Die jüdische Ehescheidung und der jüdische Scheidebrief: Teil 2 Der jüdische Scheidebrief [Reprint 2019 ed.] 9783111423548, 9783111058832


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German Pages 116 [124] Year 1912

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Table of contents :
Inhalt
I. SIEBEN SCHEIDEBRIEFE NEBST VORBEMERKUNG
II. DIE NAMEN DES SCHEIDEBRIEFES
III. DIE FORMELN DER SCHLIESSUNG UND SCHEIDUNG DER EHE
IV. INHALT DES SCHEIDEBRIEFES
V. FORM DES SCHEIDEBRIEFES
VI. ZEHN ALTE SCHEIDEBRIEFE NEBST EINER FREILASSUNGSURKUNDE
Stellen-, Wort- und Sachregister
BERICHTIGUNGEN
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Die jüdische Ehescheidung und der jüdische Scheidebrief: Teil 2 Der jüdische Scheidebrief [Reprint 2019 ed.]
 9783111423548, 9783111058832

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DIE

JÜDISCHE EHESCHEIDUNG UND DER JÜDISCHE SCHEIDEBRIEF EINE HISTORISCHE UNTERSUCHUNG

ZWEITER TEIL

MIT ZWEI FAKSIMILEN

VON

PROF. DR- LUDWIG BLAU

STRASSBURG

W2

Jt VERLAG VON KARL J. TRÜBNER

DRUCK VON ADOLF ALKALAY & SOHN, PÒZSONY.

Inhalt I. S i e b e n S c h e i d e b r i e f e nebst V o r b e m e r kung II. D i e N a m e n des S c h e i d e b r i e f e s .

.

.

Seite

1—6

.

6—JO

III. D i e F o r m e l n der S c h l i e ß u n g und S c h e i dung der E h e

10 —28

IV. I n h a l t des S c h e i d e b r i e f e s . . . . . . 1. Kontext des Scheidebriefes 2. Zusammenfassung der Hauptergebnisse über die Scheidungsformel 3. Alte Erweiterungen des Scheidebriefes . . 4. Datierung und Aeren 5. Zeugen und nicht jüdische Behörden. . V. F o r m des S c h e i d e b r i e f e s 1. Der Scheidebrief als Schriftstück . . . . 2. Der Scheidebrief als Urkunde a) Alter und Sprache des Scheidebriefes . b) Charakter und Stilisierung des Scheidebriefes VI. Z e h n a l t e S c h e i d e b r i e f e Freilassungsurkunde Stellen-, Wort- und Sachregister

nebst

einer

28—62 28—40 40—42 42—50 50—54 54—62 63—89 63—71 72—89 72—80 80—89 90—J03 104—116

Der älteste bekannte Scheidebrief, Fostat 1020. Elkan N . Adler, London.

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Scheidebrief, Fostat 1(28. Elkan N . Adler, London.

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I.

SIEBEN SCHEIDEBRIEFE NEBST VORBEMERKUNG. Bevor ich in die Untersuchung: meines Gegenstandes eintrete, drucke ich, damit der Leser den zu behandelnden Text vor Augen habe, die folgenden sieben Scheidebriefe ab, von denen Nr. I und 5 wirkliche Originalurkunden sind, während dies von 6 und 7 nur zum Teil gilt. An die Spitze stelle ich den Scheidebrief von Fostat, weil er gegenwärtig die älteste einschlägige Urkunde bildet und als solche die größte Beachtung verdient. Zwar ist das Formular der Halachoth Gedoloth um 300 Jahre älter, es ist aber zumindest fraglich, ob es genau in der ursprünglichen Form erhalten ist. Wie wir weiter unten sehen werden, hat man schon um i i00 eine wichtige Korrektur an ihm vorgenommen. Dasselbe gilt von dem Formular Alfasis und Jizchakis. Im Großen und Ganzen wird man indessen die Uberlieferung für treu ansehen und so das Material zu einer Vergleichung der Scheidungsurkunden in den verschiedenen Ländern verwenden dürfen. Kleinere Abweichungen werden sich namentlich zwischen den orientalischen und okzidentalischen Fassungen ergeben. Im i i . Jahrhundert war die Alleinherrschaft des babylonischen Talmuds, der in den Gaonen, den im Gesamtjudentum sich hohen Ansehens erfreuenden geistigen Führern der jüdischen Bevölkerung des arabischen Weltreiches, offizielle Vertreter von weitreichendem Einfluß besaß, bereits ein halbes JahrJ

2

Vorbemerkung.

tausend alt. Eine natürliche Folge dieser Alleinherrschaft war die Verwischung der früher bestandenen Unterschiede im religiösen Leben überhaupt, und so sind auch beim Scheidebriefe, diesem religionsgesetzlichen Dokument x x t i i o y r . v , von vornherein keine weitgehenden Abweichungen in der Textierttng zu erwarten. Die eigentliche Geschichte dieser Urkunde hat sich im Altertum abgespielt, in jener Zeitepoche, in welcher das palästinische Judentum noch nicht ganz gebrochen war und der Scheidebrief neben der religionsgesetzlichen auch noch eine zivilrechtliche Seite besaß. Das Formular (DE'B Typus) hat im Laufe der Zeit eine feste Gestalt angenommen, doch verblieb, wie weiter unten gezeigt werden wird, auch dann noch eine Differenz zwischen Palästina und Babylonien bezüglich mancher technischer Ausdrücke, d e r e n S p u r e n noch in den f o l g e n d e n S c h e i d e b r i e f e n sichtbar sind. Anders lag die Sache bezüglich des Wesens des Scheidebriefes , d. h. bezüglich derjenigen Punkte, die von Fall zu Fall ausgefüllt werden mußten, zu welchem hauptsächlich die Formulierung und Schreibung der Personen- und Ortsnamen sowie des Datums gehören. Hierüber gab es keine bis in die kleinsten Einzelheiten festgelegte Vorschriften und konnte es auch keine geben. Es ist also nicht zu verwundern, daß über diese Fragen noch im späten Mittelalter, ja bis in die Gegenwart hinein viel gestritten wurde. Bei der Empfindlichkeit, welche Fragen bezüglich der Gültigkeit einer Ehescheidung im jüdischen Volke selbst auslösten, kam es nicht selten zu weitreichenden Zwistigkeiten, deren Geschichte ich ursprünglich gleichfalls darzustellen die Absicht hatte. Diesen Plan habe ich aus verschiedenen Gründen aufgegeben, so daß sich meine Arbeit nunmehr rein auf die Untersuchung der Geschichte der Urkunde selbst beschränkt, ohne die äußeren Wirkungen angefochtener Scheidebriefe zu verfolgen. Man wird auch eine Besprechung jener Punkte, welche in der Regel den Kern der Streitfragen bildeten, in meinen Untersuchungen vergeblich suchen, denn meine Arbeit ist kein halachisches Kompendium des Get, an welchen kein Mangel ist, sondern eine rein historische Darstellung, die mit

Sieben Scheidebriefe.

3

der religionsgesetzlichen Praxis überhaupt nichts zu tun hat. Diesem Ziele entsprechend, habe ich auch außerjüdische Quellen herangezogen und ihre Daten als gleichberechtigte behandelt. Was die Anordnung meiner Arbeit betrifft, so habe ich es für zweckdienlich gefunden, an erster Stelle den Inhalt des Scheidebriefes zu behandeln und die Geschichte der Form der Urkunde erst nachfolgen zu lassen. Auch bei der Behandlung des Inhalts habe ich nicht die Reihenfolge des Textes in der gegenwärtigen Urkunde befolgt, sondern, der Wichtigkeit entsprechend, zunächst den eigentlichen Inhalt, die Scheidungsformel, untersucht. Den Weg zu dieser Untersuchung habe ich mir durch die voraufgehende Zusammenstellung der Eheschließungs- und Ehescheidungsformeln angebahnt, wobei kleinere Wiederholungen nicht ganz zu vermeiden waren. Für die Lesung einer Korrektur bin ich auch diesmal meinem Lehrer, Herrn Direktor Bacher, zu Dank verpflichtet. *

1. Originalurkunde, Fostat 1088« nsa «e^x w e h I nva »dt n w i « «im n:s»a p-ina nama | bv~i dhskj oxtscea rra soj'^'m | s r ' j a b p:s* | tr *E'cj mjna '/vsj: ^ rrsn a i r | . t o t p ^soe?' « j s na?E> m s ' j h v m ; x / v m '3'!? 'S'jv ! jv3h/ii rntaei ivpan njd*jx h , 3 , n" n o n n psi | nji nanp p ' n r j « m n ' 3 ^ jvjh | die» ^31 p " a r n h i3J | bib saDm-6 "]nei> '3E>cja kc^>e>i | ns«n p»i,Tn -.sc | 'ja 'in' h pi of?»^ p i kov |a | '3T3 sna' n»a m s | ppiar pnoa bji paim b"i Y'3 jrnn bbn ,ry tv T'a pan -by (Jewish Encyclopedia IV, 624. [Facsimile.] ^xiE" "USiN III, 270.)

2. Formular in Halachoth Gedoloth (um 750). ^>31 "6d n3 '1^0 'ex pi ¡3 run 'ji^e n r a pi J3 «vn ' J ^ s ova irsnni rnaei ivpaE'i kjd'j« n!? "13 'E'cj nijna '/ras b rrsn c - v i*

4

Sieben Scheidebriefe.

]D 'nm'K m i m n'tn dib> ^>31 "60 na "60 rax 'a'i> '3'n> •jnab '3B»D33 KB^jfi hkipi p"vrn h '3'n' n o ' i n noi t m noip obv^l P"T KOT ¡0 '3'T3 'HO' tÓ t?3Kl J"'33tVl H 133 bsb «303/1«^ m s pp 13't» ni3«i piiö'D 031 pan'n neo '3'a '3'f? 'irr h p i nwo (m1?™ ni3$>n ed. Hildesheimer 339 a.)

3. Formular in Alfasis Halachoth (vor 1JOO). nin'is »3 «3"3B3 D^IV I nK'13^ p 13 Í W 3 '31^B p i -33 n3B>3 "]33 Ol» 'jsi 'Jl^Q 13 '31^>B K3K ! 7 « '31^6 Kn3H3 .T3 ' 3 2 ^ N3^317 n'IEDl H3D'3K 8^13 TCJ /11jn3 'fl^X | 'übe SnCOT 'b T W I T'KT DUP ^31 '31^0 n3 ''31^0 D3K 'S'il' n'Slini | /Vp3»l yyb '3'n' n'3iin nai | «3i nanp ja / r v n nrr^ß «neai p"irtnH s r s o i 'S'1? n'tn mty | ^>31 "iibs na « n ^ c n3«

«b I w k i p"32tnH 133 bsb B n3« '3'í? '3'n' n'itao c ü3n dcib md n««n p ' w n h '3'n' n-anni n'pawi nnao nai «3i naipa -nn:'« •na' t ó W81 p'sirnn t»a bsb K3D3rn^> "jriD^ '3"jro33 riKB^iri 1BD1 pilDO B3 'ÎO'B '1.T '1 pi J3T «BT fa '3"T3 j ^ k w i nvo m s ppiaw ni3«i paivn (Raschi-Kommentar zu Gittin 85 b ed. Frankfurt a. M. Í 720.)

5. Originalurkunde» Paris 1308. ma»! D'tt»»i o'B?« I ncan n w r a nvb D'à' w a r n nstya w s twtV 1.13 bv Kann «na »noa j«3 ¡ p30 u n » p3aí> dìjiv nana1? I «na » n o s Bvn naiyn 'i^n f]Dr '3i 13 k3« | k3ib>'k ins «3D'38 I « ^ 3 'tt»D3 mj?13 'n»3Jt «31»'K 1,13 1H3 bv K3nH

Sieben Scheidebriefe.

5

oman 'i m | npan 'nnjK nj« ' r ^ ' y n ' /ranni nnüsi n'pattn jv-ED pai ton na-rp p Tina« n'irn «na » n a a bvpi maiyn pan •pa"? I 'atPBia nsts^en nnitn p"vrn h "yb ' y j r n'3imi pi

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ms

6. Originalurkunde, München 1740. jT8B'»Bm B'c^s n»an r\y& 'b nr^ b'B' n v b v i n3&>3 w a Kann «na jyara «npran p r a a jxa pja pjab nK'"i3^> •c p 'c npnan 'c mrya 'a -iki\s npnan nyr« in: bv nrr« in: bv « a m «na p s r a npnan p r a s j«3 bivi naiyn vnaK^i 'b j t n t ,13'jm aitr ^31 mrva *a byi nxt'N npnan r ' - B C l /vp3»1 KJB'JX

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7. Karäisches Formular, Fostat 1035. . t n p B »aa^ iüd 1 ? B'B'a i b d nt (sie) n'nne» 'jibc n3 [ n^i^B^ 'Jiba p 'jAb arac» ninna ncB ni •prrx pi p I dì» «lfm piatta pi p di'3 «3 ['Ji'pd] | nn nanpa ' n r « D-Jtp D'y3i«i ny3»i naif m«a | vbwi t\bx n3»a 'ji^b [dvi] r t n a

Namen des Scheidebriefes.

6

najna (WC in: bvv | tSKtäco hjhb3 onxo p » a b'jv | [ncicsi» D31N vby | jtovb nowi m m (sie) dh^k notn | D'jptn 'jsS •p[rti]

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ra n'j^D n« w d »3 ) D3'ie6 'jk [n]iB icjs

"icd nrn iddh n« ¡jiki »nens | rmiravn 'ri'32 rrnn^:? nnr nr *3:si To *b | »*n *3 pta^® «Si nbtfco .t^j? 'b ptr n1? | n w i r r m » I i"U3i "JDD 'JI^D m mibs n« | IBIS '33m T Untrx —S •^ib'ioi 'T nnno ntwai nn^roi | 'jbb .urna:: nny oipo t c s (E. N. Adler, Jewish Quarterly Review XII, 684 = About Hebrew Manuscripts, Oxford, i905, p. 29; Eisenstein, Ozar Yisrael III, 270 b. Eisenstein liest j?3ixi crp^e'i, demnach ist das Abfassungsjahr 1062.) II.

DIE NAMEN DES SCHEIDEBRIEFES. Die Scheidungsurkunde, neben welcher in der Bibel nur noch die Kaufurkunde 1 ) erwähnt wird, heißt hebräisch "DD /"llfPT? und wird an drei Stellen viermal genannt 8 ), "cc bedeutet im Hebräischen und Aramäischen jedes Schriftstück, also auch die Urkunde ohne Rücksicht auf den Inhalt. /vn"i3 ist ein Abstraktum8) „Scheidung", doch nicht in dem Sinne einer gegenseitigen Scheidung der Ehegatten, sondern lediglich in der Bedeutung: der Mann scheidet die Frau. Daher wird die Urkunde bloß in e i n e m Exemplar, und zwar von dem Manne, ausgefertigt, welches der Frau übergeben wird und ihr als Legitimation dient: es ist i h r Scheidebrief4). Wie ' ) Jeremia 32, H . 12. 14, n3DöfT 1 0 D . t*: • T " «) Deut. 24, I. 3 ; Jes. 50, 1; Jer. 3, 8. ' ) „Dasselbe gilt von Bildungen wie f|!|D , "n „Einreißung", r i ' i l ' l f „Verstocktheit", nifVO „Scheidung", deren Grundform qatil an sich ebensogut Abstraktum ( § § 85; 54) w i e Adjektiv und Particip ( § § 125; 28) sein kann: die Endung verdeutlicht hier den abstrakt. Charakter." (Barth, Die Nominalbildung in den sem. Sprachen 415). ') Siehe: die in Anm. 2 verzeichneten Bibelstellen.

Namen des Scheidebriefes.

7

die Eingehung der Ehe durch eine vom Manne ausgestellte Eheurkunde, so wird die Auflösung der Ehe durch eine vom Manne ausgestellte Scheidungsurkunde bewerkstelligt: "ICD / v m a ist das Gegenstück von [ N ] I M K I C D ) . Der hebräische Terminus für Scheiden ist indes nicht n"0, sondern nVö, vollständig HV3Ö „aus seinem Hause wegschicken", 8 „entlassen" ), und manche haben daher D'nVJltf (Micha f, i4) als Scheidungsurkunde gefaßt. Schon ein alter Tanna erklärt, Exodus i 8 , 2 sei mit rrm1?!? in« eine Entlassung mittels Scheidebriefes gemeint.8) Im Aramäischen gibt es für den Scheidebrief zwei Ausdrücke: pyiTT. 1DD und pTItäg 133. Ersteren hat PseudoJonathan, also das palästinische, letzteren Onkelos, also das babylonische Targum zu Deut- 24, I und 3. Jonathan (Propheten-Targum) hat dagegen Jes. 50, i p"Vlt2B rn5N. Jer. 3, 8 1

pnBB DJ mJK, Koheleth 7, 26 p i B E BJ, P s e u d o - J o n a t h a n E x .

21, II ebenfalls pTBS BJ. Die Mischna hat an der entscheidenden Stelle (Gittin 9, 3 nach der richtigen Lesart) P:NN -ICD und ppiar m j x . Weiter unten werde ich nachzuweisen versuchen, daß pmea BJ die gangbare babylonische, p a n n "CD

die schriftgelehrte palästinische und ppiae» m j x die volkstümlich palästinische Benennung des Scheidebriefes gewesen ist. Was die Etymologie betrifft, ist zu bemerken, daß "pn schon im Assyrischen „entzweireißen, zersprengen" bedeutet4), was ') Das aramäische IflJX ist auf babylonische Einwirkung zurückzuführen (Barth, Sprachwissenschaftliche Untersuchungen zum Semitischen II, 24—26). Hebräisch etwa n i M , was im Neuhebräischen oft gebraucht wird. 2 ) Außer den schon angeführten Bibelstellen noch Deut. 22, 29 u. sonst. Richter 12, 9 n X i m n'5B> — p n n [0 » ' a n ; vom Sklaven Ex. 21, 26. 27; Deut. J5, 12. 18; Jes. 58, 6 ; Jer. 34, 9. 10. J6. s ) Mechilta z. St. 57 b Friedmann: IJDC .TIt5BJB> "iriK "1D1X Jitfin'1 I Ö K C 2 IJBD N N K D J C inste I C I X ^ N O N u y S « 'I3I B J : In Mechilta ed. Hoffmann 86 sind die Autoren verwechselt und statt der unterstrichenen Worte steht m j K S bezw. i m ; . Das palästinische m j K S (siehe weiter) scheint ursprünglicher zu sein als 032. ' ) Delitzsch, Assyrisches Handwörterbuch S. 7J4. Micha 2, 9 l'JPUr übersetzt das T a r g u m p s i m . Der pal. aram, Terminus für Scheiden war " p n .

Namen des Scheidebriefes.

8

zu ni/vn vorzüglich paßt. pntSD entspricht neuhebräischem ¡'tPiTJ. Sämtliche Ausdrücke für Schließung und Auflösung der Ehe sind pluralia tantum; außer den genannten noch J'DlTK, JWJM, J ' t m p .

Das geläufige Wort ist aber tD3 schlechtweg, ein babylonisches Lehnwort (gittu), das „schriftliche Urkunde" u. dgl. bedeutet1). Wenn eine Konjektur F. Perles' richtig ist, dann findet sich dieses Wort schon Esra 5, i7 2 ). In der Mischna wie in der ganzen tannaitischen Literatur hat Get dieselbe Bedeutung wie im Babylonischen, d. h. es bezeichnet jede Urkunde8). Daher wurde die Scheidungsurkunde durch die Hinzufügung von pntao (selten m/vo) 4 ) näher bestimmt. Wie der Name des Traktats Gittin und zahlreiche Mischna- und Talmudstellen zeigen, hat G e t im Laufe der Zeit die Bedeutung „Scheidungsurkunde" angenommen; sie ist die Urkunde y.v-' ic,oy r,v. Doch gilt dies nur für den Sprachgebrauch des Alltags, nicht aber für den offiziellen Stil, der die schon erwähnten präzisen Bezeichnungen festhielt5). Die L X X übersetzt an allen vier Stellen (Deut. 24, J. 3; Jesaia 50, I ? Jeremia 3, 8) nuvo iod mit ßtßXtov x^oorxcicu. Ebenso wird der Scheidebrief genannt Matth. 19, 7 und Mark. 10, 4, während Matth. 5, 3J kurz i-oT-ractov hat. Josephus nennt gelegentlich (Arch. X V 7, i 0 Anf.) den Scheidebrief fpau^uxTiov, in der Darstellung des Ehescheidungsgesetzes betont er dagegen bloß die Schriftlichkeit der Scheidung, ohne den Namen des Scheidebriefes zu erwähnen6). ¡iijäXiov und vpy.ujxaTiav sind treue Wiedergaben von TDD und bezeichnen ') Delitzsch J96. ) Perles, Analefcten zur Textkritik des A . T ' s . 55 £. «''»;: XT2 N'tM rP3, Haus der Urkunden, Archiv. s

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) Z. B. Baba Bathra J0, J . 3 : B1PB C5, "ItfipD S3, darauf prrns

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*) Keth. 9 b ; Schabb. 2 6 a : X l i m s ttJ '131 [XOT "1 "lOK :'2Bn« 1XUPX1* 2X1*3! Maimuni (Jibbum wa-chalizah 5, J) XllXins 03 — nj£,lrn B3 Raschi: B3 XllXVD ICD1? mipS 12 i p ' j m 123 »1.1 Gl!» '32 [HP1? (Gittin 65 b). «) Siehe die Stelle im ersten Teil,

S. 43, Anm.

J

(ypxtiy.xrx).

Namen des Scheidebriefes.

9

die Urkunde im allgemeinen, also auch die Scheidungsurkunde. Fraglich ist aber, wie ÄTto 'S 'in die Erklärung, die Frau habe eingewilligt mj.xS n-V mm1). Eine andere Eheschließungsformel findet sich in dem schon erwähnten aramäischen Heiratsbrief Papyrus G 4, wo der Mann, nachdem er erklärt hatte : „Ich kam in dein Haus, damit du mir deine Tochter Mibtachja zur Ehe gibst", fortfährt: „Sie ist mein Weib, und ich bin ihr Mann von heute an bis in Ewigkeit" 2 ). Daß diese Formel auch im alten Israel üblich war, geht unzweideutig hervor aus Hosea 2, 4 : „Hadert mit eurer Mutter, hadert, denn sie ist n i c h t m e i n W e i b und ich b i n n i c h t ihr M a n n . " Der Ehescheidungsformel . W S xi? '3381 'ntPK «S S'H entspricht die Eheschließungsformel w « "jKi t i c k km, oder nSî?: 'jki t « ? « X'ns). Diese Formel war noch Î000 Jahre nach Hosea bekannt, wie aus den folgenden Bestimmungen der Tradition hervorgeht. „Hat der Mann zur Frau gesagt : -rin, 'J'"n, ich bin dein Mann, ich bin dein Herr, so ist dies keine gültige Eheschließungsformel; hat er gesagt: 'j'X, "[tP'K ' r x , ich bin nicht dein Mann, ich bin nicht dein Herr, so ist dies keine gültige Scheidungsformel" 4 ). lroxS 'S px 'in „du sollst mir zum Weibe sein", ist eine gültige Formel, îriJxS 'l'in „ich 5 soll dir zum Weibe sein", ist keine gültige Formel ). In einem altbabylonischen Ehekontrakt findet sich das folgende : „Die I l t a n i . . . hat Arad-Samas . . . zur Ehe genommen. Jftani ist seine GenwQdn [Wenn seine Gemahlin zu Arad-Samas : „7lid)t ßistj du [mein 7iïann" spricht], wird er ihr ein Mal machen und sie für Geld verkaufen; und wenn Arad-SamaS zu seiner Gemahlin: „7iiefft 6ist du meine Genial)fin" spricht, wird er ihr eine Mine Silber geben. Wenn beide aber zu Arad-Sama§, ihrem Gemahle: „7Iid)t öist ') Z . B . in den m i n : aus dem Jahre I0i>5 und U 6 4 (Fostat) bei Merx, Documents de Paléographie Hebraïque et Arabe, Leiden 1894, S . 36 und 40. Ittur (Venedig 2 4 c unten): IJUkS r.'b vrfob T ' S J H . 2

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njt xoi' |c nhyz

*) Hosea 2, J 8 :

ny i"? 'x-on

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„ A n jenem T a g e wird es sein, spricht der Herr:

'tra ' » i p r " .

Kidd. 5 b. *) T o s . Kidd. J . 1 (334, 27).

Eheschließungs- und Ehescheidungsformeln.

15

du unser Gemafjf" sprechen, wird man sie erwürgen (?) und sie in den Fluß weifen" 1 ). In einer anderen Urkunde heißt es genau so: Wenn die Frau zum Manne spricht: „Tlidjt Bist du mein Gemäß f"*). In diesen objektiven Urkunden werden die Bedingungen des Vertrages durch direkte Reden der Vertragsparteien festgestellt. Es ist also evident, daß die Auflösung der Ehe von seiten des Mannes mit den Worten: „Du bist nicht mein Weib" 3 ), und von seiten der Frau mit den Worten: „Du bist nicht mein Mann" erfolgte. Die Eheschließung wurde mit der der Auflösung genau entsprechenden Formel: „Sie ist sein Weib und er ist ihr Mann" ausgedrückt. Hei den aften Tiaßytoniern fautete afso die £Qesd)iießungsformef im Wunde des Wannes gewößnfid) genau so wie in det jiidisdf-aramäisdjen Tapyrusurdunbe: „Sie ist mein Weiß und id) öin iflr Wann", und die £ßesd)eidungsformef wie Bei Tjosea: „Sie ist nid)t mein Weiß (und icf) din nidjt ifjr WannJ". Diese sdjon öei den Sumerern iißfidjen Tormefn Begegnen uns, wie wir oöen gesefjen Qaöen, nod) um 200 unserer Zeitrechnung öei den Juden Tafästinas. Die jüdischen ScQriftgefeQrten kämpfen gegen uralte Tormefn des £Qerec§ts, indem sie diese für ungiiftig erklären und neue an iQre Steife setzen. £ine merkwürdige CrscQeinung, wefetje auclj in anderen Sphären des tafmudisetjen HecQts sict) nachweisen faßt. In einer Baraitha werden drei Formeln erwähnt, welche gültig sind, wenn sie vom Manne, ungültig dagegen, wenn sie vom Weibe gesprochen werden. Die Ehe kann nämlich nur durch den Mann bewerkstelligt werden, der sich die Frau zu eigen macht. Die Kaufehe der Urzeit wirkt in den Rechtsformeln fort, auch nachdem sie in der Wirklichkeit längst zu existieren aufgehört hatte. Rechtsgültige Formeln sind: ') Meissner, Beiträge zum altbabylonischen Privatrechte Nr. 89 'S. 70), angeführt bei Müller, Die Gesetze Hammurabis S . 124 und bei Ploss-Bartels, Das Weib, 9. Aufl., I, " 3 2 . >) Ebenda N r . 90 (S. 71). *) „Gemahlin" dürfte dem aramäischen lfliit, „ G e m a h l " dem aramäischen ' j y ; entsprechen.

16

Eheschließungs- und Ehescheidungsformeln.

1. 'b neHipo n« nn, 2. ••b n o n s c r « nn, 3. ük "in. Ungültig sind: .i ntnipo 'jnn, 2. hd-iihd 'jnn, 3. 'jnn "jb1). Man sieht hier, daß die älteste Formel riK "in 1 inj« ? 'b, welche dem aramäischen iroxi> '•b 'in und dem (von uns vermuteten) hebräischen ntfX^ 'b "*n nachgebildet ist, an die letzte Stelle gerückt wurde. Eine andere Baraitha führt noch in zwei Gruppen je drei andere Formeln auf, welche sämtlich rechtsgültig sind. Es sind die folgenden: I. rix 'in TTPX,

2 . 'JIDVI«

nn,

3 . ' b . - r j p RN n n ,

4 . -*8 «S 'JKi Tie»« xb xti, Hosea 2, 4) 2 ), was der I . Eheschließungsformel genau entspricht. Eine andere Scheidungsformel ist in dem noch heute zu Recht bestehenden Scheidebrief aufbewahrt. Sie lautet: „Nun entlasse ich dich, >) K i d d . i , J . 1BB>3. T o s . ib. J , 2 (334, 2 9 ) : s r o ^ " D X .. .-.»TZ bpi nb ¡im sinn by (j. K i d d . 5 8 a , 3 3 : 1 " J bj! IX D T " h]})- Angelobung durch ein Ostrafcon oder wertlosen Papyrus. -) In dem oben abgedruckten karäischen Scheidebriefformular (Fostat 1035) heißt e s : Ich entlasse sie usw. „denn sie ist nicht mein Weib und ich bin nicht ihr M a n n " ."¡tf'it xh ' i J X l T W * « S X7! "3. Auch die Karäer haben also in dem Prophetenvers eine Scheidungsformel gesehen, wie wir, bevor wir noch hievon Kenntnis hatten.

jiBHipc N» m N B |XIJI B I S O

Eheschließungs- und Ehescheidungsformeln.

19

daß du das Rccht habest zu getjen, und biet) zu verheiraten, an wen du tviiJst'). Das Wesen bilden die unterstrichenen Worte. Sie finden sich als solche schon in der Mischna 2 ). Wenn man bedenkt, daß der Scheidebrief eine subjektive Urkunde ist, in welchem der Mann in direkter Rede zu seiner Frau spricht, wie dies ja tatsächlich noch in dem gegenwärtigen Scheidebriefe der Fall ist, und wenn man ferner in Betracht zieht, daß der Vordersatz variiert, während der Nachsatz konstant bleibt, wird man unwillkürlich auf den Gedanken geführt, die einfachere Form habe gelautet: „Gehe, wohin du willst". Diese Form findet sich tatsächlich in dem Papyrus G, dem Ehekontrakt aus dem Jahre 440 vor unserer Zeitrechnung 3 ). In einem neubabylonischen Ehekontrakt aus dem Jahre 593 wird die Scheidung mit „zu ihrem früheren Ort geht sie4' ausgedrückt 1 ). Der Kodex Hammurabi § 137 bestimmt über die geschiedene Frau: „sie wird den Mann ihres Herzens heiraten", in aramäischer Sprache würde dies lauten: sie heiratet, wen sie will. In den altbabylonischen Gesetzen in neubabylonischer Fassung bestimmt § 7 über die Witwe : „Wenn . . . diese Frau in eines anderen Haus einzutreten beschließt, so soll der Mann ihres Herzens sie heiraten" 5 ). In einem demotischen Scheidebrief lesen w i r : „Ich entlasse dich heute. Ich verzichte dir gegenüber darauf, dir Gatte zu sein, von dem obigen T a g e an. Ich kann nicht dagegen handeln a n i r g e n d e i n e m O r t e , z u w e l c h e m d u g e h s t , von dem obigen T a g e an bis in Ewigkeit" 6 ). ') fno 1 ? ^ t f ' c ; ; nxeSen nxsn ¡"inn n 'stp j v r n r psi H -DJ bD*? SODJnn 1 ?. 2) Gittin 9, 3: m r s i pann ide p-iioe cj w "pS "wn p-n V T j n H "DJ ¡ o w n n " ? n n n 1 ? ppi=«>- Über diese Mischna siehe weiter unten ( S . 23). 3 ) Zeite 24: rr;X "T [SH1? -pm, Zeile 28 ivax V [* "r.\ Diese Bedingung w i r d stipuliert, w e n n der Mann oder die Frau die Scheidung wünscht. *) Kohler-Peiser, A u s dem babylonischen Rechtsleben I, S . 7 (auch bei Starcke, Babylonien und Assyrien, Marburg a . L . 1907, S . 301). 5 ) Starcke S . 297. e ) Nietzold, Die Ehe in Aegypten, Leipzig 1903, S . 79. 2*

20

Eheschließuogs- und Ehescheidungsformeln.

Sehr merkwürdig ist vom Gesichtspunkte des Get Papyrus Grenf II 76, 305—6, post, Große Oase: In dieser Scheidungsurkunde sagt der M a n n : svdsüTsv Q^OIO^Ü . . . a 7t o :s £ p. tu s g da i a u t r,[v xal ¡/.Y)x]s-n [iXT^EÜs^dat ur,$g [I. ¡atite] Ttept TU). Im Talmud auch

Gen. 2'., JO;

') Z . B . Ittur (Venedig 56a unten) t bsb - n o b Kl

mrup

{"ijun 12:.

') Deut. 24, i. 2t i n » b > w i ' n i n s ^ r i u v i e r m x ' i u r r e n n ' r n .

Eheschließungs- und Ehescheidungsformeln.

22

Aus der Ausdrucksweise des Josephus geht hervor, daß er unsere Scheidungsformel gekannt hat. Die Beschreibung der Zeremonie, welche statthatte, wenn der Bruder seine verwitwete Schwägerin nicht heiraten wollte, schließt er nämlich mit dem folgenden kurzen Satze: „Die Witwe aöer kann dann i) ei raten, wen sie wiff"1), eine Formel, welche im rabbinischen Gesetz noch heute lebt. Unmittelbar darauf reproduziert Josephus das mosaische Gesetz über die Ehe mit der Kriegsgefangenen, und sagt zum Schluß: „"Wenn er aber, nachdem sie schon bei ihm gewohnt, sie nicht länger zum Weide Qaden wiff2), so soll er auch nicht Macht haben, sie zu seiner Sklavin zu machen; sondern sie soff dann nach ihrem freien Willen Qingetjen dürfen, woQin sie wiff"3). Die Ehescheidung beschreibt Josephus an derselben Stelle wie folgt: „Wer sich von seiner rechtmäßigen Gattin . . . will scheiden lassen, der soll ihr schriftlich die Versicherung geben, daß er künftig an sie deinen Tlnspruct) met)r machen woffe. Qaburci) erfangt sie die £rfau6nis, sie/) mit einem anderen Wanne zu vereßefietjen, was sonst nicht zulässig ist" 4 ). Das Wesen der Scheidung ist hier mit dem Worte „künftig kein Gattenrecht ausüben" ausgedrückt. Dieser Ausdruck, der in den Papyrusurkunden in der Bedeutung „keinen Anspruch machen" oft gebraucht wird, dürfte an unserer Stelle, so glaube ich, eine sinnliche Umschreibung des prophetischen: ^tT'X 'J'K, oder noch eher von TN mit der neuhebräischen Nebenbedeutung (b)!2 beiwohnen) sein. „Die Erlaubnis sich mit einem anderen Manne zu verehelichen" könnte wohl eine Umschreibung der aramäischen Formel: t s ' d j ; [n]sabü'i nsen ¡"-•¿ri H 133 ina^> sein. Da aber Josephus hier, abweichend von den zwei ersten Fällen, das charakteristische ') Archäologie I V , 8, 23. ) Erinnert an ntPxS ^ i l w S und an die Eheschließungsformel v r

2

'S. 3

) Ebenda.

) rpajjLjAact [iiv wspl toü (jlyiSsttots auviXditv iT^upt^TO-w. Xißot Y*p sev oütw? eEouaiav auvotxeTv STepu. TvpoTepov -(*? rj'y/4

E^iTSOV. Schon Winer, Bibl. Realwörterbuch I 8 , 3 0 J , n. 3 sieht in diesen Sätzen eine Wiedergabe de« Inhalts des Scheidebriefes. Vgl. T e i l I, 43, 1.

Eheschließ ungs- und Ehescheidungsformeln.

23

„gehen, wohin sie will" oder „heiraten, wen sie will" nicht gebraucht, ist es wahrscheinlicher, daß ihm die rabbinische Scheidungsformel oii* bzb [«trjnS] m m a jik m „du hast die Erlaubnis dich zu verehelichen" vorgeschwebt hat. Der Scheidebrief, dassen Inhalt Josephus hier wiedergibt, wäre demnach ein in hebräischer Sprache abgefaßter gewesen. Dies ist nicht auffallend, denn in priesterlichen und schriftgelehrten Kreisen gab e s , wie weiter unten nachgewiesen werden wird, auch hebräische Scheidebriefe. Josephus drückt sich präzis aus. Er betont, daß der Mann die Scheidung schriftlich vollziehen müsse. Bei einer anderen Gelegenheit sagt er hierüber: „Salome schickte Kostobar einen Scheidebrief: dies war nicht nach den Gesetzen der Juden, denn einem Manne ist es bei uns erlaubt, seine Frau zu entlassen; eine Frau aber, welche ihren Mann aus freien Stücken verlassen hat, darf nicht eher zu einer neuen Ehe schreiten, bis sie von ihrem Manne entlassen worden ist" l ). Wir kommen nun zur rabbinischen Scheidungsformel, welche wir soeben erwähnt haben. Die Hauptstelle findet sich Gittin 9,3 und lautet: , 0 1 « hlb /n/va TX 'in BJ bv m r s r p n m i s d p i a * e ü : 'J*3 '31? " i m p n nais m w 'i h bzb ppise*2). „ D e r w e s e n t l i c h e I n h a l t des S c h e i d e b r i e f e s i s t : E s ist dir nun e r l a u b t , d i c h zu v e r h e i r a t e n a n j e d e n ( b e l i e b i g e n ) M a n n . R . J e h u d a s a g t : U n d d i e s ist d e i n S c h e i d e b r i e f v o n m i r , so d a ß du g e h e n k a n n s t , d i c h zu v e r h e i r a t e n , a n j e d e n M a n n , d e n du w i l l s t " . Wir haben schon bemerkt, daß die Formel zu PK *nn e i « bzb [sti'jni?] m r i B zu ergänzen ist. Diese votfe Formel wird in unseren Quellen wohl nicht mehr angetroffen, doch ') Archäologie X V , 7, 10 Anf.: ^povo'j SisX&ovTo; ¿•xiffuvifiy) tv;v Sy.Xwnr,v : ,T>X"I xmr XI,~ W :

HTJI EBM 1TJ? Z V HOTTL ICC EB> PXLP B'TFX N1? 'ONJL B3~ .-TT

c:s ana cx 'bj nw -isi ,"ivj> cit'i itj> CB> nair, ibb> nrva x^K 't-cd-c -cxi B3 r,b |n: pm-pn 'p pies ¡snBx-ia x r w s pe>iT3 bv mx \\vb nc-iisa it "in mx bsb mn-.o nx "in hbhub nx m rirrtira nx "in -b -iax pra^na riTcn eneanai U P I V B X\-I nb ana r,b -icx nm •R,»T3 UI'TB UX NS ana cx >C3 'am nb ana « I N » -¡eatj?1? RX ' " N .-»'x1: xm nt>3 B: ctx bsb rnma nx nn av ana x^c B-yx JXI P ^ A I ^ N I N J bsb xacinn 1 ? - P E I ? Bty^l [J1. s.mappiap maxi pimo tsai p s i v n IBD IJB M.T n p i Sxufii w b . 2 ) Deut. 24, i. 2; in» c 1 «^ nn\n na^ni urso HKS'I W 3 B nntev

J. x1?

S'B» 'JSI

1 3 'CDJ M J N S

HÖ^B»

') Siehe weiter unten V, 4.

«) Gittin 9, 3: xawnn1? -[.IB1?... psnn IBD 'XJB P'axni 133 bsb. Die Worte p'SJMn — "|noS fehlen im Kodex

pT München

30

Inhalt des Scheidebriefes.

verbunden. Der hebräische Scheidebrief, der bloß die entsprechende hebräische Scheidungsformel1) ohne Bezug auf die Legitimation des Scheidebriefes als Dispositivurkunde fordert, wird diese Formel mit dem I. Punkte vereinigt haben. Bezeugt sind zwei wirkliche Scheidebriefe und auch ein gleichwertiges Zeugnis aus dem Anfang des 3. Jahrhunderts, einer aus Sura und ein anderer aus Nahardea, also aus den zwei Hauptsitzen der babylonischen Schulen. Der in Sura gefundene lautete: „Jch Anan, Sohn Chijjas aus Nahardea entlasse N . N . meine Frau" 4 )? der in Nahardea gefundene lautete: „In der Stadt Kolonia ich Androlinai aus Nahardea entlasse N . N . meine Frau" : ! ). Rab hat angeordnet, daß in den Scheidebrief eingeschrieben werde: „ N . N . hat entlassen N . N . seine Frau, die früher seine Frau war, von diesem T a g e an bis in Ewigkeit" 4 ). Der e.ste Satz unseres Scheidebriefes ist demnach urkundlich gesichert; den zweiten Satz sichert die von Jehuda erwähnte Formel. E t w a s a n d e r e s w i r d z w i s c h e n d e n beiden Sätzen nicht gestanden haben. Der K o n t e x t d e s S c h e i d e b r i e f e s w i r d d e m n a c h im A l t e r t u m (Zumindestens im 2. J a h r h u n d e r t ) w i e f o l g t g e l a u t e t haben: Jet) 71. 71. entfasse diel,? 71. 71. meine Trau. Und dies sei dein Sctjeideôrief, auf das du dieQ verheiratest an jeden Tlîann, den du wifist. In aramäischer Sprache: iv-eb K"n 13 ¡JJ? x;x p n r ICD 'we '•zb ' i m p i "jiwü ns^tr m s nrn t w ;vr~m p i - t m 133 ^r1? «scmiS ins1?. 95 (ed. Strack 228 b), doch werden sie bloß ausgefallen sein, allen anderen Texten vorhanden sind.

da sie in

') ei« hzh isip;h?| mmo nx m .

2

) Jebamoth 116 a :

|;Y x ; x

,T2

x-NCS NIRIPXN x u - ;

XT:-:

' n n : x rrji'jD m r r o n n i r n e t x j m n j x ^ n "13. s) Jeb. J J5 b : x '31 b 1 p n s a : .-PS 3Ti3i x j m r : 3 n3r.e>x- xs - : XI."tn "firsx ti'ji^B ip m s i r i I P I B B x j n i n : ' « j ^ i i u x x ; x x r a

Uber Kolonia siehe Neubauer, dunkel.

Geographie du Talmud,

S . 397.

":S3 ist

4) Gittin 85b: JT -¡im TBE "Jl'rD n3 "Jl^B "¡'X :XÎ%;3 3"l PRX"! oty1?! [n XDV ¡c ."JT cip fo .Tnri:x r i m r v m x n^i'rc.

Inhalt des Scheidebriefes.

31

So etwa wird ein alter Scheidebrief gelautet haben, der nebst Datum nicht mehr als 2—3 Zeilen ausgemacht hat, was der Talmud für Palästina bezeugt 1 ). Der Scheidebrief von Fostat erweist sich schon durch die Inkonsequenz als sekundär. In P u n k t I gebraucht er nämlich für Scheiden drei Ausdrücke, während er in P u n k t 2 nur e i n e n hat. W e n n man diesen letzteren ausläßt, fließen P u n k t I und 2 in einen zusammen und der Scheidebrief erhält folgende Fassung: Jet) 71. 71. entfasse biet) meine Trau, auf daß du biet) verheiratest an ¡eben Wann, ben bu wiffst. Unb bies sei bein Sctjeibedrief. In aramäischer Sprache: >3'JV WVlft früT 13 ^KiS" •in- h p i p'33tm b:b «sDjnn^ -pai? '/inj« ne^tr m s n n p r v i icD "02 Dieser Scheidebrief unterscheidet sich vom ersteren darin, daß in ihm die Scheidungsformel mit der Scheidungserklärung verbunden ist, während in der anderen Fassung die Scheidungsformel in die Legitimation der Urkunde aufgenommen ist. Beide Urkundenformen sind gleich gut denkbar. W e n n m a n indes bedenkt, daß einerseits die Urkunden ihre Form zäh bewahren und anderseits die Urkunde gegen die ausdrückliche Ansicht eines tannaitischen Gesetzeslehrers nicht geändert worden wäre, so wird man mit hoher Wahrscheinlichkeit annehmen dürfen, daß im gangbaren Scheidebrief die Scheidungserklärung mit der Scheidungsformel verbunden gewesen ist, wie das in allen noch sichtbaren Scheidungsurkunden der Fall ist. N o c h höher hinauf, hinter das Zeitalter der Tradition vermögen wir nur vermutungsweise mit Hilfe des Papyrus G. von Assuan und auf Grund des Sprachgebrauches des mosaischen Gesetzes vorzudringen. Wie wir schon bemerkten, enthalten die Worte des ersteren rrsj: h jt' f1?"1" D"3e njk. *) Siehe weiter unten S. 33.

Inhalt des Scheidebriefes.

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Diese Formel deutet an das mosaische Scheidungsgesetz mit den Worten in« nn\n roivn nssn, während in •7P3B nnbtfi der Scheidungsakt ausgedruckt ist. Mit denselben Worten beschreibt die Scheidung: Jeremia 3, i : n^C" ins rtjvm in«a roi>m i n » « n« und Vers 8 : ¡rai T1?1?"1-? ICD n«. Aus dem letzten Satze und noch deutlicher aus Jesaia ( 5 0 , i ) : • ' D IK T n n ^ D22N n i m s ICD nr 'S rtn^r OS'IWBSI Dm3D3 p lS 03/1K 'fllSD n?PK 'C'IJD eres schimmert der Inhalt des Scheidebriefes hervor. Die Frage: » W o ist der Scheidebrief eurer Mutter, daß ich sie entlassen habe?", zeigt deutlich, daß der Scheidebrief ein Zeugnis für die E n t l a s s u n g ist, er muß folglich dieses Wort enthalten haben. Der Vergleich mit dem Gläubiger, dem man die Kinder verkauft, bietet gleichfalls einen Anhaltspunkt. Wie im Verkaufsbrief der Akt des Verkaufens neben dessen Objekt, so ist im Scheidebriefe der Akt der Scheidung neben deren Person verzeichnet. Das Bild des Propheten will besagen, Israel habe Gott ohne Recht verlassen und sich Götzen zu eigen gegeben, wie ein Weib, das eines anderen Mannes geworden ist, ohne das Recht hierzu durch einen Scheidebrief beweisen zu können. Der Scheidebrief diente der entlassenen Frau zugleich als Bescheinigung der rechtmäßigen Freilassung vor dem neuen Manne, der sie in sein Haus aufnahm, eben darum war der frühere Mann verpflichtet, ihr „den Brief ihrer Scheidung zu geben"! Auf Grund dieser Erörterung glaube ich behaupten zu dürfen, daß ein hebräischer Scheidebrief in biblischer Zeit etwa folgenden Wortlaut hatte: 'ivio 'Kit 'Dir« ¡TBV na ( * y r n n 3 ICD nn (^33^3 in«

"¡ntt ' n n W ns'o {3 m s p Noch kürzer, ohne

') Oder -]B>EJD. Beide drücken die unbeschränkte Wahl des Weibes aus, wie das aramäische: ,,Gehe, wohin du willst" und das babyl. „Den Mann ihres Herzens wird sie heiraten« (Kodex Hammurabi § 137. Siehe oben S . 19). ) Statt der zweiten Person kann auch die dritte Person gesetzt gewesen sein. Die letzten drei Worte müssen keinen Bestantdeil des Kontextes gebildet haben; vielleicht war mv"13 1DD bloß die Aufschrift, wie z. B . p m o "ICD in den Assuin-Papyri. 2

Kontext des Scheidebriefes.

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Nariien der Ehegatten und ohne Nennung der Urkunde: •pn^s i n « "nn 'n'32 '«it '3«. Wir nehmen sowohl für die vorexilische als auch für die nachexilische Zeit bis etwa zum Abschluß des Talmuds Scheidebriefe äußerst kurzen Inhalts an. Wortkarg sind alle alten Urkunden, die assyrisch-babylonischen ebenso wie die altaramäischen und hellenistischen. Bei den Japanern bildet noch heute der Ausdruck „drei und eine halbe Zeile geben" den Terminus der Scheidung 1 ). Die schon erwähnten zwei Scheidebriefe aus der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts waren kurz gefaßt; den stärksten Beweis liefert aber der palästinische Talmud, der das Merkmal, der Scheidebrief habe im ganzen zwei oder drei Zeilen, zur Identifikation der Urkunde für ungenügend deklariert, weil dies nichts außergewöhnliches sei 2 ). Es entsteht nun die Frage, wie eine solche Kürze erreicht wurde? Darauf gibt es nur eine Antwort: der Scheidebrief enthielt seiner Bestimmung gemäß lediglich die Scheidungsformel, und zwar in jener gedrängten Form, welche im Voraufgehenden ermittelt wurde, ohne jede Zutat. Diese Zusätze werden wir noch im einzelnen zu behandeln haben, hier sei nur von denjenigen Erweiterungen die Rede, welche die Scheidungsformel selbst im Laufe der Jahrhunderte erfahren hat. Um diese zu ermitteln, bietet sich als einziges Mittel die Nebeneinanderstellung der ältesten uns bekannten Scheidungsformeln dar. Aus Gründen, die sich später zeigen werden, wähle ich als solche aus i . den Scheidebrief von Fostat, 2. den Scheidebrief, den der Talmud erwähnt, 3. den Scheidebrief, den Raschi in seinem Kommentar (Gittin 85 b) mitteilt. I. Ägypten, ii'-ioei fi'pss' (a) - r ^ *3*/v jvr->/v

'nnjR

2. Babylonien. /V2UT ivffie (a) hin'

3. Frankreich. 'Z'jT n^nc. (a)

') Ploss-Barteli, 9. A u f l . , I, 735. j. Jebam. 15d unten, j . Gittin 44 d unten.

2)

3

Kontext des Scheidebriefes.

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'3'jv iva'w p3i (b) •3'^ in* H p i (c) 031 P N F L "ICD 'JB

m a n pn»o ppia»

irpaen fl'nöD 1131 (b) '3'/v /vanm '3'^ 'VT H p l (C) jmsjs e j '«JO mjKi pann nco1

Zunächst fällt die Häufung der Ausdrücke für die Scheidung und den Scheidebrief auf 1 ), von denen i. und 3. alle drei und auch 2. mehr als einen hat. Ferner variiert auch die Reihenfolge der Ausdrücke. Bezüglich des letzten Punktes sind obendrein sowohl i . als 2. inkonsequent. Bei der Scheidung ist nämlich die Reihenfolge in i.: rrp;2\ mBD. jvann, beim Scheidebrief dagegen pan/i 'd, pnED EJ, ppia» /na« ? in 3. wieder imtse, rrpatt», n»ai"m und pnoe BJ, pann '0, ppia«£> mJK. Zur Lösung dieser Fragen empfiehlt es sich, von den sicheren Daten auszugehen. Sicher ist vor allem, daß der babylonische Scheidebrief nach Ausweis der zwei vom Talmud angeführten Scheidebriefe für die Scheidungsdeklaration bloß zwei Ausdrücke hatte, und zwar an erster Stelle mtSD. "IÜQ war der babylonische Hauptterminus für s c h e i d e n . Die Mischna s ) sagt: Schreibet einen Get für meine Frau, verstoßet sie, schreibet einen Brief (rrjt*», sind Scheidungsausdrücke, nicht aber mitSC usw. Eine Baraitha 3 ) zählt als gültige Termini auf: mam ilipatt» mn^tP, als ungültige nnoo usw., R . Nathan dagegen hält nriBD für einen gültigen Ausdruck. Hiezu bemerkt Raba (um 350), R . Nathan sei ») Schon von A. Friedmann (Bin nD13 n3"l hy miBTI 3J13 JitfilD Ji.lin iDIKH, Wien 1886, S. 7 f.) bemerkt; er hat aber keine historische Erklärung gegeben, sondern gemeint, man habe späteren Streitigkeiten über die Gültigkeit der Urkunde, wie sie seit dem Mittelalter so häufig sich ereigneten, von vornherein vorbeugen wollen. «) Gittin 6, 7 S nS U M R N J X L A U S n i t t n j W K S B J inris I A I » N •10» xS n*? ipy d i c « nS iry hidjid n n o o ,um l a w ISk nn site. ') Gittin 65 b: nn»c u m lans'' I^K 'in nism mp3P ninbc t u Elte "IBK «"5 '131? j. Gittin 48a, 27 v. unten; nittHJ "1D1R3 ni3"lfl "ID1KH alte 1DX Hb '131 n n o c ; Tos. ib. 6, 5 (329, 9): 'HPK J1K 13"\n IBlKn n1? panui psno [Vat p].

Kontext des Scheidebriefes.

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ein Babylonier, daher hält er niiBD für einen richtigen Scheidungsausdruck, während „unser Tanna, der ein Palästinenser ist", darunter etwas anderes versteht 1 ). Die schon mehrfach zitierte Mischna Gittin 9,3 lautet nach dem Vulgärtext: „Dies sei dir von mir puti'D tMl ppi3tf mJKi p n n "BD". Hiezu bemerken die Tosafisten: „In den Texten hat pntDD C32 nicht gestanden, auch die Gemara, welche sagt, man schreibe in psnn ein langes Waw, erwähnt das Waw von pnn*e nicht. Doch steht es (im Paralleltext) Nedarim 5 b" 1 ). Im Mischnatext des Kodex München 95 (ed. Strack 228 b)t des Alfasi ed. Venedig (522, sowie in dem des Jeruschalmi (ed. pr.j ed. Krakau) fehlt tatsächlich pnoo DJ und in der ersten Ausgabe des Mischnakommentars Maimunis (Neapel 1492), sowie in der Mischnaausgabe von Lowe befindet es sich an anderer, nämlich an erster Stelle. Schon dieser Befund zeigt, daß pniflE 02 in der Mischna sekundär ist. Dieser babylonische Terminus hat in der Mischna, einem palästinischen Produkt, nicht gestanden. An der Hauptstelle, Deut. 24, I und 3 übersetzt das palästinische Targum (Jonathan) das Textwort rmna ICD mit p3nn ICD, während das babylonische Targum (Onkelos) p-ptao OJ hat. Das Prophetentargum hat Jesaia 50, I pnEO n"UX und Jeremia 3,8 pnoo B2 flUN. Letzteres zeigt noch deutlich die Interpolation; vom ursprünglichen ppi3tt> das durch das geläufigere pilBO BJ glossiert oder ersetzt werden sollte, ist nUK noch stehen geblieben. Uberhaupt kommt n u n in der Bedeutung „Urkunde" nur in palästinischen Quellen vor, die Zusammensetzung pTBO mJS wird also sekundär sein, gleichwie pnoo BJ in Ps. Jonathan Exod. 2 i , I I s ) . Wie und j'TItflB B3 rein babylonisch, so ist und niJK rein palästinisch. Sie finden sich in dieser ') Ebenda: ICK rmB'D pD"p m a l nntSB "1D1K |JU £3, 2. Wie die Palästiner der Volkssprache, so haben anscheinend die Babylonier der Amtssprache der palästinischen Schriftgelehrten eine Konzession gemacht. Kehren wir nun zum Ausgangspunkte unserer Untersuchung zurück, zur Häufung der Ausdrücke für die Scheidung und der Namen für den Scheidebrief. A m Ende der Entwicklung finden wir drei Ausdrücke: n'piB', m s c , i r r ' " (Fostat); n n a s . /vp2«>, n ' : n n (Frankreich); und drei N a m e n : pr^n ICD. p r a s a;, pp-str n u x (Fostat), p n a c a x ppiac psnn ICD (Frankreich). Der ägyptische Scheidebrief hat im ') j. Kethub. 34 b, 16 v. unten (= Lev. r, 34, 14; Jalkut I, 665; 11, 352; Gen. r. 17,3, S. 152—154 Theodor; : psr, pay'e, np^tf'?, n r p a i b , NIX n-rpj^'n. j. Keth. 29 c, 38: n^ priPB X'-n und 30 b, 10 v. u H'nr;* PI?"'«";; j. Gittin 45c unten: paK'O H m vnx n K-.r.Z s ) Zitat bei Aruch pzf (Kohut VIII, 18); Meturgeman prir; Levy, Chald. 'Wörterbuch II, 451 a.

Kontext des Scheidebriefes.

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zweiten Satz (b) lediglich j r r i n und unter den Namen des Scheidebriefes steht pjnji "CD an erster Stelle. Der Kern, aus dem dieses Formular herausgewachsen, ist demnach ein palästinischer, denn die gedachten Ausdrücke sind die Termini des palästinischen Scheidebriefes. Ägypten hat mit Palästina zu allen Zeiten in enger Verbindung gestanden, es hat, wie so manch anderes, z. B. den dreijährigen Cyfclus der Toravorlesung, auch das palästinische Scheidungsformular übernommen, in welches dann in nachtalmudischer Zeit unter dem beherrschenden Einfluß der Gaonen die babylonischen Termini einsickerten. Der abendländische Scheidebrief dagegen' hat in allen drei Sätzen an erster Stelle den babylonischen Terminus: m e o (a) und (b) und pYtsa (c), er ist also aus einem babylonischen Formular hervorgegangen. Er hatte ursprünglich sicherlich bloß die zwei babylonischen Termini iTjnni m e e (b) und icoi pnas oa, denen dann i v p r r und ppi;e» /njs angehängt wurden. /vpDtt'i (b) erscheint jetzt fälschlich an z w e i t e r Stelle, denn das ihm entsprechende pp'3B» fi"JX steht an d r i t t e r Stelle. Man hatte in Europa, wo das Aramäische abgestorben war, kein richtiges Sprachgefühl mehr und war mit dem Grunde, der zur Vereinigung aller möglichen Scheidungsausdrücke Veranlassung gegeben, nicht im Klaren. Diese Bemerkungen gelten auch für die Anordnung der Termini im orientalischen (ägyptischen) Scheidungsformular, in welchem (a) mit (c) nicht harmoniert. A n erste- Stelle stand in dem palästinischen Urformular, wie noch in (b) n ' D ' i n und in (c) p ; n n ICD, worauf J V M i P , beziehungsweise p p i r e ' m J X folgte. Z u allerletzt wurde dann der babylonische Terminus m o o , bzw. pntis Ii: eingefügt und zwar zwischen die beiden alten Termini. "Wenn wir nun die Geschichte des Scheidungsformulars aufwärts verfolgen, so drängt sich uns die Uberzeugung auf, daß in talmudischer Zeit das Scheidungsformular in Palästina die zwei Scheidungsausdrücke /ipaen iiain und die zwei Scheidebriefnamen ppi22» mJKi pDi"ifl ICD, in Babylonien dagegen r o i / v mtac und p n m i b d i p i i o a B J enthalten hatte. Die zwei Scheidebriefnamen im Formular bezeugt die Mischna

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Kontext des Scheidebriefes.

für die Mitte des 2. Jahrhunderts und die zwei Scheidungsausdrücke der babylonische Talmud für den Anfang des 3Jahrhunderts. Galiläa tritt in der Geschichte der Traditionswissenschaft erst nach der Zeit des unglücklichen Bar-KochbaAufstandes in den Vordergrund, es ist daher nicht unmöglich, daß die Termini patP und ppi2tt> fi"ON tatsächlich erst um 150, zur Blütezeit R . Jehudas in die Scheidungsurkunde a m t l i c h Aufnahme gefunden. Aus einer ähnlichen Erwägung heraus könnte angenommen werden, daß in die babylonische Scheidungsurkunde das palästinische roin und psnji 1BD erst um die Zeit der Bezeugung seiner Existenz, etwa um 200, als der Mischnakodex des Patriarchen nach Babylonien gedrungen war, Eingang gefunden hat. Dies steht dahin. Sicher aber ist, daß die Scheidungsurkunde in einer früheren Epoche für denselben Begriff nicht zwei homogene Ausdrücke enthalten konnte, man schrieb entweder roi/l oder rpatP, ncc p n n oder ppmtp mJN, aber nicht gleichzeitig beide zusammen in ein und demselben Scheidebrief. In ältester Zeit wird also sicher lediglich -["IN und P J N N I S D verwendet worden sein. Nachdem aber die Termini nach Zeit und Ort variierten, in Galiläa vielleicht pstP und ppiitt» rnJK verwendet wurden, vereinigte man, um eine einheitliche und überall gangbare Urkunde zu schaffen, beide Ausdrücke, wie man dies später mit allen drei Ausdrücken tat. Diese Erscheinung, in die Urkunde alle möglichen Ausdrücke für das in ihr enthaltene Rechtsgeschäft aufzunehmen, zeigen alle jüdischen (auch nichtjüdischen) Rechtsurkunden. Diese Beobachtung darzulegen, würde uns von unserem Gegenstande weit abführen, ich muß mich daher mit einem Hinweis in der Anmerkung begnügen 1 ). Samuel, der die hebräischen Formeln vorzog, erwähnt ') Die Gewährleistung (fisßaiwffi;) wird ausgedrückt durch: ' r a t p'lDXl 'SIKl 'BtPN? Dip'X (Baba M. J5 a) ; der Sklavenstan d durch: '131 ">mn [0 "VBJ?1 TBD1 (Gittin 86a). Im rabbinischen Freilassunngsbrief heißt es: -[b -¡/v m i m rrpaen n-ccni n m n n und zum Schluß : • ¡ m i n rnJXl " ¡ m m c p31Ul ICD W D "¡S n m p i (Sefer Haschetaroth, S. 29 f.). Allgemein ausgedrückt: J113T hv pirb 13r,3 und ähnlich (sehr oft bei Rechtsgeschäften).

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neben nna bzb m/vo n« 'in noch die Formeln nni?itt>n r « nn und nttnua m 'in 1 ). Er meint sicherlich, daß diese Formeln nicht nur bei der Ubergabe des Scheidebriefes gesprochen, sondern auch in den Text desselben eingeschrieben werden dürfen. Ungewöhnlich ist hier bloß nn^WD DK 'in, doch hat Samuel auch diese Formel nicht erfunden, denn wir finden das Wort rn^itrs für die Geschiedene im Munde von Alexandrinern zur Zeit Josua ben Chananjas (etwa 130)2). Die Freilassungsformel lautet: „Sei frei4' oder „Sei für dich" 3 ). Die alt jüdische Formel ist unzweifelhaft die zweite. Es heißt nämlich im mosaischen Gesetz von der Kriegsgefangenen, nachdem der Mann sie zum Weibe genommen: „Wenn du dann kein Gefallen an ihr hast, e n t l a s s e s i e f ü r sich selbst, du darfst sie nicht um Geld verkaufen" 4 ). Die unterstrichenen Worte bedeuten, wie der Kontext unzweideutig zeigt, die Freilassung, was mit ntyojS nr6tt>i ausgedrückt wird. Dies deckt sich aber wörtlich mit n« 'in „Sei für dich". Die Freilassungsformel schimmert noch in der Ausdrucksweise des Gesetzes durch. Es ist nun nicht fpjun

i'rjiSl }5T KDVE. Richtige Lesart Rab (nicht Raba). .*) Vgl. D . 9, H . JO, K . 9 ; Elephantine-Papyros 33, 4 ; 73 Nr. 5, 3. 6 ) Vgl. D . 11, I. 8. 9. *) Siehe L . Mitteis a. O . II, 1, S . 168 und meine Nachweisungen in Cohen-Festschrift 118.

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des Mittelalters1). Wie man sieht, hat Rab eine zu seiner Zeit (um 230) nachweislich bereits 700 Jahre alte Formel in den Scheidebrief eingeführt. Was hat ihn hiezu veranlaßt? Eine Rechtsformel kann im Laufe der Zeit zu einet bloßen Phrase herabsinken, jedoch infolge der Macht der Gewohnheit ihr Leben in den Urkunden weiterfristen; undenkbar ist aber, daß ein Gesetzgeber, wie Rab einer war, eine hohle Rechtsformel neu einführt. Rab muß also für seine Neuerung triftige Gründe gehabt haben. Beide Talmude erklären, Rab war im Gegensatz zu R . Jose, der das Datum der Urkunde für eine vollständig genügende Zeitangabe hielt, der Meinung, der Zeitpunkt der Scheidung müsse präziser ausgedrückt sein. Mit dem Ausdruck „bis in Ewigkeit" hinwiederum schloß Rab die Gültigkeit einer zeitlichen Trennung der Ehegatten aus 2 ). Es kam tatsächlich vor, daß Scheidebriefe auf beschränkte Zeit gegeben wurden, die aber für ungültig erklärt werden4). Sachlich ist die traditionelle Interpretation gewiß zutreffend, doch dürfte noch ein historisch-formelles Moment mitgespielt haben. Im Pap. G. lautet nämlich die Eheschließungsformel : „Sie ist mein Weib und ich bin ihr Mann von heute an bis in Ewigkeit"4). Es ist evident, daß mit dieser Formel eine provisorische, sowie eine zeitlich begrenzte Ehe ausgeschlossen werden soll. Gerade in Ägypten gab es derartige Ehen. Neben der Schriftehe {syypxfo; '(z>j.o$), welche die Vollehe darstellt, blühte die schriftlose Ehe (&ff,x.

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zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts kamen solche Scheidebriefe vor 1 ). W i r k ö n n e n a l s o f e s t s t e l l e n , daß der j ü d i s c h e S c h e i d e b r i e f des A l t e r t u m s , g e n a u so w i e die S c h e i d e b r i e f e der g r i e c h i s c h e n P a p y r i 1 1 ) , n i c h t selten vermögensrechtliche und s o n s t i g e A n ordnungen e n t h a l t e n hat. Noch in einem anderen, sehr wichtigen Punkte gleicht die jüdische Scheidungsurkunde derjenigen der Papyri, über welch letztere Nietzold s ) folgendes feststellt: „Bemerkenswert ist, daß in keiner Urkunde, weder demotischen noch griechischen, der Grund der Scheidung genannt ist. Nur P . Grenf. II 76 enthält in lin. 3 eine schwache Andeutung in den Worten: ix Ttvo? Ttovvipoü Saijiovo?". D a s s e l b e g i l t v o m j ü d i s c h e n S c h e i d e b r i e f e . Es f i n d e t s i c h in der g e s a m t e n L i t e r a t u r k e i n e S p u r d a v o n , daß i r g e n d e i n S c h e i d e b r i e f den S c h e i d u n g s g r u n d g e n a n n t h ä t t e . Ein 4 s o l c h e r F a l l w i r d nie zur D i s k u s s i o n g e s t e l l t ) . Bedingungen, welche zu erfüllen Menschen nicht möglich sind, haben auf die Gültigkeit des Scheidebriefes gar keinen Einfluß. Als Beispiele solcher Bedingungen werden an einer Stelle genannt: wenn der Mann zu seiner Frau spricht: „Ich gebe dir die Scheidung unter der Bedingung, daß du in den Lüften fliegst, oder mit deinen Füßen das große Meer durchwandelst" 5 ). In dem Paralleltexte wird an letzter Stelle das ») j. Gittin 44 d, 19 (b. Gitt. 84 b); "3"l "lan »33 J'^CiE j'KSrn HE3 B O I B 13'KW IlKl 3D33 "?D1B n s 3 bcie xmip nx nnan« c o r m ni "in , a r o a boiD no3 bmai b'xin 'aibta p n m s bzb m m o nx n n . a r c a nax . a r o a SDIE irx n c a boie irxi ^ x i n n o'nxa " j n n » n : a bp i b ' j "!Si m i n i«3n bts-a xb bax ix:n btrawa no ¡-rr -i. Tos. Gittin 7 (5), 8 (33J, 2 8 ) : uswa n ^ p r a n c a e " p n a n "x;n - o i bv -bbz 1CC3 o^pna i r x n c a o " p n a lrxwi. ! ) Siehe Mitteis 1. c. II, 2, S. 329—335 (Scheidungsakte). s ) Die Ehe in Ägypten, 79. 4 ) Siehe Teil I, 35, wo wir die Bedingung des Mannes, die zu scheidende Frau dürfe nach der Scheidung einen bestimmten Mann nicht heiraten, auf den Ehebrecher bezogen haben. 5) Tos. Gittin 7, 8 (331, 24) s reo b n T i x a 'ir-isn x b » n : a bp P30 bp\ TIK3 vinen® rua bp ,03 nt n n j b j n a b n j n d"1 n a y n x b r i -®x bbz DJ nia -IOIX n-nn" n »a u'x ni ' i n -pbjna b n j n o" ' - c p n ®

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Wandeln auf der Meeresfläche» an erster Stelle dagegen das Aufsteigen in den Himmel erwähnt 1 ). Ganz merkwürdige Bedingungen, sie erinnern an die Wunder der Evangelien. „Das Schiff aber war schon weit weg vom Lande und litt not von den Wellen? denn der Wind* war (ihnen) zuwider. In der vierten Nachtwache kam aber Jesus zu ihnen, ü b e r d e n S e e h i n w a n d e l n d . Und als ihn die Jünger sahen a u f d e m S e e w a n d e l n , erschraken sie und sprachen: es ist ein Gespenst! und schrieen vor Furcht. Alsbald redete aber Jesus mit ihnen und sprach: Seid getrost, ich bin es, fürchtet euch nicht! Petrus aber antwortete ihm und sprach: Herr, wenn du es bist, so heiß mich zu d i r k o m m e n a u f d e m W a s s e r . Er aber sprach komm her! Und Petrus stieg aus dem Schiff und w a n d e l t e ü b e r d a s W a s s e r h i n und kam zu Jesu. Da er aber den Wind sah, erschrak er und b e g a n n z u s i n k e n . . . . Und als sie in das Schiff gestiegen, legte sich der Wind. D i e a b e r i m S c h i f f w a r e n , f i e l e n vor ihm n i e d e r und s p r a c h e n : Du bist w a h r l i c h G o t t e s S o h n ! " 2 ) . Die Himmelfahrt wird am Ende des Lukasevangeliums e r wähnt: „Und es geschah, da er sie segnete, schied er von ihnen [und f u h r a u f g e n H i m m e l 3 ) . Sie aber beteten ihn an]." Man könnte freilich auch an Moses denken. Ein Schriftgelehrter tat den merkwürdigen Ausspruch: „Gott ist nie auf die Erde herabgestiegen, Moses und Elia sind nie in den Himmel hinaufgestiegen"4). — Das Fliegen in der Luft wird wohl im Talmud nicht wörtlich erwähnt, doch ist es in dem folgenden Satze mit inbegriffen. „Wenn jemand dir sagt: nt jmnj « B nar nrrvni a"pnnb rb ~I»CK 'KW 'x:n KBTI p min' ntswa -iöikb ¡'3 nsa -ibikw j'a nrbonb. ') Gittin 84 a j Baba M. 94 a (vgl. auch j. ib. 11c. 15): by I T T ^ r o bnjn o" ,_apnw n:a rpi 1 ? ^pnw rna. *) Matth. 14, 24-33 (Übersetzung von B. Weiß). Kürzer Mark. 6, 47—50. s) Vgl. auch 2. Kor. 12, 2—4: „Der entrückt ward in den dritten Himmel, . . . in das Paradies". *) Sukka 5 a : nbv »6 oSpoi mso1? nrsc rrrr »6 o'yiya 'or "i nax EI-IO1? irrbKi n®a.

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>,Ich steige zum Himmel empor", so hat er es gesagt und wird es nicht vollführen" 1 ). Gittin 8 4 a steht übrigens unter den unerfüllbaren Bedingungen tatsächlich an erster Stelle: „wenn du zum Himmel emporsteigst". Der in späteren Quellen bezeugten jüdischen Überlieferung zufolge ist Jesus in den Lüften geflogen, ein Wunder, das nach altjüdischer A n schauung Zauberer zustande bringen können. Der Kontext des Scheidebriefes beginnt mit der Erklärung des Mannes, daß er aus freien Stücken, ohne jeden Zwang handle. Ebenso beginnen rabbinische Rechtsurkunden verschiedensten Inhalts 2 ). Die Konstatierung des freien Willens ist im Scheidebriefe wesentlich, denn „die Frau wird freiwillig und unfreiwillig geschieden, der Mann scheidet aber nur freiwillig" s ). Schon die griechischen Papyrusurkunden haben nicht selten genau dieselbe Formel. S o z. B. heißt es in einer Freilassungsurkunde aus dem Jahre 3 6 0 : 'O ¡JLCW.OY