155 15 17MB
German Pages 272 Year 1976
Deutsche Texte Herausgegeben von Gotthart Wunberg
39
Die lutherischen Pamphlete gegen Thomas Müntzer
Herausgegeben von L U D W I G FISCHER
Deutscher Taschenbuch Verlag Max Niemeyer Verlag Tübingen
CIP-Kurztitelaufnähme der Deutschen Bibliothek Die lutherischen Pamphlete gegen Thomas Müntzer hrsg. von Ludwig Fischer. - i.Aufl. - München : Deutscher TaschenbudiVerlag; Tübingen : Niemeyer, 1976. (Deutsche T e x t e ; 39) I S B N 3-423-04270-2 (dtv) I S B N 3-484-19038-8 (Niemeyer) N E : Fischer, Ludwig [Hrsg.]
© Max Niemeyer Verlag Tübingen 1976 Satz: Bücherdruck Wenzlaff, Kempten Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege zu vervielfältigen. Printed in Germany. I S B N Niemeyer 3-484-19038-8 I S B N dtv
3-423-04270-2
Inhalt
Vorbemerkung
VII
Der Streit um Geschichte. Zur Beschäftigung mit Thomas Müntzer
IX
Z u r Textauswahl
LI
Zur Textgestaltung und zu den Vorlagen
LH
Texte: 1. Martin Luther: Eyn brieff an die Fürsten zu Sachsen . . .
i
2. Martin Luther: Ein Sendbrieff an die ersamen und weysen Herrn Burgermeyster/Rhatt und gantze Gemeyn der Stadt Mülhausen
13
3. Martin Luther: E y n Schrecklich geschieht und gericht Gotes über Thomas Müntzer
17
4. (Philipp Melanchthon:) Die Histori Thome Müntzers
27
. .
5. Johan Agricola: Auslegung des X I X . Psalm
43
6. (Johann Agricola:) Ein nutzlicher Dialogus odder gesprechbuchlein zwischen einem Müntzerischen Schweriner und einem Evangelischem frumen Bawern
79
7. Ein gloubwirdig / und warhafftig underricht wie die Dhoringischen Pawern vor Franckenhawßen umb yhr mißhandlung gestrafft
97
Erläuterungen
107
Literaturverzeichnis
213
Verzeichnis der Druckfehlerkorrekturen in den Textvorlagen
218
V
malimjat vnoratfen bcr ^—eptaiamtarnt tttajj^Cfcom«» tni'mnGlaubwürdigen U n terricht - jenem Machwerk aus der Kanzlei des katholischen MitSiegers Georg von Sachsen - , Müntzer habe auf der Folter theologische Lehre und politisches Ansinnen widerrufen und vor der Enthauptung das Abendmahl nach katholischem Ritus eingenommen. Diese vorgeblichen Fakten sind seit langem angezweifelt und inzwischen hinlänglich widerlegt worden. 1 3 4 Nach wie vor werden sie 132
Elton, a.a.O., S. 75; zum Verhalten der Bauern im Mühlhauser Raum vgl nur A G B M II, S. 66f.; Bensing, Thomas Müntzer (1966), S. 82ff., 103fr. iss Elton, a.a.O., S. 75. 1S4 Vgl. n u r Bloch, Thomas Müntzer, S. 9off.; zu den gegenteiligen QuelXL
aber mit dem Anspruch auf wissenschaftliche Zuverlässigkeit vertreten und gehen auch in Nachschlagewerke ein. 135 Franz Lau hält nidit zurück mit der Erläuterung der Funktion, die das Festhalten an der erdichteten Historie bekommt: »Müntzer hat offensichtlich selbst empfunden, daß mit seiner Gefangennahme und mit seiner Folterung mehr verloren war als eine Schlacht und ein Leben, daß eine Entscheidung gefallen war über die Echtheit seiner Botschaft.« 18 ' Nicht bloß um Müntzers Inkonsequenz und Feigheit ist es den Interpreten zu tun, sondern um die >objektive< Widerlegung seines - und tendenziell jedes - revolutionären Anspruchs. In eine ähnliche Richtung des Urteils über Müntzer weist, nicht so unverhohlen, die andere als verbürgt ausgegebene Tatsache, sie stammt aus Melanchthons >HistorieKomm, Heiliger Geist, Herre Gott< singen lassen und die Aufständischen im Glauben an das wunderbare Eingreifen Gottes gehalten; deshalb seien die Fürstlichen auf keinerlei Widerstand gestoßen und hätten ihr entsetzliches Blutbad anrichten können. Auch diese Darstellung ist nicht erst von Bloch als höchst unwahrscheinlich zurückgewiesen worden; er hielt ihr zeitgenössische Dokumente entgegen und erinnerte daran, daß selbst Agricola - unfreiwillig vielleicht - in seinem >Dialogus< bezeugte, was längst als historisch gesichert gelten muß: Nicht wahnwitzige Verblendung der Aufständischen durch Müntzer war schuld an der Katastrophe, sondern der Bruch des Waffenstillstandsabkommens durch die Fürsten brachte diesen den augenblicklichen, für den Aufstand überhaupt entscheidenden Sieg. 137 Bis heute wird aber die effektvolle, scheinbar so plausible Version Melanchthons allenthalben verbreitet. 138 U n d audi hier liefert man die Deutung mit: lenaussagen z . B . Bensing, Thomas Müntzer (1966), S. 2joff., 244fr. S. u. S. 208. 135 G . F r a n z in R G G 3-Aufl., Bd. IV, Tübingen 1960, Sp. 1 : 8 4 ; ebenso Franz, Bauernkrieg, S. 270; Lau, Prophetische Apokalyptik, S. 169. 136 L a u > a.a.O., S. 169. 137 Bloch, Thomas Müntzer, S. 87fr.; ausführlich und mit reichen Quellenbelegen Bensing, Thomas Müntzer (1966), S. 22jff. S. u. S. 149fr. 138 2 . B. Stupperich, Geschichte, S. 109; Bruno Gebhardt: Handbuch der deutschen Geschichte. Bd. 2, 8.Aufl. Stuttgart 1963, S. 62; Nipperdey, Der manipulierte Müntzer, S. 63f.; Waas, D i e Bauern, S. 234; Iserloh, Handbuch der Kirchengeschichte, S. 144t. XLI
Müntzer habe an der Katastrophe von Frankenhausen »allerdings großen Anteil, insofern er die Massen in seinem auf das Eingreifen Gottes bauenden Optimismus mitgerissen hat und alle Verhandlungen vereitelte«. 139 Die Frage, wie denn konkret Müntzers apokalyptische Gewißheit besonders am Tag der Schlacht gewirkt habe und wie sie in ihrer historischen Funktion zu beurteilen sei, ist noch nicht ausdiskutiert. 140 Sicher hat er aber weder >alle Verhandlungen vereitelt< noch in seiner Predigt zum tatenlosen Warten auf den Eingriff Gottes aufgefordert. 141 Wo die Behauptungen Melanchthons als Fakten weitergegeben werden, ist die Deutung zumindest nahegelegt, Müntzer sei ein verantwortungsloser Aufrührer oder doch wenigstens ein verblendeter Schwarmgeist gewesen, auf den persönlich die Schuld am Blutbad von Frankenhausen wesentlich zurückfalle. Von da ist der Schluß nicht sehr weit, die Verlierer - weil vernunftlose, die menschliche Ordnung gefährdende und negierende Revolutionäre - hätten sich ihre Niederlage selber zuzuschreiben, womit dann die Widersinnigkeit des Aufstands bewiesen scheint. An den aufgeführten Beispielen wollte belegt sein, wie selbst in wissenschaftlichen Darstellungen die Wirkungsgeschichte der lutherischen Pamphlete gegen Müntzer fortgeführt wird und der Befestigung bürgerlicher Ideologie zugehört. Wie nicht anders zu erwarten, hat Gleiches in gängigen Schulbüchern statt. Auch dafür kann hier nur eine kleine Auswahl von Exempeln vorgelegt werden. Die Fundstellen sind schon deshalb nicht sonderlich reichlich, weil Müntzer im Zusammenhang von Reformation und Bauernkrieg oft gar nicht erwähnt oder nur mit wenigen Sätzen abgetan wird. 142 « » Iserloh, a.a.O., S. 1 3 8 . 14® V g l . Werners These, in der Entscheidung »überschattete die Transzendenz die Immanenz« (Messianische Bewegungen, S. 6 1 6 ) , der die A u f fassung zugrunde liegt, Müntzers theologisches K o n z e p t sei der A n laß für die Niederlage gewesen (S. 6 1 4 f . ) . Dies muß bezweifelt w e r den; vgl. Bensing, Thomas Müntzer ( 1 9 6 6 ) , S. 2 2 } S . K 1 Z u r Überlieferung von Müntzers Predigt s. u.a. Bensing, a . a . O . , S . 2 2 5 ; Steinmetz, Müntzerbild ( 1 9 7 1 ) , S. 2 5 f . ; die entscheidende Aussage H a n s Huts in A G B M II, S. 8 9 7 ; s. u. S. 1 4 7 L Eine Nennung Müntzers fehlt z. B. in H a n s E b e l i n g / W o l f g a n g Birkenf e l d : Die Reise in die Vergangenheit. Bd. 2 : A u s Mittelalter und N e u zeit. Braunschweig (Westermann) 1 9 7 1 ; Bilder aus der Weltgeschichte. H e f t 6 / 7 : Renaissance-Reformation-Glaubenskämpfe, v. K a r l H e i n z B u r b a c h / H e l m u t Mann / R u d o l f Stielow. F r a n k f u r t / M . - B e r l i n - M ü n chen (Diesterweg) 5 i 9 7 i ; Hermann Schuster / K a r l Ringshausen / Walter XLII
Diese Sätze haben es aber zumeist in sich. Unverfänglich in der Z u ordnung Müntzers erscheint ein Passus w i e : »Die größte G e f a h r erwuchs der Reformation von innen her. Doch konnte Luther in W i t der tenberg und Z w i c k a u dem religiösen und sozialen Radikalismus Schwärmer durch persönliches Eingreifen ein rasches Ende bereiten. Gefährlicher wurde die Verquickung der religiösen Bewegung mit der von der Ritterschaft und den Bauern ausgehenden politischen und sozialen Revolution.« 1 4 3 - aber Müntzer w i r d des weiteren nicht erwähnt. Abgesehen davon, daß hier die Ereignisse inkorrekt auf Luther zentriert s i n d 1 4 4 und ein >Ende< des R a d i k a l i s m u s der Schwärmen ja in Wahrheit keineswegs eintrat, so versteckt sich die Tendenz in der Fußnote: Z u >Sdiwärmer< w i r d auf das Quellenheft und zwei dort abgedruckte Texte Müntzers verwiesen, den Brief an die Allstedter v o n Ende A p r i l 1 5 2 5 und den Brief an Ernst von Mansfeld v o m 1 2 . 5 . 1 5 2 5 . Im Quellenband sind dann die >schlimmsten< Passagen aus den beiden Briefen abgedruckt, aus denen man das Bild von Müntzer als eines demagogischen, blutrünstigen A u f hetzers gewinnen muß. D e r Quellennachweis deckt die Herkunft des Tebbe (Hrsg.): Quellenbuch zur Kirchengeschidite. I / I I : Von der Urgemeinde bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Frankfurt/M.-BerlinBonn (Diesterweg) 1 9 6 1 ; Eugen P a u l / F r a n z Peter Sonntag: Kirchengesdiichtsunterricht. Züridi-Einsiedeln-Köln (Benziger) 1 9 7 1 ; mit einigen wenigen, keineswegs >unparteiischen< Worten wird Müntzer erwähnt in z. B. Heinz Vonhoff : Die Geschichte der Kirche im Unterricht der Schule. München (Kaiser) 1966. S. n 6 f . ; H . T e n b r o c k / K . K l u x e n / E. Stier (Hrsg.): Zeiten und Menschen, Ausgabe B, Bd. 2. Die Zeit der abendländischen Christenheit (900-1648). Hannover/Paderborn (Schöningh/Sdiroedel) 1966, S. i j i ; dass., Oberstufe. Ausgabe G , Bd. 1. Der geschichtliche Weg unserer Welt bis 1776. Ebda. 1970, S. 1 1 3 (dort mit der religionsgeschichtlich grotesken Behauptung »Die Wiedertäufer unter Führung Thomas Müntzers forderten bereits die soziale und wirtschaftliche Gleichheit der Menschen nach dem Vorbild des Urchristentums.«). 143
Hans-Georg Fernis./ Heinrich H a v e r k a m p (Bearb.): Grundzüge der Geschichte. Oberstufe. Textband I. Von der Urzeit bis zum Zeitalter des Absolutismus. Frankfurt/M.-Berlin-München (Diesterweg) ' 1 9 7 1 , S. 17a (ebenso in der einbändigen Ausgabe, 1 6 i 9 7 0 , S. 146). 144 Vgl. dazu den Abschnitt über >Reformation und Bauernkrieg in Deutschlands in: Reinhard Kühnl (Hrsg.): Geschichte und Ideologie. Kritische Analyse bundesdeutscher Geschichtsbücher. Reinbek b. H a m burg 1973, S. 52-62. Hier bes. S. 56f. Dort auch weitere beispielhafte Zitate. XLIII
Bildes auf: Man druckt aus Luthers Schrecklicher Geschichte< ab. U n d in den vorgeschalteten Einführungssätzen sind die Assoziationen unmißverständlich ausgerichtet: »Rein kommunistische Züge auf religiöser Basis zeigte die Entwicklung in Thüringen und Sachsen bei dem von Thomas Müntzer geführten Aufstand der Bergknappen und Bauern sowie bei der Wiedertäuferbewegung in Münster.« 145 Bei dieser Wortwahl muß man doch wohl folgern, die Autoren verließen sich »auf das in der Bundesrepublik herrschende antikommunistische Bewußtsein« und projizierten es »zurück in die Geschichte. Diese muß dem Schüler dann als ein ständiger Kampf gegen den Kommunismus erscheinen.« 146 Aus den erwähnten Briefen Müntzers wird in weiteren Geschichtsbüchern und Quellenheften zitiert; 147 der scheinbar eindeutigen Selbstcharakterisierung Müntzers glaubt man offenbar, wie damals schon Luther, vertrauen zu können. Nicht überall. In einigen >Unterrichtswerken< steht man auch mit der Schilderung von Müntzers Denken, Reden und Handeln der lutherischen Verfemung in nichts nach. So heißt es in einem Geschichtsbuch f ü r Realschulen bei der Behandlung des Bauernkrieges: »Durch Zügellosigkeit und grausame Gewalttaten schadeten die Bauern ihrer Sache sehr. Viele Burgen und Klöster gingen in Flammen auf. Die thüringische Bauernschaft führte Thomas Münzer, einer von den Zwickauer Schwarmgeistern. Mit Rauben, Morden und Brennen fielen die wilden Horden über Memleben, Walkenried und Ilsenburg her. Münzer, der sich bei dieser >Ausrottung aller Gottlosen< ein rotes Kreuz und ein bloßes Schwert vorantragen ließ, kannte kein Erbarmen.« 1 4 8 So viele geschichtliche Unwahrheiten und 145
Rudolf Weirich/ Gerhard Bürck: Grundzüge der Geschichte. Oberstufe. Quellenband I. V o n der Urzeit bis zum Zeitalter des Absolutismus. F r a n k f u r t / M . - B e r l i n - M ü n c h e n (Diesterweg) 4 1 9 7 0 , S. 3 1 6 (vgl. 320). Ebenso, mit Austausch des Verbs, dies.: Weltgeschichte im A u f r i ß . A r beits- und Quellenbuch II. V o m Frankenreich bis zum E n d e des A b solutistischen Zeitalters. F r a n k f u r t / M . (Diesterweg) " 1 9 6 2 , S. 2 1 4 .
146
Kühnl (Hrsg.): Geschichte und Ideologie - s.o. A n m . 1 4 4 S. 60. D o r t ein ganz ähnliches Z i t a t zu Müntzer. 117 H a r a l d Scherrinsky I Walter W u l f (Bearb.): Geschichtliche Quellenhefte. H e f t 5. Das Zeitalter der Reformation und der Glaubenskämpfe. Frankfurt/M.-Berlin-München (Diesterweg) 7 1 9 7 2 , S. 5 3 ; Unsere Geschichte Unsere Welt. Bd. 2. München (Bayer. Schulbuchverlag) 1969, S. 96. 148 H a n s Herbert D e i ß l e r / F e r d i n a n d Großarth (Bearb.): Geschichte für Realschulen. Bd. 3/4. V o m Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Frankf u r t / M . - B e r l i n - B o n n - M ü n c h e n (Diesterweg) 3 i 9 6 8 , S. 2 7 . XLIV
Verfälschungen in so wenigen Sätzen unterzubringen, muß die Verfasser einige Anstrengungen gekostet haben. Müntzer hat sich keineswegs als >einer von den Zwickauer Schwarmgeistern betrachtet und verhalten, schon gar nicht während des Bauernkrieges, vier Jahre nach seinem Zwickauer Aufenthalt. 1 4 9 Die Bauern in Thüringen verübten keinerlei >grausame G e w a l t t a t e n oder gar >Mordegeführt< haben. Das angebliche >Morden< solle Müntzer als die >Ausrottung der Gottlosen< angesehen haben und erbarmungslos vorgegangen sein - Müntzer hat auf der Folter bekannt, das von der ganzen Gemeinde gefällte Todesurteil über drei Gefangene >aus Furcht< verkündet zu haben. 1 5 1 Die reichen Quellenbelege geben, trotz der scharfen Verhöre durdi die Sieger, keinen einzigen Hinweis auf einen >Mord< der Aufständischen, womöglich noch auf Betreiben Müntzers. Der feierliche Auszug Müntzers aus Mühlhausen am 1 9 . 9 . 1 5 2 4 , anläßlich der Gründung des >Ewigen BundesAls Knecht mit dem Schwert Gideons< hetzte er in wilden Predigten das Volk zu Raub und Mord an. Kein Armer sollte arbeiten. Wenn er Korn oder Tuch nötig hatte, sollte er von einem Reichen nehmen, was er brauchte - >nach Christenrechtwider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern< auf. In Thüringen und an der Tauber trafen die fürstlichen Landsknechte auf die ungeübten und schlecht bewaffneten H a u f e n . Der Sieg der Fürsten war leicht, furchtbar das Schicksal der G e f a n g e n e n . . .« 154 Kein Satz über Müntzer ist auch nur halbwegs richtig, von Luthers Sentenz über die Rolle Müntzers in Mühlhausen 1 5 5 über Melanchthons Erfindung von der Abschaffung der Arbeit und einem >Diebstahls-Kommunismuslinksreformatorischen< Kritiker: »Schwärmer«. 158 D e r K a m p f des Bürgertums im ideologischen Bereich gegen jeden r e v o l u t i o n ä r e n Impuls - im Falle M ü n t z e r auf d e m Areal u n d mit den Behauptungen, die schon unmittelbar nach d e m T o d e des v e r h a ß t e n Gegners die Wittenberger festlegten - setzt sich also in den Geschichtsbüchern, w a s M ü n t z e r betrifft, auf unterschiedliche Weise fort, w e n i g s t e n s aber darin, d a ß m a n diesen M a n n - v o n dessen Kaliber die deutsche H i s t o r i e nun w a h r h a f t i g nicht v i e l e a u f z u w e i s e n hat - einfach übergeht. 1 5 9 158 Zu dieser Funktion des Begriffs, inkonsequent, Heinold Fast (Hrsg.): Der linke Flügel der Reformation. Bremen 1962 (Klassiker des Protestantismus Bd. IV - Sammlung Dieterich 269). S. X X V I I f.; Goertz, Innere und äußere O r d n u n g , S. ioff. 15» Vereinzelt kommt es inzwischen zu Versuchen, die wissenschaftliche Debatte über Müntzer in den Schulbereich zu vermitteln: Eberhard Werner H a p p e l : Thomas Müntzer und Martin Luther und ihre Stellung zum Bauernkrieg. I n : Peter Biehl ( u . a . ) : Kirchengeschichte im Religionsunterricht. Konzeptionen und E n t w ü r f e . Berlin/München 1973, S. 44-58 - die Tendenz zum Abblenden der politischen und sozioökonomischen Problematik ist erkennbar (vgl. S. 56); wesentlich differenzierter und die Gesamtarbeit der historisdien Bewegung einbeziehend eine Prüfungsarbeit am Seminar f ü r Studienreferendare in Tübingen - H e l m u t Woltag: Martin Luthers und Thomas Müntzers Auseinandersetzung im Bauernkrieg der Jahre 15 24-25. (Tübingen 1972, Masdi.). Den scharfen Kontrast der Lehrbücher in der D D R zu den bundesrepublikanisdien Geschichtsbüchern kann man nicht mit dem Hinweis abtun, d a ß Müntzer f ü r die Ausbildung eines »Nationalbewußtseins« und zur Rechtfertigung des Systems« in der D D R als >Vollendung der revolutionären Traditionen des deutschen Volkes« zu dienen habe. Zweifellos hat auch die Darstellung Müntzers eine Funktion bei der Ausbildung eines sozialistischen Bewußtseins«, dies f ü h r t jedoch nidit zwangsläufig zur Verzeichnung des historisdien Bildes. Müntzer erhält relativ breiten Raum, Biographie und Bestrebungen werden nadi dem fortgeschrittensten Stand der Forschung behandelt (Lehrbuch f. Klasse 6 der Oberschule. Berlin (Volk und Wissen) 1968, S. i79ff., i 8 j f f . ; U n terriditshilfen Geschichte 6. Klasse. Berlin (Volk und Wissen) 1971, S. 264$.). Der theologische Ansatz Müntzers ist, nach dem Vorgang Engels' und Smirins, stark rationalistisch ausgelegt und direkt in protosozialistischem Sinne aktualisiert. D a m i t kehrt, ganz konsequent, die X L VII
Die W i r k u n g e n eines Unterrichts, in dem solche Bücher verwendet werden, sind k a u m präzise zu erfassen. O h n e großes Risiko kann m a n weithin schlichte Unkenntnis darüber, wer M ü n t z e r w a r , v o r aussetzen. Indizien lassen sich e t w a der Musterung v o n Kritiken und Diskussionsbeiträgen zu Dieter Fortes p r o v o k a t i v e m
Schau-
spiel >Martin Luther & T h o m a s M ü n z e r oder Die Einführung der Buchhaltung< entnehmen - fast die gesamte Debatte drehte sich um den angeblichen H e r o e n s t u r z Luthers, nur pauschal wies man gelegentlich Fortes angestrengte Stilisierung Müntzers zum sozialistischen H e l d e n ohne fortune in den Besprechungen zurück. 1 6 0 U n d Belege über Müntzers P l a t z in der Gemeindefrömmigkeit - sofern er da überhaupt v o r k o m m t - sind noch schwerer zu erhalten; zweifellos w ä r e bei manchen Freikirchen und Sekten eine ganz andere W e r t u n g zu finden als e t w a im L u t h e r t u m . 1 6 1
Problematik der dominierenden marxistischen Forschung zu Müntzer, im Rahmen der Debatte um die >frühbürgerliche Revolution«, nun in den Schullehrbiichern wieder. 160 Nur ein einziges Beispiel, aus der Schreibmaschine eines Mannes, der immerhin manches von Müntzer zu wissen scheint: »Thomas Müntzer zum Beispiel, der angebliche Sozialrevolutionär. Er ist nur aus seiner chiliastischen Besessenheit heraus zu verstehen, und die ist gerade nicht >ideologisdier Überbau«, sondern Fundament und primäre Voraussetzung. . . . Gewiß hat er einen Idealzustand verheißen, der mit dem vom Kommunismus verheißenen Ähnlichkeit hat, aber auch den hat er ausschließlich chiliastisch-eschatologisch aufgefaßt. Er war kein Klassenkämpfer, übrigens seiner Herkunft nach auch kein Proletarier«; er war ein mystischer Prophet in der Nachfolge Daniels und einer, der an Blutrünstigkeit den Schlimmsten seiner Epoche nicht nachstand.« (Philipp Wolf-Windegg. Basler Nachrichten. 7 . 1 2 . 1 9 7 0 ) . Der höchst aufschlußreichen Debatte um Fortes Stück genauer nachzugehen und den Text selbst auf Geschichtsverständnis, methodisches Prinzip, Quellenbehandlung und interpretatorische Implikationen sowie das Verhältnis dieser Momente zur Dramaturgie hin zu analysieren, muß späterer Arbeit vorbehalten bleiben. Forte selbst sitzt übrigens - um des erzielten Bühneneffektes willen? - der Müntzer-Legende auf, bei der szenischen Andeutung der Schlacht bei Frankenhausen (Dieter Forte: Martin Luther & Thomas Müntzer oder Die Einführung der Buchhaltung. Berlin 1971, S. 124) - wie ähnlich der Sozialist Friedrich Wolf (Thomas Müntzer. Der Mann mit der Regenbogenfahne. In F. W . : Zwei Dramen aus dem Bauernkrieg. Berlin ( D D R ) 1959, S. 203). 161
Einige Anmerkungen bei Zschäbitz, Wiedertäuferbewegung, S. izff.
XLVIII
Die Verfremdung Müntzers durch die Lutherische wie - mit anderer Stoßrichtung - durch die katholische Polemik hat es im Lauf der Jahrhunderte dahin gebracht, d a ß dem allgemeinen Bewußtsein der bürgerlichen Gesellschaft der einst im theologischen Streit und im politischen Kampf Unterlegene fast völlig ausgelöscht ist. Freilich, inzwischen kann die bürgerliche Öffentlichkeit den >Theologen der R e v o l u t i o n nicht mehr einfach verleugnen. Immer mehr Kritiker dieser Gesellschaft führen seinen Namen im Munde, und Sozialisten unterschiedlicher Gruppierungen berufen sich allenthalben auf seine Bestrebungen. So ist auch das Interesse der Theologen - wie oben angedeutet - nicht aus >reiner< Neugier geboren, und die marxistische Forschung darf sich da schon einen gewissen >Erfolg< zuschreiben. 162 Jetzt w i r d die bürgerliche A b w e h r einer Aktualisierung Müntzers, einer Erinnerung an in ihm konkrete Tradition der Anstrengung zu r a d i k a l e r gesellschaftlicher Veränderung hin zu einem Sozialismus, bereits übers Fernsehen verbreitet, das Thema >Müntzer und Luther< mit Unterstützung wissenschaftlicher Autoritäten abg e h a n d e l t 1 6 3 - e s bleibt aber alles schön im ideologischen Innenraum, von Klassengegensätzen und dem Bezug theologischer Konzeptionen zu ihnen ist nicht die Rede. U n f r e i w i l l i g offenbart sich jedoch das Klasseninteresse in der scheinbar wissenschaftlich-sachlichen >DokumentationGlaubwürdigen Unterrichts der wohl im Auftrage und vielleicht in der Kanzlei des katholischen Herzogs Georg von Sachsen verfaßt wurde. Insofern ist der Titel des Bandes, >Die lutherischen Pamphlete gegen Thomas Müntzers in diesem Punkt nicht ganz zutreffend, läßt sich aber rechtfertigen. Denn zum einen wurde die Schrift aus dem katholischen Lager sicher auch herausgebracht, um die schon erschienenen Darstellungen aus Luthers Kreis zu korrigieren und ihnen eine Deutung im Sinne Herzog Georgs entgegenzustellen. Zum anderen bezieht sich Johann Agrícola mit seinem »Nützlichen Dialogus< vermutlich dann seinerseits auf die Version der katholischen Seite und will nun ihr entgegenwirken. Eine der hier neu vorgelegten Schriften, Agrícolas »Auslegung des i^.Psalmss ist seit dem Jahre 1525 überhaupt nicht wieder gedruckt worden; vom »Glaubwürdigen Unterricht« gibt es einen Teildruck vom Ende des vorigen Jahrhunderts an versteckter Stelle, von Melanchthons >Historie< eine modernisierte, nicht zuverlässige Fassung in einem schwer erhältlichen Band von 1933. Lediglich der >Dialogus< ist in letzter Zeit nach dem Erstdruck neu zugänglich gemacht, und nur von Luthers Texten findet sich eine kritische Ausgabe. 1 1
Die Drucklegung des vorliegenden Bandes hat sich aus Gründen, die der Herausgeber nicht zu verantworten hat, beträchtlich verzögert. Unmittelbar v o r Beginn des Satzes erschien, herausgegeben von der Akademie der Wissenschaften der D D R und bearbeitet unter der Leitung von A d o l f Laube und Hans Werner Seiffert, ein B a n d »Flugschriften der Bauernkriegszeit< (Berlin ( D D R ) 1 9 7 5 ) , in dem im A b schnitt »Zur Entstehung der Müntzer-Legende< die Texte N r . 1, 3, 4, 6 und 7 der vorliegenden Ausgabe nach den Erstdrucken im Neusatz abgedruckt sind. D e r Band enthält einige W o r t - und Sacherklärungen zu LI
O b w o h l also die T e x t e eine sehr unterschiedliche Überlieferungsund Druckgeschidite haben und der Interessent in neuerer Zeit a u f ganz verschiedene Vorlagen zurückgreifen konnte oder mußte, sind auch diejenigen Schriften mit aufgenommen, die gegenwärtig leichter zugänglich sind. Es sollen die T e x t e gemeinsam vorgelegt w e r den, die v o n den Wochen nach Müntzers T o d an bis in unsere Zeit die M ü n t z e r - D a r s t e l l u n g direkt oder indirekt bestimmt haben und die noch heute in vielen Äußerungen über T h o m a s M ü n t z e r f o r t wirken.
Zur Textgestaltung und zu den Vorlagen D a die Absidit mit dem Bande ist, Arbeitsmaterial möglichst vielen leicht zugänglich zu machen, konnte allein schon mit dem Gedanken an den Preis eine kritische Ausgabe nicht in Frage kommen. Ursprünglich war, um trotz der relativ umfänglichen Textsammlung eine erschwingliche, gleichwohl zuverlässige Ausgabe bieten zu können, der fotomedianische Nachdruck der Erstausgaben aller Texte vorgesehen. Vermutlich bereitet aber vielen heutigen Lesern die Lektüre der frühneuhochdeutschen Frakturtypen einige Schwierigkeiten. Deshalb sind die Texte in einer modernen Antiqua neu gesetzt. Um einen Eindruck von den Originalen zu vermitteln, werden die Titel und eine Textseite der Vorlagen zusätzlich fotomechanisch reproduziert. Am Prinzip, die Fassung der Erstdrucke wiederzugeben, ist festgehalten worden. Bedeutsame Abweichungen in Nachdrucken sind in der Regel in den Erläuterungen vermerkt. Lautstand, Orthographie und Interpunktion der Originale sind unverändert geblieben, mit folgenden Ausnahmen - zu einer gewissen Leseerleichterung - , die sämtlich Eigenarten der Schreibbzw. Druckweise des frühen 16. Jahrhunderts betreffen und an der sprachlichen Fassung der Texte nichts verändern: v- im Wort- und Silbenanfang, wo es für lautlich u- steht, wird als solches gedruckt (also >und< für >vndursach< für >vrsachunuberwindlich< für >vnvberwindlichvorteylverdingenvleysEvangelion< für >Euangelionfrevel< für >freuelbevolhen< für >beuolhengenugfruchtthunja< für >iajenigen< für >ienigenIchwenn< für >wenkommen< für >komenund< für >vndasdaß< für >dzver-< für >v'-der-dar-< für >d'-etc. unerschrockenem u n d unüberwindlichem geyst (wie sie sich r h ü m e n ) allzu guetig u n d s a n f f t / das sie solchen k ü n e n mut u n d t r o t z nicht mügen daselbs beweysen / D a r u m b er auch grewlich schreyet u n d k l a g t / E r müsse viel leyden / so doch sie bisher n i e m a n d w i d d e r mit f a u s t noch m u n d noch fedder h a t angetast / u n d t r e w m e n y h n selbs eyn gros k r e u t z / das sie leyden / So gar leychtfertig u n d on ursach mus der S a t a n liegen / Er k a n doch ja sich nicht bergen. N u ist m y r das eyne sondere f r e u d e / das nicht die unsern solch wesen a n f a h e n / U n d sie auch selbs wollen gerhümet seyn / das sie unsers teyls nicht s i n d / n i c h t s v o n uns gelert noch e m p f a n g e n h a b e n / S o n d e r n v o m hymel komen sie / u n d hören G o t t selbst mit y h n reden / wie mit den Engeln / u n d ist eyn schlecht ding / das m a n zu W i t t e m b e r g den glauben u n d liebe u n d creutz Christi leret. Gottes stym (sagen sie) mustu selbst hören / u n d Gottes werck y n n d y r leyden / u n d f ü l e n wie schweer deyn p f u n d ist / Es ist nichts mit der schrifft / J a Bibel Bubel Babel etc. W e n n w y r solche w o r t v o n y h n e n redeten / so were y h r creutz u n d leyden (acht ich) theurer / denn Christus leyden / w ü r d e n s auch hoher u n d mehr preysen / also gerne wollt der arme geyst / leyden u n d creutz v o n y h m gerhümet haben. U n d mügen doch nicht leyden / das m a n ey wenig an yhrer hymelischen stym u n d Gottes werck zweyffel o d d e r bedenck neme / S o n d e r n wollens stracks mit gewallt gegleubt haben / on bedencken / das ich h o h m ü t i g e n stoltzern heyligen geyst ( w o ers were) w i d d e r gelesen noch gehört habe. 3
5
10
15
20
25
30
35
40
F
ordit und zittern sey eym yedern der ubel thut / R o .2. Das du die Epistel Pauli also ubel misbrauchst / erbarmt mich / Du wilt die bosswichtischen oberkeit dardurch bestettigen / ynn aller masse / wie der Bapst Petrum und Paulum zu stockmeystern gemacht / Meynstu das Gott der H E R R seyn unverstendlich volck nicht erregen könne / die Tyrannen abzusetzen ynn seynem grym? Osee am . 1 3 . und .8. H a t nicht die mutter Christi aus dem heyligen geyst gered / von dyr und deynes gleichen weyssagende / Luc . 1 . Die gewaltigen hat er vom stuel gestossen / und die niddrigen (die du verachst) erhaben? Hastu ynn deyner lutherischen grutz und ynn deyner Wittembergischen suppen nicht mügen finden / was Ezechiel an seynem .37. capitel weyssagt? Auch hastu ynn deynem Martinischen bawrendreck nicht mugen schmecken / wie der selbige prophet weyter sagt / am .39. underschied / wie Gott alle vogel des hymels fordert / das sie sollen fressen das fleysch der fursten / und die unvernunfftige thier sollen sauffen das blut der grossen hansen / wie ynn der heymlichen offenbarunge am .18. und .19. beschrieben. Meynstu das Gotte nicht mehr an seynem volck denn an euch tyrannen gelegen? D u willt unter dem namen Christi eyn heyde seyn / und dich mit Paulo zu decken. Man wird dyr aber die pane verlauffen / da wisse dich nach zu halten / Wiltu erkennen Danielis .7. wie Gott die gewalt der gemeyne gegeben hat / und für uns erscheynen und deynen glauben berechen / wollen w y r dyr das gerne gestendig seyn / und f ü r eynen gemeynen bruder haben / Wo aber nicht / werden w y r uns an deyne lame / schale fratzen nichts keren / und widder dich fechten / wie widder eynen ertz feynd des Chri sten glaubens / D a wisse dich nach zu hallten / Geben zu Franckenhausen Freytags nach Jubilate. Anno. 1 5 2 5 . Thomas Müntzer mit dem schwert Gedeonis. Bruder Albrechten von Manssfeldt zur bekerunge geschrieben.
G
nad und fried ynn Christo unserm heylande. Edler graff und herre / Ewer schreyben haben w y r erlesen / und bedancken uns Christlicher versamlungen und trewlichs erbieten / so yhr gegen uns 22
gethan / Wiewol ynd solchem ubersenden / den armen leuten zu Odersleuben und Pfiffel das yhre entfrembdet. etc. Jedoch ernennen wyr euch und den ewren eynen Christlichen tag / mit dreyssig pferden / ungeverlich zu haben / morgen freytags umb zweliT hören / zu Mertens Rita f ü r der brücken zuerscheynen / Darzu geben wyr euch bey Christlichen trewen mit unserm angehafften Sigill unser sicher ungeverlich geleite / und sicherunge zu und abe / bis widder ynn ewer gewarsamkeyt / one alle geverde / Auch ynn solcher mass / das yhr euch auch mit ewrem anhange / mitler zeyt / kegen das armut und Christliche versamelunge friedlich haltet / und uns widderumb geleit / ynn massen wyr euch thun / zuschickt / darnach wyr uns zu richten / Euch Christliche trew zu erzeigen sind wyr geliebt / Bitten schrifftlich antwort / Datum donnerstags nach Jubilate. Anno .25. Christliche versamlunge zu Franckenhawsen. Dem Edlen graffen und herren Albrecht / zu Manssfeldt Christlichem fursteher .etc. unserm herren und freundlichen bruder ynn Christo.
Martinus Luther
D
isse zween briffe an Graffen Albrecht herren zu Manssfelt / komen daher / das der selbige graffe aus Christlicher guter meynung sich schrifftlich gegen die bauren zu Franckenhausen erbotten hatte / eynen freundlichen vertrag mit yhren oberherrn zu suchen / und dahyn helffen handeln / das blutvergiessen vermidden wurde / Darauff sie yhm / wie yhr brieff laut / den freytag nenneten / auff yhr geleite / Aber weyl am selbigen freytage geschefft für fielen / empot der selbige Graffe und herr widerumb schrifftlich / und stymmet den nehisten Sontag hernach / Unn des schickts Gott / das Thomas Müntzer aus Molhusen gen Franckenhusen komet / Der selbige meynet villeicht / Graff Albrecht thet solchs aus furcht und verzagunge. U n d schafft so viel / das die bauren dem graffen keyn antwort gaben / und also der vertrag nachblieben ist / Sondern Müntzer selbs / schreib diesen briff / wie du siehest. 23
Aufi disse hochprechtige wort des Müntzers / haben sich die armen leute verlassen / und gemeynet der heylige geyst reddete durch Müntzer / sind also verfuret / und leyder mehr denn .j.tausent auf! eyn mal umb leyb und seele komen / O des elenden 5 jamers / Das wolt der teuffei haben / Das sucht er auch noch an allen andern auffrürigen baurn / U n d were noch alles zuverklagen / wenn nur yhrer seelen geratten were / Aber weyl sie ynn öffentlichem ungehorsam / untrew / meyneyde und Gottes lesterunge bis ans ende verharret und verstockt / ist zubesorgen / sie sind ewiglich 10 verloren. H e r r Gott / yhr elenden rottengeyster / wo sind ( B 3 r ) nu ewre wort / da mit yhr die armen leute erregt und gehetzet habt? Da yhr sagtet / sie weren Gottes volck / Gott stritte f ü r sie / eyner wurde hundert erschlahen / ja mit eym viltzhut wurden sie funffe tod 15 werffen / U n d die büchssen steyne wurden zu rücke keren ym schiessen und die feynde treffen? Wo ist nu Müntzers ermel / darynn er wollt alle büchsen steyn fahen / die widder seyn volck geschossen würden? Wer ist nu der Gott / der solche verheyssunge durch den mund Müntzers fast eyn jar lang geschrien hat? 20
Wer nu an dissem öffentlichem urteyl Gottes / das er mit zorns that beweyset hat für aller wellt / sich nicht keren nach lernen will / wie disse rottengeyster widder Gott gewest / und eyttel lügen gefuret haben / der wil yhe mutwilliglich und wissentlich verfuret und verdampt seyn / Was sollten da helffen / predigen und ver25 manen / wo nicht hilfft solche greyffliche that und erfarunge? Solchs alles schreibe ich und lasses ausgehen / nicht das ich mich frewe / seyns und der seynen Unglück / denn was ist myr damit beholffen? der ich nicht weys / was Got über midi noch auch beschlossen hat / Sonder das ich gern wolte warnen alle andere 30 auffrurer und verhüten / das sie nicht auch ynn gleich urteyl und zorn Gottes fallen / und sich der schedlichen falschen propheten / durdi solch urteyl Gottes erkand / entschlahen / und sich zum fride und gehorsam geben / wie Got gebeut und haben will / Denn wiewol myrs trefflich leyd ist / das die armen leute so jemerlich ver35 füret / und umb leyb und seele komen sind / So mus ich mich doch des ja frewen / das Gott eyn urteyl gefellet / und die sache (B3 V > gerichtet hat / das wyr wissen und sicher bekennen mügen / wie die rotten geyster unrecht und feischlich geleret haben / das yhre lere und predigt Gotte widder und von yhm verdampt ist / Das dienet 24
dazu / das man sich h y n f u r t dafür huete / und leyb und seele durch das recht wort Gottes besser beware. Am ende / bitte ich alle frome Christen / wollen doch helffen mit ernst Gott bitten / das seyne Göttliche gnade wolte dem teuffei weren / und seynen zorn von uns wenden / Denn die baurn sind so tieff und hart verstockt und unsinnig worden / das sie widder sehen nach hören und hilfft keyn predigen / keyn schreyben / Got alleyne mus helffen / sonst wird durch unser thun und rad / des jamers kein ende. Es ist nymer predigens / sondern bittens zeit / der zorn ist angangen / mit beten müssen wyr weren / wie Aaron mit dem reuchfas weret dem fewer. Die H e r r n und oberkeit / bitte ich auch umb zwey stucke / Das erste / wo sie gewynnen und obligen / das sie sich des ja nicht uberheben / sondern Gott furchten / für wilchem sie auch fast strefflidi sind / Denn das yhn Gott den sieg gibt / thut er nicht darumb / das sie so gerecht und f r u m sind / sondern wie Moses zun kindern Israel auch sagt von seynen gottlosen / darumb das got den bauren ungehorsam und Gotslesterung sampt aller yhrer missethat straffet. Das ander / das sie den gefangenen und die sich ergeben / wollten gnedig seyn / wie Gott yederman gnedig ist / der sich ergibt und f ü r yhm demütiget / Auff das nicht das wetter sich wende / und Gott den baurn widderumb den sieg gebe / Got helffe uns bald zum seligen fride. Amen.
25
m ¿rttt gtjcÇm v f t t w y f « r ttwçltcb ^wlefcm Í£wn4mmgbo trojiltdS? anjugttyfftn ftagtttftw/bftttb ^ob«m öffentlich und und tröstet sichtiklich / D a ward er weyter gefragt / ob man zum glauben kerne durch das gehöre / wie S. Pauel lernet? Sagt er / Ja. Was ist den das gehöre? Das wort Gottes. Was ist denn das wort Gotes / ist es nicht das Evangelion? Ja. Was ist Evangelion? Antwort er mit nidergeschlagenem kopffe / er wüste es nicht / er wer der schrifft nicht fast bericht / er künde auff solche frage nicht antw o r t e n / und disser war durchs gantze land beruffen / er hette gesichte und trewme / und were under disser rotte eyn Capitener. Also verfuret der teuffei die leutte / blendt und verstockt sie / das sie widder Gott noch seynes sons Evangelion wissen / und schreien sich doch aus / als seyn sie die ausserwelten.
Des andern tags hernacher war eyner aus den furnemsten disser teuffels schulen / und do er räum gewan zureden / sagt er / da man yhn fragt was er itzund von seynem schülmeister Thomas Müntzer hielde / die weil er f ü r äugen sehe / er ginge mir mordereye und 30 rottereye umb / er künde es nicht richten / Denn alles was Thomas auch eusserlich tette / wer eyn geistlich / nicht eyn leiplich / ynnerlich / nicht eusserlich todten und morden / U n d do es weitter zureden kam / sprach er / man drunge seere auff Christum / was man wol eym thun wolde / der eyn Jude were / und hielte / Christus 35 were nie yns fleisch auff erden geboren / ob er drumb nicht (Bv v > kund selig werden / wenn er (per impossibile) ynn Gott gleubt? Es ist lecherlich und doch grewlich / wenn man Gottes gericht ansihet / das Thomas stedts bey sich hat / eynen alten man und eyn jungen / die haben alle nacht trewm und gesicht / und des morgens 40 legt er die trewme und gesichte aus / dar von predigt er und schreiet 56
denn gleich als kund der teuffel / die armen leut nicht also mit larven und gesiebten verfuren. Das ertzele ich darumme / das eyn yeder sehe wie weit disse arme elende leute von Gotte sein abgelauffen / und wie yhnen / die weyl sie Gottes wortt verachten / new fundlin finden / und sundigen auff Gotts barmhertzikeyt / mit zorn und Ungnaden gelonet wird / und wyr / die wyr das liecht häben / ursach gewinnen uns für Got zufurchten / ynn seynem erkentnis und Hechte wandeln / und eynen vatter nennen / der uns für solchem grewlichem fall gnediklich wolle behutten / AMEN. Got ist eyn freuntlicher breutgam syner geübten / er lest sie allererst verworfene dinstmegde seyn / bys das er sie bewere / do sieht er an die nydrigen ding / und verwirfft die hohen. Psal. Cxij. i. Regum .ij. Deuter .xxxij. David ym geist verkündiget / wie es sol mit dem Evangelio zugehen / nemlich das es verkun- ( B 6 r ) digen werde Christum die ewige wäre sonne / die do lauffen wird von eym ende der weit / bis ans ander ende / das ist / das Evangelion werde ausgepredigt werden über alles was lebt auff erden / welche predigt das wirdien sol / das sie verkundige Christus sey eyn breutgam / der do fried und freud uns gemacht hat mit Gotte und allen das do ist ym hymel droben und auff erden herunden Eph. i. Coloss. i. Weichs do seyen die reichen schetze die Gott durch Christum zugeben verheissen hatte / das ynn Christo alles das süsse / lustigk / lieblich / und seliklich sey / das für Christus zukunfft und ausgang aus der schlaffkamer / schrecklich war und verdamplich. Alse wan das gesetze Gottes sagt / du solt Gott lieben über alle ding / adder must sterben / Du solt nichts begeren /adder must sterben / so ist es myr eyn unfruntlich wort / Wen aber das Evangelio kompt / und sagt der breutgam ist hie / wer des stymme höret der ist seyn freund Joh. iij. so ist myr das gesetze nicht meer schrecklich sondern heilig / kostlich / gold und silber wie es hie auch auff die weyse der prophet ausstreycht / und Petrus beweisset auff dem berge Thabor Luce. x. So fert dysser schwartze teuffel eynher mit seyner Verwunderung/ leiden tieffstem unglauben / lallet und schwatzt vergebens / und weis selbs nicht was / furets entlich widderumb auff das eusserliche werck Gottes / auff die Gottlosen zutodten und würgen wie folget. (B6 V > Die allegat aus dem psalm / Samuel und Mose / lautten alle von den / die für der weit unrecht und gewalt leiden beschwerd
und underdruckt werden / der Schützer wil Gott seyn / Denn hoch sitzt er / aber tieff sihet her / So zeuhet er es wie du sehen wirst / auff sich und seyne rotte / den Gott als den verachten und stinckenden f ü r der weit / gewalt geben habe / die gottlosen todtzuslahen. 5
10
15
Es scheynt wie die Gottlosen / ewig solten das regiment behalten / aber der breutgam kummet aus der schlaffkamer wie ein gewaltiger der wol betzecht ist / der es alles verschlaffen hat / was seyn gesinde anrieht / Psalm. Ixxvij. Ach do müssen wyr bitten / ich meyne es sey tzeyt / Exurge quare obdormis. Da hat der HERRE ja ynn dem schifflein geschlaffen / das der storm wynde der frechen gottlosen / das sehyffleyn gantz schier zubodem geworffen hette / Do steht der breutgam auff von seyner schlaffkamer / wenn man die stimme (B7r) des warhafftigen besitzers ynn der sele höret / Johan. iij. Darnach frawen sich alle auserweleten mit Jhesu / sagen Luce am.xij. Ich mus mit eyner andern tauffe übergössen werden / denn mit der tauffe Johannis / und ich werde seere gepeyniget / das ich solchs volfuere. Das stymmet gleych eyn mit dissem Psalm. Exultavit ut gigas / Er ist wunsam gewesen / wie ein riese seyne strasse / zuwandern.
20
Hie sihestu aber mals den dampf! und rauch der teuffels nasen / denn er heist leiden nichts anders / denn die gotlosen zu todtslahen / der breutgam ist nu auch kein ander breutgam / denn ein blutbreutgam / wie Moses weib über Moses schreit / das ist / das sie blut vergiessen sollen / also gar kan der teuffel seyn eygen schalckheit 25 nicht schweigen / ja er mus aus Gottes gericht und urteil seyn eygen namen ausschreien / wie der kukuck / und wie der wolff schreiet / lam lam / also schreit der teuffel / slahe todt die Gott losen / slahe todt die Gottlosen / wenn er auch von der rechten leere / darynne er etwas vermeint zuseyn / sali reden / Disses greuwels und flammen 30 ( B 7 v ) des teuffels / hat Thomas zu Alstet zeichen gelassen / das / wenn man ynn der Messe die Epistel lass / so sang man alweg hinden dran / des teuffels reim / den er füret. M a n soll die fursten zu todt slahen / und yhr heuser vorbrennen. 35
Wan eyn mensche seynes ursprungs gewar wyrd / ym wylden meer seyner begegnung / Wan erh nun mitten ym schwanck ist / so mus er thun wie eyn fisch der dem faulen wasser von oben
58
ernydder nachgangen ist / kert widderumb / schwymmet / klimmet das wasser widder nauff / auff das er ynn seynen ersten Ursprung muege kommen / Die ausserweleten muegen nicht zu weytt von Gote kommen Ehr sendet aus seyn fewer Luce .xij. für wilchem sich niemand verbergen kan / das es seyn hertz / 5 seyne gewissen nicht ( B 8 r ) solt treyben / Wye wol die auserwelten mechtige grosse sunde thun / treybt sie doch das fewr yhres gewissens / zum ekel und grewel der sunden / Wenn sie solchs betrubniss und grewels wilfertig des selben pflegten / den können sie nicht sundigen / Das heys ich die langweyll / die den 10 wollustigen schweynen so spottisch ynn die nasen geett. Wie gerne ist doch der teuffel unsers Hergottes äffe / wie gerne wer der teuffel Gott / Disser man ist nun bericht des weges zu Gott / auff das aller ertigst und so einfeltig und ordentlich / das es Thomas gewislich selbs nicht verstehet / itzund leret er yhn weitter / wie er sich halten sol / wenn er underweylen des wercks Gottes nicht recht w a r n y m p t / das ist / das er die frechen Gottlosen nicht erwürget / und wie er widder ynn seynen ersten ursprung komen sali / hie müssen disse auserwelten eytel stockfische werden / feintlich lecken / zappeln unde swimmen / auff das sie ja nicht vernunfftig bleiben sonder thierer werden. Ynn der Christlichen kirchen seyn zwey stucke / die Christus Luce ultimo befylt seynen jun- d r e y b t / übet / schneyttelt / beschneyt die w e y n r e b e n / die d o stehen y m weynstock / J o h a n ,xv. wünschen z u l e t z t dis fleysch zugelosen u n d mit Christo nach der t o d t u n g d e s alten A d a m s / widderaufferstehen u n d ewigklich regiren / k u r t z u m b die busse / 10 die w y r t h u n unser lebenlang nennet disser geyst die langweyle / u n d gibt es über dem f r e y e n willen / das es an den liege / die fische seyn y m wilden merhe / w i d d e r über sich zu schwimmen / w e n n sie gewar w e r d e n des eckels der sunde / das denn nicht w a r ist / u n d G o t t nicht leyden k a n / des gnade durch C h r i s t u m uns ertzeiget / 15 durch disse lere geschmehet / u n d auffs hoste gelestert w i r d . Disser teuffei sagt / W e n n eyn mensch seyner sunde gewar w y r d / so t r e y b e y h n der eckel der sunde zu G o t t / u n d y n n die studierung und y n n die Verwunderung / das ist auff gutt deutsch gesagt / der mensch k a n v o n y h m selbst G o t t kennen / u n d b e d a r f ! Christus 20 n y r g e n d zu / W i d d e r u m b / w e n n er auss seym ersten u r s p r u n g / d a r e y n er eyn mal k o m m e n ist / abfeilet / so k l i m m e t u n d w i m n e t er so lange / u n d ist y n n der langweyle / bis er w i d d e r h y n e y n k o m p t / das ist auff deutsch gesagt / der mensche h a t keyne sunde so gross / er kan y h r v o n y h m selbst loss w e r d e n / u n d bedarff 25 Christus n y r g e n d zu / D a s heyst ja / meyn ich / G o t gelestert / U n d das d u r f f e n sie noch r h u m e n / G o t t leere sie es / w e n n er mit y h n redet / u n d e dis sey die s t y m m e des ( C v ) w a r h a f f t i g e n besitzers / die y m hertzen gehortt w i r d . G o t t sagt aber / durch C h r i s t u m y m Evangelio / k o m m e n w i r zu 30 y h m / u n d w e n n w y r v o n y h m fallen auss schwacheyt unsers fleyschs so r u f f t uns Christus geyst w i d d e r zu G o t t e / der f ü r uns bittet u n d flehet / G o t t w o l d e uns unsere sunde nicht f ü r sunde rechen / h i l f f t uns / reicht uns die h a n d t y n n der n o t t u n d sterckt unser s d i w a c h e y t / R h o m a . viij. disse hulffe aber haben die armen leutte nie e n t p f u n 35 den / d a r r u m b müssen sie die G o t t e recht v e r t r a u w e n wollustige schweyne heyssen / denn sie sind disses geystes u n w i r d i g / w e r d e n auch v o n y h m nicht regiret / sondern v o n dem / der also durch sie / aus seyner nasen rauch dampff u n d aus seynem halse flammen u n d feur speyt / dardurch er des w a r h a f f t i g e n geysts lere gedenckt u n 40 terzudrucken / Aber G o t t w i r d es y h m weren / A m e n . 6o
Welche vorfluchen das alte Testament / disputiren / verschumpiren das gesetze auffs von wercken und
haben
dennoch
nicht
die meynung
Pauli
vil aus Paulo eusserlichste /
/ sollen
sie auch
zu
prasten. S t a hans sta / wie reist sich hie der geyst / w i e lebt er / wie t o b e t er / wie ist er dem P a u l o also f e y n d / er thut hie eben als w e n n Christus ( C i j r ) v o n den menschen die teuffei austreybt / er weys y h e n y r g e n d zu bleyben / ist gifftig auff die / die l a n g w e y l nicht annhemen / die weyl sie C h r i s t u m y m alten testament / den vettern verheyschen / annhemen und gleuben / der das gesetze für uns erfüllet / die w a n d zurissen / und unsere handtschrifft / erobert / das ist / uns v o n sund und gewissen erlediget / v o m teuffei g e f r e y t / y m t o d t gestercket / A b e r sihe zu / wie feyn er v o n dem gesetze predigen w i r d . Das gesetze Gottes ist klar / erleuchtet die äugen der ausserwelten / macht starblint die gottlosen / ist eyn untadliche lere / wenn der geyst der rechten / reynen forcht Gottes / dadurch ercleret wirdt / welchs geschickt / wenn eyn mensche seynen hals für die warheyt setzet / wie Christus sagt Luce xij. Sehe da hastus / wiltu nach m e h r v o m gesetze? Ich m e y n e j a sey anders aus S. P a u e l getzogen / denn die wollustigen schweyne thun / der geyst kans / gesetze heyst nicht das den zorn wircke / j a es macht das eyn mensche seyn hals setzet für die w a r h e y t / also gar weys der geyst nicht w a s er lallet / g y b t dem buchstaben u n d ( C i j v ) dem f r e y e n w i l l e n / das er sol C h r i s t o geben / der alles lieblich macht auch den tod / was sunst schrecklich ist / wie droben aus S. P a u l . E p h e . i. beweyset ist / D a s es w a r sey / wie ich y m ersten gesagt h a b e / des teuffels reich habe grosse / prechtige w o r t ane k r a f f t / Christus reich aber h a t t schlechte / eynfeltige / gerynge w o r t t / und vill k r a f f t / D e r teuffei w o l t gerne auch öffentlich / gleich wie y m hertzen C h r i s t u m und a l l e seyne Apostell / das ist seyn E v a n g e l i o n verleucken wie sie sich y n n der Verwunderung / y m tieffsten unglauben / y n n der speyung gen h y m e l hören lassen / y h n auch leyder a l l t z u b a l d w i d e r f e r t / und m u m m e l t doch / als w o l t er sie bleyben lassen / denn sie liegen y h m y m weg / und er k a n nicht furuber und w o l t doch gerne / N u er w i r d sich noch bas erfur thun.
61
Paulus hat solche werck des gesetzs gehotten / kurtzumb / sie seyn auch von notten / wie wol die gottlosen eytel sophistischen und den gedickten Paulum erfur brengen Das Paulum keyn mal getreumet hat / mus yhr allegat seyn / aus zum teuffei mit solchen predigern / Paulus sagt von den losen lumpen / do die gottlosen die ausserweleten mit verfuren / do kommen den ( C i i j r ) unser lose freche bachanten / und meynen sie haben es troffen / wan sie nur das 4. Capittel Rho. allegirn / wie Abraham umbsunst Gottes gnade uberkommen habe / nemen aber nicht dartzu das xv. Capitel genesis und den .JI. psalm. Beati quorum / werden ym selben Capitel durch Paulum allegiret / wie der mensche durch maniche stacheln seynes gewissens i von Gott zu erklerung der gnaden / die schon vor hyn drynnen ym hertzen wonet / getrieben wird.
5
10
15
Idi meyne ja er hab es y h m gesagt / lauff m y r mehr nach / Aber hilff G o t t wie hewet sich der geyst selbs ynn seyne Zungen / das grosse stucke eraus fallen / Er solt hie das maul auff thun und recht von dem ortt reden / denn es eben der ist / der unser selickeyt betrifft / u n d an welchem disser teuffei den tod frist / das weyss er 20 woll / d a r u m b schewet er sich / und will nicht h y n a n / Das gehöre des worts sol er leyplich bleyben lassen / so macht ers geystlidi / unde w a n d e l t die leyplich stymme des predigers y n n eyn lebendige stymme des geystes / der y m hertzen redet / H i e keret er es aber u m b / macht die gere- (Ciij v > chtikeyt / die alleyne f ü r G o t t giltt / 25 die er sol ynnerlich und geystlich bleyben lassen / eusserlich u n d leyplich / D e n n er sagt unverschampt / w y r werden f r u m f ü r Gotte nicht aus lauttern gnaden / sondernn durch maniche Stachel unsers gewyssens etc. Das ist durch werde u n d den fryen willen des menschen. 30
Er bewerd auch seyn ding hindersich / D e n n der .31. psalm sagt ja klerlich / wie y n n auch S. Pauel anzeuhet / das die alleyne selig sind / welchen G o t t die sunde zudeckt / unde nicht f ü r sunde rechnet / welchs ja gnade ist / nicht verdinst / Des gleichen thut auch das .xv. capittel Genesis / da es klar wird / wie A b r a h a m gegleubt 35 h a t / u n d ist f ü r G o t t gerecht geacht / ehe ehr yrgend eyn werck t h a n hatte. Summa / der teuffei mus y h m selbs eyn eygens machen / und aus Gottes gericht sich selbs mit seym eygen swerd slahen / wie er allzeyt pflegt also seyn lohn zuentpfahen. 6z
So hoch als Paulus auff den glauben treybtt ane vordinst der werck / also hoch treyb ich auffs werck Gottes zu leyden Esa. j. ]oh. vi. Was will hieraus werden / Itzund newlidi hat er gescholden auf? die falschen deuter San. Pauels / und gesagt / er gepiete die werde / ist ( C i i i j r ) auch ubel zu frieden gewest / das S. Pauel solt Abraham frum machen ane werck / und hie bekennet er öffentlich widder sich selbs / S. Pauel gehe dar mit umb und dringe darauff / Es werden alle menschen seligk aus lauttern gnaden / ane vordinst der werck / setzet widder S. Pauel / das S. Pauel dort auffdringe / er hierauff / Aber es gehet zu / wie er droben gesagt hat / yhr breutgam geet aus der schlaffkamer / und ist wol bezecht / und hat es alles verschlaffen / ya freylich verschlaffen / er wird ynn dissen Sachen die Gott angehen / nymmer mehr auffwachen / die yhm auch folgen / werden dissen weg nymmermer treffen. Ich concordiere mit Paulo / und nicht mit unsern schriffgelerten / die es stuckweysicher weyse / aus yhm gestolen haben wie die thiere des bauches Philipp, iij / das ist / die vordampten leyden nicht die wirckung Gottes. H i e merck auff wie der teuffei schneubet Darum tichten sie Christum zu eynem erfulier des gesetzes I auff das ( C i i i j v ) sie durch angebung seynes Creutzes / das werck Gottes nicht durffen leyden / Darumb ist die selbige faule / wormfressige Theologey / den alten phantasten allenthalben zuvergleichen mit dem meyster ynn der dornheck Wie phantisiert der Sathan / wie gutte satanische possen reyst er / Christus hat das gesetze nicht erfüllet / sunder / wyr / wyr mussens erfüllen aus uns selber / als solt er sagen / Bibel / bubel / babel / Christus / Chrestus / Chrima / Christus ist nie auff erden kummen / es ist eyttell erlogen / erticht ding mit Christo / es ist eyn lautter angebung seynes creutzes / ey es ist nichts darhinter. Umb Gottes willen was wunderen wyr uns ab disser Sathan / solch mord und ungluck ynn der weit stiffte / so er das unverschampt darff reden / Syntemal S. Pauel / den ich nun allererst erkenne / warumb yhn Gott vom hymel herab eyn auserweltes vas / nehmlidi dem teuffei zutrotz / geheyssen hatt / so klerlidi spricht Rhoma. iij. Nu aber ist
ane zuthun des gesetzes / die gerechtikeyt / die vor Gott gilt offenbart / betzeugt durch das gesetze und die propheten / Ich sage aber von solcher gerechtikeyt für Gott / die do kompt durch den glauben an Jhesum Christ / zu allen und auff alle / ( C j r ) die do gleuben / 5 Gal. ij. Doch weyl w y r wissen das der mensch durch die werck des gesetzes nicht rechtfertig wird / sondern durch den glauben an Jhesum Christ / so haben w y r auch an Jhesum Christ gegleubet / auff das w y r gereditfertiget werden / durch den glauben an Jhesu Christ / und nicht durch die werck des gesetzs / Den so durchs gesetz 10 gerechtikeyt kompt / so ist Christus vergeblich gestorben / G a l a , iiij. Christus aber hat uns erloset von der vermaledeyung des gesetzes / do er ward eyn vermaledeyung für uns etc. Die gerechtigkeyt Gottes mus unsern Unglauben so lange erwürgen / bys das wyr erkennen das aller lust sunde ist / und wie wyr durch die luste zuverteydingen also hoch vertocket werden / do mus der mensche emsig seyn / das yhm die heymlichen luste / die mechtig / hinderlistig seyn / zuverstehen gegeben werden / Wenn der mensche do keyn entsetzen hat / lest er sich die luste regieren / Bebegen thut yhn genug / dan ist yhm widder zuratten nach zuhelffen / Das hat Paulus gantz sicherlich verkündigt 2. thimo iij. Er saget / es werden die leutte wollustig seyn / liebha- ( C j v ) ber der luste / und werden sagen / man könne das werck Gottes nicht erleyden / nicht verstehen 1 das ist / sie werden verleugnen die studierung die betrachtung des gesetzs / das das werck Gottes erkant wird / Do habt yhr kurtze auslegung über den i8.psalm sendet myr abschrifft adder copey des selben / Anno 1524 die lune post primam dominicam trinitatis.
15
20
25
Wie trotzig redt der teuffei widder Gott / und ist sunst also vertzagt / wenn er soll leyden / Des heyligen geysts rechtschaffene 30 kinder / seyn mutig ym leyden und sterben f ü r der weit / furchtsam und erschrocken für Gott / Psalm, cxlij. H E R R E gehe mit deynem diener nicht yns gerichte / Widderumb des teuffels gelydmasse laden auff sich Gottes gerichte und gerechtigkeyt / denn sie seyn schon bereyd drynnen / und Gottes gericht ist allbereyd über sie gangen / 35 wenn er sie wannsinnig und blind macht / und wenn sie yrgend sollen stehen für der gewald / do es yhn das leben kost / so verbleychen und verstummen sie / wie allen dissen geschehen ist / und ich von .D. C . Th. M. D. S. und yhren genossen gesehen habe. Gottes 64
k i n d e r t r o t z e n a u f l G o t t / denn sie haben eynen G o t t / der über yhn ( C 6 r ) heltt. Disse geyster sagen / wenn sie ghen h y m e l speyen / sie h a b e n keynen G o t t / und w o er nicht will zu y h n k o m m e n und mit y h n reden / so w o l l e n sie yhn verleucknen / das beweysen sie auch gröblich / das sie y h n verleucknet haben / und haben keynen G o t t / wenn es zum treffen k o m p t / denn er helt nicht ober y h n / sonder lest sie sincken und v e r t z a g e n . E r k o m p t hie w i d d e r y n n die l a n g w e y l e / d a r y n n e der mensche muss emsig und gemuehet seyn / gleych als sey es als an y h m gelegen / und sagt nicht eyn m a l / w u m a n solle y m schrecken des tods ( J a sie k ö n n e n es auch nicht) y n n f a r der sunden / ynn beschwerung der gewissen / beladen mit sunden / hulffe suchen und finden / und machen ubel erger. A b e r S. P a u e l / m i t dem hie disser geyst c o n c o r d i e r t eben wie der kreps fursidi gehet / sagt / D e r geyst der k i n d s d i a f f t / der y n n uns h a t t a n g e f a n g e n zu wircken / seufftzet und bitt für uns / et a u x i l i a tur infirmitatibus nostris / hilfft uns die bürden tragen / auff das w y r bestehen mugen y n n der anfechtung. R h o m a . viij. D e n spruch P a u l i zu T i m o t h e o füret er also / das alle die wollustige schweyn seyn / und liebhaber der luste / die C h r i s t u m also predigen und gleuben / das er h a b e dem tode die Stachel gen o m e n etc. w i e S. P a u e l lernet aus O s e a ij. C o r i n . x v . A u f f das er j a das leipliche luste mache / welche sollen y n n C h r i s t o geystlich seyn ( C 6 V > w i e seyn a r t ist / E r h a t t lust d r a n / sagt H i o b / das er etwas verderben muege.
D e r xviij psalm. E y n p s a l m D a v i d s hoch z u singen i D i e h y m e l ertzelen die ehre G o t t e s / u n d die feste v e r kündet seyner hende werck. Ii E y n t a g s a g t s d e m a n d e r n / u n d e y n e n a c h t t h u t s d e r andern kund. i n E s ist k e y n e s t y m m e höre.
sprach
nach
rede /
da
man
nicht
yhre
i m Y h r r i c h t s c h n u r ist a u s g a n g e n y n n a l l e l a n d / u n d y h r rede an der weit ende. E r hat der Sonnen eyne hutten y n n den selben g e m a c h t . 65
u m Und dieselb gehet her aus / wie eyn breutgam aus seyner kamer / (C71') und ist fro wie eyn held zu lauffen den weg. vi Sie gehet auff an eym ende des hymels / und leufft umb bis widder an das selb ende und bleybt nichts für yhrer hitze verborgen. vn Das gesetze des H E R R N ist on wandel / und erquickt die seele / das tzeugnis des H E R R N ist gewis / und macht weyse die albern. VIII Die rechte des H E R R N sind richtig und erfrawten das hertze / Die gepott des H E R R N sind lautter / und erleuchten die äugen. villi Die furcht des H E R R N ist reyn und bleybt ewigklich Die sitten des H E R R N sind rechtschaffen allesampt gerecht. x Sie sind kostlicher denn gold und viel feyns golds / Sie sind süsser den honig und honig seym. xi Auch ist deyn knecht fursichtig durch sie worden Denn erhats (C7 V ) grossen gewin wer sie heltt. xii Wer merckt auff die feyle / mache mich reyn von den heymlichen. XIII Auch behalt deynen knecht für den stoltzen / das sie nicht über mich hirschen / so werde ich on wandel seyn / und unschuldig bleyben für grosser missethat. XIIII Las dyr wolgefallen die rede meyns mundes und das gesprech meyns hertzen für dyr. xv H E R R meyn hört und erlöser. Disser psalm ist der psalm eyner darynne Gott das Evangelion von seynem son durch seyne propheten ynn der heyligen schrifft versprochen hat zu geben / wie S. Pauel anzeugt Rho. i. Darnach legt S. Pauel Rho. x. dissen psalm auff die weyse aus / das er eygentlich beschreybe / wie durch die Apostell / die er hie heyst hymel und festen / das Evangelion solle und ist ynn alle weit gepredigt worden / denn er spricht / der hymel richtschnur ist ausgangen ynn al( C 8 r ) le weit? Auch was Evangelion sey und wurzu es diene. Zum ersten mercke / wie der heylige geyst auszubreyten und zu vormeren Gottes lob und namen / also ertig braucht seyner creaturen / denn wie er sonst pflegt zu seynen ehren / der schlangen klugheyt / des lewen stercke / der tauben eynfalt / des senffkorns / bienen / und emsen und anderer thierer eygenschafft und natur zu66
gebrauchen / also vergleicht er alhie auch die p r e d i g e r des E v a n g e lions d e n h y m e l n u n d festen des hymels u n d w i e w o l die geystliche d e u t t u n g / das m a n n e n n e t A l l e g o r i a m nicht sali Stadt h a b e n / So zwinget hie doch der text mir gewalt / das m a n muss etwas anders durch die h y m e l verstehen / den die h y m e l / die w y r f ü r ä u g e n
5
sehen.
i Die hymel ertzelen die ehre Gottes und die feste verkündet seyner hende werck. D i e p r e d i g e r h e y s s e n d a r u m h y m e l / d a s gleich w i e d i e h y m e l G o t t e s sitz u n d stuel seyn / Esa. lxvi. A l s o w o n e t G o t t u n d r u w e t ynn
den die seyn w o r t v o r k u n d i g e n
und
F e s t e n a b e r d a r u m b / das gleich w i e d a s
seyner hende werck firmament
10
/
u n d feste des
h y m e l s schwebt u n d helt zwischen den wassern die über u n d u n d e r d e n h y m m e l n s e y n / G e . i. A l s o w e r d e n w i d d e r d i e / d i e G o t t e s e h r e bekennen
/ die p f o r t e n der
hellen nichts v e r m u g e n
/ M a t t . xvi.
15
Psal. ixe. (C8V)
H i r a u s volget das die selbigen Apostel f ü r G o t t
hymel
u n d festen seyn w e r d e n / f ü r der weit aber hellen u n d schwacheyt / w i e S. P a u e l s a g t .ij. C o r i n . v i . W y r s e y n w i e d i e d u r f f t i g e n
und
m a d i e n d o d i vill leutte reiche / w i e die d o sterben / u n d leben
20
doch etc. Disse h y m e l u n d e feste v e r k u n d i g e n z w e y ding / Gottes erhe u n d seyner
hende
werck.
Das
wortleyn
verkundigen
und
ertzelen
/
m a c h t disse h y m e l z u p r e d i g e r n . G o t t e s e r h e ist / w e n n e y m y d e r n seyn schände u n d sunde durchs Evangelion eröffnet w i r d / welche
25
s u n d e u n d e s c h ä n d e G o t t w e n d e n will z u s e y n e r e h r e / d a s ist / er w i l l sie v e r g e b e n u n d n y m m e r g e d e n c k e n / w u m a n y h m v e r t r a w e / u n d seynem w o r t odder Evangelio gleubet / D e n n was k a n
man
erhlichers v o n G o t t sagen / d e n n / er k ö n n e u n d w o l l e auch a l l e y n e helffen y n n
allen notten
/ ym
tod / ynn
leyden und
sterben /
P s a l m . l x v i j . D e r G o t t ist u n s e y n G o t t d e s h e y l s / u n d e y n
30
HERR
d e m t o d z u e n t l a u f f e n / U n d P s a l m o .iij. B e y d e m H E R R N
stehet
die hulffe. Seyner h e n d e werck seyn die w u n d e r / die er geystlich ü b e t u n d w i r c k e t / n e m l i c h d a s e r disses w e r c k s w i l l g e r u m e t s e y n / d a s e r k ö n n e u n d wolle über seynen heyligen
halten / denne a m
m e y s t e n / w e n n sie z w i s c h e n d e n w a s s e r n s t e h e n / d a s ist y n n
aller der
h o h s t e n n o t t / D i e k u n s t k a n u n d braucht er alleyne / d a s er gen helle f ü r e / u n d w i d d e r herauff / todtet u n d m a -
(Dr)
cht l e b e n d /
67
35
Eyn solche feste ist David / die do verkündiget dise werck seyner hende / Psalm, iiij. Erkennet doch / das der H E R R seyne heyligen wunderlich füret / der H E R R wirds hören / wenn ich yhn anruffe. Ii E y n tag sagts dem andern / und eyne nacht thuts kund der andern.
5
Nach des hymmels bewegung und lauff / endert sich tag und nacht / darumb ist also viel gesagt / Eyn tag sagts dem andern / und eyn nacht der andern / alse / disse ertzelung der ehr Gottes und seyner hende werck / wirt ewig weren / und nymmer aufThoren / 10 das / gleich wie eyn tag dem andern volget / also wird und sol die erhe Gottes an underlas nachdrucken / nicht ablassen nach auffhoren / sonder geprediget werden / von nun an bis ans ende der weltt / Gott wird stets etliche funcklin lassen seynes worts ynn der weit. 15
in Es ist keyne sprach nach rede / da man nicht yhre stymme höre.
Hie hebt der prophet an weytter zuverkle- ( D v ) ren / wer disse hymel und feste seyn / und wie dis verkundigen gehe vom tage zum tage / von eyner nacht zur andern / das ist / an underlas an alle die 20 ort / wu menschen seyn / die sich tag und nachts gebrauchen / und sagt / die erhe Gottes und seyner hend werde sey erschollen und erschellen teglich an alle ende / da man sprach und rede habe / das ist / da vernunfftigen menschen seyn / die reden können. Nu ist disser vers auff alle zeyt geridit / denn er spricht nicht / 25 man werde yrhe stymme hören adder man habe yhre stymme gehöret / sonder man höre sie stets an underlas / und an allen enden / Got kent die seynen / die weit kent sie nicht / ja sie verfolget sie / Psalm .ij. Ich will dyr die Heyden zum erbe geben / und der weit ende zum eygenthum. Christus ward also verheyschen Abraham / 30 das ynn seynen samen solten gebenedeyet werden alle geschlechte der erden / Gene. xv. Darumb must auch die predig von seym reich aus gehen ynn alle geschlechte der erden / wie disser Psalm singet. i m Y h r richtschnur ist ausgangen ynn alle land und yhr rede an der weit ende. 35
Wie hübsche wortt braucht der prophett aus- zulegen die herlickeytt des Evangelij / Verkundigen / ertzelen / reden / ab68
messen / teylen gibt er den h y m e l n / hören aber u n d sagen v e r k u n digen / ertzelen / reden lassen gibt er allen reden / allen sprachen / allen landen / u n d aller weit enden / das ist allen heyden / D e n n y n n den z w e y e n stucken / reden u n d hören bestehet das reych C h r i sti. Luce iij. D a s ist meyn geliebter son Y n n dem ich eyn w o l gefallen h a b e / den solt y h r hören. Christo u n d seynen Aposteln / ist auffgelegt Gottes ehre u n d seyner hende werck z u v e r k u n d i g e n / uns aber u n d allen heyden ist auffgelegt das z u h ö r e n / D a s er sagt richtschnur / unterscheydet er die gleubigen v o n den gottlosen / funiculus / richtschnur auff Ebreisch heyst / teylung / Also das w i e w o l das Evangelion y n n alle l a n d u n d an der weit ende erschalle / dennoch n u r die tröste / die z u m erbtteyll beruffen seyn D e u t , xxxij. J a c o b ist der strick adder die richtschnur des erbteyls des H E R R N .
5
10
v Er hatt der Sonnen eyne hutten ynn den selben gemacht. 15 Des hymels u n d der festen groste zier u n d schmuck ist die sonne / die die g a n t z e weit mit y h r e m scheyn erleuchtet u n d frolich macht / also ( D i j v ) das des hymels gestalt u n d alles was auff erden ist / sidi fast b e t r ü b t / wen d u r d i regen u n d ungewitter der scheyn der sonnen v e r h i n d e r t w i r d / So ist auch eyn ytzlicher mensch frolidier w e n n der hymel hübsch ist / denn wenn er tunckel ist.
20
Auff die weyse predigt nu C h r i s t u m das Evangelion durch der Apostel u n d aller prediger m u n d / das er y n n unsern hertzen leuchte / J ö h a n . i. u n d uns f r o l i d i mache / Syntemal er also helle sdieynt u n d leucht / das uns durch y h n fried ist w i d d e r f a r e n / mit 25 G o t t u n d allen creaturen / engein u n d teuffein / Ephe. i. Colosi .i. W y r w e r d e n a u d i durch disse erkentniss u n d disse k l a r h e y t h o l d t allem dem w y r v o r m a l s f e y n d gewesen seyn / Was w y r f o r h y n f ü r f e y n d e gehalten haben / w e r d e n nach disser k l a r h e y t die besten f r e u n d e / D a s gesetze Gottes / wilchs uns f ü r dem a u f f g a n g disser 30 Sonnen z u r helle f ü r t e / y n n dem das es ubel erger machte ist nu eytel gold u n d silber / eytel honig u n d süsse / wie w y r hernach hören w e r d e n / u n d das alles d a r u m b / die weyl Jhesus Christus y n den hymeln wonet. ij. Pet. i. Y h r t u t wol / das y h r darauff achtet / als auff eyn liecht / das da sdieynet y n n eynem dunckeln 35 ort u n d der morgenstern auffgehe y n n ewern h e r t z e n / Luce. i. D u r c h die hetzliche b a r m h e r t z i - k e y t unsers Gottes / durch welche uns besucht h a t der a u f f g a n g aus der hohe.
69
v Und die selb gehet heraus wie eyn breutgam aus seyner kammer /und ist fro wie eyn held zulauffen seynen weg. Die hymel und feste / auch die Sonne welche ynn den hymeln wonet und die hymel zieret / hat der prophete bis her ausgericht. 5 Ytzund beschreybet er / was diese sonne wircket und wurtzu sie diene. Die sonne gehet heraus wie eyn breutgam aus seyner kamer / das ist / der ausgang ist also freudenreich / das er alle / die der sonnen gewar werden / frolich mache / Denn hochzeyt machen / und eyn 10 tisch bereyten heyst ynn der schrifft freud anrichten / Psalm, xxiij. Du bereytest f ü r myr eyn tisch gegen meyne feynde / du machst meyn heupt fett mit ole / und schenckest myr vill eyn / Breutgam seyn / heyst voll freuden seyn / und andere frolich machen / Des breutgams stymme hören / heyst erfüllet werden mit freuden und 15 friede / Johan. iij. Also ist Christus / eyn frolicher freudenreicher breutgam / der freude austeylet und gibt / lest sich darumb sehen / und thut sich herfur / das er yderman mit freude und friede überschütte. Das seyn die hymelischen benedeyung / damit uns Gott gebenedeyet hat / Ephe. i.
digen die ehre Gottes / und die feste ertzelen seyner hende werck / und das verkundigen und ertzelen gehet ynn aller weit unde mechtiglich und mit freuden / und doch also das disser hymmel zier und schmuck die sonne sey die ynn den hymeln auffgehe / und lauffe von eynen ende zu dem andern ende / und kere widder ynn das selbe ende / das gleych wie die hymel verkundigen / also auch an underlas und ewig / disse sonne auffgehe und lauffe ynn den hymeln / welche der sonnen halben hübsch und frolich seyn / sunst weren sie feyndseligk und unlustig anzusehen. D e r sonnen art und natur ist werme / hitze und licht zugeben / Des Evangelion art und natur ist / das hertz zu erleuchten und anzustecken Lu. iij. E r wird euch teuffen mit feur und mit dem heyligen geyste. Disser vers zeuget starck / das der heylige geyst sey ynn die gantze weit ausgegossen durch die predige des Evangelij / D i e erhe Gottes und seyner hende werck / verkundigen die hymel / Apostel und prediger / Y n n den hymeln wonet die sonne / Christus Jhesus / welchs namen muste nach der aufferstehung geprediget werden / zur busse und zur Vergebung der sunden Luce am letzsten / D i e hitze der sonnen aber ist der heylige geyst / den der ist sampt dem E v a n gelio gegeben / ynn gestalt gespaltener Zungen Also gehet die sonne und leufft ynn den hymeln / schmückt und zieret sie / dacht sie voll fried ( D i i i j v ) und freuden / yhn ist alles lieplich nichts erschrecklich / wie volgen wird / von wegen der hitze die von der sonnen gehet / das ist / von wegen der krafft / die durch das Evangelion von Christo der heylige geyst wirckt ynn aller mensdien hertze Psalm, cxlvij. E r sendet seyn wort und zuschmeltzt sie / er lest seynen wind komen / so fliessen wasser.
VII Das gesetz des H E R R N ist one wandel / und erquickt die seele / Das Zeugnis des H E R R N ist gewis / und macht weyse die albern. H i e erzelet er die fruchte / die do volgen / wenn Gottes ehr erk a n d / das hertze erleucht / erfreut und angesteckt wird durch den heyligen geyst / Denn als dan erfert das hertz / wie trewlich es G o t t gemeynet hat / auff das wyr ursach hetten von yhm zugewarten / seyntemal wyrs durch uns selbs nicht erlangen mochten / hulff und beystand ynn allem unsern anligen / und singt den vers des .xxxi. 71
Psalms / Wie gross ist deyn gut / das du verborgen hast denen die dich furchten / und hasts verschafft f ü r den menschen kindern / deren die auff dich trawen. Was man Gott singet adder sagt / ist alles schrecklich und ver5 derblich / wu disse sonne du- ( D v r ) rch yhre hitze unser hertze nicht erleucht und antzund/ das w y r die reidie barmhertzickeyt Gottes sehen und erkennen mugen / Denn wu die erkand wird / da ist eytel selikeyt / und nichts lieblichers denn verstehen und erkennen Gottes willen ynn seynem gesetze und wortt / das er zum zeugniss 10 seyner liebe / seyne rechte / sitten / gebott zulernen gegeben hat / Und hie wird denn erfüllet Gottes willen Rho. xiij. Die erfullung des gesetz Gottes ist die liebe / das w y r uns lossen alle werck und wortt Gottes wolgefallen zu dienst unserm nehsten Psal. i. Dem ist wol der seyne lust hat am gesetz des H E R R N / und redet von sey15 nem gesetz tag und nacht. Gewonen müssen w y r der sprach / die do sagt / das gesetz ist on wandel / das Zeugnis des H E R R N ist gewis etc. das w y r sagten / das gesetz wird denn aller erst erkant / das es reyn on wandel / gewiss / süsse und lieblich sey / wenn uns Gott ynn unser hertz seyn 20 gnad und gutten willen scheynen und leuchten lest / sonst wirckt es sund / und macht ubel erger / Gal. iiij. Das gesetz ist geben umb der ubertrettung willen / Rhoma. iiij. Das gesetz wirckt zorn. Er braucht aber hietzu auserlesene wortt / alse one wandel / das ist / untadlich / unstrefflich / reyn / lautter / gesund und recht25 schaffen / Darumb erquickt es die seele. G E W I S . Das ( D v v ) ist / es feylt nicht / es treugt nicht / es verfurt nicht / wer sich dran helt / den lest es nicht wancken / es erhelt yhn. M A C H T Weyse die albern / Das ist / den heyligen und den weysen ist es eyn schand und torheyt / Den albern aber / weyßheyt und selikeyt Rhoma. i. 30 Das ist denen / die das schlecht wortt / von schlechten leutten geprediget / gleuben und volgen / wie die Juden sagten zu den / die sie hatten aussgesand Christum zu fahen / Johan. vij. Welcher unter den fursten und schrifftgelerten / hat ahn yhn gegleubt?
Die rechte des H E R R N sind richtig / und erfrewen das hertze / die gebott des H E R R N sind lautter und erleuchten die äugen.
v i i i
35
Richtig heyst das wol gebent ist also das nichts hindert / Auff die
72
weyse sind die rechte des H E R R N richtig / das sie yderman auff der ban behalten / und lassen niemands gleytten / adder ynn abweg von der ban kommen / Daher auch kommet eyn richtig hertz zu Gott / das auserhalb Gottes und seyns worts nichts achtet noch hoch helt / Psalm .lxxviij. strafft Gott die Juden das sie nicht eyn richtig 5 hertz zu yhm Zwickauer ProphetenTuchknappen< hussistisch-taboritische Einflüsse prägend auf Müntzer einwirkten, ist umstritten (vgl. Boehmer, Thomas Müntzer, S. 203 ff.; Smirin, Volksreformation, S. 272 ff.; Werner, Messianische Bewegungen, S. 606; Nipperdey, Theologie, S. 277; i IO
Maron, Thomas Müntzer, S. 214, 224). In der Auseinandersetzung mit Egranus und im Umgang mit Storch und seinen Anhängern muß sich bei Müntzer zumindest in Ansätzen die theologische Differenz zu Luther ausgebildet haben - bei allen inzwischen tiefen Unterschieden im theologischen Konzept schreibt aber Müntzer noch am 9. Juli 1523 an Luther, den er mit »sincerissime inter ceteros pater« und »charissime patrone« anredet, um sein Verhalten in Zwidkau zu rechtfertigen und sich gegen Verleumdungen zu verteidigen (Schriften (Franz), S. 389 ff.). Der Streit zwischen Müntzer und Egranus verschmolz mit dem Konflikt zwischen den Unterschichten und den Patriziern, auf deren Seite sich der R a t schließlich stellte. Die Bürgerschaft der Stadt spaltete sich in zwei Lager, es kam zu Sdimähbriefen und Anwendung von Gewalt. Der R a t sah in Müntzer den Hauptschuldigen an der Unruhe und gab ihm am 16. 4. 1521 den Abschied. D a r a u f h i n versammelten sich die Tuchknappen unter Waffen, der Rat ließ 56 von ihnen verhaften. Der A u f r u h r wurde dann Müntzer in die Schuhe geschoben, der jedoch in seinem Brief an Luther beteuert, zur fraglichen Zeit >im Bade gesessen zu haben (Schriften (Franz), S. 390). Er verließ aber noch in der gleichen Nacht Zwickau. Zum Verlauf der Zwidtauer Ereignisse vgl. die - durchaus parteiische - Schrift Wapplers, Thomas Müntzer, S. 19 ff. 3,12 Müntzer mußte während der Jahre 1521-1523, in denen er an verschiedenen Orten immer nur f ü r kurze Zeit Betätigungsmöglichkeiten fand, zeitweise unter großen Entbehrungen leben, zudem waren er und seine Begleiter wie Freunde ständigen Verleumdungen und Angriffen ausgesetzt (vgl. etwa Briefe an Hausmann, 15.6. 1521, und an unbekannte Anhänger in Halle, 19. 3. 1523, sowie die Briefe an Müntzer aus der fraglichen Zeit: Schriften (Franz), S. 371 ff.; s . a . Bensing, Thomas Müntzer (1965), S. 42 ff.; polemisch Boehmer, Studien, S. 11 ff.; Steinmetz, Deutschland 1476-1648, S. 118ff.). Müntzer verstand sein >Leiden< als Heimsuchung Gottes, d. h. als Moment der >Erwählung< und Berufung, seine nun entwickelte >Kreuzestheologie< sah er an sich bestätigt (s. u. zu 3,21 ff.). Er griff Luther später wegen dessen »Wohlleben«, d. h. als sich Gott verweigernden und von Gott verworfenen >Schriftgelehrtenein-für-allemal< des Kreuzestodes Christi und das bloße Annehmen einer zugesprochenen Gnade die reale Erfahrung von >KreuzBuchstabengelehrtenBeispielhaftigkeit< des Leidens Christi die entscheidende Bedeutung zu, wehrte sich aber gegen den Gedanken der einfach stellvertretenden Tat Christi, bei der sich der Christ gefahrlos, bequem und ohne Folgen für ihn selbst beruhigen könne. Daher verlangt er, der Gläubige müsse im Ertragen des gottgesandten >Kreuzes< Christus >gleichförmig< werden. Dadurch wird das eigene Leiden jedoch nicht >höher< als das Christi gewertet. Zur Frage der >imitatio Christi< bei Müntzer vgl. Elliger, Thomas Müntzer (1965), Sp. 14 f.; Goertz, Innere und äußere Ordnung, S. 121 ff., 126 ff. 4,2 vorbyn = früher, zu einem früheren Zeitpunkt, »zwey mal« könnte sich auf die Begegnungen Luthers mit Storch und Stübner in Wittenberg beziehen (s. o. zu 3,11), deren Lehre er mit der Müntzers gleichsetzt (vgl. Steinmetz, Müntzerbild (1971), S. 32 ff., 57ff.; s. a. Müntzers Bekenntnis, Schriften (Franz), S. 546f.; und WA 15, S. 212). 4,5 Ober die Informanten Luthers s. WA 15, S. 203 f.; Steinmetz, Müntzerbild (1971), S. 17ff. An Schriften Müntzers könnte Luther gekannt haben eine Abschrift des >Prager Manifestes< (s. o. zu 3,25 ff.), die gedruckten liturgischen Schriften und die Anfang 1524 erschienene >ProtestationSchwärmer< allgemein (daher das >sie< Z. 14?) und denkt an seine Dispute mit Storch und Stübner (s. o. zu 3,11). 4.16 f. Joh 18,36. 4.17 f. M t 20,25 f. 4,24 ff. Luther nimmt hier fast wörtlich Ausführungen aus seinen Schriften >Eine treue Vermahnung zu allen Christen . . .< (WA 8,680) und >Von weltlicher O b r i g k e i t . . .< (WA 11,250 f.) auf und gebraucht andererseits Formulierungen, die später in der Schrift >Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern< auftauchen (WA 18,360). 4,28 Rom 13,4; zur unterschiedlichen Interpretation der Römer-Stelle durch Luther und Müntzer vgl. Hinrichs, Luther, bes. S. 32 ff. 4,30 ff. Wohl eine hypothetische Formulierung Luthers, aufgrund der Kenntnis der Vorgänge um die Mallerbacher Kapelle (s. o. S. 108). 4,37 ff. Luther verallgemeinert hier die Ereignisse beim Mallerbacher Klostersturm (s. o. S. 108) und bringt sie vielleicht auch in Zusammenhang mit den Wittenberger Unruhen von 1522, da er Karlstadt, die Zwickauer und Müntzer gemeinsam als >Schwärmer< betrachtete und bekämpfte (vgl. den Hinweis in WA 15, S. 204, auf den Brief der O r l a m ü n d e r an Herzog Johann, 12. 9. 1524). 4.39 f. ergisten = ärgsten. 5,2 Dreßen = Dresden, Residenz des katholischen Herzogs Georg v. Sachsen, Berlin - Residenz des ebenfalls katholischen Joachim I. (1484-1535), K u r f ü r s t von Brandenburg seit 1499. Ingolstadt - die dortige Universität, an der auch Johannes Eck, Luthers Disputationsgegner von Leipzig, lehrte, wurde zum Zentrum der Gegenreformation. 5,4 f. 1. Joh 4,1. 5.10 ff. Der gleiche Vorwurf schon im Brief an den Kurprinzen Johann Friedrich v. 18.6. 1524 (s.o. S. 108). Müntzer antwortet - mit w ö r t lichem Bezug, wohl auf die Vorhaltung bei Gelegenheit der >Fürsten114
predigt* hin - im Brief an Herzog Johann v. 1 3 . 7 . 1 5 2 4 (Schriften (Franz), S. 407). Müntzers Ablehnung ist theologisch begründet (dazu Hinrichs, Luther, S. 96 ff.) - Luthers Diffamierung Müntzers als feige zieht sich durch alle Pamphlete (s. u. zu 41,25 ff.; 88,2 ff.). 5,17ff. Am Ende der >Protestation< (Schriften (Franz), S. 2 3 9 f . ) . 5.18 ungeferlichen = ohne böse Absicht (so Franz, Schriften, S. 239). 5.22 f. dass. 5.23 f. Müntzer weigerte sich nicht, »vor zweien oder dreien* zu erscheinen, sondern ausschließlich von seinen theologischen Gegnern verhört zu werden, denen er ja gerade das rechte Schriftverständnis und das Wissen um den wahren Glauben absprach, damit auch ein Urteil über seine eigene Theologie nicht abnehmen konnte (s. o. S. 108). Luther mußte das aus Müntzers Schriften wissen (vgl. Vom gedichteten Glauben, a.a.O., S. 223 f.; Protestation, a.a.O., S. 236 ff.). 5.25 g e f e r l i c h e = gegnerische, böse Absichten hegende - s. o. S. 108. 5.26 reucht = riecht. 5.27 ff. Diese Behauptung Luthers ist unbewiesen. Müntzer entgegnet in der >Hochverursachten Schutzrede*: »Daß du sagest, wie du mich ynß maul geschlahen hast, redest du die unwarheyt. J a du leügst in deinen halß spießtieff, pin ich doch in sechs oder syben jaren nit bey dir gewesen.« (Schriften, a.a.O., S. 341). Müntzer hatte Luther wohl 1519 in Leipzig getroffen; ein Besuch in Wittenberg 1518 ist nicht sicher zu belegen, aber wahrscheinlich (vgl. nur Bensing, Thomas Müntzer (1965), S. 26 ff.; schon Boehmer, Thomas Müntzer, S. 200 f.). Aus Müntzers Bekenntnis läßt sich nicht schließen, daß Müntzer gemeinsam mit Storch und Stübner 1522 in Wittenberg war, wie Luther hier den Eindruck erwedten will (s. Schriften (Franz), S. 546 f.). 5,29 denn da = als dort, wo. 5,37 1. Kor 2,3. 6,3 schewens = Scheu, Furcht, Angst. 6.5 Disputation mit Dr. Eck in Leipzig, Sommer 1519 (vgl. dazu Müntzers ironische Bemerkungen, Hochverursachte Schutzrede, Schriften (Franz), S. 340). 6.6 Verhör vor dem päpstlichen Legaten Cajetan in Augsburg, Oktober 1518 (auch dazu Müntzer, a.a.O., S. 340). 6.8 ff. Müntzer verhöhnt Luther in der »Hochverursachten Schutzrede* wegen der angeblichen Gefahren und erklärt, Luther habe sehr genau gewußt, daß er ein Stein im Spiel der Fürsten gewesen sei und daß ihm deshalb nichts geschehen werde (a.a.O., S. 341). 6.9 Luther war freies Geleit nach Worms zugesichert worden, aber durch den päpstlichen Bann war die weltliche Obrigkeit aufgerufen, Luther als Ketzer zu verfolgen. 6,15 Aistettischen geyst = Müntzer. 6,17 blöder = schwacher. 6.19 urbiittig = erbötig (zu »erbieten«), willig. HS
6,20 1. P e t r 3,15. 6,22 stympt = bestimmt (sich). 6,24 ynn sondern ortten = hinter verschlossenen T ü r e n . 6,30 f. s . o . zu 5,27 ff. 6,40 die jaust ynnen hallten = auf die A n w e n d u n g v o n G e w a l t verzichten. 7.5 ganz ähnlich im Brief an den K u r p r i n z e n J o h a n n Friedrich (WA Briefe 3, S. 308); M ü n t z e r s E n t g e g n u n g in >Hochverursachte SchutzredeVom gedichteten Glauben< u n d >Protestation< (s. o. zu 4,5). 7.27 g e f e r l i c h - s. o. zu 5,25. 7,32ff. s . o . zu 3,25ff., 32. 7,38 schwimmet geyst = Schwärmer (d. i. M ü n t z e r ) - Luther bezeichnete alle V e r t r e t e r >linksreformatorischer< T e n d e n z e n mit dem diesem p e j o r a t i v gemeinten Ausdruck. 8,2 R o m 8,23. 8.10 s. o. zu 3,25 ff., 32; »mündtlich gottes wort« meint hier die P r e d i g t durch die ausgebildeten P f a r r e r . M ü n t z e r h a t jedoch keineswegs die B e d e u t u n g der P r e d i g t durch die Geistlichen m i n d e r n wollen - die V e r k ü n d i g u n g ist z u r Z e r s t ö r u n g des >gedichteten Glaubens< u n d f ü r die richtige Auslegung d e r Schrift unbedingt erforderlich (vgl. G o e r t z , Innere und äußere O r d n u n g , S. 78 f.). 8.11 f. M ü n t z e r hatte - wie v o r h e r Storch und S t ü b n e r - gegen die K i n d e r t a u f e a r g u m e n t i e r t (Protestation, Schriften ( F r a n z ) , S. 228 ff.) und >Wasser< als »Bewegung, die G o t t in unserer Seele e r w i r k t « interpretiert ( F r a n z , a.a.O., S. 228 A n m . 34), nicht aber die Abschaffung der T a u f e ü b e r h a u p t g e f o r d e r t . Eine >Wiedertaufe< h a t er nirgends b e f ü r w o r t e t oder d u r c h g e f ü h r t , als d i r e k t e r A h n h e r r der W i e d e r t ä u f e r k a n n er d a h e r nicht gelten. Z u r P r o b l e m a t i k s. Baring, H a n s Denck, S. 152; Bender, Die Zwickauer P r o p h e t e n , bes. S. 263 ff.; Lohse, Auf dem Wege, S. 121; G o e r t z , Innere und äußere O r d n u n g , S. 108 ff.; Zschäbitz, W i e d e r t ä u f e r b e w e g u n g , S. 14, 23 ff.; Werner, Messianische Bewegungen, S. 606. Die Abschaffung des A b e n d m a h l s h a t M ü n t z e r ebensowenig verlangt oder p r a k t i z i e r t , w e n n er auch den S a k r a m e n t e n nach katholischem Ritus u n d D o g m a keine sonderliche Beachtung b e i m a ß . I n seiner >Ordii 6
nung und Berechnung des Deutschen Amtes< hält er auch am Abendmahl strikt fest und schreibt die communio in beiderlei Gestalt vor (Schriften (Franz), S.213). 8,12 f. Wiederum verdreht und entstellt Luther hier eine theologische Grundthese Müntzers, der z w a r gefordert hatte, der Mensch solle sich durch seinen Lebenswandel und sein Sehnen auf Gottes Wirken v o r bereiten^ aber Müntzer hielt mit äußerster Strenge an der Souveränit ä t Gottes fest und meinte »keineswegs, d a ß der Mensch, indem er sich zum Kreuz bereite, G o t t zwingen könne und also sich selbst rechtfertige.« (Nipperdey, Theologie, S. 264; dort zur Stelle). S . o . zu 3,21 ff., 33 ff. 8.17 f. Mk 16,15 f. 8,19 f. Joh 3,5. 8,21 f. S . o . zu 8,11 ff.; aus Müntzers Forderungen ergibt sich lediglich die Erwachsenentaufe. 8,28 Gal 5,22. 8.30 Rom 8,13. 8.31 Gal 5,24. 8.33 Alstettiscbe geyst - s. o. zu 6,15. 8,36 1. Kor 13,13. 8,38 syntemal = da . . . ja. 8,40 Rom 8,4. 9,7 Gal 5,17. 9.9 f. s. o. zu 6,15. 9.10 on das - außer daß. 9,16 s. o. zu 6,15. 9.18 umb des geprechlichen lebens willen = weil jemand in seinen Taten nicht seiner Lehre zu entsprechen vermag. Müntzer kritisierte tatsächlich in allen seinen Schriften, vom >Prager M a n i f e s t an, auch die Lebensführung der >Pfaffen< und dann der >Schriftgelehrten< und >falschen Predigen, da sich aus ihr beweise, daß diese >Pharisäer< unversucht seien und sich der Heimsuchung durch Gott verweigerten, d a ß ihnen die Erfahrung des >Kreuzes< fehle und ihr Glaube daher >erdichtet< sei, weshalb sie die Kirche zur >Hure< gemacht hätten und die unwissenden Laien >verführtenaufrührerisdi< zu brandmarken und zu hindern. S. a. den Hinweis in WA 15,218 Anm. 2, über die Interpretation der Briefstelle durch Sekten. 9,38 Ps 68,12; Jos 5,14; Micha 5,1. 10,2 werden ettlich ynn des verfüret = lassen sich dabei einige von der falschen Lehre überzeugen (und verlieren darüber ihre Seligkeit). 10,6 s. o. zu 4,6 ff. 10.11 ampt = (von Gott) zugewiesene Aufgabe. Zu Luthers Interpretation der Obrigkeit im Zusammenhang seiner Zwei-Reiche-Lehre vgl. Hinrichs, Luther, S. 3 3 f f . ; weiterhin Ernst K i n d e r : Geistliches und weltliches Regiment Gottes nadi Luther. Weimar 1940; Franz Lau: Luthers Lehre von den beiden Reichen. Berlin 1953; Heinrich Bornkamm: Luthers Lehre von den zwei Reichen im Zusammenhang seiner Theologie. Gütersloh 1958; Gerhard Ebeling: Die Notwendigkeit der Lehre von den zwei Reichen. I n : G. E.: W o r t und Glaube. Tübingen 1960. S. 407-428. 10.14 f. D a n 8,15. 10.15 Antichrist = s. o. zu 2,21. 10.16 Jes 11,4. 10.17 f. Ähnliche Formulierungen in Luthers Schriften >Eine treue Vermahnung . . .Ermahnung zum Frieden . . .Ein Sendbrief vom harten Büchlein wider die BauernFürstenpredigt< Müntzers (Schriften (Franz), S. 261 ff.), 118
wo Müntzer versucht, die Fürsten zum Kampf gegen die >Gottlosen< zu gewinnen. Zur Entwicklung von Müntzers Anschauung über diese notwendige apokalyptische Scheidung s. u. a. Smirin, Volksreformation, S. 306ff.; Nipperdey, Theologie, S. 269ff.; Maron, Thomas Müntzer, S. 212ff.; Elliger, Thomas Müntzer (i960), S. 32ff.; Bensing, Thomas Müntzer (1966), S. 45 ff.; Goertz, Innere und äußere O r d nung, S. 134ff.; E b e n , Theologie, S. 76ff. 11.24 hültzen = hölzernen. 11.25 bewerd = bestätigt. 11,29 eynigem = einem einzigen. 11.29 rottet er sich selbs - Hinridis bezieht diese Stelle auf den Allstedter >Bund der Auserwählten«, von dem Luther durch Spalatin Kenntnis erhalten habe (Luther, S. 164). 11.30 feret zu = geht vor, ist tätig. 11.33 Ergernis = Widerstand, Wirken des Widerparts (das biblische >Skandalon< - vgl. sprichwörtl. >Stein des Anstoßes - Jes 8,14;' Rom 9,33; weiterhin Mt 13,42, 16,23, 18,7; Rom 11,9, 14,13 u. ö.). 11.34 euserliche ergernis = sichtbare Zeichen und Ausdrucksformen des Aberglaubens (Reliquien, Heiligenbilder, Klöster usw.). 12,5 schwärmen = schwärmen (s. o. zu 7,38 >Schwärmerder PöbelEin Sendbrief} an die ersamen und weysen Rhatt und gantze Gemeyn der Stadt Mülhausen
Plebejer< (AGBM II, S. X X V (Fudis): ca. 45°/o). Der Rat der Stadt bestand aus vier >Collegien< zu je 30 Männern, die jährlich wechselten, wobei der alte Rat den neuen wählte. Es wurden zwei >Ratsmeister< gewählt, von denen einer aus dem Kreis der Patriziergesdilechter, der andere aus dem des Zunftbürgertums stammte. Gegen die völlig autokratische Herrschaft des Rats, der praktisch die Interessen der 119
Patrizier durchsetzte, und gegen den außerordentlichen Reichtum der Klöster und Kirchen hatte es schon längere Zeit Unwillen und vereinzelte Proteste gegeben. 1523 bildete sich eine Widerstandsbewegung unter den Bürgern und >PlebejernAchtmänner< gewählt (aus jedem Stadtviertel zwei), die in geheimen Beratungen 53 A r tikel aufstellten und am 1. 5. 1523 veröffentlichten. Nach Zustimmung durch die Mehrheit der Bürger wurden die Artikel (der sog. Rezeß) dem R a t vorgelegt, der einen Teil sofort bewilligte, f ü r den übrigen Bedenkzeit erbat. Am 3. 7.1523, nach mehrfachem Hinhalten des Rats, kam es zu einer Erhebung der Bürger und >PlebejerZwey Keyserliche uneynige und w y d d e r w e r t i g e gepott den L u t h e r b e t r e f fend< und >Von K a u f s h a n d l u n g und Wucher«. 1 4 , 2 0 f. V g l . M t 7 , 1 5 . 1 4 . 2 2 Zu M ü n t z e r s T ä t i g k e i t in Z w i c k a u und A l l s t e d t und L u t h e r s I n t e r p r e t a t i o n s. o. S . 107 f. u. zu 3,11. 14.23 f. V g l . die F o r m u l i e r u n g in dem >Brief an die Fürsten zu Sachsens s. o. 4,5 ff. L u t h e r k a n n seine B e h a u p t u n g j a nicht mit Tatsachen belegen, er leitet sie aus einigen F o r m u l i e r u n g e n M ü n t z e r s und aus den V o r g ä n g e n um die M a l l e r b a c h e r K a p e l l e a b - s. o. zu 4 , 3 0 ff., 3 7 ff. 14,25 D ü r f t e sich a u f die sogenannte >Fürstenpredigt< beziehen, die M ü n t zer am 13. 7. 1 5 2 4 vor H e r z o g J o h a n n und K u r p r i n z Friedrich sowie M i t g l i e d e r n des H o f e s , dem Schösser Z e i ß und Schultheiß u n d R a t von Allstedt gehalten h a t t e (vgl. Hinrichs, L u t h e r , S . 36 ff.) und deren T e x t bereits am 2 0 . J u l i gedruckt in S p a l a t i n s H ä n d e n w a r , welcher ihn L u t h e r z u k o m m e n ließ (vgl. Hinrichs, a . a . O . , S. 143 f . ; Schriften ( F r a n z ) , S. 2 4 1 ) . D e r Schösser H a n s Z e i ß h a t t e am 28. 7. 1 5 2 4 in einem B r i e f an H e r zog J o h a n n berichtet, M ü n t z e r habe gepredigt » E r wolle öffentlicher F e i n d sein aller T i r a n n e n , die sich wider das E v a n g e l i u m setzen, und man sehe öffentlich, das sich etliche H e r r n w i d e r das E v a n g e l i u m und den cristlichen G l a u b e n setzen, denselben geren w o l t e n austilgen, und nochmals heftig das V o l k v e r m a n t , sich zusamen zu verbinden und dogegen, wue die G e w a l t ir Schwert zuge, das sie ir Schwert auch ruckt und weiset.« ( F r a n z , Q u e l l e n , S . 4 8 6 ) . D i e P r e d i g t M ü n t z e r s steht im Z u s a m m e n h a n g mit den Folgen eines Ü b e r f a l l s des R i t t e r s Friedrich v o n W i t z l e b e n a u f das D o r f S c h ö n w e r d a , wobei A n h ä n g e r M ü n t z e r s gefangen oder vertrieben wurden (vgl. M ü n t z e r an Schösser H a n s Z e i ß , 2 2 . 7 . 1 5 2 4 , Schriften ( F r a n z ) , S . 4 1 6 f f . ; dazu Hinrichs, L u t h e r , S. 6 5 ff.; Bensing, Idee und P r a x i s , S . 4 6 4 ff.). D i e Flüchtigen k a m e n nach Allstedt und klagten M ü n t z e r das erlittene Unrecht. » D e r selb ist g a n z und gar uf soliche Herschaft e r b i t t e r t , predigt und heist unverholen, das sich das V o l k zusamen v e r b i n t e n soll, sich v o r solicher G e w a l t und wider diejenigen, die wider das E v a n g e l i u m t o b e n , a u f zuhalten und zu setzen . . .« ( Z e i ß an H e r z o g J o h a n n im o b e n g e n a n n ten B r i e f ) . Schösser Z e i ß berichtete in einem weiteren B r i e f v o m 2 5 . 8. 1 5 2 4 H e r zog J o h a n n , es werde e r z ä h l t , M ü n t z e r habe eine Messe singen lassen, »die er selber zusammengesetzt het, darinnen in der Epistel stehen 121
sollt, nemlich, das ir euer Fürsten todt schlahen solt«, er - Zeiß - wisse jedoch davon nichts (Franz, Quellen, S. 488 - Hinweis in WA 15, S. 239). Aufgrund des Datums kann Luther diesen Brief bei der Abfassung seines Schreibens noch nicht gekannt haben, höchstens ähnliche Berichte mündlich über seine Informanten erhalten haben. 14,27 f. Müntzers erste (damals ungedruckte) Schrift, von der Luther gewußt haben kann, war das >Prager Manifest von 1521. Vielleicht bezieht sich aber die Zeitangabe auch auf Müntzers Tätigkeit in Zwickau (s. o. zu 3,11). 14,29 eynige - s. o. zu 10,33. 14,31 landtlauffer - dies ist Müntzers Übersetzung für >ApostelBund der Auserwählten< werben sollten (Hinrichs, Luther, S. 25). 14,34 Anspielung auf Joh 10,1; könnte sich auch darauf beziehen, daß die Anhänger Müntzers für einen geheimen Bund warben und daher heimlich agitieren mußten. 15.1 Joh 10,8. 15.2 ff. Damit ist Luthers Forderung nach einem Streitgespräch oder Verhör und Müntzers Reaktion darauf gemeint - s. o. zu 5,10 f., 23. 15,5 f. Spielt auf den Schluß der >Fürstenpredigt< an, die Luther inzwischen kannte (s. o. zu 14,25; vgl. Schriften (Franz), S. 259, 262). 15,7 f. Uber die Entwicklung in Mühlhausen nach Müntzers Eintreffen vgl. Merx, Heinrich Pfeiffer, S. 73 ff.; vor allem Bensing, Idee und Praxis, S. 466 f., und ders., Thomas Müntzer (1966), S. 63 ff., 74 ff., 126 ff., 182 ff. 15,20 ff. Müntzer war nicht vom Rat als Prediger berufen worden. Im Zusammenhang mit den Unruhen verwies ihn der Rat sogar am 27.9. 1524, gemeinsam mit Heinrich Pfeiffer, aus der Stadt (vgl. Merx, Pfeiffer, S. 78 ff.; Bensing, Thomas Müntzer (1966), S. 67ff.). 15,23 Zum Offenbarungsverständnis Müntzers s.o. zu 3,25 ff. Zweifellos hatte Müntzer ein starkes >Sendungsbewußtsein< (vgl. etwa Werner, Messianische Bewegungen, S. 608 ff.; Maron, Thomas Müntzer, S. 202 ff.; auch Schmidt, Selbstbewußtsein, S. 30 ff.); in der >Fürstenpredigt< hatte er sich indirekt als >neuer Daniel< bezeichnet (Schriften (Franz), S. 257). 15,29 ort mittel = ohne Vermittler, ohne Vermittlung (der Ausdruck spielt auf die >Mittlerrolle< Christi für die Rechtfertigung an, bezieht sich hier aber auf die Vermittlung der Offenbarung durch die Schrift - nach Luthers Verständnis - und die Forderung der Unmittelbarkeit des Geistwirkens für den Glauben bei Müntzer). S . o . zu 3,25 ff., 32; s. u. zu 47,2 f. 15,31 Jer 23,21. 15,33 Weimar war eine Station auf der Reise Luthers nach Jena und Orlamünde (s.o. zu 11,16 f.); in Weimar residierte Herzog Johann von Sachsen. 122
Der Tag von Maria H i m m e l f a h r t (15. August) fiel 1524 auf einen Montag. Daher wäre nach der WA der Brief nicht, wie allgemein üblich, auf den 15. 8. 1524 zu datieren, sondern auf den Sonntag nach Maria H i m m e l f a h r t , den 21. 8. 1524 (WA 15, S. 234 f.).
Zu >Eyn Schrecklich geschieht und gericht Gotes über Thomas
Müntzer
Wundern< dokumentieren müsse, wie die Schrift sie f ü r die apostolische Zeit bezeugte (s. o. 7,30 ff., 11,24 ff., bes. 15,23 ff.). Durch den Ausgang der Schlacht sieht Luther die Lehre und das H a n d e l n Müntzers >Lügen g e s t r a f t , was bei Müntzers Berufung auf Gottes Willen heiße, d a ß >der Teufel durch ihn geredet und gehandelt hat< (s.u. zu 18,21 f.). »Dieser Schluß war f ü r die Menschen jener Zeit unwiderleglich. Er wurde daher allgemein akzeptiert, nicht nur von den Evangelischen, sondern auch von den Altgläubigen. Er bestimmte das Urteil über die Taten und Meinungen Müntzers in der ganzen Folgezeit.« (Boehmer, a.a.O., S. 1). Müntzer war am Tage der Schlacht »im Torhaus am Angertor, durch das die Fliehenden in die Stadt geströmt waren, von einem Knedit entdeckt und gefangengenommen« worden (Bensing, Thomas Müntzer, S. 229 - s. u. zu 39,37 ff.). Er wurde einem seiner schärfsten Gegner, dem katholischen G r a f e n Ernst von Mansfeld, mit dem er schon 1523 in eine heftige Auseinandersetzung verwickelt war (s. o. S. 107) und dem er noch am 12. Mai, drei Tage vor der Schlacht, in einem der von Luther in der vorliegenden Schrift abgedruckten Briefe gedroht hatte, übergeben und vom Mansfelder auf dessen Schloß Heldrungen überführt, dort dann verhört und grausam gefoltert (vgl. das Bekenntnis, Schriften (Franz), S. 543 ff., den sog. >WiderrufRotterotten