Die Entwicklung der Gangesgesellschaft, Teil 6: Die Entwicklung der Gangesgesellschaft [Reprint 2021 ed.] 9783112592267, 9783112592250


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German Pages 380 [381] Year 1974

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Die Entwicklung der Gangesgesellschaft, Teil 6: Die Entwicklung der Gangesgesellschaft [Reprint 2021 ed.]
 9783112592267, 9783112592250

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WALTER RUBEN Die Entwicklung der Gangesgesellichaft

AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN DER DDR Veröffentlichungen des Instituts für Orientforschung 67

WALTER RUBEN Die gesellschaftliche Entwicklung im alten Indien VI

WALTER RUBEN

DIE ENTWICKLUNG DER GANGESGESELLSCHAFT

AKADEMIE-VERLAG • BERLIN 1973

Erschienen im Akademie-Verlag, 108 Berlin, Leipziger Straße 3—4 Copyright 1973 by Akademie-Verlag Lizenznummer: 202 • 100/91/73 Herstellung: IV/2/14 VEB Druckerei »Gottfried Wilhelm Leibniz«, 445 Gräfenhainictien/DDB • 4078 Bestellnummer: 7521161 (2013/67-VI) • LSV0235 EVP: 5 2 , -

Vorbemerkung

Der hier vorliegende sechste Band der Reihe über „Die gesellschaftliche Entwicklung im alten Indien" f a ß t die Ergebnisse der vorangegangenen fünf Bände zusammen; er soll innerhalb einer jeden behandelten Periode das Zusammenwirken von Basis und Überbau, die jeweils unterschiedliche Struktur aller Bereiche des gesellschaftlichen Lebens, die Herausbildung der einzelnen Bewußtseinsformen und die Gesetzmäßigkeiten ihrer Entwicklung und auch die f ü r Indien typischen, allen Perioden gemeinsamen Erscheinungen darstellen, wobei immer so weit wie möglich ein Vergleich mit der weltgeschichtlichen Entwicklung angestrebt wurde. Die Entwicklung des Überbaus läßt sich f ü r das alte Indien in folgender, überaus knapper Weise skizzieren: I n der I I . Periode begannen keimhaft Ausbeutung, Klassengesellschaft und zu deren Sicherung 1. Staat, 2. Recht und 3. Erlösungsreligion. Zugleich begann ebenso keimhaft theoretische Behandlung dieser Gebiete des Überbaus in „Lehren" (Wissenschaften): 1. Staatslehre als die Lehre der Funktion des staatlichen Machtapparates, mit der Lehre der Verwaltung, der Außenpolitik, des Krieges und u. a. einer Rechtslehre. Sie wurde vermutlich von gewissen Brahmanen, die Lehrer mehrerer Schulen dieser Lehre waren und ideologisch die Position des Despoten und des Kriegeradels — dieses einen Teils des Dienstadels — vertraten, ausgearbeitet. Diese Staatslehre stellte als Ganzes eine indische Art aufgeklärten Naturrechts dar, d. h. eine indische Form der Staats- und Rechtstheorie, die davon ausging, daß der Despot kein Interesse daran hatte, das positive Recht seines Staates konkret zu fixieren, das uns von keinem indischen Staat der damaligen Zeit bekannt ist, und der darum die Illusion verbreiten ließ, es gäbe ein aus der Vernunft abgeleitetes und f ü r die ganze Menschheit geltendes Recht; dies wird im folgenden unter aufgeklärtem Naturrecht verstanden. 2. Daneben gab es mehrere Schulen einer Moral-Rechts-Theorie, die von Brahmanen — dem anderen Teil des Dienstadels — im Interesse ihrer Standesprivilegien vertreten wurde und ein aus der Religion abgeleitetes, f ü r die Menschheit gelten sollendes Recht lehrte, das man ein theologisches Naturrecht nennen kann. 3. Theologie in sehr umfassendem Sinne als Lehre von den Göttern, Riten, der Moral und einem dieser Moral entsprechenden Recht der religiösen Sühne von Sünden, ausgearbeitet von Priesterschulen mehrerer Religionen, von

VI

Vorbemerkung

Brahmanen, Buddhisten und Jinisten bzw. von deren untereinander konkurrierenden Sekten. Dieses Recht stand neben dem von 1. und 2., sollte aber nicht wie jene beiden durch den Staat durchgesetzt werden, sondern durch Priester. — Die religiöse Moral war in den verschiedenen Religionen und ihren Theologien unterschiedlich: mehr diesseitsfroh oder jenseitig, mehr auf Riten oder auf Entsagung und Gnosis, gegen Atheismus und Hedonismus ausgerichtet. 4. Die sich herausbildende Naturwissenschaft, überwiegend Medizin, war im Kern materialistisch und darum weniger geeignet, der ideologischen Sicherung der Ausbeutung zu dienen, selbst wenn sie gewisse magische Elemente beibehielt, so daß z. B. Ärzte als Konkurrenten der Priester-Magier betrachtet wurden. Dagegen blieb die Lehre der Astronomie ein Gebiet der Theologie, ebenso Geschichte (itihäsa, puräna), Grammatik, Etymologie und Metrik. Wohl erst in der I I I . Periode begann die Lehre der Ökonomie, als der Staat grundsätzlich in die Wirtschaft eingriff; sie war nicht Bestandteil der Theologie, sondern an die Staatslehre angeschlossen. Erst in der V. Periode, als Städte und gebildete Städter sich entwickelt hatten, begann die Lehre der Dramatik, noch später die Poetik, beide als nichttheologische Lehren. 5. Die Entwicklung des theologischen und naturwissenschaftlichen, insbesondere des medizinischen Denkens, das zum religiös-theologischen in Widerspruch trat, war eine Voraussetzung für den Übergang vom vorphilosophischen zum philosophischen Bewußtsein, zum Beginn zunächst einer materialistischen Philosophie; dieser trat sofort idealistische Philosophie als theoretische Untermauerung der Religion bzw. Apologetik, insbesondere ihrer Moral bzw. theologischen Ethik, entgegen; beides begann noch in der I I . Periode, kurz nach dem Entstehen der Erlösungsreligion, deren Existenzangst der Idealismus theoretisch begründete und mit seiner Erkenntnistheorie unterbaute. Der Materialismus dagegen ging bei seiner Naturphilosophie im wesentlichen vom wissenschaftlichen Denken aus, blieb zunächst hylozoistisch; er begründete weiter seine Naturphilosophie mit einer materialistischen Erkenntnistheorie (s. Anhang 2). Dem späten Auftreten der Poetik entsprechend begann Ästhetik in Indien nicht vor dem „Feudalismus". Daß Philosophie neben Religion und Theologie etwas Besonderes (ein selbständiges Gebiet des Überbaus) ist, wurde schon in der I I I . Periode erkannt; von manchen aber wurde sie, d. h. der Idealismus, als Teilgebiet der Theologie bzw. Erlösungsreligion, als Erlösungslehre aufgefaßt. Die Dichtung (hier stellvertretend für Kunst) hatte die religiös-moralische Weltanschauung zur Grundlage, propagierte sie mit ihren Mitteln und trug damit dazu bei, den Menschen den dieser Weltanschauung entsprechenden Platz in Natur und Gesellschaft zu weisen. Die bis heute ungeheure Macht der Priester, Theologen und Idealisten über die Volksmassen unterscheidet die indische Gesellschaft von der gleichzeitigen griechisch-römischen in Europa, da sie aus der altorientalischen Produktionsweise abzuleiten ist, die im Gegensatz zur antiken stand. Die oben erwähnte gesetzmäßige Entwicklung der altindischen Gesellschaft

Vorbemerkung

VII

läßt sich in folgender Weise skizzieren: Es handelt sich hier um den Übergang von der Urgesellschaft zur indischen Form der ersten, der altorientalischen Klassengesellschaft und um deren Übergang zur indischen Variante des Feudalismus, soweit man von einer solchen überhaupt sprechen kann, bis zum Beginn des Kapitalismus. Grundlegend ist das relative Stagnieren, bzw. die langsame Entwicklung der indischen Dorfgemeinde, bedingt durch die langsame Evolution der Produktionsinstrumente (eiserne Geräte) und der Arbeitserfahrung. Fußend auf der Dorfgemeinde, setzte sich langsam der Despotismus als die herrschende Staatsform durch, und dieser hemmte im Verein mit der Schwäche des Bauern der Natur, dem Monsun und dem Dschungel gegenüber die Entwicklung von Wissenschaften und stärkte die Macht der Religion. Dem Staat, bzw. dem Despoten als Vertreter der Ausbeuter, in erster Linie des priesterlichen und kriegerischen Adels, steht die Dorfgemeinde bzw. der Bauer im Klassenkampf gegenüber. Die Bauern sind zunächst beim Beginn der Klassengesellschaft die von den eindringenden Ärya unterworfenen Munda, als Südras völlig rechtlos gegenüber den Ärya; sie erkämpfen sich aber langsam ihren sozialen Aufstieg bis zur juristischen Anerkennung als relativ freie Bauern in der Periode des Guptareichs; als solche gehen sie in den „Feudalismus" ein. Dieser soziale Aufstieg der Volksmassen war die Basis u. a. f ü r Veränderungen auf dem Gebiet der Religion, f ü r den Triumph des Hinduismus (bzw. des Buddismus im Mahäyäna), der die arische, rgvedische Magie und Mythologie langsam an die Seite drängte, bis er die herrschende Religion im „Feudalismus" wurde. Hinduismus entsteht durch die synkretistische Übernahme von immer mehr vorarischen Göttern und Kulten durch die ursprünglich arischen Brahmanen, also eine religiöse Konzession an die Massen der vorarischen Produzenten. E r soll zugleich die Volksmassen über ihre durch die Ausbeutung verursachten Leiden hinwegtrösten. Man kann somit anhand der Veränderungen innerhalb der Religion wesentliche Rückschlüsse auf die konkrete soziale Lage der Volksmassen ziehen, die sich andererseits auch in der Entwicklung des despotischen Staats und Rechts zur Sicherung der ständig, wenn auch langsam steigenden Ausbeutung, die am Ende zur „Feudalisierung" führte, ablesen läßt. Der soziale Aufstieg der Südras ermöglichte schließlich den Humanismus, der die Dichtung der Guptazeit auszeichnet. Diese sechs Bände behandeln im wesentlichen die fünf Perioden der Gangesgesellschaft von etwa 1000 v. u. Z. bis 500 oder 700 u. Z. Diese rund 1700 Jahre stehen als zweite Stufe der indischen Klassengesellschaft zwischen der ersten Stufe von etwa 3000 bis 1500, der Indusgesellschaft, und der dritten Stufe, die von 700 bis 1800 die sogenannte indische Variante des Feudalismus darstellt, die weitgehend „feudalisierte" Gangesgesellschaft, die man besser als die dritte Hauptperiode der Gangesgesellschaft, deren Verfallsperiode, charakterisieren kann. Man wird nämlich diskutieren müssen, ob diese drei Stufen die drei Hauptperioden einer einzigen indischen (bzw. altorientalischen) vorkapitalistischen Klassengesellschaft waren. Die Gangesgesellschaft als Ganzes sollte aber nach dem hier vorgelegten Vorschlag als zweite indische Variante

VIII

Vorbemerkung

der altorientalischen Klassengesellschaft nach deren erster indischer Variante, der Indusgesellschaft, aufgefaßt werden. Danach wäre die Periodisierung der altindischen Geschichte diese: Auf die Urgesellschaft folgt die erste Variante der altorientalischen Klassengesellschaft, die Indusgesellschaft mit ihren 1500 Jahren, dann die zweite Variante, die Gangesgesellschaft mit ihren drei Hauptperioden: 1. ihrem Aufstieg (etwa 1000 bis 400 v. u. Z.), 2. ihrer höchsten Entwicklung (400 v. u. Z. bis 600 u. Z., beides zusammen die oben erwähnten 1700 Jahre) und 3. ihrer Verfalls- oder Versteinerungsperiode, ihrer sogenannten Feudalisierung, mit ihren 1100 Jahren (700 bis 1800, s. o.). Die erste und die zweite Hauptperiode der Gangesgesellschaft bestehen zusammen aus sechs Perioden, jede nämlich aus drei (1500 bis 1000, 1000 bis 550, 550 bis 325, 325 bis 236 v. u. Z., 236 v. u. Z. bis 300 u. Z., 300 bis 500 bzw. 700). Diese sechs Perioden sind dieselben wie die in den ersten fünf Bänden, nur die Einteilung der Gangesgesellschaft in drei Hauptperioden ist neu, notwendig geworden durch die neue Auffassung des „Feudalismus" als dritte Hauptperiode der Gangesgesellschaft. Der „Feudalismus" und damit die Gangesgesellschaft wurden abgebrochen durch die koloniale Einführung des Kapitalismus. Diese hier vorgeschlagene Periodisierung hebt Indien von allen anderen Gesellschaften ab, ordnet sie aber zugleich in die Weltgeschichte ein. Darauf ist im 2. Abschnitt des Ausblicks zurückzukommen. In diesem sechsten Band ist entsprechend neugewonnenen Erkenntnissen eine Reihe von Ergänzungen und — durch tiefergehende Einsicht — Abstraktionen vorgenommen worden, vor allem in bezug auf den Charakter der indischen Varianten der universalgeschichtlichen Gesellschaftsformationen, die Indien erst in den Rahmen der Menschheitsgeschichte zu stellen erlauben, aber auch in bezug auf Fragen des Rechts, der Moral, der Theologie und Ethik. Bemüht habe ich mich um indologisch-universalhistorische Arbeitsweise seit 1931. Aber erst die jüngste Diskussion im Kollektiv der Althistoriker der Akademie gibt mir anläßlich der dort gestellten Aufgabe, eine „Weltgeschichte bis zur Herausbildung des Feudalismus" zu erarbeiten, die Möglichkeit, die Gefahr des Subjektivismus zumindest teilweise zu bannen, denn allein die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern verschiedener Fachgebiete gibt uns die Möglichkeit, die Entwicklung des alten Indiens mit der aller anderen Gesellschaften zu vergleichen, mit anderen altorientalischen vom Mitteimeeraum über Afrika und Asien bis Amerika und mit anderen indoeuropäischen, ob sie nun wie Iranier, Hethiter oder Mitanni in die altorientalische Klassengesellschaft hineinwuchsen, ob sie wie die Griechen und Römer ihre eigene antike Produktionsweise ausbildeten oder wie die alten Germanen und andere aus der zerfallenden Urgesellschaft mehr oder weniger direkt in den Feudalismus übergingen. Jeder derartige Vergleich lehrt, neue Seiten der altindischen Gesellschaft zu erkennen und so der unendlichen Kompliziertheit der Geschichte allmählich gerecht zu werden, eine Aufgabe, die angesichts der Tradition der deutschen Indologie besonders eindringlich vor den Indologen der DDR steht und die nur im Zusammenwirken sowohl der Indologen untereinander als auch

Vorbemerkung

IX

der Historiker, Philosophen, Kulturwissenschaftler usw. mit den Indologen zu lösen ist, deren Lösung zugleich aber auch Beitrag für ein besseres Verständnis der Geschichte unseres eigenen Volkes, f ü r ein besseres Verständnis der Völker untereinander und damit zur Vertiefung des sozialistischen Internationalismus sein kann. Der Vergleich der indischen mit der europäischen Geschichte zeigt grundlegende Gemeinsamkeiten, aber auch Besonderheiten, insofern beide den allgemeinen Gesetzmäßigkeiten aller gesellschaftlichen Entwicklung unterliegen,, die sich aber in besonderer, konkreter Form vollzieht, so daß beide Geschichtsabläufe in ihrer Art einmalig sind. Wissenschaftlich fundierte Vergleiche dieser Art tragen, zumal wenn man sie auf weitere Gesehichtsabläufe der Länder unserer Erde ausdehnt, zur Herausbildung eines sozialistischen Geschichtsbewußtseins als eines wichtigen Bestandteils des sozialistischen Bewußtseins bei. Damit ist ein Hauptanliegen dieses Buches umrissen. Nach Abschluß des Manuskripts dieses Bandes auf Grund des mir vorliegenden Materials und der in der Diskussion gewonnenen Erkenntnisse ist die weltgeschichtliche und indologische Forschung selbstverständlich weitergegangen, so daß die hier erzielte und vermittelte Erkenntnis im einzelnen und in der Periodisierung eine relative Wahrheit darstellt und — nicht zuletzt durch kritische Hinweise und vor allem durch weitere Forschung — der Vertiefung und Weiterentwicklung bedarf. Es werden daher hier mehr Probleme angedeutet als Lösungen erreicht. Berlin, J a n u a r 1971

Inzwischen habe ich mich bemüht, die Geschichte des alten Indiens durch Behandlung von Moral, bildenden Künsten, Musik, einigen Wissenschaften und Weltanschauung zu einer Kulturgeschichte auszubauen, wobei sowohl; weitere Einzelheiten wie größere Zusammenhänge erkennbar wurden. Berlin, August 1973 Walter Ruben,-

Inhaltsverzeichnis

E i n l e i t u n g : D a s vorarische I n d i e n 1. V o r b e m e r k u n g über Probleme der Periodisierung der indischen Geschichte a) Probleme der altorientalischen Klassengesellschaft u n d des F e u d a lismus b) Probleme der Ärya, der Indus- u n d der Gangesgesellschaft . . . .

3 3 3 8

2. Urgesellschaftliche Vorärya a) F r ü h z e i t der Urgesellschaft b) Blütezeit der Urgesellschaft (niedere Bodenbauer) c) Zersetzung der Urgesellschaft „Asiatische Produktionsweise" „Militärische D e m o k r a t i e " d) D r a w i d a e) M u n d a

13 13 13 14 14 16 17 20

3. Die altorientalische Klassengesellschaft a) Allgemeiner Charakter b) Die beiden indischen Varianten c) Die Indusgesellschaft des 3. J a h r t a u s e n d s v. u. Z. Basis Überbau Die Indusgesellschaft im R a h m e n der altorientalischen Geschichte .

29 29 31 34 34 37 39

1. H a u p t p e r i o d e : Die E n t w i c k l u n g der Gangesgesellschaft (1500 bis 325 v.u.Z.)

42

I . P e r i o d e : Die zerfallende Urgesellschaft des R g v e d a (1500 bis 1000 v. u. Z.) 1. Die I n d o e u r o p ä e r 2. Die Indoiranier 3. Chronologischer Abriß des 2. J a h r t a u s e n d s im P a n d s c h a b . . . . 4. Der R g v e d a u n d die Ärya 5. Die rgvedische Gesellschaft a) L a n d w i r t s c h a f t , Viehzucht, H a n d w e r k , H a n d e l b) Ansätze zur E n t s t e h u n g der Klassengesellschaft c) S t a a t u n d R e c h t d) Religion

42 42 46 51 53 56 56 57 60 63

Inhaltsverzeichnis

XII

e) Vorphilosophisches Denken f) Dichtung g) Inder, Griechen, Germanen, Israeliten, Iranier

67 70 74

II. Periode: Übergang zur Klassengesellschaft (1000 bis 550 v. u. Z.) . . 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.

Seßhaftwerdung Landwirtschaft, Viehzucht, Handwerk, Handel Die vier Stände Staat Recht Religion Philosophie Dichtung Inder, Griechen, Römer, Germanen, Israeliten, Iranier

III. Periode: Herausbildung der altorientalischen (550 bis 325 v. u. Z.) 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.

78 80 81 86 89 93 100 111 116

Klassengesellschaft

Vorbemerkung Landwirtschaft, Handwerk und Handel Klassen und Klassenkampf Staat Recht Religion Philosophie Dichtung Iranier, Israeliten, Griechen, Römer und Inder

78

123

.

123124 126 129 133 138 145 155 159

2. Hauptperiode: Die entwickelte Gangesgesellschaft (325 v. u. Z. bis 500 u.Z.)

164

IV. Periode: Das Großreich der Mauryas (325 bis 236 v . u . Z.) 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.

Vorbemerkung Produktion Klassen und Klassenkampf Staat Recht Religion Philosophie Dichtung Mauryareich, Hellenismus und Rom

V. Periode: Indien wird zur kulturellen Einheit (236 v. u. Z. bis 300 u. Z.) 1. 2. 3. 4.

Vorbemerkung Landwirtschaft, Handwerk und Handel Klassen und Klassenkämpfe Staat

164 164 166 168172 176 182 187 195 199 204 204 206207 210

Inhaltsverzeichnis 5. 6. 7. 8. 9.

Recht Religion Philosophie Dichtung Indien und Rom

V I . P e r i o d e : D a s goldene Zeitalter I n d i e n s im Reich der G u p t a s (300 bis 500 u . Z.) 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.

Vorbemerkung Landwirtschaft, Handwerk, Handel Klassen u n d Klassenkämpfe Staat Recht Religion Philosophie Dichtung Indien, R o m und Iran

Ausblick 1. Die F r a g e der 3. H a u p t p e r i o d e der Gangesgesellschaft 2. P r o b l e m a t i k , Charakter u n d H e r a u s b i l d u n g des indischen „ F e u d a lismus" 3. Der K a p i t a l i s m u s

XIII 213 216 224 235 240

247 247 251 252 255 258 260 266 271 277 282 282 283 299

A n h a n g 1: Einiges über den Mythos der vier oder f ü n f Weltalter

309

A n h a n g 2: Über d e n Beginn der Philosophie bei I n d e r n , Griechen u n d Chinesen

315

1. Die Mikro-Makrokosmosanalogie in China, I n d i e n u n d Griechenland 2. Der Beginn der sogenannten Philosophie Chinas 3. Der Beginn der Philosophie in Griechenland

316 319 322

A n h a n g 3: Griechische, indische u n d chinesische Staatslehre

325

A n h a n g 4: Weiteres über die indischen „ F e u d a l h e r r e n " (sämanla)

331

Literaturverzeichnis

335

Abkürzungen

342

Anmerkungen

343

E i n l e i t u n g 343 - I . Periode 346 - I I . Periode 349 - I I I . Periode 352 - IV. Periode 353 - V. Periode 356 - VT. Periode 359 Ausblick 361 - A n h a n g 1 363 - A n h a n g 2 363 - A n h a n g 3 364 - A n h a n g 4 365

„ D a s Eingreifen der Engländer, das d e n Spinner nach; Lancashire, den Weber n a c h Bengalen verpflanzte oder beide, den indischen Spinner wie den indischen Weber, hinwegfegte, f ü h r t e zur Auflösung dieser kleinen, halb barbarischen, h a l b zivilisierten Gemeinwesen, i n d e m es ihre ökonomische G r u n d lage sprengte u n d so die größte u n d , die W a h r h e i t zu sagen, einzige soziale Revolution hervorrief, die Asien je gesehen." K a r l Marx - Friedrich Engels, Werke, B a n d 9, S. 132.

Einleitung: Das vorarische Indien

1. Vorbemerkung über Probleme der Periodisierung der indischen Geschichte a) Probleme der altorientalischen Klassengesellschaft und des Feudalismus Fortschrittliche indische Indologen haben heute noch dagegen zu kämpfen, daß die G e s c h i c h t e Indiens von ihren Landsleuten ganz oberflächlich in die Perioden der Hindus, der Mohammedaner, der Engländer und des freien Indiens unterteilt wird. 1 Aber auch für den Marxisten-Leninisten ist die Periodisierung der indischen Geschichte noch so problematisch, 2 wie es die der Universalgeschichte ist. Insbesondere gibt es noch keine Einmütigkeit über die allgemeine Periodisierung der vorkapitalistischen Klassengesellschaft, d. h. über die Reihenfolge der universalgeschichtlichen, vorkapitalistischen Gesellschaftsformationen. Daß dem Sozialismus der Kapitalismus, der Feudalismus und die antike Gesellschaftsformation vorangingen, ist unbezweifelt. Vor diese stellte Karl Marx 1859 die „asiatische Produktionsweise", die heute sehr umstritten ist. 3 Neben dieser ist im folgenden vor dem Feudalismus oder dem, was diesem in Indien entspricht, von der Urgesellschaft, der militärischen Demokratie und der altorientalischen Klassengesellschaft die Rede; diese gingen der antiken Gesellschaftsformation, in Indien aber dem bisher nicht klar genug erkennbaren und sehr umstrittenen Feudalismus voraus. Die gesellschaftlichen Verhältnisse der „asiatischen" Produktionsweise, der altorientalischen, antiken und feudalen Gesellschaftsformation und der militärischen Demokratie sind im folgenden demgemäß f ü r Indien an den betreffenden Stellen zu charakterisieren/ 1 Die Hauptlinie der Menschheitsgeschichte besteht in der Entwicklung von der Urgesellschaft mit gentilem Gemeineigentum an Produktionsmitteln, vor allem am Boden über die Klassengesellschaft mit mehr oder weniger entwickeltem privatem Eigentum an Produktionsmitteln zu SozialismusKommunismus mit gesellschaftlichem Eigentum an diesen. Dementsprechend gab es in der Klassengesellschaft u. a. Ausbeutung, Staat, Erlösungsreligion, Theologie, Idealismus und metaphysische Denkweise. Anders ausgedrückt: Die Masse der Produzenten besitzt in der altorientalischen Klassengesellschaft als Bauern und Handwerker eigene, wenn auch nicht die entscheidenden Produktionsmittel und ist an Steigerung der Produktion insofern interessiert, 2 Buben, Gangesgesellschaft

4

Einleitung l a

als die staatlichen Ausbeuter ihr juristisch einen Teil ihres Arbeitsertrages lassen. Da die Hebung des Lebensstandards den Ausgebeuteten aber in Wirklichkeit nicht gelingt, stagniert diese Produktionsweise relativ. In der antiken Sklavenhaltergesellschaft ist (abgesehen vom freien Parzelleneigentum selbstwirtschaftender Bauern) der Sklave von den Produktionsmitteln völlig getrennt und hat daher kein materielles Interesse an der Produktion, geschweige an deren Steigerung. Diese Produktionsweise bewährte sich auf die Dauer nicht, war aber zunächst fortschrittlich. Der Kolone und der feudale Bauer erhielten wieder ein dem altorientalischen ähnelndes mehr oder weniger illusorisches materielles Interesse am Produkt bei teilweisem Besitz an Produktionsmitteln. Im Orient ging dementsprechend das relative Stagnieren der Gesellschaft weiter, in Europa aber entstand im Schöße des Feudalismus der Kapitalismus. Der kapitalistische Lohnarbeiter besitzt keine Produktionsmittel und ist objektiv nicht an einer Steigerung der Produktion interessiert. Im Sozialismus besteht gesellschaftliches Eigentum an Produktionsmitteln und daher sind die Produzenten objektiv an der Produktion und damit an der Hebung des Lebensstandards der gesamten Gesellschaft interessiert. Heute werden nur die indischen Varianten des Kapitalismus und der Urgesellschaft allgemein anerkannt, von vielen — trotz der Bedenken von Marx und Engels — auch die des Feudalismus. 5 Da über diese Periode der indischen Gesellschaft seit den Klassikern des historischen Materialismus sehr viel mehr bekannt geworden ist, weil diese wesentlich nach Bernier urteilten, dessen Schilderung nur f ü r die Moguls zutrifft, und da andererseits Fragen des feudalen Grundeigentums, so z. B. ob dieses ein unbeschränktes Privateigentum war, in bezug auf die Zeit zwischen den Guptas und dem Kapitalismus noch nicht systematisch untersucht worden sind, und da endlich im Überbau, u. a. im Lehenswesen, in der Herausbildung von Nationen und der mystisch-scholastischen Philosophie die indischen typologischen, ungefähr gleichzeitigen Analoga erstaunlich ähnlich den europäischen sind, soll im folgenden das Jahrtausend von 700 bis 1800 vorläufig als feudalisierte 3. Hauptperiode der Gangesgesellschaft bezeichnet werden (s. u. Ausblick b). Ebenso gibt es über die indische Gesellschaftsformation zwischen Urgesellschaft und „Feudalismus" noch keine Einigkeit, ja, nur wenige ernst zu nehmende theoretische Überlegungen. Es wird verhältnismäßig leicht sein, die Indusgesellschaft des 3. Jahrtausends v. u. Z. als eine, und zwar als die erste indische Variante der altorientalischen Gesellschaftsformation (oder der ersten Klassengesellschaft oder die der unentwickelten Sklavenhaltergesellschaft) zur Anerkennung zu bringen und sie nicht nur, wie bisher üblich, als Teil der Ur- und Frühgeschichte anzusehen, leugnet doch niemand die erstaunliche Ähnlichkeit der archäologischen Funde, den Handelsverkehr und gewisse genetische Zusammenhänge zwischen ihr und dem ungefähr gleichzeitigen Sumer. 6 Weit schwieriger ist es bei der Gesellschaft von etwa 1500 oder 1000 v. u. Z. bis 500 oder 700 u. Z. Daß es sich um gine indisclje Variante der antiken Sklavenhaltergesellschaft handelt, wurde nur von wenigen behauptet 7 und läßt sich.

Einleitung l a

5

nicht nachweisen. Wenn sie aber nicht antik war, kann sie nur altorientalisch, und zwar die zweite indische Variante der altorientalischen Klassengesellschaft, gewesen sein, wenn man von universalgeschichtlichen Gesellschaftsformationen ausgeht und nicht eine alte vorderorientalische neben eine afrikanische, indische, chinesische und lateinamerikanische Klassengesellschaft stellen will, statt diese alle als die konkreten Varianten einer einzigen hoch abstrahierten Gesellschaftsformation aufzufassen. Man hat neuerdings diese indische Gesellschaft eine präfeudale Gesellschaft genannt, 8 weil in ihr, abgesehen von der allgemeinen Kontinuität der gesellschaftlichen Entwicklung, Vorformen spezifischer Produktionsverhältnisse, wie z. B . des priesterlichen Steuerpfründners, nachweisbar sind. Dieser geht in Indien aber letztlich auf die Urgesellschaft zurück 9 , die zwar ebenfalls als präfeudal bezeichnet werden kann, aber doch als besondere Gesellschaftsformation von der feudalen und altorientalischen deutlich unterschieden wird. Präfeudal ist im Grunde eine bloß negative Bezeichnung. Darauf, daß gewisse, wenn nicht gar alle wesentlichen Elemente in Basis und Überbau in dieser Gesellschaft schon früher oder später auftreten, die, wenn sie zwischen 500 und 700 u. Z. in Indien in ihrer Gesamtheit die herrschenden Elemente zu werden beginnen, den „Feudalismus" indischer Prägung, soweit man diesen anerkennt, ausmachen, ist jeweils hinzuweisen. 10 Trotz der hier mit Vorbehalten vertretenen oder versuchten Unterscheidung der beiden indischen Varianten der altorientalischen und der feudalen Gesellschaftsformation hat der Begriff des Präfeudalen für den Indologen etwas Bestechendes, denn er erlaubt z. B . , die Mauryas bzw. Guptas als wesensverwandte Vorläufer der Moguls aufzufassen 11 , was bei der überraschenden Kontinuität, dem relativen Stagnieren der indischen Geschichte, naheliegt. Dieses Stagnieren ist kein absolutes Gleichbleiben, sondern ein langsamer, in den einzelnen Schritten kaum merklicher Prozeß, ein Wandel 1 2 , der Indien nicht nur von Europa, sondern auch vom vorderen Orient unterscheidet, insofern u. a. der Islam in Indien keinen so starken Einfluß auf die indische Gesellschaft ausgeübt hat wie dort. Dieses relative Stagnieren Indiens ist bedingt durch die Schwäche des Menschen dem besonderen, riesigen geographischen Raum Indiens gegenüber, der — im Unterschied zum vorderen Orient — mit seinem Monsun und seinen Wäldern bei ständiger Rodung immer neuer Dorfer und bei Bewässerung der Felder den ständig wachsenden Massen Nahrung gab. 1 3 In Indien zeigt sich in extremer Weise, daß die Elemente einer Gesellschaftsformation sich schon in der vorhergehenden sehr langsam ausbilden und sehr lange in der folgenden nachwirken. Ein extremes Gegenbeispiel ist Europa mit seiner antiken Gesellschaftsformation. Einen sehr gewagten Schritt in dieser Richtung geht die Auffassung, die ganz allgemein in der altorientalischen Produktionsweise nichts anderes als eine frühe Stufe der feudalen sieht, mit der hellenistischen Stufe dazwischen 14 , haben Orientalisten doch auch sonst auf feudale Elemente in der altorientalischen Gesellschaft hingewiesen.15 Der Indologe sollte dann aber auch die 2*

6

Einleitung l a

Indusgesellschaft in diese relativ einheitliche altorientalisch-feudale Gesellschaftsformation einordnen, die vor, neben und nach der territorial begrenzten und relativ kurzlebigen antiken anzusetzen wäre. Oder er könnte versuchen, auf die Indusgesellschaft bereits von etwa 1000 v. u. Z. an den „Feudalismus" folgen zu lassen, bzw. den „Feudalismus" von 700 u. Z. an als Verfall, als 3. Hauptperiode der um 1000 beginnenden Gangesgesellschaft aufzufassen. Dies beides hat indessen noch niemand versucht. Die Frage ist, ob es in Indien zwischen der Urgesellschaft bzw. zwischen der Indusgesellschaft und dem Kapitalismus zwei Gesellschaftsformationen gegeben hat, eine altorientalische (und zwar in zwei Varianten) und eine feudale, oder nur eine, die man altorientalisch nennen könnte. Der Universalhistoriker hat indessen immer noch die freilich nicht leicht einleuchtende Möglichkeit, die altorientalische Gesellschaft als eine unentwickelte Sklavenhaltergesellschaft vor, neben und nach der antiken als deren Variante (oder als Einheit einer ganzen Reihe von deren Varianten) aufzufassen, insofern die Masse der Produzenten in ihr potentiell oder latent Rechtlose, geradezu Sklaven des altorientalischen Despoten waren. 16 Manche Historiker bestimmen diese erste Klassengesellschaft im alten Orient als unentwickelte oder patriarchalische Sklavenhaltergesellschaft, weil in ihr die Sklaven überwiegend patriarchalische Haussklaven waren und ein wenig oder nur indirekt in der Produktion verwendet wurden. Die Charakterisierung einer Formation muß aber vom Charakter der Massen der Produzenten ausgehen, d. h. in diesem Fall von den Bauern. Geht man von diesen, als den potentiell oder latent rechtlosen Untertanen, geradezu Sklaven des Despoten aus, so kann man in diesem Sinn das üblich gewesene, aber heute meist verurteilte Schema: Urgesellschaft, Sklavenhalterformation, Feudalismus, Kapitalismus und Sozialismus-Kommunismus beibehalten. Es gibt, kurz gesagt, mehrere, im großem ganzen verhältnismäßig ähnliche, einer objektiven Lösung dieser Problematik allmählich näherkommende Versuche, das Verhältnis der zerfallenden Urgesellschaft zur altorientalischen und zur feudalen Gesellschaft in der Weise zu kennzeichnen, daß in ihnen mit ihren überwiegend agrarischen Wirtschaften ein und dieselbe Produktionsweise weitgehend bestehen blieb, die Marx die asiatische nannte und der antiken voranstellte; sie nahm indessen verschiedene Formen 1 7 an, sowohl in verschiedenen Gegenden wie Zeiten. Verwendet der Orientalist den Begriff der „asiatischen" Produktionsweise (in Anführungszeichen, weil er nicht nur auf Asien beschränkt werden darf) 1 8 f ü r die um 4000 etwa beginnende Stufe der zerfallenden Gentilgesellschaft 19 , so blieben von ihr bedeutende Reste ( u . a . die typisch indische Nachbarngemeinde als Rest der Ackerbaugemeinde) bestehen, bis der Kapitalismus sie erst im 19. Jahrhundert zerstörte, obgleich Versuche, sie wieder zu beleben, in Indien bis heute nicht aufgehört haben. Ob man altorientalische und feudale Gesellschaftsformation als zwei Stufen einer einzigen vorkapitalistischen Klassengesellschaft oder als zwei Gesellschaftsformationen mit weitgehend gemeinsamer Produktionsweise auffaßt,

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ist eine Frage der Definition des Begriffs der Gesellschaftsformation und der betreffenden Gesellschaftsformationen und der Interpretation historischer Fakten. Wie in Indien Vorformen bedeutender, wenn nicht gar aller „feudalen" Elemente schon in jener sogenannten „präfeudalen", d. h. altorientalischen Gesellschaftsformation nachweisbar sind, so auch solche des westeuropäischen Feudalismus in der altorientalischen, geht doch der römische Kaiser deutscher Nation auf den römischen, hellenistischen und altorientalischen Herrscher zurück, der Hörige auf den Kolonus und damit auf den altorientalischen Teilpächter, das Christentum auf altorientalischen Monotheismus, und zwar gilt dies insbesondere f ü r die typisch feudalistische christliche Scholastik und Mystik, die deswegen ein erstaunliches, einigermaßen gleichzeitiges, teils genetisches, teils typologisches Analogon der entsprechenden indischen Denkweisen sind. 20 Die Einordnung der antiken Gesellschaftsformation in die Reihe dieser Analoga der altorientalischen und feudalen Gesellschaftsformationen ist eines der schwierigsten Probleme. Es ist ja nun einmal so, daß der Sklavenhalter sich zum Sklaven relativ ähnlich verhält wie der Kapitalist zum Lohnarbeiter, der Krieger- und Priesteradel aber sich zum Bauern, diesem potentiellen Sklaven im altorientalischen Despotismus, relativ ähnlich verhält wie der Feudalherr zum Hörigen. Der Lohnarbeiter geht aber nicht aus dem antiken Sklaven direkt hervor, sondern zwischen ihnen beiden steht der feudale Hörige, der in Europa auf kompliziertem Wege aus dem altorientalischen Bauern hervorgegangen ist, im Orient aber vom altorientalischen latenten Sklaven, dem Untertan des Despoten, bisher nicht genügend zu unterscheiden ist. Das Beispiel der Scholastik ist wichtig, wenn man sich bei der Abgrenzung der Gesellschaftsformationen nicht auf die der Produktionsweisen beschränken will, sondern auch den Überbau zumindest heuristisch berücksichtigt. Dementsprechend sind in diesem Band die Materialien der vorangehenden fünf Bände in der Abfolge: Produktionsweise, Staat, Recht, Religion, Wissenschaften, Philosophie und Dichtung (mit wenigen Hinweisen auf bildende Kunst, aber ohne solche auf Musik) für jede Periode als einheitliche Struktur behandelt, soweit das heute möglich erscheint (s.o. Vorbemerkung). Dabei ist aber noch das Folgende zu überlegen: Geht man von der Voraussetzung aus, daß jede Gesellschaftsformation sich in den drei Stufen des Aufstiegs, der Höhe und des Abstiegs entwickelt, die als die drei Hauptperioden ihrer Entwicklung darzustellen sind, so ergibt sich f ü r das alte Indien folgende Schwierigkeit: Wenn man die Zeit von der Indusgesellschaft bis auf die Guptas (bzw. Harsa) mit ihren 3500 (bzw. 3700) Jahren als eine einheitliche Variante der altorientalischen Gesellschaft oder gar die 5000 Jahre von der Indusgesellschaft bis zum Beginn des Kapitalismus als einzige vorkapitalistische Gesellschaftsformation auffaßt, kann man in ihnen nicht leicht jene drei Stufen feststellen, da Harappa, Guptas und Moguls mindestens drei Höhepunkte bildeten. Dann bleibt die Möglichkeit, f ü r Indien zwei aufeinanderfolgende Varianten der altorientalischen Gesellschaftsformation anzunehmen (s. o.). Für die erste

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Variante, die des Indusgebietes, ließe sich schätzen, daß ihr noch nicht recht greifbarer Aufstieg von etwa 4000 bis 3000 oder 3500 bis 2800, ihr Höhepunkt bis 2200 oder 2000, ihr Abstieg bis etwa 1500 gewährt hat. Solche drei Stufen lassen sich für die 2. Variante, die man die Gangesgesellschaft nennen kann, in folgender Weise abgrenzen: I . Entwicklung der Gangesgesellschaft von 1500 bis 325 v. u. Z. (Beginn der Mauryas), I I . entwickelte Gangesgesellschaft bis 500 u. Z. (darin als Höhepunkt das „goldene Zeitalter", die indische Klassik, unter den Guptas von 300 bis 500 u. Z.). Diese beiden Hauptperioden lassen sich leicht in je drei Perioden unterteilen. Danach aber beginnen große Schwierigkeiten. Man kann die Jahre von 500 bis 700 u. Z. noch zur 2. Hauptperiode rechnen, als 3. Hauptperiode aber das Jahrtausend von 700 bis 1800 auffassen, das meist als Feudalismus angesehen und seinerseits in Frühfeudalismus mit drei Hauptperioden und in reifen Feudalismus samt seinem Zerfall unterteilt wird. 21 Man kann demnach erwarten, daß sich die Krise, die unter den letzten Guptas z. Z. der Hunnenkriege begann, als eine Krise der Guptas, nicht als eine der zweiten indischen Variante der altorientalischen Klassengesellschaft wird nachweisen lassen22, und man kann annehmen, daß die Großreiche der Mauryas, Guptas und König Harsas drei Gipfel dieser Gesellschaft mit den Guptas als dem goldenen Zeitalter bildeten. Diese Möglichkeit ist gerade mit Hinblick auf Iran und Griechenland-Rom mit ihren mehrfachen Gipfeln nicht von vornherein auszuschließen.23 Dabei ist zu sehen, daß jedes dieser drei altindischen Großreiche stärker „feudalisiert" war als die vorangegangenen, daß die Langsamkeit des Prozesses aber mit dem allgemeinen relativen Stagnieren Indiens zusammenhängen wird. Dabei ist weiter zu bedenken, daß viele (oder alle) Elemente des „Feudalismus" sowohl wie des Höhepunktes unter den Guptas bereits viel früher in Vorformen innerhalb dieser zweiten Variante auftreten. Beide indischen Varianten der altorientalischen Gesellschaft dauerten länger als je 2000 Jahre. Man kann — um einen Vergleich anzudeuten — die altorientalische Gesellschaftsformation im Vorderen Orient von etwa 3000 bis 350 v. u. Z. (Hellenismus) oder etwas länger bis zum römischen Imperium oder gar bis zum Feudalismus um etwa 500 u. Z., also 3500 Jahre dauern lassen. Die antike, sich schnell entwickelnde Gesellschaftsformation aber hat in ihrer griechischen Variante von etwa 700 bis 146, also nur 550 Jahre, in ihrer römischen Variante von etwa 600 v. u. Z. bis zur zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts u. Z., also etwa 800 Jahre, die ägäische Kultur von etwa 2000 bis 900, d. h. ungefähr 1100 Jahre gelebt; alle drei haben — ebenso Urgesellschaft, Feudalismus und Kapitalismus — jene allgemein anerkannten drei Stufen durchlaufen.

b) Probleme der Ärya, der Indus- und der Gangesgesellschaft Ein anderes weltgeschichtlich wichtiges Problem ergibt sich aus einer Besonderheit der zweiten indischen Variante der altorientalischen Klassengesellschaft, aus dem Einbruch der Ärya. In der zweiten Hälfte des 2. Jahrtausends v. u. Z.

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wanderten ungefähr gleichzeitig zwei satem- und zwei centum-Sprachen sprechende Völker von Indoeuropäern in verschiedene Regionen bzw. Varianten der altorientalischen Gesellschaft ein, die Iranier nach I r a n (Elam), die Ärya nach I n d i e n (zunächst in das Indusgebiet), die Griechen in das Gebiet der ägäischen und die Römer in das der etruskischen Gesellschaft. Von diesen zeichnete sich je ein Volk durch Gründung von Großreichen aus — Perser und Römer, je eines durch besondere kulturelle Fortschritte — Inder u n d Griechen. Diese beiden zeigen erstens um 600 v. u. Z. die ersten Elemente von Erlösungsreligion, in den alten Upanisads und bei Orphikern bzw. in Mysterien. Damals geschah in beiden der Übergang zu ihren bezeichnenden Produktionsweisen u n d Staatsformen; und in beiden wurden die Ausgebeuteten in besonderer Weise rechtlos, als helotenartige Südras u n d als antike Sklaven. Die H ä r t e d e r Ausbeutung machte wohl die Erlösungsreligion notwendig. Zufällig, scheint es, k a m e n damals beide Gesellschaften ungefähr gleichzeitig unter den Einfluß von Schamanismus, den der Munda und den der Skythen. Schamanismus wurde f ü r die scharfe religiöse Gegenüberstellung von Leib u n d Seele wichtig; er verband aber nicht in direkter Weise diese beiden R ä u m e des Entstehens der Erlösungsreligion. E s ist auch bisher nicht ganz sicher, daß der Mythus •der vier Weltalter, der eine Vorstufe dieser Religion war, beide historisch verbunden h a t (s. Anhang 1); d a f ü r wäre zu prüfen, ob dieser Mythus und dieser Erlösungsglaube im dazwischenliegenden I r a n ebenso alt sind. Zweitens n a h m in beiden Gesellschaften ungefähr damals die Naturwissenschaft einen so ausgesprochenen Charakter an, daß sie in Gegensatz zur Religion, geriet, hier die Medizin, dort die Astronomie und Mathematik. Indische und griechische Medizin hingen damals höchstwahrscheinlich über den Acjiämenidenhof oder schon etwas f r ü h e r miteinander zusammen (und ebenso Motive der Ödipus-Kyros-Krsna-Sage und einige Märchen bzw. Märchenmotive). N a t u r wissenschaftliches Denken wurde also in diesem durch Handel verbundenen R a u m entwickelt. Drittens wurde aus dem Widerstreit von Wissenschaft u n d Religion bzw. Theologie in beiden Gesellschaften damals die Philosophie geboren (s. u. Anhang 2). Viertens entsprang in A t h e n aus Mysterienspielen u m 500 das klassische D r a m a mit seiner Tragik, die sich aus der religiös-moralischen Frage nach Schuld und Unschuld der Helden ergab, ungefähr gleichzeitig •die f ü r die Demokratie bezeichnende Komödie. I n Indien aber entstand das D r a m a erst 600 bis 700 J a h r e später mit analoger Schuldproblematik, wenn auch ohne den Unterschied von Tragödie, Satyrspiel und Komödie. F ü n f t e n s wurde ungefähr gleichzeitig mit dem Beginn des Dramas in A t h e n die Entwicklung der Heldenepik abgeschlossen, in Indien aber (wie das Drama) erst 700 bis 800 J a h r e später. Als minder wichtige Gemeinsamkeit seien die Staatslehre (s. Anhang 3) und die Bukolik nur kurz erwähnt, die mit Theokrit bzw. der Krsnalyrik begann. 2,1 Ebensowenig sei hier auf die Fortsetzung der Entwicklung d e r Religion, Theologie, Wissenschaft, Philosophie und Dichtung eingegangen, auch nicht auf die Frage, ob die Römer ohne ihre enge kulturelle Beziehung zu den Griechen zu solchen Errungenschaften gelangt wären; die Iranier

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sind in allen diesen Gebieten von den Indern nicht oder kaum beeinflußt worden. Solche Gemeinsamkeiten gab es nur auf diesen Gebieten des Überbaus, während die Basis bei Indern und Griechen im wesentlichen grundverschieden war. Um diese Schwierigkeit zu überwinden, kann man nicht auf eine indoeuropäische Rassenseele zurückgreifen, denn diese gab es nicht, und außerdem gab es diese Gemeinsamkeiten ja nicht bei den vielen anderen indoeuropäischen Völkern. Es gab allerdings aus indoeuropiäschem Erbe gewisse mythologische Motive in beiden Formen der Epik, und beide Naturphilosophien gehen mit einigen Elementen (z. B. der Mikro-Makrokosmosanalogie) auf gemeinsame kosmogonische Mythen zurück. Auch die indoeuropäische Sprache war dem Entstehen der Philosophie, diesem sehr komplizierten Vorgang in diesem Raum, günstig, insofern sie Abstrakta wie „das Sein" bzw. „das Seiende" zu bilden gestattet. Andererseits kann man die damalige Höhe des wissenschaftlichen Denkens im Raum zwischen Griechenland und Indien als bezeichnend f ü r die Höhe der damaligen Menschheitsentwicklung auffassen. Die Unterschiede in der Basis beider Gesellschaften aber sind für die Unterschiede in zahllosen Einzelheiten dieser Gemeinsamkeiten verantwortlich zu machen. Die Gangesgesellschaft mit ihren bedeutenden Besonderheiten, ja Fortschritten, der Indusgesellschaft gegenüber läßt sich demnach in folgender Weise verständlich machen: Es war eine grundlegende Gesetzmäßigkeit, daß im Gangesgebiet mit seinen geographischen Besonderheiten als Nachfolgerin der Indusgesellschaft und zugleich auf der Grundlage der Mundadorfgemeinden eine neue Variante der altorientalischen Klassengesellschaft entstand, in die die Ärya eindrangen und zu ihrer Entwicklung mit einigen Elementen beitrugen. Kurz nach dem Eindringen der Ärya fand das Eisen Eingang in das Gangesgebiet (und u. a. Megalithen), das Eisen wurde f ü r die Entwicklung der Produktionsinstrumente ungemein wichtig, und zwar annähernd gleichzeitig auch in Griechenland und China, so daß die Gangesgesellschaft sich in der Basis gegenüber der Indusgesellschaft auszeichnete und mit der auf antiker Produktionsweise aufgebauten griechischen Gesellschaft und vielleicht auch in der anderen Variante der altorientalischen Klassengesellschaft, der in China, mit dem Indien und Griechenland keine direkte Verbindung hatten, ein höheres Niveau erreichte, als es in der Indusgesellschaft und den anderen älteren Gesellschaften altorientalischen Charakters möglich gewesen war. Diese hatten nicht Eisen, sondern Bronze zur Voraussetzung gehabt. Die Bedeutung der Metalle f ü r die Entwicklung der Menschheit darf man gewiß nicht überschätzen. Aber die Griechen charakterisierten kurz nach Erfindung des Eisens ihre mythologischen Weltalter nach ihnen (s. Anhang 1). Eisen wurde, wie die Archäologie zeigt, in Indien zuerst von den Ärya nach ihrem Vordringen in das Gangesgebiet, das etwa 1000 v. u. Z. begann, seit 700 verwendet, und zwar zunächst f ü r Waffen; es half mit, die Ärya den Munda gegenüber siegreich zu machen. Die Klassenbildung erfolgte in Indien damals im wesentlichen durch die Eroberung der Ärya (wie später in Westeuropa die der Germanen zu Beginn des Feudalismus).

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Die Ausbeutung, die der Südras, unterschied sich deswegen in der Gangesgesellschaft vermutlich von der der Indusgesellschaft und war besonders hart, analog der der Sklaven in Griechenland. Daher wurde in diesen beiden Gesellschaften unabhängig voneinander, d. h. als typologische Analogie aus analogen Ursachen, die Erlösungsreligion der Massen eine gesellschaftliche Notwendigkeit der Ausbeuter, zugleich entstanden damit notwendig atheistische Auffassungen. Damit sind auch Philosophie, Dramatik, Epik, Bukolik als solche Analoga in diesen beiden Gesellschaften zu verstehen, ja, Philosophie und Staatslehre sogar in gewisser Weise auch im damaligen China (s. Anhang 2 und 3). Naturwissenschaft, insbesondere Medizin, aber gelangte nach Indien und Griechenland — sie entstand autochthon in China —, weil sie ähnlich wie das Eisen von großer gesellschaftlicher Bedeutung war. Es wanderten j a vermutlich auch einige Märchen, sicher Mythen oder deren Motive zwischen Indern und Griechen — nicht Chinesen — hin und her, weil für sie ein analoges gesellschaftliches Bedürfnis bestand. Innerhalb der Philosophie ging dann die Entwicklung im logischen Sinne weiter, so daß Inder und Griechen mit naiver Naturphilosophie wie der der berühmten Vorsokratiker begannen und im Feudalismus zu Mystik und Scholastik kamen. Als typologisches Analogon ist j a auch wohl das Lehenswesen des europäischen und indischen Feudalismus zu verstehen, selbst wenn die Basis der indischen Gesellschaft die Höhe der Basis des europäischen Feudalismus nicht erreicht hat, wie manche annehmen. Bei dieser Entwicklung der alten Gesellschaften handelt es sich in solchen Fällen um das, was man in bezug auf die modernen Zeiten die Dialektik von Nationalem und Internationalem zu nennen pflegt, um die Entwicklung aus eigenen Voraussetzungen und aus Einflüssen von außen. Wie dem auch sei, man kann die Inder die Griechen des Ostens nennen. Wie die Griechen nach Westen, so haben die Inder nach Osten hin ihre hohe Kultur ausgestrahlt. Zugleich zeigen diese Erscheinungen die Einmaligkeit dieser sehr komplizierten indischen Gesellschaft als einer besonderen Variante der altorientalischen Klassengesellschaft. Auf diese Einmaligkeit bei allgemeiner historischer Gesetzmäßigkeit der indischen gesellschaftlichen Entwicklung ist an geeigneten Stellen besonders einzugehen. 25 Um allgemeine Gesetzmäßigkeiten und Besonderheiten der indischen Entwicklung darzulegen, wird nach Kräften die Methode des Vergleichs angewandt. So problematisch einstweilen die Begriffe der „asiatischen" Produktionsweise, der altorientalischen und feudalen Gesellschaftsformation, der Klassik, der drei Stufen und der Krise als Übergang zum „Feudalismus" in ihrer Anwendung auf Indien auch sind, am Begriff der ökonomischen Gesellschaftsformation muß man festhalten, denn er ist richtig. E r ist daher nicht nur für den Historiker, sondern auch für den Politiker grundlegend, denn wissenschaftliche Politik bedarf unbedingt der auf Geschichtskenntnis, auf der Kenntnis der Gesetzmäßigkeit der Entwicklung von einer Gesellschaftsformation zur nächsthöheren, fußenden Gesellschaftsprognose. Die indische Geschichte wird hier demgemäß auf Grund universalhistorischer

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Kategorien in folgender Weise periodisiert: Auf die drei oben erwähnten, deutlich unterscheidbaren Stufen der Urgesellschaft, insbesondere auf deren zwei Zerfallsstufen, auf die hier die Begriffe der „asiatischen" Produktionsweise und der militärischen Demokratie angewendet werden, folgte mit der Indusgesellschaft um 3000 v. u. Z. die erste Variante der altorientalischen Gesellschaft mit ihrem Auf- und Abstieg. I n diese brachen um 1500 die Ärya als Barbaren und Eroberer ein und wurden von der in bedeutenden Resten fortlebenden „asiatischen" Produktionsweise der unterworfenen gentilen Vorärya (Munda) im Gangesgebiet in der Weise assimiliert, daß sie langsam mit jenen zusammen die zweite indische Variante der altorientalischen Gesellschaftsordnung aufbauten, die Gangesgesellschaft. Zu dieser Bezeichnung paßt es, •daß in ihrer I I . Periode die Kuru-Pancäla im Doab und von der I I I . Periode an Magadha ihre politische Geschichte bestimmten. Diese Gangesgesellschaft erreichte mit den Guptas ihren unumstrittenen, wenn auch im einzelnen noch recht problematischen Höhepunkt. Gleichzeitig bildeten sich in ihr langsam die {oder alle) Elemente heraus, die zur indischen Variante des Feudalismus führten, ohne daß dieser Übergang mit einer bisher ausreichend deutlich sichtbaren Krise des Gesellschaftssystems verbunden gewesen wäre, so daß die genaue Grenze der beiden Gesellschaftsformationen, falls es diese in Indien überhaupt gab, einstweilen nicht angegeben werden kann. Damit wird aber auch die Darstellung der zweiten indischen Variante der altorientalischen Gesellschaftsformation nach Hauptperioden, die jenen drei Stufen entsprechen, schwierig. 26 Innerhalb der indischen Variante des Feudalismus entwickelte sich, wiederum im Unterschied zu Westeuropa, keine Manufakturperiode und damit kein Kapitalismus, bevor die Engländer diesen in kolonialer Form in Indien einführten. Träger der Geschichte, auch der indischen, sind die Volksmassen, die Massen der Produzenten. Ihre Entwicklung von den gentilen Voräryas mit ihrer „asiatischen" Produktionsweise über die helotenartigen Südras, deren Aufstieg zu verhältnismäßig freien Bauern unter den Guptas und ihren Abstieg zu verelendeten „Hörigen" (wenn man indischen Feudalismus anerkennt) beim Zusammenbruch der Moguls ist eine oder d i e Hauptlinie der alten indischen Geschichte. Sie läßt sich übrigens, wenn man so will, dafür anführen, die Gangesgesellschaft und die „feudale" als eine einzige vorkapitalistische Formation von 2800 Jahren und die Guptas als Höhepunkt des Indiens von 1000 v. u. Z. bis 1800 u. Z. anzusehen, denn die entrechteten „feudalen" Bauern der Mogul-Eroberer waren von den ursprünglichen Südras der Ärya-Eroberer nicht wesentlich verschieden. 27 Eine analoge wesentliche Seite der Geschichte der Volksmassen ist die Entwicklung der indischen Dorfgemeinde von der zerfallenden Urgesellschaft bis zum Feudalismus bzw. bis zum Kapitalismus. Die Massen der Produzenten waren weiter die Träger der Volkskultur, der Kultur der Ausgebeuteten, und wirkten zugleich ständig mit dem Druck von unten auf die Ausbeuter mit deren Kultur. Dies ist besonders greifbar auf dem Gebiet des Hinduismus, der Lyrik bzw. Kunstdichtung (kävya) und Dramatik. I n der

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1. und 2. Hauptperiode der Gangesgesellschaft sind zeitweilig Despoten und gewisse Kreise der Aristokraten, zeitweilig solche der reichen, gebildeten Städter progressive Schichten gewesen. Auf die Ärya folgte eine ganze Reihe von Eroberern, von denen die Griechen, Kusan, Türken und Mongolen die wichtigsten waren. Der indische Subkontinent als ganz besonderer Raum, die gesetzmäßige Abfolge der Gesellschaftsformationen in eigenartigen indischen Formen, die sozusagen zufällige Reihe der Eroberungen Indiens oder seiner Teile durch solche Völker und das Übernehmen bzw. Adaptieren kultureller Elemente der Nachbargesellschaften, f ü r die ein gesellschaftliches Bedürfnis bestand und f ü r deren Übernahme die indische Gesellschaft jeweils reif war, wirkten zusammen, um die Geschichte Indiens zu einer gleichzeitig gesetzmäßigen und absolut besonderen, unendlich komplizierten zu machen. 2. Urgesellschaftliche Vorärya a) Frühzeit der Urgesellschaft I n Indien sind anscheinend keine Menschen aus Menschenaffen entstanden, aber es gab ein mannigfaches Paläo- und Mesolithikum. Man weist ihm Negritos und Protoaustraloide als Rassen zu. Ihre Reste spürt man bei den Wedda, Sholiga, Berg-Birhor, Baiga, Kadar, Chenchu und anderen Stämmen. Von ihrer Sprache ist nichts bekannt. Man meint, ihre die J a g d und das Sammeln betreffende Mythologie und Magie noch einigermaßen rekonstruieren zu können. E s handelt sich um Menschen der Frühzeit der Urgesellschaft. Sie werden auf verschiedenen Wegen nach Indien eingewandert sein. Nur wenige von ihnen blieben in Rückzugsgebieten auf dieser gesellschaftlichen Stufe stehen. Indien ist auch später immer wieder von einwandernden Völkern erobert worden, wie es f ü r die altorientalischen Klassengesellschaften im Unterschied zu den antiken typisch ist. Die Einwanderungen erfolgten nicht periodisch, nicht gesetzmäßig, sondern waren weitgehend abhängig von außerindischen Geschehnissen, waren also für Indien zufällig. b) Blütezeit der Urgesellschaft (niedere Bodenbauern) Um die riesigen eurasischen Steppengebiete herum lagen die fruchtbaren Randgebiete Ost-, Südost-, Süd- und Vorderasiens sowie Europas. In diesen entwickelte sich in verschiedenen Zeiten des Neolithikums die Blütezeit der Urgesellschaft, eingeleitet durch die revolutionäre Veränderung der Produktivkräfte, die Ackerbau (noch ohne Pflug) und Viehzucht möglich machten, und zwar zuerst im vorderasiatischen Gebiet im 9. bis 6. Jahrtausend zwischen Palästina, Westiran und Transkaukasien 2 8 , in den Bergländern mit Regenfeldbau. Analog war es in jenen anderen Randgebieten und in Afrika und Amerika.

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Handelt es sich in Vorderasien in erster Linie um Anbau von Gerste, s p ä t e r Weizen, so in Ost-, Südost- u n d Südasien u m Reis, in Afrika und Teilen Südasiens u m verschiedene Arten von Hirse, in Süd- u n d Südostasien und der anschließenden Inselwelt u m Taro, Yams und andere 2 9 , u n d in Lateinamerika vor allem u m Mais und Kartoffeln 3 0 . Polygenetischer Ursprung des pfluglosen Anbaus dieser Feldfrüchte ist wahrscheinlich. Die P a p u a mit Y a m s und Taro, Zuckerrohr u n d Banane, mit H a l t e n von Schwein u n d H u h n , mit Grabstock und Brandrodung machen z. B. einen sehr altertümlichen Eindruck. 3 1 I n Indien (Südasien) werden außer Mais und Kartoffeln alle diese Feldfrüchte angebaut, und zwar verbinden Weizenanbau (der mit dem Rind zusammenhängt) den Nordwesten Indiens mit Vorderasien, aber Reisanbau (mit Wasserbüffeln) den Nordosten Indiens mit Ost- u n d Südostasien; die historisch immer wieder wichtig gewordene Grenze zwischen diesen beiden Regionen liegt in Indien zwischen den Gebieten des Indus und Ganges. Vielleicht k a n n m a n den Reis mit neolithischen gentilen Munda, den Weizen mit Drawida in Verbindung bringen. Die „niederen Bodenbauer", wie manche Indologen die Bauern dieser Stufe der Entwicklung nennen, haben in ihren noch gentilen Ackerbaugemeinden mit gemeinsamem Grundeigentum gelebt. Hier beginnt die f ü r die indische Geschichte grundlegende Entwicklung der typisch indischen Dorfgemeinde, die über Indien in verschiedenen Varianten verbreitet war und n u r bei hoher Abstraktion als relativ einheitlich anzusehen ist. Bei dem damaligen Wanderfeldbau war dieses Gemeindegrundeigentum gegeben; m a n rodete — wo es notwendig war — so viel, wie die Gemeinde jeweils brauchte. Ethnologische Reste dieser Gesellschaftsform finden sich u. a. bei den Berg-Kharia mit ihrem in Brandrodung angebauten unbewässerten Reis. Ihre Dorf-, Klan- und E r d götter u n d ihre Opfer von Mensch, Tier und Pflanze hängen mit diesem Bodenbau und ihrer gentilen Gesellschaftsordnung zusammen. Wie alt die Gesellschaft der Berg-Kharia ist, läßt sich noch nicht bestimmen. 3 2 Sie unterscheiden sich von den Bergbauern des Vorderen Orients dadurch, daß sie noch nicht wie diese zu voller Seßhaftigkeit oder zur Anlage relativ großer befestigter Siedlungen übergegangen sind, u n d daß die H a n d w e r k e r noch nicht wie dort spezialisiert sind. Archäologisch nachgewiesen ist eine solche Gesellschaft f ü r Nordost- und Zentraltindien, und zwar ist zeitlich n u r sicher, daß sie älter ist als 2500 v. u. Z. 33 Die entsprechende vorderasiatische Gesellschaft ist im I r a n u n d in K u r d i s t a n von Archäologen gefunden worden 3 4 , also bisher n u r weit von Indien e n t f e r n t .

c) Zersetzung der Urgesellschaft „Asiatische Produktionsweise"

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F o r t g e f ü h r t wurde die gesellschaftliche Entwicklung im 6. bis 5. J a h r t a u s e n d im Vorderen Orient mit der Besiedlung der großen Flußtäler, mit E n t - u n d Bewässerung der Felder. Vermutlich ungefähr gleichzeitig begann nördlich

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des Weizen-, Gerste- und Reisanbaugebiets in jenen eurasischen Steppen die Nomadenviehzucht 3 6 eine bedeutende Rolle zu spielen, und unabhängig davon u. a. in späteren Zeiten in anderer Weise südlich des Hirsegebiets das südafrikanische Rinderhirtentum. Der Beginn der zweiten Arbeitsteilung aber, der f ü r Indien noch nicht genau genug festgelegt ist, war u. a. f ü r die heute umstrittene „asiatische Produktionsweise", die man in diese Epoche setzen könnte 3 7 , wenn man von ihr überhaupt sprechen will, wichtig, f ü r die Kombination von kleiner Landwirtschaft und kleinem Handwerk, wie sie in bedeutenden Resten einiger ihrer Varianten in der indischen Dorfgemeinde am Anfang des „Feudalismus" voll ausgebildet war und bis zum Anfang des Kapitalismus lebendig war. I m Widerspruch zwischen Dorfgemeinde und Staat t r a t der Grund Widerspruch 38 der indischen Varianten der altorientalischen und in ähnlicher Weise der „feudalen" Gesellschaft mit all seinen Besonderheiten in Erscheinung. Die Dorfgemeinde bildete die Voraussetzung und Basis f ü r den Despotismus, sie stand mit ihrer idyllischen Borniertheit dem politischen Geschehen des Staates in dumpfem Fatalismus, inaktiv, geradezu unbeteiligt gegenüber. Sie war die Ursache des weitgehenden Stagnierens der indischen Gesellschaft. Zieht man ethnographisches Material aus Indien als Analogie heran, so haben u. a. einige der Bergkharia sich als Talkharia in Tälern niedergelassen und sind zum Anbau von bewässertem Reis mit Pflug übergegangen; wir wissen wiederum noch nicht, wann. Es handelt sich im indischen Reisgebiet wohl eher um ein typologisches als ein genetisches Analogon zum Herabsteigen jener vorderasiatischen Gerstebauern von den Bergen in die Täler. Manche Indologen bezeichnen diese Stämme als die der „höheren Bodenbauer". Brandrodung und damit auch andere Formen des Wanderfeldbaus hörten auf, um u. a. die gemeinsam angelegten Rodungen und Bewässerungsbauten der Dorfgemeinde ständig nutzen zu können. Mit der Seßhaftwerdung ergab sich vermutlich das f ü r den Anfang dieser Stufe bezeichnende Prinzip der periodischen Umteilung der Felder entsprechend der sich verändernden Größe der Familien; dies war ein Übergang zum Parzellenbau und zugleich ein Rest des Gemeindeeigentums an Boden, wie es f ü r die Ackerbaugemeinde bezeichnend gewesen war. Solche Umteilung ist bei einigen Drawida in Indien anscheinend noch im vorigen Jahrhundert beobachtet worden; sie hörte aber im allgemeinen auf, weil Felder, auf denen Großfamilien private Bewässerungsanlagen errichteten, deren privater Besitz wurden. 39 H a t t e eine Familie durch natürliche Ursachen, wie Krankheit, geringe Körperkräfte oder sonstige geringere Begabung ihrer Mitglieder, einen Nachteil gegenüber anderen Familien, so konnte sie weniger private Rodungen oder Bewässerungen anlegen und wurde ärmer; dazu kamen Unterschiede im Erfolg bei der Vieh Wirtschaft 40 , so daß der Unterschied zwischen arm und reich begann und dieser die gentilen Bande einschließlich der gentilen Gleichberechtigung aller Mitglieder der Dorfgemeinde ein wenig zu zersetzen anfing. So wurde die gentile Ackerbaugemeinde zur nicht mehr völlig gentilen Nachbargemeinde, die von dieser Stufe an als bedeutender

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Rest der „asiatischen" Produktionsweise für Indien bis zum Kapitalismus bezeichnend blieb. Von Gemeinsamkeit der Arbeit blieben im wesentlichen Anlage von Dorfteichen und -brunnen, Planen der Wasserverteilung, gelegentliche Nachbarhilfe und gemeinsames Weiden des Viehs (dazu u. U. gemeinsame Jagd) übrig. Zwar blieb Gemeindeeigentum an Weide und Wald und am Wasser der gemeinsamen Bewässerungsanlagen durch Jahrtausende erhalten; dennoch begann bei diesen Stämmen bereits damals der Zerfall der Urgesellschaft. Aber noch die erst von der VI. Periode an bezeugten bzw. von den Indern beobachteten Berufskasten (jäti) sind im Kern gentile (heute sicher zum Teil nur fiktiv gentile) Institutionen mit gentilen Endo- und Exogamieregeln, Speisetabus und Erblichkeit der Kaste, die bis auf gemeinsame Ahnen zurückgeht, so daß solche gentilen Reste wie im Dorf, so in allen Bevölkerungsschichten Indiens bis in den Kapitalismus hinein mächtige gesellschaftliche Realitäten sind, da sie bis heute weitgehend die Massen ergriffen haben, so schwer verständlich das auch für den Europäer ist. „Militärische

Demokratie"

Im Vorderen Orient zersetzte sich die Urgesellschaft vom Ende des 5. bis zum Anfang des 3. Jahrtausends im Chalkolithikum weiter mit immer stärker werdender sozialer Differenzierung. Man spricht hier von militärischer Demokratie, von Theokratie oder Diktatur der Gentilaristokratie, von einer zentralen Machtinstitution in der Stadt, die die öffentlichen Arbeiten, vor allem der Be- und Entwässerung organisierte. In Indien haben einige der „höheren Bodenbauer" (s. o.) in ihrer Weise ebenfalls die Stufe der „militärischen Demokratie" erreicht, vermutlich erst verhältnismäßig spät (s. u.) unter fremdem Einfluß. Krieg wurde in der „militärischen Demokratie" allgemein zum regelrechten Erwerbszweig, weil das beträchtliche, wenn auch nicht ständige Mehrprodukt von Landwirtschaft, Viehzucht und Handwerk zum Beutemachen reizte, ja auch zum Erwerb von kriegsgefangenen Sklaven. Die private Ausbeutung von solchen und von Schuldknechten, und zwar von wenigen, nicht einer Klasse, durch wenige war lohnend geworden. Mit „militärischer Demokratie" begann Kriegsführer- oder Königtum, begann eine zunächst freiwillige, der Höhe nach nicht festgelegte Produktenabgabe und Arbeitsverpflichtung als Urform der Steuer, einer anderen, der staatlichen Form der Ausbeutung; es entstand das epische Lied, eingekleidet in die Prosa der Stammessage, und es begann der priesterliche Ausbau der Seelen- und Jenseits Vorstellungen. Die „militärische Demokratie" im Gerste-Weizenanbaugebiet des Vorderen Orients, die archäologisch schwer, ethnologisch noch gar nicht greifbar ist, wurde von 3000 an die Grundlage der altorientalischen Klassengesellschaft. Man kann sie eine primäre militärische Demokratie nennen. Ebenso sind wohl die erwähnten südafrikanischen Hirten eine solche, vermutlich auch die in Lateinamerika.

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Die vorderorientalische militärische Demokratie reichte im 4. Jahrtausend bis an die Nordwestgrenze Indiens, bis in die Hochtäler der Berge Belutschistans. 41 I m 5. Jahrtausend ist sie im westiranischen Bergland an der Grenze Mesopotamiens nachgewiesen 42 , und zwar in bodenständiger Entwicklung ausder vorangegangenen Periode; in diesen beiden Gebieten wird Töpferei noch mit der Hand, ohne Töpferscheibe betrieben. Vielleicht hingen diese verschiedenen militärischen Demokratien trotz ihrer Trennung durch die Wüste mittels Fernhandels, den es damals an sich schon gab 4 3 , und Ostwanderung von Drawida zusammen, aber wohl kaum mit den Munda im Osten Indiens. Die militärische Demokratie dieser indischen Stämme kann man eine sekundäre nennen. 44 Die Rekonstruktion der gentilen Gesellschaften der Drawida in Südindien und der Munda im Gangesgebiet vor, neben und nach der Indusgesellschaft ist auf archäologisches, ethnologisches, linguistisches und anthropologisches Material angewiesen und erfordert eine sachgemäße Zusammenarbeit der betreffenden vier Wissenschaften. Es ist nicht die Frage, o b der Indologe ethnologisches Material verwenden darf, sondern wie er es tun muß, insbesondere, wo alle vier Wissenschaften sich auf dieselben beiden indischen Räumebeziehen, in denen noch heute bei Drawida bzw. Munda zum Teil bedeutende Reste gentiler Zustände lebendig sind. Außerhalb Indiens ist bei Australiern,. Papua usw. eine ähnliche Stagnation der Gesellschaft in den betreffenden Räumen bekannt.

d) Drawida Was die Drawida angeht, so nehmen die Anthropologen als deren Ursprung eine mediterrane Rasse 4 5 an. Die Linguisten meinen, daß das Brahui in Afghanistan als dort gebliebener sprachlicher Rest noch aus der Zeit der Einwanderung der Drawida aus dem Mittelmeergebiet stammt. Ein hier zu erwähnendes Grundproblem ist die Rekonstruktion des Urdrawidischen, dessen außerindische Verwandtschaft noch rätselhaft ist. Mit dem Begriff des Urdrawidischen operieren Linguisten bei der Entzifferung der wenigen Inschriften auf Siegeln der Indusgesellschaft. 46 Es wird vielleicht möglich werden, das Eindringen der Urdrawida aus dem Nordwesten vor der Indusgesellschaft,, also vielleicht im 5. bis 4. Jahrtausend, mit den archäologischen Resten in den Hochtälern der nordwestlichen Randgebirge Belutschistan-Indiens 4 7 u n d damit mit der Teil Halaf-Stufe der vorderorientalischen Gesellschaft in genetische Beziehung zu setzen. Dann wird es sich fragen, ob den Dorfgemeinden dieser Drawida die Reste von periodischer Umteilung der Felder, wie sie bei den noch gentilen, drawidisch sprechenden Khandh in Südwestbengalen noch im vorigen J a h r h u n d e r t beobachtet worden ist, zuzuweisen sind, wohL kaum dagegen die Umteilung in der Gegend von Peschawar 4 8 , die eher auf Eindringlinge aus Innerasien im Laufe des „Feudalismus" zurückzuführen.

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sein wird; die nur archäologisch greifbaren Dorfgemeinden in jenen Hochtälern Belutschistans dürften schon Nachbargemeinden gewesen sein. Wenn man weiter bei heutigen, z. T . noch gentilen Drawida des Vindhyagebiets die organische Verbindung von kleiner Landwirtschaft mit kleinem Handwerk findet, die für die „asiatische" Produktionsweise und ihren Rest, die indische Dorfgemeinde bzw. deren drawidische Variante charakteristisch ist 4 9 , so ist noch zu klären, ob diese Stufe der Entwicklung ebenfalls bereits älter ist als die Indusgesellschaft. Diese hat nach 2000 v. u. Z., wie die Archäologie zeigt 50 , nach Südosten in ein dreifach unterteilbares Gebiet ausgestrahlt, nach dem Dekkan, Südräjasthän und Mälwa, das damals schon überwiegend von gentilen Drawida, Vorfahren der Gondh, Bhil und Uraon, bewohnt war. Sie lebte im äußersten Süden, im Tamilgebiet, bis etwa 700 u. Z. Manche nehmen an, daß Handwerker der Indusgesellschaft von Eroberern dorthin mitgeschleppt wurden, die auf bisher unbekannte Weise aus dem Westen, Iran oder noch weiter westlich, gekommen waren, wobei aber nicht gesagt sein muß, daß diese Eroberer Ärya waren. 51 Es ist auch noch nicht gelungen, diese archäologische Schicht mit einer älteren Schicht dieses Gebietes in Verbindung zu bringen 52 , d. h. diese Gesellschaft von einer älteren drawidischen herzuleiten. Die Schrift wurde mit der Bronze und Keramik nicht mit übernommen; es handelt sich nicht um eine Variante der altorientalischen Klassengesellschaft, sondern vermutlich um eine Art sekundärer militärischer Demokratie am Rande dieser Klassengesellschaft. 53 Wenn drawidische Kandh- (s. o.) und Gondh-Stämme im Dekkhan noch vor kurzem kleine „Könige" hatten 5 4 , so spricht das dafür. Die eigenartige Gondh-Epik dürfte damit verständlich werden. Auf einer ähnlich hohen Stufe mögen einst die Uraon gestanden haben. Man hat ihren anderen Namen ,Kurukh' und ihre Tradition, daß sie aus der Gangesebene, insbesondere vom Rohtasfort an der Mündung der Son in die Ganga stammen, benutzt, um ihre Ahnen in den Karüsa zu sehen, die im Epos Mahäbhärata mehrfach vorkommen, und zwar unter einem König. 55 Ob sie vor, mit oder nach der Indusgesellschaft aus dem Nordwesten Indiens dorthin, also aus dem Weizen- in das Reisgebiet gewandert sind, ist noch nicht klar. Vielleicht sind sie aus der Gangesebene schon vor den Ärya um 1000 v. u. Z. in die südlichen Berge ausgewichen, vielleicht erst später. Dafür kann man anführen, daß sie den Pflug in dieses Bergland gebracht haben sollen. Sie haben sich dort den Munda, ihren Nachbarn, weitgehend angeglichen (und umgekehrt?). Im Epos werden die Karüsa öfters mit den Chedi zusammen aufgeführt; von denen soll die Dynastie stammen, die das Königreich Magadha gründete, und die, wie ihr berühmtester König im Epos, Jaräsandha, zeigt, sivaitisch war und also letztlich von der Indusgesellschaft herstammte. Falls damals noch andere Drawida im Gangesgebiet wohnten, wurden sie in der I I . Periode zusammen mit Munda von den Ärya zu Südras herabgedrückt, und ebenso erging es später der vermutlich drawidischen Bevölkerung Südindiens, die, der brahmanischen Tradition nach, aus Südras unter wenigen

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arischen B r a h m a n e n besteht. 5 6 Andere höfische Traditionen leiten südindische Dynastien von der Mond- u n d der Sonnendynastie der nordindischen K s a triyas her; wie weit diese beiden mit Munda, Drawida u n d Ärya zusammenhängen, ist noch ungewiß. 5 7 Die im Indusgebiet überlebenden Drawida sind in der 2. Periode des alten Indiens sicher ebenfalls Südras geworden. Die Südras Südindiens aber haben im Gegensatz zu denen des Nordens ihre drawidische Sprache u n d bedeutende kulturelle Reste der altorientalischen I n d u s gesellschaft beibehalten, wie z. B. den Tempelteich, die Tempeltänzerin, die Devl und den Siva, den H e r r n der Tänzer in Chidambaram, die alle in den Hinduismus eingegangen sind. Die Südras Südindiens haben weiter eine Reihe eigener K u l t e unter eigenen, nicht brahmanischen Priestern beibehalten, wie z. B. den des Aiyanar, den B r a h m a n e n mit dem sivaitischen Subrahmanya gleichsetzten. Von ihnen stammen die zahllosen grämadevatäs, die sieben Mütter, die Ellamman, die Cämundä, K a n y ä K u m ä r l und andere Gottheiten des Hinduismus, von ihnen oder aus der militärischen Demokratie vielleicht die uralte Sitte des rituellen Königsmordes, die von Portugiesen noch im spätfeudalistischen Kerala beobachtet worden ist. 58 Die Drawida stießen in Südindien auf weit primitivere urgesellschaftliche Vorbewohner, die z. T. Sammler blieben, wie die Kadar, zum Teil sich als H i r t e n spezialisierten, wie die Toda, drawidische Sprache u n d Sitte übernahmen, z. T . Elemente der militärischen Demokratie erhielten, wie z. B. die Kriege unter Kriegsf ü h r e r n auf pferdebespannten Kriegswagen zur E r b e u t u n g von Rinderherden, bezeugt in der tamilischen Sangamliteratur 5 9 u n d in den virakals, Heldengedenksteinen recht junger Zeiten 6 0 , während doch diese Sitte an sich ein typologisches Analogon zum R g v e d a ist, dessen Kriegsweise im Epos noch nachwirkte, bei Drawida aber überrascht. Wie alt diese älteste tamilische Literatur ist (vor dem 7. J a h r h u n d e r t u . Z . ? ) u n d wie richtig sie die Gesellschaft der damaligen Zeit mit solchen Kriegszügen widerspiegelt, bzw. wie unabhängig sie von Sanskritliteratur ist, ist eine noch ungelöste Frage. Leider hilft uns auch die alte Sanskritliteratur noch nicht, die damalige drawidische K u l t u r näher kennenzulernen; die brahmanischen Rechtslehren erwähnen z . B . die Kreuzvetternheirat der „Südlichen"; die Angaben des R ä m ä y a n a über Südindien sind märchenhaft, die des M a h ä b h ä r a t a allzu kurz. Das Vordringen von B r a h m a n e n u n d Ksatriyas nach dem Süden wird in den Gestalten des Agastya, P a r a s u r ä m a , K r s n a und R ä m a mythologisch, unhistorisch u n d allzu brahmanisch bzw. arisch-parteilich dargestellt. F ü r die Geschichte Südindiens nach der Zeitwende sind die Drawida von grundlegender Bedeutung, aber f ü r das alte Indien der l . u n d 2. Hauptperiode der Gangesgesellschaft spielten sie keine bisher genügend greifbare Rolle. Auf J a r ä s a n d h a u n d den Sivaismus, auf Ziegelbau, Stadtanlage, königlichen Speicher und die Gestalt des Bhimasena ist hier und da hingewiesen worden. Diese P u n k t e verbinden die Gangesgesellschaft mit der Indusgesellschaft, nicht mit den Drawida der sekundären militärischen Demokratie aus der Zeit des Eindringens der Ärya ins Gangesgebiet. 3 Kuben, Gangesgesellschaft

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e) Munda Die Munda sprechenden Stämme, als Stammesgruppen so uneinheitlich und voller wissenschaftlich bisher noch ungelöster Probleme wie die Drawida, leben heute in den mittelindischen Bergen, insbesondere in Chota Nagpur • dies ist und war wohl von Anfang an ein Rückzugsgebiet, unfruchtbarer als das nördlich gelegene Gangesgebiet, von dorther besiedelt, gesellschaftliche Zustände erhaltend, die es einst dort gab, und gerade deswegen f ü r den Historiker des alten Indiens von besonderer Wichtigkeit. Aber es kamen auch Drawida in dieses Gebiet, die Uraon, vom Norden wie die Munda, andere Drawida wohl vom Westen her. Anthropologen nehmen als älteste eine starke proto-australoide Schicht in diesem Gebiet an, deren ursprüngliche Sprache verloren ist. Ihnen möchte man die Gesellschaftsform der Jäger-Sammler zuweisen, repräsentiert etwa von den Birhor, die in ihrer primitiven Form als Bergbirhor noch nicht einmal Pfeil und Bogen benutzen, Affen in Netzen fangen, zeitweilig in Laubhütten hausen und neben diesen im ungerodeten Wald manchmal Bohnen an Büschen ranken lassen. 61 Auf sie mag letztlich der bei allen Munda bis heute lebendige Totemismus zurückgehen 6 2 , auf sie der Schamanismus mit Trance (daraus entstand Yoga) und Seelenwanderungsglauben, der sich (in der Klassengesellschaft mit Moral verquickt) bis heute als Grundlage des Hinduismus gehalten hat. Das hohe Alter dieses Schamanismus ergibt sich daraus, daß man seine Analogien (seien sie nun typologische oder genetische), über Inner- und Nordasien bis zu Eskimos und Feuerländern hin gefunden hat. Ebenso alt ist der Kult von Bäumen, Berggöttern und einer Waldgöttin; die Jäger haben wohl die Tiere in die Taucherkosmogonie eingeführt, die heute allen Munda gemeinsam ist, auf sie mögen die archaischsten Motive des Räma, des Wanderhelden, der gegen böse Tiere kämpft, zurückgehen. Jägerisch ist der sehr altertümliche Hochzeitsritus der Birhor, abweichend von dem der übrigen Munda. Ihre Denkweise war animistisch; auch ihr Schamanismus mit der Trennung von Leib und Seele; er war noch nicht im philosophischen Sinne dualistisch. I n der J a g d ähnlich primitiv sind einige Baiga 6 3 (andere haben sich den Munda angeglichen). Über ihr eigentliches Stammesgebiet (soweit man von einem solchen bei diesen miteinander sehr vermischten Munda überhaupt sprechen kann) hinaus gelten sie vielen Munda als die Erstbesitzer des Bodens und werden danach Bhuimhar genannt; sie dienen ihnen deswegen zugleich als Dorfpriester, weil angeblich sie allein die örtlichen Geister kennen und magisch anrufen können. 64 Auch sie sind protoaustraloider Rasse 65 , aber der Sprache nach vielleicht einst drawidisch gewesen, zumindest stellen sie sich in ihrer Stammessage mit den drawidischen Gondh als den einzigen, mit denen sie Tischgemeinschaft haben, zusammen; sie sind auch deren Priester. 66 Sie trieben bis vor kurzem Brandrodungsbau, gehören also mit anderen Munda 6 7 zu den niederen Bodenbauern mit deren Ackerbaugemeinde und gelten vielleicht deswegen als Erstbesitzer des Bodens. Reste des Brandrodungsbaus kann man.

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auch noch bei den Asur nachweisen; diese verwenden den Grabstock 6 8 für großsamige Pflanzen, wie Bohnen (s. o. Birhor), aber einen „Kratzer" f ü r kleinsamige, wie Hirse und Weizen, und bauen auch Reis ohne Bewässerung an; eine bessere Bestellung ist auf ihren Feldern, die fast wie Schonungen aussehen, nicht möglich. 69 Ähnlich arbeiten die Bergkharia (die weit primitiver sind als die in Tälern wohnenden Kharia). 7 0 Beide Stämme verwenden heute Produkte von Töpfern und Webern (die Kharia auch von Schmieden), die Hindukasten angehören 7 1 , vermutlich, weil sie in ihren Dorfgemeinden die Arbeitsteilung des Bauern und Handwerkers ursprünglich noch nicht kannten. Sie hatten wohl anfänglich, wie zum Teil noch heute, nur Gefäße aus Blättern, aus getrockneten Kürbissen und aus Bambus. Dem Fehlen des Handwerks entsprechend schafft in ihrer Kosmogonie kein Gott die Erde, sondern sie ist da, braucht nur vom Meeresboden durch tauchende Tiere heraufgehoben zu werden. Wie und wann die agrarische Revolution bei diesen Stämmen, als sie noch im Gangestal saßen, ausgelöst wurde, ist noch nicht bekannt. Sie kann aus innerer Gesetzmäßigkeit als typologisches Analogon zur Entwicklung im Weizengebiet oder in Abhängigkeit von diesem als genetisches Analogon erfolgt sein. Dem Hirseanbau, der das Stampfen der Körner notwendig machte, mag der Mythos zugewiesen werden, daß eine Frau mit dem Stößel den Himmel über die Erde hob; ihn erzählen Birhor, aber auch Afrikaner. 7 2 Der minimale Anbau von Weizen dürfte dagegen bei den Asur verhältnismäßig spät begonnen haben. Auf diese altertümlichen Bodenbauer wird die Verehrung eines Dorfgottes und seiner Gattin, der Erdgöttin, zurückgehen, aber auch so mancher ätiologische Mythos der Entstehung der Erde, der Menschen und ihrer Sitten; im einzelnen können wir sie noch nicht aus dem allgemeinen Schatz der vorarischen Traditionen heraussondern. Mit dem damaligen Halten von Schweinen wird deren Opferung zusammengehören, und auf diese wiederum wird letztlich die mythologische Vorstellung des Gottes als Opfereber, die in den Visnuismus eingegangen ist, zurückzuführen sein. 73 Der nächste Schritt einiger Munda, der der Entwicklung zu höheren Bodenbauern, zum Anbau von bewässertem Reis unter Verwendung der Hacke, wird aus eigener Gesetzmäßigkeit getan worden sein. E r kann aber zugleich mit der damals im Grunde zufälligen 74 Einwanderung austroasiatischer Stämme aus dem Osten in Verbindung gebracht werden 7 5 ; deren Sprachen waren mundaisch. Sie kamen mit neolithischen Steinbeilen schätzungsweise um 2000 v. u. Z. in die Gangesebene 76 und dominierten schnell über die älteren Bewohner. Damit begann Seßhaftigkeit und eine anteilmäßige Aufteilung der Felder bei der Rodung für alle Familien der Dorfgemeinde, mit einigen besonderen Feldern f ü r den Dorfpriester, den Dorfschulzen und zwei seiner Helfer 7 7 , wie sie schon längst als bezeichnend f ü r die Munda erkannt und neben die periodische Umteilung der Felder der Drawida (s. o.) gestellt worden ist 7 8 . Daß zwischen beiden Stammesgesellschaften dabei ein historischer oder territorialer Zusammenhang bestand, ist unwahrscheinlich. I n beiden handelt es 3*

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sich um Varianten der Nachbargemeinden mit erblicher Privatnutzung der Felder, insbesondere solcher, die eine Familie zusätzlich zu ihrem Dorfanteil mit eigenen K r ä f t e n gerodet hatte. 7 9 Dieses private Rodungsrecht blieb später im Recht der Gangesgesellschaft bestehen. Beim Roden ließ die vorarische Dorfgemeinde einen Hain stehen, und zwar aus Furcht vor der Strafe der Baumgötter, deren Wohnsitze durch das Roden vernichtet wurden, und zugleich als Ort der dorfgemeindlichen Opferriten. Auf solche Haine gehen letzten Endes die Parks um die altindischen Städte zurück, in denen Caityas (Kultstätten) standen. Diese mehrschichtige Gesellschaft geriet im Gangesgebiet, als einem Randgebiet der altorientalischen Indusgesellschaft, wahrscheinlich unter deren Einfluß, der greifbar in gewissen dort gefundenen Horten von Kupfergeräten ist, denn woher sollten diese sonst abzuleiten sein? Man wies sie zunächst — und manche t u n dies noch heute — Ärya zu, die die Formen von gewissen „antennenförmigen" Schwertern und besonderen Harpunen, die dazugehören, aus dem Westen Kleinasiens mitgebracht haben sollen, und zwar nach Vernichtung der Indusgesellschaft. 80 Man hat dann aber ein solches Schwert auch im drawidischen Gebiet, das Einfluß der Indusgesellschaft zeigt, gefunden und dieses in die erste Hälfte des 2. Jahrtausends v. u. Z. datiert, so daß Ärya dafür nicht in Frage kommen, wohl aber, wie einige Archäologen annehmen, Iranier. 8 1 Die Einzelheiten dieser Zusammenhänge bleiben noch ungewiß, aber im großen und ganzen darf man f ü r das Gangesgebiet der Munda ebenso wie f ü r das Dekkhangebiet der Drawida, f ü r beide damaligen Randgebiete der Indusgesellschaft, eine analoge Entwicklung zu sekundärer militärischer Demokratie 8 2 annehmen. Auf diese Weise ist u. a. der Ochsenwagen aus der Indusgesellschaft zu den Talkharia gelangt 8 3 (nicht aber zu den Bergkharia, Bergbirhor oder Asur). Ob und wo beide Gebiete einander berührten und sich in ihrer Entwicklung beeinflußten, wissen wir noch nicht genau. Sie werden beide so fortgeschritten gewesen sein, daß ihnen die Übernahme gewisser Elemente der Indusgesellschaft, wie z. B. Bronzeverarbeitung, möglich war, so daß sie die Stufe der militärischen Demokratie aus eigener K r a f t und zugleich unter ausländischem Einfluß erreichen konnten. Als dann um 1000 v. u. Z. Ärya mit ihren Gefolgschaften in das Gangesgebiet eindrangen und einen Teil der Reis anbauenden Munda zu Südras und die primitiveren Munda zu „Unberührbaren" herabdrückten, wichen andere in die mittelindischen Berge aus, und zwar Sammler-Jäger, wie die Birhor, Rodungsbauern, wie die Asur, und höhere Bodenbauern mit bewässertem Reis, wie die Santal und die eigentlichen Munda; ihnen folgten später die drawidischen, auf gleicher Stufe stehenden Uraon. Erinnerungen an ihre einstige Heimat am Ganges haben einige von ihnen noch. Insbesondere von den Santal ist eine Epik bekannt geworden, die in Prosa mit eingeflochtenen Versen, kurzen epischen Liedern, von ihrer Vertreibung aus dem Gangestal erzählt, von ihren heldenhaften Kämpfen, die zur Gesellschaftsform der militärischen Demokratie passen. Dazu passen weiter die Sagen der Asur über ihre alten Helden

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und Könige. 84 In diesem Rückzugsgebiet mit seinen bewaldeten Bergen und seinen spärlichen, bewässerbaren Tälern stagnierten die Munda sprechenden Stämme bis heute oder gestern, ja, verarmten vielleicht sogar in gewisser Hinsicht, gerieten aber auch noch unter weitere Fremdeinflüsse. So wurde durch das Mundagebiet eine Megalithbewegung verbreitet, deren Zeit, Charakter und ethnische Zugehörigkeit einstweilen noch recht rätselhaft ist. 85 Ungeklärt ist ebenfalls die Zeit der Herkunft der verhältnismäßig wenigen Hirten-Großfamilien dieser Gegend, die eigene Rinder- oder Büffelherden auf eigenen Weidegebieten grasen lassen, ohne eigene Felder zu bebauen, die Goälas, die von den Dorfhirten einiger Mundadörfer, den Ahir, zu unterscheiden sind. Beide gelten heute als Kasten im Sinne des Hinduismus und verehren eigene Götter in Holzfiguren. 86 Ungenau ist auch noch die Bestimmung der Herkunft des indischen Eisenschmiedens. Nach Nordindien ist Eisengewinnung und -Verarbeitung anscheinend schon um 1000 gelangt, und zwar vom Nordwesten her, von seiner kleinasiatischen Heimat, mit einer Art des Blasebalgs, die in etwas primitiverer Form für ägyptisches Bronzegießen des 16. Jahrhunderts belegt ist. 87 Die Ärya erwähnten Eisen im Rgveda nicht; es dürfte in Indien also etwas jünger sein. Es kommt aber zusammen mit der sogenannten „grauen" Tonware vor 88 , die meist den etwas jüngeren Ärya zugeschrieben wird, die um etwa 1000 aus dem Indus- in das Gangesgebiet vorstießen. Von dort ist das Eisen anscheinend mit den Asur in das Rückzugsgebiet der Munda gelangt, denn diese haben noch die glaubwürdige Überlieferung, daß sie vom Dhaula- und Mainagiri stammen, zwei Bergen im Himalaya nördlich der Son, die auch die Uraon nach Chota Nagpur führte. 89 Alle Männer des Asurstammes sind bis heute oder gestern Eisengewinner und -verarbeiter gewesen; sie waren auf der Stufe der Brandrodung, als sie das Eisen übernahmen, und zwar als ganzer Stamm, der den Ärya — wir wissen noch nicht genauer, wann — auswich, während andere Munda vermutlich als Eisenschmiede, als Südrahandwerkerfamilien in Dorfgemeinden des Gangestales blieben. Das Roden lieferte ihnen gleichzeitig Holzkohle für die Eisenverarbeitung. Sie setzten ihren Nomadismus, der zur Brandrodung gehört, fort, bis die Engländer ihnen vor wenigen Jahrzehnten das Roden verboten. Sie gelten in Chota Nagpur aber auch als kunstfertige Erbauer von Megalithgräbern, von Häusern aus gebrannten Ziegeln und von Staudeichen, die man hier und da noch als Reste alter Zeiten findet.90 Ob mit Recht, ist fraglich, denn sie waren gleichzeitig als Eisenschmiede ihren Nachbarn gewisser geheimnisvoller Kräfte wegen verdächtig 91 und gaben deswegen vielleicht ihren Namen für Bauten her, die die Munda sich nicht zutrauen. Vielleicht heißen die Asur deswegen Asur, d. h. Asuras, Dämonen. Uraon verehren noch heute gewisse Elementargeister als Asurfrauen, und der Mythos der Munda über die Bestrafung der eisenschmelzenden Asur durch den Sonnengott sieht wie die gentile Urform des hinduistischen Mythos aus, wie ¡§iva die Asuras von Tripura bestrafte, indem er ihre Burgen aus Gold, Silber und Eisen verbrannte; Tripura liegt bei Jubbulpur, nur wenig westlich des heutigen

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Asurgebietes. 92 Die Macht Magadhas beruhte in der Gangesgesellschaft nicht zuletzt darauf, daß es sich Eisen aus dem Asurgebiet, die Son aufwärts, verschaffen konnte und dort staatliche Bergwerke neben kleinen privaten arbeiten ließ. Hinduistische Quellen, wie der Harivamsa, berichten u. a. von den Sabara, den mundaischen Saora von heute, daß sie die VindhyaväsinI verehrt haben, jene Göttin von Mirzapur am Nordrand der mittelindischen Berge, die an hervorragender Stelle in die Krsnamythologie einging. Sabara, Pulinda und andere Stämme dieses Rückzugsgebietes der Munda spielen auch in der späteren Sanskritdichtung eine gewisse Rolle 93 , sei es als romantisch-verliebte Jäger wie in Hälas Lyrik in der Y. Periode, sei es als Helfer oder Feinde unglücklicher, in den Vindhya verschlagener Hindufürsten, wie in Dandins „Leben der zehn Prinzen" und wie in Somadevas Version der Geschichte des Prinzen Mrgänkadatta einige Sabara, Pulinda, Kiräta und Bhilla 94 , oder wie im Ramäyäna eine fromme Sabarafrau in jenen südlichen Bergen Räma verehrt, während der Herr der Nishäda, Guha, dem in die Verbannung ausziehenden Helden für eine Nacht am nördlichen Ufer der Gangä Gastfreundschaft gewährt, über seine Ruhe selber wacht (II, 45, 6f.) und ihm Bastgewänder für die kommenden Asketenjahre im Wald und ein Boot für das Übersetzen über die Gangä gibt (II, 44, 9ff.). Guha ist umgeben von seinen erfahrenen Ratgebern und Verwandten (II, 44, 10), ist offenbar als Stammeshäuptling, als Heerführer der Stufe der militärischen Demokratie vorgestellt. Räma wünscht ihm zum Abschied Gutes für sein Heer, seinen Schatz, seine Festung und sein Volk 95 , behandelt ihn damit wie einen ebenbürtigen König, während Guha ihn als einen Oberherren ansieht, und sich und die Seinen als seine Diener bezeichnet 96 . Das paßt zu Kautalya, der noch im 4. Jahrhundert von der Macht einiger Waldstämme im Gangesgebiet beeindruckt war. 97 I n der übernächsten Generation hat dann Asoka die Waldkönigtümer des Vindhyagebietes besiegt. Solche spärlichen (bisher nicht systematisch gesammelten) Angaben reichen nicht aus, eine Geschichte der Munda zu schreiben. So ist bisher nicht entschieden, welches der Ursprung der „Schlangendynastie" mehrerer Mundastämme war, ob sie aus einem eigenen Totemklan hervorgegangen ist, oder ob sie eine hinduistische, d. h. als Eroberer eingedrungene „feudale" Herrenschicht war. Selbst wenn der Mythos sie von einer Schlange dicht bei der Stadt Ranchi in Chotanagpur herleitet, die dort die Tochter eines aus Benares stammenden Brahmanen geschwängert haben soll, so besagt das wenig. 98 Ähnliche Abstammungssagen werden von manchen Helden erzählt, gehören zur indischen und außerindischen Folklore. 99 Als Schlangen-Nägas bezeichneten die alten Hindus, wie manche annehmen, einige nicht-arische Stämme des östlichen Indiens 100 , und in der Tat lebt dort nach Hinterindien zu noch heute eine Reihe Nägastämme. Samudragupta behauptete, einige Nägakönige in Äryävarta, also im brahmanisierten Gangesgebiet, besiegt zu haben. 101 Dementsprechend setzen einige Historiker solche Nägadynastien bereits ins 4. Jahrhundert u. Z. 102 Bislang ist es nicht möglich, solche alten „Könige"

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der militärischen Demokratie von den „Feudalherren" (Räjputen) zu unterscheiden, die aus der jüngsten Vergangenheit Chota-Nagpurs bekannt sind und ein paar Jahrhunderte zurückgehen mögen. 103 Diese bemühten sich, in das Land der immer noch gentilen Stämme Elemente hinduistischer Kultur einzuführen, z. B. Brahmanenfamilien bei sich anzusiedeln, kleine Tempel und Paläste zu bauen. Die „feudale" Schicht der Mundakultur ist an sich verhältnismäßig leicht von der urgesellschaftlichen zu trennen, und ebenso steht es mit den islamischen, den christlichen und kapitalistischen Einflüssen, sind doch nach 1947 gerade dort, im Gebiet der Asur, der gentilen Eisenschmiede, moderne Stahlwerke entstanden. F ü r uns kommt es darauf an, das heutige ethnographische Material für die Munda der Zeit der Äryaeinwanderung ins Gangesgebiet auszuwerten unter der Voraussetzung, daß die Stämme ihre gesellschaftliche Höhe der militärischen Demokratie von damals an weitgehend erhalten haben. Entsprechendes Material hat der Altorientalist allenfalls bei einigen Beduinen, der klassische Altertumskundler gar nicht zur Verfügung. Der Indologe aber kann sich Basis und Überbau dieser alten Gesellschaft einigermaßen rekonstruieren. Eine Form der Nachbarngemeinde mit ihren überwiegend monogamen, patriarchalischen Familien ist noch heute die Grundlage der Mundagesellschaft. Mit dieser Zusammenstellung von Dorfgemeinden und Familien sollen nicht etwa die Erzeugung der Existenzmittel und die Fortpflanzung der Gattung als die beiden Bedingungen f ü r die Entwicklung der Gesellschaft nebeneinander gestellt werden; die materielle Produktionsweise ist der Hauptfaktor. 1 0 4 Die Familien gehören zu Totemklans. Der Stamm hat noch seinen Namen, aber ist keine wirksame soziale Einrichtung mehr. Jedes Dorf gehört indessen zu einer Gruppe von einigen Dörfern (vergleichbar der europäischen feudalen Markgenossenschaft), welche eine gemeinsame Volksversammlung haben, die als höhere Instanz gegenüber der Dorf Versammlung gilt. Der Totemismus 1 0 5 veranlaßt die Mitglieder einer Dorfgemeinde, sieh Frauen aus demselben Stamm, aber aus einem anderen Totemklan zu suchen, die sie praktisch nur in anderen Dorfgemeinden finden. Fragen solcher Einhaltung der Ehetabus, aber auch der Speisetabus 106 , daß man nur mit Mitgliedern des eigenen Stammes gemeinsam Mahlzeiten, insbesondere gekochte Speise einnimmt, sind Themen der Dorfund Dorfgruppengerichtsversammlungen. Ein Mann aus dem Totem der Schildkröte ist dabei unter den Kharia derjenige, der die Dorfgruppenversammlung leitet und als Entsühner einen wegen solcher Tabuverletzungen aus dem Stamm Verstoßenen wieder in die Stammesgemeinschaft aufnimmt, indem er mit ihm gemeinsam ißt. 107 E r ist sozusagen der höchste Funktionär der Kharia bzw. Munda, und sein Totemklan gilt als der höchste 1 0 8 ; einen Stammeshäuptling und eine Stammesversammlung gibt es nicht (wohl aber gab es Mundakönige). Diese Tabus sollen die Einheit und Reinheit des Stammes gewährleisten. Dies waren und sind die Grundzüge des gentilen Stammeslebens, die sich seit der Eroberung der Ärya kaum geändert haben dürften. Einen Staat gab

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und gibt es nicht. Das Recht bestand aus der Fülle der Stammessitten, insbesondere der beiden erwähnten Tabugebiete; von ihnen sind die Sitten der verschiedenen Eheformen in das spätere hinduistische Eherecht mit seiner Unterscheidung der Kauf- und der Raub- bzw. Liebesheirat eingegangen. Die Sitte erkannte aber auch das Recht auf Selbsthilfe bei Raub an und bei Opferung von Kindern, bei Raub und Vergewaltigung einer Frau, bei Totschlag und Erschlagen eines Zauberers; dagegen wurde versehentlicher Totschlag durch Pfeilschuß während der Jagd nach Verhandlung in einer Art Blutrache gesühnt: Ein Verwandter des Erschossenen schoß in derselben, rekonstruierten Lage auf den Totschläger, ob dieser nun dabei starb oder nicht.109 Dieses Recht entwickelte sich aus den Bedingungen der Nachbarngemeinde und zugleich für deren Erhaltung zur Zeit des Zerfalls der totemistischen Gentilgesellschaft in der Form der militärischen Demokratie, als die Differenzierung in arme und reiche Mitglieder der Dorfgemeinde diese zu zersetzen begann. Um ihre Gesellschaft zu begreifen und zu erhalten, erzählten sich, und insbesondere der Jugend, die Mitglieder ihre traditionellen Mythen über das Entstehen der Totemklans und der Speisetabus in einer Art Stammesgeschichte 110 , die aber nicht Wissenschaft, sondern als Mythologie Teil der Religion war mit dem in der Tat durchgesetzten Anspruch, ohne Zweifel geglaubt zu werden. Diese „Geschichte" wurde angegliedert an eine Kosmogonie. In ihr, die die Form der Taucherkosmogonie hatte, spielten die Tiere wie in ihrem Totemismus eine bedeutende Rolle; sie holten die Erde vom Grund des Meeres hervor. Der Gott schuf die Welt nicht aus dem Nichts, sondern, wie später die Philosophie sagte, das Seiende, das Materielle (Meer und Erde) wie eine Vorform des Ideellen (Seelen und Götter), war immer da. Der Schöpfer gab der Erde nur ihren Platz und ihre Form, so daß sie bewohnbar wurde. Diese Mythologie ist ein Teil der Religion, die durchaus diesseitig ist, ohne Glauben an Erlösung, wohl aber an Weiterleben einer der beiden Seelen des Menschen nach dem Tode in einem Jenseits und zugleich auch immer wieder auf Erden in Wiedergeburten im Stamm, ja in einem Nachkommen, in der Sippe, die — sozusagen — über eine Anzahl Seelen, Träger von Eigennamen, verfügt, kraft deren sie wie jedes ihrer Mitglieder ewig fortlebt. Dieser Teil der Seelenlehre ist Teil des Schamanismus, Ausdruck der im Kern noch gentilen Freude am Leben. Ein anderer Teil der diesseitsfreudigen Religion ist die Magie, kraft deren der gentile Mensch Herr der Natur und Gesellschaft zu sein meint, als deren Teil er sich empfindet und die er beschwören zu können glaubt, wenn er die Namen der Götter und Dinge weiß und ausspricht, die irgendwie ihr Leben ausmachen, wie es ja auch die Namen der Menschen gemäß der Wiedergeburtslehre tun. Die Dinge gehorchen dem Anruf des Magiers, weil sie belebt sind; die ganze Natur lebt wie der Mensch. Das ist der Glaube des Animismus oder Animatismus, der zur magischen Praxis gehört. Der Animatismus ist seinerseits die gentile Voraussetzung dafür, daß in der indischen Klassengesellschaft,

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und zwar in der Gangesgesellschaft, als seine direkte Fortsetzung die Philosophie des Materialismus zunächst in der Form des Hylozoismus entstand. Der Idealismus entstand seinerseits aus dem Widerspruch zum Materialismus, aus der Arbeitsteilung geistiger, leitender und handarbeitender Berufe, aus der Seele-Geist-Vorstellung der neu entstehenden Erlösungsreligion, die sich auf die zum Dualismus führende Leib-Seele-Konzeption des Schamanismus stützte. Vermittels pantheistischer Vorstellungen wurde der Animismus in die idealistische Philosophie eingebaut. Magie und Mythologie dieser urgesellschaftlichen Stufe befaßten sich mit der Erdgöttin und dem Himmelsgott oder Sonnengott als den Mächten d e r Dorfgemeinde und mit den Ahnen als den ewigen Trägern der Familien; es gab demgemäß zwei Priester, den Dorf- und den Klanpriester, für je eine d e r beiden Gruppen von Göttern mit ihren Riten, daneben den Schamanen. Zu den Riten gehörten die großen Feste, die nach einem Jahreszeitenkalender feststanden und der Fruchtbarkeit, der Produktion dienten, aber auch die Feste des Lebenslaufs von der Geburt bis zum Tod, und schließlich besondere Riten für die Erhaltung der gesellschaftlichen Ordnung, wie der Ritus gegen den bösen Blick (gegen Neider) und der Zauber gegen die schwarze Magie. Für solche Riten trat neben den Dorfpriester ein besonderer, für seine Dienste entlohnter Magier. 111 Dieser Magier war zugleich der Medizinmann, der Vertreter der weißen gegen den der schwarzen Magie, ein Gegensatz, der noch heute einen breiten Raum in der Mythologie mancher dieser Stämme einnimmt. 112 Der Magier muß eine Menge empirischer medizinischer Kenntnisse über Drogen und allerhand Heilverfahren lernen, aber seine Diagnose f u ß t auf Mythologie, einem Glauben, den man eine Theorie nennen kann, die zur gentilen medizinischen Empirie und Praxis gehört; sie ist Ausdruck eines kausalen Denkens, freilich eines phantastischen, mangels eines wissenschaftlichen Denkens. Diese Vorstufe der medizinischen Wissenschaft wurde zur Erhaltung der Produktivkraft Mensch gesellschaftlich benötigt. Daneben standen vielleicht schon gewisse Ansätze zur Astronomie, die es den Munda erlaubten, den Jahreslauf einigermaßen zu erkennen, um die landwirtschaftlichen Arbeiten rechtzeitig unternehmen zu können. 113 Zumindest entsprach dem Ablauf der Jahreszeiten eine Reihe von F e s t e n u / i , die die Perioden des Sammeins, der J a g d sowie der landwirtschaftlichen und der auf Viehhaltung beruhenden Produktion regelten. Sie hatten in bestimmten Opfern, die von Lyrik der Priester begleitet waren, ihren magischen Kern, aber dieser war überlagert vom Ausdruck ihrer Lebensfreude, von Tanz der Männer- und Frauengruppen, der mit Musik und Gesang, also nichtpriesterlicher Lyrik, gekoppelt war, von Tänzen, die nur für die betreffende Jahreszeit als passend empfunden wurden, die das freudige Einssein des Menschen mit der Dorfgemeinde und mit der Natur ausdrückten. Die Lebensfreude und damit Dichtung und Kunst überhaupt waren und sind so wichtig f ü r den Menschen wie das tägliche Brot. Ähnliches gilt f ü r die Arbeitslieder, die die Arbeiten, die großenteils in Nachbarhilfe ausgeführt wurden, zu organisieren erlaubten. I n dieser

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•Lyrik sucht der gentile Mensch seine Stellung in Natur und Gesellschaft zu begreifen, und dies gilt auch f ü r die Lyrik der Gesänge bei den Festen des Lebenslaufs. I n Hochzeitsliedern wird z. B. gelegentlich das Feilschen um den Brautpreis kritisiert, freilich nicht diese Institutiön als solche. I n Liebeslyrik wird gelegentlich echte, tief empfundene, gar nicht primitiv anmutende Liebe, eines der Ideale des gesellschaftlichen Lebens, besungen, in einigen Hochzeitsliedern aber das Leiden der jungen Frau, die aus der geliebten Familie des Vaters in die unbekannte, unheimliche Familie des Gatten übergehen muß. Damit beginnt eine gewisse dichterische Gesellschaftskritik, die sich hier und •da auch in Epik und Dramatik zeigt. Die Epik ist vielseitig. Sie umfaßt die priesterliche Prosaepik der Kosmogonie und der „Geschichte", der Entstehung und Geschichte des Stammes, seiner Klane und seiner Sitten (s. o.). I n die Prosa werden oft Verse eingeschoben, die zum Teil als ganz kurze epische Lieder aufzufassen sind. Diese epische .Mischform von Prosa und Vers gehört offenbar zur militärischen Demokratie dieser Stämme, zur Erziehung der Jugend im Geiste des Stammespatriotismus; sie wird an bestimmten Festen, wie z. B. dem der Initiation, vorgetragen. Daneben gibt es eine umfangreiche nichtmythologische, sozusagen weltliche Epik, die als Heldensage und -märchen der Jugend heldische Ideale vor Augen f ü h r t und Wanderhelden mit einzelnen Taten oder Reihen ihrer Taten verherrlicht, die in Kämpfen gegen mehr oder weniger dämonisch aufgefaßte Tiere, • aber auch gegen Menschen von Nachbarstämmen bestehen. Zu den Märchen kann man die Tierfabeln rechnen, deren pädagogische Absicht einleuchtet. Diese Dichtung ist weitgehend gesellschaftskritisch und geißelt schwankartig .Geiz und Dummheit der Menschen, aber auch Bestechlichkeit des Dorfrates, und preist u. U. als Hirten ausgebeutete Knechte, manchmal von Menschen mißhandelte oder von Tieren getötete Märtyrer. Das Genre der Dramatik ist mit Kultdramen vertreten, die bei Festen von den Mitgliedern der Dorfgemeinde gespielt werden, und zwar mit magischer Absicht und mythologischem (anscheinend nicht historischem) Inhalt. Daneben aber kritisiert m a n bei Festen auch Untugenden seiner Mitmenschen in kurzen Schwänken, alles ohne Dekoration, Kostüme oder Masken. Diese gesamte Literatur liegt im Inhalt und weitgehend in der Sprache traditionell fest; einzelne Dichterpersönlichkeiten treten nicht auf, obgleich es manchmal auch neue, irgendwie eine Zeit lang modische, aktuelle Lieder gibt. Einen Gegensatz der Kultur des Volkes und der Gebildeten gibt es allenfalls in der Unterscheidung priesterlicher und nichtpriesterlicher Lyrik. Die Mitglieder der Dorfgemeinde bzw. der Dorfgruppe erziehen sich selber im Sinne ihrer Traditionen zur Erhaltung der Stammessitten, und das so wirksam, daß vermutlich in den letzten fast 4000 J a h r e n kein nennenswerter Fortschritt erfolgt ist. Für den Überbau bedeutet dies, daß die heutigen animatistischen, magischen und mythologischen Denkweisen und die Dokumente der Literatur im Typ und im Charakter ebenso alt sind, wenn auch im einzelnen sehr vieles geändert sein wird, allein schon durch das Abwandern in das heutige Rückzugs-

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gebiet und durch die Einflüsse der Hindus, Moslems und Christen. Das Stagnieren auf der Stufe der militärischen Demokratie, das diese Stämme mit den drawidischen und unter anderem mit denen der südafrikanischen Hirten gemeinsam haben, das sie aber von den Stämmen der Ärya unterscheidet, wird im wesentlichen darauf beruhen, daß das mittelindische Bergland ihnen keine solchen Entwicklungsmöglichkeiten bot wie den Ärya das Gangesgebiet, und auch diese stagnierten weitgehend im Verhältnis zu den alten Griechen. Weder neue Produktivkräfte, oder der Unterschied zwischen arm und reich, 115 noch dessen Widerspiegelung in den verschiedenen Formen des gesellschaftlichen Bewußtseins (s. o. über gesellschaftskritische Literatur) waren stark genug, die gesellschaftliche Entwicklung der Munda in nennenswertem Maße vorwärtszutreiben.

3. Die altorientalische Klassengesellschaft a) Allgemeiner Charakter Es gilt, die zahlreichen konkreten Varianten der allgemeinen altorientalischen Klassengesellschaft von den Etruskern und Kretern, Spartanern und Makedonen über den Vorderen Orient mit Ägypten, Mesopotamien und Kleinasien bis Afrika, Indien, China und Lateinamerika, die teils neben, teils nacheinander erwuchsen, blühten und zerfielen, hier so allgemein zu beschreiben, daß sie alle, auch ihre beiden indischen Varianten, miterfaßt sind. I n der Urgesellschaft waren alle ihre Mitglieder an sich frei, aber an Stamm, Klan, Sippe und später an Dorfgemeinde gebunden, war der Boden zunächst Gemeineigentum, dann privater erblicher Besitz der Großfamilien der Nachbarngenieinde gewesen, waren die Hirten und Handwerker — soweit es sie gab —, Dorfschulzen und Dorfpriester als Funktionäre des Dorfes mit Bodenoder Ernteanteilen versorgt, war Warenwirtschaft noch kaum bekannt geworden. Beim Übergang zur ersten, zur altorientalischen Klassengesellschaft wurde dank der Steigerung der Arbeitsproduktivität durch die Massen der direkten bäuerlichen Produzenten ein ständiges, steigendes Mehrprodukt und damit Ausbeutung möglich. Die Produktion blieb wesentlich agrarisch, aber die Arbeitsteilung führte in Städten zu verfeinertem Handwerk und Handel, zum damaligen relativen Welthandel im Raum zwischen etwa Kreta und dem Indusgebiet und bis in die barbarischen Randgebiete rings herum, aber nicht bis China oder Lateinamerika. I n den Nachbarngemeinden hielten sich noch Reste der Urgesellschaft mit den traditionellen Bindungen der Bauern und Handwerker. Das Kollektiv der Parzellenbauern blieb insofern an sich relativ frei, wurde aber zugleich f ü r den Staat zum bloßen menschlichen Zubehör des Bodens, z. B. mit ihm verschenkbar. Der Bauer wurde dem Despoten gegenüber zum an sich rechtlosen Untertanen, man könnte sagen, zum latenten Sklaven, Sklave, weil er rechtlos war, latent, weil es ja an sich ein Recht gab, dessen

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Anwendung aber im Despotismus je nach Lage des Klassenkampfes fraglich war. Bauern und Handwerker waren u. U. deportierbar. Der Begriff des latenten Sklaven (wie die Frau die latente Sklavin ihres Mannes war) soll den altorientalischen Untertan des Despoten von dem echten Sklaven der antiken Produktionsweise einerseits, von dem Hörigen des Feudalismus andererseits unterscheiden ; er meint aber auch etwas anderes als der Begriff des patriarchalischen Haussklaven der altorientalischen Klassengesellschaft, die man deswegen auch eine unentwickelte Sklavenhaltergesellschaft genannt hat. Wieweit der Untertan des orientalischen Despoten tatsächlich als Rechtloser behandelt wurde, hing indessen von den jeweiligen Machtverhältnissen oder Klassenkämpfen ab, davon, wieweit ihn das erkämpfte, fixierte Recht jeweils gegen die Willkür des Despoten schützen konnte. Die Bauern und Handwerker der Dorfgemeinde wurden zum Hauptobjekt staatlicher Ausbeutung auf Grund außerökonomischen Zwanges. H a t t e die urgesellschaftliche Dorfgemeinde nur sich selber ernährt, so hatte die der altorientalischen Gesellschaft die Ausbeuterklasse mit zu unterhalten. Diese bestand im Krieger- und Priester- bzw. Dienstadel mit dem Despoten als Spitze, der im Interesse der Ausbeuter nach eigener Entscheidung den staatlichen Machtapparat vor allem für diese staatliche, kollektive Ausbeutung einsetzte, aber als Despot keiner gesellschaftlichen Institution verantwortlich war. Seine Ausbeutung gründete sich, wie manche annehmen auf seinen Anspruch auf das oberste Eigentum an Boden und Wasser, auf seine Verfügungsgewalt über diese und die Massen der Produzenten. Diesen Anspruch konnte er je nach der Lage des Klassenkampfes mehr oder weniger realisieren oder juristisch festlegen, bzw. mußte ihn bemänteln. Die Lage der Produzenten hatte sich durch diese Ausbeutung in jeder Hinsicht ungeheuerlich verschlechtert. Sie lebten im allgemeinen mit dem Existenzminimum. Aber die Ausbeutung erfolgte in der Art, daß der Staat ihnen nur einen festgelegten Teil ihres Ertrages abnahm, so daß sie an Steigerung der Produktion materiell interessiert waren, wenn dies auch meist eine Illusion blieb, denn die Ausbeuter stellten so hohe Forderungen, wie ihnen jeweils möglich war. Der Widerspruch dieser Forderungen und jener materiellen Interessiertheit trieb die Entwicklung der Produktivkräfte vorwärts. Damit war der Grundwiderspruch 1 1 6 dieser Gesellschaftsformation der zwischen kleinen Produzenten, bzw. Dorfgemeinde, und herrschenden Klasse bzw. Staat, nicht der zwischen Sklaven und Sklavenhaltern wie in der antiken Gesellschaft. Neben dieser auf außerökonomischem Zwang beruhenden staatlichen Ausbeutung entwickelte sich in Indien mit der Differenzierung von Armen und Reichen in Dorf und Stadt die an sich schon ältere private Ausbeutung durch ökonomischen Zwang, so daß es zur Weiterentwicklung der alten Schuldknechtschaft und zu verschiedenen anderen Abhängigkeiten wie der der Teilpacht und der Dienstmiete kam. An Sklaverei gab es — neben Schuldknechtschaft — im allgemeinen nur die patriarchalische. Da die ganze Gesellschaft von der Arbeit der Bauern und Handwerker lebte (auch die Handwerker lebten aber letzten Endes von den Bauern), wurde

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der landwirtschaftliche Ertrag je nach den Klassenkämpfen unter allen aufgeteilt. Diese in der zweifachen Ausbeutung komplizierte Aufteilung in „Ruhe und Ordnung" zu sichern, war die Aufgabe des Überbaus, nämlich des Staates mit seiner Verwaltung (für sie wurde die Schrift erfunden), des staatlichen Rechts, das neben die Reste des urgesellschaftlichen Brauchs trat, der Tempelreligion, die neben die ältere Magie und Mythologie trat, zum Teil sogar der Wissenschaft, nämlich der Astronomie und Mathematik, die an die Praxis gebunden blieben, nur zu geringer Höhe der Abstraktion und zu keinen Kausalgesetzen gelangten und nicht in Gegensatz zur Religion traten, sondern zum Teil ihr dienten, so daß sich keine Philosophie entwickelte, und schließlich der Dichtung mit ihren drei Genres. Diese gesamte, sehr komplizierte Kultur unterschied sich in ihrem Charakter wesentlich von der urgesellschaftlichen Kultur. Das gilt auch für bildende Künste und Musik, von denen hier nicht gehandelt ist. Für die erste Klassengesellschaft als universalgeschichtliche Gesellschaftsformation zwischen Urgesellschaft und antiker bzw. feudaler Gesellschaft gibt es Ansätze einer allgemeinen Theorie der drei Stufen des Aufstieges, des Höhepunktes und des Zerfalls. Nur für Ägypten, die Ägäis und Kreta ist eine solche schon üblich, hier wird sie für Indien vorgeschlagen. 117

b) Die beiden indischen Varianten Der Beginn der altorientalischen Gesellschaftsformation in Indien ist bisher noch nicht ausreichend bekannt, da zwischen den oben erwähnten Dörfern der vorderorientalischen militärischen Demokratie aus dem 4. Jahrtausend an der Berggrenze nach Belutschistan hin 1 1 8 und den Städten und Dörfern im Industal aus dem 3. Jahrtausend noch keine ausreichende Verbindung hergestellt werden konnte. Im iranischen Raum dagegen sind angeblich Ausgräber dazu gelangt, in Elam schon für das 4. Jahrtausend eine altorientalische Klassengesellschaft nachzuweisen. 119 Diese Gesellschaftsformation hat zwei indische Varianten, die Indus- und die Gangesgesellschaft. Beide sind, wie diese Benennungen andeuten, in verschiedenen Gebieten erwachsen, ferner in ganz verschiedenen Zeiten, die eine war bronzezeitlich, die andere eisenzeitlich. I n beiden Gebieten waren Landwirtschaft und Viehzucht verschieden (am Indus Weizen und Rind, am Ganges Reis und Wasserbüffel); die Träger beider Varianten sprachen verschiedene Sprachen (hier anscheinend drawidisch, dort mundaisch und arisch), und sie waren ethnisch verschieden. Die Kulturen beider Varianten schließlich waren sehr weitgehend verschieden, in der Indusgesellschaft gab es z. B . weder Erlösungsreligion noch Philosophie. Dennoch waren beide Gesellschaften Varianten derselben altorientalischen Klassengesellschaft. Wenn man die altorientalische Gesellschaft die erste Klassengesellschaft nennt, so paßt diese Bezeichnung für die beiden indischen Flußtäler in der Tat. Beide Varianten hängen durch gewisse Einwirkungen der Indus- auf die Gangesgesellschaft

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zusammen, aber sind getrennt durch den Einbruch der Ärya, den man als einen der f ü r den alten Orient typischen Barbareneinfälle 1 2 0 auffassen kann, ähnlich denen der Sumerer, Kassiten, Amoriter, Hethiter, Iranier und anderer in den vorderen Orient, aber auch der späteren Öaka, Pahlava, Kusan, Radschputen und anderer nach Indien. Die Indusgesellschaft blieb auf ein kleines Gebiet beschränkt, die Gangesgesellschaft aber erfaßte allmählich fast ganz Indien. Nach dem äußersten Süden Indiens, in das Tamilgebiet, ist sie erst sehr spät ausgedehnt worden; dort folgte auf drawidische Urgesellschaft im Stadium der militärischen Demokratie mehrere Jahrhunderte nach der Zeitwende eine indische Variante des „Feudalismus" 121 , der ja als 3. Hauptperiode der Gangesgesellschaft aufzufassen ist. Erste Elemente des indischen „Feudalismus" drangen auch nach Bengalen und in die Rückzugsgebiete der mundaischdrawidischen Stämme im mittelindischen Bergland ein. 122 Aber auch das Gebiet der Indusgesellschaft hat unter achämenidischer Oberhoheit weitgehend seine eigene Geschichte gehabt (s. gleich), und zwar innerhalb der altorientalischen Gesellschaftsformation, fraglich ist nur, wieweit innerhalb der vorderorientalischen (iranischen) Variante oder der dort doch im ganzen überwiegenden Variante der Gangesgesellschaft. Die Indus- und die Gangesgesellschaft sind zwei indische Varianten der altorientalischen Klassengesellschaft, nicht nur, weil sie sich beide auf dem Boden Indiens entwickelten, sondern auch ihrem Charakter nach. Beide wuchsen dort auf dem Boden von verwandten Varianten der „asiatischen" Produktionsweise heran; so sehr auch Weizen- und Reisbau verschieden sind, oder Drawida und Munda, so sind sie doch mehr oder weniger miteinander verschmolzen. Die Indusgesellschaft vererbte der Gangesgesellschaft Weizen, Buckelrind, Baumwolle, Bronze, das Brennen von Ziegeln, die Stadtanlage mit sich kreuzenden Hauptstraßen, den Glauben an Öiva (insbesondere als Herrn der Tänzer) und Devl samt Tempelteich, Tempeltänzerin und Tonidolen, den Yoga und Vorformen von Buddhismus und Jinismus, von Astrologie bzw. Astronomie, die Sagen der Sintflut, des Bhimasena, der Baumgöttin und sicher noch manches andere. Sie strahlte kulturell schon während ihrer Blüte nach Osten und Südosten aus und übte weitgreifenden Einfluß selbst noch in ihrer Zerfallsperiode auf die im Süden und Osten benachbarten Räume aus, vielleicht im Zuge der anzunehmenden Flucht vor den Äryas. So wurden beide Varianten der altorientalischen Klassengesellschaft zusammen die Grundlage der indischen Variante des „Feudalismus". I n dieser eigenartigen räumlich-zeitlich-kulturellen Zweiheit der beiden Varianten liegt eine Besonderheit Indiens im Unterschied zu den anderen Varianten bzw. Regionen der altorientalischen Gesellschaft vor, aber auch zu ihr gibt es dort gewisse Analogien, und zwar besonders in Randgebieten, wie denn Indien ein Randgebiet der altvorderorientalischen Gesellschaft war. So ist der Iran der Achämeniden (eine auf Elam folgende Variante) weitgehend der Gangesgesellschaft vergleichbar wegen des ungefähr gleichzeitigen Einfalls ebenfalls arischer Barbaren, die dort, vom Nordosten Vorderasiens ausgehend,

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ein eisenzeitliches Großreich schufen, analog dem Magadhas, nur wenig früher und im einzelnen vielfach abweichend. Zu solchen Erobererstaaten ist auch das Hethiterreich als Analogon heranzuziehen oder im Südosten Arabiens das Gebiet dortiger Königstümer, im Süden Ägyptens das Reich Meroe, K a n a a n im Reiche Davids und im Westen der altorientalischen Gesellschaft in gewisser Weise das Mykene der Achäer. Auf der anderen Seite wurde das Gebiet der Indusgesellschaft erobert und zu einer Satrapie des achämenidischen Perserreiches gemacht; es wurde demgemäß später die Beute Alexanders von Makedonien und seiner griechischen Nachfolger, wie Menander, dann der Saka,. Pahlava und Kusän, also einer Reihe von Eroberern, nicht so — oder doch nur zum Teil — das Gangesgebiet, so daß die staatliche Einheit Nordindiens nur selten in den Großreichen der Mauryas und Guptas erreicht wurde, wie übrigens auch die Einheit des vorderen Orients nur selten wie unter den Achämeniden. Bei solchen Betrachtungen ist davon auszugehen, daß Indien seine natürlichen und historischen Besonderheiten im Gesamtgebiet der altorientalischen Gesellschaftsformation hatte. Es ist nun einmal ein gewaltiger Subkontinent, in sich reich gegliedert und im Gegensatz zum vorderen Orient durch Meere und Gebirge relativ abgeschlossen; es ist das Land der Monsune mit ihrem fruchtbaren Regen, der ungeheure Wälder weite Gebiete bedecken, große Flüsse fruchtbare Täler bewässern läßt und, von den erfahrenen Bauern Indiensbei jedem Dorf in natürlichen Bodensenken mit kleinen Staudeichen zurückgehalten, f ü r den Wasserhaushalt der Felder grundlegend ist. So hat Indien im Unterschied zum vorderen Orient seine besonderen Probleme der Rodung, deren Möglichkeiten erst heute so gut wie abgeschlossen sind 123 , und seine besondere Art der Bewässerung, die überwiegend Sache der einzelnen Dorfgemeinde auf ihrem begrenzten, ursprünglich gerodeten Gebiet ist, nicht so sehr des Staates oder einzelner Bauern. War die Bewässerung eingerichtet, blieb die Dorfgemeinde an sie gebunden und „stagnierte". Wuchs die Bevölkerung, gab Rodung die Möglichkeit der Gründung neuer Dörfer des a l t e » Typs, die mit dem Mutterdorf eine Dorfgruppe bildeten. 124 Damit stand Indien im Gegensatz zum monsunlosen, waldarmen vorderen Orient, wo meist größere Ent- und Bewässerungsanlagen in Form von Kanälen bei Müssen bzw. Deichbauten notwendig waren, die nicht mehr von Dörfern, sondern nur von Städten bzw. Staaten geleistet werden konnten, so daß die Dorfgemeinde der „asiatischen" Produktionsweise vor allem in Indien in bedeutenden Resten erhalten blieb und Indien deswegen im Verhältnis zum vorderen Orient relativ stagnierte. Die indischen Wälder waren andererseits Rückzugsgebiete f ü r gentile Stämme der Vorärya, die in historischen Zeiten zum Teil als „Mischkasten" ein fast unerschöpfliches Material f ü r immer neue helotenartige Abhängige der Dorfgemeinden in der Klassengesellschaft, f ü r die „Unberührbaren", boten, zum Teil, aber heute noch frei in gentiler Gesellschaft leben, während die Wälder Einsiedler lockten, die aus der Klassengesellschaft in urtümliches Sammlerleben flüchteten, heroisiert in den Helden der drei großen Volksepen, denen die-

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Wälder Gelegenheit zu Abenteuerreihen boten, an deren Ende sie siegreich aus dem Walde wieder auftauchten. Indien war das Gebiet des wilden Reises; aber auch andere wichtige Feldfrüchte gediehen dort und gaben Möglichkeiten für die indische Variante der „agrarischen Revolution"; sie gaben Indien den Reichtum, der immer neue Wellen von Einwanderern lockte, sei es in der Urgesellschaftsformation, sei es in den späteren Zeiten bis auf die Engländer. So hatte das altorientalische Indien analog Vorderasien seine „Barbareneinfälle" wie die Einfälle der Ärya 125 , die einerseits von nachhaltiger Wirkung waren, aber andererseits nicht solche große Bedeutung hatten, wie heute von reaktionären Kräften dargestellt. Sie trugen jedenfalls, ebenso wie auch die Einfälle der Saka z. B., ihren besonderen Charakter und halfen die indische Geschichte in ihrer eigenen Weise gestalten. Dabei war Indien an sieh eine Region der altorientalischen Klassengesellschaft und zwar war zunächst das Indusgebiet deren östliches Randgebiet, sie erfaßte dann aber das Gangesgebiet und schließlich große Teile Südindiens. Demgemäß reichte der altorientalische „Welthandel" zunächst bis an den Indus, später aber wurde Gesamtindien ein Zentrum zwischen Rom und China. Ganz anders waren die Räume und geschichtlichen Entwicklungen Irans 126 , Mesopotamiens, Ägyptens, Kretas, Etruriens, Chinas oder Lateinamerikas. Wenn der vordere Orient die Grundlage der antiken Produktionsweise lieferte und nach Europa ausstrahlte, so Indien nach Inner-, Ost- und Südostasien. Aber nur Europa gelangte von sich aus zum Kapitalismus und Sozialismus.

c) Die Indusgesellschaft des 3. Jahrtausends v. u. Z. Die reichen archäologischen Funde der ersten indischen Variante der altorientalischen Klassengesellschaft bedürfen einer Ergänzung bzw. Deutung durch Vergleich ihrer Daten mit entsprechenden Daten einerseits des damaligen vorderen Orients, andererseits mit denen ihrer anschließenden zweiten indischen Variante, denn sie stand zwischen beiden. Basis Wir wissen noch nicht genug über den damaligen Waldbestand im Indusgebiet, die Besiedlung und die Bewässerung der Felder. Vermutlich waren von der drawidischen militärischen Demokratie her Nachbarngemeinden die Grundlage der Produktion, nicht Städte des entwickelteren vorderorientalischen Typs. Der Tempelteich der Zitadelle von Mohenjo-daro spricht für landwirtschaftliche Stauteiche, wie sie bis heute üblich sind, als ein Vorbild. In bezug auf die Produktionsmittel ist der Pflug fraglich 127 ; er ist nicht sicher bezeugt, aber sein Fehlen will bei der Höhe der damaligen Kultur nicht recht einleuchten, zumal das Rind bereits vor den Wagen gespannt wurde. Die Pflugschar mag aus Hartholz oder Rhinozeroshaut gewesen sein, die archäologisch nicht faßbar

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sind. Von einer Entwicklung der Produktivkräfte in dieser Gesellschaft ist bisher nichts nachweisbar. Das Handwerk stand auf der Höhe des vorderorientalischen, ebenso die Monumentalarchitektur, aus gebrannten Ziegeln errichtet. Es gab Anfänge der Geldwirtschaft (Goldstaub), und durch den Persischen Golf war Indien an den damaligen „Welthandel" angeschlossen. 128 Nicht minder unklar sind die damaligen Produktionsverhältnisse. Die Massen der Produzenten in der wesentlich agrarischen Wirtschaft waren vermutlich die Bauern und Handwerker. 1 2 9 Ob es landwirtschaftliche Großbetriebe des Despoten oder der Tempel mit Sklavenarbeit nach vorderorientalischem Muster gegeben hat, ist eine offene Frage. Man möchte annehmen, daß es Vorstufen der späteren Landschenkungen an Brahmanen (brahmadeyas) 130 schon gegeben hat, aber hatten sie schon den später belegbaren altindischen Charakter vom Staat vergebener Steuerpfründen, oder ähnelten sie mehr den Schenkungen von Boden mit seinen Bebauern als dessen Zubehör an Tempel wie im vorderen Orient? 1 3 1 Brahmanische landwirtschaftliche Großbetriebe sind erst von der V. Periode der Gangesgesellschaft an bezeugt, königliche Großbetriebe oder solche des Kriegeradels f ü r Indien überhaupt nicht mit ausreichender Sicherheit, ebensowenig Landvergaben an Soldaten, wie es doch in Mesopotamien der Fall war. 132 Die Massen der Bauern lebten vermutlich in gewissen Nachbarngemeinden mit gentilen Resten und wurden gemeinsam vom Staat ausgebeutet. Der damalige gesellschaftliche Grundwiderspruch war — wie im späteren alten Indien — vermutlich der zwischen dem Despot, der sich auf einen ausgedehnten Machtapparat stützte, in Verbindung mit der Aristokratie und den in den Dorfgemeinden organisierten bäuerlichen Produzenten, und trat als Widerspruch zwischen Staat und Dorfgemeinden in Erscheinung; er zeigte sich wohl damals schon 133 darin, wie der landwirtschaftliche Ertrag je nach Lage des Klassenkampfes zwischen dem Bauern, dem Despoten, dem Brahmanen, dem Dorfhandwerker, -funktionär und -hirten, dem Händler, dem Pächter bzw. dem Wucherer, dem Landarbeiter, dem „Unberührbaren" und patriarchalischen Sklaven aufgeteilt wurde. Aber spielte damals auch der Widerspruch zwischen staatlichem und privatem Großgrundeigentum und Dorfgemeinde schon eine Rolle wie im entwickelten vorderen Orient 134 , in Indien aber erst seit jenen Brahmanenlandschenkungen der V. Periode? Es scheint eher, als wäre er in Indien weit später als in Mesopotamien entstanden, als h ä t t e Indien innerhalb der altorientalischen Gesellschaft am meisten stagniert (nicht nur gegenüber Griechenland mit der antiken Produktionsweise), was mit der Zählebigkeit seiner Dorfgemeinden zu erklären wäre. Annehmen kann man für die Indusgesellschaft wohl die gewaltsame Anlage von neuen Dörfern durch den Staat, wie sie im vorderen Orient sowohl wie im späteren Indien üblich war. Damit erreichte der Despot eine Steigerung der Produktion und schuf sich eine eigene landwirtschaftliche Grundlage (neben den vorderorientalischen Domänen) zur Füllung seiner Speicher. 135 I m späteren Indien der Gangesgesellschaft konnte der Despot dafür Bauern aus eigenen, von 4

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ihm f ü r überfüllt erklärten Gebieten und aus im Krieg besiegten Gegenden abziehen. 136 Diese Umsiedler ähnelten weitgehend den vorderorientalischen Deportierten. 137 F ü r die Indusgesellschaft ist damit schon der spätere soziale Unterschied zwischen alten Dorfgemeinden und Neusiedlungen, die aber nach dem Muster der Nachbargemeinden angelegt wurden, anzunehmen. Zugleich weist die vermutliche Umsiedlung auf eine starke Rechtlosigkeit der Bauern hin, auf die allen Untertanen des Despoten eigene Lage potentieller Sklaven. 138 Die Bauern waren aber in der Gangesgesellschaft nicht wie patriarchialische und antike Sklaven von einem einzelnen Herren zu kaufen oder zu verkaufen, sondern rechtlos wie die Heloten Spartas, kollektive Abhängige aller Ärya. Der arischen Eroberung des Gangesgebietes stehen im vorderen Orient die ständigen Eroberungen durch die Sumerer, Kassiten, Amoriter usw. gegenüber, so daß auch dort immer wieder Gelegenheit war, die bäuerliche Vorbevölkerung insgesamt in solcher Weise einem privilegierten Adel zu versklaven. Solchen Eroberern waren sie schon in der Indusgesellschaft wohl nur ein menschliches Zubehör des Grund und Bodens, mit ihm erobert als eine der Produktionsbedingungen ; „und so entsteht Sklaverei und Leibeigenschaft, die die ursprünglichen Formen aller Gemeinwesen verfälscht und modifiziert, und selbst zu ihrer Basis wird". 139 Diese Eroberungen sind f ü r die Bildung der altorientalischen Produktionsverhältnisse in ihrer Bedeutung nicht zu unterschätzen, selbst wenn man deren innere gesellschaftliche Entwicklung f ü r das Wesentliche erklärt und die einseitige Gewalts- oder Überlagerungstheorie ablehnt. Eine solche Art latenten Sklaventums mag damals schon juristisch festgelegt gewesen sein, wie bei Südras und Heloten, oder aber auch nicht. Vielleicht war es im vorderen Orient im Obereigentum des Königs eingeschlossen. Es zeigte sich auch in den altindischen bzw. altorientalischen Landschenkungen, bei denen die Bauern mitverschenkt wurden, im Verkauf von Boden samt Bebauern 1 4 0 und weiter im staatlichen Recht des Abmeierns eines Bauern, der drei J a h r e lang seine Steuern (Produktentribut) nicht leistete 141 , dieses Recht h a t t e der Despot der Gangesgesellschaft nur in seinen Neusiedlungen. 142 Wenn die Griechen den Heloten „zwischen Freien u n d Sklaven" stellten, so k a n n man dies auch bei den Südras t u n ; aber Hammurabi stellte die muskenu zwischen Sklaven und avilu (Freie?) 143 , wobei die muskenu („vor dem König in Unterwerfung niedergefallen") vielleicht eine niedere, die avilu („Männer") eine höhere Schicht vom König Abhängiger waren 144 , beide auf Staatsland angesiedelt, vielleicht in staatlichen Zwangssiedlungen; ein Teil der muskenu aber war Handwerker wie die Südras 145 . Vorläufer der muskenu waren anscheinend die gurusliG; offenbar fehlte damals ein zusammenfassender vorderorientalischer Begriff f ü r alle Arten solcher Abhängiger, aller im Despotismus mehr oder weniger versklavten Bauern und Handwerker. Mit dem Absterben der alten Dorfgemeinden im vorderen Orient unterschieden die dortigen Abhängigen sich von den Südras Indiens. I n solcher Richtung ist es eine Aufgabe der Forschung, den gemeinsamen Charakter der Massen der Produzenten von Sparta bzw. Kreta bis zum Indus bzw. Ganges mit allen Unterschieden zu finden.

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Anzunehmen ist f ü r die Indusgesellschaft sicher auch schon die spätere indische Institution der Teilpacht von Boden, da sie allgemein altorientalisch war. Die Sklaven, zum Teil Kriegsgefangene, waren großenteils vermutlich vom patriarchalischen T y p , aber im Vorderen Orient wurden einige in landwirtschaftlichen Großbetrieben u n d auch als Handwerker 1 4 7 ausgebeutet, was in der zweiten indischen Variante der altorientalischen Gesellschaftsordnung (sogar in jenen brahmanischen Betrieben der V. Periode) nicht üblich war u n d also wohl auch nicht in der ersten Variante. Auch in dieser Hinsicht war Indien besonders rückständig, „stagnierte" verhältnismäßig, während der vordere Orient in dieser Hinsicht der antiken Produktionsweise näher stand. Wie im vorderen Orient gab es im alten Indien, also auch wohl in der Indusgesellschaft, ferner andere Abhängige, Schuldknechte, vom Vater der Familie Verp f ä n d e t e oder gar Selbstverkaufte verschiedener Arten 1 4 8 , aber es gab aus demselben Grund damals wohl auch durch Personenmiete Abhängige mit festgesetzten Löhnen f ü r verschiedene Arbeiten 1 4 9 , H a n d w e r k e r h a t t e n mit dem ihnen vom Auftraggeber a n v e r t r a u t e n Material pfleglich umzugehen. 1 5 0 Sie arbeiteten wie im späteren alten Indien und im alten vorderen Orient teilweise in Werks t ä t t e n der Könige. 1 5 1 Überbau Der S t a a t der Indusgesellschaft d ü r f t e eine| Variante des allgemeinen altorientalischen Despotismus 1 5 2 gewesen sein, der seine feste Grundlage in den verschiedenen Varianten der typisch indischen Dorfgemeinde h a t t e . E r k ö n n t e theokratischen Charakter gehabt haben. D a f ü r spricht u. a. die astronomische Anlage der Stadt, die von der Indusgesellschaft her ins spätere alte I n d i e n überliefert wurde. Die beiden großen Städte des Industals können S t a d t s t a a t e n alter sumerischer A r t gewesen sein, vielleicht waren sie eher altorientalische Handelsstädte, oder waren zwei Städte eines bereits zentralisierten Großreichs entlang dem Indus, analog den beiden Ägypten entlang dem Nil. Von daher — von Sargon von Akkad — wird die spätere altindische Idee des „Weltherrschers" stammen. Perioden der Zentralisierung und Dezentralisierung wechselten ja vermutlich im ganzen alten Orient ab. Rings h e r u m lebten Gentilgesellschaften. Die altorientalische Steuer in Form des P r o d u k t e n t r i b u t s machte den königlichen Speicher notwendig, der von der Indusgesellschaft bis ins spätere Indien hinein belegt ist; in ihm arbeiteten u. a. mehr oder weniger versklavte Abhängige. Über königliche Großbetriebe, über ein indisches Analogon zur kretischen Palastwirtschaf t in der „Zitadelle" der I n d u s - S t a d t , über den Beamtena p p a r a t und das Heer der Indusgesellschaft können wir noch nichts sagen. Auf dem Gebiet des Rechts gab es vermutlich u. a. die anscheinend allgemeinaltorientalische Restitutionspflicht des Staates u n d gewisse Elemente des zivilen u n d öffentlichen Rechts, u. a. ein P a c h t r e c h t . D a s altindische Ständerecht d ü r f t e jedoch erst in der Gangesgesellschaft begonnen haben. Aber m a n h a t in der Indusgesellschaft und im späteren Indien im Gegensatz zum vorderen Orient Schrift bis auf die Zeit der Kusan, die womöglich u n t e r griechischem 4*

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Einfluß standen, in der V. Periode nicht zur Aufzeichnung von Literatur irgendwelcher Art verwendet, 153 vielleicht um diese durch den Zwang zum Auswendiglernen als Monopol des Priesterstandes der Brahmanen und ihrer Vorläufer, als Eigentum der Lehrer zu erhalten. Dies ist eine der vielen indischen Besonderheiten. Auch f ü r Verwaltungstexte und Verträge wurde Schrift im alten Indien erst sehr spät, schätzungsweise gegen Ende der I I . Periode, vielleicht unter iranischem Einfluß, verwendet. Der Sinn der sehr kurzen Siegelinschriften der Indusgesellschaft ist allerdings trotz vieler Versuche der Interpretation immer noch fraglich. Man deutet sie heute als Namen von Priestern, hohen Beamten oder Göttern, denen die betreffenden versiegelten Gefäße oder Dinge gehörten bzw. gewidmet wurden. 154 Daher ist eine damalige Gesetzessammlung, ein Gegenstück der des Manu oder Hammurapi, nicht belegt; ob etwas Analoges mündlich überliefert wurde, wie es bei den späteren altindischen Rechtsbüchern der Fall war? Machte der damalige Klassenkampf nicht eine solche Sammlung unentbehrlich? Verhältnismäßig reich bezeugt ist die damalige Religion, die längst als die Vorform der äivaitischen Richtung des Hinduismus erkannt worden ist, zugleich aber als eine Variante der mesopotamischen Religion einer Muttergöttin und eines Fruchtbarkeitsgottes mit Tempeltänzerinnen (Hierodulen) und dem Stier als heiligem Tier. 155 Es gab aber auch von uraltem, letztlich jägerischem Schamanismus her Vorformen des Yoga, und zwar unterscheidet m a n Vorformen von buddistischen und jinistischen Yogis und von Brahmanen. Ist Yoga eine indische Besonderheit, so meinen einige, eine Astralreligion für die Indusgesellschaft bezeugt zu sehen 156 , die man mit vorderasiatischen Analogis zusammenstellen könnte, aber auch mit späterer altindischer Astrologie bzw. Astronomie. Jedenfalls war die Ausbeutung in dieser altorientalischen Klassengesellschaft ohne Religion und ohne theologisch durchdachte Magie und Mythologie nicht gewährleistet. Wie sie im einzelnen als Ideologie des theokratischen Despotismus wirkte, ist freilich noch undurchsichtig. Der damalige Yoga, eine Besonderheit der beiden indischen Varianten der altorientalischen Gesellschaft, braucht noch nicht mit Erlösungsreligion und Tatvergeltungsdogma gepaart gewesen zu sein. Sicher gab es indessen einen beträchtlichen Pessimismus und daraus entspringende Sehnsucht nach einem besseren, womöglich ewigen Leben in einem Jenseits, das recht irdisch ausgemalt wurde. Dahin könnte es gehören, wenn ein Aufsuchen des Totenreiches bei Gilgamesch und später bei Odysseus, Naciketas und Yudhisthira eine Rolle spielt. Dazu paßt aber auch die Gestalt der Versucherin, im Fall des Gilgamesch einer Schankwirtin, wie denn solche Frauen im mesopotamischen Recht eine beträchtliche Rolle spielten 157 , eine analoge Rolle andere Frauen als Versucherinnen im Buddhismus und schon in ganz frühen Formen des Hinduismus. Auch eine Variante des Sintflutmythos, die in ähnlicher Weise bezeugt ist, dürfte damals erzählt worden sein. Das Herrscherideal aber wurde für die Massen wohl im Mythos eines gewaltigen Wanderhelden verherrlicht, in dem des Gilgamesch-Enkidu-Theseus-Bhlmasena. 158

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Vermutlich gab es damals schon Ansätze zu Wissenschaften, zu Astronomie und Mathematik f ü r den Gebrauch der Landwirtschaft, aber sicher zugleich als priesterliche Geheimwissenschaft zu ideologischer Lenkung der Massen. Man kann auch wohl mit frühen Formen der Medizin rechnen, dagegen noch nicht mit Philosophie. Die Naturwissenschaften waren noch nicht entwickelt genug, noch zu wenig theoretisch ausgebildet, um zum abstrakten Denken über die Realität und Erkennbarkeit der Welt anzuregen. Allenfalls über das Verhältnis von Kopf (Geist) und Bauch oder über das von Denken, Reden und Handeln grübelte man in kosmogonischen Mythen und in Parabeln als ideologischer Rechtfertigung der Spaltung von Kopf- und Handarbeit, der Partnerschaft der denkenden und anweisenden Ausbeuter, denen die Ausgebeuteten mit ihrem Handeln folgen, mit denen sie wie die Glieder des Leibes zusammenarbeiten sollten. 159 Es war ja gerade diese Spaltung, die den Ideologen der Ausbeuter die Muße für solches Grübeln in der jungen Klassengesellschaft gab und zu solcher Ideologie trieb. An Dichtung muß es alle drei Gattungen gegeben haben: 1. Lyrik der Priester in Form von Götterhymnen mehr altorientalischer oder hinduistischer Art, Lyrik königlicher Lobsänger und Lyrik des Volkes f ü r alle möglichen Feste; 2. Epik priesterlicher Mythen wie die Flutsage, Kosmogonien und jene Parabel, epische Lieder in epischer Prosa, wenn nicht gar ein Heldenversepos zum Preise der oben erwähnten Wanderhelden des Kriegeradels, vorgetragen zur Manipulierung des Volkes, und im Volk umlaufende Märchen verschiedener Arten, aber 3. auch Kultdramen als Vorformen der Dramatik, gab es solche — wie die anderen beiden Genres der Dichtung — doch schon in der Gentilgesellschaft und bezeugt die Steinfigur aus Mohenjo-daro, die man als Siva Natesvara, den Herren der Tänzer, deutet, doch damalige natas, Pantomimen, ursprünglich kultische Tänzer, die in der V. Periode der Gangesgesellschaft zu Schauspielern wurden. Die Indusgesellschaft

im Rahmen

der altorientalischen

Geschichte

Die Entwicklung der Indusgesellschaft mit ihrem Auf und Ab ist noch nicht genau zu rekonstruieren. 160 Vergleicht man die sehr bunte gleichzeitige politische Geschichte Mesopotamiens, so wurden dort die ungefähr gleichzeitigen, um 3000 beginnenden sumerischen Stadtstaaten um etwa 2350 v. u. Z. von den semitischen Akkadern als Eroberern zum ersten Großreich zusammengeschweißt; dieses zerfiel mit dem Einbruch der Gutäer um 2150. Um 2100 entstand dann der zentralisierte Staat von Ur, der um 2000 unter den Angriffen der Elamiter und Amoriter wieder zerfiel, worauf die erste Dynastie von Babylon m i t H a m m u rapi um 1700 herum das dritte mesopotamische Großreich schuf; es unterlag um 1530 den Anstürmen der Kassiten und des „Meerlandes"; um 1600 begannen die Hethiter, entfernte Verwandte der Ärya, ihre Herrschaft aufzurichten; sie griffen Babylon um 1530 an. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann der Aufstieg der Assyrer. Ägypten wurde kurz nach 3000 durch den Sieg Oberägyptens über Nieder-

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Einleitung 3 c

ägypten zum einheitlichen Staat; es erlebte dann eine Zentralisierungsperiode im alten Reich, dessen Zerfall um 2263 und eine neue Zentralisation im Mittleren Reich um 2040, das kurz nach 1800 zerfiel, so daß Ägypten um 1730 eine Beute der Hyksos wurde, bis diese um 1560 herum vertrieben wurden, womit die Begründung des Neuen Reiches verbunden war. Das Mittlere Reich gilt einigen als die klassische Zeit des alten Ägyptens. Man ist versucht, einen analogen Wechsel von Einigung in einem Großreich und Zersplitterung, meist verbunden mit einem der vielen Barbareneinfälle, auch für die Indusgesellschaft anzunehmen; indessen ist zu bedenken, daß die Archäologie nur auf eine gewisse Verarmung der Städte gegen Ende der Indusgesellschaft und auf die späte, nicht mehr so hoch stehende Stufe der Gesellschaft in Jhukar und Jhangar hinweist, die vielleicht mit einem Barbareneinfall aus den westlichen Randbergen zusammenhängt. Manche Historiker denken dabei an eine verhängnisvolle Trockenperiode oder Versalzung des Bodens, wie in Mesopotamien, manche an den Einfall der Ärya oder deren Vorläufer. Exakt nachweisen läßt sich noch nicht, auf welche Ursachen das, wie es archäologisch scheint, im Grunde so gut wie restlose Aufhören dieser hohen Kultur im Indusgebiet zurückzuführen ist, auch nicht dessen genaue Zeit. 161 So bleiben Anfang und Ende dieser Gesellschaft einstweilen weitgehend im Dunkeln, und man beobachtet vor allem eine verhältnismäßig gleichbleibende Hauptperiode der Blüte eines großen Gebietes, in dem z. B. Maße und Gewichte gleich anderen Elementen der Gesellschaft erstaunlich einheitlich waren. Blickt man von dieser östlichen Region des alten Orient auf seine westliche, die ägäische, so gab es etwa gleichzeitig im Raum von Kreta 162 , Mykene, Troja und den Kykladen die frühminoische, noch gentile Gesellschaft (2600 bis 2000), die mittel- (bis 1700) und die spätminoische (bis 1050). Dabei gelten die drei Jahrhunderte von 1700 bis 1400 als die Blütezeit der kretischen Gesellschaft. Diese wird abgelöst von den Achäern, die bereits im 15. Jahrhundert Knossos eroberten. Diesen drei Perioden entsprechen zeitlich weitestgehend auf dem griechischen Festland die frühhelladische (2500 bis 1900), noch gentile, vorgriechische, also den gentilen mundaischen und drawidischen Gesellschaften analoge Periode, die mittelhelladische, in die etwa um 1600 die ersten Griechen, die Achäer, Ionier und Äoler einbrachen und dort die ersten Staaten bildeten, und die späthelladische Periode (bis 1100), zugleich die mykenische Kultur, ein Höhepunkt, erreicht durch die Griechen, die als Barbaren eingefallen waren, die vorgefundene Kultur altorientalischen Typs aber in ihrer Weise fort-, ja zu einem Gipfel führten. 163 Damals verwendete man hier schon Eisen, fast gleichzeitig mit Kleinasien, aber früher als Indien; die Griechen erreichten ferner Griechenland früher als die Ärya Indien, hatten also vor diesen von Anfang an einen Vorsprung. Bei aller historischer Verwandtschaft innerhalb des Riesengebietes des Alten Orients war dieser Mittelmeerraum schon von Natur anders als das Indusgebiet, und auch historisch zu einem beträchlichen Teil anders. Noch weiter westlich, in Italien, hatten die Etrusker ihre Variante der alt-

Einleitung 3c

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orientalischen Gesellschaft; sie schlössen ihre Stadtstaaten anscheinend erst im 8. bis 6. Jahrhundert v. u Z. zu einem Reich zusammen, das von der Poebene bis Kampanien reichte und damals u.a. auch die Römer, diese am Ende der Bronzezeit des 2. Jahrtausends nach Italien eingewanderten Indoeuropäer mit ihrer militärischen Demokratie, unterworfen hatte. Die Israeliten waren zur Zeit der Indusgesellschaft noch nicht aus Ägypten nach Kanaan, in dieses Teilgebiet der altorientalischen Gesellschaft, eingewandert. In Iran lebte die elamische Gesellschaft des 4. Jahrtausends weiter, eroberte zeitweilig Südmesopotamien, blieb diesem ständig ein bedrohlicher Nachbar litt aber mit Sumer und Akkad in den letzten Jahrhunderten des 3. Jahrtausends unter den Gutäern, einem Bergvolk des Nordens.164 Rings um dieses Gebiet des alten Orients lebten noch urgesellschaftliche Stämme, von denen für die Geschichte Indiens die der Munda, Drawida und Indoeuropäer besonders wichtig wurden.

1. Hauptperiode: Die Entwicklung der Gangesgesellschaft (1500 bis 325 v. u. Z.)

I. Periode: Die zerfallende Urgesellschaft des Egveda (1500 bis 1000 v. u. Z.) Die zweite indische Variante der altorientalischen Gesellschaft beginnt mit dem Einfall der Ärya in den Pandschab, dieser indoeuropäischen Stämme, die durch ihre Sprache und so manches Andere mit uns Europäern verbunden sind. 1. Die Indoeuropäer Die Indoeuropäer gehörten im 4. Jahrtausend 1 wohl zu den Nachbarn am Nordrand der Welt des Alten Orients wie die Drawida an ihrem Ostrand (Belutschistan). Sie waren vermutlich halbseßhaft 2 , d. h. verbanden Gerstefeldbau mit Hirtennomadismus und waren keine reinen Hirtennomaden wie doch etwa die späteren Hunnen oder Mongolen, diese Reitervölker. Die erste Arbeitsteilung zwischen Bauern und Hirten von Schafen, Ziegen, Schweinen, Rindern und Eseln innerhalb der Dorfgemeinde auf der Stufe der Nachbarngemeinde führte offenbar bald zur Loslösung von Hirtennomadenstämmen 3 von Bauernstämmen, zur Trennung hirtennomadischer Gemeinwesen oder Stammwesen von bäuerlichen; die Spezialisierung der Hirtennomadenstämme auf Viehzucht ist ja nicht mit der ersten Arbeitsteilung identisch/1 Diese ersten Hirtennomaden des 5. bis 4. Jahrtausends hielten noch keinePferde oder Kamele, und rasches, nomadenhaftes Umherziehen war ihnen noch unmöglich 5 , wie in anderer Weise den Indoeuropäern, die zwar die Pferdezucht vielleicht von innerasiatischen Stämmen übernommen, aber mit Feldanbau verbunden haben. Eines der Hauptprobleme der Hirtennomaden ist ihr Verhältnis zu Bauern, denn ganz ohne Pflanzennahrung, d. h. ohne Feldbau, kommen, wie die Ethnologie lehrt, nur sehr wenige Hirten aus. Man kann danach eine Fülle von Typen von Hirtennomaden unterscheiden, sei es in Mittel- und Zentralasien, sei es in Ost- und Nordafrika, Südafrika oder Arabien. 6 Sie treiben teils selber etwas Anbau, teils leben sie mit Bauern in Austausch bzw. verdienen sich durch Karawanenhandel die Mittel, mit denen sie sich pflanzliche Nahrung kaufen. Aus dem 18. Jahrhundert v. u. Z. bezeugen Dokumente aus Mari, daß Beduinenstämme teils nomadisierten, teils entlang dem Euphrat seßhaft wurden.7 Was nun die Indoeuropäer angeht, so kann man vermuten, daß sie sozusagen

I. Periode 1

4a

die Wanderung, die „erste Form der Existenzweise" der Menschen, denn „die Menschen sind nicht von Natur seßhaft" 8 , in ihrer Weise beibehalten haben, als die Bodenbauern der Nachbarngemeinde seßhaft zu werden und zur„asiatischen" Produktionsweise überzugehen begannen. Sie trennten sich wohl von den Gerstebauern nach der ersten, aber vor der zweiten Arbeitsteilung,, d. h. etwa um 4000 v. u. Z. Sie hatten nämlich, wie die Sprachvergleichung zeigt, kein gemeinsames Wort f ü r ein Handwerk, weder f ü r Schmied noch' Zimmermann oder Töpfer, äber Griechen und Inder hatten einen Zimmermann (tekton-tvastr). Wohl dürften die Indoeuropäer einen gewissen Tauschhandel mit Vieh als Geld betrieben haben. 9 Vorher waren die noch gentilen Bauern, der Ackerbaugemeinde mit ihrer Brandrodung, ihrem Wanderfeldbau erst halbseßhaft gewesen; die halbseßhafte Lebensweise führten diese ersten H i r t e n nomaden nördlich des Gerste-Weizenanbaugebietes in ihrer Weise fort, und zwar unter Betonung des Hirtentums und Beibehaltung des ärmlichen Gerstewanderfeldbaus im Gegensatz zum Seßhaftwerden der Nachbarngemeinde. Ihnen lag wohl an der Tradition des gemeinsamen Grundeigentums des Stammes am Stammesweidegebiet, während die Dorfgemeinde und deren Gemeindeeigentum am Boden f ü r diese Hirten bei ihrer nur zeitweisen Seßhaftigkeit und dem Überwiegen der Viehwirtschaft ohne große Bedeutung war. Sie oder einige von ihnen waren aber vielleicht schon sehr f r ü h auf der gesellschaftlichen Stufe der Nachbarngemeinden jenes Gerste-Weizengebietes, nämlich d e r der „militärischen Demokratie", angelangt, ihnen war nämlich Krieg ein üblicher Erwerbszweig, insbesondere raubten sie Nachbarstämme aus und erkämpften sich als Stämme neue Weide- und Anbaugebiete anderer Stämme,. trieben nicht mehr Wanderfeldbau innerhalb ihres eigenen Stammesgebietes, wie doch die Brandrodungsbauern der Ackerbaugemeinde. Sie fielen teils als Eroberer in die Gebiete der „asiatischen" Produktionsweise ein, teils stießen sie nach anderen Richtungen in Gebiete niedrigerer Entwicklungsstufen vor. Wie in der Nachbarngemeinde, so zerfiel auch bei ihnen die gentile Gesellschaftsordnung mehr oder weniger schnell. Dazu trug in erster Linie ihr Vieh bei, das f r ü h privates Eigentum wurde und zu starken Unterschieden zwischen reichen und armen Herdenbesitzern führte. Die lange diskutierte Frage nach einer Urheimat der Indoeuropäer vor derAufSpaltung ihrer Sprachen bzw. Sprachgruppen ist noch nicht gelöst. 10 Archäologen, Linguisten (indoeuropäische Sprachvergleicher), Anthropologen und Ethnologen bzw. Volkskundler, die die Lebensweise der indoeuropäischen Völker von heute oder gestern vergleichend untersuchen, konnten sich darübernoch nicht einigen. Man vermutet, daß die indoeuropäische Sprachfamilie im Raum von Südost- oder Mitteleuropa bis Mittelasien hin vom 4. Jahrtausend an entstanden ist 1 1 , wobei die östlicheren Völker, die Ahnen der Ärya Indiens und Irans, in Steppen mehr Viehzucht, die westlicheren in Waldgebieten mehr Bodenbau betrieben, eine Zweiteilung, die aber mit der sprachlichen Zweiteilung in Satem- und Centumsprachen nicht ganz übereinstimmt, so daß die E i n h e i t lichkeit der Urkultur der Indoeuropäer fraglich ist. Vom vorderen Orient aus

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1. Hauptperiode

verbreiteten sich, wie die Archäologie zeigt, Landwirtschaft und Viehzucht um 5000 v. u. Z. bereits ins Donau- und um 4500 ins Rhein-Oder-Gebiet 12 , •ohne daß man diese Ausbreitung mit indoeuropäischen Wanderungen in Verbindung bringen könnte. Völker-, Sprach- und Kulturwanderung brauchen ja nicht zusammenzuhängen. Weiter wird der Natur ihrer Gebiete entsprechend die Art der Wanderung der Indoeuropäer verschieden gewesen sein; Germanen oder deren Vorläufer z. B. setzten in den europäischen Wäldern mit ihren Brandrodungen den alten Wanderfeldbau fort, drangen aber dabei kriegerich mehr oder weniger langsam in fremde Stammesgebiete ein, so daß sie sich von jener „Urheimat" allmählich mehr oder weniger entfernten. Noch die Römer beobachteten anscheinend bei ihnen Umteilung der Felder, wie sie zum Anfangs•stadium der Nachbarngemeinde paßt. Sie behielten bis dahin auch Reste der •Gentilordnung bei, und ihre Dorfgemeinden verbanden mit gentilem Gemeindegrundeigentum eine gentile Ordnung als militärische Einheit. Auch bei den ostwärts wandernden Ärya war die noch mehr oder weniger gentile Dorfgemeinde eine militärische Einheit, wie es zur „militärischen Demokratie" gehört, nur standen hier Steppenoasen den Brandrodungen gegenüber. Auf jeden Fall hatten alle indoeuropäischen Stämme „von Indien bis Irland" noch Stamm- und Dorfgemeinden mit gemeinsamem Grundeigentum, 13 wie Gemeineigentum an Produktionsmitteln ja für die Urgesellschaft bezeichnend gewesen war. Alle Indoeuroäer hatten, wenn auch wohl nicht gleichzeitig, Bronze, Ochsenwagen und Pflug von der „asiatischen" Produktionsweise Vorderasiens übernommen. wenn man diesen Vorschlag annehmen will, aber auch das Pferd von Bewohnern der innerasiatischen Steppen, vermutlich von Reitervölkern. Die Sprachvergleichung fand ein indoeuropäisches Wort für Pferd (neben Hund, Schaf, Rind, Schwein, melken, Butter, Wagen, Rad, Joch, Achse, Nabe, zähmen), für Gerste, säen, mahlen und Handmühle, für Erz1'1, für eine festungsartige Siedlung und für einen „König" 15 . Dieser war wohl der für die ,,,militärische Demokratie" bezeichnende Heerführer eines Stammes oder .Stammesbundes wie Agamemnon oder Sudäs. Einige ihrer Stämme oder Völker haben anscheinend keinen „König" gehabt, sondern wurden von einer Adelsschicht ohne gemeinsames Oberhaupt regiert. 16 Die Könige wurden gewählt, meist aus einer bestimmten Familie. Die Sprachvergleichung aber erlaubt uns nicht, den Sklaven oder den Staat für diese alte Gesellschaft nachzuweisen, wohl indessen Vieh als Haupttauschwert (pecus) und Kriege um Herden. 17 Man muß sich die indoeuropäische zerfallende Gentilgesellschaft analog etwa der der Munda als sehr kompliziert mit einer Fülle von Bräuchen vorzustellen suchen. Zu deren Schutz wurde Recht entwickelt, der Glaube an gewisse magischmythologische „Satzungen" (dhäman, themis) oder Bräuche (svadhä, ethos) •der Ahnen, die einigen Weisen, Kennern, nicht etwa ausgebildeten Juristen, •durch Tradition bekannt waren und Elemente des Familienrechts (Adoption, Erbtochter, Erbteilung, Zeugungshelfer, Aussetzung der Alten), des Sach-

I. Periode 1

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und Obligationsrechts (Grundeigentum, Schulden) und des Strafrechts umfaßten. Dabei gab es noch Selbst- bzw. Sippenhilfe, bei Mord (Blutrache), R a u b , Diebstahl und Ehebruch, aber auch schon ein Gerichtsverfahren, sei es vor der Sippe bzw. der Dorfgemeinde, sei es in höherer Instanz vor der Stammesoder Volksversammlung, vielleicht unter Vorsitz des „Königs". 1 8 Dieses Mosaik aus spärlichen Elementen der Sprach- und Rechtsvergleichung wird man sich durch Vergleich mit dem ethnographisch faßbaren Recht der Munda, besonders, was die Geschlechts- und Speisetabus angeht, ergänzen können. Rache des einzelnen bzw. der Sippe, Strafe durch eine Gerichtsinstitution und Sühne, die der Priester dem Sünder auferlegte, standen — für uns schwer trennbar — nebeneinander, d. h. Recht, das sich der einzelne verschaffte, das die Dorfgemeinde oder der „ K ö n i g " durchsetzten und das die Priester verwalteten, Vorformen der entsprechenden drei Rechtsarten in der späteren Klassengesellschaft. Die Sprachvergleichung ermöglicht es uns, auf dem Gebiet der Religion oder Mythologie festzustellen, daß man an einen Sonnengott, eine Göttin Morgenröte, einen Himmelsvater und an andere „lichte" Götter (deva), meist Personifikationen heilsamer Naturkräfte, glaubte. Sie weist keinen Tempel oder A l t a r nach, wohl indessen ist K u l t des Feuers zu vermuten. 1 9 Vergleich der Mythologie zeigt ferner einige Analogien in ausgefallenen mythischen bzw. epischen Motiven, wie z. B . der K l a g e der Erde, der merkwürdigen Geburt und T ö t u n g eines Helden (Achill), der Schöpfung der Welt aus den Gliedern eines von Göttern geopferten Riesen (Ymii-purnsa), dem Sichverstecken eines Gottes (Loki-Indra), gewaltigen K ä m p f e n zwischen jenen lichten Göttern und Gegnern, die als Giganten, Riesen oder Asuras im einzelnen bei Griechen, Germanen oder Indern verschieden benannt und vorgestellt wurden. Man kann annehmen, daß der Dualismus dieses kosmischen K a m p f e s aus dem Wesen der „militärischen Demokratie" geboren wurde und die Jugend zu K ä m p f e r tum auf der Seite des Guten, des Lichten, des eigenen Stammes erziehen sollte. D a z u p a ß t der heldische Götter„könig" oder -held, der die Feinde mit dem Donnerkeil oder H a m m e r niederschlägt, der Zeus der Griechen, Thor der Germanen und Indra der indischen Ärya. Die Ilias besingt die Rache f ü r den Frauenraub der Helena, das Gudrunlied die für Gudrun und das R ä m ä y a n a die f ü r Sita; Raubehe war ja neben Kauf ehe eine für alle Indoeuropäer nachgewiesene Form der Eheschließung, die vermutlich zur patriarchalischen Großfamilie der „militärischen" Demokratie dieser Stämme gehörte. Grundsätzlich aber ist bei manchen solchen Vergleichen (nicht bei Sprachverwandtschaft) die Möglichkeit gegeben, daß es sich nicht u m genetische, auf eine indoeuropäische Urgesellschaft zurückzuführende, sondern um typologische, in den einzelnen Stämmen auf der analogen Höhe der gesellschaftlichen Entwicklung hier und da unabhängig entwickelte Analogien handelt. E s ist ja meist so, daß ein solches Motiv sich nur bei zwei oder drei Völkern indoeuropäischer Sprache findet, nicht bei allen. D a wir anders als in bezug auf die Munda nur über sehr wenig indoeuropäisches Material zum Vergleichen verfügen, bleibt nur bei ganz besonderen Motiven, wie dem der K l a g e der Erde

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1. Hauptperiode

oder der Opferung des Urriesen, eine große Wahrscheinlichkeit indoeuropäischen Erbes. Man kann nur allgemein sagen, daß die Indoeuropäer animistische Vorstellungen, Glauben an Magie und Mythologie, alle drei Gattungen der Dichtung, insbesondere epische Lieder ihrer Helden mit einem Bardentum und einer epischen Dichtersprache und gewisse Kultdramen gehabt haben werden. Auf dem Gebiet der Medizin hat man auf ein Analogon zu einem Merseburger Zauberspruch im Atharvaveda hingewiesen. Von Analogien in der Astronomie kann man einstweilen noch nicht sprechen. Eine indoeuropäische Philosophie gab es so wenig wie einen Staat oder eine Erlösungsreligion, aber in der Kosmogonie des geopferten Urriesen drückt sich ein mythischer Zusammenhang von Mikro- und Makrokosmos aus, der f ü r die spätere indische Philosophie grundlegend wurde, und in den indoeuropäischen Sprachen liegt fundamentale Gegenüberstellung von Sein und Werden (die es z. B. im Türkischen nicht gibt), gibt es aber auch die Möglichkeit, ein Partizip der Kopula zu substantivieren, wie z. B. das Seiende, Möglichkeiten der Sprache, ohne die indische und griechische Philosophie nicht so leicht entstanden wären. 20 Von den indoeuropäischen Stammesgruppen fielen die Hethiter am Anfang, andere in der zweiten Hälfte des 2. Jahrtausends ungefähr gleichzeitig in verschiedene Gebiete des Raumes altorientalischer Gesellschaften ein, die beiden Centumsprecher, die Römer und Griechen in die westlichen, die beiden Satemsprecher, die Ärya und Iranier 2 1 , in die östlichen. Die Vorgeschichte dieser irgendwie zusammenhängenden Barbareneinfälle ist noch zum großen Teil ungeklärt. Kulturelle Gemeinsamkeiten dieser Indoeuropäer lassen sich als genetische oder typologische Analogien auffassen; sprachliche Gemeinsamkeiten deuten auf Verwandtschaft z. B. der Griechen und Römer, der indischen und iranischen Ärya. Einige sprachliche und kulturelle Elemente hat das Indische insbesondere mit dem Griechischen, andere mit dem Mitannischen, Germanischen, Slawischen, Römischen, Keltischen oder Baltischen gemeinsam. 22 Mit der Lösung dieser Fragen wird sich allmählich auch das des Zusammenhangs des indoeuropäischen Europa mit dem alten Orient und der „asiatischen Produktionsweise" lösen lassen.

2. Die Indoiranier Die Archäologen haben bisher noch keine Spuren der Ärya gefunden, die auf deren Weg nach Indien hinweisen. Man vermutet, daß sie in der ersten Hälfte des 2. Jahrtausends v. u. Z. noch mit den vor Beginn des 1. J a h r t a u sends 23 nach Iran gewanderten Ärya zusammen irgendwo in den Steppen nördlich von Iran-Afghanistan die halbseßhafte Lebensweise und die militärische Demokratie der Indoeuropäer fortgeführt haben. Sie werden im Süden des riesigen mittelasiatischen Steppengebiets gelebt haben, das später von den Skythen, Saken, Sauromaten und anderen Völkern bewohnt war, die ost-

I. Periode 2

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iranische Sprachen sprachen 25« E b e n d a 61; s. u. I V . P . b. A n m . 23. 151 B r e n t j e s 1968, 256.

152 Vgl. P a r p o l a 1970, 31 über d a n d a . 153 Siehe u. I I I . P . b. A n m . 39; V. P . b. A n m . 5. 15'* P a r p o l a 1970, 35f., 45. 155 P a r p o l a 1970, 9, 15, 26: S h i v a ; 12: devadäsi, P a ä u p a t i (bzw. 21: bhütapati); 20: G a n e s a ; 27: S k a n d a , N ä r a d a ; 25: A m m ä ; aber a u c h 5: V i s n u ; 16: K r s n a ; 26: K r s n a , B a l a r ä m a ; 17f: B r a h m ä - P r a j ä p a t i . 156 P a r p o l a 1969, 43ff; 1970, 15ff. 157 B r e n t j e s 1968a, 51. Zur U n s t e r b lichkeitssehnsucht in China s. u. Anh a n g 2b. A n m . 3. 138 J a i r a z b h o y 34; 4f. «9 Siehe u. I I . P . b. A n m . 119. Geschichte der Philosophie I, 31 ff. Ili0 Siehe o. Einl. vor A n m . 21. i«1 Vgl. C h a k r a b o r t y 348. 162 Vgl. J a i r a z b h o y 2: Tonperlen ähnlich K r e t a ; aber 7f.: Stierkampf b r a u c h t in beiden Gesellschaften nicht zusammenzuhängen. 163 Siehe u. I . P . b. A n m . 107. «¡'•Brentjes 1967, 21ff.; s. u. I . P . b . A n m . 113.

I. Periode 1

Hauschild 1958, 40: 4. J a h r t a u s e n d ; s. u. b. A n m . 175. 2 E b e n d a 44; Schrader-Nehring s. v. A c k e r b a u § 4 ; W G I, 229. 3 Siehe o. b. A n m . 36. 4 Sellnow 1968, 12. 5 W G I , 165. 6 P o u c h a , Schinkel, Sellnow 1968, Stein. 7 Klengel; K l i m a 87. 8 Guhr 1969, 188. 9 Schrader-Nehring s. v. Gewerbe u n d H a n d e l : vendo, pecus; s. u. I . P . b . A n m . 73 über tvastr. i» J a n k u h n 263, 265. Ii W G I , 168; J a n k u h n 263f.: Chal-

kolithikum vor 2000; s. o. bei A n m . 1. 12 Vgl. die K a r t e : J a n k u h n S. 20. 13 M E W X X , 163; vgl. Guhr 1969, 169ff.; 190: I n d e r , Slawen, K e l t e n usw. 14 J a n k u h n 266ff. 15 Schrader-Nehring s. v. K ö n i g ; J a n k u h n 276f.: König, D o r f h e r r , H a u s herr als drei S t u f e n . 16 Germanen teils u n t e r rex, teils u n t e r principes: Schrader-Nehring s. v. König S. 615, vgl. 613 (Litauer), 617 (Gallier); s. u. I . P . b. A n m . 86; I I I . P . b. A n m . 37. " E b e n d a s. v. R a u b , S. 212.

Anmerkungen, I. Periode 18

E b e n d a s. v. R e c h t , S t a a t , R i c h t e r . E b e n d a s. v. Religion, O p f e r ; s. u. I . P . b. A n m . 90. 20 Siehe o. Einl. b. A n m . 24. 2 » Siehe u. b. A n m . 113. 22 Hauschild 1958, 44, 52. Z u m Baltischen vgl. S. K . Chatterji. 23 B r e n t j e s 1967, 7; anders Hauschild 1958, 68ff.; J a i r a b h o y 14ff.: M i t a n n i ; 18ff: Indoiranier. 2'- W G I , 524, 526, 537; s. u. b. A n m . 115. 25 Hauschild 1958, 53ff. .... 26 Insbesondere rgvedisch'^östiranisch; westiranisch ist wenig b e k a n n t . 27 Mylius 1967, 426f.: drei S t ä n d e in Avesta, aber nicht in R V ; also typologische Analogie. 28 Schamanismus vor Zarathustra: B r e n t j e s 1967, 66; R ü b e n 1939, 173. 29 Gonda I , 55ff. 30 Siehe u. b. A n m . 103. 31 Kirfel 5, 24ab. 32 ¡§Br I I , 5, 1, 1; Deussen I, 1, 188; R ü b e n 1947, 98. 33 R V I, 101, 14: Drei prajäs (Menschengeschlechter) sind vergangen, andere haben sich (seitdem) u m den Preisgesang niedergelassen (Geldner); also wohl drei Generationen, eine noch r ä t s e l h a f t e Stelle. 34 R ü b e n 1961, 87. 35 R ü b e n 1939, 270. 3« R ü b e n 1943, 118f. 37 Santal 8. 3« K h a r i a 415f.; R ü b e n 1952, 53f.; s. u. I I . P . b. A n m . 20. 39 R ü b e n 1952a, 55f. Siehe u. b. A n m . 85. 75 Siehe u. Ausblick b. A n m . 42. 76 Diener (bhrtaka) hier wohl u n g e f ä h r im Sinne von karmakara. 77 Siehe o. b. A n m . 12f.; s. u . V. P . b. A n m . 76 über die vier vidyäs u n d die vier Ziele; A n h a n g 2 b. A n m . 10. 78 Vgl. Phil. Einl. S. 4 M a n u V I I , 43 setzt äimavidyä hinzu und charakterisiert Philosophie bzw. Idealismus d a m i t als mit Theologie gemischt. I h m folgt u. a. der puranische R ä j a d h a r m a (Losch 1959, 317 Vers 52). Mehrere Definitionen dieser Art bei K a n e I I I . 47 A n m . 58. 79 upakr: K 1, 2, 11; 3, 4 ; 4, 1; fehlt n u r 1, 4, 3 f f ; vgl. arlha: MS I, 1, 2 prayojana: V S 6, 2, 1; N S I, 1, 24; Caraka I I I , 8, 44; s. u. V. P . b. A n m . 47. 80 Siehe o. n a c h A n m . 13: Rechts- u n d Staatslehre als Teile des 5. Veda. 81 C h a t t o p a d h y a y a D. 1970, 313ff. m ö c h t e ,Yoga' hier als N y ä y a auffassen, wofür er Belege a n f ü h r e n k a n n . Gewiß gab es, wie der T e x t K a u t a l y a s zeigt (Scharfe 302ff.), d a m a l s eine gewisse H ö h e logischen D e n k e n s u n d logischer F a c h a u s d r ü c k e , aber w e n n Yoga neben S ä m k h y a a u f g e f ü h r t wird, k a n n es eigentlich n u r Yoga meinen. 82 Siehe u. V. P . b. A n m . 9. 83 Vgl. Phil. Einl. S. 4. 8/ * Siehe u. V. P . b. A n m . 69. 85 Siehe o. I I I . P . n a c h A n m . 58. 86 Siehe o. b. A n m . 72f.; 77ff. 87 A u s b a u in der V. P . in Vaisesika u n d Vaibhäsika. 88 Siehe u. Ausblick b. A n m . 47. 89 Siehe u. V. P . b. A n m . 72. Siehe u. V. P . b. A n m . 51 u n d 67. 91 Vgl. Sternbach, besonders 501, 503; dazu s. u. V. P . b. A n m . 50. 92 Vgl. Manu V I I , 41f.: in je einem Vers werden je vier mythologische Könige 24 Hoben, Gangesgesellschaft

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als Beispiele f ü t Zucht (vinaya) u n d Zuchtlosigkeit a u f g e f ü h r t . 93 Siehe o. vor A n m . 14. 9 < Vgl. H a l d a r , A. i n : K r ü g e r 1970, 441ff. ü b e r die Ideale der R ä m ä y a n a . 95 Siehe u. V. P . b. A n m . 82: der Brahm a n e V ä l m i k i ; B r a h m a n e n dieser Art h a n d e l t e n im Sinne des Synkretismus des H i n d u i s m u s , als der Kriegswagen a u f h ö r t e u n d d a m i t die B e d e u t u n g des WagenlenkerBarden. 90 Weder in der I . noch I I . Periode (in res oder gäthäs) spielen die Gestalten der R ä m a s a g e eine Rolle (abgesehen von der Göttin Sita u n d den Königen J a n a k a von Videha oder A s v a p a t i der K e k a y a in Brähmarias u n d Upanisads). 97 Siehe o. I I I . P . b. A n m . 6: noch keine Beziehung z u m Süden. Megasthenes k ö n n t e d a m a l s in M a g a d h a einiges über die P ä n d y a s , wenn a u c h recht Märchenhaftes, gehört h a b e n (Rüben 1943, 279f.). 98 Siehe u . Ausblik b. A n m . 6. 98a In König H a r r a s Zeit, s. u. Ausblick a, wurden J ä t a k a s a u f g e f ü h r t : Dev a h u t i 155. 99 J a i r a z b h o y 41 ff., 58. 100 Soldaten als Kolonisten in Akesines angesiedelt: ebenda 49. 101 Schlingloff 1969, 29. 102 B r e n t j e s 1967, 103. i°3 Dies ist zu betonen gegen die, die den Hellenismus n u r oder im wesentlichen als F o r m der antiken Gesellschaft auffassen. Dagegen Kreissig. Vgl. W G I I , 231. 10'* Tokarew 473ff. los Siehe u . V. P . b. A n m . 120; s. o. I I I . P . 9. K a p . (Thera(I)sräifcäs); I I . P . vor A n m . 142; das Waldlied der I. P . ist nicht eigentlich r o m a n t i s c h , s. o. I . P . vor A n m . 105.

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Anmerkungen

V. Periode T h a p a r 119. E b e n d a 120. 3 E b e n d a 126. 4 Siehe u. b. A n m . 77. s Siehe o. Einl. b. A n m . 153. Weller 1970, 182 d e n k t schon an die I V . Periode; er h a t t e 1956, 44, 74, 79, 84 sogar an die I I . Periode gedacht. 6 Siehe u. Ausblick b. A n m . 47. 7 T h a p a r 152. 8 Sintflutsage s. o. I I . P . b. A n m . 20, 99, 141; Kyrussage s. u. b. A n m . 83. 9 Siehe o. I V . P . b. A n m . 82; s. u. b. A n m . 21. 10 J a i r a z b h o y 121: A r i k a m e d u ; s . o . I V . P . b. A n m . 1: Südindien. 11 Siehe u . A u s b l i c k b . A n m . 13; über damaligen Welthandel s. N e e d h a m I, 170 ff. mit K a r t e . 12 Siehe o. I V . P . b. A n m . 59. « Siehe o. I V . P . b. A n m . 43, d a m a l s wohl noch ohne L e i t u n g der Landw i r t s c h a f t durch die B r a h m a n e n eigentümer. « Siehe u. V I . P . b. A n m . 23. 13 Fick 79f.: Minister; 105f., 112: purohita. N j a m m a s c h 82: grämabhoga. J a y a m a n g a l a zu K S V, 5, 5 setzt grämabhoktr gleich grämädhipati, der aber eher als kleiner König (Ksatriya) zu d e u t e n ist (PV 173, vgl. St + R 176); der feudalistische K o m m e n t a t o r h a t diesen wohl irrtümlich als Feudalherren a u f g e f a ß t , wie es n a c h der V I . P . verständlich ist, s. u. b. A n m . 22; VI. P . b. Anm. 37. 16 N j a m m a s c h ; s. u. V I . P . b. A n m . 21. 17 Siehe o. Einl. b. A n m . 9. i« D a in der VI. P . b. A n m . 11 belegt, a u c h f ü r die V. P . a n z u n e h m e n . 19 M a n u I X , 251f.: nwistadesa entspricht janapadaniveia in K 2, 1. 20 Z u m Folgenden: N j a m m a s c h 85ff.; P V 176f. 21 Siehe o. b. Anm. 9. 2

22

Siehe o. A n m . 16. Siehe u. Ausblick b. A n m . 31. 2,1 Siehe o. b. A n m . 15. 25 Siehe o. Einl. b. A n m . 9. 2 ® Sternbach 1968, 499ff., §19: zwei Verse M u n d K gemeinsam, a u s allgemeiner Spruchweisheit zitiert. K a n e I , X X f . : K ä l t e r ; s. u. b. A n m . 34. 27 Manu V I I , 154f.; 206ff. 28 Vgl. den Stock des vedischen Magiers (Oldenberg 490ff.); danda a u s T a m i l bzw. der Indusgesellschafb herzuleit e n : P a r p o l a 1970, 31 f. 29 Siehe u. b. A n m . 41. 30 Sie war von d e n Vorläufern also wohl schon v e r t r e t e n worden. 31 St + R 174. 32 Wohl erst im A r c h e t y p u s der V I . Periode. 33 Relg. V. P . b. A n m . 40. Siehe o. b. A n m . 26; s. u. V I . P . b. A n m . 49. 35 K 3, 3, 15ff.; St. + R 188; K a n e I , 96; Mukherjee, P . 40. 36 Siehe o. IV. P . n a c h A n m . 72. 37 St + R 144. 38 Siehe o. I V . P . b. A n m . 57; K a n e I I I , 320; St + R 151, 182. 39 Siehe u. Ausblick b. A n m . 41; K a u t a l y a wurde i m F e u d a l i s m u s von J u r i s t e n nicht zitiert (Sternbach 496), sicher wegen des Gegensatzes von Rechts- u n d Staatslehre. 40 M 2, 2: karmayogaica vaidikas; s. u. b. A n m . 49: VS. 41 Siehe o. b. A n m . 29. 42 M 1, 108; 2, 10; vgl. Gonda I, 107; 217 f . ; K a n e I I , 1, 2f. 43 Siehe o. I I . P . b. A n m . 108; s. Anh a n g 1. 44 H v I I I , 3 - 4 ; B P 320; in H v 96, in B P 93 Verse. Vgl. D i c h t u n g V. P . b. A n m . 253. « H v 3, 15: Säkyas, B P 15: ¿äthya: 23

Anmerkungen, V. Periode Falschheit. Vgl. S a m b ü k a in R ä m V I I , 76 vulg. « P V 184. 47 Relg. b. A n m . 28; Frauwallner 1968, 17; s. o. I V . P . b. A n m . 79: Zweck bzw. N u t z e n . 48 N i c h t vidyamäna: E b e n d a 22f., d. h. bhavi^ya. 49 Siehe o. b. A n m . 40; Gonda I , 292 übersieht den Unterschied. 50 Gonda a. a. O. verweist zu V S I , 1, l f f . m i t R e c h t auf Manu I, 104 ff. (s. o.), aber irrtümlich auf K 3. 14, wobei er diese Stelle kurz u n d falsch wiedergibt. Kangles u n d Shamashastris Übersetzungen befriedigen nicht. E s ist heilsam (adosa), einen Brahm a n e n , der eine der vier Todsünden (Manu X I , 54) begangen h a t u n d der falsche Gaben a n n i m m t , aufzugeben (obgleich m a n i h n f ü r einen R i t u s engagiert h a t ; d a v o n h a n d e l t K vorher), weil es sicher ist, d a ß die T a t e n (schuldiger B r a h m a n e n p r i e s t e r u n d unschuldiger Auftraggeber) sich m i t e i n a n d e r vermengen. So n a c h G a n a p a t i Shastri. — K a n g l e verweist m i t R e c h t auf Manu X I , 14 a b als f a s t identisch m i t K 3, 14, 37 a b (s. o. I V . P . b. A n m . 91). 51 Siehe o. I V . P . b. A n m . 90. Vgl. dharma als weltbewegende Macht im J i n i s m u s (s. o. I I I . P . vor A n m . 58). 52 Siehe u. Ausblick b. A n m . 47. 63 Siehe u. Ausblick b. A n m . 43. 54 N S IV, 1, 1 9 - 2 1 ; N S I I - I V sind der jüngere Teil der N S , s. o. Vorbem e r k u n g der V. P . n a c h A n m . 9. 55 B h G IV, 14; I X , 30; X V I I I , 54 ff. Diese I n t e r p r e t a t i o n v o n N S IV, 1, 19 ff. ist ein neuer Versuch nach H . J a c o b i , R ü b e n 1928, 102f. u n d D. C h a r r o p a d h y a y a 1970, 519ff. I n B S I I I , 2, 3 8 - 4 1 ist G o t t die einzige Ursache des Schicksals des Menschen; Sankara lehnt dabei das apürva a b u n d b e r u f t sich auf K a u s . U p . 3, 8, 24*

357

d. h. auf P r a t a r d a n a s Prädestinationslehre ; R a d h a k r i s h n a n in seiner Übersetzung stellt d a z u B h G V I I , 21f. Ähnlich ist a u c h M b h I I I , 33, 20. U d d y o t a k a r a 462, 5 f f . : G o t t schafft sowohl die Leiber u n d dharmaadharma (karman) wie a u c h ¿uddhaaSuddha (gute u n d schlechte Absichten, die Ursachen des T u n s ) ; s. u. V I . P . b. A n m . 71. 5,i Siehe u. Ausblick b. A n m . 72. Manu I , 10 = Kirfel 3, 11 = Mbh X I I , 328, 35: N ä r ä y a n a . 58 Neben Väyu-, B r a h m a p u r ä n a u n d H v . wird d a s sehr kurze Y u g a p u r ä n a mit seinen 175 Versen, also eine Art Kurzepos, von einigen als ältestes P u r ä n a angesehen: N a r a i n 174; es f u ß t angeblich auf einer Chronik d. 1. H ä l f t e des 1. J a h r h u n d e r t s u. Z. 59 Siehe u. Ausblick b. A n m . 46. T h a p a r 125. «i Siehe o. I V . P . b. A n m . 57 u n d 63; V. P . b. A n m . 38. 62 Siehe o. Einl. A n m . 10. 63 Siehe o. I I I . P . b. A n m . 43. 64 So angeblich schon K a u t a l y a (Scharfe 87): sütra u n d bhäsya. 65 Siehe u. b. A n m . 75; Ausblick b. A n m . 52. 66 Aber s. o. I V . P . A n m . 81. «' Siehe o. I V . P . b. A n m . 90. 68 Siehe o. n a c h A n m . 50, vgl. dharma der J a i n a s , s. o. A n m . 51. K o m m e n t a r : adrsta dessen, der den B a u m begießt u n d d a s Glück erleben wird, d a ß das Wasser bzw. sein T u n F r ü c h te hervorbringt. 60 Siehe o. I V . P . b. A n m . 84. 70 U p a s k ä r a (Komm.) s t a t t A d e r n : Sonnenstrahlen, die d a s Aufsteigen des Wassers zu d e n Wolken m i t Hilfe des Windes ( s t a t t der W ä r m e ) bewirken. 71 Siehe u. V I . P . b. A n m . 3. 73 Siehe o. I V . P . b. A n m . 89. 73 Frauwallner 1968,28: wirkliche W a h r nehmung.

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Anmerkungen

" S i e h e o. I . P . b. Änm. 69; I I . P . b. A n m . 131. 75 Siehe o. b. A n m . 65. '6 K S I, 3, 16; R e n o u I I , 755f.; s. o. I V . P . b. A n m . 77ff. über K a u t a l y a s vier vidy&s u n d die vier Ziele. 77 Siehe o. b. A n m . 4. 78 Diese waren z. T. a u s d e n vedischen Hilfswissenschaften entwickelt. 79 Siehe o. I I I . P . b. A n m . 61. 80 Vgl. D a n d i n I, 15ff.: allgemeine Motive, topoi; B h ä m a h a I, 20 f. 81 K S I, 3, 16 N r . 46f., 5 4 - 5 6 . 82 B r a h m a n e n ü b e r n a h m e n diese E p i k schon in der I V . Periode, s. dort b. A n m . 95. 83 Siehe o. b. A n m . 8. 84 A. H a l d a r verherrlicht, R ü b e n 1955, 277 kritisiert R ä m a s Idealgestalt. 83 Die Höhlentheater (Sitabhanga, R a n i g u m p h a ) : 2. J a h r h u n d e r t u . Z . : Fischer, K l a u s 124 f. 86 Siehe u. V I . P . b. A n m . 94. 37 R ü b e n 1952a; s. u. Ausblick b. A n m . 20. 88 P V 179; J a i r a z b h o y 120f. 89 Vgl. R o b b e 118f. 90 J a i r a z h o y 113ff.: Seehandel, Monsun. 91 Ebenda l l l f . 92 R ü b e n 1974; vgl. B r e n t j e s 1967, 109 ff. ü b e r die Völkerbewegungen im Iran. 93 R ü b e n a . a . O . ; S h a r m a 1970, 52; J a i r a z b h o y 71 ff. «'- Vgl. Dieter 82ff. 95 Dies gilt zumindest f ü r die Mauryas, weniger f ü r die Guptas, w ä h r e n d über die K u s ä n einstweilen schwer zu urteilen ist. 96 R o b b e 148 n a c h Engels; s. o. I I . P . b. A n m . 158. 97 R o b b e 139f.; 75 u. a. Stellen. 98 P V 187; R o b b e 110. " E b e n d a 43; 9 6 f . ; T o k a r e w 478.

100

R o b b e 48ff. zit. u. a. J e s a j a ; zu diesem vgl. M E W X X I I , 467. 101 R o b b e 122. 102 E b e n d a 73, 54; Tokarew 442. 403 Siehe u. Ausblick b. Anm. 53. 1°4 R o b b e 117: Arme, Sklaven, K o l o n e n ; vgl. 110, 115f.: P l e b s ; 109: S k l a v e n ; 115: K o l o n e n ; Engels 269: Mühselige u n d B e l a d e n e : I n S t ä d t e n h e r u n t e r g e k o m m e n e Freie, Freigelassene u n d besonders Sklaven, in L a t i f u n d i e n Sklaven, in Landdistrikt e n der Schuldknechtschaft verfallene K l e i n b a u e r n ; 255: Sklaven, Freigelassene, Arme, Rechtlose; 273: Arme, Freie u n d K n e c h t e ; R o b b e 62: Besitzlose, aber a u c h P a c h t b a u e r n , kleine H ä n d l e r , Fischer u n d H a n d w e r k e r ; vgl. 130. 143f.; Tokarew 613. 103 R o b b e 62ff.; T o k a r e w 613. 106 Engels 266, 271; T o k a r e w 615; R o b b e 54f.; dagegen s p ä t e r T e r t u l l i a n : R o b b e 181. 107 R o b b e 64ff.; Tokarew 613. 10» R o b b e 67 ff. 109 Siehe o. Einl. A n m . 10. 110 Liebe deinen N ä c h s t e n : R o b b e 100, 150. i n Engels 272. 112 R o b b e 149: P a u l u s ; R ü b e n 1955/56, 146: B u d d h a . 113 R o b b e 76; Tokarew 622. 114 Engels 272. 115 Siehe u. VI. P . b. A n m . 60. Ii« R ü b e n 1943, 123f. Vgl. K r s n a s Vision vor D u r y o d h a n a : Mbh V, 129. 117 E t w a s a n d e r e s : Filliozat 1956, 32ff. Iis E b e n d a 27; Garbe 129f.; J a i r a z b h o y schweigt dazu. na R o b b e 101 ff.; Tokarew 476; 624ff. 120 Siehe o. IV. P . b. A n m . 105. 121 Siehe u. Ausblick b. A n m . 60.

Anmerkungen, VI. Periode

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VI. Periode 1

Ü b e r R ä m a g u p t a vgl. Gai und Chattop a d h y a y a , A. 2 Siehe u. Ausblick b. A n m . 3. 3 Siehe o. V. P . b. A n m . 71. 4 Siehe u. b. A n m . 86. 5 Siehe o. Einl. n a c h A n m . 22; IV. P . b. A n m . 6; s. u. b. A n m . 95. ü Siehe u. b. A n m . 94. ? Siehe o. Einl. b. A n m . 22. 8 St + R 168. 9 K a u t a l y a r ä t 5, 3, 31 zu Vergabe von Feldern, wenn der Schatz klein ist. 40 Siehe u. b. A n m . 76. " Siehe o. V. P . b. A n m . 18. 12 Agriculture in Ancient I n d i a 44f.; P V 194. 13 Agriculture 85 ff. 14 Rana. 15 P V 199; St + R 204 A. 43 n a c h Sharma. 46 K o s a m b i 1956, 282ff.; H a b i b 32ff.; Choudhary 44. 17 Siehe o. V. P . n a c h A n m . 21. 18 U n d erlaubte ihnen n u r H a n d w e r k : St + R 207. E b e n s o die alten Rechtsbücher der I I I . P . : P V 108. «> R ü b e n 1965, 5f., 58; vgl. H a b i b 33. 20 Siehe o. Einl. K a p . 3a. 21 Siehe o. V. P . b. A n m . 16. 22 Siehe u. b. A n m . 101. 23 Siehe u . A u s b l i c k b. A n m . 35; s . o . V. P . b. Anm. 14. 2/1 Siehe u. Ausblick b. A n m . 30. 23 Siehe u. Ausblick b. A n m . 14; s. u. V I . P . b. A n m . 98ff. 26 Siehe o. Einl. b. A n m . 10. 27 Siehe ebenda b. A n m . 3. 28 Siehe o. IV. P . n a c h A n m . 13. 29 Scharfe 178. 30 St + R 164. 31 Siehe o. V. P . 4. K a p . zu A n f a n g ; C H I P I, 574ff.; T h a p a r 125. 32 Heidrich 148. 33 Siehe o. I V . P . b. A n m . 57.

Siehe o. I I . P . b. A n m . 29; I I I . P . b. A n m . 35; s. u. A n h a n g 4 A n m . 10. 35 Kirfel 240, 5 1 - 2 4 1 , 58; St + R 206f. 36 Kirfel 238, 37: narädhipa. 37 Siehe o. V. P . b. A n m . 16. 38 S h a r m a 1959, 207; H a b i b 38. 39 K 2, 1, 7; St + R 234; s. u. b. A n m . 99. 40 Siehe u. Ausblick b. A n m . 32. 41 Kaiie I , 201. 42 K a n e I, 202; S t e r n b a c h 1968, 500; 717. I n diesen Versen ist kein wesentlicher inhaltlicher Unterschied zwischen K u n d N (gegen S t e r n b a c h 718): K : pascimah (der letzte von vielen) pürva (purvänäm) badhakah = N : uttarah (der letzte von zweien) pürva (des jeweiligen pürvasya) bädhakah. — D a s Folgende nach Sternbach. 43 Lit. I V . P . b. A n m . 15. 44 D a s Folgende n a c h K a n e I, 202. 45 Siehe o. V. P . n a c h A n m . 37; L i t . I V . P . b. A n m . 180£f. Nala u n d Yudhisthira als Beispiele f ü r das Spiellaster. 4« St + R 218; K a n e I , 203; s. u. b. A n m . 90. 47 P V 79. 48 Z i t i e r t : R ü b e n 1954a, 563. S . o . E i n l . Kap. 3a. 49 Siehe o. V. P . b. A n m . 34. 5" Der Schüler erhielt die Unterweisung als L o h n f ü r seine Dienste, die grenzenlosen Gehorsam verlangten, wie Sagen bezeugen (auf die gef o r d e r t e n Dienste ging Wilhelm 1965 n i c h t ein, ebensowenig K a n e I I , 332; Betteln, F e u e r u n t e r h a l t e n : Jolly 149). D a der Schüler kein Sklave war, m u ß er ein karmakara sein. 51 Siehe o. i y . P . vor A n m . 57. 52 St + R 237f.; s. o. b. Anm. 42. 53 Siehe u. Ausblick b. Anm. 33.

360

Anmerkungen

5'- Mbh I, 61, 184f. = H v I I , 19, 95f. 55 Mbh I , 61, 90 f. 56 H v I , 54, 13: Visno ist s t a t t Vi§noh zu lesen. 57 R ü b e n 1943, 283 f. 5« E b e n d a 42 f. 5» R ü b e n 1943, 297: K o n k o r d a n z ; vgl. B P 181, 7 = H v I, 52, 44; B P 181, 9 ff. ä h n e l t inhaltlich H v 54, 64 f. 60 Siehe o. V. P . b. A n m . 115. 61 Mbh I I I , 38; V I I , 80 f. 62 Mbh V I I , 172f. 63 VI, 98, 13 A - 102, 3 B - 117, 3 C. 64 VI, 100, 1 ff. A - 104 B - 119 C. 65 Siehe u. Ausblick b. A n m . 46. 66 Siehe o. I I I . P . b. A n m . 88. 67 Siehe u. b. A n m . 91. 68 Siehe u. Ausblick b. A n m . 47. 69 E b e n d a b. A n m . 48. 70 N a c h J a c o b i 37 ist hier der Beweis k a u m m e h r als angedeutet. 7 ' Siehe o. V. P . b. Anm. 55. ri Siehe o. V. P . b. Anm. 56. « C h a t t o p a d h y a y a D . 1964, 64.Berkeley. 7 '-Derselbe 1969, S. X X I V : K a n t . 75 Lenin 48. '6 N a c h F r a u w a l l n e r 1968, 101 f. ergibt sich: Von N y ä y a b h ä § y a u n d V ä d a vidhi (Vasubandhu) ist ein Mimämsäk o m m e n t a t o r , vermutlich B h a v a däsa, in der 1. H ä l f t e des 5. J a h r h u n d e r t s a b h ä n g i g von diesem Dign ä g a (der B h a r t r h a r i zitiert), von diesem der im T e x t e r w ä h n t e a n o n y m e M i m ä m s ä k o m m e n t a t o r (Vrttikära) in der 2. H ä l f t e des 5. J a h r h u n d e r t s , der gegen den Yogäcära polemisiert, von diesem V r t t i k ä r a h ä n g t Sabar a s v ä m i n ab, u n d zwar beim Übergang z u m Feudalismus, a n dessen A n f a n g K u m ä r i l a nach Sabarasvämin gegen Dignäga polemisiert; s. o. b. A n m . 10. 77 E b e n d a 26, 40, 54. 78 Siehe o. V. P . n a c h A n m . 53. 79 R ü b e n 1931, 300: B h a r t r h a r i ; Phil. VI. P . b. A n m . 301; F r a u w a l l n e r 1968, 41: Gestalt

80

Mahäbhäsya I . S. 1, 5ff.; N S I I , 2, 78. 81 I n diesem Sinne ist Phil. V I . P . b . A n m . 301 f. zu verbessern: S t a t t „Gatt u n g " setze „allgemeine Gestalt", einen unklaren Begriff, der Gestalt u n d G a t t u n g gemeinsam umfassen soll. 82 Frauwallner 1958. 83 Siehe o. V. P . n a c h A n m . 75. 8/1 Siehe o. V. P . n a c h A n m . 52. 83 R ü b e n 1944, 8ff, ein erster Versuch. 86 Siehe o. V I . P . b . A n m . 4. 87 Die (zweite) T r e n n u n g R ä m a s u n d Sltäs vor der G e b u r t ihrer beiden Söhne in R ä m V I I (also A r c h e t y p u s ) ist typisch f ü r eine Martenehe (z. B . P u r ü r a v a s ' T r e n n u n g von U r v a s i vor G e b u r t ihres Sohnes), d. h . R ä m a gilt hier n o c h als Mensch, Sita als Tochter der E r d g ö t t i n ; dies Motiv d ü r f t e sehr alt sein, älter als R ä m a s Gleichsetzung m i t Visnu i m I . B u c h . Kälidäsa h a t diese zweite T r e n n u n g mit R e c h t auf ¡äakuntalä, die Tochter der N y m p h e M e n a k ä , ü b e r t r a g e n , als sie von d e m Menschen Du§yanta schwanger ist. 81 L i t . IV. P . b. A n m . 202. 8 9 R ü b e n 1950. 9« Siehe o. b. A n m . 46. 91 Siehe o. b. A n m . 67. 92 R ü b e n 1956, 100. 93 E b e n d a 17. 94 R o m s . o . V. P . b. A n m . 86; I r a n s. o. V I . P . b. Anm. 6. 95 Siehe o. b. Anm. 5. 96 Siehe o. Einl. b. A n m . 23. 97 B r e n t j e s 1967,164ff.; s. u. b . A n m . 102. 98 Siehe o. Einl. b. A n m . 9 ; V I . P . b . A n m . 21 ff. 99 N j a m m a s c h 77, 133 spricht von Dienstlehen; 173: A m t s l e h e n ; s . o . V I . P . b. A n m . 39. 100 Vgl. N j a m m a s c h . im Siehe o. b. Anm. 22. 102 Siehe o. b. A n m . 97. 103 Siehe o. Einl. A n m . 10.

Anmerkungen, Ausblick

361

Ausblick 1

Die allgemeine Charakterisierung des Feudalismus z . T . n a c h T ö p f e r ; die sozialen u n d religiösen K ä m p f e bei der Feudalisierung n a c h Epperlein. 2 Siehe o. Einl. b. A n m . 38; s. u. b. A n m . 35. 3 Siehe o. Einl. b. A n m . 121; s. u. IV. P . b . A n m . 1; V I . P . b. A n m . 2. 4 Siehe o. Einl. b. A n m . 53. 5 N i c h t vorher, s. o. I I I . P . b. A n m . 5. « S i e h e o. Einl. b. A n m . 59; I . P . b. A n m . 84; I . P . in A n m . 101: Elem e n t e ; I V . P . b. A n m . 98: Wagen und Elefanten. i Siehe o. Einl. K a p . 2 a u n d b : Bergu n d Talvölker. 8 Siehe o. I . P . b. A n m . 85. 9 V a r a d a r ä j a n , V a n a m a m a l a i . Meile geht auf solche F r a g e n nicht ein. 10 Siehe o. Einl. b. A n m . 50; I . P . b. A n m . 58; I I I . P . b. A n m . 2. u R ü b e n 1929 n a c h H . J a c o b i . - Thapar 132: U m die W e n d e des letzten J a h r h u n d e r t s v. Chr. t a t Südindien den Schritt aus der Vorgeschichte in die Geschichte. Ähnlich H C I P I I , 230. Meile folgt J a c o b i s Datierung. 12 Über den fränkisch-sächsischen Feudalismus vgl. Epperlein. 13 Siehe o. V. P . b. A n m . 11. »'' Siehe o. Einl. b. A n m . 56; I I . . b. A n m . 3; VI. P . b. A n m . 25. 15 Siehe u. b. Anm. 42. 16 Heidrich. 17 Siehe o. Einl. b. A n m . 103. 18 Siehe o. Einl. b. A n m . 5. 19 Diese Periodisierung n a c h S h a r m a 1965, Vgl. T h a p a r 298: 700 bis 1200, ähnlich H a b i b 39; Chaudhary 45ff.: 500 bis 800: präfeudal, 700 bis 1200: f e u d a l ; T h a p a r 361f.: 8. bis 13. J a h r h u n d e r t formende Periode. M e d w e d j e w : 1. bis 2. J a h r h u n d e r t u. Z.: erste Stufe, E n t s t e h u n g der feudalen Verhältnisse;

3. bis 13. J a h r h u n d e r t : f r ü h e r F e u d a l i s m u s ; 13. bis 16. J a h r h u n d e r t : entwickelter F e u d a l i s m u s ; 16. bis 18. J a h r h u n d e r t später (Mogul-) Feudalismus ; die F r a g e der Klassik wird nicht diskutiert, andere Feudalismen werden n i c h t verglichen. Vgl. R a m a r a o 333: Von 300 bis 400 u. Z. a n „feudalism of some s o r t " ; 1200 bis 1700 later period. — Siehe o. V I . P . n a c h Anm. 5: zwei Gipfel der Klassik; Einl. b. A n m . 21 — Z u m Zerfall vgl. J o s h i 302, s. u. b. A n m . 29. 20 Siehe o. V. P . b. A n m . 87. 21 Fischer, K a r l 1970, 73ff.: 17. J a h r h u n d e r t ; s. o. I I I . P . b. A n m . 14. 22 Dies war „preparing t h e preconditions for e x t e n d e d capitalist developm e n t " , m e i n t M. Sen 130. S. o. I V . P . b. A n m . 24. » V g l . J o s h i 296. 24 Fischer a. a. O. 152. 2 5 E b e n d a 168. 26 K . Marx, F o r m e n 15. " K . M a r x , K a p i t a l I, M E W X X I I I , 373; zit. v o n Ritsehl s. Ausblick b. A n m . 201. 28 Fischer a. a. O. 300. 20 Siehe A n m . 19. 30 Siehe o. V I . P . b. A n m . 24. 31 Siehe o. V. P . b. A n m . 31. 32 Siehe o. I V . P . b. A n m . 39; V I . P . b. A n m . 40. 33 Siehe o. VI. P . b. A n m . 53. Medwedjew leitet den feudalen B a u e r n I n d i e n s von den älteren däsas u n d karmakaras her, die in der I V . Periode u. a. in der L a n d w i r t s c h a f t (Königsfelder K a u t a l y a s ) a r b e i t e t e n ; vgl. P V 138. 34 I n I n d i e n 'somewhat different principal' als Belehnung in E u r o p a : J o s h i 301. 35 Siehe o. b. A n m . 2; V I . P . b. A n m . 23.

362 36

Anmerkungen

Sharma 1965, 269; bezweifelt von R ü b e n in der Besprechung des Buches in MIO X I I , 1966, 497 f. 37 Chopra 45 ff. über Araber. 38 Ruben-Fischer 1965a; s. o. Einl. b. Anm. 11. 39 Gopal 238ff.; Fischer, K a r l 1968, 297 ff.; J o s h i 302. 40 Sherwani 67f.; R ü b e n 1953/54 § 1. 41 Siehe o. I V . P . b. A n m . 54; V. P . b. A n m . 39. 42 Siehe o. I V . P . b. A n m . 75; V I . P . b. Anm. 65: B h G ; s. o. b. A n m . 16: Süden; B S I , 3, 34ff.: nicht Opfer, sondern erlösendes Wissen f ü r Südras möglich; B S wird in BhG 13, 4 zitiert, ist i m K e r n also sehr alt. Vgl. den D h a r m a v y ä d h a , den f r o m m e n Fleischhändler, in Mbh I I I , 196 ff. 43 Siehe o. V. P . b. A n m . 53. 44 C h a t t o p a d h y a y a D. 1964. 45 Sharma 1970, 51 ff. 46 Siehe o. V. P . b. A n m . 59. 47 I h r A n f a n g s. o. I V . P . b. A n m . 88; V. P . b. A n m . 6 u n d 52; V I . P . b. A n m . 68. Vgl. V. P . b. A n m . 64 über K o m m e n t a r e von Philosophen. 48 Siehe o. V I . P . b. A n m . 69. « O t t o 8ff.; R a n a d e 3. so Suzuki. 51 E b e n d a 18. 52 Siehe o. V. P . b. A n m . 65. M Siehe o. Einl. b. A n m . 20; V. P . b. A n m . 103. m R ü b e n 1971. 55 1. H ä l f t e des 8. J a h r h u n d e r t s : R a g h a v a n 433ff.; e b e n d a : Der D r a matiker legt Mälyavat, d e m Gegner R ä m a s , n i c h t diesem selber, Lehren des arthasästra in den Mund. R ä m a ist ihm dagegen ein H e l d des dharma. 66 Renou § 1843 leugnet mit R e c h t griechischen Einfluß. 57 S h a r m a n 1965, 25 ff. 58 Über B a r d e n des 16. J a h r h u n d e r t s in Telugu vgl. Sherwani 66. 59 D a s g u p t a - D e I , 388f., 665f.; Chaitan y a 413f.; Gonda I I , 153.

60 Siehe o. V. P . b. Anm. 121. e» Glasenapp 1961, 344. 02 Gonda 1943, 356 f. 03 K o n o w § 105 f. ß4 E b e n d a § 103; D a s g u p t a - D e 480ff. 05 Nagarch. oo W e i m a n n 162 ff. 67 M E W I X , 221. os E b e n d a 132. 09 D u t t 130. '0 M E W I X , 133. 7 1 E b e n d a 132. 72 M E W I V , 464f. 73 E b e n d a 132. 74 E b e n d a 131. " E b e n d a 128. 7 o E b e n d a 226. 77 E b e n d a 221. 78 R u b e n 1953/54 § 14. 79 M E W IV, 224. so E b e n d a . D u t t 134; A H I 772. 82 Markov 726. 83 R u b e n 1964, 83 über den SannyäsiA u f s t a n d 1760/64. 84 Meier 46f. 85 Mukerjee, H . 110. 86 R u b e n 1969, 781f. 87 R u b e n 1964, 30ff. 88 D u t t 211. 89 Schorr 154. 90 R ü s t a u 543ff.; Markov 728 f a ß t Tilak fälschlich als narodnikischen D e m o k r a t e n auf. 91 R ü s t a u 540ff.; Schorr 155 ff. 92 Schorr 158ff., besonders 162. 93 R u b e n 1962, 59ff. 94 Lenin X V , 178. 9 5 R a t h m a n n 766. 96 E b e n d a 771ff. »7 H a f n e r 193. 98 Markov 740; vgl. 731; vgl. R a t h m a n n 769. 99 Ü b e r Gandhi u n d N e h r u vgl. die u n g e d r u c k t e Dissertation v o n Schorr 1970; über N e h r u a u c h R ü s t a u 1968. 100 Markov 737; W e i d e m a n n 237ff.

Anmerkungen, Anhänge I n . 2 Rathmann 774; vgl. Uljanowski. »02 Scheel 215ff. 103 HCIP I, 267ff.: Pusalker. W' ßamarao 332ff. ws Vgl. Rüben 1971a. 101

108

Vgl. Gupta, Br., Sen, N. L., kavägisä, Ph. Vgl. Kanal, S. P . Ramarao 339.

363 Tär-

Anhang 1 Krickeberg 6f; 313f; Thomson A 631. 2 ChUp I I I , 1 - 4 ; Rüben 1947, 139ff.; 1956, 162ff. 3 Thomson 48; Geschichte der Philosophie I, 55; Needham I I , 238. 4 Rüben 1947, 71; 77. 5 Trenscenyi-Waldapfel 133ff. « E b e n d a 135; Rüben 1947, 109; s. o. I I . P . b. Anm. 154. 1 Mylius 1967, 182. 8 Siehe o. I I . P . b. Anm. 99. 9 Rüben 1952, 48. 10 DN 27; St + R 91. 1

11 Siehe o. V. P . b. Anm. 4 3 - 4 6 ; V. P . b. Anm. 253ff. 12 Zum Beispiel B P 230, 11; Hv 3, 12; Mbh I I I , 186, 36. 13 Shah 353 ff. v ' Mbh: antävasayin (nach P W = väsin, antyävasäyin: Candäla); BP: antaniväsin. 15 Vgl. P V 184. 16 Trenscenyi - Waldapfel 368ff. " Needham I I , 178. 18 Ebenda 19. 19 Ebenda 127 ff.; Indien ist sehr erwähnt.

Lit. III,

anteHV,

kurz

Anhang 2 Vgl. die Einleitung von Moritz. Tokarew 328 wird dem nicht gerecht. 3 Vgl. Relg. I I I . P. b. Anm. 238. 4 Siehe o. Einl. b. Anm. 157; Relg. S. 14f. 5 Rasesvaradarsana: Sarvadarsanasamgraha I X . 6 S. u. Anhang 3. 7 Thomson 49ff., Grube, Geschichte der Philosophie I, Moritz. 8 Rüben 1954b, 44; Thomson 36 ff. » R ü b e n 1954b, 56; 1947, 87f. 10 Warnke 176. 11 Rüben 1954b, 58. 12 Ebenda 60. 13 Rüben 1947, 86f. i* Rüben 1961, 101. 15 Ebenda 130. 16 Ebenda 175. " Ebenda 183. 18 Ebenda 168 ff. 1

2

49 Ebenda 236 ff. 20 Ebenda 226 f. 21 Ebenda 216ff. 22 Ebenda 325ff.; vgl. Rüben 151 Nr. 4 7 - 5 0 . 23 Rüben 1961, 119; 194. 24 Rüben 1931, 147ff., besonders Needham I, 177. 23 Rüben 1961, 148f. 26 Warnke 208f„ 212, 226. 27 Ebenda 217. 28 Ebenda 212. 29 Rüben 1947, 60. 30 Moritz 1453 f. 31 Vgl. Anhang l b . Anm. 3. 32 Moritz 1953: Mit K . begann kursives Denken" in China. 33 Grube 65. 34 Hegel 330, vgl. 321. 35 Tokarew 322ff.; s.u.Anhang Anm. 38.

1947,

159;

„dis-

3 b.

364

Anmerkungen

Moritz 1455. Moritz 1453, 1455; Grube 62f., Geschichte der Philosophie 53. 3» Ebenda 53. 3» Grube 68 f. 40 Geschichte der Philosophie 32. « Grube 70 f. 42 Grube 67 f. 43 Moritz 1455 f. « Relg. II, P. b. Anm. 44. 45 Moritz 1457f., Geschichte der Philosophie 54 f. «6 Siehe o. II. P. b. Anm. 80. «Moritz 1456ff.; s.u.Anhang 3 b. Anm. 39. 48 Moritz 1460f., Grube 75; Geschichte der Philosophie 60. *> Moritz 1459; Grube 72f.; Geschichte der Philosophie 56f. 50 Moritz 1459 f. « Grube 74 f. 52 Grube 73. M Moritz 1467. 54 Rüben 1961, 78ff. 55 Geschichte der Philosophie 57. Moritz 1468; Needham I, 154, 227, II, 190ff. 57 Geschichte der Philosophie 57. 36 37

58 Phil. V. P. b. Anm. 350. Vgl. die naturphilosophische Behandlung der Bewegung des Pfeils in VS (Phil. V. P. b. Anm. 68). 59 Für Indien: Kane III, 3. 60 Tokarew 534; Freigeistigkeit, wenig Frömmigkeit. 61 Ebenda 540f. 62 Ebenda 534ff. 63 Zeller I, 62. M Ebenda I, 66; 68. 65 Ebenda 65f.; Diels II, 163ff.; Thomson 196. 66 Diels II, 179ff. 67 Thomson 197; Diels II, 184. 68 Zeller I, 70f.; Diels II, 198ff. 69 Diels II, 202ff. '0 Zeller I, 66; Thomson 242. 71 Thomson 241. 72 Zeller I, 383. '3 Kröber 23. Zeller I, 466 ff. 75 Thomson 211, 214. 76 Zeller I, 163f. 77 Diels II, 213. 78 Kröber. 79 Needham II, 664.

Anhang 3 Warnke 349. Warnke 343. 3 Zeller II, 1, 896; s. u. b. Anm. 29. 4 Ebenda 892. 5 Ebenda 901f. 6 Ebenda 901-904. i Ebenda 897 f. s Ebenda 901 f. 9 Ebenda 898. 10 K 1, 2; s. o. IV. P. b. Anm. 77. " K 1, 3. Zeller II, 1, 902 Anm. 1. 13 Ebenda 902f.