Die Manichäische Zarathustra-Hymne M7 9781463224264

In the present article, Isidor Scheftelowitz challenges the conclusions of Richard Reitzenstein that a Manichaean hymn f

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Die Manichäische Zarathustra-Hymne M7
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Die Manichäische Zarathustra-Hymne M7
 9781463224264

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Die Manichäische Zarathustra-Hymne M7

Analecta Gorgiana

470 Series Editor George Anton Kiraz

Analecta Gorgiana is a collection of long essays and short monographs which are consistently cited by modern scholars but previously difficult to find because of their original appearance in obscure publications. Carefully selected by a team of scholars based on their relevance to modern scholarship, these essays can now be fully utilized by scholars and proudly owned by libraries.

Die Manichäische Zarathustra-Hymne M7

Edited with an Introduction by Isidor Scheftelowitz

1 gorgias press 2010

Gorgias Press LLC, 180 Centennial Ave., Piscataway, NJ, 08854, USA www.gorgiaspress.com Copyright © 2010 by Gorgias Press LLC Originally published in All rights reserved under International and Pan-American Copyright Conventions. No part of this publication may be reproduced, stored in a retrieval system or transmitted in any form or by any means, electronic, mechanical, photocopying, recording, scanning or otherwise without the prior written permission of Gorgias Press LLC. 2010

-X.

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ISBN 978-1-60724-925-2

ISSN 1935-6854

Extract from Oriens Christianus 23 (1927)

Printed in the United States of America

ZWEITE

ABTEILUNG

TEXTE UND ÜBERSETZUNGEN DIE MANICHÄISCHE ZARATHUSTRA-HYMNE M 7 H K R A U S G E G E B E N , N E U ÜBERSETZT, U N T E R S U C H T U N D DURCH E I N W E I T E R E S HYMNENBRUCHSTÜCK ERGÄNZT VON

PROF.

I. SCHEFTELOWITZ

Im Anhang Text des Fragm. T III 260d (Herrn Prof. F. W. K. Müller gewidmet)

1. R e i t z e n s t e i n , der „Manis volle Abhängigkeit vom altiranischen Glauben" für eine unumstößliche Tatsache hält {OOA. 1923, 44), faßt demgemäß die manichäische Vorstellung, daß der himmlische Bote die in Schlummer und Trunkenheit befindliche, mit der Materie vermischte Seele erweckt, als echt zarathustrisch auf. „Daß sie echt iranisch ist" und „schon Zarathustra diese Erlösungsvorstellung gehabt hat" (GGA. 1923, 52), „verbürgt ein Fragment des Zarathustra in einem manichäischen Hymnus" (Ir. Erlösungsmysterium p. YI). Auf die „iranischen" Vorstellungen dieses Fragments gehen nach R. nicht nur das IIvsu[Aa des Baruchbuches des Gnostikers Justin, sondern auch der deuteropaulinische Epheserbrief 5,6ff. zurück. Die jüdisch christliche Erlösungshoffnung sowie die Selbstbezeichnung Christi als „Menschensohn" sucht er auf Grund dieser neuen manichäischen Quelle als iranische Ideen zu erklären. Untersuchen wir daher, ob Reitzensteins These: „Das Zarathustra-Fragment zeigt uns, daß wir es im wesentlichen mit iranischen Vorstellungen und iranischem Kult zu tun haben, der durch Mani nicht namhaft geändert ist" (Ir. Erl. p. 19), den Tatsachen entspricht. Zunächst ist Reitzensteins Angabe {Iran. Erlös. p. 2), die Fortsetzung dieses Zarathustra-Fragments, das in dem Doppelblatt M 7 enthalten ist, sei „mit dem nächsten Blatte verloren" gegangen, unrichtig. Es kann nicht von einem ZarathustraFragment gesprochen werden. Gerade diese manichäische Hymne ist unversehrt und besteht aus zehn Versen. Unmittelbar an sie reiht sich auf derselben Blattseite eine andere an, die kein Versmaß aufweist und von der leider die Endsätze abgebrochen sind. Ich werde letzteres Fragment hier ebenfalls mitteilen. Das Versmaß der Zaratliustra-Hymne ist eine Nachbildung der jüngeren Awesta-Metrik,

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d. h. zwei achtsilbige Reihen mit indifferenter Quantität bilden einen Vers. Bereits C. S a l e m a n n , Manichaica I I I , I V 1912, p. 6 hatte in dem von ihm edierten manichäischen Fragment S 8 dieses mittelpersische epische Versmaß zu 8 + 8 Silben entdeckt. Aus der Metrik darf aber nicht geschlossen werden, daß solche Hymnen durchaus iranischen Stoff behandeln. Denn das Fragment M 4 ( = M ü l l e r , Handschr. I I 51) weist dasselbe Versmaß auf, trotzdem es die mittelpersische Übersetzung eines aramäischen Originals darstellt (vgl. L i d z b a r s k i , Nachr. GG. 1918, p. 501f, ders. Mand. Lit. p. X I I I ) . • j t o r D n ] « I T S | "ü®

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Folgende Wörter sind des Metrums halber als sekundäre Einschiebsel anzusehen: hasenagän bezw. hasenag in V. 1 b und 7 b, an, das vollständig überflüssig ist und wohl auf einer irrtümlichen doppelten Schreibung der ersten Silbe des folgenden Wortes beruht, in 5 a, masist gehän in 8 a, asköh in V. 10 a. — Nach Reitzensteinscher Übersetzung sind jedoch folgende Wörter als sekundäre Zusätze zu merzen: vigähift tase in 1 b, srös in 5 a, masist gehän in 8 a, ferner die Verse 7 und 10. Dadurch erhält Reitzenstein nur 16 achtsilbige Reihen, die er

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Die im Korddialekt abgefaßte Zarathustra-Hymne enthält einzelne unwesentliche Einschiebsel, die sich mit völliger Sicherheit herauslösen lassen. Die von Reitzenstein als Glossen gekennzeichneten Wörter beruhen jedoch auf einer Willkür, was das Metrum beweist. Ich werde zunächst den Text in der von Andreas und Salemann vorgeschlagenen hebräischen Transkription geben u. zw. mit Bezeichnung der Zeileneinteilung des Handschriftblattes durch Vertikalstrich und dann zwecks genauer Kennzeichnung des Metrums die lateinische Umschreibung bieten, wobei die Glossen in eckige Klammern gesetzt sind. 1 a Ag kamed ötän abdesän b ac vigähift1 tase pidrän [hasenagän]

°

2 a bözägar ardäv zarahuSt b kades vyävard ad grev vxebe'1 ° 3 a garem mastift ku %uft astay b vigräsä ud ö man venäh ° 4 a Drüd abar tö ac sahr b ce az vasnäd tö frakld

rämisn liem °

5 a havec vyävard srös [an] anäzär b kö az az hem näzüg zädag ° 6 a vime%t astäm ud gär venäm b azaväy-öm ac mam agöz ° 7 a zarahtiSt ö hö paPdrüd b pursäd vacan [hasenag] manän handäm ° 8 a zivandagän zävar ud [masist gehän] b abar tö ac padist vxebe °

drüd

9 a ha%säh ö man namrift zädag b pusagrö&n päd sar avistä ° 10 a tävagän zädag ke kird äy [asköh] b kö ced bi%seh päd harv vyägän ° dann in vier Strophen teilt, ohne daß das Manuskript für diese Einteilung einen Anhaltspunkt bietet. Seiner Theorie zuliebe hat Reitzenstein die Zarathustra-Hymne, die ja das beweiskräftigste Stück für sein sogenanntes iranisches Erlösungsmysterium bildet, vielfach willkürlich zurechtgestutzt. Davon zeugt seine Ubersetzung, die ich hier zunächst bringe unter Einklammerung der von ihm nach seiner Angabe „mit völliger Sicherheit" gekennzeichneten Einschiebsel, und der ich eine neue Ubersetzung gegenüberstelle.

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Reitzensteins Übersetzung: Str. 1: „Wenn ihr wollt, werde ich euch belehren durch [das starke Zeugnis der] frühere[n] Yäter. Der Erlöser, der wahrhaftige Zorohusht, als er sich mit seinem Geiste besprach: Str. 2: Schüttle ab die Trunkenheit, in die du entschlummert bist, wach auf und sieh auf mich. Heil über dich aus der Welt der Freude, aus der ich deinetwegen gesandt bin. Str. 3: Und jener antwortete [er Srosh] dem, der ohne Leid ist: Ich bin ich, der Sohn der 4 Zarten (d. h. der 4 Lichtwesen). Vermischt bin ich und Wehklagen seh ich, führe mich hinaus aus der Umklammerung des Todes. [Zorohusht sagte zu ihm mit einem Heilgruß den uralten Spruch: o mein Körper]; Str. 4: Der Lebendigen Kraft und [der größten Welt] Heil über dich aus deiner Heimat. Folge mir, Sohn der Sanft1

Da das Suff. tiEO— oft auch ohne l geschrieben wird, so kann das l nur den kurzen Vokal wiedergeben. Für das sem. ta, das dem iran. t entspricht, schreibe ich t. Wo n für iran. h steht, habe ich h eingesetzt. 2 Daß vxebe nur zweisilbig ist, geht aus Vers 8 b hervor. Es geht wohl auf air. *xvai-bahya (vgl. Grär. lr. Pli. I p. 272) „eigene Erscheinung" zurück. vxebe entstammt dem Norddialekt, da dort xv so gut wie ausnahmslos zu vx umgestellt worden ist (vgl. "W. L e n t z , ZU IV 288, T e d e s c o , Monde Or. X V 202). 3 Des Metrums halber ist hier wohl die ältere Form pat (zu lesen pat1) eingesetzt worden, während in Vers 9b u. 10 b die jüngere Form päd steht, vgl. auch padiSt in V. 8 b. Ebenso ist pidrän ( l b ) die ältere Form, da ja der Nora. PI. aus dem altiran. Gen. PL entstanden ist. * Im mittelpersischen Text steht nur der Singular. Wieso Reitzenstein den Plural braucht, ist unbegreiflich.

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Meine Ü b e r s e t z u n g : Y. 1: „Wenn ihr wünschet, werde ich euch belehren aus der Offenbarung 1 des Meisters 2 der [alten3] Väter. Y. 2: Der Erlöser, der rechtgläubige Zarahust, als er zu dem Geiste der eigenen Person sprach: Y. 3: Der du dich hingegeben 4 hast der Trunkenheit, wobei du eingeschlafen bist, erwache und sieh auf mich! Y. 4: Heil über dich aus dem Reiche der Freude ( = Himmel), aus der ich deinetwegen gesandt bin! V. 5: Und jener antwortete dem Srös, dem über das Leid erhabenen (anäzär): Ich, ich bin der Sohn des Feinen, Y. 6: Yermischt bin ich und Leid {zär) sehe ich. Du mögest mich aus des Todes Umhüllung 6 erretten 6 . V. 7: Zarahust richtete an jenen als Heilsgruß das [alte] Wort: 0 mein Grlied, Y. 8: Der Lebendigen Kraft und [der obersten Welt] Heil über dich aus der Stätte des eigenen Selbsts, 1 vigähift, altir. *vikäsa-, ai. vi-käi „erscheinen", Caus. „offenbaren", p. vikäsin „beleuchtend", aw. ä-kas „gewahr werden", phl. äkäslh „Kenntnis", äkäsinitan „in Kenntnis setzen". Auf air. vi-käs geht ferner zurück phl. gukäs „Zeuge" (als Übers, von aw. vikaya Farg. 8; 27b), gukäsih „Beweis" (Dink. V I I I c. 19,13), zür-gukäsih „falscher Beweis" (Dink. V I I I c. 21,19). Davon zu trennen ist aw. vikaya, phl. gukäy „Zeuge" (Dink. V I I I c. 19,20. 32. 54), arm. L. W. vkay dss., phl. gukäyth „Zeugnis" (Dink. V I I I c. 19,58), vgl. Dink. V I I I Intr. § 19: n"tOU p p „aus der Offenbarung des Religionsbuches". angukäylh „Nichtvorhandensein eines Zeugnisses) (Dink. VIII c. 16,6), Turf. 'Kiu. Auf dieselbe Wurzel geht auch das im Psalter belegte w u o u (aus altir. *vikäta) zurück. Dagegen ist phl. item „Beweis" (Dink. VII 9, 15; V I I I 20,1), „Zeugnis" (E. Sh. Dadabhai Barucha, Pahlavi 1912, 196), np. guwälü dss. auf ap. gaub „sich erklären, sprechen" zurückzuführen. Ohne Berücksichtigung dieser von mir hier angeführten Pehlewiformen versucht L e n t z , ZU IV, 269 die Turfanformen, "snu, nspnwi, TTHton und np. guwälii irrtümlich aus einer gemeinsamen "Wurzel abzuleiten. 2 tase: aw. tasan „Bildner, Schöpfer", ai. taksan „Bearbeiter, Zimmermeister", mp. täMer „Bildner, Künstler", np. täs „Herr, Genosse". Nach R bedeutet tase „stark" (?). 3 hasenag, vgl. arm. L. "W. hasak „Alter". * garän vgl. np. gärän Part, von gärestan „hinneigen, sich neigen". Nach R. bedeutet garän „schüttle ab"(?). s agöz = altir. *ägauza: aw. ä-gaoz „einhüllen", ai. gühati „verhüllt". Nach R,. agöz „Umklammerung" (?). 6 azav. aw. uzava „Retter", uz-av „erretten". Nach R. bedeutet oiwty „führe mich hinaus". Das Metrum beweist aber, daß es viersilbig zu lesen ist.

Oriens Chmstianus. Dritte Serie I.

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mut, den Lichtkranz setze auf das Haupt. [Von den Mächtigen Geborener, der du geachtet gemacht bist, auf daß du Ansehen verschenkest an allen Orten]."

2. E r k l ä r u n g d e r Z a r a t h u s t r a - H y m n e . Untersuchen wir nun, ob die in der Zarathustra-Hymne enthaltenen Vorstellungen ein echt iranisches Gepräge haben, so daß bereits der iranische Prophet — wie Reitzenstein annimmt — die darin enthaltene Erlösungsvorstellung gehabt hätte. Daß die Idee von der Schlaftrunkenheit der Seele sich nicht in zarathustrischen Schriftwerken nachweisen läßt, habe ich in Asia major I p. 486 f. dargelegt. Aus dem Tranischen stammen hier nur die beiden Namen Zarahust und SröS. Nach . R e i t z e n s t e i n (Ir. Erl. p. 4f.) handelt es sich in diesem Hymnus um „eine Begrüßung der nach dem Tode zum Himmel aufsteigenden Seele (bezw. des Geistes) durch ihre himmlische oder doch vorausgeeilte und bereits erlöste Hälfte, eine Begrüßung, bei welcher jene von dieser als ihr Körper bezeichnet wird". Diese himmlische Seelenhälfte wird nach R. hier als Zarathustra bezeichnet, dagegen der von ihm befreite Geist als „der Götterbote Srös, der im A r da Viräf als Seelenführer erscheint". Allein seine Übersetzung ist falsch. Unter dem Namen Srös wird hier ebenfalls Zarathustra verstanden, der ja als Prophet ein Wächter der Seelen ist (vgl. Asia major I p. 487), jedoch nicht in den zarathustrischen Schriften Sros heißt. Erst seit der jungen spätsasanidischen Periode tritt Srös 1 auch als Götterbote und 1 S p i e g e l , Aw. III 22!). Nach Pehlewi-Texten beschützt SröS die ersten drei Tage nach dem Tode die Seele des Frommen vor den Dämonen (Saddar 58, tff., Säy. 17,3), die er dann sicher über die Cinvat-Brücke geleitet (Menök i Xrat 2, 124. 162, Däd. 28). Daher ruft der Iranier beim Überschreiten einer Brücke den Sraosa an (Yast 11,4). Uber Sraosa als Seelenrichter im Vereine mit Mithra und Rasnu vgl. J a c k s o n , Grdr. Ir. Phil. II p. 642. Firdösi berichtet: Als der gegen Bahräm Jubineh kämpfende König Xosrö Parvez von Feinden eingeschlossen war, betete er zu Ormizd. Da erschien vom Berge her Srös, bekleidet mit einem grünen Gewände, reitend auf einem weißen Roß und brachte ihn in Sicherheit. In den Parsenschriften erscheinen Srös und Neryoseng als die beiden Himmelsboten Ormizd's (Bahm Yast III 24. 26. 59, vgl. yt. 10,52; 13,85). Im Manichäischen ist Srös auch identisch mit der Lichtsäule. Die in den Himmel aufsteigende Seele eines verstorbenen Gläubigen gelangt zunächst in das Reich des Srös ( = zur „Lichtsäule", bei Fihrist: „Säule des Lobpreises"), worauf sie die Läuterungen in Mond und Sonne durchmacht ( W a l d s c h m i d t - L e n t z , D. Stellung Jesu p. 49. 57. 124, K e ß l e r , Mani S. 399). Nach parsischer Tradition ist der Wohnsitz des Srös gewöhnlich im westlichen Erdteil A r a z a h i , dann aber auch im öst-

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Y. 9: Folge mir, Sohn der Sanftmut, den Lichtkranz lege auf das Haupt, V". 10: Sohn der Gewaltigen! welcher du [als die Majestät 1 ] gemacht worden bist, auf daß du Auserlesenes 2 verteilest an allen Orten." „ W ä c h t e r der Seele" auf, der dem leidenden Frommen im Schlafe frohe K u n d e bringt (Firdösi ed. V u l l e r s p. 1413f.) u. ihm hilfreich zur Seite steht (Fird. p. 710 f.) und nach dem Tode eines Frommen die Seele in den Himmel leitet (Fird. p. 1055 Z. 1). D a h e r vergleicht sich der iranische Held Jähän, der dem K a i Xosrö treue Dienste leistet, mit Srös (Fird. p. 1333). Entsprechend dieser spätiranischen Vorstellung wird in unserer manichäischen Hymne die vom Himmel herabkommende Seele des Zarahust, die ihrem geistigen Ich die Botschaft von seiner Berufung als Propheten bringt, ebenfalls als SröS bezeichnet 3 . Rein äußerlich scheint diese Hymne, die eine Offenbarung liehen Savahl und in der ganzen Welt (Men. i. Xr. 62, '25). Der iranische Srös als Seelengeleiter hat also im Manichäischen eine veränderte Gestalt erhalten. 1 a-sköh aus altiran. *us-kava&a, np. suköh „Majestät", „Ehrfurcht", aw, hav „bestimmen", ai. a-Jeuvate „beabsichtigt". 2 Wieso nach R. ced „Ansehen" bedeutet, ist mir unklar. 3 Daß Zarahust Srös genannt wird, kann schon darin begründet sein, weil Srös im Parsismus ja der Genius der Religion ist (vgl. Yasna 57, 23). Gemäß Pehl. Komm. Yasna 43, 12 wird sogar König Vistäspa, da er für das Gesetz Zarathustra eiferte, als S r ö s a h r e bezeichnet. So ist Srös als Beiname für Zarathustra nicht auffällig. Im manich. Fragm. T U D 77 wird Srös mit Jesus identifiziert (vgl. W a l d s c h m i d t - L e n t z p. 74). Im Fragment M 74 M ü l l e r , Handschr. I I p. 75 wird Mäni als Srös bezeichnet und Jesus mit Vahman zusammengestellt. Uber die Gleichsetzung Jesu mit Yahman vgl. man auch Fragment M 176 = F. W. K. M ü l l e r , Handschriftenreste II, p. 60. Da R e i t z e n s t e i n GGÄ 1923, p. 46 das Fragm. M 74 falsch übersetzt hat, gebe ich hier davon eine wörtliche Übersetzung: „ 0 höchster Gott, unsterblicher König! 0 reinigende (}KJn = air. davana: aw. dav, oss. dautl „reinigen", ai. dkäv "reinigen, läutern"), lichte Throninhaber! Gewaltiger, kräftiger, gerechter Srös, Erlöser der Seelen, Mäni, Herr! 0 himmlische ( p : aw. asan „Himmel") Herrscher der Gottesschöpfung! Ruheverleihender (i'ßbxb: aw. rqrama) Beseitiger des Sterbens (aw. *viraedar), belebender Jesus, Führer (juoju = Part. Praes. von air. vi-nay, vgl. ai. vinäyaka), jungfräuliches Lichtmädchen, kommender, oberster Vahman! Diese sehr starken Götter (sind) mit Wunderkraft versehen. Diese Götter mögen kräftig verleihen neuen göttlichen Segen." Daß jsin nicht „zwei" heißen kann, hätte Reitzenstein schon aus S a l e m a n n M.St. I p . 66 entnehmen können; dann hätte er nicht seiner Theorie zuliebe seine Übersetzung als „ e i n z i g r i c h t i g " bezeichnet. Aber R. hat für Iranica eine ganz „neue" Methode angewandt, die ich in Asia major I eingehend beleuchtet habe. So bedeutet Qiyän manuhmed, das ich als 18*

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des Meisters d. i. Manis behandelt und wahrscheinlich der Bekehrung der Zarathustrier gedient hat, an die Legende von der Berufung Zarathustras zum Propheten anzuknüpfen, worauf die Schlußworte hinweisen: „der du [als Majestät] gemacht worden bist, auf daß du Auserlesenes verteilest an allen Orten". Gemäß der Anschauung aller alten Völker besuchen die Seelen gotterwählter Männer während ihrer irdischen Lebzeit zuweilen die Himmelswelt (vgl. S c h e f t e l o w i t z , Altpers. Religion u. d. Judent. p. 160 f.). So hat der Götterfürst Yohumanah den Zarathustra, als er das 30. J a h r überschritten hatte, zum Himmel hinaufgeleitet, wo er die erste Unterredung mit Ahuramazda hatte (Dink. V I I c. 2 § 23). Daher hatte nach Firdösi p. 1501 Z. 10 (ed. V u l l e r s ) Zarathustra bei seinem ersten Auftreten verkündet: äz äsmän ämädäm, zänäztl i %udäi jähän ämädäm „Ich komme vom Himmel, ich komme von der Nähe des "Weltenherrn" 1 . Ahnlich wurde — wie Fihrist berichtet — Mani bald nach seiner Geburt von einem unsichtbaren Geiste zum Himmel gehoben und verweilte dort einen oder zwei Tage, bis er wieder herabkam ( K e s s l e r , Mani p. 384). Die in der Hymne enthaltenen Gedanken sind rein manichäischmandäisch, wie ja überhaupt der Manichäismus markante Spuren des Einflusses der mandäischen Religion aufweist. Echt mandäisch ist die Vorstellung von der Schlaftrunkenheit des menschlichen, mit der finsteren Materie vermischten Geistes, der auf der finsteren Erde, der Stätte des „Leides" und der „Umhüllung des Todes" weilt und von einem gottgesandten Boten geweckt werden muß, vgl. Ginzä L. I I I c. 25 (übers. L i d z b a r s k i p. 550): „Eine Seele habe ich auf Erden, sie liegt e i n g e h ü l l t in der "Welt da. Eingehüllt liegt sie in der AVeit da, ein Uthra ( = Engel) trete an ihren Pfuhl, an ihren Pfuhl trete ein Uthra und rüttle sie aus dem Schlafe: Steh auf, steh auf, steh auf, schau zum Hause des Lebens hin und hebe dein Antlitz zum Lichtort empor 2 ." Ginzä L. I I I c. 50 p. 576: „Aus einem rechten ( = himmlischen) Orte kam zu mir der (göttliche) Mann, der Helfer . . . Er rief laut mit seiner Stimme und ließ mich vernehmen, er weckte meine Seele aus „Manuhmed der Seele" übersetze, nach R. (GGA 1922, p. 44) jedoch „Lebenshaueh und Seele", obgleich giyän, was ich nachgewiesen habe, niemals „Lebenshauch", sondern die rein geistige, unsterbliche Seele bezeichnet (vgl. ZU IV p. 319). 1 Firdösi hat älteren iranischen Volksglauben bearbeitet. Das beweist auch Dink. IX 23,12, der gleichfalls berichtet, daß Zarathustra betont habe: „Ich bin ein Gesandter des Örmizd und von Ormizd geschickt worden" (Ormazd frestak Jiem va Ormazd frest hem). 2 Ahnlich heißt es in dem chinesisch manichäischen Preislied auf Jesu: „Die ganze unwissende Sippschaft des Fleischkörpers hat in dem tiefen Pfuhl die Söhne umklammert", ferner: „Laß mein göttliches Ich ohne umhüllenden Schmutz sein" (p. 106. 110).

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dem Schlafe". Ä n ö s wird in die irdische W e l t h e r a b g e s a n d t , um „die S c h l u m m e r n d e n aus ihrem Schlafe aufzurütteln und sie a u f z u r i c h t e n " (Grinzä p. 295 u. 337). W e r auf der materiellen E r d e ist, den trifft „ W e h l e i d " ( J o h a n n e s b . I I 62). D i e Seele r u f t aus: „ W e r h a t mich in das L e i d der W e l t g e w o r f e n ? " (Grinzä p. 457). E b e n s o wie in der manichäisclien H y m n e wird im M a n d ä i s c h e n der Himmel, der H e r k u n f t s ort der Seelen, als „die S t ä t t e " bezeichnet (Grinza p. 501 u. 504). D i e in die W e l t hinabgestiegene, „in E l e n d u n d Seufzen" g e r a t e n e Seele klagt, daß sie von ihrer „ S t ä t t e " abgeschnitten wurde (Grinzä, p. 469). D i e Seele heißt „Solm der Gewaltigen" (Grinzä p. 469 f.), wobei u n t e r den „Gewaltigen" die U t h r a s v e r s t a n d e n werden (Grinzä p. 482 u. 496). I n der Z a r a t h u s t r a - H y m n e f ü h r t der Geist die gleiche Bezeichnung „ S o h n der Gewaltigen". E b e n s o entstammen der N a m e „Sohn der S a n f t m u t " , der ebenfalls dem Geist beigelegt wird, u n d die Bezeichnung der G ö t t e r als „ L e b e n d i g e " dem mandäisclien Gedankenkreise (vgl. Sclieftelowitz, Entsteh, d. manich. Religion p. 72f., Asia major I p. 482) 1 . 1

Der mandäische Ausdruck „Leben" für „Gott" stammt aus dem Judentum, vgl. N^N QV^K bezw. TI Dt. 5,23; 2 K. 19,4; Jer. 10, lo; 23, 36; HOB. 2,1; Jos. 3,10; 2 S . 22,47; Jes. 37,4; H i o b 2 7 , 2 ; Ps. 42, 3; Jer. Sota 3,4; Wajjiqrä ß . P. 26. „Unter dem Ausdruck Leben (D"n) ist der ewig Lebende (= Gott) zu verstellen" Qöh.R. 7,2, Äbot di R. Nätän 34. In Semöt R. P. 5 heißt Gott einfach „der Lebende" ('n), hingegen werden die Götter als „Tote" bezeichnet. Der Ausdruck nbiyn >n bezw. D^ijjn -n ist im jüdischen Schrifttum gewöhnlich (Dan. 12,7; Semöt R. P. 41; Beresit R. P. 40. 43. 60, Jelamdenu, Besalali § 2 cts'r.yn "n piK „die Bundeslade des Ewiglebenden". In den Gebeten steht für Gott häufig cpi 'n „der Lebende und Beständige". Bereits in altisraelitischer Zeit bezeichnete also der Ausdruck „Leben" das unsterbliche Leben. Nach dem Paniranismus von Reitzenstein und Schaeder, denen die jüdischen Quellen unbekannt sind, stammt jedoch der Begriff „Leben" im Sinne von „unsterblichem Leben" aus dem Iranischen, was sie aus dem Namen des Urmenschen Gayamantan ableiten, der „sterbliches Leben" bedeuten soll. „Leben bedeutet nicht dem Griechen, wohl aber dem Iranier Unsterblichkeit; es kann seiner Natur nach gar nicht enden und ist das Wesen der Gottheit. Sterblichkeit und Tod ist das Wesen der Materie und des Widergöttlichen. So ist sterbliches Leben ein Widerspruch in sich selbst, ein Rätsel. Dabei wird das Adjektiv vorwiegend als unterscheidendes Beiwort empfunden; in den alten Liturgien heißt dies eigentümliche Gottwesen auch kurz G a y a Leben. Wieder möchte ich darauf aufmerksam machen, daß wir eine eigentümliche Fortsetzung des persischen Gedankens und Wortgebrauchs bei den nachträglich zur persischen Lehre bekehrten, ursprünglich semitischen Mandäern haben; die Gottheit heißt hier nur Leben" ( R e i t z e n s t e i n - S c h a e d e r , Studien p. 18f.). Doch ist diese sophistische Beweisführungunhaltbar. Die iranischen Ausdrücke für „Leben" gaya und jiti kommen niemals im Sinne vom e w i g e n bezw. j e n s e i t i g e n L e b e n vor, sondern bezeichnen stets d i e i r d i s c h e L e b e n s z e i t des Menschen. Der Begriff „ewiglebend" wird genau so wie im Deutschen und Griechischen entweder durch zwei Worte yavae-ji, phl. harne zivandag (Dink. Y I I 10),

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Die in der Hymne enthaltene Aufforderung an den Geist: „Den Lichtkranz lege auf das Haupt" ist echt mandäiscli. Der wahre Gläubige und der Selige sind im Mandäismus mit dem „Lichtglanz" (WH = manich. pusagrösn) versehen (vgl. Scheftelowitz a. a. 0. p. 17). Charakteristisch für den Manichäismus und Mandäismus ist die völlige Entwertung der von Dämonen geschaffenen materiellen Welt. Beide Religionen betrachten die Erde als „die Welt der Finsternis" und „die Welt des Todes" (Ginzä p. 4) und den von Dämonen gebildeten menschlichen Körper als den „stinkenden" (Ginzä p. 14. 430. 537, v. L e c o q , Türk. Manich. I I I p. 36), in welchem die von Dämonen gefangene, himmlische Seele eingesperrt ist; vgl. Fragm. M 7 Rucks.: „Vom Licht und von den Göttern bin ich ( = Seele), und entfremdet bin ich ihnen geworden; vereint wandten sich gegen mich die Feinde ( = Dämonen), und von ihnen bin ich zu den Toten ( = materielle Welt) hingeschleppt worden." Das Leitmotiv beider Religionen lautet: Suche die in der dämonischen Materie gefangene, mit ihr gemischte, schlafende himmlische Seele, welche verschiedene Heilande weckten, zu befreien. Dieses Ziel erreicht der Manichäer vornehmlich durch Bekämpfung der Leidenschaften, durch Ertötung aller sinnlichen Triebe. Daher spielt hier das Fasten und das Zölibat eine große Rolle. Daß es weder ein iranisches noch ein manichäisches zwölfgliedriges Erlösungsmysterium gibt, habe ich Asia major I p. 475 f. dargelegt 1 . Als das manichäische Erlösungsmysterium könnte man allenfalls die Läuterungsstufen, die = hom. [9sol] aisv IOVTE;, oder durch das Wort „unsterblich" wie im Griechischen und Altindischen wiedergegeben (aw. amasa, phl. amarg Dlnk. V I I 3,81; 1 X 3 1 , 9 ; ved. amfta, gr. ä^ßporot). Wo wir „ewiges Leben" erwarten, steht im Awesta amsratät („Unsterblichkeit") oder auhu („Dasein, Existenz" von ah „sein"), vgl. Yend. 18,6: ahunäsam „um das (ewige) Dasein zu erlangen". anhu kann sowohl das irdische als auch das unsterbliche Dasein ausdrücken. Falsch ist daher die aus dem Namen Gayamcmtan von Reitzenstein und Schaeder gezogene Schlußfolgerung. Da margtan ebenso wie ap.

martiya (= aw. maiya)

stets „Mensch" bedeutet (vgl. masyö iristö Yend.

5,1; 7,45), kann gayamaratan entweder „menschliches Leben" heißen, oder indem wohl gaya wie das synonyme jlti auch adjektivisch gebraucht ist (vgl. Yasna 38,5: mätarö jitayö), würde es sich vollständig decken mit jvö nä „der lebendige Mensch" (im Gegensatz zu iristö nä Yast 13,17). Aus diesem Grunde charakterisiert mp. mard „Mensch" ebenso wie nar „Mann" auch einen männlichen Gott. So werden in T U D 77 und M 284 b R 1 Srös und Gott Jesus als mard „Mensch" bezeichnet ( W a l d s c h m i d t - L e n t z p. 57. 61). Im Iranischen bedeutet somit das Wort „Lehen" niemals „unsterbliches Leben", jedoch ist dieses in der altisraelitischen Religion der Fall. i Ygl. auch W a l d s c h m i d t - L e n t z S. 28ff. 31. Nach R e i t z e n s t e i n „zeigt jedoch am klarsten das von Apulejus geschilderte ägyptische IsisMysterium, daß Mani tatsächlich ein älteres i r a n i s c h e s Mysterium benutzt hat" ( I r . Erlös. S. 163). Er nimmt einen Paniranismus an: Nicht nur das Ägyptische, sondern auch die nordischen Edden enthalten i r a n i s c h e

DIE MANIÜHÄISCHE ZARATHUSTßA-HYMNE M 7

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die Seelenteile beim Aufstieg durchzumachen haben, ansehen. Die aus fünf Elementen zusammengesetzte Seele des verstorbenen Gläubigen steigt nämlich zuerst zum Monde, der das mit der finsteren Materie vermengte Licht aus der Seele ausscheidet, es läutert und dann zur Sonne entläßt, von wo es nach weiterer Läuterung in den Lichthimmel aufsteigt. In dem Moment, wo aber die Seele eines Electus zum Monde gelangt, steigen von seinen fünf Seelenelementen „Licht und Fravahr", die frei von der finsteren Materie sind, unmittelbar in die Lichtwelt auf, dagegen bleiben seine drei anderen, mit der Materie vermengten Seelenelemente „Wasser, Feuer und Wind" noch zurück, um zunächst im Mond und in der Sonne geläutert zu werden, worauf sie in der Lichtwelt mit den zwei zuerst aufgestiegenen Seelenelementen wieder zu einer Einheit werden, die dort nun als Gottheit fortlebt (vgl. K e ß l e r , Marli 285\ Asia major I p. 813). Diese manich. Vorstellung läßt sich weder mit iranischen noch mit christlichen Ideen in Zusammenhang bringen. Da Mani in sein System auch indische Gedanken aufgenommen hat (vgl. Ada major I p. 476 f.), so erscheint es begreiflich, daß wir in der Zaratliustra-Hymne auch einer indischen Vorstellung begegnen. Der Geist bezeichnet sich in unserer Hymne als „den Sohn des Feinen". Nun wissen wir von Augustin (Op. imp. contra Jul. I 172), daß die Manichäer den Geist als den Sohn der Seele auffaßten (caro enim adversatur spiritui, quia filia concupiscentiae est, et spiritus carni, quia filius animae est). Gerade in den altindischen Upanisads wird die Seele als „das sehr Feine" bezeichnet (vgl. S c h e f t e l o w i t z , ZDMG LXXV, 210 u. 211 A. 4)K Auf der Rückseite desselben Blattes, auf dem die Zarathustra-Hymne steht, befindet sich ein anderes indisches Lehnwort. Unter den verschiedenen Arten von Dämonen, die dort aufgezählt werden, stehen neben den Devän und Pank auch die Yaxsän2. Letztere sind die indischen Yaksas. Elemente (vgl. R e i t z e n s t e i n , Die nordischen persischen und christlichen Vorstellungen vom Weltuntergang in Vortrage d. Bibl. Warburg 1923—24). „Daß in der mandäischen Religion alle babylonischen Gottheiten als Teufel erscheinen, ist das e n t s c h e i d e n d e Zeugnis für ihren wesentlich i r a n i s c h e n Ursprung" ( I r . Erlös, p. 7). Wenn also alle indischen Muhammedaner sämtliche Hindu- Gottheiten für Teufel ansehen, so wirkt nach Reitzenstein nur der von den Muhammedanern aufgenommene i r a n i s c h e Geist nach. Hierzu vgl. S c h e f t e l o w i t z , D. altpalästinensische Bauernglaube p. 6. 1 Die Etymologie von grev „Geist" beruht auf der von Augustin bezeugten manich. Auffassung, daß der Geist ein Sprößling der Seele ist; grev (so auch im Soghdischen) aus altir. *grabya „Sprößling": aw. gargwa, ai. garbha, gr. ßpetpoi (lautlich vgl. mp. sneh aus *sna&ya: aw. sna&a). 2 Auch in einem chinesisch manichäischen Text kommt yaksa vor ( W a l d s c h m i d t - L e n t z S. 101).

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3. Die bisherigen Ausführungen haben gezeigt, daß die in der Zarathustra-Hymne enthaltenen Vorstellungen nicht zarathustrisch sind. J a sie stehen sogar im Widerspruch zu der iranischen WeltanschauungJede hochwertige Religion bestimmt entscheidend die Beurteilung und Wertung des Weltbildes für ihre Anhänger. Sie bildet im Wechsel der Zeiten das feste Gefüge. Z u der Zeit, als in den iranischen Ländern die zarathustrische Religion die offizielle war, die sogar auf Armenien und Babylonien einen großen Einfluß ausübte, muß von einer iranischen Einstellung gesprochen werden. Gemäß der letzteren Weltanschauung stammen die materiellen und geistigen Güter der Welt von Ahuramazda, dem Schöpfer des Himmels und der Erde, der Menschen, der nützlichen Lebewesen und Pflanzen. I n die materielle Welt hat aber Angromainyus dämonischen Stoff gemischt (Bund. c. 27 f., Sik. 3,23), der den guten irdischen Wesen zum Verderben gereicht und deshalb von den Gläubigen mittels verschiedener, von der Religion vorgeschriebener Riten und Sittenlehren bekämpft und vernichtet werden muß. Der von der Religion vorgeschriebene Kampf gegen das Dämonentum erheischt es, daß alles Schlechte in der N a t u r und im moralischen Leben des Menschen beseitigt werde, und man unduldsam gegen Ungläubige sei1. Schädliche Tiere wie Schlangen müssen demgemäß getötet, Sümpfe und Wüsteneien urbar gemacht werden. Da zum erfolgreichen Kampfe physische K r a f t und eine lebensbejahende Stimmung erforderlich ist, wird einerseits das den Körper schwächende Fasten streng verboten, andererseits eine heitere Stimmung geboten. „Man soll seinen Körper in freudiger Stimmung halten u. seine H ä n d e von der Sünde fern halten, denn wenn der Körper in freudiger Stimmung ist, dann wohnt Vohuman in dem Körper. Ist nun Vohuman in dem Körper, dann begeht man schwerlich eine Sünde und gerät der Körper kaum in Unordnung. W o aber Unordnung in den Körper eintreten kann, da zieht der Dämon Aköman in den Körper ein" (Dlnk. V I , 193). Immer wieder wird betont, daß in dem Körper eines Frommen gute Geister weilen. Die Vermehrung der guten Geschöpfe und der nützlichen Pflanzen in der Welt gilt als eine religiöse Pflicht. Daher ist Zölibat untersagt, hingegen eine kinderreiche E h e geboten. Aus dem sasanidischen Rechtsbuch Mädigän i liazär Dädistän, in welchem sich iranisches Volksleben widerspiegelt, ist häufig von zwei Hauptfrauen und von Kebsfrauen die Rede. Dieses bestätigt auch Strabo (Geogr. X V 3, 17), der als Grund dafür sehr richtig TtoXoxsxviotç Xn). — S. 327 Z. 22: Füge hinzu: Fird. p. 771. - S. 329 A. 1 muß B u n d . 3,22 statt V e n d . heißen. - S. 330 Z. 27: Lies (II p. 567). - S. 342 A.: Lies Sir (st. Sir). — S. 343 Z. 24: Lies est (st. et). — S. 342 letzte Zeile: Lies 1924 (st. 1824). — S. 321 letzte Zeile u. ö. steht für B a u r fälschlich Bauer.

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DIE MANICHÄISCHE ZABATHUSTRA-HYMNE M 7

Übersetzung: „Verständig gelangte diese seine Seele in das Lebenslicht, würdevoll auftretend, und sie wurde vorzüglich und groß. Und von Zaman war sie erschaffen worden. Und als sie erschaffen war, war sie bald in einem Körper. Und die Seele wurde von der gleichzeitigen Verbundenheit 1 mit den Dämonen und der Vermischung mit den göttlichen Wesen erzogen und sie lebte und gelangte zum Ebenmaß. Aber er (der Urmensch) wurde das Gefäß der gebieterischen Äz und der Sinnenlust. Und das Wasser und das Feuer und die Pflanzen und die Tiere seines eigenen Nabels ( = seiner himmlischen Verwandtschaft) schlug und bedrückte er. Und sie, die Az und die Sinnenlust 2 , wurden von ihm erfreut, denn deren Wunsch und Art und Weise tat er. Aber weder das Wasser noch das Feuer noch die Pflanzen noch die Tiere wurden von ihm erfreut, denn deren Feind und Bedränger wurde er, und nicht beachtete er sie. Und die unverständige, mit einer üblen Seele versehene Äz hielt ihn fest, bis dieser Zamän und das Gestirn, unter welchem dieser Sprößling geboren wurde, [erschienen]. Ihn überwand infolge seiner Helfer, welche überlegener als sie (== die Äz) waren, nicht mehr irgendwelcher Druck. So lebte endlich dieser Sprößling [gottergeben] und er enthielt sich [der Begierden]. Und als der Sprößling, deren ( = der Dämonen) Bosheit und Druck dann überwunden hatte, starb er. Und sündlos wurde er oben [im Lichthimmel], denn für seine eigene Handlungsweise hat er an Sühne gedacht. Und dieses Menschengeschlecht, das männliche und weibliche, des gesamten Äons wurde geboren. Diese alle sind das Abbild der Äz. Und von dem Wasser und den Pflanzen und der Speise und der Frucht von jeglicher Art, welche bei 1

hamnahvan (aus air. *Jiamna$van) ist wegen des h aus dem Norddialekt entlehnt (vgl. T e d e s c o , Monde Oriental XV 194f., "W. L e n t z , ZU. I V 268 f.). 2 Außer den in ZII. IV 322 angeführten Stellen kommt Äz im Verein mit Avarzög („Sinnenlust") in M 477 (= M ü l l e r , Handschr.ll 15) vor: „Und die Az und die Avarzög werden schwach werden", wenn Jesus den Aon behüten wird. Nach Fihrist tritt der Seele des verstorbenen Electus, wenn ORIENS CHRISTIANUS.

Dritte Sevie

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Ergebnisse der U n t e r s u c h u n g : 1. Der Inhalt der sogenannten Zarathustra-Hymne, die von Reitzenstein falsch interpretiert worden ist, enthält rein manichäisch-mandäische Vorstellungen. Iranisch ist darin neben dem Namen Srös nur Z a r a h u s t , den ja Mäni ausdrücklich als seinen Vorläufer bezeichnet, und dessen Berufung zum Propheten hier in manichäischem Kolorit geschildert wird. 2. Nicht nur Zarahust, sondern auch Mäni und Jesus tragen im Manichäismus zuweilen den Beinamen Srös. 3. Die manichäische und mandäische Bezeichnung der Götter als „Lebendige" ist unmöglich mit Reitzenstein und Schaeder aus dem Iranischen abzuleiten, sondern entspringt dem. Judentum. 4. Die in der zarathustrischen Hymne vorkommende Charakterisierung der Seele als „das Feine" stammt aus dem Indischen. 5. Die Zarathustra-Hymne behandelt kein Erlösungsmysterium. Das von Reitzenstein dargestellte iranische Erlösungsmysterium ist von ihm erfunden. 6. Zwischen der iranischen und manichäischen Weltanschauung herrschen unüberbrückbare Gegensätze. 7. Gerade das an die Zarathustra-Hymne sich anschließende Fragment bezeugt den synkretistisclien Charakter der manichäischen Religion. 8. Reitzensteins Angaben über „Iranica" sind teils unzuverlässig, teils falsch. 9. Text des Fragments T I I I 260d. sie zum Himmel aufsteigt,, „der Teufel der Gier und der Lust nebst anderen Teufeln" entgegen ( K e ß l e r , Marli 399). Auch aus dem großen manichäisch chinesischen Preislied auf Jesu geht hervor, daß die „Gier" ( = Az) das böse TJrprinzip ist, vgl. Waldschmidt-Lentz p. 104: „Bring meines Licht-Ichs wunderbare Schönheit zur Vollendung, wie ursprünglich als ich noch nicht in das Reich der G i e r und L u s t versenkt war"; ferner werden p. 98 „die fünf Arten von Söhnen des Lichts" den „fünf Arten von Söhnen der Gier" entgegengesetzt. Augustin, der, wie ich in ZIT. ausgeführt habe, gerade die in unserem Fragmente enthaltene Form der manichäischen Urmenschlegende kennt, ergänzt insofern unseren Text, als er berichtet, daß der Urmensch erst, nachdem er zusammen mit den fünf Elementen Krieg gegen die Dämonen geführt hatte ( p r i m u m hominem cum quinqué elementis belligerantem), von ihnen überwunden wurde ( A u g u s t i n , Contra Faustum X X 9).

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DIB MANICHÄISCHE ZAEATHÜSTßA-HYMKE M 7

den Menschen sind, diese gelangen zur Äz, und sie genießt sie. So ist diese Az; durch ihre eigene Glut wurde ein Sprößling von ihr gebildet, und er war ihr ähnlich. Und wo noch diese Orte des Wassers und der Pflanzen waren, da erstand 5 ein Berg und eine Wüste. Und zum . . . " N achträge. Zu S. 266 A. Sraosa schirmt die Häuser (y 57,34) und K ö r p e r der Gläubigen (Gr. Bund p. 169 Z. 7") und verscheucht im letzten Drittel der Nacht von den schlafenden Gläubigen die Schlafdämonin (Vend. 18.22 f.). Zu S. 270 A. Vgl. auch Dink. V I I 3 , 8 1 : ben Kulä 2 a / v ä n . . . min astömandän min ca mönugän „in den beiden Existenzen, der bekörperten und geistigen ( = in dem irdischen und ewigen Leben). Zu S. 273 Z. 33. Gemäß Gr. Bund p. 2 1 1 2 sind die Menschen dem Gayomard ähnlich gebildet, und Gayomard selbst ist (gemäß Däd i Den 64,4) im Ebenbild des als Priester (äsrök) verkörperten Ohrmazd erschaffen worden. — Um unter Zarathustriern erfolgreich Mission treiben zu können, hat die manichäische Kirche stereotype Ausdrücke der Zarathustrier umgedeutet und einzelne Vorstellungen dem manichäischen Glauben angepaßt. So hat man die iranische Vorstellung, daß die Menschen nach dem Ebenbild des Urmenschen Gayomard geschaffen worden sind, ebenfalls übernommen (Acta Arckelai p. 12,3, C u m o n t , Beckerehes I p. 43). Ebenso ist Fragm. S. 9 recto zarathustrischen Anschauungen angepaßt, weshalb dort Ohrmazd statt zarvän steht und viele zarathustrischen Ausdrücke vorkommen wie druys, nasäh, parik, darvand, devän ösgarän, restä%ez, vahist, aryämän, däniSn e Ohrmazd. In diesem Fragm. kann der den menschlichen K ö r p e r schaffende Dämon, dessen Name in dem abgebrochenen Stück gestanden hat, nur die Äz sein, da sie sich in den menschlichen Körper versetzt. Ausdrücklich wird ja gesagt: „Er (Ohrmazd) trieb ihm (dem Urmenschen) die glaubensfeindliche Az heraus und hat ihn mit Augen sehend gemacht."

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