Die Gießformen in West- und Süddeutschland (Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg, Bayern) 9783515119818

In jüngster Zeit erlangen Untersuchungen zur Herstellung von Bronzeobjekten besondere Bedeutung. Der Band dokumentiert a

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German Pages 447 [449] Year 2018

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Table of contents :
VORWORT
INHALTSVERZEICHNIS
EINLEITUNG
ARBEITSGEBIET UND SAMMLUNGSUMFANG
ZUR FORSCHUNGSGESCHICHTE
LITERATUR ZU GIESSFORMEN
QUELLENKRITIK
ZUM QUELLENGEHALT DER GIESSFORMEN
GIESSFORMEN ALS BELEG FÜR DEN PRIMÄREN PRODUKTIONSPROZESS
ZUR QUELLENLAGE
HÖHENSIEDLUNGEN
FLACHLANDSIEDLUNGEN
FEUCHTBODENSIEDLUNGEN
DEPOTS
GRÄBER
BEMERKUNGEN ZUR TERMINOLOGIE
BEMERKUNGEN ZUR CHRONOLOGIE
DER FUNDSTOFF
GIESSFORMEN AUS KERAMISCHEM MATERIAL
FUNDBESTAND
Gießform für Nägel
Gießformen für glatte Ringe: Gießform mit einem Negativ
Gießformen für glatte Ringe: Gießform mit mehreren Negativen
Gießformen für Barren(?)
Gießformen für unbestimmte Objekte
ROHMATERIAL
ZUR HERSTELLUNG DER FORMEN
FUNKTIONSWEISE
GEBRAUCHSSPURENANALYSE
ZEITSTELLUNG
VERBREITUNG
GIESSFORMEN AUS BRONZE
FUNDBESTAND
Gießformen für Lappenbeile
Gießform für den Griff eines Vollgriffschwertes vom Typ Mörigen
Gießform mit unbestimmter Funktion
Die „Gießform“ von Sipplingen
ROHMATERIAL
ZUR HERSTELLUNG DER FORMEN
FUNKTIONSWEISE
GEBRAUCHSSPURENANALYSE
ZEITSTELLUNG
VERBREITUNG
GIESSFORMEN AUS STEIN
FUNDBESTAND
Gießform für Schwerter
Gießformen für Dolche
Gießformen für Lanzenspitzen
Gießformen für Pfeilspitzen
Gießformen für Beile und beilförmige Barren
Gießformen für Tüllenhämmer
Gießformen für Meißel
Gießformen für Sicheln
Gießformen für Messer
Gießformen für Rasiermesser
Gießformen für Anhänger
Gießformen für Nadeln
Gießformen für gerippte Fingerringe
Gießformen für kleine Ringe
Gießform für einen Ringstab(?)
Gießform für Nagelstifte(?)
Gießformen für Stab-, Oval- und Rechteckbarren(?)
Gießformen für Gusskerne
Gießformen für unbestimmte Objekte
ROHMATERIAL
ZUR HERSTELLUNG DER FORMEN
FUNKTIONSWEISE
GEBRAUCHSSPUREN
ZEITSTELLUNG
VERBREITUNG
Albrecht Jockenhövel:
Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und Älteren Eisenzeit mit
Beigaben aus dem Gießereiwesen (Gießformen, Düsen, Tiegel)
INHALTSVERZEICHNIS
Einleitung
Vorbemerkung
Schwerpunkte der Studie
Zur Definition von Werkzeug und Gerät
Zur bronzezeitlichen Werkzeugkunde
Zur Definition eines Handwerkergrabes
Quellen zum Handwerk
Zur Forschungsgeschichte
Zur Quellenbasis von Handwerkergräbern
Katalog der Gräber mit Gießformen
Endneolithische und älterbronzezeitliche Gräber mit Gießformen
Mittelbronzezeitlicher Kontext mit Gießformen
Jungbronzezeitliche Gräber mit Gießformen
Lausitzer Kulturgebiet
Piliny-Kultur
Trzciniec-Kultur
Südskandivanien und Baltikum
Eisenzeitliche Gräber mit Gießformen
Zu archäometallurgischen Funden von Lăpuş (Maramureş, Rumänien)
Zum Befund von Žákava (Westböhmen)
Zur Gießform von Kratzeburg (Mecklenburg-Vorpommern)
Auswertung
Quellenkritik
Zeitstellung
Verbreitung
Zum sozialen Kontext
Zur Funktion
Zur Produktpalette der Gießformen aus Gräbern
Düsen als Grabbeigaben
Tiegel als Grabbeigaben
Zum Repertoire der Gießer und ihrer Arbeitsorganisation
Zusammenfassung und Ausblick
Literaturverzeichnis
Ortsregister
VERZEICHNISSE UND REGISTER
VERZEICHNIS DER ALLGEMEINEN ABKÜRZUNGEN
LITERATURVERZEICHNIS
VERZEICHNIS DER MUSEEN UND SAMMLUNGEN
VERZEICHNIS DER FUNDORTABKÜRZUNGEN AUF TAFEL 66/67
ORTSREGISTER
TAFELN
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Die Gießformen in West- und Süddeutschland (Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg, Bayern)
 9783515119818

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P RÄH I STO R I S C H E B RO N Z E F U N D E Abteilung XIX, 3. Band

M I CHAE L OVE RB E C K

Die Gießformen in West- und Süddeutschland (Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg, Bayern)

F R AN Z STE I N E R VE R LAG STUTTGART

PBF XIX, 3 (Overbeck)

PRÄHISTORISCHE BRONZEFUNDE Begründet von Hermann Müller-Karpe

Im Auftrag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz und im Rahmen der Union Internationale des Sciences Préhistoriques et Protohistoriques

herausgegeben von ALBRECHT JOCKENHÖVEL Westfälische Wilhelms-Universität Münster in Westfalen und UTE LUISE DIETZ Goethe-Universität Frankfurt am Main

AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN UND DER LITERATUR, MAINZ 2018

PRÄHISTORISCHE BRONZEFUNDE ABTEILUNG XIX ∙ BAND 3

Die Gießformen in West- und Süddeutschland (Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg, Bayern) von MICHAEL OVERBECK (Dortmund)

mit einem Beitrag von ALBRECHT JOCKENHÖVEL (Münster)

Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und Älteren Eisenzeit mit Beigaben aus dem Gießereiwesen (Gießformen, Düsen, Tiegel)

FRANZ STEINER VERLAG STUTTGART 2018

Das Vorhaben „Prähistorische Bronzefunde“ der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur wird im Rahmen des Akademienprogramms von der Bundesrepublik Deutschland und von den Ländern Hessen und Nordrhein-Westfalen gefördert.

Schriftleitung: Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz Prähistorische Bronzefunde Arbeitsstelle Frankfurt Institut für Archäologische Wissenschaften der Goethe-Universität Abteilung Vor- und Frühgeschichte Varrentrappenstraße 40–42, 60486 Frankfurt a. M. Arbeitsstelle Münster Historisches Seminar der Westfälischen Wilhelms-Universität Abteilung für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie Robert-Koch-Str. 29, 48149 Münster Redaktion: Michael Overbeck, Albrecht Jockenhövel, Tanja Jentsch, Ulrike Wels-Weyrauch Zeichnungen: Gerhard Endlich, Margot Kreuder, Renate Roling, Koviljka Zehr-Milić Satz: Tanja Jentsch, 7Silben

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. ISBN : 978-3-515-11981-8

© 2018 by Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz Jede Verwertung des Werkes außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Übersetzung, Nachdruck, Mikroverfilmung oder vergleichbare Verfahren sowie für die Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen. Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier. Druck: Memminger MedienCentrum, Memmingen Printed in Germany

VO RWO RT

Die vorliegende Arbeit entstand in ihren Grundzügen bereits in den Jahren 2001 bis 2002 neben meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am damaligen Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Nach einer mehrjährigen Unterbrechung – im Wesentlichen bedingt durch die Einbindung in andere Forschungsprojekte – eröffnete mir die Akademie der Wissenschaften und Literatur Mainz die Möglichkeit, die Arbeiten an dem Manuskript wieder aufzunehmen und schließlich zu vollenden. Für die finanzielle Förderung – ohne die dieses Vorhaben nicht hätte umgesetzt werden können – danke ich sehr herzlich. Den beiden Herausgebern Dr. Ute Luise Dietz und Prof. Dr. Albrecht Jockenhövel gilt mein besonderer Dank für die Aufnahme des Manuskripts in die Reihe „Prähistorische Bronzefunde“. Herr Prof. Jockenhövel – auf dessen Anregung hin ich seinerzeit mit der Materialaufnahme begann und die ersten Museumsreisen unternahm – hat durch umfangreiche Förderung die Arbeiten bis zur Drucklegung stets begleitet. Seine Studie zu Alteuropäischen Gräbern der Kupferzeit, Bronzezeit und Älteren Eisenzeit mit Beigaben aus dem Gießereiwesen (Gießformen, Düsen, Tiegel) ergänzt als eigenständiger Beitrag im zweiten Teil dieses Bandes die Vorlage der Gießformen in West- und Süddeutschland (Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg, Bayern). Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von PBF, Arbeitsstelle Frankfurt a. M., danke ich für die große Unterstützung und sehr angenehme Zusammenarbeit im Rahmen zahlreicher Besuche in der Redaktion. Stellvertretend nennen möchte ich Frau Dr. Ute Luise Dietz sowie Frau Dr. Ulrike WelsWeyrauch. Frau Koviljka Zehr-Milić besorgte gemeinsam mit Frau Margot Kreuder u. a. die Montage der Tafeln. Herr Gerhard Endlich fertigte mit größter Sorgfalt und höchster Präzision die exakten Reinzeichnungen des vorliegenden Bandes. Dank gebührt außerdem den zahlreichen Kolleginnen und Kollegen der verschiedenen Denkmalämter, Museen und Universitäten im Arbeitsgebiet, ohne deren Hilfsbereitschaft und freundliches Entgegenkommen mir ein Zugang zu den Objekten verwehrt sowie eine Aufarbeitung anhand von Originalstudien unmöglich gewesen wäre. Für die stets geduldigen Auskünfte sowie die großzügige Erlaubnis zur Aufnahme auch unpublizierter Funde in den vorliegenden Band, danke ich besonders:1 Prof. Dr. W. Adler (Saarbrücken), Prof. Dr. J. Baulig (Saarbrücken), C. Bergmann M. A. (Gelnhausen), Dr. J. Biel † (Stuttgart), Dr. Chr. Bockisch-Bräuer (Erlangen), L. Börner M. A. (Speyer), Dr. Jörg Bofinger (Esslingen/N.), K. Böhm M. A. (Straubing-Bogen), Dr. A. Boos (Regensburg), Dr. W. Czysz (Thierhaupten), Dr. Rolf Dehn † (Freiburg), Dr. H. Dietrich (Thierhaupten), Dr. D. Ebner (München), Dr. K. Eckerle (Karlsruhe), K. Eckes (Flörsheim-Wicker), Dr. D. van Endert (München), Dr. Bernd Engelhardt † (Regensburg), Prof. Dr. F. Falkenstein (Würzburg), A. Frisch M. A. (Regensburg), Diplom-Restauratorin St. Gasteiger (München), Dr. A. Gaubatz-Sattler (Karlsruhe), Prof. Dr. R. Gebhard (München), Dr. I. Görner (Stuttgart), Dr. B. Grimmer-Dehn (Freiburg), Dr. M. Grü1 Die bei den genannten Personen angegebenen Ortsnamen beziehen sich auf ihre dortige Anstellung zur Zeit meiner Besuche bzw. Anfragen.

VI

Vorwort

newald (Worms), Dr. B. Hallmann-Preuß (Bad Dürkheim), Dr. B. Heide (Mainz), Dr. E. HellerKarneth (Alzey), Dr. U. Himmelmann (Speyer); Dr. A. Hofmann M. A. (Nürnberg), Dr. M. Hoppe (Bamberg), Th. Hoppe M. A. (Stuttgart), B. Hünerfauth M. A. (Speyer), Dr. L. Husty (StraubingBogen), Dr. Chr. Jacob (Heilbronn), Dr. I. Jensen (Mannheim), Dr. I. Kappel (Kassel), Dr. E. Keefer (Stuttgart), Dr. J. Klug-Treppe (Freiburg), E. Knaus-Reinecker M. A. (Bad Reichenhall), K. von Kurzynski M. A. (Wiesbaden), PD Dr. Dipl.-Kult. Man. J. Lang (Bad Reichenhall), Dr. C. Lichter (Karlsruhe), Dr. J. Lindenthal (Friedberg), Dr. H. Löhr (Trier), Dr. K. Mansel (München), Prof. Dr. G. Moosbauer (Straubing), Dr. M. Müller † (Fulda), P. Ch. Müller (Bad Säckingen), M. Nadler M. A. (Nürnberg), P. Neumann-Eisele (Kelheim), Dr. H. Pastor Borgoñón (Freiburg), Dr. J. Petrasch (Tübingen), Dr. B. Pinsker (Darmstadt), Dr. J. Prammer (Straubing), Dr. V. Rupp (Friedberg), Dr. R. Sandner (Thierhaupten), P. Schlemper M. A. (Rastatt), Dr. H. Schlichtherle (Gaienhofen-Hemmenhofen), Dr. D. Schmid (Tübingen), Dr. K. Schmotz (Deggendorf ), Dr. H. Schwarzberg (München), Dr. B. Sorcan (Kelheim), Dr. L. Sperber (Speyer), Dr. T. Springer (Nürnberg), Dr. Chr. Steinmann (Regensburg), Dr. A. Thiel (Esslingen/N.), Prof. Dr. Th. Uthmeier (Erlangen), W. Wandling M. A. (Salzweg), G. Weber M. A. (Dietzenbach), Dr. T. Weski (München), B. Willscheid (Neuwied), Dr. E. Zahn-Biemüller (Würzburg). Die Arbeit orientiert sich in Aufbau und Gliederung an dem Vorgängerband von Detlef Jantzen „Quellen zur Metallverarbeitung im Nordischen Kreis der Bronzezeit“ (PBF XIX, 2). Dadurch soll gewährleistet werden, dass der Fundstoff der beiden aneinander angrenzenden Arbeitsgebiete unmittelbar vergleichbar ist. Wiederholungen wurden durch eine vergleichsweise knappe Darstellung der allgemeinen technischen Grundlagen zum Bronzeguss weitestgehend vermieden. Januar 2018

Michael Overbeck

I N H A LT S V E R Z E I C H N I S

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Arbeitsgebiet und Sammlungsumfang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Zur Forschungsgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Literatur zu Gießformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Quellenkritik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 3 Zum Quellengehalt der Gießformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Gießformen als Beleg für den primären Produktionsprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Zur Quellenlage. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 1 Höhensiedlungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Flachlandsiedlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Feuchtbodensiedlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Depots . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Gräber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Bemerkungen zur Terminologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Bemerkungen zur Chronologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Der Fundstoff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 Gießformen aus keramischem Material . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fundbestand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gießform für Nägel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gießformen für glatte Ringe: Gießform mit einem Negativ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gießformen für glatte Ringe: Gießform mit mehreren Negativen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gießformen für Barren(?) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gießformen für unbestimmte Objekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rohmaterial. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zur Herstellung der Formen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Funktionsweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gebrauchsspurenanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeitstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verbreitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gießformen aus Bronze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fundbestand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gießformen für Lappenbeile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gießformen für mittelständige Lappenbeile (Typ Lindenstruth-Obernbeck) . . . . . . . . . . . . . . Gießformen für oberständige Lappenbeile (Typ Homburg, Variante Odendorf-Gössenheim). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gießformen für oberständige Lappenbeile (Kerntyp Homburg) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

56 56 60 61 62 64 64 65 68 71 73 74 74 75 75 76 76 78 80

VIII

Inhaltsverzeichnis

Gießform für den Griff eines Vollgriffschwertes vom Typ Mörigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 Gießform mit unbestimmter Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 Die „Gießform“ von Sipplingen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 Rohmaterial. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 Zur Herstellung der Formen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 Funktionsweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 Gebrauchsspurenanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 Zeitstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 Verbreitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 Gießformen aus Stein. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 Fundbestand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 Gießform für Schwerter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 Gießformen für Dolche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 Gießform für einen Dolch mit Griffplatte und eine Lanzenspitze(?) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 Gießform für einen Dolch mit Rahmengriff sowie zwei Gegenstände mit unbekannter Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 Gießformen für Lanzenspitzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 Gießform für eine Lanzenspitze und einen Barren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 Gießform für eine Lanzenspitze, einen Dolch und einen Meißel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 Gießformen für Pfeilspitzen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 Gießformen für Pfeilspitzen und unbestimmbare Objekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 Gießformen für Beile und beilförmige Barren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 Gießform für ein Absatzbeil und einen stabförmigen Barren(?) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 Gießformen für einen beilförmigen und einen stabförmigen Barren(?) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 Gießform für ein Randleistenbeil(?) und ein unbestimmtes Objekt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 Gießform für ein Absatzbeil und einen Anhänger(?) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 Gießform für ein Lappenbeil und einen stabförmigen Barren(?) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 Gießform für ein Lappenbeil(?) und eine Nadel(?) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 Gießform für Lappenbeile und Messer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 Gießform für ein Absatzbeil, ein Messer und ein unbestimmtes Objekt . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 Gießformen für Tüllenhämmer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 Gießformen für Meißel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 Gießform für einen Tüllenmeißel und einen stabförmigen Barren(?) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 Gießformen für Sicheln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 Gießform für eine Sichel und einen Barren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 Gießform für eine Sichel und ein unbestimmtes Objekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 Gießform für eine Sichel, ein Messer, ein Rasiermesser und einen stabförmigen Barren . . . . . 148 Gießformen für Messer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 Gießformen für Messer und stabförmige Barren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 Gießformen für Rasiermesser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 Gießformen für Anhänger. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158 Gießform für zwei Anhänger und unbestimmte Gegenstände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 Gießform für eine Ringscheibe(?) und einen unbestimmbaren Gegenstand . . . . . . . . . . . . . . . . 161 Rezente(?) Gießform für zwei Radanhänger(?) und ein Rasiermesser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 Gießform für einen Anhänger, ein Messer(?) und einen stabförmigen Barren(?) . . . . . . . . . . . . . 162

Inhaltsverzeichnis Gießformen für Nadeln. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gießformen für Nadeln(?) und unbestimmte Objekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gießformen für gerippte Fingerringe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gießform für einen Fingerring und zwei Messer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gießformen für kleine Ringe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gießform für kleine Ringe und ein unbestimmtes Objekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gießform für kleine Ringe und eine Nadel(?) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gießform für kleine Ringe und Pfeilspitzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gießform für kleine Ringe und einen stabförmigen Barren(?). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gießform für kleine Ringe und einen unbestimmten Gegenstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gießform für einen Ringstab(?). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gießform für Nagelstifte(?) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gießformen für Stab-, Oval- und Rechteckbarren(?) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gießform für stabförmige Barren(?), einen Meißel(?) und ein unbestimmtes Objekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gießformen für Gusskerne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gießformen für unbestimmte Objekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rohmaterial. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zur Herstellung der Formen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Funktionsweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gebrauchsspuren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeitstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verbreitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

IX 163 166 167 169 170 172 172 172 172 173 173 174 175 178 179 181 188 201 204 207 209 211

Albrecht Jockenhövel Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und Älteren Eisenzeit mit Beigaben aus dem Gießereiwesen (Gießformen, Düsen, Tiegel) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 Verzeichnisse und Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 339 Verzeichnis der allgemeinen Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verzeichnis der Literaturabkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verzeichnis der Museen und Sammlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verzeichnis der Fundortabkürzungen auf Tafel 66/67 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ortsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tafeln 1–70

340 341 361 362 363

EINLEITUNG „Die Archäologische Denkmalpflege ist der Sachwalter der ältesten Denkmäler, Zeugnisse und Urkunden unserer Herkunft und unserer Geschichte auch gegenüber politischen, Vereins- und persönlichen Interessen. Sie muß in die Lage versetzt werden, ihre Aufgabe zu erfüllen!“ F.-R. Herrmann, Denkmalpflege in Hessen 1/1989, 6

Die Gewinnung und Verarbeitung von Metall (Bergbau – Verhüttung – Weiterverarbeitung) stellt zusammen mit der Distribution von Fertigobjekten einen der zentralen ökonomischen Faktoren der Bronzezeit Mitteleuropas dar. Die seit der Frühbronzezeit deutlich ansteigende Metallmenge und das spezifische Auftreten von Metallfunden in Siedlungen, Gräbern und Depots/Horten bis zum Ende der späten Urnenfelderzeit geben seit langem Anlass zu anhaltenden und kontroversen Diskussionen in Bezug auf die (zeitlich und regional unterschiedliche) sozioökonomische Bedeutung der Metallurgie. Für die verschiedenen Abschnitte der Bronzezeit steht die Rolle der Metallurgie bei der Herausbildung stratifizierter Gesellschaften,1 der Initiierung früher Zentralisierungsprozesse2 sowie bei der Entwicklung von Austausch, Handel und Verkehr im Fokus holistischer Betrachtungen und Theoriemodelle.3 Ohne Zweifel war die Beherrschung der für diese Epoche charakteristischen Fertigungstechnik des Legierens und Vergießens von Zinnbronze Bedingung für eine gegenüber der Stein- und Kupferzeit vollkommen andersartige materielle Kultur.4 Durch das Gießen von Bronze in archäologisch überlieferten Formen aus u. a. keramischem Material, Bronze oder Stein konnte Prestigeobjekten, Trachtbestandteilen, Waffen und Geräten gänzlich neue Formen verliehen werden. Vor allem die Gießformen5 sind daher das kennzeichnende Werkzeug bronzezeitlicher Handwerker6 und bilden eine der zentralen Quellengruppen bronzezeitlicher Metallurgie. Obwohl die Beschäftigung mit Relikten der Bronzeproduktion und -verarbeitung inzwischen eine gewisse Tradition in der archäologischen Forschung besitzt und entsprechende Funde zumeist im Zusammenhang mit regionalen Einzeluntersuchungen durchaus zahlreich vorgestellt worden sind, fehlt für das mittlere und südliche Westdeutschland bisher eine einheitliche Gesamtdarstellung. Mit dem Ziel, einen systematischen Überblick über den bis Ende 2011 vorliegenden Forschungs- und Bearbei1 Strahm 1994; Winghart 1998a; 1998b; Krause 2002; Strahm 2002; Bartelheim 2007; 2009. 2 Schauer 2006/2007; Schußmann 2012. 3 Jockenhövel 1990; Möslein/Winghart 2002; Kienlin 2008. 4 Spindler 1971; Krause 1998; Pernicka 1998; Winghart 1998b; Sperber 1999; Möslein/Winghart 2002; Bachmann et al. 2004. 5 Zur Verwendung des Begriffes „Gießform“ anstelle von „Gussform“: Jantzen 2008, 6. 6 Weil die Befundlage bisher keine allgemeinen Aussagen zur sozialen Stellung der „Metallverarbeiter“ oder „Gießer“ im Arbeitsgebiet zulässt, wird im Folgenden die gebräuchliche Bezeichnung „Handwerker“ beibehalten. Während im „Hauswerk“ ein „Alleskönner“ im Rahmen einer unregelmäßigen Teilbeschäftigung ausschließlich für den eigenen Bedarf produzierte, wird der

„Handwerker“ nach heutigem Verständnis im Allgemeinen mit einem Berufshandwerker gleichgesetzt, der im Auftrag und/oder für einen wie auch immer gearteten Markt produzierte. Der „Handwerker“ ist im Gegensatz zum „Alleskönner“ ein Spezialist, der (auch als Wanderhandwerker) ausschließlich im Handwerk unter den Bedingungen einer Subsistenzwirtschaft tätig war. E. Schlesier erweiterte die Terminologie und führte zusätzlich den Begriff des „Subsistenzhandwerkers“ ein: „Unter Subsistenzhandwerker will ich also einen Handwerker verstehen, der im Rahmen der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung [...] seine spezialisierte, auch auf Auftrag oder Angebot für Handel und Markt gerichtete Arbeit unter den Bedingungen der Subsistenzwirtschaft verrichtet, in der er als Individuum [...] auch auf dem Nahrungssektor seinen Beitrag leistet.“ (Schlesier 1981)

2

Einleitung

tungsstand zu bronzezeitlichen Gießformen im Arbeitsgebiet zu liefern, soll mit dem kommentierten Katalog vorrangig eine vergleichende Zusammenschau unter Einbezug archäologisch-stilistischer sowie funktionstechnischer Fragestellungen vorgelegt werden.

ARBEITSGEBIET UND SAMMLUNGSUMFANG

Das Arbeitsgebiet umfasst das südliche und mittlere Westdeutschland mit Ausnahme von NordrheinWestfalen (Abb. 1). Berücksichtigt wurden Funde aus den Bundesländern Hessen, Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Geographisch markieren im Süden die Alpen die Grenze und im Norden die nördliche Mittelgebirgszone. Das Arbeitsgebiet repräsentiert somit den westlichen Teil der „Zone nördlich der Alpen“ und schließt südlich an den Nordischen Kreis der Bronzezeit an. Der zeitliche Rahmen umfasst die gesamte Bronzezeit, beginnend mit dem überwiegend endneolithisch geprägten und noch wesentlich durch Kupferobjekte gekennzeichneten Abschnitt der älteren Frühbronzezeit (Stufe Bz A 1) und endend mit der späten Urnenfelderzeit (Stufe Ha B 3). In diesem letzten Abschnitt der Urnenfelderzeit erlebte die Metallverarbeitung in Süd- und Westdeutschland eine bis dahin nicht gekannte Blüte, die schließlich – erkennbar an einem deutlichen Wandel der materiellen Kultur und einhergehend mit einem sich verändernden Gesellschaftsgefüge – den Übergang zur Hallstattzeit einleitete. Wenn auch notwendigerweise keine in sich geschlossenen Naturräume, sondern moderne politische Grenzen und Verwaltungseinheiten das Arbeitsgebiet festlegen, so werden doch die Kernräume verschiedener bronzezeitlicher Kulturen erfasst. Dazu zählen u. a. nicht nur die regionalen Gruppen der nordwestalpinen Frühbronzezeit an Rhein, Main, Neckar und dem Bodenseegebiet, sondern auch die regionalen Gruppen der nordostalpinen Frühbronzezeit entlang der Donau und ihren Nebenflüssen Inn und Isar. Weiterhin schließt der Untersuchungsraum Teile des Verbreitungsgebiets der östlichen und westlichen Hügelgräberkultur sowie der zeitlich nachfolgenden westlichen und östlichen Gruppen der Urnenfelderkultur ein. Den Kern der Arbeit bildet der kommentierte Katalog der Gießformen mit einer formenkundlich archäologischen Einordnung der bis einschließlich zum Jahr 2011 bekannt gewordenen bzw. publizierten Funde aus dem Untersuchungsgebiet. 7 Die Formen werden u. a. im Hinblick auf die Fundumstände, ihre Funktion sowie Zeitstellung beschrieben und im nachgestellten Tafelteil in Abbildungen mit einheitlichem Maßstab und nach oben weisender Eingusspartie vorgelegt. In einigen Fällen sind auf den jeweiligen Abbildungen die zum Zeitpunkt der vom Verfasser vorgenommenen Materialaufnahme makroskopisch noch erkennbaren bzw. eindeutig als solche zu identifizierenden Gebrauchsspuren (z. B. Hitzeverfärbungen) durch Schraffur kenntlich gemacht. Die Basis der Katalogerstellung bildet eine systematische Durchsicht der verfügbaren Literatur. Bei der Literaturrecherche wurde Vollständigkeit angestrebt. An entlegener Stelle publizierte und schwer erreichbare Beiträge, wie z. B. Fundmeldungen in Heimatblättern mit deutlich regionalem Bezug, mussten in der Regel jedoch leider unberücksichtigt bleiben.8 Ergänzt wurde die Literaturrecherche durch eine 7 Erfasst wurden ausschließlich die eindeutig als Gießform zu identifizierenden Objekte. Halbfabrikate (Steinplatten mit Bohrungen, geschliffene Steine usw.) wurden im vorliegenden Katalog nicht erfasst. Erfolgt ausnahmsweise eine Nennung von Vergleichsfunden, so erhebt diese keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

8 Auf die grundlegende Literatur zu den Katalognummern wird in den jeweiligen Katalogabschnitten verwiesen. In den Fällen, in denen das angeführte Kurzzitat als bibliographischer Nachweis ausreichend ist, erfolgt keine nochmalige Nennung im Literaturverzeichnis.

Arbeitsgebiet und Sammlungsumfang

Abb. 1. Karte des Arbeitsgebietes (dunkel)

3

Einleitung

4

schriftliche Fundabfrage bei Denkmalbehörden und archäologischen Museen der verschiedenen Bundesländer. Insgesamt konnten auf diese Weise 176 bronzezeitliche Gießformen im Arbeitsgebiet identifiziert werden (Taf. 66. 67). In der Folge wurden an 64 % der Gießformen Originalstudien im Rahmen von mehreren Studienreisen durchgeführt. Dabei wurden die Gießformen ausschließlich makroskopisch auf äußere Merkmale hin überprüft. Von einer Sichtung der in Privatbesitz befindlichen Funde wurde abgesehen. Einige Gießformen waren aus verschiedenen anderen Gründen nicht erreichbar (21 %). Trotz Originalstudien und der damit verbundenen Neuaufnahme des Fundstoffs wurden nach Abgleich und bei entsprechender Übereinstimmung in zahlreichen Fällen bereits publizierte Umzeichnungen als Vorlagen für den Tafelteil genutzt und ggf. lediglich um Details sowie um Querschnitte und Seitenansichten ergänzt.

ZUR FORSCHUNGSGESCHICHTE

Ein umfassender Überblick über die allgemeine Forschungsgeschichte zur bronzezeitlichen Metallurgie wurde unlängst von D. Jantzen im Zusammenhang mit der Erforschung der Quellen zur Metallverarbeitung im Nordischen Kreis der Bronzezeit vorgelegt.9 Um inhaltliche Wiederholungen zu vermeiden, beschränkt sich die folgende Darstellung daher weitestgehend auf die Geschichte der Rezeption bronzezeitlicher Gießformen aus dem Arbeitsgebiet. Zeitraum

Anzahl der Gießformen

Angaben in % (gerundet)

bis 1850

10

6

von 1851 bis 1914

24

14

von 1915 bis 1945

25

14

von 1946 bis 2011

106

60

unsicher

11

6

gesamt

176

100

Tab. 1. Anzahl der Gießformen und Fundorte nach dem Zeitpunkt ihrer Auffindung bzw. ihres Erwerbs

Bis zum Jahr 1850 waren im Arbeitsgebiet insgesamt zehn Gießformen bekannt (Tab. 1). Da von sämtlichen Gießformen die aus Stein gefertigten besonders häufig sind, kann es nicht verwundern, dass sie als archäologische Funde besonders früh und relativ zahlreich in Erscheinung traten. Neben Gießformen aus Stein zählen aber auch die selteneren Gießformen aus Bronze in der Mehrzahl zu den früh bekannt gewordenen Funden. Die frühen Funde stammen aus einer Zeit nach den Befreiungskriegen (1813–1815) und dem Ende der französischen Herrschaft über Teile Deutschlands, zu der eine „nationalen Begeisterung“10 auch für die älteste Geschichte und ihre Hinterlassenschaften um sich griff. Gleichzeitig traten im Deutschen Bund in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine ganze Reihe früher denkmalpflegerischer Maßnahmen in Kraft, die zumindest teilweise auch umgesetzt worden sind.11 So existierten u. a. bereits seit der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert erste Meldepflichten von Funden, z. T. verbunden mit Entschädigungen für den Finder.12 Mit dem Ziel zu sammeln und zu be9 10 11

Jantzen 2008, 10–24. Herrmann 1990, 58. Von Uslar 1963.

12 So erging z. B. bereits 1808 in Bayern einen entsprechender Erlass (Eckerle 2000, 218).

Zur Forschungsgeschichte

5

wahren oblag archäologische Forschung sowie deren Vermittlung den im 19. Jahrhundert verstärkt aufkommenden Historischen Vereinen und Altertumsvereinen.13 Frühe Gründungen dieser Art gab es z. B. in den Gebieten der heutigen Bundesländer Hessen, Bayern und Baden-Württemberg.14 Soweit sich anhand der verfügbaren Aufzeichnungen heute noch nachvollziehen lässt, wurden die Gießformen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts überwiegend als Zufallsfunde z. B. bei Baumaßnahmen, Steinbruch- oder Feldarbeiten geborgen und stammen nicht aus gezielten Grabungen. Die Fundumstände müssen daher nahezu sämtlich mindestens als unsicher oder sogar weitestgehend unbekannt gelten. Die Formen werden in der Literatur überwiegend Depotfunden zugewiesen, deren ursprüngliche Zusammensetzung letztlich allerdings jeweils unbekannt ist. Dies gilt sowohl für sechs verschiedenen Gießformen aus Stein, die wahrscheinlich bereits vor 1832 bei Meckenheim, Lkr. Bad Dürkheim, Rheinland-Pfalz (Nr. 31. 41. 91. 98. 99. 124), geborgen wurden, als auch für zwei weitere bronzene Gießformen von Wallerfangen (Nr. 16) und Erlingshofen (Nr. 20). Um das Jahr 1850 stieß ein Landwirt beim Kartoffelroden südlich von Wallerfangen unterhalb des Hanselberges unmittelbar an der saarländisch-französischen Grenze auf eine Gießform für ein oberständiges Lappenbeil (Nr. 16). Der Fund gelangte zunächst in die Sammlung V. Simon (Metz) und schließlich bereits im Jahr 1868 in das heutige Musée d’Archeólogie nationale et Domaine national de Saint-Germain en-Laye nahe Paris, wo er unter dem Fundort Vaudrevange (franz. für Wallerfangen) inventarisiert und bekannt wurde. Die prominente vierteilige Gießform für einen Schwertgriff von Erlingshofen, Mittelfranken (Nr. 20), wurde zwar wahrscheinlich bereits früher unter unbekannten Umständen entdeckt, aber erst 1844 an König Ludwig I. von Bayern übergeben und zunächst im Königlichen Antiquarium (München) aufbewahrt. Um die einzigen Exemplare aus einem Siedlungszusammenhang handelt es sich hingegen bei dem ältesten dokumentierten, von A. von Braunmühl veröffentlichten Gießformen-Fund im Arbeitsgebiet.15 Die 1823 durchgeführten Grabungsarbeiten am Fuße des Höglberges bei Landshut markieren sowohl den Beginn des archäologischen Ausgrabungs- und Publikationswesens in Niederbayern als auch den Ursprung der Landshuter Vor- und Frühgeschichtssammlung.16 Zwei Gießformen (Nr. 40. 90) wurden dort zusammen mit weiteren, wahrscheinlich durch Erosion von der Hochfläche verlagerten Siedlungsfunden bei der Anlage eines Brauereikellers vom damaligen Magistratsrat und späteren Bürgermeister von Landshut C. S. Lorber geborgen. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs hat sich die Zahl der seit 1851 gefundenen Gießformen im Vergleich zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bereits mehr als verdoppelt (Tab. 1). Einerseits gilt die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts als Blütezeit von Raubgrabungen,17 andererseits verursachte der wirtschaftliche Aufschwung großflächige Eingriffe in die Landschaft. Besonders während der Phase der Hochindustrialisierung in den Jahren zwischen 1870 und 1914 ging der starke wirtschaftliche Aufschwung sowohl mit einer massiven Zunahme der Bautätigkeit (Städtebau/Urbanisierung) als auch des Verkehrs einher (Ausbau des Schienennetzes durch Staats- und Privatbahnen). Zu dieser Zeit wurde in der Bau-, aber auch der Land- und Forstwirtschaft noch nahezu ausschließlich Handarbeit verrichtet, wodurch die Chancen auf die Entdeckung archäologischer Funde erheblich begünstigt worden sind. Bei den weitaus meisten Gießformen aus der Zeit zwischen 1850 und 1914 handelt es sich um Zufallsfunde. Vor allem Depotfunde sind – wohl auch als Resultat einer entsprechend verstärkten An13 14 15

Ament 2000. Eckerle 2000. Von Braunmühl 1823.

16 17

Hofmann 2006, 49. Von Uslar 1963, 9.

Einleitung

6

kaufspolitik der Museen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert – häufig im Fundgut vertreten. Neben Depots mit jeweils einer Gießform aus Bronze (Lindenstruth [Nr. 12]; Schotten [Nr. 15]; Gössenheim [Nr. 18]) sind außerdem Depots mit Gießformen aus Stein bekannt (Friedberg [Nr. 68. 103. 152. 153]; Margarethenberg [Nr. 29. 35]; Dreieich-Offenthal [Nr. 96]). Gezielte Maßnahmen, in deren Verlauf auch Gießformen gefunden wurden, bilden noch die Ausnahme. Besonders umfangreich waren die archäologischen Arbeiten bei Karlstein im Berchtesgadener Land (Nr. 24. 48. 132. 142. 143). Über einen Zeitraum von vier Jahren (1901–1905) wurde dort eine frühbronzezeitliche Siedlung in Hanglage ausgegraben.18 Bei Großgartach im heutigen Landkreis Heilbronn (Nr. 131) hob Hofrat Dr. A. Schliz etwa zur selben Zeit ca. 30 Siedlungsgruben aus, in denen er die „Rundhüttengruppen eines bronzezeitlichen Dorfs“ zu erkennen glaubte.19 Aus einer gezielten Grabung stammt auch die Gießform von Kobern-Gondorf (Nr. 89). Nachdem 1878 entlang des nördlichen Flussufers der Mosel mit dem Bau der Bahnlinie Koblenz-Trier begonnen worden war,20 ergrub man am Bahnhof Kobern entlang der Moselstraße neben Resten römischer Gebäude auch ein kleines urnenfelderzeitliches Gräberfeld. Die zweischalige Gießform für zwei gleichartige Griffdornmesser von Kobern-Gondorf ist bis heute die einzige Gießform aus dem Arbeitsgebiet, die (zusammen mit einem Zylinderhalsgefäß und einem bronzenen Ring) als Grabbeigabe geborgen werden konnte (s. S. 53). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gerieten in Bayern und Baden-Württemberg erstmals auch die Höhensiedlungen – die zuvor kaum Beachtung fanden – verstärkt in den Fokus der frühen Bodendenkmalpflege. Die Untersuchungen beschränkten sich jedoch überwiegend auf die obertägig sichtbaren Wallanlagen.21 Wesentliche Auswirkungen auf die Fundzahlen der Gießformen sind daher zunächst nicht zu verzeichnen. Seit den 1850er Jahren wurden auch die Feuchtboden- und Seeuferrandsiedlungen im Alpenvorland Ziel früher archäologischer Untersuchungen bzw. erweckten das Interesse von Schatzgräbern. Aus der Feuchtbodensiedlung Sipplingen-Osthafen am Nordufer des Überlingersees stammen mehrere schlecht erhaltene und schwer zu interpretierende Fragmente (Nr. 22). Die Siedlung wurde Mitte des 19. Jahrhunderts durch Amateure entdeckt und in den darauffolgenden Jahren wiederholt nach Funden durchsucht.22 Seit etwa 1850 barg man auch aus dem Uferbereich der Roseninsel im Starnberger See in Bayern zahlreiche Funde, vor allem der Früh- und beginnenden Mittelbronzezeit. Eine Gießform für ein Randleistenbeil oder einen beilförmigen Barren stammt aus Grabungen, die 1895 im Inneren der Insel durchgeführt wurden (Nr. 51).23 Die Fundzahl der Gießformen bleibt für die Jahre zwischen 1915 und 1945 im Vergleich zum vorausgegangenen Zeitabschnitt in etwa konstant (Tab. 1). Allerdings kamen seit den 1920er/30er Jahren bei Erdarbeiten zunehmend große Baumaschinen zum Einsatz, die tiefgreifende und schnelle Bodeneingriffe ermöglichten und auf diese Weise der unbeobachteten Zerstörung archäologischer Funde enormen Vorschub leisteten. Hier ist nicht zuletzt an Großprojekte wie z. B. den Bau der Reichsautobahnen, aber auch an die verschiedenen Bauvorhaben im Zuge der Militarisierung (u. a. Truppenübungsplätze, Flughäfen) im nationalsozialistischen Deutschland in den Jahren nach 1933 zu denken. Besonders in der Zeit nach 1933 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1945, die geprägt war durch ein „kulturpolitisches Kompetenzchaos“24 und ideologischen Missbrauch bzw. die Instrumentalisierung der Vor- und Frühgeschichte als „nationalsozialistische Weltanschauungswissenschaft“,25

18 19 20 21

Weber 1905, 1. Schliz 1912, 39. Eiden 1979, 358. Rademacher 2010, 361 ff.

22 23 24 25

Reinerth 1938, 14 ff. Schmid/Beer/Schlitzer 2009. Strobel 2000, 223. Ebd. 228.

Zur Forschungsgeschichte

7

kam es zu einer steigenden Zahl von Fundmeldungen durch ehrenamtliche Mitarbeiter – gefördert durch parteiamtliche NS-Propaganda.26 Mit dem Nationalsozialismus verbunden war auch ein politisch-ideologisch stimulierter „Aufschwung“ des Faches Vor- und Frühgeschichte und der Bodendenkmalpflege (u. a. Neugründung von Denkmalämtern, Einrichtung von Lehrstühlen), dessen Anfänge jedoch bereits seit der Weimarer Republik zu verzeichnen sind. Der Zweite Weltkrieg mit seinen katastrophalen Auswirkungen bedeutete schließlich für ein Jahrzehnt eine starke Einschränkung bis zum völligen Stillstand. Der Verlust von Funden und Dokumentationen beeinträchtigt oder verhindert die Auswertung von Altfunden bis in die heutige Zeit – auch im Rahmen der Erstellung des vorliegenden Kataloges. So kam es z. B. in Baden-Württemberg zur vollständigen Vernichtung von Akten und Beständen des Historischen Museums in Heilbronn sowie zum Verlust sämtlicher Akten und Teilen der Funde der ehemaligen Württembergischen Altertümersammlung in Stuttgart.27 Zwischen 1900 und 1945 sind im Zusammenhang mit dem Versuch einer grundlegenden Erfassung obertägig sichtbarer Wehranlagen erstmals umfangreichere Grabungsaktivitäten auf Höhensiedlungen zu beobachten.28 Vor allem aus Baden-Württemberg sind für diesen Zeitabschnitt zahlreiche Gießformen aus Höhensiedlungen bekannt. Zu nennen sind hier die Ausgrabungen auf dem Kirchberg bei Ammerbuch-Reusten (Nr. 47), die in den 1920er Jahren (1921, 1923, 1927) unter der örtlichen Leitung von H. Reinerth durchgeführt worden sind.29 Auch auf dem Goldberg im schwäbischen Teil des Nördlinger Rieses wurden zwischen 1911 und 1929, unterbrochen durch den Ersten Weltkrieg, insgesamt elf Grabungskampagnen auf Initiative von P. Goessler durchgeführt (Nr. 42).30 Auf dem Kappelberg bei Fellbach im Rems-Murr-Kreis (Württemberg) unternahm W. Haberey im Sommer 1926 kleinere Grabungen im Auftrag des Landesamtes für Denkmalpflege (Nr. 151). Nachdem auf dem Plateau des Burgbergs bei Burkheim seit etwa 1916 vermehrt Lesefunde bei landwirtschaftlichen Arbeiten und Begehungen aufgetaucht waren, folgten 1932 und 1933 zunächst umfangreiche Suchgrabungen. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 und dem Versuch der ideologischen Vereinnahmung wurden die Grabungen unterbrochen und erst 50 Jahre später vom Landesdenkmalamt BadenWürttemberg wieder aufgenommen.31 Unter der Leitung von R. Dehn konnte die Grabungsfläche in zwei Kampagnen (1984, 1988) erweitert und zusätzliche Hinweise zum Aufbau der Siedlung gewonnen werden (Nr. 43. 136. 139. 169. 170).32 Exemplarisch für Ausgrabungen im nationalsozialistischen Deutschland seien jene auf dem Hesselberg in Mittelfranken genannt. Nach einer Reihe verschiedener Grabungsunternehmungen, die u. a. von P. Reinecke (1907) und H. Eidam (zwischen 1913 und 1933) auf der Bergfläche durchgeführt wurden, übernahm nach dem Tod von Eidam und der politischen Gleichschaltung der Geschichtsvereine der Gymnasialprofessor und Altphilologe H. Hornung die Grabungsleitung im Sinne einer „politischideologischen Zweckforschung“33 auf dem sog. „Heiligen Berg der Franken“34. Im Verlauf der Ausgrabungen – die entsprechend propagandistisch ausgeschlachtet wurden35 – wurde zwischen 1933 und 1942 eine

Ebd. Dehn 1972, 13; s. auch den wörtlich abgedruckten Bericht von O. Paret: Parzinger 1998, 15 f. 28 Rademacher 2010, 368. 29 Kimmig 1966, 11 f., 56 ff. 30 Parzinger 1998, 9 ff. 31 Götze 1980, 11: „Als die Nationalsozialisten eine Hakenkreuzfahne hißten, löste sich das Lager [gemeint ist das Lager der Grabungsmannschaft, Anm. d. Verf.] unter Protest selbst auf, die Teilnehmer reisten ab.“ In den darauffolgenden Jahren 26 27

und sogar während des Krieges konnten nur noch kleinere Notgrabungen auf dem Berg, der seit Ausbruch des Krieges in das militärische Stellungssystem am Oberrhein einbezogen war, durchgeführt werden. 32 Dehn 1985; 1989. 33 Berger 1994, 26. 34 Hornung 1939. 35 Z . B. durch die vom Gauleiter Franken initiierten Aufmärschen auf dem Hesselberg anlässlich der sog. „Frankentage“ (Berger 1994, 24).

Einleitung

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der größten durch archäologische Grabungen auf einer Höhensiedlung in Bayern erschlossen Flächen geöffnet. Aus dieser Zeit stammen auch die meisten der vom Hesselberg überlieferten Funde. Allerdings erschweren ein „vollkommen unzureichender Stand der Grabungsdokumentation“36, die „mit ideologischem Ballast beschwerte Befundinterpretation“37 sowie „Substanzverluste“38 eine wissenschaftliche Aufarbeitung erheblich. Obwohl Hornung 1939 insgesamt zwölf Gießformen erwähnt,39 sind heute lediglich noch fünf Gießformen im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg vorhanden (Nr. 30. 78. 110. 111. 150). Nach Grabungsende 1942 wurden die Funde zunächst an verschiedenen Orten gelagert und gelangten erst 1947 nach Nürnberg. Eine bis zu diesem Zeitpunkt als Lager genutzte Baracke auf dem Grabungsgelände wurde 1945 aufgebrochen und zerstört. 1948 gelang es, zumindest einen Teil der Funde aus dem Schutt zu bergen, darunter auch Fragmente von Gießformen.40 Neben dem Hesselberg in Bayern wurden auch die Ausgrabungen der „Wasserburg“ Buchau in Baden-Württemberg (1921–1928 und 1937) „wie selten ein Fundort zum Spiegel politischer und persönlicher Interessen“.41 Bis heute ist diese spätbronzezeitliche Feuchtbodensiedlung aus dem Federseemoor bei Bad Buchau, der wegen ihres ausgesprochenen Fundreichtums eine besondere Rolle bei der Erforschung der Urnenfelderkultur zufällt, die einzig komplett ergrabene Siedlung dieser Art im nordwestlichen Alpenvorland.42 1937 erfolgte unter der Leitung von H. Reinerth (zu dieser Zeit Ordinarius für Vor- und Frühgeschichte in Berlin und Bundesführer des „Reichsbundes für Deutsche Vorgeschichte“) die vollständige Ausgrabung der Staudacher-Parzelle (Parzelle 1146) im äußeren östlichen Bereich der „Wasserburg“, z.T. „unter Zuhilfenahme einer Grabungsmannschaft der SA-Standarte ,Feldhernhalle‘“. Durch den Zweiten Weltkrieg wurden die Arbeiten schließlich unterbrochen. Bis heute ist bis auf einige Presseberichte nichts über die Ausgrabung der Parzelle bekannt. Die angekündigte Publikation durch Reinerth blieb aus. Anhand der vergebenen Sigel ist lediglich die allgemeine Zuordnung einiger Funde möglich.43 Überliefert sind u. a. zwei Gießformen aus Stein (Nr. 105. 137) sowie eine vollständig erhaltene, mit Bronze gefüllte Gießform aus keramischem Material (Nr. 1). Letztere wurde erst 1959 von B. Urbon publiziert.44 Der außergewöhnliche Fund war gleichsam der erste archäologische Beleg für den Gebrauch keramischer Gießformen in Süddeutschland. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist ein besonders deutlicher Anstieg der Gießformenfunde zu verzeichnen (Tab. 1). Deren Anzahl ist beinahe doppelt so groß wie die Gesamtmenge sämtlicher Gießformen, die im Arbeitsgebiet bis 1945 bekannt geworden sind. Dabei ist die unmittelbare Nachkriegszeit aus archäologischer Sicht zunächst weitgehend durch Stillstand geprägt, begleitet von einer raschen Zerstörung zahlreicher Fundstellen durch den schnellen, großflächigen Wiederaufbau in den Städten, erste Flurbereinigungen auf dem Land und den Aufbau einer Verkehrsinfrastruktur seit 1949. Viele Landschaften wurden überbaut und verplant. Durch eine dichte Besiedlung entstanden zusätzlich zahlreiche unzugängliche Flächen. So ist aus dem ersten Jahrzehnt nach Ende des Zweiten Weltkrieges auch nur eine handvoll Neufunde bekannt. Dazu zählt der mit 18 Formsteinen bisher umfangreichste, zufällig bei Feldarbeiten entdeckte Gießformen-Depotfund von Heilbronn-Neckargartach aus dem Jahr 1953 (Nr. 23. 46. 65. 72–75. 87. 94. 134. 138. 159). Große Forschungsgrabungen blieben in den ersten beiden Jahrzehnten nach dem Zweiten Berger 1994, 26. Ebd. 10. 38 Ebd. 19. 39 Hornung 1939, 98 ff. 40 OA im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg: Bericht G. Raschke über eine Dienstreise vom 21.5.1948. 41 Seidel 1995, 118. 36 37

42 Die hier wiedergegebenen stark verkürzten Angaben zur komplexen Forschungsgeschichte der „Wasserburg“ Buchau sind im Wesentlichen der ausführlichen Darstellung bei W. Kimmig entnommen (Kimmig 1992, 13–27). 43 Kritische Anmerkungen zum Dokumentationsstand: Ebd. 11. 44 Urbon 1959.

Zur Forschungsgeschichte

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Weltkrieg – nicht zuletzt aus personellen und finanziellen Gründen – die Ausnahme.45 Es kam zur Neuorganisation der Bodendenkmalpflege, die ihre Aufgaben in der Nachkriegszeit zunächst noch nicht systematisch erfüllen konnte. Mit dem Aufbau und der Entwicklung moderner Strukturen entfernte man sich von der im Arbeitsgebiet zunächst stark auf regionaler Ebene organisierten Bodendenkmalpflege hin zu einer seit den 1970er Jahren flächendeckenden Gesetzgebung im Arbeitsgebiet.46 Die Errichtung staatlicher Denkmalfachbehörden in den einzelnen Bundesländern brachte neben Zusammenschluss und Zentralisation weitere Vorteile. Sie war bis in die 1990er Jahre u. a. geknüpft an eine personelle Aufstockung und eine Mittelvermehrung im Rahmen einer auch nach heutigem Verständnis modernen Gesetzgebung im Spannungsfeld zwischen Denkmalerhalt und archäologischer Forschung.47 Zahlreiche Rettungs- bzw. bauvorgreifende Grabungen (seit den 1990er Jahren verstärkt von privaten Grabungsfirmen ausgeführt) sowie Kooperationen mit Museen, Forschungseinrichtungen und Universitätsinstituten im Rahmen mehrjähriger Forschungsprojekte kennzeichnen diesen Zeitabschnitt. Mit dem Einsatz und der Intensivierung moderner Methoden, wie z. B. der (bereits seit den 1920er Jahren genutzten)48 Luftbildarchäologie und geophysikalischen Vermessung, war sowohl die Erschließung neuer Denkmallandschaften durch systematische Prospektion als auch ein starker Anstieg der archäologisch untersuchten Flächen verbunden.49 Damit einher ging eine zunehmend verbesserte Materialbasis. Entsprechend wurden die meisten Fundplätze mit Gießformen im Arbeitsgebiet in den Jahren zwischen 1980 und 2011 entdeckt. Dabei sind Gießformen aus Flachlandsiedlungen bzw. aus „Siedlungsgruben“ besonders zahlreich. Im Zuge einer Weiterentwicklung der Grabungstechnik und auf der Basis eines elaborierten Wissensstands schärfte sich zunehmend auch der Blick für die eher unscheinbaren Reste metallurgischer Prozesstechnik, verbunden mit neuen methodischen Ansätzen und Fragestellungen als Resultat anhaltender Forschung auf nationaler und internationaler Ebene. Vermehrt kamen nun auch die zumeist eher unscheinbaren Reste von Gießformen aus keramischem Material ans Licht, wie z. B. in Alteglofsheim (Nr. 2), Obertraubling (Nr. 3–7) und Zeiskam (Nr. 8. 9).50 Während bis in die Mitte der 1970er Jahre „so gut wie keine Siedlung der Bronzezeit, insbesondere der Frühbronzezeit, zur Gänze ergraben war [...]“51, wurden in Bayern seit den 1980er Jahren vermehrt großflächige Siedlungsgrabungen im Flachland durchgeführt, was zu einer erheblichen Verbesserung der archäologischen Quellenlage führte.52 Auch die Höhensiedlungen, bis in die 1980er Jahre in Bayern zumeist im Rahmen kleinerer Untersuchungen erforscht,53 gerieten seitdem in den Fokus eines verstärkten Forschungsinteresses. Die Folge war auch in diesem Fall eine Verbesserung des Kenntnisstands, vor allem in Ober- und Unterfranken.54 So wurde im Zuge der Erstellung des Inventarwerks der Geländedenkmäler Unterfrankens der Bullenheimer Berg erst 1973 durch B.-U. Abels als Fundplatz entdeckt. Nach einer topographischen Vermessung durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) im Jahr 1974 und verschiedenen Grabungen in den Jahren 1981, 1983 und 1989 führt seit 2010 der Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg erneut archäologische Forschungen auf dem Bullenheimer Berg und seinem Umland durch.55 In den Jahren von 1998–2005 konnten im Rahmen eines an der Universität Regensburg verorteten, interdisziplinären Schwerpunktprogramms der Deutschen Forschungsgemeinschaft drei Planck 2000, 236 f. Ebd. 238. 47 Winghart 2002, 164; Fehr 2008, 108 ff. 48 Strobel 2000, 229. 49 Winghart 2002, 164. 50 Es ist bemerkenswert, dass zwischen dem Fund der ersten Gießform aus keramischem Material im Arbeitsgebiet („Wasser45

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burg“ Buchau [Nr. 1]) und dem Fund weiterer Fragmente (Alteglofsheim [Nr. 2]) etwa hundert Jahre (!) vergingen. 51 Winghart 2002, 165. 52 Rind et al. 2006, 100, 118. 53 Ostermeier 2012, 16. 54 Ebd. 18. 55 Falkenstein et al. 2011.

Einleitung

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weitere Höhensiedlungen (Bogenberg bei Straubing-Bogen [Nr. 10]56; Frauenberg mit Wurz- und Arzberg bei Weltenburg [Nr. 123]57; Schloßberg mit Kirchen- und Hirmesberg bei Kallmünz [Nr. 161]58) sowie ihr Siedlungsumfeld untersucht werden.59 Trotzdem in Baden-Württemberg seit 1979 im Rahmen des Schwerpunktprojektes „Atlas der obertägig sichtbaren Denkmale“ 120 Befestigungsanlagen archäologisch-topographisch aufgenommen werden konnten,60 wurden Höhensiedlungen in Baden-Württemberg zumeist nur im Rahmen kürzerer Sondage- oder Notgrabungen archäologisch untersucht.61 Um eine der wenigen langjährigen Forschungsgrabungen auf einer Höhensiedlung nach 1945 handelt es sich bei den Ausgrabungen auf dem Runden Berg bei Bad Urach am Rande der Schwäbischen Alb.62 Nachdem der Runde Berg bereits 1887 durch E. Paulus als „Opferstätte mit Wallringen“63 beschrieben worden war, folgten 1925 erste Ausgrabungen, u. a. auf dem Gipfelplateau durch das zuständige Denkmalamt. Mit dem Ziel der modellhaften Erforschung einer mittelalterlichen Adelsburg initiierte schließlich V. Milojčić – in Zusammenhang mit der Gründung der Kommission für Alamannische Altertumskunde an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften – jährliche Ausgrabungen in den Jahren 1967 bis 1984. In dieser Zeit wurde fast das gesamte Gipfelplateau sowie Teile der umlaufenden Terrasse I aufgedeckt. Neben zahlreichen Funden, die auf Gießerei bzw. die Verarbeitung von Metall in der Bronze- und Urnenfelderzeit verweisen, fanden sich auch Hinweise auf Werkplätze. Mit insgesamt 25 Exemplaren lieferte der Runde Berg bei Bad Urach so viele Gießformen wie kein anderer Fundplatz aus dem Arbeitsgebiet.

LITERATUR ZU GIESSFORMEN

In der Regel wurden Gießformen, die als Zeugen bronzezeitlicher Metallverarbeitung zu den „archäologischen Raritäten“64 zählen, relativ zeitnah publiziert und mindestens z. B. im Rahmen kurzer Fundmeldungen vorgelegt. Unter den Relikten der Bronzemetallurgie finden Gießformen seit jeher besondere Beachtung und waren daher auch früh Gegenstand archäologischer Literatur. Entsprechend zahlreich und weit verbreitet sind die Nennungen. Es würde an dieser Stelle jedoch zu weit führen, eine vollständige Bibliographie abzubilden. Einen Überblick geben stellvertretend die nach Erscheinungsjahr geordneten Literaturverweise, welche den jeweiligen Katalognummern beigeordnet sind. Bei den frühen Veröffentlichungen des 19. Jahrhunderts handelt es sich zumeist um Einzelerwähnungen im Rahmen der Beschreibung von Sammlungsbeständen oder Denkmalinventaren. Als Beispiele seien hier die Publikationen zur antiquarischen Sammlung zu Speyer,65 zur Fürstlich Hohenzollern’schen Sammlung in Sigmaringen,66 zu den Beständen des Bayerischen Nationalmuseums67 sowie die „Alterthümer der heidnischen Vorzeit innerhalb des Großherzogtums Hessen“68 genannt. Zu den Beiträgen, welche explizit eine oder mehrere Gießformen zum Thema haben, zählt erstmals eine frühe zusammenfassende Betrachtung von W. Haberey aus dem Jahr 1938.69 Seine knappe Zusammenstellung umfasst sechs bronzezeitliche Gießformen aus dem Rheinland. Außer den Gießformen von Neuwied-Gladbach (Nr. 13), Konz (Nr. 19), Preist (Nr. 80), Kobern-Gondorf (Nr. 89) und Bad 56 57 58 59 60 61 62

Putz 2002. Rind 2006. Sandner 2005. Ostermeier 2012, 18 f. Reim 2010, 397. Rademacher 2010, 368. Pauli 1994.

63 64 65 66 67 68 69

Zur Forschungsgeschichte „Runder Berg“: Ebd. 13 ff. Zylmann 1990, 235. König 1832. Lindenschmit 1860. Hager/Mayer 1892. Walter 1896. Haberey 1938.

Literatur zu Gießformen

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Kreuznach (Nr. 140) wird zusätzlich eine Gießform aus Bronze erwähnt, die außerhalb des im vorliegenden Band behandelten Arbeitsgebietes in Düsseldorf-Erkrath (Nordrhein-Westfalen) gefunden wurde. Haberey beschränkte sich seinerzeit im Wesentlichen auf funktionstechnische Beschreibungen, während Angaben zu den Fundumständen nur eher beiläufig Erwähnung finden. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts veröffentlichte O. Paret das prominente Gießformendepot von Heilbronn-Neckargartach (Württemberg), das 1953 zufällig beim Ausheben einer Grube zum Einwintern von Rüben gefunden wurde (Nr. 23. 46. 65. 72–75. 87. 94. 134. 138. 159).70 Es handelt sich bis heute um eines der umfangreichsten Depots steinerner Gießformen in Europa und um den größten bekannten Fund dieser Art in Deutschland. Das Depot markiert einen wichtigen Wegpunkt in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit bronzezeitlichem Metallhandwerk, indem es einerseits die Gießformen als charakteristisches Werkzeug stärker in den Fokus archäologischer Forschung rückte und andererseits die Diskussionen um die Organisation bronzezeitlicher Metallverarbeitung z. B. im Zusammenhang mit „Wanderhandwerkern“ befeuerte. Entsprechend detailliert fiel die Beschreibung des Fundes durch Paret aus, die er durch photographische Abbildungen illustrierte. Auf Angaben zu den Fundumständen folgen ausführliche Beschreibungen der insgesamt 18 Formsteine inklusive Angaben zu Gebrauchsspuren und zur Herkunft der verwendeten Gesteine. Wenige Jahre später ergänzte B. Urbon die Ausführungen von Paret.71 Eine der Formen (Nr. 138), die zuvor lediglich als „Gußform für ein zapfenartiges Gerät“72 beschrieben worden war, identifizierte er als bis zu diesem Zeitpunkt für Süddeutschland singuläre „Gußform für Bronzekerne“73 und schilderte deren Funktionsprinzip.74 Neben einer Gießform aus Creglingen-Waldmannshofen (Nr. 109) beschreibt Urbon auch die Gießform für Nägel aus der „Wasserburg“ Buchau (Nr. 1), bei der es sich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung um die einzige bekannte Gießform aus keramischem Material in Süddeutschland handelte, die zudem, weil vollständig erhalten und noch komplett mit Bronze ausgefüllt, auch überregional als absoluter Sonderfall zu bezeichnen ist. Zusammenstellungen von Gießformen finden sich außerdem in den Publikationen von A. Jockenhövel zur Metallurgie der Bronzezeit, in denen neben wirtschafts- und technikhistorischen Aspekten der Rohstoffgewinnung, -verarbeitung und -distribution immer wieder auch die soziale Stellung der Metallhandwerker innerhalb der bronzezeitlichen Gesellschaft und deren Werkzeuge thematisiert werden.75 1975 gab Jockenhövel einen zusammenfassenden Überblick über befestigte Siedlungen der Urnenfelderzeit in Süddeutschland (Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Baden-Württemberg, Bayern). In diesem Zusammenhang fanden auch archäologische Hinweise zur wirtschaftlichen Nutzung u. a. in Zusammenhang mit Bronzeverarbeitung ihre Berücksichtigung.76 Als Indikatoren für Bronzeverarbeitung wurden in einer kurzen tabellarischen Zusammenstellung neben Gießformen auch Tondüsen, Schlacken, Gusskuchen und Werkzeuge (zur Weiterverarbeitung) aufgeführt. 1980 folgte nochmals eine gesonderte Zusammenstellung bronzezeitlicher Höhensiedlungen in Hessen unter ähnlichen Aspekten,77 bevor Jockenhövel schließlich 1986 in Zusammenhang mit der Frage nach Struktur und Organisation der Metallverarbeitung in urnenfelderzeitlichen Siedlungen Süddeutschlands den bis dahin umfassendsten Überblick über Paret 1954; 1955. Urbon 1959. 72 Paret 1954, 10. 73 Urbon 1959, 116 f. 74 In den 1980er Jahren stellte auch H. Drescher Vermutungen zur Verwendung dieser Gießform an: Drescher 1987. 75 Jockenhövel 1973; 1975; 1980; 1982a; 1982b; 1982c; 1983; 1985; 70 71

1986a; 1986b; 1990; 1994; 2001. Interdisziplinäre Forschungen zur bronzezeitlichen Metallurgie: Bachmann/Jockenhövel 1974; Bachmann et al. 2004; Jockenhövel/Wolf 1985; 1986; 1991. S. auch Beitrag A. Jockenhövel in diesem Band (s. S. 213 ff.). 76 Jockenhövel 1975, 52 Tab. 1. 77 Ders. 1980.

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den zur damaligen Zeit bekannten Gießformenbestand im Arbeitsgebiet gab.78 Den Katalog der Gießformen aus 34 Höhen- und Flachlandsiedlungen erweiterte etwa zehn Jahre später F. Schopper um Neu- und bis dato unbekannte Altfunde von zwölf Fundorten aus Ostbayern.79 Zuletzt stellte A. Weyrauch-Pung in größerem Umfang Gießformen aus Süddeutschland und der Schweiz vor dem Hintergrund einer Untersuchung zur Metallverarbeitung in urnenfelderzeitlichen Siedlungen zusammen.80 Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden in zunehmendem Maße naturwissenschaftliche Analyseverfahren in die archäologische Forschung eingebunden. Allerdings bleibt festzuhalten, dass in Bezug auf die Gießformen von den vielfältigen Erkenntnismöglichkeiten interdisziplinärer Zusammenarbeit bisher vergleichsweise wenig Gebrauch gemacht worden ist. O. Reichold schilderte 1986 eingehend den Aufbau keramischer Gießformen einschließlich einer Magerungsbeschreibung des verwendeten Tons am Beispiel von Fragmenten aus einer urnenfelderzeitlichen Siedlungsgrube bei Alteglofsheim im Donaubogen (Nr. 2).81 Aussagen zur Qualität des verarbeiteten Werkstoffs liefert eine metallkundliche Beurteilung potenzieller Gussrückstände durch J. Möller (Gesellschaft für Korrosionsforschung, Hamburg). Im selben Jahr veröffentlichte A. Berger einen Beitrag zu einigen Gießformfragmenten aus Stein, die als Lesefunde bei Hüttenheim in Unterfranken geborgen werden konnten (Nr. 56. 62).82 Im Rahmen mineralogisch-petrographischer Analysen konnte das zur Formherstellung verwendete metamorphe Kristallingestein als sog. Hösbachit identifiziert werden, der u. a. am nordwestlichen Spessartrand ansteht.83 Die Studie legte eindrücklich nahe, dass einige der im Arbeitsgebiet zur Herstellung von Gießformen genutzten Gesteine offenbar über weite Distanzen als Rohstoff verhandelt wurden. Zusätzlich zu naturwissenschaftlichen Analyseverfahren wurde seit etwa den 1950er Jahren auch vermehrt der experimentelle Nachvollzug zur Rekonstruktion gießtechnischer Prozesse genutzt.84 Im Rahmen des von der Volkswagenstiftung Hannover geförderten Forschungsprojektes „Gießerei in der Bronzezeit. Rekonstruktion der Technik und Untersuchung der wechselseitigen Abhängigkeit von technischem Wissen und Gestaltung der Objekte“ wurde den „klassischen“ Gießexperimenten ein alternatives Verfahren an die Seite gestellt.85 U. Steffgen und M. Wirth veröffentlichten im Jahr 1999 die Ergebnisse eines interdisziplinären Forschungsprojektes, in dessen Mittelpunkt u. a. eine Gießform aus Bronze für Lappenbeile vom Bullenheimer Berg in Mainfranken stand (Nr. 17).86 Mit Methoden der Werkstoff-Forschung und Gießereitechnologie wurde der Versuch unternommen, die an den Originalfunden gewonnenen Erkenntnisse zum Gieß- und Erstarrungsprozess durch Gießexperimente in Kombination mit Simulationsrechnungen (numerische Simulation) für Gießformen aus Bronze und keramischem Material zu bestätigen. Dieses computergestützte Verfahren mit dem Ziel der virtuellen Rekonstruktion bronzezeitlicher Gießereitechniken stellte M. Wirth schließlich ausführlich in ihrer im Jahr 2003 veröffentlichen Dissertation vor.87 Regelmäßig wurden Gießformen zur Erläuterung der jeweiligen Fertigungsprozesse in den Bänden der Reihe „Prähistorische Bronzefunde“ (PBF) in Zusammenhang mir den behandelten Objektgruppen Ders. 1986a. Die katalogartige Zusammenstellung umfasst ausschließlich Gießformen aus Siedlungszusammenhängen. 79 Schopper 1993/1994; 1995. 80 Weyrauch-Pung 2000. 81 Reichold 1986. 82 Berger 1986. 83 Okrusch/Schubert 1986; Schubert/Okrusch/Böhme 1998. 84 Grundlegend sind die Arbeiten von H. Drescher: Drescher 1955; 1956; 1957; 1958; 1963; 1973; 1978; 1985; 1987; 1988; 2000. Daneben existiert inzwischen eine große Anzahl von Veröffentlichungen zum experimentellen Bronzeguss: u. a. Fasnacht 1990a; 78

1990b; 1991; Jantzen 1991; Werner/Barth 1991; Bareham 1994; Fasnacht 1995; Binggeli/Binggeli/Müller 1996; Craddock et al. 1997; Fasnacht 1999 (zum Gebrauch von Blasdüsen aus keramischem Material); Trachsel 1999; Fasnacht 2001b; Fröhlich 2001; Mols 2001; Tilch et al. 2001; Ottaway/Wang 2004; Siedlaczek 2011; Bader/Geiger/Trommer 2012; Schäppi 2012. 85 Antragsteller: Prof. Dr. Dr. e. h. P. R. Sahm (Gießerei-Institut der RWTH Aachen) und Prof. Dr. R. Gebhard (Archäologische Staatssammlung München). 86 Steffgen/Wirth 1999. 87 Wirth 2003.

Quellenkritik

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beschrieben und abgebildet.88 Systematische Überblickswerke zu bronzezeitlichen Gießformen existieren für den Nordischen Kreis und das nördliche Schwarzmeergebiet.89 Mehr oder weniger umfangreiche Zusammenstellungen liegen außerdem für Böhmen90, die Britischen Inseln91, Frankreich92 und die Schweiz93 vor. Einen Überblick über die Gießformen für Tüllenbeile im südöstlichen Europa (Bulgarien, Jugoslawien, Rumänien, der südlichen Slowakei und Ungarn) liefert B. Wanzek.94 Einen knappen Überblick über Gießformen für Ringe aus keramischem Material gibt für Österreich M. Lochner.95 Die Quellen zur Metallverarbeitung in den ostdeutschen Bundesländern beschreiben die Arbeiten von K. Simon zur Bronzeproduktion im sächsisch-thüringischen Raum während der ausgehenden Bronze- und frühen Eisenzeit sowie von W. Coblenz zur Bronzemetallurgie der Aunjetitzer und Lausitzer Kultur in Sachsen.96

QUELLENKRITIK

Generell sieht sich jeder Versuch einer Interpretation der Gießformen als Quellengruppe im Hinblick auf die Struktur und Organisation bronzezeitlicher Metallverarbeitung mit einem fundamentalen Problem konfrontiert: der hinlänglich bekannten Diskrepanz zwischen einer verhältnismäßig großen Menge archäologisch überlieferter Bronzen und der demgegenüber nahezu verschwindend geringen Menge erhaltener Gießformen. Im Ringen um eine Erklärung für dieses offensichtliche Missverhältnis wurde neben dem verstärkten Gebrauch von (ungebrannten) Formen aus keramischem Material immer wieder auch der (moderne) Guss in Formsand („Kastenguss“) als alternatives Verfahren bronzezeitlicher Gießer in Betracht gezogen.97 Der von K. Goldmann als potenzielles „Hauptverfahren“ bronzezeitlicher Gießer zur Diskussion gestellte Guss in Formsand hinterlässt jedoch so gut wie keine archäologisch fassbaren Spuren. Grundsätzlich reichte wohl eine entsprechend präparierte, mit geeignetem „Formsand“98 gefüllte (und ggf. zusätzlich mit einer Steinplatte abgedeckte) Mulde im Boden aus, um einfache Bronzeobjekte (z. B. stabförmige Barren) nach dem Prinzip einer monofazialen Gießform herzustellen.99 Selbst der komplexe Guss von Tüllengeräten konnte in Formkästen, die ausschließlich aus vergänglichem, organischem Material (Holz) bestanden, nach modernem Vorbild durchgeführt werden.100 Beobachtungen aus modernen Gießereien belegen, dass die mit dem/den Negativ(en) versehenen Füllungen aus Formsand bereits innerhalb weniger Minuten nach der Entnahme des Gussstücks aus den wiederverwendbaren Formkästen zerfallen.101 Auch B. S. Ottaway und Q. Wang vollzogen den Guss in Formsand zur Produktion von z. B. einfachen Randleistenbeilen, Schaftlochäxten und Tüllenbeilen experimentell erfolgreich nach.102 Im Rah88 Für das Arbeitsgebiet z. B.: Jockenhövel 1971; Schauer 1971; Wels-Weyrauch 1978; Kibbert 1980; 1984; Primas 1986; v. Quillfeldt 1995; Pászthory/Mayer 1998; Wels-Weyrauch 2015. 89 Bočkarev/Leskov 1980; Jantzen 2008. 90 Blažek/Ernée/Smejtek 1998. 91 Hodges 1954; 1958/59; 1960; Ó Faoláin 2004. 92 Mohen 1978. Außerdem: Mohen 1973; 1980/1981. 93 Weidmann 1981; 1982; Binggeli 2002. 94 Wanzek 1989. 95 Lochner 2004. 96 Simon 1982; Coblenz 1982; Simon 1985. 97 Goldmann 1981; Müller-Karpe 1994; Ottaway 1994, 117. 209; Eccleston/Ottaway 2002; Ottaway/Wang 2004, 9 ff.; Heeb/ Ottaway 2014, 178 ff. 98 Zu den erforderlichen technischen Eigenschaften von nutzbarem Formsand: Ottaway/Wang 2004, 9; nach M. Müller-Karpe

verwenden moderne Gießerwerkstätten im Kupfer-Suq von Bagdad ein mit Wasser angefeuchtetes Gemisch aus Quarzsand und Ziegelmehl: Müller-Karpe 1990, 174; eine technische Beschreibung moderner Formsande in künstlicher oder natürlicher Mischung: De Quervain 1967, 243–245. 99 Heeb/Ottaway 2014, 178. 100 Erfolgreiche Versuche zum Lanzenspitzenguss in einem zweiteiligen Formkasten, gefertigt aus einem Fichtenstamm: Bader/ Geiger/Trommer 2012, 120 ff. insbesondere Abb. 12; zum Gebrauch hölzerner Formkästen: Müller-Karpe 1990, 182 f. Anm. 11; zuletzt beschrieben den erfolgreichen Guss von Schwertern in Formkästen aus Holz: Barbieri et al. 2015. 101 Müller-Karpe 1990, 183 f. 102 Ottaway 1994, 117, 209; Ottaway/Wang 2004, 9 ff.

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men dieser Versuchsreihen wurde zum wiederholten Mal deutlich, dass sich die Oberflächen von Objekten aus Sandformen von derjenigen der Gießformen aus anderen Formmaterialien (keramisches Material, Bronze) unterscheiden lassen.103 Unter anderem aufgrund der spezifischen Wärmeleitfähigkeit der verschiedenen Materialien kommt es zudem zur Ausbildung charakteristischer Gussgefüge. Möglicherweise liegen in diesen Beobachtungen Ansätze, mit denen es zukünftig gelingen kann, den Guss in Sandformen – zumindest indirekt – nachzuweisen. Allerdings gilt es bei einer derartigen Herangehensweise unterschiedlichste Einflussfaktoren zu berücksichtigen, die in der Summe zu jeweils ähnlichen Resultaten führen können. Bisher ist die Datenbasis diesbezüglich nicht ausreichend, um gesicherte Aussagen treffen zu können.104 So stellte z. B. M. Junk im Rahmen von Gefügeuntersuchungen bei frühbronzezeitlichen Ösenringen zwar Übereinstimmungen mit experimentellen Sandgüssen fest, wies aber einschränkend auch darauf hin, dass ähnliche Ergebnisse in vorgeheizten Steingießformen zu erwarten wären.105 In Zusammenhang mit theoretischen Überlegungen ist sicher auch der Argumentation von T. Kienlin zu folgen, der darauf aufmerksam macht, dass sich der Übergang von Gießformen aus keramischem Material und jenen aus Sand fließend vollzogen haben kann.106 Gießformen aus Sand mussten, um eine größere Formstabilität zu erreichen, mit Lehm/Ton versetzt werden. Demgegenüber wurden Gießformen aus keramischem Material z. T. stark mit Sand gemagert. Die technischen Eigenschaften der Materialien Sand und Lehm/Ton waren bronzezeitlichen Handwerkern aufgrund ihres über viele Hundert Jahre gesammelten Erfahrungswissens sicher in ausreichendem Umfang bekannt. Bisher ist der Sandguss für das Arbeitsgebiet also theoretisch zwar mindestens plausibel, aber archäologisch noch nicht nachgewiesen. Die Datenbasis, auf der die Diskussion um die Verwendung von Sandformen beruht, ist noch zu gering, das verfügbare Quellenmaterial noch nicht ausreichend differenziert. Bis auf weiteres lässt sich nicht sicher feststellen, inwieweit die wenigen archäologisch überlieferten Gießformen überhaupt als repräsentativ für die Gießerei in der Bronzezeit zu betrachten sind. Dass Missverhältnis zwischen Fertigobjekten und Gießformen deutet darauf hin, dass der weitaus größte Teil der ehemals genutzten Gießformen vergangen und archäologisch kaum noch nachweisbar ist. Daher ist unabhängig von der Frage, ob es sich überwiegend um (ungebrannte) keramische Gießformen107 oder Sandformen gehandelt hat, bei der Interpretation des vorhandenen – sehr ausschnitthaften – Quellenmaterials eine besonders quellenkritische Analyse geboten.108 Zunächst ist vorauszusetzen, dass von der Gesamtheit sämtlicher in der Bronzezeit verwendeten Gießformen nur ein bestimmter – zum Großteil wohl unentdeckter – Anteil im Boden erhalten geblieben ist. Bereits bei diesem Anteil handelt es sich jedoch lediglich um einen Ausschnitt, der wegen der Auswirkung selektiver Quellenfilter nicht als unmittelbares Abbild der ehemaligen Realität verstanden werden kann. Von der Gesamtheit sämtlicher im Boden erhaltener Gießformen wurde bis heute wiederum nur ein gewisser Anteil geborgen. Allein auf diese Funde, die somit kaum mehr als eine mehr oder weniger zufällige Auswahl darstellen, gründet unser heutiges – vorläufiges – Bild der Verbreitung und Verwendung von Gießformen in der Bronzezeit.109 Ottaway/Wang 2004, 34; Heeb/Ottaway 2014, 181. S. auch: Ottaway 2002; Zimmermann et al. 2005. 104 T. Kienlin weist z. B. darauf hin, dass sich aufgrund des regelhaften Weichglühens für zahlreiche Objektgruppen nicht genügend Gussgefüge finden, die sich zu einem systematischen Vergleich mit den experimentell ermittelten Daten heranziehen lassen (Kienlin 2008, 259 f.). 105 Junk 2003 (zitiert aus Kienlin 2008, 260). 106 Kienlin 2008, 259. 103

H. Drescher lehnt den Guss in Formsand für die Bronzezeit ab. Er verweist stattdessen auf die Fragmente von Gießformen aus keramischem Material (Drescher 1985, 301 mit Anm. 25). 108 Zur quellenkritischen Bewertung der räumlichen Beziehung von bronzezeitlichen Gießformen und Fertigprodukten in Südosteuropa: Dietrich 2011. 109 H. J. Eggers verwendete die Begriffe der „lebenden“, der „toten“ und der „wiederentdeckten Kultur“ (Eggers 1951, 24). 107

Quellenkritik

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Bronzezeitliche Gießformen wurden aus verschiedenen Materialien gefertigt (Stein, Bronze, keramisches Material und [sehr wahrscheinlich] Formsand). Jedes Material hat wiederum spezifische Erhaltungsbedingungen und somit unterschiedlich große Chancen auf Überlieferung. Angefangen bei der Beschädigung und Zerstörung durch den Gebrauch bis hin zu den verschiedenen Einflüssen der Bodenlagerung ist bereits durch diesen Umstand eine erhebliche Verzerrung des heutigen Fundbildes zu erwarten. Das Material, aus dem die Gießformen bestehen, und der Zustand, in dem sich diese befanden, als sie von den bronzezeitlichen Handwerkern abgelegt wurden, sind für eine Chance auf Überlieferung ebenso maßgebend wie die Bodenverhältnisse und die Art der Bodennutzung. Ganz allgemein gelten Gießformen aus Stein (im Fundbestand überwiegen Gießformen aus Sandstein) als relativ beständig und vergleichsweise unempfindlich gegen äußere Einflüsse. Gefolgt von Gießformen aus Bronze, deren Chancen auf Erhaltung nicht zuletzt durch Umweltgifte, wie z. B. „sauren Regen“, sowie die Intensität der landwirtschaftlichen Nutzung (schleichende Zerstörung von Bodendenkmälern) mitsamt der damit einhergehenden Düngung in besonderem Maße gemindert werden. Demgegenüber müssen vor allem Gießformen aus keramischem Material als besonders empfindlich gelten. Im Gegensatz zu Gießformen aus Stein oder Bronze, bei denen es sich im Arbeitsgebiet nahezu ausschließlich um zweischalige Klappformen zum mehrmaligen Gebrauch handelt, wurden die ohnehin besonders fragilen Gießformen aus keramischem Material bereits bei der Entnahme des Gussstücks regelhaft zerstört (sowohl „verlorene“ Formen als auch zweischalige Klappformen). Dies geschah insbesondere bei kleineren Objekten häufig so gründlich, dass die kleinstückigen Fragmente solcher Formen in der Mehrzahl wohl schon in der Bronzezeit kaum noch als Überreste ehemaliger Gießformen zu identifizieren waren. Einen erheblichen Einfluss auf die Erhaltung haben auch Ort und Art der Niederlegung. So ist z. B. mit einiger Sicherheit davon auszugehen, dass Gießformen aus keramischem Material im unmittelbaren Umfeld einer „Werkstatt“ oder eines „Werkplatzes“ nach dem Zerschlagen (Guss in der „verlorenen Form“) bzw. Aufbrechen (zweischalige Klappformen) auf dem Erdboden zertreten worden sind. Die ohnehin nur schwach oder sogar ungebrannten, porösen und häufig grob gemagerten Formen sind durch diese zusätzliche mechanische Zerkleinerung in Kombination mit Witterungseinflüssen besonders rasch und in vielen Fällen wohl auch vollständig, d. h. rückstandsfrei, vergangen. Nur wenn die Überreste keramischer Gießformen nach dem Gebrauch z. B. in Abfall- bzw. „Siedlungsgruben“ gelangten, bestand daher eine relativ gute Chance auf Erhaltung. Demgegenüber dürfte Gießformen aus Bronze häufig ihr Wert als kostbarer Rohstoff zum Verhängnis geworden sein. Stark beschädigte Formen, die ihre Funktion verloren hatten, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits in der Bronzezeit rasch wieder eingeschmolzen worden sein. Auch Gießformen aus Bronze hatten daher die besten Chancen auf Überlieferung, wenn sie unter die Erde gelangten und auf diese Weise einem Zugriff weitestgehend entzogen wurden. Dies war z. B. der Fall bei Depotfunden, denen die Gießformen aus Bronze im Arbeitsgebiet nahezu ausnahmslos zugehören. Es ist jedoch davon auszugehen, dass man zufällig entdeckte Depotfunde mit Metall wahrscheinlich nicht nur in der Bronzezeit, sondern quer durch alle Zeiten bevorzugt „recycelt“ und somit nachhaltig zerstört hat. Neben den verschiedenen Einflussfaktoren auf die Funderhaltung im Boden wird das heutige Verbreitungsbild wesentlich durch den Grad der Forschungsintensität bestimmt (s. S. 4 ff.). Dazu zählen natürlich in erster Linie die zahlreichen Sachzwängen unterworfenen Aktivitäten der Bodendenkmalpflege, auch im Rahmen der Einbindung in wechselnde Forschungsschwerpunkte und -projekte (Siedlungsforschung). Aber auch die Begehung freier Flächen durch ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger darf in ihrer Auswirkung auf die Fundmenge in den verschiedenen Regionen und Landschaften nicht

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unterschätzt werden (Einzelfunde, Depotfunde). In diesem Zusammenhang wird die Funddichte wesentlich durch limitierende Rahmenbedingungen wie die Zugängigkeit der Flächen (Bebauungsintensität) sowie die Art der Forst- und landwirtschaftlichen Nutzung beeinflusst. Etwa 60 % der Gießformen im Arbeitsgebiet stammen aus Plan- und Rettungsgrabungen. In diese Statistik einbezogen wurden Funde aus systematischen Begehungen im Rahmen siedlungsarchäologischer Forschungen, bei denen Lesefunde z. B. auf Höhensiedlungen gezielt kartiert worden sind. Unter den Siedlungsformen wurde vor allem den Höhensiedlungen eine besondere Aufmerksamkeit zuteil. Als markante Geländepunkte, oft zusätzlich umrankt von Mythen und Legenden, standen sie seit langer Zeit im Fokus auch ehrenamtlicher Denkmalpfleger, interessierter Laien und vor allem in der jüngeren Vergangenheit (leider auch) von Raubgräbern. Im Gegensatz dazu handelt es sich bei Depots aber auch bei Siedlungen im Flachland in der Regel um Zufallsfunde, von denen nach der Entdeckung im Rahmen von Rettungsmaßnahmen teilweise nur einzelne „Siedlungsgruben“ untersucht werden konnten. Angefangen bei der „Schatzgräberei“ in der Frühphase der Beschäftigung mit archäologischen Funden bis hin zu einer nach heutigem Verständnis modernen Grabungs- und Dokumentationstechnik ist ganz allgemein ein Informationszuwachs durch u. a. die stetige Weiterentwicklung archäologischer Grabungsmethoden zu beobachten. Eine zunehmende Sensibilisierung für die eher unspektakulären Hinterlassenschaften technischer Prozesse in Kombination mit einer verfeinerten Grabungstechnik führte in den vergangenen Jahren dazu, dass vermehrt auch unscheinbare (Mikro-)Reste systematisch erfasst und als Hinweise auf metallurgische Verfahren korrekt gedeutet werden konnten. Ein Umstand, der vor allem Gießformen aus keramischem Material zugute kommt, deren Fragmente im Arbeitsgebiet erst in den letzten Jahrzehnten vermehrt entdeckt worden sind. Als effektiver Quellenfilter wirken außerdem die z.T. erheblichen Schwierigkeiten, die bei der Identifikation unspezifischer Fragmente ohne typische Merkmale, bei der Arbeit im Gelände und der darauffolgenden Inventarisierung auftreten können. Gießformen aus Bronze sind hiervon kaum betroffen, da selbst kleine Fragmente von Formschalen noch ausreichend charakteristisch sind. Im Wesentlichen treten derartige Probleme bei Formfragmenten aus keramischem Material auf. Verschiedentlich wird daher vermutet, dass eine große Zahl entsprechender Gießformen bisher unerkannt geblieben ist (s. S. 58 ff.). Demgegenüber bleibt zumeist unberücksichtigt, dass auch Gießformen aus Stein in der Regel makroskopisch nur dann eindeutig als Gießformen erkannt werden können, wenn sie Negative oder zumindest Teile davon tragen. Selbst Hitzespuren oder anhaftende Metallreste sind für sich allein genommen noch kein eindeutiges Identifikationsmerkmal und lassen sich nicht zwingend auf das Gießen von Bronze zurückführen.110 Gesteine und Gesteinsfragmente sind regelmäßig im Fundgut von Siedlungsgrabungen vertreten. Nicht selten weisen diese nicht näher bezeichneten Fragmente Bearbeitungs- und/oder Gebrauchsspuren auf, die denjenigen von Gießformen gleichen. Derartige Funde sind im Arbeitsgebiet z. B. aus der mittel- bis spätbronzezeitlichen Siedlung von Geiselhöring, Lkr. Straubing-Bogen (Niederbayern), bekannt. Sie konnten lediglich als „unspezifische Fragmente vergleichbarer Materialbeschaffenheit, die 110 Unsicherheiten bei der Identifikation von Gießformen aus Stein spiegeln auch die häufigen Verwechselungen mit Pfeilglättern und Schleif- bzw. Wetzsteinen. So liegen z. B. aus der Höhensiedlung vom Hesselberg (Mittelfranken) mehrere Gesteinsfragmente vor, die Schleifrillen aufweisen und offenbar nicht als Gießformen, sondern als Schleif- oder Wetzsteine anzusprechen sind. Gleiches gilt für einen Lesefund mit Schleifrillen von

der Höhe des „Ipf“, Ostalbkreis (Fundber. Schwaben N.F. 14, 1957, 180). Wohl nicht um eine Gießform, sondern um einen Pfeilglätter handelt es sich bei einem stark angewitterten Sandsteinfragment, das im Frühjahr 1954 bei Lampertheim, Lkr. Bergstraße (Hessen), bei der Feldbestellung gefunden wurde (Herrmann 1966, 150 Nr. 513 Taf. 139, C 1).

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ebenfalls zu Gussformen gehören dürften“, bezeichnet werden.111 Eine sichere Ansprache der Fragmente, die in Geiselhöring z.T. in Form von teilweise geschliffenen Gesteinsplatten vorliegen und sämtlich Spuren von Hitzeeinwirkung zeigen (u. a. Abplatzungen und thermische Sprünge), ist nicht möglich. Auch die urnenfelderzeitliche Siedlung von Ludwigsburg-Pflugfelden (Württemberg) erbrachte entsprechende Funde. Bei einer stichprobenartigen Durchsicht des Fundmaterials dieser Siedlung durch den Verfasser fielen einige Sandsteinfragmente mit angefangenen Bohrungen auf, wie sie an Gießformen zur Aufnahme von Passstiften vorgesehen sind. Möglicherweise handelt es sich bei den mit Bohrungen versehenen Steinen um misslungene Versuche der Gießformenherstellung (Produktionsausschuss) oder aber um Halbfabrikate, wie sie z. B. in Gestalt eines allseitig geschliffenen und geglätteten Formsteins im Depotfund von Heilbronn-Neckargartach (Württemberg) belegt sind (Nr. 159). Weil der betreffende Formstein kein Negativ trägt und zudem auch nur sehr schwache Hitzespuren aufweist, ist zu bezweifeln, ob er z. B. als Einzelfund in seiner Funktion erkannt und zweifelsfrei mit bronzezeitlicher Metallurgie hätte in Verbindung gebracht werden können. Diese wenigen Beispiele mögen ausreichen, um zu zeigen, dass es sich bei einem gewissen Prozentsatz der nicht näher bezeichneten Funde in den Sammlungs- und Magazinbeständen mit hoher Wahrscheinlichkeit um bisher unerkannte Teile von Gießformen aus Stein oder aber um Halbfabrikate handelt. Da bei makroskopischer Betrachtung eine gesicherte Identifikation entsprechender Funde jedoch nur in sehr wenigen Einzel- bzw. Ausnahmefällen möglich ist, steht zur Benennung einer „Dunkelziffer“ bis auf weiteres nur das unpräzise Instrument der subjektiven Schätzung zur Verfügung.

ZUM QUELLENGEHALT DER GIESSFORMEN

Als Siedlungsfund geben Gießformen in erster Linie einen Hinweis auf das Gießen von Metall im näheren Umkreis und/oder innerhalb einer Siedlung und sind somit ein sicherer Indikator für die Ausübung von spezialisiertem Handwerk. Als eindeutiger Beleg für einen Werkplatz unmittelbar vor Ort können jedoch lediglich zerbrochene Gießformen aus keramischem Material mit eindeutigen Gebrauchsspuren gelten. Im Gegensatz zu Gießformen aus keramischem Material waren Dauerformen aus Stein und Bronze mehrfach verwendbar. Sie könnten daher theoretisch auch an einem Werkplatz außerhalb der Siedlung gebraucht und danach wieder in die Siedlung verbracht worden sein. Erkenntnisse zum Umfang der Bronzeproduktion lassen sich anhand der Anzahl der Gießformen bzw. der Negative nur bedingt ableiten. Ebenso verhält es sich mit Fragestellungen zu einem möglichen unterschiedlichen Grad der Spezialisierung lokaler Handwerker, der sich ggf. über die Art der Produktion (Waffe, Werkzeug, Schmuck) und ihren Charakter (technischer Anspruch) erschließen lässt. Unabhängig von der grundsätzlichen Frage, ob und in welchem Ausmaß Gießformen aus archäologisch nicht mehr fassbaren Materialien zum Einsatz kamen, sind zahlreiche Siedlungen nicht vollständig ergraben und zu einem nicht unerheblichen Teil nur höchst ausschnitthaft erschlossen. Dementsprechend wirkt bei einem Vergleich von Höhen-, Flach- und Feuchtbodensiedlungen der unterschiedliche Forschungsstand der verschiedenen Siedlungsformen verzerrend auf das Fundbild. Die individuelle Ausgestaltung der Gießformen liefert unter günstigen Voraussetzungen Hinweise auf ihre technische Handhabung und die Art des eingesetzten Gießverfahrens.112 Dabei kann in der Hoffmann 2008, 145. Zu den technischen Grundlagen des Bronzegusses zuletzt zusammenfassend Jantzen 2008, 7–10. 111

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Regel auch bei unvollständiger Überlieferung – anhand eindeutiger technischer Merkmale – auf das Gießverfahren rückgeschlossen werden. An Formen aus Stein geben z. B. Schnürungsrillen, Passmarken und Bohrungen für Passstifte Hinweise auf die Fixierung der Gießformhälften und belegen somit, ebenso wie Vertiefungen für Kernhalter bei der Produktion von Tüllengeräten, das zweischalige Verfahren. Rückschlüsse darauf, ob zusätzliche Eingusstrichter aus keramischem Material angebracht werden mussten, erlaubt die Ausformung der Eingussöffnungen und -kanäle. Die Negative tragen bei guter Erhaltung nicht nur zur typologischen und relativchronologischen Einordnung bei, sondern lassen auch erkennen, wie groß der noch zu leistende Arbeitsaufwand im Rahmen der an den Gießvorgang angeschlossenen Nachbearbeitung war („Putzen“ der Gussrohlinge, Ausschmieden, Feilen, Ziselieren, Tordieren usw.). In gleicher Weise lassen sich je nach Formmaterial und Art der Gestaltung einer Gießform Rückschlüsse auf den Arbeitsaufwand ziehen, der zu ihrer Herstellung notwendig war. Anhaltspunkte zur Rekonstruktion dieses Arbeitsprozesses liefern vor allem Herstellungs- bzw. Werkzeugspuren, die sich z.T. auf den Oberflächen erhalten haben. Gebrauchsspuren geben darüber hinaus Hinweise auf die konkrete Verwendung einer Gießform. So tragen z. B. Hitzeverfärbungen, Materialrisse, Schmauchspuren und vor allem Metallrückstände dazu bei, die Frage zu klären, ob mithilfe der Negative lediglich Modelle aus Wachs oder gehärtetem Fett angefertigt oder aber flüssiges Metall verarbeitet wurde. Auch erwies sich eine im Rahmen der Fundaufnahme durchgeführte makroskopische Bestimmung der zur Formherstellung verwendeten Gesteine häufig als schwierig. Die Oberflächen der Gießformen sind stark verwittert und in vielen Fällen bereits durch den Gebrauch (u. a. thermische Einflüsse) zusätzlich mehr oder weniger deutlich gegenüber dem Ausgangsgestein verändert. Oftmals schwierig zu entscheiden ist auch, ob es sich bei z. B. Abplatzungen, Brüchen/Rissen, Kerben und Kratzern an Gießformen aus Stein tatsächlich um „echte“ Gebrauchsspuren handelt oder aber um Beschädigungen, die vielmehr erst nachträglich z. B. im Verlauf der Bodenlagerung, durch Bodeneingriffe oder aber bei der Bergung entstanden sind. In den Fällen, in denen Veränderungen der Gießformoberflächen mit einiger Sicherheit unmittelbar auf den Bronzeguss zurückgeführt werden können, werden diese sowohl im Katalog als auch im angeschlossenen Kommentar explizit als „Gebrauchsspuren“ beschrieben. Für zweifelhafte Befunde wurde zusätzlich eine Kategorie „Zustand“ in die Katalogbeschreibung aufgenommen, die regelmäßig auch eine Angabe darüber enthält, ob die jeweilige Gießform in ihrem heute bekannten Zustand noch gebrauchsfähig ist. Unter der allgemeinen Zustandsbeschreibung wurden etwa auch zumeist unspezifische Verfärbungen zusammengefasst, bei denen Zweifel darüber bestehen, ob sie als „echte“ Gebrauchsspuren zu bewerten sind oder aber z. B. durch Schadfeuer verursacht wurden bzw. im Laufe der Bodenlagerung entstanden sind. Auf eine Schilderung des subjektiven Farbeindrucks der Gesteine und Verfärbungen wurde in den Katalogtexten weitestgehend verzichtet. Grundsätzlich gelten Verfärbungen nur in den Fällen als eindeutiges Indiz für den Gebrauch der Gießformen, in denen sie sich klar auf das Negativ bzw. die Eingusspartie (Eingussöffnung, Eingusstrichter und/oder Eingusskanal) beziehen (s. S. 207 ff.).113 Eine Mehrfach- oder Umnutzung insbesondere von Formsteinen deutet ebenso wie die Flickungen an Gießformen aus Bronze (z. B. Gießform von Erlingshofen [Nr. 20]) auf die Wertschätzung des jeweiligen Handwerkers gegenüber dem von ihm eingesetzten Rohstoff. In diesem Zusammenhang 113 Vereinzelt mögen Verfärbungen auch durch rezente Gießversuche im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden sein. Soweit heute noch nachvollziehbar, bleiben derartige Ver-

suche jedoch die Ausnahme und sind daher als verfälschender Faktor zu vernachlässigen.

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können petrographische und mineralogische Analysen bei Gießformen aus Stein und keramischem Material dazu beitragen, potenzielle Lagerstätten zumindest grob regional zu verorten oder – unter besonders günstigen Umständen – sogar präzise zu lokalisieren. Unter der Voraussetzung einer ausreichend elaborierten Datenbasis (u. a. Vorhandensein von Referenzproben zum Abgleich der ermittelten Elementmuster) ließen sich auf diesem Wege, vor dem Hintergrund der Frage nach überregionalem Austausch und Transport während der Bronzezeit, Informationen zur Herkunft der eingesetzten Rohstoffe gewinnen. Eine systematische Auseinandersetzung mit den zur Gießformenherstellung genutzten Materialien im Rahmen naturwissenschaftlicher Analyseverfahren wäre auch wünschenswert, um z. B. Fragen nach der chemischen Zusammensetzung des eingesetzten Formmaterials und dessen potenziellen Einflusses auf das zu fertigende Gussstück beantworten zu können. Entsprechende Daten tragen außerdem dazu bei, die allgemeinen technischen Eigenschaften zu beschreiben und Angaben zur Haltbarkeit von Gießformen zu präzisieren. Temperatur- und gussprozessbedingte Veränderungen (z. B. thermische Überprägung) lassen auf die tatsächliche Verwendung schließen und helfen dabei zu klären, ob die Formen zur (ausschließlichen) Herstellung von Modellen aus Wachs oder aber zum Gießen von Objekten aus Bronze genutzt wurden. Diesbezüglich bietet auch die Rasterelektronenmikroskopie (REM) die Möglichkeit, auf den Oberflächen der Gießformen geringste Metallreste sichtbar zu machen, welche unter günstigen Voraussetzungen wiederum mit den Methoden der Metallographie angesprochen werden können.114 Die Identifikation von Metallgefügen durch mikroskopische Untersuchung im Auflicht, ergänzt durch Röntgenographie und Computertomographie zur Identifikation von gussspezifischen Merkmalen (z. B. Lunker) und Produktionsspuren, dient zur Rekonstruktion der Herstellungstechnik von Gießformen aus Bronze.115 Außerdem kann die Mikroskopie in Kombination mit modernen bildgebenden Verfahren zur Analyse von Werkzeug- und Gebrauchsspuren beitragen und auf diese Weise zusätzliche Informationen zur Fertigungs- und Gusstechnik liefern.116 Der Einsatz chemischer und physikalischer Untersuchungsverfahren war allerdings bisher nur in begrenztem Umfang möglich, weil die verhältnismäßig wenigen überlieferten Gießformenfunde aus nachvollziehbaren konservatorischen Gründen in der Regel einer zerstörungsfreien Analyse unterworfen werden müssen. Mit den einschlägigen Verfahren (Dünnschliffmikroskopie, Röntgendiffraktometrie [XRD], wellenlängendispersive Röntgenfluoreszenzanalyse [WD-RFA], Laserablations-ICP-Massenspektometrie [LA-ICP-MS]) ist jedoch stets eine Probenentnahme am Original, also eine zumindest teilweise Zerstörung des zu untersuchenden Fundstücks verbunden. Die genannten Verfahren können – wenn überhaupt – nur in den seltenen Ausnahmefällen zum Einsatz kommen, in denen z. B. zahlreiche (für eine Beprobung geeignete) Fragmente eines Fundstücks vorliegen, die für eine evtl. museale Aufbereitung nicht relevant sind und daher nach erfolgter sorgfältiger archäologischer Dokumentation an die entsprechenden Fachlabore übergeben werden können. Dies ist nahezu ausschließlich bei Fragmenten von Formen aus keramischem Material der Fall, während Gießformen aus Stein nur sehr eingeschränkt und Gießformen aus Bronze für die genannten Analyseverfahren in der Regel überhaupt nicht zur Verfügung stehen.117 Die Anwendung der Röntgenfluoreszenzanalyse im Rasterelektronenmikroskop zur Feststellung von Abriebspuren verarbeiteter Metalle z. B. bei Sperber 2000, 389 ff. 115 Die genannten Verfahren geben ebenso Aufschluss über die Gusstechnik von Originalen und erlauben u. U. Rückschlüsse auf spezielle Werkstätten: Drescher 1961; Bunnefeld/Schwenzer 2011; Mödlinger 2011. 114

Armbruster 2003; 2006. Einen aktuellen Überblick zu Analyseverfahren bei technischer Keramik gaben zuletzt: Martinón-Torres/Rehren 2014, 107 ff. 116

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Inzwischen bietet die Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA) mittels eines portablen Röntgenfluoreszenzspektrometers (P-RFA) jedoch ein alternatives Verfahren zur archäometrisch-materialkundlichen Untersuchung von Metalllegierungen, Keramik und lithischem Material. Eine Messung mittels P-RFA arbeitet – wie Röntgenographie und Computertomographie – materialschonend, d. h. prinzipiell zerstörungsfrei an gereinigten Oberflächen. Das leicht transportable Messgerät ist überdies bei der Fundaufnahme flexibel einsetzbar, wobei die Messergebnisse innerhalb kürzester Zeit vorliegen. In der Regel lässt sich die chemische Zusammensetzung der verschiedenen Formmaterialien bei einer Informationstiefe von wenigen Mikrometern bis Millimetern in ausreichend großem Umfang bestimmen (jedoch bisher mit Einschränkungen im Umfang des Elementspektrums gegenüber der Labormethode mittels WD-RFA). Auf diese Weise können – unter Berücksichtigung Gerät- und materialspezifischer Parameter (u. a. Korrektur systematischer Messabweichungen, Kalibration an Referenzproben) – z. B. Gesteine und Keramik geochemisch charakterisiert werden.118 Auch anhaftende Metallrückstände lassen sich unter Berücksichtigung sämtlicher einschränkender Faktoren (z. B. Abweichung von der originalen Stoffzusammensetzung bei verwitterten Metallen) klassifizieren.119 Im Zuge der Manuskripterstellung bestand leider keine Möglichkeit, naturwissenschaftliche Untersuchungen in Auftrag zu gegeben oder eigene Messungen durchzuführen. Daher versteht sich der vorliegende Katalog – der vorrangig einen zusammenfassenden Überblick über das existierende Fundmaterial und den aktuellen Forschungs- bzw. Publikationsstand zu den bronzezeitlichen Gießformen im Arbeitsgebiet liefern soll – ausdrücklich als Anregung zur ergänzenden naturwissenschaftlichen Aufarbeitung. Denn immer dort, wo die methodischen Erkenntnismöglichkeiten archäologischer Forschung ausgeschöpft sind, können die sich ständig weiterentwickelnden archäometrischen Analyseverfahren dazu beitragen, das vorhandene Informationspotenzial einer Quellengruppe an der Schnittstelle von Geistes- und Naturwissenschaften möglichst vollständig zu erschließen.120

GIESSFORMEN ALS BELEG FÜR DEN PRIMÄREN PRODUKTIONSPROZESS

Als Fundgruppe sind Gießformen dem primären Produktionsprozess (Verhüttung und Gießen) zuzuordnen. Zu den Hinterlassenschaften des primären Produktionsprozesses zählen sowohl Funde und Befunde der dem Gussvorgang vorangehenden Erz-Verhüttung (z. B. Ofenreste und Schlacken) als auch sämtliche Reste, die mit dem Schmelzen der Bronze und Legieren des Rohkupfers zu verbinden sind. Dazu gehören z. B. Tondüsen, mit denen Luft auf die u. a. in Schmelzgruben eingesetzten Tiegel geblasen wurde, und die Reste der Schmelzgruben selbst. Neben Schlacken sind auch die Tiegel mit ihrer großen Formenvielfalt und den oftmals anhaftenden Metallresten aussagekräftige Funde. Dasselbe gilt für Gusstropfen sowie alle weiteren Gussreste, die als „Abfallprodukte“ direkt beim Gießund Schmelzvorgang entstanden sind.

118 Zur Einsatzmöglichkeit der P-RFA bei der Gesteinsbestimmung: Helfert/Ramminger 2012. Zu Möglichkeiten und Grenzen der P-RFA in der Keramikforschung: Behrendt/Mielke/Mecking 2012. 119 Angesichts der günstigen Eigenschaften erscheint der Einsatz einer P-RFA und deren Bedienung durch eine Archäologin/ einen Archäologen als „schnelle Lösung“ allzu verlockend. Allerdings sind nicht nur die Kenntnis der anwendungsspezifischen Grundlagen, sondern zusätzlich auch umfangreiches mate-

rialkundliches Wissen sowie geochemische und messtechnische Kompetenz erforderlich, um belastbare Daten erheben zu können. Außerdem bleibt eine selektive Überprüfung mit traditionellen Labormethoden nach wie vor ratsam. Siehe dazu Behrendt/Mielke/Mecking 2012; Helfert/Ramminger 2012. 120 Als aktuelles Beispiel sei an dieser Stelle lediglich der Nachweis für die Verwendung von Bienenwachs in Zusammenhang mit einer bronzenen Gießform aus Polen genannt: Baron et al. 2016.

Zur Quellenlage

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Eine Sonderstellung nehmen Gusszapfen ein. Sie wurden im Zuge der bisher wenig erforschten Nachbearbeitung (sekundärer Produktionsprozess) vom Rohguss abgetrennt und liefern als häufige Bestandteile von Depotfunden ebenso einen indirekten Hinweis auf die Tätigkeit der „Gießer“121 oder „Metallverarbeiter“122, wie die inzwischen zahlreich bekannten Gusskuchen und Gusskuchenfragmente.123 Analog zu den Gusskuchen und Gussbrocken waren auch die Gusszapfen kein wertloser „Abfall“ sondern ein kostbarer Rohstoff, wie ihr häufiges Vorkommen in europäischen Depotfunden belegt.124 In einem ersten methodischen Ansatz hat der Verfasser zusätzlich zu den Gießformen auch die Hinterlassenschaften des primären Produktionsprozesses sowie Gusskuchen/Gussbrocken und Gusszapfen im Arbeitsgebiet auf der Basis von Literaturangaben aufgenommen und katalogisiert. Bei einer ersten Sichtung ausgewählter Fundkomplexe in Magazinen und Sammlungen bestätigte sich jedoch die Vermutung, dass eine Erfassung ausschließlich nach Literaturangaben bei weitem nicht ausreicht, um belastbare und differenzierte Aussagen zu Art und Umfang der Metallproduktion und -verarbeitung treffen zu können. Die Ergebnisse einer solchen Studie auf Literaturbasis würde lediglich einen insgesamt unzureichenden Forschungs- und Publikationsstand spiegeln. Wie bei den schwer zu identifizierenden Überresten von Gießformen aus keramischem Material wäre auch zur vollständigen Erfassung der Überreste des primären Produktionsprozesses eine systematische Sichtung bronzezeitlicher Bestände in den Museen und Sammlungen im Arbeitsgebiet unverzichtbar. Das Resultat wäre eine mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich erweiterte Quellenbasis, die wiederum – unter Berücksichtigung aller quellenkritischen Aspekte – dazu beitragen könnte, ein differenzierteres Bild der Entwicklung und Organisation bronzezeitlicher Metallurgie zu zeichnen. Um jedoch die Drucklegung des Manuskriptes innerhalb eines überschaubaren Zeitrahmens zu gewährleisten, wurde im vorliegenden Band zunächst eine Beschränkung auf die Gießformen als zentrale Fundgruppe vorgenommen. Rückstände des primären Produktionsprozesses werden in den beschreibenden Texten als Hinweis auf vor Ort praktizierte Bronzemetallurgie zwar erwähnt, aber nur in den Fällen auch als „Beifund“ im Katalog aufgeführt, in denen sie zusammen mit Gießformen einen geschlossenen Fund darstellen.

ZUR QUELLENL AGE

Aus dem Arbeitsgebiet konnte der Verfasser bis einschließlich 2011 insgesamt 176 Gießformen von 93 verschiedenen Fundorten aufnehmen (Taf. 66. 67; Abb. 2). Mit 154 Exemplaren stellen Gießformen aus Stein den größten Anteil am Fundmaterial (88 %). Gießformen aus Bronze sowie GießforDrescher 1957, 62; Jantzen 2008, 6. Jantzen 2008, 6. 123 Um die Rohstoffsituation und -versorgung der ausgehenden Urnenfelderzeit (Stufe Ha B 3) zwischen Mosel und Werra zu beleuchten, konzipierte A. Jockenhövel zusammen mit G. Wolf (Institut für Kernphysik, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt a. M.) Anfang der 1980er Jahre ein interdisziplinäres Forschungsprojekt mit dem Ziel, Rückschlüsse auf die verwendeten Ausgangserze in der deutschen Mittelgebirgsregion ziehen zu können. In einem ersten Schritt wurde eine Zusammenstellung oberflächennaher Kupferlagerstätten und früher Bergbauspuren erstellt, um potenzielle Herkunftsgebiete der Erze eingrenzen zu können. In einem zweiten Schritt wurden 60 Objekte der primären Metallverarbeitung (Gusskuchen, Gussbrokken, Barren, Buntmetallschlacken, Gussabfall) aus dem Gebiet 121

122

zwischen dem nördlichen Oberrhein und Niederhessen (Bundesland Hessen mit Nachbarlandschaften in Rheinland-Pfalz, Saarland und Baden-Württemberg) mittels instrumenteller Neutronenaktivierungsanalyse (INAA) und Atomabsorbtions-Spektrometrie (AAS) analysiert (Jockenhövel 1983; Jockenhövel/Wolf 1985; 1986; 1991; Bachmann et al. 2004.). Seit 1996 wurde ein vergleichbares Forschungsprojekt zur metallurgischen Produktionskette in Nordtirol, im Salzburger Land und im südbayerischen Alpenvorland am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in München durchgeführt. Der Arbeitszeitraum reicht von der mittleren Bronzezeit bis zum Ende der Spätbronzezeit. Siehe dazu Winghart 1998b. 124 Huth 1997; Ó Faoláin 2004, 41 ff.; Jantzen 2008, 215 ff.; Nessel 2012.

Einleitung

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men aus keramischem Material sind jeweils mit lediglich 11 Exemplaren vertreten (jeweils 6 %). Dieses prozentuale Verhältnis spiegelt sich in etwa auch in der Verteilung der Gießformen auf die insgesamt 93 Fundorte (Abb. 3).125 Gießformen aus Stein sind von 79 Fundorten, Gießformen aus Bronze und keramischem Material hingegen nur von elf bzw. sechs Fundorten belegt. Gießformen aus Stein oder keramischem Material finden sich dabei oft in größerer Zahl an einem Fundort. Im Gegensatz dazu kommen Gießformen aus Bronze bisher jeweils nur in der Einzahl vor. In nur drei Fällen sind Gießformen aus verschiedenen Materialien vom selben Fundort bekannt (Bad Buchau –„Wasserburg“ [Keramisches Material: Nr. 1; Stein: Nr. 105. 137], Seinsheim und Ippesheim-Bullenheim – Bullenheimer Berg [Bronze: Nr. 17; Stein: Nr. 167], Zeiskam [Keramisches Material: Nr. 8. 9; Stein: Nr. 129]). 11

11 11

11

66

79 79

154 154

GF Stein

GF Keramisches Material

Abb. 2. Anzahl der Gießformen im Arbeitsgebiet nach Material (gesamt: 176)

GF Bronze

Abb. 3. Anzahl der Fundorte im Arbeitsgebiet (gesamt: 93; Mehrfachnennungen möglich)126

Mit 70 Exemplaren sind die meisten Gießformen bisher aus Baden-Württemberg bekannt. Die vergleichsweise hohe Anzahl erklärt sich einerseits durch den Depotfund von Heilbronn-Neckargartach mit seinen 18 Formsteinen und andererseits durch die insgesamt 25 Gießformen aus der Höhensiedlung auf dem Runden Berg bei Bad Urach. Aus dem Saarland liegt bisher nur eine einzige Gießform vor (Nr. 16), die um das Jahr 1850 südlich von Wallerfangen an der saarländisch-französischen Grenze gefunden worden ist. Etwa 60 % der Gießformen stammen unmittelbar aus einer Flach- oder Höhensiedlung. Dabei sind die Formen zahlenmäßig zu etwa gleichen Anteilen auf beide Siedlungsformen verteilt. Die Statistik lässt daran zweifeln, dass die lokale Metallverarbeitung tatsächlich ein „funktionales Charakteristikum“127 und „wirtschaftliches Privileg“128 der Höhensiedlungen gewesen ist. Bestärkt wird dieser Eindruck bei einem Vergleich der Anzahl der Fundorte: Hier stehen 34 Flachlandsiedlungen nur 16 Höhensiedlungen gegenüber. 125 Um eine Verzerrung des Fundbildes zu vermeiden, wurden die Gesamtanzahl der Gießformen und die Anzahl der Fundorte einander gegenübergestellt. 126 Da an drei Fundplätzen Gießformen aus verschiedenen Materialien nebeneinander vorkommen, werden diese Fundorte hier mehrfach gezählt.

127 128

Ostermeier 2012, 125. Ebd.

Zur Quellenlage

23

Weitere 20 % der Gießformen stammen aus Depots. Die zu einer weiteren Gruppe zusammengefassten Einzel- und Lesefunde stellen demgegenüber lediglich etwa 17 % des Fundaufkommens. Es handelt sich zumeist um Zufallsfunde, die jeweils als Lesefund ohne Fundzusammenhang geborgen worden sind. Insbesondere bei Altfunden wird die ohnehin problematische Auswertung zusätzlich durch mangelhafte oder fehlende Dokumentation erschwert. Die Formen dieser letzten Gruppe lassen sich keiner Quellenart eindeutig zuordnen und sind daher für die wissenschaftliche Auswertung größtenteils verloren. Es bleibt in der Regel unklar, ob es sich um Verlustfunde, Siedlungsfunde, um unbeobachtet zerstörte Depots bzw. „Einstückhorte“ oder um ehemalige Grabbeigaben handelt. Zahlenmäßig schwach vertreten sind Gießformen aus Feuchtbodensiedlungen. Aus einem gesicherten Grabzusammenhang ist bisher nur eine einzige Gießform bekannt.

HÖHENSIEDLUNGEN

Bisher lieferten 16 Höhensiedlungen im Arbeitsgebiet insgesamt 52 Gießformen (Taf. 69, B; Abb. 4; Abb. 5; Tab. 2; Tab. 3). Während aus Hessen (Haimberg [Nr. 14]) und Rheinland-Pfalz (Altenbamberg [Nr. 61. 106]) lediglich drei Gießformen bekannt sind, stammt die weit überwiegende Zahl der Funde aus Höhensiedlungen in Bayern und Baden-Württemberg. Im Vergleich zu der großen Zahl von Höhen, für die aufgrund entsprechender (Lese-)Funde eine Besiedlung während der Bronzezeit mindestens wahrscheinlich – oder durch mehr oder weniger umfangreiche Ausgrabungen in einigen Fällen sogar gesichert ist – erscheint die Gesamtzahl der Fundorte mit Gießformen jedoch bemerkenswert gering.129 Obwohl bronzezeitliche Höhensiedlungen im Vergleich zu Siedlungen im Flachland in den letzten einhundert Jahren deutlich mehr Aufmerksamkeit durch die Forschung (und leider auch durch „Privatsammler“ und Sondengänger) erfahren haben, ist der allgemeine Wissensstand auch heute noch unzureichend und die Kenntnis über diese spezielle Siedlungsform immer noch zu lückenhaft.130 So gab es nach Ende des Zweiten Weltkrieges bis 2010 in Baden-Württemberg neben einigen kürzeren Sondierungen und Notgrabungen nur noch wenige langjährige Plangrabungen.131 Etwas besser stellt sich die Situation in Bayern dar, wo im Zeitraum von 1945 bis 2010 insgesamt 16 Ausgrabungen in bronzezeitlichen Höhensiedlungen durchgeführt worden sind.132 Wenigen (vergleichsweise) gut dokumentierten Anlagen steht somit eine große Zahl von Höhensiedlungen gegenüber, die lediglich ausschnitthaft untersucht oder sogar nur durch gezielte Prospektionen bzw. regelmäßige Begehungen erschlossen werden konnten. Aus dem heterogenen Forschungsstand ergeben sich für die Interpretation und den Vergleich der Siedlungen untereinander – insbesondere vor dem Hintergrund der Frage nach ihrer Funktion und Nutzung – erhebliche Schwierigkeiten. So verbieten sich absolute Aussagen, z. B. zur Rolle der Metallurgie, wenn Siedlungen nicht vollständig ergraben sind und entsprechende Aussagen allein auf dem Fehlen spezifischer Funde beruhen. Es ist nicht auszuschließen, dass sich Nachweise für Bronzeguss ausgerechnet in den Teilen einer Siedlung finden, die archäologisch (noch) nicht untersucht werden konnten.133 Zur Verbreitung bronzezeitlicher Höhensiedlungen im Arbeitsgebiet: Jockenhövel 1975; 1980; 1982a; 1986a; Biel 1987; Rademacher 2010; Reim 2010; Ostermeier 2012. 130 Rind 2006, 84; Rademacher 2010, 368. 378; Reim 2010, 397; Ostermeier 2012, 20. 131 Rademacher 2010, 368. 132 Ebd. 133 Bei archäologischen Ausgrabungen (1997–2001) auf dem Ganglegg bei Schluderns im Oberen Vinschgau (Südtirol) wurde 129

innerhalb der befestigten Höhensiedlung ein bronzezeitliches Gebäude (Haus 10) (Stufe Bz C 2 – Beginn Stufe Bz D) entdeckt, das „abseits der übrigen baulichen Strukturen unterhalb des höchsten Punktes des Hügels direkt an der Nordkante errichtet wurde“. Innerhalb des Gebäudes wurden neben u. a. verschiedenen Bronzeobjekten auch Gießformen, ein Gusstiegel und zahlreiche verschlackte Steine gefunden (Steiner 2010, 466 ff. Abb. 8).

Einleitung

24 11 1

1

221

1

1

2

22

77

7

2

8

8

7 7

8 12 12 12

8

87

Rheinland-Pfalz Anzahl GF (gesamt: 24)

Hessen Anzahl GF (gesamt: 24)

11

55 6

12 12 12

16 18 16 16 16

33

33

33

14

5 5

23 23 23

12 12

Baden-Württemberg Anzahl GF (gesamt: 70)

52 52 52

6 11

Bayern Anzahl GF (gesamt: 57) 27

27 27

52

35

35 35

55 5555

55

Anzahl Gießformen im Arbeitsgebiet (inklusive Saarland [1 Gießform/Depot]) (gesamt: 176) Höhensiedlung

Flachlandsiedlung

Einzelfunde/Lesefund/Fundumstände unbekannt

Depot

Grab

Feuchtbodensiedlung

Abb. 4. Anzahl der Gießformen im Arbeitsgebiet nach Bundesländern

Zur Quellenlage 11

25 11

1

1 1

1

2

22

77

88 8 2 88

8 5 55

8

Hessen Anzahl Fundorte (gesamt: 21)

Rheinland-Pfalz Anzahl Fundorte (gesamt: 14)

33

55 5

11

2

4

9 9 9

6

12

5

9

12 12

66

2

7 7

7

22

Baden-Württemberg Anzahl Fundorte (gesamt: 23) 16 16 16

4

11 11 11

7

14 4

44

Bayern Anzahl Fundorte (gesamt: 37) 11

14

16 27 27 27

34 34

34

14 14

14 34

Anzahl Fundorte im Arbeitsgebiet (inklusive Saarland [1 Gießform/Depot]) (gesamt: 96) Höhensiedlung

Flachlandsiedlung

Einzelfunde/Lesefund/Fundumstände unbekannt

Depot

Grab

Feuchtbodensiedlung

Abb. 5. Anzahl der Fundorte im Arbeitsgebiet nach Bundesländern

11

Einleitung

26

Negativ Fundort (Kat.-Nr.)

Waffen Lanzenspitze

Geräte

Pfeilspitze

Randleistenbeil

Lappenbeil

Tüllenhammer

Bogenberg bei Bogen (11) Bad Urach (28) Ehingen (30) Bad Urach (33) Bad Urach (34) Bad Urach (36)

(5)

Landshut (40)

(2)

Vogtsburg i. KaiserstuhlBurkheim a. Kaiserstuhl (43) Bad Urach (45)

(2)

Ammerbuch-Reusten (47) Bad Urach (49) Vilshofen a. d. DonauPleinting (54) Altenbamberg (61) Bad Urach (64) Bad Urach (69) Bad Urach (70) Ehingen (78) Bad Urach (81) Bad Urach (82) Bad Urach (83) Bad Urach (84) Landshut (90) Bad Urach (93) Altenbamberg (106) Bad StaffelsteinRomansthal (107) Ehingen (110) Ehingen (111) Kelheim-Weltenburg (123) Bad Urach (125) Bad Urach (126)

(2)

Zur Quellenlage

27

Negativ Schmuck/ Tracht

Geräte Sichel

Messer

Nadel

Sonstige kleiner Ring

stabförmiger Barren

Gusskern

unbest. Objekt

(2)

(2) (3)

(2)

(2) (3) (2)

Einleitung

28

Negativ Waffen

Fundort (Kat.-Nr.)

Lanzenspitze Bad Urach (127)

Geräte

Pfeilspitze

Randleistenbeil

Lappenbeil

Tüllenhammer

(2)

Bad Urach (132 A) Vogtsburg i. KaiserstuhlBurkheim a. Kaiserstuhl (136) Vogtsburg i. KaiserstuhlBurkheim a. Kaiserstuhl (139) Bad Urach (145) Bad Urach (146) Bad Urach (147) Bad Urach (148) Bad Urach (149) Bad Urach (149 A) Bad Urach (149 B) Ehingen (150) Fellbach (151) Günzburg-Reisensburg (158 A) Günzburg-Reisensburg (158 B) Kallmünz (161) Seinsheim und IppesheimBullenheim (167) Vogtsburg i. KaiserstuhlBurkheim a. Kaiserstuhl (169) Vogtsburg i. KaiserstuhlBurkheim a. Kaiserstuhl (170) Tab. 2. Höhensiedlungen. Spektrum der Negative

Von den Höhensiedlungen mit Gießformen sind im Arbeitsgebiet bisher nur der Goldberg bei Riesbürg und der Runde Berg bei Bad Urach nahezu vollständig ergraben worden. Auf dem Goldberg bleibt allerdings trotz der umfangreichen Untersuchungen durch G. Bersu unklar, ob die wenigen Funde die tatsächliche Nutzung in der Bronzezeit abbilden, oder ob entsprechende Befunde durch nachfolgende Besiedlungen weitestgehend zerstört worden sind. Auf dem Runden Berg bei Bad Urach konnte in den Jahren 1967 bis 1984 fast das gesamte Gipfelplateau sowie Teile der umlaufenden Terrasse I aufgedeckt werden.134 Für Bayern hingegen verwies M. Rind noch 2006 auf das Fehlen flächendeckender Untersuchungen in den Befestigungen, die umfassendere Informationen über die Struktur der Siedlung und die Nutzung der Anlagen liefern könnten.135

134

Pauli 1994, 16.

135

Rind 2006, 84.

Zur Quellenlage

29

Negativ Schmuck/ Tracht

Geräte Sichel

Messer

Nadel

Sonstige kleiner Ring

stabförmiger Barren

Gusskern

unbest. Objekt

(2) (2)

(2)

(2)

(9)

(2) (3)

Ansprache unsicher

( ) Anzahl der Negative

Zusätzlich greifen bei Höhensiedlungen – die in vielen Fällen bis in das Mittelalter hinein wiederholt besiedelt bzw. aufgesucht worden sind – eine Reihe spezifischer Quellenfilter. So sind die bronzezeitlichen Befunde durch Überprägung regelmäßig stark beeinträchtigt, ohne dass sich das Ausmaß der mit der Neubesiedlung einhergehenden Zerstörung von Spuren älterer Siedlungsphasen im Einzelnen exakt abschätzen ließe.136 Mit Blick auf die Gießformen bleibt zudem unklar, ob und inwieweit Formsteine an fluchtartig verlassenen Plätzen durch nachfolgende Siedler möglicherweise umgearbeitet und Formschalen aus Bronze eingeschmolzen worden sind. In planvoll aufgegeben und entsprechend sorgsam geräumten Siedlungen ist demgegenüber grundsätzlich von einem geringeren Fundaufkommen auszugehen, wodurch nicht zuletzt die Lokalisierung ehemaliger Werkplätze zusätzlich erschwert wird. 136

Pauli 1994, 15; Ostermeier 2012, 344.

Einleitung

30

Die Gießformen von Höhensiedlungen lassen sich nach ihren Fundumständen in drei Gruppen zusammenfassen: 1. Gießformen außerhalb des Siedlungsareals 2. Gießformen in Depots 3. Gießformen innerhalb des Siedlungsareals Mit der z. T. erheblichen Erosion auf den Hügelkuppen und/oder im Zuge der Umgestaltung der Siedlungsfläche durch nachfolgende Nutzung ging zumeist auch eine Verlagerung von Funden einher. So fanden sich die Gießformen am Höglberg (Nr. 40. 90) und am Frauenberg bei Kelheim-Weltenburg (Nr. 123) in Niederbayern jeweils nicht auf dem besiedelten Hochplateau, sondern am Fuß bzw. am Hang der entsprechenden Anhöhe. Auch die Gießform von Riesbürg (Nr. 42) mit Fundortangabe „Goldberg“ wurde nicht auf dem Plateau selbst, sondern zusammen mit anderen Kleinfunden aus dem Abraum eines lokalen Steinbruchs an der Bergflanke geborgen.137 Die wenigen von Höhensiedlungen bekannten Gießformen aus Bronze werden in der Literatur als Depotfunde angesprochen und gelten als typische Begleiterscheinung des zweiten Burgenhorizontes (ab Stufe Ha B).138 Depot C vom Bullenheimer Berg (Mittelfranken) ist Teil zahlreicher nach dem Ende der 1980er Jahre undokumentiert raubgegrabener Depotfunde aus dem Umkreis des Bullenheimer Berges und enthielt offenbar ausschließlich eine Gießform für Lappenbeile des Typs Homburg (Nr. 17).139 Die genauen Fundumstände sind unbekannt. Ebenfalls unbekannt sind die Fundumstände für eine weitere Gießform aus Bronze (Nr. 14), die bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wohl an der Ostseite des Haimberges bei Haimbach (Osthessen), wahrscheinlich als Teil eines oder mehrerer Depotfunde, in einem Steinbruch geborgen worden ist. Die meisten Gießformen stammen jedoch unmittelbar aus den Siedlungsarealen. Auf dem Bogenberg bei Bogen, dem Kappelberg bei Fellbach, dem Schloß-, Kirchen- und Hirmesberg bei Kallmünz, dem Höglberg bei Landshut sowie dem Kirchberg bei Reusten und dem Schlossberg bei Altenbamberg fanden sich außer den Gießformen keine weiteren Hinweise auf Bronzeverarbeitung. Zusätzliche Belege für das Gießen von Bronze liegen hingegen vom Runden Berg bei Bad Urach, dem Hesselberg, Burgberg bei Burkheim, Bullenheimer Berg, Staffelberg bei Bad Staffelstein, Schloßberg bei GünzburgReisensburg und Goldberg bei Riesbürg vor (Tab. 3). Dabei lassen sich selbst an den zuletzt genannten Fundplätzen, an denen Bronzeguss durch mehr oder weniger zahlreiche Funde aus dem Bereich der primären Metallurgie belegt ist, weder regelrechte Bronzewerkstätten noch Handwerkerbezirke im Befund erkennen.140 Aufgrund des Ausbleibens gesicherter Befunde, die auch nur eine ungefähre Rekonstruktion von Schutzbauten oder Gebäuden zuließen, werden Werkplatzbereiche bisher ausschließlich anhand räumlicher Ansammlungen von metallurgischen Hinterlassenschaften lokalisiert. Auf dem Runden Berg bei Bad Urach am Nordrand der Schwäbischen Alb streuen Werkstattabfälle in Form von Gussspritzern und Gusszapfen ebenso wie längliche Barren und plankonvexe Gusskuchen über das gesamte Plateau. Auch einzelne Gießformen finden sich an verschiedenen Punkten innerhalb der Siedlung. Halbfabrikate, an denen die anhaftenden Gusszapfen oder vorstehenden Gussnähte noch nicht abgearbeitet worden sind, deuten zusätzlich auf eine Produktion der jeweiligen Objekte unmittelbar vor Ort.141 J. Pauli rekonstruierte auf der Basis von Fundkonzentrationen zwei „Werkstätten“.142 137 138 139

Parzinger 1998, 33. Biel 1987, 88 ff. Janssen 1993, 76 f.

140 141 142

Rind 1999, 23. Jockenhövel 1986a, 233 Nr. 32. 230 Abb. 7, A; Pauli 1994, 38. Ebd. 124 ff.

Zur Quellenlage

31

„Werkstatt 1“143 auf der Südseite des Runden Berges zeichnet sich vor allem durch eine lokale Ansammlung von neun Gießformen aus, die über eine Fläche von wenigen Quadratmetern streuen (Nr. 33. 36. 45. 64. 83. 93. 146. 147. 149 B). Für den Gebrauch der Formen sprechen mehrere Gussspritzer im unmittelbaren Umkreis. Der anstehende Fels zeigt zusätzlich Spuren von Hitzeeinwirkung. Zahlreiche Reibplatten, Wetz- und Schleifsteine legen die Herstellung bzw. die Überarbeitung von Gießformen an Ort und Stelle nahe.144 Ein Pfriem (oder Punze?) könnte sowohl mit Herstellung von Gießformen als auch der Weiterverarbeitung von Bronzeobjekten in Verbindung gebracht werden. „Werkstatt 2“ liegt in einer Entfernung von etwa 100 bis 120 m in der Mitte des Plateaus. Pauli lokalisierte den Bereich vornehmlich anhand von stark geglühten und blasig verglasten Sandsteinen (z.T. mit Bronzeanhaftungen), die sie als Teile der Auskleidung eines Tiegelherds bzw. einer Schmelzmulde „zum Aufschmelzen von Altmetall oder Rohkupfer“145 deutete. Außerdem fanden sich neben Gussspritzern und (einer!) Tiegelschlacke auch Wetz-, Glätt- und Schleifsteine. Ein Gusskuchen lag in weiterem Umkreis. Gießformen sind im Gegensatz zu „Werkstatt 1“ jedoch nicht vorhanden. Eine umfangreiche Bronzeproduktion auf dem Hesselberg (Mittelfranken) belegen neben mehreren Gießformen auch die auffällig zahlreichen, in den Grabungsberichten erwähnten Werkstattabfälle sowie Bruchbronze und Werkzeuge.146 Bemerkenswert ist außerdem die Auffindung einer Gießform für eine Nadel mit profiliertem Kopf (Nr. 111) samt zugehörigem Fertigprodukt.147 Der Fehlguss einer bronzenen Dornpfeilspitze mit Gussnaht auf dem Schaftdorn, unregelmäßiger Blattform und klumpiger Mittelrippe (gefunden im westlichen Bereich der Osterwiese) lässt vermuten, dass entsprechende Gießformen zwar vor Ort genutzt wurden, aber nicht erhalten sind.148 Vergleichbar den beiden lokalen Konzentrationen von metallurgischen Resten auf dem Runden Berg bei Bad Urach, häufen sich auch auf dem Hesselberg metallurgische Funde in einem bestimmten Bereich des Siedlungsareals, der neben Gussbrocken oder -tropfen u. a. auch sämtliche Gießformen barg (hinter dem Südwall der Osterwiese).149 Die Funde lagen „[...] in wirrer Streuung unter dem sonstigen Inhalt der undifferenzierbaren Kulturschicht“.150 Wie an vergleichbaren Fundplätzen sind verschiedene Werkzeuge (u. a. Meißel, Punzen, Ahlen) nicht zwingend mit dem Metallhandwerk zu verbinden. Ein „bronzener Fladen“ mit anhaftenden Sandsteinresten, der wegen seiner charakteristischen Form als Erstarrungsrest eines Bronzetiegels interpretiert wird, lag abseits.151 Aufgrund der Fundmenge wird für das Metallhandwerk auf dem Hesselberg angenommen, dass der Umfang die Eigenbedarfsbedeckung in Richtung gewerblicher Produktion überschritt.152 Bekräftigt wird diese Vermutung durch zahlreiche Depotfunde, in denen sich überwiegend Bronzeobjekte bzw. Bruchbronze aber auch Gusskuchen und Werkzeug zur Metallverarbeitung fanden.153 Auf dem dicht besiedelten Burgberg bei Burkheim am Westrand des Kaiserstuhls (Südbaden) konzentrieren sich Hinweise auf Bronzeverarbeitung „[...] an zwei Punkten innerhalb der Siedlung, doch 143 Der Bereich von „Werkstatt 1“ wird allerdings erheblich durch ein im 5. Jahrhundert n. Chr. errichtetes Wirtschaftsgebäude gestört, wobei die entsprechende Fläche zusätzlich mit Siedlungsschutt späterer Perioden aufgefüllt wurde. Ebd. 22 f. 144 Alternativ könnte es sich bei einigen der Sandsteinblöcke mit bearbeiteten Seiten auch um Halbfabrikate zur Gießformenherstellung handeln. 145 Pauli 1994, 23. 146 Zahlreiche Hinterlassenschaften der Bronzeproduktion sind zwar in den Grabungstagebüchern vermerkt, aber heute nicht mehr auffindbar. Dazu Berger 1994, 63 Anm. 273; vgl. auch Jockenhövel 1986, 231 Nr. 14. 222 Abb. 9 A. 147 Berger 1994, Taf. 63, 3. 148 Ostermeier 2012, 354 f. Abb. 185, 5.

Berger 1994, 63. Ebd. 63 f. 151 Ebd. 63 Taf. 26, 43. 152 Ebd. 62. 153 N. Ostermeier nennt insgesamt zwölf Depots mit überwiegend Bronzeobjekten bzw. Bruchbronze. Depot 10 mit u. a. einer Punze (Grabung 1940 im Bereich des nördlichen Randwalles der Osterwiese); Depot 11 mit u. a. einem Gusskuchenfragment und einem Meißel (geborgen 1953 am äußeren Fuß des nördlichen Randwalles auf dem Ehinger Berg); Depot 9 mit u. a. drei bronzenen (?) Gusskuchenfragmenten (Wallfuß, Grabung 1939 im Bereich des nördlichen Randwalles der Osterwiese); Depot 6 mit u. a. einer Punze (Südwallgrabung 1939 auf dem Röckinger Berg) (Ostermeier 2012, 353 f.). 149 150

32 Fundort Bogenberg – Bogen, Lkr. Straubing-Bogen, Bayern Bullenheimer Berg – Seinsheim (Lkr. Kitzingen, Unterfranken) und IppesheimBullenheim (Lkr. Neustadt a. d. Aisch/ Bad Windsheim, Mittelfranken), Bayern Burgberg –Vogtsburg i. Kaiserstuhl-Burkheim a. Kaiserstuhl, Lkr. Breisgau-Hochschwarzwald, Baden-Württemberg Frauen-, Wurz-, Arzberg – KelheimWeltenburg, Lkr. Kelheim, Bayern Goldberg – Riesbürg, Lkr. Ostalbkreis, Baden-Württemberg Haimberg – Fulda-Haimbach, Lkr. Fulda, Hessen Hesselberg – Ehingen, Gerolfingen und Röckingen, Lkr. Ansbach, Bayern Höglberg – Landshut (kreisfreie Stadt), Bayern Kappelberg – Fellbach, Rems-Murr-Kreis, Baden-Württemberg Kirchberg – Ammerbuch-Reusten, Lkr. Tübingen, Baden-Württemberg Runder Berg – Bad Urach, Lkr. Reutlingen, Baden-Württemberg Schloßberg (Altenbaumburg) – Altenbamberg, Lkr. Bad Kreuznach, Rheinland-Pfalz Schloß-, Kirchen- und Hirmesberg – Kallmünz, Lkr. Regensburg, Bayern Schloßberg – Günzburg-Reisensburg, Lkr. Günzburg, Bayern Spitzdobel – Vilshofen a. d. DonauPleinting, Lkr. Passau, Bayern Staffelberg – Bad Staffelstein-Romansthal, Lkr. Lichtenfels, Bayern

Einleitung Kat-Nr.

Tiegel

Bronzeschlacke

Guss-/ Schmelztropfen

11 17. 167 43. 136. 139. 169. 170 123 42 14 30. 78. 110. 111. 150 40. 90 151 47

( )

28. 33. 34. 36. 45. 49. 64. 69. 70. 81–84. 93. 125–127. 132 A. 145– 148. 149. 149 A. 149 B 61. 106 161 158 A. 158 B 54 107

Tab. 3. Höhensiedlungen. Gegenstände mit Bezug zur Metallverarbeitung

ist fraglich, ob man mit diesen Fundpunkten die Bronzewerkstätten der Siedlung erfaßt“.154 Auf dem Bullenheimer Berg (Unter-/Mittelfranken) fanden sich Hinweise auf Metallhandwerk in Form von Gießereiabfällen, Halbfabrikaten und Fehlgüssen. Außerdem sind zahlreiche Depots mit u. a. Bruchbronze, Gusskuchen bzw. -brocken und Resten der Metallverarbeitung überliefert.155 Neben der beGrimmer-Dehn o. J. Bis 1985 waren 12 Depotfunde bekannt (siehe Diemer 1995, 72) von denen die Mehrzahl in die späte Urnenfelderzeit datiert: 154 155

Depot 4 mit zwei flachen, übereinanderliegenden Gusskuchen (Depot nach Ostermeier 2012, 289, wohl vollständig); Depot mit u. a. zwei Ahlen aus Bronze; Depot 12 mit elf Bronzegussbrocken

Zur Quellenlage Schmelzwanne

Gusszapfen

Düse

Gussbrocken

33 Gusskuchen

länglicher Barren

„Altmetall“/ Bruchbronze

( )

( ) Ansprache unsicher

reits erwähnten Gießform für Lappenbeile aus Depot C (Nr. 17) ist eine weitere Gießform aus der Schüttung der späturnenfelderzeitlichen Befestigung erhalten (Nr. 167). Konkrete Hinweise auf den Standort eines Werkplatzes oder einer Werkstatt innerhalb des Siedlungsareals liegen trotz der zahlund Bruchbronze (Vollständigkeit dieses Depots nicht gesichert) (Ostermeier 2012, 290); nach 1985 weitere acht bis neun Depots (Ebd. 290 ff.): Depot C mit nur zwei Hälften einer Gießform; Depot D u. a. mit zwei Gussfladen; Depot F innerhalb eines zwei-

teiligen verzierten Bronzeblechgefäßes mit Kegelhals neben anderen Bronzeobjekten u. a. zwei Bronzegusskuchen (nach Ostermeier 2012, 291, sind Zusammensetzung und Fundlage gesichert).

34

Einleitung

reichen Funde aus dem metallurgischen Kontext bisher jedoch nicht vor. Diesbezüglich vergleichbar ist die Situation auf dem Hochplateau des Staffelbergs bei Staffelstein am Obermain (Oberfranken). Eine Gießform (Nr. 107), Gusskuchenstücke und Gusstropfen wurden als Lesefunde geborgen.156 Die Befunde sind durch Überprägung nachfolgender Besiedlung sowie aufgrund einer bis in die Neuzeit andauernden landwirtschaftlichen Nutzung jedoch weitestgehend zerstört.157 Auf dem Schloßberg bei Günzburg-Reisensburg (Bayerisch-Schwaben) lässt sich Bronzeguss anhand von zwei Gießformen (Nr. 158 A. 158 B) und evtl. einem nicht näher bezeichneten „Gußfragment“158 belegen. Eine Düse aus keramischem Material (L. 7 cm),159 wahrscheinlich zur Verwendung im Tiegelschmelzverfahren, stammt aus der Verfüllung eines Hohlwegs oder Grabens mit „Scherben aller Perioden“.160 Vom „Goldberg“ bei Riesbürg (Nördlinger Ries) sind trotz umfangreicher Grabungen neben der Gießform für Pfeilspitzen (Nr. 42) lediglich nicht näher datierbare Gusszapfen aus legierter Bronze161 bekannt, die sowohl aus den regulären Grabungen auf dem Plateau, als auch als Lesefund aus einem weiteren Steinbruchbetrieb am Berghang stammen.162 Die Bronzezeit ist nur durch wenige Lesefunde belegt, eine Besiedlung ist nur für die ausgehende Frühbronzezeit und evtl. die jüngere Urnenfelderzeit wahrscheinlich. Befunde sind nicht erhalten. Hinweise auf Werkplätze oder Werkstätten fehlen. Eine Sonderstellung nehmen Gießformen ein, die im Umkreis der Höhensiedlungen als Einzelbzw. Lesefunde geborgen worden sind. Für diese nicht näher ansprechbaren Objekte, bei denen es sich möglicherweise um zerstörte urnenfelderzeitliche Gießformdeponierungen handelt, ist ein Bezug zur benachbarten Höhensiedlung zwar durchaus wahrscheinlich, jedoch nicht sicher zu belegen. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang zwei Gießformen von Hüttenheim (Nr. 51. 62), die jeweils in mehreren Fragmenten als Lesefunde in etwa einem Kilometer Entfernung unweit der Nordspitze des Bullenheimer Berges entdeckt worden sind. Ebenso wie eine weitere Gießform mit vier verschiedenen Negativen, die „an einem sanft abfallenden Nordwesthang“163 unweit einer südwestlich von Preist (Südeifel) gelegenen urnenfelderzeitlichen Höhensiedlung aufgelesen wurde.164 Die bei weitem meisten Gießformen von Höhensiedlungen sind dem zweiten bronzezeitlichen „Burgenhorizont“ zuzuweisen, der in Mitteleuropa etwa seit der mittleren Urnenfelderzeit (Stufe Ha A 2/Stufe Ha B 1) seinen Ausgang nimmt und schließlich am Ende der Spätbronzezeit (Stufe Ha B 3) wieder abbricht.165 Mögliche Ausnahmen bilden das Fragment einer Gießform vom Kirchberg bei Reusten (Nr. 47), das vermutlich ein Negativ für ein frühbronzezeitliches Beil der Langquaider Familie trägt, sowie eine Gießform vom Spitzdobel bei Vilshofen-Pleinting (Nr. 54), für vermutlich ein frühmittelbronzezeitliches Lappenbeil. Beide Funde können dem ersten, älterbronzezeitlichen BurgenbauHorizont zugerechnet werden, der zu Beginn der Mittelbronze- bzw. Hügelgräber-Bronzezeit endet. Für die beiden Gießformen vom Schlossberg oberhalb Kallmünz (Nr. 161) und dem Goldberg bei Riesbürg (Nr. 42) ist eine Datierung in die Urnenfelderzeit zwar wahrscheinlich, letztlich jedoch nicht gesichert.

Ullrich 2007, 116 Abb. 14. Ostermeier 2012, 344. 158 Mus. Günzburg (Inv.-Nr. 542). 159 Stroh 1952, Taf. 7, 11. 160 Ebd. 17. 161 Jockenhövel 1986a, 232 Nr. 28. 220 Abb. 7, B; Parzinger 1998, 22 mit Anm. 66. 156

162

157

163 164 165

Ebd. 131 Nr. 5.–6. Kimmig 1937, 227. Jockenhövel 1975, 30. Ders. 1990, 219.

Zur Quellenlage

35

FLACHLANDSIEDLUNGEN

Aus 34 Flachlandsiedlungen sind 55 Gießformen bekannt (Taf. 69 B; Tab. 4).166 Im Arbeitsgebiet machen Flachlandsiedlungen 54 % sämtlicher Fundorte mit Gießformen aus. Etwa die Hälfte aller Gießformen aus Flachlandsiedlungen stammt aus Bayern (Abb. 5). Ein Großteil der Flachlandsiedlungen167 wurde nur ausschnitthaft ergraben. Oftmals musste man sich im Zuge von Rettungsgrabungen damit begnügen, Teilflächen oder lediglich einzelne „Siedlungsgruben“168 zu öffnen. Daher ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass außerhalb der Grabungsfläche gelegene Werkplätze bzw. Relikte bronzezeitlicher Metallurgie unentdeckt blieben. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Grabungen noch nicht ausgewertet und publiziert worden sind. Im Vergleich zu den Höhensiedlungen ist der Forschungs- und Publikationsstand der Flachlandsiedlungen im Arbeitsgebiet sogar als noch problematischer zu bezeichnen. Besonders deutlich wird dieser Missstand bei dem Versuch, Hinweise auf primäre Metallurgie zusammenzustellen (Tab. 5). Nach Aussage der verfügbaren Quellen lieferte weit mehr als die Hälfte der Fundstellen keine weiteren Relikte, die auf Bronzeguss verweisen. Es kann jedoch kaum verwundern, dass in großflächig ergrabenen Siedlungen Funde aus dem primären Bereich der Metallurgie deutlich zahlreicher vorkommen. Konkrete Hinweise auf den Standort einer Werkstatt oder eines Werkplatzes werden allerdings – vergleichbar den Höhensiedlungen – selbst in diesen Fällen nur selten entdeckt. Die einzige Ausnahme, bei der gleich mehrere Werkplätze lokalisiert werden konnten, stellt die RheinInselsiedlung von Bad Säckingen (Hochrhein) mit ihrer außergewöhnlich hohen Funddichte (Tab. 5).169 Veranlasst durch Bau- und Sanierungsvorhaben wurden im Verlauf des 20. Jahrhunderts zahlreiche archäologische Maßnahmen im heutigen Stadtgebiet durchgeführt. Auf der Rhein-Insel lieferten insgesamt 47 Grabungen Funde der Urnenfelderzeit.170 Auch wenn nur zwei eindeutig als solche ansprechbare Gießformen (Nr. 115. 121) sowie ein „Fragment eines Gußtrichters(?) aus Sandstein“171 unter diesen Funden sind, zeichnet sich die offene Siedlung, für die E. Gersbach mindestens drei urnenfelderzeitliche Siedlungsphasen (Stufe Ha A 2/B 1; Stufe Ha B 1; Stufe Ha B 2) herausarbeitete,172 durch außergewöhnlich zahlreichen Funde aus den Bereichen der Metallverarbeitung aus (u. a. mehrere Kilogramm [!] blasige Kupferschlacke).173 Besonders hinzuweisen ist auf eine „Schmelzanlage“174, in Form einer U-förmigen Wanne (L. 44 cm; H. 18 cm; W. 26 cm). Mit einer Sandsteinplatte als Rückseite ist dieser Befund als Schmelzgrube anzusprechen, in der das Metall im offenen Tiegel aufgeschmolzen wurde.175 Ein vergleichbarer Befund, in dessen Zentrum sich neben mehreren formlosen Bronzeklumpen auch ein stabförmiges Zinnstück fand, ist aus dem Säckinger Schloßpark auf der Rheininsel überliefert.176 Umfangreichere Hinweise auf Bronzemetallurgie sind außerdem aus der frühbronzezeitlichen Siedlung von Bad Reichenhall-Karlstein (Oberbayern) (Nr. 24. 48. 132. 142),177 der mittelbronze- bis urnenDa sich bei Fragmenten von Gießformen aus keramischem Material (Schwabmünchen [Nr. 11], Alteglofsheim [Nr. 2]) kaum entscheiden lässt, zu wie vielen verschiedenen Gießformen die erhaltenen Bruchstücke gehören, lässt sich deren Anzahl nicht präzise beziffern. 167 Eine Zwischenstellung nehmen Siedlungen in Hanglage ein: Bad Reichenhall-Karlstein (Nr. 24. 48. 132. 142); Alten-Buseck (Nr. 95). 168 „Siedlungsgruben“ wurden in der vorliegenden Zusammenstellung als legitimer Siedlungsindikator gewertet (Diemer 1995, 103 ff.). 169 Seewald 1958; Aufdermauer/Gersbach 1962; Gersbach 1969; Jenisch/Bigott 2000; Fasnacht/Trachsel 2001. 166

Jenisch/Bigott 2000, 14 f. Seewald 1958. 172 Gersbach 1969, 36 f. 173 Ch. Seewald sprach diesbezüglich von einem „industriellen“ Zug (Seewald 1958); vgl. auch Jockenhövel 1986a, 232 Nr. 29. 226 ff. Abb. 11, C; 12; 13. 174 Gersbach 1969, 65; zur Kritik an der Datierung der „Bronzeschmelzöfen“: Maise/Enderle 2000, 53. 175 Fasnacht/Trachsel 2001, 93. 176 Gersbach 1969, 71 f. 177 Eine weitere Gießform für Zierknöpfe (Nr. 143) oder -scheiben wurde unterhalb der Ruine Karlstein am Berghang gefunden. 170 171

36

Einleitung

felderzeitlichen Siedlung Geiselhöring in Niederbayern (Nr. 38. 39. 133. 155–157), der spätbronze- bis frühhallstattzeitlichen Siedlung Schwabmünchen (Bayerisch-Schwaben) (Nr. 11) sowie der mittelbronzezeitlichen Siedlung Runkel-Ennerich im mittleren Lahntal (Mittelhessen) (Nr. 59) bekannt. Besonders bemerkenswert ist die geschilderte Fundsituation der Gießform aus Neuwied-Gladbach (Mittelrhein) (Nr. 13). Geborgen aus einer Siedlungsgrube (Rest eines Grubenhauses?) stand die Form angeblich aufrecht und geschlossen, gelehnt an einen quadratischen „Lehmtisch“178 mit 50 cm Kantenlänge, der mit Schieferplatten abgedeckt war. „Der Boden rings herum war schwarz wie von anhaltend im Betrieb befindlichen Feuerstellen“.179 Weitere typische Beifunde (z. B. Schlacken, Schmelz- oder Gussreste, Tiegelfragmente), die eine Ansprache als potenzielle Gießer-Werkstatt rechtfertigen würden, fanden sich aber nicht.180 Die Gießform aus Bronze von Neuwied-Gladbach (Nr. 13) ist eine der wenigen intakten, zweischaligen Gießformen aus einer Flachlandsiedlung. Der weitaus größte Teil der Gießformen ist jedoch beschädigt und nicht mehr gebrauchsfähig, was die Bindung an Siedlungs- bzw. „Abfallgruben“ erklärt. Beinahe 90 % der Gießformen aus Flachlandsiedlungen datieren in die Urnenfelderzeit. Der Hügelgräberbronzezeit gehören die Gießformen aus Künzing-Bruck (Nr. 102), Langenselbold (Nr. 113) und Runkel-Ennerich (Nr. 59) an. Frühbronzezeitlich sind die Gießformen aus Bad Reichenhall-Karlstein (Nr. 24. 48. 132. 142. 143) und Vohburg a. d. Donau-Oberdünzing (Nr. 27) für einen Rahmengriffdolch.181

FEUCHTBODENSIEDLUNGEN

Feuchtbodensiedlungen unterscheiden sich als besonderer Siedlungstyp in mehrfacher Hinsicht von den zeitgleichen Flach- und Höhensiedlungen des Arbeitsgebietes. Bisher sind vier Fundorte mit insgesamt sechs Gießformen aus Baden-Württemberg und Bayern bekannt, bei denen Gießformen entweder innerhalb oder aber in unmittelbarer Nähe von Feuchtbodensiedlungen gefunden worden sind (Abb. 5; Taf. 69, B). Aus der „Wasserburg“ Buchau im Feuchtbodengebiet des Federsees (Oberschwaben) stammen drei Gießformen. Besonders und als archäologischer Fund singulär ist eine vollständig erhaltene (jedoch nicht mehr gebrauchsfähige) Gießform aus keramischem Material zur gleichzeitigen Fertigung von 63 Nägeln (Nr. 1). Außerdem fanden sich Fragmente von zwei weiteren Gießformen aus Stein mit jeweils mehreren Negativen (Nr. 105. 137). Deren Identifikation wird durch den schlechten Erhaltungszustand erheblich erschwert. Eines dieser Formbruchstücke (Nr. 137) trägt Negative für ein unbekanntes Objekt, einen Tüllenmeißel(?) und zwei stabförmige Barren(?). Das zweite Fragment (Nr. 105) ist mit Negativen für einen herzförmigen Anhänger, ein Messer(?) und einen stabförmigen Barren(?) versehen. Nach Aufschlüsselung der im Zuge der Ausgrabungen vergebenen Sigel und Inventarnummern, stammen sämtliche Gießformen aus der im Jahr 1937 ergrabenen sog. Staudacherparzelle im äußeren östlichen Bereich der Siedlung. Die exakte Fundlage innerhalb dieses fest umrissenen Areals lässt sich im Einzelnen jedoch nicht mehr ermitteln. Aus dem Areal der „Wasserburg“ stammen noch weitere Hinweise auf Bronzemetalllurgie. Zu nennen sind das Fragment eines Gusskuchens182 (H. Reinerth Inventarliste Mus. Neuwied. Ebd. 180 Kibbert 1984, 66; Jockenhövel 1986a, 231 Nr. 17. 221 Abb. 8, A. Laut Inventarliste Mus. Neuwied stammt von derselben Fundstelle (Flur Gesetzstück) noch ein 10,5 cm langer Bronzemeißel mit Tülle. 178

181

179

182

Wels 2015, 117. Jockenhövel 1986b, 565 f. Abb. 1.6.

Zur Quellenlage

37

spricht von „gefundenen Kupferbarren“ im Plural)183 und eine nahezu vollständig erhaltene Gebläsedüse aus Ton.184 Von den hier erwähnten Stücken ist nur für die Tondüse die genaue Fundlage überliefert. Obwohl die Siedlung vollständig ergraben wurde, sind weder Ofenbefunde, Tiegelfragmente, Schmelzreste oder Bronzeschlacken bekannt. Bisher kann also nur mit einiger Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass unmittelbar in der „Wasserburg“ tatsächlich auch Bronze verarbeitet worden ist.185 Außerdem bleibt vorerst ungewiss, wie sich diejenigen Funde, die sich der Metallurgie zuordnen lassen, räumlich und zeitlich zueinander verhalten und ob diese z. B. zum Inventar eines einzigen Handwerkers zu rechnen sind.186 Die Feuchtbodensiedlung Sipplingen-Osthafen am Nordufer des Überlingersees (Bodensee, Südbaden) lieferte mehrere Fragmente einer einzelnen Formschale, wohl für ein frühbronzezeitliches Flachbeil (Nr. 21). Die Siedlung wurde im Winter 1864/65 durch Amateure entdeckt und in den darauffolgenden Jahren wiederholt nach Funden durchsucht.187 Für die Funde aus diesen Jahren – zu denen auch die Gießform zählt – liegt keinerlei Dokumentation vor. Das Fundstück selbst wird in der Literatur zumeist als Gießform aus Bronze geführt.188 Aufgrund der ungewöhnlich frühen Datierung sind jedoch berechtigte Zweifel an einer solchen Ansprache geboten. Auch die chronologische Zuordnung zu einer der bisher unterscheidbaren 17 bis 18 neolithischen und einer spätbronzezeitlichen Kulturschicht aus dem Bereich von Sipplingen-Osthafen bleibt problematisch.189 Als Altfund ebenfalls schlecht einzuordnen ist eine Gießform aus Oberbayern, die mit der Fundortangabe „Roseninsel“ versehen ist (Feldafing [Nr. 51]). Seit etwa 1850 wurden aus dem Uferbereich der Insel im Starnberger See zahlreiche vorgeschichtliche Funde geborgen, die sich u. a. einer früh- bis mittelbronzezeitlichen Feuchtbodensiedlung zuweisen lassen.190 Die Fundzusammenhänge und die exakte Fundlage der beschädigten Gießform sind jedoch unbekannt. Sie kann lediglich allgemein einer Grabungskampagne zugeordnet werden, die 1895 im Inneren der Insel – und demnach außerhalb der fundreichen Schichten des Flachwasserbereichs – durchgeführt worden ist.191 Schließlich gelangte Ende des 19. Jahrhunderts die Gießform von Bodman-Ludwigshafen (Nr. 67), aus der Siedlung Bodman-Weiler I am Bodensee, nach Karlsruhe. Der Formstein gelangte über Prof. K. Schumacher, der vom 14.–26. Februar 1898 die Ausgrabungen in der Siedlung Bodman-Weiler I am Bodensee leitete und zur Feststellung der Gesamtausdehnung der Siedlung verschiedene Schnitte anlegte, in die heutige Sammlung des Badischen Landesmuseums. Das Gießformfragment, wohl für Meißel, stammt zusammen mit Keramik und einigen Bronzeobjekten aus dem Bereich einer rekonstruierten „Hütte“.192 In der älteren Literatur finden sich außerdem Hinweise auf nicht näher beschriebene „Gussbrocken“ aus dieser Siedlung.193 Reinerth 1928, 61. Ebd.; Jockenhövel 1986a, 216 Abb. 4, 1; W. Kimmig verweist auf fehlende Ruß- und Brandspuren. Vor allem die reiche Leistenzier lässt ihn an einer Interpretation als Gebläsedüse zweifeln: Kimmig 1992, 70. 185 Jockenhövel 1986a, 230 Nr. 5. Abb. 4; 5, A; Kimmig 1992, 41 (besonders Anm. 52). 186 Zum Forschungsstand siehe die kritischen Anmerkungen bei Kimmig 1992, 11. 187 Reinerth 1938, 14 ff. 188 „Die älteste in Deutschland festgestellte Gußform aus Bronze stammt wahrscheinlich aus dem Bodenseegebiet (Mus. Stuttgart A 3125). Sie ist für den Guß eines 115 mm langen und 35 mm breiten, 11 mm starken Flachbeiles aus Kupfer (?) bestimmt und gehört der frühen Bronzezeit an.“ (Drescher 1957, 73) 189 Kolb 2003; Matuschik/Müller/Schlichtherle 2009, 45. 183

184

Rind et al. 2006, 123. Im Jahr 1895 wurden auf der Insel 35 Schnitte angelegt. Die Grabungen waren jedoch „unsystematisch“ und „methodisch unzureichend“ (Schmid/Beer/Schlitzer 2009; besonders Anm. 48). 192 „[…] eine Anzahl senkrechter, zu einem Rechteck angeordneter Pfähle, welche ohne Zweifel die Hauptpfosten einer Hütte darstellen“ (Veröffentl. d. Karlsruher Sammlung II, 1899, 29 ff.). 193 „In dem dortigen Pfahlbau fand man einen etwa nussgrossen Bronzeklumpen; ein Beweis, dass hier auch Bronzeguss betrieben wurde.“ (Fundber. Schwaben III, 1895, 2) „Wir fanden aber wohl auch Bronzegussstücke in Konstanz im Petershauser Wall, Bronze zum Guss im Pfahlbau Bodmann, Reste von Bronzeguss bei Staad nächst Konstanz, Bronze-Rohguss im Pfahlbau Unteruhldingen, eine beim Guss mangelhaft ausgefallene Lanzenspitze bei Haltnau; nirgends aber feste Gussformen wie in der benachbarten Schweiz.“ (Fundber. Schwaben VI, 1898, 14) 190 191

Einleitung

38

Negativ Waffen

Fundort (Kat.-Nr.) Dolch

Stabdolch

Geräte Pfeilspitze

Alteglofsheim (2) Obertraubling (3) Obertraubling (4) Obertraubling (5) Obertraubling (6) Obertraubling (7) Zeiskam (8) Zeiskam (9) Schwabmünchen (10) Neuwied-Gladbach (13) Bad ReichenhallKarlstein (24) Vohburg a. d. DonauOberdünzing (27) Geiselhöring (38)

(4)

Geiselhöring (39)

(2)

Wallhausen (44) Bad ReichenhallKarlstein (48) Wiesbaden-Schierstein (55) Runkel-Ennerich (59) RüsselsheimBauschheim (59 A) Salching (77)

(3)

Dietfurt (79) Hochstadt-Oberhochstadt (88) Alten-Buseck (95) Neckarwestheim (100) Wiesbaden-Biebrich (101) Künzing-Bruck (102) Langenselbold (113) LudwigsburgPflugfelden (114) Bad Säckingen (115) Aufstetten (116)

RandleistenLappenbeil ( )/ beil Abstatzbeil ( )

Sichel

Messer

Rasiermesser

Zur Quellenlage

39

Negativ Schmuck/Tracht Anhänger

Nadel

Fingerring

Sonstige kleiner Ring

Ringstab(?)

Nagelstift(?)

stabförmiger beilförmiger ZierBarren Barren scheibe ( ?)

unbest. Objekt

(1?) (18) (13) (12) (5) (11)

(2)

(2)

(4)

(3) (3)

Einleitung

40

Negativ Waffen

Fundort (Kat.-Nr.) Dolch

Stabdolch

Geräte Pfeilspitze

RandleistenLappenbeil ( )/ beil Abstatzbeil ( )

Sichel

Messer

Freiburg-Opfingen (117) Hochstadt-Oberhochstadt (118) Landshut-Hascherkeller (119) Landau i. d. PfalzArzheim (120) Bad Säckingen (121) Impflingen (122) Zeiskam (129) Alzey-Dautenheim (130) Leingarten-Großgartach (131) Bad ReichenhallKarlstein (132) Geiselhöring (133) Mühlheim a. d. DonauStetten (135) Bad Kreuznach (140) Bad Nauheim (141) Bad ReichenhallKarlstein (142) Bad ReichenhallKarlstein (143) Bad Säckingen (144) Geiselhöring (155) Geiselhöring (156) Geiselhöring (157) Ludwigsburg-Pflugfelden (163) Ludwigsburg-Pflugfelden (164) Mühlheim a. d. DonauStetten (165) Offenbach a. MainBieber (166) Tauberbischofsheim (168) Tab. 4. Flachlandsiedlungen. Spektrum der Negative

(2)

Rasiermesser

Zur Quellenlage

41

Negativ Schmuck/Tracht Anhänger

Nadel

Sonstige

Fingerring

kleiner Ring

Ringstab (?)

Nagelstift (?)

stabförmiger beilförmiger ZierBarren Barren scheibe (?)

unbest. Objekt

(5) (3) (5)

(2) (2)

(5)

(5)

(3?)

(4)

(4) (3)

Ansprache unsicher

( ) Anzahl der Negative

42 Fundort

Einleitung Kat-Nr.

Alteglofsheim, Lkr. Regensburg, Bayern

2

Alten-Buseck, Lkr. Gießen, Hessen

95

Alzey-Dautenheim, Lkr. Alzey-Worms, Rheinland-Pfalz

130

Aufstetten, Lkr. Würzburg, Bayern

116

Bad Kreuznach, Lkr. Bad Kreuznach, Rheinland-Pfalz Bad-Nauheim, Lkr. Wetteraukreis, Hessen Bad Reichenhall-Karlstein, Lkr. Berchtesgardener Land, Bayern Bad Säckingen, Lkr. Waldshut, Baden-Württemberg Dietfurt, Lkr. Neumarkt i. d. Oberpfalz, Bayern Freiburg-Opfingen, Freiburg i. Breisgau (kreisfreie Stadt), Baden-Württemberg Geiselhöring, Lkr. Straubing-Bogen, Bayern Hochstadt-Oberhochstadt, Lkr. Südliche Weinstraße, Rheinland-Pfalz Impflingen, Lkr. Südliche Weinstraße, Rheinland-Pfalz Künzing-Bruck, Lkr. Deggendorf, Bayern Landau i. d. Pfalz-Arzheim, Landau i. d. Pfalz (kreisfreie Stadt), Rheinland-Pfalz Landshut-Hascherkeller, Landshut (kreisfreie Stadt), Bayern Langenselbold, Main-Kinzig-Kreis, Hessen Leingarten-Großgartach, Lkr. Heilbronn, Baden-Württemberg Ludwigsburg-Pflugfelden, Lkr. Ludwigsburg, Baden-Württemberg Mühlheim a. d. Donau-Stetten, Lkr. Tuttlingen, Baden-Württemberg Neckarwestheim, Lkr. Heilbronn, Baden-Württemberg Neuwied-Gladbach, Lkr. Neuwied, Rheinland-Pfalz

140 141 24. 48. 132. 142. 143 115. 121. 144 79 117 38. 39. 133. 155–157 88. 118 122. 160 102 120 119 113 131 114. 163. 164 135. 165 100 13

Obertraubling, Lkr. Regensburg, Bayern

3–7

Offenbach a. Main-Bieber (kreisfreie Stadt), Hessen

166

Runkel-Ennerich, Lkr. LimburgWeilburg, Hessen

59

Tiegel

Kupfer-/Bronzeschlacke

Guss-/ Schmelztropfen

Zur Quellenlage Ofenrest

Schmelzwanne

Gusszapfen

Düse

Gussbrocken

Gusskuchen

43 Barren

„Altmetall“/ Bruchbronze

Erz

44 Fundort Rüsselsheim-Bauschheim, Lkr. Groß-Gerau, Hessen

Einleitung Kat-Nr.

Kupfer-/BronzeGuss-/ schlacke Schmelztropfen

59 A

Salching, Lkr. Straubing, Bayern

77

Schwabmünchen, Lkr. Augsburg, Bayern

10

Tauberbischofsheim, Lkr. MainTauber-Kreis, Baden-Württemberg Wallhausen, Lkr. Bad Kreuznach, Rheinland-Pfalz Wiesbaden-Biebrich, Wiesbaden (kreisfreie Stadt), Hessen Wiesbaden-Schierstein, Wiesbaden (kreisfreie Stadt), Hessen Vohburg a. d. Donau-Oberdünzing, Lkr. Pfaffenhofen a. d. Illm, Bayern Zeiskam, Lkr. Germersheim, RheinlandPfalz

Tiegel

168 44 101 55 27 8. 9. 129

Tab. 5. Flachlandsiedlungen. Gegenstände mit Bezug zur Metallverarbeitung

Besonders schwer fällt die Datierung der stark beschädigten und nur bruchstückhaft erhaltenen, potenziellen Formschale von Sipplingen (Bodensee) (Nr. 21). Sie lässt sich lediglich anhand des vermeintlich erhaltenen Negativs (bzw. Abdrucks [?]) zeitlich einordnen. Der Umriss erinnert an ein Flachoder Randleistenbeil. Der Fund ließe sich demnach vage der ausgehenden Kupfer- oder aber auch der älteren bis jüngere Frühbronzezeit zuweisen (Stufe Bz A 1/A 2). Sollte es sich tatsächlich um eine Formschale aus Bronze (?) handeln, muss eine endneolithische Datierung als ausgesprochen unwahrscheinlich gelten. Etwas jünger, aber ebenfalls nur über die Form des Negativs zu datieren, ist die Gießform von der Roseninsel im Starnberger See (Nr. 51). Sie diente wohl entweder zu Herstellung eines Randleistenbeils vom Typ Mägerkingen,194 oder für beilförmige Barren vom Typ Niederosterwitz.195 Vergleichsfunde erlauben eine Datierung in die jüngere Früh- bis ältere Hügelgräberbronzezeit (Stufe Bz A 2–Bz B). Gut abgesichert ist hingegen die Zeitstellung der „Wasserburg“ Buchau, in der sich zwei mehrphasige Siedlungen der Spätbronzezeit überlagern. Dendrochronologische Daten der Holzpalisaden belegen, dass die beiden Siedlungen in einem größeren zeitlichen Abstand voneinander errichtet worden sind.196 Die inzwischen vorliegende Auswertung der umfangreichen Keramikfunde bestätigt eine zeitliche Einordnung der verschiedenen Siedlungsphasen in die mittlere bis späte Urnenfelderzeit (Stufen Ha A 2 bis Ha B [2]3).197 Allerdings können weder die Nagelgießform aus keramischem Material (Nr. 1) noch das Gießformfragment Nr. 137 über die Negative datiert werden. Sie lassen sich nur allgemein der Siedlung anschließen. Lediglich das vollständig erhaltene Negativ für einen Anhänger mit charakteristischer Ringöse auf Gießform Nr. 105 bestätigt anhand von Vergleichsfunden eine Einordnung in die Urnenfelderzeit.198 Koschik 1981, Taf. 75, 1. Pázsthory/Mayer 1998, 27. 196 Dendrochronologische Daten verweisen auf einen zeitlichen Abstand von 100–150 Jahren zwischen der äußeren und der inneren Palisade (Kimmig 1992, 29. 35). 194

197

195

198

Kimmig 2000. Wels-Weyrauch 1978, 65.

Zur Quellenlage Ofenrest

Schmelzwanne

Gusszapfen

Düse

Gussbrocken

Gusskuchen

45 Barren

„Altmetall“/ Bruchbronze

Erz

Ansprache unsicher DEPOTS

Aus dem Arbeitsgebiet liegen bisher 14 Depotfunde199 mit insgesamt 35 Gießformen vor (Abb. 5; Tab. 6). Depots mit Gießformen sind aus allen Bundesländern im Arbeitsgebiet überliefert (Taf. 69, B). Die Anzahl der bekannten Fundorte tritt allerdings zahlenmäßig deutlich hinter die Siedlungs- (Flach-/ Höhensiedlungen) und Einzel- bzw. Lesefunde zurück. Nur für die Depots aus Heilbronn-Neckargartach (Nr. 23. 46. 65. 72–75. 87. 94. 134. 138. 159) und Werbach-Wenkheim (Nr. 57. 63) können sowohl die Fundumstände als auch die ursprüngliche Fundzusammensetzung als gesichert gelten. In den übrigen Fällen handelt es sich – mit nur einer Ausnahme (Seinsheim und Ippesheim-Bullenheim [Bullenheimer Berg, Nr. 17]) – um Altfunde, aus dem 19. bzw. dem frühen 20. Jahrhundert. Sämtliche dieser Depots wurden zufällig z. B. bei Bauarbeiten, der Feldarbeit oder in einem Steinbruch/einer Sandgrube entdeckt. Im Gegensatz zu Siedlungsfunden wurden Depotfunde (ebenso wie Grabfunde) intentionell niedergelegt. Es handelt sich also nicht um eine mehr oder weniger zufällige Anordnung unabsichtlich zurückgelassener, verlorener oder weggeworfener Objekte, sondern um eine bewusste Zusammenstellung ausgewählter Gegenstände. Insbesondere bei den Altfunden sind jedoch die Fundumstände, ebenso wie die ursprüngliche Fundzusammensetzung, entweder gänzlich unbekannt oder die diesbezüglich vorhandenen Informationen weitestgehend unsicher. Daraus ergeben sich im Hinblick auf die Beschreibung der Depotmuster und deren Interpretation erhebliche Schwierigkeiten. Andere Aspekte entziehen sich komplett der archäologischen Deutung (symbolisch, religiös). Sicher ist von verschiedenen (profanen oder rituellen) Ursachen auszugehen, die zur Deponierung führten. Bezogen auf den 199 Zusammenfassend zur Verwendung und Interpretation spätbronzezeitlicher Depotfunde: Diehm 2012; im Folgenden wird die allgemein gebräuchliche Bezeichnung „Depotfund“ für diese

Quellengattung gewählt, da die Intention der Niederlegung im Einzelfall nicht zu erschließen ist.

46

Einleitung

konkreten Einzelfall muss die Intention der Niederlegung (z. B. Verwahrfund oder Weihefund) jedoch bis auf weiteres spekulativ bleiben.200 Gießformdeponierungen von Höhensiedlungen sind vom Bullenheimer Berg (Nr. 17), dem Haimberg bei Fulda (Nr. 14) und dem Margarethenberg bei Hirten (Nr. 29. 35) bekannt. Das raubgegrabene „Depot C“ vom Bullenheimer Berg wurde nach Ende der 1980er Jahre entdeckt und gelangte erst später in den Besitz der Archäologischen Staatssammlung in München.201 Es enthielt als „Einstückhort“ offenbar ausschließlich eine Gießform aus Bronze für späturnenfelderzeitliche Lappenbeile des Typs Homburg (Nr. 17).202 Der exakte Fundort ist nicht mehr genau zu lokalisieren. Auf dem Bullenheimer Berg ist neben weiteren Hinterlassenschaften der primären Metallurgie eine Serienproduktion in Form von acht gussgleichen Beilen desselben Typs belegt (Tab. 3).203 Unbekannt sind auch die Fundumstände einer weiteren Gießform aus Bronze, ebenfalls für Beile des Typs Homburg. Sie wurde bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wohl an der Ostseite des Haimbergs bei Haimbach (Osthessen), wahrscheinlich als Teil eines oder mehrerer Depotfunde, in einem Steinbruch durch die dortigen Arbeiter geborgen und 1928 angekauft (Nr. 14). Bei den Steinbrucharbeiten fand man zahlreiche Bronzeobjekte (u. a. Fuß-, Arm- und Halsringe, Nadeln, Plattenfibeln, Lanzenspitze, Sicheln, Messer, Falere, Ringgehänge), die aber erst nach und nach zum Kauf angeboten worden sind und heute in der Regel gemeinsam mit der Gießform zu einem Depot zusammengefasst werden. Am Margarethenberg bei Hirten (Oberbayern) wurden bereits Mitte des 19. Jahrhunderts beim Brechen von Steinen, etwa 20 m unterhalb des Plateaus, in einer Tiefe von „25 Fuss unter der Erdedecke in einer von Felsen gebildeten Höhlung“204 zwei einzelne Formhälften von zwei Gießformen aus Stein entdeckt (Nr. 29. 35). Eine der Formhälften ist mit drei Negativen (Griffzungendolch, Meißel, Lanzenspitze) versehen und zweiseitig nutzbar (Nr. 35). Die andere Formhälfte trägt ausschließlich ein Negativ für eine Lanzenspitze (Nr. 29). Im Gegensatz zu den beiden vollständig erhaltenen und gebrauchsfähigen Gießformen aus Bronze vom Haimberg und vom Bullenheimer Berg sind die beiden Gießformen vom Margarethenberg unvollständig, beschädigt und nicht gebrauchsfähig. Die Funde stehen in Verbindung mit dem Beginn der Besiedlung am Übergang der Früh- zur Mittelbronzezeit.205 Zu dieser Zeit war die Siedlung wohl noch offen und unbefestigt.206 Von der Kuppenfläche liegt außerdem der Nachweis von Bronzeguss vor (Tab. 3).207 Bei dem mit Abstand umfangreichsten Gießformen-Depot im Arbeitsgebiet lässt sich möglicherweise ein Bezug zu einer unmittelbar benachbarten Flachlandsiedlung herstellen.208 Das Depot von Heilbronn-Neckargartach (Nr. 23. 46. 65. 72–75. 87. 94. 134. 138. 159) wurde am 12. Oktober 1953 zufällig bei Feldarbeiten auf einer Anhöhe „die ringsum weite Aussicht bietet“209, 0,5 km südwestlich von Neckargartach und etwa 1 km westlich des Neckars in einer Tiefe von 30–35 cm unter einer großen, nahezu rechteckigen Platte aus Buntsandstein ohne weitere Beifunde entdeckt. Es umfasst insgesamt 18 Formsteine mit einem Gesamtgewicht von etwa 100 kg(!).210 Die Formsteine waren unterhalb der Deckplatte „sorgfältig nebeneinander gepackt“211. Anhand der Negative, und hier insbesondere

200 In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, dass M. Neipert (2006, 116) aus ethnographischen Untersuchungen rezenter Gesellschaften keine Depots „von Metallgegenständen im Zusammenhang mit der Metallverarbeitung“ bekannt sind. 201 Braun 1998, 73 ff. 202 Janssen 1993, 76 f. 203 Falkenstein et al. 2011, 28. 204 Zitiert nach dem Original-Bericht von G. Wiesend 1857. 205 Maier/Winghart 1985, 63. 206 Ebd. 207 Ebd.

208 O. Paret hielt bereits bei der Erstpublikation einen Siedlungsbezug für möglich und verwies auf den Fund einer spätbronzezeitlichen Gefäßscherbe, die „vierzig Schritte westlich vom Versteckplatz“ aufgefunden wurde (Paret 1954, 10). 209 Ebd., 7. 210 Die Gießformen konnten sicher nicht mehr von einer einzigen Person über größere Distanzen transportiert werden. Für diesen Fall musste sich die Last entweder auf mehrere Schultern verteilen, oder es mussten Lasttiere und/oder Karren zum Einsatz kommen. 211 Paret 1954, 7.

Zur Quellenlage

47

der Sicheln, lässt sich der Fund in die späte Urnenfelderzeit datieren. Sämtliche Gießformen zeigen mehr oder weniger starke Gebrauchsspuren in Form von Hitzeverfärbungen. Einige Gießformen und/ oder Negative sind beschädigt oder nicht mehr gebrauchsfähig. Vereinzelt wurden Steine abgeschliffen bzw. umgearbeitet und auf diese Weise mehrfach genutzt. Dies trifft insbesondere auf die zweischalige Schwertform zu (Nr. 23). Die Deckplatte (45 x 36 cm; max. L. 54 cm; St. 5,5–9,0 cm) wurde wohl nicht in Zusammenhang mit den Gießformen verwendet. Sie zeigt keinerlei Gebrauchsspuren bzw. Verfärbungen. Die Oberseite der Platte ist nahezu eben, aber im Gegensatz zur leicht konkaven Unterseite nicht glatt geschliffen. Zudem besteht die Deckplatte im Gegensatz zu den Gießformen aus Buntsandstein. Dieser stammt nach Paret entweder aus „den diluvialen Hochterassenschottern des Neckars im Heilbronner Gebiet“ oder „vom Oberen Buntsandstein des südlichen Odenwalds […] in den der Neckar weiter talab zwischen Gundelsheim und Eberbach eintritt“.212 Im Gegensatz dazu bestehen die Gießformen sämtlich aus Lettenkohlensandstein. Paret gibt als Herkunftsregion für diese Gesteinsart das Gebiet der unteren Jagst, einen Nebenfluss des Neckars, an.213 Von den insgesamt 18 Formsteinen von Heilbronn-Neckargartach sind 14 Formsteine mit einem oder mehreren Negativen versehen (Tab. 7). Teilweise oder vollständig erhalten sind insgesamt 17 verschiedene Negative für einen Gusskern (Nr. 138), zwei Messer (Nr. 87. 94), vier Barren (Nr. 23. 94. 134), drei Sicheln (Nr. 72. 73. 75), drei Pfeilspitzen (Nr. 46), einen Tüllenhammer (Nr. 65) und drei Schwerter (Nr. 23). Ein weiteres stark beschädigtes Negativ ist nur fragmentarisch erhalten und daher nicht mehr eindeutig zu identifizieren. Es diente möglicherweise ebenfalls zur Herstellung eines Messers (Nr. 46). Drei plane Deckplatten mit eindeutigen Verfärbungsspuren lassen sich dem Sichelguss zuordnen. Zwei dieser Deckplatten passen zu jeweils einer mit Negativ versehenen Formhälfte (Nr. 72. 75). Eine der Deckplatten (Nr. 74) weicht jedoch in Form und Größe von einem potenziellen Gegenstück ab (Nr. 73). In diesem Fall ist eine gemeinsame Verwendung zwar nicht auszuschließen, aber dennoch unwahrscheinlich. Ein quaderförmiger Stein (Nr. 159) wurde nach dem Gebrauch als Gießform offenbar wieder vollständig abgeschliffen. Insgesamt dienten neun Gießformen zum Guss im zweischaligen Verfahren. Allerdings ist von der Gießform für einen Gusskern (Nr. 138) und der Gießform für ein Messer (Nr. 94) jeweils nur eine Formschale erhalten. Für die vier Barrennegative (Nr. 23. 94. 134) bestand zumindest theoretisch die Möglichkeit, diese im offenen Herdguss, also ohne Gegenplatte zu nutzen. Zur Herstellung der Sicheln wurde mit Sicherheit der „verdeckte Herdguss“ angewendet. In Werbach-Wenkheim wurden zwei Gießformen für u. a. zwei Absatzbeile und ein Vollgriffmesser (Nr. 57. 63) in einen Grabhügel eingebracht. Ein Bezug zur zentralen Bestattung ist nicht mehr zu verifizieren.214 Die Gießformen lagen im Randbereich des Hügels unmittelbar nebeneinander, inmitten des steinernen Hügelaufbaus. K. Kibbert interpretierte den Befund als Hort eines „Wanderhandwerkers“, „der ost- und westwärts den Main entlang sein Absatzgebiet hatte“.215 Liegt der Fundort doch exakt in der Mitte zwischen den beiden ansonsten völlig voneinander isolierten Hauptverbreitungsgebieten der durch die Gießformen repräsentierten schlichten Absatzbeile vom Typ Klingenmünster, Variante Bayerseich und der „Oberpfälzer“ Vollgriffmesser. Wie der Fund von Werbach-Wenkheim wurde die überwiegende Zahl der Depots mit Gießformen in trockenem Boden niedergelegt. Hervorzuheben sind außerdem die Fundumstände der Gießform von Konz (Nr. 19). Sie wurde 1927 beim Bau einer Turnhalle an der alten Saarmündung auf der rech-

Ebd. Ebd. 214 Nach Ansicht des Ausgräbers E. Wahle handelt es sich bei dem Depot wahrscheinlich um eine „Weihegabe“, die entweder 212 213

bereits bei der Aufschüttung oder zu einem späteren Zeitpunkt in den Grabhügel eingebracht wurde (Wahle 1925, 41 f.); s. auch Beitrag Jockenhövel S. 286. 215 Kibbert 1980, 271.

Einleitung

48

Negativ Waffen

Fundort (Kat.-Nr.) Schwert

Dolch

Lanzenspitze

Geräte Pfeilspitze

Lindenstruth (12) Fulda-Haimbach (14) Schotten (15) Wallerfangen (16) Seinsheim und Ippesheim-Bullenheim (17) Gössenheim (18) Konz (19) Erlingshofen (20) Heilbronn-Neckargartach (23)

(Schwertgriff) (3)

Burgkirchen a. d. AlzMargarethenberg (29) Meckenheim (31) Burgkirchen a. d. AlzMargarethenberg (35) Meckenheim (41)

(4)

Heilbronn-Neckargartach (46)

(3)

Werbach-Wenkheim (57) Werbach-Wenkheim (63) Heilbronn-Neckargartach (65) Friedberg (68) Heilbronn-Neckargartach (72) Heilbronn-Neckargartach (73) Heilbronn-Neckargartach (74) Heilbronn-Neckargartach (75) Heilbronn-Neckargartach (87) Meckenheim (91) Heilbronn-Neckargartach (94) Dreieich-Offenthal (96) Meckenheim (98) Meckenheim (99) Friedberg (103) Meckenheim (124)

Absatzbeil

Lappenbeil

Zur Quellenlage

49

Negativ Schmuck/ Tracht

Geräte Tüllenhammer

Meißel

Messer

Sichel

Anhänger

Sonstige kleiner Ring

(2)

(14)

stabförmiger Barren

Gusskern

unbest. Objekt

Einleitung

50

Negativ Waffen

Fundort (Kat.-Nr.) Schwert

Dolch

Lanzenspitze

Geräte Pfeilspitze

Absatzbeil

Lappenbeil

Heilbronn-Neckargartach (134) Heilbronn-Neckargartach (138) Friedberg (152) Friedberg (153) Heilbronn-Neckargartach (159) Tab. 6. Depots. Spektrum der Negative

ten Seite des Taylbaches zusammen mit weiteren Beifunden geborgen und somit mindestens in unmittelbarer Nähe eines Gewässers niedergelegt. Als markant ist auch der Deponierungsort der Gießform von Wallerfangen zu bezeichnen (Nr. 16). Sie fand sich auf einer von Sumpf umgebenen kleinen Anhöhe beim Eichertsborn westlich unterhalb des Hanselberges. Die Depots im Arbeitsgebiet enthalten entweder Gießformen aus Stein oder aus Bronze. Beide Materialien finden sich jedoch nie gemeinsam. Acht Depots mit jeweils nur einer Gießform aus Bronze stehen sechs Depots mit 27 Gießformen aus Stein gegenüber. Gießformen aus Bronze sind im Untersuchungsgebiet überdies – mit nur einer Ausnahme (Nr. 13) – ausschließlich an Metall-Depots gebunden. Sicher spielt in diesem Zusammenhang vor allem der Materialwert der Bronze, und die Tatsache, dass diese nach einem Funktionsverlust der Gießform dem Metallumlauf jederzeit wieder zugeführt werden konnte, eine wesentliche Rolle.216 Depots mit Gießformen aus Stein enthalten in der Mehrzahl keine weiteren Beifunde (DreieichOffenthal [Nr. 96], Heilbronn-Neckargartach [Nr. 23. 46. 65. 72–75. 87. 94. 134. 138. 159], WerbachWenkheim [Nr. 57. 63], Meckenheim [Nr. 31. 41. 91. 98. 99. 124]). Eine Ausnahme bildet lediglich das Depot vom Margarethenberg (Nr. 29. 35). Die Beifunde sind unsicher und werden zumeist mit einem Randleistenbeil und einem Henkelgefäß angegeben.217 In Friedberg (Hessen) sollen die Gießformen (Nr. 68. 103. 152. 153) mit „vielen vorgeschichtlichen Gegenständen, als Schwert, Dolch“218 geborgen worden sein. Erhalten blieben jedoch nur die vier Gießformen aus Sand- und Speckstein. Bis auf eine Knickwandschale, deren Zugehörigkeit fraglich bleiben muss, existieren heute keine weiteren Beifunde mehr. Grundlegend anders präsentieren sich die Depots mit Gießformen aus Bronze. Sie enthalten regelmäßig zahlreiche Beifunde. Dabei kommen neben intakten Fertigobjekten auch Bruchbronzen vor. Im Arbeitsgebiet tauchen jedoch keine Werkzeuge in den Depots auf, die auch zur Weiterverarbeitung von Metall hätten genutzt werden können (z. B. Punzen, Meißel). Außerdem fehlen Gusskuchen oder Gussbrocken. Eine regelhafte Fund- oder Typenkombination ist ebenfalls nicht zu erkennen. Mit Ausnahme des „Einstückhortes“ vom Bullenheimer Berg (Nr. 17) beinhalten sämtliche Depots mit bronzenen Gießformen mindestens ein Lappenbeil und/oder Bestandteile der Bewaffnung, während 216 217

Braun 1998, 76 f. Zuletzt Wels-Weyrauch 2015, 109 Nr. 437.

218 Herrmann 1966, 117 Nr. 339; zur Knickwandschale: Ebd. Nr. 338.

Zur Quellenlage

51

Negativ Schmuck/ Tracht

Geräte Tüllenhammer

Meißel

Messer

Sichel

Anhänger

Sonstige kleiner Ring

stabförmiger Barren

Gusskern

unbest. Objekt

(2)

(4)

Ansprache unsicher

( ) Anzahl der Negative

Trachtbestandteile lediglich in drei und Geschirrteile in lediglich zwei der insgesamt sieben Depots mit bronzenen Gießformen aus dem Arbeitsgebiet enthalten sind. Sämtlichen Depots ist mindestens ein Fertigprodukt beigegeben, das wenigstens im Hinblick auf den Geräte-Typ mit der jeweiligen Form zu verbinden ist. Ausnahmen bilden diesbezüglich lediglich die Depots von Fulda-Haimbach (Nr. 14) und der als Depot rekonstruierte Einzelfund vom Bullenheimer Berg (Nr. 17). Lappenbeile, die mit den Formnegativen zu verbinden sind fanden sich hingegen in Gössenheim (Nr. 18: oberständiges Lappenbeil mit seitlicher Öse und Nackenzangen des Typs Homburg),219 Schotten (Nr. 15: Lappenbeil vom Kerntyp Homburg),220 Lindenstruth (Nr. 12: mittelständiges Lappenbeil vom Typ LindenstruthObernbeck),221 Wallerfangen (Nr. 16: Lappenbeil vom Typ Homburg, Variante Wallerfangen-Schönberg),222 sowie zusammen mit der erhaltenen Gießformhälfte von Konz, deren Negativ zwischen dem Typ Geseke-Biblis und dem Typ Homburg anzusetzen ist (Nr. 19: Lappenbeil vom Kerntyp Homburg).223 Obwohl ganz generell eine Verbindung zwischen den Gießformen und den in den Depots enthaltenen Fertigprodukten nahezuliegen scheint, wird nur für das Lappenbeil aus Gössenheim verschiedentlich angenommen, dass es tatsächlich auch aus der beigefundenen Form stammt.224 Demgegenüber wurde nach derzeitigen Erkenntnissen kein einziges der bisher mehr als 62 Lappenbeile vom Bullenheimer Berg in der Bronze-Gießform gegossen.225 Die in den Depots niedergelegten Gießformen aus Bronze sind mit einer Ausnahme (Konz [Nr. 19]) als zweischalige Formen überliefert und noch gebrauchsfähig.226 Im Gegensatz dazu sind Gießformen aus Stein nahezu sämtlich entweder beschädigt und/oder unvollständig erhalten. Nur das Depot von Heilbronn-Neckargartach enthält neben beschädigten auch mehrere intakte steinerne Gießformen (Tab. 7).227 Die Mehrzahl der Gießformen-Depots aus dem Arbeitsgbiet datiert in die späte Urnenfelderzeit (Fulda-Haimbach [Nr. 14], Schotten [Nr. 15], Wallerfangen [Nr. 16]; Seinsheim und Ippesheim-Bul219 220 221 222 223 224 225 226

Kibbert 1984, 83 ff. Ebd. 98 Nr. 448 Taf. 35, 448. Ebd. 62 f. Nr. 168. 169 Taf. 12, 169. Ebd. 99 Nr. 464. Ebd. 82. 91. Nr. 336–339 A. Müller-Karpe 1959a, 294; Wilbertz 1982, 83 Anm. 368. Hagl 2008, 13 Anm. 93. Aus dem Depot von Erlingshofen sind von der ehemals

vierteiligen Gießform aus Bronze für den Griff eines Schwertes vom Typ Mörigen nur drei Teile erhalten (Nr. 20). Es fehlt das Schlussstück für die Oberseite des Griffes (D). Die beiden Formhälften und der Gusskern sind jedoch unbeschädigt. Die Gießform war daher prinzipiell noch funktionsfähig. 227 Von den insgesamt 17 Negativen aus dem Depotfund von Heilbronn-Neckargartach sind acht Negative nicht mehr gebrauchsfähig (Tab. 7).

Einleitung

52

23 (Taf. 13+17)

nein

23 (Taf. 11+16)

nein

23 (Taf. 12[?]+15)

nein

23 (Taf. 14)

ja

87 (Taf. 45)

nein

94 (Taf. 48)

nein

94 (Taf. 48)

nein

46 (Taf. 25)

nein

46 (Taf. 25)

ja

65 (Taf. 35)

ja (?)

72 (Taf. 38)

ja

75 (Taf. 40)

ja

73 (Taf. 39)

ja (?)

74 (Taf. 39)

flache Gegenplatte

Verwendung unklar

stabförmiger Barren

Gusskern

Sichel

Tüllenhammer

einteilig

Pfeilspitze

zweiteilig

Messer

Kat.-Nr.

Negativ gebrauchsfähig

Schwert

Negativ

?

? ? (3)

138 (Taf. 58)

nein

134 (Taf. 57)

ja

?

134 (Taf. 57)

ja

?

159 (Taf. 64)

eine Formhälfte erhalten

beide Formhälften erhalten

( ) Anzahl der Negative

Tab. 7. Heilbronn-Neckargartach. Spektrum der Negative

lenheim [Nr. 17], Gössenheim [Nr. 18], Konz [Nr. 19], Erlingshofen [Nr. 20], Heilbronn-Neckargartach [Nr. 23. 46. 65. 72–75. 87. 94. 134. 138. 159], Meckenheim [Nr. 31. 41. 91. 98. 99. 124], Friedberg [Nr. 68. 103. 152. 153], Dreieich-Offenthal [Nr. 96]). Der jüngeren Urnenfelderzeit ist nur das Depot von Lindenstruth (Nr. 12) zuzuweisen. Es enthielt neben einer Gießform aus Bronze für mittelständige Lappenbeile vom Typ Lindenstruth-Obernbeck nach K. Kibbert u. a. auch ein Lappenbeil desselben Typs. An den Übergang der Hügelgräberbronzezeit zur Urnenfelderzeit (Stufe Bz C 2) ist das Depot von Werbach-Wenkheim (Nr. 57. 63) zu stellen. Die Formnegative für Absatzbeile vom Typ Rhein bei Mainz und Typ Klingenmünster (Variante Bayerseich) sowie ein „Oberpfälzer“ Vollgriffmesser der Art Brunn bilden einen geschlossenen Fund und belegen die Zeitgleichkeit der entsprechenden Bronzeobjekte, wie sie aus datierbaren Gräbern in Süddeutschland überliefert sind. Für das Depot von Burgkirchen a. d. Alz-Margarethenberg (Nr. 29. 35) liegen zwei voneinander abweichende Datierungsansätze vor. K. Pászthory und E. Mayer stellen die Negative der Gießformen unter Bezug auf

Bemerkungen zur Terminologie

53

Vergleichsfunde aus den Depots von Langquaid und Forchheim-Serlbach an den Übergang von der jüngeren Frühbronzezeit zur älteren Hügelgräberbronzezeit (Stufe Bz A 2).228 Demgegenüber beschrieb zuletzt U. Wels-Weyrauch das Negativ für eine Dolchklinge (Nr. 35) als der Form Bergrheinfeld zugehörig. Zweinietige Dolche dieser Form sind demnach sowohl in der Mittel- (Stufe Bz C1) als auch in der Junghügelgräberzeit (Stufe Bz C2 [Stufe Asenkofen]) belegt.229

GRÄBER

Die gelegentliche Beigabe von Gießformen in Gräbern Alteuropas ist während der gesamten Bronzezeit zu beobachten.230 Für das Arbeitsgebiet ist bisher jedoch nur eine Gießform (Nr. 89) als Grabbeigabe sicher belegt (Taf. 69, B).231 In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (1878) stieß man bei Arbeiten am Bahnhof Kobern neben Resten römischer Gebäude auch auf ein urnenfelderzeitliches Gräberfeld und ergrub dieses gezielt. Dabei wurde eine zweischalige Gießform für zwei gleichartige Griffdornmesser zusammen mit einem Zylinderhalsgefäß und einem bronzenen Ring als Grabbeigabe (Grab 3) geborgen. Während jedoch der Ring in der Urne lag, befand sich die Gießform, nach Literaturangaben (unter Berufung auf den originalen Grabungsbericht) offenbar daneben.232 Ähnlich wie bei den Depots sind auch im Fall der Gräber die Gießformen als intentionelle Beigaben zu sehen. Möglicherweise ist dadurch zu erklären, dass die zweischalige Gießform von Kobern-Gondorf – im Gegensatz z. B. zu den meisten Gießformen aus Siedlungen – vollständig erhalten und noch funktionsfähig ist. Vom selben Urnengräberfeld stammt außerdem noch ein weiteres Grab, das mit kleinen Barren oder Gewichten als Beigaben angelegt wurde und dadurch unter Umständen ebenfalls mit der Verarbeitung von Bronze in Verbindung gebracht werden kann.233

BEMERKUNGEN ZUR TERMINOLOGIE

Obwohl unter den bronzezeitlichen Gießformen des Arbeitsgebietes keine zwei vollkommen identischen Exemplare existieren, zeigen die Formen hinsichtlich konstruktionstechnischer Details prinzipiell einen immer gleichen Aufbau, der nur wenig variiert. In Bezug auf die einzelnen Formelemente werden in der Literatur jedoch verschiedenen Begriffe synonym gebraucht und erschweren somit die eindeutige Ansprache einzelner Gießformbestandteile.

Pászthory/Mayer 1998, 164. Wels-Weyrauch 2015, 7. 230 Vgl Beitrag von A. Jockenhövel (s. S. 213 ff.). 231 Die beiden Gießformen (Nr. 57. 63) von Werbach-Wenkheim (Baden-Württemberg) wurden als Depot in einen Grabhügel eingebracht. Das Depot aus dem äußeren Randbereich des Hügels lässt sich jedoch nicht mehr eindeutig mit der zentralen Bestattung in Verbindung bringen; eine weitere Gießform für stabförmige Barren (Nr. 133) lag in einer Grube mit Skelettresten innerhalb der Siedlung von Geiselhöring (Bayern). Obwohl es sich um „eine zumindest weitgehend vollständige Deponierung von noch im Verband befindlichen Körpern“ gehandelt haben soll, wurden die Knochen wohl eher „im Zuge der Aufräumungs- und Planierungsarbeiten bei der Aufgabe 228

229

der Siedlung in die Gruben eingebracht“ (Hofmann 2008, 138). Außerdem macht die für die Urnenfelderzeit außergewöhnliche Bestattungsform eine intentionelle Beigabe der Gießform, die sich zusammen mit u. a. zerscherbter Keramik und den Knochen eines Feldhasen in der Grube befand, eher unwahrscheinlich. 232 Nach H. Lehner lag die Gießform – unter Berufung auf den originalen Grabungsbericht – neben der Urne und nicht darin: „Bei einer [Urne] lagen nämlich zwei zusammenpassende Gussformen aus Sandstein [...]“ (Lehner 1899, 165); G. Behrens gibt dazu abweichend an, dass sich die Gießform „In einer Urne [...]“ befand (Behrens 1916, 54 Nr. 192). 233 Jockenhövel 1973, 24 Abb. 1, A 1. 4.

Einleitung

54 Stirnseite 1

Schmalseite 2

Breitseite 2

Breitseite 1

Schmalseite 1

Stirnseite 2

Abb. 6. Benennung der Gießformseiten (nach Wanzek 1989)

In der vorliegenden Arbeit werden daher vor allem die Terminologien von H. Drescher234 und D. Jantzen235 verwendet. Analog zu den Untersuchungen von D. Jantzen wird der Begriff „Gießform“ der ansonsten gebräuchlichen Bezeichnung „Gussform“ vorgezogen.236 Werden im Text einseitig bzw. zweiseitig nutzbare Gießformen genannt, so bezieht sich diese Bezeichnung auf die Menge der mit Negativen versehenen Gießformseiten. Wurde eine Seite einer Formhälfte zusätzlich als flache Deckplatte verwendet, so zählt diese demgegenüber nicht als nutzbare Seite. Die Bezeichnung „zweischalig“ ist daher nur bei Gießformen aus zwei Formhälften anzuwenden, die jeweils ein gleichartiges, zueinander passendes Negativ aufweisen (bifaziale Gießform)237. Sie trifft nicht auf solche Gießformen zu, die aus lediglich einer Formschale mit Negativ und einer planen Deckplatte bestehen. In diesem Fall wird die Gießform als „einschalig“ bezeichnet (monofaziale Gießform)238. Entsprechend werden die technischen Beschreibungen „einschaliger Guss“ und „zweischaliger Guss“ gebraucht. Ist von der rechten und linken Seite einer Formhälfte die Rede, so wird davon ausgegangen, dass die Form bei nach oben weisendem Eingusstrichter in der Aufsicht betrachtet wird. Die Menge der eingearbeiteten gleichartigen Negative entscheidet darüber, ob es im Text heißt: Gießform für z. B. ein Lappenbeil (= ein Negativ), oder: Gießform für z. B. zwei Lappenbeile (= zwei gleichartige Negative) usw. Jede Formhälfte hat sechs Seiten, die aus jeweils zwei Breit-, Schmal- und Stirnseiten gebildet werden (Abb. 6).239 Als Breitseite 1 wird in der Regel die negativtragende Formseite bei nach oben weisendem Eingusstrichter bezeichnet. Davon ausgehend erfolgt die Benennung der übrigen Formseiten als Breitseite 2, Schmalseite 1, Schmalseite 2, Stirnseite 1 und Stirnseite 2.

BEMERKUNGEN ZUR CHRONOLOGIE

Gießformen sind im Arbeitsgebiet für die gesamte Bronzezeit nachgewiesen. Dennoch handelt es sich um eine relativ kleine Fundgruppe für die eine chronologische Gliederung nach einzelnen Typen und Varianten ebensowenig sinnvoll ist, wie eine typologische Feingliederung mit dem Ziel der Herausarbeitung regionaler Gruppierungen. Als Werkzeuge aus keramischem Material, Bronze oder Stein ist 234 235 236

Drescher 1957; 1958. Jantzen 2008. Ebd. 6.

237 238 239

Wanzek 1989, 29. Ebd. Ebd.

Bemerkungen zur Chronologie Bisherige Stufenbezeichnung

Im Text verwendete Stufenbezeichnungen

Ha B 2/3

Späte Urnenfelderzeit/Frühe Hallstattzeit

Ha B 1

Jüngere Urnenfelderzeit

Ha A 2

Mittlere Urnenfelderzeit

Ha A 1

Ältere Urnenfelderzeit

Bz D

Frühe Urnenfelderzeit/Späte Hügelgräberzeit

Bz C 2/C

Jüngere Hügelgräberzeit

Bz C 1/B 2

Mittlere Hügelgräberzeit

Bz B/B 1

Ältere Hügelgräberzeit

Bz A 2

Jüngere Frühbronzezeit

Bz A 1

Ältere Frühbronzezeit

55

Tab. 8. Verwendetes Chronologiesystem

die jeweilige Gestaltung nahezu ausschließlich an funktionstechnischen Notwendigkeiten sowie materialspezifischen Vorgaben orientiert, wobei Form und Verzierung weit weniger Modeströmungen unterworfen sind, als dies bei anderen Objektgruppen der Bronzezeit zu beobachten ist. Fehlen datierende Beifunde, sind vielfach nur die verschiedenen Negative der zu gießenden Objekte chronologisch auswertbar. Die Gießformenfunde werden im Folgenden in ein bestehendes komparativ chronologisches Nomenklaturschema eingehängt. Im Rahmen einer geographisch-nomenklatorischen Dreigliederung werden dazu neben der auf den Großraum Mitteleuropa bezogenen Benennung von Zeitabschnitten großräumige Stufenbennenungen übernommen. Um regionalen Fund- und Kulturverhältnissen Rechnung zu tragen, werden die Funde schließlich – soweit möglich – auch kleinräumigen Stufenbenennungen zugewiesen, deren Zeitstufen üblicherweise nach repräsentativen Fundorten benannt sind. Die in den bisherigen PBF-Bänden gebräuchlichen Stufenbezeichnungen wurden im Sinne einer Vereinheitlichung der chronologischen Nomenklatur beibehalten (Tab. 8).240 Grundlegend für Südbayern und Südwestdeutschland ist dabei – unter Berücksichtigung der Kritik241 an einer selbständigen Stufe Ha B 2 – die Arbeit von H. Müller-Karpe242, welche wiederum auf die von P. Reinecke243 für Süddeutschland geprägten herkömmlichen Stufenbezeichnungen zurückgeht. Reineckes Modell wurde von Müller-Karpe modifiziert, d. h. um einige Unterstufen ergänzt, wobei die typenchronologische Abgrenzung der süddeutschen Hügelgräberbronzezeit nach Reinecke jüngst durch radiometrische Datierungen gestützt und bestätigt worden ist.244

240 241 242

Müller-Karpe 1974b. Zusammenfassend: Jockenhövel 1971, 22 Anm. 16. Müller-Karpe 1959a.

243 244

Reinecke 1924. Müller/Lohrke 2009.

D E R F U N D S TO F F

Zur besseren Vergleichbarkeit der beiden Arbeitsgebiete werden im Folgenden, in Anlehnung an die Untersuchungen von D. Jantzen zu den Quellen der Metallverarbeitung im Nordischen Kreis,1 die Gießformen aus dem mittleren und südlichen Westdeutschland getrennt nach Material aufgeführt und im Detail beschrieben.

GIESSFORMEN AUS KERAMISCHEM MATERIAL

Es konnten zwar mehr als 130 Fragmente potenzieller Gießformen aus keramischem Material erfasst werden, davon ließen sich mit archäologischen Methoden bisher aber nur etwa 70 Fragmente eindeutig identifizieren und – unter Vorbehalt – lediglich elf verschiedenen keramischen Formen mit einiger Sicherheit zuordnen (Abb. 2. 3).2

FUNDBESTAND

Von lediglich drei Fundorten sind Gießformen mit identifizierbaren Negativresten zur Herstellung von „einfachen“ Objekten belegt (Tab. 9).3 Die Gießform von Bad Buchau (Nr. 1) diente zur Herstellung von Nägeln. In den Gießformen von Alteglofsheim (Nr. 2) und Obertraubling (Nr. 3–7) konnten kleine Ringe gegossen werden. Auch bei zwei länglichen Tonobjekten von Zeiskam (Nr. 8. 9) handelt es sich wahrscheinlich um Gießformen zur Fertigung kleiner stabförmiger Barren. Zusätzlich liegen stark verwaschene, potenzielle Gießformfragmente vom Bogenberg bei Straubing-Bogen (Nr. 10) und von Schwabmünchen (Nr. 11) vor. Eine eindeutige Ansprache von Negativen oder Negativresten war in diesen Fällen jedoch nicht mehr möglich. Die Gießformen von Alteglofsheim (Nr. 2), Obertraubling (Nr. 3–7) und zwei Tonobjekte von Zeiskam (Nr. 8. 9) stammen ebenso wie die potenziellen Formfragmente von Schwabmünchen (Nr. 11) aus Siedlungsgruben, die im Rahmen von Notbergungen sowie Plangrabungen in den 1980er Jahren und zuletzt im Jahr 2005 archäologisch untersucht worden sind (Tab. 10). Die Fundumstände sind jeweils gut dokumentiert und gesichert. Um einen Altfund handelt es sich nur bei der Gießform von Bad Buchau (Nr. 1), die im Zuge der Ausgrabungen der „Wasserburg“, einer befestigten Seeuferrandsiedlung im Feuchtbodengebiet des Federsees, in den 1920er oder 1930er Jahren geborgen werden konnte. Auch die übrigen Funde stammen nahezu sämtlich aus Flachlandsiedlungen. Einzig die stark verwaJantzen 2008. Im Tafelteil werden nur diejenigen Formfragmente abgebildet, die entweder eindeutige Reste von Negativen tragen oder als funktionaler Bestandteil einer Gießform identifiziert werden konnten. 3 Eine beidseitig mit Vertiefungen versehene Scheibe aus keramischem Material (L. 10 cm; Br. 7,1 cm; St. 2,2 cm) wurde im Jahr 2012 in Nidderau, Main-Kinzig-Kreis (Hessen), aus einer 1 2

Siedlungsgrube geborgen. Das Fundstück wurde unter Vorbehalt der mittleren Bronzezeit zugewiesen und als beidseitig verwendbare, einteilige Gießform zur Herstellung von Zierscheiben angesprochen. Da im Katalogteil des vorliegenden Bandes nur Funde bis einschließlich 2011 berücksichtigt werden, wird die Gießform an dieser Stelle nicht im Detail beschrieben (Lasch 2013).

Gießformen aus keramischem Material

Fundort (Kat.-Nr.)

57

Negativ kleiner Ring

stabförmiger Barren

Bad Buchau (1)

Nagel

unbest. Objekt

(63)

Alteglofsheim (2)

(1?)

Obertraubling (3)

(18)

Obertraubling (4)

(13)

Obertraubling (5)

(12)

Obertraubling (6)

(5)

Obertraubling (7)

(11)

Zeiskam (8) Zeiskam (9) Schwabmünchen (10) Bogenberg (11) Ansprache unsicher

( ) Anzahl der Negative

Tab. 9. Gießformen aus keramischem Material. Spektrum der Negative

schenen Fragmente potenzieller Gießformen vom Bogenberg bei Straubing-Bogen (Nr. 10) wurden im Rahmen der Ausgrabungen auf dem Areal der Höhensiedlung entdeckt. Vier Fundorte aus dem Arbeitsgebiet lieferten weitere Funde, die unmittelbar mit dem Bronzeguss in Verbindung stehen.4 Lediglich von Obertraubling (Nr. 3–7) und vom Bogenberg (Nr. 10) sind bisher keine weiteren Funde bekannt, die auf das Gießen von Bronze vor Ort verweisen.5 Bis auf Reste von „Öfen und Feuerstellen“6 in Schwabmünchen, die vom Ausgräber in einen Zusammenhang mit Metallverarbeitung gebracht wurden, und einen stark verschlackten Metalloxidbrokken aus einer Siedlungsgrube von Alteglofsheim, der nach O. Reichold „mit einiger Wahrscheinlichkeit als Teil einer Ofenpfanne angesprochen werden kann“,7 liegen ansonsten keinerlei Hinweise auf konkrete Werkplätze oder gar regelrechte Werkstätten vor.8 Auf deren Vorhandensein in unmittelbarer Nähe der Fundorte von keramischen Formen kann allerdings mit einiger Sicherheit indirekt geschlossen werden: Anders als Gießformen aus Stein oder Bronze waren Gießformen aus keramischem Material, besonders wenn sie im Wachsausschmelzverfahren verwendet wurden, nur ein einziges Mal zu gebrauchen. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass derartige Formen in der Regel unmittelbar dort in den Boden gelangten, wo sie verwendet worden sind. Obwohl zu vermuten ist, dass der Guss in verlorenen Formen aus keramischem Material gegenüber der Nutzung von Gießformen aus Stein und Bronze deutlich häufiger zur Anwendung kam, sind aus dem Arbeitsgebiet bisher nur etwas mehr als 130 potenzielle Fragmente keramischer Gießformen bekannt. 4 Werkzeuge zur Weiterverarbeitung von Metall aus der „Wasserburg“ Buchau: Jockenhövel 1986a, 216 Abb. 4; 217 Abb. 5, A. 5 L. Breinl und R. Koch weisen darauf hin, dass das reichhaltige Fundgut aus den Siedlungsgruben von Obertraubling zum Zeitpunkt der Publikation im Jahr 1985 noch nicht vollständig gesichtet werden konnte (Breinl/Koch 1985, 68). 6 Mühlemeier 2006, 34.

Reichold 1986, 65. Im Jahr 2006 wurde bei Warnstedt, Lkr. Quedlinburg (Sachsen-Anhalt), die Werkstatt eines Bronzegießers mit ca. 1.000 Fragmenten von Gießformen aus keramischem Material entdeckt (Nebe 2006). 7 8

Der Fundstoff

58 Fundort (Kat.-Nr.) Bad Buchau (1)

Fundstelle/Bodenmilieu trocken

feucht

Zustand der Gießformen Fragment

Hälfte

komplett

Feuchtbodensiedlung

Alteglofsheim (2)

(ca. 57)

Obertraubling (3) Obertraubling (4) Obertraubling (5) Obertraubling (6) Obertraubling (7) Zeiskam (8) Zeiskam (9) Schwabmünchen (10)

(ca. 60)

Bogenberg (11)

(3) ( ) Anzahl der Fragmente

Tab. 10. Gießformen aus keramischem Material. Bodenmilieu der Fundstelle und Erhaltungszustand der Gießformen

Diese auffallend geringe Anzahl steht im Gegensatz zu den Ergebnissen von Jantzen, der für den Nordischen Kreis der Bronzezeit immerhin etwa 2.700 Fragmente identifizieren konnte.9 Neben einem unzureichenden Forschungsstand zur Siedlungsarchäologie können verschiedene andere Ursachen dafür verantwortlich sein, dass Gießformen aus keramischem Material im Fundgut unterrepräsentiert erscheinen. So mussten diese Gießformen nach dem Gebrauch in der Regel zerschlagen werden, um das Gussstück entnehmen zu können. Sicher ist davon auszugehen, dass das Material danach nicht vollständig in Abfall- oder Siedlungsgruben eingefüllt worden ist. Verblieben die Fragmente jedoch auf der Oberfläche im Umfeld des Werkplatzes, wurden sie zertreten und noch weiter zerkleinert.10 Auch für diejenigen Stücke, die in Gruben gelangten, war die Chance auf Erhaltung aufgrund der starken Fragmentierung stark herabgesetzt. Der durch die Magerung mit z. B. Quarzsand oder organischem Material poröse Ton ist sowohl anfällig für mechanische Zerkleinerung als auch für Verwitterung.11 Experimentell konnte festgestellt werden, dass keramische Gießformen, die stark mit Getreidespreu gemagert und bei 700–900 °C gebrannt worden sind, nach dem Gebrauch in nicht mehr identifizierJantzen 1994, 46; 2008, 51: Jantzen sichtete systematisch Sammlungs- und Magazinbestände mit dem Ziel, bisher unerkannte Gießformfragmente zu identifizieren. Für den Verfasser bestand jedoch nur ausnahmsweise die Möglichkeit, eine derart zeitintensive Materialaufnahme durchzuführen. Es konnte daher vorläufig nur dasjenige Fundmaterial berücksichtigt werden, welches durch schriftliche Abfragen bei Bodendenkmalämtern, Museen und Sammlungen der verschiedenen Bundesländer sowie durch eine Auswertung der erreichbaren Literatur bekannt geworden ist. 10 Nach dem Erkalten wurden die Gießformen zerschlagen. Werkplätze sind dabei an der großen Ansammlung von Gießformfragmenten zu erkennen (Armbruster 1993, 294). 9

Beobachtungen an Scherben römischer Gefäße und an römischen Ziegelfragmenten machten deutlich, dass sich derartige Keramik auf der Erdoberfläche nicht lange hält. Innerhalb von nur einem Jahr waren die Scherben so weit zerkleinert, dass nur noch „Splitter“, aber keine vollständigen Scherben mehr zu erkennen waren. Es zeigte sich, dass in einem Zeitraum von zwei Jahren das gesamte Material auf der Oberfläche durch die Witterungseinflüsse (u. a. Sprengwirkung des Frostes) zerstört worden war. Im Gegensatz dazu blieben die Scherben, die etwa 15– 20 cm tief im Boden lagen, unbeschadet erhalten (Geilmann/ Spang 1958, 93 f.). 11

Gießformen aus keramischem Material

59

bare Stücke zerfielen, nachdem sie noch nicht einmal ein Jahr der Witterung ausgesetzt waren.12 Im Gegensatz dazu waren solche Formen, die mit geringen Anteilen organischer Magerung versehen und bei 700 °C gebrannt wurden, deutlich beständiger. Sie blieben weitestgehend intakt. Entsprechende Fragmente konnten auch nach einem Jahr noch eindeutig als Teile von Gießformen identifiziert werden. Technische Keramik war in der Regel nicht so hart und gleichmäßig gebrannt wie Gebrauchskeramik.13 Dass dies auch nicht unbedingt notwendig war, wies H. Drescher experimentell nach.14 Mit abnehmendem Grad des Brandes sanken jedoch auch die Chancen auf Erhaltung.15 In Abhängigkeit von den Bodenverhältnissen sind besonders schwach gebrannte Formen im Boden sicher zu einem nicht unerheblichen Anteil auch teilweise oder vollständig vergangen und daher archäologisch überhaupt nicht mehr nachweisbar.16 Insofern könnte selbst eine systematische Durchsicht sämtlicher Bestände in den Museen und Sammlungen des Arbeitsgebietes das aktuelle Bild zwar korrigieren, letztendlich aber auch keine abschließende Antwort auf die Frage nach dem tatsächlichen ehemaligen Umfang der Nutzung von Gießformen aus keramischem Material liefern. Andererseits kann kaum bezweifelt werden, dass sich unter den Funden in den Museumsmagazinen und Sammlungen sicher noch zahlreiche Fragmente von keramischen Gießformen verbergen, die bisher unerkannt z. B. als „Hüttenlehm“, „Rotlehmbrocken“, „Fragmente von Feuerböcken“ oder schlicht als „Keramik“ inventarisiert worden sind. Es bedürfte somit einer gezielten Durchsicht sämtlicher Bestände und Magazine im Arbeitsgebiet, wollte man ernsthaft versuchen, zu einer Neubewertung des Problems zu kommen. Das Ergebnis dieser zeit- und kostenintensiven Untersuchungen wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit eine deutliche Erweiterung der Quellenbasis dieser für die Rekonstruktion der bronzezeitlichen Metallurgie so bedeutsamen Fundgruppe. Im Vergleich zu Gießformen aus Stein (zahlreiche Formhälften vollständig erhalten) oder Bronze (nahezu sämtliche Formhälften vollständig erhalten) sind kleinteilig zerbrochene keramische Gießformen nicht nur bereits im Gelände schwer als solche zu erkennen, sondern wohl auch für Sammler unattraktiv.17 Gießformfragmente aus Stein mit geschliffenen und geglätteten Oberflächen sowie Formschalen aus Bronze fallen deutlich eher ins Auge und gelangen somit deutlich häufiger als Zufalls- bzw. Prospektionsfunde zur Kenntnis der Archäologie. Betrachtet man die durchschnittliche Größe und das Gewicht der überlieferten Formfragmente aus dem Arbeitsgebiet, so wird darüber hinaus deutlich, wie unscheinbar vor allem diejenigen Stücke sind, die keine spezifischen Merkmale (z. B. Negativ, Vertiefungen für Passstifte) aufweisen. Dazu zählt an zweischaligen Formen z. B. auch der Armierungslehm, mit dem die beiden Formhälften zusammengehalten wurden. Es ist nachvollziehbar, dass derartig unscheinbare Reste allzu leicht übersehen und/oder falsch angesprochen werden.18 Dies gilt besonders in Ottaway/Wang 2004, 21. Ausschmelzen des Wachsmodells: ca. 300–400 °C; Brennen/ Vorwärmen der Gießform: bis zu ca. 800 °C; Temperatur der eingefüllten Bronze: bis zu ca. 1200 °C (Tilch et al. 2001, 69). 14 Drescher 1957, 59 f. 15 Armbruster 2000, 44. 16 In Ballyvourney (Irland) blieben z. B. von einigen Gebläsedüsen nur die Spitzen erhalten, weil diese Partien während des Gebrauchs der größten Hitze ausgesetzt waren (Tylecote 1987, 117). 17 Wirth 2003, 65. 18 Eine Nachuntersuchung der Funde einer 1994–96 ergrabenen jungbronzezeitlichen Siedlung von Hohenmölsen, Lkr. Weißenfels (Sachsen-Anhalt), erbrachte ca. 20 Fragmente von Gießformen aus keramischem Material, die pauschal als „Hüttenlehm“ inventarisiert worden waren (Tilch et al. 2001). – Im Fall 12

13

der spätbronzezeitlichen Gießformen vom Burgwall „Schwedenschanze“ bei Frankfurt/Oder-Lossow gelang die Identifikation keramischer Formfragmente erst beinahe 60 Jahre nach ihrer Bergung (ebd. 75 f.). – Erst beim Reinigen konnten Fragmente zweier urnenfelderzeitlicher Gießformen von Titz-Ameln (Rheinland) identifiziert und zusammengesetzt werden, die bis dahin als „Rotlehmbrocken“ angesehen wurden (Tutlies 2000, 193). – Für den Runden Berg bei Bad Urach, Lkr. Reutlingen (Schwäbische Alb), schließt die Bearbeiterin J. Pauli nicht aus, dass „sich unter dem Hüttenlehm nicht erkannte Fragmente von verlorenen Formen verbergen“ (Pauli 1994, 34). Eine gezielte Durchsicht der im Zentralen Fundarchiv Rastatt befindlichen, insgesamt ca. 3.000 Fundcontainer aus dieser Höhensiedlung konnte vom Verfasser wegen des unverhältnismäßig hohen Zeitaufwandes leider nicht vorgenommen werden.

60

Der Fundstoff

den Fällen, in denen ansonsten keine weiteren Funde und Befunde mit bronzezeitlicher Metallverarbeitung zu verbinden sind oder Siedlungsgrabungen mit z. B. viel Hüttenlehm eine Identifikation ganz allgemein erschweren. Nur bei Anwendung moderner Grabungsmethoden besteht somit überhaupt die Möglichkeit einer regelmäßigen Auffindung entsprechender Fragmente technischer Keramik. Auch in diesem Zusammenhang erweisen sich Altgrabungen oft als besonders problematisch.19 Gießform für Nägel

Aus der „Wasserburg“ bei Bad Buchau ist eine Gießform zur gleichzeitigen Fertigung von 63 Nägeln überliefert. Die mit Bronze gefüllte, im Wachsausschmelzverfahren hergestellte Form, wurde nach dem Gebrauch aus unbekannten Gründen nicht zerschlagen und konnte daher vollständig und nahezu unbeschadet geborgen werden. Obwohl komplett erhalten, zählt sie allerdings dennoch zum Ausschuss. Denn ausgegossen mit Bronze, ließ sie sich kein zweites Mal verwenden. Die Gießform stammt aus dem Innenbereich der „Wasserburg“. Den Forschungsstand zu dieser mittel- bis späturnenfelderzeitlichen Feuchtbodensiedlung (Stufen Ha A 2 bis Ha B 3),20 die in mehreren Kampagnen (1921, 1922, 1925, 1927, 1928, 1937) von H. Reinerth vollständig ergraben wurde, bezeichnete W. Kimmig noch 1992 – aufgrund der bis zu diesem Zeitpunkt ausstehenden Abschlusspublikation – als „desolat“.21 Die Zuweisung der Nagelgießform zu einem konkreten (Gebäude[?]-) Befund ist bisher nicht möglich.22 Nach Aufschlüsselung der Inventarnummer müsste die Form aus der Grabungskampagne des Jahres 1937 stammen (Parzelle 1146, Staudacherparzelle), die am östlichen Rand der Siedlung durchgeführt wurde.23 Reinerth erwähnte jedoch bereits im Jahr 1928 eine „Gußform für Bronzenieten“, bei der es sich mit einiger Wahrscheinlichkeit um die hier beschriebene Gießform für Nägel handelt.24 Weder das Fundjahr noch die Fundlage innerhalb der Siedlung lassen sich also vorläufig zuverlässig präzisieren. Aus der Siedlung liegen darüber hinaus weitere Hinweise auf Bronzeguss vor (s. S. 36 f.). 1. Bad Buchau, Lkr. Biberach, Baden-Württemberg; „Wasserburg“. – Spätbronzezeitliche zweiperiodige Befestigung im Feuchtbodengebiet des Federsees. Zwei sich überlagernde Siedlungen mit zwei verschiedenen Siedlungskonzeptionen und reichhaltigem Fundgut. Genaue Fundlage der Gießform unbekannt. – Vollständig erhaltene Gießform aus keramischem Material für 63 Nägel mit einem Kopfdurchmesser von ca. 0,8 cm. Die Gießform besteht aus einem abgelösten

graubraunen Tonmantel (A) und einem inneren gelbbraunroten, siebeneckigen Kern (B); Gew. 172 g (A), 448 g (B) (Taf. 1, 1). – Zustand/Gebrauchsspuren: Das Gießprodukt (54 Nägel) ist in der Form verblieben. – Mus. Stuttgart (W 22 L: roter Punkt; 196/37).25 – Urbon 1959, 117 ff. Abb. 2. Taf. L; Jockenhövel 1986a, 230 Nr. 5 c Abb. 4, 4; Jockenhövel 1986b, Abb. 1, 2; Kimmig 1992, 53 Taf. 20, 3 a–c.

In den 1930er Jahren wurden z. B. mehrere Grabungskampagnen auf dem Burgberg bei Burkheim (Südbaden) durchgeführt. Die Höhensiedlung, die als eine der größten und fundreichsten Siedlungen der jüngeren Urnenfelderkultur in Südwestdeutschland gilt, erbrachte neben Funden aus dem Bereich der Metallurgie auch ca. 5 t Keramik. Diese wurde jedoch nicht vollständig inventarisiert, sondern aus Platzmangel teilweise entsorgt (Goetze 1980, 21). 20 Die inzwischen vorliegende Auswertung der Keramikfunde bestätigt eine zeitliche Einordnung der verschiedenen Siedlungsphasen in die Stufen Ha A 2 bis Ha B (2)3 (Kimmig 2000).

Ders. 1992, 11. Eventuell bietet zu dieser Frage die von W. Kimmig angeregte Auswertung des wissenschaftlichen Nachlasses von H. Reinerth zukünftig neue Erkenntnisse. 23 Kimmig 1992, 42. 53. 24 Reinerth 1928, 61. 25 Nach Kimmig 1992, 53: Inv.-Nr. W 22L: roter Punkt; 196/37; Mus. Stuttgart: Inv.-Nr. V 56/56 h.

19

21

22

Gießformen aus keramischem Material

61

Gießformen für glatte Ringe: Gießform mit einem Negativ

Von einer Fundstelle nahe Alteglofsheim (Nr. 2) im Landkreis Regensburg (Bayern) liegen zahlreiche kleinteilig zerbrochene Gießformfragmente vor. Der Guss erfolgte in verlorener Form nach dem Wachsausschmelzverfahren. Einige der Stücke weisen Reste von Negativen auf (Taf. 1, 2 C–G). Bei anderen handelt es sich wahrscheinlich um Teile ehemaliger Eingusstrichter (Taf. 1, 2 A. B). An einem Formfragment belegt ein im Negativ verbliebenes Bruchstück des Gussprodukts eindeutig die Herstellung von Objekten aus Bronze (Taf. 1, 2 C). Dennoch ist anhand der z. T. stark verwitterten und kantenverrundeten Stücke nicht zu entscheiden, ob es sich um Fragmente einer einzigen oder mehrerer Gießformen handelt. Die vergleichsweise filigranen und daher ohnehin fragilen Gießformen, die soweit erkennbar jeweils zur Fertigung eines Ringes dienten, mussten zerstört werden, um die Gussrohlinge zur Weiterverarbeitung entnehmen zu können. 57 Fragmente lassen sich als Teile einer oder mehrerer Gießformen identifizieren. Dabei liegt nur bei einem einzigen Fragment das Gewicht oberhalb von 20 g. Insgesamt 49 Fragmente wiegen jeweils weniger als 5 g. Sämtliche Bruchstücke sind durch Hitzeeinwirkung nahezu vollständig rot bzw. rot-schwarz verfärbt. Verzierungen, die bereits in der Gießform angelegt waren, sind nicht erkennbar. Die Negative weisen jeweils auf die Fertigung eines glatten Ringes mit halbrundem Querschnitt und etwa 3 mm Stärke hin. Der Verwendungszweck ist nicht klar zu bestimmen. Möglicherweise wurden derartige Ringe als Rohmaterial zur Drahtproduktion genutzt.26 Die Funde stammen zusammen mit Keramik der mittleren Urnenfelderzeit aus einer einzelnen Siedlungsgrube. Bereits weitgehend durch den Pflug zerstört, konnte sie 1983 im Rahmen einer Rettungsmaßnahme dokumentiert werden.27 Am Boden der Grube fand sich neben den Gießformfragmenten auch ein inzwischen metallographisch analysierter Gussbrocken (L. 2,3 cm; H. 1,1 cm), der als möglicher „Teil des Anschnittsystems für ein Gußstück aus Bronze in guter Schmelztechnik und Verarbeitungsqualität; um einen duktilen schmiedformbaren Gußwerkstoff“ beschrieben wurde.28 Hinzu kommt ein „Gießereirückstand“ (L. 8,5 cm; H. 3,9 cm). Nach O. Reichold handelt es sich „möglicherweise um den Teil einer Abkrampung, die vom flüssigen Badspiegel vor Gußbeginn abgezogen wurde. Das Abdeckmittel bestand aus SiO2 mit geringem Tonanteil. Als Flußmittel der Abdeckung wurde offenbar geschroteter Kalkstein verwendet.“29 Außerdem enthielt die Siedlungsgrube noch einen stark verschlackten „Metalloxidbrocken“ (L. 7,6 cm; H. 4,3 cm), der von Reichold unter Vorbehalt als möglicher Teil einer „Ofenpfanne“ angesprochen worden ist.30 2. Alteglofsheim, Lkr. Regensburg, Bayern; Gemarkung Alteglofsheim, Flur „Boden“. – (Siedlungs-)Grube. Darin insgesamt ca. 57 stark verwitterte, kantenverrundete Fragmente einer oder mehrerer Gießformen (Gesamtgewicht der Fragmente: ca. 170 g) (1983). – A: „Fragment einer Gußform für ein oder mehrere nicht mehr bestimmbare Bronzegegenstände; keine durch Haarrisse gekennzeichneten Schichtgrenzen der Ummantelung erkennbar. Die äußere ocker- bis orangerot gefärbte Schicht besteht aus fein gemagertem Ton Jantzen 2008, 74. Reichold 1986, 57 Anm. 2. 28 J. Möller (Metallkundliche Beurteilung eines Metallfundes von Alteglofsheim), in: Reichold 1986, 65–67.

mit organischen Zuschlägen (St. 0,1–0,5 cm). Der Kern ist tiefschwarz gefärbt und mit wenigen Quarzkörnern bis zu 0,2 cm Korngröße gemagert. An einigen Stellen der Negativabdrücke des Models sind Spuren eines dünnen graubraunen Tonüberzuges erhalten. Dieser erstreckt sich auf der einen Seite der Form […] in stumpfem Winkeln nach links oben. Die orangerote äußere Ummantelung trifft dort mit dem obengenannten Überzug zusammen, so daß es sich möglicherweise um den ehemaligen Eingußtrichter der Lehmform

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Reichold 1986, 65. Ebd.

Der Fundstoff

62

handeln könnte. Sonst sind seine Ränder aber ausgebrochen.“ (Reichold 1986) Gew. 15 g (Taf. 1, 2 A). – B: „Fragment eines Eingußtrichters. Insgesamt sind vier farblich voneinander abgesetzte Tonschichten unterscheidbar. Die äußerste aus sehr fein gemagertem okkerfarbenem Ton ist nur noch an einer Stelle am unteren Ende des Trichters erhalten. Eine zweite Tonschicht (St. 0,1–0,4 cm) ist nahezu orangerot gefärbt, deutlich gröber gemagert als die erste und mit organischen Zuschlägen versehen. Der Kern besteht aus sehr grob mit organischen Materialien und einigen Quarzkörnern bis zu 0,4 cm Korngröße gemagertem, tiefschwarz gefärbtem Ton. Die Innenseite weist einen dünnen, hellbraunen Tonüberzug auf (L. 5,1 cm, H. 1,7 cm).“ (Reichold 1986) Gew. 13 g (Taf. 1, 2 B). – C: „Fragment einer Gußform für einen Bronzering mit D-förmigem Querschnitt. Zweifacher Lehmauftrag ist deutlich an den Rissen der Schichtgrenzen zu erkennen. Äußere Ummantelung (St. 0,1–0,5 cm) aus feingemagertem okker bis orange gefärbtem Ton. Innerer Tonmantel tiefschwarz gefärbt und fein gemagert. An einem Ende der Gußform ist ein Fragment des Bronzeringes (St. 0,3 cm) im Formlehm stecken geblieben (L. der Gußform 3,9 cm, H. 1,1 cm).“ (Reichold 1986) Gew. 8 g (Taf. 1, 2 C). – D: Stark kantenverrundetes Fragment einer Gießform mit einem teilweise erhaltenen Nega-

tiv zur Herstellung eines Ringes (?). „Ein Schichtenaufbau ist nicht feststellbar. Der Kern ist schwarz, die Außenseite ockerfarbig. Die Bruchkante zeigt eine homogene feingemagerte Tonmasse, in der die beiden Farben fließend ineinander übergehen (L. 2,7 cm, H. 1,1 cm).“ (Reichold 1986) Gew. 4 g (Taf. 1, 2 D). – E: „Fragment eines geschlossenen Tonmantels einer Gußform für einen Ring mit D-förmigem Querschnitt. Äußere Ummantelung orangerot gefärbt (St. 0,1–0,4 cm), grob mit wenigen Quarzkörnern bis zu 0,4 cm Korngröße gemagert. Kern tiefschwarz gefärbt und fein gemagert. Keine Schichtgrenzen erkennbar (L. 2,7 cm, H. 1,6 cm).“ (Reichold 1986) Gew. 6 g (Taf. 1, 2 E). – F: Fragment einer Gießform für einen Ring. „Die äußere Ummantelung (St. 0,1–0,4 cm) besteht aus okkerfarbenem Ton mit organischen Zuschlägen. Diese Schicht ist an einigen Stellen durch feine Haarrisse von der nächstfolgenden getrennt. Jene ist ebenso fein gemagert wie die erste, aber tiefschwarz gefärbt (L. 2,9 cm, H. 1,0 cm).“ (Reichold 1986) Gew. 5 g (Taf. 1, 2 F). – G: Stark kantenverrundetes Fragment einer Gießform für einen Ring. Ein Negativabdruck ist nur noch als schwache Verfärbungsspur erkennbar; Gew. 4 g (Taf. 1, 2 G). – Mus. Regensburg (1983/590). – Reichold 1986, Abb. 5 Taf. 11.

Vergleichsfunde: Vergleichbare Gießformen für glatte Ringe sind aus dem Nordischen Kreis der Bronzezeit zahlreich bekannt und stammen u. a. von Farsø31, Flemløse32, Fårevejle33, Ganløse34, Gullev35, Kornerup36, Lild37, Vig38 und Vilsted39 (alle Dänemark). Außerdem liegen Vergleichsfunde aus Börje (Schweden)40, Hamburg-Sasel41, Nieder-Neundorf (Oberlausitz)42, Biskupin (Polen)43 und PabianicePliszka (Polen)44 vor. Gießformen für glatte Ringe: Gießform mit mehreren Negativen

Während die Formfragmente von Alteglofsheim den Guss jeweils eines einzelnen glatten Ringes repräsentieren, konnten in den Formen, deren Bruchstücke 1985 zusammen mit Keramik der Urnenfelderzeit aus einer Siedlungsgrube in Obertraubling (ebenfalls Landkreis Regensburg) geborgen wurden, mehrere Ringe gleichzeitig hergestellt werden. Der Guss der kleinen Ringe mit rundem Querschnitt (Dm. 2–3 mm), die in größerer Zahl u. a. aus den Schweizer Seeuferrandsiedlungen bekannt sind und nach der Vermutung von H. Drescher möglicherweise als Riemenverteiler gedient 31 32 33 34 35 36 37

Jantzen 2008, 75 Nr. 68 Taf. 18, 68. Ebd. 75 Nr. 69–72 Taf. 18, 69–72. Ebd. Nr. 73 Taf. 18, 73. Ebd. Nr. 74. 75 Taf. 18, 74. 75. Ebd. Nr. 76 Taf. 18, 76. Ebd. Nr. 78–81 Taf. 19, 78–81. Ebd. Nr. 82 Taf. 19, 82.

38 39 40 41 42 43 44

Ebd. Nr. 87. 88 Taf. 20, 87. 88. Ebd. 76 Nr. 89. 90 Taf. 20, 89. 90. Ebd. 339 Nr. E 16. Ebd. 75 Nr. 77 Taf. 19, 77. Ebd. 342 Nr. E 49. Ebd. 74 Anm. 73. Ebd. Anm. 74.

Gießformen aus keramischem Material

63

haben könnten45, erfolgte alternativ im zweischaligen Verfahren. Unter günstigen Bedingungen ließen sich die aus zwei Hälften zusammengesetzten Formen nach dem Gebrauch weitgehend unbeschadet öffnen (siehe Abschnitt „Funktionsweise“). Ein vollständiges Zerschlagen war zur Entnahme der Rohlinge, die rechts und links an einem zentralen Eingusskanal liegen, nicht grundsätzlich notwendig. Die überlieferten Formfragmente sind daher wesentlich besser erhalten als die kleinteilig zerbrochenen Formreste von Alteglofsheim. Anpassende Fragmente konnten zusammengesetzt werden, so dass bei der Fundaufnahme im Historischen Museum Regensburg vier Teilstücke (Gesamtlängen: ca. 7–12 cm; Gewicht: 67–105 g) und ein nicht anpassendes Bruchstück vorlagen. Da sich die Negative der zusammengesetzten Formstücke nicht aufeinander beziehen, ist davon auszugehen, dass es sich mit einiger Wahrscheinlichkeit um Teile von mindestens vier verschiedenen Gießformen handelt. 3. Obertraubling, Lkr. Regensburg, Bayern; Bautrasse östlich des Bahnhofs Obertraubling. – (Siedlungs-) Grube Nr. 356. Darin insgesamt elf Fragmente mehrerer Gießformen (s. auch Nr. 4–7) (1985). – Teilstück aus drei anpassenden Fragmenten mit insgesamt 18 erhaltenen Negativen; St. 1,7 cm; Gew. 105 g (Taf. 1, 3). – Zustand/Gebrauchsspuren: Unvollständig überliefert. Fragmentiert. Im Bereich der Negative, des Gusskanals und nahezu der gesamten Passfläche grau-schwarz verfärbt. Auf der Rückseite und den Seitenflächen intensive Rotfärbung. – Mus. Regensburg (1985/136). – Breinl/Koch 1985, 68–71 Abb. 34; Drescher 1985, 72 f. Abb. 35. 4. Obertraubling, Lkr. Regensburg, Bayern; Vgl. Nr. 3. – Teilstück aus zwei anpassenden Fragmenten mit insgesamt 13 erhaltenen Negativen; St. 1,7 cm; Gew. 67 g (Taf. 1, 4). – Zustand/Gebrauchsspuren: Unvollständig überliefert. Fragmentiert. Partiell intensive grau-schwarze Verfärbung im Bereich der Negative und des Gusskanals. Auch auf der Rückseite partiell grau-schwarze Verfärbung. Ansonsten auf der Rückseite und den Seitenflächen intensive Rotfärbung. – Mus. Regensburg (1985/136). – Breinl/Koch 1985, 68–71 Abb. 34; Drescher 1985, 72 f. Abb. 35. 5. Obertraubling, Lkr. Regensburg, Bayern; Vgl. Nr. 3. – Teilstück aus zwei anpassenden Fragmenten mit insge-

samt zwölf erhaltenen Negativen; St. 2,0 cm; Gew. 85 g (Taf. 1, 5). – Zustand/Gebrauchsspuren: Unvollständig überliefert. Fragmentiert. Partiell intensive grau-schwarze Verfärbung im Bereich der Negative und des Gusskanals. Auch auf der Rückseite partiell grau-schwarze Verfärbung. Ansonsten auf der Rückseite und den Seitenflächen intensive Rotfärbung. – Mus. Regensburg (1985/136). – Breinl/Koch 1985, 68–71 Abb. 34; Drescher 1985, 72 f. Abb. 35. 6. Obertraubling, Lkr. Regensburg, Bayern; Vgl. Nr. 3. – Nicht anpassendes Fragment mit fünf erhaltenen Negativen (Taf. 1, 6). – Zustand/Gebrauchsspuren: Unvollständig überliefert. Fragmentiert. – Mus. Regensburg, z. Z. nicht einsehbar. – Breinl/Koch 1985, 68–71 Abb. 34; Drescher 1985, 72 f. Abb. 35. 7. Obertraubling, Lkr. Regensburg, Bayern; Vgl. Nr. 3. – Teilstück aus zwei anpassenden Fragmenten mit insgesamt elf erhaltenen Negativen; St. 2,2 cm; Gew. 81 g (Taf. 1, 7). – Zustand/Gebrauchsspuren: Unvollständig überliefert. Fragmentiert. Intensive grau-schwarze Verfärbung im Bereich der Negative, des Gusskanals und der Passflächen. Auf der Rückseite und den Seitenflächen intensive Rotfärbung. – Mus. Regensburg (1985/136). – Breinl/Koch 1985, 68–71 Abb. 34; Drescher 1985, 72 f. Abb. 35.

Vergleichsfunde: Vergleichsfunde stammen in größerer Zahl aus Niederösterreich und liegen dort vom Oberleiserberg bei Ernstbrunn,46 der Höhenbefestigung Thunau bei Gars am Kamp,47 dem Plateau des Umlaufbergs bei Altenburg48 und aus einer Schottergrube bei Henzing49 vor.

45 46 47

Wyss 1967b, Abb. 2. 3. 5; Drescher 1985, 72. Lochner 2004, 118 Taf. 1. Ebd. 119 Taf. 2, 1–13.

48 49

Ebd. 111 Abb. 3. Ebd. 119 Taf. 2, 14–20.

64

Der Fundstoff Gießformen für Barren(?)

Aus der Südpfalz sind Fragmente von zwei länglichen Objekten aus keramischem Material überliefert, für die eine Ansprache als Gießform zwar wahrscheinlich, aber bisher nicht gesichert ist.50 Die beiden Funde stammen aus zwei ausgesprochen fundreichen urnenfelderzeitlichen Siedlungsgruben, die u. a. zahlreiche Keramikfragmente enthielten. Die potenziellen Gießformen von Zeiskam (Nr. 8. 9) weisen jeweils eine rinnenförmige Vertiefung mit annähernd V- bzw. U-förmigem Querschnitt auf, die als Negativ für stabförmige (Miniatur-)Barren interpretiert werden kann. An einem der beiden Bruchstücke wird deutlich, dass die „Negative“ ehemals an beiden Enden geschlossen waren (Nr. 8). Während die Innenseiten glatt verstrichen sind, zeigen die Außenseiten keine derart sorgfältige Überarbeitung. Das keramische Material ist mit Sand bzw. Quarz gemagert. Als Hinweis darauf, dass es sich bei beiden Stücken tatsächlich um Fragmente technischer Keramik handelt, ist außerdem eine Verfärbung durch Hitzeeinwirkung (Nr. 8) sowie der zusätzliche Fund einer mehrseitig nutzbaren Gießform aus Stein (Nr. 129) im selben Fundkomplex (Grube 1) zu werten. Eine Verwendung im „offenen“ und/ oder verdeckten Herdguss scheint naheliegend zu sein. Unter günstigen Voraussetzungen hätten die Formen bei diesen Gussverfahren sogar mehrfach genutzt werden können. 8. Zeiskam, Lkr. Germersheim, Rheinland-Pfalz; Fst. 2 „Im Klostergewann VI. Gewanne“ (Acker Weis). – (Siedlungs-)Grube 1. Aus derselben Siedlungsgrube stammt eine mehrseitig nutzbare Gießform aus Stein (Nr. 129) (1989). – Längliches, wannen- bzw. rinnenförmiges Tonobjekt. An einem Ende geschlossen. Gießform für einen stabförmigen Barren(?); Gew. 40 g (Taf. 1, 8). – Zustand/Gebrauchsspuren: Unvollständig überliefert. Fragmentiert. Quer zum Negativ zerbrochen. Ton vollständig intensiv schwarz verfärbt. – GDKE, LA-

Speyer (E 89/11).51 – Grünwald 2006, 429 ff. Nr. 503 Taf. 207, A 2. 9. Zeiskam, Lkr. Germersheim, Rheinland-Pfalz; Vgl. Nr. 8. – (Siedlungs-)Grube 2 (1989). – Längliches, wannen- bzw. rinnenförmiges Tonobjekt. Gießform für einen stabförmigen Barren(?) (Taf. 1, 9). – Unvollständig überliefert. Fragmentiert. An zwei Stellen quer zum Negativ zerbrochen. – GDKE, LA-Speyer (E 89/ 11). – Grünwald 2006, 431 ff. Nr. 503 Taf. 219, 10.

Vergleichsfunde: Vergleichsfunde aus keramischem Material sind dem Verfasser bisher nicht bekannt. Im Arbeitsgebiet sind jedoch zahlreiche Negative für stabförmige Barren unterschiedlicher Größen auf steinernen Gießformen belegt (s. S. 175 ff.). Gießformen für unbestimmte Objekte

Von zwei Fundorten aus Niederbayern und Bayerisch-Schwaben sind Fragmente potenzieller Gießformen aus Siedlungszusammenhängen überliefert, die sich keinem spezifischen Objekttyp mehr zuweisen lassen.52 Vom Bogenberg bei Straubing (Niederbayern) liegen „einige stark verwaschene Keramikfragmente vor, die als Gußformreste zu deuten sind“.53 Die wenigen Formfragmente liefern bisher den einzigen Hinweis auf Bronzeverarbeitung innerhalb der Höhensiedlung, für die eine kontinuierliche Besiedlung 50 U. Grünwald zieht zumindest für eines der Stücke (Nr. 8) eine Verwendung als Gießform in Betracht (Grünwald 2006, 131 Anm. 925). 51 Fundkarton Nr. 11877. 52 An den Funden vom Bogenberg bei Straubing wurden keine Originalstudien durchgeführt. Die Angaben im vorliegenden

Katalog sind ausschließlich der verfügbaren Literatur entnommen. 53 Damminger/Schauer 1999, 529.

Gießformen aus keramischem Material

65

seit dem Übergang zur älteren Hügelgräberbronzezeit (Stufe Bz A 2/B 1) bis zum Ende der späten Urnenfelderzeit (Stufe Ha B 3) nachgewiesen ist. Aus einer Flachlandsiedlung in Schwabmünchen (Bayerisch-Schwaben) stammen mehrere stark sandende, kantenverrundete potenzielle Formfragmente, die zusammen mit großen Stücken gebrannten Lehms sowie einer Bronzetülle mit eingeritztem Brillenspiralmuster und Dreiecken aus derselben Siedlungsgrube geborgen werden konnten. Einen Anhaltspunkt zur Datierung liefert die mitgefundene Bronzetülle, deren Verzierungsschema S. Mühlemeier mit den Griffen spätbronzezeitlicher Dreiwulst- und Schalenknaufschwerter Südbayerns vergleicht.54 Das Fundspektrum der Siedlung reicht von der späten Bronze- bis zur frühen Hallstattzeit, wobei sich „ein großer Teil der Befunde [...] dem Metallhandwerk zuordnen“55 lässt. 10. Schwabmünchen, Lkr. Augsburg, Bayern; Gewerbegebiet Nord. – (Siedlungs-)Grube (Befundnummer 137). Darin ca. 60 Fragmente (750 g) von einer (oder mehreren ?) Gießform(en) (?) (2005). Darunter Fragmente, die an eine Gießform für einen klingenförmigen Gegenstand (Schwert, Dolch, Lanzenspitze ?) erinnern (o. Abb.). – Zustand/Gebrauchsspuren: Stark sandendes, keramisches Material ohne makroskopisch erkennbare Magerung. Zahlreiche Bruchstücke zeigen mindestens eine oder mehrere gleichmäßig glatt verstri-

chene Flächen. Drei Fragmente mit Spuren von Hitzeeinwirkung. – Archäologische Staatssammlung München. – Mühlemeier 2006. 11. Bogenberg, Lkr. Straubing-Bogen, Bayern; Inselberg (400–434 m ü. NN). – Siedlungsspuren der Bronze- und Urnenfelderzeit sowie des Hochmittelalters. – „[...] einige stark verwaschene Keramikfragmente […], die als Gußformreste zu deuten sind“ (Damminger/Schauer 1999) (o. Abb.) – Damminger/Schauer 1999.

ROHMATERIAL

Der verwendete Ton/Lehm56 für Gießformen aus keramischem Material ist in seiner mineralogischen Zusammensetzung je nach Lagerstätte naturgemäß verschieden.57 Sicher ist davon auszugehen, dass den bronzezeitlichen Gießern die technischen Eigenschaften des jeweilig lokal verfügbaren Rohstoffs bekannt waren und sie die genutzte Rohstoffquelle nach ihrer spezifischen Eignung sorgfältig auswählten.58 Weite Transportwege – wie sie z. B. für bestimmte Gesteine nachgewiesen sind, aus denen sich Gießformen fertigen ließen (s. S. 200 f.) – sind dennoch eher unwahrscheinlich. Aufgrund der Möglichkeit, Ton/ Lehm durch Zugabe einer Magerung in gewissem Umfang gezielt zu modifizieren, waren die Transportwege von einer potenziellen Lagerstätte zum Werkplatz wohl relativ kurz.59 Um sicherzustellen, dass das eingesetzte Material den erforderlichen technischen Anforderungen entsprach, wurde der lokal verfügbare Rohstoff gegebenenfalls mit mineralischen60 und/oder organischen61 bzw. vegetabilischen62 Anteilen versetzt. Dabei ist jedoch nicht immer eindeutig zu entscheiden, ob einem Ton/Lehm bestimmte Magerungsbestandteile intentionell zugesetzt wurden oder aber z. B. Quarz, feine Wurzelreste, Muschelschalen und/oder Kalkbrocken von Natur aus in günstigen Anteilen in einer Lagerstätte enthalten waren. Mühlemeier 2006, 35. Ebd. 34. Mühlemeier spricht in diesem Zusammenhang von „Öfen“ und „Feuerstellen“. 56 Zur Terminologie: Drescher 1958, 9; Armbruster 2000, 43. 57 Chemische Analysen zu den Gießformen aus dem Untersuchungsgebiet liegen bisher nicht vor. 58 Freestone 1989, 160; Tite et al. 1990, 173; Ottaway 1994, 143; Telle/Thönnissen 2011, 203. 59 Freestone 1989, 160; Ó Faoláin 2004, 36. 60 Mineralogische Analysen zu Gießformen des Nordischen Kreises s. J. Riederer in Jantzen 2008, 80 ff. – In der Bronzezeit 54 55

wurde bereits mit Schamotte gemagert (u. a. zerstoßene Tiegel, Ofenwandfragmente) (Holdermann/Trommer 2011, 119). 61 Noch heute kann der Gebrauch von pulverisierter Holzkohle als Magerungsmittel bei traditionellen Gießern in Westafrika beobachtet werden (Fröhlich 1981, 48 f.). 62 Zu paläobotanischen Analysen an Gusstiegeln der Pfyner Kultur in Südwestdeutschland: Schlichtherle/Rottländer 1982. – Eine organische Magerung mit Pflanzenstücken verbesserte möglicherweise die Verarbeitungsfähigkeit der Keramik vor dem Brand (Freestone 1989, 158).

Der Fundstoff

66 800 °C 700 °C 600 °C 500 °C 400 °C 300 °C 200 °C

keramisches Material

100 °C

Metall Stein

0 °C Abb. 7. Abkühlungszeiten von Gießformen aus keramischem Material, Metall und Stein (nach Ottaway 1994, 122)

In Abhängigkeit von der einzufüllenden Bronzemenge galt es vor allem, möglichst günstige thermische Eigenschaften des Formmaterials herbeizuführen (Abb. 7). Dabei musste neben der erforderlichen Hitzebeständigkeit auch die notwendige Wärmeleitfähigkeit gewährleistet werden.63 Vor allem durfte sich die Form weder beim Trocknen, Glühen oder Vorwärmen noch beim anschließenden Gebrauch übermäßig verziehen bzw. schrumpfen.64 Schließlich mussten die beim Vergießen von Bronze entstehenden Gase durch eine ausreichend poröse Formwand schnell genug entweichen können. Dabei musste die Formwand jedoch so stabil sein, dass weder ein thermischer Schock noch die allgemeine Handhabung zu Beschädigungen führte. Damit sich filigrane Objekte bzw. Verzierungen möglichst vollständig und mit sämtlichen Details abzeichneten, wurden keramische Gießformen oftmals aus zwei oder drei spezifisch gemagerten Tonschichten aufgebaut. In der Literatur werden der „Feinlehm“ oder „Zierlehm“,65 „Formlehm“ und „Armierungslehm“ voneinander unterschieden.66 Dabei ist die äußere Tonschicht einer Gießform i. d. R. gröber und mit einem größeren Anteil von organischer Magerung versehen als die innere Tonschicht.67 Eine unterschiedliche Zusammensetzung des Tons ist jedoch bei rein makroskopischer Betrachtung i. d. R. nur schwer zu erkennen. Die Unterschiede in der Zusammensetzung der verschiedenen Schichten sind meist relativ gering. Unklar ist zudem, ob sich die ehemals deutlich voneinander getrennten Schichten durch den Brand derart verbinden können, dass sie heute als homogen erscheinen. Verfärbungen durch den Gebrauch erschweren eine sichere Identifikation an den ohnehin oft kleinstückig zerbro63 B. S. Ottaway spricht bei keramischen Gießformen von archäologischem „Feuerfest-Material“ und übernimmt diesbezüglich die Definition von I. C. Freestone. Demnach können Keramiken, die höheren Temperaturen widerstanden als den im normalen Herdfeuer vorherrschenden, als „archäologisches Feuerfest-Material“ bezeichnet werden (Freestone 1989, 155; Ottaway 1994, 142).

Drescher 1988, 157. Die Verwendung von „Feinlehm“ bzw. „Zierlehm“ ist besonders häufig bei Objekten zu beobachten, deren Verzierungen bereits im Negativ der Gießform angelegt sind (Drescher 1955, 141; Armbruster 2000, 75). 66 Armbruster 2000, 44; Jantzen 2008, 79. 67 Mohen 1973, 43 f.; Needham 1980, 181. 64 65

Gießformen aus keramischem Material

67

chenen und verwitterten Fragmenten zusätzlich. Auch an den Formfragmenten von Alteglofsheim (Nr. 2) können unterschiedliche Zusammensetzungen des Tons bzw. verschiedene Tonsorten unterschieden werden, die beim Aufbau der Form gezielt eingesetzt worden sind.68 Bis auf zwei Ausnahmen weisen sämtliche Formfragmente einen dünnen Lehmüberzug im Inneren auf, der dazu diente, die Verzierungen des verwendeten Modells abzubilden. Daran schließen zwei Lagen gröber gemagerten Tons an. Durch die Zumischung von Sand ist das Material von Obertraubling (Nr. 3–7) insgesamt recht grob gemagert. Im Bereich der Eingusskanäle und Ringnegative wirkt die Oberfläche jedoch partiell wie geglättet. Ob in diesen Bereichen zusätzlich Feinlehm eingesetzt bzw. ein feiner Tonschlicker aufgetragen wurde, oder die Veränderung der Oberfläche durch die eingefüllte heiße Bronze zu erklären ist, lässt sich ohne mikroskopische Analyse jedoch nicht entscheiden. Obwohl an den ehemals zweiteiligen Gießformen von Obertraubling eine äußere Schicht aus Armierungslehm – die jeweils dazu diente, die zwei Hälften einer Form zu umschließen und auf diese Weise fest miteinander zu verbinden – vorausgesetzt werden kann, sind ausschließlich Teile aus Formlehm erhalten. Generell gelangte offensichtlich nur ein geringer Teil der zerschlagenen Gießformen nach dem Gebrauch auch tatsächlich in eine der Siedlungsbzw. Abfallgruben. Weil Quarz auch noch bei Temperaturen stabil bleibt, bei denen andere Mineralien (z. B. Feldspat) bereits versintern, wurden die Formen durch Hinzugabe von Quarz hitzebeständiger.69 Außerdem konnte durch Hinzugabe von Quarzsand oder Schamotte (z. B. zerstoßene Tiegel, Ofenwand), die im Gegensatz zu Tonmineralien kein Wasser aufnehmen, das Schwinden des Tons reduziert werden.70 Auf diese Weise ließ sich der Rissbildung vorbeugen, wobei gleichzeitig sichergestellt war, dass sich die Formen beim Trocknen und Brennen nicht verzogen. Eine mineralische Magerung ist an sämtlichen Gießformen aus dem Arbeitsgebiet zu beobachten. So bestehen z. B. die Fragmente von Obertraubling (Nr. 3–7) aus sandigem Lehm „oder Töpferton mit zugemischtem Feinsand“.71 Wie bei den Fundstücken von Bad Buchau (Nr. 1), Alteglofsheim (Nr. 2) und Zeiskam (Nr. 8. 9) sind zahlreiche grobe Quarzkörner bereits mit bloßem Auge in der Tonmatrix zu erkennen. Der innere, mit Bronze gefüllte Teil der Form von Bad Buchau ist stark mit Sand gemagert, während der Sandanteil am äußeren „Mantel“ – der ehemals den gesamten Kern umgab – deutlich geringer ist. Eine organische Magerung trug zwar auch zur Schrumpfung des Tons bei; die beim Brand entstandenen Hohlräume sorgten jedoch nicht nur für die notwendige Porosität, sondern stabilisierten die Formen, weil z. B. die durch einen thermischen Schock entstehenden Brüche oder Risse in ihrer Ausbreitung eingedämmt wurden.72 Das gelang jedoch nur, wenn die organischen Magerungsbestandteile möglichst vollständig verbrannten und nicht lediglich verkohlten. Daher war es nötig, die Formen gründlich zu glühen und entsprechend lange ausreichend hohen Temperaturen auszusetzen. Zurück blieben zumeist mit Kohle oder Asche gefüllte Hohlräume, die wiederum einen günstigen Einfluss auf den Gießprozess nahmen, indem sie den Einfluss des Sauerstoffs auf das einfließende Metall verminderten.73 Spuren einer organischen Magerung ließen sich an den Gießformfragmenten von Alteglofsheim (Nr. 2) und Obertraubling (Nr. 3–7) nachweisen. Für den äußeren Mantel der Form von Bad Buchau (Nr. 1) nahm bereits B. Urbon eine organische Magerung aus Häckseln, Pferdemist oder Haaren an.74 68 69 70

21.

71

72

Reichold 1986, 63. Hein/Kilikoglou 2007, 878; Hein et al. 2011, 168. Tylecote 1986, 89; Freestone 1989, 158; Ottaway/Wang 2004, Drescher 1985, 72. Hein/Kilikoglou 2007, 878; 2011.

73 Durch verkohlte Bestandteile der Magerung konnte im optimalen Fall ein oxidfreier Guss gewährleistet werden. Gleichzeitig wurde der Bildung einer Oxidhaut, die sich negativ auf die Fließeigenschaften der Bronze auswirkte, effektiv vorgebeugt (Armbruster 2000, 68; Jantzen 2008, 102). 74 Urbon 1959, 118.

Der Fundstoff

68

ZUR HERSTELLUNG DER FORMEN

Für die Gießformen aus keramischem Material lassen sich im Arbeitsgebiet bisher mindestens zwei Gießverfahren sicher unterscheiden: 1. Guss im Wachsausschmelzverfahren75 in einer einteiligen Gießform (Bad Buchau [Nr. 1], Alteglofsheim [Nr. 2]) 2. Guss nach einem festen Modell in einer zweischaligen Gießform (Obertraubling [Nr. 3–7]) Beide Verfahren setzen zur Herstellung der Gießformen einen Ton/Lehm voraus, der entsprechend aufbereitet wurde. Um eine optimale Verarbeitungsqualität des gemagerten Materials zu erhalten, mussten Lufteinschlüsse durch Schlagen und Kneten vermieden werden, da sie ansonsten beim anschließenden Brennen zu einem Zerspringen der Gießform führen konnten. Gleichzeitig galt es bei diesem Arbeitsschritt, die Magerungspartikel gleichmäßig zu verteilen. Ein unterschiedlich starkes Schwinden der aufbereiteten Masse sowie eine in der Folge auftretende Rissbildung beim Trocknen und Brennen konnte so effektiv verhindert werden. Am besten gelang dies mit feuchtem Ton/Lehm. Dieser ließ sich leicht bearbeiten und lieferte die erwünschte Plastizität. Die Formen für das Wachsausschmelzverfahren wurden unter Verwendung eines Modells mit angesetztem Eingusstrichter aus Bienenwachs oder gehärteten Fetten hergestellt.76 Wie einige Formfragmente von Alteglofsheim (Nr. 2) vermuten lassen, wurde das Modell zuerst mit einer Schicht „Feinlehm“ bzw. mehreren Lagen Tonschlicker überzogen77 und schließlich mit ein oder zwei gröber gemagerten Schichten „Formlehm“ umgeben.78 Dadurch wurde u. a. gewährleistet, dass der Ton dicht am Modell anliegt und die Gusstücke eine möglichst gleichmäßige und glatte Oberfläche aufweisen.79 Vor dem Brand wurde zunächst jedoch das Modell aus Wachs oder gehärtetem Fett bei relativ geringen Temperaturen von max. 70 °C wohl vom Anschnitt her gründlich ausgeschmolzen und das austretende Material soweit möglich zur erneuten Verwendung aufgefangen.80 Dabei durfte kein Wachs in der Form zurückbleiben, da dieses bei Kontakt mit der flüssigen Bronze ansonsten „explosionsartig verdampft“ und das flüssige Metall aus der Form herausgeschleudert wird.81 Im Anschluss galt es zunächst, die fertiggestellte Form langsam und gleichmäßig zu trocknen, um auf diese Weise das chemisch freie Wasser auszubringen.82 Unter anderem in Abhängigkeit von der Größe der Gießform dauerte dieser Prozess unterschiedlich lange. Experimente mit keramischen Gießformen zur Schwertproduktion erforderten z. B. eine Trocknungszeit von zwei bis drei Wochen.83 War die Masse während der Verarbeitung zu nass, bestand die Gefahr eines übermäßigen Schwindens (Trockenschwund) und/oder zu starken Verziehens der Form. Auftretende Risse oder Sprünge konnten in diesem Stadium jedoch leicht wieder mit Lehm-/Tonschlicker verschlossen werden. Erst nach einer möglichst vollständigen Trockung konnten die Gießformen schließlich gebrannt werden.84 Durch den Brand sollte dem Ton/Lehm ab etwa 430 °C auch noch das chemisch gebundene 75 76 77 78 79 80 81 82

Ebert 1925, Stichwort „Bronzeguß“; Drescher 1958. Armbruster 2000, 75. Werner/Barth 1991, 303. Reichold 1986. Tilch et al. 2001, 75. Wirth 2003, 33; Jantzen 2008, 102 Anm. 116. Fasnacht 1995, 37. Mols 2001, 51 ff.

Ó Faoláin 2004, 83. An zweischaligen Gießformen konnte experimentell nachgewiesen werden, dass der Guss mit Bronze offenbar auch in solchen Formen möglich war, die zuvor nicht gebrannt, sondern nur „auf ein paar hundert Grad“ vorgeheizt wurden. Voraussetzung dafür war offenbar die sorgfältige Aufbereitung und Magerung des Tons (Fasnacht 2001a). – Zum Guss in ungebrannten Formen: Voß 1986, 22. 83

84

Gießformen aus keramischem Material

69

Wasser entzogen werden. Dadurch schwindet die Form erneut (Brennschwund). Enthielt das Material jedoch noch zu viel Feuchtigkeit, konnte sich die Form beim Brennen übermäßig verziehen oder sogar zerplatzen.85 Generell war die zum Brennen erforderliche Temperatur abhängig von der Zusammensetzung des verwendeten Rohstoffs. Für kalkarmen Lehm waren nach S. Needham Temperaturen von etwa 650 °C ausreichend.86 Das entspricht in etwa der Temperatur eines offenen Herdfeuers und hätte keine weitere technischen Einrichtungen, wie z. B. einen Ofen zum Brennen der Keramik, erfordert. Für kalkhaltigen Lehm musste die Temperatur jedoch höher gewesen sein und etwa 650–900 °C erreichen. War der Brand unvollständig, konnte das entstehende CO2 die Qualität des Gussstücks beeinträchtigen.87 Ob Gießformen aus keramischem Material tatsächlich in jedem Fall gebrannt werden mussten, bei welchen Temperaturen und vor allem wie dies geschah, ist umstritten.88 In Experimenten wurden Gießformen langsam erhitzt und bei Temperaturen von etwa 650–700 °C in einem Ofen gebrannt.89 Dieser Vorgang dauerte mehrere Stunden. Alternativ wurden Formen über 15 Stunden deutlich geringeren Temperaturen ausgesetzt. Zwar gelangen auch in diesen einige Güsse, jedoch weniger als in den sorgfältig gebrannten Exemplaren. Im Rahmen anderer erfolgreicher Gussversuche wurden die nach den Originalen rekonstruierten Formen so lange im Feuer erhitzt, bis sie bei einer Temperatur von etwa 750–800 °C im Inneren rot glühten. Auf diese Weise zugleich vorgewärmt, konnte schließlich in die etwa 300 °C heiße Gießform unmittelbar flüssige Bronze (ca. 1.200 °C) eingefüllt werden.90 Im Hinblick auf die vorbereitenden Arbeitsschritte (Trocknen, Ausschmelzen, Glühen/Vorwärmen) durchlief die Gießform von Bad Buchau (Nr. 1) grundsätzlich dieselben Fertigungsschritte wie die Form von Alteglofsheim (Nr. 2). Eine plausible Beschreibung formspezifischer Fertigungsschritte der Nagelgießform wurde bereits von Urbon gegeben und experimentell erfolgreich nachvollzogen (Abb. 8).91 Nach Urbon stellte man zunächst eine siebeneckige Tonsäule her, die anschließend mit „einem Stab von 5–6 mm Stärke in der Längsachse duchstoßen“ wurde. „Im rechten Winkel zu dem so entstandenen Kanal wurden mit einem etwa 2 mm starken Stift radial in nahezu gleichem Abstand auf allen sieben Flächen übereinander Löcher durchgestoßen. Dann wurde die Tonsäule getrocknet. Auf jedes dieser Löcher wurde sodann ein aus Bienenwachs geformtes, gemugeltes Käppchen gesetzt. Diese Käppchen sind leicht herzustellen, wenn man in Stein oder anderes Material eine dementsprechende Mulde eingräbt, Bienenwachskügelchen eindrückt und mit einem Messer eben schneidet. Waren alle Käppchen aufgesetzt, wurde um das Ganze ein Tonmantel von etwa 1 cm Dicke gelegt, getrocknet und gebrannt. Dabei schmilzt das Bienenwachs und sickert in den Ton weg, der, schon um ihn luftaufnahmefähig zu machen, vermutlich mit organischen Beimengungen (Häcksel, Pferdemist, Haare usw.) durchsetzt wurde, welche beim Brand verbrennen.“92 Die Herstellung der einzigen bisher bekannten zweischaligen Gießform aus keramischem Material im Arbeitsgebiet (Obertraubling [Nr. 3–7]) rekonstruierte H. Drescher wie folgt (Abb. 9):93 „In ein längliches, aus mehreren Lagen bestehendes, oben glatt gestrichenes Lehmstück mit rechteckigem Querschnitt drückte man zunächst in der Mitte einen runden Stab von 4,5–5 mm Durchmesser ein, dessen Oberfläche sehr glatt und vielleicht auch eingefettet war. An beiden Seiten des Stabes, diesen berührend, wurden im nächsten Arbeitsgang die Modellringe eingedrückt. Diese waren nahtlos und glatt, wie sich an den erhaltenen Formnegativen erkennen läßt, und bestanden vermutlich aus Metall. 85 86 87 88 89

Mols 2001, 51 ff. Needham 1980, 192. Ottaway/Wang 2004, 22. Ebd. Ó Faoláin 2004, 83.

90 91 92 93

Tilch et al. 2001, 69 f.; Binggeli 2002; Wirth 2003, 28. Urbon 1959, 117 f. Ebd. Drescher 1985, 72.

Der Fundstoff

70

(A) (B) Mantel (A) Kern (B)

A

B

Abb. 8. Bad Buchau „Wasserburg“ (Nr. 1). Gießform aus keramischem Material. (A) Mantel; (B) Kern; o. M. (nach Urbon 1959)

Soweit erforderlich, strich man noch Formlehm an die zur Hälfte aus der Gießform herausstehenden Modelle. Nach dem Austrocknen des vielleicht eingefetteten Lehms konnte die zweite Formhälfte hergestellt werden, indem man frischen Lehm fest gegen die Modelle und die untere Formhälfte drückte. Im oberen Teil – dort dürfte sich der die Eingußröhre formende Stab befunden haben – entstand durch Modellieren der Eingußtrichter.“ Darauf, dass es neben der Verwendung einzelner Ringe und eines separaten Metallstabs noch mindestens eine weitere Möglichkeit gab, die Negative auf die Gießformen zu übertragen, deuten Bruchstücke hin, die Verfasser bei der Fundaufnahme im Historischen Museum Regensburg vorlagen. Auf zwei zusammengesetzten Formfragmenten (Taf. 1, 3. 7) befindet sich jeweils eine identische Abfolge von elf Ringnegativen beiderseits des Eingusskanals. Die Übereinstimmungen in Anordnung und Größe der Negative spricht für die mehrfache Verwendung ein und desselben Modells, das offenbar bei der Herstellung verschiedener Gießformen zum Einsatz kam. Wahrscheinlich wurde ein überarbeiteter Rohguss als Modell genutzt, an dem die charakteristischen Grate bzw. Gussnähte bereits abgearbeitet waren (Abb. 9). Anstatt immer wieder viele kleine Ringe nacheinander in den Ton zu drücken, konnten durch die Verwendung eines kompletten Gussrohlings nahezu identische zweischalige Gießformen deutlich schneller in Serie hergestellt werden. Darüber hinaus konnte ein kompletter Gussrohling nicht so schnell verrutschen, wenn die zweite Formhälfte modelliert und dabei gegen die bereits fertiggestellte Formschale gepresst wurde. Der rechteckige Querschnitt der meisten Formfragmente von Obertraubling, die glatten Außenseiten sowie die planen Unterseiten legen die Vermutung nahe, dass zur Herstellung der Gießformenhälften möglicherweise ein Model aus Holz genutzt worden ist, wie es von S. Ó Faoláin auch für spätbronzezeitliche Gießformen aus Irland angenommen wird.94 Lange und schmale Gießformen konnten in einem Model aus Holz vor dem Brand nicht nur leichter transportiert werden, sondern wurden auch bei der Herstellung (z. B. Glätten der Oberfläche, Abformen der Negative, Aufpressen der zweiten Formhälfte) effektiv in Form gehalten, ohne Schaden zu nehmen.

94

Ó Faoláin 2004, 36.

Gießformen aus keramischem Material

71

A

B Abb. 9. Obertraubling (Nr. 7). Gießform aus keramischem Material (A) und rekonstruiertes Gussstück (B); o. M. (nach Drescher 1985)

Wie die vollständigen Ringformen ausgesehen haben könnten, zeigen Vergleichsfunde aus einer urnenfelderzeitlichen Siedlung in Niederösterreich.95 Vom Oberleiserberg bei Ernstbrunn, etwa 40 km nordöstlich von Wien gelegen, stammen Fragmente von insgesamt sechs Gießformen. Eine dieser Formen konnte wieder vollständig zusammengesetzt werden.96 Übereinstimmungen bestehen in der Art und Anordnung der Negative und des Eingusskanals sowie der Breite und Stärke der Formschalen. Auch der Durchmesser der hergestellten Ringe entspricht mit etwa 12,5 mm denjenigen von Obertraubling. Insgesamt war die rekonstruierte Form vom Oberleiserberg 27 cm lang und ermöglichte den gleichzeitigen Guss von 31(!) Ringen (jeweils 15 Ringe rechts und links sowie ein Ring am Ende des Eingusskanals). Die Funde aus Niederösterreich vermitteln auch einen Eindruck von den Eingusspartien, die in Obertraubling nicht erhalten sind. Um das obere Ende der Form wurde noch einmal Ton gelegt. Dieses Endstück, in das hinein ein flacher Trichter gearbeitet war, überfing beide Formhälften und verband diese miteinander.

FUNKTIONSWEISE

Für das Arbeitsgebiet sind sowohl der Guss in zweiteilige Formen (Nr. 3–7) als auch jener in verlorener Form (frz.: à cire perdue) sicher belegt (Nr. 1. 2). Verlorene Formen waren jeweils nur ein einziges Mal verwendbar. Vor jedem Gießvorgang musste unter entsprechendem Zeit- und Arbeitsaufwand zunächst nicht nur eine neue Form, sondern auch noch zusätzlich ein neues (unter Umständen bereits mit Verzierungen versehenes) Modell aus Wachs oder gehärtetem Fett hergestellt werden. Im Gegensatz dazu ließen sich zweischalige Formen in Kombination mit festen Modellen theoretisch auch mehrfach verwenden.97 Lochner 2004. Ebd. 118 Taf. 1.1. 97 Bei sachgemäßer Behandlung konnten keramische Gießformen für max. vier Güsse verwendet werden (Werner/Barth 1991, 302 f.). 95

96

72

Der Fundstoff

Aufgrund der Schwindung des Tons beim Trocknen, Brennen und/oder Vorheizen ergab jeder Guss ein individuelles Objekt. Im Gegensatz zu Gießformen aus Stein oder Bronze konnten in Formen aus keramischem Material – auch bei Verwendung eines immer gleichen Modells – also keine zu einhundert Prozent identischen Kopien hergestellt werden. Die Gießformen von Bad Buchau (Nr. 1) und Obertraubling (Nr. 3–7) belegen jedoch, dass eine „Serienfertigung“ im Sinne einer gleichzeitigen Herstellung mehrerer gleichartiger Produkte sehr wohl möglich war. So ließen sich in der Form von Bad Buchau 63 Nägel ausgießen, während auf der Oberfläche der Formfragmente von Obertraubling nach Drescher 85 Negative für kleine Ringe ganz oder teilweise erhalten sind.98 Dabei können aus dem Fundbestand von Obertraubling keine zueinander passenden Formhälften zusammengesetzt werden. Wie viele Gießformen die Fragmente repräsentieren und wie viele Ringe eine einzige Form bei einem Gießvorgang lieferte, ist also nicht bekannt. Vergleichsfunde aus Österreich belegen in diesem Zusammenhang den gleichzeitigen Guss von 31 Ringen.99 Wahrscheinlich stammen die Fragmente von Obertraubling also von mehreren Gießformen, die in Bezug auf die Zusammensetzung des Tons, die Abmessungen und ihre Fertigungsweise nahezu identisch waren. Die postulierte Verwendung eines Gussrohlings als mehrfach verwendetes Modell steht zusätzlich nicht nur als Indiz für eine rationelle Arbeitsweise, sondern auch als Hinweis auf eine „Serienfertigung.“100 In den überlieferten keramischen Gießformen aus dem Arbeitsgebiet wurden ausschließlich kleine filigrane Objekte hergestellt. Die dazu verwendeten Formen mussten wahrscheinlich vorgewärmt werden, um nicht beim anschließenden Befüllen mit Bronze einen Fehlguss bzw. den Verlust der gesamten Gießform durch einen thermischen Schock zu riskieren.101 Bereits beim Brand erreichte das Material Temperaturen, die es ohne weiteres zuließen, die Formen unmittelbar mit Bronze auszugießen. Die Höhe der optimalen (Vorwärm-)Temperatur kann dabei jedoch nicht pauschal angegeben werden.102 Sie war u. a. abhängig von Form und Masse der jeweils verwendeten Gießform sowie der Art des Negativs. O. Reichold geht für die Formfragmente von Alteglofsheim (Nr. 2) davon aus, dass diese im rotglühenden Zustand bei Temperaturen zwischen 600–800 °C ausgegossen worden sind.103 Drescher konnte für kleine Objekte zeigen, dass Gussversuche in zwar gebrannten, aber wieder abgekühlten keramischen Gießformen misslangen. In Formen, die nach dem Brand noch so warm waren, dass sie mit der Hand nicht berührt werden konnten, gelang dagegen jeder Guss.104 Damit sie sich nicht gegeneinander verschieben oder gar aufklappen konnten, mussten die beiden Hälften der zweiteiligen Gießform von Obertraubling (Nr. 3–7) vor dem Guss fixiert werden. Wie dies genau geschah, ist an den Funden jedoch nicht mehr unmittelbar abzulesen. Spuren einer äußeren Umwicklung fanden sich nicht. An den bereits mehrfach zitierten Vergleichsfunden vom Oberleiserberg in Österreich greift eine Formhälfte in die andere bzw. umschließt diese, was einem Verrutschen effektiv entgegenwirkte.105 Die erhaltenen Fragmente von Obertraubling zeigen diesbezüglich jedoch keine Übereinstimmungen. Wahrscheinlich reichte es aus, die beiden Formhälften zusätzlich mit einer Schicht Armierungslehm zu umgeben, aus der wohl auch der Eingusstrichter separat geDrescher 1985, 72. Lochner 2004. 100 U. a. für Nagelstifte und kleine Ringe ist eine Serienfertigung in mehreren Fällen im Arbeitsgebiet auch für Gießformen aus Stein belegt. 101 Drescher 1955, 134; 1956, 83 ff.; 1973, 48 ff.; Goldmann 1981, 111 f.; Wirth 2003, 28. 102 B. S. Ottaway und Q. Wang konnten in Zusammenhang mit der Herstellung von Flachbeilen experimentell nachweisen, dass 98

99

sich gebrannte Formen dieser Größe mit Erfolg nutzen ließen, ohne sie vorzuwärmen. Im direkten Vergleich hatte ein Vorwärmen offenbar nur geringe Auswirkung auf die Ausbildung des Gefüges und die technischen Eigenschaften der hergestellten Objekte (Ottaway/Wang 2004, 25 ff.). 103 Reichold 1986, 59 f. Dazu auch: Binggeli 2002. 104 Drescher 1988, 159. 105 Lochner 2004, 105. 118 Taf. 1.

Gießformen aus keramischem Material

73

formt worden ist. Schließlich wurde dieser Mantel nach dem Guss zerschlagen, die innere Lehmklappform geöffnet und der Gussrohling zur weiteren Bearbeitung entnommen.106 Möglicherweise sind hellgrau gefärbte Tonreste, die stellenweise als Belag auf sämtlichen Außenseiten der Formfragmente von Obertraubling vorhanden sind, als Rückstände eines solchen ehemals vorhandenen Mantels zu interpretieren. An der komplett erhaltenen Gießform von Bad Buchau (Nr. 1) lässt sich der Gussprozess besonders gut nachvollziehen. Es wurde von oben in die aufrecht stehende Form gegossen. Dabei trat am unteren Ende der Gießform etwas Bronze aus. Um ein vollständiges Ausfließen zu verhindern, wurde die Form wahrscheinlich in getrockneten Sand gestellt bzw. teilweise oder gänzlich in getrockneten Boden eingelassen. Von insgesamt 63 Negativen füllten sich neun Negative nicht mit Bronze.107 Eventuell reichte in diesen Fällen der Durchstich, der gleichzeitig das Negativ für den Nagelstift bildet, nicht bis zum zentralen Gusskanal. Ausgetretene Bronze im Eingussbereich belegt jedenfalls, dass dieser im Zuge des letzten Gießvorgangs vollständig gefüllt worden war. Auch die Formen von Alteglofsheim (Nr. 2) und Obertraubling (Nr. 3–7) wurden wohl senkrecht gestellt. Auf diese Weise konnten sie vom höchsten Punkt aus mit Bronze befüllt werden, die in möglichst kurzer Zeit in das Negativ stürzte. Diesbezüglich unterscheiden sich Gießformen aus keramischem Material also nicht von Gießformen aus Stein oder Bronze. Ob sie jedoch zusätzlich – trotz guter thermischer Eigenschaften (Abb. 7) – eingegraben wurden, um sie zusätzlich zu fixieren, oder ob sie mit einem Werkzeug gehalten wurden, ist anhand der überlieferten Formfragmente nicht zu sagen.

GEBRAUCHSSPURENANALYSE

Sämtliche Gießformfragmente aus dem Arbeitsgebiet weisen mehr oder weniger intensive Verfärbungen auf. In der Regel sind vor allem die Innenseiten (Alteglofsheim [Nr. 2]) bzw. die Negative mit den Eingusskanälen (Obertraubling [Nr. 3–7]) schwarz oder grau verfärbt. Die Außenseiten zeigen hingegen zumeist eine rötliche oder gelbliche Färbung. Im Gegensatz zu Gießformen aus Stein und Bronze können Verfärbungen an Gießformen aus keramischem Material weit weniger eindeutig auf einen Kontakt mit glutflüssiger Bronze zurückgeführt werden. Vielmehr verfärbt sich keramisches Material bereits beim Ausschmelzen des Wachses und dem anschließenden Brennen und/oder Vorheizen der Form.108 Somit verweisen Verfärbungen zunächst lediglich auf einen unterschiedlichen Grad der Oxidation. Schwarz- oder Graufärbungen im Innern der Formen deuten auf eine reduzierende Brennatmosphäre, rot-braune Verfärbungen zeigen eine oxidierende Brennatmosphäre an. Präzise Aussagen bezüglich der Verwendungsdauer sind jedoch kaum möglich.109 Allerdings haben Experimente von Drescher in diesem Zusammenhang gezeigt, dass Gießformen aus keramischem Material erst dann eine intensive Rotfärbung annehmen, wenn sie längere Zeit in einem rotglühenden Zustand gehalten werden.110 Ein kurzer Kontakt mit flüssiger Bronze, wie er typischerweise bei einem einmaligen Einguss entsteht, reicht dazu nicht aus.

106 Müller-Karpe 1994, 148; Armbruster 2000, 44 f.; Jantzen 2008, 96. 98 ff. 105. 126. 313. 107 Drescher 1956, 87 Anm. 6.

108 109 110

Jantzen 2008, 102. Ders. 1994, 88 Anm. 22; Binggeli 2002. Drescher 1956, 87.

Der Fundstoff

74

Neben partiellen Schlackenanhaftungen im Bereich der Negative sind es vor allem Rückstände aus Metall, die eindeutig den Gebrauch der keramischen Formen zur Herstellung von Objekten aus Bronze belegen (Bad Buchau [Nr. 1]; Alteglofsheim [Nr. 2]). In jener von Alteglofsheim verblieb ein Teil eines filigranen Rings aus Bronze in einem der Formfragmente. Möglicherweise handelt es sich um einen Fehlguss, der beim Zerschlagen der Gießform zerbrach (Taf. 1, 2 C).111 Die Gießform von Bad Buchau ist sogar noch vollständig mit Bronze gefüllt.

ZEITSTELLUNG

Sämtliche bisher bekannten keramischen Gießformen aus dem Arbeitsgebiet datieren in die Urnenfelderzeit (Nr. 1–11). Für die Formfragmente von Alteglofsheim (Nr. 2) legen Scherben von Attinger Schüsselchen mit typischer Abrollverzierung eine Datierung in die mittlere Urnenfelderzeit (Stufe Ha A 2) nahe.112 Weil die exakte Fundlage der Gießform von Bad Buchau (Nr. 1) unbekannt ist und auch die hergestellten Nägel keine weiteren Anhaltspunkte zur chronologischen Einordnung liefern, lässt sich nicht entscheiden, ob die Gießform der älteren, wohl planmäßig aufgegebenen Siedlung, oder aber der jüngeren, durch Brand zerstörten Siedlung zugewiesen werden kann. Demzufolge ist nur eine ungefähre Datierung entweder in die mittlere bis jüngere oder aber in die späte Urnenfelderzeit möglich.

VERBREITUNG

Gießformen aus keramischem Material stammen aus Bayern (Alteglofsheim [Nr. 2]; Obertraubling [Nr. 3–7]) und Baden-Württemberg (Bad Buchau [Nr. 1]). Potenzielle Reste von Gießformen liegen aus Rheinland-Pfalz (Zeiskam [Nr. 8. 9]) und Bayern (Bogenberg bei Straubing-Bogen [Nr. 11]; Schwabmünchen [Nr. 10]) vor. Bisher sind noch zu wenige Fundstellen bekannt, um daraus ein Verbreitungsmuster für diese Fundgruppe ableiten zu können. Verantwortlich dafür ist u. a. die allgemeine Quellenlage, der unterschiedliche Forschungsstand in den verschiedenen Siedlungslandschaften im Arbeitsgebiet sowie eine zu ausschnitthafte Aufarbeitung bereits inventarisierter Fundbestände (s. S. 13 ff.). Dennoch ist bemerkenswert, dass drei der bisher bekannten Fundorte im Donautal liegen (Alteglofsheim [Nr. 2]; Obertraubling [Nr. 3–7]; Bogenberg bei Straubing-Bogen [Nr. 11]) (Taf. 68, A). Das Donautal südöstlich von Regensburg markiert einen Verbreitungsschwerpunkt, auch für Gießformen aus Stein (Taf. 69, A). Günstige naturräumliche Bedingungen, wie z. B. die fruchtbaren lößbedeckten Böden der Region sowie eine besonders günstige verkehrsgeographische Lage, sind ursächlich für eine hohe Besiedlungsdichte in der Urnenfelderzeit verantwortlich.113

111 112

Reichold 1986. Ebd. 59.

113

Ebd, 57.

Gießformen aus Bronze

75

GIESSFORMEN AUS BRONZE

Gießformen aus Bronze kommen im Untersuchungsgebiet zwar häufiger vor als Gießformen aus keramischem Material, sind aber dennoch bisher deutlich seltener belegt als Gießformen aus Stein (Abb. 2; Abb. 3).

FUNDBESTAND

Von insgesamt zehn Fundorten sind zehn Gießformen aus Bronze überliefert (Tab. 11). Davon dienten acht Formen zum Guss von Lappenbeilen. Die mehrteilige Gießform von Erlingshofen (Nr. 20) wurde zur Herstellung eines Griffes für ein Vollgriffschwert vom Typ Mörigen genutzt. Bis auf zwei Ausnahmen ist zumindest eine Hälfte der ausnahmslos zweischaligen bzw. mehrteiligen Formen erhalten. Sieben Formen sind vollständig überliefert. Häufungen mehrerer Formen an einem Fundort kommen nicht vor. Gießformen aus Bronze wurden im Arbeitsgebiet im Unterschied zu Gießformen aus Stein oder keramischem Material stets in der Einzahl gefunden und sind im Untersuchungsgebiet nahezu ausschließlich aus Depotfunden überliefert (Nr. 12. 14–19). Nur eine Gießform (Nr. 13) und die unbestimmten Fragmente von Sipplingen (Nr. 22) stammen aus Siedlungszusammenhängen. Das Gießformfragment von Pottenstein (Nr. 21) wurde bei Ausgrabungen in einer kleinen Höhle entdeckt. Nahezu sämtliche Gießformen aus Bronze aus dem Untersuchungsgebiet sind Altfunde aus der zweiten Hälfte des 19. bzw. dem frühen 20. Jahrhundert,1 bei denen in der Regel sowohl die Fundumstände als auch die Zusammenstellung des jeweiligen Fundensembles unbekannt oder zumindest fraglich sind. Eine adäquate Auswertung ist bei diesen Fundstücken schwierig bzw. nur eingeschränkt möglich. Zuletzt gelangte die Form vom Bullenheimer Berg (Nr. 17) im Jahr 1990 in den Besitz der Archäologischen Staatssammlung München. Sie lässt sich als vermeintlicher Einzelfund (so die Angabe des Finders) bzw. Depotfund (Depot C) auch nur ganz allgemein dem Areal des Bullenheimer Berges zuweisen.2 Die Fundhäufung bronzener Gießformen in der zweiten Hälfte des 19. und im frühen 20. Jahrhundert ist offensichtlich. Dabei drängt sich die Frage auf, warum auch im Arbeitsgebiet in jüngerer Zeit nur ein Neufund aufkam?3 F. Laux wies darauf hin, dass die Ursache für das seltene Auffinden bronzener Gießformen wohl auch in der Bindung dieser Funde an Depots zu suchen ist,4 bei denen es sich in der Regel um Zufallsfunde handelt. V. Hubensack konnte zeigen, dass bis zum Jahr 1860 nur wenige Depotfunde bekannt wurden.5 Ähnliche Beobachtungen machte F. Stein für Süddeutschland.6 Danach stieg die Fundmenge bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs stetig an. Sie erreichte ihren Höhepunkt um die Jahrhundertwende. In der Folgezeit, vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg ging die Fundhäufigkeit schließlich wieder zurück. Hubensack begründet dies mit einer verstärkten Ankaufspolitik der Museen um die Jahrhundertwende. Darüber hinaus wurde in der Bau-, Land- und Forstwirtschaft 1 Auch die bronzenen Gießformen aus dem an das Arbeitsgebiet angrenzenden Nordischen Kreis wurden überwiegend bereits im 19. Jahrhundert gefunden (Jantzen 2008, 168). 2 Braun 1998, 73 f. 3 Im Jahr 2015 wurde das Fragment einer Gießform aus Bronze im Raum Ingolstadt gefunden. Verfasser dankt Dr. T. Weski (BLfD) für den freundlichen Hinweis. Aufgrund der zeitlichen

Beschränkung des vorliegenden Kataloges auf Funde bis einschließlich 2011 fand die Gießform keine Berücksichtigung im vorliegenden Band. 4 Laux 1998, 34. 5 Hubensack 1997, 23 ff. 6 Stein 1976.

Der Fundstoff

76

Negativ

Fundort (Kat.-Nr.)

Lappenbeil

Schwertgriff

unbest. Objekt

Lindenstruth (12) Neuwied-Gladbach (13) Haimbach (14) Schotten (15) Wallerfangen (16) Seinsheim und IppesheimBullenheim (17) Gössenheim (18) Konz (19) Erlingshofen (20) Pottenstein (21) Sipplingen (22) Tab. 11. Gießformen aus Bronze. Spektrum der Negative

noch nahezu ausschließlich Handarbeit verrichtet. Mit dem zunehmenden Einsatz großer Maschinen in diesen Wirtschaftsbereichen, deren Einsatz nach dem Zweiten Weltkrieg kontinuierlich zunahm, sank auch die Häufigkeit der Depotfunde und somit auch die Fundmenge der Gießformen aus Bronze. In jüngster Zeit stieg aber die Anzahl von Depotfunden im Zuge von Sondengängerei wieder an, jedoch wurden keine weiteren Gießformen aus Bronze entdeckt. Gießformen für Lappenbeile

Acht Gießformen aus dem Arbeitsgebiet dienten zur Herstellung von Lappenbeilen. Die Benennung der Beiltypen folgt der Terminologie von K. Kibbert.7 Gießformen für mittelständige Lappenbeile (Typ Lindenstruth-Obernbeck)8

Die Gießformen der jüngeren Urnenfelderzeit von Lindenstruth und Neuwied-Gladbach dienten zur Herstellung von schlanken, einziehend S-förmig geschwungenen, mittelständigen Lappenbeilen ohne Öse mit langen Lappen vom Typ Lindenstruth-Obernbeck. 12. Lindenstruth, Lkr. Gießen, Hessen; „Nahe beim Ort“ auf der Gemarkung Lindenstruth. – Depotfund (1855). Die ursprüngliche Zusammensetzung des De7 8

Kibbert 1980; 1984. Ders. 1984, 62 ff.

pots und die Fundumstände sind unbekannt.9 – Zwei Formhälften einer Gießform aus Bronze. Negativ zur Herstellung eines mittelständigen Lappenbeils vom 9 Bis auf die Bezeichnung „Nahe beim Ort“ gibt es keine weiteren Informationen zur Fundstelle oder zu den Fundumstän-

Gießformen aus Bronze

Fundort (Kat.-Nr.)

Fundstelle/Bodenmilieu trocken

feucht

77 Zustand der Gießformen

Fragment(e)

Hälfte

komplett

Lindenstruth (12) Neuwied-Gladbach (13) Haimbach (14) Schotten (15) Wallerfangen (16) Seinsheim und IppesheimBullenheim (17) Gössenheim (18) Konz (19)

(?)

Erlingshofen (20)

unbekannt

unbekannt

Pottenstein (21) Sipplingen (22)

3 Teile

(?)

Feuchtbodensiedlung

Tab. 12. Gießformen aus Bronze. Bodenmilieu der Fundstelle und Erhaltungszustand der Gießformen

Typ Lindenstruth-Obernbeck nach K. Kibbert. Auf der Außenseite beider Formhälften je eine horizontal ausgerichtete Öse zwischen den Lappenerhöhungen. Fünf längliche Passzapfen (Formhälfte A: Zapfen am Schneidenende ausgebrochen) und fünf entsprechende Vertiefungen für Passzapfen (Formhälfte B). Eingusstrichter am Nackenende des Beils. Rechts und links des Eingusstrichters verlaufen insgesamt zwei Abzugskanäle die bis zum Rand der Formfläche reichen; L. 21,2 cm; Br. 5,7 cm; Gew. 2.236 g (Formhälfte A: 1.190 g; Formhälfte B: 1046 g) (Taf. 2, 12). – Zustand/ Gebrauchsspuren: Vollständig erhalten. Grünlich-grauschwarze Patina mit glänzender Oberfläche. Auf der Außenseite von Formhälfte A mehrere kurze Kerben im Bereich des Eingusstrichters. – Beifunde: mittelständiges Lappenbeil Typ Lindenstruth-Obernbeck (PBF IX,13 [Kibbert] Nr. 168. 169); L. 18,9 cm, Nackenlänge 3,8 cm, Br. 4,2 cm, Gew. 445 g (Das Beil ist nach Kibbert insgesamt zu lang, um aus der Gießform zu stammen); zwei Steggruppenringe Typ Lindenstruth (PBF X, 1 [Richter] Nr. 888. 889). – Stufe Ha B 1. – Mus. Darmstadt (II A 13; o. Nr.). – Walther 1869, 92 („Grünberg“); Adamy 1897, 84. 87; Behrens 1916, 49 f. Nr. 159; Kunkel 1926, 113 Nr. 9 Abb. 96, 2–6; Sprock-

hoff 1956, 98 Nr. 8; Uenze 1960, 143; Herrmann 1966, 143 Nr. 470 Taf. 201, A 1. 2; Richter 1970, 151 Nr. 888. 889 Taf. 92, A; Jorns 1976, 113 Nr. 43 Taf. 23, 1; Stein 1979, 181 f. Nr. 408; Kibbert 1984, 62 f. Nr. 168 Taf. 71, 168. 13. Neuwied-Gladbach, Lkr. Koblenz, RheinlandPfalz; Flur „Gesetzstück“. – Siedlungsfund (1924). Aus viereckiger „Wohn-“ bzw. „Werkstattgrube“, 3,0 x 2,25 m, Tiefe ca. 1,00 m. „Rechts in der Ecke nach der Rheinseite zu lag der Eingang, ein schwarzer ausgetretener Pfad führte aufwärts. Der Boden rings herum war schwarz wie von anhaltend in Betrieb befindlichen Feuerstellen, links in der Hüttenecke war ein Lehmtisch, ein Kubus 50 x 50 cm mit Schieferplatten abgedeckt, daran lehnte die Gießform, aufrechtstehend und geschlossen.“10 – Zwei Formhälften einer Gießform aus Bronze. Negativ zur Herstellung eines mittelständigen Lappenbeils vom Typ Lindenstruth-Obernbeck nach Kibbert. Auf der Passfläche von Formhälfte A befinden sich neun langrechteckige Vertiefungen für Passzapfen. Davon zwei ausgebrochen. Dementsprechend neun Passzapfen auf der Passfläche von Formhälfte B. Davon einer ausgebrochen. Eingusstrichter am Nackenende des Beils. Rechts und links des Eingusstrichters zwei

den. Zusätzlich zu den Armringen und dem Lappenbeil wird in der älteren Literatur mit einem kleinen, sechs Zentimeter langen Tüllenmeißel noch ein potenzielles Werkzeug zur Metallverarbeitung als Bestandteil des Depotfundes genannt. Die Zugehörig-

keit des Meißels wurde allerdings bereits 1926 von O. Kunkel bezweifelt (Behrens 1916, 50; Kunkel 1926, 113). 10 Fundakten Mus. Neuwied.

78

Der Fundstoff

Abzugskanäle die bis zum Rand der Formfläche reichen. Auf der Außenseite von Formhälfte A eine horizontal ausgerichtete Öse über den Lappenerhöhungen. Diese am Ansatz abgebrochen. Bruchstellen deutlich erkennbar. An Formhälfte B ist die mitgegossene Öse zwischen den Lappenerhöhungen erhalten. Außenseite von Formhälfte B durch mitgegossene Rippen verziert. Drei dieser Rippen verlaufen senkrecht und parallel unterhalb der Lappenerhöhungen und werden von einer halbkreisförmigen, entlang des unteren Formrandes verlaufenden Doppelrippe eingefasst. Außenseite beider Gießformhälften rau und uneben. Besonders die Ränder beider Formhälften wurden nach dem Guss gar nicht oder nur unwesentlich überarbeitet; Formhälfte

A: L. 20,5 cm; Br. 5,6 cm; Gew. 996 g; Formhälfte B: L. 19,5 cm; Br. 6,0 cm; Gew. 994 g (Gesamtgewicht: 1.990 g) (Taf. 3. 13). – Zustand/Gebrauchsspuren: Vollständig erhalten. Grünlich grau-schwarze Patina. Schwarzer plattiger Belag im Bereich des Negativs auf Formhälfte A. – Rezenter Gussrohling ohne Zangennacken aus Zinn im Museum Neuwied (L. 15,6 cm; Br. an der Schneide: 3,7 cm; Br. am Einguss 2,4 cm; D. 4,8/1,2 cm). – Stufe Ha B 1. – Mus. Neuwied (1109, a–b). – Eich 1933, 23. 38 Abb. 6; Haberey 1938, 165. 166 Abb. 5; Dohle 1969, 245. 283 Nr. 175 Taf. A, 3; Kibbert 1984, 62 Nr. 167 Taf. 71, 167; Jockenhövel 1986a, 231 Nr. 17 Abb. 8, A.

Verbreitung: Die Fundorte der Gießformen liegen beide innerhalb des Hauptverbreitungsgebietes der Beile vom Typ Lindenstruth-Obernbeck, das sich hauptsächlich auf Hessen und Westfalen (ausgenommen das Münsterland) beschränkt.11 Gießformen für oberständige Lappenbeile (Typ Homburg, Variante Odendorf-Gössenheim)12

Die Gießformen von Haimbach, Schotten und Wallerfangen dienten zur Herstellung schlanker, oberständiger Lappenbeile mit Öse vom Typ Homburg, Variante Odendorf-Gössenheim. 14. Haimbach, Lkr. Fulda, Hessen; „Ostseite des Haimberges“, heute weitgehend abgetragene Kuppe des östlichen Vogelsbergs. Urnenfelderzeitliche Siedlungsreste mit (heute vernichtetem) Schlackenwall. – Zerstückelter Depotfund(?)13: „bei Steinbrucharbeiten unbeobachtet zerstört und zwischen 1907 und 1930 von den Arbeitern angekauft [...]; in der Literatur gelegentlich als Siedlungsfunde angesprochen“. Genaue Fundumstände unklar. Die Gießform wurde 1928 angekauft. – Zwei Formhälften einer Gießform aus Bronze. Negativ zur Herstellung eines oberständigen Lappenbeils mit seitlicher Öse vom Typ Homburg nach Kibbert. Insgesamt vier runde Passzapfen rechts und links des Negativs sowie ein rechteckiger Passzapfen unterhalb der Beilschneide (Formhälfte B). Dieser ausgebrochen. Entsprechende Vertiefung lediglich ca. 0,2 cm tief (Formhälfte A). Die übrigen Vertiefungen 0,3–0,4 cm tief. Neben dem Eingusstrichter von Formhälfte A größerer Lunker am oberen Formrand. Beide Gießformhälften von außen mit je einer horizontal ausge-

richteten Öse zwischen den Lappenerhöhungen. Kanäle rechts und links des Eingusstrichters reichen nicht bis nach außen und bilden einen Zangennacken am Gussrohling; L. 19,9 cm; Br. 5,15 cm; St. 6,05 cm; Gesamtgewicht: 1.624 g (Formhälfte A: 802 g; Formhälfte B: 822 g) (Taf. 4, 14). – Zustand/Gebrauchsspuren: Vollständig erhalten. Bis auf wenige Stellen dunkelgrüne Patina. Beide Formhälften weisen auf ihren Außenseiten vom oberen Rand des Eingusstrichters bis hinunter zum Ansatz der Öse zahlreiche Kerben auf. Sehr glatte Formflächen. Öffnung des Eingusstrichters an Formhälfte B durch Abschleifen stark abgeschrägt. Zum Teil Schleifspuren noch sichtbar. – Beifunde: (zahlreiche Bronzegegenstände, die meist zu einem Depot zusammengefasst werden) zwei gleiche hohle geschlossene Steggruppenringe vom Typ Haimberg (PBF X,1 [Richter] Nr. 893. 894); drei massive Fußringe vom Typ Homburg (ebd. Nr. 903–905); drei Armringe mit Querstrichgruppen (ebd. Nr. 996–998); massiver Armring mit Sparrengruppen (ebd. Nr. 1035); hoh-

Kibbert 1984, 69. Taf. 85. Ebd. 83 ff. 13 Laut mündlicher Mitteilung Dr. M. Müller (†) (Mus. Fulda) handelte es sich wohl ursprünglich um zwei Depotfunde,

die zu einem Fund zusammengefasst wurden. – J. Vonderau lehnt eine Deutung als Depotfund ab (Vonderau 1929; ebenso Stein 1979, 244 Nr. 034; dazu auch Jockenhövel 1975, 26).

11

12

Gießformen aus Bronze

79

ler Armring mit Sparrengruppen (ebd. Nr. 1038); vier geschlossene Ringe mit flach C-förmigem Querschnitt (ebd. Nr. 1057–1060); Bruchstück eines Armringes (ebd. Nr. 999); zwei Halsringe mit gegossener Torsion; Nadel mit flachem Scheibenkopf vom Typ Kleinenglis (PBF XIII, 3 [Kubach] Nr. 1300); Nadel aus der Familie der kleinköpfigen Vasenkopfnadeln (ebd. Nr. 1320); Nadelschaftbruchstück; zwei große Plattenfibeln vom Typ Haimberg (PBF XIV, 3 [Betzler] Nr. 127.128); eine Plattenfibel mit gegossenen Platten (ebd. Nr. 132); 15 kleine flache Ringe; radförmiges Zierstück; Lanzenspitze; eine kleine und drei größere Knopfsicheln; Bruchstück einer Messerklinge; Falere; Ringgehänge aus großen und kleinen Ringen mit T-förmigen Querschnitt. – Stufe Ha B 2/B 3. – Mus. Fulda (I.B.b.28). – Vonderau 1929, 9 Nr. 35 Taf. 7; Uenze 1960, 142 f. 186 f. Taf. 111; Richter 1970, 152 Nr. 893. 894 Taf. 95; Jokkenhövel 1975, 26 Nr. 3; Stein 1979, 244 Nr. 34; Kibbert 1984, 89 f. Nr. 322 Taf. 72, 322. 322 a; Jockenhövel 1986a, 231 Nr. 16 Abb. 8, B. 15. Schotten, Lkr. Vogelsbergkreis, Hessen; Im Domanialwald zwischen Schotten und Rainrod. – Depotfund (1905). Ursprüngliche Zusammensetzung und Fundumstände unbekannt.14 – Zwei Formhälften einer Gießform aus Bronze. Negativ zur Herstellung eines Lappenbeils mit seitlicher Öse vom Typ Homburg nach Kibbert. Fünf rundlich bis langrechteckige Passzapfen auf der Passfläche von Formhälfte A. Einer davon ausgebrochen (unterhalb der Beilschneide). Auf Formhälfte B dementsprechend fünf Vertiefungen. Beide Gießformhälften von außen jeweils mit einer Öse zwischen den Lappenerhöhungen. Kanäle rechts und links des Eingusstrichters reichen nicht bis nach außen und bilden einen Zangennacken am Gussrohling; Formhälfte A: L. 19,7 cm; Br. 5,7 cm; Gew. 910 g; Formhälfte B: L. 20 cm; Br. 5,5 cm; Gew. 906 g (Gesamtgewicht: 1.816 g) (Taf. 5, 15). – Zustand/Gebrauchsspuren: Vollständig erhalten. Grünlich patiniert. Passflächen und Ränder der Gießformhälften rau mit zahlreichen Unebenheiten. Besonders der Rand von Formhälfte B am Schneidenende nur schwach überarbeitet. – Beifunde (ursprüngliche Zusammensetzung des Depots unbekannt): Lappenbeil Kerntyp Homburg (PBF IX, 13 [Kibbert] Nr. 448), stammt wohl nicht aus dieser Form, Fehlguss einer Lanzenspitze. – Stufe Ha B 2/B 3. – Mus. Darmstadt (A 1905:37). – Müller 1906, Spalte 84; Behrens 1916, 50 Nr. 160; Schumacher 1921, 186, 235; Kunkel 1926, 114 Nr. 10; Herrmann 1966, 109 Nr.

291 Taf. 202, A 1; Stein 1979, 184 Nr. 417; Kibbert 1984, 89 Nr. 321 Taf. 72, 321. 321 a. 16. Wallerfangen, Lkr. Saarlouis, Saarland; „Von Sumpf umgebene kleine Anhöhe beim Eichertsborn westlich unterhalb des Hanselberges“. Flur 22 „Eichenborn“. – Depotfund I. Beim Kartoffelroden unterhalb des Hanselberges fand ein Bauer ein Schwert, das durch einen Hackenhieb zerbrach. Unter dem Schwert lagen weitere Bronzegegenstände. Die untersten lagen in einer Tiefe von 60 cm. Das Schwert war über einem Klapperblech angeordnet. Zwei der Beile steckten mit den Schaftlappen ineinander. Aus der Sammlung V. Simon, Metz, gelangte das Depot 1868 in das Museum St. Germain-en-Laye. – Zwei Hälften einer Gießform aus Bronze. Negativ zur Herstellung eines oberständigen Lappenbeils mit Öse vom Typ Homburg, Variante Odendorf-Gössenheim nach Kibbert. Über die gesamte Länge des Negativs verläuft eine Nut-Feder-Verschlussleiste, um die beiden Formhälften gegen ein Verrutschen zu sichern. Außen an den beiden Gießformhälften jeweils eine vertikal ausgerichtete Öse im Bereich der Eingusspartie. Entlüftungskanäle rechts und links des Eingusstrichters. Ein Kanal reicht bis nach außen, der andere endet innerhalb der Formschale; Formhälfte A: L. 19,5 cm; Br. 5,7 cm; Formhälfte B: L. 19,9 cm; Br. 5,6 cm (Taf. 6, 16). – Zustand/Gebrauchsspuren: Vollständig erhalten. Auf den Außenseiten beider Formhälften im Bereich unterhalb der Beilschneide jeweils Reste von drei nebeneinanderliegenden Gusszapfen. Braun-schwarz patiniert mit grünen Spuren. – Beifunde: Beil vom Typ Homburg Variante Wallerfangen-Schönberg (PBF IX, 13 [Kibbert] Nr. 464); Tüllenbeil mit Lappenzier (ebd. Nr. 697); Vollgriffschwert vom Typ Mörigen; 14 Arm-/Beinringe vom Typ Wallerfangen; zwei große Blechbuckel (Faleren) mit aufgesetztem Knopf und Öse; großes Klapperblech/Tintinnabulum (PBF XI, 1 [Wels-Weyrauch] Nr. 729); punktgesäumtes Gehängemittelstück (ebd. Nr. 767); fünf punktgesäumte „Rasiermesseranhänger“ an drei Drahtschleifen (ebd. Nr. 749–753); vier Ösenknebel der Form Wallerfangen und zwei Gebissstangen (PBF XVI,2 [Hüttel] Nr. 239–242); vier kleine Röhren mit Vasenkopf; zehn Knöpfe mit ovalen Ösen; zwei Gehänge aus je vier kleinen Ringen; zwei Blechbänder; zwei Spiralscheiben. – Stufe Ha B 2/ B 3. – Mus. St. Germain-en-Laye (8102; in der französischen Forschung bekannt unter dem franz. Namen

14 Der Fundort wird mit „In der Richtung nach Rainrod“ angegeben. Über die Fundumstände ist nichts bekannt. O. Kunkel nennt als Bestandteil des Depots nur die Gießform und eine

Lanzenspitze (Kunkel 1926, 114). – Das Lappenbeil vom Kerntyp Homburg [nach Kibbert] wird 1916 bereits von G. Behrens erwähnt (Behrens 1916, 50).

80

Der Fundstoff

[für Wallerfangen] „Vaudrevange“). – Simon 1851– 52, 231 ff.; Jber. Trier. Ges. f. nützl. Forsch. 1894–99, 27 f.; Behrens 1916, 38 Nr. 131/33; Kolling 1968, 197 f.

Nr. 125, Taf. 45, 3; Stein 1976; 1979, 194 Nr. 443; Kibbert 1984, 89 Nr. 320 Taf. 72, 320.

Gießformen für oberständige Lappenbeile (Kerntyp Homburg)15

Den zeitlich vorausgehenden Gießformen für Beile der Variante Odendorf-Gössenheim sind drei späturnenfelderzeitliche Gießformen von Gössenheim, Konz und vom Bullenheimer Berg an die Seite zu stellen, die zur Herstellung von schlanken oberständigen Lappenbeilen mit (meist) S-förmig geschwungenem Umriss und starker Einziehung der Schmalseiten des Kerntyps Homburg benutzt wurden.16 17. Seinsheim (Lkr. Kitzingen, Unterfranken) und Ippesheim-Bullenheim (Lkr. Neustadt a. d. Aisch/ Bad Windsheim, Mittelfranken), Bayern; „Bullenheimer Berg“. Bergplateau am Westrand des Steigerwaldes auf der Grenze der Landkreise Neustadt a. d. AischBad Windsheim und Kitzingen. Gesicherter Nachweis von urnenfelderzeitlichen Befestigungen. Neben zwei Gießformen aus Bronze und Stein (Nr. 167) weitere Hinweise auf Bronzemetallurgie (Tab. 3). – Einzelfund(?) bzw. Depot C. – Zwei Hälften einer Gießform aus Bronze. Negativ zur Herstellung eines oberständigen Lappenbeils mit Öse vom Kerntyp Homburg nach Kibbert. Außen an beiden Formhälften jeweils eine vertikal ausgerichtete Öse im Bereich der Eingusspartie. Zur Arretierung dienten ein runder und zwei längliche Passzapfen auf den Passflächen (Formhälfte B). Unterhalb der Beilschneide ist der Rand der Passfläche von Formhälfte B zapfenartig erhöht. Entsprechend ausgeformte Vertiefungen auf Formhälfte A. Kurzer zylindrischer Gusskanal ohne Entlüftungskanäle; Formhälfte A: L. 17,7 cm; Br. 5,5 cm; Gew. 848 g; Formhälfte B: L. 17,8 cm; Br. 5,5 cm; Gew. 773 g (Gesamtgewicht: 1.621 g) (Taf. 7, 17). – Zustand/Gebrauchsspuren: Vollständig erhalten. An Formhälfte B auf der Außenseite im Bereich der Eingusspartie mehrere Kerben. Grünschwarze Patina sowohl auf den Außen- als auch auf den Innenflächen der beiden Formhälften weitgehend erhalten. Möglicherweise Reste einer Schlichte bzw. eines Trennmittels. Auf den raueren Außenseiten Abdrücke der Magerung des Formmantels aus Lehm. Position eines ehemaligen Anschnitts auf der Außenseite von Formhälfte A durch eine rechteckige Vertiefung

(ca. 4 x 8 mm) im Bereich der Unterkante markiert. In gleicher Position auf Formhälfte B der Rest eines Gusszapfens (ca. 7 x 14 mm). – Stufe Ha B 3. – Archäologische Staatssammlung München (1993, 5031 a + b). – Janssen 1993, Abb. 54, 77; Braun 1998, Abb. 1, 73–92; Steffgen/Wirth 1999, 35–56; Ostermeier 2012, 286 ff. 18. Gössenheim, Lkr. Main-Spessart, Bayern; Bei der Ruine Homburg, ca. 700 m nordöstlich des Ortes, genaue Fundstelle unbekannt. – Depotfund. – Zwei Hälften einer Gießform aus Bronze. Negativ zur Herstellung eines oberständigen Lappenbeils mit seitlicher Öse und Nackenzangen vom Typ Homburg nach K. Kibbert. An Formhälfte A innen eine Vertiefung am Schneidenende und zusätzlich insgesamt vier einander gegenüberliegende Passzapfen auf den Formflächen. Ein Passzapfen (Formhälfte A) und die entsprechende Vertiefung neben dem Eingusstrichter (Formhälfte B) unvollständig angelegt. Beide Formhälften von außen jeweils mit einer Öse zwischen den Lappenerhöhungen. Kanäle rechts und links des Eingusstrichters bilden einen Zangennacken am Gussrohling; Formhälfte A: 18,6 cm; Br. 5,0 cm; Gew. 874 g; Formhälfte B: L. 18,2 cm; Br. 5,0 cm; Gew. 736 g (Gesamtgewicht: 1.610 g) (Taf. 8, 18). – Zustand/Gebrauchsspuren: Vollständig erhalten. Patina entfernt. – Beifunde: Oberständiges Lappenbeil mit seitlicher Öse und Nackenzangen. Nacken beschädigt. Nackenzapfen teilweise abgebrochen; seitliches Öhr an einer Stelle gebrochen. Gussnaht nicht mehr erkennbar. Auf beiden Schmalseiten Schneidenpartie im Querschnitt konkav. – Stufe Ha B 3. – Archäologische Staatssammlung München (A 491.492). – Behrens 1916, 31 Nr. 110; Biel 1987, 199

Kibbert 1984, 84. Ebd. 91. – Für das Negativ der Gießform von Konz weist Kibbert einschränkend darauf hin, dass dieses dem Beiltyp Geseke-Biblis zuzurechnen ist, aber aus den in dieser Form pro-

duzierten Rohlingen durch Nachbearbeitung auch Beile vom Kerntyp Homburg hergestellt werden konnten (Kibbert 1984, 82 f.).

15

16

Gießformen aus Bronze Nr. 228; Endrich 1961, 272 Abb. 75 A; Wilbertz 1982, 155 f. Nr. 111, 82 f. Taf. 91, 1.2; Pászthory/Mayer 1998, 140 Nr. 908. 909 Taf. 63, 908 a–c; rezenter Ausguss Taf. 63, 908 d.e. 19. Konz, Lkr. Saarburg-Trier, Rheinland-Pfalz; entdeckt beim Bau einer Turnhalle an der alten Saarmündung auf der rechten Seite des Taylbaches. – (Fluss-?) bzw. Depotfund (1927, jedoch erst 1929 bekannt geworden). Die Gießform lag zusammen mit den Beifunden ca. 1 m tief im Boden. Diese waren über eine Fläche von etwa zwei Metern Länge verteilt. Vollständigkeit des Depots nicht gesichert. Ein Lappenbeil nachträglich erworben.17 – Eine Formhälfte einer ehemals zweischaligen Gießform aus Bronze. Negativ zur Herstellung eines Lappenbeils mit oberständigen Schaftlappen vom Typ Geseke-Biblis oder Typ Homburg nach Kibbert. Die Form ermöglichte wahrscheinlich nach Einsatz eines tönernen oder metallenen Gusskerns den Guss der Lappen in fertiger Rundung. Der Gusskern wurde an der Außenseite der Gießform fixiert. Die Haltevorrichtung reichte durch eine langovale Öffnung in der Außenwand der Form und wurde mit einem quer zur Öffnung verlaufenden (wahrscheinlich stabförmigen) Gegenstand an der Au-

81

ßenseite der Form fixiert. Eine entsprechende Vertiefung für die Halterung wurde in die Außenwand der Formhälfte eingeschliffen. In Höhe des Gusstrichters alt abgebrochener Ösenhenkel auf der Außenseite. Sechs Passzapfen auf der Formfläche. Zwei nach außen reichende Entgasungskanäle rechts und links des Eingusstrichters; L. 19, 2 cm; Br. 5,2 cm; Wandstärke ca. 1,0 cm; Gew. 930 g (Taf. 9,19). – Zustand/Gebrauchsspuren: Formhälfte auf der rechten Seite auf Höhe der Beilschneide auf einem schmalen Stück ausgebrochen. Säge- bzw. Schleifspuren deutlich sichtbar. Graugrünfettige Oberfläche. – Beifunde: fünf Beile vom Kerntyp Homburg (PBF IX, 13 [Kibbert] Nr. 336–339 A), ein weiteres Beil vom Typ Homburg (ebd. Nr. 455), zwei Tüllenbeile mit Öse der Formen Helmeroth (ebd. Nr. 666) und Lenzersilge-Darsekau (ebd. Nr. 755), Lanzenspitze mit gerilltem Tüllenmund. Bis auf Lanzenspitze und Gießform sind alle weiteren Funde unauffindbar und wahrscheinlich verlorengegangen. – Stufe Ha B 3. – Mus. Trier (29117). – Krüger 1929, 167; 1930; Haberey 1938, 165 f. Abb. 6; Kolling 1968, 176 f. Nr. 58 Taf. 43, 8; Stein 1979, 186 f. Nr. 425; Kibbert 1984, 83 Nr. 285 Taf. 22, 285; 72, 285.

Verbreitung: Beile vom Typ Homburg kommen in einem weiten Verbreitungsgebiet vor, das sich zwischen „den Schweizer Seen und Dänemark, zwischen Böhmen und Mittelfrankreich“ erstreckt.18 Die Gießform von Schotten (Nr. 15) kann einem Verbreitungsschwerpunkt im Rhein-Main-Gebiet zugerechnet werden, der durch eine Häufung späturnenfelderzeitlicher Depots mit Homburg-Beilen gekennzeichnet wird. Innerhalb dieses Gebietes postulierte Kibbert ein Produktionszentrum „in dem Dreieck des Taunus-Vorlandes zwischen Gambach, Rhein bei Mainz und Hanau mit Bad Homburg (-Bleibeskopf)“.19 Ein weiteres mögliches Produktionszentrum (evtl. auf Basis eines lokalen Kupferbergbaus) – dem wohl auch die Gießform von Konz (Nr. 19) zugeordnet werden kann – liegt im Umkreis der Hortfunde vom saarländischen Wallerfangen (Nr. 16).20 Gießform für den Griff eines Vollgriffschwertes vom Typ Mörigen

Für das Untersuchungsgebiet singulär ist bisher die ehemals vierteilige Gießform mit zugehörigem Gusskern für den Griff eines späturnenfelderzeitlichen Mörigen-Schwertes, wahrscheinlich der Variante Preinersdorf.21 Die Gießform von Erlingshofen ist bisher der einzig bekannte archäologische Beleg für die Fertigungsmethode von voll ausgestalteten Bronzeschwertgriffen.22 20. Erlingshofen, Lkr. Eichstätt, Mittelfranken, Bayern. Wahrscheinlich Depotfund. Keine Angaben über 17 18 19

Stein 1979, 186. Kibbert 1984, 83 ff. Ebd. 84 Taf. 87.

Fundort- und Fundumstände. „Die Fundstücke wurden 1844 durch Forstmeister Richstein an König Lud20 21 22

Ebd. 84. Von Quillfeldt 1995, 241 ff. Krämer 1985, 48.

Der Fundstoff

82

wig [I.] übergeben und im Kgl. Antiquarium aufbewahrt“. – Drei Teile einer ehemals vierteiligen Gießform aus Bronze. Negativ für den Griff eines Schwertes vom Typ Mörigen; zwei Formhälften (A. B) für die Breitseiten des Griffes. Formhälfte A mit vier Passzapfen sowie einer rechteckigen Vertiefung (ca. 4 x 10 mm) zur Arretierung des Gusskerns (C). Formhälfte B dementsprechend mit vier Vertiefungen zur Aufnahme der Passzapfen. Jedoch keine Vertiefung zur Arretierung des Gusskerns (C). Gusskern (C) zur Aussparung eines Hohlraums für die Griffangel. Das Schlussstück (D) für die Oberseite des Griffes mit der zweiten Hälfte des Eingusstrichters ist nicht erhalten; Formhälfte A: L. 11,3 cm; Br. 9,3 cm; St. ca. 1 cm; Gew. 555 g; Formhälfte B: L. 11,1 cm; Br. 9,5 cm; St. ca. 1,2 cm; Gew. 580 g; Gusskern (C): L. 11,5 cm (mit Öse), 9,5 cm (ohne Öse); Br. 4,6 cm; St. 0,85 cm; Gew. 132 g (Gesamtgewicht: 1.267 g) (Taf. 10, 20). – Zustand/Gebrauchsspuren: Ursprüngliche Patina vollständig entfernt. Auf der Außenseite beider Schalen

befinden sich im Bereich der Griffpartie jeweils zwei Gusszapfenreste, die von der Herstellung der beiden Formhälften zeugen und z. T. abgearbeitet wurden. An den Außenschalen sind alle vorstehenden Partien verrundet, ebenso die Zapfen auf der Innenseite. Deutliche Scheuerspuren an der Außenseite der Ösen und den Partien des Körpers auf gleicher Höhe. Innenseite der Ösen nicht abgenutzt. Zapfeneinsatz an allen Kanten verrundet. – Als angebliche Beifunde wurden übergeben: Fragmente einer Tüllenlanzenspitze, angeblich noch „Teile von Lanzen, Spießen, 8 Stück“. Ob weitere Objekte zu dem Depot gehören, ist unbekannt. – Stufe Ha B 3. – Archäologische Staatssammlung München (1937, 40.41). – Reinecke 1906, 96 ff.; Behrens 1916, 29 Nr. 98; Sprockhoff 1934, 22 Nr. 52; Drescher 1958, 78 f. Taf. 14; Müller-Karpe 1961, 121 Taf. 64, 1–4; Hennig 1970, 106 Nr. 85, Taf. 32, 1–3; Stein 1979, 136 Nr. 315; von Quillfeldt 1995, Nr. 281 Taf. 101, 281; Eckes 1996, 14.

Verbreitung: Vollgriffschwerter des Typs Mörigen wurden in einem Gebiet gefunden, das sich „von Frankreich über die Schweiz, Süd-, Mittel- und Norddeutschland bis nach Polen und Skandinavien erstreckt“.23 Verbreitungsschwerpunkte liegen in der Westschweiz, dem Rhein-Main-Neckar Gebiet sowie in Mittel- und Norddeutschland.24 Schwerter der Typ-Variante Preinersdorf sind besonders zahlreich aus dem nordöstlichen Mitteleuropa und aus Skandinavien bekannt. Regelrechte Produktionszentren der einzelnen Typ-Varianten sind jedoch bisher nicht zu lokalisieren. Gießform mit unbestimmter Funktion

Eine stark beschädigte Gießform aus Bronze, von der lediglich die Eingusspartie erhalten ist, stammt aus einer Höhle bei Pottenstein, Lkr. Bayreuth (Oberfranken). Aus derselben Kulturschicht wie das Formfragment konnten Kohle- und Aschereste sowie „einige Bronzestückchen ohne Datierungsmöglichkeit“ geborgen werden.25 In unmittelbarer Nähe der „Quellkammer“ wurden „zahlreiche Reste der nachbronzezeitlichen Urnenfelderstufe ausgegraben“.26 21. Pottenstein, Lkr. Bayreuth (Land), Oberfranken, Bayern; 1750 m WNW der Kirchen des Ortes. Seitenschlucht („Kühlochfuhre“) des unteren Püttlachtales bei Pottenstein. Ausgrabungen in der „Quellkammer“27, einer kleinen Höhle im Dolomit (L. 14 m; H. 6 m). Teil-

23 24 25

Von Quillfeldt 1995, 243 Taf. 135. Ebd. 243. Schwarz 1955.

untersuchung. Fundstelle B, Kulturschicht B 2 (1950). – „Eingussloch“ einer Gießform aus Bronze (o. Abb.). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. – Privatbesitz. – Brunner 1951, 23; Schwarz 1955, 143; Bayer. Vorgeschbl. 21, 1955/56, 194.

26 27

Brunner 1951, 23. Bezeichnung des fränkisch-oberpfälzer Höhlenkatasters.

Gießformen aus Bronze

83

Die „Gießform“ von Sipplingen

Aus der Feuchtbodensiedlung von Sipplingen-„Osthafen“28 am Nordufer des Überlinger Sees, etwa 5 km westlich von Überlingen gelegen, stammen mehrere z. T. anpassende, metallisch anmutende und regelhaft geformte Bruchstücke aus einem nicht näher bezeichneten, schlackenähnlichen Material. Das Gewicht (ca. 100 g) der grünlich-schwarz gefärbten Fragmente mit partiellen, weißen Ausblühungen (?) ist in Relation zum Volumen zu gering, um von Vollmetall ausgehen zu können. Die Fundstelle am Überlinger See wurde im Winter 1864/65 durch Lokalforscher entdeckt und in den darauffolgenden Jahren wiederholt nach Funden durchsucht.29 Für die Funde aus diesen Jahren liegt keinerlei Dokumentation vor. Dementsprechend ist die Zuweisung der Bruchstücke zu einer bestimmten Kulturschicht oder einem konkreten Befund nicht möglich. In der Literatur wird eine Gießform im Jahr 1866 von K. D. Hassler erwähnt: „In Sipplingen wurde im Pfahlbau ein kupfernes Beilchen (oder richtiger ein Bronzemeißel) mit dem unteren Theil einer Gussform gefunden. Allein diese beiden Objekte können wegen Verschiedenheit der Dimensionen und Form schlechterdings nicht zusammengehören“.30 Im Jahr 1898 greift L. Leiner den sechs Jahre zuvor bereits bei M. Hoernes genannten Befund wieder auf, wonach „ein noch in der Gussform steckendes Beil bei Sipplingen“31 gefunden worden sei. Leiner konnte jedoch den von Hoernes beschriebenen Befund nicht verifizieren.32 E. von Tröltsch übernimmt 1902 wahrscheinlich die Beschreibung von Hoernes. Er spricht allerdings nicht von einem Beil, sondern wie zuvor bereits Hassler von einem zugehörigen „Meissel“, bezeichnet jedoch das Material der Gießform als „thönern“.33 Schließlich beschrieb H. Drescher etwa ein halbes Jahrhundert später die heute im Landesmuseum Stuttgart befindlichen Bruchstücke und bezeichnete diese als die wahrscheinlich älteste bisher gefundene „Gußform aus Bronze“ in Deutschland.34 Er vermutet, dass diese zur Herstellung eines „Flachbeils aus Kupfer(?)“ diente und daher wahrscheinlich in die frühe Bronzezeit zu datieren sei.35 Tatsächlich erscheint eine Interpretation als Gießform für Flachbeile aufgrund der Ausgestaltung des vermeintlichen „Negativs“ naheliegend, tragen die Fragmente auf jeweils einer Seite doch einen völlig glatten und sehr regelmäßigen Abdruck, der an ein entsprechendes Negativ denken lässt. Nach heutigem Forschungsstand ist die Siedlung von Sipplingen-„Osthafen“ mit mehreren sich überlagernden Dorfanlagen in das Jung- und Endneolithikum sowie die späte Urnenfelderzeit zu datieren.36 Falls es sich tatsächlich um Fragmente einer Gießform für ein Flachbeil oder einen flachbeilartigen Gegenstand (Flachmeißel?) handelt, läge eine Datierung in die Kupferzeit nahe. Somit wäre die Gießform ein bemerkenswertes Einzelbeispiel für die Gießtechnik dieser Zeit. Sie hätte keine Tradition zu den Gießformen aus Bronze, die erst ab der ausgehenden Mittelbronzezeit aufkommen. Materialanalysen würden wesentlich dazu beitragen, in der Frage nach dem Material und dessen Ursprung bzw. dessen Verwendung Klarheit zu schaffen. Bisher liegen jedoch noch keine entsprechenden Untersuchungen vor.37 Daher müssen auch alternative Deutungen in Betracht gezogen werden: 28 Unter der Bezeichnung „Sipplingen-Osthafen“ werden verschiedene Ufersiedlungen in der Sipplinger Bucht zusammengefasst (Kolb 2003, 10). 29 Reinerth 1938, 14 ff. 30 Hassler 1866, 13. 31 Hoernes 1892, 336. 32 Leiner 1898, 12. 33 Von Tröltsch 1902, 149. 34 Drescher 1957, 73 (mit Angabe der Inventarnummer: Offenbar hat Drescher die Form selbst gesehen, jedoch nicht abgebildet).

Ebd. Im Jahr 2009 konnten 17 bis 18 neolithische und eine spätbronzezeitliche Kulturschicht unterschieden werden (Kolb 2003, 9. 11; Matuschik/Müller/Schlichtherle 2009, 45). Die dendrochronologischen Daten liegen zwischen 3912 und 2417 v. Chr. sowie um 933 v. Chr. (Billamboz 1985, zitiert aus Kolb 2003). 37 Es findet sich z. B. keine Erwähnung in der Stuttgarter Datenbank (SAM = Studien zu den Anfängen der Metallurgie). – Auch in den Beiträgen zur Metallurgie der jung- und endneolithischen Feuchtbodensiedlungen ist die vermeintliche Gießform niemals erwähnt worden (z. B. Schlichtherle/Rottländer 1982). 35

36

84

Der Fundstoff

So könnte es sich aufgrund des schlackenartigen Charakters und des relativ geringen Gewichts mit einiger Wahrscheinlichkeit z. B. auch um ein ehemals anhaftendes Korrosionsprodukt handeln, das auf der Innenseite den Abdruck eines Kupferbeils trägt. Die Bruchstücke von Sipplingen-„Osthafen“ können bis auf Weiteres nicht mit Sicherheit als Gießform angesprochen werden. Weil sie jedoch bereits Eingang in die Literatur gefunden haben, hat Verfasser sich dennoch für die Aufnahme in den vorliegenden Katalog entschieden. 22. Sipplingen, Lkr. Überlingen, Baden-Württemberg: „bei Sipplingen“. – Feuchtbodensiedlung (ca. 1864/ 65). Genaue Fundumstände unbekannt. – Insgesamt vier Fragmente aus einem unbestimmten Material. Auf einer Seite ist wohl jeweils der Teil eines Abdrucks eines flachbeilartigen Gegenstands erhalten. Ansprache als Gießform nicht gesichert. Die beiden größten

Fragmente anpassend; L. 11,5 cm; Br. 4,5 cm; Gew. ca. 100 g (Taf. 9, 22). – Zustand/Gebrauchsspuren: Stark korrodiert. Oberfläche grün und schwärzlich verfärbt. Unterseite partiell weiß. – Mus. Stuttgart (A 3125). – Hassler 1866, 13 Taf. VI, 10 a; Hoernes 1892, 336; von Tröltsch 1902, 149.

ROHMATERIAL

Metallographische Analysen lassen Aussagen über die chemische Zusammensetzung des zur Herstellung einer Gießform verwendeten Metalls zu. Derartige naturwissenschaftliche Untersuchungen und die daraus resultierenden Ergebnisse dienen zur Beschreibung der technischen Eigenschaften des verwendeten Formmaterials und müssen zunächst losgelöst von der Frage betrachtet werden, ob diese Zusammenhänge in ihrer Gesamtheit und Komplexität von den bronzezeitlichen Gießern tatsächlich auch genutzt wurden. So wird z. B. die Liquidustemperatur einer Legierung u. a. durch den Neben- und Legierungselementanteil beeinflusst. Ist dieser Anteil ausreichend hoch, so sinkt der Schmelzpunkt.38 Gusstemperaturen von deutlich unter 1000 °C sind aber auf jeden Fall an Neben- oder Legierungselementgehalte über rund 8 % bis 10 % gebunden.39 Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass auch die enthaltenen Neben- und Spurenelemente (z. B. Arsen und Antimon) Auswirkungen, sowohl auf die technischen Eigenschaften der Schmelze (z. B. Schmelzpunkt, Erstarrungsintervall, Formfüllungsvermögen), als auch auf die technischen Eigenschaften der fertigen Gießform d. h. deren Haltbarkeit hatten. Dabei wäre – ohne die archäologisch nicht fassbaren Einflussfaktoren wie Erfahrung und individuelle technische Fähigkeiten des bronzezeitlichen Gießers unberücksichtigt zu lassen – die Frage zu stellen, ob bei der Auswahl der Legierung die gute Gießbarkeit, die Haltbarkeit der zu produzierenden Form oder die Verfügbarkeit der Rohstoffe im Vordergrund stand. Zu fragen wäre auch, ob sich die Legierungen der Formen und die Legierungen der in ihnen produzierten Objekte signifikant voneinander unterscheiden. Wurde zur Produktion der Formen überhaupt eine spezielle Legierung hergestellt, oder bezog man die Bronze zur Herstellung der Formen – besonders in der Urnenfelderzeit – ausschließlich aus „recyceltem“ Material? Entsprechende metallographische Analysen, die Aufschluss über die chemische Zusammensetzung einer Legierung geben, sind im Arbeitsgebiet jedoch bisher lediglich für die beiden Gießformen von Erlingshofen (Nr. 20) und vom Bullenheimer Berg (Nr. 17) verfügbar (Tab. 13; Tab. 14).40 38 Planck 1997, 35. – Nach H. Drescher liegt der Schmelzpunkt einer Bronzelegierung mit 15–25 % Zinn zwischen 850–800 °C. Bei einem Anteil von 6–10 % Zinn hingegen schmilzt die Legierung erst zwischen 1000–1036 °C (Drescher 1957, 58). – Kritische Anmerkungen bezüglich der Ausnutzung des Zusammenhangs von Gusstemperatur und Legierungs-/Nebenelementgehalten in der prähistorischen Metallurgie bei Kienlin 2008, 253 ff.

Kienlin 2008, 253. Materialanalysen zu zwei Gießformen von Haaßel, Lkr. Uelzen (Niedersachsen) und zwei Gießformen von Schinna, Lkr. Nienburg (Niedersachsen), stellte H. Drescher zusammen (Drescher 1957, 58 Anm. 11). 39

40

Gießformen aus Bronze

85 Formhälfte A

Formhälfte B

Cu

83,1

Cu

92

92

Sn

13

Sn

4,3

5,1

Pb

0,7

Pb

1,33

1,27

As

1,5

As

0,58

0,45

Sb

0,9

Sb

0,96

0,82

Ag

0,8

Ag

0,370

0,25

Ni

0,05

Ni

0,293

0,296

Bi

Spuren

Bi

0,022

0,019

Au

k. A.

Au

< 0,001

< 0,01

Zn

k. A.

Zn

< 0,1

< 0,1

Co

k. A.

Co

0,054

0,054

Fe

0,5

Fe

0,18

0,14

Tab. 13. Erlingshofen (Nr. 20). Chemische Zusammensetzung der Gießform (Angaben in %)41

Tab. 14. Bullenheimer Berg (Nr. 17). Chemische Zusammensetzung der beiden Gießformhälften (Angaben in %)42

Beide Hälften der Gießform vom Bullenheimer Berg zeigen eine fast identische Zusammensetzung. Sie bestehen aus einer fünfprozentigen Zinnbronze mit einem sehr hohen Kupferanteil von jeweils 92 %. Demgegenüber weist die Probe der Form von Erlingshofen mit 13 % einen deutlich höheren Zinnanteil auf. Zwar neigen reine Zinnbronzen mit einem Zinngehalt von über 8–15 % bei ihrem Erstarren zu starken Seigerungserscheinungen.43 Der Kupferanteil der Bronzegießform von Erlingshofen ist mit 83,1 % gegenüber der Gießform vom Bullenheimer Berg (Nr. 17) entsprechend geringer. Auch Arsen ist gegenüber den beiden Formhälften vom Bullenheimer Berg in etwa dreifach größerer Menge enthalten, während der Bleigehalt im Vergleich etwas niedriger ist. Noch ist das zur Verfügung stehende Datenmaterial nicht umfangreich genug, um über eine reine Beschreibung der Analysedaten hinaus weiterreichende Aussagen treffen zu können. Metallographische Reihenuntersuchungen an Gießformen aus Bronze wären (auch über das hier beschriebene Arbeitsgebiet hinaus) zu wünschen.

ZUR HERSTELLUNG DER FORMEN

Die anwendbaren Techniken zur Herstellung von Gießformen aus Bronze wurden in der Literatur bereits zahlreich beschrieben.44 Einige Gießformen aus dem Untersuchungsgebiet lassen jedoch anhand ihrer spezifischen Ausformung sowie verschiedener makroskopisch erkennbarer Herstellungsspuren Rückschlüsse auf die Art ihrer Fertigung zu.45 41 Spektralanalyse: H. Otto, Leuna (1956/1957). Zitiert nach Wirth 2003, 115 Tab. 5.1. 42 Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA): Max-Planck Institut für Kernphysik Heidelberg. Zitiert nach Wirth 2003, 68 Tab. 3.1. 43 Holdermann/Trommer 2011, 124.

44 Drescher 1957, 71 f.; Hodges 1960, 157; Wirth 2003, 87–113; Jantzen 2008, 172 ff. 45 Naturwissenschaftliche Untersuchungen (z. B. physikalischtechnische Prüfungen, Metallographie, Mikroskopie, Röntgenographie) wurden nicht durchgeführt.

Der Fundstoff

86

Sämtliche Gießformen für Lappenbeile wurden im Wachsausschmelzverfahren in Gießformen aus keramischem Material hergestellt.46 Materialtechnische Untersuchungen und experimenteller Nachvollzug konnten zeigen, wie sehr die gießtechnischen Parameter variierten.47 Neben der Vorwärmtemperatur der Formen und der Gießzeit, war unter anderem entscheidend, ob ein Rohling aus Metall, Holz oder Wachs zum Einsatz kam. Für die Gießform vom Bullenheimer Berg (Nr. 17) favorisierte bereits H. Drescher die Herstellung im Wachsausschmelzverfahren mittels Rohling.48 Auf den Außenseiten beider Formhälften finden sich Hinweise auf die Magerung des für den Formmantel verwendeten Tons.49 Erhalten sind außerdem zahlreiche Abdrücke organischen Materials, vermutlich von Haaren und Holzspänen.50 Zusätzlich zeigen die Kokillen der Form vom Bullenheimer Berg auf ihren Außenseiten glatt verstrichene Partien, die wahrscheinlich von der „Bearbeitung des Wachsmodells mit einem spatelartigen Gerät“ herrühren.51 Ähnliche Spuren lassen sich auch auf den Außenseiten der beiden Gießformhälften von Gössenheim (Nr. 18) nachweisen. Die späturnenfelderzeitlichen Formteile von Erlingshofen (Nr. 20) wurde wahrscheinlich ebenfalls nach einem Wachsmodell gefertigt.52 Auf den Außenseiten beider Formhälften finden sich vergleichbare Werkzeugspuren, die durch nochmalige Glättung der Oberfläche des Modells im Bereich der Ösenansätze entstanden sind.53 Hinweise auf die Position der ehemaligen Anschnitte54 liefern die Gießformen vom Bullenheimer Berg (Nr. 17) und Wallerfangen (Nr. 16). Unvollständig abgearbeitete Gusszapfenreste auf den Außenseiten der Kokillen zeigen an, dass sich die Eingusstrichter der zur Herstellung der Formhälften verwendeten Gießformen im Bereich der Beilschneiden befanden. Diese Formhälften wurden also „auf dem Kopf stehend“ und somit von der Schneide aus unter Verwendung von jeweils einem (Nr. 17) oder drei (Nr. 16) Eingusstrichtern gegossen. Je nach spezifischer Gestaltung der Gießformen konnten Gussfehler auftreten, wie u. a. Spannungsrisse und vor allem Lunker. Diese sind z. B. an den beiden Formschalen von Gössenheim (Nr. 18) im Bereich des Übergangs vom Negativ zum Eingusstrichter vorhanden. An keiner der Formen aus dem Untersuchungsgebiet war jedoch das Ausmaß der Lunkerbildung so groß, dass dadurch ihre Nutzungsfähigkeit wesentlich negativ beeinträchtigt worden wäre. Kleinere Fehlstellen an den produzierten Rohlingen konnten im Rahmen der notwendigen Nachbearbeitung ohne weiteres korrigiert werden. Ein eindrückliches Beispiel dafür bietet die Gießform von Erlingshofen (Nr. 20). Beide Kokillen weisen auf ihren Außenseiten insgesamt drei Stellen auf, die auf den ersten Blick ebenfalls als Reste von unvollständig abgearbeiteten Gusszapfen angesehen werden könnten. An Formhälfte A (Taf. 10, A) zeigen sich zwei fladen- bzw. wulstartige Erhebungen. Eine unterhalb des Knaufs, eine weitere am Heftausschnitt. Formhälfte B (Taf. 10, B) besitzt nur im Bereich des Knaufs einen entsprechend auffälligen Ansatz. Es handelt sich wohl um spätere Nachgüsse, die nötig waren, weil die beiden Formhälften verschiedene Gussfehler (Öffnungen in der Wandung der Schalen) aufwiesen.55 Diese wurden schließlich in einem separaten Arbeitsschritt von den Außenseiten her mit Bronze verschlossen, die sich in ihrer Zusammensetzung leicht von derjenigen der Formschalen unterscheidet.56 H. Drescher stellte fest, „dass die Ränder der Fehler vor dem Nachguss im Innern der Form abgeschrägt sind. Nach erfolgtem Guss wurden sie sauber überarbeitet und z. T. mit Hilfe eines Stahlmeißels dem vorhandenen Metall angeglichen.“57 Die Außenseiten hingegen wurden keiner derart sorgfältigen Überarbeitung unterzo46 47 48 49 50 51 52

Drescher 1957, 71; dazu Armbruster 2000, 42. Wirth 2003, 112 ff. Braun 1998, 76 f. Wirth 2003, 90 Abb. 4. 3. Ebd. Ebd. Drescher 1958, 78.

Ebd. Als „Anschnitt“ wird der Übergang vom Formnegativ zum Eingusskanal bezeichnet. 55 Drescher 1958, 78. 56 Ebd. 57 Ebd. 53

54

Gießformen aus Bronze

87

gen. Das kann kaum verwundern, denn nur die präzise Ausformung des Negativs war schließlich entscheidend für die Qualität des späteren Gussrohlings, der somit – zumindest in dieser Hinsicht – keiner aufwändigen Nachbearbeitung mehr bedurfte. Eine vergleichbare Reparatur wie im Fall der Gießform von Erlingshofen ist für keine andere Form aus dem Untersuchungsgebiet nachgewiesen.58 Sicherlich hat diese technisch anspruchsvolle, ehemals vierteilige Stückform eine Sonderstellung innerhalb des hier beschriebenen Fundgutes. Dennoch darf aus diesem Befund geschlossen werden, dass Bronzeformen – auch wenn es sich in diesem Fall um einen Gussfehler und nicht um einen Gebrauchsschaden handelt – generell wohl erst dann ihre Funktion endgültig verloren bzw. wieder eingeschmolzen wurden, wenn eine erhebliche Beschädigung vorlag, die eine Reparatur unmöglich machte.

FUNKTIONSWEISE

In der Literatur wird kontrovers diskutiert, ob Gießformen aus Bronze überhaupt zur Verwendung mit glutflüssiger Bronze geeignet waren oder als Vorformen zur Herstellung von Wachs-, Blei- oder Zinnmodellen dienten.59 Trotz der spezifischen Eigenschaften des Formmaterials kann es aber heute als gesichert gelten, dass Formen aus Metall (auch) dazu genutzt wurden, glutflüssige Bronze zu verarbeiten.60 Dabei wirkte es sich nicht negativ aus, wenn die Legierungen der eingefüllten Gussspeise und die Legierung der Gießform die gleiche Zusammensetzung und somit denselben Schmelzpunkt besaßen.61 Für das Arbeitsgebiet wurde der Guss in Repliken der Gießformen vom Bullenheimer Berg (Nr. 17)62, Haimbach (Nr. 14)63, Gössenheim (Nr. 18)64, Schotten (Nr. 15)65, Neuwied-Gladbach (Nr. 13)66 und der mehrteiligen Stückform von Erlingshofen (Nr. 20)67 experimentell nachvollzogen. Inzwischen ergänzte M. Wirth die positiven Resultate dieser Versuche u. a. durch Berechnungen mittels sog. numerischer Simulation.68 Diese Berechnungen fanden auf der Grundlage gießtechnologischer Experimente und werkstofftechnischer Untersuchungen statt. Es zeigte sich sowohl bei der Gießform vom Bullenheimer Berg (Nr. 17) als auch bei der Stückform von Erlingshofen (Nr. 20), dass vor allem in den dünnen Geometriebereichen mit Formfülldefekten bzw. Gussfehlern zu rechnen ist. Insbesondere erwies sich die Ausführlich zum Reparaturguss: Ebd. 116–150. Z. B.: Schwantes 1939, 446; Drescher 1957, 56 Anm. 24 mit Verweis auf Götze 1913, 155; Tylecote 1962. 60 Drescher 1957; 1958, 111 ff.; Coghlan 1968; Armbruster 2000, 42. – Die regelhafte Verwendung von Gießformen aus Bronze ist nicht nur durch charakteristische Gebrauchsspuren an den Formen selbst, sondern auch anhand einer spezifischen Oberflächenstruktur zu belegen. So besitzen Rohlinge aus Stein- oder Lehmformen nach H. Drescher eine leicht körnige Oberfläche, Rohlinge aus Bronzeformen zeigen hingegen eine Oberfläche mit zahlreichen feinen Falten (Drescher 1957, 60). – Ein weiteres Indiz für die Verwendung von Formen aus Bronze ist die charakteristische Lunkerbildung am Gussstück. Vor diesem Hintergrund durchgeführte Untersuchungen von M. Wirth ergaben z. B., dass „Fehlstellen an Ösen und Schaftlappen“ von Lappenbeilen „auf den Bronzekokillenguss beschränkt bleiben“ (Wirth 2003, 85). – Grundsätzlich ist natürlich nicht auszuschließen, dass Gießformen aus Bronze auch dazu dienten, Modelle z. B. aus Ton, Wachs, Blei oder Zinn herzustellen. Archäologisch zu belegen ist eine solche Verwendung bisher jedoch nicht. So 58

59

schließt z. B. M. Mödlinger eine Verwendung metallener Griffgießformen (z. B. Erlingshofen) zur Produktion von Wachsmodellen nicht aus (Mödlinger 2011, 32). 61 Drescher 1957, 56; 1958, 112. 62 Steffgen/Wirth 1999, 39 f.; Wirth 2003, XI ff. 63 Es existiert ein rezent gegossener Rohling aus Bronze mit Zangennacken: L. 16,2 cm (ohne Zangennacken L. ca. 14,9 cm) Br. 3,6 cm. 64 Abbildung rezenter Ausgüsse in Pászthory/Mayer 1998, Taf. 63, 908d. 908e. 65 Rezenter Beilrohling mit schrägem Gusszapfen im Mus. Darmstadt: L. 18,7 cm. Sowie Kopie (Anzahl und Position der Passzapfen abweichend) der Gießform (L. 17,0 cm; Br. 4,5 cm) und weiteres rezentes Beil (L. 14,5 cm; Br. 3,5 cm) aus dieser Kopie im Heuson-Museum im Rathaus Büdingen (A 469-a–c). 66 Rezenter Gussrohling ohne Zangennacken aus Zinn im Mus. Neuwied: L. 15,6 cm; Br. an der Schneide: 3,7 cm; Br. am Einguss 2,4 cm; D. 4,8/1,2 cm. 67 Drescher 1958, 79; Wirth 2003, 114–128. 68 Wirth 2003.

88

Der Fundstoff

Verwendung der Gießform von Erlingshofen aufgrund der geringen Wandungsstärken (5–12 mm)69 im Rahmen der theoretischen Berechnungen als sehr problematisch,70 während im Gegensatz dazu praktische Gießexperimente in einer Kopie der Kokille mit Erfolg durchgeführt werden konnten. Es wurde nochmals deutlich, dass Gießformen aus Bronze gegenüber Formen aus Stein oder keramischem Material deutlich schneller auskühlen, was in der Folge leicht zu einem vorzeitigen Erstarren der Gussspeise führen konnte und daher eine besondere Handhabung dieses Formmaterials verlangte (Abb. 7): Kürzere Gießzeiten und höhere Vorwärmtemperaturen waren nötig.71 Ob die Gießformen während des Gebrauchs mit Lehm ummantelt oder in (heißen) Sand gestellt wurden, um z. B. ihre Wärmeleitfähigkeit herabzusetzen, einem Verziehen der Formschalen vorzubeugen und die Formhälften entlang der Passflächen gegen auslaufende Bronze abzudichten, lässt sich bei ausschließlich makroskopischer Betrachtung der Fundstücke nicht mehr anhand von Gebrauchsspuren nachweisen.72 Durch ein derartiges Vorgehen wurde gleichzeitig die Haltbarkeit der Gießformen verlängert, weil eine gleichmäßigere Erwärmung sowie langsamere Abkühlung gewährleistet war. Gießexperimente belegen die günstigen Auswirkungen auf das Formmaterial. So traten an einer lediglich vorgewärmten Form, die auf weniger als 350 °C erhitzt worden war, bereits nach nur sechs Eingüssen Beschädigungen auf, während die vorgewärmte Form neun Eingüsse überstand.73 Die Höhe der Vorwärmtemperatur war abhängig von der Größe und Gestalt der jeweiligen Form. Genaue Angaben bezüglich der „optimalen“ Vorwärmtemperatur lassen sich nicht machen. Für jede Form gelten andere Werte.74 Im Fall der Lappenbeilform vom Bullenheimer Berg (Nr. 17) arbeitete M. Wirth mit einer Vorwärmtemperatur von ca. 300 °C.75 Eine zehnprozentige Zinnbronze wurde bei einer Gießtemperatur von 1.080 °C und einer Gießzeit von drei Sekunden verarbeitet. Unter Verwendung dieser Parameter konnten acht Abgüsse erfolgreich durchgeführt werden. Beschädigungen oder Abnutzungserscheinungen traten nicht auf. Ergänzend durchgeführte Simulationsrechnungen bestätigten dieses Ergebnis. Danach sollte die Vorwärmtemperatur bei ansonsten identischen Parametern 350 °C nicht unterschreiten.76 Im Vergleich dazu lieferte eine Simulationsrechnung für die Gießform eines Schwertgriffes von Erlingshofen (Nr. 20) selbst bei Vorwärmtemperaturen von 450 °C zunächst ausschließlich negative Resultate.77 Im erfolgreichen experimentellen Nachvollzug zeigte sich schließlich, dass unbedingt eine gut isolierende Schlichte aufgetragen werden musste, um einen erfolgreichen Abguss herstellen zu können.78 Waren die Gießformen schließlich für den Guss präpariert, so war eine exakte Deckung der Formhälften durch die am Gussstück orientierte äußere Form der Gussschalen garantiert. Während der Verwendung durften die aufeinander abgestimmten Formhälften jedoch nicht aufklappen oder verrutschen. Obwohl daher eine zusätzliche Umwicklung aus z. B. organischem Material79 oder (Bronze-)Draht80 angenommen werden kann, finden sich an den Gießformen aus dem Arbeitsgebiet keine Schnürungsrillen, wie sie u. a. zahlreich an Gießformen aus Stein vorkommen. Ebd. 115 Tab. 5. 1. Ebd. 119 ff. – Allerdings konnten bei der numerischen Simulation nicht alle relevanten Parameter in die Berechnungen einbezogen werden. So war z. B. die Zusammensetzung der Schlichte nicht bekannt. 71 Simulationsrechnungen zur Produktion von Lappenbeilen ergaben, dass die Formen vor dem Guss auf 350–500 °C erhitzt werden mussten (Gießtemperatur: 1080 °C; Gießzeit ca. 3 s) (Wirth 2003, VIII ff.). 72 Drescher 1957, 58. 73 Ottaway/Wang 2004, 41. 74 Drescher 1957, 57 f. 69

70

Steffgen/Wirth 1999, 39 f. Wirth 2003, XII. 77 Ebd. 123 ff. 78 Ebd. 128. 79 H. Drescher verweist u. a. auf eine Bronzeform von „Wiltshire“ (Südengland), die auf den Außenseiten der Formhälften „im Guß nachgebildete Umwicklungen mit Schnüren“ zeigt (Drescher 1957, 59 Anm. 11 a); Hodges 1958/1959, Taf. 5, B. C. 80 Drescher 1957, 59. – Zur möglichen Umwicklung mit (Bronze-)Draht äußert sich D. Jantzen kritisch (Jantzen 2008, 161 Anm. 128). 75

76

Gießformen aus Bronze

89

Im Gegensatz zu Gießformen aus Stein, die ausschließlich gebohrte runde Vertiefungen für Passstifte aus Holz oder Metall81 aufweisen, verhinderten an den Bronzeformen mitgegossene Passzapfen effektiv ein Verrutschen der Kokillen. Passzapfen sind an den Negativen für Lappenbeile in der Regel im Bereich der Nacken- und Lappenpartien sowie am Schneidenende angebracht. Dabei können im Untersuchungsgebiet unterschiedliche Zapfentypen beobachtet werden. Rechteckige Passzapfen stehen kreisrunden Zapfen gegenüber. Beide Zapfentypen können auch gemeinsam an einer Gießform vorhanden sein (Bullenheimer Berg [Nr. 17]). Üblicherweise trägt die Passfläche einer Formhälfte ausschließlich Passzapfen, während auf der Passfläche der anderen Formhälfte die entsprechenden Vertiefungen eingearbeitet sind. Lediglich an der Form von Gössenheim (Nr. 18) kommen sowohl Passzapfen als auch Vertiefungen auf ein und derselben Passfläche einer Formhälfte vor. Umlaufende Fugen und Wülste, die an den Rändern der Passflächen nach dem Prinzip von Nut und Feder funktionieren, sind im Untersuchungsgebiet nur an der Gießform von Wallerfangen (Nr. 16) belegt. Die flüssige Bronze wurde innerhalb weniger Sekunden über einen Eingusstrichter in die Formen eingefüllt,82 der sich bei den Lappenbeilformen jeweils am Nackenende des Beilnegativs befindet.83 Die Ausformung der Trichter ist jeweils ähnlich und variiert nur wenig. Eine besondere Erwähnung verdient in diesem Zusammenhang die Gießform von Erlingshofen (Nr. 20). Der erhaltene Teil des vergleichsweise kurzen Eingusstrichters liegt am äußeren Rand der Knaufschale und wurde ursprünglich durch die heute verlorene Abdeckung derselben komplettiert. Die maximale Weite der Eingussöffnung beträgt lediglich etwa einen Zentimeter. Durch diese schmale Öffnung musste genug Bronze fließen, um die Form vollständig auszufüllen. Dabei durfte der gesamte Gießvorgang nur wenige Sekunden dauern. Nur so konnte überhaupt gewährleistet werden, dass besonders dünnwandige Partien nicht vorzeitig einfroren. Zu diesem Zweck ist wohl ein zusätzlich angesetzter Trichter aus keramischem Material vorauszusetzen. Gusskerne zur Aussparung eines Hohlraumes wurden nur an zwei Gießformen aus dem Untersuchungsgebiet eingesetzt (Nr. 19. 20). Besonders bemerkenswert ist diesbezüglich die Gießformhälfte von Konz (Nr. 19). Eine Durchlochung der Kokille auf Höhe der Schaftlappen ermöglichte wohl die Fixierung eines nicht erhaltenen Gusskerns aus Metall oder keramischen Material (Abb. 10). Deutlich sind tief eingegrabene Schleifspuren im Bereich der Durchlochung auf der Außenseite der Formhälfte zu erkennen. Bei dieser außergewöhnlichen Art der Verwendung eines Gusskerns waren wahrscheinlich die umgebogenen Lappen des Beils bereits im Guss angelegt. Ein nachträgliches Umbiegen oder Umhämmern im Zuge der späteren Nachbearbeitung des Rohlings war deswegen nicht mehr notwendig.84 Allerdings musste auch in die heute verlorene Formhälfte ein Gusskern eingesetzt und entsprechend passgenau fixiert werden. Bei den dünnen Lappenpartien der Beile blieb dabei im Inneren des Negativs nicht viel Spiel. Die Verwendung von zwei Gusskernen ist technisch anspruchsvoll und möglicherweise auch aus diesem Grund ausschließlich an der Gießform von Konz belegt. Gusskerne, die wahrscheinlich in der Regel aus Ton gefertigt wurden,85 sind im Arbeitsgebiet insgesamt nur sehr selten überliefert. Eine Eigenschaft, die sie mit den Gießformen aus keramischem Material teilen.86 Der einzige erhaltene Gusskern für eine Bronzeform stammt von Erlingshofen (Nr. 20) Binggeli/Binggeli/Müller 1996, 5 f. Nach den von H. Drescher durchgeführten Gießexperimenten mit Gießformen aus Bronze war es zweckmäßig, das flüssige Metall in die Form „hineinstürzen zu lassen“ (Drescher 1957, 58). 83 Die Tatsache, dass Eingusstrichter regelmäßig vorhanden sind, widerspricht zudem einer ausschließlichen Verwendung der Formen mit Wachs. 81

84

82

85 86

Kibbert 1984, 82 f. Drescher 1957, 62. Zu Gusskernen: Wanzek 1989, 53 ff.; Jantzen 2008, 113 ff.

Der Fundstoff

90

Abb. 10. Konz (Nr. 19). Gießformhälfte mit Arretierung des Gusskerns (rechts) (nach Kibbert 1984)

und besteht ebenfalls aus einer Bronzelegierung. Durch den Einsatz von Gusskernen aus Metall konnte die zur Herstellung eines Objektes aufzuwendende Arbeitszeit deutlich verkürzt werden, weil die Kerne nicht vor jedem Gießvorgang erneut angefertigt, sondern mehrfach zu verwenden waren.87 Der Gusskern (C) von Erlingshofen diente dazu, eine Aussparung für die lange Griffangel eines Mörigen Schwertes Variante I im Gussstück anzulegen (Abb. 11).88 Fixieren ließ sich der Kern über einen einzigen rechteckigen Zapfen, der in eine entsprechende Vertiefung in Formhälfte A greift. Dasjenige Ende des Gusskerns, welches oben aus dem Formnegativ herausragt, bildet eine einziehende, rundliche Spitze. Wahrscheinlich fügte sich diese Spitze in eine entsprechende Vertiefung auf der Innenseite der heute verlorenen Abdeckplatte (D) für die Knaufschale ein und sorgte auf diese Weise für eine passgenaue Fixierung.89 Um ein späteres Entfernen aus dem Rohling zu erleichtern, wurde der Gusskern auf seiner Unterseite mit einer Öse versehen. Ein Herausziehen aus dem Gussstück wurde durch eine gleichmäßig geglättete Oberfläche erleichtert.90 Die besonders sorgfältige Bearbeitung des Gusskerns diente aber wahrscheinlich noch einem weiteren Zweck. H. Müller-Karpe wies darauf hin, dass eine spätere Nachbearbeitung der Aussparung für den Klingendorn nur schwer möglich war.91 Um ein passgenaues Ineinandergreifen von Klinge und Griff zu gewährleisten, war es also zweckmäßig, diese schon beim Guss optimal anzulegen. Insbesondere bei der technisch anspruchsvollen Gießform von Erlingshofen war jedoch die Verwendung eines Kerns aus Bronze nicht ohne Risiko. Im Rahmen von Simulationsrechnungen wurde deutlich, dass die Schmelztemperatur der eingefüllten Bronze, die Vorwärmtemperatur der dünnwandigen Gießform und die Dauer der Gießzeit in relativ engen Grenzen genau aufeinander abgestimmt sein mussten, um zu verhindern, dass der Kern im Inneren der Form nicht überhitzte und seine Solidustemperatur überschritt.92 Wurden die entsprechenden Parameter nicht eingehalten, konnte es leicht zu einem dauerhaften Verkleben mit dem Gussstück kommen. 87 88 89 90

Drescher 1957, 69. Müller-Karpe 1961, 77. Drescher 1958, 78 Taf. 14; Wirth 2003, 117 Abb. 5.4. Drescher 1958, 78 f.

Müller-Karpe 1961, 75 ff. Wirth 2003, 123 ff. – Die Gießexperimente von H. Drescher sprechen für eine niedrige Gusstemperatur und eine kurze Gießzeit (Drescher 1957, 58). 91

92

Gießformen aus Bronze

91

B

A C

Abb. 11. Erlingshofen (Nr. 20). Gießform und Funktionsschema (rechts) (nach Drescher 1958; Wirth 2003)

Auch die Nietlöcher für den Schwertgriff waren in der Gießform von Erlingshofen bereits im Guss angelegt. Jeweils zwei runde Stifte (Dm. 5 mm) befanden sich ursprünglich in jeder Formhälfte.93 „Die Stifte waren mit in die Wandung eingegossen. Aus diesem Grund waren sie am Ende flachgeschlagen, wie sich dort sehen lässt, wo sich an ihnen Gussblasen gebildet hatten, die an der Rückseite die Wandung durchbrechen.“94 Diese nach dem Prinzip des Überfanggusses eingearbeiteten Stifte wurden jedoch später fast vollständig entfernt bzw. abgemeißelt.95 Dabei ist besonders bemerkenswert, dass einer der Stifte (Formhälfte A) dieser Form offenbar bereits aus Eisen bestand.96 Eine aufkommende Verwendung von Eisen als Werkstoff, gerade auch im Bereich der Schwertproduktion, ist für die späte Urnenfelderzeit u. a. durch Schwertgriffe mit Eiseneinlagen nachgewiesen.97 Für die Entscheidung zur Verwendung von Stiften aus Eisen waren im Fall der Gießform von Erlingshofen sicher keine ästhetischen Gründe ausschlaggebend. Eisen besitzt mit ca. 1530 °C jedoch einen deutlich höheren Schmelzpunkt als Bronze (ca. 800–1000 °C je nach Legierung) und wurde möglicherweise aus diesem Grund in die Formschale eingesetzt.98 Warum die Stifte schließlich doch wieder aus der Gießform entfernt bzw. nachträglich abgemeißelt wurden, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Es ist jedoch naheliegend, dass sie ihre Funktion nicht wie gewünscht erfüllten und gusstechnische Probleme dafür verantwortlich waren.99 Sämtliche Gießformen für Lappenbeile aus dem Untersuchungsgebiet weisen auf ihren Außenseiten horizontal oder vertikal ausgerichtete Ösen auf. Zumeist sind die Ösen horizontal ausgerichtet und über den Lappenerhöhungen angebracht (Nr. 12–15. 17. 18). Nur an zwei Gießformen befinden sich vertikal ausgerichtete Ösen oberhalb der Lappenerhöhungen jeweils im Bereich der Eingusspartie (Nr. 16. 19). Die Funktion dieser Ösen ist noch nicht mit letzter Sicherheit geklärt. Sie dienten wohl als Stabilisierungssteg zwischen den Lappenerhöhungen. Eventuell trugen sie auch dazu bei, die beiden Formhälften während des Gießens gegen ein Verrutschen zu sichern und/oder sie erleichterten das Öffnen der Form nach dem Gießvorgang.100 Abgebrochene Ösen an den Formschalen von NeuwiedGladbach (Nr. 13) und Konz (Nr. 19) könnten in diesem Zusammenhang auf eine besonders starke Krafteinwirkung während des Gebrauchs hindeuten. 93 94 95 96

Drescher 1958, 78. Ebd. Ebd. Ebd.

97 98 99 100

Brandherm/Sicherl 2001, 224 ff. Zur Verwendung von Eisenstiften: Götze 1925, 164. Drescher 1958, 78. Ders. 1957, 59; Mohen 1978, 29.

92

Der Fundstoff

Die beim Gießvorgang entstehenden Gase mussten aus den Formen entweichen können. Im Gegensatz zu Gießformen aus Stein schließen Gießformen aus Bronze in der Regel nicht so dicht, dass extra ausgeführte Entlüftungskanäle zwingend notwendig wären. Zwar nimmt die Wandung einer Bronzeform keine Gase auf, diese konnten jedoch u. a. entlang der Passflächen entweichen.101 Gussfehler ließen sich auch dann noch effektiv vermeiden, wenn die Formen z. B. in Sand eingegraben oder zusätzlich mit Lehm ummantelt waren. Dennoch finden sich an mehreren Gießformen für Lappenbeile zwei zusätzliche Windkanäle jeweils rechts und links neben dem Eingusstrichter. An zwei Gießformen für mittelständige Lappenbeile des Typs Lindenstruth-Obernbeck (Lindenstruth [Nr. 12], Neuwied [Nr. 13]) sowie an der Gießform von Konz (Nr. 19) zur Herstellung eines Lappenbeils vom Typ Geseke-Biblis/Typ Homburg reichen sie bis nach außen und bilden somit „echte“ Entlüftungskanäle. „Falsche“ Entlüftungskanäle wurden in drei Gießformen für Lappenbeile des Typs Homburg angelegt (Haimbach [Nr. 14], Schotten [Nr. 15], Gössenheim [Nr. 18]). Eine Sonderstellung nimmt diesbezüglich die Gießform von Wallerfangen (Nr. 16) zur Herstellung eines oberständigen Lappenbeils mit Öse vom Typ Homburg, Variante Odendorf-Gössenheim ein. Von den zwei Entgasungskanälen rechts und links des Eingusstrichters reicht nur einer bis zum äußeren Rand der Formschale. Eine weitere Methode, schädliche Gase aus einer Bronzeform entweichen zu lassen, bestand darin, sie während des Einfüllens der Bronze zu neigen.102 Einen archäologischen Hinweis darauf liefert Formhälfte B der Gießform von Haimbach (Nr. 14). Die durch nachträgliches Schleifen deutlich abgeschrägte Öffnung am Eingusstrichter erleichterte den Einguss bei schräggestellter Form.103

GEBRAUCHSSPURENANALYSE

Die im Rahmen der Fundaufnahme vorgenommene Beschreibung der Gebrauchsspuren beruht ausschließlich auf makroskopischer Betrachtung. Daher müssen sich sämtliche Beschreibungen auf offensichtliche und zweifelsfrei auf den Gebrauch zurückzuführende Spuren an den Gießformen beschränken. Ein wesentlicher Vorzug der Bronzeformen lag in ihrer vergleichsweise häufigen Wiederverwendbarkeit. Formen aus Bronze sind zwar durchaus empfindlich,104 bei sachgerechter Handhabung jedoch haltbarer als Formen aus Stein oder keramischem Material.105 Je nach handwerklichem Geschick des bronzezeitlichen Gießers konnten diese Formen nach Schätzung auf der Grundlage experimentell ermittelter Ergebnisse unter günstigen Bedingungen wohl mehr als 50 mal eingesetzt werden, bevor sie schließlich durch die im Zuge der wiederholten Erwärmung beförderten Rekristallisationsprozesse unbrauchbar wurden.106 Eine Rekonstruktion der Gießform vom Bullenheimer Berg (Nr. 17) aus zehnprozentiger Zinnbronze zeigte auch nach acht Abgüssen „keine Abnutzungserscheinungen. Die Innenseite war noch so glatt wie vor dem ersten Abguss und die Formhälften paßten noch genau aufeinander.“107 Allgemein finden sich nur wenig stark beschädigte oder unbrauchbare Gießformen im Drescher 1957, 56. Ebd. 103 Verschiedene Bronzeformen aus Niedersachsen bestehen aus einer längeren und einer kürzeren Schale. Nach H. Drescher wurde dadurch das Aufsetzen eines Tiegelrandes und somit das Einfüllen der Bronze beim Gießvorgang erleichtert (Drescher 1957, 57). D. Jantzen zweifelt jedoch an dieser Interpretation und hält auch fertigungstechnische Schwankungen bei der Pro101

102

duktion der Formhälften für eine mögliche Ursache für die unterschiedlich langen Formschalen (Jantzen 2008, 173). 104 Drescher 1978, 90. – Zur Anfälligkeit von Bronzeformen: Ottaway/Wang 2004. 105 Drescher 1978, 114. 106 Ders. 1957, 58 f. 74. 107 Steffgen/Wirth 1999, 40.

Gießformen aus Bronze

93

2.500 2.o00 1.500 1.000 500 0

12

13

14

15

17

18

20

Nr.

Abb. 12. Gewichte der zweischaligen Gießformen (in Gramm) aus Bronze im Arbeitsgebiet

Untersuchungsgebiet.108 Eine Ausnahme bildet lediglich die Eingusspartie einer potenziellen Gießform aus Bronze, die 1950 bei Pottenstein (Nr. 21) geborgen wurde. Für die einzelne Formschale von Konz (Nr. 19) sowie die Gießform von Erlingshofen (Nr. 20) ist es fraglich, ob der jeweilige Fundkomplex überhaupt vollständig ist. Sieht man einmal von diesen vier Ausnahmen mit schlechten Erhaltungsbedingungen und/oder unbekannten Fundumständen ab, sind sämtliche bronzenen Gießformen aus dem Arbeitsgebiet intakt. Das Fehlen nicht gebrauchsfähiger Bronzeformen im Fundgut kann kaum überraschen, zählten diese doch als unverzichtbares Werkzeug zum Besitz eines bronzezeitlichen Handwerkers. Sie werden also, nachdem sie einmal ihre ursprüngliche Funktion verloren hatten, kaum längere Zeit verwahrt, sondern als wertvolles Rohmaterial rasch wieder dem Metallkreislauf zugeführt worden sein. So reichte die Bronze einer zweischaligen Gießform in etwa aus, um z. B. mindestens zwei Schwerter oder einen Rundschild herzustellen (Abb. 12).109 Grundsätzlich besitzen die Gießformen für Lappenbeile, die im Untersuchungsgebiet die größte Fundgruppe stellen, eine aus gießtechnologischer Sicht eher ungünstige Geometrie. Besonders die dünnwandigen Schaftlappen waren wohl nur schwer aus den Formen zu lösen, so dass ständig die Gefahr einer Beschädigung von Form oder Rohling bestand.110 Diejenigen Formteile, die mit der eingefüllten Gussspeise in Kontakt kamen, mussten daher vor dem Gießprozess einer gesonderten Vorbehandlung unterzogen werden um sicherzustellen, dass sich der Rohling und z. B. auch ein Gusskern aus Bronze wieder aus der Form bzw. dem Gussstück lösen lies. Dies konnte auf verschiedene Weise sichergestellt werden. Nach den von H. Drescher durchgeführten Gießexperimenten war eine gesondert aufgetragene sog. Schlichte nicht unbedingt notwendig. Demnach genügte die durch das Erwärmen der Form entstandene Oxydhaut, um Gussstück und Form wieder voneinander trennen zu können.111 Im Allgemeinen wird jedoch bei der Verwendung von Gießformen aus Bronze der Einsatz einer Schlichte vorausgesetzt.112 Nach B. Armbruster hatte diese besondere Beschichtung, die aus organischen Materialien wie z. B. Ruß oder Öl bestand, möglicherweise auch noch positive Auswirkung auf 108 Auch für den Nordischen Kreis sind keine unbrauchbaren Bronzeformen bekannt (Jantzen 2008, 170). 109 Freundl. Mitteilung A. Jockenhövel.

110 111 112

Wirth 2003, 75. Drescher 1957, 58. Wirth 2003, 85. 131.

94

Der Fundstoff

die Struktur der Oberfläche des Gussstücks.113 War dieser spezielle Belag im Inneren der Formschalen erhalten, so konnte er bei Auffindung der Formen (im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts) leicht als Verschmutzung fehlinterpretiert werden. Es ist zu befürchten, dass im Zuge einer allzu gründlichen Reinigung und konservatorischen Behandlung zahlreiche Original-Oberflächen an Altfunden zerstört wurden. Reste von Schlichten sind daher heute kaum noch nachweisbar.114 Zudem existieren noch keine naturwissenschaftlichen Analysen potenzieller Rückstände derartiger Schlichten, die Aussagen über deren Art und ihre chemische Zusammensetzung zuließen.115 Daher kann ein auf den Innenseiten der beiden Formhälften vom Bullenheimer Berg (Nr. 17) vorhandener dunkler, schuppiger Belag auch nur unter Vorbehalt als möglicher Rest einer solchen Beschichtung angesprochen werden.116 Gleiches gilt für die Gießform von Neuwied-Gladbach (Nr. 13). Sie zeigt auf Formhälfte A eine ähnliche Beschichtung, die sich ausschließlich auf das Lappenbeil-Negativ beschränkt. Alternativ könnte es sich aber auch um Ruß oder eine Oxydschicht handeln, die durch Hitzeeinwirkung während des Gebrauchs entstanden ist.117 Außerdem ist festzuhalten, dass in keiner der Gießformen aus dem Arbeitsgebiet makroskopisch eindeutig identifizierbare Reste der eingefüllten Bronze zurückgeblieben sind.118 Erhalten blieben jedoch zahlreiche Spuren, die wohl darauf deuten, dass festsitzende Rohlinge aus den Formen gelöst bzw. die Formschalen unter erhöhtem Kraftaufwand geöffnet wurden. Dazu zählen die abgebrochenen Ösen an den Formen von Konz (Nr. 19) und Neuwied-Gladbach (Nr. 13) genauso wie die zahlreichen Kerben, die auf den Außenseiten der Formen vom Bullenheimer Berg (Nr. 17), Haimbach (Nr. 14) und Lindenstruth (Nr. 12) jeweils im Bereich der gesamten Eingusspartie belegt sind. Als Hinweis auf die Trennung von Rohling und Form sind außerdem z. B. horizontale Brüche unterhalb der Schaftlappenkontur, die nach dem Gießvorgang beim Öffnen der Formhälften entstanden und durch ein Anhaften des erkalteten Rohlings (hier besonders der Schaftlappen) im Negativ der Form hervorgerufen wurden, zu bewerten.119 Ebenso konnten die beim Erkalten und Zusammenziehen des Rohlings auftretenden Spannungen zwischen den Lappenvertiefungen zur Bildung feiner Risse führen.120

ZEITSTELLUNG

Nach derzeitigem Quellenbestand kommen Gießformen aus Metall in der jüngeren Mittelbronzezeit auf. Datierende Funde sind z. B. aus Böhmen, Frankreich und England überliefert.121 Alle Gießformen aus Metall im Arbeitsgebiet datieren in die jüngere und späte Urnenfelderzeit. Die Formen Armbruster 2000, 68. Einen kritischen Blick auf den Quellenwert der Gießformen aus Bronze mahnt auch D. Jantzen für die älteren Funde aus dem Nordischen Kreis an (Jantzen 2008, 168). 115 Die von M. Wirth im Rahmen ihrer Gießexperimente eingesetzte Schlichte bestand aus 80 % Knochenasche und 20 % Töpferton. Nach Auftragen und Trocknen der Schlichte wurden die Formhälften zusätzlich über einer Terpentinflamme berußt (Wirth 2003, 122). – H. Drescher nennt das Ausschlämmen mit feinem Lehm, einen dünnen Überzug mit Öl oder Kreide, Ruß oder Graphit (Drescher 1957, 58). – M. Wirth verweist auf die prozesstechnische Bedeutung der Schlichten, die sich unter Umständen auf das Abkühlverhalten des Gusstücks auswirkte und somit dessen Erstarrungsgefüge beeinflusste. Insbesondere bei der Bestimmung des Formmaterials anhand geätzter Oberflächen besteht ohne die Kenntnis von Art und Umfang der ein113

114

gesetzten Schlichten die Gefahr einer Fehlinterpretation (Wirth 2003, 84). 116 Wirth 2003, 85. 117 Drescher 1957, 72. – Auch die durch Korrosion an Bronzeobjekten hervorgerufene Enargit-Patina besitzt eine grauschwarze Färbung (Knaus/Jacob 1987, 58). 118 Mehrere Gießformen aus dem Arbeitsgebiet zeigen auf den Innenseiten der Formschalen partiell einen grünlichen, schuppigen Belag. Ob es sich dabei tatsächlich um erhaltene Reste der ehemaligen Gussspeise oder lediglich um Korrosionsprodukte bzw. eine Patina handelt, lässt sich ohne naturwissenschaftliche Analysen nicht feststellen. 119 Wirth 2003, 84 f. 120 Drescher 1957, 72. 121 Böhmen (Kytlicová 2007, 156 f.); Periode II (Jantzen 2008, 178 f.); Frankreich (Mohen 1978); England (Hotham Carr:

Gießformen aus Bronze

95

für mittelständige Lappenbeile des Typs Lindenstruth-Obernbeck können der jüngeren Urnenfelderzeit (Stufe Ha B 1) (Lindenstruth [Nr. 12]; Neuwied-Gladbach [Nr. 13]) zugeordnet werden. An den Beginn der späten Urnenfelderzeit (Stufe Ha B 2/B 3) datieren hingegen die Gießformen für den Lappenbeiltyp Homburg (Haimberg [Nr. 14]; Schotten [Nr. 15] und Wallerfangen [Nr. 16]). Etwas jünger (Stufe Ha B 3) sind die Gießformen für oberständige Lappenbeile (Kerntyp Homburg) (Bullenheimer Berg [Nr. 17]; Gössenheim [Nr. 18]) sowie die Formhälfte aus dem Depotfund von Konz (Nr. 19), in der Beile des Typs Homburg oder Geseke-Biblis hergestellt werden konnten. Die technisch anspruchsvollste Gießform, bei der neben einem Gusskern aus Metall auch mindestens ein Stift aus Eisen eingearbeitet war, stammt von Erlingshofen (Nr. 20) und diente zur Herstellung eines Griffes für ein Vollgriffschwert vom Typ Mörigen. Als Einzelfund, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts übergeben wurde, ist nichts über die genauen Fundumstände oder Beifunde bekannt. Eine Datierung konnte ausschließlich über die Form des Negativs vorgenommen werden. Vollgriffschwerter vom Typ Mörigen datieren in die Stufe Ha B 3 (Periode V der Nordischen Bronzezeit).122 Eine solche Datierung stützt auch der Fund eines Oberteils eines Mörigen-Schwertes von Flachslanden, Lkr. Ansbach (Mittelfranken), der mit dem in der Erlingshofener Form produzierten Griff nahezu identisch ist.123

VERBREITUNG

Aus Mitteleuropa sind bisher insgesamt etwa 150 Gießformen aus Bronze bekannt.124 Verschiedene Autoren geben einen mehr oder weniger großräumigen Überblick über den Fundbestand.125 Aus dem Nordischen Kreis der Bronzezeit (Perioden II–V) sind lediglich die Reste von fünf Formen erhalten.126 Aus dem südlich anschließenden Arbeitsgebiet des mittleren und südlichen Westdeutschland sind insgesamt zehn Formen aus Bronze überliefert (Taf. 68, B). Davon stammen drei Formen aus Hessen (Nr. 12. 14. 15), zwei Formen aus Rheinland-Pfalz (Nr. 13. 19), eine Form aus dem Saarland (Nr. 16) und vier Formen aus Bayern (Nr. 17. 18. 20. 21). Ein aussagekräftiges Verbreitungsmuster ist aufgrund der geringen Fundzahl jedoch nicht erkennbar. Betrachtet man die Lage der Fundorte in Relation zur Verbreitung der in den Formen herstellbaren Objekte, so fällt auf, dass die Fundorte derjenigen Formen, die sich einem Gerätetyp eindeutig zuordnen lassen, in der Regel innerhalb der zugehörigen Verbreitungsgebiete liegen.127 Lediglich die Formen von Neuwied (Nr. 13) und Gössenheim (Nr. 18) fanden sich etwas außerhalb der Kernverbreitungsgebiete des jeweiligen Typs.128

Schmidt/Burgess 1981, 168 f. Nr. 969). – Es handelt sich immer um Gießformen für Absatzbeile. 122 Müller-Karpe 1961, 76 f.; Krämer 1985, 45; von Quillfeldt 1995, 242 ff. 123 Müller-Karpe 1961, 121 Taf. 64, 5. 124 Steffgen/Wirth 1999, 35.

125 Drescher 1957; Hodges 1960; Mohen 1978; Hansen 1991, 140 ff. Abb. 49; 287 ff. Liste 22 a; Jantzen 2008, 167 ff., bes. 178 f. 317 ff. 373 f. (Liste 1) Taf. 116–118. 126 Jantzen 2008, 168. 127 Müller-Karpe 1961, 77 Taf. 99 Karte 8. 128 Kibbert 1984, 69. 85.

96

Der Fundstoff GIESSFORMEN AUS STEIN

Gießformen aus Stein sind im Arbeitsgebiet gegenüber Gießformen aus Bronze und keramischem Material besonders zahlreich vertreten (Abb. 2; 3).

FUNDBESTAND

Im Arbeitsgebiet sind insgesamt 154 Gießformen aus Stein von 79 verschiedenen Fundorten bekannt. Etwa 64 % der Gießformen stammen aus Siedlungszusammenhängen. Die Anzahl der Gießformen aus Höhensiedlungen ist dabei identisch mit der Gesamtzahl der Gießformen aus Flach- und Feuchtbodensiedlungen (Abb. 13). Weit weniger häufig finden sich steinerne Gießformen in Depots (s. S. 45 ff.). Lediglich 27 Exemplare von sechs verschiedenen Fundorten sind überliefert. Darunter ist auch der umfangreiche Depotfund von Heilbronn-Neckargartach, der alleine bereits zwölf Gießformen umfasst (Nr. 23. 46. 65. 72–75. 87. 94. 134. 138. 159) (Tab. 7). Aus einem gesicherten Grabzusammenhang ist bisher hingegen nur eine Gießform bekannt (Kobern-Gondorf [Nr. 89]) (s. S. 53). Gießformen aus Stein dienten nahezu ausschließlich zum Guss im zweischaligen Verfahren. Einschalige sog. monofaziale Gießformen, die vermutlich im „offenen Herdguss“ eingesetzt worden sind, bleiben die Ausnahme. Hierzu zählen unter Vorbehalt Gießformen für Flach- und Randleistenbeile, sowie für beil- und stabförmige Barren. Monofaziale Gießformen für Sicheln und Ringscheiben von Klapperblechen wurden im „verdeckten Herdguss“ mit flachen Gegenplatten verwendet. Insgesamt sind nur 15 Gießformen aus Stein als zweischalige Formen vollständig überliefert (Tab. 15). Elf dieser Formen stammen aus Depots, die somit auffallend häufig komplette Gießformen enthalten. Ebenfalls vollständig ist auch eine zweischalige Gießform aus dem Grabfund von Kobern-Gondorf (Nr. 89). Die überwiegende Mehrheit sämtlicher Gießformen aus dem Arbeitsgebiet ist jedoch entweder unvollständig (eine Formhälfte) oder nur fragmentarisch erhalten. Besonders bei den mehr oder weniger stark beschädigten Fragmenten ist es in vielen Fällen unmöglich zu bestimmen, welche Gegenstände in den ursprünglichen Formen hergestellt worden sind (Tab. 16). Auf den Gießformen sind insgesamt noch 317 Negative zu erkennen (Abb. 14; 15).1 Negative für Pfeilspitzen (10,8 %), Barren (10,2 %), kleine Ringe (9,5 %), Nadeln (7,9 %) und Messer (7,6 %) stellen zusammen etwa die Hälfte (46 %) sämtlicher Negative aus dem Arbeitsgebiet. Etwa 24 % der Negative können nicht näher angesprochen werden (unbestimmte Objekte). Gießform für Schwerter

Neben der späturnenfelderzeitlichen Gießform aus Bronze für den Griff eines Schwertes vom Typ Mörigen (Erlingshofen [Nr. 20]) ist bisher nur eine weitere Gießform für Schwerter2 aus dem Arbeitsgebiet bekannt.3 Die mehrfach überarbeitete, zweischalige Gießform trägt außerdem ein Negativ für einen stabförmigen Barren und stammt aus dem Depotfund von Heilbronn-Neckargartach (Nr. 23) (s. S. 46 f.). Sie ist mit einer Kantenlänge von etwa 74 cm sowie einem Gesamtgewicht von ca. 26 kg (!) 1 Die Gießform von Wiesthal (Nr. 171) z. Z. nicht einsehbar. Eine Beschreibung ist nicht überliefert. 2 Zusammenfassend zur Herstellung und Verwendung bronzezeitlicher Schwerter: Mödlinger 2011.

3 Zu bronzezeitlichen Schwertern in Süddeutschland: Schauer 1971; von Quillfeldt 1995.

Gießformen aus Stein

97

144 1 26

27

26 26

50 50 50 50

27 27 27

46

4646 Höhensiedlung

Flachlandsiedlung

Einzelfunde/Lesefund/Fundumstände unbekannt

Depot

Grab

Feuchtbodensiedlung

Abb. 13. Gießformen aus Stein. Fundumstände (insgesamt: 154) 26 26

51 51

76 76

50 50

62 62

50 50

15 15

43 43

23

32 32

53 53

28

Waffen

Schmuck/Tracht

Sonstige

Geräte

Barren

unbestimmte Objekte

Abb. 14. Gießformen aus Stein. Anzahl der Negative (insgesamt 317)

Abb. 15. Gießformen aus Stein. Anzahl der Gießformen4 (insgesamt 192)

die größte bisher bekannte Gießform aus dem Arbeitsgebiet. Formhälfte 1 (Taf. 11–14) zeigt bis auf einige Abplatzungen keine erheblichen Beschädigungen. Im Gegensatz dazu ist die zugehörige Formhälfte 2 (Taf. 15–17) jedoch stark beschädigt. Der Formstein ist quer zu den Negativen in zwei Teile zerbrochen. Außerdem bewirkte eine großflächige Abplatzung, dass der quaderförmige Stein zusätzlich über die gesamte Länge gespalten wurde. Der abgespaltene Teil ist heute verloren, so dass Formfläche B von Formhälfte 2 nur noch als Bruchfläche erhalten ist. 4

Da einige Gießformen Negative verschiedener Objekttypen tragen, sind Mehrfachnennungen möglich.

Der Fundstoff

98

Fundort (Kat.-Nr.)

Fundstelle/Bodenmilieu trocken

feucht

Heilbronn-Neckargartach (23) Bad Reichenhall-Karlstein (24) Stuttgart-Zuffenhausen (25) Leiblfing (26) Vohburg a. d. DonauOberdünzing (27) Bad Urach (28) Burgkirchen a. d. AlzMargarethenberg (29) Ehingen (30) Meckenheim (31) Neckartailfingen (32) Bad Urach (33) Bad Urach (34) Burgkirchen a. d. AlzMargarethenberg (35) Bad Urach (36) Besigheim (37) Geiselhöring (38) Geiselhöring (39) Landshut (40) Meckenheim (41) Riesbürg (42) Vogtsburg i. KaiserstuhlBurkheim a. Kaiserstuhl (43) Wallhausen (44) Bad Urach (45) Heilbronn-Neckargartach (46) Ammerbuch-Reusten (47) Bad Reichenhall-Karlstein (48) Bad Urach (49) Bischbrunn (50) Feldafing (51) Fundort unbekannt (52) SchenklengsfeldLandershausen (53)

unbekannt

Zustand der Gießformen Fragment(e)

Hälfte

komplett

Gießformen aus Stein

Fundort (Kat.-Nr.)

Fundstelle/Bodenmilieu trocken

feucht

Vilshofen a. d. DonauPleinting (54) Wiesbaden-Schierstein (55) Willanzheim-Hüttenheim (56) Werbach-Wenkheim (57) Bischbrunn (58) Runkel-Ennerich (59) Rüsselsheim-Bauschheim (59a) Elville (60) Altenbamberg (61) Willanzheim-Hüttenheim (62) Werbach-Wenkheim (63) Bad Urach (64) Heilbronn-Neckargartach (65) Münster (66) Bodman-Ludwigshafen (67) Friedberg (68) Bad Urach (69) Bad Urach (70) Bürstadt-Riedrode (71) Heilbronn-Neckargartach (72) Heilbronn-Neckargartach (73) Heilbronn-Neckargartach (74) Heilbronn-Neckargartach (75) Kleinlangheim (76) Salching (77) Ehingen (78) Dietfurt (79) Preist (80) Bad Urach (81) Bad Urach (82) Bad Urach (83) Bad Urach (84)

Feuchtbodensiedlung

99 Zustand der Gießformen Fragment(e)

Hälfte

komplett

Der Fundstoff

100

Fundort (Kat.-Nr.)

Fundstelle/Bodenmilieu trocken

feucht

Zustand der Gießformen Fragment(e)

Eching-Haunwang (85) Fundort unbekannt (86)

unbekannt

Heilbronn-Nackargartach (87) Hochstadt-Oberhochstadt (88) Kobern-Gondorf (89) Landshut (90) Meckenheim (91) Veringenstadt (92) Bad Urach (93) Heilbronn-Neckargartach (94) Alten-Buseck (95) Dreieich-Offenthal (96) Kürnach (97) Meckenheim (98) Meckenheim (99) Neckarwestheim (100) Wiesbaden-Biebrich (101) Künzing-Bruck (102) Friedberg (103) Blaubeuren (104) Bad Buchau (105)

Herkunft unklar Feuchtbodensiedlung

Altenbamberg (106) Bad Staffelstein-Romansthal (107) Bessenbach-Straßbessenbach (108) Creglingen-Waldmannshofen (109) Ehingen (110) Ehingen (111) Großlangheim (112) Langenselbold (113) Ludwigsburg-Pflugfelden (114) Bad Säckingen (115) Aufstetten (116)

k. A.

Hälfte

komplett

Gießformen aus Stein

Fundort (Kat.-Nr.)

Fundstelle/Bodenmilieu trocken

feucht

Freiburg-Opfingen (117) Hochstadt-Oberhochstadt (118) Landshut-Hascherkeller (119) Landau i. d. Pfalz-Arzheim (120) Bad Säckingen (121) Impflingen (122) Kelheim-Weltenburg (123) Meckenheim (124) Bad Urach (125) Bad Urach (126) Bad Urach (127) Pfungstadt-Eschollbrücken (128) Zeiskam (129) Alzey-Dautenheim (130) Leingarten-Großgartach (131) Bad Reichenhall-Karlstein (132) Bad Urach (132 A) Geiselhöring (133) Heilbronn-Neckargartach (134) Mühlheim a. d. Donau-Stetten (135) Vogtsburg i. KaiserstuhlBurkheim a. Kaiserstuhl (136) Bad Buchau (137) Heilbronn-Neckargartach (138) Vogtsburg i. KaiserstuhlBurkheim a. Kaiserstuhl (139) Bad Kreuznach (140) Bad Nauheim (141) Bad Reichenhall-Karlstein (142) Bad Reichenhall-Karlstein (143) Bad Säckingen (144) Bad Urach (145) Bad Urach (146)

Feuchtbodensiedlung

101 Zustand der Gießformen Fragment(e)

Hälfte

komplett

Der Fundstoff

102

Fundort (Kat.-Nr.)

Fundstelle/Bodenmilieu trocken

feucht

Zustand der Gießformen Fragment(e)

Hälfte

komplett

Bad Urach (147) Bad Urach (148) Bad Urach (149) Bad Urach (149 A) Bad Urach (149 B) Ehingen (150) Fellbach (151)

k. A.

Friedberg (152) Friedberg (153) Friedelsheim (154) Geiselhöring (155) Geiselhöring (156) Geiselhöring (157) Günzburg-Reisensburg (158 A) Günzburg-Reisensburg (158 B) Heilbronn-Neckargartach (159) Impflingen (160) Kallmünz (161) Mintraching (162) Ludwigsburg-Pflugfelden (163) Ludwigsburg-Pflugfelden (164) Mühlheim a. d. Donau-Stetten (165) Offenbach am Main-Bieber (166) Seinsheim und IppesheimBullenheim (167) Tauberbischofsheim (168) Vogtsburg i. Kaiserstuhl-Burkheim a. Kaiserstuhl (169) Vogtsburg i. Kaiserstuhl-Burkheim a. Kaiserstuhl (170) Wiesthal (171)

unbekannt

Ansprache unsicher

Tab. 15. Gießformen aus Stein. Bodenmilieu der Fundstelle und Erhaltungszustand der Gießformen

Gießformen aus Stein

103

Den Gebrauch der Gießform aus Lettenkohlensandstein belegen offensichtlich die z. T. intensiven Verfärbungen auf der Gesteinsoberfläche.5 Zu unterscheiden ist zwischen markant schwarzen Verfärbungen6, die zumeist entlang der Negativränder auftreten, und deutlich schwächer ausgeprägten, rötlichen Verfärbungen, die eindeutig auf Hitzeeinwirkung zurückzuführen sind. Ebenso wie die Eingussbereiche auf den Stirnseiten weisen sämtliche Schwertnegative und das Barrennegativ mehr oder weniger starke Verfärbungen auf. Die mehrseitig verwendbare Gießform Nr. 23 diente zuletzt wohl zur Fertigung von drei verschiedenen Schwertern. Ein viertes Schwertnegativ auf Formhälfte 1 wurde nahezu vollständig abgeschliffen und die entsprechende Formseite nachträglich mit einem Negativ für einen stabförmigen Barren versehen (Taf. 14). Möglicherweise bildete die verlorene Formseite C auf Formhälfte 2 das entsprechende Gegenstück für dieses Schalenpaar. Eindeutig aufeinander bezogen sind Negativ C auf Formhälfte 1 (Taf.13) und Negativ D auf Formhälfte 2 (Taf. 17). Ein weiteres Schalenpaar bildet Negativ A auf Formhälfte 1 (Taf. 11) zusammen mit Negativ B auf Formhälfte 2 (Taf. 16). In beiden Kokillen konnten Schwerter hergestellt werden, die jeweils über die Griffangel gegossen worden sind. Negativ D auf Formhälfte 2 (Taf. 17) ist am Rand über eine Länge von etwa 5 cm ausgebrochen. Verfärbungen entlang der Bruchkante lassen vermuten, dass dies wahrscheinlich während des Gebrauchs geschah (Die Verfärbungen sind heute weitgehend durch die moderne Restaurierung abgedeckt und daher kaum noch sichtbar). Auch Negativ A auf Formhälfte 1 (Taf. 11) ist am äußeren Rand über eine Länge von ca. 6 cm beschädigt. Weil sich Bronze beim Abkühlen zusammenzieht, lösten sich die fehlenden Teile der geschliffenen Gesteinsoberfläche möglicherweise beim Herauslösen des erkaltenden Gussstücks. Das komplementäre Negativ B auf Formhälfte 2 (Taf. 16) ist sogar der Länge nach zerbrochen und nur zur Hälfte erhalten. Beide Negativpaare wären im vorliegenden Zustand nicht mehr zur Herstellung von Schwertern zu gebrauchen gewesen. Auch Negativ A auf Formhälfte 2 (Taf. 15) diente zur Fertigung eines Schwertes. Der Einguss erfolgte im Gegensatz zu den beiden zuvor beschriebenen Negativpaaren jedoch nicht über die Griffzunge sondern über die Klingenspitze. Computergestützte Simulationen zum Guss urnenfelderzeitlicher Vollgriffschwertklingen konnten zeigen, dass bei einem Einguss über die Griffzunge Porositäten und Lunkerbildung verstärkt im oberen Drittel der Klinge, also in dem Bereich unterhalb des Heftes auftreten.7 Dadurch konnten die Schwerter bei mechanischer Belastung in diesem schwächsten Bereich leicht brechen. Möglicherweise waren den bronzezeitlichen Metallverarbeitern diese Zusammenhänge bekannt, weswegen in einigen Fällen der Guss alternativ über die Klingenspitze erfolgte. Negativ A auf Formhälfte 2 (Taf. 15) zeigt deutliche Gebrauchsspuren in Form von Verfärbungen. Das wahrscheinlich zugehörige Negativ B auf Formhälfte 1 (Taf. 12) ist jedoch nicht mehr vorhanden. Tiefe, parallel verlaufende Kratzspuren legen die Vermutung nahe, dass es weitgehend abgeschliffen wurde, wodurch heute u. a. nur noch der Rest eines Eingusstrichters, sowie Spuren eines ehemals vorhandenen Negativs erkennbar sind. Von den vier Bohrungen für Passstifte lassen sich drei (ausgenommen die angefangene Bohrung) mit den entsprechenden Gegenstücken im Bereich der Griffplatte von Negativ A auf Formhälfte 2 zur Deckung bringen. Dies kann als Indiz dafür gewertet werden, dass sich die beiden Negative ursprünglich tatsächlich aufeinander bezogen haben.

5 Verfärbungen sind auf den Tafelabbildungen durch schraffierte Flächen angegeben. 6 Ob es sich bei den Verfärbungen um Rückstände einer u. a. von P. Schauer (Schauer 1971, 1) erwähnten, intentionell aufge-

brachten Rußschicht handelt, kann allein durch makroskopische Betrachtung nicht sicher entschieden werden. 7 Eibner/Wald 1990, 38 ff.

104

Der Fundstoff

Nur das Negativ D für einen stabförmigen Barren auf Formhälfte 1 ist unbeschädigt und konnte genutzt werden (Taf. 14). Wiederum deuten intensive Verfärbungen des Gesteins vor allem entlang der Negativränder auf den Gebrauch. Ursprünglich trug auch diese Formfläche ein Negativ für eine Schwert. Dieses wurde jedoch entfernt und die Formfläche gründlich abgeschliffen. Erhalten blieben nur der Rest eines Eingusstrichters, sowie eine partielle rötliche Verfärbung des Gesteins, die deutlich über das Barrennegativ hinausgeht und eine Rekonstruktion als ehemalige Schwertgießform rechtfertigt. Auch die (durch das Abschleifen) relativ flache Bohrung für einen Passstift ist wohl der älteren Schwertgießform zuzuordnen, nicht zuletzt weil es zur Herstellung des Barrens nicht zwingend einer Gegenplatte bedurfte, die passgenau hätte fixiert werden müssen. Alternativ wäre auch eine Verwendung im „offenen Herdguss“ – zumindest theoretisch – möglich gewesen. 23. Heilbronn-Neckargartach, Gde. Heilbronn am Neckar, St. Heilbronn (kreisfrei), Baden-Württemberg; 0,5 km südwestlich von Neckargartach, Flur „Nordheimer Hohl“ (Parz. 4523) (1953). – Depot. 18 Formsteine unter einer rechteckigen Platte (L. 45 cm; Br. 36 cm; St. 5,5–9 cm) aus Buntsandstein (Tab. 7). Diese lag schräg in 30–35 cm Tiefe. Darunter befanden sich „sorgfältig nebeneinandergepackt“ die Gießformen (Nr. 23. 46. 65. 72–75. 87. 94. 134. 138. 159). – Zwei Formhälften einer Gießform aus Lettenkohlensandstein. Beide Formhälften tragen auf jeweils vier (Formhälfte 1) bzw. drei Seiten (Formhälfte 2) vollständig oder teilweise ausgearbeitete Negative. – Formhälfte 1 (Gew. ca. 17 kg): Negativ A für ein Schwert mit Griffzunge (Taf. 11). Einguss über die Griffzunge. Im Gegensatz zu Negativ C keine Abzugskanäle. Zwei kreisrunde Bohrungen für Passstifte. Negativ durch Abplatzung stark beschädigt; Formfläche B mit deutlichen Schleif- bzw. Kratzspuren (Taf. 12). Möglicherweise unfertiges oder misslungenes Schwertnegativ mit angefangenem Eingusstrichter. Zwei fertiggestellte und zwei angefangene Bohrungen für Passstifte; Negativ C für ein Schwert mit Griffzunge (Taf. 13). Beiderseits des Negativs jeweils 23 und 24 Abzugskanäle. Einguss über die Griffzunge. Zwei Bohrungen für Passstifte; Negativ D für einen stabförmigen Barren mit U-förmigem Profil (Taf. 14). Verfärbungen durch Hitzeeinwirkung weisen darauf hin, dass diese Passfläche ursprünglich ebenfalls mit einem Schwertnegativ versehen war. Rest einer durch Schleifen weitgehend abgetragenen Bohrung für einen Passstift. – Formhälfte 2 (Gew. ca. 9 kg): Negativ A für ein Griffplattenschwert (Taf. 15). Beiderseits des Negativs jeweils zahlreiche Abzugskanäle. Einguss über die Klingenspitze. Drei Bohrungen für Passstifte; Negativ B für ein Schwert mit Griffzunge (Taf. 16). Form der Länge nach auseinandergebrochen. Das Negativ blieb daher nur zur Hälfte erhalten. Einguss über die Griffzunge. Eine Bohrung für einen Passstift; Formfläche C zeigt lediglich eine

(möglicherweise leicht überschliffene) Bruchfläche (o. Abb.); Negativ D für ein Schwert mit Griffzunge (Taf. 17). Beiderseits des Negativs jeweils zahlreiche Abzugskanäle. Einguss über die Griffzunge. Zwei Bohrungen für Passstifte. – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig (mit Ausnahme des Negativs für einen stabförmigen Barren). Insbesondere im Bereich der Negative und der Eingusspartien teilweise intensiv schwarz verfärbt. Formhälfte 1: Deutliche Schleif-/Kratzspuren auf Formfläche B; Formhälfte 2: Formstein der Länge nach zersprungen. Dadurch ging wahrscheinlich ein auf Formfläche C ursprünglich vorhandenes Negativ vollständig verloren. Das Negativ auf Formfläche B ist dementsprechend nur zur Hälfte erhalten. Formstein zusätzlich wohl während des Gebrauchs knapp unterhalb der Mitte und quer zum Verlauf der Negative in zwei Teile zerbrochen. – Beifunde: Gießform für drei Stielpfeilspitzen und einen unbestimmten Gegenstand (Nr. 46); Gießform für einen Tüllenhammer (Nr. 65); Gießform für eine Sichel der Typengruppe Auvernier, Typ Karlstein (PBF XVIII, 2 [Primas] Nr. 1536) (Nr. 72); Gießform für eine Sichel der Typengruppe Boskovice, Typ Mainz (PBF XVIII, 2 [Primas] Nr. 1458) (Nr. 73); Deckplatte einer Sichelgießform (PBF XVIII, 2 [Primas] Nr. 2039) (Nr. 74); Gießform für eine Sichel der Typengruppe Boskovice, wohl Typ Mimmenhausen (PBF XVIII, 2 [Primas] Nr. 1501) (Nr. 75); Gießform für ein Griffdornmesser (PBF VII, 6 [Hohlbein] Nr. 1288) (Nr. 87); Gießform für ein Griffdornmesser und einen stabförmigen Barren (PBF VII, 6 [Hohlbein] Nr. 1289) (Nr. 94); Gießform für zwei stabförmige Barren (Nr. 134); Gießform für einen Gusskern (Nr. 138); quaderförmiger Stein mit Gebrauchs-/Bearbeitungsspuren (Rohplatte?) (Nr. 159). – Stufe Ha B 3. – Mus. Stuttgart (54/20 a I u. II). – Paret 1954, 7 f. Taf. 6, 1. 2; 1955, 35–39 Taf. 3–5; Urbon 1959; Schauer 1971, 186 Nr. 550 Taf. 86, 550 a–d; Dehn 1972, 99; Stein 1979, 114 Nr. 277.

Gießformen aus Stein

105

Zeitstellung: Schwerter, die denjenigen aus den Negativen der Gießform von Heilbronn-Neckargartach entsprechen, sind bisher im Arbeitsgebiet unbekannt.8 Das umfangreiche Depot lässt sich als geschlossener Fund jedoch u. a. anhand der Gießformen für eine Zungensichel der Typengruppe Auvernier, Typ Karlstein (Nr. 72), eine Zungensichel der Typengruppe Boskovice, Typ Mainz (Nr. 73), sowie eine Zungensichel der Typengruppe Boskovice, die wahrscheinlich dem Typ Mimmenhausen zuzuweisen ist (Nr. 75), chronologisch ansprechen und der Endphase der Urnenfelderzeit (Stufe Ha B 3 zuordnen. Auch die beiden Gießformen mit Negativen für späturnenfelderzeitliche Griffdornmesser mit Krückenklinge vom Typ Wien-Leopoldsberg-Baumgarten (Nr. 87) und Typ Ilmendorf (Nr. 94) lassen sich problemlos dieser Zeitstellung zuweisen.9 Vergleichsfunde: Aus dem Nordischen Kreis der Bronzezeit sind bisher sechs Gießformen für Schwerter bekannt. Diese bestehen jedoch sämtlich nicht aus Stein, sondern aus keramischem Material.10 Dass Schwerter sogar in zweischaligen Formen aus keramischem Material gefertigt wurden, belegt eine Gießform von Flemløse, Båg hd. (Odense amt, Dänemark). Zwei längliche Passzapfen, denen auf der zweiten Formhälfte entsprechende Bohrungen zugeordnet waren, verhinderten ein Verrutschen der beiden Formhälften. Ein Funktionsprinzip, das im Arbeitsgebiet bisher ausschließlich an zweischaligen Gießformen aus Bronze zu beobachten ist. Gießformen für urnenfelderzeitliche Schwerter stammen außerdem von La Pianta in Font, Kanton Fribourg (Schweiz).11 Sie dienten zur Fertigung von jungurnenfelderzeitlichen Griffzungenschwertern, Typ Locras. Ein weiterer Vergleichsfund ist von Piverone (Piemont, Italien) bekannt. Es handelt sich um eine zweiteilige Gießform für Schwerter, Typ Erbenheim, aus Steatit.12 Ebenso wie an einigen Negativen der Form von Heilbronn-Neckargartach, dienten auch an dieser nahezu vollständig erhaltenen, zweischaligen Gießform 55 feine Kanäle zur Entlüftung. Entsprechende Kanäle sind auch an einer der beiden vollständig erhaltenen Gießformen aus der Umgebung von Chudleigh Knighton (Devon, England) zu beobachten.13 Die Schwertklingen wurden in diesen Formen nicht vom Heft, sondern wie im Fall von Negativ A auf Formhälfte 2 von Heilbronn-Neckargartach von der Klingenspitze aus gegossen. Auch an einem weiteren Gießformfragment von Lanlivery, Cornwall, ist neben der Entlüftung über feine Kanäle der Einguss über die Klingenspitze belegt.14 Gießformen für Dolche

Fünf Gießformen aus dem Arbeitsgebiet tragen insgesamt fünf Negative für Dolche15 (Tab. 16).16 Erhalten sind zwei Negative für Dolche mit Griffplatte (Nr. 26. 27), einen Dolch mit Rahmengriff (Nr. 35) sowie einen Stabdolch(?) (Nr. 24) und einen Miniaturdolch (Nr. 25).17 Die Gießformen von Schauer 1971, 185 f. Hohlbein 2016, 346 f. 10 Jantzen 2008, 57 ff. Nr. 1–6. 11 Schauer 1971, 177 Nr. 527 Taf. 79, 527. 12 Bianco Peroni 1970, Taf. 25, 168–170. 13 Pearce 1983, 447 Nr. 263 Taf. 101. 102. 134. 14 Ebd. 413 Nr. 80 Taf. 9. 15 Zur typologischen Abgrenzung von Dolch/Kurzschwert: Schwenzer 2004, 3. 16 Aus der Siedlung von Bad Reichenhall-Karlstein ist außerdem ein bearbeiteter, flacher Sandstein mit leicht geschwungenen Rillen (Nr. 142) bekannt, dessen Funktion jedoch zwei8

9

felhaft ist. Unter Vorbehalt wurde dieser von M. Menke „als Fragment einer nicht mehr vollendeten Schalenform“ angesprochen, „in der u. U. trianguläre Dolchklingen mit flachen Verstärkungsrippen gegossen werden sollten“ (Menke 1968, 73); dazu kritisch: Wels-Weyrauch 2015, 45 Anm. 4. 17 Ein Gießformfragment (Nr. 161) mit unbekannter Zeitstellung ist als Lesefund von der Höhensiedlung auf dem Schlossberg bei Kallmünz überliefert. Vom Negativ ist lediglich eine Klingenspitze mit schwach ausgeprägtem Mittelgrat erhalten. Dass auch diese Gießform zur Fertigung von Dolchen diente, ist zwar wahrscheinlich, aber nicht sicher zu klären (Sandner 2005, 162 ff.).

Der Fundstoff

106

Negativ

Heilbronn-Neckargartach (23)

(3)

Bad Reichenhall-Karlstein (24) Stuttgart-Zuffenhausen (25) Leiblfing (26) Vohburg a. d. DonauOberdünzing (27) Bad Urach (28) Burgkirchen a. d. AlzMargarethenberg (29) Ehingen (30) Meckenheim (31) Neckartailfingen (32) Bad Urach (33) Bad Urach (34) Burgkirchen a. d. AlzMargarethenberg (35) Bad Urach (36)

(5)

Besigheim (37)

(3)

Geiselhöring (38)

(4)

Geiselhöring (39)

(2)

Landshut (40)

(2)

Meckenheim (41)

(4)

Riesbürg (42)

(2)

Vogtsburg i. KaiserstuhlBurkheim a. Kaiserstuhl (43) Wallhausen (44)

(3)

Bad Urach (45)

(2)

Heilbronn-Neckargartach (46)

(3)

Ammerbuch-Reusten (47) Bad Reichenhall-Karlstein (48) Bad Urach (49) Bischbrunn (50)

Meißel

Tüllenhammer

Lappenbeil

Absatzbeil

Randleistenbeil

Pfeilspitze

Geräte Lanzenspitze

Stabdolch

Dolch

Schwert

Fundort (Kat.-Nr.)

Miniaturdolch

Waffen

unbest. Objekt

Zierscheibe (?)

„Rad“

Gusskern

Schmuck/Tracht Barren: stab-( )/ beilförmig ( )

Nagelstift(?)

Ringstab(?)

kleiner Ring

Fingerring

Nadel

Geräte

Anhänger

Rasiermesser

Messer

Sichel

Gießformen aus Stein 107

Negativ Sonstige

(2)

(2)

Der Fundstoff

108

Negativ

Feldafing (51) Fundort unbekannt (52) SchenklengsfeldLandershausen (53) Vilshofen a. d. DonauPleinting (54) Wiesbaden-Schierstein (55) Willanzheim-Hüttenheim (56)

(2)

Werbach-Wenkheim (57) Bischbrunn (58) Runkel-Ennerich (59) Rüsselsheim-Bauschheim (59a) Eltville (60) Altenbamberg (61) Willanzheim-Hüttenheim (62) Werbach-Wenkheim (63) Bad Urach (64) Heilbronn-Neckargartach (65) Münster (66) Bodman-Ludwigshafen (67) Friedberg (68) Bad Urach (69) Bad Urach (70) Bürstadt-Riedrode (71) Heilbronn-Neckargartach (72) Heilbronn-Neckargartach (73) Heilbronn-Neckargartach (74) Heilbronn-Neckargartach (75) Kleinlangheim (76)

(2)

Meißel

Tüllenhammer

Lappenbeil

Absatzbeil

Randleistenbeil

Pfeilspitze

Geräte Lanzenspitze

Stabdolch

Dolch

Schwert

Fundort (Kat.-Nr.)

Miniaturdolch

Waffen

(2) (2)

unbest. Objekt

Zierscheibe(?)

„Rad“

Gusskern

Schmuck/Tracht Barren: stab-( )/ beilförmig ( )

Nagelstift(?)

Ringstab(?)

kleiner Ring

Fingerring

Nadel

Geräte

Anhänger

Rasiermesser

Messer

Sichel

Gießformen aus Stein 109

Negativ Sonstige

Der Fundstoff

110

Negativ

Salching (77) Ehingen (78) Dietfurt (79) Preist (80) Bad Urach (81) Bad Urach (82) Bad Urach (83) Bad Urach (84) Eching-Haunwang (85) Fundort unbekannt (86) Heilbronn-Neckargartach (87) Hochstadt-Oberhochstadt (88) Kobern-Gondorf (89) Landshut (90) Meckenheim (91) Veringenstadt (92) Bad Urach (93) Heilbronn-Neckargartach (94) Alten-Buseck (95) Dreieich-Offenthal (96) Kürnach (97) Meckenheim (98) Meckenheim (99) Neckarwestheim (100) Wiesbaden-Biebrich (101) Künzing-Bruck (102) Friedberg (103) Blaubeuren (104) Bad Buchau (105) Altenbamberg (106)

Meißel

Tüllenhammer

Lappenbeil

Absatzbeil

Randleistenbeil

Pfeilspitze

Geräte Lanzenspitze

Stabdolch

Dolch

Schwert

Fundort (Kat.-Nr.)

Miniaturdolch

Waffen

(2)

(2)

(2)

(2)

(3)

(2)

(2)

unbest. Objekt

Zierscheibe(?)

„Rad“

Gusskern

Schmuck/Tracht Barren: stab-( )/ beilförmig ( )

Nagelstift(?)

Ringstab(?)

kleiner Ring

Fingerring

Nadel

Geräte

Anhänger

Rasiermesser

Messer

Sichel

Gießformen aus Stein 111

Negativ Sonstige

Der Fundstoff

112

Negativ

Bad Staffelstein-Romansthal (107) Bessenbach-Straßbessenbach (108) Creglingen-Waldmannshofen (109) Ehingen (110) Ehingen (111) Großlangheim (112) Langenselbold (113) Ludwigsburg-Pflugfelden (114) Bad Säckingen (115) Aufstetten (116) Freiburg-Opfingen (117) Hochstadt-Oberhochstadt (118) Landshut-Hascherkeller (119) Landau i. d. Pfalz-Arzheim (120) Bad Säckingen (121) Impflingen (122) Kelheim-Weltenburg (123) Meckenheim (124) Bad Urach (125) Bad Urach (126) Bad Urach (127) Pfungstadt-Eschollbrücken (128) Zeiskam (129) Alzey-Dautenheim (130) Leingarten-Großgartach (131) Bad Reichenhall-Karlstein (132)

(2)

Meißel

Tüllenhammer

Lappenbeil

Absatzbeil

Randleistenbeil

Pfeilspitze

Geräte Lanzenspitze

Stabdolch

Dolch

Schwert

Fundort (Kat.-Nr.)

Miniaturdolch

Waffen

(2)

(5)

unbest. Objekt

Zierscheibe(?)

„Rad“

Gusskern

Schmuck/Tracht Barren: stab-( )/ beilförmig ( )

Nagelstift(?)

Ringstab(?)

kleiner Ring

Fingerring

Nadel

Geräte

Anhänger

Rasiermesser

Messer

Sichel

Gießformen aus Stein 113

Negativ Sonstige

(9)

(3)

(3) (5)

(3)

(5)

(2)

(2)

(2)

(14)

(3)

(2)

(2)

(2)

(2?)

Der Fundstoff

114

Negativ

Bad Urach (132 A) Geiselhöring (133) Heilbronn-Neckargartach (134) Mühlheim a. d. DonauStetten (135) Vogtsburg i. KaiserstuhlBurkheim a. Kaiserstuhl (136) Bad Buchau (137) Heilbronn-Neckargartach (138) Vogtsburg i. KaiserstuhlBurkheim a. Kaiserstuhl (139) Bad Kreuznach (140) Bad Nauheim (141) Bad Reichenhall-Karlstein (142) Bad Reichenhall-Karlstein (143) Bad Säckingen (144) Bad Urach (145) Bad Urach (146) Bad Urach (147) Bad Urach (148) Bad Urach (149) Bad Urach (149 A) Bad Urach (149 B) Ehingen (150) Fellbach (151) Friedberg (152) Friedberg (153) Friedelsheim (154) Geiselhöring (155) Geiselhöring (156) Geiselhöring (157)

Meißel

Tüllenhammer

Lappenbeil

Absatzbeil

Randleistenbeil

Pfeilspitze

Geräte Lanzenspitze

Stabdolch

Dolch

Schwert

Fundort (Kat.-Nr.)

Miniaturdolch

Waffen

unbest. Objekt

Zierscheibe(?)

„Rad“

Gusskern

Schmuck/Tracht Barren: stab-( )/ beilförmig ( )

Nagelstift(?)

Ringstab(?)

kleiner Ring

Fingerring

Nadel

Geräte

Anhänger

Rasiermesser

Messer

Sichel

Gießformen aus Stein 115

Negativ Sonstige

(5)

(2)

(2)

(3?)

(4)

(2)

(2)

(4)

Der Fundstoff

116

Negativ

Meißel

Tüllenhammer

Lappenbeil

Absatzbeil

Randleistenbeil

Pfeilspitze

Geräte Lanzenspitze

Stabdolch

Dolch

Schwert

Fundort (Kat.-Nr.)

Miniaturdolch

Waffen

Günzburg-Reisensburg (158 A) Günzburg-Reisensburg (158 B) Heilbronn-Neckargartach (159) Impflingen (160) Kallmünz (161) Mintraching (162) Ludwigsburg-Pflugfelden (163) Ludwigsburg-Pflugfelden (164) Mühlheim a. d. DonauStetten (165) Offenbach am Main-Bieber (166) Seinsheim und IppesheimBullenheim (167) Tauberbischofsheim (168) Vogtsburg i. Kaiserstuhl-Burkheim a. Kaiserstuhl (169) Vogtsburg i. Kaiserstuhl-Burkheim a. Kaiserstuhl (170) Wiesthal (171)

verschollen/keine Beschreibung überliefert

Tab. 16. Gießformen aus Stein. Spektrum der Negative

Bad Reichenhall-Karlstein (Nr. 24) und Stuttgart-Zuffenhausen (Nr. 25) waren ursprünglich jeweils wohl nur mit einem Negativ versehen. Einige Formsteine tragen zusätzlich Negative für Lanzenspitzen (Nr. 35), Meißel (Nr. 35) und unbestimmte Objekte (Nr. 27). Unbestimmt ist auch ein zweites, ebenfalls stark beschädigtes Negativs auf Breitseite 2 der Gießform von Leiblfing (Nr. 26). Möglicherweise handelte es sich auch in diesem Fall um ein Negativ zum Guss einer Lanzenspitze. Fundumstände: Gießformen für Dolche liegen als Depot-, Siedlungs- und Einzelfunde vor. Die Mehrzweckgießform von Burgkirchen a. d. Alz-Margarethenberg (Nr. 35) ist Bestandteil eines Depotfundes (s. S. 46). Fundumstände und -zusammensetzung dieses Altfundes sind allerdings nicht gesichert. Um Siedlungsfunde handelt es sich bei den Formen von Bad Reichenhall-Karlstein (Nr. 24) und Vohburg a. d. Donau-Oberdünzing (Nr. 27). Die Gießformen von Stuttgart-Zuffen-

Gießformen aus Stein

117

Negativ

unbest. Objekt

Zierscheibe(?)

„Rad“

Gusskern

Barren: stab- ( )/ beilförmig ( )

Nagelstift(?)

Ringstab(?)

Sonstige kleiner Ring

Fingerring

Nadel

Anhänger

Schmuck/Tracht Rasiermesser

Messer

Sichel

Geräte

(9)

(4)

(3) (2) (3)

verschollen/keine Beschreibung überliefert

Ansprache unsicher

( ) Anzahl der Negative

hausen (Nr. 25) und Leiblfing (Nr. 26) wurden als Einzel- bzw. Lesefunde ohne Fundzusammenhang geborgen.18 Funktion: Die Gießformen für Dolche sind überwiegend stark beschädigt und zeigen lediglich einen Klingenausschnitt (Nr. 24. 25. 26) bzw. einen Rahmengriff mit Ringöse (Nr. 27). Durch den schlechten Erhaltungszustand wird die Ansprache der Negative erschwert und ist in den meisten Fällen mit einigen Unsicherheiten behaftet. Besonders schlecht erhalten ist die Gießform für eine potenzielle Stabdolchklinge von Bad Reichenhall-Karlstein (Nr. 24), auf der das untere Drittel mit der Klingenspitze 18 Außer der Gießform (Nr. 25) wurden „Scherben“ und „Wandlehm“ von demselben Flurstück geborgen (Fundber. Schwaben N. F. 3 [1924–1926] 1926, 40).

118

Der Fundstoff

und der Heftabschluss fehlen.19 Ein komplettes Negativ findet sich nur auf der vollständigen Formhälfte einer ehemals zweischaligen Gießform aus dem Depotfund von Burgkirchen a. d. Alz-Margarethenberg (Nr. 35). Sie diente zur Herstellung eines Griffzungendolches, welcher der Form Bergrheinfeld nach U. Wels-Weyrauch ähnelt.20 Entsprechende Dolchklingen sind vor allem in der oberpfälzischen Gruppierung21 und deren Nachbarregionen vertreten.22 Zwei weitere Exemplare wurden am mittleren Verlauf des Mains gefunden. Die Negative auf den Gießformen von Stuttgart-Zuffenhausen (Nr. 25) und Leiblfing (Nr. 26) stehen hingegen Miniaturdolchen der Form Schönfeld23 bzw. zweinietigen Dolchen der Form See24 nahe. Dolche der Form See sind bisher nur aus der Oberpfalz sowie vom Oberlauf des Mains (ein Exemplar) bekannt.25 In den Gießformen von Bad Reichenhall-Karlstein (Nr. 24), Stuttgart-Zuffenhausen (Nr. 25), Leiblfing (Nr. 26) und Burgkirchen a. d. Alz-Margarethenberg (Nr. 35) wurden Dolchklingen gegossen, die erst nachträglich mit einem separat gefertigten Griff verbunden worden sind. Die dazu notwendigen Nietlöcher waren offensichtlich nicht bereits im Negativ angelegt, sondern wurden später angebracht. Bei sämtlichen Gießformen für Dolche ist vom Guss in bifazialen, zweischaligen Formen auszugehen. Dafür sprechen u. a. die deutlich erkennbaren Mittelgrate auf den Klingen von Bad Reichenhall-Karlstein (Nr. 24) und Burgkirchen a. d. Alz-Margarethenberg (Nr. 35). Eine flache Bohrung für einen Passstift, der dazu diente, zwei Formhälften gegen ein Verrutschen zu sichern, findet sich jedoch lediglich auf der Gießform von Stuttgart-Zuffenhausen (Nr. 25). Material/Gebrauchsspuren: Bis auf eine Ausnahme bestehen sämtliche Gießformen aus Sandstein. Lediglich die Form von Bad Reichenhall-Karlstein (Nr. 24) wurde aus Glimmerschiefer gefertigt. Die Gießformen von Bad Reichenhall-Karlstein (Nr. 24) und Burgkirchen a. d. Alz-Margarethenberg (Nr. 35) zeigen intensive Verfärbungsspuren im gesamten Negativ und im Eingussbereich (Nr. 35). Etwas schwächer ausgeprägt, aber immer noch deutlich erkennbar, sind die dunklen Verfärbungsspuren im Negativ und im Eingussbereich (Stirnseite 1) der Gießform von Stuttgart-Zuffenhausen (Nr. 25). Jedoch fällt auf, dass der vermeintliche „Mittelgrat“ in der Klingenmitte, der sich als rillenförmige Vertiefung ansatzlos auf Stirnseite 1 und Breitseite 2 fortsetzt, keine entsprechende Verfärbung aufweist. Dasselbe gilt auch für die flache Bohrung für einen Passstift im Randbereich des Negativs. Möglicherweise wurden die Bohrung und der „Mittelgrat“ erst im Zuge einer Überarbeitung auf dem Formstein angebracht und stehen in keinem funktionalen Zusammenhang mit dem Negativ. Auf den Gießformen von Leiblfing (Nr. 26) und Vohburg a. d. Donau-Oberdünzing (Nr. 27) sind makroskopisch keine Verfärbungsspuren zu erkennen.26 Keine der Gießformen für Dolche ist noch gebrauchsfähig. Besonders bemerkenswert ist eine Beschädigung im unteren Teil des erhaltenen Negativs auf der Gießform von Bad Reichenhall-Karlstein (Nr. 24). Bereits M. Menke wies darauf hin, „daß beim Guß an dieser Stelle eine höckerartige Verdikkung entstand, die nach Erkalten des Rohlings abgearbeitet werden mußte“.27 Intensive Verfärbungsspuren, die auch im Bereich der Schadstelle vorhanden sind, lassen vermuten, dass die Gießform tatsächlich trotz der erheblichen Beeinträchtigung weiter genutzt worden ist. In diesem Fall hätten die bronzezeitlichen Handwerker eine entsprechend arbeitsintensive Nachbearbeitung der produzierten Rohlinge offenbar billigend in Kauf genommen. Wels-Weyrauch 2015, 76. Ebd. 108 f. 21 Ebd. 10. 22 Ebd. Taf. 52, A. 23 Ebd. 39 ff. – Ein Verbreitungsschema für Miniaturdolche der Form Schönfeld ist bisher nicht erkennbar. 24 Ebd. 91 f. 19

20

Ebd. 11 Taf. 50, B. Die Beschreibung der Gebrauchsspuren auf der Gießform von Vohburg a. d. Donau-Oberdünzing (Nr. 27) wurde anhand einer Photographie (Bildstelle BLfD) der mit Negativ versehenen Breitseite 1 vorgenommen. 27 Menke 1968, 70. 25

26

Gießformen aus Stein 24. Bad Reichenhall-Karlstein, Lkr. Berchtesgardener Land, Oberbayern; Burgberg bei Karlstein. Fundstelle etwa 50 m oberhalb der Talsohle am Hang gelegen (ca. 1906). – Siedlungsfund. „Wohnstätte VII“ (nach Wels-Weyrauch 2015). Aus demselben Befund liegen laut Grabungsbericht u. a. verschiedene Bronzeobjekte (Nadeln, Spiralring), sowie „Punzen“ und „viele geschmolzene Bronzestücke“ vor. Weitere Hinweise auf Bronzemetallurgie aus dem Siedlungsbereich. Insgesamt fünf Gießformen (Tab. 5) (Nr. 24. 48. 132. 142. 143). – Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus Glimmerschiefer. Breitseite 1: Negativ wohl für einen Stabdolch (?) (nach Wels-Weyrauch 2015); St. 1,2 cm (Taf. 18, 24). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negativ unvollständig und deutlich verfärbt. – Mus. Bad Reichenhall (3390). – Altbayer. Monatsschr. 7, 1908, 128; Behrens 1916, 22 Nr. 74; Hachmann 1957, Nr. 491 Taf. 48, 16; Menke 1968, 69 f. Taf. 20, 4; Möslein 1996,

119

59 ff. Nr. 90 Taf. 87, 22; Wels-Weyrauch 2015, 76 Nr. 176 Taf. 16, 176. 25. Stuttgart-Zuffenhausen, St. Stuttgart (kreisfrei), Baden-Württemberg; Flur Spitalwald, 300 m südsüdöstlich vom Neuwirtshaus (1920er Jahre). – Einzelfund. – Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus braunrotem Sandstein. Breitseite 1: Negativ für einen Miniaturdolch der Form Schönfeld(?) (nach Wels-Weyrauch). Eine flache Bohrung für einen Passstift (wohl kein funktionaler Zusammenhang mit dem Negativ). Eine rillenartige Vertiefung in der Mitte des Negativs. Diese setzt sich auf Stirnseite 1 und Breitseite 2 fort (wohl ebenfalls kein funktionaler Zusammenhang mit dem Negativ); St. 1,8 cm; Gew. 44 g (Taf. 18, 25). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negativ unvollständig. Negativ und Eingussbereich auf Stirnseite 1 verfärbt. – Mus. Stuttgart (A 1893). – Fundber. Schwaben N. F. 3, 1924–26 (1926) 40 Abb. 16.

Gießform für einen Dolch mit Griffplatte und eine Lanzenspitze(?) 26. Leiblfing, Lkr. Straubing-Bogen, Niederbayern; nördlich der Kapelle von Haidersberg (1976) – Einzelfund. – Fragment einer zweiseitig nutzbaren Formhälfte aus Sandstein. Breitseite 1: Negativ für einen Dolch der Form See(?) (nach Wels-Weyrauch 2015); Breit-

seite 2: teilweise erhaltenes Negativ für eine Lanzenspitze(?) (Taf. 18, 26). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negativ unvollständig. – BLfD Straubing-Bogen. – Schopper 1993/94, 30; Wels-Weyrauch 2015, 92 Nr. 286 a.

Gießform für einen Dolch mit Rahmengriff sowie zwei Gegenstände mit unbekannter Funktion 27. Vohburg a. d. Donau-Oberdünzing, Lkr. Pfaffenhofen a. d. Ilm, Oberbayern; Neubaugebiet „Stein- und Ziegelfeldstraße“. Auf einer Anhöhe nördlich der Donau (2006). – Siedlungsfund. (Siedlungs-)Grube (Befund 9). Siedlungsspuren des Neolithikums sowie der frühen und mittleren Bronzezeit. Weitere Hinweise auf Bronzemetallurgie aus dem Siedlungsbereich (Tab. 5). – Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus Sandstein. Breitseite 1: insgesamt drei Negative mit se-

paraten Eingusskanälen. Ein Negativ zur Herstellung eines Dolches mit Ringöse und Rahmengriff (nach WelsWeyrauch 2015). Zwei Negative für unbestimmte Objekte (Taf. 18, 27). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negative unvollständig. Formframent aus sechs anpassenden Bruchstücken zusammengesetzt. – BLfD, ehem. Dienststelle Ingolstadt. – Niemela 2007, 42–43 Abb. 50; Wels-Weyrauch 2015, 117 Nr. 493.

Zeitstellung: Als Einzelfund ist die Gießform von Stuttgart-Zuffenhausen (Nr. 25) nur über das stark beschädigte Negativ zu datieren, das den Miniaturdolchen der Form Schönfeld nach Wels-Weyrauch ähnelt.28 Weil auch entsprechende Dolche bisher nur als Lesefunde vorliegen, bleibt deren Zeitstellung unklar. Metallanalysen (Kupfersorte B 2) legen jedoch eine Zuweisung in die Frühbronzezeit nahe.29

28

Wels-Weyrauch 2015, 39 ff.

Der Fundstoff

120

Klingenformen, die dem Negativ von Bad Reichenhall-Karlstein (Nr. 24) ähneln, datieren an den Übergang von der frühen zur mittleren Bronzezeit (Stufe Bz A 2/Stufe Bz B).30 Eine solche Zuordnung wird durch weitere Funde aus der Siedlung gestützt, darunter auch eine Gießform für ein Langquaidbeil (Nr. 48) (Langquaid II Variante Koblach, nahestehend), sowie eine Gießform für einen beilförmigen Barren(?) vom Typ Niederosterwitz (Nr. 132).31 Die Mehrzweckgießform aus dem Depot von Burgkirchen a. d. Alz-Margarethenberg (Nr. 35) wurde aufgrund der Negative einer geschweiften Klinge für einen Griffzungendolch und einer Lanzenspitze von K. Pászthory und E. F. Mayer unter Bezug auf Vergleichsfunde ebenfalls als langquaidzeitlich angesprochen.32 Alternativ dazu beschrieb WelsWeyrauch das Dolch-Negativ – trotz einer erheblichen Größenabweichung und einer Fundlage (deutlich) außerhalb des (Haupt-)Verbreitungsgebiets – als Dolch der Form Bergrheinfeld, was wiederum eine Datierung in die Mittel- (Stufe Bz C 1) bzw. Späthügelgräberzeit (Stufe Bz C 2 [Stufe Asenkofen]) nahelegt.33 Das Gießformfragment von Leiblfing (Nr. 26) kann als Einzelfund nur über das stark beschädigte Negativ chronologisch eingeordnet werden. Wahrscheinlich handelt es sich um ein Negativ für Dolche mit deutlich profiliertem Klingenquerschnitt und zweinietiger Griffplatte, das dem mittelbronzezeitlichen Typ See nach Wels-Weyrauch entspricht.34 Wie schon bei der Gießform von Burgkirchen a. d. Alz-Margarethenberg (Nr. 35), so liegt auch in diesem Fall der Fundort der Gießform abseits der einzigen zwei bisher bekannten Fundorte entsprechender Dolche aus der Oberpfalz und dem Oberlauf des Mains.35 Die Siedlung von Vohburg a. d. Donau-Oberdünzing (Nr. 27) erbrachte Siedlungsspuren des Neolithikums, sowie der frühen und mittleren Bronzezeit. Das Negativ zur Herstellung eines Dolches mit Ringöse und Rahmengriff kann unter Berufung auf E. Gersbach der süddeutschen Stufe Bz D zugewiesen werden.36 Gießformen für Lanzenspitzen

Acht Gießformen aus dem Untersuchungsgebiet tragen acht Negative für Lanzenspitzen (Nr. 28–35) (Tab. 16).37 Fünf Formen dienten ausschließlich zur Herstellung dieses Waffentyps (Nr. 28–32). Ein Negativ auf Breitseite 2 der Mehrzweckgießform von Leiblfing (Nr. 26) ist stark beschädigt und daher nur unter Vorbehalt als mögliches Negativ für eine Lanzenspitze anzusprechen. Lediglich drei Formen zeigen zusätzlich Negative andere Objekte und dienten auch zum Guss von Dolchen (Nr. 35), Meißeln (Nr. 35) und stabförmigen Barren (Nr. 33. 34?). Fundumstände: Drei Gießformen von Runden Berg bei Bad Urach (Nr. 28. 33. 34) und eine weitere vom Hesselberg bei Ehingen (Nr. 30) wurden in Höhensiedlungen gefunden (Tab. 3). Eine der Gießformen vom Runden Berg bei Bad Urach (Nr. 33) stammt unmittelbar aus dem Bereich, der „Werkstatt 1“ (s. S. 30 f.). Zwei Gießformen von Burgkirchen a. d. Alz-Margarethenberg (Nr. 30. 35) und eine Gießform von Meckenheim (Nr. 31) gelten als Bestandteile von Depotfunden, die als Altfunde bereits im 19. Jahrhundert geborgen worden sind (s. S. 45 ff.). Der Depotfund von Burgkirchen a. d. Alz-Margarethenberg fällt zeitlich mit dem Beginn der Besiedlung auf der Kuppenfläche am Übergang der 29 30 31 32 33 34 35

Ebd. 43 f. Ebd. 71. 74. Pászthory/Mayer 1998, 45. Ebd. 164. Wels-Weyrauch 2015, 7. 89. Ebd. 91 f. Ebd. 91.

Ebd. 117. Darüber hinaus ist bei den zwei Gießformen von Leiblfing (Nr. 26) und Offenbach am Main-Bieber (Nr. 166) wegen des schlechten Erhaltungszustandes der jeweiligen Negative nicht mehr eindeutig zu entscheiden, ob auch sie zur Herstellung von Lanzenspitzen dienten. 36 37

Gießformen aus Stein

121

Früh- zur Mittelbronzezeit zusammen.38 Für diese Zeit ist Bronzeguss auch auf der Kuppenfläche des Margarethenbergs belegt.39 Bei der Gießform von Neckartailfingen (Nr. 32) handelt es sich um einen Einzelfund ohne Fundzusammenhang.40 Funktion: Sämtliche Gießformen für Tüllenlanzenspitzen aus dem Arbeitsgebiet dienten zum Guss im zweischaligen Verfahren.41 Hergestellt wurden zumeist Lanzenspitzen mit schmalem Blatt (Nr. 28. 31. 32–34). Der Einguss erfolgte stets über die Tülle. Ein eindeutiges Indiz für die Anwendung des zweischaligen Verfahrens sind Bohrungen für Passstifte auf den Formen von Meckenheim (Nr. 31), Neckartailfingen (Nr. 32) und Bad Urach (Nr. 33), sowie die Halterungen für Kernstifte zur Aussparung der Tüllen. Die Halterungen reichen jeweils durch das Negativ hindurch (Nr. 29. 31–33. 35). Mehrere Abzugskanäle, die vom Negativ zum äußeren Rand der Formfläche führen, wurden auf der bifazialen Gießform von Meckenheim (Nr. 31) jeweils rechts und links des Negativs angebracht. Auf den Gießformen von Meckenheim (Nr. 31) und Neckartailfingen (Nr. 32) befinden sich oberhalb des Tüllenmundes „unechte“ Abzugskanäle, in denen sich die beim Guss entstehenden Gase sammeln konnten. Während diese Kanäle auf der Form von Meckenheim noch innerhalb der Formfläche enden, wurden sie auf der Form von Neckartailfingen (wahrscheinlich nachträglich) verlängert und reichten schließlich – zumindest auf einer Seite des Negativs – bis nach außen. Material/Gebrauchsspuren: Sämtliche Gießformen für Lanzenspitzen bestehen aus Sandstein (Nr. 29. 30. 31. 35) bzw. Lettenkohlensandstein (Nr. 32)42 und Schilfsandstein (Nr. 28. 33. 34). Verfärbungsspuren sind nahezu ausnahmslos vorhanden (Nr. 29–32. 35).43 Nur auf der Gießform vom Runden Berg bei Bad Urach (Nr. 33) sind makroskopisch keine eindeutigen Hinweise auf thermische Einwirkung erkennbar. Allerdings ist die Form stark beschädigt, die Oberfläche der gesamten Formhälfte zudem stark verschliffen und verwittert. Der weiche Sandstein ist an den Bruchkanten stark verrundet, so dass davon auszugehen ist, dass sich die Originaloberfläche der Formhälfte nicht erhalten hat. Auch technische Details sind daher kaum sicher zu identifizieren. Deutliche Bearbeitungsspuren zeigen beide Außenseiten der in mehrere Teile zerbrochenen Formhälften von Meckenheim (Nr. 31) in Gestalt zahlreicher, mehrerer Zentimeter langer Rillen. Sie könnten durch eine Bearbeitung mit Meißeln hervorgerufen worden sein, die wohl von der Zurichtung oder Umarbeitung des Steins herrühren dürften. Ob die Form während des Gebrauchs zerbrach und auf den Außenseiten nicht vollständig überschliffen wurde, oder ob sie während der Umarbeitung bzw. der Einarbeitung eines zweiten Negativs auf den Außenseiten beschädigt wurde, kann heute nicht mehr entschieden werden. Formhälfte B weist zahlreiche Rillen auf der Außenseite auf und ist besonders stark fragmentiert. Zusätzlich ist diese Formhälfte wesentlich flacher als ihr Gegenstück und wurde deutlich weiter abgearbeitet. Formhälfte A ist hingegen nur in dem Bereich zerbrochen, in dem sich auch Bearbeitungsspuren finden. Keine der Gießformen für Lanzenspitzen ist mehr gebrauchsfähig. In drei Fällen ist jedoch zumindest eine Formhälfte vollständig erhalten (Nr. 29. 32. 33. 35). Nur die Gießform aus dem Depot von Meckenheim (Nr. 31) und der Einzelfund von Neckartailfingen (Nr. 32) sind als zweischalige GießforMaier/Winghart 1985, 63. Ebd. 40 Eine Nachgrabung an der Fundstelle der Gießform erbrachte „eine Kulturschicht mit unbestimmbaren Scherben und ein Bronzegußtröpfchen“ (Fundber. Schwaben N. F. 8, 1935, 60). 41 Zur Herstellung von Lanzenspitzen siehe den Beitrag von J.-H. Bunnefeld, in: Laux 2012, 158 ff. 38

39

42 O. Paret spricht im Gegensatz dazu von Schilfsandstein (Fundber. Schwaben N. F. 8, 1935, 60). 43 An zwei Gießformen vom Runden Berg bei Bad Urach (Nr. 28. 34) konnten keine Originalstudien durchgeführt werden.

Der Fundstoff

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men vollständig überliefert. Stark beschädigt ist u. a. die Gießform vom Runden Berg bei Bad Urach, von deren Negativ nur noch die Klingenspitze zu erkennen ist. Das Fragment wurde alternativ auch als Gießform für Pfeilspitzen angesprochen.44 Die Abmessungen des Negativs machen es im Vergleich jedoch wahrscheinlich, dass sie ebenfalls zum Guss von Lanzenspitzen diente. Auch die Gießform vom Hesselberg ist in einem schlechten Zustand und liegt nur als Fragment vor. Das ebenfalls stark beschädigte Negativ kann bisher keinem Lanzenspitzentyp aus dem Arbeitsgebiet zugewiesen werden. 28. Bad Urach, Lkr. Reutlingen, Schwaben, BadenWürttemberg; „Runder Berg“. Höhensiedlung (H. 711 m) mit reichhaltigem Siedlungsmaterial und zahlreichen Hinweisen auf Bronzeverarbeitung. Insgesamt 25 Gießformen (Tab. 3) (1967–1974) (Nr. 28. 33. 34. 36. 45. 49. 64. 69. 70. 81–84. 93. 125–127. 132 A. 145– 149. 149 A. 149 B). – Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus Schilfsandstein. Breitseite 1: Negativ zur Herstellung einer Lanzenspitze (mit schmalem Blatt) (Taf. 19, 28). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negativ unvollständig. – Mus. Stuttgart (I 37 74 I; z. Z. nicht einsehbar). – Stadelmann 1981, 106 Taf. 53, 556; Jockenhövel 1986a, 233 Nr. 32 b Abb. 17 A 5; Pauli 1994, 35 Taf. 98, 4. 29. Burgkirchen a. d. Alz-Margarethenberg, Lkr. Altötting, Oberbayern; beim Brechen von Steinen „ungefähr 70 Fuss unter der nördlichen Spitze des Hügels“ (etwa 20 m unterhalb des Plateaurandes), in einer Tiefe von „25 Fuss unter der Erdedecke in einer von Felsen gebildeten Höhlung“ (zitiert nach Bericht G. Wiesend 1857). Gemeint ist wohl eine Kluft oder Höhle im Nagelfluhmassiv des ins Alztal vorspringenden Terrassensporns (ca. 1857). – Depotfund(?). Genaue Fundumstände und Zusammensetzung unbekannt. – Hälfte einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus gelblichem Sandstein. Breitseite 1: Negativ für Lanzenspitze. Eingusskanal sowie Halterung für einen Kernstift erhalten; St. 4,8 cm; Gew. 1.403 g (Taf. 19, 29). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Zahlreiche Abplatzungen. Negativ unvollständig. Beschädigungen im Bereich der Halterung des Kernstiftes und des Eingusstrichters. Negativ und Halterung für den Kernstift partiell schwach verfärbt. – Beifunde: Gießform für eine Lanzenspitze, einen Dolch und einen Meißel (Nr. 35); Randleistenbeil; Henkelgefäß. – Stufe Bz A 2. – Archäologische Staatssammlung München (IV 674). – Beitr. Anthr. Urgesch. Bayern 17, 1909, 36 Anm. 1; Behrens 1916, 12 Nr. 43; Hachmann 1957 Nr. 509 Taf. 55, 19; Wels-Weyrauch 2015, 109 Nr. 437 Taf. 34, 437. 30. Ehingen, Gerolfingen und Röckingen, Lkr. Ansbach, Mittelfranken; „Hesselberg“. Tafelberg aus drei 44

Stadelmann 1981, 106 Nr. 556.

miteinander verbundenen Plateaus (Gerolfinger Berg, Ehinger Berg, Röckinger Berg). Eine urnenfelderzeitliche Befestigung ist nicht gesichert. Weitere Hinweise auf Bronzemetallurgie aus dem Siedlungsbereich. Insgesamt fünf Gießformen (Tab. 3) (1938) (30. 78. 110. 111. 150). – Röckinger Berg, Südwallgrabung im Südostbereich der Osterwiese. Dicht hinter dem Randwall Reste von Bronzeverarbeitung innerhalb des 500 m2 großen Ausgrabungsgeländes. – Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus grauem Sandstein. Breitseite 1: Negativ, wohl zur Herstellung einer Lanzenspitze mit geschweiftem Blatt; St. 5,4 cm; Gewichtsangabe nicht möglich, weil Formfragment durch Gipsansatz großzügig ergänzt (Taf. 19, 30; nach Original und Berger 1994). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negativ unvollständig. Gestein im Bereich des Negativs deutlich verfärbt. Bearbeitungsspuren auf Schmalseite 2 lassen vermuten, dass der Formblock jeweils von unten und oben zerteilt und schließlich auseinandergebrochen wurde. In der Mitte verblieb ein Steg. – Germ. Nat. Mus. Nürnberg (ohne Inv.-Nr.) – Hornung 1939, 98 ff.; Jockenhövel 1975, 37 ff. Nr. 13; 1986a, 231 Nr. 14; Berger 1994, 62 ff. 106 Taf. 63, 5; Ostermeier 2012, 349 ff. 31. Meckenheim, Lkr. Bad Dürkheim, RheinlandPfalz; „an einem Wege, welcher von Meckenheim nach Gimmeldingen führt, uhngefähr 40 Schritte entfernt, einen Meter tief unter der Erde auf Meckenheimer Gemarkung“ (König 1832) (wohl vor 1832). – Depot. Genaue Angaben über die ursprüngliche Zusammensetzung und Fundumstände fehlen. Acht Formhälften von sechs verschiedenen Gießformen (Nr. 31. 41. 91. 98. 99. 124). – Zwei Formhälften einer einseitig nutzbaren, bifazialen Gießform aus Sandstein. Breitseite 1: jeweils vollständiges Negativ für eine Tüllenlanzenspitze mit schmalem Blatt, starkem Mittelgrat und Tüllenmundwulst. Eingusstrichter mit kurzem Eingusskanal, Eingussöffnung (Formhälfte A + B) und Halterung für Kernstift (Formhälfte A + B) erhalten. Jeweils zwei Bohrungen für Passstifte (auf Formhälfte A Bohrung für einen Passstift im Zuge der Restaurierung modern ergänzt). Drei (Formhälfte A) bzw. vier (Formhälfte B)

Gießformen aus Stein Abzugskanäle; St. 5 cm; Gew. 1.725 g (Formhälfte A); St. 3,8 cm; Gew. 966 g (Formhälfte B) (Taf. 20, 31). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Beide Formhälften zerbrochen und stark beschädigt. Beide Formhälften mit deutlichen Verfärbungen im Bereich der Negative und der Eingusstrichter sowie auf sämtlichen Formflächen. Auf Breitseite 2 jeweils tiefe Kratzbzw. Bearbeitungsspuren(?). – Beifunde: fragmentierte Formhälfte einer Gießform für Pfeilspitzen (Nr. 41); zwei Formhälften einer Gießform für ein Messer (Nr. 91), zwei Formhälften von zwei verschiedenen Gießformen für jeweils eine Ringscheibe (Nr. 98. 99); fragmentierte Formhälfte einer Gießform für kleine Ringe (Nr. 124). – Stufe Ha B 2/3. – Mus. Speyer (B 163). – König 1832, 191 f. Taf. 3, 67; Behrens 1916, 39 f. Nr. 138; Sprater 1928, 34. 96 Abb. 33 links; Stein 1979, 184 f. Nr. 420; Zylmann 1983, 155 ff. Katalog 122 f. Nr. 154 Taf. 56 B 4; Grünwald 1998, 91 Nr. 329; 2006, 401 Nr. 329. 32. Neckartailfingen, Lkr. Esslingen, Baden-Württemberg; Flur Ziegelhalde (1934). – Einzelfund. – Zwei

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Hälften einer einseitig nutzbaren Gießform aus Lettenkohlensandstein. Breitseite 1: jeweils ein vollständiges Negativ für eine Tüllenlanzenspitze mit schmalem Blatt und starkem Mittelgrat. Eingusstrichter und kurzer Eingusskanal (Formhälfte B) sowie Halterung für Kernstift (Formhälfte A+B) erhalten. Zwei Bohrungen für Passstifte (Formhälfte A+B). Zwei Abzugskanäle im Bereich der Eingusstrichter (Formhälfte A + B); St. 4,80 cm; Gew. 2.374 g (Formhälfte A, mit modern aufmontiertem Gusskern aus Holz); St. 5,50 cm; Gew. 3.000 g (Formhälfte B) (Taf. 21, 32). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälften zerbrochen. Verfärbungen im Bereich der Negative und Eingusstrichter. Auf der Außenseite von Formhälfte B längliche Vertiefung (Bearbeitungsspur?), die einem Negativ für einen kurzen Barren ähnelt. – Mus. Stuttgart (A 56/54). – Fundber. Schwaben N. F. 8, 1935, 60; Fundber. Schwaben N. F. 12, 1952, 29 Abb. 11; Dehn 1972, 103.

Gießformen für eine Lanzenspitze und einen Barren

Zwei Gießformen tragen außer dem Negativ für eine Lanzenspitze auch jeweils ein Negativ für einen Barren mit U-förmigem (Nr. 33) bzw. V-förmigem (Nr. 34) Querschnitt. Beide Formen stammen aus der Höhensiedlung auf dem Runden Berg bei Bad Urach und sind schlecht erhalten. Von Gießform Nr. 33 ist zwar eine nahezu vollständige Formhälfte überliefert, allerdings ist die Gesteinsoberfläche insgesamt massiv verwittert. Potenzielle Verfärbungen durch Hitzeeinwirkung sind daher makroskopisch auf keiner Formseite mehr erkennbar. Von den vier unterschiedlich tiefen Bohrungen für Passstifte steht mindestens eine – in der Mitte des Blattes – in keinem funktionalen Zusammenhang mit dem Negativ. Die betreffende Bohrung ist auffällig flach und zeugt offenbar von einer vormaligen Nutzung als zweischalige Gießform bzw. einer Umarbeitung des Formsteins. Das Negativ für einen stabförmigen Barren auf Breitseite 2 ist mindestens auf einer Seite ausgebrochen bzw. unvollständig erhalten. Ob dieses Negativ ursprünglich an beiden Enden geschlossen war, ist nicht mit Sicherheit zu entscheiden. 33. Bad Urach, Lkr. Reutlingen, Schwaben, BadenWürttemberg; „Runder Berg“. – Vgl. Nr. 28. – „Werkstatt 1“. Herdstelle im Bereich von L 23/L 24 (Pauli 1994). – Zweiseitig nutzbare Hälfte einer Gießform aus Schilfsandstein. Breitseite 1: Negativ für eine Tüllenlanzenspitze mit schmalem Blatt. Eingusskanal mit trichterförmiger Eingussöffnung. Halterung für einen Kernstift. Vier Bohrungen für Passstifte; Breitseite 2: Negativ für einen stabförmigen Barren mit halbrundem Querschnitt; St. 6 cm; Gew. 1.001 g (Taf. 22, 33). – Zustand/ Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Negative unvollständig bzw. beschädigt. Eingusstrichter und Halterung für einen Kernstift teilweise ausgebrochen und be-

schädigt. Sämtliche Kanten stark verrundet. Oberfläche verwittert. – Mus. Stuttgart (RB L 24 83 II, a-361). – Pauli 1994, 35 f. Taf. 98, 1. 34. Bad Urach, Lkr. Reutlingen, Schwaben, BadenWürttemberg; „Runder Berg“. – Vgl. Nr. 28. – Fragment einer zweiseitig nutzbaren Formhälfte aus Schilfsandstein. Breitseite 1: Negativ zur Herstellung einer Tüllenlanzenspitze mit schmalem Blatt; Breitseite 2: Negativ für einen Barren mit V-förmigem Querschnitt (?) (Taf. 22, 34). – Zustand/Gebrauchsspuren: Nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negative unvollständig. – Mus. Stuttgart (L 26 58 II a; z. Z. nicht einsehbar). – Pauli 1994, 35 f. Taf. 98, 3.

Der Fundstoff

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Gießform für eine Lanzenspitze, einen Dolch und einen Meißel

Diese Gießform aus dem Depot von Burgkirchen a. d. Alz-Margarethenberg ist eine der wenigen Gießformen aus dem Arbeitsgebiet, die Negative für drei verschiedene Objekte trägt. Von den drei Negativen sind jedoch nur die beiden Negative für die Lanzenspitze und den Dolch vollständig erhalten. Das Negativ für einen Meißel ist unvollständig und war sicher nicht zeitgleich mit dem Negativ für die Lanzenspitze in Gebrauch. Es zeugt vielmehr von einer älteren Nutzungsphase des Formsteins. Das gegenläufige Negativ für die Lanzenspitze wurde erst auf Breitseite 1 angebracht, als der Formstein mindestens einmal gebrochen war und das Negativ für den Meißel auf Breitseite 2 dadurch seine Funktion verloren hatte. Entlang des Kernhalters der Lanzenspitze brach der Formstein schließlich ein zweites Mal. Möglicherweise steht diese Beschädigung in Zusammenhang mit dem Versuch, ein festsitzendes Gussstück aus der Form zu lösen. 35. Burgkirchen a. d. Alz-Margarethenberg, Lkr. Altötting, Oberbayern. – Vgl. Nr. 29. – Zweiseitig nutzbare Formhälfte aus feinkörnigem rötlichem Sandstein. Insgesamt drei Negative. Breitseite 1: Negativ für einen Meißel und einen Griffzungendolch mit Mittelrippe; Breitseite 2: Negativ für eine Lanzenspitze. Eingusstrichter und Halterung für einen Kernstift; St. 4,2 cm; Gew. 1.417 g (Taf. 23, 35). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Ne-

gativ für einen Meißel unvollständig. Negativ für einen Dolch am Rand ausgebrochen. Sämtliche Negative mit deutlichen Verfärbungsspuren. – Archäologische Staatssammlung München (IV 675). – Henne am Rhyn 1892, 60 (m. Abb.); Hager/Mayer, 1892 Taf. VI Abb. 8. 8 a; Dirscherl 1967, 35 f. Taf. II; Behrens 1916, 12 Nr. 43; Pászthory/Mayer 1998, 163 Nr. 1090 Taf. 73, 1090; Menke 1982, 134. 136 Abb. 118; Wels-Weyrauch 2015, 109 Nr. 437 Taf. 34, 437.

Zeitstellung: Beinahe sämtliche Gießformen für Lanzenspitzen datieren in die verschiedenen Abschnitte der Urnenfelderzeit. Eine Ausnahme bilden nur die beiden Exemplare aus dem Depot von Burgkirchen a. d. Alz-Margarethenberg (Nr. 29. 35). Sie können über das Negativ für einen Griffzungendolch der jüngeren Frühbronzezeit/frühen Hügelgräberzeit (Stufe Bz A 2) zugeordnet werden.45 Alternativ schlägt Wels-Weyrauch eine Datierung in die Mittel- (Stufe Bz C 1) bzw. Späthügelgräberzeit (Stufe Bz C 2 [Stufe Asenkofen]) vor.46 Obwohl sich die übrigen Negative der Gießformen aus dem umfangreichen Depot von Meckenheim (Nr. 31) chronologisch nicht näher ansprechen lassen,47 können sie als geschlossener Fund über die vollständig erhaltene, bifaziale Gießform für ein Griffdornmesser vom Typ Wien-Leopoldsberg-Baumgarten (Nr. 91) datiert und der späten Urnenfelderzeit zugeordnet werden (Stufe Ha B 2/3).48 Wenn die Interpretation des stark beschädigten Negativs als Lanzenspitze mit geschweiftem Blatt zutreffend ist, so nimmt auch die Gießform (Nr. 30) vom Hesselberg in Mittelfranken eine vergleichbare Zeitstellung innerhalb der fortgeschrittenen Urnenfelderzeit ein.49 Die drei Gießformen mit Negativen für Lanzenspitzen (Nr. 28. 33. 34) aus der Höhensiedlung auf dem Runden Berg bei Bad Urach sind ebenfalls sämtlich stark beschädigt. In einem Fall (Nr. 28) ist vom Negativ lediglich die Klingenspitze erhalten. Die unverzierten Negative machen eine feinchronologische Einordnung unmöglich, so dass sie lediglich allgemein dem Kreis der süddeutsch-schweizerischen Pfahlbaubronzen der Spätbronzezeit zugewiesen und mit der ab Stufe Ha A 2 einsetzenden Besiedlungsphase auf dem Runden Berg verbunden werden können.50 Die Gießform von Neckartailfingen (Nr. 32) ist ein Einzelfund, der zwar ohne datierende Beifunde geborgen, aber über das gut er45 46 47

Pászthory/Mayer 1998, 164. Wels-Weyrauch 2015, 7. 89. Zylmann 1983, 155 ff.

48 49 50

Zylmann 1983, 155; Kibbert 1984, 11; Hohlbein 2016, 346 f. Berger 1994, 63. Pauli 1994, 35.

Gießformen aus Stein

125

haltene Negativ für eine Tüllenlanzenspitze mit schmalem Blatt und starkem Mittelgrat als urnenfelderzeitlich angesprochen werden kann.51 Gießformen für Pfeilspitzen

Negative für Pfeilspitzen sind im Arbeitsgebiet besonders häufig (Tab. 16). Insgesamt tragen zwölf Gießformen 33 Negative (Nr. 36–46. 127).52 Auf drei Formsteinen sind Negative für Pfeilspitzen vergesellschaftet mit Negativen für kleine Ringe (Nr. 127) und unbestimmte Objekte (Nr. 45. 46). Fundumstände: Gießformen für Pfeilspitzen sind im Arbeitsgebiet aus Depotfunden, sowie aus Höhen- und Flachlandsiedlungen überliefert. Bestandteile reiner Gießformen-Depots sind die Exemplare von Heilbronn-Neckargartach (Nr. 46) und Meckenheim (Nr. 41) (s. S. 45 ff.). Aus Höhensiedlungen stammen die Gießformen vom Runden Berg bei Bad Urach (Nr. 36. 45. 127) und vom Burgberg bei Burkheim (Nr. 43) (Tab. 3). Die Gießform für fünf Pfeilspitzen vom Runden Berg (Nr. 36) fand sich unmittelbar im Bereich der „Werkstatt 1“ (s. S. 30 f.). Etwas abseits davon, jedoch in geringer Entfernung, lag die Mehrzweckgießform (Nr. 45). Bei der Gießform vom „Goldberg“ bei Riesbürg (Nr. 42) handelt es sich zwar um einen Lesefund, ein Zusammenhang mit einer bronze- bzw. urnenfelderzeitlichen Besiedlung des Plateaus ist jedoch wahrscheinlich. Die Gießform wurde zusammen mit anderen Kleinfunden aus dem Abraum eines Steinbruchs an der Bergflanke geborgen.53 Vom „Goldberg“ sind außerdem nicht näher datierbare Gusszapfen aus legierter Bronze54 bekannt, die sowohl aus den regulären Grabungen auf dem Plateau als auch als Lesefund aus einem weiteren Steinbruchbetrieb am Berghang stammen.55 Wohl ebenfalls mit einer Bronze- bzw. urnenfelderzeitlichen Höhensiedlung ist auch die Gießform von Landshut (Nr. 40) zu verbinden. Die Form wurde 1823 bei Anlage eines Brauereikellers unterhalb des Höglberges gefunden. Die genauen Fundumstände und der Fundzusammenhang sind jedoch nicht gesichert. Nach A. Hofmann wurden die Funde wahrscheinlich durch Erosion von der Hochfläche verlagert.56 Die Gießform wurde im Verlauf der Baumaßnahmen zu Beginn des 19. Jahrhunderts zusammen mit weiteren Funden (wohl nachträglich aus dem Abraum der Baugrube)57 geborgen. Bekannt sind neben diversen Metallfunden u. a. ein zusätzliches Gießformfragment für ein Messer (Nr. 90) sowie ein Griffdornmesser,58 das möglicherweise in der Form gegossen worden ist. Im Gegensatz dazu ist eine ebenfalls mitgefundene Tüllenpfeilspitze nicht sicher mit der Pfeilspitzen-Gießform zu verbinden. Aus einer Flachlandsiedlung stammen die Gießformen von Geiselhöring (Nr. 38. 39) (Tab. 5). Die Form für vier Pfeilspitzen (Nr. 38) lag zusammen mit weiteren Funden am Boden einer Siedlungsgrube. Dieselbe Bodenschicht enthielt u. a. mehrere anpassende Sandsteinfragmente mit jeweils einer mittigen Vertiefung und partiellen Verfärbungen durch Brandeinwirkung (L. ca. 16 cm; Br. ca. 13,5 cm; St. ca. 6 cm). Ebenfalls aus Planum 5 stammen zwei „völlig schwarz verbrannte, bröselige Sandsteinbrocken“, sowie Holzkohlenflitter, die jedoch in allen Bereichen der Grube auftauchen. Einen Hinweis auf direkte Feuereinwirkung innerhalb der Grube gibt es nicht.59 Die zweite Pfeilspitzen-Gießform aus Geiselhöring (Nr. 39) lag im Humus oberhalb von Planum 1, ebenfalls im Bereich einer SiedlungsgruDehn 1972. Die Gießform von Aufstetten (Nr. 116) trägt außer drei Negativen für Nadeln(?) auch ein stark beschädigtes Negativ, das unter Vorbehalt ebenfalls zum Guss von Pfeilspitzen gedient haben könnte. Ein weiteres schwer interpretierbares Negativ befindet sich auf Breitseite 2 der Gießform von Alten-Buseck (Nr. 95) (vgl. Meckenheim, Nr. 41). 51

53

52

54 55 56 57 58 59

Parzinger 1998, 33. Ebd. 22 mit Anm. 66. Ebd. 131 Nr. 5–6. Hofmann 2006. Von Braunmühl 1826. Hohlbein 2016, 324 Nr. 1132 Taf. 95, 1132. Hofmann 2008, 215.

Der Fundstoff

126

be. Aus derselben Bodenschicht stammt neben u. a. Grobkeramik, z. T. mit grünlichen Metallanhaftungen, auch verziegelter Lehm, Holzkohle und Asche.60 Die Gießform von Wallhausen (Nr. 44) ist ein Einzelfund, der in unmittelbarer Nähe verschiedener, beim Tiefpflügen angeschnittener Siedlungsgruben gefunden wurde. Obwohl eine dieser Gruben in die Urnenfelderzeit datiert werden konnte und eine Verbindung mit der Gießform wahrscheinlich ist, lässt sich die Zugehörigkeit nicht zweifelsfrei belegen.61 Besonders bemerkenswert sind die Fundumstände der Form von Besigheim (Nr. 37). Sie war angeblich in einem abgedeckten Tongefäß niedergelegt. Für keine andere Gießform aus dem Untersuchungsgebiet ist Vergleichbares bekannt. Die Quellenart ist jedoch unklar (evtl. Grab oder Depot?). Funktion: Der Nomenklatur von M. Gedl folgend,62 dienten die Gießformen aus dem Arbeitsgebiet überwiegend zum Guss von Dornpfeilspitzen (Nr. 36. 37. 41. 44–46. 127). Gießformen für Tüllenpfeilspitzen sind im Fundgut nur mit vier Exemplaren vertreten und von Geiselhöring (Nr. 38. 39), Landshut (Nr. 40) und Riesbürg (Nr. 42) belegt. Die Pfeilspitzen zeigen stets ein dreieckiges Blatt mit mehr oder weniger stark ausgeprägten Widerhaken. Nicht eindeutig ansprechbar ist hingegen das Negativ auf der Gießform vom Burgberg bei Burkheim (Nr. 43). Auf dem schlecht erhaltenen Formfragment sind nur stark verwaschene Konturen einer Pfeilspitze zu erkennen. Es bleibt zweifelhaft, ob es sich um ein voll ausgeführtes Negativ oder lediglich um einen nicht vollendeten Formentwurf handelt. Das regelmäßige Auftreten mehrerer Negative auf einem Formstein belegt die typische Fertigung von Pfeilspitzen im „Serienguss“. Mit Ausnahme der stark beschädigten Gießform vom Burgberg bei Burkheim (Nr. 43) und einer ebenfalls nur fragmentarisch erhaltenen Gießform vom Runden Berg bei Bad Urach (Nr. 127), weisen sämtliche Stücke Bohrungen für Passstifte auf. Zumeist liegen mehrere Negative an einem gemeinsamen Eingusskanal (Nr. 36) oder nebeneinander an einer gemeinsamen Eingussöffnung (Nr. 37. 46). Eine Besonderheit findet sich auf der Gießform von Meckenheim (Nr. 41): Mindestens zwei Negative konnten zusammenhängend gegossen werden, wobei ein Negativ in das andere übergeht. Bei Tüllenpfeilspitzen erfolgte der Guss stets über die Tülle (Nr. 38. 40. 42). Eingesetzt wurden wahrscheinlich Gusskerne aus Metall. Wie bereits H. Drescher anmerkte,63 ist die Fertigung von derartig filigranen Gusskernen aus keramischem Material, die sich nach dem Guss rückstandsfrei und ohne Beschädigungen an der kaum mehr als einen Millimeter starken Wandung des Gussstücks aus den Tüllen entfernen lassen mussten, wenig wahrscheinlich. Zudem sprechen die glatten Innenseiten von zahlreichen Tüllenpfeilspitzen für den Gebrauch von sorgsam geglätteten Gusskernen aus Metall. An den Formen dienten oberhalb des Negativs angebrachte, halbkreisförmige Vertiefungen wohl zur Fixierung eines Gusskerns, evtl. mittels Drahtschlaufe. Der Einguss erfolgte über seitlich an das Negativ herangeführte Gusskanäle, über die vermutlich die Negative gespeist worden sind. Verschnürungsrillen finden sich auf den Gießformen von Besigheim (Nr. 37) und HeilbronnNeckargartach (Nr. 46). Bei Letzterer besteht ein deutlicher Größenunterschied der beiden Formhälften. Um die Negative dennoch zur Deckung bringen zu können, waren zusätzlich Passmarken und Passstifte nötig. Möglicherweise wurde Formhälfte A erst zur Pfeilspitzengießform umgearbeitet, nachdem das ursprüngliche, deutlich größere Negativ (der Formstein war vor seiner Beschädigung wohl erheblich größer) zerstört worden war. Dass die beiden ungleichen Formhälften ursprünglich nicht zusammengehörten, zeigen außerdem die unterschiedlichen Querschnitte (Formhälfte B: Halbrund [nur Breitseite 1 überschliffen]; Formhälfte A: rechteckig [mehrere Formseiten überschliffen]). Zudem hätte 60 61

Ebd. Zylmann 1990, 235.

62 63

Gedl 2014, 5 ff. Drescher 1958, 113.

Gießformen aus Stein

127

der erhöhte Arbeitsaufwand, resultierend aus der Glättung mehrerer Formseiten, allein für die Pfeilspitzengießform nicht betrieben werden müssen. Material/Gebrauchsspuren: Die Gießformen bestehen ausnahmslos aus Sandstein bzw. Lettenkohlensandstein (Nr. 46) und Schilfsandstein (Nr. 36. 45. 127). Die überwiegende Anzahl ist mehr oder weniger stark beschädigt bzw. fragmentiert. Nur von einer Gießform sind zwei Formhälften überliefert (Nr. 46). Bei diesem Exemplar aus dem Depotfund von Heilbronn-Neckargartach handelt es sich zugleich auch um die einzige Gießform für Pfeilspitzen, die als zweischalige Form noch funktionsfähig ist. Von drei Gießformen blieb zumindest eine Formhälfte erhalten (Nr. 36. 37. 40). In vielen Fällen finden sich Verfärbungen im Bereich der Negative und Eingusstrichter (Nr. 36. 37. 39–41. 42. 46).64 Potenzielle Metallrückstände(?) ließen sich makroskopisch auf den Gießformen von Riesbürg (Nr. 42) und Heilbronn-Neckargartach (Nr. 46) erkennen. 36. Bad Urach, Lkr. Reutlingen, Schwaben, BadenWürttemberg. – Vgl. Nr. 28. – Aus „Werkstatt 1“ im Bereich von Herdstelle L 23/L 24 (1975– 1984) (Pauli 1994); vgl. Nr. 33. – Vollständige, einseitig nutzbare Formhälfte aus Schilfsandstein. Breitseite 1: fünf Negative für Dornpfeilspitzen mit dreieckigem Blatt und Flügelwiderhaken. Die Negative sind über ihre jeweiligen Spitzen mit einem gemeinsamen Eingusskanal verbunden. Trichterförmige Eingussöffnung. Zwei Bohrungen für Passstifte; St. 3,8 cm; Gew. 1.142 g (mit einer aufmontierten Pfeilspitze aus Bronze) (Taf. 23, 36). – Zustand/Gebrauchsspuren: Formhälfte gebrauchsfähig. Schwache Verfärbungen im Bereich der Negative und des Eingusskanals. – Mus. Stuttgart (L 24 82 III). – Pauli 1994, 35 f. Taf. 100, 1. 37. Besigheim, Lkr. Ludwigsburg, Baden-Württemberg; Kiesgrube Allgaier, westlich der Straße Besigheim-Gemmingheim, südlich der Pumpstation (1914). – Quellenart unklar. In einer Tiefe von 1,50 m auf der rechten Neckarseite. Die Gießform lag in einem 90 cm hohen Tongefäß, das mit einer Schale abgedeckt war zusammen mit Knochen und Tierzähnen. – Vollständige, einseitig nutzbare Formhälfte aus grau-gelbem Sandstein. Breitseite 1: drei Negative für Dornpfeilspitzen. Die Negative liegen mit ihren Spitzen an einem gemeinsamen Eingusskanal. Zwei Bohrungen für Passstifte; St. 3,8 cm; Gew. 856 g (Taf. 23, 37). – Zustand/Gebrauchsspuren: gebrauchsfähig. Negative und Eingusstrichter deutlich verfärbt. Auf der nicht überschliffenen Breitseite 2 befinden sich zwei kreisrunde Vertiefungen (Dm. jeweils etwa 3 cm) (Bearbeitungsspuren?). – Mus. Stuttgart (A 804 b). – Fundber. Schwaben XII–XIV, 1914– 16, 7 ff. 22 ff. Abb. 5; Paret 1921, 176; Dehn 1972, 85; Jockenhövel 1986a, 231 Nr. 9 Abb. 7, C. 38. Geiselhöring, Lkr. Straubing-Bogen, Niederbayern (1993–1994). Siedlung im Flachland. Der größte Teil der 64

Befunde ist dem Südostbayerischen Mittelneolithikum zuzurechnen, außerdem u. a. Befunde der Früh- sowie der Mittel- bis Spätbronzezeit. Weitere Hinweise auf Bronzemetallurgie aus dem Siedlungsbereich. Insgesamt sechs Gießformen (Tab. 5) (Nr. 38. 39. 133. 155–157). – Aus einer Grube (Dm. 1,3 m; T. max. 0,7 m) mit u. a. zahlreicher Keramik im nordöstlichen Bereich der Siedlung. Die Gießform stammt aus Planum 5 und lag auf dem Grubenboden (Befund 2426). – Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus Sandstein. Breitseite 1: vier in einer Reihe angeordnete Negative für Tüllenpfeilspitzen mit separaten Eingusskanälen und Halterungen für jeweils einen Gusskern. Zwei Bohrungen für Passstifte; St. 5 cm (Taf. 24, 38). – Zustand/ Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Negative stark verwittert und z. T. unvollständig. Formstein verfärbt. – Mus. Straubing (Objekt 2426). – Hofmann 2008, 144. 251 Taf. 23, 2. 39. Geiselhöring, Lkr. Straubing-Bogen, Niederbayern (1993–1994). Siedlung im Flachland. – Vgl. Nr. 38. – Aus wannenförmiger Grube im nordöstlichen Bereich der Siedlung (Dm. 1,2 m; T. 0,3 m). Die Gießform wurde über Planum 1 aus dem Humusbereich geborgen (Befund 2425). – Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus Sandstein. Breitseite 1: zwei Negative, wohl für Tüllenpfeilspitzen mit kurzen Flügelwiderhaken und annähernd dreieckigem Blatt. Zwei verschieden große Bohrungen für Passstifte (Taf. 24, 39). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negative unvollständig. Verfärbungen im Bereich der beiden Negative, sowie entlang des Formflächenrandes. – Kreisarchäologie Straubing-Bogen. – Schopper 1996, 55 Abb. 3; Hofmann 2008, 144. 40. Landshut (kreisfreie Stadt), Niederbayern; am Fuß des Höglberges (1823). – Bei Anlage eines Brauerei-

An den Gießformen von Geiselhöring (Nr. 39) und Bad Urach (Nr. 45) wurden keine Originalstudien durchgeführt.

128

Der Fundstoff

kellers geborgen. Genaue Fundumstände und Fundzusammenhang unklar. Funde wahrscheinlich durch Erosion vom Plateau verlagert. Insgesamt zwei Gießformen (Tab. 3) (Nr. 40. 90). – Einseitig nutzbare Hälfte einer Gießform aus feinem Sandstein. Breitseite 1: zwei vollständige Negative für Tüllenpfeilspitzen mit separaten Eingusskanälen an einem gemeinsamen Eingusstrichter. Jeweils eine Halterung für einen Gusskern mit Öse. Eine Bohrung für einen Passstift; L. 11 cm (Taf. 24, 40). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte ausgebrochen, dadurch Kernhalter eines Negativs beschädigt. Breitseite 1 mit Verfärbungen, auch im Bereich der Negative. – Mus. Landshut (A 412 a). – Von Braunmühl 1826; Behrens 1916, 27 f. Nr. 90; Schopper 1995, 30 f.; Pászthory/Mayer 1998, 133 Nr. 812; Hofmann 2006. 41. Meckenheim, Lkr. Bad Dürkheim, RheinlandPfalz. – Vgl. Nr. 31. – Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus grauem Sandstein. Breitseite 1: zwei vollständige und zwei unvollständige Negative für Dornpfeilspitzen. Drei Bohrungen für Passstifte. Am unteren Rand der Formfläche wurde eine Bohrung begonnen und nicht zu Ende geführt; St. 3,6 cm; Gew. 404 g (Taf. 24, 41). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negative z. T. unvollständig. Eine Bohrung für einen Passstift ausgebrochen. Negative deutlich verfärbt. – Mus. Speyer (B 163). – König 1832, 191 f. Taf. 3, 67; Mehlis 1877, 46; Schumacher 1903, 92 Nr. 8; Behrens 1916, 39 f. Nr. 138; Sprater 1928, 34. 96; Stein 1979, 184 f. Nr. 420; Zylmann 1983, 155 ff. Katalog 122 f. Nr. 154 Taf. 56, B 2; Grünwald 1998, 91 Nr. 329. 42. Riesbürg, Lkr. Ostalbkreis, Baden-Württemberg; „Goldberg“. – Lesefund am Abraum des Steinbruchs von Bley. Die originale Fundlage ist nicht mehr zu rekonstruieren. – Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus grünlich-grauem Sandstein. Breitseite 1: wohl ursprünglich zwei Negative für zweiflügelige Tüllenpfeilspitzen. Nur ein Negativ vollständig. An diesem Halterung für einen Gusskern mit Öse und ein seitlicher Eingusskanal. Zusätzlich zwei schmale miteinander verbundene Kanäle ausgehend von der rechten Flügelspitze des vollständigen Negativs und wahr-

scheinlich der linken Flügelspitze des ausgebrochenen Negativs. Eine Bohrung für einen Passstift; St. 3,0 cm; Gew. 234 g (Taf. 24, 42). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negative z. T. unvollständig. Negative schwach verfärbt. Auf den Seitenflächen der Formhälfte wenige kleine grünlich-graue Rückstände (Metallreste?). – Mus. Stuttgart (A 34/82). – Fundber. Schwaben N. F. 8, 1933–1935, 61 Taf. 8, 4; Paret 1935, 72; Ludwig-Lukanow 1983, 28 f. Taf. 35, 14; Jockenhövel 1986a, 232 Nr. 28, 220 Abb. 7, B; Parzinger 1998, 132 Nr. 21, Taf. 2, 21. 43. Vogtsburg i. Kaiserstuhl-Burkheim a. Kaiserstuhl, Lkr. Breisgau-Hochschwarzwald, Baden-Württemberg; „Burgberg“, 250 m langes und 160 m breites Bergplateau, etwa 80 m über Rheinaue gelegene ca. 4 ha große Bergkuppe (1983/84). – Siedlungsfund. 84/78 ab Planum 1. Hinweise auf Bronzeverarbeitung, Keramik- und Textilproduktion. Insgesamt fünf Gießformen (Tab. 3) (Nr. 43. 136. 139. 169. 170). – Fragment einer zweiseitig nutzbaren Formhälfte aus rötlichem Sandstein. Breitseite 1: (unfertiges?) Negativ wohl für eine Pfeilspitze; Breitseite 2: Bohrung für einen Passstift; St. 3,8 cm; Gew. 224 g (Taf. 24, 43). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Das Formfragment wirkt, als sei es im Ganzen größerer Hitze ausgesetzt gewesen. Partiell löst sich die geglättete Oberfläche schuppen- bzw. krustenförmig ab. Makroskopisch keine Verfärbungen im Negativ erkennbar. – Zentrales Fundarchiv Rastatt (1983-47-288-1). – Dehn 1984, 53 ff. Abb. 39; 1988, 58 ff.; GrimmerDehn 1991, 50; Planck 1997, 84. 44. Wallhausen, Lkr. Bad Kreuznach, RheinlandPfalz; südöstlich des Ortes in der Nähe des Gräfenbaches. Gewann „In der Bein“, Flur 27, Parz. 58 (1984). – Lesefund. Durch Tiefpflügen an die Oberfläche gebracht. Wahrscheinlich aus benachbarter Siedlungsgrube. – Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus Sandstein; Breitseite 1: drei Negative für Dornpfeilspitzen mit separaten Eingusskanälen. Eine Bohrung für einen Passstift (Taf. 24, 44). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Nur ein Negativ vollständig erhalten und nutzbar. – DLA, Außenstelle Mainz. – Zylmann 1990, 235 Abb. 1; 236 Abb. 2.

Gießformen für Pfeilspitzen und unbestimmte Objekte 45. Bad Urach, Lkr. Reutlingen, Schwaben, BadenWürttemberg; „Runder Berg“. – Vgl. Nr. 28. – Herdstelle im Bereich von L 25 (Pauli 1994). – Fragment einer zweiseitig nutzbaren Formhälfte aus Schilfsandstein. Breitseite 1: zwei Negative für (Dorn-?)Pfeilspitzen (mit dreieckigem Blatt?) und Flügelwiderhaken. Eine Boh-

rung für einen Passstift; Breitseite 2: zwei Negative (Eingusskanäle?) für Objekte mit unbestimmter Funktion (Taf. 25, 45). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negative unvollständig. – Mus. Stuttgart (L 25 52 V; z. Z. nicht einsehbar). – Pauli 1994, 35 f., 124 ff., Taf. 100, 3.

Gießformen aus Stein 46. Heilbronn-Neckargartach, Heilbronn am Neckar (kreisfreie Stadt), Baden-Württemberg. – Vgl. Nr. 23. – Zwei vollständig erhaltene Formhälften einer bifazialen Gießform aus Lettenkohlensandstein. Breitseite 1 (Formhälfte A+B): jeweils drei Negative für Dornpfeilspitzen mit dreieckigem Blatt und Flügelwiderhaken. Die Negative liegen mit ihren Spitzen an einem gemeinsamen Eingusstrichter. Jeweils zwei Bohrungen für Passstifte; Stirnseite 2 (Formhälfte A): stark beschädigtes, der Länge nach ausgebrochenes Negativ für ein unbestimmtes Objekt (Messer?); St. 3,7 cm; Gew. 506 g (Formhälfte A); St. 5,0 cm; Gew. 666 g (Formhälfte B) (Taf. 25, 46). – Zustand/Gebrauchsspuren: beide

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Formhälften noch gebrauchsfähig. Negative und Eingusstrichter verfärbt. Verfärbung auch im Bereich des stark beschädigten Negativs auf Stirnseite 2 (Formhälfte A). Zwei Schnürungsrillen/Passmarken auf Stirnseite 1 (L. 1,7 und 1,1 cm) rechts und links der Eingussöffnung (Formhälfte A). Metallreste(?) auf Schmalseite 2 (Formhälfte A); Auf dem gesamten Formstein minimale grünlich-braune Metallreste(?) (Formhälfte B). Schnürungsrillen(?) (L. 0,9 cm und 0,4 cm) auf Stirnseite 1 rechts und links der Eingussöffnung (Formhälfte B). – Mus. Stuttgart (54/20 i II). – Paret 1952–54, 39 Taf. V, 15.16; 1954, 10 Taf. 8, 15. 16; Dehn 1972, 99; Stein 1979, 114 Nr. 277.

Zeitstellung: Aus dem Arbeitsgebiet sind vor allem Gießformen für Dorn- und Tüllenpfeilspitzen bekannt, die als Grundformen für die Urnenfelderzeit im süddeutschen und südwestdeutschen Raum charakteristisch sind und von der Hügelgräberbronzezeit bis zum Ende der Urnenfelderzeit nahezu unverändert in Gebrauch waren.65 Die Negative auf der Gießform von Geiselhöring (Nr. 38) wurden mit der Grundform D verglichen.66 In Mähren kommt dieser Typ während der gesamten Hügelgräberbronzezeit sowie der älteren Urnenfelderzeit vor. Auf dem zweiten Formfragment aus dieser Siedlung sind die Negative im Vergleich deutlich schlechter erhalten (Nr. 39). Soweit noch erkennbar zeigen sie jedoch große Übereinstimmungen mit den Negativen auf Formfragment Nr. 38, so dass dieselbe Zeitstellung anzunehmen ist. Die beiden Befunde aus denen die Gießformen stammen, zählen zu den mit Brandschutt verfüllten Gruben des spätbronze-/frühurnenfelderzeitlichen Besiedlungshorizontes.67 Zum selben Fundkomplex wie die Pfeilspitzen-Gießform von Landshut (Nr. 40) gehören u. a. ein Lappenbeil, und ein Messer, die gemeinsam mit der Gießform am Fuße des Höglberges bei Landshut gefunden worden sind. Das Lappenbeil wurde mit oberständigen Lappenbeilen vom Typ Bad Goisern verglichen, die in die jüngere Urnenfelderzeit datieren.68 Das Messer vom Typ Wien-Leopoldsberg-Baumgarten, Variante Künzing, stellt M. Hohlbein in Stufe Ha B 3.69 Die Gießformen vom Runden Berg bei Bad Urach (Nr. 36. 45. 127) sind bis auf ein Exemplar (Nr. 36) stark beschädigt und erschweren dadurch eine zeitliche Einordnung anhand der Negative. Sie lassen sich nur allgemein mit der spätbronzezeitlichen Besiedlungsphase in Verbindung bringen, die ab der Stufe Ha B 2 einsetzt. Ähnlich verhält es sich mit der Gießform vom Burgberg bei Burkheim (Nr. 43), die ebenfalls über die durch Keramikfunde gut belegten Siedlungsphasen der Urnenfelderzeit zugewiesen werden kann. Die vollständig erhaltene Pfeilspitzen-Gießform (Nr. 46) aus dem Depot von Heilbronn-Neckargartach lässt sich als Bestandteil eines geschlossenen Fundes, der u. a. Gießformen mit Negativen für eine Zungensichel der Typengruppe Auvernier, Typ Karlstein (Nr. 72), sowie zwei Zungensicheln der Typengruppe Boskovice (Nr. 73. 75) umfasst, chronologisch ansprechen und der späten Urnenfelderzeit zuweisen. Die gleiche Zeitstellung ist für die Gießform aus dem Depot von Meckenheim (Nr. 41) anzunehmen. Bei diesem geschlossenen Fund spricht das Negativ für ein Griffdornmesser vom Typ Wien-Leopoldsberg-Baumgarten für eine chronologische Einordnung in die Stufe Ha B 2/3.70 Als Einzelfund ist die Gießform von Wallhausen (Nr. 44) nicht näher zu datieren. Ein Zusammenhang mit einer benachbarten Siedlungsgrube mit urnenfelderzeitlichem Fundmaterial ist wahrschein65 66 67

Zylmann 1990, 236. Hofmann 2008, 144; Říhovský 1996, 110 ff. Hofmann 2008, 180 ff.

68 69 70

Pászthory/Mayer 1998, 129 ff. Hohlbein 2016, 324 Nr. 1132 Taf. 95, 1132. Kibbert 1984, 11; Hohlbein 2016, 346 f.

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Der Fundstoff

lich, insbesondere weil Dornpfeilspitzen zu den charakteristischen urnenfelderzeitlichen Grundformen zählen.71 Auch die Gießform von Riesbürg (Nr. 42) ist als Lesefund ohne Fundzusammenhang feinchronologisch nicht exakt einzuordnen. Sie kann nur allgemein der Hügelgräberbronze- oder Urnenfelderzeit zugewiesen werden. Gießformen für Beile und beilförmige Barren

19 Gießformen aus Stein tragen insgesamt 21 Negative für Beile und beilförmige Barren (Tab. 16).72 Zumeist wurde nur ein Negativ in die Formsteine eingearbeitet (Nr. 47–52. 54. 55. 57–63. 132). Nur zwei Gießformen (Nr. 53. 56) weisen jeweils zwei Negative für beilförmige Barren bzw. Beile auf. Formsteine, die auch Negative für andere Objekte tragen, sind mit zehn Exemplaren vertreten. Sie dienten zusätzlich zum Guss von Messern (Nr. 62. 63), Anhängern(?) (Nr. 59 A), Nadeln(?) (Nr. 61), stabförmigen Barren(?) (Nr. 57. 58. 60) und unbestimmten Objekten (Nr. 54. 55. 59. 62. 63). Fundumstände: Gießformen für Beile und beilförmige Barren stammen sowohl aus Höhensiedlungen (Nr. 49. 54. 57. 61) als auch aus Flachlandsiedlungen (Nr. 48. 55. 59) und Depots (Nr. 57. 63). Die Fundumstände der Gießform (Nr. 51) von der Insel Wörth („Roseninsel“) im Starnberger See sind weitgehend unbekannt. Die Quellenart ist unklar. Ein Zusammenhang mit der benachbarten Feuchtbodensiedlung ist nicht sicher zu belegen (s. S. 37). Weitere Hinweise auf bronzezeitliche Metallurgie sind von den Höhensiedlungen auf dem Runden Berg bei Bad Urach, dem Spitzdobel bei Pleinting, dem Kirchberg bei Reusten und dem Schloßberg von Altenbamberg bekannt (Tab. 3). Auch die Flachlandsiedlungen von Wiesbaden-Schierstein und Runkel-Ennerich erbrachten, ebenso wie die Siedlung in Hanglage von Bad Reichenhall-Karlstein, außer den Gießformen noch zusätzliche Hinweise auf die Aktivitäten bronzezeitlicher Gießer (Tab. 5). Um Einzel- bzw. Lesefunde ohne Fundzusammenhang handelt es sich hingegen bei den Gießformen von Bischbrunn (Nr. 50. 58) und Schenklengsfeld-Landershausen (Nr. 53). Auch die anpassenden Fragmente zweier Gießformen von Willanzheim-Hüttenheim (Nr. 56. 62) wurden zufällig auf einem Acker unweit der Nordspitze des Bullenheimer Berges (s. S. 34) gefunden. Ein Zusammenhang mit der urnenfelderzeitlichen Höhensiedlung ist in diesem Fall zwar wahrscheinlich, aber nicht zu belegen. Möglicherweise ist an eine gemeinsame Niederlegung der Formen, die beide Negative für Lappenbeile tragen, als Depot denkbar. Bei der Gießform von Eltville (Nr. 60) handelt es sich um einen Lesefund vom Südhang des Hühnerbergs. Bei weiteren Untersuchungen im Bereich der Lesefunde wurde außerdem ein kleiner „Bronzerest“, sowie ein „Schlackenrest“ entdeckt.73 Funktion: Die in diesem Katalog-Abschnitt zusammengefassten Gießformen dienten sowohl zur Herstellung verschiedener Beiltypen (Lappenbeile [Nr. 49. 54–56. 60–62]74; Randleistenbeile [Nr. 47. 48. 59. 59 A]75 und Absatzbeile [Nr. 57. 63]), als auch zum Guss von beilförmigen Barren (Nr. 50–53. 58. 132). Zylmann 1990, 235. Zusätzlich sind aus dem Arbeitsgebiet Gießformen aus Bronze für Lappenbeile bekannt: s. S. 76 ff. 73 Angaben laut Inventarblatt, Mus. Wiesbaden. 74 Die Ansprache der schlecht erhaltenen Negative auf den Gießformen von Vilshofen a. d. Donau-Pleinting (Nr. 54) und Altenbamberg (Nr. 61) erfolgt unter Vorbehalt. 71

72

75 Die Ansprache der schlecht erhaltenen Negative auf den Gießformen von Ammerbuch-Reusten (Nr. 47) und RunkelEnnerich (Nr. 59) erfolgt unter Vorbehalt.

Gießformen aus Stein

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Typologisch ansprechbar ist das Negativ auf der Gießform von Bad Reichenhall-Karlstein (Nr. 48) für ein der Variante Koblach (Langquaid II) nahestehendes Langquaidbeil, die als Originale u. a. auch aus Oberbayern bekannt sind.76 Die Fundorte der beiden Gießformen mit Negativen für schlichte Absatzbeile vom Typ Rhein bei Mainz77 und Klingenmünster, Variante Bayerseich78 aus dem Depot von Werbach-Wenkheim, liegen beide etwas abseits des Verbreitungsschwerpunktes des jeweiligen Beiltyps im Rhein-Main-Gebiet (Nr. 57) sowie im nördlichen Oberrheingraben „und darüber hinaus bis zum Hunsrück und bis Oberhessen/Vogelsberg“ (Nr. 63).79 Die beiden Gießformen von Bischbrunn (Nr. 50. 58) dienten zur Herstellung von beilförmigen Barren, Typ Niederosterwitz. Entsprechende Originale liegen nach K. Pászthory und E. F. Mayer – deutlich abseits des Fundorts der Gießform aus Ungarn, der Slowakischen Republik und Südostfrankreich vor.80 Derselbe Barrentyp, allerdings mit dachförmig gebildeten Schmalseiten, konnte in der Form von Feldafing (Nr. 51) gegossen werden. Das Verbreitungsgebiet dieser Typvariante ist ähnlich groß. Funde stammen zusätzlich aus Oberitalien und Österreich.81 Außer der Gießform aus Oberbayern wird für das Arbeitsgebiet lediglich ein fragmentiertes Original aus Schwaben82 genannt. Die Gießform von Schenklengsfeld-Landershausen (Nr. 53) und ein weiteres Exemplar mit unbekanntem Fundort aus dem Hessischen Landesmuseum in Darmstadt (Nr. 52) sind typologisch nicht zuzuordnen. Obwohl hier jeweils unter Vorbehalt als „Gießformen für beilförmige Barren“ angesprochen, lässt sich in beiden Fällen die Funktion des zu gießenden Gegenstandes nicht sicher bestimmen. Möglicherweise handelt es sich auf der Gießform mit unbekanntem Fundort (Nr. 52) um ein Negativ für ein Flachbeil der Grundform 31 nach K. Kibbert.83 Ungewöhnlich für eine Flachbeilgießform ist jedoch vor allem die in das Negativ eingearbeitete Rinne in Form eines Tüllenmundwulstes, der für Tüllenbeile bzw. Tüllenmeißel charakteristisch ist. Das Negativ ist jedoch außergewöhnlich flach, so dass eine Interpretation als Form für ein Tüllenbeil oder Tüllenmeißel mit Sicherheit unzutreffend ist. Um ein Tüllengerät herstellen zu können, fehlt der Gießform zusätzlich ein in beide Formhälften eingearbeiteter Kernhalter sowie ein regelhaft an derartigen Formen vorhandener Eingusstrichter. Die Umrisse der Negative auf der beidseitig nutzbaren Formhälfte von Schenklengsfeld-Landershausen (Nr. 53) ähneln Negativen für Flach- oder Randleistenbeile.84 Allerdings besitzen die vollständig erhaltenen Negative eine derart ungewöhnliche Form, dass ohne erhebliche Nachbearbeitung sicher keine Beile hergestellt werden konnten, die einem heute bekannten Typ entsprechen.85 Sämtliche im Arbeitsgebiet durch Gießformen nachgewiesene Beiltypen wurden in zweischaligen, bifazialen Formen gegossen. Die Fixierung der Gießformhälften mit Passstiften belegen Bohrungen auf mehreren Formfragmenten (Nr. 49. 52. 55. 56. 58. 62). Auf eine mögliche Umnutzung der Formsteine deuten Bohrungen, die auf den Gießformen von Willanzheim-Hüttenheim (Nr. 56) und Werbach-Wenkheim (Nr. 57) im funktionalen Widerspruch zu den jeweiligen Negativen stehen. Bei der Gießform von Willanzheim-Hüttenheim (Nr. 56) führte eine durchgehende Bohrung zwischen den Lappenerhöhungen des Negativs sehr wahrscheinlich zum Zerbrechen des Formsteins.86 Auf anderen Gießformen bzw. FormfragPászthory/Mayer 1998, 44 ff. Taf. 85. Kibbert 1980, 272 ff. 78 Ebd. 262 ff. 79 Zur Verbreitung der schlichten Absatzbeile, Typ Klingenmünster, Variante Bayerseich: Kibbert 1980, Taf. 66, B. 80 Ebd. 28. 81 Ebd. 82 Ebd. Nr. 23. Taf. 2, 23. 83 Kibbert 1984, 198 f. 76 77

Pázsthory/Mayer 1998, 29 f. Bei den Gießformen von Schenklengsfeld-Landershausen (Nr. 53) und der Gießform mit unbekanntem Fundort aus dem Mus. Darmstadt (Nr. 52) ist möglicherweise auch an Fälschungen zu denken. 86 A. Berger bezeichnet die Bohrung als mögliche Vorrichtung für einen „Auswerfstift“, der dazu gedient haben könnte, das Trennen von Form und Rohling zu erleichtern (Berger 1986, 28 f.). 84

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Der Fundstoff

menten fehlen die Vertiefungen für Passstifte (Nr. 48. 50. 51. 53. 54. 58. 59. 61. 63. 132). Gießformen für beilförmige Barren (Nr. 50. 53. 58. 132) kamen wohl gänzlich ohne derartige Arretierungen aus. Sie konnten als monofaziale Formen wahrscheinlich mit flachen Gegenplatten verwendet werden.87 Die Funktion der beilförmigen Barren ist nicht gesichert.88 Vorgeschlagen wird entweder eine Funktion als Materialbarren oder (analog zu den Ösen- und Spangenbarren) als „Barrengeld“.89 Bei dieser recht einfachen Formengruppe ist schwer zu entscheiden, ob in den betreffenden Negativen ein beilförmiger Barren oder aber ein Beilrohling gegossen wurde. In vielen Fällen ist es zumindest theoretisch möglich, dass aus einem Gussrohling durch entsprechende Nachbearbeitung ein (funktionsfähiges) Beil geformt werden konnte. Die Gießform von Feldafing (Nr. 51) wird z. B. sowohl als Gießform für ein Randleistenbeil vom Typ Mägerkingen,90 als auch als Gießform für beilförmige Barren vom Typ Niederosterwitz91 angesprochen; zum selben Typ zählt wohl auch der in der Form von Bischbrunn (Nr. 50) hergestellte Rohling.92 Ein weiteres Gießformfragment aus der Siedlung von Bad ReichenhallKarlstein (Nr. 48) kann wiederum auch nur deswegen mit großer Wahrscheinlichkeit als zur Herstellung von Randleistenbeilen dienend bezeichnet werden, weil sich innerhalb der Siedlung ein entsprechendes Beil fand, das sich nahezu exakt in das Negativ der Gießform einpassen ließ.93 Material/Gebrauchsspuren: Etwa die Hälfte der bisher bekannten steinernen Gießformen für Beile besteht aus Sandstein (Nr. 47. 48. 50–53. 58. 61). Daneben wurden grobkristalliner Hösbachit (Nr. 56. 62), Olivinbasalt (Nr. 49) (wahrscheinlich aus einem zerbrochenen Mahlstein herausgearbeitet), Talkglimmerschiefer (Nr. 57. 63), feinkristalliner Granit (?)94 (Nr. 59), verkalkter und serpentinisierter Pyroxenit95 (Nr. 60), sowie ein nicht näher bestimmtes speckiges Gestein (Nr. 55) als Rohmaterial zur Herstellung von Beilgießformen genutzt. Eindeutig auf das Negativ bezogene Spuren von Hitzeeinwirkung sind an zahlreichen Formsteinen vorhanden (Nr. 48. 51–53. 57. 61. 63. 132).96 Auf dem Exemplar von Runkel-Ennerich (Nr. 59) finden sich rötliche Verfärbungen in der unteren Hälfte des Formfragments. Ohne makroskopisch auffälligen Befund sind hingegen die Gießformen von Ammerbuch-Reusten (Nr. 47) und das Beil-Negativ auf der Mehrzweckgießform von Eltville (Nr. 60). Während Verfärbungsspuren an den weit verbreiteten Gießformen aus Sandstein in der Regel gut zu erkennen sind, bereiten besonders Formsteine aus dunklen Gesteinen diesbezüglich erhebliche Schwierigkeiten. So liefert z. B. die Gießform von Wiesbaden-Schierstein (Nr. 55) – gefertigt aus dunklem, grobkristallinem Gestein – kaum Hinweise auf Hitzeeinwirkung. Auch auf den Fragmenten der beiden Gießformen von Willanzheim-Hüttenheim (Nr. 56. 62) sind bei äußerlicher Betrachtung keine Spuren einer thermischen Beeinflussung sichtbar.97 Verschiedene Schnürungsrillen und Passmarken belegen Bemühungen, zwei Formhälften gegen ein Verrutschen zu sichern bzw. diese miteinander exakt zur Deckung zu bringen (Nr. 47. 53. 57. 63). Auf Formhälfte A einer der beiden Gießformen von Werbach-Wenkheim (Nr. 57) befinden sich auf der Passfläche in Höhe des Absatzes beiderseits des Negativs und unterhalb der Beilschneide regelmäßig gearbeitete Ritzlinien, die sich auf den Schmalseiten und der Rückseite der Formhälfte fortsetzen Pászthory/Mayer 1998, 28. Die Ansprache der Negative auf den Gießformen von Schenklengsfeld-Landershausen (Nr. 53), Bad Reichenhall-Karlstein (Nr. 132) und einer Gießform mit unbekanntem Fundort (Nr. 52), erfolgt unter Vorbehalt. 89 Pászthory/Mayer 1998, 28. 90 Koschik 1981, Taf. 75, 1. 91 Mayer 1977, 66 ff. 87

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Pázsthory/Mayer 1998, 27. Menke 1968, 71 f. 94 Nickel 1998/99, 133. 95 Ambrosi 1981, 112. 96 An den Gießformen von Bad Urach (Nr. 47) und Bischbrunn (Nr. 50. 58) wurden keine Originalstudien durchgeführt. 97 Nomayo/Falkenstein 2012. 92 93

Gießformen aus Stein

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(Taf. 30, 57). Die bemerkenswert präzisen Linien dienten wohl dazu, beide Formhälften im Zuge der Fertigung exakt aufeinander abzustimmen. Potenzielle Schleifspuren finden sich auf den Gießformen von Werbach-Wenkheim (Nr. 57. 63) und Willanzheim-Hüttenheim (Nr. 62). Eine unregelmäßig gearbeitete, längliche Rinne mit annähernd Uförmigem Profil auf Breitseite 2 der Gießform von Wiesbaden-Schierstein (Nr. 55) ist wahrscheinlich ebenfalls als Werkzeugspur zu deuten und könnte bei dem Versuch entstanden sein, den Steinblock zu teilen. Dasselbe gilt für die rillenförmige Vertiefung auf Schmalseite 2 der Gießform aus einem speckigen Gestein von Werbach-Wenkheim (Nr. 57). Sie erinnert an eine nahezu identische Schleifspur auf einem Specksteinblock von Holbæk (Seeland, Dänemark), der in Zusammenhang mit der Abtragung eines Grabhügels der älteren Bronzezeit geborgen worden ist.98 Jedoch zeigen dunkle Verfärbungen innerhalb der länglichen Vertiefung auf der Gießform von Wenkheim (Nr. 57) eindeutig thermische Beeinflussung an, hervorgerufen z. B. entweder durch einen Gebrauch als Negativ oder einen Probeguss. Etwaige Guss-Rückstände sind nur in den Vertiefungen des Negativs auf Breitseite 1 der Gießform von Runkel-Ennerich (Nr. 59) makroskopisch sichtbar. Bei den schwarzen, plattigen Ablagerungen könnte es sich evtl. um „Schlichte“ handeln. Naturwissenschaftliche Analysen liegen bisher jedoch nicht vor. Keine der Gießformen für Beile ist noch gebrauchsfähig. Als zweischalige, bifaziale Formen vollständig erhalten sind nur die beiden Exemplare aus dem Depot von Werbach-Wenkheim (Nr. 57. 63). Etwas anders verhält es sich mit den Gießformen für beilförmige Barren. In diesen Fällen müssen auch einzelne Formhälften trotz fehlender Deckplatte als zumindest eingeschränkt funktionsfähig bezeichnet werden, wenn der Formstein ansonsten keine gravierenden Beschädigungen aufweist. Dies ist im Fall der beiden Gießformen von Bischbrunn (Nr. 50. 58) ebenso zutreffend, wie bei den fragwürdigen Gießformen mit unbekanntem Fundort aus Hessen (Nr. 52) und von Schenklengsfeld-Landershausen (Nr. 53). 47.Ammerbuch-Reusten,Lkr.Tübingen,Baden-Württemberg; „Kirchberg“. – Höhensiedlung. Aus dem Areal der „Südsiedlung“. Weder über die stratigraphische Lage noch über Beifunde ist etwas bekannt. Gefunden in den 1920er Jahren im Rahmen einer der unter der Leitung von H. Reinerth durchgeführten Grabungen Weitere Hinweise auf Bronzemetallurgie aus dem Siedlungsbereich (Tab. 3). – Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus feinkörnigem Sandstein rötlichgrauer Färbung. Breitseite 1: Negativ für ein Randleistenbeil(?); Schmalseite 1: Kerbe (Passmarke?); Stirnseite 2: mittig angebrachte, längliche Passmarke (?) (Taf. 25, 47). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negativ unvollständig. – Slg. Univ. Tübingen (RS 135-S). – Biel 1987, 44; Stoll 1933, 39, 45 Abb. 23, 4; Kimmig 1966, 52 Taf. 43, 2. 48. Bad Reichenhall-Karlstein, Lkr. Berchtesgardener Land, Oberbayern; Burgberg bei Karlstein. – Vgl. Nr. 24. – Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus feinkörnigem hartem Sandstein rötlich-grauer Färbung. Breitseite 1: Negativ für ein der Variante Koblach 98

Jantzen 2008, 149 Abb. 61.

(Langquaid II) nahestehendes Langquaidbeil (nach Pászthory/Mayer 1998); St. 3,8 cm (Taf. 25, 48). – Zustand/ Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negativ unvollständig und verfärbt. – Mus. Bad Reichenhall (2696). – Weber 1905; Altbayer. Monatsschr. 6, 1906, 130 f. Abb. 3 unten Mitte; Menke 1968, 71 f. Taf. 20, 1; Möslein 1996, 59 ff. Nr. 90 Taf. 119 A, 18; Pászthory/Mayer 1998, 44 Nr. 126 Taf. 9, 126. 49. Bad Urach, Lkr. Reutlingen, Schwaben, BadenWürttemberg; „Runder Berg“. – Vgl. Nr. 28. – Gefunden in der Nähe von Raum IX (Pauli 1994). – Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus Olivinbasalt. Breitseite 1: Negativ für ein schlankes, mitteloder oberständiges Lappenbeil mit leicht geschwungener Bahn. Eine Bohrung für einen Passstift (Taf. 26, 49). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negativ unvollständig. Zahlreiche Abplatzungen zwischen den Lappenerhöhungen und an den Rändern des Negativs. – Mus. Stuttgart (z. Zt. nicht einsehbar). – Pauli 1994, 34 f. Taf. 97, 4.

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Der Fundstoff

50. Bischbrunn, Lkr. Main-Spessart, Unterfranken; NW des Ortes, im Bischbrunner Forst (1960). – Lesefund. Zwei Gießformen (Nr. 50. 58) auf einem Steinhaufen. – Vollständige, einseitig nutzbare Formhälfte aus rotem Sandstein. Breitseite 1: Negativ für einen beilförmigen Barren, Typ Niederosterwitz (nach Pászthory/Mayer 1998) (Taf. 26, 50). – Zustand/Gebrauchsspuren: Formhälfte eingeschränkt gebrauchsfähig. – Verbleib unbekannt. – Brod 1962, 193. 195 Abb. 20; Heimatpflege in Unterfranken 6, 1964, 14 f. mit Abb.; Pászthory/Mayer 1998, 27 Nr. 26. 27 Taf. 2, 27. 51. Feldafing, Lkr. Starnberg, Oberbayern; Vermutlich Grab- oder (und) Siedlungsplatz auf der Insel Wörth („Roseninsel“) und dem umgebenden flachen Seegelände im Würm-(Starnberger) See. – Seit etwa 1850 wurden wiederholt prähistorische Funde auf der Roseninsel geborgen. Genaue Fundumstände unbekannt. – Hälfte einer einseitig nutzbaren Gießform aus grauem Sandstein. Breitseite 1: Negativ für einen beilförmigen Barren, Typ Niederosterwitz (nach Pászthory/Mayer 1998). Stirnseite 1: senkrechte, schwache Kerbe (Passmarke?); St. 4,3 cm; Gew. 692 g (Taf. 26, 51). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte am Neckenende zerbrochen. Das gesamte Negativ, sowie die Ränder der Formhälfte sind verfärbt. Intensive Verfärbung auch im Bereich der Nackenpartie. – Archäologische Staatssammlung München (1896.299). – Beitr. Anthr. Urgesch. Bayerns 1, 1877, 35; Koschik 1981, 100 Nr. 172, Taf. 75, 1; Pászthory/Mayer 1998, 27 Nr. 25 Taf. 2, 25; Menke 1978/79, 219 Abb. 17. 52. Fundort unbekannt, Hessen – Vollständige, einseitig nutzbare Hälfte einer Gießform aus rotem Sandstein. Breitseite 1: Negativ für einen beilförmigen Barren(?) (oder ein Flachbeil?). Oberhalb des Negativs sind die trichterförmige Eingussöffnung und ein kurzer Eingusskanal erhalten. Zwei Bohrungen für Passstifte; Breitseite 2: eine Bohrung für einen Passstift; St. 6,2 cm; Gew. 2.820 g (Taf. 27, 52). – Zustand/Gebrauchsspuren: Formhälfte noch gebrauchsfähig. Breitseite 1 mit Verfärbungen u. a. im Bereich von Negativ und Eingusstrichter. Stirnseite 1, sowie Breitseite 2 ebenfalls mit Verfärbungsspuren. – Mus. Darmstadt (o. Nr.). – Kibbert 1984, 199 Nr. 990, Taf. 70, 990. 53. Schenklengsfeld-Landershausen, Lkr. HersfeldRotenburg, Hessen; In einer heute trockenen Talmulde in der Flur „Im Teichfeld“, Fundstelle 1 (1990). – Gefunden beim Aufgraben einer verstopften Drainageleitung in einer Tiefe von 0,5–0,6 m. – Vollständige, zweiseitig nutzbare Formhälfte einer Gießform aus gelblichem Sandstein. Breitseite 1: Negativ für einen beilförmigen Barren(?). Eingusstrichter erhalten; Breitseite 2: Negativ für einen beilförmigen Barren(?). Ein-

gusstrichter erhalten; St. 6,0 cm; Gew. 2.374 g (Taf. 27, 53). – Zustand/Gebrauchsspuren: Negativ auf Breitseite 2 wohl noch eingeschränkt gebrauchsfähig. Negativ auf Breitseite 1 am Rand ausgebrochen und beschädigt. Beide Negative sowie die Eingusstrichter verfärbt. Beide Schmal- und Stirnseiten mit zahlreichen länglichen Kerben (Verschnürungsrillen?). – Mus. Kassel (1990/5 [Fund 1]). – Fundber. Hessen 31, 1991, 162 Abb. 75; Weber 1992, 33 Abb. 24. 54. Vilshofen a. d. Donau-Pleinting, Lkr. Passau, Niederbayern; „Spitzdobel“ bei Pleinting (1996). – Höhensiedlung. „Nur noch wenige vorgeschichtliche Siedlungsspuren [...] eine ziemlich seichte Grube und ein paar schwach erkennbare Pfostenstellungen mit [...] Keramikmaterial. Anscheinend sind die meisten Überreste der kleinen frühmittelbronzezeitlichen Ansiedlung schon vor Jahren der starken örtlichen Erosion und dem modernen Ackerbau zum Opfer gefallen.“ (Wandling 1996) – Fragment einer zweiseitig nutzbaren Formhälfte aus hartem, etwas grobkörnigem Sandstein. Breitseite 1: Negativ für ein Lappenbeil/Absatzbeil (?); Breitseite 2: Negativ für ein unbestimmtes Objekt (Nadel ?) (Taf. 28, 54). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte alt zerbrochen. Negative unvollständig. – Kreisarchäologie Passau. – Wandling 1996, 212. 220 Abb. 6, 11; Rind 2002, 273 Abb. 2. 55. Wiesbaden-Schierstein, Wiesbaden (kreisfreie Stadt), Hessen; „Freudenberg“ (1932). – Siedlungsgrube (Grube B), mit urnenfelderzeitlichem Fundmaterial. – Zweiseitig (?) nutzbare Formhälfte aus speckigem Gestein. Breitseite 1: Negativ für ein mittel- bis oberständiges Lappenbeil (Einzelform nach Kibbert 1984). Oberhalb der Lappenansätze rechts und links der schmalen trichterförmigen Eingussöffnung zwei schräg aufsteigende und nach außen führende Abzugskanäle. Zwei Bohrungen für Passstifte; Breitseite 2: über die Formfläche verläuft eine unregelmäßig gearbeitete, längliche Rinne mit annähernd U-förmigem Profil und unbekannter Funktion (T. ca. 0,5 cm); St. 7,4 cm; Gew. 2.448 g (Taf. 28, 55). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Das Beilnegativ auf Breitseite 1 ist innen, besonders zwischen den Lappen, ausgebrochen. – Mus. Wiesbaden (32/9.9). – Germania 16, 1932, 317; Herrmann 1966, 102 Nr. 257 Taf. 38, 1; Kibbert 1984, 57 Nr. 126 Taf. 10, 126; Jockenhövel 1986a, 233 Nr. 34 Abb. 9, D. 56. Willanzheim-Hüttenheim, Lkr. Kitzingen, Unterfranken; 1 km südwestlich von Hüttenheim an flachem Südhang unweit der Nordspitze des Bullenheimer Berges. Im O Bullenheimer Berg mit UK Befestigung. In unmittelbarer Nähe trotz intensiver Beobachtung sonst keine Funde (1979, 2010/2011). – Lesefunde

Gießformen aus Stein (E. Greulich); weitere Gießform (Nr. 62). – Mehrere anpassende Fragmente einer zweiseitig nutzbaren Formhälfte aus Hösbachit. Breitseite 1: Negativ für ein mittelständiges Lappenbeil mit kurzem Eingusskanal und Eingusstrichter. Zwei nach außen reichende Abzugskanäle rechts und links des Eingusskanals. Mehrere Bohrungen für Passstifte, die z. T. in funktionalem Widerspruch zum Formnegativ stehen. Eine durchgehenden Bohrung zwischen den Lappenerhöhungen; Breitseite 2: Negativ für ein mittelständiges Lappenbeil. Mehrere Bohrungen für Passstifte, die z. T. in funktionalem Widerspruch zum Formnegativ stehen. Wohl weiterer stark beschädigter Rest eines ehemaligen Negativs (Messer?); Schmalseite 1: teilweise erhaltenes Negativ mit unbekannter Funktion; St. 5,0 cm

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(Taf. 29, 56). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte u. a. im Bereich der Lappenerhöhungen quer zum Negativ zerbrochen. Beide Breitseiten mit Ausbrüchen, die auf der Lappenbeilseite die Ränder des eingearbeiteten Formnegativs erheblich beschädigen. Auf Breitseite 2 zusätzlich Eingussbereich stark beschädigt. Hinweise auf eine durch Hitzeeinwirkung hervorgerufene Veränderungen in der Kristallstruktur gegenüber dem Ausgangsgestein. – Privatbesitz. – Wamser 1980, 105 Nr. 8096 Abb. 15; 1984, 89 Abb. 20; Janssen 1985, 51; Berger 1986, 25 ff. Abb. 1; Diemer 1995, 213 Nr. 123; Gerlach 1998, 134 ff. Abb. 6 unten; Pászthory/Mayer 1998, 147 ff. Nr. 958 Taf. 67, 958.

Gießform für ein Absatzbeil und einen stabförmigen Barren(?) 57. Werbach-Wenkheim, Main-Tauber-Kreis, BadenWürttemberg; „Großer Wald“ (1922/1923). – Depot. Aus Hügel 1 einer Grabhügelgruppe. In dessen Mitte Brandschicht mit Skelettresten und Bronzenägeln. Nahe dem südwestlichen Hügelrand innerhalb des steinernen Hügelaufbaues fand sich das Depot, bestehend aus zwei Gießformen (Nr. 57. 63). Diese lagen in 0,30– 0,35 m Tiefe nebeneinander. Ein Bezug zur zentralen Bestattung ist nicht verifizierbar. – Zwei vollständige Hälften einer bifazialen Gießform aus Talkglimmerschiefer. Breitseite 1 (Formhälfte A): Negativ für ein schlichtes Absatzbeile vom Typ Rhein bei Mainz (nach Kibbert 1980). Auf der Passfläche in Höhe des Absatzes beiderseits des Negativs eine gleichmäßige Ritzlinie, die sich auf den Schmalseiten und der Rückseite der Formhälfte fortsetzt. Zusätzlich zwei Ritzlinien auf der Passfläche unterhalb der Beilschneide, die auf Stirnseite 2 und der Rückseite als eine Linie fortgeführt werden; Schmalseiten 1 und 2 (Formhälfte A): zwei Schnürungsrillen/Passmarken; Breitseite 1 (Formhälfte B): Negativ für ein schlichtes Absatzbeil vom Typ Rhein

bei Mainz (nach Kibbert 1980). Drei flache Bohrungen für Passstifte, die im funktionalen Widerspruch zum Negativ stehen; Schmalseite 2 (Formhälfte B): längliche Vertiefung mit annähernd U-förmigem Profil (Negativ für einen stabförmigen Barren[?]); St. 3 cm; Gew. 1.014 g (Formhälfte A); St. 3,1 cm, Gew. 948 g (Formhälfte B) (Taf. 30, 57). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte B zerbrochen. Auf Formhälfte A längs zur Form verlaufende Schleifspuren auf den Passflächen und im Negativ. Auf Formhälfte B Schleifspuren bzw. Ritzlinien auf den Passflächen, im Bereich des Negativs und an den Schmalseiten. Beide Formhälften mit Verfärbungen im Bereich des Negativs. Auch die längliche Vertiefung mit annähernd U-förmigem Profil zeigt partiell deutliche Verfärbungen. – Beifunde: Gießform für ein Absatzbeil, ein Messer und einen Gegenstand mit unbekannter Funktion (Nr. 63). – Stufe Bz C 2. – Mus. Karlsruhe (C 10932). – Wahle 1925, 33 ff. Abb. 19; Stein 1979, 32 Nr. 53; Kibbert 1980, 218. 263. 267 Anm. 9; 269. 271 ff. 275; s. Beitrag A. Jockenhövel S. 286.

Gießformen für einen beilförmigen und einen stabförmigen Barren(?) 58. Bischbrunn, Lkr. Main-Spessart, Unterfranken; Nordwestlich des Ortes, im Bischbrunner Forst (1960). – Lesefund. Zwei Gießformen (Nr. 50. 58) auf einem Steinhaufen. – Vollständige, zweiseitig nutzbare Formhälfte aus rotem Sandstein. Breitseite 1: Negativ für einen beilförmigen Barren vom Typ Niederosterwitz (nach Pászthory/Mayer 1998); Breitseite 2: Negativ

für einen stabförmigen Barren(?) (Taf. 31, 58). – Zustand/Gebrauchsspuren: Formhälfte eingeschränkt gebrauchsfähig. – Verbleib unbekannt. – Brod 1962, 193. 195 Abb. 20; Heimatpflege in Unterfranken 6, 1964, 14 f. mit Abb.; Pászthory/Mayer 1998, 27 Nr. 26. 27 Taf. 2, 26.

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Der Fundstoff

Gießform für ein Randleistenbeil(?) und ein unbestimmtes Objekt 59. Runkel-Ennerich, Lkr. Limburg-Weilburg, Hessen (1998); – Flachlandsiedlung. Befunde unterschiedlicher Zeitstellung (Endneolithikum, mittlere Bronzezeit, späte Urnenfelderzeit, frühe Hallstattzeit, spätes Frühmittelalter, Hochmittelalter). Zehn Einzelbefunde aus der mittleren Bronzezeit (Pfostengruben). Die Gießform stammt aus einer zentralen, ca. 35 cm tiefen Grube (Befund 34). Weitere Hinweise auf Bronzemetallurgie aus dem Siedlungsbereich (Abb. 9). – Fragment einer zweiseitig nutzbaren Formhälfte aus röt-

lich-gelbbraunem, feinkristallinem Granit. Breitseite 1: Negativ für ein Randleistenbeil(?); Breitseite 2: Negativ für ein Objekt mit unbestimmter Funktion (Nadelschaft? oder Schleif-/Schnürungsrille?); St. 2,4 cm; Gew. 50 g (Taf. 31, 59). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negative unvollständig. Schwarze, plattige Ablagerungen im Negativ auf Breitseite 1. Formstein partiell mit Verfärbungen. – Mus. Wiesbaden (98/2/34). – Nickel 1998/ 99, 123 ff.; Pinsker 2001, 72 f.

Gießform für ein Absatzbeil und einen Anhänger(?) 59 A. Rüsselsheim-Bauschheim, Lkr. Groß-Gerau, Hessen, Flur „Vor der Niederpfort in der Beine (Beune)“ (zweite Hälfte 20. Jh.). – Lesefund. Begehungen durch H. Schinhammer in den Jahren 1977, 1979 und 1985–1996 sowie durch J. Hubbert 1991–1997. Umfangreiches Fundmaterial vom Mesolithikum bis in die Neuzeit. – Fragment einer zweiseitig nutzbaren Formhälfte. Breitseite 1: Negativ für ein Absatzbeil. Eine

Bohrung für einen Passstift; Breitseite 2: Negativ für einen schwalbenschwanz- oder spatelförmigen Anhänger(?). Davon nur Teil einer Ringöse erhalten (Taf. 32, 59 A). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig, Formhälfte zerbrochen. Negative unvollständig. – Privatbesitz. – Fundber. Hessen 41, 2001 [2006], 204 Abb. 80, 1.

Gießform für ein Lappenbeil und einen stabförmigen Barren(?) 60. Eltville, Rheingau-Taunus-Kreis, Hessen; SüdostHang des Hühnerbergs (1979). – Lesefund. – Fragment einer zweiseitig nutzbaren Formhälfte aus verkalktem und serpentinisierten Pyroxenit. Breitseite 1: Negativ für ein mittelständiges Lappenbeil. Eine Bohrung für einen Passstift; Breitseite 2: Negativ für einen stabförmigen Barren(?); St. 8,20 cm; Gew. 2.853 g (Taf. 31,

60). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negative unvollständig. Negativ auf Breitseite 2 partiell schwarz verfärbt. Form an der Bruchstelle modern angesägt (zur Gesteinsbestimmung). – Mus. Wiesbaden (L 1979/3). – Ambrosi 1981, 110–112 Abb. 53, 1.

Gießform für ein Lappenbeil(?) und eine Nadel(?) 61. Altenbamberg, Lkr. Bad Kreuznach, RheinlandPfalz; „Schloßberg“. Höhensiedlung in Spornlage (1951). – „Am Nordostende eines Sporns wird eine flache Mulde von einem Abschnittswall (Zeitstellung unklar) in einem leichten Bogen nach O und S abgeschlossen.“ In der Mulde urnenfelderzeitliche Siedlungsfunde. Aus der 1951 angeschnittenen Kulturschicht stammen u. a. zwei Gießformen (Nr. 61. 106). – Fragment einer zweiseitig nutzbaren Formhälfte aus rötlichem Sandstein. Breitseite 1: Negativ für ein Lappenbeil (?); Breitseite 2: Negativ für einen spitz zulaufenden

Rundstab(Nadel?); St. 3,30 cm; Gew. 136 g (Taf. 32, 61). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negative unvollständig. Formfragment stark ausgeglüht. Negativ auf Breitseite 1 schwarz verfärbt. Am diesem Negativ ist die Oberfläche zusätzlich unregelmäßig ausgebrochen. Das Negativ auf Breitseite 2 ist nur im Bereich der Spitze schwarz verfärbt. – Mus. Speyer (1951/83 d). – Fehr 1972, 44 f. 141 Taf. 33, 1; Jockenhövel 1986a, 230 Nr. 1 a; 255 Abb. 10, C 2.

Gießformen aus Stein

137

Gießform für ein Lappenbeil, ein Messer und ein unbestimmtes Objekt 62. Willanzheim-Hüttenheim, Lkr. Kitzingen, Unterfranken. – Vgl. Nr. 56. – Mehrere anpassende Fragmente einer zweiseitig nutzbaren Formhälfte aus Hösbachit (Schubert/Okrusch/Böhme 1998). Breitseite 1: Negativ für ein mittelständiges Lappenbeil. Eingusstrichter und Abzugskanäle rechts und links des Eingusstrichters teilweise erhalten. Zwei Bohrungen für Passstifte; Breitseite 2: (unvollendetes) Negativ für ein Griffdornmesser und schmale, rinnenförmige Vertiefung bzw. teilweise erhaltenes Negativ mit unbestimmter Funktion (Messer?). Zwei Bohrungen für Passstifte; St. 4,5 cm (Taf. 32, 62). – Zustand/Gebrauchsspuren: Nicht gebrauchsfähig. Formhälfte im Bereich der Lappenerhöhungen

quer zum Negativ zerbrochen. Obwohl makroskopisch keine Verfärbungen auf der Gesteinsoberfläche zu erkennen sind, ergab eine mineralogische Untersuchung Hinweise auf eine durch Hitzeeinwirkung hervorgerufene Veränderungen in der Kristallstruktur gegenüber dem Ausgangsgestein. Werkzeugspuren (Meißelspuren?). – Privatbesitz. – Wamser 1980, 105 Nr. 8096 Abb. 15; 1984, 89 Abb. 20; Berger 1986, 25 ff. Abb. 2, 4 B; Okrusch/Schubert, 1986, 31 ff.; Diemer 1995, 213 Nr. 123; Gerlach 1998, 134 ff. Abb. 6 unten; Pászthory/ Mayer 1998, 148 Nr. 959 Taf. 67, 959; Hohlbein 2016, 395 Nr. 1570 Taf. 129, 1570.

Gießform für ein Absatzbeil, ein Messer und ein unbestimmtes Objekt 63. Werbach-Wenkheim, Main-Tauber-Kreis, BadenWürttemberg; „Großer Wald“ (1922/1923). – Vgl. Nr. 57. – Zwei Hälften einer zweiseitig nutzbaren Gießform aus Talkglimmerschiefer. Breitseite 1 (Formhälfte A): Negativ für ein Absatzbeil des Typs Klingenmünster, Variante Bayerseich, Stufe Wenkheim 1 (nach Kibbert 1980); Breitseite 2 (Formhälfte A): Negativ für ein Vollgriffmesser, Typ Brunn (nach Hohlbein 2016). Zusätzlich Negativ für einen flachen, rippenprofilierten Gegenstand mit unbekannter Funktion (Meißel? Armband?); Stirnseite 2 (Formhälfte A): zwei tiefe Passmarken/Schnürungsrillen; Breitseite 1 (Formhälfte B): Negativ für ein Absatzbeil des Typs Klingenmünster, Variante Bayerseich, Stufe Wenkheim 1 (nach Kibbert 1980). Breitseite 2 (Formhälfte B): Negativ für ein Vollgriffmesser, Typ Brunn (nach Hohlbein 2016). Zusätzlich Negativ für einen flachen, rippenprofilier-

ten Gegenstand mit unbekannter Funktion (Armband?); St. 1,8 cm; Gew. 341 g (Formhälfte A); St. 1,8 cm; Gew. 330 g (Formhälfte B) (Taf. 33, 63). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Beide Formhälften zerbrochen. Formhälfte B zusätzlich an einer Ecke (bei der Bergung) ausgebrochen. Parallel zu den Beilnegativen verlaufen tiefe Schrämm- oder Schleifspuren auf beiden Formhälften. Deutliche Verfärbungen im Bereich der Negative. Auf Formhälfte B eine Passmarke auf Stirnseite 1. Auf den Schmalseiten beider Formhälften weitere Passmarken, die sich bei zusammengeklappter Form vollständig zur Deckung bringen lassen. – Mus. Karlsruhe (C 10933). – Bad. Fundber. 1, 1925–1928, 33 ff. Abb. 20; Wahle 1925, 33 ff. Abb. 20; Stein 1979, 32 Nr. 53; Kibbert 1980, 218. 263. 267 Anm. 9; 269. 271 ff. 275; Hohlbein 2016, 34 Nr. 12 Taf. 2.

Zeitstellung: Die Gießformen für beilförmige Barren (Nr. 50–52. 53. 58. 132) datieren sämtlich an den Übergang von der jüngeren Frühbronzezeit zur Hügelgräberzeit. Dabei ist die Gießform mit unbekanntem Fundort (Nr. 52) als Einzelfund nur über das Negativ chronologisch einzuordnen, das lediglich unter Vorbehalt als Negativ für einen beilförmigen Barren angesprochen werden kann. Alternativ ist eine Deutung als Negativ für ein Flachbeil, wohl aus der ersten Hälfte der Altbronzezeit (Grundform 31 nach Kibbert) denkbar.99 Auch die Gießform von Schenklengsfeld-Landershausen (Nr. 53) lässt sich nur unter Vorbehalt deuten und typologisch nicht eindeutig ansprechen. Die Negative auf der Gießform ähneln Randleistenbeilen vom sächsischen Typ, die von H. Müller-Karpe in die Stufe Langquaid datiert werden.100 Aus Bischbrunn (Nr. 50. 58) sind zwei lochhamzeitliche Gießformen mit voneinander leicht abweichenden Negativen, jeweils wohl für beilfömige Barren bekannt, die nach 99

Kibbert 1980, 84; 1984, 198 f.

100

Müller-Karpe 1974, 255 f.

Der Fundstoff

138

E. F. Mayer der auf die Stufe Gemeinlebarn III/Langquaid folgende Depotstufe Niederosterwitz zuzuweisen sind (Stufe Bz A 2/Bz B).101 Dem angeschlossen wurde die stark beschädigte Gießform aus der Siedlung von Bad Reichenhall-Karlstein (Nr. 132) und die Formhälfte von Feldafing bzw. der „Roseninsel“ im Starnberger See (Nr. 51).102 Die Gießformen für Randleistenbeile (Nr. 47. 48. 59. 59 A) besitzen eine ähnliche Zeitstellung wie die Gießformen für beilförmige Barren. So wurde die stark beschädigte Gießform aus der fundreichen Siedlung von Bad Reichenhall-Karlstein (Nr. 48) nach Pázsthory/Mayer als Gießform für Langquaid II Variante Koblach nahestehende Beile angesprochen und zusammen mit der Gießform für beilförmige Barren (Nr. 132) der jüngeren Frühbronzezeit zugewiesen.103 Aus der Siedlung stammt außerdem ein Lanquaidbeil, das nach M. Menke „mit seinem Schneidenteil so gut in das Gußformfragment paßt, daß es zweifellos auch darin gegossen worden ist“.104 Im Vergleich zu dem Exemplar aus Bad Reichenhall-Karlstein fallen Deutung und Datierung der Gießform von Ammerbuch-Reusten (Nr. 47) dagegen deutlich schwerer. Die von W. Kimmig katalogartig erfassten Funde vom Kirchberg bei Reusten sind weder geschlossenen Komplexen zuweisen noch sind sie stratigraphierbar. Das Gießformfragment stammt aus „flüchtigen Grabungen“105 geringen Umfangs, die in den 1920er Jahren durchgeführt worden sind. Von Kimmig als Beil mit „langem, schmalen, eingeschwungenen Seitenbahnen“ interpretiert, wurde die Beilform als wahrscheinlich der frühbronzezeitlichen Langquaider Familie zugehörig beschrieben.106 Für den Kirchberg ist u. a. eine Besiedlung von der Rössener- bis in die Hügelgräberbronzezeit belegt. Danach wurde die Höhensiedlung verlassen und erst mit Beginn der Urnenfelderzeit wieder aufgesucht, wobei die meisten Funde dem Neolithikum und der Frühbronzezeit zugewiesen wurden.107 Ebenso schwer deutbar ist das rudimentär erhaltene Negativ auf dem kleinen Gießformfragment von Runkel-Ennerich (Nr. 59). Die Zeitstellung der Gießform kann jedoch über Keramik aus derselben Siedlungsgrube ermittelt werden. Die Randscherbe einer bisher nur aus dem Rhein-Main-Gebiet bekannten Kerbleistenschale spricht für eine Einordnung in die ausgehende Hügelgräberzeit (Stufe Bz C 2).108 Gießformen für Absatzbeile sind jünger als Gießformen für beilförmige Barren und Randleistenbeile. Die einzigen aus dem Arbeitsgebiet erhaltenen Exemplare stammen aus dem Depot von WerbachWenkheim (Nr. 57. 63). Die beiden Gießformen mit Formnegativen für Absatzbeile vom Typ Rhein bei Mainz und Typ Klingenmünster (Variante Bayerseich) nach Kibbert und ein „Oberpfälzer“ Vollgriffmesser der Art Brunn nach M. Hohlbein109 bilden einen geschlossenen Fund und belegen die Zeitgleichkeit der entsprechenden Bronzeobjekte, wie sie aus datierbaren Gräbern der späten Hügelgräberzeit Süddeutschlands überliefert sind (Stufe Bz C 2).110 Lappenbeile (Nr. 49. 54–56. 60–62) stellen die jüngsten der im Arbeitsgebiet durch Gießformen belegten Beiltypen. Das 1996 im Rahmen einer Grabunskampagne auf dem Spitzdobel bei Vilshofen a. d. Donau-Pleinting geborgene Formfragment (Nr. 54) datierte W. Wandling, u. a. anhand von Keramikfunden aus dem Siedlungsbereich, in die frühe Mittelbronzezeit.111 Ähnlichkeit mit frühbzw. älterurnenfelderzeitlichen Lappenbeilen des Typs Grigny nach K. Kibbert besitzt das nur noch teilweise erhaltene Negativ auf der Gießform von Eltville (Nr. 60).112 Die Lesefunde von einem Acker bei Willanzheim-Hüttenheim (Nr. 56. 62) wurden von von A. Berger mit der Gießform von Wies101 102 103 104 105 106

Mayer 1977, 71; Pászthory/Mayer 1998, 169. Pászthory/Mayer 1998, 27 f. Ebd. 45. Menke 1968, 72. Kimmig 1966, 56. Ebd. 52.

107 108 109 110 111 112

Ebd. 56 f. Pinsker 2001, 72 f. Kibbert 1984, 267; Hohlbein 2016, 34. Kibbert 1980, 267. Wandling 1997, 212 Nr. 35. Kibbert 1984, 47 ff.

Gießformen aus Stein

139

baden-Schierstein (Nr. 55) verglichen, die wiederum zusammen mit u. a. zahlreicher Keramik (u. a. Scherben von Knickwandschalen, Zylinder- und Kegelhalsbechern, Henkeltassen) und einer Nadel mit leicht gewölbtem, strichverziertem Plattenkopf, aus einer jüngerurnenfelderzeitlichen Siedlungsgrube stammt.113 Zuvor wurden die Gießformfragmente von Willanzheim-Hüttenheim von H. Müller-Karpe, nach Parallelen aus dem niederösterreichischen Depot von Kleedorf und dem zeitgleichen württembergischen Depot von Asperg, bereits der jüngeren Urnenfelderzeit (Stufe Ha B 1) zugewiesen.114 Zu diesen Datierungsansätzen passt das Negativ für ein älteres Griffdornmesser mit ungegliedertem Dorn (Nr. 62), die mit ihren späten Vertretern bis in die jüngere Urnenfelderzeit reichen,115 sowie ein in nur ca. 100 m Entfernung zu einem der ausgeackerten Gießformfragmente gefundenes Halbfabrikat eines oberständigen Lappenbeils vom Typ Buchau (Stufe Ha B).116 Die gleiche Zeitstellung (Stufe Ha B) nimmt wohl auch das Formfragment von Altenbamberg (Nr. 61) ein, das aus einer 1951 angeschnittenen Kulturschicht u. a. gemeinsam mit dem Fragment einer Gießform für eine Nadel(?) (Nr. 106), dem Randstück einer Zylinderhalsurne, dem Randstück einer Schrägrandschale, sowie dem Randstück einer Schale mit undeutlich ausgebildetem Schrägrand geborgen worden ist.117 Gießformen für Tüllenhämmer

Insgesamt dienten drei Gießformen aus dem Arbeitsgebiet zur Herstellung von Tüllenhämmern (Tab. 16). Die Formen von Heilbronn-Neckargartach (Nr. 65) und Münster (Nr. 66) tragen jeweils ein Negativ. Zwei Negative für Tüllenhämmer sind nur auf der beidseitig verwendbaren Gießform vom Runden Berg bei Bad Urach (Nr. 64) belegt. Mehrzweckgießformen sind nicht bekannt. Fundumstände: Gießformen für Tüllenhämmer stammen aus der Höhensiedlung auf dem Runden Berg bei Urach (Nr. 64), sowie aus dem Depotfund von Heilbronn-Neckargartach (Nr. 65) (s. S. 46 f.). Um einen Lesefund ohne Siedlungszusammenhang handelt es sich bei der Gießform von Münster (Nr. 66). Die Gießform vom Runden Berg (Nr. 64) wurden in einem Bereich unterhalb des Gipfelplateaus gefunden, der als „Werkstatt 1“ angesprochen wird (Tab. 3) (s. S. 30 f.). Funktion: Tüllenhämmer kamen als Werkzeug zur plastischen Verformung hauptsächlich in der Blechherstellung und -bearbeitung d. h. der Toreutik zum Einsatz.118 Auch eine Verwendung als Amboss ist in einigen Fällen denkbar, wenn die Tülle nicht sehr tief ist.119 Die formalen Übergänge zwischen Tüllenhämmern und Tüllenbeilen verlaufen z. T. durchaus fließend. Wichtigstes Merkmal der Hämmer ist ihre im Vergleich zu den Beilen „stumpfe Schneide“ bzw. Bahn.120 Nach der Form dieser Bahn, die bereits in der Gießform angelegt und in unterschiedlich starker Ausprägung am Rohling ausgebildet ist, wurden die Hämmer von H. Ohlhaver in Hauptgruppen unterteilt.121 Bei den Beilformen steigt das Negativ zur Schneide hin an, so dass am Rohling bereits eine scharfe Schneide entstand, die nur noch unwesentlich nachbearbeitet und geschärft werden musste. Im Gegensatz dazu ist bei den Tüllenhammergießformen in der Regel eine mehrere Millimeter breite, stumpfe bzw. leicht 113 114 115 116 117

Berger 1986, 26; s. auch Kibbert 1984, 28. Müller-Karpe 1959a, 281 Taf. 140; 294 Taf. 171, A 5. Hohlbein 2016, 397. Gerlach 1998, 134 ff. Fehr 1972, 141.

118 119 120 121

Ohlhaver 1939, 25 ff.; Jockenhövel 1982c. Freundl. mündl. Hinweis A. Jockenhövel. Kibbert 1984, 195. Ohlhaver 1939, 25 ff. Abb. 6.

140

Der Fundstoff

dachförmige Schlagfläche angelegt. Einige Fertigprodukte zeigen zusätzlich eine gestauchte Schlagfläche, was direkte Rückschlüsse auf die Art der Verwendung dieses Gerätetyps zulässt.122 Tüllenhämmer wurden ausschließlich im zweischaligen, bifazialen Verfahren unter Verwendung eines Gusskerns gegossen. Dementsprechend sind auf den Formhälften der Gießformen von Bad Urach (Nr. 64) und Heilbronn-Neckargartach (Nr. 65) mehrere Bohrungen für Passstifte vorhanden. Eine Ausnahme bildet diesbezüglich die Gießform von Münster (Nr. 66). Auf den Schmal- und Stirnseiten dieser Gießform finden sich alternativ zahlreiche und sehr deutlich ausgebildete Schnürungsrillen, die darauf hindeuten, dass die beiden Formhälften entsprechend fest umwickelt wurden, um ein Verrutschen der Formhälften während des Gebrauchs zu verhindern. Eine schmale Halterung für einen Gusskern blieb links neben dem Eingusstrichter der Gießformhälfte von Münster (Nr. 66) erhalten. Die gegenüberliegende Seite ist hingegen ausgebrochen und beschädigt. Eine entsprechende Halterung für einen Gusskern oberhalb des Tüllenmundes findet sich auch auf den beiden Hälften der Gießform von Heilbronn-Neckargartach (Nr. 65). Der Durchmesser der Halterung lässt vermuten, dass ein Gusskern aus keramischem Material eingesetzt worden ist.123 Die auffällig profilierten Eingusstrichter (Nr. 64–66) sollten möglicherweise ein Vorbeifließen der Bronze am Gusskern erleichtern. Die Gießform von Münster (Nr. 66) endet im Schneidenbereich in einem etwa drei Zentimeter langen und maximal zwei Zentimeter breiten, gekanteten Spitzdorn. Die Funktion dieses Dorns ist unklar. Bisher ist kein vergleichbarer Tüllenhammer bekannt. K. Kibbert zieht in Erwägung, dass es sich nicht um einen überflüssigen „Gusszapfen“, sondern um einen funktionalen Teil dieses Werkzeugs handeln könnte.124 Tüllenhämmer zählen außerdem zu den seltenen Objekttypen, bei denen Verzierungen offenbar regelmäßig bereits im Negativ angelegt waren. Bei den Gießformen aus dem Arbeitsgebiet handelt es sich um Verzierungen aus hängenden Dreiecken unterhalb der Tüllenränder (Nr. 64–66). Material/Gebrauchsspuren: Die Gießformen von Heilbronn-Neckargartach und Bad Urach bestehen aus Lettenkohlensandstein (Nr. 65) bzw. Schilfsandstein (Nr. 64). Die Gießform von Münster (Nr. 66) wurde aus einem grauen, speckigen Gestein mit großen Kristallen und hellem Glimmer geschnitten. Als zweischalige Gießform vollständig überliefert ist nur die Gießform aus dem Depotfund von Heilbronn-Neckargartach (Nr. 65). Ein tiefer Sprung auf der Oberfläche einer der beiden Formhälften lässt jedoch an der Funktionsfähigkeit zweifeln. Unvollständig und deutlich stärker beschädigt sind hingegen die Gießformen von Bad Urach (Nr. 64) und Münster (Nr. 66). Letztere wurde möglicherweise sekundär als Wetz- oder Schleifstein genutzt, worauf schmale Rillen auf den Schmalseiten verweisen, bei denen es sich alternativ allerdings auch um Werkzeugspuren der Gesteinsbearbeitung handeln könnte. Sämtliche Formen zeigen zudem mehr oder weniger intensive Verfärbungsspuren, vor allem im Bereich der Negative und Eingusstrichter. 64. Bad Urach, Lkr. Reutlingen, Schwaben, BadenWürttemberg; „Runder Berg“. – Vgl. Nr. 28. – Herdstelle im Bereich von L 23/L 24 (Pauli 1994). – Zwei Hälften einer Gießform aus Schilfsandstein. Breitseite 1 (Formhälfte A): Negativ für einen Tüllenhammer

122 U. a. Tüllenhammer von Zornheim (Kr. Mainz-Bingen, Rheinland-Pfalz) (Kibbert 1984, 196 Nr. 983 Taf. 70, 983).

mit vollständig erhaltenem, profiliertem Eingusstrichter. Vier Bohrungen für Passstifte; Breitseite 2 (Formhälfte A): Negativ für einen Tüllenhammer mit teilweise erhaltenem, profiliertem Eingusstrichter. Eine Bohrung für einen Passstift; Beide Negative (Formhälfte A + B)

123 124

Drescher 1987, 28. Kibbert 1984, 195.

Gießformen aus Stein mit zwei Querrippen im Anschluss an den jeweiligen Eingusstrichter und einer Verzierung aus zwei ineinander verschachtelten hängenden Dreiecken unterhalb des Tüllenmundes; Breitseite 1 (Formhälfte B): Negativ für einen Tüllenhammer mit vollständig erhaltenem, profilierten Eingusstrichter. Das Negativ mit zwei Querrippen im Anschluss an den Eingusstrichter und einer schwach ausgebildeten Verzierung aus einem hängenden Dreieck unterhalb des Tüllenmundes. Zwei Bohrungen für Passstifte; St. 4,5 cm; Gew. 684 g (Formhälfte A); St. 4,5 cm; Gew. 1.048 g (Formhälfte B) (Taf. 34, 64). – Zustand/Gebrauchsspuren: Nicht gebrauchsfähig. Beide Formhälften zerbrochen. Beide Negative auf Formhälfte A unvollständig. Auf Formhälfte A schwache Verfärbungen am Übergang der Tüllenöffnung zum Eingusstrichter. Formhälfte B ebenfalls schwach verfärbt. – Mus. Stuttgart (L 24 82 IV). – Pauli 1994, 35 f. Taf. 97, 1; Taf. 97, 3. 65. Heilbronn-Neckargartach, Heilbronn am Neckar (kreisfreie Stadt), Baden-Württemberg. – Vgl. Nr. 23. – Zwei vollständige Formhälften einer einseitig nutzbaren, bifazialen Gießform aus Lettenkohlensandstein. Breitseite 1 (Formhälften A + B): jeweils ein Negativ für einen Tüllenhammer mit einer Querrippe im Anschluss an den Eingusstrichter und einer Verzierung aus drei ineinander verschachtelten, hängenden Dreiecken unterhalb des Tüllenmundes. Halterung für einen Gusskern. Jeweils zwei Bohrungen für Passstifte; St. 6,50 cm; Gew. 1.024 g (Formhälfte A); St. 6,80 cm;

141

Gew. 1.190 g (Formhälfte B) (Taf. 35, 65). – Zustand/ Gebrauchsspuren: wohl noch gebrauchsfähig (Negativ auf Formhälfte A im Randbereich beschädigt). Beide Formhälften mit deutlichen Verfärbungen an den Negativen einschließlich der Eingusstrichter/Eingussöffnung. – Mus. Stuttgart (53/144?). – Paret 1954, 9 Taf. 8, 10. 11; Dehn 1972, 99; Stein 1979, 114 Nr. 277. 66. Münster, Lkr. Darmstadt-Dieburg, Hessen; zwischen Breitebornschneise u. Hohe Straße an der Hoheackerschneise. 20 m nördlich des Baches. „An der Hoheackerschneise“ (1939). – Lesefund. – Vollständige, einseitig nutzbare Formhälfte aus grauem Speckstein mit großen Kristallen und hellem Glimmer. Breitseite 1: Negativ für einen Tüllenhammer (oder -amboss) mit zwei Mündungsrippen, darunter hängende Dreieicksrippen. Schmale Halterung für einen Gusskern links neben dem Eingusstrichter. Dreieckiger, spitz zulaufender Fortsatz mit unbekannter Funktion am unteren Ende des Negativs. Zahlreiche Schnürungsrillen(?) auf den Schmal- und Stirnseiten; St. 3,2 cm; Gew. 424 g (Taf. 36, 66). – Zustand/Gebrauchsspuren: Nicht gebrauchsfähig. Negativ im Bereich des Eingusstrichters und des Tüllenmundes beschädigt. Vor allem am Eingusstrichter und an der dornartigen Verlängerung mit Verfärbungen (schwarz verrußt?). – Mus. Darmstadt (A 1955:1). – Herrmann 1966, 169 Nr. 601 Taf. 203, C; Kibbert 1984, 196 Nr. 981 Taf. 70, 981.

Zeitstellung: Tüllenhämmer sind bereits seit Ende der Mittelbronzezeit weit verbreitet und gehören spätestens seit der älteren Urnenfelderzeit (Stufe Ha A 1) zum festen Bestand bronzezeitlicher Werkzeuge. Für den Einzelfund von Münster (Nr. 66) verwies K. Kibbert anhand der Rippen-Winkelzier unterhalb des Tüllenrandes auf Übereinstimmungen mit den Verzierungen auf einem Tüllenhammer der Stufe Wallstadt (Stufe Ha B 3).125 Die vollständig erhaltene Tüllenhammer-Gießform aus dem Depot von Heilbronn-Neckargartach (Nr. 65) lässt sich als Bestandteil eines geschlossenen Fundes, der u. a. Gießformen mit Negativen für verschiedene Sicheltypen umfasst, chronologisch ansprechen und durch die Fundzusammenhänge der entsprechenden Sicheltypen der Stufe Ha B 3 zuordnen. Die Negative auf der Gießform vom Runden Berg bei Bad Urach (Nr. 64) (Besiedlungsbeginn in der Spätbronzezeit ab Stufe Ha A 2)126 zeigen ähnliche Verzierungen aus hängenden Dreiecken unterhalb des Tüllenmundes, wie die Gießform aus dem Depot von Heilbronn-Neckargartach (Nr. 65). Weitere vergleichbare Originale stammen aus der „Wasserburg“ Buchau (s. S. 35 ff.) mit ihren Besiedlungsphasen der mittleren bis späten Urnenfelderzeit (Stufen Ha A 2 bis Ha B [2]3).127

125 126

Kibbert 1984, 198. Pauli 1994, 59.

127

Jockenhövel 1986a, 216 Abb. 4, 2. 3.

142

Der Fundstoff Gießformen für Meißel

Lediglich auf zwei Gießformen aus dem Arbeitsgebiet (Nr. 35. 68) kann jeweils ein Negativ für einen Meißel mit einiger Sicherheit erkannt werden. Zwei weitere Negative auf Gießformen von BodmanLudwigshafen (Nr. 67) und „Wasserburg“ Buchau (Nr. 137) sind aufgrund der schlechten Erhaltung nur noch unter Vorbehalt ansprechbar. Mit Ausnahme der Gießform von Bodman-Ludwigshafen (Nr. 67) handelt es sich um Formsteine, die zusätzlich auch Negative anderer Objekttypen tragen und vergesellschaftet waren mit Negativen für Dolche (Nr. 35), Lanzenspitzen (Nr. 35), Messer (Nr. 137) und stabförmige Barren(?) (Nr. 68. 137). Fundumstände: Die Gießformen stammen aus den Feuchtbodensiedlungen von „Wasserburg“ Buchau (Nr. 137) und Bodman-Weiler I (s. S. 36 ff.) sowie aus zwei Depotfunden von Burgkirchen a. d. AlzMargarethenberg (Nr. 35) und Friedberg (Nr. 68) (s. S. 45 ff.). Funktion: Bei der Klassifizierung der Gießformen wurde der von K. Kibbert formulierte Vorschlag zur funktionalen Abgrenzung dieses Gerätetyps übernommen.128 Demnach besitzt ein Meißel – im Gegensatz zu einem Hammer oder Beil – in der Regel eine (vergleichsweise geringere) Schneidenbreite von lediglich 1,0–2,5 cm. Dieser Definition folgend dienten die Gießformen aus dem Arbeitsgebiet zur Herstellung verschiedener Meißeltypen. Der Zustand der Negative lässt es zu, Tüllenmeißel (Nr. 68. 137[?]) und massiv gegossene Absatzmeißel (Nr. 35) mit einiger Sicherheit voneinander zu unterscheiden. Die Gießform von Margarethenberg (Nr. 35) ist die einzige, die ein Negativ für einen Absatzmeißel trägt. Kleinere Exemplare aus Gräbern wurden möglicherweise als Waffen eingesetzt.129 Dafür spräche auch das Vorhandensein von zwei zusätzlichen Negativen für einen Dolch und eine Tüllenlanzenspitze auf derselben Gießform. Eine weitere typologische Unterteilung der wohl hauptsächlich bei der Holzbearbeitung eingesetzten Tüllenmeißel in Tüllengerad- und Tüllenhohlmeißel fällt hingegen schwer, weil an den Negativen in keinem Fall die charakteristische Schneide erhalten ist.130 Anhand von Vergleichsfunden ordnen Pászthory/Mayer die Gießform von Friedberg (Nr. 68) dennoch unter Vorbehalt den Geradmeißeln zu.131 Material/Gebrauchsspuren: Sämtliche Gießformen wurden aus Sandstein gefertigt und sind mehr oder weniger stark beschädigt. Funktionsfähige oder vollständige Gießformen für Meißel sind nicht erhalten. Verfärbungen sind regelmäßig auf den Formsteinen vorhanden (Nr. 35. 67. 137). Lediglich die Form von Friedberg (Nr. 68) bleibt makroskopisch ohne Befund. 67. Bodman-Ludwigshafen, Lkr. Konstanz, BadenWürttemberg; Bodman-Weiler I (1898). – Feuchtbodensiedlung. Aus dem Bereich der Hütte am Ende des unter der Leitung von K. Schumacher angelegten 24,35 m (nach Abb.) bzw. 34,35 m (nach Textangabe) langen Schnittes A (Veröffentl. d. Karlsruher Sammlung II 1899, 33 f. Taf. 1). – Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus grauem Sandstein. BreitKibbert 1980, 1 f.; 1984, 180. Pászthory/Mayer 1998, 163 f. 130 Kibbert 1984, 191; zur Verwendung der verschiedenen Meißeltypen: Mödlinger 2011, 48. 128

129

seite 1: Negativ für Meißel(?) mit vollständig erhaltenem Eingusstrichter; St. 3,7 cm; Gew. 311 g (Taf. 36, 67). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negativ unvollständig und mit Beschädigung (Kratzspur) in der unteren Hälfte. Negativ sowie Eingusstrichter/Eingussöffnung deutlich verfärbt. – Mus. Karlsruhe (C 7794). – Veröffentl. d. Karlsruher Sammlung II, 1899, 27 ff. Taf. 2, 14. 131

Pászthory/Mayer 1998, 191 Nr. 966.

Gießformen aus Stein

143

Gießform für einen Tüllenmeißel und einen stabförmigen Barren(?) 68. Friedberg, Wetteraukreis, Hessen; „Windeckerscher Felsenkeller“ (vor 1885). – Depot(?). „Aus tiefem Schacht mit Stollen viele vorgeschichtliche Gegenstände.“ Nur vier Gießformen aus Sandstein und Speckstein sind erhalten (Nr. 68. 103. 152. 153). – Zweiseitig nutzbare Formhälfte aus grauem, feinkörnigem Sandstein. Breitseite 1: Negativ wohl für sechskantigen Tüllenmeißel (Tüllengeradmeißel), mit Randwulst und zwei Mündungsrippen auf der Breitseite. Eingusstrichter z. T. erhalten; Schmalseite 2: längliches Negativ mit annähernd U-förmigem Querschnitt für einen stabförmigen Barren(?); L. 14,80 cm; Br. 4,30 cm; St. 3,10 cm; Gew. 232 g (Taf. 36, 68). – Zustand/Gebrauchsspuren:

nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negative unvollständig. – Beifunde: drei weitere Gießformen für weitgehend unbestimmbare Gegenstände (Nr. 103. 152. 153), Knickwandschalenfragment (Zugehörigkeit fraglich). – Wahrscheinlich späte Urnenfelderzeit. – Mus. Darmstadt (II Cd3. II Cb 320). – Dieffenbach 1885, 28 Nr. 1; Adamy 1897, 105; Kofler 1899, 451 Nr. 20, 1 c (siehe Saile 1998); Schumacher 1903, 98 Nr. 45; Behrens 1916, 48 Nr. 155; Kunkel 1926, 110 Nr. 2; Behrens 1939, 7 f.; Herrmann 1966, 117 Nr. 339 Taf. 201, B. 202, B; Stein 1979, 177 Nr. 400; Kibbert 1984, 191 Nr. 966 Taf. 69, 966; Saile 1998, 332 Nr. 1238.

Zeitstellung: Das Negativ auf der Gießform von Friedberg (Nr. 68) wurde von K. Kibbert als Negativ für einen Tüllengeradmeißel gedeutet, die im Untersuchungsgebiet von der mittleren Alt- bis zum Ende der Spätbronzezeit vorkommen. In größerer Zahl sind derartige Meißel allerdings erst aus der Jungbronzezeit überliefert.132 Die weiteren Gießformen aus dem Depot von Friedberg (Nr. 103. 152. 153) erlauben keine eindeutige Datierung, da die jeweiligen Negative weitgehend unbestimmbar bleiben.133 Die Form des Negativs auf der Mehrzweck-Gießform von Burgkirchen a. d. Alz-Margarethenberg (Nr. 35) lässt sich keinem Meißel-Typ eindeutig zuordnen und wurde von K. Pászthory und E. F. Mayer in die Nähe der langquaidzeitlichen Absatzmeißel der Form Mittermühle gestellt.134 Für eine solche Datierung sprechen auch die Negative einer geschweiften Klinge für einen Griffzungendolch und eine Lanzenspitze, die unter Bezug auf Vergleichsfunde ebenfalls als langquaidzeitlich angesprochen worden sind.135 Alternativ dazu beschrieb U. Wels-Weyrauch das Dolch-Negativ – trotz einer erheblichen Größenabweichung und einer Fundlage (deutlich) außerhalb des (Haupt-)Verbreitungsgebiets – als Dolch der Form Bergrheinfeld, was wiederum eine Datierung in die Mittel- (Stufe Bz C 1) bzw. Späthügelgräberzeit (Stufe Bz C 2 [Stufe Asenkofen]) nahelegt.136 Gießformen für Sicheln

Zwölf Gießformen aus dem Untersuchungsgebiet tragen insgesamt 13 Negative für Sicheln (Nr. 69– 80) (Tab. 16).137 Neun Gießformen (Nr. 69–77) dienten ausschließlich zur Herstellung jeweils verschiedener Sicheltypen. Drei Formsteine weisen außerdem Negative für Messer (Nr. 80), Rasiermesser (Nr. 80), stabförmige Barren (Nr. 78. 80?) und unbestimmte Objekte (Nr. 79) auf. Fundumstände: Formen für den Sichelguss sind sowohl aus dem umfangreichen Depotfund von Heilbronn-Neckargartach (Nr. 72–75) (s. S. 46 f.), sowie als Siedlungsfunde (Nr. 69. 70. 77–79) überlieKibbert 1984, 194. Die Zugehörigkeit eines Knickwandschalenfragments zu diesem Fundkomplex ist nicht gesichert. 134 Pászthory/Mayer 1998, 163. 135 Ebd. 164. 136 Wels-Weyrauch 2015, 7. 89. 132 133

137 Im Jahr 2015 wurde eine fast vollständige Gießform aus Sandstein zur Herstellung einer Sichel im Raum Ingolstadt gefunden. Verfasser dankt Dr. T. Weski (BLfD) für den freundlichen Hinweis. Aufgrund der zeitlichen Beschränkung des vorliegenden Kataloges auf Funde bis einschließlich 2011 fand diese Gießform keine Berücksichtigung im vorliegenden Band.

Der Fundstoff

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fert. Aus Höhensiedlungen stammen die Gießform vom Hesselberg bei Ehingen (Nr. 78), sowie zwei Gießformen vom Runden Berg bei Bad Urach (Nr. 69. 70) (s. S. 23 ff.). Um einen Einzelfund mit Bezug zu einer Höhensiedlung handelt es sich bei der Gießform von Preist (Nr. 80). Mit den Funden von Salching (Nr. 77) und Dietfurt (Nr. 79) liegen zusätzlich die vollständige Hälfte einer ehemals zweiteiligen Form, sowie ein stark beschädigtes Formfragment aus Flachlandsiedlungen vor (s. S. 35 ff.). Einzel- bzw. Lesefunde ohne Fundzusammenhang sind die Gießformen von Kleinlangheim (Nr. 76) und Bürstadt-Riedrode (Nr. 71). Funktion: Sämtliche Gießformen für Sicheln im Arbeitsgebiet repräsentieren den Guss in einschaligen, monofazialen Formen. Zu der mit einem Negativ versehenen Formhälfte gehörte also jeweils eine plane Deckplatte, in die in Ausnahmefällen lediglich ein Eingusstrichter eingearbeitet worden ist. Soweit heute noch erkennbar, waren alle Sicheln für eine rechtshändige Schäftung ausgelegt. Insgesamt sind fünf Negative für Zungensicheln (Nr. 71–73. 75. 77. 78) und ein Negativ für eine Knopfsichel (Nr. 80) belegt. Entsprechend den Beschreibungen von M. Primas erfolgte der Einguss bei den Knopfsicheln an der Basis, während sich die Eingusspartie bei den jüngeren Zungensicheln am Scheitel bzw. am Sichelrücken befindet, um einem vorzeitigen Auskühlen der Bronze vorzubeugen.138 Durch den Guss vom Scheitel konnte sich die Bronze zur Spitze und zur Zungenbasis in zwei Flussrichtungen gleichmäßig und in kürzester Zeit ausbreiten und das gesamte Negativ ausfüllen. Eine Zwischenstellung nimmt diesbezüglich die Gießform von Preist (Nr. 80) ein. Das stark gekrümmte Negativ für eine späte Knopfsichel verfügt über zwei Eingusstrichter, die offenbar nacheinander auf dem Formstein angebracht worden sind. Die Gießformen für Zungensicheln aus dem Depotfund von Heilbronn-Neckargartach (Nr. 72. 73. 75) können nach M. Primas drei unterschiedlichen Typen zugewiesen werden. In zwei Fällen (Nr. 72. 75) lassen sich das Negativ und die zugehörige Gegenplatte aufgrund der nahezu identischen Abmessungen (Formhälften, Negativ und zugehöriger Abdruck auf der Gegenplatte), sowie nahezu identischer Gebrauchsspuren zweifelsfrei zuordnen. Besonders aufwändig ist dabei die zweiteilige Form (Nr. 72) für eine Zungensichel der Typengruppen Auvernier, Typ Karlstein bzw. Herrnbaumgarten (bei nachträglich eingeschlagenem Nietloch). Zwölf unterschiedliche, schmale Abzugskanäle, die entlang des Negativs in den Stein eingearbeitet wurden, erleichtern ein Entweichen der beim Guss entstehenden Gase. Nach der Zusammenstellung durch Primas sind Originale im Arbeitsgebiet aus dem Oberallgäu, Oberbayern und Hessen bekannt.139 Der Typengruppe Auvernier wird auch die Gießform aus der Höhensiedlung auf dem Hesselberg bei Ehingen (Nr. 78) zugerechnet. Für Zungensicheln des Typs Homburg in der dem Negativ entsprechenden Variante mit niedriger Zunge nennt Primas verschiedene Originale aus der Schweiz.140 Im Arbeitsgebiet ist die Typvariante hingegen nur durch einen Altfund belegt, der 1896 aus dem Rhein bei Bingen geborgen wurde und sich heute im Mus. Worms befindet.141 Zwei Gießformhälften von Heilbronn-Neckargartach (Nr. 73. 74) werden häufig zu einer Gießform für eine Zungensichel der Typengruppe Boskovice, Typ Mainz, zusammengefasst und als ein aufeinander bezogenes Schalenpaar bezeichnet.142 Eine derartige Zuordnung ist jedoch keineswegs eindeutig.143 Beide Formhälften unterscheiden sich in zahlreichen Details. So ist z. B. die Formhälfte mit dem eingearbeiteten Negativ (Nr. 73) deutlich kleiner, als die vermeintliche Gegenplatte (Nr. 74). Die Position 138 139 140 141 142

Primas 1986, 7 f. Ebd. 165 Nr. 1533–1539 Taf. 132, A; 133, A. Ebd. 168 Nr. 1593. 1595. 1597–1601 Taf. 133, A. Ebd. 168 Nr. 1594. Ebd. Taf. 132, A.

143 Bereits bei der Erstveröffentlichung des Depots von Heilbronn-Neckargartach wurde darauf verwiesen, dass die beiden Formhälften nicht uneingeschränkt zueinander passen: „Im Umriss paßt der Stein weder zu Form b und c noch d, er konnte aber notfalls bei allen verwendet werden.“ (Paret 1954, 9)

Gießformen aus Stein

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des Eingusstrichters lässt keinen Zweifel daran, dass die Gießform während des Gusses aufrecht stand. Der erhebliche Größenunterschied beider Formhälften dürfte allerdings beim Einguss in eine aufrecht stehende Form Schwierigkeiten bereitet haben. Darüber hinaus unterscheiden sich die Abmessungen des Sichelabdrucks auf der Gegenplatte und die Abmessungen des vermeintlich zugehörigen Negativs wesentlich stärker voneinander als bei den anderen beiden Gießformen aus diesem Depotfund, bei denen Abdruck und Negativ in Form und Größe jeweils nahezu identisch sind. Desweiteren fällt auf, dass die Gebrauchsspuren auf der flachen Gegenplatte wesentlich stärker ausgeprägt sind als auf der Gießformhälfte mit dem Negativ. Ein Formstein (Nr. 73) aus dem Depotfund von Heilbronn-Neckargartach zeigt ein bereits im Negativ angelegtes Nietloch. Es diente zur Befestigung eines Holzgriffes, wie sie vereinzelt in der Schweiz gefunden worden sind.144 Auffällig ist weiterhin ein besonders stark ausgeprägter Abzugskanal gegenüber dem Eingusstrichter, der in dieser Ausgestaltung und Position auch an anderen europäischen Sichelgießformen zu beobachten ist.145 Die Gießform von Bürstadt-Riedrode (Nr. 71) ist die einzige Gießform aus dem Untersuchungsgebiet, in der zwei typengleiche Sicheln hergestellt werden konnten (Typ Linz, Variante Kleinformat oder Typ Mintraching nach Primas).146 Allerdings ließen sich diese nur nacheinander gießen. Sichelnegative und Eingusstrichter wurden so angebracht, dass die Form zum Gebrauch jeweils um 90° gedreht werden musste. Dementsprechend weisen die Eingusstrichter der beiden unterschiedlich sorgfältig ausgeführten Negative einmal auf eine Stirnseite und einmal auf eine Schmalseite der Gießformhälfte. Der halbmondförmige Abdruck eines Negativs auf der planen Deckplatte der Gießform von Salching (Nr. 77) erinnert eher an ein Rasiermesser als an eine Sichel. Eine eindeutige Zuweisung zu einem bestimmten Sicheltyp ist aufgrund fehlender Merkmale und einer für Sicheln untypischen Form (evtl. wurde diese Gegenplatte mehrmals benutzt, so dass sich verschiedene Negative abzeichnen und überlagern) nicht möglich. Material/Gebrauchsspuren: Sämtliche Gießformen für Sicheln bestehen – mit nur einer einzigen Ausnahme – aus Sandstein (Nr. 71. 76–79) bzw. Lettenkohlensandstein (Nr. 72–75) und Schilfsandstein (Nr. 69. 70). Lediglich die Gießform von Preist (Nr. 80) wurde nicht aus einem klastischen Sedimentgestein, sondern aus feinkörnigem Diabas (metamorphes Gestein vulkanischen Ursprungs) gefertigt.147 Nur zwei Formen sind vollständig überliefert (Nr. 72. 75). Sie stammen aus dem Depot von Heilbronn-Neckargartach. Trotz Beschädigungen an den beiden planen Deckplatten sind die Gießformen wohl noch gebrauchsfähig. Von Bürstadt-Riedrode (Nr. 71) und Preist (Nr. 80) ist demgegenüber zwar nur jeweils eine Formhälfte mit Negativ bekannt, dennoch müssen auch diese Gießformen grundsätzlich als gebrauchsfähig bezeichnet werden. Auf den Oberflächen zahlreicher Sichelgießformen zeichnen sich mehr oder weniger intensive Verfärbungen ab, die auf den Kontakt des Gesteins mit flüssigem Metall schließen lassen. Hiervon sind regelmäßig vor allem Negative und Eingusspartien betroffen (Nr. 71–73. 75. 78. 80).148 Als besonders markant und auffällig stellen sich außerdem die scharf begrenzten Abdrücke der jeweiligen Negative auf den planen Deckplatten der ursprünglich ausnahmslos zweiteiligen Formen dar (Nr. 72. 74. 75. 77. 78). Gröbere Werkzeugspuren, die wohl von der Herrichtung Primas 1986, Taf. 123. U. a. Grandson-Corcelettes, Kt. Waadt, Schweiz (Primas 1986, 189 Nr. 2038 Taf. 119, 2038); Mörigen, Kt. Bern, Schweiz (Ebd. 179 Nr. 1738–1740 Taf. 106, 1738). 146 Ebd. 112 Nr. 803. 804. 147 Die mineralogische Bestimmung wurde durch Dr. F. Schmitt (Mineralogisch-Petrographisches Institut der Universität Bonn, 144

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Abteilung: Zentralstelle für Petrographische Vor- und Frühgeschichtsforschung) vorgenommen (Kimmig 1937, 227 Anm. 3). 148 An den Gießformen von Bad Urach (Nr. 69. 70) und Dietfurt (Nr. 79) wurden keine Originalstudien durchgeführt.

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Der Fundstoff

des Formsteins zeugen, finden sich auf der Gießform vom „Hesselberg“ (Nr. 78). Potenzielle Reste des eingegossenen Metalls konnten makroskopisch ausgesprochen selten festgestellt werden. Ob es sich bei den grünlichen Verfärbungen auf beiden Formhälften der Gießform für eine Zungensichel aus dem Depotfund von Heilbronn-Neckargartach (Nr. 75) tatsächlich um Rückstände der eingefüllten Bronze handelt, ist jedoch ohne naturwissenschaftliche Analysen nicht sicher zu entscheiden. 69. Bad Urach, Lkr. Reutlingen, Schwaben, BadenWürttemberg; „Runder Berg“. – Vgl. Nr. 28. – Halbrunde, einseitig nutzbaren Formhälfte aus Schilfsandstein. Breitseite 1: Negativ für eine einrippige Sichel (Taf. 36, 69). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negativ unvollständig. – Mus. Stuttgart (I 32 86 III). – Pauli 1994, 35 f. Taf. 98, 2. 70. Bad Urach, Lkr. Reutlingen, Schwaben, BadenWürttemberg; „Runder Berg“.) – Vgl. Nr. 28. – Kleines Fragment einer Gießform aus Schilfsandstein Breitseite 1: Negativ für eine mehrrippige Sichel (Taf. 36, 70). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht mehr gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negativ unvollständig. – Mus. Stuttgart. – Pauli 1994, 35 f. Taf. 99, 8. 71. Bürstadt-Riedrode, Lkr. Bergstraße, Hessen; Gefunden beim Bau der Bahn Bürstadt-Lorsch bei km 13 (6316: ca. 63700/01380) (1935). – Einzelfund in einer Spargelkultur. Heutiges Gemeindegebiet von Riedrode. – Vollständige, zweiseitig nutzbare Formhälfte aus stark quarzhaltigem Sandstein. Beide Breitseiten mit Negativen für Zungensicheln der böhmisch-bayerischen Typengruppe (Typ Linz oder Mintraching, nach M. Primas). Eingusstrichter jeweils am Sichelrücken. Breitseite 1: ein Abzugskanal gegenüber dem Einguss (Taf. 37, 71). – Zustand/Gebrauchsspuren: Formhälfte noch eingeschränkt gebrauchsfähig. Im Gegensatz zu Breitseite 2 sind die Konturen des Negativs auf Breitseite 1 sorgfältig eingeschliffen und gut erhalten. Das Negativ auf Breitseite 1 ist schwach verfärbt (Schmauchspuren). Das Negativ auf Breitseite 2 mit Verfärbungen am Eingusstrichter. Die Oberfläche der Formhälfte ist stark abgewittert und zerkratzt. – Mus. Worms (B 797). – Der Wormsgau 2, 1934–43, 96 f.; Behn 1936, 19 Abb. 5; Koch 1937, 36 Taf. 19, 97 a. b; Jorns 1953, 58; Herrmann 1966, 152 Nr. 530 Taf. 205, A; Primas 1986, 112 Nr. 803. 804 Taf. 49, 803. 804. 72. Heilbronn-Neckargartach, Heilbronn am Neckar (kreisfreie Stadt), Baden-Württemberg. – Vgl. Nr. 23. – Zwei vollständige Hälften einer einseitig nutzbaren, monofazialen Gießform aus Lettenkohlensandstein. Breitseite 1 (Formhälfte A): Negativ für eine Zungensichel der Typengruppe Auvernier, Typ Karlstein oder Herrnbaumgarten Var. 2 (nach M. Primas). Zwölf unterschiedlich stark ausgearbeitete Abzugskanäle an den Rändern des Negativs. Davon sieben am Blatt, einer

gegenüber dem Einguss und vier an der Zunge. Sieben Kanäle reichen bis zum äußeren Rand der Formfläche. Eingusskanal am Sichelrücken; Formhälfte B: plane Deckplatte mit Sichelabdruck (Verfärbung durch Hitzeeinwirkung); L. 16,50 cm; Br. 17 cm; St. max. 7 cm; Gew. 3.435 g (Formhälfte A); L. 17 cm; Br. 17 cm; St. max. 6,5 cm; Gew. 3.026 g (Formhälfte B) (Taf. 38, 72). – Zustand/Gebrauchsspuren: Gießform gebrauchsfähig. Formhälfte A mit deutlichen Verfärbungen am gesamten Negativ und am Eingusstrichter. Verfärbungen auch auf Stirnseite 1 und Stirnseite 2. Auf Formhälfte B zeichnen sich das Sichelnegativ und der Eingusstrichter deutlich als Verfärbung ab. Verfärbungen auch auf Stirnseite 1 im Bereich der Eingussöffnung. – Mus. Stuttgart (54/20 c I u. II). – Paret 1952–54, 38 Taf. IV, 6.7; 1954, 9 Taf. 7, 6. 7; Dehn 1972, 99; Stein 1979, 114 Nr. 277; Primas 1986, 165 Nr. 1536 Taf. 93, 1536. 73. Heilbronn-Neckargartach, Heilbronn am Neckar (kreisfreie Stadt), Baden-Württemberg. – Vgl. Nr. 23. – Vollständige, einseitig nutzbare Hälfte einer monofazialen Gießform aus Lettenkohlensandstein. Breitseite 1: Negativ für eine Zungensichel der Typengruppe Boskovice, Typ Mainz (nach M. Primas). Kreisrunde Vertiefung in der Zungenmitte. Wahrscheinlich zum Einlegen eines Nietloch-Negativs. In der Mitte der Schneide mündet ein ca. 5 cm langer und 0,7 cm breiter Abzugskanal in das Negativ, der jedoch nicht bis zum äußeren Rand der Formfläche reicht. Am Sichelrücken setzt wohl ein kurzer Eingusstrichter an; St. 3,5 cm; Gew. 996 g (Taf. 39, 73). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Eingusstrichter beschädigt bzw. zerstört. Schwache Verfärbung im Bereich des Negativs. Die Verfärbungsspuren sind weit weniger deutlich ausgeprägt, als bei den anderen Sichelformen aus diesem Depot. – Mus. Stuttgart (54/20 d). – Paret 1952–1954, 38 Taf. IV, 9; 1954, 9 Taf. 7, 9; Dehn 1972, 99; Stein 1979, 114 Nr. 277; Primas 1986, 155 Nr. 1458 Taf. 87, 1458. 74. Heilbronn-Neckargartach, Heilbronn am Neckar (kreisfreie Stadt), Baden-Württemberg. – Vgl. Nr. 23. – Plane Deckplatte einer monofazialen Gießform aus Lettenkohlensandstein. Breitseite 1: ein angedeuteter Eingusstrichter ist als seichte Vertiefung im Gestein erhalten; St. 8,0 cm; Gew. 3.707 g (Taf. 39, 74). – Zustand/Gebrauchsspuren: Formhälfte gebrauchsfähig.

Gießformen aus Stein Auf Breitseite 1 zeichnen Verfärbungen das Negativ einer Sichel mit Einguss- und Abzugskanal nach. Verfärbungen auch auf Stirnseite 1 im Bereich der Eingussöffnung. Schmalseite 2 beschädigt bzw. großflächig ausgebrochen. – Mus. Stuttgart (54/20 e). – Paret 1952 – 1954, 38 Taf. IV, 8; 1954, 9 Taf. 7, 8; Dehn 1972, 99; Stein 1979, 114 Nr. 277; Primas 1986, 189 Nr. 2039 Taf. 119, 2039. 75. Heilbronn-Neckargartach, Heilbronn am Neckar (kreisfreie Stadt), Baden-Württemberg. – Vgl. Nr. 23. – Zwei vollständige Hälften einer einseitig nutzbaren, monofazialen Gießform aus Lettenkohlensandstein. Breitseite 1 (Formhälfte A): Negativ (wahrscheinlich) für eine Zungensichel der Typengruppe Boskovice, Typ Mimmenhausen (nach M. Primas). Rechts und links des Eingusstrichters je ein feiner Abzugskanal, der bis zum äußeren Rand der Formfläche reicht. Eingusstrichter am Sichelrücken. Breitseite 1 (Formhälfte B): plane Deckplatte mit Sichelabdruck (Verfärbung durch Hitzeeinwirkung); St. 4,30 cm; Gew. 2.366 g (Formhälfte A); St. 5,3 cm; Gew. 2.360 g (Formhälfte B) (Taf. 40, 75). – Zustand/Gebrauchsspuren: Gießform gebrauchsfähig. Formhälfte A mit Verfärbungen im Bereich des Negativs, des Eingusskanals und der Eingussöffnung. Grünliche Ablagerungen im Negativ, sowie im Eingusskanal (Metallreste?). Verfärbungen auch auf Stirnseite 1, sowie auf Breitseite 2. Auf Formhälfte B zeichnen Verfärbungen das Negativ einer Sichel mit Eingusskanal ab. Grünliche Verfärbungen innerhalb des Negativabdrucks, sowie am Rand der Schmalseiten (Metallreste?). Der Formstein ist auf Schmalseite 1 beschädigt bzw. großflächig ausgebrochen. – Mus. Stuttgart (54/20 b I u. II). – Paret 1952–1954, 38 Taf. IV, 4. 5; 1954, 8 f. Taf.

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7, 4. 5; Dehn 1972, 99; Stein 1979, 114 Nr. 277; Primas 1986, 157f. Nr. 1501 Taf. 91, 1501. 76. Kleinlangheim, Lkr. Kitzingen, Unterfranken; etwa 300 m nordwestlich der Kirche, im Bereich des Reihengräberfriedhofes (1971). – Einzelfund. – Zwei Fragmente einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus Sandstein. Nach Gesteinsart und Ausführung stammen die Formfragmente wahrscheinlich von derselben Formhälfte. Breitseite 1 (Fragment A): Negativ wohl für eine Sichel; Breitseite 1 (Fragment B): am Rand des Formsteins Ansatz einer Vertiefung für ein Negativ; L. 14 cm; Br. 7 cm; St. 2,4 cm; Gew. 327 g (Fragment A); L. 3,5 cm; Br. 4,5 cm; St. 1,5 cm; Gew. 37 g (Fragment B) (Taf. 41, 76). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negativ unvollständig. An Formfragment A schwache Verfärbung(?) im Bereich des ehemaligen Eingusstrichters. – Archäologische Staatssammlung München (1984, 4039 a). – Pescheck 1971a, 226; 1993, 17 Taf. 11; Diemer 1995, 213 Nr. 129. 77. Salching, Lkr. Straubing-Bogen, Niederbayern (1975). – Siedlungsfund. Beim Ausheben einer Baugrube zusammen mit urnenfelderzeitlicher Keramik geborgen. – Plane Deckplatte einer monofazialen Gießform aus Sandstein. Breitseite 1: Sichelabdruck (Verfärbung durch Hitzeeinwirkung). Wohl für eine Zungensichel. Eingetiefter Eingusstrichter am Sichelrücken; St. 6,0 cm (Taf. 41, 77). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Auf Breitseite 1 zeichnen Verfärbungen das Negativ einer Sichel mit Eingusstrichter nach. – Mus. Straubing. – Christlein 1975, 46 Abb. 21; Jockenhövel 1986a, 232 Nr. 30 Abb. 11, C; Primas 1986, 190 Nr. 2041 Taf. 119, 2041.

Gießform für eine Sichel und einen Barren

Eine Gießformhälfte für eine Sichel und einen Barren, die auch als plane Deckplatte genutzt worden ist, stammt aus der urnenfelderzeitlichen Höhensiedlung auf dem Hesselberg bei Ehingen (s. S. 31). Die Gießform wurde am 9.9.1938 in der von H. Hornung als solche angesprochenen „Gießerwerkstatt“ gefunden und lag „fast dicht unter dem Rasen“.149 Die dreiseitig nutzbare Form für u. a. eine Zungensichel ist die besterhaltene der insgesamt fünf vom Hesselberg überlieferten Gießformen (Nr. 30. 78. 110. 111. 150) (Tab. 3). Das Fehlen von Vertiefungen für Passstifte deutet darauf hin, dass bei der Herstellung der Sichel ursprünglich mit einer flachen Deckplatte gearbeitet wurde, die allerdings heute verloren ist. Obwohl der Formstein nicht zerbrach, sind die Negative und Formflächen so stark beschädigt, dass die Formhälfte ohne Reparaturen wohl nicht mehr gebrauchsfähig war. 149 Abschrift Grabungstagebuch H. Hornung (Germanisches Nationalmuseum Nürnberg); Für den 09.09.1938 vermerkte Hor-

nung u. a. den Fund von einem „Bronzewerkzeug des Bronzegießers, 3,5 cm lang, unten stumpfe Punze“.

Der Fundstoff

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78. Ehingen, Gerolfingen und Röckingen, Lkr. Ansbach, Mittelfranken; „Hesselberg“.– Vgl. Nr. 30. – Vollständige Hälfte einer dreiseitig nutzbaren Gießform aus feinkörnigem Sandstein. Breitseite 1: Negativ für eine Zungensichel der Typengruppe Auvernier, Typ Homburg (nach M. Primas). Eingusstrichter am Sichelrücken; Breitseite 2: plane Deckplatte mit angedeutetem Eingusstrichter und Sichelabdruck (Verfärbung durch Hitzeeinwirkung); Stirnseite 2: längliches Negativ mit annähernd U-förmigem Querschnitt für einen stabförmigen Barren; St. 6,6 cm; Gew. 2.824 g (Taf. 42, 78). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Das Negativ auf Breitseite 1 ist vor allem am Rükken stark beschädigt (Eingusstrichter zerstört) und

nicht mehr nutzbar. Verfärbungen am gesamten Negativ und der Eingusspartie. Auch Breitseite 2 war als Deckplatte wohl nicht mehr gebrauchsfähig. Der Formstein ist im Bereich des Eingusstrichters stark beschädigt. Verfärbungen zeichnen das Negativ einer Sichel nach. Das Negativ auf Stirnseite 2 ist stellenweise beschädigt und deutlich verfärbt. Der Formstein ist an der tiefsten Stelle des Negativs gesprungen. Auf sämtlichen Formflächen vereinzelte Schleif- und/oder Sägespuren(?). – Germ. Nat. Mus. Nürnberg (Vb 8743). – Hornung 1939, 98 ff. Abb. 12; Jockenhövel 1975, 37 ff. Nr. 13; 1986a, 231 Nr. 14; 222 Abb. 9, A2; Primas 1986, 168 Nr. 1596 Taf. 97, 1596; Berger 1994, 62 ff. 106 Taf. 62; Ostermeier 2012, 349 ff.

Gießform für eine Sichel und ein unbestimmtes Objekt 79. Dietfurt, Lkr. Neumarkt i. d. Opf., Oberpfalz; 2,5 km westlich von Dietfurt im Ottmaringer Tal, zwischen den Ortsfluren Bumsenbichel und Sandfeld, unterhalb vom Nordhang des Arzberges, unweit von Ottmaringen (1979/80). – Urnenfelderzeitliche Siedlung. Grube 65, Fläche I, in unmittelbarer Nähe von Gebäude 3. – Fragment einer zweiseitig (?) nutzbaren Formhälfte aus Sandstein. Breitseite 1: Negativ für eine nicht

näher bestimmbare Sichel; Breitseite 2: Negativ für ein nicht näher bestimmbares Objekt (Nadelschaft?) (Taf. 43, 79). – Zustand/Gebrauchsspuren: Nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negative unvollständig. Vom Sichelnegativ nur noch Teil der Spitze erhalten. – Verbleib unbekannt. – Rind 1987, 97 Taf. 36, 11; Schopper 1995, 30.

Gießform für eine Sichel, ein Messer, ein Rasiermesser und einen stabförmigen Barren

Die folgende, mehrfach überarbeitete Gießform mit vier verschiedenen Negativen ist ein Oberflächenfund, der im Jahr 1937 „an einem sanft abfallenden Nordwesthang“150 bei Preist, Kr. Bitburg-Prüm, ohne weitere Beifunde geborgen wurde. Auf beiden Breitseiten befinden sich jeweils zwei Negative. Zum Guss der Knopfsichel wurde der Formstein mit einer planen Deckplatte kombiniert, die nicht erhalten ist. Bemerkenswerterweise verfügt das Sichel-Negativ über zwei Eingusstrichter. Im Gegensatz zu Zungensicheln, die über den Sichelrücken gegossen wurden, ist der Einguss am Heft bei Knopfsicheln üblich.151 Tatsächlich brachte man den gekehlten Einguss am Sichelrücken auf der Form von Preist offenbar nachträglich an. Dafür spricht u. a., dass die auf das Sichelnegativ bezogenen Abzugskanäle in ihrem Verlauf durch den zusätzlich am Sichelrücken angebrachten Eingusskanal unterbrochen worden sind. Bei den bereits von W. Kimmig erwähnten sechs „Ausbohrungen“152 handelt es sich möglicherweise um Spuren (Werkzeugspuren) der Steinbearbeitung, die sich am Rand des jüngeren Eingusskanals erhalten haben. Wahrscheinlich war es bei der hochgewölbten Knopfsichel, die als späte Form bereits eine relativ starke Krümmung aufweist, gusstechnisch günstiger vom Sichelrücken her zu gießen.153 Bei einem Einguss über den Sichelrücken verteilte sich die Gussspeise schneller und gleichmäßiger im Negativ und die Gefahr von Fehlgüssen wurde reduziert. Während jedoch der Ein150 151

Kimmig 1937, 227. Kolling 1968, 79; Primas 1986, 7.

152 153

Kimmig 1937, 228. Kolling 1968, 79; Primas 1986, 7.

Gießformen aus Stein

149

gusskanal am Heft deutliche Gebrauchsspuren zeigt, scheint der nachträglich angebrachte Eingusskanal am Sichelrücken unbenutzt zu sein. 80. Preist, Eifelkreis Bitburg-Prüm, Rheinland-Pfalz; Flur „Auf dem Schlüssel“ (1937). – Lesefund. – Vollständige, zweiseitig nutzbaren Formhälfte aus rötlichem Diabas. Breitseite 1: Negativ für eine hochgewölbte Knopfsichel mit drei schräggestellten Basisrippchen, Variante Preist-Port (nach M. Primas), sowie ein unvollendetes Negativ für ein Rasiermesser mit durchbrochenem Rahmengriff, das der Variante Neckarmühlbach (nach A. Jockenhövel) nahesteht. Am Sichelnegativ insgesamt drei Abzugskanäle am Blattrücken und an der Sichelspitze, die bis zum äußeren Rand der Formfläche reichen. Vom Negativ für ein Rasiermesser gehen zwei Abzugskanäle aus, die zu einem einzigen Kanal zusammenlaufen und bis zum äußeren Rand der Formfläche reichen. Mitten im Abzugskanal wurden zwei eng beieinanderliegende Vertiefungen für Passstifte gebohrt, die jedoch im funktionalen Widerspruch zum Negativ stehen (Bohrung 1: Dm. 0,7 cm, T. 1,0 cm; Bohrung 2: Dm. 0,7 cm,

T. 1,2 cm); Breitseite 2: Negativ für ein älteres Griffdornmesser mit ungegliedertem Dorn (nach Hohlbein 2016), sowie Negativ für einen stabförmigen Barren(?); St. 5,0 cm; Gew. 2.764 g (Taf. 43, 80). – Zustand/Gebrauchsspuren: Formhälfte bedingt gebrauchsfähig. Sichelnegativ weitgehend unbeschädigt mit deutlichen Verfärbungen. Das Negativ für ein Rasiermesser ist wohl nur für die Griffpartie vollständig, für das zweischneidige Blatt unvollständig ausgeführt; ohne makroskopisch erkennbare Verfärbungen; Breitseite 2 mit zahlreichen Abplatzungen und tiefen Kratzspuren. Im Gegensatz zu Breitseite 1 ist Breitseite 2 lediglich partiell überschliffen und nur grob bearbeitet. – Mus. Trier (1937, 28). – Kimmig 1937, 227–234 Abb.1–3; Haberey 1938, 163 f. Abb. 1; Kolling 1968, 79 ff. 188 Nr. 83 Taf. 65; Jockenhövel 1971, 131 Nr. 221 Taf. 19, 221; Primas 1986, 75 f. Nr. 289 Taf. 18, 289; Hohlbein 2016, 292 Nr. 1019, Taf. 82. 83.

Zeitstellung: Sämtliche Sichelgießformen datieren in die Urnenfelderzeit. So sind die Formen für einrippige Sichelblätter vom Runden Berg bei Urach (Nr. 69) nach J. Pauli in die ältere/mittlere Urnenfelderzeit (Stufe Ha A), und die Formen für zwei- oder mehrrippige Sicheln (Nr. 70) in die jüngere/späte Urnenfelderzeit (Stufe Ha B) zu stellen.154 Die Gießform von Preist (Nr. 80) ist als Einzelfund nur über die Negative zu datieren und der älteren bis mittleren Urnenfelderzeit zuzuweisen. Hergestellt werden konnten eine hochgewölbte Knopfsichel mit drei schräggestellten Basisrippchen der Variante PreistPort nach M. Primas sowie ein Rasiermesser, das dem Typ Neckarmühlbach (nach A. Jockenhövel)155 der Stufe Gammertingen (Stufe Ha A 2) nahesteht. Außerdem trägt die Gießform noch ein Negativ für ein Messer mit eingezogenem Klingenprofil, das wiederum als Leitfund der mittleren Urnenfelderzeit gilt. Eine vergleichbare Zeitstellung (mittlere Urnenfelderzeit [Stufe Ha A 2]) ist aufgrund der mitgefundenen Keramik für die Gießform von Dietfurt (Nr. 79) anzunehmen. Etwas jünger (Beginn der späten Urnenfelderzeit) ist die dreiseitig nutzbare Gießform für eine Zungensichel der Typengruppe Auvernier, Typ Homburg, vom Hesselberg bei Ehingen (Nr. 78). Die vier Gießformen für Sicheln aus dem Depotfund von Heilbronn-Neckargartach (Nr. 72–75) datieren als geschlossener Fund in die Endphase der Urnenfelderzeit (Stufe Ha B 3). Dem anzuschließen ist wahrscheinlich die Gießform von Bürstadt-Riedrode (Nr. 71) für Zungensicheln vom Typ Linz.156 Als problematisch erweist sich hingegen eine Datierung der planen Formhälfte mit nicht näher zu spezifizierendem Negativabdruck von Salching (Nr. 77). Nur über die mitgefundene Keramik aus demselben Fundkomplex konnte die Form als urnenfelderzeitlich eingestuft werden.157 Problematisch ist auch die zeitliche Einordnung des Einzelfundes von Kleinlangheim (Nr. 76). Die stark beschädigten Negative sind kaum noch typologisch anzusprechen (evtl. Stufe Bz D/Ha A 1).

154 155

Pauli 1994, 35. Jockenhövel 1971, 131 f.

156 157

Primas 1986, 115 ff. Ebd. 190 Nr. 2041.

150

Der Fundstoff Gießformen für Messer

19 Gießformen aus dem Arbeitsgebiet tragen insgesamt 24 Negative für Messer (Tab. 16). In sieben Fällen sind diese vergesellschaftet mit Negativen für weitere Objekte: Beile (Nr. 62. 63), Sicheln (Nr. 80), Rasiermesser (Nr. 80), Anhänger (Nr. 105), gerippte Fingerringe (Nr. 120), stabförmige Barren (Nr. 93. 94. 105) und unbestimmte Objekte (Nr. 62. 63). Ein fragmentarisch erhaltenes Negativ auf der Gießform von Bad Buchau, „Wasserburg“ (Nr. 105) kann wegen der ungewöhnlichen Form der vermeintlichen Klingenspitze nur unter Vorbehalt als Negativ für ein Messer gedeutet werden. Auch ein stark beschädigtes, spitz zulaufendes Negativfragment mit dreieckigem Querschnitt auf einer Gießform von Mühlheim a. d. Donau-Stetten (Nr. 165) ist nicht sicher als Negativ für den Griffdorn eines Messers zu interpretieren. Fundumstände: Aus der befestigten Höhensiedlung auf dem Runden Berg bei Bad Urach stammen fünf Gießformen (Nr. 81–84. 93), die z. T. mit den von J. Pauli rekonstruierten „Werkstätten“ (s. S. 30 f.) in Zusammenhang stehen (Tab. 3). Das Formfragment von Landshut (Nr. 90) ist wohl ebenfalls mit einer Höhensiedlung zu verbinden und wurde wahrscheinlich durch Erosion von der Hochfläche des Höglberges verlagert. Zwei Gießformen für Messer (Nr. 88. 120) sind aus Siedlungen im Flachland bekannt (Tab. 5), eine weitere stammt aus der „Wasserburg“ bei Bad Buchau (Nr. 105) (s. S. 36 f.). Um Bestandteile reiner Gießformen-Depots handelt es sich bei den Gießformen von HeilbronnNeckargartach (Nr. 87. 94), Meckenheim (Nr. 91) und Werbach-Wenkheim (Nr. 63) (s. S. 45 f.). Die Gießform von Kobern-Gondorf (Nr. 89) ist hingegen die einzige aus einem gesicherten Grabzusammenhang (s. S. 53). Einzel- bzw. Lesefunde ohne Siedlungszusammenhang sind die Gießformen von Preist (Nr. 80), Eching-Haunwang (Nr. 85) und die heute verschollene Gießform von Veringenstadt (Nr. 92).158 Zwar wurden auch die Fragmente der Gießform von Hüttenheim (Nr. 62) als Lesefunde geborgen, die Fundlage an einem flachen S-Hang unweit der Nordspitze des Bullenheimer Berges lässt aber einen Bezug zu der befestigten Höhensiedlung vermuten. Weil trotz intensiver Beobachtung ansonsten keine weiteren Funde gemacht werden konnten, und die beiden Gießformen von Hüttenheim (Nr. 56. 62) aus demselben charakteristischen Gestein Hösbachit (s. S. 200) gefertigt worden sind, ist nicht auszuschließen, dass es sich um ein zerstörtes Gießformendepot handeln könnte. Funktion: Soweit erkennbar dienten die Gießformen aus dem Arbeitsgebiet zur Herstellung verschiedener Messertypen. Unterscheiden lassen sich Negative für frühe Vollgriffmesser, Typ Brunn (Nr. 63), ältere Griffdornmesser mit ungegliedertem Dorn (Nr. 80. 89) und Griffdornmesser mit einem mitgegossenen Zwischenstück (Nr. 85. 87. 91–94). Frühe Vollgriffmesser, Typ Brunn sind deutlich lokal verbreitet und bleiben in ihrem Vorkommen auf die Oberpfalz und Mittelfranken beschränkt.159 Die entsprechende Gießform von Wenkheim (Nr. 63) fand sich jedoch abseits des Hauptverbreitungsgebietes im Main-Tauber-Kreis. Demgegenüber liegen die Fundorte der beiden Gießformen für ältere Griffdornmesser mit ungegliedertem Dorn von Preist (Nr. 80) und Kobern-Gondorf (Nr. 89) aus dem weiteren Trierer Land und dem Neuwie158 Vom Osthang des Burgbergs nördlich von Veringenstadt liegen angeblich urnenfelderzeitliche Siedlungsfunde vor. Deren Verbleib ist jedoch unbekannt (Biel 1987, 337 Nr. 82).

159

Hohlbein 2016, 32 f.

Gießformen aus Stein

151

der Becken, an der nordwestlichen Peripherie eines Dichtezentrums derartiger Griffdornmesser im Rhein-Main-Gebiet.160 Die Griffdornmesser mit einem mitgegossenen Zwischenstück (Nr. 85. 87. 91–93) sind eindeutig dem späturnenfelderzeitlichen Typ Wien-Leopoldsberg-Baumgarten zuzurechnen. Die Fundorte der jeweiligen Gießformen korrelieren mit den Verbreitungsschwerpunkten dieses Messertyps, zu denen sowohl das Rhein-Main-Neckar-Gebiet, als auch der Bereich der nordostbayerischen Gruppe gehört.161 Auch der Fundort der Gießform aus dem Depot von Heilbronn-Neckargartach (Nr. 94), wohl für ein Griffdornmesser vom Typ Ilmendorf, lässt sich gut mit dem nordwestlichen Rand des Verbreitungsgebietes der entsprechenden Typvertreter in Deckung bringen, die im gesamten südlichen Arbeitsgebiet vorkommen.162 In zwei Gießformen vom Runden Berg bei Bad Urach konnten Messer mit „angelartigen“ kurzen Griffzapfen gefertigt werden (Nr. 83. 84). Die produzierten Rohlinge bedurften jedoch zur erfolgreichen Schäftung einer weiteren Überarbeitung, d. h. die kurzen Griffzapfen mussten wohl nachträglich ausgeschmiedet bzw. überarbeitet werden, wobei schließlich „verschiedene Ausformungen möglich“ waren.163 Auf der inzwischen vervollständigten Formhälfte von Willanzheim-Hüttenheim (Nr. 62) findet sich ein grob umrissenes Negativ für ein Messer mit Griffdorn, das jedoch nicht fertiggestellt und besonders nicht flächig geglättet wurde. Die Klinge weist eine Rückenverstärkung auf, wie sie von mehreren Griffdornmessern aus dem Arbeitsgebiet bekannt ist.164 Auf derselben Formseite ist eine parallel zum Messernegativ angeordnete, schwer zu interpretierende, rinnenartige Vertiefung erhalten, bei der es sich möglicherweise ebenfalls um ein zerstörtes oder unfertiges Negativ für ein Messer handeln könnte. Auf den übrigen Gießformfragmenten sind die Negative nur noch teilweise erhalten. Eine typologische Ansprache fällt in diesen Fällen schwer oder ist gänzlich unmöglich. So lassen sich die Klingenausschnitte der beiden gegenläufig angebrachten Negative auf der Form von Landau i. d. Pfalz-Arzheim (Nr. 120) keinem spezifischen Messertyp mehr zuweisen. Dasselbe gilt für zwei Gießformen vom Runden Berg bei Bad Urach (Nr. 81. 82), „Wasserburg“ Buchau (Nr. 105) und Landshut (Nr. 90), auf denen jeweils nur noch die Klingenspitzen bzw. ein Klingenausschnitt vorhanden sind. Allerdings kann in das Negativ der Gießform von Landshut ein mitgefundenes Griffdornmesser (Typ Wien-Leopoldsberg-Baumgarten, Variante Künzing) aus vermutlich demselben Fundkomplex in den Klingenausschnitt eingepasst werden, was eine entsprechende Typzuweisung (Griffdornmesser mit Krückenklinge und gegliedertem Dorn) einigermaßen wahrscheinlich macht. Bei dem Formfragment von HochstadtOberhochstadt (Nr. 88) erlaubt der erkennbare Klingenansatz des insgesamt schlecht erhaltenen Negativs wenigstens die Rekonstruktion einer Krückenklinge. Eine Sonderstellung nimmt eine ungewöhnliche Form mit unbekanntem Fundort (Nr. 86) aus dem Hessischen Landesmuseum in Darmstadt ein. Das zwar vollständig erhaltene, aber unfertig anmutende Negativ lässt sich unter Vorbehalt als Messer mit Krückenklinge interpretieren. Das Negativ ist an der Klingenspitze geöffnet. Somit wäre Bronze bei einem Einguss in die senkrecht gestellte Form über die Klingenspitze wieder aus dem Negativ ausgetreten. Es hätte also einer nicht unerheblichen Nachbearbeitung bedurft, den Rohling nachträglich entsprechend auszuschmieden. Auf der vollständig erhaltenen Formhälfte wurde außerdem nur eine Bohrung für einen Passstift angebracht. Zwei Formhälften hätten jedoch mit nur einem Passstift kaum effektiv gegen ein Verrutschen gesichert werden können. Verfärbungen durch Hitzeeinwirkung sind auf dem Formstein makroskopisch nicht zu erkennen. 160 161 162

Ebd. 292 f. Ebd. 342 ff. Ebd. 316 f.

163 164

Ebd. 382. Ebd.

152

Der Fundstoff

Auf nahezu sämtlichen Messergießformen verweisen regelmäßig vorhandene Bohrungen für Passstifte auf den Guss im zweischaligen Verfahren.165 Eine Ausnahme bildet die Gießform von Preist (Nr. 80). Sie trägt u. a. ein Negativ ohne Verfärbungen für ein gerades Griffangelmesser mit leicht gewölbtem und verstärktem Rücken, sowie einem einziehenden Klingenquerschnitt. Der im Querschnitt dreiekkig-abgerundete Griffteil überragt dabei deutlich die Klingenfläche. Die unregelmäßige Oberfläche der mit diesem Negativ versehenen Formseite ist weder überschliffen noch geglättet. Der Gebrauch einer planen Gegenplatte im verdeckten Herdguss kann also ausgeschlossen werden. Alternativ ist der „offene Herdguss“ für einige (einfache) Objekte durchaus wahrscheinlich (z. B. für stabförmige Barren). Allerdings erscheint dieses Gussverfahren für Messer eher ungeeignet, weil der unmittelbare Kontakt mit dem Luftsauerstoff eine erhebliche Nachbearbeitung des Rohlings u. a. durch Kaltschmieden erforderlich gemacht hätte.166 Soweit erkennbar kamen sämtliche Messergießformen aus dem Arbeitsgebiet ohne Abzugskanäle aus. Nur auf der Gießform von Bad Buchau, „Wasserburg“ (Nr. 105) wurden an einer Seite des fraglichen Negativs vier Abzugskanäle in den Stein eingearbeitet, die bis zum äußeren Formrand reichen. Der Einguss ist sowohl über den Griff, als auch über die Klingenspitze belegt. Im Rahmen experimenteller Nachgüsse von spätbronzezeitlichen Messern in Sandsteinformen konnte beobachtet werden, dass Beschädigungen nach einigen Güssen vor allem am Übergang vom Griff zur Klinge in Form von Absplitterungen zu beobachten waren.167 Computergestützte Simulationen zum Guss urnenfelderzeitlicher Vollgriffschwertklingen zeigen außerdem, dass bei einem Einguss über die Griffzunge Porositäten und Lunkerbildung verstärkt im oberen Drittel der Klinge, also in dem Bereich unterhalb des Heftes auftreten.168 Dadurch konnten die Schwerter bei mechanischer Belastung an dieser Schwachstelle leicht brechen. Möglicherweise entschied man sich aus denselben Gründen auch bei der Produktion der deutlich kleineren Messer zum alternativen Einguss über die Klingenspitzen, um auf diese Weise u. a. eine stabile Schäftung zu gewährleisten. Geometrische Verzierungselemente (z. B. Striche, Punkte, Halbbögen, Kreise, Rippen) sind in den Negativen nicht angelegt. Diese wurden offensichtlich nachträglich auf den Klingen angebracht. Material/Gebrauchsspuren: Nahezu sämtliche Gießformen für Messer im Arbeitsgebiet wurden aus Sandstein (Nr. 85. 86. 88–91. 105) bzw. Lettenkohlensandstein (Nr. 87. 94) und Schilfsandstein (Nr. 81–84. 93) gefertigt. Ausnahmen bilden die Gießform von Landau i. d. Pfalz-Arzheim (Nr. 120) aus grau-weißem Kalkstein, sowie die Gießform von Werbach-Wenkheim (Nr. 63) aus Talkglimmerschiefer. Die Gießform von Willanzheim-Hüttenheim (Nr. 62) besteht aus Hösbachit (s. S. 200). Eindeutig auf die Messernegative bezogene Verfärbungen fanden sich auf den Gießformen von Landau i. d. Pfalz-Arzheim (Nr. 120), Heilbronn-Neckargartach (Nr. 94) und Meckenheim (Nr. 91).169 Auch auf den Gießformen von Bad Urach (Nr. 93), Heilbronn-Neckargartach (Nr. 87), Landshut (Nr. 90), Werbach-Wenkheim (Nr. 63) und Hochstadt-Oberhochstadt (Nr. 88) sind Verfärbungen vorhanden. Diese sind aber schwächer ausgeprägt, nicht so deutlich abgrenzbar und beziehen sich in der Regel eher auf den gesamten Formstein. Verfärbungen, die möglicherweise durch Metallrückstände hervorgerufen worden sind, ließen sich makroskopisch nur am Negativ von Landau i. d. Pfalz-Arzheim (Nr. 120) nachweisen. 165 Zur Fertigung bronzezeitlicher Messer: Hohlbein 2016, 7 ff. – Demnach wurden Messer sowohl in bifazialen, als auch in monofazialen Gießformen hergestellt. 166 Holdermann/Trommer 2011, 122. 167 Schäppi 2012, 105.

Eibner/Wald 1990, 38 ff. An den Gießformen von Aufstetten (Nr. 116), Bad Urach (Nr. 81–84), Eching-Haunwang (Nr. 85) und Kobern-Gondorf (Nr. 89) wurden keine Originalstudien durchgeführt. 168

169

Gießformen aus Stein

153

Hinweise auf den Herstellungsprozess der Gießformen finden sich auf der Formhälfte von Willanzheim-Hüttenheim (Nr. 62) in Gestalt von Werkzeugspuren (Meißelspuren?) am Negativ für Messer. Auf Formhälfte B der Gießform von Kobern-Gondorf (Nr. 89) verlaufen feine Ritzlinien parallel zu den Messerschneiden über die gesamte Länge des jeweiligen Negativs. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um eine verworfene Formkonzeption. Zusätzlich sind zwei parallel verlaufende Ritzlinien zwischen den beiden Griffansätzen zu erkennen. Sie dienten wohl dazu, die beiden Negativpaare präzise auf den Formhälften zu positionieren und auf diese Weise möglichst exakt zur Deckung zu bringen. Auch auf Schmalseite 1 von Formhälfte B finden sich Ritzlinien. Sie ähneln in etwa den Umrissen eines Messernegativs mit Griffansatz. Möglicherweise wird hier ein frühes Bearbeitungsstadium des Formsteins fassbar, in dem ein Negativ zwar „angezeichnet“, aber schließlich doch nicht vollständig ausgeführt worden ist. Gießform Nr. 83 aus der urnenfelderzeitlichen Höhenbefestigung auf dem Runden Berg bei Bad Urach belegt die Umarbeitung und Wiederverwendung eines Formsteins. Eines der zwei Bohrlöcher für einen Passstift liegt innerhalb des Negativs für das Messer mit „angelartigem“ kurzem Griffzapfen und steht mit diesem in keinem funktionalen Zusammenhang. Nur die Gießform aus dem Grab von Kobern-Gondorf (Nr. 89) kann heute noch unzweifelhaft als funktionsfähig gelten. Das fragwürdige Negativ auf der Gießform von Preist (Nr. 80) ist ebenso unbeschädigt und wurde möglicherweise im „offenen Herdguss“ genutzt. 81. Bad Urach, Lkr. Reutlingen, Schwaben, BadenWürttemberg; „Runder Berg“; vgl. Nr. 28. – Wahrscheinlich aus dem Bereich von „Herdstelle 19“ (1969). – Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus Schilfsandstein. Breitseite 1: zwei gegenständig angeordnete Negative für zwei Messer mit schmalen Klingen und geraden bzw. leicht aufgebogenen Spitzen. Von den Negativen sind lediglich die Klingenspitzen erhalten. Eine flache Bohrung für einen Passstift (Taf. 44, 81). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. – Mus. Stuttgart (RB 035/72IIIa-382; z. Z. nicht einsehbar [ehemal. Sammlung Grainer]). – Jockenhövel 1986a, 233 Nr. 32 Abb. 7, A 2; Stadelmann 1981, 106 Taf. 53, 557; Pauli 1994, 35 f. Taf. 99, 3; Hohlbein 2016, 383 Nr. 1567 Taf. 129. 82. Bad Urach, Lkr. Reutlingen, Schwaben, BadenWürttemberg; „Runder Berg“; vgl. Nr. 28. – Zwei anpassende Fragmente einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus Schilfsandstein. Breitseite 1: insgesamt drei Negative für Messer. Davon zwei gegenständig angeordnet. Lediglich die Klingenspitzen sind erhalten. Ein weiteres Negativ liegt am linken Rand von Breitseite 1 und ist über die gesamte erhaltene Länge ausgebrochen. Eine flache Bohrung für einen Passstift (Taf. 44, 82; nach Pauli 1994). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. – Mus. Stuttgart (RB L24/92III; z. Z. nicht einsehbar). – Stadelmann 1981, 106 Taf. 53, 558; Jockenhövel 1986a, 233 Nr. 32 Abb. 7, A 3; Pauli 1994, 35 f. Taf. 99, 1; Hohlbein 2016, 383 Nr. 1568 Taf. 129.

83. Bad Urach, Lkr. Reutlingen, Schwaben, BadenWürttemberg; „Runder Berg“; vgl. Nr. 28 – Gefunden bei „Werkstatt I“. Herdstelle im Bereich von L23/L24 (1977–1978). – Zwei anpassende Fragmente einer zweiseitig nutzbaren Formhälfte aus Schilfsandstein. Breitseite 1: Negativ für ein Messer mit „angelartigen“ kurzen Griffzapfen. Vom Negativ lediglich die Griffangel und ein Teil des Griffes erhalten. Zwei Bohrungen für Passstifte (Taf. 44, 83). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. – Mus. Stuttgart (RB L24/92III; z. Z. nicht einsehbar). – Pauli 1994, 35 f. Taf. 99, 5; Hohlbein 2016, 383 Nr. 1569 Taf. 129. 84. Bad Urach, Lkr. Reutlingen, Schwaben, BadenWürttemberg; „Runder Berg“; vgl. Nr. 28. – Aus dem weiteren Umkreis von „Herdstelle 11“ (1970). – Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus Schilfsandstein. Breitseite 1: Negativ für ein Messer mit „angelartigem“ kurzem Griffzapfen. Vom Messernegativ sind lediglich ein Teil des Griffes und die Griffangel erhalten. Eine Bohrung für einen Passstift (Taf. 44, 84). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. – Mus. Stuttgart (RB J34/70 II d-125; z. Z. nicht einsehbar). – Stadelmann 1981, 106 Taf. 53, 555; Pauli 1994, 35 f. Taf. 99, 6; Hohlbein 2016, 383 Nr. 1566 Taf. 129. 85. Eching-Haunwang, Lkr. Landshut, Niederbayern; „Riegelfeld“. – Wohl Lesefund. Zusammen mit „Tonröhren“ und „Schmelzklumpen“ (Werkstattbefund?) (1996). – Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus Sandstein. Breitseite 1: Negativ für ein Griffdorn-

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Der Fundstoff

messer mit Krückenklinge und gegliedertem Dorn, Typ Wien-Leopoldsberg-Baumgarten (nach Hohlbein 2016); L. 8 cm; Br. 4,9 cm; St. 2,7 cm (Taf. 44, 85). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. – Privatbesitz. – Bayer. Vorgeschbl. Beih. 12, 1999, 82 Abb. 47, 5; Hohlbein 2016, 347 Nr. 1287 Taf. 111. 86. Fundort unbekannt, Hessen. – Vollständige, einseitig nutzbare Formhälfte aus Sandstein. Breitseite 1: Negativ für ein Messer mit Krückenklinge(?). Eingusstrichter erhalten. Eine Bohrung für einen Passstift; St. 7,8 cm; Gew. 3.180 g (Taf. 44, 86). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Negativ wohl nicht vollendet. – Mus. Darmstadt (1919:552). – Hohlbein 2016, 182 Nr. 391 Taf. 35. 87. Heilbronn-Neckargartach, Heilbronn am Neckar (kreisfreie Stadt), Baden-Württemberg; vgl. Nr. 23. – Zwei vollständige Hälften einer bifazialen Gießform aus Lettenkohlensandstein. Breitseite 1: jeweils ein Negativ für Griffdornmesser mit Krückenklinge und mitgegossenem Zwischenstück mit abgesetztem Heftwulst, Typ Wien-Leopoldsberg-Baumgarten (nach Hohlbein 2016). Einguss über Klingenspitze. Eingusstrichter erhalten. Ursprünglich jeweils zwei Bohrungen für Passstifte; St. 4,8 cm; Gew. 1.252 g (Formhälfte A); St. 4,4 cm; Gew. 1.160 g (Formhälfte B) (Taf. 45, 87). – Zustand/ Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte B quer zum Negativ in zwei Teile zerbrochen. Beide Formhälften insgesamt schwach verfärbt. – Mus. Stuttgart (54/20c I + II). – Paret 1954, 9 Taf. 8, 13. 14; Dehn 1972, 99; Stein 1979, 114 Nr. 277; Hohlbein 2016, 347 Nr. 1288 Taf. 111. 88. Hochstadt-Oberhochstadt, Lkr. Südliche Weinstraße, Rheinland-Pfalz; „In der oberen Serrgewanne/ Im Serr“. Flurbereinigungsgelände nordwestlich vom Ort bei Abschiebung einer Wegtrasse, südlich von Kaltenbach (1992). – Fundstelle 23; Siedlung (13 Gruben), Grube 8; zusammen mit Gießform für längsgerippte Bänder (Nr. 118). – Fragment einer wohl ehemals mehrseitig nutzbaren Formhälfte aus feinkörnigem Sandstein. Breitseite 1: Negativ für ein Messer mit Krückenklinge (nach Hohlbein 2016). Eine Bohrung für einen Passstift; Breitseite 2: Mehrere rillenförmige Vertiefungen. Möglicherweise sekundär als Schleif- bzw. Wetzstein genutzt; Schmalseite 1: Formfläche überschliffen und geglättet. Bohrung für einen Passstift; Schmalseite 2: ehemals überschliffen(?). Leichte Rötung des Gesteins könnte auf ein ursprünglich vorhandenes Negativ hinweisen; St. 4,3 cm; Gew. 137 g (Taf. 46, 88). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Negative unvollständig. Verfärbungen makroskopisch nicht eindeutig abzugrenzen. Gestein insgesamt leicht rötlich verfärbt. – GDKE, LA-Sp. (E: 92/14). – Hohlbein 2016, 347 Nr. 1292 Taf. 124.

89. Kobern-Gondorf, Lkr. Mayen-Koblenz, Rheinland-Pfalz; Bahnhof Kobern (1899). – Grab 2; Brandbestattung in Urne. – Zwei vollständige Hälften einer bifazialen Gießform aus Sandstein. Breitseite 1: jeweils zwei Negativpaare für zwei gleichartige Griffdornmesser mit keilförmigem Klingenquerschnitt, mäßig gewölbter Rückenlinie, fast gerader Schneide und einem schon im Negativ abgesetzten Dornbereich (nach Hohlbein 2016). Drei (Formhälfte A) bzw. zwei (Formhälfte B) Bohrungen für Passstifte (Taf. 46, 89; nach Hohlbein 2016). – Zustand/Gebrauchsspuren: gebrauchsfähig. Breitseite 1 auf Formhälfte B mit Ritzlinien parallel zu den Messerschneiden und zwischen beiden Negativen. – Beifunde: Bronzering und Zylinderhalsgefäß (Urne). – Stufe Ha A. – Mus. Bonn (12943 a–b). – H. Lehner, Bonn Jb. 104, 1899, 164 f.; Behrens 1916, 54 Nr. 192 (unter Cobern a. d. Mosel); Haberey 1938, 164 f. Abb. 3; Müller-Karpe, 1980, 846 f. Nr. 677 Taf. 450, 1; Dohle 1969, Taf. 41, c; von Berg 1987, 156 f. Nr. 140; Hohlbein 2016, 292 Nr. 1018 Taf. 81; s. Beitrag A. Jockenhövel S. 239. 90. Landshut (kreisfreie Stadt), Niederbayern; am Fuß des Höglberges (1823); vgl. Nr. 40. – Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus Sandstein. Breitseite 1: vom Negativ ist nur ein Klingenausschnitt von einem Messer mit leicht einziehendem Querschnitt (nach Hohlbein 2016) erhalten; St. 4,3 cm; Gew. 348 g (Taf. 46, 90). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negativ unvollständig. Formfragment insgesamt verfärbt. – Mus. Landshut (A 412 b). – von Braunmühl 1826; Behrens 1916, 27 Nr. 90; Pászthory/Mayer 1998, 133 Nr. 812; Hofmann 2006; Hohlbein 2016, 383 Nr. 1571 Taf. 129. 91. Meckenheim, Lkr. Bad Dürkheim, RheinlandPfalz; vgl. Nr. 31. – Zwei vollständige Formhälften einer bifazialen Gießform aus Sandstein. Breitseite 1: jeweils Negativ für ein Griffdornmesser mit einem mitgegossenen Zwischenstück, schwacher Krückenklinge und gegliedertem Dorn, Typ Wien-Leopoldsberg-Baumgarten (nach Hohlbein 2016). Jeweils zwei Bohrungen für Passstifte. Eingusstrichter auf Formhälfte B vollständig erhalten; St. 5 cm; Gew. 1.809 g (Formhälfte A); St. 3,5 cm; Gew. 1.157 g (Formhälfte B) (Taf. 47, 91). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Beide Formhälften quer zu den Negativen in mehrere Fragmente zerbrochen. Negativ auf Formhälfte A im Bereich des Eingusstrichters und der Schneide beschädigt. Deutliche Verfärbungsspuren im Bereich der Negative, der Eingusstrichter sowie auf nahezu sämtlichen Formflächen. – Mus. Speyer (B 163 u. B 163/2 a). – König 1832, 191 f. Taf. 3, 67; Mehlis 1877, 46; Schumacher 1903, 92 Nr. 8; Behrens 1916, 39 f. Nr. 138; Spra-

Gießformen aus Stein ter 1928, 34. 96 Abb. 33 rechts; Stein 1979, 184 f. Nr. 420; Zylmann 1983, 155 ff. Katalog 122, Nr. 154 Taf. 57, A 1; Grünwald 1998, 91 Nr. 329; Hohlbein 2016, 347 Nr. 1290 Taf. 113. 92.Veringenstadt,Lkr.Sigmaringen,Baden-Württemberg; „Mühlberg“, Schafstallhöhle I (Überhang) (1934/ 35). – Gefunden bei Grabungsvorbereitungen im Hangschutt unterhalb der Höhle im Zuge des Wegebaus zur Höhle. – Vollständige, einseitig nutzbare Formhälfte. Breitseite 1: Negativ für ein Griffdorn-

155

messer mit Krückenklinge und gegliedertem Dorn, Typ Wien-Leopoldsberg-Baumgarten (nach Hohlbein 2016). Einguss über Griffdorn. Zwei Bohrungen für Passstifte (Taf. 48, 92). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte quer zum Negativ in zwei Teile zerbrochen. – Verbleib unbekannt. – Paret 1961, 170; Kreutle 2007 Nr. 432 Abb. 31 Taf. 177, H; Hohlbein 2016, 347 Nr. 1291 Taf. 113.

Gießformen für Messer und stabförmige Barren 93. Bad Urach, Lkr. Reutlingen, Schwaben, BadenWürttemberg; „Runder Berg“; vgl. Nr. 28. – Gefunden bei „Werkstatt I“. Herdstelle im Bereich von L 25 (1977–1978). – Zwei anpassende Fragmente einer zweiseitig nutzbaren Formhälfte aus Schilfsandstein. Breitseite 1: Negativ für ein Messer mit Krückenklinge und gegliedertem Griffdorn vom Typ Wien-LeopoldsbergBaumgarten (nach Hohlbein 2016). Vom Messernegativ fehlt lediglich die Klingenspitze. Drei Bohrungen für Passstifte. Die Bohrung am Dornende ist auffallend schräg gearbeitet; Breitseite 2: zwei parallel angeordnete Rillen mit annähernd U-förmigem Profil (Negative für stabförmige Barren). Eine Bohrung für einen Passstift; St. 3,2 cm; Gew. 621 g (mit modern aufmontiertem Messer) (Taf. 48, 93). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte quer zu den Negativen in zwei Teile zerbrochen. Formstein im Bereich der Bohrungen gesprungen. Ein nicht zugehöriges Messer modern aufmontiert. Gestein insgesamt

schwach verfärbt. – Mus. Stuttgart (RB L24/95 IIIa375; L24/93IIa-362). – Pauli 1994, 35 f. Taf. 99, 2; Hohlbein 2016, 347 Nr. 1286 Taf. 111. 94. Heilbronn-Neckargartach, Heilbronn am Neckar (kreisfreie Stadt), Baden-Württemberg; vgl. Nr. 23. – Vollständige, zweiseitig nutzbare Formhälfte aus Lettenkohlensandstein. Breitseite 1: Negativ für ein Griffdornmesser mit Krückenklinge und mitgegossenem Zwischenstück ohne abgesetzten Heftwulst, Typ Ilmendorf (nach Hohlbein 2016). Einguss über die Klingenspitze. Zwei Bohrungen für Passstifte; Schmalseite 2: Negativ für einen halbrunden Stab bzw. stabförmigen Barren. Zwei Bohrungen für Passstifte; St. 5,9 cm; Gew. 746 g (Taf. 48, 94). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte quer zu den Negativen in zwei Teile zerbrochen. Verfärbungen deutlich auf die Negative bezogen. – Mus. Stuttgart (54/20 g). – Paret 1954, 9 Taf. 6, 3; Dehn 1972, 99; Stein 1979, 114 Nr. 277; Hohlbein 2016, 347 Nr. 1289 Taf. 112.

Zeitstellung: Zu den frühesten Messerformen zählen die in der jüngeren Hügelgräberzeit im Raum nordwärts der Alpen aufkommenden „Oberpfälzer“ Vollgriffmesser.170 Das Messernegativ auf der Gießform von Werbach-Wenkheim (Nr. 63) steht als Teil eines reinen Gießformendepots diesem Typ nahe und datiert wohl, ebenso wie das Formnegativ für ein Absatzbeil vom Typ Klingenmünster (Variante Bayerseich) in die ausgehende Hügelgräberbronzezeit (Stufe Bz C 2) (vgl. S. 138). Der älteren bis mittleren Urnenfelderzeit lässt sich die Gießform aus dem Grab von Kobern-Gondorf (Nr. 89) zuordnen. Die wenigen Beifunde sind für eine feinchronologische Bestimmung zu unspezifisch, widersprechen aber nicht einer Einordnung in die Stufe Ha A.171 Dem anzuschließen ist der Einzelfund von Preist (Nr. 80). Die meisten Gießformen für Messer datieren jedoch in die jüngere und späte Urnenfelderzeit. Dazu zählen die Gießformen von Bad Buchau, „Wasserburg“ (Nr. 105) und Landau i. d. Pfalz-Arzheim (Nr. 120) ebenso wie die Gießform von Hüttenheim (Nr. 62) mit u. a. dem Negativ für ein älteres Griffdornmesser mit ungegliedertem Dorn, die mit ihren späten Vertretern bis in die jüngere 170

Hohlbein 2016, 28 ff.

171

S. S. 241 (Beitrag Jockenhövel) Abb. 9, B.

156

Der Fundstoff

Urnenfelderzeit reichen (vgl. S. 138 f.).172 Die Gießform mit unbekanntem Fundort (Nr. 86) wird als Einzelfund anhand der krückenhaft geschweiften Klinge der jüngeren bis späten Urnenfelderzeit zugeordnet.173 Derselben Schwerpunktgruppe gehört das Negativ auf dem kleinen Formfragment von Hochstadt-Oberhochstadt (Nr. 88) an, das zusammen mit u. a. Grob- und Feinkeramik aus einer Siedlungsgrube geborgen werden konnte. Die beiden Gießformen mit Negativen für Griffdornmesser vom Typ Wien-Leopoldsberg-Baumgarten (Nr. 87) und Typ Ilmendorf (Nr. 94) aus dem Depot von Heilbronn-Neckargartach können als Teil eines geschlossenen Fundes der späten Urnenfelderzeit zugeordnet werden (vgl. S. 105). Eine vergleichbare Zeitstellung nehmen die Gießformen für denselben Messertyp aus dem Depot von Meckenheim (Nr. 91) (vgl. S. 124) ein, ebenso wie der Einzelfund von Veringenstadt (Nr. 92) und der Lesefund von Eching-Haunwang (Nr. 85). Auf dem Formfragment von Landshut (Nr. 90) ist nur noch ein unspezifischer Klingenausschnitt erhalten. Zum selben Fundkomplex wird u. a. auch ein Messer vom Typ Wien-Leopoldsberg-Baumgarten, Variante Künzing, gezählt, das sich gut in das Formnegativ einpassen lässt (vgl. S. 129).174 Von den fünf Gießformen aus der Höhensiedlung auf dem Runden Berg bei Bad Urach (Nr. 81–84. 93), kann nur die Form (Nr. 93) für ein Messer mit Krückenklinge und gegliedertem Griffdorn eindeutig angesprochen und ebenfalls dem Typ WienLeopoldsberg-Baumgarten zugewiesen werden. Die übrigen Formfragmente lassen sich nur allgemein mit der spätbronzezeitlichen Besiedlungsphase in Verbindung bringen, die ab der Stufe Ha B 2 einsetzt.

Gießformen für Rasiermesser

Drei Gießformen aus dem Arbeitsgebiet tragen insgesamt drei Negative für Rasiermesser (Tab. 16).175 Auf diesen Formsteinen sind Negative für weitere Objekte vorhanden: Sicheln (Nr. 80); Messer (Nr. 80); Anhänger (Nr. 104); stabförmige Barren (?) (Nr. 80); unbestimmte Objekte (Nr. 95). Fundumstände: Die Gießform von Alten-Buseck (Nr. 95) wurde zufällig in einem Basaltsteinbruch entdeckt. Bei einer anschließenden Rettungsgrabung konnte eine ausgedehnte Grube an der Südflanke des Eltersberges erschlossen werden, die zahlreiche Siedlungsfunde enthielt. Um einen Einzelfund handelt es sich bei der Gießform von Preist (Nr. 80), die im Eifelkreis an einem sanft abfallenden Nordwesthang unweit einer urnenfelderzeitlichen Höhensiedlung aufgelesen wurde. Funktion: Die Gießform von Preist (Nr. 80) trägt ein offenbar nicht vollendetes Negativ für ein zweischneidiges Rasiermesser mit durchbrochenem Rahmengriff und X-förmiger Griffverstrebung. Wegen der abweichenden Griffgestaltung kann es nur als der von A. Jockenhövel beschriebenen Variante Neckarmühlbach nahestehend bezeichnet werden. Neben der Gießform vom Mittellauf der Mosel streuen Originale in ihrer Verbreitung ohne erkennbare Fundkonzentration über die Pariser Region, Jura, Westschweiz, Nordtirol und das Neckargebiet.176 Weil sämtliche Rasiermesser dieses Typs GriffverstreHohlbein 2016, 190. Ebd. 182. 174 Ebd. 324 Nr. 1132. 175 Das Negativ auf einer Gießform von Geiselhöring (Nr. 155) wird in der Literatur ebenfalls als Negativ für ein Rasiermesser, Typ Kostelec, angesprochen (Hofmann 2008, 142 ff.). Der von 172 173

A. Jockenhövel beschriebene Typ Kostelec unterscheidet sich jedoch deutlich, so dass eine zweifelsfreie Identifikation des zu gießenden Objektes im Fall der Gießform von Geiselhöring nicht möglich ist (Jockenhövel 1971, 42 ff.). 176 Jockenhövel 1980a, 102 Taf. 49, A.

Gießformen aus Stein

157

bungen mit einem rechteckigen Querschnitt aufweisen, ist vom Guss in einer zweischaligen, bifazialen Gießform auszugehen.177 An das überlieferte Negativ wurden zwei schmale, miteinander verbundene Kanäle angearbeitet, die sowohl am Blatt und am Rahmengriff ansetzen. In der Regel werden sie als Eingusstrichter gedeutet, zumal sich auch die gemeinsame Öffnung am Formrand trichterförmig erweitert.178 Die Kanäle sind jedoch ungewöhnlich lang und zudem jeweils nur etwa max. 1 mm breit. Somit bestand bei dem ohnehin filigranen Negativ die Gefahr, dass die eingegossene Bronze (auch bei entsprechend vorgewärmter Form) vorzeitig einfror. Wahrscheinlich handelt es sich daher viel eher um zwei Abzugskanäle. In diesem Fall würden sich auch die beiden Bohrungen für Passstifte, die inmitten dieser Kanäle liegen, nicht als störend erweisen. Der ursprüngliche Eingusskanal verlief wohl – wie zahlreiche Vergleichsfunde179 zeigen – durch das nicht weiter ausgearbeitete Blatt, auf dem er gleichzeitig eine verstärkende Mittelrippe bildet, die sich schließlich bis zum Rahmengriff verlängert.180 Das stark beschädigte Negativfragment auf der Gießform von Alten-Buseck (Nr. 95) wurde als Rasiermesser vom „Pfahlbau“-Typ gedeutet.181 Erhalten ist lediglich ein Teil des Rückens, während Griff, Schneide, und Messerspitze stark beschädigt sind bzw. vollständig fehlen. Der schlechte Erhaltungszustand erschwert jedoch die genauere Einordnung. Eine Rekonstruktion würde wohl am ehesten den einschneidigen Rasiermessern mit dreieckigem Blatt und Rückendellung der Varianten Mörigen, Allendorf oder Auvernier entsprechen, für die eine Fertigung in monofazialen Gießformen anzunehmen ist.182 Originale – die dem Negativ der Gießform zumindest nahestehen – liegen als Beigabe einer Brandbestattung von Heimbach, Kr. Neuwied (Mittelrhein)183 und als Teil eines unvollständig erhaltenen Depots von Brebach, Stadt Saarbrücken (Saarland) vor.184 Material/Gebrauchsspuren: Die Gießformen für Rasiermesser bestehen aus Diabas (Nr. 80) und Glimmerschiefer (Nr. 95). Gebrauchsfähige Negative sind nicht erhalten. Der Formstein von Alten-Buseck (Nr. 95) ist zerbrochen und unvollständig. Das Negativ auf der Formhälfte von Preist (Nr. 80) kann als unvollendet gelten. Dementsprechend fehlen Verfärbungen, die auf einen Gebrauch verweisen. 95. Alten-Buseck, Lkr. Gießen, Hessen; „Eltersberg“, Südflanke (1974). – Aus Basaltsteinbruch („Schicht 18“). Urnenfelderzeitliche Siedlung in Hanglage mit reichlichem Fundgut. – Fragment einer zweiseitig nutzbaren Formhälfte aus Glimmerschiefer. Breitseite 1: Negativ für ein einschneidiges Rasiermesser, wohl vom Pfahlbautyp; Breitseite 2: fragmentarisch erhaltenes Negativ für ein unbestimmtes Objekt (Verästelungen

eines Gusskanals oder Teil eines Negativs für eine Pfeilspitze[?]); L. 5,8 cm; Br. 3,0 cm; St. 1,5 cm (Taf. 48, 95). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negative unvollständig. – Mus. Gießen (5318:81340/09770). – Rehbaum 1977, 185 Abb. 8, 12; Jockenhövel 1986a, 230 Nr. 2 Abb. 10, D.

Zeitstellung: Das Negativ für eine hochgewölbte Knopfsichel mit drei schräggestellten Basisrippchen der Variante Preist-Port, sowie ein unvollendetes Negativ für ein Rasiermesser mit durchbrochenem Rahmengriff, das der Variante Neckarmühlbach nahesteht, erlauben eine Datierung der Gießform von Preist (Nr. 80) in die südwestdeutsche Stufe Gammertingen (Stufe Ha A 2).185 Einschneidige Rasiermesser mit Rückendellung, die dem Negativ auf der Gießform von Alten-Buseck entsprechen, sind jünger und vertreten die südwestdeutsche Stufe Wallstadt (Stufe Ha B 3).186 Bekräftigt wird eine derar177 178 179 180 181

Ebd. Nr. 312 Taf. 18, 312. Kimmig 1937, 227 ff.; Kolling 1968, 79 f. Jockenhövel 1971, Taf. 16, 200; 18, 217. 217 A; 26, 324. Ebd. 131. Ders. 1986a, 223.

182 183 184 185 186

Ders. 1980a, 143 ff. Ebd. 143 Nr. 489 Taf. 27, 489. Ebd. 146 f. Nr. 506 Taf. 27, 506. Ders. 1971, 121 f. Ders. 1980a, 152 f.

158

Der Fundstoff

tige Zeitstellung u. a. durch den Fund einer Vasenkopfnadel187 aus derselben Fundschicht sowie zahlreiche späturnenfelderzeitliche Keramik innerhalb der Grubenverfüllung, aus der auch die Gießform stammt.188

Gießformen für Anhänger

Im folgenden Abschnitt werden sechs Gießformen für Anhänger (Nr. 59 A. 100. 101. 102. 104. 105), vier Gießformen für Ringscheiben bzw. scheibenförmige Objekte (Nr. 96. 98. 99. 103) und ein Ziergehänge (Nr. 97) zusammengefasst (Tab. 16). Verschiedene Mehrzweckformen sind belegt: Negative für Anhänger sind vergesellschaftet mit Negativen für Beile (Nr. 59 A), Messer (Nr. 105), Rasiermesser (Nr. 104), stabförmige Barren (Nr. 105) und unbestimmte Objekte (Nr. 102). Auf der Gießform von Friedberg (Nr. 103) befindet sich außer dem potenziellen Negativ für eine Ringscheibe noch ein weiteres Negativ für ein unbestimmtes Objekt. Fundumstände: Gießformen für Anhänger sind nahezu ausnahmslos aus Flachlandsiedlungen (Nr. 59 A. 100–102) (Tab. 5) sowie der Feuchtbodensiedlung „Wasserburg“ Buchau (Nr. 105) bekannt (s. S. 36 f.).189 Bei den Gießformen für Ziergehänge von Kürnach (Unterfranken) und Rüsselsheim-Bauschheim handelt es sich um einen Einzel- (Nr. 97) bzw. Lesefund (Nr. 59 A). Demgegenüber sind Gießformen für scheibenförmige Objekte überwiegend Bestandteil von Depots (Nr. 98. 99. 103). Die beiden Formhälften für Ringscheiben von Dreieich-Offenthal (Nr. 96) wurden unter nicht geklärten Fundumständen in einer Sandgrube entdeckt. Funktion: Mehr oder weniger eindeutig zu identifizieren sind drei Negative für offene, herzförmige Anhänger (Nr. 102. 105), zwei vierspeichige Radanhänger ohne Öse (Speichenschema A) (Nr. 104), einen Rasiermesseranhänger (Nr. 100), ein Ziergehänge (Nr. 97), zwei Ringscheibenanhänger (Nr. 96) und drei scheibenförmige Objekte (Nr. 98. 99. 103). Bei der stark beschädigten Gießform von Wiesbaden-Biebrich (Nr. 101) sprach sich bereits W. Kubach für eine Verwendung als Gießform für einen vierspeichigen Radanhänger mit dreieckiger Öse (Speichenschema A) aus.190 Auf der Gießform von Rüsselsheim-Bauschheim (Nr. 59 A) ist lediglich das Fragment einer Ringöse(?) von einem Anhänger(?) erhalten. Offene Herzanhänger sind in verschiedenen Exemplaren aus Oberbayern und der Oberpfalz belegt, wobei das Negativ auf der Gießform von Bad Buchau „Wasserburg“ in seiner speziellen Ausführung mit Ringöse keinem der bisher aus dem Arbeitsgebiet bekannten Anhänger entspricht.191 Das Hauptverbreitungsgebiet liegt jedoch deutlich außerhalb des Arbeitsgebietes im Karpatenbecken.192 Sämtliche offene Herzanhänger wurden offenbar in monofazialen Formen gegossen, wie an den dreieckigen bzw. flach D-förmigen Querschnitten zu erkennen ist.193 Bei der einzig erhaltenen Bohrung auf der Gießform von Bad Buchau (Nr. 105) ist unklar, ob sie sich auf das Negativ für den umgekehrt herzförmigen Anhänger oder aber das Negativfragment für vermutlich ein Messer auf derselben Formseite bezieht. Rehbaum 1977, Abb. 8, 1. Ebd. 203 ff. 189 Der Fundort der Gießform von Wiesbaden-Biebrich (Nr. 101) wird in der Literatur abweichend angegeben: „Aus dem spätestbronzezeitlichen Gräberfeld in der Sandgrube von Dauer [...].“ (Behrens 1916, 277) 187

190

188

191 192 193

Kubach 1977, 132 Anm. 16. Wels-Weyrauch 1978, 65; 1991, 37 f. Nr. 156–162. Dies. 1978, 63; 1991, Taf. 38, A; 2014, 319 Abb. 2. Dies. 1991, 34.

Gießformen aus Stein

159

Als ansonsten weitverbreitete Schmuckform treten Radanhänger im mittleren und südlichen Westdeutschland vergleichsweise selten auf, wobei eine Häufung der vierspeichigen Radanhänger vom Speichenschema A im Rhein-Main-Gebiet und in Südbayern – und hier vor allem im Münchner Raum – zu verzeichnen ist.194 Originale lassen darauf schließen, dass vierspeichige Radanhänger (Speichenschema A) in Südwestdeutschland und Bayern in zweischaligen Formen gegossen wurden.195 Auch die beiden Gießformen sprechen für eine Produktion im bifazialen Verfahren. Vor diesem Hintergrund sind mehrere kurze (maximal 1 mm tiefe) Kerben auf Stirnseite 2 der Gießform von Wiesbaden-Biebrich (Nr. 101) wohl als Passkerben zu deuten. Die Gießform von Neckarwestheim (Nr. 100) trägt ein Negativ für Rasiermesseranhänger, die als Funde verstärkt in Mittelhessen und dem Saarland, ebenso u. a. aus den Schweizer Seerandstationen bekannt sind.196 Ein entsprechender Anhänger stammt aus einem reichen Depotfund von MannheimWallstadt (Nordbaden).197 Das Negativ auf der Gießform von Kürnach (Nr. 97) ist im Arbeitsgebiet bisher singulär. Es besitzt Ähnlichkeit mit Mittel- und Dreipassstücken aus Südwestdeutschland und Nordbayern, deren Kennzeichen eine ringförmige Aufhängung und drei bis vier Ösen am unteren Rand sind.198 Derartige Objekte fungierten als Mittelstücke zwischen einer Kette und Anhängern. Die Gießform von Kürnach erweckt den Eindruck, als sei nicht sorgfältig gearbeitet worden. Das Negativ ist nicht symmetrisch. Der Eingusstrichter wurde ebenfalls leicht nach rechts verrückt. Von insgesamt vier Bohrungen für Passstifte beziehen sich drei eindeutig auf das Ziergehänge. Eine vierte, flache Bohrung innerhalb des Negativs steht jedoch in funktionalem Widerspruch und zeugt wahrscheinlich von einer Umnutzung des Formsteins. Diesbezüglich sind zwei Kerben auf Breitseite 2 von Interesse. Möglicherweise zerbrach der Formstein bei dem Versuch, ein Negativ (für ein Lappenbeil?) einzuarbeiten.199 Während Anhänger Teil eines Colliers und somit Teil eines Hals- oder Brustschmucks waren, dienten Ringscheiben, wie sie auch den Negativen der Gießform von Offenthal (Nr. 96) entsprechen, als Klapperbleche. Klapper- oder Schallbleche wurden an Tintinnabula angehängt, „nachdem der im Querschnitt halbrunde Gußzapfen entfernt und ihnen im Überfangguß eine gestielte Ringöse aufgegossen wurde“.200 Schallbleche oder Tintinnabula sind im Arbeitsgebiet hauptsächlich in der südlichen Wetterau, im unteren Maintal und im Saarland verbreitet.201 In diesen räumlichen Kontext gehört die Gießform von Dreieich-Offenthal (Südhessen). Darüber hinaus sind diese Scheiben bis zur französischen Atlantikküste verbreitet.202 Beide Formhälften der Gießform von Dreieich-Offenthal sind beidseitig verwendbar. Jede Formhälfte trägt jeweils auf Breitseite 1 ein Negativ, während Breitseite 2 als plan geschliffene Deckplatte diente. Bei wechselnder Kombination der Formsteine konnten im verdeckten Herdguss zwei verschiedene Ringscheiben mit unterschiedlichen Abmessungen gefertigt werden. Auf den Deckplatten zeichnen sich die Negative der zugehörigen Formhälften deutlich ab, so dass eine eindeutige Zuordnung möglich ist. Gelegentlich wird eine längliche Vertiefung mit linsenförmiger Aussparung auf der Gießform von Offenthal als Halterung für ein Gerät interpretiert, das dazu diente, anstelle von Passzapfen die beiden Formhälften gegen ein Verrutschen zu sichern.203 Eine derartige Funktion ist zwar nicht vollkommen auszuschließen, wäre aber ansonsten ohne Beispiel und muss daher als unwahrscheinlich angesehen 194 195 196 197 198

Dies. 1978, 77; 1991, Taf. 41, A. Dies. 1978, 68; 1991, 52. Dies. 1978, 128. Ebd. 126 Nr. 742 Taf. 41, 742. Ebd. 129 ff. Taf. 46, 764–767.

199 200 201 202 203

Rosenstock/Wamser 1980–1982, 370. Wels-Weyrauch 1978, 125. Ebd. Jockenhövel 1981. Wels-Weyrauch 1978, 125; Kibbert 1984, 11. 188.

160

Der Fundstoff

werden. Tatsächlich handelt es sich wohl eher um ein älteres Negativ, das wegen einer Beschädigung der beiden Formsteine seine Funktion verloren hat. Schwer zu interpretieren sind drei Gießformen mit Negativen für drei unterschiedlich große, scheibenförmige Objekte (Nr. 98. 99. 103). Sie können in ihrer Funktion möglicherweise in einen Zusammenhang mit den Anhängern gebracht werden. Im Gegensatz zu den zuvor beschriebenen Ringscheiben ist jedoch keine charakteristische Lochung erkennbar bzw. keine entsprechende Aussparung im Negativ vorhanden. Auch Vorrichtungen zur Aufhängung fehlen. Eventuell wurden die runden Scheiben erst nachträglich im Überfangguss mit Ösen versehen. Ohne Bohrungen für Passstifte liegt jeweils eine Rekonstruktion als monofaziale Gießform nahe.204 Material/Gebrauchsspuren: Die Gießformen bestehen aus Sandstein (Nr. 96. 98. 99. 101. 102. 104. 105), Glimmerschiefer (Nr. 97) sowie einem kristallinen, speckigen Gestein (Nr. 103). Auf mehreren Formsteinen sind Verfärbungen vorhanden, die sich eindeutig auf die Negative beziehen (Nr. 96. 98. 99. 104. 105).205 Der Formstein von Bad Buchau (Nr. 105) zeugt von einer (mehrfachen) Umnutzung. Auf der Oberfläche der Gießform von Meckenheim (Nr. 99) können zwei offenbar planvoll angebrachte Kratzspuren rechts und links des Negativs vielleicht als „Vorzeichnungen“ interpretiert werden, die im Zuge der Bearbeitung des Formsteins entstanden sind. Keine der Gießformen für Anhänger ist noch gebrauchsfähig. Obwohl ein Negativ für einen Herzanhänger (Nr. 105) vollständig erhalten ist, fehlt eine plane Deckplatte (Nr. 105). 96. Dreieich-Offenthal, Lkr. Offenbach, Hessen; „Um die Jahrhundertwende beim Sandgraben gefunden“, in der Sandgrube auf dem Hundsberg hinter dem Friedhof an der Rheinstraße. – Depot (?). – Zwei Schalen einer zweiseitig nutzbaren Gießform aus relativ grobem rötlichem Sandstein. Breitseite 1 (Formhälfte A + B): jeweils ein Negativ für zwei verschiedene Ringscheiben von Klapperblechen. An den Ringscheibennegativen ist jeweils ein Eingusstrichter mit Eingussöffnung vollständig erhalten; Breitseite 2 (Formhälfte A + B): Die beiden plan geschliffenen Formflächen wurden als Deckplatten genutzt und sind jeweils deutlich verfärbt. Die Verfärbung zeichnet jeweils die Umrisse der Negative für Ringscheiben ab; Formhälfte A (Breitseite 1)/Formhälfte B (Breitseite 2): Längliche Vertiefung mit linsenförmiger Aussparung für einen Gegenstand mit unbestimmter Funktion; Formhälfte A: L. 14,6 cm; Br. 14,3 cm; St. 3,0 cm; Gew. 1.036 g; Formhälfte B: L. 19,0 cm; Br. 15,0 cm; St. 3,3 cm; Gew. 1.560 g (Gesamtgewicht: 2.596 g) (Taf. 49, 96). – Zustand/Gebrauchsspuren: eingeschränkt gebrauchsfähig. Formhälfte B zerbrochen und unvollständig. Negativ auf Formhälfte B beschädigt. Beide Negative mit Verfärbungen. Verfärbungen auch an der länglichen Vertiefung mit linZylmann 1983, 156. An den Gießformen von Rüsselsheim-Bauschheim (Nr. 59 A), Kürnach (Nr. 97), Neckarwestheim (Nr. 100) und Bad Buchau (Nr. 105) wurden keine Originalstudien durchgeführt. 204 205

senförmiger Aussparung sowie auf den plan geschliffenen Flächen der beiden Formhälften (jeweils Breitseite 2). – Stufe Ha B 2/B 3. – Mus. Dreieichenhain (II 191– 192). – Mainzer Zeitschr. 34, 1939, 13; Jorns 1953, 58; Kossack 1954, 97 Nr. E 26; Herrmann 1966, 191 Nr. 745, Taf. 204, 1–2; Nahrgang 1967, 177 f. Abb. 177; WelsWeyrauch 1978, 125 Nr. 736 Taf. 47, 736; Stein 1979, 183 Nr. 414; Kibbert 1984, 188 Taf. 73, A 1–3. 97. Kürnach, Lkr. Würzburg (Land), Unterfranken; 1250 m nordöstlich der Kirche Kürnach, nördlich des Kürnachbaches (1980). – Lesefund. – Einseitig nutzbare Hälfte einer Gießform aus Glimmerschiefer. Breitseite 1: Vollständiges Negativ für ein Ziergehänge mit Eingusskanal. Drei Bohrungen für Passstifte außerhalb des Negativs. Eine weitere Bohrung im Negativ; Breitseite 2: rechtwinklig zur Bruchkante der Formhälfte verlaufen zwei parallele, rinnenförmige Einschnitte (max. Länge: ca. 3,4 cm); L. 8,5 cm; Br. 10,6 cm; St. 3,9 cm (Taf. 50, 97). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Gießform unvollständig. – Privatbesitz. – Rosenstock/Wamser 1980– 82, 370 Nr. 82207 Abb. 45; Janssen 1985, 51; Diemer 1995, 219 Nr. 223.

Gießformen aus Stein 98. Meckenheim, Lkr. Bad Dürkheim, RheinlandPfalz; vgl. Nr. 31. – Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus Sandstein. Breitseite 1: Negativ für eine Ringscheibe. Eingussöffnung und Eingusskanal erhalten. Ein schmaler Abzugskanal führt ausgehend vom Negativ zum äußeren Rand der Formhälfte; St. 4,4 cm; Gew. 517 g (Taf. 50, 98). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negativ unvollständig. Negativ und Eingusskanal mit deutlichen Verfärbungsspuren. – Mus. Speyer (B 163). – König 1832, 191 f. Taf. 3, 67; Mehlis 1877, 46; Schumacher 1903, 92 Nr. 8; Behrens 1916, 39 f. Nr. 138; Sprater 1928, 34. 96 Abb. 33, zweite von rechts; Stein 1979, 184 f. Nr. 420; Zylmann 1983, 155 ff. Katalog 122 f. Nr. 154 Taf. 56, B 1; Grünwald 1998, 91 Nr. 329. 99. Meckenheim, Lkr. Bad Dürkheim, RheinlandPfalz; vgl. Nr. 31. – Einseitig nutzbare Formhälfte aus Sandstein. Breitseite 1: Negativ für eine Ringscheibe. Eingussöffnung und Eingusskanal erhalten; St. 1,7 cm (wegen modern ergänztem Gipssockel nicht exakt zu messen); Gew. 415 g (Taf. 50, 99). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negativ und Eingusskanal samt Eingussöffnung schwach verfärbt. Zwei deutliche Kratzspuren rechts und links des Negativs. – Mus. Speyer (B 163). – König 1832, 191 f. Taf. 3, 67; Mehlis 1877, 46; Schumacher 1903, 92 Nr. 8; Behrens 1916, 39 f. Nr. 138; Sprater 1928, 34. 96, Abb. 33, rechts; Stein 1979, 184 f. Nr. 420; Zylmann 1983, 155 ff. Katalog 122 f. Nr. 154 Taf. 56, B 3; Grünwald 1998, 91 Nr. 329.

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100. Neckarwestheim, Lkr. Heilbronn, Baden-Württemberg; Gewann „Kirchheimer Weg“, Parz. 2821 – 2828 (alt), südlich vom Auweg (1983). – Freilegung verschiedener Befunde im Zuge der Planierung des Geländes für die Baubaracken des Kernkraftwerkes. Insgesamt 26 Siedlungsgruben der späten Urnenfelderzeit. – Hälfte einer einseitig nutzbaren Gießform. Breitseite 1: Negativ für einen Rasiermesseranhänger (o. Abb.). – Privatbesitz. – Fundber. Baden-Württemberg 22/2, 1998, 60. 101. Wiesbaden-Biebrich, Wiesbaden (kreisfreie Stadt), Hessen; Waldstraße, Sandgruben Dorman und Dauer. – Aus einer von mehreren urnenfelderzeitlichen Siedlungsgruben. Vom selben Fundplatz stammen Siedlungsreste aus fast allen prähistorischen Kulturen (darunter urnenfelderzeitliches Material). – Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus rötlich-braunem, feinkörnigem Sandstein. Breitseite 1: Negativ für einen vierspeichigen Radanhänger (oder -nadel?) mit dreieckiger Öse (Speichenschema A); Stirnseite 2: mehrere kurze max. 1 mm tiefe Kerben; St. 1,5 cm; Gew. 120 g (Taf. 50, 101). – Zustand/ Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte entlang der horizontal verlaufenden Mittelspeiche des Negativs zerbrochen. Formfragment verfärbt. – Mus. Wiesbaden (II/143). – Behrens 1916, 277; Herrmann 1966, 96 ff. Nr. 239 Taf. 19, 9; Wels-Weyrauch 1978, 71 Nr. 352 Taf. 17, 352; Jockenhövel 1986a, 233 Nr. 33 Abb. 9, c.

Gießform für zwei Anhänger und unbestimmte Gegenstände 102. Künzing-Bruck, Lkr. Deggendorf, Niederbayern; (Fundjahr 1993). – Flachlandsiedlung; aus einer Grube mit mittelbronzezeitlicher Keramik. – Fragment einer zweiseitig nutzbaren Formhälfte einer Gießform aus Sandstein. Breitseite 1: Zwei Negative für offene Herzanhänger (nach Wels-Weyrauch 2014). Beide Negative mit separaten Eingusstrichtern; Breitseite 2:

Vier nebeneinanderliegende Kanäle mit unbestimmter Funktion (Nadeln?), die in eine gemeinsame Eingussöffnung münden (Taf. 50, 102) – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte in der Mitte zerbrochen. – Verbleib Mus. Künzing. – Schopper 1993/94; 1995; Wels-Weyrauch 2014, 318 f. Abb. 1.

Gießform für eine Ringscheibe(?) und einen unbestimmten Gegenstand 103. Friedberg, Wetteraukreis, Hessen; „Windeckerscher Felsenkeller“; vgl. Nr. 68. – Stark beschädigte, zweiseitig nutzbare Hälfte einer Gießform aus grauschwarzem, kristallinem, speckigem Gestein. Formhälfte im Zentrum durchlocht. Breitseite 1: Negativ für eine Ringscheibe(?); Breitseite 2: Negativ für einen unbestimmten Gegenstand; St. 3,6 cm; Gew. 380 g (Taf. 51,

103). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Beide Negative stark beschädigt. – Mus. Darmstadt (II Cd3). – Dieffenbach 1885, 28 Nr. 1; Adamy 1897, 105; Schumacher 1903, 98 Nr. 45; Behrens 1916, 48 Nr. 155; Kunkel 1926, 110 Nr. 2; Behrens 1939, 7 f.; Herrmann 1966, 117 Nr. 339, 3 Taf. 201, B 1; Stein 1979, 177 Nr. 400; Saile 1998, 332 Nr. 1238.

Der Fundstoff

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Rezente(?) Gießform für zwei Radanhänger(?) und ein Rasiermesser 104. Blaubeuren, Alb-Donau-Kreis, Baden-Württemberg; „Brillenhöhle“ (Fundjahr 2005). – Lesefund aus dem Abraum unterhalb der Brillenhöhle. Gießform wohl rezent und kein bronzezeitliches Original! Wahrscheinlich Demonstrationsobjekt zur Herstellung von Bronzegüssen. – Fragment einer zweiseitig nutzbaren Formhälfte aus Sandstein. Breitseite 1: zwei teilweise erhaltene Negative für Radanhänger (?). Eines der Negative mit sechs schmalen Abzugskanälen; Breitseite 2: Negativ für ein zweischneidiges Rasiermesser mit Rah-

mengriff und X-förmiger Griffverstrebung; Stirnseite 1: zwei teilweise erhaltene Bohrungen für Passstifte; St. 5,2 cm; Gew. 668 g (Taf. 51, 104). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte entlang der beiden Bohrungen für Passstifte zerbrochen. Sämtliche Negative beschädigt bzw. unvollständig; Breitseite 1: Beide Negative für Radanhänger mit deutlichen Verfärbungen (und Metallrückständen?); Breitseite 2: Negativ schwach verfärbt. – Zentrales Fundarchiv Rastatt (2005-145-1-1). – Unpubliziert.

Gießform für einen Anhänger, ein Messer (?) und einen stabförmigen Barren(?) 105. Bad Buchau, Lkr. Biberach, Oberschwaben, Baden-Württemberg; „Egelsee“. Spätbronzezeitliche zweiperiodige Befestigung („Wasserburg“); vgl. Nr. 1. – Fragment einer dreiseitig nutzbaren Formhälfte aus sehr feinem Sandstein. Breitseite 1: Negativ für einen herzförmigen Anhänger mit freistehenden, eingerollten Ärmchen ohne Verstrebungen und einer gestielten Ringöse. Breiter, trichterförmiger Eingusskanal. In regelmäßigen Abständen sieben diagonal verlaufende Abzugskanäle. Außerdem ein teilweise erhaltenes Negativ für ein Messer(?) mit vier Abzugskanälen. Eine Bohrung für einen Passstift; Schmalseite 1: teilweise erhaltenes, langrechteckiges Negativ für einen stab-

förmigen Barren(?). Eine Bohrung für einen Passstift; St. 2,4–2,7 cm (Taf. 51, 105). – Zustand/Gebrauchsspuren: Nur das Negativ für einen Anhänger ist noch eingeschränkt gebrauchsfähig. Die anderen Negative sind unvollständig. Formhälfte zerbrochen. Formstein zusätzlich gesprungen. Verfärbungen mindestens an beiden Negativen auf Breitseite 1. – Mus. Buchau (W27 L/S; 153/37; blauer Punkt – Slg. Buchau). – Jockenhövel 1975, 31 f. Nr. 7 Abb. 16; Wels-Weyrauch 1978, 65 Nr. 329 Taf. 16, 329; Jockenhövel 1986a, 230 Nr. 5 Abb. 4, 5; 1986b, 567 Nr. 7 Abb. 1, 7; Kimmig 1992, 53 Taf. 19, 2; 20, 2.

Zeitstellung: Offene Herzanhänger sind in Südbayern in den Stufen Lochham und Göggenhofen, d. h. somit für die ältere bis mittlere Hügelgräberzeit (Stufe Bz B/Bz C 1) belegt.206 Dem zuzuordnen ist die Gießform aus der Siedlung von Künzing-Bruck (Nr. 102), die aus einer Grube mit mittelbronzezeitlicher Keramik stammt.207 Ringösen, wie am Negativ der Gießform von Bad Buchau (Nr. 105), finden sich als gestalterisches Detail an vergleichbaren Anhängern im Arbeitsgebiet, vornehmlich jedoch erst in der älteren Urnenfelderzeit.208 Die Keramikfunde aus der „Wasserburg“ stützen eine entsprechende Datierung. Sie erlauben eine Einordnung der verschiedenen Siedlungsphasen in die Stufen Ha A 2 bis Ha B (2)3.209 Als zeitlich recht langlebige Schmuckform sind Radanhänger vom Speichenschema A im Arbeitsgebiet sowohl aus hügelgräber- als auch aus urnenfelderzeitlichen Inventaren bekannt.210 Aus einer Siedlungsgrube mit reichlich urnenfelderzeitlichem Material stammt die Gießform von Wiesbaden-Biebrich (Nr. 101). Die Gießform von Kürnach (Nr. 97) ist als Einzelfund nur über das Negativ für ein Ziergehänge zeitlich einzuordnen. Ähnliche Mittelstücke aus Südwestdeutschland und Nordbayern datieren wohl sämtlich in die jüngere oder späte Urnenfelderzeit.211 206 207 208

Wels-Weyrauch 1991, 37. Dies. 2014, 319. Dies. 1978, 65.

209 210 211

Kimmig 2000. Wels-Weyrauch 1978, 67 ff.; 1991, 55. Ebd. 129 ff. Taf. 46, 764–767.

Gießformen aus Stein

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Späturnenfelderzeitlich ist auch die Gießform für einen Rasiermesseranhänger von Neckarwestheim (Nr. 100). Originale aus geschlossenen Funden in Südwestdeutschland und Nordbayern können der regionalen Stufe Wallstadt (Stufe Ha B 3) zugewiesen werden.212 Das Keramikinventar der Fundstelle mit u. a. Scherben von Schrägrandgefäßen, Schrägrandtellern und Knickwandschalen bestätigt eine entsprechende Zeitstellung.213 Die Gießform von Dreieich-Offenthal (Nr. 96) ist unter unbekannten Fundumständen ohne weitere Beifunde geborgen worden. Ringscheibenanhänger, die den Negativen auf den beiden Formsteinen entsprechen, sind im Arbeitsgebiet erst am Ende der Urnenfelderzeit nachzuweisen.214 Die beiden Gießformen für scheibenförmige Objekte aus dem umfangreichen Depot von Meckenheim (Nr. 98. 99), lassen sich als Teil eines geschlossenen Fundes ebenso der späten Urnenfelderzeit zuordnen (vgl. S. 124), wie die Gießform aus dem Depot von Friedberg (Nr. 103) (vgl. S. 143).

Gießformen für Nadeln

Insgesamt können 25 längliche Vertiefungen auf 13 Gießformen als Negative für Nadeln angesprochen werden (Tab. 16). Auf sechs dieser Formen sind jedoch nur Teilstücke von schmalen Rillen mit halbrunden Querschnitten erhalten, die lediglich unter Vorbehalt als Abschnitte von Nadelschäften/ Nadelhälsen zu interpretieren sind (Nr. 61. 106. 114–116. 126). In fünf Fällen tragen die Formsteine entweder einen vollständigen Nadelkopf oder zumindest Teile davon, so dass hier eine einigermaßen sichere Funktionszuweisung möglich ist (Nr. 107. 110. 111. 113. 116). Unsicher ist die Interpretation der Gießform von Großlangheim (Nr. 112) für eine Radnadel oder einen Radanhänger. Neun Gießformen tragen ausschließlich Negative für Nadeln oder Teile davon (Nr. 106–114). Weitere vier Gießformen sind als Mehrzweckformen angelegt (Nr. 61. 115. 116. 126). Fundumstände: Sechs Gießformen (Nr. 61. 106. 107. 110. 111. 126) stammen von Höhensiedlungen (s. S. 23 ff.). Vom Staffelstein am Obermain in Oberfranken und vom Runden Berg bei Bad Urach am Rande der Schwäbischen Alb sind weitere Funde belegt, die unmittelbar mit Bronzeguss zu verbinden sind (Tab. 3). Einer der beiden Gießformen (Nr. 111) vom Hesselberg (Mittelfranken) lässt sich als (mögliches) Gussprodukt eine Nadel mit profiliertem Kopf zuordnen, die ebenfalls bei den Ausgrabungen im Bereich dieser Höhensiedlung entdeckt worden ist.215 Vier Gießformen wurden aus Flachlandsiedlungen geborgen (Nr. 113–116). Nur aus den beiden Siedlungsgruben von Aufstetten liegen bis auf eine Gießform (Nr. 116) keine weiteren Funde vor, die mit Bronzeguss zu verbinden sind (Tab. 5). Anders verhält es sich mit der Rheininselsiedlung von Bad Säckingen (Hochrhein), die sich durch zahlreiche Funde aus dem Bereich der Metallverarbeitung und zahlreiche, über das heutige Stadtgebiet verteilte Fundstellen auszeichnet (s. S. 35). Die Gießform (Nr. 115) wurde bei planmäßigen Ausgrabungen auf Gartengrundstücken im Schloßpark vor deren Umwandlung in einen Minigolfplatz entdeckt. Außerdem konnten bei den Ausgrabungen „Reste von Herdstellen und Teile von Bodenpflasterungen, sowie Pfostengruben und Balkengräbchen verschiedener Rechteckhäuser der Mittleren Urnenfelderschicht“ dokumentiert werden.216 Aus derselben Grabungsfläche wie die Gießform (Nr. 115) stammen nach Angabe von E. Gersbach217 neben zahlreichen Funden unterschiedlicher Zeitstel212 213 214

Ebd. 1978, 128. Fundber. Baden-Württemberg 22/2, 1998, 60. Wels-Weyrauch 1978, 125; Jockenhövel 1981.

215 216 217

Berger 1994, 63. Gersbach 1969, 36. Ebd. 76 f.

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Der Fundstoff

lung (Urnenfelderzeit, römisch, Mittelalter bis Neuzeit) u. a. ein kleiner Bronzemeißel (L. 6,9 cm), drei stabförmige und ein dreieckiges Bronzestück unbekannter Verwendung, ein Bronzeblechbruchstück, zwei ungeformte Zinnbarren (Gesamtgew. 92 g) und mehrere kleine Bronzeschlacken.218 Die Fundstelle von Ludwigsburg-Pflugfelden – in Sichtweite vom Hohenasperg – erbrachte neben zwei Gießformen (Nr. 114. 163) und einem weiteren, potenziellen Formstein mit Spuren von Hitzeeinwirkung (Nr. 164) zahlreiche Bruchbronze, Tiegelreste und kleine Bronzereste (Schmelzreste), die sich vor allem im Westen der untersuchten Fläche konzentrierten. Die Ausgräber sprechen mit Blick auf das ergrabene Areal und die spezifische Befund- und Fundsituation von einem, von der eigentlichen Siedlung abgesetzten Produktionsgebiet bzw. urnenfelderzeitlichen „Gewerbegebiet“219, das zusätzlich Hinweise auf u. a. Keramikherstellung erbrachte.220 Im Bereich der Siedlung von Langenselbold (Nr. 113) lag die Gießform unweit von mehreren Befunden, die auf starke Hitzeeinwirkung hinweisen und unter (ausdrücklichem) Vorbehalt mit der Bronzeverarbeitung in Verbindung gebracht worden sind.221 Bei den Gießformen von Bessenbach-Straßbessenbach (Nr. 108), Creglingen-Waldmannshofen und Großlangheim (Nr. 112) handelt es sich um Einzel- bzw. Lesefunde ohne Fundzusammenhang. Gießformen für Nadeln aus Depotfunden sind im Arbeitsgebiet bisher nicht bekannt. Funktion: Unterscheiden lassen sich Negative für zwei Radnadeln (Nr. 112[?].113), zwei Nadeln mit einem kleinen, profilierten Kopf (Nr. 110. 111), eine Nadel mit einem kleinen Kugelkopf (Nr. 107) und eine Nadel mit einem kleinen, doppelkonischen Kopf (Nr. 116). Unsicher ist die Interpretation des Negativs auf der Gießform von Großlangheim (Nr. 112) für eine Radnadel (oder einen Radanhänger?). Erhalten sind nur ein Ausschnitt der Felge und kurze Abschnitte von zwei Speichen, die auf das Speichenschema G (acht radiale Speichen ohne Innenring) nach F. Holste deuten.222 Ob am Negativ eine Bekrönung aus Öse oder Stäbchenkrone vorhanden war, bleibt ungewiss. Genaue Typzuweisungen sind bei den meisten der hier beschriebenen Gießformen für Nadeln kaum möglich. Eine Ausnahme bildet das Negativ für eine Doppelradnadel, Typ Unterbimbach auf der Gießform von Langenselbold (Nr. 113).223 Kerngebiet des Typus Unterbimbach ist das Fulda-WerraGebiet, in das sich der Fundort der Gießform gut einpassen lässt.224 Obwohl auf dem Formstein keine Bohrungen für Passstifte vorhanden sind, spricht der Querschnitt der Originale für einen Guss im bifazialen, zweischaligen Verfahren. Im Arbeitsgebiet singulär ist bisher die Formhälfte von Creglingen-Waldmannshofen (Nr. 109). Es handelt es sich wahrscheinlich um den Teil einer unvollständigen Gießform für Nadelköpfe zur Verwendung im Überfangguss (Abb. 17, D). Die mögliche Funktion wurde zuvor bereits von B. Urbon beschrieben: „Zum Angießen von Nadelköpfen muß die zweite Formhälfte wie die vorhandene mit genau gegenständig eingearbeiteten halbkugelförmigen Vertiefungen versehen gewesen sein, jedoch ohne die Durchbohrungen jeweils im Zentrum derselben. [...] Der am oberen Ende flach ausgehämmerte Bronzenadelschaft wird von innen nach außen durch die Bohrung gesteckt. [...] Nun wird die zweite Formhälfte aufgelegt, zusammengebunden und überall mit Lehm gut abgedichtet. Es können hierbei in einem Guß gleich fünf bzw. vier Nadelköpfe [...], und zwar verschiedener Größe, angegossen werden. Zu bemerken ist noch, daß der Nadelschaft deshalb vorne angehämmert wird, damit der angegossene Kopf fest sitzt.“225

218 Jockenhövel 1986a, 232 Nr. 29; 226 Abb. 11, B; 227 Abb. 12; 228 Abb. 13. 219 Joachim/Stork 2004, 70. 220 Ebd. 68 ff. 221 Schmitt 2004, 57 f.

222 223 224 225

Kubach 1977, 130 Abb. 1. Ebd. 166 ff. Ebd. 174 Taf. 92, A. Urbon 1959, 118.

Gießformen aus Stein

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Bohrungen für Passstifte belegen für einige Gießformen den Guss im zweischaligen Verfahren (Nr. 109. 110. 114. 115). Material/Gebrauchsspuren: Die überwiegende Zahl der Gießformen für Nadeln besteht aus Sandstein (Nr. 61. 106. 107. 113–116) bzw. Lettenkohlensandstein (Nr. 110. 111) und Schilfsandstein (Nr. 126). Zur Herstellung der Gießform von Großlangheim (Nr. 112) wurde Kalkstein, für die Gießform von Creglingen-Waldmannshofen (Nr. 109) serpentinisierter Amphibolit verwendet. Deutlich auf das Negativ bezogene Verfärbungen durch Hitzeeinwirkung finden sich auf den beiden Gießformen von Altenbamberg (Nr. 61. 106).226 Die Exemplare von Ludwigsburg-Pflugfelden (Nr. 114) und dem Hesselberg bei Ehingen (Nr. 110. 111) sind im Gegensatz dazu bei makroskopischer Betrachtung ohne Befund. Auch das Negativ auf der Gießform aus der Flachlandsiedlung von Langenselbold (Nr. 113) lässt keine spezifische thermische Beeinflussung erkennen. Vielmehr wirkt in diesem Fall das gesamte Formfragment, als sei es intensiver Hitze ausgesetzt gewesen. Nahezu sämtliche Gießformen für Nadeln sind beschädigt und nur fragmentarisch überliefert (Nr. 61. 106. 110–116. 126).227 Zwar handelt es sich bei den Formhälften von Bad Staffelstein-Romansthal (Nr. 107) und Creglingen-Waldmannshofen (Nr. 109) um vollständig erhaltene Exemplare, als Bestandteile von ursprünglich bifazialen Gießformen, müssen sie jedoch jeweils als nicht gebrauchsfähig gelten. 106. Altenbamberg, Lkr. Bad Kreuznach, RheinlandPfalz; „Schloßberg“; vgl. Nr. 61. – Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus feinkörnigem Sandstein. Breitseite 1: Negativ für eine nicht näher zu bezeichnende Nadel(?). Lediglich ein Teil des Nadelhalses ist erhalten; L. 5,2 cm; Br. 4,6 cm; St. 1,4 cm; Gew. 50 g (Taf. 52, 106). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Negativ vor allem im Eingussbereich schwarz verfärbt. – Mus. Speyer (1951/83 a). – Fehr 1972, 44 f. 141 Taf. 33, 2; Jockenhövel 1986a, 230 Nr. 1 b; 225 Abb. 10, C 1 107. Bad Staffelstein-Romansthal, Lkr. Lichtenfels, Oberfranken; „Staffelberg“. Hochplateau über dem Obermaintal. Funde des Neolithikums, der Urnenfelderzeit, der Hallstatt- und Latènezeit, sowie jüngerer Perioden. Urnenfelderzeitliche Besiedlung wahrscheinlich auf das Hochplateau beschränkt. Eine urnenfelderzeiliche Befestigung ist nicht zu belegen. Weitere Hinweise auf Bronzeguss (Abb. 7). – Lesefund durch G. Rossbach (Ende 19./Anfang 20. Jh.). – Vollständige, einseitig nutzbare Hälfte einer bifazialen Gießform aus Sandstein. Breitseite 1: vollständiges Negativ für eine Nadel mit kleinem Kugelkopf (Taf. 52, 107). – Zustand/ Gebrauchsspuren: Formhälfte gebrauchsfähig. Gießform unvollständig. – Sammlung Universität Erlangen-

Nürnberg. – Ullrich 2007, 116 Abb. 14, 2; Ostermeier 2012, 344 ff. Abb. 179, 27. 108. Bessenbach-Straßbessenbach, Lkr. Aschaffenburg, Unterfranken. – Einzelfund. Aus dem Acker des dortigen Müllers ausgepflügt. Danach in der Sammlung von Haxthausen (um 1890). – Gießform für fünf Nadeln (nach Endrich 1961). – L. 15,8 cm; Br. 2,0 cm; St. 1,7 cm (o. Abb.). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Negative unvollständig. – Archäologische Staatssammlung München (1894, 116). – Endrich 1961, 272. 109. Creglingen-Waldmannshofen, Main-TauberKreis, Baden-Württemberg; Flur „Hand“, Parz. 362, 0,6 km nordnordwestlich des Ortes. – Lesefund (A. Hein). – Vollständige Hälfte einer einseitig nutzbaren, bifazialen Gießform aus serpentinisiertem Amphibolit. Breitseite 1: neun halbkugelige Hohlformen verschiedener Größe. In zwei Gruppen zu vier bzw. fünf Negativen einander gegenüberliegend angeordnet. Im Zentrum jedes Negativs befindet sich eine durch den Stein gebohrte, kreisrunde Öffnung zur Durchführung eines Nadelschaftes. Zusätzlich ist an jedem Negativ ein trichterförmiger Eingusskanal erhalten, der von einer gemeinsamen, langgestreckten Eingussöffnung für jede der beiden Negativgruppen ausgeht. Zwei Bohrungen

226 An den Gießformen von Bad Staffelstein-Romansthal (Nr. 107), Bessenbach-Straßbessenbach (Nr. 108), Creglingen-Waldmannshofen (Nr. 109), Großlangheim (Nr. 112), Bad Säckingen (Nr. 115), Aufstetten (Nr. 116) und Bad Urach (Nr. 126) wurden keine Originalstudien durchgeführt.

227 Die Gießform von Bessenbach-Straßbessenbach (Nr. 108) war zum Zeitpunkt der Fundaufnahme nicht einsehbar.

166

Der Fundstoff

für Passstifte; L. 13,2 cm; Br. 9,1 cm; St. 3,9 cm (Taf. 52, 109). – Zustand/Gebrauchsspuren: Formhälfte gebrauchsfähig. Gießform unvollständig. – Schule Waldmannshofen. – Fundber. Schwaben N. F. 14, 1957, 224 Taf. 14, 11; Urbon 1959, 118 f. 119 Abb. 3 Taf. M; Dehn 1972, 105. 110. Ehingen, Gerolfingen und Röckingen, Lkr. Ansbach, Mittelfranken; „Hesselberg“; vgl. Nr. 30. – Röckinger Berg; aus Profilgraben (F. O. „Bronzegießerwerkstatt“ nach H. Hornung). – Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus feinkörnigem, rötlichbraunem Sandstein (Lettenkohlensandstein). Breitseite 1: Negativ für eine Nadel mit profiliertem Kopf. Eine flache Bohrung für einen Passstift; St. 4,8 cm; Gew. 212 g (Taf. 52, 110). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Negativ unvollständig. – Germ. Nat. Mus. Nürnberg (ohne Inv.-Nr.). – Hornung 1939, 98 ff.; Jockenhövel 1975, 37 ff. Nr. 13; 1986a, 231 Nr. 14; Berger 1994, 62 ff. 106 Taf. 63, 1; Ostermeier 2012, 349 ff. 111. Ehingen, Gerolfingen und Röckingen, Lkr. Ansbach, Mittelfranken; „Hesselberg “; vgl. Nr. 30. – Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus rötlichem Sandstein. Breitseite 1: Negativ für eine Nadeln mit wulstig profiliertem Kopf, plattenförmig zugerichtet. Eingusskanal und Eingussöffnung erhalten; St. 5,1 cm; Gew. 372 g (Taf. 52, 111). – Zustand/ Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Negativ unvollständig. – Germ. Nat. Mus. Nürnberg (Vb 8744). – Hornung 1939, 98 ff. m. Abb.; Jockenhövel 1975, 37 ff. Nr. 13; 1986a, 231 Nr. 14; Berger 1994, 62 ff. 106 Taf. 63, 3; Ostermeier 2012, 349 ff. 112. Großlangheim, Lkr. Kitzingen, Unterfranken; Flur „Hermannsee“, 1400 m südwestlich der Kirche (etwa 1986). – Lesefund. Begehung durch E. Schmitt.

– Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus Kalkstein. Breitseite 1: Negativ wohl für eine Radnadel bzw. einen Radanhänger. Bohrung für einen Passstift (o. Abb.). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negativ unvollständig. – Privatbesitz. – Bayer. Vorgeschbl. Beih. 4, 1991, 64. 113. Langenselbold, Main-Kinzig-Kreis, Hessen; zwischen Niedergründau und Langenselbold auf einer lößbedeckten Kuppe oberhalb des Gründaubachtales, Flur „Auf der Steinheile“ (2003). – Siedlungsgruben. Weitere Hinweise auf Bronzeguss (Abb. 9). – Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus Sandstein(?). Breitseite 1: Negativ für eine Doppelradnadel vom Typ Unterbimbach mit Speichenschema C (nach Kubach 1977); L. 7,7 cm; Br. 7,7 cm; St. 4,2 cm; Gew. 245 g (Taf. 52, 113). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negativ unvollständig. – Mus. Langenselbold. – Schmitt 2003, 55 ff. Abb. 65. 114. Ludwigsburg-Pflugfelden, Lkr. Ludwigsburg, Baden-Württemberg; Gewann „Hintere Halden“ (2003/ 2004). – Siedlungsbefunde. Weitere Hinweise auf Bronzeguss (Abb. 9). Insgesamt drei Gießformen (Nr. 114. 163. 164). – Fragment einer Formhälfte aus Sandstein. Breitseite 1: wahrscheinlich Negativ für eine nicht näher zu bezeichnende Nadel. Nur Abschnitt vom Nadelschaft erhalten. Zwei Bohrungen für Passstifte; L. 6,9 cm; Br. 6,2 cm; St. 3,8 cm; Gew. 220 g (Taf. 52, 114). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negativ unvollständig. Bohrung für zweiten Passstift ausgebrochen. – Zentrales Fundarchiv Rastatt. – Joachim/Stork 2004, 68 ff. Abb. 49.

Gießformen für Nadeln(?) und unbestimmte Objekte 115. Bad Säckingen, Lkr. Waldshut, Baden-Württemberg; Rheininselsiedlung (12–16 ha) der Urnenfelderzeit mit reichlichem Siedlungsmaterial und zahlreichen Fundstellen. Weitere Hinweise auf Bronzeguss aus dem Siedlungsareal (Abb. 9). Insgesamt drei Gießformen (Nr. 115. 121. 144). – Schloßpark. Minigolfplatzanlage, Fundstelle 126 (1954). – Fragment einer zweiseitig nutzbaren Formhälfte aus feinem grauem Sandstein. Breitseite 1: drei schmale, annähernd parallel verlaufende längliche Rillen etwa gleicher Breite. Wohl Negative für drei nicht näher zu bezeichnende Nadeln(?); Breitseite 2: eine längliche Rille mit halbrundem Querschnitt für ein unbestimmtes Objekt.

Am oberen Ende des Negativs trichterförmige Eingussöffnung teilweise erhalten. Auf beiden Breitseiten jeweils eine Bohrung für einen Passstift (Taf. 53, 115). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negative unvollständig bzw. beschädigt. – Mus. Säckingen (Sä 54/48). – Seewald 1958, 114 ff. Taf. 37, 1; Gersbach 1969, 74 ff. Nr. 109 b Taf. 94, 8; Jockenhövel 1986a, 232 Nr. 29 h Abb. 13, 5. 6; Jenisch/Bigott 2000, 54 f. Nr. 126. 116. Aufstetten, Lkr. Würzburg, Unterfranken; Nordwestlich des Ortes und rechts der Straße nach Lenzenbrunn. Grundstücke Kaiser und Ulsamer (1913). – Ausbaggerung von zwei urnenfelderzeitlichen Sied-

Gießformen aus Stein lungsgruben. Die Funde aus den beiden Siedlungsgruben wurden bei der Bergung nicht getrennt und lassen sich heute nicht mehr eindeutig zuordnen. – Fragment einer zweiseitig nutzbaren Formhälfte aus feinkörnigem Sandstein. Breitseite 1: drei teilweise erhaltene Negative. Exakt bestimmbar ist nur das Negativ für eine Nadel mit doppelkonischem bzw. zwiebelförmigem Kopf;

167

Breitseite 2: Negativ für eine Pfeilspitze (?); L. 6,0 cm; Br. 4,3 cm (Taf. 53, 116). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negative unvollständig. – Mus. Würzburg (L. 2206–2217). – Pescheck 1958, 117 f. Abb. 16; Wilbertz 1982, 202 Nr. 227 Taf. 4, 5; Jockenhövel 1986a, 230 Nr. 4; 218 Abb. 6, E.

Zeitstellung: Die Gießform von Langenselbold (Nr. 113) trägt ein Negativ für eine Radnadel, Typ Unterbimbach, die als Leitform der jüngerhügelgräberzeitlichen Regionalstufe Traisbach gelten.228 Das umfangreiche Keramikinventar der Fundstelle bestätigt diese Datierung (Stufe Bz C 2).229 Nur über das Negativ zeitlich einzuordnen ist die Gießform von Großlangheim (Nr. 112) für eine nicht näher zu bezeichnende, wohl hügelgräberzeitliche Radnadel oder aber einen hügelgräberzeitlichen/urnenfelderzeitlichen Radanhänger. In die fortgeschrittene Urnenfelderzeit sind die beiden Gießformen vom Hesselberg bei Ehingen (Nr. 110. 111)230, die Gießform vom Runden Berg bei Bad Urach (Nr. 126) (vgl. S. 124), die Gießform von Altenbamberg (Nr. 106) (vgl. S. 139), und schließlich die Gießform aus der Siedlung von Ludwigsburg-Pflugfelden (Nr. 114) mit ihrem „umfangreichen geschlossenen Fundbestand der späten Urnenfelderkultur“231 zu stellen. Die stark beschädigte Gießform von der Rheininselsiedlung Bad Säckingen (Nr. 115) kann nicht über die Negative datiert werden. Das Formfragment wird jedoch der „Mittleren Urnenfelderschicht“ (entwickelte Stufe Ha B 1) zugeordnet.232 Ebenfalls urnenfelderzeitlich ist wohl auch die Gießform von Aufstetten (Nr. 116). Weil bei der Bergung der Inhalt zweier urnenfelderzeitlicher Siedlungsgruben vermischt wurde, handelt es sich allerdings nicht um einen geschlossenen Fund (zusammen mit u. a. einer Nadel mit profiliertem Kopf und feiner Strichgravierung). Das Negativ für eine Nadel mit kleinem doppelkonischem Kopf ähnelt Originalen aus Hessen und Rheinhessen.233 Bei einigen Einzelfunden ohne Fundzusammenhang ist die Zeitstellung nur zu vermuten: Das vollständig erhaltene Negativ auf der Gießform vom Staffelstein (Nr. 107) für eine Nadel mit kleinem Kugelkopf erinnert an Originale der mittleren bis späten Urnenfelderzeit. Womöglich ebenfalls mit der Fertigung von Nadeln mit Kugelkopf zu verbinden ist die Gießform von Creglingen-Waldmannshofen (Nr. 109). Von P. Endrich wurde der Urnenfelderzeit auch der Einzelfund von Bessenbach-Straßbessenbach (Nr. 108) mit nicht näher bezeichneten Negativen für Nadeln zugerechnet.234

Gießformen für gerippte Fingerringe

Vier Gießformen aus dem Arbeitsgebiet tragen 14 Negative für gerippte Fingerringe (Tab. 16). Lediglich auf dem kleinen Formfragment von Landau i. d. Pfalz-Arzheim (Nr. 120) finden sich außerdem noch zwei stark beschädigte Negative (Klingenausschnitte) für Messer.

228 229 230 231

Kubach 1977, 173. Schmitt 2004, 55 ff. Berger 1994, 62. Joachim/Stork 2004, 69.

232 Gersbach 1969, 36. – Kritische Anmerkungen zur Datierung: Maise/Enderle 2000. 233 Kubach 1977, 481 ff. Taf. 77, 1223. 1226. 234 Endrich 1961, 272.

168

Der Fundstoff

Fundumstände: Die wenigen Gießformen für Fingerringe sind bisher ausschließlich aus Flachlandsiedlungen bekannt. Die Gießform von Landshut-Hascherkeller (Nr. 119) lag in der Verfüllung einer Grube zusammen mit u. a. zahlreicher Keramik. Unweit der Grube wurden außerdem ein Bronzerest, und einige Bruchstücke von Metallobjekten gefunden, ohne dass sich daraus jedoch zwingend die Existenz oder der Standort einer Werkstatt innerhalb der Siedlung ableiten ließe.235 Aus der Siedlung von Landau i. d. Pfalz-Arzheim (Nr. 120) sind außer der Gießform keine Hinterlassenschaften bekannt, die zwingend mit primärer Metallurgie zu verbinden wären. Die Gießform selbst stammt aus einer (Grube 1) von insgesamt vier Siedlungsgruben gleicher Zeitstellung, die neben Resten von mehr als 1000 Gefäßen außerdem u. a. mehrere längliche Schleifsteine oder Steinhämmer mit Längen von 5,3 bis 8 cm, ein dreieckiges Sandsteinobjekt mit Schleifspuren (L. 6,1 cm), einen Silexabschlag mit Kantenretuschen (L. 3,3 cm) sowie „größere Mengen Steinfragmente, v. a. Sandstein und Kiesel, z. T. mit Reib- oder Schleifspuren“ enthielt.236 Funktion: Bei den Negativen kann zwischen draht- (Nr. 117) und bandförmigen Fingerringen (Nr. 118– 120)237 unterschieden werden. In den Gießformen von Landshut-Hascherkeller (Nr. 119) und Freiburg-Opfingen (Nr. 117) konnten fünf Fingerringe – und somit eine vollständiger Satz für eine Hand – in einem Vorgang gegossen werden. Um einen schnellen, gleichmäßigen Guss zu gewährleisten, sind jeweils fünf separate Eingusskanäle an einer gemeinsamen Eingussöffnung miteinander verbunden. Bohrungen für Passstifte sind nur auf Breitseite 2 der Gießform von Freiburg-Opfingen vorhanden. Diese Formseite diente wahrscheinlich als flache Gegenplatte einer nicht erhaltenen Gießform. Bohrungen für Passstifte, die sich unmittelbar auf die Negative für Fingerringe beziehen sind nicht bekannt. Daher wurden die Gießformen wahrscheinlich jeweils mit einer flachen Gegenplatte genutzt, die nicht passgenau fixiert werden mussten. Von jedem Negativ auf der Gießform von LandshutHascherkeller (Nr. 119) führt ein schmaler Abzugskanal zur Außenseite der Formhälfte, ein weiteres Indiz für den Guss in monofazialen Formen. Material/Gebrauchsspuren: Gießformen für Fingerringe wurden aus Sandstein (Nr. 119), Tonschiefer (Nr. 117) und Kalkstein (Nr. 118. 120) gefertigt. Verfärbungen finden sich auf den Gießformen von Landau i. d. Pfalz-Arzheim (Nr. 120) und Hochstadt-Oberhochstadt (Nr. 118).238 Bei Letzterer sind die Verfärbungen jedoch nicht eindeutig auf die Negative bezogen. Potenzielle Metallreste an der Gießform von Landau i. d. Pfalz-Arzheim können wahrscheinlich ebenso als Gebrauchsspuren gewertet werden, wie Risse und Sprünge auf der Gießform von Hochstadt-Oberhochstadt. Vollständig erhalten sind nur die beiden Formhälften von Landshut-Hascherkeller (Nr. 119) und Freiburg-Opfingen (Nr. 117). Beide Formhälften wären bei Ergänzung einer flachen Gegenplatte noch gebrauchsfähig. 117. Freiburg-Opfingen, Freiburg i. Breisgau (kreisfreie Stadt), Südbaden, Baden-Württemberg; Gewann „Bodenlai“ (1962). – Siedlungsfund. Urnenfelderzeitliche Siedlungsgrube (62/10a). – Vollständige Formhälfte

aus Tonschiefer. Breitseite 1: fünf parallel angeordnete, längliche Negative für einfache gerippte Fingerringe; Breitseite 2: zwei Bohrungen für Passstifte; Stirnseite 1: gemeinsame Eingussöffnung für die fünf Negative;

Wells 1980, 326 Abb. 20. Grünwald 2006, 390 ff. Nr. 270. 237 Nachweise für entsprechende Originale aus dem Arbeitsgebiet: Rehbaum 1977, 203 Anm. 15.

238 An den Gießformen von Freiburg-Opfingen (Nr. 117), Bad Urach (Nr. 121) und Landshut-Hascherkeller (Nr. 119) wurden keine Originalstudien durchgeführt.

235

236

Gießformen aus Stein L. 9,4 cm; Br. 6,5 cm; St. 2,5 cm (Taf. 53, 117). – Zustand/Gebrauchsspuren: Formhälfte bedingt gebrauchsfähig. – Zentrales Fundarchiv Rastatt (Opf. 146–179). – Dehn 1982, 61 ff. Abb. 43; Jockenhövel 1986a, 232 Nr. 27 Abb. 6, B; Dehn 1983, 61 ff.; Grimmer-Dehn 1991, 115 ff. Taf. 77, 15. 118. Hochstadt-Oberhochstadt, Lkr. Südliche Weinstraße, Rheinland-Pfalz; vgl. Nr. 88. – Fragment einer Gießform aus Kalkstein (?). Breitseite 1: drei Negative für bandförmige, gerippte Fingerringe mit ovalem Schild und separaten Eingusskanälen; St. 5,1 cm; Gew. 459 g (Taf. 53, 118). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negative unvollständig. Auf Breitseite 1 leicht verfärbt. – GDKE, LA-Sp. (E : 92/14). – Unpubliziert.

169

119. Landshut-Hascherkeller, Landshut (kreisfreie Stadt), Niederbayern. – Siedlungsfund. Aus einer Grube unregelmäßiger Form im Zentrum der Siedlung (westlicher Teil von Fläche N) (1979). – Vollständige Hälfte einer einseitig nutzbaren Gießform aus feinem Sandstein. Breitseite 1: Negative für fünf bandförmige, gerippte Fingerringe mit ovalem Schild und separaten Eingusskanälen an einer gemeinsamen Eingussöffnung; L. 10,7 cm; Br. 10,2 cm; St. 4,4 cm (Taf. 53, 119). – Zustand/Gebrauchsspuren: Formhälfte eingeschränkt gebrauchsfähig. – Mus. Landshut. – Wells 1980, 82 f. Abb. 62; 1980a, 313 ff. 320 Fig. 11. 12; Jockenhövel 1986a, 232 Nr. 25 Abb. 10, E.

Gießform für einen Fingerring und zwei Messer 120. Landau i. d. Pfalz-Arzheim, Landau i. d. Pfalz (kreisfreie Stadt), Rheinland-Pfalz; „Im Oberfeld“ (1960). – Bei Begehungen entdeckte A. Mora zwei (von insgesamt vier) Siedlungsgruben; nachfolgend Grabung durch LfD. Die Gießform stammt aus Grube 1 (10,0 x 8,0 m; Tiefe 0,9 m) mit reichhaltigem Fundgut. Westlich und nordwestlich von Grube 1 sechs unregelmäßig gesetzte Pfostenlöcher (?). – Fragment einer zweiseitig nutzbaren Formhälfte aus grau-weißem Kalkstein. Breitseite 1: Negativ für einen offenen gerippten bandförmigen Fingerring mit ovalem längsgeripptem Schild und angesetztem Eingusstrichter; Breitseite 2: zwei par-

allel angeordnete Negative für Messer von denen jeweils nur ein Klingenausschnitt erhalten ist; L. 6,6 cm; Br. 3,0 cm; St. 3,5 cm; Gew. 86 g (Taf. 53, 120). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negative unvollständig und verfärbt. Metallrückstände (?) im Eingussbereich des Negativs auf Breitseite 1. Metallrückstände (?) auch am Rand der Negative auf Breitseite 2. – Mus. Speyer (1960/48). – Mitt. Hist. Ver. Pfalz 66, 1968, 43 ff. Nr. 122 Taf. 24, 1; Jockenhövel 1986a, 230 Nr. 3 Abb. 10, A; Grünwald 1998, 79 ff. Nr. 270 Taf. 168, 17; Hohlbein 2016, 382 Nr. 1565 Taf. 129.

Zeitstellung: Gerippte Fingerringe waren im Arbeitsgebiet während der gesamten Urnenfelderzeit in Gebrauch. Die Gießform aus einer Siedlungsgrube von Landshut-Hascherkeller (Nr. 119) kann anhand von Keramikfunden aus der Grubenverfüllung in die jüngere Urnenfelderzeit datiert werden.239 Dieselbe Zeitstellung nimmt auch die Gießform von Freiburg-Opfingen (Nr. 117) ein, die aus einer charakteristisch trichterförmigen Siedlungsgrube, zusammen mit zahlreichen Keramikfunden (u. a. Schrägrandschalen, Knickwandschale, Schrägrandgefäße, Trichterhalsgefäß), stammt. Etwas jünger (Phase SB IIIa) sind die Gießformen von Hochstadt-Oberhochstadt (Nr. 118) (vgl. S. 156) und Landau i. d. Pfalz-Arzheim (Nr. 120). Letztere wurde zusammen mit einem umfangreichen Keramikinventar, dem Fragment eines kleinen Bronzerings, einer Kugelkopfnadel mit gerilltem Hals und umlaufenden Rillen und Bändern aus vertikalem Kerben am Kopf, einer Nadel mit kleinem doppelkonischem bis leicht pilzförmigem Kopf sowie einer Rollenkopfnadel aus der Grubenverfüllung geborgen.

239

Wells 1980, 82.

170

Der Fundstoff Gießformen für kleine Ringe

Insgesamt tragen neun Gießformen aus Stein 30 Negative für kleine Ringe (Nr. 121–129) (Tab. 16).240 Auf fünf Formhälften sind zusätzlich Negative für weitere Objekte vorhanden: Pfeilspitzen (Nr. 127); Nadeln (?) (Nr. 126); stabförmige Barren(?) (Nr. 128); unbestimmte Objekte (Nr. 125. 129). Zwei teilweise erhaltene Bohrungen auf Breitseite 2 der stark beschädigten Gießform von Impflingen (Nr. 122) deuten eine Umnutzung oder einen Gebrauch als Mehrzweckgießform an. Neben Gießformen aus Stein sind aus dem Arbeitsgebiet auch Gießformen für kleine Ringe aus keramischem Material überliefert (Nr. 3–7) (s. S. 62 ff.). Fundumstände: Vier Gießformen sind mit Höhensiedlungen verbunden (Nr. 123. 125–127) (s. S. 23 ff.) (Tab. 3). Drei Exemplare stammen aus dem Innenbereich der urnenfelderzeitlichen Höhensiedlung auf dem Runden Berg bei Bad Urach. Bei der Gießform vom Frauenberg bei Kelheim-Weltenburg (Nr. 123) handelt es sich offenbar um einen verlagerten Fund, der unterhalb des besiedelten Plateaus an einem Hang gefunden wurde. Von derselben Fundstelle „unterhalb des Waldes“ stammen „bronzezeitliche Scherben“.241 Aus Siedlungen im Flachland sind drei Gießformen bekannt (Nr. 121. 122. 129) (s. S. 35 ff.) (Tab. 5). Die Gießform von Zeiskam (Nr. 129) wurde in eine ausgedehnte Siedlungsgrube eingebracht, bei der es sich vermutlich um eine später verfüllte Lehmentnahmegrube handelt.242 Das Keramikinventar umfasst mehr als 500 Gefäße. Die Grube enthielt zusätzlich eine von insgesamt zwei potenziellen Gießformen (Nr. 8. 9) aus keramischem Material, sowie darüber hinaus u. a. auch „Fragmente von vier länglichen, flachen Schleifsteinen“ und „Steinfragmente in größerer Menge“. Außerdem fand sich ein „Bruchstück eines kleinen Bronzerings mit dreieckigem Querschnitt“ (Dm. 1,8 cm), der aber aufgrund der abweichenden Größe nicht in der Gießform gefertigt worden sein kann.243 Die Gießform von Meckenheim (Nr. 124) ist Teil eines Depots (s. S. 45 ff. Nr. 31). Unter weitgehend unbekannten Fundumständen wurde die Gießform von Eschollbrücken (Nr. 128) zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Einzelfund – wohl in einem Moorgebiet – geborgen. Funktion: Die steinernen Gießformen sind, wie die Gießformen aus keramischem Material (Nr. 3– 7), nahezu ausschließlich für den gleichzeitigen Guss mehrerer Ringe vorgesehen. Eine weitere Gemeinsamkeit besteht in der Verwendung von zweiteiligen Gießformen, von denen einige (Nr. 124. 128) Bohrungen für Passstifte aufweisen, die sie wiederum als bifaziale Formen identifizieren. Beiderseits eines zentralen Eingusskanals sind in regelmäßigen Abständen identische Ringnegative angeordnet. Alternativ wurden die Negative nebeneinander entlang einer Formkante aufgereiht (Nr. 122. 128), so dass auch bei diesen Exemplaren der schnelle „Serienguss“ formidentischer Ringe gewährleistet war. Eine Ausnahme stellt die Gießform von Bad Säckingen (Nr. 121). An dem singulären Negativ für einen Ring mit ungewöhnlich großem Durchmesser ist kein Gusskanal vorhanden. Weil die Fertigung derart feiner Objekte aus Bronze im „offenen Herdguss“ als sehr unwahrscheinlich gelten muss, ist evtl. an einen Gebrauch als Vorform für Wachsmodelle zu denken.

240 Bei den Eintiefungen auf Breitseite 1 der Gießform von Tauberbischofsheim (Nr. 168) könnte es sich möglicherweise ebenfalls um Reste von Negativen für kleine Ringe handeln.

241 242 243

Spitzlberger 1973, 38. Grünwald 2006, 429. Ebd. 431.

Gießformen aus Stein

171

Material/Gebrauchsspuren: Gießformen für kleine Ringe bestehen aus Sandstein (Nr. 121. 123. 124) bzw. Schilfsandstein (Nr. 125–127), Granit (Nr. 128) und Kalkstein(?) (Nr. 122). Die Gießform von Zeiskam (Nr. 129) wurde nach Literaturangaben „aus feinem, gelblichem Kalk- oder Sandstein“244 gefertigt. Eindeutig auf die Negative bezogene Verfärbungen zeigen die Gießformen von Impflingen (Nr. 122) und Meckenheim (Nr. 124).245 Die Oberfläche der Gießform von Bad Urach (Nr. 125) ist stark verwittert. Daher sind potenzielle Verfärbungen makroskopisch schwer zu erkennen. Dennoch scheinen auch in diesem Fall Negative und Eingusskanal dunkel verfärbt zu sein. Zusätzlich ist ein schwarzer, plattiger Belag im Eingusskanal feststellbar. Auf Breitseite 1 der Gießform von Meckenheim (Nr. 124) finden sich Schleif- oder Kratzspuren, die wohl von der Bearbeitung des Formsteins zeugen. Mit Ausnahme der untypischen Gießform von Bad Säckingen (Nr. 121) sind sämtliche anderen Formsteine für kleine Ringe zerbrochen (Nr. 122–129). Obwohl in jedem Fall zumindest einzelne Negative erhalten sind, müssen die unvollständigen Gießformen wegen der erheblichen Beschädigungen – insbesondere im Bereich der Eingusspartien – als nicht mehr gebrauchsfähig gelten. 121. Bad Säckingen, Lkr. Waldshut, Südbaden, Baden-Württemberg. Vgl. Nr. 115. – Marktplatz. Funde geborgen bei der Tieferlegung des Kellerbodens unter dem Gasthaus „Zur Krone“ (Flst. Nr. 85) (1959). – Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus Sandstein. Breitseite 1: Vollständiges Negativ für einen kleinen Ring; L. 4,6 cm; Br. 4,0 cm; St. 3,1 cm (Taf. 54, 121). – Zustand/Gebrauchsspuren: bedingt gebrauchsfähig. Zahlreiche Abplatzungen an den Rändern der Formhälfte. – Mus. Säckingen (Sä 59/163). – Aufdermauer/Gersbach 1962, 257 ff. Taf. 91, 21; Gersbach 1969, 58 f. Taf. 83, 5; Jockenhövel 1986a, 232 Nr. 29 c; 228 Abb. 13, 4. 122. Impflingen, Lkr. Südliche Weinstraße, Rheinland-Pfalz; Gewann „Im Kirschwingert“ (2008). – Mehrperiodiger Siedlungsplatz (Neolithikum, Urnenfelder- und Frühlatènezeit). Aus einer fast kreisrunden, urnenfelderzeitlichen Grube (T. 2,80 m; Dm. 9,50 m) mit mehreren, fundreichen Verfüllschichten z. T. mit vielen Holzkohlestücken und -flittern. Verfüllschicht 169 enthielt u. a zwei Gießformen (Nr. 122. 160). – Fragment einer zweiseitig nutzbaren Formhälfte aus Kalkstein(?). Breitseite 1: zwei teilweise erhaltene Negative für kleine Ringe mit separaten Eingusskanälen an einer gemeinsamen Eingussöffnung; Breitseite 2: zwei ausgebrochene Bohrungen für Passstifte; Gew. 98 g (Taf. 54, 122). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negative unvollständig. Negative partiell deutlich verfärbt. Weitere Verfärbungen auf den Formflächen von Breitseite 1 Ebd. 131. 431. An den Gießformen von Bad Säckingen (Nr. 121), KelheimWeltenburg (Nr. 123), Bad Urach (126. 127) und Zeiskam (Nr. 129) wurden keine Originalstudien durchgeführt. 244

245

und Breitseite 2. – GDKE, LA-Sp. (E 2008/0315). – Unpubliziert. 123. Kelheim-Weltenburg, Lkr. Kelheim, Niederbayern; „Frauenberg“. Höhensiedlung in Spornlage (Fläche ca. 9 ha). Urnenfelderzeitliche Befestigung nicht gesichert. Weitere Hinweise auf Bronzeguss (Tab. 3) (1970). – Lesefund. Fundstelle der Gießform am Hang unterhalb des Klosters. – Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus Sandstein. Breitseite 1: ein vollständiges und ein ausgebrochenes Negativ für kleine Ringe. Eingusskanal teilweise erhalten; L. 6,7 cm; Br. 5,7 cm; St. 1,2 cm (Taf. 54, 123). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Nur ein Negativ vollständig erhalten. – Verbleib unbekannt. – Spitzlberger 1973, 38; Spindler 1981, 56 ff. 60 Abb. 12, 1; Jockenhövel 1986a, 232 Nr. 22 b; 218 Abb. 6, C 3. 124. Meckenheim, Lkr. Bad Dürkheim, RheinlandPfalz; vgl. Nr. 31. – Fragment einer zweiseitig nutzbaren Formhälfte aus Sandstein mit Negativen für insgesamt 14 kleine Ringe. Breitseite 1: drei vollständige und vier unvollständige Negative für kleine Ringe. Am unteren Ende der Formhälfte in Verlängerung des Eingusskanals eine flache Bohrung für einen Passstift; Breitseite 2: vier vollständige und drei unvollständige Negative für kleine Ringe; L. 11,5 cm; St. 3,9 cm; Gew. 585 g (Taf. 54, 124). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Auf Breitseite 1 Schleif- oder Kratzspuren. Negative und Eingusskanal auf Breitseite 2 schwärzlich verfärbt. – Mus.

172

Der Fundstoff

Speyer (B 163/4). – König 1832, 191 f. Taf. 3, 67; Mitt. Hist. Ver. Pfalz 6, 1877, 45 f.; Korrbl. Dt. Ges. Anthr., Ethn. u. Urgesch. 34, 1903, 92 Nr. 8; Behrens 1916,

39 f. Nr. 138; Sprater 1928, 34. 96; Stein 1979, 184 f. Nr. 420; Zylmann 1983, 155 ff. Katalog 122 f. Nr. 154 Taf. 56, B 5; Grünwald 1998, 91 Nr. 329.

Gießform für kleine Ringe und ein unbestimmtes Objekt 125. Bad Urach, Lkr. Reutlingen, Schwaben, BadenWürttemberg; „Runder Berg“; vgl. Nr. 28. – (1975– 1984). – Fragment einer zweiseitig nutzbaren Formhälfte aus Schilfsandstein für kleine Ringe und einen unbestimmten Gegenstand. Breitseite 1: zwei vollständige und ein unvollständiges Negativ für kleine Ringe. Zusätzlich zwei Eingusskanäle ohne die zugehörigen Negative teilweise erhalten; Breitseite 2: stark beschä-

digtes Negativ für ein unbestimmtes Objekt. Bohrung für einen Passstift; St. 2,6 cm; Gew. 144 g (mit einem modern aufmontierten kleinen Ring aus Bronze) (Taf. 54, 125). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Schwarzer, plattiger Belag(?) im Eingusskanal auf Breitseite 1. – Mus. Stuttgart (RB N36 60, IIIa-38). – Pauli 1994, 34 ff. Taf. 100, 8.

Gießform für kleine Ringe und eine Nadel(?) 126. Bad Urach, Lkr. Reutlingen, Schwaben, BadenWürttemberg; „Runder Berg“; vgl. Nr. 28. – (1975– 1984). – Fragment einer zweiseitig nutzbaren Gießform aus Schilfsandstein. Breitseite 1: ein vollständiges und ein teilweise erhaltenes Negativ für kleine Ringe. Eingusskanal teilweise erhalten; Breitseite 2: teil-

weise erhaltenes Negativ für eine Nadel(?) (Taf. 54, 126). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. – Zentrales Fundarchiv Rastatt oder Mus. Stuttgart; z. Z. nicht einsehbar. – Pauli 1994, 35 f. Taf. 100, 4.

Gießform für kleine Ringe und Pfeilspitzen 127. Bad Urach, Lkr. Reutlingen, Schwaben, BadenWürttemberg; „Runder Berg“ vgl. Nr. 28. – Fragment einer zweiseitig nutzbaren Formhälfte aus Schilfsandstein. Breitseite 1: zwei unvollständige Negative für kleine Ringe. Eingusskanal eines weiteren Negativs teilweise erhalten; Breitseite 2: zwei gegenständig angeordnete Negative für geflügelte Pfeilspitzen; L. 5,6 cm;

Br. 5,6 cm (Taf. 54, 127). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negative unvollständig. – Mus. Stuttgart (I 36 96 I). – Stadelmann 1981, 106 Taf. 53, 554; Jockenhövel 1986a, 233 Nr. 32 a; 220 Abb. 7, A 1; Pauli 1994, 35 f. Taf. 100, 2; Planck 1997, 79 f. Abb. 62.

Gießform für kleine Ringe und einen stabförmigen Barren(?) 128. Pfungstadt-Eschollbrücken, Lkr. DarmstadtDieburg, Hessen; „Wahrscheinlich aus dem Torfmoor“ (1905). – Lesefund. – Fragment einer dreiseitig nutzbaren Formhälfte aus Granit(?). Breitseite 1: ein vollständiges und ein ausgebrochenes Negativ für kleine Ringe. Jeweils mit kurzen, separaten Eingusskanälen. Bohrung für einen Passstift. Unterhalb der Ringnegative eine schwach ausgebildete, aber regelmäßig gearbeitete, längliche, muldenförmige Vertiefung (T. ca. 1 mm; Br. 1,2 cm) mit unbestimmter Funktion; Stirn-

seite 1: Negativ mit dreieckigem Querschnitt für einen Barren (?) (L. 7,5 cm; Br. 1,0 cm); Stirnseite 2: Teilweise erhaltenes, jedoch stark beschädigtes Negativ(?) für einen Barren (?) (L. 3,5 cm; Br. 2,0 cm). – L. 7, 50 cm; Br. 5,0 cm; St. 4,0 cm; Gew. 294 g (Taf. 54, 128). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Das stark beschädigte Negativ auf Stirnseite 2 weist auf seiner gesamten Länge Verfärbungen auf. – Mus. Darmstadt (A 1905:133). – Herrmann 1966, 158 Nr. 557 Taf. 203, B.

Gießformen aus Stein

173

Gießform für kleine Ringe und einen unbestimmten Gegenstand 129. Zeiskam, Lkr. Germersheim, Rheinland-Pfalz; „Im Klostergewann VI. Gewanne“ (Acker Weis) (1989); Grube 1; vgl. Nr. 8. – Fragment einer dreiseitig (?) nutzbaren Formhälfte aus Kalkstein(?). Breitseite 1: zwei teilweise erhaltene Negative für kleine, im Querschnitt dreieckige Ringe (Dm. 2,2 cm); Breitseite 2 + 3: teilweise

erhaltene Negative für unbestimmte Objekte; L. 8,7 cm (Taf. 54, 129). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. „Spuren starker Hitzeeinwirkung“ (Grünwald 2006). – GDKE, LA-Sp.; z. Z. nicht einsehbar. – Grünwald 2006, 429 ff. Nr. 503 Taf. 206, 15.

Zeitstellung: Gießformen für kleine Ringe sind als Einzel- bzw. Lesefunde allein anhand der Negative feinchronologisch nicht näher ansprechbar (Nr. 123. 128). Die Gießformen vom Runden Berg bei Bad Urach (Nr. 125–127) lassen sich ebenfalls nur allgemein mit dem Beginn der Siedlungsphase ab der Stufe Ha A 2 in Verbindung bringen. Wohl an den Übergang der Stufen Ha A 2/Ha B 1 ist die Gießform von Bad Säckingen zu stellen, die aus der „Unteren Urnenfelderschicht“246, zusammen mit großen Mengen „verrollter Keramik, Knochen und Steingeräten“, geborgen werden konnte. Etwa dieselbe Zeitstellung (Phase SB IIb/c) nimmt die Gießform von Zeiskam (Nr. 129) ein, die gemeinsam mit u. a. einem umfangreichen Keramikinventar in eine Siedlungsgrube eingebracht wurde.247 Die Gießform von Meckenheim (Nr. 124) datiert als Teil eines geschlossenen Fundes in die späte Urnenfelderzeit (Stufe Ha B2/3) (vgl. S. 124). Urnenfelderzeitlich ist wohl auch die Gießform aus der mehrperiodigen Siedlung von Impflingen (Nr. 122), die mit u. a. Fragmenten von mehreren Feuerböcken („Mondidole“) ebenfalls aus einer Grube stammt.248

Gießform für einen Ringstab(?)

Im Arbeitsgebiet singulär ist bisher ein schwer zu interpretierendes Negativfragment mit eindeutigen Gebrauchsspuren auf der Gießform von Alzey-Dautenheim (Nr. 130). Von einer ringförmigen Vertiefung gehen oberhalb und unterhalb zwei einander gegenüberliegende Kanäle aus, die jeweils an einen Nadelschaft erinnern. Dabei ist der Kanal unterhalb des Negativs breiter als der vermutliche Eingusskanal oberhalb. Ein Eingusstrichter mit geweiteter Eingussöffnung war erkennbar nie vorhanden. Das Negativ erinnert in seiner Umrissgestaltung an Ringkopfnadeln mit glattem Schaft.249 Entsprechende Originale mit rechteckigem Schaftquerschnitt und nahezu identischem Kopfdurchmesser sind aus Wiesbaden (Rhein-Main-Gebiet)250, und Goldburghausen (Ostalb)251 belegt. Ein weiteres Vergleichsstück mit rundem Schaftquerschnitt stammt aus dem nördlichen Oberrheingebiet und wurde in einem frühbronzezeitlichen Grab von Roxheim (Rheinland-Pfalz) beigegeben.252 130. Alzey-Dautenheim, Lkr. Alzey-Worms, Rheinland-Pfalz; Neuberg, obere Quellen. – Siedlungsfund. Bei Weinbergsrodungen. „Spuren ausgedehnter Wohngruben mit vielen Scherben und Knochen“. – Frag246 Jenisch/Bigott 2000, 62 f. – Kritische Anmerkungen zur Datierung: Maise/Enderle 2000. 247 Grünwald 2006, 132. 248 Verfasser dankt der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz – Direktion Landesarchäologie – Außenstelle Speyer für die Möglichkeit zur Einsicht in den originalen Grabungsbericht.

ment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus gelbgrünlichem Sandstein. Breitseite 1: Negativ für einen Ringstab(?) oder eine Ringkopfnadel(?). Eingusskanal erhalten; Stirnseite 1: Kerbe (Passmarke ?) (L. 4 mm, 249 250 251 252

Kubach 1977, 73 ff. Ebd. 68 Nr. 37 Taf. 3, 37. Ebd. 73 Anm. 56. Ebd. 74 Anm. 58.

174

Der Fundstoff

T. ca. 1 mm); L. 6,3 cm; Br. 4,7 cm; St. 2,2 cm; Gew. 142 g (Taf. 55, 130). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negativ unvollständig. Negativ und Eingusskanal deutlich verfärbt. –

Mus. Alzey (H 62). – Mainzer Zeitschr. 17/19, 1921/24, 88; ebd. 27, 1932, 94; ebd. 32, 1937, 119; Pachali 1972, 144 Taf. 48, A 5; Eggert 1976, 249; Jockenhövel 1986a, 231 Nr. 13; 225 Abb. 10, B.

Zeitstellung: Im Gegensatz zu den Ringkopfnadeln, die in der Zone nordwärts der Alpen in der Regel frühbronzezeitlich datieren, kann für die Gießform von Alzey-Dautenheim, die zusammen mit u. a. Scherben eines Kegelhalsbechers in die Grubenverfüllung eingebracht worden ist, eine urnenfelderzeitliche Zeitstellung angenommen werden.

Gießform für Nagelstifte(?)

Bei der Gießform von Leingarten-Großgartach (Nr. 131) handelt es sich um einen Altfund, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus einer Siedlungsgrube geborgen wurde. Zwei Bohrungen für Passstifte auf der mit fünf Negativen versehenen Formfläche lassen darauf schließen, dass ursprünglich eine zweite Formhälfte vorhanden war, die jedoch nicht überliefert ist. Eine der beiden Bohrungen ist ausgebrochen und hat ihre Funktion verloren. Auch auf der Rückseite der allseits überschliffenen Formhälfte findet sich eine identische Bohrung, die jedoch in keinem funktionalen Zusammenhang mit den Negativen auf der Vorderseite steht. Dies deutet darauf hin, dass die Formhälfte entweder aus dem Bruchstück einer älteren Gießform gefertigt oder zusätzlich als Gegenplatte verwendet worden ist. Der Einguss erfolgte von einer Breitseite über flach ausgeführte Eingusstrichter. Keines der Negative ist gegenüber der Eingussöffnung geschlossen, so dass überschüssige Gussspeise bei senkrecht gestellter Form aus den Formhohlräumen hätte austreten können.253 Hitzeverfärbungen sind makroskopisch nicht erkennbar. Eine gesicherte Interpretation der Negative ist nicht möglich.254 Die im Arbeitsgebiet singuläre Gießform aus Gabbro, einem magmatischen Gestein plutonischen Ursprungs, diente möglicherweise zur Herstellung von fünf, jeweils etwa 4 cm langen Metallstiften. Alternativ wäre jedoch auch eine Verwendung im Überfangguss mit Halbfabrikaten denkbar, die in die Negative eingelegt und überfangen werden konnten. Allerdings sind die Eingusspartien der Gießform wenig spezifisch ausgearbeitet. Es ist daher nicht zu entscheiden, ob es sich z. B. um Nagel- oder um Nadelköpfe gehandelt hat. Fehlende Gebrauchsspuren lassen auch die Vermutung zu, dass die Formhälfte noch nicht fertiggestellt war. Möglicherweise sollte der Formstein noch weiter bearbeitet werden, bevor schließlich eine Bohrung für einen Passstift ausbrach und die nicht mehr gebrauchsfähige Gießform in die Abfallgrube gelangte. 131. Leingarten-Großgartach, Lkr. Heilbronn, BadenWürttemberg; gefunden im „Holzgrund“ ca. 1,6 km nordwestlich des Ortes auf einer Lößkuppe (1901). – Siedlungsfund. Verschiedene Siedlungsgruben durch A. Schliz ergraben. Gießform aus Siedlungsgrube IV. – Vollständige Hälfte einer einseitig(?) nutzbaren Gießform aus „Bronzit-Gabbro“. Breitseite 1: fünf Negative für Metallstifte(?). Eingussöffnungen erhalten. Zwei

Bohrungen für Passstifte; Breitseite 2: eine Bohrung für einen Passstift; L. 10,9 cm; Br. 4,6 cm; St. 3,3 cm; Gew. 312 g (Taf. 55,131). – Zustand/Gebrauchsspuren: wohl nicht gebrauchsfähig. Auf Breitseite 1 eine Bohrung für einen Passstift ausgebrochen. – Mus. Heilbronn (10.34/122). – Fundber. Schwaben 9, 1901, 31 f.; Schliz 1912 Taf. 4, 1. 2; Beiler 1938, 111; Dehn 1972, 112.

253 Ein Merkmal, das im Untersuchungsraum vermehrt an Negativen für stabförmige Barren zu beobachten ist.

254 A. Schliz vermutet alternativ eine Verwendung als Seilerwerkzeug (Schliz 1901, 32).

Gießformen aus Stein

175

Zeitstellung: Eine Zuordnung zur Urnenfelderzeit wird durch Keramik (u. a. Schrägrandgefäße, Schalen mit Schrägrand) aus derselben Siedlungsgrube bekräftigt.255

Gießformen für Stab-, Oval- und Rechteckbarren (?)

Betreffende Gießformen sind im Arbeitsgebiet besonders zahlreich. Insgesamt tragen 20 Gießformen 27 längliche Eintiefungen, die mehr oder weniger sicher als Negative für Stab- (Nr. 23. 33. 34. 57. 58. 60. 68. 78. 93. 94. 132 A. 133. 134), Oval- (Nr. 136) und Rechteckbarren (Nr. 105) interpretiert werden können (Tab. 16).256 Bis auf vier Ausnahmen (Nr. 133–136) sind diese auf den Formsteinen mit Negativen anderer Objekte vergesellschaftet. Darüber hinaus können einige schwer zu beurteilende Negativfragmente nur unter Vorbehalt zugerechnet werden (Nr. 128. 132. 135. 137). Einfache, gerade bzw. rinnenförmige Eintiefungen ohne Verzierungen werden im Folgenden sämtlich als „Negative“ bezeichnet, auch wenn eine derartige Funktion in einigen Fällen zweifelhaft und bisher nicht eindeutig zu belegen ist. Die stabförmigen Negative ließen sich leicht und ohne großen Platzbedarf auch auf den Schmalseiten eines zerbrochenen Formsteins anbringen. Abzugskanäle sind in keinem Fall vorhanden. Ebenso fehlen Eingusstrichter. Die Negative zeigen zwar nahezu sämtlich ein annähernd ähnliches Profil, unterscheiden sich jedoch in Bezug auf Breite und Länge z. T. erheblich voneinander. Entsprechend den unterschiedlichen Barrenformen257, gibt es auch unter den bisher bekannten Gießformen aus dem Arbeitsgebiet keine zwei identischen Exemplare. Den meisten der hier beschriebenen Negative ist ein annähernd U-förmiger oder halbrunder Querschnitt gemein. Ausnahmen bilden nur die Negative mit V-förmigem (Nr. 34. 128. 132 A) und eine Gießform mit annähernd rechteckigem Querschnitt aus der „Wasserburg“ bei Bad Buchau (Nr. 105). Die Negative kommen zumeist einzeln, in seltenen Fällen auch paarweise (Nr. 92. 134) auf den Formsteinen vor. Einzig die Gießform von Geiselhöring (Nr. 133) trägt fünf gleichartig gestaltete Einarbeitungen. Die Funktion ist ist primär mit der Bereitstellung von formgenormten Rohmetall zu beschreiben, das in Gestalt stabförmiger Barren gut zu transportieren und leicht zu portionieren war. Allerdings wurden z. B. stabförmige Negative mit Berechtigung auch als potenzielle Gießformen für Meißel-Rohlinge beschrieben.258 Die in den länglichen Negativen produzierten Halbfertigprodukte ließen sich darüber hinaus z. B. zu Pfriemen, Armringen, Nadeln oder z. B. auch zu Draht weiterverarbeiten.259 Alternativ zieht H. W. M. Hodges in Betracht, dass in vergleichbaren Negativen auf schottischen Gießformen der Frühbronzezeit – die analog zu dem hier beschriebenen Arbeitsgebiet ebenfalls zumeist mit anderen Negativen auf den Formsteinen vergesellschaftet waren – möglicherweise lediglich Testgüsse durchgeführt worden sind.260 Im Arbeitsgebiet kommen neben den regelmäßig gearbeiteten auch weniger sorgsam ausgeführte Negative vor. Auf Breitseite 2 der Gießform von Wiesbaden-Schierstein (Nr. 55) verläuft z. B. eine unregelmäßig gearbeitete „Rinne“, die sich über die gesamte Länge der Formfläche zieht. Fehlende Gebrauchsspuren (Verfärbungen durch Hitzeeinwirkung, Metallrückstände) machen es bei makroskopischer Dehn 1972. Hinzu kommen noch sechs Gießformen mit sieben Negativen für beilförmige Barren, die bereits an anderer Stelle im vorliegenden Katalog beschrieben worden sind (s. S. 130 ff.). 257 Zu bronzezeitlichen Stabbarren u. a.: Jockenhövel 1973; Primas/Pernicka 1998; Bachmann et al. 2004, 91. 255

258

256

259 260

Kibbert 1984, 184. Mozsolics 1984, 32 f. Hodges 1959, 130 f.

176

Der Fundstoff

Betrachtung unmöglich zu entscheiden, ob es sich um ein (unfertiges) Negativ für einen stabförmigen Barren oder aber um Reste der Bearbeitung des Formsteins handelt, der möglicherweise entlang der Vertiefung geteilt bzw. gespalten werden sollte.261 Ein ähnlicher Befund zeigt sich auf Breitseite 2 der Gießform von Eltville (Nr. 60). Allerdings sprechen in diesem Fall die augenfällig auf die längliche Vertiefung bezogenen Verfärbungen eindeutig für eine Funktion im Zusammenhang mit Metallguss. Fundumstände: Insgesamt sechs Gießformen stammen aus den Höhensiedlungen auf dem Runden Berg bei Bad Urach (Nr. 33. 34. 93. 132 A), dem Hesselberg bei Ehingen (Nr. 78) und dem Burgberg bei Burkheim a. Kaiserstuhl (Nr. 136) (Tab. 3). Aus der „Wasserburg“ bei Bad Buchau (Nr. 105. 137) sind zwei Exemplare überliefert. Weitere Gießformen liegen aus den Flachlandsiedlungen von Geiselhöring (Nr. 133) und Mühlheim a. d. Donau-Stetten (Nr. 135) (Tab. 5), sowie aus den Depots von Heilbronn-Neckargartach (Nr. 23. 94. 134), Werbach-Wenkheim (Nr. 57) und Friedberg (Nr. 68) vor. Um Einzelfunde ohne Fundzusammenhang handelt es sich bei den Gießformen von Bischbrunn (Nr. 58), Eltville (Nr. 60), Preist (Nr. 80) und Pfungstadt-Eschollbrücken (Nr. 128). Bemerkenswert sind die Fundumstände der Gießform aus der Siedlung von Geiselhöring (Nr. 133). Die Formhälfte lag auf der Sohle einer u. a. mit Brandschutt verfüllten Grube zusammen mit Sekelettresten. Der Befund enthielt Knochen von vier Individuen.262 Sämtliche Körper sollen sich bei der Niederlegung noch im Verbund befunden haben und weitgehend vollständig gewesen sein.263 Die Lage der einzelnen Individuen innerhalb des Befundes ließ sich nicht mehr rekonstruieren.264 Eine intentionelle Niederlegung der Gießform als Grabbeigabe ist wohl auszuschließen. Wahrscheinlich wurden die Toten zusammen mit den übrigen Funden im Zuge von „Aufräumungs- und Planierungsarbeiten bei der Aufgabe der Siedlung“ in die Grube eingebracht.265 Funktion: Ein Fehlen von Eingusstrichtern und Abzugskanälen deutet an, dass die Gießformen aus dem Arbeitsgebiet im „offenen Herdguss“ gebraucht worden sein könnten. An zwei Negativen aus dem Depot von Heilbronn-Neckargartach (Nr. 23. 134) sind keine Eingussöffnungen vorhanden. Der Einguss von flüssigem Metall ist in beiden Fällen durch intensive, eindeutig auf das jeweilige Negativ bezogene Verfärbungen belegt und kann nur in die waagerecht gelagerte Formhälfte erfolgt sein. Für den „offenen Herdguss“ sprechen außerdem die ungewöhnlichen Gebrauchsspuren auf einer weiteren Gießform (Nr. 94) aus demselben Depot (Nr. 23). Bei dem betreffenden Exemplar ist nicht das gesamte Negativ, sondern lediglich dessen mittlerer Abschnitt durch thermische Einwirkung intensiv verfärbt. Ein Einguss über die Stirnseiten – in die senkrecht gestellte Form – kann somit ausgeschlossen werden. Obwohl bisher keine komplett erhaltenen zweiteiligen Gießformen für stabförmige Barren aus dem mittleren und südlichen Westdeutschland bekannt sind, sprechen die sorgsam geglätteten und überschliffenen Formseiten mit stabförmigen Negativen aber dennoch eher für einen Guss in zweiteiligen, monfazialen Gießformen. Bohrungen für Passstifte finden sich nur an drei Gießformen (Nr. 23. 93. 105). Bei der Gießform aus dem Depot von Heilbronn-Neckargartach (Nr. 23) ist sicher davon auszugehen, dass sich die auffällig flache Bohrung nicht auf das voll ausgeführte stabförmige Negativ bezieht, sondern eher ein Zusammenhang mit dem schwach erkennbaren Einguss für ein zerstörtes, älteres Negativ (wohl 261 So zeigt z. B. eine Gießform aus Speckstein der älteren Bronzezeit von Holbæk (Dänemark) Schleifspuren, die länglichen Negativen für Stabbarren ähneln (Jantzen 2008, 147 ff. Abb. 61). 262 Individuum 1: wahrscheinlich weiblich, etwa 35 bis 45 Jahre; Individuum 2: mindestens erwachsen, Geschlecht nicht bestimm-

bar; Individuum 3: mindestens erwachsen, wahrscheinlich männlich; Individuum 4: männliches Kind, etwa 9–10 Jahre. 263 Hofmann 2008, 138. 264 Ebd. 137. 265 Ebd. 138.

Gießformen aus Stein

177

für ein Schwert) besteht, das jedoch im Zuge der Umnutzung des Formsteins nahezu vollständig abgetragen worden ist (s. S. 104). Auch bei der Gießform von Bad Urach (Nr. 93) ist ein Zusammenhang von stabförmigen Negativen und einer Bohrung für Passstifte zumindest zweifelhaft. Lediglich die Bohrung auf Schmalseite 1 der Gießform von Bad Buchau (Nr. 105) bezieht sich auf das Negativ derselben Formseite. Allerdings lässt der rechteckige Querschnitt daran zweifeln, dass es sich tatsächlich um ein Negativ für einen Stabbarren und nicht etwa um ein Negativ z. B. für einen Flachmeißel handelt. Material/Gebrauchsspuren: Die meisten der in dieser Gruppe zusammengefassten Gießformen bestehen aus Sandstein (Nr. 58. 68. 78. 105. 133. 135–137) bzw. Lettenkohlensandstein (Nr. 23. 94. 134) und Schilfsandstein (Nr. 33. 34. 93. 132 A). Ausnahmen stellen die Exemplare aus Talkglimmerschiefer (Nr. 57), Pyroxenit (Nr. 60), Diabas (Nr. 80) und Granit (Nr. 128). An zahlreichen Gießformen finden sich eindeutig auf die Negative bezogene Verfärbungen (Nr. 23. 57. 60. 78. 94. 128. 133. 134. 136).266 Vollständig sind nur die Negative für stabförmige Barren auf den beiden Gießformen aus dem Depot von Heilbronn-Neckargartach (Nr. 23. 134). 132. Bad Reichenhall-Karlstein, Lkr. Berchtesgardener Land, Oberbayern; vgl. Nr. 24. – Siedlungsfund;. „Wohnstätte IV“. – Fragment einer zweiseitig nutzbaren Formhälfte aus hellgrauem Sandstein. Breitseite 1: längliche Vertiefung mit annähernd rechteckigem Querschnitt. Wohl Negativ für beilförmige Barren vom Typ Niederosterwitz (nach Pászthory/Mayer 1998); Breitseite 2: Negativ für ein unbestimmtes Objekt mit annähernd U-förmigem Querschnitt (stabförmiger Barren?), das an der Bruchstelle gerade noch erkennbar ist; L. 5,7 cm; Br. 5,8 cm; St. 1,6 cm (Taf. 55, 132). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negative unvollständig und z.T. deutlich verfärbt. – Mus. Bad Reichenhall (2695). – Altbayer. Monatsschr. 6, 1906, 128 ff. Abb. 1; Menke 1968, 72 Taf. 20, 1; Möslein 1996, 59 ff. Nr. 90 Taf. 72, 2; Pázsthory/Mayer 1998, 27 Nr. 24 Taf. 2, 24; Rind 1993, 43. 132 A. Bad Urach, Lkr. Reutlingen, Schwaben, BadenWürttemberg; vgl. Nr. 28. – (1977–1978). – Fragment eines einseitig (?) nutzbaren Formsteins aus Schilfsandstein. Breitseite 1: zwei (?) Negative. Negativ mit V-förmigem Querschnitt für einen stabförmigen Barren(?). Ein weiteres (?), jedoch unbestimmtes Negativ ist am Rand der Formfläche gerade noch erkennbar (Taf. 55, 132 A). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negative unvollständig. – Zentrales Fundarchiv Rastatt oder Mus. Stuttgart: z. Z. nicht einsehbar. – Pauli 1994, Taf. 98, 6. 133. Geiselhöring, Lkr. Straubing-Bogen, Niederbayern (1993 – 1994); vgl. Nr. 38. – Aus einer Grube mit

Brandschuttverfüllung und Skelettresten (Dm. 2,3 m; T. max. 0,5 m) (Befund 3070). – Fragment eines einseitig nutzbaren Formsteins aus Sandstein. Breitseite 1: fünf Negative mit annähernd V-förmigem Querschnitt(?) für stabförmige Barren; St. ca. 7 cm (Taf. 56, 133). – Zustand/Gebrauchsspuren: bedingt gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negative unvollständig. Formfläche mit feinen, thermischen Sprüngen durchzogen. Negative verfärbt. – Mus. Straubing (Objekt 3070). – Hofmann 2008, 218 f. Taf. 29, 1. 134. Heilbronn-Neckargartach, Heilbronn am Neckar (kreisfreie Stadt), Baden-Württemberg; vgl. Nr. 23. – Nahezu vollständig erhaltener, zweiseitig nutzbarer Formstein aus gelb-braunem Lettenkohlensandstein. Auf beiden Schmalseiten jeweils ein Negativ für einen stabförmigen Barren mit halbrundem Querschnitt. Schmalseite 1: Negativ an beiden Enden offen; Schmalseite 2: Negativ geschlossen; St. 10,3–10,8 cm; Gew. 4.985 g (Taf. 57, 134). – Zustand/Gebrauchsspuren: Formhälfte bedingt gebrauchsfähig. Negativ auf Schmalseite 2 unbeschädigt. Das offene Negativ auf Schmalseite 1 ist an seiner tiefsten Stelle auf einer Länge von mehreren Zentimetern gesprungen. Ein Teil des Formsteins ist abgebrochen und verloren. Beide Negative sowie der gesamte Formstein sind deutlich verfärbt. – Mus. Stuttgart (53/144?). – Paret 1954, 10 Taf. 6, 3; Dehn 1972, 99; Stein 1979, 114 Nr. 277. 135. Mühlheim a. d. Donau-Stetten, Lkr. Tuttlingen, Baden-Württemberg; Gewann „Bachäcker“. Fundstelle 1489. – Urnenfelderzeitliche Siedlungsgrube (Dm. ca. 1,3 m; T. ca. 0,6 m). – Fragment einer zweiseitig

266 An den Gießformen von Bad Urach (Nr. 34), Bischbrunn (Nr. 58), Bad Buchau (Nr. 105. 137), Bad Urach (Nr. 132 A) und Mühlheim a. d. Donau-Stetten (Nr. 135) wurden keine Originalstudien durchgeführt.

Der Fundstoff

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nutzbaren Formhälfte aus Molassesandstein. Schmalseite 2: Negativ für einen stabförmigen Barren(?) mit halbrundem Querschnitt; Breitseite 2: eine Bohrung für einen Passstift (Taf. 58, 135). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negativ unvollständig. – LDA Freiburg. – Fundber. Baden-Württemberg 28, 2005, 133–135 Taf. 62, A 1. 2. 136. Vogtsburg i. Kaiserstuhl-Burkheim a. Kaiserstuhl, Lkr. Breisgau-Hochschwarzwald, Baden-Württemberg; „Burgberg“; vgl. Nr. 43. – Fragment eines zweiseitig nutzbaren Formsteins aus feinem, gelbbraunem

Sandstein. Breitseite 1: Negativ für einen stabförmigen Barren mit annähernd U-förmigem Querschnitt; Schmalseite 1: Bohrung für einen Passstift; Br. 5,9 cm; St. 5,7 cm; Gew. 906 g (Taf. 58, 136). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negativ unvollständig. Formstein auf mehreren Seiten deutlich verfärbt. Negativ schwach verfärbt. – Zentrales Fundarchiv Rastatt (1983-47-136-1). – Dehn 1985, 53 Abb. 39; Grimmer-Dehn 1991, 50; Planck 1997, 84.

Gießform für stabförmige Barren(?), einen Meißel(?) und ein unbestimmtes Objekt 137. Bad Buchau, Lkr. Biberach, Oberschwaben, Baden-Württemberg; „Wasserburg“; vgl. Nr. 1. – Fragment einer dreiseitig nutzbaren Formhälfte aus feinkörnigem Sandstein. Breitseite 1: Negativ für ein im Querschnitt rechteckiges Objekt mit Querrippen am oberen Ende (Tüllenmeißel?); Schmalseite 1: zwei Negative mit halbrundem Querschnitt für stabförmige Barren(?). Das Negativ am Rand der Formfläche ist nahezu zerstört; Schmalseite 2: Negativ für ein unbe-

stimmtes Objekt in Form eines schmalen Bandes neben feiner rillenartiger Einarbeitung; L. 6,5 cm; Br. 5,9 cm (Taf. 58, 137). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negative unvollständig. Formseiten schwarz verfärbt. – Mus. Bad Buchau (W22 L; roter Punkt; 197/37-Slg. Buchau). – Jockenhövel 1975, 31 f. Nr. 7 Abb. 16; Kimmig 1981, 49; Jockenhövel 1986a, 230 Nr. 5 d. e; Kimmig 1992, 52 f. Taf. 19, 1 a–c. Taf. 20, 1.

Zeitstellung: An den Übergang von der älteren Frühbronzezeit zur älteren Hügelgräberzeit datieren die Gießformen von Bad Reichenhall-Karlstein (Nr. 132) (vgl. S. 120) und Bischbrunn (Nr. 58) (vgl. S. 137 f.). In die jüngere Hügelgräberzeit ist hingegen die Gießform aus dem geschlossenen Fund von Werbach-Wenkheim (Nr. 57) zu stellen (vgl. S. 138). Der Befund, aus dem die Gießform von Geiselhöring (Nr. 133) stammt, zählt zu mit Brandschutt verfüllten Gruben des späthügelgräber-/frühurnenfelderzeitlichen Besiedlungshorizontes.267 Etwas jünger dürfte wahrscheinlich die als Lesefund geborgene Gießform von Eltville (Nr. 60) sein, die sich anhand eines fragmentierten Negativs für ein mittelständiges Lappenbeil chronologisch einordnen lässt (vgl. S. 138). In Mühlheim a. d. Donau-Stetten stieß man bei Ausgrabungen einer frühmittelalterlichen Siedlung auch auf eine Siedlungsgrube, die Keramikmaterial der Urnenfelderkultur enthielt. Außer zahlreichen Scherben verschiedener Gefäße fanden sich nur noch zwei Gießformen (Nr. 135. 165), sowie verbrannter Lehm und einige Stücke Hüttenlehm mit Wandbemalung. Urnenfelderzeitlich ist auch die Gießform vom Burgberg bei Burkheim a. Kaiserstuhl (Nr. 136) (vgl. S. 129) und wohl auch die Gießform von Pfungstadt-Eschollbrücken (Nr. 128) (vgl. S. 173). In die fortgeschritten Urnenfelderzeit sind die Gießformen aus den Siedlungen vom Runden Berg bei Bad Urach (Nr. 33. 34. 93. 132 A) (vgl. S. 124) und Bad Buchau, „Wasserburg“ (Nr. 105. 137) (vgl. S. 162) sowie der Einzelfund von Preist (Nr. 80) (vgl. S. 149) zu stellen. Die Gießformen von der Höhensiedlung auf dem Hesselberg bei Ehingen (Nr. 78) (vgl. S. 149) sowie aus dem Depot von Heilbronn-Neckargartach (Nr. 23. 94. 134) (vgl. S. 105) markieren den letzten Abschnitt der Urnenfelderzeit (Stufe Ha B 3).

267

Hofmann 2008, 180 ff.

Gießformen aus Stein

179

Die Gießform von Friedberg (Nr. 68) ist chronologisch nicht eindeutig anzusprechen. Zwar ist eine urnenfelderzeitliche Zeitstellung durchaus wahrscheinlich, denkbar ist jedoch eine Datierung von der mittleren Alt- bis zum Ende der Spätbronzezeit.

Gießformen für Gusskerne

Zwei potenzielle Gießformen für Gusskerne aus Metall sind aus dem Arbeitsgebiet bekannt (Tab. 16). Die Gießform von Heilbronn-Neckargartach (Nr. 138) ist Bestandteil eines Depotfundes (Tab. 7) (s. S. 46 f.). Bei der zweiten Gießform (Nr. 139) handelt es sich um einen Fund aus der Höhensiedlung auf dem Burgberg bei Burkheim (Tab. 3) (s. S. 31 f.). Nur Formhälfte A vom Burgberg bei Burkheim (Nr. 139) zeigt ein voll ausgeführtes Negativ. Formhälfte B weist lediglich eine kleine rhombusförmige Vertiefung auf, die wiederum mit dem Tüllen- und Eingusstrichterbereich des Negativs auf Formhälfte A in Deckung gebracht werden kann. Beide Formhälften sind jeweils mit drei eindeutig aufeinander bezogenen Bohrungen für Passstifte versehen. Davon lassen sich jeweils zwei Bohrungen exakt in Deckung bringen. Bei der Bohrung für einen dritten Passstift auf Formhälfte B wurde jedoch nicht präzise gearbeitet. Sie ist um wenige Millimeter gegenüber Formhälfte A versetzt, deshalb wohl unvollendet und dementsprechend wesentlich flacher ausgeführt. Die kreisrunden Bohrungen belegen den Guss im zweischaligen Verfahren. Allerdings besitzt nur Formhälfte A einen Eingusstrichter bzw. eine Eingussöffnung. Dieser Widerspruch legt die Vermutung nahe, Formhälfte B könnte unfertig sein. Für eine solche Interpretation sprächen die Beschädigungen der ansonsten vollkommen glatt geschliffenen Passfläche im direkten Anschluss an die rhombusförmige Vertiefung auf Formhälfte B. Es ist jedoch nicht eindeutig, ob es sich dabei tatsächlich um Spuren einer intentionellen Bearbeitung des Formsteins handelt, der möglicherweise in weiteren Bearbeitungsschritten noch an Formhälfte 1 angeglichen werden sollte. Ob die beiden kurzen Kanäle rechts und links des Eingusstrichters die Funktion „falscher“ Abzugskanäle erfüllten, oder ob der gefertigte Gusskern durch die zapfenartigen Fortsätze in der späteren Gießform zu fixieren war, ist nicht zu entscheiden. Generell war es notwendig, Gusskerne durch geeignete Arretierungen in Position zu halten, damit sie sich durch den Druck der eingefüllten Gussspeise nicht heben und aus dem Negativ herausgedrückt werden konnten.268 Der Herstellungsprozess für einen Gusskern in einer Rekonstruktion der Form von HeilbronnNeckargartach wurde von H. Drescher experimentell nachvollzogen und detailliert beschrieben.269 Bereits B. Urbon wies darauf hin, dass von dem Negativ nur ein Teil der deutlich längeren Formfläche eingenommen wird.270 Drescher vermutete daher, dass dieses Negativ – nachdem zuvor darin der passgenaue Gusskern gefertigt worden war – zu einem Negativ für eine Lanzenspitze erweitert werden sollte (Abb. 17 A). In die Gießform von Heilbronn-Neckargartach wurde im Gegensatz zu derjenigen vom Burgberg bei Burkheim vor dem Zusammenklappen der beiden Formhälften ein Metallstift gelegt, der beim Guss eine durchgehende Öffnung im Metallkern aussparte. Diese Öffnung diente schließlich – wiederum in Verbindung mit einem Metallstift – zum Einhängen des Metallkerns in die Lanzenspitzengussform und hielt diesen zuverlässig in Position. Gleichzeitig begünstigte der dachförmig abgeschrägte Kopf des Gusskerns ein Vorbeifließen des Metalls in den Formhohlraum.271 268 269

Wanzek 1989, 58. Drescher 1987, 26 ff.

270 271

Urbon 1959, 117. Ebd. 116 f.

Der Fundstoff

180

In seinen Beschreibungen zum Depotfund von Heilbronn-Neckargartach merkte O. Paret an, dass nur eine Formhälfte zu dieser Gießform (Nr. 138) überliefert sei.272 Bei der Betrachtung der 18 Formsteine fällt jedoch ein Exemplar (Nr. 159) besonders ins Auge, das möglicherweise einmal die zweite Formhälfte bilden sollte oder zuvor bereits gebildet hat. Der betreffende Formstein besitzt vergleichbare Abmessungen und ist ebenfalls auf allen Seiten überschliffen. Er trägt jedoch kein Negativ, sondern lediglich eine kleine, rhombusförmige Vertiefung, die wiederum mit derjenigen auf Formhälfte 2 vom Burgberg bei Burkheim nahezu identisch ist. O. Paret wies auf Verfärbungen durch Hitzeeinwirkung auf dem Formstein von Heilbronn-Neckargartach (Nr. 159) hin. Tatsächlich zeichnet sich – ausgehend von der rhombusförmigen Vertiefung – eine schwache Rötung des Gesteins ab, die in ihren Ausmaßen in etwa dem konischen Negativ des Gusskerns entspricht. Trotz dieser Indizien ist eine eindeutige Zuordnung der beiden Formhälften und eine sichere Identifikation als zusammengehöriges Schalenpaar nicht möglich. 138. Heilbronn-Neckargartach, Heilbronn am Neckar (kreisfreie Stadt), Baden-Württemberg; vgl. Nr. 23. – Vollständige, einseitig nutzbare Formhälfte aus gelbbraunem Lettenkohlensandstein. Breitseite 1: Negativ für einen kegelförmigen Gusskern(?) mit dachförmig abgeschrägtem Kopf. Oberhalb des Kopfes ist die halbrunde, trichterförmig ausgearbeitete Eingussöffnung erhalten. Halterung für einen Kernstift. Insgesamt drei Bohrungen für Passstifte; St. 4,70 cm; Gew. 762 g (Taf. 58, 138). – Zustand/Gebrauchsspuren: wohl nicht gebrauchsfähig. Die Formhälfte ist im unteren Drittel in zwei Teile zerbrochen. Gestein insgesamt schwach verfärbt, vor allem auf Schmalseite 2. Negativ nahezu unverfärbt. – Mus. Stuttgart (54/20 k). – Paret 1954, 10 Taf. 8, 18; Urbon 1959, 116 f. Abb. 1; Dehn 1972, 99; Stein 1979, 114 Nr. 277; Drescher 1987.

139. Vogtsburg i. Kaiserstuhl-Burkheim a. Kaiserstuhl, Lkr. Breisgau-Hochschwarzwald, Baden-Württemberg; „Burgberg“; vgl. Nr. 43. – Zwei Hälften einer einseitig nutzbaren Gießform aus Sandstein. Breitseite 1 (Formhälfte A): Negativ für einen kegelförmigen Gusskern(?). Drei Bohrungen für Passstifte; Breitseite 1 (Formhälfte B): kleine, rhombusförmige Vertiefung in der Mitte der Passfläche. Drei Bohrungen für Passstifte; Gew. 946 g (Formhälfte A); Gew. 1.029 g (Formhälfte B) (Taf. 59, 139). – Zustand/Gebrauchsspuren: wohl nicht gebrauchsfähig. Negativ, Eingusstrichter und Gusskanal auf Formhälfte A ebenso wie die rhombusförmige Vertiefung auf Formhälfte B verfärbt. – Colombi Schlössle Freiburg (E 2654/2655). – Dehn 1985, 53 Abb. 39; Grimmer-Dehn 1991, 50.

Gusskerne aus Bronze oder keramischem Material zur Fertigung von Tüllengeräten waren sicher in großer Zahl in Gebrauch. Dennoch sind sie – wie auch die Gießformen selbst – im archäologischen Fundgut unterrepräsentiert. Aus dem Arbeitsgebiet ist bisher nur noch der metallene Gusskern aus der Bronzeform von Erlingshofen (Nr. 20) bekannt. Im Rahmen seiner Untersuchungen zu Tüllenbeilgießformen im südöstlichen Europa unterschied B. Wanzek zwei Formengruppen von Gusskernen.273 Den überwiegend aus Metall gefertigten, konischen Kernen ohne Kopfteil mit rundem oder gestreckt ovalem Querschnitt stellte er eine zweite Gruppe von konischen Kernen mit Kopfteil aus keramischem Material gegenüber. Gussnähte an Kernen aus Metall belegen zudem die Fertigung in zweischaligen Gießformen. Hingegen sind zweiteilige Gusskerne aus Metall bisher unbekannt. Zudem ist unsicher, ob derartige Kerne in den Gießformen überhaupt sicher hätten fixiert werden können.274 In den Gießformen von Heilbronn-Neckargartach und vom Burgberg bei Burkheim konnten wohl Gusskerne der Formengruppe 1 nach Wanzek, ohne Kopfteil und mit rundem Querschnitt hergestellt werden. Konische Kerne aus Metall waren mehrfach verwendbar und ließen sich – mit Ruß, Kreide, 272 273

Paret 1952–54, 39; 1954, 10. Wanzek 1989, 53 ff.

274

Ebd. 58.

Gießformen aus Stein

181

Ton oder Fett bestrichen – nach dem Guss leicht aus dem Werkstück entfernen.275 Vergleichbare Gusskerne stammen z. B. aus dem älterurnenfelderzeilichen Depotfund aus dem Burgstall von Schiltern (Niederösterreich).276 Seine beiden Gusskerne sind massiv gegossen, besitzen einen runden bis ovalen Querschnitt, eine Lochung für einen Kernhalter und sind 8,8 cm bzw. 10,2 cm lang.277 Gussnähte zeigen jeweils an, dass sie in zweischaligen Formen hergestellt worden sind. Zwei weitere Gusskerne sind von Crévic (Lothringen) bekannt.278 Sie waren als Teil eines urnenfelderzeitlichen Hortfundes mit den zugehörigen Lanzenspitzen vergesellschaftet, in die sie ursprünglich eingesetzt werden konnten.279 Mit Längen von 39,6 cm (Gesamtgewicht: 520 g) und 16,2 cm (Gesamtgewicht: 204 g) sind diese ebenfalls konisch geformten und mit Kernstiften versehenen Exemplare jedoch deutlich größer als die Funde von Schiltern.280 Fehlende Gussnähte lassen vermuten, dass sie nicht in zweischaligen Formen aus Stein sondern in Gießformen aus keramischem Material gegossen worden sind. Aus Praha-Vokovice (Böhmen) stammt ein weiterer, vollständig erhaltener, mittel- bis spätbronzezeitlicher Gusskern mit stäbchenförmigem Kernhalter aus Bronze (L. 14 cm; Dm. max. 2,3 cm; L. des Kernhalters: 5,9 cm). Der kegelförmige Kern wurde wahrscheinlich bei der Herstellung von Lanzenspitzen verwendet.281 Zeitstellung: Die Gießform vom Burgberg bei Burkheim (Nr. 139) lässt sich bisher nur allgemein mit den Besiedlungsphasen des 11.–8. Jahrhunderts v. Chr. in Verbindung bringen (Stufe Ha A/Ha B). Die Gießform von Heilbronn-Neckargartach (Nr. 138) datiert als Teil eines geschlossenen Fundes in die späte Urnenfelderzeit. (vgl. S. 105). Vergleichsfunde: Ein Vergleichsfund für Gießformen zur Herstellung konisch geformter Metallstäbe stammt aus einem älterurnenfelderzeitlichen Depotfund von Nechranice, Gem. Březno (Nordwestböhmen)(etwa Stufe Ha A).282 Dass zweischalige Gießformen zur Produktion von Gusskernen alternativ auch aus keramischem Material gefertigt wurden, belegen Fragmente von vier Tongießformen aus Stoneycombe Quarry, Dainton (Südengland).283 Dort wurden in einer Grube mehrere Fragmente von Tongießformen für Waffen (Schwerter, Lanzenspitzen, Lanzenschuhe) unterschiedliche Objekte zusammen mit Tiegelfragmenten und einigen Bronzeresten gefunden. Die Tongießformen sind zwar stark zerscherbt, lassen jedoch erkennen, dass sie ursprünglich aus zwei Hälften bestanden. Es handelte sich also auch bei den Tongießformen – analog zu den Gießformen aus Stein – um zweischalige Formen mit einem halbrunden Querschnitt.

Gießformen für unbestimmte Objekte

Im Folgenden Abschnitt werden 31 potenzielle Gießformen zusammengefasst, deren Negative sich nicht näher bestimmen lassen.284 Bei einigen Objekten ist zudem die chronologische Zuweisung zur Bronze- oder Urnenfelderzeit unsicher. Von den in diesem Katalogabschnitt aufgeführten Gießformen sind die Funde aus Bad ReichenhallKarlstein die einzigen, die in die frühe Bronzezeit datiert werden können (Nr. 142. 143). Gießform Drescher 1956, 90; 1987, 26 ff. Girtler 1970. 277 Ebd. 3 Abb. 1, 4. 5. 278 Hänsel 1990. 279 Der Depotfund mit 44 Objekten setzt sich aus Werkzeugen für den Bronzeguss und Fehlgüssen bzw. Altmetall zusammen. 275

276

Hänsel 1990, 59 Abb. 1; 4, 1; 5, 5. Blažek/Ernée/Smejtek 1998, 194 Nr. 184 Taf. 35. 282 Jockenhövel 1971, 129 Nr. 217. 217 A; Taf. 18. 283 Needham 1980; Pearce 1983, 445 f. Nr. 255 Taf. 108, 144. 284 An folgenden Gießformen wurden keine Originalstudien durchgeführt: Nr. 140–149 B. 151. 155–158 B. 161. 165–169. 171. 280

281

182

Der Fundstoff

Nr. 143 – wohl für Zierknöpfe(?), Scheiben(?) oder Ringe(?) – stammt aus derselben Siedlung. Sie wurde neben der Feuerstelle außerhalb von „Wohnstätte VII“ gefunden. Etwa in der Mitte der „Wohnstätte“ befand sich eine Störung durch eine latènezeitliche Grube, über der zunächst eine ca. 0,60 m starke sterile Schicht und schließlich eine römische Kulturschicht folgte. Die Gießform selbst ist für die Bronze- und Urnenfelderzeit in ihrer spezifischen Gestaltung bisher im Arbeitsgebiet singulär. Die kleinen Vertiefungen im Zentrum der Negative erinnern an Abdrücke eines Zirkels, wie er bei der Übertragung einer Vorzeichnung im Zuge der Ausarbeitung eines Formsteins zum Einsatz kam. Ähnliche Vertiefungen finden sich auch an spätromanisch-frühgotischen Gießformen für Ringe oder Ringschnallen und wurden dort durch das Einspannen in eine Drehbank hervorgerufen.285 Die einzige, von P. Endrich der Mittelbronzezeit zugewiesene Gießform stammt aus Unterfranken (Nr. 171).286 Wesentlich zahlreicher sind urnenfelderzeitliche Formfragmente (Nr. 140. 144–150. 152. 153. 155–157. 159. 160. 163–168. 170). Die Gießform von Bad Nauheim (Nr. 141) stammt als Siedlungsfund aus der Verfüllung eines Grubenschachtes einer Späthallstattbestattung. Der Fund wird jedoch in Verbindung mit einer benachbarten Siedlungsgrube der Urnenfelderkultur gebracht, die u. a. Scherben von Kegelhalsgefäßen mit abgesetztem Trichterrand (Typ Muschenheim) – einem Leitfund der Stufe Ha B 3 – enthielt.287 Der von D. Zylmann als urnenfelderzeitlich eingestufte Formstein von Friedelsheim (Nr. 154)288 wurde als Lesefund in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts unter unbekannten Umständen geborgen und vom Finder zusammen mit „einem Schmelztiegel aus Thon“ und einem „Theil einer römischen Handmühle“ von derselben Fundstelle abgeliefert.289 Auch bei der Gießform von Mintraching-Moosham (Oberpfalz) (Nr. 162) handelt es sich um einen Lesefund. Dieser wird einer dem Fundort nahegelegenen, angepflügten Siedlungsgrube zugeordnet. Nach Angaben des Finders stammt aus derselben Siedlungsgrube auch urnenfelderzeitliche Keramik, die jedoch heute verschollen ist. Beide Seiten der Gießform tragen jeweils ein Negativ. Das radförmige Objekt mit acht Speichen und falscher Torsion auf Breitseite 1 wurde als Negativ für ein kleines Rad (Radanhänger?) mit einseitigem Nabenansatz interpretiert, für die aber bisher in Deutschland keine Originale bekannt sind.290 In das Negativ auf Breitseite 2 für einen filigranen Anhänger konnte ein dünner Metallstift eingelegt werden, der am fertigen Objekt eine Durchlochung erzeugte, die wiederum als Aufhängung zu nutzen war. Bezüglich dieser speziellen Gusstechnik wurden von F. Schopper bereits mittelalterliche Vergleichsfunde angeführt.291 Ein weiterer Vergleichsfund ist von Trebur, Lkr. GroßGerau (Hessisches Ried), bekannt.292 Peltaförmige Anhänger mit gekerbtem Randbogen und kleinen Buckeln sind typisch für kunstgewerbliche Blei- und Zinnarbeiten der spätkarolongisch-ottonischen Zeit.293 Für die Urnenfelderzeit liegen aus dem Arbeitsgebiet hingegen bisher keine Vergleichsstükke vor.294 Da an der Gießform von Mintraching makroskopisch nur im Bereich der Eingusstrichter schwache Verfärbungsspuren zu erkennen sind, ist auch in diesem Fall eher an einen Ausguss mit Blei oder Zinn zu denken. Bei der überwiegenden Anzahl der in diesem Katalogabschnitt zusammengefassten Gießformen bzw. Gießformfragmente lassen sich die Negative nicht mehr sicher bestimmen (Nr. 140. 145–149 B. 150. 152. 154. 156. 157). Von den insgesamt fünf Negativen auf den beiden Formfragmenten aus dem Depot von Friedberg (Nr. 152. 153), ist nur ein Negativ für ein nicht näher zu bezeichnendes TüllenBerger 2006, 41 Abb. 6–20. Endrich 1961, 256. 287 Hörnig 1991, 189. 288 Zylmann 1983, Katalog 50 Nr. 52. 289 Die Angaben sind dem historischen Inventarbuch im Museum Bad Dürkheim entnommen. 285

290

286

291 292 293 294

Schopper 1993/94, 34 ff.; 1995, 53. Ders. 1993/94, 34. Knöchlein 2000. Ebd. 133. Schopper 1993/94, 45.

Gießformen aus Stein

183

gerät erkennbar (Nr. 153). In der Gießform vom Schloßberg bei Günzburg-Reisensburg (Nr. 158 B) könnten Nadeln mit geripptem Kopf hergestellt worden sein. Der etwa 10 cm breite, flache Sandstein aus der Siedlung von Karlstein (Nr. 142), in den etwa 1 mm tiefe, leicht geschwungenen Rillen eingearbeitet worden sind, wurde von M. Menke unter Vorbehalt „als Fragment einer nicht mehr vollendeten Schalenform“ angesprochen, „in der u. U. trianguläre Dolchklingen mit flachen Verstärkungsrippen gegossen werden sollten“.295 Dieser Deutung widerspricht U. Wels-Weyrauch mit dem Hinweis, dass „entsprechende Dolche mit sehr breitem Griffplattenteil und geschwungenen randbegleitenden Rippen (bisher?) nicht bekannt sind“.296 Das kleine Formfragment von Kallmünz (Nr. 161) zeigt lediglich einen kurzen Teil einer Klingenspitze, die sich möglicherweise als Dolchklinge mit schwach ausgeprägtem Mittelgrat rekonstruieren lässt.297 Ebenfalls schwer zu interpretieren sind die Negative auf dem Gießformfragment von Offenbach am Main-Bieber (Nr. 166): „Nach Meinung der Ausgräber handelt es sich hierbei um drei Lanzenspitzen, wobei von zwei Stücken nur die Tülle, von einem nur die Spitze des Blattes zu erkennen ist. Die vierte Seite ist stark beschädigt, so dass nicht mehr klar zu erkennen ist, was in ihr gegossen wurde. Eventuell handelt es sich jedoch um die Tülle einer großen Pfeilspitze.“298 Für die Gießform von Bad Nauheim (Nr. 141) unternahm R. Hörnig den vorsichtigen Versuch einer Interpretation als Negativ für ein Tüllengerät (Tüllenmeißel?), wobei er sich auf eine Gießform (Nr. 68) aus dem nahegelegenen Depot von Friedberg, sowie auf ein entsprechendes Original aus einem Depot von Friedberg-Ockstadt bezog.299 Das kleine Formfragment aus einer urnenfelderzeitlichen Siedlungsgrube von Impflingen (Nr. 160) zeigt auf Breitseite 1 ein weitgehend zerstörtes Negativ, dessen verbliebener Rest an den Griffdorn eines Messers erinnert. Dem ähnelt eine längliche Eintiefung auf dem Gießformfragment von Mühlheim a. d. Donau-Stetten (Nr. 165). Zur Herstellung von Griffangelmessern diente die Gießform vom Burgberg bei Burkheim (Nr. 170). Einer der drei in den Formstein eingearbeiteten Kanäle zeigt den Übergang zum Negativ, so dass eine Messergießform angenommen werden kann. Auf dem Formstein von Geiselhöring (Nr. 155) ist das Negativ nahezu vollständig erhalten. Dieses wurde von A. Hofmann mit zweischneidigen Rasiermessern vom Typ Kostelec300 nach A. Jockenhövel verglichen, die unweit der Fundstelle der Gießform durch zwei Originale aus Grabfunden belegt sind.301 Am unvollständigen Negativ der Gießform fehlt jedoch das charakteristische Ringriffende, über das auch der Einguss erfolgt sein muss. Eine derartige Position des Eingusstrichters wäre ungewöhnlich, wurden Rasiermesser doch in der Regel über das Blatt gegossen.302 Hofmann verweist außerdem zu Recht auf den im Verhältnis zur Blattlänge ungewöhnlich langen Griff am Negativ der Gießform, das zudem noch zwei Vertiefungen für kurze Lappen zeigt, die bisher an keinem Rasiermesser beobachtet werden konnten. Gut vergleichbar ist jedoch ein urnenfelderzeitliches Objekt von Heegermühle (heute Eberswalde-Finow), Lkr. Barnim (ehem. Lkr. Oberbarnim) (Brandenburg), das in Unkenntnis der eigentlichen Funktion als „spatenförmiger Gegenstand“ (L. 10,1 cm; Br. 7,0 cm; Gew. 70 g) beschrieben worden ist.303 Charakteristisch sind vor allem eine breitrechteckige Kopfplatte, sowie zwei Lappenansätze an einem langen flachen Stiel.304 Der quaderförmige Gesteinsblock ohne Negativ aus dem späturnenfelderzeitlichen Depot von Heilbronn-Neckargartach (Nr. 159) ist auf allen vier Seiten überschliffen und weist in seinem oberen Drittel 295 296 297 298 299 300

Menke 1968, 73. Wels-Weyrauch 2015, 45 Anm. 4. Sandner 2005, 162. Fundber. Hessen 26, 1986, 214 f. Herrmann 1966, 34 f. mit Abb. 10. Jockenhövel 1971, 42 ff.

Hofmann 2008, 142 ff. Jockenhövel 1971, 3. 303 Hänsel 1997, 140 f. mit Abb. (Mus. Berlin, Inv. If 12234). 304 Ein weiteres Vergleichsstück mit nahezu identischen Abmessungen ist aus dem Stadt- und Regionalmuseum Eberswalde bekannt (Inv. IV 64 B). 301

302

184

Der Fundstoff

eine seichte, annähernd rhombusförmige Vertiefung auf, die möglicherweise als Werkzeugspur interpretiert werden kann. Ein Negativ ist nicht vorhanden. Auf Breitseite 1 zeichnen schwache, durch Hitzeeinwirkung hervorgerufene Verfärbungen die Umrisse eines Negativs nach, das in etwa demjenigen der Formhälfte für Gusskerne (Nr. 138) aus demselben Depot entspricht. Zudem lassen augenfällige Übereinstimmungen mit der zweiteiligen Gießform für einen Gusskern vom Burgberg bei Burkheim (Nr. 139) auch zwischen den beiden Formsteinen aus dem Depot von Heilbronn-Neckargartach (Nr. 138. 159) einen funktionalen Zusammenhang vermuten. 140. Bad Kreuznach, Lkr. Bad Kreuznach, RheinlandPfalz; „Theodorshalle“. Zufallsfund aus einer urnenfelderzeitlichen Siedlungsgrube. – Zwei Fragmente einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus Sandstein. Breitseite 1: drei rundliche Längseintiefungen. Die zu gießenden Gegenstände (stabförmiger Art) sind nicht bestimmbar. Drei wahrscheinlich sekundär angebrachte Bohrungen für Passstifte (Taf. 60, 140). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. – Heimatmuseum Kreuznach. – Haberey 1938, 165 Abb. 4; Dehn 1941 (Teil 1) 36 Taf. 4, 8; 1941 (Teil 2) 636 Nr. 5; Jockenhövel 1986a, 230 Nr. 7 Abb. 9, B. 141. Bad Nauheim, Lkr. Wetteraukreis, Hessen; Flur „In der Hub“ und „Am Alzenköppel“. Nach Westen zur Usa auslaufender Unterhang (1986). – Siedlungsgrube 31 A. Notbergung R. Hörnig. – Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus Sandstein. Breitseite 1: Negativ für ein Tüllengerät(?); L. 6,8 cm; Br. 3,7 cm (Taf. 60, 141). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negativ unvollständig. – Wetteraumuseum Friedberg. – Hörnig 1990; 1991, 189 f. 195 Taf. 1, 3; Saile 1998, 289 Nr. 648. 142. Bad Reichenhall-Karlstein, Lkr. Berchtesgardener Land, Oberbayern; Burgberg bei Karlstein. – Vgl. Nr. 24. – „Wohnstätte IV“ (zusammen mit Nr. 48. 132) (ca. 1906) – Grünlich gefärbter, triangulärer Flysch-Sandstein mit zwei randlich eingearbeiteten, länglichen Vertiefungen (Taf. 60, 142). – Mus. Bad Reichenhall (2762). – Menke 1968, 72 f. Taf. 21, 4. 143. Bad Reichenhall-Karlstein, Lkr. Berchtesgardener Land, Oberbayern; Burgberg bei Karlstein. – Vgl. Nr. 24. – Neben der „Feuerstelle“, außerhalb von „Wohnstätte VII“ (1902). – Fragment einer einseitig nutzbaren Gießform aus Sandstein. Breitseite 1: vier Negative evtl. für Zierknöpfe(?), Scheiben(?) oder Ringe(?). Ein Negativ vollständig erhalten; L. 10, 6 cm; Br. 6,6 cm; St. 3,2 cm (o. Abb.). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. – Mus. Bad Reichenhall (00671). – Beitr. Anthr. Urgesch. Bayern 15, 1904, 123 f.; Weber 1905; Möslein 1996, 43 ff. Nr. 87 Taf. 55, 21. 144. Bad Säckingen, Lkr. Waldshut, Baden-Württemberg. – Vgl. Nr. 115. – Münsterplatz. Bei der Anlage ei-

nes Wasserleitungsgrabens „wurde der Rest einer annähernd rechteckigen, urnenfelderzeitlichen Grube in einer Rheinsandschicht angeschnitten“ (Seewald 1958) (1954). – „Fragment eines Gußtrichters (?) aus Sandstein“ (Seewald 1958); H. 19 cm (Taf. 61, 144). – Zustand/Gebrauchsspuren: Innenseite sauber geglättet, stellenweise ausgeglüht. Außenfläche mit deutlichen Meißelspuren. Das „Trichterloch“ ist stark ausgeglüht. – Mus. Säckingen (Sä 54/69). – Seewald 1958, 123 Nr. 9 Taf. 45, 4. 145. Bad Urach, Lkr. Reutlingen, Schwaben, BadenWürttemberg; „Runder Berg“. – Vgl. Nr. 28. – Fund aus der Grabungsperiode 1975–1984. – Fragment einer Formhälfte aus Schilfsandstein mit zwei Negativen für unbestimmte Objekte (Taf. 61, 145). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negative unvollständig. – Zentrales Fundarchiv Rastatt (?), z. Z. nicht einsehbar (s. S. 59 Anm. 18). – Pauli 1994 35 f. Taf. 100, 5. 146. Bad Urach, Lkr. Reutlingen, Schwaben, BadenWürttemberg; „Runder Berg“. – Vgl. Nr. 28. – „Werkstatt 1“. Herdstelle im Bereich von L 23/L 24 (Pauli 1994) (1975–1984). – Fragment einer Formhälfte aus Schilfsandstein mit einem Negativ für ein unbestimmtes Objekt (Taf. 61, 146). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negativ unvollständig. – Zentrales Fundarchiv Rastatt (?), z. Z. nicht einsehbar (s. S. 59 Anm. 18). – Pauli 1994, 35 f. Taf. 99, 9. 147. Bad Urach, Lkr. Reutlingen, Schwaben, BadenWürttemberg; „Runder Berg“. – Vgl. Nr. 28. – „Werkstatt 1“. Herdstelle im Bereich von L 25 (Pauli 1994) (1975–1984). – Fragment einer Formhälfte aus Schilfsandstein mit einem Negativ für ein unbestimmtes Objekt (Taf. 61, 147). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negativ unvollständig. – Zentrales Fundarchiv Rastatt(?), z. Z. nicht einsehbar (s. S. 59 Anm. 18). – Pauli 1994, 35 f. Taf. 100, 7. 148. Bad Urach, Lkr. Reutlingen, Schwaben, BadenWürttemberg; „Runder Berg“. – Vgl. Nr. 28. – Fund aus der Grabungsperiode 1975–1984. – Fragment einer Formhälfte aus Schilfsandstein mit einem Negativ für

Gießformen aus Stein ein unbestimmtes Objekt (Taf. 61, 148). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negativ unvollständig. – Zentrales Fundarchiv Rastatt(?), z. Z. nicht einsehbar (s. S. 59 Anm. 18). – Pauli 1994 Taf. 99, 4. 149. Bad Urach, Lkr. Reutlingen, Schwaben, BadenWürttemberg; „Runder Berg“. – Vgl. Nr. 28. – Fund aus der Grabungsperiode 1975–1984. – Fragment einer Formhälfte aus Schilfsandstein mit zwei Negativen für unbestimmte Objekte (Taf. 61, 149). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negative unvollständig. – Zentrales Fundarchiv Rastatt(?), z. Z. nicht einsehbar (s. S. 59 Anm. 18). – Pauli 1994 Taf. 99, 7. 149 A. Bad Urach, Lkr. Reutlingen, Schwaben, BadenWürttemberg; „Runder Berg“. – Vgl. Nr. 28. – Fund aus der Grabungsperiode 1975–1984. – Fragment einer Formhälfte aus Schilfsandstein mit einem Negativ für ein unbestimmtes Objekt (Taf. 61, 149 A). – Zustand/ Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negativ unvollständig. – Zentrales Fundarchiv Rastatt(?), z. Z. nicht einsehbar (s. S. 59 Anm. 18). – Pauli 1994 Taf. 98, 5. 149 B. Bad Urach, Lkr. Reutlingen, Schwaben, BadenWürttemberg; „Runder Berg“. – Vgl. Nr. 28. – „Werkstatt 1“. Herdstelle im Bereich von L 23/L 24 (Pauli 1994) (1975–1984). – Fragment einer Formhälfte aus Schilfsandstein mit einem Negativ für ein unbestimmtes Objekt (Taf. 61, 149 B). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negativ unvollständig. – Zentrales Fundarchiv Rastatt(?), z. Z. nicht einsehbar (s. S. 59 Anm. 18). – Pauli 1994 Taf. 97, 2. 150. Ehingen, Gerolfingen und Röckingen, Lkr. Ansbach, Mittelfranken; „Hesselberg“. – Vgl. Nr. 30. – Vier Fragmente (A–D) wohl einer Gießform aus Sandstein. Breitseite 1 (Fragment A): Reste eines Negativs für ein unbestimmtes Objekt. Zwei Bohrungen für Passstifte; Breitseite 2: zwei Bohrungen für Passstifte; St. max. 3,9 cm; Gew. 157 g (Fragment A); St. max. 3,5 cm; Gew. 35 g (Fragment B); St. max. 3,7 cm; Gew. 38 g (Fragment C); St. max. 3,7 cm; Gew. 78 g (Fragment D) (Taf. 62, 150). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Gießform zerbrochen. Sämtliche Fragmente zeigen Spuren intensiver Hitzeeinwirkung und sanden stark. – Germ. Nat. Mus. Nürnberg (ohne Inv.Nr.). – Hornung 1939, 98 ff.; Jockenhövel 1975, 37 ff. Nr. 13; 1986a, 231 Nr. 14; Berger 1994, 62 ff. Taf. 63; Ostermeier 2012, 349 ff. 151. Fellbach, Rems-Murr-Kreis, Baden-Württemberg; „Kappelberg“; Höhensiedlung mit Abschnittsbefestigung. – Sandstein mit eingeschliffenen Rillen (Schleifoder Wetzstein?) (o. Abb.). – Mus. Stuttgart (A 1683,

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A 2136; A 2200; A 2316 ff., A 2214, A 24/94, A 39/97, Privatbes.). – Fundber. Schwaben N. F. 2, 1926, 15; Fundber. Schwaben N. F. 3, 1926, 34; Fundber. Schwaben N. F. 4, 1928, 29 f.; Fundber. Schwaben N. F. 2, 1951, 55; Dehn 1972, 111; Jockenhövel 1975, 34. 152. Friedberg, Wetteraukreis, Hessen; „Windeckerscher Felsenkeller“ (vor 1885). – Vgl. Nr. 68. – Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus grauem Sandstein. Breitseite 1: Negativ für ein unbestimmtes Objekt mit flachem, w-förmigen Querschnitt; L. 8,30 cm; Br. 5,70 cm; St. 3,20 cm; Gew. 230 g (Taf. 62, 152). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Form hälfte zerbrochen. Negativ unvollständig. Formstein auf echter Schmalseite dunkel verfärbt. – Mus. Darmstadt (II Cd3. II Cb 320). – Dieffenbach 1885, 28 Nr. 1; Adamy 1897, 105; Schumacher 1903, 98 Nr. 45; Behrens 1916, 48 Nr. 155; Kunkel 1926, 110 Nr. 2; Behrens 1939, 7 f.; Herrmann 1966, 117 Nr. 339, 4 Taf. 202, B 2; Stein 1979, 177 Nr. 400; Saile 1998, 332 Nr. 1238. 153. Friedberg, Wetteraukreis, Hessen; „Windeckerscher Felsenkeller“ (vor 1885). – Vgl. Nr. 68. – Fragment einer vier (?)-seitig nutzbaren Formhälfte aus grauschwarzem, kristallinem, speckigem Gestein. Schmalseite 1: Negativ für ein unbestimmtes Objekt mit Tülle. Die anderen Schmal- und Breitseiten jeweils mit einem Negativ für unbestimmte Objekte; L. 10,0 cm; Br. 6,50 cm; St. 3,90 cm; Gew. 382 g (Taf. 62, 153). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negative unvollständig. – Mus. Darmstadt (II Cd3. II Cb 320). – Dieffenbach 1885, 28 Nr. 1; Adamy 1897, 105; Schumacher 1903, 98 Nr. 45; Behrens 1916, 48 Nr. 155; Kunkel 1926, 110 Nr. 2; Behrens 1939, 7 f.; Herrmann 1966, 117 Nr. 339 Taf. 202, B 1; Stein 1979, 177 Nr. 400; Saile 1998, 332 Nr. 1238. 154. Friedelsheim, Lkr. Bad Dürkheim, Rheinland Pfalz; „13. Gewanne des Dürkheimer Bruchs oder Feuerberg bei Friedelsheim“ (1874). – Fundumstände unbekannt. Wohl Lesefund. – Vollständige, einseitig nutzbare Formhälfte aus Speckstein (?). Breitseite 1: (unfertiges?) Negativ für ein unbestimmtes Objekt. Eingusstrichter weitgehend erhalten; Stirnseite 1: unterschiedlich ausgearbeitete Passkerben rechts und links der Eingussöffnung; Stirnseite 2: mittig angebrachte Schnürungs- oder Schleifrillen; St. 3,3 cm; Gew. 1.306 g (Taf. 63, 154). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Auf Breitseite 2 deutliche Spuren von der Bearbeitung des Formsteins, die nicht vollständig überschliffen worden sind. Schwache Verfärbungsspuren im Bereich des Negativs und der Eingussöffnung. – Mus. Bad Dürkheim (2009/0620). – Zylmann 1983, Katalog 50 Nr. 52. 155. Geiselhöring, Lkr. Straubing-Bogen, Niederbayern. – Vgl. Nr. 38. – Siedlungsgrube (Befund 1023)

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Der Fundstoff

(Dm. 2,2 m; T. 0,95 m). Daraus insgesamt drei Gießformen sowie u. a. mehrere Bruchstücke vierkantiger Bronzestäbe z. T. spitz zulaufend; ein kleines Stück Kupferschlacke (ca. 70 g); ein Bruchstück verziegelten Lehms (L. 7 cm; Br. 6 cm; St. 2,2 cm) mit anhaftendem „Bronzegusstropfen“; ein unregelmäßiges Bruchstück verziegelten Lehms (L. 2,5 cm; Br. 2 cm; St. 1,5 cm) „mit einseitig anhaftender Schlackenschicht“; drei Stückchen Graphit; zahlreiche Fragmente von Grob- und Feinkeramik z. T. mit Schlackenanhaftungen; sehr kleinteilige (mit kleinsten Fragmenten verziegelten Lehms durchsetzte) Kupferschlacke (ca. 380 g); „mehrere größere Fragmente von durch Hitzeeinwirkung zersprungenen verschiedenartigen Gesteinen“; „1150 g mit HK-Partikeln durchsetzte Branderde“. Die Funde stammen überwiegend aus den unteren Befundschichten. – Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus Sandstein. Breitseite 1: Negativ für ein unbestimmtes Objekt. Eingusstrichter nicht erhalten. Zwei Bohrungen für Passstifte; St. ca. 6,5 cm (Taf. 63, 155). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formstein zerbrochen. Negativ unvollständig. Verfärbungen. – Mus. Straubing (Objekt 1023). – Hofmann 2008, 142 ff. Taf. 15, 6. 156. Geiselhöring, Lkr. Straubing-Bogen, Niederbayern. – Vgl. Nr. 38. – Siedlungsgrube (Befund 1023) (Dm. 2,2 m; T. 0,95 m). – Fragment einer Formhälfte aus Sandstein. Breitseite 1: Eine flache Bohrung für einen Passstift; St. ca. 3,8 cm (Taf. 63, 156). – Zustand/ Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formstein zerbrochen. „Infolge Brandeinwirkung von thermischen Sprüngen überzogen“. – Mus. Straubing (Objekt 1023/ Fz. 03429). – Hofmann 2008, 144 Taf. 15, 8. 157. Geiselhöring, Lkr. Straubing-Bogen, Niederbayern. – Vgl. Nr. 38. – Siedlungsgrube (Befund 1023) (Dm. 2,2 m; T. 0,95 m). – Fragment einer Formhälfte aus Sandstein mit einem Negativ für ein unbestimmtes Objekt; St. ca. 4,5 cm (Taf. 63, 157). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formstein zerbrochen. Negativ unvollständig. „Unterseite infolge Brandeinwirkung von thermischen Sprüngen überzogen“. – Mus. Straubing (Objekt 1023/Fz. 03429). – Hofmann 2008, 144 Taf. 15, 7. 158 A. Günzburg-Reisensburg, Lkr. Günzburg, Schwaben, Bayern; „Schloßberg“, Höhensiedlung auf einem breiten Geländesporn der durch zahlreiche Wälle und Gräben vom Hinterland abgetrennt ist. Vorgeschichtliche Befestigungen können wegen partiell starker Überprägung des Geländes bisher nicht nachgewiesen werden. Weitere Hinweise auf Bronzeguss aus dem Bereich der Höhensiedlung. Insgesamt zwei Gießformen (Nr. 158 A. 158 B) (Abb. 7). – Siedlungsgrube (zweite Hälfte 20. Jh.) – Fragment einer zweiseitig nutzbaren

Formhälfte aus Stein. Bohrung auf einer Seite vermutlich nicht ganz fertig gestellt. Formstein beim Bohren an dieser Stelle wohl gebrochen (Taf. 63, 158 A) – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formstein zerbrochen. Negative unvollständig. – Mus. Günzburg (21891C). – Unpubliziert. 158 B. Günzburg-Reisensburg, Lkr. Günzburg, Schwaben, Bayern; „Schloßberg“. – Vgl. Nr. 158 A. – Lesefund (1930–1933). – Fragment einer Gießform aus feinkörnigem Sandstein. Breitseite 1: Negativ für ein unbestimmtes Objekt (Nadel mit geripptem Kopf?). Eine Bohrung für einen Passstift; L. 6,2 cm (Taf. 63, 158 B). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negativ unvollständig. – Mus. Günzburg (543). – Stroh 1952, 15 ff. Taf. 27, 4. 159. Heilbronn-Neckargartach, Heilbronn am Neckar (kreisfreie Stadt), Baden-Württemberg. – Vgl. Nr. 23. – Vollständig erhaltener Formstein aus gelbbraunem Lettenkohlensandstein. Breitseite 1: kleine rhombusförmige Vertiefung (Werkzeugspur?); St. 6,1 cm; Gew. 1.518 g (Taf. 64, 159). – Zustand/Gebrauchsspuren: schwache Verfärbung durch Hitzeeinwirkung. – Mus. Stuttgart (54/20). – Paret 1952–54, Taf. 8, 17; 1954, 10 Taf. 8, 17; Dehn 1972, 99; Stein 1979, 114 Nr. 277. 160. Impflingen, Lkr. Südliche Weinstraße, Rheinland-Pfalz; Gewann „Im Kirschwingert“. – Vgl. Nr. 122. – Fragment einer zweiseitig nutzbaren Formhälfte aus Kalkstein (?). Breitseite 1: Negativ für ein unbestimmtes Objekt (Griffdornmesser?); Schmalseite 2: Negativ für ein unbestimmtes Objekt. Bohrung für einen Passstift; Gew. 114 g (Taf. 64, 160). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negative unvollständig und deutlich verfärbt. Zahlreiche Sprünge und Verfärbungen auf sämtlichen Formflächen. – GDKE, LA-Sp. (E:2008/0315; Fund.-Nr.: 169/20). – Unpubliziert. 161. Kallmünz, Lkr. Regensburg, Oberpfalz; „Schloßberg“. Reliefartige Hochfläche (Schloß-, Kirchen- und Hirmesberg). Urnenfelderzeitliche Befestigung im inneren Wall auf dem Schloßberg gesichert. Im Außenwall auf dem Hirmesberg kann eine urnenfelderzeitliche Befestigung als wahrscheinlich gelten. Neben wenigen Funden der Früh- und Hügelgräberzeit vor allem urnenfelderzeitliche Siedlungsfunde auf dem gesamten Gipfelplateau (erste Hälfte 20. Jh.). – Lesefund. Die Gießform stammt aus dem Wallinnenraum. Wahrscheinlich im Zuge der Ausgrabungen und Begehungen, die seit 1916 durch P. Reinecke und J. Maurer auf dem Schloßberg durchgeführt worden sind, geborgen. – Fragment einer einseitig nutzbaren Gießformhälfte aus Sandstein. Breitseite 1: Negativ für ein unbestimmtes Objekt (Dolch?); L. 6,8 cm (Taf. 64, 161). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig.

Gießformen aus Stein Formhälfte zerbrochen. Negativ unvollständig. – Archäologische Staatssammlung München, z. Z. nicht einsehbar. – Müller-Karpe 1959a, 24 Taf. 19, oben links; Jockenhövel 1975, 40 ff. Nr. 16; 1986a, 232 Nr. 21, Abb. 6, D; Ostermeier 2012, 389 ff. 162. Mintraching, Lkr. Regensburg, Oberpfalz; auf einem Acker bei Moosham. – Lesefund. Aus dem Bereich einer angepflügten Siedlungsgrube (1960er Jahre). – Vollständige, zweiseitig nutzbare Formhälfte aus biotitreichem Gneis. Breitseite 1: Negativ für Rad (?). Vollständiger Eingusstrichter. Vier Bohrungen für Passstifte. Breitseite 2: Negativ für einen Anhänger. Vollständiger Eingusstrichter. Halterung für einen Ösenstift. Drei Bohrungen für Passstifte; St. 2,9 cm; Gew. 387 g (Taf. 64, 162). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Gießform unvollständig. Negativ auf Breitseite 1 an zwei Stellen leicht beschädigt. Partiell mit deutlichen Bearbeitungsspuren (Schlagspuren) auf den Schmalseiten. Formstein auf Breitseite 2 außerhalb des Negativs ausgebrochen. – Museen der Stadt Regensburg (2013/250; Stiftung R. Pleyer). – Schopper 1993/94. 163. Ludwigsburg-Pflugfelden, Lkr. Ludwigsburg, Baden-Württemberg; Gewann „Hintere Halden“ (2003/ 2004). – Vgl. Nr. 114. – Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus Sandstein. Breitseite 1: Schleifbzw. Kratzspuren (?) (Br. ca. 1 mm; T. ca. 1 mm). Eine Bohrung für einen Passstift; L. 4,6 cm; Br. 5,2 cm; St. 4,4 cm; Gew. 87 g (Taf. 64, 163). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Auf Breitseite 1 vollständig überschliffen und geglättet. Der graue Sandstein ist partiell dunkel verfärbt. – Zentrales Fundarchiv Rastatt. – Joachim/Stork 2004, 68–71, Abb. 49. 164. Ludwigsburg-Pflugfelden, Lkr. Ludwigsburg, Baden-Württemberg; Gewann „Hintere Halden“ (2003/ 2004). – Vgl. Nr. 114. – Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte (?) aus Sandstein (Unterkeuper-Sandstein, möglicherweise auch Schilfsandstein). Breitseite 1: Oberfläche des Formfragments wellenförmig überschliffen und geglättet; L. 5,5 cm; Br. 7,1 cm; St. ca. 5,5 cm; Gew. 342 g (Taf. 64, 164). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Schwache Verfärbung auf Breitseite 1. – Zentrales Fundarchiv Rastatt. – Unpubliziert. 165. Mühlheim a. d. Donau-Stetten, Lkr. Tuttlingen, Baden-Württemberg; Gewann „Bachäcker“. Fundstelle 1489. – Urnenfelderzeitliche Siedlungsgrube (Dm. ca. 1,3 m; T. ca. 0,6 m). – Fragment einer einseitig nutzbaren Formhälfte aus Molassesandstein. Breitseite 1: Negativ mit dreieckigem, spitz zulaufendem Querschnitt und unbekannter Funktion. Eine Bohrung für einen Passstift (Taf. 64, 165). – Zustand/Gebrauchs-

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spuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negativ unvollständig. – LAD Freiburg. – Fundber. Baden-Württemberg 28, 2005, 133–135 Taf. 62, A 1. 2. 166. Offenbach am Main-Bieber (kreisfreie Stadt), Hessen; Flur 11 „Steinäcker“, Flurstück 97 (nach 1976). – Ausgrabungen urnenfelderzeitlicher Abfallschichten, in ausgedehnter spätbronzezeitlicher Siedlungsfläche. Weitere Hinweise auf Bronzeverarbeitung (Abb. 9). – Fragment einer vierseitig nutzbaren Formhälfte aus schwarzgrauem, glimmerhaltigem Gestein. Mehrere Bohrungen für Passstifte (o. Abb.). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negative unvollständig. – Stadtmus. Offenbach (1978:OBi). – Kurt 1979; Fundber. Hessen 26, 1986, 214 f. 167. Seinsheim (Lkr. Kitzingen, Unterfranken) und Ippesheim-Bullenheim (Lkr. Neustadt a. d. Aisch/Bad Windsheim, Mittelfranken); „Bullenheimer Berg“. – Vgl. Nr. 17. – „Aus dem Bauschutt der späturnenfelderzeitlichen Befestigung“. Wallschnitt I (1980er Jahre). – Fragment einer zweiseitig nutzbaren Formhälfte aus grobkristallinem Gestein („Hösbachit“). Breitseite 1: Negativ für ein unbestimmtes Objekt. Breitseite 2: eine ausgebrochene Bohrung für einen Passstift. L. 8,2 cm; Br. 6,4 cm; St. 4,6 cm (Taf. 65, 167). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negativ unvollständig. – Archäologische Staatssammlung München (Inv.-Nr. 2000, 1381) oder Inst. Vor.- u. Frühgesch. Univ. Würzburg; z. Z. nicht einsehbar. – Diemer 1995, 76. 173 Nr. 430 Taf. 57, 430; Gerlach 1998, 134 ff. Abb. 6 oben; Ostermeier 2012, 286 ff. 168. Tauberbischofsheim, Lkr. Main-Tauber-Kreis, Baden-Württemberg; Krautgartenweg/Kolpingstraße. „Milchzentrale“, Fundstelle 1. Siedlungsgrube mit urnenfelderzeitlicher Grob- und Feinkeramik (Dm. 5– 6 m; T. 2–3 m) (1968). – Sekundär als Schleifstein verwendetes Fragment einer Gießform aus Talkglimmerschiefer. Auf drei Seiten des Formsteins Eintiefungen für unbestimmte Gegenstände; L. 6,2 cm; Br. 5,2 cm (Taf. 65, 168). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formstein zerbrochen. Negative unvollständig. – LdA Ba.-Wü. Außenstelle Karlsruhe. – Hoppe 1982, 100 f., 184 ff. Abb. 56, 4 a–d; Jockenhövel 1986a, 233 Nr. 31 Abb. 6, A. 169. Vogtsburg i. Kaiserstuhl-Burkheim a. Kaiserstuhl, Lkr. Breisgau-Hochschwarzwald, Baden-Württemberg; „Burgberg“. – Vgl. Nr. 43. – Formhälfte aus Sandstein. Breitseite 1: Zwei Negative für Objekte mit unbekannter Funktion. Zwei Eingusstrichter (?). Zwei Bohrungen für Passstifte. Auf Stirnseite 1 und Breitseite 2 jeweils eine weitere Bohrung für einen Passstift. L. 9,8 cm; Br. 6,7 cm; St. 5,9 cm (Taf. 65, 169). – Zu-

Der Fundstoff

188

stand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negative unvollständig. – vermutl. Zentrales Fundarchiv Rastatt – Goetze 1980, 935 Inv. Nr. 719 Taf. 38, 10. 170. Vogtsburg i. Kaiserstuhl-Burkheim a. Kaiserstuhl, Lkr. Breisgau-Hochschwarzwald, Baden-Württemberg; „Burgberg“. – Vgl. Nr. 43. – Siedlungsfund (1983/84); Fläche 84/48 ab Planum 1. – Fragment einer zweiseitig verwendbaren Formhälfte aus rötlichem Sandstein. Breitseite 1: drei langschmale Vertiefungen bzw. Eingusskanäle an einer gemeinsamen Eingussöffnung (Griffangelmesser?). Eine Vertiefung für einen Pass-

stift. Breitseite 2: eine Bohrung für einen Passstift; St. 3,6 cm; Gew. 185 g (Taf. 65, 170). – Zustand/Gebrauchsspuren: nicht gebrauchsfähig. Formhälfte zerbrochen. Negative unvollständig. Eingusstrichter und Eingusskanäle sowie der gesamte Formstein schwach verfärbt. – Zentrales Fundarchiv Rastatt (1983-47-895-1). – Grimmer-Dehn 1991, 50. 171. Wiesthal, Lkr. Main-Spessart, Unterfranken; „Eine Gußform gefunden, keine genauere Beschreibung überliefert“ (Endrich 1961). – Einzelfund (o. Abb.). – Archäologische Staatssammlung München (1895, 111), z. Z. nicht einsehbar. – Endrich 1961, 256.

ROHMATERIAL

Formen aus Stein stellen mit insgesamt 154 Exemplaren (88 % des Fundbestandes) die zahlenmäßig stärkste Gruppe (Abb. 2). Innerhalb dieser Gruppe kann nochmals zwischen den verschiedenen Gesteinsarten mit ihren spezifischen technischen Eigenschaften unterschieden werden (Tab. 17). 22 4

29 29

17 17

118 118

124 124 Sedimentit

Plutonit

Metamorphit

Vulkanit

Sandsteine

Andere

Abb. 16. Gießformen aus Stein. Gesteinsarten (Anzahl [n] gesamt: 147)305

Aufgrund eines großen Erfahrungswissens waren die bronzezeitlichen Handwerker sicher gut mit den spezifischen Materialeigenschaften der verschiedenen regional verfügbaren Gesteine vertraut. Die Auswahl geeigneter Gesteinsarten geschah gewiss nicht zufällig. Die hohe Wertschätzung der Handwerker gegenüber den von ihnen verwendeten Rohstoffen zeigt sich vor allem an der (oft mehrfachen) 305 Bei sieben weiteren Gießformen ist Verfasser das Material nicht bekannt: Vilshofen a. d. Donau-Pleinting (Nr. 54); RüsselsheimBauschheim (Nr. 59 A); Veringenstadt (Nr. 92); Neckarwestheim

(Nr. 100); Bessenbach-Straßbessenbach (Nr. 108); Offenbach am Main-Bieber (Nr. 166); Wiesthal (Nr. 171).

Gießformen aus Stein

189

Umnutzung beschädigter Formsteine und deren sparsamen Einsatz, insbesondere in Gestalt von Mehrzweckgießformen.306 Wichtige technische Eigenschaften der „Dauerformen“ bestanden in der Hitzebeständigkeit307, der Isolationswirkung bzw. Wärmeleitfähigkeit (Porosität) und der Bearbeitungsfähigkeit der Gesteine. Ein geeigneter Formstein musste in erster Linie den hohen Temperaturen und den großen Temperaturschwankungen beim Bronzeguss standhalten. Daher wurden vereinzelt auch härtere und thermisch stärker belastbare, feinkörnige Kalksteine, Glimmerschiefer, Granite und vulkanische Gesteine wie z. B. Diabas und Basalt verwendet (Tab. 17). Im Arbeitsgebiet nutzte man zur Herstellung von Gießformen Sedimentite, Metamorphite, Plutonite und Vulkanite (Abb. 16). Die weitaus meisten Gießformen (ca. 81 %) bestehen aus Sandstein (Sedimentit) und seinen Varietäten.308 Bei Sandstein handelt es sich um ein Gemenge von Mineralien und Steinbruchstücken (Sand), die als Lockermaterial abgelagert und im Zuge der Diagenese durch ein Bindemittel (Ton, Kalk oder Kieselsäure) verfestigt worden sind.309 In Bezug auf Zusammensetzung und technische Eigenschaften gehören Sandsteine zu den unterschiedlichsten Gesteinsarten, die sich wiederum deutlich z. B. in Porosität und Festigkeitseigenschaften voneinander unterscheiden. Die Benennung der Sandsteine „erfolgt nach Mineralbestand, Gefüge, Matrix oder Bindemittel, nach Farbe oder Diagenesegrad, nach Verwendung, Verbreitung oder Entstehungszeit“.310 Bei den Gießformen aus dem Arbeitsgebiet wurden bisher vor allem „Lettenkohlensandstein“ und „Schilfsandstein“ unterschieden. Lettenkohlensandstein sedimentierte in einer Sumpf-, Seen- und Flusslandschaft und hat seinen Namen nach einer an Pflanzenfragmenten reichen, als Brennmaterial aber ungeeigneten sog. lettigen Kohle. Schilfsandstein wurde nach den schilfartigen Resten von Equiseten (Schachtelhalm) benannt. Sandsteine werden in der petrographisch-technischen Literatur zumeist sehr schematisch als sog. „weiche“ Gesteine bezeichnet.311 Das heißt, sie lassen sich in der Regel ebenso wie z. B. Speckstein, Kalkstein und Schiefer relativ leicht bearbeiten. Im Gegensatz dazu gelten z. B. Granite, Basalte und Quarzite als sog. „harte“ Gesteine. Bei den besonders häufig verwendeten Sandsteinen hingen Festigkeit und Härte vom Grad der Kornverwachsung, der Art und dem Mengenverhältnis von Bindemittel und Körneranteil, sowie der Form und Verteilung der Poren ab.312 Besonders gut zu bearbeiten sind Sandsteine von geringer bis mittlerer Druckfestigkeit.313 Neben dem Härtegrad entscheiden vor allem die Korngröße, die Größe und Zahl der Poren sowie die Spaltverhältnissen der Gesteinsmineralien über die Eignung als Formstein.314 So liefern die gleichkörnigen Sandsteine (aber z. B. auch Speckstein, Kalkstein) mit regelmäßig verteilten Mineralien besonders glatte und gleichmäßige Oberflächen.315 „Grobe“ Gesteine (z. B. Granit) bedeuteten im Gegensatz dazu einen höheren Arbeitsaufwand, um ein geglättetes Negativ einzuarbeiten.316 Schlecht zu bearbeiten war auch der als Formstein im Arbeitsgebiet bisher singuläre Olivinbasalt mit seiner groben und harten Körnung.317 306 Die Wertigkeit von Steingießformen machen außerdem Reparaturen deutlich, die in Ton ausgeführt wurden (Schäppi 2012, 105). 307 H. Drescher verweist auf die Hitzeresistenz von Basalt, Speckstein und anderer vulkanischer Gesteine (Drescher 1955, 129 f.) 308 In Umkehrung der Verhältnisse im Arbeitsgebiet überwiegt im Nordischen Kreis der Bronzezeit Speckstein mit 73 % der verwendeten Gesteinsarten. Nur 11 % der Gießformen bestehen hingegen aus Sandstein (Jantzen 2008, 148 Abb. 60).

309 310 311 312 313 314 315 316 317

Schumann 2007, 260 ff. Ebd. 274. De Quervain 1967, 79. Ebd. 1967, 152. Ebd. 153. Ebd. 82. Ebd. 82. Holdermann/Trommer 2011, 122. Pauli 1994, 33.

Der Fundstoff

190

Material

Heilbronn-Neckargartach (23) Bad Reichenhall-Karlstein (24) Stuttgart-Zuffenhausen (25) Leiblfing (26) Vohburg a. d. Donau-Oberdünzing (27) Bad Urach (28) Burgkirchen a. d. Alz-Margarethenberg (29) Ehingen, Gerolfingen und Röckingen (30) Meckenheim (31) Neckartailfingen (32) Bad Urach (33) Bad Urach (34) Burgkirchen a. d. Alz-Margarethenberg (35) Bad Urach (36) Besigheim (37) Geiselhöring (38) Geiselhöring (39) Landshut (40) Meckenheim (41) Riesbürg (42) Vogtsburg i. KaiserstuhlBurkheim a. Kaiserstuhl (43) Wallhausen (44) Bad Urach (45) Heilbronn-Neckargartach (46) Ammerbuch-Reusten (47) Bad Reichenhall-Karlstein (48) Bad Urach (49) Bischbrunn (50) Feldafing (51) Fundort unbekannt (52)

Hösbachit

Talkglimmerschiefer

Glimmerschiefer

Metamorphit Kalkstein

Schilfsandstein

Lettenkohlensandstein

Fundort (Kat.-Nr.)

Sandstein

Sedimentit

Basalt

Plutonit Diabas

Gabbro

Metamorphit

Granit

Pyroxenit

Tonschiefer

Gneis

serpentinisierter Amphibolit

Speckstein

Gießformen aus Stein 191

Material Vulkanit

Der Fundstoff

192

Material

Schenklengsfeld-Landershausen (53) Wiesbaden-Schierstein (55) Willanzheim-Hüttenheim (56) Werbach-Wenkheim (57) Bischbrunn (58) Runkel-Ennerich (59) Eltville (60) Altenbamberg (61) Willanzheim-Hüttenheim (62) Werbach-Wenkheim (63) Bad Urach (64) Heilbronn-Neckargartach (65) Münster (66) Bodman-Ludwigshafen (67) Friedberg (68) Bad Urach (69) Bad Urach (70) Bürstadt-Riedrode (71) Heilbronn-Neckargartach (72) Heilbronn-Neckargartach (73) Heilbronn-Neckargartach (74) Heilbronn-Neckargartach (75) Kleinlangheim (76) Salching (77) Ehingen (78) Dietfurt (79) Preist (80) Bad Urach (81) Bad Urach (82) Bad Urach (83) Bad Urach (84)

Hösbachit

Talkglimmerschiefer

Glimmerschiefer

Metamorphit Kalkstein

Schilfsandstein

Lettenkohlensandstein

Fundort (Kat.-Nr.)

Sandstein

Sedimentit

Basalt

Plutonit Diabas

Gabbro

Metamorphit

Granit

Pyroxenit

Tonschiefer

Gneis

serpentinisierter Amphibolit

Speckstein

Gießformen aus Stein 193

Material Vulkanit

Der Fundstoff

194

Material

Eching-Haunwang (85) Fundort unbekannt (86) Heilbronn-Neckargartach (87) Hochstadt-Oberhochstadt (88) Kobern-Gondorf (89) Landshut (90) Meckenheim (91) Bad Urach (93) Heilbronn-Neckargartach (94) Alten-Buseck (95) Dreieich-Offenthal (96) Kürnach (97) Meckenheim (98) Meckenheim (99) Wiesbaden-Biebrich (101) Künzing-Bruck (102) Friedberg (103) Blaubeuren (104) Bad Buchau (105) Altenbamberg (106) Bad Staffelstein-Romansthal (107) Creglingen-Waldmannshofen (109) Ehingen (110) Ehingen (111) Großlangheim (112) Langenselbold (113) Ludwigsburg-Pflugfelden (114) Bad Säckingen (115) Aufstetten (116) Freiburg-Opfingen (117) Hochstadt-Oberhochstadt (118)

Hösbachit

Talkglimmerschiefer

Glimmerschiefer

Metamorphit Kalkstein

Schilfsandstein

Lettenkohlensandstein

Fundort (Kat.-Nr.)

Sandstein

Sedimentit

Basalt

Plutonit Diabas

Gabbro

Metamorphit

Granit

Pyroxenit

Tonschiefer

Gneis

serpentinisierter Amphibolit

Speckstein

Gießformen aus Stein 195

Material Vulkanit

Der Fundstoff

196

Material

Landshut-Hascherkeller (119) Landau i. d. Pfalz-Arzheim (120) Bad Säckingen (121) Impflingen (122) Kelheim-Weltenburg (123) Meckenheim (124) Bad Urach (125) Bad Urach (126) Bad Urach (127) Pfungstadt-Eschollbrücken (128) Zeiskam (129) Alzey-Dautenheim (130) Leingarten-Großgartach (131) Bad Reichenhall-Karlstein (132) Bad Urach (132 A) Geiselhöring (133) Heilbronn-Neckargartach (134) Mühlheim a. d. Donau-Stetten (135) Vogtsburg i. KaiserstuhlBurkheim a. Kaiserstuhl (136) Bad Buchau (137) Heilbronn-Neckargartach (138) Vogtsburg i. KaiserstuhlBurkheim a. Kaiserstuhl (139) Bad Kreuznach (140) Bad Nauheim (141) Bad Reichenhall-Karlstein (142) Bad Reichenhall-Karlstein (143) Bad Säckingen (144) Bad Urach (145) Bad Urach (146) Bad Urach (147)

Hösbachit

Talkglimmerschiefer

Glimmerschiefer

Metamorphit Kalkstein

Schilfsandstein

Lettenkohlensandstein

Fundort (Kat.-Nr.)

Sandstein

Sedimentit

Basalt

Plutonit Diabas

Gabbro

Metamorphit

Granit

Pyroxenit

Tonschiefer

Gneis

serpentinisierter Amphibolit

Speckstein

Gießformen aus Stein 197

Material Vulkanit

Der Fundstoff

198

Material

Hösbachit

Talkglimmerschiefer

Glimmerschiefer

Metamorphit Kalkstein

Schilfsandstein

Lettenkohlensandstein

Fundort (Kat.-Nr.)

Sandstein

Sedimentit

Bad Urach (148) Bad Urach (149) Bad Urach (149 A) Bad Urach (149 B) Ehingen (150) Fellbach (151) Friedberg (152) Friedberg (153) Friedelsheim (154) Geiselhöring (155) Geiselhöring (156) Geiselhöring (157) Günzburg-Reisensburg (158 A) Günzburg-Reisensburg (158 B) Heilbronn-Neckargartach (159) Impflingen (160) Kallmünz (161) Mintraching (162) Ludwigsburg-Pflugfelden (163) Ludwigsburg-Pflugfelden (164) Mühlheim a. d. Donau-Stetten (165) Seinsheim und Ippesheim-Bullenheim (167) Tauberbischofsheim (168) Vogtsburg i. KaiserstuhlBurkheim a. Kaiserstuhl (169) Vogtsburg i. KaiserstuhlBurkheim a. Kaiserstuhl (170)

Tab. 17. Gießformen aus Stein. Gesteinsarten (Zu folgenden Gießformen fehlen die Angaben: Vilshofen a. d. Donau-Pleinting [54]; Rüsselsheim-Bauschheim [59 A]; Veringenstadt (92); Neckarwestheim (100); Bessenbach-Straßbessenbach [108]; Offenbach am Main-Bieber [166]; Wiesthal [171] [keine Beschreibung überliefert, z. Z. nicht einsehbar])

Basalt

Plutonit Diabas

Gabbro

Metamorphit

Granit

Pyroxenit

Tonschiefer

Gneis

serpentinisierter Amphibolit

Speckstein

Gießformen aus Stein 199

Material Vulkanit

Ansprache unsicher

200

Der Fundstoff

Moderne Gießexperimente haben bestätigt, dass sich nicht jeder Sandstein gleichermaßen zur Herstellung von Gießformen eignet.318 Silikatgebundene Sandsteine zerbrachen durch zu hohe Temperaturschwankungen beim Einguss.319 Bei kalkgebundenen Sandsteinen zersetzte sich das Bindemittel durch die hohen Temperaturen und hinterließ einen porösen Formstein, der nach zwei bis drei Güssen nachgearbeitet werden musste.320 Außerdem erzeugte das freiwerdende Kohlendioxid unerwünschte Gasblasen am Gussobjekt.321 Gute Resultate lieferten hingegen Gießformen aus tongebundenem Lettenkohlensandstein, der im Arbeitsgebiet als bevorzugt genutzter Rohstoff für Formsteine mehrfach belegt ist (Tab. 17).322 Sandsteine zählen zu den lokal besonders weit verbreiteten Gesteinen. Verschiedene Sandsteine waren in zahlreichen Regionen des Arbeitsgebietes leicht erreichbar.323 Es erscheint daher naheliegend, dass Formsteine regelmäßig aus in der näheren Umgebung des Fundortes anstehenden oder abgelagerten Gesteinen gewonnen werden konnten. So wurden sämtliche Gießformen von Ehingen (Nr. 30. 78. 110. 111. 150) aus feinkörnigem Eisensandstein gefertigt, der direkt am Hang des Hesselberges in der Formation Dogger Beta ansteht.324 Wohl aus einer Entfernung von etwa 15–20 km (Luftlinie) verbrachte man u. a. die Sandsteine der Gießformen aus der Höhensiedlung auf dem Runden Berg bei Bad Urach (Nr. 28. 33. 34. 36. 45. 49. 64. 69. 70. 81–84. 93. 125–127. 132 A. 145–149. 149 A. 149 B.) und Wallhausen (Nr. 44) zu ihren jeweiligen Fundorten.325 Andere Gesteine sind offenbar – entweder als Rohblock oder als ausgefertigte Gießform – über deutlich weitere Strecken transportiert worden. Dazu zählt das ultrabasische Kristallingestein (sog. Hösbachit) der beiden Gießformen von Hüttenheim (Nr. 56. 62) und einer Gießform vom Bullenheimer Berg (Nr. 167).326 Für dieses vergleichsweise seltene Gestein ist es bereits beispielhaft gelungen, ein potenzielles Vorkommen auf der Basis quantitativ mineral-analytischer Daten mit hoher Wahrscheinlichkeit zu bestimmen.327 Aufgrund seines besonderen Charakters konnte ausgeschlossen werden, dass Hösbachit in unmittelbarer Umgebung der Fundstellen gewonnen wurde. In der näheren Umgebung von Hüttenheim stehen z. B. ausschließlich Sediment- und keine Kristallingesteine an. Kristallines Grundgebirge tritt u. a. im Odenwald, Spessart, Thüringer Wald, Oberpfälzer Wald und Bayerischen Wald zu Tage. Eine ausführliche petrographische Analyse ergab schließlich, dass die Hösbachite des Spessarts die größte Ähnlichkeit mit dem Material der Gießformen von Hüttenheim (Nr. 56. 62) und dem Bullenheimer Berg (Nr. 167) besitzen. Es spricht also vieles dafür, dass dieser leicht zu bearbeitende Rohstoff mit seiner hohen Zähigkeit und ausreichender TemperaturwechselBeständigkeit, über eine Entfernung von etwa 85 km Luftlinie gezielt zu den jeweiligen Fundorten verbracht worden ist.328 318 Drescher 1955, 134; Binggeli/Binggeli/Müller 1996, 5 f.; Giese et al. 2002, 100 f. 319 Giese et al. 2002, 100. 320 Ebd. 321 Ebd. 322 Ebd. 323 Aus dem Arbeitsgebiet sind kursorisch verschiedene Vorkommen zu nennen: im Rechtsrheinischen Schiefergebirge die Sandsteine des Unterdevons im Taunus, sowie die Sandsteine des Oberdevons im Lahn-Dill-Gebiet. Aus dem Linksrheinischen Schiefergebirge der Buntsandstein der Trierer Bucht und die Sandsteine des Unterdevons der Eifel. Aus dem Harz die Sandsteine der Oberkreide, des Oberharzer Devonsattels und der Blankenburg-Zone. Außerdem die quarzitischen Sandsteinen des Devons der Wetterau und der Buntsandstein der Hessischen Senke sowie der Rhön, die Sandsteine des Odenwalds und

der Buntsandstein des Hochspessarts, aus dem süddeutschen Schichtstufenland die Sandsteine des Braunjura der Ostalb, der Fränkischen Alb, des Mittelfränkischen Beckens und des Unterkarbons der Pfalz. Außerdem die Sandsteine des Oberkarbons und des Rotliegenden im Saargebiet sowie der Untere und Mittlere Buntsandstein des Pfälzer Waldes (Angaben entnommen aus Rothe 2012). 324 Berger 1994, 63. 325 Zylmann 1990, 235 Anm. 3; Pauli 1994, 33. 326 Eine weitere Gießform aus Hösbachit ist aus der Werra-Aue, zwischen Dankmarshausen und Dippach (Kr. Eisenach) in Thüringen, bekannt (Schubert/Okrusch/Böhme 1998, Taf. 58). 327 Okrusch/Schubert 1986, 31 ff.; Schubert/Okrusch/Böhme 1998. 328 Schubert/Okrusch/Böhme 1998, 806 ff.

Gießformen aus Stein

201

Die Gießform von Creglingen-Waldmannshofen (Nr. 109) besteht aus serpentinisiertem Amphibolit.329 Die nächsten Lagerstätten für dieses Gestein liegen im ca. 170 km entfernten Fichtelgebirge. Die einzige Gießform aus Olivin-Basalt (Nr. 49) wurde wahrscheinlich aus einem zerbrochenen Mahlstein herausgearbeitet. Als Herkunfts-Region kommt der nordwestlich des Bodensees und unweit der Grenze zur Schweiz gelegene Hegau in Betracht (ca. 100–120 km Luftlinie). Ein bemerkenswert weiter Transportweg wird hingegen für das Gestein der Gießform aus der jungbronzezeitlichen Siedlung von Eltville (Nr. 60) im hessischen Rheingau diskutiert. Der verkalkte und serpentinisierte Pyroxenit soll aus dem Alpengebiet stammen, was einer Luftlinie von ca. 300 km (!) entspräche.330 Es muss sich in diesem Fall jedoch nicht unbedingt um eine gezielte Verbringung des Gesteins von der Lagerstätte zum Gebrauchsort handeln. Alternativ könnte z. B. ein Gesteinsblock als Flussgeröll vom Hochrhein bis zum Mittelrhein transportiert worden sein. Mit Ausnahme der Studie zum Hösbachit liegen für die Gießformen aus dem Arbeitsgebiet bisher keine umfassenden, mineralogisch-petrographischen Reihenuntersuchungen vor. Insbesondere Altfunde wurden zumeist nur „grob“ makroskopisch bestimmt. Die sich daraus ergebenden Schwierigkeiten und Einschränkungen im Rahmen einer wissenschaftlichen Aufarbeitung des Fundmaterials wurden eingangs bereits skizziert (s. S. 13 ff.). Ohne eine fundierte, naturwissenschaftlich abgesicherte Datenbasis sind Aussagen zum räumlichen Verhältnis der Fundorte von Gießformen zu nutzbaren Lagerstätten (vor allem bei weit verbreiteten Gesteinen) kaum möglich. Bis auf weiteres bleiben Modelle regionaler und/oder überregionaler Austauschsysteme und Distributionsmuster von Rohstoffen für Gießformen daher weitestgehend hypothetisch (s. auch Beitrag Jockenhövel S. 281 f.). Ausgerechnet für die besonders zahlreichen Gießformen aus Sandstein können sich mineralogischpetrographische Untersuchungen zudem schwierig gestalten. Nur wenn die verarbeiteten Sandsteine charakteristische Merkmale aufweisen, ist zumindest eine stratigraphische Zuordnung möglich (z. B. Buntsandstein, Keuper, Kreide). Um jedoch eine bestimmte Lagerstätte eindeutig als Rohstoffquelle identifizieren zu können, ist in der Regel eine zusätzliche mikroskopische Dünnschliffanalyse erforderlich, die mit einer Probennahme am Fundstück einhergeht. Wegen der großen Ähnlichkeit insbesondere der Sandsteine ist jedoch selbst nach Durchführung entsprechender (aus konservatorischer Sicht zudem oftmals problematischer) Maßnahmen nicht garantiert, dass überhaupt eine eindeutige Zuordnung vorgenommen werden kann.

ZUR HERSTELLUNG DER FORMEN

An verschiedenen Gießformen aus dem Arbeitsgebiet zeugen mehr oder weniger deutlich sichtbare Werkzeugspuren von der Herrichtung der Formsteine.331 Die grobe Zurichtung zählt, nach dem Brechen oder Spalten eines Rohblocks bzw. der Auswahl geeigneter Lesesteine, zu den ersten Arbeitsschritten, bei denen die Formsteine zunächst auf die gewünschte Größe gebracht und schließlich geglättet und überschliffen worden sind. Um Material und Gewicht zu sparen, folgt der äußere Umriss der Formhälften – insbesondere bei größeren Objekten – stets dem Umriss des jeweiligen Negativs. Schließlich wurden nach der Anbringung entsprechender Vorzeichnungen ein oder Gesteinsbestimmung: Mineralogisches Institut, Tübingen. Ambrosi 1981, 110–112 Abb. 53, 1. 331 Zu Lagerstätten, Gewinnung und Herstellung steinerner Gießformen: Wanzek 1989, 33 f.; Barbieri et al. 2015, 94 ff. – 329

330

Zur Bearbeitung von Gießformen, insbesondere aus Speckstein: Jantzen 2008, 147 ff.

202

Der Fundstoff

mehrere Negative eingearbeitet. Jeder dieser Arbeitsschritte hinterließ an der Gießform spezifische Spuren der eingesetzten Werkzeuge, die je nach Grad der Überarbeitung z. T. heute noch sichtbar sind.332 Bei der Bearbeitung der Formsteine kam sicher eine mehr oder weniger große Zahl verschiedener Werkzeuge aus Bronze und Stein (sowie Holz und Horn)333 aus dem jeweils verfügbaren Repertoire des bronzezeitlichen Handwerkers zum Einsatz.334 Hämmer, Beile und wohl auch Sägen335 wurden für grobe Vorarbeiten bei der Zurichtung des Formblocks genutzt. Schleifsteine in verschiedenen Größen und Formen dienten ebenso wie Quarzsand zur Glättung der Oberflächen. Klingen aus Flint haben sich (wie auch ein Stück Holzkohle)336 im experimentellen Nachvollzug bei der Vorzeichnung der Negative bewährt, die schließlich wiederum mit Hämmern, Sticheln (auch aus Flint)337, Meißeln oder Messern durch Meißeln, Schaben oder Schnitzen ausgearbeitet bzw. graviert werden konnten.338 Die Verwendung von Kugelbohrern zur Anbringung der stets auffällig regelmäßig gearbeiteten Passstiftlöcher ist ebenfalls zu vermuten.339 Bemerkenswert ist, dass auch die Außen- und Längsseiten der Gießformen, die kein Negativ tragen, regelhaft überschliffen und vollständig geglättet worden sind. Den Mehraufwand an Arbeit nahmen die bronzezeitlichen Handwerker offenbar billigend in Kauf, obwohl sich daraus kaum ein nennenswerter Vorteil für die Verwendung der Gießformen ergab. Wegen der sorgfältigen Überarbeitung mit entsprechend „feinen“ Schleifmitteln sind Werkzeugspuren auf den Oberflächen zahlreicher Formsteine mit dem bloßen Auge nicht mehr oder nur noch sehr schwach zu erkennen. Grobe Werkzeugspuren ließen sich allerdings auch durch Überschleifen nicht vollständig beseitigen (Nr. 23. 30. 31. 57. 62. 63. 124. 144. 154. 162). Aus dem Versuch, Formsteine in einem ersten Arbeitsschritt materialschonend zu spalten bzw. durchzuschleifen, resultieren möglicherweise längliche Vertiefungen auf einigen Gießformen, die an Negative für stabförmige Barren erinnern (Nr. 32. 55. 57).340 Bei zweiteiligen Gießformen, die im bifazialen Verfahren verwendet wurden, sind auch die Umrisse der beiden Formhälften stets aufeinander abgestimmt. Eine seltene Ausnahme ist die Gießform für drei Pfeilspitzen von Heilbronn-Neckargartach (Nr. 46). In diesem speziellen Fall ist mit einiger Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass es sich bei der „gröberen“ Formhälfte um Ersatz für ein ehemals entsprechendes, jedoch zerbrochenes Gegenstück handelt (Taf. 25, 46). Passkerben wurden ohne großen technischen Aufwand – zumeist auf den Stirnseiten – in den Stein geschnitten (Nr. 46. 47. 51. 57. 63. 101. 130. 154). Oftmals nicht tiefer als einen Millimeter und nur wenige Millimeter lang, kommen sie in unterschiedlicher Anzahl auf den Formen vor. Vermutlich sollte die Anbringung entsprechender Markierungen in einem frühen Stadium der Bearbeitung der Formhälften sicherstellen, dass die beiden Negative später exakt zur Deckung kamen. Das Angleichen der Passflächen durch Überschleifen zählt, ebenso wie das (seitenverkehrte) Übertragen des Negativs und dessen daran anschließende Ausarbeitung zu den abschließenden Arbeiten. Vorzeichnungen dienten dazu, sowohl die beiden Formhälften exakt aufeinander abzustimmen als auch die Negative spiegelverkehrt von einer auf die andere Formhälfte zu übertragen. Zu den wenigen Exemplaren, auf denen sich solche Vorzeichnungen erhalten haben, zählt die Gießform von Werbach332 Bei makroskopischer Betrachtung sind potenzielle Werkzeugspuren kaum zweifelsfrei auf ein bestimmtes Werkzeug zurückzuführen. 333 Barbieri et al. 2015, 97. 334 Zu den Werkzeugen bronzezeitlicher Schmiede und Gießer: Armbruster 2000, 34 ff.; Mödlinger 2011, 46 ff. 335 Wanzek 1989, 34 f.; Holdermann/Trommer 2011, 121 ff.

Barbieri et al. 2015, 97. Giese et al. 2002, 96. 338 Holdermann/Trommer 2011, 123 Abb. 4. 339 Jantzen 2008, 156. 340 Zu vergleichbaren Schleifspuren an Gießformen aus Speckstein: Jantzen 2008, 146 ff. 336 337

Gießformen aus Stein

203

Wenkheim (Nr. 57). Feine und bemerkenswert präzise gearbeitete Ritzlinien verlaufen über mehrere Seitenflächen, bevor sie sich schließlich in einem zentralen Punkt auf der Rückseite der Formhälfte kreuzen (Taf. 30, 57). Ähnliche Ritzlinien finden sich auf Gießformen aus dem Depot von Meckenheim (Nr. 99) und einem Grab von Kobern-Gondorf (Nr. 89) (Taf. 46, 89; 50, 99). Werkzeugspuren, die unmittelbar auf die Ausarbeitung eines Negativs zurückzuführen sind, blieben auf der Gießform von Hüttenheim (Nr. 62) erhalten und deuten in diesem Fall auf den Gebrauch von Metallgeräten mit einer schmalen, meißelartigen Schneide (Taf. 32, 62). Einige Gießformen unterscheiden sich in der handwerklichen Qualität deutlich vom Rest des Fundmaterials (Nr. 43. 80. 86. 154). Ob und inwieweit sich bei diesen Exemplaren individuelle Fertigkeiten von Handwerkern abzeichnen, ist nicht zu belegen. Dennoch drängt sich z. B. bei Betrachtung der Negative auf der Gießform von Preist (Nr. 80) der Eindruck auf, es könne sich um das Werkstück eines „Gesellen“ handeln (Taf. 43, 80). Nachdem das handwerklich perfekt ausgeführte Sichelnegativ (mit Gebrauchsspuren) seine Funktion verloren hatte, wurden möglicherweise die anderen (z. T. unfertigen) Negative (ohne Gebrauchsspuren) auf demselben Formstein angebracht, die in ihrer Qualität deutlich hinter das Sichelnegativ zurückfallen. Dies gilt besonders für das Blatt des zweischneidigen Rasiermessers, das bei vergleichbaren Gießformen für Rasiermesser, wenn auch nur millimeterdünn, aber stets voll ausgearbeitet ist.341 Es ist daher unwahrscheinlich, dass das Blatt vollständig aus der Rohform ausgeschmiedet wurde,342 es sein denn, ein „Lehrling/Geselle“ war an der Arbeit. Auch Gießformen mit unvollständigen Negativen, die sich – wie im Fall der Gießform mit unbekanntem Fundort (Nr. 86) aus dem Hessischen Landesmuseum in Darmstadt – aufgrund der ungewöhnlichen Ausgestaltung keinem bekannten Messertyp ohne weiteres zuweisen lassen, könnten durchaus als Werk eines wenig erfahrenen Handwerkers interpretiert werden (Taf. 44,86). Wie viele Personenarbeitsstunden aufgewendet werden mussten, um eine Gießform herzustellen, hing von zahlreichen Faktoren ab (u. a. Größe und technische Komplexität der Gießform [z. B. Anzahl der Negative], individuelle Fähigkeiten der[s] Handwerker[s], Gesteinsart). Grundsätzlich verbieten sich daher verallgemeinernde Aussagen. Experimentell ermittelte Arbeitszeiten können lediglich als ungefähre Richtwerte gelten. Zur Herstellung einer Gießform aus Speckstein für ein spätbronzezeitliches Griffangelmesser wurden insgesamt lediglich 3,5–4 Personenarbeitsstunden benötigt.343 In diesem Fall dauerte die Herstellung einer Gießform aus „weichem“ Gestein für einen geübten Handwerker also offenbar kaum länger als die Herstellung einer vergleichbaren Gießform aus keramischem Material für das Wachsausschmelzverfahren mit etwa drei Personenarbeitsstunden.344 Demgegenüber benötigten ungeübte Personen zur Herstellung einer zweischaligen Gießform für Beile (Gesamtgewicht: 3,6 kg) aus Biocalcarenit insgesamt etwa 20 Personenarbeitsstunden.345 Bei der Nutzung zweier geeigneter Formsteine – die nicht erst aus einem Block herausgearbeitet, zugeschlagen und aufeinander abgestimmt werden mussten – reduzierte sich dieser Wert dann noch einmal auf 14 Personenarbeitsstunden.

Jockenhövel 1971, 3; vgl. ebd. Nr. 89. 200. 217. 221. 324 So schon Kimmig 1937; dagegen Haberey 1938, 163 f. 343 Im einzelnen wurden folgende Arbeitsschritte ausschließlich mit bronzezeitlichen Werkzeugen (8 % Zinnbronze) und natürlichen Hilfsmitteln (Sandstein als Schleifmittel) durchgeführt: „Aufsägen“ des Formmaterials mit einer „Bronzesäge“ sowie Schleifen des Formsteins (1,5 h); alternativ Brechen, Picken und 341

342

Schleifen des Formsteins (2 h); zweiseitiges Ausarbeiten des Negativs (2 x 40 min); Anbringen von vier Bohrungen für zwei Passstifte (45 min) (Holdermann/Trommer 2011, 120 ff. Abb. 3). 344 Nicht eingerechnet wurde die Zeit für das Trocknen und Brennen. 345 Barbieri et al. 2015, 96 ff. Tab. 1.

204

Der Fundstoff FUNKTIONSWEISE

Die als Dauerformen angelegten Gießformen aus Stein waren wie Bronze-Kokillen mehrfach verwendbar. Versuche haben gezeigt, dass einige Formen aus Sandstein über 20 mal mit Bronze ausgegossen werden konnten, ohne dass abgesehen von einigen Rissen größere Beschädigungen auftraten.346 Vereinzelt wird die Haltbarkeit steinerner Gießformen sogar auf mehr als 100 Ausgüsse geschätzt.347 Pauschale Aussagen verbieten sich jedoch aufgrund der zahlreichen Einflussfaktoren, die letztendlich über die Haltbarkeit der verschiedenen Formsteine entscheiden. Neben Gießformen für den Reihenguss (mehrere Negative gleicher Art) und solchen Gießformen, die nur ein einziges Negativ tragen, sind zahlreiche Exemplare mit mehreren Negativen für unterschiedliche Objekte als sog. „Mehrzweckformen“ belegt. Bei den „echten“ Mehrzweckformen wurden die Negative auf einem Formstein von vornherein zusammen angelegt und waren zeitgleich in Gebrauch. Davon zu unterscheiden sind diejenigen Formsteine, auf denen mehrere Negative im Zuge einer Umnutzung beschädigter Gießformen nacheinander angebracht worden sind. Von „echten“ Mehrzweckgießformen ist nur dann gesichert auszugehen, wenn auf einem intakten Formstein mehrere gebrauchsfähige Negative für verschiedene Objekte erhalten sind (z. B. Nr. 63). Das einzige Verfahren zum Guss in einteiligen steinernen Gießformen ist der sog. „offene Herdguss“.348 Durch den Kontakt mit Luftsauerstoff bildete sich im offenen Herdguss nicht nur eine blasige Oberfläche am Rohling sondern auch eine störende Oxydschicht auf der somit rauen „milchhautartigen“ Oberfläche, die vor der Weiterverarbeitung durch Schleifen aufwändig entfernt werden musste. Außerdem konnte beim Erkalten der Gussspeise eine durch den Volumenverlust hervorgerufene Wölbungstendenz entstehen, die sich nachteilig auf das Gussobjekt auswirkt.349 Die Anwendung dieses vermeintlich einfachen Gießverfahrens bedeutete also mindestens bei der Weiterverarbeitung des Rohlings einen erheblichen Mehraufwand an Arbeit und ist daher durchaus umstritten bzw. wird überhaupt nur für einfache Objekte wie z. B. stab- oder beilförmige Barren in Betracht gezogen. Beim verdeckten Herdguss (monofaziale Gießform) wurden die Negative mit einer plan geschliffenen Formhälfte aus Stein (oder Holz?) abgedeckt. Diese Technik kam jedoch nur bei relativ flachen und einseitig profilierten Objekten zum Einsatz. Im Arbeitsgebiet waren dies vor allem Sicheln, Ringscheiben und Anhänger. Der weit überwiegende Teil der Gießformen aus dem Arbeitsgebiet diente jedoch zur Herstellung beidseitig profilierter Objekte, die in zweischaligen (bifazialen) Gießformen gegossen wurden. Bei der Nutzung von zweischaligen Gießformen, die während des Befüllens senkrecht standen, kam es zur stärksten Lunkerbildung im Bereich des Gusszapfens, der sich jedoch problemlos vom Werkstück abtrennen ließ.350 Im Unterschied dazu ergaben Experimente im verdeckten Herdguss ungleichmäßig verteilte Lunker im gesamten Rohling. Soweit heute noch erkennbar wurden die Bohrungen für Passzapfen aus Holz (oder Metall?) auf sämtlichen bifazialen Gießformen so angebracht, dass ein größtmöglicher Halt gegen ein Verrutschen der Formhälften gewährleistet war. Vereinzelt belegen Verschnürungsrillen eine Umwicklung, evtl. mit Lederriemen351, Pflanzenfasern352 oder Draht353. Auf diese Weise zusammengehalten, konnte ein VerBinggeli/Binggeli/Müller 1996, 5 f. Jantzen 2008, 161. 348 Die Bezeichnung „Herd“ steht für das Negativ einer Gießform, in der das Objekt ausgegossen wird. 349 Holdermann/Trommer 2011, 121. 350 Ottaway 1994, 207; Armbruster 2000, 37; Holdermann/ Trommer 2011, 121 ff. 346

351

347

352 353

71.

Binggeli/Binggeli/Müller 1996, 5 f. Armbruster 2000, 71. Jantzen 1991; Steffgen/Wirth 1999, 39 f.; Armbruster 2000,

Gießformen aus Stein

205

rutschen der beiden Formsteine während des Gebrauchs effektiv vermieden werden.354 Dafür kommt wohl nur Bronzedraht in Frage, da Schnüre aus organischem Material spätestens beim Guss oder sogar schon beim Erwärmen der Gießform verbrennen würden. Es ist jedoch möglich, zweischalige Formen mit Schnüren zusammenzubinden und diese anschließend mit einer Schicht Lehm zu umhüllen. Eine entsprechende Ummantelung mit Lehm trug insbesondere bei kleinformatigen Gießformen zusätzlich zur Isolation der Gießform bei, verhinderte also ein zu schnelles Auskühlen und somit ein vorzeitiges Einfrieren der Gussspeise. An den steinernen Gießformen, die im verdeckten Herdguss verwendet wurden und aus einer Gussschale und einer flachen Deckplatte ohne Negativ bestehen, fehlen sowohl Passkerben als auch Bohrungen für Passstifte und Schnürungsrillen. Ein passgenaues Aufeinanderliegen beider Formhälften musste bei monofazialen Gießformen nicht gewährleistet sein. Je nach Dichte kann das verwendete Gestein eine bestimmte Menge Gas aufnehmen, die aus der Gussspeise aufsteigt. Experimente mit zu dicht schließenden Formhälften, bei denen zu wenig Luft und Gase entlang der Passflächen entweichen konnten, misslangen.355 Zahlreiche Gießformen aus dem Arbeitsgebiet wurden daher mit zusätzlichen Abzugskanälen versehen. Mit dem Aufkommen von Geräten mit Tüllen wurden Gusskerne aus Metall, keramischem Material (bei größeren Objekten) oder Stein in die Gießformen eingesetzt.356 Bei den ältesten Gießformen aus dem Arbeitsgebiet, die dieses Verfahren repräsentieren, handelt es sich um zwei Exemplare zur Herstellung von Lanzenspitzen (Nr. 29. 35) aus dem Depot von Burgkirchen a. d. Alz-Margarethenberg (Stufe Bz A 2/Bz B). Gießformen, die im material- und gewichtsschonenden Kernguss zur Produktion von Tüllengeräten verwendet wurden, zeigen beiderseits des Eingusskanals häufig horizontal verlaufende Kernschlösser (Nr. 29. 31. 32. 33. 35. 138) (Abb. 17 A. B). In einem Kernschloss357 lagen in der Regel rundstabige Kernhalter358 aus Metall. Sie dienten dazu, den Gusskern fest in der Form zu fixieren. Verrutschte der Kern beim Guss, war eine gleichmäßige Wandstärke nicht mehr gewährleistet. Das Gussstück war minderwertig und konnte an den entsprechenden Stellen leicht ausbrechen. Nach Entfernung der Kernhalter blieben runde bis leicht ovale Löcher in der Tüllenwandung zurück. Tüllenbeile wurden zumeist „von oben durch zwei vom Gusstrichter des Kernes abzweigende Gußkanäle gegossen“359 (Abb. 17 B). Bei kleineren Objekten, wie z. B. Tüllenpfeilspitzen (Nr. 38. 39. 40. 42), kamen wohl ausschließlich Gusskerne aus Metall zum Einsatz. In halbkreisförmige Vertiefungen oberhalb des Negativs wurde der Gusskern eingelegt und (evtl. alternativ mit einer Drahtschlaufe) fixiert (Abb. 17 C). Der Einguss erfolgte schließlich über seitlich an das Negativ herangeführte Gusskanäle. Beim sog. „Überfangguss“ (bzw. Verbundguss) wird „ein vorhandener Metallgegenstand durch den Anguß eines zweiten überfangen oder umklammert“ (Abb. 17 D).360 Im Arbeitsgebiet ist diese Technik bisher nur durch eine einzige wohl urnenfelderzeitliche Formhälfte von Creglingen-Waldmannshofen (Nr. 109) belegt. Ursprünglich konnten in der vollständigen Gießform vier bzw. fünf kugelförmige Nadelköpfe gleichzeitig angegossen und mechanisch durch Oberflächenhaftung jeweils mit einem zuvor in die Gießform eingelegten Nadelschaft verbunden werden. Um das Ziel einer vollständigen Formfüllung zu erreichen, galt es, die wesentlichen Gießparameter wie Gießtemperatur und die Dauer der Gießzeit optimal aufeinander abzustimmen.361 Zusätzlich Zusätzlich wird der Einsatz von Klemmen oder Zangen in Betracht gezogen (Armbruster 2000, 71). 355 Ottaway 1994, 207. 356 Hansen 1994, 131 ff. Abb. 72 [Verbreitungskarte]. 357 Armbruster 2000, 41. 354

358 359 360 361

Drescher 1958. Kibbert 1984, 119. Drescher 1958, 2. Wirth 2003, 46.

206

Der Fundstoff

A

B

C

D

Abb. 17. Funktionsweise der Gießformen von Heilbronn-Neckargartach (A = Nr. 138; B = Nr. 65), Riesbürg (C = Nr. 42) und Creglingen-Waldmannshofen (D = Nr. 109) (A. B nach Drescher 1987; C nach Drescher 1958; D nach Urbon 1959) (ohne M.)

Gießformen aus Stein

207

waren die Zusammensetzung der Legierung und das Material der Gießform von Bedeutung.362 Vor dem Guss bedurfte es jedoch zunächst einer entsprechenden Vorbereitung der Gießform.363 Das Gestein musste trocken sein.364 Negative (sowie Gusskerne, Kernhalter und Passstifte) versah man mit einer trennenden Schicht (sog. „Schlichte“) aus Fett, Öl oder Talkum.365 In erfolgreichen Experimenten wurde auch Ruß in die Formen eingebracht.366 Durch die spezielle Beschichtung sollte sich die erkaltete Bronze leichter aus der Form lösen lassen, ohne dass dabei der Formstein oder der Rohling Schaden nahm.367 Eine gleichmäßige Erwärmung der Gießform beugt einem Platzen oder Zerspringen des Formsteins vor und verhindert ein vorzeitiges Erstarren der Gussspeise bei zu schneller Auskühlung (Abb. 7).368 Um einen zu großen „Temperaturschock“ zu vermeiden, mussten die Formhälften nach dem Guss langsam abkühlen. Auf diese Weise konnte übermäßigen Spannungen und evtl. daraus resultierenden Rissen am Gussstück (Fehlguss) entgegengewirkt werden.

GEBRAUCHSSPUREN

Allgemein gelten Verfärbungen durch Hitzeeinwirkung oder Schmauchspuren an Gießformen aus Stein als eindeutige Indizien für deren Gebrauch.369 Der weit überwiegende Teil der Gießformen, an denen Originalstudien durchgeführt werden konnten oder deren Beschreibungen in der Literatur eine differenzierte Bewertung zulassen, weist Verfärbungen auf (Abb. 18). 20 20

39 39

ohne unspezifisch schwach

13

intensiv

23 Abb. 18. Gießformen aus Stein. Grad der Verfärbungen durch Hitzeeinwirkung (Anzahl [n] gesamt: 95)

Lediglich an etwa 19 % der Gießformen sind bei makroskopischer Betrachtung keine signifikanten farblichen Veränderungen gegenüber dem Ausgangsgestein erkennbar. Sie könnten daher als sog. VorWirth 2003; Ottaway/Wang 2004, 84. Zum Guss einer Messerklinge in einer Gießform aus Sandoder Speckstein konnte experimentell eine Vorbereitungszeit (Vorwärmen, Einrußen, Zusammensetzen der beiden Formhälften) von 15 min ermittelt werden (Holdermann/Trommer 2011, 124 f. Abb. 5). 364 Bei experimentellen Nachgüssen zersprangen einige Formen direkt beim ersten Ausguss mit Metall, weil das bergfrische Gestein noch zu viel Feuchtigkeit enthielt (Drescher 1978, 100). 365 Jantzen 2008, 97. 362 363

Ottaway 1994, 207; Holdermann/Trommer 2011, 124. Armbruster 2000, 68. 368 Ottaway 1994, 120; Mols 2001, 55; Jantzen 2008, 158 f. – Für einen Einguss in „kalte“ Formen: Giese et al. 2002, 99. 369 Vereinzelt mögen Verfärbungen auch durch rezente Gießversuche im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden sein. Soweit heute noch nachvollziehbar, bleiben derartige Versuche jedoch die Ausnahme und sind daher als verfälschender Faktor zu vernachlässigen. 366

367

208

Der Fundstoff

oder „Mutterformen“ zur Herstellung von Modellen aus Wachs genutzt worden sein.370 Allerdings ist eine solche Interpretation keinesfalls zwingend und mit archäologischen Methoden allein nicht zu belegen. Denn einige der betreffenden Formsteine sind verwittert, die originalen Oberflächen also stark abgerieben (Nr. 33. 70). Manche Exemplare sind evtl. bereits bei der Herstellung zerbrochen und wurden daher nie zum Guss verwendet. Andere Formsteine bestehen aus sehr dunklen Gesteinen, bei denen die Identifikation von (schwachen) Brandspuren mit bloßem Auge nicht möglich ist. Als „unspezifisch“ wurden all jene Verfärbungen auf den Formflächen bezeichnet, die sich nicht eindeutig auf die Negative oder die Eingusspartien beziehen. Zwar ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch diese Verfärbungen ursächlich mit dem Gebrauch der jeweiligen Gießform in Verbindung stehen (Vorheizen des Formsteins in Vorbereitung des Gießprozesses). Alternativ könnten sie aber auch z. B. durch Verwitterungsprozesse, ein spezielles Bodenmilieu, ein Schadfeuer oder durch das Einfüllen glühender Holzkohle in eine Grube mit Gießformfragmenten hervorgerufen worden sein, wenn eine Hitzequelle über einen ausreichend langen Zeitraum auf die Gesteinsoberfläche einwirkte. Als „schwach“ wurden geringe Verfärbungen bezeichnet, die sich eindeutig auf die Eingusspartien und/oder die Negative beziehen. Sie sind zwar ein klares Indiz für die Verwendung der Gießformen mit flüssigem Metall, jedoch nicht zwangsläufig für den Bronzeguss. Verfärbungen dieser Art könnten theoretisch auch aus einem Gebrauch mit Zinn oder Blei (zur Fertigung von Modellen?) resultieren, die gegenüber Bronze einen erheblich niedrigeren Schmelzpunkt besitzen und sich somit bei wesentlich niedrigeren Temperaturen verarbeiten lassen.371 Gussversuche mit Blei, Zinn und einer Blei-ZinnLegierung belegen, dass ein Gebrauch dieser Metalle – auch nach mehreren Ausgüssen – dementsprechend deutlich schwächere Verfärbungen als Bronze hervorruft.372 An etwa 37 % der Gießformen aus Stein sind intensive Verfärbungen vorhanden, insbesondere an den Negativen und deren Rändern, sowie an den Eingusspartien. Dieser Gruppe hinzugerechnet wurden auch Abdrücke von Negativumrissen auf planen Deckplatten, wie sie vor allem bei der Herstellung von Sicheln Verwendung fanden. Nur bei Formsteinen mit intensiven Verfärbungen kann bereits bei äußerer Betrachtung mit hoher Wahrscheinlichkeit auf einen Gebrauch (auch) mit Bronze geschlossen werden. Nur an fünf Gießformen (Nr. 42. 46. 75. 104. 120) waren im Rahmen von Originalstudien potenzielle Metallrückstände zu verzeichnen, die aufgrund ihrer charakteristischen grünlichen Färbung bei rein optischer Betrachtung identifiziert werden konnten. Ein Grund für das seltene Vorkommen derartiger Befunde mögen allzu gründliche Reinigungen an Altfunden im 19. und frühen 20. Jahrhundert sein. Allerdings treten entsprechende Gebrauchsspuren auch an jüngeren, modern restaurierten Funden nur selten auf. Zudem bleiben bei einer äußerlichen, rein optischen Begutachtung selbst bei einem positiven Befund und ohne eine zusätzliche Absicherung durch naturwissenschaftliche Analyseverfahren einige Unsicherheiten im Hinblick auf Art und Ursache der Rückstände bestehen (s. S. 17 ff.). An keiner Gießform aus dem Arbeitsgebiet sind Metallanhaftungen in größerer, d. h. optisch markanter Menge vorhanden. Die betreffenden Formsteine weisen kaum mehr als grünliche Verfärbungen auf, die zunächst lediglich auf einen wie auch immer gearteten Kontakt der Oberflächen mit Bronze schließen lassen.373 Wie die Hitzeverfärbungen beschränken sich auch die potenziellen Metallrückstände keinesfalls ausschließlich auf die Negative, sondern finden sich in der Regel auch (oder ausschließlich) auf anderen Formflächen. Nur wenn, wie im Fall der Gießformen aus dem Depot von Heilbronn-NeckarDrescher 1955. Goldmann 1981, 112. 372 Drescher 1978, 99 ff. – Die im Rahmen der Experimente verwendeten Gießformen bestanden aus Talkstein sowie feinkörnigem und quarzitischem Sandstein, die auch im Arbeitsgebiet be370 371

sonders häufig zur Herstellung von Gießformen genutzt worden sind. 373 In Erwägung zu ziehen sind u. a. sekundäre Verunreinigungen durch Kontakt mit Bronzeobjekten während der Bodenlagerung z. B. innerhalb einer Abfallgrube.

Gießformen aus Stein

209

gartach (Nr. 46. 75) und Landau i. d. Pfalz-Arzheim (Nr. 120), potenzielle Metallrückstände innerhalb der Negative und/oder im Eingussbereich vorhanden sind, können diese also mit einiger Sicherheit auf entsprechende Gießprozesse zurückgeführt werden. Maßgeblich für die hier vorgenommene Beurteilung der Funktionsfähigkeit war der Zustand der Formsteine zum Zeitpunkt der Fundaufnahme. Um als funktionsfähig zu gelten, mussten an bifazialen Gießformen die Eingusspartien und Negative intakt und beide Formhälften vorhanden sein. Diese Kriterien erfüllten nur zwei bifaziale Gießformen aus dem Depot von Heilbronn-Neckargartach (Nr. 46. 65) und ein weiteres Exemplar aus dem Grab von Kobern-Gondorf (Nr. 89). Es ist bemerkenswert, dass unter diesen Voraussetzungen kein einziger Fund aus einem Siedlungszusammenhang als gebrauchsfähig gelten kann. Es entsteht der Eindruck, als seien die Gießformen aus Siedlungen ausnahmslos während des Gebrauchs zerbrochen und anschließend in Abfallgruben gelangt, während die Gießformen aus Depots374 eher als Verwahrfunde, d. h. als (saisonal genutztes?) funktionsfähiges Werkzeug eines (Wander-?)Handwerkers interpretiert werden können. Demgegenüber zeichnen Gießformen als Grabbeigabe die bestattete Person wohl in besonderer Weise aus.375 Diesen Eindruck bestätigen auch die einzigen beiden vollständigen und funktionsfähigen, monofazialen Gießformen aus dem Arbeitsgebiet (Nr. 72. 75). Sie wurden zum Guss von Sicheln genutzt und stammen ebenfalls aus dem umfangreichen Depot von Heilbronn-Neckargartach. Monofaziale Gießformen müssen jedoch auch dann als zumindest eingeschränkt funktionsfähig gelten, wenn nur ein Formstein mit wenigstens einem unbeschädigten Negativ vorhanden ist. Darunter fallen insgesamt acht Gießformen für beilförmige Barren (Nr. 50. 53. 58), Sicheln (Nr. 71), Zierscheiben (Nr. 96), Anhänger (Nr. 105) und Fingerringe (Nr. 117. 119), zu deren Gebrauch es lediglich noch einer ergänzenden planen Deckplatte (möglicherweise auch aus Holz) bedurfte. Von den Formsteinen, die wahrscheinlich als Gießformen für stabförmige Barren im offenen Herdguss verwendet wurden, sind nur an zwei Exemplaren von Heilbronn-Neckargartach vollständige Negative erhalten (Nr. 23. 134). Allerdings konnte theoretisch auch in fragmentarische Negative auf zerbrochenen Formsteinen mit Erfolg gegossen werden, wenn die vollständigen Negative nicht grundsätzlich mit gewissen Normgrößen der zu gießenden Barren gleichzusetzen sind. Lediglich ca. 23 % der 154 Gießformen aus Stein können als funktionsfähig oder zumindest eingeschränkt funktionsfähig bezeichnet werden. Die zahlreichen beschädigten Gießformen aus gut dokumentierten Siedlungsgruben sprechen dafür, dass der weit überwiegende Teil sämtlicher beschädigter Gießformen – (insbesondere aus Siedlungen) – schon in der Bronze- und Urnenfelderzeit zum Ausschuss gehörte; auch wenn nach Jahrtausenden der Bodenlagerung und bei teilweise unbekannten Fundumständen die Frage, wann ein Formstein letztendlich zerbrach, ein Negativ beschädigt wurde oder eine Formhälfte verloren ging, in zahlreichen Fällen nicht mehr sicher zu beantworten ist.

ZEITSTELLUNG

Von den insgesamt 154 Gießformen aus Stein können 149 Exemplare mehr oder weniger präzise anhand von datierenden Beifunden und/oder anhand der erhaltenen Negative chronologisch eingeordnet werden (Abb. 19; Taf. 70).376 374 Auch die nahezu ausschließlich an Depots gebundenen Gießformen aus Bronze sind im Arbeitsgebiet mit einer Ausnahme (Nr. 19) als zweischalige Formen überliefert und noch gebrauchsfähig (s. S. 75 ff.).

Siehe auch A. Jockenhövel s. S. 217 ff. Fünf Gießformen (Nr. 42. 60. 67. 154. 161) lassen sich chronologisch auf keinen bestimmten Abschnitt der Bronze- und Urnenfelderzeit festlegen. 375

376

Der Fundstoff

210 7

77 10

Urnenfelderzeit 88

frühe Urnenfelderzeit/ späte Hügelgräberzeit Hügelgräberzeit ältere Hügelgräberzeit/ jüngere Frühbronzezeit Frühbronzezeit

117

Abb. 19. Gießformen aus Stein. Zeitstellung der datierbaren Exemplare (Anzahl [n] gesamt: 149)

Die ältesten Gießformen aus Stein dienten zur Herstellung von Dolch- bzw. Stabdolchklingen (Nr. 24), Miniaturdolchen (Nr. 25), Beilen (Nr. 47. 48) bzw. beil- und stabförmigen Barren (Nr. 50–53. 58. 132). Ein grünlich gefärbter Flysch-Sandstein (Nr. 142) mit zwei am Rande eingearbeiteten, länglichen Vertiefungen ist nur schwer zu interpretieren. Möglicherweise handelt es sich um eine unfertige Gießform, ebenfalls für eine Dolchklinge. Als frühbronzezeitlich wird auch eine wesentlich jünger anmutende Gießform (Nr. 143) für Zierknöpfe, Scheiben oder Ringe bezeichnet. Die wenigen Gießformen der Frühbronzezeit kommen – soweit dies heute noch zu beurteilen ist – weitgehend aus Siedlungen, die wiederum nur einen kleinen Ausschnitt aus dem bronzezeitlichen Gerätespektrum abbilden. Aus gezielten, umfangreicheren Grabungen stammen nur die Gießformen aus der Siedlung von Bad Reichenhall-Karlstein (Nr. 24. 48. 132. 142. 143), die zu Beginn des 20. Jahrhunderts entdeckt worden sind. Zwar wurde auch das Formfragment (Nr. 47) aus der Höhensiedlung von Ammerbuch-Reusten in den 1920er Jahren bei Ausgrabungen geborgen, weder über die stratigraphische Lage noch über datierende Beifunde ist jedoch etwas bekannt. Auch die Fundzusammenhänge und die exakte Fundlage der beschädigten Gießform von Feldafing (Nr. 51) (sog. „Roseninsel“ im Starnberger See) sind unbekannt. Sie kann lediglich allgemein einer Grabungskampagne zugeordnet werden, die 1895 im Inneren der Insel durchgeführt worden ist. Bei den übrigen Gießformen (Nr. 25. 50. 52. 53. 58) handelt es sich um Zufallsbzw. Einzelfunde, die, wie das Formfragment von Ammerbuch-Reusten, lediglich über die z. T. schlecht erhaltenen Negative unter Vorbehalt interpretiert (Nr. 47. 52. 53) und zeitlich einzuordnen sind. An den Übergang von der jüngeren Frühbronzezeit zur älteren Hügelgräberzeit ist das älteste – als solches erkannte – Depot mit Gießformen aus dem Arbeitsgebiet zu stellen. Die beiden Gießformen von Burgkirchen a. d. Alz-Margarethenberg (Nr. 29. 35) dienten zum Guss von Lanzenspitzen, Meißeln und Dolchen.377 Auch für die anschließende Hügelgräberzeit ist die Anzahl der aus dem Arbeitsgebiet bekannten Gießformen bisher vergleichsweise gering (Abb. 19). Das durch die überlieferten Negative repräsentierte Gerätespektrum wird nur unwesentlich erweitert. So treten im Verlauf der Hügelgräberzeit Negative für Messer (Nr. 63), Nadeln (Nr. 113) und Anhänger (Nr. 59 A. 102) hinzu. 377 Wegen des Negativs für einen Griffzungendolch mit Mittelrippe schlägt U. Wels-Weyrauch alternativ eine Datierung in die Mittel- (Stufe Bz C 1) bzw. Späthügelgräberzeit (Stufe Bz C 2 [Stufe Asenkofen]) vor (Wels-Weyrauch 2015, 7. 89).

Gießformen aus Stein

211

Von denjenigen Gießformen, die sich allgemein als hügelgräberzeitlich bezeichnen lassen, liegt nur ein Exemplar (Nr. 54) aus einer Höhensiedlung vor. Das auf dem Spitzdobel bei Vilshofen a. d. Donau-Pleinting geborgene Formfragment, wohl für ein Lappenbeil und ein unbestimmtes Objekt, datiert in die frühe Mittelbronzezeit.378 Das einzige Depot aus diesem Zeitabschnitt ist von WerbachWenkheim bekannt. Es besteht aus zwei Gießformen (Nr. 57. 63) mit Formnegativen für Absatzbeile und ein „Oberpfälzer“ Vollgriffmesser, die als geschlossener Fund in die späte Hügelgräberzeit (Stufe Bz C 2) zu stellen sind.379 Den Übergang zur Urnenfelderzeit markieren die Gießformen aus den Flachlandsiedlungen von Vohburg a. d. Donau-Oberdünzing (Nr. 27) und Geiselhöring (Nr. 38. 39. 133. 155–157) sowie der Einzelfund von Kleinlangheim (Nr. 76). Die beiden stark beschädigten Fragmente aus Kleinlangheim lassen sich wohl zu einer Gießform für eine nicht mehr näher zu bestimmende Sichel ergänzen, die als Gerätetyp hier erstmals in der Stufe Bz D/Ha A 1 im Arbeitsgebiet auf einer Gießform begegnen. Als deutlicher Ausdruck einer im Verlauf der Bronzezeit allmählich zunehmenden Bedeutung der Metallgewinnung und -verarbeitung kann der weit überwiegende Teil (ca. 82 %) der Fundorte mit steinernen Gießformen aus dem Arbeitsgebiet der Urnenfelderzeit zugewiesen werden (Abb. 19). Innerhalb dieses Zeitabschnitts sind die Gießformen wiederum mehrheitlich der fortgeschrittenen bzw. der späten Urnenfelderzeit zuzuordnen. In der Urnenfelderzeit findet die starke Zunahme sowohl der befestigten Höhensiedlungen als auch der Deponierungssitten ihren Niederschlag, auch bei den Gießformen. Von 15 Höhensiedlungen mit Gießformen aus Stein, lieferten zwölf urnenfelderzeitliche Exemplare. Ebenso sind von den sechs bisher bekannten Depots mit Gießformen aus Stein vier der späten Urnenfelderzeit zuzuweisen. Einhergehend mit dem Anstieg der Gießformenfunde verdoppelt sich auch die Anzahl der durch die Negative repräsentierten Objekttypen gegenüber den vorausgegangenen Zeitabschnitten der frühen- und mittleren Bronzezeit.

VERBREITUNG

Im Vergleich zu den Gießformen aus keramischem Material und Bronze bilden Gießformen aus Stein die zahlenmäßig deutlich größte Gruppe. Dennoch ist die Gesamtzahl der bis heute bekannt gewordenen Funde im Vergleich zu anderen Objektgruppen der Bronze- und Urnenfelderzeit relativ gering. Eine Interpretation des sich abzeichnenden Verbreitungsmusters ist auch aus diesem Grund bisher nur sehr eingeschränkt möglich (s. S. 13 ff.). Grundsätzlich ist die deutliche Bindung der Fundorte von steinernen Gießformen an die großen Flusssysteme offensichtlich (Taf. 69, A). Im Arbeitsgebiet zeichnen sich mindestens drei Fundkonzentrationen ab: neben einer Häufung von Funden im Rhein-Main-Gebiet (sowie im weiteren Verlauf entlang des Mains) existieren zwei weitere Fundhäufungen am mittleren Neckar und im oberen Donautal (Donaubogen bei Regensburg). Mit seinem deutlichen Bezug auf die bevorzugten Siedlungslandschaften liegt das Gros der bisher bekannten Gießformen somit abseits der Kupfererzlagerstätten in den Alpen und den deutschen Mittelgebirgsregionen.380

Wandling 1997, 212 Nr. 35. Kibbert 1980, 267; Hohlbein 2016, 33 f. 380 Zu Kupferlagerstätten: Jockenhövel 1983; Möslein/Winghart 2002; Bachmann et al. 2004. – Zu einem vergleichbaren Ergebnis 378

379

kommt B. Wanzek für das südöstliche Europa: „Betrachten wir die spätbronzezeitlichen Gußmodel [...], so ist kein signifikanter Bezug zwischen ihnen und der Verteilung der Lagerstätten spürbar [...].“ (Wanzek 1989, 178 f.)

212

Der Fundstoff

Die betreffenden Landschaften entlang der Flusssysteme werden vor allem durch gute agrarische Bedingungen (u. a. lößhaltige Böden, sowie Braun- und Schwarzerdeböden)381 in Kombination mit einer verkehrsgünstigen Lage vor dem Hintergrund der Einbettung in überregionale Austauschsysteme gekennzeichnet. Dies trifft auf die Nord-Süd Verbindungen entlang von Rhein und Neckar ebenso zu wie auf den Main, der als natürlicher Verkehrsweg eine Ost-West-Verbindung zwischen dem rheinischen und dem böhmischen Raum bzw. den mittel- und ostdeutschen Bronzezeitgruppen bildet. Die Landschaft entlang der Donau markiert bekanntlich einen der wichtigsten Verkehrswege, der Zentraleuropa mit dem Schwarzen Meer verband. Als Beleg für einen überregionalen Austausch zwischen Süddeutschland und dem Karpatenbecken, der die Bedeutung der Donauroute für Mitteleuropa während der mittleren und späten Bronzezeit unterstreicht, steht z. B. die Gießformen für Herzanhänger mit Ringöse von Bad Buchau (Nr. 105).382 Zwar liegen offene Herzanhänger in verschiedenen Exemplaren aus Oberbayern und der Oberpfalz vor, das Negativ von Bad Buchau entspricht in seiner speziellen Ausführung jedoch keinem der bisher aus dem Arbeitsgebiet bekannten Anhänger.383 Die Gießform repräsentiert vielmehr einem Anhängertyp mit Hauptverbreitungsgebiet im Karpatenbecken.384

381 Eine Karte zur Verbreitung von Siedlungsräumen im südlichen Mitteleuropa unter Einbezug von Lagerstätten (Kupfer, Zinn, Gold u. a.) und Böden bei Bartelheim 2007, 186 Abb. IV.1.

382 383 384

Primas/Pernicka 1998,56 f. Wels-Weyrauch 1978, 65; 1991, 37 f. Nr. 156–162. Dies. 1978, 63; 1991, Taf. 38, A; 2014, 319 Abb. 2.

A LT E U RO PÄ I S C H E G R Ä B E R D E R K U P F E R Z E I T, B RO N Z E Z E I T U N D Ä LT E R E N E I S E N Z E I T M I T B E I G A B E N AU S D E M G I E S S E R E I W E S E N (GIESSFORMEN, DÜSEN, TIEGEL) von Albrecht Jockenhövel

I N H A LT S V E R Z E I C H N I S

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217 Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schwerpunkte der Studie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zur Definition von Werkzeug und Gerät . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zur bronzezeitlichen Werkzeugkunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zur Definition eines Handwerkergrabes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Quellen zum Handwerk. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zur Forschungsgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zur Quellenbasis von Handwerkergräbern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

217 217 218 219 220 220 223 225

Katalog der Gräber mit Gießformen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227 Endneolithische und älterbronzezeitliche Gräber mit Gießformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mittelbronzezeitlicher Kontext mit Gießformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jungbronzezeitliche Gräber mit Gießformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lausitzer Kulturgebiet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Polen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mähren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Slowakei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Piliny-Kultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Trzciniec-Kultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Südskandinavien und Baltikum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eisenzeitliche Gräber mit Gießformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zu den archäometallurgischen Funden von Lăpuş (Maramureş, Rumänien) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zum Befund von Žákava (Westböhmen). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zur Gießform von Kratzeburg (Mecklenburg-Vorpommern) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

232 233 239 244 244 249 259 260 265 265 265 265 267 268 268

Auswertung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 270 Quellenkritik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeitstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verbreitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zum sozialen Kontext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zu Geschlecht und Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zu Konstitution und Pathologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zum Rang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zur Wissensvermittlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zur Funktion. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

270 271 272 274 274 275 276 277 279

216

Inhaltsverzeichnis

Zur Fundlage. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279 Zum Material der Gießformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 280 Exkurs: Zur Herkunft der Gesteine für Gießformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281 Zum Gebrauch der Gießformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283 Zur Produktpalette der Gießformen aus Gräbern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284 Endneolithikum, Altbronzezeit und Mittelbronzezeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285 Jungbronzezeit außerhalb der Lausitzer Kultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 287 Lausitzer Kultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 288 Gießformen für Sicheln. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 288 Bemerkungen zu Sicheln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289 Gießformen für Tüllenbeile, Tüllenhämmer und Tüllenmeißel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .290 Gießformen für Messer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 292 Gießformen für Rasiermesser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293 Gießformen für Fibelnadeln, Nadeln und Nähnadeln. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 295 Gießformen für Waffen: Pfeil- und Lanzenspitzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297 Gießformen für Stabbarren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297 Gießformen für sonstige Objekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 298 Ältere Eisenzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 298 Düsen als Grabbeigaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299 Tondüsen von Blasrohren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299 Gebogene Düsen von Blasebälgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 304 Zur Symbolik der Düsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 306 Tiegel als Grabbeigaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 306 Zum Repertoire der Gießer und ihre Arbeitsorganisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 310 Zusammenfassung und Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 312 Literaturverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 318 Ortsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 335

Einleitung Vorbemerkung

Vorliegende Studie hat eine sehr lange – eigentlich zu lange – Entstehungsgeschichte. Sie geht zurück auf die späten 1960er/frühen 1970er Jahre, als mir im Zusammenhang mit meinen Arbeiten zur Gerätgruppe der bronzezeitlichen Rasiermesser bewusst wurde, dass es bis dahin keine eingehende Beschäftigung mit bronzezeitlichen Werkzeugen als Beigaben in Gräbern gab. Dies überrascht umso mehr, als in der mitteleuropäischen Bronzezeit parallel zu einer vertikalen auch eine horizontale Differenzierung der Gesellschaften einherging, die auch das Handwerk erfasste. Zahlreiche Werkzeugfunde, detaillierte Analysen der Fertigprodukte, Reste von Werkplätzen („workshops“) u. a. deuten auf ein entfaltetes Handwerk, exzeptionelle und/oder hervorragend gearbeitete Gegenstände aus Edelmetall und Bronze auf eine hohe Kunstfertigkeit besonders des Metallhandwerkers hin. Der bronzezeitliche Handwerker als Produzent interregional verbreiteter Formen („Typen“) und religiöser Symbolik – vgl. z. B. Vogelsonnenbarke – war in Personalunion Träger und Vermittler von Technologie und Religion. Doch wie ist der Handwerker als Individuum archäologisch fassbar? Hier bieten sich vor allem Grabfunde mit Werkzeugen als Beigaben als Quelle an, denn sie bilden als geschlossene Ensembles die besten Möglichkeiten, gewisse Aussagen zur individuellen Ausstattung des Handwerkers in seiner gesellschaftlichen Bindung zu treffen. Schwerpunkte der Studie

In Ergänzung zur Vorlage der bronzezeitlichen Gießformen Süd- und Westdeutschlands durch Michael Overbeck bot es sich an, die für mich aus der Literatur erreichbaren Gräber mit Fundgruppen aus dem Gießereiwesen (Gießformen, Düsen, Tiegel) an dieser Stelle vorzulegen. Ihre Basis ist die möglichst vollständige Erfassung der relevanten Grabfunde in einem nach PBF-Muster aufgebautem Katalog. Auf einen Vergleich der Gräber mit Siedlungen und Hortfunden mit Werkzeugen/Geräten musste aus Platzgründen leider verzichtet werden. Ein Gesamtverständnis des frühen Handwerks kann daher erst erreicht werden, wenn alle Handwerksbereiche gleichberechtigt miteinander verglichen und ihre raumzeitlich gebundene Relevanz erfasst werden kann. Diese Arbeiten sind essentiell für die Beantwortung von Fragen nach Struktur und Organisation, insbesondere nach der inneren Differenzierung und Spezialisierung sowie potenziellen Arbeitsteilung im Handwerk. Nur auf diesem Wege lassen sich die verschiedenen Handwerksbereiche miteinander vergleichen und ihre jeweilige eigene Rolle verdeutlichen. Das bisher zumeist im Fokus stehende Metallhandwerk ist, wenn auch Epochen prägend, nur ein Handwerk unter vielen Handwerken, wie u. a. Holz-, Knochen-/Geweih-, Leder-, Textil-, Töpferhandwerk. Wenn möglich, werden Aussagen zu Alter, Geschlecht und Rang der in den Gräbern bestatteten Toten getroffen. Da insbesondere das bronzezeitliche Handwerk Alteuropas in seiner technischen (nicht sozialen) Infrastruktur sich nicht wesentlich von dem der gleichzeitigen bronzezeitlichen Hochkulturen in Ägypten, dem Vorderen Orient, in Anatolien und in der Ägäis unterscheidet, ja viele technische Gemeinsamkeiten evident sind, werden stellenweise auch diese Regionen einbezogen, insbesondere wegen ihrer Bild- und Schrift-

218

Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

quellen zum Handwerk. Weniger stark werden Analogien aus der ethnologischen Handwerksforschung genutzt, da ihre Quellen erst ca. 2000 Jahre später erhoben wurden, zumeist durch europäische Feldforscher, und mehr die Eisentechnologie, weniger die Edel- und Buntmetalltechnologie im Vordergrund steht. Zur Definition von Werkzeug und Gerät

Wenn in dieser Studie von Werkzeug gesprochen wird, bedarf es einer Abgrenzung zum oft synonym verwendeten Begriff Gerät. Geräte sind der Oberbegriff für alle wirkenden und bewirkenden Hilfsmittel; unter ihn fallen auch Werkzeuge. Im engeren deutschen Sprachgebrauch dienen Werkzeuge zur Herstellung und Bearbeitung anderer Objekte, während Geräte als einfache Behelfsmittel nur zum Einsatz kommen, wie Sicheln zum Ernten oder Messer zum Schneiden, ohne dass durch sie Gegenstände geformt oder verformt werden.1 Im Englischen wird unterschieden zwischen tool (entspricht Werkzeug) und implement (entspricht Gerät), während man im Französischen bei beiden Gattungen synonym von outil2 spricht. R. Feustel wies auf den semantischen Doppelcharakter von Gerät und Werkzeug hin: „Manche Instrumente sind Werkzeug und Gerät zugleich: Schnitzt man mit einem Messer etwa eine Statuette, ist es ein Werkzeug, schneidet man damit Fleisch, ist es ein Gerät.“3 Während W. M. Flinders Petrie (1853–1942) in seinem monumentalen Werk „Tools and Weapons [...]“ noch ohne eine tiefere Differenzierung zwischen Gerät/Werkzeug und Waffen auskam,4 nahm J. Chapman eine Unterscheidung vor, wenn er zwischen tools, tool-weapons, weapon-tools und weapons unterscheidet (das Wort implements vermeidet er).5 Tools sind Geräte, die man nicht als Waffen einsetzen kann, tool-weapons Geräte, die zwar auch Waffen sind, aber vornehmlich als Geräte bzw. Werkzeuge fungieren (wie Beile, Äxte, Meißel), weapon-tools Waffen, die auch als Geräte/Werkzeuge genutzt werden (wie z. B. Dolche) und weapons Waffen, die ausschließlich zum Töten von Mensch oder Tier dienen (wie Schwerter, Lanzen- und Pfeilspitzen). Aus diesen Gründen wurden Geräte, wie Messer, Bratspieße, Fleisch- und Angelhaken nicht in unsere Statistik (Abb. 1) aufgenommen, ebenso Sicheln als Erntegeräte, die durchaus in Gräbern vorkommen (s. S. 290). Die funktionale Unterscheidung zwischen Gerätewaffen und Waffengeräten spielt besonders bei Randleisten-, Absatz- und Tüllenmeißeln eine wichtige Rolle. Fast alle vorgeschichtlichen Werkzeuge sind im engeren Sinne von Hand bewegte Werkzeuge, daher spricht man auch von Handwerkzeugen. Bis auf die am Ende der Bronzezeit als Innovation aufkommende Drehbank6 handelt es sich um einteilige Werkzeuge, die – wenn notwendig – geschäftet wurden. Da viele Werkzeuge in unterschiedlichen Bereichen eingesetzt werden können, hat sich in der heutigen Werkzeugmorphologie eine Klassifikation der Werkzeuge nach ihrer Arbeitsfläche bzw. Arbeitskante und nach ihrer Wirkung durchgesetzt.7 Diese allgemeine Grundeinteilung kann sowohl für die bronzezeitlichen als auch die eisenzeitlichen Werkzeuge angewendet werden.

1 2 3 4

Hirschberg/Janata 1980, 43. Nicolardot/Gaucher 1975. Feustel 1973, 11 Anm. 2. Flinders Petrie 1917, 2.

Chapmann 1999, 108. Armbruster 2000, 61 ff. 7 Hirschberg/Janata 1980; Bernatzky-Goetze 1987, 81 f.; Heindel 1990. 5

6

Zur bronzezeitlichen Werkzeugkunde

219

140 140

120 120

Anzahl/Stück

100 100

80 80

60 60 40 40 20 20 00 Zange: 0,96 %

Meißel 5: Meißelschneide: 22,2 %

Amboss 2: Metallamboss: 0,96 %

Gießformen: 10,03 % Amboss 1: „Kissensteine“: 8.68 %

Düsen 2 (Blasebalg): 0,96 %

Meißel 4: Tüllenmeißel: 8,68 %

Tiegel (Verhüttung): 1,15 % Erzbrocken (Lagerstätte): 1,35 %

Meißel 2: Randleistenmeißel (Waffe/Gerät): 6,94 %

Hammer: 1,54 %

Rohmetall 1: Gusskuchen/Rohmetall: 5,4 %

Steigeisen (Prospektion?): 1,93 % Düsen 1: Blasrohrdüsen: 1,93 %

Meißel 1: Vollgriff-/Flachmeißel: 4,63 %

Pickel (Abbau): 2,31 %

Säge: 4,63 % Feile (Raspel): 4,24 % Rohmetall 2: Barren: 4,05 % Erzbrocken (Lagerstätte) Steigeisen (Prospektion?) Pickel (Abbau) Tiegel (Verhüttung) Düsen 1: Blasrohrdüsen Düsen 2 (Blasebalg) Gießformen Rohmetall 1: Gusskuchen/Rohmetall Rohmetall 2: Barren Gewichte Amboss 1: „Kissensteine“

7 10 12 6 10 5 52 28 21 21 45

Meißel 3: Absatzmeißel (Waffe/Gerät): = 5,4 % Gewichte: 4,05 % Amboss 2: Metallamboss 5 Hammer 8 Säge 24 Feile (Raspel) 22 Zange 5 Meißel 1: Vollgriff-/Flachmeißel 24 Meißel 2: Randleistenmeißel (Waffe/Gerät) 36 Meißel 3: Absatzmeißel (Waffe/Gerät) 17 Meißel 4: Tüllenmeißel 45 Meißel 5: Meißelschneide 115 Gesamt 518

Abb. 1. Gräber der Kupfer-, Bronze- und älteren Eisenzeit mit Werkzeugen als Beigaben (Stand 2017). Aufschlüsselung nach Funktionsbereichen (in absoluten Zahlen und Prozentzahlen)

Zur bronzezeitlichen Werkzeugkunde

Von forschungsgeschichtlicher Bedeutung sind nach wie vor die Arbeiten von William Matthew Flinders Petrie (1917) und Jean Deshayes (1960) sowie von Horst Ohlhaver (1939).8 In jüngerer und jüngster Zeit wurden mehrere Monographien und Aufsätze zur bronzezeitlichen Technikgeschichte und 8

Flinders Petrie 1917; Deshayes 1960; Ohlhaver 1939.

220

Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

Werkzeugkunde vorgelegt. Um diese Studie zu entlasten, sei auf diese substantiellen Werke verwiesen. Barbara Armbruster widmete sich im Kontext des iberischen Gold- und Bronzehandwerks einzelnen Werkzeuggruppen;9 einige weitere wichtige Aufsätze aus ihrer Feder sind hinzuzufügen.10 Detlef Jantzen hat zur bronzezeitlichen Metallverarbeitung den Gang der Forschung in der nordischen Bronzezeit seit Beginn des 19. Jahrhunderts ausführlich dargestellt.11 Die von ihm behandelten Fundgruppen wurden von ihm in den breiten Kontext der europäischen Bronzezeitforschung eingebettet. Zur Definition eines Handwerkergrabes

Wenn in dieser Studie der Begriff „Handwerkergrab“ verwendet wird, muss einschränkend gesagt werden, dass in der Regel immer nur ein Werkzeug als selektive bzw. rudimentäre Mitgabe eines potenziell vollständigen Werkzeugsatzes vorhanden ist und es nur wenige Grabfunde gibt, in denen mehrere Werkzeuge in einer spezifischen Kombination mitgegeben wurden. Erst in der jüngeren Latènezeit und im Frühmittelalter ist dieser Terminus verwendbar, denn in vielen dieser Gräber liegt mehr als ein Werkzeug bzw. Gerät.12 Unter ihnen sind die „Schmiedegräber“ besonders auffällig.13 Die endneolithischen und frühbronzezeitlichen Gräber in der nördlichen Schwarzmeerregion mit ihren umfangreichen Sätzen aus dem Bereich des Gießereiwesens geben ebenfalls eine Vorstellung von Aussehen und Ausstattung eines „Handwerkergrabes“ und dienen als zeitlich nächste Analogien zu den wesentlich geringer ausgestatteten Gräbern Ost- und Mitteleuropas.14 Die Vielzahl der in diesen Gräbern mitgegebenen Gießformen erinnert an die grabrituelle Praxis der jüngeren Lausitzer Kultur (s. S. 288 ff.) Querverbindungen zu bronzezeitlichen Hortfunden mit mehr oder weniger größeren Werkzeugsätzen und zu Werkzeugfunden aus Siedlungen („workshops“) erlauben die Einbettung des einzelnen Werkzeuges in einen größeren Bestand. Welche Gründe hinter der selektiven Mitgabe nur eines Werkzeuges stehen, ist unklar und wird wohl nie zu klären sein. Möglicherweise steht das einzelne Werkzeug als pars pro toto bzw. symbolisch für einen vollständigen Werkzeugsatz („tool-kit“), der zu wertvoll war, um ihn vollständig der Gemeinschaft zu entziehen. Wie auch immer, Werkzeuge als Grabbeigaben durchbrechen die kanonischen Grabkombinationen und betonen als Sonderbeigabe im Grab die Sonderstellung des Toten und/oder den Stellenwert des Handwerks. Daher verstehe ich im Folgenden unter einem „Handwerkergrab“ jedes Grab, das in seinem Inventar ein Werkzeug führt, unabhängig von der Frage, ob es für einen Handwerker, für eine weitere Tätigkeit unter mehreren oder nur symbolisch für das Handwerk steht. In jedem Fall stellt das Werkzeug im Grab einen Identitätsmarker dar. Quellen zum Handwerk

Im Mittelpunkt dieser Studie stehen die Grabfunde mit Fundgruppen aus dem archäometallurgischen Bereich. Jüngere Konzepte zur Interpretation des Grabes und seines Kontextes nehmen nicht mehr wie die ältere Forschung an, dass das Grab der „fossilierte endgültige Status eines Individuums“ Armbruster 2000. Armbruster 2001; 2003; 2006; 2010; 2011; 2012; Armbruster u. a. 2003; Perea/Armbruster 2008. 11 Jantzen 2008.

Mölders 2007, 109. Henning 1991; Müller-Wille 1977; Stöllner 2007; Tobias 2009. 14 Kaiser 2005; Bátora 2002a, 2002b.

9

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10

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Quellen zum Handwerk

221

ist,15 sondern es in einer mehrdimensionalen Wechselwirkung zwischen Individuum (Geschlecht, Alter, Konstitution, Rang) und Gesellschaft steht.16 Diese Betrachtungsweise erschwert z. B. die anhand der Beigabenausstattung anscheinend oder scheinbar klare Erkennbarkeit der einstigen gesellschaftlichen Stellung des Toten und damit die Rekonstruktion der sozialen Struktur von Bestattungsgemeinschaften.17 Parallel zu aktuellen Diskussionen um die Identität eines Individuums nimmt man auch für die prähistorischen Metallzeiten an, dass seine Rolle im Laufe seines Lebens variiert und sich im Bestattungsritual mehrere Identitäten ein und derselben Person widerspiegeln kann.18 Hinzu tritt die an Raum und Zeit gebundene religiöse Ideologie der einzelnen Gesellschaften, die ein Bestattungsritual normieren und die individuelle Stellung des Einzelnen verschleiern können.19 Die von H. Härke20 in den 1980er Jahre für die deutsche Forschung eröffnete Diskussion vorwegnehmend, formulierte W. Winkelmann bereits 1977: „Der Tote bestattete sich nicht selbst. Dies sollte bei der Interpretation des Ganzen nicht vergessen werden. Denn in dem, was dem Toten mitgegeben worden ist, verbergen sich nicht nur rechtliche Vorstellungen des Anspruchs, sondern mehr noch jene der Wertschätzung und der Achtung, die sich der Tote in der Gemeinschaft, in der er lebte, erworben hatte.“21 Eingeschränkt wird die Auswertbarkeit der Grabkontexte durch heute nicht mehr abschätzbare Aktivitäten während des Bestattungsrituals22 und bis zur modernen Aufdeckung des Grabes ablaufende taphonomische Prozesse. Hinzu kommen Manipulationen während oder kurz nach dem Bestattungsvorgang.23 In einigen Perioden und Landschaften, wie in der Frühbronzezeit an der mittleren Donau, war ein intensiver zeitgenössischer Grabraub üblich, der vor allem reich ausgestattete Bestattungen betraf.24 Auch bei der Leichenverbrennung ist die Beigabe aller Gegenstände (wie auch die aller verbrannter Körperteile) nicht gewährleistet. Ein besonderes Phänomen sind „Grabhorte“, die in der Nähe von Bestattungen niedergelegt wurden, jedoch zu ihnen gehören dürften.25 Nach der Differenzierung von F. Bertemes für Funde aus einem Grab, stellen die Werkzeuge und Geräte fast ausnahmslos Beigaben und Mitgaben dar, die nicht als Trachtbestandteile anzusehen sind und den Toten in seiner individuellen Identität kennzeichnen.26 Da Beigaben und Mitgaben und ihre Auswahl für den Toten primär in das Belieben der bestattenden Gemeinschaft gestellt sind, muss es letztlich offen bleiben, ob diese „Dinge ihn zeitlebens und so auch im Jenseits von der Allgemeinheit unterscheiden und seine Persönlichkeit zum Ausdruck bringen sollen“.27 Nach den gesicherten Befunden handelt es sich bei den Werkzeugen in der Regel nicht um Nachgaben. Der Fundanfall in Siedlungen hängt ursächlich mit ihrer jeweiligen Funktion und ihren Überlieferungsbedingungen zusammen.28 Da es sich bei den offenen Siedlungen zumeist um kurzfristig existierende Siedlungen kleineren Umfangs handelt, ist selbstverständlich die Chance gering, in größerem Maße qualitativ und quantitativ wertvolle Fundgruppen aufzufinden. Man hat diese, darunter auch weiter- und wiederverwendbare Werkzeuge und Geräte, vor Verlassen der Siedlungen schlichtweg mitgenommen. Es blieb zumeist wertloser Abfall aller Art und zurück. Anders steht es bei den befestigten Siedlungen, die zum Teil erheblichen Fundstoff liefern. Hier ist hinsichtlich des Fundanfalls zwischen planmäßig geräumten und schnell verlassenen oder zerstörten Anlagen zu unterscheiden. Auch Härke 1989, 185. Steuer 1982; Härke 1989; 1993; Brather 2004; 2009. 17 Frühmittelalterliches Paradigma: Christlein 1973; für die Urnenfelderzeit: Clausing 2005; Beigabenindex: Randsborg 1974; Sozialindex: Sprenger 1995. 18 Saxe 1970. 19 Primas 2008, 95 ff. 20 Härke 1989. 21 Winkelmann 1977, 100. 15 16

Gramsch 2010. Bergmann 1982. 24 Jankuhn 1978; Neugebauer 1991; Sprenger 1999; Kümmel 2009. 25 Schütz-Tillmann 1997; Görmer 2007. 26 Bertemes 1989, 42 f. 27 Ebd. 42. 28 Exemplarisch für eine Kernlandschaft: Jockenhövel 1986. 22 23

222

Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

die circumalpinen Feuchtbodensiedlungen lieferten reichlich Fundgut aus unterschiedlichen Handwerksbereichen, darunter besonders dem Metallhandwerk.29 In einigen dieser Siedlungen konzentrieren sich archäometallurgische und metallhandwerkliche Fundgruppen, die auf die Existenz von ortsfesten Werkplätzen („workshops“) schließen lassen. Vornehmlich aus befestigten Siedlungen und Feuchtbodensiedlungen sind Hortfunde von bronzenen Fundgattungen überliefert, die als eigenständige Quellengruppe zu solchen Hortfunden überleiten, die vom festen Land ohne erkennbaren Zusammenhang mit Siedlungen oder aus feuchtem Zusammenhang (Moor, See, Fluss) bekannt sind. In dieser Abhandlung kann auf die komplexen, aber hinlänglich geläufigen Interpretationen der Hortfunde nicht näher eingegangen werden.30 Viele Hortfunde sind durch Objekte aus dem Metallhandwerk geprägt, vor allem jene mit mehr oder weniger vollständigen Sätzen von Werkzeugen.31 Aus der weitgehend anikonischen Welt der europäischen Bronzezeit sind keine Bildquellen zum Handwerk überliefert. Unter den Tausenden von Felsbildern gibt es kein einziges Bild mit einer Handwerkszene oder eines Werkzeuges selbst. Dies ändert sich etwas mit Beginn der Eisenzeit, wo unter den Felsbildern der Val Camonica (Südalpen) Darstellungen von Webstühlen32 und – vermutlich – einer Schmiede vorhanden sind. Sie gehören in den Kontext der ältereisenzeitlichen Bildwelt,33 in der die Situlen eine aufschlussreiche Rolle einnehmen und Szenen aus der Arbeitswelt (wie Landwirtschaft [Pflügen], Textilproduktion) tragen.34 Auf ihnen sind keine Werkzeuge, sondern nur Waffen, Geschirr, Möbel und Geräte, wie Beile, Äxte, Pflüge usw. in ihrem jeweiligen Funktionszusammenhang abgebildet. Unter den Bildquellen zum Handwerk in den bronzezeitlichen Hochkulturen stehen an erster Stelle die aus altägyptischen Gräbern überlieferten Handwerksszenen35 und Handwerksmodelle.36 Nur wenige Bildquellen zum Handwerk und Arbeitsleben liegen aus den bronzezeitlichen Hochkulturen Mesopotamiens, Syriens, Anatoliens und dem mykenisch-ägäischen Bereich vor. Mit Beginn der archaischen und klassischen Kunst Altgriechenlands kommen vermehrt Motive aus dem Handwerk auf,37 die über die hellenistische und römische38 bis in die frühmittelalterliche Kunst nördlich der Alpen39 tradiert werden. Besonders beliebt waren Szenen in der Schmiede des Hephaistos.40 In den schriftführenden bronzezeitlichen Hochkulturen wird in den Schriftquellen nur selten auf das Handwerk Bezug genommen. Am reichsten fließen die Quellen im Alten Ägypten.41 Altbabylonische Texte wurden für das Ur III-zeitliche Handwerk Mesopotamiens,42 für Metalle43 und den altakkadischen Metallhandel44 systematisch ausgewertet. Einige Texte aus Mari können zur Mobilität von Handwerkern herangezogen werden.45 Aus dem syrisch-kaanäischen Gebiet liegen Texte aus Ugarit vor.46 Die hethitischen Wirtschafts-, Verwaltungs- und Ritualtexte liefern gleichfalls Angaben zur Bedeutung der Metalle.47 Wenige Linear-B-Texte aus dem Palast von Pylos geben einen gewissen Aufschluss über die Struktur und soziale Position des Handwerks im Rahmen der mykenischen Palastwirtschaft; in den Epen Homers wird auf Handwerker Bezug genommen.48

Primas 2008, 136 ff. Geißlinger 1984; Huth 2009. 31 Hansen 1996, 136 ff. 32 Grömer 2010, 109 Abb. 58. 33 Huth 2003. 34 Eibner 2014. 35 Z.B. Lucas 1962; Śliwa 1975; Drenkhahn 1976; Oddy/Swaddling 1985; Garenne-Marot 1985; Hodges 1992. 36 Breasted 1948; Winlock 1955. 37 Zimmer 1982b. 38 Zimmer 1982a. 29

30

Müller-Wille 1977; Düwel 1986. Brommer 1978. 41 U. a. Lepsius 1871; Junker 1959; Helck 1975; Drenkhahn 1976; Scheel 1985; 1986; 1987; 1989; Davies 1999. 42 Neumann 1987. 43 Reiter 1997. 44 Dercksen 1996. 45 Zaccagnini 1993. 46 Dietrich 2007. 47 Siegelová 2005; Alparslan/Doĝan-Alparslan 2011. 48 Eckstein 1974; Paipetis 2008; 2009. 39

40

Zur Forschungsgeschihte

223

Zur Forschungsgeschichte

Archäometallurgische Gegenstände aus Gräbern sind seit dem 18. und frühen 19. Jahrhundert bekannt, so Tiegel von Kleinjena (Sachsen-Anhalt) und Blasrohrdüsen von Sachsenburg (Thüringen) (beide kurz vor 1820 entdeckt). Bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts werden weitere Gießformen geborgen (Gießform von Masłów [ehemals Massel, Schlesien] [1711]; Billy-Le Theil [1875]; Vyšný Kubín [1882-1883]; Bojadła (ehem. Boyadel) [1884]; Kobern-Gondorf [1889]; Radewege [1890]; Falkenberg [1891]; Sanski Most [1899]). Das 19. Jahrhundert war geprägt vom zähen und generationenlangen Streit um das Dreiperiodensystem, von der Suche nach der Herkunft der Bronzemetallurgie und von der Frage nach der Metallarbeit zwischen den beiden Polen ortsfest versus mobil.49 Grabfunde spielten gegenüber den Hortfunden und Siedlungsfunden in diesem Kontext keine Rolle. Erst die verdienstvolle Studie aus dem Jahre 1909 von H. Seger zu Gießformen aus Schlesien führte vor Augen, dass besonders in der Lausitzer Kultur Schlesiens viele Gießformen aus Gräbern stammen.50 Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts kam als weitere wichtige Quelle der bronzezeitlichen Wirtschaftsgeschichte die Entdeckung des bronzezeitlichen Kupferbergbaus auf dem Mitterberg bei Bischofshofen (Salzburger Land) hinzu.51 In diese Zeit fällt auch die Publikation der an archäometallurgischen Fundgruppen reichen befestigten Höhensiedlung von Velem Sz. Vid (Transdanubien), die zu einem Modell für eine Siedlung mit Metallwerkstätten („workshops“) wurde.52 Trotz deutlicher Hinweise auf ein jeweils örtliches Metallhandwerk, das auch durch archäometallurgischen Fundstoff aus den circumalpinen Seerandstationen und durch die bronzereichen Hortfunden des damaligen Ungarns angereichert wurde, blieben die Ansichten zu seiner Organisation und Struktur noch stark den Thesen des 19. Jahrhunderts verhaftet. Man sah den Metallhandwerker als Gießer, Schmied und/oder Händler: er gab der Bronzezeit sein signifikantes Adjektiv mit „L’Âge Bohémienne“ oder „L’Âge Tsiganienne“.53 Durch eine (nach damaligem Sprachgebrauch) Zigeunergruppen als „reisenden Schmieden“54 vergleichbare Mobilität sei die bronzezeitliche Technologie rasch verbreitet worden.55 In Analogie zum im 19. Jahrhundert blühenden Wanderhandel spielt der im Jahre 1891 zu Tage geförderte Eichenholzkasten von Koppenow (Pommern, heute: Kopaniewo [Pommern]) eine wichtige Rolle. Er wurde ab den 1930er Jahren zum berühmten „Musterkoffer“ mit seiner Kollektion an Bronzewaren, die „Kunden“ zur Ansicht, Anprobe und Bestellung vorgelegt werden konnten, um sie danach selbst anzufertigen oder anfertigen zu lassen.56 Aus der nationalsozialistischen Periode des aufstrebenden Faches gibt es nur eine Arbeit, die sich systematisch mit dem „germanischen“ Schmied beschäftigte: die Hamburger Dissertation von Horst Ohlhaver.57 Als erste umfassende Materialsammlung mit einer handwerkskundlichen und sozialgeschichtlichen Auswertung behielt sie bis weit in 1960/1970er Jahre ihren forschungsgeschichtlichen Wert. Zwar bildete der eisenzeitliche, besonders der wikingerzeitliche Schmied ihr Hauptthema, aber durch die Einbeziehung bronzezeitlicher („urgermanischer“) Werkzeuge, wie Amboss, Tüllenhammer, Federzange, widmete Ohlhaver sich den vorrömischen Metallzeiten. Im gleichen Jahr legte er einen kleinen Aufsatz zu vor- und frühgeschichtlichen Gräbern mit Werkzeugen als Beigaben vor.58 Die mitteleuropäische Bronzezeitforschung widmete sich ab den 1930er Jahren verstärkt der Aufstellung von Typen, um von ihrem jeweiligen Verbreitungsbild auf historische Vorgänge oder InterakJantzen 2008, 10 ff. Seger 1909. 51 Ab 1870er Jahre: Kyrle 1918. 52 Von Miske 1899;1908; 1929. 53 De Mortilett 1881; 1897.

Richlý 1896. Naue 1894, 232 f. 56 Von Uslar 1950; Reininghaus 1993. 57 Ohlhaver 1939a. 58 Ders. 1939b.

49

54

50

55

224

Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

tionen schließen zu können. Der sehr an eine „antiquarischen“ Betrachtungsweise orientierten deutschen Forschung trat seit den 1930er Jahren eine anglo-australische Modellbildung zur Seite, die noch ihre Auswirkungen bis um das Jahr 1970 hatte. Es handelt sich um die Konzeption des für die englische Archäologie schulbildenden und wirkmächtigen Vere Gordon Childe (1892–1957). Für ihn waren die Metallhandwerker Träger des technologischen Wissens und für die Kommunikation zwischen verschiedenen Kulturräumen von großer Bedeutung.59 Er ging von in clans organisierten, außerhalb der jeweiligen sozialen Ordnung stehenden „reisenden Schmieden“ (engl. itinerant smiths) aus, „die mit Rohmetallbarren durch das Land zogen und Geräte an Ort und Stelle auf Bestellung und nach dem lokalen Geschmack“ fertigten.60 Von Childe wurden als archäologische Belege das (für ihn angebliche) Fehlen von ortsfesten Werkstätten und „Gießer-/Schmiedegräbern“ sowie die zahlreich vorliegenden Horte mit Gussabfällen als Rohstofflager reisender Gießer/Schmiede und die weite Verbreitung ähnlicher Formund Stilelemente bei den Metallobjekten angeführt. Dabei übersah er, dass zur Zeit seiner These bereits viele bronzezeitliche Siedlungen mit Werkstätten (workshops) (wie z. B. Haag [Dänemark], Velem Sz. Vid [Ungarn]; Fort Harrouard [Normandie]; schweizerische Seerandstationen; Lausitzer Gräber mit Gießformen) bekannt waren.61 Erst im Jahre 1971 veränderte sich durch Arbeit von M. J. Rowlands das einseitig gezeichnete Bild vom Wanderhandwerker im „barbarischen“ Europas, und in der Folgezeit löste man sich auf den Britischen Inseln allmählich von Childe’s Autorität.62 Rowland zitierte einige ihm erreichbaren bronzezeitliche Gräber Europas mit Werkzeugen, besonders glockenbecherzeitliche Gräber mit „Kissensteinen“, die in Nachfolge der bahnbrechenden Arbeit von J. J. Butler und J. D. van der Waals (1966) mittlerweile von Westeuropa bis Mitteleuropa, besonders in Grabfunden, nachgewiesen werden konnten.63 M. Gimbutas erschloss der mitteleuropäischen Forschung einige auf Russisch bzw. Ukrainisch publizierte, aufschlussreiche nordpontische Gräber mit Schwerpunkt auf Fundgruppen aus dem Gießereiwesen,64 die im Zentrum einer Skizze von „Sépultures de métallurgistes du début des âges des métaux en Europe“ durch J.-P. Mohen standen.65 J. Bátora integrierte das vorliegende Material in seine bis nach Mittel- und Westeuropa räumlich erweiterte Abhandlung dieser Gräber,66 und E. Kaiser legte einen ausführlichen Beitrag zu den ca. 40–50 fassbaren Gräbern von Handwerkern, mit zeitlichem Schwerpunkt in der Katakombenkultur (mit Tausenden von Gräbern), vor.67 Die herausragende Gruppe unter diesen Handwerkergräbern stellen Bestattungen von Metallhandwerkern, von denen Gießer (Gießformen, Blasrohrdüsen, Tiegel) und Schmiede (Hammer, Amboss) den größten Anteil ausmachen. Diese Gräber mit ihrer gegenüber den zentraleuropäischen Gräbern viel kompletteren Werkzeugausstattung sind die zeitlich und räumlich nächsten Analogien zum übrigen Europa. Die beiden, im Jahr 1987 publizierten frühbronzezeitlichen Gräber von Nižná Myšľa (Ostslowakei) kommen dieser Ausstattung sehr nahe (Abb. 3.4).68 In der deutschen Bronzezeitforschung bildete sich nach 1945 das Modell des „Werkstättenkreises“ mit relativ ortsgebundenen Produktionsstätten heraus. In diesem Kontext stehen die Aufsätze von H. Müller-Karpe zu dem Toreutengrab von Steinkirchen (Niederbayern) (Grab mit kleinem Steckamboss) und L. Sperber zum Grab eines Goldschmiedes mit Blockamboss von Lachen-Speyerdorf (Rheinpfalz).69 Vgl. Neipert 2009, 10 ff. Zitat nach Neipert 2006, 10 (Verweis auf Childe 1952, 97). 61 Neergard 1908; von Miske 1899;1908; 1929; Mohen/Bailloud 1987; Wyss 1967a; 1967b; Seger 1909. 62 Rowlands 1971. 63 Butler/ van der Waals 1966; Bertemes 2010; Martin (in Vorber.). 59

60

Gimbutas 1965. Mohen 1991. 66 Bátora 2002a; 2002b. 67 Kaiser 2005. 68 Olexa 1987; Jaeger/Olexa 2014. 69 Müller-Karpe 1969; Sperber 2000. 64

65

Zur Quellenbasis von Handwerkergräbern

225

Erst im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts setzte eine intensivere Beschäftigung mit dem bronzezeitlichen Handwerker als in Grabfunden fassbares Individuum ein. Autor legte im Jahr 1973 einen kleinen Aufsatz zu Barren in urnenfelderzeitlichen Gräbern und im Jahr 1982 auf einer breiteren Materialbasis „Zeugnisse der primären Metallurgie in Gräbern der Bronze und Alteisenzeit Mitteleuropas“ vor.70 Die Basis wuchs allmählich an, und im Kontext einer siedlungsarchäologischen Studie zum bronzezeitlichen Burgenbau in Europa war es im Jahr 1985 möglich, auf der Grundlage von ca. 200 Grabfunden ein vorläufiges Fazit zu den Grabfunden mit Werkzeugen als Beigaben zu ziehen.71 Aufgrund der in diesen Gräbern erkennbaren Kombinationen von werkstoffspezifischen Werkzeugen und Gerätschaften wurde als Arbeitshypothese ein differenziertes, arbeitsteilig organisiertes bronzezeitliches Handwerk vorgestellt. Einen wichtigen Baustein in dieser Hypothese bildeten die Gräber mit Gießformen aus der westlichen Lausitzer Kultur,72 die erneut im Fokus meiner Studie stehen. T. Malinowski spricht von kulturell und sozial in die örtlichen Gesellschaften integrierten „Bronzegießern“, die nach J. Dąbrowski noch nicht berufsmäßig tätig waren.73 Am Westrand der Lausitzer Kultur ist als zuletzt entdecktes Grab das an Gießformen reiche Grab 215 von Klein Jauer (Niederlausitz) zu erwähnen (Abb. 15).74 Seit Mitte der 1990er Jahre intensivierte sich die Beschäftigung mit ältereisenzeitlichen Handwerkern. Zu nennen sind Arbeiten von B. Teržan zu Feilen und Raspeln, Textilutensilien und Sägen in ihrem kulturellen und sozialen Kontext des Ostalpengebiets und Oberitaliens.75 Im Zuge ihrer (noch ungedruckten: Stand April 2017) Dissertation legte B. Nessel den Schwerpunkt ihrer Forschungen auf das bronzezeitlichen Metallhandwerk.76 In drei kurzen Vorberichten nahm sie Stellung zu den von ihr zwischen Karpatenbogen und Nordischem Kreis gesammelten ca. 60 Gräbern mit archäometallurgischen Objekten.77 Ihre Dissertation überschneidet sich teilweise räumlich, zeitlich und thematisch mit der hier vorgelegten Studie; es wird, wenn geboten, Bezug auf diese Arbeiten genommen. Ihre bislang publizierten Arbeiten widmeten sich bronzezeitlichen Werkzeugen (Tüllenhämmer, Sägen, Gussreste, Gusskuchen, Werkzeugsätze).78 Wenn auch schon zu Beginn der Bronzezeitforschung in Dänemark nach der Sichtbarkeit von Metallarbeitern gefragt wurde,79 die die allseits gerühmte hochstehende Bronzekultur des Nordischen Kreises schufen, beschäftigen sich aktuelle Forschungen weiterhin mit dem Rätsel, warum in einer der an Grabfunden reichsten Fundlandschaften Europas nur ganz selten Werkzeuge als Beigaben in die Gräber gelangten.80 Es handelt sich um wenige Gräber mit Steingeräten,81 Ambossen, Tüllenhämmern, Tüllenmeißeln, Sägen sowie weiteren Werkzeugen.82 Zur Quellenbasis von Handwerkergräbern

Anfang der 1970er Jahre begann ich mit der Sammlung relevanter Gräber, die mir in der Literatur zugänglich waren, und legte einige Teilstudien vor.83 Nach langen Jahren eines mehr oder weniger großem Desinteresse an diesem Thema räumt die mitteleuropäische Bronzezeitforschung dem bronze-

Jockenhövel 1973; 1982. Ders. 1990. 72 Malinowski 1982. 73 Dąbrowski 1981a. 74 Bönisch 2000. 75 Teržan 1994; 1996; 2003. 76 Nessel 2011. 70

71

Dies. 2012a; 2012b; 2013. Dies. 2008; 2009a; 2009b; 2010a; 2010b; 2012c; 2014. 79 Thomsen 1843–45; Worsaae 1853; Jantzen 2008, 10 ff. 80 Jantzen 2008, 291; Bunnefeld 2016. 81 Randsborg 1984; Thrane 2005. 82 Fabian 2006; 2010. 83 Jockenhövel 1973; 1982; 1990; 2012. 77

78

226

Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

zeitlichen (und eisenzeitlichen) Handwerk im Grabkontext, speziell auch dem Metallhandwerk, seit einigen Jahren einen breiteren Raum ein.84 Als Quellenbasis für eine geplante größere Studie, die ich wegen anderweitiger dringlicher Verpflichtungen noch nicht fertigstellen konnte, erfasste ich bis heute 518 (mit den enigmatischen „Kannelurensteinen“: ca. 540 Exemplare)85 kupfer-, bronze- und ältereisenzeitliche Gräber mit Beigaben von Werkzeugen aus Gesamteuropa. Hinzugerechnet werden grabaffine Kontexte, d. h. die in einem räumlichen Zusammenhang mit Grabanlagen stehen. Es ist eine verschwindend geringe Anzahl in der Gesamtmasse von zehntausenden Gräbern dieser Zeitabschnitte (dies gilt in gleichem Maße für die „Schmiedegräber“ der Latènezeit und des Frühmittelalters): Sie verteilen sich auf zahlreiche Gruppen (Abb. 1). Wenn wir innerhalb der Metallarbeit differenzieren, verteilen sich die 518 Gräbern auf den extraktiven Bereich (Bergbau: Prospektion, Abbau: Steigeisen, Erzbrocken, Pickel) mit 29 Gräbern (5,6 %), auf die Verhüttung mit 21 Gräbern (4,1 %), das Gießereiwesen mit 52 Gräbern (10 %), auf die Metallbewirtschaftung (Gusskuchen/Rohmetall, Barren) mit 49 Gräbern (9,8 %), auf die Kontrolle von Materialien (Waagen/Gewichte) mit 21 Gräbern (4,1 %), auf die plastische Verformung (Ambosse, Hämmer) mit 58 Gräbern (11,2 %), auf Haltewerkzeuge (Zangen)86 mit 5 Gräbern (0,9 %), auf Sägen und Feilen/ Raspeln mit 46 Gräbern (8,9 %) und Meißel mit 237 Gräbern (46 %). Meißel können nochmals untergliedert werden in Flach- und Vollgriffmeißel, Randleisten-, Absatz- und Tüllenmeißel sowie Meißelschneiden. Besonders bei Randleisten- und Absatzmeißeln sowie schweren Tüllenmeißeln ist eine doppeldeutige Funktion als waffenartiges Gerät bzw. gerätartige Waffe möglich.87

Danksagung: An dieser Stelle bedanke ich mich sehr herzlich bei allen Kolleginnen und Kollegen, die mich bei der Literaturrecherche, durch Vermittlung zahlreicher Detailinformationen und durch Verfügungstellung von Abbildungsvorlagen unterstützt haben. Im Laufe der langen Projektzeit unterstützten mich besonders nachhaltig Jennifer Hansch, Michael Overbeck, Stefanie Pollmeier, Thilo Schiermeyer, Marion Uckelmann und Gisela Woltermann (alle Universität Münster) sowie in der zeichnerischen Dokumentation Gerhard Endlich, Manfred Ritter (†) (beide Universität Frankfurt a. M.), Marlene Loevenich und Renate Roling (beide Universität Münster). Herrn Michael Overbeck danke ich sehr herzlich für die Aufnahme dieser Studie in seinen PBF-Band.

84 Z. B. Bátora 2002a; 2002b; Bertemes 2010; Brumlich 2005; Fabian 2006; 2009; Henning 1991; Kaiser 2005; Lichardus/Lichardus-Itten 1993; Lichardus-Itten 1999; Mölders 2007; Mohen 1991; Neipert 2006; Nessel 2012a; 2012b; Stöllner 2007; Teržan 1994; 1996; 2003.

Horst 1981, 1986; kritisch zur Funktion Raddatz 1991. Jockenhövel 2001. 87 Chapmann 1999, 108. 85

86

Katalog der Gräber mit Gießformen Innerhalb der Gräber mit archäometallurgischen Objekten (Tiegel, Düsen, Rohmetall) und Werkzeugen aus dem Bereich der Metallarbeit (Ambosse, Hämmer usw.) bilden 50 Kontexte mit Gießformen die größte Gruppe (Tab. 1; Abb. 2). Dies ist vor allem durch die Beigabensitte der ostdeutsch-westpolnischen Gruppe der Lausitzer Kultur bedingt, aus der fast die Hälfte der Gräber mit Gießformen überliefert ist. In dieser Quantität vergleichbar sind nur Gräber der nordpontischen Katakombengräber- bzw. Holzkammergräber-Kultur, die noch weitere archäometallurgische Fundgattungen, wie Blasrohrdüsen, Schmelz-/Gusstiegel oder Gusslöffel erbracht haben.1

Abb. 2. Verbreitung der erfassten gesicherten und mutmaßlichen Gräber mit Gießformen (Nummern folgen der alphabetisch angeordneten Tab. 1)

1

Kaiser 2005.

GrD?

1

Bojadła

3

Br

Butzow

4

Br

Cruceni

5

Br

Czarne Piątkowo

6

Donja Dolina

2 Bld

Waffen/Jagd

2

1

Kannelurensteine

Billy

Klopf-/Schlagsteine

3

Kern

Br

Rohplatten

1

Gießformenhälften/ Keramik

Battaune

Tiegel/Düse

Bestattungsart/ Grabdepot

Gießformenhälften/ Stein

Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit Nummer auf Karte Abb. 1

228

1 Pf

4 (5) 4

Ker

Br

2

1

7

K

1

Dunaújváros-Dunadűlő

8

Br

2

Falkenberg

9

Br?

Gävernitz (1906)

10

Br

2

Gävernitz (1929)

11

GrD?

1

Gemeinlebarn-Maisgasse

12

K

Gogolin-Strzebniów

13

Br

2

Ilava

14

Br

1

Karzec

15

Br

4

Klein Jauer

17

Br

6

Kobern-Gondorf

16

Br

2

Legnica (Grab 5)

18

Br

Legnica (Grab 153)

19

Br

2

Legnica

20

Br

2

Legnica

21

Br

2

Löderup

22

Br

Ludéřov

23

K?

1

Mailhac

24

GrD?

1

Masłów

25

Br

Matúškovo

25a

SG

Mierczyce

26

Br

1

Migennes

27

Br

2

Mojęcice

28

Br

Moravičany

29

SekL

2

Most na Soči

30

Br

1

1?

2 2

1 Bld

2 Pf

3

3 7 2

1

8

T

2 LS

x 1 Do 1

4 Bld

2

1 Pf 2 1 LS

1

1?

1

1

3?

1 1? 1

1

1 1Me, 2RM

2 1 RM

2

1

3?

3

?

1

1

2 Anh

1 Anh

5

1 Kl?

Unbekannt

Sonstiges

Ringlein/Ring

Anhänger

Nadel (N)/ Nähnadel (NN)

Nadel für Fibel

Messer/Rasiermesser

Sichel

Meißel

Barren (Gussform)

Beil/Axt

Katalog der Gräber mit Gießformen 229

2R

1

1 3Ö ?

2 KK

1

2

2

2

1?

9 KK

1 1

?

2 Me

1R

1

1

1 ?

32

K

2

Nižná Myšľa (Grab 280)

33

K

Novo Mesto

34

K

1

Panické Dravce

35

Br?

1

Pépieux

36

Br?

1

Piekary

37

Br

2

Radewege

38

Br?

3

Réznes

39

SekL

1

Sanski Most

40

Br?

Siedliszcze

41

Br?

Simris

42

Br

Sułów

43

Br?

2

Určice

44

Br?

1

Vyšná Pokoradz

45

Br?

2

Vyšný Kubín

46

Br?

> 13

Wandersleben

47

Grab?

1

Wenkheim

48

GrD?

4

Żerniki Górne

49

Grab?

1

Summe Kontexte

50

Žákava

50

?

2

Lăpuş

51

?

4

Summe Kontexte

52

1 Bld

T, 1 Bld

2

Waffen/Jagd

Nižná Myšľa (Grab 133)

Kannelurensteine

1

Klopf-/Schlagsteine

Br?

Kern

31

Rohplatten

Gießformenhälften/ Keramik

Németbánya-Felsőerdő

Tiegel/Düse

Bestattungsart/ Grabdepot

Gießformenhälften/ Stein

Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit Nummer auf Karte Abb. 1

230

1

1 Schw? 1

1 1 2 1LS, 2Pf

1

1

Tab. 1. Gesicherte und mutmaßliche Gräber mit Gießformen (vgl. Verbreitungskarte Abb. 2) und Aufschlüsselung der Gießformennegative nach Objekten

Im Katalog werden nur die gesicherten, mehr oder weniger gesicherten sowie grabaffinen Grabfunde aufgeführt. Unter „grabaffin“ verstehe ich Kontexte von Gießformen, die im Bereich von Grabanlagen zutage kamen, die aber keinem Grab direkt zuweisbar sind. Unsichere Grabkontexte sind am Ende

Unbekannt

Sonstiges

Ringlein/Ring

231

Anhänger

Nadel (N)/ Nähnadel (NN)

Nadel für Fibel

Messer/Rasiermesser

Sichel

Meißel

Barren (Gussform)

Beil/Axt

Katalog der Gräber mit Gießformen

2R 1? 1N 1? 2 NN 6 Ri 1 2 1R 1 1 Kl ? 2 N? 1 RM 2B, 1 TüH

4

3 Me

2 N, 2 NN

1 1

2

1?

1 Me

1 1 3

? 1

B = Beil; Bld = Blasebalgdüse; Br = Brandbestattung; Do = Dolch; GrD = Grabdepot; K = Körperbestattung; KK = Kugelköpfe; Kl = Klinge; LS = Lanzenspitze; Me = Messer; Ö = Scheibe mit Rückenöse; Pf = Pfeilspitze; R = Ring; Ri = Ringlein; RM = Rasiermesser; Schw = Schwert; SekL = Sekundäre Lage; SG = Scheingrab; T = Tiegel; TüH = Tüllenhammer

des Katalogs kurz aufgelistet. Zur Bezeichnung und Abfolge der Gießformenseiten und für die Termini monofaziale und bifaziale Gießformen s. S. 54 Abb. 6. Alle Gießformen und ihre Beifunde sind, wenn nichts anders vermerkt, im Maßstab 1:3 abgebildet.

232

Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit Endneolithische und älterbronzezeitliche Gräber mit Gießformen

Ludéřov, okres Olomouc, Nordmähren, Tschechien. – Beim Hausbau (Nr. 98) ohne detaillierte Beobachtung zutage gekommener Komplex; vermutlich gestörte Körperbestattung (angeblich wurden keine Knochen gefunden). – Zerbrochene Formhälfte A (Spitze fehlt) aus rotem Sandstein mit Brandspuren: Breitseite 1: Negativ für Griffzungendolch (Abb. 3, C 1). – Beifunde: kupferner Pfriem; neun reich verzierte Glockenbecher. – Dat.: Ältere Glockenbecherkultur. – Mus. Olomouc (7156). – Böhm 1929, 146–150. 152 Taf. 2; Hájek 1966, 214. 221 Abb. 5; 223 Abb. 6; Bem u. a. 2001; Zimmermann 2007, 138 (C 43); Novák 2011, 130 f. Nr. 700 Taf. 46. Matúškovo, okres Galanta, Trnavský kraj, Slowakei. – Grab 1958/50 (unter Grab 45 gelegen); SE–NW-ausgerichtete Grube (1,7x1,0x1,1 m); im Süden der Grabsohle Gießform und vier Tondüsen bei den übrigen Beigaben; keine Spur einer Bestattung (Scheingrab bzw. symbolisches Grab?). – Zweiteilige Gießform (A, B) aus Sandstein (Hitzespuren um Negativ, anhaftende Gussspeise): Formhälfte A: Breitseite 1: Negativ für Flachbeil (oder Dolch?: Bátora 2002a, 193. 226) (Abb. 5, C 1). – Fragmentierte Formhälfte B, Breitseite 1: (passend zu Formhälfte A, 1) (Abb. 5, C 2). – Beifunde: Vier konische Tondüsen, davon eine fragmentiert (Abb. 5, C 7–10). – Schwerer Geröllstein (Sandstein); leicht gebogene, gerundete Bahn mit Schlagspuren; Nackenteil spitz auslaufend; Mittelteil eingezogen (für Rillenschäftung?) (Abb. 5, C 3). – Rechteckiger Geröllstein mit Schlagspuren (Abb. 5, C 4). – Mitfunde: linker und rechter Eberhauer vom Hausschwein; Aunjetitzer Tasse; Scherbe eines weiteren Gefäßes (Abb. 5, C 5. 6. 11). – Dat.: Klassische Phase der Aunjetitzer Kultur. – Arch. Inst. Nitra. – Točík 1979, 166. 177 Abb. 106 Taf. 69, 16. 17; Bátora 1999, 67 Abb. 5; 2002a, 193. 226 Abb. 1: 50; Abb. 14 [Gießform für Dolch]; Benkovsky-Pivovarová/ Chropovský 2015a, 87 f. 94; 2015b, 73. 196 Taf. 42; s. auch S. 300. Nižná Myšľa, okres Košice, Slowakei. – Zur befestigten Höhensiedlung gehörendes Gräberfeld mit ca. 500 Körperbestattungen (Abb. 3, A), Grab 133; S–N-ausgerichtete Grabgrube (2 x x 2 m) mit rechtsseitiger Hockerbestattung (Blick nach Osten) eines adulten Mannes mit nicht abgekauten Backenzähnen (21–40 Jahre); Spiralröllchen am rechten Ellenbogen, Silices, Eberhauer und Gießformen vor den Füßen (Abb. 3, B 1). – Zweiteilige vollständige Gießform (A, B) aus Tuffit: Formhälfte A: Breitseite 1: Negativ für Nadel, Ahle oder dünnen rundstabigen Barren (Abb. 3, B 2). – Formhälfte B: Breitseite 1 (passend zu Formhälfte A, 1) (Abb. 3, B 3). An den Kanten der Formhälften Verschnürungs-

rillen; Schmauchspuren. – Beifunde: Reste eines Spiralröllchens; sieben Eberhauer; Hornsteinklinge; Obsidianklinge. – Dat.: Otomani-Kultur. – Archeologický ústav SAV, Košice. – Olexa 1987, 257. 260 Abb. 1–2; Olexa/Nováček 2013, 81 f. Taf. 63; Jaeger/Olexa 2014. Nižná Myšl’a, okres Košice, Slowakei. – Zur befestigten Höhensiedlung gehöriges Gräberfeld mit ca. 500 Körperbestattungen (Abb. 3, A), Grab 280; durch unvollendet ausgeführten Raubschacht gestörte S–N-ausgerichtete Hockerbestattung eines Mannes in rechteckiger Grabgrube (2,5 x 1,55 x 2,1 m); vor Fingern der rechten Hand Tondüse, Gießform zu Füßen (Abb. 4, 1). – Zweiteilige vollständige Gießform (A, B) aus Sandstein: Formhälfte A: Breitseite 1: Negativ für schräg durchlochte Kugelkopfnadel (Abb. 4, 3). – Formhälfte B: Breitseite 1 (passend zu Formhälfte A) (Abb. 4, 4). Benutzungsspuren an beiden Formhälften (nach L. Olexa „durchglüht“). – Beifunde: konische Blasrohrdüse aus Ton (Abb. 4, 2); Steinbeil aus Flussgeröll mit stumpfer hammerartiger Schneide („zum Verkleinern von Erz“?) (Abb. 4, 6); Nadel mit schräg durchlochtem Kugelkopf; Nadel mit Ösenkopf; Geweihschließe; spiralförmiger Bronzearmring; 27 Bronzespiralen; fünf Bronzeröhrchen; Teile eines Armbandes aus Muscheln; zwei ineinander gehängte Anhänger aus Eberhauern; 49 trapezförmige, seitlich durchlochte Eberhauer-Plättchen als schuppenpanzerartiger Gewandbesatz; Knochenahle; Obsidianklinge; Amphore; Krug; Gefäß (Abb. 4, 5.7–18; 5, A 19–21). – Dat.: Otomani-Kultur. – Archeologický ústav SAV, Košice. – Olexa 1987, 260–265 Abb. 3–6; Olexa/Nováček 2013, 104 f. Taf. 135. 136; Jaeger/Olexa 2014; s. auch S. 303. Gemeinlebarn, Stadt Traismauer, p. B. St. Pölten-Land, Niederösterreich, Österreich. – „Maisgasse“ (am Nordrand des altbekannten Gräberfeldes A); Verf. 532; gestörte N–S-ausgerichtete Körperbestattung; Beigaben zu Füßen (Abb. 6, 20). – Gießformen aus Sandstein: Zweiteilige (fragmentierte?) vollständige Gießform (A, B); weitere Formhälfte (C). – Formhälfte A: Breitseite 1: Negativ für rundstabigen Gegenstand (Barren?) (Abb. 6, 2). – Formhälfte B: Breitseite 1 (passend zu Formhälfte A, 1) (Abb. 6, 3). – Formhälfte C(?) mit zwei im rechten Winkel zueinander stehenden Negativen für rundstabigen Gegenstand (Barren?) (Abb. 6, 4). – Beifunde: konische Blasrohrdüse aus Ton (Abb. 6, 1); Steinbeil, Fragment eines Steingerätes; Steinfragment; Silex; vier Knochenwerkstücke (Retuscheure?), zwei Eberzähne; zwei Eberzahnlamellen; Tonschale; Reste von Tongefäßen (Abb. 6, 5–19). – Urzeitmuseum NussdorfTraisental. – Dat.: Unterwölblinger Gruppe, Stufe 1.

Mittelbronzezeitlicher Kontext mit Gießformen – Neugebauer 1994 (Abb. nach Vorlage BDA, Niederösterreich); s. auch S. 300. Dunaújváros-Dunadűlő, Kom. Fejér, Ungarn. – In der Nähe einer gleichzeitigen Siedlung aus einem großen Gräberfeld der Kisapostag-Kultur; Grab 1029 (früher Dunaújváros-Kosziderpadlás, Grab 960),2 Brandbestattung in Urne; Gießform neben Urne. – Vollständige zweiteilige Gießform (A, B) aus Sandstein: zwei Negative für einfache halbmondförmige Anhänger; Schmauchspuren. – Formhälfte A: Breitseite 1 mit Ne-

233

gativen für zwei halbmondförmige Anhänger (Abb. 5, B 2). – Formhälfte B: Breitseite 1: flache Deckplatte mit Spuren/Abdruck des Negativs zu Formhälfte A („verdeckter Herdguss“) (Abb. 5, B 1). – Beifunde: zwei „Klopfsteine“ (Abb. 5, B 3); kleiner Krug; Urne; Deckschale. – Dat.: Vatya-Kultur (etwa Stufe Bz A 2). – Nationalmus. Budapest. – Mozsolics 1967, 101. 137 (Grab 960 [„Grab des Bronzegießers“]) Taf. 19, 1–4; Bóna 1975, 55 Taf. 46, 9; Horváth 2004, 22 Abb. 8, 2; 41; Ilon 2006, 278 Nr. 10.

Mittelbronzezeitlicher Kontext mit Gießformen Wenkheim, Gem.Werbach, Main-Tauber-Kreis, BadenWürttemberg, Deutschland. – „Großer Wald“; Grabhügelgruppe mit vier Hügeln; Grabhügel 1 (größter der Gruppe: Dm. 15 m, Höhe noch 1 m) mit (teilweise zerstückelten) Skelettresten von Körperbestattung(en?) (Grabung E. Wahle 1922/1923); „nahe dem südwestlichen Rand des Hügels [...] als kleines Depot inmitten des steinernen Hügelbaus“ die Gießformen; „die größere Form [...] lag waagerecht im Boden, beide Teile genau aufeinander; [...] unmittelbar daneben, etwas tiefer noch mehr nach dem Rande des Hügels [...] die kleinere Form“ (Abb. 7, 3–4). – Zwei vollständige zweiteilige Gießformen (A–B, C–D) aus Talkglimmerschiefer (Specksteinart; nächste Vorkommen im Spessart und Taunus); nicht mehr gebrauchsfähig; deutliche Verfärbungen im Bereich der Negative. Auf Stirnseite und Schmalseiten Passmarken, die sich bei zusammengeklappter Form vollständig zur Deckung bringen lassen (nach M. Overbeck, leicht gekürzt). – Zwei Hälften einer zweiseitig nutzbaren Gießform; Formhälfte A: Breitseite 1: Negativ für Absatzbeil Typ Klingenmünster, Variante Bayerseich (nach Kibbert 1980, 264 ff.) (Abb. 7, 1A); Breitseite 2: Negativ für Vollgriffmesser Typ Brunn (nach Hohlbein 2016, 34 Nr. 12). Zusätz-

lich Negativ für einen flachen, rippenprofilierten Gegenstand mit unbekannter Funktion (Meißel?/Armband?); Stirnseite 2 (Formhälfte A): zwei tiefe Passmarken/Schnürungsrillen (Abb. 7, 1B). Formhälfte B; eine Ecke bei der Bergung ausgebrochen: Breitseite 1: Negativ zu A, 1 (Abb. 7, 2A); Breitseite 2: Negativ zu A, 2 (Abb. 7, 2B). Gew. 341 g (Formhälfte A); St. 1,8 cm; Gew. 330 g (Formhälfte B). – Zwei Hälften einer kompletten Gießform. Formhälfte C: Breitseite 1: Negativ für schlichtes Absatzbeil Typ Rhein bei Mainz (nach Kibbert 1980, 272 ff.) Drei flache Bohrungen für Passstifte; Schmalseite 2: Rinne mit annähernd Uförmigem Profil (Negativ für einen stabförmigen Barren[?]); St. 3 cm (Abb. 7, 3). Formhälfte D: Breitseite 1: Negativ zu C, 1 (Abb. 7, 4); Gew. 948 g und 1.014 g (Gesamt 1.962 g). – Mitfunde im Zentrum des Hügels: 13 Bronzenägel (von Dolchgriff oder Holzschild?: vgl. Uckelmann 2012, 81 ff.). – Datierung: Stufe Bz C 2. – Mus. Karlsruhe (C 10932; C 10933). – Wahle 1925, 33 ff. Abb. 19; Kibbert 1980, 218. 263. 267 Anm. 9; 269. 271 ff. 275; Prüssing 1982, 31 ff.; Hohlbein 2016, 34 Nr. 12 Taf. 2; Overbeck 2018, 135. 137 Nr. 57. 63 Taf. 30; 33.

Zum angeblichen Grabfund von Cruceni (Banat, Rumänien) waren keine weiteren Informationen einholbar: Cruceni (ehem. Temeskeresztes, dtsch. Kreuzstätten), Gem. Şagu, Banat, Rumänien. – Aus einem Gräberfeld (1958) mit (ausgegrabenen) 79 Brandbestattungen. – Gießform(en) (näheres unbekannt). – Dat.: vermutlich

2

Koszider Horizont, Vatina-Kultur. – Mus. Timişoara. – Mozsolics 1967 102, Abb. 30 Nr. 33 (nur Fundort kartiert; nicht bei Ilon 2006).

Mozsolics 1967, 101. 137 (Grab 960) Taf. 19, 1–4; Bóna 1975, 55 Taf. 46, 9.

234

Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

Abb. 3. A Nižná Myšľa (Ostslowakei); Plan des Gräberfeldes (Ausschnitt) (Lage der Gräber mit Gießformen geschwärzt [133; 280]). – B Nižná Myšľa, Grab 133. – C Ludéřov (Mähren). – (A. B nach L. Olexa, M. Jaeger/L. Olexa, C nach Th. Zimmermann). – M. 1:3

Älterbronzezeitliches Grab mit Gießformen

Abb. 4. Nižná Myšľa (Ostslowakei), Grab 280 (dazu Abb. 5, A). – (nach L. Olexa, M. Jaeger/L. Olexa). – M. 1:3

235

236

Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

Abb. 5. A Nižná Myšľa (Ostslowakei), Grab 280 (dazu Abb. 4). – B Dunaújváros-Dunadűlő (Ungarn), Grab 1029 (früher Dunaújváros-Kosziderpadlás, Grab 960). – C Matúškovo (Südwestslowakei). – (A nach L. Olexa, M. Jaeger/L. Olexa; B nach I. Bóna; C nach Z. Benkovsky-Pivovarová). – M. 1:3

Älterbronzezeitliches Grab mit Gießformen

Abb. 6. Gemeinlebarn-Maisgasse (Niederösterreich). – (nach J.-W. Neugebauer/A. Gattringer). – M. 1:3

237

238

Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

(1A)

(1B)

(2A)

(2B)

Abb. 7. Wenkheim (Tauberfranken, Baden-Württemberg). – (nach M. Hohlbein/M. Overbeck). – M. 1:3

Jungbronzezeitliche Gräber mit Gießformen

239

Jungbronzezeitliche Gräber mit Gießformen Billy, Dép. Loir-et-Cher. – Hof „Le Theil“, Flur „La Fosse aux Prêtres“ (1875); unklare Fundumstände; Gegenstände lagen in einem Geviert (Grabkammer?) von 6 x 6 m in einer Tiefe von 0,35–0,40 cm; keine Reste einer Bestattung erkennbar; möglicherweise Depot bzw. „Grabdepot“. – Fragmentierte Formhälfte A aus Stein (nach G. de Mortillet Euphotid [Granitvarietät aus Pyrenäen oder Alpen?] [Cordier 1997, 79]): Breitseite 1: Negativ für mittelständiges Lappenbeil; zwei Passstiftlöcher (Abb. 8, B 2A); Breitseite 2: querverlaufende halbrunde Rinne mit zwei Verdickungen; vier Passstiftlöcher (Abb. 8, B 2B). – Beifunde: Flachmeißel(?) mit Mittelrippe, breiter Schneide und verdicktem Nacken (von Arbeitseinsatz?), einseitig profiliert (Beitel?) (Abb. 8, B 4); Kammhelm; mittelständiges Lappenbeil; vielteiliger Kompositgürtel aus Ringketten, Blechen und lanzettförmigen Anhängern; zwei punzverzierte Goldbleche; elf blaue Glasperlen; drei Bernsteinperlen; tönerner Spinnwirtel; Scherben eines Trichterrandgefäßes; tupfenverzierter Rand einer Schale (?) (Abb. 8, B 3. 5; 9, A). – Dat.: Bronze final I/ IIa (Stufe Bz D/Ha A 1). – Mus. St. Germain-en-Laye. – Bourgeois 1875; Chantre 1875; Müller-Karpe 1980, 879 Nr. 984 Taf. 471, C; Cordier 1997. Kobern-Gondorf, Lkr. Mayen-Koblenz, RheinlandPfalz, Deutschland. – Beim Bahnhof Kobern; (kleines) Gräberfeld mit Brandbestattungen in Urnen (1889); Grab 2; Brandbestattung in Urne; Gießformen neben der Urne. – Zweiteilige Gießform (A, B) aus Sandstein. – Formhälfte A: Breitseite 1: Negative für zwei Griffdorn- oder Griffangelmesser, drei Passstiftlöcher (Abb. 9, B 1). – Formhälfte B: Breitseite 1 (passend zu Formhälfte A), zwei Passstiftlöcher (Abb. 9, B 2). – Beifunde: kleiner Bronzering; Zylinderhalsurne. – Dat.: Mittlere Urnenfelderzeit (Stufe Ha A 2). – Rheinisches Landesmuseum Bonn (12943 a.b). – Lehner 1901, 220 ff. mit Abb.; Haberey 1938, 164 Abb. 3; Dohle 1969, 180 f. Nr. 34 Taf. 41, C; Hohlbein 2016, 291 f. Nr. 1018 Taf. 81; Overbeck 2018, 154 Nr. 89 Taf. 46. Mailhac, Dép. Aude, Languedoc-Roussillon, Frankreich. – „Moulin“; aus einem großen Gräberfeld mit Brandbestattungen in Urnen; inmitten von Grabanlagen Befund 356 („Dépôt“); in 0,5 m Tiefe trichterförmige Grube mit Keramikfragmenten und Gießformenfragment. – Fragment einer zerbrochenen Formhälfte A (Gegenstück fehlt) aus Serizit-Muskovit („schi-

ste sériciteux“); Breitseite 1: Negativ (obere Hälfte abgebrochen) für oberständiges Lappenbeil; Passstiftloch (Abb. 11, B). – Beifunde: Keramik. – Dat.: wohl Bronze Final III. – Chardenoux/Courtois 1979, 104 f. Nr. 824 Taf. 49; Taffanel u. a. 1998, 242 ff. Migennes, Dép. Yonne, Frankreich. – „Du Petit Moulin“; großes urnenfelderzeitliches Gräberfeld; Grab 233, Brandbestattung in Urne mit Steinabdeckung; Beigaben in Urne auf Leichenbrand. – Zweiteilige Gießform („verdeckter Herdguss“) für Radanhänger aus Sedimentgestein. – Formhälfte A: Breitseite 1: Negativ für Radanhänger (Felgenschema H); in der Form Einkerbungen an Öse und Felge für Mitguss der Verzierung (Abb. 10, A 1); auf Platte Rest einer Öse für weiteren Radanhänger. – Formhälfte B: flache Deckplatte zu Formhälfte A (Abb. 10, A 2). – Beifunde: Fragmente zweier tordierter Armringe; Fragment eines Armringes (?); großes Trichterrandgefäß; kleine Schale mit Kerbschnittverzierung; kleines Trichterrandgefäß mit zwei Henkeln und Riefenverzierung; zwei kleinere unverzierte Trichterrandgefäße. – Dat.: Frühe Urnenfelderzeit (Stufe Bz D). – Roscio u. a. 2007; Roscio u. a. 2011. Németbánya-Felsőerdő, Kom. Veszprém, Ungarn. – Hügel III/4 mit drei (Brand-?) Bestattungen und Feuerstelle (vom Scheiterhaufen?); Steinkammergrab (kurz nach Grablegung ausgeraubt, Beigaben teilweise umgelagert); Grab 2. – Kleines Fragment einer Gießformhälfte aus Dolomit; auf einer Seite zwei Negative für kleine Ringe (Abb. 10, C). – Dat.: Stufe Bz D/Ha A 1. – Mus. Veszprém (87.59.16). – Ilon 1989, 15 ff. bes. 18. 23 Abb. 6, 6; ders. 2006, 283 Nr. 36. Pépieux, Dép. Aude, Languedoc-Roussillon, Frankreich. – „Las Fados“; aus einem großen Gräberfeld mit Brandbestattungen in Urnen ohne erkennbaren Grabzusammenhang. – Formhälfte A aus talkschiefrigem Serizit-Muskovit („schiste sériteux très altére, en voie de transformation en talc“): Breitseite 1: bäumchenartiges Negativ für den gleichzeitigen Guss von sechs kleinen Ringen („Ringgeld“); Passstiftloch (Abb. 11, C 1 [1A]); Breitseite 2: Negativ für Objekt mit Tülle und scheibenförmigem Knauf (möglicherweise für Schwertgriff [Verbundguss?]; Rekonstruktion: Abb. 11, C 2); zwei Passstiftlöcher (Abb. 11, C 1 [1B]). – Dat.: wohl Bronze Final III. – Sammlung René Nelli (Carcassonne). – Louis/Taffanel/Taffanel 1958, 101 f. 130 Abb. 107. 108.

240

Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

Abb. 8. A Žákava (Westböhmen). – B Billy-Le Theil (Mittelfrankreich) (dazu Abb. 9, A). – (A nach E. Čujanová-Jílková; B nach G. Cordier). – M. 1:3; B5: ca. 1:4

Jungbronzezeitliche Gräber mit Gießformen

241

Abb. 9. A Billy-Le Theil (Mittelfrankreich) (dazu Abb. 8, B). – B Kobern-Gondorf (Mittelrheinland), Grab 2. – (A nach G. Cordier; B nach G. Dohle/M. Hohlbein). – M. 1:3

242

Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

Abb. 10. A Migennes (Dép. Yonne, Burgund, Frankreich), Grab 233. – B Lăpuş (Maramureş, Rumänien): 1. 2 Hügel 16; 3 Hügel 13 (dazu Abb. 11, A). – C Németbánya-Felsőerdő (Ungarn). – (A nach M. Roscio; B nach C. Kacsó; C nach G. Ilon). – M. 1:3

Jungbronzezeitliche Gräber mit Gießformen

243

Abb. 11. A Lăpuş (Maramureş, Rumänien): 1 Hügel 11; 2 Hügel 12; 3 Hügel 18; 4 Hügel 9; 5 Hügel 20 (dazu Abb. 10, B). –B Mailhac (Languedoc, Südfrankreich). – C Pépieux (Languedoc, Südfrankreich): 1 Formhälfte; 2 Rekonstruktion. – D Donja Dolina (BosnienHerzegowina). – (A nach C. Kacsó; B nach O. Taffanel u. a.; C nach M. Louis/O. Taffanel/J. Taffanel; D nach Ć. Truhelka). – M. 1:3

244

Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit Lausitzer Kulturgebiet Deutschland

Battaune, Gem. Döberschütz, Lkr. Nordsachsen, Sachsen, Deutschland. – Forstrevier Abt. 30; Straßenkreuzung Battaune-Mockrhena/Torfhaus-Doberschütz; Grab 1; durch Kiesabbau z. T. gestörte Brandbestattung (Leichenbrandstreuung über gesamte Fundschicht verteilt, kein Leichenbrandbehälter auffindbar) eines adulten Individuums; steinerne Gießformhälften dicht aufeinander und nebeneinander liegend; Kernhalter aus Keramik östlich davon inmitten von Gefäßresten; zwischen beiden Gruppen Kannelurenstein (Abb. 12, 1). – Zweiteilige Gießform aus Diorit (A, B) mit zugehörigem Gusskern; mehrfach gebraucht („dunkle Verfärbungen an den Eingusskanälen [...], öfters nachgearbeitete Innenflächen des Beilnegatives“) und eine Deckplatte einer weiteren Gießform (Platte mit Negativ für zwei Knopfsicheln fehlt) aus Grauwackensandstein (C). – Formhälfte A: Breitseite 1: Negativ für Lausitzer Tüllenbeil mit Rippenverzierung und randständiger Öse, Negativ für Tüllenpfeilspitze, zwei Passstiftlöcher(Abb. 12, 7A); Breitseite 2: Negative für zwei Ringe; Anbohrungen (für nicht weiter ausführte Passstiftlöcher) (Abb. 12, 7B); E: Verschnürungsrillen. – Formhälfte B: Breitseite 1 (passend zu A, 1) (Abb. 12, 8A); Breitseite 2 (passend zu A, 2) (Abb. 12, 8B). – Formhälfte C: Breitseite 1: plan, ohne Negativ (nach Schmauchspuren zwei Knopfsicheln), Passstiftloch; Stirnseite 1: zwei Eingussöffnungen; genutzt („Brandspuren“) (Abb. 12, 9). – Kernhalter aus Keramik (verloren?). – Beifunde: Kannelurenstein (aus quarzitartigem Sandstein) (Abb. 12, 6); schuhleistenkeilartiges Steinbeil aus Hornblendeschiefer (Abb. 12, 10); Doppelkonus; Reste eines weiteren Doppelkonus; Bruchstücke von drei Terrinen (Abb. 12, 2–5). – Dat.: Jüngste Bronzezeit. – Mus. Leipzig. – Winkler/Baumann 1975, 80–87 Abb. 2–5; Schmalfuß 2008 (beide ohne Abb. des Kernhalters). Butzow, Gem. Beetzseeheide, Lkr. Potsdam-Mittelmark, Brandenburg, Deutschland. – „Mosesberg“ (300– 400 m nö von Butzow); Gräberfeld; Brandbestattung in Urnen; zwischen einem Glockengrab (dicht daneben Brandgrab eines zehnjährigen Kindes) und Urnengrab (Abb. 13, A 1) ein „Ensemble“ von Gießformen. – Fünf Formhälften (A–E: Abb. 13, A 2 [Fig. 4–8]) aus „feinem Sandstein“ (Stimmig) bzw. sehr fein geschlämmtem weißem Ton. – Formhälfte A: Breitseite 1: zwei Negative für scheibenartigen Gegenstand mit Quersteg auf Rückseite (Ösenknopf nach von Brunn 1969, 193) (Abb. 13, A 3 [= Fig. 4]). – Formhälfte B: Breitseite 1: Nega-

tiv für scheibenartigen Gegenstand mit Kreuzsteg auf Rückseite; zwei Passstiftlöcher; Eingusskanal (Abb. 13, A 4 [= Fig. 7]). – Abdruck von (verlorener?) Formhälfte C: Breitseite 1: Negativ für scheibenartigen Gegenstand mit Kreuzsteg auf Rückseite; zwei Passstiftlöcher (Abb. 13, A 5 [= Fig. 5]). –Formhälfte D: Breitseite 1: quaderförmiges Fragment ohne Negativ(?); mehrere Passstiftlöcher? (Abb. 13, A 6 [= Fig. 6]). – Formhälfte E: Längliche brotlaibartige Platte (Deckplatte?) mit Abdrücken einer Verschnürung (Abb. 13, A 7 [= Fig. 8]). – Dat.: Jüngste Bronzezeit. – Mus. Vor- und Frühgeschichte Berlin (nach Archivunterlagen, Dokumentation Gabriele Antal). – Stimmig 1903, 7 f. Abb. 1–9. Falkenberg (bei Fürstenwalde), Gem. Briesen (Mark), Lkr. Oder-Spree, Brandenburg, Deutschland. – Aus einem Gräberfeld. – Zweiteilige keramische Gießform (A, B) aus hartgebranntem, bräunlichem, stark glimmerhaltigem (vielleicht ortsfremdem) Ton: Formhälfte A: Breitseite 1: Negativ für Tüllenbeil mit starker Mittelrippe (ohne Abb.). – Formhälfte B: Breitseite 1; passend zu A, 1 (ohne Abb.). – Auf den Schmalseiten 1 und 2 der beiden Formhälften Negativ für Rahmensteg mit Endring und (auf nur einer Schmalseite) Negativ für stabartigen Gegenstand mit doppeltem Endring (für Fibelnadeln?) (Abb. 14, E 1. 2). – Mus. Vor- und Frühgeschichte Berlin. – Weigel 1891, 71–72 Abb. 1– 2. Gävernitz (ab 1973 Kehmen-Gävernitz), Gem. Priestewitz, Lkr. Meißen, Sachsen, Deutschland. – Flurstück Nr. 36, Schottergrube Pfeil; Flachgräberfeld; aus einer Tiefe von 0,40–0,50 m zusammen mit Brandbestattungen in Urnen ohne genaue Grabzuweisung zwei Gießformen (1906) (A, B) aus muskovitreichem Gneis. – Formhälfte A: Breitseite 1: Negative für Zungensichel und Knopfsichel sowie zwei Tüllenpfeilspitzen; zwei Passstiftlöcher; vom Gebrauch teilweise geschwärzt, gelbbraun verfärbte, „mürbe“ Oberfläche; Gew. 1.165,9 g (Abb. 14, A 1). – Formhälfte B: Breitseite 1: Negativ für Pfeilspitze mit Griffangel; zwei seitliche trichterartige Ausarbeitungen; gleichmäßig schwarzgrün gefärbt; Spuren von Erhitzung; Gew. 2.009,2 g (Abb. 14, A 2). – Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz (ehem. Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden). – Deichmüller 1908, 8 (Formhälfte A); Neumann 1930, 37 Abb. 24, b. c; Bierbaum 1956, 176–182 Abb. 1–4. Gävernitz (ab 1973 Kehmen-Gävernitz), Gem. Priestewitz, Lkr. Meißen, Sachsen, Deutschland. – „Großes Grab“; Hügel I (1929) (Abb. 14, B 1); gestört, an-

Lausitzer Kulturgebiet

Abb. 12. Battaune (Sachsen), Grab 1. – (nach F. Winkler/W. Baumann). – M. 1:3

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Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

Abb. 13. A Butzow (Brandenburg). – B Radewege (Brandenburg). – (A nach G. Stimmig und Unterlagen Mus. Berlin; B nach Skizze im Inventarbuch Mus. Berlin). – M. 1:3

Lausitzer Kulturgebiet

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Abb. 14. A Gävernitz (Sachsen), Flachgräberfeld. – B Gävernitz (Sachsen), „Großes Grab“. – C Löderup (Schonen). – D Réznes (Litauen). – E Falkenberg (Brandenburg). – F Wandersleben (Thüringen). – G Určice (Mähren). – (A. B nach G. Bierbaum; C nach M. Strömberg; D nach J. Ozols; E nach M. Weigel; F nach D. W. Müller; G nach V. Podborský). – M. 1:3

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Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

Abb. 15. Klein Jauer (Brandenburg): Fundplatz 34, Grab 215. – (nach E. Bönisch). – M. 1:3

Lausitzer Kulturgebiet scheinend „in früherer Zeit [...] beraubt“ (Neumann 1930, 21), Brandbestattung (Leichenbrand mit „grünen Flecken“ von Bronzepatina, also haben Bronzen als Beigaben existiert) in Steinsetzung; Gießform in der Steinpackung des Innenzylinders des Hügels. – Quaderförmiges Bruchstück (nach G. Bierbaum „Rohstück“) der Formhälfte A aus muskovitreichem Gneis: Breitseite 1: Negativ für einen stabförmigen Gegenstand mit rundem (bei Gegenstück der Formhälfte) oder halbrundem Querschnitt (Stabbarren?); Spuren von Werkzeugbearbeitung (Meißel, Stichel, Säge ?); Gew. 776,4 g (Abb. 14, B 2). – Beifunde: Silexklinge; Mahlstein; Becher; Schale; mehrere Schälchen; große Schüssel; Urne. – Dat.: Lausitzer Kultur. – Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz (ehem. Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden). – Neumann 1930, 22. 29. 37 Abb. 24; Bierbaum 1956, 176. 182–184 Abb. 5–6. Klein Jauer, Lkr. Oberspreewald-Lausitz, Sachsen, Deutschland. – Fundplatz 34; Gräberfeld der Lausitzer Kultur; Grab 215; Brandbestattung in einer auf Steinplatte abgestellten Terrine mit „Seelenloch“ im Boden (von außen durchstoßen); nach anthropologischer Bestimmung ca. 48-jähriger Mann; Gießformen auf der Schulter der Terrine deponiert (Abb. 15, 1), übrige Beigaben in Brandschicht nördlich der Urne. – Zweiteilige Gießform (A, B) und vier weitere Formhälften (C– F) aus einheitlich rötlichem glimmerhaltigem Sandstein („eine direkte Herkunft aus dem Lausitzer Bereich ist eher unwahrscheinlich“ [J. Götze]); offenbar sekundär beschädigt. – Formhälfte A: Breitseite 1 (passend zu B): Negativ für rundstabigen Ring (Armring?), im Zentrum Zentrierpunkt (Abb. 15, 2). – Formhälfte B: Breitseite 1 (passend zu A) (Abb. 15, 3). – Formhälfte C: Breitseite 1: Deckplatte mit zwei Eingusstrichtern (eventuell Deckplatte zu Formhälfte D); Schmauchspuren (Abb. 15, 4).

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– Formhälfte D: Breitseite 1: Negativ für Knopfsichel (Abb. 15, 5). – Formhälfte E: Breitseite 1: Negativ für zwei einschneidige Rasiermesser mit Hakengriff (Abb. 15, 6). – Formhälfte F: Breitseite 1: Negative für Vollgriffmesser mit Ringende und für Kreuzbalkenkopfnadel (für Fibel) (Abb. 15, 9B); Breitseite 2: durchgehende V-förmige Rinne (Barren mit dreieckigem Querschnitt?); Sägeschnitt; Schmauchspuren (Abb. 15, 9A). – Beifunde: große Kegelhalsterrine (Urne); Randscherbe einer kleinen Terrine; fragmentierter Becher mit Griffzapfen. – Dat.: Frühe/Ältere Lausitzer Kultur (etwa Stufe Bz D/ Ha A 1). – Stadtmuseum Cottbus. – Bönisch 2000; Götze 2000. Radewege, Gem. Brietzsee, Lkr. Potsdam-Mittelmark, Brandenburg, Deutschland. – Beim „Schwarzen Berg“; Brandgrab? („sekundäre Lage“). – Zweiteilige keramische Gießform (A, B), keramische Gießformhälfte (C); Abb. nach Inventarbuch Berlin. – Formhälfte A: Breitseite 1: Negativ für flachen, länglichen Gegenstand (Armband?; bandförmiger Barren?) (Abb. 13, B 1). – Formhälfte B: Breitseite 1 (passend zu A) (Abb. 13, B 2). – Formhälfte C (Gegenstück fehlt): Breitseite 1: Negativ wie A (Abb. 13, B 3). – Beifunde (Zugehörigkeit unsicher): kleines Bronzemesser; Bronzepinzette; zwei bearbeitete Knochenstücke; große Schüssel; zwei ringförmige Untersätze; bauchige Urne mit schrägkannelierter Schulter; Deckschale. – Mus. Vor- und Frühgeschichte Berlin (If 11209). – Voss/Stimmig 1890, 12. Wandersleben, Gem. Drei Gleichen, Lkr. Gotha, Thüringen, Deutschland. – Waidmühle; aus einem Grab? – Fragmentierte Formhäfte A aus Kalkstein. Breitseite 1: Negativ für zwei halbmondförmige Anhänger(?) (Abb. 14, F). – Beifund: Doppelknopf. – Dat.: Urnenfelderzeit. – Mus. Gotha. – Müller 1974.

Polen Bojadła (ehem. Boyadel), Niederschlesien, Polen. – Gräberfeld mit Brandbestattungen (1884); Brandbestattung in Urne. – Zwei zweiteilige Gießformen (A–D) aus „gut geschlämmtem“ (H. Seger) Ton mit Verschnürungsrillen. – Formhälfte A: Breitseite 1: Negativ für Tüllenbeil mit Rippenzier und seitlicher Öse, vier durchgehende Passstiftlöcher (Abb. 16, A 1). – Fragmentierte Formhälfte B (passend zu A) (Abb. 16, A 2). – Formhälfte C: Breitseite 1: Negativ für Knopfsichel vom Lausitzer Typ (nach M. Gedl) mit drei Rippen (Abb. 16, A 3). – Formhälfte D (Deckplatte passend zu C); leichte Vertiefungen evtl. von nicht ausgeführtem Negativ (Abb. 16, A 4). – Beifunde: Drei Bruchstücke von zwei (!) gebogenen Düsen (nur von einer Abb. erreichbar: Abb. 16,

A 5); 12–15 Gefäße, davon zwei große mit Asche, die übrigen mit Sand gefüllt. – Dat.: Späteste Lausitzer Kultur. – Mus. Wrocław. – Seger 1909, 19 ff. Abb. 20–22 (Boyadel); Gedl 1995, 91 Nr. 654 Taf. 30; Gedl 2004, 111 f. Nr. 540 Taf. 26; s. auch S. 304. Czarne Piątkowo, Gem. und Pow. Środa Wielkopolska, Großpolen, Polen. – Aus einem Gräberfeld. – Zweiteilige Gießform (A, B) aus Sandstein und weiteres Gießformfragment (C) aus Ton. – Formhälfte A: fragmentierte Breitseite 1: Negativ für zwei Kugelköpfe (Abb. 16, B 3). – Formhälfte B: Breitseite 1 (passend zu A); zusätzlich waagerechte Rinne (Abb. 16, B 2). – Fragmentierte Formhälfte C: Breitseite 1: Rest eines Negatives für nicht mehr definierbaren Gegenstand

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Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

(Abb. 16, B 1). – Arch. Museum Poznań (1961: 448; 1961: 449). – Naumowiczówna 1964, 97. 103 Abb. 29. 30. Gogolin-Strzebniów, Oberschlesien, Polen. – Nekropole mit 71 Brandbestattungen; Grab 24 (1972); Brandschüttung in NE–SW-orientierter Grabgrube; sechs Gießformen zusammengepackt, gegenüber Leichenbrand (anthropologische Bestimmung: adult, ca. 18–30 Jahre; Geschlecht unbestimmt) und zwischen zwei Gefäßgruppen positioniert; drei Gießformen im Abraum (Abb. 17, 1). – Vier zweiteilige Gießformen, davon eine vollständige aus Sandstein (A, B), drei vollständige (C–H) und ein Fragment aus Keramik (I). – Steinerne Formhälfte A: Breitseite 1: Negative für Knopfsichel und zwei Stäbchen (Barren?) (Abb. 17, 3). – Steinerne Formhälfte B (passend zu A): beschädigte Deckplatte; Schmauchspuren von Benutzung (Abb. 17, 2). – Keramische Formhälfte C: Breitseite 1: Negative für drei halbkugelartige Köpfe, vom Eingusstrichter jeweils Stege zu den Köpfen, diese untereinander durch einen waagerecht verlaufenden Kanal verbunden (Abb. 17, 4). – Keramische Formhälfte D: Breitseite 1 (passend zu C): Deckplatte mit Eingusstrichter ohne Stege zu den kleinen punktartigen Vertiefungen, diese untereinander durch waagerecht verlaufenden Steg verbunden (Abb. 17, 5). – Keramische Formhälfte E: Breitseite 1: wie Negativ auf C (Abb. 17, 7). – Keramische Formhälfte F, Breitseite 1 (passend zu E) (Abb. 17, 8). – Keramische Formhälfte G: Breitseite 1, wie Negativ auf C (Abb. 17, 9). – Keramische Formhälfte H (passend zu G): Breitseite 1: wie Negativ auf D (Abb. 17, 10). – Quaderförmige keramische Formhälfte I: Negativ für stabbarrenartigen Gegenstand (Abb. 17, 6). – Beifunde: drei Schalen; S-förmig geschwungenes Grobgefäß mit zwei Henkeln (Urne) (Abb. 18, 12–14). – Dat.: Jüngste Lausitzer Kultur/Periode V/VI. – Mus. Prúdnik (MP-A292). – Tomczak 1975; Gedl 1995, 91 Nr. 657 Taf. 68, B; 69. Karzec, Gem. Krobia, Großpolen, Polen. – Jungbronzezeitliches Gräberfeld; Urnengrab 89; nach anthropologischer Untersuchung wahrscheinlich Bestattung einer Frau („Alter von 40 Jahren“); Gießformen ca. 1 m südwestlich der Urne, teilweise unter den Tassen (Abb. 19, 1). – Zwei zweiteilige Gießformen (A, B; C, D) aus Stein und zwei zusammengehörige Steinplatten als Rohformen (E, F). – Formhälfte A: Breitseite 1: Negativ für Tüllenbeil mit Rippenzier und seitlicher Öse („Lausitzer Tüllenbeil“); Gebrauchsspuren; Verschnürungsrille auf Stirnseite 2 (Abb. 19, 3). – Formhälfte B: Breitseite 1 (passend zu A) (Abb. 19, 2). – Formhälfte C: Breitseite 1: Negativ für Knopfsichel und zwei Miniaturknopfsicheln (für Rechtshänder) (Abb. 20, 4). – Formhälfte D: Breitseite 1 (passend zu C, 1): Deckplatte mit star-

ken Schmauchspuren (Abb. 20, 5). – Zwei plan geschliffene Steinplatten (E, F) ohne Negative, auf Schmalseite 1 an beiden Platten Verschnürungsrille (?); wohl Vorformen für weitere Gießformen (Abb. 20, 10. 11). – Beifunde: Hammer-/Klopfstein mit breiter flacher Bahn (Abb. 20, 12); Tonscheibe; Henkelschale; Henkeltasse; kleines Gefäß; Becher; Schüssel; Urne. – Dat.: Späte Lausitzer Kultur (etwa Stufen Ha B 2/3–Ha C). – Arch. Mus. Poznań (1959:299). – Śmigielski 1961, Taf. 37,1–5; ders. 1962, 286–289 Abb. 2–8; Gedl 1995, 91 ff. Nr. 658 Taf. 31; 76, B; 77 (der von Gedl vermerkte Gusskuchen ist in Primärliteratur nicht aufgeführt; vermutlich Verwechslung mit dem Steinobjekt); Gedl 2004, 112 f. Nr. 544 Taf. 27. Legnica, Niederschlesien, Polen. – Jungbronzezeitliches Gräberfeld; Grab 5, gestörte Brandbestattung. – Mindestens drei zweiteilige keramische Gießformen (A–F) und Gießformenhälften (G–H). – Formhälfte A: Breitseite 1: Negativ für Halbmondrasiermesser (Typ Herrnbaumgarten); an einem Ende beschädigt; Passstiftloch erhalten; Breitseite 2: „verziert“ mit Fingerabdrücken; Verschnürungsrillen auf Stirnseite 1 (Abb. 21, 3) (Ausguss Legnica, Grab 11?: Abb. 22, B). – Formhälfte B: Breitseite 1 (passend zu A) (Abb. 21, 4). – Formhälfte C: Breitseite 1 und 2: zwei Negative für Knopfsicheln auf beiden Breitseiten (Abb. 21, 1). – Formhälfte D (passend zu C): Breitseite 1 und 2: plane Deckplatte mit Schmauchspuren der Knopfsicheln auf beiden Breitseiten 1 und 2 (Abb. 21, 2). – Fragmente einer zweiteiligen keramischen Gießform (E, F) für Lanzenspitzen mit geripptem Tüllenmund: Formhälfte E: Breitseite 1: zwei Fragmente; zwei Passstiftlöcher (Abb. 22, A 7). Formhälfte F (passend zu E): Breitseite 1: oberhalb der Spitze abgebrochen (Abb. 22, A 8). – Formhälfte G, in der Mitte gebrochen: Breitseite 1: Negativ für Lanzenspitze mit rhombischem Blatt; zwei Passstiftlöcher (Abb. 21, 5). – Formhälfte H: Breitseite 1: Negativ für Tüllenmeißel; Verschnürungsrille auf Seiten A/F (Abb. 21, 6). – Beifunde: Brucherz?; Lehmkuchen; Tonbecher; Keramikscherben. – Dat.: Jüngere Lausitzer Kultur. – Slg. Archäologisch-Konservatorisches Zentrum Wrocław. – Kaletyn 1974, 325–329. 334 Nr. 35 Abb. 2 (nur Gießformhälfte 1); Gedl 1981, 33 Nr. 112 Taf. 8; 1995, 91 Nr. 661 Taf. 32; 2004, 113 Nr. 550 Taf. 29; 2009, 79 Nr. 382. 383 Taf. 28. Legnica, Niederschlesien, Polen. – Jungbronzezeitliches Gräberfeld; Grab 153, Brandbestattung. – Zweiteilige Gießform aus Stein (A, B). – Formhälfte A, linke obere Ecke abgebrochen: Breitseite 1. Negativ für „Lausitzer Tüllenbeil“; zwei (von vermutlich drei) Passstiftlöcher (Abb. 23, A 1). – Formhälfte B (passend zu A), mehrfach gebrochen: Breitseite 1: drei Passstiftlöcher (Abb. 23, A 2).

Lausitzer Kulturgebiet

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Abb. 16. A Bojadła ([ehem. Boyadel] (Schlesien) – B Czarne Piątkowo (Großpolen). – C Siedliszce (Lubliner Land, Polen). – D Mierczyce [ehem. Mertschütz] (Schlesien). – E Mojęcice [ehem. Mondschütz] (Schlesien). – F Sułów [ehem. Sulau] (Schlesien). – (A nach M. Gedl/H. Seger; B nach E. Naumowiczówna; C nach J. Dąbrowski, D nach B. von Richthofen, E. F nach H. Seger). – M. 1:3

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Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

Abb. 17. Gogolin-Strzebniów (Schlesien), Grab 24 (dazu Abb. 18, A). – (nach E. Tomszak/ M. Gedl). – M. 1:3

Lausitzer Kulturgebiet

Abb. 18. A Gogolin-Strzebniów (Schlesien), Grab 24 (dazu Abb. 17). – B Piekary [ehem. Beckern] (Schlesien), Grab 73. – (A nach E. Tomszak; B nach M. Gedl/H. Seger). – M. 1:3

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Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

Abb. 19. Karzec (Großpolen), Grab 89 (dazu Abb. 20). – (nach W. Śmigielksi/M. Gedl). – M. 1:3

Lausitzer Kulturgebiet

Abb. 20. Karzec (Großpolen), Grab 89 (dazu Abb. 19). – (nach W. Śmigielksi/M. Gedl). – M. 1:3

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Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

Abb. 21. Legnica (Schlesien), Grab 5 (dazu Abb. 22, A). – (nach M. Gedl). – M. 1:3

Lausitzer Kulturgebiet

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Abb. 22. A. Legnica (Schlesien), Grab 5 (dazu Abb. 21). – B Legnica, Rasiermesser aus Grab 11 (Ausguss[?] aus Gießform Abb. 21, 3. 4). – C Žerniki Górne (Heiligkreuzgebirge, Polen). – D Ilava (Slowakei). – E Vyšná Pokoradz (Slowakei). – F Masłów [ehem. Massel] (Schlesien). – (A–C. F nach M. Gedl; D nach Z. Pančíková; E nach A. Jockenhövel). – M. 1:3

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Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

Abb. 23. A Legnica (Schlesien), Grab 153. – B. C. Legnica, aus verschiedenen Gräbern. – (A–C nach M. Gedl). – M. 1:3

Lausitzer Kulturgebiet – Beifunde: ? – Dat.: vermutlich jüngere Lausitzer Kultur. – Mus. Legnica. – Gedl 2004, 112 f. Nr. 549 Taf. 29. Legnica, Niederschlesien, Polen. – Jungbronzezeitliches Gräberfeld; aus einer Brandbestattung (ohne Grabnummer). – Zweiteilige Gießform aus Stein (A, B). – Formhälfte A: Breitseite 1: Negativ für Tüllenbeil; drei Passstiftlöcher (Abb. 23, B 1). – Formhälfte B: Breitseite 1 (passend zu A) (Abb. 23, B 2). – Beifunde: ? – Dat.: vermutlich jüngere Lausitzer Kultur. – Mus. Legnica. – Kaletyn 1975, 292; Gedl 2004, 112 Nr. 547 Taf. 28. Legnica, Niederschlesien, Polen. – Jungbronzezeitliches Gräberfeld; aus einer Brandbestattung (ohne Grabnummer). – Zweiteilige Gießform aus Stein (A, B). – Formhälfte A: Breitseite 1: Negativ für Tüllenbeil; fünf Passstiftlöcher (Abb. 23, C 1). – Formhälfte 2: Breitseite 1 (passend zu A, 1) (Abb. 23, C 2). – Beifunde: ? – Dat.: vermutlich jüngere Lausitzer Kultur. – Mus. Legnica. – Kaletyn 1975, 292 Abb. 8; Gedl 2004, 112 Nr. 548 Taf. 29. Masłów (ehem. Massel) Gem. Trzebnica, Niederschlesien, Polen. – „Töppelberg“; aus einem Gräberfeld (vor 1711). – Keramische Formhälfte A: Breitseite 1: Negativ für Pfeilspitze mit Tülle (?); „2 Zoll lang, 1 Zoll breit und einen halbe dicke“ (L. D. Hermann) (Abb. 22, F). – Verschollen. – Hermann 1711, 152 Taf. 12 (Massel); Seger 1909, 26 (Massel); Gedl 2014, 79 Nr. 636 Taf. 9. Mierczyce (ehem. Mertschütz), Gem. Wądroże Wielkie, Niederschlesien, Polen. – Fundstelle 15; Grab 3 (nach M. Gedl), Brandbestattung in Urne, gestört. – Fragmentierte Formhälfte A aus Stein: Breitseite 1: Negativ für Lanzenspitze mit Tülle (Abb. 16, D). – Beifunde: durchlochte, fragmentierte Tonkugel (Keulenkopf?); eiförmiger Topf; Scherben von Buckelgefäßen. – Dat.: Periode III? – Mus. Wrocław (1248: 1986). – von Richthofen 1924, 62 f. Abb. 1 (Mertschütz); Kleemann 1977, 296 Taf. 33,b; Gedl 2009, 79 Nr. 384 Taf. 29. Mojęcice (ehem. Mondschütz), Gem. Wołów, Niederschlesien, Polen. – Aus einem Gräberfeld mit Brandbestattungen in Urnen. – Keramische Formhälfte A: Breitseite 1: Negativ für kleines Bronzerad (oder Radanhänger?); auf halbkugeliger Rückseite fingernagel-

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artige Eindrücke, an drei Stellen Verschnürungsrillen (Abb. 16, E). – Mus. Wrocław. – Seger 1909, 20. 26 Abb. 27 (Mondschütz); Götze 1934, 178 Abb. 2. Piekary (ehem. Beckern), Gem. Udanin, Niederschlesien, Polen. – Grab 73, Brandbestattung in Urne; intakte (Bruch bei bzw. nach Auffindung) Gießform zusammengeklappt im NE des Grabes, in ihr abgebrochene Spitze des Gusskerns; übrige Reste des Gusskerns parallel zur Gießform (Abb. 18, B 1). – Eine zweiteilige, leicht gebrannte und benutzte („rostrote“, „aschgraue“ Färbung; leicht gerissen) Gießform (A, B) aus grobkörnigem glimmerhaltigem Ton; mit Draht repariert (?). – Formhälfte A: Breitseite 1: Negativ für Tüllenbeil; zwei Passstiftlöcher; in einem weiteren Passstiftloch Bronzedrahtstück (nach Seger 1909, 17 f.: Reparatur) (Abb. 18, B 2). – Formhälfte B (passend zu A) (Abb. 18, B 3). – Keramischer Kernhalter, im walzenförmigen Griffteil durchlocht, L. 24 cm (Abb. 18, B 4). – Beifunde: „Scheibe“; verzierter Napf; Tasse, Schüssel; Becher; flache Schalen, Näpfe; Topf; Urne. – Mus. Wrocław (1306:1986). – Seger 1909, 16 ff. Abb. 17–18. 19, a–d (Beckern); Gedl 2004, 113 Nr. 552 Taf. 26. Siedliszcze, Pow. Chełm, Lubliner Land, Polen. – Stelle 2; aus dem Bereich eines jüngerbronzezeitlichen Gräberfelds (1967); Gießform im humosen Oberboden in ca. 20 cm Tiefe (Pflughorizont). – Kleines Fragment der Formhälfte A aus Kalkstein: Breitseite 1: Negativ einer Klinge (von Rasiermesser, Messer oder Sichel?); L. 3,2 cm, Br. 2,3 cm, Stärke 1,4 cm (Abb. 16, C). – Dat.: Periode IV–V. – Dąbrowski 1969, 85 ff. Abb. 1, 2. Sułów (ehem. Sulau), Gem. Milicz, Niederschlesien, Polen. – „Windmühlenberg“; aus einem großen Gräberfeld mit Brandbestattungen in Urnen (1903). – Vollständige Gießform (A, B) aus hellgrauem Sandstein: Formhälfte A: Breitseite 1: Negativ für zwei Pfeilspitzen mit Tülle; Passstiftloch (Abb. 16, F 2A); Breitseite 2: unvollständiges Negativ für Lanzenspitze mit Tülle? (evtl. sekundär umgearbeitet); Verschnürungsrille (Abb. 16, F 2B). – Formhälfte B (passend zu A), Passstiftloch (Abb. 16, F 1]). – Verbleib unbekannt (ehem. Mus. Wrocław). – Seger 1909, 25. 20 Abb. 26 (Sulau); Gedl 2014, 79 Nr. 638 Taf. 9.

Mähren Moravičany, okres Šumperk, Mähren, Tschechien. – Aus einem Brandgräberfeld mit über 540 Bestattungen; Gießformen „als Grabeinfassung“ (Grabnummer wird nicht genannt) (J. Nekvasil). – Zwei Gießformhälften (A, B) aus Sandstein. – Formhälfte A: Breitseite 1: Negative für zwei Griffzungensicheln; drei Passstiftlöcher

(Abb. 24, 1A); Breitseite 2: Negativ für Knopfsichel; Passstiftloch (Abb. 24, 1B). – Formhälfte B: Breitseite 1: Negative für zwei Griffzungensicheln (Abb. 24, 2B); Breitseite 2 (Deckplatte): Negativ für Griffzungensichel (Abb. 24, 2A). – Dat.: Lausitzer Kultur. – Mus. Mohelnice (636-hv-S 382/61; 636-hv-S 381/61). – Nekvasil

260

Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

1961, 58 f.; 1982, 431 Taf. 357, 1. 2; Říhovský 1989, 83 Nr. 458. 459 Taf. 31. Určice, okres Prostějov, Mähren, Tschechien. – „Kumberky“; Brandgräberfeld (1908) mit über 258 Bestattungen; Grab 177. – Beschädigte Formhälfte aus Stein:

Breitseite 1: Negativ für zwei kleine Kugeln (für Nadelköpfe?) (Abb. 14, G). – Dat.: Jüngere Lausitzer Kultur. – Mus. Prostějov. – Gottwald 1914, 255 ff.; Podborský 1970, 46 Nr. 255.

Slowakei Ilava, okres Ilava, Slowakei. – Junglausitzer Gräberfeld (ca. 300 Gräber); Grab 221 (1932). – Fragmentierte Formhälfte mit Negativ für Messer(?); Stein(?)(Abb. 22, D). – Beifunde: u. a. Fragment eines tüllenbeilartigen Objektes. – Budaváry 1932; Pančíková 2008, 147. 108 Abb. 5, 9; Chebenová 2012, 30 Taf. 6, 4 (Ilava von Veliačik 2012 nicht erwähnt). Vyšný Kubín (ehem. ung. Felső-Kubin), okres Dolný Kubín, Slowakei. – Überschwemmungsbereich eines Baches; Reste eines Lausitzer Gräberfeldes mit Urnenbestattungen (1882–1883); zwei Steinkreise (Dm. 10 m)(Kubinyi 1884, 195 Abb. 66) (Abb. 25, 1); Steinkreis I mit zum Zentrum hin dichterer Belegung, z.T. mehrschichtige Urnenlagen; ca. 0,80–1 m vom Steinkreisrand eine Gruppe von Urnen, durch Steinplatten voneinander getrennt; um diese Urnengruppe steinerne Gießformen ohne besondere Anordnung; bis auf Deckplatte (Abb. 27, 15) für herzförmigen Anhänger (als Deckplatte auf einer Urne) keiner Bestattung zuweisbar. – Mindestens 13 Gießformhälften aus Sandstein (A–M), Rohplatte (N). – Formhälfte A: Breitseite 1: Negative für Griffzungenmesser; Kugelkopfnadel, Nähnadel, zwei Nadelschäfte bzw. rundstabige Rohstücke (?) (Abb. 25, 2). – Formhälfte B: Breitseite 1 (passend zu A) (Abb. 25, 3) (Kubinyi 1882, 279 Abb. 1; Pančíková 2008, 108 Abb. 5, 3; Chebenová 2012, 30 Taf. 6, 6; Veliačik 2012, 314 Abb. 11). – Formhälfte C: Breitseite 1: Negativ für Griffzungenmesser (Abb. 26, 10A); Breitseite 2: Negative für Griffdornmesser und Stabbarren (Abb. 26, 10B). – Formhälfte D: Breitseite 1: Negativ für Griffzungenmesser (passend zu C, 1) (Abb. 26, 9A); Breitseite 2: Negativ für Griffdornmesser (passend zu C, 2) (Abb. 26, 9B) (Kubinyi 1882, 280 Abb. 3; 281 Abb. 2; Pančíková 2008, 108 Abb. 5, 1; Chebenová 2012, 31 Taf. 7, 7; Veliačik 2012; 315 f. Abb. 12. 13). – Formhälfte E: Breitseite 1: Negativ für Griffzungenmesser und Barren (Abb. 25, 4) (Pančíková 2008, 109 Abb. 6, 3; Chebenová 2012, 30 Taf. 6, 5; Veliačik 2012, 313 Abb. 10, 4). – Formhälfte F: Breitseite 1: Negativ für

Tüllenbeil mit Öse (Abb. 25, 5). – Formhälfte G (passend zu F, 1) (Abb. 25, 6) (Kubinyi 1882, 280 Abb. 2; Novotna 1970, 101 Nr. 853. 854; Pančíková 2008, 107 Abb. 4, 2). – Formhälfte H: Breitseite 1: Negativ für Tüllenbeil mit Öse (Abb. 25, 7). – Formhälfte I (passend zu H, 1, mit Mittelrippe oder Gießform für weiteres Tüllenbeil) (Abb. 25, 8) (Pančíková 2008, 107 Abb. 4, 3.4). – Formhälfte J: Breitseite 1: Negativ für Tüllenhammer (Abb. 26, 13) (Kubinyi 1882, 284 Abb. 8; Novotna 1970, Nr. 852). – Formhälfte K: Breitseite 1: Negativ für zwei Knopfsicheln (Abb. 26, 12A); Breitseite 2: Negativ für Knopfsichel, überlagert von Negativ [?] für kantiges Objekt (Abb. 26, 12B) (Kubinyi 1882, 281 Abb. 6; Pančíková 2008, 108 Abb. 5, 2; Furmánek/Novotná 2006, Nr. 291. 291a). – Formhälfte L: Breitseite 1: Negativ für kleine Knopfsichel (Abb. 26, 11) (Kubinyi 1882, 284 Abb. 7; Pančíková 2008, 108 Abb. 5, 4; Furmánek/Novotná 2006, 47 f. Nr. 290 Taf. 13). –Formhälfte M: Breitseite 1: Deckplatte für Gießform für herzförmigen Anhänger, Form durch Schmauchspuren oder Umrissritzung (?) erhalten (Abb. 27, 15 [a.b]) (Kubinyi 1882, 284 Abb. 5; Furmánek 1980, 28 Nr. 403 Taf. 15; Pančíková 2008, 105 Abb. 2, 12). – Fragmentierte Steinplatte ohne Negativ (N); an einer Seite zwei parallel verlaufende Rillen/Rinnen; nach Kubinyi Teil einer Gießform (Abb. 27, 14) (Kubinyi 1884, 199 Abb. 88). – Weitere glattgeschliffene Sandsteine im Hügel, evtl. Rohformen für Gießformen. – Außer Gießformen wurden im Steinkreis/Hügel I noch einige glattgeschliffene Sandsteine gefunden (geeignet als Deckplatten?). – Magy. Nem. Múz. Budapest. – Kubinyi 1882, 274–276. 279–281. 284 Abb. 1–3. 5. 7; 1883, 67–70; 1884, 195–199 Abb. 66 (Gräberfeldplan); Novotná 1970, 101 f. Nr. 852–854 (Tüllenbeil, Tüllenhammer); Furmánek/Novotná 2006, 47 f. Nr. 290. 291 Taf. 13 (Sicheln); Veliačik 2012, 332 f. Nr. 63. 313 ff. Abb. 10, 4; 11–13 (Messer); Pančíková 2008, 148; zusätzliche Auskünfte Prof. Dr. J. Bátora (Bratislava; 30.5.2016).

Lausitzer Kulturgebiet

Abb. 24. Moravičany (Nordmähren). – (nach J. Nekvasil/J. Říhovský). – M. 1: 3

261

262

Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

I

II

Abb. 25. Vyšný Kubín (Nordslowakei) (dazu Abb. 26. 27). – (nach M. Kubinyi; L. Veliačik; P. Chebenová; Z. Pančíková ). – M. 1:3

Lausitzer Kulturgebiet

Abb. 26. Vyšný Kubín (Nordslowakei) (dazu Abb. 25. 27). – (nach M. Kubinyi; L. Veliačik; P. Chebenová; Z. Pančíková; V. Furmánek/M. Novotná). – M. 1:3

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Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

Abb. 27. A Vyšný Kubín (Nordslowakei) (dazu Abb. 25. 26). – (nach M. Kubinyi, Z. Pančíková, V. Furmánek). – M. 1:3

Eisenzeitliche Gräber mit Gießformen

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Piliny-Kultur Panické Dravce, okres Lučenec, Slowakei. – Sandgrube; bei Abbau Brandgräber der Piliny-Kultur; Lesefund (ohne verbürgten Grabkontext). – Fragmentierte Gießform (Material?) für zwei Nähnadeln (ohne Abb.). – Weitere Lesefunde vom Gräberfeld: zwei zweischneidige Rasiermesser (Jockenhövel 1971, 87 Nr. 101. 101A Taf. 9); Spiralarmring. – Balaša 1963, 189 (ohne Abb.); Pančíková 2008, 147 (ohne Abb.).

Vyšná Pokoradz, okres Rimavská Sobotá, Slowakei. – Nähere Fundumstände sind nicht zu ermitteln; vermutlich Einzelfund (nach Pančíková 2008, 148: Grabfund). –Vollständige Gießform aus Sandstein (A, B) für doppelaxtförmiges Rasiermesser (Typ Großmugl) (Abb. 22, E). – Jockenhövel 1971, 79 Nr. 89. 89a Taf. 8; Pančíková 2008, 148. 109 Abb. 6, 1.

Trzciniec-Kultur Żerniki Górne, Gem. Busko-Zdrój, Woj. Świętokrzyskie, Polen. – Aus einem Gräberfeld der Trzciniec-Kultur. – Fragmentierte Formhälfte A aus „grauen und creme-weißen“ Kalkstein; „durchglüht“: Breitseite 1:

Negativ für Beil; Form mit Brandspuren (Abb. 22, C). – Arch. Inst. Univ. Warschau. – Kempisty 1978, 165 Abb. 211, 5; Gedl 2004, 113 Nr. 557 Taf. 31.

Südskandivanien und Baltikum Löderup, Ystad kommun, Schonen, Schweden. – Flur Nr. 152-3; Grabhügelgruppe; in Grube (nach M. Strömberg); Nachbestattung am Rand des größten Grabhügels, Brandbestattung („verstreut ungewaschene verbrannte Knochenfragmente“) (in Urne?); Fragmente von Gießformen aus der Grabhügelfüllung. – Fünf sehr feine, poröse Tonstücke mit schmalen Rillen (Gießformen für Barren?) (Abb. 14, C). – Beifunde: Acht Fragmente eines tönernen Gieß-/Schmelztiegels. – Mus. Lund (29064). – Strömberg 1959, 174 f. Abb. 2 (rechts unten); Jantzen 2008, 185 Anm. 47; 340 Nr. E 27. 356 Nr. E 268; Oldeberg 1960, 48 f. 174 Abb. 2.

Simris, Gem. Simrishamn, Schonen, Schweden. – Brandgrab Nr. 2. – Zwei Fragmente von keramischen Gießformen aus Ton (für ?) (ohne Abb.). – Dat.: Jungbronzezeit. – Mus.? – Strömberg 1959, 177 mit Anm. 2; Stjernquist 1961, 21 Taf. 23, 8. 9; Jantzen 2008, 340 Nr. E 31. Réznes, Gem. Salaspils, Lettland. – Hügel 5 und 6 (Doppelhügel); aus der Aufschüttung von Hügel 6. – Fragmentierte keramische Formhälfte mit Negativ für Hals- oder Armring (Abb. 14, D). – Ozols 1969, 59 Taf. 6, 30.

Eisenzeitliche Gräber mit Gießformen Donja Dolina, Stadt Bosanska Gradiška, BosnienHerzegowina. – Südwestlich der „Pfahlbausiedlung“ auf Hof von Mato Petrović jun.; Gräberfeld; Grab 24; E–W-orientierte Körperbestattung; „in der Nähe des Skelettes“ Formhälfte. – Fragmentierte Formhälfte A aus Sandstein mit Negativ für Mittelstück oder Ringanhänger mit drei Stegen? (Abb. 11, D 1). – Beifunde: zwei eiserne Lanzenspitzen; Haumesser aus Eisen; eiserner Gürtelhaken; Spitze eines Bronzedolches (Abb. 11, D 2–6). – Landesmuseum Sarajevo? – Truhelka 1904, 94 Taf. 45, 18.

Most na Soči (Santa Lucia), Bez. Tolmin, Soča-Gebiet, Slowenien. – Grab 2446 (Ausgrabung J. Szombathy); in 80 cm Tiefe eine 160 x 105 cm große Steinplatte; Brandbestattung in Urne. – Fragment der Formhälfte A aus Stein: Breitseite 1: Negativ für Klinge(?) (Abb. 28, A 1A); Breitseite 2: Negativ für stabförmiges Objekt (Barren?) (Abb. 28, A 1B). – Beifunde (nach Jereb 2016, 60 Nr. 117): zwei Schlangenfibeln, Brillenfibel; Fragment eines Ringes aus Bronze; Bronzesitula; Fragment eines tordierten Henkels aus Bronze (von einem weiteren Bronzegefäß?); gelbe Rippentasse aus Glas;

266

Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

Abb. 28. A Most na Soči (Slowenien), Grab 2446. – B Novo Mesto (Slowenien). – C Sanski Most (Bosnien-Herzegowina): 1 Grabplan mit Grab 98 (Kreis); 2 Tiegel; 3 Düse. – (A nach B. Teržan u. a.; B nach T. Knez; C nach F. Fiala). – M. 1:3

Zu archäometallurgischen Funden von Lăpuş (Maramureş, Rumänien) fragmentiertes Dolium (Abb. 28, A 2–9). – Dat.: Jüngere Hallstattzeit/ca. 600 v. Chr. – Naturhistorisches Museum Wien (59322–59330). – Teržan/Lo Schiavo/ Trampuž-Orel 1985, 383 Taf. 264. 265, A; Jereb 2016, 60 Nr. 117 Taf. 69. Novo Mesto, Doljensko, Slowenien. – Kandija-Nekropole; Grabhügel IV, Körperbestattung. – „Bruchstück eines bearbeiteten Steines“; möglicherweise Rest der Formhälfte; in der Mitte flache Rinne (verwaschenes Negativ für Barren?) (Abb. 28, B). – Beifunde: drei Gefäße, darunter Drillingsgefäß mit Tierprotomen; durchlochter Wetzsein. – Mus. Novo Mesto. –Knez 1986, 88 Taf. 29, 4.

267

Sanski Most, Kanton Una-Sana, Bosnien-Herzegowina. – Gräberfeld (Abb. 28, C1); Brandschüttungsgrab 98, in 30 cm Tiefe „auf kohliger Ascheschicht“ (Leichenbrand fehlt; Grabcharakter nach F. Fiala fraglich). – Formhälfte „aus Sandstein“ (ohne Abb.): A: Negativ „für einen Stab mit zwei aufgesetzten Scheiben“; für „2 Gußrinnen aus Thon“ (Barren?). – Beifunde: tönerner Tiegel (Abb. 28, C 2); gebogene Gebläsedüse (in Pferdekopf auslaufend) (Abb. 28, C 3); Henkelschale. – Dat.: wohl Ältere Eisenzeit. – Landesmuseum Sarajevo? – Fiala 1899, 91–92 Abb. 103–104 (nur Tiegel und Düse abgebildet); s. auch S. 309.

Zu archäometallurgischen Funden von Lăpuş (Maramureş, Rumänien)

Die archäometallurgischen Funde (Gusskuchen, Gießformen, Barren) von Lăpuş (Maramureş, Nordwestrumänien) stammen aus als Grabhügel angesprochenen Erhebungen, wurden jedoch ohne Beziehung zu Bestattungen gefunden. Auf Brandbestattungen deuten Rückstände von Verbrennungsvorgängen und von Unmengen an zerscherbter Keramik. Es könnte sich um Scheingräber handeln. Neuere Untersuchungen an Hügel 26 hellen zumindest für diese Anlage seine komplizierte Geschichte auf: In den untersten Schichten lagen ausgedehnte Gebäude, die nach ihrer intentionellen Zerstörung mit einer Lage von Lehm bedeckt wurden, die wiederum das Fundament eines weiteren Gebäudes bildete. Im Umfeld dieser Befunde lagen Gruben. Möglicherweise stammen die archäometallurgischen Relikte aus solchen bestattungslosen Gruben (Hügel 9, 11, 12, 13, 18). Das Gebäude wird als „Kultbau“ angesprochen.3 Die Befunde datieren in die ausgehende Mittel- und frühe Jungbronzezeit. Lăpuş liegt in einer alten Bergbauregion der Maramureş. Wenngleich der bronzezeitliche Abbau von Kupfer einstweilen noch nicht belegt werden kann, sprechen vor allem die beiden großen Depotfunde von Bicaz mit ihren zahlreichen préfondue-Gusskuchen,4 von denen einer im Hügel 12 von Lăpuş überliefert ist (Abb. 11, A2), für eine lokale Metallurgie.5 In den beiden Hortfunden von Bicaz – mit einem Gewicht von zusammen ca. 370 kg – lagen zahllose Gusskuchen vergleichbarer Art, die überwiegend aus Altmetall zusammengeschmolzen wurden (Autopsie des Verf.: 07.12.1994). Lăpuş (ehem. ung. Magyarlápos), Maramureş, Rumänien. – Grabhügelfeld; Hügel 9; ohne erkennbaren Grabzusammenhang, keine Reste von Bestattungen. – Endstück eines Stabbarrens(?) mit dreieckigem Querschnitt (Abb. 11, A 4). – Beifunde u. a.: zwei Endstücke eines leicht gewölbten Blechbandes; drei kleine Ringlein; zwei Doppelringe. – Mus. Baia Mare. – Kacsó 2001, 231 ff. bes. 277 Abb. 27, H 9 (3). Lăpuş (ehem. ung. Magyarlápos), Maramureş, Rumänien. – Grabhügelfeld; Hügel 11; ohne erkennbaren 3 4

Kacsó/Metzner-Nebelsick/Nebelsick 2012. Mozsolics 1981.

Grabzusammenhang; keine Reste von Bestattungen. – Fragmentierte steinerne Gießformhälfte (A): Breitseite 1: Wahrscheinlich Negativ für Tüllenbeil (Abb. 11, A 1). – Mitfunde u. a.: Vierkant-Meißel; kleiner pfriemartiger Meißel. – Mus. Baia Mare. – Wanzek 1989, 201 Nr. 47 c. d Taf. 49,1; Kacsó 2001, 231–278. 277 Abb. 27, H 11. Lăpuş (ehem. ung. Magyarlápos), Maramureş, Rumänien. – Grabhügelfeld; Hügel 12; ohne erkennbaren Grabzusammenhang, keine Reste von Bestattungen. 5

Kacsó 1980.

268

Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

– Plankonvexer Gusskuchen mit zentraler Lochung; Gew. 415 g (Abb. 11, A 2). – Mus. Baia Mare. – Mozsolics 1981, 415; Kacsó 2001, 231–278 bes. 239. 277 Abb. 27, H 12. Lăpuş (ehem. ung. Magyarlápos), Maramureş, Rumänien. – Grabhügelfeld; Hügel 13; ohne erkennbaren Grabzusammenhang, keine Reste von Bestattungen. – Hälfte einer Gießform aus Stein für Stabbarren (?) mit rundlichem Querschnitt (Abb. 10, B 3). – Beifunde u. a.: Reste eines „Schmelzofens“ (Brief Dr. C. Kacsó vom 24.04.1998). – Mus. Baia Mare. – Kacsó 2001, 231 ff. bes. 277 Abb. 27, H 13. Lăpuş (ehem. ung. Magyarlápos), Maramureş, Rumänien. – Grabhügelfeld; Hügel 16; ohne erkennbaren Grabzusammenhang, keine Reste von Bestattungen. – Zweiteilige Gießform (A, B) aus Stein: Formhälfte A: Breitseite 1: Negativ für Tüllenbeil mit seitlicher Öse (Abb. 10, B 2A); Breitseite 2: Negativ (gegenläufig) für Tüllenbeil ohne Öse (Abb. 10, B 2B). – Formhälfte B,

Breitseite 1 (passend zu A, 1), Passmarken auf Schmalseiten (Abb. 10, B 1). – Mus. Baia Mare. – Wanzek 1989, 201 Nr. 47 c. d Taf. 48, 6. 7; Kascó 2001, 231– 278. 278 Abb. 28, H 16. Lăpuş (ehem. ung. Magyarlápos), Maramureş, Rumänien. – Grabhügelfeld; Hügel 18; ohne erkennbaren Grabzusammenhang, keine Reste von Bestattungen. – Kleiner plankonvexer Gusskuchen (Abb. 11, A 3). – Beifunde u. a.: Randfragment eines Tüllenbeiles (?); Knopfsichel; Fragment einer weiteren Knopfsichel. – Mus. Baia Mare. – Kacsó 2001, 231–278 bes. 278 Abb. 28, H 18. Lăpuş (ehem. ung. Magyarlápos), Maramureş, Rumänien. – Grabhügelfeld; Hügel 20; ohne erkennbaren Grabzusammenhang, keine Reste von Bestattungen. – Mittelstück eines Stabbarrens(?) mit rundlichem Querschnitt (Abb. 11, A 5). – Mus. Baia Mare. – Kacsó 2001, 231 ff. bes. 277 Abb. 27, H 20.

Zum Befund von Žákava (Westböhmen)

Bei dem Befund von Žákava (Westböhmen) ist der Grabcharakter sehr fraglich. Offenbar handelt es sich bei diesem Befund um eine von einem Grabhügel überlagerte Grube mittelbronzezeitlicher Zeitstellung. Diese Grube kann mit dem Hügel in einem grabrituellen Kontext stehen, kann aber auch zu einer aufgelassenen Siedlung gehören, die von dem Grabhügel bzw. den Grabhügeln überlagert wurde. Žákava, Bez. Plzeň-jih, Westböhmen, Tschechien. – „Sváreč“; Grabhügelfeld; Hügel 1; im Inneren zwei Steinbauten, der ovale im N überlagert eine Grube mit Ascheschicht (Hinweis auf Siedlung?), darin Bronzereste und Reste von Gießformen. – „Zwei kleine Sandsteinklötze, die aus einer ehem. zweischaligen Gießform herausgeschliffen wurden“ (B. Sicherl). – Formhälfte A: Breitseite 1: Negativ für Randleistenbeil (?) (Abb. 8, A 1). – Formhälfte B: Breitseiten 1 und 2:

Negativ für nicht mehr bestimmbaren Gegenstände (Abb. 8, A 2). – Mitfunde aus dem Hügel: Dolchklinge; Pinzette; Bronzepfeilspitze; drei Armbänder; Fragmente eines Reibsteines; Schleifstein; Feuersteinsplitter; verzierte Amphore; Kanne mit Henkel; schüsselförmiges Gefäß mit Henkel; Scherben. – Zentralmuseum Plzeň (1098; 1099). – Čujanová-Jílková 1964, 77–81 Abb. 7, 9–26; 1970, 125 Abb. 69, B 5–18; Sicherl 2004, 285 f. Nr. 371.

Zur Gießform von Kratzeburg (Mecklenburg-Vorpommern)

Die Gießformhälfte mit auf beiden Breitseiten eingearbeiteten Negativen für kammartige Anhänger von Kratzeburg (Mecklenburg-Vorpommern) soll nach E. Sprockhoff aus einem Grab stammen, was jedoch nicht haltbar ist: Nach A. Hollnagel ist sie ein Oberflächenfund aus der befestigten jungbronzezeitlichen Siedlung an der Ostseite des Dambecker Sees, in der H. Schubart gegraben hat. Auch H.-J. Hundt nennt als Fundort diese Befestigung. Kratzeburg, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte, Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland. – Nach Sprock-

hoff 1937, 138 Taf. 27 „aus einem Grab“; nach Hollnagel (1958, 41 Nr. 3 Taf. 28, e) Oberflächenfund aus

Zur Gießform von Kratzeburg (Mecklenburg-Vorpommern) der befestigten jungbronzezeitlichen Siedlung an der Ostseite des Dambecker Sees (Schubart 1958), nach Hundt (1997, Taf. 87, 12) aus „Burgwall, Fundumstände unbekannt“. – Gießformhälfte aus Stein; Breit-

269

seite 1 und Breitseite 2: Negative für kammartige Anhänger. – Mus. Neustrelitz (Zugangskatalog IV, 1998 [verloren]).

Auswertung Quellenkritik

Innerhalb der in vorliegender Studie erfassten 50 Grabkontexte, aus denen Gießformen überliefert sind, können drei Kategorien unterschiedlicher Quellenüberlieferung bzw. -beurteilung unterschieden werden (Tab. 1). Die erste Gruppe umfasst 30 Gräber. Es sind in ihrem Fundkontext gesicherte Gräber, bei denen die Gießformen den Mit-/Beigaben aus Ton, Metall oder anderen Materialien gleichwertige intentionelle Grabbeigaben sind. Sie sind entweder einzeln (als Gießformenhälften bzw. aufeinanderpassende Hälften) oder in einem mehr oder weniger vollständigen Set vorhanden (Battaune, Bojadła, Donja Dolina, Dunaújváros-Dunadűlő, Gemeinlebarn-„Maisgasse“, Gogolin, Ilava, Karzec, Klein Jauer, Kobern-Gondorf, Legnica [Grab 5, 153 und zwei weitere Gräber], Mierczyce, Migennes [Grab 233], Most na Soči, Németbánya, Nižná Myšl’a [Grab 133; 280], Novo Mesto, Piekary; Sanski Most, Simris, Určice). Beim Grab von Matúškovo handelt es sich um ein „Scheingrab“, bei dem die Orientierung, die Grabgrube und die Lage der Beigaben den regulären Gräbern gleichen; es fehlen nur die Skelettreste. Als mutmaßliche Grabfunde rechnen wir Ludéřov und Radewege hinzu. Die Rasiermesser-Gießform von Vyšná Pokoradz soll aus einem Grabfund stammen. Zum angeblichen Grab von Cruceni waren keine weiteren Informationen einholbar. Die zweite Gruppe bilden 13 Kontexte mit Gießformen, die aus dem Bereich von Gräbern bzw. Gräberfeldern stammen, aber keinem Grab mehr zuweisbar sind (Butzow, Czarne Piątkowo, Falkenberg, Gävernitz [1906], Mailhac, Masłów, Mojęcice, Panické Dravce, Pépieux, Siedliszcze, Sułów, Wandersleben, Żerniki Górne). Es kann sich um nicht erkannte Gräber, um aus Gräbern sekundär verlagerte Gießformen oder um grabaffine Deponierungen handeln. Es ist nicht auszuschließen ist, dass sie auch aus einer nicht erkannten, eventuell älteren Siedlung stammen oder nur einen zufälligen Einzelfund (Streufund) vom Gelände des Gräberfeldes darstellen. Die Gießformen von Žákava-„Sváreč“ (Westböhmen) stammen vermutlich aus einer unter dem Grabhügel liegenden Siedlungsgrube (Abb. 8, A). Die dritte Gruppe bilden sechs Kontexte, in denen die Gießformen außerhalb einer Bestattung, jedoch in einer zu Bestattungen gehörenden Anlage angetroffen wurden (Gävernitz [1929, „Großes Grab“], Löderup, Moravičany, Réznes, Vyšný Kubín, Wenkheim). In diese drei Gruppen läßt sich der Altfund von Billy-Le Theil (Mittelfrankreich) nur schwer einordnen. In einem Geviert von 6 x 6 m lagen die zum Teil exzeptionellen Objekte (wie Bronzehelm, prachtvoller Kompositgürtel, Goldbleche, Bernstein- und Glasperlen) (Abb. 8, B; 9, A) in einer Tiefe von 0,35–0,40 m ohne überlieferte Reste einer Bestattung zusammen. Möglicherweise wurde ein Grab nicht erkannt (es wäre das erste Grab mit einem Bronzehelm in West- und Mitteleuropa!), oder es handelt sich um einen Hort, wenn nicht sogar Objekte aus beiden Fundgattungen vermischt wurden.1 Die archäometallurgischen Fundgruppen aus Lăpuş (Maramureş; Nordwest-Rumänien) sind ohne erkennbaren Grabkontext aufgedeckt worden (Abb. 10, B; 11, A). Es könnten Scheingräber gewesen sein bzw. nach neueren Forschungen in Zusammenhang mit rituellen Handlungen in „Kultbauten“ stehen. 1

Cordier 1997.

Zeitstellung

271

Zeitstellung

Im Folgenden wird die Zeitstellung der Gräber mit Gießformen nur summarisch behandelt und auf die entsprechenden Basisarbeiten zur regionalen Chronologie verwiesen. Das glockenbecherzeitliche Grab aus dem mährischen Ludéřov ist das älteste Grab mit einer Gießform in Europa (Abb. 3, C).2 Wenn auch vor allem keramische und steinerne Gießformen bereits lange vor dieser Zeit benutzt wurden, stammen jene zumeist aus Siedlungen, wie z. B. aus denen der Vučedol-Kultur.3 Es ist bemerkenswert, dass beim derzeitigen Forschungsstand die übrigen Gräber der Glockenbecherkultur mit metallhandwerklichen Relikten niemals Gießformen, sondern ausschließlich steinerne Schmiedegeräte, wie die mittlerweile sehr bekannten kissenförmigen Amboßsteine oder Beile mit hammerartiger Schneide enthalten. In die folgende Altbronzezeit Europas fallen die beiden Gräber aus dem großen ostslowakischen Gräberfeld von Nižná Myšl’a (Grab 133; 280), die in die Zeit der Otomani-Kultur datieren (Abb. 3, 1. 2; 4). Die grabähnliche Anlage von Matúškovo datiert in die Klassische Phase der Aunjetitzer Kultur der Westslowakei (Abb. 5, C). Etwa zeitgleich ist das mitteldanubische Grab von Gemeinlebarn, „Maisgasse“, das in die Unterwölblinger-Gruppe gehört (Abb. 6). An den Ausgang der Altbronzezeit und in den frühen Abschnitt der mittleren Bronzezeit datiert das Brandgrab von Dunaújváros-Dunadűlő, aus dessen Gießform herzförmige Anhänger ausgegossen werden konnten (Abb. 5, B). An den Ausgang der süddeutschen Hügelgräberbronzezeit gehört der „Grabhort“ von Wenkheim (Tauberfranken) (Abb. 7). Die Formnegative für Absatzbeile vom Typ Rhein bei Mainz und Typ Klingenmünster (Variante Bayerseich) und ein „Oberpfälzer“ Vollgriffmesser der Art Brunn4 bilden einen geschlossenen Fund und belegen die Zeitgleichheit der entsprechenden Bronzeobjekte, wie sie aus datierbaren Gräbern der späten Hügelgräberbronzezeit Süddeutschlands überliefert sind (Stufe Bz C 2). In die jüngere westböhmische Hügelgräberbronzezeit (Stufe Bz C) datiert das Fundensemble mit Gießformen von Žákava„Sváreč“ (Abb. 8, A).5 Die fragmentierte Gießform von Żerniki Górne gehört in die Periode II-zeitliche ostpolnische Trzciniec-Kultur, die der Lausitzer Kultur vorausgeht (Abb. 22, C).6 In die frühe und ältere Urnenfelderzeit (Stufe Bz D und Ha A) gehören die Gräber bzw. Grabkontexte von Billy-Le Theil (evtl. Hortfund) (Mittelfrankreich) (Abb. 8, B; 9, A), Migennes (Burgund) (Abb. 10, A) und Kobern-Gondorf (Mittelrhein) (Abb. 9, B), eventuell auch das westungarische Grab von Németbánya-Felsőerdő (Abb. 10, C). In die jüngere Urnenfelderzeit, wenn nicht schon in die ältere Eisenzeit, datieren die beiden südfranzösischen Kontexte von Mailhac (Abb. 11, B) und Pépieux (Abb. 11, C). In Mitteleuropa stammen die meisten Gräber mit Gießformen aus dem westlichen Gebiet der langlebigen Lausitzer Kultur. Innerhalb ihres Zeitgefüges ist das Grab von Klein Jauer (Brandenburg) das älteste; die Gießform für ein einschneidiges „Lausitzer“ Rasiermesser mit Hakengriff spricht für eine Einordnung in die Stufe Ha A (näher Stufe Ha A 1) (Abb. 15). Etwas jünger sind Gießformen aus dem Bereich der Grabanlagen von Vyšný Kubín (Orava-Gebiet), besonders die Formen für mittel- und jüngerurnenfelderzeitliche Griffdorn- und Griffzungenmesser (Abb. 25; 26; 27, A).7 Grab 5 von Legnica (Niederschlesien) (Abb. 21; 22, A) mit einer Gießform für einschneidige Halbmondrasiermesser vom Typ Herrnbaumgarten8 dürfte Ha B 1-zeitlich sein und somit älter als die meisten schlesischen und brandenburgischen Gräber mit Gießformen für Objekte der Periode V (wie „Lausitzer“ Tüllenbeile und Knopfsicheln). 2 3 4 5

Zu den nordpontischen Gräbern: Kaiser 2005. Durman 1983. Hohlbein 2016, 29 ff. Sicherl 2004, 285 f. Nr. 371.

6 7 8

Makarowicz 2010. Chebenová 2012, 21 ff.; Veliačik 2012, 312 ff. Gedl 1981, 32 ff. Nr. 112 Taf. 8; Weber 1996, 240 ff.

272

Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

Die wenigen gesicherten Gräber mit Gießformen aus der Nordischen Bronzezeit lassen sich in die Periode IV bzw. V datieren (Löderup [Abb. 14, C]; Simris). In die ältere Eisenzeit sind die Gräber aus dem südostalpinen Bereich (Most na Soči [Abb. 28, A]; Novo Mesto [Abb. 28, B]) und dem nördlichen Westbalkan (Donja Dolina [Abb. 11, D], Sanski Most [Abb. 28, C]) zu datieren. Demnach ist die Beigabe von Gießformen in Gräbern Alteuropas während der gesamten Bronzezeit (mit Auftakt im jüngeren Endneolithikum: Ludéřov) belegt. Sie erfreute sich jedoch offenkundig nur in den westlichen Verbreitungsgebieten der jung- und jüngstbronzezeitlichen Lausitzer Kultur einer gewissen Beliebtheit und ist außerhalb dieser Kulturregion nur sehr sporadisch vorgenommen worden.

Verbreitung

Die 50 Fundorte der Gräber mit Gießformen streuen zwischen dem Karpatengebiet und Süd-/Mittelfrankreich, dem Südostalpengebiet/Westbalkan und Südschweden über einen weiten Raum Europas (s. S. 227 Abb. 2). Die wenigen Fundorte aus dem Endneolithikum und der Altbronzezeit, die sich in der Ostslowakei und an der mittleren Donau konzentrieren, stehen für Einzelbeispiele und spiegeln in keinem Falle die weitverbreiteten Kenntnisse von bereits über eine lange Zeit etablierten Gießtechniken wider, die z. B. in der Aunjetitzer Kultur oder in Westeuropa schon ein sehr hohes Niveau erreicht hatten. Die beiden Gräber vom ostslowakischen Nižná Myšl’a, davon eines (Grab 280) mit der Beigabe eines Blasrohrdüse (Abb. 4, 2), reihen sich ein in weitere alt- und frühmittelbronzezeitliche Gräber mit archäometallurgischen Resten im mitteldanubischen und karpatenländischen Gebiet. Nižná Myšl’a, Grab 280 (Abb. 4), Gemeinlebarn (Maisgasse) (Abb. 6) und Matúškovo (Abb. 5, C) ähneln in ihrer Kombination aus Gießform und Tondüse den noch vollständigeren Grabinventaren nordpontischer Metallhandwerker und sind möglicherweise ein westlicher Ausläufer dieser sich in der endneolitischen und altbronzezeitlichen Gräberwelt niederschlagenden Beigabensitte; dort wurde die besondere Rolle der Metallhandwerker (Gießer, Schmiede) und auch anderer Handwerker im Totenbrauchtum unterstrichen.9 In diesen raumzeitlichen Kontext gehört m. E. auch das donauländische Gießformengrab von Dunaújváros-Dunadűlő, das zwar keine Blasrohrdüsen führt, aber sich in das Vorkommen dieser Düsenform im pannonischen Gebiet einfügt (Abb. 5, B). Aus der fortgeschrittenen Mittelbronzezeit Zentraleuropas ist im strengen Sinne kein gesicherter Grabfund mit Gießformen überliefert. Lediglich im tauberfränkischen Maingebiet liegt mit dem grabhortartigen Fund von Wenkheim ein Gießformenensemble vor (Abb. 7). Noch unsicherer sind die Fundumstände von Žákava (Westböhmen), wo offenbar unter einem mittelbronzezeitlichen Grabhügel eine durch „Asche“ gekennzeichnete Siedlungsgrube mit Gießformen lag (Abb. 8, A). Die Absenz von Gießformen in mittelbronzezeitlichen Gräbern Mitteleuropas steht in völligem Gegensatz zu der vor allem in der jüngeren Mittelbronzezeit nachweisbaren regionalen Herstellung von gegossenen Waffen, Geräten und Schmuck, die teilweise gussgleich sind. Erst in der Jungbronzezeit steigt die Zahl der Gräber mit Gießformen an. Sie bleiben aber außerhalb ihrer offenkundigen Verdichtung in den westlichen Bereichen der Lausitzer Kultur eine Seltenheit. Im kleinen Urnengräberfeld von Kobern-Gondorf (Mittelrhein) gibt es außer dem Gießformengrab (Abb. 9, B) noch ein Grab mit einem kleinen Barren oder Gewicht.10 Aus Ost- und Mittelfrankreich 9

Bátora 2002a; 2002b; Kaiser 2005.

10

Pare 1999, 445 Abb. 18.

Verbreitung

273

liegen mit dem grabartigen Kontext von Billy-Le Theil (Abb. 8, B; 9, A) und dem Brandgrab von Migennes (Grab 233) (Abb. 10, A) zwei weitere Befunde mit Gießformen vor. Aus dem Gräberfeld von Migennes gibt es ein weiteres Grab (Grab 298) mit aufschlussreichen Beigaben: Tüllenhammer, kleine Waagbalken und zugehörige Gewichte;11 demnach stehen diese beiden Gräber für Gießen und Schmieden sowie Kontrolle und Austausch. Die Grabfunde mit Gießformen der Lausitzer Kultur konzentrieren sich insgesamt auf den westlichen Bereich dieser nicht homogenen und großräumig verbreiteten Fazies. Es handelt sich um das westliche Großpolen, Schlesien, das untere Odergebiet, Brandenburg, Sachsen mit westlichen Randgebieten (Sachsen-Anhalt, Thüringen), Nordmähren und die Nordslowakei. Auffällig ist das bisherige Fehlen solcher Gräber im Lausitzer Kulturbereich Ost- und Mittelböhmens, wo aus Siedlungen und Hortfunden durchaus zahlreiche Gießformen und weitere archäometallurgische Befunde und Funde bekannt sind.12 In der älteren Eisenzeit sind aus den unzähligen Gräbern der hallstattzeitlichen Kulturgruppen Mittel- und Südosteuropas keine Gießformen überliefert. Lediglich aus den südostalpinen Randgebieten sind einige Gräber bekannt (Most na Soči [Abb. 28, A], Novo Mesto [Abb. 28, B], Donja Dolina [Abb. 11, D]), darunter besonders Grab 98 von Sanski Most mit seinem metallurgischen Ensemble aus gebogener Gebläsedüse, Tiegel und Gießform (Abb. 28, C). Auffällig ist das Fehlen von Gießformen-Gräbern in weiten Regionen der europäischen Bronzezeit, auch in solchen, die durch ein eigenständiges Metallhandwerk geprägt wurden, wie z. B. die Nordische Bronzezeit, wo viele Gießformen aus Siedlungen, Horten und Mooren überliefert sind, jedoch mit wenigen jungbronzezeitlichen Ausnahmen (Löderup, Simris [Schonen]) nicht aus Gräbern.13 Da es in Westeuropa, d. h. auf den Britischen Inseln und Irland, aber auch an der atlantischen Fassade Westfrankreichs und der Iberischen Halbinsel nur sehr selten gelingt, Grabfunde zu fassen, ist das Fehlen von Gießformen in Gräbern auch mit dieser regionalspezifischen Quellenlage zu erklären („Atlantische Bronzezeit“).14 Dem stehen für dieses Gebiet zahlreiche Siedlungen („hillforts“ bzw. „castros“) mit Gießformen als Nachweise für ein einheimisches Metallhandwerk gegenüber.15 Zu bemerken ist, dass auf den iberischen Stelen der Spätbronzezeit, auf denen vor allem Krieger mit ihren Attributen (Rundschilde, Helme, Schwerter, Lanzen, Wagen u. a.) verewigt wurden, sich niemals Bilder von Werkzeugen finden.16 Dieser Region vergleichbar ist die Quellenüberlieferung im Gebiet südlich der Alpen, wo es gleichfalls keine bronzezeitlichen Gräber mit Gießformen gibt, aber mit Gießformen und Objekten aus der Metallarbeit reich bestückte Siedlungen der Terramare- und Protovillanova-Kultur,17 darunter die durch ein spezialisiertes Handwerk gekennzeichnete Siedlung von Frattesina.18 Aus den ältereisenzeitlichen Gräbern Altitaliens und des Alpengebietes liegen gleichfalls keine Gießformen vor. Wenn diese Gräber Werkzeuge führen, dann zumeist solche aus dem Holzhandwerk.19 Aus der reichen Bilderwelt der Val Camonica und benachbarter Täler mit Felsbildern sind ebenfalls keine Abbildungen von Werkzeugen bekannt geworden. Zusammenfassend kann man sagen, dass – vom westlichen Bereich der Lausitzer Kultur abgesehen – Gießformen nur ausnahmsweise als Beigaben in endneolithische, bronzezeitliche und ältereisenzeitliche Gräber gelangten, und ihre Beigabe als eine nur vereinzelt vorkommende „Sonderbeigabe“ zu werten ist. 11 12 13 14 15

Roscio u. a. 2011. Blažek/Ernée/Smejtek 1998; Kytlicová 2007, 156 ff. 162 ff. Jantzen 2008. Vgl. Coffyn 1985; Cunliffe 2001; Gerloff 2010. Z. B. Armbruster 2000; O’Faoláin 2004; Kuijpers 2008.

16 17 18 19

Harrison 2004. Le Fèvre-Lehoërff 1991; Iaia 2014; 2015. Bietti Sestieri u. a. 2015. Teržan 1994; 2003; Iaia 2006; Stöllner 2007.

274

Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit Zum sozialen Kontext Zu Geschlecht und Alter

Zu Geschlecht und Alter der in den Gräbern mit Gießformen Bestatteten gibt es mangels anthropologischer Daten und belastbarer geschlechtsspezifischer Beigabenkombinationen, wie Waffen oder Schmuck, nur wenige aussagekräftige Befunde. An dieser Stelle werden auch die Daten zu den Gräbern mit Düsen und Tiegeln hinzugenommen. In Grab 133 von Nižná Myšľa war ein Mann mit kaum abgekauten Backenzähnen bestattet; sein biologisches Alter wurde mit 21–40 Jahren bestimmt. Derselben Altersklasse gehört der männliche Tote aus Grab 280 vom selben Gräberfeld an. Bei dem Toten von Gemeinlebarn-„Maisgasse“ handelt es sich um einen Mann. Das sehr reiche früh-/älterurnenfelderzeitliche Fundensemble von Billy-Le Theil kann nach traditioneller archäologischer Geschlechtsbestimmung in männliche und weibliche Beigaben aufgeteilt werden, falls es sich überhaupt um einen Grabfund handelt. Von den Lausitzer Gräbern mit Gießformen wurde der Tote aus Grab 215 von Klein Jauer als ein mit ca. 50 Jahren relativ alter Mann bestimmt. Einer etwa 40-jährigen Frau(!) wurde das mit Gießformen großzügig ausgestattete Grab von Karzec zugeschrieben. Auf welchen validen anthropologischen Daten diese Bestimmung (sie wird mit ca. 75 % Wahrscheinlichkeit beziffert) beruht, ist nicht angegeben; eine erneute Überprüfung wäre angebracht, um sicher zu gehen, denn Gießformen als Beigaben für eine Frau sind ungewöhnlich. Im Grab von Battaune war eine erwachsene Person unbestimmten Geschlechts bestattet. In den Gräbern mit Düsen als Beigaben (s. S. 299 ff. mit Nachweisen) sind nach den anthropologischen Bestimmungen (Környe), der geschlechtsspezifischen Ausrichtung der Toten (Haid [Alter: 35–45 Jahre], Franzhausen, Gemeinlebarn [Maisgasse], Erfurt-Gispersleben) und der Beigabe von Eberhauern (Gemeinlebarn, Nižná Myšl’a, Matúškovo) und Waffen (Sögel-Schwert: Sachsenburg) Männer bestattet. Auch das in einem Aunjetitzer Grab selten anzutreffende Flachbeil (mit stumpfer hammerartiger Schneide) von Nitra dürfte einem Mann gehört haben. An dieser Stelle kann nicht auf die übrigen ca. 520 Gräber mit Werkzeugen als Beigaben eingegangen werden (s. S. 219 Abb. 1). Von diesen Gräbern liegen nur von ca. 34 Gräbern anthropologische Geschlechts- und Altersanalysen vor. Aus ihnen wird deutlich, dass es sich bei fast allen Toten um männliche Erwachsene in unterschiedlichen Altersstadien handelt. Dies gilt auch für die archäologische Geschlechtsbestimmung. Bestattungen von Frauen mit Werkzeugen/Geräten als Beigaben sind die große Ausnahme: – Geitzendorf, Gem. Großmugl, Niederösterreich (Grab V3 [2008]; Frau im Alter von 45–60 Jahren; Aunjetitzer-Grab mit Satz von Steingeräten).20 – Prag-Miškovice (Frau [?] im Alter von 50–60 Jahre; Aunjetitzer Grab mit Randleistenmeißel).21 – Marzoll, Bad Reichenhall, Lkr. Berchtesgadener Land, Oberbayern (Grab 2; Ha A-zeitliches Grab mit Gusskuchenbrocken).22 – Melchingen, Stadt Burladingen, Zollern-Alb-Kreis, Baden-Württemberg (mittelbronzezeitliches Doppelgrab von Frau und Kind [„Kinderzähnchen“] mit kleinem Vollgriffmeißel, Fragmenten von zwei Sicheln und Bernsteinschmuck).23 20 21

Lauermann/Pany-Kucera 2013. Ernée 2015, 41. 185 Taf. 62.

22 23

Hell 1948. Pirling/Wels-Weyrauch/Zürn 1980, 78 f. Taf. 37, A.

Zum sozialen Kontext

275

– Boddin, Lkr. Güstrow, Mecklenburg-Vorpommern (frühjastorfzeitliches Grab mit Steckamboss aus Eisen).24 Die beiden Frauen von Geitzendorf und Prag-Miškovice(?) erreichten mit 40–60 Jahren ein relativ hohes Alter, das dem der alten Männer mit Werkzeugbeigaben entspricht. Den Erwachsenen stehen – anthropologisch bestimmt – nur drei Kinder und Jugendliche (Juvenile) gegenüber, die in ihren Gräbern Werkzeuge als Beigaben aufweisen: – Hollabrunn, Niederösterreich (Bz D-/Ha A 1-zeitliches Grab eines Kindes [nach Beigaben Mädchen] [Infans II = ca. 7–14 Jahre] mit kleiner Meißelschneide).25 – Kelheim, Oberbayern (frühbronzezeitlicher Absatzmeißel als Einzelfund in der Nähe von drei Pithos-Kindergräbern).26 – Spiez, Kt. Bern, Schweiz (Grab 1; spät-frühbronzezeitliches Grab eines ca. 13-jährigen Jungen mit waffenartigem Randleistenmeißel).27

Zu Konstitution und Pathologie

Über die Konstitution und Pathologie der Toten mit Gießformen als Beigaben liegen keine Informationen vor. Daher seien aus den ca. 520 Gräbern mit Werkzeugen die wenigen Befunde zu diesen beiden Bereichen angeführt. Zur Konstitution heißt es: „kraftvoll athletisch“ im Alter von 30–40 Jahren (Környe, Komitat Komárom-Esztergom, Ungarn: Grab 15 mit Blasrohrdüse) (s. S. 300) (Abb. 33, B),28 „äußerst robust“ im Alter von 40–60 Jahren (Dürrnberg bei Hallein, Land Salzburg (Lt A-zeitliches Schwertgrab mit Spitze eines eisernen Tüllenpickels [als Amulett?]),29 „sehr kräftig“ (Kreßbronn-Hemigkofen [Bodenseegebiet]: Bz D-zeitliches Schwertgrab mit Meißelschneide),30 aber auch einmal „zierlich“ (Poing, Lkr. Ebersberg, Oberbayern [Grab 1: Bz D-zeitliches Wagen-/Schwertgrab mit Gusskuchenfragment und Gewicht]).31 Pathologische Befunde liegen vor vom 35–45-jährigen „King of Stonehenge“ bzw. „Amesbury Archer“ (Boscombe Down, Amesbury, Wiltshire), der außer einem Zahnabzess eine schwere Verletzung am linken Knie (es fehlt die Kniescheibe) erlitt, die eine bleibende schmerzhafte Infektion und ein Hinken bewirkte.32 Die spätmature Frau von Geitzendorf (Niederösterreich) litt an Arthrose im Kieferbereich und an Osteoporose(?); ihr rechtes Schlüsselbein war gebrochen und verdreht verheilt. Beim Toten im Grab vom Dürrnberg – ein „äußerst robuster“ Mann im Alter von 40–60 Jahren – war am linken Scheitel ein Schwerthieb verheilt.33 An den erhaltenen Skeletten bzw. Skelettteilen konnten keine Rückschlüsse auf bestimmte Arbeitshaltungen (sitzend, kniend, kräftige Schläge austeilend [z. B. beim Schmieden]) erkannt werden, die auf einseitig belastende Tätigkeiten und aus ihnen resultierenden Körperschäden zurückgehen. Schwermetallbelastungen durch Umgang mit giftigen Substanzen sind ebenfalls noch nicht nachgeKeiling 1972. Lauermann/Hasenhündl 1996. 26 Ruckdeschel 1978, Textband: 42. 218 Abb. 1, 11. Katalogband: 79–80 Taf. 22, 4. 27 Hafner/Suter 1998, 411 Nr. 5; 404 Abb. 14, 1–4. 28 Nemeskéri/Bándi 1971, 22; Bóna 1975, 256 f. 24

29

25

30 31 32 33

Stöllner 1998, 73–108. 145–147 Abb. 4; 6; 8–10. Wocher 1965. Winghart 1990, 74 ff.; 1993, 88–93. Fitzpatrick u. a. 2011. Vgl. Anm. 29.

276

Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

wiesen, wenngleich gerade sie nachhaltige Nebenwirkungen im Verhüttungsprozess sind. Das Hinken mythischer Handwerker, wie Hephaistos oder Wieland, wird gelegentlich mit Vergiftungen durch Schwermetalle, wie z. B. Arsen, Blei usw. erklärt.34

Zum Rang

Geht man für das Grab von Ludéřov (Nordmähren) von gesicherten Fundumständen aus, ist es mit seinen neun(!) Glockenbechern das am reichsten mit Keramik ausgestattete Grab der Glockenbecherkultur Mitteleuropas. Es übertrifft das Grab des ca. 35–45-jährigen „Kings of Stonehenge“/„Amesbury Archer“ (Wessex) mit seinem „Kissenstein“ (als Amboss), seinen mindestens fünf Bechern und Goldund Kupferobjekten.35 Die beschädigte, unbrauchbar gewordene Gießformhälfte für einen Griffzungendolch (Abb. 3, C) ist mit einem Pfriem vergesellschaftet, der eine Beigabe in Männer- und (sehr häufig) Frauengräbern der Glockenbecherkultur Mitteleuropas darstellt.36 Der Einsatz solcher Pfrieme beim Durchlochen von geschmiedeten Blechen aus Gold und Kupfer liegt nahe.37 Diese Kriterien sprechen für „eine außergewöhnliche, innerhalb der Sozialgemeinschaft hervorgehobene Position“ des Toten von Ludéřov.38 Die beiden über zwei Meter eingetieften Gräber von Nižná Myšľa (Grab 133, 280) gehören zu den aufwendigeren und – wie Grab 280 – auch zu den exzeptionell reich ausgestatteten Grabanlagen von Männern in diesem großen und mehrphasigen Gräberfeld.39 Der ältere Mann aus Grab 280 wird zudem durch einen schuppenpanzerartigen Brustbesatz aus Eberzahnplättchen besonders hervorgehoben (Abb. 4, 18), die wie die Eberhauer von Nižná Myšľa (Grab 133) (Abb. 3, B 9. 10) (Grab 280) (Abb. 4, 15–17), Matúškovo (Abb. 5, C 4) und von Gemeinlebarn-„Maisgasse“ (Abb. 6, 11. 12) für ein jägerisches Element stehen. Unbearbeitete, bearbeitete oder zu anderen Objekten (wie bogenförmige Anhänger) umgeformte Eberhauer gehören zur regelmäßigen Ausstattung reicher Gräber der Glockenbecherkultur, besonders solcher mit Beigaben aus dem Bereich des Schmiedehandwerks, für die Steinambosse („Kissensteine“) und Steingeräte stehen.40 Diese endneolithische Vorliebe für Eberhauer setzte sich in der Altbronzezeit als Traditionselement fort. Die Brandbestattung von Dunaújváros-Dunadűlő, Grab 1029 (früher Dunaújváros-Kosziderpadlás, Grab 960) lieferte eine komplette, gebrauchte Gießform aus Stein mit Negativen für zwei schlichte halbmondförmige Anhänger und neben einigen Gefäßen zwei „Klopfsteine“, die möglicherweise zur Metallarbeit dienten (Abb. 5, B). Das Grab wird einem „Bronzegießer“ zugesprochen.41 Es gehört nicht zu den reicher ausgestatteten Gräbern der großen Nekropole, ist aber das einzige mit einem archäometallurgischen Objekt. Das mittelbronzezeitliche Gießformenensemble von Wenkheim (Tauberfanken) kann als Depot in einem Grabhügel angesprochen werden. Die beiden vollständigen Formen mit aufeinander passenden Negativen für zwei Absatzbeile, ein Vollgriffmesser und einen bandförmigen Meißel/Armband(?) sind als geschlossener Fund zu werten (Abb. 7). Er stellt einen hohen materiellen Wert dar; allein zum Ausguss der Negative war eine Charge von ca. 1 kg Gussspeise notwendig.

Mozsolics 1976. Vgl. Anm. 32. 36 Bosch 2008, 154 ff. 37 Ebd. 2008, 154 f. 109 Abb. 31; 88 ff. Abb. 28; Zimmermann 2007, 84 ff. 34

35

Zimmermann 2007, 88. Jaeger/Olexa 2014. 40 Heyd 2000, 294. 298 f.; Metzinger-Schmitz 2004, 261; Bosch 2008, 52). 41 Mozsolics 1967, 101. 38 39

Zum sozialen Kontext

277

Sollte es sich bei dem reichen Fundensemble von Billy (Mittelfrankreich) tatsächlich um ein nicht erkanntes Grab der frühen Urnenfelderzeit (Bronze final I) handeln, wäre es nicht nur das einzige mit einem Kammhelm als Grabbeigabe im Europa dieser Zeit, sondern die übrigen Beigaben, die möglicherweise auf die eines Mannes (Kammhelm, Lappenbeil) und einer Frau (Perlen aus Bernstein und Glas, aufwendiges Kompositgehänge)42 aufgeteilt werden können, weisen dieses Grab auch als außergewöhnlich reich aus, dem einstweilen in der Region zwischen Rhein und Atlantik nichts Vergleichbares zur Seite gestellt werden kann (Abb. 8, B; 9, A). In seiner Wertrelation entspricht es den voralpinen Wagengräbern vom Typ Poing/Hart an der Alz.43 Dagegen fügen sich die Gräber von Migennes (Abb. 10, A) und Kobern-Gondorf (Abb. 9, B) in ein „normales“ soziales Umfeld ein, wobei nicht zu übersehen ist, dass von beiden Gräberfeldern jeweils ein weiteres Grab mit Werkzeug/Waagen und Gewichten/Barren überliefert ist;44 eventuell war eine ortsansässige „Familie“ im Metallhandwerk tätig. Innerhalb der Lausitzer Gräber mit Gießformen sind vor allem die mehr oder weniger kompletten Sätze von Gießformen bemerkenswert. Von ihrem letzten Erhaltungszustand abgesehen, stellten sie als ehemals funktionsfähige Gießformen ohne Zweifel für ihre jeweiligen Besitzer und die zugehörige Sozialgruppe einen erheblichen wirtschaftlichen Wert dar. Würde es sich statt der Gießformen um ausgegossene Metallobjekte handeln, würden diese Gräber zu einer privilegierten Schicht innerhalb der in ihrem Beigabenbrauch egalitär erscheinenden Gesellschaft gehören. Es sind gerade diese „Gießergräber“, die sich zu den zumeist nur gelegentlich mit Messern, Rasiermessern, Fibeln, Sicheln und kleinteiligen Bronzen ausgestatteten Gräbern stellen. Schwertgräber sind in diesem Kulturgebiet weitgehend unbekannt und nur wenige Grabfunde, wie Falkenberg und Osternienburg mit Bronzegeschirr,45 Latdorf und Stenn mit Schwertern,46 ragen aus der Masse der Gräber hervor. Diese reichen Gräber liegen alle am westlichen Rand der Lausitzer Kultur. Die Beigabe eines altneolithischen Schuhleistenkeils im Gießergrab von Battaune (Abb. 12, 10) wird als „Antiquität mit bestimmtem Symbolcharakter“ einer „höhergestellten Persönlichkeit“ interpretiert.47 Die ältereisenzeitliche Gießform von Donja Dolina (Bosnien-Herzegowina) gehört zur Ausstattung eines Schwert-Lanzen-Kriegers (Abb. 11, D) und die vom küstenslowenischen Most na Soči (Santa Lucia) mit u. a. einer Bronzesitula, Glasschale und Fibeln möglicherweise zu einer reichen Frauenbestattung (Abb. 11, 28, A). Dem mit Gebläsedüse, Tiegel und Gießform ausgestattete Grab von Sanski Most (Bosnien-Herzegowina) (Abb. 28, C) lässt sich in der großen Nekropole ein Befund mit Rennofen(?) und Werkzeug (Zange, Schürhaken, Meißel?) zur Seite stellen, der offenbar zu einer Siedlung oder metallurgischen Anlage (Verhüttungs- oder Schmiedeplatz) gehört.48

Zur Wissensvermittlung

Wenn wir die anthropologischen und archäologischen Geschlechts- und Altersbestimmungen zugrunde legen, sind in nur wenigen Fällen Kinder und Jugendliche mit funktionsgerechten Werkzeugen als Beigaben bestattet wurden. Ihr Alter reicht bis zur Pubertät. Zunächst könnte man daran denken, dass bereits Kinder im Handwerk tätig waren bzw. in ihm unterrichtet wurden, oder es sich um Beigaben handelt, die eine zukünftige Tätigkeit von Nichterwachsenen im familial gebundenen Handwerk 42 43 44 45

Audouze 1976, 132 Nr. 164. Pankau 2013a; 2013b. Roscio u. a. 2011; Pare 1999, 445 Abb. 18. Martin 2009, 42 Nr. 35; 86 Nr. 121.

46 47 48

Wüstemann 2004, 59 Nr. 202; 131 f. Nr. 428. Winkler/Baumann 1975, 87. Fiala 1899, 123 f. Abb. 180. 181.

278

Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

andeuten. Immerhin empfahl Platon (428/27–348/47 v. Chr.), Kinder mit denjenigen Werkzeugen in Miniaturform „als verkleinerte Nachbildungen der wirklichen“ bevorzugt spielen zu lassen, die sie in ihrem zukünftigen Beruf zu beherrschen haben.49 Ein Blick auf das antike, mittelalterliche und naturvölkische Handwerk hilft zu verstehen, ab welchem Lebensabschnitt man Handwerker werden konnte. Die Tradierung von Wissen erfolgte nach antiken, historischen, ethnologischen und modernen Analogien zumeist in der engeren und weiteren Familie (lineage): man trachtete nach einer erblichen Weitergabe vom Vater/Mutter auf Sohn/Tochter oder nächste Verwandte. So wurde technisches Wissen im Alten Ägypten bevorzugt in der Familie weitergegeben.50 Als Beispiel sei der über viele (mindestens sechs) Generationen in derselben Familie tradierte Beruf des Umrisszeichners von Bildwerken, so Schriftquellen aus der Arbeitersiedlung von Deir el-Medina (gegenüber Theben gelegen).51 Ur III-zeitliche Urkunden (um 2100–2000 v. Chr.) belegen die Erblichkeit von Berufen, wie z. B. von Goldschmieden oder Lederarbeitern.52 Im subrezenten Indonesien wurde für Eisen- und Goldschmiede empfohlen, das handwerkliche Können vom Vater auf den Sohn zu vermitteln.53 Bei vielen (jedoch nicht allen) westafrikanischen Schmieden war das Handwerk erblich,54 was sich unter veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bis in heutige Zeiten fortsetzt.55 Die Lehrzeit eines heutigen Goldschmiedelehrlings in Bamako (Mali) beträgt zwischen drei und fünf Jahren56 und entspricht somit europäischen Verhältnissen im streng regulierten mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Zunftwesen. Die Ausbildungszeiten eines Lehrlings belief sich je nach örtlicher Zunftorganisation, handwerklicher Spezialisierung und wirtschaftlicher Lage des Meisterbetriebs auf in der Regel zwischen drei und sechs Jahren.57 Daran schlossen sich nochmals Gesellenjahre an, ergänzt vielfach durch mehrjährige Wanderschaften. In der um 1541/42 für Kaiser Karl V. angefertigten aztekischen Bilderhandschrift, dem Codex Mendoza, werden die geschlechtsspezifischen und altersbedingten Tätigkeiten für Jungen und Mädchen im Alter von drei bis 14 Jahren in Bild und Schrift geschildert, die das langsame Hineinwachsen der Kinder in die häusliche Arbeitswelt der Eltern/Erwachsenen veranschaulichen.58 In diesen Kontext würde sich der älterurnenfelderzeitliche Befund von Hollabrunn (Niederösterreich) einfügen: das Mädchen hätte mit der kleinen Meißelschneide, einem unspezifischen Alltags- und Allzweckgerät, Zuarbeiten leisten können.59 Wir können also davon ausgehen, dass auch in der Bronzezeit für die Vorbereitung auf eine spezialisierte Tätigkeit mehrere Lehrjahre anzusetzen sind, und die Einbindung von Adoleszenten in die handwerkliche Welt im jugendlichen Alter einsetzte und ihren vorläufigen Abschluss mit dem Eintritt in das Erwachsenenalter fand. Das mitunter hohe Alter der Toten mit Werkzeugen als Grabbeigaben belegt die Ausübung des jeweiligen Handwerks über mehr als 20 Jahre. Es ist jedoch sehr schwierig, den archäologischen Nachweis für die Tradierung von technischem Wissen in der engeren und weiteren Familie zu führen. Valide Argumente müssten sich primär auf die Paläogenetik stützen, um Verwandtschaftsverhältnisse zwischen den Toten mit Werkzeugbei-/mitgaben entdecken zu können. Zu untersuchen wären auf auswertbaren Nekropolen alle auf ihnen vorhandenen Gräber mit Werkzeugen als Beigaben. Diese sind auf den Gräberfeldern jedoch nur ausnahmsweise vorhanden. Die beiden Gießformen-Gräber von Nižná Myšľa (Grab 133 und 280) liegen auf dem Gräberfeld sehr weit voneinander entfernt (Abb. 3, A 1), was gegen eine direkte Beziehung spricht. Dies gilt auch für die beiden Gräber von Migennes (Grab 233 und 298). Das Blasrohrdüsen-/Gießfor49 50 51 52 53 54

Platon, Nomoi 1, 643 B–D. Drenkhan 1976, 90 Anm. 26. 27. Davies 1999; Vollkommer 2001/2004. Neumann 1987, 108. 125. Marschall 1969, 95. 117. Schmitz-Cliever 1979, 96 ff.; Neipert 2006, 61. 83. 88.

55 56 57 58 59

Armbruster/Dillhöfer 1988, 21. 27. 29. 31. 46. Ebd. 46. Auswertung von Reith 1990. Ross 1978. Vgl. Anm. 25.

Zur Funktion

279

mengrab von Gemeinlebarn-„Maisgasse“ gehört vermutlich zum Gräberfeld A des gleichen Fundortes, von dem vier Meißel stammen.60 Die beiden Urnengräber im kleinen Urnengräberfeld von Kobern-Gondorf (Mittelrhein) lieferten eine Gießform (Abb. 9, B) und einen Barren/Gewicht.61 Ob es sich hier um eine auf das Metallhandwerk spezialisierte ortsansässige Familie handelt, stellen wir dahin. Möglicherweise war eine ortsansässige „Familie“ in der zum Lausitzer Gräberfeld von Legnica (Niederschlesien) gehörenden Siedlung im Gießereiwesen tätig: Aus der Nekropole sind allein fünf Gräber mit Gießformen überliefert (Abb. 21, 22, A. B; 23). Aus der Region sind weitere Gießergräber bekannt (Bojadła, Karcez, Mierczyce, Mojęcice, Piekary, Sułów).

Zur Funktion Zur Fundlage

Einige gut beobachtete Körperbestattungen mit Gießformen geben Aufschluss über die genauere Lage der Gießformen zum Körper der Toten. Im Grab 133 von Nižná Myšl’a (Ostslowakei), im Grab von Gemeinlebarn-Maisgasse (Niederösterreich) und im „Scheingrab“ von Matúškovo lagen die Gießformen zusammen mit Eberhauern (Nižná Myšl’a; Gemeinlebarn, Matúškovo) und Tondüsen (Gemeinlebarn) vor den Füßen des Toten, eventuell in einem vergangenen Behältnis. Etwas abweichend ist die Fundlage in Grab 280 von Nižná Myšl’a: die Blasrohrdüse lag vor der rechten Hand und der Steinschlägel vor dem Kopf des Toten (Abb. 4, 1 [2. 6]). Bei den Brandbestattungen lagen die Gießformen zumeist außerhalb bzw. neben der Urne, so in Dunaújváros-Dunadűlő, Grab 1029 (ehemals Dunaújváros-Kosziderpadlás, Grab 960), nur einmal in der Urne (Migennes, Grab 233). Unter den Lausitzer Gießformen-Gräbern stechen die Befunde mit mehreren Gießformen besonders hervor. Allein schon deren Anzahl und Größe führte sicherlich dazu, dass sie aus Platzgründen außerhalb der jeweiligen Leichenbrandbehältnisse deponiert werden mussten. Sehr gut waren die Fundbeobachtungen bei Klein Jauer (Grab 215): Alle Gießformen lagen auf der Schulter der terrinengestaltigen Urne, die nur den Leichenbrand enthielt; die übrigen Beigaben befanden sich in einer Brandschicht nördlich der Urne (Abb. 15, 1). Im Urnengrab 89 von Karzec befanden sich die Gießformen ca. einen Meter südwestlich der Urne und wurden teilweise von Tontassen bedeckt (Abb. 19, 1). Dies gleicht etwa dem Befund von Piekary, Grab 73, wo die komplette Tüllenbeil-Gießform zusammengeklappt im Nordosten des Grabes lag (Abb. 18, 1). Diese Form enthielt noch den unteren Teil des keramischen Kernhalters. Im Grab von Battaune war die Lage der Gießformen leider gestört, so dass ihre Beziehung zum Leichenbrand nicht klar ist (Abb. 12, 1). Sie lagen dicht aufeinander und nebeneinander, der keramische Kernhalter abseits von ihnen. Die sechs Gießformen von Gogolin-Strzebniów (Grab 24) lagen paketartig, eventuell in einem vergangenen Behältnis, gegenüber dem Leichenbrand. Zwischen mehr oder weniger dicht beieinander stehenden Urnen lagen die Gießformen von Butzow (Abb. 13, 1), so dass sie keinem der beiden Urnengräber zugewiesen werden können. Dicht hinter diesem Ensemble war ein ca. zehnjähriges Kind bestattet. Von den übrigen Gräbern mit Gießformen als Beigaben gibt es keine weiteren Befundbeobachtungen. 60

Mayer 1977, 210 ff. Nr. 1220. 1257. 1259. 1260.

61

Pare 1999, 445 Abb. 18.

280

Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

Die Gießformen von Moravičany sollen die steinerne Einfassung eines Urnengrabes gebildet haben; sie dienten demnach als Steinschutz der Urne, wobei offenbleiben muss, ob man sie nur aus Mangel an Steinen dafür benutzte und sie somit keine intentionellen Beigaben darstellen. Möglicherweise sind die zahlreichen Gießformen aus dem Urnengräberfeld von Vyšný Kubín ebenfalls in diesen Kontext zu stellen. Innerhalb des Steinkreises I lagen sie ohne erkennbare Ordnung um eine Gruppe von Urnenbestattungen (Abb. 25, 1). Eine flache Gießformendeckplatte diente einmal als Abdeckung einer Urne (Abb. 27, 14). Die große Zahl dieser Gießformen ähnelt einem Gießformenhort.62

Zum Material der Gießformen

Die Gräber enthalten Gießformen (soweit überprüfbar) aus Keramik (Butzow, Falkenberg, Radewege, Bojadła, Carzne Piątkowo, Gogolin-Strzebniów, Legnica [Grab 5], Masłów, Mojęcice, Piekary, Löderup, Simris, Réznes) oder Stein (Ludéřov, Nižná Myšl’a, Matúškovo, Gemeinlebarn, Wenkheim, Németbánya, Billy, Kobern-Gondorf, Migennes, Mailhac, Pépieux, Battaune, Gävernitz, Klein Jauer, Wandersleben, Karzec, Legnica [Grab 153], Legnica [zwei weitere Gräber ohne Nummerierung], Mierczyce, Siedliszcze, Sułów, Moravičany, Určice, Ilava, Panické Dravce, Vyšná Pokoradz, Vyšný Kubín, Żerniki Górne, Novo Mesto, Donja Dolina, Sanski Most, Most na Soči), jedoch niemals aus Metall. Nur in den Gräbern von Butzow, Czarne Piątkowo und Gogolin-Strzebniów kommen Gießformen aus Stein und Keramik zusammen vor. An Gesteinsarten – sofern petrographische Analysen bzw. belastbare Angaben vorliegen – werden genannt: Diorit (Battaune), Gneis (Gävernitz), Euphotid-Granit (Billy), Dolomit, Serizit-Muskovit (Mailhac, Pépieux), Tuffit, Speckstein (Wenkheim), Kalkstein (Siedliszce, Żerniki Górne). Bei den Gießformen aus Sandstein-Varietäten werden näher beschrieben: Grauwackensandstein und „glimmerartiger“ Sandstein (Klein Jauer). Am häufigsten ist jedoch nur „Sandstein“ ohne weitere Spezifizierung angegeben. Wenn mehrere Gießformen in einem Grab lagen, waren sie zumeist von derselben Gesteinsart. Die beiden Gießformen von den beiden Fundstellen in Gävernitz bestehen aus demselben Gestein („muskovitreicher Gneis“). Mangels genauer petrographischer Untersuchungen sind keine genauen Angaben zur Herkunft der Gesteine möglich. Sie werden zumindest bei dem allgegenwärtigen „Sandstein“ zumeist „vor der Haustür“ gelegen haben. Anders steht es in steinarmen Regionen, so z. B. im glazial überprägten Flachland Niederdeutschlands und im Flachland Polens, wo man oberflächig nur auf pleistozäne Geschiebesteine zurückgreifen konnte. Daher können die Steine für die Gießformen aus den Gräbern möglicherweise aus einer größeren Entfernung stammen. Die Herkunft der aus rötlichem glimmerhaltigem Sandstein bestehenden Gießformen von Klein Jauer konnte nicht eindeutig lokalisiert werden. Der Mineraloge J. Götze vermutet eine Herkunft mindestens aus dem ca. 80–100 km südlich bzw. südwestlich gelegenen Mittelgebirgsraum (Erzgebirge und Vorland).63 Der Talkglimmerschiefer für die Gießformen von Wenkheim könnte aus dem nahe gelegenen Spessart oder aus dem weiter entfernten Taunus stammen.64 Nach den Angaben von G. de Mortillet soll die Gießformenhälfte von Billy (Mittelfrankreich) aus Euphotid-Granit bestehen, wie er nur in tertiären Lagerstätten der Alpen oder der Pyrenäen erreichbar ist, somit in einer Entfernung von ca. 400 km (Pyrenäen) bzw. ca. 200 km (Alpen).65 62 63

So Novotná 1970, 101. Götze 2000.

64 65

Nach Wahle 1925. Cordier 1997, 79.

Zur Funktion

281

Exkurs: Zur Herkunft der Gesteine für Gießformen

Die Frage nach der Beschaffung der Gesteine für die Gießformen ist bisher von der Forschung noch nicht intensiv behandelt worden. Bis auf wenige Ausnahmen liegen keine mineralogisch-petrographischen Reihenuntersuchungen vor, die Aufschluss geben über die jeweils in den bronzezeitlichen Regionen Europas verwendeten Gesteinsarten und somit über die Rohstoffbeschaffung und Distribution von steinernen Gießformen. Einige mir bekannt gewordenen Beispiele seien im Folgenden angeführt Ohne Einzelnachweis zu geben bzw. ohne Anspruch auf Vollständigkeit bestehen steinerne Gießformen aus Sedimentgesteinen (besonders Sandstein mit seinen Varietäten, Kalkstein), metamorphen Gesteinen (wie Schiefer-Varietäten, Amphibolit, Speckstein-Varietäten [wie Steatit, Lavez], Hösbachit, Gneis) oder magmatischen Gesteinen (wie Granit, Euphotid-Granit, Basalt, Pyroxenit, Porphyr, Vulkanite).66 Die meisten steinernen Gießformen Europas bestehen aus Sedimentiten, überwiegend aus Sandstein mit seinen zahlreichen Untergruppen. Sandsteine lassen sich gut bearbeiten. Sie werden allerdings durch die hohe Hitzeeinwirkung während des schnell zu erfolgenden Gießvorganges sehr leicht mürbe und brüchig. Sandsteine waren in „steinreichen“ Zonen überall leicht erreichbar, so dass zumindest für Mitteleuropa anzunehmen ist, dass Formsteine aus Sandstein meistens aus in der näheren Umgebung des Fundortes anstehenden oder abgelagerten Gesteinen gewonnen wurden. Speckstein war vor allem auf den Britischen Inseln, in Südskandinavien und in den Alpen für Gießformen als Rohstoff für Gießformen sehr beliebt.67 Im skandinavischen Raum konnte von Mittelnorwegen bis Mittelschweden auf zahlreiche Speckstein-Lagerstätten zurückgegriffen werden.68 Ein fast 4 kg schwerer Speckstein-Rohblock gelangte von seiner Lagerstättenregion ca. 300–400 km über See bis nach Holbæk auf die dänische Insel Seeland.69 Auf den Britischen Inseln und Irland zeichnet sich eine gewisse räumliche Bindung von Speckstein-Lagerstätten und Fundorten mit Speckstein-Gießformen ab.70 Für die Schwertgießformen für Griffzungenschwerter vom Typ Erbenheim von Pivovarone (Piemont) wurde offenbar aus nahe (ca. 20–30 km) liegenden Speckstein-Lagerstätten (ital.: pietra ollare) das leicht modellierbare Gestein gewonnen.71 Sehr weiträumig ist das Fundbild der aus Talkschiefer-/Speckstein-Lagerstätten am unteren Dnjepr stammenden zahlreichen Gießformen an der nördlichen Schwarzmeerküste. Es beträgt bis zu ca. 400–500 km.72 Der Pyroxenit-Stein aus der jungbronzezeitlichen Siedlung von Eltville (Rheingau, Hessen), in dem ein Lappenbeilnegativ eingetieft ist, soll aus den Alpen stammen, was einer Luftlinie zwischen Lagerstätte und Fundort von ca. 300 km entsprechen würde (s. S. 201 Nr. 60).73 Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass eventuell ein alpines Gestein als Flussgeröll vom Hochrhein bis zum Mittelrhein transportiert wurde. Zu einer in Creglingen-Waidmannshofen (Tauberfranken) gefundenen Gießform aus serpentinisiertem Amphibolit gibt es die nächsten Lagerstätten im ca. 170 km entfernten Fichtelgebirge (s. S. 201 Nr. 109). Aus Höchsbachit, der aus einer gut lokalisierbaren Lagerstätte (Hösbach) im Spessart stammt, wurden Gießformen von Hüttenheim bei Kitzingen (ca. 30–50 km entfernt), vom Bullenheimer Berg und eine Gießform von der mittleren Werra (ca. 100 km entfernt) gewonnen (s. S. 200).74 Unter den in großer Anzahl überlieferten steinernen Gießformen aus dem mittelböhmischen Hortfund von Zvoleněves (Bez. Kladno) finden sich neben Gesteinen lokaler Herkunft einige Nach Okrusch/Matthes 2005. Hodges 1954, 76 ff.; 1958/59; 1960; Coghlan/Raftery 1961; Collins 1970; Bakka 1976; Resi 1979; Gambari/Venturino Gambari 1994; Jantzen 2008, 146 ff. Abb. 60. 68 Jantzen 2008, 146 ff. Abb. 60. 69 Ebd. 2008, 149 f. Nr. 177. 66 67

Hodges 1954, 69 Abb. 4. Gambari/Venturino Gambari 1994. 72 Bočkarev/Leskov 1980, 40 Taf. 20. 73 Ambrosi 1981 [1992] 110 ff. Abb. 53,1. 74 Berger 1986; Okrusch/Schubert 1986; Schubert/Okrusch/ Böhme 1998. 70

71

282

Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

metamorphe Gesteine, deren nächste Lagerstätte in ca. 70 km Luftlinie im Erzgebirge vermutet wird.75 Die Lagerstätte für den langschmalen, ca. 20 kg schweren Gießformen-Rohling aus Lettenkohlensandstein des Gießformenhortes von Heilbronn-Neckargartach (Paret 1954) liegt ca. 40 km Neckar abwärts von der Fundstelle entfernt (s. S. 47. 104 Nr. 23). Eine Gießform aus Vulkanit für ein Bodenplättchen eines Eimers vom Typ Kurd von Pozzuola de Friuli (Prov. Udine, Südostalpen) soll aus einer Lagerstätte in den Euganeischen Hügeln (it. Colli Euganei), wenige Kilometer südwestlich von Padua (= ca. 160 km Entfernung), oder sogar aus dem mittleren oder südlichen Apennin stammen.76 Letztere Distanz entspricht einer Luftlinie von ca. 400–500 km; es kommt ein Transport zu Land oder See in Frage. Vergleichbare Entfernungen (bis zu 200 km) zwischen potenziellen Lagerstätten und Fundorten von Gießformen aus Stein gibt es in der westlichen Slowakei.77 Der Molassesandstein für Gießformen aus den Westschweizer Jura-Seerandsiedlungen stammt offenbar vom gegenüberliegenden Ostrand der Seen (Mont Vully?) und fand möglicherweise über den See hinweg seinen kurzen Weg in die Siedlungen.78 Steinerne Rohblöcke und fertige steinerne (aber wahrscheinlich auch keramische und metallene) Gießformen wurden sicherlich ebenso ausgetauscht bzw. verhandelt oder weitergegeben wie Fertigprodukte, vielleicht (auch nur) unter den Gießern selbst. Diesen Aspekt sollte man bei den Verbreitungsbildern bestimmter Bronzeformen nicht unterschätzen. Abseits der Siedlungsökumene gefundene Gießformen können mit einer gewissen Mobilität von im Gießereiwesen tätigen Personen erklärt werden. Die Gießformen hatten, wenn sie in ganzen Ensembles vorkommen, wie in den Gießformenhorten von Soltvadkert, in dessen näheren Umgebung keine Gesteine vorkommen,79 oder Pobit Kamăk (bei Razgrad, Nordost-Bulgarien) ein beträchtliches Gewicht.80 So übersteigt das geschätzte Gesamtgewicht aller Gießformen und Rohblöcke von Heilbronn-Neckargartach (s. S. 104 Nr. 23) mit ca. 100 kg das über eine längere Wegstrecke für eine Person Tragbare, so dass man an die Last mehrerer Träger, eines Saumtieres oder Gefährtes denken muss. Für die Wertschätzung von steinernen Gießformen spricht aber nicht nur die gezielte Auswahl von Gesteinen und ihre Beschaffung teilweise aus weiter Entfernung, sondern auch ihr möglichst langer Gebrauch. Davon zeugen die oft vollständige Ausnutzung der Flächen mit Negativen, aber auch Flickungen, wie z. B. an der Specksteinform von Želiezovce, Südwestslowakei (Abb. 29)81 sowie Umarbeitungen von zerbrochenen Gießformen. Die im Grabfund von Karzec (Abb. 20, 10. 11) und Gießformenhortfunden (z. B. Heilbronn-Neckargartach [s. S. 104 Nr. 23]; Pobit Kamăk;82 und Ballyliffin83) vorkommenden Formsteine ohne Negative deuten auf eine gewisse Bevorratung. Aus diesen Rohblöcken konnten je nach Bedarf weitere Gießformen, auch am jeweiligen Ort des Gießvorganges, hergestellt werden. Mit den erkennbaren Provenienzmustern von steinernen Gießformen wird eine bisher noch nicht vollständig ausgewertete Quelle für das bronzezeitlichen Ressourcenmanagement gewonnen, das gegenüber dem für Metalle (Gold, Kupfer, Zinn), Bernstein oder Glas zwar weniger spektakulär ist, aber zusätzlich Aufschluss gibt über das regionale und/oder überregionale Austauschsystem von Rohstoffen für Gießformen. Ihre Distributionsmuster ergänzen mit einer Art „Mittelstellung“ die lokale und überregionale Versorgung mit Rohstoffen. 75 76 77 78 79

Blažek/Ernée/Smejtek 1998, 123 f.. Borgna 1999, 157 Abb. 4; 167 mit Anm. 76. Bartík 2012. Primas 2008, 130. Gazdapusztai 1959; Hänsel 2007.

80 81 82 83

Hänsel 1968, Taf. 1–3; Wanzek 1989, 194 f. Nr. 9 Taf. 40–45. Drescher 1962; Novotná 1970, 101 Taf. 45 Nr. 847. 848. Wanzek 1989, Taf. 45. Ó Fioláin 2004, 158 f. Nr. 4.7 Abb. 19; 20; 21, A.

Zur Funktion

Abb. 29. Želiezovce (Mittelslowakei). Mit Bronzestiften geflickte Gießform aus Stein. – (nach M. Novotná). – M. 1:3

Zum Gebrauch der Gießformen

Komplette Gießformen, d. h. aufeinander passende Gießformhälften, liegen vor von: Battaune (Abb. 12, 7. 8) Bojadła (Abb. 16, A 1–4) Czarne Piątkowo (Abb. 16, B 2. 3) Dunaújváros-Dunadűlő (Abb. 5, B 1. 2) Gemeinlebarn-„Maisgasse“ (Abb. 6, 2. 3) Gogolin-Strzebniów (Abb. 17, 4. 5. 7–10) Karzec (Abb. 19, 2. 3; 20, 4. 5) Klein Jauer(?) (Abb. 15, 2. 3) Kobern-Gondorf (Abb. 9, B 1. 2) Legnica (Grab 5) (Abb. 21, 1–4; 22, A 1. 2) Legnica (Grab 153) (Abb. 23, A 1. 2) Legnica (Abb. 23, B 1. 2) Legnica (Abb. 23, C 1. 2) Matúškovo (Abb. 5, C 1. 2) Migennes (Abb. 10, A 1. 2) Nižná Myšl’a (Grab 133) (Abb. 3, B 2. 3) Nižná Myšl’a (Grab 280) (Abb. 4, 3. 4) Piekary (Abb. 18, B 2. 3) Radewege (Abb. 13, B 1. 2) Sułów (Abb. 16, F 1. 2) Vyšná Pokoradz (Abb. 22, E 1. 2) Vyšný Kubín (Abb. 25, 1. 2. 5–8; 26, 9. 10) Wenkheim (Abb. 7, 1–4)

283

Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

284

Viele Gießformen sind jedoch nur durch eine Gießformhälfte vertreten: es fehlt jeweils die Gegenplatte. Von geringerer Aussagekraft sind die nur als Fragment bzw. Fragmente überlieferten Gießformen. Sie sind vermutlich in diesem unbrauchbaren Zustand in den jeweiligen Grabkontext gelangt. An vielen Gießformen sind Herstellungs- und Gebrauchsspuren festzustellen. Die Negative wurden, wie im Falle der Tüllenbeil-Gießform von Battaune „öfters nachgearbeitet“ (Winkler/Baumann 1975, 86). Markant sind vielfach noch sichtbare Schmauchspuren als rostrote, aschgraue, dunkel-schwärzliche Verfärbungen im Bereich des Objektnegativs, die für einen direkten Gießvorgang in diesen Formen und gegen eine nichtthermische Abformung von Modellen in ihnen sprechen. Bei den Gießformen, die im „verdeckten Herdguß“ eingesetzt wurden, spiegelt sich das Negativ, zumeist für eine Sichel, als aussagefähige Verfärbung auf der planen Deckplatte wider (Battaune, Gogolin-Strzebniów, Karzec, Legnica, Moravičany) (Abb. 12, 9; 17, 2; 20, 5; 21, 2; 24, 2B). Die öfters genannten „mürben“ Spuren an Gießformen dürften von ihrer Erhitzung und längerem Gebrauch stammen (z. B. Klein Jauer), weniger von ihrer eventuellen Mitverbrennung auf dem Scheiterhaufen oder von späteren Lagerungsbedingungen. Andere Gießformen sind „durchglüht“ oder durch die hohe thermische Belastung beim Gießvorgang porös-brüchig geworden. Aus einer Gießform aus Stein können über ca. 100 Gießvorgänge erfolgreich durchgeführt werden, erst dann wird der Stein mürbe und unbrauchbar (s. S. 204). So ist die Beigabe von weitgehend verschlissenen Gießformen in Gräbern, wie in Klein Jauer,84 keine Entäußerung von noch nutzbaren bzw. wertvollen Produktionsmitteln. Diese Gießformen waren wohl zu keinen weiteren Ausgüssen mehr tauglich gewesen: Am Ende ihres „Lebens“ wurden sie mit dem Toten bestattet. Auch wenn man die mürb gewordenen Gießformen als Ausschuss deklariert, spricht dies nicht gegen eine wie auch immer geartete Beziehung zum jeweiligen Toten. Nicht von der Hand zu weisen sind darüber hinaus die Möglichkeiten, dass sie als steinerner „Ersatz“ für eine bronzene Beigabe des auf der Gießform erkennbaren Objekts standen oder Fragmente rein zufällig als symbolische Beigabe zur Hand waren, also noch nicht einmal als Beleg für ihren archäometallurgischen Kontext stehen. Führte doch bereits H. Seger, ein profunder Kenner der Lausitzer Gräberfelder und ihrer Beigaben, vor über 100 Jahren aus: „Es war am Ausgang des Bronzealters nicht selten, dass dem Toten ein für den praktischen Gebrauch untauglicher Gegenstand mitgegeben wurde“.85 Wenn wir das Sterbealter der Toten in den Gräbern mit Gießformen berücksichtigen und in Relation zu den möglichen Gießvorgängen setzen, können wir vermuten, dass der Gießer im Laufe seines Lebens viele Gießvorgänge absolvierte, wenn er seit seinem Eintritt in das Gießereiwesen, spätestens zu Beginn seines Erwachsenenalters, tätig war. Wie seine gesamte Gießformenpalette einst ausgesehen hat, wissen wir jedoch nicht. Ob sie immer die gleiche Palette mit dem gleichen Schwierigkeitsgrad umfasste, bleibt dahin gestellt, ist m. E. jedoch unwahrscheinlich.

Zur Produktpalette der Gießformen aus Gräbern

Im Folgenden wird der Frage nachgegangen, welche Fertigobjekte aus den in den Gräbern überlieferten Gießformen gewonnen werden konnten (s. S. 228 ff. Tab. 1) und in welchem raumzeitlichen Kontext diese Gießformen und ihre Endprodukte stehen. Dabei ist zu beachten, dass der Ausguss zunächst ein Produkt ergibt, das in der Regel einer weiteren Bearbeitung bedurfte, sei es einer Überar84

Bönisch 2000.

85

Seger 1909, 19.

Zur Produktpalette der Gießformen aus Gräbern

285

beitung, plastischen Verformung (Schmieden) und/oder Anbringung einer Ornamentik. Daher ist der direkte Weg von der Gießform zum Endprodukt nicht immer nachvollziehbar, wie andererseits zu vielen gegossenen Metallobjekten bisher keine Gießformen überliefert sind.

Endneolithikum, Altbronzezeit und Mittelbronzezeit

In der Gießform von Ludéřov (Mähren) konnten die für die Glockenbecherkultur charakteristischen langen Griffzungendolche (hier mindestens 11 cm lang) vom Typ Stehelčeves gegossen werden (Abb. 3, C 1). Solche Dolche sind typische Beigaben von Männergräbern und im gesamten Gebiet dieser Kultur verbreitet, darunter auch in Mitteleuropa mit seiner fundreichen Teilregion Mähren.86 Die im Grab mitgegebenen Glockenbecher gehören bis auf zwei „paneuropäische“ Becher zur regionalen Ausprägung der sog. Glockenbecher-Ostgruppe. Während die komplette Gießform aus Nižná Myšl’a, Grab 133 wenig aussagefähig ist, da in der Gießrinne nur ein dünner stabförmiger Gegenstand, wie ein Barren, eine Ahle oder Vorform für eine Nadel gegossen werden konnte (Abb. 3, B 2. 3) (wie in den drei Gießformenhälften von Gemeinlebarn„Maisgasse“?: Abb. 6, 2–4), wurde in der Gießform von Nižná Myšl’a, Grab 280 eine schrägdurchlochte Kugelkopfnadel produziert (Abb. 4, 3. 4.). Sie hat die gleiche Form, wie sie in demselben Grab als Objektbeigabe vorhanden ist (Abb. 4, 5).87 Die Maße von Gießformennegativ und Nadel entsprechen sich weitgehend, so dass hier möglicherweise das Endprodukt zusammen mit der zugehörigen Gießform im selben Grab niedergelegt wurde. Die Nadel ist unverziert und hat einen glatten Schaft; eine Torsion wäre auch erst nach dem Guss möglich gewesen. Diese für die ausgehende Altbronzezeit typische Nadelform ist in der Ostslowakei ebenfalls verbreitet88 und kommt in mehreren Exemplaren auch im Gräberfeld und unter den Siedlungsfunden der Otomani-Füzesabony-Burganlage von Nižná Myšl’a vor.89 Zwei weitere Beifunde aus diesem Grab – eine Tondüse und ein Steinschlägel aus Flussgeröll mit Schlagspuren auf Nacken und Spitze – gehören ebenfalls in den Kontext metallurgischer Tätigkeiten, für die umfangreiche Belege in der zugehörigen befestigten Siedlung in Form von Gießformen (für Dolche, Stäbe [Barren?], Beile; auch eine für Goldschmuck), von einer Tondüse für ein Blasrohr und von einem Tiegel vorhanden sind.90 Im Scheingrab von Matúškovo sind vier Tondüsen für Blasrohre und zwei Schlagsteine vorhanden. Die Gießform wird als Form für ein Flachbeil91 bzw. für einen triangulären Dolch angesprochen.92 Ein Flachbeil mit stumpfer bzw. hammerartiger Schneide ist aus einem zerstörten Aunjetitz-Grab mit Körperbestattung von Nitra (Südwestslowakei) zusammen mit zwei Tondüsen überliefert (s. S. 303 Abb. 32, C).93 Aus der zweiteiligen Gießform für „verdeckten Herdguss“ von Dunaújváros-Dunadűlő (Grab 1029) (früher Dunaújváros-Kosziderpadlás, Grab 960) wurden, wie Schmauchspuren ausweisen, zwei einfache halbmondförmige Anhänger (auch offene Herzanhänger genannt) ausgegossen (Abb. 5, B 1. 2). Der Fundort des Grabes liegt innerhalb des Verbreitungsgebietes dieser im Donaugebiet sehr weit verbreiteten Form; sogar von demselben Gräberfeld sind weitere Stücke dieser am Beginn der Formenentfaltung der halbmondförmigen Anhänger stehenden Objekte überliefert.94 Die keramischen Beigaben des Grabes gehören zur regionalen Vatya-Kultur.95 Aus der nahe beim Gräberfeld von Dunaújváros-Dunadűlő 86 Zimmermann 2007, 12 ff. 65 ff. Abb. 39, a; Novák 2011, 13. 31 f. 130 f.; Wels-Weyrauch 2015, 32 ff. 87 Olexa 2003, Farbtaf. 46. 88 Novotná 1980, 41 f. 89 Olexa 2003, 57. 175 Taf. 12; 21, 3; Jaeger/Olexa 2014, Taf. 106, 3. 90 Olexa 2003, 52. 58. 62 Taf. 11; 13; 15, 17; Farbtaf. 19; 57; Bátora 2009, 210 ff. Abb. 20.

Benkovsky-Pivovarová/Chropovský 2015b, 87. Bátora 2002b, 193. 226. 93 Ruttkayová 1996. 94 Bóna 1975, 54 f. Abb. 9, 6; Taf. 34, 22; 35, 9. 11; Mozsolics 1967, 87; Hänsel 1968, 121 f. Liste 121. 122; Wels-Weyrauch 1991, 34 ff. 37 ff. 95 Mozsolics 1942; Bóna 1975, 284 f. 91 92

286

Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

liegenden gleichzeitigen großen Siedlung96 mit ihren drei reichen Hortfunden97 ist zusammen mit anderen Gießformen98 eine multiple Gießform für einen vergleichbaren einfachen Anhänger bekannt geworden, die auf ihrer Rückseite das Negativ für einen Tüllenmeißel aufweist.99 Donauaufwärts, in Niederbayern, ist unlängst eine multiple Gießform für einen Herzanhänger mit stärker eingerollten Enden von Künzing-Bruck (Lkr. Deggendorf) zutage getreten, deren Fundort zwischen dem Verbreitungsgebiet dieser schlichten Anhänger in Südbayern und und dem mittleren Donaugebiet liegt. Ulrike Wels-Weyrauch dachte an einen „Wander-Handwerker“, der „auf Bestellung vor Ort [...] diese Kunst der Herstellung ausübte“.100 Wenn wir die Gießform von Veselé aus einer befestigten Siedlung der südwestslowakischen Maďarovce-Kultur101 und aus der Piliny-/Kyjatice-Siedlung von Radzovce hinzunehmen,102 wird deutlich, dass solche schlichten Anhänger wohl überall im „Hauswerk“ hergestellt werden konnten. Diese herzförmigen Anhänger, die in der ausgehenden Altbronzezeit aufkamen, waren lange Zeit beliebt. Im mittelbronzezeitlichen Gießformenhort von Soldvadkert (Ungarn) wurde das Gießverfahren als „Serienguss“ rationalisiert: es konnten sieben Herzanhänger gleichzeitig hergestellt werden.103 Ob solche Anhänger noch in der jüngeren Bronzezeit produziert wurden, wie die Gießform von Vyšný Kubín nahelegt, sei dahingestellt; möglicherweise handelt es sich bei dieser Gießform um ein Altstück (Abb. 27, 15). Aus einem Grabhügel, jedoch ohne gesicherten Grabzusammenhang, stammt der Bz C 2-zeitliche Gießformenhort von Wenkheim (Tauberfranken) (s. auch S. 135). Die Flächen der einen Form (Gießformhälften A, B) wurden optimal ausgenutzt. In ihr konnten drei Objektformen ausgegossen werden: Vollgriffmesser aus der Familie der „Oberpfälzer Messer“ (Abb. 7, 1. 2),104 Absatzbeile des Typs Rhein bei Mainz105 und ein flacher, gerippter Streifen (Meißel, Vorform für ein Armband?, Barren?). In der anderen Form (Gießform 3, A) wurde ein weiteres Absatzbeil, diesmal des Typs Klingenmünster, Variante Bayerseich hergestellt (Abb. 7, 3. 4).106 Das beidseitig profilierte Vollgriffmesser (Gießform 3, B) ähnelt unter den sehr individuell gefertigten „Oberpfälzern Messern“ am ehesten dem Stück von Parsberg (Oberpfalz)107 und wird von M. Hohlbein zum vor allen in Mittelfranken, Oberpfalz und Westböhmen verbreiteten und variantenreichen Typ Brunn gerechnet: Wenkheim liegt am westlichen Rand des Verbreitungsgebietes dieser frühen Messer.108 Westlich von Wenkheim liegen die Verbreitungsschwerpunkte der beiden Absatzbeilformen, die beide am mittleren und nördlichen Oberrhein sowie in Mittelund Osthessen ihre dichteste Verbreitung haben109. Da die Arbeitsbeile vom Typ Rhein bei Mainz fast ausschließlich aus Gewässern stammen, die waffenartigen Beile vom Typ Klingenmünster dagegen sehr häufig aus Grabfunden überliefert sind, schlagen sich möglicherweise unterschiedliche Deponierungssitten110 im jeweiligen Verbreitungsbild nieder, was auch für die „Oberpfälzer Messer“ gelten könnte. Wenn wir moderne Logistikmaßstäbe anlegen, liegt die Region um Wenkheim durchaus in einem günstigen Mittelpunkt zwischen den Verbreitungsgebieten der auszugießenden Fundgruppen. Die nächsten Vorkommen von Talkglimmerschiefer, dem Material der Wenkheimer Gießformen, liegen im Spessart oder Taunus, so dass erstere Region eher auf eine lokale Produktion, die zweite auf eine Beschaffung der Gesteines für die Gießformen aus einer weiteren Entfernung deuten könnte, nach K. Kibbert sogar Bóna 1975, 58: „Stammeszentrum“ in Donauniederung. Mozsolics 1967, 133 ff. Taf. 46–52. 98 Horváth 2004, 17 ff. Abb. 7; 8, 1. 99 Ebd. 17 ff. 21 Abb. 1. 100 Wels-Weyrauch 2014, 318 f. Abb. 1. 2; s. S. 161. 101 Bartík 1995, 32 Abb. 5,8; Pančíková 2008; 128 Abb. 14, 14; Bátora 2009, 205 Abb. 13,3. 102 Furmánek 1980, 22 Nr. 210. 201 A Taf. 10; vgl. auch die Gießform von Ratkovce, okr. Trnava: Furmánek 1980, 21 Nr. 182 Taf. 10, 182. 96

97

Gazdapusztai 1959, 277 Taf. 4, 1; Hänsel 2007, 173 Abb. 4, 11. Müller-Karpe 1954. 105 Kibbert 1980, 272 ff. 106 Ebd. 275. 107 Torbrügge 1959, 173 Nr. 213 Taf. 41, 3; Hohlbein 2016, 32 Nr. 11 Taf. 1. 108 Hohlbein 2016, 29 ff. 34 Taf. 144. 109 Kibbert 1980, 265 ff. 272 ff. Taf. 66, B. C; Görner 2002, 230 ff. Abb. 110. 110 Prüssing 1982, 32. 103 104

Zur Produktpalette der Gießformen aus Gräbern

287

auf einen Wanderhandwerker.111 Andererseits ist es ein geläufiges Phänomen, dass viele Gießformen aus Stein abseits der zugehörigen Fertigprodukte aufgefunden wurden. Die Gießformenfragmente aus vermutlich einer Siedlungsgrube unter einem Grabhügel (unter dem Hügelniveau angelegt) von Žákava-„Sváreč“ (Westböhmen) gehören zu einem Randleistenbeil und vermutlich zu einem Absatzbeil (Abb. 8, A 1. 2). Beide Beilformen sind in der westböhmischen Hügelgräberbronzezeit geläufig.

Jungbronzezeit außerhalb der Lausitzer Kultur

Auf dem Fragment der steinernen Gießform von Billy-Le Teil (Loire-Gegend), deren Rohmaterial (angeblich Euphotid-Granit) sehr entfernt (Alpen, Pyrenäen) ansteht, ist das Negativ für ein mittelständiges Lappenbeil vorhanden (Abb. 8, B 2A). Es handelt sich um eine in der Zeitphase Bronze final I/IIa westlich des Rheins sehr geläufige Form; ein vollständiges Lappenbeil ostfranzösisch-alpiner-norditalienischer Art mit scharf abgesetzter Einziehung der Lappenpartie ist ebenfalls in diesem reichen Fundkontext vorhanden.112 Sehr viele Mitfunde, wie das aus ca. 170 (!) Einzelteilen zusammengesetzte Gürtelgehänge,113 der Kammhelm mit runder Kalotte der Form Biebesheim/ Ebing,114 das verzierte Goldblech der Art Binningen/Rixheim 115 und das Lappenbeil mit abgesetzter Schulter haben einen nordwestalpinen und südwestdeutschen Bezug. Daher kann vermutet werden, dass zumindest das Gestein der Gießform von Billy-Le Theil auch aus den tertiären Westalpen stammen könnte. Im „verdeckten Herdguss“ wurde in der zweischaligen Gießform aus Stein aus dem frühurnenfelderzeitlichen (Bronze final I) Brandgrab 233 von Migennes (Burgund) ein Radanhänger gegossen (Abb. 10, A 1). Aufhängeöse und Felge sind mit Kerben versehen, die ein mitgegossenes Ornament ergeben. Der Radanhänger mit Felgenschema H116 hat Parallelen in Südwestdeutschland und Bayern.117 Im „Serienguss“ konnten mit einer Charge in der Steingießform von Kobern-Gondorf (Mittelrhein) gleichzeitig zwei Griffdornmesser mit keilförmigem Querschnitt ausgegossen werden (Abb. 9, B 1. 2). Der Einguss erfolgte vom Griffende her. Dieses wurde vermutlich zu einem Griffdorn, der noch zu durchlochen war, oder zu einer umgeschlagenen Griffangel ausgeschmiedet. Beide Messerformen sind die geläufigsten Messerformen in der älteren und mittleren Urnenfelderkultur Zentralmitteleuropas und weisen eine dichte Verbreitung im Rhein-Main-Gebiet mit Ausläufern zum Mittelrhein auf.118 Eine umgeschlagene Griffangel besitzt ein kleines Gerät (Meißel?) aus dem zweiten Grab von Kobern, das sich durch ein Gewicht aus Weißbronze auszeichnet.119 Die Gießform von Mailhac (Languedoc) ist leider zerbrochen; man kann nur erkennen, dass ein (möglicherweise oberständiges) Lappenbeil aus ihr gewonnen werden konnte (Abb. 11, B). Auf der einen Seite der Steingießform aus dem südfranzösischen Gräberfeld von Pépieux ist ein bäumchenartiges Negativ für kleine Ringe eingearbeitet (Abb. 11, C 1A). Mit ihm konnten im „Serienguss“ mit einer Charge sechs solcher Ringe ausgegossen werden. Ob diese Ringleine zu Schmuckensembles120 zusammengestellt wurden oder ob sie als abzählbares „Ringgeld“ dienten, sei dahingestellt. Kibbert 1980, 271. Cordier 1997, 83. 113 Audouze 1976, 132 Nr. 164. 114 Cordier 1997, 82. 85 Abb. 12. 115 Wels-Weyrauch 1995; vgl. auch die Goldblechfragmente von Migennes, Grab 298: Roscio u. a. 2011. 111

116

112

117 118 119 120

Kubach 1977, 130 Abb. 1. Wels-Weyrauch 1978; 75 f.; 1991, 60 f. Hohlbein 2016, 292 f. Pare 1999, 445 Abb. 18. Audouze 1976.

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Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

Vergleichbare Gießformen sind vielfach bekannt,121 ebenso wie ausgegossene Ringleine, die bis zu Hunderten in einem Fundkomplex vorkommen können (z. B Hauterive-Champréveyres: in drei Paketchen insgesamt 930 à 1 g/Stück;122 Karmin [Karmine], Depot I [Schlesien]: über 700 Stück123). In dem rückseitigen Negativ der Gießform von Pépieux wurde ein Gegenstand mit Tülle und scheibenförmigem Knauf ausgossen, der möglicherweise als Griff auf eine Schwertangel aufgeschoben wurde (Abb. 11, C). Die Gießformen von Lăpuş gehören zu Tüllenbeilen mit symmetrisch aufgebogenem Rand und Öse124 und ihr Fundort liegt „peripher bzw. weit südlich zur Hauptverbreitung“ dieser Tüllenbeile (Abb. 10, B 2B),125 und zu Tüllenbeilen mit stark geschwungenem, einseitig aufgebogenem Rand (Abb. 10, B 1.2A) bzw. zu den „Schnabeltüllenbeilen von ostkarpatischer Art“,126 die vor allem in Nordostungarn und im nordsiebenbürgischen Raum verbreitet sind.127

Lausitzer Kultur

Die mit ca. zwei Dutzend größte Gruppe von Gräbern mit Gießformen liegt im Bereich der westlichen Lausitzer Kultur zwischen Nordslowakei, Nordmähren, dem westlichen Polen (Großpolen, Schlesien) und dem östlichen Deutschland. Vielfach an den Gießformen vorhandene Schmauchspuren belegen den mindestens einmaligen Gießvorgang aus diesen Formen; es handelt sich demnach nicht um Gussmodel. Unter den gießbaren Formen sind zwei Objektgruppen besonders häufig vertreten: Sicheln und Tüllenbeile. Beide Formengruppen stellen im Lausitzer Kulturgebiet gleichzeitig (neben Nadeln) die am häufigsten überlieferten Bronzen dar. Es folgen in der Häufigkeit Gießformen für Pfeilspitzen und Nadeln. Gießformen für Sicheln

Bei den Gießformen aus Lausitzer Gräbern bilden die für Sicheln die größte Gruppe (überliefert von elf Fundorten: Battaune, Bojadła, Gävernitz, Gogolin-Strzebniów, Karzec, Klein Jauer, Legnica [Grab 5], Moravičany, Piekary, Vyšný Kubín) (Abb. 12, 9; 14, A 1; 15, 5; 16, A 3. 4.; 17, 3; 20, 4. 5; 21, 1. 2; 24; 26, 11. 12). Neben den in der Lausitzer Kultur sehr gebräuchlichen Knopfsicheln – auch in Miniaturform – wurden in geringerem Umfang Griffzungensicheln ausgegossen (Gävernitz, Moravičany) (Abb. 14, 1; 24, 2). Da Sicheln als Schneidegeräte ständigem Nachschärfen durch Dengeln unterlagen, veränderte sich allmählich ihre Schneidenkontur, so dass sie schließlich eine S-förmige Kurve annahmen.128 Ihr Umriss entfernte sich mit zunehmendem Gebrauch von dem ursprünglichen Sichelnegativ. Nur in wenigen Fällen, wie in Vyšný Kubín, ist eine direkte Verbindung zwischen Gießform und Ausguss herzustellen. Ein aus dieser Form ausgegossenes Stück liegt von der zum Gräberfeld zugehörigen, befestigten Höhensiedlung „Tupá skala“ vor.129 Die Sicheln wurden in Griffen aus organischem Material (Holz, Knochen) geschäftet, wie sie für Griffzungensicheln in einigen Fällen aus alpinen Seerandstationen überliefert sind.130 Aus Schäftungs-

121 Z. B. Wyss 1967a, Abb. 2. 3. 5; Blažek/Ernée/Smejtek 1998, 70 ff.; Lochner 2004; Overbeck 2018, 170 ff. 122 Rychner-Fraggi 1993, 58 f. 123 Sommerfeld 1994, 138 ff. 142; Maraszek 1998, 128 Kat. A 19 (11). 124 Form 2a2 nach Wanzek 1989, 78 Taf. 48, 6b. 125 Ebd. 85 Karte Taf. 30.

Novotná 1970, Wanzek 1989, 79 ff. Taf. 48, 6 a (Form 2a3). Wanzek 1989, 85 Karte Taf. 31. 128 Sommerfeld 1998, 170 Abb. 48 (Sichelserie von Braunsbedra). 129 Furmánek/Novotná 2006, 37 f. Nr. 172 Taf. 10. 130 Egloff 1984; Primas 1986, 195 f.; Jahn 2013, 68 ff.; für Knopfsicheln Vorschlag Sommerfeld 1998, 159 f. Abb. 48. 126 127

Zur Produktpalette der Gießformen aus Gräbern

289

richtung und Profilierung der Sicheln geht klar hervor, dass – bis auf verschwindend geringe Ausnahmen (Gogolin: Abb. 17,3) – alle Sicheln rechtshändig geführt wurden.131 Aufgrund der Vergesellschaftung mit Buckelkeramik sind die Gießformen von Klein Jauer die ältesten aus Gräbern der Lausitzer Kultur (Abb. 15). Sie stellen einen geschlossenen Fund dar. Danach gehört das schlichte Negativ für eine Knopfsichel mit bis zur Spitze durchlaufender Verstärkungsrippe zu einer älteren Ausprägung der später so beliebten jüngeren Lausitzer Knopfsicheln mit ihrer vor der Sichelspitze abbiegenden Verstärkungsrippe.132 Letztere sind durch die Gießformen von Bojadła, Gävernitz, Gogolin, Karzec und Legnica (Grab 5) überliefert (Abb. 14, A 1; 16, A 3; 17, 3; 20, 4; 21, 1). Diese jüngeren Lausitzer Knopfsicheln sind im selben Gebiet wie ihre Gießformen verbreitet133 und wie die für „Lausitzer Tüllenbeile“; beide stehen für ein regional verankertes Metallhandwerk. Gegenüber den früheren Formen sind diese Sicheln deutlich kleiner und leichter. Sie sind aber alle funktionstüchtig, so dass ein rationelles Ausnutzen des Materials dahinter stehen könnte.134 Miniaturknopfsicheln135 wurden in den Gießformen von Karzec und Vyšný Kubín gegossen (Abb. 20, 4 [unteres Negativ]; 26, 11). Solche kleine Sicheln mit einem Gewicht ca. 20–40 g sind in der Lausitzer Kultur gebräuchlich, weisen aber niemals Gebrauchsspuren auf136 und sind vor allem aus Gräbern der jüngeren Lausitzer Kultur überliefert.137 Möglicherweise haben sie eine symbolische Bedeutung, oder sie sind eine spezische Barrenform.138 Dies gilt auch für die sehr seltenen sog. Semibarrensicheln, für die eine Gießform (auch für zwei Stabbarren) aus dem Grab von Gogolin (Abb. 17, 3) vorliegt.139 Der Sichelausguss wäre einer der wenigen „linkshändigen“ Sicheln. Wie auch immer, sie gehören in den Kontext von Rohmetall. Es liegen nur zwei Gießformen für Griffzungensicheln aus Grabkontexten vor. Mit ihrer bis zur Klingenspitze durchlaufenden Verstärkungsrippe entsprechen die Negative von Gävernitz (Abb. 14, 1) und Moravičany (Abb. 24, 2) den Griffzungensicheln Typ III nach W. A. v. Brunn bzw. Gruppe V nach J. Říhovský, die allgemein in die jüngere Urnenfelderzeit datieren und in einem weiten Gebiet zwischen den Karpaten und Mitteleuropa verbreitet sind.140

Bemerkungen zu Sicheln

Gießformen für Sicheln sind vor allem aus sowohl offenen als auch befestigten Siedlungen in relativ großer Anzahl überliefert.141 Alle Sicheln wurden im „verdeckten Herdguss“ gegossen, d. h., nur in einer Platte war das Negativ eingearbeitet und eine zweite, flache Platte diente zu ihrer Abdeckung. Öfters erkennbare Schmauchspuren an beiden Platten belegen den Ausguss aus diesen Formen. Bei den Knopfsicheln erfolgte der Einguss der Gussspeise fast immer an der Basis in Höhe des Knopfes, bei den Griffzungensicheln meist am Scheitel der Klinge. Ob in den Negativen auch Sichelmodelle aus Ton oder Wachs gewonnen wurden, Jockenhövel 1997, 196; Jahn 2013, 167 ff. Von Brunn 1968, 86 f.; Sommerfeld 1998, 181 f.; Gedl 1995, 49 ff. 133 Sommerfeld 1994, 203 f. Karten 6–7; Gedl 1995, Taf. 43, B. 134 Im Zuge einer Metallverknappung am Ausgang der Bronzezeit? Dagegen Sommerfeld 1998, 193, mit Annahme einer „kleinstückigen Wertbasis“. 135 Jahn 2013, 169. 136 Gedl 1995, 62 ff. Taf. 44, A; Sommerfeld 1998, 184. 188. 201 Karte 2. 131

132

Gedl 1995, 62 ff. Taf. 43. Sommerfeld 1994, 184, „gegossene Stabbarren in Sichelkontur“. 139 Sommerfeld 1998, 188 ff.; Gedl 1995, Taf. 69,1. 140 Von Brunn 1968, 38; Říhovský 1989, 77 ff.; Sommerfeld 1998, 193 ff. 205 Karte 10; Jahn 2013, 96 Abb. 3.1. 141 Vgl. Primas 1986, 6 f.; Říhovský 1989, Nr. 138. 139. 602. 757. 1101. 1114. 1127. 1198. 1204; Le Fèvre-Lehoërff 1992; Sommerfeld 1994, 412 ff.; Gedl 1995, 90 ff.; Blažek/Ernée/Smejtek 1998, 45 ff.; Furmánek/Novotná 2006, 46 ff.; Heske 2007; Jantzen 2008, 140 ff.; Jahn 2013, 253 ff.; Overbeck 2018, 143 ff. 137 138

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Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

wie mitunter vermutet wurde,142 kann nur postuliert werden. Die trotz eines Seriengusses sehr individuelle Griffgestaltung und die enigmatischen Gussmarken,143 die als Negative – bis auf die der Gießform für Griffzungensicheln von Gävernitz (Abb. 14, A 1) – in keiner anderen Gießform eingearbeitet waren, sprechen für andere Gießverfahren, wie Wachsausschmelzverfahren, keramische Gießformen oder sogar Sandguss. Um Griffzungensicheln und Knopfsicheln gewinnen zu können, wurden ca. 70 g bis ca. 100 g Gussspeise benötigt, beim gleichzeitigen „Serienguss“ von zwei oder drei Sicheln (Abb. 14, A 1; 21, 1, 2; 24, 1; 26, 12A) demnach ca. 200–300 g, was einer Tiegelfüllung von ca. 25–40 ccm entsprach. Die Produktion von Bronzesicheln war relativ einfach und sie dürfte mehr oder weniger im ortsgebundenen „Hauswerk“ erfolgt sein. Die erkennbaren gussgleichen Exemplare sind klein- bis mittelräumig verbreitet,144 was für ein begrenztes Absatz- bzw. Gebrauchsgebiet spricht. Als rationell könnte man es bezeichnen, dass bei den am häufigsten hergestellten Geräten der Jungbronzezeit, den Sicheln, während ihrer gesamten Laufzeit die Gießer stets beim „verdeckten“ Herdguss blieben, d. h., man benötigte nur die Hälfte der Gussspeise, wie sie bei einer vollplastischen Gestaltung notwendig gewesen wäre. Da es solche vollplastischen Sicheln nie gegeben hat, waren zumindest für diese Produktgruppe traditionsgebundene Techniken ausschlaggebend. Die Sicheln sind demnach die bronzezeitliche Gruppe, die in ihrer Gusstechnik über Jahrhunderte hinweg keine Innovationen zeigt. Ihr Vorteil liegt nicht in einer reichen Formentwicklung, sondern in ihrem gegenüber Silexsicheln zeitlich verdoppelten Einsatz:145 Man konnte eine Fläche doppelt so schnell (= Zeitgewinn) oder die doppelte Fläche in der gleichen Zeit abernten (= Ertragssteigerung). Eine nachhaltige und ständige Benutzung der Sicheln belegen die vielfach deutlich erkennbaren Abnutzungsspuren durch Überschmieden, Dengeln und Schärfen der Schneide.146 Die fast immer einen relativ niedrigen Zinngehalt aufweisenden Sicheln147 spielten neben ihrem Einsatz in der Getreideernte oder beim Schnitt von Gras, Laub oder Röhricht noch eine besondere Rolle in anderen Bereichen. Als „Gerätegeld“ scheinen sie zusätzlich eine frühe Geldform gewesen zu sein.148 Zudem erinnert ihr Umriss an die Form des zunehmenden und abnehmenden Mondes, womit sie mit weiteren „halbmondförmigen“ Objekten, wie Anhängern, Rasiermessern oder „Feuerböcken“ verglichen werden können. Hinzu kommt, dass besonders im Lausitzer Kulturbereich – im Gegensatz zu den süddeutschen Urnenfeldergruppen, wo sie öfters in einem männlichen Grabkontext angetroffen werden149 – Sicheln als Grabbeigaben von Frauen und Kindern beliebt waren.150 Gießformen für Tüllenbeile, Tüllenhämmer und Tüllenmeißel

Schon 1909 waren für H. Seger die schlesischen Gießformen für die später von E. Sprockhoff als „Lausitzer Tüllenbeile“ bezeichnete Fundgrupppe die aussagefähigsten Belege für eine lokale Herstellung dieser verzweigten Formenfamilie.151 Einen eindeutigeren Befund als die in einem geschlossenen Fund von Brzeg Głogowski (Brieg) vorliegende Kombination einer bronzenen Gießform mit einem in ihr ausgegossenen Tüllenbeil kann es nicht geben.152 Unter „Lausitzer Tüllenbeilen“ versteht man eine Sommerfeld 1994, 162; Heske 2007, 34 f. Sommerfeld 1994, 208 ff.; Jahn 2013, 174 ff. 144 Primas 1986, 8 f. 33 ff. Abb. 4, A. B; Jahn 2013, 56 ff. Abb. 2.17; 255 f. 145 Beranová 1993, 97 ff. 146 Primas 1986, 1 ff.; Furmánek/Novotná 2006, 71. 147 Es gibt auch Sicheln aus reinem Zinn: Napkor (Mozsolics 1985, 157). 142 143

Sommerfeld 1994. Sperber 1999, 508. 150 Tornow: Breddin 1989, 120 f. Abb. 16; Polen: Gedl 1995, 17; Pilinyer und Kyjaticer Kultur: Novotná/Furmánek 2007, 22; so auch im Mittelalter: Reichenbach 2004. 151 Seger 1909; Sprockhoff 1949–50; ders. 1956, 87 ff. 152 Gießform: Gedl 2004, 112 Nr. 541 Taf. 26; Tüllenbeil: Typ Przedmieście nach Kuśnierz 1998, 47 Nr. 330 Taf. 18. 148

149

Zur Produktpalette der Gießformen aus Gräbern

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umfangreiche und variantenreiche Tüllenbeilgruppe, die von Sprockhoff nach der äußeren Gestalt, der Form des Mündungskragens, dem Sitz der Öse stets unterhalb des Kragens und der Position der vertikalen Rippen in eine Hauptform (Hauptform: vertikale Rippen, hoher Mündungskragen), eine große und kleine Nebenform sowie in mehrere Varianten (z. B. Niederlausitzer Variante mit „schwebender“ Mittelrippe) mit weiteren Kontaminationsformen gegliedert wurde. Diese Einteilung wurde von J. Kuśnierz für die westpolnischen Tüllenbeile übernommen und verfeinert.153 In den Gießformen von Battaune, Bojadła (Boyadel), Legnica, Karzec und Piekary (Beckern) (Abb. 12, 7. 9; 16, A 1. 2; 18, B 2. 3; 19, 2. 3; 23, A–C) wurden „Lausitzer Tüllenbeile“ der Hauptform ausgegossen, die für das gesamte schlesisch-ostgroßpolnische Gebiet der Lausitzer Kultur eine spezifische Regionalform darstellen.154 Nur wenige dieser Tüllenbeile gelangten in davon entferntere Regionen, wie nach Böhmen155 oder gar bis in das nördliche Oberrheingebiet, wo im Ha B 3-zeitlichen Hortfund von Framersheim (Lkr. Alzey-Worms; Rheinhessen) ein solches Tüllenbeil enthalten ist.156 Es wirkt fast wie eine „Gegengabe“ für die zahlreichen „Pfahlbaubronzen“ im südlichen Ostseegebiet,157 wie sie in Form oberständiger Lappenbeile auch im unlängst aus der befestigten Siedlung von Lebus (Lkr. Märkisch-Oderland) geborgenen großen Hortfund mit u. a. über 40 „Lausitzer Tüllenbeilen“ enthalten sind.158 Insgesamt stellen die „Lausitzer Tüllenbeile“ eine große eigenständige Familie von Tüllenbeilen zwischen Karpatengebiet und Südskandinavien dar.159 Das Gewicht von „Lausitzer Tüllenbeilen“ schwankt zwischen ca. 120–160 g; daher benötigte man für ein Beil eine Gusscharge von 15–20 ccm. Da eine detaillierte Untersuchung für die „Lausitzer Tüllenbeile“ noch aussteht, die besonders für die Fundgruppen in Ost- und Mitteldeutschland notwendig wäre, ist eine direkte Zuweisung von Gießform und Ausguß ohne eingehende Autopsie nicht möglich. Die Tüllenbeilnegative von Battaune, Bojadła, Legnica (Grab 153, und zwei weitere Gräber) und Piekary sind mit „schwebenden“ Mittelrippen verziert (Abb. 12, 8; 16, A 1. 2; 18, B 2. 3; 23, A–C), wodurch sie zum Typ Czarków, Variante A gerechnet werden.160 Die Tüllenbeilnegative von Karzec (Abb. 19, 2. 3) weisen eine sehr typische, gabelartige Innenrippenverzierung auf, wie sie nur auf den offenbar weitgehend gussgleichen Tüllenbeilen vom Typ Czarków, Variante B in den Hortfunden II und III von Karmin, Gem. Milicz, Niederschlesien, vorkommt.161 Für die Horte II und III von Karmin ist die Datierung in die Stufe Ha B 3 gesichert.162 Die Fundorte der Gießform von Karzec und der beiden Horte von Karmin liegen nur ca. 40 km Luftlinie voneinander entfernt. Aus einer Gießform vom schlesischen Wolów163 wurden ebenfalls „Lausitzer Tüllenbeile“ ausgegossen, jedoch solche mit einer horizontalen Reihe von mehreren Warzen unterhalb des Mündungskragens. Diese Negativform ist als Ausguss bisher noch nicht aus dem schlesisch-polnischen Beilbestand überliefert. Häufiger ist bei ihnen nur eine Warze vorhanden.164 Insgesamt fügen sich die Fundorte der Gießformen für „Lausitzer Tüllenbeile“, wie sie besonders aus Schlesien vorliegen,165 aber auch z. B. aus Südostsachsen166 bekannt sind, in das Verbreitungsgebiet dieser Beile ein. Sie zeugen von einem örtlich/regional florierenden Gießereiwesen und Metallhandwerk, das überlieferungsbedingt vor allem an die befestigten Siedlungen gebunden ist.167 Besonders Ebd. 25 ff. Ebd. Taf. 43, A. B; 44, A. 155 Kytlicová 2007, 138. 156 Betzler 1994, 11 f.; 5 Abb. 3, 3. 157 Sprockhoff 1956. 158 Schopper 2004. 159 Sprockhoff 1949–50; 1956, 96 ff.; von Brunn 1968, 147 f. 263 Liste 5 Karte 3; Struve/Hingst/Jankuhn 1979, Taf. 53; Maraszek 1998, 27 f. Abb. 12. 153

154

Kuśnierz 1998, 33 ff. Ebd. 35 Nr. 204–210 Taf. 10.11; Verbreitung: ebd. Taf. 43, B. 162 Kuśnierz 1998, 23 f. 41 Taf. 47–49, A; 51–54, A. 163 Gedl 2004, 113 Nr. 556 Taf. 31. 164 Kuśnierz 1998, 50 Nr. 380–389 Taf. 20. 165 Seger 1909; Gedl 2004, 111 ff. 166 Oybin: Coblenz 1984, 108 Abb. 3. 167 Coblenz 1967; Herrmann 1969; Buck 1982; Kartierung: Maraszek 1998, 72 Abb. 43. 160

161

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Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

hingewiesen sei auf das noch weitgehend unpublizierte Gräberfeld von Legnica (Niederschlesien), aus dem insgesamt drei Gießformen für „Lausitzer Tüllenbeile“ überliefert sind168 (Abb. 23, A–C) und sich zudem durch weitere Gießformen (Halbmondrasiermesser, Lanzenspitzen, Tüllenmeißel: Abb. 21; 22, A) auszeichnet. Mit diesem Fundbestand lieferte das Gräberfeld die meisten Gießformen Schlesiens von einer Fundstelle. Die bemerkenswerte Konzentration kann eventuell mit einer auf das Gießereiwesen spezialisierten „Familie“ erklärt werden. Von 895 erfaßten Tüllenbeilen Polens sind 29 als Grabbeigaben überliefert.169 Sie konzentrieren sich, wie die Gießformengräber, im westpolnisch-schlesischen Bereich der Lausitzer Kultur.170 Bemerkenswert ist die Beigabenkombination in einem Grab vom niederschlesischen Parszowice (Woiw. Lubin) mit Tüllenbeil, zwei Lanzenspitzen, Rasiermesser und einer Nadel.171 Diese Objektgruppen finden sich als Formnegative z. B. auf den Gießformen von Legnica wieder. Eine komplette Steingießform für Tüllenbeile liegt aus dem Gräberfeld der Lausitzer Fazies von Vyšný Kubín (Nordslowakei) vor (Abb. 25, 5. 6). Es handelt sich um ein schlichtes Tüllenbeil mit seitlicher Öse, symmetrisch ausgeschnittener Mündung und Randwulst, wie sie in ähnlicher Form auch aus dieser Region, d. h. dem Liptova-Orava-Gebiet bekannt sind.172 Ob die beiden Gießformenhälften für ein Tüllenbeil mit Öse zu einer kompletten Form oder für zwei einzelne Tüllenbeile gehören, ist ohne erneute Autopsie nicht zu entscheiden. Bei einer fragmentierten Fomhälfte handelt es sich nach dem parallelseitigen Körper und der ebenen Bahn um das Negativ für einen Tüllenhammer (Abb. 26, 13). Zusammen mit den anderen Gießformen von Vyšný Kubín handelt es sich um einen großen Fundkomplex, der vermutlich in direkter Beziehung zur nahegelegenen befestigten Höhensiedlung „Tupá skala“ stand, in der auch Metallhandwerk betrieben wurde.173 Ein schlichter Tüllenmeißel mit Wulstrand konnte in der Gießform von Legnica (Grab 5) gegossen werden (Abb. 21, 6). Vergleichbare Stücke sind aus dem Lausitzer Kulturgebiet Polens bekannt.174 Gießformen für Messer

Gegenüber den in Landwirtschaft und Handwerk alltäglich benötigten Sicheln und Tüllenbeilen sind nur auf drei überlieferten Gießformen Negative für weitere Geräte eingearbeitet. Drei Gießformen tragen Negative für Messer. Die früh-/älterurnenfelderzeitliche Messernegativform von Klein Jauer (Abb. 16, 9B) vereinigt mit ihrem hochgewölbten Rücken, der dolchartig aufgewippten Klingenspitze, ihrer geraden Schneide und dem stabförmigen Vollgriff mit Endring typologische Einzelelemente, wie sie für die frühen, in Nachfolge der „Oberpfälzer Messer“ stehenden Messerformenfamilien (wie Typen Baierdorf, Riegsee) dieser Zeit üblich sind. Ihnen kann jedoch in der Region bisher kein ausgegossenes Stück als Entsprechung zur Seite gestellt werden kann. Nach der Gusstechnik kann es sich um „verdeckten Herdguss“ handeln, wenn wir eine flache Abdeckplatte annehmen, wie sie auch für die auf derselben Seite eingetieften Form für die dreifache Kreuzbalkennadel einer Fibel vorauszusetzen ist (Abb. 16, 9B). Nach E. Bönisch ist es eine „archaische“ Messerform mit „lokaler Modifikation“.175 Diese Messerform steht am Beginn jüngerer Vollgriffmesser mit Stabgriff und Ringende im östlichen Mitteleuropa. Erst mit den Messern vom Typ Velké Žernoseký fassen wir eine weitere EiGedl 2004, 111 ff. Nr. 547–549 Taf. 28. 29. Stand 1998: Kuśnierz 1998, 3. 170 z. B. Gräberfelder von Opatów (Kuśnierz 1998, Nr. 144–147. 187), Przeczyce (ebd. Nr. 191. 235. 306. 307). 171 Kuśnierz 1998, 27 Nr. 93; Gedl 1980 20 Taf. 26, D. 168

172

169

173 174 175

Novotná 1970, 79 ff. Čaplović 1987; Pančicová 2008, 135. Gedl 2004, 85 ff. Taf. 21, 320. 320A. 324; 39, B. Bönisch 2000, 76.

Zur Produktpalette der Gießformen aus Gräbern

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genform, die ihrerseits genetisch am Beginn der einschneidigen Halbmondrasiermesser steht,176 wie sie in der Gießform von Legnica (Grab 5) produziert werden konnten (Abb. 21, 3. 4; 22, B). In einer Gießform von Vyšný Kubín (Nordslowakei) wurde nach Klingenschwung und Griffform zu urteilen ein jungbronzezeitliches Griffangelmesser ausgegossen (Abb. 26, 9B. 10B). Mit ihrer mehr oder weniger stark geschweiften Klinge und der zum Griff verlagerten Rückenkrümmung sowie dem Griffdorn (ohne erkennbaren Griffwulst bzw. Zwischenglied der etwas jüngeren Messer) entsprechen die Negative weitgehend dem Messertyp Hadersdorf, der in einem weiten Gebiet zwischen dem östlichen Zentralmitteleuropa und dem nordwestalpinen Gebiet überliefert ist.177 Da solche Messer auch in der Slowakei vorkommen, ist eine örtliche Fertigung naheliegend.178 In den übrigen Messer-Gießformen von Vyšný Kubín wurden Griffzungenmesser gegossen. Nach dem hohen Rückenschwung und der geraden Klinge gehört eine Form (Abb. 25, 4) zu einer älteren Ausprägung der Griffzungenmesser, die noch in die frühe, ältere und mittlere Urnenfelderzeit datiert.179 Ob die Griffzunge durchgängig durchbrochen war, läßt sich nicht entscheiden. Ein vergleichbares Fertigprodukt ist mir nicht bekannt. Auf der multiplen und kompletten Messer-Gießform von Vyšný Kubín konnten nach Rücken- und Klingenschwung mittel-/jungurnenfelderzeitliche Griffzungenmesser gegossen werden (Abb. 25, 2. 3). Der Übergang zwischen Klinge und Griffzunge ist profiliert und die Griffzunge mehrfach (hier fünffach) durchbrochen. Die Form ähnelt der slowakischen Messerform Horná Seč.180 Gießformen für Rasiermesser

In der Gießform von Klein Jauer (Ostbrandenburg) konnten in einem Gussvorgang („Serienguss“) zwei einschneidige „Lausitzer“ Rasiermesser mit Hakengriff gegossen werden (Abb. 15, 6). Umriss, vogelkopfartiger Griffhaken und Rückenverstärkung zwischen Griff und Klingenrücken sind Merkmale des Typs L’háň, der zusammen mit den drei weiteren Lausitzer Rasiermessertypen (Hostomice, Ústi, Hrušov) zu einer regionalspezifischen Form der sächsisch-böhmischen Lausitzer Fazies gehört. Die bisher bekannten (ca. 80 Exemplare) sind fasst nur aus Gräbern überliefert.181 Außerhalb dieses engeren Verbreitungsgebietes gelangten „Lausitzer Rasiermesser“ (alle vom Typ Hrušov) als Einzelstücke nach Oberösterreich,182 nach Tauberfranken183 und in das Untermaingebiet,184 wo sie in älterurnenfelderzeitlichen Gräbern (Stufe Ha A 1) aufgefunden wurden (Abb. 30). Da in der süddeutschen Urnenfelderkultur in dieser Zeit ausschließlich zweischneidige Rasiermesser hergestellt und benutzt wurden, ist das Vorkommen dieser „fremden“, an Männer gebundenen Objekte bemerkenswert und spiegelt vielleicht nicht nur die Mobilität von Objekten, sondern auch die von Personen wider. Ohne Zweifel wurden diese „Lausitzer Rasiermesser“ innerhalb ihres engeren Verbreitungsgebietes, also vor Ort bzw. unweit des Fundorts ihrer zugehörigen Gießformen hergestellt. Hierfür zeugen weitere Gießformen für Rasiermesser vom Typ L’háň, so die (aus Sandstein) aus der jungbronzezeitlichen Siedlung von Rötha-Geschwitz (Sachsen) mit einem Knopfsichelnegativ auf derselben Breitseite185 und die von Horno (Lkr. Spree-Neiße) mit Negativen für Knopfsichel und dreifach kreuzförmigem FibelJockenhövel 1971, 203 ff. 217 ff.; Weber 1983. Říhovský 1972, 61 ff.; Gedl 1984, 52 f.; Jiráň 2002, 53 f.; Hohlbein 2016, 278 ff. 178 Veliačik 2012, 309 f. 179 Říhovský 1972, 32 f.; Gedl 1984, 30 f.; Veliačik 2012; Chebenová 2012. 180 Veliačik 2012, 309 f. 176

177

181 Jockenhövel 1971, 183 ff.; Bönisch 2000, 72 ff. Abb. 61 (Verbreitungskarte). 182 Wels: Jockenhövel 1971, 192 Nr. 380 Taf. 29. 183 Tauberbischofsheim-Distelhausen: Krause 1993. 184 Hanau: Jockenhövel 1971, 191 f. Nr. 378 Taf. 29. 185 Jorns 1953, 67 f. Abb. 10; 11, 2.

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Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

Abb. 30. Verbreitung der Lausitzer Rasiermesser mit zoomorphem Griff oder Hakengriff (Stern: Gießformen) (nach E. Bönisch, mit Nachtrag Anm. 182–184)

nadelkopf. Ein fast identischer Ausguss eines Rasiermessers liegt aus einem Grab vom gleichen Fundort vor.186 Einen vergleichbaren Befund liefert das jungbronzezeitliche Gräberfeld von Legnica (Niederschlesien). „Gießergrab“ 5 enthielt u. a. die vollständige zweiteilige Gießform für ein einschneidiges Halbmondrasiermesser vom Typ Herrnbaumgarten (Abb. 21, 3. 4), aus der offenbar das Rasiermesser aus Grab 11 vom selben Gräberfeld ausgegossen wurde (Abb. 22, B).187 Danach wurden sowohl Hersteller (Produzent) als auch Benutzer (Konsument) dieses Rasiermesser auf demselben Gräberfeld bestattet! 186

Horno 4, Grab 138: Bönisch 2000, 74 ff.; Lipsdorf 2000.

187

Gedl 1981, 33 Nr. 113 Taf. 9.

Zur Produktpalette der Gießformen aus Gräbern

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Diese Halbmondrasiermesser sind eine besonders von Schlesien über das mittlere Donaugebiet bis Oberitalien verbreitete Form.188 Falls die zweiteilige Gießform von Vyšná Pokoradz aus einem Grab der Pilinyer-Kultur stammt,189 fügt sich dieses Negativ für doppelaxtförmige Rasiermesser vom Typ Großmugl, Variante Mesić (Abb. 22, E) in das Verbreitungsgebiet dieser Form mit einem Schwerpunkt in der Mittelslowakei ein.190 Ein Neufund dieser Formenvariante aus dem jungpilinyer Gräberfeld von Cinobaňa, Bez. Poltár (Mittelslowakei), Grab 21/08 verdichtet das regionale Fundbild.191 Die beiden Fundstellen (Gießform von Vyšná Pokoradz und Neufund von Cinobaňa) liegen nur ca. 25 km Luftlinie entfernt! Gießformen für Fibelnadeln, Nadeln und Nähnadeln

Mit dem Vollgriffmesser wurde aus derselben Gießform von Klein Jauer eine Fibelnadel mit dreifach kreuzförmigem Kopf (Breite ca. 2,5 cm) ausgegossen (Abb. 15, 9B). Doppel- und dreifach kreuzförmige Fibelnadelköpfe gehören zu zweiteiligen Fibeln unterschiedlicher Formen.192 Nach der frühen Zeitstellung des Grabes (etwa Stufe Bz D/Ha A 1) dürfte diese Nadel am ehesten zu einer Lausitzer Spiralplattenfibel oder frühen Spindlersfelder Fibel gehört haben.193 Die zweiteiligen Spiralplattenfibeln sind – wie die lausitzischen Rasiermesser mit Hakengriff – eine regionalspezifische Form.194 Bei der Herstellung dieser Fibeln wirkten Gießer (Nadel: Guss im „verdeckten Herdguss“) und Schmied (Draht, Platte, fallweise gepunzteVerzierung) – in Personalunion? – zusammen. Die Spiralplatten wurden an ihren Enden aus ausgeschmiedetem Draht mit rundem oder vierkantigem Querschnitt aufgewickelt und in der Mittelpartie der zugehörige Drahtbügel gedreht. Offenbar wurde vor dem Biegen und Drehen die gegossene Nadel eingehängt, die noch kurz unterhalb des Kreuzbalkenkopfes (im Guss?) durchlocht wurde. An dieser Stelle ist die Nadel verbreitert, was aber in der Gießform von Klein Jauer nicht angelegt ist. Solche Ausformungen an der Nadel sind auf den Gießformen von Ballenstedt (für vier Nadeln),195 Kröbeln, „Sachsen-Anhalt“196 und Erfurt197 sowie ansatzweise auf der Gießform von Horno198 vorhanden. Ein Rohguss einer Fibelnadel mit Kreuzbalkenkopf liegt aus dem Hortfund von Berlin-Charlottenburg vor.199 Relativ häufig wurden die nach dem Guss eingehängten Kreuzbalkennadeln ausgehängt – als die geschmiedeten Teile zerbrochen waren? – und gelangten als Einzelteile in Gräber von Frauen und Kindern.200 Vollständige Lausitzer Spiralplattenfibeln waren dagegen nach den wenigen aussagefähigen Gräbern als Beigaben Männern vorbehalten.201 Der Spiraldraht für die Fibelherstellung wurde möglicherweise aus gegossenen stabbarrenartigen Vorformen ausgeschmiedet, wie sie auf der Rückseite der Fibel-/MesserGießform von Klein Jauer (Abb. 15, 9A) und auf weiteren Lausitzer Gießformen anzutreffen sind (Abb. 17, 3. 6; 25, 2. 4; 26, 9B. 10B). Die einzelnen Ausschmiedestadien sind bei einer anderen Fibelform, den Spiralblattbügelfibeln, im Hortfund von Jenišovice (Böhmen) sehr gut belegt.202 Um diese Weber 1983. Nach Pančíková 2008, 148. 190 Jockenhövel 1971, 77 ff. Taf. 43, A; Weber 1993, 214 ff. 217 ff. Taf. 64, A. 191 Furmánek/Mitáš 2010, 108 f. Abb. 13, 5. 192 Krecher 1998. 193 Sprockhoff 1938; von Brunn 1968, 87 ff. 158 ff. 194 Typ 4 I A: Große Fibeln mit langem, gedrehtem Bügel (Kleiner Lausitzer Typ) nach Krecher 1998, 94 ff. Karte 19. 188

189

Kloke 1957. Gandert 1925, 109 ff. 197 Sukalla 2000. 198 Bönisch 2000, 75 Abb. 65. 199 Gandert 1960. 200 Krecher 1998, 177 f. 201 Ebd. 202 Kytlicová 2007, 35. 267 f. Nr. 68 Taf. 101, 31; 102, 33. 34; 105, 53. 54. 195

196

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Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

Prachtfibeln, die toreutisch eine Nebenlinie der Jenišovice-Tassen darstellen, herstellen zu können, waren mehr als 100 Arbeitsstunden mit ca. siebzigmaligem Glühen der Blechbügel aufzuwenden,203 was für einen großen Wert dieser Fibelgruppe spricht; bei den einfacheren Spiralplattenfibeln wird er geringer gewesen sein. Aus den Gießformen von Falkenberg wurden ebenfalls Fibelnadeln ausgegossen, deren Kopf jedoch ringförmig ausgestaltet ist (Abb. 14, E 1. 2). Der Doppelringnadel von Falkenberg entsprechen Negative auf den Gießformen von Gühlen-Glienecke204 und Kütten, wo allein fünf Negative für solche Fibelnadeln in die Formhälfte eingearbeitet sind.205 Auf der Küttener Form ist das Negativ für eine „alte Plattenfibel“ (mit unverzierten Platten) mit offenbar glattem Bügel vorhanden. Plattenfibeln dieser Art sind in Mitteldeutschland, im Havelgebiet und südlichen Ostseegebiet verbreitet.206 Etwas rätselhaft bleibt das Zusammenfügen von Ringnadel und Plattenbügel. O. F. Gandert vermutete, dass entweder der Ring aufgebogen, in den Fibelbügel eingefügt und wieder zusammengebogen oder eine Platte am Bügel abgetrennt, die Nadel eingeführt und die Platte durch Verbundguss zusammengefügt wurde.207 Leider liegen diesbezüglich nur wenige herstellungstechnische Detailbeobachtungen vor. Viele Ringnadeln an Plattenfibeln weisen jedoch eine entsprechende Lücke auf,208 die auch in der Gießform von Falkenberg vorhanden ist (Abb. 14, E 2). Auf einer Gießform von Vyšný Kubín sind je zwei Negative für Nadeln mit kleinem Kugelkopf und Nadeln mit langschmalem Kopf vorhanden (Abb. 25, 2. 3), deren Ausgüsse noch weiter bearbeitet werden konnten, vor allem durch eine Ziselierung mit Mustern an Kopf und Schaft.209 Auf derselben Form von Vyšný Kubín sind zwei Negative für Nähnadeln eingetieft (Abb. 25, 2. 3), wie auch auf der Gießform von Panické Dravce. Es handelt sich um gegossene Nähnadeln mit gegossenem endständigem Öhr (nicht mit ausgeschmiedetem Ende). Nähnadeln sind eine zeitlose Form, die aus gegossenem oder geschmiedetem Metall seit der Altbronzezeit geläufig sind.210 Neben diesen gegossenen Nähnadeln gibt es auch aus Draht gefertigte Nadeln, deren Ende zu einer Schlaufe ausgeschmiedet und zu einem Öhr umgebogen wurde. Letztere Fertigungsweise ist sicherlich die einfachere und zeitschnellste. Umso mehr erstaunt es, dass auch diese Kleinform in einem aufwendigeren Prozess gegossen wurde. In Serbien ist eine steinerne Gießform für Nähnadeln (und Beile) aus dem spätbronzezeitlichen Hort von Brza Palanka überliefert.211 Gegossene Nähnadeln liegen in einigen Exemplaren aus der Lausitzer Siedlung von Podebim (Westslowakei) und von weiteren bronzezeitlichen Fundorten der Slowakei vor, angeblich sogar eine Nähnadel aus dem Gräberfeld von Vyšný Kubín.212 Nähnadeln waren nicht nur Alltagsgeräte bei der Kleidungsfertigung, sondern konnten auch im Lederhandwerk eingesetzt werden; sie liegen sowohl in Frauen- als auch in Männergräbern.213 Eine mit einem Garnfaden umwickelte Nähnadel ist aus dem reichen Periode III-Männergrab von Gönnebek (Holstein) überliefert (u. a. mit Goldschale, Goldarmband, Schwert).214 Mit vier kleinen Meißelschneiden ist eine Nähnadel im Periode IV-„Fürstengrab“ von Banie (Bahn) (Westpommern) vergesellschaftet. Das Grab ist das reichste seiner Zeit im Grenzgebiet zwischen der 203 204 205 206

28.

Pietzsch 1967, 115. Horst 1961, 132 f. Abb. 6, f. Gandert 1925, 112 ff. Sprockhoff 1937, 30 Karte; Krecher 1998, 123 ff. Karten 27.

Gandert 1925, 115. Krecher 1998, Taf. 60, 5; 63, 3; Gedl 2004, Taf. 23, 88; 25, 98; 26, 102. 103; 28, 111; 29, 113. 116; 32, 122; 33, 127; 36, 140; 37, 142. 143; 38, 144; 40, 151; 41, 163. 207

208

Vgl. Novotná 1980, 121 ff. Nr. 775–802. Z. B. Nižná Myšl’a: Jaeger/Olexa 2014, 36 Taf. 16, 2; 32, 1; 45, 3; 75, 3; 88, 2; 100, 2; 131, 7. 211 Vasić 2003, 130 ff. Nr. 971 Taf. 48. 212 Studeníková/Paulík 1983, 127; Novotná 1980, 57; Novotný/ Novotná 1981, 245 Abb. 11, 9. 213 Für Süddeutschland: Jockenhövel 1971, 159 f. 214 Aner/Kersten/Willroth 2011, 87 ff. 89 Nr. 9897B Taf. 29, n. 209 210

Zur Produktpalette der Gießformen aus Gräbern

297

Lausitzer Kultur und dem Nordischen Kreis der jüngeren Bronzezeit. Die reichen Schmuckbeigaben, darunter eine Halskette mit blauen Glasperlen, und das Rasiermesser deuten auf ein Doppelgrab von Frau und Mann hin.215 Meißelschneide und Nähnadel finden sich im älterurnenfelderzeitlichen Kindergrab (Infans II) von Hollabrunn (Niederösterreich).216 Meißelschneiden und ein zweischneidiges Rasiermesser sind zusammen u. a. mit zwei Pfeilspitzen im ältereisenzeitlichen (Männer-?)Grab von Grospierres (Südfrankreich), „Abbeillou“, Hügel 1 enthalten.217 Einige bronzene Nähnadeln sind aus dem Gräberfeld von Hallstatt (Oberösterreich) bekannt.218 Insgesamt harrt diese unscheinbare, aber sehr nützliche Kleinform, die auch aus Knochen bestehen konnte, noch einer eigenen, diachron angelegten Studie.219 Gießformen für Waffen: Lanzen- und Pfeilspitzen

In die Stufe der Lausitzer Buckelkeramik (etwa Bz D/Ha A 1) datiert die Gießform für eine Lanzenspitze mit rhombischem Blatt und Tülle aus Mierczyce (Mittelschlesien) (Abb. 16, D). Aus Grab 5 des an Gießformen reichen jungbronzezeitlichen Gräberfeldes von Legnica (Mittelschlesien) sind zwei Gießformen für Lanzenspitzen mit Tülle überliefert. Die kleinere Lanzenspitze weist ein weidenblattförmiges Blatt (Abb. 21, 5), die größere ein leicht rhombisches Blatt und ein profiliertes Tüllenende auf (Abb. 16, A 7. 8). Beide Formen sind in der Lausitzer Kultur Polens geläufig,220 aus der noch weitere Gießformen für Lanzenspitzen aus Keramik und Stein bekannt sind.221 Lanzenspitzen sind als Grabbeigaben in Lausitzer Gräbern Schlesiens und Westpolens gelegentlich überliefert.222 Auf den beiden Gießformen von Gävernitz (1906) und Sułów sowie auf der Tüllenbeil-Gießform von Battaune sind Negative für Pfeilspitzen eingearbeitet (Abb. 12, 8A; 14, A 1. 2; 16, F). Eine Tüllenpfeilspitze ist als Fertigobjekt aus dem Gräberfeld von Gävernitz bekannt;223 sie soll mit ihrer einen Blattseite in das rechte Negativ auf der Gießformplatte passen (Abb. 12, 1).224 Wie aus anderen Landschaften bekannt, dürften bei der Vielzahl vorliegender Gießformen für Pfeilspitzen diese Waffen in den jeweiligen Regionen selbst hergestellt worden sein (vgl. auch Masłów: Abb. 22, F). Gießformen für Stabbarren

Auf Gießformen von Gogolin, Klein Jauer und Vyšný Kubín befinden sich rinnenförmige Negative (Abb. 15, 9A; 17, 6; 25, 2. 4; 26, 9B. 10B). Aus den zugehörigen Abdeckplatten ist zu erschließen, sind es stangenartige Objekte mit entweder rundem oder halbrundem Querschnitt. Es handelt sich wohl um Vorprodukte, die erst durch Schmieden in ihre endgültige Form gebracht wurden (z. B. als Ringe, Nadelschäfte, Stäbe, Drähte usw.), oder um Stabbarren, die als Rohmetall bzw. Halbstücke in Umlauf kamen.

Eggers 1936. Lauermann/Hasenhündl 1996, 309–318. 217 Jockenhövel 1980, 133 Nr. 431 Taf. 24; 98, A. 218 Rösel-Mautendorfer 2010, 203 Abb. 107. 219 Vgl. z. B. Moschkau 1967; Jockenhövel 1971, 159 f.; Gedl 1983, 101 ff.;Vasić 2003, 130 ff. 215

220

216

221 222 223 224

Gedl 2009, 50 ff. 53 ff. Ebd. 79 ff. Taf. 28. 29. Ebd. 19 ff. Neumann 1930, 36 f. Abb. 30, a. Bierbaum 1956, 178.

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Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

Gießformen für sonstige Objekte

Aus den Negativen von Butzow wurden offenbar Scheiben (Dm. ca. 5–7 cm) mit Rückenösen bzw. -stegen gegossen (sog. Ösenknöpfe)225 (Abb. 13, A). Eine Form weist eine einstegige Öse (Abb. 13, A 3), zwei andere einen Kreuzsteg auf (Abb. 13, A 4. 5). Für die erstere Ausprägung gibt es mannigfache Vergleiche aus der gesamten Jungbronzezeit Mitteleuropas.226 Ösenknöpfe mit Kreuzsteg sind m. W. relativ selten. Ihr Vorkommen im „Grabdepot“ von Ingolstadt-Zuchering (Oberbayern) belegt ihre Existenz für die frühe bzw. ältere Urnenfelderzeit Südbayerns.227 Aus einer Lausitzer Siedlung von Dębnica (Schlesien) stammt eine Gießform für Ösenknöpfe mit einem Rücksteg; auf der Rückseite sind zwei Negative für Tüllenpfeilspitzen eingetieft. Zum Fundkomplex gehören eine weitere Gießform für Griffangelmesser, fünf Ringleine und zwei Kugelkopfnadeln.228 Eine weitere Gießform mit einem Negativ für einen Ösenknopf, zusammen mit Negativen für Griffzungensicheln und doppelte Vogelprotomen (auf der Rückseite zwei Negative für Knopfsicheln) ist aus der frühknovízerzeitlichen Siedlung von Lužice (Nordwestböhmen) „Haus 1“ überliefert.229 Serien von kleinen Ösenknöpfen konnten in drei Gießformen von Gogolin produziert werden (Abb. 17, 4. 5. 8. 9). In den Gießformen von Battaune und Klein Jauer wurden geschlossene Ringe unterschiedlicher Größe ausgegossen (Abb. 12, 7B. 8B; 15, 2. 3). Auf einigen Gießformen sind Negative für Symbolgut im engeren und weiteren Sinne vorhanden. Die Gießformen für offene halbmondförmige Anhänger von Wandersleben (Thüringen) (Abb. 14, F) und für geschlossene herzförmige Anhänger von Vyšný Kubín (Abb. 27, 15) wirken in ihren jungbronzezeitlichen Kontexten altertümlich. Einen Radanhänger (Schema E) mit ca. 3 cm Durchmesser konnte man in der Tongießform von Mojęcice (Mondschütz) (Schlesien) ausgießen (Abb. 16, E). Miniaturrädchen sind ein beliebtes Lausitzer Symbolgut, wo sie besonders häufig aus Ton hergestellt wurden.230 Ihre besondere Ausprägung erhielten sie als bronzene Rädchen (Dm. ca. 8–10 cm) an den regionalspezifischen kleinen Deichselwagen vom Typ Pierstnice (Groß Perschnitz)/Burg/EicheGolm.231 Die übrigen Gießformen aus den Lausitzer Gräbern sind wegen ihrer Fragmentierung nicht sicher deutbar.

Ältere Eisenzeit

Gießformen liegen vor für einen Ringanhänger mit drei Stegen bzw. „Ärmchen“ aus dem Waffengrab von Donja Dolina (Bosnien-Herzegowina) (Abb. 11, D 1), für Stabbarren(?) aus dem Situlengrab von Most na Soči (Santa Lucia) (Slowenien) (Abb. 28, 1B) und Novo Mesto (Slowenien) (Abb. 28, B) sowie aus dem „Gießergrab“ (mit gebogener Düse und Schmelztiegel) von Sanski Most (Abb. 28, C). Die übrigen Gießformen aus den wenigen ältereisenzeitlichen Gräbern sind zu bruchstückhaft überliefert, um relevante Aussagen zu treffen.

Nach von Brunn 1968, 193. 195 f. von Brunn 1968, Taf. 10, 2–5; 14, 2; 64, 4; 76, 5. 6; 91, 6. 7; 166, 3;196, 6; Blajer 2013, 74 f. (mit Verweisen auf Mähren, Böhmen); Ungarn: Tarbay 2012, 92 ff. 227 Schütz 2006, Taf. 157. 225

228

226

229 230 231

Gedl 1995, 91 Nr. 655 Taf. 68, A. Blažek/Ernée/Smejtek 1998, 142 f. Nr. 24 Taf. 7, 24. Gediga 1970; Maraszek 1998, 61 ff. Maraszek 1998, 63 ff. 119 Liste 12.

Düsen als Grabbeigaben

299

Düsen als Grabbeigaben

Zum technischen Zubehör von Schmelzanlagen gehören Gebläse bzw. ihre Bestandteile, um die zum Aufschmelzen des Kupfers oder der Bronze notwendige Temperatur von ca. 900–1.300 ˚C erreichen zu können.232 Auf der Grundlage einer zeitlichen Differenzierung und der überlieferten Quellen zeichnet sich in Europa – ähnlich wie in Vorderasien – eine zeitliche Abfolge unterschiedlicher Gebläseformen ab.233 Die archäologischen Fundüberlieferungen im Vorderen Orient, Ägypten, in der Levante und in Europa erlauben noch nicht, einen lückenlosen Stammbaum der Gebläseformen aufzustellen.234 Aus evolutionistischer Sicht folgen auf natürlichen Windzug handbewegte Windfächer bzw. Windwedel. Auf vorderasiatisch-südosteuropäische kupferzeitliche Wurzeln geht die insgesamt ältere Tiegel-Blasrohr-Technologie zurück, die ihren Höhepunkt in Zentralmitteleuropa am Ausgang der frühen Bronzezeit und zu Beginn der Mittelbronzezeit erreichte, um dann im Verlaufe der mittleren Bronzezeit relativ schnell zu verschwinden und nur noch in der sekundären Metallurgie eingesetzt zu werden.235 In der europäischen Mittelbronzezeit und verstärkt zu Beginn der Spätbronzezeit setzte im Rahmen der Tiegel-Gebläse-Technologie die Verwendung von mechanischen Gebläsen, den Blasebälgen als Schlauchblasebälgen ein. Von ihnen haben sich gebogene Düsenrohre aus Ton erhalten. Solche Düsen sind sogar noch in der Eisenzeit verwendet worden (vgl. Gräber von Sanski Most und Argelliers [Abb.28, C; 34, B]). In Zentraleuropa wurde als weitere Gebläseform sehr selten das Topfgebläse eingesetzt, das im Vorderen Orient während der Bronzezeit sehr geläufig war und dort gleichfalls die ältere Blasrohr-Technologie ablöste.236 Gebogenen Düsen gehören zur Ausrüstung von durch Aufluft betriebenen Schmelzwannen, Schmelztiegeln237 oder Schmelzherden, jedoch offenbar nicht zu den alpinen Schachtöfen, für die gerade Düsenrohre kennzeichnend sind.238 Der Einsatz des Schlauchgebläses benötigt einen wesentlich geringeren Arbeitsaufwand, denn eine Person kann durchaus mindestens zwei Blasebälge dieser Art per Hände oder Füße bedienen und somit kontinuierlich Aufluft erzeugen. Mit Lungenkraft konnte ein Luftdurchlass von 10–20 Litern/ min (mit Spitzen um 40 Litern/min) pro Blasvorgang/Person, bei 3–6 aufeinander eingespielten Bläsern eine für das Schmelzen ausreichende Temperatur von 1.200 °C erzielt werden. Beim mechanischen Gebläse lag die Leistung mit einem wesentlich größeren Luftvolumen von ca. 300 Litern/min und höheren Luftdruck bei nur einem Balghelfer,239 was einen wesentlichen Fortschritt in der Rationalisierung und Standardisierung dieses Arbeitsschrittes bedeutete. Chr. Roden sprach von einer „Teilmechanisierung“.240 Tondüsen von Blasrohren

Die meisten Blasrohrdüsen stammen aus Siedlungen, darunter in Zentralmitteleuropa besonders aus befestigten Siedlungen der ausgehenden Altbronzezeit, die vielfach weitere archäometallurgische Relikte lieferten, wie z. B. Gusstiegel und/oder Gießformen. In Zentraleuropa gibt es derzeit nur zehn älterbronzezeitliche Gräber mit Blasrohrdüsen als Beigaben. Fasnacht/Trachsel 2001, 95 f. Roden/Weisgerber 1986; Roden 1988; A. Müller-Karpe 1994, 103 f. Abb. 76. 78. 80; Jantzen 2008, 205 ff. 320 ff. 377 ff. 234 Versuch: Forbes 1950, 113 Abb. 130. 235 Jockenhövel 1985; Roden 1988. 232

236

233

237 238 239 240

A. Müller-Karpe 1994, 103 ff. Ambs/Wischenbarth 1990. Töchterle u. a. 2013, 7 ff. Rehder 1994. Roden 1988, 75.

300

Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

Abb. 31. Grab mit Tondüsen: Erfurt-Gispersleben (Thüringen). – (nach D. W. Müller). – M. 1:3

Erfurt-Gispersleben, Stadt Erfurt, Thüringen, Deutschland. – „Über dem Bornstalsgraben“; S–N-ausgerichtete linksseitige Hockerbestattung (Blick nach W) in ovaler Grabgrube; Düsen im Rücken des Toten (Abb. 31, 5). – Zwei konische Tondüsen (Abb. 31, 1. 2). – Beifunde: walzenförmiges Tongewicht; Rauhtopf (Abb. 31, 3. 4). – Dat.: Jungaunjetitzer Kultur. – Mus. Ur- und Frühgesch. Weimar (663–665/74; 797/74). – Müller 1982, 107 ff. 114 f. Abb. 5; Müller 1982 a, 275 Abb. 2, 1–3. 7. Franzhausen, Marktgem. Nußdorf ob der Traisen, Pol. Bez. Sankt Pölten-Land, Niederösterreich, Österreich. – Frühbronzezeitliche Nekropole II, Verfärbung 1057 (gestörtes Grab); N–S-ausgerichtete Hockerbestattung; zwischen dem Rücken des Toten Steinschlägel und Tondüse (Abb. 31, A 1. 2.). – Tondüse. – Beifunde: Steinschlägel; Schüssel. – Dat.: Späte Frühbronzezeit. – Neugebauer/Gattringer 1989, 57 („beachtlich und voll Symbolgehalt“) Abb. 10, 3. 4. Gemeinlebarn, Stadt Traismauer, Pol. Bez. St. PöltenLand, Niederösterreich, Österreich. – „Maisgasse“ (am Nordwestrand des Gräberfeldes A), Verfärbung 532; gestörte N–S-ausgerichtete Körperbestattung; Beigaben zu Füßen. – Konische Tondüse (Abb. 6, 1). – Vgl. S. 232 f. und Abb. 6. Haid, Marktgem. Hörsching, Pol. Bez. Linz-Land, Oberösterreich, Österreich. – Gräberfeld; Grab 80, in steinerner Grabumfassung, unter Holzdecke(?) NNO– SSW-ausgerichtete Körperbestattung (in Hockerlage) eines ca. 35–45 Jahre alten Mannes(?), Körperhöhe ca. 172 cm; Tondüse und Tiegel zusammen in Füllung eines Pfostenloches im SSO der Grabgrube; weitere Pfo-

stenlöcher außerhalb der Grabgrube (Zugehörigkeit zum Grab unsicher) (Abb. 33, A links oben); Tiegel und Düse sollen aus einem Pfostenloch stammen, das vom frühbronzezeitlichen Grab 80 überlagert wird. – Am Randwulst mit senkrechten Strichen verzierte glockenförmige Tondüse (Abb. 33, A 1). – Schalenförmiger Tiegel (Abb. 33, A 5). – Beifunde: Nadel mit gebogenem Schaft aus Eberzahn; Pfriem aus Geweih; sechs scheibenförmige Knochenringe; fragmentierter Armring; Noppenring aus Silber; Tierknochen (Abb. 33, A 2–4). – Dat: Ältere Frühbronzezeit. – Mus. Linz. – Kloiber u. a. 1971, 47; Roden 1988, 71. 67 Abb. 6, 4. 5; Reitberger 2008, 192 Taf. 49, 347 Taf. 103 (Tiegel und Düse nicht zum Grab gehörend); Schmitsberger 2010, 133 f. (ebd. 136: „glaubwürdig, dass die Metallurgiebelege doch zu Grab 80 gehören“). Környe, Kom. Komárom-Esztergom, Ungarn. – Gräberfeld der Inkrustierten Keramik-Gruppe; Grab 15 (nach Bóna 1975, 257: „Gussmeistergrab“); Brandbestattung in Urne; Leichenbrand eines „kraftvollen, athletischen“ Mannes im Alter von ca. 30–40 Jahren (Bestimmung J. Nemeskéri). – Drei konische Tondüsen (Abb. 33, B 1–3). – Beifunde: Fragmente eines Großgefäßes (Urne), zwei Näpfe. – Dat.: Mittlere Bronzezeit. – Nat. Mus. Budapest (65.29.3–5). – Nemeskéri/Bándi 1971, 22; Bóna 1975, 256 f. Matúškovo, okres Galanta, Slowakei. – Grab 1958/50. – Vgl. S. 232 und Abb. 5, c. – Vier konische Tondüsen (Abb. 5, C 7–10). Nienhagen, Lkr. Halberstadt, Sachsen-Anhalt, Deutschland. – Anhöhe „Plockpipenhoch“; angeblich aus einem mehrperiodigen Gräberfeld, darunter Körperbestattun-

Düsen als Grabbeigaben

301

Abb. 32. Gräber mit Tondüsen: A Franzhausen (Niederösterreich), Nekropole II, Verf. 1057. – B Sachsenburg (Sachsen-Anhalt). – C Nitra (Südwestslowakei). – D Nienhagen (Sachsen-Anhalt). – (A nach J.-W. Neugebauer/A Gattringer; B nach S. Fröhlich; C nach J. Ruttkayová; D nach H. Achner/J. Weber). – M. 1:3

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Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

Abb. 33. Gräber mit Tondüsen: A Haid (Oberösterreich), Grab(?) 80. – B Környe (Transdanubien, Ungarn), Grab 15. – (A nach M. Reitberger; B nach J. Nemeskéri/G. Bándi, I. Bóna). – M. 1:3

Düsen als Grabbeigaben gen der Aunjetitzer Kultur (um 1870); Funde keiner Bestattung mehr zuweisbar. – Konische Tondüse (Abb. 32, D). – Mitfunde(?): mehrere Gefäße der Aunjetitzer Kultur. – Landesmuseum Braunschweig. – Achner/Weber 1994, 124 f. Nr. 9 Taf. 10, 3. Nitra, okres Nitra, Slowakei. – „Kupecká-Straße“; zerstörtes Körpergrab. – Zwei konische Tondüsen (Abb. 32, C 1. 2). – Beifund: Flachbeil aus Kupfer/Bronze (Abb. 32, C 3). – Dat.: Aunjetitzer Kultur. – Arch. Inst. Nitra. – Ruttkayová 1996. Nižná Myšl’a, okres Košice, Slowakei. – Grab 280; vgl. S. 232 und Abb. 4; 5, A. – Konische Tondüse (Abb. 4, 2). Sachsenburg, Gem. Odisleben, Kyffhäuserkreis, Thüringen, Deutschland. – Grabhügel 3 (Grabung 1818–

303

1819) mit Körperbestattung; wohl alt gestört; um und neben der Bestattung „gegen 300“ Tondüsen. – Ca. „300“, davon noch ca. 89 (nach S. Fröhlich) erhalten gebliebene konische Tondüsen (Abb. 32, B 2–11). – Beifunde(?): Kurzschwert mit leicht geschweifter Klinge (Typ Sögel); Griffplattendolch; Rollenkopfnadel; drei Silexpfeilspitzen (nach Mania 1966, 127 „indianisch“); „zwei meißel- bzw. keilförmige Steingeräte von schwarzem bzw. grünem Stein“ bzw. zwei Steinbeile (verschollen). – Dat.: Frühe Mittelbronzezeit (Sögel-WohldeStufe [Bz B]). – Landesmuseum Halle (11509–11514). – Mania 1966, 87 f. 127 Taf. 17, 1–14. 16–22; Müller 1982, 107 ff. 117 f. Abb. 7; Fröhlich 1983, 225 f. Nr. 884 Taf. 64; 65 b; Bertemes 2004, 148 f. mit Abb.

Die Anzahl der in den zentraleuropäischen Gräbern gefundenen Blasrohrdüsen beträgt eine (Haid, Franzhausen, Gemeinlebarn, Nižná Myšl’a), zwei (Erfurt-Gispersleben, Nitra?), drei (Környe) oder vier (Matúškovo) Düsen. Wie Darstellungen auf Wandreliefs in Gräbern Altägyptens241 (Abb. 36, 1. 2) und ein vorkolumbianisches Modell mit einer Schmelzszene zeigen, war das Aufschmelzen der Metallcharge bei der Tiegel-Blasrohr-Technologie nur mit Hilfe mehrerer Personen möglich.242 Nach Bildquellen schwankt ihre Zahl zwischen 2–6 Personen (Abb. 36, 1. 2). Nimmt man an, dass die Bläser eigentlich nur Hilfskräfte für den Schmelzer oder Gießer waren, hätte sich eine älterbronzezeitliche Gießergruppe aus mindestens 3–7 Personen zusammengesetzt. Ein effektiver Satz von Blasrohren müsste aus mindestens zwei Rohren bestanden haben, um im Wechselbetrieb kontinuierlich einen Aufluftstrom erzeugen zu können. Die Beigabe von nur einer Düse wie in Franzhausen, Gemeinlebarn und Haid wird daher eher eine symbolische sein, obwohl eine singuläre altägyptische Vollplastik und ein Bild nur einen Bläser in Aktion zeigen (Abb. 36, 5. 6).243 Die Beigabe von nur einer Düse in den Gräbern steht m. E. für den Schmelzvorgang als solchen, so dass sich weitere Beigaben, auch von Tiegeln oder Gießformen erübrigten. Nimmt man an, dass die postulierten Hilfskräfte nur zum jeweils aktuellen Schmelzvorgang hinzugezogen wurden, hätte der „Gussmeister“244 die Tondüsen aus seinem Besitz entsprechend verteilt. Dies würde sowohl für einen Wanderhandwerker – einen solchen vermutet G. Wetzel für den Düsen-Fund von Seidewinkel (Brandenburg)245 – als auch für einen am Ort ansässigen Handwerker gegolten haben. Völlig aus dem Rahmen fällt jedoch der Fund von Sachsenburg mit seinen angeblich „gegen 300“ Tondüsen. Möglicherweise handelt es sich hier um einen Zufall, eine Beschäftigungslaune, oder um einen depotartigen Vorrat. Es fällt auf, dass bei den erhalten gebliebenen Sachsenburger Düsen die Tüllen kaum gestuft ausgearbeitet wurden; sie stammen eher von Ummantelungen des Holzrohres und waren gegenüber den aufsteckbaren Düsen höherem Verschleiß ausgesetzt. Diese hohe Anzahl der Düsen erinnert an die „mehrere hundert Fragmente und sechs vollständig erhaltenen Blasrohrdüsen“ aus dem Umfeld des vorkolumbianischen Verhüttungsofens von Cerro de los Cementerios bei Batan Grande (Nordwest-Peru).246 Zu Alter und Geschlecht: s. S. 274.

241 Z. B. Drenkhan 1976; Garenne-Marot 1985; Ogden 2000; Scheel 1989; Davey 2011; 2012. 242 Donnan 1973. 243 Roden 1980, 70 Abb. 9; Davey 2009, 39 f. Abb. 1–3.

244 245 246

Bóna 1957, 257. Wetzel 1997, 211. Roden 1988, 72 Abb. 12.

304

Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit Gebogene Düsen von Blasebälgen

Die Blasebälge mit ihren gebogenen Düsen sind im mittel-/spätbronzezeitlichen Europa eine aus dem Vorderen Orient übernommene Innovation.247 Aus Gesamteuropa liegen von ca. 40 bronze- und ältereisenzeitlichen Fundorten – überwiegend aus Siedlungen – ca. 50–60 gebogene Düsen als Überreste von mechanischen Schlauchgebläsen vor.248 Diese Düsenform ist derzeit aus nur fünf bronze- und ältereisenzeitlichen Gräbern überliefert.249 Argelliers, Dép. Hérault, Languedoc-Roussillon, Frankreich. – Cantagrils; Hügel SA 2; Dolmen, SW(Kopf ) – NE-ausgerichtete Körperbestattung; Düse an rechter Körperseite. – Leicht gebogene Düse, Rippenleiste auf Rücken und an Mündung umlaufende Rippenleiste; L. 22,5 cm (Abb. 34, B 5). – Beifunde: einschneidiges Rasiermesser aus Bronze; Bronzenadel mit doppelkonischem Kopf und Schaftverzierung; Reste zweier Tongefäße (Abb. 34, B 1–4). – Dat.: Ha C/D. – Slg. J. Audibert, Paris. – Audibert 1951, 112 f.; Audibert u. a. 1952, 71–74; Audibert 1963; Jockenhövel 1980, 193 Nr. 777 Taf. 99, C. Białowice (ehem. Billendorf ), Pow. Zielona Góra, Woj. Lebus, Polen. – Aus einem Gräberfeld (1878–1879). – Gebogene Düse (ohne Abb.). – Dat.: Billendorfer Kultur. – Ehem. Märkisches Museum Berlin, jetzt Mus. Vor- und Frühgesch. Berlin (II 12629). – Buck 1979, 67. 204 Fundliste 70 b. Bojadła (ehem. Boyadel, Kr. Grünberg), Pow. Zielona Góra, Woj. Lebus, Polen. – Gräberfeld mit Brandbestattungen (1884); Brandbestattung in Urne. – „Drei Bruchstücke von tönernen Röhren, von denen zwei sich zu einem vollständigen Exemplar zusammensetzen liessen.“250 Zwei gebogene Düsen; Düse 1: an der

Oberseite des Düsenknies zwei warzenartige Vorsprünge („Ohren“), am Balgende zwei Gruppen umlaufender Rillen-/Furchenbündel (evtl. Rillen/Furchen als Hilfsmittel zur Umschnürung des Lederbalgs?) (Abb. 16, A 5). Düse 2: „von der anderen Röhre ist nur der kurze Arm mit einem Stück des Knies und der einen Warze erhalten“; fast gleiche Maße wie Düse 1; „umfängliche Rauchspuren“ (niemals dokumentiert). – Vgl. S. 249 und Abb. 16, A. Löbsal, Gem. Diera-Zehren, Lkr. Meißen, Sachsen, Deutschland. – An der „Rauhen Furt“ (Elbfurt); Gräberfeld „Heidentum“ im Vorgelände des „Burgbergs“ (Gem. Diesbar-Löbsal); Brandbestattung (1902) (ohne weitere Information). – Leicht gebogene Düse (Abb. 34, A). – Dat.: Jüngere Bronzezeit (nach W. Coblenz gleichzeitig mit Siedlung auf dem „Burgberg“). – Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz (ehem. Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden)(?). – Radig 1936, 54 Abb. 80; Pietzsch 1971, 47. 49 Abb. 10; Coblenz 1957, 393 f.; Simon 1992, 63 Taf. 4, C. Sanski Most, Kanton Una-Sana, Bosnien-Herzegowina. – Gebogene Düse; „heißes“ Ende in Pferdekopf auslaufend, plastische Leistenzier (Abb. 28, C 3). – Vgl. S. 267 und Abb. 28, C.

Bis auf den Grabfund von Bojadła ist in den übrigen Gräbern jeweils nur eine gebogene Düse vorhanden. Die beiden Düsen von Bojadła „gleichen sich fast bis aufs Haar“. Sie dürften zu einem Blasebalgpaar gehört haben. Aus Zusammenfunden in Siedlungen, wie z. B. Bellenberg (BayerischSchwaben),251 wo ebenfalls zwei fast identische Düsen gefunden wurden, und aus dem ethnologischen Bereich wissen wir, dass mindestens zwei Blasebälge zur Grundausstattung einer Schmelzwerkstatt gehört haben werden, die von zwei oder – wahrscheinlicher – von nur einem Helfer im Wechsel, so dass der Luftstrom nie abbrach, bedient werden konnten.252 Schon Herodot schilderte: „Wo zwei Winde blasen, getrieben vom mächtigen Zwange“.253 Entsprechende Arbeitsweisen werden wir für die Jungbronze- und ältere Eisenzeit Europas voraussetzen dürfen. Es wird auch erwogen, ob nicht die beiden Blasebälge durch zwei keramische Zwischenstücke in eine gebogene Düse einmündeten.254 247 248 249 250 251

A. Müller-Karpe 1994, 113 ff. Jantzen 2008, 320 Taf. 119. Jockenhövel 1982a. Seger 1909, 21 f. Ambs/Wischenbarth 1990.

Von Luschan 1909; Hirschberg/Janata 1980; Armbruster 1995. Herodot, Historien I, 67. 254 Fasnacht/Trachsel 2001, 95 Abb. 1; Silvestri u. a. 2014, 96 Abb. 4. 252

253

Düsen als Grabbeigaben

305

Abb. 34. Gräber mit gebogenen Düsen: A Löbsal (Sachsen). – B Argelliers-Cantagrils, Hügel SA 2 (Languedoc) – (A nach W. Coblenz; B nach A. Jockenhövel). – M. 1:3

Die Grabfunde von Löbsal, Bojadła und Białowice gehören in die späte Lausitzer Kultur bzw. Billendorfer Kultur. Aus ihrem Bereich sind gleichfalls relativ viele Gräber mit Gießformen bekannt, so dass die Beigabe von Düsen nicht überrascht, aber niemals gibt es – vom Grab von Bojadła abgesehen – in den übrigen Gießformen-Gräbern eine Kombination von Düsen und Gießformen. Außerhalb dieses Kulturgebietes sind nur noch zwei Gräber der älteren Eisenzeit mit Düsen bekannt (Sanski Most [Zentralbalkan]; Argelliers [Südfrankreich]). In Sanski Most sind in dem mutmaßlichen Grab noch ein großer Schmelztiegel und eine Gießform (für Stabbarren?) enthalten, so dass zumindest hier fast der gesamte Gießvorgang durch die Beigaben belegt ist (Abb. 28, C). Eine Ansprache als echtes, d. h. nicht nur als symbolisches Grab eines Metallhandwerkers, eines Gießers ist in diesem Fall gerechtfertigt. Der im ausgehenden 2. Jahrhundert n. Chr. lebende griechische Schriftsteller Pollux zählt das Inventar einer antike Schmiede auf: Amboss, Ambosshalter, Hammer, Feuerzange, Blasebälge, Blasebalgdüse, Blasrohr, Schmelztiegel, Wetzsteine, Poliersteine, Kohlebecken, spitze Hämmer.255 Fühlt man sich nicht an die Inventare der nordpontischen „Gießergräber“ (um 2000 v. Chr.) erinnert?

255

Nach Roden/Weisgerber 1986, 5.

306

Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

Die Seltenheit von gebogenen Düsen in Grabfunden ist nicht nur mit kulturell gebundenen Beigabensitten oder der Haltbarkeit von keramischen Düsen erklärbar, sondern auch mit ihrem Wert, denn ein komplettes Schlauchgebläse war in mehrfacher Hinsicht wertvoll: der lederne und evtl. mit Holzleisten verstärkte Blasebalg war transportabel und die Düsen relativ oft wiederverwendbar. Nicht von ungefähr war noch in einer spätmittelalterlichen Waldschmiede der Lederblasebalg mit seiner eisernen Düse („Rohr“) die teuerste Investition in einer Eisenhütte.256

Zur Symbolik der Düsen

Einige Tondüsen tragen eine Verzierung wie Einkerbungen, Ritz- oder Besenstrichverzierung. Vermutlich hatte sie über einen rein dekorativen hinaus auch einen symbolischen Charakter, wie generell die Form der Düsen sowie das Austrittsloch durchaus „phallisch“ wirken (Abb. 34, A 1; B 5). Es wird somit ein optisch sichtbarer Zusammenhang zwischen Metallurgie und Sexualität assoziiert, wie er z. B. in Schwarzafrika bis in jüngster Zeit alltäglich war.257 Zahlreiche gebogene Düsen tragen auf ihrem Rücken eine längsverlaufende Leiste oder Rippe. Diese kann bis zum „heißen“ Düsenmund weiterlaufen und ihn umgeben. Gerade der („heiße“) Mündungsbereich der Düse von Argelliers wirkt wie die Eichel eines Penis. Dieser sexuelle Bezug ist ohne Zweifel in Verbindung zu bringen mit männlicher Potenz und Zeugungskraft. Der Holzkohle und Rohmetall empfangende konvexe Schmelztiegel wird als weiblicher Schoß penetriert, und aus den festen Stoffen wird im metallurgischen Prozess eine heiße und flüssige Masse „gezeugt“, die in andere Formen transformiert werden konnte.258 Weitere Bezüge zum menschlichen und tierischen – wohl pferdekopfartigen – Körper ergeben sich über gesichtsartige Ausgestaltungen der Düsenspitze als „Schnauze“, „Mähnen“, „Ohren“, „Nasen“ und/oder „Augen“ (Abb. 28, C 3). Man kann sich durchaus vorstellen, dass der bronze- und ältereisenzeitliche Metallhandwerker diese Düsen sich als „belebte“ Objekte dachte, durch deren Öffnung der komprimierte Luftstrahl abwechselnd ein- und austrat („einatmen“, „ausatmen“; „fauchen“, „schnaufen“, „schnauben“).259 Dass spätestens in der Hallstattzeit die „heißen“ Enden der Düsen pferdekopfähnlich ausgeformt sindt, ist sicherlich kein Zufall, sondern steht in engem Zusammenhang mit der sozialen, wirtschaftlichen und kultisch-magischen Rolle dieses elitären Haustieres dieser Zeit.

Tiegel als Grabbeigaben

Als reine Zweckformen – daher auch ohne Verzierung – gehören Tiegel zur technischen Keramik. Aus Gründen der Isolier- und Wärmeleitfähigkeit sowie Temperaturfestigkeit – sie hatten eine Erhitzung auf bis zu 1.300–1.350 °C260 auszuhalten – waren die Tiegel in einem Stück zumeist relativ dickwandig aus unterschiedlichen Tonen aufgebaut, mit mineralischen (wie z. B. Quarz, Gesteinsgrus, Schamotte) und/oder organischen Materialien (wie z. B. Muschelgrus, Gräser) gezielt gemagert. Weiter kennzeichnend sind häufig auftretende dicke Randlippen und – falls erhalten – Ausgussvorrichtungen, Spuren von ihrer Erhitzung, wie verglaste bzw. verschlackte Partien, oder Rückstände von Metall im 256 257 258

Jockenhövel/Willms 2005, 560. Schmitz-Cliever 1979; Celis 1991. Eliade 1980.

259 Zu antiken Vergleichen zwischen Blasebalg und menschlichem Körper siehe Roden/Weisgerber 1986, 2 ff. 260 Töchterle u. a. 2013, 4.

Tiegel als Grabbeigaben

307

Tiegelinnern. Nur sehr selten bestehen Tiegel aus Stein.261 Nach experimentellen Versuchen reichte es aus, Tiegel auch an der Luft zu trocknen, d. h. sie waren auch ungebrannt verwendbar.262 Tiegel sind fast ausschließlich aus Siedlungen überliefert; viele sind wegen ihrer häufigen Fragmentierung im keramischen Bestand schwer zu erkennen und im Gegensatz zu keramischen Gießformen seltener überliefert.263 Von nur wenigen Fundstellen Europas liegen aus mehr oder weniger gut gesicherten Grabkontexten Tiegel vor. Bei den sechs erfassten Gräbern mit Tiegeln sind hinsichtlich ihrer Bestimmung jedoch einige Vorbehalte anzubringen. Dies gilt besonders für die früh geborgenen Tiegel aus Mitteldeutschland; sie wurden in einer Zeit „ausgegraben“, als Siedlungsstellen noch kaum als solche erkannt und Großgefäße, auch solche in Siedlungskontexten, gerne als „Urnen“ bezeichnet wurden. Der Fund von Löderup (Schonen, Südschweden) gilt als Brandbestattung, obwohl in der Publikation nur von „verstreut ungewaschene(n) verbrannte(n) Knochenfragmente(n)“ gesprochen wird. Über das mittelschwedische Grab von Vårfrukyrka ist nicht viel bekannt. Hingewiesen sei auf die reichen metallurgischen Relikte (Gießformen, Tiegel) aus einem nahe gelegenen Fundkontext,264 die im Vergleich mit anderen zeitgleichen Befunden (wie Thorsager-Haag)265 eher einen Siedlungsals Grabkontext verkörpern.266 Es ist nicht auszuschließen, dass die Tiegel von dort in die Gräber gelangten. Insofern rechnete D. Jantzen auch den altbekannten Fundkomplex von Morsum auf Sylt mit Schwert-Gießform und Tiegel nicht zu einem Grab.267 Der frühbronzezeitliche Fundkontext von Haid (Oberösterreich) wurde erst in jüngerer Zeit als mutmaßliches Grab erkannt. Haid, Marktgem. Hörsching, Pol. Bez. Linz-Land, Oberösterreich, Österreich. – Gräberfeld; Grab 80. – Schalenförmiger Tiegel mit ausgeprägtem, massivem Standfuß; am oberen Rand Reste anhaftender Kupferschmelze (Füllmenge ca. 1.400 ccm = 12,6 kg Gusscharge) (Abb. 33, 5). – Vgl. S. 300, 302 und Abb. 33. Halle an der Saale, Sachsen-Anhalt, Deutschland. – „Giebichenstein“ bzw. „Giebichensteiner Friedhof“ (V. Toepfer) (es handelt sich um das Gelände des heutigen Friedhofs an der Friedensstraße), angeblich aus einem Grab (auch Siedlungskontext möglich) (1877). – Schiffchenförmiger kleiner Tiegel „aus weissem, feuerfestem Thon [...], Aussenseite durch den hohen Hitzegrad [...] zur weissen Emailkruste gefrittet [...]“ (Schmidt 1894, 55 f.) (Abb. 35, A, nach Zeichnung Landesmuseum Halle). – Landesmuseum Halle (HKNr. 6766). – Credner 1879, 47–52; Voss 1879, 47 ff.; von Borries 1886; Schmidt 1894, 55 f. Abb. 61; Kleemann 1941–42, 100 Anm. 42 (als Grabfund mit Bezug auf von Borries); von Brunn 1941, 9–15 (ohne Nennung des Tiegels); Toepfer 1961, 800–801 Abb. 41, 3. Kleinjena, Stadt Naumburg, Burgenlandkreis, Sachsen-Anhalt, Deutschland. – Angeblich Brandbestattung in „Urne“ (1819). – Schiffchenförmiger kleiner Tie261 Z. B. Tülintepe (A. Müller-Karpe 1994, 130 Taf. 9, 8); Zalavár-Mekenye (Ecsedy 1990, 221); Säckingen (Jockenhövel 1986, 232 Nr. 29, m; 227 Abb. 12). 262 Jantzen 2008, 193 f. 263 Ebd. 184 ff.

gel aus Ton; „[...] enthält [...] Rückstand an kupferreicher Bronze und Schlacken. Dass derselbe wirklich zum Schmelzen und nicht etwa nur zum Ausschöpfen und Giessen gedient hat, lässt das blasig gefrittete Aeussere des aus weissem, feuerfestem Thon gefertigten Gefässes erkennen“ (Schmidt 1894, 55) (Abb. 35, B, nach Zeichnung Landesmuseum Halle) – Landesmuseum Halle (HK-Nr. 7570). – Schmidt 1894, 55 f. Abb. 60; Kleemann 1941–42, 100 Anm. 42 („Groß-Jena“). Löderup, Ystad kommun, Skåne län/Schonen, Schweden. – Flur Nr. 152-3; Grabhügelgruppe; in Grube (nach M. Strömberg) Nachbestattung am Rand des größten Grabhügels, Brandbestattung („verstreut ungewaschene verbrannte Knochenfragmente“) (in Urne?); Tiegelfragmente aus Grabgrubenfüllung. – Acht Fragmente eines (oder mehrerer?) Tiegels aus sehr hart gebranntem Ton, „teilweise verschlackt“ (Abb. 35, C). – Beifunde: sehr feine, poröse Tonstücke mit schmalen Rillen (Gießformen?); zwei Feuersteinabschläge; wenige Scherben eines Gefäßes (Urne?). – Dat.: Jüngere Bronzezeit. – Mus. Lund (29064). – Strömberg 1959; Jantzen 2008, 185 Anm. 47: 340 Nr. E 27 (Gießformenfragmente); 356 Nr. E 268; Oldeberg 1960, 48 f. 174 Abb. 2 (Gießformenfragmente). 264 265 266 267

Ebd. 341 Nr. E 38. E 39; 356 f. Nr. E 281–283. Ebd. 18 Nr. 4. Ebd. 276 f. Ebd. 57 Nr. 2; 185. 190 Nr. 210–214. 251. 277.

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Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

Abb. 35. Gräber(?) mit Tiegeln: A Halle an der Saale, „Giebichenstein“ (Sachsen-Anhalt). – B Kleinjena, Stadt Naumburg (Sachsen-Anhalt). – C Löderup (Schonen, Schweden). – D Vårfrukyrka (Uppland, Schweden) (Auswahl). – (A. B nach Zeichnungen Landesmuseum Halle; C. D nach M. Strömberg, A. Oldeberg). – M. 1:3

Tiegel als Grabbeigaben Sanski Most, Kanton Una-Sana/Unsko-sanski, BosnienHerzegowina. – Gräberfeld; Brandschüttungsgrab 98, in 30 cm Tiefe „auf kohliger Ascheschicht“ (Leichenbrand fehlt; Grabcharakter nach F. Fiala fraglich). – Napfartiger Tiegel aus Ton mit flachem Boden, Ausgussloch mit Lippe in oberer Wandung und seitlichem Zapfengriff; Volumen gemessen bis Ausgussloch ca. 285 ccm =

309

ca. 2,5 kg Gusscharge (Abb.28, C 2). – Vgl. S. 267 und Abb. 28, C. Vårfrukyrka, Uppland, Schweden. – Skälby; nach Strömberg Brandgräber mit Tiegelfragmenten (Abb. 35, D). – Beifunde: Bronzestäbchen, Keramik. – Mus. Stockholm (20218). – Strömberg 1959, 176 f.; Jantzen 2008, 185 Anm. 47; 356 Nr. E 281.

Falls es sich um einen geschlossenen Grabfund handelt, datiert Grab 80 von Haid (Oberösterreich) in die ältere Frühbronzezeit, die mutmaßlichen Grabfunde aus Mitteldeutschland (Halle, Kleinjena) und Schonen (Löderup, Vårfrukyrka) in die jüngste Bronzezeit bzw. ältere Eisenzeit, das Grab von Sanski Most (Westbalkan) in die ältere Eisenzeit. Die wenigen überlieferten Gräber mit Tiegeln sind sicher nicht repräsentativ für ihre geläufige Verwendung in der Buntmetalltechnologie. Die Kombination Tiegel mit aufsteckbarer Tondüse eines Blasrohrs im Grab von Haid (Abb. 33, A) gleicht mehreren Gießergräbern der nordpontischen Katakomben- und Holzkammergräber-Kultur und verkörpert die Tiegel-Blasrohr-Technologie. Dort gehören in ihrem Fassungsvermögen häufig aufeinander abgestimmte Sätze von Tiegeln zum Grundbestand einer solchen Ausstattung. Die Tiegel-Gebläse-Technologie ist durch die Kombination im ältereisenzeitlichen Grab von Sanski Most nachgewiesen (Abb. 28, C): Tiegel, gebogene Düse vom mechanischen Gebläse, Gießformen(?). Gießform und Tiegel sind im grabaffinen Kontext von Löderup vergesellschaftet. Die grifflosen, kleinvolumigen Tiegel von Kleinjena, Halle-Giebichenstein und Vårfrukyrka gehören zur Gruppe der langovalen schiffchenförmigen Tiegel mit zu einer Schmalseite hin ausgezogenem Ausguss (Abb. 35). Die bisher bekannten Parallelen reihen diese kleine Tiegelform in die ältere Eisenzeit und frühe Latènezeit ein. Gute Vergleichsstücke liegen u. a. aus der spätestlausitzischen Siedlung von Grzybiany (Mittelschlesien), den hallstatt-/älterlatènezeitlichen Siedlungen von Radslavice, Bez. Vyškov (Südmähren) und Radovesice, Bez. Litoměřice (Nordwestböhmen) sowie Niedererlbach (Niederbayern), Eberdingen-Hochdorf und Fellbach-Schmiden (beide Württemberg) vor.268 Die langgezogene Tiegelform mit schmaler Mündung deutet evtl. schon den funktionalen Übergang zu den geschlossenen Tiegeln an, die in der jüngeren Hallstattzeit aufkamen.269 Analysen von im Tiegelinnern inkorporierten Schlacken- bzw. Metallresten der Tiegel von Radovesice und Fellbach-Schmieden ergaben eine bleihaltige Zinnbronze, die sich sehr gut zum Verbundguss eignet, der besonders bei Reparaturen von Bronzen eingesetzt wurde. Alle Tiegel weisen Spuren ihrer Erhitzung und Reste anhaftender Metallspeise und Schlacke auf. Die Füllmenge der kleinen Tiegel von Halle und Kleinjena beträgt etwa 20–25 ccm, was den Guss von Bronzeobjekten mit einem geringen Gewicht (um ca. 200 g) ermöglichte. Wesentlich großvolumiger sind Tiegel von Haid und Sanski Most (mit seinem auf einen Rechtshänder deutenden Griffzapfen). Der Tiegel von Haid, der noch bis zum Rand anhaftende Metallreste aufweist (Abb. 33, 5), konnte 1.400 ccm = 12,6 kg (!) Gusscharge, der Tiegel von Sanski Most ca. 285 ccm = 2,5 kg Gussscharge – wenn man eine Füllung nur bis zum offen gebliebenen Ausgussloch annimmt – fassen (Abb. 28, C 2). Hinsichtlich des Geschlechts der Toten aus den zentraleuropäischen Gräbern mit Tiegeln liegt nur für Haid eine anthropologische Bestimmung vor; es soll sich um einen großen, ca. 35–40 Jahren alten 268 Zwicker 1979; Gajewski 1982; 149 Abb. 6; Janák 1982, 398 ff.; Nebelsick/Kohnke 1985; Waldhauser 1986; Waldhauser u. a. 1993, 333; Modarressi-Tehrani 2004; 2009.

269

Modarressi-Tehrani 2009.

310

Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

Mann handeln. Sein silberner Noppenring ist sicher für die damalige Zeit eine wertvolle Beigabe gewesen; er reiht sich ein in die wenigen Silberfunde des Endneolithikums und der Frühbronzezeit.270 Anthropologische Bestimmungen für einige der nordpontischen „Metallurgen-Gräber“ weisen die Toten meist als adulte Männer, aber (im Einzelfall) auch als Kinder, männliche Jugendliche und Frauen aus.271

Zum Repertoire der Gießer und ihrer Arbeitsorganisation

Die Gießformen und die auf ihnen eingetieften Negative sowie deren Kombination auf zugehörigen Gießplatten vermitteln eine gewisse Vorstellung von der Palette von Bronzeobjekten, die ausgegossen wurden, und von der Arbeitsorganisation (Tab. 2). Zunächst ist zu sagen, dass mit allen aus den Gräbern überlieferten Gießformen keine Großobjekte wie Schwerter bzw. Schwertklingen hergestellt wurden. Dies jedoch besagt nicht, dass es keine lokal-regionale Schwertproduktion gab; selbst im schwertarmen Lausitzer Kulturgebiet ist sie belegt.272 Bis auf die Lausitzer Gräber mit mehreren Gießformen ist in den anderen Gräbern nur jeweils eine Gießform, sei sie komplett oder fragmentiert, vorhanden. Eine Ausnahme macht nur der grabhortartige Fund von Wenkheim mit seinen beiden Gießformen, aus denen zwei Absatzbeile, ein Messer und ein armband- bzw. barrenartiger Gegenstand herstellt werden konnten (Abb. 7). In den Gießformen aus Lausitzer Gräbern sind als größte und schwerste Objekte Tüllenbeile, gefolgt von Griffzungen- und Knopfsicheln, gegossen worden. Aus den Gießformen von Klein Jauer entstanden Geräte (Sicheln, Messer, Rasiermesser), Schmuck (Fibeln) und Halbfabrikate (Stabbarren) (Abb. 15). Die Palette von Gießformen aus Grab 5 von Legnica umfasst vier Sicheln, ein einschneidiges halbmondförmiges Rasiermesser (ein direkter Ausguss davon in Grab 11 vom gleichen Gräberfeld: Abb. 22, B) und zwei Lanzenspitzen (Abb. 21; 22, A). Das Grab von Battaune lieferte Gießformen für Tüllenbeil, zwei Ringe und eine Pfeilspitze (Abb. 12). Die anderen Lausitzer Gräber sind in ihrem Repertoire reduzierter und beschränken sich zumeist auf die Kombination von Beilen und Sicheln. Wenn wir von einer ehemaligen Zusammengehörigkeit aller Gießformen von Vyšný Kubín ausgehen, konnten Beile, Tüllenhämmer, Sicheln, Messer, Nadeln, Nähnadeln und Objekte mit Symbolgehalt (herzförmige Anhänger) herstellt werden (Abb. 25–27). Im Vergleich mit anderen Gießformen aus dem Lausitzer Kulturbereich gibt es Übereinstimmungen mit aus Siedlungen, Horten oder als Einzelfunde überlieferten Negativformen. Überwiegend findet sich auf ihnen die Kombination von Sichel, Rasiermesser, Messer und Fibel, also Objekte, die alltäglich und in jeder Siedlung gebraucht wurden. Offenbar wurden sie auch in sehr vielen, gewöhnlich landwirtschaftlich autarken Siedlungen im Zuge eines „Metallhauswerks“ selbst hergestellt. Dies schließt nicht aus, dass in den befestigten Siedlungen der jüngeren Lausitzer Kultur, wie in NiederNeundorf (Oberlausitz) in den dortigen „workshops“ ebenfalls Alltagsgegenstände hergestellt wurden.273 Möglicherweise verlagerte sich im Verlaufe der Lausitzer Kultur das Gießerwesen von offenen zu den befestigten Siedlungen. Hier kann nur eine detaillierte Analyse Klarheit schaffen. Im Gegensatz zu den wesentlich reicher und kompletter ausgestatteten Gießergräbern der nordpontischen Katakomben-Kultur274 gibt es in Zentraleuropa kaum Gräber mit einem mehr oder weniger 270 271 272

Primas 1995; 1996. Kaiser 2005, 274. Bugaj 2005; Sicherl 2008.

273 274

Coblenz 1963. Kaiser 2005.

Zum Repertoire der Gießer und ihrer Arbeitsorganisation

311

vollständigen Satz an Gerätschaften aus dem Gießereiwesen, d. h. Fundgruppen aus der metalltechnischen chaîne opératoire, wie Tiegel, Blasrohre, Blasebälge und Gießformen. Lediglich die beiden Gräber von Nižná Myšl’a und Gemeinlebarn-Maisgasse sowie das „Scheingrab“ von Matúškovo zeichnen sich durch ihre Düsen und Gießformen als „echte“ Gießergräber aus (Abb. 3, B; 4; 5, C; 6). Das Grab von Haid mit Tiegel und Tondüse kann ihnen zur Seite gestellt werden (Abb. 33).275 Die Aufmerksamkeit sei auch auf die Beigaben von Felsgesteinen mit stumpfen Arbeitsflächen in den Gräbern von Nižná Myšl’a, Matúškovo, Gemeinlebarn-Maisgasse, Franzhausen und Sachsenburg gelenkt. Sie könnten im Rahmen einer Aufbereitung als Schlägel, Hammer oder Amboss gedient haben. Was läge in diesem Kontext näher, als an die Zerkleinerung bzw. die Pochung von Erzen oder Metallbrocken zu denken, zumal in Franzhausen, Gemeinlebarn-Maisgasse und Matúškovo Tondüsen und Steinschlägel sehr dicht beieinander im Grab lagen? Eine vergleichbare Vergesellschaftung von Steinschlägeln u. ä. mit metallurgischen Objekten ist auch in den nordpontischen Gräbern der Katakomben-Kultur festzustellen.

275

Schmitsberger 2010, 133 f. 136.

Zusammenfassung und Ausblick Von den 518 von mir erfassten Gräbern (und/oder grabaffinen Kontexten) mit Werkzeugen als Beigaben (Abb. 1) enthalten 73 Gräber (14 %) Objekte aus dem archäometallurgischen Bereich: 50 Gräber mit Gießformen (9,7 %) (Tab. 2), 15 Gräber mit Düsen (3 %) und 6 Gräber mit Tiegeln (1,2 %). Es ist ein verschwindend kleiner Anteil an der Gesamtzahl bronzezeitlicher und ältereisenzeitlicher Grabanlagen Europas im Laufe von ca. 1500 Jahren! Soweit bestimmbar, verteilen sich die Gräber zeitlich auf das Endneolithikum (2 Gräber), die frühe/ältere Bronzezeit (10 Gräber), die Mittelbronzezeit (2 Gräber), die jüngere Bronzezeit (33 Gräber) und ältere Eisenzeit (5 Gräber), räumlich über ein weites Gebiet zwischen Alpen und Südskandinavien, Westbalkan und Frankreich (Abb. 2). Viele bronzezeitliche Kulturregionen bleiben jedoch fundleer. Einen zeitlichen und räumlichen Schwerpunkt bilden Gräber der Lausitzer Kultur der Jungbronzezeit (28 Gräber). Soweit anthropologische und archäologische Geschlechtsbestimmungen möglich waren, handelt es sich bei den Toten mit diesen Beigaben fast ausschließlich um erwachsene Männer. Ihr Sozialstatus kann als relativ gering beschrieben werden, wenngleich es – raumzeitlich gebunden – einige reich ausgestattete Gräber gibt (Nižná Myšl’a [Grab 280], Billy-Le Theil, Most na Soči [Grab 2446]). Die in den Gräbern überlieferten Gießformen sind zu ca. vier Fünftel aus Stein (meist Sandstein), zu einem Fünftel aus Keramik (Bojadła, Butzow, Gogolin, Legnica, Masłów, Mojęcice, Piekary, Radewege, Réznes) (vgl. S. 228 ff. Tab. 1). Es gibt komplett überlieferte Gießformen, häufiger jedoch einzelne Gießformhälften und noch häufiger Fragmente. Viele Gießformen weisen Gebrauchsspuren auf. Die Gräber mit Relikten aus dem Gießereiwesen sind innerhalb der zugehörigen Friedhöfe völlig integriert und weisen keine „fremden“ Züge auf (z. B. Nižná Myšl’a, Matúškovo; Franzhausen, Gemeinlebarn-Maisgasse, Dunaújváros-Dunadűlő, Migennes, Gräberfelder der Lausitzer Kultur; Sanski Most [Abb. 11, A 1]). Im Gräberfeld (ca. 500 Gräber) von Nižná Myšl’a liegen Grab 133 (Gießform) und Grab 280 (Gießform, Düse) an seinem östlichen und westlichen Rand (Abb. 2, A), aber ohne erkennbare Unterschiede zu ihren Nachbargräbern. Die Distanz zwischen diesen beiden Gräbern beträgt ca. 60 m, so dass keine direkte, etwa eine verwandtschaftliche Beziehung anzunehmen ist, die innerhalb von Familiengruppen – nach ihnen sind in der Regel frühbronzezeitliche Gräberfelder strukturiert – gegeben wäre. Der Gießer von Nižná Myšl’a, Grab 280 produzierte eine schrägdurchlochte Kugelkopfnadel (Abb. 3, 3. 4). Offenbar stammt eine gleichartige Nadel (Abb. 3, 5) aus demselben Grab aus dieser Gießform, so dass Produzent und Konsument in diesem Fall identisch wären. Ein vergleichbarer Sachverhalt liegt in Legnica, Grab 5 vor, aus dessen Gießform für ein einschneidiges halbmondförmiges Rasiermesser (Abb. 21, 3) vermutlich das gleichartige Rasiermesser aus Grab 11 stammt (Abb. 22, B). Demnach goss der Gießer für die Siedlungsgemeinschaft nicht nur das Rasiermesser, sondern auch die im Grabfund enthaltenen, im lokalen bzw. regionalen Umfeld geläufigen Lanzenspitzen und Sicheln. Eine direkte räumliche Verbindung zwischen Gießform und Ausguss liegt in Vyšný Kubín (Nordslowakei) vor: Ein aus der Gießform für Knopfsicheln produzierte Sichel (Abb. 26, 11) fand sich in der zur Nekropole zugehörigen befestigten Höhensiedlung „Tupá skala“.1 Vom Hesselberg (Mittelfranken) liegt zu einer Nadel eine entsprechende Gießform vor.2 Zur Gießform für ein Lausitzer Rasiermesser 1

Furmánek/Novotná 2006, 37 f. Nr. 172 Taf. 10.

2

Vgl. Overbeck 2018, 166 Nr. 111; s. S. 165.

Zusammenfassung und Ausblick

313

aus der Siedlung von Horno (Niederlausitz) passt ein Fertigobjekt aus einem ca. 1 km entfernt gelegenen Gräberfeld (Horno 4, Grab 138).3 Archäologische Belege für eine räumliche Mobilität von Handwerkern im Sinne von detribalisierten Wanderhandwerkern liegen in den von mir erfassten ca. 520 „Handwerker-Gräbern“ nicht vor. Alle Gräber weisen in ihren Beigaben keine Fremdstücke oder in ihrem Bestattungsritus keine Abweichungen vom jeweiligen lokalen/regionalen Brauch auf. Es ist festzuhalten, dass in keinem einzigen Grab mit Gießformen, Düsen oder Tiegeln weder diese Fundgruppen samt den potenziell aus ihnen ausgegossenen Objekten noch die jeweiligen Bestattungssitten und die übrigen Beigaben in diesen Gräbern am Ort bzw. in der jeweils regionalspezifischen Gruppe fremd sind. Nach diesen Kriterien sind die Toten keine Fremden mit vom lokalen bzw. regionalen Kontext abweichenden Zügen. Lediglich der glockenbecherzeitliche „King of Stonehenge“ bzw. „Amesbury Archer“ (Wessex) wuchs nach der Stabilen Strontium-Isotopenanalyse offenbar in der Westalpenregion auf und gelangte von dort über den Ärmelkanal in den Süden der Britischen Insel. Es stellt sich die Frage, ob er das durch seinen im Grab vorhandenen „Kissenstein“ symbolisierte metalltechnische Können/Wissen vom Kontinent mitgebracht hat und ob er erst ein Metallhandwerker wurde, nachdem er sich seine Knieverletzung zugezogen hatte und nicht mehr zum aktiven Krieger taugte.4 Möglicherweise kann diese Analysenmethode zu der traditionellen Kernfrage nach einer Mobilität von Handwerkern in Zukunft Klärendes beitragen. Wie die Verbreitung von relevanten Fundgruppen (wie Schmuck, Geräte) belegt, ist es analog zum Konzept von der „fremden Frau“ in der Bronzezeit wahrscheinlich, dass sich auch Metallhandwerker in einen ca. 50–100 km Radius limitierten Bewegungsraum bewegten bzw. in ihm agierten,5 d. h. in der räumlichen Größe von Sippen- (clans) bzw. Stammesverbänden (tribes).6 Die aktuelle Forschung geht von einer differenzierten und variablen Organisation des Metallhandwerks aus. Die einst wirkmächtige Konzeption von V. G. Childe von dem „itinerant smith“, vom „Wanderhandwerker“ als erstem handwerklichem Spezialisten ist seit den quellenbasierten Ausführungen von M. J. Rowlands (1971) von einer differenzierten Betrachtung abgelöst worden.7 Eine individuelle persönliche Mobilität einzelner Handwerker, losgelöst von der lokalen Subsistenzwirtschaft, wird nicht ausgeschlossen. Sie wird vor allem für die Herstellung überregional verbreiteter hochwertiger Objekte von Prestige- und/oder Kultcharakter postuliert, die durch kunstfertige Handwerker im Zuge intertribaler Kontakte bzw. eines Austauschs von Handwerkern zwischen den Eliten vorgenommen wurde (z. B. zwischen Siedlungen mit zentralörtlichen Funktionen). Auf der Grundlage von archäologischen Befunden und Funden, arbeitstechnischen Detailbeobachtungen, Arbeitszeitberechnungen, experimentellem Nachvollzug usw. sowie Analogien aus der ethnologischen und historischen Handwerksforschung wird aktuell eine variable Auffächerung bzw. Abstufung der handwerklichen Spezialisierung postuliert.8 Dabei werden konventionell drei Bereiche unterschieden: – Hauswerk – Teilzeithandwerk – Berufshandwerk Die Palette der aus den in Gräbern überlieferten Gießformen gewonnenen Fertigobjekte umfasst besonders Gegenstände aus dem persönlichen Bereich (Schmuck), Alltagsgeräte (Sicheln, Beile, Messer, 3 4 5 6

Lipsdorf 2000, 56 f. Abb. 46, 1; Bönisch 2000, 74 ff. Abb. 65. Fitzpatrick u. a. 2011. Vergleichbar der Mobilität von Frauen: Jockenhövel 1991. Harding 1997.

7 Childe in mehreren Arbeiten: vgl. Rowlands 1971; Neipert 2006 [mit Nachweisen], bes. 9 ff.. 8 Innovativ Costin 1991; Olausson 1993, 2013; Jantzen 2008, 299 ff. bes. 308 ff.; Bunnefeld 2016, 181 f.

314

Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

Rasiermesser), Barren und Waffen (Lanzen-, Pfeilspitzen). So können die meisten Gießformen dem Hauswerk und/oder Teilzeithandwerk zugeordnet werden. Es liegen in den Gräbern keine Gießformen für die einer Elite zuzuordnenden Vollzeithandwerker vor.9 Es fehlen, bis auf die als Gießform für Schwerter fragliche Form von Pépieux (Abb. 11, C) Gießformen für Schwerter. Dies ist nicht weiter erstaunlich, denn bisher sind nur ca. 70–80 Gießformen für Schwerter aus Europa (bei einem geschätzten Bestand von weit über 10.000 überlieferten Schwertern) bekannt, und sie bestehen zumeist aus Keramik. Die für das Gießereiwesen erforderlichen Fundgruppen (Blasebalg [Düsen], Tiegel, Gießformen) sind nur in Ausnahmefällen (Haid [Abb. 33, A], Nižná Myšl’a [Abb. 4], Matúškovo [Abb. 5, C], Gemeinlebarn-Maisgasse [Abb. 6], Bojadła [Abb. 16, A], Sanski Most [Abb. 28, C]) mit einander kombiniert in den Gräbern vorhanden. Es überwiegt die selektive Einzelbeigabe bzw. Sonderbeigabe. Dies gilt im Großen und Ganzen auch für die übrigen Gräber mit Werkzeugen als Beigaben: es sind nur wenige Kombinationen vorhanden, so dass in den Gräbern keine kleineren oder größeren Werkzeugsätze enthalten sind. Wenn wir die einzelnen Werkzeuggruppen in ihrer Kombination mit weiteren Werkzeugen in den relevanten Gräbern hinsichtlich ihrer möglichen Ausschließlichkeit betrachten, hat sich trotz einiger aktueller Studien zum Themenkreis nach meiner Auffassung an der von mir zuerst im Jahre 1982 geäußerten Meinung von einer weitgehenden Trennung von Werkzeugen/Geräten aus dem metallurgischen Prozess („primäre Metallurgie“) und solchen aus dem Bereich der Weiterverarbeitung („sekundäre Metallurgie“) in den Gräbern grundsätzlich nichts geändert.10 Ich unterscheide folgende Gruppen (aus Platzgründen sind Einzelnachweise an dieser Stelle nicht möglich): Gruppe 1: Gräber mit Zeugnissen der Erzgewinnung, der Aufbereitung, der Verhüttung, des Gießereiwesens und des Rohmetalls: Steigeisen, Erzbrocken, Rillensteine, Klopfsteine, Düsen, Gießformen, Gusskuchen, Barren; Gewichte; Gräber mit Briquetage (Jockenhövel 2012). Gruppe 2: Gräber mit Zeugnissen der Metallarbeit: Ambosse (Stein, Metall), Hämmer, Zangen, Sägen, Feilen/Raspeln, Punzen, Meißel, Meißelschneiden. Gruppe 3: Gräber mit Zeugnissen der Holzarbeit: Dechsel, Beitel, Sägen, Feilen/Raspel, Meißel mit Hohlschneide. Gruppe 4: Gräber mit Zeugnissen sonstiger Handwerkstätigkeiten: Leder, Geweih/Knochen, Töpferei usw.: Hämmer, Meißel, Meißelschneiden, Pfrieme, Ahlen, Töpferton. Ob wir in diesen Gruppierungen erste belastbare Indizien für eine sich entfaltende Arbeitsteilung im bronzezeitlichen Handwerk außerhalb der Hochkulturen erfassen, in denen die Handwerksberufe arbeitsteilig bereits sehr aufgefächert waren, sei dahin gestellt (vgl. z. B. Berufslisten).11 Spätestens seit der Zusammenschau von M. Eliade ist klar,12 dass ein vorrational konnotiertes Metallhandwerk nur in einem magisch-rituellen Kontext erfolgreich gelingen konnte. Hierfür gibt es unzählige Belege aus dem ethnologischen Bereich.13 Der Gießer (weniger der Schmied) bewirkte im Eggert 2007. Jockenhövel 1982, 300; 1986, 229; 1990, 226 ff. 11 U. a. Salonen 1970; Eckstein 1974; Drenkhahn 1976; A. MüllerKarpe 1994, 179 ff.; Betancourt/Betancourt 1997; Evely 2000. 12 Eliade 1980. 9

10

13 Zusammengestellt von Howard 1983, 81–89; auch eine Fundgrube zu Status, Organisation, Ausbildung, Produktionskapazität, Rohstoffbeschaffung, räumlicher Lage der Werkstätten, Transaktionen zwischen Produzent und Konsument usw.

Zusammenfassung und Ausblick

315

Verlaufe eines hochgradigen Schmelzprozesses die für Außenstehende nicht erklärbare Metamorphose unterschiedlicher Ausgangsstoffe, wie Erz bzw. Rohmetall und Holzkohle, zu einem völlig neuen Ausgangsmaterial für vielerlei Gegenstände in ihrer beliebig variablen Formgestaltung. Bis weit in die Neuzeit, bis zum Aufkommen exakter Naturwissenschaften war dieser chemisch-physikalische Prozess mit magischen und alchemistischen Vorgängen verbunden. Sexuelle Symbolik spielt dabei in der Metallurgie eine spezifische Rolle. Die Metalle werden häufig als „männlich“ und „weiblich“ kategorisiert.14 Der Schmelzapparat wird als Matrix, Mutter oder Uterus/Gebärmutter bezeichnet, der befruchtet werden muss und in dessen Inneren sich die magische „Hochzeit der Metalle“ vollzieht. Unzählige Reinheitsvorschriften und Tabus liegen aus dem ethnologischen Bereich vor.15 Es sind immer Männer, die mit der Metallurgie zu tun haben. Manche afrikanische Rennöfen tragen weibliche Geschlechtsmerkmale, und in den Ofen hineingesteckte tönerne Düsen sind mitunter dem männlichen Glied nachgestaltet.16 Das Hineinstecken und das Einblasen von Luft symbolisiert die Begattung.17 Nun ist es kaum möglich, metallurgische Riten im archäologischen Befund aufzuspüren. Immerhin ist nicht zu übersehen, daß die auf Blasrohre aufgesteckten Tondüsen einer menschlichen Peniseichel gleichen (Abb. 34, A 1; B 5; gebogene Düse: Abb. 34, B 5). Die noch größeren Betriebsgeräusche der Blasebälge beim Ausstoßen und Anziehen der Luft schlagen sich in der theriomorphen Gestalt von gebogenen Düsen nieder (Abb. 28, C 3), wobei Schnauben und Fauchen simuliert wurden. In den Gräbern mit archäometallurgischen Beigaben selbst gibt es keine auffälligen Objekte, die aus dem magisch-zauberischen Bereich stammen. Verdächtigt sind Amulette, Tier- und Vogelknochen, Fossilien, auffällige Mineralien und andere Gegenstände, wie sie aus Tascheninhalten bekannt sind.18 Diese Objekte gelten als Fundgruppen mit magischem, medizinischem, zauberischem oder schamanistischem Hintergrund. Gemeinsam ist die Zugehörigkeit dieser Gräber mit Taschen zu reich ausgestatteten Männer-/Kriegergräbern bzw. zur „socio-economic elite“.19 Die ethnologischen Analogien stammen zumeist aus der kolonialen Epoche Außereuropas. Doch ein in die Universalbibliothek Assurbanipals II. (669–631/627 v. Chr.) in Ninive gelangter sumerischer Text vermittelt magische Rituale, Tabus und Vorschriften, die bei Schmelzprozessen zu beachten waren. Es handelt sich zwar nicht um Metall, sondern um die Herstellung von Ziegeln, aber die für Metall dürften vergleichbar gewesen sein. Das vermutlich bis in die Bronzezeit zurückgehende Rezept vom „Tor des Ofens“ schreibt vor:20 „Wenn du das Fundament des (Schmelz)ofens für eine Stein(herstellung) legen willst, so suchst du in einem günstigen Monat einen geeigneten Tag aus und legst alsdann das Fundament des (Schmelz) ofens. Sobald man den (Schmelz)ofen zusammengesetzt hat, du dich alsdann ans Werk gemacht hast, setzest du die göttlichen ,Embryonen‘ hin, – ein fremder G[las]ierer darf nicht eintreten, ein Unreiner sich ihnen nicht (störend) entgegenstellen –, schüttest das gewöhnliche Schüttopfer vor ihnen hin. Wenn du den Stein in den (Schmelz)ofen herabzu[legen vorhast], bringst du (Schaf )opfer vor den göttlichen ,Embryonen‘ dar, setzest ein Räuchergefäß mit Zypressen hin, spen[dest] kurunnu-Bier, fachst Feuer unter dem (Schmelz)ofen an und legst alsdann den Stein in den (Schmelz)ofen herab. Die Leute, die du zu dem (Schmelz)ofen zulassen willst, müssen sich reinigen und (erst) dann darfst du sie zu dem (Schmelz)ofen herabkommen lassen. Das Holz, das du unter dem (Schmelz)ofen anbrennen 14 Eliade 1980, 39 ff.: bei den Kitara (Uganda) sind männliche Erze kalt und schwarz, weibliche weich und rot (Cline 1937, 117). 15 Cline 1937; Eliade 1980. 16 Lanning 1954; Celis 1991, 133 ff. Abb. 92–97.

Schmitz-Cliever 1979, 44. Pare 1999, 454 ff.; Goldhahn 2012, 243 mit Verweis auf Gunnarsson 2007. 19 Roscio u. a. 2011, 185. 20 Zitat nach Zimmern 1926, 183. 17 18

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Abb. 36. Altägyptische Darstellungen von Schmelzvorgängen mit Blasrohren (Tiegel-Blasrohr-Technologie). – 1–4 nach H. Müller-Karpe; 5 nach Chr. J. Davey 2009; 6 nach Chr. J. Davy, Old Kingdom metallurgy in Memphite tomb images. In: L. Evans [Hrsg.], Ancient Memphis – ‘Enduring is the perfection’. Proceedings of the International Conference held at Macquarie University, Sydney, August 14–15, 2008 [2012] 102 Abb. 6. – M. ca. 1:3

willst, ist ein dicker geschälter sarbatu-Baum, quru, das nicht in ein Gebinde gelegt ist, (sondern) mit einem Lederriemen zusammengehalten wird, das im Monat Ab abgeschnitten ist: solches Holz möge unter deinem (Schmelz)ofen Verwendung finden.“ In diesem Text wird eindeutig vorgeschrieben: Günstiger Monat und Tag für den Bau und den Betrieb des Ofens, Mitwirkung göttlicher „Embryonen“, Tabu für Fremde, Tieropfer, Trankopfer, Reinheitsgebot für Akteure, in einem bestimmten Monat geschnittenes Holz (harzhaltiger Storaxbaum). Nur dieses Zusammenspiel der rituellen Aspekte gewährte den Erfolg. Zum Abschluss dieser Studie soll eine altägyptische Schriftquelle zum Prestige des Metallhandwerkers zu Wort kommen. In der „Lehre des Cheti“, die zuerst im Mittleren Reich um 2000 v. Chr. aufgeschrieben und in der Folgezeit zu einer weit verbreiteten Schullektüre wurde, wird in satirischer Form eine hierarchische Berufstypologie erstellt, an deren Spitze der begehrte Beruf des Schreibers steht. Über die Eigenschaften des Kupferschmieds heißt es etwas abfällig: „Ich habe den Kupferschmied bei seiner Arbeit gesehen, der Öffnung seines Ofens. Seine Finger sind krokodilsartig und er stinkt nach Fischlaich.“21 21

Helck 1970; Brunner 1994; Jäger 2004.

Zusammenfassung und Ausblick

317

Es sind wahrlich keine schmeichelhaften zeitgenössischen Worte für Handwerker, die die hervorragendsten Metallarbeiten Altägyptens schufen. Der Kupferschmeid darf sich trösten, denn in dieser Lehrschrift werden auch die anderen Berufe gegenüber dem Schreiberberuf bewußt abgewertet. Die geringe Wertschätzung entsprach sicher nicht der Realität, denn Handwerker konnten in der ägyptischen Gesellschaft sehr hoch aufsteigen! Wie es in einer bronzezeitlichen Gießerei Altägyptens zuging, vermitteln Beischriften zu Wandbildern mit Handwerksszenen (Abb. 36). Die gebotene Schnelligkeit bei der Arbeit und die zu ertragende Hitze dürften nicht nur von den altägyptischen, sondern von allen bronzezeitlichen Gießern der Alten Welt gleich empfunden worden sein! Die Schmelzer rufen sich zu:22 „Es ist ein neuer Tiegel, richte das Blasrohr auf die Öffnung, schönes Gesicht [= Schmelze sieht gut aus], sei schnell mit der Schmelze.“23 „Eile [..], wende gut im Schmelztiegel um.“ „He, rühre/wende ordentlich um.“ „Blase (das Feuer) sehr, (damit es) heiß wird.“ „Eile [...], gib an seine Sohle.“ „Die Luft ist heiß […], die Tiegelwandung glüht, fass’ nicht an.“ „[Gib uns, Anm. A.J.] [....] Bier, Patron!“24

22 Erman 1919; Altenmüller 1984; Scheel 1985, 140 ff. (siehe auch Scheel 1986; 1987); Davey 2011, 30 f.

23 24

Davey 2011, 30 f.; Grab des Mereruka. Altenmüller 1984.

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Ortsregister Ortsregister zu Beitrag Jockenhövel (S. 213–317) „Amesbury Archer“ s. Boscombe Down Argelliers 299, 304–306 Ballenstedt 295 Ballyliffin 282 Bamako (Mali) 278 Banie (ehem. Bahn) 296 Battaune 228, 244 f., 270, 274, 277, 279 f., 280, 283 f., 288, 291, 297 f., 310 Bellenberg 304 Berlin-Charlottenburg 285 Białowice (ehem. Billendorf) 304 f. Bicaz 267 Billy-„Le Theil“ 223, 228, 239–241, 270 f., 273 f., 277, 280, 287, 312 Boddin 275 Bojadła (ehem. Boyadel) 223, 228, 249, 251, 270, 279 f., 283, 288 f., 291, 304 f., 312, 314 Boscombe Down 275 Brza Palanka 296 Brzeg Głogowski (ehem. Brieg) 290 Bullenheimer Berg 281 Butzow 228, 244, 246, 270, 279, 280, 298, 312 Cerro de los Cementerios 303 Cinobaňa 295 Creglingen-Waidmannshofen 281 Cruceni 228, 233, 270 Czarne Piątkowo 228, 249 f., 251, 270, 280, 283 Dębnica 298 Deir el-Medina 278 Distelhausen s. Tauberbischofsheim-Distelhausen Donja Dolina 228, 243, 265, 270, 272 f., 277, 280, 298 Dunaújváros-Dunadűlő (ehem. D.-Kosziderpadlás) 228, 233, 236, 270–272, 276, 279, 283, 285, 312 Dürrnberg bei Hallein 270 Eberdingen-Hochdorf 309 Eltville 281 Erfurt 295 Erfurt-Gispersleben 274, 300, 303 Falkenberg 277

Falkenberg (bei Fürstenwalde) 223, 228, 244, 247, 270, 280, 288, 296 Fellbach-Schmiden 309 Fort Harrouard 224 Framersheim 291 Franzhausen 274, 300–303, 311 f. Frattesina 273 Gävernitz 228, 244 f., 270, 280, 288–290, 297 Geitzendorf 274 f. Gemeinlebarn 228, 232 f., 237, 270–272, 274, 276, 279 f., 283, 285, 300, 303, 311 Gogolin-Strzebniów 228, 250, 252 f., 270, 279 f., 283 f., 288 f., 297 f. Gönnebek 296 Grospierres-„Abbeillou“ 297 Groß-Jena s. Kleinjena Grzybiany 309 Gühlen-Glienecke 296 Haag (Thorsager) 224, 307 Haid 274, 300, 302 f., 307, 309, 311 Halle-Giebichenstein 307–309 Hallein s. Dürrnberg bei Hallein Hallstatt 297 Hanau 293 Hauterive-Champréveyres 288 Heilbronn-Neckargartach 282 Hochdorf s. Eberdingen-Hochdorf Holbæk 281 Hollabrunn 275, 278, 297 Horno 293–295, 313 Hösbach 281 Hüttenheim 291 Ilava 228, 257, 260, 270, 280 Ingolstadt-Zuchering 298 Jenišovice 295 Karmin (ehem. Karmine) 288, 291 Karzec 228, 250, 254 f., 270, 274, 279 f., 282–284, 288 f., 291 Kehmen-Gävernitz s. Gävernitz

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Alteuropäische Gräber der Kupferzeit, Bronzezeit und älteren Eisenzeit

Kelheim 275 „King of Stonehenge“ s. Boscombe Down Klein Jauer 228, 248 f., 270 f., 274, 279 f., 283 f., 288 f., 292 f., 295, 297 f., 310 Kleinjena 223, 307–309 Kobern-Gondorf 223, 228, 239, 241, 270–272, 277, 279 f., 280, 283, 287 Koppenow (heute Kopaniewo) 223 Környe 274 f., 300, 302 f. Kratzeburg 268 f. Kreßbronn-Hemigkofen 275 Kröbeln 295 Künzing-Bruck 286 Kütten 296 Lachen-Speyerdorf 224 Lăpuş (ehem. ung. Magyarlápos) 230, 242 f., 267 f., 270, 288 Lebus 291 Legnica 228, 250, 256–258, 259, 270 f., 279 f., 283 f., 288 f., 291–293, 294, 297, 310, 312 Le Theil s. Billy Löbsal 304 f. Löderup 228, 247, 265, 270, 272 f., 280, 307–309 Ludéřov 228, 232, 234, 270–272, 276, 280, 285 Lužice 298 Mailhac 228, 239, 243, 270 f., 280, 287 Marzoll 274 Masłów (ehem. Massel) 223, 228, 257, 259, 270, 280 Matúškovo 228, 232, 236, 270–272, 274, 276, 279 f., 283, 285, 300, 303, 311 f., 314 Melchingen 274 Mierczyce (ehem. Mertschütz) 228, 251, 259, 270, 279, 280, 297 Migennes 228, 239, 242, 270 f., 273, 277–279, 280, 283, 287, 312 Mitterberg bei Bischofshofen 223 Mojęcice (ehem. Mondschütz) 228, 251, 259, 270, 279 f., 298 Mont Vully 282 Moravičany 228, 259–261, 270, 280, 284, 288 f. Morsum 307 Most na Soči (Santa Lucia) 223, 230, 265 f., 270, 272– 274, 277, 280, 298, 312 Németbánya-Felsőerdő 230, 239, 242, 270 f., 280 Niedererlbach 309 Nieder-Neundorf 310 Nienhagen 300 f. Ninive 315 Nitra 274, 285, 301, 303

Nižná Myšľa 224, 230, 232, 234–236, 270–272, 274, 276, 278–280, 283, 285, 296, 303, 311 f., 314 Novo Mesto 230, 266 f., 270, 272 f., 280, 298 Osternienburg 277 Padua 282 Panické Dravce 230, 265, 280, 296 Parsberg 286 Parszowice 292 Pépieux 230, 239, 243, 270 f., 280, 287 f., 314 Piekary (ehem. Beckern) 230, 253, 259, 270, 279 f., 283, 288, 291 Pivovarone 281 Pobit Kamăk 282 Podebim 296 Poing 275 Pozzuola de Friuli 282 Prag-Miškovice 274 f. Pylos 222 Radewege 223, 230, 246, 249, 270, 280, 283 Radovesice 309 Radslavice 309 Radzovce 286 Réznes 230, 247, 265, 270, 280 Rötha-Geschwitz 293 „Sachsen-Anhalt“ 295 Sachsenburg 223, 274, 301, 303, 311 Sanski Most 223, 230, 266 f., 270, 272 f., 280, 298 f., 304 f., 309, 312, 314 Santa Lucia s. Most na Soči Seidewinkel 303 Siedliszcze 230, 251, 259, 270, 280 Simris 230, 265, 272 f., 280, 312 Soltvadkert 282 Spiez 275 Steinkirchen 224 Stenn 277 Sułów (ehem. Sulau) 230, 251, 259, 270, 279 f., 283, 297 Tauberbischofsheim-Distelhausen 293 Theil s. Billy-Le Theil Thorsager s. Haag Ugarit 222 Určice 230, 247, 260, 270, 280 Val Camonica 222 Vårfrukyrka 307–309 Velem Sz. Vid 223 f.

Ortsregister Veselé 286 Vyšná Pokoradz 230, 257, 265, 270, 280, 283, 295 Vyšný Kubín (ehem. ung. Felső-Kubin) 223, 230, 260, 262–264, 270 f., 280, 283, 286, 288 f. 292 f., 296–298, 310, 312 Vyšný Kubín, „Tupá skala“ 288 Wandersleben 230, 247, 249, 270, 278, 280, 298 Wels 293

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Wenkheim 230, 233, 238, 270–272, 276, 280, 283, 286, 310 Werbach s. Wenkheim Wolów (ehem. Wohlau) 291 Žákava-„Sváreč“230, 240, 268, 270–272, 287 Želiezovce 282 f. Żerniki Górne 230, 270 f., 280, 285 Zvoleněves 281

VERZEICHNISSE UND REGISTER

VERZEICHNIS DER ALLGEMEINEN ABKÜRZUNGEN

Abb. Anm. Bef. BLfD Br. bzw. ca. cm Ders. d. h. Dies. DLA Dm. ebd. et al. evtl. Fd. Nr. Flurk. Fst. Gde. Gew. g H. Inv. Kap. kg km

= Abbildung = Anmerkung = Befund = Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege = Breite = beziehungsweise = circa = Zentimeter = Derselbe = das heißt = Dieselbe = Landesarchäologie Rheinland-Pfalz, Außenstelle Speyer = Durchmesser = ebenda = und andere (et alii) = eventuell = Fundnummer = Flurkarte = Fundstelle = Gemeinde = Gewicht = Gramm = Höhe = Inventar = Kapitel = Kilogramm = Kilometer

L. = Länge Lkr. = Landkreis LfD. = Landesamt für Denkmalpflege M. = Maßstab m = Meter max. = maximal Min. = Minute mm = Millimeter Mtbl. = Messtischblatt m ü. NN = Meter über Normalnull Mus. = Museum Nr. = Nummer OA = Ortsakte(n) Parz. = Parzelle s. a. = siehe auch Slg. = Sammlung sog. = sogenannte/en St. = Stärke t = Tonne (Gewichtsbezeichnung) Taf. = Tafel TK = Topographische Karte u. a. = unter anderem usw. = und so weiter Verf. = Verfasser vgl. = vergleiche W. = Weite z. B. = zum Beispiel z. T. = zum Teil z. Z. = zur Zeit

L I T E R AT U RV E R Z E I C H N I S MONOGRAPHIEN, REIHEN, SAMMELWERKE UND AUFSÄTZE

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360

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V E R Z E I C H N I S D E R M U S E E N U N D S A M M LU N G E N

(Die Zahlen beziehen sich auf die laufenden Nummern der erfassten Gießformen) DEUTSCHLAND Alzey, Museum der Stadt 130 Bad Buchau, Federseemuseum 105, 137 Bad Dürkheim, Stadtmuseum im Kulturzentrum Haus Catoir 154 Bad Kreuznach, Schlossparkmuseum(?) 140 Bad Reichenhall, Heimatmuseum 24, 48, 132, 142, 143 Bad Säckingen, Hochrheinmuseum Schloss Schönau 115, 121, 144 Bonn, Rheinisches Landesmuseum 89 Darmstadt, Hessisches Landesmuseum 12, 15, 52, 66, 68, 86, 103, 128, 152, 153 Dreieichenhain, Dreieich-Museum 96 Erlangen, Univ. Sammlung 107 Freiburg i. Breisgau, Archäologisches Museum Colombischlössle 139, 169 Freiburg i. Breisgau, Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg (LAD) 135, 165 Friedberg (Hessen), Wetteraumuseum 141 Fulda, Vonderau-Museum 14 Gießen, Oberhessisches Museum 95 Günzburg, Heimatmuseum 158 A, 158 B Heilbronn, Städtische Museen Heilbronn - Museum im Deutschhof 131 Ingolstadt, Stadtmuseum 27 Karlsruhe, Badisches Landesmuseum 57, 63, 67 Kassel, Hessisches Landesmuseum 53 Kelheim, Archäologisches Museum der Stadt 123 Künzing, Mus. Quintana 102 Landshut, Stadt- und Kreismuseum 40, 90, 119 Langenselbold, Heimatmuseum 113 München, Archäologische Staatssammlung 10, 17, 18, 20, 29, 35, 51, 76, 108, 161, 171 Neuwied, ehem. Kreismuseum 13 Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum (GNM) 30, 78, 110, 111, 150 Offenbach, Stadtmuseum 166

Passau, Kreisarchäologie 54 Rastatt, Zentrales Fundarchiv 43, 104, 114, 117, 136, 145, 146, 147, 148, 149, 149 A, 149 B, 163, 164, 170 Regensburg, Historisches Museum der Stadt 2–7, 162 Speyer, Historisches Museum der Pfalz 31, 41, 61, 91, 98, 99, 106, 120, 124 Speyer, Direktion Landesarchäologie Rheinland-Pfalz (DLA) 8, 9, 88, 118, 122, 129, 160 Straubing, Gäuboden-Museum 38, 77, 133, 155, 156, 157 Straubing, BLfD, Außenstelle Straubing-Bogen 26, 39 Stuttgart, Württembergisches Landesmuseum 1, 21, 23, 25, 28, 32– 34, 36, 37, 42, 45, 46, 49, 64, 65, 69, 70, 72–75, 81–84, 87, 93, 94, 125–127, 134, 138, 151, 159 Trier, Rheinisches Landesmuseum 19, 80 Tübingen, Univ. Sammlung 47 Waldmannshofen, Schule 109 Wiesbaden, Sammlung Nassauischer Altertümer 55, 59, 60, 101 Worms, Museum der Stadt im Andreasstift 71 Würzburg, Mainfränkisches Museum 116 Würzburg, Sammlung Institut. Vor.- u. Frühgeschichte der Universität Würzburg 167 FRANKREICH Musée d‘ Archélogie nationale et Domaine national de Saint-Germain en-Laye 16 PRIVATBESITZ 22, 56, 59 A, 62, 85, 97, 100, 112 VERBLEIB UNBEKANNT 50, 58, 79, 92

V E R Z E I C H N I S D E R F U N D O RTA B K Ü R Z U N G E N AU F TA F E L 6 6 / 6 7 AB = Altenbamberg (Nr. 61. 106) BAM = Burgkirchen a. d. Alz-Margarethenberg (Nr. 29. 35) BB = Bad Buchau (Nr. 1. 105. 137) BRK = Bad Reichenhall-Karlstein (Nr. 24. 48. 132. 142. 143) = Bischbrunn (Nr. 50. 58) BI = Bad Säckingen (Nr. 115. 121. 144) BS BU = Bad Urach (Nr. 28. 33. 34. 36. 45. 49. 64. 69. 70. 81–84. 93. 125–127. 132 A. 145–149) EGR = Ehingen, Gerolfingen und Röckingen (Nr. 30. 78. 110. 111. 150) FB = Friedberg (Nr. 68. 103. 152. 153) GH = Geiselhöring (Nr. 38. 39. 133. 155–157)

HN = Heilbronn-Neckargartach (Nr. 23. 46. 65. 72–75. 87. 94. 134. 138. 159) HO = Hochstadt-Oberhochstadt (Nr. 88. 118) IM = Impflingen (Nr. 122. 160) LH = Landshut (Nr. 40. 90) LP = Ludwigsburg-Pflugfelden (Nr. 114. 163. 164) MDS = Mühlheim a. d. Donau-Stetten (Nr. 135. 165) MH = Meckenheim (Nr. 31. 41. 91. 98. 99. 124) OT = Obertraubling (Nr. 3–7) SH = Seinsheim (Nr. 17. 167) WH = Willanzheim-Hüttenheim (Nr. 56. 62) WW = Werbach-Wenkheim (Nr. 57. 63) VB = Vogtsburg i. Kaiserstuhl-Burkheim a. Kaiserstuhl (Nr. 43. 136. 139. 169. 170) ZK = Zeiskam (Nr. 8. 9. 129)

O RT S R E G I S T E R

Die eckigen Klammern hinter den Ortsnamen enthalten die Koordinaten und Abkürzungen der Fundorte auf der Verbreitungskarte Taf. 66/67; die im Text und auf den Tafeln verwendeten Fundnummern stehen in runden Klammern. Die Orte außerhalb des Arbeitsgebietes sind durch Kursivdruck gekennzeichnet. Alteglofsheim [H 7] 9, 35, 38, 42, 56–58, 61–62, 67–69, 72–74 (Nr. 2 A–G) Altenbamberg [C 5: AB] 23, 26, 30, 32, 99–100, 108, 110, 130, 136, 139, 165, 167, 192, 194 (Nr. 61, 106) Altenburg 63 Alten-Buseck [D 3] 35, 38, 42, 100, 110, 125, 156–157, 194 (Nr. 95) Alzey-Dautenheim [C 5] 40, 42, 101, 112, 173–174, 196 (Nr. 130) Ammerbuch-Reusten [D 8] 7, 26, 32, 98, 106, 130, 132–133, 138, 190, 210 (Nr. 47) Arzberg s. Kelheim-Weltenburg Aufstetten [F 6] 38, 42, 100, 112, 125, 152, 163, 165–167, 194 (Nr. 116) Bad Buchau [E 10/11: BB] 8–9, 11, 22, 36, 44, 56–58, 60, 67–70, 72–74, 100, 111, 114, 139, 141–142, 150–152, 155, 158, 160, 162, 175–178, 194, 196, 212 (Nr. 1, 105, 137) Bad Kreuznach [C 5] 10, 40, 42, 101, 114, 184, 196 (Nr. 140) Bad Nauheim [D 3/4] 40, 101, 114, 182–184, 196 (Nr. 141) Bad Reichenhall-Karlstein [J 10: BRK] 35–36, 38, 40, 42, 98, 101, 105–106, 112, 114, 116, 118–120, 130–132, 134, 138, 177–178, 181, 184, 190, 196, 210 (Nr. 24, 48, 132, 142, 143) Bad Säckingen [C 11: BS] 35, 38, 40, 42, 100–101, 112, 114, 166–167, 170–171, 173, 184, 194, 196 (Nr. 115, 121, 144) Bad Staffelstein-Romansthal [G 4] 26, 30, 32, 34, 100, 112, 163, 175, 167, 194 (Nr. 107) Bad Urach [E 8: BU] 10, 22, 26, 28, 30–32, 59, 98–102, 106, 108, 110, 112, 114, 120–123, 125–127, 129–130, 132–133, 139–141, 144, 146, 150–153, 155–156, 163, 165, 167–168, 170–173, 176–178, 184–185, 190, 192, 194, 196, 198, 200 (Nr. 28, 33, 34, 36, 45, 49, 64, 69–70, 81–84, 93, 125–127, 132 A, 145–149, 149 A, 149 B) Ballyvourney 59 Besigheim [E 7] 98, 106, 126–127, 190 (Nr. 37) Bessenbach-Straßbessenbach [E 5] 100, 112, 164–165, 167, 188, 198 (Nr. 108)

Bischbrunn [E 5: BI] 98–99, 106, 108, 130–135, 137, 176–178, 190, 192 (Nr. 50, 58) Biskupin 62 Blaubeuren [E 9] 100, 110, 162, 194 (Nr. 104) Bodman-Ludwigshafen [D/E 10] 37, 94, 108, 142, 192 (Nr. 67) Bodman-Weiler I s. Bodman-Ludwigshafen Bogenberg [J 7] 10, 26, 32, 56–58, 64–65, 74 (Nr. 11) Börje 62 Bullenheimer Berg s. Seinsheim und Ippesheim-Bullenheim Burgberg s. Vogtsburg i. Kaiserstuhl-Burkheim a. Kaiserstuhl Burkheim s. Vogtsburg i. Kaiserstuhl-Burkheim i. Kaiserstuhl Burgkirchen a. d. Alz-Margarethenberg [J 9: BAM] 48, 52, 98, 106, 116, 118, 120, 122, 124, 142–143, 190, 205, 210 (Nr. 29, 35) Bürstadt-Riedrode [D 5] 99, 108, 144–146, 149, 192 (Nr. 71) Chudleigh Knighton 105 Creglingen-Waldmannshofen [F 6] 11, 100, 112, 164–165, 167, 194, 201, 205–206 (Nr. 109) Crévic 181 Dankmarshausen 200 Dietfurt [H 7] 38, 42, 99, 110, 144, 148–149, 192 (Nr. 79) Dippach 200 Dreieich-Offenthal [D 5] 6, 48, 50, 52, 100, 110, 158– 160, 163, 194 (Nr. 96) Düsseldorf-Erkrath 11 Eching-Haunwang [H 8/9] 100, 110, 150, 152–153, 156, 194 (Nr. 85) Ehingen, Gerolfingen und Röckingen [F 7: EGR] 26, 28, 32, 98–100, 102, 106, 110, 112, 114, 120, 122, 144, 147–149, 165–167, 176, 178, 185, 190, 192, 194, 198, 200 (Nr. 30, 78, 110, 111, 150)

364

Ortsregister

Eltville [C 4] 108, 130, 132, 136, 138, 176, 178, 192, 201 (Nr. 60) Erlingshofen [G 7] 5, 18, 48, 51–52, 75–77, 81, 84–91, 93, 95–96, 180 (Nr. 20) Ernstbrunn 63, 71 Farsø 62 Fårevejle 62 Feldafing [G 10] 37, 44, 98, 108, 131–132, 134, 138, 190, 210 (Nr. 51) Fellbach [E 8] 7, 28, 30, 32, 102, 114, 185, 198 (Nr. 151) Flachslanden 95 Flemløse 62, 105 Frankfurt/Oder-Lossow, „Schwedenschanze“ 59 Frauenberg s. Kelheim-Weltenburg Freiburg-Opfingen [C 10] 40, 42, 101, 112, 168–169, 194 (Nr. 117) Friedberg [D 4: FB] 6, 48, 50, 52, 99–100, 102, 108, 110, 114, 142–143, 158, 161, 163, 176, 179, 182–185, 192, 194, 198 (Nr. 68, 103, 152, 153) Friedberg-Ockstadt 183 Friedelsheim [C/D 5] 102, 115, 182, 185, 198 (Nr. 154) Fulda-Haimbach [E 3] 30, 32, 46, 48, 51, 76–78, 87, 92, 94 (Nr. 14) Fundort unbekannt: 98, 108, 134, 190 (Nr. 52) Fundort unbekannt: 100, 110, 154, 194 (Nr. 86) Ganglegg s. Schluderns Ganløse 62 Gars am Kamp 63 Geiselhöring [J 8: GH] 16–17, 36, 38, 40, 42, 53, 98, 101–102, 106, 114, 125, 126–127, 129, 156, 175–178, 183, 186, 190, 196, 198, 211 (Nr. 38, 39, 133, 155–157) Gerolfingen s. Ehingen, Gerolfingen und Röckingen Goldberg s. Riesbürg Gössenheim [E 4] 48, 51, 76–80, 86–87, 89, 92, 95 (Nr. 18) Großlangheim [F 5] 100, 112, 163–167, 194 (Nr. 112) Gullev 62 Günzburg-Reisensburg [F 9] 28, 30, 32, 34, 102, 116, 183, 186, 198 (Nr. 158 A, 158 B) Haimberg s. Fulda-Haimbach Haaßel 84 Hamburg-Sasel 62 Heegermühle (heute Eberswalde-Finow) 183 Heilbronn-Neckargartach [E 7: HN] 8, 11, 17, 22, 46– 48, 50–52, 96, 98–102, 104–106, 108, 110, 114, 116, 125–127, 129, 139, 140–141, 143–147, 149–152, 154–156, 176–177, 179–181, 183–184, 186, 190, 192, 194, 196, 198, 202, 206, 209 (Nr. 23, 46, 65, 72–75, 87, 94, 134, 138, 159) Henzing 63

Hesselberg s. Ehingen, Gerolfingen und Röckingen Hirmesberg s. Kallmünz Hochstadt-Oberhochstadt [C 6: HO] 38, 40, 42, 100– 101, 110, 112, 151–152, 154, 156, 168–169, 194 (Nr. 88, 118) Höglberg s. Landshut Hohenasperg 164 Hohenmölsen 59 Holbæk 176 Impflingen [C 7] 40, 42, 101–102, 112, 116, 170–171, 173, 183, 186, 196, 198 (Nr. 122, 166) Ingolstadt 75 Ipf (Ostalbkreis) 16 Ippesheim-Bullenheim s. Seinsheim und IppesheimBullenheim Kallmünz [H 7] 10, 28, 30, 32, 34, 102, 105, 116, 183, 186, 198 (Nr. 161) Kappelberg s. Fellbach Karlstein s. Bad Reichenhall-Karlstein Kelheim-Weltenburg [H 7] 26, 30, 32, 101, 112, 170– 171, 196 (Nr. 123) Kirchberg s. Ammerbuch-Reusten Kirchenberg s. Kallmünz Kleinlangheim [F 5] 99, 108, 144, 147, 150, 192, 211 (Nr. 76) Kloster Weltenburg s. Kelheim-Weltenburg Kobern-Gondorf [C 4] 6, 10, 53, 96, 100, 110, 150, 152– 155, 194, 203, 209 (Nr. 89) Konz [A 5] 10, 47–48, 51, 76–77, 80–81, 89–95 (Nr. 19) Kornerup 62 Künzing-Bruck [J 8] 36, 39, 42, 100, 111, 161–162, 194 (Nr. 102) Kürnach [F 5] 100, 110, 158–160, 162, 194 (Nr. 97) La Pianta in Font 105 Lampertheim 16 Landau i. d. Pfalz-Arzheim [C 7] 40, 42, 101, 112, 151– 152, 156, 167–169, 196, 209 (Nr. 120) Landshut [H 8: LH] 5, 26, 30, 32, 98, 100, 106, 110, 125, 127, 129, 150–152, 154, 156, 190, 194 (Nr. 40, 90) Landshut-Hascherkeller [H 8] 42, 101, 112, 168–169, 196 (Nr. 119) Langenselbold [D/E 4] 36, 38, 42, 100, 112, 164–167, 194 (Nr. 113) Lanlivery 105 Leiblfing [J 8] 98, 106, 116–120, 190 (Nr. 26) Leingarten-Großgartach [D/E 7] 40, 42, 101, 113, 174, 196 (Nr. 131) Lild 62 Lindenstruth [D 3] 6, 48, 51–52, 76–77, 92, 94–95 (Nr. 12) Ludwigsburg-Pflugfelden [E 7: LP] 17, 38, 40, 42, 100, 102, 112, 116, 164–167, 187, 195, 198 (Nr. 114)

Ortsregister Meckenheim [C/D 6: MH] 5, 48, 50, 52, 98, 100–101, 106, 110, 112, 120–122, 124–126, 128–129, 150, 152, 154, 160–161, 163, 170–171, 173, 190, 194, 196 (Nr. 31, 41, 91, 98, 99, 124) Mintraching [H/J 7] 102, 116, 182, 187, 198 (Nr. 162) Mühlheim a. d. Donau-Stetten [D 9/10: MDS] 40, 42, 101–102, 114, 116, 150, 176–178, 187, 196, 198 (Nr. 135, 165) Münster [D 5] 99, 108, 139–141, 192 (Nr. 66) Nechranice 181 Neckartailfingen [E 8] 98, 106, 121, 123, 190 (Nr. 32) Neckarwestheim [E 7] 38, 42, 100, 110, 159–161, 163, 188, 198 (Nr. 100) Neuwied-Gladbach [C 13] 10, 36, 38, 43, 76–77, 87, 91–92, 94–95 (Nr. 13) Nidderau 56 Nieder-Neundorf 62 Oberleiserberg s. Ernstbrunn Obertraubling [H 7: OT] 9, 42, 56–58, 62–63, 67–74 (Nr. 3–7) Offenbach am Main-Bieber [D 4] 40, 42, 102, 116, 120, 183, 187–188, 198 (Nr. 166) Pabianice-Pliszka 62 Pfungstadt-Eschollbrücken [D 5] 101, 112, 172, 176, 178, 196 (Nr. 128) Piverone 105 Pottenstein [G 5] 75–77, 82, 93 (Nr. 21) Praha-Vokovice 181 Preist [A/B 5] 10, 34, 99, 110, 144–145, 148–150, 152–153, 156–157, 176, 178, 192, 203 (Nr. 80) Riesbürg [F 8] 28, 30, 32, 34, 98, 106, 125–128, 130, 190, 206 (Nr. 42) Röckingen s. Ehingen, Gerolfingen und Röckingen Roseninsel (Oberbayern) s. Feldafing Runder Berg s. Bad Urach Runkel-Ennerich [C 3/4] 36, 38, 42, 99, 108, 130, 132– 133, 136, 138, 192 (Nr. 59) Rüsselsheim-Bauschheim [D 5] 38, 44, 99, 108, 136, 158, 160, 198 (Nr. 59 A) Salching [J 8] 38, 44, 99, 110, 147, 149, 192 (Nr. 77) Schenklengsfeld-Landershausen [E/F 2] 98, 108, 130– 134, 137, 192 (Nr. 53) Schiltern 181 Schinna 84 Schloßberg (Altenbaumburg) s. Altenbamberg Schloßberg s. Günzburg-Reisensburg Schloßberg s. Kallmünz Schluderns, Ganglegg 23 Schotten [E 3] 6, 48, 51, 76–79, 81, 87, 92, 95 (Nr. 15)

365

Schwabmünchen [G 10] 35–36, 38, 44, 56–58, 65, 74 (Nr. 10) Schwedenschanze s. Frankfurt/Oder-Lossow 59 Seinsheim und Ippesheim-Bullenheim [F 6: SH] 22, 28, 32, 45, 48, 51, 76–77, 80, 102, 116, 187, 198 (Nr. 17, 167) Sipplingen [E 10] 6, 37, 44, 75–77, 83–84 (Nr. 22) Spitzdobel s. Vilshofen a. d. Donau-Pleinting Staffelberg s. Bad Staffelstein-Romansthal Stoneycombe Quarry 181 Stuttgart-Zuffenhausen [E 8] 98, 106, 116, 118–119, 190 (Nr. 25) Tauberbischofsheim [E 6] 40, 44, 102, 116, 187, 198 (Nr. 168) Titz-Ameln 59 Trebur 182 Vaudrevange s. Wallerfangen Veringenstadt [E 9] 100, 110, 150, 155–156, 188, 198 (Nr. 92) Vig 62 Vilshofen a. d. Donau-Pleinting [J/K 8] 26, 32, 34, 99, 108, 130, 134, 188, 198, 211 (Nr. 54) Vilsted 62 Vogtsburg i. Kaiserstuhl-Burkheim a. Kaiserstuhl [C 9: VB] 7, 26, 28, 30–31, 60, 125–126, 128–129, 176, 178– 179, 180–181, 183, 187–188, 190, 196, 198 (Nr. 43, 136, 139, 169, 170) Vohburg a. d. Donau-Oberdünzing [J 8] 36, 38, 44, 98, 106, 116, 118–120, 190, 211 (Nr. 27) Wallerfangen [B 6] 5, 22, 48, 50–51, 76–81, 86, 89, 92, 95 (Nr. 16) Wallhausen [C 5] 38, 44, 98, 106, 126, 128–129, 190, 200 (Nr. 44) Warnstedt 57 „Wasserburg“ Buchau s. Bad Buchau Weltenburg-Frauenberg s. Kelheim-Weltenburg Wenkheim s. Werbach-Wenkheim Werbach-Wenkheim [E 5: WW] 45, 47–48, 50, 52, 99, 108, 131–133, 135, 137–138, 150, 152, 155, 176, 178, 192, 203, 211 (Nr. 57, 63) Wiesbaden-Biebrich [C 4] 38, 44, 100, 110, 158, 161–162, 194 (Nr. 101) Wiesbaden-Schierstein [C 4] 38, 44, 99, 108, 130, 132– 134, 138, 175, 192 (Nr. 55) Wiesthal [E 4] 96, 102, 116, 188, 198 (Nr. 171) Willanzheim-Hüttenheim [F 5: WH] 99, 108, 130–134, 137–139, 151–152, 192 (Nr. 56, 62) „Wiltshire“ 88 Zeiskam [C/D 7: ZK] 9, 22, 38, 40, 44, 56–58, 64, 67, 74, 101, 113, 170–171, 173, 196 (Nr. 8, 9, 129)

TA F E L N

Gießformen aus keramischem Material

TAFEL 1

A

B

C

E

F

G

1 Bad Buchau. – 2 (A–G) Alteglofsheim. – 3–7 Obertraubling. – 8.9 Zeiskam (8. 9 nach Grünwald 2006 und Original). 2 (A–G) M. 1:3; 1. 3–9 M. 1:2

D

Gießformen aus Bronze

TAFEL 2

12 Lindenstruth (nach Kibbert 1984 und Original). M. 1:2

Gießformen aus Bronze

TAFEL 3

13 Neuwied-Gladbach (nach Kibbert 1984 und Original). M. 1:2

Gießformen aus Bronze

TAFEL 4

14 Fulda-Haimbach (nach Kibbert 1984 und Original). M. 1:2

Gießformen aus Bronze

TAFEL 5

15 Schotten (nach Kibbert 1984 und Original). M. 1:2

Gießformen aus Bronze

TAFEL 6

16 Wallerfangen (nach Kibbert 1984 und Wirth 2003). M. 1:2

Gießformen aus Bronze

17 Seinsheim und Ippesheim-Bullenheim (nach Wamser 1999 und Original). M. 1:2

TAFEL 7

Gießformen aus Bronze

TAFEL 8

18 Gössenheim (nach Pászthory/Mayer 1998 und Original). M. 1:2

Gießformen aus Bronze

TAFEL 9

22

19 Konz. – 22 Sipplingen (19 nach Kibbert 1984 und Original). M. 1:2

Gießformen aus Bronze

TAFEL 10

A

B

C

20 Erlingshofen (nach Müller-Karpe 1961 und Original). M. 1:2

Gießformen aus Stein für Schwerter

TAFEL 11



→ 23 Heilbronn-Neckargartach, Formhälfte 1, Negativ A. M. 1:2

Gießformen aus Stein für Schwerter

TAFEL 12



→ 23 Heilbronn-Neckargartach, Formhälfte 1, Negativ B. M. 1:2

Gießformen aus Stein für Schwerter

TAFEL 13



→ 23 Heilbronn-Neckargartach, Formhälfte 1, Negativ C. M. 1:2

Gießformen aus Stein für Schwerter

TAFEL 14



→ 23 Heilbronn-Neckargartach, Formhälfte 1, Negativ D. M. 1:2

Gießformen aus Stein für Schwerter

TAFEL 15



→ 23 Heilbronn-Neckargartach, Formhälfte 2, Negativ A. M. 1:2

Gießformen aus Stein für Schwerter

TAFEL 16



→ 23 Heilbronn-Neckargartach, Formhälfte 2, Negativ B. M. 1:2

Gießformen aus Stein für Schwerter

TAFEL 17



→ 23 Heilbronn-Neckargartach, Formhälfte 2, Negativ D. M. 1:2

TAFEL 18

Gießformen aus Stein für Dolche

24 Bad Reichenhall-Karlstein. – 25 Stuttgart-Zuffenhausen. – 26 Leiblfing. – 27 Vohburg a. d. Donau-Oberdünzing (24 nach Menke 1968 und Foto Mus. Bad Reichenhall; 26 nach Foto BLfD Straubing-Bogen; 27 nach Foto Bildstelle BLfD). M 1:2

Gießformen aus Stein für Lanzenspitzen

TAFEL 19

28 Bad Urach. – 29 Burgkirchen a. d. Alz-Margarethenberg. – 30 Ehingen, Gerolfingen und Röckingen (28 nach Pauli 1994). M 1:2

Gießformen aus Stein für Lanzenspitzen

TAFEL 20

















31 Meckenheim. M. 1:2

Gießformen aus Stein für Lanzenspitzen

TAFEL 21









○ ■

32 Neckartailfingen. M. 1:2

TAFEL 22

Gießformen aus Stein für Lanzenspitzen

33. 34 Bad Urach (33 nach Pauli 1994 und Original; 34 nach Pauli 1994). M. 1:2

Gießfomen aus Stein für Lanzenspitzen (Nr. 35) und Pfeilspitzen (Nr. 36)

35 Burgkirchen a. d. Alz-Margarethenberg. – 36 Bad Urach. – 37 Besigheim. M. 1:2

TAFEL 23

TAFEL 24

Gießformen aus Stein für Pfeilspitzen

38. 39 Geiselhöring. – 40 Landshut. – 41 Meckenheim. – 42 Riesbürg. – 43 Vogtsburg i. Kaiserstuhl-Burkheim a. Kaiserstuhl. – 44 Wallhausen (38. 40 nach Hofmann 2008, 2006; 39 nach Foto Kreisarchäologie Straubing-Bogen; 44 nach Zylmann 1990). 40 M. ca. 1:2; 38. 39. 41–44 M. 1:2

Gießformen aus Stein für Pfeilspitzen (Nr. 45. 46), Beile und beilförmige Barren (Nr. 47. 48)

TAFEL 25

45 Bad Urach. – 46 Heilbronn-Neckargartach. – 47 Ammerbuch-Reusten. – 48 Bad Reichenhall-Karlstein (45 nach Pauli 1994; 47 nach Kimmig 1996 und Foto Univ. Tübingen; 48 nach Pászthory/Mayer 1998 und Foto Mus. Bad Reichenhall). M. 1:2

TAFEL 26

Gießformen aus Stein für Beile und beilförmige Barren









49 Bad Urach. – 50 Bischbrunn. – 51 Feldafing (49 nach Pauli 1994; 50 nach Brod 1962 und Pászthory/Mayer 1998; 51 nach Pászthory/Mayer 1998 und Original). M. 1:2

Gießformen aus Stein für Beile und beilförmige Barren

TAFEL 27





52 Fundort unbekannt. – 53 Schenklengsfeld-Landershausen. M. 1:2

TAFEL 28

Gießformen aus Stein für Beile und beilförmige Barren

54 Vilshofen a. d. Donau-Pleinting. – 55 Wiesbaden-Schierstein (54 nach Wandling 1996; 55 nach Kibbert 1984 und Original). M. 1:2

Gießformen aus Stein für Beile und beilförmige Barren

TAFEL 29









56 Willanzheim-Hüttenheim (nach Umzeichnung A. Kröner, BLfD und Wamser 1980). M. 1:2

TAFEL 30

Gießformen aus Stein für Beile und beilförmige Barren

57 Werbach-Wenkheim. M. 1:2

Gießformen aus Stein für Beile und beilförmige Barren

TAFEL 31

58 Bischbrunn. – 59 Runkel-Ennerich. – 59 A siehe Taf. 32 – 60 Eltville (58 nach Pászthory/Mayer 1998). M. 1:2

TAFEL 32

Gießformen aus Stein für Beile und beilförmige Barren

59 A Rüsselsheim-Bauschheim. – 61 Altenbamberg. – 62 Willanzheim-Hüttenheim (59 A aus Fundber. Hessen 41, 2001 [2006]; 61 nach Fehr 1972 und Original; 62 nach Umzeichnung A. Kröner, BLfD). M. 1:2

Gießformen aus Stein für Beile und beilförmige Barren

63 Werheim-Wenkheim. M. 1:2

TAFEL 33

TAFEL 34

Gießformen aus Stein für Tüllenhämmer

64 Bad Urach (nach Pauli 1994 und Original). M. 1:2

Gießformen aus Stein für Tüllenhämmer

TAFEL 35

65 Heilbronn-Neckargartach. M. 1:2

TAFEL 36

Gießformen aus Stein für Tüllenhämmer (Nr. 66), Meißel (Nr. 67. 68) und Sicheln (Nr. 69. 70)

66 Münster. – 67 Bodman-Ludwigshafen. – 68 Friedberg (Hessen). – 69. 70 Bad Urach (69. 70 nach Pauli 1994). M. 1:2

Gießformen aus Stein für Sicheln

TAFEL 37

71 Bürstadt-Riedrode (nach Primas 1986). M. 1:2

Gießformen aus Stein für Sicheln

TAFEL 38

72 Heilbronn-Neckargartach. M. 1:2

Gießformen aus Stein für Sicheln

TAFEL 39

73. 74 Heilbronn-Neckargartach. M. 1:2

Gießformen aus Stein für Sicheln

TAFEL 40

75 Heilbronn-Neckargartach. M. 1:2

Gießformen aus Stein für Sicheln

76 Kleinlangheim. – 77 Salching (77 nach Primas 1986). M. 1:2

TAFEL 41

TAFEL 42

Gießformen aus Stein für Sicheln

78. Ehingen, Gerolfingen und Röckingen (nach Berger 1994 und Original). M. 1:2

Gießformen aus Stein für Sicheln

TAFEL 43

79 Dietfurt. – 80 Preist (79 nach Rind 1987). M. 1:2

TAFEL 44

Gießformen aus Stein für Messer

81–84 Bad Urach. – 85 Eching-Haunwang. – 86 Fundort unbekannt (81–84 nach Pauli 1994; 85 nach Hohlbein 2016). M. 1:2

Gießformen aus Stein für Messer

TAFEL 45

87 Heilbronn-Neckargartach. M. 1:2

TAFEL 46

Gießformen aus Stein für Messer

88 Hochstadt-Oberhochstadt. – 89 Kobern-Gondorf. – 90 Landshut (89. 90 nach Hohlbein 2016). M. 1:2

Gießformen aus Stein für Messer

TAFEL 47

91 Meckenheim. M. 1:2

TAFEL 48

Gießformen aus Stein für Messer

92 Veringenstadt. – 93 Bad Urach. – 94 Heilbronn-Neckargartach. – 95 Alten-Buseck (92 nach Hohlbein 2016; 93 nach Pauli 1994 und Original; 95 nach Jockenhövel 1986a). M. 1:2

Gießformen aus Stein für Anhänger

TAFEL 49









96 Dreieich-Offenthal. M. 1:2

TAFEL 50

Gießformen aus Stein für Anhänger

97 Kürnach. – 98. 99 Meckenheim. – 100 Neckarwestheim (o. Abb.). – 101 Wiesbaden-Biebrich. – 102 Künzing-Bruck (97 nach Rosenstock/Wamser 1980–82; 102 nach Wels-Weyrauch 2014). M. 1:2

Gießformen aus Stein für Anhänger

103 Friedberg (Hessen). – 104 Blaubeuren. – 105 Bad Buchau (105 nach Wels-Weyrauch 1978). M. 1:2

TAFEL 51

TAFEL 52

Gießformen aus Stein für Nadeln

106 Altenbamberg. – 107 Bad Staffelstein-Romansthal. – 108 Bessenbach-Straßbessenbach (o. Abb.). – 109 CreglingenWaldmannshofen. – 110. 111 Ehingen, Gerolfingen und Röckingen. – 112 Großlangheim (o. Abb.). – 113 Langenselbold. – 114 Ludwigsburg-Pflugfelden (107 nach Ullrich 2007; 109 nach Fundber. Schwaben N.F. 14, 1957 und Urbon 1959). M. 1:2

Gießformen aus Stein für Nadeln (Nr. 115. 116) und gerippte Fingerringe (Nr. 117–120)

TAFEL 53

115 Bad Säckingen. – 116 Aufstetten. – 117 Freiburg-Opfingen. – 118 Hochstadt-Oberhochstadt. – 119 Landshut-Hascherkeller. – 120 Landau i. d. Pfalz-Arzheim (115 nach Seewald 1958; 116 nach Jockenhövel 1986a; 117 nach Grimmer-Dehn 1991; 119 nach Wells 1980). M. 1:2

TAFEL 54

Gießformen aus Stein für kleine Ringe

121 Bad Säckingen. – 122 Impflingen. – 123 Kelheim-Weltenburg. – 124 Meckenheim. – 125–127 Bad Urach. – 128 Pfungstadt-Eschollbrücken (121 nach Gersbach 1969; 123 nach Spindler 1981; 125–127 nach Pauli 1994 und Original). M. 1:2

Gießformen aus Stein für kleine Ringe (Nr. 129), Ringstäbe(?) (Nr. 130), Nagelstifte(?) (Nr. 131) und Barren (Nr. 132. 132 A)

TAFEL 55

129 Zeiskam. – 130 Alzey-Dautenheim. – 131 Leingarten-Großgartach. – 132 Bad Reichenhall-Karlstein. – 132 A Bad Urach (129 nach Grünwald 2006; 131 nach Foto Mus. Heilbronn; 132 nach Menke 1968 und Pázsthory/Mayer 1998; 132 A nach Pauli 1994). M. 1:2

TAFEL 56

Gießformen aus Stein für stabförmige Barren

133 Geiselhöring (nach Hofmann 2008). M. 1:2

Gießformen aus Stein für stabförmige Barren

134 Heilbronn-Neckargartach. M. 1:2

TAFEL 57

TAFEL 58

Gießformen aus Stein für stabförmige Barren (135–137) und Gusskerne (Nr. 138)

135 Mühlheim a. d. Donau-Stetten. – 136 Vogtsburg i. Kaiserstuhl-Burkheim a. Kaiserstuhl. – 137 Bad Buchau. – 138 Heilbronn-Neckargartach (135 nach Fundber. Baden-Württemberg 28, 2005; 137 nach Kimmig 1992). M. 1:2

Gießformen aus Stein für Gusskerne

139 Vogtsburg i. Kaiserstuhl-Burkheim a. Kaiserstuhl. M. 1:2

TAFEL 59

TAFEL 60

Gießformen aus Stein für unbestimmte Objekte

140 Bad Kreuznach. – 141 Bad Nauheim. – 142 Bad Reichenhall-Karlstein (140 nach Haberey 1938; 141 nach Hörnig 1991; 142 aus Menke 1968). M. 1:2

Gießformen aus Stein für unbestimmte Objekte

TAFEL 61

143 Bad Reichenhall-Karlstein (o. Abb). – 144 Bad Säckingen. – 145–149 B Bad Urach (144 nach Seewald 1958; 145–149 B nach Pauli 1994 und Original). M. 1:2

Gießformen aus Stein für unbestimmte Objekte

TAFEL 62

B

D

A C

150 Ehingen, Gerolfingen und Röckingen. – 151 Fellbach (o. Abb.). – 152. 153 Friedberg (Hessen). M. 1:2

Gießformen aus Stein für unbestimmte Objekte

TAFEL 63

154 Friedelsheim. – 155–157 Geiselhöring. – 158 A. 158 B Günzburg-Reisensburg (155–157 nach Hofmann 2008; 158 A nach Vorlage Hohlbein; 158 B nach Stroh 1952). M. 1:2

TAFEL 64

Gießformen aus Stein für unbestimmte Objekte

159 Heilbronn-Neckargartach. – 160 Impflingen. – 161 Kallmünz. – 162 Mintraching. – 163. 164 Ludwigsburg-Pflugfelden. – 165 Mühlheim a. d. Donau-Stetten (161 nach Jockenhövel 1986a; 165 nach Fundber. Baden-Württemberg 28, 2005). M. 1:2

Gießformen aus Stein für unbestimmte Objekte

TAFEL 65

166 Offenbach am Main-Bieber (o. Abb.). – 167 Seinsheim und Ippesheim-Bullenheim. – 168 Tauberbischofsheim. – 169. 170 Vogtsburg i. Kaiserstuhl-Burkheim a. Kaiserstuhl – 171 Wiesthal (o. Abb.). – (167 nach Gerlach 1998; 168 nach Hoppe 1982; 169 nach Götze 1980). M. 1:2

TAFEL 66

22

TAFEL 67

21

TAFEL 68

A

21

22

B

TAFEL 69

A

21

22

B

TAFEL 70

späte Hügelgräber-/