192 95 10MB
German Pages 140 [144] Year 1968
Die hippokratische Schrift »Über die heilige Krankheit«
Herausgegeben, übersetzt und erläutert von HERMANN GRENSEMANN
Walter de Gruyter & Co. Berlin 1968
Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft R e d a k t i o n : GERHARD BAADER
A r d u v - N r . 33 66 671 © 1967 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J . Göschen'sdie Verlagshandlung - J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung - Georg Reimer - Karl J . Trübner - Veit 8c Comp., Berlin 30, Genthiner Straße 13. Printed in Germany. Alle Rechte, insbesondere das der Obersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokcpie, Xerokopie) zu vervielfältigen. Satz und Drude: H . Heenemann KG, Berlin 31.
ZUM GELEIT Als die Teilnehmer des X X . Internationalen Kongresses für Geschichte der Medizin, der vom 22. bis 27. August 1966 in Berlin abgehalten wurde, die Sonderausstellung „Medizingeschichte in Berlin" im Institut für Geschichte der Medizin der Freien Universität besichtigten, waren viele überrascht von den zahlreichen Beiträgen, die von Philologen verschiedener Fachrichtungen, nicht selten in enger Zusammenarbeit mit ärztlichen Medizinhistorikern, gerade in Berlin geleistet worden sind. Hierher gehören auch die Arbeiten aus dem von Paul Diepgen begründeten Institut für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften der FriedrichWilhelms-Universität. Daß an dem 1963 an der Freien Universität errichteten neuen Institut für Geschichte der Medizin eine eigene Forschungsabteilung für Alte Medizin entstand, an der eine Gruppe von medizinhistorisch orientierten Philologen tätig ist, bedeutet aber mehr als nur die Fortsetzung einer lokalen Tradition. Nach wie vor besteht ein dringendes Bedürfnis für eine editorische Aufarbeitung des umfangreichen und bisher keineswegs befriedigend erschlossenen Quellenmaterials zur Alten Medizin. Durch eine kontinuierliche und räumlich enge Zusammenarbeit von Spezialisten wird es möglich sein, diese Aufgabe in wirklich zeitgemäßer Form zu bewältigen. Von Anfang an aber bestand für uns kein Zweifel daran, daß über die Gruppenarbeit an einem einzelnen Institut hinaus die Verbindung zu den vielen, an anderen Instituten oder für sich allein arbeitenden, für die Erforschung der Alten Medizin aufgeschlossenen Philologen und Medizinhistorikern gefördert und vertieft werden muß. Es ist das Verdienst des am 19. Juni 1966 an einem Herzinfarkt verstorbenen Prof. Dr. phil. Konrad Schubring, der seit Gründung unseres Institutes mit seinen großen Erfahrungen und Kenntnissen auf dem Gebiete der griechisch-lateinisdien Medizin in unserer Arbeitsgruppe tätig war, daß der Gedanke, ein eigenes Publikationsorgan zu schaffen, schon bald verwirklicht werden konnte. Schubring hat nadi Wegen gesucht, wie man den Bedürfnissen der Philologen und der ärztlichen Medizinhistoriker mit einer neuen Schriftenreihe entsprechen könnte, und wir haben uns dann entschlossen, eine in drei Abteilungen gegliederte Institutsreihe herauszugeben, die der Verlag Walter de Gruyter & Co., Berlin, in sein Programm übernommen hat. Der unterschiedlichen fachlichen Ausrichtung der interessierten Philologen entsprechend soll die erste Abteilung unserer „Ars medica" die Medizin des Alten Orients umfassen; die zweite Abteilung ist der griechisch-lateinischen Medizin vorbehalten, während
VI in der dritten Abteilung die arabische Medizin ihren Niederschlag finden wird. Die wesentlichen Vorarbeiten für den Aufbau der Abteilung „Griechisch-lateinische Medizin" hat Konrad Schubring noch selbst ausgeführt, und es war eigentlich nicht anders denkbar, als daß unter seiner Federführung und mit ihm als Herausgeber, zusammen mit Karl Deichgräber und Hans Diller, mit dem ersten Band dieser Abteilung das Gesamtvorhaben der Öffentlichkeit hätte übergeben werden können. Nach seinem plötzlichen Tod haben die Herren Deichgräber und Diller in Anerkennung der Dringlichkeit des Vorhabens nach Kräften dazu beigetragen, daß in gemeinsamer Arbeit alle Schwierigkeiten und Hindernisse beseitigt werden konnten und wir nun den ersten Band dieser Reihe vorlegen können. Aufrichtiger Dank gebührt aber besonders Dr. Ulrich Fleischer (Hamburg), der mit großer Sachkenntnis und in uneigennütziger Bereitwilligkeit einen erheblichen Teil der redaktionellen Betreuung des vorliegenden Werkes übernommen und unser Institut nach dem Tode von Konrad Schubring sachverständig beraten hat. Die abschließenden redaktionellen Arbeiten haben dann bereits in den Händen von Dr. Gerhard Baader gelegen, der als neuer Mitarbeiter unseres Instituts zugleich die Nachfolge Konrad Schubrings angetreten hat. Wir halten das Verständnis des Textes, d. h. der darin enthaltenen fachwissenschaftlichen Aussagen, für die wichtigste Voraussetzung bei der Edition medizinischer Texte neben der philologischen Durcharbeitung und der Auswertung der Überlieferung. Es versteht sich daher von selbst, daß die in unserer Reihe entstehenden Ausgaben nicht mehr nur für den Philologen, sondern auch für den Medizinhistoriker und darüber hinaus für interessierte Ärzte vom Inhalt her zugänglich sein sollen. Zu diesem Zwecke muß dem Text grundsätzlich auch eine Übersetzung in eine moderne Weltsprache und ein Kommentar, der Sprachliches wie Sachliches klären soll, beigegeben werden. Durch den weiten Rahmen, den sich unsere „Ars medica" gesteckt hat, u. a. dadurch, daß auch Untersuchungen zu Uberlieferungs-, Quellen- und Interpretationsfragen vorgelegt werden sollen, wird sich unsere neue Reihe von anderen vergleichbaren Vorhaben unterscheiden. Im übrigen ist die Größe des Arbeitsgebietes und der das gesamte Vorhaben tragende Leitgedanke der Förderung großräumiger Gruppenarbeit Gewähr genug dafür, daß hier nicht eine Konkurrenz zu bereits vorhandenen Publikationsvorhaben erwächst, insbesondere nicht im Bereich der griechisch-lateinischen Medizin. Unsere Pläne haben die wohlwollende Unterstützung des Verlages Walter de Gruyter & Co. erfahren. Der Deutschen Forschungsgemeinschaft sei für den uns gewährten Druckkostenzuschuß herzlich gedankt. Wenn nun dieser erste Band dem interessierten Fachkollegen in die Hand gegeben werden kann, so geschieht dies zugleich mit der Bitte um Kritik, Hinweise und Ratschläge und in der Hoffnung, daß unsere Bemühungen um die Beschäftigung mit den Texten der Alten Medizin, mit den Me-
VII thoden und den fachlichen Voraussetzungen des Philologen unter Mitarbeit der Medizinhistoriker und zum Nutzen ihrer Arbeit, allen Mitforschenden förderlich sein werden. Heinz Goerke Berlin, im Mai 1967 Institut für Geschichte der Medizin der Freien Universität Berlin
HANS DILLER IN DANKBARKEIT
VORWORT Diese Ausgabe des hippokratischen Traktates über die Heilige Krankheit ist aus einer Übung hervorgegangen, die der Herausgeber im Sommersemester 1963 am Seminar für Klassische Philologie in Hamburg unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Joseph-Hans Kühn abgehalten hat und in deren Vordergrund die Auseinandersetzung mit der handschriftlichen Überlieferung des Textes stand. Die vielen textkritisdien und inhaltlichen Probleme führten dazu, daß im Laufe der Zeit die Beziehungen des Textes zu der Schrift De aeribus aquis locis und zu einigen knidischen Schriften immer mehr die Aufmerksamkeit des Herausgebers auf sich gezogen haben. Die einleitenden Kapitel mögen der Beweis dafür sein. Die Arbeit wurde dem Herausgeber erheblich dadurch erleichtert, daß ihm als Mitarbeiter am Hippokrates-Lexikon das reiche Material des Thesaurus Linguae Graecae täglich zur Verfügung stand. Von großer Bedeutung war ihm ferner die herzliche Bereitschaft seiner Kollegen zur Diskussion schwieriger Probleme, wodurch die Auseinandersetzung mit dem Stoff wesentlich gefördert und verlebendigt wurde. Dafür, daß diese Arbeit in die Reihe Ars medica aufgenommen wurde, danke ich dem Direktor des Instituts für Geschichte der Medizin der Freien Universität Berlin, Herrn Prof. Heinz Goerke, sowie dem Verlag Walter de Gruyter & Co. Den Herausgebern der Abteilung für griechischlateinische Medizin, den Herren Proff. K . Deichgräber, H. Diller, H. Goerke und K . Schubring f> sowie Herrn Dr. U. Fleischer und Herrn Dr. G. Baader gilt mein Dank für die Aufmerksamkeit, mit der sie das Manuskript gelesen und auf Verbesserungsmöglichkeiten hingewiesen haben, sowie für ihre Hilfe bei der Korrektur der Druckbogen. Meine Frau hat mir tatkräftige Hilfe beim Korrekturenlesen sowie bei der Zusammenstellung des Wörterverzeichnisses geleistet. Ferner danke ich der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die einen Zuschuß zu den Druckkosten gewährt hat. Ich widme dieses Buch meinem verehrten Lehrer, Professor Dr. H a n s D i 1 1 e r , aus Anlaß seines sechzigsten Geburtstages. Wie sehr ich meinem Lehrer zu Dank verpflichtet bin, dafür wird manche der folgenden Seiten Zeugnis ablegen. Hamburg, Januar 1966
Hermann Grensemann
INHALTSVERZEICHNIS Zum Geleit
V
Vorwort
XI
Literaturverzeichnis
1
Einleitung
5
A. Zur Stellung von De morbo sacro in der alten Medizin
5
I. Heilige Krankheit und Epilepsie
5
II. Stellung der Schrift im Corpus Hippocraticum
7
1. Das Verhältnis von M.S. zu Aer M.S. Kap. 5 und Aer. Kapp, i o und 24 M.S. und A e r . K a p . 2 2
7 12 16
2. Parallelen zu den knidischen Schriften 18 a) Strukturelle Parallelen: Morb. II 6 und M.S. Kap. 5; Morb. II j und M.S. Kap. 7 (6 und 14f.); Int.Kap. 10 18 b) Der Aufbau von M. S. und Int. Kap. 18 23 c) Erweiterungen des Grundschemas: M. S. Kapp. 12, I3-I7 25 d) Sachliche Übereinstimmungen und Abweichungen gegenüber der knidischen Schule 26 III. Beziehungen zu dem Schrifttum außerhalb des Corpus Hippocraticum 27 1. Alkmaion von Kroton 2. Diogenes von Apollonia 3. Abas (oder Aias) nadi dem Anonymus Londinensis . . . . B. Die Textquellen I. Die direkte Überlieferung
27 29 30 31 31
XIV r. Die Haupthandsdiriften a) Die Handschrift 9
31 31
33 b) Die Handschrift M Die Beziehungen zwischen 0 und M. Der Arche36 typus a 37 Hyparchetypi 38 Ein Urmarcianus? 39 c) Der Codex Corsinianus 1410 = C 40 Bindefehler zwischen M und C . . . . 40 Bindefehler zwischen 0 und C ..., 41 Sonderlesarten in C 2. Die codices recentiores. Abhängigkeit und Unterteilung 43 3. Stemma der handschriftlichen Uberlieferung von M. S. . . 46 I I . Die indirekte Uberlieferung: 1. Die Lemmata des ErotianGlossars (46) 2. Die Lemmata des Galen-Glossars (48) 3. Testimonien aus den Schriften Galens (48) 4. Herodotus (48) 5. Theodoretus (49) 6. Der 19. hippokratisdie Brief (49) 7. Tertullianus De anima x 5 (49) 8. Caelius Aurelianus chron. 1 , 1 3 1 (49) 46 C. Zusammenstellung der charakteristischen Fehler der handschriftlichen Uberlieferung: 1. Allgemeine orthographische Erscheinungen (50) 2 a) Das N y paragogicum ( j o ) 2 b) nexpi, l^eXQis (AXPIG) ( 5 0 ) 2 c) OUTCÖ, oihcog ( 5 0 ) 3 . Isolierung des Präfix (ev, ouv) in 0 ( j o ) 4. Formenlehre a) Deklination der Nomina ( j o ) b) Verba contracta (51) c) Der Konjunktiv von Elvai (52) 5. Verschiedenes (52) 50 D . Die Prinzipien der Textgestaltung
54
Text und Ubersetzung
57
Erläuterungen
92
Bemerkungen zu einzelnen Textstellen
105
Indices
109
Stellenindex
109
Namenindex
113
Wortindex
114
LITERATURVERZEICHNIS
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2
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EINLEITUNG
A. Zur Stellung von De morbo sacro1 in der alten Medizin I. Heilige Krankheit und Epilepsie Die Schrift über die Heilige Krankheit ist der Ausdruck des immerwährenden Kampfes wissenschaftlich denkender Menschen gegen Aberglauben, Dummheit und freche Scharlatanerie. Sie will, als ein Stück Paideia, den Menschen aufklären und informieren. Der Laie soll angesichts der ihm durch menschliche Vernunft unbezwingbar erscheinenden Krankheit von dem Gefühl der Hilflosigkeit befreit werden, indem er sich auf die immer und überall geltenden Gesetze der Natur besinnt. Diese geistige Haltung hat der kleinen, aber prägnanten Schrift in Antike und Neuzeit immer wieder Bewunderer gewonnen und sie unter der großen Zahl der uns erhaltenen frühen medizinischen Traktate einen erstrangigen Platz einnehmen lassen. D a ß unsere Schrift am Anfang der Bemühungen steht, die unheimlich, weil unerklärlich erscheinende Epilepsie naturwissenschaftlich zu erfassen, d.h. sie in anerkannte medizinische Kategorien einzubeziehen, erkennen wir noch heute an einer terminologischen Schwierigkeit, mit welcher der Autor durch seinen Angriff auf die Bezeichnung „heilige" Krankheit konfrontiert wird. Diesen Namen mußte er naturgemäß vermeiden; er begegnet deshalb nur in der Polemik am Anfang und am Ende der Schrift. Was aber setzt der Verfasser an seine Stelle? E r behilft sich mit Umschreibungen wie „diese Krankheit", „dieses Leiden". Mit Sicherheit aber nennt er sie nicht Epilepsie 2 . Eine ejuXr^ig ist lediglich der einzelne, von Zeit zu Zeit auftretende Anfall, und zwar nicht nur dieser Krankheit. Häufig wird dafür in anderen Texten einfach gesagt3. Das dazugehörige ejuXtiitTog hat ebensowenig die definitive Bedeutung „epileptisch", es kann mit xaTaXriJiTos ausgetauscht werden. Das bedeutet, daß 1 Die hippokratisdien Schriften werden meist mit den Abkürzungen bezeichnet, die L S J X X V I f. angeben, De morbo sacro dagegen als M. S. Diese Sdirift wird nach Kapitel und Paragraph der vorliegenden Ausgabe zitiert, Aer. (De aere, aquis, locis) sowie Fiat. (De flatibus) und V M (De vetere medicina) nach Kapitel sowie Seite u. Zeile bei Heiberg ( = Hbg.), die übrigen Schriften des C H nadi Band, Seite u. Zeile bei Littre ( = Li.). 2 Pohlenz, Hippokrates 104. 3 Z . B. Epid. I 2,620,8; Morb. I 6 , 1 7 2 , 1 5 ; Morb. II 7,60,9.18.23 Li.
Einleitung
6
der Verf. keinen wissenschaftlichen Namen für die Krankheit hat. Audi Termini wie „die Große Krankheit" 4 konnten aus erklärlichen Gründen dieses von ihm selbst geschaffene Vakuum nicht füllen. Diese sprachliche Lücke erkennen wir am deutlichsten, wenn wir den Satz Kap. 2,4 ff. zu einer oft zitierten Parallele aus Aer. Kap. 14 (69,15 Hbg.) stellen: M. S.:
Aer.:
ei yag ex t o i cpXEYHatcbÖEog cpXEyna-
ei o i v YivovTai ex re ttöv qpaXaxgcov
tü)8t)s xai ex xoAtböeog xoXa)ör|c; yivetai
cpaXaxpoi xai ex yXavx&v vAavxoi xai ex 8ieaTQa(i|iev(ov trtQeßXoi (bg eni tö nMiftog, xai jtegi tri; aXÄrig [xoQcpfjg 6 aiitög Xoyog, tt xcoXvei xai ex [xav.QoxecpäXou naxpoxeipaXov yivEaftai5;
x a i ex cpfhvcoöeog cjpöivcü8r)5 xai ex ajtXr|vd>ÖEog anXt]viag, xi xaiXiiei, 8tcp
jratrig
ht|xtiq eixe-co toiitü) tcü voof|-
|j.ati, x a i t w v exyovcov exeaftai tiva;
An der nicht zu übersehenden Umständlichkeit des zweiten Teiles des Satzes in M. S. offenbart sich deutlich die terminologische Schwierigkeit: wenn ejuX-rijrtog wirklich „epileptisch" im speziellen Sinne geheißen hätte, so wäre es dem Verf. ein leichtes gewesen, parallel dem Satze in Aer. zu formulieren: ri xcokvei xai e§ eju?.t|jitoi> ejuAtijitov yiveffOai. Daß er es nicht tut, beweist, daß das Wort noch vor seiner terminologischen Verengung steht. Wir dürfen hieraus zunächst die Folgerung ziehen, daß die Schrift älter als alle anderen Texte sein muß, in denen ¿juXth|jis als terminus technicus erscheint. Will man jedoch begriffsgeschichtlich den Weg aufzeigen, der von der allgemeinen Bedeutung zur speziellen geführt hat, so wird man allerdings an den Anfang dieses Weges unsere Schrift stellen, in welcher das Wort innerhalb der medizinischen Literatur des 5. Jhs. zum ersten Male in Verbindung mit den Erscheinungen dieser Krankheit verwendet wird. Durch diese begriffsgeschichtliche Vorbemerkung erhalten wir nun einen wichtigen Hinweis auf die Bedeutung, die dieser Abhandlung offenbar von den medizinisch interessierten Lesern, vor allem den Ärzten, im frühen Altertum beigemessen worden sein muß. Die Schrift dürfte nach ihrem Erscheinen schnell große Verbreitung gefunden haben, und ihr Verf. dürfte eine wichtige Persönlichkeit in seiner Wissenschaft gewesen sein, nicht nur für uns heute.
* So für Epilepsie Epid. V I 5,324, 11 Li., dazu Galen CMG V io, 2,2. 348,13 X V I I B 341 Kühn.
=
s Wenn nun durchweg aus Kahlköpfigen Kahlköpfige entstehen, aus Blauäugigen Blauäugige und aus Schielenden Schielende und von der übrigen Gestalt dasselbe gilt, warum sollte dann nicht auch aus einem Langköpfigen ein Langkopf entstehen?
Diller, Anfänge 118.
D e morbo sacro in der alten Medizin
7
II. Stellung der Schrift im Corpus Hippocraticum M. S. ist eine der etwa 60 Abhandlungen, die das sogenannte Corpus Hippocraticum — C H bilden. Obwohl in Stil und Inhalt recht abweichend, obwohl teilweise auch zu sehr verschiedenen Zeiten verfaßt, gehen sie doch allesamt unter dem Namen des Hippokrates, was praktisch bedeutet, daß sie anonym überliefert sind. Als Ergebnis der vielfachen Bemühungen, Gruppen zusammengehöriger Schriften zu identifizieren, ist für M. S. die besondere Nähe zu Aer. eine Tatsadie. Umstritten dagegen ist die Zugehörigkeit zur koisdien Schule; während K. Deichgräber6 und M. Pohlenz7 sich für diese Zuordnung ausgesprochen haben, ist nach M. Weltmann8 M. S., außer von Alkmaion von Kroton, von der „älteren knidischen Schule" beeinflußt. In der folgenden Erörterung soll gezeigt werden, daß diese These offenbar insofern richtig ist, als sie geeignet ist, u. a. Vorläufer literarischer Formen nachzuweisen, die wir in M. S. ausgeprägt finden. Vorher sollen jedoch einige der wichtigsten Gesichtspunkte erörtert werden, die in der Diskussion um Aer. und M. S. zu beachten sind.
1. Das Verhältnis von M. S. zu Aer. Bei der Lektüre dieser beiden Schriften finden sich Übereinstimmungen im Gebrauch einzelner "Wörter9 und Sätze, ja in der strukturellen Aufgliederung längerer Partien, darüber hinaus aber in theoretischen Voraussetzungen und Postulaten sowie in der religiösen Einstellung von so gedrängter Fülle, daß sich die Frage nach ihrem Verhältnis zueinander gleichsam von selbst ergibt. Positiv, im Sinne der Identität der Verff., hat sich zuerst Wilamowitz 10 ausgesprochen; die Äußerungen von Regenbogen 11 , Wellmann12, Deichgräber13, Diller 14 (für M. S. und Aer. 1 - 1 1 ) und Pohlenz15 gehen in die gleiche Richtung. Jedoch hat es auch nach 6 7
Epidemien 1 1 2 ff. Hippokrates passim.
» 304 ff. 9 So stehen z . B . EiuxotTappEw, xaTanXvvuadai, voxd>6r|; ( 1 3 , 3 ) , JtaQÜu:Xr|XTO$ (statt jiaßajtXrixTixö?, nagaitXrjYixos), ( 1 1 , 7 ) nur in M . S. und Aer. D a s H a p a x ajtkrivla; (2,4) ist gebildet wie das ebenfalls einmalige x a v o v i a g A e r . 2 4 . 7 7 , 3 . „Imitation" scheint hierfür kaum eine hinreichende Erklärung zu sein, ebensowenig wie bei der Konstruktion v o n ovx oI6v xe . . . 6.1X6. mit folgendem Infinitiv (4,2), die sonst nur nodi in A e r . begegnet. ( M a n vergleiche audi den Kommentar an der jeweils bezeichneten Stelle.)
10 16 ff. « 24 ff. 12 290 ff.
13 Epidemien 1 2 2 ff. « W u A 94 ff. is Hippokrates passim.
8
Einleitung
Wilamowitz mehrere Stimmen gegen die gleiche Verfasserschaft gegeben, so die von Fredrich16, Edelstein17 und Heinimann 18 . Von den Editoren hat Jones im Vorwort zu M.S. (II 1 3 1 f.) auf die Unterschiede hingewiesen. E r stellt zwar eine ganze Reihe von Ubereinstimmungen zusammen, bemerkt dann aber: There are also dissimilarities. Airs Waters Places is free from sophistic rhetoric, but the author of The Sacred Disease is not above such artifices as this: xoau |iev tt)v g •ü7ir)QOTdTT)v t t ) v x e
.Ecov. Und alle Städte, die günstig zur Sonne und zu den Winden liegen und gutes Wasser haben, reagieren weniger auf derartige Veränderungen. Ist dieser Faktor nicht vorhanden, so ist mit Krankheiten zu rechnen. Doch können diese wiederum durch einen vorteilhaften Verlauf des Sommers wenigstens abgekürzt werden (66,8): xiyv JAEV TÖ ftegog atiy.nriQov Y E V T ] T a i , Maaov jrauovtai ai voüaoi, f|v ÖE EJTO^ßQOV, JIOXVXQÖVIOI • y i v o v T a i .
28 29
Diller Anfänge 113 f. Diller Anfänge 114.
14
Einleitung
Wenn der Sommer dann trocken ist, hören die Krankheiten schneller auf, wenn aber regnerisch, dauern sie länger .. .3° Dieselbe Struktur zeigt ferner der Anfang von Aer.Kap. 24. 76,28-32 Hbg. wird zunächst der relativ günstige Fall geschildert. Bei denen, die ein gebirgiges, rauhes, hochgelegenes und gut bewässertes Land bewohnen, und wo große Unterschiede im Wechsel der Jahreszeiten bestehen, sind die Gestalten natürlich groß und zum Bestehen von Mühsal und Gefahr gut veranlagt, und Wildheit und Rohheit sind solchen Naturen nicht zum wenigsten eigen31. Darauf folgen die ungünstigen landschaftlichen Bedingungen, mit entsprechenden Konsequenzen für die Konstitution (24.76,32-77,7 Hbg.): tiefgelegenes, stickiges Wiesenland, mit kleinem Menschenschlag von trägem Wesen. In dieser Region ist zuviel Feuchtigkeit. Jedoch ist auch hier eine Wende zum Besseren möglich (77,7): Und wenn (xal ei!) Flüsse in dem Land sind, die das stehende und das Regenwasser ableiten, so werden diese Menschen gesund sein und ein klares Aussehen haben ( o S t o i S v iiytriQot te EÎriaav y.ai XanjtQoi 77,8). Ist das nicht so, dann werden die Mensdien krank sein. Die Gegner der Identitätstheorie werden den Nachweis des besagten Schemas in einer dritten Schrift (vgl. S. 18 ff.) vermutlich so deuten, daß dadurch den aus Aer. und M. S. zitierten Beispielen die Beweiskraft genommen werde. Demgegenüber muß allerdings berücksichtigt werden, daß die besondere Enge des Verhältnisses von M. S. und Aer. dadurch keineswegs beseitigt wird, wozu abschließend noch ein weiteres stilistisches Beispiel vorgelegt werden soll (M. S. 5,9 und Aer. 6.59,26 ff.). Der Satz in Aer. ist niedergeschrieben worden zu Anfang der Schilderung der schlechtesten geographischen Lage überhaupt, der nadi Westen, nachdem zuvor im j . Kapitel die sehr günstige Lage nach Osten, davor in Kapitel 4 und 3 die ungünstigen Lagen nadi Norden und Süden beschrieben worden waren. Beide Sätze sind also darin vergleichbar, daß sie als eine Anhäufung negativer Bedingungen am Ende eines größeren Gedankenkomplexes stehen, was dazu beigetragen haben mag, daß der eine Satz 30
In den zuvor besprochenen Partien gehören die zu berücksichtigenden Faktoren jeweils einer einzigen Kategorie an: M . S . 5 spricht v o n den verschiedenen Formen der Reinigung des Gehirns, die nacheinander auftreten können, A e r . 10 behandelt in seinem ersten T e i l die Einflußnahme des Wetters auf die Gesundheit. Dem entspricht hier (66,8), daß der günstige Verlauf des Sommers als mildernder F a k t o r eingeführt w i r d . Jedoch führt der V e r f . in dieser Partie (66,4) eine weitere Kategorie in die Berechnung ein: die günstige geographische Lage. Der A r z t hat damit auf die sukzessive W i r k u n g gleichartiger Faktoren sowie die gleichzeitige Wirkung verschiedenartiger K r ä f t e zu achten; das arâ|ia, auf das sie wirken, ist seinerseits keine unveränderliche Größe, sondern nach Geschlecht, A l t e r und Konstitution abzuschätzen. Die besprochenen Partien zeigen in der Differenzierung der Faktoren einen hohen G r a d v o n Reflexion.
31
Diller A n f ä n g e 1 2 6 .
De morbo sacro in der alten Medizin
15
z u m M o d e l l f ü r den anderen w e r d e n konnte 3 2 . H i e r die Gegenüberstellung, aus der die v o l l k o m m e n e K o n g r u e n z zu ersehen ist: Aer.: M . S.: òv.àaai 8è TiQÒg rag òvaiag y.eivtai | xal o a a 8è xaöaQa t é èaxi | xai ¡xrjTe tkv.05 aùxfjaiv èax 1 av.énr\ xV | t a T E itpoégxetai | M-V ÈV trcji |i.r)TQflai, i>£Q|ià jtveiijxaTa jrapaQQEl y.oà xà jtejtoiriTCH tt)V xoftagcriv, || toiitoiai 8è {iJ)UXgà} curò TWV äoKtCüv, || àvàyxr| èmy.ivòvvóv ècniv a/.iaxeaöai vnò rav•cavTag rag nóhag ftéaiv xstaftai tris Tfjg vovaov. V0aEQC0tdTT|V33. I n den behandelten P a r t i e n aus M . S . K a p . 5 sowie A e r . K a p p . 1 0 und 24 beziehen sich die P a r a l l e l e n n i d i t nur auf die Struktur, sondern, w i e m a n leicht einsehen w i r d , teilweise auch auf den Inhalt. D a s Beispiel, wonach die in der allzu großen Feuchtigkeit des Wiesenlandes bestehende G e f a h r durch ableitende Flüsse a u f g e h o b e n w e r d e n k a n n , stellt sich zu M . S . : D i e Feuchtigkeit des G e h i r n s k a n n nach der G e b u r t durch eine K a t h a r s i s abgeleitet werden. D e r S a t z , daß alte Mensdien im S o m m e r v o m Schlag g e t r o f f e n w e r d e n , w e n n im F r ü h l i n g keine R e i n i g u n g eintritt, gehört ebenfalls hierher. D e r tragende G e d a n k e ist der, daß im Sinne der Alkmaionischen L e h r e (S. 2 7 ) v o n dem Ausgleich als dem Gesunden und dem Vorherrschen der Gegensätze als dem K r a n k h a f t e n eine nach den E x t r e m e n hin orientierte körperliche V e r f a s s u n g oder 32
33
Dabei ist die Formulierung in Aer. vorbereitet durch die ähnlichen Einleitungssätze von Kap. 3 und 4: ¥¡115 |AÈV jtóXig ngòg xà jtv£Ì>naxa xsixai xà deg(ià (taOta 8' El E lv ECTTCU U £ T A | Ì ) TFJG T E x H Q *ÌS àvaToXrig xoù •fjXtou xal xwv övonewv xùv Y.eifieQivùv) | xal aùxfj xaüxa xà nvevfiaxà èaxi lirvvona, | xcòv 8è ànò xcòv àgxxcov JIVEUHÓXCOV axini], 11 èv xauxfl xfj JIÓXEI xà XE iiòaxa noXXà xal ùcpaXuxà àvàYxt| Elvai xxL ( 5 7 , 1 2 ff. Hbg.) Wenn eine Stadt in der Richtung auf die warmen Winde zu liegt - d. h. zwischen dem winterlichen Sonnenauf- und -Untergang - und in ihr diese Winde alltäglich sind, sie aber vor den Winden von Norden geschützt ist, so sind in dieser Stadt die Gewässer notwendig zahlreich und etwas salzig (Diller Anfänge 105). óxóoai 8' àvxixéovxai xovxcov JÌQÒ; xà J I V E U N A X A xà i|>DXC?à |X£ta^Ù xcòv òua|J.à>v xcòv dEgivràv xoù f|Xiou xai xfjg àvaxoXfjg xfig dEQivrjg, | xai aixfjai xaùxa xà irvEÌifiaxa ÈIA/CÓPIÀ èaxi, | xoC 8è vóxou xai xcòv dEQjicòv JIVEUH-AXCOV axéitr), |J 8E E X E I TTEPL xcòv JIÓAECOV XOTJXCÜV (¡8,6 ff. Hbg.). Mit allen Städten, die diesen entgegengesetzt in Richtung auf die kalten Winde zwischen Sommeruntergang und -aufgang der Sonne liegen und bei denen diese Winde üblich sind, die aber vor dem Südwind und den warmen Winden geschützt sind, verhält es sich folgendermaßen (Diller Anfänge 106). Ferner ist Kap. 2 4 ( 7 6 , 2 8 ff.) zu vergleichen: óxóaoi uèv xT|X£iav xai m|rr)X.r|v xal EÌUSQOV, | xal at (lExaßoXal avxoiai •YI'vovxai xwv cbpècov [lèva Siacpogoi, èvxavfla Etxòg EÌÒea nE^aXa Elvai xxX. (vgl. S. 14). An welcher Stelle die Sätze zuerst formuliert wurden, läßt sich nicht feststellen, da sie sich in beiden Schriften organisch aus dem Zusammenhang ergeben. Alle Städte aber, die nach Sonnenuntergang liegen und die vor den von Osten wehenden Winden geschützt sind und an denen die warmen Winde und die vom Norden kommenden vorbeiwehen, haben notwendig die ungesundeste Lage (Diller Anfänge 108).
16
Einleitung
geographische Lage usw., die notwendig zur Krankheit führen müßte, durch entgegenwirkende Kräfte kompensiert werden kann. Die A u f stellung sehr allgemein gehaltener Kasuistiken dient dabei dem Bemühen, verschiedenste Bereiche innerer und äußerer Gegebenheiten in schematischer Allgemeingültigkeit zu erfassen. Dabei kann die einheitliche Methode in der konkreten Anwendung auf bestimmte Situationen scheinbar zu sachlichen Widersprüchen führen; das einigende Band bleibt dann immer die Methode.
M. S. und Aer. Kap. 22 Gleiche Methode und dazu gleiche Interessen scheinen mir auch aus dem 22. Kapitel von Aer. und aus M. S. zu sprechen. Dieses Kapitel behandelt die Eunuchie der Skythen. Grundsätzlich von der Heiligen Krankheit verschieden, besteht eine äußere Ubereinstimmung darin, daßdie Skythen diese Krankheit auf das "Wirken eines Gottes zurückführen. Wie widerlegt der Verf. diese Ansicht? Er distanziert sich zunächst mit Worten, die unmittelbar an M. S. [ 1 , 2 ] 2,1 und 18,2 erinnern, von dem Gedanken, hier habe ein Gott eingegriffen: e[aoi öe xai aiitqj öoxei xaöta tä mr&ea fteia elvoa xai xalla jt&vta v.al oüöev eteqov EtepoufteiÖTEQovoiiSe dv&QCüjtivtDTEQOv, aXkä navta ¿¡xoia v.ai navta •&ela, exaatov öe exei qpiiaiv ttöv toioutojv, xai otiösv aveu qptiaiog vivstai (22. 74, 14 ff. Hbg.). Mir für meine Person scheinen diese Leiden ebenso göttlich zu sein wie alle anderen und keines göttlicher oder menschlicher als ein anderes, sondern alle gleich und göttlich. Ein jedes von ihnen hat Natur, und keins entsteht ohne Natur3*. Hiermit kann man eine bestimmte Krankheit nicht erfassen. Der Verf. stellt deshalb entsprechend der aus M. S. bekannten Art 35 eine ganze Kette von Ursachen und Reaktionen auf: Die Skythen reiten viel: das führt zu arthritischen Beschwerden: diese suchen sie durch einen Schnitt in die Adern hinter dem Ohr zu heilen: dadurch wird die Zeugungskraft zerstört: da die Skythen dies nicht als Grund erkennen, glauben sie, gegen einen Gott eine Schuld begangen zu haben. Im Sinne von M. S. 1,3 führt auch hier die d[i.rixavir] und djtopiri dazu, an das Eingreifen eines Gottes zu glauben. Dem Arzt aber ist nicht entgangen, daß es gerade das Zerschneiden der Ader war, was zur Impotenz führte. Damit ist der physiologische Grund der Krankheit erfaßt, nicht anders als in M. S. der Krankheitsanfall dann eintritt, wenn die Adern verstopft werden; aber eben nur die Adern von Menschen, die durch ihre Konstitution für diese Krankheit prädestiniert sind. Während die letzte Ursache der Epilepsie also die 34 Vgl. Diller Anfänge 124. 35 Vgl. S. 9.
De morbo sacro in der alten Medizin
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Phlegmakonstitution ist, so ist es bei der Eunuchie ein sozialer U m s t a n d : E s läßt sich nämlich beobachten, daß n u r die reichen S k y t h e n , die das G e l d zur Pferdehaltung haben, v o n dieser K r a n k h e i t befallen werden. D e r V e r f . f ä h r t f o r t : xaixoi ¿X(?'nv, ewieq {Ieiöteqov toüto xö v6aeu(xa t ü v Xoijtcöv eaxiv, oi) Toig YEwaiotaxoig xcöv Sxvöecov xai t o i ; irXoDaicordtoig jipoajiutTEiv (xovvoig, akka toig aitaaiv ojioicog, xai \iä.X\ov xoiaiv b'kiya y.£y.TT|[xbvoiolv . . . ( A e r . 2 2 . 7 5 , 5 ff. H b g . ) . Und doch müßte diese Krankheit, wenn sie göttlicher ist als die übrigen, nicht den edelsten und reichsten Skythen allein zustoßen, sondern allen in gleicher Weise und sogar noch mehr denen, die wenig besitzen36. D e r S a t z hat denselben Z w e c k , den sein Gegenstück in M . S . 2 , 7 hat: die T h e s e v o n der Göttlichkeit der K r a n k heit dadurch zu widerlegen, daß die natürliche Bedingtheit des Leidens an seinem partiellen A u f t r e t e n gezeigt w i r d , w ä h r e n d nicht einzusehen ist, daß die Götter nur einen bestimmten S t a n d b z w . eine bestimmte K o n s t i tution treffen sollten, z u m a l gesagt w o r d e n w a r , daß alles in derselben W e i s e göttlich sei. W o l l t e n die G ö t t e r aber wirklich nur einen Stand treffen, so w ä r e eher zu erwarten, daß sie die A r m e n m i t dieser K r a n k heit schlügen, die ihnen j a keine O p f e r bringen 3 7 . Freilich gelten diese Argumente nur im R a h m e n der Vorstellungswelt jener Menschen, die an das unheilvolle W i r k e n der G ö t t e r und an ihre Beeinflußbarkeit durch O p f e r glauben: der V e r f . selbst distanziert sich d a v o n : ei ör| ti|kduevoi XaißODOiv ot deoi xai öai)(xa^6(X8voi tut' ävOqcojicüv xai ävxi xoiixoav '/hoixa^ 36 37
Diller Anfänge 124 f. Zu der oben beschriebenen Form der Widerlegung (in Aer.) ist Herodot I I 20,3 eine exakte Parallele. Dort soll die Theorie, nadi der die Nilschwelle durch die Etesien verursacht werde, bekämpft werden: . . . el ¿xrioiai aixioi rjaav, %Qr\v xai xoug äXXoug jtoxauoug, 8001 xotai £xr|crif|0i,v ävxtoi (jeouaiv, 6(101105 JtaaxEiv xai xaxa xavxa tö> NeiXq), xai ¡xäXJ.ov eti xoooiixcp, öacp tXaaaoveg tüvxeq äaftEveaxega xd ¿eij|xaxa JtapExovxat. Wenn die Jahreswinde die Ursache wären, dann müßten auch die anderen Flüsse, soviele gegen die Jahreswinde fließen, auf genau die gleiche Weise beeinflußt werden wie der Nil und das in dem Maße stärker, um wieviel sie kleiner sind und eine schwächere Strömung haben. Auch hier wird die Unhaltbarkeit der Hypothese dadurch aufgedeckt, daß die Unvereinbarkeit der aus ihr zu ziehenden Konsequenzen mit anderen Tatsachen aus demselben Geltungsbereich gezeigt wird. Im folgenden wird nun dieses „Ebenso" in ein „Noch mehr" gesteigert: was für den wasserreichen und deshalb starken Nil gilt, müßte sich an den vielen kleinen Flüssen in Afrika erst recht verwirklichen; also ein argumentum a maiore, wie wir es im Rahmen der Erörterung naturhafter Kräfte u. a. in M. S. Kap. 13,10 verwendet finden. In Aer. entspricht dem das Argument, daß bei Richtigkeit der Theorie, die Krankheit stamme von einem Gott aufgrund eines ¿(idgxiitia gegen diesen, die Eunuchie dann vor allem bei den armen Skythen zu erwarten wäre, die sich im Vergleich zu den Reichen gegenüber den Göttern in der schwächeren Position befinden, da sie ihnen weniger Opfer bringen, also größere Vergehen gegen die Götter begehen (vgl. Aer. 75,10 ff.). In M. S. fehlt das zweite Glied der Widerlegung, da die Kategorisierung der Kranken in xo^wöei? und q>Ä.EY(j,aTEp[iav&fi f| •ujiegipux'&fi ^ X°Xtt>8r|g f| .rii|ng twv Xoijiwv vomcov' 8 j r links oben (zu 1,10) xaftdßTcn. rechts oben (zu 1,22) oti Xißveg ueöoyeioi. 86 r rechts oben (zu 2,3) öu iatöv rj ¿itiX^ig. 86 v links oben (zu 3,1 ff.) tiva tqojiov f|fotiXti^igyivETai. 89 v rechts unten (zu 13) Jiepi twv oaa avußaivovarv fj(xiv ex twv &v£|xa>v 90 v links oben (zu 16,1) (peovrjaig. unten (zu 16,3) aüveaig. An den Seitenrändern befinden sich folgende Verweise auf den Inhalt: 86 v links (zu 3,4) ä xoDit] tpXeij) 89 r rechts unten (zu 13,3) ßoo^ris 89 v links (zu 13,5) örj xai vöxog 90 r rechts (zu 15,3) atnaTtuÖEg qpAißeg (zu 1 j,6) ariT^öftEv ovEipoi «poßEQoi 90 v links (zu x6,i)äri 5 (j>eövr|aig Dazu wird mit ar) g ( = ornxeicoaai xai) auf mehrere Textpartien hingewiesen57: 8 j r rechts oXov (zu 1,23/24) 86 r links (1,45) 89 r links (zu 1 1 , 5 ) rechts (zu 12,2) 90 v links Mitte (zu 16,4) links unten ( 1 7 , 1 ) Persönliche Bezugnahme auf den Text drückt sich an folgenden Stellen aus: 56
57
Ausführliche Beschreibung Ilberg Überlieferung 449 f. Dazu ders. Prolegomena X V I I I - X X I . Wichtig Rivier 94 M. S. steht auf fol. 84 v-91 r. Die Hinweise verraten Interesse an dem Fragenkomplex Götter/Krankheit; Gehirn/Geistestätigkeit sowie an der Therapie.
34
Einleitung
85 r rechts unten (zu 1 , 2 3 / 2 4 ) 'IjuioxpatEg xofteioviXecov e/oig (byzantinischer Zwölf silbler!) 91 r links unten (zu 18, 2 ff.) oi)8ev ajtoQov O U Ö E a(ir|xavov ev voaotg ITITQE, jiQoaffxes, Yvcöih ttov xaiQcijv ÖQOug
Mehrere Wörter werden am Rande wiederholt: 1,45 eQuua 6 , 4 axoXaitEQov
8 , 1 xataXriJiTa
9 , 3 xiöagEg
1 0 , 9 r|Xicoftfi
2,3 laxov
1 0 , 1 0 ovvxqo-
12,3 Jiadr)5 13,5 Xayavi^ei 15,2 ßor)tai. Hinzu treten verschiedene mit Y£>(aqpETai) bezeichnete variae lectiones; diese sind im kritischen Apparat vermerkt worden, ebenso wie die wesentlichsten Zusätze einer späteren Korrekturhand M2. Einige besondere Zeichen seien hier noch erwähnt. Fol. 88 v linke Seite steht vor Zeile 1 2 (Kap. 1 0 , 2 ) aitXr) | vog. E J I I X A X A Q Q E S I ÖE x a l , ebenso Zeile 3 4 (Kap. 1 0 , 4 ) J I O I | EETGU • EitixatagDEei öe | x a i ein einer 9 ähnliches Zeichen. Die gekennzeichnete Partie ist in der I-Gruppe (S. 44) ausgefallen. Zu mehreren Stellen, die teilweise korrupt sind, steht am Rande ein Doppelpunkt, so 1 , 4 1 ftveiv T E XCZI euxEodou 1 , 4 5 fiiaiveadai-HEYiaTa 2 , 7 xai xolai J , 8 xaftapftEVTa 9 , 3 ÖE jtQEaßvTaToioi oxav 1 3 , 5 TÖV R\IGA g öiajrßaxxo|xevoi itapa TÖ aXixeiv xaXoövxai, öjieq EOXIV aiaapxetv613. KJJ — 15,2 x E x p ä x x a i - (pwvryrixoi xai xpaiiyaooi. O 14 = 1,15 ö x i 8 0 g • OQVEOD eiSog ECTTIV, o xiveg a)xi8a xaXoiaiv. 1131 = 1,11 napafinEXÖM'Evoi - jtapaxaXuiiTÖHEvoi. Eijyqxai 8e xaga xf]v dnjtEXÖvrjv, i]xig eoxi jiaQaxdXvtyig. — 13,n
xr|v x a i (ii| ôiaxçùveiv fW]X£ xoXcbÔEa (XT]xe cpÀEY(xax(àÔEa. 3. àXXà yàç atxioç ô êYxétpaXoç jxáxcov
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Über die heilige Krankheit 16,1-17,7
87
sehen hat; denn dieses ist für uns, wenn es gesund ist, der Übersetzer dessen, was von der Luft kommt. 2 Die Denkfähigkeit aber verleiht die Luft. Augen, Ohren, Zunge, Hände und Füße aber führen das aus, was das Gehirn für richtig erkennt; 3 denn die Denkfähigkeit befindet sich im ganzen Körper, solange er Luft enthält, das Gehirn aber vermittelt die Denkfähigkeit an das Denkorgan. 4 Denn wenn der Mensch die Luft in sich hineinzieht, gelangt sie zuerst in das Gehirn, und so wird die Luft in den übrigen Körper verteilt, nachdem sie ihr Bestes und das, was mit Vernunft und Einsicht ausgestattet ist, im Gehirn zurückgelassen hat. $ Wenn sie nämlich zuerst in den Körper und danach in das Gehirn gelangte, so würde sie im Fleische und in den Adern die Denkkraft zurücklassen und dann in das Gehirn erwärmt und nicht rein gelangen, sondern vermengt mit der Feuchtigkeit des Fleisches und des Blutes, so daß sie die reinste Form verloren hätte. 6 Darum behaupte ich, daß das Gehirn den Verstand vermittelt. 17. Das Zwerchfell aber hat seinen Namen zu Unrecht; es hat ihn durch Zufall erhalten und durch Herkommen, aber nicht nach der Wahrheit; 2 ich jedenfalls wüßte nicht, welche Fähigkeit zu denken und zu überlegen das Zwerchfell haben sollte. 3 Freilich, wenn der Mensch sich aus irgendeinem unerwarteten Anlaß freut oder betrübt, hüpft es und bereitet Unbehagen, weil es dünn und von allen Organen im Körper am meisten angespannt ist und keinen Hohlraum hat, in den es Gutes oder Schlechtes, was es befällt, aufnehmen sollte, 4 sondern von beidem wird es in Unruhe versetzt, und zwar wegen der Schwäche seiner Beschaffenheit; denn jedenfalls nimmt es nichts schneller als die übrigen Organe wahr. 5 Also hat es ohne Grund seinen Namen und seine „Fähigkeit". Das ist so wie mit den sogenannten Ohren am Herzen, die gar nicht zum Hören beitragen. 6 Einige behaupten aber, daß wir mit dem Herzen auch denken und daß dieses es ist, was Kummer und Sorgen bereitet. Das ist aber nicht so, sondern es zieht sich zusammen wie das Zwerchfell, und noch mehr, aus denselben Gründen: 7 Aus dem ganzen Körper laufen zu ihm Adern, und es faßt diese zusammen, so daß es darauf reagiert, wenn der Mensch
88 5
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17,7-18,6
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10
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ÉXÉQO) xQoqpr) èaxi, TOTÈ ôè x a i xàxtooiç.
ÎÏJTQÔV âjtiaxcKrôai, ojtcoç TÔV xaïQov ôiaYivcoaxcov êxàaTou xœ (xèv àjtoôàxrei TT|V TQocpriv x a i aíi|r|aEi, xcp ôè áo EiicpQÖvagftsir|Eipia xaftapa xal EI|xa xadagöv5 xai ßEßDop.Evov EIIATÄDIXOG iaovtoiaiv Elpioiaiv, OLVEXCOV EI)QT]a£i atf)aag jtoXXä) ßapiiiega ta eigia rj TÖ siixa. Denn gesetzt den Fall, es würde jemand zwei Tage und zwei Nächte lang über Wasser oder auch über einer feuchten Stelle gereinigte Wolle und ein reines Gewand von dichtem Gewebe und der Wolle genau entsprechendem Gewichte anbringen, so wird er, wenn er das abnimmt und wägt, finden, daß die Wolle viel schwerer ist als das Gewand (Fuchs III 393). Vgl. Nat. Horn. 6,46,13, Morb. I 6,198,17, Morb. II 7,36,13, Haem. 6,440,23, Carn. 8,610,7, Cord. 9,80,14 (näheresbei Senn).-Nachtrags. S. 103 f. Kap. 12. Verhalten der Kranken vor dem Anfall (die Aura). Ihre Flucht (vgl. 1,38) wird durch das JtQoaiaMvEaftou des Anfalls gedeutet; daraus resultieren teils Scham, teils Angst. Das Kapitel erklärt die mit der Epilepsie verbundenen Fluchterscheinungen, die von den Magiern durch das Einwirken der Hekate begründet wurden, psychologisch. Vgl. S. 25. Kap. 13-17. Ergänzenden Charakter haben die Kapitel 13 und 1 4 - 1 7 . Während man an der Echtheit des 13. Kapitels niemals gezweifelt hat, wollte Wilamowitz und nach ihm Regenbogen Kapp. 1 4 - 1 7 als unecht athetieren. Der dagegen vorgebrachte Widerspruch ist wohlbegründet, s
x a d a g o v bedeutet hier im Zusammenhang „rein, nidit feucht", bildet damit also eine Parallele zu 5,9 x a d a p o i . Desgleichen N a t . Horn. 6 , 7 6 , 1 0 L i . ( 4 5 , 2 1 V i l l a r e t ) : I m (feuchten) W i n t e r soll man x a f t a p a i ^ d x i a tragen, im (trockenen) Sommer tfxaxia £Xcuojuv£a.
Erläuterungen
99
wie eine Analyse zeigen mag. Ich gehe dabei absichtlich von Kap. 13 aus, da dieses m. E. mit den folgenden eine Einheit bildet. Das 13. Kapitel stellt eine ausführliche Begründung der Bemerkung 10,4 dar, wonach die Krankheitsanfälle u. a. durch den Südwind ausgelöst werden. 1 1 , 1 tritt dieser Gedanke noch mehr in den Vordergrund, in Kap. 13 wird er eingehend begründet. Das Thema ist die Gewalt der Winde, vornehmlich des Notos, in zweiter Linie des Boreas. Die Gliederung ergibt sich aus der Bemerkung, daß diese beiden Winde einander an Wirkung entgegengesetzt sind. Entsprechend wird in parallelem Gedankenablauf 3-4 die Macht des Boreas, 5 - 1 0 die des Notos dargestellt, wobei die Bemerkungen zu diesem Winde ausführlicher gehalten sind als die zum Boreas: der Südwind als feuchter Wind ist bei der Entstehung des epileptischen Anfalles wichtiger als der Nordwind (vgl. 8,1). Die Gegenüberstellung von 3/4 und 5/10 ergibt folgendes Bild: Boreas: hat trocknende Wirkung, klärt dunstige Luft; ebenso wirkt er auf alles andere Feuchte, das vom Meer kommt und den anderen Gewässern. Scheidet aus allem das Feuchte aus, (also) auch aus dem Menschen. Er ist der gesündeste Wind.
Notos: löst trockene Luft auf (weht nicht gleich stark); ebenso wirkt er auf Erde, Meer, Flüsse, Quellen, Brunnen und auf alles, in dem Wässer ist. Wirkt auf alles (durchfeuchtet alles). Macht statt klar trübe usw. Auch Gefäße in den Vorratshäusern, unter der Erde, reagieren auf diesen Wind und verändern ihre Gestalt. Er verdunkelt Sonne, Mond und Sterne. Da er auf so Großes Gewalt hat, bewirkt er auch, daß der menschliche Körper sich verändert.
Die Parallelität der Darstellung ist vollkommen. Beide Abschnitte kulminieren in der Feststellung, daß die Winde auch auf den menschlichen Organismus einwirken. 1 1 / 1 2 bringen das Resümee aus den voraufgehenden Paragraphen, jedoch wird der Gedanke, daß sie auf den Menschen wirken, jetzt spezifiziert, indem diese Wirkung mit Gehirn und Adern in Beziehung gesetzt wird, eine Behauptung, die zwar auch 7,6 f. aufgestellt wurde, deren Beweis aber erst in den folgenden Kapiteln beigebracht werden wird. Gehirn und Luft sind die Stichworte, die zu den folgenden Kapiteln überleiten. Kap. 1 4 , 1 - 4 : Die verschiedenen seelischen Regungen werden durch ein und dasselbe Organ bedingt; auch Anomalitäten gehen von diesem aus. So (Par. 4) entstehen besonders durch dieses (Jtaiveodai xai itagacppoveiv,
100
Erläuterungen
öei|iata xai tpoßoi, aYQimviai, JtXdvoi axaipoi, qpßovTiöeg ov% bcv£6|A,Evai, ayvcoairi, Är)-&r|. (Also jenes Krankheitsbild, das bereits 1,7 beschrieben wurde und hier nun im einzelnen erklärt wird.) Dieses Organ ist das Gehirn (Par. 5). 14,6—15,7: Einzelerklärungen der oben aufgezählten Phänomene. 1 4 , 6 - 1 5 , 2 : |xavir| resultiert aus Feuchtigkeit, das heißt Phlegma oder Galle (der Begriff „ S ä f t e " wird hier also nicht verwendet). 15,3 ösifurra und cpoßoi entstehen dadurch, daß zum K o p f e fließt, wodurch eine Veränderung des Gehirns verursacht wird (ob eine qualitative oder lokale, läßt sich nicht entscheiden). 15,4 behandelt die dviai und äaai. (Diese entsprechen den otYQiCTviai und cppoviiöeg ov>x iy.vEÖ^isvai; so steht 17,6 avicousvov neben (pgovu^ov. In Morb. I I 7,108,25 Li. ist cpgovtig Name einer Krankheit - Hypochondrie nach Littr£ - , zu der aor), Flucht aus der menschlichen Gesellschaft, cpößog, 8si|iaxa und övEipata cpoßsQÜ gehören.) 1 5 , 5 - 7 : Schreien in der Nacht, und zwar im Schlafe (15,7). Diese Bemerkungen erklären manische Erscheinungen zur Nachtzeit, während 15,3 solche bei Tage behandelt. - Es verwundert, daß nach der öiaigEtug 1 5 , 1 (die iiypoxrig teilt sich in qpÄEYna und xoM|) hier das Blut die Funktion der Galle übernimmt. Der Grund dafür mag sein, daß die Phänomene im Schlafe auftreten, der Schlaf aber von Alkmaion dadurch erklärt worden war, daß er durch eine dvaxcbpriaig des Blutes in die blutführenden Adern, das Erwachen aber durch die öidxt'cag des Blutes (im Körper?) eintrete (VS 24 A 18). 1 6 , 1 : Das Gehirn ist das Hauptorgan (nicht etwa Herz oder Zwerchfell); es vermittelt die qppovticjig der L u f t . Sinnesorgane, Sprechen und Bewegung gehorchen den Befehlen des Gehirns, die sich über die L u f t den einzelnen Körperteilen mitteilen. Die L u f t gelangt zuerst in das Gehirn ( 1 - 4 ) . Es ist ausgeschlossen aus Gründen der Zweckmäßigkeit, daß sie zuerst in den Rumpf gelangt. K a p . 17 schließt sich an diesen Gedanken an, indem nun die Fehler aufgezeigt werden, die in der Annahme liegen, das geistige Führungsorgan sei a) das Zwerchfell, b) das Herz. 1 - 5 : Die qppevEg können wegen des Fehlens eines Hohlraums keine L u f t und damit keine cpoovr|aig aufnehmen. 6 - 8 : Die Reaktionen des Herzens erklären sich nicht durch geistige Tätigkeit, sondern durch die zentrale Lage dieses Organs (16,5 gilt natürlich auch hier). (Zwerchfell und Herz haben zwar alcrihiaig = Reaktion, Reflexe, aber keine qpQÖvriaig = geistige Qualitäten.) D a beide als geistiges Organ auszuschließen sind, bleibt nur das Gehirn als solches übrig. 9 f. Resümee: Abschluß und Zusammenfassung von Kapp. 1 4 - 1 7 . Für „alles dieses" ist das Gehirn der Grund; dieser Satz greift zurück auf 14,5, darüber hinaus auf 3,1 (Wortlaut!). Zugleich schließt dieser Paragraph an K a p . 1 3 , 1 1 an: das Gehirn nimmt nicht nur die spezifische qppovriaig (etwa das Denken) wahr, sondern auch klimatische Veränderungen, die Veränderungen eben dieser L u f t sind. Hier schließt sich der Kreis
Erläuterungen
101
der Überlegungen: die Krankheit unterliegt dem Einfluß der Winde auf das Gehirn. Der Bogen spannt sich von 13,11/12 bis 17,10; dieser letzte Paragraph bezieht sich darüber hinaus auf 3,1. Die Kapitel sind demnach mit den vorausgehenden zusammen ein einheitliches Ganzes. Parallelen. Kap. 13. Aus Aer. sind zahlreiche Parallelen anzuführen. Ein Teil davon ist bereits S. 42 f. anläßlich der Diskussion von 13,10 (Zusatz des Corsinianus) vorgeführt worden. Hier sei noch hingewiesen auf Aer. 8. Das dort geschilderte Wirken der Sonne hat engste Beziehungen zu der Darstellung der Tätigkeit des Boreas in M. S.: Sie entzieht dem Wasser das Feinste und Leichteste „und zwar zieht sie dieses nicht nur aus den stehenden Gewässern heraus, sondern auch aus dem Meer und aus allem, worin Feuchtigkeit enthalten ist; sie ist aber in jedem Ding enthalten. So zieht sie auch aus dem Menschen selbst das Dünnste und Leichteste an Feuchtigkeit an sich" (Übersetzung Diller, Anfänge 110 f.)6. Auch hier wird also auf die Wirkung der Sonnentätigkeit auf den Menschen besonders hingewiesen, ohne daß diese Beziehung im Zusammenhang von Aer. bedeutungsvoll wäre 7 . Ferner ist auf die Kapp. 3 und 4 von Aer. hinzuweisen, die in der für das 13. Kapitel von M. S. bezeichnenden Weise der Paralleldarstellung die Wirkung der Nord- und Südwinde beschreiben8. Kap. 14/15: Das in diesem Kapitel zu erkennende Schema ist dasselbe wie das für Kap. 7 erschlossene. Es besteht darin, zunächst den Symptomkomplex summarisch vorzulegen, danach dessen einzelne Elemente Punkt für Punkt zu erläutern. Auch diese formale Übereinstimmung zweier entscheidender Partien der Schrift kann bei der Beurteilung der Einheitlichkeit nicht hoch genug eingeschätzt werden. - Zur Beziehung zwischen Luft und Bewußtsein vgl. die Bemerkungen zu Diogenes von Apollonia S. 30. Kap. 18 faßt zunächst (1) die auslösenden Anlässe zusammen, um sie in Par. 2 allesamt als göttlich zu bezeichnen (vgl. S. 16). Der Bezug zu Kap. 2,1-3 i s t besonders deutlich; dort war ebenfalls bereits die Heilbarkeit der Krankheit erwähnt. Mit diesem Gedanken leitet der Verf. zu dem letzten Abschnitt seiner Darstellung über, der allgemeine Angaben zur Therapie enthält. Wenn man bedenkt, daß die epileptischen Anfälle vornehmlich unter dem Einfluß des feuchten Südwindes eintreten, so wird der A r z t zu diesem Zeitpunkt (xaiQÖg) dafür sorgen müssen, daß der
Z u dieser Partie vgl. N a t . Pueri 7,526,23 ff.: Die Sonne aber löst (den dicken und fetten Säftefluß in der Pflanze) auf und bringt ihn, da er leicht ist, zum Auskochen in den Zweigspitzen und veranlaßt ihn zur Fruchtbildung. Und die leichte Flüssigkeit schafft sie von der Frucht weg, die dicke aber kocht die Sonne und erwärmt sie, und dadurch macht sie die Frucht süß (hierher Aer. 8.62,30: das Klarste und Leichteste a b e r . . . wird süß, da es von der Sonne erwärmt und gekocht wird). Z u r Sonne audi: Herodot II 24 ff. und besonders Diogenes v o n Apollonia ( V S 64 A 18). •> Diller W u A 102. » Diller W u A 101. 6
102
Erläuterungen
Patient geeignete Mittel erhält, die die Feuchtigkeit des Gehirns trocknen. Die Therapie ist allopathisch orientiert. Dem widerspricht nicht der Satz, daß die meisten Krankheiten durch ebendasselbe heilbar seien, aus dem sie auch entstanden sind. Vielmehr soll gesagt werden, daß die Heilmittel - soweit die Krankheit überhaupt heilbar ist, was im Falle der Epilepsie nach Kap. 2 nur bedingt zutrifft - dem Bereich der natürlichen Kräfte angehören müssen, die ja das Leiden auch verursacht haben. Das durch Feuchtigkeit Entstandene wird durch das Trockene oder das weniger Feuchte bekämpft. Damit wird gleichzeitig eine Abgrenzung gegen die magische Behandlungsmethode vorgenommen; nidit darf der Satz im Sinne einer homöopathischen Behandlung verstanden werden, was im Gegensatz zu den folgenden Therapieangaben stehen würde'. Der Arzt hat dabei zu berücksichtigen, daß ein und dasselbe Pharmakon, je nach der vorliegenden Krankheitsursache, eine Steigerung (x^ocpfi) oder eine Minderung (xaxcooig) eines Leidens bewirken kann, (tgocpr) ist hier in einem anderen Sinne gebraucht als kurz darauf; die gleiche Bedeutung wie hier findet sich De vet. med. 6.40,1-3 Hbg. 5fjA.ov w xQooeveyßEV xfi nèv vovacp TQOcpTj re xal ai§T)0ig yivóiaevov, tò> 8è ocofi.ati cpftiaig te xai dgecoaxir). Zu xaxcoaig vgl. Aer. 14. 69,10 Hbg. xò ¡lèv acpaiQoeiSèg xfjg xecpaWjg xaxovtai, To 8è |xf|xo5 ai5|Etai.) E r wird jeweils dasjenige verordnen, was der Krankheit am feindlichsten ist, wobei „feindlich" gleichbedeutend ist mit „entgegengesetzt" (Müller, Heilung 228; vgl. auch De octimestri partu 7,446,17 ff. Li. eveati iigòg exaatov jtokkà (lèv atip.(pégovxa, itoXXà 8è jtoÀi|xia. ex (ièv oiv Tà>v od|xcp£qóvtù>v ai te vyieiai yìvovtcu xal al avi;r|aiEg, èx 8è tùv èvavTtcov al re vovaoi xal ot lavatoi.) Das bedeutet nidit, daß der Arzt den entgegengesetzten Zustand herstellt; das wäre wiederum Krankheit; vielmehr wird er das Feuchte bis zu dem Punkte beseitigen, in dem es sich mit dem Trockenen im Gleichgewicht befindet. Der letzte Paragraph nimmt noch einmal die Begriffe auf, die bereits in Paragraph 4 verwendet worden waren (Ringkomposition), und zwar teils wörtlich (èmaraodai — èmataxai; tòv xaigòv öiayivcoaxcov — toìig xaiQoùg öiavivcoaxoi), teils sinngemäß (t(?o05/xö bk Oeqo?: Zum Wechsel des Kasus vgl. Aer. 6 1 , 1 5 T ° v bk XEinwva/ xoi ö e ft&Qovg. i i , i owxiÜQajtxai © : awxixpocpEv MC; vgl. Nat. Horn. 6 , 4 4 , 1 Li. TEdpaitTcn. 11.7 Den ganzen Paragraphen wollte Wilamowitz streichen; der Text wird jedoch durch das Wort jtoXimAr|dir) gesichert, welches im CH nur noch Aer. 6 9 , 3 0 begegnet. Zur Auslassung von iaxi vgl. 3 , 1 . 1 2 , 1 Verdächtig sind die Abweidlungen in aixcnv 6 olxo; f| M, f| aüxcp xa olxia 0 . „Haus" heißt im C H sonst oIxr][J.a (M. S. 1 3 , 8 ) . Also Interpolation, so daß f]v \ikv ¿YYijg f), oixaös zu schreiben wäre? 1 2 , 4 8v fiv in 0 , das wie M Yiviixraouai liest, dürfte falsch sein; es sei denn, daß 0 einen a-Fehler tradiert, der in M durch Schreibung von xiva für äv beseitigt wurde; dann wäre 8v yivuhjxcocji einzusetzen.
13,3 v o x m ö e ; wie Aer. 70,3.
B e m e r k u n g e n zu einzelnen Textstellen
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13,5 Xavav'i^Ei: in der H s . Vaticanus 277 = R als xQ^ixati^ei e r k l ä r t , w a s K i n d (vgl. S. 48) z u äecop.axi^Ei emendierte. Dieses I n t e r p r e t a m e n t h a t N a c h m a n s o n , w i e die anderen dieser H s . , f ü r E r o t i a n vindiziert. 'Wörtlich w ä r e Xavavi^eiv ein Xdvavov, d. h. einen d ü n n e n langen Kuchen machen - eine plastische D a r s t e l l u n g der W i r k s a m k e i t des N o t o s ( K i n d ) . G e w a g t e B i l d h a f t i g k e i t ist dem A u t o r nicht f r e m d , er n e n n t die G o t t heit i m m e r h i n ein Reinigungsmittel (1,45)! Vielleicht heißt das W o r t hier aber nichts anderes als „schwach sein". 13,10 tajcvQotiQCQV: s t ä r k e r als d e r Mensdi. 1 3 , 1 1 / 1 2 D i e Gegenüberstellung d e r P a r r . 3 / 4 u n d j / 1 0 zeigt, d a ß entsprechend P a r . 4 (der Boreas w i r k t auf die Menschen) in P a r . 10 v o n d e r W i r k u n g des N o t o s auf den Menschen gesprochen w i r d . S u b j e k t in diesem P a r a g r a p h e n ist m. E . deshalb n u r 6 voxog. Mit xwv dvijicov h a t demnach bereits ein neuer Satz begonnen, dessen V e r b i n d u n g mit d e m v o r a u f g e g a n g e n e n in der überlieferten F o r m schwierig ist. Eine v e r b i n d e n d e P a r t i k e l e t w a nach £v m a g ausgefallen sein. 1 3 , 1 2 ¿v xcöv dvincov Tflai iiexaXXayfiai a m A n f a n g u n d £v xfjai UExaßoXfjcri x. jtveundxwv am E n d e stilistisch gewollt. Vgl. A e r . 75,28 6id x a g \i£xa>.).ayät; x ü v (üq£cov 8x1 (lE^AXai "yivovxai x a i n v x v a l . . . x a l jtvEiduma, c&v p,exaßoXal JtoXXai xal jtavxoöajtai. 14,5 di^dtai 0 : ¿r|{Kr) x a l dutEigiii M : Xr)ai@etv (ti xivi) 18,4 àipavi^eiv 1,29.31 - pass. 1,23
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Indices
àcpijxEiv (IF? TI) 1,27 à c p i é v a i 1,37 4,1 5,8 (v. 1.) à c p i x v E Ì a f t a i ( I g n ) 16,4.5 à ( f 0 Q 0 q 1,29 (ex corr.) àcppetv 7,10 à(f>eÓ5 1,37 7,1.10 fi q> Q co v 7,7 acpwvog 7,1.3.7 10,6 fi x Q1 c. coni. 6,3 P a v a u o i r i 18,6 p i à ^ E i v pass. 1,35 2,3 PTR) jipòg -T]V 6,2 iircò -R|G 7,11 P i o ? 1,32 pXàjiTEiv 1,23 - pass. 8,5 P ^ e j c e i v 14,2.6 P o ò v 1,8 10,5 15,5 P o n t e s pi. 15,2 P o e é r i s 13,3 P ó q e 10 5 (jiveunata) 10,4 - (tò) -ov 8,7 x& - a 13,1.12 P o i ) ; pi. 1,22 (48,27) P Q a % t co v
ppvxào^ai Pgixso^ai
(6E|IÓS) 3,5
1,33 1,33 codd. (47,36)
V a X r i v i ^ E i v 13,5 (v.l.) yàQ* 1,6.13.14 al. à M à y. 3,1 Hai y. 13,4 NÈV Y- 10,3 13,3 15,2 TE y. 9,2 fiv |ièv y. 1,33 6,4 V e * 1,6.22 17,4 al. Y' o5v 1,45 èyó Y éX,co? pi. 14,1 Y é v O;
XOTÙ - O ; 2 , 4
Yfì 1,29.42 13,6.8 yiveoòai* 1,1.6.25 al. (Iv tvvi) 10,8 ÈxiXrjnTa (se. jiatSLa) y. 5,8 sim. 6,4 8,5 10,8 11,1.6 13,1 - nasci 5,2 11,2
Yivóoxeiv 16,2
1,4
12,4 bis
(TÌ TIVI) 1 1 , 3
yXàaaa 14,6 16,2 Y vó) (ir) 15,7 16,4 ¿1 -ri? 1.29 YÓvog 2,5
13,13
15,1
s e q . fin 1 1 , 5
(àvdpcójiou) 1,31
8 a i | x ò v i o ; TÒ-ov 1,27 12,2 S é * 1,4.7.8 al. x a ì . . . 8é 3,3 7,9 fiera 8è . . . taura 6è 5,9 S s i S e i v 10,5 & s l ( i a pi. 14,4 15,3 (wxxóg) 1,38 8 eIv 5,3 - impers. seq. inf. 18,2 seq. acc. c. inf. 2,7 18,4 - med. (uvóg) 1,32
8 e i v 6 ; 1,30 SEixvtìvat, seq. acc. c. part. 1,5 8 e £ i ó s (Peax'wov) 3,5 (ouq) 3,7 (òcpdaX(AÓg) 3,7 xà èjtì - à 3,4 - Tà - à I,33 3,5.6 7,2 8,7 10,1 8e?iÓTT)s 1,20 8 é o g pi. 12,4 8 i e (ta 3,6 (aiYeiov) 1,18 - pi. (aÌYEta) 1,22 S É x e o d a i 17,3 (JIVEÌ(ia) 6,3 (f|éQa) 7,15 8,6 8f| Et 8f[ 1,31.43 8iò 8f| 11,7 8T)XOVÓTI
11,5
8là c. gen. 3,4.5.6 4,3 (v.l.) - c. acc. 8ià TÒ dau|j.àaiov 1,5 9,2 17,4.6 8là T68E 8,5 9,3 13,1
7,12 sim. sim.
8 i à TOOTO 1 1 , 6
S i a P g é x E i v pass. 11,2 ó i a y y é M e i v 16,3 S i à Y E i v 5,7 S i a Y i v ó a x e i v 14,2.3 (il,18) 18,4.6 S i à Y v c o o i ; 16,5 8 i a d e Q ( i a i v E i v pass. 6,3 10,2.8 II,7 15,5 bis S t a i T a 18,6 S i a x Ó J i T E i v 11,4 8 i a x e l v e i v 2,7 14,3 S i a X é Y E i v med. 14,6 8 i a X . X à o o e i v (|J.OQ(>oia pi. 6,5 8iaaT(>écpsiv 9,1 - pass. 7,1.9 8 i a o < [ ) ^ e i v pass. 1,4 S i a T E Ì v e i v med. 3,8 8 i a c p a v f | ; 13,3 SiaqpdetQeiv pass. 6,1 9,5 8 lacp do pf| (èYXEcpàXou) 15,1 81 à q> o q o ; aùxò; écouToù 8.17,9 SiaxEÌv 13,5 (il,42) - pass. 7,8 (è; cp/iPas) 6,3 Siàxwoi? (iyv.EYEIV 3,2 8IEX8UEIV
med. intr. 7,12
6 i e | i é v a i . 4,3 S i E c d i e i v pass. (èvxétpaXog) 11,6 8ió 3,2 7,12 9,2 13,4.11 (ex corr.) 16,6 8. 8T| 11,7 8. xaì 17,10 8 IÒTI
17,8
8utA.óo; 3,2 8voEIV é Q ¡IR) v E i) g
(OUVEOIV) 1 6 , 6 (TC6V a i t ò T O Ì f i é p o g YIVONÉ-
vcov) 16,1 LE D N
a
1,45 (v. 1.)
( v . 1.)
HOIXÌXXEIV
èg
nàvTa xai ÈG rf|v •voiaov TAT>VR)v 1,32 öiaXXaooEiv TT|V NOQCPF)V èg I T E QOV elöog 13,8 èg TTJV ÀXOT)V auußaXXecdai 17,5 èg TÒV JIXEUO xQ^vov 8,5 ÈOÓYEIV med.4,1 è a d i E i v 1,12.21(52,2) - pass. 1,23 bis è o i é v a i 1,46(53,4) ig Tàg xoiXiag è. 7,6 sim. 7,10.11(53,4) E a x a T o g Tà -a 1,30 gTEgog 1,3.5.25.26.44 2,3.6 3,5 13,8 -ov -to 18,3 - ènl dÄTEga 8,3 9,5 ETi oi(x) . . . 'é. 1,31 8,5 ETog 10,10 EÙ8ÌT) 1,29.31 Eùftvg 4,3 10,6 11,7 12,1 13,5 e v k o e l ri (Tpójiou Tfjg Hiaiog) 1,4 E Ù g i a x E i v seq. acc. c. part. 11,4 EÜOEßElT) 1,28 EÙCJE ßr| g
TÒ - É g 1 , 2 8
eticpgoavvTi pi. 14,1 EÜXEO^ai 1,41 I [IATOG) 2 , 5
(eg TI) 7,4.5.6 (v. 1.) 10,8 (xaTa TI) 15.6 èg* 1,41(53,2).42 3,3(J3,2).4.5(5.?,2). 6.7.8 4,1 5,7 6,3 7,1.3.4.5.6 (53,2).ll 8,3.7(53,3) 10,1 bis.8 12,1 15,3.8 16,3.4.5(53,2) 17,3(53,2).7 ir)aiv xadiaTaodai èg TÒ àartpaXÉg 1,12 È ? TÒ deiov À