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German Pages 269 Year 1983
MICHAEL TOEPFER
Die Konversen der Zisterzienser
BERLINER HISTORISCHE STUDIEN Herausgegeben vom Friedrich·Meinecke·lnstitut der Freien Universität Berlin
Band 10 Ordensstudien IV
Die Konversen der Zisterzienser Untersuchungen über ihren Beitrag zur mittelalterlichen Blüte des Ordens
Von
Michael Toepfer
DUNCKER & HUMBLOT/BERLIN
Gedruckt mit Unterstützung der Freien Universität Berlin
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek
Toepfer, Michael:
Die Konversen der Zisterzienser: Unters. über ihren Beitr. zur mittelalter!. Blüte d. Ordens / von Michael Toepfer. - Berlin: Duncker und Humblot, 1983. (Berliner historische Studien; Bd. 10: Ordensstudien; 4) ISBN 3-428-05429-6 NE: Berliner historische Studien I Ordensstudien
D 188 Alle Rechte vorbehalten & Humblot, Berlin 41 Gedruckt 1983 bei Weihert-Druck GmbH, Darmstadt Printed in Germany
© 1983 Duncker
ISBN 3 428 05429 6
Meinen Eltern in Dankbarkeit gewidmet
Vorwort
Im Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin wurde im Wintersemester 1972/73 der Forschungsprojektschwerpunkt "Zisterzienser" eingerichtet. Die beteiligten Hochschullehrer und wissenschaftlichen Mitarbeiter des Fachbereichs Geschichtswissenschaften setzten sich das Ziel, mit verschiedenen Methoden und Forschungsansätzen die Geschichte dieses Reformordens und seine Wirkungen auf die mittelalterliche Gesellschaft zu untersuchen. Von Anbeginn durfte ich als Student in dieser Arbeitsgruppe mitwirken, und ich blieb ihr auch nach ihrer thematischen Erweiterung zur "Vergleichenden Ordensforschung" - nunmehr als Wissenschaftlicher Assistent - verbunden. Meine Arbeitsgebiete innerhalb des Projekts sind Teil der Wirtschaftsund Sozialgeschichte der Zisterzienser und umfassen die ökonomische Bedeutung der Klöster und ihrer Wirrschaftshöfe (Grangien) als landwirtschaftliche Großbetriebe, deren innere Struktur und Betriebsorganisation sowie die Klosterhöfe in den Städten. Schließlich habe ich mich dem Problem der Sozialverhältnisse in den Klöstern zugewandt, der Bedeutung des Laienelements und speziell dem Anteil der Konversen an der wirtschaftlichen Entwicklung der Ordenshäuser. Während all dieser Jahre profitierte ich von den materiellen Vergünstigungen, welche die Freie Universität Berlin diesem Forschungsprojektschwerpunkt zuteil werden ließ. Ganz besonders dankbar bin ich jedoch allen Beteiligten für die zahlreichen Ratschläge und förderlichen Gespräche, aus denen ich viele fruchtbare Anregungen empfangen habe. Mein herzlicher Dank gilt an erster Stelle meinem verehrten Lehrer, Herrn Professor Dr. Reinhard Schneider (jetzt Universität des Saarlandes, Saarbrücken), der mir nicht nur den Zugang zum Zisterzienser-Forschungsprojekt ermöglichte, die vorliegenden Untersuchungen anregte und sie auch noch nach seinem Fortgang aus Berlin betreute. Er weckte mein Interesse an den vielgestaltigen Problemen der mittelalterlichen Geschichte, und ich verdanke ihm daher unschätzbar viel. Die angesprochenen Veränderungen ließen gleichwohl einen Wechsel in der Betreuung notwendig werden. Hier gilt mein Dank Herrn Professor Dr. Wolfgang Ribbe, der diese Aufgabe bereitwillig übernommen und damit den Abschluß der Arbeit in hohem Maße gefördert hat.
8
Vorwort
Herrn Professor Dr. Kaspar Elm habe ich für die kontinuierliche Unterstützung der Arbeit und die Befürwortung ihrer Aufnahme in die Reihe "Ordensstudien" der "Berliner Historischen Studien" zu danken. Die Arbeitsbedingungen im Friedrich-Meinecke-Institut waren mir von großem Nutzen. Den Damen und Herren der Institutsbibliothek, besonders Herrn Dr. Eberhard Bohm, wie auch jenen der Universitätsbibliothek der FU Berlin habe ich für ihre bereitwillige Hilfe bei der Beschaffung von Literatur zu danken. In gleichem Maße schulde ich den Mitarbeitern des Badischen Generallandesarchivs Karlsruhe sowie des Hessischen Hauptstaatsarchivs Wiesbaden für die mir entgegengebrachte Unterstützung Dank. Berlin-Wannsee, im Juni 1983
Michael T oepfer
Inhalt
Einleitung ........•........................................... 13 I.
Die Konversen der Zisterzienser im Spiegel der Forschung
1.
........... 19
Der Ursprung der Konversen und ihre Übernahme durch die Zisterzienser ............................................... 19 Der Begriff S. 19 - Die Entstehung S. 20 - Die zisterziensische Reform S. 24 - Die Einführung der Konversen bei den Zisterziensern S.27
2.
Lebensweise und Tätigkeiten im Gefüge des Ordens
........... 31
Die Konversen im Spektrum der Klosterangehörigen S. 34 - Herkunft S. 36 - Status und Bestimmungen S. 38 - Tätigkeitsbereiche in der Klosterwirtschaft S. 43 3.
Anzahl
..............................•................ 52
4.
Vergehen und Aufstände
5.
Niedergang ........•......................•............ 60
6.
Das Konverseninstitut der Zisterzienser als Forschungsgegenstand
•................................ 58
H. Methode und Verlauf der Untersuchung
Die Quellen S. 65 -
62
......................... 65
Die Durchführung S. 67
IIl. Die Konversen in ausgewählten Zisterzienserklöstern
............... 70
1.
Altenberg ..•.......................................... 70
2.
Salem ................................................ 81 Arbeitsbereiche der Konversen S. 82 - Grangien und Stadthöfe S. 86 - Salinen S. 90 - Prozesse und Verträge S. 91
10
Inhalt 3.
Pforte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 94
4.
Himmerod ............................................ 98
5.
Raitenhaslach. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 106
6.
Haina. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 109
7.
Heisterbach
..........................................
8.
Marienstatt
..........................................
9.
Bewertung der Ergebnisse ................................ 121
IV. Die Konversen in der Gesetzgebung des Ordens
115 118
.................. 124
125
1.
Die ältesten Dokumente
2.
Die Konversenregeln .................................... 129
3.
Die Beschlüsse des Generalkapitels
V. Die Konversen der Zisterzienser in ausgewählten Regionen Europas
134 140
1.
Am Ursprung des Ordens
140
2.
Zwischen Ardennen und Normandie ....................... 143 Die Wirtschaftsordnung für das Kloster Savigny (1230) S. 146
3.
Britische Inseln ........................................ 152
4.
West- und Südwestdeutschland ........................... 158 Caesarius von Heisterbach S. 161
5.
Alpenländer
6.
Zwischen Weser und Eibe
.......................................... 166
VI. Conversi monialium
168 171
1.
Die Zisterzienserinnen
2.
Die Konversen der Nonnenklöster ........................ 174
171
VII. Die Bedeutung der Konversen bei den Zisterziensern - Eine Bewertung ihrer Tätigkeitsfelder in vergleichender Sicht ..................... 180
Inhalt
11
184
1.
Die Spezialisten
2.
Die Leiter der Höfe ................................... 186
3.
Die Kaufleute und die Unterhändler der Klöster ............. 187
4.
Die Beziehungen der Konversen zur Umwelt ihrer Klöster ..... 188
Literaturverzeichnis .....•................•........•........... 190 Register .•..•..•.....•...........•.................••••...... 267
Einleitung
Als Robert von Molesme mit einer Schar weiterer Mönche das "Novum Monasterium" errichtete und sie dort im Jahre 1098 neues klösterliches Leben begannen, hatten sie keine weitergehenden Ziele als die Erfüllung der Benediktsregel in Strenge und Vollkommenheit. Und doch schufen sie mit diesem Kloster, das nach einiger Zeit Citeaux genannt wurde, die Keimzelle eines benediktinischen Reformordens, dessen Ausbreitung nach anfänglichen Schwierigkeiten rasch voranschritt und dessen vortreffliche mittelalterliche Blüte keineswegs allein die Zeitgenossen beeindruckte. So hat auch die historische Forschung den Zisterziensern rege Aufmerksamkeit geschenkt, und dies in solchem Maße, daß ein erneutes Aufgreifen der Thematik nicht ohne Begründung erfolgen kann. Phänomene mit eindrucksvollem Erscheinungsbild - wie jene von Citeaux ausgehende Reformbewegung - entziehen sich leicht einer differenzierenden Betrachtung. In diesem Sinne orientierte sich die Zisterzienserforschung in hohem Maße an den Zielvorstellungen und kodifizierten Regeln der " Ordensgründer" , ohne deren tatsächliche Verwirklichung in ausreichender Weise zu überprüfen. Daher sind auch heute noch die ernsthaften und erfolgreichen Bemühungen um Einblick in Wesen und Wirken der Zisterzienser! von einer Charakterisierung des Ordens überlagert, die aus dem Programm der Gründer abgeleitet ist. In ihrer Fixierung auf weltferne Klostergründungen, umfangreiche Kultivierungen und Eigenbewirtschaftung kollidiert sie nicht selten erheblich mit der Realität 2 • Jede weitere Untersuchung zu Teilbereichen der Geschichte dieses Ordens ist jedoch ein Schritt auf dem Wege zu einer umfassenden, unbefangenen und korrekten Würdigung seiner Leistungen 3 • Auch die vorliegende Arbeit soll diesem Ziel dienen. 1 Solche Untersuchungen werden häufig einer regional orientierten Forschung verdankt. Oft liegen sie als Monographien über Einzelklöster des Ordens vor. 2 Besonders eindrucksvolle Hinweise auf diese Widersprüche und ihre Konsequenzen für die Darstellung der Frühgeschichte des Ordens gibt Georges Despy, Les richesses de la terre: Citeaux et Premontre devant l'economie de profit aux XIIe et XIIIe siecles, in: Problemes d'histoire du christianisme, hg. von Jean Preaux, 5 (Brüssel 1974/75) S. 58-80. 3 Zeugnis vom Wert solcher Einzeluntersuchungen legt die weitgehend neu bearbeitete Ordensgeschichte von Louis J.Lekai, The Cistercians, Ideals and Reality (Kent, Ohio 1977) ab, die eine Reihe neuer Forschungsergebnisse berücksichtigt. Die Verbesserung gegenüber der ersten Ausgabe (in deutscher Übersetzung und Bearbeitung: Louis J. Lekai, Geschichte und
14
Einleitung
Die verschiedenen Sektoren zisterziensischen Lebens sind von der Forschung in ungleichem Maße betrachtet worden. Folglich weisen die recht summarischen Überblicke in einschlägigen Fachlexika und Handbüchern, deren Einfluß auf das allgemein verbreitete Bild des Ordens nicht unterschätzt werden darf, deutliche Schwerpunkte bei den Zielsetzungen der Gründer sowie den organisatorischen und rechtlichen Problemen dieser religiösen Gemeinschaft auf 4 • In besonderem Maße hat hierbei die Forschung zu den frühesten Quellen des Ordens und deren Datierung Niederschlag in oftmals eher verwirrenden als klärenden - Studien gefunden s, die zudem kaum geeignet sind, die erste Entwicklungsphase des Ordens umfassend zu erhellen. Demgegenüber haben einzelne Persönlichkeiten und besonders einzelne Klöster des Ordens eine eingehende Betrachtung erfahren 6 ; und auch die zisterziensische Architektur, die mit einfachen Mitteln eine monumentale Wirkung erzielte, war häufig Untersuchungsgegenstand kunsthistorischer Forschung7 • Ohne für die genannten Bereiche das Vorhandensein unumstößlicher Forschungsergebnisse behaupten zu wollen, soll der Blick doch im folgenden jenen Aspekten zugewandt werden, die offenkundig dieser Aufmerksamkeit dringender bedürfen. Die spezielle Ausprägung des klösterlichen Wirtschaftsbetriebes war für die ersten Zisterzienser ein wichtiger Bestandteil ihres Reformprogramms und daher im Zuge der schnellen Ausbreitung des Ordens Gegenstand fortwährender Sorge und Bemühung 8 • Die Zisterzienser-Forschung trug dieser Tatsache insofern Rechnung, als sie von jeher die wirtschaftlichen Faktoren in ihre Untersuchungen einbezog, ohne jedoch bislang zu einerauch unter dem Gesichtspunkt zeitlicher und räumlicher Differenzierung Wirken der weißen Mönche, Der Orden der Cistercienser, hg. von Ambrosius Schneider, Köln 1958) ist in einigen Kapiteln beachtlich. 4 K. Spahr, Zisterzienser, in: Lexikon für Theologie und Kirche, 2. völlig neubearb. Aufl., hg. von fosef Höfer und Karl Rahner, Bd. 10 (Freiburg 1965) Sp. 1382 H.; L.]. Lekai, Cistercians, in: New Catholic Encyclopedia, hg. von The Catholic University of America, Bd. 3 (Wl\shington D. C. 1967) S. 885 ff.; T. Boyd, Cistercians (Rite), ebd. S. 889 f.; M. A. Dimier, s:;iteaux, abbey of, ebd. S. 890 f.; Handbuch der Kirchengeschichte, hg. von Hubert fedin, Bd. 3,1 (1966) S. 524 f. und Bd. 3,2 (1968) S. 19 H. S Vgl. hierzu Handbuch der Kirchengeschichte 3,1, S. 516 sowie den kritischen Bericht von Polycarpe Zakar, Die Anfänge des Zisterzienserordens - Kurze Bemerkungen zu den Studien der letzten zehn Jahre, in: Analecta Sacri Ordinis Cisterciensis 20 (1964) S. 103-138. ~ Der hohe Anteil von Monographien und Aufsätzen zur Geschichte einzelner Zisterzienserklöster im Literaturverzeichnis gibt bereits einen Hinweis auf die Bedeutung dieser Arbeiten, die aber im Verlaufe der Untersuchung noch weitaus stärker hervortreten wird. 7 Als Beispiel sei hier verwiesen auf Marcel Aubert, L'architecture cistercienne en France, 2 Bde. (Paris 1947), weil dort die kunsthistorischen Aspekte mit Bezug zur Geschichte des Ordens behandelt werden. 8 Ein Schlaglicht auf die Bedeutung der Klosterwirtschaft für die frühen Zisterzienser wirft die Hilfestellung, die der Orden dem 1147 in die Gemeinschaft aufgenommenen Kloster Obazine gewährte: Citeaux schickte zwei Mönche zur Regelinstruktion und drei Konversen zur Unterweisung in Fragen der Ökonomie. Siehe hierzu Bemadette Barriere, L' Abbaye cistercienne d'Obazine en Bas-Limousin, Les Origines - Le Patrimoine (Tulle 1977) S. 71.
Einleitung
IS
umfassenden Gesamtdarstellung des gewiß sehr komplexen Berttiches vorzudringen 9 • Eine derartige Übersicht würde zwar Gefahr laufen, die wirtschaftlichmaterielle Seite des zisterziensischen Ordenslebens als dessen einziges bemerkenswertes Phänomen erscheinen zu lassen, sie böte jedoch Erkenntnisse über den Stand von Land- und Fortwirtschaft, Viehzucht, Weinbau, Handwerk, Bergbau und Handel zur Zeit des hohen und späten Mittelalters, die das Blickfeld ordensgeschichtlicher Forschung weit übersteigen würden. Denn im selben Maße, in dem auch für die "weißen Mönche" die Führung des klösterlichen Wirtschaftsbetriebes nur im ständigen Kontakt mit der Umwelt zu realisieren war, ist die Untersuchung ihrer ökonomischen Verfahrensweisen zugleich ein wichtiger Beitrag zur allgemeinenWirtschaftsgeschichte des Mittelalters. Außerdem bieten Forschungen zur Umsetzung eines radikalen Wirtschaftsprogramms sowie zur Entwicklung ökonomischrationeller Methoden über den Einzelfall hinaus Ansätze zu zeitlich übergreifenden Vergleichen und zur Charakterisierung verschiedener Wirtschaftsformen 1o • Die genannten Möglichkeiten wurden bislang kaum genutzt; die notwendige umfassende Darstellung der Zisterzienser-Wirtschaft fehlt ebenso wie die Erforschung wichtiger TeilbereicheIl. Zu den Desideraten zählen hierbei zweifellos Untersuchungen über die Arbeitskräfte im zisterziensischen Wirtschaftsbetrieb und die Aufgabenverteilung zwischen den verschiedenen Gruppen. Wo die Gemeinschaft der Mönche notwendige Berührung mit der Umwelt des Klosters hatte, waren ihr Laien auf vielfältige Weise verbunden. Die Erforschung ihrer Lebens- und Arbeitsbedingungen bietet nicht nur Einblicke in die soziale Schichtung der klösterlichen Gemeinschaften im weiteren Sinne und in die Produktionsabläufe, sondern zugleich in die vielfältigen Verflechtungen monastischen und profanen Lebens. Im Spannungsfeld von Kloster und Welt sind diese Menschen ein deutliches Beispiel für die Wechselseitigkeit der Beziehungen und Einflüsse. 9 Auch die Arbeit von Richard Raehl, Plan and reality in a medieval monastic economy: the Cistercians, in: Studies in Medieval and Renaissance History 9 (1972) S. 83-113, zeichnet kein umfassendes Bild von der Wirtschaft des Ordens. Kritik an ihren methodischen Mängeln übte kürzlich Christian Massig, Grundbesitz und Güterbewirtschaftung des Klosters ;Eberbach im Rheingau 1136-1250, Untersuchungen zur frühen Wirtschaftsverfassung der Zisterzienser (Phil. Diss. Marburg 1977; Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 36; Darmstadt, Marburg 1978) S. 14 und 35 f. 10 So glaubte Hans Wiswe (Grangien niedersächsischer Zisterzienserklöster. Entstehung und Bewirtschaftung spätmittelalterlich-frühneuzeitlicher landwirtschaftlicher Großbetriebe, in: Braunschweigisches Jahrbuch 34, 1953, S. 5-134) bei den Zisterziensern "gewisse Anfänge kapitalistischen Wirtschaftsdenkens und Wirtschaftssrrebens" (S. 131) erkennen zu können. 11 Ein Forschungsdefizit besteht noch immer für den Bereich des Handels und der Zölle.
16
Einleitung
Die Erforschung der personellen Zusammensetzung einzelner monastischer Gemeinschaften setzte zwar bereits kurz vor Beginn dieses Jahrhunderts ein 12 , doch ist dabei die Konzentration auf die Mönche ebensowenig zu übersehen wie der Verzicht auf jegliche Problematisierung der Ergebnisse und auf eine Bewertung von Funktion und Leistung verschiedener Personengruppen 13. Auch die Beschreibung einzelner, den Zisterzienserklöstern verbundener oder angehörender Gruppen ist keineswegs in ausreichender Weise erfolgt. Wenn man als Erklärung hierfür bei den nur lose mit dem Orden verknüpften Gruppen eine diesbezüglich ungünstige Quellenlage in den ersten Jahrhunderten der Ordensgeschichte anerkennt l 4, so trifft das für die Konversen der Zisterzienser nicht zu. Bei den bisherigen Bemühungen, ihr Wirken zu beschreiben, wurden die vielfältigen und ergiebigen Quellen nur in unzureichendem Maße ausgeschöpft. Die genauen Bestimmungen über Aufnahme, Verhalten und Behandlung der Konversen, die detaillierten Konversenregeln (Usus conversorum und Regula conversorum), sowie andere normative Quellen haben der älteren Forschung meist genügt, um auf dieser Grundlage eine Skizze ungebildeter Arbeiter niederer sozialer Herkunft zu zeichnen. Dieses Konversenbild, das durch neuere Untersuchungen bislang keine wesentlichen Modifizierungen erfahren har15 , findet auch gegenwärtig Verbreitung in einschlägigen Handbüchern und Lexika l6 , sowie in Schulbüchern 17 und in Monographien über einzelne Klöster des Ordens - in letzteren selbst dann, wenn die Erforschung der Klostergeschichte bezüglich der dortigen Konversen abweichende Ergebnisse erbracht hat l8 • 12 Beispiele hierfür sind die Arbeiten von Florian Watzl, Die Cistercienser von Heiligenkreuz in chronologischer Reihenfolge nach den Quellen dargestellt (Graz 1898), und Dominicus Willi (Bearb.), Album Wettingense. Verzeichnis der Mitglieder des exemten und konsistorialen Cistercienser-Stiftes B. V.M. de Marisstella zu Wettingen-Mehrerau 12271904, 2. verbesserte Auf!. (Limburg/Lahn 1904). tJ Auch bei Gerhardjaritz, Die Konventualen der Zisterzen Rein, Sittich und Neubergim Mittelalter (örtliche Herkunft und ständische Stellung) 2 Teile (Phi!. Diss. Graz 1973), wird die Rolle verschiedener Personen und Gruppen im Kloster nicht untersucht. t< Das reiche Aktenmaterial der Klöster setzt in der Regel erst im 15. Jahrhundert (oder später) ein, als die mittelalterliche Blüte des Zisterzienserordens längst vergangen war. IS Hierzu ausführlicher in Kapitell. 16 Vg!. Handbuch der Kirchengeschichte 3,2, S. 22; Lexikon für Theologie und Kirche 6 (2. Auf!.), Sp. 518 f.; New Catholic Encyclopedia 4, S. 285 f. - Jetzt ausführlicher und mit reichhaltiger Bibliographie: Dizionario degli istituti di perfezione, diretto da Guerrino Pelliccia e da Giancarlo Rocca, 3 (Rom 1976), Sp. 110-120; 4 (Rom 1977), Sp. 762-794. 17 Kritik aus marxistischer Sicht übt Helmut Assing, Zur Darstellung des Zisterzienserordens in Schulbüchern der BRD (unter besonderer Berücksichtigung seiner ökonomischen Funktion in den Gebieten östlich von Saale und Eibe), Legende und Wirklichkeit, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Pädagogischen Hochschule "Karl Liebknecht" Potsdam 15 (1971) Heft 2, S. 267-279.
Einleitung
17
Die durch Gelübde an den Orden gebundene, von den Mönchen auf vielerlei Weise getrennte Gruppe der Konversen war keine Schöpfung der Zisterzienser. Ihre Entstehung ist von der Forschung zwar intensiv, aber ebensowenig abschließend 19 behandelt worden, wie die aus den Vorschriften abgeleitete minuziöse Beschreibung ihres täglichen Lebens als eine ausreichende Darstellung ihrer Rolle innerhalb des Zisterzienserordens akzeptiert werden kann. Die bisher ungenügende Auswertung der verfügbaren Quellen und die hieraus resultierenden Zweifel an der Aussagekraft und Verläßlichkeit vorliegender Ergebnisse erleichtern die Antwort auf die Frage nach der Notwendigkeit weiterer Beschäftigung mit dieser Gruppe zisterziensischer Ordensangehöriger 20 • Die Spuren der Konversen und ihres Wirkens müssen in der Überlieferung möglichst vieler Zisterzienserklöster gesucht werden, um so in Abkehr von gängigen Verallgemeinerungen zu einer umfassenden Charakterisierung nach Herkunft, Fähigkeiten und Tätigkeiten zu gelangen und ihre Leistungen zu würdigen. Dabei werden Umfang und Art ihres Beitrages zur Durchführung der Klosterwirtschaft im Mittelpunkt der Untersuchung stehen und einige ihrer Tätigkeitsfelder eine spezielle Bewertung erfahren. Mit der Behandlung der Konversen, einer besonders wichtigen Gruppe innerhalb des sozialen Gefüges zisterziensischer Klostergemeinschaften, soll zugleich ein Beitrag zur Wirtschaftsgeschichte des Ordens und auf diesem Wege zur Kenntnis sozialer und ökonomischer Verhältnisse im mittelalterlichen Europa geleistet werden. Hieraus ergibt sich die zeitliche Begrenzung der Untersuchung auf die mittelalterliche Blüte und wirtschaftliche Kraft der Zisterzienser in den ersten Jahrhunderten nach der Gründung von Gteaux, in denen keineswegs zufällig auch die Konversen des Ordens ihre höchste Bedeutung erlangten. Daher werden jene Aspekte, die aus der spätmittelalterlichen Ordensreform oder aus der gegenwärtigen Diskussion der Konversenfrage resultieren, außerhalb der Betrachtung bleiben, zumal sich die Ordensge18 Als Beispiel hierfür kann gelten: Romain Pittet, L'Abbaye d'Hauterive au moyen age (Archives de la sociere d'histoire du canton de Fribourg 13, Freiburg/Schweiz 1934). Der Verfasser stellt die Konversen eingangs als einfache Arbeiter bäuerlicher Herkunft vor, weist dann aber für Hauterive Konversen mit verantwortungsvollen Aufgaben nach. Derartige Widersprüche werden dort - wie auch in vergleichbaren Arbeiten - erstaunlicherweise nicht zum Anlaß genommen, das traditionelle Konversenbild in Frage zu stellen. 19 Für Joachim Wol/asch, Neue Quellen zur Geschichte der Cistercienser, in: Zeitschrift für Kirchengeschichte 84 (1973) S. 188-232, ist "die Erforschung der Conversenfrage noch ganz und gar im Fluß" (S. 232). 20 Gestellt (aber in anderer Weise beantwortet) wurde diese Frage von Jean Leclercq, Comment vivaient les fretes convers, in: I laici nella "Societas Christiana" dei secoli XI eXIl, Atti della terza Settimana internazionale di studio, Mendola, 21-27 agosto 1965 (Miscellanea del Centro di Studi Medioevali 5, Pubblicazioni deli' Universita Cattolica del Sacro Cuore, Contributi 3,5; Mailand 1968) S. 152-176, hier S. 152.
18
Einleitung
schichtsschreibung bereits in hohem Maße dieses Bereiches angenommen hat 2!. Forschungen über die Konversen der Zisterzienser bedeuten zweifellos die Beschränkung auf einen Ausschnitt des viel umfassenderen "KonversenProblems"22. Eine vergleichende Betrachtung der unter dieser Bezeichnung - bei höchst unterschiedlicher Prägung - in vielen monastischen Gemeinschaften vorhandenen Ordensangehörigen ist bislang nicht erfolgt. Die intensive Hinwendung zu einem Sektor dieses Problemkreises möge ein weiterer Schritt zu seiner vollständigen Erforschung sein. Auch in dieser Hinsicht ist die Wahl des Untersuchungsgegenstandes nicht ohne Reiz: die Zisterzienser vermochten ihren Konversen ein spezifisches Gepräge zu geben, und kein anderer Orden bediente sich ihrer in gleichem Umfang und mit gleicher Effizienz 23 •
2' Über die spätmittelalterlichen Reformversuche im Zisterzienserorden zusammenfassend: Lekai, The Cistercians, S. 109 H.; kürzlich auch Kaspar Elm, Westfälisches Zisterziensertum und spätmittelalterliche Reformbewegung, in: Westfälische Zeitschrift 128 (1978) S. 9-32; Literaturhinweise zuv-aktuellen Konversen-Diskussion befinden sich in den diesbezüglichen Bibliographien des Dizionario degli istituti di perfezione 3 (1976) und 4 (1977). Einen Einblick in die gegenwärtige Konversen-Problematik bei den Reformierten Zisterziensern gibt Vincent Hermans, Le probleme des freres convers, in: Collectanea Ordinis Cisterciensium Reformatorum 26 (1964) S. 86-99. 22 Vgl. hierzu Wolfgang Teske, Laien, Laienmönche und Laienbrüder in der Abtei Cluny - Ein Beitrag zum »Konversen-Problem", in: Frühmittelalterliche Studien 10 (1976) S. 248322 und 11 (1977) S. 288-339; hier: 10 (1976) S. 253. 2J Eberhard Hoffmann, Das Konverseninstitut des Cisterzienserordens in seinem Ursprung und seiner Organisation (Freiburger Hisrorische Studien 1, Freiburg/Schweiz 1905) S. 97; Lekai, The Cistercians, S. 334.
I. Die Konversen der Zisterzienser im Spiegel der Forschung Der methodische Ansatz und die speziellen Fragestellungen der vorliegenden Untersuchung über die Rolle der Konversen im hoch- und spätmittelalterlichen Zisterzienserturn sind besonders gut auf der Grundlage der Kritik an der bisherigen Forschung zu verdeutlichen. Ihr wird daher ein verhältnismäßig breiter Raum gewährt, zum al grundlegende Faktoren der Zisterziensergeschichte - besonders im wirtschaftlichen Bereich - hier notwendigerweise einbezogen werden müssen. 1. Der Ursprung der Konversen und ihre Übernahme durch die Zisterzienser
Der Begriff Die geistig-religiöse Umkehr ("conversio"), als Aufgabe des weltlichen Lebens durch Eintritt in eine Klostergemeinschaft vollzogen, ließ jeden, der sie vollbrachte, zum "conversus" werden. Die mit diesem Begriff verknüpften organisatorischen Formen und inhaltlichen Ausprägungen waren je'doch äußerst unterschiedlich und zeitlichem Wandel unterworfen!. Sie sind zugleich Ausdruck der vielfältigen Möglichkeiten der Einordnung von Laien in den kirchlichen (und speziell monastischen) Bereich 2 • Die ordensgeschichtliche Forschung hat, sofern sie sich um eine Systematik des Wortgebrauchs bemühte, bei den"conversi" dielaienmönche von den Laienbrüdern geschieden, aber beide Gruppen - da durch Klostereintritt in fortgeschrittenem Alter charakterisiert - trotz grundlegender Unterschiede innerhalb der verbindenden Klammer des Konversenbegriffs belassen. Wie der Zeitpunkt der "conversio" nach der Regel des Hl. Benedikt das wichtigste Kriterium für die Rangordnung innerhalb der Konvente war 3 , so wurden im Benediktinerorden die in früher Jugend von ihren Eltern den Klöstern übergebenen Mönche ("oblati" oder "nutriti") von jenen unterschieden, die in reiferem Alter eintraten und daher als "conversi" bezeichnet 1 Vgl. Kassius Hallinger, Ausdrucksformen des Umkehr-Gedankens Zu den geistigen Grundlagen und den Entwicklungsphasen der Instiruta Conversorum, in: Srudien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige 70 (1959) S. 169-181. 2 Ebd. S. 169. J Matthäus Rothenhäusler, Zur Aufnahmeordnung der Regula S. Benedicti (Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und des Benediktinero~dens 3, Münster 1912) S.24.
20
I. Die Konversen der Zisterzienser im Spiegel der Forschung
wurden 4 • Diese Laienmönche, die grundsätzlich keine Benachteiligung erfahren sollten, entbehrten aber häufig höherer intellektueller Bildung, so daß sie die gebotenen Aufstiegsmöglichkeiten nicht immer wahrnehmen konnten, vielmehr gelegentlich als "illitterati" oder "idiotae" auf ihren Bildungsstand zugeschnittene Dienste verrichtetenS . Trotz des niederen Ranges einiger waren diese "conversi" im vollen Wortsinn Mönche und daher von allen Trägern dieser Bezeichnung, denen der monachale Charakter fehlte, grundlegend verschieden. Die Verwendung des Begriffes "älteres Konverseninstitut" für die Laienmönche 6 verdeckt diese Unterschiede und ist daher äußerst problematisch 7 • Herbert Grundmann bestritt zudem hierbei die Existenz einer rechtlich geregelten "Institution"8. Während die Laienmönche außerhalb der Betrachtung bleiben werden, soll in der folgenden Untersuchung der Konversenbegriff ausschließlich auf jene Laien angewandt werden, die klösterlichen Gemeinschaften auf besondere Weise angegliedert waren und gleichwohl keinen Mönchscharakter besaßen. Diese "conversi" haben im Zisterzienserorden eine besonders große Bedeutung erlangt und in hohem Maße eine rechtliche Beschreibung ihres Status erhalten. Terminologisch wurde dort meist klar zwischen Mönchen und Konversen als voneinander deutlich getrennten Gruppen von Klosterangehörigen unterschieden. Die Bezeichnung dieser "conversi" als Laienbrüder hat in der Fachliteratur weite Verbreitung gefunden. Wegen des zumeist unterschiedslosen Gebrauchs von "frater" /Bruder für Mönche und Konversen ist sie jedoch wenig geeignet und soll daher im folgenden weitgehend bis auf Fälle stilistischer Notwendigkeiten - vermieden werden.
Die Entstehung Da die Seele durch Müßiggang Schaden nehme, hat Benedikt von Nursia in seiner Regel die Mönche zur Handarbeit verpflichtet. Neben die asketische Arbei tsbegründung trat das Ziel einer in sich geschlossenen, sich selbst Ho{fmann, Konverseninstirut, S. 11 f. Ebd. S. 13 f.; Othon Ducourneau, De I'institution et des us des convers dans l'Ordre de Citeaux (XIIe et XIIIe siecles), in: Saint Bernard et son temps 2 (Academie des Sciences, Ans et Belles-Lenres. Association bourguignonne des socil:tes savanres. Congres de 1927, Dijon 1929) S. 139-201, hier S. 147. - Belege hierfür liegen vor allem aus den Klöstern der c1uniazensischen Observanz vor: Adolt Mettler, Laienmönche, Laienbrüder, Conversen, besonders bei den Hirsauern, in: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte 41 (1935) S. 201-253, hier S. 216 ff. und 227 f.; Teske in FMSt 10, S. 322. 6 Z. B. Kassius Hal/inger, Woher kommen die Laienbrüder? in: Analecta Sacri Ordinis Cisterciensis 12 (1956) S. 1-104, bes. S. 48 H. 7 Teske in FMSt 10, S. 322. H Herbert Grundmann, Adelsbekehrungen im Hochmirrelalrer: Conversi und nutriti im Kloster, in: Adel und Kirche, Gerd TeIlenbach zum 65. Geb., hg. von faset Fleckenstein und Karl Schmid (Freiburg, Basel, Wien 1968) S. 325-345, bes. S. 330 und 344. 4
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1. Ursprung und Übernahme der Konversen durch die Zisterzienser
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tragenden und versorgenden Klostergemeinschaft 9 • Doch von den Mönchen, für die ein Verlassen des Klosters schädlich war, konnte die anfallende Arbeit allein nicht bewältigt werden. Die Regel erkannte den Bedarf an Laienhilfskräften; Konversen nannte sie nicht 10. Schon Eberhard Hoffmann fand die Wurzeln des Konversentums, "eines des monachalen Charakters entbehrenden Laienelementes"ll, bei den klösterlichen Laiendienern jener Zweige des Benediktinerordens in Italien, "welche eine Vertiefung des kontemplativen Ordenslebens anstrebten"12. Als grundlegend gilt immer noch Kassius Hallingers Untersuchung über den Ursprung der Konversen 13 , die heute diesbezügliche Abschnitte in Fachlexika und Handbüchern prägt 14 • Mittels einer phänomenologischen Analyse ausgewählter Nachrichten in rückwärts schreitender Folge wies Hallinger das früheste Auftreten von Konversen für die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts in Camaldoli, Fonte Avellana und Vallombrosa nach 15 und stellte aus diesem und dem späteren Auftreten von klaustralorganisierten Laienhelfern (z. B. in Hirsau, Cluny und Citeaux) eine Entwicklungslinie des "jüngeren Konverseninstitutes" her 16 • Sodann setzte er sich, offenbar angeregt von gegenwärtigen Problemen der Benediktiner, mit zahlreichen Theorien über die Entstehung dieses Konverseninstitutes auseinander 17 und fügte eine eigene hinzu. Nach Hallinger führten nicht ökonomische Bedürfnisse der Klöster zur Herausbildung der Gruppe der Konversen, vielmehr habe ein "Annäherungsprozeß zwischen familia und monasterium" stattgefunden 18 , der - mit seinen vielfältigen Formen bis ins S. Jahrhundert zurück reichend - von der 9 Jldefons Herwegen, Sinn und Geist der Benediktinerregel (Einsiedeln, Köln 1944) S. 282 ff.; Kurt Herbert Keinath, Der wirtschaftliche Gehalt der Benediktinerregel (Rechtsund Staatswissenschaftliche ~iss. Marburg 1950) S. 28 ff.; Anselme Le Bai!, L'Ordre de dteaux, "La Trappe" (Paris 1947) S. 126 f. 10 Augustinus Thiele, Echternach und Himmerod Beispiele benediktinischer und zisterziensischer Wirtschaftsführung im 12. und 13. Jahrhundert (Forschungen zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 7, Stuttgart 1964) S. 6 ff.; Lekai, The Cistercians, S. 31; Hoffmann, Konverseninstitut, S. 28. 11 Hof{mann, Konverseninstitut, S. 6. 12 Ebd. S. 15. \3 Siehe Anm. 6 dieses Kapitels. 14 Z. B. Handbuch der Kirchengeschichte 3,1, S. 519; Maurice Laporte, Origine de l'institution des freres, in: Dictionnaire de Spiritualite 5 (Paris 1964) Sp. 1194-1204; Lexikon für Theologie und Kirche 6, Sp. 518 f. 15 Hal/inger, Laienbrüder, S. 29 ff. 16 Die Begriffsbildung "jüngeres Konverseninstitut" folgt aus der Verwendung von "älteres Konverseninstitut" für die Laienmönche; vgl. hierzu oben: "Der Begriff". 17 Ursprung im Osten, Ritualisierung und Klerikalisierung des Mönchtums, Aufgabe der Arbeit durch die Mönche, Abstieg des "älteren Konverseninstitutes" und Ableitung aus dem Oblateninstitut. 18 Hallinger, Laienbrüder, S. 37 und S. 60 ff.
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religiösen Betreuung der familia über die Oblationsbindung und die "Halbkonversen" zum Stande der Konversen geführt habe l9 • "Das neue Wollen"20 dieser Menschen sei von religiösen Zielen bestimmt gewesen, vom Drang einer Gruppe aus den Reihen der in Klosterdiensten stehenden familia 21 , sich den Mönchen anzugleichen, ohne die monastische Profeß abzulegen. Dieses Streben nach einer möglichst vollkommenen Nachahmung der Mönche habe zwischen jenen und deren rein weltlichen Helfern die Konversen als eine klar geschiedene Zwischenschicht geschaffen. Ursache und Motivation hierfür seien in den Ideen der Urkirche, der imitatio monachorum und der imitatio Christi, im Motiv der freiwilligen Sklavenschaft und der Lohnlehre des Evangeliums ebenso zu suchen wie in den seit dem 10. Jahrhundert im Mönchtum neu aufbrechenden Ein$amkeitstendenzen mit der Neubewertung des Klaustrums als Eremos 22 • Die Konversen seien daher als "isolierende Schutzschicht" wie auch als Vermittler des sich abschließenden monasterium zur Außenwelt für die Befolgung der Regel durch die Mönche von hervorragender Bedeutung gewesen 23 • Seine letzte Steigerung habe der Annäherungsvorgang zwischen familia und monasterium im spätmittelalterlichen Profeßbrüderinstitut erfahren 24 • Obgleich. Hallingers Betonung religiös-asketischer Motive für die Entstehung der Konversen von Ursula Lewald 25 geteilt wurde, lehnte sie jedoch entschieden seine These von der Rückbesinnung auf das Klaustrum als Eremos ab und sah in den Konversen vielmehr "nur einen Ableger jener großen religiösen Erschütterung der Laienwelt" , deren Anfänge im 11. Jahrhundert in Italien erkennbar waren 26 • Grundsätzliche Kritik widerfuhr Hallingers Thesen aus marxistischer Sicht. Ernst Werner bestritt jede Möglichkeit, die Entstehung der Konversen von den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen jener Zeit zu trennen und diesen Vorgang sowohl für die Einzelnen als auch für die monastischen Gemeinschaften allein mit religiösen Motiven zu erklären 27 • Ebd. S. 60 H. Ebd. S. 59. 21 Zur familia allgemein: Vrsmer Berliere, La Familia dans les monasteres benooictins du moyen age (Academie Royale de Belgique, Classe des lettres et des sciences morales et politiques, Memoires, Sero 2, 29, 2; Brüssel 1931). 22 Hallinger, Laienbrüder, S. 85 H. und ders., Umkehr-Gedanke, S. 174 f. 23 Hallinger, Laienbrüder, S. 95; ders., Konversen-Institute, in: Lexikon für Theologie und Kirche 6, Sp. 519. H Hallinger, Umkehr-Gedanke, S. 175 f.; ders., Konversen-Institute, in: Lexikon für Theologie und Kirche 6, Sp. 519. 25 Vrsula Lewald, Besprechung von Kassius Hallinger, Woher kommen die Laienbrüder?, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte Kan. Abt. 44 (1958) S. 396-402. 26 Ebd. S.401. 27 Ernst Wemer, Die gesellschaftlichen Grundlagen der Klosterreform im 11. Jahrhundert (Berlin 1953); ders., Bemerkungen zu einer neuen These über die Herkunft der Laienbrüder, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 6 (1958) S. 353-361. 19
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Die Mönche hätten "mit beiden Beinen innerhalb der feudalen Gesellschaft" gestanden 28 , besonders die Zisterzienser. Als die aus dem grundherrschaftlichen System resultierende bedrohliche wirtschaftliche Lage mancher Benediktinerabteien - verbunden mit einer nur noch schlechten Ausführung der Frondienste - erkennbar wurde 29 , hätten sie zur "Steigerung der Arbeitsintensität der Knechte"30 eine unmittelbar an die Mönchsgemeinschaft gebundene Arbeiterschar geschaffen, eine "neue familia auf höherer Stufe", die ihnen die Erfüllung religiöser Ideale und wirtschaftlicher Stabilität ermöglichen sollte 3!. Die Beziehungen der Konversen zu ihren Klöstern seien somit rein feudaler Art gewesen, wenn auch in religiöse Vorstellungen gekleidet 32 ; und der Entschluß, Konverse zu werden, sei von der Sicherheit des täglichen Brotes sowie anderen Vorzügen klösterlichen Lebens entscheidend gefördert worden H • Demgegenüber sah Jacques Dubois im Konversentum der neuen Orden des 12. Jahrhunderts vorrangig die Möglichkeit für Laien, ein monastisches Leben zu führen, ohne den Verpflichtungen der Kleriker unterworfen zu sein 34, ein Leben, das im Hinblick auf die Religiosität von Inhalt und Ziel jenem der Mönche ähnlich und ebenbürtig gewesen sei 35 . Den von Hallinger behaupteten Aufstieg aus der familia bestritt er jedoch ebenso wie die von diesem aufgestellten Entwicklungslinien des "jüngeren Konverseninstituts"36. Erst die im 12. Jahrhundert aufblühenden neuen Orden - wie Kartäuser und Zisterzienser - hätten Konversen mit deutlich umrissenem Status und hohem Aktivitätsgrad besessen, während die alten Orden mit derselben Bezeichnung eine in vielerlei Hinsicht differierende Personengruppe belegten 37 . Wemer. Laienbrüder, S. 354 f. Ebd. S. 359. 30 Ebd. S. 356. 31 Ebd. S. 359. 12 Ebd. S. 356. Wemer versuchte nachzuweisen, daß die zisterziensische Eigenwirtschaft auf der feudalen Ausbeutung der Konversen beruhte (ebd. S. 355); vgl. hierzu Evgeny A. Kosminsky, Studies in the Agrarian History of England in the thirteenth century, ed. by R. H. Hilton (Studies in mediaeval History 8, Oxford 1956) S. 113. Hallinger widersprach dieser These mit Entschiedenheit (Umkehr-Gedanke, S. 171). II Wemer, Laienbrüder, S. 356 H. 34 }acques Dubois. L'institution des convers au XIIe siede. Forme de vie monastique propre aux laics, in: I laici nella HSocietas Christiana" dei secoli XI eXIl. Atti della terza Settimana internazionale di studio, Mendola, 21-27 agosto 1965 (Miscellanea del Centro di Studi Medioevali 5, Pubblicazioni delI' Universita Cattolica del Sacro Cuore, Contributi 3,5; Mailand 1968) S. 183-261, hier: S. 261. 35 Ebd. S. 250 H. Solche Überle~.ungen sind nicht frei von Bezügen zur aktuellen Diskussion über den Konversen-Status. - Ahnlich Richard W. Southem, Kirche und Gesellschaft im Abendland des Mittelalters (Berlin, New York 1976) S. 247, der aber in den Konversen auch klösterliche Vasallen sieht (S. 248), und Hermans, S. 88. 36 }. Dubois. Convers, S. 184 f. und 214 f. 31 Ebd. S. 214 f. 28
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Auch Wolfgang Teske kritisierte an Hallingers rein chronologischer Ordnung der Konversen-Zeugnisse die Nichtbeachtung der erheblichen Unterschiede zwischen den monastischen Gemeinschaften, denen diese Laienhelfer angegliedert waren. Nur die Herauslösung aus allen konkreten historischen Bezügen und die allzu große Bereitschaft zu Analogieschlüssen habe es Hallinger ermöglicht, von einem "jüngeren Konverseninstitut" zu sprechen 38. So ist die Forschung über die Entstehung der Konversen, deren Ursachen und Verlauf noch keineswegs an jenem Endpunkt angelangt, den Hallingers gewiß bedeutsame Untersuchung zu markieren schien. Die Frage nach den Motiven und Bedürfnissen ist bezüglich der Personen und klösterlichen Gemeinschaften oft auf einseitig-kompromißlose Weise entweder mit der Annahme geistlich-religiöser oder ökonomisch-materieller Beweggründe beantwortet worden, ohne die Durchdringung beider Komponenten trotz ihrer hohen Wahrscheinlichkeit ausreichend zu berücksichtigen. Da die Quellen zu dieser Frage meist schweigen, werden hier definitive Ergebnisse nicht zu erwarten sein. Bei der Betrachtung des Entwicklungsganges sind zwar die frühesten Konversen-Belege unumstritten, doch wurde Hallingers und anderer Bemühen, alle seit dem 11. Jahrhundert auftretenden Konversen-Formen dem allgemeinen Begriff eines "Konverseninstituts" unterzuordnen, zunehmend kritisiert. Diesen, von der Vermutung beträchtlicher Unterschiede zwischen den Konversen verschiedener Orden ausgehenden Bedenken ist durch die sorgfältige Untersuchung ihrer Organisation, Lebensweise und Wirksamkeit in den einzelnen Orden nachzugehen, wie dies kürzlich für Cluny verwirklicht wurde 39 • Die bedeutende Rolle der Konversen bei den Zisterziensern läßt ihre Betrachtung als besonders lohnend und zugleich als einen wichtigen Schritt zur Klärung dieses "Konversen-Problems" erscheinen. Die zisterziensische Reform
Die Verwirklichung benediktinischer Ideale in Strenge und Vollkommenheit war das Bestreben des Abtes Robert, der kurz vor der Wende zum 12. Jahrhundert mit einigen Mönchen sein Kloster Molesme verließ, weil er diese Ziele dort nicht hatte erreichen können. Südlich von Dijon in der Diözese Chalon-sur-Saone errichteten sie das "Novum Monasterium" an 38 Teske in FMSt 10, S. 251 f. Vgl. die Kritik von Basilius Senger, Besprechung von Kassius Hallinger, Woher kommen die Laienbrüder?, in: Theologische Revue 53 (1957) Sp. 205-209. 39 Es handelt sich hierbei um die Arbeit von Wolfgang Teske, vgl. Anm. 22 zur Einleitung. Auf andere Veröffentlichungen wird an entsprechender Stelle hingewiesen werden.
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einem möglicherweise bewohnten Orte 40 und nahmen dort am 21. 3. 1098 klösterliches Leben auf. Dieses - bald Clteaux genannte - Reformkloster entwickelte sich schnell zum Ausgangspunkt des Zisterzienserordens. Den Gründern lag solcher Vorsatz jedoch fern. Ihr Sehnen richtete sich, als Reaktion auf die cluniazensische Praxis des benediktinischen Ordenslebens, auf die Befolgung der Regel in reiner Ursprünglichkeit. Zudem waren die Schwierigkeiten der ersten Jahre nicht geeignet, große Hoffnungen zu nähren. Robert wurde schon im Jahre nach der Gründung in sein früheres Kloster Molesme zurückgerufen. An die Spitze der Gemeinschaft trat Alberich, der sich in der Meisterung der Probleme bewährte. Doch lassen die Quellen bezüglich der ersten Jahre von Cheaux noch viele Fragen offen 41 • Mit Alberichs Nachfolger Stephan Harding übernahm 1109 ein Mann die Leitung des Klosters, der diesen Ort reformierten Benediktinertums zur Keimzelle eines expandierenden Ordens mit klar formuliertem Programm und einer gesetzlich fixierten Organisation machte 42 • Der gebildete Engländer hatte in Italien die eremitorischen Bestrebungen von Camaldoli und Vallombrosa kennengelernt, war in Molesme eingetreten und entfaltete in Cheaux als Mönch, Gelehrter und Organisator das der jungen Gemeinschaft so förderliche Maß an schöpferischer Kraft und praktischem Sinn 43 • In der Zeit seines Wirkens erfolgten die ersten Neugründungen nach dem Vorbild von Clteaux: La Ferte, Pontigny, Clairvaux und Morimond - als "Primarabteien" ihrerseits Ausgangspunkte der weiteren Expansion. Stephan Harding erkannte die Notwendigkeit, die Befolgung der Bräuche von Clteaux auch in diesen Klöstern durch die Schaffung einer verbindlichen und von der höchsten kirchlichen Autorität bestätigten Verfassung zu gewährleisten 44 • Das Filiationssystem die Bindung zwischen Mutter- und Tochterklöstern - wurde als grundlegendes Strukturelement in dieser "Charta caritatis" ebenso festgelegt wie die jährliche Zusammenkunft der Äbte aller Ordenshäuser beim Generalkapitel in Cheaux. Die Verbindung von Visitationspflichten mit der jährlichen Fortschreibung der Ordensge40 Dieser Frage kann hier nicht weiter nachgegangen werden; sie bedarf einer gesonderten Behandlung. Vg!. Jean Marilier, Les debuts de I'abbaye de Citeaux, in: Memoires de la Societe pour I'histoire du droit et des institutions des anciens pays bourguignons, comtois et romands 15 (1953) S. 117-122 und Lekai, The Cistercians, S. 13 f. 41 Lekai, The Cistercians, S. 22. 41 Ebd. S. 17 f. 43 Ebd. Hinweise auf die Rolle von Engländern bei der Entwickung des Zisterzienserordens gibt Helmut Maisack, William Langlands Verhälrnis zum zisterziensischen Mönchtum. Eine Untersuchung der Vita im "Piers Plowman" (Phi!. Diss. Tübingen 1953) S. 12. 44 Auf die frühe Gesetzgebung des Ordens, auch auf die hier erwähnte Charta caritatis, wird an anderer Stelle dieser Untersuchung und mit Blick auf die Nennung der Konversen ausführlicher eingegangen werden.
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setzgebung sicherte den Zusammenhalt und gewährleistete ein hohes Maß an Gleichförmigkeit im sich ausbreitenden Zisterzienserorden. Die Schaffung idealer Rahmenbedingungen mag Stephan Harding als den eigentlichen Ordensgründer erscheinen lassen 45 , doch war der Erfolg der zisterziensischen Reformbewegung keineswegs allein das Ergebnis organisatorischer Leistungen. Um das Jahr 1112 trat der aus burgundischem Adel stammende Bernhard mit einer Reihe weiterer Personen in Citeaux ein. Wenige Jahre später wurde er mit der Gründung des Klosters Clairvaux beauftragt, in dem er bis zu seinem Tode die Abtswürde trug. Als Bernhard von Clairvaux im Jahre 1153 starb, um faßte der Orden bereits 344 Klöster, von denen 166 zur Filiation von Clairvaux zählten 46 • Zweifellos hatte er, dessen Wirken weit über den Orden hinausreichte, einen erheblichen Anteil an der gewaltigen Ausbreitung des Zisterziensertums im mittelalterlichen Europa 47 • In Bernhard von Clairvaux besaß der junge Orden seine bedeutendste Persönlichkeit, die durch ihre weitreichenden kirchlichen und politischen Aktivitäten das Ansehen der Zisterzienser in Kirche und Welt beträchtlich mehrte, in der Auseinandersetzung mit den Cluniazensern um die Wahrung benediktinischer Ideale aber zu kompromißloser Härte fähig war 48 • In der Tat hatte der junge Orden seinen Weg zur strengen Regeltreue mit einem Programm angetreten, das eine neue Form benediktinischen Mönchtums prägte, die sich vom übrigen Benediktinertum merklich unterschied und unter den Bedingungen jener Zeit hervorragende Voraussetzungen zu einer gedeihlichen Entfaltung in sich trug. Kernpunkte dieser Reform waren - nach den Zielvorstellungen ihrer Initiatoren - das Streben nach Einsamkeit und Abgeschiedenheit von der Welt sowie nach Anspruchslosigkeit und Schlichtheit in allen Lebensbereichen, bei Nahrung und Kleidung ebenso wie beim Bau von Kirchen und Klöstern und gleichfalls in der Li turgie 49 • Hiermit eng verknüpft war das Bemühen, unter Verzicht auf die gebräuchlichen Formen der Zins- und Pachtwirtschaft den materiellen Lebensunterhalt allein durch der eigenen Hände Arbeit zu erlangen, in einer weitgehend aurarken Eigenwirtschaft, bei der die Mönche von anderen, den Klöstern eng 4S So die heute verbreitete und wohl durchaus zutreffeQde Beurteilung mit einer Modifizierung von Basil Pennington, Towards Discerning the Spirit and Aims of the Founders of the Order of Cireaux, in: Cistercian Srudies Series 3: The Cistercian Spirir. A Symposium, ed. by B. Pennington (Shannon/Irland 1970) S. 1-26, bes. S. 15 f. 46 Adriaan H. Bredero, Bernhard von Clairvaux im Widerstreit der Historie (Wiesbaden 1966) S. 44 f. Er bezeichnet 1113 als Bernhards tatsächliches Einrrirrsjahr. 47 Vgl. ebd. S. 45 H. Der Höchststand wurde im 15. Jahrhundert mit über 700 Mönchs- und erwil 900 Nonnenklöstern erreicht. 48 Vgl. zusammenfassend Karl Suso Frank, Grundzüge der Geschichte des christlichen Mönchtums (Darmstadt 1975) S. 75 f. 49 Lekai, The Cistercians, S. 23; joseph-Marie Canivez, (Legislarion de l'Ordre de) Citeaux, in: Dictionnaire de droit canonique 3 (Paris 1942) Sp. 745-795, hier Sp. 749.
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verbundenen Arbeitskräften unterstützt werden sollten. Gerade dieses Bestreben wurde durch die Suche nach Systematik und zweckmäßiger Organisation erheblich gefördertSo. Auch wenn all diese Aspekte der zisterziensischen Reform kaum als eigene Schöpfung des jungen Ordens zu bezeichnen sind, so bewiesen die Zisterzienser doch ihre Fähigkeit, Reformideen aus unterschiedlichen Quellen zu einem eigenständigen, geschlossenen System zu verschmelzensI. Manche der von den Gründern auferlegten Vorschriften sollten sich indessen als zu streng erweisen, als daß sie über längere Zeit wären getreulich einzuhalten gewesen S2 ; und die Regel Benedikts - ursprünglich alleiniges Maß allen Handelns - spielte schon bald eine mehr instrumentale Rolle s3 . So ist auch die zisterziensische Reform nicht der Gefahr entronnen, daß Ideal und Wirklichkeit im Laufe der Zeit durch eine sich ausweitende Kluft getrennt wurden.
Die Einführung der Konversen bei den Zisterziensern
'Wenn auch ganz allgemein die wirtschaftlichen Faktoren tief in das Leben und die Entwicklung der Kirche eingreifen 54 , so sind doch die. ökonomischen Aktivitäten der Zisterzienser in den Augen der Zeitgenossen wie in jenen der Historiker geradezu zum Charakteristikum dieses Ordens geworden. Die Ursache solcher Gewichtung ist das Bemühen der frühen Zisterzienser, die Rückkehr zu den benediktinischen Idealen mit dem fast revolutionären Schritt zu verbinden, die dominierende grundherrschaftliche Wirtschaftsform durch die Einrichtung einer konsequenten Eigenbewirtschaftung zu durchbrechen. Zwar war auch außerhalb des Zisterzienserordens Agrarproduktion in der Form des Eigenbaus anzutreffen 55 , doch überwog fraglos die Villikationsverfassung, die neben der Bewirtschaftung des Sallandes vorherrschend auf Frondienstleistungen sowie auf Pacht- und Zinseinkünften beruhte56 • Southern. S. 259. Bede K. Lackner, The Eleventh-Century background of Citeaux (Cistercian Studies Series 8; Washingron, D. C. 1972) S. 275 f. 12 Lekai, The Cistercians, S. 307. B Ebd. S. 32. 54 So schon Gerhard Vh/horn, Der Einfluß der wirtschaftlichen Verhältnisse auf die Entwicklung des Mönchtums im Mittelalter, in: Zeitschrift für Kirchengeschichte 14 (1894) S. 347-403, hier S. 403. 55 A/fons Dopsch, Herrschaft und Bauer in der deutschen Kaiserzeit (Stuttgart 21964) S. 143 H. und S. 233; J. Dubois, Convers, S. 191 f. und S. 218. 56 Vgl. die Übersicht hierzu bei Friedrich-Wilhe/m Henning, Das vorindustrielle Deutschland 800 bis 1800 (paderborn 1974) S. 40 H. 50 51
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Gerade die Grundherrschaften bedeutender Klöster stellten eindrucksvolle Beispiele dieser Wirtschaftsform dar 57 • Waren die Benediktiner somit erheblich von dem Leitgedanken abgewichen, der ihnen untersagte, vom Schweiße anderer zu leben, so haben die um Regeltreue bemühten Gründer von Citeaux diese grundherrschaftliche Wirtschaftsform als anstößig und zugleich als Ursache einer allgemeinen "Verflachung in der Auffassung des wahren Mönchtums"58 angesehen. Die Rückkehr zur ursprünglichen Befolgung der Regel schloß daher notwendigerweise den Bruch mit dieser Wirtschaftsform ein. Die Bereitschaft hierzu manifestierte sich im Verzicht auf Einkünfte und Renten aus fremder Arbeit, auf Pfarrkirchen, Altäre und andere Einnahmequellen. An ihre Stelle sollte die Eigenbewirtschaftung des Besitzes treten - auf der Grundlage einer tatsächlichen Rückkehr der Mönche zur Handarbeit. So hat sich ein Teil der Forschung weitgehend damit begnügt, in der ökonomischen Reform des Ordens ausschließlich oder überwiegend eine unerläßliche Folge der religiösasketischen zu sehen 59 • Es war aber auch für die ersten Zisterzienser erkennbar, daß sich das alte grundherrschaftliche Wirtschaftssystem bereits in einer schweren Krise befand, die nicht nur durch das Streben der Meier, der Leiter von Hauptoder Nebenhöfen, nach Erblichkeit ihres Amtes ausgelöst wurde 60 • Der drohende Ruin der traditionellen benediktinischen Klosterökonomie durch die veränderten sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen, das Ausbleiben der Schenkungen, Mißwirtschaft und Auflösungstendenzen mag einer der Gründe dafür gewesen sein, daß der neue Orden eine radikale Umkehr in diesem Bereich anstrebte 61 • Ernst Werner sah in der zisterziensischen Eigen.11 So z. B. die Klöster Fulda, Werden, Prüm, Echternach, Hirsau, St. Gallen. Vg!. auch die Darstellung des Wirtschaftsbetriebes einer Benediktinerabtei im 12. Jahrhundert bei Michel Condrotte, Les granges de l'abbaye d'Orval, in: Le Pays gaumais 27/28 (1966/67) S. 179-210, hier S. 180 f . .I' Hof{mann. Konverseninstitut, S. 41; vg!. Ernst Holzfeind, Die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse bei den Cistercen in Österreich von deren Gründung bis zum "Schwarzen Tod" (Phi!. Diss. Wien 1957) S. 3. 59 Hof{mann, Konverseninstitut, S. 41 f.; Alberich Gerards, Wirtschaftliche Hintergründe zur Zeit der Gründung des Cistercienserordens, in: Cistercienser-Chronik 58 (1951) S. 65-79, besonders S. 65 f.; vg!. auch Keinath. S. 10. 60 Vg!. Henning, S. 46 f.; Wilhelm Abel. Landwirtschaft 900-1350, in: Handbuch der deutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte 1, hg. von Hermann Aubin und Wolfgang Zorn (Stuttgart 1971) S. 169-201, hier S. 184; Hans Mottek. Wirtschaftsgeschichte Deutschlands - Ein Grundriß, 1: Von den Anfängen bis zur Zeit der Französischen Revolution (Berlin 51977) S. 124 f.; Wemer. Klosterreform, S. 103; Denise van Derveeghde. Le Domaine du Val Saint-Lambert de 1202 a 1387 (Paris 1955) S.73. 61 Adolf Mettler. Die Laienbrüder der Zisterzienser, mit besonderer Berücksichtigung des Klosters Maulbronn, in: Besondere Beilage des Staatsanzeigers für Würrtemberg 1908, S. 156-172, hier S. 159 f.; Georges Duby, Le monachisme et l'economie rurale, in: Il Monachesimo e la Riforma ecclesiastica (1049-1122). Atti della quarta Setrimana internazionale di studio, Mendola, 23-29 agosro 1968 (Mai land 1971) S. 336-349, hier S. 348.
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wirtschaft folglich nichts anderes als eine weise Anpassung an die Verhältnisse der Zeit, wobei der Orden zwar die Nachteile der Villikationsverfassung zeitweilig überwand, letztlich aber aus dem feudalen System nicht ausbrach 62 • Entscheidend und zugleich außerordentlich bemerkenswert ist, daß die Gründer von Citeaux - welche Motive auch immer ausschlaggebend gewesen sein mögen - ihr Werk mit dem ernsthaften Vorsatz begannen, nur vom Ertrag der eigenen Arbeit zu leben. Für die Mönche, deren liturgischkontemplative Pflichten auch in Citeaux groß waren, mußte sich dies als ein Gebot erweisen, das ihre Leistungsfähigkeit überstieg63 • Wohl schon nach kurzer Zeit - hierin ist sich die Forschung einig - sicherten sie sich eine Entlastung durch andere Arbeitskräfte, die dem Kloster auf jeweils besondere Weise verbunden waren: durch die bereits in anderen benediktinischen Gemeinschaften bekannten Konversen und durch Lohnarbeiter 64 • Unsicher ist indessen - als Folge der Datierungsprobleme in der zisterziensischen Origines-Forschung65 - der Zeitpunkt dieser Entscheidung. Während überwiegend in der älteren Literatur noch die Jahre 1100 oder 1101 genannt werden 66 , wird nun in zunehmendem Maße vermutet, daß der junge Orden die Konversen in der zweiten Dekade des 12. Jahrhunderts eingeführt hat 67 • Die Frage nach den Gründen für diesen Schritt wurde meist mit dem Hinweis auf die Überlastung der Mönche beantwortet, wenn allein auf ihren Schultern neben allen sonstigen Verpflichtungen die materielle Versorgung der Klostergemeinschaft ruhen sollte. Indem die Gruppe der Konversen gerade in diesem Bereich tätig wurde, habe sie es den Mönchen erlaubt, sich im vorgeschriebenen Maße dem Chorgebet, Gottesdienst und Studium zu widmen. So seien die Konversen als ein Mittel zur Vertiefung des monastischen Lebens, zur Ermöglichung getreuer Regelbefolgung durch die Mönche, Werner, Laienbrüder, S. 355 H. Lekai, The Cistercians, S. 228 f. und 335 f. 64 Ebd.; jean Leclercq, The Intentions of the Founders of the Cistercian Order, in: Cistercian Studies Series 3: The Cistercian Spirit - A Symposium, ed. by Basil Pennington (Shannon/Iriand 1970) S. 88-143, hier S. 128 f. 65 Hierzu nähere Hinweise in Kapitel IV. 66 Hoffrnann, Konverseninstitut, S. 28; farnes S. Donnelly, The Decline of the Medieval Cistercian Laybrotherhood (Fordham University Studies, Hisrory Series 3; New York 1949) S. 12 und S. 17, Anm. 14; ders., Changes in the Grange Economy of English and Welsh Cistercian Abbeys, 1300-1540, in: Traditio 10 (1954), S. 399-458, hier S.400; Thornas Aquinas Brockhaus, Religious who are known as Conversi. An hisrorical synopsis and commentary. A Dissertation, submirred ro the Faculty pf the School of Canon Law of the Catholic University of America ... (The Catholic University of America, Canon Law Studies 225; Washingron, D.C. 1946) S. 17 f.; Roehl, S. 87; josef Schrnid, Geschichte der Cisterzienser-Abtei Sr. Urban. Stiftung, Gründung und Aufstieg der Abtei St. Urban bis zum Jahre 1250 (Luzern 1930) S. 3. 67 jean A. Lefevre, Que savons-nous du Cireaux primitif?, in:Revue d'Hisroire Ecclesiastique 51 (1956) S. 5-41, hier S. 32; Werner, Laienbrüder, S. 355;}. Dubois, Convers, S. 189 f.; Lekai, The Cistercians, S. 335. 62
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mithin aus religiösen Gründen in Clteaux aufgenommen worden 68 • Denn auch die Verpflichtung zu Armenpflege und Gastfreundschaft sei nur durch die Aufnahme solcher Helfer zu erfüllen gewesen 69 ; und letztlich hätten allein die Konversen den Mönchen die Einhaltung der "stabilitas loci" ermöglicht, indem sie gerade jene Aufgaben übernahmen, die den Mönchen aufgrund der Klausurbestimmungen nicht zumutbar waren 70 . Erscheint die Einführung der Konversen aus dieser Sicht als "eine glückliche und dem Geiste der hl. Regel ganz entsprechende Lösung der Schwierigkeit"71, die sich bei der Praktizierung des zisterziensischen Reformprogramms einstellte, gleichsam als Komprorniß zwischen Prinzipientreue und Arbeitskräftebedarf 72 , so glaubte ein Teil der jüngeren Forschung, hierbei auch handfeste ökonomische Erwägungen erblicken zu können. Die Probleme der benediktinischen Grundherrschaften resultierten schließlich teilweise aus den Unzulänglichkeiten der abhängigen weltlichen Personen, so daß das Streben des Ordens nach einer möglichst weitgehenden personellen Unabhängigkeit auch die Schaffung besserer wirtschaftlicher Ausgangsbedingungen zum Ziel gehabt haben könnte. Denn es erwuchs den Zisterziensern mit den Konversen ein Potential an Arbeitskräften, das durch die enge Bindung eifrig und selbstlos sowie durch seinen religiösen Status jedes Anspruchs auf Entlohnung ledig war 73 • So habe sich der junge Orden ein Mittel geschaffen, um auf die unrentablen Bestandteile des grundherrschaftlichen Wirtschaftssystems verzichten zu können 74, während er andere nur auf diesem Wege habe vorteilhaft zu nutzen vermocht: das System der Meierhöfe wurde auf neue Weise fortgesetzt, indem man die Bewirtschaftung einer Gruppe übertrug, die durch das Band der Conversio fest an die Mönchsgemeinschaft gekettet war 75 . 68 Hoffmann, Konverseninstitut, S. 44 f.; Le Bail, S. 130; Brockhaus, S. 20; Placide Deseille, Freres cisterciens, in: Dictionnaire de Spiritualite 5 (Paris 1964) Sp. 1207-1210, hier Sp. 1208; Eberhard Demm, Reformmönchtum und Slawen mission im 12. Jahrhundert (Berlin 1970) S. 19; Georg Schnath, Vom Wesen und Wirken der Zisterzienser in Niedersachsen im 12. Jahrhundert, in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte 35 (1963) S. 78-97, hier S. 80. 69 Teske in FMSt 11, S. 309; Wemer Storch, Klosterhof Siebenborn. Beiträge zur Geschichte eines Wirtschaftshofes der Cistercienser-Abtei Himmerod (Langenberg 1958; Mschr.) S. 42. 70 Ducoumeau, S. 141 f. und 152; Hoffmann, Konverseninstitut, S. 50 f.; Le Bail, S. 130; }. Bonduelle, Convers, in: Dictionnaire de droit canonique 4 (Paris 1949) Sp. 562-588, hier Sp.567. 71 Hoffmann, Konverseninstitut, S. 45. 72 Lekai, The Cistercians, S. 335 f. 13 Duby, Monachisme, S. 348. 74 Vgl. ebd. 7S Wemer, Laienbrüder, S. 360; vgl. auch Bryan Waites, The monastic grange as a Facror in the Settlement of North-East Yorkshire, in: The Yorkshire Archaeological Journal 40 (1962) S. 627-656, hier S. 630.
2. Lebensweise und Tätigkeiten im Gefüge des Ordens
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Selbst wenn man von den späteren wirtschaftlichen Erfolgen des Ordens nur mit größter Vorsicht auf den Rang ökonomischer Motive bei der Übernahme der Konversen durch die frühen Zisterzienser schließen darf, erweist sich dieser Schritt doch als eine in mannigfacher Hinsicht praktische Lösung. Die gründliche Untersuchung ihrer Leistungen und ihres Beitrags zur mittelalterlichen Blüte des Zisterzienserordens wird den Wert der Konversen-Einführung noch deutlicher hervortreten lassen. 2. Lebensweise und Tätigkeiten im Gefüge des Ordens Mit der Entscheidung für die Aufnahme von Konversen entstand für die Zisterzienser unmittelbar die Notwendigkeit, deren Leben in den Klöstern des Ordens durch spezielle Satzungen zu regeln. Solche detaillierten Bestimmungen über Verhalten und Behandlung der Laienbrüder, die inden Konversenregeln (Usus conversorum und Regula conversorum) sowie in weiteren Texten aus der Frühzeit des Ordens enthalten sind 76 , haben den Institutscharakter jener Einrichtung begründet und waren die Basis ihrer Entfaltung. Auf der Grundlage dieser normativen Quellen hat die ältere Forschung das Bild von der Lebensweise und den Tätigkeiten der Konversen im Zisterzienserorden gezeichnet 77 , und auch neuere Untersuchungen haben diese Art der Darstellung nur in geringem Maße und keineswegs systematisch durch die Auswertung von Quellen zur zisterziensischen Ordenspraxis korrigiert. Am Anfang jener Arbeiten, die sich eine Charakterisierung der Konversen im mittelalterlichen Zisterziensertum an vorderster oder zumindest wichtiger Stelle zum Ziel gesetzt haben 78 , steht die Untersuchung von Ludwig Dolberg79 • Schon gegen Ende des vorigen Jahrhunderts hat er die Konversenregeln und zahlreiche Statuten des Generalkapitels der Zisterzienser80 recht gründlich ausgewertet. Die Abhandlung, der es an Beispielen aus der Praxis mangelt, stellt die Vorschriften aus der Anfangsphase des Ordens weitgehend als auch für einen längeren Zeitraum verbindlich hin und gelangt, wie bereits der Titel deutlich macht, zu einer starken Betonung der körperlichen Arbeit der Konversen "als Landwirte und Arbeiter". Hierüber ausführlich in Kapitel IV, dorr auch die bibliographischen Angaben. Vgl. (ohne Kritik hieran) Leclercq, Freres convers, S. 152. 78 Da hierbei eine Grenze nur mit Mühe zu ziehen ist, wird die getroffene Auswahl nicht unumstritten sein. Sie enthält jedoch die wichtigsten Veröffentlichungen auf diesem Gebiet. 79 Ludwig Do/berg, Die Cistercienser-Mönche und Conversen als Landwirthe und Arbeiter, in: Studien und Mitteilungen aus dem Benediktiner- und Cistercienser-Orden 13 (1892) S. 216-228, 360-367, 503-512. 80 Statuta selecta Capitulorum generalium Ordinis Cisterciensis, in: Thesaurus novus anecdotorum, hg. von Edmond Martene und Ursinus Durand, 4 (Paris 1717) Sp. 1243-1646. Heute liegt die Ausgabe von Josephus-Maria Canivez vor: Statuta Capirulorum Generalium Ordinis Cisterciensis ab anno 1116 ad annum 1786, 1-8 (Bibliotheque de la Revue d'Histoire ecclesiastique 9-14 B, Löwen 1933-1941) - [zit.: Stat. Jahr: Nr. = Can. Bd., S.). 76
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Obgleich Eberhard Hoffmann aus dem Kloster Marienstatt seine Untersuchung über das Konverseninstitut des Zisterzienserordens (1905)81 in den Dienst einer Widerlegung von Thesen stellen wollte, die eine Dominanz wirtschaftlicher Interessen im Leben des Ordens behaupteten 82 , so schloß er gleichwohl solche und auch soziale Aspekte in seiner Studie nicht aus. Aber den Anspruch, eine umfassende Charakterisierung der zisterziensischen Konversen hervorzubringen, erhob er nicht, da er lokalgeschichtliche Quellen, deren Bedeutung hierfür von ihm durchaus anerkannt wurde, aus mehreren Gründen nicht heranzog 83 . Entgegen der bis heute üblichen Einschätzung bietet Hoffmanns Arbeit keine Gesamtdarstellung des Konverseninstituts der Zisterzienser, vielmehr "nur eine einleitende Studie", die "den Ursprung und die Organisation desselben nach den Überlieferungen der ersten Ordensschriftsteller und der verschiedenen Konversenregeln darzustellen" versucht 84 . Solcher Zielsetzung entsprechend wertete er diesbezügliche Quellen aus der Zeit der frühen Gesetzgebung des Ordens mit bemerkenswerter Sorgfalt aus und gewann dabei ein Bild des Konversen als "treuer, schweigsamer Arbeiter"85, der "ausschließlich zu körperlicher Tätigkeit bestimmt" sei 86 . Trotz der am Beginn seiner Untersuchung angezeigten inhaltlichen und methodischen Beschränkung hat Hoffmann an anderer Stelle durch eine offenkundige Überbewertung normativer Quellen der ungerechtfertigten Verallgemeinerung dieser Konversen-Beschreibung Vorschub geleistet 87 . Einzelheiten des täglichen Lebens der Konversen wurden wenige Jahre später auch von Adolf MettIer auf recht schmaler Quellenbasis beschrieben 88 , doch hat er in dieser knappen Studie bezüglich der Tätigkeiten bereits manches Problem behutsam angedeutet. Othon Ducourneau 89 legte auf der Grundlage seiner ausgezeichneten Kenntnis der frühen zisterziensischen Ordensdokumente ein reiches Maß an Details aus dem täglichen Leben der Konversen dar. Nach all diesen Angaben über Gebete, Kleidung, Nahrung, Krankheit und Tod ließ er recht unvermittelt ein Lob ihrer Leistungen folgen, obwohl er gerade diesen Bereich fast vollständig ausgeklammert hat. Erfolgreich bemühte sich James S. Donnelly90, das bislang überaus harmonische Konversenbild zu korrigieren. Er wies eine Vielzahl von Unruhen "I Siehe oben Anm. 23 zur Einleitung. Ho{fmann. Konverseninstitut, S. 2 H. o Ebd. S. 6. H4 Ebd. S. 7. ".\ Ebd. S. 56 . .. Ebd. S. 70. H7 Ebd. S. 71. ." Mett/er. Laienbrüder (1908); siehe Anm. 61 dieses Kapitels . .. Dllcollrneall (1927/29); siehe Anm. 5 dieses Kapitels . • 0 Donnelly. Laybrotherhood (1949); siehe Anm. 66 dieses Kapitels.
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2. Lebensweise und Tätigkeiten im Gefüge des Ordens
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nach, an denen die Laienbrüder beteiligt waren 91 . Bei der Darstellung ihrer Pflichten und Verdienste führte er aber kaum über die älteren Arbeiten hinaus. Sein Kapitel "The Cistercian economic regime and the conversi"92 wird der Bedeutung der Konversen für die zisterziensische Eigenwirtschaft in keiner Weise gerecht. Wichtige Tätigkeitsbereiche deutete er allenfalls an; Hinweise auf manch bemerkenswertes Amt sucht man vergebens 93 . Die interessante und materialreiche Abhandlung von Hans Wiswe über die spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen landwirtschaftlichen Großbetriebe niedersächsischer Zisterzienserklöster (1953)94 konnte der Themenstellung wegen den Konversen nicht sehr viel Aufmerksamkeit widmen, doch erlangte sie durch die Lösung von den Grundlinien traditioneller zisterziensischer Ordensgeschichtsschreibung95 und die Hinwendung zu exemplarischer Behandlung von Teilbereichen aus dem Wirtschaftsleben des Ordens richtungweisenden Charakter. Gleichwohl ist etwa zur selben Zeit und auch später nicht nur durch Kassius Hallingers schon erwähnte Studie 96 , sondern auch von Alberich Gerards 97 und Jean Leclercq98 versucht worden, das herkömmliche Bild des Konversen, dessen Ideale Demut, Arbeit, Geduld und Gebet seien, aufrechtzuerhalten. Demgegenüber wies Jacques Dubois 99 nachdrücklich auf ein anderes methodisches Vorgehen zum Zwecke einer umfassenden KonversenCharakterisierung hin. Die schon von Eberhard Hoffmann als wünschenswert betrachtete Auswertung der Überlieferung einzelner Zisterzienserklöster wurde von Dubois dringend befürwortet und in äußerst beschränktem Umfang selbst durchgeführt. Bereits auf dieser knappen QuelHierauf wird an anderer Stelle noch näher einzugehen sein. Donnel/y, Laybrotherhood, S. 15-21. 9.1 Besser ist in dieser Hinsicht sein Aufsatz über die Wandlungen im Wirtschaftsbetrieb englischer und walisischer Zisterzienserklöster; siehe Anm. 66 dieses Kapitels (Donnel/y, Grange Economy). 9' WislVe, Grangien; siehe Anm. 10 zur Einleitung. 9.\ Folglich ging deren Vertretern WislVes Untersuchung in mancher Hinsicht "entschieden zu weit": Kolumban Spahr, Besprechung von Hans WislVe, Grangien niedersächsischer Zisterzienserklöster, in: Cistercienser-Chronik 64 (1957) S. 80-82, hier S. 81; vgl. auch Heinrich Grüger, Heinrichau-Geschichte eines schlesischen Zisterzienserklosters 1227-1977 (Köln/Wien 1978) S. 93 ff . .. Hallinger, Laienbrüder (1956); siehe Anm. 6 dieses Kapitels. 97 Alberich Gerards, Die ersten Cistercienser und die Handarbeit, In: CistercienserChronik 59 (1952) S. 1-6. 9. Leclercq, Freres convers (1965/68); siehe Anm. 20 zur Einleitung. Diese idealisierende Darstellung, die sich in nicht geringem Maße auf die Wundergeschichten des Caesarius von Heisterbach stützt, hat eine überwiegend kritische Beurteilung erfahren: vgl. A. Patscho/lsky in Deutsches Archiv 22 (1966) S. 676 und Hartmut Hoffmann in Zeitschrift für Kirchengeschichte 83 (1972) S. 129. 99 ]. Dubois, Convers (1965/68); siehe Anm. 34 dieses Kapitels. Die aktuellen Bezüge und Zielsetzungen der Arbeit können hier unberücksichtigt bleiben; vgl. dazu mit negativer Beurteilung Lekai, The Cistercians, S. 436. 9\
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lengrundlage deuteten sich interessante Erkenntnisse über die Rolle der Konversen in der Verwaltung der klösterlichen Wirtschaftsbetriebe an. Da die Bearbeitung des Themas auf diesem erfolgversprechenden Wege bislang nicht fortgeführt worden ist, konnten auch neuere Darstellungen der Ordensgeschichte keine abschließende oder auch nur befriedigende Würdigung der Konversen bieten. Dies gilt für Richard Roehls Untersuchungen zur Zisterzienser-Wirtschaft 100 wie auch für die unter Einbeziehung neuerer Forschungsergebnisse vollständig überarbeitete Ordensgeschichte von Louis Lekai 101. Während letztere gegenüber der ersten Ausgabe l02 in einigen Abschnitten deutliche Verbesserungen aufweist, sind solche gerade bei der Behandlung der Konversen kaum feststellbar lO3 •
Die Konversen im Spektrum der Klosterangehärigen
Die Gleichförmigkeit der inneren Verhältnisse in den Zisterzienserklöstern wurde durch die bestimmenden Strukturelemente der Ordensverfassung angestrebt und wohl auch weitgehend erreicht l04 • Das im September eines jeden Jahres in Citeaux zusammentretende Generalkapitel übte die gesetzgebende Gewalt im Orden aus. Die Versammlung der Äbte aller Zisterzienserklöster legte in den Statuten seine verbindlichen Entscheidungen fest, die den Orden insgesamt betrafen oder auf Einzelfälle bezogen waren. Dabei wurden die regionalen Besonderheiten unter Wahrung der prinzipiellen Übereinstimmung berücksichtigt !Os . Die Einhaltung der Vorschriften im Einzelfall wurde durch das Filiationssystem gefördert, das die rechtlichen Bindungen der Klöster untereinander regelte. Zwischen die Gesetzgebung des Generalkapitels und die Verwaltungsgewalt des Abtes über sein Kloster trat die Visitationspflicht des 100 Roehl (1972); siehe Anm. 9 zur Einleitung. Der Aufsatz geht zurück auf des Autors Dissertation aus dem Jahre 1968 (Department of Economics, University of California, Berkeley). 101 Lekai. The Cistercians (1977); siehe Anm. 3 zur Einleitung. Gleichfalls wenig befriedigend ist die zu knapp gefaßte Charakterisierung der Konversen von Christian Mossig in seinem Beitrag "Verfassung des Zisterzienserordens und Organisation der Einzelklöster" in: Die Zisterzienser - Ordensleben zwischen Ideal und Wirklichkeit, hg. von K. Elm. P. Joerissen und H. j. Roth. Katalog zur Ausstellung des Landschaftsverbandes Rheinland, Rheinisches Museumsamt, Brauweiler: Aachen 3. 7.-28. 9. 1980 (Schriften des Rheinischen Museumsamtes 10, Bonn 1980) S. 115-124, bes. S. 120 H. 102 Lekai. Geschichte und Wirken, dt. Ausgabe (1958); siehe Anm. 3 zur Einleitung. 10] Lekai. The Cistercians. S. 334-346 (Kapitel "Lay-brotherhood"). 104 Für Southern gehört die Organisation des Zisterzienserordens "zu den Meisterstücken mittelalterlicher Planung" (S. 244). 10.\ Canivez. Citeaux, Sp. 750 H.; Lekai. The Cistercians, S. 283; bezüglich der Statuten des Generalkapitels siehe Anm. 80 dieses Kapitels.
2. Lebensweise und Tätigkeiten im Gefüge des Ordens
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Vaterabtes (Abt des Mutterklosters) gegenüber den ihm unterstellten Tochterklöstern mit weitreichenden Vollmachten 106 • Die auf diesem Wege angestrebte Übereinstimmung in allen grundsätzlichen Fragen der Organisation und des Klosterlebens erstreckte sich auch auf die personelle Zusammensetzung zisterziensischer Klostergemeinschaften, zumindest in ihren Grundzügen. Gemäß der Benediktsregel war bei den Mönchen für die Festsetzung der Rangordnung meist der Zeitpunkt ihres Eintrittes maßgebend 107 • Zugleich bestand unter der Verantwortung des Abtes eine hierarchische Ämterfolge mit deutlich abgegrenzten Kompetenzen. Die den Konvent des Klosters bildenden Mönche stellten somit eine große Zahl der Amtsträger (Offizialen) für Verwaltung, Wirtschaft und Liturgie. Aus ihrem Kreise haben vor allem zwei mit der anderen durch Gelübde gebundenen Gruppe von Klosterangehörigen - den Konversen - in engster Beziehung gestanden: der für die Klosterwirtschaft zuständige Cellerar 108 'sowie der magister conversorum, der in Klöstern mit hohem Laienbrüder-Anteil für deren seelsorgerische Betreuung verantwortlich war l09 • Mönche und Konversen stellten durch die besonders enge Form ihrer Bindung die Gemeinschaft der Klosterangehörigen im eigentlichen Sinne dar. Dennoch ließ sich der klösterliche Wirtschaftsbetrieb - auch unter dem zisterziensischen Eigenwirtschaftsgebot - mit ihrer Arbeitskraft allein nicht aufrechterhalten 110. Der Orden bediente sich daher weltlichen Personals in beträchtlichem Umfang, dessen Eigenheiten bezüglich Herkunft, Anzahl, sozialer und rechtlicher Stellung, innerer Gliederung und Aufgabenverteilung noch weitgehend unbekannt sind 111. Canivez, Cireaux, Sp. 754 ff. Gregor Müller, Die Rangordnung im Kloster, in: Cistercienser-Chronik 9 (1897) S. 118-124 und 147-150, hier S. 119. 10. Das Amt war wegen seiner Aufgabenfülle oft untergliedert. 109 Ducourneau, S. 188. 110 Die praktische Arbeitsleisrung der Mönche in Landwirtschaft und Handwerk wird in der Literarur unterschiedlich bewertet. Sie sollte nicht generell bestritten, aber doch eher gering eingestuft werden. Vgl. z. B. Henry d'Arbois de Jubainville, Erudes sur l'etat interieur des abbayes cisterciennes, et principalement de Clairvaux, au XIIe et au XIIIe siede (Paris 1858) S. 50; Hof{mann, Konverseninstitut, S. 50 f. 111 Hier bietet sich der künftigen Zisterzienser-Forschung ein umfangreiches Untersuchungsgebiet, das in die vorliegende Arbeit wegen seiner zahlreichen - nicht nur terminologischen - Schwierigkeiten keinesfalls einbezogen werden kann, sondern eine gesonderte Behandlung verdient; vgl. Mossig, S. 18. Wahrscheinlich wird dieser komplexe Sachverhalt am besten durch die Erforschung einzelner Personengruppen und Arbeitsfelder zu erhellen sein, wie sie für die waffentragenden Dienstleute der Klöster von Reinhard Schneider (Garciones oder pueri abbarum. Zum Problem bewaffneter Dienstleute bei den Zisterziensern, in: Zisterzienser-Srudien 1 [Srudien zur Europäischen Geschichte 11, Berlin 1975] S. 11-35) bereits erbracht worden ist. 10.
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Die Bindung weltlicher Personen an das Kloster konnte auf mannigfache Weise geschehen, und in den meisten Zisterzienserklöstern waren offenbar viele dieser Ausprägungen anzutreffen 112. Innerhalb jener Klosterangehörigen im weiteren Sinne umfaßte der Begriff "familiares" einen heterogenen Kreis von Personen, die - ohne ein religiöses Gelübde abzulegen - dem Kloster vertraglich zu Diensten verbunden und - seit 1233 verstärkt - zur Einhaltung einiger Vorschriften verpflichtet waren 113. In diesen Zusammenhang gehören auch die Donaten, die sich und ihren Besitz dem Kloster gegen verschiedene Modalitäten lebenslänglicher Nutznießung oder Versorgung übergaben, sowie weitere Formen der "confraternitas"114. Dabei bot sich den Klöstern die Möglichkeit des Besitzerwerbs durch Erbschaft. Demgegenüber war die Arbeitskraft von vorrangigem Interesse bei jenen weltlichen Personen, die als "mercennarii", "servientes", "garciones" oder "famuli" 115 im Dienst der Klöster standen. Zweifellos hat der Orden sich schon bald nach seiner Entstehung solcher Helfer bedient 116 , doch nahm ihre Anzahl erst im Zuge von Veränderungen im zisterziensischen Wirtschaftsbetrieb bei abnehmender Konversenzahl deutlich ZU117. Gleichwohl arbeiteten Lohnarbeiter und Konversen in den Klöstern offenbar stets nebeneinander, wobei letzteren die Aufsichtspflicht oblag. Die Beschäftigung der entlohnten Arbeitskräfte konnte sowohl auf Dauer oder auch saisonal bzw. für Tage befristet erfolgen; ihr Einsatz geschah in Landwirtschaft, Handwerk und sonstigen Hilfsdiensten - auch in persönlicher Zuordnung zu klösterlichen Amtsträgern. Eine detaillierte Untersuchung des Arbeitsfeldes liegt bisher jedoch nur für die "garciones" vor, die als bewaffnete Dienstleute ihre wichtigste Aufgabe in der Begleitung der Äbte bei der Reise zum Generalkapi tel fanden 118.
Herkunft Über die Herkunft der Konversen finden sich in der Literatur so unterschiedliche Mitteilungen, wie es der wohl recht verschiedenartigen Abstam112 Vgl. Ambrositls Schneider. Die Cistercienserabtei Himmerod im Spätmittelalter (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 1; Himmerod, Speyer 1954) S. 57-67 und Cartulary of the Abbey of üld Wardon, ed. by George Herber! Fowler (The Publications of the Bedfordshire Historical Record Society 13, Aspley Guise 1930) S. 359 f. (Appendix 11). 11.1 Berlihe. S. 3. Bei der Verwendung des Begriffes ist seine Bedeutungsvielfalt zu berücksichtigen. 114 A. Schneider. Himmerod im Spätmittelalter , S. 62 ff. I LI Vgl. Dolberg. Cistercienser-Mönche, S. 365 ff.; Wiswe. Grangien, S. 98 ff. (über Gesinde niedersächsischer Zisterzienserklöster im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit). 116 Le Bail. S. 132; Eberhard Hoffmann. Die Entwicklung der Wirtschaftsprinzipien im Cisterzienserorden während des 12. und 13. Jahrhunderts, in: Historisches Jahrbuch 31 (1910) S. 699-727, hier S. 720; Lekai. The Cistercians, S. 310. 117 Lekai. The Cistercians, S. 310. 11M R. Schneider. Garciones, bes. S. 34 f.
2. Lebensweise und Tätigkeiten im Gefüge des Ordens
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mung der Laienbrüder angemessen ist. Trotzdem überwiegt jene kaum differenzierende Betrachtungsweise, die ausschließlich - oder bei äußerst seltenen Ausnahmen - eine Abkunft aus den unteren Gesellschaftsschichten konstatiert 119 , als "Söhne armer Landleute, unglückliche Handwerker, verfolgte Dienstleute"12o. Die Zisterzienser machten sich das aus dem Bevölkerungswachstum jener Zeit resultierende Arbeitsangebot nutzbar 121 , öffneten sich dem Teil der mittelalterlichen Gesellschaft, der bislang vom Mönchtum vernachlässigt worden warm, und nahmen auch diejenigen auf, die durch die Wirtschaftsmethoden des Ordens ihre materielle Daseinsgrundlage eingebüßt hatten 123. Für diese Menschen aus Bauern- und Handwerkerkreisen bot der Eintritt in die Reihen der Konversen nicht nur die Möglichkeit, ein religiöses Leben mit Anwartschaft auf jenseitigen Lohn zu führen l24 , sondern er bahnte in vielen Fällen eine Verbesserung ihrer sozialen und rechtlichen Stellung an 125. Sie erlangten Anteil an der regelmäßigen Versorgung der Klosterangehörigen mit Nahrung und Kleidung, bei Krankheit und im Alter; sie profitierten gleichfalls von den Privilegien und der Immunität des Klosters und gewannen Schutz vor den Mißbräuchen der Feudalherrschaft, denen sie vorher ausgesetzt waren 126. Konversen aus dieser Bevölkerungsschicht waren für die Klöster - sofern man ihren Einsatz in Landwirtschaft und Handwerk 119 Hoffmann, Konverseninstitut, S. 49 und 67 f.; Donnel/y, Laybrotherhoöd, S. 20 f.; Roehl, S. 87 f.; Fram;ois N. A. Dubois, Geschichte der Abtei Morimond und der vornehmlichsten Ritterorden Spaniens und Portugals (dt. Ausgabe, Münster 1855) S. 211; Franz Winter, Die Cistercienser des nordöstlichen Deutschlands. Ein Beitrag zur Kirchen- und Culturgeschichte des deutschen Mittelalters 1-3 (Gotha 1868-1871, ND Aalen 1966), hier Bd. 1, S. 103; Mettler, Laienbrüder, S. 170; Heinrich Grüger, Die monastische Disziplin der schlesischen Zisterzienser vor Anbruch der Reformation, in: Citeaux-Commentarii Cistercienses 24 (1973) S. 209-249, hier S. 211; Mossig, S. 16. 120 F. Dubois, Morimond, S. 211. 121 Henri Pirenne, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Europas im Mittelalter (München 21971 ) S. 72; Louis}. Lekai, Medieval Cistercians and their Social Environment - The Case of Hungary, in: Analecta Cisterciensia 32 (1976) S. 251-280, hier S. 252. III Roehl, S. 88 f. 1l.l Wiswe, Grangien, S. 95; Lekai, The Cistercians, S. 291. 124 Mettier, Laienbrüder, S. 167; Ferdinand Geldner, Langheim Wirken und Schicksal eines fränkischen Zisterzienser-Klosters (Die Plassenburg 25, Kulmbach 1966) S. 61; vgl. die gute Zusammenstellung der Beweggründe bei Ambrosius Schneider und Adam Wienand, Wolfgang Bickel, Ernst Coester, Die Cistercienser, Geschichte - Geist - Kunst (Köln 1974) S.48. 1H Dies traf in besonderem Maße auf Hörige zu, doch wird man wohl kaum - wie in der Literatur häufig - behaupten können, daß sie durch ihren Eintritt in ein Zisterzienserkloster "frei" wurden; vgl. Brockhaus, S. 24; Maisack, S. 9; Heinrich Pauen, Die Klostergrundherrschaft Heisterbach. Studien zur Geschichte ihrer Wirtschaft, Verwaltung und Verfassung (Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und des Benediktinerordens 4, Münster 1913) S. 73 und S. 204. 126 Hoffmann, Konverseninstitut, S. 68; Roehl, S. 88; Werner, Laienbrüder, S. 357 H.; ders., Klosterreform, S. 105 ff.; Lekai, The Cistercians, S. 92 f. und S. 338 f.; Mettler, Laienbrüder, S. 166; F. Dubois, Morimond, S. 211; Thiele, S. 65; Holzfeind, S.21.
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I. Die Konversender Zisterzienser im Spiegel der Forschung
anstrebte - gewiß von großem Nutzen. Stammten sie aus der Umgebung des Klosters, so waren sie mit den örtlichen Anbauverhältnissen gut vertraut!27. Aber die Herkunft der Zisterzienser-Konversen beschränkte sich keineswegs auf die Unterschichten. Sie war vielmehr erheblich differenzierter und vereinte Menschen höchst unterschiedlichen sozialen Standes 128 • Trotz einer entgegenstehenden Verfügung des Generalkapitels!29 haben auch Angehörige des Adels Aufnahme in die Reihen der Konversen gefunden 130. Neben religiösen Motiven für ihren Schritt ist selbst bei dieser Personengruppe eine wirtschaftlich bedingte Resonanz des Ordens vermutet worden 13 !. Die Zisterzienser werden sich beim Eintritt Begüterter gewiß häufig einer beachtlichen Schenkung erfreut haben, die zur Erweiterung des klösterlichen Besitzes führte 132 • Über den Einsatz von Konversen adliger Herkunft in der Klosterwirtschaft besteht bislang jedoch eine weitgehende Unkenntnis. Die spärlich geäußerten Vermutungen reichen von der Nutzung des Konverseninstituts als" Versorgungsstätte"133 über verantwortungsvolle Verwaltungsaufgaben iH bis hin zu eindrucksvollen Demutsbekundungen durch die Übernahme niederer Tätigkeiten 135 •
Status und Bestimmungen Wenn die Einführung der Konversen den Zisterziensern den erhofften Nutzen bringen sollte, "so mußte ihre Eingliederung in die Ordensfamilie mit der größten Umsicht vorgenommen, ihre Stellung den Mönchen gegenüber scharf fixiert werden"136. Zweifellos erwuchs dem Orden hier eine Aufgabe, die nur mit Mühe zu erfüllen war, denn bildeten die Konversen zwar 127 Edgar Krausen, Die Wirtschaftsgeschichte der ehemaligen Cistercienserabtei Raitenhaslach bis zum Ausgang des Mittelalters (Südostbayerische Heimatstudien 13, Hirschenhausen 1937) S. 91 f. 128 Laporte, Origine, Sp. 1200; Hermann Knothe, Die Laienbrüder oder Conversen der beiden sächsischen Cisterzienserinnen-Klöster Marienstern und Marienthai, in: Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Alterthumskunde 9 (1888) S. 29-37, hier S. 30. 129 Stat. 1188 : 8 = Can. 1,108. 110 Ducourneau, S. 161 H. (mit Beispielen); Wiswe, Grangien, S. 94; Lekai, The Cistercians, S. 339; Gerhard Vh/horn, Die Kulturthätigkeit der Cisterzienser in Niedersachsen, in: Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen 1890, S. 84-110, hier S. 100; Gregor Müller, Vom Cistercienserorden, in: Cistercienser-Chronik 37 (1925) - 39 (1927), hier 38 (1926) S. 19; Leclercq, Founders, S. 129. III Werner, Laienbrüder, S. 357 f. 132 Vgl. hierzu Lekai, The Cistercians, S. 290 f. und S. 339 sowie ders., Social Environment, S. 252 (in heiden Fällen ohne Nennung Adliger). IH Werner, Laienbrüder, S. 358. 134 Leclercq, Founders, S. 129. IlS Leclercq, Freres convers, S. 156 . . \J6 Hoffmann, Konverseninstitut, S. 47.
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gemeinsam mit den Mönchen die Klostergemeinschaft im eigentlichen Sinne, so sollten sie sich von jenen deutlich in Status, Lebensweise und Pflichtenkreis unterscheiden. Es bedurfte daher angemessener Bestimmungen, um verbindende und trennende Aspekte richtig abzuschätzen, die Distanz beider Gruppen weit genug zu stecken und dennoch die Einheit und Interessengemeinschaft zu wahren und lebendig zu erhalten 137. Die Konversen waren als Ordensleute zwar "wahre Religiosen"I38, doch hatte man sie - als Laien - von einigen Verpflichtungen des Mönchsstandes befreit t39 - und ihnen einen präzise definierten Rang unterhalb jenem der Mönche zugewiesen. Trotzdem konnte ihre - an die Stelle manch liturgischer Pflicht tretende - erhöhte Arbeitsleistung als gleichwertig angesehen werden und in Bildnissen von Kopf und Arm 140 oder von Maria und Martha l41 neben den Obliegenheiten der Mönche Ausdruck finden l42 . Meist wurde jedoch ihre untergeordnete Stellung betont und mit der von Knechten l43 oder Vasallen l44 verglichen. Die Konversen sind daher in der Literatur als "Arbeiter im Mönchskleid"145, "qualifizierte Arbeitergruppe mit monastischen Vorzeichen"146, "eine Art Klosterbrüder zweiter Klasse" \47 oder auch als "Typus des wirtschaftenden Menschen"148 definiert worden, 1.17
Mettier. Laienbrüder. S. 163.
m Hoffmann. Konverseninstitur, S. 47; Dllcollrneall, S. 149 ff. m Canivez. Citeaux, Sp. 772; j. Dllbois. Convers, S. 258.
140 Arbois de jllbainville. S. 4; Clemens van Diik, L'instruction et la culrure des frhes convers dans les premiers siecles de I'ordre de Citeaux, in: Collectanea Ordinis Cisterciensium Reformarorum 24 (1962) S. 243-258, hier S. 258; vgl. Beati Aelredi abbatis Rievallensis Opera Omnia, in: J.-P. Migne (Hrsg.), Patrologiae cursus completus ... Series Latina 195 (Paris 1855) Sp. 197-795, besonders Sermo VII, Sp. 249. 141 jean Leclercq. Sainr Bernard of Clairvaux and the comemplative community, in: Cistercian Srudies Series 21: Conremplative Community (Washingron, D. C. 1972) S. 61-114, hier S. 92. 142 Dennoch wurde ein höheres Maß an Verehrung offenbar jenen Konversen enrgegengebracht, die sich durch außergewöhnliche Tugenden und Frömmigkeit oder gar durch Wundertätigkeit auszeichneten: Lekai, The Cistercians, S. 339; Anselme Dimier, Saim Bernard et le recrutemenr de Clairvaux, in: Revue Mabillon 42 (1952) S. 17-30,56-68, 69-78, hier S. 74 H.; das., Une decouverte concernanr le bienheureux Simon d'Aulne, in: CiteauxCommentarii Cistercienses 21 (1970) S. 302-305; Marianlls Cloning, Der hl. Albert, Laienbruder und Eremit, in: Cistercienser-Chronik 23 (1911) S. 161-171; Cregor Müller, Eberhard, Converse der Abtei Villers, in: Cistercienser-Chronik 12 (1900) S. 89-91; das., Der seI. Alexander von Foigny, in: Cistercienser-Chronik 13 (1901) S. 1-16; Deseille. Sp. 1208 f. 14.1 Albert Hallck, Kirchengeschichte Deutschlands 4 (Leipzig 3+41913) S. 352; vgl. Lekai, The Cistercians, S. 340 (zeitlich differenzierend). 144 SOlIthern, S. 248. J45 Krallsen, Wirtschaftsgeschichte Raitenhaslach, S. 91; Hans MlIggenthaler, Kolonisarorische und wirtschaftliche Tätigkeit eines deurschen Zisterzienserklosters im XII. und XIII. Jahrhundert (München 1924) S. 110 f. 146 Ceorg Schreiber, Der Bergbau in Geschichte, Ethos und Sakralkulrur (Wiss. Abhandlungen der Arbeitsgem. für Forschung des Landes NRW 21; Köln, Opladen 1962) S. 136. 147 Knothe. S. 29. 148 Wiswe. Grangien, S. 92.
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I. Die Konversen der Zisterzienser im Spiegel der Forschung
denn sie sollten "unter Beschränkung auf die geringstmögliche Versorgung und unter Verzicht auf jeden persönlichen Vorteil" ihre Arbeitskraft "vorbehaltlos dem Orden zur Verfügung stellen"149, und dies in einer "sozial geradezu jammervollen Stellung"150 sowie in ständiger Gefahr, ausgebeutet zu werden I51 . Aber sie waren durch den hohen Grad ihrer Bindung - auch als "Mitbesitzer des Klostergutes"152 - mit den Interessen ihrer Abtei so eng verflochten l5 3, daß sie die im Zuge der Aufgabenteilung mit den Mönchen übernommenen Pflichten auf besonders zuverlässige und uneigennützige Weise erfüllten, wie es von Tagelöhnern nicht zu erwarten war l54 . Zudem wurden sie meist als gehorsam, geduldig und demütig charakterisiertISS; erst vom 13. Jahrhundert an sei hierin eine Verschlechterung eingetreten l56 . Indem sie einer Gruppe von Helfern und Arbeitern den Rang von Ordensleuten gaben, verbanden die Zisterzienser in ihrem Konverseninstitut zwei höchst unterschiedliche Faktoren, die beim Blick in die Literatur gelegentlich geradezu als Antagonismen erscheinen, da dort nicht selten der eine oder andere Aspekt einseitig hervorgehoben wird. Der Orden bemühte sich jedoch, die Positiva zu kumulieren. Er erhielt einen Zuwachs an Arbeitskraft, wobei Arbeitsintensität und -qualität eine hohe Stufe erreichten. Diesem Ziel diente auch das ständige Bemühen der Zisterzienser, das Leben ihrer Konversen durch detaillierte Bestimmungen in den gewünschten Bahnen zu lenken. Die älteren Darstellungen geben hiervon ein lückenloses Bild l57 . Als Bezeichnung des Laienbruders wurden neben dem im Zisterzienserorden offiziellen Terminus conversus auch frater, frater barbatus, frater laicus, frater exterior und andere Zusammenstellungen hieraus verwandt 158 • Für einen regional unterschiedlichen Sprachgebrauch konnten spezielle Gründe vorliegen 159. 149 \10
S.48.
Ebd. S. 94. Nicolalls Helltger u. a. Mitarbeiter, 850 Jahre Kloster Walkenried (Hildesheim 1977)
151 Armand Veillellx, The Interpretation of a Monastic Rule, in: Cistercian Srudies Series 3: The Cistercian Spirit. A Symposium, ed. by Basil Pennington (Shannon/lrland 1970) S. 48-65, hier S. 60. 1.12 Hoffmann, Konverseninstitur, S. 58. \Sl Vhlhorn, Einfluß, S. 372. 154 Hoffmann, Konverseninstitur, S. 93; G. Müller, Cistercienserorden, in: CistercienserChronik 38 (1926) S. 19. ISS Dllcollrneau. S. 164 f.; Leclercq. Freres convers, S. 154 H. und S. 174 H.; A. Schneider u. a., Cistercienser, S.49. Siehe aber Abschnitt 4 dieses Kapitels. 156 Hoffmann, Wirrschafrsprinzipien, S. 720 f.; Thiele. S. 160. 157 Auf eine vollständige Wiedergabe dieser Regelungen kann daher verzichtet werden. \18 Hoffmann. Konverseninstitut, S. 9. I.S9 Stat. 1275 : 5 = Can. 3, 140.
2. Lebensweise und Tätigkeiten im Gefüge des Ordens
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Bei einem Mindestalter von 18 Jahren 160 war vor der Aufnahme als Konvers-Novize dem Kloster sechs Monate lang in weltlicher Kleidung zu dienen l61 • Nach dem einjährigen Noviziat legten die Konversen vor dem Abt kniend ein Gehorsamsgelübde ab und verzichteten auf jeden eigenen Besitz l62 • In der Rangordnung des Klosters standen sie, aus deren Kreis einige meist schon an der Gründung teilhatten l63 , insgesamt hinter den Mönchen; untereinander aber rangierten sie gemäß dem Zeitpunkt ihres Eintrittes l64 • Der Abt übte auch über die Konversen die Gerichtsbarkeit aus, dem Cellerar und dem magister conversorum waren besondere Aufsichtspflichten zugewiesen 165. Der Aufstieg in die Gruppe der Mönche wurde ihnen verwehrt, falls er aber doch vollzogen worden war, degradierte sie das Generalkapitel wieder zu Konversen 166. Vergehen konnten durch Herabstufung in die Reihen der Familiaren geahndet werden 167. Die Rang- und Statusunterschiede zwischen Mönchen und Konversen fanden ihren Ausdruck auch in der baulichen Gestaltung der Zisterzienserklöster l68 • Die Berücksichtigung verbindender und trennender Elemente konnte die Vorstellung von "zwei Klöstern in einem" erwecken l69 • In der Regel bildete das Konversenhaus den Westflügel der Klosteranlage, in dem diese Gruppe über separate Schlaf-, Speise-, Kapitel- und Wärmesäle verfügte l7o • Von dort führte häufig - parallel zum westlichen Teil des Stat. 1201: 4 = Can. 1, 264. Wahrscheinlich erst ab 1220: Star. 1220: 1 = Can. 1,516; vgl. Lekai, The Cistercians, S. 341; Ducourneau, S. 165 f. '62 Dabei legten sie die gefalteten Hände in die des Abts: "promitto obedientiam in bono usque ad mortem" - F. Dubois, Morimond, S. 210; vgl. Phi/ipp Hofmeister, Die Rechtsverhältnisse der Konversen, in: Österreichisches Archiv für Kirchenrecht 13 (1962) S. 3-47, hier S. 16 H.; ders., Zum Ritus der zeitlichen Profeß bei den Benediktinern und Cisterciensern, in: Cistercienser-Chronik 51 (1939) S. 33-50, bes. S. 35 und 41;]. Dubois, Convers, S. 249 f.; Southern, S. 247 f.; Hoffmann, Konverseninstitut, S. 59. 16] Star. 1205 : 65 =Can. 1, 319; Lekai, The Cistercians, S. 284. 164 Hofmeister, Rechtsverhältnisse, S. 36 H.; Do/berg, Cistercienser-Mönche, S. 504. 16' Über diesbezügliche Pflichten der Cellerare: Stat. 1242: 75 = Can. 2, 245. 166 Hofmeister, Rechtsverhältnisse, S. 39 H.; z. B. Stat. 1237: 32 = Can. 2, 174. 167 A. Schneider u. a., Cistercienser, S.48. 16' Heinrich Magirius, Das Konversenhaus im Kloster Altzella. Bemerkungen zum Typus des zisterziensischen Konversenhauses, in: Festschrift lohannes lahn zum XXII. Nov. 1957 (Leipzig 1958) S. 153-164, hier S. 158; Mett/er, Laienbrüder, S. 167 f. '6' "Nos modo habemus infra ambitum monasterii duo monasteria, unum scilicet laicorum fratrum et aliud c1ericorum": Dialogus inter Cluniacensem monachum et Cisterciensem, in: Thesaurus 5, Sp. 1648. '70 Hoffmann, Konverseninstitut, S. 71 H.; lrmgard Dörrenberg, Das ZisterzienserKloster Maulbronn (Würzburg 1938) S. 3; Ado/f Mett/er, Mittelalterliche Klosterkirchen und Klöster der Hirsauer und Zisterzienser in Württemberg (Stuttgart 1927) S. 67; ders., Zur Klosteranlage der Zisterzienser und zur Baugeschichte Maulbronns, in: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte N.F. 18 (1909) S. 1-159, hier S. 93 H.; Ducourneau, S.153. '60
'6'
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Kreuzgangs - der Konversengang (auch Klostergasse genannt)!7! zum chorus conversorum, jenem Teil der Klosterkirche, der den Konversen zugewiesen und durch eine Schranke (Lettner) vom Chor der Mönche geschieden warm. Selbst im Krankheitsfall wurde die Trennung bewahrt: für die Konversen war ein eigenes infirmitorium vorhanden!73. Auch eine Vielzahl von Vorschriften offenbarte den Abstand zwischen Mönchen und Konversen und sollte wohl bei letzteren das Bewußtsein hierfür aufrechterhalten 174. So waren die Konversen von den Verhandlungen im Mönchskapitel strikt ausgeschlossen, ebenso von der Teilnahme an der Abtswahl - dies zumindest seit 1181 175 • Der Sonderstellung entsprachen spezifische Merkmale ihrer äußeren Erscheinung. Neben der Tonsur!76 war das Tragen eines Bartes vorgeschrieben!77, der auch die Bezeichnung "fratres barbati" prägte 178 • Ihre Kleidung sollte gleichförmig sein, wie es Ordensleuten angemessen ist. Aber in der Zusammenstellung unterschied sie sich von jener der Mönche!79 und konnte für einige Handwerker-Konversen um Notwendiges und Praktisches ergänzt werden !80. Teilweise erhielten sie abgelegte Kleidungsstücke der Mönche!8!. Unsicher ist, ob die Herstellung aus grauem Tuch schon in der frühen Zeit des Ordens vorgeschrieben war!82. 171 Aubert 1, S. 53 und 2, S. 122 f.; Hans Kloer, Das Zisterzienserkloster Eldena in Pommern (Berlin 1929) S. 82; Henri Paul Eydoux, Das Cisterzienserkloster Bebenhausen (Tübingen 1950) S. 22 und 52; jürgen A. Wissing, Das Kloster Lögum im Rückblick (Schriften der Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft für Nordschleswig 26, Apenrade 1972) S. 44 H. und S. 72. 172 Hoffmann, Konverseninstitut, S. 73; Magirius, S. 158; Ludwig Dolberg, Die Kirchen und Klöster der Cistercienser nach den Angaben des "Iiber usuum" des Ordens, in: Studien und Mirreilungen aus dem Benediktiner- und Cistercienser-Orden 12 (1891) S. 29-54, hier S. 38 f.; joseph Allmang, Die Baugeschichte des Klosters Kolbatz. Ein Beitrag zur Geschichte des mirrelalterlichen Backsteinbaues in Pommern (Phil. Diss. Greifswald 1941) S. 72. 17.l Hoffmann, Konverseninstitut, S. 73; DUCDurneau, S. 198. 174 Her~ann Bär, Diplomatische Geschichte der Abtei Eberbach im Rheingau, hg. von K. Rosse/, 1 (Wiesbaden 1855), 2 (Wiesbaden 1858); fortgeführt von Leopold Stoff, 3,1 (Wiesbaden 1886), hier: Bd. 1, S. 409 f. 17.1 Hoffmann, Konverseninstitut, S. 53; DUCDurneau, S. 155; Stat. 1181: 2 =Can. 1,88. 176 Vgl. aber Ducourneau, S. 178 f. 177 Stat. 1224: 20 = Can. 2, 34; Dolberg, Cistercienser-Mönche, S. 509 f.; Mettler, Laienbrüder, S. 162, Anm. 15. 178 F. Dubois, Morimond, S. 210; Bon duelle, Sp. 568. 179 Cappa, Tunica, Skapulier (mit Kapuze), Strümpfe, Schuhe keine Cuculle: Hoffmann, Konverseninstitut, S.59; Ducourneau, S. 174 H.; Ludwig Do/berg, Die Tracht der Cistercienser nach dem liber usuum und den Statuten, in: Studien und Mirreilungen aus dem Benedikriner- und Cistercienser-Orden 14 (1893) S. 359-367,530-538; Gerd Zimmermann, Ordensleben und Lebensstandard - Die Cura Corporis in den Ordensvorschriften des abendländischen Hochmirrelalters (Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und des Benediktinerordens 32, Münster 1973) S.91. 180 F. Dubois, Morimond, S. 210; Zimmermann, Ordensleben, S. 98 f. 181 Wiswe, Grangien, S. 92; vgl. Spahr, Besprechung Wiswe, S. 81.
2. Lebensweise und Tätigkeiten im Gefüge des Ordens
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Andere Bestimmungen markierten nicht nur Unterschiede zu den Mönchen, sondern zielten offenbar auch auf die Förderung des angestrebten Arbeitseinsatzes der Konversen ab. So erhielten die auf den Ackerhöfen tätigen Laienbrüder zusätzliche Nahrungsrationen bei gleichzeitiger Einschränkung der Fastengebote l83 • Die liturgischen Pflichten der Konversen in allen Einzelheiten geregelt - waren deutlich geringer als die der Mönche 184 und doch ein wichtiges Band der Gemeinsamkeit zwischen bei den Gruppen l85 • An einigen Feiertagen mußten die Laienbrüder indessen arbeiten l86 • Gleichfalls im Interesse ihrer Tätigkeit wurde für sie das allgemeine Schweigegebot etwas gelockert l87 ; es liegen Nachrichten über eine Zeichensprache vor 188 • Geistige Betätigung war ihnen weitgehend verwehrt; sie sollten weder lesen noch schreiben und kein Buch besitzen l89 • Vorschriften solchen Inhalts, zu denen andere traten, die weniger gruppenspezifisch waren 190, prägten bezüglich der Konversen das Bild von Ordensleuten niederen Ranges, denen ein religiöses. Leben ermöglicht, dieses aber derart gestaltet wurde, daß ein optimaler Arbeitseinsatz gewährleistet blieb. Tätigkeitsbereiche in der Klosterwirtschaft Das Wirtschaftsprogramm der Zisterzienser, seine Praktizierung und die im Laufe der Zeit hierbei auftretenden Wandlungen haben von jeher das Interesse der Historiker geweckt l91 • Dabei erwiesen sich alle Versuche, eine 102 Mett/er, Laienbrüder, S. 162, Anm. 17; Hermans, S. 87; vgl. Hof{mann, Konverseninstitut, S. 59. 183 Hoffmann, Konverseninstirut, S. 66; Ducourneau, S. 180 H.; Wiswe, Grangien, S. 93; Zimmermann, Ordensleben, S. 53 und S. 154; vgl. Ludwig Do/berg, Die Cistercienser beim Mahle - Servitien und Pitantien, in: Studien und Mitteilungen aus dem Benediktiner- und Cistercienser-Orden 17 (1896) S.609-629. 184 Hof{mann, Konverseninstitut, S. 62 H.; Ducourneau, S. 184 H.; Wiswe, Grangien, S. 91; Arbois de Jubainville, S. 19 f.; Chrysogonus WaddelI, The Early Cistercian Experience of Liturgy, in: Cistercian Srudies Series 12: Rule and Life - An Interdisciplinary Symposium (Spencer, Mass. 1971) S. 77-116, bes. S. 111 H. 18.1 J. Dubois, Convers, S. 247; Mett/er, Laienbrüder, S. 167. 186 Stat. 1157: 68 = Can. 1,68; Star. 1198: 52 =Can. 1, 232; Stat. 1260: 4 =Can. 2, 461; Do/berg, Cistercienser-Mönche, S. 226. 187 Hof{mann, Konverseninstitut, S. 50; Wiswe, Grangien, S. 93. 188 Wiswe, Grangien, S. 91 f.; G. van Rynberk, Degebarentaal in een Cistercienserklooster der Nederlanden in de XVe eeuw, in: Citeaux in de Nederlanden 2 (1951) S. 55-68; Bruno Griesser (Hrsg.), Ungedruckte Texte zur Zeichensprache in den Klöstern, in: Analecta Sacri Ordinis Cisterciensis 3 (1947) S. 111-137. 18' Hoffmann, Konverseninstitut, S. 54 H.; Wiswe, Grangien, S. 91. Bei der Einschätzung dieses Aspekts ist der allgemeine Bildungsstand der Laien im Mittelalter zu beachten. 1'0 Es war ihnen der Kontakt mit dem weiblichen Geschlecht und jeglicher Bt:sitz von Sondereigentum verboten: z. B. Hoffmann, Konverseninstitut, S. 60 f. 1'1 Auf einen detaillierten Forschungsüberblick muß hier verzichtet werden, da er den Rahmen dieser Untersuchung - auch thematisch - sprengen würde.
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Darstellung dieses Problemkreises ausschließlich auf programmatische Satzungen des Ordens und Beschlüsse seines Generalkapitels zu gründen, als wirklichkeitsfern, denn Verallgemeinerungen unter der Annahme, daß solche Bestimmungen generell und ausnahmslos beachtet wurden, sind in hohem Maße ungerechtfertigt l92 • Die Entwicklung der zisterziensischen Wirtschaftsprinzipien versuchte Eberhard Hoffmann nach der Gesetzgebung des Ordens in verschiedene Phasen zu gliedern, deren Begrenzung er durch fixe Daten glaubte markieren zu können l93 • Indessen ist durch eine Vielzahl von Monographien zur Geschichte einzelner Zisterzen die zeitliche und regionale Differenzierung in der Wirtschaftsführung der Ordenshäuser erkennbar geworden 194. Trotz einiger neuerer Arbeiten, die sich des Themas auf räumlich-übergreifende Weise angenommen und um interessante Aspekte bereichert haben 195, steht eine umfassende Gesamtschau noch aus. Nach vorherrschender Auffassung hat der junge Orden bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts sein ursprüngliches Wirtschaftsprogramm verwirklicht l96 • Dessen wichtigste Bestandteile waren der Verzicht auf jegliche Pacht- oder Renteneinkünfte sowie die Versorgung der Klosterangehörigen ausschließlich durch eigene Arbeit - in konsequenter Eigenwirtschaft, für deren Durchführung die Konversen von besonderer Bedeutung waren. Aber schon bald danach wurde das Prinzip der reinen Eigenbewirtschaftung durchbrochen; hinzu trat jenes Spektrum von Einkünften. das außerhalb des Ordens üblich und dessen Ablehnung der frühen Zisterzienser entschiedenes Bedürfnis war. Der Wandel mag auch unter dem Druck der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung erfolgt sein; das Streben des Ordens nach differenzierter und profitabler Wirtschaft sowie die Erweiterung seiner materiellen Interessensphäre sind unverkennbar. Lekai, The Cistercians, S. 283. Hoffmann, Wirtschaftsprinzipien, S. 702 H. 194 Vgl. Eckhart G. Franz, Grangien und LandsiedeI, in: Wege und Forschungen der Agrargeschichte. Festschrift zum 65. Geb. von Günther Franz, hg. von H. Haushofer u. W. A. Boelcke (Sonderbd. 3 der Zeitschrift f. Agrargesch. u. Agrarsoziologie, Frankfurt/Main 1967) S. 28-50. - Jetzt leicht erweiterte Fassung in: Günther Franz (Hrsg.), Deutsches Bauerntum im Mittelalter (Wege der Forschung 416, Darmstadt 1976) S. 298-330 [Hiernach die Zitate], hier S. 298 f. 195 Z. B. die Arbeiten von Roehl und Wiswe (Grangien), das diesbezügliche Kapitel bei Lekai, The Cistercians, und auch EI. Sabbe, De Cistercienser economie, in: Citeaux in de Nederlanden 3 (1952) S. 24-51. Neueste Zusammenstellungen des Forschungsstandes zur Zisterzienser-Wirtschaft mit zahlreichen Ansatzpunkten zu weiterführenden Untersuchungen bieten zwei Aufsätze im Katalog zur Zisterzienser-Ausstellung 1980: Wolfgang Ribbe, Die Wirrschaftstätigkeit der Zisterzienser im Mittelalter: Agrarwirtschaft, in: Zisterzienser (Katalog) S. 203-215; sowie Winfried Schieh, Die Wirtschaftstätigkeit der Zisterzienser im Mittelalter: Handel und Gewerbe, ebd. S. 217-236. 196 Neuerdings ist die Prinzipientreue des Ordens sogar für diese früheste Phase bestritten worden: G. Despy, Richesses, S. 61, versucht zu zeigen, daß sich die Zisterzienser schon seit der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts um Teilhabe an der positiven Wirtschaftskonjunktur bemühten und unter Mißachtung der Vorschriften nach Profit strebten. 191
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Das zisterziensische Wirtschaftssystem war ein gemischtes l97 , in dem die eigen wirtschaftlichen Komponenten anfangs eine dominierende, später eine stets geringer werdende Rolle spielten. Grundlage war eine bedeutende Agrar-Erzeugung, die durch ständigen Besitzerwerb, kostengünstigen Per sonaleinsatz, umsichtige und zentralisierte Verwaltung, überregionalen Erfahrungsaustausch und sinnvolle Produkt-Spezialisierungen über den Eigenbedarf hinaus zur ertragreichen Überschußproduktion entwickelt wurde. Aber neben Getreide, Wein, Vieh und Fisch befaßte man sich auch mit Wolle, handwerklichen Produkten, Salz, Kohle und Eisen. Die Flexibilität in der Nutzung lokaler Möglichkeiten war jedoch nur einer der den wirtschaftlichen Aufschwung des Ordens bewirkenden Gründe. Entscheidend war, daß die Zisterzienser - durch Privilegien begünstigt - ihre Überschußproduktion über den Handel kapitalisierten und die Erträge zum Erwerb weiterer Produktionsmittel investierten l98 • Dieses Vorgehen bewirkte nicht nur eine beachtliche Überlegenheit gegenüber anderen Produzenten; es gab im Zisterzienserorden dem wirtschaftlichen Denken und Handeln ein Gewicht 199 , das von der Mehrzahl der Klosterangehörigen und speziell von den Konversen - ein intensives Bemühen um diese ökonomischen Ziele verlangte. Die Agrarproduktion des Ordens erhielt ihre optimale Organisationsform durch ein System von Ackerhöfen, den Grangien. Dieser Begriff 200 bezeichnete ursprünglich Getreidespeicher und Vorratsgebäude, wurde aber speziell bei den Zisterziensern 201 zum Ausdruck für eine größere landwirtschaftliche Hofanlage mit sämtlichen Gebäuden und dem bewirtschafteten Land 202 • Die Grangien waren die Konzentrationspunkte der klösterlichen Agrarproduktion. Gelegentlich durch eigene Rodung.;tätigkeit, meist aber nach mühsamer und systematischer Arrondierung durch Kauf und Tausch kultivierten Bauernlandes einschließlich der Ablösung darauf ruhender Renten 203 vereinten sie umfangreiche, zusammenhängende Besitzkomplexe, wodurch Anbau und Viehzucht auf rationelle Weise eigenwirtschaftlich Roehl. S. 109. Wiswe. Grangien, S. 33 und 130 f.; Roehl. S. 109. 199 Vgl. hierzu die Ausführungen über die gering ausgeprägte Wirtschaftsgesinnung des mittelalterlichen Grundbesitzers bei Pirenne. S. 66 f. 200 grangia von granum (Korn); vgl. Anse/me Dimier. Grange, in: Dictionnaire de droit canonique 5 (Paris 1953) Sp. 987-993. 201 Über agrarische Höfe anderer Orden vgl. Dimier. Grange, Sp. 992 f., über die Dekanien von Cluny Teske in FMSt 10, S. 263 f. und in FMSt 11, S. 310 f. 202 Daneben wurden solche Besitzkonzentrationen auch mit dem Begriff "curia" belegt: Helene Ermert. Der ländliche Grundbesitz der Abtei Altenberg bis zum Ende des 15. Jahrhunderts, in: Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins 56 (1927) S. 1-114, hier S. 80 f.; Mossig. S. 140 f. Höfe, die ausschließlich dem Weinbau dienten, wurden "cellaria" genannt: Ducourneau. S. 170; Ad. de Rochemonteix. Etude sur la vie et les oeuvres des convers de Citeaux en Auvergne au moyen-age (Paris 1888) S. 36. 20.1 Vgl. hierzu den Forschungsüberblick bei Mossig. S. 21 ff. 197
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betrieben werden konnten; zugleich dienten sie aber auch als Hebestellen für die anwachsenden Zinseinkünfte. Auf diese Weise stellten sie samt Inventar einen erheblichen Wert dar, dessen Größe auch aus den Verlust-Angaben nach Überfällen und Plünderungen ersichtlich wird 204 • Die Bedeutung der Grangien al.s landwirtschaftliche Großbetriebe kann nicht hoch genug eingeschätzt werden; nützlich waren sie auch als Beherbergungs- und Verpflegungsstationen im Zuge der aus der Ordensstruktur resultierenden kontinuierlichen Reisetätigkeit. Die Anzahl der Grangien eines Klosters nahm mit dessen territorialer Expansion zu, blieb somit selten über eine längere Zeit konstant und ist gelegentlich schwer bestimmbar. Viele Zisterzen werden bis zu zwanzig Grangien besessen haben, einige sogar mehr 205 • Sie waren - entgegen ursprünglicher Bestimmung206 - über den gesamten klösterlichen Besitzund Interessenbereich verteilt und lagen nicht selten in erheblicher Entfernung zur Abtei. Die zu einer Grangie gehörenden Ländereien waren, je nach den lokalen Verhältnissen, der Bodenqualität, der Nutzungsart und weiteren Faktoren 207 , von recht unterschiedlicher, aber doch erheblicher Größe; die Ausmaße werden allgemein zwischen 50 und weit über 400 ha gelegen haben, im Durchschnitt vielleicht bei 150 bis 200 ha 208 • Die Wirtschaftsgebäude der Grangien wiesen nicht selten Dimensionen auf, die dem Umfang der Ländereien und der Höhe der Produktion entsprachen 209 • Zu ihnen gehörten Speicher, Scheunen, Schuppen, Ställe, Werkstätten, Backhäuser, Mühlen und Schmieden. Innerhalb des häufig durch Mauern oder Gräben geschützten 210 Gebäudekomplexes lagen oft auch Kranken- und GästezimWiswe, Grangien, S. 71 f. Lekai, The Cistercians, S. 296 (mit Beispielen). 20. Es sollten die Grangien nicht mehr als eine Tagesreise von der Abtei entfernt liegen (Stat. [1134] I, Nr. V = Can. 1, 14), und auch ein Mindestabstand zu Grangien anderer Klöster war vorgeschrieben (Star. [1134] I, Nr. XXXII = Can. 1, 20). 207 Mossig, S. 20 f. 20H Die Angaben in der Literatur spiegeln die erheblichen Unterschiede wider: vgl. Hoffmann, Konverseninstitur, S. 87; Franz, Grangien, S. 321 f.; Lekai, The Cistercians, S. 295 f.; Pirenne, S. 71; Donnelly, Grange Economy, S. 406 H.; Mossig, S. 20; Ribbe in Zisterzienser (Katalog) S. 206 f. 209 Beispiele bei Anse/me Dimier, Granges, celliers et batiments d'exploitation cisterciens, in: Archeologia-Tresors des ages 65 (Dez. 1973) S. 52-63 und 74 (Sept. 1974) S. 46-57; ders., Les beiles granges cisterciennes du departement de I'Oise, in: Archeologia-Tresors des ages 85 (Aug. 1975) S. 49-61; Marguerite David-Roy, Les granges monastiques en France aux XIIe et XIIIe siedes, in: Archeologia-Tresors des ages 58 (Mai 1973) S.52-62; Victor Fris und Armand Heins, Les Granges Monumentales des anciennes abbayes des Dunes et de Ter Doest dans la Flandre Maritime, XIIIe siede (Gent 1905); Char/es Higounet, La grange de Vaulerent. Structure et exploitation d'un terroir cistercien de la plaine de France XIIe-XVe siecle (Paris 1965); Wa/ter Horn und Emest Born, The barns of the Abbey of Beaulieu at its granges of Great Coxwell and Beaulieu-St. Leonards (Berkeley, Los AngeIes 1965); dies., The Barn of the Cistercian Grange of Vaulerent (Seine-et-Oise), France, in: Festschrift Ulrich Middeldorf, Textband, hg. von Ant;e Kosegarten und Peter Tig/er (Berlin 1968) S. 24-31. 210 Lekai, The Cistercians, S. 298. 204
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2. Lebensweise und Tätigkeiten im Gefüge des Ordens
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mer 211 , in jedem Fall jedoch die Wohnräume der Konversen. Daß diesenach dem Vorbild der Klöster - stets aus Dormitorium, Refektorium, Wärmesaal und Oratorium bestanden, wie die Forschung bislang meinte 212 , ist neuerdings, mit dem Blick auf englische Zisterzen, bestritten worden 213 • Die Einbindung der Grangien in die zentrale klösterliche Wirtschaftsführung stellte sicher, daß diese lokalen Besitzzentren kein unerwünschtes Eigenleben entfalteten 214 • Sie gehörten deshalb zum Aufgaben- und Kon-. troll bereich des Cellerars, der wahrscheinlich zur Bewältigung seines Pflichtenkreises in einigen Klöstern die Beaufsichtigung der Ackerhöfe dem ihm unterstellten Grangiar 215 übertrug. Gegenüber diesen Offizialen war der Grangienmeister , der magister grangiae 2l6 , rechenschaftspflichtig. Es war dies der Konverse, der an der Spitze des Grangienpersonals stand, die Arbeiten auf dem Hofe überwachte und auch nach außen in Angelegenheiten seiner Grangie tätig wurde. Mit der internen Verwaltungsgliederung und Arbeitsteilung auf diesen Höfen hat sich die Forschung bislang nur in höchst unzureichenaem Maße befaßt. Sicher ist indessen, daß die Grangien besoh~ ders wichtige Wirkungsbereiche der Konversen jedes Zisterzienserklosters waren. Als "Arbeitsplatz" der Laienbrüder erlangten andererseits auch jene klösterlichen Höfe Bedeutung, die zu mannigfacher Nutzung in den Städten unterhalten wurden. Diese Stadthöfe sind mit Sicherheit das interessanteste und zugleich am wenigsten erforschte Detail der Zisterzienser-W irtschaft 217 • Trotz des - gewiß nicht immer befolgten - Gebotes, die Klöster fernab von Siedlungen zu errichten, verzichtete der Orden auf den Erlaß einer generellen Bestimmung, Städte und Märkte grundsätzlich zu meiden. Vielmehr ist eine entsprechende Erlaubnis - zum Zwecke des Verkaufs eigener Produkte, des Einkaufs notwendiger Güter und anderer Geschäfte - selbst Aubert 1, S. 57 und 2, S. 160. Aubert 1, S. 57; Hoffmann, Konverseninstitut, S. 88; Donnelly, Grange Economy, S. 405; Arbois de Jubainville, S. 303 f. 2IJ Eine schlichtere räumliche Ausstattung vermutet Colin Platt, The Monastic Grange in Medieval England. A Reassessment (New York 1969) S. 16 H. und 91; vgl. auch S. Frederick Hockey, Beaulieu. King John 's Abbey. A histary of Beaulieu Abbey, Hampshire, 1204-1538 (Beaulieu 1976) S. 66. 214 Dimier, Grange, Sp. 990 f. 215 Über den monachus grangiarius und seine Aufgaben herrschen in der Literatur noch immer Unkenntnis und begriffliche Verwirrung vor; vgl. Mossig, S. 21. 216 Auch provisor oder rectar grangiae (oder curiae); vgl. Wiswe, Grangien, S. 88. 217 Über den diesbezüglichen Forschungsstand Reinhard Schneider, Stadthöfe der Zisterzienser: Zu ihrer Funktion und Bedeutung, in: Zisterzienser-Studien 4 (Studien zur Europäischen Geschichte 14, Berlin 1979) S. 11-28, bes. S. 11 f. und 19 f.; vgl. auch Winfried Schieh, Die Stadthöfe der fränkischen Zisterzienserklöster in Würzburg. Von den Anfängen bis zum 14. Jahrhundert, in: Zisterzienser-Studien 3 (Studien zur Europäischen Geschichte 13, Berlin 1976) S. 45-94, bes. S. 45 f.; jetzt auch ders., in: Zisterzienser (Katalog) S. 217-236, bes. S. 224 H. 211
212
48
J. Die Konversen der Zisterzienser im Spiegel der Forschung
aus den Statuten des Generalkapitels deutlich erkennbar, wenn sie auch nicht ausdrücklich erteilt wurde 218 • Im Verlauf ihrer wirtschaftlichen Expansion erkannten und nutzten die Zisterzienser die Chancen, die aus der Teilhabe am städtischen Wirtschaftsleben und dem Zugang zu den Absatzmärkten resultierten, zumal die Kapitalisierung der Überschuß-Produktion kaum anders zu realisieren war. In beachtlichem Ausmaß erwarben die Klöster in den Städten Besitz: Haus- und Grundbesitz als Einkunftsquelle, als zinsbringende Kapitalanlage bei zeitweiliger Mitnutzung 219 , städtische Abtshäuser 220 und jene meist geschlossenen, ummauerten Besitzkomplexe mit Scheunen, Kellern, Lagern, Gästehaus, Herbergen, Ställen und eigener Kapelle, die als klösterliche Stadthöfe zu bezeichnen sind 221 • Letztere hatten in der Regel mehrere wichtige Funktionen. Sie waren Stützpunkte und Absteigequartiere beim Verwaltungszentrum, am Sitz des Diözesan- und Landesherrn, von denen aus mancherlei Aktivitäten entfaltet und in denen mannigfache Rechtsgeschäfte getätigt werden konmen 222 • Die klösterlichen Stadthöfe waren aber auch meist selbst" Verwaltungs- und Organisationszentren innerstädtischen und landschaftsbezogenen Besitzes"223, Hebestellen für Geld- und Naturaleinkünfte ihres Klosters. Ihre wichtigste Aufgabe war jedoch der Absatz agrarischer (und vielleicht auch anderer) Produkte, die dort gestapelt und sodann - teils direkt vom Hof aus, teils über Marktstände und feste Läden - zum Verkauf angeboten wurden 224 . Aufgaben und Bedeutung dieser Höfe hingen eng mit der Größe und den Spezifika der jeweiligen Stadt zusammen. Daher besaßen in großen und wirtschaftlich bedeutenden Städten viele Zisterzienserklöster einen eigenen Stadthof; mehr als einen Hof durften sie neben all ihrem anderen städtischen Hauseigentum - in keiner Stadt erwerben 225 . Der regelmäßige Aufenthalt von Konversen in diesen für die Klosterwirtschaft so wichtigen Einrichtungen ist zwar durch Statuten des Generalkapitels belegt 226 , doch hat die Forschung unsere Kenntnis von den Aufgaben, die von den Konversen dort erfüllt wurden, bislang kaum erweitert. In den bisherigen Bemühungen um eine Darstellung aller Tätigkeitsbereiche der Zisterzienser-Konversen wurden die hier vorgestellten Wirkungsstätten wohl erwähnt, doch brachte man deren herausragende Bedeutung für die R. SchneideT, 5tadthöfe, S. 13 H., 18. 21. Franz, Grangien, S. 315. 110 R. Schneider, Sradthöfe, S. 14 f. 1lS
L2l
Ebd. S. 27. Ebd. S. 24 f.
22.1
Ebd. S. 25.
121
Ebd. - Hierzu gehört auch der Weinausschank, der in einigen dieser Stadthöfe betrieben wurde. 215 Star. 1189: 11 = Can. 1, 112; vgl. R. Schneider, Stadthöfe, S. 14. 116 Z. B. Star. 1180: 13 =Can. 1, 88. 114
2. Lebensweise und Tätigkeiten im Gefüge des Ordens
49
wirtschaftlichen Erfolge des Ordens mit der Arbeit der Laienbrüder nur in einen relativ begrenzten Zusammenhang. Denn obgleich der Beitrag der Konversen zur ökonomischen Prosperität des Ordens allgemeine Anerkennung fand 227 , so prägten doch die aus normativen Quellen ermittelten Bestimmungen über ihre Lebensführung innerhalb der klösterlichen Gemeinschaften sowie einige wei tere Gebote der Ordensgesetzgebung 228 das Bild von den schweigsamen, ungebildeten Arbeitern, die den Tag mit Gebeten begannen und beschlossen und dazwischen schwere körperliche oder handwerkliche Arbeit leisteten 229 • Besonders das vermeintliche Fehlen selbst der "elementaren Fertigkeiten in Lesen und Schreiben"230, verbunden mit Anspruchslosigkeit und Treue 231 , ließ die Konversen - zumindest die allermeisten von ihnen - als zwar überaus arbeitswillige, aber doch überwiegend nur für einfache Verrichtungen geeignete Helfer erscheinen. Selbst ihre Betätigung als päpstliche Bullatoren konnte folglich nur mit ihrer mangelhaften Bildung erklärt werden 2J2 • Neben der Besorgung häuslicher Dienste 233 habe ein Teil von ihnen als Handwerker in den Klosterwerkstätten gearbeitet, als Maurer, Steinmetzen, Zimmerleute, Schmiede, Schuhmacher, Gerber, Weber, Schneider, Kürschner, Müller, Fischer, Brauer, Bäcker und vieles andere mehr 234 • Die Produkte ihrer Arbeit seien nicht nur von den Klosterangehörigen begehrt gewesen 235 • Jene Konversen, die als Meister den einzelnen Werkstätten vorstanden, durften mit ihren Untergebenen eingeschränkt reden, sofern es für den Arbeitsvorgang nützlich war; sie hatten monatlich abzurechnen und trugen somi t eine gewisse Verantwortung 236 •
227 Z. B. Hoffmann, Konverseninstitut, S. 96 und 101; Archdale Arthur King, Citeaux and her eider daughters (London 1954) S. 3. 22. So das Statut des Generalkapitels von 1224, in dem von den Konversen verlangt wird, daß sie die Arbeitsleistung eines Lohnarbeiters erbringen sollen: Star. 1224: 1 = Can. 2, 30. m Hoffmann, Konverseninstitut, S. 81 H.; vgl. Hockey, Beaulieu, S. 6. 2.10 Hoffmann, Konverseninstitut, S. 54. VI Thiele, S. 147. 2.12 Lekai, The Cistercians, S. 337; }ean-Berthold Mahn, L'Ordre Cistercien et son gouvernement des origines au milieu du XlJle siede (1098-1265) (Paris 21951 ) S. 52, Anm. 1; Florian Watzl, Die päpstlichen Bullatoren und ihr Amt, in: Cistercienser-Chronik 20 (1908) S. 193-199, bes. S. 197. Hl Vielleicht im Küchen- und Krankendienst; vgl. Lekai, The Cistercians, S. 336; }. Dubois, Convers, S. 221 f.; MettIer, Laienbrüder, S. 160. m Z. B. F.Dubois, Morimond, S. 211; Dolberg, Cistercienser-Mönche, S. 364 H.; Hoffmann, Konverseninstitut, S. 73 H.; Donnelly, Grange Economy, S. 414. 2.H Beispielsweise das Brot: Star. 1235: 12 = Can. 2, 141; vgl. Dolberg, CistercienserMönche, S. 365. 2.16 Hoffmann, Konverseninstitut, S. 76 H.; Wiswe, Grangien, S. 31; j. Dubois, Convers, S.260.
50
I. Die Konversen der Zisterzienser im Spiegel der Forschung
Die Mehrzahl der Laienbrüder habe sich auf den Grangien mit Ackerbau und Viehzucht befaßt 237 , wobei in ihnen meist das hauptsächliche Arbeiterpotential für jene Tätigkeiten gesehen wurde 238 . Eine herausgehobene Stellung auf den Grangien hatte neben dem Konversen, der als Gastbruder (hospitalarius, conversus hospitalis) für die Betreuung durchreisender Ordensmitglieder oder Fremder zuständig war 239 , vor allem jener, der als Hofmeister (magister grangiae 240 ) die Bewirtschaftung des Betriebes leitete und die Arbeitskräfte einsetzte. Dieser Konverse spielte "eine Hauptrolle"241 in der Eigenwirtschaft des Ordens; von ihm wurde die Fähigkeit zum verantwortungsbewußten Handeln, zur Leitung und Aufsicht erwartet 242 . Aber die Menge der auf den Grangien lebenden Konversen habe anspruchslose, "niedere" Tätigkeiten verrichtet 243 , als Pflüger, Ochsenhirten und -treiber, Schweinehirten, Schäfer, Melker, Stallknechte, Schmiede, Zimmerleute und Handwerker verschiedener Art, beim Säen, Mähen, Dreschen, Holzfällen und Grabenziehen 244 . Ihr unermüdliches Schaffen von Hof{mann, Konverseninstitut, S. 83; Donne/ly, Laybrotherhood, S. 19. Hof{mann, Konverseninstitut, S. 83; Bondue/le, Sp. 567; Gerhard Ka/ler, Wirtschaftsund Besitzgeschichte des Zisterzienserklosters Otterberg 1144-1561 (Heidelberger Veröffentlichungen zur Landesgeschichte und Landeskunde 6, Heidelberg 1961), S.81; Eugen Nellscheler, Die Klostergrundherrschaft Bebenhausen, in: Württembergische Jahrbücher für Statistik und Landeskunde 1928 (Stuttgart 1929) S. 115-185, hier S. 130; Hanno Svoboda, Die Klosterwirtschaft der Cistercienser in Ostdeutschland (Nürnberg 1930) S.45; Carl Wilkes, Die Zisterzienserabtei Himmerode im 12. und 13. Jahrhundert (Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und des Benediktinerordens 12, Münster 1924) S. 50. Diese Darstellung findet man auch bei Lekai, Geschichte und Wirken, S. 233 (wo an zweiter Stelle die Mönche vor den Lohnarbeitern genannt werden!), während ders., The Cistercians, S. 297, hierbei stärker differenziert. Wiswe, Grangien, S. 88, führt aus, daß die Konversen nur einen Teil der Arbeiten verrichten konnten; ähnlich bei A. Schneider, Himmerod im Spätmittelalter, S. 77. Deutlich geringer wird das Arbeitskräftepotential der Konversen von Ribbe, in: Zisterzien~er (Katalog) S. 212, eingeschätzt. m Dolberg, Cistercienser-Mönche, S. 507; Hof{mann, Konverseninstitut, S. 89; siehe auch Stat. 1196: 2 =Can. 1, 198. -Er war der Stellvertreter des Grangienmeisters. 240 Selten auch grangiarius genannt, aber nicht identisch mit dem monachus grangiarius der klösterlichen Wirtschaftsverwaltung; siehe oben Anm. 215 dieses Kapitels. 24\ Hoffmann, Konverseninstitut, S. 88. 242 Vgl. Star. 1224 : 1 = Can. 2, 30; j. Dubois, Convers, S. 260; äußerst knapp Lekai, The Cistercians, S. 337; die Funktion des Grangienmeisters abwertend Arbois de jllbainvi/le, S. 306 f. 24.1 johannes jäger, Klosterleben im Mittelalter (Würzburg 1903) S. 3; van Dijk, S. 246; Leclercq, Freres convers, S. 156, 162. 244 F. Dubois, Morimond, S. 213; Dolberg, Cistercienser-Mönche, S. 228; Hof{mann, Konverseninstitut, S. 89 ff.; Wiswe, Grangien, S. 95. - In diesen Zusammenhang gehört das verbreitete Lob ihrer Rodungs- und Kultivierungsleistungen: M. Dicks, Die Abtei Camp am Niederrhein. Geschichte des ersten Cistercienserklosters in Deutschland, 1123-1802 (Kempen 1913) S. 58 f.; johannes Schultze, Lehnin. 750 Jahre Kloster- und Ortsgeschichte (Bernbutg 1930) S. 1 ("Ihre Laienbrüder rodeten den Urwald und legten die Sümpfe trocken. "); Nicolalls Helltger, Loccum, eine Geschichte des Klosters (Hildesheim 1971) S. 24. 2.17
m
2. Lebensweise und Tätigkeiten im Gefüge des Ordens
51
Tagesanbruch bis Sonnenuntergang bei bescheidener Kost und häufigem stillen Gebet fand in vielen Darstellungen eine eindrucksvolle Schilderung 245 • Die Lohnarbeiter, deren Zahl und Bedeutung in der Frühzeit des Ordens meist für gering gehalten werden 246 , wurden von Konversen beaufsichtigt und angeleitet 247 • Bei der Durchsicht der Statuten des Generalkapitels kann die große Zahl von Fällen nicht übersehen werden, in denen Konversen als Fachkräfte an Weltliche überlassen wurden. Diesem Tatbestand hat man daher schon in den älteren Arbeiten Raum gewährt, ohne allerdings zu erklären, wie aus der Schar der ungebildeten Handwerker und Landarbeiter solche begehrten Talente erwachsen konnten. So steht denn auch die Aufreihung dieser Überlassungen (meist als Verwalter und Ökonomen) oft recht beziehungslos neben der beschaulichen Darstellung des Grangien-Alltags der Laienbrüder 248 • Doch hat auch schon die ältere Forschung erkannt, daß sich unter den Konversen Fachkräfte mit besonderen Fähigkeiten befanden 24 9, "bessere Köpfe", die aus der "breiten Masse" herausragten 25o • Genannt wurden in diesem Zusammenhang geschickte Handwerker und Baumeister, technische und künstlerische Fachleute 251 • Einige Konversen haben offenbar medizinische Kenntnisse besessen 252 ; so sorgte ein älterer Konverse, der magister infirmarius, für die kranken Laienbrüder im infirmitorium conversorum 253 • In der Gästebetreuung waren sie nicht nur auf den Grangien, sondern auch im Kloster eingesetzt 254 • Aus der Überlieferung der zisterziensischen Ordensgesetzgebung konnte auch die Bedeutung der Konversen als Boten und Reisebegleiter, speziell als Begleiter der Äbte zum Generalkapitel, ermittelt werden 255 • Auch Fuhrwerksdienste wurden von ihnen geleistet 256 • 24S Z. B. F. Dubois, Morimond, S.214; Do/berg, Cistercienser-Mönche, 5.228 und 505 f.; Ho{fmann, Konverseninstitut, S. 91 H.; Ducoumeau, S. 195 H.; Dimier, Grange, Sp. 988 H. 246 A. A. King, Citeaux, S. 4; s. die Hinweise bei Anm. 238 dieses Kapitels. 247 Do/berg, Cistercienser-Mönche, S. 366; Wilkes, S. 52. Hg Do/berg, Cistercienser-Mönche, S. 511 f.; Hoffmann, Konverseninstitut, S. 95 f. 249 SlIoboda, S. 58; Lekai, Geschichte und Wirken, S. 60. 2.10 Mett/er, Laienbrüder, S. 170. 2.\1 Wiswe, Grangien, S. 97; A. Schneider u. a., Cistercienser, S.49. 2.12 Donnelly, Laybrotherhood, S. 19; Hofmeister, Rechtsverhältnisse, S. 15; vgl. Stat. 1157: 46 =Can. 1, 65 und Stat. 1175: 32 =Can. 1, 84. 2.13 Ho{fmann, Konverseninstitut, S. 73. 2.\4 Gregor Müller, Der Gastmeister, in: Cistercienser-Chronik 25 (1913) S. 353-358, bes. S. 356 f. (conversus hospitaIis als Helfer des Gastmeisters); Wilkes, S. 110 f.
52
I. Die Konversen der Zisterzienser im Spiegel der Forschung
Für Eberhard Hoffmann waren dies aber nur "außerordentliche Beschäftigungen", die "der Vollständigkeit wegen" kurz erwähnt werden müßten 257 . Zu ihnen gehörte vor allem die Mitwirkung von Konversen an Handelsgeschäften, die wegen der Rüge des Generalkapitels von 1214 an jene englischen Laienbrüder, die Wolle aufkauften, um sie dann teurer abzugeben 258 , und einiger anderer (vom Umfang recht unbedeutender) Fälle 259 nicht zu übersehen war. Doch sei dies, wie der Handel des Ordens insgesamt, nur ein "notwendiges Übel"260 gewesen, bei dem die überschüssigen Produkte der Klosterwirtschaft verkauft worden seien, um Notwendiges erstehen zu können 261 . Nur selten ist bislang die Bedeutung dieser Aktivität von Konversen höher eingeschätzt worden 262 . So werden denn auch heute 263 - mit erstaunlich geringen Unterschieden zu älteren Untersuchungen - die Vorzüge der Konversen und ihr Beitrag zur wirtschaftlichen Blüte des Ordens überwiegend in Arbeitsfreudigkeit, Fleiß und Treue erblickt 26 4, während die Tätigkeiten der meisten von ihnen qualitativ gering eingeschätzt werden. Selbst die Hinweise auf eine Vielseitigkeit im Arbeitseinsatz 265 fußen überwiegend auf normativen Quellen mit ihrer geringen Aussagekraft gerade zur Klärung dieser Frage.
3. Anzahl Aus einer Reihe von Klöstern liegen Angaben über die Zahl der Mönche und Konversen vor, so daß eine Vorstellung von der zahlenmäßigen Relation beider Gruppen zueinander und dem Umfang des disponiblen Arbeitskräftepotentials - soweit es jedenfalls aus Konversen bestand - gewonnen werden kann. 2.1.1 Gregor Müller, Cistercienser auf der Reise, in: Cistercienser-Chronik 22 (1910) S. 289-295, 335-345, 364-372, bes. S. 289, 335 f., 340, 342; Do/berg, Cistercienser-Mönche, S. 361 H.; Dllcollrneall, S. 195; Lekai, The Cistercians, S. 337; Mar;orie Row/ing, Everyday Life of Medieval Travellers (London, New York 1971) S. 182. 2.1. Do/berg, Cistercienser-Mönche, S. 360 H. 2.17 Hoffmann, Konverseninstirut, S. 93. 2.," Stat. 1214: 45 = Can. 1, 426: "qui lanas dicunrur emere ut carius vendanr". 2.19 Lekai, Geschichte und Wirken, S. 237: 1153 kauften Konversen aus Clairvaux Rinder in Italien; Hoffmann, Konverseninstirut, S. 79: Konverse aus Altenberg kaufte Häutefür sein Kloster (Star. 1210: 24 = Can. 1, 373). 2.0 Hoffmann, Konverseninstitut, S. 93. 261 Ebd., vgl. Lekai, The Cistercians, S. 337. 2.2 Mett/er, Laienbrüder, S. 166; Donnelly, Laybrotherhood, S. 19; Schich in Zisterzienser (Katalog) S. 221. W Vgl. die unzureichende Behandlung der Konversen bei Lekai, The Cistercians, S. 334-346 (Kap. "Lay-brotherhood"). 264 Vh/horn, Kulrurrhätigkeit, S. 100; Hoffmann, Konverseninstitut, S. 96. W Hoffmann, Konverseninstitut, S. 96.
53
3. Anzahl
Schon die architektonischen Zeugen, die Größe der Konversen-Räume im Westflügel der Abtei und die des Konversen-Chores in der Abteikirche, lassen vermuten, daß die Zahl der Laienbrüder anfangs über jener der Mönche lag 266 • Die Relation Mönche: Konversen mag 2 : 3 oder gar 1 : 3 betragen haben 267 , doch kann dies wegen der Lückenhaftigkeit der Angaben nur mit Vorbehalten geschätzt werden. Aus dem 12. Jahrhundert liegen die höchsten Konversen-Zahlen, aber andererseits nur verhältnismäßig wenige Mitteilungen vor. Zu ihnen gehören jene erstaunlich hohen Werte, die meist ohne Hinweis auf die fragwürdige Quellengrundlage - gelegentlich auch ohne jeglichen Verweis - Eingang in die Literatur gefunden haben 268 : Mönche Clairvaux Vaucelles Pontigny Rievaulx
(ca. 1150) (1157)269 (1165)
200 103 100 140
Konversen 300 130 300 500
Diese Angaben sind nun aber doch in jüngerer Zeit ernsthaft in Frage gestellt worden 270. Vermutlich waren zu jener Zeit die Konvente von recht unterschiedlicher Größe. Einige Klöster werden sich am Rande der vom Generalkapitel festgesetzten Mindeststärke befunden haben 271 ; in anderen haben wohl kaum mehr als 30 Mönche gelebt 272 • Es werden aber auch einige höhere Werte genannt: Les Dunes Waverley Altenberg
(1150) (1187) (1198)
Mönche
Konversen
70 107
36 273 120274 138 275
266 Aubert 2, S. 124; Mett/er, Laienbrüder, S. 160 f.; Hoffmann, Konverseninstitut, S. 71 ; Roeh/, S. 89, Anm. 19; vgl. aber Teresa Wasowicz"W sprawie roli konwersow w polskich klasztorach cysterskich (XII-XIII w.), in : Wieki Srednie-Medium Aevum, Prace ofiarowane Tadeuszowi ManteuHlowi w 60 rocznicc; urodzin (Warschau 1962) S. 125-128, hier S. 126 f. W Roehl, S. 89, Anm. 19; Thiele, S. 68; Donnelly, Grange Economy, S. 455. 268 Sie werden hier nach Lekai, Geschichte und Wirken, S. 60, ~itiert. 269 Diese Jahreszahl ist bei A. A. King, Citeaux, S. 155, bei sonst gleichen Zahlenangaben ergänzt. 270 }. Dubois, Convers, S. 228 H.; Lekai, The Cistercians, S. 44 und 337; vgl. auch Platt, S. 81. 271 Stat. 1189: 3 = Can. 1, 111 : 12 Mönche und der Abt; }. Dubois, Convers, S. 231; Lekai, The Cistercians, S. 44. 272 Vgl. Stat. 1190 : 1 =Can. 1, 118;]. Dubois, Convers, S. 231; Lekai, The Cistercians, S. 44.
54
I. Die Konversen der Zisterzienser im Spiegel der Forschung
Zahlreichere Angaben liegen aus dem 13. Jahrhundert vor:
ViIlers-en-Brabant Les Dunes Les Dunes Vaucelles Froidmont Himmerod Meaux Bebenhausen Kamp Walkenried Volkenrode Amelunxborn Michaelstein Neuenkamp Louth Park Hayles Newenham
(2. Hälfte 13. jh.) (Mitte 13. jh.) (Ende 13. jh.) (Mitte 13. jh.) (Ende 13. jh.) (1224) (1249) (2. Hälfte 13. jh.) (um 1280) (um 1280) (um 1280) (um 1280) (um 1280) (um 1280) (1227-46) (1246) (1246)
Mönche
Konversen
100 120 181 140 50 60 60 60 73 80 50 50 50 60 67 20 13
300 276 248 277 350 278 300279 100 280 200 281 90 282 130283 72 284 180 104 90 98 55 150285 10 4
A. A. King, Citeaux, S. 48. Z. B. Harold Brakspear, Waverley Abbey (The Surrey Archaeological Society; London, Guildford 1905) S. 8 f.; Gwen Ware, The White Monks of Waverley (Farnharn 1976) S. 4. 27.\ Pauen, S. 5, Anm. 2. 276 Edouard de Moreau, L' Abbaye de Villers-en-Brabant aux XIIe et XIIIe siedes. Etude d'histoire religieuse et economique (BrüsselI909) S. 75 und 180; Donnelly, Laybrotherhood, S. 70, Anm. 21; A. A. King, Citeaux, S. 48. 277 F. van de Putte (Hrsg.), Cronica et Cartularium monasterii de Dunis (Brugis 18641867) S. 10 und 38 - häufig zitiert. 278 Vgl. ebd. S. 52 ff.; die Zahlen sind zweifelhaft, trotzdem häufig zitiert: z. B. A. A. King, Citeaux, S. 48; Donnelly, Laybrotherhood, S.70, Anm. 21. Für Ter Doest sollen ähnliche Zahlen zutreffen: Moreau, Villers, S. 75. 279 Stephane Lebecq, Les Cisterciens de Vaucelles en Flandre maritime au XIIIe siede, in: Revue du Nord 54 (1972) S. 371-384, hier S. 375, Anm. 28. 280 Lekai, Geschichte und Wirken, S. 61. 28\ Dies war aber lediglich die vom Vaterabt gesetzte Höchstgrenze; Wilkes, S. 49; Thiele, S. 68. Nicht sicher ist daher, ob diese Zahlen erreicht wurden. 282 Chronica Monasterii de Melsa, a fundatione usque ad annum 1396, auctore Thoma de Bunon, abbate. Accedit continuatio ad annum 1406 a monacho quodam ipsius domus, edited by Edward A. Bond (Rerum Britannicarum medii aevi scriptores 43; Rolls Series) 1 (London 1866), 2 (London 1867), 3 (London 1868), hier Bd. 3, S. XXXVII - häufig zitiert. 283 Neuscheler, S. 118. 284 Chronicon monasterii Campensis ordin. Cisterciensis, edidit Hermann Keussen, in: Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein 20 (1869) S. 261-382, hier S. 301 häufig zitiert. Dort befinden sich auch die Angaben für die folgenden fünf Klöster. 285 Diese und die Angaben für die bei den folgenden Klöster bei Donnelly, Grange Economy, S. 452 H. 273 274
ss
3. Anzahl
Die letztgenannte Konversenzahl fiel gewiß nicht so sehr aus dem Rahmen des Üblichen, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Man muß sie vielmehr auf dem Hintergrund jenes Beschlusses des Generalkapitels vom Jahre 1237 sehen, der allen Klöstern, die acht oder weniger Konversen besaßen, die Beschäftigung von Laiendienern in den Küchen erlaubte 286 • Ein drastisches Absinken der Konversenzahlen trat im 14. Jahrhundert ein, wie die von Donnelly veröffentlichten Werte für englische Klöster zeigen 287 : Mönche Bordesley Bordesley Byland Calder Fountains Furness Garendon Jervaulx Kirkstall Louth Park Margam Meaux Meaux Newenham Revesby Rievaulx Roche Sallay Swineshead Whalley
(1332) (1380/81) (1380/81) (1380/81) (1380/81) (1380/81) (1377) (1380/81) (1380/81) (1377) (1336) (1349) (1380/81) (1349) (1377) (1380/81) (1380/81) (1380/81) (1377) (1366)
m Stat. 1237: 3 = Can. 2, 169. 287 Donnelly, Grange Economy, S. 452-454.
34 14 12 4 33/34 15 14 16 17 18 38 43 22 23
28 15 14 15 17 29
Konversen
10 1 3 3 10 8 2 2 6 5 40 7 3 3 4 3 1 2 3 1
56
I. Die Konverst'n der Zisterzienser im Spiegel der Forschung
Aus anderen Regionen lassen sich folgende Zahlen ermitteln:
Poblet Les Dunes Vaucelles Wettingen Viktring Zwettl Stams Stams Salem Salem Salem Bebenhausen Bebenhausen Heisterbach Schöntal Heinrichau
(1316) (1317) (1316) (1335) (1335) (1343) (1333) (1345) (1311) (1323) (1377) (Anf. 14. ]h.) (1325) (1357) (1330) (1336)
Mönche
Konversen
92 25 32 50 22
35 288 125 289 17 290 13 291 7 292 27 10 293 13 180 294 160 295 80 296 40 297 "wenige" 15 298 34 299 30 300
72
41 36 130 125 ca. 100 80 40 39 45 44
m Lawrence j.. McCrank, The fronrier of the Spanish Reconquest and the land acquisitions of the Cistercians of Poblet, 1150-1276, in: Analecta Cisterciensia 29 (1973) S. 57-78, hier S. 78. lM9 Edollard de Moreau, Histoire de I'Eglise en Belgique 3: L'Eglise feodale, 1122-1378 (Brüssel 1945) S. 409. 190 A. Fayen, Un episode de I'histoire economique de I'abbaye de Vaucelles: la venre de la terre de Ribaucourt a I'eveque de Cambrai (1315-1329), in: Bulletin de la Societe d'erudes de la province de Cambrai 8 (1906) S. 104-131, hier S. 106 f. 191 Hektor Ammann, Klöster in der städtischen Wirtschaft des ausgehenden Mittelalters, in: Argovia 72 (1960) S. 102-133, hier S. 109. 192 Holzfeind, S. 249; dort auch die Zahlen für Zwettl. 19.1 Brllno Griesser, Jahresberichte über die Wirtschaftsführung im Kloster Stams von 1328-1345, in: Cistercienser-Chronik 62 (1955) S. 17-30, hier S. 20. Ebd. S. 23 die Zahlen für 1345. 194 Chronik von Salmannsweiler von 1134 bis 1337, bearb. von Fridegar Mone, in: Quellensammlung der badischen Landesgeschichte, hg. von F. j. Mone, 3 (Karlsruhe 1863) S. 18-41, hier S. 37 f. 19.1 Codex diplomaticus Salemitanus, Urkunden buch der Cisterzienserabtei Salem, hg. von Friedrich von Weech. 1. Bd.: 1134-1266 (Karlsruhe 1883), 2'. Bd.: 1267-1300 (Karlsruhe 1886), 3. Bd.: 1300-1498 (Karlsruhe 1895); hier Bd. 3, S. 283 (Nr. 1213 b, 1323). 196 Ebd. Bd. 3, S. 386 (Nr. 1345, 1377). 197 Eduard Palllus, Die Cisrerzienser-Abtei Bebenhausen (Stuttgart 1886) S. 26; ebd. auch die Angaben für 1325. 198 Es war dies allerdings die vom Visitator festgesetzte Höchstzahl; Urkundenbuch der Abtei Heisterbach, hg. von Ferdinand Schmitz (Urkundenbücher der geistlichen Stiftungen des Niederrheins 2, Bonn 1908) S. 428 f. (Nr. 367, 1357). 199 Griesser, Jahresberichte, S. 18 . .100 Heinrich Griiger, Der Nekrolog des Klosters Heinrichau (ca. 1280-1550), Teil 1, in: Archiv für schlesische Kirchengeschichte 31 (1973) S. 36-69, hier S. 57.
57
3. Anzahl
Ein weiteres Schrumpfen der Konventsstärken war im 15. Jahrhundert nun kaum noch möglich, wie aus einigen ausgewählten Zahlen erkennbar ist: Loccum Bebenhausen Bebenhausen Himmerod Lehnin
(1426) (1432) (1494) (1438) (ca. 1445)
Mönche
Konversen
20 38 56 33 58
10 301 16 302 4 303 9 304 31 305
Die reichlich fließenden Angaben aus den folgenden Jahrhunderten weisen eine fast gleichbleibend niedrige Konversenzahl aus; dabei mußten kleinere Klöster wohl ohne Laienbrüder auskommen, andere haben noch im 18. Jahrhundert Konversen besessen 306 • Doch liegt dies außerhalb des hier interessierenden Zeitraums. Die Zahlen belegen, bei allen Problemen der Vergleichbarkeit und ihrer Lückenhaftigkeit, eine allgemein abnehmende Tendenz der Konventsstärken. Dabei übertraf im 12. Jahrhundert die Zahl der Konversen die der Mönche zum Teil beträchtlich, während bereits im 13. Jahrhundert dieses Übergewicht der Laienbrüder schwächer war, wenn nicht gar schon verlorengegangen ist, wofür - neben den überlieferten Konversenzahlen - auch in der Gesetzgebung des Ordens deutliche Hinweise gegeben werden 307 • Bald danach setzte, wenn auch mit regionalen Unterschieden, ein so rapider Rückgang der Konversenzahlen ein, daß von einem Arbeitskräftepotential - im Sinne der Verrichtung körperlicher Arbeit - dann keinesfalls mehr gesprochen werden kann. Aber reichte denn die Anzahl der Konversen in der Zeit vorherrschender Eigenbewirtschaftung - es können also die niedrigen Zahlen des 14. Jahrhunderts außer Betracht bleiben - zu der ihnen in herkömmlicher Sicht immer wieder zugeschriebenen Ausübung zahlreicher Handwerke und zur Bewirtschaftung der umfangreichen Ländereien aus? Zur Größe der Grangien wurde bereits auf den wahrscheinlichen Durchschnittswert von 150-200 ha verwiesen. Hoffmanns Feststellung, daß auf jeder Grangie soviele Konversen arbeiteten, "als zur ordentlichen Kultur der .101 .102 .\03 .\04
.10.1 .106 .\07
128 f.
Heu/ger. Loccum, S. 30 . Neuscheler. S. 125 . Eydoux. S. 48; vgl. Neuscheler. S. 151. Thiele, S. 68 . Schultu. Lehnin. S. 32 . Lekai, The Cistercians, S. 344; vgl. A. A. K;ng~ Citeaux, S. 382. Vgl. Star. 1204: 1 = Can. 1,295; Star. 1237: 3 = Can. 2, 169; Star. 1274 : 12 = Can. 3,
58
I. Die Konversen der Zisterzienser im Spiegel der Forschung
zugehörigen Güter nötig schien"308, beantwortet die Frage nicht. Nach Dubois gab es auf jedem Hof nicht mehr als acht oder zehn Laienbrüder 309 ; und auch nach Wiswes Angaben für Walkenried gelangt man, wenn man die für 1280 bezeugten 180 Konversen in Beziehung zu den elf Grangien dieses Klosters setzt, zu etwa sechzehn Laienbrüdern pro Grangie - doch ist die Gesamtzahl vorher ja noch um jene zu vermindern, die in den Wirtschaftsbetrieben und Werkstätten bei der Abtei arbeiteten 31o . Schon Bär hatte für Eberbach die Zahl der auf einer Grangie tätigen Konversen mit fünf bis sieben angegeben 311; und als der T rierer Erzbischof im Jahre 1228 den Himmeroder Hof Winterbach in Pacht nahm, waren es dort nur vier 312 . Es können somit auch die Konversenzahlen Rückschlüsse auf die ausgeübten Tätigkeiten ermöglichen. Dabei ist zu beachten, daß der offenkundige Rückgang der Zahl der Laienbrüder von einer meist fortschreitenden Erweiterung des klösterlichen Grundbesitzes begleitet war.
4. Vergehen und Aufstände Das Zusammenleben innerhalb der klösterlichen Gemeinschaften war nicht immer so harmonisch, wie es oftmals geschildert wurde 313 . Aus dem Zisterzienserorden sind gewaltsame innerklösterliche Konflikte bekannt, bei denen Ursache, Beteiligte und Verlauf höchst verschiedenartig waren 314 . Daß sich auch Konversen gelegentlich solche Unbotmäßigkeiten zuschulden kommen ließen, ist mancherlei Hinweisen sicher zu entnehmen. Sie wurden mit Schmähungen wie "leccatores"315 und "ribaldi"316 belegt, und die Hl. Hildegard von Bingen verglich sie gar mit Unkraut, einem Übel, das beseitigt werden müsse 317 . Vor allem ist aus einer Reihe von Statuten des GeneralkalOH Hoffmann, Konverseninstirut, S. 83 (in offenkundig wörtlicher Übernahme von Bär, Bd. 1, S. 671). l09 F. Bubois, Morimond, S. 213 . .110 Wiswe, Grangien, S. 97 . .111 Bär, Bd. 1, S. 672, Anm. 34. (Anf. 13. Jahrhundert) . .112 Urkundenbuch zur Geschichte der jetzt die Preussischen Regierungsbezirke Coblenz und Trier bildenden mirrelrheinischen Territorien (von den ältesten Zeiten bis 1260) 1 und 2, bearb. von H. Beyer, L. Eltester und A. Goerz (Koblenz 1860, 1865); 3, bearb. von L. Eltester und A. Goerz (Koblenz 1874), hier Bd. 3, Nr. 347 (1228). - Diese geringe Zahl legt offenbar auch Mettler, Laienbrüder, S. 172, seinen Überlegungen und Berechnungen zugrunde . .lIl Vgl. z. B. F. Dubois, Morimond, S. 215; Leclercq, Freres convers, S. 174 ff.; hierzu auch die kritischen (wohl etwas überspitzten) Bemerkungen bei Assing, S. 277. ll4 Siehe den Überblick bei R. Schneider, Garciones, S. 15 . .115 Star. 1218: 48 =Can. 1,494 (betr. Stürzelbronn). JI6 Star. 1219: 32 =Can. 1, 509 (hetr. La Cour Dieu). ll7 Responsum Hildegardis (12. )h.), in: }.-P. Migne (Hrsg.), Patrologiae cursus complerus ... Series Latina, 221 Bde. einschI. Indices (Paris 1844-1865), hier: Bd. 197, col. 263 f. Man wird in ihren Ausführungen Übertreibungen vermuten dürfen, die aber wohl eines wahren Kerns nicht entbehrten.
4. Vergehen und Aufstände
59
pitels der Konversen Mitwirkung bei Aufständen zu erkennen, zumindest ihre Schuld bei einer Vielzahl kleinerer oder größerer Vergehen. Doch haben ältere Arbeiten diesem Aspekt der Zisterzienser-Geschichte nur selten die nötige Aufmerksamkeit geschenkt 3 !8. Es ist daher außerordentlich verdienstvoll, daß James Donnelly in seiner Untersuchung über den Abstieg des Konverseninstitutes die zahlreichen bekannten Untaten der Laienbrüder sorgfältig zusammengestellt hat3!9. Jenem Statut von 1272 entsprechend, das die Häufigkeit solcher Vorfälle belegt 320 , ließen sich allein zwischen 1168 und 1308 123 Aufstände nachweisen, die von Gruppen unternommen worden waren. Es geschahen Körperverletzung und Mord, es wurden Äbte verprügelt und Visitatoren vertrieben; da gab es Brandstiftungen und Diebstähle, schließlich auch Versuche, innerklösterliche Entscheidungen durch Gewalt zu beeinflussen. Besonders die Äbte und ihr Gefolge auf dem Wege zum Generalkapitel in Citeaux waren oft den Launen der Konversen auf den unterwegs besuchten Grangien ausgesetzt 32 !. Möglicherweise ist ein Zusammenhang zwischen Aufruhr und Alkoholgenuß auf den Grangien herzustellen 322 ; wahrscheinlich lagen die Ursachen aber auch in anderen Bereichen. So besaß der Konversenstand für manche eine materielle Attraktivität, denen eine tiefe monastische Berufung fehlte 323 • Disziplinarische Probleme konnten auch aus Ungerechtigkeiten, schlechter Behandlung oder einem wachsenden Selbstbewußtsein der Konversen resultieren. Die ausführliche Behandlung durch Donnelly macht hier ein näheres Eingehen auf diesen Aspekt entbehrlich. Aber gegen eine zu starke Betonung solcher Unruhen sollen doch einige Einwände erhoben werden. Donnellys Zusammenstellung läßt deutlich erkennen, daß die Konversen allein nur für einen Teil der Aufstände die Verantwortung trugen 324 • Sebr oft waren auch Mönche oder gar der Abt daran beteiligt. In diesen Fällen wird die Initiative nicht unbedingt bei den Laienbrüdern zu suchen sein. Häufig handelte es sich um Zwistigkeiten zwischen Fraktionen innerhalb der klösterlichen Gemeinschaften, um Aufstände gegen Äbte, Vateräbte und Visi.118 Siehe Do/berg, Cistercienser-Mönche, S.510; Mett/er, Laienbrüder, S. 171; Hoffmann, Konverseninstitut, S. 100 f. 319 Donnelly, Laybrotherhood, S. 22 H. und 71 H. 320 Stat. 1272: 5 =Can. 3, 104: "Cum frequens et assidua et omnino taediosa querela ad aures Capituli generalis devenerit super excessibus conversotum in multis abbatiis Ordinis contra abbates et conventus monachorum ... " 321 Z. B. Stat. 1213: 50 = Can. 1,414; Stat. 1214: 46 = Can. 1,426 f.; Stat. 1233: 67 = Can. 2, 125; Stat. 1251 : 74 = Can. 2, 375. m Donnelly, Laybrotherhood, S. 28 H. .12.1 Lekai, The Cistercians, S. 291. .124 Nämlich nur bei 49 der 123 ermittelten Fälle: Donnelly, Laybrotherhood, S. 23.
60
I. Die Konversen der Zisterzienser im Spiegel der Forschung
tatoren 325 • Außerdem verteilten sich die ermittelten 123 Unruhen auf einen langen Zeitraum und eine Vielzahl von Klöstern. Die einzelnen Abteien des Ordens werden also gewiß nicht ständig unter Konversen-Unruhen gelitten haben 326 • Das Generalkapitel hatte eine seiner wichtigsten Aufgaben darin, Mißstände anzuprangern und die Verantwortlichen zu bestrafen. Im Gegensatz zu denen, die an Aufständen beteiligt waren, fanden gehorsame Konversen in seinen Statuten folglich kaum Erwähnung 327 • Daß die Laienbrüder gelegentlich Unruhe stifteten, ist nach Donnellys Untersuchungen als gesichert anzusehen. Welches Gewicht derartige Vorkommnisse aber für ihr Ansehen besaßen, kann nur unter Berücksichtigung des Nutzens festgestellt werden, den die Klöster andererseits durch sie hatten. Auch die Klärung dieser Frage verlangt somit nach einer neuen Einschätzung der Konversen-Tätigkeiten. Waren die Laienbrüder leicht ersetzbare Arbeitskräfte, so hätten die Aufstände zu ihrer Abschaffung führen müssen; maß man ihrem Wirken große Bedeutung bei, dann wird man solche Nachteile in Kauf genommen haben. 5. Niedergang Obwohl die Zeit der stark abnehmenden Konversenzahlen nicht im Mittelpunkt dieser Untersuchung steht, muß dieses Phänomen, dessen Ausmaß bereits aus den oben vorgestellten Konventsstärken ablesbar war, hier noch einmal unter anderen Gesichtspunkten erwähnt werden, die mittelbaren oder unmittelbaren Bezug zu den Tätigkeiten der Laienbrüder haben. Daß der in den Zisterzienserklöstern seit dem 13. Jahrhundert feststell bare Rückgang der Zahl der Konversen auch solche Ursachen hatte, die außerhalb des Ordens lagen, ist bereits in der älteren Literatur erwähnt, in der neueren stärker berücksichtigt worden. Es wurden hierbei vor allem der allgemeine Bevölkerungsrückgang (einschließlic~ Hungersnöte und Pest)328 sowie Veränderungen der sozialen und wirtschaftlichen Strukturen ge.lH Siehe ebd. S. 72 H. Über Vergehen der Mönche auch Anse/me Dimier, Violences, rixes et homicides chez les Cisterciens, in: Revue des sciences religieuses 46 (1972) S. 38-57. .126 Sollten sich im Einzelfall solche Vorkommnisse im Abstand von zwanzig Jahren wiederholt haben, so hatte dieser Abstand für die Zeitgenossen sicher eine andere Dimension als für den heutigen Betrachter. - Vgl. auch die Kritik von Franz Grass, Neue Forschungen zur Rechtsgeschichte des Zisterzienserordens - Ein Literaturbericht, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte 69, Kan. Abt. 38 (1952) S. 473-481, hier S. 480; ebenso kritische Anmerkungen bei joseph-Marie Canivez, Besprechung von james Donnelly, The Decline of the Medieval Cistercian Laybrotherhood (1949), in: Revue d'Histoire eccIesiastique 45 (1950) S. 831. m Vgl. Wiswe, Grangien, S. 96 f. 12M Franz, Grangien, S. 319; Lekai, The Cistercians, S. 96 H.
5. Niedergang
61
nannt 329 • Für jene Bevölkerungsgruppen, aus denen die Konversen in hohem Maße stammten, waren neue attraktive Wirkungsbereiche entstanden, speziell durch die Entwicklung der Städte mit dem Aufschwung des gewerblichen Lebens 330 • Gleichzeitig und in Verbindung hierzu entfalteten sich neue Formen der Frömmigkeit, die außerhalb der alten Orden in einer starken Zuwendung zu den Mendikanten Ausdruck fanden. Auch hier wurde eine beachtliche Anziehungskraft gerade auf solche Bevölkerungsschichten ausgeübt, denen die Zisterzienser bislang einen großen Teil ihres KonversenNachwuchses verdankten 331 • Aber diese Entwicklung im personellen Bereich wurde auch stets mit Vorgängen in Verbindung gebracht, die - von allgemeinen Strömungen beeinflußt - im Entscheidungsbereich des Zisterzienserordens lagen. So vermutete Donnelly, ohne einen Rückgang der Konversen-Bewerber zu leugnen, der Orden habe ihren Abstieg bewußt - wegen der Disziplinlosigkeit - durch eine Änderung der Wirtschaftsmethoden herbeigeführt. Die Verpachtung sei vom 14. Jahrhundert an rentabler gewesen und habe zugleich dazu beigetragen, die Zahl der unruhigen und im Zuge der veränderten Wirtschaftsprinzipien überflüssigen Konversen deutlich zu vermindern 332 • Die Laienbrüder erscheinen hier - zumindest indirekt - als durchaus entbehrliche Helfer, deren Nutzen im Laufe der Zeit geringer wurde und deren Tätigkeiten für die Klöster nur von begrenztem Wert waren. Diese Sicht der Entwicklung konnte nicht unwidersprochen bleiben 333 , denn neben den harten Strafmaßnahmen nach Konversen-Unruhen hatte sich das Generalkapitel in deren Folge auch immer wieder mit Bitten der Klöster um Erlaubnis weiterer Konversen-Aufnahmen zu befassen 33 4, oder es 129 3.10
S.43.
Lekai, The Cistercians, S. 340 f. Hoffmann, Konverseninstitur, S. 98 f.; ders., Wirrschafrsprinzipien, S. 720; Thiele,
131 Lekai, The Cistercians, S.92; Roehl, S. 112; Wol/asch, Neue Quellen, S.232; A. Schneider, Himmerod im Spätmirrelalrer, S. 68; Jaritz, Konventualen, Bd. I, S. 20; Elm, Reformbewegung, S. 29 f. 33l Donnel/y, Laybrotherhood, S. 64 H.; ders., Grange Economy, S. 401, 458; in gewisser Ähnlichkeit Bär, Bd. I, S. 675. -Für diese These konnte Donnel/y nur einen einzigen Beleg anführen: Als der Konverse Wilhe1m von Saettingen nach erfolgreicher Teilnahme an den Schlachten gegen Philipp den Schönen im Jahre 1308 in sein Kloster Ter Doest zurückkehrte, waren die Ländereien weitgehend verpachtet worden; dies sei geschehen - wie die Annales Gandenses (hg. von I. M. Lappenberg, in: Monumenta Germaniae Hisrorica, Scriprores 16, Hannover 1859, ND Srurrgart, New York 1963, S. 555-597, hier S. 594) berichten - um die Konversen abzuschaffen, worauf jene mit einem Aufstand reagierten (Donnel/y, Laybrotherhood, S. 58 H.). Auf die Besonderheiten dieses Vorgangs geht er aber nicht ein; vgl. z. B. Fris-Heins, S. 18 f . .l33 Canivez, Besprechung Donnel/y, S. 831. 334 Z. B. Amelunxborn: Star. 1279: 64 = Can. 3,192; Baudeloo:'Stat.1226 : 23= Can. 2, 52 f. - Star. 1230: 36 = Can. 2, 91 - Stat. 1236: 32 = Can. 2, 159.
62
I. Die Konversen der Zisterzienser im Spiegd der Forschung
beklagte ganz allgemein die zurückgegangene Zahl der Laienbrüder 335 . So lag es näher, im Abstieg des Konverseninstituts eine der Ursachen für die Abkehr des Ordens von der umfassenden Eigenbewirtschaftung zu sehen, im Konversen-Mangel einen der Gründe für die zunehmende Verpachtung von Klostergut 336 . Aber die Frage nach dem Zusammenhang zwischen dem Rückgang der Konversenzahlen und den Wandlungen der zisterziensischen Wirtschaft ist noch auf andere Weise beantwortet worden. So wurde erkannt, daß jenes Statut des Jahres 1208, das die Verpachtung wenig ertragsfähiger oder von der Abtei zu weit entfernter Ländereien erlaubte 337 , keineswegs das "Signal" für den Bruch mit dem ausschließlichen Eigenbetrieb war, wie häufig behauptet wurde 338 , sondern die Einfügung von Elementen des Pacht- und Zinssystems schon früher einsetzte 339 . So erfolgten Verpachtungen schon zu Zei ten, als noch kein Mangel an Konversen herrschteHO; es sind aber andererseits noch während des Mangels an Laienbrüdern neue Grangien gegründet worden 341 . Wiswe stellte daher keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem Rückgang der Konversenzahl und der Auflösung von Grangien fest 342 • Dies läßt den Schluß zu, daß der Grangienbetrieb auch mit wenigen Konversen durchführbar war und die Eigenwirtschaft in gewissem Umfang auch in dieser Situation - solange sie rentabel war H3 - aufrechterhalten werden konnte. Der Rückgang der Zahl der Laienbrüder war nach dieser These weder durch eine Änderung der Wirtschaftsmethoden bedingt, noch hatte er unmittelbar eintretende größere Folgen für sie. Die von den Konversen geleistete Arbeit hätte demnach ihren Wert weniger im quantitativen, als vielmehr im qualitativen Bereich besessen.
6. Das Konverseninstitut der Zisterzienser als Forschungsgegenstand Bei der Verwendung des Begriffes "Konverseninstitut" muß zu größter Vorsicht gemahnt werden. Wie die Bezeichnung "älteres Konverseninstitut"
Z. B. Stat. 1204: 1 = Can. 1, 295; Stat. 1274: 12 = Can. 3, 128 f. Jäger, S. 81; Gerards, Hintergründe, S.78; ähnlich auch: Franz, Grangien, S.319; Lekai, The Cistercians, S. 307. 331 Stat. 1208 : 5 = Can. 1, 346. 338 Z. B. Ho{fmann, Wirtschaftsprinzipien, S. 719; Donnelly, Laybrotherhood, S. 68. 339 Das Generalkapitel reagierte hier - wie auch in anderen Fällen - nachträglich mit der Sanktionierung einer offenkundig irreversiblen Entwicklung. 340 Lekai, The Cistercians, S. 307 (mit Beispielen), 309. 34\ Wiswe, Grangien, S. 98. 342 Ebd. 343 Ebd. S. 109. J35
336
6. Das Konverseninstitut der Zisterzienser als Forschungsgegenstand
63
für die Laienmönche 344, so stellt auch der Ausdruck "jüngeres Konverseninstitut" für die seit dem 11. Jahrhundert nachweisbaren klaustral organisierten Laienhelfer in den verschiedensten religiösen Gemeinschaften einen terminologischen Fehlgriff dar. Daß diese conversi des monachalen Charakters entbehren, eint sie zwar und unterscheidet sie von den Laienmönchen, doch erlaubt die offenkundig verschiedenartige Ausprägung in den einzelnen Orden die Verwendung des Instituts-Begriffs für sie gemeinsamnicht 345 • Das Ausmaß der Unterschiede und Übereinstimmungen wird jedoch erst dann vollständig erkennbar sein, wenn die Erforschung der Konversen in den einzelnen religiösen Gemeinschaften einen annähernd gleichen Stand erreicht hat. Bislang ist das noch nicht erfolgt, doch kann dies mit dem Umfang des Untersuchungsgebietes erklärt werden 346 • Dem umfassenderen Ziel dient somit auch die Beschränkung auf einen Ausschnitt des "KonversenProblems"347, die Erforschung des Konverseninstituts der Zisterzienser. Die detaillierten Bestimmungen zur Lebensführung seiner Konversen zeigen, daß der Zisterzienserorden bestrebt war, dieser Personengruppe und ihrer Stellung im klösterlichen Bereich eine rechtlich definierte Form, den Charakter eines Instituts, beizumessen. Die Organisation des Ordens und die Prinzipien seiner Verfassung legen eine konsequente Einführung dieses Konverseninstituts in allen Zisterzienserklöstern nahe. Doch ist die Frage nach dessen spezifischen Eigenheiten bislang nur unzureichend beantwortet worden. Die bisherige Forschung hat sich diesem Problem fast durchweg über die normativen Quellen der Zisterzienser-Geschichte genähert. Sie konnte auf solchem Wege in der Tat eine lückenlose Kompilation all jener Grundsätze Siehe oben Kapitel I, 1, Abschnitt "Der Begriff" . Vgl. Teske in FMSt 10, S. 251 f . .146 Konversen gab es u. a. auch in Camaldoli und Vallombrosa, in Hirsau und Cluny, bei Silvestrinern, Cölestinern und Olivetanern sowie in den benediktinischen Reformbewegungen des Spätmittelalters (z. B. Melk, Bursfelde, Subiaco, Santa Giustina in Padua). Aber auch andere Gemeinschaften hatten Konversen, so die Kartäuser, die Augustiner-Chorherren, Prämonstratenser und Gilbertiner (Kanoniker von Sempringham), die Gramontenser und Trinitarier, ferner Mendikanten wie Franziskaner, Dominikaner und Karmeliter, auch die Klöster der Windesheimer Kongregation, auf besondere Weise selbst die Jesuiten und die Basilianer der Ostkirche. Vgl. Hofmeister, Rechtsverhältnisse, S. 7 H.; Donnel/y, Laybrotherhood, S. 11 H. - Eine Übersicht über die diesbezügliche Literatur gibt Dizionario degli istituti di perfezione 3, Sp. 120 und 4, Sp. 792-794; siehe auch M. Toepfer (Bearb.), Auswahlbibliographie zur Geschichte der Konversen im Mittelalter, in: Ordensstudien I: Beiträge zur Geschichte der Konversen im Mittelalter, hg. von K. Elm (Berliner Historische Studien 2, Berlin 1980) S. 93-95, sowie die zahlreichen Hinweise in diesem Sammelband. Erste Versuche einer vergleichenden Betrachtung der Konversen verschiedener Orden findet man bei Alessandro da Ripabottoni, I fratelli laici nel Primo Ordine Francescano, in: Ius Seraphicum 1 (1955) und 2 (1956); Roger Duvernay, Citeaux, Vallombreuse et Etienne Harding, in: Analeeta Sacri Ordinis Cisterciensis 8 (1952) S. 379-495; j. Dubois, Convers, passim; Philip F. Mulhern, Les Origines des freres convers dans l'Ordre de Saint Dominique, in: La Vie Spirituelle, Supplement 22 (1952) S. 302-318. J41 Teske in FMSt 10, S. 253. J44
.14.1
64
I. Die Konversen der Zisterzienser im Spiegel der Forschung
und Anordnungen erstellen, durch die der Orden den Status der Konversen definieren und auf Dauer gegen Veränderungen sichern wollte. Doch hat sie gemeint, bereits hieraus die Charakteristika dieses Instituts und sogar seine Rolle innerhalb der zisterziensisehen Wirtschaft ableiten zu können. Die Zweifel an den Ergebnissen entstehen allein schon durch die zu schmale und daher methodisch außerordentlich bedenkliche Quellenbasis. Sie zu verlassen wird die vordringliche Aufgabe einer Untersuchung sein, die sich das Ziel setzt, die Tätigkeiten der Konversen und ihren Beitrag zur mittelalterlichen Blüte des Zisterzienserordens umfassend - d. h. durch Erforschung ihrer praktischen Wirksamkeit im überregionalen Vergleich - zu beschreiben. Hier liegt die entscheidende Lücke in den bisherigen Bemühungen um eine Charakterisierung der Laienbrüder. Es wurden Beurteilungen vorgenommen, ohne auch nur ansatzweise die Fülle der Zeugnisse auszuwerten, die von den Aufgaben der Konversen im täglichen - überwiegend wirtschaftlichen Leben einer großen Zahl von Zisterzienserklöstern künden. Dabei legen auch andere Teilergebnisse der Konversen-Forschung eine Revision des vorherrschenden Bildes nahe. So zeigen die ermittelten Konversen-Zahlen, daß die Laienbrüder gewiß nicht überall und schon gar nicht auf Dauer ein unerschöpfliches Arbeitskräftepotential der zisterziensischen Agrarproduktion darstellten. Auch lassen die maßvolle Reaktion des Ordens auf disziplinarische Verstöße und die offenbar fortbestehende Verwendbarkeit der Konversen in einer gemischten Wirtschaft mit verringertem eigenwirtschaftlichen Anteil eher eine qualitativ hochrangige Arbeitsleistung vermuten. Erst die Klärung dieser Frage wird zu einer gerechten Bewertung des zisterziensisehen Konversen institutes führen.
11. Methode und Verlauf der Untersuchung 1. Die Quellen
Für eine Untersuchung über die Rolle der Konversen im Zisterzienserorden steht - wie bereits Eberhard Hoffmann feststellte! - ein außerordentlich umfangreiches, jedoch zugleich weit gestreutes Quellenmaterial zur Verfügung. Es ist in hohem Maße identisch mit jenem für die Wirtschaftsverhältnisse des Ordens l , da die Konversen vom Zeitpunkt ihrer Einführung an ausdrücklich zur Mitwirkung im ökonomischen Aufgabenbereich bestimmt waren. Die ältere Forschung über Zisterzienser-Wirtschaft und Konverseninstitut hat den ursprünglichen Verfassungsdokumenten des Ordens und der Sammlung der Generalkapitel-Statuten große Aufmerksamkeit geschenkt und sie weitgehend zur Grundlage ihrer Untersuchungen werden lassen. Obwohl die Auswertung dieser Quellengruppe hinsichtlich der Lebensführung der Konversen lückenlos erfolgt ist - und mithin kein Bedarf an einer Wiederholung besteht - , können diese Materialien dennoch nicht gänzlich ausgeklammert werden. Der offenkundige Mangel an historischer Quellen-Kritik mit der Folge ungerechtfertigter Verallgemeinerung normativer Satzungen macht es notwendig, diese Überlieferung auf andere Weise heranzuziehen. Doch sollen hier vorrangig jene Quellen ausgewertet werden, deren sich die Forschung in diesem Zusammenhang nicht oder nur unzureichend bedient hat. Dabei sind die bedeutsamen Unterschiede zu beachten. So wurden die hagiographischen Texte, die sich auf einzelne Konversen beziehen, bereits zur Charakterisierung der Laienbrüder verwandt 3 • Die zeitgenössische Kritik am Zisterzienserorden bemühte sich selten um personelle Differenzierung, wie auch die Kloster-Chroniken keinen Einblick in das Alltägliche und die I Hoffmann, Konverseninsrirur, S. 6: "Übrigens würde die Verwertung all dieses Marerials zu einer vollsrändigen und allseirigen Würdigung des Konverseninsrirures bei den Cisrerziensern die Arbeir vieler Jahre bilden, und diese ihren Schwerpunkr auf wirrschafrsgeschichrlichem und kulturellem Gebiere finden." 2 Vgl. hierzu Mossig, S. 32 H. .1 Leclercq, Freres convers, S. 152; Edmond Mikkers, L'ideal religieux des freres convers dans l'Ordre de Cireaux aux 12e er Be siedes, in: Collecranea Ordinis Cisrerciensium Reformarorum 24 (1962) S. 113-129; Simone Roisin, L'Hagiographie cisrercienne dans le diocese de Liege au XIIIe siede (Löwen, Brüssel 1947). - Auf die Gefahren, die aus einer Überberonung dieser Quellen und ihres Inhalrs enrsrehen, soll hier nur allgemein hingewiesen werden.
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11. Merhode und Verlauf der Unrersuchung
Leistung der Einzelnen bieten. Demgegenüber weisen Nekrologien die Namen von Klosterangehörigen aus, doch geben sie nur gelegentlich durch Zusätze weiterführende Hinweise. Weitaus größeren Ertrag versprechen jene deskriptiven Quellen, die Auskunft über die innere Struktur der Klöster, ihre Wirtschaft und ihre Verflechtungen mit der Umwelt geben. Dabei wird der Mediävist auch hier das zeitlich späte Einsetzen der Akten-Überlieferung mit Bedauern zur Kenntnis nehmen. So stehen ungedruckte Materialien diesen Charakters erst für das 15. und die folgenden Jahrhunderte zur Verfügung, mithin für eine Zeit, in der das zisterziensische Konverseninstitut seine· herausragende Bedeutung eingebüßt hatte. Doch sind auch aus dem hierinteressierenden Zeitraum der mittelalterlichen Blüte des Ordens Quellen zur Organisation der klösterlichen Wirtschaftsbetriebe einschließlich des Arbeitskräfte-Einsatzes vorhanden. Der allgemeinen Quellenlage zur Wirtschaft des hohen Mittelalters entsprechend, sind solche betriebsinternen Aufzeichnungen nur in geringer Zahl überliefert. Eine funktionierende Eigenwirtschaft gab offenkundig geringeren Anlaß zu schriftlichen Verfügungen, während jene Vorgänge, die mit den ursprünglichen ökonomischen Leitsätzen des Ordens kaum vereinbar waren, in großer Zahl bezeugt sind. So stellen denn auch die Urkunden, die von den Klöstern zur notwendigen Beweissicherung von Rechtsgeschäften und Besitzveränderungen verwahrt wurden, die weitaus umfangreichste und ergiebigste Quellengruppe zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Zisterzienser dar, obgleich sie - bezogen auf das einzelne Kloster - für die Frühzeit des Ordens kaum mehr als einen Abriß der Besitzentwicklung geben 4 • Die Durchsicht der Urkundenbücher wird aber doch - in größerem Umfang ohne lokale oder regionale Beschränkung durchgeführt - zahlreiche Einblicke in die innere Wirtschaftsführung der Klöster gewähren und zugleich unsere Kenntnis von den Wirkungsbereichen der Konversen beträchtlich vermehren 5 • Urkundliche Überlieferung von Zisterzienserklöstern steht in kaum überschaubarer Fülle zur Verfügung. Die Edition erfolgte auf recht verschiedene Weise, doch nur selten in der Form allzu knapper Regesten, die beim Bemühen um Identifikation einzelner Klosterpersonen wenig hilfreich sind. Die Hinweise auf Konversen sind groß an Zahl, gelegentlich reich an Information. Eine Quantifizierung ist auf dieser Quellengrundlage gewiß nicht möglich, und die Tatsache, daß überwiegend nur jene mit Außenkontakten befaßten Laienbrüder Eingang in die urkundliche Überlieferung fanden, darf bei dem auf diese Weise gewonnenen Bild der ZisterzienserKonversen nicht außer acht gelassen werden 6 • 4 Daher legen manche wirrschafrsgeschichrlichen Abhandlungen über minelalrerliche Klösrer ihren Schwerpunkr auf deraillierre Darsrellungen des Besirzes und der Besirzveränderungen; vgl. Mossig, S. 34.
2. Die Durchführung
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2. Die Durchführung Der Beitrag der Konversen zur mittelalterlichen Blüte des Zisterzienserordens lag auf wirtschaftlichem Gebiet. Hieraus leiten sich die Fragestellungen dieser Untersuchung ab: In welchem Maße und auf welche Weise haben sie die ökonomischen Belange ihrer Klöster gefördert? Welche Kenntnisse besaßen sie? Welche Aufgaben wurden ihnen übertragen? Derartige Bemühungen, die Rolle der Konversen innerhalb der zisterziensischen Klosterwirtschaft zu bestimmen, zeigen an, daß diese Gruppe hier Gegenstand wirtschafts- und sozialgeschichtlicher Forschung ist 7 • Es soll die von Jacques Dubois aufgestellte Forderung an die KonversenForschung erfüllt werden: Die Spur der Laienbrüder ist in den Quellen der einzelnen Klöster zu suchen 8 • Dabei muß das Sammeln sozialgeschichtlicher Daten über die Konversen auf einer so breiten und differenzierten Quellengrundlage durchgeführt werden, daß die Beschreibung einer Vielzahl einzelner Gruppenangehöriger zu einer gruppentypischen Charakterisierung verdichtet werden kann 9 • Die Konversen sind als Phänomen im gesamten Orden nachzuweisen, und das Profil der Gruppe ist möglichst umfassend mit besonderer Berücksichtigung des zugewiesenen Aufgabenfeldes zu zeichnen. Der durch die ThemensteIlung vorgegebene Bezug auf die mittelalterliche Blütezeit des Zisterzienserordens markiert zugleich die zeitliche Begrenzung der Untersuchung, wobei die Ergebnisse der bisherigen Forschung über den Abbau zisterziensischer Spezifika auf ökonomischem Gebiet und den Abstieg des Konverseninstituts zugrundegelegt werden. In diesem Sinne erfolgt die Orientierung nicht an einer "allgemeinen" Periodengrenze 1o , sondern an bedeutenden Veränderungen im zisterziensischen Ordensleben, die zwar von umfassenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwick.\ Vgl. hierzu j. Dubois. Convers, S. 203; Ammann, Klöster, S. 102. • Weitere Anmerkungen zur Nennung von Konversen in urkundlicher Überlieferung bei}. DI/bois, Convers, S. 204; van Derveeghde, S. 80 f.; Romain Clair, Le personnel de I'abbaye d'Hautecombe jusqu'en 1793, in: Cahiers d'Histoire publies par les universites de ClermontLyon-Grenoble 6 (Grenoble 1961) S. 287-310, bes. S. 303. 7 Der innere Bezug beider Bereiche bedarf im vorliegenden Fall keiner Erläuterung; zur Verbindung von Wirtschafts- und Sozialgeschichte allgemein Wolfgang Zorn, Einführung in die Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Mittelalters und der Neuzeit, Probleme und Methoden (München 1972) S.9, sowie Hermann Aubin und Wolfgang Zorn (Hrsg.), Handbuch der deutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte 1: Von der Frühzeit bis zum Ende des 18. Jahrhunderts (Stuttgart 1971) S. 3. H j. Dubois, Convers, S. 203 f. ("une täche longue et diHicile", S. 204). 9 Vgl. hierzu allgemein Zorn, Einführung, S. 16 f.; auch Werner Conze, Sozialgescjichte, in: Moderne deutsche Sozialgeschichte, hg. von Hans-Ulrieh Wehler (Köln, Berlin 1970) S. 19-26, hier S. 25 f. 10 Siehe hierzu (mit unterschiedlichen Ergebnissen): }oachim Lel/sehner, Deutschland im späten Mittelalter (Deutsche Geschichte, hg. von}. Lel/sehner, 3; Kleine Vandenhoeck-Reihe 1410; Göttingen 1975) S. 15 H. sowie Zorn, Einführung, S. 13.
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IJ. Methode und Verlauf der Untersuchung
lungen gefördert, aber doch bei allen regionalen Verschiedenheiten nicht einheitlich zeitlich zu fixieren sind. Daß hiermit die Geschichte der Konversen dieses Ordens beendet sei, kann kaum ernsthaft behauptet werden. Auch wenn andere geistliche Institutionen dann stärker das Interesse der Historiker auf sich ziehen, so wirken die Zisterzienser - und ihre Laienbrüder doch bis in die Gegenwart fort und werfen in allen ihren Veränderungen neue Forschungsprobleme auf, die jedoch eme gesonderte Behandlung verdienen 11. Im Gegensatz zur zeitlichen Beschränkung auf die exzeptionelle mittelalterliche Entwicklungsphase des Ordens verbietet sich eine enge räumlichgeographische Begrenzung des Untersuchungsgebietes. Damit die zu sammelnden sozialgeschichtlichen Daten möglichst weitgehend gültige Schlüsse und Wertungen erlauben, ist - trotz unserer Kenntnis von der erstrebten Gleichförmigkeit der Verhältnisse im Zisterzienserorden I2 - die Stützung auf Quellen unterschiedlicher Art und verschiedener räumlicher Herkunft notwendig, zumal der Orden differierende regionale Voraussetzungen berücksichtigt hat l3 • Die große Zahl der Klöster und die weite Ausbreitung des Ordens in Europa machen es notwendig, die Untersuchung zumindest auf den gesamten west- und mitteleuropäischen Raum auszudehnen. Bei einem derart umfangreichen Untersuchungsgebiet zwingt die Fülle des zur Verfügung stehenden Materials zur Auswahl. Selbstverständlich kann nicht die Überlieferung aller Zisterzienserklöster dieses Bereiches in gleicher Weise unter den genannten Fragestellungen ausgewertet werden l4 • Daher sollen exemplarische Vertiefungen - in nicht zu geringer Zahl - die notwendige überregionale Streuung und ausreichende Belegdichte sicherstellen. In diesem Sinne werden - ausgehend von Klostergründungen auf deutschem Boden - die Spuren der Konversen in der Überlieferung einzelner Klöster gesucht, sodann im weiteren Verlauf Quellen aus bestimmten europäischen Regionen ausgewertet. Der sozialgeschichtliche Charakter dieser Untersuchung wird somit durch einen kom parat ist ischen Ansatz ergänzt, da wegen der Besonderheiten des Forschungsgegenstandes gültige Schlußfolgerungen vor allem durch den Vergleich der Verhältnisse in verschiedenen europäischen Bereichen gezogen werden können l5 • Dieses Vorgehen erlaubt durch seine absichernden, kon11 Elm. Reformbewegung, S. 9 f.; Lekai. TheCistercians, S. 109 H.; Hallinger. Laienbrüder, S. 79 f. 12 Lekai. The Cistercians, S. 28 und 283. 11 Ebd., S. 283; Mossi?,. S. 43. 14 Vgl. j. DlIbois. Convers, S. 204. 1.\ Allgemein zum Vergleich in d·or Wirrschafrs- und Sozialgeschichte In?,omar Weiler. Der Vergleich und vergleichende Aspekte in der Wirrschafrs- und Sozialgeschichte, in: Hampl.
2. Die Durchführung
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trollierenden Komponenten, Wesentliches von Zufälligem zu unterscheiden, Einzelne zu würdigen und doch zugleich die Charakteristika einer Gruppe zu ermitteln. Einen Schwerpunkt der Arbeit stellt die Auswertung des Materials einiger Zisterzienserklöster dar, das - dank einer günstigen Forschungssituation für den interessierenden Zeitraum meist in gedruckter Form verfügbar ist. Doch werden zumindest in einem Fall auch ungedruckte Quellen herangezogen. Das durch diese Fallstudien gewonnene Bild soll sodann auf zweierlei Weise überprüft werden. Einerseits steht hierzu die frühe Gesetzgebung des Ordens zur Verfügung, die - speziell im Hinblick auf die Vorschriften für die Konversen - unter Berücksichtigung ihrer Funktion in Beziehung zu den Befunden aus der klösterlichen Praxis gesetzt wird. Sodann werden zum Vergleich diverse Quellen aus verschiedenen europäischen Regionen herangezogen, um die Gültigkeit der Ergebnisse für den gesamten Orden sicherzustellen. Hier existiert ein reiches Material (Visitationsprotokolle, literarische Quellen, Urkundenpublikationen), dessen Veröffentlichung in hohem Maße der landesgeschichtlichen Forschung verdankt wird. Aus dem Interesse der Landeskunde an den Klöstern der Zisterzienser sind zudem zahlreiche Monographien hervorgegangen, die für die Konversenforschung wertvolle Hinweise geben. Schließlich soll der Blick auf die Rolle der Laienbrüder in den Zisterzienser-Nonnenklöstern gelenkt werden, wenn auch nur in dem Umfang, der der Bedeutung dieser Klöster für die Erforschung zisterziensicher Ordenspraxis angemessen ist. In den Schlußkapiteln werden auf der Grundlage der Einzelergebnisse zusammenfassende Bewertungen vorgenommen. Dabei sollen einige besonders wichtige Tätigkeitsfelder der Konversen charakterisiert und die Bedeutung dieser Gruppe anhand ihrer Beziehungen zur zeitgenössischen Umwelt c·er Klöster dargestellt werden.
Franz und Ingomar Weiler (Hrsg.), Vergleichende Geschichtswissenschaft. Methode, Ertrag und ihr Beitrag zur Universalgeschichte (Erträge der Forschung 88, Darmstadt 1978) S. 243-283, siehe auch Maur Cocheril, L'implantation des abbayes cisterciennes dans la Peninsule Iberique, in: Anl1ario de esrudios medievales 1 (1964) S. 217-287, hier S. 277.
III. Die Konversen in ausgewählten Zisterzienserklöstern Wenn man das Ziel verfolgt, in Abkehr vom bisher üblichen Vorgehen die Einschätzung des zisterziensischen Konverseninstitutes auf die Ermittlung der tatsächlichen Lebens- und Arbeitsweisen zu gründen, so stellt der Blick in die Überlieferung einzelner Klöster eine Notwendigkeit dar. Dieser Schritt wird im folgenden unternommen. Dabei sind die acht ausgewählten Einzeluntersuchungen als Fallstudien zu betrachten, die vorrangig dem Zweck dienen, eine neue Hypothese über die Rolle der Konversen im Zisterzienserorden aufzustellen 1. Angesichts dieser Funktion erschien es entbehrlich, bereits bei der Auswahl jener Einzeluntersuchungen ein Maß an regionaler Streuung zu beachten, das die Gewähr für eine allgemeine Gültigkeit der Ergebnisse bietet. Dieses Ziel wird - wie im vorangegangenen Kapitel dargelegt - erst im weiteren Verlauf der Untersuchung bei der Überprüfung der Hypothese durch die vergleichende Auswertung qualitativ und regional verschiedenartiger Quellen erreicht. Dennoch wurden bei der Auswahl der Fallstudien Unterschiede in der geographischen Lage, dem Zeitpunkt der Gründung, der Filiation sowie der allgemeinen Bedeutung der Klöster berücksichtigt. Ein wichtiges Kriterium war zweifellos die Aufbereitung und Zugänglichkeit des Materials. Der Versuch, aus acht Klöstern die überlieferten Aktivitäten der Konversen zusammenzustellen, ist im Kontext einer umfassenderen Untersuchung ohne den Verzicht auf Vollständigkeit nicht durchführbar. Daher ist die Beschränkung auf gedruckte Quellen notwendig, deren Umfang jedoch ohne Schwierigkeiten die gesteckten Ziele erreichen läßt. Zum Zwecke der Kontrolle wurde im Fall des Klosters Salem auch das Archivmaterial ausgewertet.
1. Altenberg Als Tochterkloster der Primarabtei Morimond wurde im Jahre 1133 die Zisterze Altenberg in der Nähe von Köln gegründet 2 • Sie gehört somit zu den ältesten Niederlassungen des Ordens auf deutschem Boden. I Der Gebrauch des Begriffes "Fallstudie" erfolgt in Kenntnis der Tatsache, daß er vornehmlich im Bereich der Soziologie als empirischer Sozialwissenschaft Anwendung findet; vgl. z. B. Ernst M. Wallner, Soziologie - Einführung in Grundbegriffe und Probleme (Heidelberg 1970) S. 57 f.
1. Altenberg
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Hans Mosler, der in der Reihe seiner zahlreichen Abhandlungen zur Geschichte dieses Klosters auch die zweibändige Urkundensammlung erstellt hatte 3 , bearbeitete die Altenberger Überlieferung für die Germania Sacra auf die hierfür verbindliche Weise 4 • Beide Werke machen ein reiches Material zugänglich, in dem insgesamt (von 1214 bis 1724) 139 Konversen nachweisbar sind. Es handelt sich allerdings um eine schwer abzugrenzende Gruppe. Nicht immer ist zweifelsfrei erkennbar, ob es sich bei einem "Bruder" um einen Konversen handelt oder nicht. Während im 13. Jahrhundert die Bezeichnungen fast durchweg eindeutig sind, nehmen die Schwierigkeiten der Identifikation ab 1300 merklich zu, um später wieder einer genaueren Kennzeichnung Platz zu machen. Mosler hat die Gruppe der Konversen im Register des Urkundenbuches 5 eng, in dem zum "Katalog der Klosterangehörigen"6 aber weiter gefaßt. Unterschiedliche Zuordnungen derselben Personen sind die Folge hiervon. Diese Auswertung wird sich der neueren Bearbeitung - dem "Katalog der Klosterangehörigen" - anschließen, aber im Einzelfall auf Unsicherheiten verweisen? In Altenberg "spielten die Konversen als Verwalter der abteilichen Güter im Klosterleben eine ganz wesentliche Rolle"8. Sie genossen einen derart guten Ruf, daß dem Kölner Erzbischof Rainald von Dassel empfohlen wurde, seine Villikationen durch Konversen der Klöster Altenberg oder Kamp verwalten zu lassen 9 • Ihre ausgezeichnete Verwendbarkeit beim Aufbau eines erfolgreichen Wirtschaftsbetriebes hatte sich offenbar in der aufstrebenden Altenberger Klosterwirtschaft mit dem Grangiensystem erwiesen 10. Da die Beschäftigung von Lohnarbeitern auf den landwirtschaftlichen Höfen schon sehr früh einsetzte, ist hier wohl im wesentlichen an die Leitung und Aufsicht durch Laienbrüder zu denken\1. Ihre Anzahl ging aber Heute Gemeinde OdenthaI, Rheinisch-Bergischer Kreis, Nordrhein-Westfalen. Urkundenbuch der Abtei Altenberg,bearb. von Hans Mosler, 1: 1138-1400 (Urkundenbücher der geistlichen Stiftungen des Niederrheins 3,1; Bonn 1912), 2: 1400-1803 (Urkundenbücher der geistlichen Stiftungen des Niederrheins 3,2; Düsseldorf 1955). • Hans Mosler, Die Cistercienserabtei Altenberg (Germania Sacra, Neue Folge 2: Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln, Das Erzbistum Köln 1; Berlin 1965). Dort befindet sich auch ein Überblick über sämtliche ungedruckten und gedruckten Quellen zur Geschichte Al tenbergs . .I UB Altenberg 1, S. 787 H., bes. S. 789-791 und ebd. 2, S. 617 H., bes. S.620. • Mosler, Cistercienserabtei Altenberg, S. 207-253, Register S. 254-299. 7 Auf die Schwierigkeiten bei der Unterscheidung gleichlautender Namen und bei der Wertung von Namens-Zusätzen sei hier nur allgemein hingewiesen; vgl. dazu }. Dubois, Convers, S. 204 sowie van Derveeghde, S. 80 f. 8 Mosler, Cistercienserabtei Altenberg, S. 126 f. • Ebd., S. 127; dieser Vorgang wird an anderer Stelle eingehend behandelt. \0 Zur Entwicklung des Altenberger Klosterbesitzes siehe Ermert, bes. S. 15 H. und Mosler, Cistercienserabtei Altenberg, S. 101 H. II Mosler, Cistercienserabtei Altenberg, S. 102. 2
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HI. Die Konversen in ausgewählten Zisterzienserklöstern
im 14. Jahrhundert so stark zurück, daß die eigenwirtschaftlichen Betriebsteile fast vollständig aufgegeben werden mußten 12. Die in späterer Zeit im Kloster anzutreffenden Konversen haben offensichtlich fast ausschließlich handwerkliche Tätigkeiten ausgeübt. Wenn man voraussetzt, daß die in den Quellen überlieferten Konversen für ihr Kloster von besonderer Bedeutung waren, dann kann man durch eine statistische Auswertung der Belege die Blütezeit des Konverseninstituts in Altenberg und auch jenen Zeitabschnitt ermitteln, der von einem starken Rückgang der wichtigen Laienbrüder gekennzeichnet war. Bei den aufgeführten Werten handelt es sich zwar stets um die Zahlen der in der klösterlichen Überlieferung namentlich zu ermittelnden Konversen, doch erlauben diese - besonders in ihrer Relation zueinander - gewisse Schlüsse auf die jeweilige Gesamtzahl 13 • Von der ersten Nennung im Jahre 1214 bis zum Jahr 1250 werden 29 Laienbrüder erwähnt. Unter ihnen befinden sich 14 Hofmeister (magister, Verwalter) der klösterlichen Besitzungen in Horchheim, Kapellen, Schönrath, Isenkroidt, Forsterhof, Rolandswerth, Petersackerhof und in der Stadt Köln. Aus jenem Zeitraum ist kein Mönch bekannt, der diese Funktion innegehabt hätte. Für die Grangien in Schönrath (um 1220) und Horchheim (1244) sind jeweils gleichzeitig neben dem magister grangiae drei weitere Laienbrüder belegt. Handwerker-Konversen waren in diesem Zeitraum nicht im Urkundenbestand zu ermitteln. Dreizehn Laienbrüder, also fast die Hälfte, erscheinen nur in den Zeugenreihen und lassen daher keine oder nur beschränkte Schlüsse auf ihre Tätigkeiten zu. In der Zeit von 1251 bis 1300 beträgt die Anzahl der genannten Konversen ebenfalls 29, wovon 10 als Hofmeister (Magister, Provisor, Verwalter, Schaffner) in den Besitzungen Horchheim, Petersackerhof, Oberlahnstein, Kapellen, Hermeshof, Forsterhof und im Kölner Stadthof wirkten. Auch damals wurden noch keine Mönche auf diesen Posten benötigt. Wenn nur zwei Handwerker (Brauer, Kürschner) erwähnt werden, sollte dies nicht zu der Vermutung führen, daß deren Gesamtzahl gering gewesen sei, schließlich fand ihre Tätigkeit verständlicherweise wenig Niederschlag in den Urkunden. Lediglich fünf Laienbrüder werden mit ihren Handlungen geschildert; die meisten finden nur eine namentliche Erwähnung. Aus den Jahren zwischen 1301 und 1350 liegt mit 36 die weitaus höchste Zahl von urkundlich überlieferten Konversen vor. Zwölf von ihnen waren Hofmeister (Kellner, Provisor, Magister, Rektor, Verwalter) des Kölner Hofes und jener in Kapellen, Horchheim, St. Petersacker, Mickel, Hermeshof 12 Ebd., S. 102 f.; Hans Mosler. Altenberg. Festgabe zum 80. Geb. von Hans Mosler (Neustadt/ Aisch 1959) S. 112 f. \J Bei der Zuordnung von Konversen zu bestimmten Zeitabschnitten wurde das Jahr ihrer ersten Nennung zugrundegelegt.
1. Altenberg
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und Widdauen. Schon wurden aber auch drei Mönche mit derartigen Funktionen betraut. Als einziger Handwerker wird ein Schuster genannt. Relativ häufig wird hier ein Einblick in Tätigkeitsbereiche gewährt. Merklich geringer ist die Zahl der zwischen 1351 und 1400 erwähnten Konversen, beträgt sie doch mit 15 nicht einmal die Hälfte derjenigen aus dem voraufgegangenen Zeitraum. Unter ihnen sind auch nur noch vier Hofmeister (Magister, Kellner) in Kapellen und St. Petersacker; ein Mönch wird als Magister erwähnt. Der rasche Rückgang setzte sich weiter fort, so daß aus den Jahren zwischen 1401 und 1450 nur noch zwei Laienbrüder überliefert sind, die beide Hofmeister (Verwalter) in St. Petersacker und Schönrath waren. Auf dem Petersackerhof mußten aber auch schon Mönche als Verwalter fungieren. Zwischen 1451 und 1500 werden sechs Konversen erwähnt, von denen einer Kellner auf dem Neuenhof war, während nun schon drei Mönche klösterliche Besitzungen leiteten. Die Zahl der genannten Laienbrüder bleibt in den folgenden zwei Jahrhunderten recht konstant auf diesem niedrigen Niveau. Fünf Konversen sind es im Zeitraum von 1501 bis 1550, unter denen sich die letzten zwei Verwalter (Hofherren) von Grangien befinden (St. Petersacker und Rolandseck). Alle drei Laienbrüder, die zwischen 1551 und 1600 genannt werden, sind Handwerker, und von den fünf Konversen aus den Jahren 1601 bis 1650 arbeiteten drei als Koch, Bäcker und Schmied. Aus dieser Zeit liegen nun auch die ersten Konversen-Verzeichnisse vor, die deren Gesamtzahl mit drei (1626)\4, zwei (1643)15, vier (1662)16, fünf (1679)17 und drei (1682)18 ausweisen. Ein Blick auf die weitere Entwicklung bis zur Aufhebung der Abtei kann unterbleiben. Die Anzahl der urkundlich nachweisbaren Konversen hält sich somit bis gegen 1350 auf einem recht hohen Stand, wobei fast die Hälfte von ihner. im Range von Grangienmeistern auftritt. Nach jenem Zeitpunkt setzt ein rasches Absinken dieser Zahl ein, die in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts ihren Tiefpunkt erreicht. Im 16. Jahrhundert, wenn die letzten Laienbrüder als Hofmeister nachzuweisen sind, hebt sich die Anzahl der erwähnten Konversen auf ein - allerdings recht niedriges - Niveau, das sie fast bis zur Aufhebung des Klosters beibehält. Obwohl vermutet werden darf, daß es in Altenberg im 13. und 14. Jahrhundert mehr Konversen14
LI 16
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Mosler. Cistercienserabtei Altenberg, S. 196. Ebd., S. 198. Ebd., S. 199 f. Ebd., S. 201. Ebd., S. 127.
III. Die Konversen in ausgewählten Zisterzienserklöstern
74
Handwerker gab, stellten sie im 16. und 17. Jahrhundert offenbar die Hauptmenge aller Laienbrüder, da nur noch solchermaßen tätige Erwähnung finden. Hieraus mag man einen großen Bedeutungswandel des Konverseninstitutes ablesen. In der Funktion als Leiter von klösterlichen Außenbesitzungen mußten die Konversen mit der Abnahme ihrer Anzahl allmählich durch Mönche ersetzt werden, was allerdings erkennen läßt, daß Altenberg an der Aufrechterhaltung einer Eigenwirtschaft - wenn sie auch nur noch bescheidenen Umfang hatte - interessiert war. Die Ablösung der Konversen durch Mönche auf diesen Positionen war ein ganz allmählich voranschreitender Vorgang, der erst spät zu einem Abschluß kam, da Laienbrüder vereinzelt noch im 16. Jahrhundert für diese Aufgaben zur Verfügung standen. Im Überblick kann aber doch angenommen werden, daß die Zeit, in der die Konversen im Kloster Altenberg wesentlich zur Leitung bzw. Erhaltung eigenwirtschaftlicher Betriebsteile beigetragen haben, mit dem beginnenden 15. Jahrhundert ihr Ende fand. Auf welche Weise die Konversen sich in dem ermittelten Zeitraum um die Altenberger Klosterwirtschaft verdient gemacht haben, ist einer Reihe von Vorgängen zu entnehmen, die urkundlich belegt sind. Hierbei wird handwerkliches Können, was inder Natur der Überlieferung begründet ist, kaum in angemessener Weise hervortreten. Doch ist das hohe Maß an Kunstfertigkeit, das bei einigen Laienbrüdern anzutreffen war, in jenem großen Westfenster der Klosterkirche sichtbar, welches vom Konversen Reinold (t 1398) geschaffen wurde l9 • Sonst sind nur wenige Hinweise vorhanden; überliefert sind ein Kürschner (1266)20, ein Brauer (1283)21, ein Faßbinder (1302)22 und ein Schuster (1303)23. üb der magister textrini, der an der Spitze einer gutgehenden Weberei stand, die über eigene Einkünfte verfügte, ebenfalls ein Konverse war, ist nicht genau zu ermitteln 24 • Erst aus dem 16. und 17. Jahrhundert ist eine Vielzahl von Handwerker-Konversen bekannt, die hier jedoch außerhalb der Betrachtung bleiben können. Persönlicher Einsatz für den Bestand und das Wohlergehen der Abtei war übrigens keineswegs an Titel, Amt oder Auftrag gebunden. Als Angehörige der Gemeinde Rhens (bei Koblenz) begannen, im dortigen Altenberger Wald Holz zu schlagen, stießen sie auf den Widerstand der dort arbeitenden Ebd., S. 23 und S. 220. UB Altenberg 1, Nr. 269 (1266) S. 189. 21 UB Altenberg 1, Nr. 377 (1283) S. 274. 22 UB Altenberg 1, Nr. 484 (1302) S. 378. 2.1 Mosler. Cistercienserabtei Altenberg, S. 214. 24 Ebd. S. 127 und S. 214. Die dort angeführten Belege sind bezüglich der Zuordnung uneinheitlich. I' 20
1. Alrenberg
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Laienbrüder. Arnold, "cum fideliter silvam ... custodire voluit", mußte dabei sein Leben lassen 25 . Der Altenberger Hof in Köln nahm unter dem städtischen Besitz des Klosters eine Sonderstellung ein, denn wie für andere Zisterzen, so war diese Stadt auch für Altenberg von herausragender wirtschaftlicher Bedeutung26 • Daher entwickelte sich dieser Hof zum Verwaltungszentrum für die linksrheinischen Besitzungen der Abtei und wurde zum zweiten Schwerpunkt des gesamten ökonomischen Klosterlebens 27 • Er war der Lieferort für Agrarerzeugnisse aus den Altenberger Besitzungen im Umland, die auf dem Kölner Markt abgesetzt oder zum Kloster gebracht wurden, sowie Lagerstätte für die Weine aus den Altenberger Weingütern am Mittelrhein. Andererseits diente der Hof als Einkaufszentrale für alles, was auf dem Kölner Markt für das Kloster einzukaufen war. Das städtische Leben hielt seinen Einzug in den Hof, und das nicht nur bei dort geführten Verhandlungen oder prunkvollen Festen 28 • Die Verwalter hatten daher eine ziemlich selbständige und verantwortungsvolle Stellung, und recht häufig befanden sich gebürtige Kölner unter ihnen. Oft leiteten Konversen - mit Bezeichnungen wie Kellner, Magister, Rektor oder Provisor - den Kölner Stadthof, so Heidenreich (1244), dessen Bruder ein Bürger der Stadt war 29 , Johannes, der dieses Amt um 1260 innehatte 30 , ferner Gottfried (1274-1286)31, Konrad zur Fiolen (1301)32, Dietrich (1301-1305)33 und Konrad (1307)34. Die unterschiedlichen Titel lassen vermuten, daß eine möglicherweise abgestufte Organisation der Hofverwaltung bestand, da in einer Urkunde von 1301 35 mehrere Amtsträger mit verschiedenen Bezeichnungen aufgeführt werden. Völlige Gewißheit VB Altenberg 1, Nr. 277 (1268) Anm. 1, S. 194. Über die Beziehungen rheinischer Zisterzienserklöster zur Stadt Köln kürzlich Eva Giessler-Wirsig, Die Beziehungen mittel- und niederrheinischer Zisterzienserklösterzur Stadt Köln bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts - Ein Beitrag zur Verkehrsgeschichte, in: Zisterzienser-Studien 4 (Studien zur Europäischen Geschichte 14, Berlin 1979) S. 61-132. 27 Hans Mosler, Der Altenberger Hof in Köln, in: Mosler, Altenberg, S. 187-201, hier S.190. 28 Ebd., S. 190 H. 2' VB Alrenberg 1, Nr. 166 (1244) S. 124 f . .10 VB Alrenberg 1, Nr. 229 (1260) S. 164; ebd., Nr. 256 (1264) S. 180 f.; vgl. Die Kölner Schreinsbücher des 13. und 14. Jahrhunderts, hg. von Hans Planitz und Thea Buyken (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 46, Weimar 1937) Nr. 864 (1264) S. 208. ]1 VB Alrenberg 1, Nr. 322 (1274) S. 229; ebd., Nr. 389 (1284) S. 286; ebd., Nr. 400 (1286) S. 297. 32 VB Altenberg 1, Nr. 475 (1301) S. 365. 33 VB Alrenberg 1, Nr. 475 (1301) S. 365; ebd., Nr. 517 (1305) S. 413. ]4 VB Altenberg 1, Nr. 542 (1307) S. 433 . .11 VB Altenberg 1, Nr. 475 (1301) S. 365: Dietrich als provisor und Konrad (zur Fiolen) als cellerarius; vgl. Ermert, S. 82. 2.1
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111. Die Konversen in ausgewählten Zisterzienserklöstern
besteht hierüber jedoch nicht. In späterer Zeit stand der Kölner Hof häufig unter der Leitung eines Mönches. Konversen wurden auf diesem wichtigsten Außen posten ihres Klosters vor schwierige Aufgaben gestellt. Die Herkunft aus dem städtischen Bürgertum konnte sich hierfür als äußerst nützlich erweisen, doch lagen die Vorteile in solchen Fällen auch noch in einem anderen Bereich. Mit auffälliger Häufigkeit berichten die Quellen, daß Konversen städtischer Herkunft ihrer Abtei - sei es beim Eintritt oder später - Häuser in ihrer Geburtsstadt zuführten. Johannes von Klotten ''''Ir Bürger in Koblenz, als er im Jahre 1248 in Altenberg als "Bruder" (wahrscheinlich Konverse) aufgenommen wurde und seinen Besitz mitbrachte 36 • Nach seinem T"d,~ mußte sich das Kloster gegen fremde Erbansprüche wehren 37 • Ähnliche Vorteile brachte der Konverse Sibodo von Ginkde, ehemals Bürger in Attendorn (bei Olpe). Seine Kinder verzichteten angeblich auf ihr Erbteil, doch wurde seine Tochter schließlich vom Kloster mit jährlich sechs Malter Roggen zu Lebzeiten abgefunden 38 • Der Laienbruder Peter von Vremerstorp aus Köln brachte der Abtei über verwandtschaftliche Verbindungen ein Haus ZU 39 , an dem er jedoch gewisse Rechte behielt; als es 1342 gegen Zins in Erbleihe ausgegeben wurde, gab er ausdrücklich seine Zustimmung 4o • In den meisten Fällen vollzog sich der Vermögenszuwachs des Klosters offenbar ohne große Schwierigkeiten. Der Eintritt als Konverse wurde von der klösterlichen Verwaltung auch als geschäftlicher Vorgang aufgefaßt, so daß die Freude über den vermehrten Immobilienbesitz hinter derjenigen über die bekehrte Seele wohl nicht viel zurückblieb. Der Laienbruder Heinrich Rufus, Sohn eines Kölner Kürschners, brachte seinem Kloster gleich zwei Häuser ZU 41 , Heinrich vam Hoetlin aus derselben Stadt zumindest eins 42 • Andere schenkten der Abtei diverse Güter und Einkünfte 43 , und auch die Verwandten von Konversen vollzogen gelegentlich Schenkungen 44 • UB Altenberg 1, Nr. 181 (1248) S. 134 f . UB Altenberg 1, Nr. 197 (1253) S. 143 H. Die Anspruchsverzichte der Kläger erwirkte das Kloster durch eine Geldzahlung. ]H UB Altenberg 1, Nr. 358 (1280) S. 259 L ]9 UB Altenberg 1, Nr. 662 (1329) S. 507 L 40 UB Altenberg 1, Nr. 723 (1342) S. 546. 41 UB Altenberg 1, Nr. 413 (1290) S. 309; ebd., Nr. 737 [1345] XIV, 71, S. 571 L 42 UB Altenberg 1, Nr. 901 (1373) S. 682 ob er Konverse war, ist nicht sicher zu ermitteln. 4.1 UB Altenberg 1, Nr. 377 (1283) S. 273 L; ebd., Nr. 497 (1303) S. 392; ebd., Nr. 794 (1355) S. 621 L ]6
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1. Altenberg
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Auf Grund der Häufigkeit solcher Vorgänge wird man die Bedeutung der Konversen als Vorbesitzer zisterziensischen Klostergutes nicht unterschätzen dürfen. Die große Zahl von Grangienmeistern, die in den Urkunden Erwähnung finden, ist schon an anderer Stelle verdeutlicht worden. Für befähigte Konversen stellte dieser Posten eine Aufstiegsmöglichkeit dar. Johannes Rufus war schon vor 1216 auf dem Altenberger Hof in Horchheim tätig, den er später (bis 1245) als Magister leitete 45 . Solche bedeutenden Aufgaben hat man möglicherweise nur für eine bestimmte Zeit übertragen, denn im Jahre 1247 hatte er das Amt nicht mehr inne 46 • Im selben Jahr wurde der Konverse Ortwin als ehemaliger Magister des Petersackerhofes bezeichnet 47 • Doch besteht hierbei die Möglichkeit, daß er wegen eines Fehlverhaltens abgelöst worden ist, hatte er doch offenbar bei seinen Amtsgeschäften Fehler begangen, für die das Kloster aufkommen mußte 48 • Die Amtsdauer eines Hofmeisters konnte jedoch recht lang sein, wie einige Beispiele zeigen. Heinrich, der Magister des Petersackerhofes, ist von 1292 bis 1302 belegt 49 , Albert, Leiter des Forsterhofes, von 1254 bis 1266 5 Auf ebenfalls wenigstens zwölf Jahre brachte es Gottfried, der Provisor des Kölner Hofes (1274-1286)51, während die längste Amtsdauer für Werner von Manubach nachgewiesen ist. Er war mindestens 21 Jahre lang Magister des Hofes in Horchheim (1339-1360) und ist in dieser Zeit häufig für sein Kloster verantwortlich tätig gewesen 52 • Auch solche langen Amtsperioden lassen Rückschlüsse auf die Fähigkeit der Konversen als Grangienmeister zu, die durch ihre Person Teilbereiche des klösterlichen Betriebes nach innen und außen vertreten haben, wobei sich Eignung mit Kontinuität verband.
°.
Wenig bekannt ist bisher über einen möglicherweise gegliederten Aufbau der Leitung von (großen) Ackerhöfen. Wurde schon beim Kölner Stadt hof auf eine Variation der Amtsbezeichnungen hingewiesen, so ist ähnliches auch von Grangien überliefert. Auf dem Petersackerhof arbeiteten im Jahre 1302 .. UB Altenberg 1, Nr. 844 (1363) Anm. 1, S. 646; Mosler, Cistercienserabtei Altenberg, S. 120 (Lonnig). 45 Mosler, Cistercienserabtei Altenberg, S. 208; UB Alrenberg 1, Nr. 168 (1245) S. 127. 46 UB Alrenberg 1, Nr. 174 (1247) S. 130. 47 UB Altenberg 1, Nr. 173 (1247) S. 129. 4H Ebd. 49 UB Altenberg I, Nr. 420 (1292) S. 315; ebd., Nr. 489 (1302) S. 382 -dieser Hof lag in beträchtlicher Entfernung vom Kloster am Mirrelrhein. 50 UB Altenberg 1, Nr. 204 (1254) S. 149; ebd., Nr. 229 (1260) S. 164; ebd., Nr. 230 (1260) S. 164; ebd., Nr. 260 (1265) S. 183; ebd., Nr. 269 (1266) S. 189. .11 UB Altenberg 1, Nr. 322 (1274) S. 229; ebd., Nr. 389 (1284) S. 286; ebd., Nr. 400 (1286) S. 297. 12 UB Altenberg 1, Nr. 704 (1339) S. 531; ebd., Nr. 762 und 763 (1350) S. 602 f.; ebd., Nr. 804 und 805 (1357) S. 627 f.; ebd., Nr. 821 (1359) S. 633; ebd., Nr. 823 (1360) S. 635 - der Hof Horchheim lag bei Koblenz, mithin in großer Entfernung von Altenberg.
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111. Die Konversen in ausgewählten Zisterzienserklöstern
die Konversen Peter und Arnold, die als Magister bzw. Kellner bezeichnet wurden 53 • Auf den Altenberger Besitzungen zu Kapellen wirkten 1368 gleichzeitig die Laienbrüder Peter Gereitschaft als Meister und Christian als Kellner 54 • Bei der Größe mancher Grangien mag eine Teilung der Aufgaben des Magisters sinnvoll und notwendig gewesen sein. Ob die Klöster hierfür jedoch immer über genügend geeignetes Personal verfügten, erscheint gerade in einer Zeit zunehmender Verpachtung und steigenden Konversenmangels als äußerst fraglich. Besondere Beachtung verdient die Mitwirkung von Konversen - und speziell von jenen, die ein Hofmeister-Amt innehatten - bei der Erweiterung des klösterlichen Besitzes. In einer Reihe von Fällen wird ausdrücklich vermerkt, daß Konversen bei einer Besitzübertragung an Altenberg im Auftrage des Klosters als "empfangende Hand" fungierten 55 • So wurden im Jahre 1254 Güter in Butzheim (bei Grevenbroich) dem Kloster übertragen, das den Laienbruder Albert, den Verwalter des Hofes zu Forst, als Lehensträger präsentierte 56 • Im selben Ort gelangte die Abtei in den Besitz weiterer Grundstücke, die zu Händen des Konversen Dietrich von Erkelenz gegeben wurden, nach dessen Tod das Kloster unter Entrichtung der Kurmede eine andere empfangende Hand zu stellen hatteS? Die Aufgabe dieses Konversen (und seiner Nachfolger als Lehensträger) bestand darin, an des Klosters Stelle all jene Verpflichtungen zu erfüllen, die auf den zugewandten Gütern ruhten 58 • Auf ähnliche Weise mag die Übertragung von Weinbergen in die Hand des Konversen Konrad vollzogen worden sein, der wohl den Hof in Rolandswerth leitete 59 • Die Häufigkeit derartiger Vorgänge ist evident; als Beispiel für eine Vielzahl ähnlicher Verleihungen an Altenberg 60 kann jene einer WeinbergsUB Altenberg 1, Nr. 484, 488, 489 (1302) S. 377 H. UB Altenberg 1, Nr. 872 (1368) S. 665 . .15 Zum Begriff "Lehensträger" siehe Eugen Haberkern und joseph Friedrich Wallach. Hilfswörterbuch für Historiker, Mittelalter und Neuzeit (München 31972) S. 390; zur Belehnung von Klosterpersonen als "Träger" ausführlich ClausdieterSchott. Der "Träger" als Treuhandform (Forschungen zur Deutschen Rechtsgeschichte 10; Köln, Wien 1975), besonders S. 134 f. 56 UB Altenberg 1, Nr. 204 (1254) S. 149. 57 Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins oder des Erzstifts Cöln, der Fürstenthümer Jülich und Berg, Geldern, Meurs, Cleve und Mark, und der Reichsstifte Elten, Essen und Werden, hg. von Theodor joseph Lacomblet. Bd. 2 (ND Aalen 1960) Nr. 395 (1253) S. 211 f.; Regest in UB Altenberg 1, Nr. 202 (1254) S. 147. 58 UB Niederrhein 2, Nr. 395 (1253) S. 211: " ... tali conditione, ut omnia iura ... idem conuersus pro dicto monasterio faciat et persoluat." - Über die Notwendigkeit der Einsetzung solcher Trägerschaft Schott. S. 111 und 135. 59 Mosler. Cistercienserabtei Altenberg, S. 210 (1243/44); UB Altenberg 1, Nr. 160 (1243) S. 119 f.; ebd., Nr. 165 (1244) S. 123 f. 60 Z. B. UB Altenberg 1, Nr. 228 (1260) S. 163; ebd., Nr. 273 (1267) S. 190 f.; ebd., Nr. 620 (1322) S. 480 f.; ebd., Nr. 664 (1330) S. 508 f. H
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1. AIren berg
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parzelle in Rolandswerth (bei Bonn-Bad Godesberg) zu erblichem Besitz gegen eine jährliche Abgabe dienen. Belehnt wurde der Laienbruder Anton dergestalt, daß nach dem Tode des jeweiligen Inhabers stets eine neue Inempfangnahme stattfinden sollte 61 • Wenn der Rang der Laienbrüder auch nicht in allen Fällen genau feststellbar ist, so waren doch meist die Grangienverwalter in diesem Sinne für das Kloster tätig, sofern der Vorgang im "Zuständigkeitsbereich" ihres Hofes lag. Als eine Bewohnerin von Horchheim ihren Besitz der Abtei "schenkte", gab sie ihn zu Händen des Konversen Werner von Manubach, des Leiters der dortigen Grangie, und erhielt ihn von diesem gegen Jahreszins für die Zeit ihres Lebens zurück 62 • Wie die Übergänge von der Schenkung zum Kauf fließend waren 6 J, so bewegte sich die Betätigung der Konversen zwischen der Entgegennahme als "empfangende Hand" und aktiver Erwerbstätigkeit für das Kloster. Auch bei den Käufen traten oft die Hofmeister hervor, wie beispielsweise die Magister Winrich und Pilgrim von Schönrath 64 • Als die Abtei Ackerland käuflich erworben hatte, zahlte der Konverse Heidenreich, magister domus in Colonia, den Kaufpreis (236 Mark) in einzelnen Teilbeträgen an den Verkäufer 65 • Mit gleicher Häufigkeit führten Konversen Verkäufe und Verpachtungen von Klosterbesitz durch. Im Jahre 1311 kauften zwei Personen vom Altenberger Laienbruder Pilgrim den Nießbrauch an einem Haus 66 • Der Magister Walbrun in Horchheim nahm einen Gütertausch vor 67 • Im Auftrag des Klosters verpachteten Konversen ein Haus in Koblenz (1310)68, ein anderes zu Boppard (1338)69 und ebenso eines in Dortmund (1345)7°. Der schon mehrfach erwähnte Laienbruder Werner von Manubach, Verwalter in Horchheim, gab in der Mitte des 14. Jahrhunderts zahlreiche Felder und Weinberge mit Vollmacht seines Abtes in Erbpacht. Dabei war die Pachtsumme teilweise an ihn oder seinen Amtsnachfolger in der Horchheimer Grangie abzuführen 71. VB Alrenberg 1, Nr. 268 (1266) S. 187. VB Altenberg 1, Nr. 823 (1360) S. 635. - Vgl. auch die Aktivitäten des Konversen Albert, Verwalter des Hofes in Mickel (VB Altenberg 1, Nr. 482, 1301, S. 375 f.) zur Erweiterung des Hoflandes: Hans Moster, Die Abtei Altenberg und Düsseldorf, in: Düsseldorfer Jahrbuch 52 (1966) S. 77-92, hier S. 78. 63 Lekai, The Cistercians, S. 286 und 292. 6. VB Altenberg 1, Nr. 84 [co 1220] S. 67 H.; ebd. 2, Nr. 23 (1405-08) S. 101 f. 6.\ VB Altenberg 1, Nr. 166 (1244) S. 124 f. 66 VB Altenberg 1, Nr. 537 (1307) Anm. 2 (1311) S. 428. 67 VB Altenberg 1, Nr. 167 (1244) S. 126. 68 VB Altenberg 1, Nr. 558 (1310) S. 442. 69 VB Altenberg 1, Nr. 696 (1338) S. 526; vgl. ebd., Nr. 722 (1342) S.545. 70 VB Altenberg 1, Nr. 732 (1345) S. 552. 71 VB Altenberg 1, Nr. 762 (1350) S. 602 f.; ebd., Nr. 763 (1350) S. 603; ebd., Nr. 804 und 805 (1357) S. 627 f.; ebd., Nr. 821 (1359) S. 633 f. 61
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III. Die Konversen in ausgewählten Zisterzienserklöstern
An diesem Fall ist ein Wandel der Aufgaben der Hofmeister zu erkennen, deren Grangien bei zunehmender Verpachtung die Funktion von ZinshebesteIlen erhielten. Deutlich wird dies auch an jenen Verpachtungen, die der Konverse Peter als Verwalter in Kapellen durchführten. Im Jahre 1363 verlieh er einen Weinberg zu erblichem Besitz mit der Bedingung, daß die Hälfte des jährlichen Wachstums in seinen Hof geliefert werde. Er erließ Vorschriften für die Düngung und Pflege und behielt sich oder seinen Nachfolgern das Recht vor, den Weinberg zu bestimmten Zeiten zu besichtigen?3. Eine gewisse Zahl von Konversen wurde somit auch nach dem Übergang zum Pachtsystem immer noch benötigt?4. Die Aufgaben der magistri grangiarum überstiegen demnach die - ohnehin anspruchsvolle - Verpflichtung zur Leitung und Beaufsichtigung ihres landwirtschaftlichen Betriebes. Zur Zeit der Expansion des Klosterbesitzes trugen sie zur Arrondierung der Ländereien ihres Hofes bei; als die Eigenwirtschaft allmählich aufgegeben werden mußte, führten sie - wiederum meist in ihrem "Amtsbereich" - die Verpachtung durch und waren für die Erhebung der Pachtsummen zuständig. Ein weiterer Aufgabenbereich der Altenberger Konversen lag offenkundig in der Streitschlichtung und Rechtswahrung. Mag es vielleicht ein Einzelfall sein, daß der aus Köln gebürtige Konverse Konrad de s. Johanne als Testamentsvollstrecker einer Witwe seiner Vaterstadt auftrar7S, so wurden vor allem die Grangienmeister gelegentlich als Schiedsleute bei Streitfällen eingesetzr7 6 • Wenn im weiteren Bereich ihres Hofes Konflikte mi t Nachbarn ausbrachen, wurden sie - auch gemeinsam mit anderen Laienbrüdern - an den Einigungsbemühungen beteiligt 77 • An der Beilegung des Streites mit der Gemeinde Rhens über die Nutzung eines Waldes wirkten auf seiten Altenbergs drei Konversen mit (1339)78. Als im Jahre 1278 zwischen dem Zisterzienserkloster Otterberg und den Erben eines Kölner Bürgers Streit über einen UB Altenberg 1, Nr. 834 (1361) S. 641; ebd., Nr. 872 (1368) S.665. UB Altenberg 1, Nr. 844 (1363) S. 646. 74 Siehe als Beispiel hierfür den Konversen Lamprecht von Syberg, der gegen Ende des 14. Jahrhunderts den Petersackerhof leitete und zahlreiche Verpachtungen vornahm: Mosler. Cistercienserabtei Altenberg, S. 220; UB Altenberg 1, Nr. 990 (1393) S. 759; ebd., Nr. 1002 (1396) S. 767 f.; ebd., Nr. 1005 (1398) S. 768 f.; ebd., Nr. 1007 (1399) S. 769 f. Vgl. hierzu auch Ermert. S. 83. 7.1 UB Altenberg 1, Nr. 659 (1328) S.506. 7. Zu den Problemen bei Schlichtung und Schiedsspruch Reinhard Schneider. Zum frühmittelalterlichen Schiedswesen, in: Aus Theorie und Praxis der Geschichtswissenschaft. Festschrift für Hans Herzfeld zum 80. Geburtstag, hg. von Dietrich Kurze (Berlin 1972) S. 389-403. Über Klosterangehörige als Schiedsleute ebd., S. 40l. 77 UB Altenberg 1, Nr. 735 (1345) S. 553 f.: der vom Streitgegenstand betroffene Konverse Heinrich Creych, Verwalter auf Hermeshof, als Vertreter des Klosters. 78 UB Altenberg 1, Nr. 704 (1339) S. 531 f. Es waren Amtsträger aus den benachbarten Höfen Horchheim und Kapellen. 71
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2. Salem
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Weinberg zu Oberheimbach (Mittelrhein) ausgebrochen war, traten der Laienbruder Dietrich gen. Koinere, der Verwalter des benachbarten Petersackerhofes, sowie ein Kölner Bürger als "arbitri a predictis partibus communiter electi" auf7 9 • In einer komplizierten Rechtsfrage vertrat 1304 der Konverse Nikolaus sein Kloster vor der Synode des Deutzer Dekanats, und zwar - soweit dies zu erkennen ist - recht erfolgreich. Seine Bezeichnung ("frater Nicolaus conversus Veteris-montis procurator virorum religiosorum ... abbatis et. .. conventus Veteris-montis")80 könnte auf die Ausübung eines Amtes schließen lassen, doch gibt es keinen weiteren sicheren Beleg dafür. Ein Einzelfall war dies aber offenbar nicht, denn auch der Laienbruder Johannes von Dortmund war in ähnlicher Weise tätig. Er trat im Jahre 1345 als Vertreter Altenbergs vor dem Dortmunder Gericht auf 8!. Möglicherweise war er für Angelegenheiten zuständig, die seine Vaterstadt betrafen. Auch das ist ein aufschlußreiches Beispiel dafür, welche wertvollen Kenntnisse von Konversen in den Dienst der klösterlichen Interessen gestellt wurden.
2. Salem Der Edelfreie Guntram von Adelsreute stiftete im Jahre 1134 der oberelsässischen Zisterze Lütze! (Luciscella) einen Teil seiner Besitzungen im Linzgau nördlich des Bodensees, damit sie dort ein Tochterkloster errichte. Erst drei Jahre später kamen die ersten Mönche und Konversen nach Salmannsweiler 82 , wo - nach dem Bau der Klosteranlage und mit einer weiteren Schenkung des Stifters bedacht - im Jahre 1138 das Zisterzienserkloster Salem sein regulares monastisches Leben begann. Die Abtei entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Ordenshäuser im deutschsprachigen Raum; sie ist daher auch für das hier zu verfolgende Forschungszie! von besonderem Interesse. Einblicke in das Wirken der Salemer Konversen bietet eine ungewöhnlich umfangreiche Überlieferung, die aus dem heute im Badischen Generallandes79 Urkunden buch des Klosrers Onerberg in der Rheinpfalz, hg. von Michael Frey und Franz Xaver Rernling (Mainz 1845) Nr. 211 (1278) S. 155 ff. (Zirar S. 157); vgl. UB
Alrenberg 1, Nr. 322 (1274) Anm. 2 (1278) S. 229. Für den Einsarz dieses Konversen sprachen offenbar die Ordenszugehörigkeir, die Ortskenntnis, Kontakre zur Sradr Köln und eine gewiß vorauszuserzende - Eignung. 80 UB Alrenberg 1, Nr. 510 (1304) S. 405 f. (Zirar S. 406). 8' Moster, Cisrercienserabrei Alrenberg, S. 217 (mir Beleg); vgl. UB Alrenberg 1, Nr. 732 (1345) S. 552. 82 Heure Gemeinde Salem, Bodenseekreis, Baden-Würnemberg; erwa 10 Kilomerer ösrlich von Überlingen.
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III. Die Konversen in ausgewählten Zisterzienserklöstern
archiv Karlsruhe aufbewahrten Klosterarchiv 83 sowie mehreren gedruckten Quellenwerken 84 besteht. Arbeitsbereiche der Konversen Auf der Grundlage der zahlreichen Quellen entstanden schon früh Darstellungen der Geschichte Salems 85 • Die neueren Arbeiten behandeln neben dem speziellen Problem der kaiserlichen Zisterzienservogtei auch die wirtschaftliche Entwicklung des Klosters 86 • Salem wurde in einem früh besiedelten und besitzrechtlich vollständig aufgeteilten Gebiet gegründet. Schon die zweite - umfangreiche - Schenkung Guntrams verstieß eindeutig gegen Ordensvorschriften, enthielt sie doch u. a. das Dorf Adelsreute mit Kirche, Zehnt und allem Zubehör 87 • Der 8.1 Badisches Generallandesarchiv Karlsruhe (künftig: GLA), bes. Abt. 4 (Urk. Salem), Abt. 62 (Rechnungen), Abt. 64 (Anniversarien), Abt. 65 (Handschriften), Abt. 66 (Beraine), Abt. 67 (Kopialbücher), Abt. 98 (Akten Salem). 84 Acta Salemitana, hg. von F. L. Baumann. in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 31 (1879) S.47-140; Chronik von Salmannsweiler von 1134 bis 1210, in: Quellensammlung der badischen Landesgeschichte, hg. von F.}. Mone. 1 (Karlsruhe 1848) S. 176-180; Chronik von Salmannsweiler von 1134 bis 1337, bearb. von Fridegar Mone. in: Quellensammlung der badischen Landesgeschichte, hg. von F.}. Mone. 3 (Karlsruhe 1863) S. 18-41; Codex diplomaticus Salemitanus, Urkundenbuch der Cisterzienserabtei Salem (künftig: CDS), hg. von Friedrich von Weech. 1: 1134-1266 (Karlsruhe 1883), 2: 1267-1300 (Karlsruhe 1886), 3: 1300-1498 (Karlsruhe 1895); Das Totenbuch von Salem, hg. von F. L. Baumann. in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 53 (1899) S. 351-380, 511-548; Das Totenbuch der Abtei Salem, hg. von Leodegar Walter. in: Cistercienser-Chronik 40 (1928) und 41 (1929). 8.1 Das bedeutendste dieser Werke ist die dreibändige .. Summa Salemitana" (1761-1778) der Salemer Mönche P. Matthias Bisenberger und P. Eugen Schneider: GLA Abt. 65/15061508 . •• Eugen Schnell. Die oberdeutsche Provinz des Cistercienser-Ordens, in: Freiburger Diözesan-Archiv 10 (1876) S. 217-250; Adolf Pischek. Die Vogtgerichtsbarkeit süddeutscher Klöster in ihrer sachlichen Abgrenzung während des früheren Mittelalters (Jur. Diss. Tübingen 1907, Stuttgart 1907); Hans Dietrich Siebert. Studien zur wirtschaftlichen Entwicklung der Cistercienserabtei Salem von der Gründung bis zur Resignation Abt Eberhards von Rohrdorf, 1134-1240. Ein Beitrag zur Cistercienserwirtschaftsgeschichte des 12. und 13. Jahrhunderts (Phi!. Diss. Freiburg 1924); ders .• Gründung und Anfänge der Reichsabtei Salem, in: Freiburger Diözesan-Archiv 62 (1934) S. 23-56; Hektor Ammann, Untersuchungen zur Wirtschaftsgeschichte des Oberrheinraumes 2: Das Kloster Salem in der Wirtschaft des ausgehenden Mittelalters, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 110 (1962) S. 371-404; Werner Rösener. Reichsabtei Salem. Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte des Zisterzienserklosters von der Gründung bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts (Vorträge und Forschungen, hg. vom Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte, Sonderband 13; Sigmaringen 1974); ders .• Südwestdeutsche Zisterzienserklöster unter kaiserlicher Schirmherrschaft, in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 33 (1974) S. 24-52; Martin R. Sabrow. Der Stadthof des Zisterzienserklosters Salem in Konstanz von seiner Gründung bis in das 15. Jahrhundert, in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 94 (1976) S.93-124. 87 CDS 1, Nr. 2 (1140) S. 2 H.
2. Salem
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Ausbau des Klosterbesitzes erfolgte nur anfangs überwiegend durch Schenkungen, später nahmen Kauf und Tausch beträchtlich zu. Durch den Einsatz erheblicher Geldmittel ließ sich eine konsequente und systematische Erwerbspolitik verwirklichen, die Salem in den Besitz umfangreichen Eigentums im Gebiet zwischen Bodensee, Olm, Esslingen und Schwarzwald brachte 88 • Dabei wurden von Anbeginn an eigen wirtschaftliche Elemente (Grangien) mit den herkömmlichen Formen der grundherrschaftlichen Rentenwirtschaft verbunden. In dieser "gemischten" Wirtschaft des Klosters nahm der Eigenbau anteilmäßig zwar schon seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert ab, wurde jedoch auch später nie ganz aufgegeben 89 • Das bemerkenswert zielstrebige und umsichtige ökonomische Verhalten der Abtei ließ Salem im 14. Jahrhundert zu einem der finanzstärksten Klöster und bestimmenden Wirtschaftsfaktoren Schwabens werden 90 • Konversen lebten in Salem von der Gründung des Klosters an 91 • Über ihre Anzahl sind wir nur durch gelegentliche Mitteilungen unterrichtet. So sollen nach Angaben der Chronik im Jahre 1282 in Salem ungefähr 100 Mönche und mehr als 100 Konversen 92 und im Jahre 1311 130 Mönche und 180 Konversen 93 gelebt haben. Die Konventsstärke ging danach zurück: 1323 besaß das Kloster 125 Mönche und 160 Konversen 9 4, 1377 nur noch etwa 100 Mönche und 80 Konversen 95 • Die Zahlen sind verhältnismäßig groß, müssen jedoch auf dem Hintergrund des umfangreichen Salemer Wirtschaftsbetriebes gesehen werden. Zur Bearbeitung aller in Eigenbau stehenden Ländereien reichten sie nicht aus 96 • Die bei der Durchsicht der Quellen anzutreffende Häufigkeit von Konversen-Nennungen paßt in das vorgezeichnete Bild. Die Anzahl solcher - meist urkundlicher - Belege ist durchweg höher als in Altenberg. Waren dort beispielsweise zwischen 1251 und 1300 nur 29 Laienbrüder zu ermitteln, so liegt der entsprechende Wert für Salem über 100. Die Differenz mag mit der größeren Dichte der Salemer Überlieferung aus jener Zeit erklärt werden; sie kann jedoch auch auf eine tatsächlich höhere Konversen-Zahl im oberschwäbischen Kloster hinweisen. In Übereinstimmung mit den Verhältnissen in Altenberg nimmt auch in Salem die Anzahl der namentlich überlieferten Konversen um die Mitte des 14. Jahrhunderts in starkem Maße ab. 88 Zum Aufbau des Salemer Besitzes Rösener, Salem, S. 102 H. und Übersichtskarte ebd., nach S. 260. 89 Vgl. Rösener, Salem, S. 103 f. und 122 f. 90 Ebd., S. 186; Sabrow, S. 93. 91 Acta Salemitana, S. 52. 92 Chronik von Salmannsweiler Mone 3, S. 37. 93 Chronik von Salmannsweiler Mone 3, S. 38. 94 CDS 3, Nr. 1213 b (1323) S.283. 9.1 CDS 3, Nr. 1345 (1377) S. 386. 96 Rösener, Salem, S. 123.
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111. Die Konversen in ausgewählten Zisterzienserklöstern
Der frühneuzeitliche Wirtschaftsbetrieb Salems stützte sich im wesentlichen auf weltliches Personal, das nunmehr in allen Bereichen eingesetzt werden mußte 97 • Für das Kloster entstanden daher erhebliche Lohnkosten 98 ; der Verlust der direkten Bindung an den Konvent wurde durch ein System von förmlichen Verpflichtungen und Anweisungen zu ersetzen versucht 99 • Gleichwohl lebten auch noch einige Konversen im Kloster, die in Küche, Garten und Werkstätten arbeiteten 100 • Über die soziale Herkunft jener Konversen, die während der mittelalterlichen Aufbau- und Blütezeit in Salem lebten und wirkten, geben die Quellen nur in Einzelfällen Auskunft. Wahrscheinlich entstammten sie zum Teil bäuerlichen Schichten, was bei einigen erkennbar ist lOI • Es sind aber auch Angehörige des Adels 102 , von Ministerialengeschlechtern 103 sowie des städtischen Bürgertums 104 unter den Salemer Laienbrüdern zu ermitteln. Beachtung verdient, daß sie ihrem Kloster - wie es auch für viele Mönche nachweisbar ist l05 - umfangreiche Besitztümer zuwandten. Die Konversen besaßen für Kloster Salem vor allem Bedeutung durch die von ihnen verrichtete Arbeit in vielen Bereichen und wichtigen Ämtern 106. Landwirtschaftliche Tätigkeit beim Kloster und auf den Grangien darf in gewissem Umfang vermutet werden, findet aber kaum Eingang in die Überlieferung. Allenfalls wird von tätlichen Auseinandersetzungen um Salemer Besitz berichtet, an denen Laienbrüder beteiligt waren l07 • Demgegen97 Über die Vielfalt der Aufgaben: GLA Abt. 98/229, Besoldungslisten 1593-1753; GLA Abt. 98/216, Bestallungen 15.-18. Jh. 98 Vgl. GLA Abt. 98/229, Besoldungslisten 1593-1753; GLA Abt. 98/492, Lohnordnung 1596-1672; GLA Abt. 62/8471, Rechnungen der Hofmeisterei Konstanz 1525. 99 GLA Abt. 98/2468, Eidesformeln 16. Jh. 1694; GLA Abt. 98/233, Vorhaltungen an Amtleute 16. Jh. - 1786. 100 GLA Abt. 64/51, Seelbuch Salem 1640; GLA Abt. 65/439; Catalogus Abbatum et Religiosorum in Salem 1262-1624; GLA Abt. 65/1123, Kataloge, Nekrologe, Salmanschweylisch gaistliches Seelbuch 15.-17. Jh.; GLA Abt. 65/1124, Nekrologe versch. Jh.; GLA Abt. 65/1484, Personalverzeichnis 18. Jh.; Totenbuch Salem - Baumann; Admonter Totenroteln (1442-1496), hg. von Fritz Bünger (Beiträge zur Geschichte des alren Mönchtums und des Benediktinerordens 19, 1935) S.231. 101 Um 1200 rraren im Dorf Buchheim nahe der Grangie Gründelbuch drei Freie als Konversen in die Abrei ein und übergaben ihre Höfe mit allem Zubehör dem Klosrer: Acta Salemirana, S. 67. 102 Graf Gottfried von Wartsrein (14. Jh.): CDS 3, Nr. 1267 (1335) S. 331; Torenbuch Salem - Walter, Bd. 40, S. 250; Torenbuch Salem - Baumann, S. 375; GLA Abr. 65/1123, fol. 57r . 103 Z. B. Berthold von Meinwangen (1191): Acra Salemirana, S. 61 H.; weireresiehe Acra Salemirana, S. 62, 68, 95 sowie Torenbuch Salem - Baumann, S. 363, 369. 104 Heinrich von Wintersulgen, vermögender Bürger von Pfullendorf, wurde in der 2. Hälfre des 13. Jahrhunderts Konverse in Salem. Er brach re dem Klosrer erheblichen Besitz zu: CDS 2, Nr. 885 (1294) S.466. - Siehe auch CDS 3, Nr. 1168 (1315) S.204. 105 Rösener, Salem, S. 150. 106 Siehe Chronik von Salmannsweiler Mone 3, S. 33: " ... omnibus oHicialibus, monachis er conversis".
2. Salem
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über sind Konversen in einer Reihe von Handwerksberufen durch Quellen belegt. Sie arbeiteten als Schuster 108 , Schneider 10 9, Weber 110 und Kürschner 111 , als Stellmacher 112 und Zimmerleute 113 • Einige waren Köche 114 oder Speisemeister l15 , andere kümmerten sich um den klösterlichen Weinbau l16 . Als pistores (Pfister) beaufsichtigten Konversen die Backstuben, doch wuchs diesem Amt allmählich die Verantwortung für das gesamte Verpflegungswesen und die Vorratswirtschaft zu 117 • Seit dem 14. Jahrhundert war die Pfisterei ein Klosteramt mit eigenem Besitz und Einkünften 118. Einblick in die Aufgabenfülle des Pfisters gewährt das für ihn im 14. Jahrhundert erstellte "Handbüchlein"119, das neben Anweisungen eine Vielzahl von Lohn-, Maß- und Preistabellen enthält. üb zu jener Zeit das Amt noch mit Konversen besetzt war, ist nicht eindeutig festzustellen 120, doch haben sie als pistores bereits in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts häufig bei Rechtsgeschäften verschiedener Art mitgewirkt 121 . CDS 2, Nr. 462 (ca. 1270) S. 48 ff.; Totenbuch Salem - Baumann, S. 371 f. (1362). Acta Salemitana, S. 138 (1263); CDS 1, Nr. 271 (1251) S. 306; CDS 2, Nr. 695 (1285) S. 316. 109 Acta Salemitana, S. 138 (1263). 110 Acta Salemitana, S. 111 (1262) und S. 138 (1263). 111 Acta Salemitana, S. 110 f. (1262). 112 CDS 1, Nr. 269 (1251) S. 303; CDS 1, Nr. 376 (1263) S.419. ILl Acta Salemitana, S. 110 (1262) und S. 125 (1267); CDS 1, Nr. 372 (1263) S. 414; CDS 2, Nr. 538 (1275) S. 141; CDS 2, Nr. 554 (1276) S.157. 114 GLA Abt. 65/439, Catalogus Abbatum et Religiosorum in S. (1262-1624), fol. 39 v (15. jh.). 115 CDS 2, Nr. 455 (1270) S. 39; CDS 3, Nr. 1104 a (1309) S. 125; CDS 3, Nr. 1146 (1313) S. 172; CDS 3, Nr. 1146 a (1313) S. 172; CDS 3, Nr. 1170 (1315) S. 210; CDS 3, Nr. 1178 (1316) S.233; CDS 3, Nr. 1115 c (1317) S. 146; CDS 3, Nr. 1192 (1318) S.249. Der Aufgabenbereich des refectorarius (Reventer) nahm offenbar im 14. jahrhundert an Umfang zu. Inhaber dieses Amtes waren verhältnismäßig häufig an Rechtsakten beteiligt; der Konverse Heinrich Veser konnte über einen Knecht verfügen (CDS 3, Nr. 1192, 1318, S. 249). Zum Reventeramt siehe Rösener, Salem, S. 155. 11. CDS 1, Nr. 304 (1254) S. 340; CDS 2, Nr. 624 (1280) S. 245; CDS 2, Nr. 648 (1282) S. 268; CDS 2, Nr. 806 (1291) S. 405; CDS 2, Nr. 837 (1292) S. 427; CDS 2, Nr. 872 (1294) S.452. 117 Siebert, Gründung, S. 53. 118 CDS 3, Nr. 1165 a (1371) S. 195; GLA Abt. 66/10315, Zinsrodel des Pfisteramts 1469-1482; GLA Abt. 98/329, Lehenbriefe über die in das Pfisteramt gehörigen Erblehen, 16. jh. 119 GLA Abt. 65/1728, Handbüchlein des Pfisters zu Salem für die landwirtschaftlichen Arbeiten 1341/42. 120 Anders Siebert, Gründung, S. 53; Mönche als Pfister: CDS 3, Nr. 1068 c (1304) S. 65; CDS 3, Nr. 1086 (1304) S. 97; CDS 3, Nr. 1080 d (1309) S. 88; CDS 3, Nr. 1059 a (1316) S.42; Konverse als "am man in der pfistri": CDS 3, Nr. 1146 e (1324) S. 177. 121 Acta Salemitana, S. 110 (1262) und S. 120 (1265); CDS 1, Nr. 179 (1235) S. 210; CDS 1, Nr. 271 (1251) S. 305; CDS 1, Nr. 332 (1257) S. 372; CDS 1, Nr. 379 (1263) S. 424; 107 108
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III. Die Konversen in ausgewählten Zisterzienserklöstern
Eine Steigerung der Aufgaben und des Ansehens konnte auch in einem anderen Tätigkeitsbereich erzielt werden. Aus der Gruppe der im Bauhandwerk beschäftigten Laienbrüder t22 ragte der Konverse Georg heraus, der um 1410 den Klosterturm in Bebenhausen errichtete 123 • Schon im 13. Jahrhundert besaß Salem eine eigene Bauhütte, in der Konversen verantwortlich tätig waren, so Ortulf von Eglingen und Walther, die jeweils als "magister operis" nachzuweisen sind l24 • Bis in das 14. Jahrhundert war auch das Amt des Gastmeisters (magister hospitum) mit Laienbrüdern besetzt. Ihre Aufgabe war die Unterbringung und Versorgung der Besucher und Reisenden, wofür offenbar besondere Einkünfte zur Verfügung standen. Bemerkenswert ist, mit welcher Häufigkeit sie beim Besitzerwerb ihres Klosters mitwirkten, so beispielsweise der Konverse Eberhard, dem ein socius zugeordnet war, zwischen 1263 und
1288 125 •
Neben all den genannten Arbeitsbereichen, die ein breites Spektrum einfacher, handwerklicher bis künstlerischer Tätigkeiten, aber auch verantwortungsvolle Amtsführung umschließen, bestanden die wichtigsten den Konversen übertragenen Aufgaben in der Leitung klösterlicher Außenbesitzungen sowie in der Ausübung des Kaufmannsamtes. Diese verdienen eine gesonderte Betrachtung. Grangien und Stadt höfe
Entsprechend der Besitzverteilung des Klosters lagen auch Salems Grangien im weiten Raum zwischen dem Bodensee sowie den Rändern von Schwarzwald und Schwäbischer Alb verstreut. Neben der Konzentration im Linzgau bis zur Schussen im Osten (Forsterhof, Schwandorf, Mendlishausen, Banzenreute, Maurach, Fessenried, Mallayen, Kirchberg, Adelsreute, Tepfenhard) besaß Salem vier Grangien im nördlichen Hegau (Madach), Gründelbuch, Dornsberg, Münchhöf), zwei Höfe nördlich des Linzgaus (Bachhaupten bei Ostrach, Eschendorf), außerdem mit Runstal auf der Baar sowie Tiefenhülen und Altmannshausen auf der Alb Grangien in einer CDS 1, Nr. 409 (1265) S. 458; CDS 2, Nr. 455 (1270) S. 39; CDS 2, Nr. 457 f. (1270) S. 41; CDS 2, Nr. 520 (1274) S. 124; CDS 2, Nr. 538 (1275) S. 141; CDS 2, Nr. 555 (1276) S. 159. 122 Vgl. Rösener, Salem, S. 153; z. B. GLA Abt. 65/1123, fol. 31 v, 57 r . 1Z.1 Chronik von Salmannsweiler Mone 3, S. 32, Anm.; Eydoux, S. 34. 124 Ortulf: Acta Salemitana,S. 117 (1264) und S. 122 (1266); Walther: CDS 2, Nr. 520 (1274) S. 124. 121 Acta Salemitana, S. 118 (1264) und S. 123 (1266); CDS 1, Nr. 379 (1263) S.424; CDS 1, Nr. 381 (1263) S. 426; CDS 1, Nr. 394 (1264) S. 442; CDS 2, Nr. 455 (1270) S. 39; CDS 2, Nr. 534 (1275) S. 139; CDS 2, Nr. 535 (1275) S. 139; CDS 2, Nr. 555 (1276) S. 159; CDS 2, Nr. 574 (1277) S. 189; CDS 2, Nr. 606 (1279) S. 228; CDS 2, Nr. 656 (1283) S. 277; CDS 2, Nr. 695 (1285) S. 316; CDS 2, Nr. 700 (1285) S. 318; CDS 2, Nr. 744 (1288) S. 352.
2. Salem
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Entfernung zwischen 65 und 75 Kilometer von der Abtei l26 • Sie alle waren nicht nur Ackerhöfe im Eigenbau, sondern jeweils auch Mittelpunkte klösterlicher Besitzagglomerationen 127. Die Funktion als Zentral- und Zinshebestelle, als Verwaltungsmittelpunkt für die umliegenden Streugüter gewann mit dem Rückgang der Eigenbewirtschaftung seit dem 13. Jahrhundert zunehmend an Bedeutung, war jedoch bei den weiter entfernt liegenden Grangien wahrscheinlich von jeher dominierend l28 • Das Amt des "magister grangiae" mit der komplexen Aufgabenfülle aus eigen- und zinswirtschaftlichen Komponenten wurde Konversen anvertraut, solange solche mit erforderlicher Eignung zur Verfügung standen, in Einzelfällen noch im 15. Jahrhundert 129 • Sie mußten dann durch weltliche Prokuratoren ersetzt werden 130. Außer als Grangienmeister sind Konversen auch als dessen Helfer (socius) 131 und als für die Schafherden Verantwortlicher (magister ovium) nachzuweisen 132. Über die Zusammensetzung der Arbeitskräfte schweigen die Quellen. Jedoch ist eine ausschließliche Bewirtschaftung durch Konversen zu keiner Zeit zu vermuten; vielmehr wurde zu diesem Zweck stets eine große Zahl von Lohnarbeitern und zur "familia" des Klosters gehörenden Bauern benötigt t33 • Den Konversen war wohl in jedem Fall die Beaufsichtigung und Anleitung dieser Arbeiter übertragen. Agrarproduktion und Einkünfte ließen auch Salem rege Wirtschaftsbeziehungen zu den Städten als ZentralstelIen für Handel und Absatz anknüpfen. Auf vielfältige Weise faßte das Kloster in 29 Städten Fuß und erwarb Eigentum, das von Renteneinkünften bis zur umfassenden Hofanlage reichte und meist aus einer Kompilation verschiedener Formen bestand 134. Die Stadthöfe, die Salem in Überlingen, Konstanz, Esslingen, Ulm, Pfullendorf, Biberach, Schaffhausen, Stockach und Ehingen besaß, dienten als Stapelplätze und Verkaufsstellen, als Quartiere und Verhandlungsorte, als Verwal126 Hierzu ausführlich, mit vollständiger Aufzählung der Höfe und unter Berücksichtigung der besitzgeschichtlichen Entwicklung Rösener, Salem, S. 102 H., bes. S. 114 f., 119 H. und Übersichtskarte nach S. 260. 127 Siebert, Studien, S. 24; Rösener, Salem, S. 102 ff., 115. 128 Rösener, Salem, S. 107 (betr. Tiefenhülen, Altmannshausen, Runstal); ebd., S. 123. 129 Totenbuch Salem Baumann, S. 358,376; GLA Abt. 65/439, Catalogus Abbatum et Religiosorum, fol. 39r (1491); GLA Abt. 65/1123, Nekrolog, fol. 32v (1493) und ebd., Seelbuch, fol. 46 r (Ende 15. jh.). 130 Bestallungsbriefe, Anweisungen: GLA Abt. 98/218, 233, 3692. 131 CDS 2, Nr. 780 (1290) S.383. 132 CDS 1, Nr. 185 (1236) S. 216. 133 Siebert, Studien, S. 21 H.; Rösener, Salem, S. 123. 134 Über Salems Besitzerwerb in den Städten ausführlich Rösener, Salem, S. 130 H.
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III. Die Konversen in ausgewählten Zisterzienserklöstern
tungszentren für den städtischen und umliegenden Klosterbesitz und vielleicht auch als Zufluchtsstätten in kriegerischen Zeiten. Die Aufzählung der Funktionen weist mit großer Deutlichkeit auf die Pflichten der Stadthof-Leiter; diese umfaßten offensichtlich Einkauf, Lagerung und Verkauf, Immobiliengeschäfte, Hofbewirtschaftung sowie die Einhebung von Zinsen und anderen dem Kloster geschuldeten Angaben. In welchem Maße auch immer die zentrale Klosterverwaltung ihre Aufsichtspflicht wahrte 135 , dem Hofmeister stand eine mehr oder weniger umfassende Verantwortung für diese Aufgabenbereiche zu. Wohl bis in das 14. Jahrhundert wurde das Amt Konversen anvertraut, wie es für Konstanz 136 , Biberach 137, Überlingen 138 und Esslingen 139 nachzuweisen ist. Später wurden auch Mönche eingesetzt 140, die schließlich durch weltliche Pfleger und Amtleute abgelöst wurden. Dabei wuchs im Laufe der Zeit der Umfang der Aufgaben beträchtlich, so daß die im 15. Jahrhundert einsetzende Aktenüberlieferung Einblicke in gut organisierte Stadthof-Verwaltungen durch Rechnungslegungen, Korrespondenzen und andere Formen schriftlicher Berichterstattung bietet l41 . Aber auch in jener Zeit, in der Grangien und Stadthöfe von Konversen geleitet wurden, hing die ökonomische Entwicklung dieser Salemer Besitzschwerpunkte in hohem Maße von Eignung und Leistung der einzelnen Prokuratoren ab. In einem Gebiet, "das durch ein weitverzweigtes Lehenssystem besitzrechtlich vollkommen aufgeteilt war"142, stieß der Ausbau klösterlicher Eigenwirtschaft - wie generell jede Änderung der Besitzverhältnisse auf Schwierigkeiten, die durch eine Fülle von Rechtsakten überwunden werden mußten. Bei Schritten dieser Art, sei es Schenkung, Kauf, Tausch, Besitzstreit, später zunehmend auch Verpachtung und Verkauf, traten handelnd oder in den Zeugenreihen der Urkunden neben dem Cellerar, ihrem Vorgesetzten, fast immer Konversen als Inhaber wichtiger Klosterämter auf: die Kaufleute und die Grangien- oder Stadthofmeister, soweit sie von der verhandelten Angelegenheit betroffen waren 143. Sabrow, S. 113 f. Rösener, Salem, S. 134; Sabrow, S. 114. 137 Konverse als Hpraefecrus et administrator": Summa Salemitana I, S. 57 (GLA Abt. 65/1506, fol. 57r ). 138 CDS 3, Nt. 1173 a (1319) S.217. 139 Rösener, Salem, S. 134 f.; CDS 2, Nr. 585 (1278) S. 203; CDS 2, Nt. 629 (1281) S. 251; CDS 2, Nr. 1022 (1300) S. 570. 140 Vgl. Sabrow, S. 114. 141 GLA Abt. 62/8471, Hofmeisterei Konstanz 1525; GLA Abt. 62/9370 f., HofmeisterRechnungen Überlingen 15., 16. ]h.; GLA Abt. 65/444, 1478; GLA Abt. 98/3359, 3726, 3745, 3935, 4038 als Beispiele für viele gleichartige Stücke. 142 Rösener, Salem, S. 120. 143 Beispiele: CDS I, Nr. 233 (1246) S. 262; CDS I, Nr. 332 (1257) S. 371 f.; CDS 2, Nt. 542 (1276) S. 145; CDS 2, Nt. 555 (1276) S. 157 H.; CDS 2, Nr. 591 (1278) S. 210; CDS 2, 135
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2. Salem
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Für die Grangienmeister bedeutete dies, daß sie nicht nur die Eigenbewirtschaftung ihres Hofes leiteten, die dorthin einzuliefernden Abgaben kontrollierten und über alles gegenüber der zentralen Klosterverwaltung Rechnung legten, sondern daß sie darüber hinaus im "Einzugsbereich" ihres Hofes beim Erwerb geeigneter Ländereien, bei Verpachtungen oder Besitzstreitigkeiten ein gewichtiges - und sachkundiges - Wort sprachen l44 . Solches traf nicht nur für die Leiter von entfernt liegenden Grangien zu, wie RunstaP45, Altmannshausen 146 und Tiefenhülen l47 , deren Distanz zur Abtei gewiß ein höheres Maß an Verantwortung bewirkte. Auch im engeren Umkreis Salems wurde unter reger Mitwirkung der Hofmeister aus dem Konversenstand Grangienbesitz vergrößert und arrondiert, beispielsweise für Tepfenhard l48 , Adelsreute 149 oder Raithaslach/Münchhöf l50 . Obgleich in Weildorf wohl nur vorübergehend eine Grangie bestand I51 , entfaltete der Laienbruder Konrad als ihr Leiter allein zwischen 1262 und 1267 eine beachtliche Aktivität l52 . Die "Zuständigkeit" leitete sich bei all diesen Vorgängen meist aus der Lage des erworbenen oder umstrittenen Gutes ab, gelegentlich aus dem Herkunftsort des Schenkers oder Verkäufers. Häufig wurden diese Rechtsgeschäfte in der jeweils benachbarten Stadt durchgeführt, so daß auch aus diesem Grund die Notwendigkeit eines ständigen Vertreters des Meisters auf seinem Hofe erkennbar wird. Für diejenigen Konversen, die Salemer Stadthöfe leiteten, stellten sich die Probleme und Aufgaben in ähnlicher Weise, wobei die verschiedenartigen Funktionen der Höfe l53 einen differenzierten Pflichtenkreis hervorriefen, der zusammenfassend als "Interessenvertretung" Salems in der jeweiligen Stadt definiert werden kann. Vergleichbar mit den Aktivitäten der Grangienmeister sind die Aufgaben der Stadthof-Leiter insofern, als auch sie die Besitzentwicklung des Klosters in ihrem Zuständigkeitsbereich intensiv gestaltet Nr. 736 (1288) S. 341; CDS 3, Nr. 1146 a (1313) S. 172; CDS 3, Nr. 1146 d (1316) S. 173. - Auch traten in einigen Fällen ausschließlich Konversen bei derartigen Rechtsgeschäften auf. 144 Siebert (Gründung, S. 54) nennt sie die "eigentliche Seele der Erwerbspolitik" . 141 CDS 1, Nr. 194 (1239) S. 228; CDS 1, Nr. 227 (1244) S. 258; CDS 1, Nr. 266 (1251) S.299. 14. CDS 1, Nr. 386 (1263) S. 432; CDS 2, Nr. 466 (1271) S. 57. 147 CDS 2, Nr. 536 (1275) S. 140; CDS 3, Nr. 1054 a (1304) S. 32. 148 CDS 1, Nr. 233 (1246) S. 262; CDS 3, Nr. 1259 (1330) S. 327; CDS 3, Nr. 1092 d (1334) S. 103; CDS 3, Nr. 1167 h (1335) S. 201; CDS 3, Nr. 1060 a (1347) S. 44 f. 14' CDS 1, Nr. 376 (1263) S. 419; CDS 2, Nr. 542 (1276) S. 145; CDS 2, Nr. 719 (1287) S.332. 150 CDS 2, Nr. 508 (1274) S. 108; CDS 2, Nr. 591 (1278) S. 210; CDS 2, Nr. 736 (1288) S. 341; CDS 2, Nr. 780 (1290) S. 383; CDS 2, Nr. 795 (1290) S. 395; CDS 2, Nr. 805 (1291) S. 405; CDS 3, Nr. 1107 (1307) S. 132. 1.11 Rösener, Salem, S. 119 f. 152 CDS 1, Nr. 381 (1263) S. 426; Acta Salemitana, S. 111-125 (1262-1267). 153 Über den Salemer Hof in Konstanz Sabrow. bes. S. 114 H.
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1II. Die Konversen in ausgewählten Zisterzienserklöstern
haben. So waren die Konversen, die den Salemer Hof in Esslingen 154 leiteten, zugleich Verwalter der ausgedehnten Besitzungen des Klosters am Neckar. Durch große Investitionen wurde hier neben dem unmittelbaren Klostergebiet - ein zweiter Schwerpunkt der wirtschaftlichen Unternehmungen geschaffen 155. Die Konversen Gerung und Berthold haben als Prokuratoren des Hofes in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts nicht nur die der Stadt jährlich geschuldete Abgabe von 20 Schilling Heller entrichtet l56 , sondern auch bei Besitzerwerbungen mitgewirkt, die nicht auf Esslingen selbst begrenzt waren 157. Auskunft über die zahlreichen in den Hof abzuführenden Zinsen geben die Beraine jener Zeit l58 .
Salinen Zu den wichtigsten Betriebsteilen der Salemer Klosterwirtschaft und den gewinnbringendsten Besi tzungen gehörten die in Hallein bei Salzburg gelegenen Salinen 159. Der Salzburger Erzbischof Eberhard 11. hatte dem Kloster im Jahre 1201 eine Saline an diesem Orte geschenkt l60 , und bald darauf war Salem auch in den Genuß von Vergünstigungen gelangt, die einen rentablen Betrieb der Salzpfannen sowie Transport und Verkauf des gewonnenen Salzes ermöglichten l61 . Die Leitung der Produktionsstätte wurde einem Konversen übertragen l62 . Seine Aktivität wird sich nicht auf eine Kontrollfunktion beschränkt haben, denn im Zuge einer intensiven Nutzung seiner Rechte geriet Salem in Konflikt mit anderen Beteiligten, beispielsweise mit seinem Tochterkloster Raitenhaslach, das dort ebenfalls Salinen besaß163. Die Fähigkeiten jenes Konversen, der den Betrieb der Salemer Salzgruben in Hallein führte, blieben auch anderen nicht verborgen. Als im Jahre 1237 das Salzburger Domkapitel seine dortigen Salinen dem Kloster Salem zum 154 Siehe hierzu Robert Uhland, Klöster und Klosterhöfe in der Reichsstadt Eßlingen, in: Schwäbische Heimat 12 (1961) S. 112-124; Rösener, Salem, S. 134 f. 155 Rösener, Salem, S. 113 f. 1S6 CDS 2, Nr. 629 (1281) S. 251 f. 157 CDS 2, Nr. 585 (1278) S. 203; CDS 2, Nr. 617 (1280) S. 238; CDS 2, Nr. 953 (1296) S. 517; CDS 2, Nr. 1012 (1299) S. 561; CDS 2, Nr. 1022 (1300) S. 570. 158 GLA Abt. 66/10379 bis 10382 (13.-15. Jh.). 159 Hierzu Rösener, Salem, S. 128 H.; Edgar Krausen, Der Salinenanteil der Zisterzienserklöster Salem und Raitenhaslach in Hallein, in: Der Anschnitt - Zeitschrift für Kunst und Kultur im Bergbau 13 (1961) Nr. 3, S. 7-12; Herbert Klein, Zur älteren Geschichte der Salinen Hallein und Reichenhall, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 38 (1949) S. 305-333. 160 CDS 1, Nr. 61 (1201) S. 91 f.; Hallein wurde damals noch Waltprunn und Mühlbach genannt. 161 CDS 1, Nr. 67 (1207) S. 98 f. 162 Vgl. Siebert, Gründung, S. 41; Klein, S. 325, Anm. 78. 163 Krausen, Salinenanteil, S. 10 f.; CDS 1, Nr. 79 (1210) S. 113 f.
2. Salem
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gemeinsamen Betrieb anvertraute l64 , unterstellte man sie der Oberaufsicht dieses Salemer Konversen, der für die ordnungsgemäße Durchführung und die richtige Zuteilung der Erträgnisse unter Androhung von Strafen verantwortlich gemacht wurde l65 • Er war offenkundig ein Fachmann auf diesem Gebiet. Für Salem, das den Transport des Salzes durch zahlreiche Zoll befreiungen kostengünstig durchführen konnte, entstand aus dem Salinenbetrieb reicher Gewinn. Die im Konstanzer Stadthof gelagerten und von dort weitervertriebenen Salzscheiben, die "Salmanswiler schi ben" , wurden ein bekanntes Handelsgut 166. Prozesse und Verträge
Nicht nur als Leiter von Grangien, Stadthöfen oder anderen klösterlichen Außenstellen wirkten Konversen sachverständig an der Salemer Wirtschaftsund Besitzentwicklung mit. Solche Betätigung konnte auch auf einen Einzelfall begrenzt sein oder zu den Pflichten eines Amtes zählen, das "überregional" zur zentralen Klosterverwaltung gehörte. Häufig traten Laienbrüder bei Streitfällen in Erscheinung; sie sagten als Zeugen aus 167 oder befanden sich unter den Schiedsleuten bei gerichtlichen Verfahren 168. Als im Jahre 1259 Graf Berthold von Heiligenberg einen Streit zwischen Salem und Heinrich von Leoneck über den Zehnten zu Mendlishausen entschied, traten der Cellerar sowie der Konverse und Gastmeister Heinrich als "procuratores" ihres Klosters ("nomine monasterii") auf l69 • Der Laienbruder Heinrich gen.Edeiunc war im Jahre 1260 Salems "procurator" vor Gericht l70 , und der Konverse Conrad erschien in derselben Funktion im Jahr 1276 171 • In allen Fällen wurden positive Urteile erwirkt. Salems beharrliche Erwerbspolitik führte nicht selten zu juristischem Streit, doch gelang es meist, die ökonomischen Ziele durch vertragliche Vereinbarungen zu erreichen. Da sich das Kloster bei all diesen UnternehCDS 1, Nr. 189 (1237) S. 219 f. CDS 1, Nr. 190 f. (1237) S. 220 ff.; Salzburger Urkundenbuch, hg. von W. Hauthaler und F. Martin, Bd. 3 (Salzburg 1918) Nr. 931 (1237) S. 481; Klein, S. 310; Krausen, Salinenanteil, S. 8; Siebert, Gründung, S. 41. 166 Sabrow, S. 116 f.; Ammann, Klöster, S. 103. 167 CDS 1, Nr. 304 (1254) S. 339; CDS 2, Nr. 462 (ca. 1270) S. 48 ff. 168 CDS 1, Nr. 226 (1244) S. 256 ff., hierzu auch R. Schneider, Schiedswesen, S. 401; vgl. CDS 2, Nr. 442 (1268) S. 24; CDS 2, Nr. 624 (1280) S. 244 ff.; CDS 2, Nr. 692 (1285) S. 313 f.; CDS 3, Nr. 1284 b (1473) S. 345. 169 CDS 1, Nr. 350 (1259) S. 385 (- als Konverse ist dieser Gastmeister an anderer Stelle nachzuweisen). 170 CDS 1, Nr. 353 (1260) S. 390. 171 CDS 2, Nr. 548 (1276) S. 151. 16' 16.\
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III. Die Konversen in ausgewählten Zisterzienserklöstern
mungen in einem Gebiet verteilter Rechte bewegte, gestalteten sich die notwendigen Schritte oftmals äußerst schwierig J72 • So wurde gelegentlich die Einsetzung erwerbssichernder Träger notwendig 173 • Diese Aufgabe haben für das lehensunfähige Salem auch Konversen wahrgenommen l74 • Die zunehmende Handelstätigkeit des Klosters seit dem 13. Jahrhundert und die sich gleichzeitig - während des Rückgangs der Schenkungensteigernde Aktivität beim Besitzerwerb boten auch den Konversen größere Mitwirkungsmöglichkeiten. In hoher Zahl erscheinen Laienbrüder in den Zeugenreihen der Urkunden, ohne daß ein Zusatz auf die Ausübung eines Amtes schließen lassen könnte. Gleichwohl wurden einige von ihnen, wie der Konverse Gerung gen. Eggehart zwischen 1280 und 1312 175 , mit solcher Regelmäßigkeit bei Käufen und anderen Erwerbsformen im weiten Salemer Interessenbereich eingesetzt, daß hierin wohl doch ein spezieller Auftrag lag.
In diesem Zusammenhang kam dem Amt des Kaufmanns große Bedeutung zu. Schon vor 1250 sind "mercatores" in der klösterlichen Überlieferung nachweisbar. Sie besuchten offenbar die Märkte, um Klosterprodukte abzusetzen und notwendige Güter einzukaufen l76 , doch oblagen den Kaufleuten noch wichtigere Aufgaben. Das Amt wurde meist mit Konversen besetzt, erst im 14. Jahrhundert auch gelegentlich mit Mönchen 177 • Zeitweilig oder ständig besaß Salem zwei "mercatores" nebeneinander 178 , die zusätzlich über Gehilfen verfügten 179. Später gehörte das Kaufamt zu jenen, die eigenen Besi tz verwal teten 180. Der umfassende und wichtige Aufgabenbereich der Kaufleute ist in Salems Urkunden deutlich erkennbar. Ohne Bindung an einen einzelnen klösterlichen Betriebsteil waren diese Konversen an Rechtsakten höchst verschiedener Schott, S. 127 H. (mit Beispielen). Ebd., S. 126 f. mit Hinweisen auf die Beachtung des kirchlichen Treueid- und Mannschaftsverbots. 174 Acta Salemitana, S. 114 (1264), S. 116 (1264), S. 117 (1263), S. 139 (1261). 171 Siehe z. B. CDS 2, Nr. 623 (1280, Obertürkheim) S. 244; CDS 2, Nr. 625 (1280, Esslingen) S. 248; CDS 2, Nr. 757 (1289, Munderkingen) S. 358; CDS 2, Nr. 789 (1290, Esslingen) S. 389; CDS 2, Nr. 850 (1293, Pfullendorf) S. 434; CDS 2, Nr. 944 (1296, Konstanz) S. 511; CDS 3, Nr. 1129 a (1312, Stockach) S. 159. 176 Rösener, Salem, S. 143; vgl. Chronik von Salmannsweiler Mone 3, S. 34. 177 CDS 3, Nr. 1058 (1302) S. 40 f.; CDS 3, Nr. 1059 a (1316) S. 42; CDS 3, Nr. 1259 (1330) S. 327; GLA Abt. 65/439, Catalogus Abbatum et Religiosorum in Salem, fol. IV (1425): Beispiele für Mönche als Kaufleute. 17. Siehe z. B. CDS 1, Nr. 366 (1262) S. 405; CDS 2, Nr. 515 (1274) S. 119; CDS 2, Nr. 543 (1276) S. 147; CDS 3, Nr. 1118 a (1317) S. 149. 179 CDS 2, Nr. 521 (1274) S. 125; CDS 2, Nr. 681 (1285) S. 305; möglicherweise entwickelte sich hieraus der "submercator", vgl. GLA Abt. 67/1471, Verburgenbuch 14201446. 180 CDS 3, Nr. 1165 a (1371) S. 195. 172
173
2. Salem
93
Art beteiligt, die sämtlich der Mehrung und Wahrung des Klosterbesitzes oder der Verteidigung Salemer Rechte und Ansprüche dienten. Bei Kauf, Tausch oder anderen Formen der Eigentumsübertragung wie auch beim Rechtsstreit traten - abgesehen vom Cellerar - keine Amtsträger so häufig in Erscheinung wie die Kaufleute. Die Sach- und Rechtskenntnisse dieser Konversen waren offenbar einer derartigen Verwendung angemessen. Einige Laienbrüder haben als "mercatores" über einen längeren Zeitraum kontinuierlich ihr Kloster in der dargestellten Weise vertreten, so Conrad gen. Girstelinc l81 , Heinrich 182 und Heinrich Hopt l83 • Besondere Aktivität zeigte der Konverse Berthold, der als Kaufmann fast während der gesamten zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts 184 an Entscheidungen und Vertragsschlüssen mitwirkte, die auf vielfältige Weise die Salemer Besitzentwicklung beeinflußten. Seine intensive Reisetätigkeit ist offensichtlich; an zahlreichen Orten innerhalb des Salemer Interessenbereiches war er bei mindestens 60 Rechtsgeschäften nachweisbar tätig. Meist handelte es sich hierbei um Käufe 185 oder andere Formen des Besitzerwerbs l86 , aber auch um Vertragsschlüsse l87 , Schadensregulierungen 188 , Streitschlichtungen 189 und sonstige Regelungen 190. 181 Z. B. CDS 2, Nr. 484 (1273, Ehingen) S. 81; CDS 2, Nr. 499 (1273, Pfullendorf) S. 100; CDS 2, Nr. 504 (1273, Gundelfingen) S. 104; CDS 2, Nr. 521 (1274, Ertingen) S. 125; CDS 2, Nr. 538 (1275, Salem) S. 141; CDS 2, Nr. 545 (1276, Meersburg) S. 148. 182 Z. B. CDS 3, Nr. 1129 a (1312, Stockach) S. 159; CDS 3, Nr. 1165 (1315, Überlingen) S. 195; CDS 3, Nr. 1146 d (1316, Salem) S. 173; CDS 3, Nr. 1115 b (1317, Saulgau) S. 145; CDS 3, Nr. 1185 (1317, Überlingen) S. 239; CDS 3, Nr. 1199(1318, Saulgau) S. 258; CDS 3, Nr. 1217 (1323, Ostrach) S. 289; CDS 3, Nr. 1213 g (1324, Pfullendorf) S. 284. 18.\ Wohl nicht identisch mit dem vorgenannten Laienbruder Heinrich; z. B. CDS 3, Nr. 1238 (1327, Salem) S. 310; CDS 3, Nr. 1048 d (1330, Heiligenberg) S. 21; CDS 3, Nr. 1167 h (1335, Ravensburg) S. 201; CDS 3, Nr. 1074 t (1341, Schattbuch) S. 79. 184 Dabei wird vorausgesetzt, daß es sich tatsächlich stets um dieselbe Person handelt. Im anderen Fall, der unwahrscheinlich ist, würde die hier vorgenommene Charakterisierung des Amtes nicht berührt. 18S Z. B. CDS 1, Nr. 331 (1257, Konstanz) S. 371; CDS 1, Nr. 332 (1257, Gotrlieben) S. 372; CDS 2, Nr. 455 (1270, Salem) S. 39; CDS 2, Nr. 461 (1270, Konstanz) S. 47; CDS 2, Nr. 489 (1273, Überlingen) S. 86; CDS 2, Nr. 499 (1273, Pfullendorf) S. 99; CDS 2, Nr. 542 (1276, Ravensburg) S. 145; CDS 2, Nr. 669 (1284, Salem) S. 291; CDS 2, Nr. 812 (1291, Konstanz) S. 409. 186 Z. B. CDS 1, Nr. 233 (1246, Markdorf) S. 262: "Bertholdus conversus, mercator c1austri de Salem"; CDS 1, Nr. 274 (1251, Überlingen) S. 309; CDS 1, Nr. 381 (1263, Salem) S. 426; CDS 2, Nr. 435 (1267, Überlingen) S. 17; CDS 2, Nr. 454 (1270, Konstanz) S. 38; CDS 2, Nr. 681 (1285, Salem) S. 305; CDS 2, Nr. 746 (1288, Überlingen) S. 353; CDS 2, Nr. 795 (1290, Nellenburg) S. 395; CDS 2, Nr. 822 (1291, Uhldingen) S. 416. 187 Z. B. mit Überlinger Bürgern: CDS 1, Nr. 275 (1251, Überlingen) S. 310. 188 Z. B. CDS 1, Nr. 317 (1256, Konstanz) S. 355. 189 Z. B. CDS 2, Nr. 446 (1269, Meersburg) S. 29; CDS 2, Nr. 468 (1271, Überlingen) S.59. 190 Z. B. CDS 2, Nr. 592 (1278, Konstanz) S. 212; CDS 2, Nr. 653 (1283, Markdorf) S.274.
94
III. Die Konversen in ausgewählten Zisterzienserklöstern
Der häufige und vielseitige Einsatz dieses Kaufmanns weist auf die große Bedeutung des Amtes innerhalb der Salemer Klosterverwaltung hin. Die Verwendung von Konversen in diesem Aufgabenbereich bis in das 14. Jahrhundert zeigt, daß in jener Gruppe Personen vorhanden waren, welche die Qualifikation für die ökonomisch wichtigsten Klosterämter besaßen. 3. Pforte Burggraf Bruno im Pleißengau (Altenburger Osterland) und Bischof Udo von Naumburg waren die Gründer des ursprünglich 1132 gestifteten und nach mißglückten Anfängen in Schmölln (südlich von Altenburg) schließlich bei Naumburg im Saaletal (heute Bad Kösen) zwischen 1137 und 1140 errichteten Klosters, das als Tochter der Harzabtei Walkenried am neuen Ort den Namen PortalPforte führte l9l • Die Niederlassung erreichte aus bescheidenen Anfängen einen starken wirtschaftlichen Aufstieg; neben Ackerbau und Viehzucht wurden besonders Obst- und Weinbau mit Erfolg betrieben l92 • Nach der Aufhebung des Klosters im Jahre 1540 wurde der Ort zum Sitz jener Landesschule, die unter dem Namen Schulpforte Berühmtheit erlangte 19 3. Unsere Kenntnis von den Tätigkeiten der Konversen in Pforte schöpfen wir aus dem vierbändigen Urkundenbuch, das vor allem auf zwei großen Urkundensammlungen fußt, die sich im Archiv Schulpforte befinden 194. Das Material ist gegenüber demjenigen aus den Klöstern Altenberg und Salem von deutlich geringerem Umfang, doch bewegt sich die Zahl der hieraus zu ermittelnden Konversen etwa in der Höhe der Altenberger Ergebnisse. Ihren größten Wert erreichte sie in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, und sie war selbst bis gegen 1350 noch beachtlich. Nach diesem Zeitpunkt setzte offenbar auch in Pforte ein deutlicher Rückgang der Konversen-Zahl ein, die wohl bis zur Aufhebung des Klosters auf einem konstant niedrigen Niveau blieb l95 • 191 Zur Gründung des Klosters und anderen Aspekten seiner Geschichte: Robert Pahncke. Schulpforte. Geschichte des Zisterzienserklosters Pforte (Leipzig 1956); zur Wirtschaft Pfortes: Theoderich Rössler. Wirtschaftliches aus dem Vrkundenbuch von Pforta, in: Cistercienser-Chronik 43 (1931) S. 317-323; zu den Klosterbauten: A. Holtmeyer. Ci sterzienserkirchen Thüringens. Ein Beitrag zur Kenntnis der Ordensbauweise (Beiträge zur Kunstgeschichte Thüringens 1, Jena 1906) S. 82 H. 192 Rössler. S. 320 H.; Pahncke. S. 138 H. 193 Pahncke. S. 172 ff. 194 Vrkundenbuch des Klosters Pforte, bearb. von Paul Boehme. 1,1: 1132 bis 1300 (Halle 1893); 1,2: 1301 bis 1350 (Halle 1904); 2,1: 1351 bis 1500 (Halle 1909); 2,2: 1501 bis 1543 (Halle 1915 - Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete 33 und 34); hierzu Pahncke. S. 16 H. 19.1 Die Werte für 1515: 42 Mönche, 7 Konversen; VB Pforte 2, Nr. 572 (1515) S. 416.
3. Pforte
95
Die Herkunft der Laienbrüder ist nur in den seltensten Fällen zu erkennen, vornehmlich bei jenen Konversen, die bei ihrem Eintritt oder zu anderen Zei ten dem Kloster Güter selbst übergaben oder zukommen ließen 196. Hierzu gehörte Heinrich von Liebenstedt 197, der zugleich ein besonders aktiver Konverse war und bei seinen zahlreichen Bemühungen um des Klosters Besitz auch die eigene Familie einbezog l98 . Von der Arbeit der Konversen in Handwerksberufen berichten die Quellen nur wenig, wahrscheinlich in deutlichem Gegensatz zur tatsächlichen Verbreitung solcher Beschäftigung. Aus dem 13. Jahrhundert sind nur Weber und deren Meister bekannt l99 , aus dem 14. Jahrhundert auch Schuhmacher 200 und Schmiede201 , die als Meister im Auftrag von Abt und Konvent in Eigentumsfragen tätig wurden. So erhielt der Konverse Heinrich als "Schuhmeister" im Jahre 1378 vom Moritzkloster bei Naumburg einen Acker gegen die Verpflichtung, dem Propst dieses Klosters jährlich zwei Filzschuhe oder sechs Schillinge Pfennige zu geben 202 . Offenbar war er Vorsteher eines Amtes, das über eigenes Vermögen verfügte. Inwieweit andere Klosterämter von Konversen verwaltet wurden, ist nicht immer deutlich zu erkennen, so bei dem für den Weinbau zuständigen "magister vini"203 und dem Aufseher über die Saalebrücke in Wenzendorf (Kösen), der den Titel "magister pontis" führte 204 . Sicher ist indessen, daß Laienbrüder mit den Aufgaben des "magister hospitum"205, des "infirmarius"206 und des "adiutor cellerarii"207 betraut wurden. Letzterer vertrat den Cellerar bei Rechtsgeschäften im Auftrag und mit Vollmacht seines Klosters 208. Auch in Pforte haben Konversen, ohne daß ein Namenszusatz auf ein Amt hinweisen würde, sich eifrig um klösterliche Rechte und Vermögenswerte Z. B. UB Pforte 1, Nr. 394 (1304) S. 375. UB Pforte 1, Nr. 184 (1265) S. 197. I" UB Pforte 1, Nr. 188 (1266) S. 201 f. I" UB Pforte 1, Nr. 185 (1265) S. 199; UB Pforte 1, Nr. 243 (1273) S. 248; UB Pforte 1, Nr. 248 (1274-80) S. 252. 200 UB Pforte 2, Nr. 116 (1378) S. 85. 201 UB Pforte 2, Nr. 124 (1382) S. 89 f. 202 UB Pforte 2, Nr. 116 (1378) S. 85. 20.1 Pahncke, S. 166, der jedoch bei der Unterscheidung von Mönchen und Konversen in höchstem Grade unzuverlässig ist (siehe ebd., S. 12). 204 UB Pforte 1, Nr. 296 (1291) S. 291; Pahncke, S. 36 f. Diese Brücke stellte ein Wirtschaftsunternehmen des Klosters dar. 20.\ Gastmeister: UB Pforte 1, Nr. 133 (1251) S. 156; UB Pforte 1, Nr. 134 (1252) S. 156; UB Pforte 1, Nr. 185 (1265) S. 199. 206 Krankenmeister: UB Pforte 1, Nr. 222 (1270) S. 23I. 207 Cellerar-Gehilfe: UB Pforte 1, Nr. 130 (1250) S. 154; UB Pforte 1, Nr. 195 (1267) S. 209 f. 20. Siehe UB Pforte 1, Nr. 195 (1267) S. 209 f.: der Konverse Werner (als Vertreter des Cellerars), Hcui ex parte prefate Portensis ecclesie negocium est commissum" (ebd., S. 210). 196
1.7
96
III. Die Konversen in ausgewählten Zisterzienserklöstern
bemüht, so Busso, der zwischen 1315 und 1324 in 13 Fällen in Erscheinung trat 209 • Sie repräsentierten die Abtei bei der Schlichtung von Besitzstreit 21O , kauften 211 oder beteiligten sich auf andere Weise am Erwerb von Klostereigentum 212 • Mit besonderer Deutlichkeit wird in Pforte die Aktivität der Grangienmeister sichtbar, aber auch diejenige anderer Amtsträger auf den Ackerhöfen. Sie alle betätigten sich nachhaltig an der Arrondierung der zu ihren Höfen gehörenden Ländereien, die eine wesentliche Voraussetzung für eine effektive Bearbeitung im Eigenbau war. Beim planmäßigen Vorgehen in diesem Sinne wurden Orts- und Sachkenntnis der jeweiligen Grangienmeister und ihrer Mitarbeiter genutzt. Vom Hof in Hechendorf ist eine Reihe von Grangienmeistern bekannt; Albert 213 , Otto Bawarus 21 4, Rudolf 215 und Alexander 216 kauften und tauschten in beträchtlichem Umfang. Auch im Jahre 1327 war der Posten offensichtlich noch mit einem Konversen besetzt; Hermann de Bozeleyben tauschte als "rector curiae" mit den Grafen von Orlamünde eine der Grangie benachbarte Mühle gegen drei zinsende Höfe 217 • Solche und ähnliche Aktivitäten sind auch von Laienbrüdern überliefert, die den Grangien Mertendorf 218 , Osforte 219 und Wallichen 220 vorstanden. Der Konverse Albert leitete die Grangie Borsendorf, die zu den bedeutendsten Besitzungen Pfortes zählte. An ihrem Ausbau um die Mitte des 13. Jahrhunderts hatte er einen großen Anteil. Dabei wurde er von weiteren Mitarbeitern unterstützt. Als im Jahre 1239 Walter von Gleissberg dem Kloster eine Insel und eine Mühle bei dem der Grangie benachbarten Dornburg übertrug, geschah dies zu Händen ("in manus") dreier Konversen jenes 209 UB Pforre 1, Nr. 455 (1315), Nr. 456 (1315), Nr. 457 (1315), Nr. 458 (1315), Nr. 466 (1316), Nr. 467 (1316), Nr. 468 (1317), Nr. 476 (1318), Nr. 479 (1318), Nr. 481 (1319), Nr. 508 (1322), Nr. 509 (1322), Nr. 514 (1324). 210 UB Pforte 1, Nr. 110 (1237) S. 136: der Konverse Heinrich als einziger Vertreter Pfortes; UB Pforte 1, Nr. 250 (1274) S. 254: der Konverse Werner als "arbiter" bei einem Vergleich. 211 UB Pforte 1, Nr. 192 (1266) S. 205 f.; UB Pforte 1, Nr. 205 (1268) S. 216. 212 UB Pforte 1, Nr. 92-94 (1226) S. 120 ff.; UB Pforte 1, Nr. 169 (1260) S. 187; UB Pforte 1, Nr. 171 (1261) S. 188. 213 Z. B. UB Pforte 1, Nr. 123 (1249) S. 147; UB Pforte 1, Nr. 147 (1255) S. 170. 214 Z. B. UB Pforte 1, Nr. 195 (1267) S. 209 f. 215 UB Pforte 1, Nr. 222 (1270) S. 231; UB Pforte 1, Nr. 225 (1271) S. 232 f. 216 UB Pforte 1, Nr. 329 (1297) S. 315; UB Pforre 1, Nr. 337 (1299) S. 323; UB Pforte 1, Nr. 393 (1304) S. 374 f. 217 UB Pforte 1, Nr. 528 (1327) S. 486. 218 UB Pforte 1, Nr. 130 (1250) S. 154; UB Pforte 1, Nr. 133 (1251) S. 156. 219 UB Pforte 1, Nr. 134 (1252) S. 156; UB Pforte 1, Nr. 147 (1255) S. 170; UB Pforte 1, Nr. 542 (1328) S. 499. 220 UB Pforte 1, Nr. 213 (1269) S. 224.
3. Pforte
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Hofes: des Meisters Albert, des Hirten Heinrich und des Wagenmeisters Heinrich 221 • Der Letztgenannte vertrat das Kloster auch bei der Übergabe eines Leibeigenen, die auf Bitten des Borsendorfer Grangienmeisters Albert geschah 222 • Spätere Leiter dieses Hofes sind nicht im gleichen Umfang, aber doch mit der Zuständigkeit für ihren Bereich überliefert. Wikardus nahm "vice abbatis et ecclesie Portensis" 23 Morgen Wald in der Gegend von Borsendorf als Pfand entgegen 22 J, und der Konverse Friedrich vollzog einen schiedsrichterlichen Spruch über Güter im Umkreis seines Hofes 224 • Auch der Grangie Gernstedt standen aktive Konversen als Meister vor: Theodericus 225 , Johannes 226 , Heinrich de Kutzeleyben 227 und selbst noch im 16. Jahrhundert Hans Hammer 228 • Zugleich haben dort ebenfalls weitere Laienbrüder, die Amtsträger auf dem Hofe waren, bei verschiedenen Rechtsakten mitgewirkt. Der Hirte Merboto spielte bei einem Kauf im Jahre 1275 eine wesentliche Rolle 229 ; Johannes, der als "horrearius" wohl für Scheunen und Speicher zuständig war, wurde auch an Besitzerwerbungen beteiligt 230 • Zu den wichtigsten Außenstellen der Klosterwirtschaft Pfortes gehörte die Grangie Vehra im oberen Unstruttal, die ihre Produkte überwiegend in den klösterlichen Stadthof im etwa 20 Kilometer südlich gelegenen Erfurt lieferte 231 • Ein solch enger ökonomischer Verbund drückte sich auch im gemeinsamen Vorgehen bei der Hofmeister aus 232 • Im 13. und 14. Jahrhundert wurde Vehra von Konversen geleitet, die ihres Hofes Grundbesitz durch Kauf und Tausch beträchtlich erweiterten. Vor allem die Grangienmeister Heinrich 233 und Conrad Ysenhut 234 traten hierbei in Erscheinung. Daneben waren an diesen Bemühungen auch andere Konversen des Hofes beteiligt. Zusammen mit dem Grangienmeister tauschte ein "magister aratrorum" 121 UB Pforte 1, Nr. 114 (1239) S. 140: "in manus fratrum Alberti magistri, Heinrici opilionis et Heinrici magistri curruum in Borsendorf" . m UB Pforte 1, Nr. 157 (1257) S. 178. m UB Pforte 1, Nr. 239 (1272) S. 245 f. 224 UB Pforte 1, Nr. 340 (1299) S. 325 f. 22S UB Pforte 1, Nr. 130 (1250) S. 154. 226 Z. B. UB Pforte 1, Nr. 235 (1272) S. 242; UB Pforte 1, Nr. 260 (1277) S. 263; UB Pforte 1, Nr. 309 (1293) S. 301 f. 227 Z. B. UB Pforte 1, Nr. 466 (1316) S. 434; UB Pforte 1, Nr. 476 (1318) S. 442; UB Pforte 1, Nr. 481 (1319) S. 447. m UB Pforte 2, Nr. 751 (1535) S. 541. 229 UB Pforte 1, Nr. 254 (1275) S. 258. 2.10 UB Pforte 1, Nr. 466 (1316) S. 434; UB Pforte 1, Nr. 481 (1319) S. 447. BI Pahncke. S. 151. 212 UB Pforte 2, Nr. 3 (1351) S. 3; UB Pforte 2, Nr. 352 (1482) S. 265 f. 2J3 Z. B. UB Pforte 1, Nr. 148 (1255) S. 171; UB Pforte 1, Nr. 154 (1257) S. 176; UB Pforte 1, Nr. 173 (1263) S. 190. m Z. B. UB Pforte 1, Nr. 512 (1323) S. 474; UB Pforte 1, Nr. 519 (1324) S. 479; UB Pforte 1, Nr. 522 (1325) S. 481; UB Pforte 1, Nr. 542 (1328) S. 499.
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III. Die Konversen in ausgewählten Zisterzienserklöstern
Äcker 235 ; ein Hirte oder Schäfer ("opilio") erwarb Ländereien 2J6 • Friedrich, als "opilio" im Jahre 1316 gemeinsam mit dem Hofmeister in Besitzangelegenheiten tätig 237 , wurde zwar Jahre später als "magister pecorum" vom Abt von Hersfeld als Streitgegner um Äcker bei Vehra betrachtet 238 • Die Grangie besaß auch einen "cellarius", dem vielleicht die Vorratshaltung oblag 239 , der aber auch an Rechtsgeschäften mitwirkte 240 • Deutlicher als die Überlieferung anderer Zisterzienserklöster gewähren die Urkunden Pfortes Einblick in die Organisation und personelle Ausstattung der (großen) klösterlichen Grangien. Dort war offenbar eine Leitungsgruppe von Konversen vorhanden, die einzelnen "Abteilungen" des Betriebes vorstanden: Ställe/Vieh, Wagen/Geräte, Scheunen/Speicher. Ihre Aufgaben erschöpften sich aber nicht in der Sorge um den anvertrauten Bereich; zusammen mit dem Grangienmeister oder mit speziellem Auftrag trieben sie die Besitzentwicklung ihres Hofes voran. Unter der höchsten Verantwortung des Cellerars waren somit bis in das 14. Jahrhundert Leitung und Entwicklung der Grangien in jeder Hinsicht den Konversen anvertraut und daher von den Fähigkeiten dieser Personen abhängig. 4. Himmerod Auch Himmerod ist eine der älteren Gründungen des Zisterzienserordens auf deutschem Boden. Das Tochterkloster von Clairvaux fand - nach der Ankunft des Gründerkonventes in Trier im Jahre 1134 und mehrmaligem Umzug - seinen endgültigen Platz im Salmtal in der Eifel, nicht weit von Wittlieh entfernt 241 • Im Jahre 1138 wurde das neue Kloster von seinem Stifter, Erzbischof Albero von Trier, geweiht und mit reichem Grundbesitz bedacht 242 • Es erhielt den Namen "Claustrum" neben den erst seit dem Ende des 12. Jahrhunderts die Ortsbezeichnung "Himmerod" mit zahlreichen Abwandl ungen trat 243 • UB Pforte 1, Nr. 336 (1299) S. 322; er war wohl für die Geräte des Hofes zuständig. UB Pforte 1, Nr. 343 (1300) S. 328; UB Pforre 1, Nr. 349 (1301) S. 343; UB Pforte 1, Nr. 4611 (1315) S. 429. 2.\7 UB Pforte 1, Nr. 463 (1316) S. 431. H8 UB Pforte 1, Nr. 480 (1318) S. 445. 239 Der Begriff kann auch auf die Funktion des Kellermeisters im Weinbau hinweisen. 240 UB Pforte 1, Nr. 471 (1317) S. 438; UB Pforte 1, Nr. 472 (1317) S.439. 241 Zwischen Eisenschmitt und Großlittgen, Kreis Bernkastel-Wittlich, Rheinland-Pfalz. 142 Zum Gründungsvorgang: A. Schneider. Himmerod im Spätmittelalter, S. 1 f.; Storch. S. 15 f.; zur Gründungsausstattung z. B. }. Lager. Die Besitzungen der Cisterzienserabtei Himmerod in der Stadt Trier und deren Umgebung, in: Trierisches Archiv 6 (1902) S. 51-82, 7 (1904) S. 33-61. hier Bd. 6, S. 55 f. W A. Schneider. Himmerod im Spätmittelalter, S. 2. l3.I
136
4. Himmerod
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Die Quellenlage zur wirtschaftlichen Entwicklung und internen Aufgabenverteilung ist für Himmerod weniger günstig. Ein Urkundenbuch mit dem Bestand der Abtei ist nicht vorhanden. Das Urkundenbuch zur Geschichte der ... mittelrheinischen Territorien 244 schließt bereits mit dem Jahr 1259 ab, und auch die Mittelrheinischen Regesten 245 reichen nicht über 1300 hinaus. Beide Sammlungen sowie das Urkundenbuch zur Geschichte der Bischöfe von Speyer 246 , das Belege über die pfälzischen Besitzungen Himmerods enthält, hat earl Wilkes in seiner Darstellung über Himmerod im 12. und 13. Jahrhundert l47 ausgewertet, während Ambrosius Schneider in seiner Arbeit über die Abtei im Spätmittelalter 248 ungedrucktes Material aus dem Koblenzer Staatsarchiv, der Trierer Stadtbibliothek und einer Vielzahl weiterer Sammlungen erschlossen hat. Da aus den ersten Jahrhunderten der Himmeroder Klostergeschichte keine Konversen-Listen vorliegen, kann ihre Zahl nicht ermittelt, sondern nur vorsichtig geschätzt werden. Einen Anhaltspunkt gibt es für das Jahr 1224, als der visitierende Vater abt die Höchstzahl der Klosterpersonen auf 60 Mönche und 200 Konversen festlegte 249 • Sollte diese Zahl wirklich erreicht worden sein, so ist sie in Beziehung zu den mindestens zehn großen Grangien, den 36 Höfen in Stadt und Land sowie den klösterlichen Handwerksbetrieben 250 zu setzen. Dabei wird deutlich, daß die Gruppe der Laienbrüder selbst zur. Zeit ihrer maximalen Stärke wohl zur. Anleitung und Beaufsichtigung von Arbeitskräften sowie zur. Führung der landwirtschaftlichen und sonstigen Höfe, nicht aber zur Ausführung der Arbeit in allen 144 Urkundenbuch zur Geschichte der jetzt die Preussischen Regierungsbezirke Coblenz und Trier bildenden mittelrheinischen Territorien (von den ältesten Zeiten bis 1260) 1 und 2, bearb. von H. Beyer. L. Eltester und A. Goerz (Koblenz 1860, 1865); 3, bearb. von L. Eltester und A. Goerz (Koblenz 1874). 14.1 Mittelrheinische Regesten oder chronologische Zusammenstellung des QuellenMaterials für die Geschichte der Territorien der bei den Regierungsbezirke Coblenz und Trier in kurzen Auszügen (vom 6. Jh. -1300), hg. von Adam Goerz, 1 (Koblenz 1876), 2 (Koblenz 1879), 3 (Koblenz 1881),4 (Koblenz 1886). 14~ Urkunden buch zur Geschichte der Bischöfe von Speyer, bearb. von F. Remling, 2 Bde. (Mainz 1852-53, ND Aalen 1970). 147 Carl Wilkes, Die Zisterzienserabtei Himmerode im 12. und 13. Jahrhundert (Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und des Benediktinerordens 12, Münster 1924). 14K Ambrosius Schneider, Die Cistercienserabtei Himmerod im Spätmittelalter (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 1; Himmerod, Speyer 1954); zur Geschichte des Klosters auch: ders., Cistercienserabtei Himmerod 1138-1938: Kurze Abhandlung über das Werden und Wirken der Abtei (Himmerod, Trier 1938); ders .• Die Cistercienserabtei Himmerod von der Renaissance bis zur Auflösung, 1511-1802 (Köln 1976); Augustinlls Thiele, Echternach und Himmerod - Beispiele benediktinischer und zisterziensischer Wirtschaftsführung im 12. und 13. Jahrhundert (Forschungen zur Sozialund Wirtschaftsgeschichte 7, Stuttgart 1964); Werner Storch, Klosterhof Siebenborn Beiträge zur Geschichte eines Wirtschaftshofes der Cistercienserabtei Himmerod (Langenberg 1958, Mschr.). 149 Wilkes, S. 49. 150 A. Schneider, Himmerod 1138-1938, S. 53; Storch. S. 39.
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111. Die Konversen in ausgewählten Zisterzienserklöstern
Betriebsteilen ausreichen konnte. Bestätigt wird das durch jene Werte, die für den Hof Winterbach überliefert sind; dort waren im Jahre 1228 vier Konversen und neun Knechte beschäftigt 251 . Für den Zeitraum bis 1300 beträgt die Zahl der urkundlich erwähnten Konversen (nach Wilkes) 33 252 , während A. Schneider von 1297 bis gegen 1500 weitere 52 Laienbrüder nachweisen konnte 253 . In Übereinstimmung mit anderen Klöstern wird die Konversenzahl vielleicht auch in Himmerod um 1400 ihren niedrigsten Stand erreicht haben. Für den Zeitraum von 1297 bis 1350 hat Schneider sechzehn Laienbrüder ermittelt, wobei die Hofmeister unter ihnen eindeutig dominierten, denn zwölf leiteten die Grangien Siebenborn, Gelsdorf, Neuhofen, Failz, Miesenheim, Rohr, Kesten und Rheinbachweiler. In den folgenden 100 Jahren sind nur sechs Konversen urkundlich belegt, davon drei als Grangienmeister in Miesenheim und Haardt. Zwischen 1450 und 1500 sind wieder 30 Laienbrüder nachgewiesen, aber Hofmeister befinden sich kaum mehr unter ihnen. Bemerkenswert ist der Anteil jener Konversen, die aus höherem oder niederem Adel stammten 254 . Unter ihnen befanden sich der "dominus" Arnold von Braunshorn (1234/35 eingetreten)255, Graf Hermann III. von Virneburg (um 1238)256 sowie die Ritter Paynus von Gilsdorf (vor 1273)257, Gerlach von Rheinbachweiler (um 1265)258 und Heinrich von Dudenhofen 259 . Sie alle - und gewiß nicht nur sie - brachten bei ihrem Eintritt zum Teil erheblichen Besitz mit. Arnold von Braunshorn schenkte dem Kloster vor seiner Aufnahme Weingärten und ein Haus 260 , Graf Hermann von Virneburg Grundstücke 261 , Ritter Paynus von Gilsdorf seinen gesamten Besitz 262 . Berücksichtigt man ferner, daß die Abtei auch bei der Erbberechtigung eines ihrer Laienbrüder dessen Erbteil verlangte, welches dann von anderen erbberechtigten Verwandten abzuführen war 26 J, dann erkennt man deutlich, 251 Mittelrhein. UB 3, Nr. 347 (1228) S. 279. m Wilkes, S. 49. 2.11 A. Schneider, Himmerod im Spätmittelalter, S. 150 und Anhang 11 b (S. 221 f.). 214 Wilkes, S. 47; A. Schneider, Himmerod im Spätmittelalter, S. 150 f. Verwiesen wird auf N. Heesius, Manipulus rerum memorabilium Claustri Hemmenrodensis ... (Köln 1641) sowie Browerl Masen, Metropolis ecclesiae Trevericae, ed. ehr. v. Stramberg (Koblenz 1855/56). 255 Mittelrhein. UB 3, Nr. 499 (1234/35) S. 387 f. 256 Mittelrhein. UB 3, Nr. 635 (1238) S. 483 f. 217 Mittelrhein. Reg. 3, Nr. 2847 (1273) S. 646 f. 2.18 Mittelrhein. Reg. 3, Nr. 2081 (1265) S. 469. 2.19 Wilkes, S. 165. 260 Mittelrhein. UB 3, Nr. 499 (1234/35) S. 387 f. 261 Mittelrhein. UB 3, Nr. 634 f. (1238) S. 483 f. 262 Mittelrhein. Reg. 3, Nr. 2847 (1273) S. 646 f.
4. Himmerod
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welche materiellen Güter über die Konversen in das Klostereigentum übergingen. Um sich auch bei Widerständen - solche waren gewiß von den Verwandten zu erwarten - den Besitzzuwachs zu sichern, ließ sich Himmerod im Jahre 1246 von Papst Innozenz IV. das klösterliche Verfügungsrecht über das vollständige Vermögen seiner Laienbrüder bestätigen. Damit erhielt die Abtei die Möglichkeit, Güter ihrer Konversen auch von außerhalb einzuziehen 264 • Es hat somit den Anschein, als würde vom eintretenden Laienbruder eine "Schenkung" oder "Mitgift" geradezu erwartet, wenn nicht sogar verlangt. Auf die Zusammensetzung dieser Gruppe konnte dies nicht ohne Folgen bleiben. Im 14. Jahrhundert wurde einigen Konversen erlaubt, auch nach ihrem Eintritt ins Kloster Eigentum zu erwerben oder Schenkungen entgegenzunehmen. Unter ihnen sind Besitzer von Weinbergen nachzuweisen 265 • Auch hier bot sich dem Kloster eine Erwerbsmöglichkeit, da mancher Schenker sein Gut nach dem Tode des Laienbruders der Abtei zuwandte. So erhielt der Konverse Nikolaus 1347 zwei Weinberge zum Geschenk, die nach seinem Tode an das Krankenhaus des Klosters fallen sollten 266 • Nicht nur auf dem häufigen Vermögenszuwachs durch ihren Eintritt beruhte die große Wertschätzung, deren sich die Himmeroder Konversen erfreuten. Ihre Leistung in vielen Bereichen war wichtig genug 267 , um jede Mißachtung oder gar Schädigung dieser Helfer auszuschalten. Als einige von ihnen, die wohl auf den pfälzischen Besitzungen der Abtei tätig waren, erkrankten und im Infirmarium der Oden wälder Zisterze Schönau nicht die gebührende Behandlung fanden, setzte sich der Abt von Himmerod vor dem Generalkapitel energisch für seine wertvollen Mitarbeiter ein 268 • Himmerod besaß unter seinen Konversen recht tüchtige Handwerker, deren Erzeugnisse sehr geschätzt wurden 269 • Während bei den "forestarii" , die das Baumfällen in den Klosterwaldungen überwachten und unbefugte Holzentnahme verhinderten, nicht sicher ist, ob sie aus der Gruppe der Konversen stammten 270 , sind Laienbrüder als Schweinezüchter 271 , WeberVgl. Mittelrhein. Reg. 3, Nr. 2081 (1265) S. 469. Mittelrhein. Reg. 3, Nr. 513 (19. 12. 1246) S. 116. 265 A. Schneider, Himmerod im Spätmittelalter, S. 155 (1350); ebd., S. 155, Anm. 23 f. (1317, 1360). 263
264
266
Ebd., S. 154, Anm. 15.
Thiele, S. 69. 26~ Star. 1226: 16 = Can. 2, 50 f.; Meinrad Schaab, Die Zisterzienserabtei Schön au im Odenwald (HeideIberger Veröffentlichungen zur Landesgeschichte und Landeskunde 8, HeideI berg 1963) S. 51. 267
269
270 271
Thiele. S. 122.
Wilkes, S. 52; A. Schneider, Himmerod im Spätmittelalter, S. 122 f. Mittelrhein. UB 3, Nr. 439 (1231) S. 345 H.; ebd., Nr. 516 (1234) S. 401 f.
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III. Die Konversen in ausgewählten Zisterzienserklöstern
meister 272 und Leiter der Walkmühle (molendinarius)273 nachgewiesen. Die Tuchherstellung, die ein begehrtes Handelsprodukt lieferte, stand noch im 15. Jahrhundert unter der Leitung eines Konversen 274 . Dienstleistungen, die Himmerod für die Bevölkerung der Umgebung als Folge von Vertrag oder Vergleich ausführen mußte, wurden mit Hilfe der Konversen und ihrer Fähigkeiten als Baumeister erfüllt. So hatte man sich 1194 verpflichten müssen, den Bauern von Maring eine Brücke zu bauen 275 ; im Jahre 1272 wurde der Gemeinde Mutterstadt (Rheinpfalz) nach einem Streit zwischen ihr und der Grangie Neuhofen dieselbe Leistung versprochen 276 • Um einen Platz am dortigen Stadthof und die Freiheit der Weinlese zu erhalten, baute Himmerod 1229 der Gemeinde Zell ein Stadttor. Hier ist Johannes Steinmetz (lapicida) als einer der beteiligten Laienbrüder namentlich bekannt 277 • Schließlich mußte, als Folge eines Vergleichs, der Gemeinde Altrich ein Beinhaus errichtet werden 278 . In Kontakt mit der Umwelt ihres Klosters, besonders mit den Städten und deren Bewohnern gerieten die Konversen auch durch ihre Beteiligung am umfangreichen Himmeroder Handel 279 . Besonders der Absatz des in großer Menge produzierten Weines führte die Laienbrüder bis in die Städte Flanderns 280 , doch wurden sie offenbar allgemein beim Warentransport und der Abwicklung von Geschäften eingesetzt281 . Aus dem 14. Jahrhundert ist ein Konverse bekannt, der in Brabant Salz einkaufte, das er dann auf einem Wagen des Klosters nach Himmerod brachte282 . Auch an anderen Käufen waren sie beteiligt; einer aus ihren Reihen führte nach einem Besitzerwerb vom Kloster St. Trond regelmäßige Zahlungen zu den vereinbarten Terminen durch 283 . Die wichtigste den Konversen anvertraute Aufgabe war wohl auch in Himmerod die Leitung der Grangien. Selbst bei abnehmender Zahl der Laienbrüder bemühte sich das Kloster, die wichtigsten Höfe in Eigenwirtzn A. Schneider. Himmerod im Spätmittelalter, Anhang 11 b, Nr. 22 (1421) S. 221. A. Schneider. Himmerod im Spätmittelalter, Anhang 11 b, Nr. 2 (1303, 1317) S. 221. 27. A. Schneider, Himmerod im Spätmittelalter, S. 127. 27S Mittelrhein. UB 2, Nr. 138 (1194) S. 180 f. 276 UB Speyer 1, Nr. 362 (1272) S. 329 f. 277 Mittelrhein. UB 3, Nr. 376 (1229) S. 301. 278 Mittelrhein. UB 3, Nr. 187 (1222) S. 160 f. 279 Zur Handels- und Zollpolitik des Klosters: Knut Schu/z, Fernhandel und Zollpolitik großer rheinischer Zisterzen, in: Zisterzienser-Studien 4 (Studien zur Europäischen Geschichte 14, Berlin 1979) S. 29-59, hier S. 38-48. 280 Schuh, Fernhandel, S. 42; Storch. S. 41. 281 Schuh. Fernhandel, S. 45. 282 A. Schneider, Himmerod im Spätmittelalter, S. 127, Anm. 17. 283 Mittelrhein. Reg. 3, Nr. 1956 (1264) S. 440; ebd., Nr. 1961 (1264) S. 441; ebd., Nr. 2042 (1265) S. 459; vgl. auch Schuh. Fernhandel, S. 39. 273
4. Himmerod
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schaft zu bearbeiten 28 4, wenn auch hierfür seit dem 14. Jahrhundert in steigendem Maße Mönche eingesetzt werden mußten 285 . Waren jedoch qualifizierte Konversen verfügbar, sind sie noch im 15. Jahrhundert als Hofmeister tätig gewesen; belegt sind die magistri grangiarum von Haardt (1402115), Miesenheim (1431), Rohr (1488) und Failz (1491)286. Die Verpachtung von Klosterbesitz wurde schon seit 1228 durchgeführt 287 , weshalb die Grangien zusätzlich oder überwiegend die Funktion von Mittelpunkten lokaler Verwaltungsbereiche und Zinshebestellen übernahmen 288 • Über die Verpachtung von Grangien an Konversen, die eine Sonderform der Eigenwirtschaft darstellte und im 14. und 15. Jahrhundert wohl keine Seltenheit war, ist aus Himmerod Näheres bekannt 289 • Gleich einem Pächter war der Laienbruder vertraglich gebunden; ein unumschränktes Verfügungsrecht besaß er nicht. Von den Erträgen des Hofes mußte er alle laufenden Ausgaben selbst bestreiten und außerdem Abgaben an das Kloster zahlen. Daß sich die Grangienmeister hierfür offenbar besonders eigneten, zeigt die 1421 erfolgte Verpachtung des Hofes in Miesenheim auf zehn Jahre an den Konversen Ludwig, den Leiter dieser Grangie 290 . Die Laienbrüder haben offensichtlich zu allen Zeiten zum Erhalt eigenwirtschaftlicher Betriebsteile beigetragen, auch als dies nur noch mit Schwierigkeiten möglich war. Solche Fähigkeiten wurden auch von Außenstehenden gern in Anspruch genommen. Aus Himmerod sind in dieser Hinsicht zwei Vorkommnisse interessant. Bei der Verpachtung des Hofes Winterbach (1228) sollten auf Wunsch des Pächters, des Erzbischofs Theoderich von Trier, die in der Bewirtschaftung erfahrenen Laienbrüder dort bleiben 291 ; und im erzbischöflichen Gut in Altrich war "frater Theodericus conversus de Himmerode" als "magister" tätig 292 . Für die Himmeroder Klosterwirtschaft waren die Grangienmeister aus dem Konversenstand eine wesentliche Stütze. Eine Versetzung in andere Höfe, die vielleicht der ordnenden Hand eines erfahrenen Magisters bedurften, war möglich. Der Laienbruder Johannes leitete um 1340/50 den Hof in A. Schneider, Himmerod im Spätmittelalter, S. 114. Ebd., S. 77 f. und 187; Wilkes, S. 63; vgl.auch für die späteren Jahrhunderte A. Schneider, Himmerod von der Renaissance bis zur Auflösung, S. 78, 153, 265 H. 286 A. Schneider, Himmerod im Spätmittelalter, Anhang 11 b, S. 221 f. 287 Mittelrhein. UB 3, Nr. 347 (1228) S. 279. 288 Vgl. A. Schneider, Himmerod im Spätmittelalter, S. 77; Wilkes, S. 142. 289 A. Schneider, Himmerod im Spätmittelalter, S. 115. 290 Ebd., Anhang I, Nr. 22, S. 199 f. (Druck von Staatsarchiv Koblenz 96, Nr. 2208, fol. 33 v). 29\ Mittelrhein. UB 3, Nr. 347 (1228) S. 279. m Mittelrhein. UB 3, Nr. 603 (1237) S. 462 f. 28. 285
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III. Die Konversen in ausgewählten Zisterzienserklöstern
Kesten, später jenen in Rheinbachweiler 293 ; Hermann trug zuerst (1488) die Verantwortung für die Grangie Rohr, dann (1491) für den Hof in Failz294 •
In der Grangie Neuhofen stand dem Magister ein Helfer mit der Bezeichnung "submagister" zur Seite 295 • Berücksichtigt man hierzu die schon an anderer Stelle mitgeteilten Hinweise 296 , dann darf nun auf eine häufig praktizierte Aufgabenverteilung in der Führung der Höfe geschlossen werden. In dem ihrer Grangie benachbarten Gebiet, in dem man wohl einen "Zuständigkeitsbereich" erblicken kann, nahmen die Hofmeister Schenkungen entgegen 297 und erwarben mit dem Geld ihres Klosters neuen Besitz 298 , wobei ihre Erfahrung bei der Auswahl der Objekte gewiß nützlich war. Gleiches galt für die mit ihrer Beteiligung arrangierten Tauschgeschäfte 299 • Die Eigenständigkeit der Hofmeister war offenbar noch größer, wenn die Grangie in beträchtlicher Entfernung von der Abtei lag. Himmerod besaß in der Grangie Neuhofen bei Speyer einen derartigen Außenposten. Von ihrem Magister ist nicht nur bekannt, daß er an bischöfliche Ministeriale Geld verlieh 30o , sondern als Vertreter des Abtes von Himmerod ("vices suas gerentern") hatte er auch das Recht, in den Pfarreien, deren Patronatsherrin sein Kloster war, den Glöcknerdienst zu verleihen 301 • Darüber hinaus lagen seine Aufgaben offenbar besonders im Bereich des Handels, lautete doch ein Zollprivileg, in dem Rudolf 1., Pfalzgraf bei Rhein, im Jahre 1294 die Güter des Klosters Himmerod vom Rheinzoll und von den Geleitsgebühren befreite, nicht nur auf diese Abtei, sondern speziell auf die Person des Magisters von Neuhofen 302 • Den Verkauf von Klosterprodukten, die in den pfälzischen Besitzungen Himmerods erzeugt wurden, hat man wohl nicht über das entfernte Kloster, sondern über die verkehrsgünstig gelegene Grangie Neuhofen organisiert, deren Meister damit die Leitung des gesamten pfälzischen Wirtschaftsbereiches Himmerods zufiel.
In ihrem "Amtsbereich" wurden die Hofmeister in Streitfällen als Sachverständige herangezogen. Bei einem Rechtsstreit Himmerods mit dem Deutschen Haus in Trier wegen des von den Gütern des Klosterhofs zu A. Schneider, Himmerod im Spätmittelalrer, Anhang II b, Nr. 15, S. 221. Ebd., Nr. 41, S. 222. 295 Ebd., Nr. 5 und 6, S. 221. 296 So für Grangien von Altenberg und Pforte. 297 Mirrelrhein. Reg. 3, Nr. 2517 (1270) S. 568. 298 Wilkes, S. 63. 299 Mittelrhein. UB 3, Nr. 225 (1224) S. 188; ebd., Nr. 916 (1247) S. 686 f.; Storch, S. 24 f., 39. 300 UB Speyer I, Nr. 154 (1217) S. 168 H.; Wilkes, S. 63. JOI UB Speyer I, Nr. 327 (1262) S. 294 L; Wilkes, S. 63. J02 UB Speyer I, Nr. 440 (1294) S. 408. 29J
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Rachtig an das Deutsche Haus zu liefernden Zehnten wurde nach der Befragung von drei Sachverständigen entschieden, von denen Meister Peter des benachbarten Hofes in Ürzig an erster Stelle genannt wurde 303 . An zahlreichen Vergleichen ihres Klosters waren die Leiter betroffener oder benachbarter Grangien beteiligt J°4, oder sie führten solche selbst durch. Bei einem Streit über einen Wald bei Haardt zwischen Himmerod und der Gemeinde Altrich leitete Magister Ludwig der betroffenen Grangie Haardt die Vergleichsverhandlungen J05 . Bei der Klageverhandlung aus Anlaß von Ansprüchen auf dem Kloster geschenkte Güter, die man dem Hof Failz zugeteilt hatte, war der dortige Hofmeister, der schon die Schenkung entgegengenommen hatte J06 , verständlicherweise wiederum beteiligt J07 . Derartige Streitfälle wurden oft vor dem geistlichen Gericht des Trierer Erzbischofs verhandelt. Bei einem Vergleichsverfahren im Jahre 1235 zwischen der Gemeinde Wittlich und dem Kloster Himmerod wegen Wegestreitigkeiten und der Vorlese in bestimmten Weinbergen vertrat der Hofmeister der benachbarten Grangie Failz sein KlosterJ0 8 • Bei einem Gerichtsverfahren in Speyer (1225) verhandelte der Prokurator von Neuhofen erfolgreich J09 . Diese Beispiele zeigen recht deutlich, daß die Aufgaben der Hofmeister in einem beachtlichen Umfang über die Grenzen der Abtei hinausreichten, so daß die Auseinandersetzung mit einer dem Kloster und seinen wirtschaftlichen Zielen nicht immer freundlich gegenüberstehenden Umwelt in hohem Maße von ihnen getragen wurde. Laienbrüder, die sich vor ihrer Konversion mit den Gepflogenheiten weltlichen Lebens vertraut gemacht hatten, waren für diese Aufgaben wahrscheinlich besser gerüstet, als viele der im Kloster aufgewachsenen Mönche. Probleme, die sich im Kontaktbereich des Klosters mit den Nachbarn ergaben, wurden auch auf einer anderen Ebene von Konversen gelöst. Mit bemerkenswerter Häufigkeit traten Laienbrüder Himmerods bei der Landvermessung und Grenzziehung auf. So teilten sie im Jahre 1241 bisher mit den Herren von Daun gemeinschaftliche Besitzungen auf3 10 und waren 1261 in einer Gruppe von Prokuratoren vertreten, die den Gransdorfer Wald, bislang gemeinsamer Besitz von Himmerod und S. Simeon zu Trier, teilten und absteinten J11 . Mirrelrhein. Reg. 4, Nr. 1832 (1290) S. 410 f. Z. B. Mittelrhein. Reg. 3, Nr. 2420 (1269) S. 547; ebd., Nr. 2735 (1272) S. 622. 30.1 Mirrelrhein. UB 3, Nr. 187 (1222) S. 160 f. 306 Mittelrhein. Reg. 3, Nr. 2517 (1270) S. 568 . .107 Mittelrhein. Reg. 4, Nr. 1180 (1284) S. 267. 308 Mittelrhein. UB 3, Nr. 538 (1235) S. 416. 30' UB Speyer 1, Nr. 161 (1225) S. 174 f. 310 Mittelrhein. UB 3, Nr. 704 (1241) S. 533 . .111 Mittelrhein. Reg. 3, Nr. 1704 (1261) S. 380; Kar! Lamprecht. Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter 3 (Leipzig 1886) Nr. 11, S. 19 f. .103 .104
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III. Die Konversen in ausgewählten Zisterzienserklöstern
Mit den Bauern benachbarter Dörfer wurden von Himmeroder Konversen die Grenzen der Zehntgerechtigkeit ihres Klosters bestimmt 3 !2, und bei der Anlage einer neuen Grangie steckten sie das erforderliche Gebiet ab 3 !3. Wenn solcher Streit nicht friedlich beizulegen war, traf der Zorn der Eifelbauern wiederum die Laienbrüder, wie beispielsweise jene der Grangie Mulbach, die 1226 bei Auseinandersetzungen über Nutzungsrechte mit Steinen beworfen und bedroht wurden 3 !4. Ihre Aufgaben als "Bindeglied" zwischen monasterium und "Welt" mußten von ihnen somit in sehr unterschiedlichen Rollen erfüllt werden. 5. Raitenhaslach Im Jahre 1143 erfolgte die Gründung eines Tochterklosters der Abtei Salem in Schützing an der Alz, östlich von Altötting. Der Salzburger Erzbischof Konrad I. verlegte die Niederlassung im Jahre 1146 nach Raitenhaslach am linken Ufer der Salzach, wenig südwestlich der Stadt Burghausen 315 • Die Geschichte des Klosters, das sich nie über eine "durchschnittliche" Größe erhob und keine Tochtergründung vornahm, ist von Edgar Krausen in vorbildlicher und umfassender Weise erforscht worden 316. Er hat zudem nicht nur die Raitenhaslacher Urkunden ediert 3 !7, sondern jüngst auch sämtliche gedruckten und ungedruckten Quellen zur Geschichte des Klosters nach den Prinzipien der Germania Sacra bearbeitet 318 • Hierdurch steht für Mittelrhein. UB 2, Nr. 11 (1171) S. 49; Wilkes, S. 5I. Minelrhein. UB 3, Nr. 603 (1237) S. 462; Wilkes, S. 5I. 31. Lamprecht 1, I, S. 325; A. Schneider, Himmerod im Spätmittelalter, S. 125 f. 315 Kreis Altötting, Bayern Zur Gründung des Klosters: Edgar Krausen, Die Gründung der Abtei Raitenhaslach, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des BenediktinerOrdens und seiner Zweige 62 (1950) S. 34-47. 316 Siehe z. B.: Edgar Krausen, Wenn der Abt von Salem nach Raitenhaslach kam, in: Freiburger Diözesan-Archiv 62 (1934) S. 264-267; ders., Der Adel in den bayerischen Zisterzienserkonventen des 17. und 18. Jahrhunderts, in: Analeeta Sacri Ordinis Cisterciensis 20 (1964) S. 76-84; ders., Eine Bauhütte der Zisterzienser von Raitenhaslach? in: CiteauxCommentarii Cistercienses 22 (1971) S. 184 f.; ders., Die Klöster des Zisterzienserordens in Bayern (Bayerische Heimatforschung 7, München 1953); ders., Wirtschaftliche und künstlerische Leistungen der bayerischen Zisterzienser, in: Das Bayerland 55, 10. Heft (1953) S. 385-394; ders., Der Salinenanteil der Zisterzienserklöster Salem und Raitenhaslach in Hallein, in: Der Anschnitt - Zeitschrift für Kunst und Kultur im Bergbau 13 (1961) Nr. 3, S. 7-12; ders., Die Wirtschaftsgeschichte der ehemaligen Cistercienserabtei Raitenhaslach bis zum Ausgang des Mittelalters (Südostbayerische Heimatstudien 13, Hirschenhausen 1937). 317 Die Urkunden des Klosters Raitenhaslach 1034-1350, bearb. von Edgar Krausen, 2 Teile (Quellen und Erörtetungen zur bayerischen Geschichte NF 17, München 1959/60). 318 Edgar Krausen, Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach (Germania Sacra, Neue Folge 11: Die Bistümer der Kirchenprovinz Salzburg, Das Erzbistum Salzburg 1; Berlin, New York 1977). 312
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5. Raitenhaslach
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die Untersuchung der Raitenhaslacher Konversen eine optimale Grundlage zur Verfügung. In seiner wirtschaftlichen Entwicklung unterschied sich Raitenhaslach deutlich von den bislang in dieser Reihe vorgestellten Zisterzienserklöstern. Die Abtei wurde auf altbebautem Boden gegründet und verzichtete auf eine Rodungstätigkeit in größerem Umfang JJ9 • Die Eigenwirtschaft spielte daher nur eine untergeordnete Rolle 320 • Die von den Mönchen am Orte vorgefundenen besonderen wirtschaftlichen Verhältnisse sowie ein wahrscheinlich sehr früh einsetzender Mangel an Konversen führten schon bald zu Verpachtungen 321 • Selbst solche Besitzungen, die in päpstlichen Privilegien des ausgehenden 12. und beginnenden 13. Jahrhunderts als Grangien bezeichnet wurden, waren möglicherweise bereits gegen Zins ausgegebene Höfe 322 ; der im Orden übliche Grangienbetrieb war auf einige wenige beschränkt, von denen nur der beim Kloster gelegene Scheuerhof über das 14. Jahrhundert hinaus in Eigenbewirtschaftung stand 323 • Diese Form der Wirtschaftsführung korrespondierte mit einer offenbar geringen Zahl von Konversen, die ihrerseits dazu zwang, weltliche Arbeitskräfte einzustellen 324 • Die Gesamtzahl der Laienbrüder ist für keinen Zeitpunkt der mittelalterlichen Klostergeschichte Raitenhaslachs feststell bar; sie dürfte diejenige der Mönche wohl nie überschritten haben 325 • Nur selten sind sie in den Urkunden der Abtei nachzuweisen 326 , und die Nennungen in den Nekrologien entbehren meist jeglicher Zeit- und Tätigkeitsangaben 327 • Daß in Raitenhaslach das Konverseninstitut nie die Bedeutung wie in anderen Zisterzen erlangt hat 328 , wird auch an jener geringen Zahl von Laienbrüdern sichtbar, die Krausen im "Katalog der Mönche" seiner Germania-Sacra-Bearbeitung zweifels frei und datierbar erfassen konnte 329 • Die Raitenhaslacher Konversen, die in strenger Trennung von den Mönchen ursprünglich auf dem eine halbe Wegstunde vom Kloster entfernten Krausen, Raitenhaslach, S. 172. Ebd . .121 Krausen, Wirtschaftsgeschichte Raitenhaslach, S. 93. 122 Krausen, Raitenhaslach, S. 172. m Ebd., S. 172 f. m Ebd., S. 73 f. - Siehe auch die gegen Ende des 13. Jahrhunderts häufigen Urkundenbelege für Diener, Köche und Marschälle des Abts: z. B. Urk. Raitenhaslach, Nr. 379 (1280), 380 (1280), 386 (1282), 387 (1282), 389 (1283), 400 (1285). 32S Krausen, Raitenhaslach, S. 72 . .126 Vgl. Urk. Raitenhaslach, Teil 2, Orts- und Personenverzeichnis . .127 Vgl. Krausen, Raitenhaslach, S. 433 H.; siehe auch Monumenta Necrologica Raitenhaslacensia, in: Monumenta Germaniae Historica, Necrologia Germaniae 2, hg. von S. Herzberg-Fränkel (Berlin 1904) S. 255-283 . .128 Krausen, Raitenhaslach, S. 72 . .129 Krausen, Raitenhaslach, S. 358 H., weist vom 12. bis zum 15. Jahrhundert nur acht Konversen namentlich mit eindeutiger Zugehörigkeit zu dieser Gruppe nach. .119
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III. Die Konversen in ausgewählten Zisterzienserklöstern
"Bruderhof" ZU Wechsel berg untergebracht waren 330 , sind wohl auf dieser und den wenigen übrigen Grangien 331 , vielleicht auch im klösterlichen Weinbau tätig gewesen 332 . Belegt sind zudem ein "hortulanus"333 und ein "pistor"334. Innerhalb des Raitenhaslacher Stadtbesitzes 335 kam dem Hof in Krems an der Donau (Niederösterreich) erhebliche Bedeutung zu. Er lag im Zentrum zahlreicher dem Kloster gehörender Weinberge, die schon seit der Mitte des 12. Jahrhunderts einen ertragreichen Weinbau ermöglichten 336 . Die Leiter dieses Hofes, meist als "magister curie in Chremsa", "procurator" oder "hofmaister" bezeichnet 33 ?, kamen im Mittelalter wohl stets aus den Reihen der Mönche 338 , wenn auch bei einigen hierüber keine völlige Gewißheit herrscht 339 . Konversen waren bis zum Ende des 13. Jahrhunderts dort tätig 340 ; sie sind als Gehilfen des Meisters wohl mit der Überwachung der Trauben, ihrer Einbringung und Kelterung sowie mit der Verladung des Weins auf die Klosterschiffe betraut worden 341 . Seit dem Ende des 12. Jahrhunderts hatte man auf erzbischöflichsalzburgischem Gebiet bei Hallein große Salzlager entdeckt. Erzbischof Adalbert III. widmete von seinem Anteil den auf dem Grund der Salzburger Kirche gestifteten Klöstern, so auch Raitenhaslach, Geldrenten 342 . Sein Nachfolger Eberhard II. beteiligte erst Salem (1201), dann Raitenhaslach (1207)343 an der Saline, indem er sie zu "Mitsiedern" machte. Beide erhielten nun eigene Sieden, Salem das Sudhaus überhof, Raitenhaslach den Niederhof. Neben dem Salinenanteil und den Hofstätten zum Bau der Pfanne wurden Raitenhaslach das Holzfällen in den erzbischöflichen Wäldern, das Krausen, Raitenhaslach, S. 72 . Krausen, Wirtschaftsgeschichte Raitenhaslach, S. 90 f. .lJ2 Krausen, Raitenhaslach, S. 196 . .l.B Ebd., S. 359; Die Traditionsnotizen des Klosters Raitenhaslach, hg. von Karlheinrich Dumrath (Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte NF 7, München 1938), Nr. 115 (1236) S. 94 . .B4 Ebd . .lJ5 Das Kloster hatte Besitzungen unterschiedlichen Umfanges in Burghausen, Hallein, Krems, Landshut, Laufen, Mühldorf, München, Neuötting, Passau, Salzburg, Tittmoning, Wasserburg, Werfen und Ybbs; siehe hierzu Krausen, Raitenhaslach, S. 251 L 3.16 Siehe Krausen, Raitenhaslach, S. 197 H. .117 Z. B. Urk. Raitenhaslach, Nr. 323 (1273) S. 259 f.; Urk. Raitenhaslach, Nr. 443 (1291) S. 364 f.; Urk. Raitenhaslach, Nr. 480 (1299) S. 398 . .m Krausen, Raitenhaslach, S. 197 und 357; siehe z. B. Urk. Raitenhaslach, Nr. 480 (1299) S. 398; ebd., Nr. 558 (1309) S. 471 L; ebd., Nr. 564 (1310) S. 476 L 339 Urk. Raitenhaslach, Nr. 323 (1273) S. 259 L; ebd., Nr. 731 (1346) S. 628. 340 Krausen, Raitenhaslach, S. 198; auch ebd., S. 362: Zacharias (1283) . .141 Krausen, Wirtschaftsgeschichte Raitenhaslach, S. 122. 342 Ebd., S. 129; Krausen, Salinenanteil, S. 7 . .14.1 lJrk. Raitenhaslach. Nr. 63 (1207) S. 58 H. .lJ0
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6. Haina
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Flößen zu nahegelegenen Gewässern sowie bestimmte Rechte bezüglich Verkauf und Verfrachtung zugestanden 344 • Die Leiter des Raitenhaslacher Sudhauses Niederhof trugen die Bezeichnung Hofmeister, Bergmeister, Niedermeister, Prokurator, Provisor oder Pfleger des Siedens. Anfangs waren es wohl Konversen, obgleich nur Konrad Niger (1236, "magister inferioris curie") als solcher nachzuweisen ist 345 • Später wurde das Amt auch Mönchen übertragen 346 • Sie alle waren mehr als nur Verwalter des klösterlichen Besitzes; sie wirtschafteten mit dem gewonnenen Produkt, auch gegen die Konkurrenz am Orte, wie die diesbezüglichen Klagen deutlich werden lassen 347 • Ihre Aktivität war groß; sie tätigten Käufe 348 und traten als Schiedsleute bei Streitfällen zwischen anderen Siedern auf 349 • Ihnen zur Seite standen Gehilfen oder Gesellen, die möglicherweise auch anfangs aus den Reihen der Konversen stammten 350 •
6. Haina Die Geschichte des Klosters Haina begann um das Jahr 1140, als die Grafen von Ziegenhain-Reichenbach ihren Besitz Aulesburg (östlich von Frankenberg an der Eder) der niederrheinischen Zisterze Kamp zur Gründung eines Klosters übergaben. Das Vorhaben erlitt zahlreiche Fehlschläge bis im Jahre 1188 eine endgültige Neubesetzung - nunmehr durch Mönche aus Altenberg - erfolgtem. Eint" Verlegung des Klosters Aulesburg in die Ebd.; vgl. Krausen, Salinenanteil, S. 7. Krausen, Raitenhaslach, S. 359 (mit Beleg). ]46 Urk. Raitenhaslach, Nr. 319 f. (1272) S. 256 f. und ebd., Nr. 427 (1288) S. 349; ebd., Nr. 684 (1331) S. 584 . .\47 Vgl. Krausen, Salinenanteil, S. 10 L; z. B. Urk. Raitenhaslach, Nr. 584 (1313) S. 496. J4H Urk. Raitenhaslach, Nr. 684 (1331) S. 584; ebd., Nr. 698 (1335) S. 596 L .'49 Krausen, Salinenanteil, S. 10 . .HO Urk. Raitenhaslach, Nr. 232 (1257) S. 189 L; ebd., Nr. 427 (1288) S. 349 . .H1 Zur Gründungsgeschichte des Klosters Aulesburg Haina: Wilhelm Schwickert, Die Grundherrschaft des Klosters Haina bis 1350 (Phil. Diss. Marburg 1927; 8orna, Leipzig 1927), bes. S. 4 f.; Hans Mosler, Die Altenberger Klosrerfamilie - Begründung, Zerfall, Wiederaufbau, in: Annalen des Hisrorischen Vereins für den Niederrhein 153/154 (1953) S. 49-97; Walter Heinemeyer, Die Gründung des Klosters Haina in Hessen, in: Archiv für Diplomatik 11/12 (1965/66) S. 413-467; Eckhart G. Franz, Grangien und LandsiedeI, in: Wege und Forschungen der Agrargeschichte - Festschrift zum 65. Geb. von Günther Franz, hg. von H. Haushofer und W. A. Boelcke (Sonderband 3 der Zeitschr. L Agrargesch. und Agrarsoziologie, Frankfurt/Main 1967) S. 28-50 - jetzt leicht erweiterte Fassung in: Günther Franz (Hrsg.), Deutsches Bauerntum im Mittelalter (Wege der Forschung 416, Darmstadt 1976) S. 298-330 [Hiernach die Zitate], bes. S. 302 H.; zur älteren Literatur: Wilhelm Dersch, Hessisches Klosterbuch. Quellenkunde zur Geschichte der im Regierungsbezirk Kassel, im Kreis Grafschaft Schaumburg, in der Provinz Oberhessen und dem Kreis Biedenkopf gegründeten Stifter, Klöster und Niederlassungen von geistlichen Genossenschaften (2. erg. Aufl., Marburg 1940) S. 67. .'44
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III. Die Konversen in ausgewählten Zisterzienserklöstern
fruchtbare Niederung des Wohratales wurde sogleich angestrebt, wohl aber erst Anfang des 13. Jahrhunderts durchgeführt. Vom neuen Ort erhielt das Kloster den Namen Haina 352 ; die Kirche wurde im Jahre 1224 geweiht. Umfangreiches Quellenmaterial zur Entwicklung Hainas steht seit einiger Zeit in der Bearbeitung von Eckhart G. Franz zur Verfügung 353 • Es birgt zahlreiche Hinweise auf die Konversen des Klosters. Dabei kann die Erfassung aller in dieser Sammlung von Regesten und Urkunden enthaltenen Konversen-Nennungen vorsichtige Schlüsse auf Zeiten starken Zustroms und merklichen Rückgangs ermöglichen 354 • Zwischen 1201, dem Jahr der ersten Nachricht über einen Hainaer Laienbruder 355 , und 1250 werden 24 Konversen genannt, sehr viele von ihnen jedoch nur in den Zeugenreihen, weshalb kaum Einblicke in die Bereiche ihres Einsatzes innerhalb der Klosterwirtschaft gewährt werden. Die Zahl der nachgewiesenen Konversen erreicht im darauffolgenden Zeitraum zwischen 1251 und 1300 ihren höchsten Wert. Es werden 53 von ihnen erwähnt, wobei die Häufigkeit bis gegen 1270 weiter - und zwar erheblichansteigt, während danach ein rascher Rückgang einsetzt. So sind denn auch zwischen 1301 und 1350 nur noch 12 Konversen belegt, darunter aber noch einige Hofmeister. Ein Konversenmagister war noch im Jahre 1330 vorhanden 356 , aber um 1400 und in späterer Zeit haben die Laienbrüder kaum noch Spuren in der Überlieferung des Klosters hinterlassen. Es war dies, vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht, eine Krisenzeit der AbtePS7, und man darf vermuten, daß der Mangel an Konversen an dieser Entwicklung nicht unschuldig war. Die Kenntnis von der sozialen Herkunft der Hainaer Konversen ist gewiß nur sehr lückenhaft, doch zeichnen sich einige bemerkenswerte Konturen ab. Hörige sind seit dem frühen 13. Jahrhundert an die Abtei übergeben worden 3s8 ; einer von ihnen, Ludwig Nucelen, den die Grafen von Ziegenhain an Haina verkauft hatten, wurde später ein Konverse 359 • Denselben Schritt Heute Gemeinde Haina/Kloster, Kreis Waldeck - Frankenberg, Hessen. Kloster Haina, Regesten und Urkunden, bearb. von Eckhart G. Franz, 1: 1144-1300 (Veröffentlichungen der Hist. Kommission für Hessen und Waldeck 9, Klosterarchive: Regesten und Urkunden 5; Marburg 1962), 2: 1300-1560/1648, 1. Hälfte: Regesten (Veröffentlichungen der Hist. Kommission für Hessen und Waldeck 9, Klosterarchive: Regesten und Urkunden 6; Marburg 1970); siehe auch Eckhart G. Franz, Zu Hainaer Urkunden des 13. Jahrhunderts, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 9 (1959) S. 225-235. l.I4 Maßgeblich für die chronologische Einordnung ist der Zeitpunkt des ersten Nachweises. Bei einigen bedeutet dies die erste Nennung als Konverse. 3H Reg. Haina 1, Nr. 6 (1201) S. 7 (Konverse laut Personen- und Ortsindex, ebd., S. 575). 3.16 Reg. Haina 2, Nr. 438 (1330) S. 170. m Reg. Haina 2, S. XI. lS8 Franz, Grangien, S. 320. 159 Reg. Haina 1, Nr. 338, Anm. 1 (ca. 1260) S. 189 und ebd., Nr. 419 (1264) S. 224 f. .112
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6. Haina
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vollzogen auch Freie wie Hartrad von Ellershausen um 1220 360 oder der ziegenhainische Ministeriale Ditmar Printsack 36 !. Möglicherweise sind auch der ehemalige Fritzlarer Bürger und Schöffe Peter Krämer 362 sowie Konrad Pinnebudel, einst Schöffe zu Gemünden 36 J, den Hainaer Laienbrüdern zuzurechnen. Eine große Gruppe stellten die Adligen und Ritter dar, die den Weg ins Kloster und in den Konversenstand fanden. Besonders ab 1230, kurz vor dem Beginn der zweiten großen wirtschaftlichen Expansion der Abtei, werden die Hinweise auf Konversen dieser Herkunft zahlreich. Ihre Namen vermitteln geradezu einen Überblick über den regionalen Adel: Degenhard von Bebra 364 , Heinrich von Buffheim 365 , Otto von Hain 366 , Bruno von Heimbach 367 , Konrad von Rommershausen 368 , Bruno von Willingshausen 369 , Werner von Zwehren 370 . Sie brachten eine Fülle von Erfahrungen mit und wurden geschätzte Hofmeister und Prokuratoren, "die die umsichtige und weitschauende Wirtschaftspolitik dieser Jahrzehnte bestimmten und auf oft durchaus weltliche Art in die Tat umsetzten"37!. Ihre "Mitgift" bestand darüber hinaus aus Besitztümern, die beim Eintritt an das Kloster übergingen, manchmal wohl auch abgetrotzt wurden 372 . Da der Zuwachs an materiellen Gütern für das Kloster ein wichtiger Aspekt bei der Aufnahme von Laienbrüdern war, wurde bei der Gefahr von Verlusten, beispielsweise beim Ausscheiden eines Konversen 373 , mit allen Mitteln um die Erhaltung des Besitzstandes gerungen 374 . Die Laienbrüder halfen auch mittelbar bei der Vergrößerung des klösterlichen Eigentums, indem ihre Verwandten der Abtei Güter zukommen ließen, Reg. Haina 1. Nr. 22 (1220) S. 22. Reg. Haina 1, Nr. 9 (1205/16) S. 10 und ebd., Nr. 46 (1228) S. 34. 362 Reg. Haina 1, Nr. 777 (1290) S. 375; vgl. ebd., Nr. 765, Anm. 1 (1288) S. 370. 363 Reg. Haina 2, Nr. 349, Anm. 1 (1322) S. 137 und ebd., Nr. 853 (1396) S. 336. 364 Z. B. Reg. Haina 1, Nr. 123 (um 1240) S. 79 und ebd., Nr. 431 (1264) S. 229. 36.1 Z. B. Reg. Haina 1, Nr. 495 (1267) S. 260. 366 Z. B. Reg. Haina 1, Nr. 587 (1272) S. 297 f. und ebd., Nr. 697 (1280) S. 342. 367 Ehemals ziegenhainischer Truchseß (1261-70); Reg. Haina 1, Nr. 724 (1283 ) S. 352 als Beispiel; vgl. ebd., S. 550; Reg. Haina 2, Nr. 97 (1307) S. 38; Franz, Grangien, S. 307 . .168 Z. B. Reg. Haina 1, Nr. 544 (1269) S. 281. 369 Z. B. Reg. Haina 1, Nr. 541 (1269) S. 280 und ebd., Nr. 591 (1273) S. 299. 370 Reg. Haina 1, Nr. 145 (1244) S. 91. 371 Franz. Grangien, S. 307. 312 Schwickert, S. 34. 37.1 Hier ist wohl nicht an eine einvernehmliche Trennung, sondern an Flucht oder Ausschluß zu denken. 374 Um 1250 wurde der ehemalige Hainaer Konverse Konrad Blind, der mit dem Kloster im Streit um das Erbe seiner Eltern lag, hauptsächlich mit Geld abgefunden: Reg. Haina 1, Nr. 177 (1250) S. 108. 160
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III. Die Konversen in ausgewählten Zisterzienserklöstern
so beispielsweise der Bruder des Konversen Dietrich von Winterscheid 375 und die Verwandten Volkmar Kules 376 • Die Hainaer Konversen erscheinen sehr häufig in den Zeugenreihen der Urkunden; in vielen Fällen übertreffen sie dort erheblich die Zahl der genannten Mönche. Für ihre Bedeutung bei der Abwicklung von Rechtsgeschäften kann dies ein Hinweis sein. Dabei kam einigen von ihnen gewiß besonderes Verdienst zu. Volkmar Kule findet zwischen 1228 und 1265 in acht Fällen Erwähnung, Konrad von Hergershausen, mindestens 13 Jahre lang Hofmeister zu Lotheim, elfmal zwischen 1245 und 1273. Konrad von Lohre wird in 13 Urkunden genannt (1261 bis 1280). Durch besondere Aktivität zeichnete sich Konrad von Momberg aus; mit einer Vielzahl verantwortungsvoller Tätigkeiten tritt er im Zeitraum von 1251 bis 1267 in 26 Fällen entgegen. Sein Bruder Sibodo, mit dem er oft gemeinsam handelte, wird in fast demselben Zeitabschnitt zehnmal genannt. In der Folge solcher Aktivitäten sind auch einige Tätigkeitsbereiche überliefert. Konversen arbeiteten als Diener des Abtes 3??, Müller 378 , Krankenmeister 379 , Gastmeister 380 und Kämmerer 381 • Auch im Kloster Haina wurden die großen eigen wirtschaftlichen Betriebsteile von Konversen geleitet, solange qualifizierte Laienbrüder zur Verfügung standen. Ihnen bot sich - angesichts des umfangreichen Besitzes - ein weites Betätigungsfeld, das sich um 1300 von der Eder bis zum Main erstreckte 382 • Zu einer Anzahl älterer Grangien, die zum Teil im unmittelbaren Umkreis des Klosters lagen, zudem meist in ihrer eigenen Gemarkung in vorher wüster oder freigemachter Flur eingerichtet wurden 38 3, konnte Haina in einer zweiten Phase der Expansion (ab 1260) eine Reihe neuer Höfe anlegen. Sie befanden sich in größeren Dörfern, umfaßten gleichwohl anfangs eine ansehnliche Eigenwirtschaft, dienten aber sogleich der Einziehung und Verwaltung der Einkünfte aus Leih- und Pachtgütern oder auch Zehnten in einem bestimmten Bereich 384 • Auch viele der älteren Grangien wurden Reg. Haina 1, Nr. 90 (um 1235) S. 61. Reg. Haina 1, Nr. 147 (1244) S. 92 f.; ebd., Nr. 188 (um 1250) S. 113 f.; ebd., Nr. 195 (1252) S. 117 f. .l77 Reg. Haina 1, Nr. 508 (1267) S. 266 . .178 Reg. Haina 1, Nr. 46 (1228) S. 34. 179 Reg. Haina 1, Nr. 526 (1269) S. 273 f. 380 Reg. Haina 1, Nr. 419 (1264) S. 224. 381 Reg. Haina 1, Nr. 470 f. (1266) S. 249 f.; ebd., Nr. 481 (1266) S. 255; ebd., Nr. 767 (1288) S. 371; ebd., Nr. 794 (1291) S. 382; Reg. Haina 2, Nr. 578 (1349) S. 224. 382 Vgl. Franz. Hainaer Urkunden, S. 228 f. 383 Franz. Grangien, S. 312. .17< .176
6. Haina
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allmählich zu Mittelpunkten von Verwaltungsbezirken 385 • Bei einigen dieser von Konversen geleiteten Grangien ist ihre erkennbar planvolle Zuordnung zu klösterlichen Stadthöfen bemerkenswert. Offenbar beteiligte sich Haina gezielt an der Nahrungsmittel-Versorgung der Städte 386 , indem es in den Grangien produzierte oder Einkünfte einzog und die Produkte auf kurzem Wege über die benachbarten Stadthöfe absetzte 387 • Als Grangienmeister sind Hainaer Konversen für die Höfe Espe 388 , Lotheim 389 , Ransbach 390 , Roth 391 , ElInrode 392 und Utphe 393 urkundlich belegt; Konrad von Momberg war "provisor" des Klosters, vermutlich in der Wetterau 394 • Neben den Eigenbauhöfen um die Abtei und den Verwaltungsgrangien wurden auch die Stadthöfe von Laienbrüdern geleitet 395 • Solche bestanden in Frankfurt, Fritzlar, Frankenberg, Marburg, Gelnhausen, Alsfeld, Wildungen und anderen Orten 396 • Sie dienten nicht nur als Absteigequartiere und Stützpunkte am Sitz der geistlichen und weltlichen Herren, sondern besonders dem Absatz der Klosterprodukte. Zudem wurde von ihnen aus der oft .184
Ebd.
J8.~
Vgl. Schwickert, S. 52 f.; Franz, Grangien, S. 312.
Siehe hierzu Abel. Landwirrschaft 900-1350. S. 185 und Rolf Engelsing. Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Deutschlands (Göttingen 1973) S. 47 . .l87 Vgl. Franz. Grangien, S. 315. Dieser Gesichtspunkt, der die langfristige ökonomische Planung im Orden verdeutlicht, kann hier nur angesprochen werden. Er verdient eine ausführliche Behandlung im überregionalen Vergleich; siehe hierzu R. Schneider. Stadthöfe, S. 25 und W. Schieh. in: Zisterzienser (Katalog) S. 227. J88 Reg. Haina 1, Nr. 200 (1252) S. 120. J89 Reg. Haina 1, Nr. 195 (1252) S. 117 f. und zahlreiche weitere Belege. 3'0 Reg. Haina 1, Nr. 227 (1254) S. 135; ebd., Nr. 258 (1256) S. 150. 3.\ Reg. Haina 1, Nr. 205 (1253) S. 122 . .l'2 Reg. Haina 1, Nr. 213 (1253) S. 127. J'3 Der Hof zu Utphe, die Verwaltungs-Grangie für die Wetterau (Franz. Grangien, S. 313), wurde 1312 vom Konversen Albert geleitet, der die Amtsbezeichnung "grangiarius" trug (Franz. Grangien, S. 317, Anm. 53; Reg. Haina 2, Nr. 206, 1312, S. 81). Für Franz ist damit jener Streit, ob es sich bei einem Grangiar um den klösterlichen Offizial für die gesamte Grangienverwaltung handele oder um die sonst als Grangienmeister bezeichneten Lei ter der Höfe, zugunsten der letzteren Annahme entschieden (Franz. Grangien, S. 317, Anm. 53). Diese war schon von Hoffmann (Konverseninstitut, S. 88), de Moreau (Villers, S. 173 f.) und Donnelly (Grange Economy, S. 413) geteilt worden. Demgegenüber wurde häufig beront, daß die umfassenden Aufgaben des Cellerars geteilt wurden, wobei die Aufsicht über alle Höfe einem Mönch mit dem Titel "grangiarius" zugewiesen worden sei (Bär 2. S. 139; Wilkes. S. 61 f.; Thiele. S. 61 und 91; A. Schneider. Himmerod 1138-1938, S. 39 f.). Die Ambiguität des Begriffes und der Nachweis beider Verwendungsformen sind deutliche Hinweise darauf, daß sowohl die Teilung der Cellerar-Aufgaben als auch die Benennung der Hofmeister keineswegs im gesamten Orden einheitlich erfolgten. 3.4 Reg. Haina 1, Nr. 389 (1263) S. 210; ebd., Personen- und Ortsindex, S. 584. 395 Schwickert. S. 17 f.; Franz. Grangien, S. 317; Reg. Haina 1, Nr. 909 (1300) S. 429; Reg. Haina 2, Nr. 36 (1303) S. 15. 3.6 Schwickert. S. 9 ff.; Franz. Grangien, S. 314 f. J8.
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BI. Die Konversen in ausgewählten Zisterzienserklöstern
umfangreiche Haus- und Grundbesitz Hainas in der jeweiligen Stadt verwaltet 397 • Als im 14. Jahrhundert die Zahl der Konversen beträchtlich sank, standen sie von jener Zeit an nicht mehr für die Führung der agrarischen und städtischen Höfe zur Verfügung, sondern mußten in diesen Funktionen durch Mönche - zeitweilig auch Laien - ersetzt werden 398 • Hainas Konversen haben - teilweise als Hofmeister - Käufe getätigt 399 und wurden für ihr Kloster in den erworbenen Besitz eingewiesen 40o • Die Zuständigkeit für bestimmte Aufgabenbereiche läßt sich erkennen, wenn der Konverse Werner als Siechenmeister unter Mitwirkung eines in derartigen Geschäften erfahrenen Grangienleiters Güter für das Siechenhaus erwarb 40I , und wenn der Hofmeister zu Gelnhausen auf seine - wohl seines Amtes Kosten einen Traufgang anlegen und unterhalten sollte402 • Einige Konversen, wie Volkmar Kule, Konrad von Lohre und Konrad von Momberg, waren speziell mit den Aufgaben der Bereiche Gütererwerb und -veräußerung betraut, ohne gleichzeitig einen klösterlichen Hof zu leiten. Die Entgegennahme von Schenkungen und die Ausführung von Tauschverträgen lagen dann ebenso in ihrer Zuständigkeit403 wie die Einziehung von Pachtabgaben 404 • Diese klösterlichen Unterhändler in Geschäften mit weltlichen Grundbesitzern traten offenbar recht entschlossen und ziel bewußt auf und verstanden es, die christlichen Grundsätze ihrer monastischen Lebensweise streng von den materiellen Interessen des Ordenshauses zu trennen. Eine Vielzahl von Beschwerden und Rechtsansprüchen gegen Kloster Haina und namentlich gegen dessen Prokuratoren im Immobiliengeschäft bezeugen das zuweilen hemmungslose Erwerbsstreben der Nachfahren Stephan Hardings 405 • Dabei gelang es meist, die Kläger zum Verzicht auf ihre Ansprüche zu bewegen 406 , und sei es auch, daß man die Forderungen durch Zahlungen ablöste 407 • 397 398
Franz. Grangien, S. 314 f. Ebd., S. 317.
399 Reg. Haina 1, Nr. 258 (1256) S. 150; ebd., Nr. 805 (1291) S. 386 f.; Reg. Haina 2, Nr. 32 (1303) S. 13. 400 Reg. Haina 1, Nr. 156 (um 1245) S. 97; ebd., Nr. 254 (1255) S. 148; ebd., Nr. 528 (1269) S. 274; ebd., Nr. 591 (1273) S. 299. 401 Reg. Haina 1, Nr. 475 (1266) S. 252. 402 Reg. Haina 2, Nr. 743 (1374) S. 290 f. 403 Reg. Haina 1, Nr. 684 (1279) S. 335; ebd., Nr. 205 (1253) S. 122; ebd., Nr. 262 (1256) S. 152. 404 Reg. Haina 1, Nr. 350 (1261) S. 193 f. 405 Z. B. Reg. Haina 1, Nr. 196 (1252) S. 118. 406 Reg. Haina 1, Nr. 342 (1260) S. 190; ebd., Nr. 381 (1262) S. 206; ebd., Nr. 386 (1263) S. 208; ebd., Nr. 637 (1276) S. 317. 407 Reg. Haina 1, Nr. 347 (1261) S. 192.
7. Heisterbach
115
Die Möglichkeiten für Konversen, ihrem Kloster und dessen ökonomischen Zielen zu dienen, waren zahlreich. Die Laienbrüder Humbold und Degenhard gaben im Jahre 1248 gegenüber Graf Gottfried von Reichenbach das Versprechen ab, daß sich Haina an eine Abmachung halten werde und den Grafen nicht weiter schädigen wolle 408 • Als Haina den rechtmäßigen Besitz von Gütern im Jahre 1264 durch den Eid der siebten Hand beweisen mußte, erschienen zur Eidesleistung der Prior und sieben Konversen 409 • Auch in anderen Fällen konnten fremde Ansprüche auf Klostergut durch Eide von Kon versen abgewehrt werden 41 0 • Als Haina 1261 in einem Besitzstreit vor dem geistlichen Gericht des Propstes zu Selbold Klage erhob, wurde es dabei durch den Laienbruder Konrad von Momberg vertreten, der dort einen recht günstigen Vergleich erwirkte 411 • Auch als Schiedsleute machten sich Konversen um ihr Kloster verdient. Graf Ludwig von Ziegenhain mußte im Jahre 1284 das Dorf Gleimenhain mit allem Zubehör Haina übereignen, nachdem eine frühere, in Vergessenheit geratene Schenkung in Gegenwart der dazu bestellten Schiedsleute, des Hainaer Laienbruders Ortwin und eines Amtmanns des Grafen, sorgfältig geprüft worden war 412 • Als Widekind von Naumburg Ansprüche gegen Kloster Haina wegen Hufen, Gütern, Mann und Zehnt erhob, bot es sich an, dessen Bruder Ludwig, einen Konversen im Zisterzienserkloster Hardehausen 41 3, in den Fall einzuschalten. Er führte - neben anderen - im Jahre 1243 die Vergleichsverhandlungen, die mit dem Verzicht des Klägers auf seine Ansprüche endeten 414 • Die Fähigkeiten und selbst die verwandtschaftlichen Beziehungen der Konversen wurden somit auch in Haina auf vielfältige Weise genutzt. 7. Heisterbach Als Himmerod im Jahre 1189 sein Tochterkloster Heisterbach im Siebengebirge gründete 415 , kamen Abt, neun Mönche und drei Konversen an den vorbereiteten Ort 416 • Doch entwickelte sich aus diesen Anfängen in der Reg. Haina 1, Nr. 172 (1248) S. 105. Reg. Haina 1, Nr. 419 (1264) S. 224; vgl. Schwickert, S. 36. 410 Z. B. Reg. Haina 1, Nr. 219 (1254) S. 131 (Zusatz aus dem Güterverzeichnis). 411 Reg. Haina 1, Nr. 353 (1261) S. 195. 412 Reg. Haina 1, Nr. 731 (1284) S. 355 f. 413 Bei Warburg Scherfede, Kr. Höxter, Nordrhein-Westfalen. 414 Reg. Haina 1, Nr. 137 (1243) S. 86; vgl. ebd., Personen- und Orts index, S. 587. 415 Wenige Jahre später vom Petersberg in das nahe Tal der Heister verlegt; heute Stadt Königswinter, Rhein-Sieg-Kreis, Nordrhein- Westfalen. 416 Zur Gründung und zur weiteren Entwicklung des Klosters: Heinrich Pauen. Die Klostergrundherrschaft Heisterbach. Studien zur Geschichte ihrer Wirtschaft, Verwaltung 408
409
116
111. Die Konversen in ausgewählten Zisterzienserklöstern
Nachbarschaft großer rheinischer Zisterzen (Kamp, Altenberg, Himmerod, Eberbach) kein Ordenshaus, das jenen an Bedeutung entsprochen hätte. Schon sehr bald benötigte man Tagelöhner in der klösterlichen Landwirtschaft 417 , und der Eigenbetrieb blieb hier wohl mehr als andernorts "ein nie erreichtes Ideal"418. Zudem nahm der Zugang an Konversen bereits im 13. Jahrhundert wieder ab 419 , so daß auch Heisterbachs umfangreicher Weinhandel, der zeitweilig eine erhebliche Konkurrenz für weltliche Kaufleute darstellte, durch den Einsatz fremder Arbeitskräfte an Bedeutung verlor 420 . Im 14. Jahrhundert bewegte sich das Kloster in den "alten benediktinischen Bahnen grundherrschaftlicher Wirtschaftsweise"421, und die N otlage zwang den Vaterabt im Jahre 1357, die Konventsstärke auf 39 Mönche und 15 Konversen festzusetzen 422 . Verschuldung und unseriöse Wirtschaftsmethoden 423 würden das Bild dieser Abtei grundlegend trüben, hätte nicht ihr Prior Caesarius durch seine Schriften Heisterbachs Ruhm beträchtlich vermehrt. Das Urkunden buch des Klosters 424 erlaubt es kaum, die Gruppe der Konversen zu umgrenzen. Das Namenregister verzeichnet für Heisterbach nur Mönche und reiht dort bedenkenlos auch die Laienbrüder ein 425 . Doch auch unabhängig davon treten Konversen im Urkundenbestand nur recht selten auf und haben in Heisterbach - zumindest ihrer Anzahl nach - wohl nicht jene bedeutende Rolle gespielt wie in vielen anderen Zisterzienserklöstern. Über den Vermögenszuwachs durch den Eintritt von Konversen berichtet der Fall des Schneiders Heinrich von Drolshagen, der 1350 "omnia bona sua" mitbrachte und in Aussicht stellte, was er noch zu erwarten hatte 426 . Der Brauch, etwas einzubringen, hat sich auch in Heisterbach zu einer Forderung seitens des Klosters entwickelt. Im Jahre 1258 wurde der Abtei vom Papst bestätigt, daß sie die Güter der Profeß ablegenden Brüder, die jenen nach und Verfassung (Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und des Benediktinerordens 4, Münster 1913) hier S. 5 und 75. 417 Pauen, S. 76. 418
419
420 421
Ebd., S. 82. Ebd., S. 79.
Vgl. ebd., S. 158.
Ebd., S. 86.
Ebd., S. 40, Anm. 4; A. Schneider, Himmerod im Spät mittel alter, S. 39. Z. B. Falschmünzerei; siehe hierzu Ambrosius Schneider, Abt Heinrich 11. von Heisterbach (1366-1375) nach unbekannten Himmeroder Quellen, in: Citeaux in de Nederlanden 9 (1958) S. 165-176. 424 Urkundenbuch der Abtei Heisterbach, hg. von Ferdinand Schmitz (Urkundenbücher der geistlichen Stiftungen des Niederrheins 2, Bonn 1908). 42.1 UB Heisterbach, S. 775-875; vgl. z. B. die Konversen aus ebd., Nr. 165 (1273) S. 244. 426 UB Heisterbach, Nt. 208 (1305) S. 282 f. 422 423
7. Heistetbach
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Erbrecht oder auf einen sonstigen Rechtstitel hin gehörten, beanspruchen durfte 427 • Die Besitztümer der Laienbrüder konnten von beträchtlicher Größe sein. Der spätere Konverse Gottfried Scholte verschenkte "domos, curias et areas cum earum attinenciis, item triginta iurnales terre arabilis, item septem iurnales silve" (1305)428. Auch in Heisterbach wirkten Konversen bei Immobiliengeschäften mit, und das nicht nur als Grangienmeister 429 • Mit dieser Leitungsfunktion sind sie für die Höfe in Oberkassel (1291)430, Heisterbacherrott (1305)431, Niederdollendorf (1315)432 und Flerzheim (1278, 1319)433 sowie im Neuenhof (1348)434 überliefert. Seit dem Beginn des 14. Jahrhunderts verlangte man von ihnen einen Amtseid 435 • Neben der Leitung und Überwachung der landwirtschaftlichen Arbeiten erledigten sie die Verwaltungsaufgaben in ihrem Amtsbereich. Sie verpachteten Land 436 und erhoben den vereinbarten Zins 437 , woraus der Aufgabenwandel, aber auch die fortdauernde Nützlichkeit der Konversen-Hofmeister bei voranschreitendem Abbau der Eigenbewirtschaftung erkenntlich wird. Im Auftrag ihres Klosters wurden sie bei Eigentumszuwendungen als Lehnsträger präsentiert; so stellte Heisterbach den Konversen Thielman, den Kellner des Neuenhofes, im Jahre 1348 als "empfangende Hand" für ein mit Grundzinsen belastetes Haus in Bonn 438 . Etwa einhundert Jahre zuvor war es zu einem Rechtsstreit zwischen der Abtei und Ritter Paynus von Saffenberg über Hofrecht und Vogtei zu Flerzheim gekommen. Vor einem Schiedsgericht wurde Heisterbach von seinem Konversen Heinrich vertreten, der möglicherweise Meister des Flerzheimer Hofes war 439 • Die vergleichsweise bescheidene Reihe von Belegen verantwortungsvoller Konversen-Tätigkeiten mag ein deutlicher Hinweis auf die geringe Anzahl sein, in der sie der Abtei Heisterbach zur Verfügung standen. Trotzdem muß 427
Pauen, S. 147.
UB 429 UB