.453 Selbst das Interesse an den französischen Ereignissen war als suggestive Aussage mit einem Gewissensappell verknüpft: „Vnd setzen wir gantz in keinen zweiffel/ ein jeder guthertziger werde begirde || vnd verlangen haben/ dieser Sachen halber ein bestendi=||gen Bericht einzunem̅ en/“.454 Auf affektiver Ebene sorgten die Wortwahl mit ausschmückenden Adjektiven, die Tempuswechsel, vereinzelt wörtliche Rede, teils auch in Französisch, sowie der erzählerische Rahmen455 für eine lebendige, unmittelbare Darstellung.456 Auch durch Einbeziehung der lebensweltlichen Situation und Bedürfnisse in Form von Lebensweisheiten, Sprichwörtern oder Sinnsprüchen sowie Bezügen auf Gott mit warnendem bzw. ermahnendem und moralisierendem Charakter wurde der Leser direkt einbezogen.457

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auch im lateinischen Textteil von „Ecce Ducis“ (Fbl-HRR11); In „EDICT“ (Fls-HRR46) ordnete die Vorrede ein, wie der Leser den nachfolgenden Bericht verstehen solle (S. 25). Vgl. Ein schrieben (Fls-HRR61), S. 8: „wollen wir euch selbst Richter sein || lassen“. Vgl. Ein schrieben (Fls-HRR61), S. 10; auch „welches nun alles/ gnugsam am tag/ vnd meniglich vn=||verborgen“ (Heinricus der dritt (Fls-HRR47), fol. A1v); „als einem jeden offenbar vnd kundt=||lich ist“ (Außschreiben (Fls-HRR59), fol. A2r); „wie jedermeniglich wol sihet“ (Außschreiben (Fls-HRR58), fol. B2r); „Dann es ist gewißlich war vnnd bey jedermann be=||kannt“ (Erklerung (Fls-HRR56), S. 13); „Es ist menniglich nunmehr || unuerborgen/ sondern Landkuͤ ndig vn̅ || offenbar“ (Andere beglaubte Zeitungen (Fls-HRR2), fol. A2r) und „Dieses aber ist gewiß/ vnd ausser einigem zweiffel/“ (fol. C2v). Z. B. „Wann jhr nur einen geringen verstand habt/ so || werd jr mit mir glauben muͤ ssen“ (Außschreiben (Fls-HRR58), fol. C1v); „der Christliche vnnd || Politische Ordnung beliebender Leser […] fuͤ r sich selber abzunem̅ en habe […]“ (Wolbedenckliche Beschreibung (Fls-HRR5), fol. A2r–A2v); auch Jurament (Fls-HRR63), fol. A2v; DISCOVRS (Fls-HRR44), fol. B3r; Andere beglaubte Zeitungen (Fls-HRR2), fol. A2v. Andere beglaubte Zeitungen (Fls-HRR2), fol. A2v. Zum erzählerischen Rahmen (vgl. Baumgartner: Political thought, S. 59): 1577 erschienen die angeblichen Unterlagen von Jean David, einem Juristen des Pariser Gerichtshofs, der als Vertreter der Liga 1576 bei einem Treffen in Rom gewesen war und bei seiner Rückkehr überfallen wurde, womit die geheimen Unterlagen bekannt werden konnten, die in „Warhafftig vnd Kur=||tzer Jnhalt“ (Fls-HRR57) publiziert waren. Wörtliche Rede: Zeittung (Fls-HRR86), fol. A1v; Newe Zeitung (Fls-HRR74), fol. A1v; Adjektivhäufung und Personifizierung: Heinricus der dritt (Fls­HRR47), fol. A1v: „mit einem scharpffen hart vergifften/ zwy=||schneydeten/ zu disem Mord bereyten Messer“; Wechsel ins Präsenz: New Zeitung (Fls-HRR76), fol. A2v (Einsetzen der Generalstände), fol. A3r (Mord am Herzog von Guise); auch DISCOVRS (Fls-HRR25), fol. A3v; Gewisse Zeytung (FlsHRR39), fol. A4r. Z. B. „wie einer lebt also nimbt er auch ein endt“ (Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt (Fls-HRR85), fol. A3r); Warnung vor der Auflehnung und Anmaßung gegen Gott: Wahrhaffter vnd Gruͤ ndlicher || Bericht (Fls-HRR42), fol. C4v; moralisierende Prophezeiung: Warhafftige vnd Ge=||wisse new Zeytung (Fls-HRR82), fol. A4r; religiöse Sinnsprüche: Andere beglaubte Zeitungen (Fls-HRR2), fol. D2r; kurze Gebete, Einkehraufforderungen oder Gottesanrufungen: Zeitung (Fls-HRR88), fol. A2v; Warhafftig vnd Kur=||tzer Jnhalt (Fls-HRR57), S. 35; In

5.5 Darstellungsweise der Flugschriften und Flugblätter

309

In den Bildteilen ließen die unmittelbare Erfahrbarkeit und Eindringlichkeit die Distanz zum Betrachter überbrücken,458 was durch eine Fülle an Darstellungsstrategien unterstützt wurde, u. a. Nahsicht,459 lebendige, bewegte Darstellungen mit hoher Dynamik,460 bildimmanente Betrachter, die als Identifikationsangebote für den Rezipienten oder als aussagelegitimierende Zeugen dienten,461 die Detailgenauigkeit einer plausiblen, den Sehgewohnheiten entsprechenden Darstellung462 und den Eindruck, nur einen Ausschnitt aus dem größeren Geschehen wahrzunehmen463 aufgrund von Überschneidungen am Bildrand (Mauer, Häuser, Personen, Stoffdrappierung usw.).464 Eine andere Taktik zielte darauf, Dargestelltes zu hinterfragen und die (kritische) Aufmerksamkeit des Lesers durch Ironie anzuregen.465 Die „Copia“ in „DISCOVRS“ (Fls-HRR44) bspw. war als Selbstentlarvung der Katholiken angelegt,466 während „Wolbedenckliche Beschreibung“ (Fls-HRR6) die französische katholische Flugschriftenvorlage im Vorwort als ein pädagogisches Lehrstück beschrieb, an dem der Leser erkennen könne, wie die Propaganda der Gegenseite funktioniere.467 Damit ließ das programmatische Vorwort die Information über die Ereignisse hinter die Frage der religionspolitisch geleiteten Mediennutzung zurücktreten, für die vordergründig sensibilisiert werden sollte, während die ‚richtigeʻ Lesart bereits vorgegeben war. In einigen protestantischen Publikationen zu den Augustereignissen wurde durch Überzeichnung ein lächerliches, karikaturhaftes Bild der katholischen Religion gezeichnet, das über die Verurteilung des Königsmords hinausreichte468 und die Schrift im größeren religionspolitischen Konflikt verortete.

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„Newe Zeütung“ (Fbl-HRR19) umfasste ca. ein Fünftel (16 Zeilen) des Gesamttextes (88 Zeilen) ein Gebet. Vgl. Campe: Evidenz als Verfahren, S. 111; Voges: Augenzeugenschaft, S. 167. Z. B. König Heinrich (Fbl-HRR12). U. a. Anstandt (Fbl-HRR9); Eine Reihe deutscher Flugblätter boten eine lebendige Darstellung, eine abwechslungsreiche Gestaltung und eine dramatische Zuspitzung (z. B. Als achtzig neun (Fbl-HRR1); Ein Munch (Fbl-HRR6); Wie Konig Henrich (Fbl-HRR24); Kurtzer vnd gruntlicher bericht (Fbl-HRR16); Brevis & perfecta descriptio (Fbl-HRR3)). Eher steife, hölzerne Gruppen zeigte dagegen „Ware abcontrafeitung“ (Fbl-HRR21). Vgl. die Botenfigur im Bildvordergrund von „Wie Konig Henrich“ (Fbl­HRR24); hierzu Harms: Flugblatt in Verständigungsprozessen, S. 13; Schilling: Bildgebende Verfahren, S. 73– 74. Vgl. Schilling: Bildpublizistik, S. 89. Ähnlich Benedict in Bezug auf die „Quarante Tableaux“ (vgl. Benedict: Graphic history, S. 110; auch Schäfer: Guerres de Religion, S. 113–114). Vgl. Als achtzig neun (Fbl­HRR1); Anstandt (Fbl­HRR9); Aŭszlegŭng (Fbl­HRR2); Newe Zeütung (Fbl-HRR19); dazu auch die Titelillustrationen der Flugschriften: Erklaͤ rung (FlsHRR31); Gewisse Zeytung (Fls-HRR38, Fls-HRR39). U. a. DISCOVRS (Fls-HRR44), fol. B2v; Wolbedenckliche Beschreibung (Fls-HRR5), fol. B1v–B2r. Vgl. Copia, in: DISCOVRS (Fls-HRR44), fol. C1r–C2v. Vgl. Wolbedenckliche Beschreibung (Fls-HRR5), fol. A2r–A2v. Dem Mönch wurden angeblich amulettartige Zeichen auf den Körper gemalt, die ihn vor Leid schützen (vgl. DISCOVRS (Fls-HRR44), fol. B2v) bzw. ihn unsichtbar machen sollten (vgl. Wolbedenckliche Beschreibung (Fls-HRR5), fol. B1v–B2r; Kommentierung dieser Gerüchte in Aubigné: Histoire, S. 66). Vermeintlich versprach Cléments Engelsvision ihm, seine Tat

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5 Religionskriegsnachrichten im Heiligen Römischen Reich 1589

Wiederholungen und Muster In den Druckpublikationen im Reich fanden sich auffällige Doppelungen und Wortpaare,469 Reihungen,470 andere Formen von Wiederholungen471 oder auch die gehäufte Verwendung von Begriffen aus einem Wortfeld,472 was u. a. die Bedeutung, Memorierbarkeit und Glaubwürdigkeit einer Aussage betonte.473 Indem der Liga verschiedentlich und unwidersprochen Täuschung, List, Manipulation und Verfälschung unterstellt wurde474 – „Warhaffte Zeitung || Vnd Kurtzer Bericht“ in „EDICT“ (Fls-HRR46) wies dezidiert auf die Praktik der Liga hin, militärische Niederlagen zu schönen und Berichte zu verfälschen475 – wurde weitgehende Einhelligkeit in der Bewertung der Ereignisse signalisiert und ligistischen medialen Äußerungen per se fehlende Glaubwürdigkeit unterstellt.476 1589 konnte ein bereits etabliertes Bild der

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ohne selbst Schmerzen zu empfinden, ausführen zu können (vgl. Warhaffte vnd eigent=||liche Beschreibung (Fls-HRR53), fol. B1r; zum schmerzfreien Tod Cléments auch Zeyttung (FlsHRR90), fol. A3v). Um die Überreste Cléments wurde ein Kult betrieben, was „DISCOVRS“ (Fls-HRR44) mit beißendem Spott quittierte (fol. B2v). Z. B. „hilff vnd beystand“ in Jurament (Fls-HRR63), fol. A3r; „betruͤ g=||liche Kuͤ nst vnd Arglist“ (Abtruck (Fls-HRR20), fol. A1v) und „Barbarisch vnnd Vnmenschlich“ (fol. A1v); „verleumbdungen vnd verklei=||nerung“ (Erklaͤ rung (Fls-HRR34), fol. A2v); „gantz vnnd || gar vmb leib vnd leben“ (Gewisse Zeytung (Fls-HRR39), fol. A2v); „niemands verborgen/ sondern wol bekannt“ (DISCOVRS (Fls-HRR25), fol. A2r). Z. B. Einsatzbereitschaft Navarras: „Ehr/ Gut vnd Blut/ Leib vnd Leben/ sampt || allem Vermoͤ gen“ (Wahrhaffter vnd Gruͤ ndlicher || Bericht (Fls-HRR42), fol. C1v); vom Papst verursachtes Unheil, Aufruhr, Krieg, Blutvergießen, Zerrüttung, Jammer, Elend, vgl. Andere beglaubte Zeitungen (Fls-HRR2), fol. A2r–A2v; auch Außzug (Fls-HRR1), fol. A2r. Vgl. z. B. Abtruck (Fls-HRR20), fol. A2r: Gott wollte Heinrich III. nicht sterben sehen. Gott hatte ihn in Gnade erhalten. Gott hatte das Vorhaben verhindert. Gott hatte das Messer abgewendet. Gott hatte Heinrich III. keinen Schaden nehmen lassen. Z. B. mignons, Ketzerei, Ränke, Konspiration, Ausrottung der Katholiken (vgl. Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt (Fls-HRR85), fol. A2v); Sukzessor, geliebt, freundlicher Bruder, König, rechter natürlicher Oberherr, treu und gehorsam, untertänig (vgl. DISCOVRS (Fls-HRR25), fol. B1r); Kriegsrüstung, schädlich, Sorge, Schaden, Nachteil, Krieg, Aufruhr, Verachtung der Obrigkeit, Blut, Raub, Lösegeldzahlungen, Übergriffe auf geistliche und weltliche Güter, Vergewaltigungen, Grausamkeiten, Unordnung (vgl. Declaration (Fls-HRR22), fol. A3r; auch Außschreiben (Fls-HRR43), fol. A3r). Zu Wiederholungen als Glaubwürdigkeitsstrategie und Autoritätsteilhabe vgl. Wimböck: Autorität des Bildes, S. 29–30; Pütz: Autorität durch Wiederholung, S. 694–695. U. a. Erklerung (Fls-HRR56), S. 12; EDICT (Fls-HRR46), S. 43; Warhafftig vnd Kur=||tzer Jnhalt (Fls-HRR57), S. 13; Nach „Gottes des Allerhoͤ chsten Rath“ (Fls-HRR67) bspw. hatten die Guise die Protestanten als Unruhestifter öffentlich gebrandmarkt, waren jedoch mit ihren Verleumdungen gescheitert (fol. A3v). Vgl. Warhaffte Zeitung || Vnd Kurtzer Bericht, in: EDICT (Fls-HRR46), S. 43; Während in Frankreich die Besetzung von Senlis und der Überraschungsangriff auf Tours als Erfolge der Liga gefeiert wurden, wurde im Reich die Entsetzung von Senlis durch La Noue (vgl. EDICT (Fls-HRR46), S. 43–45) sowie die Abwehr des Überfalls auf Tours durch Châtillon (François de Coligny) als Erfolg der Königlichen verbreitet (S. 45–50). Zum manipulativen Medienumgang der Liga vgl. DISCOVRS (Fls-HRR25), fol. B3r: Bei Saint-Germain seien so viele Ligisten gefallen, „daß man dieselbige Zahl nicht wol melden darff“. Vgl. z. B. auch die Fehlmeldungen über den Angriff des Herzogs von Mayenne auf Tours (8. Mai 1589), über den von Antwerpen das Gerücht ins Reich gelangte, dass der König

5.5 Darstellungsweise der Flugschriften und Flugblätter

311

französischen Protagonisten zitiert und wiederaufgenommen, fortgeführt und weiter ausgebaut werden. Durch den Rückgriff auf Bekanntes und dessen Bestätigung erhielten neue Informationen und Urteile zusätzliche Eindringlichkeit und Plausibilität:477 Die unbestrittene Legitimität des französischen Königs ging mit der fast völligen Abwesenheit von (Vor-)Verurteilungen Heinrichs III. und der klaren Missbilligung des Attentats in Saint-Cloud als Patrizid oder Meuchelmord einher.478 An dem bereits etablierten idealisierten Bild von Navarra479 und der Beurteilung der Guise und der Liga als konspirative, anmaßende Volksaufhetzer wurde fortgeschrieben.480 Blois kam als letztendlicher Offenbarung des Verrats der Guise eine Schlüsselrolle zu, so dass 1589 immer wieder hierauf rekurriert wurde.481 Mit dem Königsmord trat ein weiteres häufig wiederholtes, stark emotional besetztes Motiv hinzu: der ‚mörderische Mönchʻ. Während ein Strang von Publikationen im Reich mit der Inversion des Motivs des frommen, pietätvollen Mönchs argumentierte, wodurch die Ungeheuerlichkeit der Tat und der Missbrauch seiner Position in der Kirche in den Fokus rückte,482 verwendete die andere Richtung die Figur des ‚mörderischen Mönchsʻ als Beleg für die Verdorbenheit der katholischen Kirche, wobei v. a. Ordensgeistliche als verschwörerische, listige und intrigante Majestätsverbrecher abgeurteilt wurden.483 Mit diesen Referenzen wurde durch das Schüren von Angst und Misstrauen eine exklusive religiöse Gruppenidentität gefestigt und existierende (Vor-)Urteile zuvorderst gegenüber den eigenen Parteigängern bekräftigt.484

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gefallen, Navarra verwundet gefangen genommen und La Noue nach Sedan geflohen sei (vgl. Nuntiaturberichte, S. 304, auch S. 331, bes. Anm. 3). Vgl. Zwierlein: Discorso und Lex Dei, S. 565; allgemein hierzu Harms/Schilling: Das illustrierte Flugblatt, S. 13; Schilling: Bildpublizistik, S. 70; Oelke: Konfessionelle Bildpropaganda, S. 178. Königstitel: z. B. Newe Zeütung (Fbl-HRR19); Newe Zeitung (Fls-HRR73), fol. A2r; Bewertung von Saint-Cloud als Patrizid (vgl. DISCOVRS (Fls-HRR44), fol. B2r), Meuchelmord (vgl. Wolbedenckliche Beschreibung (Fls-HRR5), Titelblatt) oder Tod des Königs (vgl. Warhaffte vnd eigent=||liche Beschreibung (Fls-HRR53), Titelblatt). Vgl. Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. B3r–B3v, fol. C2v, fol. C4r; Erklerung (Fls-HRR56), S. 42. U. a. EDICT (Fls-HRR46), S. 5; Außschreiben (Fls-HRR59), fol. A2v; DISCOVRS (FlsHRR25), fol. A2r–-A3r; Erzehlung (Fls-HRR19), fol. A3r–A3v; Abschrifft (Fls-HRR66), fol. A2v. Z. B. Erklerung (Fls-HRR56), S. 7–8; zur Bedeutung der Schlüsselhandlungen in der medialen Vermittlung von Medienereignissen vgl. Bösch: Ereignisse, Performanz, S. 19. Vgl. Abtruck (Fls-HRR20), fol. A1v. Vgl. Wolbedenckliche Beschreibung (Fls-HRR5), bes. fol. B3r, vgl. auch die Abb. des Titelblatts in Anhang II; auch Der DOMINICANER Muͤ nche (Fls-HRR10), fol. A2v–A3r; Wie einflussreich der Typus des ‚mörderischen Mönchsʻ blieb und auch die Verknüpfung mit Clément zeigt der Rekurs in der Schrift „MYSTERIUM, || Oder Geheimnuß“, die anlässlich der Ermordung Heinrichs IV. 1610 im Reich erschien: Clément wurde als Vorbild des ‚mörderischen Mönchsʻ schlechthin bezeichnet und an seinem Fall die angeblichen Beschwörungen und rituellen Praktiken der Jesuiten, um neue Mörder heranzuziehen, erläutert. Vgl. Chrisman: From polemic to propaganda, S. 183; zu der Überlegung, dass nicht der Gegner, sondern die eigene Partei Adressat von religionspolitischen Schriften war, vgl. z. B. Scribner: For the sake of the folk, S. XXIII; zur Wiederaufnahme von Argumentationssträngen an-

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5 Religionskriegsnachrichten im Heiligen Römischen Reich 1589

Gegensätze und Kontraste Einen wesentlichen Strang der Argumentation bildeten Antithese und Polarisierung von propagiertem und tatsächlichem Handeln,485 von verborgenem und öffentlichem Tun,486 von legitimer herrschaftlicher Gewalt und illegitimer ‚privaterʻ Gewalt.487 In „König Heinrich“ (Fbl-HRR12) stand in den oberen Bildfeldern die Vorbereitung Cléments auf das Attentat im Zentrum, während in den unteren Bildfeldern die Thronfolgeregelung und Bestrafung des Täters als herrschaftsstabilisierende Inszenierung einen Gegenpol her- bzw. darstellte. Mehr noch als in der Gegenüberstellung von König und Attentäter fand der französische Konflikt in der Kontrastierung des idealisierten, d. h. gnädigen, frommen, wohlmeinenden und rechtschaffenen, Monarchen (Heinrich III. und Heinrich von Navarra)488 mit dem zum Rebellen erklärten Guise, der für Verrat, Anmaßung, Illoyalität, Ehrgeiz, Missbrauch der Religion, Usurpation, Kriegstreiberei, Konspiration, Verhetzung etc. stand,489 seine Zuspitzung. Diese Schärfe der SchwarzWeiß-Zeichnung und der einseitigen Schuldzuweisung zeigte einen topischen Charakter in Übernahme des französisch-königlichen Standpunkts.490 Gleichzeitig wurde auf eine faktische Basierung der Vorwürfe geachtet,491 womit der Verzicht auf Schmähungen oder Hasstiraden einherging.492 Durch die Tendenz zur Personalisierung, Vereinfachung und Polarisierung wurde der Herzog zum Repräsentanten des Ordnungsverlusts, selbst wenn die Publikationen im Reich auch die Liga als Feindbild einschlossen.493 So wurde der Herzog von Guise

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lässlich der Revokation des Edikts von Nantes vgl. Niggemann: Hugenottenverfolgung, S. 102–103. Vgl. Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR64), fol. A2r. Z. B. Tötung von Guise im Verborgenen vs. öffentliche Inszenierung der Tötung weiterer Adliger (vgl. Ecce Ducis (Fbl-HRR11)). Vgl. König Heinrich (Fbl­HRR12); Eine Abb. findet sich in Anhang II. Zu Heinrich III. z. B. EDICT (Fls-HRR46), S. 3–4, S. 14; Erklerung (Fls-HRR56), S. 5; Außschreiben (Fls-HRR59), fol. A2v; zum Bild Navarras als fromm und gottesfürchtig, tapfer und mutig, klug und geschickt, standhaft und geduldig, tugendsam und gütig, friedfertig, unbestechlich, weder ehrgeizig noch tyrannisch vgl. Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. B3r–B3v, fol. C2v, fol. C4r; auch Erklerung (Fls-HRR56), S. 42. U. a. Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. A3r, fol. C2r; Erklerung (Fls-HRR56), S. 11–15; Abschrifft (Fls-HRR66), fol. A2v; Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR64), fol. A2v. Zu dieser Argumentation, auf öffentliche Legitimationsschreiben bezogen, vgl. Repgen: Kriegslegitimationen, S. 45. Vgl. Erklerung (Fls-HRR56), S. 5–6, S. 40; Außschreiben (Fls-HRR72), fol. A2r; EDICT (FlsHRR46), S. 7; Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. C3v. Es wurden Vorwürfe wie die Bildung einer Schwureinung ohne Beteiligung des Königs, die Übernahme der Regierung durch die Liga in einigen Städten usw. angeführt und dabei darauf verzichtet, die Liga als Monster, Hydra und Chimäre (wie in LE || PARADIS (Fls-FRK87), S. 9) zu charakterisieren. Eine Ausnahme bildete die despektierliche Analyse der Klientel der Liga in „Gottes des Allerhoͤ chsten Rath“ ((Fls-HRR67), fol. B1v, fol. D1v). Zu dem sich vermischenden Feindbild aus Guise und Liga, u. a. Missbrauch der Religion als Deckmantel: Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. B1r; gewaltsame Unterdrückung und Tyrannei: Erklerung (Fls-HRR56), S. 12, S. 39–40; Kriegstreiberei: Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. A4r; Warhafftig vnd Kur=||tzer Jnhalt (Fls-HRR57), S. 13; konspirative Pläne bis hin zum Königsmord: Erklerung (Fls-HRR56), S. 12–13; Anma-

5.5 Darstellungsweise der Flugschriften und Flugblätter

313

teils als einziges Haupt der Liga namentlich genannt, die Städte als Verführte und die Liga-Anhänger als Parteigänger von Guise interpretiert,494 womit sich die Handlungsverantwortung ganz auf Guise verschob. Bedeutete die Polarisierung eine Eskalationssteigerung, bot die Zuweisung innerhalb einer simplifizierenden ‚Zwei­ Parteien­Strukturʻ zugleich auch Erwartungssicherheit für den Rezipienten.495 Bildhaftes und Analogien In den Flugschriften im Reich stammte ein Großteil der Sprachbilder und Metaphern aus französischen Vorlagen, v. a. aus Schreiben Navarras oder des Königs: vom Schlangennest, Zeichen der Verdorbenheit des Königreichs, über das kranke Frankreich, seinen Arzt und seine Medizin bis zur Analogie von Bienen als den guten Untertanen (Honig und Wachs) und Spinnen als Rebellen (Gift).496 Das zeitgenössisch weit verbreitete, emotional stark aufgeladene Türkenmotiv497 wurde nur vereinzelt aufgenommen, v. a. als Anmahnung eines duldsameren Umgangs der Christen untereinander.498 Biblische Parallelen und biblisch-heilsgeschichtliche Begründungen, selbst Anspielungen auf die Judith-Figur blieben in den Flugschriften und Flugblättern im Reich selten.499 Häufigere Rekurse auf Antike, Mittelalter und die jüngste Geschichte500 bewiesen Gelehrsamkeit, waren aber nur einem kleineren, gebildeten

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ßung der königlichen Position, einschließlich Besetzen von Städten, Ein- und Absetzen der Räte, Verfügung über königliche Gelder: Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. B4r– B4v; auch EDICT (Fls-HRR46), S. 17–18. Vgl. Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR64), fol. A2v, fol. A3r: „durch seltzame reck zum abfall verursacht“ (bzgl. der Städte), fol. A3r: „seinem anhang“ (auf Herzog von Guise bezogen). Vgl. Jürgens/Weller: Einleitung, S. 12; Hierzu auch Miriam Usher Chrisman mit dem Diktum von Walter Lippmann, dass eine komplexe Welt nicht in einem akkuraten Bild eingefangen werden könne, so dass ein selbsterschaffenes Bild dieser Welt an die Stelle trete, welches eine gewisse Sicherheit und Orientierung vermittle (vgl. Chrisman: From polemic to propaganda, S. 177). Vgl. Außschreiben (Fls-HRR72), fol. B2v; Erklerung (Fls-HRR56), S. 5; Koͤ n. Mayestat (FlsHRR41), fol. A2v; in der Vorlage allerdings Gegenüberstellung von Fliegen und Raupen: DECLARATION (Fls-FRK46), S. 4; Metapher vom Arzt (Navarra), der nur das Beste für den Kranken (Frankreich) wolle: Außschreiben (Fls-HRR72), fol. B3v; auch Außschreiben (FlsHRR58), fol. A3r; Notwendigkeit neuer Medizin: Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. C2r; Friede als Genesungsmittel: Außschreiben (Fls-HRR58), fol. B2r; als Ratschlag an den Herzog von Savoyen: Erklerung (Fls-HRR56), S. 47. Vgl. Briesemeister: Die antispanischen Flugschriften, S. 174. Die Protestanten würden als schlimmer als türkische Heiden erachtet und schärfer von katholischer Seite gegen sie vorgegangen als gegen „vnchristen“ (vgl. Außschreiben (Fls-HRR58), fol. B1r; auch Des Koͤ nigs von Nauarren || Außschreiben (Fls-HRR60), fol. B1v). Vgl. Wunderbarlicher Abschiedt (Fbl-HRR25). Der den Fürsten von Savoyen warnende Rat fürchtete als neue Kassandra zu enden (vgl. Erklerung (Fls-HRR56), S. 21). Der Aufstieg der Guise wurde mit der Catilinarischen Verschwörung parallelisiert (vgl. IEHOVA VINDEX (Fls-HRR70), fol. A2v). Historische Anspielungen reichten vom französisch-englischen Scharmützel von 1562 (vgl. Erklerung (Fls-HRR56), S. 37) über den Athener Staatsmann Solon (vgl. La Noue: Declaration, fol. B2v) bis zu den merowingischen Königen Dagobert und Childbert (vgl. New Zeytung (Fls-HRR77), S. 5).

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5 Religionskriegsnachrichten im Heiligen Römischen Reich 1589

Rezipientenkreis zugängig,501 v. a. wenn lediglich eine knappe Anspielung als Verständnisschlüssel zur zeitgenössischen Situation diente: Nur wer den Fall Milons von Kroton durch die antikisierte Rüstung, den wilden Wolf und die Anspielung auf die geklemmte Hand in dem allegorischen Blatt „Anstandt“ (Fbl-HRR9) zuordnen konnte, war auch in der Lage, einen Bezug zum Fall Guise herzustellen. Beide, Milon und Guise, hatten durch ihre Selbstüberschätzung und Anmaßung den eigenen Sturz und ein grausames Ende herbeigeführt.502 Ansonsten blieb die Gestalt als Verkörperung von Unruhen und Bürgerkrieg stehen. Durch Parallelen, die der Einschätzung und Charakterisierung von Situationen oder Personen dienten,503 Anknüpfungen an existierende Vorurteile bzw. Vorverurteilungen504 oder Präzedenzfälle, welche die Möglichkeit und Legitimität eines bestimmten Handelns herausstellten,505 wurde Geschichte vielfältig einbezogen und instrumentalisiert. 5.6 THEMEN UND INHALTE Im Reich konkurrierten die Religionskriegsnachrichten mit anderen aktuellen Themen, ohne dass ein Gegenstand klar dominiert hätte: Neben regionalen und lokalen Nachrichten waren entlang des Rheins die Ausläufer des Kölner Kriegs und des spanisch-niederländischen Kriegs auf dem Druckmarkt 1589 besonders präsent, wozu noch die Meldungen von der gescheiterten Armada und im Südwesten der 501 Vgl. Boucher: Culture des notables, S. 345; Bell: Unmasking a king, S. 375. 502 Vgl. Menges-Mironneau: Arbre généalogique, S. 123–124; Kemp: Gvisia temeritas, S. 100; Abb. des Blattes in Anhang II; zu Milon von Kroton: Der bedeutende Ringkämpfer und mehrfache Gewinner des Olympischen Ölzweigs überschätzte seine eigenen Kräfte und fand so einen grausamen Tod. Der Legende nach versuchte Milon einen gespalteten Stamm auseinanderzureißen, doch klappte der Spalt zusammen und klemmte seine Hände fest, so dass Milon wehrlos war, als Wölfe über ihn herfielen. 503 Projektion von Beispielen aus dem antiken Rom und vom Konflikt zwischen Kaiser Karl V. und Franz I. von Frankreich auf die aktuelle französische Situation (vgl. Erklerung (FlsHRR56), S. 30). 504 Z. B. Vergleich der Guise mit Catilina: Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. A3r; Parallele zur karolingischen Usurpation unter dem Hausmeier Pippin: Wahrhaffter vnd Gruͤ ndlicher || Bericht (Fls-HRR42), fol. A2v; Warhafftig vnd Kur=||tzer Jnhalt (Fls-HRR57), S. 14; DISCOVRS (Fls-HRR44), fol. A2r (wurde in der späteren Ausgabe unter Zuständigkeit eines anderen Druckerverlegers herausgekürzt: DISCOVRS (Fls-HRR25)); Vergleich mit dem Attentat auf Kaiser Heinrich VII., der 1313 von einem Kapuzinermönch durch eine vergiftete Hostie umgebracht worden sein soll: Wolbedenckliche Beschreibung (Fls-HRR5), fol. B3v; vgl. hierzu Zwierlein: Discorso und Lex Dei, S. 771. 505 Alexander der Große beauftragte den Mord an seinem (über)ehrgeizigen Feldherrn Parmenion, weil ein Prozess ihn gefährdet hätte. Richard von England ließ den ambitionierten Herzog von Gloucester, seinen Onkel, heimlich töten, der sogar von Königsblut war. Wie viel mehr Recht besitze dann Heinrich III., Guise umzubringen (vgl. Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (FlsHRR67), fol. C2r). Da es schon einmal möglich gewesen war, konnte und durfte es wieder geschehen. La Noue begründete die Legitimität der Waffennahme mit der fehlenden Durchsetzungsfähigkeit des Königs durch eine Episode des Hundertjährigen Krieges (vgl. La Noue: Declaration, fol. B2v).

5.6 Themen und Inhalte

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aufkommende Konflikt im Straßburger Kapitelstreit kamen. Im Osten des Reichs dominierten Neuigkeiten von der Thronfolgeregelung in Polen und den Türkenkriegen.506 Innerhalb der Religionskriegsnachrichten bildeten im Reich die Morde in Blois und Saint-Cloud das dominierende Thema. Während fast kein Flugblatt im Reich ohne Bezug zu den beiden Morden aufgefunden werden konnte,507 erschienen knapp 30 Prozent der Flugschriften ohne Bezug auf einen der Morde.508 Sie befassten sich mit der Zeit zwischen dem Dezembermord und Augustattentat, als politisch und militärisch um eine Entscheidung gerungen wurde, wobei die Ächtung der Liga-Führung, der Waffenstillstand zwischen Heinrich von Navarra und Heinrich III., der militärische Fortgang und weitere mit den Religionskriegen verbundenen Fragen (z. B. Herrschaftslegitimation) thematisiert wurden.509 Daneben kursierten 1589 noch weitere frankreichbezogene Druckpublikationen, die nicht auf die Untersuchungsphase der Studie vom Dezember 1588 bis August 1589 bezogen waren. Es handelte sich zum einen um Auseinandersetzungen mit der früheren Phase 1587/1588 der Religionskriege,510 besonders dem Frankreichzug unter Fabian von Dohna, welcher als Aufhänger einer größeren Flug506 Flugschriften zu Polen 1588/1589: VD16 P 4065, VD16 ZV 27227 (beide o. O.), VD16 S 5489 (Leipzig), VD16 ZV 22868 [Magdeburg], VD16 S 4584 (Magdeburg), VD16 XL 71 (Olmütz); zu Straßburg: VD16 N 487 (Freiburg im Breisgau); zur Armada: VD16 M 1897, VD16 M 1898, VD16 ZV 19061, VD16 H 3852 (jeweils o. O.), VD16 W 596, VD16 W 597, VD16 W 594, VD16 ZV 13070, VD16 ZV 8562, VD16 ZV 13069 (alle Köln), VD16 Z 330, VD16 Z 331, VD16 R 1079 (alle München), VD16 W 254 (Wesel), VD16 ZV 13068 (Nürnberg), VD16 F 1144 (Straßburg); zu den Niederlanden: VD16 E 4792, VD16 E 4794 (beide Köln), VD16 N 784 (Augsburg), VD16 ZV 28429 (Münster in der Eifel); zu den Türkenkriegen an der Grenze des Reichs: VD16 N 714 (o. O.), VD16 XL 103 (Prag), VD16 N 715 (München), VD16 ZV 18708 (Erfurt). Diese Zahlen geben einen Annäherungswert der Publikationssituation 1588/1589 und sind nicht als vollständige Erfassung der Flugschriften zu den einzelnen Themen zu verstehen. Für einen Überblick der 1589 diskutierten Themen vgl. die Sammelzeitungen [Rollenhagen]: Der Hinckende Both; [Rollenhagen]: Der Post Both; [Rollenhagen]: Der post Ruͤ etter; zu den drei Sammelzeitungen vgl. Peil: Der Hinckende Both, S. 209–229; Einen Überblick über die Konfliktherde 1588/1589 gibt auch Kap. 4.1. 507 Sechs Blätter zeigten ein Ereignisbild der Ermordung der Guise, 13 von derjenigen des Königs, wozu noch ein Distichon mit Bezug zum Königsmord (vgl. DISTICHON (Fbl-HRR10)), ein Porträt des Königsmörders (vgl. Ware conrafaiung (Fbl-HRR22)), eine Allegorie mit dem Mord an Guise im Hintergrund (vgl. Geburt lini (Fbl-HRR7)) sowie eine weitere Ausgabe der Allegorie mit beiden Morden (vgl. Anstandt (Fbl-HRR9)) traten. 508 Zur Ermordung Heinrichs III. erschienen 34 Ausgaben und zur Ermordung der Guise 31 Ausgaben, was 71,5 Prozent aller Religionskriegsflugschriften entspricht, die 26 Ausgaben zu anderen Themen machten 28,5 Prozent aus. 509 Eine Reihe dieser Druckpublikationen überschnitten sich inhaltlich stark, griffen sogar auf die gleichen Textbausteine zurück. Vgl. hierzu Kap. 5.7.2. 510 Bewertung der französischen Bürgerkriegszustände von 1587/1588 in deutscher und lateinischer Sprache, auf „EXCELLENT || ET LIBRE DISCOVRS“ von Michel Hurault de lʼHôpital beruhend: [Hurault de l’Hospital]: DISCOVRS.; [Hurault de lʼHospital]: Discursus || DE REBVS; [Hurault de l’Hospital]: Discursus; das Ausschreiben von Seigneur de La Noue von 1588, das im Reich erst 1589 gedruckt wurde: La Noue: Declaration; die Verabschiedung der Unionsartikel vom Juli 1588: Frantzoͤ siche Supplication.

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schriften-Diskussion im Reich und in Frankreich diente,511 zum anderen um undatiert gebliebene deutschsprachige Porträtblätter der hochadligen Akteure512 und um vereinzelte Sensationsmeldungen im weiten Umfeld der Frankreichnachrichten.513 5.6.1 Ermordung der Guise Verteidigung des Königs Die königliche Verteidigung des Vorgehens gegen die Guise dominierte die Darstellungen im Reich,514 so dass ein Großteil der Publikationen – der Interpretation des französischen Königs folgend – die Tötung der Guise als eine Hinrichtung, als einen legitimen, begründeten und notwendigen Rechtsakt zum Schutz der Krone darstellte515 und zugleich betonte, dass für Heinrich III. keine Notwendigkeit bestand, sich zu rechtfertigen, da der König ausschließlich Gott Rechenschaft schulde.516 Indem die Flugschriften das königliche Vorgehen in Blois auf die Bürgerkriegssituation, die Parteiungen in Frankreich und die Pariser Barrikaden bezogen, wurden die Tötungen in Blois aus dem Verrat der Guise, der Rebellion und den Mordplänen gegenüber Heinrich III. heraus entwickelt und somit als begründet und gerechtfertigt präsentiert.517 Blois kam in den Druckpublikationen im Reich ein Offenbarungscharakter v. a. im Hinblick auf den Verrat der Guise zu,518 so dass immer wieder in der ersten Jahreshälfte 1589 Blois zur Charakterisierung der Situation, Herleitung von Handlungsnotwendigkeiten und Legitimierung in königsnahen Publikationen im

511 Vgl. Hahn: Brandenburgischer Bericht, S. 192–202; Das Scheitern des militärischen Unternehmens kulminierte als publizistischer Schlagabtausch in Schuldzuweisungen zwischen der pfälzischen und navarrischen Seite, was die katholischen Publikationen ihrerseits ausführlich thematisierten (vgl. Kohlndorfer: Diplomatie, S. 50–51). Fischarts „Vncaluinisch Gegen Bastüblein“ reagierte z. B. auf Ficklers „Caluinisch Badstuͤ bl“. Daneben kursierte zum Feldzug 1587 „Ein schön new lied von dem navarrischen höerzug von Schweyzeren, reütteren und landsknechten“ (aus den Fuggerzeitungen, abgedruckt in Bauer: Pasquille, S. 175–185). Eine Sammlung von handschriftlichen und gedruckten Darstellungen zu dem Feldzug von 1587 wurden in dem Fürstlich Dohnaischen Hausarchiv und der Fürstlichen Bibliothek zu Schlobitten zusammengetragen (vgl. die Aufstellung in Dohna: Selbstbiographie, S. 112–117). 512 Zu den Porträts vgl. Heinrich Hertzog zu Guisa; [Custos]: HENRICVS uixit tali Dux GVISIUS; [Leu]: Blu̾ tbad; Catharina de Medicis. par la grace || de dieu; Ware Contrafeitung; [Savary]: Henricus der Dritte. 513 Vgl. z. B. Zwo Newe Zeitungen. 514 Vgl. Aufnahme und Abdruck der Schreiben des französischen Königs (hier Mémoire sommaire) in „Koͤ nigkliche Declaration“ (Fls-HRR64); Verweise auf die königliche Erklärung (Edikt) und Paraphrasierung in Gewisse Zeytung (Fls-HRR39), fol. A4v; Erzehlung (FlsHRR19), u. a. fol. A3r–A3v; Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR54), fol. A3v. 515 Z. B. Gewisse Zeytung (Fls-HRR39), Titelblatt, fol. A4r; Koͤ nigkliche Declaration (FlsHRR54), Titelblatt; Frantzoͤ sische Zeittung (Fls-HRR15), Titelblatt. 516 Vgl. Erklerung (Fls-HRR56), S. 6–7; Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR54), fol. A3r. 517 Z. B. Kurtzer vnd gruntlicher bericht (Fbl­HRR16); Aŭszlegŭng (Fbl­HRR2); Erzehlung (Fls­ HRR19), fol. A2r–A4r. 518 Vgl. Gewisse Zeytung (Fls-HRR39), fol. A2v; Erklerung (Fls-HRR56), S. 7–8.

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Reich als Referenzpunkt diente.519 Selbst der Anfang Januar eintretende Tod der bereits schwer kranken Königinmutter Katharina von Médici wurde als Schockreaktion auf die Tötung der Guise bewertet520 sowie die Bewaffnung beider Seiten, die Söldnerwerbungen und der Abfall einzelner Städte vom König als unmittelbare Reaktion auf die Ereignisse in Blois dargestellt.521 Diese erfuhren durch „Gottes des Allerhoͤ chsten Rath“ (Fls-HRR67) mit etwas zeitlichem Abstand auch eine religionspolitische Deutung,522 doch war zu Beginn des Jahres 1589 die Interpretation der Ereignisse in Blois von dem Gedanken der Abwehr eines Majestätsverbrechens bestimmt,523 dessen Bestrafung neben der Tat in den Flugblättern und Flugschriften im Reich – in obrigkeitsstützender Weise – inszeniert wurde.524 Der unbestrittenen Legitimität des Vorgehens in Blois wurde ein positives Bild von den vorbildhaften Eigenschaften des Königs (Milde, Geduld), seiner guten Praktik der Regierung sowie dem Rückhalt im Adel zur Seite gestellt, womit implizit den Vorwürfen von der königlichen Machtzentrierung über die übermäßige Abschottung bis hin zu den falschen Beratern entgegengetreten wurde.525 519 In der Aufnahme der ersten königlichen Bannerklärung vom Februar 1589 verurteilte Heinrich III. die manipulative Deutung der Ereignisse in Blois seitens der Liga, um ihre Rebellion in Frankreich zu begründen und voranzutreiben (vgl. Erklerung (Fls-HRR56), S. 7). Auch Schriften zum Königsmord kamen in einer den König bestätigenden Weise auf Blois zurück (z. B. Heinricus der dritt (Fls-HRR47), fol. A1v). 520 Vgl. Aŭszlegŭng (Fbl­HRR2); Newe Zeütung (Fbl­HRR19); Gewisse Zeytung (Fls­HRR39), fol. A4r; mystifizierend zum Tod der Königinmutter: Aŭszlegŭng (Fbl­HRR2); Frantzoͤsische Zeittung (Fls-HRR15), fol. A2v; Möglicherweise spielte man hier auf die in Frankreich kursierende Beschuldigung an, der König sei der Mörder seiner Mutter. Eine Rolle als Mitverschworene der Liga erkannte ihr nur eine Flugschrift zu (vgl. Warhafftig vnd Kur=||tzer Jnhalt (FlsHRR57), S. 7–8). 521 Zum Abfall Orléans vom König und der Belagerung: Gewisse Zeytung (Fls-HRR39), fol. A4– B1r; Newe Zeitung (Fls-HRR74), fol. A2r; Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR54), fol. B3r; Zeitung (Fls-HRR88), fol. A5r; zur Bewaffnung von Paris: Koͤ nigkliche Declaration (FlsHRR54), fol. B3r; zur Bewaffnung von Meaux, Châteaudun, Château-Thierry und Châlons: Newe Zeitung (Fls-HRR74), fol. A2r; zu Unruhen in Troyes: Zeitung (Fls-HRR88), fol. A4v; zum Konflikt um Jametz: Newe Zeitung (Fls­HRR74), fol. A2v; zum Aufstand in Dijon: Zeitung (Fls-HRR88), fol. A5r; Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR54), fol. B3r; zum Aufrüsten der Königlichen, Aushebungen in Frankreich und den Söldnerwerbungen in der Eidgenossenschaft: Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR54), fol. B3v; Sämtliche dieser Meldungen erschienen als beigefügte Information oder Anhang zu einem Bericht der Tötung der Guise in Blois. 522 Der Mord an den Guise firmierte in „Gottes des Allerhoͤchsten Rath“ (Fls-HRR67) als gottgewollte Bestrafung für den Herzog (fol. C2v), wofür Heinrich III. Dank im Dies- und Jenseits gebühre (fol. C4v). Blois ordnete die Flugschrift in einen größeren Streit zwischen den Gottesfürchtigen und ihren Widersachern ein: Während Guise versuchte, die Generalständeversammlung zu manipulieren, fiel der Herzog von Savoyen in Saluzzo ein und Gott vernichtete die spanische Armada (fol. B4v–C1r). 523 Nicht die Religionsfrage, sondern der übergroße Ehrgeiz von Guise (Usurpationspläne) veranlasste den König, in Blois zu handeln (vgl. Erzehlung (Fls-HRR19), fol. A2r). 524 Zur Darstellung der öffentlichen Bestrafung der Guise, einschließlich der Ausstellung ihrer Körper vgl. Newe Zeitung (Fls-HRR74), fol. A1v; Zeitung (Fls-HRR88), fol. A1v; zur Präsentation der abgetrennten Köpfe der Guise vgl. Aŭszlegŭng (Fbl­HRR2); Newe Zeütung (Fbl­HRR19). 525 Guise habe Blois provoziert, der König alle vermittelnden, konzilianten Möglichkeiten ausgeschöpft und schließlich gemeinschaftlich mit dem Rat die Entscheidung für das Vorgehen in

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Da die Rekonziliationsbemühungen des Königs mit Rom sowie die Versuche des Königs, den Adligen, v. a. den mit Guise Verwandten, sowie den verbündeten Städten Verständnis für das Vorgehen in Blois abzuringen, im Reich Interesse fanden, wurden die Briefe des Königs, die erklärenden Ausschreiben und die Reaktionen hierauf, also die mediale Auseinandersetzung mit den Ereignissen in Frankreich, selbst zu einem Gegenstand der deutschen Flugschriften.526 Sobald sich der Herzog von Mayenne und der Herzog von Aumale als die neuen Köpfe der Liga herauskristallisiert hatten, rückten ihre Verfehlungen, die dem königlichen Bannedikt folgend als Bruch göttlichen und menschlichen Rechts verurteilt wurden, in den Fokus.527 Dass die Position Heinrichs III. als König von Frankreich unstrittig und über die öffentliche Diskussion erhaben sei, blieb weitestgehend unangefochten, weil keine alternative Lesart der Liga im Reich aufgenommen wurde und auch keine eigenständige Auseinandersetzung mit den jüngsten Ereignissen oder dem Diskurs um politische Herrschaft erfolgte. Bewertung der Guise und der Liga Im Reich stand der Herzog von Guise im Fokus der Flugschriften und Flugblätter zu Blois, wobei verurteilte Handlungsweisen und ein kritisches bis diskreditierendes Charakterbild eng miteinander verwoben waren: Guise habe aufgrund seines übergroßen Ehrgeizes versucht, unter dem Deckmantel der Religion die Krone zu usurpieren.528 Obgleich retrospektiv fast sämtliche Flugschriften im Reich das Handeln des Herzogs von Guise ab 1585 als wider die natürliche göttliche Ordnung interpretierten, ging nur „Erzehlung“ (Fls-HRR19) so weit, Guise als vom Teufel verführt darzustellen.529

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Blois getroffen. Guise wurde sein Vergehen vom König vorgehalten, die Beweise vorgelegt und erst dann die Tat vollführt (vgl. Gewisse Zeytung (Fls-HRR39), fol. A2v–A3v). Zu der positiven Charakterisierung des Königs vgl. Erklerung (Fls-HRR56), S. 5. Zur königlichen Erklärung bezüglich der Ereignisse in Blois: Gewisse Zeytung (Fls-HRR39), fol. A4v; Erzehlung (Fls-HRR19), u. a. fol. A3r–A3v; Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR54), fol. A3v; zur Korrespondenz mit Rom: Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR54), fol. B4r; zur Diskussion der Schreiben an den Herzog von Mayenne, Bruder der Ermordeten: Gewisse Zeytung (Fls-HRR39), fol. B1r–B1v; zum Brief an den Herzog von Lothringen, Vetter des Herzogs und Kardinals: Gewisse Zeytung (Fls-HRR39), fol. B1v; zum Bericht über ein Verbot des Herzogs von Lothringen bei Todesstrafe, die Ereignisse in Blois zu diskutieren: Zeitung (FlsHRR88), fol. A4v); zu Edikt und Briefen an die Städte: Gewisse Zeytung (Fls-HRR39), fol. A4v; zum königlichen Edikt: Erzehlung (Fls-HRR19), fol. A3r–A3v; Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR54), fol. A3v. Vgl. Erklerung (Fls-HRR56), S. 3–4; zur besonderen Qualität ihrer Rebellion vgl. Frantzoͤ sische Zeittung (Fls-HRR35), S. 4. Vgl. Abschrifft (Fls-HRR66), fol. A2v; Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR54), fol. A2v; Erzehlung (Fls-HRR19), fol. A2v, fol. A3v; Erklerung (Fls-HRR56), S. 11–15; Der Kardinal wurde nur in einer Schrift ausführlich charakterisiert: Ludwig von Guise sei tückisch und verschlagen, betrügerisch und verräterisch, gefährlich und verwegen (vgl. Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. A3v, fol. C1v, fol. C4v). Vgl. Erzehlung (Fls-HRR19), fol. A2r–A3r; Vereinzelt wurde das Geschehen auch als späte göttliche Strafe für die Bartholomäusnacht gewertet (vgl. Zeitung (Fls-HRR88), fol. A8r; auch Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. D2v).

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Dass der Tod des Kardinals von Guise sehr viel seltener thematisiert wurde,530 resultierte daraus, dass die im Reich aufgenommenen königsnahen Schriften aus Frankreich die Ermordung des Kardinals wegen der kirchenrechtlichen Implikationen mieden und die Druckpublikationen im Reich zu einer simplifizierenden Darstellung des französischen Konflikts tendierten.531 Weitere französische Akteure wie bspw. die in Blois verhafteten Häupter der Liga wurden aber nicht völlig ausgeblendet.532 Trotz der Fokussierung auf den Herzog wurde das Haus Guise z. T. in die Kritik einbezogen: Herzog Heinrich von Guise wurde mit seinem Vater Franz und sein Bruder Kardinal Ludwig von Guise mit dem Onkel Kardinal Karl von Lothringen in Bezug auf Ehrgeiz, Hochmut, Manipulation und Anmaßung parallelisiert, um vor dieser Folie das vernichtende Urteil zu fällen, dass die jüngere die ältere Generation noch übertreffe.533 Die Aufnahme des ‚Genealogieprojektsʻ (d. h. die Guise als Nachkommen von Karl dem Großen seien die eigentlichen Erben der französischen Krone)534 zeige nicht allein die usurpatorischen Pläne des Hauses auf, sondern verurteile auch die Guise dadurch, dass auf den vermeintlichen Vorfahren Karl den Großen aufgrund von dessen Verstößen gegen die Religion keine positive Rückbesinnung erfolgen könne.535 Die Kritik wurde noch auf den Papst ausgeweitet und eine Einbettung in den größeren religionspolitischen Konflikt vorgenommen: Der Papst wolle, so „Warhafftig vnd Kur=||tzer Jnhalt“ (Fls-HRR57), die gallikanische Unabhängigkeit beenden und Frankreich machtpolitisch dominieren, daneben organisiere er gegen die französischen Reformierten eine groß angelegte Verschwörung.536 530 Konzentration v. a. der Flugblätter und Einblattdrucke auf den Herzog von Guise (Ausnahme: Ecce Ducis (Fbl-HRR11)), aber auch einiger Flugschriften (vgl. Gewisse Zeytung (FlsHRR39), fol. A4v–B1v; Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR54), Titelblatt). 531 Vgl. hierzu Kap. 5.5.2 (dort Gegensätze und Kontraste). 532 Anspielung auf den Tod von Herzog und Kardinal sowie die Verhaftungen der Bischöfe von Lyon und Amiens schon im Titel: New Zeytung (Fls-HRR77); auch Newe Zeitung (FlsHRR74); Aufnahme einer Liste derjenigen, die der König in Blois belangte, darunter den Fürst von Joinville (Karl von Guise), Bischof von Lyon, Bischof von Amiens, Herzog von Nemours, Herzog von Elbeuf, prévôt des marchands von Paris, Chapelle-Marteau, Gerichtspräsidenten Neuilly und weitere: New Zeytung (Fls-HRR77), S. 6; Newe Zeitung (Fls-HRR74), fol. A2r; Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR54), fol. B4r); zu den misslungenen Versuchen, den Herzog von Aumale in Blois und den Herzog von Mayenne in Lyon zu überwältigen, vgl. Newe Zeitung (Fls-HRR74), fol. A2r; auch Zeitung (Fls-HRR88), fol. Aij[= A4r]. 533 Vgl. Erklerung (Fls-HRR56), S. 39–40; Nachahmung des Vaters in Verwegenheit und Ehrgeiz, aber ohne ihn in Tapferkeit zu erreichen (vgl. Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. A4r); weitere Parallele zu Franz von Guise vgl. Erzehlung (Fls-HRR19), fol. A2r. 534 Vgl. Warhafftig vnd Kur=||tzer Jnhalt (Fls-HRR57), S. 2–3; Dies wurde in Frankreich u. a. von Duplessis-Mornay ab 1585 als Teil der Anschuldigungen gegen die Guise präsentiert (vgl. Daussy: Les Huguenots et le roi, S. 296). 535 Die Guise folgten Karl dem Großen in Abgötterei und Beschmutzung von Kirche und Religion nach (vgl. Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. A3v, positives Gegenbild der Valois als Nachfahren der Karpetinger: fol. A4v). Ironisierung der aus der Nachfolge Karls des Großen abgeleiteten Ansprüche der Guise, vgl. Warhafftig vnd Kur=||tzer Jnhalt (Fls-HRR57), S. 4. 536 Zur gallikanischen Freiheit vgl. Warhafftig vnd Kur=||tzer Jnhalt (Fls-HRR57), S. 2, zur Verschwörung: S. 7–9, zur Verpflichtung im Treueeid auf den Papst, statt den französischen König: S. 10.

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Wurden als weitere Mitglieder des Hauses Guise der Herzog von Mayenne und Herzog von Aumale zunächst noch als monarchietreu herausgestellt (Warnung des Königs vor Plänen des Herzogs von Guise),537 rückten mit ihrer Etablierung als neue Köpfe der Liga ihre individuellen Verfehlungen, die Frage moralischer Integrität und ihre Rolle in der Rebellion, eng an den Bannerklärungen des französischen Königs orientiert, in den Fokus.538 Verrat und Bedrängnis durch die Liga und ihre Führung wurde durch die detailliert beschriebenen Verfehlungen von Waffennahme, Verführung der Untertanen und Einnahme französischer Städte über Instrumentalisierung der Religion und Behinderung des Kampfes Heinrichs III. gegen die Häresie bis zu Anmaßung und übermäßigem Ehrgeiz veranschaulicht und zugleich als real existent belegt.539 Mit dem Verständnis von Guise als Sinnbild von Verrat und Rebellion ging einher, dass ein ganzer Vorwurfskatalog auf ihn projiziert wurde.540 Aufgrund dieser einhelligen Darstellung der Guise in den deutschen Medien war eine positiv besetzte Interpretation ausgeschlossen und wurde nicht einmal ex negativo in Rekurs auf die Märtyrer-Interpretation der Liga bei den Berichten über die Vernichtung der Leichname der Brüder Guise zum Thema.541 Unterminierung des Königs Eine grundsätzlich königsfreundliche Tendenz zeichnete den Großteil der Publikationen im Reich aus, doch waren besonders in den Flugschriften auch ambigue Darstellungen durch die Übernahme von königskritischen, autoritätsuntergrabenden Gerüchten und Episoden542 oder im Einzelfall auch ganzen Schriften, die dann 537 Vgl. Erklerung (Fls-HRR56), S. 8, S. 14–15; Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. C1r. 538 Mayennes angebliche Kooperationen mit Protestanten standen mit seinem Einsatz für die Liga in einem deutlichen Spannungsverhältnis (vgl. Erklerung (Fls-HRR56), S. 8). 539 Vgl. Erklerung (Fls-HRR56), S. 5–6, S. 9, S. 12, S. 40; Frantzoͤ sische Zeittung (Fls-HRR35), S. 5; zu den sehr konkret geschilderten Vorwürfen vgl. z. B. Erklerung (Fls-HRR56), S. 13–14: Guise eignete sich heimlich die Schlüssel zum Gemach von Heinrich III. an, um so seine Anschläge einfacher umsetzen zu können. Die Wachen des Königs waren von Guise abkommandierbar. Zudem weigerte Guise sich, den Artikel über die Bestrafung von Angriffen auf die Majestät zu schwören. 540 Zum konspirativen Bündnis: Erzehlung (Fls-HRR19), fol. A3r; zur Verhetzung der Bevölkerung: Abschrifft (Fls-HRR66), fol. A2v; auch Erzehlung (Fls-HRR19), fol. A3v; zur Tyrannei: Newe Zeitung (Fls-HRR74), fol. A3r; EDICT (Fls-HRR46), S. 17; zur Anmaßung königlicher Prärogativen: Erzehlung (Fls-HRR19), fol. A3r. 541 Vgl. Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. C2v; Erzehlung (Fls-HRR19), fol. A4r. 542 Z. B. angeblich freiwilliger Rückzug Heinrichs III. vom Königsamt und Übertragung desselben auf Guise während der Generalständeversammlung in Blois (vgl. Aŭszlegŭng“ (Fbl­HRR2); Newe Zeütung (Fbl-HRR19); auch Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR54), fol. B2r); Gegenwehr des Herzogs von Guise mit bloßen Händen und Füßen gegen eine Überzahl bewaffneter Wachen (vgl. Newe Zeitung (Fls-HRR74), fol. A1v; Zeitung (Fls-HRR88), fol. A1v; Gewisse Zeytung (Fls­HRR39), fol. A3r–A3v); Heinrich III. als janusköpfiger König, um den sich Krähen und Raben versammelten (vgl. Wahrhaffter vnd Gruͤ ndlicher || Bericht (Fls-HRR42), fol. C4v); Verweigerung der Herausgabe der Leichname der Guise trotz der wiederholten, demütigen Bitten ihrer Mutter (vgl. Newe Zeitung (Fls-HRR74), fol. A1v; Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR54), fol. B2v–B3r). Zur Begründung, die Leichname nicht herauszugeben,

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mit einer königsfreundlichen Abhandlung zusammengruppiert erschienen,543 zu finden. Die ironisch­satirische Verurteilung der Guise, „Warhafftig vnd Kur=||tzer Jnhalt“ (Fls-HRR57), schloss eine Charakterisierung der Valois als unverständig, wahnwitzig und dumm, gebrechlich und unfruchtbar und der Bourbonen, als anderer Zweig des gleichen Geschlechts, als Ketzer ein.544 Trotz der ironischen Ausrichtung stellte „Warhafftig vnd Kur=||tzer Jnhalt“ (Fls-HRR57) doch die Legitimität und Autorität des amtierenden Valois-Königs und des potentiellen Thronfolgers als strittige und offen diskutierbare Gegenstände dar. Offene Kritik war aber die Ausnahme, da im Reich der umfangreiche und vielschichtige Bereich der Liga­Publikationen fast gänzlich entfiel: Nur die Erklärung der Theologischen Fakultät, in welcher die Untertanen vom Treueeid entbunden wurden, erschien als nichtselbständige Publikation.545 Selbst päpstliche Schreiben zu dem Geschehen in Blois kursierten nicht. Daher wurde die Verletzung der Sakralität der Kirche und ihrer Einrichtungen durch Heinrich III., die Kooperation mit Protestanten, die Neuorganisation des Hofs, die Finanzpolitik, der höfische Luxus, die Hexerei und das Teufelsbündnis sowie der sexuelle Lebenswandel des Königs im Reich nicht thematisiert und selbst die Favoritenpolitik fand 1589 kaum Erwähnung.546 5.6.2 Bürgerkrieg, Rebellion oder Widerstand? Heinrich III. und Heinrich von Navarra Beide Könige vertraten in ihren jeweiligen im Reich aufgenommenen Stellungnahmen den nicht-religiösen Charakter des Waffenstillstands, wobei Heinrich III. v. a. die Notwendigkeit eines offensiven Zusammenschlusses gegen die rebellische Liga betonte, während Heinrich von Navarra den königlichen Freispruch, von dem Verdacht ein Rebell zu sein, ins Zentrum stellte547 und sich als treuer, loyaler Gefolgs-

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wurde ein Prozess gegen die Guise, um sie posthum zu verurteilen und hinzurichten, angeführt, was den Vorwurf der unnötigen Grausamkeit Heinrichs III. entkräftete (vgl. Newe Zeitung (Fls-HRR74), fol. A1v). Vgl. auch: „Warhafftige newe Zeytung“ (Fbl-HRR14) zeigte eine Tendenz zur Aufwertung Cléments (Engelsvision Cléments, Gott schenkt ihm einen leichten Tod; Parallele von Heinrich III. und Clément durch die Überkreuz-Darstellung im Bild), doch wurde dies mit der die Krone stabilisierenden Darstellung der Thronfolgeregelung ausbalanciert. In „Koͤ nigkliche Declaration“ (Fls-HRR54) waren zwei königsfreundliche Berichte (fol. A2r: Guise als Kriegstreiber, der die Religion missbraucht; fol. A3r, fol. B1v: Legitimierung der Morde in Blois als nötiger Präventivschlag der Krone) mit der Absetzungserklärung gegen Heinrich III. zusammengruppiert. Vgl. Warhafftig vnd Kur=||tzer Jnhalt (Fls-HRR57), S. 3–4. Vgl. Antwort der Theologi=||scher Faculteten/ in der Vniuersite=||ten zu Pariß., in: Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR54), fol. A4v–B1r. Vor 1589 war zumindest die Problematik der königlichen Favoriten im Reich in Druckpublikationen thematisiert worden, vgl. [Boucher]: Fuchschwentzer Spiegel, fol. A1r: Gegenüberstellung des englischen Favoriten Piers Gaveston unter König Eduard II. und des Herzogs von Épernon unter Heinrich III., mit einer ironischen Widmung. Vgl. Außschreiben (Fls-HRR59), fol. A2v.

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mann des Königs präsentierte.548 Durch das Zusammengruppieren verschiedener Erklärungen erschien der Anstand in Tours ein kontinuierliches politisches Bemühen beider Könige um den Frieden widerzuspiegeln.549 Mit dem Waffenstillstand von Tours trat im Reich neben die königsnahe Position zunehmend eine eigenständige protestantische Lesart, welche durch die navarrische Perspektive, die Wahl Heinrichs von Navarra als zentralem Akteur und eine neue Schärfe des Tenors (u. a. Papst als Antichrist) bestimmt war.550 So hoben die Druckpublikationen hervor, dass Navarra als erster Prinz von Geblüt – aus dem Recht zur Verteidigung der Rechtsordnung in Repräsentation des Gemeinwesens heraus – dem französischen König initiativ ein allgemeines Friedens- und Bündnisangebot unterbreitet hatte.551 Navarras politisch-programmatische Position, die schon im Hinblick auf seine Thronfolge ausgerichtet war, wurde im Reich mehrfach referiert,552 von der Forderung von Amnestie553 über die als unbestreitbar behauptete Thronfolgeberechtigung554 bis zum Versprechen, den Status quo hinsichtlich der Privilegien und Freiheiten der katholischen Kirche in Frankreich zu erhalten, zumindest bis zum Entscheid eines freien Konzils.555 Während in Frankreich die Einigung der Bevölkerung unter einer Religion als Idealbild dominierte (u. a. Konzil), hielten einige wenige Druckpublikationen im Reich als friedliche

548 Vgl. Außschreiben (Fls-HRR72), fol. A1v; Abschrifft (Fls-HRR66), fol. A3r. 549 Vgl. Außschreiben (Fls-HRR43); EDICT (Fls-HRR46); zur Betonung der Friedensabsichten Navarras vgl. auch Ein schrieben (Fls-HRR61), u. a. S. 27; Abschrifft (Fls-HRR66), fol. A2r. 550 Zu den Angriffen in den protestantischen Schriften: Die Katholischen seien Papisten (vgl. Erklerung (Fls-HRR56), S. 83[= 38], S. 46) und Gottlose (vgl. Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. B3v), „Roͤ misch koth“ (vgl. Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. D1r); der Papst der Antichrist selbst (vgl. EDICT (Fls-HRR46), S. 50; Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. A4r–B1r; auch Andere beglaubte Zeitungen (Fls-HRR2), fol. A2r–A2v). 551 Zum Friedensangebot: EDICT (Fls-HRR46), S. 11; Außschreiben (Fls-HRR59), fol. A3r; Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR54), fol. B3v; zum droit naturel Navarras: Außschreiben (Fls-HRR72), fol. A1v; Ein schrieben (Fls-HRR61), S. 30 (Navarra war qua Person und Amt berechtigt und verpflichtet, im Sinne des Gemeinwohls einzugreifen, wie seine Protestation darlegte); zur Sonderstellung als erster Prinz von Geblüt: Außschreiben (Fls-HRR72); Außschreiben (Fls-HRR59), fol. A2r; Außschreiben (Fls-HRR58), fol. C2v; zu den drei Grundbedingungen (1) der Handlungsberechtigung qua Status, (2) der Zielsetzung, Recht durchzusetzen oder wiederherzustellen, sowie (3) der Orientierung am gemeinen Wohl als Handlungsleitung vgl. Repgen: Kriegslegitimationen, S. 33–34. 552 Zur Verteidigung seiner göttlichen Erwählung: Außschreiben (Fls-HRR58), fol. A3v–B1r; zum Gehorsam gegenüber Heinrich III. und dem Friedenswunsch: Ein schrieben (Fls-HRR61), S. 28–29; Der Einblattdruck „Anstandt“ (Fbl-HRR9) präsentierte den Waffenstillstand bereits als Entscheidung für die Thronfolge Navarras, welche mit einer genealogischen Herleitung seiner Ansprüche untermauert wurde. 553 Vgl. Außschreiben (Fls-HRR58), fol. C1r. 554 Vgl. Außschreiben (Fls-HRR58), fol. A2r; Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. B2r. 555 Vgl. Außschreiben (Fls-HRR58), fol. A4v–B1r, fol. B4v, fol. C2v–C3r; Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. B2r; Des Koͤ nigs von Nauarren || Außschreiben (FlsHRR60), fol. B1v–B2r.

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Lösung ein Koexistenzmodell entgegen,556 ohne jedoch genauer auf die Implementierung einzugehen. Diese politischen Pläne zur Befriedung Frankreichs und die Darstellung der besonderen Erwählung durch Gott557 festigten Navarra zum einen in seiner Rolle als Beschützer der Protestanten558 und beförderten zum anderen die Ausdeutung im Reich als Idealbild des guten Monarchen, das v. a. in Adaptionen der Schreiben Navarras im Reich und in dezidiert protestantenfreundlichen Flugschriften wie „Gottes des Allerhoͤ chsten Rath“ (Fls-HRR67) deutlich hervortrat. Als Gegenpol zu Guise wurde Heinrich III. nun teilweise hinter den Bourbonen zurückgesetzt.559 Eine Flugschrift verklärte Navarra, dem selbst die Liga ihre Bewunderung nicht versagen könne, gar zum Gegenpol des verhassten Heinrich III. in Frankreich.560 Zugleich wurde – v. a. in Aufnahme offizieller königlicher Schreiben – im Reich an der positiven Charakterisierung Heinrichs III. als rechtgläubig und fromm,561 an der Darstellung seiner Regierung als gerecht und gut562 sowie an seiner unangezweifelten Legitimität und Durchsetzungsfähigkeit563 fortgeschrieben. Durch die Übernahme der offiziellen Schreiben war auch die königliche Position im Widerstandsrechtsdiskurs präsent, d. h. die Notwendigkeit einer Rechtfertigung 556 Zum Reich als Vorbild: Abschrifft (Fls-HRR66), fol. A3v; Erklerung (Fls-HRR56), S. 42; zur Schweiz als Vorbild: Erklerung (Fls-HRR56), S. 42. 557 Gott hat Navarras Unschuld und die Rechtmäßigkeit seiner Sache immer wieder in den Religionskriegen gezeigt, indem er ihn beschützte und ihm Erfolg schenkte (vgl. Außschreiben (FlsHRR58), fol. A2v, fol. A3v–A4r; Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. B2v–B3r, fol. D3v). 558 Vgl. Außschreiben (Fls-HRR59), fol. A2r; Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. B3r; Außschreiben (Fls-HRR58), fol. A4v, fol. B3r; auch Des Koͤ nigs von Nauarren || Außschreiben (Fls-HRR60), fol. A2v. 559 Zum Idealbild Navarras: Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. B3r–B3v, fol. C2v, fol. C4r; auch Erklerung (Fls-HRR56), S. 42; Kontrastierung von Navarra mit den Guise, die wider Gott und die Natur über ihren Rang hinaus Ehrgeiz entwickelten, wobei sie das legitime Recht Navarras beschnitten: Außschreiben (Fls-HRR58), fol. B2v; Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. A4v, Abwertung Heinrichs III. gegenüber dem überlegenen Navarra: fol. C4r, zu Guise als Kontrastfolie: fol. A2r–A4v; Während Heinrich III. auf weltliche Dinge wie wirtschaftliche Vorteile, die größere Armee und Bündnispartner im Kampf gegen die Liga setze, vertraue Navarra auf seine Gottesfürchtigkeit und Frömmigkeit (vgl. Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. D3r). 560 Vgl. Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. C4r. 561 Heinrich III. trat als katholischer, rechtgläubiger, frommer Monarch entgegen, der sich für die Wahrung und Ausbreitung der katholischen Religion einsetzte, weise, verzeihend, mild und gnädig war (vgl. EDICT (Fls-HRR46), S. 3–4, S. 14; Außschreiben (Fls-HRR59), fol. A2v; ähnlich schon Frantzoͤ sische Zeittung (Fls-HRR35), S. 4). 562 Vgl. EDICT (Fls-HRR46), S. 18: traditionelle Einbeziehung der Großen des Reichs bei wichtigen Regierungsentscheidungen. 563 Verwendung des Königstitels und Hinzufügungen wie legitimer, natürlicher, rechter, ordentlicher König bestätigten Heinrich III. explizit (z. B. Außschreiben (Fls-HRR59), fol. A2v). Überoptimistisch bis naiv urteilte „Gottes des Allerhoͤ chsten Rath“ (Fls-HRR67): Dem König stehe der ganze Adel und die Kriegsherren, unter ihnen der König von Navarra, zur Verfügung, Heinrich III. gebiete über alle Häfen und wirtschaftlich relevanten Gebiete (Salzpfannen) und im Ausland – Reich, England, Schottland, Eidgenossenschaft, Venedig – sei man offen für ein Bündnis (fol. D3r).

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ausschließlich gegenüber Gott, der den König eingesetzt hatte, und die Widerrechtlichkeit jeglichen Widerstands.564 Hieran schlossen sich keine eigenständigen Diskussionen in den Druckpublikationen im Reich an. In Frankreich unpopuläre Entscheidungen Heinrichs III. wie die ausländische militärische Hilfe von Deutschen und Schweizern wurden als von der Liga provoziert dargestellt,565 stellenweise im Reich aufgenommene Vorwürfe gegen den König (Tyrann, Herodes, Henker, gottlos) dagegen distanzierend als Liga-Position gekennzeichnet.566 Auch die Verwendung der Bezeichnung ‚Politischeʻ für die Königlichen wurde als ligistischer Schimpfbegriff dezidiert zurückgewiesen.567 Im Anschluss an den Waffenstillstandsvertrag begann der erfolgreiche Zug Heinrichs III. und Navarras bis vor Paris. Griffen die im Reich fassbaren Flugschriften sowohl informative, deskriptive Berichte mit detaillierten Angaben zu Daten, Orten, Größe der Armee, Zahl von Gefallenen etc. auf568 als auch providentielle Interpretationen der militärischen Ereignisse als göttliches Eingreifen und Zeichen der Erwähltheit einer der Parteien,569 widmeten sich doch insgesamt kaum Druckpublikationen im Reich dem militärischen Geschehen, anders als die handgeschriebenen Religionskriegsnachrichten.570 Den Druckpublikationen war gemein, dass eine Beziehung zum Reich betont wurde, entweder die Beteiligung deutscher Fürsten wie Graf Karl von Mansfeld und Herzog Otto Heinrich von Braunschweig571 oder die

564 Z. B. Koͤ n. Mayestat (Fls-HRR41), fol. A2r; in Bezug auf Blois: Frantzoͤ sische Zeittung (FlsHRR35), S. 3; bes. zum Gottesgnadentum: EDICT (Fls-HRR46), S. 18. 565 Zwar holte der König sich ausländische militärische Hilfe von Schweizern und Deutschen, doch hatte ihn das Bündnis der Liga mit Spanien erst dazu herausgefordert, so dass er gegen seinen eigenen Willen agieren musste (vgl. Außschreiben (Fls-HRR72), fol. B1r). 566 Vgl. Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. C4r; Wahrhaffter vnd Gruͤ ndlicher || Bericht (Fls-HRR42), fol. A4r; Die Verwendung von Heinrich von Valois in den deutschen Publikationen war nur als Spottname der Liga üblich (vgl. Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (FlsHRR67), fol. C4r; Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR54), fol. B3r). 567 In Frankreich war es ein Verbrechen, ein Politischer oder Königstreuer zu sein (vgl. Außschreiben (Fls-HRR72), fol. B1r) und Politische oder Weltleute wurden mit Ketzern gleichgesetzt (vgl. Erklerung (Fls-HRR56), S. 11). Öffentlich als königlich benannt zu werden, war eine Schmach, guisisch oder ligistisch dagegen ehrenvoll (vgl. Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (FlsHRR67), fol. C1r). Als Schimpfbegriff wurde ‚Politischeʻ im Reich nur in „Wunderbaͤrlicher || Abschiedt“ (Fls-HRR85) eingesetzt (fol. A2v). 568 Vgl. Außzug (Fls-HRR1), fol. A2r–A2v; Drey Warhafftige newe Zeitung (Fls-HRR12), fol. A1v; Auch „Andere beglaubte Zeitungen“ (Fls-HRR2) zeigte die Genauigkeit der sachlichdeskriptiven Berichte mit Uhrzeiten, Daten, Namen der militärischen Führer, Ortsangaben, Truppengrößen und minutiösen Darstellungen des Vorgehens (fol. B2r–B2v). 569 Vgl. Andere beglaubte Zeitungen (Fls-HRR2): Gott ritt aufseiten der Eidgenossen und verjagte die Feinde durch Unwetter (fol. A3v), einen Verfolger der Protestanten bestrafte er mit einem besonders grausamen Tod (fol. B4r). 570 Als Einblick in die zeitgenössischen militärischen Berichte: Kölderer: Beschreibunng, u. a. S. 1229, S. 1232, S. 1234, S. 1236, S. 1244; Die Nuntiaturberichte äußerten sich umfänglich auch zu militärischen Fragen (z. B. Nuntiaturberichte, S. 331, Anm. 3: Der Kölner Nuntius Frangipani gab die geschönten Meldungen der Liga über ihre Erfolge gegenüber Rom wieder.). 571 Vgl. Drey Warhafftige newe Zeitung (Fls-HRR12).

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bekannter königlicher und protestantischer Militärführer572 als Berichtende oder Akteure, wie Seigneur François de La Noue. Letzterer verfügte über enge Kontakte zu den protestantischen Reichsfürsten und berührte auch in seiner „Declaration“ deutsche Interessen.573 Politische Parteinahmen für eine der Seiten in Frankreich erfolgten nur zögerlich oder unter Geheimhaltung, wobei der Anstand ein Schlüsselmoment darstellte.574 Die Flugschriften (kaum Flugblätter) aber positionierten sich eindeutig, nun auch aufseiten Navarras, der neben Heinrich III. im Reich an Präsenz gewann. Situation der Liga Die protestantischen, pro-navarrischen Flugschriften im Reich waren auf die Stabilisierung der Position Navarras durch die Einigung mit dem König konzentriert, während die königsnahen Publikationen dieser Phase im Reich stärker auf die Bewertung der Liga und ihrer Führung fokussierten. Da die Liga ihre Daseins- und Handlungsberechtigung aus der Sicherung der katholischen Religion in Frankreich zog, delegitimierten die Darstellungen der Instrumentalisierung der Religion durch die Liga,575 der Übergriffe gegen die Kirche und Bereicherung auf ihre Kosten576 und der Verfehlungen in der Bekämpfung der Häresie577 die Liga als Ganzes. Hierzu traten die Vergehen gegenüber der Krone als Majestätsverbrechen, wie besonders das „EDICT“ (Fls-HRR46), eine Zusammenstellung von Erklärungen Heinrichs III. und Navarras, ausführlich darlegte: Die Vorwürfe reichten von Mein572 Bezugnahmen auf Herzog von Montpensier, königlicher Feldherr: Außzug (Fls-HRR1), fol. A2r; zum Heerführer La Noue aufseiten des Königs: Drey Warhafftige newe Zeitung (FlsHRR12), fol. A1v, fol. A2v; auch EDICT (Fls-HRR46), S. 43–44; zur Position von La Noue vgl. Vray: La Noue, S. 149–150; zu Seigneur de Châtillon (François de Coligny), Feldherr Navarras: EDICT (Fls-HRR46), S. 49. 573 Die „Declaration“ von La Noue kursierte 1589 im Reich, bezog sich jedoch auf seine Waffennahme 1588 zur Verteidigung von Sedan und Jametz (Herzogtum Bouillon). Zu seinen Kontakten im Reich: Zwischen den ersten Planungen im Januar 1588 und den Vermittlungsversuchen im September sowie dem militärischen Engreifen im Dezember 1588 hielt sich La Noue u. a. längere Zeit in Heidelberg am Hof (Juni 1588) auf (vgl. Vray: La Noue, S. 148–149). 574 Vgl. Kap. 4.2, Kap. 4.3. 575 Vgl. EDICT (Fls-HRR46), S. 4; Außschreiben (Fls-HRR72), fol. A2v; Außschreiben (FlsHRR59), fol. A2v; Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. D1r; Declaration (FlsHRR22), fol. A2v. 576 Zur Bereicherung: Zeitung (Fls-HRR88), fol. Aij[= A4r]; Koͤ nigkliche Declaration (FlsHRR54), fol. B3r; Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. D1v; zu Übergriffen: EDICT (Fls-HRR46), S. 6; Declaration (Fls-HRR22), fol. A3r; zu Übergriffen auf Geistliche, Gefangensetzungen, Güterkonfiskationen, Zwangszahlungen, Abtretung ihrer Benefizien und Amtspfründe an Liga-Kandidaten vgl. bes. Frantzoͤ sische Zeittung (Fls-HRR35), S. 5. 577 Die Liga hatte nicht nur selbst der katholischen Religion massiv geschadet, sondern auch den königlichen Kampf gegen die Häresie behindert (vgl. EDICT (Fls-HRR46), S. 5, S. 8; Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR54), fol. A2r). Statt des Herzogs von Mayenne führte der königstreue Herzog von Nemours Krieg gegen die Ketzer, während die Liga-Führer sich gegen königliche Städte wandten, so dass die französischen Reformierten an Spielraum gewinnen konnten (vgl. schon Frantzoͤ sische Zeittung (Fls-HRR35), S. 7–8).

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eid, Verrat und List578 über die Rebellion – darunter die Verhetzung der Untertanen,579 die Waffennahme und Kriegstreiberei,580 die gewaltsame Einnahme der französischen Städte581 sowie die Anmaßung der Besetzung königlicher Ratsposten, die Güterkonfiskationen, die Übernahme der Rentkammer und königlichen Abgaben und die Zerstörung der Amtszeichen des Königs wie Siegel und Wappen582 – bis zu konspirativen Plänen der Verbannung oder Tötung des Tyrannen und der Usurpation der Krone.583 Schließlich zeigten die Flugschriften im Reich auf, dass die Liga nicht zum Wohl der französischen Bevölkerung agiere, sondern Ausschreitungen gegenüber den Untertanen, Plünderungen und Vergewaltigungen,584 die Missachtung der Justiz und den Schutz von Verbrechern befördere.585 Nur durch Gewalt und Furcht bzw. List und Täuschung hatte die Liga die Untertanen Heinrichs III. verführen können.586 Diese Argumentation hielt die Rekonziliation des Königs mit seinen Untertanen offen, während die Liga-Häupter – in Analogie zu den Vorwürfen gegenüber der Liga-Bewegung – als treulos, ehrgeizig, gottlos, stolz, ehrlos und boshaft verurteilt wurden.587 Die Personalisierung des Konflikts zeichnete sich deutlich ab: Das Bild von Guise als anmaßendem Ehrgeizling, den eine übergroße Begierde antrieb,588 wurde teilweise auf den Herzog von 578 Z. B. EDICT (Fls-HRR46), S. 17. 579 Vgl. EDICT (Fls-HRR46), S. 5; Außschreiben (Fls-HRR59), fol. A2v. 580 Vgl. EDICT (Fls-HRR46), S. 5–6, S. 14; Außschreiben (Fls-HRR72), fol. A1v–A2r; Declaration (Fls-HRR22), fol. A3r; Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. B2r; bes. zur Spaltung Frankreichs: Außschreiben (Fls-HRR59), fol. A2v; EDICT (Fls-HRR46), S. 4, S. 6–7. 581 Vgl. EDICT (Fls-HRR46), S. 7; Außschreiben (Fls-HRR72), fol. A2r; Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. C3v. 582 Vgl. EDICT (Fls-HRR46), S. 7–8, S. 17–18; Außschreiben (Fls-HRR72), fol. A1v; Declaration (Fls-HRR22), fol. A3v; Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. C3v; auch Außschreiben (Fls-HRR72), fol. A4v. 583 Vgl. Außschreiben (Fls-HRR72), fol. A1v; Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. B4r; Warhafftig vnd Kur=||tzer Jnhalt (Fls-HRR57), S. 14; zur Übernahme der Krone durch die Guise als lang gehegter heimlicher Plan, der vom Papst ausging, vgl. Warhafftig vnd Kur=||tzer Jnhalt (Fls-HRR57), S. 6; Verschärfend führte „EDICT“ (Fls-HRR46) die Dreistigkeit an, dieses Vorhaben sogar öffentlich zu verbreiten, nämlich in Druckpublikationen zirkulieren zu lassen (S. 6). 584 Vgl. EDICT (Fls-HRR46), S. 6. 585 Vgl. Außschreiben (Fls-HRR72), fol. A1v–A2r; auch in Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR54), fol. A2v; Erklerung (Fls-HRR56), S. 11. 586 Vgl. Außschreiben (Fls-HRR72), fol. A2v; Bspw. war die angekündigte Erleichterung der Bevölkerung unter einer Liga-Regierung eine Täuschung, da die Reduktion von Steuern und Abgaben ausblieb (vgl. EDICT (Fls-HRR46), S. 5; Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. B1v). Einige der Anhänger der Guise fielen von der Liga ab, weil sie die Untreue und den Verrat gegenüber dem König nicht mehr mittragen konnten (vgl. Erzehlung (Fls-HRR19), fol. A3v). Ein Diener von Guise offenbarte – von Gewissensbissen geplagt – dem König die Verschwörungspläne am 22. Dezember 1588 (vgl. Gewisse Zeytung (Fls-HRR39), fol. A2v). 587 Über die Liga-Häupter: Erklerung (Fls-HRR56), S. 5; über die Liga: EDICT (Fls-HRR46), S. 17–18: Die Liga sei närrisch, töricht, ungehorsam, halsstarrig, rebellisch, meineidig, illoyal, verräterisch, lügenhaft, boshaft, feindselig, tyrannisch, ehrlos, gottlos. 588 Z. B. Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. A3r, fol. B4r, fol. C2r.

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Mayenne in der Nachfolge seines Bruders übertragen.589 Jenseits der politischmilitärisch führenden Köpfe fanden nur punktuell weitere Persönlichkeiten, Gruppen, Entitäten und Institutionen wie die Theologische Fakultät, meist verkürzt als Sorbonne,590 die Prediger in Paris591 und in pauschalisierender Abwertung die Klientel der Liga Erwähnung.592 Nach „Gottes des Allerhoͤ chsten Rath“ (Fls HRR67) war es der abergläubische Pöbel, der die Vorstellung von Guise als idealem Thronprätendenten oder gar Heiland von Frankreich trage,593 was gleichermaßen den Herzog und die Liga diskreditierte. Weiterhin wurden Ansehen und Autorität der Liga durch die Betonung der Heterogenität und inneren Zerstrittenheit594 sowie die Offenlegung ihrer machtpolitischen Ausrichtung, welche die Liga mit ihrem propagierten Eintreten für die Religion zu verbergen versuche, untergraben.595 In einem zweiten Argumentationsstrang mit dezidiert protestantischem Tenor wurde die angreifende, diffamierende Züge tragende Kritik an der Liga596 zu katholikenfeindlichen Äußerungen ausgebaut,597 die sich v. a. gegen Spanien und den Papst wandten,598 wobei die konkrete Situation in Frankreich als Publikationsanlass und zugleich als Beleg für die katholische Konspiration herangezogen wurde.599 In 589 Vgl. Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. C3v; später aufgenommen in DISCOVRS (Fls-HRR44), fol. A3r. 590 Eine der wenigen expliziten Thematisierungen des Dekrets der Theologischen Fakultät: Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. C4r. 591 Vgl. Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. C4r; auch Wolbedenckliche Beschreibung (Fls-HRR5), fol. B3r. 592 In den großen Städten seien es v. a. zwielichtige Personen und Pöbel, daneben für Aberglauben anfällige Personen, v. a. Frauen, während Adlige nur als Klientel der Guise in die Liga hineingezogen worden seien (vgl. Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. B1v, fol. D1v). 593 Vgl. Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. B1v, fol. C4r. 594 Zwar sei die Liga einig darin, dass sie den König nicht mehr wolle, aber nicht darin, was sie anstrebe (vgl. Außschreiben (Fls-HRR72), fol. B1v; hierzu auch Erklerung (Fls-HRR56), S. 16), zumal sowohl der Herzog von Mayenne als auch der Herzog und Ritter von Aumale jeweils die Krone für sich erlangen wollten (vgl. Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. C3v). 595 Trotz ihres religiösen Programms richtete die Liga ihre Gewalt vornehmlich gegen katholische königliche Städte, nicht gegen die von den Protestanten gehaltenen Orte (vgl. Außschreiben (Fls-HRR59), fol. A2v). 596 Vgl. EDICT (Fls-HRR46), S. 46: „denen das Maul nach der Liga stinkt“; die Liga habe am Hof „faul stinkend fleisch an=||gesetzt“ (Gottes des Allerhoͤchsten Rath (Fls-HRR67), fol. C1v–C2r). 597 Z. B. Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. D1r. 598 Vgl. Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67): Spaniens Politik, Länder im Zuge der Expansion zu schlucken oder sie durch Beförderung innerer Unruhen kaltzustellen (fol. A4v– B1r), der Papst als graue Emminenz von Anschlägen (fol. C4v) bis hin zur Beschimpfung als „Roͤ misch koth“ (fol. D1r). 599 Z. B. EDICT (Fls-HRR46), S. 50; In dem Einblattdruck „Des Teuffels Gar kuchen“ war der Publikationsanlass – der Frankreichzug 1587 – angesichts der Konzentration auf eine massive Kritik der katholischen Kirche fast nicht mehr sichtbar (vgl. Niemetz: Antijesuitische Bildpublizistik, S. 42). Vgl. auch den in der Fuggerzeitung enthaltenen Text der Schmähschrift „Passquillus. Von der ankonnfft des herzogen von Lottringen im Elsaß“ (1590), der zwar den Kriegszug des Herzogs von Lothringen im November 1589 gegen Navarra/Heinrich IV. bei Straßburg zum Schreibanlass nahm, aber eigentlich mit einer anti-katholischen Grundstimmung gegen den Straßburger Bischof und seine Anhänger verfasst war (vgl. Bauer: Pasquille, S. 157–159).

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diesem Sinne einer religionspolitischen Kritik wurden auch ausnahmsweise die mit den Religionskriegen in Frankreich eng verbundenen Konflikte der protestantischen Schweizer Orte und des Herzogtums Savoyen in den gedruckten Religionskriegsnachrichten im Reich aufgenommen,600 während die übergreifende internationale Dimension des Konflikts im Regelfall gänzlich ausgeblendet wurde: Die Flugschriften und Flugblätter im Reich beschränkten sich im Wesentlichen auf das Kernland des Konflikts Frankreich sowie die drei Protagonisten Heinrich III., Heinrich von Guise und Heinrich von Navarra. Das Bild eines übergreifenden katholischen Bündnisses zur Vernichtung der Protestanten wurde im Rückgriff auf ein gängiges Motiv protestantischer Druckpublikationen über katholische Verschwörungsszenarien entworfen, wie sie auch zwischen Bayonne und der Bartholomäusnacht bereits kursiert waren,601 wenn auch nur im Einzelfall ein konkreter Zusammenhang zu 1572 hergestellt wurde.602 Stark emotionale, identifikatorische Aufladungen vom französischen Vaterland und dessen Wohlfahrt fanden sich nur punktuell,603 bspw. in der Verurteilung von Guise als ausländischem Emporkömmling wieder,604 während die auch proto-national aufgeladene, anti-spanische Diffamierungskampagne der Zeit605 in dieser Phase der Religionskriege noch nicht ausgeprägt war. 600 Vgl. Warnung || An deu Hertzogen von Savoien, in: Erklerung (Fls-HRR56), S. 20–48, dort zur Vorbildlichkeit der französischen Prinzen von Geblüt sowie der protestantischen Schweizer Orte, zur Bestätigung Navarras als Thronerbe, zu seinen erfolgreichen, tapferen Truppen, zum gemeinsamen Vorgehen mit dem französischen König (der äußere Feind als Mittel der Einigung): S. 28–30, S. 33–35, zu Heinrich III. als Beschützer der Kirche, der für die Absicht, die Religion in seinem Reich zu ordnen und Frieden zu schaffen, gewürdigt wurde: S. 36–37; Dass die Konflikte in der Schweiz jenseits ihrer nur knappen Abhandlung in Druckpublikationen im Reich durchaus präsent waren, zeigt Kölderer: Beschreibunng, u. a. S. 1150, S. 1238, S. 1242– 1243, S. 1333–1335. 601 Vgl. Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. A4r, fol. D2v–D3r; Andere beglaubte Zeitungen (Fls-HRR2), fol. C3r; Die ganze Schrift „Warhafftig vnd Kur=||tzer Jnhalt“ (FlsHRR57) war als fiktives katholisches Dokument angelegt, in dem ein übergreifendes katholisches Bündnis offengelegt wurde. Als Zentrum des Bündnisses waren die französische Liga bzw. das Haus Guise (vgl. EDICT (Fls-HRR46), S. 6), der Papst (vgl. Andere beglaubte Zeitungen (Fls-HRR2), fol. C3r) oder eine Zusammenkunft katholischer Fürsten benannt (vgl. Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. A4r). Das katholische Bündnis sei zur Zerstörung des Königreichs Frankreich und zur Vernichtung der Protestanten ins Leben gerufen: Während Spanien England angriff, solle Lothringen Frankreich und Savoyen die Eidgenossen vernichten (fol. A4r). Zum Zusammenhang zwischen dem Angriff auf Saluzzo durch den Herzog von Savoyen und angeblichen Mordplänen von Guise gegenüber Heinrich III. vgl. Andere beglaubte Zeitungen (Fls-HRR2), fol. A2r. 602 Vgl. Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67): Die Städte, die sich 1572 an der Bartholomäusnacht beteiligten, waren mit den Rebellen 1589 gleichzusetzen (fol. D2r). Die katholischen Städte Paris und Orléans übernahmen bislang die Führung, wenn „die Euange=||lischen auff die Fleischbanck geopfert“ werden sollten (fol. C3v). 603 Z. B. Ein schrieben (Fls-HRR61), S. 4, S. 5; hier bes. „Wir sind vnserem Koͤ =||nig/ der gleichwol sterblich ist/ trewe/ liebe vnd gehorsame schuldig: Vnse/||rem Vatterlandt aber sind wir alles schuͤ ldig/ dann dasselbige stirbet nicht.“ (La Noue: Declaration, fol. B2v). 604 Vgl. Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. A2r–A3r. 605 Vgl. Briesemeister: Die antispanischen Flugschriften, S. 180–181; zur anti-jesuitischen Dimension der Religionskriegspublikationen vgl. Niemetz: Antijesuitische Bildpublizistik,

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Die Rechtfertigung der Liga wurde weder in Form ereignisbezogener Darstellungen noch in Aufnahme der verstreut stattfindenden französischen politiktheoretischen Diskussion über die politische Ordnung, die Herrschaftslegitimation und gute Herrschaftspraxis sowie das Widerstandsrecht thematisiert. Aspekte wie die Volkssouveränität, die Stärkung der Generalstände und die Idee der Wahlmonarchie wurden indirekt – meist als Teil von Ablaufs- oder Handlungsbeschreibungen aus den französischen Vorlagen übernommen – angeschnitten, ohne dass eine Einbettung in einen politiktheoretischen Diskurs erfolgte.606 Meist waren diese Anspielungen auf das Widerstandsrecht, von der Rolle des Papstes und anderer kirchlicher Autoritäten bis zur Positionierung der Generalständeversammlung in der Frage der zum Widerstand Handlungsberechtigten, nur ex negativo in spöttisch-ironischen Auseinandersetzungen mit der Liga aufgenommen.607 Zum einen fand die Diskussion in Frankreich keinen Anknüpfungspunkt im Reich, wo ein radikales katholisches Widerstandsrecht, das den Tyrannenmord als letzte Handlungsoption einschloss, nicht diskutiert worden war.608 Zum anderen dürfte das (ökonomische) Risiko eines Zensureingriffs den Verzicht einer Thematisierung mitbestimmt haben.609 Die einzigen 1589 kursierenden programmatischen Äußerungen zum Widerstandsrecht in Bezug auf die Französischen Religionskriege stammten aus der Erklärung des reformierten Herrn von la Noue unter Rückbezug

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S. 41–45; In England war nach Jean-Paul Pittion die Ausprägung einer nationalen, anti-spanischen Haltung in den Religionskriegsnachrichten bereits 1588/1589 fassbar (vgl. Pittion: Ni livres ni gazettes, S. 18). Als Ausnahme im Reich: ANTIMARTYRION (Fls-HRR79), fol. F4v: Aufruf, dass sich die wahren, guten Franzosen gegen die konspirativen, eigennützigen, boshaften Fremden vereinigen. Volkssouveränität und Stärkung der Generalstände klangen in einer Beschreibung des (angeblichen) freiwilligen Rückzugs des Königs von seinem Amt und der Delegation der Neuwahl an die Generalständeversammlung an (vgl. Aŭszlegŭng (Fbl­HRR2); Koͤnigkliche Declaration (Fls-HRR54), fol. B2r). Herleitung der monarchischen Gewalt unmittelbar von Gott, so dass der Papst nicht als Zwischeninstanz fungierte (vgl. Wolbedenckliche Beschreibung (Fls-HRR5), fol. B4r) und zur spöttischen Infragestellung der übergeordneten Autorität des Papstes (fol. B3v–C1r); als übertriebene Forderungen formuliert, die dadurch den exaltierten Charakter der katholischen Partei offenlegen sollen: Sollte sich der König einem Ständeabschied widersetzen, könne er abgesetzt werden, ein Adliger, der dem Ständeabschied nicht folge, verliere seine Güter, aus deren Erlös die Exekutionskosten beglichen werden sollten, während alle anderen in effigie gerichtet und ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt werden sollte (vgl. Warhafftig vnd Kur=||tzer Jnhalt (FlsHRR57), S. 9–10). Zum Tyrannenmord in der französisch-ligistischen Widerstandstheorie und der Distinktion von den protestantischen Diskussionen vgl. Mellet: Traités, S. 44–45; Jouanna: Monarchomaques, S. 1111; zur Widerstandsdebatte im Reich vgl. Friedeburg: Widerstandsrecht, S. 11–59; Schmidt: Vaterlandsliebe, S. 78–95; Schorn-Schütte: Vorstellungen von Herrschaft, S. 355– 367 und zur übergreifenden europäischen Debatte: S. 368–369; Friedeburg: Widerstandsrecht, bes. S. 37–56 (zum Paradigmenwechsel und der jüngeren Forschung); zur katholischen Tradition der Diskussion von Gehorsamspflicht und Widerstand vgl. Turchetti: Obéir à Dieu, S. 74– 75; systematisch zur zeitgenössischen Diskussion über die zum Widerstand Berechtigten vgl. Wolgast: Religionsfrage, S. 14–16. Vgl. Kap. 5.1.4 (dort Zensur und Kontrolle).

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auf 1588: La Noue forderte Gehorsam für den König, solange dieser den von Gott herkommenden Gesetzen folge.610 Vor allem aber war die königliche Haltung Heinrichs III., einen öffentlichen Diskurs über Herrschaft nicht führen zu wollen und zu müssen, im Reich präsent und in den zirkulierenden Flugschriften und Flugblättern weitestgehend unbestritten. Die kritische Infragestellung der Liga als politische Bewegung wiederholte das Urteil der französischen königlichen Seite, wozu in Anlehnung an übergreifende religionspolitische Diskurse ein dezidiert protestantisch bestimmtes Urteil über die Liga trat. 5.6.3 Ermordung Heinrichs III. Bewertung der Tat Das Attentat von Saint-Cloud wurde im Reich als Majestätsverbrechen an dem unstrittig legitimen Heinrich III. gedeutet,611 dessen Gotteserwähltheit und Glaubenstreue Verrat und Arglist aufseiten seiner Widersacher gegenüberstand.612 Das Heimtückische, Verräterische des Mords wurde dadurch noch gesteigert, dass der König angeblich nicht an dem Stich, sondern an dem Gift an der Klinge verstarb.613 Nur als eine Einzelmeinung wurde der gewaltsame Tod des Königs als gerechte innerweltliche Strafe und späte Genugtuung für die Bartholomäusnacht in einem Einblattdruck bewertet.614 Die nicht steigerbare Eskalation des Königsmords, was in der Beurteilung der Tat als Patrizid zum Ausdruck kam,615 setzte einen Endpunkt für die Majestätsver610 Vgl. Broch: École des Politiques, S. 345; La Noues Maxime: „Die Amtsträger sind im Konfliktfall nicht dem König, sondern dem Königreich verantwortlich.“ (Wolgast: Religionsfrage, S. 30; hierzu La Noue: Declaration, fol. B2v). 611 Vgl. ANTIMARTYRION (Fls-HRR79), fol. F3r; Vgl. Wunderbarlicher Abschiedt (FblHRR25), wonach Clément mit dem Mord an Heinrich III., „sein Hern vnd Konig“, „all recht zu boden schlegt“, so dass die Hinrichtung Cléments als „sein lon“ quittiert wurde. Zur Legitimität: Für Heinrich III. wurde stets der Königstitel verwendet (z. B. Heinricus der dritt (FlsHRR47), Titelblatt; Wolbedenckliche Beschreibung (Fls-HRR5), Titelblatt; Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt (Fls-HRR85), Titelblatt) bzw. bei Benennung als Heinrich von Valois dies in klarer Distanzierung als Spottname der Rebellen präzisiert (z. B. Wolbedenckliche Beschreibung (Fls-HRR5), fol. A3r, zur Distanzierung: fol. A2r–A2v). 612 Vgl. Abtruck (Fls-HRR20), bes. fol. A2r; Heinricus der dritt (Fls-HRR47), fol. A3v; Ironischerweise wurde in dem Schreiben Heinrichs III. die Gotteserwähltheit damit begründet, dass der Tötungsversuch gescheitert war, was sich binnen weniger Stunden als Irrtum erwies. 613 Vgl. Heinricus der dritt (Fls-HRR47), Titelblatt, fol. A2v; Wolbedenckliche Beschreibung (FlsHRR5), fol. B3v; Warhafftige vnd Ge=||wisse new Zeytung (Fls-HRR82), fol. A3r; zum Mönch als Giftmörder: Der DOMINICANER Muͤ nche (Fls-HRR10), fol. A2v. 614 Vgl. Charles Roÿ (Fbl­HRR4): Neben Heinrich III. fanden auch Heinrich von Angoulême und Heinrich von Guise als Konsequenz der Ermordung Admiral Colignys (Bartholomäusnacht) einen gewaltsamen Tod; weitere Anspielung auf Coligny in Frantzoͤ sische Zeittung (FlsHRR15), fol. A3v; eine ähnliche Position wie Charles Roÿ (Fbl-HRR4) zeigte: [Rollenhagen]: Der post Ruͤ etter, fol. A3v–A4r. 615 Vgl. DISCOVRS (Fls-HRR44), fol. B2r.

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brechen der vergangenen Monate, von konspirativen Bündnissen, Anmaßung und Rebellion über Verrat, List, Tyrannei und Gewalttätigkeit bis zu den Usurpationsplänen der Liga, d. h. Gefangennahme des Königs, Verbannung ins Kloster oder gar Mord, welche anlässlich des Königsmords erneut diskutiert und verurteilt wurden.616 Die Aufnahme der Vorgeschichte als Kontext, welcher bereits die Sympathieverteilung zugunsten des französischen Königs klar herausstellte, und die Fokussierung auf die unmittelbare Nachgeschichte – entweder mit der Bestrafung des Täters Clément in den Flugblättern und Einblattdrucken oder mit der Thronfolge Navarras in den Flugschriften – machte die Parteinahme im Reich zugunsten der französischen Krone (Heinrich III. und Heinrich von Navarra/Heinrich IV.) klar deutlich.617 In „König Heinrich“ (Fbl-HRR12) waren die ersten beiden Bildfelder sowie die ersten Verse Clément und der Tat gewidmet, wobei der Bildteil durch die Zurschaustellung der Frömmigkeit Cléments Ansätze aufwies, die Idealisierung, die der Königsmörder vonseiten der katholischen Liga erfahren hatte, zu übernehmen. Hiermit kontrastierte die obrigkeitsnahe, mäßigende Schilderung im zweiten Teil in einer kongruenten schriftlichen und bildlichen Darstellung, welche die Wiederherstellung der Ordnung durch Bestrafung des Täters und die Kontinuität der Regierung durch Veranschaulichung der legitimen Nachfolgeregelung in den Mittelpunkt stellte.618 In den Flugschriften war die demonstrative Wiederherstellung der Ordnung, d. h. die Überführung des ‚Chaosʻ der Ermordung in geordnete herrschaftliche Bahnen, entweder noch durch Heinrich III. oder dann durch Heinrich IV., zentrales Thema.619 Zu Clément wurden einige im Hinblick auf den Königsmord wenig aussagekräftige Eckdaten (Alter, Herkunft, Ausbildung) immer wieder zitiert.620 Diese lie616 Vgl. DISCOVRS (Fls-HRR25), fol. A2r–A3r (hohe Präsenz mit reichsweit neun Ausgaben: Fls-HRR23, Fls-HRR24, Fls-HRR25, Fls-HRR26, Fls-HRR27, Fls-HRR28, Fls-HRR29, FlsHRR44, Fls-HRR45); auch Wolbedenckliche Beschreibung (Fls-HRR5), fol. B2v. 617 Blois wurde als Episode im Vorfeld, in welcher sich der König gegen die verschworenen Widersacher behauptete, angeführt (vgl. DISCOVRS (Fls-HRR44), fol. A3r). Zur Fokussierung auf die Hinrichtung Cléments vgl. Als achtzig neun (Fbl-HRR1): Schleifen und Vierteilen; Ein Munch (Fbl-HRR6): Durchbohren, Schleifen, Vierteilen; zur Darstellungstradition, Tat und Bestrafung eng aufeinander bezogen zu zeigen, vgl. Mauelshagen: Was ist glaubwürdig, S. 325; Härter: Revolts in the media, S. 310–311; Zurücktreten der Ermordung Heinrichs III. selbst: Bestrafung des Täters als zentrale Szene im Bildvordergrund, welche mehr als die Hälfte des Bildraums mit den vier Simultanszenen (Durchbohren, Fenstersturz, Vierteilen, Verbrennen) einnahm (vgl. Warffhaftige Neui Zeitung (Fbl-HRR17; Fbl-HRR18)); mit einem Fokus auf Bestrafung und Thronfolgeregelung in Frankreich vgl. auch [Rollenhagen]: Der Post Both, fol. B1v–B2r; [Rollenhagen]: Der post Ruͤ etter, fol. A4v, fol. C2r–C3r. 618 Vgl. Le Roux: Le roi, la cour, S. 259; Die Thronübernahme in „König Heinrich“ (Fbl-HRR12) zitierte eine Reihe wichtiger Elemente: Die Übergabe der detailliert ausgestalteten Königskrone von Heinrich III. erfolgte unmittelbar an den König von Navarra als Nachfolger in Anwesenheit einiger zustimmender Pairs bei vollem Bewusstsein des amtierenden Königs (vgl. Abb. in Anhang II). 619 Z. B. Heinricus der dritt (Fls-HRR47), fol. A2r–A2v; auch Warhaffte vnd eigent=||liche Beschreibung (Fls-HRR53), fol. A3v–A4v; ausführlich zur Thronübernahme und Behauptung Heinrichs von Navarra als neuer König: Wahrhaffter vnd Gruͤ ndlicher || Bericht (Fls-HRR42), fol. B3r–C2v. 620 Z. B. Clément, 23 Jahre, aus Sorbonne bei Sens in Burgund, aus dem Kloster St. Jakob: Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt (Fls-HRR85), fol. A3r; Heinricus der dritt (Fls-HRR47), fol. A1v; abweichende Angaben in Warhaffte vnd eigent=||liche Beschreibung (Fls-HRR53), fol. A2v.

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ßen keine Profilbildung zu, sondern beließen den Täter als Projektionsfläche von Zuschreibungen,621 an denen sich eine verstärkte Polarisierung der Drucklandschaft im Reich zeigte: Die Bewertung Cléments umfasste sowohl ironische Bemerkungen622 als auch offene Beschimpfungen des Königsmörders als verzweifelt, von Gott verleugnet, treulos und tückisch,623 Charakterisierungen als einfältig und fromm624 und schließlich seine Verklärung in „Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt“ (FlsHRR85), der einzigen offensiv ligistischen Flugschrift in der ersten Jahreshälfte 1589.625 Hier wurde Clément als religiöser Held, als Tyrannenmörder und Märtyrer bezeichnet, dessen Seligkeit mit dem unseligen Tod Heinrichs III. kontrastiere.626 Als Hintergründe der Tat gaben v. a. die Flugschriften ein breites Spektrum an: Cléments Bewertung der Regierung Heinrichs III. als tyrannisch,627 hatten ihn zu der Tat motiviert, was nach „Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt“ (Fls-HRR85) durch eine göttliche Inspiration, nach „Heinricus der dritt“ (Fls-HRR47) durch eine fanatische Verblendung erfolgt war.628 Wurde die Bejahung des Attentats und Verklärung des Täters ausschließlich in „Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt“ (Fls-HRR85) vertreten,629 zitierten einige Publikationen distanziert die Liga-Position, d. h. die Gotteserwähltheit des Täters, die Engelsvisionen Cléments, welche die göttliche Instruktion zur Tat anzeigten,630 und das Versprechen der Märtyrerkrone für den 621 In „Heinricus der dritt“ (Fls-HRR47) fanden verschiedene, teils widersprüchliche Zuweisungen an Clément Aufnahme: Liga und Sorbonne waren Hintermänner Cléments (sie haben Clément zur Tat „keck vñ begirig bekommen“), der Anweisungen, Versprechungen, eine mentale Vorbereitung und die Tatwaffe von Dritten erhielt. Andererseits war Clément agil, jung, stark, „verlobt[e]“ sich eigeninitiativ zur Durchführung der Tat. Emotionalität und Impulsivität des Täters standen der (angeblich) berechnenden Planung von Liga und Sorbonne entgegen (fol. A1v). 622 „Das Gebett deß Geistlichen Herren war ja so andaͤ chtig“ (Wolbedenckliche Beschreibung (Fls-HRR5), fol. A3v; Die Eigenschaften Cléments als junger, einfältiger, etwas dummer Mönch waren „zu || einer teuffelischen vocation gar bequem“ (ANTIMARTYRION (FlsHRR79), fol. D2v). 623 Vgl. DISCOVRS (Fls-HRR44), fol. A3v, fol. B2r–B2v. 624 Vgl. Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt (Fls-HRR85), fol. A3r; Warhaffte vnd eigent=||liche Beschreibung (Fls-HRR53), fol. A2r. 625 Zur Einordnung als ligistisch: Bewertung des Todes von Heinrich III. als göttliche Strafe in Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt (Fls-HRR85), fol. A3v, fol. C4v; Zwar zeigte auch „Zeyttung“ (Fls-HRR90) ligafreundliche Positionen, blieb dabei aber in der Sache und im Tenor eher zurückhaltend. 626 Vgl. Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt (Fls-HRR85), fol. A3v. 627 Vgl. Wolbedenckliche Beschreibung (Fls­HRR5), fol. A3v; Stufen der Entscheidungsfindung Cléments: die Ermordung der Guise, das abschreckende Beispiel von der englischen Unterdrückung der Katholiken, die regelmäßige (tägliche) Teilnahme an Büßerprozessionen und intensive Gebete (vgl. Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt (Fls-HRR85), fol. A3r). 628 Gottgewollt: Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt (Fls-HRR85), passim; verurteilenswerte Tat: Heinricus der dritt (Fls-HRR47), bes. fol. A1v–A2r. 629 Tod des Königs aus göttlicher Zulassung (vgl. Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt (Fls-HRR85), fol. A3v); In dem Einblattdruck „Wie Konig Henrich“ (Fbl-HRR24) schloss der Textteil damit, dass Gott allein wisse, wer von beiden (Heinrich III. oder Clément) selig sei. 630 U. a. Warhafftige newe Zeytung (Fbl-HRR14); DISCOVRS (Fls-HRR44), fol. C2r; Warhafftige vnd Ge=||wisse new Zeytung (Fls-HRR82), fol. A1v; Wolbedenckliche Beschreibung (FlsHRR5), fol. A3v.

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Tyrannenmord.631 Allerdings wurde das Märtyrermotiv meist im Reich nur insofern thematisiert, als über die königlichen Versuche berichtet wurde, den Leichnam Cléments zu vernichten, um keinen Ansatzpunkt für einen Reliquienkult zu geben.632 Ausführlich und explizit wurde die Frage des Märtyrerstatus Cléments nur in „ANTIMARTYRION“ (Fls-HRR79) behandelt. Wurde Clément zumeist als Einzeltäter verstanden, der zwar seine Pläne im Konvent mitgeteilt hatte, dort jedoch nur verlacht worden war, da ihm niemand die Tat zutraute,633 sahen einige der Druckpublikationen den Königsmörder auch durch Hintermänner aus seinem Konvent, aus der Liga, der Familie der Guise oder der Theologischen Fakultät oder durch den Papst selbst beeinflusst und unterstellten eine katholische Verschwörung.634 So legten „Warhafftige vnd Ge=||wisse new Zeytung“ (Fls-HRR82) und „Wolbedenckliche Beschreibung“ (Fls-HRR5) dar, der Leichnam Cléments sei öffentlich ausgestellt worden, um auszuschließen, dass ein verkleideter Soldat der Liga in Mönchskutte die Tat verübt hatte.635 In dem Missbrauch der Ordenstracht wurde ein Beleg gesehen, dass die Religion für die Liga nur als Deckmantel diene636 oder der ‚mörderische Mönchʻ zum Beweis für die Verkommenheit der katholischen Religion und Korruption der Kirche ausgedeutet637 wie in der anti-klerikalen und anti-päpstlichen Fundamentalkritik „Der DOMINICANER Muͤ nche“ (Fls-HRR10).638

631 Direkt nach der Engelsvision befragte Clément ältere Mitbrüder über die Berechtigung eines Attentats, welche aufgrund der Autorität des Engels die Beachtung des fünften Gebots (Du sollst nicht töten) außer Kraft gesetzt sahen (vgl. Warhafftige vnd Ge=||wisse new Zeytung (Fls-HRR82), fol. A1v–A2r; mit distanzierender Ironie in Wolbedenckliche Beschreibung (FlsHRR5), fol. A4r–A4v). 632 Vgl. DISCOVRS (Fls-HRR44), fol. B2v. 633 Vgl. Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt (Fls-HRR85), fol. A3r; DISCOVRS (Fls-HRR44), fol. C2r– C2v; Warhaffte vnd eigent=||liche Beschreibung (Fls-HRR53), fol. B1r. 634 Vgl. Warffhaftige Neui Zeitung (Fbl-HRR17); DISCOVRS (Fls-HRR44), fol. A2r–A3v; Wahrhaffter vnd Gruͤ ndlicher || Bericht (Fls-HRR42), fol. A4v; Heinricus der dritt (Fls-HRR47), fol. A1v; zum Papst als Hintermann vgl. bes. Der DOMINICANER Muͤ nche (Fls-HRR10), A3v. 635 Vgl. Warhafftige vnd Ge=||wisse new Zeytung (Fls-HRR82), fol. A3r; Wolbedenckliche Beschreibung (Fls-HRR5), fol. B1v. 636 Dass sich Clément mit der Ordenstracht leicht Zutritt zum König verschaffen konnte, war Ausweis der Frömmigkeit Heinrichs III., die seine Widersacher ausnutzten (vgl. Abtruck (FlsHRR20), fol. A1v; Heinricus der dritt (Fls-HRR47), fol. A2r, fol. A3v). 637 Vgl. Wolbedenckliche Beschreibung (Fls-HRR5), Titelblatt (vgl. Abb. in Anhang II) und bes. fol. B3r; hierzu auch Zwierlein: Discorso und Lex Dei, S. 770–771; Als Positionierung gegen die katholische Kirche vgl. auch die lateinische Schrift „ANTISIXTVS.“ von Michel Hurault de lʼHôpital (1590, in England bei John Wolfe gedruckt), die auch im Reich kursiert sein dürfte. 638 Vgl. Der DOMINICANER Muͤ nche (Fls­HRR10), Titelblatt: Tat Cléments ist ein Schandfleck der Kirche, fol. A2r: Vergleich der Mönche mit Wölfen, Heuchlern, fol. A2v: Mönche als Instrumente des Teufels; Hurerei, Ehebruch, Laster, Giftanschläge, fol. A3r: Französischer König als allerchristlichster Herr, der die katholische Religion verteidigt hat – die Kirche dankt es mit dem mordenden Mönch als seinem Lohn, fol. A4r: prophezeit den Reformierten großen Zulauf.

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Die Bewertung des Königsmordes als Kulmination der Rebellion in Frankreich blieb im Reich in Flugschriften und Flugblättern fast unwidersprochen, auch wenn das Spektrum der Ausdeutungen des Königsmords breiter war als die bisherigen Druckpublikationen der ersten Jahreshälfte 1589. Von Heinrich III. zu Heinrich IV. Nach der Ermordung schrieben die Publikationen an dem vorgeprägten positiven Bild Heinrichs III. im Reich weiter, betonten explizit Respekt für den Verstorbenen639 und hoben als einen der zentralen Aspekte für die Frage seiner Legitimität die Religionsfrage hervor: Heinrich III. sei in der rechten Religion verstorben.640 Kritik gegenüber dem König fand sich vorrangig, um den selbstentlarvenden Charakter der ligistischen Diffamierungen herauszustellen und damit die LigaAnhänger als Verräter und Rebellen zu charakterisieren (z. B. die Rebellen gehen so weit, ihren König Tyrann zu nennen).641 Mit der Flugschrift „Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt“ (Fls-HRR85) trat jedoch das ganze Spektrum der in Frankreich kursierenden Vorwürfe gegen den König gebündelt auf: Die Verwendung der Religion als Deckmantel und Schädigung der Kirche, was u. a. Ausdruck in den Bündnissen mit Protestanten im In- und Ausland (mit Heinrich von Navarra, England, den Reichsfürsten) fand,642 war der zentrale Vorwurf gegen Heinrich III. Daneben trat die Verletzung der französischen Regierungstradition, die hochrangigen katholischen Fürsten wie die Guise in die Regierung einzubinden, während Heinrich III. stattdessen mignons und Ketzer bei Hof gefördert habe.643 Die ins Lächerliche gezogene Trauer Épernons angesichts des Königsmords untermalte die Widernatürlichkeit der Beziehung Heinrichs III. zu seinen mignons.644 Angesichts der Verfehlungen Heinrichs III. in seinen königlichen Aufgaben, zuvorderst der Wahrung der katholischen Religion, hatte sich das Haus Lothringen mit seinen Zweigen Lorraine, Guise, Mayenne, Aumale und Elbeuf an seiner Stelle Verdienste um die katholische Kirche erworben, in besonderem Maße der Herzog und Kardinal von Guise. Dies hatte Heinrich III. mit erbitterter Feindschaft und dem Wunsch, die Guise zu vernichten, quittiert. Mit den Morden in Blois war die Tyrannei Heinrichs III. offen zutage getreten.645 Zahlreiche Parallelen, wie die Verletzung der Ge639 Vgl. Jurament (Fls-HRR63), fol. A2v, fol. A3v. 640 Vgl. Warhaffte vnd eigent=||liche Beschreibung (Fls-HRR53), fol. A3v. 641 Vgl. DISCOVRS (Fls-HRR25), fol. B3r; auch Wolbedenckliche Beschreibung (Fls-HRR5), fol. A2r–A2v. 642 Vgl. Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt (Fls-HRR85), fol. A2r–A2v; zur Gottlosigkeit des Königs vgl. auch das Gedicht in Wahrhaffter vnd Gruͤ ndlicher || Bericht (Fls-HRR42), fol. C4v; als kritischer Bericht über die ligistischen Vorwürfe gegen den König: DISCOVRS (Fls-HRR25), fol. B3v. 643 Vgl. Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt (Fls-HRR85), fol. A2v. 644 Vgl. Wolbedenckliche Beschreibung (Fls-HRR5), fol. B2r. 645 Vgl. Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt (Fls-HRR85), fol. A2r–A2v; zur kontrastiven Charakterisierung vgl. z. B. „Beyde gebruͤ der beschuͤ tzer vñ || beschiermer der Khirchen“ vs. der König: „boͤ ses vnd tuͤ ckhisch hertz“ (Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt (Fls-HRR85), fol. A2v); mit kritischer Distanzierung: DISCOVRS (Fls-HRR25), fol. B3v.

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mächer des Königs als Schutzraum, stellten die Ermordung Heinrichs III. in unmittelbare Beziehung zu dem Geschehen in Blois.646 Die Bestrafung des Mörders und demonstrative Wiederherstellung der Ordnung durch Navarra als Heinrich IV. – welche in den Flugschriften und Flugblättern als Sicherung der Herrschaft, Repräsentation von Gerechtigkeits- und Rechtsbewusstsein, Versöhnungsgeste gegenüber den Anhängern Heinrichs III., Demonstrieren der Durchsetzungsfähigkeit sowie Betonung der Kontinuität gegenüber dem Vorgänger auf dem Thron deutlich wurde – hob die Kompetenz, Eignung und Rechtmäßigkeit Navarras als König hervor.647 Dass durch die historischen Umstände, nämlich die zahlreichen Söhne Heinrichs II. als potentielle Thronerben, Navarras Thronfolge unwahrscheinlich gewesen war, ließ die Thronnahme 1589 umso mehr als göttliche Fügung erscheinen.648 In „König Heinrich“ (Fbl-HRR12) erfolgte im dritten Bildfeld die Übergabe der detailliert gestalteten französischen Kö646 Das Aufeinandertreffen mit Clément fand kein Jahr nach dem Mord in Blois an dem Ort, den Heinrich gewaltsam entweiht hatte, statt (vgl. Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt (Fls-HRR85), fol. A3v). Zur Parallele zwischen dem Gemach in Blois und Saint-Cloud als besonders aufgeladener Schutzraum vgl. Warhaffte vnd eigent=||liche Beschreibung (Fls-HRR53), fol. A2v– A3r; weitere Parallelen: die Losung bei den Morden in Blois war „Saint Clément“, der Name des Königsmörders Jacques Clément (vgl. Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt (Fls-HRR85), fol. A3r); La Bastide, einer der Fünfundvierziger (königliche Leibwache), die auch den Herzog von Guise ermordet hatten, hieb zuerst auf Clément ein (vgl. Warhaffte vnd eigent=||liche Beschreibung (Fls-HRR53), fol. A2v–A3r); ein Epitaph, das Blois als Auslöser für den Regizid, der als göttliche Rache verstanden wird, anführt: DISCOVRS (Fls-HRR44), fol. B4v. 647 Zum Schwerpunkt auf Bestrafung des Mörders und Wiederherstellung der Ordnung vgl. u. a. DISCOVRS (Fls-HRR44), fol. B1v–B2r; Ware abcontrafeitung (Fbl-HRR21); König Heinrich (Fbl-HRR12); hierzu Zwierlein: Franzettes, S. 132; Bestrafung des Täters und Übergabe der Regierung im Beisein der Pairs: QVI DEDIT (Fbl-HRR20); „Ein Munch“ (Fbl-HRR6) stellte neben die demonstrative Bestrafung des Täters im Bild die Betonung von List und Verrat Cléments im Text. Eine Fülle von unterstützenden Sprachmitteln begleiteten die Darstellung der Thronfolgeregelung in „Heinricus der dritt“ (Fls-HRR47): Eine dreigliedrige Reihung hob die Verschwägerung mit dem Königshaus, die Blutsverwandtschaft sowie die Position als Adliger ersten Rangs für den Thronfolgekandidaten heraus. In ebenfalls dreigliedriger Aufzählung wurden die königlichen Insignien überreicht. Zugleich wurde der alte König – auch moralisch durch sein standhaftes Gemüt – bekräftigt und die durch ihn persönlich vorgenommene und bestätigte Neuordnung durch einen Pleonasmus („jederzeit selber“, „mit eignen Haͤ nden“) betont. Durch die Repetition der aus dem gleichen semantischen Feld stammenden Begriffe Sukzessor, Erbe und (neuer) König wurde die Neuregelung eingeschliffen. Auch die Wortpaare („widerholung vnd vermeldung“ und „verordne vnd Declarir“ sowie „proclamirt vnd auß=||geruffen“) lenkten die Aufmerksamkeit auf den Akt der Sukzessionsregelung und deuteten die Absicht an, den Ablauf der Thronfolgeregelung den Regeln des Königreichs entsprechend zu präsentieren. Für die Frage der Legitimität war bedeutsam, dass die in einer viergliedrigen Reihung aufgezählten Anwesenden aus Militär, niederem und hohem Adel („in gegenwart vnnd beysein || ihrer aller“) zustimmten. Gesondert wurde das Militär als Herrschaftsstütze angesprochen, wenn die Obristen mit den Kriegsbeamten Navarra per Akklamation bestätigten. Allerdings trat auch einschränkend der improvisierte Charakter der Sukzession zutage, sowohl in Bezug auf die Anwesenden („allen dißmals bey vnd || vmb jr Mayest.“) als auch in Bezug auf die verliehenen Insignien („vnd anders/ so jhr Mayest: dißmals bey sich gehabt“) (fol. A2v–A3r). 648 Vgl. GVISIA TEMERITAS (Fbl-HRR8).

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nigskrone durch den selbständig agierenden, d. h. geistig zurechnungsfähigen Heinrich III. an Heinrich von Navarra. Durch die einvernehmliche Regelung in Anwesenheit einiger Pairs, deren Beteiligung an der Herrschaft dem alten Herkommen entsprach, das mit dem Krönungszeremoniell gewürdigt wurde, erhielt die Nachfolgeregelung Legitimität. Zusätzlich unterstrich die Ausfertigung entsprechender Schriftstücke im Hintergrund der Szene und die Aufnahme des Wahlspruchs Heinrichs III. („Henricus Valose Tertius …“) die Rechtmäßigkeit der Sukzessionsregelung.649 Indem die Behauptung der Thronansprüche Navarras in den Fokus rückte, wurde der Mord an Heinrich III. zu einer Episode im Kampf um die Thronfolge.650 Die Eidesleistung Navarras als Heinrich IV. sowie der französischen Prinzen gegenüber dem neuen König stellten v. a. in den Flugschriften die breite Unterstützung Navarras heraus und mit der Akzeptanz durch Prinzen von Geblüt, Hochadlige, Pairs sowie Amtsträger die Rechtmäßigkeit Navarras als Thronfolger.651 Seine rechtlich begründete und göttlich bestätigte Legitimität wurde durch die im Reich abgedruckten Ausschreiben Navarras begründet652 und die programmatische Darstellung seiner politischen Vorhaben ausführlich zitiert, von der Wahrung des Status quo und Sicherung der Ordnung bis zur Klärung der Religionsfrage in einem nationalen Konzil.653 Offizielle Schreiben an die französischen Städte und Adligen sowie Hilfsgesuche an die deutschen Fürsten wurden ebenso wie deren Entscheidung, eine der Religionskriegsparteien politisch oder militärisch zu unterstützen, abgedruckt. Diese Druckpublikationen enthielten implizite Wertungen, boten ein als vorbildhaft beschriebenes Handlungsmodell und legten die Überlegenheit einer Seite, im Reich zumeist diejenige Navarras bzw. Heinrichs IV., nahe.654 649 Vgl. Abb. in Anhang II. 650 U. a. Heinricus der dritt (Fls-HRR47), fol. A3r; vgl. hierzu Wolfe: Afterlife of Henri III, S. 480; Ab Anfang September war in Druckpublikationen, geschriebenen Zeitungen und der mündlichen Kommunikation der Tod Heinrichs III. kein Thema mehr. Die Berichte widmeten sich sämtlich bereits den Auseinandersetzungen Navarras und der Liga um die Thronfolge (vgl. hierzu Kölderer: Beschreibunng, ab S. 1341). Vgl. auch die Schreiben Navarras vom Herbst 1589, die sich vorrangig der Sicherung seiner Thronfolge widmeten, während die Ermordung nur noch kurze Erwähnung fand (z. B. Franzoͤ sische Zeitung., fol. A2r–A3r; [Heinrich IV.]: Abtruck || Eines Schreibens). 651 Z. B. DISCOVRS (Fls-HRR44), fol. B3r–B4r; Ware abcontrafeitung (Fbl-HRR21); Heinricus der dritt (Fls-HRR47), fol. A2v; Die Vereidigung auf Navarra fand weite Verbreitung; allein „Henricus der dritt“ zirkulierte reichsweit in sechs Ausgaben (Fls-HRR47, Fls-HRR48, FlsHRR49, Fls-HRR50, Fls-HRR51, Fls-HRR52). 652 Vgl. DISCOVRS (Fls-HRR45), fol. Bij[= B4r]. 653 Vgl. Warhaffte vnd eigent=||liche Beschreibung (Fls-HRR53), fol. A4r–A4v; DISCOVRS (FlsHRR25), fol. B2r–B2v; Heinricus der dritt (Fls-HRR47), fol. A4r. 654 Z. B. Abdruck des auf den 3. August datierten Briefs von Navarra, in welchem er um Unterstützung, u. a. durch die deutschen Fürsten, bat (vgl. DISCOVRS (Fls-HRR44), fol. B2r–B2v), was in einer späteren Ausgabe, die bei einem anderen Druckerverleger erschien, herausgekürzt war (vgl. DISCOVRS (Fls-HRR25)); zur Anerkennung Heinrichs IV. durch die Stadt Langres vgl. DISCOVRS (Fls-HRR45), fol. B4v–C1r; In „Jurament“ (Fls-HRR63) wurde die Ablehnung einer Unterstützung des katholischen Herzogs von Lothringen abgedruckt. Der Herzog von

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In den Flugschriften und Flugblättern im Reich erfuhr Navarra eine weitgehend einvernehmliche Anerkennung als Thronfolger.655 So wurde seiner Sukzession mehr Raum eingeräumt als der Ausrufung des Kardinals von Bourbon zu Karl X. und Navarras Thronansprüche vor denjenigen des Liga-Kandidaten präsentiert, der somit stets nur als Gegenkandidat firmierte.656 „ANTIMARTYRION“ (Fls-HRR79) forderte sogar unmittelbar die Anerkennung Heinrichs IV. ein.657 Dagegen lehnten die katholischen Druckpublikationen im Reich, die zumeist aus Köln stammten, die Ansprüche Navarras bis zu seiner Konversion und weitgehenden Anerkennung in Frankreich ab, so dass dieser erst ab 1593 als Heinrich IV. benannt wurde.658 5.7 ZIRKULATION DER RELIGIONSKRIEGSNACHRICHTEN 5.7.1 Distribution und Zirkulation Für die Distribution der Druckpublikationen 1589 sind bislang nur punktuell Quellenniederschläge bekannt: Informationen über die jüngsten politischen und militärischen Entwicklungen kursierten zwischen städtischem Magistrat und adligen Akteuren bevorzugt handschriftlich, von Druckpublikationen begleitet.659 Der franzö-

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Montpensier und einige weitere Adlige wechselten zur Liga über (vgl. Warhaffte vnd eigent=||liche Beschreibung (Fls-HRR53), fol. B1r). Zum Zuzug von Truppenunterstützung aus dem Ausland vgl. Heinricus der dritt (Fls-HRR47), fol. A3r. Vgl. Heinricus der dritt (Fls-HRR47), fol. A2v–A3r; Benennung als Heinrich IV. oder als französicher König in z. B. Jurament (Fls-HRR63), Titelblatt; Declaration/ || Heinrici deß vierdten diß Namens/ Koͤ nig || in Franckreich/ vnd Navarra, in: Heinricus der dritt (Fls-HRR47), fol. A4r; „QVI DEDIT“ (Fbl-HRR20) bezeichnete Navarra als rechtmäßigen Thronfolger, auf den Gottes Segen gerufen wurde. Vorsichtiger in der Parteinahme zeigte sich z. B. Warhaffte vnd eigent=||liche Beschreibung (Fls-HRR53), fol. B1r: „Er [Heinrich IV. (Anm. d. Verf.)] lest sich nennen Koͤ nig in Franckreich“. In den zeitgenössischen Publikationen ist evident, wie „die protestantischen Publizisten in Deutschland von einer dezidierten Kampfposition nun zu einer ‚neutralenʻ Berichterstattung und Argumentationsebene überwechseln können: Sie akzeptieren einfach die Legitimität von Heinrich IV. als neuem König qua Erbfolge von 1589 an.“ (Zwierlein: Discorso und Lex Dei, S. 564–565). Zur nur knappen Erwähnung des ligistischen Thronkandidaten, Kardinal von Bourbon, neben der ausführlichen Thronnahme Navarras vgl. Warhafftige newe Zeytung (Fbl-HRR14); Warhafftige vnd Ge=||wisse new Zeytung (Fls-HRR82), fol. A3v; Heinricus der dritt (Fls-HRR47), fol. A3r; Unterminierung des ligistischen Thronkandidaten, indem der Kardinal Heinrich IV. angeblich bereits anerkannt hatte, bevor ihn die Liga zu ihrem Kandidaten für die französische Krone ausrief, vgl. DISCOVRS (Fls-HRR44), fol. B4v–C1r. Vgl. ANTIMARTYRION (Fls-HRR79), Titelblatt. Vgl. Zwierlein: Franzettes, S. 132, bes. Anm. 539. Zum handschriftlichen Austausch vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 179–183, S. 184–185, S. 199, S. 205; Kohlndorfer: Diplomatie, S. 140; hierzu ausführlich Kap. 5.2.1; exemplarisch eine Episode von 1587: Der deutsche Kriegsoberst Hans von Buch erhielt während des Hilfszugs 1587 von dem die Truppen begleitenden Herzog von Bouillon ein Päckchen mit der Post des Herzogs von Guise, welches von einigen französischen Reformierten abgefangen worden war. Darunter befand sich eine in Auftragsarbeit gefertigte, an den König, die französischen Städte und den Hochadel gerichtete Flugschrift, die in einer geschönten Darstellung den militärischen Erfolg

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sische König ließ gezielt an wichtige Verbündete im Reich die Rechtfertigung seines Vorgehens in Blois verbreiten660 und Pfalzgraf Johann erbat bspw. von dem Gouverneur Sobolle aus Metz (19. Mai 1589) – das als Informationsumschlagplatz zwischen dem Reich und Frankreich diente661 –, ihm die Erklärungen von Heinrich III. und Heinrich von Navarra zum Waffenstillstand vom April 1589 als Abdruck zukommen zu lassen.662 Nur selten lässt sich allerdings jenseits gezielter Information der konkreten Schaltstellen im Reich auch das Eingreifen in die Drucklandschaft zu den Französischen Religionskriegen, wie im Fall von Michel de La Hugueries Versuch, eine Flugschrift im Namen des lothringischen Herzogs zu platzieren, und der Unterbindung seitens der kurpfälzischen Räte in Heidelberg, belegen.663 Jenseits der politisch forcierten Distribution erfolgte der Vertrieb der gedruckten Religionskriegsnachrichten über Kanäle im Druckgewerbe. Die Drucker und Verleger, die sich 1589 fassen lassen, verfügten über eigene, oft etablierte, teils regionen- oder sogar länderübergreifende Vertriebsnetzwerke. Franz Hogenberg bspw. konnte auf ein breites Netzwerk auf lokaler, regionaler wie auch landesübergreifender Ebene zurückgreifen: In Köln und Umland stand Hogenberg in Kontakt zu anderen Stechern, Druckern und Verlegern (u. a. Abraham de Bruyn, Matthias Quad)664, kooperierte mit Kaufleuten665 und Geistlichen aus dem Domkapitel666 sowie Honoratioren der Stadt und Gelehrten wie Gerhard Mercator.667 Für Exporte ins Ausland kooperierte Hogenberg mit Abraham Ortelius, Hieronymus Cock, Christoph Plantijn und Philipp Galle in Antwerpen,668 wobei der Kölner Stadtrat Arnold Mylius, Inhaber des Druck- und Verlagshauses Birckmann, teils als Mittels-

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des Herzogs von Guise feierte. Buch forderte in einem Brief seinen Schwiegervater Albrecht von Quintzow, einen brandenburgischen Landbesitzer, auf, der Darstellung von Guise im Reich unmittelbar entgegenzutreten. Eine gedruckte deutsche Gegendarstellung erschien erst Monate später (vgl. Hahn: Brandenburgischer Bericht, S. 195–196). Vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 180, Anm. 1, S. 188–189. Vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 199; zur Weiterleitung von Neuigkeiten an Navarra und La Noue von den deutschen Reichsfürsten über Metz vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 205. Vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 199. Vgl. Zwierlein: Discorso und Lex Dei, S. 770; Johann Casimir: Briefe, S. 217–218; Longnon: Agent politique, S. 239–241; zu dem Fall bereits Kap. 5.1.4 (dort Lenkungsversuche). Vgl. Hellwig: Einleitung, S. 12, S. 15–17; Füssel: Natura sola magistra, S. 12, S. 32; Der Kupferstecher Jacob von der Heyden lieferte nach dem Umzug von Köln nach Straßburg (1590) Vorlagen an die Hogenberg-Werkstatt für die Blätter zu den Französischen Religionskriegen (vgl. Hellwig: Einleitung, S. 16–17). Bes. zu Georg Hoefnagel vgl. Hellwig: Einleitung, S. 12; Merlo: Kölnische Künstler, Sp. 369; Füssel: Natura sola magistra, S. 12, S. 32. Zu den Kanonikern Georg Braun und Gerhard Stempel als Förderer der Werkstatt vgl. Hellwig: Einleitung, S. 16, S. 24. Vgl. Veldman: Protestant emigrants, S. 166; Hellwig: Einleitung, S. 12. Vgl. Hellwig: Einleitung, S. 12; Füssel: Natura sola magistra, S. 12; zum Beziehungsnetz vgl. Denucé: Oud-Nederlandsche Kaartmakers, Bd. 1, S. 261–298; zur Geschäftsbeziehung Hogenbergs mit Plantijn, der Transaktion von Druckpublikationen, Rechnungsstellungen, der Weitervermittlung an/über Philipp Galle und Abraham Ortelius in den Rechnungsbücher Plantijns vgl. Denucé: Oud-Nederlandsche Kaartmakers, Bd. 1, S. 294–298, Bd. 2, S. 261–263, vgl. ergänzend die Rechnungsbücher von Ortelius: Bd. 2, bes. S. 192, S. 204.

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mann für Sendungen von Ortelius und Galle über Plantijn an die Hogenbergsche Werkstatt fungierte.669 Die heute in der Bibliothèque nationale befindliche Blattserie „Année 1589“ (Fbl-FRK4) belegt den Re-Import deutscher gedruckter Religionskriegsnachrichten der Hogenberg-Werkstatt nach Frankreich: In die aus insgesamt 16 Einzelbildfeldern bestehende Gesamterzählung von „Année 1589“ (Fbl-FRK4) war das Blatt „König Heinrich“ (Fbl-HRR12), in vier Bildfelder zerteilt, eingebettet und die Textteile neu gruppiert worden.670 Die Hogenberg-Werkstatt lieferte getrennte Bögen mit Texten (u. a. in Französisch) zum Ausschneiden und Aufkleben für die ins Ausland verschickten Blätter mit, wodurch eine kostengünstig hergestellte Variante der Einblattdrucke für den außerdeutschen Druckmarkt verfügbar war.671 Durch die häufige Mehrsprachigkeit der Flugblätter und Einblattdrucke (zwölf Editionen: Deutsch, Französisch, Latein)672 waren diese für einen überregionalen Markt und den Export ins benachbarte Ausland geeignet, ohne dass Produktionskosten für mehrere Blattversionen anfielen.673 Zumeist erschlossen lateinische kurze Beischriften mit Personen- oder Ortsbezeichnungen den Bildteil für ein nicht-deutsches Publikum, während der längere Begleittext deutsch oder französisch-deutsch verfasst war. Nur wenige der Flugschriften und Flugblätter waren gänzlich auf Latein gehalten und somit auf den überregionalen Verkauf und Export ins Ausland ausgerichtet.674

669 Vgl. Denucé: Oud-Nederlandsche Kaartmakers, Bd. 2, S. 259, Anm. 2; Hellwig: Einleitung, S. 24. 670 Während die ersten beiden Versblöcke aus „König Heinrich“ (Fbl-HRR12) dem Bildteil zur Thronübergabe an Navarra zugeordnet waren, waren die letzten deutschen Verse und der französische Textteil – welche im deutschen Blatt unterhalb der Bestrafung des Königsmörders platziert waren – zu dem Attentat Cléments auf Heinrich III. gestellt und tauchten daher früher in der Erzählung auf (vgl. Abb. in Anhang II). Die anderen Bildteile in „Année 1589“ (FblFRK4), die skizzenhafter sind und in der Qualität hinter der Arbeit der Hogenberg-Werkstatt zurückbleiben, waren nur mit Beischriften zur Kennzeichnung der Personen, aber ohne eigenständigen Textteil gestaltet. Es liegt nahe zu vermuten, dass das deutsche Blatt als Startpunkt für diese Bildgeschichte in Frankreich diente. Wann diese entstand, ist jedoch ungewiss: Der Stil und die Kleidung der dargestellten Person legen zumindest bei einigen Blättern (bes. M 87885) nahe, dass es sich um spätere Ergänzungen des 17. Jahrhunderts handelte, während andere Blätter (z. B. M 87887, M 87890, M 87893) eher zeitgenössisch (d. h. Ende des 16. Jahrhunderts) erscheinen. 671 Vgl. Hogenberg-Album, Paris: BNF, Sign. 4-QE-64 (A). 672 Sechs Werke in sieben Ausgaben waren in Deutsch und Latein verfasst, ein Werk in Deutsch und Französisch und vier Blätter in Deutsch, Französisch und Latein. 673 Vgl. Schilling: Bildpublizistik, S. 42. 674 Lateinisches Flugblatt: Brevis & perfecta descriptio (Fbl-HRR3); Die in Bremen von der Werkstatt Bernhard Peters gedruckte lateinische Flugschrift „IEHOVA VINDEX“ (Ausgabe 1590) findet sich in der „Kongelige Bibliotek“ in Kopenhagen (Sign. Magasin 150, 253 03023) und in der „Kungliga biblioteket“ in Stockholm (Sign. 125 B 12 b). Aufgrund fehlender Provenienznachweise ist unsicher, ob die Druckpublikation schon im 16. Jahrhundert in den skandinavischen Raum exportiert wurde.

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Flugblätter und Flugschriften wurden genau wie Bücher an Verleger – wobei sich nur Paul Brachfeld und Petrus Cesaree 1589 fassen lassen675 – und Buchhändler in anderen Städten zum Verkauf versandt, daneben über Wanderbuchhändler verbreitet sowie auf Messen angeboten.676 Im Messkatalog des Augsburger Buchhändlers Georg Willer – der gewöhnlich kein Tagesschrifttum listete677 – findet sich nur die Flugschrift „IEHOVA VINDEX“ (Fls-HRR71) anlässlich der Frankfurter Fastenmessen 1590,678 d. h. schon nicht mehr tagesaktuell, was durch den akademisch gebildeten Stil der lateinischen Abhandlung abgefedert wurde. Durch die Messen und andere professionelle Vertriebsnetzwerke wurde die Streuung der Flugschriften und Flugblätter über den lokalen und auch regionalen Markt hinaus möglich, wie die reichsweiten Ausgaben einzelner Druckpublikationen zu den Religionskriegen belegen679 ebenso wie situative Äußerungen von Tagebuchschreibern und Chronisten: Georg Kölderer konnte um 1590 in Augsburg nicht nur lokale Druckerzeugnisse zu den Französischen Religionskriegen, v. a. Flugblätter von Bartholomäus Käppler, sondern auch Flugschriften und Flugblätter aus Straßburg (Bernhard Jobin), Köln (Franz Hogenberg) und Frankfurt am Main (Verleger: Paul Brachfeld) sowie aus Basel (Samuel Apiarius, Verleger: Hans Storck) erwerben.680 In Köln griff dagegen Hermann Weinsberg v. a. auf in Köln publizierte, lokal kursierende Druckpublikationen zurück681 mit Ausnahme der bei675 Brachfeld: IEHOVA VINDEX (Fls-HRR69); Edict (Fls-HRR30); Cesaree: DISCOVRS (FlsHRR44). 676 Vgl. Schilling: Bildpublizistik, S. 28; Die Leipziger Buchmesse stand hinter der Frankfurter Buchmesse zurück: In Leipzig wurden mit Zeitverzögerung die in Frankfurt angebotenen Druckpublikationen vertrieben und die Messkataloge zunächst aus Frankfurter Katalogen kompiliert (vgl. Borm: Catalogi Nundinales, S. 10). Auf den Messen wurde nach Anzahl bedruckter Bogen zwischen den Verlagen und Buchführern getauscht, wobei Inhalt und Qualität eine untergeordnete Rolle spielten (vgl. Wittmann: Geschichte des Buchhandels, S. 63–64; Schilling: Bildpublizistik, S. 26–27; Mauelshagen: Netzwerke des Nachrichtenaustauschs, S. 414). Zur Praktik auf den Messen vgl. Würgler: Medien, S. 90–91; Arndt: Herrschaftskontrolle, S. 59. 677 Zwar zeigen die Messkataloge kaum Hinweise auf Kleinschrifttum, allerdings ist über Archivalien, zeitgenössische Beschreibungen der Messe wie auch Hinweise in den Flugblättern selbst belegt, dass diese auf den Messen vertrieben wurden (vgl. Schilling: Bildpublizistik, S. 26–28; auch Roth: Die Neuen Zeitungen, S. 75–76). 678 Vgl. Willer: Messkataloge, S. 258: „Iehoua Vindex, siue de rebus Gallicis narratio pri-ma, Iacobo Franco differente. Bremæ in typographia Bernhardi Petri. 8“ und „Ad Iehouam Vindicem, de rebus Gallicis, Com-mentario altera Iacobi Franci: complectens historiam eorum quæ post Guisios fratres interfectos, & Regem ipsum interemptū contigerunt anno 1589 in regno Fran­ ciæ. Bremæ excudebat Bernhardus Petri. 8“. 679 Vgl. New Zeytung: Köln (Fls-HRR77), Heidelberg (Fls-HRR78) und Dresden (Fls-HRR75); Koͤ nigkliche Declaration: Köln (Fls-HRR54) und Nürnberg (Fls-HRR65), eventuell auch Straßburg (Fls-HRR55), doch ist hier die Zuordnung unklar. 680 Vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1363 (Straßburg), S. 1493 (Köln), S. 1761 (Frankfurt), Kölderer: Beschreibunng, S. 1350, S. 1358 (Basel: Apiarius), S. 1417 (Basel: Storck); Die von dem Augsburger Josias Wörli herausgebrachten Druckpublikationen zu jüngsten Ereignissen in Frankreich nahm Kölderer nicht wahr, ohne dass dies begründet wurde. 681 Die von Weinsberg für die Darstellung der Morde in Blois genutzte „New Zeytung“ (FlsHRR77) war in Köln (Gottfried von Kempen) erschienen (vgl. Weinsberg: Gedenkbuch, 23. Dezember 1588, ld 94v–95r). Für seine Darstellung, wie die Theologische Fakultät zu Paris

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den aus Frankfurt stammenden Einblattdrucke zur Ermordung Heinrichs III. während der Nachrichtensperre in Köln.682 Innerhalb der Städte erfolgte der Vertrieb über die Druckwerkstätten, Buchläden und mobilen Verkäufer. Im Regelfall vertrieben die Druckerverleger die Flugschriften und Flugblätter selbst unmittelbar in der Werkstatt oder in einem eigenen Laden.683 Bernhard Jobin organisierte den Verkauf im eigenen Laden am Place du Temple-Neuf, an dem der Dominikanerkonvent in Straßburg angesiedelt war, direkt beim Gymnasium und der Akademie, in der Nähe des neuen Rathauses.684 Auf diese festen Verkaufsläden machten im Druckvermerk Straßennamen oder andere Hinweise zur Verortung der Werkstatt aufmerksam, so dass der rechtlich verpflichtende Erscheinungsvermerk auch als Werbung eingesetzt wurde.685 Zudem verwiesen einige der Publikationen gezielt auf ergänzende Werke und bewarben ähnliche Veröffentlichungen der Offizinen oder eine Folgepublikation:686 Am Ende der Flugschrift „Wolbedenckliche Beschreibung“ (Fls-HRR6) wurde eine umfangreichere Darstellung in der Offizin Bernhard Jobins angekündigt und mit der Flugschrift „ANTIMARTYRION“ (Fls-HRR79) im Folgejahr eingelöst.687 „Ware abcontrafeitung“ (Fbl-HRR21) dagegen kündigte an, dass die Legenden bzw. Verweisziffern aus dem Bildteil in der ausführlicheren Darstellung von „DISCOVRS“

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den Untertaneneid gegenüber Heinrich III. für nichtig erklärte (vgl. Weinsberg: Gedenkbuch, 7. Januar 1589, ld 102r), nutzte er die „Koͤ nigkliche Declaration“ (Fls-HRR54), wahrscheinlich in der Ausgabe von Johann Waldorf. Vgl. Weinsberg: Gedenkbuch, 28. August 1589, ld 138v–139r; vgl. hierzu Kap. 5.1.4 (dort Zensur und Kontrolle); Die beiden Einblattdrucke konnten zugeordnet werden: Wunderbarlicher Abschiedt (Fbl-HRR25); Ware abcontrafeitung (Fbl-HRR21). Vgl. Zwierlein: Franzettes, S. 27. Vgl. Mellet: Traités, S. 292; Chrisman: Lay culture, S. 15; Hauffen: Fischart, Bd. 1, S. 48. Vgl. „Gedruckt zu Coͤ llen/ || Bey Johan von Waldorff/ auff dem || Thumhoff am Saal.“ (FlsHRR54), „Getruckt zu Coͤ lln auff der Burgmauren/ bey || Godtfridt von Kempen.“ (FlsHRR77), „Gedruckt zu Augspurg/ bey Josiam Woͤ hrly/ || bey dem Hayligen Creutz/ hinder dem Predighauß/ in || Sanct Othmars Gassen/“ (Fls-HRR90); „Gedruckt Zu Nüremberg Bey Luckas Mayr Formschneider Hinder Sandt Katerinna.“ Oder auch „Zu Augspurg/ bey Bartholome Kaͤ ppeler Brieffmaler/ in Jacober vorstatt/ im kleinen Sachssen geßlin.“ (Fbl-HRR14, auch FblHRR13). Z. B. verwies „IEHOVA VINDEX“ (Fls-HRR70) auf dem Titelblatt in Eigenwerbung auf das Erscheinen weiterer Neuigkeiten zur Herbstmesse, die an die erste Erzählung anschließen sollten. „Aŭszlegŭng“ (Fbl­HRR2) verwies unterhalb des Bildfeldes in einer Textzeile für weitergehende Informationen auf die Flugschrift „Koͤ nigliche Declaration“ (Fls-HRR55), die wiederum im Titel auf die beigefügte Tafel, welche dem Einblattdruck „Aŭszlegŭng“ (Fbl­HRR2) entsprach, hinwies: „Beneben einem Kupfferstuͤ ck/ darinnen der gantze || Actus klaͤ rlich abgemalet ist.“ Zur Praktik der Eigenwerbung vgl. Schilling: Bildpublizistik, S. 106–109. Mit einer umfangreichen theologischen und juristischen Argumentation positionierte sich „ANTIMARTYRION“ (Fls-HRR79), eine Übersetzung des „L’ANTIMAR-||TYR“ (FlsFRK119) von Etienne Pasquier, welche auf die Schrift „LE MARTIRE“ (Fls-FRK121) von Charles Pinselet reagierte, gegen die ligistische Rechtfertigung des Tyrannenmords (vgl. Hauffen: Fischart, Bd. 2, S. 70–71). Hauffen begründet mit einer kurzen Sprachanalyse, dass Fischart nicht die Übersetzung des „ANTIMARTYRION“ (Fls-HRR79) gefertigt haben dürfte (vgl. Hauffen: Verdeutschungen (III), S. 15).

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(Fls-HRR26) aufgelöst seien.688 Dieser Werbung folgend, versuchte Hermann von Weinsberg (vergeblich) zu dem Einblattdruck „Ware abcontrafeitung“ (Fbl-HRR21) die offenbar separat vertriebene Flugschrift „DISCOVRS“ (Fls-HRR26) aufzutreiben.689 Scheuten die Buchhändler mit festen Verkaufsläden im Allgemeinen Publikationen, die der eigenen Stadt- oder Landesobrigkeit missfallen könnten, verbreiteten die Kolporteure und Hausierer häufig auch kontroverse Publikationen,690 wobei der Nachweis im Fall der Religionskriegsnachrichten aussteht. Die auf den Verkauf von Druckpublikationen spezialisierten mobilen Buchführer und die Gemischtwaren führenden Hausierer, welche Flugschriften und Flugblätter aufkauften, die sie mit eigenem Risiko und Profit weitervertrieben,691 suchten allgemein zugängliche, stark frequentierte Orte auf. In der Nähe von Ratshäusern, Marktplätzen, Kirchen, Wirtshäusern und Straßenecken wurden Flugschriften und Flugblätter zum Verkauf öffentlich ausgerufen und teilweise auch vorgelesen692 sowie durch die Anwesenden diskutiert und schließlich mündlich weitergetragen, wie Andreas Pancratius für die Religionskriegsnachrichten 1589 für Speyer belegt.693 Daneben traten die Hausierer, die im persönlichen Gespräch an der Haustür ihr Angebot bewarben.694 Dass mobile Verkäufer die Religionskriegsnachrichten auch im ländlichen Raum vertrieben,695 legt der Einblattdruck „Der Kramer mit der newe Zeittung“ (1589) mit einem Holzschnitt von Jost Amman aus Nürnberg und Text von Jacob Kempner nahe, der möglicherweise bei Theodor de Bry in Frankfurt am Main erschien.696 Im Bauchladen drapiert und auf den Hut gesteckt, bot ein ambulanter Händler vor ländlicher Kulisse Flugschriften und Flugblätter der Ereignisse vom August 1588 bis Januar 1589 an, darunter eine Neue Zeitung von dem Mord an Guise und eine Flugschrift zur Belagerung von Orléans vom Januar 1589.697 688 Vgl. Ware abcontrafeitung (Fbl­HRR21): „Mit zifferzahlen Erkleret Im Tracteclein, Discoŭrs oder Erzehlŭng Kou. Maÿt: Dodt etc. Anno Dm͂ 1589“ (vgl. Abb. in Anhang II). Dieser Kaufanreiz legt nahe, dass der Verleger Cesaree, bei dem mehrere der Ausgaben des „DISCOVRS“ (Fls-HRR26, Fls-HRR44, Fls-HRR45) erschienen, Blatt und Schrift gemeinsam im Angebot führte. 689 Vgl. Weinsberg: Gedenkbuch, 28. August 1589, ld 139r. 690 Vgl. Arndt: Herrschaftskontrolle, S. 59. 691 Vgl. Zwierlein: Franzettes, S. 27; Schilling: Bildpublizistik, S. 30, S. 33; Schneider: Grundlagen des Mediensystems, S. 29; zu den Buchführern vgl. auch Fischer: Buchmarkt, Abs. 13–14. 692 Vgl. Schilling: Bildpublizistik, S. 34, S. 53; Harms/Schilling: Das illustrierte Flugblatt, S. 25; Lüsebrink: Kauft schöne Bilder, S. 27–28; Im Wirtshaus wurden Aushängezettel von den Buchführern angebracht, sie kehrten selbst ein oder lagerten ihre Bücherfässer und -ballen zwischen. Angesichts der oft multiplen Funktionen frühneuzeitlicher Räume waren aber auch Apotheken oder Kaufmannsläden etc. Orte des Nachrichtenkonsums (vgl. Fischer: Buchmarkt, Abs. 13; Roth: Die Neuen Zeitungen, S. 74). 693 Vgl. Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte, S. 95. 694 Vgl. Schilling: Bildpublizistik, S. 35. 695 Vgl. Faulstich: Herrschaft und Revolte, S. 118; Schilling: Bildpublizistik, S. 26, S. 105. 696 Vgl. Wunderzeichen und Winkeldrucker, S. 49, Anm. zu Abb. 5. 697 Dass hier auf die Ermordung Franz von Guise 1563 angespielt wird (vgl. Schwitalla: Flugschrift, S. 32, Anm. zu Abb. 32), ist schon aufgrund der zeitlichen Nähe der Ermordung Heinrichs von Guise unwahrscheinlich, zumal die weiteren Schriften jeweils aktuelle Ereignisse

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Neben dem professionellen Vertrieb der Flugschriften und Flugblätter wurde durch handschriftliche Abschriften,698 das generell übliche Verleihen, Tauschen oder auch stellvertretende Besorgen und Weitersenden von Flugschriften in einem größeren Bekanntenkreis699 sowie durch die gemeinsame laute Lektüre und die Diskussion der Neuigkeiten700 eine größere Streuung erreicht. Wegen dieser Praktiken ist der tatsächliche Verbreitungsgrad von Publikationen schwer zu fassen und Auflagenhöhen geben nur begrenzt Aufschluss über die tatsächliche Rezipientenzahl. Zudem schwankten die Auflagenhöhen stark; für Flugschriften scheinen zwischen 800 und 1.200 Exemplaren, für Flugblätter zwischen 1.000 und 1.500 plausibel.701 5.7.2 Wiederaufnahme Zahlreiche der Flugblätter und Flugschriften bezogen sich auf bereits im Reich zirkulierende deutschsprachige Druckpublikationen. Wurde ein Werk gut verkauft, erschienen Nachdrucke und Überarbeitungen, die teilweise als nur geringfügige oder ungenaue, fehlerhafte Bearbeitung wie in „DISCOVRS“ (Fls-HRR23) sichtbar blieben.702 Bezugnahmen und Anspielungen auf bereits erschienene Publikati-

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aufgriffen: Eine Schrift zu Bergen-op-Zoom an der Schelde (Belagerung der Stadt durch den Herzog von Parma, September bis November 1588) sowie eine Flugschrift und ein Flugblatt zur Niederlage der Armada waren zu sehen. Vorrangig beschäftigte sich das Blatt mit der Vertriebspraxis, dem Witz und der Dreistigkeit der Verkäufer, ihrer Lebenssituation am Existenzminimum ebenso wie der Problematik unbestätigter und unzuverlässiger Informationen. Verschiedene Vertriebswege wurden gegeneinander ausgespielt: der schnelle Postreiter, der oft noch unbestätigte und daher unzuverlässige Nachrichten brachte, gegenüber dem oft langsamen Verkäufer von Tagesschrifttum, als sprichwörtlich ‚hinkendem Botenʻ, der zumindest idealiter über bereits bestätigte Informationen verfügte (vgl. Wunderzeichen und Winkeldrucker, S. 48). Zu handschriftlich zirkulierenden Frankreich-Pasquillen vgl. Bauer: Pasquille; zu Abschriften aus Druckpublikationen vgl. Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte, S. 115, Anm. 66. Vgl. Roth: Die Neuen Zeitungen, S. 79. Für Georg Kölderer ist der Nachrichtenaustausch im Bekanntenkreis bzw. Arbeitsumfeld fassbar: Kölderer erhielt im Handelshaus Weiß sowohl bei Tisch als auch über die Post und durch Faktoren des Handelshauses, welche nach Augsburg reisten, auswärtige Nachrichten (vgl. Maurer: Kölderer, S. 21–22). Zur Diskussion der Neuigkeiten vgl. Kap. 5.7.3. Zwar waren zwischen 1.000 und 2.000 Abzüge von einer Kupferplatte möglich, während ein hartes Holz beim Holzschnitt fast unbegrenzte Auflagen ermöglichte (vgl. Brückner: Massenbildforschung, S. 215; Schilling: Bildpublizistik, S. 24–25; Rosseaux: Flugschriften und Flugblätter, S. 111–112; Schilling: Bildgebende Verfahren, S. 63, bes. Anm. 8), wegen des hohen Investitionsrisikos und der Lagerprobleme wurde dies jedoch oft nicht ausgenutzt (vgl. Fischer: Buchmarkt, Abs. 17; Neddermeyer: Von der Handschrift zum Buch, S. 391–392; Roth: Die Neuen Zeitungen, S. 67). Amtsschriften, welche nur an einen kleinen Adressatenkreis gingen, konnten sehr viel niedrigere Auflagenzahlen haben (vgl. Schilling: Bildpublizistik, S. 25; Rosseaux: Flugschriften und Flugblätter, S. 111). Vgl. zur Auflagenhöhe auch Neddermeyer: Von der Handschrift zum Buch, S. 390–395; mit Beispielen aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts vgl. Krieg: Entwicklungsgeschichte der Bücher-Preise, S. 227–228. In der Flugschrift „DISCOVRS“ (Fls-HRR26) waren zwei Tafeln enthalten (nach fol. B4v), die „Ware abcontrafeitung“ (Fbl-HRR21) und „QVI DEDIT“ (Fbl-HRR20) entsprachen. In einer

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onen zu den Französischen Religionskriegen, die sich als Antwortschreiben oder Gegenschriften gegenseitig zitierten und aufeinander bezogen, waren die Ausnahme: In „Vncaluinisch Gegen Bastüblein“ illustrierten die Ereignisse in Frankreich nur die Darstellung des länderübergreifenden größeren Religionskonflikts.703 Für die Einblattdrucke ist nur selten eine zweite Ausgabe nachzuweisen,704 während ca. ein Viertel der Flugschriften in mehreren Editionen erschien, so „Henricus der dritt“ in sechs,705 „Wolbedenckliche Beschreibung“ in sieben706 und „DISCOVRS“ sogar in neun Ausgaben,707 was die Zustimmung eines breiten Publikums zu diesen Druckpublikationen nahelegt. Besorgte Jobin alle sieben Editionen von „Wolbedenckliche Beschreibung“ ebenso wie Heußler sämtliche Ausgaben von „Frantzoͤ sische Zeitung“, beteiligten sich meist weitere Offizinen an der Verbreitung bereits erfolgreich zirkulierender Druckschriften.708 Wie im Bereich des Tagesschriftums üblich, bestanden keine Genehmigungen oder Privilegien zum Schutz der Produktion einer Werkstatt,709 so dass mit minimalem Aufwand kostengünstig bereits am Markt getestete Publikationen nachgedruckt werden konnten. Die Übereinstimmung von Teilen wie Bildelementen, Textbausteinen oder Begleitmaterial oder kompletten Schriften bzw. Gesamtblattkompositionen resultierte

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offenbar späteren Ausgabe des „DISCOVRS“ (Fls-HRR23) waren der Text überarbeitet und die Ziffern entfernt worden, wobei ein Verweis übersehen („Num. 25“) wurde, während in einer weiteren Ausgabe (Fls-HRR25) der Verweis auf die ursprünglich enthaltene Tafel ganz fehlte. In eben dieser Ausgabe wies allerdings der Titelholzschnitt Ähnlichkeiten zu einem Ausschnitt des Blattes „QVI DEDIT“ (Fbl-HRR20) auf, welches als Tafel in „DISCOVRS“ (Fls-HRR26) beigefügt war. Auf „Calvinisch Badstübl“ des katholischen Pfarrers Johann Baptist Fickler (Pseudonym: M. Johan Baptista Badweyler), worin u. a. der gescheiterte Kriegszug Dohnas in Frankreich Ende 1587 als Beweis göttlichen Beistands für die Katholiken gedeutet wurde, reagierte Johann Fischart mit der nicht minder offensiv-angreifenden, diffamierenden Schrift „Vncaluinisch Gegen Bastüblein“. Die von Fickler eingeführte Bade-Metapher schrieb Fischart auf das Scheitern der Armada hin um, mit einigen Anspielungen auf die Situation in Frankreich versehen. Besprechung in Hauffen: Verdeutschungen (III), S. 1–11. U. a. Warffhaftige Neui Zeitung (Fbl-HRR17), zweite Ausgabe: Warffhaftige newe Zeitung (Fbl-HRR18) (beide Nürnberg: Mayer, Lucas); Warhafftige newe Zeytung (Fbl-HRR14), zweite Ausgabe: Warhafftige newe Zeytung (Fbl-HRR13) (beide Augsburg: Käppler, Bartholomäus), dritte Ausgabe ohne Druckerangabe: Warhafftige newe Zeitung (Fbl-HRR23); „Brevis & perfecta descriptio“ (Fbl-HRR3) erschien als lateinische Ausgabe von „Kurtzer vnd gruntlicher bericht“ (Fbl-HRR16). Vgl. Henricus der dritt (Fls-HRR47, Fls-HRR48, Fls-HRR49, Fls-HRR50, Fls-HRR51, FlsHRR52). Vgl. Wolbedenckliche Beschreibung (Fls-HRR3, Fls-HRR4, Fls-HRR5, Fls-HRR6, Fls-HRR7, Fls-HRR8, Fls-HRR9). Vgl. DISCOVRS (Fls-HRR23, Fls-HRR24, Fls-HRR25, Fls-HRR26, Fls-HRR27, Fls-HRR28, Fls-HRR29, Fls-HRR44, Fls-HRR45). Z. B. fertigte Apiarius zwei Ausgaben von „Gewisse Zeytung“ (Fls-HRR38, Fls-HRR39), ein anonymer Drucker eine weitere (Fls-HRR37). Cesaree verlegte drei Ausgaben von „DISCOVRS“ (Fls-HRR26, Fls-HRR44, Fls-HRR45), wozu sechs weitere anonym erschienene Ausgaben kamen (Fls-HRR23, Fls-HRR24, Fls-HRR25, Fls-HRR27, Fls-HRR28, Fls-HRR29). Von „König Heinrich“ (Fbl­HRR12) erschien ein vergröberter Nachdruck als „Kõnig Heinrich III.“ (Fbl-HRR15) und ebenso von „Ecce Ducis“ (Fbl-HRR11) als „Der Hertzog“ (Fbl-HRR5). Zur Privilegierungspraxis im Reich vgl. Kruse: Nachdruckschutz, bes. S. 32–49.

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zum einen aus dem Rückgriff auf die gleiche Vorlage und war zum anderen den stillschweigenden ungekennzeichneten Übernahmen710 aus bereits zirkulierenden Flugblättern und Flugschriften geschuldet.711 „DISCOVRS“ (u. a. Fls-HRR25) wies in weiten Teilen mit „Wahrhaffter vnd Gruͤ ndlicher || Bericht“ (Fls-HRR42) Übereinstimmungen auf, trotz Variationen der Abfolge der einzelnen Paragraphen, anderer Wortwahl und damit auch Sinnverschiebungen.712 Auch der Einblattdruck „Ware abcontrafeitung“ (Fbl-HRR21), welcher als Tafel in „DISCOVRS“ enthalten war,713 diente als Ideengeber für die beiden Szenen im Titelholzschnitt von „Wahrhaffter vnd Gruͤ ndlicher || Bericht“ (Fls-HRR42).714 Zahlreiche intermediale Bezüge zwischen Flugschriften und Flugblättern können für die Religionskriegsnachrichten 1589 ausgemacht werden.715 710 Nur in wenigen Druckpublikationen wurde durch den Hinweis „Erstlich gedruckt“ auf den Erstdruck verwiesen: u. a. DISCOVRS (Fls-HRR23, Fls-HRR27, Fls-HRR28, Fls-HRR29); Gewisse Zeytung (Fls-HRR37); Koͤ nigliche Declaration (Fls-HRR55). 711 Z. B. stimmte der Text von „INDVCIAE“ (Fls-HRR40) mit dem ersten Teil von „Außschreiben“ (Fls-HRR43) wörtlich überein (Vorlage: DECLARATION (Fls-FRK49)), so dass die eine Schrift die andere als Vorlage benutzt haben muss. „Gottes deß Allerhoͤ chsten Rath“ (FlsHRR67, Fls-HRR68) erwies sich als eigenständige Übersetzung der lateinischen, im Reich entstandenen Schrift „IEHOVA VINDEX“ (Fls-HRR70), welche auch der deutschen Ausgabe „IEHOVA VINDEX“ (Fls-HRR69) als Vorlage diente. Von der Flugschrift „Warhaffte vnd eigent=||liche Beschreibung“ (Fls-HRR53) stimmte die erste Schrift in weiten Teilen mit „Zeyttung“ (Fls-HRR90) überein, während die in „Warhaffte vnd eigent=||liche Beschreibung“ (FlsHRR53) eingeschlossene Prophezeiung ebenfalls in „Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt“ (FlsHRR85) abgedruckt war. Zu weiteren Übereinstimmungen vgl. Anhang I. 712 Vgl. z. B. Wahrhaffter vnd Gruͤ ndlicher || Bericht (Fls-HRR42), fol. C2v; DISCOVRS (FlsHRR25), fol. B2v–B3r; Eine sinngemäße, statt wörtliche Übereinstimmung gilt auch für die verschiedenen Ausgaben von „DISCOVRS“, welche in eigenständiger Übersetzung und Bearbeitung auf die gleiche Vorlage zurückgriffen. Vgl. z. B. DISCOVRS (Fls-HRR25), fol. A2r: „Nach dem freundtlicher lieber Leser/ || niemands verborgen/ sondern wol bekannt“ und DISCOVRS (Fls-HRR44), fol. A2r: „DJeweil/ freundlicher Leser/ jedermann bekant || vnd offenbar“. 713 Vgl. DISCOVRS (Fls-HRR26), nach fol. B4v; DISCOVRS (Fls-HRR27), nach fol. A2v; DISCOVRS (Fls-HRR44), nach fol. C2v; DISCOVRS (Fls-HRR45), nach fol. C4v. 714 Die Ähnlichkeit beim Bildpersonal und besonders bei der Anordnung der Figuren zueinander ist frappierend (vgl. die rechte Szene auf dem Titelblatt: Kleriker vor dem Bett mit Kreuz und Flambo, Bischofsmütze und Kardinalshut, seitlich davon ist Navarra und die große in den Hintergrund gestaffelte Menge Adliger gezeigt, Heinrich III. verleiht vom Bett aus die Kette/das Ordensband; links: Körperhaltung, Kleidung und Ausdruck Heinrichs III.). Die Figur des Königsmörders fällt in ihrer jeweils eigenständigen Gestaltung heraus. Eine Abb. von „Ware abcontrafeitung“ (Fbl-HRR21) und des Titelbildes von „Wahrhaffter vnd Gruͤ ndlicher || Bericht“ (Fls­HRR42) finden sich im Anhang II. 715 Die ersten Seiten der Flugschrift „Heinricus der dritt“ ((Fls-HRR47), fol. A1v–A2r) dienten für den Text des Flugblatts „Warffhaftige Neui Zeitung“ (Fbl-HRR17) als Grundlage, wie u. a. die auffällige Formulierung, die Pariser bzw. Liga und Sorbonne hätten Clément „zu folgendem Mord/ keck vñ begirig bekommen“ zeigt (Heinricus der dritt (Fls-HRR47), fol. A1v; Warffhaftige Neui Zeitung (Fbl-HRR17)). Zwei Ausgaben von „DISCOVRS“ (Fls-HRR44, Fls-HRR45) zeigten als Titelbild die gleiche Bilderfindung wie das Flugblatt „Charles Roÿ“ (Fbl­HRR4) sowie textliche Übereinstimmungen: Das zweite Epitaph (in DISCOVRS (Fls-HRR44), fol. B4v: „Andere“) entsprach dem deutschen Teil des Einblattdrucks „Charles Roÿ“ (Fbl-

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Auch ältere Publikationen konnten mit nur geringfügigen Abänderungen wiederaufgenommen werden, sofern ihre Relevanz für die aktuelle Gegenwart plausibel gemacht werden konnte.716 Das allegorische Motiv von „Anstandt“ (FblHRR9), das in Variation in „Geburt lini“ (Fbl-HRR7), „GVISIA TEMERITAS“ (Fbl-HRR8) und dem undatierten Holzschnitt „GVISIA TEMERITAS FVRBILD GVYJSCHES VBERMUTS“ zu sehen war,717 fand sich noch mindestens in drei französischsprachigen Blättern wieder718 und wurde im Reich sowohl in der Variante „Geburt lini“ (Fbl-HRR7) als Tafel in die Flugschrift „Genealogiæ“ zur Unterstützung der Thronansprüche Navarras 1590719 als auch in der Version „Anstandt“ (Fbl-HRR9) in der „Historia von der Liga“ (1591), welche als anonyme Auseinandersetzung mit der Zeit der Religionskriege in Frankreich von der Ligagründung 1585 bis Anfang 1591 erschien, aufgenommen.720 Pragmatismus, Effizienz und die Kostenfrage erscheinen als zentrale Gründe für die zahlreichen textlichen und bildlichen Übernahmen, die sich nicht zuletzt innerhalb der Werkstätten bei themenverwandten Werken zeigten.721 So nahm die

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HRR4). Beide Epitaphe waren auch in „Warhaffte vnd eigent=||liche Beschreibung“ (FlsHRR53) abgedruckt (fol. B2v). Vgl. Bauer: Pasquille, S. 201; Harms/Schilling: Flugblatt der Barockzeit, S. VII; Roth: Die Neuen Zeitungen, S. 33; z. B. QVI DEDIT (Fbl-HRR20): Durch das Attentat von Pierre Barrière auf Heinrich IV. aktualisierte sich das Thema Königsmord 1593, so dass eine Neufassung des Blattes erschien (vgl. QVI DEDIT ANTE DVAS). Zu GVISIA TEMERITAS FVRBILD GVYJSCHES VBERMUTS vgl. Kemp: Gvisia temeritas, S. 100, Anm. e (Verweis auf Ex. Berlin: Kupferstichkabinett, Sign. 278-10); Während „Geburt lini“ (Fbl-HRR7) und „GVISIA TEMERITAS“ (Fbl-HRR8) in einer stimmigen Komposition die Legitimität Heinrichs von Navarra auf dem französischen Königsthron und die Guise als Kriegstreiber herausstellten, zeigte „Anstandt“ (Fbl-HRR9) Widersprüchlichkeiten: Der Stammbaum unterstützte die Ansprüche Navarras, während der Begleittext nahelegte, dass der Versuch der Vereinigung der beiden Könige gegen die Natur sei und letztlich die Morde (Heinrich III. und Heinrich von Guise) provoziert habe. Für eine Abb. von „Anstandt“ (Fbl-HRR9) vgl. Anhang II. Zu den französischen Varianten: „Le prix dʼoutrecuidance“ von C./Parentans (vgl. LʼEstoile: Recueil, fol. 39v; LʼEstoile: Mémoires­journaux, Abb. 124), „La maintenue des Roys“ von C./ Parentans (auch als Abb. in Cameron: Maligned king, S. 115) und „La maintenue des Roys, contre les assasins endiablez. || Le prix dʼoutrecuidance, & Los de lʼVnion“, welche wohl kurz nach dem Attentatsversuch von Jean Châtel auf Heinrich IV. (27. Dezember 1594) erschienen (vgl. Jouhaud: Lisibilité, S. 320). Vgl. Genealogiæ, fol. A3v–A4r. Vgl. Hellwig: Einleitung, S. 9 (auch zur Aufnahme von weiteren Blättern der HogenbergWerkstatt in der „Historia von der Liga“); mit abweichenden Angaben vgl. Mielke: Frans Hogenberg, S. 4; Auch in „1588 || NOVVS“, einer der großen Historien der Hogenbergschen Werkstatt, war das Blatt „Anstandt“ (Fbl-HRR9) eingebunden (vgl. Aitzing: 1588 || NOVVS, nach S. 441). Der auf der Kupferplatte miteingestochene Text wurde für die Historien der Werkstätten (von Michael von Aitzing und Emanuel von Meteren) mit einem Papierstreifen zugedeckt, der sich in einigen Fällen bei der Druckproduktion verschoben hat, so dass Spuren der ursprünglichen Textteile zu erkennen sind (vgl. Merlo: Kölnische Künstler, Sp. 375; Villa: Gravures historique, S. 508; Hellwig: Einleitung, S. 9–10, S. 22; Stieve: Über die ältesten Zeitungen, S. 26). Die Jobinsche Offizin griff wiederholt auf ein bestimmtes Repertoire für die Titelgestaltung zurück: das von der Krone überwölbte Wappen Frankreichs und Polens mit dem Orden des

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Offizin von Franz Hogenberg den gleichen französischen Siebenzeiler auf dem Blatt „DISTICHON“ (Fbl-HRR10) wie auch in „König Heinrich“ (Fbl-HRR12) auf. Auch Samuel Apiarius druckte effizient in „Erklaͤrung“ (Fls-HRR31) und „Gewisse Zeytung“ (Fls-HRR38; Fls-HRR39) den gleichen Titelholzschnitt vom Mord an Guise, der nicht in dem Nachdruck (Fls­HRR37) aus einer anderen Offizin zu sehen war. Gerade die häufig (wieder­)verwendeten Bildteile wie das Porträt Heinrichs III.,722 das königliche Wappen723 ebenso wie dasjenige Heinrichs von Navarra,724 zielten auch auf Wiedererkennbarkeit, um so einen bestimmten Publikationstyp zu kennzeichnen.725 Durch die zahlreichen Nachdrucke, Kompilationen, Zitate und Wiederaufnahmen reduzierte sich die Zahl an unterschiedlichen im Reich kursierenden Bildern und Texten zu den Religionskriegen erheblich.726 5.7.3 Rezeption und Rezipienten Faktoren und Voraussetzungen Im Reich gab es 1589 eine überschaubare Menge an Religionskriegsnachrichten, wobei Umfang, Qualität und Breite des Spektrums an Flugschriften und Flugblättern, auf welche ein Rezipient zugreifen konnte, von sozialer Stellung und finanzi-

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Heiligen Michael (Ordre de Saint-Michel), das wohl von Tobias Stimmer stammende Porträt Heinrichs III. im Halbprofil mit Perlenohrring. Das Porträt von Jacques Clément, dem Königsmörder, wurde exklusiv 1589 gebraucht. An Stelle des polnischen Wappens trat für Heinrich IV. (ab 1590) das Wappen Navarras im gleichen Entwurf auf (vgl. Zwierlein: Franzettes, S. 23, Anm. 73, S. 60–61). Vgl. Erklaͤ rung (Fls-HRR34); Abschrifft (Fls-HRR66); Abtruck (Fls-HRR20). Als bekröntes Doppelwappen Frankreichs und Polen-Litauens mit Ordensband (drei Werke): Außzug (Fls-HRR1); Frantzoͤ sische Zeytung (Fls-HRR36); Zeytung (Fls-HRR91); als bekröntes Doppelwappen Frankreichs und Polen-Litauens in großer Rollwerkkartusche, mit Obstamphoren (zwei Werke): Zeittung (Fls-HRR86); Zeitung (Fls-HRR88); als bekröntes Wappen mit halbiertem Wappenfeld für drei Kronen und drei Lilien in einem Rondo, mit umlaufendem Spruchband (PRIMA SECUNDA ET ULTIMA CŒLO) (zwei Werke, vier Ausgaben): Heinricus der dritt (Fls-HRR47, zweite Ausgabe: Fls-HRR49); Koͤ nigkliche Declaration. (FlsHRR64, zweite Ausgabe: Fls-HRR65). U. a. als bekröntes gevierteltes Wappenschild mit Wappen Frankreichs und Navarras (drei Werke): Außschreiben (Fls-HRR58); Ein schrieben (Fls-HRR61); Warhafftige Zeittung (FlsHRR83); als gevierteltes Wappen Navarras und Frankreichs, bekrönt und mit Ordensband (drei Werke): Edict (Fls-HRR30); DISCOVRS (Fls-HRR45), dort fol. C4v; INDVCIAE (FlsHRR40); als bekröntes Wappenschild Navarras (zwei Werke): Des Koͤ nigs von Nauarren || Außschreiben (Fls-HRR60); Außschreiben (Fls-HRR72). Vgl. hierzu Kap. 5.5.1 (dort Bildtypen). Auf gut zwei Dutzend Texten basierten die Haupttexte (Gedichte, kleinere Verse etc. sind hier nicht eingeschlossen) der Flugschriften zu den Religionskriegen letztlich, welche der Phase von der Ermordung der Guise bis zur Ermordung Heinrichs III. gewidmet waren. Für die Flugschriften und Einblattdrucke ließen sich insgesamt 16 selbständige Texte ausmachen. Zu den Übereinstimmungen zwischen Flugschriften und Flugblättern dieser Phase, die in diesem Kapitel nicht alle Platz finden konnten, vgl. Anhang I.

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ellen Mitteln, der Interessenlage und Lesefähigkeit bzw. Textkompetenz727 sowie der Anbindung an Nachrichtenzentren und der Zensur abhingen.728 Zu denjenigen, die in der Volkssprache lesen konnten, was ca. zehn bis 30 Prozent der Bevölkerung ausmachte (in den Städten teils bis 50 Prozent),729 zählten v. a. in der Stadt lebende Männer mit geregeltem Einkommen. Ein Großteil der Kaufleute, Handwerksmeister und anderer Selbständiger, teils auch Gesellen und Gesinde, gehörten neben den Amtsträgern und der heterogenen Gruppe der Gebildeten (Notare, Anwälte, Ärzte, Apotheker, Geistliche und einige Künstler) zur alphabetisierten Bevölkerung. Nicht zuletzt war im städtischen, höfischen und höheren ländlichen Adel die Lesefähigkeit weit verbreitet.730 Die Relevanz der Städte als Wirtschaftsstandort mit einer administrativen Infrastruktur, einer höheren Bildungsaffinität und Dichte an Druckwerkstätten sowie der Anbindung an Verkehrswege, Post- und Botenkurse entschied über die Nachrichtenzugänglichkeit mit.731 Die häufig nur eingeschränkte Lesefähigkeit der einfachen Handwerker und Bediensteten und ebenso eines Großteils der Frauen reichte kaum aus, um einen längeren Text erfassen zu können.732 Aber durch Vorlesen, Diskussion bzw. Erklären der Bilder – durch mündliche Ergänzungen zu den gedruckten Nachrichtenpublikationen wurde beim Verkauf z. T. eine Einordnung mit angeboten – konnten auch Illiterate oder Arme an den Druckpublikationen partizipieren, so dass Flugschriften und Flugblätter einen größeren Rezipientenkreis über die Käufer des Tagesschrifttums hinaus erreichten.733 Auch in der Familie, im Bekanntenkreis und an öffentlichen Orten wur727 Vgl. Dooley: Introduction, S. 7; Körber: Öffentlichkeiten, S. 18–20 (mit einer Problematisierung dieser Voraussetzungen für das Publikum des 16. Jahrhunderts). 728 Vgl. Kap. 5.1. 729 Vgl. Schön: Geschichte des Lesens, S. 18; Würgler: Medien, S. 94; auch Neddermeyer: Von der Handschrift zum Buch, S. 530, S. 536; Körber: Öffentlichkeiten, S. 18; zur älteren Forschung vgl. Engelsing: Analphabetentum und Lektüre, S. 32; kritisch zu den Zahlen Engelsings: Rosseaux: Reich als Kommunikationsraum, S. 92; Schön: Geschichte des Lesens, S. 17. 730 Vgl. Schilling: Bildpublizistik, S. 44; Messerli: Massenlesestoff, S. 25; Arndt: Herrschaftskontrolle, S. 203–204, S. 220, S. 227; zur Bedeutung der Infrastruktur des städtischen Raums für den Buchdruck vgl. Weyrauch: Buch als Träger, bes. S. 2; Auf dem Land waren Pfarrer, Lehrer, z. T. Amtsleute als Rezipienten von Tagesschrifttum greifbar, während die bäuerliche Bevölkerung tendenziell eher mündlich an öffentlichen Orten, z. B. auf Märkten oder in Wirtshäusern, Neuigkeiten erfuhr (vgl. Arndt: Herrschaftskontrolle, S. 232, S. 237). Lag die weibliche Lesefähigkeit deutlich unter der männlichen, waren in Handel und Gewerbe tätige Frauen oft in einem pragmatischen Alltagssinn lesefähig. Frauen waren auch am öffentlich stattfindenden (Vor-)Lesen und Wiedererzählen beteiligt (vgl. Rau: Geschichte und Konfession, S. 401, S. 425; Würgler: Medien, S. 97). 731 Vgl. Houston: Literacy, S. 137, S. 141; Woolf: News, history, S. 86; Allerdings lebten von den rund 24 Millionen Einwohnern des Reichs (um 1600) nur ca. 10 Prozent in der Stadt und nur etwa 200 Städte hatten mehr als 1.000 Einwohner, davon 15 (u. a. Augsburg, Nürnberg, Köln, Straßburg) mehr als 10.000 Einwohner (vgl. Faulstich: Herrschaft und Revolte, S. 14, S. 26). 732 Vgl. Schnurr: Religionskonflikt und Öffentlichkeit, S. 203; Würgler: Medien, S. 96; Dass Lesen nicht unbedingt verstehen bedeutete, belegt Kölderer: Er zitierte zwar Latein, gestand aber selbst ein, die Sprache nicht zu beherrschen, so dass ihm hierbei Fehler unterlaufen könnten (vgl. Maurer: Kölderer, S. 21). 733 Vgl. Körber: Zeitungsextrakte, S. 112.

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den die Druckpublikationen diskutiert, wie Andreas Pancratius in Speyer und Georg Kölderer in Augsburg 1589 für die Religionskriegsnachrichten belegen.734 Lässt sich die Lektüre von gedrucktem Tageschrifttum zu den Religionskriegen für einzelne hochrangige Persönlichkeiten wie Pfalzgraf Johann Casimir,735 den Genfer Theologen Theodor von Beza736 oder für bedeutende Familien wie die Fugger durch in Zeitungsarchive eingebettete Funde von Druckschriften und Einblattdrucken737 sowie Erwähnungen in der Korrespondenz belegen, geben vereinzelt Sammelbände und Alben sowie Tagebücher, Chroniken und Briefsammlungen – ebenso wie Kommentare und Randnotizen auf den Flugschriften und Flugblättern selbst als bisher vernachlässigte Quellen738 – Aufschluss über weitere konkrete Rezipienten der höheren und mittleren Gesellschaftsschicht wie den Kölner Ratsherrn Hermann Weinsberg oder den Augsburger Handelsdiener bzw. Handelsschreiber Georg Kölderer.739 Weinsberg wie auch Kölderer zeigten ein besonders 734 Vgl. Zwierlein: Franzettes, S. 29; Arndt: Herrschaftskontrolle, S. 206; zum gemeinsamen Betrachten von Blättern und dem gemeinschaftlichen lauten Lesen vgl. Schilling: Bildpublizistik, S. 44, S. 48; Warncke: Sprechende Bilder, S. 217; Heesen: Das illustrierte Flugblatt, S. 320; bezüglich der Ermordung der Guise vgl. Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte, S. 96 (zu Pancratius); Kölderer: Beschreibunng, S. 1149; Auch auf den Kölner Straßen wurde öffentlich über die Zuverlässigkeit von gedruckten Nachrichten diskutiert, was Weinsberg auf den 80jährigen Krieg und den Kölner Krieg bezogen notierte (vgl. Weinsberg, 29. Dezember 1587, ls 693r (Einnahme Bonns); Weinsberg, 28. Februar 1585, ls 492r (Antwerpen)). 735 Vgl. Johann Casimir: Briefe, S. 199. 736 Vgl. Beza: Correspondance, u. a. S. XIV, Anm. 13, S. 136–137. 737 Zu dieser Praktik, auch Druckpublikationen und Abschriften in die Nachrichtenbriefe zu integrieren, vgl. Keller: Fuggerzeitungen, S. 35; Dauser: Informationskultur, S. 151; Bauer: Zeitungen, S. 163; In den Fuggerzeitungen befindet sich die Abschrift einer italienischen Flugschrift, die sich mit den französischen Religionskriegen 1589 (Niederlage des französischen Königs) befasst (vgl. Keller: Fuggerzeitungen, S. 35). 738 Es wäre äußerst lohnenswert, mehr konkrete Lektürezeugnisse zu untersuchen, um einzuordnen, welche verschiedenen Leseinteressen im Reich die Lektüre von Druckpublikationen und handschriftlichen Zeitungen bestimmten und wie Vorerwartungen und Denkrahmen die Einschätzungen der Nachrichten prägten, gerade in Bezug auf den ‚gemeinen Mannʻ als Leser. Hinsichtlich humanistischer Lektüre gibt es bereits eine Marginalienforschung (vgl. Jardine/Grafton: How Gabriel Harvey read Livy, S. 30–78). Bislang existieren nur wenige Studien mit Bezug zu den Religionskriegsnachrichten, vgl. Zwierlein: Discorso und Lex Dei (Fürstenebene); Schäfer: Acquisition of news, S. 695–715 (zu Weinsberg); zu Weinsberg als Rezipient von Tagesschrifttum zum Kölner Krieg: Schnurr: Informationsbeschaffung, S. 171–206; zu Kölderer als Rezipient von Tagesschrifttum: Tschopp: Nachrichten, S. 33–78; Maurer: Kölderer, bes. S. 39–69; zum Seltenheitswert von Lektürezeugnissen der Rezipienten von Flugschriften und Flugblättern im 16. Jahrhundert: Maurer: Kölderer, S. 49; zu Sammelalben als Quelle zu den Religionskriegen: Die Blätter der Hogenberg-Werkstatt wurden in Alben zusammengefügt, zunächst auf Wunsch des Käufers mit individueller Blattzusammenstellung, ab 1610/1613 auch als fertige Alben der Hogenberg-Werkstatt (vgl. Merlo: Kölnische Künstler, Sp. 375; Hellwig: Einleitung, S. 7–8). Offenbar fanden die Alben auch in Frankreich selbst Interessenten, da sich mit Michel Bégon ein französischer Käufer im 17. Jahrhundert bestimmen lässt (vgl. Villa: Gravures historique, S. 501–502, auch zu dem Hogenberg-Album der Sammlung des Paignon-Dijonval: bes. S. 502). 739 Zur Ermordung der Guise: Weinsberg: Gedenkbuch, 1589, ld 97r; Kölderer: Beschreibunng, bes. S. 1198–1206; zur Ermordung Heinrichs III.: Weinsberg: Gedenkbuch, 28. August 1589, ld 138v; Kölderer: Beschreibunng, bes. S. 1335–1341.

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intensives Interesse an den beiden Morden (Blois, Saint-Cloud) und verfolgten die Berichterstattung zu den Französischen Religionskriegen als festen Bestandteil der Nachrichten. So urteilte Weinsberg Anfang 1589, dass die Positionierung zu den Ereignissen in Blois bislang einseitig von der Liga in den Medien bestimmt sei, was den König unter Druck setze, eine eigene Interpretation dagegen zu stellen.740 Auch Pancratius schloss die Reaktionen, welche sich entlang religiöser Zugehörigkeit auf die Ereignisse in Frankreich zeigten, in seinen Bericht an den Pfalzgrafen PhilippLudwig von Pfalz-Neuburg ein.741 Innerhalb des eigenen religionspolitisch bestimmten Horizonts wurden Ereignisse deutend einsortiert und existierende (Vor-) Urteile bestätigt:742 „Hie sichstu günsstiger Leser, wie sich der Teüfels Babst überall bey denn Pottentaten einflickhen will, Vnruehe vnd Bluetuergiessen über vns Lutherischen anzustellen.“743 So urteilte Georg Kölderer, für den Nachrichten von katholischer Seite per se parteiisch und wenig zuverlässig waren.744 Zugleich belegen Kölderers Notizen, dass dieser in Reaktion auf die medial vermittelte Kommunikation der Zeit, hier die Religionskriegsnachrichten, seine Selbstverortung in einem (länder-)übergreifenden Bezugsrahmen vollzog.745 Neben der Interessenlage war der Preis ein zentraler Faktor für die Rezeption der Flugschriften und Flugblätter. Die Preise für ein illustriertes Flugblatt lagen ebenso wie für eine Flugschrift von zwei bis vier Druckbögen, d. h. 16 bis 32 Seiten, bei ca. zwei bis vier Kreuzer (ca. acht bis 16 Pfennig). Abhängig von der Ausführung und Größe konnte der Preis stark abweichen.746 1585 zahlte Weinsberg für 740 Vgl. Weinsberg: Gedenkbuch, 23. Dezember 1588, ld 94v–95r: „Wie die zeitung in verscheiden breffen ankomen und sich darnach erfolgt. Wie sei auch in druck außgangen und allenthalben durch die landen außgebreit ist, ohn daß gegen zeitung gefolgt […] Ohn zweiffel wirt hie von allerlei schriben zu gelegener zit in truck auß gain, dan der koninck sol sin ehr gern vertadingen willen, wie er kan.“ 741 Vgl. Zwierlein: Komparative Kommunikationsgeschichte, S. 96. 742 Die katholischen Orte der Schweiz planten, unterstellte Kölderer, eine Falle für die protestantischen Orte, sobald deren Söldner nach Frankreich zogen (vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1233), während die Befürchtung einer Zeitung aus Rom, die Unruhen unter den Katholiken könnten von protestantischer Seite ausgenutzt werden, Kölderer völlig uneinsichtig erschienen (S. 1241–1242). Im Hintergrund der Ereignisse in Frankreich sah auch Weinsberg eine katholische Verschwörung aus Kaiser, Papst, spanischem König und weiteren Fürsten (vgl. Weinsberg: Gedenkbuch, 28. August 1589, ld 139r). 743 Kölderer: Beschreibunng, S. 1240. 744 Vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1175, S. 1178, S. 1234, S. 1242, Abscheu gegenüber der katholischen Kirche und dem Papst: S. 1240 („der Teüfels Babst“), S. 1202 (Rom als Babylon). Zu der Tendenz bei Kölderer, „Systeme und Beziehungen zu konstruieren, um […] ein kohärentes Weltbild zu konstruieren“, vgl. Maurer: Kölderer, S. 24, zum religiös geprägten (Vor-) Urteil: S. 60; Die unter Anwesenheit der Pairs noch bei Bewusstsein des Königs vorgenommene Thronfolgeregelung zugunsten Navarras sei aus glaubwürdiger Quelle berichtet, während die Liga „vill Seltzamer Päpstischer Grumpen“ hierüber verbreitet habe (Kölderer: Beschreibunng, S. 1338–1339). 745 Dazu wie Denkrahmen durch die Wahrnehmung und Aneignung der medialen Kommunikation geprägt wurden, vgl. Dooley: Entstehung von Gleichzeitigkeit, S. 52–53; hierzu auch Zwierlein: Discorso und Lex Dei, passim. 746 Vgl. Schilling: Illustrierte Flugblätter, S. 109; Schilling: Bildpublizistik, S. 39; Rosseaux: Flugschriften und Flugblätter, S. 112; Roth ermittelte abweichende Preise zwischen drei und

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21 Blätter aus der Hogenberg-Werkstatt „32 a current“ (Raderalbus).747 Der Preis von 1.52 Raderalbus pro Blatt entsprach ca. 36 Pfennigen. Bei einem Einkommen von rund 90 Pfennigen an einem 13-Stunden Tag für einen spezialisierten Gesellen, ohne Abzüge für Kost und Logis einzurechnen, waren diese Druckpublikationen im unteren bis mittleren Preissegment noch erschwinglich,748 während für die an der Grenze zum Existenzminimum lebenden niedrigbezahlten Lohnabhängigen, d. h. die einfachen Angestellten, Tagelöhner und Gehilfen, Verlagsarbeiter wie auch die Knechte und Mägde auch der Kauf eines Flugblatts nicht bzw. bestenfalls in Ausnahmefällen möglich war.749 Je umfangreicher eine Publikation und je umfassender sie ausgestattet war, desto mehr verringerte sich der potentielle Käuferkreis.750 Zuschnitt der Flugschriften und Flugblätter Neben die individuellen und lokalen Voraussetzungen für die Lektüre der Flugschriften und Flugblätter trat die Aufbereitung der Druckpublikationen als einflussnehmender Faktor für die Rezeption. Boten die direkten Leseransprachen eine Möglichkeit der intellektuellen und affektiven Gewinnung,751 erfolgten differenzierte Ansprachen einzelner Lesergruppen nur dann, wenn diese aus den französischen Publikationen übernommen waren.752 Mit der Unterdrückung einer Reihe von Konfliktebenen und der Konzentration auf zentrale Personen, insbesondere Heinrich III., Heinrich von Navarra und Herzog von Guise, wurde die Zugänglichkeit für deutsche Rezipienten, auch mit geringem Vorwissen über die französischen Konflikte, erleichtert.753 Erklärende Hinweise zu Orten, Personen und Institutionen sowie Übersetzungen französischer

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neun Pfennig für wenige Druckseiten umfassende Schriften, wobei er den Wert eines Pfennigs auf ein Viertel eines Kreuzers und ein Zwölftel eines Schillings ansetzte (vgl. Roth: Die Neuen Zeitungen, S. 69, Anm. 6). Aus der Werkstatt Leonhard Heußlers liegt eine Rechnung von 1586 für den Nürnberger Stadtrat vor, in der pro Blatt jeweils drei Pfennige berechnet wurden (vgl. Nürnberger Buchgewerbe, S. 377, Nr. 2376). Weinsberg: Gedenkbuch, 7. Januar 1585, ls 486v; hierzu Merlo: Kölnische Künstler, Sp. 375, Anm. 1; An dieser Stelle war nicht spezifiziert, was Weinsberg unter „a current“ verstand, gewöhnlich verwendete er den Begriff Kurrentwährung allerdings für Gulden oder Albus (z. B. Weinsberg: Gedenkbuch, 31. Dezember 1582, ls 381v; 4. Januar 1582, ls 324v; 4. Mai 1582, ls 339v; 23. Juni 1583, ls 410v; 6. September 1585, ls 523r; 31. Dezember 1586, ls 543v). Vgl. Endres: Einwohnerzahl, S. 257; Im Bauhandwerk verdienten Gesellen 58 Pfennige, Hilfsarbeiter 36 Pfennige und Meister 77 Pfennige als Tagelohn (Werte von 1597). Jedoch waren die Löhne von saisonalen Schwankungen abhängig (vgl. Endres: Einwohnerzahl, S. 256–258; Endres: Zur wirtschaftlichen Lage, S. 21–23; Weiss: Lebenshaltung, S. 108; zur Berechnungsgrundlage der Tagelöhne: Endres: Zur wirtschaftlichen Lage, S. 21, Anm. 114). Vgl. Schilling: Bildpublizistik, S. 41. Vgl. Schilling: Bildpublizistik, S. 107. Vgl. Kap. 5.5.2 (dort Einbeziehung und Lenkung des Lesers). Zu Ansprachen an französische Leser vgl. Außschreiben (Fls-HRR58), fol. A2r: Fürsten und Herren; Henricus der dritt (Fls-HRR52), fol. A3v: königliche Getreue; Jurament (Fls-HRR63), fol. A2v: Herren, d. h. Stadt Langres, fol. A3v: Herr, d. h. Herzog von Lothringen. Z. B. Bündelung des Konflikts in Frankreich in der Kontrastierung des gnädigen, frommen, rechtschaffenen Monarchen mit dem verräterischen, anmaßenden, rebellischen, überehrgeizigen Herzog von Guise (zu Heinrich III.: z. B. EDICT (Fls-HRR46), S. 3–4, S. 14; zu Navarra:

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Zitate boten Verständlichkeit und Nachvollziehbarkeit für deutsche Leser.754 Zahlreiche Wiederholungen erhöhten die Einprägsamkeit, Glaubwürdigkeit und Reichweite des Dargestellten755 ebenso wie Bilder, die aufgrund der hohen Eindringlichkeit und Einprägsamkeit als Erinnerungsstütze dienten, didaktische Vereinfachungen oder auch Verdichtungen der Textaussagen boten, suggestive Deutungen und Wertungen einschlossen und auf affektiver Ebene Miterleben und Vergegenwärtigung anboten.756 Einige Blätter verwiesen explizit auf den bedeutungstragenden Bildteil, der aufgrund des auf Authentizität basierenden Abbildcharakters als Beweis für die Faktizität des Gesagten diente.757 Die v. a. ereignisbezogenen, faktenorientierten Darstellungen auf Flugblättern und Einblattdrucken – mit nichtsdestoweniger klarer Parteinahme758 – forderten eine geringere Lesekompetenz als argumentierend-analytische oder allegorisch verschlüsselte Blätter wie „Anstandt“ (Fbl-HRR9), die eine Ausnahme unter den Druckpublikationen mit Religionskriegsnachrichten 1589 darstellten.759 Den medienspezifischen Möglichkeiten entsprechend boten die Flugschriften mehr Hintergrundinformationen, Entwicklungen und auch Kommentierungen und Bewertungen.760 Zitate, Metaphern und Anspielungen auf historische Hintergründe

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Gottes des Allerhoͤ chsten Rath (Fls-HRR67), fol. B3r–B3v, fol. C2v, fol. C4r; zu Guise: Erklerung (Fls-HRR56), S. 11–15). Z. B. Erläuterung von Jakobiner in Warhafftige newe Zeytung (Fbl-HRR14); Verortung von Blois in Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR54), fol. B1r; zur Übersetzung von französischen Zitaten vgl. z. B. Zeitung (Fls-HRR88), fol. A1v: „Tue/ Tue/ Erwürgt || erwürgt ihn“ (wörtlich: Töte, töte). In seinem Friedensausschreiben wiederholte Navarra über 19 Seiten hinweg seine Kernbotschaft: In seiner Stellung als von Gott erwählter, erster Prinz Frankreichs, der sich loyal dem König unterstellte, brachte Navarra den unbedingten Willen zum Frieden zum Ausdruck (vgl. Ein schrieben (Fls-HRR61); Außschreiben (Fls-HRR58)). U. a. dramatische Zuspitzung z. B. im Moment der Überwältigung von Guise: Erklaͤ rung (FlsHRR31); Hinterfragen des Tenors des Textes durch gegenläufige Positionierung im Bildteil: Wahrhaffter vnd Gruͤ ndlicher || Bericht (Fls-HRR42), fol. C4v; inhaltlicher Fokus korrespondiert mit Bedeutungsperspektive: Wahrhaffter vnd Gruͤ ndlicher || Bericht (Fls-HRR42), Titelblatt (Hervorhebung des Königs; eine Abb. des Titelbildes findet sich in Anhang II); zur emotional aufgeladenen Figur des ‚mörderischen Mönchsʻ: Wolbedenckliche Beschreibung (Fls­ HRR5), Titelblatt (vgl. Abb. des Titelblatts in Anhang II), fol. B3v, fol. C1v; weiterführend Warncke: Sprechende Bilder, S. 43, S. 63, S. 217; Bachmann: Stilisierungen historischer Personen, S. 10–11; Schilling: Bildgebende Verfahren, S. 65–75; Scribner: For the sake of the folk, S. XXV. Z. B. Ecce Ducis (Fbl-HRR11); zu dieser Argumentation vgl. Kap. 5.5.1 (dort Bildtypen). Z. B. Wunderbarlicher Abschiedt (Fbl-HRR25). Eine Abb. findet sich in Anhang II. Zur Rezeptionsanforderung von ‚Repräsentations­ oder Erzählbildʻ gegenüber Allegorien, Symbolen, Emblemen etc. vgl. Büttner: Argumentatio, S. 44. Z. B. Wolbedenckliche Beschreibung (Fls-HRR5), fol. A2r (Kommentar: Hintergründe des Mordes in Saint-Clou sollten verschleiert werden, was wegen der bereits vielfach kursierenden Berichte nicht gelang); DISCOVRS (Fls-HRR25), fol. A2r–A3v (Schilderung der Entwicklungen bis Saint-Clou, beginnend mit der Gründung der Liga); Flugblätter mit längerem Textteil wie „Warffhaftige Neui Zeitung“ (Fbl-HRR17) von Lucas Mayer oder „Warhafftige newe Zeytung“ (Fbl-HRR14) von Bartholomäus Käppler erfüllten einen ähnlichen Leseanspruch wie die darstellend-berichtenden, kürzeren Flugschriften.

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oder auch komplexere Argumentationen, die nur einem gebildeten Publikum zugänglich waren,761 beschränkten sich auf wenige Bausteine innerhalb der Schriften, die somit als Ganzes einem größeren Publikumskreis zugänglich blieben, oder mehrere Lesarten bzw. unterschiedliche Interpretationsniveaus, abhängig von der Verortung der Rezipienten und deren Fähigkeiten der Kontextualisierung, boten.762 So zitierte „Frantzoͤ sische Zeittung“ (Fls-HRR15) auf dem Titelblatt einen Sinnspruch mit Friedenswunsch: „Nulla salus bello pacem te poscimus omnes.“ (Kein Heil liegt im Krieg, dich, Frieden, ersehnen wir alle!). Stellte der Sinnspruch für den Leser mit Lateinkenntnissen die Schrift unter einen allgemein-anthropologischen Friedenswunsch, konnten gebildetere Rezipienten den Vers sofort Vergils „Aeneis“ 11, 362763, die zu den kanonischen antiken Werken zählte, zuordnen. In „DISTICHON“ (Fbl-HRR10) eröffneten lateinische, französische und deutsche Textteile den Inhalt des Blatts – das sich durch die hohe Qualität des Porträts Heinrichs III. auszeichnete – einem breiteren, potentiell vielschichtigen Publikum. Ausschließlich der lateinische Text bot ein zusätzliches Rätsel in Form eines Distichons für Fähigkeiten und Geschmack des gebildeteren Publikums. Komplett auf Latein waren nur wenige der Flugschriften und Flugblätter verfasst und zudem stets von einer deutschen Ausgabe begleitet.764 Dass auch vereinzelt französischsprachige Druckschriften im Reich rezipiert wurden, bei denen offenbar auf die Aktualität nur nachgeordnet Wert gelegt wurde, zeigen die Messkataloge.765 Obgleich das Druckspektrum im Reich im Wesentlichen nur zwischen weitgehender Neutralität und Parteinahme zugunsten der französischen Krone schwankte, ab Frühjahr 1589 um dezidiert protestantische Druckpublikationen ergänzt, mach-

761 Vgl. Schilling: Bildpublizistik, S. 42, S. 107; auch Rosseaux: Flugschriften und Flugblätter, S. 109; Faulstich: Herrschaft und Revolte, S. 158. 762 Z. B. IEHOVA VINDEX (Fls-HRR70), fol. A2v: Zu dem direkt benannten Machtstreben und der Arroganz der Liga schwang durch die Anspielung auf Catilina – für diejenigen, die in römischer Geschichte bewandert waren – die Bewertung als Staatsstreich bzw. als Putschversuch mit und ebenso das Wissen, dass Catilina offiziell zum Staatsfeind erklärt worden war und schließlich die Verschwörer aufgrund von Flucht, Inhaftierungen und Hinrichtungen scheiterten. Zur Interpretationsmöglichkeit auf mehreren Ebenen vgl. auch Anstandt (Fbl-HRR9). 763 Vgl. Lautenbach: Zitaten-Lexikon, S. 102; In Buch elf der Aeneis werden die Toten bestattet und ein Waffenstillstand zwischen den Trojanern um Aeneas und den Rutulern unter ihrem Fürsten Turnus verhandelt. Aus dieser Szene stammt das Zitat, das eine Parallele zu den Religionskriegen ziehen lässt. Nachdem die erbitterten Gegner große Verluste erlitten haben, setzen sie den Frieden als ihr primäres Handlungsziel fest. 764 Vgl. Kurtzer vnd gruntlicher bericht (Fbl-HRR16) und Brevis & perfecta descriptio (FblHRR3); IEHOVA VINDEX (Fls-HRR69) und IEHOVA VINDEX (Fls-HRR70); Außschreiben ((Fls-HRR58); auch Des Koͤ nigs von Nauarren || Außschreiben (Fls-HRR60); Ein schrieben (Fls-HRR61)) und LITERAE (Fls-HRR62). 765 Während deutsche Flugschriften und Flugblätter sich bald nach den Augustereignissen 1589 ganz auf die Behauptung Heinrichs von Navarra als Heinrich IV. konzentrierten, erschienen noch teilweise über ein Jahr alte französischsprachige Flugschriften auf der Messe, welche der Phase von der Ermordung des Herzogs von Guise bis zum Mord an Heinrich III. gewidmet waren. Vgl. Kap. 5.4.2.

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ten nach Einschätzung des Zeitgenossen Georg Kölderer Parteilichkeit,766 Widersprüchlichkeit,767 Verschweigen und Desinformation („die Scheissenden vnd Lugenhafften Zeittungen“)768 „die Leüth so Irr“ in Bezug auf die Neuigkeiten zu den Französischen Religionskriegen.769 Hierbei bezog Kölderer das Gesamtspektrum verfügbarer Religionskriegsnachrichten ein, unter denen die Flugschriften und Flugblätter nur eine Informationsmöglichkeit darstellten.770 Georg Kölderer selbst versuchte, sich über verschiedene Medien zu informieren, um dann idealiter zu einem eigenen Urteil zu gelangen:771 Kölderer nutzte seine Stellung im Augsburger Handelshaus Weiß, das über Kontakte bis nach Venedig und Lyon verfügte, um über die dort eingehende Korrespondenz und die handgeschriebenen Zeitungen Neuigkeiten auch aus dem Ausland zu erfahren.772 Daneben waren Flugschriften und Flugblätter das maßgebliche Informationsmedium für Kölderer zu den Religionskriegen, von denen er einige – ähnlich wie Weinsberg zwischen Abhängigkeit und souveränem Umgang gegenüber den Massenmedien schwankend773 766 Vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1242, auch S. 1149. 767 Vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1341: „Ain thaill Schwartz, der Annder Weiß, vnd wie ein Ieder gesyndt ist“. 768 Kölderer: Beschreibunng, S. 1241. 769 Kölderer: Beschreibunng, S. 1242; allgemein zum Orientierungsbedürfnis angesichts von unaufgelöster Widersprüchlichkeit der zeitgenössischen Nachrichten vgl. Haß-Zumkehr: Glaubwürdige Nachrichten, S. 22. 770 Zum Informationsspektrum Kölderers vgl. Tschopp: Nachrichten, S. 54–64; Zur Breite der Informationsmöglichkeiten vgl. hier exemplarisch, die Informationspraxis des Nürnberger Stadtrats: Der Nürnberger Stadtrat erhielt nicht kontinuierlich, sondern situativ Berichte mit Religionskriegsnachrichten aus unterschiedlichen Quellen: von den städtischen Boten, durch die Korrespondenz mit anderen Stadträten (zu den Französischen Religionskriege bes. mit Straßburg) und Fürsten (u. a. Pfalzgraf Johann Casimir, Landgraf Wilhelm von Hessen-Kassel), durch Partizipation an den Netzwerken einzelner Ratsmitglieder, ortsansässiger Kaufleute oder Reisender und nicht zuletzt durch den Kauf handgeschriebener Zeitungen (vgl. Sporhan-Krempel: Nürnberg als Nachrichtenzentrum, S. 47–49, ausführlicher zu der Informationspraktik des Rats: S. 24–30; Sporhan-Krempel: Nachrichten- und Zeitungswesen, Sp. 1011–1012; Zwierlein: Discorso und Lex Dei, S. 590; Bauer: Zeitungen, S. 365). Die dem Rat vorliegenden, heute noch erhaltenen Frankreichnachrichten mit einem Schwerpunkt auf den Religionskriegen reichen aber nur von 1543 bis 1585 (vgl. Sporhan-Krempel: Nürnberg als Nachrichtenzentrum, S. 36). 771 Vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1234: „Man mueß hören vill, vnd offt, vnd Alls dann vrthailen, was Recht ist“. Über die Nachrichtenkommunikation der Zeit, die Rolle des Rezipienten und mehr noch des Mittlers (als Schreiber der Chronik) vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1341. 772 U. a. Kölderer: Beschreibunng, S. 1241; Maurer: Kölderer, S. 21–22, zu den verschiedenen Informationskanälen: S. 40–48; zu Fuggerzeitungen als Informationsquelle: Kölderer: Beschreibunng, S. 1158, zur Übernahme von Abschnitten aus Fuggerzeitungen: u. a. S. 1205, Anm. 1: Fuggerzeitungen, Antwerpen, 21. Januar 1589, Codex 8962, fol. 28v: zur Bastonade eines Mönchs, der dem französischen König die Messe verweigerte, S. 1244, Anm. 1: Fuggerzeitungen, Antwerpen, 24. Juni 1589, Codex 8962, fol. 371r–371v: Einnahme von Meaux durch La Noue. 773 Kölderer bewegte sich von der eingebundenen und selbstbenannten Vorlage (hier Aŭszlegŭng (Fbl-HRR2)) recht weit weg, veränderte die Erzählreihenfolge und fügte Informationen hinzu (vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1199). Weinsberg verließ sich bei seiner Schilderung der Ermordung der Guise in seinem Gedenkbuch ganz auf den Einblattdruck „Kurtzer vnd gruntlicher bericht“ (Fbl-HRR16) (Zuordnung dank dem von Weinsberg zitierten Blatttext möglich),

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– in seine chronikartigen Aufzeichnungen integrierte.774 Auf persönliche Bekannte oder Familienangehörige konnte er kaum als Informanten für Religionskriegsnachrichten zurückgreifen,775 während umlaufende Gerüchte776 oder die Berichte von Kaufleuten, die den Kurs St. Gallen­Augsburg bedienten,777 ihm punktuell ergänzende Informationen lieferten. Wie der Fall Kölderers nochmals vor Augen führt, hingen Umfang, Qualität und Fülle verfügbarer Flugschriften und Flugblätter ebenso wie die alternativen Informationsmöglichkeiten von der sozialen und politischen Stellung, dem Bildungsgrad und Einkommen sowie der Anbindung an Nachrichtenwege bzw. Kommunikationszentren ab. Dank der Breite verfügbarer Medien wurden zumindest partiell einseitige Fokussierungen in den Flugschriften und Flugblättern im Reich ausgeglichen.778

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dessen Text er komplett in seine Aufzeichnungen kopierte, mit kleineren Abweichungen: z. B. letzte Zeile „gmach“, statt wie von Weinsberg angegeben „saal“ (Weinsberg: Gedenkbuch, 23. Dezember 1588, ld 95r). Für die Schilderung der Details der Tat, eine Liste der Verhaftungen sowie die Darstellung der Folgeereignisse (Inhaftierungen, Aufrüsten) griff Weinsberg ergänzend auf „New Zeytung“ (Fls-HRR77), wohl die bei Gottfried von Kempen gedruckte Ausgabe, zurück (vgl. Weinsberg: Gedenkbuch, 23. Dezember 1588, ld 94v–95r). Einige der eingebundenen Druckpublikationen, die inzwischen aus der Quelle herausgelöst wurden, können noch zugeordnet werden, vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1213 (Abb. 56, nach fol. 28): Aŭszlegŭng (Fbl­HRR2), S. 1197 (Abb. 54, nach fol. 21): Frantzoͤsische Zeittung (Fls-HRR35), S. 1209 (Abb. 55, nach fol. 27): Declaration (Fls-HRR22), S. 1350 (Abb. 66 a, nach fol. 102): DISCOVRS (Fls-HRR23 oder Fls-HRR27) mit Bildtafel „Ware abcontrafeitung“ (entspricht als selbständige Publikation: Fbl-HRR21). Mit einer Randbemerkung verwies Kölderer explizit auf das Blatt „Aŭszlegŭng“ (Fbl­HRR2), das ihm für die Darstellung der Ermordung der Guise vorgelegen hatte: „Hie hebt an die Numeration der figur zu Endt diser Geschicht: N° 1: 13. Dezember Anno 89. Stilo Veteri. Disen tag würdt der von Guisa vmgebracht Im Schloß zue Blois.“ (Kölderer: Beschreibunng, S. 1199). Einige Stellen stimmen mit Informationen überein (vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1201), die auch in der Flugschrift „Koͤ nigliche Declaration“ ((Fls-HRR55), bes. fol. B2v–B3r) abgedruckt sind, doch ohne dass eine tatsächliche Abhängigkeit oder Bezugnahme Kölderers auf diese Flugschrift nachweisbar wäre. Eine Liste mit Signaturen zu den Druckpublikationen bietet Maurer: Kölderer, S. 260, Anm. 67. Vom Krieg zwischen Genf und Savoyen informierte ihn einer seiner Vetter, der im Juni 1589 in der Schweiz war, per Brief (vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1243). Namentlich finden die Familienangehörigen aber kaum Erwähnung (vgl. Maurer: Kölderer, S. 20). Vgl. Kölderer: Beschreibunng, S. 1241: Erschrockene, traurige Mienen der Katholiken deutete Kölderer als schweren Stand ihrer Sache, was er zu der Situation in Frankreich in Beziehung setzte. Vgl. Maurer: Kölderer, S. 252. Während sich kaum Druckpublikationen im Reich mit militärischen Aspekten des Konflikts in Frankreich befassten, bildeten diese einen Schwerpunkt der handgeschriebenen Religionskriegsnachrichten. Vgl. Kap. 5.6.2 (dort Heinrich III. und Heinrich von Navarra).

6 HISTORISCHER VERGLEICH DER FLUGSCHRIFTEN UND FLUGBLÄTTER ZU DEN RELIGIONSKRIEGEN IN FRANKREICH UND IM HEILIGEN RÖMISCHEN REICH 1589 Die Analysen zur Kommunikation der Zeit zwischen der Ermordung der Guise und der Ermordung Heinrichs III. in Frankreich und im Heiligen Römischen Reich, von den aktuellen Flugblättern, Einblattdrucken und Flugschriften ausgehend (Kap. 3 und 5), werden nach dem Grundgedanken, den Nachrichtenfluss nachzuverfolgen, in sieben Unterkapiteln in vergleichender Perspektive betrachtet. Dabei werden auch Verbindungen zwischen den einzelnen Untersuchungsbereichen – den Kontexten von Produktion, Distribution und Rezeption bzw. den Rahmenbedingungen, der spezifischen Rolle im Medienverbund, den beteiligten Akteuren und ihren Offizinen, ihrer Praxis der Druckherstellung, der stilistisch-rhetorischen und funktionalen Ausrichtung der Medien, ihrer thematischen Schwerpunktsetzung ebenso wie verschiedene Aspekte der Zirkulation und Rezeption – aufgezeigt mit dem Anspruch, das Gewebe der medialen Konstellation dieser Zeit für Frankreich und das Heilige Römische Reich als Synthese analytisch-vergleichend herauszuarbeiten.1 6.1 RAHMENBEDINGUNGEN In Frankreich zeigten sich strukturelle Entwicklungen und Probleme auf dem Markt gedruckter Religionskriegsnachrichten (tertium comparationis der vorliegenden Studie), die denen des Reichs in mancher Hinsicht ähnelten, jedoch durch den Konflikt zwischen Liga und Königlichen 1589 teilweise in den Hintergrund gedrängt wurden. Die stärkere Tendenz zu Zentralisierung und Monopolisierung in Frankreich unterschied sich sowohl politisch als auch im Hinblick auf den Druckmarkt grundlegend von den kleinräumigeren Regelungen und der stärkeren Vielfalt im Reich. In Frankreich und im Reich überschnitten sich die zentralen Nachrichtenorte, die sich Ende des 16. Jahrhunderts herausgebildet hatten, vielfach mit den großen

1

Mit der medialen Auseinandersetzung in England mit dem Königsmord 1589 und allgemeiner der Phase 1588–1590 der Französischen Religionskriege setzten sich Marie-Céline Daniel und Jean-Paul Pittion jeweils in einem Aufsatz auseinander. Um einen künftigen Vergleich zwischen gedruckten Religionskriegsnachrichten in verschiedenen Ländern – ein Desiderat der Religionskriegsforschung – vorzubereiten, werden die beiden Beiträge von Daniel und Pittion über Anmerkungen in diesem Kapitel berücksichtigt. Charles Giry-Deloison bildet eine interessante Ergänzung: Er behandelt die Aufnahme und Übersetzung englischer Druckpublikationen bis in die 1580er Jahre in Frankreich (vgl. Giry-Deloison: France and England, S. 223– 242).

6.1 Rahmenbedingungen

357

Druckzentren,2 was v. a. wirtschaftlich potente Großstädte umfasste. Bezüglich der notwendigen Infrastruktur für das Druckgewerbe waren in beiden Untersuchungsräumen ähnliche Faktoren zu fassen: In den Großstädten herrschten die notwendigen Voraussetzungen, nämlich Kapital, Infrastruktur, Lesefähigkeit, Auswahl an Autoren, Nachfrage etc., für einen vielfältigen Druckmarkt. Flugblatt und Flugschrift stammten aus den gleichen Zentren, z. T. sogar aus der gleichen Werkstatt wie im Fall Antoine Du Brueils in Paris und Bartholomäus Käpplers in Augsburg. War die Mehrzahl der zentralen Druckorte im Reich protestantisch geprägt, mit Ausnahme des katholischen Köln, waren die meisten etablierten großen Druckzentren in Frankreich, nämlich Paris, Lyon, Troyes, Toulouse, Rouen und Orléans, an die katholische Liga gefallen, die so einseitig den Druckmarkt dominierte. Die 1589 auszumachende Generalmobilisierung des französischen Druckgewerbes, welche sich auf organisatorischer und ideeller Ebene ausdrückte, begründete einen wesentlichen Unterschied zu dem deutschen Druckmarkt 1589, der in Bezug auf die Religionskriegsnachrichten von Kontinuität geprägt war. Im Reich waren v. a. große Reichsstädte, weniger die Universitätsstädte und Residenzstädte (Ausnahmen: Heidelberg und Dresden), deren Druckproduktion ohnehin weniger stark im Nachrichtenbereich anzusiedeln war, auf dem Druckmarkt für Religionskriegsnachrichten präsent. Trotz vielfacher Involvierung, besonders der protestantischen Reichsfürsten, in die Französischen Religionskriege3 zeichneten im Wesentlichen nur die etablierten Druckorte für die Nachrichten zu Frankreich verantwortlich. Die Dominanz einzelner Offizinen in den jeweiligen Druckorten,4 die Religionskriegsnachrichten produzierten, spricht für eine lokale Ausdifferenzierung des Druckmarkts in Zuständigkeitsbereiche, was sich für Einblattdrucke und Flugblätter ebenso wie für Flugschriften fassen lässt. Zwar war diese Dominanz einiger weniger Offizinen im Reich noch extremer als in Frankreich, da sich insgesamt weniger Drucker und Verleger an den Religionskriegsnachrichten beteiligten, doch gab es auch in Frankreich eine ausgeprägte Monopolbildung einzelner Werkstätten (bes. Pillehotte in Lyon, Colomiès in Toulouse). So prägten selbst in größeren Zentren und mehr noch in den kleineren Druckorten eine oder einige wenige Werkstätten die komplette Druckproduktion. Zeigte sich hier eine beiden Untersuchungsräumen gemeine Tendenz zur Aufteilung des Druckmarkts unter der Dominanz einiger weniger Häuser, bleibt allerdings aufgrund der fehlenden Druckeradressen ein Teil der Druckproduktion von 1589 nicht zuordenbar und damit ein gewisser Vorbehalt bezüglich der Urteile über die lokale Situation des Druckmarkts bestehen. Die beobachtete Dominanz einiger weniger Offizinen im Reich kann dank der engen zeitlichen Konzentration auf 1589 unter Einbeziehung der Gesamtproduk2

3 4

In Frankreich bes. Paris, Lyon, Poitiers, Rouen, Troyes, im Reich v. a. Köln, Augsburg, Nürnberg, Frankfurt am Main; Während Genf als Mittlerinstanz für die Religionskriegsnachrichten ins Reich zentral war (z. B. Fuggerzeitungen), kam der Stadt auf dem Druckmarkt 1589 weder für Frankreich noch das Reich eine bedeutende Rolle in der Nachrichtenproduktion zu. Vgl. Kap. 4. Z. B. in Nürnberg: Drucker Leonhard Heußler, Verleger Joachim Lochner, Formschneider Lucas Mayer.

358

6 Historischer Vergleich der Flugschriften und Flugblätter zu den Religionskriegen

tion einzelner zentraler Druckorte weiter präzisiert werden: Diese Druckwerkstätten mit monopolartiger Stellung bestimmten wesentlich den relativ hohen Anteil an Religionskriegsnachrichten von 15 bis 23 Prozent der Gesamtjahresproduktion 1589 der einzelnen Druckorte, hier Augsburg, Straßburg, Basel und Nürnberg, mit. In den Zentren Köln und Frankfurt am Main dagegen bildeten die Religionskriegsnachrichten nur ein kleines Segment der gesamten Druckproduktion 1589 und waren somit Teil einer universell angelegten, vielfältigen Drucklandschaft vor Ort ohne besonderen Fokus auf das Geschehen in Frankreich. In Frankreich wurden 1589 dagegen kaum Druckpublikationen, die nicht die aktuellen Ereignisse der Religionskriege betrafen, herausgebracht. Somit waren auch die Universitätsstandorte und Orte der parlements in Frankreich wie Orléans oder Toulouse auf dem Druckmarkt mit gedruckten Nachrichtenpublikationen (Kommentare, Situationsanalysen etc.)5 vertreten. Die königstreuen Städte der Provinzialgerichtshöfe in Frankreich verzeichneten vorübergehend sogar einen starken Zuwachs am Druckmarkt (bes. Tours, Caen), als sie zunächst zu politischen Ausweichorten der königlichen Regierung und nachfolgend zu kommunikativen Schaltstellen für Heinrich III. avancierten. La Rochelle als protestantische kommunikative Zentrale blieb in der ersten Jahreshälfte 1589 weitgehend inaktiv. In der Forschung wurden bislang die infrastrukturellen, organisatorischen Rahmenbedingungen des Druckgewerbes zu wenig beachtet: Als Folge des politischen Geschehens prägte nicht nur eine hohe Dynamik den französischen Druckmarkt, sondern dieser erfuhr auch grundlegende Umstrukturierungen durch die Etablierung neuer Druckorte und die horizontale Mobilität königstreuer sowie die soziale Mobilität liganaher Drucker und Verleger.6 Diese enge Verzahnung von Politik und Druckgewerbe tritt in Frankreich umso deutlicher hervor, als gleichzeitig im Reich die Obrigkeit um das Einhegen des Konflikts bemüht war, dessen Übergreifen auf das Reich verhindert werden sollte, während parallel über militärische, organisatorische und finanzielle Hilfen für die französischen Parteien auf französischem Boden verhandelt wurde.7 In Frankreich versuchten die einzelnen Parteien die Medien zentral von den jeweiligen Regierungssitzen, besonders Paris und Tours, aus zu organisieren. Während Tours für Amtsschriften der wichtigste Druckort 1589 war, dominierte Paris den Markt für Meinungsschriften. Der in verschiedenen Bereichen latent mitschwingende Konflikt um die politische Vorrangstellung der Hauptstadt Paris gegenüber der Provinz setzte sich im Bereich des Tagesschrifttums fort: Paris hatte nicht nur die zentrale Stellung im Netzwerk der Kommunikationswege inne, was Straßennetz sowie Post- und Botendienste anging,8 und konnte auf einen schnellen 5 6 7

8

Vgl. zum Nachrichtenbegriff Kap. 1.3.2. Vgl. hierzu Kap. 6.3. Angst vor dem Übergreifen des Konflikts auf England zeigte sich darin, dass der Königsmord als Thema der Flugschriften und Flugblätter gezielt vermieden wurde, wie Daniel vermutet. Katholischen Untertanen sollte kein handlungsleitendes Vorbild geliefert werden (vgl. Daniel: Récits de la mort d’Henri III, Abs. 8, Abs. 27). Die Postrouten gingen sternförmig von Paris aus, u. a. königliche Post nach Irun, Calais, Péronne, Metz und Lyon.

6.1 Rahmenbedingungen

359

Informationsfluss zugreifen – binnen weniger Stunden lagen Nachrichten per Sonderboten und gewöhnlich binnen einer Woche vor –, sondern dominierte auch klar den französischen Druckmarkt. Die Pariser Liga versuchte sogar die Informationsweitergabe und Themenwahl zentral zu steuern, was jedoch aufgrund der Heterogenität der Bewegung, zahlreicher Partikularinteressen und einer nur partiellen politischen Durchdringung des Druckgewerbes lediglich für ein Segment des Druckmarkts gelang. Dabei war der Ausbau der Netzwerke durch die Pariser Liga schon Monate vor den Ereignissen in Blois bereits intensiv betrieben worden. Im Reich dagegen kristallisierte sich – anders als in den ersten Jahren der Religionskriege (Heidelberg)9 – keine ‚Propagandazentraleʻ heraus, von der aus 1589 der Informationsfluss gesteuert, die Drucklandschaft dominiert oder auch Spezialisierungen und Monopolisierungen einzelner Medien herausgebildet worden wären. Nichtsdestoweniger dominierten einige wenige Großstädte am Rhein und im Südwesten des Reichs die Religionskriegsnachrichten, besonders Straßburg und Basel, wozu noch Nürnberg kam, sowie – 1589 weniger dominant – auch Köln, Frankfurt am Main und Augsburg. Die Reichsstädte mit einer etablierten Stellung als Nachrichtenorte zeigten auf dem Druckmarkt zu Religionskriegsnachrichten 1589 die weitaus größte Präsenz, und zwar diejenigen, die durch Nähe zum Konfliktherd, aufgrund jahrelanger diplomatischer Beziehungen, als Orte mit großer frankophoner Gemeinde oder durch ihren Geldverleih an die französische Krone, ein Interesse an den Konflikten hegten – was wiederum einen Absatzmarkt für die Flugschriften und Flugblätter sicherte. Gleichwohl fielen die Herkunft als exilierte frankophone Drucker (Basse, Hogenberg, Smesman, Peters; Wechel) und das Engagement im Tagesschrifttum zu den Religionskriegen 1589 nicht unbedingt zusammen. Es ist zudem auffällig, dass die Bündnispartner unter den Reichsfürsten,10 die über Boten aus Frankeich schnell und direkt informiert wurden, wie u. a. Heidelberg, Kassel und Zweibrücken, kaum eine Rolle für die Druckproduktion spielten. Druckpublikationen in Heidelberg und Dresden waren ebenso wie in Leipzig und Bremen Einzelfälle. So finden sich gelehrte politische Traktate in Latein, die sich für einen internationalen Markt eigneten, v. a. im Norden des Reichs (Bremen, Leipzig), wo offenbar nicht von einem größeren lokalen Publikum für Religionskriegsnachrichten auszugehen war. Dieser Befund bestätigt sich auch für Frankreich: Es waren nicht die politisch radikalsten und aktivsten Orte wie Amiens, die sich zu wichtigen Zentren der Religionskriegsnachrichten entwickelten, sondern vorrangig etablierte Druckorte wie bspw. Rouen mit bestehender Infrastruktur und guter Anbindung an Kommunikationsnetzwerke. Der Norden Frankreichs war mit einem dichteren Netz an Straßen, Post- und Botendiensten sowie Druckzentren überzogen, wobei hier auch königliche und ligistische Druckorte konkurrierten, während die Liga den Osten (Lyon) und Süden (Toulouse) kontrollierte. Unabhängig von der Funktion für den Druckmarkt verfügten die politisch relevanten Orte über eine schnelle Nachrichtenanbin-

9 10

Vgl. Zwierlein: Discorso und Lex Dei, S. 652. Vgl. Kap. 4.2.

360

6 Historischer Vergleich der Flugschriften und Flugblätter zu den Religionskriegen

dung, wenn auch gegenüber Paris in den Provinzen mit Verzögerungen von mehreren Tagen bis zum Bekanntwerden einer Neuigkeit gerechnet werden musste. Da ein beträchtlicher Teil der zentralen Knotenpunkte des ausgebauten Netzwerks in der Hand der Liga war (Paris, Lyon, Rouen, Nantes, Toulouse und Orléans), war die Funktionstüchtigkeit der privilegierten königlichen Post, also der Pferdepost und des vom König eingerichteten Botenwesens, merklich einschränkt, während Liga­Boten wiederum die offiziellen­königlichen Straßen zu meiden suchten. Die Kontrollen von Kurieren, Sendungen sowie Reisenden wurden an den wichtigsten Stellen der großen Straßen und an den Stadttoren 1589 noch verschärft. Der Zeitfaktor hatte politische Relevanz, wenn es um die Einleitung einer Reaktion (z. B. auf die Morde in Blois) ging, aber auch bezüglich der Konkurrenz um die Erstinformation, gegen die eine Gegenerzählung bzw. andere Lesart der Ereignisse nur schwer zu etablieren war. Die Produktion in den Druckzentren v. a. Paris und Lyon war binnen einer Woche möglich und ebenso schnell konnten Genehmigungen für Druckpublikationen erlangt werden, welche durch die Liga recht freizügig gewährt wurden. In Frankreich wurden Privilegien und Genehmigungen als Berechtigungsnachweis oder auch zur Betonung des offiziellen Charakters der Publikation, teils auch als Ausweis parteilicher Zugehörigkeit häufig abgedruckt. Scharfe Kontrollen, ökonomische Erwägungen, unter welcher Partei eine Publikation auf den Markt zu bringen sei wie im Fall Fédéric Morels, und ostentative Positionierungen auf Titelblättern und in Druckvermerken prägten das Bild einer starken politischen Durchdringung des Druckmarkts in Frankreich, während sich im Reich – wie für Auslandsnachrichten üblich – keine Privilegien und wenig Druckvermerke feststellen lassen. In Frankreich war zwar die Produktion von Flugblättern und kleineren Flugschriften innerhalb einer Woche nach dem Ereignis möglich, aber auch ein Zeitraum von zwei bis vier Wochen nicht ungewöhnlich. Unabhängig, ob es sich um Amtsschriften, Ereignisberichte oder politiktheoretische Traktate handelte, wurde eine zeitnahe Publikation angestrebt und nur selten ältere Druckpublikationen und Wiederabdrucke aufgenommen, was auch für das Reich gilt, wo die sonst häufige Wiederverwendung älterer gedruckter Texte 1589 die absolute Ausnahme war.11 Diese enge Orientierung in beiden Untersuchungsräumen auf das tatsächliche Geschehen spiegelt einerseits die Bedeutung, welche den jüngsten Ereignissen zugemessen wurde, andererseits trugen gerade die medialen Zuschreibungen zum Bedeutungszuwachs einzelner Ereignisse bei.12 Da Pariser Flugschriften und Flugblätter in den Provinzen vertrieben oder auch Nachdrucke gefertigt wurden, besonders in Lyon, Troyes und Toulouse, waren zahlreiche Druckpublikationen auch außerhalb von Paris in der Peripherie verfügbar, allerdings nur zeitverzögert. In beiden Untersuchungsräumen, dem Heiligen Römischen Reich und Frankreich, spielten auf einer abstrahierten Ebene sehr ähnliche Rahmenbedingungen für die Geschwindigkeit des Nachrichtenlaufs und den Umfang der Druckproduktion zusammen: die geographische Nähe zum Geschehen, die politische Bedeutung, in11 12

Zur häufigeren Aufnahme älterer Publikationen mit Religionsnachrichten in England vgl. Pittion: Ni livres ni gazettes, S. 18–19. Vgl. zum Medienereignis Kap. 1.3.1.

6.1 Rahmenbedingungen

361

stitutionelle und persönliche Beziehungen, die Rolle des Druckorts für den Nachrichtenmarkt sowie dessen infrastrukturelle Anbindung. Die Mediennutzung und Versuche der Lenkung durch politische, meist sozial hochrangige Akteure bildeten dabei eine wichtige Rahmenbedingung. Schnellere, quantitativ und qualitativ bessere Informationsmöglichkeiten waren Fürsten, Adel und Stadträten vorbehalten,13 die durch die Weitergabe von Nachrichten oder auch Sperren und Kontrollen zwar lenkend in den Nachrichtenfluss eingreifen konnten, aber nicht zur Gänze bestimmen, ob die Untertanen überhaupt die Neuigkeiten erfuhren. Durch mündlich kursierende Gerüchte, den Erwerb von Flugschriften und Flugblättern aus einem Nachbarterritorium (Reich) oder von geschmuggelten Druckpublikationen (Frankreich) wurden die Regulierungen umgangen. Zwischen den als normativen Leitlinien formulierten Regelungen und der Ahndung konkreter Verstöße im Einzelfall bestanden Spielräume, die Teil eines praktisch erprobten Aushandlungsprozesses waren, wie die Untersuchung gezeigt hat. Mikrostudien in beiden Untersuchungsräumen zu den konkreten Praktiken der Akteure im Umgang mit Zensur und Lenkungsversuchen der Obrigkeit wären im Sinne der weiteren Differenzierung der Erforschung frühneuzeitlicher Kommunikationspraktiken sehr zu begrüßen. Wie stark die Organisation des Nachrichtenvertriebs, hier besonders der handgeschriebenen Zeitungen, im Reich bereits professionalisiert war, zeigt sich nicht zuletzt darin, dass bei einer ähnlichen Distanz zum Ereignisort die Übermittlung der Neuigkeiten in einem System professioneller Nachrichtenvermittlung einen etwa gleichlangen Zeitraum benötigte wie durch fürstliche Sonderboten, wie am Fall Kölns und Heidelbergs ausgeführt wurde. Im Reich konnten zwar nach zwei bis drei Wochen, abhängig von den oben beschriebenen Faktoren (geographische Nähe, infrastrukturelle Anbindung etc.), bereits Nachrichten aus Frankreich vorliegen,14 doch traten auch erhebliche Abweichungen und Verzögerungen aufgrund von Wetterverhältnissen oder Straßenzustand sowie der Behinderungen der Nachrichtenwege durch das unmittelbare Kriegsgeschehen auf, wobei sich besonders der Einfluss des Kriegs zwischen Genf und Savoyen bemerkbar machte. Dank handgeschriebener Zeitungen, die auch Unterbrechungen und Verzögerungen im Nachrichtenlauf thematisierten, lassen sich Transportschwierigkeiten sehr gut nachvollziehen. Nicht zuletzt betrafen die französischen Kontrollen und Behinderungen des Nachrichtentransports auch das Reich, zum einen weil dessen Anschlusskommunikation, d. h. Selektion und Aneignung, Überarbeitung und Neukontextualisierung,15 vom Nachrichtenlauf in Frankreich abhing, zum anderen weil das deutsche Nachrichtengewerbe in Frankreich unmittelbar eingeschränkt wurde.16 13 14

15 16

Vgl. hierzu auch Kap. 6.7. Vermutlich wurde noch vor Ende August 1589 eine erste Publikation zum Königsmord in England redigiert (vgl. Daniel: Récits de la mort d’Henri III, Anm. 11). Nach Pittion ließ Richard Field seine Flugschrift zur Ermordung der Guise in das Register der Stationers company in London unter dem Datum des 24. Dezember 1588 eintragen, was ihn zu Spekulationen über die Zeitabläufe im englischen Druckgewerbe verleitet (vgl. Pittion: Ni livres ni gazettes, S. 17). Vgl. Kap. 6.4. Kontrolle der deutschen Postreiter und Boten; Bedrohung, Öffnen der Briefe und Entfernen der Beilagen; Nachrichtensperre aus Frankreich etc.

362

6 Historischer Vergleich der Flugschriften und Flugblätter zu den Religionskriegen

Im Reich ist es realistisch, ca. einen Monat vom Ereigniszeitpunkt bis zum Erscheinen von Flugblättern und Flugschriften anzusetzen, wie am Fall Hermann Weinsbergs für die Religionskriegsnachrichten 1589 herausgearbeitet werden konnte, was einer knappen Woche vom Eintreffen der Nachricht bis zur Fertigung der Druckpublikation entsprach. Somit kann bezüglich der Nachrichtenlandschaft konkretisiert werden: Zwischen der handschriftlichen Information, die zunächst auf eine kleine Gruppe Primärrezipienten beschränkt war, aber durchaus an Sekundärrezipienten weitergestreut wurde, und dem Zirkulieren der Druckpublikation, über die direkt eine breitere Bevölkerungsgruppe Informationen von den Religionskriegen erhielt, lagen nur wenige Tage. Das recht weit ausgebildete System handgeschriebener Zeitungen – wie es in Frankreich 1589 noch nicht zur Verfügung stand – ermöglichte den schnellen Nachrichtenlauf, wovon in der Folge auch das Druckgewerbe profitierte. Verzögerungen beim Nachrichtentransport oder in der Bearbeitung waren allerdings keine Seltenheit. Sowohl in Frankreich als auch im Reich waren sämtliche Druckzentren zu den Religionskriegen in übergreifende Post- und Botendienste eingebunden,17 die als Konkurrenz nebeneinander existierten: Konkurrierte in Frankreich das königliche Botenwesen mit den Universitätsboten um die lukrative nicht-amtliche Post, standen sich im Reich vorrangig habsburgische Taxis-Post und das als Stafettensystem mit Relaisstationen in Kooperation der Reichsstädte organisierte Botenwesen gegenüber. 1589 existierten die von der Post organisierten Dienste ins Reich über die Eidgenossenschaft (Genf), Italien (Rom, Venedig) und die südlichen Niederlande (Brüssel, Antwerpen) neben städtischen und kaufmännischen Initiativen wie dem St. Gallener und dem Schaffhausener Botendienst, welche die süddeutschen Städte rund um Nürnberg mit Lyon verbanden. Als Nachrichtenverteiler für das benachbarte Ausland lief Lyon teilweise Paris den Rang als wichtigster Nachrichtenort ab. Verschiedene Routen aus Frankreich wurden parallel genutzt, um Informationsverlusten vorzubeugen. Die Eidgenossenschaft profitierte von der Taxis­Post, auf die neben den Botendiensten zurückgegriffen wurde, und der französisch-königlichen Post18 auf eigenem Boden mit Solothurn, dem Sitz des französischen Gesandten, und mehr noch Genf als kommunikativen Zentren. Strukturell begünstigte die enge Verzahnung von Post- und Botendiensten über die Sprach- und Landesgrenzen hinweg den Austausch, was die notwendige Einbettung der Kommunikation über die Französischen Religionskriege in einen europäischen medialen Bezugsrahmen herausstreicht.19 Neben den großen Nachrichtenorten, aus denen regelmäßig berichtet wurde, fungierten grenznahe Orte auf deutscher Seite wie Straßburg als Sammler und Mittler von Nachrichten. In den Grenzregionen, in denen Sprachkenntnisse vorhanden waren, wurden auch die fremdsprachlichen Nachrichtenberichte übersetzt (z. B. 17 18 19

Z. B. Augsburg, Köln, Frankfurt am Main an die großen Postwege, Nürnberg, Basel, Leipzig, Bremen, Straßburg an übergreifende Botendienste und u. a. Paris, Lyon, Rouen und Toulouse in das von König initiierte französische Netzwerk. Die französische Post verkehrte über Straßburg, Basel und Solothurn sowie mit einem zweiten Kurs über Genf und Lausanne nach Bern. Vgl. Zwierlein: Propagande huguenote, S. 397.

6.1 Rahmenbedingungen

363

Antwerpen-Köln). Die situative Aufwertung grenznaher Orte war beiden Untersuchungsräumen gemein: Kleinere Druckorte in Grenznähe auf französischer Seite wurden als kommunikative Mittler aufgewertet wie das königstreue Langres, nachdem die Liga die Knotenpunkte, die als Anschlussstellen in die Nachbarländer fungierten, unter ihre Kontrolle gebracht hatte. Die Städte und Orte, die nicht an den großen Poststrecken lagen, mussten ihre Anbindung an übergreifende Kommunikationsnetzwerke wie die Taxis-Post selbst organisieren, so dass die städtischen und durch einzelne Gruppen, meist Kaufleute, initiierten Dienste nicht nur Konkurrenz, sondern auch Ergänzung des grobmaschigen Postnetzes waren, was sowohl im Reich als auch in Frankreich gilt. Das Problem der parallelen oder auch konkurrierenden Ordnung der Dienste auf lokaler und reichsweiter oder auch gemeinschaftlicher wie bspw. kaufmännischer und herrschaftlicher Ebene, was sich im Reich beobachten lässt, war auch in Frankreich präsent, fand dort aber in anderen Institutionen und einer anderen Organisationsstruktur seine Ausprägung. Dass die Zentralisierungsbemühungen mit einer gewissen Ineffizienz einhergingen, begünstigte individuelle Regelungen vor Ort. Diese langfristigeren Konflikte wurden in Frankreich zeitweise durch die Neuorganisation entlang religionspolitischer bzw. parteispezifischer Kriterien überlagert: So nutzten die einzelnen Parteien der Religionskriege je eigene Post- und Botendienste.20 Parallele, teils unterschiedlichen Interessen folgende Behörden sowie Zentralisierungsbemühungen in Frankreich und eine Überlagerung dieser institutionellen Konflikte durch die konkurrierenden Regulierungsversuche von Ligisten und Königlichen prägten auch das Zensurwesen; die Zensur der Druckpublikationen stellte dabei nur einen Bereich innerhalb der obrigkeitlichen Reglementierungsversuche dar. Im Reich eröffnete das Nebeneinander von lokaler Obrigkeit (u. a. Stadträte, Bischöfe) und kaiserlichen Zensurbehörden sowie kirchlicher und weltlicher Zensur Spielräume für einen heterogenen und vielfältigen Druckmarkt, auf dem sich Offizinen und Leser 1589 den Regulierungen entziehen konnten, wie am Beispiel des Nachrichtenstopps in Köln ausgeführt wurde. Gleichwohl war die Regulierung auch im Interesse der im Druckgewerbe Tätigen, so dass Kooperationen mit der Obrigkeit und Selbstkontrolle üblich waren. In Frankreich traten zu der bestehenden Kompetenzstreitigkeit, die sich hier auf parlement, Universität und die königlichen Beamten erstreckte, widerstreitende Regelungen von Liga und König auf organisatorischer21 wie inhaltlicher Ebene. Die Ausnahmesituation 1589 und damit verbundene Radikalisierung spiegelte sich in der Praktik, Schmähungen Heinrichs III. nicht mehr als Majestätsverbrechen in Liga-Städten zu ahnden. Das in Frankreich nur schwach ausgebildete Element der Selbstkontrolle des Druckgewerbes brach unter der Liga zusammen. Da in Frankreich die angestrengte Zentralisierung der Zensur in königlicher Hand aufgrund von Kompetenzstreitig20 21

U. a. eigene Reiterboten Navarras und Pariser Stadtboten für die Liga. Während die Pariser Universität unter Jean Boucher zum zentralen Zensurorgan der Liga wurde – in Abstimmung mit dem in Paris tagenden Allgemeinen Rat – und die Überwachung der Kontrollen durch das parlement stattfand, arbeiteten in den königstreuen Städten weiterhin königliche Beamte als Zensurträger in Kooperation mit den parlements.

364

6 Historischer Vergleich der Flugschriften und Flugblätter zu den Religionskriegen

keiten und mangelnder Durchsetzungsfähigkeit schon vor 1589 Spielräume eröffnete, erweiterten sich die Möglichkeiten der nicht-privilegierten Druckwerkstätten am Markt. Der ökonomische Faktor (d. h. Verkaufbarkeit, Anreizsysteme, Auftragslage) war eine entscheidende Triebfeder für die im ligistischen Machtbereich entstehenden Kleinstoffizinen, die zugleich von der wirtschaftlichen Krise der Druckbranche besonders betroffen waren. Im umkämpften Druckmarkt umfassten die Versuche der Lenkung vonseiten der konkurrierenden französischen ligistischen und königlichen Obrigkeiten Aufträge an Autoren, Stecher und Drucker, ‚Belohnungenʻ wie die Privilegienvergabe sowie die Informationsweiterleitung und Bezahlung eigener im Nachrichten- oder Druckgewerbe Tätiger, die Garantie von Immunität und die Möglichkeit zur Entschädigung. Als positive Anreize traten diese Lenkungsversuche neben die vielfältigen Kontrollen durch Spitzelsysteme, das Öffnen der Felleisen und die Kontrollen der Wege sowie unangekündigte Visitationen und Hausdurchsuchungen etc. Im Lager Heinrichs III. und auch Heinrichs von Navarra gelang es, einen Großteil des Marktanteils der Königlichen und Protestanten zentral zu bestimmen; Verwaltungsschriften dominierten neben den als Auftragsarbeiten gefertigten offiziellen Erklärungen, die gedruckt wurden. Repräsentation und Selbst-Bewerbung fand nur in kleinerem Rahmen und dabei stets auf den König gerichtet statt, neben dem kein zweiter eine auch nur annähernd ähnliche herausragende Stellung behaupten konnte. Dagegen versuchten innerhalb der Liga sehr viel stärker unterschiedliche Akteure mit Eigeninteressen, die unabhängig voneinander agierten, den Druckmarkt zu beeinflussen: Paris und die Peripherie, adlige und städtische Liga, einzelne Häuser oder Adlige wie die Herzogin von Montpensier oder der Herzog von Mayenne, aber auch liganahe Autoren, Drucker und Verleger. Neben den offiziell­ amtlichen Druckproduktionen gab es daher einen breiten Strauss abweichender Flugblätter und Flugschriften aus den verschiedenen Lagern und ebenso Anstrengungen, diese zu unterdrücken. Diese sich im Druckmarkt niederschlagende Heterogenität der Liga-Bewegung charakterisierte nicht nur das Jahr 1589, sondern die komplette Zeit ihres Bestehens (Zeit der Liga, d. h. 1585–1594), trotz erheblicher Verschiebungen in der sozialen Struktur der Liga und im politischen Machtgefüge. Gezielte Steuerungsversuche der Religionskriegsnachrichten im Reich durch französische Diplomaten oder Agenten und Informanten, eventuell auch Parteigänger der französischen Krone sind bisher nur punktuell bekannt (Fall von Michel de La Huguerie).22 Die Verbreitung einer religionspolitischen Lesart der Ereignisse in Druckpublikationen oder die Streuung von Fehlmeldungen, die eine Seite unterminierten, ist für die Neuigkeiten von den Französischen Religionskriegen 1589 im Reich durchaus fassbar. Auch der Nachrichtenlauf wurde innerhalb des Reichs von städtischer und fürstlicher Obrigkeit reglementiert, themen­ und regionalspezifische Nachrichtenverbote ausgesprochen oder Informationen unterdrückt,23 was 22 23

Die systematische Erforschung der Steuerungsversuche der Religionskriegsnachrichten auch im Ausland würde eine wichtige Erweiterung der Kenntnisse zu den Französischen Religionskriege im europäischen Rahmen bedeuten. Vgl. hierzu die Reglementierungsversuche in Lothringen, den spanischen Niederlanden, in Köln und Augsburg; Für England lässt sich eine konkrete obrigkeitliche Auftragsvergabe zwi-

6.2 Medienverbund

365

v. a. gegen das Übergreifen von Unruhen auf das Reich gerichtet war. Hier fanden unübersehbare Abschottungsversuche gegenüber dem Nachrichtenfluss aus Frankreich statt. Wogen die Reichsstände ihre Unterstützung gegenüber dem König und Heinrich von Navarra nach der Gefahr einer Involvierung in die französischen Konflikte oder gar eines Übergreifens auf das Reich durch Internationalisierung der Religionskriege oder aber Militarisierung der Probleme im Reich ab,24 ordnete sich – trotz der generell weniger strikten Zensur von Auslandsnachrichten – auch die aktive Reglementierungspraxis der Fürsten und Reichsstädte für den Markt der Religionskriegsnachrichten in diese Politik ein. Einerseits konnten hier allgemeine Tendenzen einer Verzahnung von Machtstrukturen und Kommunikationswesen, andererseits lokal und regional vielfältige Unterschiede herausgearbeitet werden, was auf die Notwendigkeit von Mikrostudien zu einzelnen Territorien und Städten verweist, um das Bild der Religionskriegsnachrichten künftig weiter zu präzisieren. 6.2 MEDIENVERBUND In Frankreich war ein vielfältiges Angebot an Medien zu den Religionskriegen verfügbar, die oft miteinander verzahnt auftraten, so dass sich Abhängigkeiten und Wechselverhältnisse im breiten Kommunikationsspektrum zeigten. Hierbei kann sowohl nach spezifischen Funktionen und Profilen einzelner Medien gefragt werden, als auch nach verschiedenen Schwerpunktsetzungen der unterschiedlichen Parteien in der Mediennutzung. Dieses breite Kommunikationsspektrum war im Reich um zahlreiche Layer, v. a. um die symbolischen Handlungen und interaktiven Formen der Kommunikation, reduziert. Handgeschriebene und gedruckte Nachrichten dominierten im Reich. Die Verlagerung von einer stark face-to-face-basierten Kommunikation in Frankreich hin zu den im Medienverbund bzw. Kommunikationsspektrum des Reichs gewichtigeren Distanzmedien Flugblatt und Flugschrift sowie den handgeschriebenen Zeitungen bedeutete einen wesentlichen Transformationsprozess.25 Denn im Reich entfielen weitgehend die Direktheit und Performanz der mündlichen und symbolischen Kommunikation, die Reaktionsmöglichkeit und Teilhabe einer breiteren Bevölkerung, die politische Partizipation durch Positionierung im medialen Diskurs und die Vielfalt an Ansichten und Perspektivierungen, die ein breites Medienspektrum bietet. Daneben war der Grad der Fokussierung der Medien auf die Religionskriege in Frankreich bei weitem größer, was wesentlich dem politischen Engagement u. a.

24 25

schen 1588 und 1590 nicht quellenmäßig fassen, aufgrund der Zusammenarbeit von Offizinen wie derjenigen von John Wolfe und Richard Field mit Lord Burghley für offizielle Publikationen aber darüber spekulieren, ob diese auch für die Religionskriegsnachrichten so wichtigen Offizinen seitens der englischen Regierung ‚ermutigtʻ wurden, sich im Tagesschrifttum zu den Französischen Religionskriegen zu engagieren (vgl. Pittion: Ni livres ni gazettes, S. 20–21). Daniel deutete die geringe Anzahl an Publikationen zum Königsmord und deren eher offiziöse Ausrichtung als eine erfolgreich durchgreifende Zensur im elisabethanischen England (vgl. Daniel: Récits de la mort d’Henri III, Abs. 28). Vgl. hierzu Kap. 4.3. Zu der Grundannahme vgl. auch Jürgens/Weller: Einleitung, S. 13.

366

6 Historischer Vergleich der Flugschriften und Flugblätter zu den Religionskriegen

der Prediger, Drucker und Verleger geschuldet war und den Versuchen der politischen Zentralen (Heinrich III., verschiedener Liga-Autoritäten, ferner Heinrich von Navarra), Einfluss auf und über die Medien zu nehmen. Die Liga stützte ihre mediale Kommunikation auf drei Säulen: Ohne das aktivierende Potential der Predigt und die integrative Funktion des gemeinschaftlichen Handelns, das höchst unterschiedliche Ausprägungen in Prozessionen, dem gemeinsamen Singen von Liedern oder in anti­royalen Aktionen fand, lässt sich der enorme Einfluss der Liga 1589 kaum erklären. Damit stellten die Flugschriften und Flugblätter nur ein von der Liga aktiv genutztes Segment im zeitgenössischen Medienverbund dar. Die Mediennutzung der Liga brachte eine Massenmobilisierung, Grenzüberschreitungen bspw. in Selbstkasteiungen oder exzessivem Fasten, eine teilweise Verselbständigung bzw. Aneignung medialer Kommunikation durch die Bevölkerung wie in den Gemeindeprozessionen und eine quasi Omnipräsenz ligistischer Medien zumindest in Paris mit sich. Die Liga stellte symbolisch-kommunikativ ihren politischen Anspruch u. a. mit einem eigenen Siegel und Prozess gegen den König dar, was sich auch im Auftreten als französische Obrigkeit ebenso wie in der Selbstbezeichnung zeigte. Auch Heinrich III. vertrat seinen Regierungsanspruch in der praktischen Ausübung durch die Kontinuität seiner Regierungstätigkeit (Verwaltungsorganisation, Gesetzgebung usw.), so dass er seine königliche Herrschaft als Handlungswirklichkeit neben den Diskurs in den gedruckten Religionskriegsnachrichten stellte. Im Gegensatz zur Liga kommunizierte die königliche Seite allerdings im Top-downVerfahren einseitig, distanziert und innerhalb hierarchischer Strukturen. Wurde bislang die königliche Mediennutzung in der Forschung kaum in den Blick genommen, vielmehr mit Fokus auf der Liga Heinrich III. pauschal Defizite in der ‚Medienkompetenzʻ unterstellt, konnte hier differenziert herausgearbeitet werden, dass der französischen König eine aktive eigene Mediennutzung betrieb. Diese erfolgte zum einen mit anderen Mitteln, wie exemplarisch an den Medaillen gezeigt wurde, in denen der König sein politisches Programm und Handeln repräsentierte.26 Zum anderen war die königliche Kommunikation v. a. auf die gezielte Ansprache politischer Schaltstellen, also der Adligen, städtischen Magistrate sowie der parlements, gerichtet, die adressatenspezifisch handschriftlich innerhalb der etablierten Kommunikationsstrukturen in Frankreich angesprochen wurden. Flugschriften und Flugblätter waren nachgeordnet und verbreiteten nicht selten bereits mündlich oder handschriftlich bekannte Entscheidungen und Argumente der königlichen Seite an ein größeres Publikum. Die Druckmedien wurden durch die Königlichen erst in Reaktion auf den deutlichen Anstieg an Publikationen der Liga verstärkt genutzt, womit die königliche Seite nur zögerlich auf den medial von der Liga aufgebauten politischen Druck der mobilisierten Bevölkerung27 1589 reagierte. Dass 26 27

Bewahrung des katholischen Glaubens, Einigung des Landes, Regelung der Thronfolge etc. Politische Teilhabe auch der einfacheren Bevölkerung an der Liga-Bewegung zeigte sich in verschiedenen Abstufungen: u. a. in der Teilnahme an Protesten und Prozessionen der Liga, die sich gegen den König richteten, in der Zerstörung königlicher Herrschaftszeichen, in der Rezeption oder dem Kauf ligistischer Druckpublikationen oder auch in der Bewaffnung zur Verteidigung von Paris gegen das Heer der beiden vereinigten Könige.

6.2 Medienverbund

367

hierin ein tatsächliches Defizit in der Mediennutzung des Königs bestand, belegt und präzisiert zugleich die in der Forschung formulierte Vorannahme. Verschiedene Formen und Strategien der Auswahl und Art der Nutzung bestimmter Medien seitens der Liga und Heinrichs III. und durch die ihnen jeweils nahestehenden Kreise von Anhängern lassen sich also ebenso beobachten wie ein gewisser Anpassungsprozess in Reaktion auf die Mediennutzung der anderen Partei. Die Beobachtung, wie von der anderen Partei die jüngsten Ereignisse kommentiert und interpretiert wurden, waren daher auch integraler Bestandteil der Kommunikation, wie sich für beide Untersuchungsräume zeigte.28 Die königliche Seite begegnete der Erwartung einer medialen Aneignung der getöteten Guise durch die Liga durch Verbrennen der Körper und Verstreuen der Asche, d. h. durch Zerstörung der symbolischen und materiell-körperlichen Präsenz der Guise, womit sie als Reaktion eine umso lebendigere Erinnerungskultur unter Liga-Anhängern provozierte. Bilder und Puppen füllten in effigie den Platz der Brüder Guise u. a. bei Prozessionen, die wiederum Gesänge und Gebete begleiteten, was die starke Medienverschränkung unter der Liga veranschaulicht. Die hier fassbare Politisierung verschiedenster Medien in Frankreich, über das Tagesschrifttum hinaus, zeigte sich auch deutlich in den Predigten für die Liga, die eng mit den Namen Jean Boucher und Jean Guincestre verbunden sind. Neben den bezahlten Predigern, welche zu einem Großteil auf der Gehaltsliste der Herzogin von Montpensier standen, engagierten sich auch überzeugte Partei-Anhänger aus ideeller Motivation, was die Tendenz in der Liga zur persönlichen Involvierung, Heterogenität der Mediennutzung und Unmöglichkeit der zentralen politischen Steuerung sehr deutlich vor Augen führt. Im Unterschied zu dieser stark face-toface-basierten Kommunikation bildete im Reich die Auseinandersetzung mit den jüngsten Entwicklungen in den Religionskriegen innerhalb von Predigten, soweit bisher bekannt, einen absoluten Sonderfall (Daniel Toussanus in Heidelberg). Die Vereinnahmung eines vielfältigen Angebots zeitgenössischer Medien durch die Religionskriegsparteien war eine Seite der Medaille. Die andere war die Breite des Kommunikationsspektrums bzw. der Informationsmöglichkeiten, die über mündliche, handschriftliche und gedruckte Kommunikationskanäle, in persönlichem Gespräch, per Bote oder in Briefform zur Verfügung standen. Religionskriegsnachrichten waren gestaffelt nach Amt und sozialer Stellung sowie politischer bzw. religionspolitischer Verortung v. a. den Adligen, der städtischen Obrigkeit und den königlichen Magistraten zugänglich,29 unter denen ein intensivierter Austausch stattfand. Informationsweitergabe und politische oder organisatorische Absprachen mischten sich hier mit Beeinflussung, Überzeugungsarbeit und der Pflege von Netzwerken, was sich auch als wesentlicher Zug der Kommunikation über die Sprach- und Landesgrenzen hinweg im europäischen Rahmen, hier mit den Verbündeten im Reich, zeigte. Diese hatten zudem durch Informationsweitergabe, 28

29

Die schärfsten Abgrenzungen verliefen dabei in Frankreich zwischen der Liga und dem französischen König, dem Navarra und seine Anhänger v. a. nach dem Waffenstillstand 1589 nahestanden, im Reich zwischen Protestanten und Katholiken (vgl. Pancratius Urteil, wie die Katholiken in Speyer die Nachricht von der Ermordung der Guise aufnahmen). Zum gestaffelten Informationszugang vgl. auch Kap. 6.7.

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6 Historischer Vergleich der Flugschriften und Flugblätter zu den Religionskriegen

Kommentierungen und Absprachen per Briefaustausch untereinander – was v. a. für die protestantischen Reichsstände reich belegt ist – eine Möglichkeit des Informationsabgleichs vorliegen. Individuelle, von politischen Agenten, Spionen und Informanten verfasste handgeschriebene Nachrichten oder mündliche Berichte zu militärischen Entwicklungen, politischen Fraktionen, Netzwerken und Machtverhältnissen dienten als Informationsquellen der politischen ‚Eliteʻ (z. B. Doppelagent Nicolas Poulain). Während allerdings in Frankreich Zugriffsmöglichkeiten auf verlässliche, schnelle und teils auch exklusive Informationen v. a. aus dem eigenen, selbst organisierten und finanzierten Informanten­Netzwerk stammten, griffen nur wenige Reichsfürsten auf diese teure selbstorganisierte Nachrichtenvermittlung zurück, sondern nutzten intensiv die prinzipiell jedem zahlenden Kunden zugängigen handgeschriebenen Zeitungen, wie sie in Frankreich noch nicht üblich waren. Im Unterschied zu Frankreich hatten Nachrichten im Reich mit den handgeschriebenen Zeitungen und den Messrelationen, die 1589 einen deutlichen Frankreichschwerpunkt aufwiesen, einen professionelleren Status in Bezug auf die Informationsgewinnung und Organisation des Vertriebs, das regelmäßige Erscheinen sowie die weitgehend sachliche, wenn auch nicht tendenzfreie Darstellung erlangt.30 In beiden Untersuchungsräumen kam die meist mündliche Weitervermittlung von Neuigkeiten durch Boten, Postmeister, im Druckgewerbe Tätige und Reisende, besonders wenn sie Augenzeugen oder unmittelbar am Geschehen in Frankreich beteiligt waren (u. a. Soldaten, Kammerdiener), hinzu. Obgleich sich mündliche Berichte als historische Quellen nur punktuell und indirekt fassen lassen, ist die zentrale Rolle mindestens für die lokale Zirkulation im Heiligen Römischen Reich wie auch in Frankreich offenkundig: Neben genuin mündlich überbrachten Neuigkeiten sorgten lautes öffentliches Vorlesen von Nachrichten in Briefen oder offiziellen Erklärungen innerhalb von Städten und an Höfen ebenso wie sich anschließende Diskussionen auf der Straße für eine größere Teilhabe der Bevölkerung und weitere Verbreitung auch von Nachrichten, die ursprünglich gedruckt oder handgeschrieben zirkulierten. Ebenso fanden durch Wechsel der Kommunikationskanäle und Medien auch mündlich kursierende Verse und Lieder, die als Niederschrift u. a. handgeschriebenen Zeitungen beigelegt wurden und so auch in das benachbarte Reich gelangten, weitere Verbreitung. Im Medienverbund kamen den unterschiedlichen Medien graduell verschiedene, jedoch nicht immer scharf abgegrenzte Funktionen in einer in der Ausdifferenzierung begriffenen, vielgestaltigen Medienlandschaft Ende des 16. Jahrhunderts zu. Im Reich standen Flugschriften und Flugblätter mit ihrem stärker wertenden Charakter bzw. ihrer parteilichen Einfärbung neben den handgeschriebenen Nachrichten, folgten diesen oft zeitlich nach und erfüllten – in dieser Hinsicht den unterschiedlichen Aufgaben verschiedener Medien in Frankreich sehr ähnlich – als anonyme Distanzmedien, die auf keinen bestimmten Empfänger zugeschnitten wa30

Hinsichtlich der weitgehend sachlichen Ausrichtung der Religionskriegsnachrichten, welche Pittion auch in England beobachtete, urteilte er zusammenfassend: „Ni récits dramatiques, ni libelles vengeurs, ces pamphlets proposent une lecture politique des événements.“ (Pittion: Ni livres ni gazettes, S. 17).

6.3 Akteure

369

ren, eine andere Aufgabe als handgeschriebene Nachrichtenbriefe oder die politische Kommunikation der Fürsten per Briefkorrespondenz mit entscheidungsrelevanten Informationen. Abhängig vom Kontext und Rezeptionszusammenhang konnten die einzelnen Medien jedoch unterschiedliche Funktionen erfüllen: Wie bereits Cornel A. Zwierlein gezeigt hat, kam an Fürstenhöfen im Südwesten des Reichs den Zeitungen zu den Religionskriegen nämlich ebenso wie der Korrespondenz eine wichtige Rolle bei der politischen Entscheidungsfindung der Fürsten zu.31 Eine strikte Trennung der Aufgabenbereiche einzelner Medien war (noch) nicht durchgesetzt und ebensowenig, wie hier anhand der Flugschriften und Flugblätter herausgearbeitet wurde, eine fixe Publikationsform oder Darstellungsweise für gedruckte Nachrichtenpublikationen festgelegt.32 Während im Reich im ausgehenden 16. Jahrhundert in den Flugschriften und Flugblättern zwar noch experimentiert wurde, sich aber zugleich Standardisierungen herauskristallisierten, verband sich in Frankreich gerade in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, also zur Zeit der Religionskriege, der Ausbau des Druckmarkts mit einem spezifisch religionspolitischen Interesse, was als ‚Motorʻ der Medienentwicklung, besonders in der Zeit der Liga (1585–1594), gesehen werden kann. Da die systematische Erforschung der Verbindung der Französischen Religionskriege und der Medienentwicklung in Frankreich noch am Anfang steht, müssen weitere Arbeiten die hier gemachte Beobachtung erhärten: In Zahl, Umfang und Breite, vielfach auch der Originalität und Qualität wich die Medienlandschaft in Frankreich von derjenigen des Reiches ab. Dies war, wie durch die vergleichende Betrachtung des Reiches gezeigt werden konnte, wesentlich durch die Politisierung der Medien in Frankreich, durch gezielte Eingriffe der königlichen Zentrale und vielfältiger konkurrierender Akteure aufseiten der Liga bedingt. Parallel erfolgte in Frankreich eine Mobilisierung von Pastoren und Predigern, Druckern und Verlegern und nicht zuletzt der Bevölkerung. Die persönliche Involvierung durch die geographische und ideelle Nähe zum Geschehen machten den grundsätzlichen Unterschied zwischen In- und Auslandsnachricht aus. Hierzu trat aber zusätzlich ein jeweils spezifischer, strukturell unterschiedlicher Medienverbund in Frankreich und im Heiligen Römischen Reich sowie die Tendenz zur Zentralisierung in Frankreich und Regelung auf Ebene der Einzelterritorien im Reich. 6.3 AKTEURE In Frankreich trat 1589 eine Politisierung und Mobilisierung des Druckgewerbes auf, die sich nicht als bloße Instrumentalisierung der Medien durch die Politik fassen lässt, sondern deutlich auch Eigeninteressen der im Druckgewerbe Tätigen einschloss, welche von einer ideellen Orientierung auf eine der Parteien der Religions31

32

Vgl. Zwierlein: Discorso und Lex Dei, S. 588–610; Teilweise erfüllten die weitergereichten Nachrichten auch eine andere Primärfunktion wie die Stabilisierung nachbarschaftlicher Beziehungen. Für die Fugger erfüllten die gleichen Zeitungen wiederum eine andere Funktion als bspw. für den Handelsschreiber Kölderer. Ausführlicher hierzu Kap. 6.5.

370

6 Historischer Vergleich der Flugschriften und Flugblätter zu den Religionskriegen

kriege hin bis zur Ausnutzung der politischen Situation für ökonomische Interessen reichte und häufig mehrere Beweggründe miteinander verband: Der Buchhändler Nicolas Nivelle und der Drucker Rolin Thierry hatten sich als loyale Liga-Anhänger profiliert, so dass sie 1589 mit einer exklusiven Privilegierung einen Großteil der Ligaproduktion bestritten und von einer Sonderstellung sowie wirtschaftlichen Vorteilen profitierten. Auch im Reich wurde das gestiegene Interesse an Religionskriegsnachrichten für die Etablierung der eigenen Offizinen oder ein vorübergehendes Engagement wirtschaftlich ausgenutzt, doch lässt sich kaum – im Unterschied zu Frankreich – ein ideologisches Interesse aus den Schriften ablesen, weder seitens eines Autors noch Druckers noch eines Auftraggebers. In Frankreich griffen Heinrich III. und Heinrich von Navarra für ihre offiziellen Verlautbarungen auf Funktionsträger und Vertraute als Autoren zurück und ebenso auf Drucker, die sich bereits zuvor als zuverlässige Parteigänger erwiesen hatten (bes. Jamet Mettayer), womit sie bisherige Loyalitätsbeziehungen nutzten und bekräftigten. Gerade die Drucker, die dem König nach Blois und Tours folgten oder auch in andere königstreue Städte umsiedelten, protegierte Heinrich III., indem er seine offiziellen gedruckten Verlautbarungen an diese Offizinen vergab. Nicht in jedem Fall war die Umsiedlung aber ein Loyalitätsbeweis, sondern zeigte auch die soziale und finanzielle Abhängigkeit vom Hof an. Durch die Auftragsvergabe und auch die Privilegierungspraxis konnte Heinrich III. seinen wichtigsten Drucker, Jamet Mettayer, mit Monopolstellung aufbauen sowie die zentrale Organisation und Lenkung seiner Druckpublikationen gewährleisten, wie dies auch Heinrich von Navarra weitgehend für die protestantische Partei gelang. Jedoch war diese auf dem Druckmarkt in der ersten Jahreshälfte 1589 kaum präsent. Auch die Liga nutzte Abhängigkeitsverhältnisse und Klientelbeziehungen und betrieb mit ihrer Privilegierungspraxis ebenso wie Heinrich III. eine punktuelle Steuerung der Monopolbildung. Diese starke Involvierung der politischen Akteure in den Druckmarkt betraf ein Segment, in welchem Machtinteressen repräsentiert wurden, wozu noch die beschriebenen Lenkungsversuche durch Anreize und Kontrolle bzw. Zensur traten.33 So unterstreicht auch der hohe Anteil an Flugschriften in Frankreich mit Druckeradressen, welche die Druckverantwortlichen benannten (ca. 70 Prozent), gegenüber dem für Auslandsnachrichten eher durchschnittlichen Wert im Reich (ca. 45 Prozent), wie die politische Einflussnahme durch Genehmigungs­ und Kontrollpraxis 1589 auf dem französischen Druckmarkt spürbar war. Bezüglich der Einflussnahme und Handlungsspielräume im Druckgewerbe muss aber weiter differenziert werden: Die Pariser Großoffizinen, die nicht dem ökonomischen Druck der kleineren Betriebe ausgesetzt waren, weil sie international operierten und über andere Einnahmequellen verfügten, besaßen Handlungsspielräume; dennoch unterstützten sie zum Großteil die Liga, besonders die Häuser Chaudière, Nivelle und Bichon, teilweise auch durch ihre Klienten, während diese Großoffizinen sich selbst, wie im Fall Michel d. J. Sonnius, aus der Tagespolitik heraushielten. Diese einflussreichen Pariser Offizinen, neben denen nur noch Jean Pillehotte in Lyon und Jacques und Raymond Colomiès in Toulouse frankreichweit Einfluss auf den 33

Vgl. Kap. 6.1.

6.3 Akteure

371

Druckmarkt ausüben konnten – was auch als Indiz im Machtkampf von Zentrum und Peripherie gelesen werden kann –, agierten im Sinne der Liga, ohne gänzlich von ihr vereinnahmt zu sein. Die hier sichtbar werdende Marktdominanz und Monopolbildung war in den kleineren Druckorten noch ausgeprägter, wo meist eine Offizin mit privilegierter Stellung dominierte. Diese Herausbildung einer monopolartigen Stellung einiger weniger Offizinen zeigte sich auch an sämtlichen Druckorten im Reich,34 allerdings mit einem anderen Profil, als dies die dominierenden Offizinen in Frankreich aufwiesen: Einzelne etablierte Nachrichtendrucker, deren Werkstatt im Regelfall bereits zuvor über einen längeren Zeitraum hinweg mit einer gewissen Kontinuität Religionskriegsnachrichten gedruckt hatte wie Jobin, Apiarius oder auch Hogenberg, prägten auch die Auslandsnachrichten zu Frankreich 1589. Als Spezifikum im Reich erscheint also gerade die Kontinuität der Produktion und Distribution der Religionskriegsnachrichten innerhalb eines professionalisierten Nachrichtendruckmarkts, der tendenziell von kleineren und mittleren Betrieben geprägt war. Einige Offizinen erlangten v. a. mit königsnahen oder protestantenfreundlichen Publikationen eine überregionale Präsenz, ohne dass von einem dominierenden Einfluss einiger weniger Unternehmen im ganzen deutschsprachigen Druckmarkt, der stark untergliedert, aber gleichzeitig von einem intensiven Austausch geprägt war,35 gesprochen werden könnte. Nur vereinzelt zeigten sie ein offenes religionspolitisches Engagement, das auf den übergreifenden Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten hin gerichtet war, dem dann das jüngste Geschehen in den Französischen Religionskriegen als Exempel zu- bzw. untergeordnet wurde. Selbst in den Residenzstädten von Fürsten mit einer engagierten Frankreichpolitik (bes. Heidelberg) fielen die Druckpublikationen nicht als religionspolitische Plädoyers aus. Dass dennoch gerade Beispiele aus Heidelberg bekannt sind, wie in die Distribution von Flugschriften zu den Französischen Religionskriegen eingegriffen wurde, scheint nicht nur der außergewöhnlich guten Forschungslage zur Kurpfalz geschuldet, sondern zeigt auch, wie sich im Einzelfall das Bemühen um persönliches Prestige und die Stabilisierung der protestantischen Machtbasis im Nachbarland, gerade im Südwesten des Reiches, mit dem Interesse an der Sicherung der öffentlichen Ordnung verbanden.36 Standen politische Eingriffe in den Druckmarkt oft im Kontext der Ausnahmesituation 1589 in Frankreich, existierten auch längerfristige strukturelle Abhängigkeiten von einzelnen Institutionen, die somit ein entscheidendes Gewicht ausübten, wie durch die vergleichende Betrachtung deutlich herausgearbeitet werden konnte: In Frankreich arbeiteten nicht nur Drucker untereinander in kleineren Gemein34

35 36

Auch in England ließ sich ein kleiner Kreis an Akteure im Druckgewerbe mit monopolartiger Stellung ausmachen, nämlich die Verleger John Wolfe, Richard Field, Thomas Orwin und Roger Ward sowie der Drucker Thomas Vautrollier, wozu noch Edward Aggas als Übersetzer und Jean de Frégeville du Gaut, Jean-Baptiste Morély und Henry Constable als Autoren kamen (vgl. Pittion: Ni livres ni gazettes, S. 17, S. 21–22). 1589 erschien zudem eine Publikation des Buchführers Thomas Purfoot zum Königsmord (vgl. Daniel: Récits de la mort d’Henri III, Abs. 7). Vgl. z. B. die Episode, als Weinsberg in Ermangelung einer Nachricht in Köln auf Frankfurter Druckpublikationen zurückgreifen konnte. Vgl. Kap. 4.3.

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6 Historischer Vergleich der Flugschriften und Flugblätter zu den Religionskriegen

schaftsprojekten sowie Buchhändler-Verleger und Drucker in festen Kooperationen (bes. Nivelle und Thierry) zusammen, sondern es bestanden auch enge Verbindungen zum parlement und zur Universität, die als Auftraggeber und Zensurinstanz fungierten, sowie zu einzelnen Juristen und theologischen Doktoren der Universität als Autoren der Religionskriegsnachrichten. Die Institutionen parlement und Universität erfüllten somit vielfältige Funktionen für den Druckmarkt, was durch die Mobilisierung des französischen Druckgewerbes noch verstärkt wurde, nicht zuletzt dadurch, dass 1589 auch Werkstätten mit gewöhnlich humanistischem Programm Nachrichten druckten. Im Reich deutete sich diese Verbindung zwischen Bildungselite und Druckgewerbe – angesichts der Orientierung der betrachteten Offizinen auf Tagesschrifttum – bestenfalls in der Konstellation Fischart­Jobin 1589 an. Waren im Reich v. a. die auf (Auslands-)Nachrichten spezialisierten Werkstätten fassbar, engagierten sich in Frankreich unterschiedlichste Offizinen in den Religionskriegsnachrichten, was sich wesentlich in der Breite an Stilen und Themen der Flugschriften und Flugblätter niederschlug.37 Druckerkooperationen waren im Reich nicht nachweisbar, im Gegensatz zu den situationsbezogenen Kurzzeitprojekten von Verlegern und Druckern (z. B. Brachfeld-Lechler). Vereinzelt ließen sich bereits Verleger als eigenständiger Berufsstand fassen, wenn auch im Reich eine klare Ausdifferenzierung nicht erreicht war. Der Druckerverleger, der die Finanzierung, Organisation und Fertigung der Druckpublikationen übernahm, teilweise auch den Vertrieb selbst besorgte, dominierte noch das Nachrichtengewerbe. In Frankreich zeigte sich eine andere Organisationsstruktur auf dem Druckmarkt, da hier die großen Buchhändler vielfach Verlegeraufgaben auch im Bereich der Religionskriegsnachrichten übernahmen und sich von den reinen Druckern abgrenzten. Hier zeigte sich bereits eine Tendenz zur stärkeren Ausdifferenzierung der Berufsstände. Spezialisierungen einzelner Drucker und Buchhändler-Verleger auf bestimmte Publikationstypen lassen sich in Frankreich ausmachen,38 wenn auch das Druckangebot der Mehrzahl der Unternehmen breit aufgestellt war. Selbst unterschiedliche Textsorten für verschiedene Rezipientengruppen stammten nicht selten von einem Autor. Unter den wenigen Unternehmen, die sich 1589 im Bereich der Einblattdruckproduktion in Frankreich fassen lassen, waren eher junge Offizinen aufseiten der Liga wie diejenige von Antoine Du Brueil, die im Regelfall Flugschriften und Flugblätter herstellten und herausbrachten. Allerdings finden sich auf Einblattdrucken selten Druckvermerke und es lassen sich – anders als bei den großen humanistisch orientierten Offizinen – kaum einmal umfassendere Quellen zu Profil, Arbeitsweise und Hintergründen der Werkstätten, die auf Ephemerliteratur spezialisiert waren, fassen. Im Reich wurden keine klaren Spezialisierungen, sondern Tendenzen in der Schwerpunktsetzung der Drucker und Verleger deutlich: Auf im Tenor recht unparteiliche (‚neutraleʻ) Einblattdrucke und Flugblätter waren einige der etablierten Nachrichtendrucker wie Hogenberg in Köln und Mayer in Nürnberg spezialisiert, während sich kaum Überschneidungen von Flugschrift- und 37 38

Vgl. Kap. 6.5 und 6.6. Z. B. Guillaume Bichons eher kommentierende Schriften, Jean Moreaus eher offizielle ligistische Publikationen.

6.3 Akteure

373

Flugblattproduktion in einer Werkstatt zeigten. Bei weiterer Entfernung, ideell und räumlich, zum Geschehen in Frankreich – besonders im Norden und Osten des Heiligen Römischen Reiches – traten tendenziell vermehrt politische Diskurse auf, deren Stil und Sprache eine breite überregionale Verbreitung erlaubte. In Frankreich trat bei vielen der kleineren und mittleren, hier v. a. Pariser Unternehmen ein den Rahmenbedingungen geschuldeter Pragmatismus zutage: Diese Offizinen mit Spezialisierungen u. a. auf religiösen Schriften, antiken Klassikern oder Poesie produzierten nur wenige Druckpublikationen zu den Religionskriegen, die dann eher für die Liga als den König Partei nahmen. Ein Großteil der Offizinen versuchte jedoch, sich nicht klar politisch zu exponieren. Sie zeigten, zumindest zunächst, eine neutrale oder abwartende Haltung angesichts der ungewissen weiteren Entwicklung des Konflikts 1589. Dass Heinrich III. sogar in seinem unmittelbaren Umfeld umstritten war, trug dazu bei, dass neben den beauftragten königlichen Arbeiten nur selten passionierte royalistische Druckpublikationen kursierten. Dieses nur geringfügige persönliche Engagement aus ideologischer Überzeugung für den König war die andere Seite der Medaille, auf der die weitgehend zentrale Kontrolle des von den Königlichen geprägten Druckmarktsegments durch Heinrich III. stand. Profiteure unter dem König wie Fédéric Morel versuchten die Fortdauer der königlichen Regelungen und Privilegierungen auch im Einflussbereich der Liga zu behaupten. Dass durch verschiedene konkurrierende Regelsysteme sich Spielräume boten, nutzten diese Offizinen aus. Auch im Reich zeigten sowohl die auf Nachrichten spezialisierten Drucker und Verleger als auch Offizinen, die nur gelegentlich zu den Religionskriegen publizierten, vielfach eine neutrale bzw. uneindeutige Haltung. Anders als in Frankreich jedoch tendierte der Großteil der Druckpublikationen, in den protestantischen Druckorten und im katholischen Köln gleichermaßen, zu einem königsfreundlichen Tenor. In Frankreich fielen in den unter der Liga aufgestiegenen, neugegründeten Druckwerkstätten ideologische und ökonomische Motivationen für beide Seiten, die im Druckgewerbe Tätigen und die Partei der Liga, gewinnbringend zusammen. Aufsteiger wie Gesellen, Lehrlinge oder auch Kolporteure profitierten vom Wegfall der strengen königlichen Auflagen für das Druckgewerbe. Die neugegründeten Offizinen publizierten aus eigenen ökonomisch­betrieblichen Interessen für die Liga, teilweise ausschließlich 1589, als angesichts der hohen Nachfrage gute Gewinnmargen absehbar waren, wie auch ‚Spurenʻ in den Flugschriften und Flugblättern nahelegen: Die Druckpublikationen dieser Offizinen verrieten keine ideologische Motivation und waren oft minderwertig produziert. Angesichts der einsetzenden Rezession auf dem Druckmarkt konnten sich diese Druckwerkstätten jedoch vielfach nicht langfristig behaupten, zumal sich durch die zahlreichen Neugründungen der Konkurrenzdruck noch weiter erhöhte. Auch im Reich verhinderten Konkurrenzdenken und Monopolisierungsbestrebungen die Etablierung der 1589 auftretenden jungen Werkstätten bzw. Neugründungen auf einem marktwirtschaftlich orientierten Druckmarkt. Dass im Reich diese Offizinen gerade mit den 1589 nachgefragten Religionskriegsnachrichten auf den Markt traten, war anders als in Frankreich nur selten durch ein ideologisches

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6 Historischer Vergleich der Flugschriften und Flugblätter zu den Religionskriegen

Interesse begründet. Die Schweizer und süddeutschen Anrainer ebenso wie die frankophonen Exilanten im Reich dürften aufgrund ihrer sozialen, religiösen und geographischen Verortung ein Interesse an den Französischen Religionskriegen gehabt haben. 1589 lässt sich allerdings bestenfalls punktuell, für einzelne Personen, aber nicht für Akteursgruppen, ein in Anzahl, Umfang und Qualität herausgehobenes publizistisches Engagement für die Religionskriege fassen. Sämtliche Verfasser, Bearbeiter und Übersetzer, soweit ermittelbar, stammten im Reich aus dem Umfeld des Druckgewerbes, für die – in unterschiedlich starker Gewichtung – die religiöse Überzeugung (Fischart und Jobin) wie auch der finanzielle Anreiz als Movens deutlich wurde, um Religionskriegsnachrichten zu verfassen bzw. als Bearbeiter zu fungieren. Die oft indifferente Übernahme von Inhalten, auch Diffamierungen gegen die eigene Religion, machte deutlich, dass für die Druckverantwortlichen der Religionskriegsnachrichten ökonomische über religionspolitischen Motiven standen. Die Druckproduktion war stark vom persönlichen Engagement und den individuellen Netzwerken beeinflusst, wie gerade angesichts der – in beiden Untersuchungsräumen zu beobachtenden – Monopolstellung einiger weniger Werkstätten deutlich wurde. Interessenlage, Persönlichkeit und Netzwerke einzelner Drucker, Verleger und Buchhändler sowie Autoren waren somit neben den strukturellen Bedingungen des Druckmarkts und der politischen Involvierung im konkreten Kontext der Ereignisse 1589 bestimmende Faktoren für die Nachrichtenlandschaft. Städtische Ratsmitglieder, Söldnerführer oder fürstliche Räte, welche in die französischen Konflikte involviert waren, traten im Reich nicht als Autoren in Erscheinung, anders als in Frankreich, wo die identifizierbaren Autoren unterschiedlichsten Berufsgruppen entstammten und ihre Autorenschaft nicht unbedingt als Beruf, sondern als eine Tätigkeit nebenher ausübten. Während im Reich unter den wenigen namentlich bekannten Autoren ausschließlich professionelle Schreiber waren, die von ihrer Tätigkeit als Bearbeiter, Autoren, Korrektoren und Übersetzer lebten, was die professionelle Organisation der Auslandsnachrichten im Reich unterstreicht, machten diese nur ein Segment auf dem französischen Druckmarkt aus. In Frankreich äußerten sich Magistrate und Beamte sowohl aufseiten des Königs als auch der Liga, während der katholische Klerus vom Pfarrer bis zum Bischof sich fast ausschließlich als Autoren im Sinne der Liga engagierte, der ein Großteil des katholischen Klerus ideologisch nahestand. Dass der Klerus sich aber nicht völlig von der Liga vereinnahmen oder instrumentalisieren ließen, zeigte sich bspw. im selbständigen Handeln Jean Bouchers. Zu den wichtigsten Autoren, die im Sinne der Liga publizierten, zählten zudem Universitätsangehörige und Juristen, während aus diesen Berufsgruppen fast nur Personen der ‚zweiten Reiheʻ für Heinrich III. selbsttätig Partei ergriffen. Mögliche Hintergründe dafür, dass neben den offiziellen königlichen kaum königsnahe Pu­ blikationen kursierten, wurden bereits diskutiert. Für sämtliche Parteien der Religionskriege lässt sich in Frankreich ein Zusammenspiel – mit im Einzelfall unterschiedlicher Betonung – von Abhängigkeiten und Patronage-Beziehungen, religiöser Überzeugung und finanziellem Anreiz fassen, aus dem heraus sowohl die Drucker und Verleger bzw. Buchhändler als auch die Autoren agierten.

6.4 Druckproduktion

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Lassen sich aus Hinweisen in Paratexten teilweise Autorenprofile rekonstruieren, blieben doch die Mehrzahl der Flugschriften und fast sämtliche Flugblätter 1589 im Reich und in Frankreich gleichermaßen ohne Verfasserangabe, wobei sich graduelle Unterschiede zeigten: Das Bekenntnis zu einer Publikation erfolgte in Frankreich häufiger als im Reich. Von diesem Normalfall der Anonymität, durch die Irrelevanz des Autorennamens und die Angst vor Zensur begründet, gab es dann Ausnahmen, wenn die Publikation als Karriereempfehlung des Verfassers fungierte39 oder die Attraktivität der Publikation durch die Nennung des Autors gesteigert werden konnte. Die Autorität des Amtes und der Status einer Person sowie die besondere Nähe zum Geschehen (als Augenzeuge) wie im Fall von Guillaume Rose, dem ehemaligen Beichtvater des Königs, erhöhte die Verkaufschancen. Im Reich wurden daher nicht die deutschen Bearbeiter, sondern die Verfasser der französischen Vorlage benannt, die Autorität und Authentizität garantieren sollten. Diese etablierten Beglaubigungsmechanismen und erprobten Formen der Eigenwerbung waren in beiden Untersuchungsräumen gleichermaßen im Gebrauch. 1589 wurden in Frankreich Autoren, Bearbeiter, Drucker und Verleger sowie Buchhändler zu einem Großteil von der Politisierung des Druckmarkts erfasst, wovon sich die Akteure im Reich klar distanzierten: Trotz der vielfältigen Involvierung des Reichs in die Französischen Religionskriege wurden diese mit einem gewissen Abstand in den Flugschriften und Flugblättern behandelt. Verkaufbarkeit und Gewinnmaximierungsinteressen dominierten hier, während die ökonomische Ausrichtung des Druckgewerbes sich in Frankreich stärker mit persönlichen Abhängigkeitsverhältnissen und ideologischem Engagement verband. 6.4 DRUCKPRODUKTION Fast der ganze Druckmarkt in Frankreich war 1589 von Religionskriegspublikationen geprägt, die annähernd 90 Prozent (87 Prozent) der Gesamtproduktion ausmachten, aus denen Nachrichten selektiert und im Heiligen Römischen Reich in Druckpublikationen wieder aufgenommen wurden. Praktik und Abläufe im Druckgewerbe waren in Frankreich von der beschriebenen Gesamterfassung des Druckmarkts durch die Religionskriege sichtbar beeinflusst. Nicht nur erweiterte sich das Spektrum der an der Nachrichtenproduktion beteiligten Betriebe von den Pariser Großunternehmen mit bis in die Provinzen reichenden Vertriebsnetzwerken bis zu Kleinstunternehmen, die auf den Lokalmarkt beschränkt waren, sondern es bestanden auch zwei parallele Systeme mit ihren je eigenen Regeln, Anforderungen und Möglichkeiten: Aus dem Zwang zur Umsiedlung und Neuorganisation vieler, v. a. königstreuer, Betriebe erwuchs die Möglichkeit, das eigene Berufsfeld neu abzustecken oder einen bislang brachliegenden Druckmarkt politisch subventioniert neu zu erschließen. Indem die königliche Seite die etablierten Drucker und Buchhändler, mit denen sie bereits kooperiert hatte, weiter förderte (bes. Jamet Mettayer), verlangte und unterstützte sie zugleich eine hohe horizontale, d. h. örtliche Mobilität. 39

Z. B. François Salommeau in Frankreich und Conrad Memmius im Reich.

376

6 Historischer Vergleich der Flugschriften und Flugblätter zu den Religionskriegen

Unter der Liga war dagegen v. a. eine ausgeprägte soziale Mobilität greifbar, da die ligistischen Autoritäten die bisherigen gesetzlichen Regelungen lockerten und Aufsteiger förderten. Dank der Öffnung des Druckgewerbes durch Senkung der Zulassungsbestimmungen im Machtbereich der Liga dominierten mit gut vier Fünftel Anteil am Druckmarkt die ligistischen Publikationen in Frankreich deutlich. Die sich unter ligistischem Schutz formierenden Zweckbündnisse von Gelegenheitsdruckern mit Gesellenstatus ohne Mitarbeiterstab waren auch ein Resultat der Druckmarktkrise 1589, welche zumindest bei den mittleren und kleineren Druckunternehmen in Frankreich dazu geführt hatte, dass keine Gesellen und Festangestellten mehr eingestellt wurden. Betrachtet man das Reich, so lässt sich, selbst bei den Anrainern, keine vergleichbare Dynamik für die Untersuchungsphase ausmachen, ganz im Gegenteil waren etablierte, größtenteils im Spektrum der kleineren und mittleren Werkstätten anzusiedelnde Unternehmen mit ausgeprägter Ortsansässigkeit besonders präsent, die bereits über einige Jahre hinweg zu den Französischen Religionskriegen gedruckt hatten. Kontinuität dominierte im Reich gegenüber situationsabhängiger Anpassung. Dass im Reich etwas mehr als fünf Prozent der Druckproduktion 1589 auf die Religionskriegsnachrichten, die sich auf die Phase von der Ermordung der Guise bis zur Ermordung Heinrichs III. bezogen, entfiel, wobei aufgrund der zeitlichen Verzögerung im Nachrichtenfluss einige wenige Publikationen von 1590 mit einzubeziehen sind, war ein relativ hoher Marktanteil für Auslandsnachrichten,40 aber weit entfernt von einer Marktdominanz. Dennoch erfuhr die Phase von der Ermordung der Brüder Guise im Dezember 1588 über den offenen Aufstand großer Teile des katholischen Frankreichs bis zur Ermordung des Königs im August 1589 eine intensivere Auseinandersetzung in Flugschriften und Flugblättern im Heiligen Römischen Reich als jede andere Phase der Religionskriege. Während in Frankreich aber aus einer Überfülle an Material eine Auswahl erfolgte, wobei zwischen Druckzentren und kleinen Druckorten in der Provinz eine deutliche Abstufung im Nachrichtenzugang bestand, sahen sich die Druckverantwortlichen im Reich mit dem Problem der Informationsbeschaffung konfrontiert. Trotz der grundsätzlich anderen Voraussetzung, was die verfügbaren Informationen betrifft, spielten in beiden Untersuchungsräumen ähnliche Auswahlkriterien eine Rolle: Glaubwürdigkeit und Eignung der Vorlage aufgrund von Kürze und Verständlichkeit sowie die Zugänglichkeit, der Überarbeitungsaufwand und die Möglichkeiten der Gewinnmaximierung neben aktueller Relevanz, Sensationscharakter und Bekanntheit bzw. Prominenz der behandelten Personen. Einen Sonderfall bildeten hier die in Frankreich fassbaren Auftragsarbeiten, bei denen der zu druckende Text als handschriftliche oder bereits gedruckte Vorlage geliefert wurde, an der sich die Druckpublikation eng orientierte, so dass die Selektions- und Überarbeitungskriterien des professionellen Druckgewerbes hier nicht griffen. Alternativ wurden 40

Parallel zu dem sich hier abzeichnenden zunehmenden Interesse an Auslandsnachrichten im Reich machte Pittion für England anhand der Nachrichten zu den Französischen Religionskriegen dieser Phase (1588–1590) ebenfalls ein steigendes Interesse an Auslandsnachrichten aus, wenn auch die Marprelate-Affäre den größten Raum im Tagesschrifttum 1588/1589 einnahm (vgl. Pittion: Ni livres ni gazettes, S. 11–12).

6.4 Druckproduktion

377

dem Drucker Vorgaben zu Titel, Thema oder Argumentation zur weiteren Ausgestaltung gemacht. Auch die Weitergabe von Druckpublikationen durch Drucker und Buchhändler-Verleger als Vorlage für Nachdrucke wurde auf königlicher wie ligistischer Seite befördert41 und vonseiten der Drucker und Buchhändler-Verleger wiederum die Verbindung mit kirchlichen oder politischen Machtstellen gesucht, um sich Aufträge und Förderungen sowie den Zugang zu exklusiven Informationen zu verschaffen. Trotz der in Frankreich sehr viel intensiveren Prägung des Druckmarkts durch die jüngsten Ereignisse der Religionskriege und durch die unmittelbaren Eingriffe der politischen Parteien zeigten sich ebenso eine Reihe struktureller Gemeinsamkeiten in dem Aufbau und der Tätigkeit der Werkstätten in beiden Untersuchungsräumen: Diese waren im Regelfall Familienbetriebe mit wenigen festen Mitarbeitern, welche aus dem eigenen Umfeld, dem Bekanntenkreis, dem Viertel oder der Region, rekrutiert wurden. Im Reich lässt sich auch beobachten, dass die gemeinsame Herkunft die Zusammenarbeit beförderte, wie sich dies im Fall der Hogenbergschen Werkstatt für die niederländischen Emigranten fassen lässt. Die Druckbetriebe beschäftigten meist einen eigenen Setzer, während Korrektoren und Binder nur lose an die Werkstätten angegliedert waren. Setzen, Gegenlesen, Drucken und Sortieren konnte auch als Aufgabe von Gesellen und Lehrlingen wahrgenommen werden. Während in Frankreich sich der Buchhändler-Verleger als marktdominierend herausbildete, bestimmte im Reich um 1590 noch der Druckerverleger die Produktion. So fielen Druckproduktion und Verlegung, teils auch der Verkauf im Reich – mehr als dies für Frankreich gilt – in einer Person zusammen. Um dem Risiko, das bei der geringfügig ausgeprägten Arbeitsteilung notwendig in einer Hand lag, entgegenzuwirken, wurde die eigene Druckproduktion klein gehalten. Auftragsarbeiten und ‚Outsourcingʻ waren möglich, aber im Bereich der Nachrichtenproduktion nicht unbedingt üblich und für die Religionskriegsnachrichten im Reich, welche im Wesentlichen von Betrieben, die auf gedruckte Nachrichtenpublikationen spezialisiert waren, getragen wurden, 1589 nicht zu fassen. Verschiedene Standbeine bargen die Option einer flexiblen Anpassung an den Markt durch die Verschiebung von Tätigkeitsschwerpunkten, den Wechsel des Berufsfelds (u. a. Binder, Drucker, Buchhändler, Korrektor) und die Übernahme von Lohnarbeiten neben selbständiger Tätigkeit, was v. a. für die kleineren Betriebe, ob im Heiligen Römischen Reich oder in Frankreich, eine wichtige Option darstellte, sich dauerhaft im Druckgewerbe zu behaupten. Unabhängig davon, ob Drucker, Verleger, Buchhändler oder Autoren im Einzelfall für den Inhalt verantwortlich zeichneten, kam dem persönlichen Netzwerk, das von den im Nachrichtenvertrieb Tätigen, Boten oder Postmeistern bis hin zu Bekannten reichte, eine zentrale Rolle zu. Ein Großteil der Publikationen in Frankreich basierte auf Informationen aus dem politischen Machtbereich, sowohl auf Augenzeugenberichten in mündlicher oder handschriftlicher Überlieferung als auch auf zirkulierenden Ausschreiben oder Redetexten, abgefangenen Briefen und 41

Die häufige Benennung der Vorlage im Druckvermerk verweist auf einen offenen Umgang mit dieser Praxis.

378

6 Historischer Vergleich der Flugschriften und Flugblätter zu den Religionskriegen

nicht zuletzt den Kontakten zu ‚Insidernʻ, d. h. Mitgliedern des Hofs, Mitarbeitern von Behörden und Schreibern im Militär. Auf einer sehr frühen Ebene des Nachrichtenflusses konnte bereits vonseiten der politischen Akteure eine gezielte Selektion der Informationen vorgenommen werden, denn für die Zeitgenossen war vielfach das Bild der Französischen Religionskriege nur in medialer Vermittlung zugängig; investigative Methoden der Informationsakquise waren kaum verbreitet.42 Im Reich, im Unterschied zu Frankreich, besaßen einige der Drucker und Verleger zudem regelmäßig Zugriff auf handgeschriebene Zeitungen. Hieraus übernahmen sie längere Sonderberichte komplett, ergänzten ihre Publikationen mit aktuellen Informationen, die meist nach dem Haupttext eingefügt wurden, oder gruppierten mehrere Berichte zu einer gedruckten Sammelzeitung. Boten die handgeschriebenen Zeitungen eine Informationsalternative zu den französischen Publikationen, führte der häufige Rückgriff auf diese gut zugängigen und als verlässlich eingestuften Informationsquellen auch dazu, dass einige sich überschneidende bzw. mit den gleichen Textbausteinen operierende Druckpublikationen im Reich entstanden.43 Beiden Untersuchungsräumen war gemein, dass die Druckpublikationen anderer Werkstätten wichtige Vorlagen für die Offizinen darstellten. Das Bearbeitungsspektrum reichte vom nur geringfügig geänderten Abdruck über die intensive Kommentierung einer Vorlage bis zur Nutzung als Informationsquelle für selbständig verfasste Texte, wobei der Großteil der deutschen Publikationen sich eng an der gedruckten französischen oder deutschen handschriftlichen Vorlage orientierte. Erst vor dem Hintergrund der französischen Situation konnten überhaupt Auswahl und Umdeutungen im Reich als zentrale Praktiken und Mechanismen der medialen Kommunikation erfasst werden. Nicht selten wurde die enge Orientierung an der Vorlage als Ausweis von Zuverlässigkeit und Nähe zum Geschehen ostentativ betont. Die nur geringfügige Überarbeitung und rasche Ausführung sowie Massenproduktion blieb bei einem Großteil der Flugschriften, Flugblätter und Einblattdrucke durch u. a. unsaubere Kolorierungen, die Übernahme von Diffamierungen gegen die eigene Partei und inhaltliche Irrtümer sichtbar. Der Umgang mit Vorlagen war in Frankreich freier, zumal noch die beachtliche Anzahl an selbständigen gelehrten Traktaten wie diejenigen zur Beschränkung der Monarchie oder zum Widerstandsrecht hinzukamen, wohingegen im Reich kaum selbständige Schriften oder gar gelehrte Diskurse, auf die Phase von der Ermordung der Guise bis zur Ermordung Heinrichs III. bezogen, zu finden waren. Diese von den Druckwerkstätten verantworteten Eigenproduktionen wiesen im Regelfall eine stärkere Geschlossenheit in Form, Sprache, Argumentation und Stil sowie einen ideologischen Impetus auf. So produzierte v. a. eine kleine Gruppe von Druckern und Buchhändler-Verlegern 42

43

In Anlehnung an Mario Infelise betonte Brendan Dooley zur Nachrichtenselektion, dass „die Produzenten von Nachrichten im eigentlichen Sinn, diejenigen also, die ihre Nachrichten aus Gerüchten und Primärmaterial wie z. B. Briefen zusammenstellten, nur verhältnismäßig wenige, wahrscheinlich nicht mehr als eine bloße Handvoll Personen in Europa, waren“, während die meisten im Nachrichtengewerbe Tätigen ‚lediglichʻ Nachrichten selektierten und kompilierten sowie in Druckpublikationen zusammenstellten (Dooley: Entstehung von Gleichzeitigkeit, S. 58). Vgl. hierzu Kap. 6.7.

6.4 Druckproduktion

379

in Frankreich, die ein hohes Maß an Eigeninitiative zeigten, typographisch einwandfreie Werke mit einer geringen Fehlerquote. Auch das stimmige Gesamtbild einiger Einblattdrucke verweist auf eine originäre Bilderfindung und die enge Zusammenarbeit mit dem Textproduzenten innerhalb der Werkstatt. Auf den ersten Blick verband sich im Reich grosso modo kein ideologisches Interesse für die Religionskriege mit der Drucktätigkeit, mit Ausnahme des Duos Jobin-Fischart: Jobins Werkstatt sammelte systematisch Material für eigene Nachrichtenpublikationen und Fischart übersetzte und bearbeitete dieses intensiv, u. a. mit Vorworten, Kommentaren im Textverlauf oder durch Hinzufügen eigener Gedichte mit einem dezidiert protestantischen Tenor, was schmähende, diffamierende Positionierungen gegenüber der katholischen Kirche und ihren Praktiken ebenso wie gegenüber den katholischen Fürsten einschloss. Obgleich dieser offensive, angreifende Grundtenor im Reich die Ausnahme bildete, zeichnete sich eine deutlich religionspolitisch motivierte Selektion an Informationen auf dem deutschen Druckmarkt ab:44 Ein Fünftel der Religionskriegsproduktion war protestantenfreundlich oder pro-navarrisch in der Ausrichtung, während Ligapublikationen im Reich in etwa prozentual der protestantischen Produktion in der ersten Jahreshälfte 1589 in Frankreich entsprachen. In dieser Selektion oder Engführung von Informationen für den deutschen Druckmarkt lag, mehr als in den Überarbeitungsprozessen, die für das Reich spezifische, von Frankreich abweichende inhaltliche Schwerpunktsetzung und v. a. der andere Grundtenor der Religionskriegsnachrichten begründet.45 Da im Reich nur ein kleineres Segment der Gesamtdruckproduktion 1589 auf die Religionskriegsnachrichten entfiel, machten in absoluten Zahlen die ligistischen Druckpublikationen einen verschwindend geringen Anteil aus. Diese interessengeleitete Selektion von Nachrichten aus Frankreich wurde auch – in diametraler Umkehr der Orientierung des französischen Druckmarkts – im überwiegend königsfreundlichen Tenor des Großteils der Publikationen im Reich deutlich, denn im Heiligen Römischen Reich behaupteten die königsnahen Schriften einen Marktanteil von mehr als der Hälfte der religionskriegsbezogenen Publikationen gegenüber zehn Prozent in Frankreich. Aktuelle französische Druckpublikationen waren im Reich die wichtigste Vorlage für Flugschriften zu den Religionskriegen, so dass diese Ebene der kommunikativen Austauschprozesse notwendig in den Vergleich einbezogen werden muss. Durch Kooperationen von Druckwerkstätten, Außenfilialen der Offizinen sowie Messen im Reich wurden die französischen Druckpublikationen weitervermittelt, gelangten aber auch als Beilagen im handschriftlichen Nachrichtenaustausch in das Reich. Die Selektion aus einem Pool verfügbarer Informationen dürfte im Zuge dieses Nachrichtenweges von Frankreich ins Reich bereits erfolgt sein, da innerhalb der Druckwerkstätten offenbar sämtliche verfügbare Materialien zusammen44 45

Die protestantische Prägung des Druckmarkts im Reich ist in der Vergangenheit immer wieder betont worden (z. B. Tschopp: Nachrichten, S. 77). In England erschienen vom Juli 1588 bis September 1589 nur 16 Druckpublikationen zu den Französischen Religionskriegen, die auf französischen oder lateinischen Vorlagen vom Kontinent beruhten, so dass hier eine weit stärkere Engführung der Informationsselektion als im Reich stattfand (vgl. Pittion: Ni livres ni gazettes, S. 14–15).

380

6 Historischer Vergleich der Flugschriften und Flugblätter zu den Religionskriegen

gruppiert wurden, wie die Heterogenität der Nachrichtenschriften offenbaren. Welche Rolle für diesen Prozess der Vorauswahl und Filterung der Informationen die französischen politischen Akteure, die Nachrichtenmittler und Zeitungsschreiber, die Obrigkeit im Reich und die einzelnen Druckbetriebe einnahmen, müssen weitere Mikrostudien klären. Für den großen Anteil an offiziellen Schreiben wie Deklarationen oder königliche Ausschreiben dienten die französischen Schriften häufig gleich für mehrere Druckpublikationen als Vorlage,46 wohingegen französische Publikationen, die als Berichte und Kommentare zur Situation in Frankreich angelegt waren, seltener übersetzt wurden. Neben der Verwendung als Haupttext war auch die Aufnahme als beigebundene Schrift oder Materialsammlung aus unterschiedlichen französischen Vorlagen üblich. Durch die Beibehaltung der Form, die Benennung als Übersetzung oder auch den Verweis auf die französische Druckpublikation wurde die Beziehung zur Vorlage selbst thematisiert und damit Authentizität der Darstellung und Nähe zum Geschehen evoziert.47 Finden sich auf deutschen Flugblättern keine solchen Verweise auf die französische Vorlage, lassen sich doch auch Übernahmen französischer Bilderfindungen im Reich festmachen, jedoch keine gemeinsame Übernahme von Bild- und Textteil, wie sie in französischen Druckpublikationen vorkommt. Material unterschiedlicher Provenienz wurde sowohl in Flugschriften als auch Flugblättern, wie sich für beide Untersuchungsräume beobachten lässt, zusammengruppiert, wobei unterschiedliche Textsorten und verschiedene Stile sowie bei den Publikationen im Reich auch unterschiedliche Positionen gegenüber dem Geschehen in Frankreich ohne eine Glättung von Brüchen und Widersprüchen nebeneinander standen. Verfolgt man diese in Flugschriften und Flugblättern selbst sichtbar werdenden ‚Spurenʻ zur Bearbeitungspraxis, so zeichnet sich ab, dass Pragmatismus und Ausprobieren sowie eine jeweils situative Anpassung von Inhalten und Darstellungsweisen offenbar die Haltung der Druckwerkstätten prägten, bei denen sich nur im seltensten Fall ein Programm abzeichnete. Mehrsprachige Flugblätter, wie sie 1589 im Reich häufiger anzutreffen waren, zielten sowohl darauf, verschiedene Interpretationen für unterschiedliche Publikumskreise aufzubereiten, teils auch mit widersprüchlichen Deutungen, als auch kostengünstig einen größeren Absatzmarkt zu erreichen. Auch im Bereich der Flugschriften zeichneten sich einige typische Überarbeitungsschritte ab wie Paraphrasierungen und Kürzungen, Neukontextualisierungen und Zusammengruppierungen mit anderen Materialien, die sowohl in Frankreich als auch dem Reich oft zwecks Komplexitätsreduktion auftraten. Kommentierun46

47

Entweder Nachdruck von der deutschen Vorlage oder Rückgriff auf eine gemeinsame französische Vorlage; In England zählten die offiziellen königlichen Erklärungen aus Frankreich zu den am häufigsten aufgenommenen Druckpublikationen unter den Religionskriegsnachrichten, begleitet von den politischen Kommentaren zu der aktuellen Situation in Frankreich (vgl. Pittion: Ni livres ni gazettes, S. 16–17). Zu dem Königsmord von Saint-Cloud erschien die Übersetzung „The whole and true discourse of the enterprises and secrete conspiracies that haue bene made against the person of Henry de Valois, most Christian king of Fraunce & Poland“ nach einer in Caen publizierten französischen Vorlage (vgl. Daniel: Récits de la mort d’Henri III, Abs. 7). Vgl. Kap. 6.5.

6.5 Darstellungsweise

381

gen, die Distanzierungen, Relativierungen oder einen Widerspruch ausdrückten, fanden sich in Form von Vorrede oder Nachwort, als Marginalie oder im Textverlauf. Hiermit wurde auch explizit oder implizit die Lesart des abgedruckten Textes zu lenken versucht, wie sich im Reich besonders bei den Arbeiten Johann Fischarts klar herauslesen lässt. Im Übersetzungsprozess wurden durch Wortwahl, Syntax und Stilmittel bestimmte Textpassagen betont. Es erfolgte – ohne dass sich hier die intentionale Verwendung jeweils nachweisen ließe – durch die neue bzw. andere Bedeutungsaufladung bestimmter Begriffe eine Umdeutung einzelner Passagen oder des Duktus des ganzen Textes. Der sich wandelnde kulturelle Kontext schrieb sich in die Übersetzungen ein; durch den anderen Publikationskontext im Reich veränderte sich die Anknüpfungsfähigkeit und rechtliche Verbindlichkeit.48 In der Analyse der Arbeitsabläufe und Praktiken der Informationsbeschaffung der einzelnen Werkstätten sowie der Übersetzungspraktiken zeichneten sich eine Neigung zu Pragmatismus, Neujustierungen und situationsgebundenen Lösungen, eine gewisse Zufälligkeit und auch Akzeptanz von Widersprüchlichkeiten ab. Wie sehr Flugschriften und Flugblätter als situative Produkte in Abhängigkeit von der Zugänglichkeit von Nachrichten, den ökonomischen Möglichkeiten, der Zensurlage, der aktuellen Auslastung der eigenen Werkstatt etc. einzuordnen sind, vermag die bislang nur geringfügigen Kenntnisse der Forschung zur Produktion des Tagesschrifttums zu erweitern. 6.5 DARSTELLUNGSWEISE Unter den französischen Religionskriegsnachrichten lassen sich angesichts der Fülle an Publikationsformen nur stark abstrahiert gemeinsame Charakteristika bestimmen. Die im Oktavformat erschienenen Flugschriften in Antiqua, mit Versen neben Prosa, paginiert, mit groben, typenhaften Holzschnitten, prägten das Bild. Dabei reichte die Varianzbreite von Latein bis Französisch, von Hexametern bis zu Knittelversen. Die offiziellen, v. a. königlichen Druckpublikationen enthielten zumeist einen Hinweis auf die Stellung des Druckers, auf Privilegien oder eine Auftragsarbeit. Neben den themenbezogenen Darstellungen, d. h. Porträts und Wappen (Heinrich III., Heinrich von Navarra, Guise­Familie), waren selten ereignisspezifische Bildteile in den Flugschriften enthalten und Rückgriffe auf vorhandenes Bildmaterial durchaus üblich. Art und Umfang des Einsatzes von Bildern erreichten unter der Liga eine neue Qualität; dieser Entwicklungsschub ist als Stütze der Interpretation der Religionskriege als ‚Motorʻ der Medienentwicklung in Frankreich zu lesen. Die mehrheitlich einfachen, grob gearbeiteten Schriften ergänzten einige qualitativ hochwertige Arbeiten einzelner Werkstätten. Im Reich waren die Publikationen, im Vergleich zu den französischen, einheitlicher: Die Druckpublikationen im Quartformat von einfacher Qualität, in Fraktur oder Schwabacher gedruckt, ohne Paginierung, waren in Prosa verfasst, um Ge48

Ein normativer Text wie eine königliche Deklaration war in Frankreich zugleich Information und Teil des politischen Aushandlungsprozesses, während im Heiligen Römischen Reich die informative Funktion ausschlaggebend war.

382

6 Historischer Vergleich der Flugschriften und Flugblätter zu den Religionskriegen

dichte ergänzt. Die recht groben, typenhaften Holzschnitt-Titelbilder waren oft themenbezogen (d. h. Wappen oder Porträts) oder aber ereignisspezifisch. Standardisierungsprozesse lassen sich stärker für die Flugschriften als für die Flugblätter ausmachen. Die im Regelfall im Querformat gestalteten Blätter umfassten im Reich sämtlich einen Bildteil, meist ein Simultan-, seltener ein Mehrfelderbild, als Kupferstich oder Radierung gestaltet, während der Textteil von einer einzelnen Titelzeile bis zum ausgeglichenen Bild-Text-Verhältnis variierte. Im Gegensatz zu den fast ausschließlich deutsch verfassten Flugschriften im Reich waren die Flugblätter häufiger auch zwei­ oder dreisprachig, d. h. Latein, Französisch und Deutsch. In Frankreich kamen zu den illustrierten Flugblättern – im Regelfall im Folio-Format, mit Holzschnitt und einem häufig in Versen verfassten Textteil – noch die einfachen einseitigen Mandate hinzu, was die beiden Pole von freiem Nachrichtenmarkt und gelenktem politischen Nachrichtenfluss vor Augen führt. Obgleich im Reich eine Präferenz bestand, offiziell­königliche Dokumente, die als Flugschriften kursierten, aufzunehmen und für den deutschen Markt zu bearbeiten,49 ließ sich dies nicht für die Einblattdrucke und Flugblätter nachweisen. In beiden Untersuchungsräumen machten die kurzen Publikationen mit nur bis zu 16 Seiten, im Regelfall Ereignisberichte und offizielle Schreiben, ein großes Segment der Druckpublikationen aus, während die etwas längeren Schriften eher Kommentare und Situationsanalysen, teils auch längere Berichte umfassten. Bestanden im Heiligen Römischen Reich die umfangreichsten Schriften, in der Regel Zusammenstellungen mehrerer Texte, vereinzelt aus bis zu ca. 50 Seiten, waren in Frankreich auch einige wenige politische Traktate mit mehr als 100 Seiten zu finden. Diese gedruckten Diskussionen aktuell pressierender Fragen von Herrschaft auf politiktheoretischer Ebene mit Bezug auf die Religionskriege fehlten im Reich gänzlich. Standardmäßig, wie dies dem Typus der gedruckten Nachrichtenpublikation in beiden Untersuchungsräumen entsprach, boten die Titel die wichtigsten Eckdaten des Berichteten, also Ereignis, Akteure, Ort, Zeit, meist auch eine Bewertung, während die textliche Ausgestaltung in den Druckpublikationen stark variierte, wobei sich die Publikationen in Stil, Sprachwahl und Aufbau an verschiedenen erprobten Erzählformaten und Publikationstypen orientierten, vom fait divers in Frankreich bis zur handgeschriebenen Zeitung im Reich. Die Übernahme von Verfahrensweisen und argumentativen Strategien aus anderen Kontexten wie bspw. der Deklaration in die französischen Flugschriften beeinflussten die Erwartungshaltungen gegenüber der Publikation. Diese verriet durch Zuweisungen im Titel ihre Selbstverortung, die in Flugschriften meist über die Textsorte oder die Präsentationsform (u. a. Diskurs, Erzählung) erfolgte, während auf Einblattdrucken und Flugblättern inhaltliche Schlagwörter und Personennamen überwogen. Verweise auf den Neuigkeitswert und Sensationscharakter waren sowohl in Flugschriften als auch Flugblättern im Reich und in Frankreich ausgeprägt. Für die Akzeptanz der Schrift spielte in Frankreich die Autorität bzw. Bedeutung des Autors als konkrete Person (u. a. Guillaume Rose) oder qua Amt im Zu49

Vgl. Kap. 6.4.

6.5 Darstellungsweise

383

sammenspiel mit dem Eintreten für die ‚richtige Sacheʻ, d. h. Verteidigung der Religion und der Interessen des Landes, eine zentrale Rolle. Diese Verzahnung der Glaubwürdigkeit mit der religionspolitischen Positionierung war im Reich deutlich zurückgenommen, auch wenn Darstellungen hier ebenfalls entlang der jeweiligen politisch-religiösen Verortungen bewertet wurden. Mehrheitlich funktionierten die Beglaubigungsmechanismen in Frankreich und im Heiligen Römischen Reich sehr ähnlich: Die Glaubwürdigkeit der eigenen Darstellung wurde durch die Zurschaustellung von Nachprüfbarkeit und Nachvollziehbarkeit durch scheinbar unabhängig berichtende Flugschriften und Flugblätter, Selbstzuweisungen als wahr, wahrheitsliebend und glaubwürdig, durch Plausibilität in Anknüpfung an Sehgewohnheiten, Darstellungstraditionen und Erwartungshaltungen sowie Informationsfülle bzw. Detailgenauigkeit unterstrichen. Durch Gattungszuweisungen und andere Selbstbeschreibungen auf dem Titelblatt wurde versucht, die Erwartungshaltung, Wahrnehmung und Lesepraktik des Rezipienten zu steuern. Im Reich erfolgte häufig der Verweis auf das nur geringfügig überarbeitete französische Original50 als Glaubwürdigkeitsausweis. Auf der Ebene von Beglaubigungsmechanismen deuten die in Frankreich und im Reich immer wiederkehrenden, ähnlichen Verfahren auf eine gewisse Standardisierung hin. Mit der Aufnahme von bekannten Vorwürfen sowie nachprüfbaren Eckdaten und deren Bestätigung wurde die Annahmeschwelle einer Publikation niedrig gesetzt und auch neuen Informationen und Urteilen zusätzliche Eindringlichkeit und Plausibilität verliehen. Durch Wiederholungen erhöhte sich die Einprägsamkeit, Überzeugungskraft und Reichweite des Urteils, das durch Einhelligkeit – der ligistischen Position in Frankreich, dagegen der protestantischen bis königsnahen Haltung im Reich51 – noch besondere Glaubwürdigkeit erhielt. Dabei ging die Propagierung der eigenen Wahrhaftigkeit mit der Infragestellung der Gegenseite Hand in Hand, was die französischen Publikationen mit größerer Nachdrücklichkeit als die deutschen vertraten. Wurden zwar tendenziell ähnliche rhetorische Mittel und Argumentationsweisen in beiden Untersuchungsräumen verwendet, zeigte sich im Reich eine in der Sprachwahl weniger scharfe Umsetzung.52 In Flugschriften wie auch Flugblättern vermengten sich Sachinformation und Bewertung miteinander. Verschiedene Publikationsformate sowie Publikationen mit Religionskriegsnachrichten, die unterschiedliche stilistische und funktionale Ausrichtungen zeigten, konnten mit dem hier gewählten weiten Nachrichtenbegriff eingeschlossen werden. Die intellektuelle und affektive Gewinnung der Leser schlug sich in einer spannenden, lebendigen und distanzabbauenden Narration nieder, wobei besonders in Frankreich häufig ein fiktiver Erzählrahmen gewählt wurde. Mit Rekursen auf die Geschichte oder Kommentaren erfolgten in den französischen 50 51

52

U. a. Benennung als königliches Schreiben, als Kopie, Abdruck oder als Übersetzung aus dem Französischen. Ein protestantischer Tenor und dabei zugleich ein positives Bild des Königs prägte noch anlässlich der Aufhebung des Edikts von Nantes (1685) und der Verfolgungswelle von Reformierten in Frankreich die Druckpublikationen im Reich (vgl. Niggemann: Hugenottenverfolgung, S. 103). Vgl. Zwierlein: Franzettes, S. 133–134.

384

6 Historischer Vergleich der Flugschriften und Flugblätter zu den Religionskriegen

Publikationen regelmäßig belehrende Einstreuungen, was im Reich dagegen nur reduziert auftrat. Wurden in beiden Untersuchungsräumen ähnliche Argumentationsfelder gewählt, waren das Spektrum sowie die Tiefenschärfe der Auseinandersetzung in Metaphern und Analogien im Reich deutlich geringer. Zudem verwendeten die Publikationen im Reich vorrangig historische Anspielungen, während in Frankreich die Anspielungen auf Antike, Mittelalter und die jüngste eigene Geschichte (u. a. die Tyrannen Nero, Caligula; auch Machiavelli; Vorbild Franz von Guise) durch ein breites Spektrum an biblisch-heilsgeschichtlichen Begründungen und Vergleichen ergänzt wurden. Geschichte diente hier als Verständnisschlüssel, zur Charakterisierung von Akteuren und Situationen, um Parallelen oder die Singularität der eigenen Zeit herauszustellen oder um Handlungsoptionen – vornehmlich in den französischen Flugschriften – aufzuzeigen. Vor allem die Liga setzte diese Strategien ein, die erst nach der Ermordung Heinrichs III. auch in der königlichen Mediennutzung in Anlehnung an ligistische Strategien unter Navarra/Heinrich IV. verstärkt auftraten.53 Den Gestaltungsmöglichkeiten der jeweiligen Medien entsprechend, lieferten die Flugschriften in beiden Untersuchungsräumen meist Entwicklungen und Hintergründe, die Flugblätter dagegen eine stärkere Ereigniszentrierung und Reduktion auf eine Kernaussage, was mit der Dramatisierung, Zuspitzung und emotionalen Aufladung des Blattes einherging. Im Bild wurde mit Unmittelbarkeit (u. a. Nahsicht; bildimmanente Betrachter), Lebendigkeit, Dynamik, Detailgenauigkeit, Plausibilität und Dramatik die zeitliche, räumliche wie auch emotionale Distanz des Betrachters überbrückt oder zumindest verringert. In Frankreich traten neben Ereignisbilder, v. a. der beiden Morde, noch Porträts, besonders der emotional besetzten Protagonisten, d. h. Heinrich III., Herzog von Guise, Herzog von Épernon und Jacques Clément, sowie Allegorien, Satiren und Kommentare, die in erster Linie gegen die Person des Königs gerichtet waren. Solche kommentierenden Blätter, welche die Kenntnis der aktuellen Situation eher voraussetzten als sie zu schildern und diese interpretierend einordneten oder weiterspannen,54 fanden sich im Reich dagegen 1589 kaum, ebensowenig wie Porträtblätter der französischen Protagonisten. Im Reich wurden vornehmlich informative, ereignisbasierte Blätter gefertigt, die auch für Leser mit geringen Vorkenntnissen verständlich gehalten waren. Die deutschen Druckpublikationen blieben hauptsächlich auf die Darstellung der beiden Morde (Blois und Saint-Cloud) konzentriert, die als Titelbilder auf Flugschriften, als angehängte Bildtafeln und als Einblattdrucke bzw. Flugblätter wiedergegeben wurden, wobei der Moment der Enthüllung des Geschehens und der bis dato verborgenen Hintergründe häufig inszeniert wurde. Dass eine Reihe von spezifisch auf diese Phase der Religionskriege zugeschnittenen originellen Bilderfindungen neu entwickelt wurde, unterstreicht, dass 1589 auf dem Markt für Reli53 54

Vgl. Sawyer: Printed poison, S. 20: Nutzung ligistischer Strategien durch die protestantische Seite rund um Navarra, „because the League had used the same strategy with evident success against Henry“. Vgl. Carrier: Conclusion, S. 132: „le presse des guerres de religion […], elle véhicule moins de nouvelles – ou de fausses nouvelles –, elle est davantage tournée vers lʼexposé de thèses, vers le débat dʼidées, vers les analyses de fond.“

6.5 Darstellungsweise

385

gionskriegsnachrichten im Reich hohe Gewinnerwartungen einerseits und ein gewisser Konkurrenzdruck andererseits bestanden. Auf sprachlich-textlicher Ebene sorgten Metaphern wie die Tonsur-Anspielung als Absetzungsandrohung, Vergleiche v. a. aus dem Tierreich ebenso wie aussagekräftige Sprachbilder wie dasjenige von der Demaskierung des Königs in den Flugschriften in Frankreich für Anschaulichkeit, Lebendigkeit und eine starke Konkretheit der Sprache, die bildlich wie textlich ins Extreme gesteigert war. Durch die Aufnahme von intellektuellen und affektiven Mustern, besonders in Publikationen der Liga, konnten bereits vorab bestehende Zuweisungen und emotionale Aufladungen auf das eigene Anliegen übertragen werden, wie im Hexereivorwurf gegenüber Heinrich III. oder in den Rückgriffen auf die christliche Ikonographie, besonders in der Märtyrerinszenierung der Guise. Die Inversion, eine Umkehr der bisherigen Ordnung (z. B. der König als Majestätsverbrecher), verstärkte die emotionale Aufladung. Gegenüber den französischen Schriften zeigten sich die Publikationen im Reich deutlich in der sprachlichen Ausgestaltung wie auch der emotional-affektiven Aufladung zurückgenommen. Eindringliche Sprachbilder und Metaphern kamen besonders in Übersetzungen der rhetorisch ausgefeilten offiziellen Ausschreiben Navarras oder des Königs zum Tragen, da im Reich die Sprachgewalt der Liga entfiel, deren übermächtige Konkurrenz in Frankreich die königliche Rhetorik untergehen ließ. Durch die affektive Ansprache und Einbeziehung sollte der Rezipient in seiner Interpretation des Geschehens der Religionskriege gelenkt werden, wobei die Präferenz einer Position, rhetorische Fragen oder auch Suggestiväußerungen eingesetzt wurden, während zugleich behauptet wurde, dass der Leser sich ein eigenständiges Urteil bilde. Angriffe auf die Gegenseite wurden als vermeintliche Selbstaussagen inszeniert. Subversiven Witz, Inversionen, Übertreibungen und ironische Brechungen sowie emotional aufgeladene Sprachspiele, Polarisierungen und Antithesen setzte v. a. die Liga in Flugschriften und Flugblättern ein, was Eingängigkeit und Einprägsamkeit versprach. Im Bild zielten u. a. Anordnung bzw. Positionierung, Zentrierung und Bedeutungsperspektive neben Anschaulichkeit und Konkretheit sowie Vergegenwärtigung der Bilder auf die Beeinflussung des Rezipienten. Auf dieser stark abstrahierten Ebene lassen sich sehr ähnliche Darstellungsweisen im Reich und in Frankreich fassen, obgleich inhaltliche Ausprägungen und Zielsetzungen sich deutlich unterschieden.55 Meist waren Bildteile und Text zur verschränkten Lektüre zusammengruppiert, wobei gegensätzliche, sich wechselseitig ergänzende oder auch mehrschichtige Deutungen geschickt inszeniert wurden. Zumindest vordergründig diskutierten anspruchsvollere Publikationen unterschiedliche Positionen, während simplere Darstellungen eine einlinige Argumentation boten, die in ihrer ‚Schwarz­Weiß­Strukturʻ vorhandene Urteile bestätigte und dem Rezipienten eine gewisse Erwartungssicherheit bot. Die parteiliche Argumentation, der Rückgriff auf bekannte Muster und Simplifizierungen halfen bei der Be55

Im Reich stand eine informative, wenngleich parteilich eingefärbte Lesart der Ereignisse im Mittelpunkt, während in Frankreich stärker die Bewertung der Person des Königs, seines Handelns und seiner Legitimation diskutiert wurde (vgl. Kap. 6.5, oben), woraus teilweise eine Handlungsaufforderung abgeleitet wurde (vgl. Kap. 6.5, unten).

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6 Historischer Vergleich der Flugschriften und Flugblätter zu den Religionskriegen

wältigung der vielfältigen komplementär, aber auch kompetitiv zueinander stehenden Repräsentationen von ‚Wirklichkeitʻ im Tagesschrifttum,56 die Georg Kölderer beklagte.57 Die Simplifizierung der Konflikte drückte sich in besonderer Weise einerseits in der antithetischen Diskrepanz aus Herrschafts- oder Handlungsideal und der ‚Wirklichkeitʻ, andererseits in der Konzentration auf den polarisierten Konflikt zwischen dem Herzog von Guise und König Heinrich III. aus. Während im Reich mehrheitlich Heinrich III. und Heinrich von Navarra als Abbilder des rechtmäßigen und guten Monarchen auftraten, wurde der Herzog von Guise als Verkörperung des ligistischen Feindbildes interpretiert. In Frankreich wurde dagegen durch die dominierenden ligistischen Publikationen Heinrich III. zum Antityp des guten Monarchen, der Herzog von Guise zum Idealbild, mit sämtlichen Herrschertugenden ausgestattet, stilisiert. Währenddessen stellte der König in der ersten Jahreshälfte 1589 die Rechtmäßigkeit der eigenen Regierung der Rebellion der Untertanen scharf gegenüber, erlangte jedoch in Frankreich nicht die gleiche Präsenz wie die Liga, während im Reich die königlichen, königsnahen und protestantischen sowie pronavarrischen Deutungen, welchen eine anti-ligistische Prägung gemein war, dominierten. Von königlicher Seite erschienen in Frankreich fast ausschließlich offizielle Publikationen wie Deklarationen, Instruktionen oder lettres patentes, die sich durch eine klare Sprache, zurückhaltende Art und einen versöhnlichen Ton auszeichneten. Dies entsprach der Politik und medialen Präsentation Heinrichs III., die zuvorderst auf politische Stabilisierung und die Integration der politischen Schaltstellen aus dem Hochadel, den königlichen und städtischen Amtsträgern und den parlements in Frankreich abzielte. Nur wenige königsnahe oder protestantische, gegen die Liga gerichtete Schmähschriften ergänzten das Spektrum. Navarra orientierte sich an den königlichen Publikationen bis Mitte des Jahres 1589, als er mit seiner Thronbesteigung auch die Mediennutzung neu justierte, nun schärfer angreifende, offensivere Publikationen mit Metaphern, emotional besetzten Argumentationsmustern etc. beförderte. Heinrich IV. verwendete Darstellungsweisen und Argumentationsstrategien, welche zuvor die Liga erfolgreich gegen ihn und seinen Vorgänger eingesetzt hatte. Zunächst aber dominierte die Liga unangefochten den Druckmarkt in Frankreich mit ihrer Pariser Produktion von Streit- und Schmähschriften (u. a. Klagen, politische Lieder, Epitaphien) neben den offiziellen Dokumenten der ligistischen Regierungsorgane und Institutionen, wozu in den französischen Provinzen schwerpunktmäßig militärische Berichte und offizielle Schreiben traten. Da im Heiligen Römischen Reich die Schreiben des französischen Königs und ab Frühjahr 1589 zudem diejenigen Navarras neben königsfreundlich gehaltenen 56

57

Vgl. Regn: Autorisierung, S. 119; Simplifizierungen, die mit dem Rückgriff auf bereits etablierte Deutungsmuster einhergingen, konnte Daniel für die Bewertung des Königsmords 1589 auch in England fassen. Die Deutung des Mönchs als verräterisch und nur vordergründig respektabel war dabei ein zentrales Motiv. Daneben trat die Beurteilung des jüngsten Geschehens in Frankreich als Beleg einer übergreifenden katholischen Verschwörung (vgl. Daniel: Récits de la mort d’Henri III, Abs. 4–5). Vgl. ausführlich Kap. 6.7.

6.5 Darstellungsweise

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Ereignisberichten den weitaus größten Teil des deutschsprachigen Druckmarkts ausmachten, waren parteiliche Druckpublikationen wie Schmähschriften oder Satiren kaum präsent.58 Ein kleines Segment des französischen Druckmarkts wurde durch die exklusive Aufnahme ins Reich zum bestimmenden Element der dortigen Religionskriegsnachrichten. Fehlten offensive Angriffe und Diffamierungen auf dem deutschen Druckmarkt zu den Religionskriegen weitestgehend, zeichneten sich die Flugschriften und Flugblätter aber fast ausnahmslos durch eine direkte oder zumindest implizite religionspolitische Parteinahme aus, meist zugunsten der Protestanten, wobei zwischen verschiedenen Denominationen nicht unterschieden wurde. Positionen der Liga kursierten im Reich v. a. in kritischer Distanzierung oder Ironisierung, während die offiziellen Schreiben der Partei der Liga oder von liganahen Institutionen fast gar nicht präsent waren, so dass im Reich auch nicht die in Frankreich dominierende Idealisierung der Guise und Verdammung des Königs Aufnahme fand. Bereits vorgeprägte Urteile im Reich über die Rechtmäßigkeit des französischen Königs und die Verurteilung der Guise und der Liga als Rebellen und Volksaufhetzer wurden dagegen 1589 fortgeschrieben. Innerhalb des jeweiligen etablierten Denkrahmens, in dem bestimmte Sichtweisen und Interpretationsmodelle präfiguriert waren, wurden die Ereignisse in Blois eingeordnet, d. h. im Reich als Offenbarungsmoment für den Verrat der Guise und in Frankreich – konträr zum Reich – als Offenbarungsmoment für den Verrat des Königs. Eine fortdauernd mediale Wiederholung hatte die Bilder, an die 1589 angeknüpft wurde, eingeschliffen. Da die Liga in Frankreich sowohl den größten Marktanteil als auch ein sehr breites Publikationsspektrum bediente, konnte sie Themen, Bewertungskriterien und das Urteil im öffentlichen Diskurs wesentlich mitbestimmen. Im Hintergrund der ins Extreme gesteigerten Ablehnung Heinrichs III. stand, dass der französische König den an seine Herrschaft gestellten utopischen ‚Erlösererwartungenʻ, d. h. Befriedung und Ende des Bürgerkriegs, Einigung im Glauben bzw. Rekatholisierung Frankreichs, nicht standgehalten hatte. Am Ende seiner Regierungszeit wurde ein vergleichbar stark emotional besetztes Gegenbild zu demjenigen am Beginn seiner Regierung entworfen, bei dem nun diabolische Kräfte und Höllenbilder einbezogen wurden. Immer wieder wurde in den französischen Druckpublikationen deutlich, dass das französische Publikum als potentieller Akteur im zeithistorischen Geschehen mindestens emotional und intellektuell involviert, zur aktiven Positionierung herausgefordert oder gar direkt zum Handeln angeregt werden sollte (‚agitatorisches Potentialʻ). Im Tagesschrifttum zu den Religionskriegen überlappte zumeist die Darstellung über den Konflikt mit der Stellungnahme, der ein Potential zur politischen Einflussnahme innewohnte, als Teilhabe am Konflikt. Im Unterschied zu den französischen Publikationen wurde eine Partizipation am Geschehen in Frankreich und die Aufforderung zur aktiven Stellungnahme im Reich in Flugblättern und Flugschriften nicht eingefordert, sondern die Neuigkeiten zu den Religionskriegen mit einer gewissen Distanz als fremde Nachrichten bzw. Auslandsnachrichten be58

Vgl. hierzu Zwierlein: „Die parteiische Publizistik nimmt […] in Deutschland interessanterweise gerade in diesen gespanntesten Jahren markant (um fast 20 %) ab“ (Zwierlein: Discorso und Lex Dei, S. 564).

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6 Historischer Vergleich der Flugschriften und Flugblätter zu den Religionskriegen

handelt, so dass die Relevanz des Dargestellten für den Rezipienten im Reich auf andere Weise eingeholt wurde.59 6.6 THEMEN In Frankreich dominierten 1589 die Religionskriegsnachrichten den Druckmarkt, während andere Neuigkeiten sowohl aufgrund der geringeren unmittelbaren Relevanz als auch aufgrund der Schwierigkeiten bei der Verfügbarkeit von Informationen, welche von Kriegsbeeinträchtigungen bis zu konkurrierenden Zensursystemen reichten, zurücktraten. Dagegen stellten im Reich die Religionskriegsnachrichten nur ein Themensegment dar, innerhalb von dem die Morde in Blois und SaintCloud klar dominierten,60 wie dies auch in Frankreich selbst der Fall war. Die beiden Morde erreichten die außergewöhnliche mediale Präsenz von Medienereignissen, weil sich in den Zuweisungen der zeitgenössischen Flugschriften und Flugblätter in einem konkreten, sensationell anmutenden Geschehen von großer politischer Relevanz die Polarisierung und Zuspitzung der politischen Situation kristallisierten. An das bereits medial präsente Thema der Herrschaft Heinrichs III., ihrer Ausprägungen und ihrer Legitimation konnte dabei angeknüpft werden und der Konflikt mit seinen komplexen u. a. rechtspolitischen, religionspolitischen und dynastischen Fragen im Hintergrund auf ein isolierbares Ereignis und einige wenige handelnde Akteure reduziert und dabei personalisiert werden.61 Kam der Vereinigung der beiden Könige im April 1589 als Thema oder aber Publikationsanlass noch ein größeres Gewicht in beiden Untersuchungsräumen zu, beschäftigten sich in Frankreich die weiteren Druckpublikationen v. a. mit der Bewertung der Herrschaft Heinrichs III. und der Frage seiner Legitimität, wohingegen im Reich die Ächtung der Liga-Führung einen Schwerpunkt bildete. Die Themenwahl orientierte sich an den jeweils etablierten Denkrahmen, in welche die jüngsten Ereignisse eingeordnet wurden. Während in Frankreich zum militärischen Fortgang kontinuierlich gedruckt wurde, war dieser zwar kaum im Heiligen Römischen Reich in Flugschriften und Flugblättern präsent, doch fanden sich – trotz erheblicher Unterschiede in der Quantität – die gleichen Darstellungstypen in beiden Untersuchungsräumen: zum einen der faktenbasierte Bericht und zum anderen die Interpretation des militärischen Geschehens als Beweis göttlicher Erwähltheit, wie dies v. a. die Liga und die französischen Reformierten rund um Navarra für sich reklamierten. 59 60

61

U. a. stellten Lebensweisheiten oder die Bedeutung göttlichen Eingreifens einen Bezug zur eigenen Lebenssituation her. Die Konzentration auf die beiden Morde erfolgte in den englischen Religionskriegsnachrichten nicht mit der gleichen Intensität wie im Reich (vgl. Pittion: Ni livres ni gazettes, S. 13, zu den Themen: S. 16–17). Der Königsmord in Saint-Cloud wurde sogar von der englischen Krone als Thema von Flugschriften und Flugblättern zu unterdrücken bzw. zu vermeiden gesucht: „Le régicide doit rester une catastrophe discrète.“ (Daniel: Récits de la mort d’Henri III, Abs. 8). Erst nachdem sich Heinrich IV. militärisch durchgesetzt hatte, wurde der Königsmord an seinem Vorgänger in England freier diskutiert (vgl. Daniel: Récits de la mort d’Henri III, Abs. 28). Zu Nachrichtenwerttheorien und Nachrichtenfaktoren: Wilke: Nachrichtenauswahl; vgl. auch Kap. 1.3.3.

6.6 Themen

389

Zu Beginn des Jahres 1589 verteidigte der französische König die Tötung der Guise in seinen offiziellen in Frankreich kursierenden Schreiben vorrangig gegenüber den an der Herrschaft Beteiligten, d. h. dem Adel, den städtischen Magistraten und Gerichtshöfen, als notwendigen Rechtsakt zum Schutz der Krone. Die königliche Position, ein Majestätsverbrechen (Verrat, Rebellion und Mordpläne der Liga) mit der Tötung der Guise legitim und begründet abzuwehren, dominierte – als Ergebnis eines starken Selektionsprozesses – die Druckpublikationen im Reich. Zugleich vertraten Royalisten in beiden Untersuchungsräumen die Überzeugung, der König müsse nur Gott gegenüber Rechenschaft ablegen. Diese Haltung war allerdings zwiespältig, da, den Vorwürfen keine Relevanz zuzuerkennen, auch bedeutete, keine alternative Lesart zu derjenigen der Liga zu den Ereignissen in Blois für ein breiteres Publikum anzubieten. Die ligistisch dominierte Auseinandersetzung mit der Ermordung der Guise in Blois entfaltete ihre Wirkung im Sinne eines Medienereignisses einerseits aufgrund der historisch-politischen Bedeutung der königlich angeordneten Tötung der Oppositionsführer, welche sich in Umfang und Breite der Medienberichte widerspiegelte, andererseits dadurch, dass das Geschehen in Blois zum Referenzpunkt wurde. Mit der Interpretation der jüngsten Ereignisse in Blois als Offenbarungsmoment, in dem der Verrat des Königs sichtbar wurde, erhielten diese eine zusätzliche Aufladung und Bedeutungszuschreibung. Angesichts der fortdauernden Präsenz des Geschehens in Blois in den zeitgenössischen Medien nutzte Heinrich III. seine frankreichweit gestreute und auch im Reich kursierende Erklärung zu dem Anstand mit Navarra im April 1589, um die Tötung der Guise als begründet, alternativlos und rechtmäßig zu verteidigen, zugleich aber – in einem gewissen Spannungsverhältnis hierzu – erneut seine Position als unhinterfragbar und keiner Rechtfertigungsnotwendigkeit unterworfen herauszustellen. Da im Reich zentrale ligistische Dokumente ebenso wie Reaktionen des Papstes fast gänzlich in Flugschriften und Flugblättern fehlten,62 blieb die Position Heinrichs III. unwidersprochen. So zeigte sich im deutschen Urteil eine weitgehende Einhelligkeit über die Situation in Frankreich, wo der Druckmarkt einerseits mit einem breiteren Spektrum und mehr Nuancen stärker ausdifferenziert war, andererseits durch extremere Positionen eine deutlichere Polarisierung auf Ligisten und Königstreue aufwies, als dies im Reich der Fall war. Daneben trat eine Fülle an Zwischenpositionen, da 1589 mit der Generalmobilisierung des französischen Druckgewerbes Autoren unterschiedlichsten Hintergrunds auf den Druckmarkt drängten.63 Die mediale Darstellung des jüngsten Geschehens wurde sowohl in Frankreich als auch im Reich mehrfach selbst zum teils auch kritisch bewerteten Thema der Druckpublikationen. Hier deutet sich ein Bewusstsein bereits unter den Zeitgenossen für die Abhängigkeit von einem medial vermittelten Bild der Religionskriege und zugleich für die – höchst subjektive – Ausdeutung des Erlebten in den zeitgenössischen Medien an. 62 63

Eine Ausnahme bildete die Erklärung der Theologischen Fakultät (in: Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR54)), die jedoch nicht als selbständige Publikation erschien. Vgl. Kap. 6.3.

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6 Historischer Vergleich der Flugschriften und Flugblätter zu den Religionskriegen

Die bereits verschiedentlich angesprochene unterschiedliche Breite, Qualität und Tiefe der Darstellung in Frankreich und im Reich zeigte sich auch in der Sichtweise Heinrichs von Guise: Im Reich wurde der Herzog von Guise ausschließlich als überehrgeiziger Usurpator der Krone Frankreichs dargestellt, dessen Bewertung graduell changierte, mal stärker den Verrat an der Krone, dann die Rebellion wider die natürliche und göttliche Ordnung, dann den Missbrauch der Religion als Deckmantel betonte. Diese in Frankreich ebenfalls fassbare, dort aber am Rand stehende Kritik konnte dank der vergleichenden Gegenüberstellung mit dem Heiligen Römischen Reich deutlich herausgearbeitet werden. Verschiedene Interpretationsstränge in der protestantischen und königlichen Mediennutzung gingen bislang in der Fülle der ligistischen Produktion unter, so dass dem Bild der Religionskriegsnachrichten hier eine notwendige ergänzende Facette hinzugefügt werden konnte. Zu dieser königsnahen Kritik trat in Frankreich das idealisierte ligistische Bild von Guise, wobei verschiedene Gewichtungen, vom moralisch-sittlichen und in Glaubensdingen vorbildhaften Märtyrer bis zum militärisch-aktiven katholischen Helden vorgenommen wurden. Die königlichen Versuche, einen Märtyrerkult zu unterbinden, waren weder im Fall der Guise-Brüder noch später im Fall des Königsmörders Jacques Clément erfolgreich. Gegenüber Herzog Heinrich von Guise war Kardinal Ludwig von Guise sowohl innerhalb Frankreichs als auch im Reich weniger präsent, zum einen weil Heinrich III. die rechtlich problematische Tötung des Kardinals aus den Medien herauszuhalten versuchte, zum anderen weil die Liga in Frankreich sich auf den Herzog von Guise als militärisches Vorbild, welches für einen Aufruf der Untertanen zum Handeln gut ausgedeutet werden konnte, konzentrierte. Gegenüber Rom stellte im diplomatischen Austausch allerdings die Tötung des Kardinals den gewichtigeren Streitfall dar, an dem von Liga und Königlichen gleichermaßen vehement die Legitimität Heinrichs III. diskutiert wurde. Die hier deutlich werdende königliche Taktik, in den Medien statt einer offensiven Auseinandersetzung kritische Themen zu vermeiden, verfolgte Heinrich III. auch bei der – besonders wegen der Exkommunikation Navarras problematischen – Wiederanerkennung desselben (Navarras) mit dem Anstand im April 1589. Die Ignoranz kritischer Themen in einer bereits öffentlich geführten Debatte, der Versuch über Kanäle innerhalb der etablierten Machtstrukturen zu kommunizieren, obgleich diese empfindlich durch die Religionskriege gestört waren, und der nur zögerliche Einsatz von Druckmedien, um eine breite Bevölkerung zu erreichen, entsprach einer königlichen Mediennutzung, welche die aktuelle politische Situation 1589 nicht ausreichend einbezog. Mit diesen Beobachtungen kann das in der Forschung bislang nur als Pauschalaussage kursierende Urteil einer der Liga gegenüber unterlegenen Mediennutzung Heinrichs III. bestätigt und zugleich deutlich ausdifferenziert werden.64 Zu Anfang des Jahres 1589 konzentrierten sich die königsnahen Flugschriften, welche auch im Reich in Druckpublikationen aufgenommen wurden, auf Herzog von Mayenne und Herzog von Aumale, die neue Liga-Führung und Köpfe der Re64

Vgl. Kap. 1.2.2 (Forschungsstand zu Frankreich) und ergänzend Kap. 6.2 zur königlichen Mediennutzung auf den gesamten Medienverbund bezogen.

6.6 Themen

391

bellion in Frankreich. Während die Liga den Herzog von Mayenne und weitere Angehörige des Hauses Guise in Frankreich als Vorbild­ oder Identifikationsfiguren präsentierte, fand sich im Reich nur die Kritik vonseiten der Königlichen an führenden Ligisten als Rebellen.65 In den königlichen Schreiben wurden pauschale Verurteilungen vermieden, um die Option einer Rekonziliation mit dem Haus Lothringen und der Liga-Führung offenzuhalten und auch den rebellierenden Untertanen stellte Heinrich III. Gnade in Aussicht. Die Rekonziliationsbemühungen des Königs reflektierten die Druckmedien auch im Reich, wobei neben dem französischen Adel das Verhältnis zum päpstlichen Rom im Zentrum stand. Einen taktierenden Umgang mit den Medien offenbarte auch die weitgehende Zurückhaltung der französischen Reformierten im Hinblick auf die Ereignisse in Blois, da Heinrich von Navarra die Option einer politischen Annäherung an Heinrich III. nicht gefährden wollte. Währenddessen unterlief die Liga die ebenfalls Anfang des Jahres noch vorsichtig abwartende Haltung Papst Sixtus V., der zunächst die Tötung des Kardinals von Guise nicht unversöhnlich verurteilt hatte. Die Liga nahm die päpstlichen Stellungnahmen für sich in Anspruch und sorgte für ihre Verbreitung, wie auch im Fall des späteren Monitoriums von Papst Sixtus V. gegen Heinrich III. (Mai 1589). Die Liga unterlag, da ihr Bestehen allein schon – sehr viel mehr noch ihre Handlungen und öffentlichen Äußerungen gegen Heinrich III. – gegen königliche Anordnungen verstieß, einer massiven Rechtfertigungsnotwendigkeit. Zwecks Stabilisierung und Legitimierung betonten die Druckpublikationen die Übereinstimmung mit in ihrer Rechtmäßigkeit unzweifelhaften Institutionen, Personen und Würden, besonders der Pariser Theologischen Fakultät und dem Pariser parlement, welche ideell der Liga nahestanden und sich teils personell mit ihr überschnitten. Die Unterstützung durch den französischen Hochadel, dessen Interesse an Selbstinszenierung der Liga einen Synergieeffekt verschaffte, wurde als breite Zustimmung zur Liga medial inszeniert. Dieses umfängliche Segment des Druckmarkts in Frankreich wurde im Reich nicht aufgenommen. Inhaltlich-programmatisch stellten die ligistischen Flugschriften und Flugblätter die Liga als größten Widersacher der Häresie dar, nachdem die Regierungsuntauglichkeit und -unfähigkeit Heinrichs III. und damit auch die Gefährdung der Katholizität Frankreichs in Blois offenbar geworden war. Diskursiv, im Rückgriff auf den Medienverbund der Zeit schuf sich somit die Liga selbst den Rahmen für ihre Daseinsberechtigung und ihr Handeln; die Medien gestalteten den Diskursrahmen, in dem das Bild der Ereignisse ausgehandelt wurde, selbst mit.66 Auch der Königsmord war erst durch die multimedial betriebene Entsakralisierung des Königs, innerhalb eines diskursiv gesetzten neuen Rahmens, denkbar geworden. Trotz der teils aggressiven Ablehnung Heinrichs III. hatte es eine offene Thematisierung des Königsmords als tatsächliche Handlungsoption vor dem Regizid kaum gegeben. Dem Selbstbild der Liga stellten die Königlichen ihre Lesart entgegen, welche jedoch in Frankreich bei weitem weniger Präsenz erlangte, aber im Reich prägend 65 66

Vorwurf von u. a. Ehrgeiz, Hochmut, Manipulation und Anmaßung, Waffennahme und Verführung der Untertanen, Instrumentalisierung der Religion. Vgl. Bell: Unmasking a king, S. 371.

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wurde. Zum einen wurde die Liga als eine aufständische, mit dem Ausland gegen den legitimen König verbündete Vereinigung, welche die katholische Religion als Handlungsvorwand missbrauchte, präsentiert, zum anderen die mangelnde Glaubwürdigkeit der Liga, die u. a. geschönte oder erfundene Berichte über Erfolge propagierte, offengelegt. Neben der Zielsetzung und der Wahl der politischen Mittel wurde also ebenso der manipulative Medieneinsatz der Liga zum Thema der Königlichen. Auch die innere Uneinigkeiten der Liga, die Verfolgung persönlicher Interessen und die mangelnden Führungsfähigkeiten des Herzogs von Mayenne traten, im Reich in gradueller Abstufung, mit etwas weniger Facetten als in Frankreich, als Kritikpunkte hinzu. Konstant wiederholten die königsnahen Publikationen die Vorwürfe von Usurpation, Rebellion und Kriegstreiberei. Indem der Großteil der Publikationen im Reich, in Anlehnung an die französischen Royalisten, den Charakter der Auseinandersetzung als innerfranzösischen politischen Konflikt betonte, konnte das Übergreifen auf das Reich als Religionskonflikt diskursiv zurückgewiesen werden. Gleichzeitig wurde im brieflichen Austausch der fürstlichen Obrigkeit die Verpflichtung zum Eingreifen auf französischem Territorium diskutiert, im Spannungsverhältnis von der Verpflichtung gegenüber der französischen Krone und der Loyalität gegenüber den ‚Religionsverwandtenʻ.67 In die dezidiert politische Deutung als Machtkonflikt fügte sich ein, dass an Himmel und Hölle angelehnte Zuschreibungen an die Akteure in den französischen Druckpublikationen, ob als Märtyrer oder mit dem Teufel im Bund stehender Hexer, im Reich entfielen. Der behaupteten göttlichen Einsetzung Heinrichs III. und göttlichen Erwählung Heinrichs von Navarra als Legitimierung ihrer jeweiligen Ansprüche wurde allerdings auf dem deutschen Druckmarkt, der damit eine obrigkeitsnahe und auch protestantenfreundliche Ausrichtung zeigte, Raum gegeben. Bisherige Kenntnisse deuten darauf hin, dass die obrigkeitsnahe Interpretation als politischer Machtkonflikt, in dem die rebellierenden Untertanen scharf verurteilt wurden, als politisch opportun, in Selbstzensur von den im Nachrichtengewerbe Tätigen ausgewählt wurde. Künftige Mikrostudien auf territorialer bzw. städtischer Ebene müssten dieses Bild erst noch bestätigen und präzisieren. Wies die gerade skizzierte Argumentation einer Instrumentalisierung der Religion für politische Ziele den religiösen Charakter der Liga zurück, existierte eine zweite Argumentationslinie als eine dezidiert protestantische Deutung, welche v. a. nach der Ermordung Heinrichs III. in Frankreich und im Heiligen Römischen Reich propagiert wurde: Die Liga wurde als Teil einer übergreifenden katholischen Verschwörung im größeren Religionskonflikt zwischen Katholiken und verschiedenen protestantischen Denominationen eingeordnet, für den die konkrete Situation in 67

Vgl. hierzu im Einzelnen Kap. 4; In England spiegelten die Religionskriegsnachrichten 1588/1589 in Umfang und Ausrichtung das Interesse an einer Neuorientierung der englischen Außenpolitik (vgl. Pittion: Ni livres ni gazettes, S. 14), wobei die englische Regierung zwischen Unterstützung der französischen Krone und Wahrung der Neutralität changierte: „lʼintérêt anglais était de paraître agir en faveur de la monarchie française, sans se déclarer pour un ‚partiʻ“ (Pittion: Ni livres ni gazettes, S. 22). Daniel dagegen betonte die Nähe Elisabeths zur Valois-Monarchie und ein generelles Interesse in England an der Situation der französischen Reformierten (vgl. Daniel: Récits de la mort d’Henri III, Abs. 7).

6.6 Themen

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Frankreich als Publikationsanlass und Beleg diente. Als besonderer Ausweis der katholischen Verschwörung, an der u. a. Ligisten, spanische Vertreter und die GuiseFamilie beteiligt gewesen sein sollen,68 diente nach dem Königsmord der zum Typus stilisierte ‚mörderische Mönchʻ. Dieser wurde jenseits des konkreten Geschehenszusammenhangs zum Beleg für die Verkommenheit und Korruption der katholischen Kirche ausgedeutet. So wurden in einer religionspolitisch geprägten Erwartungshaltung, welche den – hier protestantischen – Denkrahmen bestimmte, die jüngsten Ereignisse so einsortiert, dass sie bestehende Sichtweisen bestätigten.69 In diesem Sinne wurden die französischen Auseinandersetzungen als Teil der gesamteuropäischen Entwicklung im Religionsstreit eingeordnet und als Indikator ausgedeutet.70 Das Verständnis der Liga als politische Rebellen erlangte aber in Frankreich und im Reich in der ersten Jahreshälfte 1589 eine größere Präsenz. Mit diesem Verständnis stellte die königliche Seite die Existenzberechtigung der Liga infrage: Göttliches, natürliches und ziviles Recht schrieben ebenso wie die Tradition den Gehorsam unter den natürlichen und legitimen König vor. Die königsnahen Schriften argumentierten, dass der König sich nur gegenüber Gott mit seinem Handeln zu verantworten habe, weshalb nicht nur jeglicher Widerstand, sondern auch der Diskurs darüber grundsätzlich ungerechtfertigt bzw. unzulässig sei. Ein zweiter Argumentationsstrang behauptete, Heinrich III. habe berechtigterweise in Blois die Aufwiegler und Majestätsverbrecher bestraft, womit der Widerstand aus dem konkreten Handlungszusammenhang heraus unbegründet und ungerechtfertigt sei und die Ligisten Rebellen. Nach dem Königsmord wurde zudem im Sinne dieser zweiten Deutung von Heinrich III. als gutem sowie legitimem Monarchen die relativierende Vorstellung kolportiert, dass schwierige Zeiten und nicht der letzte Valois-König für die unleugbar schwierige gegenwärtige Situation in Frankreich verantwortlich seien. Erneut übernahmen die Publikationen im Reich unkommentiert die königliche Positionierung,71 während ligistische Äußerungen nur in Einzelaspekten und 68 69

70 71

Dieses Motiv einer übergreifenden katholischen Verschwörung wurde auch im Tagesschrifttum in England 1588–1590 aufgenommen (vgl. Pittion: Ni livres ni gazettes, S. 19; zu 1589: Daniel: Récits de la mort d’Henri III, Abs. 14). Als theoretische Annahme: Nanz/Pause: Politiken des Ereignisses, S. 12: „Indem ein fixes Ereignis […] mit zwei völlig unterschiedlichen, flexiblen Ereignissen kombiniert wird, entstehen alternative Narrationen und Zusammenhänge, die gleichermaßen Sinn ergeben.“ Ähnliches beobachtete Daniel in England: Innerhalb eines protestantisch geprägten Denkrahmens wurde der Königsmord 1589 zum Beleg der Verkommenheit der katholischen Kirche und speziell des Mönchtums ausgedeutet. Zugleich diente er als ‚Beweisʻ dafür, dass eine katholische Verschwörung unter der Führung Spaniens bestehe und die Verschwörer bereit seien, den Königsmord als probates politisches Mittel einzusetzen. Um eine stimmige Gesamterzählung zu produzieren, wurde nicht nur auf bekannte Muster zurückgegriffen, sondern es wurden auch Details erdacht und hinzugefügt (vgl. Daniel: Récits de la mort d’Henri III, Abs. 4–5, Abs. 14, Abs. 28). In späteren Auseinandersetzungen mit dem Königsmord fanden in England die beiden Erzählstränge vom sündigen Mönch und der katholischen Verschwörung erneut Aufnahme (Abs. 19). Vgl. Carroll: Martyrs and murderers, S. VI; Giry-Deloison: France and England, S. 233; auf England bezogen vgl. Daniel: Récits de la mort d’Henri III, Abs. 17. In England wurde im Hinblick auf den Königsmord 1589 die Deutung vertreten, dass dieser a priori zu verurteilen sei, ohne dass eine weitere Diskussion der Umstände und Hintergründe stattfinden müsste (vgl. Daniel: Récits de la mort d’Henri III, Abs. 12).

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meist in spöttisch-ironischer Distanzierung herausgegriffen wurden. Zum einen fehlten auf diskursiver, politiktheoretischer Ebene im Reich Anknüpfungspunkte für ein radikales katholisches Widerstandsrecht, welches den Tyrannenmord als letzte Handlungsoption bejahte, zumal die in Frankreich durch übersteigerte Erwartungen bedingte Enttäuschung über den König, die sich in der über Jahre hinweg aufgebauten Stimmung gegen Heinrich III. ausdrückte, im Ausland nicht nachvollzogen werden konnte. Im Reich kamen zudem mit dem Regierungsantritt Heinrichs von Navarra als Heinrich IV. die königsnahen und protestantischen Druckpublikationen recht stark in Übereinstimmung, so dass die Sukzessionsansprüche Navarras sowie ein obrigkeitsnaher, protestantischer Tenor im Tagesschrifttum dominierten. Zum anderen verbot sich aus Perspektive der Drucker und Verleger eine offene Diskussion der Herrschaft, um keine Zensureingriffe zu provozieren. Zudem sollte im Reich einem Übergreifen des französischen Konflikts auch diskursiv nicht, wie etwa durch radikale Positionierungen, der Boden bereitet werden. Als Gegenposition argumentierten ligistische Druckpublikationen in Frankreich, dass der König selbst durch die Morde in Blois seine Absetzung ausgeführt und sich damit auf den Status der Privatperson reduziert hatte. Aufgrund der Überlegenheit der göttlichen Gesetze und ihrer Wahrung gegenüber der königlichen Gewalt bestand eine Berechtigung zum Urteil über den Monarchen. Eine systematische politisch-theoretische Fundierung wurde jedoch nur von wenigen Schriften explizit formuliert und ein insgesamt heterogenes Bild in Anknüpfung an die im Umfeld der Ständeversammlung von Blois 1588 vertretenen Positionen zur Einschränkung und Kontrolle der Monarchie durch eine Reihe ligistischer Autoren, die mehrheitlich den Pariser Seize angehörten, entworfen. Schwerpunkte lagen auf der religiösen Natur des Gemeinwesens, der Bewahrung der Gesellschaftsordnung, der Beschränkung der Monarchie, der Souveränität der Stände und dem Verhältnis zu Papst und Kirche. Nach dem Königsmord widmeten sich ligistische bzw. der Liga nahestehende Autoren verstärkt dem Widerstandsrecht, wenn auch eine ausführliche und systematische Behandlung kaum erfolgte. Jean Bouchers Druckpublikation „DE IVSTA“ (Fls-FRK18), welche er aus dem Manuskript „De justa populi Gallici ab Henrico IIIo defectione“ – einer von dem Herzog von Mayenne und dem Allgemeinen Rat der Liga vereinnahmten verfassungspolitischen Abhandlung72 – erstellt und nach dem Königsmord umgearbeitet hatte, bildete eine Ausnahme. Daher hat diese Flugschrift in der stark auf die zeitgenössische politiktheoretische Debatte konzentrierten Forschung eine außerordentliche Aufmerksamkeit erlangt.73 „DE IVSTA“ (FlsFRK18) brachte tatsächlich einige qualitative Neuerungen, die nicht nur in der Bündelung der kursierenden Argumente zu einer systematischen Gesamtargumentation bezüglich des Widerstandsrechts, sondern auch in der inhaltlichen Erweiterung bestanden, besonders um die Widerstandspflicht des einzelnen Untertanen bis hin zur Tötung des Tyrannen.74 Aus dem Versagen Heinrichs III. bei Wahrung, Si72 73 74

Vgl. Zwierlein: Political thought, S. 58. Die Einbettung von Manuskript und Druckpublikation in die unmittelbare politische Situation in Frankreich 1589 hat jüngst Cornel A. Zwierlein erarbeitet (vgl. Zwierlein: Political thought). Vgl. Holt: Wars of Religion, S. 131–132; vgl. auch das überspitzte Urteil von Gaganakis: „Following the rapid succession of events – the assassination of the Guise and the subsequent regi-

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cherung und Verbreitung des Reichs Gottes auf Erden und seinem tyrannischen Regime wurde die Reduktion des Königs auf die Privatperson geschlossen. Als Einzelner vollzog Clément dann nur noch das Urteil über den Tyrannen im Namen des Kollektivs. Insgesamt machten die politiktheoretisch argumentierenden und auch die handlungspraktisch orientierten Publikationen nur ein kleineres Segment des Druckmarktes in Frankreich aus, auf dem andere eher emotionale und moralisch-sittliche Betrachtungen zu Fragen von Herrschaft, Formen der Teilhabe sowie Charakteristika guter und schlechter Regierung, Fragen der Legitimität, der Rolle der Religion und der Berechtigung zum Widerstand etc. hinzutraten. Diese waren an der konkreten Auseinandersetzung mit der Person Heinrichs III. und seiner Eignung und Fähigkeit zu regieren entwickelt, statt an einer abstrakten Herrscherperson. Von der Rechtfertigung der Waffennahme bis hin zur Unterminierung der königlichen Autorität durch Fäkalhumor wurde über die Herrschaft Heinrichs III. öffentlich in Flugschriften und Flugblättern ebenso wie in verschiedenen weiteren Medien75 verhandelt. In „LA VIE“ (Fls-FRK19) bspw. rutschte Heinrich III. beim sacre während der Zeremonie die Königskrone vom Kopf.76 In diesem weit gefassten Sinne stand der Diskurs über Herrschaft, Herrschaftsbeschränkung und Widerstandsrecht im Hintergrund der medialen Auseinandersetzungen 1589 in Frankreich. In Frankreich entwickelte sich eine Diffamierungskampagne, welche in einer Generalkritik Heinrich III. als Person und als König infrage stellte und retrospektiv seine Regierung als von Verfehlungen geprägt beurteilte. Hatte sich frühere Missbilligung noch auf Teilaspekte der Regierung bezogen und war oft indirekt über Kritik an Ratgebern des Königs geäußert worden, war 1589 Heinrich III. selbst das Ziel scharfer Angriffe. Im Mittelpunkt stand die Kritik an der Religiosität des Königs: Sein Versagen bei der Wahrung und Sicherung der katholischen Religion wurde u. a. aufgrund der Bündnisse der Politiques, die durch Täuschung und religiöse Indifferenz charakterisiert wurden, mit Protestanten inner- und außerhalb Frankreichs als bewiesen angesehen. Die Verletzung der Sakralität der Kirche, darunter die Bereicherung durch den Verkauf der Splitter des Heiligen Kreuzes aus der Sainte-Chapelle, und die Instrumentalisierung der Religion ergänzten den Vorwurf einer exzessiv gelebten Religiosität des Königs, die für Heuchelei gehalten wurde. Hierzu trat die Kritik an Charakter und Regierungsführung Heinrichs III.: Bei der Neuorganisation des Hofes wurde für den Adel die Zugänglichkeit des Königs zugunsten der Favoriten, die als schmeichlerische Aufsteiger verachtet wurden, beschnitten. Ämterkäuflichkeit, die unzeitgemäße Reformpolitik, die Steuerbelastung sowie der angeblich intrigante Einfluss von Italienern bei Hof zeichneten ebenso wie die Eidbrüchigkeit des Königs in den zeitgenössischen Druckpublikationen das Bild der schlechten Regierung eines entarteten Monarchen, der sich durch Listig-

75 76

cide – the printing mechanism of the Holy League pursued two distinct goals: the legitimization of ‚tyrannicideʻ and the removal of the heretic contender to the French throne by means of assassination or legal disqualification.“ (Gaganakis: Rival constructions, S. 163). Vgl. Kap. 6.2. Vgl. Abb. in Anhang II.

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keit, Wankelmütigkeit, Lügenhaftigkeit und Exzentrik auszeichnete. Die als abnorm bewertete Sexualität des Königs wurde für seine Zeugungsunfähigkeit verantwortlich gemacht. In einem Hexenzirkel mit Heinrich III. als Hexenmeister werde nun die französische Politik gemeinsam mit dem dämonengleichen Herzog von Épernon, in dessen Darstellung sich die Ablehnung der Regierung Heinrichs III. kristallisierte, bestimmt. Die in Frankreich immer wieder ausgemalten Folgen für diese Untragbarkeit des Königs reichten von der Projektion des Gottesgerichts, das Heinrich III. zukünftig erwarte, über die Diskussion der Absetzbarkeit des Königs bis zum offenen Widerstandsappell. Anfang des Jahres 1589 bildete die Erklärung der Theologischen Fakultät über die Nichtigkeit des Treueeids der Untertanen gegenüber Heinrich III. den vorläufigen Höhepunkt, schließlich vom Königsmord als nicht steigerbarem Majestätsverbrechen übertroffen. Nach der Ermordung Heinrichs III. verfestigten die ligistischen Publikationen das in den Monaten zuvor entworfene Bild des Königs als häretischer, tyrannischer, unmoralischer, grausamer und diabolischer Verräter. Dieses breite Spektrum der in Frankreich kursierenden Vorwürfe gegenüber dem letzten Valois auf Ebene der Regierungsführung, des Charakters und seiner Moral sowie der religiösen Orientierung wurde im Reich nur durch die nach dem Königsmord erschienene Publikation „Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt“ (FlsHRR85), die einzige dezidiert ligistische Flugschrift in der ersten Jahreshälfte 1589, ausführlich behandelt, obgleich einzelne Aspekte mitunter bereits zuvor im Reich benannt worden waren. Währenddessen boten die königlichen Publikationen, die wiederum in beiden Untersuchungsräumen verfügbar waren, ein sich nur graduell unterscheidendes positives Bild Heinrichs III., von seinem Charakter und seiner Regierungsführung, v. a. davon, wie er aktiv die Rolle als Verteidiger des katholischen Frankreichs ausfüllte, und von Navarra als ‚erstem Dienerʻ des französischen Königs. Im Reich zeichneten die Publikationen ein gewinnendes bis hin zu idealisiertes Bild beider Monarchen, wenn auch in der Darstellung Heinrichs III. durch die Aufnahme königskritischer Gerüchte in den Druckpublikationen und durch die Thematisierung der Legitimität und Autorität des Königs als umstrittene und (in Frankreich) offen diskutierbare Gegenstände eine gewisse subtil mitschwingende Ambivalenz sichtbar wurde.77 Nichtsdestoweniger blieb die bereits vorgeprägte Bewertung Heinrichs III. positiv bestimmt und wurde auch nach dem Königsmord an Heinrich III. im Reich fortgeschrieben. War Heinrich III. in der ersten Jahreshälfte 1589 eindeutig in beiden Untersuchungsräumen die am stärksten medial präsente Person in den Flugschriften und Flugblättern zu den Religionskriegen, rückte Heinrich von Navarra ab Frühjahr 1589 im Umfeld des Waffenstillstandes stärker in den Fokus,78 v. a. im Reich, wo Navarra – in einer gewissen Konkurrenz zu Heinrich III. – zum Idealbild des guten 77 78

Bspw. gehen die Rebellen so weit, ihren König Tyrann zu nennen. Wie Pittion herausstellte, wurde in England 1588/1589 in Flugschriften und Flugblättern nicht offen Partei für Navarra ergriffen, während 1590 fast ausschließlich Schlachtenberichte aus dem protestantischen Lager und Deklarationen Heinrichs IV. in England als Übersetzungen französischer Vorlagen kursierten (vgl. Pittion: Ni livres ni gazettes, S. 16, S. 20).

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Monarchen und Gegenpol zu Guise erklärt wurde. Der französische König begründete den Waffenstillstandsvertrag vom April 1589, was in Übersetzung im Reich zirkulierte, politisch als offensiv ausgerichteten Zusammenschluss gegen die ligistischen Rebellen. Zugleich bemühte er sich darum, Navarra zur Konversion zu bewegen, was den Waffenstillstand nachträglich auch für strenge Katholiken annehmbar machen würde. Währenddessen verfolgte Navarra eine eigenständige programmatische Argumentationslinie, der in den Flugschriften im Reich Raum gegeben wurde: Navarra präsentierte sich anlässlich des Anstands als loyaler Diener der Krone, konform mit Heinrich III., als Thronfolger, den das Sukzessionsrecht zweifelsfrei bestätigte, als Förderer einer Versöhnung der Religionen in Frankreich und zugleich als göttlich bestätigtes Haupt der französischen Reformierten, als Prinz von Geblüt mit der Pflicht und Aufgabe der Verteidigung der Rechtsordnung und Repräsentation des Gemeinwesens betraut. Dies steckte den Rahmen ab, innerhalb von dem Navarras öffentliche Äußerungen und sein Handeln als unstrittig und legitim gelten mussten. Nach dem Anstand kristallisierte sich mit den ersten offiziellen protestantischen Positionierungen in Frankreich mit einer kurzen zeitlichen Verzögerung auch im Reich eine eigenständige, von der königlichen Lesart abgrenzbare Interpretation des jüngsten Geschehens heraus, so dass hier die starke Abhängigkeit des deutschen Druckmarkts vom französischen deutlich hervortritt. Durch die Wahl der Perspektive Navarras (Aufnahme seiner Schriften) und der Bestimmung desselben zum zentralen Akteur der französischen Ereignisse sowie in der Schärfe des Tenors (u. a. Papst als Antichrist) grenzten sich diese dezidiert protestantischen Interpretationen von der königlichen bzw. königsnahen Position ab. Mit dem Königsmord wurden die extremsten Polarisierungen in den Druckpublikationen im Reich erreicht, mit einer klaren Markierung religionspolitischer Interessengegensätze und Denkrahmen.79 In Frankreich erhielt eine dezidiert protestantische Lesart erst nach der Ermordung Heinrichs III. durch die mit dem Regierungsantritt Heinrichs von Navarra als Heinrich IV. steigende Anzahl der Publikationen und andere Intensität der Darstellung eine größere Präsenz auf dem überwiegend ligistisch dominierten Druckmarkt. Navarra ließ eine Flut an offiziellen Erklärungen publizieren, die ausschnittsweise auch im Reich verfügbar waren, in denen er nicht nur seine Interpretation der jüngsten Ereignisse, sondern auch sich als neuen König Heinrich IV. präsentierte, sein Regierungsprogramm vorstellte und um Anerkennung warb. Zur Etablierung und Sicherung seiner Regierung stellte Navarra ausführlich die Thronfolgeansprüche und den reibungslosen Regierungsübergang heraus80 sowie seine Kompetenz und Eignung, welche er in der Wiederherstellung der Ordnung bewies. Die Überführung der illegitimen Gewalt und des ‚Chaosʻ der Ermordung in eine legitime herr79 80

Von protestantischer Seite: Wolbedenckliche Beschreibung (Fls-HRR5); von katholischer Seite: Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt (Fls-HRR85). Betonte Navarra in der Frage der Thronfolge die Nähe zu Heinrich III., distanzierte er sich deutlich in seiner Selbstdarstellung von seinem umstrittenen Vorgänger. Dies wird bspw. in dem von Navarra gepflegten Bild des militärisch­kriegerischen Heroen deutlich, das mit der Darstellung Heinrichs III. kontrastierte (vgl. Kap. 3.5.2 (dort Gegensätze und Kontraste)).

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schaftliche Gewalt und die Erneuerung der Ordnung mit der Bestrafung des Täters waren besonders in den Flugblättern im Reich eng aufeinander bezogen, während in den Flugschriften Umstände und Begründung der Thronnahme zur Regierungssicherung Navarras im Zentrum standen, womit medienspezifisch81 verschiedene Aspekte aus der königlich­navarrischen offiziellen Argumentation im Reich adaptiert wurden. Mit der Aufnahme der Parteinahmen und Positionierungen der hochrangigen Adligen, französischen Städte und ausländischen Fürsten zur Unterstützung der Thronansprüche Heinrichs von Navarra in Druckpublikationen wurde medial die Autorität und Rechtmäßigkeit seiner Ansprüche untermauert und es wurden implizite Wertungen und Handlungsmodelle, v. a. in den Flugschriften in Frankreich und im Reich, mitgeliefert. Ähnliche Argumentationen der Liga, die frankreichweit zirkulierten, fanden keine Aufnahme im Reich, wo bereits unmittelbar nach dem Mord an Heinrich III. die überwiegend protestantenfreundlichen Schriften zu den Religionskriegen Heinrich von Navarra als Heinrich IV. bezeichneten.82 Der Thronstreit zeigte sich in den französischen Druckpublikationen deutlich kontroverser: Mit dem Wegfall Heinrichs III. als Sujet, Handlungsmovens und integrationsfördernder Gegenpart in den ligistischen Publikationen erfolgte eine rasche Umorientierung auf Heinrich IV., dessen eigene aktive, umfängliche Mediennutzung erst nach dem Tod des letzten Valois einsetzte. Obgleich die französischen Reformierten und die katholischen Ligisten seit 1584 um die Frage der Thronfolge intensiv rangen, kam die Vakanz des französischen Throns im August 1589 zu einem für beide Seiten überraschenden Zeitpunkt. Innerhalb kurzer Zeit erreichte der Regizid zwar die außergewöhnliche mediale Präsenz eines Medienereignisses, doch trat der Königsmord durch die unmittelbare Konzentration auf die Thronfolgefrage sehr schnell nur noch als eine Episode in der Geschichte der Liga bzw. der Thronnahme Heinrichs IV. auf. Diese Interpretationslinie vertraten auch, im Anschluss an die französische Diskussion, die gedruckten Religionskriegsnachrichten im Reich.83 So wurde auch die posthume Rehabilitierung Heinrichs III., bei der die Rechtgläubigkeit und Rechtmäßigkeit des Königs im Zentrum standen, v. a. zur Unterstützung der Ansprüche Heinrichs IV. betrieben. In Frankreich wie auch im Reich wurde der Regizid von den königsnahen Publikationen als nicht mehr steigerbare Eskalation der Rebellion, als ultimatives Verbrechen, dargestellt, wobei auf die Vorverurteilungen der vergangenen Monate zurückgegriffen wurde. Beweggründe Cléments sowie die Vorbereitung und Ausführung der Tat wurden ausführlich geschildert, wobei Clément, da er als Person unbesetzt war, als Projektionsfläche genutzt werden konnte. Die ligistischen Publikatio81 82 83

Stärkere Konzentration der meist ereignisbezogenen Darstellung mit Tendenz zur Dramatisierung im Flugblatt gegenüber der Verlaufsdarstellung und – auch abstrahierenden – Einordnung in einen größeren Kontext in der Flugschrift. Die katholischen (meist aus Köln) stammenden Religionskriegsnachrichten schlossen sich erst nach der Konversion Navarras 1593 und der politischen Durchsetzung in Frankreich der Anerkennung von Heinrich IV. an. In England trat der Königsmord ebenfalls sehr schnell hinter den Kampf um die Thronfolge zurück (vgl. Daniel: Récits de la mort d’Henri III, Abs. 16, Abs. 28).

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nen in Frankreich präsentierten Clément – teils in Rückgriff auf die an den Guise erprobte Mediennutzung84 – mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung als göttliches Instrument, als Märtyrer oder Tyrannenmörder oder als katholischen Helden, womit auch verschiedene Funktionen bzw. Zielsetzungen verbunden waren: Clément fungierte in diesen medialen Ausdeutungen als Vorbild, als Identifikationsfigur der Liga oder aber als Bestätigung, dass die Liga im Bund mit Gott stehe, der sich in dem mirakulösen Eingreifen Cléments gegen den Tyrannen gezeigt hatte. Zwar interpretierte auch der Papst den Mord als Gottesurteil, schloss sich aber nicht der Verklärung Cléments an.85 Im Reich wurde kaum ein anderes Sujet dieser Phase der Religionskriege so kontrovers diskutiert wie Jacques Clément als Königsmörder, dessen Einschätzung vom verblendeten Attentäter bis zum göttlich inspirierten Helden und Märtyrer reichte, auch wenn letztere Position nur in einer Flugschrift auszumachen war.86 Dass es sich bei dem Königsmord um eine innerweltliche gerechte Strafe für die Missregierung Heinrichs III. handelte, war in Frankreich wie im Reich eine Mindermeinung,87 welche vorrangig einige königskritische protestantische Publikationen einnahmen. Damit nahmen diese wie der Großteil der Publikationen 1589 Stellung zur Frage der Rechtmäßigkeit und Eignung des Königs sowie der Möglichkeit einer legitimen Opposition und ihrer Handlungsberechtigung. War der größte Teil der dominierenden französisch-ligistischen Publikationen affektiv-emotional ausgerichtet, herrschte im Reich in Übernahme der royalistischen Argumentation eine gewisse Verweigerung gegenüber dem Diskurs über die Herrschaftsaushandlung vor. Gerade 1589 zeigt sich, wie sehr das Bild der Französischen Religionskriege abhängig vom eigenen Standpunkt und Denkrahmen war: Die Ausdeutungen reichten von der Tyrannenherrschaft bzw. der Verteidigung des katholischen Frankreichs über die Rebellion der Untertanen oder Durchsetzung des legitimen Königs bis zur Einschätzung als Bürgerkrieg oder aber Machtkampf zwischen Katholiken und Protestanten unter Involvierung verschiedener Nachbarn oder, auf der Ebene der Medienlandschaft, von der medialen Generalmobilisierung, welche die Erfassung des einzelnen Untertanen einschloss, bis zum teils schichten-, teils gruppenspezifisch geführten Diskurs über Herrschaft.

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In der Repräsentation Cléments wurden das Märtyrermotiv, die enge Verzahnung der Medien etc. wieder aufgegriffen. In England erschien zur Vereinnahmung des Papstes durch die Liga eine programmatische Gegenschrift, welche herausstellte, dass Sixtus V. den Königsmord nicht sanktioniert hatte (vgl. Pittion: Ni livres ni gazettes, S. 19). Vgl. Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt (Fls-HRR85). U. a. in Frankreich: Agrippe d’Aubigné; im Reich: Charles Roÿ (Fbl-HRR4); In England wurde der Königsmord im Sinne einer gerechten Bestrafung des Königs für seine Missregierung bzw. für konkrete Verfehlungen (Bartholomäusnacht 1572) gedeutet. Dies stand in der englischen Diskussion in einem Spannungsverhältnis zu der grundsätzlichen Zurückweisung des Königsmords als probates Mittel des Widerstands (vgl. Daniel: Récits de la mort d’Henri III, Abs. 26–27).

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6.7 ZIRKULATION Die Produktion und Verbreitung der Flugschriften und Flugblätter in Frankreich und im Reich unterschied sich grundsätzlich, wie bereits dargestellt, in dem Grad, in dem der Druckmarkt politisch zu lenken versucht wurde. Inwieweit dieser Eindruck zum Reich (auch) den blinden Flecken der Forschung geschuldet ist, müssen künftige Studien zeigen: Bislang lassen sich im Reich obrigkeitliche Eingriffe nur punktuell ausmachen. Dagegen veranlassten die politischen Schaltzentralen88 in Frankreich die Verbreitung ihrer Beschlüsse und Erklärungen, indem sie auf Netzwerke und Vertriebswege zwischen den Städten, politischen Institutionen und Autoritäten zurückgriffen. Nachrichtenpakete sowie offizielle Erklärungen wurden, meist handschriftlich, an politische Eliten aus Adel, Magistraten sowie den parlements versandt, so dass diese die weitere Kommunikation gegenüber regionalen und lokalen Autoritäten kanalisieren konnten. Bis in den Hochadel hinein lasen die Anhänger sämtlicher Parteien die zeitgenössischen Druckpublikationen, wie sich u. a. für Katharina von Médici, Heinrich von Navarra und den Herzog von Mayenne belegen lässt. Die Möglichkeit, das etablierte Kommunikationssystem zu nutzen, um bspw. offizielle Druckschriften zu regierungspolitischen Fragen durch den procureur général bekannt zu machen, hing von der Dominanz der ligistischen oder königlichen Partei vor Ort ab. Wie bereits für die zentralen Druckorte herausgestellt wurde,89 dominierten nicht die politisch radikalsten oder aktivsten Orte den Druckmarkt in Frankreich, sondern vorrangig Orte mit einem etablierten Druckgewerbe. Während lokal durch das laute Verlesen und Plakatieren an Brückenaufgängen, Stadttoren und Kirchenmauern eine breite, auch illiterate Bevölkerung erreicht wurde, erfolgte frankreichweit die Streuung von Informationen über verschiedene, dem König oder der Liga unterstellte Druckzentren. Mehrfache Ausgaben stellten daher nicht unbedingt ein Zeichen der Zustimmung eines breiten Publikums, wie auf dem freien Druckmarkt üblich, dar. Jenseits der Amtsschriften wurde die Verbreitung von parteilichem Kleinschrifttum in Frankreich über das Handelsnetz von Buchdruckern und Buchhändlern durch Privilegierungen und Subventionierungen sowie finanzielle Entschädigung bei Verlusten obrigkeitlich unterstützt und situativ im Namen Heinrichs III. und der Liga­Instanzen kostenfrei Druckpublikationen, v. a. an einflussreiche Personen oder Gruppen, verteilt. Konnte im Reich 1589 keine entsprechende politisch gestützte Verteilung von Flugschriften oder Flugblättern bislang nachgewiesen werden, sind doch entsprechende Maßnahmen grundsätzlich im Reich im Kontext der Söldnerwerbung für die Religionskriege bekannt.90 Im Wesentlichen erfolgte der Vertrieb, teils unter politischer Einflussnahme, über etablierte Netzwerke des Druckgewerbes auf lokaler, regionaler wie auch landesübergreifender Ebene. Besonders vermögende Häuser wie Sonnius – zumeist 88 89 90

Heinrich III.; Heinrich von Navarra; Pariser Liga, d. h. Herzog von Aumale, Pariser Stadtregierung, Seize, Allgemeiner Rat der Liga. Vgl. Kap. 6.1. Vgl. Zwierlein: Franzettes, S. 29.

6.7 Zirkulation

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Buchhändler-Verleger, denen im Reich für die Religionskriegsnachrichen nicht das gleiche Gewicht wie in Frankreich zukam – verfügten nicht nur über Kontakte zu Kolporteuren und anderen Buchhändlern, sondern besaßen auch eigene Filialen in mehreren französischen Städten und teils auch im Ausland, so dass hier ein Bindeglied zur europäischen Ebene der Religionskriege bestand. Für die kleineren und mittleren Betriebe im Reich, die recht unabhängig von der Politik die Religionskriegsnachrichten distribuierten, lassen sich ebenfalls übergreifende, transnationale Vertriebsnetzwerke fassen (Bsp. Franz Hogenberg).91 Die internationale Buchmesse in Frankfurt am Main spielte trotz der Zeitverzögerungen von bis zu einem Jahr vereinzelt bei der Aufnahme von französischen Druckpublikationen innerhalb des Reichs und der Verbreitung von Religionskriegsnachrichten aus dem Reich auf einem überregionalen Markt eine Rolle. Bei schon kursierenden Druckpublikationen, welche bereits die Akzeptanz der (zensierenden) Obrigkeit gefunden hatten, bot sich die Möglichkeit mit geringem Aufwand ein gut verkäufliches Werk zu publizieren, so dass beiden Untersuchungsräumen zahlreiche textliche und bildliche Übernahmen gemein waren, welche die Religionskriegspublikationen prägten. Übereinstimmungen fanden sich nicht zuletzt aufgrund eines gemeinsamen Repertoires an Vorlagen, wie in Frankreich für die biblischen und antiken Themen und Bilder und im Reich für die französischen Blätter und Schriften herausgestellt wurde. Vor allem aber erfuhren viele Flugschriften Nachdrucke, Erweiterungen oder auch Übersetzungen. Schützende Privilegien für Tagesschrifttum waren im Reich unüblich und wurden in Frankreich aufgrund des jeweils beschränkten Geltungsbereichs der konkurrierenden Reglementierungen umgangen.92 Zudem waren viele der Ausgaben, welche in den Provinzen erschienen aufgrund von Kooperationen gewollt und z. T. politisch autorisiert. Neben dem Nachdruck kompletter Werke kam die Übernahme von Bild- und Textbausteinen aus den zirkulierenden Flugblättern und Flugschriften sowohl im Reich als auch in Frankreich häufig vor, wobei meist die Materialzusammenstellung verändert, ein abweichender Titel vergeben sowie kleinere Änderungen vorgenommen wurden. Ereignisspezifische Bildteile wurden aus ihrem ursprünglichen Kontext gelöst und für verwandte weitere Werke der gleichen Offizin eingesetzt und ebenso Bildteile, die als gut wiedererkennbare Zuordnungsmarker (Porträts, Wappen) dienten, für Publikationen im Reich und in Frankreich gleichermaßen wiederverwendet. Komplexere Bezugnahmen durch Zitation von Bildelementen, die an vorangegangene Verwendungskontexte und Aufladungen anknüpften, lassen sich zudem in Frankreich fassen. Wiederaufnahmen erfolgten in beiden Untersuchungsräumen auch über einen längeren Zeitraum, wobei nur geringfügige Abänderungen wie die Aktualisierung von Daten und Namen vorgenommen wurden und sogar – ein bislang nicht beachteter Gegenstand – ein deutscher Re-Import nach Frankreich mit „Année 1589“ (Fbl-FRK4) belegt werden kann. Hieraus lässt sich ableiten, dass der Nachrichtenfluss sich nicht nur monodirektional von Frankreich in das Reich bewegte, sondern ein wechselseitiger, wenn auch asymmetrischer 91 92

Allerdings ist die Quellen- und bislang auch die Forschungslage zu den auf das Tagesschrifttum spezialisierten Werkstätten dürftig. Vgl. Kap. 6.1.

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Kommunikationsprozess vorlag; dies liefert einen interessanten Ansatzpunkt für künftige Forschung. Informationen, Argumentationsweisen und Darstellungsmöglichkeiten wurden sowohl innerhalb von Frankreich und dem Reich als auch grenzüberschreitend durch Nachdrucke, Kompilationen, Zitate und Wiederaufnahmen immer wieder repetiert, variiert, interpretiert und neu zusammengestellt.93 Lässt sich die Wiederaufnahme von Texten und Bildern als Teil eines Materialbeschaffungsproblems im Reich verstehen, ist nicht von der Hand zu weisen, dass auch die Anknüpfung an bereits kursierende Meldungen als Glaubwürdigkeitsausweis die immer wieder erfolgte Verwendung bestimmter Bausteine befördert haben dürfte.94 Jenseits dieser translokalen Verbreitung spielte sich der Vertrieb schwerpunktmäßig innerhalb der Städte ab. Der professionelle Absatz der gedruckten Religionskriegsnachrichten erfolgte zum einen über die Druckwerkstätten selbst, mit teilweise eigenen Verkaufsläden, die in der Nähe von stark frequentierten Orten des öffentlichen Lebens wie Rathäusern, Marktplätzen oder Kirchhöfen angesiedelt waren, in Paris v. a. auf der linken Flussseite im Universitätsviertel und rund um die Gerichtshöfe, was den Charakter der Druckpublikationen als öffentlich, im Sinne von jedem zumindest idealiter zugänglich, unterstreicht. Werbende Hinweise in den Titelblättern von Flugschriften, seltener in Einblattdrucken und Flugblättern, verwiesen in beiden Untersuchungsräumen auf die Adresse dieser Verkaufsläden oder auch auf ähnliche Veröffentlichungen der Offizin, auf Folgepublikationen oder sich ergänzende Einblattdrucke und Flugschriften. Diese Möglichkeit der Eigenwerbung stand den mobilen Verkäufern nicht offen, die teils als spezialisierte Buchführer, teils als Gemischtwaren führende Hausierer auf eigenes Risiko den Verkauf an Haustüren, auf der Straße oder in ländlichen Gebieten besorgten. Als schwerer lokalisierbare Verkäufer gegenüber denjenigen mit festen Verkaufsläden gingen sie – wie zumindest in Frankreich 1589 fassbar ist – häufiger das Risiko des Vertriebs verbotener Druckpublikationen ein. In Frankreich waren selbst Käufer und Besitzer von Flugschriften und Flugblättern Kontrolle und Überwachung u. a. durch die Pariser Seize ausgesetzt, was sich auch in einer prophylaktisch geübten Selbstzensur niederschlug.95

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Im Reich lagen nach eingehender Prüfung nur rund 40 unabhängig voneinander stehende Haupttexte (nicht eingerechnet begleitende Gedichte u. Ä.) in Flugschriften und Flugblättern in der ersten Jahreshälfte vor. Vgl. Zwierlein: Discorso und Lex Dei, S. 601–602, bes. Anm. 140; Für England hat Daniel auf das immer wiederkehrende Motiv des vergifteten Messers beim Königsmord verwiesen. Sie sieht hier mehrere in England präsente Diskursstränge zusammenlaufen: italienischer Charakter eines militanten Katholizismus, italienische Wurzeln der letzten Valois über die Königsmutter Katharina von Médici, Giftmordgerüchte im Verlauf der Religionskriege, späte Bestrafung der Rolle Heinrichs III. in der Bartholomäusnacht (vgl. Daniel: Récits de la mort d’Henri III, Abs. 20–26). Angesichts der Präsenz des Giftmordmotivs 1589 im Reich, erscheint allerdings das Urteil von Daniel, die Deutung als Giftmord sei spezifisch englisch (vgl. Daniel: Récits de la mort d’Henri III, Abs. 21–22), fraglich. Zugleich verdeutlicht diese Interpretation die Notwendigkeit, künftig die Erforschung der Religionskriegsnachrichten stärker vergleichend anzugehen. Z. B. L’Estoiles Zerstörung seiner Hausbibliothek.

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Innerhalb der Städte verzahnte sich die Konzentration von Druckwerkstätten sowie Vertriebseinrichtungen mit der höheren Lesefähigkeit, was mit der Situation als Wirtschaftsstandort, in dem eine administrative und bildungsaffine Infrastruktur ausgeprägt war, sowie mit der Anbindung an Verkehrswege, an Post- und Botenkurse einherging. Vor allem in der Stadt lebende Männer mit geregeltem Einkommen – d. h. neben Adel und höherem Klerus, Amtsträgern und Gebildeten (u. a. Juristen) auch Kaufleute, Handwerker, v. a. Meister, und andere Selbständige – konnten in der jeweiligen Volkssprache zusammenhängende Texte lesen und verstehen und bildeten damit ein potentielles Publikum für Flugschriften und Flugblätter in Frankreich und im Reich. Konkrete Leser können nur im Einzelfall namentlich benannt werden (u. a. LʼEstoile, Brûlart und Richart; Weinsberg und Kölderer). Bei Preisen zwischen einem und 20 sols in Frankreich und von ca. zwei bis vier Kreuzern im Reich für ein illustriertes Flugblatt oder eine kürzere Flugschrift konnte sich bis hinunter zum gelernten Handwerker, teilweise auch bis zum Gesellen, die Bevölkerung Flugschriften und Flugblätter leisten, während dies für niedrigbezahlte Lohnabhängige wie einfache Angestellte, Gehilfen oder Knechte bestenfalls in Ausnahmefällen möglich war. Arme und Illiterate konnten allerdings auch indirekt an den Druckpublikationen partizipieren, da beim Verkauf in Frankreich und gleichermaßen im Reich die herkömmliche Praktik des lauten Vorlesens und ergänzender Erklärungen dafür sorgten, dass deren tatsächlicher Verbreitungsgrad weit über die – ohnehin nur schwer ermittelbaren – Auflagenzahlen hinausreichte. Diese ergänzend oder ausschließlich wahrgenommenen mündlichen Präsentationen von Druckpublikationen konnten teilweise kostenlos, teilweise gegen Bezahlung in Anspruch genommen werden. Fürsten, Adel und Stadträte konnten durch die Weitergabe von Nachrichten oder auch Sperren und Kontrollen zwar lenkend in den Nachrichtenfluss eingreifen, aber letztlich nur begrenzt darüber bestimmen, ob die Untertanen überhaupt die Neuigkeiten erfuhren. Die Beteiligung der Untertanen in Frankreich am öffentlichen, prinzipiell jedem zugänglichen Diskurs über Herrschaft innerhalb der Druckpublikationen war jedoch in mehrerer Hinsicht beschränkt.96 Die jeweils situativ hergestellte, prinzipiell jedem zugängliche, medial vermittelte Öffentlichkeit der Französischen Religionskriege lässt sich in parallele, überlappende oder auch konkurrierende ‚Teilöffentlichkeitenʻ scheiden, die sich u. a. nach Nachrichtenzugänglichkeit in einem abgestuften Rezipientensystem, nach Nähe bzw. Distanz zum Geschehen in In- und Auslandsnachrichten, nach Themenkomplex und Interessenlage entlang einzelner Medienereignisse ausdifferenzieren lässt. Sowohl in den meinungsstarken Druckpublikationen als auch in Anschlusskommunikation und in Beziehung hierzu stehendem Handeln – das erst durch eine 96

Beschränkung u. a. durch das weitgehende Fehlen investigativer Methoden und damit der Abhängigkeit von obrigkeitlich vorselektierten Nachrichten; durch Kontrollen wie Hausdurchsuchungen; durch die Vorgabe erwünschter Lesarten oder Interpretationen des Geschehens in den Druckpublikationen; durch die Beschränkung einiger Diskussionen auf die an der Herrschaft Beteiligten: nur ein ‚elitärerʻ Bevölkerungskreis verfolgte die konkrete Ablehnung Heinrichs III. auch in einem kritischen, politiktheoretisch fundierten Diskurs über Herrschaft (wie Umfang und Sprachniveau der Schriften zeigte) etc.

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neue diskursive Rahmung denkbar wurde oder in dem ausgehandelten diskursiven Rahmen eine spezifische Bewertung erfuhr – lässt sich ein Potential politischer Einflussnahme aufzeigen. Dies ist als Spezifikum in Frankreich 1589 zu beobachten und lässt sich nicht in dem hier herausgearbeiteten Profil des deutschen Druckmarkts wiederfinden. Die angesprochene mündliche Präsentation der Druckpublikationen sorgte ebenso wie auch Gespräche, Gerüchte und Diskussionen im häuslichen Umfeld sowie an öffentlichen Orten wie Wirtshäusern, Straßenkreuzungen oder Marktplätzen bzw. unter Bekannten, Verwandten oder Kollegen für einen weiterreichenden mündlichen Austausch über die Religionskriege, welcher sich quellenbedingt noch dort punktuell fassen lässt, wo er schriftlichen Niederschlag fand (z. B. L’Estoile in Paris; Pancratius in Speyer). Darüber hinaus beteiligten sich Einzelpersonen durch Abschreiben von Druckpublikationen, durch Leseempfehlungen oder das direkte Tauschen von – mit Lektürenotizen versehenen – Exemplaren innerhalb von Familien- und Freundeskreis an der weiteren Zirkulation. Zu welchem Grad sich die politischen Akteure lenkend in den Druckmarkt einzumischen versuchten und dieser sich wiederum exklusiv dem jüngsten politischen Geschehen zuwandte, unterschied sich grundlegend bei In- und Auslandsnachrichten, eine Unterscheidung, die schon durch die Wahl der Untersuchungsräume Frankreich und Heiliges Römisches Reich als Vorannahme formuliert war. In Frankreich sorgten Einzelpersonen wie der Royalist L’Estoile aus persönlicher ideologischer Überzeugung unter hohem Risiko für die Verbreitung von parteilichen Publikationen. Neben obrigkeitlichen Lenkungsversuchen, persönlichen Initiativen und dem professionellen Vertrieb bildete die Ausgestaltung der Druckpublikationen selbst eine Möglichkeit der Rezeptionsbeeinflussung, ob aus ökonomischen oder aus religionspolitischen Motiven heraus, was weit stärker in Frankreich als im Reich ausgeprägt war. Um ein Massenpublikum zu erreichen, setzten die ligistischen Druckpublikationen in Frankreich auf bekannte Bibelzitate, Vernakularsprache, einen reduzierten Wortschatz, häufige Wiederholungen und den Zuschnitt der Publikationen auf lautes Vorlesen. Offenbar ging die Liga-Führung, wenn sie Meldungen auffällig manipulierte, davon aus, dass ihr Publikum nicht über andere Informationsmöglichkeiten verfügte, um die Berichte zu falsifizieren. Von diesen oft affektiv aufgeladenen, simplifizierenden Darstellungen reichte das Spektrum französischer Druckpublikationen über narrative, darstellende Berichte und offizielle, im Duktus anspruchsvollere Schriften bis hin zu komplexen, politisch-theoretischen Diskursen. Mit ihrem divergierenden Niveau bzw. der unterschiedlichen Ausrichtung wiesen sie sichtbare ‚Spurenʻ auf, welche auf verschiedene Leseinteressen und wohl auch unterschiedliche Lesergruppen hindeuten. Ego-Dokumente wie Tagebücher oder Memoiren, die in dieser Hinsicht bisher kaum ausgewertet sind, können die Kenntnisse über Lesemotivationen – von der persönlichen Involvierung in ein Geschehen über eine abstraktere Neugier und das Bedürfnis der Selbstverortung bis hin zum wirtschaftlichen Nutzen durch Informationen oder dem Einsatz als ‚soziales Kapitalʻ – weiter präzisieren helfen.97 97

Vgl. Bauer: Zeitungen, S. 137–147; Schäfer: Acquisition of news, S. 701–709.

6.7 Zirkulation

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Anspielungen und Bezugnahmen auf vorangegangene Publikationen sowie Gegendarstellungen zielten auf die Informiertheit der gehobenen französischen Rezipienten, welche auch eine analytische Darstellung zu verfolgen vermochten. Obgleich auch im Reich anspruchsvollere Druckpublikationen kursierten, wurde im Großteil der Publikationen mit Simplifizierungen, Wiederholungen und Erläuterungen für deutsche Rezipienten eine niedrige Zugangsschwelle gesetzt. Selbst wenn die Verwendung von Sprachspielen in einer Publikation einem gebildeten Publikum entgegenkam, blieben diese Druckpublikationen auch für andere Lesergruppen verständlich wie am Fall von „DISTICHON“ (Fbl-HRR10) herausgearbeitet wurde. Das Zusammenspiel von sich wechselseitig kommentierendem, ergänzendem und widersprechendem Bild und Text wurde für die Druckpublikationen in beiden Untersuchungsräumen gleichermaßen genutzt und den Bildern, die nicht nur als Erinnerungsstützen fungierten, sondern auch suggestive Wertungen und affektive Vergegenwärtigungen boten, ein hoher Wert zugemessen. Während allerdings die Flugblätter und Einblattdrucke in Frankreich in erster Linie in Voraussetzung einer gewissen Kenntnis der aktuellen Situation wertende Kommentierungen und interpretierende Einordnungen boten, erfüllten sie im Reich die Funktion ereignisbezogener Kurzberichte, die trotz parteinehmender Tendenz primär informierend angelegt waren und somit im gesamten Mediengefüge eine andere Funktion als die gleichen Medien in Frankreich erfüllten. Gemeinsam war dagegen beiden Untersuchungsräumen, dass rein lateinische Druckpublikationen, welche zwar den Rezipientenkreis territorial erweiterten (Export ins Ausland), jedoch sozial verengten, 1589 kaum, weder als Flugschriften noch als Flugblätter, erschienen.98 Für den überregionalen Verkauf geeignete mehrsprachige Einblattdrucke waren dagegen im Reich recht häufig, anders als in Frankreich, wo die Mediennutzung stärker ausschließlich auf den Binnenmarkt konzentriert war, wobei v. a. die Liga eine enge Verzahnung verschiedener Medien initiierte, wie bspw. die Präsentation von Flugblättern im Zuge von Prozessionen. Gerade der Zuschnitt ligistischer Medien, Flugschriften und Flugblätter für die ‚naive Masseʻ, rief kritisch­distanzierte Äußerungen von Zeitgenossen wie Pierre de L’Estoile hervor, die als Angehörige einer gebildeteren Bevölkerungsschicht über verschiedene alternative Informationskanäle und Medien verfügten, was sich für das Reich ebenso wie für Frankreich feststellen lässt.99 Die Informationskanäle umfassten persönliche Kontakte, mündlich kursierende Gerüchte, Druckpublikationen, handgeschriebene Zeitungen und Briefverkehr. Allerdings resultierte aus der umfangreichen, pluralen Bereitstellung von Nachrichten auch Verunsicherung und Misstrauen100 aufgrund der in den Medien unvermittelt nebeneinanderstehen98 In England erschienen die englischsprachigen Flugschriften zwischen 1588 und 1590 mit einer stark auf den Frieden ausgerichteten Argumentation. Dagegen positionierten sich die französischsprachigen, in London redigierten Druckpublikationen, welche sich an Exilanten in England richteten und zum Export nach Frankreich vorgesehen waren, deutlich aufseiten einer Partei, nämlich der französischen Reformierten (vgl. Pittion: Ni livres ni gazettes, S. 23). 99 In Frankreich: der Magistrat LʼEstoile, der maître des requêtes Brûlart; im Reich: der Ratsherr Weinsberg, der Handelsschreiber Kölderer. 100 Vgl. hierzu Jacques-Auguste de Thou in Frankreich und Georg Kölderer im Reich.

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6 Historischer Vergleich der Flugschriften und Flugblätter zu den Religionskriegen

den unterschiedlichen oder gar gegensätzlichen Interpretationen zum jüngsten Geschehen, was von dem Rezipienten selbst zu einem gewissen Grad ‚Medienkompetenzʻ einforderte. Abhängig von Interesse, Lesefähigkeit und den finanziellen Mitteln konnten also verschiedene Leser(gruppen) in unterschiedlichem Umfang, unterschiedlicher Intensität und Breite die Religionskriegsnachrichten aus den Flugschriften und Flugblättern sowie anderen alternativen Informationsquellen rezipieren, wobei ihre soziale Stellung, die politischen Kontakte, die religiöse Zugehörigkeit und die intellektuelle Verortung ebenfalls über die Nachrichtenzugänglichkeit und den Denkrahmen, in den die jüngsten Nachrichten eingeordnet wurden, entschieden. Wie lohnenswert es ist, die Vorerwartungen sowie den Denkrahmen für die Einschätzungen der zeitgenössischen Ereignisse wie auch der hierauf bezogenen Religionskriegsnachrichten auszuwerten, wurde an dem Fall von Pierre de L’Estoile in Frankreich und Georg Kölderer im Reich exemplarisch offengelegt.

7 FAZIT: ENTWICKLUNG DER MEDIALEN KONSTELLATION IN FRANKREICH UND IM HEILIGEN RÖMISCHEN REICH ANHAND DER RELIGIONSKRIEGSNACHRICHTEN 1589 „Wie stellte sich die Medialität der Religionskriege in der Phase von der Ermordung der Guise bis zum Mord an Heinrich III., von den zeitgenössischen Flugschriften und Flugblättern in Frankreich und im Heiligen Römischen Reich ausgehend, in vergleichender Perspektive dar?“1

So lautete die Ausgangsfrage der Studie. Hierzu wurden verschiedene Aspekte der Medialität der Religionskriege analysiert, was von Rahmenbedingungen und Medienverbund über Akteure und Praktiken, Darstellungsweisen und Themen bis hin zu Distributions- und Rezeptionsprozessen umfasste. Vergleichend wurde anhand des konkreten Phänomens der Religionskriegsnachrichten zu der Phase vom Dezember 1588 bis August 1589 in Flugblättern, Einblattdrucken und Flugschriften die jeweils spezifische mediale Konstellation in Frankreich und im Reich entwickelt. Medialität wurde hier integrativ als ein unhierarchisch gedachtes, verzahntes Gebilde aus einer Vielzahl an Faktoren definiert, welche Kommunikation, die sich durch ein konkretes Medium vollzieht, bedingen und ausmachen.2 Dabei wurden entlang von sieben Untersuchungsbereichen zentrale Forschungsfelder und offene Forschungsfragen der Medien- und Kommunikationsforschung mit der Forschung zu den Französischen Religionskriegen verbunden. So wurden in der vorliegenden Studie zentrale Aspekte von Professionalisierung und politischer Lenkung, Mobilisierung des Druckmarkts und Ausdifferenzierung des Medienverbunds und ebenso die Profilierung der Akteure im Druckgewerbe, Typisierungen und Produktionspraktiken ausführlich behandelt. Außerdem wurden Schwerpunkte auf die Darstellungsweisen, die Themenwahl, auch im Verhältnis zu Ereignis und Diskursrahmen, den Denkrahmen und die Rezeptionszusammenhänge gesetzt. Die wichtigsten Ergebnisse lassen sich in elf Punkten zusammenfassen: 1. Strukturelle Prägungen der Rahmenbedingungen des Druckgewerbes behielten trotz situativer Anpassungen in Reaktion auf die politische Situation 1589 ihre Relevanz: Etablierte Druckzentren mit Nachrichtenschwerpunkt, meist wirtschaftlich potente Großstädte mit Anbindung an die Postwege und einer administrativen oder bildungsaffinen Infrastruktur, bestimmten den Druckmarkt sowohl in Frankreich als auch im Reich. Der Tendenz zur Zentralisierung und Monopolisierung in Frankreich, was Straßennetz und Druckzentren, Organisation des Zensurwesens ebenso wie politische Machtzentren anging, standen im Reich kleinräumigere und damit heterogenere Regelungen auf Ebene von Einzelterritorien bzw. innerhalb einzelner Städte gegenüber. Diese 1 2

Kap. 1.1. Vgl. Kap. 1.3.1.

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7 Fazit: Entwicklung der medialen Konstellation

Diversität von Druckzentren spiegelte sich darin, wie der Anteil der Religionskriegsnachrichten aus der ersten Jahreshälfte 1589 auf dem jeweiligen lokalen Druckmarkt changierte, von ca. zwei und drei Prozent in Köln und Frankfurt am Main bis zu einem Viertel der Gesamtjahresproduktion in Augsburg (reichsweit: ca. fünf Prozent). Bei aller Heterogenität zeigte sich im Reich eine große Kontinuität: Vor allem die etablierten Druckorte mit einer größeren Nachrichtenproduktion, in denen seit Jahren Werkstätten zu den Religionskriegen druckten, erwiesen sich auch 1589 am aktivsten. Die bereits erprobten Routen für den Nachrichtentransport ins Reich und die Vorrangstellung von Lyon neben Paris als Nachrichtenmittler ins benachbarte Reich blieben auch 1589 bestimmend. In Frankreich traten situativ bestimmte Anpassungen, welche die Interpretation als Ausnahmesituation untermauern, neben die fortdauernden strukturellen Prägungen: Besonders in dem im Norden Frankreichs dichten Netz von Straßen, Post- und Botenrouten mit Zentrierung auf Paris hin konkurrierten die politischen Parteien um die Kontrolle, wobei durch Konkurrenz und Doppelung von Organisationsstrukturen und Institutionen neben Überregulierung auch Spielräume, Alternativen und Umgehungsmöglichkeiten entstanden. Einerseits war die königliche Post dadurch beschränkt, dass Postorte und Straßen im Machtbereich der Liga lagen, welche wiederum etablierte Transportsysteme, städtische und universitäre Botendienste okkupierte. Andererseits wurden neue situative Lösungen zur Organisation des Nachrichtentransports geschaffen. Daneben machte der Übergang der wichtigsten Druckzentren an die Liga es notwendig, dass königlicherseits neue Druckorte wie Tours, das 1589 erst zum Regierungssitz des Königs und dann zum königlichen Druckzentrum avancierte, ausgebaut wurden. Situativ wurden auch Ereignisorte und Grenzorte zu Nachrichtenorten aufgewertet, was zum einen durch die geographische Lage, zum anderen durch die Zugehörigkeit des jeweiligen Ortes zum Machtbereich der Liga oder aber der königlichen Partei bedingt war. Die 1589 fassbare Mobilisierung des französischen Druckgewerbes fand in der Beteiligung unterschiedlichster Druckorte und Werkstätten sowie Autoren ohne Nachrichtenschwerpunkt an den Religionskriegsnachrichten Ausdruck,3 welche annähernd 90 Prozent der Gesamtjahresproduktion in Frankreich ausmachten. 2. Trotz der Politischen Lenkungsversuche zeigte der Druckmarkt – im Reich und in Frankreich zu einem unterschiedlichen Grad – eine gewisse systemische Eigenständigkeit und Tendenz zur Professionalisierung. In Frankreich äußerte sich die 1589 greifbare Mobilisierung und Politisierung des Druckgewerbes zum einen im Medienzugriff der politischen Akteure,4 die durch positive Anreize wie Auftragsarbeiten, durch Kontrolle u. a. mit Straßensperren und Hausdurchsuchungen und rigide Strafen in den Druckmarkt eingriffen. Durch mündliche Weitergabe, Schmuggel und Vertrieb verbotener Druckpublikationen wurden Sperren und Kontrollen, von denen auch das Reich 3 4

Vgl. Kap. 7 (Pkt. 3). Vgl. Kap. 7 (Pkt. 4).

7 Fazit: Entwicklung der medialen Konstellation

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betroffen war, umgangen, so dass Spielräume bestanden. Innerhalb des Reichs ließen sich punktuell verschiedene Lenkungs- und Steuerungsversuche durch französische und deutsche fürstliche und städtische Obrigkeiten ausmachen, die von der Platzierung einer Flugschrift durch einen lothringischen Agenten bis zum Druckverbot für eine Schrift durch den kurpfälzischen Rat reichten. Neben diesen Eingriffen in den Druckmarkt bestand ein wesentlicher Aspekt politischer Einflussnahme darin, dass Informationen aus dem politischen Machtbereich gezielt von politischen Akteuren dem Nachrichtenfluss zugeführt wurden und damit bereits parteilich vorselektiert waren. Die Mobilisierung und Politisierung des französischen Druckgewerbes äußerte sich zum anderen darin, dass sich Drucker und Buchhändler-Verleger in Frankreich selbsttätig auf eine der Religionsparteien hin orientierten. Dabei verzahnte sich die eigene religionspolitische Orientierung mit der Möglichkeit, Privilegierungen, Subventionierungen und finanzielle Entschädigungen zu genießen, in jeweils individueller Ausprägung. Als Synergieeffekt profitierten die französischen Parteien, am stärksten die Liga, vom Engagement ebenso wie dem Handelsnetz der Drucker und Buchhändler. Indem im Machtbereich der Liga die strikten königlichen Regulierungen entfielen, wurden Neugründungen beruflicher und sozialer Aufsteiger befördert, die aufgrund der Übersättigung des in der Rezession befindlichen Marktes jedoch vielfach ohne Zukunftschancen waren. Mit dem Zwang zur Umsiedlung königstreuer Offizinen aus den mehrheitlich ligistischen Druckzentren erfolgte eine politisch subventionierte Druckmarkterschließung, woraus nicht immer dauerhaft die Etablierung eines neuen Druckorts folgte. So wirkten die Religionskriege 1589 zwar als ‚Motorʻ der Druckmarktentwicklung, hier besonders der Diversifizierung, jedoch ohne in allen Fällen eine Langzeitwirkung zu entfalten. Im Reich hoben sich einerseits diejenigen reichsstädtischen Druckzentren in den Religionskriegsnachrichten hervor, die durch die geographische Nähe oder aber diplomatische und wirtschaftliche Beziehungen mit Frankreich in Verbindung standen, andererseits förderten einzelne frankophone Gruppen wie die exilierten Drucker oder die Reichsfürsten mit einer engagierten Frankreichpolitik5 weder eine besonders ausgeprägte Druckproduktion noch zeigten sie eine explizite religionspolitische Positionierung. Die Professionalisierung offenbarte sich im Reich in den Religionskriegsnachrichten als einem Feld der Erprobung gedruckter Auslandsnachrichten, wie u. a. im weitgehenden Verzicht auf eine radikale religiöse Sprache und im schnellen Nachrichtenlauf deutlich wurde: Binnen zwei bis drei Wochen nach dem Ereignis lagen erste Meldungen im Reich vor, die nach knapp einer Woche bereits als Druckpublikationen zirkulierten. Dabei profitierte das Druckgewerbe im Reich von der handgeschriebenen Zeitung, welche als Vorlage häufiger für Flugschriften herangezogen wurde. Dies konnte exemplarisch anhand der Meldungen in den Fuggerzeitungen, die vielfach Übereinstimmungen mit Druckpublikationen zeigten, vorge5

D. h. Beteiligung an der Diskussion über ein Eingreifen in Frankreich, Unterstützung der französischen Gesandten, Bereitstellung von Geldmitteln, Zulassung von Söldnerwerbungen.

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7 Fazit: Entwicklung der medialen Konstellation

führt werden. Die Nachrichtenvermittlung im Reich über handgeschriebene Zeitungen war mit dem länderübergreifend organisierten Nachrichtentransport bereits professionell geregelt, konnte im Nachrichtenlauf mit einem fürstlichen Sonderboten mithalten und bot regelmäßig erscheinende, weitgehend sachliche Informationen, die für prinzipiell jeden zugänglich waren. Mit einem anderen Zuschnitt von Professionalität, welche auf den länderübergreifenden Vertrieb anspruchsvollerer Druckpublikationen zu den Französischen Religionskriegen gerichtet war, spielte die Frankfurter Messe in der Distribution von Religionskriegsnachrichten eine, wenn auch untergeordnete Rolle. 3. Unterschiede zwischen In- und Auslandsnachrichten zeigten sich ausgeprägt im Profil der Akteure des Druckgewerbes und ihren Offizinen. In Frankreich widmeten sich unterschiedlichste Offizinen, deren Struktur und Ausrichtung sich stark unterschied, den Religionskriegsnachrichten: Dies schloss Großoffizinen in Paris und einige wenige weitere Häuser wie Pillehotte in Lyon und Colomiès in Toulouse mit einem frankreichweiten Einfluss auf dem Druckmarkt ein, die trotz eines gewissen Handlungsspielraums mehrheitlich im Sinne der Liga produzierten. Hinzu kamen kleinere und mittlere Unternehmen, die oft eine abwartende Haltung angesichts der noch unklaren weiteren politischen Entwicklungen zeigten. Schließlich produzierten die neugegründeten Werkstätten, die von Gelegenheitsdruckern mit Gesellenstatus, von Lehrlingen oder auch Kolporteuren dank der gelockerten Regulierungen im Machtbereich der Liga errichtet wurden, ohne Mitarbeiterstab und auf den lokalen Markt beschränkt Flugschriften und Flugblätter zu den Französischen Religionskriegen. Ein Großteil dieser ‚Pop­upʻ­Unternehmen bestand angesichts von Konkurrenzdruck und Rezession kaum über das Jahr 1589 hinaus. Bei den Großoffizinen zeigte sich mit dem Buchhändler­Verleger, der sich in der Funktion vom Drucker klar abgrenzte, die Tendenz zur stärkeren beruflichen Ausdifferenzierung. Da sich 1589 auch Werkstätten, die keine Spezialisierung auf Nachrichten herausgebildet hatten, ebenso wie Autoren und Bearbeiter mit unterschiedlichstem Hintergrund an den Religionskriegsnachrichten beteiligten, wurde eine recht weitreichende Mobilisierung im Druckgewerbe erreicht, wobei sich Abhängigkeiten und Klientel-Verhältnisse mit der religiösen Überzeugung und dem finanziellen Anreiz und nicht zuletzt dem Druck durch die Viertelvorsteher, die Pfarrgemeinden etc. in einer je individuellen Ausprägung vermischten. Neben professionellen Schreibern aus dem Nachrichtenbereich verfassten auch Magistrate und Beamte, Universitätsangehörige und Juristen aufseiten Heinrichs III. und der Liga sowie der ideologisch der Liga nahestehende katholische Klerus 1589 die Religionskriegsnachrichten in Frankreich. Im Reich traten v. a. einzelne etablierte Nachrichtendrucker mit einer oft monopolartigen Stellung auf, deren meist kleinere bis mittlere Werkstätten innerhalb einiger Druckzentren mit einer gewissen Kontinuität zu den Religionskriegen druckten. Sie dominierten im Reich 1589 einen recht stark professionalisierten Nachrichtendruckmarkt zumeist mit unparteilichen oder aber königsnahen oder protestantenfreundlichen Druckpublikationen und auch die wenigen bekannten

7 Fazit: Entwicklung der medialen Konstellation

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Autoren, Bearbeiter und Übersetzer wiesen das Profil von professionellen Schreibern im Nachrichtenbereich auf. Indifferente Übernahmen von Inhalten offenbarten die im Hintergrund stehenden ökonomischen Interessen, während offensive religionspolitische Positionierungen (Jobin-Fischart) oder auch ein augenfälliges Engagement von Anrainern oder von frankophonen Exilanten (Hogenberg) nur punktuell fassbar waren. Vereinzelt kamen Betriebe mit Mischprogramm oder Neugründungen hinzu, welche das gestiegene Interesse an Religionskriegsnachrichten zu nutzen versuchten, um eigene Offizinen zu etablieren, die jedoch oft nur für kurze Zeit bestanden. Die Verlegertätigkeit mit einem Nachrichtenschwerpunkt bildete die Ausnahme. Beiden Untersuchungsräumen war die ausgeprägte Monopolisierung des Druckmarkts gemein. Auch wenn eine große Zahl an Unternehmen sich in Frankreich an Religionskriegsnachrichten beteiligten, lag die umfangreiche, regelmäßige und qualitätvolle Produktion – oft mit Privilegierungen einhergehend – in der Hand einiger weniger Betriebe. Im Reich waren nur wenige Werkstätten mit Religionskriegsnachrichten überhaupt fassbar. Die angesprochene Monopolisierung zeigte sich umso deutlicher, je kleiner der lokale Druckmarkt war: Es hing stark vom Engagement einzelner Offizinen oder auch Personen ab (u. a. Pillehotte in Lyon, Heußler in Nürnberg), von ihren Netzwerken und ihrer Druckpraxis, in welchem Umfang und mit welchem Tenor Religionskriegsnachrichten erschienen. 4. Die Aneignung und Nutzung einzelner Medien im Medienverbund in Frankreich zeigte 1589 eine jeweils parteispezifische Ausprägung: Aufgrund der heterogenen Struktur der Liga war auch die Mediennutzung, die nur begrenzt von einer Zentrale gesteuert werden konnte, äußerst vielfältig. Neben Flugschriften und Flugblätter trat zum einen die politische Mobilisierung der Untertanen durch die Predigt, die teils durch bezahlte Prediger, teils durch ‚Überzeugungstäterʻ als eine face­to­face­basierte Kommunikation erfolgte, zum anderen die Inszenierung gemeinschaftlichen Handelns (Körpermedium; symbolische Kommunikation) als integratives Instrument. Gegenüber der königlichen und auch der protestantischen zeichnete sich die ligistische Mediennutzung durch eine quasi Omnipräsenz sowie die Mobilisierung der Untertanen und eine situative Aneignung bestimmter Kommunikationsbereiche durch die Bevölkerung aus. In der ersten Jahreshälfte dominierte die Liga unangefochten den Druckmarkt, auf dem neben offiziell­amtlichen Publikationen Streit­ und Schmähschriften, meist aus Paris, und militärische Berichte kursierten. Die Dezentralität und Heterogenität gründete nicht zuletzt darin, dass selbständig publizierte Parteinahmen und Positionierungen hochrangiger Adliger oder der französischen Städte durch die Liga ebenso vereinnahmt wurden wie Äußerungen von autoritären, in ihrer Legitimation gefestigten Institutionen wie den parlements oder vonseiten des Papstes – auch gegen deren Willen. Heinrich III. richtete sich vorrangig in persönlich adressierten Schreiben an die politisch potenten Kreise in Adel, städtischem Magistrat und den parlements. Zwar nutzte die Liga ebenfalls diesen Kommunikationsweg, doch erlangte er durch den breiten Zugriff auf den gesamten Medienverbund nicht die Präsenz

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7 Fazit: Entwicklung der medialen Konstellation

wie in der deutlich reduzierteren königlichen Mediennutzung. Königsnahe Predigten und Druckpublikationen als medial gestützte Kommunikation gegenüber einer breiten Bevölkerung traten nachgeordnet auf. Damit reagierte die königliche Seite nur zögerlich auf den medial von der Liga stimulierten politischen Druck, den die Liga über die Radikalisierung und Mobilisierung auch einer breiteren Bevölkerung aufzubauen versuchte. Erst in Reaktion auf den ligistischen Einsatz von Druckpublikationen passte die königliche Seite ihre Mediennutzung an. Heinrich III. stritt grundsätzlich die Notwendigkeit zur öffentlichen Rechtfertigung ab und stellte damit der ligistischen Position bzw. den vielfältigen-heterogenen Positionen eine eigene Lesart gar nicht oder nur verspätet entgegen. Auch die königliche Taktik, kritische Themen wie die rechtlich problematische Tötung des Kardinals von Guise oder die Wiederanerkennung des exkommunizierten Navarra in den Druckmedien zu vermeiden,6 bestätigt und spezifiziert das vorherrschende Urteil vom Defizit der königlichen Mediennutzung. Einerseits sicherte Heinrich III. durch die Auftragsvergabe im Rückgriff auf existierende Loyalitätsverhältnisse (u. a. Jamet Mettayer) und durch seine Privilegierungspraxis recht weitreichend die zentrale Lenkung des königlich bestimmten Druckmarktsegments, andererseits traten kaum Autoren, Drucker und Verleger mit selbständigen royalistischen Druckpublikationen auf den Markt. Dementsprechend dominierten hier offiziell­amtliche Publikationen, die einen versöhnlichen Tenor aufwiesen, wie dies der auf Rekonziliation und Stabilisierung ausgerichteten Politik Heinrichs III. 1589 entsprach. Schmähschriften gegen die Liga blieben in der ersten Jahreshälfte die Ausnahme. Da die Mediennutzung Heinrichs von Navarra bis zur Jahresmitte 1589 an derjenigen Heinrichs III. orientiert war, um eine politische Annäherung an Heinrich III. nicht durch unangemessen offensive Angriffe und Diffamierungen zu gefährden, zeigte sie ähnliche Parameter (wenige, dann offizielle Druckpublikationen, Rückgriff auf Loyalitätsverhältnisse, eine Zentrale). Mit der Thronbesteigung Navarras als Heinrich IV. wurde die Mediennutzung jedoch stärker auf bereits von der Liga erprobte, offensivere Darstellungsweisen und Argumentationsstrategien hin ausgerichtet und eine dezidiert protestantische Lesart in Bezug auf die Ermordung Heinrichs III. und den ‚mörderischen Mönchʻ formuliert. Durch ihre Privilegierungspraxis, Abhängigkeitsverhältnisse und Klientelbeziehungen verfügten sämtliche der Parteien über Steuerungsinstrumente, die zwischen den Polen von Anreiz, Kontrolle und Bestrafung changierten. Die Nutzung der einzelnen Medien im Medienverbund durch politische Akteure war im Reich durchaus fassbar.7 Nur für ein kleineres Segment an Druckpublikationen zeigte sich ein dezidiert religionspolitisch geprägter, dabei spezifisch protestantischer Medienzugriff, der von den Druckverantwortlichen, nicht 6 7

Im diplomatischen Austausch mit Rom stand die Tötung des Kardinals Ludwig von Guise dagegen im Fokus. Vgl. Kap. 7 (Pkt. 2).

7 Fazit: Entwicklung der medialen Konstellation

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aber der Obrigkeit bestimmt zu sein scheint.8 Nach aktuellem Kenntnisstand zeichnete sich jedoch in Bezug auf die dominierenden Distanzmedien, v. a. handgeschriebene und gedruckte Nachrichten, eher ein distanziertes Berichten ab. Hinzu traten eine weitreichend professionalisierte Organisation, die ökonomische Ausrichtung und eine moderate religionspolitische Haltung, statt einer dezidierten politischen Lenkung. 5. In dem noch wenig erforschten Bereich der Praxis der Druckproduktion des Tagesschrifttums offenbarte die Analyse der Flugschriften und Flugblätter, wie stark ein pragmatischer, situationsgebundener Zugriff vorherrschte, der von Ausprobieren, Neujustieren und einer gewissen Zufälligkeit geprägt war. Dies blieb in Form von unsauberen und nur geringfügig überarbeiteten Übernahmen, Brüchen oder Widersprüchlichkeiten beim Zusammengruppieren von Material unterschiedlicher Provenienz sichtbar (‚Spurenʻ), trotz einer gewissen Tendenz zur Standardisierung auf formaler Ebene. Die Eigenproduktionen, welche die Offizinen verantworteten, waren, wie sich für Flugschriften und Einblattdrucke in Frankreich beobachten ließ, in Form, Sprache, Stil und ideologischer Ausrichtung geschlossener, während im Reich solche selbständigen Schriften kaum auftraten. Da wenig überarbeitete Übernahmen von Vorlagen im Reich die Regel waren, lag der Grund für den wesentlich anderen Zuschnitt der Religionskriegsnachrichten nicht in der Bearbeitung, sondern in der Selektion: Ein kleines Segment der französischen Religionskriegspublikationen, die königlichen, königsnahen, protestantischen und pro-navarrischen Druckpublikationen, wurde durch exklusive Aufnahme im Reich bestimmend für den deutschen Druckmarkt, auf dem die in Frankreich dominierenden ligistischen Publikationen auf einen verschwindend geringen Anteil zurückgedrängt wurden.9 Abgrenzungen gegenüber dem französischen Druckmarkt und den französischen Religionskriegsnachrichten zeigten sich hier in aller Deutlichkeit. Auf quantitativer Ebene unterschied die Fülle verfügbaren Materials die Informationsbeschaffung in Frankreich und im Reich – wo aus dem gemeinsamen Informationsfundus zahlreiche Überschneidungen resultierten – grundlegend. Auf qualitativer Ebene trat einerseits der Grad politischer Involvierung in den Druckmarkt, andererseits die unterschiedliche Ausprägung des Medienverbunds hinzu. Deutlich zeigte sich dies im Fall der handgeschriebenen Zeitungen, die in Frankreich noch nicht existierten, im Reich aber als zentrales Informationsmedium, nicht zuletzt für die Druckpublikationen, dienten. Die Auswahlkriterien für das Tagesschrifttum, welche sich in der Einschätzung der Attraktivität für den potentiellen Käufer einerseits und in einer Kosten-NutzenRechnung andererseits ausdrückten, ähnelten sich in beiden Untersuchungsräumen: Glaubwürdigkeit, aktuelle Relevanz, Sensationscharakter und Bekanntheit bzw. Prominenz der Beteiligten neben der Eignung der Vorlage aufgrund von Kürze und Verständlichkeit, der Zugänglichkeit und dem geringen Überar8 9

Vgl. Kap. 7 (Pkt. 10). Nur zwei Werke im Reich vertraten eine dezidiert ligistische Position.

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beitungsaufwand sowie der Möglichkeit zur Gewinnmaximierung. Die auffällig häufigen Überschneidungen waren zunächst einmal durch ein gemeinsames Repertoire an Vorlagen bedingt, was auf die Notwendigkeit des Anknüpfens an bereits kursierende Nachrichten ebenso wie auf eine zumindest im Reich bestehende Materialknappheit verweist. Zudem boten die Wiederaufnahmen von bereits kursierenden Druckpublikationen – als Nachdrucke, Kompilationen mehrerer Publikationen und Zitation von Text- und Bildelementen – den Vorteil, dass mit nur geringem Arbeitsaufwand ein Werk produziert werden konnte, das einerseits bereits die Akzeptanz der (zensierenden) Obrigkeit gefunden und sich andererseits als gut verkäuflich erwiesen hatte. 1589 erfolgten kaum Rückgriffe auf wesentlich ältere Publikationen, die dann durch Änderungen von Namen und Daten oder abweichende Titel aktualisiert wurden. Als Wiederaufnahme erwies sich ein Fall von Re-Import deutscher Religionskriegsnachrichten 1589 nach Frankreich als spannend, der nahelegt, dass statt von einem monodirektionalen, von einem wechselseitigen, asymmetrischen Kommunikationsprozess zwischen Frankreich und dem Reich gesprochen werden sollte. Die verwendeten Vorlagen wurden paraphrasiert und gekürzt, variiert, mit anderem Material in veränderter Zusammenstellung gruppiert sowie neu ausgedeutet. Die Aneignung der Druckpublikationen anderer Werkstätten reichte vom kaum überarbeiteten Nachdruck über die intensive Kommentierung bis zur Aufnahme als Informationsquelle für eine eigene Publikation. Im Reich blieben die Druckpublikationen allerdings meist eng an der französischen gedruckten oder deutschen handschriftlichen Vorlage. Der Wechsel von Kommunikationskanälen und Medien sorgte für eine Änderung des Streuungsradius und potentiellen Publikums. Kommentierungen, die in Frankreich oft in Reaktion auf bereits kursierende Schreiben, im Reich im Regelfall als Überarbeitungsschritt für die aus Frankreich übernommenen Vorlagen erfolgten, traten in Vor- und Nachrede, in Form von Marginalien oder im Textverlauf auf. Diese Kommentierungen drückten eine Relativierung bis hin zu Distanzierung oder Widerspruch gegenüber dem Text aus, um so den Leser zu lenken und zu beeinflussen. In den Übersetzungen französischer Vorlagen im Reich führten Auslassungen, Betonungen bestimmter Textpassagen und die Wahl von Begriffen mit anderem Bedeutungsgehalt zu erheblichen Veränderungen gegenüber dem Referenztext, wobei die Quellen nicht immer verraten, wie absichtsvoll diese Abweichungen erfolgten. 6. Flugschriften und Flugblätter zu den Religionskriegen zeigten 1589 zum einen medienspezifische Züge und bildeten zum anderen jeweils eigene Funktionen und Charakteristika heraus. Boten Flugschriften Begründungen und Entwicklungen, unter Einbeziehung der Bürgerkriege oder auch der ganzen Regierungszeit Heinrichs III., wiesen sie in Frankreich, mit der Heterogenität der Autoren und Druckverantwortlichen einhergehend, eine große Bandbreite an Textsorten, Argumentationsweisen, Sprachstilen und inhaltlichen Schwerpunktsetzungen auf. Dieses weite Spektrum reichte von den affektiven, simplifizierenden Darstellungen über narrative, faktenzentrierte Berichte oder auch offizielle, im Duktus anspruchsvollere Schriften bis hin zu politik-

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theoretischen, komplexeren Diskursen. Die Publikationen lehnten sich hinsichtlich Stil, Sprachwahl und Aufbau an erprobte Erzählformate und Publikationstypen an, übernahmen auch Verfahrensweisen und argumentative Strategien aus anderen Kontexten. Die französischen Druckpublikationen versuchten zu einem Großteil den französischen Rezipienten als potentiellen Akteur zu involvieren, indem sie ihn zu einer aktiven Positionierung oder gar zum Handeln herausforderten. Vor allem in den Liga-Publikationen war die bildliche und textliche Sprache ins Extreme gesteigert (Einsatz u. a. von Inversionen, Ironie, Antithesen). Im Reich war die sprachliche Ausgestaltung und emotional­affektive Aufladung stark reduziert und die Religionskriegsnachrichten blieben als Auslandsnachrichten distanziert. In den deutschen Flugschriften dominierten offiziell­königliche Dokumente Heinrichs III. und Heinrichs von Navarra, mit einer gehobenen, klaren Sprache, neben Ereignisberichten und seltener Kommentaren, teilweise auch abstrahierenden Einordnungen in einen größeren Kontext. Eine ereignisbasierte, informative, dabei aber parteilich eingefärbte Darstellung bildete den Regelfall. Obgleich ein offensiver, angreifender Tenor im Reich die Ausnahme darstellte und Streit- und Schmähschriften kaum präsent waren, zeichnete sich einerseits eine obrigkeitsnahe, königsfreundliche und andererseits eine religionspolitisch motivierte Selektion der Informationen ab. Die vorrangig protestantische Prägung der Druckzentren und Offizinen im Reich machte sich auch in der Nachrichtenwahl bemerkbar. Die allgemeine Tendenz in Flugblättern zur Reduktion auf eine Kernaussage fand in Frankreich und im Reich eine unterschiedliche Ausprägung. In Frankreich wurde in Flugblättern und Einblattdrucken das jüngste Geschehen, besonders die beiden Morde, unter Voraussetzung von Vorkenntnissen bzw. Hintergrundwissen meist bewertend kommentiert und interpretierend eingeordnet. Hierbei stand, wie auch in den Flugschriften, die Bewertung der Herrschaft Heinrichs III. und insbesondere seiner Legitimität im Vordergrund. Im Reich erfolgte trotz parteinehmender Tendenzen und einer dramatisierenden Zuspitzung, u. a. auf den Moment des Mordes, eine fast ausschließliche Konzentration auf eine informierende Ereignisdarstellung, wobei auch auf bekannte Darstellungsschemata (Verbrechen und Bestrafung) zurückgegriffen wurde. Bildund Textteile waren für die verschränkte Lektüre konzipiert. Die Bildteile konnten nur selten einer französischen Vorlage zugeordnet werden, was im Spannungsverhältnis von schwierigen Überlieferungsbedingungen dieser Quellen und der Beobachtung einer größeren Selbständigkeit der Bild- gegenüber der Textproduktion zu sehen ist. Standardisierungen der Flugblätter waren auch weniger ausgeprägt als im Fall der Flugschriften, die sich ebenfalls von situativen, pragmatischen und experimentellen Lösungen geprägt zeigten. Trotz einer sichtbar unterschiedlichen Profilierung wurde deutlich, dass Flugschriften und Flugblätter in mancher Hinsicht noch als unbestimmt und zuweisungsoffen bestanden; so konnte eine Publikation zugleich unterhaltend (z. B. fiktiver Erzählrahmen), belehrend (u. a. historische Parallelen) und informativ in Bezug auf das jüngste Geschehen (z. B. Eckdaten eines Ereignisses) sein. Im Kontrast zu der in Form und Funktion spezifischen Ausprägung handgeschrie-

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bener Zeitungen offenbarte sich hier ein zeitversetzter Ablauf im Ausdifferenzierungsprozess des Mediensystems Ende des 16. Jahrhunderts. 7. Glaubwürdigkeit, Autorität und die Einbeziehung des Lesers waren zentrale Leitfragen für die Darstellungsweise der Flugschriften und Flugblätter. Gattungszuweisungen und Selbstbeschreibungen, lebendige Darstellungen durch aussagekräftige Sprachbilder und Metaphern sowie die Suggestion, dass der Leser sich selbst ein Urteil bilde, zielten darauf, diesen affektiv und intellektuell zu gewinnen. Für ein Massenpublikum wurden die Druckpublikationen mit Bibelzitaten, Vernakularsprache, reduziertem Wortschatz, häufigen Wiederholungen und einem Zuschnitt auf lautes Vorlesen aufbereitet. Bezüglich der Beglaubigungsstrategien kristallisierten sich 1589 in Frankreich und im Reich ähnliche Verfahren heraus: Die Autorität des Autors als Person oder qua Amt bzw. Stellung wurde maßgeblich als Glaubwürdigkeitsausweis inszeniert. Nur wenn die Publikation als Karriereempfehlung des Verfassers fungierte oder die Verkaufbarkeit durch die Benennung des Autors gesteigert wurde, wurde der Normalfall der Anonymität durchbrochen. Daneben waren Nachprüfbarkeit, Nachvollziehbarkeit sowie Plausibilität, Detailgenauigkeit, das Anknüpfen an Darstellungstraditionen und die Aufnahme von bereits bekannten ‚Faktenʻ sowie plakative Selbstzuweisungen als wahr anzutreffen. Ein Spezifikum im Reich war die enge Orientierung an der französischen Vorlage, auf die oft explizit hingewiesen wurde, um Nähe zum Geschehen zu suggerieren. Dagegen war in Frankreich ein anderes Kriterium stark ausgeprägt, das im Reich weniger eindringlich bemüht wurde: die ‚richtige Sacheʻ, d. h. das Einstehen für die Religion und die Interessen Frankreichs. Wiederholungen wurden v. a. eingesetzt, um die Einprägsamkeit, Überzeugungskraft und die Reichweite einer Ansicht zu erhöhen, wobei intellektuell und affektiv aufgeladene Muster, die wiederaufgenommen und repetiert wurden (u. a. Märtyrer-Inszenierung; Hexereivorwurf) eine besondere Prägekraft entfalteten. Die unbesetzte Person Cléments ließ sich für eigene Zuweisungen nutzen, als Vorbild, Identifikationsfigur oder aber ‚Beweisʻ der Erwähltheit der Liga. Rückgriffe auf bereits existierende Urteile erfolgten auch durch Rekurse auf die Geschichte, welche Parallelen, Verständnisschlüssel und Charakterisierungen lieferten sowie Handlungsoptionen aufzeigten. Der verbreiteten Weigerung im Reich entsprechend, dem Konflikt einen religiösen Charakter zuzusprechen, wurden dort keine biblisch-heilsgeschichtlichen Begründungen aufgenommen. Hinsichtlich der Argumentationsfelder zeigten sich in Frankreich und im Reich zwar Übereinstimmungen, doch die Breite des Spektrums und die Tiefenschärfe unterschieden sich erheblich wie bspw. im Bild des Herzogs von Guise deutlich wird, das die Religionskriegsnachrichten entwarfen. Im Reich traten die Publikationen Heinrichs III. und Heinrichs von Navarra auch hinsichtlich ihrer sprachlichen Ausgestaltung mit Metaphern etc. deutlicher hervor, da die Sprachgewalt der Liga dort als Konkurrenz entfiel. 8. Inwiefern prägten die als Medienereignisse beschreibbaren Morde von Blois und Saint-Cloud die inhaltliche Ausrichtung der Flugschriften und Flugblätter 1589? Zunächst bildeten die Morde von Blois und Saint-Cloud

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übereinstimmend in Frankreich und im Reich die zentralen ereignisbezogenen Themen der Flugschriften und Flugblätter, neben denen noch bestenfalls der Waffenstillstand der beiden Könige als Thema oder Publikationsanlass herausragende Bedeutung erlangte. Die Morde von Blois und Saint-Cloud ließen sich als außergewöhnlich erscheinendes, politisch relevantes Geschehen als Kristallisationspunkte der aktuellen politischen Situation gut medial ausdeuten und umsetzen. Komplexe Hintergründe, rechtspolitische, religionspolitische und dynastische Fragen wurden zugunsten von isolierbaren Ereignissen wie den beiden Morden stark reduziert und mit der Konzentration auf einige wenige Akteure der Konflikt personalisiert. Insbesondere fand dies in der antithetischen Gegenüberstellung von Heinrich von Guise und Heinrich III. Ausdruck. Wurde diese Kontrastierung der zentralen politischen Akteure in Frankreich v. a. ligistisch (d. h. Idealisierung von Guise, Heinrich III. als Antityp), im Reich königsnah (vice versa) ausgedeutet, zeigte sich hierin auch eine gewisse Arbitrarität der Zuweisungen, die in Anknüpfung an vorgeprägte Urteile vorgenommen wurden.10 Blois wurde nach dem Dezember 1588 als Referenzpunkt in den Medien über Monate mit weiteren Bedeutungszuschreibungen versehen (Offenbarungscharakter), während der Königsmord nach einem eruptiven Medienausstoß des französischen und mit Abstrichen des deutschen Druckmarkts schnell zu einer Episode im Thronfolgestreit bzw. dem Konflikt um die Katholizität Frankreichs wurde. Neben dieser ereignisbezogenen Ausrichtung rückten andere inhaltliche Schwerpunktsetzungen in den Fokus, seitens der ligistischen Publikationen zum einen die Legitimation der Liga-Bewegung und ihres Handelns, zum anderen die Infragestellung der Regierungsfähigkeit Heinrichs III. Dies kam in einer Generalkritik der königlichen Religionspolitik und auch der persönlichen religiösen Haltung des Königs zum Ausdruck, d. h. im Versagen bei der Sicherung der Katholizität Frankreichs und in der exzessiv gelebten persönlichen Religiosität, die als Heuchelei bewertet wurde. Der politische Stil bzw. die Regierungsführung Heinrichs III., insbesondere die Aufwertung der Favoriten auf Kosten des etablierten Adels, bildete den zweiten Kritikkomplex. Hierzu kamen noch die diffamierenden Urteile über den Charakter und die Moral Heinrichs III. (u. a. Eidbrüchigkeit, abnorme Sexualität, Hexerei). Das fortwährend weitergesponnene Bild vom König als tyrannisch, unmoralisch, fehlgläubig und diabolisch, verräterisch und grausam wurde im Reich nur in einer (!) liganahen Schrift ausführlich thematisiert. Dem stellten die königlichen Druckpublikationen eine Präsentation der königlichen Politik als angemessen, alternativlos und legitim entgegen, was einerseits auf das Vorgehen in Blois bezogen war, andererseits sich auf die Bannung der als Rebellen verurteilten Liga-Führung und den Vertrag mit dem exkommunizierten Heinrich von Navarra richtete. Dass der König die Sicherung der katholischen Religion als zentrale Regierungsaufgabe bestimmte, war wesentliches Element seiner Selbstdarstellung. In einem gewissen Spannungsverhältnis hierzu behauptete Heinrich III., 10

Vgl. Kap. 7 (Pkt. 10).

418

7 Fazit: Entwicklung der medialen Konstellation

dass keine Rechtfertigungsnotwendigkeit seinerseits gegenüber den Untertanen bestehe. Angesichts der in Anzahl, Umfang und Breite überlegenen ligistischen Publikationen stand die königliche Position in Frankreich am Rand, wurde aber durch Selektion zur im Reich vorherrschenden Deutung der Französischen Religionskriege, so dass die Position Heinrichs III. im Reich weitestgehend unwidersprochen blieb. Mit der Präsentation Navarras als ‚erster Dienerʻ des Königs und legitimer Thronanwärter trat ab dem Frühjahr 1589 ein weiterer Publikationsstrang hinzu, dem im Reich eine größere Präsenz in den Religionskriegsnachrichten zukam als in Frankreich. Im Heiligen Römischen Reich dominierte ein königsfreundliches, gewinnendes bis idealisiertes Bild der beiden Monarchen. Nach der Ermordung im August 1589 erfolgte eine rasche Umorientierung der Liga auf Heinrich von Navarra als größtes Hindernis für die Katholizität Frankreichs und Navarras auf eine aggressivere Verteidigung seiner Thronansprüche sowie seiner Regierungskompetenz und -eignung hin. Heinrich III. war im Wesentlichen nur noch in der Begründung der Ansprüche der beiden Seiten präsent. Die Beobachtung, wie die verschiedenen Parteien die jüngsten Ereignisse interpretierten, war integraler Bestandteil der Nachrichten zu den Französischen Religionskriegen in Frankreich und im Reich, was eine gewisse Sensibilität der zeitgenössischen Akteure für die Bedeutung der Wahrnehmung und Kommunikation der Ereignisse anzeigt. 9. Ein vielgestaltiger Diskurs über Herrschaft, Herrschaftsbeschränkung und Widerstandsrecht stand in den Flugschriften und Flugblättern im Hintergrund der medialen Kommunikation in der ersten Jahreshälfte 1589. Die königliche Position zeigte in Frankreich und in Übernahme königlicher Publikationen im Reich zwei Argumentationslinien: Zum einen schrieben göttliches, natürliches sowie positives Recht und die Tradition Gehorsam gegenüber dem legitimen König vor, der sich nur vor Gott zu rechtfertigen habe, so dass Widerstand und selbst der Diskurs darüber prinzipiell unzulässig seien, zum anderen wurde Heinrich III. in seinem Handeln als legitim und berechtigt präsentiert, so dass kein konkreter Anlass zum Widerstand gegeben war. Dieses Diktieren eines als unumstößlich, nicht diskutierbar anzusehenden Standpunktes war zugleich eine Positionierung in der zeitgenössischen Diskussion und eine Verweigerung gegenüber dem konkreten Diskurs 1589 oder überhaupt der Diskutierbarkeit königlicher Herrschaft. Waren die Einschränkung und Kontrolle der Monarchie im Umfeld der Ständeversammlung in Blois von verschiedensten Autoren, häufig Pariser Seize, erwogen worden, wurde die Widerstandspflicht des Einzelnen bis hin zur Tötung des Tyrannen erst nach dem Königsmord als Erweiterung des Widerstandsrechts auf der Basis älterer Konzepte, u. a. der protestantischen Monarchomachen, umfänglich diskutiert. Aufgrund seiner tyrannischen Herrschaft, wie sie nach Ansicht der Liga im Vorgehen gegen die Guise in Blois sichtbar wurde, und aufgrund des Versagens bei der Wahrung der Kirche hatte Heinrich III. die Reduktion auf die Privatperson selbst herbeigeführt. Jacques Clément handelte als Einzelner im Namen der Gemeinschaft, als er das Urteil über den König ausübte.

7 Fazit: Entwicklung der medialen Konstellation

419

Eine explizite politisch-theoretisch fundierte Beschäftigung mit dem Widerstandsrecht erfolgte nur in wenigen Schriften, während handlungspraktische, moralisch-sittliche und affektive Auseinandersetzungen mit Herrschaft und ihrer Legitimation, mit Formen der Teilhabe, Beschränkung und Kontrolle an der konkreten Person Heinrichs III. und seiner Eignung und Fähigkeit zu regieren entwickelt wurden. Dies reichte von der konkreten Kritik der mignons über die Spekulation eines künftigen Gottesgerichts bis zur Erklärung der Theologischen Fakultät, der Treueeid der Untertanen gegenüber dem König sei nichtig. Der Großteil der Publikationen war allerdings emotional-affektiv ausgerichtet. 10. Innerhalb eines etablierten Denkrahmens, in dem bestimmte Sichtweisen und Interpretationsmodelle präfiguriert waren, wurde das jüngste Geschehen der Religionskriege eingeordnet und diesem folgend innerhalb der Flugschriften und Flugblätter sowie auf Ebene der Rezipienten ausgedeutet. In Frankreich wurde die ins Extreme gesteigerte Ablehnung Heinrichs III. in Reaktion auf die nicht erfüllten übersteigerten Erwartungen an den König zu Beginn seiner Regierung durch die ständige mediale Wiederholung in den ligistischen Publikationen eingeschliffen, die scheinbar unwidersprochen blieben (überlegene Präsenz der Liga). Über die einmal aufgebrachten Themen wurde weiter berichtet, so dass die königliche Verweigerung des Diskurses nicht die erhoffte Wirkung zeigte. Dem beherrschenden Urteil der Regierungsunfähigkeit und -untauglichkeit Heinrichs III. stand die Präsentation der Liga als größter Verteidiger der Katholizität Frankreichs zur Seite, womit die Liga diskursiv den Rahmen prägte, in dem ihre Daseinsberechtigung und ihr Handeln als gerechtfertigt betrachtet werden konnten. Nach in der Forschung vorherrschender Meinung wurde der Königsmord erst als Resultat der medial betriebenen Entsakralisierung des Königs denkbar. Der Offenbarungscharakter von Blois lag in der Tyrannis Heinrichs III., wie die absolute Mehrheit der französischen Publikationen behaupteten, im Reich dagegen im Verrat des Herzogs von Guise. Die Ausdeutungen der Nachrichten in Flugschriften und Flugblättern zeigten hier deutlich einen „orts-, situations- und handlungsabhängig[en]“11 Charakter. Im Reich wurde die Rechtmäßigkeit des Königs bei gleichzeitiger Verurteilung der Liga, ihrer Fehlleitung hinsichtlich ihrer Zielsetzung und ihres exzessiven Handelns – Usurpation, Rebellion und Kriegstreiberei – konstant wiederholt und um den Vorwurf des manipulativen Medieneinsatzes ergänzt. Die Einordnung der jüngsten Ereignisse erfolgte daneben in einen von einer religionspolitisch geprägten Erwartungshaltung bestimmten Denkrahmen. Direkte oder implizite religionspolitische Parteinahmen wiesen im Reich einen weniger scharfen Tenor als in Frankreich auf und zeigten eine protestantische Orientierung, während die ligistische Position nur in Einzelaspekten und fast ausschließlich in distanzierter, oft ironisierender Weise behandelt wurde, was sich in dem Fehlen ligistischer Widerstandsrechtspositionen ebenso wie in der sofortigen Anerkennung Navarras als Heinrich IV. in Flugschriften und Flug11

Brendecke/Friedrich/Friedrich: Information, S. 31.

420

7 Fazit: Entwicklung der medialen Konstellation

blättern im Reich zeigte. Die jüngsten Ereignisse wurden so einsortiert, dass sie bestehende Sichtweisen bestätigten und ein Bezug zur eigenen Situation hergestellt wurde. Der Königsmord belegte in einem dezidiert protestantischen Denkrahmen, dass eine übergeordnete katholische Verschwörung bestehe und die korrupte katholische Kirche die politische und soziale Ordnung und Stabilität gefährde. In diesem Sinne wurden die Französischen Religionskriege in deutschen Druckpublikationen als Exempel im gesamteuropäischen Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten eingeordnet. Dieser Deutungsstrang blieb allerdings hinter der Interpretation der Religionskriege als politischer Konflikt zwischen dem König und aufständischen Untertanen zurück. Simplifizierungen (u. a. Reduktion des komplexen politischen Geflechts 1589 auf einen Konflikt zwischen Protestanten und Katholiken oder auf den degenerierten Monarchen als Konfliktauslöser) fanden sich neben dem Rückgriff auf bekannte Interpretationsmodelle und Muster als komplexitätsreduzierende Darstellungsweisen. Durch diese ebenso wie die parteinehmende Einordnung des jüngsten Geschehens in den jeweils etablierten Denkrahmen in Frankreich und im Reich standen Bewältigungsmechanismen bereit, um den heterogenen, teils auch widersprüchlichen Deutungen des jüngsten Geschehens im Tagesschrifttum zu begegnen. Mit der Einbeziehung des gesamten Medienverbunds, der neben Druckpublikationen noch Gerüchte, handgeschriebene Zeitungen, Briefe etc. bot, vervielfachten sich die verschiedenen konkurrierenden Sichtweisen noch, was Verunsicherung und Misstrauen aufseiten der Rezipienten hervorrief. 11. Der Nachrichtenzugang erfolgte in Umfang, Intensität und Breite gestaffelt nach sozialer Stellung, persönlichen und (religions-)politischen Kontakten, abhängig von den finanziellen Möglichkeiten, der Lesefähigkeit und dem Interesse sowie der geographischen Nähe zum Geschehen, der institutionellen sowie infrastrukturellen Anbindungen eines Ortes und weiteren Faktoren wie Zensur, situativer Einschränkung durch das Kriegsgeschehen etc., was in dieser abstrahierten Form für das Reich und Frankreich gilt. Wie sich im Reich für Bremen und Leipzig zeigte, wurde mit größerer Entfernung zum Ereignisort nicht nur seltener berichtet, sondern es wurden tendenziell auch eher politische Traktate produziert, deren Sprache (gehoben, Latein) und Stil (analytisch, distanziert) für den internationalen Vertrieb geeignet waren, da hier offenbar kein größeres lokales Publikum für Religionskriegsnachrichten bestand. Es lassen sich einige konkrete Leser der Flugschriften und Flugblätter über Stadtbürger, Magistrate und Kleriker bis in den Hochadel hinein im Reich und in Frankreich fassen, welche die Flugschriften und Flugblätter in ihrem jeweiligen Kontext bzw. Rezeptionszusammenhang unterschiedlich nutzten und aneigneten, während sich zugleich gebildetere Leser teils ostentativ von Flugschriften und Flugblättern als Medien für die ‚naive Masseʻ distanzierten. So waren die auffällig manipulierten Liga-Meldungen auf Rezipienten ausgerichtet, welche diese nicht überprüfen konnten, weil sie sich nicht oder aber nur sehr eingeschränkt über andere Medien bzw. Kanäle wie persönliche Kontakte,

7 Fazit: Entwicklung der medialen Konstellation

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mündlich kursierende Gerüchte, handgeschriebene Zeitungen, Briefverkehr neben Druckpublikationen informieren konnten. Einer breiteren, auch illiteraten Bevölkerung wurden Flugschriften und Flugblätter durch lautes Verlesen und Plakatieren in der Nähe von stark frequentierten Orten des öffentlichen Lebens (öffentlich im Sinne von zumindest idealiter jedem zugänglich) wie Brückenaufgängen, Stadttoren und Kirchenmauern, durch Erklärungen und durch mündliche Anschlusskommunikation wie Gespräche auf der Straße oder im häuslichen Umfeld zugängig gemacht. Vereinzelt wurden Druckpublikationen in Frankreich auch durch die politischen Parteien an die einfache Bevölkerung kostenlos verteilt, zumeist aber nur an einflussreiche Akteure an Schlüsselpositionen. Hier zeigte sich Öffentlichkeit als situativ hergestellt, medial vermittelt und prinzipiell jedem zugänglich, dabei u. a. nach der Nachrichtenzugänglichkeit ausdifferenzierbar. In Frankreich bestand in Verknüpfung von diskursiver Ebene und der Handlungsebene im Sinne einer politischen Teilhabe an den Französischen Religionskriegen ein Potential politischer Einflussnahme, das im Reich trotz vielfältiger Involvierung in die französischen Konflikte nicht fassbar wurde. Im Reich kristallisierte sich in den Religionskriegsnachrichten die Tendenz zur Professionalisierung und zur weitgehenden Beschränkung auf Information in der Auslandsberichterstattung heraus.

ANHANG I: WIEDERAUFNAHMEN IM REICH, ERGÄNZENDE BEISPIELE ZU KAP. 5.7.2 Ein Großteil der Flugschriften und Flugblätter im Reich stimmte als komplette Schrift bzw. Gesamtblattkomposition oder aber in Teilen untereinander überein, teilweise dem Rückgriff auf die gleiche Vorlage, teilweise den Übernahmen aus bereits publizierten Druckpublikationen geschuldet. Um einen Überblick über die Drucklandschaft zu bekommen, wurden alle Flugschriften und Flugblätter des Korpus auf Übereinstimmungen hin kontrolliert, die nicht sämtlich im Kap. 5.7.2 aufgelistet werden konnten, aber für weitere Forschungen von Interesse sein dürften. Die Flugschrift „Erklaͤ rung“ (Fls-HRR31) erschien sowohl als eigenständige Schrift als auch als beigebundener Text in „Gewisse Zeytung“ (Fls-HRR38).1 Mit diesen beiden Schriften stimmte – mit einigen Abweichungen, welche nahelegen, dass kein Nachdruck erfolgte, sondern die gleiche Textgrundlage, nämlich ein Schreiben Heinrichs III. aus Blois vom 24. Dezember 1588, gewählt wurde – die erste in „Koͤ nigkliche Declaration“ (Fls-HRR54) enthaltene Schrift überein. Der zweite Abschnitt von „Koͤ nigkliche Declaration“ (Fls-HRR54)2 war textgleich mit „Frantzoͤ sische Zeittung“ (u. a. Fls-HRR15), während die beigefügten Schriften in „Koͤ nigkliche Declaration“ (Fls-HRR54) mit „Warhafftig vnd Kur=||tzer Jnhalt“ (Fls-HRR57) übereinstimmten. Die letzte beigefügte Schrift, ein Verzeichnis, welches die in Blois Verhafteten aufzählte, stellte einen Textbaustein dar, der in verschiedenen Varianten reichsweit in der ersten Jahreshälfte 1589 Verbreitung fand.3 In zahlreichen Varianten kursierten auch die Schreiben, welche Heinrich III. nach dem Attentat von Clément an Stadtmagistrate, die parlements und einige führende Adlige richtete, in deutschen Druckpublikationen, darunter als Schreiben nach Langres in „Abtruck“ (Fls-HRR20), „Jurament“ (Fls-HRR63) sowie „DISCOVRS“ (Fls-HRR45), als Schriftstück an die Stadt Angers in „Heinricus der dritt“ (FlsHRR47), als eine anonymisierte Version in „Wahrhaffter vnd Gruͤ ndlicher || Bericht“ (Fls-HRR42) und als Schreiben an den Grafen von Mömpelgard (frz. Montbéliard) in „DISCOVRS“ (Fls-HRR44) sowie in „Warhaffte vnd eigent=||liche Be-

1 2 3

Vgl. Gewisse Zeytung (Fls-HRR38), fol. B2r–B4r. Vgl. Koͤ nigkliche Declaration (Fls-HRR54), fol. B1r–B3v. Erstens als Fließtext mit eigenem Titel im Anhang von „Frantzoͤ sische Zeittung.“ (Fls-HRR13, Fls-HRR14, Fls-HRR15, Fls-HRR16: fol. A3v–A4r; Fls-HRR17: fol. A4r–A4v), „Warhafftig vnd Kur=||tzer Jnhalt“ (Fls-HRR57), „Koͤ nigkliche Declaration“ (Ausgaben: Fls-HRR54; FlsHRR55); zweitens als Listenaufzählung mit Titel in „Frantzoͤ sische Zeittung“ (Ausgaben: FlsHRR16; Fls-HRR15); drittens in den Fließtext eingebettet in „New Zeytung“ (Fls-HRR77), „Newe Zeitung“ (Fls-HRR74), „Warhafftige Zeittunge“ (Fls-HRR84), „Zeittung“ (FlsHRR86), „Newe Zeitung“ (Fls-HRR73) sowie „Zeitung“ (Fls-HRR88).

Anhang I: Wiederaufnahmen im Reich

423

schreibung“ (Fls-HRR53) unter Abwandlung von Anrede und mit einem personalisierten Schlussabsatz. Die Praktik, Textpassagen übereinstimmend mit bereits publizierten Druckpublikationen herauszubringen, dabei durch eine leicht variierende Materialzusammenstellung, Auslassungen und eine andere Wortwahl dennoch einen eigenen Charakter zu wahren, veranschaulichen vier der zur Ermordung der Guise kursierenden Flugschriften, nämlich „Newe Zeitung“ (Fls-HRR74), „Warhafftige Zeittunge“ (Fls-HRR84), „Zeittung“ (Fls-HRR86) und „Zeitung“ (Fls-HRR88). Der erste Teil von „Newe Zeitung“ (Fls-HRR74)4 entsprach Textabschnitten von „Warhafftige Zeittunge“ (Fls-HRR84),5 wobei der Abschnitt aus „Warhafftige Zeittunge“ (FlsHRR84), in dem das Vorgehen Heinrichs III. in Blois durch Verfehlungen der Liga (Mordanschlag gegen den König etc.) begründet wurde, nicht abgedruckt war. Stattdessen positionierte sich „Newe Zeitung“ (Fls-HRR74) durch ein beigefügtes anti-ligistisches, v. a. gegen die Guise gerichtetes Gedicht.6 In „Warhafftige Zeittunge“ (Fls-HRR84) war die Antwort angefügt, die auf das im Reich zuvor kursierende Pasquill, „Mit was Glück“, verfasst worden war.7 Diese Antwort erschien auch als selbständige Schrift8 und fand sich in „Zeittung“ (Fls-HRR86) an den Haupttext angehängt wieder,9 welcher textgleich mit „Newe Zeitung“ (FlsHRR74) war, abschnittsweise sogar wörtlich übereinstimmte, obgleich einige Absätze in der Reihenfolge vertauscht waren. Der begründende Abschnitt zu Beginn von „Warhafftige Zeittunge“ (Fls-HRR84) fand sich nicht in „Zeittung“ (FlsHRR86). Bezüglich des Berichts über die Ermordung der Guise und das Pasquill entsprach diese „Zeittung“ (Fls-HRR86) wörtlich der Flugschrift „Zeitung“ (FlsHRR88), welche zusätzlich einen weiteren Bericht aus Frankreich, Lothringen und Langres aufnahm, der in den anderen Versionen dieser Schrift nicht zu finden war. In wörtlicher Übereinstimmung war in allen vier Schriften nach den Ereignissen in Blois die Belagerung und Einnahme von Jametz („Jamais“) – die Kapitulation erfolgte am 29. Dezember 158810 – durch die Königlichen, auf den 7. Januar 1589 datiert, geschildert. Obgleich sich aufgrund der schlechten Erfassungssituation und Überlieferungslage für die Flugblätter und Einblattdrucke konkrete Vorlagen nur schwer ermitteln lassen, können auch hier Übernahmen und Wiederaufnahmen ganzer Blattkompositionen oder von Elementen nachvollzogen werden: Die Bilderfindung von „Aŭszlegŭng“ (Fbl­HRR2) fand sich mit kleineren Abänderungen in „Newe Zeütung“ (Fbl-HRR19) wieder.11 „QVI DEDIT“ (Fbl-HRR20) zeigte in wörtlicher 4 5 6 7 8 9 10 11

Vgl. Newe Zeitung (Fls-HRR74), fol. A1v–A2v. Vgl. Warhafftige Zeittunge (Fls-HRR84), erster Abs. fol. A2r, dann fol. A3r–A4r. Vgl. Newe Zeitung (Fls-HRR74), ab fol. A2v: „Was toben doch mit vngebuͤ r…“ (Incipit). Vgl. Warhafftige Zeittunge (Fls-HRR84), fol. A4v–B4r. Vgl. Warhafftige Zeittung (Fls-HRR83). Vgl. Zeittung“ (Fls-HRR86), fol. A3r–B2v: „Umbwendung deß Paßquils“. Vgl. Boucher: La Marck, S. 1014. „Newe Zeütung“ (Fbl-HRR19) zeigte einen kleineren Ausschnitt ohne das obere Geschoss des Schlosses von Blois. Das gegenüber „Aŭszlegŭng“ (Fbl­HRR2) reduzierte Bildpersonal variierte einzelne Personen und Figurengruppen. Zur Auflösung der umfangreichen Verweisziffern wies „Aŭszlegŭng“ (Fbl­HRR2) auf eine Flugschrift hin, während in „Newe Zeütung“ (Fbl­

424

Anhang I: Wiederaufnahmen im Reich

Übereinstimmung den deutschen Text von „König Heinrich“ (Fbl-HRR12), während die Bildidee in beiden Blättern sich lose aufeinander bezog.12 Bezugnahmen zwischen Flugschriften und Flugblättern durch Aufnahme der Flugblätter bzw. Einblattdrucke als Tafeln in Flugschriften waren sehr häufig: „Ware abcontrafeitung“ (Fbl-HRR21) und „QVI DEDIT“ (Fbl-HRR20) zählten neben „Aŭszlegŭng“ (Fbl­HRR2) und „DISTICHON“ (Fbl­HRR10) zu den vier Kupferstücken, die sowohl in „Wolbedenckliche Beschreibung“ (Fls-HRR6) enthalten waren13 als auch als selbständige Einblattdrucke publiziert waren. Daneben waren in die Flugschrift „Henricus der dritt“ (Fls-HRR52) das Blatt „König Heinrich“ (Fbl-HRR12) und in „Gewisse Zeytung“ (Fls-HRR38) das Blatt „Kurtzer vnd gruntlicher bericht“ (Fbl-HRR16) eingebunden. In „Koͤ nigliche Declaration“ (FlsHRR55) war als Tafel „Aŭszlegŭng“ (Fbl­HRR2) enthalten, wobei die Bildlegenden von „Aŭszlegŭng“ (Fbl­HRR2) im Fließtext der beigefügten Schrift „Ursachen“ aufgelöst waren.14 Die auffällige Ähnlichkeit im Titel von „Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt“ (FlsHRR85) mit „Wunderbarlicher Abschiedt“ (Fbl-HRR25) legt bereits eine Beziehung der beiden Publikationen nahe, zumal im letzten Abschnitt der Flugschrift auf eine Visualisierung der Ermordung verwiesen wird: „Hie sehestu das endt des Koͤ nigs“.15 Vermutlich wurde also „Wunderbarlicher Abschiedt“ (Fbl-HRR25) ursprünglich mit der Schrift zusammen verkauft, eventuell als loses Blatt eingelegt oder eingeklebt. Rückbezüge und Wiederaufnahmen zeigten sich darüber hinaus in den zeitgenössischen Sammelzeitungen, die Flugschriften und Flugblätter als Informationsquellen verwendeten.16 Die Details des beigebundenen Berichts in „Der Hinckende Both“17 von 1589 zur Ermordung Heinrichs III. stimmten mit der Flugschrift „Warhaffte vnd eigent=||liche Beschreibung“ (Fls-HRR53) überein (u. a. Heinrich III. habe sich das Messer, mit dem er verletzt wurde, selbst aus der Wunde gezogen und dieses Clément in den Kopf bzw. Hals gestochen).18

12

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17 18

HRR19) zwar ein längerer Textteil enthalten war, dieser jedoch nicht die Legenden zu den Verweisziffern bot. Dass in dem offensichtlich neu gefertigten Bildteil die Verweisziffern ohne Bezug zum Text aufgenommen waren, erscheint als Unachtsamkeit bei der Produktion. Auch der Einblattdruck „Henri || III.“ (Fbl-FRK16) bezog sich mit den Bildfeldern zum Königsmord und zu der Bestrafung des Täters auf „König Heinrich“ (Fbl-HRR12) in einer vergröbernden Darstellung. Das Fehlen einer Druckeradresse und die nur kurzen Beischriften ließen offen, für welchen Sprachraum das Blatt gefertigt worden war. Exemplar: Paris: BNF, Sign. 8-LB34-906 (A); Diese Kupferstücke fehlen in anderen Exemplaren dieser Ausgabe. Vgl. Ursachen, in: Koͤ nigliche Declaration (Fls-HRR55), fol. B1r–B4r. Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt (Fls-HRR85), fol. A3v. Vgl. Arndt: Herrschaftskontrolle, S. 89, S. 144; Da die Sammelzeitungen jeweils mit größerem Zeitabstand erschienen und die Ereignisse aus unterschiedlichen Ländern und Herrschaftsgebieten von mehreren Monaten zusammenfassten, kam ihnen eine eigene Qualität zu, obgleich es sich formal ebenfalls um Flugschriften handelt. Vgl. Damnitz: Drei anonyme Flugschriften, S. 226, Anm. 92. Vgl. Warhaffte vnd eigent=||liche Beschreibung (Fls-HRR53), fol. A2v; Ferner zeigte die „Warhafftige vnd Ge=||wisse new Zeytung“ ((Fls-HRR82), fol. A2v) Ähnlichkeiten mit diesem Bericht.

Anhang I: Wiederaufnahmen im Reich

425

Durch diese zahlreichen Formen der Kompilationen, Wiederaufnahmen und Nachdrucke war nur ein recht kleiner Korpus an Bildern und Texten im Reich letztlich verfügbar.19

19

Vgl. Kap. 5.7.2.

ANHANG II: AUSWAHL ZENTRALER ABBILDUNGEN IN FLUGSCHRIFTEN, FLUGBLÄTTERN UND EINBLATTDRUCKEN

Fls-FRK19: LA VIE, S. 40 (Ausschnitt) – Paris: BNF, Sign. 8-H-6431 (21).

Fbl-FRK22: La Marmitte – LʼEstoile: Figures, 19v (oben), Paris: BNF, Sign.NUMM-859264 (= Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6).

Anhang II: Auswahl zentraler Abbildungen

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Fbl­FRK39: Lʼhistoire (Ausschnitt) – Paris: BNF, Qb1, Histoire de France 1589–1610, Sign. M 87882 [Mikrofiche].

Fbl­FRK40: LʼHISTOIRE (Ausschnitt) – Paris: BNF, Qb1, Histoire de France 1589–1610, Sign. M 87881 [Mikrofiche].

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Anhang II: Auswahl zentraler Abbildungen

Fls-HRR5: Wolbedenckliche Beschreibung, Titelblatt – München: BSB, Sign. Res/Crim. 467g.

Fls-HRR42: Wahrhaffter vnd Gruͤ ndlicher || Bericht, Titelblatt (Ausschnitt) – München: BSB, Sign. Res/4 Eur. 345,28.

Anhang II: Auswahl zentraler Abbildungen

Fbl-HRR9: Anstandt – München: BSB, Sign. Einbl. XI,465.

Fbl-HRR12: König Heinrich – München: BSB, Sign. Res/4o Gall.g. 302 f-1 Historia.

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Anhang II: Auswahl zentraler Abbildungen

Fbl-HRR21: Ware abcontrafeitung – Paris: BNF, Collection Hennin, Sign.G 151094 [Mikrofiche].

QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS 1 FLUGBLÄTTER UND FLUGSCHRIFTEN MIT RELIGIONSKRIEGSNACHRICHTEN 1589 1.1 Bestimmung des Quellenkorpus: Erfassungskriterien Die Zuordnung der Flugschriften und Flugblätter zum Quellenkorpus der Untersuchung erfolgte nach vier Faktoren: Räumlich (1) wurde der Untersuchungsraum mit dem Gebiet des Heiligen Römischen Reichs und Frankreichs umrissen,1 wobei die Angaben in den Druckeradressen und die Verwendung der Vernakularsprache als Zuordnungskriterien angesetzt wurden. Den zeitlichen Rahmen (2) bildete die Phase von der Ermordung der Guise bis zur Ermordung Heinrichs III. in zeitnah, d. h. bis 1590, erschienenen Flugblättern und Flugschriften, welche den medialen Bezugsrahmen (3) lieferten. Thematisch (4) wurden sämtliche diese Phase der Religionskriege betreffenden Religionskriegsnachrichten eingeschlossen, insofern sie als Flugschrift, Flugblatt oder Einblattdruck in Frankreich oder dem Reich erschienen. Bei der Durchsicht der Datenbanken, Kataloge und Quelleneditionen wurde daher mit einem Raster von Bezugswörtern gearbeitet: Diese umfassten zunächst Frankreich als Bezugsrahmen des Berichteten, d. h. die Nennung von Frankreich, französisch, Franzosen etc., die Aufzählung französischer Städte oder Gebiete als Verortung sowie die Aufführung von 1589 zentralen Personen und Institutionen, wobei jeweils auch Schreib- und Namensvarianten (z. B. der französische König, Heinrich III., der Valois-König, König Heinrich, Heinrich von Valois etc.) beachtet wurden. Als Bezugswörter dienten die Namen, Titel und Amtsbezeichnungen von Mitgliedern des Königshauses (Heinrich III., Katharina von Médici, Louise von Lothringen) und Anhängern,2 Heinrich von Navarra und seinem Anhang,3 der Fa1 2

Eine Auseinandersetzung mit den Einheiten ‚Reichʻ und ‚Frankreichʻ einschließlich der Grenzziehungsfrage findet sich in Kap. 1.4. Zentrale Ratgeber, Heerführer und Gesandte/Diplomaten des Königs 1589: JeanLouis Nogaret de La Valette (Herzog von Épernon), Luigi Gonzaga (Herzog von Nevers), Franz von Bourbon (Herzog von Montpensier), Heinrich von Montmorency (Graf von Damville; Herzog von Montmorency), Henri dʼOrléans (Herzog von Longueville), Guillaume de Saulx-Tavannes, Armand de Gontaut (Baron von Biron), Alfons von Ornano (Generaloberst von Korsika), François dʼO, François du Plessis de Richelieu, François, Jean, Philippe und Charles dʼAngennes, Charles de Luxembourg (Graf von Brienne), François dʼEspinay (Seigneur de Saint-Luc), Jacques II de Goyon (Graf von Matignon), Jean de Vivonne (Seigneur de Saint­Goard, Markgraf von Pisani), Gaspard de Schomberg, Karl von Angoulême, Laurent de Maugiron (Generalleutnant der Dauphiné), Thomas III de Gadagne (Generalleutnant im Lyonnais); Achille de Harlay, Etienne Pasquier, Jacques Auguste de Thou; Geistliche: René Benoît; Renaud de Beaune (Erzbischof von Bourges); Claude dʼAngennes de Rambouillet (Bischof von Mans); François de Joyeuse (Erzbischof von Toulouse); wichtigste Institution: parlement in Tours. Selbstverständlich ist es eine subjektive Entscheidung, welches die zentra-

432

Quellen- und Literaturverzeichnis

milie Guise,4 Liga-Anhängern oder Sympathisanten5 sowie Verbündeten und ferner am Geschehen in Frankreich ‚interessiertenʻ Potentaten im Ausland.6 Eine Liste von Ereignissen 1589 gab weitere Anhaltspunkte, welche Flugschriften und Flugblätter in den Quellenkorpus der Untersuchung zu zählen sind, darunter: • Ermordung des Herzogs und des Kardinals von Guise sowie die Gefangennahme weiterer Häupter der Liga, • Aufstand der einzelnen Städte gegen den französischen König und seine Statthalter sowie Übergriffe auf bisherige Statthalter, • Belagerung, Einnahme, Entsetzung französischer Städte durch die Liga und ihren Verbündeten Spanien, durch den König und seine Heerführer oder durch die Truppen Heinrichs von Navarra, • Erklärung der Sorbonne in Bezug auf die Legitimität des Königs (Treueeid der Untertanen; Entfernung des königlichen Namens aus dem Messkanon), • Prozessionen von Liga-Anhängern, • Gründung von Ligaräten, besonders des Allgemeinen Rats der Liga in Paris, Schwur des Unionseids, • Tod bedeutender Persönlichkeiten wie der Königinmutter, • Verhandlungen über Unterstützungsleistungen für die Religionskriegsparteien und Söldnerwerbungen,

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len Akteure 1589 waren. Diese Liste ist als Orientierung zu verstehen und nicht mit Ausschließlichkeitsansprüchen verbunden. Zahlreiche Adlige in den Provinzen, Statthalter und Magistrate, denen eine zentrale Rolle im lokalen oder regionalen Bereich zukam, ließen sich ebenso aufführen, was gleichermaßen für die Anhängerschaft Navarras und die Liga gilt. Daneben positionierten sich nicht alle politisch relevanten Akteure eindeutig im Lager einer der Parteien. Wichtige Ratgeber und Heerführer Navarras: Philippe Duplessis-Mornay, Agrippa d’Aubigné, Guillaume de Salluste (Seigneur Du Bartas), François de La Noue, Claude de la Trémoïlle (Herzog von Thouars), Henri de la Tour (Vicomte von Turenne), Charles de BourbonCondé (Graf von Soissons), François de Bonne (Seigneur von Lesdiguières), Franz von Châtillon, Jacques-Nompar de Caumont (Markgraf von La Force), Maximilien de Béthune (Seigneur de Rosny). Herzog Heinrich von Guise, Kardinal Ludwig von Guise; Herzog Karl von Mayenne, Herzog Karl von Aumale, Herzog Karl von Elbeuf, Herzog Karl III. von Lothringen, Herzog Philippe-Emmanuel von Mercœur, Herzog Karl von Guise, Herzogin Katharina Marie von Montpensier, Anna von Este (Herzogin von Nemours), Katharina von Kleve (Herzogin von Guise). Der Thronfolgekandidat der Liga: Kardinal Karl von Bourbon; führende Adlige: Karl Emmanuel von Nemours (Herzog von Savoyen), Karl II. von Cossé (Graf von Brissac), Claude de la Châtre, Jean de Saulx-Tavannes, Nicolas IV de Neufville (Seigneur de Villeroy), François de Roncherolles (Seigneur de Maineville); Geistliche: Pierre d’Espinac (Erzbischof von Lyon), Nicolas de Pellevé (Erzbischof von Sens und Reims), Guillaume Rose (Bischof von Senlis); städtische Liga: Louis Dorléans, Michel La Chapelle-Marteau, Jean de Compans, Pierre Acarie, Étienne Bernard, Jean Bussy-Leclerc; Jean Guincestre, Jean Boucher, Matthieu de Launoy, Jean Prévost, Edmond Bourgoing, Gilbert Génébrard, François Pigenat; wichtige Institutionen: Theologische Fakultät, Sorbonne; Pariser parlement. Vor allem: Philipp II., Alexander Farnese (Herzog von Parma), Bernardino de Mendoza, Papst Sixtus V., Nuntius Giovanni-Francesco Morosini, Elisabeth I., Wilhelm von Hessen-Kassel, Johann Casimir (Pfalzgraf von Pfalz-Lautern, Kurpfälzischer Administrator). Die deutschen Reichsstände, die eine aktive Frankreichpolitik betrieben, stellt das Kap. 4 vor.

1 Flugblätter und Flugschriften mit Religionskriegsnachrichten 1589

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mit den Religionskriegen verbundene benachbarte Konflikte, besonders der Krieg zwischen Genf und Savoyen, Übernahme bzw. Verlegung des Sitzes sowie Neuorganisation zentraler Institutionen aus Politik und Justiz (u. a. Transfer des Pariser parlement nach Tours), Verhandlungen über einen Waffenstillstand zwischen den Religionskriegsparteien, Stellungnahme des Papstes, Kardinalsversammlungen in Rom und Exkommunikation, gemeinsames Vorgehen der beiden königlichen Armeen, Ermordung Heinrichs III. und Regelung der Sukzessionsfrage.7

Dem hier gewählten Nachrichtenbegriff entsprechend,8 wurden, wenn Frankreich als Bezugsrahmen identifizierbar war, auch 1589 verhandelte abstrakte Sachverhalte aufgenommen, d. h. die Diskussion von Widerstandsrecht, der MonarchieTyrannei­Diskurs, die Frage der Fremdherrschaft, der Reflektion des Bürgerkriegszustands inklusive Abhandlungen über die Religionsfrage und Moral der Parteien. 1.2 Formale Aufnahmerichtlinien Für den deutschen Untersuchungsraum wurde eine möglichst vollständige Auflistung der Druckpublikationen aus der Untersuchungsphase erstellt. Die Flugschriften sind mit sämtlichen Ausgaben und Exemplaren erfasst, die Flugblätter und Einblattdrucke aufgrund der schlechteren Erhaltungs- und Erfassungsituation mit den bekannten Ausgaben. Dabei ist durch Kennzeichnung mit dem Astral angegeben, welche Exemplare einer Ausgabe jeweils geprüft wurden. Alle weiteren Zuordnungen erfolgten gemäß den Bibliotheksangaben. Für den Untersuchungsraum Frankreich wurde eine Auswahl der Druckpublikationen, nämlich die in der Untersuchung zitierten Flugschriften und Flugblätter, angegeben. Zuordnungen zu Druckern, Verlegern, Stechern und Autoren in den gesichteten Bibliothekskatalogen wurden mit Referenzierung auf die Kataloge übernommen, insofern nicht ein eindeutiger Hinweis dieser Zuordnung widersprach. Der Umfang wurde jeweils von der ersten bis zur letzten bedruckten Seite angegeben, inklusive darin eingeschlossener Leerseiten, während vorab oder im Anschluss eingebundene unbedruckte Seiten nicht in den Seiten- und Blattangaben enthalten sind. Der Text der vorliegenden Quellen wurde buchstabengetreu transkribiert, wobei Groß- und Kleinschreibung sowie Interpunktion beibehalten wurden. Auch offensichtliche Druck- und Rechtschreibfehler wurden nicht verbessert. Zeilenumbrüche (||) wurden gekennzeichnet, Kursivsetzungen, Sperrungen und andere Hervorhebungen wurden nicht übernommen. Für die diplomatische Titelaufnahme wurde auf die Wiedergabe dem Lautwert entsprechend und andere Normalisierun7 8

Einzelheiten zu zentralen Ereignissen und dem Konfliktverlauf in Kap. 2. Zum Nachrichtenbegriff vgl. Kap. 1.3.2.

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Quellen- und Literaturverzeichnis

gen verzichtet, d. h. dass alle Zeichen nach ihrem Graphem wiedergegeben (u/v; i/j) wurden und auch vokalische Ligaturen, Kürzungsstriche (Geminationsstriche, Makra, Tilden etc.), Akzente, Umlaute mit einem hochgestellten e über dem Vokal, Diakritika, c­Cedille (ç), e caudata (ę), e mit Trema (ë) beibehalten wurden. Dagegen wurden das runde r und das Schaft-s normalisiert. Für das runde r als et-Substituent in der Abkürzung von et cetera wurde eine Umschreibung gewählt: #[et]c. Alle Satzzeichen (Punkt, Komma, Semikolon, Doppelpunkt, Fragezeichen, Virgel) wurden diplomatisch erfasst, wobei kein Leerzeichen vor dem Satzzeichen, aber stets nachfolgend ein Leerzeichen steht. Silbentrennstriche (-; =) wurden exakt wiedergegeben, Kolumnentitel und Kustoden nicht übernommen. Die Auflistung erfolgt buchstabengenau strikt alphabetisch, wobei zunächst Namen von Autoren und Beiträgern, dann die Titel als Zuordnungskriterium dienten. Flugschriften und Flugblätter ohne Titel wurden nach der ersten Textzeile alphabetisch einsortiert, Flugblätter ohne Textteil unter „Ohne Titel“. 1.3 Verzeichnis der Flugblätter und Flugschriften Französische Flugschriften Bestimmung des Quellenkorpus: Die Flugschriftenproduktion erreichte in Frankreich 1589 ein Hoch: Rund 1.300 Schriften mit Bezug zu den Französischen Religionskriegen liegen für das gesamte Jahr vor, wobei aufgrund der hohen Verlustraten die tatsächlichen Publikationszahlen kaum noch festzustellen sind.9 Liefert die ältere Monographie von Denis Pallier „Recherches sur l’imprimerie“ einen thematisch zugeschnittenen Quellenüberblick zu den Flugschriften, den einige ältere Spezial-Editionen10 sowie jüngere Publikationen mit umfangreichen Quellenlisten11 ergänzen, ist auch ein systematischer online-Zugriff möglich: Mit dem Großprojekt des von der University of St. Andrews bereitgestellten USTC12 unter Leitung von Andrew Pettegree, in dem auch die French Vernacular Books aufgegangen sind, liegt ein umfangreiches Erfassungsprojekt vor, das einen guten Startpunkt bildet. Jedoch ist nur eine geringe Anzahl an Digitalisaten mit den Einträgen verknüpft und die Erfassung erwies sich bei der Sichtung vor Ort häufiger als fehlerhaft.13 Ergänzende Recherchen in Bibliothekskatalogen wie dem der BNF und der BSG (Bibliothèque Sainte-Geneviève) in Paris, der BNU in Straßburg, der BM in Lyon, der BM in Orléans und der BM in Tours sowie dem übergreifenden SUDOC (Système universitaire de documentation), einzelnen Sammlungen wie den „French Political Pamphlets“ in den L. Tom Perry special collections der Brigham Young 9 10 11 12 13

Denis Pallier geht für die Phase 1589 von knapp einem Fünftel Verlusten an Flugschriften in Frankreich aus (vgl. Pallier: Recherches sur l’imprimerie, S. 64–65; ergänzend auch Latimer: Pamphleteering in France, S. 228). Vgl. zu den Publikationszahlen Kap. 3.4. U. a. Documens sur lʼassassinat (III), S. 432–455; Documens sur lʼassassinat (IV), S. 193–242; Collection Mémoires de la Ligue; Archives curieuses; Rasse des Noeux: Recueil. U. a. Crouzet: Guerriers de Dieu. USTC: http://www.ustc.ac.uk/. Besonders häufig waren einzelne Exemplare irrtümlich einer falschen Ausgabe zugeordnet.

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University in Provo (Utah) sowie Datenbanken (u. a. BVH; Gallica; Dossiers der BNF) brachten jedoch kaum ergänzende Druckpublikationen, welche über den USTC hinausgingen.14 Rund 760 Editionen wurden für diese Arbeit gesichtet und durchgearbeitet, d. h. fast sämtliche abweichenden Werke, die in den ersten Monaten 1589 kursierten, sowie einige Werke in mehreren Ausgaben. Aus der Datenbank konnte ein Überblick über die Charakteristika und Varianzbreite der Flugschriften gewonnen werden.15 Die als aussagekräftige Beispiele ausgesuchten Belege, auf die unmittelbar in der vorliegenden Studie verwiesen wird, ergeben den Quellenkorpus von 160 französischen Flugschriften. Fls-FRK1: Action de graces à || Dieu, pour les beaux exploicts faicts à || sainct Ouyn, pres la Ville de Tours, par || Monseigneur le Duc de Mayenne, ou || plusieurs Enseignes que le Conte de || Brienne menoit furent défaictes, & plu-||sieurs aultres Gentils-hommes de mar-||que, & grand nombre de prisonniers || prins. || A TROYES, || De lʼImprimerie de Iean Moreau. || 1589. || Auec permission.; 8°, [4] Bl. (USTC 20398) – Paris: BNF, Sign. NUMM-6434603* (= Paris: BNF, Sign. 8-LA25-24 (20)). Fls-FRK2: ACTION DE || GRACES A DIEV POVR LES || BEAVX EXPLOITS FAICTS A SAINCT || Ouyn pres la ville de Tours, par monseigneur le Duc || de Mayenne, où plusieurs enseignes que le Conte de || Brienne menoit furent defaictes, & plusieurs aultres || gentils-hommes de marque, & grand nombre de pri-||sonniers pris. || A Paris, Pour Pierre Des-Hayes, rue du Bon puis. || 1589. || Auec Permißion.; 8°, 11,[1] S. (USTC 9025) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-760*. Fls­FRK3: Adliger des Gefolges des Herzogs von Montpensier (Verf.): EXTRAICT || DʼVNE MISSIVE ENVOYEE || par vn Gentilhomme de la suite || de monsieur le Duc de Montpen-||sier, à vn sien ami estant en Cour: || contenant le discours de la def-||faite des Ligueurs, & des Gottiers, || conduits par Brissac, Pierre Court || & autres rebelles: par monsieur le || Duc de Montpensier, le vingt­||deuxieme dʼAuril, 1589. || A TOVRS, || 1589.; 8°, 7 S. (USTC 1906) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-734*. Fls-FRK4: ADMIRABLE || ET PRODIGIEVSE || MORT DE HENRY || DE VALOYS. || A Domino factum est Istud, || & est mirabile inoculis || nostris, Psal.117.; [Lyon: Tantillon, Louis]16; 8°, 15,[1] S. (USTC 12713) – Paris: BNF, Sign. NUMM-79651* (= Lyon: BM, Sign. FC130-33). Fls-FRK5: ADMIRABLE || ET PRODIGIEVSE || MORT DE HENRY || DE VALOYS. || A Domino factum est ISTVD, & est || mirabile in oculis nostris. Psal.117. || A PARIS, || Chez Pierre Deshayes, Imprimeur, || en la rue du Bon-puits, pres la || porte sainct Victor. || 1589. || Auec permißion.; 8°, 15 S. (USTC 64803) – Paris: BNF, Sign. 8-H-6367 (1)*. Fls-FRK6: ADVERTIS-||SEMENT DES NOV-||VELLES CRVAVTEZ || & inhumanitez, des-|| seignees par le || Tyran de || la Fran-||ce. || A PARIS, || Par Rolin Thierry. || M. D. LXXXIX. || Auec priuilege.; 8°, 20 S. (USTC 10991) – Paris: BNF, Sign. NUMM-79644* (= Lyon: BM, Sign. FC130-26). Fls­FRK7: ADVERTISSEMENT. || PARTICVLIER || ET VERITABLE. || De tout ce qui sʼest passé en la ville de || Tholose, depuis le massacre & assassi-||nat commis en la personne des Prin-||ces Catholiques, touchant lʼempri­||sonnement & mort du premier Presi­||dent & Aduocat du Roy 14

15 16

BNF: http://catalogue.bnf.fr/; BSG: http://193.48.70.233/bsg/Vubis.csp; BNU: http://biblio.bnu. fr/.do; BM Lyon: http://catalogue.bm-lyon.fr/; BM Orléans: http://catalogue.bm-orleans.fr/ Portal3.aspx; BM Tours: http://www.bm-tours.fr/clientbookline/toolkit/P_Requests/formulaire. asp?INSTANCE=EXPLOITATION&GRILLE=ERMESRECHERCHESIMPLE_0&OUTPUT=PORTAL; SUDOC: http://www.sudoc.abes.fr/; French Political Pamphlets: https://lib.byu. edu/collections/french-political-pamphlets/; BVH: http://www.bvh.univ-tours.fr/; Gallica: http:// gallica.bnf.fr; Dossiers (BNF): http://gallica.bnf.fr/FromHomeToDossiers?&lang=FR. Zur Erfassung der Quellen und der Datenbank vgl. Kap. 1.5.1. Zuordnung nach Kat. BNF.

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Quellen- und Literaturverzeichnis

dʼicelle, que || de plusieurs autres choses, dignes dʼes­||tre remarquees pour le profit, & vtili­||té des affaires des bons & vrays Ca-||tholiques. || A PARIS, || Chez Robert le Fizelier rue sainct || Iacques, a la Bible dʼor. || M. D. LXXXIX. || Auec permission.; 8°, 24 S. (USTC 5199) – Paris: BNF, Sign. NUMM-79646* (= Lyon: BM, Sign. FC130-28). Fls­FRK8: ADVIS || DE CEVLX || QVI ONT ESTE A || Bloys au tēps du massacre adue­||nu es personnes des defunctz les || Seigneurs le Duc de Guyse, & le || Cardinal son Frere, le Vendredy || auantveille de Noel, 1588. || M. D. LXXXIX.; [Brüssel: Velpius, Rutger]17; 8°, [12] Bl. (USTC 16182) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-574*. Fls-FRK9: ADVIS, SVR || CE QVI EST A FAIRE, || TANT CONTRE LES CATHO-||liques simulez, que les ennemis || ouuerts de lʼEglise Catholique || Apostolique & Romaine. || A PARIS, || Chez Nicolas NIVELLE, ruë S. Iaques, || aux deux Colonnes. || Et Rolin THIERRY, ruë des Anglois, || pres la place Maubert. || Libraire & Imprimeur de la saincte Vnion. || M. D. LXXXIX. || AVEC PRIVILEGE.; 8°, 32 S.18 (USTC 10980) – Paris: BNF, Sign. NUMM-79628* (= Lyon: BM, Sign. FC130-10). Fls-FRK10: [Allgemeiner Rat der Liga (Verf.)]19: ESTABLISSEMENT || DV CONSEIL || GENERAL DE LA SAINCTE || VNION, POVR LA MANVTENTION || & defense de la Religion Catholique, || Apostolique & Romaine, Estat & || Couronne de ce Royaume: || EN ATTENDANT || lʼassemblee generalle des Estats. || A PARIS, || Chez Nicolas NIVELLE, ruë S. Iaques aux Colonnes. || Et Rolin THIERRY, ruë des Anglois, pres la place || Maubert, Libraire & Imprimeur de la S. Vnion. || M. D. LXXXIX. || AVEC PRIVILEGE.; 4°, 19,[1] S. (USTC 76495) – Paris: BNF, Sign. 4-LB34-667*. Fls­FRK11: Angennes, Claude dʼ, Bischof von Le Mans (Beitr.): Aduis de Rome || TIRE DES LETTRES DE || LʼEVESQVE DV MANS ESCRI­||tes le quinziesme de Mars à Henry || iadis Roy de France. || A PARIS, || M, D. LXXXIX. || Auec Priuilege.; 8°, 16 S. (USTC 12820) – Paris: BNF, Sign. NUMM-79642* (= Lyon: BM, Sign. FC130-24). Fls-FRK12: [Ayrault, Pierre (Verf.)]20: DEPLORA-||TION DE LA MORT || DV ROY, HENRY III. || & du scandale quʼen a || lʼEglise. || 1589.; 8°, 139[= 156] S. (USTC 16202) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-813*. Fls-FRK13: Baillon, Jean (Beitr.): LA || RODOMONTADE || DE PIERRE || BAILLONY. || Discours sur vne lettre escripte par le­||dit Baillony, contenant la trahison || malheureuse cõspiree par ledit Bail-||lony & ses complices, contre la ville || de Lyon. || Auec la coppie de ladicte lettre. || Ensemble le proces verbal de la || recognoissance dʼicelle. || A LYON, || PAR IEAN PILLEHOTTE. || 1589. || AVEC PERMISSION.; 8°, 28 S. (USTC 9258) – Paris: BNF, Sign. NUMM-79657* (= Lyon: BM, Sign. FC131-06). Fls-FRK14: Bechet, J. V. D. (Verf.)21; Kanoniker Charron (Beitr.)22: ORAISON FVNE-||BRE PRONONCEE AVX || OBSEQVES DE HENRY III. || Roy de France & de Pologne, le pre-||mier jour de Septembre, 1589. Par M. le || Curé de Langés. || Time Dominum fili mi, & Regem, & cum de­||trectatoribus nõ commiscearis, quoniam re­||pentè consurget perditio erorum, ruinam v-||triosque quis nouit. Prouerb. 24. || A ANGERS, || Par Anthoine Hernault, demourant en la || ruë Lyonnoise deuant lʼenseigne || de la Harpe, 1589. || Auec priuilege.; 4°, 97,[1] S. (USTC 8998) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-817*. Fls-FRK15: Bernard, Etienne: ADVIS || AVX FRANCOIS, || DE LA RESOLVTION PRISE || AVX ESTATS DE BLOYS, || M. V. C. LXXXVIII. || Contre Henry de Bourbon, soy disant || Roy de Nauarre. || A PARIS, || Au mont S. Hilaire à lʼenseigne du Pelican, || Suiuant la copie imprimée à Dijon. || 1589. || AVEC PRIVILEGE.; 8°, [6],26 [= 24],[1] S. (USTC 10910) – Paris: BNF, Sign. NUMM-71170* (= Paris: BNF, Sign. Rés. Z-Payen-632). 17 18 19 20 21 22

Zuordnung nach USTC. Digitalisat bricht auf S. 8 ab. Zuordnung nach USTC. Zuordnung nach USTC. Nennung des Autors S. 3 und S. 84. Nennung auf S. 85.

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Fls-FRK16: Bernardin23: LETTRE DEL || SEIGNOR BER-||NARDINO, A MONSIEVR || du Mayne, par laquelle luy || faict entendre toutes les par-||ticularitez, tãt de la deffaite || de ceux de la Ligue pres Sen­||lis & cause dʼicelle, que des || mandemens & affaires sur­||uenuz en la Ville de Paris, || depuis ladicte deffaite. || M. D. LXXXIX.; 8°, 7 S. (USTC 57919) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-953*. Fls­FRK17: Bonifatius VIII. (Verf.): ORDONNANCE || DE LʼEGLISE ROMAINE, || EXTRAICTE DV SISIESME || des Decretalles de Bonifance huictiesme, tou-||chant la punition que doit endurer celuy || qui a conspiré & machiné la mort dʼvn Car­||dinal, || A PARIS, || A la rue sainct Iaques. || 1589.; 8°, 14 S. (USTC 5187) – Paris: BNF, Sign. E-6698*. Fls-FRK18: Boucher, Jean (Verf.): DE IVSTA || HENRICI TERTII || ABDICATIONE E FRANC-|| orum regno, || LIBRI QVATVOR. || Regnum à gente in gentem transfertur propter iniustitias || & iniurias & contumelias & diuersos dolos. || In manu Dei potestas terræ: & execrabilis omnis iniqui-||tas gentium: & vtilem rectorem suscitabit in tempore || super illiam. Ecclesiastici 10. || PARISIIS, || Apud Nicolaum Niuellium, via Iacobæa, || ad insigne columnarum. || cIɔ. Iɔ. xxcix. || CVM PRIVILEGIO.; 8°, [10],288,[21] Bl. (USTC 170936) – München: BSB, Sign. Gall.g. 107*, online: http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb 10177389-3 [29.06.2014]. Fls-FRK19: Boucher, Jean (Verf.): LA VIE ET || FAITS NOTABLES || DE HENRY || DE VALOIS, || Tout long, sans rien || requerir. || Où sont contenues les trahisons, perfidies, || sacrileges, exactions, cruautez & hon-||tes de cét Hypocrite & Apostat, enne-||my de la Religion Catholique. || M. D. LXXXIX.; 8°, 141[= 144] S. (USTC 3422) – Paris: BNF, Sign. 8-H-6431 (21)*. Fls-FRK20: [Bourgoing, Edmond (Verf.)]24: DISCOVRS || VERITABLE DE LʼE­||STRANGE ET SVBITE || mort de Henry de Valois, adue-||nuë par permission diuine, luy || estant à S. Clou, ayant assiegé la || Ville de Paris, le Mardy premier || iour dʼAoust 1589. || Par vn Religieux de lʼordre || des Jacobins. || A PARIS, || Chez Didier Millot, pres la porte || Sainct Iacques. || Auec permission, || 1589; 8°, 15,[1] S. (USTC 12296) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-793*. Fls-FRK21: C., P. S. (Verf.)25: CHARITABLE || ADMONITION AV PEV-||PLE DE FRANCE, ET SPECIALE-||ment aux Dames, Damoiselles, & Bourgeoi-||ses, pour les induire à delaisser la vanité mon­||daine, & recourir soudainemēt à la penitence || & amandement de vie: || Et aux Magistrats de faire bonne & seuere Iustice des || heretiques, & autres criminelz de leze Maiesté, || diuine & humaine, afin dʼappaiser lʼire de || Dieu, & obtenir sa misericorde. || Ensemble vne Oraison à Dieu, pour dire tous les || iours, afin que Dieu deliure la France de la || cruauté & tirannie de tous les Hereti-||ques, & Excommuniez de Henrions, || P. S. C. || A PARIS, || Chez Guillaume Bichon, à la ruë S. Iacques, à || lʼenseigne du Bichot. || M. D. LXXXIX. || Auec Priuilege.; 8°, 27,[1] Bl. (USTC 88919) – Paris: BNF, Sign. Rés. D-29722*. Fls-FRK22: CHARMES || ET CARACTERES || DE SORCELLERIE || DE HENRI DE || VALOYS, || Trouuez en la maison de Miron son premier || Medecin, & Conseiller ordinaire de son || Conseil Priué. || A PARIS, || Chez Iean Parant rue Sainct Iacques. || 1589. || AVEC PERMISSION.; 8°, 20 S. (USTC 8919) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-797*. Fls­FRK23: CONSEIL || SALVTAIRE, || DʼVN BON FRANCOIS || AVX PARISIENS CONTE­ ||nant les impostures & monopoles || des faux Predicateurs, auec vn || discours veritable des actes plus || memorables de la Ligue de-||puis la iournee des || Barricades. || EX PSALMO 56. || Laqueum parauerunt pedibus meis & incur-||uauerunt animam meam, || Foderunt ante faciem meam foueam & incide-||runt in eam. || M. D. LXXXIX.; 8°, 126[= 127],[1] S. (USTC 6073) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-625*. Fls­FRK24: CONTRE LES || FAVSSES ALLEGA­||TIONS QVE LES PLVS || quʼAchitofels, Conseillers Cabi­||nalistes, proposent pour excuser || Henry le meurtrier de lʼassassinat || par luy perfidement commis en la || personne du tresillustre Duc de || Guise. || M. D. LXXXIX.; [Lyon: 23 24 25

Signiert; Kann nicht mit dem im USTC zugeschriebenen „Bernardus Trevisanus“ (i. e. Graf Bernhard von Tresne und Naygen oder Bernard von Trevisan) identisch sein. Zuordnung an Bourgoing nach USTC und Kat. BNF. Zuordnung nach Signatur (S. 2).

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Quellen- und Literaturverzeichnis

Pillehotte, Jean]26; 8°, 79[= 87] S. (USTC 10323) – Paris: BNF, Sign. NUMM-79674* (= Lyon: BM, Sign. FC131-23). Fls­FRK25: DE || Lʼexcommunication, & || censures Ecclesiastiques, en­||courues par Henry de Valois, || pour lʼassassinat cõmis és per­||sonnes de messieurs le Cardi­||nal & Duc de Guyse. || A PARIS, || Chez Guillaume Bichon, ruë S. Iacques. || 1589.; 8°, 93 S. (USTC 8080) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-756*. Fls-FRK26: DIALOGVE || DV ROYAVME; || Auquel est discouru des vices & ver-||tus des Roys, & de leur Establissement: || De lʼEstat de la Monarchie & Repu­||blique, & de leurs Changemens: Du || Deuoir & Obligation du Roy vers Dieu || & le Peuple; & des Iustes causes qui || peuuent esmouuoir le Peuple à sʼesleuer || & sʼopposer à la Tyrannie & Jniustice || du Roy. || Dieu fait regner lʼHypocrite pour les pechez du Peuple. || Iob. 34. || Dieu donne vn Roy en sa fureur, & lʼoste en son indigna­||tion. OZee 31. || A PARIS, || Chez Didier Millot, demeurant pres || la porte sainct Iacques. || M. D. LXXXIX. || AVEC PERMISSION.; 8°, 142[= 140] S. (USTC 1822) – Paris: BNF, Sign. NUMM-74929* (= Paris: BNF, Sign. 8-LB34-607). Fls-FRK27: DISCOVRS || AMPLE ET VERITA-||BLE, DE LA DEFAITE || obtenuë aux Fauxbourgs de || Tours, sur les trouppes de || Henry de Valois. || Par Monseigneur le Duc de Mayenne, Pair, || & Lieutenant general de lʼEstat Royal || & Couronne de France. || A PARIS, || Chez Nicolas NIVELLE, ruë S. Iaques, || aux deux Colonnes. || Et Rolin THIERRY, ruë des Anglois, || pres la place Maubert. || Libraire & Imprimeur de la saincte Vnion. || M. D. LXXXIX. || AVEC PRIVILEGE.; 8°, 15,[1] S. (USTC 8856) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-758*. Fls-FRK28: DISCOVRS || DE DEVX BELLES || deffaictes des ennemis exe-||cutees en Champagne || & Bourgongne. || Par les Sieurs de Hautefort, de Feruaques, || de Gionuelle, & autres Capitaines. || A ROVEN, || Iouxte la forme & exemplaire Imprimé || à Paris, par Nicolas Niuelle, || & Rolin Thierry. || M. D. LXXXIX.; 8°, [8] Bl. (USTC 30668) – Aix-en-Provence: Bibliothèque Méjanes, Sign. Rec. D. 8, 638*. Fls-FRK29: DISCOVRS || DE DEVX BELLES || DEFFAICTES DES EN-||nemis executees en Cham-||pagne & Bourgongne. || Par les Sieurs de Hautefort, de Ferua-||ques, de Gionuelle, & autres Capi­||taines, le 23. iour dʼAuril, 1589. || A PARIS, || Chez Nicolas NIVELLE, ruë S. Iaques, || aux deux Colonnes. || Et Rolin THIERRY, ruë des Anglois, || pres la place Maubert. || Libraire & Imprimeur de la saincte Vnion. || M. D. LXXXIX. || AVEC PRIVILEGE.; 8°, 15,[1] S. (USTC 30669) – Paris: BNF, Sign. 8-H-6431 (11)*. Fls-FRK30: DISCOVRS || DE LA FVYTE || DES IMPOSITEVRS || ITALIENS. || Et des regretz quʼilz font de quicter || la France. || Et de leur route vers les pays de || Barbarie. || A PARIS, || Pour Iacques Gregoire, Imprimeur. || M. D. LXXXIX.; 8°, 15,[1] S. (USTC 8082) – Paris: BNF, Sign. 8-H-6425 (10)*. Fls-FRK31: DISCOVRS || DE LA MORT || DE MONSIEVR DE GVY-||se, & du Sieur Cardinal de Guyse, tra-||duict de Latin en François, im-||primé par Iean Grosset, || imprimeur. || A LIMOGES, || 1589.; 8°, [4] Bl. (USTC 54882) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-556*; Wolfenbüttel: HAB, Sign. 107 22 Pol (16)*. Fls-FRK32: DISCOVRS || ENTIER, ET VERITABLE DES || entreprinses & conspirations secrettes faites || contre la personne de Henry de Vallois, tres­||Chrestien Roy de France & de Polõgne: dont || est ensuyuie sa mort par la main dʼvn ieune Ia­||cobin, le premier iour dʼAoust 1589. Pensans || par ce moyen les ennemis de la Couronne re-||duire toute la France à leur deuotion. || Ensemble la conuocation que le Roy, auãt que || de mourir, à faite des Princes du sang, Sei-|| gneurs, & Gentilshommes estans en son || Armee, auec les chefs des Estrangers, || leur declarant sa derniere || volonté. || A Caen, de lʼImprimerie de Iaques Bre­||nouzet, demourant à froide ruë, 1589.; 8°, [8] Bl. (USTC 81045) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-792*. Fls-FRK33: DISCOVRS || SVR LA TREVE || ACCORDEE PAR LE ROY || TRES-CHRESTIEN HENRY III. || Roy de France & de Polongne, au Roy || de Nauarre. || Pseaume 118. || Loquar de testimoniis tuis in conspectu Regum || & non confundar. || A TOVRS, || Chez Iamet Mettayer

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Zuordnung nach USTC.

1 Flugblätter und Flugschriften mit Religionskriegsnachrichten 1589

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Imprimeur || ordinaire du Roy. || M. D. LXXXIX. || Auec priuilege de sadite Maiesté.; 8°, 48 S. (USTC 7689) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-739*. Fls­FRK34: DISCOVRS, || EN FORME DʼORAI­||SON FVNEBRE, SVR LE MAS­||sacre & parricide, de Messei-||gneurs le Duc, & Cardinal de || Guyse. || Auec les regrets, sur le massacre & assasinat du tres-||Chrestien tres-illustre, & tres-genereux Prince, || Monseigneur Henry de Lorraine, Duc de Guyse, || Pair & grand maistre de France. || A PARIS, || Pour Iacques Varangue ruë S. || Iacques au pres le College || du Plaissis. || Auec permission.; 8°, 23,[14] S. (USTC 45800) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-557*. Fls-FRK35: [Dorléans, Louis (Verf.)]27: COPPIE || DE TROIS E-||PISTRES CATHOLICQVES || DV DROICT DE PRENDRE || les armes, & de recognoistre || son Roy legitime. || Quand vous approcherez pour batailler, le Prestre se tiendra || de bout deuant lʼarmée, & parlera au peuple. Deut. 20.2. || Vn frere à proces contre son frere, & ce deuant les infideles. || I. Cor. 6.6. || Si aucun des infideles vous conuie, & vous y voulez aller, mã­||gez de tout ce qui est mis deuant vous. I. Cor. 10.27. || Reiette lʼhomme hereticque, apres la premierie & seconde ad­||admonition. Tit. 3.10. & mesmes ne le salüe point. 2. Iohã. 10. || A ORLEANS, || Par André Habert, demeurant deuant lʼEglise || de S. Croix. || M. D. LXXXIX.; 4°, 102,[2] S. (USTC 20895) – Paris: BNF, Sign. 4-LB34-700*. Fls-FRK36: D., P. E. (Verf.)28: LA || RESISTANCE || DE NOVVEAV FAI-||TE PAR LES HABITANS || de la ville de Chasteaudun, || contre les trouppes du Roy de || Nauarre. || Ensemble la Copie dʼvne Lettre de || Monsieur lʼEuesque dʼAuran­||ches, contenant la prinse du || Comte de Soissons, & plu­||sieurs autres. || A ROVEN, || Iouxte la forme & exēplaire Im­||primé à Paris, par Denis Binet. || Auec Permission.; 8°, 13,[2] S. (USTC 88419) – Paris: BNF, Sign. Z FONTANIEU 157 (7)*. Fls-FRK37: EPITAPHES, || DES DEVX FRERES || MARTYRS, PAR VN || Gentil-homme Angeuin. || Dediees à Monseigneur le Duc de Mayenne, & || à Madame de Montpensier. || A PARIS, || Chez Didier Millot, demeurant pres || la porte sainct Iacques. || M. D. LXXXIX. || Auec permission.; 8°, 12 S. (USTC 12311) – Paris: BNF, Sign. 8-H-12855 (9)*. Fls-FRK38: Este, Anna von? (Beitr.)29: LES CRVAV-||TEZ SANGVINAIRES, || exercees enuers feu Monseigneur le Car-||dinal de Guise, Pair de France & Arche-||uesque de Reims. Et les moyens tenus || pour emprisonner le Prince de Ginuille, || & les Seigneurs Catholiques, tant Eccle-|| siastiques quʼautres, pendant les Estats || à Blois. || Nolite confidere in principibus, nec in filiis homi-||num, in quibus non est salus. || Auec vne remonstrance faicte au Roy par || Madame la Duchesse de Nemours, sur || le massacre de ses enfans.; 8°, 12,[1] S. (USTC 77718) – Paris: BNF, Sign. NUMM-73348* (= Paris: BNF, Sign. 8-LB34-549 (B)). Fls-FRK39: Este, Anna von? (Verf.)30: LES REGRETS || DE MADAME DE || NEMOVRS SVR LA || mort de Messeigneurs || de Guyse ses || enfans. || L. O. T. H. || De lʼImprimerie de Hubert velu. || M. D. LXXXIX.; 8°, 14,[1] S. (USTC 53329) – Paris: BNF, Sign. NUMM-73352* (= Paris: BNF, Sign. 8-LB34-565 (A)). Fls-FRK40: Este, Anna von? (Verf.); Kleve, Katharina von (Beitr.)31: REMONTRANCE || FAICTE PAR MA-||dame de Nemours à Henry de || Valloys auec la Responce de || Henry de Valloys. || ENSEMBLE || Les regrets & lamentations faites par || Madame de Guyse, sur le trespas de || feu Monsieur de Guyse son espoux. || A PARIS. || Par Iean des Nois au clos bruneau. || D. M. LXXIXX.; 8°, 13,[1] S. (USTC 12801) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-568*. Fls­FRK41: EXTRAICT || DE DEVX || LETTRES, LʼVNE DV || NEVFIESME, LʼAVTRE || du dixiesme iour du mois de || Ianuier, enuoyees de Rome || par ce dernier or-||dinaire. || 1589.; 8°, 8 S. (USTC 30695) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-642 (A)*.

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Zuordnung nach Kat. BNF. Zuordnung nach USTC. Zuschreibung nach Kat. BNF. Zuschreibung nach USTC. Zuschreibung nach Kat. BNF.

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Quellen- und Literaturverzeichnis

Fls-FRK42: F., A. (Verf.)32: VERITABLE || DISCOVRS || DʼVN CATHOLIQVE || PAISIBLE A VN ZELÉ DE PA-||RIS SVS LA DES-OBEISSANCE ET || rebellion pernicieuse de ceux, qui || ont haussé les armes à lʼencontre || de son Roy. Ou est amplement || declaré, comme ils encourrent le || crime de leze Majesté humaine || & Diuine. || Dedié à Tres-Chrestien & Jnuincible || Roy de France & de Polongne Henry || troisiesme du nom. || M. D. LXXXIX.; 8°, 31 S. (USTC 66199) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-712*. Fls-FRK43: [Gay, Thomas (Verf.)]33: GAYETÉ || EN FORME DE || RESPONCE, A LA COM||PLAINTE DES LIGVEZ || Toulouzains. || SVR LA MORT DES DEVX || freres Guisars. || CI). I). LXXXIX.; 8°, 13,[2] S. (USTC 62609) – Paris: BNF, Sign. 8-YE PIECE-5976*. Fls-FRK44: [Genebrard, Gilbert (Verf.)]34; M., I. (Übers.): EXCOMMVNICATION || DES ECCLE||SIASTIQVES, PRIN-||CIPALEMENT DES EVES-||QVES, ABBEZ ET DOCTEVRS, || qui ont assisté au diuin seruice, sciem-||ment & volontairement auec Henry || de Vallois, apres le massacre du Cardi­||nal de Guyse. || Traduit du Latin dʼvn Docteur, par I. M. || A PARIS, || Chez GILLES GOVRBIN, ruë sainct || Iean de Latran, à lʼenseigne de || lʼEsperance, deuant le col­ ||lege de Cambray. || 1589.; 8°, 60 S. (USTC 10925) – Paris: BNF, Sign. 8-H-12729 (9)*. Fls-FRK45: GRACES || ET LOVAGES || DEVES A DIEV, POVR || LA IVSTICE FAITE || du cruel Tyran, & ennemy ca-||pital de la France. || A PARIS, || Pour Antoine le Riche, demeurant, || ruë sainct Iacques, pres les || trois Mores. || 1589. || Avec permission.; 8°, 16 S. (USTC 34647) – Paris: BNF, Sign. 8-H-6367 (3)*. Fls­FRK46: Heinrich III., König von Frankreich (Verf.): DECLARATION || DV ROY, || Sur lʼattentat, felonnie, & rebel­||lion du Duc de Mayenne, || Duc & Cheuallier dʼAumal­||le, & ceux qui les aßisteront. || A BLOIS. || M. D. LXXXIX; [Mettayer, Jamet]35; 8°, 16 S. (USTC 12819) – Paris: BNF, Sign. NUMM-79666* (= Lyon: BM, Sign. FC131-15). Fls­FRK47: Heinrich III., König von Frankreich (Verf.): DECLARATION || DV ROY, SVR LʼATTEN­ ||TAT, FELONNIE ET REBEL-||lion des villes de Paris, Orleans, || Amiens, Abbeuille, & autres || leurs adherans. || A BOURDEAVS. || Par S. MILLANGES, Imprimeur || ordinaire du Roy. || 1589. || Par commandement de la Cour.; [Blois, 1589]36; 8°, 10,[1] S. (USTC 12083) – Paris: BNF, Sign. F-46888 (2)*. Fls­FRK48: Heinrich III., König von Frankreich (Verf.): DECLARATION || DV ROY, SVR LʼATTEN­|| TAT, FELONNIE ET REBEL­||lion du Duc de Mayenne, Duc & || Cheuallier dʼAumalle & ceux || qui les assisteront. || A TOVRS. || Par Zacharie Griueau, Imprimeur du || & Libraire. Iouxte la copie impri-||mee à Blois Par Iamet Mettayer Impri-||meur du Roy. 1589.; 8°, [12] Bl. (USTC 7679) – Paris: BNF, Sign. F-46888 (4)*. Fls-FRK49: Heinrich III., König von Frankreich (Verf.): DECLARATION || DV ROY SVR LA TREFVE || ACCORDEE PAR SA MAIESTE || au Roy de Nauarre. Contenant les || causes & preignantes raisons, qui || lʼont meu à ce faire. || A TOVRS, || Chez Iamet Mettayer Imprimeur || ordinaire du Roy. || M. D. LXXXIX. || Auec priuilege de sadicte Maiesté.; 8°, 20,[2] S. (USTC 12711) – Paris: BNF, Sign. NUMM-101073* (= Lyon: BM, Sign. FC192-22). Fls-FRK50: Heinrich III., König von Frankreich (Verf.): DERNIERS PROPOS DV ROY, || consolant auant sa mort ses fidels suiets. || AVEC || Le serment & promesse du Roy à son || aduenement a la Couronne: Suiuy du || serment reciproque des Princes du sang, || & autres Ducs, Pairs, &c. à sa Majesté.37; [1589]; 8°, 8 S. (USTC 54422) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-791*. Fls-FRK51: Heinrich III., König von Frankreich (Verf.): EDIT DV ROY. || PAR LEQVEL SA MAIESTE || DECLAIRE TOVS LES BIENS MEV-||bles & immeubles du Duc de Mayenne, Duc || & Cheualier dʼAumalle, & de ceux qui volon­||tairement habitent aux villes de Paris, Rouan, || Thoulouze, Orleans, Chartres, Amiens, Ab-||beuilles, Lyon, & le Mans: & tous autres 32 33 34 35 36 37

Zuordnung nach Vorwort an den König (Tours, 21. März 1589), signiert: AF. Zuordnung nach USTC. Zuordnung nach USTC. Zuordnung nach USTC. Datierung und Ort nach USTC. Incipit; kein separates Titelblatt.

1 Flugblätter und Flugschriften mit Religionskriegsnachrichten 1589

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qui || tiennent leur parti, acquis & confisquez: & les || deniers prouenans de la vente dʼiceus estre em || ployez aux frais de la guerre. || IMPRIME A METZ, || Par ABRAHAM FABER. || M. D. XXCIX. || Auec permißion.; 8°, 10 S. (USTC 7753) – Paris: BNF, Sign. F-46889 (2)*. Fls-FRK52: Heinrich III., König von Frankreich (Verf.): INSTRVCTION || DV ROY AV Sr DE. N. || sur la mort du Duc de Guise, || pour en informer tous || ceulx quʼil estimera à propos du || costé quʼil est presente­||ment enuoye par sa || Majesté. || Imprimé à Bloys. || 1589.; [Middelberg: Schilder, Richard]38; 8°, [4] Bl. (USTC 4186) – Den Haag: Koninklijke Bibliotheek, Sign. Knuttel 862*, online: http://tempo.idcpublishers.info/ protected/adobepdf/H-2500-00862/00862. pdf [03.07.2015]. Fls-FRK53: Heinrich III., König von Frankreich (Verf.): INSTRVCTION || DV ROY AVX GOV||VERNEVRS, ET LIEVTE-||nans generaux de ses Prouinces, sur || les occasions que sa Majesté a euë || de venir en sa ville de Tours.|| A TOVRS.|| Par Zacharie Griueau, Iamet Mettayer || Imprimeur du Roy, & Barthellemy || Gomet aussi imprimeur. || M. D. LXXXIX.; 8°, 10 S. (USTC 7694) – Compiègne: Bibliothèque Saint-Corneille, Sign. Rés. XVI in 16° 6 (28)*. Fls-FRK54: Heinrich III., König von Navarra (Verf.): DECLARATION || DE LA VOLONTÉ DV || ROY, AVEC LA REMON­||strance faicte à sa Majesté, par les || Princes de son sang Officiers de la || Courõne Seigneurs Gentils­hom­||mes, & autres subjets de la France || A TOVRS. || Chez Iamet Mettayer Imprimeur || ordinaire du Roy. || M. D. LXXXIX. || Auec priuilege de sadite Majesté.; 8°, 11,[1] S. (USTC 7686) – Paris: BNF, Sign. NUMM-101066* (= Lyon: BM, Sign. FC192-15). Fls-FRK55: Heinrich III., König von Navarra (Verf.): DECLARATION || DV ROY DE NAVARRE, || SVR LE TRAICTÉ DE LA TREFVE, || faite entre le Roy, & ledit Roy de Nauarre. || A MONTAVBAN. || Par Denis Haultin. || 1589.; 8°, 8 S. (USTC 77101) – Paris: BNF, Sign. F-47170 (18)*. Fls-FRK56: Heinrich III., König von Navarra (Verf.): DECLARATIONS || DV ROY, ET DES PRIN-||ces de son sang, & autres Ducs, Pairs, Sei-||gneurs & Gentilshommes de son Royau||me, pour lʼobseruation & manutention || de la Religion Catholique, Apostolique, || & Romaine, & des personnes & biens || Ecclesiastiques. || AVEC LʼARREST DE LA || Court de Parlement de Normendie || seant à Caen. || A CAEN. || De lʼImprimerie de Iaques le Bas. || M. D. LXXXIX. || Auec Priuilege.; 4°, 12 S. (USTC 19412) – Paris: BNF, Sign. 4-LB35-87*. Fls-FRK57: Heinrich III., König von Navarra (Verf.): LETTRE DV || ROY DE NAVARRE, || A MESSIEVRS DʼOR­||leans, du XXII. May. || M. D. LXXXIX. || A Baugency. || A TOURS, || M. D. LXXXIX.; [La Rochelle: Portau, Jean]39; 8°, 8 S. (USTC 7758) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-766 (A)*. Fls-FRK58: Heinrich III., König von Navarra (Verf.): LETTRE || DV ROY || DE NAVARRE, || A MESSIEVRS || DʼORLEANS, DV XXII. || May, 1589. || A Baugency. || A TOVRS, || M. D. LXXXIX.; 8°, [4] Bl. (USTC 7757) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-766*. Fls-FRK59: Heinrich III., König von Navarra (Verf.): LETTRE || DV ROY DE NAVAR-||RE renuoyé au Roy sur la cruelle || mort de Monseigneur le Duc || de Guyse. || Et de la declaration de la deffiance quʼil a du Roy. || M. D. LXXXIX.; 8°, 10,[2] S. (USTC 54879) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-578 (B)*. Fls-FRK60: Heinrich IV., König von Frankreich/Heinrich III., König von Navarra (Verf.): DECLARATION || & protestation du Roy, || faite le ij. dʼAoust, || 1589. || Auec vne lettre dudit seigneur Roy, || addressee aux Sieurs de || Langres. || Plus, la response dʼiceux. || A LANGRES, || M. D. LXXXIX.; 8°, 7,[1] S. (USTC 7749) – London: BL, Sign. 8050 aaa 5*. Fls-FRK61: HISTOIRE || AV VRAY DV MEVRTRE ET || assassinat proditoirement commis au || cabinet dʼvn Roy perfide & barbare, || en la personne de Monsieur le Duc de || Guise, Protecteur & Deffenseur de || lʼEglise Catholique & du Royaume de || France: Ensemble du massacre aussi || perpetré en la personne du Cardinal, || son frere, sacré & dedié à Dieu: || Où sont balancez les seruices de ses || Predecesseurs & les siens, auec || vne tant inhumaine cruauté || & ingrate remuneration. || Pour estre le tout veu & diligemmēt con­||sideré par gents de bien. || M. D. 38 39

Zuordnung nach USTC. Zuordnung nach USTC.

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Quellen- und Literaturverzeichnis

LXXXIX.; 8°, 105[= 96] S. (USTC 56965) – Paris: BNF, Sign. NUMM-73346* (= Paris: BNF, Sign. 8-LB34-546). Fls­FRK62: HISTOIRE || DES DEPORTEMENS DE || HENRY DE VALOIS, EN || lʼarmee des Reistres contre les Ca-||tholiques. || Où les fraudes & ruses sont descouuertes, || & ses practiques esuentees à lʼendroit || des Estrangers, || M. D. LXXXIX.; 8°, 23 S. (USTC 20712) – Paris: BNF, Sign. 8-H-12795 (3)*. Fls-FRK63: HISTOIRE DE LA || MORT TRAGIQVE ET || Prodigieuse, de Popiel Roy de || Polongne. || Duquel les Tiranniques actes || se peuuent conformer à son || sucesseur, Henry, || de Vallois. || A PARIS. || Par Iaques le Borgne. || 1589.; 8°, 7,[1] S. (USTC 53605) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-804*. Fls-FRK64: HISTOIRE || VERITABLE DE LA || PLVS SAINCTE PARTIE || de la vie de Henry de || Valois, iadis Roy || de France. || A PARIS, || Chez Charles Michel ruë || S. Iacques. || 1589.; 8°, 48 S. (USTC 8923) – Paris: BNF, Sign. NUMM-840931* (= Paris: BNF, Sign. 8-LB34-805). Fls-FRK65: IVSTIFICATION || DES ACTIONS DES || CATHOLIQVES VNIS || contre les calomniateurs. || A PARIS, || Chez Guillaume Bichon, ruë S. Iacques, || à lʼenseigne du Bichot. || 1589. || Auec Permission.; 8°, 56 S. (USTC 10988) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-705*. Fls-FRK66: Kleve, Katharina von? (Verf.)40: LE CHANT || DOVLOVREVX DE MA-||DAME LA DVCHESSE DE GVYSE, || sur la mort & trespas de feu Monseigneur le Duc || de Guyse son espoux, Pair, & grand M. de Frãce. || Et sur celle de feu Monseigneur le Cardinal son || frere, Archeuesque & Duc de Reins premier, || Pair de France. || Ie ne veux plus chanter, que le cruel martyre? || Quʼa souffert mon espoux pour soustenir la foy, || Et son los triomphant en despit de ce Roy: || Qui pensoit effacer (par sa mort) son Empire. || De lʼimprimerie de Hubert velu, || Auec Permission.; [1589]; 8°, [7] Bl. (USTC 12301) – Paris: BNF, Sign. 8-H-12855 (11)*. Fls-FRK67: Kleve, Katharina von? (Verf.)41: LES || REGRETS ET || LAMENTATIONS FAI-||tes par Madame de Guyse, sur le || traspas de feu Monsieur de || Guyse son espoux. || M. D. LXXXIX.; 8°, 14,[2] S. (USTC 8089) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-566 (A)*. Fls-FRK68: Kleve, Katharina von (Verf.)42: REQVESTE || PRESENTEE A MES-||SIEVRS DE LA COVRT || de Parlement de Paris, Par Ma-||dame la Duchesse de Guyse. || Pour informer du massacre & assassi-||nat commis en la personne de feu || Monseigneur de Guyse. || M. D. LXXXIX.; 8°, 14 S. (USTC 3435) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-648 (B)*. Fls-FRK69: La Blanchardière, M. de (Verf.): LES LARMES || DE LA FRANCE, || Sur le deplorable decez de son HERCVLE || Monseigneur le Duc de GVYSE. || Auec les Epitaphes. || DEDIEES || A Monseigneur le Duc dʼAVMALLE. || A PARIS, || Chez DENIS BINET, Imprimeur, demeurant || pres la porte S. Marcel, à lʼenseigne S. Barbe. || M. D. LXXXIX. || Auec permision de Monseigneur dʼAumalle.; 4°, [8] Bl. (USTC 10928) – Paris: BNF, Sign. RES-YE-1028*. Fls-FRK70: La Châtre, Claude de (Verf.)43: DISCOVRS || DE LA DEFFAICTE || DV VICONTE DE THV-||raine à Chasteau-neuf en Berry || le xxvje du mois de Mars. || Par Monsieur de la Chastre. || A PARIS, || De lʼImprimerie de Denis Binet. || M. D. LXXXIX. || Auec Permission; 8°, 13 S. (USTC 21322) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-721*. Fls-FRK71: LA DEFFAITTE || DES TROVPPES DE GI-||VRY, PRES DE VILLE-COS-||terets, en ce moys de Iuin, par || Monsieur de Sagonne. || A PARIS, || Par Hubert velu, à la ruë S. Iacques. || 1589. || Auec Permission.; 8°, 14[= 13],[1] S. (USTC 10965) – Paris: BNF, Sign. 8- LB34-877*. Fls-FRK72: LA GRANDE || DIABLERIE || de Iean Vallette dit de Nogaret par la || grace du Roy Duc dʼEspernon, grand || Animal de Frāce, & bourgeois dʼAngou­||lesme sur son departement de la court. || DE NOVVEAV MIS EN LVMIERE, || par vn des valets du garçon du premier tournebroche de la || Cuysine du commun dudit sieur dʼEspernon. || Tournez le fueillet & vous

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Zuschreibung nach USTC. Zuschreibung nach USTC. Zuschreibung nach USTC. Zuordnung nach USTC.

1 Flugblätter und Flugschriften mit Religionskriegsnachrichten 1589

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|| verrez son pourtraict. || Suyuant la copie imprimee à Paris. || M. D. LXXXIX.;44 8°, 15,[1] S. – Paris: BNF, Sign. RES-YE-1946*. Fls­FRK73: La Nullité de la || pretendue innoncence || & iustificatiõ des massacres com­||mis par Henry de Valois. || Au contraire de son artificielle declara­||tion, enuoyee par les villes de France, || pour y estre publiees. || Iouxte la coppie Imprimee par || Hubert velu. || Et se vendent pres la porte S. Marceau. || M. D. LXXXIX; Paris; 8°, 16 S. (USTC 67873) – Paris: BNF, Sign. 8-H-12792 (10)*45. Fls-FRK74: [La Place, Pierre de (Verf.)]46: LETTRE DʼVN || GENTIL­HOMME DE || BEAVSSE, A VN SIEN AMY || Bourgeois de Paris, sur la deffai­||cte des troupes de mõsieur dʼAu­||malle du Ieudy 18. de May, 1589. || A TOVRS, || Chez Iamet Mettayer Imprimeur || ordinaire du Roy. || M. D. LXXXIX.; 8°, 12,[2] S. (USTC 20337) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-764*. Fls-FRK75: La Place, Pierre de (Verf.)47: LETTRE DʼVN GENTIL­||HOMME DE BEAVSSE, || à vn sien amy Bourgeois de Paris, || sur le deffaicte des trouppes || de Monsieur dʼAu||malle, du Ieu-||dy 18. de || May, || 1589 || A ANGERS, || Suyuant la coppie imprimée à Tours, par || Iamet Mettayer, Imprimeur || ordinaire du Roy. || M. D. LXXXIX.; 8°, [4] Bl. (USTC 80899) – Nancy: BM, Sign. 280431ee*. Fls-FRK76: La Resolution || DES CATHOLIQVES || BOVRGEOIS ET HABI-||tans de la ville & faulx || bourgs de Paris, dediee à || Monseigneur le Duc || de Mayenne. || A PARIS, || Anthoine du Brueil. || Auec Permission.; 8°, 13 S. (USTC 54855) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-621*. Fls­FRK77: LʼATHEISME || DE HENRY DE || VALOYS: || Où est monstré le vray but de ses || dissimulations & Cruautez. || A PARIS || Pour Pierre des-Hayes, rue || du bon puis. || M. D. LXXXIX. || Avec permißion.; 8°, 30 S. (USTC 3423) – Paris: BNF, Sign. 8-H-12795 (5)*. Fls-FRK78: La Trémoïlle, François de (Verf.): COMPARAISON || des deux partis, || Pour aprendre à tous vrays François || dʼembrasser le party de Iesus­Christ, || qui est la Saincte Vnion des Catho-||liques: & chasser la tyrannie & hy-||pocrisie de Henry de Valois, associé || auec les Heretiques, qui est le party || de Sathan. || Ou est declaré le vol traitreusement fait à Fonte-||nay des ornemens des Eglises, par le sieur de la || Trimouille. || A PARIS, || Par Pierre Des-Hays Imprimeur, demeurant || rue du bon Puys, a lʼEcreuisse. || M. D. LXXXIX. || Auec permission.; 8°, 15 S. (USTC 30676) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-704*. Fls-FRK79: [La Vallée du Maine, Michel de (Verf.)]48: APOLOGIE || OV DEFENCE, DE LA || iuste reuolte des François, cõtre le Roy || Henry troisiesme. Traduicte de Latin || en Frãçois par le seigneur de la Valée || du Mainne, Gentil­homme de la suitte || de deffunct Mõseigneur le Duc de Guyse. || Iustitiam tuam non abscondi in cordè meo: || veritatem tuam & salutare tuum dixi. || A PARIS. || Pa Iehan Hubi, Imprimeur. || M. D. LXXXIX.; 16°, [16] Bl. (USTC 34653) – Paris: Bibliothèque Sainte-Geneviève, Sign. 8-Z 1071 INV 3212 RES (P.6)*. Fls-FRK80: [La Vallée du Maine, Michel de (Verf.)]49: LA || CONTRE LIGVE || ET || RESPONCE A CER-||TAINES LETTRES ENVOYEES || à Messieurs de Renes par vn Ligueur, se || disant Seigneur de la Valee du Main-||ne & gentil-homme de la suite || de feu Monsieur de || Guyse. || Prouerb. 20. 26. || Le sage Roy dissipe les meschans & fait || tourner la rouë sur eux. || 1589.; [La Rochelle: Haultin, Jérôme]50; 8°, 113[= 110] S. (USTC 8912) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-694*. Fls-FRK81: LA VIE ET || INNOCENCE DES DEVX || FRERES, CONTENANT VN AMPLE || discours, par lequel lʼon pourra aysement rembarrer || ceux qui taschent à estaindre leur renom. || A PARIS, || Pour Anthoine du Brueil demeurant en la rue neufue no-||stre Dame, deuant

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Zuordnung nach USTC an Jamet Mettayer. Allerdings unplausibel, dass er als wichtigster königlicher Drucker eine ligistische Flugschrift produzierte. Verwechslung der Signatur im USTC mit 8-H-12792 (11). Zuordnung nach USTC; Unterschrift S. 12: La Place. Zuordnung nach USTC. Zuordnung nach USTC. Zuordnung nach USTC. Zuordnung nach USTC.

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Quellen- und Literaturverzeichnis

saincte Geneuiefue des Ardans à || lʼenseigne du Faucheur. || Auec permißion. || 1589.; 8°, 40 S. (USTC 9442) – Paris: BNF, Sign. 8-H-12792 (18)*. Fls-FRK82: Le Bloy, Jean (Verf.)51: LʼEFFROIABLE || ESCLAT DE LʼANA­||THEME, ET LES MER­||ueilleux effets dʼiceluy. || En ce petit discours vtile à tous estats on voit || les maledictions, inconueniens, maux, || malheurs, & desastre que la censure de || lʼexcommunie nous apporte: ce qui est || fort conforme à la Bulle de nostre S. Pere || le Pape, enuoyee ces iours passez du S. || siege Apostolique en ce Royaume. || Recedite à tabernaculis hominum impiorum & || nolite tangere quae ad eos pertinent, ne || inuoluamini in peccatis eorum. || Nume. I6. || A PARIS, || Chez Denis Cotinet deuant la Cour de Bauiere. || M. D. LXXXIX. || Auec Permission.; 8°, [6],18 S. (USTC 30694) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-887*. Fls-FRK83: Le Bossu, Jacques (Verf.): TROISIESME || DEVIS DV CATHOLIQVE || ET DV POLITIQVE QVI A ESTEʼ || re­vny, Sur la mort de Henry de Valois, se­||lon ce quʼen a esté presché à diuerses fois en || la grande Eglise de Nantes, || Par F. I. le Bossu, Religieux à sainct || Denys en France, & Docteur en la faculté || de Theologie à Paris. || Dedié au peuple Nantois. || A NANTES, || Par Nicolas des Marestz & François Fauerye || Imprimeurs, demeurans pres le carrefour || sainct Nicolas. || M. D. LXXXIX.; 4°, [8],98[= 99],[5] S. (USTC 34628) – Paris: BNF, Sign. RES-LB34-779 (2)*. Fls-FRK84: Le Bossu, Jacques (Verf.); Le Maître, Jacobin (Beitr.)52; F.I.L. B.D.T. (Beitr.)53; La Vallée (Beitr.)54; Pfarrer der Bretagne (Beitr.)55; La Farriniere (Beitr.)56: DEVX DEVIS, || DʼVN CATHOLIQVE ET || DʼVN POLITQVE, SVR LʼEXHORTA­||tion faicte au peuple de Nantes, en la gran­||de Eglise de sainct Pierre, pour iurer lʼVnion || des Catholiques, le huictiesme iour de Iuin, || mil cinq cens quatre vingts & neuf, || Par F. Iaques le Bossu, Religieux à sainct || Denys en France, & Docteur en la faculté || de Theologie à Paris. || Auec la Table des principales matieres cottees || en la marge du Liure. || A NANTES, || Par Nicolas des Marestz & François Fauerye || Imprimeurs, demeurans pres le carrefour || sainct Nicolas. || M. D. LXXXIX.; 4°, [16],133 S. (USTC 771) – Paris: BNF, Sign. RES-LB34-779*. Fls-FRK85: LE || FAVX-VISAGE || DESCOVVERT DV FIN || Renard de la France. || A tous Catholiques vnis, & sainctement liguez pour la || defence, & tuition de lʼEglise Apostolique & || Romaine, contre lʼennemy de Dieu || ouuert & couuert. || Ensemble quelques Anagrammes || & Sonnets propres pour la || saison du iourdʼhuy. || Sors ista Tyrannis || Conuenit, inuideant claris, fortésque trucident. || Claudi in 4. hon. cons. || Par sort il est escheu en partage aux Tyrans || Porter enuie aux bons,& meurtrir les vaillans. || Pour Iacques de Varangles, rue sainct || Iacques contre le College du Plessis. || Auec Permission. || M. D. LXXXIX.; [Paris]57; 8°, 24 S. (USTC 3431) – Paris: BNF, Sign. 8-H-12729 (10)*. Fls-FRK86: Le Jay, François (Verf.):58 DE LA DIGNITÉ || DES ROIS, ET || PRINCES SOVVERAINS: || DV DROICT INVIOLABLE || DE LEVRS SVCCESSEVRS || LEGITIMES: ET DV DEVOIR || des peuples, & subiectz || enuers eux. || Craignez Dieu, & || Hōnorez le Roy. || I. S. Pierre 2. || A TOVRS, || Par MATHVRIN LE MERCIER, Imprimeur & || Libraire demeurant deuant la porte du Change de || lʼEglise Sainct Martin. 1589. || Auec Priuilege du Roy.; 8°, 283[= 263] Bl. (USTC 20343) – Paris: BNF, Sign. 2012-24732*. Fls­FRK87: LE || PARADIS, || CONTRE LʼENFER || DE BLOIS. || M. D. LXXXIX.; 8°, 14 S.59 (USTC 62543) – Paris: BNF, Sign. 8-YE PIECE-5985*.

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Zuordnung nach Vorwort. Fol. A1v: „Le Maistre, Iacobin.“ Fol. ē1v[= B1v]: „ F.I.L. B.D.T.“ Fol. ē2r[= B2r]: „La Vallee.“ Fol. ē2v[= B2v]: „Le Recteur de Bretagne“. Fol. ē2v[= B2v]: „La Farriniere.“ Zuordnung nach Titelblatt: Werktstatt von Jacques Varangles. Singiert (fol. A3v): „FRANÇOIS LE IAY.“ Paginierung fehlerhaft: S. 1–4, 9–14, [1], 5–8.

1 Flugblätter und Flugschriften mit Religionskriegsnachrichten 1589

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Fls-FRK88: LES || CHOSES || HORRIBLES, CONTE-||NVES EN VNE LETTRE || enuoyee à Henry de Valois, par vn || Enfant de Paris, le vingthuitiesme || de Ianuier 1589. || Selon la Coppie qui a esté trouuee en || ceste Ville de Paris, pres || lʼOrloge du Palais. || Pour Iacques Gregoire, Imprimeur. || M. D. LXXXIX.; 8°, 12,[1] S. (USTC 12302) – Paris: BNF, Sign. 8-H-12795 (2)*. Fls-FRK89: LES || Considerations || SVR LE MEVRDRE || COMMIS EN LA PER-||sonne de feu Monsieur || le Duc de Guyse. || A PARIS, || Chez GVILLAVME BICHON, ruë || S. Iaques, à lʼenseigne du Bichot. || 1589. || AVEC PERMISSION.; 8°, 53,[1] S. (USTC 30675) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-555*. Fls-FRK90: LES || IMPOSTVRES || ET CALOMNIES DES || HVGVENOTS, POLITIQVES || & Atheistes pour colorer le massa-||cre commis és personnes de Mes-||seigneurs les Cardinal & Duc de || Guyse par Henry de Valois. || AVEC || La refutation dʼicelles, & comme lʼon se doit || comporter contre lʼinhumanité des massa­||creurs & tyrans, & de la punition || necessaire dʼiceux. || M. D LXXXIX.; 8°, 40 S. (USTC 10893) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-577*. Fls-FRK91: LE || SONGE CREVX || ENVOYE A HENRY DE || VALOYS PAR VN || PARISIEN. || Authorisé de plusieurs beaux exemples || tirees dʼautheurs graues & renõmez, || par lesquelles il pourra librement de-||tester sa cruauté & tyrannie. || A PARIS, || Pour Anthoine du Brueil, demeurant rue || neufue nostre Dame, deuant saincte Gene-||uiefue des Ardens. || 1589. || Auec permission.; 8°, 21[= 25] S. (USTC 54880) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-623*. Fls­FRK92: LES || PLAINTES || ET DOLEANCES DV || PRINCE DE IOINVILLE || fils de tres­haut, & trespuissant, || feu Henry de Lorraine, Duc de || Guyse. || Enuoyees aux villes Catholiques || de la France. || Auec le tombeau de Monsieur le Cardinal, & de son || frere monsieur le Duc de Guyse. || M. D. LXXXIX.; 8°, 13,[2] S. (USTC 10336) – Paris: BNF, Sign. 8-H-12792 (3)*. Fls­FRK93: LES || PROPHETIES || MERVEILLEVSES || ADVENVES A LʼEN­||droit de Henry de Valois, || 3. de ce nom, jadis Roy || de France. || Vae terrae & mari, quia descendit ad vos Dia||bolus habens iram magnam, sciens quòd || modicum tempus habet. || Apocalyp. 12. || A PARIS, || Pour Antoine du Brueil, demeurant || ruë neufue nostre Dame. || 1589. || Auec permission.; 8°, 24 S. (USTC 12356) – Paris: BNF, Sign. 8-H-6431 (26)*. Fls-FRK94: LES || PROPOS LA-||MENTABLES DE HENRY || de Valois, tirez de sa confession, || par vn remords de conscience, || qui tousiours tourmente les || miserables. || Circundederunt me dolores mortis: & || pericula inferni inuenerunt me. || A PARIS, || Par Pierre Mercier Imprimeur, ruë du bon || Puits, à lʼEscreuisse. || 1589. || Auec permission.; 8°, 19,[1] S. (USTC 5182) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-809*. Fls­FRK95: LES || SORCELERIES || DE HENRY DE VA­||LOIS, ET LES OBLA­||tions quʼil faisoit au diable || dans le bois de Vin­||cennes. || Auec la figure des demons, dʼargent doré, aus­ ||quels il faisoit offrandes, & lesquels se || voyent encores en ceste ville. || Chez Didier Millot, pres la porte S. Iacques. || 1589. || AVEC PERMISSION.; 8°, 15 S. (USTC 3466) – Paris: BNF, Sign. 8-H-6431 (22)*. Fls-FRK96: LES VRAIS || PIEGES ET MOIENS || POVR ATRAPER CE FAVX || Heretique & cauteleux grison, || Henry de Valois. || Auec vne remonstrance à tout bon Catholique, en-||uoyé à Paris, le quinziesme de Feurier, || mil cinq cens quatre vingts || & neuf. || A PARIS, || Pour Iacques Varangue ruë S. || Iacques au pres le College || du Plaissis. || Auec permission.; 8°, 12[= 21],[2] S. (USTC 8095) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-675*. Fls-FRK97: LE || TESTAMENT || DE HENRY DE VALOYS, || RECOMMANDE A SON AMY || Iean dʼEspernon. || Auec un Coq à lʼAsne. || Pour Iaques Varengles, || ET || Pour Denis Binet. || Auec Permission. || M. D. LXXXIX.; 8°, 8 S. (USTC 56858) – Paris: BNF, Sign. NUMM79685* (= Lyon: BM, Sign. FC132-09). Fls-FRK98: LE TRIPLE ENFER || DES LIGVEVRS. || CONTRE LE FAVX FNFER || DE BLOIS. || Imprime Nouuellement. || 1589; 8°, 40 S.60 (USTC 89973) – Paris: BNF, Sign. 8-YE PIECE-5979*. Fls­FRK99: LETTRE || DʼVN CATHO­||LIQVE SVR LA || RESOLVTION DES || troubles de || France. || Auec vn brief discours aux Catholiques || François demonstrant lʼvtilité & profit || quʼapporte la saincte Vnion pour la con­||seruation de la religion Catholique, Apo­||stolique & 60

Paginierung fehlerhaft: S. 1–12, 33–40, 13–32.

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Quellen- und Literaturverzeichnis

Romaine, contre les miseres || de ce temps. || M. D. LXXXIX.; 8°, 23 S. (USTC 12776) – Paris: BNF, Sign. NUMM-79714* (= Lyon: BM, Sign. FC133-10). Fls­FRK100: LETTRE DʼVN || GENTIL­HOMME RO­||MAIN, A MESSIEVRS DE || la Sorbonne de Paris, contenant || la responce à lʼaduis que lesdicts || Sieurs auoient donné à sa saincte­||té dʼexcommunier le Roy, & le || moyen de pacifier les troubles de || ce Royaume, traduite de Latin en || François. || M. D. LXXXIX.; [Tours]61; 8°, 59 S. (USTC 16217) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-674*. Fls­FRK101: LETTRES || dʼvnyon pour estre || enuoyes par toute la Chre­||stienté. || Touchant le meurtre & assassinat || commis enuers les personnes de mon-||sieur le Duc de Guyse, & monsieur || le Cardinal de Guyse son frere, & || autres Princes & Seigneurs Catho-||liques, lesquels ont euité la cruauté || commise en la ville de Blois. || M. D. LXXXIX.; [Paris: Binet, Denis]62; 8°, 11,[1] S. (USTC 2800) – Paris: BNF, Sign. NUMM-79713* (= Lyon: BM, Sign. FC133-09). Fls-FRK102: LE || TYRANNICIDE || OV MORT DV || TYRAN. || Contenant sa derniere declaration || & deliberation tyrannique en-||uers les Catholiques de la Fran-||ce, & specialement sur ceux de la || ville & fauxbourgs de Paris, si || Dieu luy eut permis executer ses || desseins miserables. || A LYON. || PAR IEAN PATRASSON. || Auec Permission.; 8°, 14 S. (USTC 12834) – Paris: BNF, Sign. NUMM-131078* (= Paris: BNF, Sign. 8-YE PIECE-3476). Fls-FRK103: Lipsius, Justus (Verf.); Mendoza, Luis de (Beitr.); Raphelengien, Franciscus (Beitr.): IVSTI LIPSI || POLITICORVM || SIVE || CIVILIS DOCTRINÆ || LIBRI SEX. || Qui ad Principatum maxime spectant. || LVGDVNI BATAVORVM, || EX OFFICINA PLANTINIANA, || Apud Franciscum Raphelengium. || cIɔ. cIɔ. LXXXIX., 1589; 4°, [24],375 S. (USTC 422752) – Madrid: Universidad Complutense, Biblioteca Histórica Marqués de Valdecilla, Sign. BH FLL 21437(1)*, online: http://catalog.hathitrust.org/ Record/009310662 [04.10.2014]. Fls-FRK104: Mayenne, Karl von (Verf.): LA || HARANGVE || FAICTE PAR MON-|| SEIGNEVR LE DVC || de Mayenne, aux Capitai-||nes & soldats de || son armee. || A Lyon, || PAR IEAN PILLEHOTTE. || Libraire & Imprimeur de la S. Vnion. || M. D. LXXXIX. || Auec permißion.; 8°, 8 S. (USTC 12790) – Paris: BNF, Sign. NUMM-79716* (= Lyon: BM, Sign. FC133-12). Fls-FRK105: Mayenne, Karl von (Verf.): REGELEMENT || GENERAL POVR RE-||MEDIER AVX DESORDRES || aduenuz à lʼoccasion des troubles || presens, attendant lʼassemble ge­||nerale des Estats du Royaume. || Publié en la Cour de Parlement, || le 20. Auril, 1589. || A TROYES, || Par Nicolas Girardon: en la || Ruë nostre Dame. || Iouxte la Copie Imprimée || à Paris. || M. D. L XXXIX. || AVEC PRIVILEGE.; 8°, 32 S. (USTC 20313) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-732 (B)*. Fls-FRK106: Mayenne, Karl von (Verf.): REGLEMENT || FAICT PAR MON-||SEIGNEVR LE DVC DE || Mayenne Pair & Lieutenant general || de lʼEstat Royal & Couronne de Fran­||ce, & le Conseil general de lʼvnion des || Catholiques estably à Paris, pour pour­||ueoir & remedier aux desordres adue­||nus à lʼoccasion des troubles presens: || Attendant quʼil y soit plus amplement || pourueu par lʼassemblee generalle des || Estats, assignez au 15. de Iuillet prochain. || A PARIS. || Chez FEDERIC MOREL. || M. D. LXXXIX. || Auec permission de la Cour.; 8°, 28,[1] S. (USTC 1828) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-731*. Fls-FRK107: Médici, Katharina von? (Verf.): REMONSTRANCE || FAITTE AV || ROY, PAR LA ROYNE || MERE A LA FIN DE CES || iours, sur choses adue-||nues au Royaume de France de­||puis lʼAn mil cinq cents || huictante quatre, & les || causes pourquoy. || A BLOYS. || Par Pierre Tochet. || LʼAn 1589.; 8°, 7 S. (USTC 20293) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-632*. Fls-FRK108: [Meurier, Hubert (Verf.)]63: LAMENTATION || OV PETIT SERMON || FVNEBRE, PRONONCÉ EN || lʼEglise nostre Dame de Rheims, || aux funerailles de feu Mõseigneur || Illustrissime & Reuerendissime || Loys Cardinal de Guyse Archeues-||que de ladite Eglise, & premier || Pair de France, cruellement massa-||cré aux Estats de Blois le xxiiij. de || Decembre

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Zuordnung nach USTC. Zuordnung nach USTC. Zuordnung nach USTC.

1 Flugblätter und Flugschriften mit Religionskriegsnachrichten 1589

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1588. || M. D. LXXXIX.; [Reims: Foigny, Jean Witwe]64; 8°, 23 Bl. (USTC 10338) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-551*. Fls-FRK109: Minieres, Olivier de (Verf.): LES REGRETS || ET COMPLAINTES || de Iean Vallette dit de Nogaret || par la grace du Roy Duc dʼE­||spernon, grand Animal de France || & bourgeois dʼAngoulesme sur || son departement de la court. || DE NOVVEAV MIS || en lumiere, par vn des valets du || garçon du premier tournebroche || de la cuysine du commun || dudit sieur dʼEspernon. || M. D. LXXXIX.; 8°, 14,[1] S. (USTC 63030) – Paris: BNF, Sign. NUMM-131071* (= Paris: BNF, Sign. 8-YE PIECE-3467). Fls-FRK110: Mondin, Jean (Verf.); Moreau, P. (Beitr.); Vial, C. (Beitr.)65: DEPLORATION, || ET VERS LAMENTABLES || SVR LA MORT DE MONSEI-||gneur le Duc de Guyse. || Par Iean Mondin, Poete, Parisien. || A PARIS, || Chez Michel Ioüin, ruë Sainct Iacques || à la Souche. || 1589; 8°, [4] Bl. (USTC 11699) – Paris: BNF, Sign. NUMM-79627* (= Lyon: BM, Sign. FC130-09). Fls-FRK111: [Montgaillard, Bernard de (Verf.)]66: RESPONSE || DE DOMP BERNARD || DOYEN DE LʼORATOIRE || de S. Bernard des Feuillans lez || Paris, à vne lettre à luy escrite || & enuoyee par Henry || de Valois. || IESVS MARIA. || A PARIS, || Chez Nicolas NIVELLE, ruë S. Iaques, || aux deux Colonnes. || Et Rolin THIERRY, ruë des Anglois, || pres la place Maubert. || Libraire & Imprimeur de la saincte Vnion. || M. D. LXXXIX. || AVEC PRIVILEGE.; 8°, 53,[3] S. (USTC 58414) – Paris: BNF, Sign. 8-H-6431 (14)*. Fls-FRK112: [Mornay, Philippe du (Verf.)]67; Heinrich III., König von Navarra (Auftr.): DECLARA||TION DV ROY DE || NAVARRE, AV PAS-||sage de la riuiere de || Loire, pour le || seruice de sa || Majesté. || Faict à Saumur ce 21. Auril 1589. || M. D. LXXXIX.; 8°, 21 S. (USTC 31706) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-733 (A)*. Fls-FRK113: [Mornay, Philippe du (Verf.)]68; Heinrich III., König von Navarra (Auftr.): LETTRE || DV ROY || DE NAVARRE || AVX TROIS-ESTATS || DE CE ROYAVME, CONTE-||nant la Declaration dudit Sei-||gneur sur les choses auenues || en France depuis le 23. || iour de Decembre || 1588. || Faict à Chastelleraut le quatriesme || iour de Mars 1589. || M. D. LXXXIX.; 8°, 24 S. (USTC 16219) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-684 (A)*. Fls­FRK114: M., P. (Verf.): ADVIS AVX || CATHOLIQVES FRAN­||COIS, SVR LʼIMPORTANCE DE || ce qui se traicte aujourdʼhuy, sur || lʼirresolution de quelques scrupu­||leux: ensemble & principalement || sur les ruzes des Politiques, Athei-||stes, forgeurs de nouuelles, & aul-||tres ennemys de Dieu. || A PARIS, || Pour Anthoine le Riche, rue Sainct || Iacques, pres le Soleil dʼor || 1589. || Auec permission.; 8°, 30[= 31] S. (USTC 1818) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-599*. Fls-FRK115: [Muldrac, A. (Verf.)]69: ORAISON || FVNEBRE PRONON-||CEE AVX OBSEQVES DE LOYS || de Lorraine Cardinal, & Henry || Duc de Guise freres. || A PARIS, || Pour la Veufue Nicolas Roffet, sur le Pont || sainct Michel à la Roze blanche. || M. D. LXXXIX. || Auec permißion.; 8°, 24 S. (USTC 77912) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-552 (A)*. Fls-FRK116: Parlement von Paris (Verf.): ARRESTS DE || LA COVRT SOVVERAI-||NE DES PAIRS DE FRAN­||ce, donnez cõtre les meurtriers || & assassinateurs de Mes­||sieurs les Cardinal & || Duc de Guyse. || A PARIS, || Chez Nicolas Nyuelle. || 1589. || AVEC PRIVILEGE.; 8°, 23 S. (USTC 8917) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-658*. Fls­FRK117: Parlement von Toulouse (Verf.): ARTICLES || SVR LʼVNION DES || MANANS ET HABITANS DE LA || ville de Tolose, & des autres villes || & lieux de Languedoc, & de la Gui||enne, qui seront par eux iurez, pour || le soustenement & defense de la || Religion Catholique, Apostolique, || & Romaine, & extirpation des he-||resies, & Arrest de la Cour de Parle-||ment

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Zuordnung nach USTC. Zuordnung nach fol. A1v. Zuordnung nach USTC und Kat. BNF. Zuordnung nach USTC und Kat. BNF. Von Mornay gemeinsam mit Jean de Morlas verantwortet (vgl. Daussy: Huguenots, S. 416). Zuordnung nach USTC.

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Quellen- und Literaturverzeichnis

dudit Tolose dõné sur iceux. || A LYON, || Prins sur la copie imprimee à Tolose. || M. D. LXXXIX.; [Pillehotte, Jean]70; 8°, 16 S. (USTC 9241) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-671*. Fls­FRK118: PARTICVLARITEZ || NOTABLES CON­||cernantes lʼAssassinat & mas­||sacre de Monseigneur le || Duc de Guyse, & Mon-||seigneur le Cardinal || son Frere. || A CHALONS. || Pour Pierre du Boys. || M. D. LXXXIX.; 8°, 51 S. (USTC 64829) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-548*. Fls-FRK119: [Pasquier, Etienne (Verf.)]71: LʼANTIMAR­||TYR DE FRERE IACQVES || CLEMENT, DE LʼORDRE DES || Iacobins. || Cʼest à dire: || Sʼil a iustement tué le feu Roy de treheureuse || memoire Henry troisiesme, & sʼil doit estre || mis au rang des Martyrs de Iesus || Christ. || AVEC || Vne belle Remonstrance aux François. || M. D. XC.; 8°, 64 S. (USTC 66911) – Bern: UB, Sign. ZB Bong V 333:4*. Fls-FRK120: [Pasquier, Etienne (Verf.)]72: REMONSTRANCE || AVX FRANCOIS || SVR LEVR SEDITION, || REBELLION ET FELONNIE, || contre la Majesté du Roy. || ECCLESIASTE, 8. v. 4. || Selon la parole du Roy est sa puissance, || qui luy dira, que fais-tu? || S. PAVLA TITE, 3. V. 1. & 2. || Admonneste les quʼils soient sujets aux Principautez, || & puissances, quʼils obeissent aux Gouuerneurs, || & quʼils soient prests à toute bonne oeuure. || 1. S. PIERRE, CH. 2. v. 17. || Craignez Dieu, & honorez le Roy. || EXODE, 22. || Tu ne maudiras point le Prince de ton peuple || & ne detracteras des Magistrats. || M. D. LXXXIX.; 8°, 50 S. (USTC 16192) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-710*. Fls-FRK121: [Pinselet, Charles (Verf.)]73: LE MARTIRE || DES DEVX FRERES || CONTENANT AV VRAY TOVTES || LES PARTICVLARITEZ LES PLVS || notables des Massacres, & assassinats, commis és || personnes de treshaults tres-puissans & tresche-||stiens Princes, Messeigneurs le Reuerandissime || Cardinal de Guyse Archeuesque Reins. Et de || Monseigneur le Duc de Guyse, Pairs de France. || Par Henry de Valois à la face des Estats dernie-||rement tenus à Bloys. || M. D. LXXXIX.; 8°, 54,[2] S. (USTC 53406) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-547*. Fls-FRK122: Pinselet, Charles (Verf.)]74: LE MARTIRE || DES DEVX FRERES, CON-||TENANT AV VRAY TOVTES LES || PARTICVLARITEZ PLVS NOTABLES || des Massacres & assassinats commis és personnes de || tres-haults, tres-puissans, & tres-Chrestiens Princes, || Messeigneurs le Reuerendissime Cardinal de Guyse || Archeuesque de Reims. Et de Monseigneur le Duc || de Guyse, Pairs de France. Par Henry de Valois à la || face des Estats dernieremēt tenus à Bloys. Là ou lʼon || verra les Figures au vif des deux Martirs. Reueu & au­||gmenté, & recorrigé de nouueau. || M. D. LXXXIX.; 8°, [29] Bl. (USTC 77716) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-547 (C)*. Fls-FRK123: [Pinselet, Charles (Verf.)]75: LE || MARTYRE || DE FRERE IACQVES || CLEMENT DE LʼORDRE || S. Dominicque. || Contenant au vray toutes les particulari­||tez plus remarquables de sa saincte reso­||lution & tresheureuse entreprise à || lʼencontre de Henry de Valois. || A PARIS, || Chez Robert le FIZELIER, ruë S. || Iacques à la Bible dʼor. || 1589. || Auec Permißion.; 8°, 62,[2] S. (USTC 6648) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-815*. Fls­FRK124: PLAINTE || SVR LA MORT || DE LʼILLVSTRISSIME || Cardinal de || Guise, || Faicte à Rome au Consistoire des || Cardinaux, par nostre || sainct Pere le Pape || Sixte V. || Traduicte de Latin en || François. || M. D. LXXXIX.; 8°, 12 S. (USTC 10808) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34650*. Fls-FRK125: [Quillian, Michel (Verf.)]76: LES || GRANDEVRS || ET VAILLANTISES || DE MONSIEVR DE || Guyse, Prince de || Ioinuille. || A PARIS, || Chez Michel Ioüin, ruë S. Iacques, || à la Souche. || M. D. LXXXIX.; 8°, 22 S. (USTC 66569) – Paris: Bibliothèque historique de la ville de Paris, Sign. Rés. 550035 (76)*. 70 71 72 73 74 75 76

Zuordnung nach USTC. Zuordnung nach USTC. Zuordnung nach Cornette: Livre, S. 561 (bezieht sich auf: Pasquier: Écrits politiques, S. 127– 177). Zuordnung nach USTC. Zuordnung nach USTC. Zuordnung nach USTC. Zuordnung nach USTC.

1 Flugblätter und Flugschriften mit Religionskriegsnachrichten 1589

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Fls-FRK126: [Quillian, Michel (Verf.)]77: PANEGYRIC OV || DISCOVRS || SVR LES FAICTZ || HEROYQVES DE FEV || Mon-seigneur le Duc || de Guise. || Pour Iacques de Varangles, rue sainct || Iacques contre le College du Plessis. || Avec Permißion. || M. D. LXXXIX.; 8°, 22 S. (USTC 62584) – Paris: BNF, Sign. NUMM-133996* (= Paris: BNF, Sign. RES-YE-4631). Fls-FRK127: Raynssant-Deviezmaison, Oudart (Verf.)78: LE THEATRE || DE FRANCE, || Auquel est contenu la resolution sur cha­||cun doubte, qui a retenu la Noblesse de || se ioindre à lʼVnion Catholique. || A MESSIEVRS DE LA NOBLESSE. || A PARIS, || Chez Guillaume Bichon, ruë sainct Iaques, || à lʼenseigne du Bichot. || M. D. LXXXIX. || Auec Priuilege.; 8°, [2],86 Bl. (USTC 7096) – Paris: BNF, Sign. NUMM-840094* (= Paris: BNF, Sign. 8-H-6470). Fls-FRK128: RECEPTE || POVR LA || TOVX DV REGNARD || de la France. || A PARIS, || Chez Michel Ioüin, ruë Sainct Iacques || à la Souche. || M. D. LXXXIX.; 8°, [2],3,[2] S. (USTC 3432) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-619*. Fls-FRK129: REFVTATION || DES CALOMNIES QVE || LES HERETIQVES ET PO-||litiques leurs adherans se-||ment & publient contre || les Catholiques. || A PARIS, || Chez Guillaume Bichon, ruë S. Iacques, || à lʼenseigne du Bichot. || 1589. || Auec Permißion.; 8°, 56 S. (USTC 1830) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-713*. Fls-FRK130: REGRETS ET || SOVSPIRS LAMEN-||TABLES DE LA FRAN-||ce, sur le trespas de Tres­haut || Tres­valeureux Seigneur, Mõ­||seigneur le Duc de GVYSE, || Pair, & grand Maistre de Fran||ce, &c. || A PARIS, || Pour Hubert velu, demeurant a la ruë du || bon puys pres les Lansquenetz. || 1588.; 8°, 6,[6] S. (USTC 64824) – Paris: BNF, Sign. 8-H-12792 (7)*. Fls-FRK131: REMONSTRANCE || A TOVS BONS || CHRESTIENS ET FIDE-||les Catholiques à maintenir || la saincte Vnion pour la con-||seruation de la religion Catho-||lique, Apostolique & Romai-||ne en ce Royaume de France, || contre les efforts du Tyran, ces || complices & allies Politiques || Huguenots, & autres hereti-||ques. || A ROVAN. || M. D. LXXXIX.; 8°, 13 S. (USTC 3963) – Paris: BNF, Sign. NUMM-79722* (= Lyon: BM, Sign. FC133-18). Fls­FRK132: REMONSTRAN­||CES SVR LʼARREST || DE PARIS DV PREMIER || iour de Mars, 1589. par lesquelles se ve­||rifie, tant par les Escritures sainctes, les || saincts Docteurs anciens & modernes, || que par les exemples & autorités prises || des Historiens & Iurisconsultes, Quʼil || nʼest licite au subiect de sʼarmer contre || son Roy, pour quelque cause ou pretex­||te que ce soit. || 1. PIER. 2. || Craignez Dieu, honorez le Roy. || A CAEN, || De lʼImprimerie de Iaques le Bas. || M. D. LXXXIX.; 8°, 47 S. (USTC 16232) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-682*. Fls-FRK133: REMONSTRAN||CE TRES-DOCTE EN-||VOYEE AVX CATHOLI-||ques François, par vn Ca-||tholique Anglois. || La meschanceté des pecheurs sera consom-||mées. Et le iuste sera affermi, leur || malice prendra fin, & le juste || sera dressé. Psal. 7. || A PARIS, || Pour Anthoine du Brüeil, de­||meurant en la rüe neufue no­||stre Dame, à lʼenseigne du || faulcheur. 1589. || Auec permission.; 8°, 27,[3] S. (USTC 8094) – Paris: BNF, Sign. 8-H-12794 (16)*. Fls­FRK134: RESPONCE || A LA COMPLAINTE || QVʼVN LIGVEVR A FAIT SVR || LA MORT DES GVISARS FRERES, AVEC || des Stances sur lʼAmbition & sur la Iustice, & quel­||ques Epitaphes sur ladite mort: aduenuë à Blois, au || mois de Decēbre, mil cinq cinq sens quatre­ vingts || & huict, par le iuste iugement de Dieu. || Nouuellement Imprimé. || 1589.; 8°, 38,[1] S. (USTC 89974) – Paris: BNF, Sign. 8-YE PIECE-5980*. Fls-FRK135: RESPONCE || AVX IVSTIFI-||CATIONS PRE-||TENDVES PAR || HENRY DE || VALOIS. || Sur les meurtres & assasinats, de feu Mes-||seigneurs le Cardinal, & Duc de Guyse, || contenues en sa declaration par luy faicte, || contre Messeigneurs le Duc de Mayenne, || Duc & Cheualier dʼAumalle, Princes & || protecteurs Treschrestiens de la saincte || Vnion des Catholiques du Royaume de || France. || A PARIS, || M. D. LXXXIX.; [Lyon]79; 8°, 30 S. (USTC 12718) – Paris: BNF, Sign. NUMM-79689* (= Lyon: BM, Sign. FC132-13). Fls-FRK136: RESPONCE || DES CATHOLIQVES || ZELEZ ET VNIS, POVR LA || conseruation de la Religion Catholique || Apostolique & Romaine, à la declaration || de HENRY troisiesme 77 78 79

Zuordnung nach Kat. BNF. Auflösung des Pseudonyms Charles de Boss nach Kat. BNF. Zuordnung nach USTC.

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Quellen- und Literaturverzeichnis

de ce nom, || Sur la mort des feuz Cardinal & || Duc de Guise. || Chez Iean Parant, ruë Sainct Iacques, || à la Galee dʼOr. || M. D. LXXXIX. || Auec Permission.; 8°, [16] Bl. (USTC 35847) – Paris: BNF, Sign. 8-H-12792 (21)*80. Fls­FRK137: RESPONCE || FAICTE A LA DE­||claration de Henry de Valois sur || lʼinnocence par luy preten-||due de la mort de Mes-||seigneurs de || Guyse. || M. D. LXXXIX; 8°, 16 S. (USTC 7699) – Paris: BNF, Sign. 8-H-6430 (2)*. Fls-FRK138: RESPONSE || du menu peuple à || la declaration de Henry, par || la grace de Dieu autant Roy || de France que de Polongne, || semee ces iours passés par les || politiques. || A PARIS, || Par Denis Binet. || M. D. LXXXIX. || Auec Permission.; 8°, 13 S. (USTC 8216) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-772*. Fls-FRK139: RESPONSE || DV PEVPLE CATHO-||LIQVE DE PARIS, AVX || Pardons de Henry de Va-||lois, semez par ses || Ministres. || A PARIS, || Chez Didier Millot, demeurant || pres la porte sainct Iacques. || M. D. LXXXIX. || AVEC PERMISSION.; 8°, 8 S. (USTC 9264) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-763*. Fls-FRK140: R., I. D. (Verf.)81: REMONSTRANCE || DʼVN GENTILHOMME || de Dauphiné, à Henry de Valois, || pour le soulagement du pauure || peuple dudit Païs. || Au III. Liure des Roys Chap. X. || Les Mignons du Roy Roboam lʼayant con­||seillé de tyrannizer son peuple, & les ayant || creuz (en reiettant le bon conseil des vieux || seruiteurs de son Pere) & ayant menacé son || peuple, il perdit dix lignees de son Royaume. || AVEC PERMISSION. || 1589.; 8°, [12] Bl. (USTC 12701) – Paris: BNF, Sign. NUMM-79693* (= Lyon: BM, Sign. FC132-17). Fls-FRK141: Rossant, André (Verf.): HISTOIRE || MEMORABLE, || RECITANT LA VIE DE HEN-||ry de Valois, & la louãge de frere IAQVES || CLEMENT, comprise en cinquante-cinq || quatrains fort Catholiques, & pleins de bel-||les sentences tres-vtiles, & tres-propres à || tout le peuple François. || Dediée à tres-sage & tres-genereux personnage || LOVYS MARTEAV, sieur de la Chappelle, || Preuost des Marchans de Paris. || PAR || ANDREʼ ROSSANT, Iurisconsulte, || & Poëte Lyonnois. || A PARIS. || Par PIERRE MERCIER, Imprimeur, rüe || du bon Puys, à lʼEcreuisse. || 1589.; 8°, 16 S. (USTC 12362) – Paris: BNF, Sign. 8-YE PIECE-5970*. Fls-FRK142: Rossant, André (Verf.): LES MEVRS || HVMEVRS ET COM-||PORTEMENS DE HENRY || de Valois representez au vray || depuis sa Naissance. || Quels ont esté ses Parrains, & leur Reli­||gion, ensemble celles de ses Prece­||pteurs, & en quoy ils lʼont instruit || iusques à present. || Auec les instructions & memoires des points fort || notables, concernants la Religion & estat || du Royaume. || A PARIS, || Pour Anthoine le Riche ruë Sainct Ia-||ques pres le Soleil dʼor. || 1589. || Auec permißion.; 8°, 125,[1] S. (USTC 13930) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-617*. Fls­FRK143: Savoyischer Rat (Verf.): REMONSTRANCE || DʼVN CONSEILLER || DV DVC DE SAVOYE || à son Altesse: pour le || dissuader dʼentre­||prendre sur la || France. || Imprimé, || M. D. LXXXVIII.; [La Rochelle: Portau, Jean]82; 8°, 36 S. (USTC 19545) – Bern: UB, Sign. ZB Bong V 307:5*, online: http://dx.doi.org/10.3931/e-rara-22024 [09.12.2015]. Fls-FRK144: SECONDE || VICTOIRE || OBTENVE A TOVRS, || sur les trouppes de Henry de || Valois, dans les Fauxbours de || Tours, le neufuiesme May 1589. || Par Monseigneur le Duc de Mayenne, || Pair & Lieutenant general de lʼE­||stat Royal & Couronne de France. || A PARIS, || Par Hubert Velu, demeurant ruë || S. Iacques. || Auec permißion. || M. D. LXXXIX.; 8°, 14,[1] S. (USTC 49477) – Aix-en-Provence: Bibliothèque Méjanes, Sign. Rec. D. 94, 24*. Fls-FRK145: SENTENCE || CONTRE HENRY DE || Valoys, ses complices, adhe-||rans, & fauteurs, selon || les saincts Canons || de lʼEglise. || 1589.; 8°, 15 S. (USTC 8935) – Paris: BNF, Sign. NUMM-840933* (= Paris: BNF, Sign. 8-LB34-622). Fls-FRK146: SIGNES MER||VEILLEVX APARVZ || sur la ville & Chastau de Bloys, en || la presance du Roy: & lassistance || du peuple. Ensamble les signes || & Comette aparuz pres Paris, le || douziesme de Ianuier, 1589. com-||me voyez par ce present portraict. || A PARIS, || M. D. LXXXIX.; 8°, [6] Bl. (USTC 8210) – Paris: BNF, Sign. 8-H-6425 (11)*. 80 81 82

Im USTC als Signatur Sign. 8–H–12792 (22) eingetragen. Initialen auf fol. C4r. Zuordnung nach USTC.

1 Flugblätter und Flugschriften mit Religionskriegsnachrichten 1589

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Fls-FRK147: Sixtus V. (Beitr.): ADVERTIS-||SEMENT AVX CA-||THOLIQVES SVR LA BVLLE || de nostre Sainct Pere touchant || lʼexcommunication de Henry de || Valois. || Auec plusieurs exemples des punitions || estranges & merueilleux iugements || de Dieu sur les excommuniez. || Non ero vltra vobiscum, donec conteratis eum qui || huius sceleris reus est. Iosué 7. || Ie ne seray plus auec vous, iusques à ce que || vous exterminiez celuy qui est coulpa-||ble de ce peché dʼanatheme. || A PARIS. || Chez N. Niuelle Ruë S. Iacques. || M. D. LXXXIX. || AVEC PERMISSION.; 8°, 54,[2] S. (USTC 34657) – Paris: BNF, Sign. 8-H-12729 (8)*. Fls-FRK148: Sixtus V. (Verf.): BVLLA || S. D. N. SIXTI || PAPÆ. V. CONTRA || HENRICVM III. || PARISIIS, || Apud Nicolaum NIVELLIVM, via || Iacobæa, sub signo Columnatum. || ET || Apud Rolinum THIERRY, via Angli-||cana, propè Forum Mauberti. || M. D. LXXXIX. || CVM PRIVILEGIO.; 8°, 23,[1] S.– Paris: BNF, Sign. 8-H-6431 (10)*. Fls-FRK149: Sixtus V. (Verf.): BVLLE || DE N. S. P. PAPE || SIXTE. V. CONTRE || HENRY DE VALOIS. || A PARIS, || Chez Nicolas NIVELLE, ruë S. Iaques, || aux deux Colonnes. || Et Rolin THIERRY, ruë des Anglois, || pres la place Maubert. || Libraire & Imprimeur de la saincte Vnion. || M. D. LXXXIX. || AVEC PRIVILEGE.; 8°, 23,[1] S. (USTC 6074) – Paris: BNF, Sign. 8-H-6431 (9)*. Fls-FRK150: Theologische Fakultät, Universität Paris (Verf.): ADVIS ET || RESOLVTION DE || LA FACVLTEʹ DE || Theologie de Paris. || M. D. LXXXIX.; 8°, 7 S. (USTC 12353) – Paris: BNF, Sign. 8-H-12793 (1)*. Fls-FRK151: Theologische Fakultät, Universität Paris (Verf.): ADVIS ET RE-||SOLVTION DE LA SA­||CREE FACVLTE EN THEO­||logie de Paris sur ceste que­||stion Asçauoir sʼil est || loisible de iurer lʼe­||dict dʼvnion. || Occurramus omnes in vnitatem fidei || & agnitionis filij Dei, Eph. 4. || A PARIS, || Par Guillaume Chaudiere. || 1589. || AVEC PRIVILEGE.; 8°, 14 S. (USTC 7177) – Paris: BNF, Sign. NUMM-79648* (= Lyon: BM, Sign. FC130-30). Fls-FRK152: Theologische Fakultät, Universität Paris (Verf.): RESPONSVM || FACVLTATIS THEO-||LOGIÆ PARISIENSIS SVPER || proposita quæstione, An liceat || iurare edictum vnionis. || Supportate inuicem in charitate, || solliciti seruare vnitatem || spiritus in vinculo pacis. || Eph. 4. || PARISIIS, || Apud Guilielmum Chaudiere. || M. D. LXXXIX. || CVM PRIVILEGIO.; 8°, 13 S. (USTC 66576) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-959*. Fls-FRK153: TOMBEAV || ET EPITAPHE || SVR LA MORT DE || tres-haut & tres-puissant Sei-|| gneur, Monseigneur le Duc || de Guyse. || A PARIS. || Par Guilleaume Bichon rue sainct Iacques || à lʼenseigne du Bichot. || 1589.; 8°, 22,[1] S. (USTC 12700) – Paris: BNF, Sign. NUMM131070* (= Paris: BNF, Sign. 8- YE PIECE- 3466). Fls-FRK154: Valé, Henry de (Verf.): LA || DETESTATION || DES CRVAVTEZ SAN-||GVINAIRES ET ABOMINABLES || de Henry Deualé, en forme de regrets sur la || mort & cruel assasinat par luy commis & per-||petré en la personne de tres-haut & puissant || Prince Henry de Lorraine, Duc de Guise, || Pair & grand Maistre de France, Zelateur de || la Foy Catholique Apost. & Romaine. || Et se vendent chez Denis Binet. || M. D. LXXXIX.; [Paris]83; 8°, 16 S. (USTC 8968) – Paris: BNF, Sign. RES-YE-3848*. Fls­FRK155: Varaine, Sieur de (Verf.): ADVIS || DONNEʼ || A MONSEIGNEVR, || LE DVC DV MAYNE, APRES || le retour de son armee à Pa­||ris, au Conseil de lʼVnion, || Au Preuost des Marchans & || Escheuins. || PAR VN GENTIL-HOMME || Catholique, tres-affectionné en ceste saincte || cause, pour le repos de la France. || A PARIS, || Par Pierre Mercier, demeurant rüe || du bon Puis, à lʼEscreuice. || 1589. || Auec permission.; 8°, 16 S. (USTC 54412) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-782*. Fls-FRK156: Varaine, Sieur de (Verf.): HARANGVE, || OV REMON-||STRANCE FAICTE A || MONSEIGNEVR LE DVC DE || Mayenne, Apres le retour de son || armee à Paris, au Conseil de lʼV­||nion, Au Preuost des Marchans || & Escheuins. || PAR LE SIEVR DE || Varaine Gentil­ homme Catholique, || tres-affectionné en ceste saincte || cause, pour le repos de la || France. || A PARIS, || Par Pierre Mercier. || 1589. || Auec permißion.; 8°, 12,[2] S. (USTC 9248) – Paris: BNF, Sign. NUMM-79717* (= Lyon: BM, Sign. FC133-13). 83

Zuordnung nach USTC.

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Quellen- und Literaturverzeichnis

Fls-FRK157: Varaine, Sieur de (Verf.): LA || REMONS-||TRANCE FAITE || A MONSEIGNEVR, || LE DVC DV MAYNE, APRES || le retour de son armee à Pa­||ris, au Conseil de lʼVnion, || Au Preuost des Marchans & || Escheuins. || PAR VN GENTIL-HOMME || Catholique, tres-affectionné en ceste saincte || cause, pour le repos de la France. || A PARIS, || Par Pierre Mercier, demeurant rüe || du bon Puis, à lʼEscreuice. || 1589. || Auec permission.; 8°, 16 S. (USTC 62513) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-878*. Fls-FRK158: VRAY || DISCOVRS || ET DEFENCE DES || CATHOLIQVES DE LA || ville de Rouen, contre le siege || & force du Roy de Nauarre, || lequel fut contraint de se reti-||rer ayant perdu de ses hom-||mes au fort de saincte Cathe-||rine 1589. || Ensemble le nom des Chefs principaux les-||quels y ont perdu la vie durant le-||dict siege de Rouen. || A LYON. || Iouxte la Copie de la lettre mis-||siue enuoyee de Rouen.; [Patrasson, Jean, 1589]84; 8°, 7 S. (USTC 12812) – Paris: BNF, Sign. NUMM-79735* (= Lyon: BM, Sign. FC133-31). Fls­FRK159: VRAY || DISCOVRS SVR || LA DEFFAICTE DES || Duc dʼAumalle & Sieur de Bal-||lagny auec leurs troupes, Par le || Duc de Longue-ville, & autres || Seigneurs, Et la leuee du siege || de la ville de Senlis en Picardie. || Faict suiuant la copie imprimée à Tours, || Chez Iamet Mettayer Imprimeur || ordinaire du Roy. || M. D. LXXXIX.; 8°, 16 S. (USTC 54443) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-771 (A)*. Fls-FRK160: Zampini, Matteo (Verf.): DE LA || SVCCESSION || DV DROICT ET || PREROGATIVE DE PRE-||mier Prince du sang de France, || deferée par la loy du Royaume, à || Monseigneur Charles Cardinal || de Bourbon, par la mort de Mon-||seigneur François de Valois Duc || dʼAnjou. || Du traitté du sieur Matthieu Zam­||pini I. C. de ce que Gregoire de || Tours, Aimonius & autres histo-||riens de la France ont laissé par || escrit. || A LYON, || Par Iean Patrasson. || 1589. || Auec Permission; [Menier, Pierre]85; 8°, 28 Bl. (USTC 9220) – Paris: BNF, Sign. NUMM-79654* (= Lyon: BM, Sign. FC131-03).

Französische Flugblätter und Einblattdrucke Bestimmung des Quellenkorpus: Für die Einblattdrucke und Flugblätter existiert kein Rechercheinstrument, das einen übergreifenden, systematischen Zugriff auf diese an unterschiedlichsten Orten verstreut liegenden Quellen ermöglichen würde. Als Ausgangspunkt bietet sich „Les belles Figures et Drolleries de la Ligue“ an, die bekannte Sammlung von Pierre de LʼEstoile und wohl wichtigste Quelle für Einblattdrucke und Flugblätter zu dieser Phase, die sich teilweise in nur einem Exemplar dank dieser Sammlung erhalten haben.86 Ergänzend können die recht umfangreichen Sammlungen im Cabinet des Estampes in der BNF (bes. Qb1, Histoire de France, 1558–1589; Qb1, Histoire de France 1589–1610), darunter auch die Collection Hennin,87 hinzugezogen werden, wobei auch die schon ältere Aufstellung

84 85 86

87

Zuordnung nach USTC. Fol. 28v: Acheué d imprimer le 17. de Septembre || 1588. Par Pierre Menier. Vgl. LʼEstoile: Figures; ungekürzter Titel: Les belles Figures et Drolleries de la Ligue, avec les peintures, placcars et affiches injurieuses et diffamatoires contre la memoire et honneur du feu Roy que les Oisons de la Ligue apeloient Henri de Valois, imprimées, criées, preschées et vendues publiquement à Paris par tous les endroits et quarrefours de la Ville lʼan 1589. Desquelles la garde (qui autrement nʼest bonne que pour le feu) tesmoingnera à la postérité la meschanceté, vanité, folie, et imposture de ceste ligue infernale, et de combien nous sommes obligés à nostre bon Roi qui nous a délivrés de la serviture et tirannie de ce monstre. Vgl. Hennin: Monuments de France, hier S. 342–413.

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von Henri Hauser einen guten Bestandsüberblick für den Erstzugriff leistet.88 Dass nur ein geringer Prozentsatz der mutmaßlichen Flugblattproduktion erhalten geblieben89 und häufig nur ein Exemplar der gesamten Ausgabe zu finden ist, kann nicht zuletzt auf die Medienpolitik Heinrichs IV. zurückgeführt werden: Um seinen Willen zum Frieden und der Aussöhnung mit seinen Untertanen zu bekräftigen, ließ er 1594 sowohl Akten aus der Zeit der Religionskriege als auch Flugschriften und Flugblätter mit diffamierendem Inhalt vernichten. Neben der Aufbewahrung war auch der Nachdruck verboten.90 Die Recherchen in Datenbanken, wie der Banque dʼimages der BNF, über Joconde (Portail des collections des musées de France) und über ARCHIM (Les collections iconographiques du Musée des archives nationales)91 sowie die Sichtungen von Quelleneditionen und Katalogen92 bringen über diesen Quellenkorpus hinaus kaum weiteres Material. Zu den aus dem Album von Pierre de LʼEstoile „Figures“ stammenden Blättern wurden die Maßangaben sowie die Zuordnungen zu Stechern und Verlegern aus Keith Camerons „Henry III“ entnommen. Fbl-FRK1: A. D. R. L. (Verf.): CHANSON SPIRITVELLE || ET ACTION DE GRACES CONTENANT LE DISCOVRS DE LA VIE, ET || Tyrannie de Henry de valois, & la louange de Frere IACQVES CLEMENT, qui nous || à deliuré de la main cruelle de ce Tyran, le Premier iour dʼAoust, lʼAn de grace, 1589. || dediée à tout le peuple Catholique de FRANCE, par A. D. R. L.; Holzschnitt, Blatt: 35,4 cm × 22,6 cm – Paris: BNF, Qb1, Histoire de France 1589–1610, Sign. M 87907* [Mikrofiche]. Fbl-FRK2: Allgemeiner Rat der Liga (Verf.): Messieurs, Vous nous enseignez93; Paris 1589; o. A. – LʼEstoile: Figures, fol. 8r (unten), Paris: BNF, Sign. NUMM-859264* (= Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6). Fbl-FRK3: Allgemeiner Rat der Liga (Verf.); Prévôt des marchand (Beitr.): LE Conseil general de lʼVnion des Catholiques94; Paris 1589; o. A. (USTC 62652) – LʼEstoile: Figures, fol. 12r, Paris: BNF, Sign. NUMM-859264* (= Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6). Fbl-FRK4: Année 1589. Autre Histoire de Jacques Clément […] en 16 morceaux95; Kupferstiche, Blatt: 8,1/12,4 cm × 13,4/18,3 cm, Bild: 7,3/8,0 cm × 12,8/13,7 cm – Paris: BNF, Qb1, Histoire de France 1589–1610, Sign. M 87884-87899* [Mikrofiche]. Fbl-FRK5: Bürgermeister und Schöffen von Troyes (Verf.): DECLARATION, ET RESOLVTION DE || PAR LES MAIRE ET ESCHEVINS DE LA || Ville, & Cité de Troyes.; Troyes 1589; 88 89 90 91 92

93 94 95

Vgl. Hauser: Sources (III), bes. S. 316–323 (Morde in Blois); Hauser: Sources (IV), bes. S. 120–133 (Anf. 1589 bis zur Ermordung Heinrichs III.); auch Courboin: Catalogue. Vgl. Grivel: Printmakers, S. 44, S. 50; zu den hohen Verlustraten gerade in der Phase 1589– 1610: Grivel: Les graveurs à Paris, S. 158. Vgl. Cameron: Illustration, S. 89; Tissier de Mallerais: Propagande sous Henri III, S. 29; Latimer: Pamphleteering in France, S. 226–227; auch Adhémar u. a.: Druckgraphik, S. 50. Vgl. Banques dʼImages: http://images.bnf.fr/jsp/index.jsp; Joconde: http://www.culture.gouv. fr/documentation/joconde/fr/recherche/rech_libre.htm; ARCHIM: http://www.culture.gouv.fr/ documentation/archim/documents-iconographiques.html. Quelleneditionen und Kataloge zur Regierungszeit Heinrichs III. bzw. der Spätphase der Religionskriege sind rar, vgl. Tragédie de Blois; Fêtes et crimes; Guerres dʼaprès les suites historiques; auch Zuwanderungsland Deutschland; vgl. ferner bilderreiche Bände wie Christin: Les Réformes. Incipit; kein separater Titel. Incipit; kein separater Titel. Titel der Blattserie in der BNF nachträglich zur Erfassung ergänzt.

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Quellen- und Literaturverzeichnis

in-folio – Paris: BNF, Sign. FOL-LB34-656*; LʼEstoile: Figures, fol. 1v (unten), Paris: BNF, Sign. NUMM-859264* (= Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6) [oberer Teil abgeschnitten]. Fbl-FRK6: Bürgermeister, Vogt und Schöffen von Amiens (Verf.): DECLARATION ET RESOLV-||TION DE PAR LES MAIEVR, PREVOST ET ES-||CHEVINS, DE LA VILLE ET CITÉ DʼAMYENS.; Amiens 1589; in­folio – LʼEstoile: Figures, fol. 20v (oben, links), Paris: BNF, Sign. NUMM-859264* (= Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6). Fbl­FRK7: Cʼest ycy le pourtraict, || Du Diable de Nogaret; Holzschnitt, Blatt: 10,4 cm × 7,1 cm, Bild: 8,3 cm × 6,2 cm – LʼEstoile: Figures, fol. 10r (unten), Paris: BNF, Sign. NUMM-859264* (= Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6) [unten abgeschnitten]; Paris: BNF, Qb1, Histoire de France 1558–1589, Sign. M 87810* [Mikrofiche]. Fbl-FRK8: CHANSON PLEINE || DE RESIOVISSANCE, AVEC ACTION DE GRACES || sur la mort aduenue à Hēry de Valloys, par vn Sainct & tresdigne de memoire, || Frere IACQVES CLEMENT, Religieux du cōuent des Iacobins de Pa­||ri, natif de Serbōne, poussé du S. Esprit, pour mettre les Catholiques en liberté.; o. A. – LʼEstoile: Figures, fol. 25r (oben, links), Paris: BNF, Sign. NUMM-859264* (= Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6). Fbl-FRK9: Comme Henry faict mettre en pieces les corps des deux Princes mar-||tyrs, puis les faict ietter au feu pour les consommer en Cendre; Holzschnitt, Maße: 21,0 cm × 24,5 cm – LʼEstoile: Figures, fol. 9v (Mitte, rechts), Paris: BNF, Sign. NUMM-859264* (= Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6). Fbl-FRK10: Comme les deux Princes estans morts sont mis sur vne table, auec la remonstrance de Madame de Nemours, || a Henry de Valloys. Et lʼemprisonnement de messieurs les Princes Catholicques; Paris: Gence, François, [1589]; Holzschnitt, Maße: 28,2 cm × 38,1 cm (USTC 62579) – LʼEstoile: Figures, fol. 9r (oben), Paris: BNF, Sign. NUMM-859264* (= Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6). Fbl-FRK11: CRVAVTE PLVS QVE BARBARE || INFIDELEMENT PERPETREE PAR HENRY DE VALOIS, || ennemy des Catholiques du Royaume de France, en la personne de Monsieur || lʼIllustrisme Cardinal du Guise, Archuesque, Duc || de Reims, dedié & consacré à Dieu.; [Paris] 1589; Kupferstich?, Blatt: 22,2 cm × 14,3 cm, Bild: ca. 4,3 cm × 10,8 cm (USTC 13657) – Paris: BNF, Qb1, Histoire de France 1558–1589, Sign. M 87802* [Mikrofiche]. Fbl­FRK12: En ceste figure Henry de vallois faict assassiner trahitrement monsieur le duc || de guise: puis le montre a monsieur le cardinal son frere.; Holzschnitt, Maße: 25,0 cm × 34,8 cm – LʼEstoile: Figures, fol. 7v, Paris: BNF, Sign. NUMM-859264* (= Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6). Fbl-FRK13: F. IAQVES CLEMENT; Holzschnitt, Maße: o. A. – LʼEstoile: Figures, fol. 16r (unten, links), Paris: BNF, Sign. NUMM-859264* (= Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6). Fbl-FRK14: F. IAQVES CLEMENT; Kupferstich, Maße: o. A. – LʼEstoile: Figures, fol. 16r (unten, rechts), Paris: BNF, Sign. NUMM-859264* (= Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6). Fbl­FRK15: Figure de lʼadmirable & diuine resolution de F. Iacques Clement Iacobin, de son arriuee à S. Clou pres Paris, accedz aux || Gardes, & addresse au Roy, deuant lequel sʼagenoüillant luy donne vn coup de cousteau, dont à ceste occassion est soudain tūé, & son corps porté mort deuant le Roy, || ayant esté mis blessé au lict, apres le decedz duquel fust ledict F. Clement mort, martyrisé, tiré à quatre cheuaulx bruslé.; Paris: Guérard, Roland; Prévost, Nicolas, [1589]; Kupferstich, Blatt: 31,8/32,2 cm × 37,6 cm, Bild: 23,6 cm × 27,1 cm (USTC 20294) – Paris: BNF, Qb1, Histoire de France 1589–1610, Sign. M 87839* [Mikrofiche]. Fbl-FRK16: Henri || III. || Roy De || France96; Kuperstich, Maße: ca. 11,2 cm × 23,7 cm – Paris: BNF, Collection Hennin, Sign. G 151099* [Mikrofiche] (= Paris: BNF, Sign. RES. QB-201 (9)-FOL ; Hennin 865).

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Incipit; kein separater Titel.

1 Flugblätter und Flugschriften mit Religionskriegsnachrichten 1589

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Fbl-FRK17: HENRICVS DE LORRAINE DVX DE GWISE PAIR ET G. M. D. F.97; Kupferstich, Blatt: 38 cm × 27,9 cm, Bild: 25,7/26,3 cm × 26,5/27 cm – Paris: BNF, Collection Hennin, Sign. G 151046* [Mikrofiche] (= Paris: BNF, Sign. RES. QB-201 (9)-FOL ; Hennin 813). Fbl-FRK18: HENRICVS. III. [XLVII–LII]98; o. A., Bild: ø 5,2 cm – Paris: BNF, Qb1, Histoire de France 1589–1610, Sign. M 87957* [Mikrofiche]. Fbl-FRK19: HENRICVS. III. [LIII–LVIII]99; o. A., Bild: ø 5,2 cm – Paris: BNF, Qb1, Histoire de France 1589–1610, Sign. M 87959* [Mikrofiche]. Fbl­FRK20: Icy se voit cōme Hēry de Vallois a esté mis a mort par vn Relig­||ieux de lʼordre des freres Prescheurs, dit Iacobins, luy presentant vne || lettre dʼvn politique de ceste ville de Paris.; Holzschnitt, Blatt: 24,5 cm × 28,5 cm, Bild: 20,4 cm × 28,5 cm – Paris: BNF, Qb1, Histoire de France 1589–1610, Sign. M 87834* [Mikrofiche]. Fbl­FRK21: LʼADIOVRNEMENT FAIT A HENRY || DE VALOIS, POVR ASSISTER AUX ESTATS || tenus aux Enfers.; Paris: Du Brueil, Antoine, 1589; Holzschnitt, Maße: 10,1 cm × 21,9 cm (USTC 62624) – LʼEstoile: Figures, fol. 19r (rechts), Paris: BNF, Sign. NUMM859264* (= Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6). Fbl-FRK22: La Marmitte renuersée des huguenots, Politiques Atheistes, Espernonistes, Libertins. || Auec la Complainte des Ministres & Predicans du Royaume de France.; [Paris: Le Roy, Nicolas; Gence, François],100 [1589]; Holzschnitt, Maße: 28,4 cm × 37,0 cm – LʼEstoile: Figures, fol. 19v (oben), Paris: BNF, Sign. NUMM-859264* (= Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6). Fbl-FRK23: La mort de Henry de vallois, auec le meurdre commis, enuers le Religieux, qui en dépécha le pais.; Holzschnitt, Maße: 20,0 cm × 32,2 cm (USTC 64866) – LʼEstoile: Figures, fol. 15r (unten), Paris: BNF, Sign. NUMM-859264* (= Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6). Fbl­FRK24: La sorcellerie de Iean dʼEspernon, auec les lamētations dʼiceluy, & du Roy de Nauarre || sur la mort de Henry de Vallois; Holzschnitt, Maße: 21,2 cm × 29,5 cm – LʼEstoile: Figures, fol. 15v (unten), Paris: BNF, Sign. NUMM-859264* (= Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6). Fbl-FRK25: Le depart du Roy de Nauare, du bourg. S. Clou & la conduite du corps de Hanry de Vallois || à poissy Accompagné du desesperé Depernon Du gastz & de Larchant & leurs allies; Paris: Guérard, Roland; Prévost, Nicolas, [1589]; Holzschnitt, Blatt: 25,3 cm × 37,6 cm, Bild: 15,3 cm × 32,2/32,6 cm (USTC 20331) – LʼEstoile: Figures, fol. 19v (unten), Paris: BNF, Sign. NUMM-859264* (= Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6); Paris: BNF, Collection Hennin, Sign. G 151220* [Mikrofiche] (= Paris: BNF, Sign. RES. QB-201 (9)-FOL ; Hennin 914); Paris: BNF, Qb1, Histoire de France 1589–1610, Sign. M 88019* [Mikrofiche]. Fbl-FRK26: LE FAUX MVFLE DECOVVERT || DV GRAND HYPOCRITE DE LA FRANCE, CONTENANT || les faicts plus memorables par luy exercez enuers les Catholiques || en ces derniers temps; Paris: Du Brueil, Antoine101, 1589; Holzschnitt, Maße: 13,9 cm × 23,2 cm (USTC 62601) – LʼEstoile: Figures, fol. 9v (oben, links und Mitte), Paris: BNF, Sign. NUMM859264* (= Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6). Fbl­FRK27: Le martire cruel du Reuerendissime Cardinal. de guise. || Soubz lʼinhumain tirant Henry de Vallois.; Holzschnitt, Maße: 24,9 cm × 38,0 cm – LʼEstoile: Figures, fol. 8r (oben), Paris: BNF, Sign. NUMM-859264* (= Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6). Fbl­FRK28: Le portraict de frere Iacques Clement, Religieux || de lʼordre sainct Dominique, qui tua Henry de Valois, || le premier iour dʼAoust, 1589.; [Paris]: Du Brueil, Antoine, [1589]; Holz­ schnitt, Maße: o. A. (USTC 20296) – Paris: BNF, Collection Hennin, Sign. G 151102* [Mikrofiche] (= Paris: BNF, RES. QB-201 (9)-FOL ; Hennin 868)*. Fbl­FRK29: Le Pourtraict & description du Politique || de ce temps, Extraict de lʼEscripture Saincte.; Paris: Le Bouc, Hilaire; Chevillot, Pierre, 1589; Holzschnitt, Maße: o. A. (USTC 20372) – 97 98 99 100 101

Medaillonumschrift; kein separater Titel. Erfassung in der Sammlung, kein Originaltitel. Erfassung in der Sammlung, kein Originaltitel. In der online-Edition verdeckt; nach Adhémar u. a.: Druckgraphik, S. 52, Abb. 16. Nach Gallica und USTC; abweichend von Cameron: Maligned King, S. 147, dort Zuordnung zu Didier Millot.

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Quellen- und Literaturverzeichnis

LʼEstoile: Figures, fol. 1v (oben), Paris: BNF, Sign. NUMM-859264* (= Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6). Fbl-FRK30: LES ARTICLES DV DERNIER || TESTAMENT DE HENRY DE VALOIS, OV CEVX QVI || tiennent pour le iourdʼhuy le party contraire de la saincte Union, sont bien & || deuëment salariez chacun selon leurs merites.; Holzschnitt, Maße: 13,4 cm × 18,2 cm (USTC 64864) – LʼEstoile: Figures, fol. 15v (oben), Paris: BNF, Sign. NUMM-859264* (= Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6). Fbl­FRK31: Les Effigies de feux Monsieur de Guise & Monsieur le Cardinal son frere massacrez a Bloys, || Pour soutenir lʼEglise Catholique & la loy de nostre sauueur Iesu­christ.; Paris: Lalouette, Jacques, 1589; kolorierter Holzschnitt, Maße: o. A. (USTC 62582) – LʼEstoile: Figures, fol. 10r (oben), Paris: BNF, Sign. NUMM-859264* (= Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6). Fbl-FRK32: LES || PROPOS TENVS A LOCHES ENTRE IEAN DESPERNON, ET || son Diable familier lors quʼil luy predict sa descente aux Enfers, fidellement recitez mots pour mots; Paris: Du Brueil, Antoine, 1589; Holzschnitt, Blatt: 38,4/38,9 cm × 24,0 cm, Bild: 9,8 cm × 21,7 cm (USTC 62387) – Paris: BNF, Qb1, Histoire de France 1558–1589, Sign. M 87809* [Mikrofiche]. Fbl­FRK33: Le soufflement et conseil diabolique depernon a Henry || De Vallois, Pour saccager les catholiques.; Holzschnitt, Maße: 24,3 cm × 37,0 cm – LʼEstoile: Figures, fol. 8v (oben), Paris: BNF, Sign. NUMM-859264* (= Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6). Fbl-FRK34: [Leu, Thomas de (Stecher)]102: KATHARINA. MEDICEA; [ca. 1588/1589]; Kupferstich, Blatt: 10,1 cm × 7,9 cm, Bild: 7,7 cm × 5,5 cm – Paris: BNF, Collection Hennin, Sign. G 151071* [Mikrofiche] (= Paris: BNF, Sign. RES. QB-201 (9)-FOL ; Hennin 838). Fbl­FRK35: LE VRAY PORTRAICT D VN HOMME || LEQVEL SʼEST APPARV A HENRY DE VALOIS, || DEDANS LE CHASTEAV DE BLOIS.; Holzschnitt, Maße: o. A. (USTC 62582) – LʼEstoile: Figures, fol. 14r, Paris: BNF, Sign. NUMM-859264* (= Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6). Fbl-FRK36: LE VRAY POVRTRAICT DE CE GRAND ET MAGNANIME || Duc de Guise Pillier de lʼEglise cruellement assassiné par Henry de Valois, en la ville de Bloys.; Holzschnitt, Blatt: 7,9 cm × 15,3 cm, Bild: 5,9 cm × 15,1 cm – Paris: BNF, Collection Hennin, Sign. G 151064* [Mikrofiche] (= Paris: BNF, RES. QB-201 (9)-FOL ; Hennin 831). Fbl-FRK37: LE VRAY POVRTRAICT DV MASSACRE ET MARTIRE || De Monsieur le Cardinal de Guise cruellement meurtri par le commande-||ment de Henry de Valois en la ville de Bloys.; Holzschnitt, Blatt: 8,1 cm × 15,3 cm, Bild: 6,2 cm × 15,2 cm – Paris: BNF, Collection Hennin, Sign. G 151065* [Mikrofiche] (= Paris: BNF, RES. QB-201 (9)-FOL ; Hennin 832). Fbl­FRK38: LʼHERMITAGE PREPARE || POVR HENRY DE VALOIS; Paris: Du Brueil, Antoine, 1589; Holzschnitt, Maße: 14,2 cm × 24,2 cm – LʼEstoile: Figures, fol. 19r (links), Paris: BNF, Sign. NUMM-859264* (= Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6). Fbl­FRK39: Lʼhistoire au vray de la victoire obtenuë par frere Ia­||ques Clement, Religieux de lʼordre saint Dominique, lequel tua || Henry de Valois le premier iour dʼAoust, 1589.; Paris: Du Brueil, Antoine, [1589]; Holzschnitt, Blatt: 28,6 cm × 17,6 cm, Bild: 11,0 cm × 16,4 cm – Paris: BNF, Qb1, Histoire de France 1589–1610, Sign. M 87882* [Mikrofiche]. Fbl-FRK40: LʼHISTOIRE AU VRAY DE LA VICTOIRE OBTENVE PAR FRERE IACQVES CLEMENT || Religieux de lʼordre sainct Dominique, lequel tua dʼvn cousteau Henry de Vallois le premier iour dʼAoust, 1589, au bourg S. Cloud, luy presentant || vnd lettre, Auec le desespoir de dʼEsperon sur la mort dudict Henry de Vallois son bon Maistre.; Holzschnitt, Blatt: 24,5/24,8 cm × 34,7 cm, Bild: 14,8 cm × 34,4 cm – Paris: BNF, Qb1, Histoire de France 1589– 1610, Sign. M 87881* [Mikrofiche]. Fbl-FRK41: Moyse suiuant le mandement de Dieu103; Kupferstich, Blatt: 19,6 cm × 31,4 cm, Bild: 18,3 cm × 31,0 cm (USTC 62652) – LʼEstoile: Figures, fol. 15r (oben), Paris: BNF, Sign. NUMM-859264* (= Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6); Paris: BNF, Collection Hennin, 102 Zuordnung nach Kat. BNF. 103 Incipit; kein separater Titel.

1 Flugblätter und Flugschriften mit Religionskriegsnachrichten 1589

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Sign. G 151091* [Mikrofiche] (= Paris: BNF, RES. QB-201 (9)-FOL ; Hennin 857); Paris: BNF, Qb1, Histoire de France 1589–1610, Sign. M 87835* [Mikrofiche]; Paris: BNF, Qb1, Histoire de France 1589–1610, Sign. M 87845* [Mikrofiche]. Fbl-FRK42: NVMMI MEMORIÆ SACRI || HENRICI III. GALLIARUM ET || Poloniæ Regis: & Henrici Regis Navarræi, cusi || Duce Mayno, cum sociis, regnum turbante, Anno Christi || 1589.; Kupferstich, Blatt: 10,4 cm × 13,3 cm, Bild: 5,6 cm × 11,6 cm – Paris: BNF, Qb1, Histoire de France 1589–1610, Sign. M 87930* [Mikrofiche]. Fbl-FRK43: Ohne Titel (Herzog und Kardinal von Guise knien betend unter dem Kreuz); Radierung?, Bild: 7,9 cm × 8,6 cm – Paris: BNF, Qb1, Histoire de France 1558–1589, Sign. M 87806* [Mikrofiche]. Fbl-FRK44: Pourtrait des charmes & caracteres de Sorcellerie de Henry de Valoys 3. du nom.; Radierung?, Blatt: 48,9/49,2 cm × 35,8/36,4 cm, Bild: 46,3/46,6 cm × 35,4 cm – LʼEstoile: Figures, fol. 17r, Paris: BNF, Sign. NUMM-859264* (= Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6); Paris: BNF, Qb1, Histoire de France 1589–1610, Sign. M 87926* [Mikrofiche]. Fbl-FRK45: POVRTRAIT ET DESCRIPTION || DV MASSACRE PRODITOIREMENT COMMIS AV CABI­||net & par lʼauctorité du Roy, pendant les Estats à Blois, en la personne de Henry || de Lorraine, Magnanime Duc de Guise, Protecteur & Deffenseur de || lʼEglise Catholique & du Royaume de France.; [Paris] 1589; Holzschnitt?, Blatt: 30,9 cm × 18,5 cm, Bild: 6,0 cm × 15,9 cm (USTC 13658) – Paris: BNF, Qb1, Histoire de France 1558–1589, Sign. M 87803* [Mikrofiche]. Fbl-FRK46: [Rossant, André (Verf.)]104: HISTOIRE ABREGEE DE LA VIE DE HENRY DE VALOIS || COMPRINSE EN CINQVANTE QVATRAINS, PROPRES A TOVT LE PEVPLE FRANCOIS, AVEC LE PORTRAICT || de Fr. Iaques Clement, Religieux de lʼordre S. Dominique, qui lʼoccit le premier dʼAoust, 1589. Par A. D. R. L.; Paris: Mercier, Pierre, [1589]; Holz­ schnitt, Maße: o. A. (USTC 62568) – LʼEstoile: Figures, fol. 16r (oben), Paris: BNF, Sign. NUMM-859264* (= Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6). Fbl-FRK47: Theologische Fakultät, Universität Paris (Verf.): ORAISONS COLLIGEE || par la faculté de Theologie de Paris, pour prier Dieu au S. || Canon de la Messe pour les Princes Catholiques, au lieu de Henry de Valloys; [Paris]: Binet, Denis; o. A. (USTC 62652) – LʼEstoile: Figures, fol. 11v, Paris: BNF, Sign. NUMM-859264* (= Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6). Fbl-FRK48: Tumbeau sur le trespas & assassinat commis aux personnes || de Messeigneurs de Guyse à Bloys le xxiije. || & xxiije. Decembre 1588.; Paris: Guérin, Jean, [1589]; Holzschnitt, Blatt: 38,3 cm × 27,2 cm, Bild: 9,4 cm × 16,3 cm (USTC 66570) – LʼEstoile: Figures, fol. 10v, Paris: BNF, Sign. NUMM-859264* (= Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6); Paris: BNF, Qb1, Histoire de France 1558–1589, Sign. M87812* [Mikrofiche].

Deutsche Flugschriften Bestimmung des Quellenkorpus: Die Flugschriftenproduktion im Heiligen Römischen Reich zu den Französischen Religionskriegen erlebte 1589 eine produktive Hochphase. Eine möglichst umfassende Aufnahme und Auswertung der Flugschriften der Untersuchungsphase vorzunehmen, wird durch einerseits die anzunehmenden hohen Verlustraten105 und andererseits die schlechte Erfassungssituation – von fehlerhaften Datenbankeinträgen und unvollständigen Sammlungen und Kataloge106 bis zu hohen Reproduktionskosten – erschwert. 104 Zuordnung nach USTC. 105 Dass einige Werke bei der Erfassung mit nur einem Exemplar feststellbar waren, belegt deutlich, dass die tatsächlichen Verluste hoch waren. 106 Vgl. den kritischen Kommentar zur Erfassungssituation deutschsprachiger Flugschriften und Flugblätter von Bellingradt: Forschungsüberblick, S. 79.

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Quellen- und Literaturverzeichnis

Als Startpunkt diente der VD16 als übergreifender Katalog.107 Wegen der immer wieder feststellbaren Lücken,108 u. a. bei der Zuordnung von Exemplaren zu einer bestimmten Ausgabe, waren weitere ergänzende Recherchen notwendig. Die Mikrofiche­Ausgabe von Hans­Joachim Köhler wurde hier herangezogen.109 Das ZVDD (Zentrale Verzeichnis digitalisierter Drucke) und verschiedene deutsche Verbundkataloge110 wurden ebenso durchsucht wie verschiedene Katalogverbünde im deutschsprachigen Ausland.111 Um die Randbereiche des Heiligen Römischen Reichs zu erschließen,112 wurden daneben auch polnische und tschechische Verbundkataloge,113 niederländische und belgische Datenbanken,114 Kataloge der retrospektiven Nationalbibliographien und einschlägige Verbundkataloge115 sowie Kataloge und Bestandsverzeichnisse der zentralen Bibliotheken in Frankreich, so die BNU, die BM in Lyon, die Bibliothèques-specialisées de Paris116 und die BNF, 107 VD16: https://opacplus.bib­bvb.de/TouchPoint_touchpoint/start.do?SearchProfile=Altbestand &Search Type=2. 108 Vgl. auch Beyer: German national bibliographies, S. 57–77; Guggisberg: Bild der Alten Eidgenossenschaft, S. 48. 109 Vgl. Köhler: Flugschriften (II); online durchsuchbar auf TEMPO: http://tempo.idcpublishers. info/search.php. 110 Der GVK – Gemeinsamer Verbundkatalog der Länder Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (http://gso.gbv.de/DB=2.1/LNG=DU/) wurde ebenso gesichtet wie Hebis – Hessisches Bibliotheksinformationssystem (http://www.portal.hebis.de/), hbz – Hochschulbibliothekszentrum NRW (okeanos-www.hbz-nrw.de), KOBV – Kooperativer Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg (http://portal.kobv.de/?plv=2), SWB – Südwestdeutscher Bibliotheksverbund (http://swb.bsz-bw.de/) und BVB – Bibliotheksverbund Bayern (https:// opacplus.bib-bvb.de/). 111 Vgl. OBV – Österreichischer Bibliothekenverbund Gesamtkatalog: http://search.obvsg.at/ primo_ library/libweb/action/search.do?; SwissBib – Metakatalog der Schweizer Hochschulbibliotheken und der Schweizerischen Nationalbibliothek: https://www.swissbib.ch/; RERO – Westschweizer Bibliotheksverbund: http://opac.rero.ch/gateway?; GLN 15–16 – Bibliographie de la production imprimée des 15e et 16e siècles des villes de Genève, Lausanne et Neuchâtel: http://www.ville-ge.ch/musinfo/bd/bge/gln/notice/simple.php; e-rara.ch – Plattform der Schweizer Bibliotheken für digitalisierte Schweizer Drucke des 15. bis 19. Jahrhunderts: http://www. e-rara.ch/?; Einen Überblick über die Recherche in Schweizer Beständen gibt Guggisberg: Bild der Alten Eidgenossenschaft, S. 41–66. 112 Zur Bedeutung, die Randgebiete des Heiligen Römischen Reiches in Recherchen einzuschließen, vgl. Dünnhaupt: Bibliographische Abgrenzungsprobleme, S. A389-A397. 113 Vgl. CASLIN – Souborný Katalog České Republiky/Union catalogue of the Czech Republic: http://www.caslin.cz/; BN – Biblioteki Narodowej, Warschau: http://alpha.bn.org.pl/; KARO – Katalog Rozproszony Bibliotek Polskich: http://karo.umk.pl/Karo/; NUKAT – Katalog Zbiorów Polskich Bibliotek Naukowych: http://katalog.nukat.edu.pl/. 114 Bes. TEMPO (dort Dutch Pamphlets), was sowohl die Knuttel Collection der Koninklijke Bibliotheek als auch die Van Alphen Kollektion umfasst: http://tempo.idcpublishers.info/search. php; vgl. auch zu diesen Beständen Knuttel: Catalogus van de pamfletten­verzameling. 115 U. a. Unicat – Union catalogue of Belgian libraries: http://www.unicat.be/; STCN – Short-title catalogue Netherlands: http://picarta.pica.nl/; KBR – Koninklijke Bibliotheek van België/Bibliothèque royale de Bélgique, Brüssel: http://opac.kbr.be/. 116 Vgl. Bibliothèques-specialisées de Paris: http://bibliotheques-specialisees.paris.fr/catalogue/ recherche-simple.dot.

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im Hinblick auf deutsche Druckpublikationen durchgearbeitet. Daneben wurden teils vor Ort, teils digital die Sammlungen der für die deutschen Druckbestände des 16. Jahrhunderts zentralen Bibliotheken in Wolfenbüttel (HAB), München (BSB), Berlin (StaBi) und Wien (ÖNB) durchsucht, aber auch die Kataloge weiterer wichtiger Bibliotheken, darunter die UB Bern (mit der Sammlung Jacques Bongars), JALB Emden, ULB Halle, UB LMU München und UB Frankfurt am Main (mit der Sammlung Gustav Freytag).117 Auch ein Abgleich mit dem übergreifenden USTC wurde vorgenommen.118 Ziel war es, eine möglichst erschöpfende Erfassung der Titel zu den Religionskriegen 1589 sowie der jeweiligen Ausgaben zu leisten. Fls-HRR1: Adliger des Gefolges des Herzogs von Montpensier (Verf. d. Vorl.): Außzug eines Schreibens: || So ein Adelspersone || vnder der Nachfolge des Hertzogen von || Montpensier an einen seinen Freund || gethan hat. || Inhaltende: || Ein kurtze Erzelung von der Niderlage der zusamengeschwor=||enen/ vnd der Gottier/ Welche durch den Graffen von Brissac/ || Peter Court/ vnnd andere Rebellischen gefuͤ hrt/ vnd von dem || Hertzogen von Montpensier erlegt worden/ den 22. Aprilis/ || Anno 1589. || Auß dem Frantzoͤ sichen in vnser hoͤ ch Teutsche Sprach trewlich vbergesetzt.; [1589]; 4°, [3] Bl. (VD16 A 4426) – München: BSB, Sign. Res/4 Eur. 345,26*; München: UB LMU, Sign. 4 Hist. 2142:8*; Wolfenbüttel: HAB, Sign. M: Gk 2190 (34) = Köhler: Flugschriften (II), Fiche 774, Dok. 1413*. Fls-HRR2: Andere beglaubte Zeitungen || Oder || Gründlicher vnd sat=||ter doch Summarischer Bericht/ || vas sich juͤ ngsthin beyderseits zugetragen/ || als die dem Koͤ nig zu Franckreich zuziehende Eydgnossen || den Hertzogen von Sauoi angriffen/ vnd jhme Feindlicher weiß || doch hoͤ chlich vervrsacht ins Land gefallen/ Warum͂ solches wol-||bedachtes vorhaben nicht fortgesetzt/ sondern der gantze Kriegs-||last mit genommenem vnversehenem abzug denen zu Genff auff || den Halß gezogen worden. Welcher massen aber der Allmaͤ chtige || drein gesehen vnd wunderbarlich Gnad verliehen/ das Hochge-||dachter Hertzog vnlangsten mit aller seiner Kriegsmacht von der Genffischen Schantz mit schandt/ vnd nicht ohn verlust unver­||richter dingen abgetrieben worden. Jtem was si͂ ch in new-||lichkeit zu Bologna vnd Camerich in Franckreich || zugtragen haben soll. Vnd endlich kuͤ rtzlich et-||was von Zeitungen vnd warnungen || so auß Jtalia einkommen. || Alles dem Liebhaber der Warheit zur wissen=||schafft vnd gefallen trewlich zusammen getra=||gen vnd in Truck verfertiget. || Psal 9. Ich lobe deinen Namen du Allerhoͤ chster/ Das du meine || Feinde hindersich getriebē hast/ sie seind gefallē vnd umbkom͂ en vor dir. || Psal. 59 Fuͤ r ihrer macht halt ich mich zu dir/ dañ Gott ist mein schutz. || Gott erzeiget mir reichlich seine Guͤ te/ Gott lesset mich meine lust se=||hen an meinen Feinden. || Psal. 60. Schaffe du vns beystand in der noht/ dann Menschen || huͤ lff ist kein nuͤ tze. || Psal. 105. Nicht vns Herr/ nicht vns/ sondern deinem Namen gib || die Ehre/ vmb deine Gnad vnd Warheit. Vnser Gott ist im Himmel/ || er kan schaffen/ was er will. || M. D. LXXXIX.; 4°, [14] Bl. (VD16 A 2472; GLN-3351) – Augsburg: SUSB, Sign. 4 Gs Flugschr. 526; Berlin: StaBi, Sign. 8 in: 8“Qf 29 [gegenwärtig: Moskau: RGB]; Eichstätt: UB, Sign. 21/1 BO IV 9; Genf: Bibliothèque de Genève, Sign. Gf 1222 Rés*; Halle: ULB, Sign. Alv Ll 248 (10); Jena: ThULB,

117 Vgl. HAB: http://opac.lbs-braunschweig.gbv.de/; BSB: https://opacplus.bsb-muenchen.de/; StaBi Berlin: http://stabikat.de/; ÖNB: http://search.obvsg.at/primo_library/libweb/action/ search.do?; UB Bern: http://baselbern.swissbib.ch/Search; JALB Emden: http://lhemd.gbv.de/; ULB Halle: http://opac.bibliothek.uni-halle.de/; UB LMU München: https://opacplus.ub.unimuenchen.de/; UB Frankfurt am Main: https://hds.hebis.de/ubffm/. 118 Sämtliche Werke finden sich im USTC wieder und auch alle Ausgaben, die im VD16 verzeichnet sind, worüber hinaus jedoch weitere Ausgaben existieren. Diese sind im Quellenverzeichnis aufgelistet. Daneben fehlt eine Reihe von Exemplaren in der Zuordnung zu den einzelnen Ausgaben in der Auflistung des USTC.

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Quellen- und Literaturverzeichnis

Sign. 4 Bud.Hist.univ.134 (3); Wolfenbüttel: HAB, Sign. M: Gk 2192 (34) = Köhler: Flugschriften (II), Fiche 115, Dok. 231*. Fls-HRR3: [Bourgoing, Edmond (Verf. d. Vorl.)]119; [Fischart, Johann (Übers.)]120; Jobin, Bernhard (Kompilator)121; [Fischart, Johann (Beitr.)]122; Pius II., Papst (Beitr.): Wolbedenckliche Beschreibung. || Des/ an dem Koͤ nig in || Franckreich neuwlich verraͤ therlich be=||gangenen Meuchelmords/ von einem Moͤ nch || Prediger Ordens|| Jnmassen solchen die Rebellischen Paryser/ selbst || haben an Tag gegeben/ vnd in offenem Truck zu Paryß || publicieren vnd außkommen lassen. || Auß dem Frantzoͤ sischen der eygentlichen Meynung nach || verteutschet/ vnd mit noͤ tigen Erinnerungen ersetzt: || Durch Bernhart Janot. || ANNO M. D. LXXXIX.; [Straßburg: Jobin, Bernhard]123; 4°, [8] Bl.124 – Emden: JALB, Sign. Theol. 4° 1130 M (7)*. Fls-HRR4: [Bourgoing, Edmond (Verf. d. Vorl.)]125; [Fischart, Johann (Übers.)]126; Jobin, Bernhard (Kompilator)127; [Fischart, Johann (Beitr.)]128; Pius II., Papst (Beitr.): Wolbedenckliche Beschreibung || Des/ an dem Koͤ nig in || Franckreich newlich Verrhaͤ terlich began=||genen Meuchelmords/ von einem Moͤ nch || Prediger Ordens. || Jnmassen solchen die Rebellischen Paryser/ selbst haben || an Tag geben/ vnd in offenem Truck zu Paryß publi=||cieren vnd außkommen lassen. || Auß dem Frantzoͤ sischen der eygentlichen meinung nach ver=||deutschet/ vnd mit noͤ tigen Erinnerungen ersetzt: || Durch Bernhart Janot. || ANNO M. D. LXXXIX.; [Straßburg: Jobin, Bernhard]129; 4°, [8] Bl. – Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1589/5*. Fls-HRR5: [Bourgoing, Edmond (Verf. d. Vorl.)]130; [Fischart, Johann (Übers.)]131; Jobin, Bernhard (Kompilator)132; [Fischart, Johann (Beitr.)]133; Pius II., Papst (Beitr.): Wolbedenckliche Beschreibung || Des/ an dem Koͤ nig in || Franckreich newlich Verrhaͤ terlich be=||gangenen Meuchelmords/ von einem Moͤ nch || Prediger Ordens. || Jnmassen solchen die Rebellischen Paryser selbst || haben an Tag gegeben/ vnd in offenem Truck zu Parys || publicieren vnd außkommen lassen. || Auß dem Frantzoͤ sischen der eygentlichen meynung nach || verteutschet/ vnd mit noͤ tigen Erinnerungen ersetzt: || Durch Bernhart Janot. || ANNO M. D.LXXXIX.; [Straßburg: Jobin, Bernhard]134; 4°, [10] Bl. (VD16 ZV 2307) – Halle: ULB, Sign. AB 154 369 (31); München: BSB, Sign. Res/Crim. 467g*. Fls-HRR6: [Bourgoing, Edmond (Verf. d. Vorl.)]135; [Fischart, Johann (Übers.)]136; Jobin, Bernhard (Kompilator)137; [Fischart, Johann (Beitr.)]138; Pius II., Papst (Beitr.): Wolbedenckliche Beschreibung || Des/ an dem Koͤ nig in || Franckreich newlich Verrhaͤ terlich be=||gangenen Meuchelmords/ von einem Moͤ nch || Prediger Ordens. || Jnmassen solchen die Rebellischen Paryser selbst || haben an Tag gegeben/ vnd in offenem Truck zu Parys || publicieren vnd außkommen 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138

Zuordnung der Vorlage nach VD16. Zuordnung nach Kat. HAB. Auflösung des Pseudonyms Bernhart Janot nach Kat. UB LMU und HAB. Zuordnung nach Kat. UB LMU und HAB. Zuordnung nach VD16. Abweichende Ausgabe: Titelbild zeigt den Mönchsmörder, nicht das Porträt Cléments. Zuordnung der Vorlage nach VD16. Zuordnung nach Kat. HAB. Auflösung des Pseudonyms Bernhart Janot nach Kat. UB LMU und HAB. Zuordnung nach Kat. UB LMU und HAB. Zuordnung nach VD16. Zuordnung der Vorlage nach VD16. Zuordnung nach Kat. HAB. Auflösung des Pseudonyms Bernhart Janot nach Kat. UB LMU und HAB. Zuordnung nach Kat. UB LMU und HAB. Zuordnung nach VD16. Zuordnung der Vorlage nach VD16. Zuordnung nach Kat. HAB. Auflösung des Pseudonyms Bernhart Janot nach Kat. UB LMU und HAB. Zuordnung nach Kat. UB LMU und HAB.

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lassen. || Auß dem Frantzoͤ sischen der eygentlichen meynung nach || verteutschet/ vnd mit Noͤ tigen Erinnerungen ersetzt: || Durch Bernhart Janot. || ANNO M. D.LXXXIX.; [Straßburg: Jobin, Bernhard]139; 4°, [8] Bl., 4 Taf. (VD16 ZV 2308) – Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1589/5B*; Braunschweig: SB, Sign. II 22-299; Emden: JALB, Sign. Theol. 4° 1130 M (4); Halle: ULB, Sign. Alv. Ll 248 (8); Karlsruhe: Badische Landesbibliothek, Sign. 72 A 368*; München: BSB, Sign. Res/4 Eur. 345,29*; München: UB LMU, Sign. 4 Hist. 4132:18*; Paris: BNF, Sign. 8-LB34-906 (A)* [mit Taf.]; Weimar: HAAB, Sign. 24, 3:25 [a] (2) [durch Beschnitt fehlendes Impressum]; Wolfenbüttel: HAB, Sign. 202.63 Quod. (23); Wolfenbüttel: HAB, Sign. T: 946.4 Helmst. (25)*. Fls-HRR7: [Bourgoing, Edmond (Verf. d. Vorl.)]140; [Fischart, Johann (Übers.)]141; Jobin, Bernhard (Kompilator)142; [Fischart, Johann (Beitr.)]143; Pius II., Papst (Beitr.): Wolbedenckliche Beschreibung || Des/ an dem Koͤ nig in || Franckreich newlich Verrhaͤ terlich begange=||nen Meuchelmords/ von einem Moͤ nch || Prediger Ordens. || Jnmassen solchen die Rebellischen Paryser selbst haben || an Tag gegeben/ vnd in offenem Truck zu Parys publi=||ciren vnd auskommen lassen. || Aus dem Frantzoͤ sischen der eigentlichen meinung nach ver=||teutschet/ vnd mit noͤ tigen Erinnerung ersetzt: || Durch Bernhart Janot. || Jm Jar M. D. LXXXiX.; [Straßburg: Jobin, Bernhard]144; 4°, [8] Bl. – Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1589/5A*. Fls-HRR8: [Bourgoing, Edmond (Verf. d. Vorl.)]145; [Fischart, Johann (Übers.)]146; Jobin, Bernhard (Kompilator)147; [Fischart, Johann (Beitr.)]148; Pius II., Papst (Beitr.): Wolbedenckliche Beschreibung || Des/ an dem Koͤ nig in || Franckreich newlich verrhaͤ terlich began=||genen Meuchelmordts/ von einem Moͤ nch || Prediger Ordens. || Jn massen solchen die Rebellischen Pariser selbst ha=||ben an Tag gegeben/ vnd in offenem Druck zu Pariß || publicieren vnd auskommen lassen. || Aus dem Frantzoͤ sischen der eigentlichen Meinung nach || verteutschet/ vnd mit noͤ tigen Erinnerungen ersetzt. || Durch Bernhart Janot. || M. D. LXXXIX.; [Straßburg: Jobin, Bernhard]149; 4°, [10] Bl. (VD16 B 6858) – Coburg: LB, Sign. Ta 546; Jena: ThULB, Sign. 4 Gall.II,63 (15)*; Jena: ThULB, Sign. 4 Gall.II,70 (2)*; Wolfenbüttel: HAB, Sign. J 164.4 Helmst. (5)*; Wolfenbüttel: HAB, Sign. T: 317.4 Helmst. (57) [unvollständig]. Fls-HRR9: [Bourgoing, Edmond (Verf. d. Vorl.)]150; [Fischart, Johann (Übers.)]151; Jobin, Bernhard (Kompilator)152; [Fischart, Johann (Beitr.)]153; Pius II., Papst (Beitr.): Wolbedenckliche Beschreibung || Des/ an dem Koͤ nig in || Franckreich newlich verrhaͤ terlich began=||genen Meuchelmordts/ von einem Moͤ nch || Prediger Ordens. || Jn massen solchen die Rebellischen Pariser/ selbst || haben an Tag geben/ vnd in offenem Druck zu Pariß || publiciren vnd auskommen lassen. || Aus dem Frantzoͤ sischen/ der eigentlichen Meinung nach || verteutschet/ vnd mit noͤ tigen Erinnerungen ersetzt: || Durch Bernhart Janot. || ANNO M. D.LXXXIX.; [Straßburg: Jobin, Bernhard]154; 4°, [10] Bl. (VD16 ZV 26218) – Jena: ThULB, Sign. 4 Polit. IV,1 (26);

139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154

Zuordnung nach VD16. Zuordnung der Vorlage nach VD16. Zuordnung nach Kat. HAB. Auflösung des Pseudonyms Bernhart Janot nach Kat. UB LMU und HAB. Zuordnung nach Kat. UB LMU und HAB. Zuordnung nach VD16. Zuordnung der Vorlage nach VD16. Zuordnung nach Kat. HAB. Auflösung des Pseudonyms Bernhart Janot nach Kat. UB LMU und HAB. Zuordnung nach Kat. UB LMU und HAB. Zuordnung nach VD16. Zuordnung der Vorlage nach VD16. Zuordnung nach Kat. HAB. Auflösung des Pseudonyms Bernhart Janot nach Kat. UB LMU und HAB. Zuordnung nach Kat. UB LMU und HAB. Zuordnung nach VD16.

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Quellen- und Literaturverzeichnis

Paris: BNF, Sign. RES 4-LB34-906*; Wolfenbüttel: HAB, Sign. T: 875.4 Helmst. (9)* = Köhler: Flugschriften (II), Fiche 257, Dok. 519. Fls-HRR10: Der DOMINICANER Muͤ nche || jemmerliches heulen. || Vber jre selbst eigene moͤ rdliche that/ || so Bruder Clemens jres Ordens/ aus anstifften || des heilosen Babsts/ ahn dem Christlichen Koͤ nige Heinrico in || Frankreich geuͤ bt/ dadurch jhrem Orden vnd dem gantzen || Babstthumb ein schandfleck angehenget/ in || kurtze Reim verfasset/ etc. || Babsts Reim. || Sic volo, sic jubeo, sic pro ratione voluntas. || Wo vns ein Potentat redt ein/ || Der mus so bald gebannet sein/ || Vnser wille mus allein geschen/ || Vnd solt die Welt zutruͤ mmern gehn. || Gedruckt im jahr/ M. D. XC.; 4°, [4] Bl. (VD16 ZV 17035) – Halle: ULB, Sign. 83 L 1115(1)*. Fls-HRR11: Der DOMINICANER Muͤ nche || jemmerliches heulen. || Vber jre selbst eigene moͤ rdliche that/ || so Jacob Clemens jhres Ordens/ aus anstifften || des heilosen Babsts/ ahn dem Christlichen Koͤ nige Heinrico in || Frankreich geuͤ bt/ dadurch jhrem Orden vnd dem gantzen || Babstthumb ein schandfleck angehenget/ in || kurtze Reim verfasset/ etc. || Babsts Reim. || Sic volo, sic jubeo, sic pro ratione voluntas. || Wo vns ein Potentat redt ein/ || Der mus so bald gebannet sein/ || Vnser wille mus allein geschen/ || Vnd solt die Welt zutruͤ mmern gehn. || Gedruckt im jahr/ M. D. XC.; 4°, [4] Bl. (VD16 ZV 18674) – Berlin: StaBi, Sign. 9 in: Yf 6603 [Kriegsverlust]; Jena: ThULB, Sign. 4 Polit. IV,1 (32)*; Weimar: HAAB, Sign. Scha BS 1 A 05114 (1) [Brandschaden]. Fls-HRR12: Drey Warhafftige newe Zeitung. || Aus Franckreich/ vnnd || andern Orten eigendtliche beschreibung/ || was sich mit HENRICO deß Namens der Dritt/ || dises jetzt Regierenden Koͤ nigs in Franckreich/ || von dem 25. Mayo/ auch von dem 3. 8. 9. Junij an/ in disem || jetzt lauffenden 1589. Jahr begeben vnd zugetragen hat/ || wie dann hierinnen ist zuuernehmen. || 1589 || Gedruckt zu Basel/ bey SAMVEL APIARIO.; 4°, [4] Bl. – Wien: ÖNB, Sign. 20.T.521/ Sigel: Alt Prunk*. Fls-HRR13: Frantzoͤ sische Zeitung. || Warhaffte kurtze Beschrei=||bung/ Welcher massen Heinricus der dritte diß || Namens/ Regierender Koͤ nig in Franckreich/ zu Bloiß/ vier || Tagreiß von Pariß gelegen/ Beyde Herren von Guisa hinrichten || lassen/ vnd wie hernacher mit jren Coͤ rpern ist procedirt worden/ || Auch von der alten Koͤ nigin tod/ beneben vermelten Fuͤ rstlichen || vnd andern hohen Personen so gefangen/ vnd auff dem || Schloß Amboesa gefaͤ nglich verwahret/ Auch || was sich sonsten verloffen vnd || zugetragen. || Geschehen im juͤ ngst vergangenen Monat Decembris/ || Auß Frantzoͤ sischer Sprach translatirt. || Nulla salus bello pacem te poscimus omnes. || M. D. LXXXIX.; Nürnberg: Heußler, Leonhard155; 4°, [4] Bl. (VD16 ZV 6098) – Berlin: StaBi, Sign.10 in: Qw 9774*. Fls-HRR14: Frantzoͤ sische Zeittung. || Warhaffte kurtze Beschrei=||bung/ Welcher massen Heinricus der dritte diß Namens/ || Regierender Koͤ nig in Franckreich/ zu Bloiß/ vier Tagreiß von Pariß ge=||legen/ beyde Herren von Guisa hinrichten lassen/ vnd wie hernacher mit || jhren Coͤ rpern ist procedirt worden. Auch von der alten Koͤ nigin todt/ || beneben vermelten Fuͤ rstlichen vnd andern hohen Personen/ so ge=||fangen/ vnd auff dem Schloß Amboesa gefaͤ nglich || verwahret/ Auch was sich sonsten ver=||loffen vnd zugetragen. || Geschehen im juͤ ngst vergangenen Monat Decembris/ || Aus Frantzoͤ sischer Sprach translatirt. || Nulla salus bello pacem te poscimus omnes. || M. D. LXXXIX.; Nürnberg: Heußler, Leonhard156; 4°, [4] Bl. – Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1588/22A*. Fls-HRR15: Frantzoͤ sische Zeittung. || Warhaffte kurtze Beschrei=||bung/ Welcher massen Heinricus der dritte diß || Namens Regierender Koͤ nig in Franckreich zu Bloiß/ vier || Tagreyß von Pariß gelegen/ Beyde Herren von Guisa hin=||richten lassen/ vnd wie hernacher mit jhren Coͤ rpern ist procedirt || worden/ Auch von der Alten Koͤ nigin Todt/ beneben vermelten || fuͤ rstlichen vnd Anderen Hohen Personen so gefangen/ || vnd auff dem Schloß Amboesa gefengklich || verwahrt/ Auch was sich sonsten || verloffen vnd zugetragen. || Geschehen im juͤ ngst vergangenen Monat Decembris/ || Auß Frantzisischer Sprach translatirt. || Nulla salus bello pacem te posci-

155 Zuordnung nach Kolophon. 156 Zuordnung nach Kolophon.

1 Flugblätter und Flugschriften mit Religionskriegsnachrichten 1589

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mus omnes. || M. D. LXXXIX.; Nürnberg: Heußler, Leonhard157; 4°, [4] Bl. (VD16 F 2479) – Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1588/22*; Gotha: UFB, Sign. Opp.46-46a (7)R*; Weimar: HAAB, Sign. 24, 3:25 [a] (8) [Brandverlust]; Wolfenbüttel: HAB, Sign. A: 198.14 Hist. (81)*; Wolfenbüttel: HAB, Sign. A: 198.14 Hist. (89). Fls-HRR16: Frantzoͤ sische Zeittung. || Warhaffte kurtze Beschrei=||bung/ Welcher massen Heinricus der dritte diß || Namens Regierender Koͤ nig in Franckreich zu Bloiß/ vier || Tagreyß von Pariß gelegen/ Beyde Herren von Guisa hin=||richten lassen/ vnd wie hernacher mit ihren Coͤ rpern ist procedirt || worden/ Auch von der Alten Koͤ nigin Todt/ beneben vermelten || fuͤ rstlichen vnd Anderen Hohen Personen so gefangen/ || vnd auff dem Schloß Amboesa gefengklich || verwahrt/ Auch was sich sonsten || verloffen vnd zugetragen. || Geschehen im juͤ ngst vergangenen Monat Decembris/ || Auß Frantzisischer Sprach translatirt. || Nulla salus bello pacem te poscimus omnes. || M. D. LXXXIX.; Nürnberg: Heußler, Leonhard158; 4°, [4] Bl.159 – München: BSB, Sign. Res/4 Eur. 345,44*; Paris: BNF, Sign. RES 4-LB34-871*; Wien: ÖNB, Sign. BE.1.N.50 (7)*. Fls-HRR17: Frantzoͤ sische Zeittung. || Warhaffte/ kurtze Be=||schreibung/ Welcher massen Heinricus der 3. || diß Namens/ Regierender Koͤ nig inn Franckreich/ zu || Bloiß/ vier Tagreyse von Pariß gelegen/ beyde Herren || von Guisa hinrichten lassen/ Vnd wie hernach mit ihren || Coͤ rpern ist procedirt worden. Auch von der alten Koͤ nigin todt. Beneben vermelten Fuͤ rstlichen vnd an=||dern hohen Personen so gefangen/ vnd auff dem || Schloß Amboesa gefenglich verwahret. || Auch was sich sonsten verlauffen || vnd zu getragen. || Geschehen im juͤ ngst vergangenen Monat De=||cembris. Aus Frantzoͤ sischer Sprach translatirt. || Nulla salus bello pacem te poscimus omnes. || M. D.LXXXIX.; Nürnberg: Heußler, Leonhard160; 4°, [4] Bl. (VD16 ZV 6099) – Frankfurt: UB, Sign. 1767 [XII,176]*; Gotha: UFB, Sign. Hist. 5734/1 (8)*; Halle: ULB, Sign. 78 L 1648 (36)*. Fls-HRR18: Französische Zeitung von dem ermordeten Herzog von Guise vnd seinem Bruder dem Cardinal, Besançon 1589.; [Frankfurt a. M.: Brachfeld, Paul]; 4° – Bibliograph. Nachweis: Weller: Die ersten Zeitungen, S. 316, Dok. 690. Fls-HRR19: Französischer Bischof? (Verf. d. Vorl.): Erzehlung || Vonn dem Todte des || Hertzogen vnnd des Cardinals beyder || von Guysen/ beschrieben durch einen Bi=||schoff in Franckreich. || Jetzt newlich auß Frantzoͤ sischer in vnser Teutsche || Sprache gebracht/ 1589.; 4°, [4] Bl. (VD16 ZV 5394) – Halle: ULB, Sign. AB 154 369 (28); München: BSB, Sign. Gall.g. 1023 n*; München: UB LMU, Sign. 4 Hist. 2142:2*; Wolfenbüttel: HAB, Sign. M: Gk 2194 (27). Fls-HRR20: Heinrich III., König von Frankreich (Verf. d. Vorl.): Abtruck || Eines Schreibens/ so || Koͤ nigliche Mayestat in Franckreich an || die Statt Langres/ jrer vnversehenen Ver=||letzunge halben/ in deme Jhr Mayestat von einem Jacobiner || Moͤ nch mit einem Messer Verrhaͤ terlich Verwundet worden/ || den Ersten dieses Monats Augusti/ dieses jetztlauf=||fenden 1589. Jahres || gethan. || Auß dem Frantzoͤ sischen in Teutsch || gebracht. || M. D. LXXXIX.; 4°, [2] Bl. (VD16 F 2404) – Freiburg i. Br.: UB, Sign. G 7053; Wolfenbüttel: HAB, Sign. T: 946.4 Helmst. (22)* = Köhler: Flugschriften (II), Fiche 493, Dok. 914; Würzburg: UB, Sign. H.e.q.35. 157 Zuordnung nach Kolophon. 158 Zuordnung nach Kolophon. 159 Unterscheidung als eigenständige Ausgabe: Titelsgleich mit Fls-HRR15, aber nach der ersten Dreiviertelseite (bis „Conspiration“) lässt diese Schrift einige Paragraphen aus, stimmt dann wieder wörtlich überein, schließt aber mit anderen Zeilenumbrüchen ab: „auff welches alles beschicken jhr May: Freytags/[…]“; fol. A2v: Ist ein einzelner Satz aus dem Bericht gekürzt (dem Anhang der Guise wurden ihre Verbrechen vom König verlesen und weitere Verhaftungen vorgenommen); danach wieder exakte Übereinstimmungen bis hin zur Breite der Leerzeichen zwischen Worten, aber anderer Seitenumbruch; auf fol. A3r: Verzeichnis anders angeordnet (als Liste mit Namen untereinander gesetzt) als in der Ausgabe Fls-HRR15; Ab „Der Hertzog von Mayne der beeder Herrn […]“ wieder exakte Übereinstimmung (Rechtschreibung, Zeichensetzung, Zeilenumbrüche, Leerzeichen); unterhalb des Kolophons nur bei Ausgabe Fls-HRR16 ein Zierelement. 160 Zuordnung nach Kolophon.

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Quellen- und Literaturverzeichnis

Fls-HRR21: Heinrich III., König von Frankreich (Verf. d. Vorl.): Abtruck || Eines Schreibens/ so || Koͤ nigliche Mayestat in Franckreich an || die Statt Langres/ jrer vnversehenen Ver=||letzunge halben/ in deme Jhr Mayestat von einem Jacobiner || Moͤ nch mit einem Messer Verrhaͤ terlich Verwundet worden/ || den Ersten dieses Monats Augusti/ dieses jetztlauf=||fenden 1589. Jahres || gethan. || Auß dem Frantzoͤ sischen in Teutsch || gebracht. || M. D. LXXXIX.; 4°, [2] Bl.161 – Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1589/25*. Fls-HRR22: Heinrich III., König von Frankreich (Verf. d. Vorl.): Declaration vnd Er=||klaͤ rung Koͤ niglicher Mayestat inn || Franckreich/ von wegen deß Anstands/ so || Jhr May. dem Koͤ nig von Nauarra bewil­||liget/ darinn die tringenden Vrsachen/ || welche Jhr May. darzů bewegt/ || vermeldet werden. || Auß dem Frantzoͤ sischen inn vnsere Teutsche || Sprach auffs trewlichst vbersetzt. || M. D.LXXXIX.; 4°, [6] Bl. (VD16 F 2417) – Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1589/23*; Berlin: StaBi, Sign. 12 in: Qf 29; Halle: ULB, Sign. AB 154 369 (22); Halle: ULB, Sign. Alv Ll 248 (6); München: BSB, Sign. Gall.g. 1023 l*; Wolfenbüttel: HAB, Sign. M: Gk 2193 (13); Wolfenbüttel: HAB, Sign. T: 946.4 Helmst. (20) = Köhler: Flugschriften (II), Fiche 493, Dok. 913*; Zürich: ZB, Sign. 18.480,19. Fls-HRR23: Heinrich III., König von Frankreich (Beitr.): DISCOVRS || Warhafftige erzehlung/ || wie Heinricus 3. Koͤ nig in Franckreich/ von || einem Prediger Muͤ nch/ Jacob Clemens genand/ zu S. || Claud/ den 1. tag Augustmonats/ An. #[et]c. 89. mit einem vergifften || Federmesserlein erstochen worden. || Ein Brieff gedachtes Koͤ nigs/ nach seiner Verwun=||dung/ an die Stende des Koͤ nigreichs/ mit eigener || Handt geschrieben. || Desgleichen/ wie er kurtz vor seinem Ende Heinri=||cum/ Koͤ nig von Nauarra zu sich erfordert/ vnd jhn zum Koͤ =||nig in Franckreich ernennet vnd bestetiget. || Jtem/ die Form des Eids/ den der Newe Koͤ nig allen|| Staͤ nden der Kron Franckreich gethan. Wie auch der Eid/ || welchen die Staͤ nde herwiderumb dem Koͤ nig || leisten vnd thun. || Letzlich/ hiebey ist auch mit angehenckt/ was die Baͤ psti=||schen zu Antorff/ vnd anderswo/ von obgemeldtem Muͤ nch/ vnd || seiner Mordthat fuͤ rgeben/ vnd durch den Truck || ausgesprengt haben. || Erstlich Gedruckt zu Basel in Verlegung Petri || Cesaree/ Anno 1589.; 4°, [8] Bl. (VD16 D 2046. Weitere Nummern: VD16 F 2409) – Jena: ThULB, Sign. 4 Bud.Hist. un.134 (4)*; Jena: ThULB, Sign. 4 Gall.II,65 (13); Trier: SB, Sign. 12 an: Ak 217.8; Wolfenbüttel: HAB, Sign. T: 875.4 Helmst. (3) = Köhler: Flugschriften (II), Fiche 257, Dok. 519*. Fls-HRR24: Heinrich III., König von Frankreich (Beitr.): DISCOVRS. || Warhafftige Erzehlung/ || wie Heinricus3. Koͤ nig in Franckreich/ von || einem Prediger Muͤ nch/ Jacob Clemens genandt/ zu S. || Claud/ den 1. Tag deß Augstmons/ An. #[et]c. 89. mit einem vergifften Fe=||dermesserlein erstochen worden/ Jtem ein Brieff mehrgedachtes Koͤ nigs || nach seiner Verwundung/ an die Staͤ nde deß Koͤ nigreichs/ mit eigner || Hand geschrieben/ Deßgleichen wie er kurtz vor seinem Ende/ Heinricum || Koͤ nig von Navarra/ zu sich gefordert/ vnnd Jhn zum || Koͤ nig in Franckreich ernennet vnnd || bestaͤ ttiget. || Letzlich ist hierbey auch mit angehenckt/ was die Baͤ pstischen zu Antorff/ || vnd anderswo/ von obgemeltem Muͤ nche vnnd seiner Mordthat fuͤ r=||geben/ vnnd durch den Druck ausge=||sprengt haben || Gedruckt im Jahr/ 1589.; 4°, [8] Bl. – Paris: BNF, Sign. 4- LB34-904*. Fls-HRR25: Heinrich III., König von Frankreich (Beitr.): DISCOVRS. || Warhafftige Erzehlung/ || wie Heinricus 3. Koͤ nig in Franckreich/ von || einem Prediger Muͤ nch/ Jacob Clemens genandt/ zu S. || Claud/ den 1. Tag deß Augstmons/ An.#[et]c. 89. mit einem vergifften Fe=||dermesserlein erstochen worden/ Jtem ein Brieff mehrgedachtes Koͤ nigs || nach seiner Verwundung/ an die Staͤ nde deß Koͤ nigreichs/ mit eigner || Hand geschrieben/ Deßgleichen wie er kurtz vor seinem Ende/ Heinricum || Koͤ nig von Navarra/ zu sich gefordert/ vnnd Jhn zum || Koͤ nig in Franckreich ernennet vnnd || bestaͤ ttiget. || Letzlich ist hierbey auch mit angehenckt/ was die Baͤ pstischen zu Antorff/ || vnd anderswo/ von obgemeltem Muͤ nche vnnd seiner Mordthat | fuͤ r=||geben/ vnnd durch den Druck ausge=||sprengt haben || Gedruckt im Jahr/ 1589.; 4°, [8] Bl. (VD16 D 2043. Weitere Nummern: VD16 F 2406) – Halle: ULB, Sign. Pon IIn 5329, QK*; Jena: ThULB, Sign.

161 Abgrenzung von der vorangegangen Ausgabe: fol A2v mit Porträt von Heinrich III., hier (FlsHRR21) stattdessen ein Rankenornament.

1 Flugblätter und Flugschriften mit Religionskriegsnachrichten 1589

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4 Polit. IV,1 (27); Jena: ThULB, Sign. 4 Bud.Hist.un.120 (14); Wolfenbüttel: HAB, Sign. H: J 164.4 Helmst. (4)* = Köhler: Flugschriften (II), Fiche 350, Dok. 681. Fls-HRR26: Heinrich III., König von Frankreich (Beitr.): DISCOVRS || Warhafftige erzehlung/ || wie Heinricus 3. Koͤ nig in Franckreich/ von || einem Prediger Muͤ nch/ Jacob Clemens genannt/ zu S. || Claud/ den 1. tag Augustmonats/ An. #[et]c. 89. mit einem ver=||gifften Federmesserlein erstochen worden. || Ein Brieff gedachtes Koͤ nigs/ nach seiner || Verwundung/ an die Staͤ nde deß Koͤ nig=||reichs/ mit eigener Hand ge=||schrieben. || Deßgleichen/ wie er kurtz vor seinem Ende Heinri=||cum/ Koͤ nig von Nauarra zu sich erfordert/ vnd ihn || zum Koͤ nig in Franckreich ernennet vnd || bestaͤ ttiget. || Jtem/ die Form deß Eyds/ den der Newe Koͤ nig allen || Staͤ nden der Kron Franckreich gethan. Wie auch der || Eyd/ welchen die Staͤ nde herwidervmb || dem Koͤ nig leisten vnd thun. || Letztlich/ hiebey ist auch mit angehenckt/ was die Baͤ pstischen zu || Antorff/ vnd anderswo von obgemeldtem Muͤ nch/ vnd || seiner Mordthat fuͤ rgeben/ vnd durch den || Truck außgesprengt haben. || Alles in einem besonderen Kunststuͤ ck/ vmb besserer nach=||richtung willen/ mit Ziffern fuͤ rgemah=||let/ vnd erklaͤ ret. || Gedruckt zu Basel/ in Verlegung Petri || Cesaree/ Anno 1589.; 4°, [8] Bl., 2 Taf. (VD16 ZV 19129) – München: BSB, Sign. Gall.g. 1024 b*. Fls-HRR27: Heinrich III., König von Frankreich (Beitr.): DISCOVRS || Warhafftige erzehlung/ || wie Heinricus 3. Koͤ nig in Franckreich/ von || einem Prediger Muͤ nch/ Jacob Clemens genannt/ zu S. || Claud/ den 1. tag Augustmonats/ An. #[et]c. 89. mit einem ver=||gifften Federmesserlein erstochen worden. || Ein Brieff gedachtes Koͤ nigs/ nach seiner|| Verwundung/ an die Staͤ nde deß Koͤ nig=||reichs/ mit eigener Hand ge=||schrieben. || Deßgleichen/ wie er kurtz vor seinem Ende Heinri=||cum/ Koͤ nig von Nauarra zu sich erfordert/ vnd jhn|| zum Koͤ nig in Franckreich ernennet vnd || bestaͤ ttiget. || Jtem/ die Form deß Eyds/ den der Newe Koͤ nig allen|| Staͤ nden der Kron Franckreich gethan. Wie auch der || Eyd/ welchen die Staͤ nde herwidervmb || dem Koͤ nig leisten vnd thun. || Letztlich/ hiebey ist auch mit angehenckt/ was die Baͤ pstischen zu || Antorff/ vnd anderswo von obgemeldtem Muͤ nch/ vnd || seiner Mordthat fuͤ rgeben/ vnd durch den || Truck außgesprengt haben. || Alles in einem besonderen Kunst stuͤ ck/ vmb besserer nach=||richtung willen/ mit Ziffern fuͤ rgemah=||let/ vnd erklaͤ ret. || Erstlich Gedruckt zu Basel/ in Verlegung Petri || Cesaree/ Annno 1589.; 4°, [8] Bl., 2 Taf. (VD16 D 2045) – Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1589/15A* [mit Taf.]; Emden: JALB, Sign. Theol. 4° 1130 M (9); Freiburg i. Br.: UB, Sign. G 7035; München: BSB, Sign. Res/4 Eur. 345,31* [ohne Taf.]; München: UB LMU, Sign. 4 Hist. 2142:6* [ohne Taf.]. Fls-HRR28: Heinrich III., König von Frankreich (Beitr.): DISCOVRS, || Warhafftige erzehlung/ || wie Heinricus 3. Koͤ nig in Franckreich/ von || einem Prediger Muͤ nch/ Jacob Clemens genant/ zu S. || Claud/ den 1. tag Augusti/ Anno 89. mit einem vergifften || Federmesserlein erstochen worden. || Ein Brieff/ gedachtes Koͤ nigs/ nach seiner Verwun=||dung/ an die Stende des Koͤ nigreichs/ mit eigner|| hand geschrieben. || Desgleichen/wie er kurtz vor seinem End Heinricum|| Koͤ nig von Nauarra zu sich erfordert/ vnd jhn zum Koͤ =||nig in Franckreich ernennet vnd bestetiget. || Jtem/ die Form des Eids/ den der newe Koͤ nig allen || Staͤ nden der Kron Franckreich gethan. Wie auch der Eid/ || welchen die Staͤ nde herwiederuͤ mb dem Koͤ nig || leisten vnd thun. || Letztlich/ ist hiebey auch mit angehenckt/ was die Bapsti=||schen zu Antorff/ vnd anders wo/ von obgemeltem Muͤ nch/ vnd || seiner Mordthat fuͤ rgeben/ vnd durch den Truck || ausgesprengt haben. || Alles in einem besondern Kunststuͤ ck/ vmb besser || nachrichtung willen/ mit Ziffern fuͤ rgemah=||let vnd erklaͤ ret. || Erstlich getruckt zu Basel/ || Anno 1589.; 4°, [8] Bl.162 – Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1589/15B*. Fls-HRR29: Heinrich III., König von Frankreich (Beitr.): DISCOVRS. || Warhafftig erzehlung/ wie || Henricus 3. Koͤ nig in Franckreich/ || von einem Prediger Moͤ nch/ Jacob Clemens/ || genant/ zu S. Claud/ den 1. Augusti An. #[et]c. 89. mit || einem vergifften Messerlein erstochen || worden. || Ein Brieff gedachtes Koͤ nigs/ nach || seiner Verwundung an die Staͤ nd des Konigreichs/ || mit eigener Hand geschrieben. || Deßgleichen/ Wie er kurtz vor seinem Ende/ || Heinricum Koͤ nig von Nauarra zu sich erfordert vnd jn zum || Koͤ nig in Franckreich ernennet vnd bestaͤ tiget/ Auch ein Missiue des || Koͤ nigs von Nauarra an den Grauen von Muͤ mpelgart/ || darinnen des Koͤ nigs 162 Zur Abgrenzung, siehe nur den Zierschmuck: fol. B4v: große Raute mit Flechtmuster.

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Quellen- und Literaturverzeichnis

todt vermeldet. || Form deß Eyds/ wie der Koͤ nig von Nauarra den Staͤ nden/ || vnd was hin wider die Staͤ nde dem Koͤ nig schweren. || Jtem deß verstorbenen Koͤ nigs Epithaphium/ Beneben ei=||nem Kunststuͤ ck/ darin der gantz actus klaͤ rlich mit || Ziffern angedeutet ist. || Erstlich Gedruckt zu Basel/ in Verlegung Petri Cesaree/ Anno. 1589.; 4°, [10] Bl. – Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1589/15*. Fls-HRR30: Heinrich III., König von Frankreich (Verf. d. Vorl.): Edict vnd Auszschreiben || Koniglicher Mayestet || in Franckreich/ kurtz vor seinem Todt/ || an den Hertzog von Mayenne/ Duc vnd Ritter von || dʼAumalle/ vnd andere jre adhærenten/ außgangen. Darin=||nen sie in die Acht erklaͤ ret/ vnd alle jre Haab vnd || Guͤ ter zubezahlen/ deß Kriegskosten || confisciert werden. || Gedruckt zu Franckfurt am Mayn/ || bey Martin Lechler/ in Verlegung Pauli Brachfeldt. || Jm Jahr 1589.; 4°, [4] Bl. (VD16 ZV 6075) – Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1589/11*; Berlin: StaBi, Sign. 11 in: Qf 29 [gegenwärtig: Moskau: RGB]; Frankfurt: UB, Sign. N.libr.Ff. 11996*; München: BSB, Sign. Gall.g. 1023 m*; München: UB LMU, Sign. 4 Hist. 2142:9*. Fls-HRR31: Heinrich III., König von Frankreich (Verf. d. Vorl.)163: Erklaͤ rung/ || Auß was Ursachen Koͤ nig=||liche Mayestat inn Franckreich/ zu rechtmaͤ ßiger || vnnd wol verdienter Punition vnnd Hinrichtung des || Hertzogen von Guisen/ newlicher zeit sey be=||wogen worden. || Getruckt zu Basel/ bey Samuel Apiario/ || Anno 1589.; 4°, [4] Bl. (VD16 ZV 23135) – Freiburg i. Br.: UB, Sign. G 7036,h; München: UB LMU, Sign. 4 Hist. 2142:1*. Fls-HRR32: Heinrich III., König von Frankreich (Verf. d. Vorl.)164: Erklaͤ rung/ || Auß was Vrsachen || Koͤ nigliche Mayestat in Franckreich/ || zu rechtmaͤ ssinger vnd wolverdienter Pu=||nition vnnd Hinrichtung deß Hertzogen von || Guisen/ newlicher zeitt sey be=||wogen worden. || Getruckt im Jahr 1589.; 4°, 8 S. (VD16 F 2433) – München: BSB, Sign. Gall.g. 1022 q*; München: BSB, Sign. Res/4 Eur. 345,33*; München: UB LMU, Sign. 4 Hist. 2142:14*. Fls-HRR33: Heinrich III., König von Frankreich (Verf. d. Vorl.)165: Erklaͤ rung: Auß was vrsachen jr || Koͤ nigkliche Mayestatt in Franck=||reich/ zu rechtmesiger vnd wol verdienter Pu-||nition vnnd Hinrichtung/ deß Hertzogen von Gui=||sen/ Welcher newlicher zeyt sey beweget worden/ #[et]c. || Gedruckt zu Rosschellen in Franck=||reich/ bey Casparo Schmid/ Anno || 1589 Jar.; 4°, [4] Bl. – Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1588/23*; Tübingen: UB, Sign. Fl 76.4-OR:4*. Fls-HRR34: Heinrich III., König von Frankreich (Verf. d. Vorl.): Erklaͤ rung des Koͤ nigs auß Franckreich/ || Vonn wegen des An=||standes/ so Koͤ nigkliche Mayestat mit || dem Koͤ nig von Nauarren auffgericht: Jnhalten=||de die hohe vnd wichtige vrsachen/ die jhne || solches zuthun bewegt haben. || Auß dem Frantzoͤ sischen in || Teutsch vbersetzt. || 1589.; 4°, [6] Bl. (VD16 F 2416) – Augsburg: SUSB, Sign. 4 Gs Flugschr. 610; Halle: ULB, Sign. AB 154 369 (24)*; Halle: ULB, Sign. Alv Ll 248 (4) = Köhler: Flugschriften (II), Fiche 1486, Dok. 2468* und Köhler: Flugschriften (II), Fiche 539, Dok. 1008*; München: UB LMU, Sign. 4 Hist. 2142:10*. Fls-HRR35: Heinrich III., König von Frankreich (Verf. d. Vorl.): Frantzoͤ sische Zeittung. || Declaration vnd Er=||klaͤ rung Koͤ n. May. in Franckreich/ || von wegen des Hertzogen von Mayne/ || Ritters von Aumalle/ vnd deren so jhnen beystandt || thun woͤ llen/ vornemmen Abfall vnd || Vngehorsame. || Auß dem Frantzoͤ sischen ins Teutsch || gebracht. || M. D. Lxxxix.; 4°, 15 S. (VD16 F 2421) – Augsburg: SUSB, Sign. 4 S 189-9; Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1589/2*; Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1589/2A*; Freiburg i. Br.: UB, Sign. G 7062,d; Halle: ULB, Sign. 78 L 1648 (37)*; Halle: ULB, Sign. Alv. Lh 163 (29) = Köhler: Flugschriften (II), Fiche 491, Dok. 908*; Halle: ULB, Sign. Alv. Lh 163 (31); Halle: ULB, Sign. Alv Ll 248 (13); München: UB LMU, Sign. 4 Hist. 2142:13*; Paris: BNF, Sign. RES 4-LB34-876*; Wolfenbüttel: HAB, Sign. 223.1 Quod. (28)*. Fls-HRR36: Heinrich III., König von Frankreich (Verf. d. Vorl.): Frantzoͤ sische Zeytung. || Declaration vnd Er=||klaͤ rung Koͤ n: May: in Franckreich/ || von wegen des Hertzogen von Mayne/ Rit=||ters von Aumalle/ vnd deren/ so jhnen Beystand || thun woͤ llen/ Vornemmen/ Abfall/ || vnd Vngehorsame. || Auß dem Frantzoͤ sischen ins || Teutsch gebracht. || M. D.Lxxxix.; 4°, [8] Bl. 163 Schrift ist signiert. 164 Schrift ist signiert. 165 Schrift ist signiert.

1 Flugblätter und Flugschriften mit Religionskriegsnachrichten 1589

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(VD16 ZV 6077) – Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1589/2B*; Göttingen: SUB, Sign. 1 an: 4 H GALL UN II,5356 (2); Halle: ULB, Sign. AB 155 578 (22)* [unvollständig]; Wolfenbüttel: HAB, Sign. A: 124.7 Quod. (29)*. Fls-HRR37: Heinrich III., König von Frankreich (Beitr.)166: Gewisse Zeytung aus || Franckreich. || Welcher gestalt Koͤ nig||liche Mayestat in Franckreich den Hertzog || von Guisen/ sampt seinen Bruder den Cardinal/ || hat hinrichten lassen. Darbey auch angezeigt wird/ aus || was vrsachen jhr K: May: zu rechtmessiger vnd wol=||uerdienter Punition vnd Hinrichtung der=||selbigen ist bewogen wor=||den. || Alles aus dem Frantzoͤ sischen in hoch || Teutsch gebracht. || Erstlich Gedruckt zu Basel/ bey || Samuel Apiario/ || Anno 1589.; 4°, [6] Bl. – Greifswald: UB, Sign. 542/Og 429 adn3*. Fls-HRR38: Heinrich III., König von Frankreich (Beitr.)167: Gewisse Zeytung auß Franckreich. || Welcher gestalt Koͤ nig=||liche Maiestat in Franckreich den Hertzog || von Guisen/ sampt seinen Bruder den Cardinal/ || hat hinrichten lassen. Darbey auch angezeigt wirdt/ auß was vr=||sachen jhr K: May: zu rechtmaͤ ssiger vnd woluerdien=||ter Punition vnd Hinrichtung derselbigen ist || bewogen worden. || Alles auß dem Frantzoͤ sichen in hoch Teutsch gebracht. || Zu Basel bey Samuel Apiario/ 1589.; 4°, [8] Bl., 1 Taf. (VD16 G 1926) – Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1589/28* [mit Taf.]; Stuttgart: WLB, Sign. HB 2201*; Wolfenbüttel: HAB, Sign. T: 946.4 Helmst. (16)* = Köhler: Flugschriften (II), Fiche 762, Dok.1378. Fls-HRR39: Heinrich III., König von Frankreich (Beitr.)168: Gewisse Zeytung auß Franckreich. || Welcher gestalt Koͤ nig=||liche Mayestat in Franreich den Hertzog || von Guisen/ sampt seinen Bruder den Cardinal/ || hat hinrichten lassen. Darbey auch angezeigt wirdt/ auß was vr=||sachen jhr K: May: zu rechtmaͤ ssiger vnd woluerdien=||ter Punition vnd Hinrichtung derselbigen ist || bewogen worden. || Alles auß dem Frantzoͤ sichen in hoch Teutsch gebracht. || Zu Basel bey Samuel Apiario/ 1589.; 4°, [8] Bl. – Göttingen: SUB, Sign. 3 an: 4 H.gall.un.II,5356 (4)*; Greifswald: UB, Sign. 542/Og 429 adn2* [unvollständig]; Jena: ThULB, Sign. 4 Polit. IV,1 (25)*; Wolfenbüttel: HAB, Sign. A: 124.7 Quod. (30)*; Zürich: ZB, Sign. 18.1522,7*. Fls-HRR40: Heinrich III., König von Frankreich (Verf. d. Vorl.): INDVCIAE. || Frid vnd Anstand/ wel=||chen Heinricus der dritte Koͤ nig in Franck=||reich bey vier Monaten/ vor seinem ableiben/ mit Hein=||rico Koͤ nig von Nauarra/ in Politischen || sachen beschlossen. || Jtem/ Gemeltes Koͤ nigs inn Franckreich || Edict vnnd außschreiben/ auch kurtz vor seinem || Todt an die Hertzogen von Maine vnd Aumal. || 15 89. || Gedruckt zu Franckfurt am Mayn/ || bey Martin Lechler/ in Verlegung Pauli || Brachfeldt.; 4°, [6] Bl. (VD16 F 2418. Weitere Nummern: VD16 F 2422) – Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1589/29* [ohne Edikt]; Berlin: StaBi, Sign. 10 in: Qf 29 [gegenwärtig: Moskau: RGB]; Jena: ThULB, Sign. 4 Gall.II,65 (12); München: BSB, Sign. Res/4 Eur. 345,38* [ohne Edikt]; München: BSB, Sign. Res/4 Eur. 402,30 [ohne Edikt]. Fls-HRR41: Heinrich III., König von Frankreich (Verf. d. Vorl.): Koͤ n. Mayestat in Franck=||reich Erklerung/ wegen der meineydigen/ || trewlosen/ verraͤ tterischen meuterey vnd auffrůr deß Her=||tzogen von Mayenne/ auch deß Hertzogen vnnd Ritters || beyder von Aumalle/ aller dreyen vom hauß Guise/ || geuetteren. Außgangen zů Blois/ Jm || Hornung diß lauffenden || 1589. Jars. || M. D. LXXXIX.; 4°, [8] Bl. – Augsburg: SUSB, Sign. 4 Gs Flugschr. 517*; Wien: ÖNB, Sign. 79.Q.141/Sigel: Alt Prunk*. Fls-HRR42: Heinrich III., König von Frankreich (Beitr.)169: Wahrhaffter vnd Gruͤ ndlicher || Bericht/ Wie Henricus/ dieses Namens der || dritte Koͤ nig in Franckreich/ von einem Prediger Muͤ nch/ || zu S.Claud/ den 1. Tag August. Anno 89. mit einem kleinen ver=||gifften Messerlein/ in seinem eygen Gemach er=||stochen worden. || Sampt einem Schreiben/ so Koͤ nigl. May. nach empfan=||gener Wunden/ an die Staͤ nd deß Koͤ nigreichs/ mit eygner Hand ge=||schrieben/ vnd darauff kurtz vor seinem Ende/ Henricum/ Koͤ nig von Na=||varren/ in Gegenwaͤ rtigkeit der anderen Prinzen vnd Ritterschafft/ der || Kron Franckreich/ zu einem rechten natuͤ rlichen Erbkoͤ nig ernannt vnd || 166 167 168 169

Schrift ist signiert. Schrift ist signiert. Schrift ist signiert. Schreiben des Königs: fol. B1v–B2v.

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Quellen- und Literaturverzeichnis

bestaͤ ttiget: Auch welcher gestalt vnd massen/ zu Wolfahrt/ deß ganzen || Reichs/ wie es im selben die Religion belangend/ gehalten wer=||den soll/ beyde Theyl einander gelobt vnd ge=||schworen. || Gedruckt im Jahr || M. D. LXXXIX.; 4°, [12] Bl. (VD16 D 2044. Weitere Nummern: VD16 F 2407) – Frankfurt: UB, Sign. 1764 [XII, 91]*; Gotha: UFB, Sign. Hist. 5734/1 (7)W; München: BSB, Sign. Res/4 Eur. 345,28*; Wolfenbüttel: HAB, Sign. T: 946.4 Helmst. (24)* = Köhler: Flugschriften (II), Fiche 917, Dok. 1621; Würzburg: UB, Sign. 1 an: H. e. q.35. Fls-HRR43: Heinrich III., König von Frankreich (Verf. d. Vorl.); Heinrich III., König von Navarra (Beitr.): Außschreiben || Koͤ n: Mayestat inn Franck=||reich/ über den/ mit dem Koͤ nig von Nauarren || auffgerichten Anstand vnd Friden/ darinnen/ solcher/ in|| Politischen sachen getroffener Einigkeit/ er=||hebliche vrsachen anbracht || werden. || Dann auch/ || Hochgedachten Koͤ nigs inn Franckreich ernst=||lichs Edict/ dadurch Duc de Mayenne/ Duc vnnd Ritter || Daumalle/ #[et]c. sampt jhren Adhærenten inn die Acht erklaͤ ret/ vnd || derselben Haab vnd Guͤ ter zur besoldung des Kriegs=||volcks/ confisciret werden. || Ferner/ || Des Koͤnigs von Nauarren Fridsuchendes Außschreiben/ || an alle Staͤ nde der Kron Franckreich/ daß dieselben jhrem Koͤ nig || wider die Vngehorsamen mit Rhat vnd That beholffen erscheinen. || Alles/ den Liebhabern der Historien zu gutem Bericht/ || auß dem Frantzoͤ sischen newlich verteutschet. || Anno M. D.LXXXIX.; [Straßburg: Jobin, Bernhard]170; 4°, [14] Bl. (VD16 F 2414. Weitere Nummern: VD16 F 2420, VD16 N 291) – Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1589/3*; Freiburg i. Br.: UB, Sign. G 7032,f; Halle: ULB, Sign. AB 154 369 (22a); Halle: ULB, Sign. Alv Ll 248 (12) = Köhler: Flugschriften (II), Fiche 539, Dok. 1009*; München: BSB, Sign. Gall.g. 1023 k*; Rostock: UB, Sign. Rh-308 (1).17; Wolfenbüttel: HAB, Sign. A: 152.3 Quod. (24) [unvollständig]; Zürich: ZB, Sign. 18.1522,9. Fls-HRR44: Heinrich III., König von Frankreich (Beitr.); Heinrich III., König von Navarra/Heinrich IV., König von Frankreich (Beitr.): DISCOVRS || Warhafftig erzehlung || Wie Henricus 3. Koͤ nig in Franckreich/ || von einem Prediger Muͤ nch/ Jacob Clemens ge=||nant/ zu S. Claud/ den 1. tag Augusti, An. #[et]c. 89. mit ei=||nem vergifften Messerlein erstochen || worden. || Ein Brieff gedachtes Koͤ nigs/ nach sei=||ner Verwundung an die Staͤ nd deß Koͤ nigreichs/ || mit eigener Handt geschrieben. || Deßgleichen/ Wie er kurtz vor seinem Ende Heinri=||cum Koͤ nig von Nauarra zu sich erfordert/ vnd jn zum Koͤ =||nig in Franckreich ernennet vnd bestaͤ ttiget/ Auch ein Missiue deß || Koͤ nigs von Nauarra an den Grauen von Muͤ mpelgart/ || darinnen deß Koͤ nigs Todt vermeldet. || Form deß Eydts/ wie der Koͤ nig von Nauarra den Staͤ n=||den/ vnd was hinwider die Staͤ nde dem Koͤ nig schweren. || Jtem deß verstorbnen Koͤ nigs Epitaphium/ Beneben || einem Kunststuͤ ck/ darinn der gantz actus klaͤ rlich mit || Ziffern angedeuttet ist. || Gedruckt zu Basel/ in Verlegung Petri Cesaree/ Anno 1589.; 4°, [10] Bl., 1 Taf. (VD16 D 2047. Weitere Nummern: VD16 F 2410) – Berlin: StaBi, Sign. 12 in: Qw 9774 R* [ohne Taf.]; Gotha: UFB, Sign. Hist. 2637a (1); Jena: ThULB, Sign. 4 Bud.Hist.univ.120 (14) [mit Taf.]; Trier: SB, Sign. Ak 217: 15 an; Tübingen: UB, Sign. Fl 76.4-OR:1*; Wolfenbüttel: HAB, Sign. T: 633.4 Helmst. (10)* = Köhler: Flugschriften (II), Fiche 287, Dok. 569; Zürich: ZB, Sign. 18.562,10*. Fls-HRR45: Heinrich III., König von Frankreich (Beitr.); Heinrich III., König von Navarra/Heinrich IV., König von Frankreich (Beitr.): DISCOVRS || Warhafftige erzehlung/ Wie || Henricus 3. Koͤ nig in Franckreich/ von einem Prediger || Muͤ nch/ Jacob Clemens genant/ zu S. Claud/ den 1. tag Augusti Anno || 89. mit einem vergifften Messerlein erstochen worden. || Ein Brieff gedachtes Koͤ nigs/ nach seiner verwundung || an die Staͤ nd deß Koͤ nigreichs/ mit eigner Handt geschrieben. || Desgleichen/ Wie er kurtz vor seinen Ende Heinricum || Koͤ nig von Nauarra zu sich erfordert/ vnd zum Koͤ nig in Franckreich er=||nennet vnd bestaͤ ttiget/ Auch ein Missiue deß Koͤ nigs von Nauarra/ || an den Grauen von Muͤ mpelgart/ darinnen deß Koͤ nigs || Todt Vermeldet. || Copey/ Einer Missiuen Koͤ n: May: in Franckreich || vnd Nauarra an die Stadt Langers/ Sampt derselben Herren || Schoͤ pffen vnd Buͤ rger/ Protestation vnd Resolution/ etc. || Form deß Eydts/ wie der Koͤ nig von Nauarra den || Staͤ nden/ vnd was hinwider die Staͤ nde dem Koͤ nig schweren. || Jtem/ des verstorbenen Koͤ nigs Epitaphium/ Beneben einem Kunst=||stuͤ ck/ darinn der gantz Actus klaͤ rlich mit Ziffern angedeuttet ist. || Auch eine Prophecey/ welche vor 100. Jaren vber ||

170 Zuordnung nach GBV.

1 Flugblätter und Flugschriften mit Religionskriegsnachrichten 1589

469

diesen Koͤ nig geweisaget ist. || Gedruckt zu Basel/ in ύlegung Petri Cesar: Anno 1589.; 4°, [12] Bl., 1 Taf. (VD16 ZV 4614) – Halle: ULB, Sign. AB 154 369 (30)*. Fls-HRR46: Heinrich III., König von Frankreich (Verf. d. Vorl.); Heinrich III., König von Navarra (Beitr.): EDICT || Der Koͤ niglichen May. zu Franckreich/ || Darinnen sie den Hertzogen von Meyne/ Hertzo=||gen/ auch Ritter DʼAumal/ So dann alle jhnen vnnd jhrer || Rebellion anhaͤ ngige Staͤ t/als offentliche aͤ chter/ aller jrer || Hab vnd Gůter/ wie die namen haben moͤgen/ dem Koͤ nig=||lichen Fiscal verfallen sein/ Erklaͤ ren/ vnd woͤ llen sie wirck=||lich eingezogen vnd confiscasirt/ auch zu vorstehender Kriegs|| nothturfft verwendet werden sollen. || Ein Erklaͤrung || Der Koͤ niglichen May. zu Franckreich/ mit was || massen/ vnd auß was vnvermeidlichen vrsachen/ sie || sich mit dem Koͤ nig von Nauarra in einen || Stillstandt eingelassen. || Erklaͤ rung || Der Koͤ niglichen Wuͤ rden zu Nauarra/ || wes massen sie vber den Loir stram gesetzt/ || vnd sich in der Koͤ niglichen May. zu Franck=||reich dienst vnd bestallung begeben. || Warhaffte Zeitung || Vnd kurtzer Bericht/ was sich zwischen dem Koͤ nigi=||schen Kriegsvolck vnnd den Rebellen in belaͤ gerung vnnd || Entsetzung deß Staͤ ttlins Senlis/ vnd in dem einfall deß von || Meyne zu Tours begeben: Wie Gott die Koͤ nigliche May. || zu Franckreich auß grosser Verraͤ therey/ Gefahr vnd noth || errettet/ vnd au beden/ auch sonsten andern orthen/ Sieg wi=||der jhre Rebellen vnd Feind verliehen hat. || Alles auß dem Frantzoͤ sischen || Truck Verteutscht. || M. D. LXXXIX.; [Straßburg: Jobin, Bernhard]171; 4°, 50 S. (VD16 F 2419. Weitere Nummern: VD16 F 2415, VD16 N 283, VD16 W 604) – Augsburg: SUSB, Sign. 4 Gs Flugschr. 516* [unvollständig]; Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1589/22*; Halle: ULB, Sign. AB 154 369 (25)*; Halle: ULB, Sign. Alv Ll 248 (3) = Köhler: Flugschriften (II), Fiche 539, Dok. 1007*; Hannover: GWLB, Sign. Gf-A 1464 (17); Hildesheim: SB, Sign. DE-116; Rostock: UB, Sign. Rh-308 (1).23; Tübingen: UB, Sign. Fo III 82.4:20*. Fls-HRR47: Heinrich III., König von Frankreich (Beitr.); Heinrich IV., König von Frankreich/Heinrich III., König von Navarra (Beitr.): Heinricus der dritt diß Namens/ Koͤ nig || inn Franckreich/ erstochen. || Beschreybung und War=||hafftige Zeyttung/ was gestallt Heinricus der || dritt diß Namens/ gekroͤ nter Koͤ nig in Poln/ vnd 62. Re=||gierende König inn Franckreich/ von einem Moͤ nnich mit vergifftem || Messer/ den ersten Augusti diß lauffenden 1589. Jares erstochen/ gesche=||hen im koͤ niglichen Laͤ ger al ponte di santo Clou. Auch wie vnd was || gestallt der Koͤ nig von Navarra/ offentlich zu einem Koͤ nig in || Franckreich proclamirt worden. || Darneben auch ein Schreiben/ nach dem die || Koͤ nigkliche Mayestaͤ t gestochen/ an die Statt Angiers/ || sampt vermelter Declaration/ deß Newen Koͤ nigs in Franckreich vnd || Navarra/ wessen sich seine Vnterthanen in Geystlichen vnd || Weltlichen Staͤ nden zuversehen. || Auß dem Frantzoͤ sischen in Teutsch gebracht. || M. D. LXXXIX.; Nürnberg: Heußler, Leonhard172; 4°, [4] Bl. (VD16 ZV 7700) – Gotha: UFB, Sign. Opp. 46-46 a (8)R; London: BL, Sign. 10601.e.14 (2); Wolfenbüttel: HAB, Sign. A: 223.1 Quod. (30)*. Fls-HRR48: Heinrich III., König von Frankreich (Beitr.); Heinrich IV., König von Frankreich/Heinrich III., König von Navarra (Beitr.): Henricus der dritt diß Namens/ Koͤ =||nig in Franckreich/ erstochen. || Beschreibung vnd war=||hafftige Zeittung/ was gestalt Heinricus || der dritt diß Namens/ gekroͤ nter Koͤ nig in Poln/ vnd || 62. Regierender Koͤ nig in Franckreich/ von einem Moͤ nnich mit || vergifftem Messer/ den 1. Augusti diß lauffenden 1589. Jares || erstochen/ geschehen im Koͤ niglichen Laͤ ger al ponte di santo || Clou. Auch wie vnd was gestalt der Koͤ nig von Nauar=||ra/ offentlich zu einem Koͤ nig in Franckreich || proclamirt worden. || Daneben auch ein Schreiben/ nach dem || die Koͤ nigliche Mayest: gestochen/ an die Stadt Angi=||ers/ sampt vermelter Declaration/ des Newen Koͤ nigs inn || Franckreich vnd Nauarra/ wessen sich seine Vntertha=||nen in Geistlichen vnd Weltlichen Staͤ n=||den zuversehen. || M. D.LXXXIX.; 4°, [4] Bl. (VD16 ZV 7701) – Halle: ULB, Sign. AB 154 369 (32)*. Fls-HRR49: Heinrich III., König von Frankreich (Beitr.); Heinrich IV., König von Frankreich/Heinrich III., König von Navarra (Beitr.): Henricus der dritt diß Namens/ Koͤ nig || in Franckreich/ erstochen. || Beschreybung und War=||hafftige Zeyttung/ was gestallt Heinricus der || dritt diß Na171 Zuschreibung nach Kat. GWLB und UB Rostock. 172 Zuordnung nach Kolophon.

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Quellen- und Literaturverzeichnis

mens/ gekroͤ nter Koͤ nig in Poln/ vnd 62. Re=||gierende Koͤ nig in Franckreich/ von einem Moͤ nnich mit vergifftem || Messer/ den ersten Augusti diß lauffenden 1589. Jares erstochen/ gesche=||hen im Koͤ nigklichen Laͤ ger al ponte di santo Clou. Auch wie vnd was || gestallt der Koͤ nig von Navarra/ offentlich zu einem Koͤ nig in || Franckreich proclamirt worden. || Darneben auch ein Schreiben/ nach dem die || Koͤ nigkliche Mayestet gestochen/ an die Statt Angiers/ || sampt vermelter Declaration/ deß Newen Koͤ nigs in Franckreich vnd || Navarra/ wessen sich seine Underthanen in Geistlichen vnd || Weltlichen Staͤ nden zuversehen. || M. D. LXXXIX.; Nürnberg: Heußler, Leonhard173; 4°, [4] Bl. (VD16 ZV 7698) – Wolfenbüttel: HAB, Sign. A: 198.14 Hist. (19)*. Fls-HRR50: Heinrich III., König von Frankreich (Beitr.); Heinrich IV., König von Frankreich/Heinrich III., König von Navarra (Beitr.): Henricus der dritt diß Namens/ Koͤ nig || in Franckreich/ erstochen. || Beschreybung und War=||hafftige Zeyttung/ was gestallt Heinricus der || dritt diß Namens/ gekroͤ nter Koͤ nig in Poln/ vnd 62. Re=||gierende Koͤ nig in Franckreich/ von einem Moͤ nnich mit vergifftem || Messer/ den ersten Augusti diß lauffenden 1589. Jares erstochen/ gesche=||hen im Koͤ nigklichen Laͤ ger al ponte di santo Clou. Auch wie vnd was || gestallt der Koͤ nig von Navarra/ offentlich zu einem Koͤ nig in || Franckreich proclamirt worden. || Darneben auch ein Schreiben/ nach dem die || Koͤ nigkliche Mayestet gestochen/ an die Statt Angiers/ || sampt vermelter Declaration/ deß Newen Koͤ nigs in Franckreich vnd || Navarra/ wessen sich seine Vnderthanen in Geistlichen vnd || Weltlichen Staͤ nden zuversehen. || M. D. LXXXIX.; Nürnberg: Heußler, Leonhard174; 4°, [4] Bl.175 – Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1589/14*. Fls-HRR51: Heinrich III., König von Frankreich (Beitr.); Heinrich IV., König von Frankreich/Heinrich III., König von Navarra (Beitr.): Henricus der dritt diß Namens/ Koͤ nig || in Franckreich/ erstochen. || Beschreybung vnnd War=||hafftige Zeittung/ was gestallt Heinricus der || dritt diß Namens/ gekroͤ nter Koͤ nig in Poln/ vñ 62. Re=||gierender Koͤ nig in Franckreich/ von einem Moͤ nnich mit ver=||gifftem Messer/ den ersten Augusti diß lauffenden 1589. Jares || erstochen/ geschehen im Koͤ niglichen Laͤ ger al ponte di santo || clou. Auch wie vnd was gestallt der Koͤ nig von Na=||varra/ offentlich zu einem Koͤ nig in Franck=||reich proclamirt worden. || Darneben auch ein Schreiben/ nach dem die || Koͤ nigliche Maiestet gestochen/ an die Statt Angiers/ || sampt vermelter Declaration/ deß Newen Koͤ nigs in Franck=||reich vnd Navarra/ wessen sich seine Vnderthanen || in Geistlichen vnd Weltlichen Staͤ n=||den zuuersehen. || Anno. M.D.LXXXIX.; Augsburg: Wörli, Josias176; 4°, [4] Bl. (VD16 ZV 7699) – Wittenberg: Bibliothek des Lutherhauses, Sign. SS 2736*. Fls-HRR52: Heinrich III., König von Frankreich (Beitr.); Heinrich IV., König von Frankreich/Heinrich III., König von Navarra (Beitr.): Henricus der dritt diß Namens/ Koͤ nig || in Franckreich/ erstochen. || Beschreybung vnnd War=||hafftige Zeittung/ was gestallt Heinricus der || dritt diß Namens/ gekroͤ nter Koͤ nig in Poln/ vñ 62. Re=||gierender Koͤ nig in Franckreich/ von einem Moͤ nnich mit ver=||gifftem Messer/ den ersten Augusti diß lauffenden 1589. Jares || erstochen/ geschehen im Koͤ niglichen Laͤ ger al ponte di santo || clou. Auch wie vnd was gestallt der Koͤ nig von Na=||varra/ offentlich zu einem Koͤ nig in Franck=||reich proclamirt worden. || Darneben auch ein Schreiben/ nach dem die || Koͤ nigliche Maiestet gestochen/ an die Statt Angiers/ || sampt vermelter Declaration/ deß Newen Koͤ nigs in Franck=||reich vnd Navarra/ wessen sich seine Vnderthanen || in Geistlichen vnd Weltlichen Staͤ n=||den zuuersehen. || Anno. M.D.LXXXIX.; Augsburg: Wörli, Josias177; 4°, [4] Bl., 1 Taf. (VD16 ZV 17320) – Augsburg:

173 Zuordnung nach Kolophon. 174 Zuordnung nach Kolophon. 175 Kennzeichnung als eigenständige Ausgabe: Abweichung, u. a. fol. A3v: „Copi deß Schreibens/ welches dißmals die noch“ (Fls-HRR50), statt: „Copi deß Schreibens/ Welches dißmals noch“ (Fls-HRR49); fol. A1v, Zeile 1: „Mayest:“ (Fls-HRR50), statt „Mayest.“ (Fls-HRR49), d. h. Verwendung von Punkt oder Doppelpunkt; fol. A2r, Zeile 4: „jhr May: general Procuratori“ (Fls-HRR50), statt „jhr Mayest general Procurari“ (Fls-HRR49). 176 Zuordnung nach Kolophon. 177 Zuordnung nach Kolophon.

1 Flugblätter und Flugschriften mit Religionskriegsnachrichten 1589

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SUSB, Sign. 4 Gs Flugschr. 513 f*; Bamberg: StaBi, Sign. 22/H. p. q.14; München: BSB, Sign. Gall.g. 1023 q* [ohne Taf.]; Paris: BNF, Sign. 16-LB34-1005*. Fls-HRR53: Heinrich III., König von Frankreich (Beitr.); Heinrich IV., König von Frankreich/Heinrich III., König von Navarra (Beitr.): Warhaffte vnd eigent=||liche Beschreibung/ dern Historia/ wie der || Koͤ nig in Franckreich/ dessen Nahmens der Dritt/ || Henrich von Valois (als er belaͤ gerte die Statt Paris) || zu Pont S. Clou/ von einem Jacobinen Oder Prediger || Moͤ nch/ eilendt vom leben zum todt bracht/ || am Ersten tag Augusti. || Anno 1589. || Sampt einer Weissagung/ so vor Hundert Jahren/ von des || Koͤ nigs todt/ gepropheceyet ist worden. || Neben dem/ was der Koͤ nig von Nauarra den Fuͤ rsten vnd Herrn #[et]c. Vnd || was hinwiderumb dieselb Fuͤ rsten dem Koͤ nig geschworen. || Auch || Eine Copey eines Sendbrieffs/ welchen Henricus III. Koͤ nig in || Franckreich/ nach dem er von dem Jacobinen gestochen/ || an den Grauen von Montbeillardt/ geschrieben. || Jtem/ noch ein andere Copey/ dero Missiuen Henrici des Vierten/ || Koͤ nig in Franckreich vnd Nauarra/ gesandt an den vor=||gemelten Grauen von Montbeillardt. || Alles auß dem Frantzoͤ sischen Gedrucktem Exemplar/ || in Hochteutsch/ vbergesetzt. || Gedruckt im Jahr 1589.; [Köln: Schreiber, Nikolaus]178; 4°, [6] Bl. (VD16 W 470) – Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1589/4*; Halle: ULB, Sign. an Nm 302 (9)*; München: UB LMU, Sign. 4 Hist. 2142:5*. Fls-HRR54: Heinrich III., König von Frankreich (Verf. d. Vorl.); Parlement von Paris (Beitr.): Koͤ nigkliche Declaration || Erzehlung etlicher vrsa=||chen/ Warumb Heinricus der dritte diß Na=||mens/ vñ 62. Regirender Koͤ nig in Franckreich/ Hertzog Hein=||richen von Guisa/ zu Bloiß den 23. verfloßnen De=||cembris vmbbringen lassen. || Geschehen zur erhaltung ihrer Maystat Hoch=||heit vnd Authoritet/ vnd zum Exempel anderer/ sich hin=||fuͤ rter von dergleichen schmelichen eludirn zu huͤ tten || vnd gaͤ ntzlich enthalten. || Antwort deß gantzen Parlaments/ beyde Geistliche vnnd || Weltliche/ vnd alle Doctoren der gantzen Vniuersitet zu || Pariß/ wider die Declaration deß Koͤ nigs von || Franckreich. || Vrsach/ Welcher massen Heinricus der dritte diß Namens || Regierender Koͤ nig in Franckreich zu Bloiß/ vier Tagreiß von Pariß || gelegen/ Beyde Herren von Guisa hat hinrichten lassen/ vnd wie || hernacher mit jhren Coͤ rpern ist procedirt || worden. || Gedruckt zu Coͤ llen/ || Bey Johan von Waldorff/ auff dem || Thumhoff am Saal. || 1589.; 4°, [8] Bl. (VD16 K 1860. Weitere Nummern: VD16 F 2478, VD16 P 744 = VD16 ZV 6079) – Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1588/7*; Göttingen: SUB, Sign. 2 an: 4 H GALL UN II,5356*179; Halle: Marienbibliothek, Sign. Zsch B VIII.11 (4) Q; Halle: ULB, Sign. Alv. Lh 163 (30)* = Köhler: Flugschriften (II), Fiche 1332, Dok. 2198; Hannover: GWLB, Sign. Gf-A 1464 (16); Hannover: GWLB, Sign. Gf-A 1468:3 (1); Wolfenbüttel: HAB, Sign. A: 198 Hist. (13)*. Fls-HRR55: Heinrich III., König von Frankreich (Verf. d. Vorl.); Parlement von Paris (Beitr.): Koͤ nigliche Declaration || Erzehlung etlicher vrsa=||chen/ Warumb Heinricus der dritte disz Nah=||mens/ vnd 62. Regirender Koͤ nig in Franckreich/ Hertzog Hein=||richen von Guise/ zu Bloiß den 23. verflossenen De=||cembris vmbbringen lassen. || Beneben einem Kupfferstuͤck/ darinnen der gantze || Actus klaͤ rlich abgemalet ist. || Geschehen zu erhaltung ihrer Mayestat Hoch=||heit vnd Authoritet/ vnd anderen zum Exempel/ sich hin=||fuͤ rter vor dergleichen schmaͤ hlichem eludirn zu huͤ ten || vnd gaͤ ntzlich zu enthalten. || Antwort deß gantzen Parlaments || beydes Geistlicher vnnd || Weltlicher/ vnnd aller Doctoren der gantzen Universitet zu || Pariß/ wider die Declaration deß Koͤ nigs von || Franckreich. || Vrsach/ Welcher massen Heinricus der dritte diß Namens || Regierender Koͤ nig in Franckreich zu Bloiß/ vier Tagreiß von Pariß || gelegen/ Beyde Herren von Guise hat hinrichten lassen/ vnd wie || hernacher mit jhren Coͤ rpern ist procedirt || worden. || Erstlich || Getruckt durch Johan Waldorff. || M. D. LXXXIX.; [Straßburg: Jobin, Bernhard?]180; 4°, [8] Bl., 1 Taf. (VD16 K 1859. Weitere Nummern: VD16 F 2477, VD16 P 743 = VD16 ZV 6078) – Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1588/7A* [mit Taf.]; Halle: ULB, Sign. AB 154 369 (29); Halle: ULB, Sign. Pon IIn 5328, QK; Jena: ThULB, Sign. 4 Diss. phil. 5 (20); Jena: ThULB, Sign. 4 Gall.II,65 (15); München: BSB, Sign. Res/4 Eur. 345,30* 178 Zuordnung nach Kat. ULB. 179 Im VD16 Doppelung des Eintrags aus Göttingen, Sign. 2 an: 4 H GALL UN II,5356 (unter VD 16 ZV 6079 und K 1860). 180 Zuordnung nach VD16 und Kat. ThULB.

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Quellen- und Literaturverzeichnis

[ohne Taf.]; Wolfenbüttel: HAB, Sign. A: 152.3 Quod. (26) [ohne Taf.]; Wolfenbüttel: HAB, Sign. A: 198.10 Hist. (5) [ohne Taf.]; Wien: ÖNB, Sign. BE.7.L.57.(7)*. Fls-HRR56: Heinrich III., König von Frankreich (Verf. d. Vorl.); savoyischer Rat (Beitr.): Erklerung || Des Koͤ nigs in || Franckreich vber den rebellilchen vngehorsam/ || trewlose vnd meineydige mißhandlung vnd || verbrechen deß Hertzogen võ Mayne/ || Hertzogen auch Ritters von Au=||male vnd jhres anhangs. || Sampt || Einer vernunfftigen schoͤ nen warnung eines fuͤ rne=||men Sauoischen Raths an Hertzogen zu || Sauoia/ warumben S. F. durchleichte || sich in die jetzige Frantzoͤ sische haͤ n=||del zu mengen wol beden=||cken solte. || M. D. LXXXIX.; 4°, 48 S. (VD16 ZV 6076) – Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1589/21*; Freiburg i. Br.: UB, Sign. G 7036,g; Hildesheim: SB, Sign. DE-116; Jena: ThULB, Sign. 4 Bud.Hist.un.137 (35)* [Titelblatt fehlt]; Tübingen: UB, Sign. Fo III 82.4:19*; Zürich: ZB, Sign. 18.1522,14*. Fls-HRR57: Heinrich III., König von Frankreich (Beitr.); Theologische Fakultät, Universität Paris (Beitr.); Stephan II. (III.), Papst (Beitr.): Warhafftig vnd Kur=||tzer Jnhalt Eines heimlichen Raht=||schlags/ so der Babst mit etzlichen seinen geheimb=||sten Raͤ then/ vergangen 1578. Jahrs/ nach dem der Hertzog || von Alanzon von Pariß gezogen/ gehalten hatt/ welcher vn=||der eines Aduocaten zu Paris Dauid genant/ brieffen || gefunden worden: Darauß die vrsachen von deren || wegen der Koͤ nig in Franckreich den Hertzo=||gen von Guise vmbbringen lassen || zuuernehmen seindt. || Sampt angehenckter beschreibung/ || Welcher gestalt Koͤ nigliche Mayiestat in Franck=||reich den Hertzog von Guisen/ sampt seinem Bruder den || Cardinal/ durch sechs personen/ auß jhr Koͤ nigliche May: Guardi/ darzu || verordnet/ hat hinrichten lassen. Geschehen den 23. Tag De=||cembris dieses abgelauffenen 1588. Jars/ || Stylo nouo. || Trewlich auß der Frantzoͤ sischen zu TeutscherSprach || gebracht. || Gedruckt zu Franckfurt am Mayn/ durch Johan=||nem Basseum. M. D. LXXXIX.; 4°, 25 S. (VD16 ZV 15399) – Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1588/9*; Coburg: LB, Sign. Cas A 2478:6; Göttingen: SUB, Sign. 5 an: 4 H GALL UN II,5356 (6); Gotha: UFB, Sign. Th 712/7 (2); München: UB LMU, Sign. 4 Hist. 2142:3*; München: UB LMU, Sign. 4 Hist. 4133:15* [unvollständig]; Oldenburg: LB, Sign. GE III 2 B Z 222,3; Wolfenbüttel: HAB, Sign. A: 152.3 Quod. (32); Wolfenbüttel: HAB, Sign. T: 946.4 Helmst. (11)*; Wien: ÖNB, Sign. 20.T.119*. Fls-HRR58: Heinrich III., König von Navarra (Verf. d. Vorl.): Außschreiben || Des Koͤ nigs von Na=||uarren/ an die drey Estas oder Staͤ n=||de der Cron Franckreich. || Darinnen jhre May: jederman den lie=||ben Friden anbeut: Zum Gehorsam des Koͤ nigs in || Franckreich ermahnet: Vnd sich erklaͤ ret fůr sein Koͤnig vnd das || Vatterland/ Leib vnd Leben/ vnd gantzes vermoͤ gen darzu|| setzen/ vnd im gegentheil des Koͤ nigs vnnd || Vatterlands Feinde zu=||verfolgen. || Anno 1589.; [Straßburg: Jobin, Bernhard]181; 4°, [11] Bl. (VD16 ZV 11389) – Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1589/13*; Halle: ULB, Sign. Alv Ll 248 (9); Hannover: GWLB, Sign. Gf-A 1389; Hannover: GWLB, Sign. Gf-A 1464 (14a); Jena: ThULB, Sign. 4 Gall.II,63 (16); Jena: ThULB, Sign. 4 Gall.II,66 (1); München: BSB, Sign. Gall.g. 1023 h*; Straßburg: BNU, Sign. D.118.294*; Wolfenbüttel: HAB, Sign. 132.1 Quod. (12); Wolfenbüttel: HAB, Sign. A: 152.3 Quod. (25); Wolfenbüttel: HAB, Sign. T: 946.4 Helmst. (17); Zürich: ZB, Sign. 18.1522,12. Fls-HRR59: Heinrich III., König von Navarra (Verf. d. Vorl.): Außschreiben Koͤ nig=||licher Mayestat von Nauarra/ anbe=||langend den Fridens Anstand/ so zwischen|| Koͤ niglicher Mayestat inn Franckreich/ || vnd hoͤ chstbemeldtem Koͤ nige von Na=||uarra tractiert vnd beschlossen || worden. || Auß dem Frantzoͤ sischen inn vnsere Teutsche || Sprach auffs trewlichst vbersetzt. || M. D. LXXXIX.; 4°, [4] Bl. (VD16 N 284) – Berlin: StaBi, Sign. 9 in: Qf 29; Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1589/12*; Freiburg i. Br.: UB, Sign. G 7175,t; Wolfenbüttel: HAB, Sign. T: 946.4 Helmst. (19) = Köhler: Flugschriften (II), Fiche 1571, Dok. 2630*; Zürich: ZB, Sign. 18.1522,10. Fls-HRR60: Heinrich III., König von Navarra (Verf. d. Vorl.): Des Koͤ nigs von Nauarren || Außschreiben/ || An die drey Stende in || Franckreich/ innhaltende ein Erklaͤ rung || obgedachten Koͤ niges vber die sachen/ so sich || in Franckreich/ seidth dem drey vnd zwentzig=||sten Christmonats/ nehest verschienen || 1588. Jars zugetragen vnnd || verlauffen haben. || Auß Frantzoͤ sischer inn

181 Zuordnung nach Kat. BSB.

1 Flugblätter und Flugschriften mit Religionskriegsnachrichten 1589

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vnsere Teutsche Sprach || auffs trewlichst gebracht. || 1589.; 4°, [13] Bl. (VD16 ZV 27101) – Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1589/13A*; München: BSB, Sign. Gall.g. 1025 o*. Fls-HRR61: Heinrich III., König von Navarra (Verf. d. Vorl.): Ein schrieben vnd in euentum || Protestation Schrifft/ || Deß Koͤ nigs von || Nauarra/ an die drey Staͤ nde || in Franckreich. || Darinnen Jhr Koͤ nigliche Wuͤ rden || erzelen vnd zuerkennen geben/ was sich seit || deß 23 #[sten]. Monats Decembris 1588. in Franck=||reich verlauffen vnd zugetragen: Sampt einverleib=||ter Erklaͤ rung/ was Seiner Koͤ nigl. M. jederzeit || will/ meinung vnd vorsatz bey dem gemeinen Vat=||terland zuthun gewest/ auch noch sey. || Auß Frantzoͤ sischer Sprach ins || Teůtsch gebracht. || M. D. LXXXIX.; 4°, 34 S. (VD16 N 296 = VD16 ZV 11390) – Augsburg: SUSB, Sign. 4 Gs Flugschr. 518; Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1589/27*; Halle: ULB, Sign. Alv Ll 248 (11)*; Halle: ULB, Sign. Nm 302 (12)*; Hildesheim: SB, Sign. DE-116. Fls-HRR62: Heinrich III., König von Navarra (Verf. d. Vorl.): LITERAE || REGIS NAVAR-||RENI DATAE || AD || TRES GALLIARVM || ORDINES. || Quibus || Iudicium suum de rebus in Gallia || post diem 23. Decembris Anni 1588. || gestis, aperit: Et consilium || interponit. || EX GALLICO NVNC PRIMVM || CONVERSAE: || Et propter eximium ac singulare || exemplum pietatis, sapientiæ, gra-||vitatis, & modestiæ, typis || expressæ. || PHABIRANÆ SAXONVM || apud Bernhardum Petri. || 1589.; 8°, [15] Bl. (VD16 N 297) – Coburg: LB, Sign. Cas A 223; München: BSB, Sign. H.ref. 751 w*; Weimar: HAAB, Sign. 8 XXIII:9 (n. 1.); Weimar: HAAB, Sign. 8,5:74 (n. 2). Fls-HRR63: Heinrich IV., König von Frankreich/Heinrich III., König von Navarra (Verf. d. Vorl.); Karl III., Herzog von Lothringen (Beitr.); Stadt Langres (Beitr.): Jurament vnd Eyd/ || welchen der aller Christenlichste Koͤ =||nig zu Franckreich vnd Nauarra/ #[et]c. Hein=||ricus der vierdte dieses Nammens/ den || gehorsammen seines Koͤ nigreichs geleistet/ || vnd außgeschriben hat. || Jtem || Abtruck eines Schreibens so der Hertzotz || zu Lotthringen an die Statt Langres gethan/ || dariñ er sie vermahet/ das sie keinem/ so der Catholischen/ || Roͤ mischen Religion nicht zugethan/ gehorsam oder || Eydespflicht leisten sollen/ sampt darauff || gethaner der Stadt Langres || Antwort. || 1589.; Basel: Steiger, Jost182; 8°, [4] Bl. (VD16 F 2456. Weitere Nummern: VD16 L 2849) – Freiburg i. Br.: UB, Sign. G 7185,b; Halle: ULB, Sign. Alv Ll 248 (7) = Köhler: Flugschriften (II), Fiche 540, Dok. 1010*; Wolfenbüttel: HAB, Sign. M: Gk 2191 (18). Fls-HRR64: Koͤ nigkliche Declaration. || Erzehlung etlicher vrsachen/ || Warumb Heinricus der dritte diß Namens/ vnd || 62. Regirender Koͤ nig in Franckreich/ Hertzog Hainrichen || von Guisa/ zu Bloiß den 23. verfloßnen De=||cembris vmbbringen lassen. || Geschehen zur erhaltung jhrer Mayestat Hocheit || vnd Autoritet, vnd zum Exempel anderer/ sich hin=||fuͤ rter von dergleichen schmelichen eludirn || zu huͤ tten vnd gaͤ ntzlich ent=||halten. || Gedruckt zu Nuͤ rnberg/ durch || Leonhard Heußler. || M. D. LXXXIX.; 4°, [4] Bl. (VD16 ZV 9109) – Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1588/7B*; Gotha: UFB, Sign. Opp. 46-46 a (6)R; München: BSB, Sign. Crim. 468 m* [beschädigter Scan]; Oldenburg: LB, Sign. GE III 2 B Z 222,4; Stuttgart: WLB, Sign. HBF 5091*; Wien: ÖNB, Sign. BE.1.N.50 (4)*; Wolfenbüttel: HAB, Sign. A: 198.14 Hist. (76); Wolfenbüttel: HAB, Sign. A: 223.1 Quod. (31)*. Fls-HRR65: Koͤ nigliche Declaration. || Erzehlung etlicher vrsachen/ || Warumb Heinricus der dritte diß Namens/ || vnd 62. Regierender Koͤ nig in Franckreich/ Hertzog Hein=||richen von Guisa/ zu Bloiß den 23. verfloßnen || Decembris vmbbringen lassen. || Geschehen zu erhaltung jrer Mayestat Hocheit || vnd Autoritet, vnd zum Exempel anderer/ sich hin=||fuͤ rter von dergleichen schmehlichen eludirn || zu huͤ ten/ vnd gentzlich ent=||halten. || Gedruckt zu Nuͤ rnberg/ durch || Leonhard Heußler. || M. D. LXXXIX.; 4°, [4] Bl. (VD16 ZV 9108) – Berlin: StaBi, Sign. 11 in: Qw 9774*. Fls-HRR66: Médici, Katharina von? (Verf. d. Vorl.): Abschrifft || Einer Erinnerung/ so || die Alte Koͤ nigin in Franckreich kurtz || fuͤ r jhrem absterben an Koͤ nigliche || Mayestet gethan. || Auß dem Frantzoͤ sischen in vnser Teutsche || sprach trewlich vbergesetzt. || 1589; 4°, [4] Bl. (VD16 F 2374) – Freiburg i. Br.: UB, Sign. G 7036,b; Halle: ULB, Sign. AB 154 369 (27)*; München: UB LMU, Sign. 4 Hist. 2142:7*; Wolfenbüttel: HAB, Sign. M: Gk 2190 (34.1) = Köhler: Flugschriften (II), Fiche 774, Dok. 1414*. 182 Zuordnung nach Kolophon.

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Quellen- und Literaturverzeichnis

Fls-HRR67: [Memmius, Conrad (Verf. d. Vorl.)]183: Gottes des Allerhoͤ chsten Rath || vnd Vrtheil. || Das ist/ || Kurtze erzelung von || den verlauffnen Haͤ ndlen vnnd jetzi=||gem Zustandt der Cron Franckreich. || Aus dem Latein verteutscht. || Psalm CXVIII. vers. 15. 16. 23. || Das ist vom HERREN geschehen/ vnd ist wunder fuͤ r vnsern || augen. || Man singet mit frewden vom Sieg in den Huͤ tten der Gerech=||ten/ Die Rechte des HERRN behelt den Sieg. || Die Rechte des HERRN ist erhoͤ het. || ANNO || M. D. LXXXIX.; 4°, [16] Bl. (VD16 G 2680) – Halle: ULB, Sign. AB 154 369 (26); Wolfenbüttel: HAB, Sign. T: 946.4 Helmst. (27); Wolfenbüttel: HAB, Sign. 50.10 Pol. (8) = Köhler: Flugschriften (II), Fiche 754, Dok. 1369*. Fls-HRR68: [Memmius, Conrad (Verf. d. Vorl.)]184: Gottes deß Allerhoͤ chsten Rach || vnd Vrtheil. || Das ist/ || Kurtze erzelung von || den verlauffnen Haͤ ndlen vnd jetzi=||gem Zustandt der Cron Franckreich. || Auß dem Latein verteutscht. || Psalm CXVIII. Vers. 15. 16. 23. || Das ist vom HERREN geschehen/ vnd ist wunder fuͤ r vn=||sern Augen. || Man singet mit frewden vom Sieg in den Huͤ tten der Gerech=||ten/ die Rechte deß HERREN behelt den Sieg. || Die Rechte deß HERREN ist erhoͤ het. || ANNO || M. D.LXXXIX.; 4°, [16] Bl. (VD16 G 2681) – Bern: UB, Sign. ZB Bong V 223:21; Braunschweig: SB, Sign. II 22-299; Coburg: LB, Sign. Cas A 5363; Emden: JALB, Sign. Theol. 4° 1130 M; Halle: ULB, Sign. Alv. Lh 163 (32)*; Halle: ULB, Sign. Alv Ll 248 (1); Jena: ThULB, Sign. 4 Gall.II,65 (14); München: BSB, Sign. Gall.g. 1023 o*; München: UB LMU, Sign. 4 Hist. 2142:15*; Rostock: UB, Sign. Rh-308 (1).25; Wolfenbüttel: HAB, Sign. A: 198.10 Hist. (3)*; Wolfenbüttel: HAB, Sign. M: Gk 2191 (22) = Köhler: Flugschriften (II), Fiche 811, Dok. 1493*. Fls-HRR69: Memmius, Conrad (Verf.)185: IEHOVA VINDEX || Oder || Was sich in Franck=||Reich zugetragen hat. || Die erste Erzehlung || Jacob Franckens. || Psalm CXVIII. || Das ist von dem HERRN geschehen/ Vnd ist ein || Wunder fuͤ r vnsern Augen. || Man singet mit Frewden vom Sieg in den Huͤ t=||ten der Gerech=ten: || Die Rechte des HERRN behelt den Sieg/ || Die Rechte des HERRN ist erhoͤ het/ || Die Rechte des HERRN behelt den Sieg. || Was sich forthin weiter zugetragen wird/ das sol der || guͤ nstige Leser/ sampt beyder Koͤ nig Genealogey/ auff || den kuͤ nfftigen Herbstmarck weiter Be=||richt empfahen.; Leipzig: Bärwald, Zacharias; Brachfeld, Paul186; 4°, [12] Bl. (VD16 F 2253) – Augsburg: SUSB, Sign. 4 Gs Flugschr. 515; Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1589/1*; Coburg: LB, Sign. Cas A 5363; Frankfurt: UB, Sign. 1766 [XII, 42]*; Freiburg i. Br.: UB, Sign. G 7038-1; Göttingen: SUB, Sign. 4 an: 4 H.gall.un.II,5356 (5); Jena: ThULB, Sign. 4 Diss.phil. 5 (19); München: BSB, Sign. Res/4 Eur. 345,37*; München: UB LMU, Sign. 4 Hist. 4132:7*; Wolfenbüttel: HAB, Sign. A: 198.10 Hist. (4); Wolfenbüttel: HAB, Sign. M: Gk 1324 = Köhler: Flugschriften (II), Fiche 571, Dok. 1086*; Wolfenbüttel: HAB, Sign. T: 946.4 Helmst. (15). Fls-HRR70: Memmius, Conrad (Verf.)187: IEHOVA VINDEX, || siue || DE REBVS GALLI=||CIS NARRATIO || PRIMA. || Iacobo Franco disserente. || Psal. CXVIII. || A DOMINO factum est istud: & est mi-||rabile in oculis nostris. || Vox Iubili & salutis in tabernaculis Iustorum: || Dextera DOMINI res præclaras egit: || Dextera DOMINI superior fuit: || Dextera DOMINI res præclaras egit. || LIPSIÆ, || Zacharias Beruualdus imprimebat, || Anno salutis, M. D. LXXXIX.; 4°, [8] Bl. (VD16 F 2251) – Berlin: StaBi, Sign. 1 an: Flugschr. 1589/1*; Bern: UB, Sign. ZB Bong V 249:5; Dresden: Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek, Sign. Hist. Gall. C255,misc. 4*; Halle: ULB, Sign. an Ng 569 (2); Jena: ThULB, Sign. 4 Bud. Gall.43 (6); Weimar: HAAB, Sign. 4 IX,110 (n.11.); Weimar: HAAB, Sign. 4 V,129 (n.5.); Wolfenbüttel: HAB, Sign. 251.37 Theol. (4); Wolfenbüttel: HAB, Sign. 57.15 Pol. (8).

183 Das Werk geht auf die lateinische Vorlage „IEHOVA VINDEX“ (Fls-HRR70; Fls-HRR71) zurück. 184 Das Werk geht auf die lateinische Vorlage „IEHOVA VINDEX“ (Fls-HRR70; Fls-HRR71) zurück. 185 Auflösung des Pseudonyms Jacob Francken nach Kat. HAB. 186 Zuordnung nach Kolophon. 187 Auflösung des Pseudonyms Jacob Francken nach Kat. HAB.

1 Flugblätter und Flugschriften mit Religionskriegsnachrichten 1589

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Fls-HRR71: Memmius, Conrad (Verf.)188: IEHOVA VINDEX, || siue || DE REBVS GAL-||LICIS: || NARRATIO PRIMA. || Iacobo Franco differente. || Psal. CXVIII. || A DOMINO factum est istud: & est || mirabile in Oculis nostris. || Vox Iubili & salutis in tabernaculis Iustorŭ: || Dextera DOMINI res præclaras egit: || Dextera DOMINI superior fuit: || Dextera DOMINI res præclaras egit. || BREMÆ, || In Typographia Bernhardi Petri, || ANNO M. D.XC.; 8°, [12] Bl. (VD16 F 2252) – Bern: UB, Sign. ZB Bong V 270: 2; Coburg: LB, Sign. Cas A 223 (1; Göttingen: SUB, Sign. 1a an: 8 H.gall.un.II,5351; Halle: ULB, Sign. an Ii 4859 a (2); Halle: ULB, Sign. Alv U 217 (1) Jena: ThULB, Sign. 8 Bud.Civ.imp.18 (2); München: BSB, Sign. Gall.g. 1020 n-1*; München: BSB, Sign. Jes. 72 Beibd.2,1*; München: UB LMU, Sign. 0001/8 Hist. 6717*; Regensburg: Bischöfliche Zentralbibliothek, Sign. 9995/SWS H. p. 2617/7; Wolfenbüttel: HAB, Sign. Ge 926 (4); Wolfenbüttel: HAB, Sign. Gk 2161 (3); Wolfenbüttel: HAB, Sign. T 540.8 Helmst. (4); Wolfenbüttel: HAB, Sign.T 837.8 Helmst. (1). Fls-HRR72: [Mornay, Philippe de (Verf. d. Vorl.)]189; Heinrich III., König von Navarra (Auftr.): Außschreiben Koͤ nig=||licher Würde von Nauarra/ jetziger || zeit am Vberfahr des Stroms Loire Koͤ n. || May. inn Franckreich zu dienst || beschehen/ #[et]c. || Auß dem Frantzoͤ sischen inn vnsere Teutsche || Sprach auffs trewlichst vbersetzt. || M. D. LXXXIX.; 4°, [8] Bl. (VD16 N 282) – Berlin: StaBi, Sign. 50 MA 40706*; Berlin: StaBi, Sign. 14 in: Qf 29 [Kriegsverlust]; München: BSB, Sign. Gall.g. 1023 i*; Halle: ULB, Sign. Alv Ll 248 (5); Wolfenbüttel: HAB, Sign. T: 946.4 Helmst. (18) = Köhler: Flugschriften (II), Fiche 1571, Dok. 2629*; Zürich: ZB, Sign. 18.1522,11. Fls-HRR73: Newe Zeitung aus Franckreich || Bericht warer vnd wie sich || die Erschreckliche Morderey Juͤ nst ver=||schienen 23 vnd 24 December Anno 1588 zu || Bloys in Franckreich zugetragen. || Ein Ander wunderbarliche newe zeitung || was sich hat zugetragen/ zu Weimar in Duͤ ringer Land/ || von einem Hirß geweih/ aus welchen bluth geflossen || ist/ wie hernach folget.; [1589]; 4°, [4] Bl. (VD16 ZV 26282) – Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1588/6*. Fls-HRR74: Newe Zeitung von Pleeß aus Franckreich. || Welcher gestalt Koͤ nig. || May. in Franckreich/ den Hertzogen von || Guisen/ sampt seinem Bruder den Cardinal/ durch || sechs Personen/ aus jhrer May. Guardi darzu verord=||net/ hat hinrichten lassen/ vnd darneben etliche grosse || Herrn gefenglich eingezogen/ das zu besorgen/ Jhnen/ || gleich den andern widerfaren sein werde. Gesche=||hen den 23. Decembris/ dieses abgelauffe=||nen 1588. Jars/ Stylo nouo. || Darbey auch angezeiget wird/ mit was || Condition die Stadt Jamais sich er=||geben hat. || Gedruckt zu Basel/ Durch || Samuel Apiarium.; [1589]; 4°, [4] Bl. (VD16 ZV 25996) – Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1588/8* [unvollständig]; Wien: ÖNB, Sign. 308825-C.Adl.20/Sigel: Alt Mag*. Fls-HRR75: Newe Zeitung, || Wie in Franckreich zu || Bleß, in des Königes beywesen, der || Hertzog von Guise, der Cardinal sein Bruder, zween Bi=||schoffe, einer von Lion, der ander von Amiens, vnd || sonst andere mehr ansehenliche Personen, die || hernacher mit Nahmen gesetzt, seind || vmbbracht worden. || Geschehen den 23. und 24. Tag || nechst verschienen Monats Decemb. || des newen Calenders, anno 88. || Gedruckt zu Dreßden, durch || Matthes Stöckel. || 1589.; 4°, [4] Bl. (VD16 N 1060) – Bibliograph. Nachweis: Heyer: Dritte Nachlese zu Weller, S. 20, Dok. 61. Fls-HRR76: New Zeitung || Aus Franckreich/ Von der erschreckli=||chen Moͤ rderey/ so sich zu Bleß/ in des Koͤ nigs || beywesen zugetragen: An der Person deß Hertzo=||gen von Guise/ des Cardinals seines Brudern: || vnd zweyer Bischoffen/ eines von Lion/ vnd || des andern von Amiens/ vnd noch mehr || anderer ansehnlicher Personen/ die || hernach benent werden. || Geschehen den 23. vnd 24. tag des || negstuerschienen Monats Decembris/ || Anno 1588. || Auss eim exemplar/ welches zu Coͤ ln || auff der Burgkmauren bey Gottfried von || Kempen Anno 1589. ge=||druckt.; 4°, [4] Bl. – Berlin: StaBi, Sign. Qw 9940 [Kriegsverlust]; Lübeck: Bibliothek der Hansestadt, Sign. Hist. 4° 25959 m*. Fls-HRR77: New Zeytung || Auß Franckreich/ Von der Erschrock=||lichen Moͤ rderey/ so sich zu Bleß/ in des Koͤ nigs || beywesen/ zugetragen: An der Person des Hertzo=||gen von Guise/ des Cardinals seines Brudern: || vnd zweyer Bischoffen/ eines von Lion/ vnd || des andern von Amiens/ vnd noch mehr || anderer ansehnlicher Personen/ dei || hernach benent werden. || Ge188 Auflösung des Pseudonyms Jacob Francken nach Kat. BSB. 189 Zuordnung nach Kat. BNF.

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Quellen- und Literaturverzeichnis

schehen den 23. vnnd 24. tag des || nechstuerschienen Monats Decembris/ || Anno 1588. || Getruckt zu Coͤ lln auff der Burgmauren/ bey || Godtfridt von Kempen. || 1589.; 4°, 7 S. (VD16 N 1061) – Bern: UB, Sign. ZB Bong V 252:6*. Fls-HRR78: New Zeytung || Auß Franckreych/ Von || der Erschrocklichen Moͤ rderey/ so sich || zu Bleß/ in deß Koͤ niges beywesen/ zuge=||tragen An der Person deß Hertzogē von || Guise/ deß Cardinals seines Brudern/ vnd zweyr Bischoffen/ einer von Lion/ || vnd des ander von Amiens/ vnd noch || mehr anderer ansehnlicher Perso=||nen/ die hernach bena=||met werden. || Geschehen den 23. vnd 24. || Tag deß negstverschienen Mo=||nats Decembris/ Anno 1588. || Getruckt zu Besantzon/ durch || Abraham Smesman. 1589.; [Heidelberg]190; 4°, 8 S. – Stuttgart: WLB, Sign. HB 254*. Fls-HRR79: [Pasquier, Etienne (Verf. d. Vorl.)]191; [Fischart, Johann (Übers.)]192: ANTIMARTYRION || Das ist/ || Gegenzeugnuß/ vnnd || vnwiderleglicher beweiß/ das Jacob || Clemens der Jacobiter Moͤ nch von Pariß/ mit || keinen fugen oder rechten/ sonder vorsaͤ tzlicher/ Moͤ rderischer/ || Teuffelischer weise weiland Koͤ nig Heinrichen dritten Hoͤ chst=||seliger gedechtnus/ ermoͤ rdet/ vnnd darumb keins wegs fuͤ r || ein Heiligen zuhalten/ noch vnder die Martyrer vñ Beken=||ner Jhesu Christi zusetzen/ sonder fuͤ r ein Rebellen/ || Koͤ nig: Ertz vnnd Meuchelmoͤ rder/ ja ein || Kind der Ewigen verdam᷉ nuß zu=||haben/ zuhaltten/ vnd auß || zugeben seye/ || Sampt || Einer sehr schoͤ nen vnd trewhertzigen || vermanung an alle ware Frantzosen/ das || sie von ihrem boͤ sen rebellischen vorhaben ab/ || vnd zu jetziger K. May. in Franckreich || stehn vnd solchen grewlichen|| Koͤ nigs Morder=||chen sollen/ || Alles trewlich auß dem Frantzoͤ sischen in || gut Teutsch bracht. || M. D.XC.; 4°, [26] Bl. (VD16 A 2944) – Berlin: StaBi, Sign. 13 in: Qw 9774 R; Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1589/17; Halle: ULB, Sign. Ung VI 67(11); München: BSB, Sign. Res/4 Eur. 345,48*; München: BSB, Sign. Res/4 H.eccl. 213 Beibd.6*; München: UB LMU, Sign. 4 Hist. 2141:5; Neuburg a. d. Donau: StaBi, Sign. S07/4 Theol. 362; Neuburg a. d. Donau: StaBi, Sign. S76/4 Var. 43-331/336; Regensburg: StaBi, Sign. 999/Caps. 102(28; Speyer: Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz, Sign. 5.1639 Rara; Stuttgart: WLB, Sign. an: span.u.port.G.qt.K 2; Wolfenbüttel: HAB, Sign. 190.13 Quod.(9); Wolfenbüttel: HAB, Sign. T: 267b.4 Helmst. (7). Fls-HRR80: Wahrhafftige Zeitung von der entsetzlichen Morderei, so sich zu Boeß drei Meil weges von Paris in des Königs beywesen zugetragen. A° 1588. Cölln gedr. bey N. Schreiber 1589 under sechszehn Heuser – Bibliograph. Nachweis: Stoll: Kölner Presse, S. 78, Dok. 71. Fls-HRR81: Warhaffte vnd eigent-||liche Beschreibung/ dern Historia/ wie der || Konig in Franckreich/ dessen Nahmens der Dritt/ || Henrich von Valois (als er belägerte die Statt Paris) zu Pont S.Clou/ von einem Jacobinen oder Prediger || Mönch/ eilendt vom leben zum todt bracht/ || am Ersten tag Augusti. || Anno 1589. || Sampt einer Weissagung/ so vor Hundert Jahren/ von des || Koͤ nigs todt/ gepropheceyet ist worden. || Neben dem/ was der König von Nauarra den Fürsten vnd Herrn etc. Vnd || was hinwiderumb dieselb Fürsten dem König geschworen. || ausz dem Frantzösischen vbergesetzt im Jahr 1589.; [Köln: Schreiber, Nikolaus, 1589]193; 4°, [4] Bl. (VD16 W 469) – Bibliograph. Nachweis: Someren: Bibliotheek, S. 118, Dok. 421. Fls-HRR82: Warhafftige vnd Ge=||wisse new Zeytung auß Franckreich/ || wie die Koͤ niglich May. daselbs jhr Leben ge=||endet vnd beschlossen/ durch einen Jacobiner || Moͤ nnich/ so jhne entleibt/ wie solches glaubwirdig || auß Lion den 20. Augusti geschriben worden/ || Geschehen/ den Ersten Tag Augusti/ diß || Neun vnd achtzigsten Jahrs.; 4°, [4] Bl. (VD16 W 548) – Augsburg: SUSB, Sign. 4 Gs Flugschr. 525c; München: BSB, Sign. Res/4 Eur. 345,43* = Köhler: Flugschriften (II), Fiche 3039, Dok. 4437; Straßburg: BNU, Sign. Joffre Réserve R.105.179* [ehem. Sign. D.118.278]; Wolfenbüttel: HAB, Sign. M: Gk 2192 (35)*. Fls-HRR83: Warhafftige Zeittung/ || Vom Leben/ End vnd || Abscheidt deß Hertzogen von Guisen/ || vnd Triumphschrifft/ vber den durch Gottes gne=||digen segen vnd wunderbarliche wirckung/ wider dem Guisischen || Rott/ nunmehr erhaltenen Sieg/ zu wider gestelt der Paͤ pstler || Frolocken vnd Freudengeschrey so verschienen Jahr/ nach erle=||gung deß Teutsche Kriegsvolcks/ 190 191 192 193

Zur Zuordnung vgl. Reske: Buchdrucker, S. 359. Vorlage nach Kat. BNF zuordenbar. Zuordnung nach VD 16 und Kat. BSB. Zuordnung nach VD16.

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welches vom Herrn von Do=||naw in Franckreich gefuͤ hrt/ darauß die von menschen vnerkante || Mittel/ zu Erhaltung der Kirchen Gottes/ vnd seines worts || augenscheinlich zu spuͤ ren/ vnd desselben fuͤ rsorg || wol abzunemen. || Psalm. 2. || Die Koͤ nig im Land lehnen sich auff/ vnd die Herren Rath=||schlagen mit einander wider den Herren vnd seinen Gesalbten/ || Aber der im Himel wohnet lachet ir vnd der Herr spottet ihr. || Gedruckt im Jahr 1589.; [5] Bl. (VD16 W 605) – München: BSB, Sign. 4 Gall.g. 301 o* = Köhler: Flugschriften (II), Fiche 3056, Dok. 4491; Paris: BNF, Sign. RES-YH-553* [unvollständig]. Fls-HRR84: Warhafftige Zeittunge von Bleess auss || Franckreich/ || Welcher gestalt König|| liche May: in Franckreich den Hertzog || von Guysen/ sampt seinem Bruder den Cardinal/ || durch sechs Personen/ auss jrer Koͤ : May: Guardi/ dar=||zu verordnet/ Auch den Bischoffe von Lyon/ vnd den Bi=||schoffe von Amiens/ sampt etlicher ansehenlicher || Herren mehr/ die hernacher benant werden/ || hat hinrichten lassen. || Darbey wird auch angezeigt/ mit was Condition || die Stat Jamais sich ergeben wil. || Gedruckt zu Basel/ Durch Samuel || Apiarium. || Annio 1588.; [1588 = 1589?]; 8°, [8] Bl. (VD16 ZV 17795) – München: BSB, Sign. Gall.g. 1025 m*. Fls-HRR85: Wunderbaͤ rlicher || Abschiedt/ vnd seltza=||mer Todt/ HENRICI des dritten || dieses Namens/ vnd letzten des Geschlaͤ chts || Vallois/ geweßnen Koͤ nigs in || Franckreich. || Erstlich gedruckt zu Pariß/ durch GVI=||LAME BICHON: vnd PIERRE DE || HAYES: darnach auch zu Bergen/ oder Mons || in Henegaw/ durch Charles Michaëls/ vnd letz=||lich auß den Frantzoͤ schen exemplärn || verteütscht vnd vbersetzt. || Im Jahr 1589.; 4°, [4] Bl. (VD16 W 4624) – Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1589/26*; München: BSB, Sign. Gall.g. 1024 c*; Wolfenbüttel: HAB, Sign. T: 946.4 Helmst. (23)*. Fls-HRR86: Zeittung von Bleyß auß || Franckreich/ || Welcher gestalt Koͤ =||nigliche Mayestat in Franckreich den || Hertzog von Guisen/ sampt seinem Bru=||der dem Cardinal/ durch sechs Personen/ auß ihr Koͤ nigl. || May. Guardi/ dazu verordnet/ hatt hinrichten lassen. || Geschehen den 23. Tag Decembris dieses || abgeloffenen 1588. Jahrs/ || Stylo nouo. || Darbey auch angezeigt wirdt/ mit was || Conditionen die Statt Jamais sich er=||geben hatt. || Auß dem Frantzoͤ sischen in Hochteutsch gebracht. || Gedruckt im Jahr 1589.; 4°, [6] Bl. (VD16 Z 281. Weitere Nummern: VD16 U 132) – Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1588/8A*; München: BSB, Sign. Gall.g. 1022 p* = Köhler: Flugschriften (II), Fiche 3065, Dok. 4516; Paris: BNF, Sign. 16-LB34-1004; Zürich: ZB, Sign. 18.581,8*. Fls-HRR87: Zeittung von Bleysz ausz || Franckreich. || Welcher Gestalt Koͤ =||nigliche Mayestat inn Franckhreich/ || den Hertzog von Guisen/ sampt seinem Brůder den Card=||inal/ durch Sechs Personen/ auß jhr Koͤ nig: May: || Guardj/ darzu verordnet/ hat hinrichten lassen. || Geschehen den 23. Tag Decembris/ dises || abgeloffnen 1588. Jahrs. || Stylo Nouo. || Darbey auch angezeigt wirdt/ mit || was Condiction die Statt Jamais sich erge=||ben hat. Auß dem Frantzoͤ sischen inn || Hoch Teutsch gebracht. || 1589.; 4°, [4] Bl. – Paris: BNF, Sign. RES 4-LB34-1034*. Fls-HRR88: Zeitung ausz Frankreich/ Von || des Guisen Todt. || Welcher gestalt K[oe]=||nigliche Mayestat in Franckreich || den Hertzog von Guisen/ sampt seinem || Brůder dem Cardinal/ durch sechs Personen/ auß ihr || K[oe]niglich May. Gwardi/ darzů verordnet/ hat hinrich=||ten lassen. Geschehen den xxiij. Tag Christmonats || dieses abgeloffenen 1588. Jahrs. || Stylo novo. || Darbey auch angezeigt wirdt/ mit was || Condition die Statt Jamais sich er=||geben hat. || Ausz dem Frantzoͤ sischen ins Teutsch gebracht.; 1589194; 4°, [8] Bl. (VD16 ZV 20199) – München: BSB, Sign. Gall.g. 1023 x*. Fls-HRR89: Zeitung wie Henricus der dritt diß Namens König in Frankreich […] von einem Mönnich mit vergifftem Messer den 1. Augusti 1589 erstochen […] Augsburg; [1589]195; 4° – Bibliograph. Nachweis: Weller: Die ersten Zeitungen, S. 318–319, Dok. 700. Fls-HRR90: Zeyttung || Auß Franckreich/ wie || der selbig Koͤ nig Henricus/ Durch ei=||nen Jungen Dominicaner Münich/ Clemens ge=||nandt/ den Ersten Augustj/ Anno 89. Jar/ || zu S: Clou erstochen worden. || Gedruckt zu Augspurg/ bey Josiam Woͤ hrly/ || bey dem Hayligen Creutz/ hinder dem Predighauß/ in || Sanct Othmars Gassen/ im Jar 1589.; 4°, [4] Bl. (VD16 Z 267) – 194 Datierung nach Kolophon. 195 Ergänzung von Weller: Die ersten Zeitungen, S. 319.

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Quellen- und Literaturverzeichnis

Berlin: StaBi, Sign. Flugschr. 1589/16*; Jena: ThULB, Sign. 4 Gall.II,66 (2)*; München: BSB, Sign. Res/4 Eur. 345,42* = Köhler: Flugschriften (II), Fiche 3039, Dok. 4438. Fls-HRR91: Zeytung von Bleyß auß || Franckreich/ || Welcher gestalt Koͤ nig=||liche Mayiestat in Franreich den Hertzog || von Guisen/ sampt seinem Bruder den Cardinal/ || durch sechs personen/ auß jhr Koͤ nigl: May: Guardi/ darzu ver=||ordnet/ hat hinrichten lassen. || Geschehen den 23. Tag || Decembris dieses abgeloffenen 1588. Jars/ || Stylo nouo. || Darbey auch angezeigt wirdt/ mit was Condiction || die Statt Jamais sich ergeben hat. || Auß dem Frantzoͤ sischen in hoch Teutsch gebracht. || Gedruckt im Jahr 1589.; 4°, [7] Bl. (VD16 Z 282. Weitere Nummern: VD16 U 133) – Bern: UB, Sign. ZB Bong V 252:7*; Freiburg i. Br.: UB, Sign. G 7062,b*; Nürnberg: GNM, Sign. G 4900196.

Deutsche Flugblätter und Einblattdrucke Bestimmung des Quellenkorpus: Für die Einblattdrucke und Flugblätter fehlt ein übergreifendes Rechercheinstrument (‚VD16 für Einblattdruckeʻ), um einen systematischen Zugriff auf die an unterschiedlichsten Orten verstreut liegenden Quellen zu gestatten. Bislang ist eine Erschließung der Flugblätter des deutschsprachigen Raums nur partiell erfolgt.197 Hinzu kommt der Umstand, dass sich häufig nur ein Exemplar der gesamten Ausgabe erhalten hat, was auf hohe Verlustraten verweist.198 Die umfangreichste zusammenhängende Sammlung von deutschen Einblattdrucken und Flugblättern dieser Phase der Französischen Religionskriege wurde im 19. Jahrhundert durch Michel Hennin zusammengetragen,199 dessen Sammlung im Cabinet des Estampes in Paris (BNF) einsehbar ist. Einschlägige Datenbanken wie das Bildarchiv Foto Marburg, Prometheus (Verteiltes digitales Bildarchiv für Forschung und Lehre), BSB-Elektra (Einblattdrucke der frühen Neuzeit (1500–1800) der BSB) und das Digitale Repertorium der Einblattdrucksammlung der BSB München, das Virtuelle Kupferstichkabinett des Herzog Anton Ulrich-Museums (HAUM) Braunschweig und der HAB Wolfenbüttel und HeidICON (Heidelberger Bild- und Multimediadatenbank) liefern hier kaum Treffer.200 Zusätzlich wurden mittels Bestandkatalogen und Einsicht vor Ort die zentralen Sammlungen des GNM in Nürnberg, der HAB in Wolfenbüttel, der StaBi in Berlin, der BSB und UB in München, der ÖNB in Wien, der UB in Frankfurt (bes. Sammlung Gustav Freytag) sowie die Bestände der BNF gesichtet. Daneben wurden die ein196 Jena: ThULB, Sign. 4 Bud.Angl.50 (17a) existiert laut Angaben der Bibliothek nicht. 197 Flugblätter bspw., die Flugschriften beigebunden, in Alben gesammelt oder in Bücher eingeklebt wurden, sind bis heute in Folianten, Sammelalben oder in verschiedenen Archivbeständen eingelagert und nicht verzeichnet (vgl. Würgler: Medien, S. 101). 198 Die Zahl der Einblattdrucke des 16. Jahrhunderts dürfte nach Brednichs (übertriebenen?) Schätzungen ca. 200 Mal so hoch gelegen haben, wie die heutige Überlieferung ausweist (vgl. Brednich: Liedpublizistik im Flugblatt, S. 24). 199 Kat. zur Sammlung: Hennin: Monuments de France. 200 Bildarchiv Foto Marburg: http://www.fotomarburg.de/; Prometheus: http://prometheusbildarchiv.de/; BSB-Elektra: http://elektra.bsb-muenchen.de/servlet/Top/searchtest?login=&pass word=&librarynstieg=#einblatt; Repertorium: https://www.bsb-muenchen.de/literatursuche/ spezialbestaende/alte-und-seltene-drucke/einblattdrucke/digitales-einblattdruckrepertorium/; inzwischen abrufbar unter: https://www.digitale-sammlungen.de/index.html?c=sammlung& projekt=1046961503&l=de; Kupferstichkabinett: http://www.virtuelles-kupferstichkabinett.de/; HeidICON: https://heidicon.ub.uni-heidelberg.de/.

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schlägigen Kataloge sowohl im weiteren Sinne zu Einblattdrucken im 16. Jahrhundert201 als auch im engeren Sinne zu den Religionskriegen202 durchsucht – meist ohne auf ein für die Untersuchung interessantes Flugblatt zu stoßen. In einer der größten internationalen Bibliotheken mit Sammlungen alter Druckpublikationen, der BL in London,203 konnten nur drei weitere Exemplare schon bekannter Titelausgaben ausgemacht werden, was als Tendenz für den geringen Umfang weiterer Funde im Ausland gelten mag. Fbl-HRR1: Als achtzig neun die Jaarzal war204; [1589]; Kupferstich, Blatt: 18,3 cm × 25,3 cm [beschnittenes Blatt: M 87883], Bild: 18,3 cm × 25,4 cm – Berlin: StaBi, Sign. Einbl. YA 2313 m; Nürnberg: GNM, Sign. HB 1309, Kapsel 1373*; Paris: BNF, Collection Hennin, Sign. G 151088* [Mikrofiche] (= Paris: BNF, Sign. RES. QB-201 (9)-FOL ; Hennin 854); Paris: BNF, Qb1, Histoire de France 1589–1610, Sign. M 87883* [Mikrofiche] [ohne Textteil]. Fbl­HRR2: Aŭszlegŭng Vnd bedeŭtŭng hierin stehender ziefren findet man Klärlich im Trŭck Königliche Declaration intitŭliret 1589; Radierung, Blatt: 26,7 cm × 26,9 cm, Bild: 19,8 cm × 25,5 cm – Nürnberg: GNM, Sign. HB 7796, Kapsel 1373*; Paris: BNF, Collection Hennin, Sign. G 151059* [Mikrofiche] (= Paris: BNF, Sign. RES. QB-201 (9)-FOL ; Hennin 826). Fbl-HRR3: Brevis & perfecta descriptio quibus modis & qualiter Dux de Gwys in oppido de Blees fuerit interfectus, 1588; Kupferstich, Blatt: 22,8 cm × 27,4 cm, Bild: 18,2 cm × 27,1 cm – Paris: BNF, Qb1, Histoire de France 1558–1589, Sign. M 87788* [Mikrofiche]. Fbl­HRR4: Charles Roÿ de Francois sʼaÿdant de trois Henrÿ205; [1589]; Radierung, Blatt: 34,7 cm × 25,5 cm, Bild: 28,9 cm × 24,5 cm – Paris: BNF, Collection Hennin, Sign. G 151215* [Mikrofiche] (= Paris: BNF, Sign. RES. QB-201 (9)-FOL ; Hennin 909); Paris: BNF, Qb1, Histoire de France 1589–1610, Sign. M 87847* [Mikrofiche]. Fbl­HRR5: Der Hertzog von Guisa wird nebst seinen Brŭder den Cardinal aŭs geheiß des Königs hingericht. 1588 den 24. Decemb.; Radierung, Blatt: 32,5 cm × 41,0 cm, Bild: 28,6 cm × 38,4 cm – Paris: BNF, Collection Hennin, Sign. G 151060* [Mikrofiche] (= Paris: BNF, Sign. RES. QB-201 (9)-FOL ; Hennin 827); Paris: BNF, Qb1, Histoire de France 1558– 1589, Sign. M 87793* [Mikrofiche]. Fbl-HRR6: Ein Munch Iacob Clement furwar206; 1589; Radierung, Maße: o. A. – Paris: BNF, Collection Hennin, Sign. G 151096* [Mikrofiche] (= Paris: BNF, Sign. RES. QB-201 (9)-FOL ; Hennin 862). Fbl­HRR7: Geburt lini der königē von Franckreich v̅d Nauarrē.; [1589]; Kupferstich, Blatt: 36,3 cm × 25,2 cm, Bild: 22,7 cm × 19,0 cm – Wolfenbüttel: HAB, Sign. Graph. C: 931*.

201 U. a. Harms (Hrsg.): Flugblätter; Strauss (Hrsg.): Single-Leaf Woodcut; Uhland: Lieder und Reime, S. 21–70; Flugblätter der Glaubenskämpfe; Flugblätter. Frühzeit, hier S. 12; Drugulin: Historischer Bilderatlas, bes. S. 69–71 (Jahre 1588/1589); Vischer (Hrsg.): Zürcher Einblattdrucke, hier S. 110–111; Scheible (Hrsg.): Die Fliegenden Blätter; Hohenemser: Flugschriftensammlung Gustav Freytag, hier S. 125; Meisterwerke der Druckgrafik; Deutsche Einblattholzschnitte; Flugschriften (Katalog Hiersemann); Newe Zeitungen (Katalog Halle), bes. S. 144– 150; Mayer: Wiens Buchdrucker-Geschichte. 202 U. a. Tragédie de Blois; Fêtes et crimes; Guerres dʼaprès les suites historiques; auch Zuwanderungsland Deutschland; vgl. die Bestimmung des Quellenkorpus im Kap. I.III (dort Französische Flugblätter und Einblattdrucke). 203 BL: http://explore.bl.uk/. 204 Incipit; keine separater Titel. 205 Incipit; keine separater Titel. 206 Incipit; keine separater Titel.

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Quellen- und Literaturverzeichnis

Fbl-HRR8: GVISIA TEMERITAS; [1589]; Kupferstich, Maße: 40,5 cm × 28,6 cm – Darmstadt: Hessische Landes- und Hochschulbibliothek, Sign. Günd 8045, fol. 282a (= Kemp: Gvisia temeritas, S. 101)*. Fbl-HRR9: [Hogenberg, Franz Werkstatt (Radierer)]207: Anstandt auf ein Iar zwischem dem Konig von Franckereich vnd Nauarra gemacht || zu Tours 26 April 1589.; [Köln: Hogenberg, Franz, 1589]208; Kupferstich, Blatt: 27,8 cm × 25,4 cm, Bild: 23 cm × 17,1 cm – Berlin: StaBi, Sign. Einbl. YA 2304 kl; Düsseldorf: Universitäts- und Landesbibliothek, Sign. his/b7943, online: http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/periodical/titleinfo/3346774* [20.08.2014]; München: BSB, Sign. Einbl. XI,465*; München: BSB, Sign. Res/4o Gall.g. 302 f-1 Historia*; Nürnberg: GNM, Sign. HB 14621, Kapsel 1313*; Paris: BNF, Qb1, Histoire de France 1589–1610, Sign. M 87910* [Mikrofiche]; Pau: Musée national du château, Sign. Inv. P. 883 (= Menges-Mironneau: Arbre généalogique, S. 123, Abb. 96)*; Wolfenbüttel: HAB, Sign. H: O 85.2 Helmst (4)*. Fbl-HRR10: [Hogenberg, Franz Werkstatt (Stecher)]209: DISTICHON ARITHMETICUM, QUOD ANNUM MENSEM ET DIEM || quo Rex Galliæ HenricusTertius a Monacho quodam Iacobino trucidatus est, complec fitur.; [Köln: Hogenberg, Franz, 1589]210; Kupferstich, Blatt: 23,7/24,0 cm × 30,5/30,8 cm, Bild: 19,0 cm × 28,0 cm – Amsterdam: Rijksmuseum, Sign. RP-P-OB-3159, online: https://www.rijksmuseum.nl/en/collection/RP-P-OB-3159* [20.08.2014]; Paris: BNF, Collection Hennin, Sign. G 151111* [Mikrofiche] (= Paris: BNF, Sign. RES. QB-201 (9)-FOL ; Hennin 876). Fbl-HRR11: [Hogenberg, Franz Werkstatt (Stecher)]211: Ecce Ducis Guisij fratrisq, miserrima caedes212; [Köln: Hogenberg, Franz, 1589]213; Kupferstich/Radierung?, Blatt: 23,7/24,0 cm × 30,5/30,8 cm, Bild: 19,0 cm × 28,0 cm – Berlin: StaBi, Sign. Einbl. YA 2280 kl; Düsseldorf: Universitäts- und Landesbibliothek, Sign. his/b7943, online: http://digital.ub.uni-duesseldorf. de/ihd/content/titleinfo/3346775* [20.08.2014]; München: BSB, Sign. Res/4o Gall.g. 302 f-1 Historia*; Paris: BNF, Qb1, Histoire de France 1558–1589, Sign. M 87795* [Mikrofiche]; Paris: BNF, Collection Hennin, Sign. G 151058* [Mikrofiche] (= Hennin 825); Wolfenbüttel: HAB, Sign. H: O 85.2 Helmst (4)*. Fbl-HRR12: [Hogenberg, Franz Werkstatt (Stecher)]214: König Heinrich der dritt des namen215; [Köln: Hogenberg, Franz, 1589]216; Kupferstich, Blatt: 22,1 cm × 31,0 cm, Bild: 18,5 cm × 27,7 cm – Berlin: StaBi, Sign. Einbl. YA 2311 kl; Düsseldorf: Universitäts- und Landesbibliothek, Sign. his/b7943, online: http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/periodical/ titleinfo/3346773* [20.08.2014]; München: BSB, Sign. Res/4o Gall.g. 302 f-1 Historia*; Paris: BNF, Collection Hennin, Sign. G 151089* [Mikrofiche] (= Paris: BNF, Sign. RES. QB201 (9)-FOL ; Hennin 855); Paris: BNF, Qb1, Histoire de France 1589–1610, Sign. M 87846* [Mikrofiche]; Wolfenbüttel: HAB, Sign. H: O 85.2 Helmst (4)*. Fbl-HRR13: Käppler, Bartholomäus Werkstatt (Briefmaler): Warhafftige newe Zeytung von dem Koͤ nig auß Franckr[eich]/ || Heinricus genandt/ wie Er mit Todt abgangen ist/ Geschehen den 2. tag Augusti/ Anno 1589.; Augsburg: Käppler, Bartholomäus, 1589; kolorierter Holzschnitt, Blatt: 37,8 cm × 29,8 cm, Bild: ca. 19,0 cm × 29,5 cm – Nürnberg: GNM, Sign. HB 24937, Kapsel 1373*. Fbl-HRR14: Käppler, Bartholomäus Werkstatt (Briefmaler): Warhafftige newe Zeytung von dem Koͤ nig auß Franckreich/ || Wie Er mit Todt abgangen ist/ Geschehen den 20. tag Augusti/ Anno 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216

Zuordnung nach Kat. ULB Düsseldorf. Zuordnung nach Kat. ULB Düsseldorf. Zuordnung nach Kat. Rijksmuseum Amsterdam. Zuordnung nach Kat. Rijksmuseum Amsterdam. Zuordnung nach Kat. ULB Düsseldorf. Incipit; keine separater Titel. Zuordnung nach Kat. ULB Düsseldorf. Zuordnung nach Kat. ULB Düsseldorf. Incipit; keine separater Titel. Zuordnung nach Kat. ULB Düsseldorf.

1 Flugblätter und Flugschriften mit Religionskriegsnachrichten 1589

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1589.; Augsburg: Käppler, Bartholomäus, 1589; kolorierter Holzschnitt, Blatt: 37,8 cm × 29,8 cm, Bild: ca. 19,0 cm × 29,5 cm – Paris: BNF, Collection Hennin, Sign. G 151100* [Mikrofiche] (= Paris: BNF, Sign. RES. QB-201 (9)-FOL ; Hennin 866). Fbl­HRR15: Kõnig Heinrich III. wird S. Clou von einem Minich Jacob Clement genant ermordet ũnd benent noch vor seinen || absterben König Heinrich von Borbon Zũ Successoren des Königreichs Franckreich. 1589.; Radierung, Maße: o. A. – Paris: BNF, Collection Hennin, Sign. G 151087* [Mikrofiche] (= Paris: BNF, Sign. RES. QB-201 (9)-FOL ; Hennin 853). Fbl-HRR16: Kurtzer vnd gruntlicher bericht was massen vnd gestalt der Hertzog von Guÿs zu Blees vmbs leben bracht; 1588; Kupferstich, Blatt 25,5/26 cm × 29,7/30,3 cm, Bild: 18,5 cm × 27,4 cm – Paris: BNF, Collection Hennin, Sign. G 151044* [Mikrofiche] (= Paris: BNF, Sign. RES. QB-201 (9)-FOL ; Hennin 812); Paris: BNF, Collection Hennin, Sign. G 151045* [Mikrofiche] (= Hennin 812 (Variante)); Paris: BNF, Qb1, Histoire de France 1558–1589, Sign. M 87789* [Mikrofiche]. Fbl-HRR17: Mayer, Lukas Werkstatt (Formschneider): Warffhaftige Neui Zeitung/ Welcher massen Heinericus der Drit des Namens Koͤ nig in Franckreich/ von einem Dominicaner Moͤ nnich erstochen ist worden; Nürnberg: Mayer, Lucas, [1589]; kolorierter Holzschnitt, Maße: o. A. – Paris: BNF, Collection Hennin, Sign. G 151098* [Mikrofiche] (= Paris: BNF, Sign. RES. QB-201 (9)-FOL ; Hennin 864). Fbl-HRR18: Mayer, Lukas Werkstatt (Formschneider): Warffhaftige newe Zeitung/ Welcher massen Henricus der 3. des Namens Konig in Franckreich von einem Domicianer Monnich erstochen ist; Nürnberg: Mayer, Lucas, [1589]; kolorierter Holzschnitt, Maße: 30 cm × 34,7 cm – Nürnberg: GNM, Sign. HB 14604, Kapsel 1373*. Fbl-HRR19: Mayer, Lukas Werkstatt (Formschneider); Weber, Hans (Verf.): Newe Zeütung wie Heinricus der Dritte des Namens Regierender König in Franckreich, Zu Boliß baide Herren von Guisa, hat Hinrichten Lassen.; Nürnberg: Mayer, Lucas, [1589]; kolorierter Holzschnitt, Blatt: 31,9 cm × 38,5/38,8 cm, Bild: 17,0 cm × 37,0/37,4 cm – Paris: BNF, Collection Hennin, Sign. G151057* [Mikrofiche] (= Paris: BNF, Sign. RES. QB-201 (9)-FOL ; Hennin 824). Fbl-HRR20: QVI DEDIT ANTE DVAS: TERTIAM ILLI DABIT CORONAM; [ca. 1590]; Kupferstich, Blatt: 26,0 cm × 19,8 cm, Bild: 21,3 cm × 19,8 cm – Paris: BNF, Collection Hennin, Sign. G 151219* [Mikrofiche] (= Paris: BNF, Sign. RES. QB-201 (9)-FOL ; Hennin 913). Fbl­HRR21: Ware abcontrafeitung Wie der konig in Franckreich Von Einem Mŭnch den i. aŭgŭsti Zŭ S. Cloŭd erstochen Worden, Vnd Wie sich Weiter alle Sachen zŭgetragen, finde stŭ || Mit zifferzahlen Erkleret Im Tracteclein, Discoŭrs oder Erzehlŭng Kou. Maÿt.ˢ Dodt etc. Anno Dm͂ 1589; [Frankfurt a. M. 1589]217; Kupferstich, Blatt: 20,5 cm × 28,2 cm, Bild: 19,4 cm × 28,2 cm – Jena: ThULB, Sign. 2 Hist.lit.VI,5 (386); Paris: BNF, Collection Hennin, Sign. G 151094* [Mikrofiche] (= Paris: BNF, Sign. RES. QB-201 (9)-FOL ; Hennin 860); Paris: BNF, Collection Hennin, Sign. G 151095* [Mikrofiche] (= Paris: BNF, Sign. RES. QB-201 (9)-FOL (2. Ex.); Hennin 861). Fbl-HRR22: Ware conrafaiung Brueder Iacob Clements Iacobi||ners. Der den I. Augustmonats a.° j589. Henricū || dėn dritten. Königen in FrancKreich vmbracht.; [1589]; Kupferstich, Maße: ca. 16,2 cm × 12,7 cm – Paris: BNF, Collection Hennin, Sign. G 151101* [Mikrofiche] (= Paris: BNF, Sign. RES. QB-201 (9)-FOL ; Hennin 867). Fbl-HRR23: Warhafftige newe Zeitung von dem Koͤ nig aus Franckreich/ || Wie er mit Todt abgangen ist/ Geschehen den 2. Tag Augusti/ Anno 1589, 1589; kolorierter Holzschnitt, Blatt: 35,6/35,9 cm × 29,3 cm, Bild: 18,8 cm × 28,6 cm – Paris: BNF, Qb1, Histoire de France 1589–1610, Sign. M 87840* [Mikrofiche]. Fbl­HRR24: Wie Konig Henrich iii. vō frāckreich durch Jacob Clemet vmbs leben bracht den ersten Augusti 1589.; Radierung, Maße: o. A. – Paris: BNF, Collection Hennin, Sign. G 151097* [Mikrofiche] (= Paris: BNF, Sign. RES. QB-201 (9)-FOL ; Hennin 863).

217 Zuordnung nach Weinsberg: Gedenkbuch, 28. August 1589, ld 139r.

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Quellen- und Literaturverzeichnis

Fbl-HRR25: Wunderbarlicher Abschiedt vnd seltzamer dot Henrici des 3 dieses namens vnd letzten der Valloiser, gewesenen Königs in Franckreich; [Frankfurt a. M. 1589]218; Radierung, Blatt: 25,5 cm × 29 cm, Bild: 19,5 cm × 26 cm – Wolfenbüttel: HAB, Sign. T: 946.4 Helmst. (24a)*; Paris: BNF, Collection Hennin, Sign. G 151093* [Mikrofiche] (= Paris: BNF, Sign. RES. QB201 (9)-FOL ; Hennin 859).

2 WEITERE QUELLEN 2.1 Ungedruckte Quellen Paris: BNF Collection Informations: Ms. Fr. 6549 – Collection Informations faictes pour raison de la mort du duc et du cardinal de Guise, et autres pièces et actes concernant cette matière (1588 et 1590). Collection Mémoires (I): Ms. Fr. 3976 – Collection Mémoires de la Ligue. Recueil de lettres et pièces originales, et de copies de pièces indiquées comme telles dans le dépouillement qui suit, 1501–1600, Bd. 3: 1588, online: http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b9060548h.r= Collection+M%C3%A9moires+de+la+Ligue.langDE [25.03.2014]. Collection Mémoires (II): Ms. Fr. 3977 – Collection Mémoires de la Ligue. Recueil de lettres et pièces originales, et de copies de pièces indiquées comme telles dans le dépouillement qui suit, 1501–1600, Bd. 4: 1589, online: http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b9060546p.r= Collection+M%C3%A9moires+de+la+Ligue.langDE [25.03.2014]. Rasse des Noeux: Recueil: Ms. Fr. 22565 – Rasse des Noeux, François (Bearb.): Recueil de pièces de vers sur les guerres de religion, formé par RASSE DES NOEUX, 1501–1600; in-folio, 120 S., online: http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b9063978z/f1.image [03.06.2014].

Wien: ÖNB Fuggerzeitungen: Codex 8961–8962 (1588–1589) – Relationes sive novellae quae dicuntur Fuggerianae sermonibus, Germanico, Italico, Gallico etc. conscriptae et ex omni parte Augustam Vindelicorum clarissimis Fuggeris missae. (1568–1605), online: http://anno.onb.ac.at/cgi-content/ anno?aid= fug [12.03.21014].

2.2 Gedruckte Quellen219 Actes du parlement: Actes du parlement de Paris et documents du temps de la Ligue, 1588–1594. Le recueil de Pierre Pithou, bearb. von Haan, Bertrand, hrsg. von Daubresse, Sylvie, Paris 2012 (Pages dʼarchives, 20, XIV). Aitzing: 1588 || NOVVS: Aitzing, Michael von (Verf.): 1588 || NOVVS || AD || HISPANIÆ ET HVNGARIÆ || REGES || TERMAXIMOS. || DE || LEONE BELGICO, || eiusq Topographica atq 218 Zuordnung nach Weinsberg: Gedenkbuch, 28. August 1589, ld 138v. 219 Unter „Gedruckte Quellen“ sind die Flugblätter und -schriften aufgenommen, die sich nicht auf die Phase vom Dezember 1588 bis August 1589 der Französischen Religionskriege bezogen. Außerdem wurden hier Kataloge mit Abdrucken von Quellen oder Faksimilie einsortiert, während die begleitenden Katalogtexte und bibliographischen Erfassungen (z. B. Vischer (Hrsg.): Zürcher Einblattdrucke) unter Literatur einsortiert wurden.

2 Weitere Quellen

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histo=||rica descriptione liber. || Quinq partibus Gubernatorum Philippi Re=||gis Hispaniarum ordine, distinctus, in super || & Elegantißimi illlius artificis FRANCISCI || HOGENBERGII. Bis centum & VIII. figuris orna=||tus; Rerumque in Belgio maxime gestarum, || inde ab anno Christi M. D. LIX. || vsque ad annum M. D. LXXXXVI. || perpetuà narratione continua=||tus. || MICIAELE AITSINGERO AVSTRIACO || AVCTORE. || CVM PRIVILEGIO CÆSAREO || FRANCISCO HOGENBERG: CONCESSO || Auctior et Iocupletior || ACCESSIONE QVINQ ANNOR ET NON AGITA SEX CHARTARUM; [Antwerpen?] ca. 1606; 618 Bl. – München: BSB, Sign. 2 Belg. 5 a. Aitzing: APPENDICIS: Aitzing, Michael von (Verf.): APPENDICIS || HISTORICAE RELATIONIS || APPENDIX. || Das ist/ || Ein weythere Histori=||sche veruolgung/ der haͤ ndel vnd Geschichte/ || so sich ferner haben zugetragen/ Biß auff den || jetzt ablauffenden April. 1589. || Mit der Wunderbaͤ rlichen veraͤ nderung/ so sich nit allein || in Franckreich erhebt: sondern auch in der Türkey/ in Engellandt/ in Hoch=||vnd Nieder Teutschen Landen/ Polen/ Hispanien/ Hungern vnd Boͤ =||heimb/ mercklich auch vmb das Ertzstifft Coͤ lln/ verlauffen. || Durch || Michaelen Eyzinger auß Osterreich/ || bißhero continuiert. || Gedruckt zu Coͤ lln/ auff der Burgmawren/ bey || Godtfridt von Kempen/ Anno 1589.; 4°, 108 S. (VD16 E 4793) – München: BSB, Sign. Res/4 Eph.pol. 24 u-5/8#Band5; online urn:nbn:de:bvb:12-bsb00025058-8 [15.02.2014]. Aitzing: RELATIONIS: Aitzing, Michael von (Verf.): RELATIONIS HISTORICAE || CONTINVATIO. || Zuwissen/ was wunder=||baͤ rliche/ gedenckhwierdige/ seltzame sachen || oder geschichte/ sich zugetragen/ vnd (die negsten sechs || monat hero) biß auf den 19. tag Septemb. 1589. || So wol/ || Jn Franckreich vnd Engellandt/ als im Niderlandt/ Ertz=||stifft Coͤ lln/ Westphalen/ Teůtschlandt/ Poln/ Hungern vnd Boͤ=||heimb: auch anderßwo/ gleich in Jtalien/ Hispanien/ vnd || durch gantz Europa/ noch weitter verlauffen. || Durch/ || Michaelen Eyzinger/ auß Osterreich/ auffs vleissigist vnd || grundtlichist es immer moͤ glich gewest/ also beschrieben. || Gedruckt zu Coͤ lln/ auff der Burgmawren/ bey || Godfridt von Kempen/ Anno 1589.; 4°, 118[= 116] S. (VD16 E 4794) – München: BSB, Sign. Res/4 Eph.pol. 24 u-5/8#Band6, online: urn:nbn:de:bvb:12-bsb00025059-9 [15.02.2014]. Angoulême: Mémoires: Angoulême, Charles de Valois de: Mémoires. De ce qui sʼest passé en France depuis la mort dʼHenri III jusquʼà lʼavènement dʼHenri IV à la couronne, hrsg. von Bussac, Eric de, Clermont­Ferrand 2004 (Sources de lʼhistoire de France). Archives curieuses: Archives curieuses de lʼhistoire de France. Serie 1, Bd. 12, bearb. von Cimber, Louis (Lafaist)/Danjou, Félix, Paris 1834–1840, online: http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k 62589101.r=Archives%20curieuses%20de%20lʼhistoire%20de%20France%20tome%2012 [28.08.2013]. Aubigné: Histoire: Aubigné, Théodore Agrippa de: Histoire universelle, Bd. 8: 1588–1593, hrsg. von Thierry, André, Genf 1994 (Textes littéraires français, 448). Bartsch u. a. (Hrsg.): Illustrated Bartsch: Bartsch, Adam von u. a. (Hrsg.): The illustrated Bartsch, 163 Bde., New York 1978–1990. [Belloy]: De lʼauthorité: [Belloy, Pierre de (Verf.)]220: De lʼauthorité du roy et crimes de leze majeste qui se commettent par ligues; [1588]221; 8°, 74 S. (USTC 65399) – Grenoble: BM, Sign. F 16502. Beza: Correspondance: Beza, Theodor von: Correspondance de Théodore de Bèze, bearb. von Aubert, Hippolyte, hrsg. von Dufour, Alain/Nicollier, Béatrice/Genton, Hervé, Genf 2008 (Travaux dʼHumanisme et Renaissance, 442). Bongars: Lettres latines: Bongars, Jacques: Lettres latines de Monsieur de Bongars resident et ambassadeur sous le Roi Henry IV. en diverses négociations importantes, bearb. von Briani, Girolamo, Paris 1694, online: http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de: bvb:12-bsb10404949-5 [11.03.2013].

220 Zuordnung nach USTC. 221 Datierung nach USTC.

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Quellen- und Literaturverzeichnis

[Boucher]: Fuchschwentzer Spiegel: [Boucher, Jean (Verf. der Vorl.)]222: Fuchschwentzer Spiegel/ || Das ist/ || Ankunft/ Mittel vnd || end eines vom Adel/ genant Peter Ga||verston/welcher vor dieser zeit Eduardi des II. Koͤ nigs || in Engelland Zuduͤ tler gewesen/ verglichen mit dem Duc || de Espernon, der in gleichem Ansehenjetziger zeit bey Hen=||rico III. Koͤ nig in Franckreich/ wie er sch bishero ver||halten/ Vnd was fuͤ r ein Ende es kuͤ nfftig mit || ihme vnd allen seines gleichen nem=||men werde. || Allen solchen Zuduͤ ttlern vnnd Ver=||leumddern/ so an Koͤ niglichen vnd Fuͤ rstlichen Hoͤ -||fen sich eynschleyffen/ zum Exempel vnd Warnung || ihres zugestandenes Gluͤ ck besser im Zaum zu || halten/ Newlich auss Frantzoͤ sischem || verdeutschet. || 1588.; Basel: Apiarius, Samuel223; 4°, [6] Bl. (VD16 ZV 2302) – Wolfenbüttel: HAB, Sign. A: 267.3 Quod. (1). [Boucher]: REPLIQVE || à lʼantigauerston: [Boucher, Jean (Verf.)]:224 REPLIQVE || à lʼantigauerston, ou || responce faicte à lʼhi­||stoire de Gauerston, || par le Duc dʼEsper­||non. || M. D. LXXXVIII.; 8°, 34 S. (USTC 16362) – Paris: BNF, Sign. NUMM-73368 (= Paris: BNF, Sign. 8-LB34-442). Brûlart: Journal dʼun Ligueur: Brûlart, Nicolas: Journal dʼun Ligueur parisien. Des barricades à la levée du siège de Paris par Henri IV (1588–1590), hrsg. von Le Person, Xavier, Genf 1999 (Travaux dʼHumanisme et Renaissance, 332). Burel: Mémoires: Burel, Jean: Mémoires de Jean Burel. Journal dʼun bourgeois du Puy à lʼépoque des guerres de religion, Bd. 1, hrsg. von Chassaing, Augustin, 2. erg. Aufl., Saint­Vidal 1983. C./Parentans: La maintenue des Roys: C., A. (Verf.); Parentans, A. C. (Holzschneider): La maintenue des Roys, contre les assassins endiablez; Holzschnitt, Maße: o. A. (USTC 56471) – LʼEstoile: Figures, fol. 39v, Paris: BNF, Sign. NUMM-859264* (= Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6). C./Parentans: Le prix dʼoutrecuidance: C., A. (Verf.); Parentans, A. C. (Holzschneider): Le prix dʼoutrecuidance, & Los de lʼVnion; Holzschnitt, Maße: o. A. – LʼEstoile: Figures, fol. 31v, Paris: BNF, Sign. NUMM-859264* (= Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6). Calendar of State Papers: Calendar of State Papers Foreign, Elizabeth, Volume 23: January-July 1589, 1950, online: http://www.british-history.ac.uk/report.aspx? compid= 75228 [17.07.2013]. Catharina de Medicis. par la grace || de dieu: Catharina de Medicis. par la grace || de dieu Royne de France. || Katharina von Medices von Gottes || gnaden Kõnigin in Franckreich.; [ca. 1588/1589]225; Holzschnitt, Maße: o. A. – Paris: BNF, Sign. RES. QB-201 (9)-FOL (= Paris: BNF, Collection Hennin, Sign. G 151080; Hennin 847). Chronique de la guerre: Chronique de la guerre des trois Henri en Bas-Poitou, in: Bernard, Antoine/ Brisson, Pierre/Chronist des Kriegs der drei Heinriche im Bas-Poitou: La Vendée au temps des guerres de Religion. Trois témoins racontent, bearb. von Baudouin-Matuszek, Marie-Noëlle, La Roche-sur-Yon 2013 (Collection mémoire de Vendée), S. 397–425. Codex Nvndiarivs: Codex Nvndiarivs Germaniae Literatae Bisecvlaris. Meß=Jahrbücher des Deutschen Buchhandels von dem Erscheinen des ersten Meß=Kataloges im Jahre 1564 bis zu der Gründung des ersten Buchhändler=Vereins im Jahre 1765, eingel. von Schwetschke, Gustav, Nieuwkoop 1963. Coupe (Hrsg.): German broadsheet: Coupe, William A. (Hrsg.): The German illustrated broadsheet in the seventeenth century, 2 Bde., Baden-Baden 1966/1967 (Bibliotheca bibliographica Aureliana, 17/20). [Custos]: HENRICVS uixit tali Dux GVISIUS: [Custos, Dominique (Stecher)]226: HENRICVS uixit tali Dux GVISIUS ore. || Andax Marte, quoad uiuere fatn dabant.; [ca. 1588/1589]227; Kupferstich, Blatt: 23,5 cm × 15,6 cm, Bild: 17,7 cm × 12,2 cm – Paris: BNF, Sign. RES. QB-201 (9)FOL (= Hennin 821). 222 223 224 225 226 227

Zuordnung nach Kat. HAB. Zuordnung nach Kolophon. Zuordnung nach USTC. Datierung nach Kat. BNF. Zuordnung nach Gallica. Datierung nach Gallica.

2 Weitere Quellen

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De Thou: Mémoires: De Thou, Jacques-Auguste: Mémoires 1553–1601, bearb. und hrsg. von Bussac, Éric de/Dumaih, Pascal, Clermont­Ferrand 2004 (Sources de lʼHistoire de France). Deutsche Einblattholzschnitte: Deutsche Einblattholzschnitte. 1500 bis 1700, (CD-Rom) [Berlin] 2002. Documens sur lʼassassinat (III): Documens historiques sur lʼassassinat des Duc et Cardinal de Guise, in: Revue rétrospective, ou bibliothèque historique, contenant des mémoires et documens authentiques, inédits et originaux, 3 (1834), S. 432–455, online: http://catalogue.bnf.fr/ ark:/12148/cb32861344z [21.06.2013]. Documens sur lʼassassinat (IV): Documens historiques sur lʼassassinat des Duc et Cardinal de Guise, in: Revue rétrospective, ou bibliothèque historique, contenant des mémoires et documens authentiques, inédits et originaux, 4 (1834), S. 193–242, online: http://catalogue.bnf.fr/ ark:/12148/cb32861344z [21.06.2013]. Dohna: Selbstbiographie: Dohna, Fabian von: Die Selbstbiographie des Burggrafen Fabian zu Dohna (1550–1621) nebst Aktenstücken zur Geschichte der Sukzession der Kurfürsten von Brandenburg in Preussen aus dem fürstlich dohnaischen Hausarchive zu Schlobitten, hrsg. von Krollmann, C., Leipzig 1905. [Etienne]: La guide: [Etienne, Charles (Verf.)]:228 La guide des che-||mins de France. || A PARIS, || Chez Charles Estienne, Impri-||meur du Roy. || M. D. LII. || Auec priuilege dudict Seigneur.; 8°, 207 S. – Paris: BNF, Sign. NUMM-102662 (= Paris: BNF, Sign. Rés. L25-1). Fayet: Journal: Fayet, Pierre: Journal historique de Pierre Fayet sur les troubles de la Ligue, hrsg. von Luzarche, V., Tours 1852. Fêtes et crimes: Fêtes et crimes à la Renaissance. La cour dʼHenri III. Katalog zur Ausstellung, 8. Mai–24. August 2010, Blois: Château royale de Blois, hrsg. von Girault, Pierre-Giles/Mercier, Mathieu, Paris/Blois 2010. Fickler: Caluinisch Badstuͤ bl: Fickler, Johann Baptist (Verf.): Caluinisch Badstuͤ bl/ || Das ist: || Ein kurtzer doch auß=||fuͤ rlicher vnnd lustiger warhafftiger Be=||richt/ was massen die Casimirische/ Schweitzerische/ || vnd Nauarrische/ Teutsche vnnd Frantzoͤ sische Caluinisten || den grossen Schandfleck/ welchen sie im Frantzoͤsischen Krieg/ || Anno 87. daruon getragen/ gern wolten abwaschen: Jn dem || je einer die schuld auff den andern wirfft/ vnd sich also selbst || vndereinander dermassen außwaschen/ fegen/ reiben/ kratzen/ || scheren/ schrepffen/ vnd abzwangen/ das kein wunder || wer/ sie trieben einander nit allein den Bad=||warmen/ sondern auch gar den angst || vnd Blutschweiß durch Leib || vnnd Seel auß. || Die form oder gestalt vnd gantzen innhalt diß Bad=||stuͤ bls hastu in volgender Vorred || zuuernemmen. || Durch || M. Johan Baptista Badweyler zu=||samen tragen/ vnd in Truck || geben. || Non est pax impijs, Isaiæ 57. || Wann die Gottlosen nicht zurauffen haben/ so fallens || einander selbst ins Haar.; München: Berg, Adam,229 [1587]230; 4°, [47] Bl. (VD16 F 966) – München: BSB, Sign. 4 Polem. 290. Fischart: Vncaluinisch Gegen Bad=||stuͤblein: Fischart, Johann (Verf.)231; [Zetzner, Lazarus (Beitr.)]232: Vncaluinisch Gegen Bad=||stuͤ blein Oder || Außeckung des vn=||geformten/ dreyeckichten/ außkom=||menen Caluinischen Badstuͤ bels/ so newlich || ein Badbedoͤ rfftiger vnnd Morenbadverlorner/ Grin=||diger Papist/ so sich/ Johann Baptista Badweiler neñt/ || zu hohn vnnd schmach dem in Franckreich newlich=||sten vollbrachten Zug/ der Teutschen/ hat || außsprengen doͤ rffen. || Darinnen ein Vorspiegelung von || vnerhoͤ rter Badenfart der Spanischen Ar=||mada gen Niderbaden zum gesaltzenen Weyhwasser/ inn || dem Engellaͤ ndischen Meer vnd Abgrund vorgenom͂ en: || vnd bericht des Schandfleckens/ den die Spanier || in diser Badenfart daruon getragen. || haben/ begriffen || Alles fuͤ r ein Spanische kurtzweil lustig zulesen. || Durch Georg Goldrich Saltzwasser von Badborn || zusamen getragen. Jm jahr 1589.; 4°, [12] Bl. (VD16 ZV 5863) – Halle: ULB, Sign. Dd 818 c. 228 229 230 231 232

Zuordnung nach Gallica. Zuordnung nach Kolophon. Datierung nach VD16. Auflösung des Pseudonyms Georg Goldrich Saltzwasser von Badborn nach Kat. HAB. Nach VD16 Autor von: „Der genannten Caluinisten || TE DEVM LAVDAMVS“.

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Quellen- und Literaturverzeichnis

Fischart: Vncaluinisch Gegen Bastüblein: Fischart, Johann (Verf.)233; [Zetzner, Lazarus (Beitr.)]234: Vncaluinisch Gegen Bastüblein || Oder || Außeckung des vnge||formten/ dreieckichten/ außkom=||menen Caluinischen Badstuͤ bels/ so newlich || ein Badbedoͤ rfftiger vnnd Morenbadverlorner/ Grin=||diger Papist/ so sich/ Johann Baptista Badweiler nent/ zu hohn || vnnd schmach dem in Franckreich Newlichten vol-||brachten Zug/ der Teutschen/ hat auß-||sprengen doͤ rffen. || Darinnen ein Vorspiegelung von || vnerhoͤ rter Badenfart der Spanischen Ar=||mada gehn Niderbaden zum gesaltzenen Weihwasser/ in || dem Engellaͤ ndischen Moͤ r vnd Abgrund vorgenommen: || vnd bericht des Schandfleckens/ den die Spanier || in dieser Badenfart daruon getragen. || haben/ begriffen || Alles fuͤ r ein Spanische kurtzweil lustig zulesen. || Durch Georg Goldrich Saltzwasser von Badborn zu-||samenn getragen. Jm jahr 1589.; [Straßburg: Jobin, Bernhard?]235; 4°, [12] Bl. (VD16 ZV 5863) – Wolfenbüttel: HAB, Sign. 152.3 Quod. (30). Flugblätter der Glaubenskämpfe: Illustrierte Flugblätter aus den Jahrhunderten der Reformation und Glaubenskämpfe. Katalog zur Ausstellung, 24. Juli–31. Oktober 1983, Coburg: Kunstsammlungen der Veste, hrsg. von Harms, Wolfgang, bearb. von Rattay, Beate, Coburg 1983 (Kataloge der Kunstsammlung der Veste Coburg, 40). Frantzoͤ siche Supplication: Frantzoͤ siche Supplication/ In welcher/ was der Koͤ =||niglichen Maystaͤ t auß Franckreich/ durch || die abgefertigte Cardinel/ Fuͤ rsten/ Herrn vnd Legaten || der Statt Pariß/ sampt andern Catholischen Staͤ tten vor=||getragen. Deßgleichen auch die 32. Artickel/ deren sie sich || mit Irer Maystaͤ t vereinigt/ nach dem Parisischen Tumult/ zusammen || geschworen haben/ beschrieben werden. || Mit anhangender verzeichnuß/ welcher ge=||stalt vnd in was Artickeln sich Ire May: mit dem || von Guise vereyniget vnd vertragen haben. || Auß dem Frantzoͤ sischen trewlich verdeutschet. || 1589.; 4°, [6] Bl. – München: UB LMU, Sign. 4 Hist. 2142:12. Franzoͤ sische Zeitung.: Franzoͤ sische Zeitung. || Warhaffter vnd Auss=||fuͤ hrlicher Bericht/ Was sich nach Koͤ nig || Heinrichs/ des Tritten/ von Franckreich/ toͤ dlichem Ab=||gange/ so wol in des Durchleuchtigsten vnd Grossmechtigsten Koͤ nig || Heinrichs/ des Vierden/ von Franckreich vnd Nauarra/ als in des || Hertzogen von Mayne vnd seiner Bundsuerwanten/ Kriegshaͤ n=||deln/ bis auff gegenwertigen Monat/ hat verlauf=||fen vnd zugetragen. || Darinn allerley vorgefallene Scharmuͤ tzel/ || Schlachten/ Belegerungen/ Eroberungen etlicher Staͤ t=||te/ Flecken/ vnd Vestungen: Einnemunge der Vorstaͤ tte zu Pariss: Man=||cherley Kriegsliste/ geschwinde Anschlaͤ ge/ neben andern namhafften || vnd denckmessigen Sachen/ eigentlich beschrieben/ || vnd ordentlich erzehlet verden. || Endlich || Von der Maynischen newlichsten Niderlage/ Abtruck ei=||nes Schreibens/ so Hoͤ chstgedachter Koͤ nig von Franckreich vnd Na=||uarra/ Heinrich der Vierde/ an den Hertzog von Longeville geschrie=||ben. Empfangen den 17. des Mertzen/ || dieses 1590. || Alles erst newlich aus Franzoͤ sischem in Teutsch || gebracht. || M. D. Lxxxx.; 8°, 64 S. (VD16 F 2480. Weitere Nummern: VD16 F 2447) – Wolfenbüttel: HAB, Sign. S: Alv.: Ll 243 (7) = Köhler: Flugschriften (II), Fiche 537–538, Dok. 1002. French Renaissance in prints: The French Renaissance in prints from the Bibliothèque nationale de France. Katalog zur Ausstellung, 1. November 1994–1. Januar 1995, Los Angeles: Armand Hammer museum of art and cultural centre, 12. Januar–19. März 1995, New York: Metropolitan museum of art, 20. April–10. Juli 1995, Paris: Bibliothèque nationale de France, hrsg. von Jacobson, Karen, Los Angeles 1994. Fugger: Korrespondenz: Fugger, Hans: Die Korrespondenz Hans Fuggers von 1566 bis 1594. Regesten der Kopierbücher aus dem Fuggerarchiv, Bd. 2, II: 1582–1594, bearb. von Karnehm, Christl, München 2003 (Quellen zur Neueren Geschichte Bayerns, 3: Privatkorrespondenzen). Gassot: Sommaire: Gassot, Jules: Sommaire mémorial (souvenirs) de Jules Gassot, sécretaire du Roi (1555–1623), hrsg. von Champion, Pierre, Paris 1934. Genealogiæ: Genealogiæ || Hoc est, Regiæ Borboniorum familiæ || accurata descriptio. || Das ist/ || Eigentliche Beschrei=||bung deß verstorbenen Koͤ nigs Henrici 3. || von Franckreich vnd dan 233 Auflösung des Pseudonyms Georg Goldrich Saltzwasser von Badborn nach Kat. HAB. 234 Nach VD16 Autor von: „Der genannten Caluinisten || TE DEVM LAVDAMVS“. 235 Nachdruck verweist auf Straßburg als Druckort der Erstausgabe; aufgrund der fast exklusiven Zusammenarbeit von Jobin und Fischart Zuordnung zur Offizin Jobins wahrscheinlich.

2 Weitere Quellen

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deß jetzigen Koͤ nigs Henrici || 4. von Franckreich vnd Nauarren Geburt || ankunfft vnd zunemmung. || Alles ordentlich vom Jar Christi 509. in einer beson=||deren Tabulen vnd Kupfferstuck/ biß auff das gegen||wertig 1590. Jar außgefuͤ hrt. || Zu Ehren vnd wolgefallen || Dem Durchleuchtigen/ Hochgebornen/ Fuͤ rsten vnd Herrn/ || Herrn Friedrich Pfaltzgraff am Rhein/ #[et]c Meinem gnedigen || Fuͤ rsten vnd Herrn. || Getruckt nach Christi vnsers Herrn Geburt/ || 1590.; 4°, [8] Bl., 2 Taf. – Wolfenbüttel: HAB, Sign. H: T 317.4° Helmst. (35). Guerres dʼaprès les suites historiques: Les Guerres de religion (1559–1599), dʼaprès les suites historiques dʼestampes et les documents dʼarchives des XVIe et XVIIe siècles. Katalog zur Ausstellung, 2. Juni – 30. September 1967, Blois: Château Royale, hrsg. von Rigal, Juliette, Pau 1967. Harms (Hrsg.): Flugblätter: Harms, Wolfgang (Hrsg.): Deutsche illustrierte Flugblätter des 16. und 17. Jahrhunderts, 7 Bde., Tübingen 1980–2012. Heinrich Hertzog zu Guisa: Heinrich Hertzog zu Guisa; [ca. 1588/1589]; Kupferstich, Blatt: 17,7 cm × 14,2 cm, Bild: 16,5 cm × 10,4 cm – Paris: BNF, Collection Hennin, Sign. G 151052 [Mikrofiche] (= Paris: BNF, Sign. RES. QB-201 (9)-FOL ; Hennin 819). Heinrich III.: Instruction: Heinrich III., König von Frankreich: Instruction, in: Documens historiques sur lʼassassinat des Duc et Cardinal de Guise, in: Revue rétrospective, ou Bibliothèque historique, contenant des mémoires et documens authentiques, inédits et originaux, 3 (1834), S. 433–440, online: http://catalogue.bnf.fr/ark:/12148/ cb32861344z [21.06.2013]. [Heinrich IV.]: Abtruck || Eines Schreibens: [Heinrich IV., König von Frankreich/Heinrich III., König von Navarra (Verf. d. Vorl.)]: Abtruck || Eines Schreibens/ so || Koͤ nigliche Mayest. zu Franckreich vnd || Nauarren/ nach toͤ dtlichem Abgang Koͤ nig || Heinrichs deß Dritten dieses Nammens an die Statt Lan=||gres/ den Andern dieses Monats Augusti/ des jetzt=||lauffenden 1589. Jahres || gethan. || Sampt der Protestation/ Resolution || vnd Endtschluß/ so gemelte Statt Langern || darüber gethan vnnd gege=||ben hatt. || Auß dem Frantzoͤ sischen ins Teutsch gebracht. || M. D. LXXXIX.; 4°, [2] Bl. (VD16 ZV 6080) – Rostock: UB, Sign. Rh-308 (1).18; Zürich: ZB, Sign. 18.480,16. Historia von der Liga: Historia von der Liga in Franckreich. || Darin kuͤ rtz/ einfeltig/ || vnparteyisch vnd Summarischer Weise be=||griffen vnnd verfasset/ was im Koͤ nigreich Franckreich || seidher die Liga daselbs auffgericht/ sich zugetragen […] || biß auff diese || Fasten Meß/ Jm jhar nach der Jung-||frawen Geburt. || 1591. || Die fuͤ rnhembste vnnd gedenkwuͤ rdigste || Schrifft/ Nemlich die Liga. Die meynung Oder bedun=||cken Koͤ nigs Heinrich/ des dritten von derselbiger: die Antwort des || Koͤ nigs von Nauarra auff gemelte Liga: die Erinnerung bey die Herrn vom || Parlament zu Pariß gethan/ gemelten Koͤ nig Heinreich dem dritten/ vnnd || ander/ seind gantz vnuerstummelt […] diesem || einuerleibet/ die ander geringer/ aber nur Sum-||marische weise. || Hie zu gehoͤ ret eine kleine Mappa/ von der Landschafft || vmb Pariß […] || vnd noch zehen ander Kupfferstuck […] || Gedruckt Jm jahr. 1591; 40 Bl. (VD16 H 3961) – München: BSB, Sign. Res/4o Gall. G. 302 f-1. Hogenberg/Hogenberg: Geschichtsblätter: Hogenberg, Franz/Hogenberg, Abraham: Franz Hogenberg – Abraham Hogenberg. Geschichtsblätter, hrsg. von Hellwig, Fritz, Nördlingen 1983. Hollstein u. a. (Hrsg.): Hollsteinʼs engravings: Hollstein, Friedrich Wilhelm u. a. (Hrsg.): Hollsteinʼs German engravings, etchings and woodcuts. 1400–1700, 45 Bde., Blaricum 1954–1998. [Hurault de lʼHospital]: ANTISIXTVS.: [Hurault, Michel (Verf. der Vorl.)]236; Sixtus V. (Beitr.): ANTISIXTVS. || LONDINI, || Excudebat Iohannes Wolphius. || M. D. LXXXX.; 4°, 79 S. (STC (2nd ed.)/14001a) – Oxford: Bodleian Library, Sign. 468:05, online: http://gateway.proquest. com/openurl?ctx_ver=Z39.88-2003&res_id= xri:eebo&rft_id=xri:eebo:citation:99848354 [21.05.2014]. [Hurault de lʼHospital]: DISCOVRS.: [Hurault de lʼHospital, Michel (Verf. d. Vorl.); Fischart, Johann (Übers., Bearb.)]237; Herzog Heinrich I. von Guise (Beitr.): DISCOVRS. || Ein Fuͤ rtreffliches frey || rundes vnd vngescheuchtes Bedencken/ || vnd allerseits wol erwogenes Vrtheil/ von || heutigem zustand Franckreichs. || Darauß nicht allein gantz eygentlich der || Vrsprung 236 Zuordnung nach Early English Books Online (EEBO). 237 Zuordnung nach GBV und Kat. UB LMU.

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Quellen- und Literaturverzeichnis

nunmals in gedachtem Franckreich schwe=||bender Kriegsvnrhuen/ vnnd bevorab der an dem Hertzogen || von Guyse vollbrachter ab vnd hinschaffung/ || verursachung zuvernem=||men. || Sonder auch gar mercklich heutiger Stand gantzes || Europæ/ vnd derselbigen Koͤ nig vnd Fuͤ rsten vermoͤ gen || vnd gelegenheiten/ gleichsam vor Augen ge=||malt zusehen. || Durch ein fuͤ rneme Gelehrte/ Weise vnd der beschaffenheit || Frantzoͤ sischer sachen wol erfahrene Person/ erstlich Frantzoͤ =||sich gestellet/ vnd nun seines Nutzes halben durch || verdolmetschung auch den Teutschen || gemeyn gemacht. || Getruckt durch Haloyonium Windstill/ zur Kleinen Rhuwart. || 1589.; Straßburg: Jobin, Bernhard238; 4°, [37] Bl. (VD16 A 3677) – München: BSB, Sign. Res/4 Eur. 345,32. [Hurault de lʼHospital]: Discursus: [Hurault de lʼHospital, Michel (Verf. d. Vorl.)]239: Discursus || DE REBVS || GALLICIS. || Quo || DE TOTIVS EVROPAE || Statu præsente accuratè || disseritur: || & || REGES AC PRINCIPES || Orbis ad viuum depin-||guntur. || Ex || Speculâ Halcyoniâ. || cIɔ Iɔ xxcIx.; Straßburg: Jobin, Bernhard240; 8°, 127 S.241 (VD16 D 2033) – München: BSB, Sign. A.gr.b. 3617 q Beibd. 4. [Hurault de lʼHospital]: Discursus || DE REBVS || GALLICIS: [Hurault de lʼHospital, Michel (Verf. d. Vorl.)]242: Discursus || DE REBVS || GALLICIS. || Quo || DE TOTIVS EVROPÆ || Statu præsente accuratè || disseritur: || & || REGES AC PRINCIPES || Orbis ad viuum depin-||guntur. || Ex || Speculâ Halcyoniâ. || cIɔ Iɔ xxcIx.; Straßburg: Jobin, Bernhard243; 8°, 127 S. – München: BSB, Sign. Gall.g. 223. [Hurault de lʼHospital]: EXCELLENT || ET LIBRE DISCOVRS: [Hurault, Michel (Verf.)]244: EXCELLENT || ET LIBRE DISCOVRS, || sur lʼEstat present de la France. || Auec la Copie DES LETTRES patentes || DV ROY, depuis quʼil sʼest re­||tiré de Paris. || Ensemble, || La Copie de deux lettres du || Duc de Guyse. || Par vn docte personnage, bien versé aux || affaires dʼEstat de la France. || M. D. LXXXVIII.; 8°, 110 S. (USTC 54231) – München: BSB, Sign. Gall.g. 214. Johann Casimir: Briefe: Johann Casimir von der Pfalz: Briefe des Pfalzgrafen Johann Casimir mit verwandten Schriftstücken, Bd. 3: 1587–1592, bearb. von Bezold, Friedrich, München 1903. Köhler: Flugschriften (I): Köhler, Hans-Joachim (Hrsg.): Flugschriften des frühen 16. Jahrhunderts, 10 Bde., (Mikrofiche) Zug/Schweiz 1978–1987. Köhler: Flugschriften (II): Köhler, Hans-Joachim (Hrsg.): Flugschriften des späteren 16. Jahrhunderts, 23 Bde., (Mikrofiche) Leiden 1990–2013. Kölderer: Beschreibunng: Kölderer, Georg: Beschreibunng vnd Kurtze Vertzaichnis Fürnemer Lob vnnd gedenckhwürdiger Historien. Eine Chronik der Stadt Augsburg der Jahe 1576 bis 1607, Bd. 3: 1589–1593 (Codex S 43), bearb. von Strodel, Silvia, hrsg. von Weber, Wolgfang E. J., Augsburg 2013 (Veröffentlichungen der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft und der Schwäbischen Forschungsstelle Augsburg. Reihe 6: Reiseberichte und Selbstzeugnisse aus Bayern-Schwaben, 6, III). La Fosse: Mémoires: La Fosse, Jean de: Les ‚Mémoiresʼ dʼun curé de Paris (1557–1590). Au temps des guerres de Religion, hrsg. von Venard, Marc, Genf 2004 (Travaux dʼHumanisme et de Renaissance, 393). La Huguerie: Mémoires: La Huguerie, Michel de: Mémoires inédits de Michel de La Huguerye, Bd. 3: 1587–1602, bearb. von Ruble, Alphonse de, Paris 1880 (Société de lʼhistoire de France, 198).

238 Auflösung des Pseudonyms Haloyonium Windstill nach Kat. BSB. 239 Zuordnung nach VD16; Die Kat. von ThULB, HAB und SUB ordnen dagegen fälschlich Antoine Arnauld, der zeitgleich in Frankreich für einige Flugschriften verantwortlich zeichnete, den „Discours“ zu. 240 Auflösung des Pseudonyms Speculâ Halcyoniâ nach Kat. BSB. 241 Unterscheidungsmerkmal der beiden Ausgaben: abweichende Zierelemente. Die Zuordnung der einzelnen Exemplare zu den beiden Ausgaben bedarf noch weiterer Überprüfung. 242 Zuordnung nach VD16. 243 Auflösung des Pseudonyms Speculâ Halcyoniâ nach Kat. BSB. 244 Zuordnung u. a. über Kat. BNF.

2 Weitere Quellen

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La Noue: DECLARA-||TION: La Noue, François de (Verf.): DECLARA-||TION DE MONSI-||EVR DE LA NOVE SVR SA || prise des armes pour la deffen-||ce des Villes de Sedan, & Iametz, fron-||tieres du Royaume de France, & || soubs la protection de sa || Maiesté. || Imprimé Nouuellement. || 1589.; [La Rochelle: Haultin, Jérôme]245; 8°, 38 S. (USTC 10329) – Paris: BNF, Sign. Z FONTANIEU-267 (8). La Noue: Declaration: La Noue, François de (Verf. d. Vorl.): Declaration || oder || Erklaͤ rung Herrn La Noua/ || Warumb er sich zu der Staͤ tte Sedan vnd || Jamais in Franckreich zu beschützun=||ge/ inn Kriegsruͤ stunge || begeben. || Gedruckt || Zu Basel/ durch Petrus Aquinus/ || Jm jahr 1589.; 4°, [7] Bl. (VD16 ZV 24176) – München: BSB, Sign. Eur. 1035 r. LE RENVERSEMENT: LE RENVERSEMENT DE LA GRAND MARMITE; 1562; kolorierter Holzschnitt, Blatt: 37 cm × 47,5 cm – Paris: BNF, Sign. Qb1, Histoire de France 1585 (nach: French Renaissance in prints, S. 413, Abb. 157). LʼEstoile: À Paris: LʼEstoile, Pierre de: À Paris pendant les guerres de Religion, hrsg. von Papin, Philippe, Paris 2007 (Collection Histoire). LʼEstoile: Figures: LʼEstoile, Pierre de (Bearb.): Les belles Figures et Drolleries de la Ligue avec les peintures Placcars et Affiches iniurieuses et diffamatoires contre la memoire et honneur du feu Roy que les Oisons de la Ligue apeloient Henri de Valois, imprimées, criées, preschées et vendues publiquement à Paris par tous les endroits et quarrefours de la Ville lʼan 1589. Desquelles la garde (qui autrement nʼest bonne que pour le feu) tesmoingnera à la Postérité la meschanceté, Vanité, Folie, et Imposture de ceste ligue infernale, et de combien nous sommes obligés à nostre bon Roi qui nous a délivrés de la Serviture et Tirannie de ce Monstre.; [Paris] 1589–1606; in-folio, 46 Bl. – Paris: BNF, Sign. RES GR FOL-LA25-6, online: http://gallica. bnf.fr/ark:/12148/bpt6k859264h [03.01.2017]. LʼEstoile: Journal Henri III: LʼEstoile, Pierre de: Registre­journal du règne de Henri III, Bd. 6: 1588–1589, hrsg. von Lazard, Madeleine/Schrenck, Gilbert, Genf 2003 (Textes littéraires français, 559). LʼEstoile: Journal Henri IV: LʼEstoile, Pierre de: Journal du règne de Henri IV, Bd. 1: 1589–1591, hrsg. Schrenck, Gilbert/Le Person, Xavier, Genf 2011 (Textes littéraires français, 609). LʼEstoile: Mémoires-journaux: LʼEstoile, Pierre de: Mémoires­journaux 1574–1611, Repr. der Ausg. 1875–1899, Bd. 4: 1589–1600 (Figures de la Ligue), Paris 1982. LE || TROISIESME || RECVEIL: Goulart, Simon (Bearb.)246: LE || TROISIESME || RECVEIL, || contenant || LʼHISTOIRE DES CHOSES || PLVS MEMORABLES AVENVES || sous la Ligue, depuis les executions faites à || Blois au mois de Decembre 1588. ès person-||nes du Duc & du Cardinal de Guise, iusques || à la mort du Roy Henri troisiesme, au mois || dʼAoust M. D. LXXXIX. || Imprimé lʼan de nostre Salut. || M. D C I.; 1593247; 8°, [40],787 S. – Genf: Bibliothèque de Genève, Sign. Gg 283/3, online: http://dx.doi.org/10.3931/e-rara-3400 [21.08.2014]. Lettre missiue en for-||me de response: Lettre missiue en for-||me de response, à la re-||plique de lʼAntiga­||uerston. || A REIMS, || Par Iean de Foigny, imprimeur || de Mr le cardinal de Guyse. 1588; 8°, 7 S. (USTC 19519) – Paris: BNF, Sign. 8-LB34-443. [Leu]: Blu̾tbad: [Leu, Thomas de (Bilderfinder)]248: Diese hat das Blu̾ tbad zu̾ Pariß angestifft. || A°. 1572.; [ca. 1588/1589]249; Kupferstich, Blatt: 11,3 cm × 8,9 cm, Bild: 7,8 cm × 5,5 cm – Paris: BNF, Collection Hennin, Sign. G 151073 [Mikrofiche] (= Paris: BNF, Sign. RES. QB-201 (9)FOL ; Hennin 840). Lucinge: Lettres: Lucinge, René de: Lettres de 1588. Un monde renversé, hrsg. von Supple, James J., Genf 2006 (Textes littéraires français, 581). Meisterwerke der Druckgrafik: 5.000 Meisterwerke der europäischen Druckgrafik. Holzschnitt, Kupferstich, Radierung, (CD-Rom) [Berlin] 2002. 245 246 247 248 249

Zuordnung nach USTC. Auflösung des Pseudonyms Samuel Du Lis nach e­rara. Richtiges Erscheinungsjahr am Ende des Vorworts: fol. ¶¶¶4v Zuordnung nach Kat. BNF. Datierung nach Gallica.

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Quellen- und Literaturverzeichnis

Memmius: AD IEHOVAM VINDICEM: Memmius, Conrad (Verf.)250: AD IEHOVAM VINDICEM, || DE REBVS GAL-||LICIS: || COMMENTATIO ALTERA || IACOBI FRANCI. || Complectens HISTORIAM eorum, que || post Guisios fratres interfectos: & post Re-||gem ipsum interemptum contigerunt || Anno 1589. in Regno Franciæ. || VNA CVM || DISPVTATIONE, de Iure quod sibi || Pontifex Rom. Sixtus V. contra Regem Hen-||ricum III. sumpsit, in denuncianda ei ex-||communicatione, nisi imperata || faceret. || Et REFVTATIONE praetextuum: quos Moli-|| tionibus & armis suis praetendunt ij, qui aduer-||sus HENRICVM IIII. Christanissimum || Galliarum & Nauarrae Regem hodiè || tumultuantur: aut tumultu-||antibus patrocinium|| præbent. || BREMAE, Excudebat Bernhardus Petri. || ANNO M. D. XC.; 8°, [34] Bl. (VD16 F 2252) – München: BSB, Sign. Jes. 72#Beibd.2,2. Mit was Glück: Mit was Glück/ Sig || vnd Ehren/ das Teütsche Nauarrische || Kriegsuolck zu Roß vnd Fuͤ ß/ den Hugonotten || inn Franckreich zu hilff kommen/ vnnd wie sy wider || abgezogen im Jar 1587. || Sampt Ihrem/ vnd der Nauarrischen || Schweytzern/ Christlichen Gebett/ Wie auch || ein kurtze verzaychnuß/ was von disem Teutschen || Kriegsuolck noch inn Franckreich bey Le=||ben vber blieben sind. || Anno Dominj 1588.; 4°, [6] Bl. (VD16 M 5658) – München: BSB, Sign. Res/4 Eur. 345,1. MYSTERIUM, || Oder Geheimnuß: MYSTERIUM, || Oder Geheimnuß vnd || Ceremonien/ welche die Jesuiter fuͤ rne=||men und gebrauchen/ wenn sie einen armen ein=||faͤ ltigen Menschen dahin beredt/ daß er sich/ zum Moͤ r=||der an Koͤ nigen vnd andern Potentaten gebrauchen || zu lassen/ begeben und entschlossen. || Maͤ nniglichen zum Spiegel dieser Moͤ rderischen || Sect/ auß dem Frantzoͤ sischen/ zu Delpht bey Jan An=||dreas Buchfuͤ hrer gedruckten Exemplar/ ins Hoch=||teutsche uͤ bergesetzt. || Gedruckt im Jahr Christi || M D C X.; 4°, 6 S. (VD17 12:625335X) – München: BSB, Sign. Res 4 Jes. 311,32. Nevers: Mémoires: Nevers, Luigi Gonzaga, Herzog von: Les Mémoires de Monsieur le Duc de Nevers, prince de Mantouë, pair de France, gouverneur et lieutnant général pour les rois Charles IX, Henry III. et Henry IV. en diverses provinces de ce royaume. Enrichis de plusieurs pièces du temps, [hrsg. von Abbé Passevin,] Bd. 1/2, Paris 1665, online: http://gallica.bnf.fr/ ark:/12148/bpt6k6435941k [26.04.2014] Nürnberger Buchgewerbe: Das Nürnberger Buchgewerbe. Buch- und Zeitungsdrucker, Verleger und Druckhändler vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, bearb. von Grieb, Manfred H., hrsg. von Diefenbacher, Michael/Fischer-Pache, Wiltrud, Nürnberg 2003 (Quellen und Forschungen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg, 31). Nuntiaturberichte: Nuntiaturberichte aus Deutschland. Nebst ergänzenden Aktenstücken. Die Kölner Nuntiatur, Bd. 2, I: Nuntius Ottavio Mirto Frangipani (1587 Juni – 1590 September), bearb. von Ehses, Stephan, Nachdruck der Ausg. 1899, Paderborn u. a. 1969. Paas (Hrsg.): Broadsheet: Paas, John Roger (Hrsg.): The German political broadsheet (1600–1700), 12 Bde., Wiesbaden, 1985–2012. Pasquier: Écrits politiques: Pasquier, Étienne: Écrits politiques, bearb. und hrsg. von Thickett, Dorothy, Genf 1966 (Textes littéraires français, 126). Patte: Journal: Patte, Jean: Journal historique de Jehan Patte, bourgeois dʼAmiens, 1587–1617, bearb. von Garnes, J., in: Mémoires de la Société des antiquaires de Picardie, 19 (1863), S. 183–374. Poulain: Procèz-verbal: Poulain, Nicolas: Le procèz­verbal dʼun nommé Nicolas Poulain, lieutenant de la prévosté de lʼIsle­de France, in: Archives curieuses de lʼhistoire de France. Serie 1, Bd. 11, bearb. von Cimber, Louis (Lafaist)/Danjou, Félix, Paris 1836, S. 289–323, online: http://gallica. bnf.fr/ark:/12148/bpt6k6258912v.r=archives+ curieuses+tome+11.langDE [27.05.2014]. Quad: Franciae accurata descriptio: Quad, Matthias: Franciae accurata descriptio. Franckreich mit seinen Grentzen, 1589; Karte, Kupferdruck, Maße: 20 cm × 27 cm [, in: Quad, Matthias: Geographisch Handtbuch, Köln: Bussemacher, Johannes, 1600]251, online: https://www.swissbib. ch/Record/126276625 [07.04.2014]. 250 Auflösung des Pseudonyms Jacob Francken nach Kat. BSB. 251 Zuordnung nach swissbib.

2 Weitere Quellen

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252 253 254 255 256 257

Zuordnung nach VD16. Zuordnung nach VD16. Zuordnung nach VD16. Zuordnung nach VD16. Zuordnung nach Kat. BNF. Datierung nach Gallica.

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540

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ORTSREGISTER1 Aachen 246A Abbeville 66, 78, 166 Afrika 39 Agen 67, 81 Aix-en-Provence 67, 68A, 69A, 82, 104A, 116A Alpen 39, 229A Altdorf 237A Amboise 67, 291A Amerika 215 Amiens 66, 67, 75, 78, 80, 82, 83, 84A, 89, 90A, 99, 103, 113, 166, 197A, 198A, 359 Angers 67, 68A, 76, 104, 108A, 115A, 119, 127, 130, 202, 264A, 289A, 422 Antwerpen 78A, 166A, 236A, 239A, 240, 241, 243, 244, 245, 248, 249, 260A, 270A, 273A, 282, 290, 310A, 338, 349A, 354A, 362, 363 Appenzell 228, 229 Arles 67 Ärmelkanal 39 Augsburg 42, 44A, 89A, 217, 222, 236A, 237A, 238, 239, 240, 241, 243, 244, 245, 246A, 247, 248, 249, 250, 253A, 254A, 255, 259, 260A, 263, 269, 272, 274, 275, 277, 278A, 279, 315A, 340, 341A, 343A, 344A, 348A, 349, 354, 355, 357, 358, 359, 362A, 364A, 408 Auneau 56A Auvergne, frz. Provinz 182A Auxerre 78A, 103A Avignon 243 Azoren 215 Babylon 299A, 350A Baden 260A Baden, Markgrafschaft 216, 226 Bagnols 78 Bar-le-Duc 246 Basel 39A, 131A, 201, 221, 223, 228A, 239, 240, 241A, 243, 245, 246A, 247A, 249A, 259A, 261, 269, 271, 272, 273, 276, 281, 284, 285A, 288A, 340, 358, 359, 362A 1

Basel, Bistum 270 Bayern, Herzogtum 216 Bayonne 243, 328 Béarn, frz. Provinz 62A Beaugency 67 Beausse 127 Będzin 217 Bergen-op-Zoom 215, 285, 343A Berlin 220 Bern 69, 221, 222, 223, 226A, 243, 245, 249A, 300A, 362A Berry, frz. Provinz 67, 107 Besançon 242A, 276A Bessy 78 Beuthen 217 Biberach 245A Biel 221A, 223 Bitsch, Grafschaft 231 Blois 31A, 58, 60, 62, 63, 64, 66, 67, 72A, 76, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 85, 87, 88, 89, 90, 92, 93, 95, 96A, 97, 98A, 99, 100, 101A, 103, 105, 106A, 107, 108A, 114, 115, 126, 128A, 129, 130, 132A, 133A, 135, 146, 150A, 153A, 155A, 156, 157, 163, 164, 165, 166, 168, 170, 171, 172, 175A, 177, 180, 181, 182, 187, 193, 194A, 197, 198, 202A, 204A, 205, 206A, 210, 219, 244, 247, 255, 256, 263A, 264, 265, 269A, 270A, 272A, 275, 284, 286, 287A, 288A, 291A, 292A, 295A, 297A, 301, 302, 306, 311, 315, 316, 317, 318, 319, 320A, 321, 324A, 331A, 334, 335, 338, 340A, 350, 352A, 355A, 359, 360, 370, 384, 387, 388, 389, 391, 393, 394, 416, 417, 418, 419, 422, 423 Böhmen, Königreich 217 Bonn 230A, 349A Bonneval 70 Bordeaux 67, 76, 77A, 81, 82A, 104, 116, 127, 129A, 243 Bouillon, Herzogtum 221, 325A Bourges 67, 75, 78, 103, 182A

Da Frankreich und das Heilige Römische Reich durchgängig als Untersuchungsräume angesprochen sind und auf fast jeder Seite genannt werden, wurde auf einen Ortseintrag verzichtet. Ortsverweise wie Schweizer Söldner, Pariser Universität etc. wurden im Register aufgenommen. Ist ein Ort auf einer Seite ausschließlich in den Anmerkungen genannt, wird dies durch den Zusatz „A“ gekennzeichnet.

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Ortsregister

Brabant, niederl. Provinz 216 Brandenburg, Kurfürstentum 216, 217, 220A Brandenburg-Ansbach, Markgrafschaft 224, 235A Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzogtum 216, 224A, 230A, 257 Breisgau 231A Bremen 227, 236, 242, 245A, 253A, 256A, 257A, 276, 288A, 339A, 340A, 359, 362A, 420 Breslau 245 Bretagne, frz. Provinz 64A, 67, 69, 204A, 229 Breusch 246A Brie-Comte-Robert 81A Brignoles 82A Brüssel 243, 244, 246A, 255 Burgund, frz. Provinz 39, 64A, 78, 80, 213, 222, 229A, 244A, 331A, 362 Caen 67, 76, 86, 114, 116, 117A, 121, 358, 380A Calais 78, 275A, 358A Cambrai 251A, 291A Carcassonne 67 Chablis 78A Châlons-en-Champagne 59A, 66, 68A, 76A, 114, 117, 126, 197A, 317A Chambord 224 Champagne, frz. Provinz 64A, 66, 67A, 68A, 69, 83A, 221, 222, 261 Chartres 76, 80, 119, 127A Chateaubriand 85A Châteaudun 317A Château-Thierry 317A Chur 245 Clérmont 115A, 124 Compiègne 72, 81A Coutras 56A, 57 Cravant 78 Crécy 90A Dänemark, Königreich 39, 56, 215, 216, 218, 226, 281A Darmstadt 246 Dauphiné, frz. Provinz 72A, 222 Delft 307A Dessau 257A Dieppe 240, 284A Dijon 61A, 67, 75, 82A, 86, 88A, 128A, 199A, 317A Dordogne 226A Douai 202A, 287A Drei Bünde, Freistaat 221A, 223 Dresden 220, 224A, 241, 242A, 261A, 272, 275, 291A, 340A, 357, 359

Eidgenossenschaft 25, 39, 58, 63, 69, 70, 76, 78, 219, 221, 222, 223, 225, 226, 227, 228, 235, 236, 242A, 243, 244, 245, 246, 247, 248, 249A, 255A, 260A, 264, 284, 316A, 317A, 323A, 324, 328, 350A, 355A, 362, 374 Elsass 224A, 300A Embrun 76 England, Königreich 19A, 24, 32A, 39, 56, 63A, 98A, 131A, 152A, 162A, 173, 174A, 205A, 206, 215, 224, 225, 226, 229, 256A, 284A, 289A, 292A, 313A, 321A, 323A, 328A, 329A, 332A, 333A, 334, 356A, 358A, 360A, 361A, 364A, 365A, 368A, 371A, 376A, 379A, 380A, 386A, 388A, 392A, 393A, 396A, 398A, 399A, 402A, 405A Erfurt 273A, 315A Étampes 70 Europa 20, 24, 27, 36, 42, 44A, 54A, 74, 185A, 218, 231, 232, 233, 240, 242, 243, 252A, 260A, 265, 293, 298A, 329A, 362, 364A, 367, 378A, 393, 401, 420 Ferrara, Herzogtum 95A Flandern, niederl. Provinz 39, 216, 237A, 246A, 277 Flavigny 67, 86 Florenz 90, 222, 263A Frankfurt am Main 80, 123, 219, 223, 224, 227, 232A, 235A, 236, 237, 239, 240, 241, 244, 245, 246, 248A, 249, 251, 252, 256A, 257A, 258, 259A, 263A, 264, 265, 266A, 272, 273, 274, 277, 281, 286, 287, 288A, 340, 341, 342, 357A, 358, 359, 362A, 371A, 401, 408, 410 Frankfurt an der Oder 273A Freiburg im Breisgau 315A Freiburg im Üechtland 228, 229 Gaillon 85A Garonne 226A Gascogne, frz. Provinz 62A, 70, 72A, 182A Geertruidenberg 215 Genf 26A, 69, 76, 131, 143A, 219, 221, 222, 223A, 225, 230, 236, 242A, 243, 244, 245, 247A, 249, 259A, 260, 261, 264, 300A, 349, 355A, 357A, 361, 362 Genua 261A Gien 129 Glarus 221A, 223, 228 Gotthardpass 229 Grasse 199 Grenoble 58A, 67, 69A, 100 Guyenne, frz. Provinz 182A

Ortsregister Habsburgische Länder 39, 217 Hamburg 227, 236, 245 Hanau 248A Heidelberg 220, 234, 239, 241A, 242, 247, 248, 250A, 254A, 256A, 257, 258, 262, 264, 272, 275, 291A, 325A, 338, 340A, 357, 359, 361, 367, 371 Heiliger Stuhl 56 Helmstadt 267 Hessen-Kassel, Landgrafschaft 216, 220A, 224, 230A, 234A, 257 Hohe Pforte siehe Osmanisches Reich Holland, niederl. Provinz 307A Holstein, Herzogtum 38A Iberische Halbinsel 215 Île-de-France, frz. Provinz 69, 107 Ingolstadt 241A Innsbruck 246A Irun 78, 79A, 358A Island (Königreich Dänemark) 39 Italien 24, 39, 61, 68A, 90, 160A, 175, 216, 222, 226, 229A, 230A, 244, 246A, 285A, 306A, 362, 395, 402A Jametz 221, 230, 317A, 325A, 423 Jargeau 70 Joinville 55 Kampen 276A Kassel 220, 248, 256A, 258, 359 Kirchenstaat siehe Heiliger Stuhl Köln 26, 39A, 43, 216, 217, 236, 239, 240, 241, 244, 245, 246A, 247, 248, 249, 250, 251, 252, 255, 260, 262A, 263, 264, 265, 269, 270, 271, 272, 273, 274, 275, 279, 280A, 284, 288A, 290, 291A, 315A, 337, 338, 340, 341, 348A, 349, 357, 358, 359, 361, 362A, 363, 364A, 371A, 372, 373, 398A, 408 Köln, Erzbistum 216, 224A, 255, 314, 349A Königsberg 246A Kopenhagen 339A Kurpfalz siehe Pfalz, Kurfürstentum La Charité 67, 261 La Garnache 83 La Rochelle 60A, 76, 90, 93A, 114, 166A, 277, 287A, 358 Langé 108A, 127 Langensalza 223, 224A, 242A Langres 76, 78, 81, 117, 126, 196A, 233A, 247, 250A, 261, 283A, 284, 336A, 351A, 363, 422, 423 Languedoc, frz. Provinz 62A, 67A, 182A Laon 78, 99A, 100A, 104A, 110, 127, 198A, 200, 210A, 212A, 213

543

Lausanne 243, 362A Le Mans 67, 75, 115A Le Puy 67, 116A Leiden 166A, 256A Leipzig 241, 245, 246A, 249, 262A, 273, 274, 276, 281, 315A, 340A, 359, 362A, 420 Limoges 58A, 69A, 78 Limousin, frz. Provinz 69A Lissabon 215 Loches 291A Loire 67, 70, 133A London 114A, 361A, 405A Lothringen, Herzogtum 39, 93, 183A, 222A, 229, 230, 231, 234, 243, 246A, 247, 259A, 263, 328A, 364A, 409, 423 Loudun 90 Lübeck 227 Lüneburg 232A Luzern 222A, 228, 229, 245 Lyon 48A, 65, 66, 67, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 80, 82, 84, 88, 89, 91A, 102, 114A, 115, 116, 123A, 127A, 128, 131, 163A, 181A, 182A, 189A, 198, 199, 203A, 209, 228A, 235A, 239A, 242A, 243, 244, 245, 246A, 248, 250A, 260, 262, 284, 287A, 319A, 354, 357, 358A, 359, 360, 362, 370, 408, 410, 411 Lyonnais, frz. Provinz 64A, 69 Maas 39 Madrid 256A, 260A Magdeburg 217, 242, 315A Magdeburg, Erzstift 220A, 224, 230 Mailand, Herzogtum 228 Mainz, Kurfürstentum 216 Mantua, Herzogtum 222 Marseille 56A, 58A, 67, 78, 82, 273A Meaux 317A, 354A Melun 76, 119 Metz 78, 116, 131, 197A, 202A, 221, 223, 229, 246, 260A, 284, 338, 358A Metz, Hochstift 234 Meudon 71 Middelburg 244, 248A Mittelmeer 39 Mömpelgard, Grafschaft 223, 224, 247, 260A, 284 Montauban 76 Montereau-faut-Yonne 67A Montfaucon (Galgen) 103A Montoire-sur-le-Loir 81A Montpellier 116A, 243 Mosel 229, 292A Moulins 78, 85A

544

Ortsregister

München 315A Münster in der Eifel 315A Nancy 246 Nantes 67, 68A, 75, 78, 91A, 109A, 182A, 199, 312A, 360, 383A Nemours 56, 59 Neuenburg 221A Niederlande, Spanische 26A, 39A, 75, 163, 216, 229, 230, 236, 244, 255, 256A, 271A, 277, 279, 284, 291, 298A, 315A, 362, 364A, 377 Niederlande, Vereinigte Provinzen der 39A, 56, 131A, 163, 166A, 215, 216, 236, 271A, 276, 277, 298A, 314 Nîmes 76, 243 Nimwegen 216, 271A Niort 76 Normandie, frz. Provinz 59A, 64A, 67A, 69, 79–80, 229 Noyon 81A Nürnberg 26A, 219, 223, 227, 232A, 235A, 236, 237A, 238, 239, 240, 241A, 244A, 245, 246A, 249, 253, 254A, 258, 259, 261A, 267, 269, 271, 272, 275, 277, 279, 280, 284, 291, 315A, 340A, 341A, 342, 344A, 348A, 351A, 354A, 357A, 358, 359, 362, 372, 411 Okzident 135A Olmütz 315A Orient 135A Orléanais, frz. Provinz 69 Orléans 66, 67, 70, 74, 75, 78, 80, 82, 101, 117A, 166, 200A, 242, 317A, 328A, 342, 357, 358, 360 Orthez 76 Osmanisches Reich 163A, 159, 160A, 163, 176A, 194A, 206, 217, 275A, 313, 315 Overijssel 276A Paris 23, 24A, 42, 48A, 55, 57, 58, 59, 60, 61A, 62A, 63, 64, 65, 66, 67, 68A, 70, 71, 72, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 87, 88, 89, 90, 91, 92, 93A, 94A, 95, 96, 97, 98, 99, 100, 101, 102, 103, 104, 105Anm., 106, 107, 108A, 109, 110, 112, 113, 114, 115, 116, 117, 118, 119, 122A, 123A, 124, 125, 126, 127, 128, 130, 131, 132A, 134, 138, 139, 140A, 142, 143A, 146A, 149A, 150A, 152A, 160, 163A, 165, 166A, 167, 170A, 172A, 178A, 181, 182, 184, 187, 191, 192A, 197, 198, 199, 200A, 201, 202A, 203, 204, 207A, 208A, 209, 210, 212A, 213, 240, 243, 244, 246A, 248, 249, 254A, 260, 262A, 278A, 283A, 284A, 285, 287A, 288A, 290A, 291A, 294A, 299A,

307, 308A, 316, 317A, 319A, 321A, 324, 327, 328A, 340A, 345A, 357, 358, 359, 360, 362, 363A, 364, 366, 370, 373, 375, 386, 391, 394, 400A, 402, 404, 408, 410, 411, 418 Pau 116A Péronne 55A, 78, 358A Persien, Königreich 217 Pertuis 67 Pfalz, Kurfürstentum 26, 216, 224, 225A, 226, 231A, 236, 238, 247, 250, 254, 257, 262A, 264A, 276, 371, 409 Pfalz-Neuburg, Herzogtum 248A, 256A, 263 Pfalz-Zweibrücken, Herzogtum 219A, 224 Picardie, frz. Provinz 39, 64A, 66, 67, 69, 78, 79, 83, 229 Pithiviers 70 Poitiers 67, 75, 78, 117A, 357A Poitou, frz. Provinz 61, 63, 67A, 69, 72A Polen, Königreich 26A, 39, 54, 106, 152A, 160A, 163, 173A, 206, 215, 217, 315, 346A, 347A Pons 76 Pontoise 70, 102A Portugal, Königreich 215 Prag 237, 248A, 256, 260A, 262A, 315A Preußen, Herzogtum 217 Provence, frz. Provinz 67A, 68A, 82A, 91A Pyrenäen 39 Regensburg 245 Reims 67, 75, 90A, 116, 182A Rennes 67, 100, 103, 197A, 207 Rhein 39, 175A, 216, 239, 246, 314, 359 Rheinhausen 246 Rhône 39 Riom 67, 78 Rom 70, 79A, 89A, 93, 95A, 99, 127A, 136, 138A, 170, 189A, 194A, 196A, 243, 244, 256A, 260A, 290A, 299A, 305A, 308A, 314A, 318, 324A, 350A, 353A, 362, 390, 391, 412A Rostock 267 Rouen 59, 66, 67, 74, 75, 76, 78, 80A, 84, 86, 87, 101, 103, 116, 117A, 124, 127A, 130A, 203A, 240, 249, 284A, 357, 359, 360, 362A Sachsen, Kurfürstentum 216, 217, 219A, 220A, 223, 224, 234A, 242A, 257, 261A Saint-Cloud 70, 71, 72, 81, 82, 97, 126, 140A, 147, 155, 283A, 286, 297A, 298A, 301, 302, 311, 315, 330, 335A, 350, 352A, 380A, 384, 388, 416, 417 Saint-Denis 68A, 109A, 115, 126, 201, 284A Saint-Flour 116A

Ortsregister Saint-Germain 310A Saint-Omer 251A Saint-Ouen 140A Saint-Quentin 66 Saluzzo, Markgrafschaft 61, 78, 96A, 219, 317A, 328A Salzburg 245 Saône 39 Saumur 67, 70, 76, 108A Savoyen, Herzogtum 26A, 69, 183A, 221, 222, 228A, 229A, 242A, 243, 244, 249, 261, 264, 268, 285A, 300A, 328, 355A, 361 Schaffhausen 221A, 223, 245A, 362 Schelde 39, 343A Schlobitten 316A Schottland, Königreich 39, 323A Schweden, Königreich 281A Schweiz siehe Eidgenossenschaft Schwyz 228, 229 Sedan 76, 131, 311A Sedan, Fürstentum 234, 325A Seine 71, 153, 192A Senlis 68A, 70, 90A, 96A, 127A, 230A, 310A Sens 78A, 331A Sisteron 199 Soissons 78, 90A, 212A Solothurn 221A, 222A, 223, 228, 243, 245, 246A, 255A, 362 Spa 229A Spanien, Königreich 39, 55, 56, 59, 60, 78, 93, 156, 163, 183A, 186A, 215, 216, 222, 224, 228, 229, 230, 232A, 233A, 243, 244A, 245A, 255A, 256, 285A, 288A, 298A, 314, 317A, 324A, 327, 328A, 393 Speyer 216, 223A, 231, 243, 246, 247, 248, 255, 257, 262, 263, 342, 349, 367A, 404 St. Gallen 221A, 228, 242A, 245, 355, 362 Stockholm 339A Straßburg 26, 89–90, 124A, 216, 219, 223, 226, 227, 228A, 232A, 235, 236, 239, 240, 241A, 242A, 243, 245, 246, 247A, 249A, 255, 257, 258, 259, 260A, 262, 265, 266, 269, 270A, 271, 273, 278, 284, 288A, 293, 315A, 327A, 338A, 340, 341, 348A, 354A, 358, 359, 362 Straßburg, Bistum 216, 275A, 300A, 315 Thierhaupten 274A Thurgau 228A

545

Tirol, Grafschaft 216, 230A Torgau 232A Toskana, Großherzogtum 222 Toucy 78 Toul 116A Toul, Hochstift 234 Toulouse 66, 67, 68A, 74, 75, 76, 77, 78, 82, 101, 105A, 107A, 115, 116, 117A, 131, 174A, 177A, 181A, 182A, 203A, 287A, 357, 358, 359, 360, 362A, 370, 410 Touraine, frz. Provinz 107 Tours 59, 66, 67, 68A, 69, 70, 75, 76, 80, 81, 82, 83A, 84, 86, 88, 89, 90, 92A, 97, 99, 104, 107, 108A, 112, 113, 114, 115, 119, 121, 124A, 126, 127, 130, 132A, 133A, 140A, 142, 163, 178, 179, 180A, 191A, 197, 202A, 209A, 226A, 286, 310A, 322, 358, 370, 408 Trient 56, 179A Trier, Kurfürstentum 216, 229 Trois­évêchés 234 Troyes 67, 68A, 74, 75, 92A, 111, 116, 117A, 120, 124, 128A, 131, 182A, 199A, 203A, 204A, 317A, 357, 360 Tübingen 241A Ulm 223, 227, 232A, 245, 246A Ungarn, Königreich 39 Unterwalden 228, 229 Uri 228, 229 Valenciennes 237A Valois, frz. Provinz 72 Venedig 147A, 222, 242A, 243, 244, 245A, 260A, 261A, 290A, 323A, 354, 362 Verdun 163A Verdun, Hochstift 234 Vicennes 160 Villeneuve-le-Roi 78 Vimory 56A Vorderösterreich 231A Wallis 221A, 223, 228 Weichsel 39 Weimar 283A Wien 44, 243, 245, 260A Wittenberg 245 Worms 218 Zug 228, 229 Zürich 221, 223, 226A, 243, 245, 249A, 285A Zweibrücken 220, 359

PERSONENREGISTER1 Aeneas (myth.) 353A Affry, Schultheiß von Freiburg 228A Agag, König (bibl.) 161A Agathokles, Tyrann von Syrakus 161A Aggas, Edward 371A Ahab, König (bibl.) 161A Ahitophel (bibl.) 161A Aich, Heinrich von 281A Aitzing, Michael von 264, 265, 272A, 281A, 346A Albigny, Charles dʼ 69A Albin, Bernard 257 Albret, Jeanne dʼ 137A Alexander der Große 106A, 161A, 314A Aman, König (bibl.) 161A Amman, Jost 342 Ancel, Guillaume dʼ 25A, 219, 227, 237, 256A Ancelin, Michel 85A Angennes, Claude dʼ, Bischof von Le Mans 127A, 136 Angoulême, Heinrich von 330A Anhalt-Bernburg, Christian I. von 224A, 226, 234A Anjou, Franz von 54, 57A, 172, 194A, 204 Anroux, Barthélemy 99 Antichrist (bibl.) 161, 299A, 322, 397 Aod (bibl.) 162A Apiarius, Samuel 249A, 269, 271, 272, 276A, 284, 340, 344A, 347, 371 Appelles, macedonischer Beamter 162A Aregger, Lorenz 221A Aristoteles 202 Assuerus/Ahasveros, König (bibl.) 161A Athanasius der Große 185A Aubigné, Agrippa dʼ 72A, 149, 186, 399A Aubourg, Michel 85A Aubry, Christophe 100A Auger, Edmond 101A Aumale, Claude dʼ 167, 209A, 327A Aumale, Karl von 64, 65, 67, 85, 91, 108A, 146A, 148, 149A, 165, 167, 170A, 186, 197, 1

230, 285A, 318, 319A, 320, 327A, 390, 400A Aumont, Jean dʼ 59A, 72A Avoy, Georges dʼ 71A Aymont, Jacques, Bischof von Auxerre 101A Ayrault, Pierre 108A Baden-Durlach, Ernst Friedrich von 196A, 224A Baden-Hachberg, Jakob von 231, 232 Baillon, Pierre 127A, 133 Ballard, Robert 118 Baradat, Wilhelm von 219, 220, 224 Barclay, William 25A Baro, Jean 199 Barrière, Pierre 155A, 346A Bärwald, Zacharias 273, 274, 276, 281 Basilius, Heiliger 135A Basse, Franz 237 Basse, Johannes 237A, 272, 277, 359 Basse, Nikolaus 237, 277 Bassompierre, Christophe de 229 Batarnay, Anne de, Herzog von Joyeuse 57, 204 Batarnay, Marie de 99 Bayern, Ernst von 216 Beaune, Renaud de, Bischof von Bourges 70, 183A, 292A Beausse, Sieur de 149A Beauvais-Nangis, Antoine de 68 Bechet, J. V. D. 108A, 127, 128 Bégon, Michel 349A Bellegarde, Roger de Saint-Lary de 71, 72A Bellièvre, Pomponne de 59A, 60A, 209A, 235A Belloy, Pierre de 107A, 108A, 205A Belmonte, span. Oberst 230A Belyard, Simon 143A Bennonius, Johannes 262A Benoît, René 92A, 101, 119 Bernard, Étienne 61A, 128A Bernardin, Seigneur 127 Berton, Barthélemy (Witwe) 114

Da Heinrich III. auf fast jeder Seite genannt wird, wurde auf einen Personeneintrag verzichtet. Moderne Historiker (ab dem 19. Jahrhundert) sind nicht im Personenregister erfasst. Ist eine Person auf einer Seite ausschließlich in den Anmerkungen genannt, wird dies durch den Zusatz „A“ gekennzeichnet.

548

Personenregister

Béthune, Maximilian de, Herzog von Sully 40 Beza, Theodor von 131, 201, 247A, 259A, 260, 261, 264, 284A, 285A, 349 Bichon, Guillaume 90A, 112A, 113, 115, 123, 129, 130, 199, 285, 370, 372A Binet, Denis 117, 121, 130, 203A Bodin, Jean 72A, 110, 177A, 210A Bogard, Jean 287A Boilleau, Jean 100A, 104A, 206A Bonfons, Nicolas 102A, 112 Bongars, Jacques 225, 226A, 227A, 237, 256, 257A, 258A Bonhorst, Eberhard 276A Boscard, Jacques (Witwe) 202A Boucher, Jean 22A, 65A, 85, 86, 92, 99, 100, 109, 110, 138, 184, 187, 188A, 205, 206, 363A, 367, 374, 394 Bouchet, René 108A Bourbon, Haus 321 Bourbon, Heinrich von siehe Navarra, Heinrich von, König Bourbon, Karl von, Kardinal 55, 56A, 59, 60–61A, 62, 70, 72, 96A, 132A, 147A, 170, 181, 255A, 278A, 284A, 337 Bourgoing, Edmond 71A, 101A, 109, 186, 190A, 191, 257, 285A, 293 Bouvier, Claude 199 Brachel, Peter von d. Ä. 281A Brachfeld, Paul 273, 274, 281, 340, 372 Brandenburg, Joachim Friedrich von 216, 220, 224A, 226, 234A Brandenburg, Johann Georg 220, 226, 232A Brandenburg-Ansbach, Georg Friedrich 224A Brantôme, Pierre de Bourdeille de 207A Braun, Georg 338A Braunschweig-Lüneburg-Harburg, Otto Heinrich von 230, 232, 282, 324 Braunschweig-Wolfenbüttel, Heinrich Julius von 224A, 259A Braunschweig-Wolfenbüttel, Julius von 196A, 224A, 232A, 259A Brenouzet, Jacques 121 Bresslay, Pierre 143A Breton, Ritter 82A Breu, Philipp 261 Brissac, Karl II. von 63 Brûlart, Nicolas 201, 208A, 213, 403, 405A Brûlart, Pierre 59A, 60A, 213A Brumen, Thomas 123 Bruyn, Abraham de 279, 338 Bry, Theodor de 342 Buch, Hans von 337A, 338A Buchholtz, Bertram 281A

Buon, Gabriel 118, 125 Bussy-Leclerc, Jean 58, 99A Buznaval, Paul Chouard de 284A Cadmus (myth.) 166A Caligula, röm. Kaiser 161, 176A, 384 Calvin, Jean 54 Camerarius, Hans Joachim 262A Camerarius, Joachim d. J. 256A, 261A Canterbury, Anselm von 135A Capizucchi, Camillo, span. Oberst 230 Catilina, Lucius Sergius 313A, 314A, 353A Cavellat, Léon (und Witwe) 118A Caylus, Jacques de Lévis de 104A Cecil, William, Baron Burghley 215A, 284A, 365A Cesaree, Petrus 247A, 271, 273, 276, 281, 340, 342A, 344A Chantebien, Mönch 190A Chappelet, Claude 287A Charron, Prediger 127 Charron, Jean II. 118 Chaste, Aymar de 284A Châtel, Jean 155A, 287A, 346A Chaudière, Guillaume 112, 113, 115, 123, 127, 129, 132A, 182A, 199, 200, 203, 370 Chaumont, Jean de 225 Chavagnac, Aymard de 92A Cheverny, Philippe Hurault de 59A, 60A Chicoyneau, Notar 129 Childbert, fränk. König 313A Childerich I., fränk. König 143A, 161A Christian IV., dän. König 218, 226A Cicero, Marcus Tullius 162A, 185A, 202 Clément, Jacques 19, 71, 81, 101, 102A, 104, 105, 109A, 128, 133A, 134A, 137A, 140A, 145, 147A, 150A, 151A, 155A, 156, 161, 162, 186, 187, 189, 190, 191, 192, 193, 203, 205A, 210, 265, 269A, 272A, 278A, 283A, 287, 288A, 289A, 291A, 292A, 295A, 297A, 298A, 299A, 301, 302, 303A, 304A, 305A, 307, 309A, 310A, 311A, 312, 321A, 330A, 331, 332, 333, 335A, 339A, 345A, 347A, 384, 386A, 390, 393A, 395, 398, 399, 412, 416, 418, 422, 424 Cock, Hieronymus 338 Coligny, François de 299A, 310A, 325A Coligny, Gaspard de 209A, 330A Collalto, Jacopo di 230 Colomiès, Jacques 115, 116, 131, 182A, 203A, 357, 370, 410 Colomiès, Raymond 115, 116, 357, 370, 410 Commolet, Jacques 101 Compans, Jean de 63

Personenregister Condé, Henri I. de 56, 114A, 231A, 258A Condé, Louis I. de 24, 148A Constable, Henry 371A Coqueley, Lazare 181, 213 Cotterau, Claude 119 Cotterau, Martin 119 Coulomb, Jacques 96A Creil, Loys de 85A, 109 Crell, Nikolaus 261A Crescia, Georgio, span. Oberst 230A Cressier, Balthazar de 222 Cronenburger, Johann Michael 274A Cueilly, Jacques de 85A Dadré, Jean 85A Dagobert, fränk. König 313A David, Jean 308A David, König (bibl.) 162A De Fresnes, Philippe Canaye 225, 227A, 247A De Leu, Thomas 146A De Passe, Crispin d. Ä. 281A Delas, Léger 131A Della Croce, Pompeius 228 Des Hayes, Pierre 116, 121A, 125, 131A, 200A, 285 Des Nois, Jean 121 Des Planches 88A Diou, Jacques de 99, 181 Dohna, Fabian von 217A, 225A, 231A, 234, 248A, 254A, 256A, 257, 264, 315, 344A Domitian, röm. Kaiser 161A Dorléans, Louis 63, 154A, 184 Drake, Francis 215, 229A Drobet, Georges 119A Du Brueil, Antoine 117, 134, 146, 200A, 357, 372 Du Haillan, Bernard 108 Du Perril, Jean 261 Du Pressy, Pobel 228 Du Puys, Jacques I. und Jacques II. 112, 118, 123, 199 Du Puys, Jean Baptiste 99 Du Verger, Gilles 70 Dubacq, Flugschriftenkäufer 201 Duplessis-Mornay, Philippe 69–70, 107, 319A Dupuys, Haus 210A Durand, Jean 115A Eduard II., engl. König 163, 205A, 321A Elagabal/Héliogabal, röm. Kaiser 161 Elbeuf, Karl von 63, 64A, 65, 149A, 319A Elbeuf, Marie dʼ, Herzogin von Aumale 167A Elisabeth I., Königin von England 174, 205A, 215, 224A, 232A, 392A Enß, Caspar 281A

549

Entragues, Charles de Balsac 72A Épernon, Jean Louis dʼ 50A, 57, 59, 63, 70, 71, 72A, 91, 97A, 134, 137A, 142A, 145, 146A, 152A, 154A, 156, 157, 163A, 174–175, 175, 180A, 194, 205, 321A, 334, 384, 396 Erlach, Ludwig von 221A Espinac, Pierre dʼ, Erzbischof von Lyon 63, 65, 70, 96A, 181, 255A, 292A, 297A, 319A Este, Alfonso II. d’, Herzog von Ferrara 95A Este, Anna von siehe Nemours, Anna von Esther (bibl.) 162A Faber, Abraham 116, 117A, 197A Fabre, Jacques 101A Farnese, Alexander siehe Parma, Alexander von Félix, Joseph 103 Feuardent, François 85A Feyerabend, Sigmund 274 Fickler, Johann Baptist 316A, 344A Field, Richard 361A, 365A, 371A Fischart, Johann 26, 266, 267, 270, 278, 279A, 293, 294A, 316A, 341A, 344A, 372, 374, 379, 381, 411 Foigny, Jean de (Witwe) 116, 182A Forget de Fresnes, Pierre 107 Francken, Jacob siehe Lautenbach, Conrad; Memmius, Conrad Frangipani, Ottavio Mirto 217, 229A, 230A, 231A, 241A, 247, 324A Franz I., frz. König 314A Franz II., frz. König 62, 172A, 194A Frégeville du Gaut, Jean de 371A Friedrich II., dän. König 38A, 218, 232A Friedrich II., röm.-dt. Kaiser 179A Fröhlich, Georg 263 Fugger, Georg 244A, 260A, 262 Fugger, Hans 260A Fugger, Haus 260A, 349, 369A Fugger, Markus 260A Fugger, Octavian Secundus 44A, 244A, 260A Fugger, Philipp Eduard 44A, 244A, 260A Fuhrmann, Valentin 253, 280 Galle, Philipp 338, 339 Gans, Adam 234 Gargheau, Jacques 124 Gascon, Advokat 107A Gaveston, Piers 162A, 163, 205A, 321A Gence, François 113, 146 Génébrard, Gilbert 85A, 109 Gering, David 262A Girard, Madeleine 123 Girardon, Nicolas 128A, 199A, 203A

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Personenregister

Girault, Pierre-Gilles 129 Givry, Anne de 72A Givry, Nicolas 121 Godefroy, Théodore 39 Gomet, Barthélemy 114, 115, 129, 197A, 286A, 287A Gondi, Albert de, Herzog von Retz 82 Gondi, Jérôme de, Kardinal 71 Gontaut, Armand de, Baron von Biron 59A, 72A, 175A Gonzaga, Luigi siehe Nevers, Ludwig von Gouault, Jean 124 Goulart, Simon 143A Gourbin, Gilles 110, 118, 125 Graffart, Simon 113 Graminaeus, Theodor 281A Gregor XIII., Papst 307, 319, 326A Griveau, Zacharie 114, 115, 202A Grynaeus, Johann Jakob 131A, 201, 285A Guérard, Roland 117, 146 Guérin, Amtsdiener 129 Guillemot, Matthieu 119A Guincestre, Jean 65A, 92, 100, 101A, 160A, 367 Guise, Franz von 62, 103A, 162A, 169, 319, 342A, 384 Guise, Haus 55, 56, 58A, 59A, 60, 61A, 62A, 64, 67, 68A, 69, 103, 107A, 114A, 143A, 145, 146, 151, 164, 167, 168, 169, 170, 171, 179, 193, 195A, 209, 265A, 273A, 274A, 295A, 307A, 310A, 311, 313A, 314A, 319, 320, 321, 326A, 327A, 328A, 333, 381, 391, 393; siehe auch Lothringen, Haus Guise, Heinrich von 17, 18, 19, 27, 38, 43, 51, 55, 56, 57A, 58, 59, 61, 62, 63, 64A, 65, 80, 81, 82, 83, 89, 92, 93, 94, 95, 98, 99A, 100, 101, 102, 103, 105, 106, 108A, 122A, 123, 132A, 133A, 140A, 143A, 145, 146, 147, 148A, 150A, 152, 153, 154, 156, 157, 158, 159A, 161A, 163, 164, 165, 167, 168, 169, 170, 171, 173, 175A, 180A, 181, 187A, 191, 193A, 202, 203, 204, 205, 206, 207, 208, 209A, 210A, 212, 229, 231, 244, 246A, 247, 248, 249A, 251, 254A, 255, 256, 257, 259A, 261, 263, 264, 265, 267, 269A, 272A, 278, 283, 284, 289A, 291A, 292A, 294, 295A, 297A, 299A, 301, 302, 303A, 305, 306A, 308A, 311, 312, 313, 314, 315A, 316, 317, 318, 319, 320, 321A, 323, 326, 327, 328, 330A, 332A, 334, 335A, 337A, 338A, 340A, 342, 346A, 347, 349A, 351, 352A, 353A, 354A, 355A, 356, 361A, 367, 376, 378, 384, 385, 386, 387, 389, 390,

394A, 397, 399, 407, 416, 417, 418, 419, 423 Guise, Karl von 62, 64A, 91A, 149A, 169A, 271A, 319A Guise, Ludwig II. von, Kardinal 18, 27, 38, 43, 51, 61A, 62, 63, 64, 65, 80, 82, 83, 89, 92, 93, 94, 98, 99A, 100, 101, 102, 103, 105, 108A, 122A, 123, 132A, 133A, 140A, 143A, 146, 147, 150A, 152, 153, 154, 156, 157, 161A, 163, 165, 167, 168, 169, 170, 171, 180A, 181, 187A, 191, 193A, 202, 203, 204A, 205, 206, 208, 210A, 212, 231, 244, 246A, 247, 248, 249A, 251, 254A, 255, 256A, 257, 259A, 263, 264, 265, 267, 269A, 278, 283, 289A, 291A, 292A, 294, 297A, 306A, 311, 315A, 316, 317, 318A, 319, 320, 321A, 332A, 334, 340A, 346A, 347A, 349A, 354A, 355A, 356, 361A, 367, 376, 378, 385, 387, 389, 390, 391, 394A, 399, 407, 412, 418, 423 Gutknecht, Georg 280 Guyot, Claude 90A, 114, 117, 126, 197A Habert, André 200A Habsburg, Albrecht VII. von 275A Habsburg, Ferdinand II. von 261–262 A, 262A Habsburg, Haus 38A, 217, 233, 243 Habsburg, Maximilian III. von 217 Hamilton, Jean 100A Haraucourt, Nicolas de 221A Hardy, Prévost 99A Harlay, Achille de 65, 71, 82, 165A, 288A, 291A, 306A Harlay, Nicolas de, Sieur de Sancy 219, 221, 222, 223, 224, 225, 227, 228, 229A, 233A, 256 Hartmann, Friedrich 273A Hartmann, Johann 273A Harvey, Gabriel 208A Hault, Nicolas de 111 Haultin, Jérôme 114 Haultin, Pierre 114A Hautefort, Edmund de 69A Heinrich II., frz. König 54, 93A, 194A Heinrich IV., frz. König siehe Navarra, Heinrich von, König Heinrich VII., röm.-dt. Kaiser 314A Hennequin, Antoine 127A Herkules (myth.) 108, 158, 161A Hernault, Antoine 115, 119 Herodes, König (bibl.) 151, 161, 162A, 324 Hess, Dietrich 262A

Personenregister Hessen-Kassel, Wilhelm IV. von 220, 223, 224A, 225, 226, 232A, 233A, 234A, 242A, 259A, 354A Heußler, Leonhard 26A, 253, 254A, 271, 272, 273A, 279, 280, 290, 291, 344, 351A, 357A, 411 Heverard, Bonnaventure 130A Heyden, Jacob von der 281A, 338A Hoefnagel, Georg 338A Hogenberg, Franz 26, 249A, 251A, 269, 270A, 271, 277, 279, 280, 281, 282, 287, 288A, 292, 306, 307A, 338, 339, 340, 346A, 347, 349A, 351, 359, 371, 372, 377, 401, 411 Holofernes (bibl.) 101 Homberston, William 251A Homer 169 Horaz 142A Hotman, Antoine 184A, 185A Hotman, Charles 86A Hotman, François 107A, 247A, 259A, 261A, 264A Huby, Jean 121 Hurault de lʼHôpital, Michel 131, 266A, 270A, 285A, 286A, 293A, 315A, 333A Hurault de Maisse, André 95A, 222A Hurault, François 222A Hüter, Simon 274 Iehu (bibl.) 162A Isabella, Infantin von Spanien 93A Isebel, Königin (bibl.) 161A Iulianus Apostata, röm. Kaiser 161A Jacob, Prediger 198A Janot, Bernhart siehe Jobin, Bernhard Jesus Christus 153, 161, 212A Jobin, Bernhard 26, 239A, 249A, 257, 266, 267, 269, 270, 271, 278, 279, 293, 340, 341, 344, 346A, 371, 372, 374, 379, 411 Johann Casimir, Pfalzgraf siehe Pfalz-Simmern, Johann Casimir von Johann III., schwed. König 217 Joinville, Karl von siehe Guise, Karl von Josua (bibl.) 151A Jouin, Michel 121, 199 Joyeuse, François de, Kardinal 95A Joyeuse, Guillaume de 98–99, 149A Judas (bibl.) 161, 162A, 212A Judith (bibl.) 101, 162, 202, 313 Jullien, Jacques 85A Juvenal, Decimus Iunius 142A Kain (bibl.) 161A Käppler, Bartholomäus 249A, 250A, 253A, 275, 278A, 279, 340, 341A, 344A, 352A, 357

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Karl IX., frz. König 140A, 154A, 169, 172A, 194A Karl V., röm.-dt. Kaiser 314A Karl X., frz. König siehe Bourbon, Karl von, Kardinal Karl der Große 167A, 319 Kassandra (myth.) 313A Kempen, Gottfried von 268A, 271, 272, 273, 275, 281A, 291A, 340A, 341A, 355A Kempner, Jacob 342 Kerver, Jacques (Witwe) 112A, 113, 123, 199 Ketschaw, Salomon von 220 Khevenhüller-Frankenburg, Hans von 244A Kleve, Katharina von 95A, 98A, 103A, 170, 204 Knorr, Nikolaus 253 Kobenzl, Hans von 261A Kölderer, Georg 42–43, 244, 249A, 250A, 254A, 255A, 264, 292A, 305A, 340, 343A, 348A, 349, 350, 354, 355, 369A, 386, 403, 405A, 406 Kollitz, Johann 273A Kriechingen, Thomas von 224A, 230 La Bastide, königl. Leibwache 335A La Blanchardière, François Salommeau 108A La Bruyère, Matthieu de 85, 99A La Chapelle-Marteau, Michel 58, 61A, 63, 99A, 186, 319A La Châtre, Claude de 67, 83, 99A, 149A, 182A, 196A La Fosse, Jean de 208A La Guesle, Jacques de 71, 107, 190A La Huguerie, Michel de 231, 234, 237A, 257, 258, 338, 364, 409 La Marck, Charlotte de, Herzogin von Bouillon 234A La Marck, Guillaume Robert de, Herzog von Bouillon 337A La Marthonie, Geoffroy de, Bischof von Amiens 297A, 319A La Marthonie, Henri de, Bischof von Limoges 69A La Motte, Pierre Buatier de 228 La Motte, Valentin Pardieu de 229 La Noue, François de 114, 224, 225, 285A, 299A, 305, 310A, 311A, 314A, 315A, 325, 329, 330, 338A, 354A La Nouë, Guillaume de 112 La Place, Autor 127 La Planche, Sondergesandter der Liga 229 La Trémoïlle, Claude de 72A La Tuilerie, Coignet de 225 Lalouette, Jacques 105A, 113

552

Personenregister

Lambour, Hauptmann 221A LʼAngelier, Abel 118, 119 Languet, Hubert 26, 238A, 256A, 261 Latomus, Sigismund 265 Laubéran, François de 131 Launoy, Matthieu de 86, 113, 138 Lautenbach, Conrad 265, 266A, 281A Le Bas, Jacques 114, 116, 117A Le Blanc, Jean 118, 119A Le Blé, Guillaume 124 Le Bossu, Jacques 109A Le Caron, Louis 165A Le Coq, André 121 Le Fizelier, Robert 113, 123, 199 Le Jay, François 108A Le Mégissier, Martin II. 116, 124 Le Mégissier, Martin III. 124 Le Mercier, Mathurin 121 Le Riche, Antoine 199 Le Roy, Nicolas 113, 118A, 146 Leblond, Nicolas 146A Lechler, Martin 273, 274, 281, 372 Leclerc, Jean IV. 113 Lefebvre, Jean 101 Leontius, macedonischer Beamter 162A LʼEstoile, Pierre de 23, 42, 88, 93A, 97, 98, 102A, 105A, 123A, 127A, 128, 166A, 192A, 200, 201, 207, 208, 209, 210A, 213, 402A, 403, 404, 405, 406 Leviathan (bibl.) 153 LʼHôpital, Michel 131A LʼHospital­Vitry, Louis de 72A LʼHuillier, Pierre 115, 123, 126 Lipsius, Justus 166A Livry, Nicolas de 96A Lochner, Christoph 253 Lochner, Joachim 253, 273A, 357A Lodron, Nikolaus von 230A Logerois, Michel 197A Longueville, Henri de 72A, 224 Lothringen, Christine von 222 Lothringen, Claude von siehe Aumale, Claude dʼ Lothringen, François-Alexandre Paris von 103A Lothringen, Haus 107A, 143, 334, 391; siehe auch Guise, Haus Lothringen, Karl III. von 56, 64A, 95A, 196A, 230, 231, 234, 255, 257, 258A, 300A, 318A, 327A, 336A, 338, 351A Lothringen, Karl von, Kardinal 216, 319 Lothringen, Louise von 190A, 222 Lucinge, René de 80A, 97A, 98A, 99A

Ludwig IX., frz. König 193 Ludwig, XI., frz. König 193A Ludwig, XIII., frz. König 219A Luxembourg, Charles de, Graf von Brienne 71, 140A Luxembourg, François de, Herzog von Piney 72A Machiavelli, Niccolò 161, 194A, 384 Makkabäus, Judas 169 Malapert, Nikolaus 256A Mallot, Gervais 118 Manderscheid, Johann von, Bischof von Straßburg 216, 327A Manger, Michael 253A Manlius Capitolinus, Marcus 162A Mansfeld, Karl von 229, 230, 324 Marchant, Claude 207A Maria (bibl.) 177A Mariana, Juan 188A Marnef, Jérôme de 118 Marprelate, Martin 376A Mars (myth.) 169A Martin, Guillaume 208A Masson, Jean-Papire 109 Matthias, röm.-dt. Kaiser 219A Matthieu, Pierre 143, 189A Maugiron, Louis de 104A Maxentius, röm. Kaiser 161A Maximianus, röm. Kaiser 161A Mayenne, Karl von 61, 62A, 64A, 65, 69, 70, 71A, 80, 81A, 82A, 84, 91–92, 92A, 95A, 99, 106A, 114A, 119A, 127A, 138A, 140A, 146A, 149A, 150, 165, 167, 168A, 169, 170, 181, 183A, 186, 189A, 196A, 205, 206A, 207, 209A, 222A, 227, 228, 229, 230, 264, 284A, 285A, 310A, 318, 319A, 320, 325A, 326–327, 327A, 364, 390, 391, 392, 394, 400 Mayer, Lucas 253, 275, 279, 341A, 344A, 352A, 357A, 372 Médici, Ferdinand I. von, Großherzog von Toskana 95A, 222 Médici, Katharina von 25A, 58, 60, 62A, 63, 154, 166, 207, 288A, 291A, 302A, 317, 400, 402A Megaleas, macedonischer Beamter 162A Melius, Spurius 162A Memmius, Conrad 266, 267, 276A, 340A, 375A Mendoza, Bernardino de 56A, 58, 79A, 83A, 186, 227 Meneust, Guy 207 Mengersdorf, Ernst von, Bischof von Bamberg 254A

Personenregister Méniers, Pierre 116, 146 Mercator, Gerhard 338 Mercier, Pierre 121, 125, 204A Mercœur, Philippe-Emmanuel von 64A, 67, 91A, 114A, 148, 149A, 170A Mergey, Michel 190A Mesmes, Henri de 201A Meteren, Emanuel von 281A, 346A Mettayer, Jamet 84A, 86, 113, 114, 115, 119A, 124A, 126, 128A, 130, 132A, 138A, 197A, 202A, 286A, 287A, 370, 375, 412 Meulen, Daniel van der 256A Mézeray, Franz Eudes de 21 Micard, Claude 112A, 118 Michel, Charles (Bergen) 285 Michel, Charles (Paris) 199, 285A Millanges, Simon 116, 117A, 129A Millot, Didier 117, 121A, 125, 130, 131, 146, 199, 200A, 203A Milon von Kroton 314 Miron, Marc 160, 175 Miron, Robert 60A Monluc, Blaise de 180 Monteil, Claude 199 Montholon, François de 60A Montmorency-Thoré, Guillaume de 96A Montpensier, Franz von 59A, 72A, 132A, 268, 325A, 336–337A Montpensier, Katharina Marie von 92, 100, 106A, 114A, 160, 167, 186, 364, 367 Montpezat, François de 62A Montrœil, Claude de 114, 115, 124A Moreau, Jean 91A, 116, 120, 131, 182A, 203A, 204A, 372A Moreau, Thomas 129A Morel, Fédéric II. 119, 120, 139, 360, 373 Morély, Jean-Baptiste 371A Morenne, Claude de 85, 92A Moret, Antoine de 225 Mornay, Pierre de 224A Morosini, Giovanni Francesco, Kardinal 96A Moses (bibl.) 137A, 162A Müllner, Hanns 280 Münster, Sebastian 40 Murad III., Sultan des Osmanischen Reichs 217 Mylius, Arnold 338 Nassau, Ludwig von 258A Navarra, Heinrich von, König 21, 23A, 24, 25, 38A, 40, 54, 55, 56, 57A, 60A, 61, 62A, 67, 69, 70, 71, 72, 80, 81, 83A, 90, 93, 94, 95A, 97, 99, 101, 102A, 105, 107, 108, 113A, 114, 115A, 117A, 123A, 131, 133A, 137A, 138, 142, 145, 149A, 151, 155, 156, 158,

553

159A, 162, 163, 166, 174A, 178, 179, 180, 181A, 183, 186, 192, 194, 195, 196, 197A, 201, 205A, 207, 219A, 223, 225, 226, 227, 230, 231, 232, 233, 234, 235, 237, 244A, 247A, 248A, 252, 258A, 259, 261, 268, 269A, 271A, 272, 276, 278, 284A, 286A, 288A, 289A, 290A, 296A, 298A, 299, 300A, 301, 302A, 303A, 306A, 307A, 310A, 311, 312, 313, 315, 316A, 321, 322, 323, 324, 325, 327A, 328, 331, 334, 335, 336, 337, 338, 339A, 345A, 346, 347, 350A, 351, 352A, 353A, 363A, 364, 365, 366, 367A, 370, 381, 384, 385, 386, 388, 389, 390, 391, 392, 394, 395A, 396, 397, 398, 400, 412, 415, 416, 417, 418, 419 Nemours, Anna von 62, 95A, 98, 100, 146–147, 167A, 170, 320A Nemours, Karl Emmanuel von siehe Savoyen, Karl Emmanuel von Nero, röm. Kaiser 161, 163A, 384 Neuilly, Pariser Gerichtspräsident 63, 319A Nevers, Henriette von 207A Nevers, Ludwig von 61, 71A, 72A, 81, 83, 92, 196A, 207A, 223 Nivelle, Jean 124 Nivelle, Nicolas 80, 86, 99, 112, 115, 119, 123, 125, 129, 130, 138A, 182A, 199, 200, 203A, 370, 372 Nivelle, Robert 112 Nivelle, Sébastien 109, 123 Noah (bibl.) 162A Nogaret de La Valette, Jean Louis de siehe Épernon, Jean Louis dʼ Norris, John 215, 229A Novellanus, Simon 279, 281 O, François dʼ 60A, 72A, 175A O, Jean dʼ 72A Olivier, Jérôme 115 Origny, M. dʼ 247A Ornano, Alfons von 72, 174A, 222 Orry, Marc 119A Ortelius, Abraham 280A, 338, 339 Orwin, Thomas 371A Paignon-Dijonval, Gilbert 349A Palma Cayet, Pierre Victor 202, 207A Pancratius, Andreas 246, 248, 256, 262, 263, 305A, 342, 349, 350, 367A, 404 Parant, Jean 125, 199 Parentans, A. C. 346A Parma, Alexander von 63A, 216, 229, 230, 231, 236A, 247A, 251A, 264, 291A, 343A Parmenion, Feldherr 314A Pascal, Papierfabrikant 124

554

Personenregister

Pasquier, Étienne 164, 186A, 341A Patisson, Mamert 118 Patrasson, Jean 116, 198, 199A Patte, Jean 208A Peretti, Alessandro, Kardinal Montalto 229A, 231A, 247A Persée, Guillaume 85A Peters, Bernhard 253A, 257A, 276, 277, 339A, 340A, 359 Petrus, Heiliger 162A Peucer, Kaspar 257A Peyer, Haus 245A Pezel, Christoph 257A, 276A Pfalz-Neuburg, Philipp Ludwig von 224A, 246, 248, 259, 261, 262, 263, 350 Pfalz-Simmern, Johann Casimir von 25, 217A, 218A, 220, 224, 225, 226, 230, 231A, 232A, 233A, 234, 236, 242A, 248, 254A, 257, 258A, 259A, 263, 264, 275A, 282A, 349, 354A Pfalz-Simmern, Reichard von 262A Pfalz-Zweibrücken, Johann I. von 220, 224A, 226, 227A, 234A, 242A, 248, 257, 259A, 338 Pfyffer, Ludwig 222A, 228 Phebus (myth.) 166A Philipp II., span. König 56, 58A, 61A, 63A, 69, 83A, 152A, 184A, 215, 216, 227, 229, 230, 306A, 350A Pichon, Antoine 108A Pigenat, François 92, 100A, 109 Pillehotte, Jean 86, 91A, 114A, 115, 116A, 131, 182A, 199, 203A, 287A, 357, 370, 410, 411 Pinart, Claude 60A Pinette, Guillaume 247A, 261 Pinselet, Charles 109A, 154A, 206, 341A Pippin, Hausmeier 314A Plantijn, Christoph 166A, 199, 280A, 338, 339 Plumyon, François (und Witwe) 121A, 125 Poltrot de Méré, Jean 162A Popiel, poln. König 161A Portau, Jean 114A Potier de Blancmesnil, Nicolas 65 Potier de Gesvres, Louis 107 Poulain, Nicolas 96, 99A, 368 Poupinques, Nicolas 108A Poupy, Jean 143A Prévost, Jean 85A, 86, 92 Prévost, Nicolas 117, 146 Prévosteau, Étienne 118, 119A Purfoot, Thomas 371A Quad, Matthias 279, 281A, 338

Quentel, Haus 280A Quillian, Michel, Sieur de La Touche 204A Quintzow, Albrecht von 338A Ramel, Heinrich 226A Rantzau, Gert 226A Rantzau, Heinrich 38A Rapin, Nicolas 98, 108A, 201 Rasse de Saint-Simon, François de 96A Rasse des Noeux, François 97A, 207 Ravaillac, François 155A Regiomontanus, alias Johannes Müller 215 Rehabeam, König (bibl.) 162 Reuber, Justus 234, 247A, 250A, 264A Revol, Louis de 60A, 107 Reynolds, William 188A Richard, Doktor der Universität Paris 138 Richard II., engl. König 314A Richart, Antoine 23A, 206A, 213, 403 Richelieu, François du Plessis de 62 Richer, Jean 114, 115, 124A Rides, Sieur de 98 Rigaud, Benoît 115, 116A, 130 Roffet, Nicolas (Witwe) 201 Roigny, Michel de 118 Roncherolles, François de, Seigneur de Maineville 229 Ronsard, Pierre de 143 Rose, Guillaume, Bischof von Senlis 101, 110, 149A, 174A, 188A, 375, 382 Rossant, André 204, 287A Rossieux, Denis de 82A Rot, Leonhard 272A Rucellai, Orazio 95A Rudolf II., röm.-dt. Kaiser 89A, 216, 217, 219, 230, 233, 234A, 235, 237, 244A, 252, 253A, 255A, 350A Ruffin, Jean 121 Ruzé, Martin 60A, 107 Rye, Marc de, Markgraf von Warembon 229 Sachsen, August von 26, 238A Sachsen, Christian I. von 196, 220, 223, 224A, 226, 232A, 233A, 234A, 241, 242A, 257, 259A Sagonne, Jean de 204 Sainte-Marthe, Scévole de 108 Saint-Martin, Sieur de 233A Saint-Mégrin, Paul Stuer de Caussade de 104A Saint-Paul, Antoine de 221 Sallé, André 121 Salommeau, François 375A Salomon, König (bibl.) 163 Samson (bibl.) 162A

Personenregister Sandras, Jean 222 Sardanapal, König des assyrischen Reichs 161A Saul, König (bibl.) 161A Saulx-Tavannes, Jean de 68, 184A Savary, Salomon 302A Savoyen, Karl Emmanuel von 56, 61, 64A, 69, 80A, 91A, 92A, 95A, 96A, 97A, 98A, 99A, 149A, 219, 228, 229, 284A, 285A, 299, 305, 313A, 317A, 319A, 325A, 328A Schauenstein, Rudolf von 221A Schenck von Nideggen, Martin 216, 252 Schilders, Richard 202A Schirat, Michael 257A Schmid, Kaspar 277 Schomberg, Dietrich de 220A, 224 Schomberg, Gaspard de, Graf von Nanteuil 70, 219, 220, 222, 224, 227, 259A, 263A Schönenberg, Johann VII. von, Erzbischof von Trier 247, 259A, 263 Schönigk, Valentin 253A Schregel, Georg Erasmus 224, 234 Schreiber, Nikolaus 26A, 241A, 268A, 271, 272 Schultes, Hannes d. Ä. 253A, 274A Séguier, Jean 85 Ségur-Pardaillan, Jacques de 225, 256A, 257A, 258A, 259A Senault, Pierre 86, 88A Signoret, Jacques 129 Sigogne, Charles-Timoléon de Beauxoncles de 83 Sillery, Nicolas Brûlart de 219, 221 Sinniger, Johannes 281A Sixtus V., Papst 56, 61A, 64, 70, 95, 96, 136, 138A, 142A, 165, 167A, 170, 181, 182, 187, 190, 194A, 222, 231, 267, 269A, 271A, 277, 290A, 292A, 306A, 310A, 321, 322, 327, 328A, 333, 350A, 389, 391, 397, 399, 411 Smesman, Abraham 257, 272, 275, 276, 277, 291A, 359 Sobolle, Gouverneur von Metz 338 Solon, Athener Staatsmann 313A Sonnius, Michel d. J. 112, 113, 123, 199, 370, 400 Sorbin, Denis 101 Steger, Tobias 265 Steiger, Jost 271, 276 Stempel, Gerhard 338A Stimmer, Tobias 347A Stöckel, Matthes d. J. 272, 275, 291A Storck, Hans 340 Stuart, Maria 50, 162A

555

Stucki, Johann Wilhelm 285A Stumpf, Johann Rudolf 285A Sturm, Johannes 259A Tantillon, Louis 116 Tavernier, Gabriel 119A Terranova, Carlo d’Aragona di 228 Thierry, Rolin 86, 112, 115, 125, 127, 129, 130, 132A, 138A, 139, 182A, 203A, 370, 372 Thou, Christophe de 65 Thou, Jacques Auguste de 39, 88, 98, 222, 405A Tiercelin, Adrien de 68 Tournes, Jean de 287A Toussanus, Daniel d. Ä. 234, 264, 367 Turenne, Henri de La Tour de 183A Turnus, Fürst der Rutuler (myth.) 353A Valois, Haus 38A, 156A, 319A, 321, 392A, 402A Varaine, Sieur de 109A, 125A Varangles, Jacques de 117, 199 Vautrollier, Thomas 371A Velu, Hubert 116, 127, 131, 132A, 137A, 146, 199, 203A Verdureau, Bote 82 Vergil 353 Viart, Raymon 129 Vicentius, Bartholom. 287A Villars, Nicolas de 65A Villars-Brancas, André de 149A Villeroy, Nicolas de Neufville de 59A, 60A, 65, 235A Vins, Hubert de Garde de 82 Viseur, Robert 85A Vivonne, Jean de 89A, 95A Waldburg, Gebhard Truchsess von 216 Waldorf, Johann 271, 272, 274, 284, 290, 291, 341A Walsingham, Francis 226A Walsingham, Thomas 163A, 205A Ward, Roger 371A Wasa, Sigismund III., poln. König 217 Weber, Hans 266, 267 Wechel, Haus 80, 237, 266A, 277, 359 Weinsberg, Hermann 43, 249A, 250, 251, 252A, 340, 342, 349, 350, 351A, 354, 355A, 362, 371A, 403, 405A Weiß, Haus 343A, 354 Willer, Georg 286, 287A, 340 Winchelsey, Robert, Erzbischof von Canterbury 205A Wittel, Martin 273A Wolfe, John 333A, 365A, 371A

556

Personenregister

Woodstock, Thomas of, Herzog von Gloucester 314A Wörli, Josias 253A, 272, 273A, 274, 340A, 341A Württemberg, Friedrich I. von, Graf von Mömpelgard 81, 221, 223, 422

Württemberg, Ludwig von 224A Zamet, Sébastien 96A Zampini, Matteo 184 Zündelin, Wolfgang 261

Welche Faktoren waren es, die Ende des 16. Jahrhunderts mediale Kommunikation in Frankreich und im Heiligen Römischen Reich prägten? Alexandra Schäfer-Griebel geht dieser Frage am konkreten Fall der Französischen Religionskriege nach: Anhand von Nachrichten in Flugblättern und Flugschriften französischer In- und deutscher Auslandsnachrichten arbeitet sie die Medialität der Religionskriege vergleichend für Frankreich und das benachbarte Heilige Römische Reich heraus. Dabei definiert sie Medialität als ein dichtes Gewebe aus einer

Vielzahl an Faktoren, welche die medial vermittelte Kommunikation bedingten und ausmachten. Schäfer-Griebel untersucht diese Faktoren in sieben Feldern: Rahmenbedingungen, Medienverbund, Akteure im Druckgewerbe, Praxis der Druckproduktion, Darstellungsweise, Themen und Zirkulation. Ein Vergleich der Faktoren von Medialität in Frankreich und im Heiligen Römischen Reich und die Einordnung als spezifische Ausprägungen oder übergreifende Gemeinsamkeiten runden den Band ab.

www.steiner-verlag.de Franz Steiner Verlag

ISBN 978-3-515-12014-2

9

7835 1 5 1 201 42